x c T : < V‘ lSm0lm $,% s .,', -W-w rr>.; »;.v 1 .«.*-• ,i -,iv 4* r« f ■■ M ,-V '- ---' i'+- , . r- ' ' v *r*-'j ' • /’ -‘.C TT^g’-i . .H-. . ■h M' £V.-$S i*:'%#P‘ * •Ä1 i. V V- «ffi Sfg& .V , ' . ' » ■>Är SS S: : V i •i ! Iliigii! Digitized by the Internet Archive in 2016 https://archive.org/details/blatterfraquarien201909 Blätter für Aquarien- und Terrarienkunde (seit 1. 10. 1909 vereint mit „Natur und Haus“). Illustrierte Wochenschrift für die Interessen der Aquarien- und Terrarienkunde. Herausgegeben von Dr. Paul Kämmerer und Dr. Willy Wolterstorff. XX. Jahrgang. 1909.. Mit 2 Farbentafeln und 345 Abbildungen nach Photographien und Zeichnungen. Stuttgart 1909. Verlag von Fritz Lehmann, G. m. b. H. ./ Inhalt des XX. Jahrganges (1909).'’ * bedeutet: illustriert. 1. Terrarium. Seite Andres, Ad. Bufo vittatus Blgr. in Aegypten* . 624 Becker, K. Weitere Beobachtungen der Giftig- keit des Hautsaftes der Feuersalamander . . 577 Eine wenig beachtete einheimische Aquarien- und Terrarienpflanze (Lysimachia nummularis) . . 791 Sonderbare Angewohnheiten eines Triton cristatus 673 Bruner, Dr. R Ein Beitrag zur Pflege des grünen Leguan* 781 Czermak, M. Eigentümlicher Vorgang heim Fress- akt von Coluber aesculapii 186 Tropidonotus natrix frisst rohes Fleisch .... 205 Coluber leopardinus frisst nach achtmonatigem Fasten 206 Einige Beobachtungen b. Schlangen u. Schildkröten 207 Rana esculenta und temporaria* 79 Rana esculenta als Baumbewohner ...... 448 Daphnia-Halle. Beisst die Kreuzotter fest? . . . 381 Brutpflege bei einem Wasserfrosche 79 Fahr, Aenny. Meine Chamäleone* .... 807. 817 Gräber, R. Beobachtungen an der Schling- oder glatten Natter (Coronella austriaca L.) im Freien und in der Gefangenschaft 344 Henkel. Neue Terrarienpflanzen* ... . 395 Jacob, Dr. Zur Geschichte der Laubfroschpflege . 7 Eine verschollene Mitteilung über eigenartige Fund- orte von Wassermolchen 386 Kessler, H. Hakennatter (Heterodon platyrrhinus) bevorzugt grosse Kröten 255 Klingelhöffer, Dr. W. Der 2. Jahrgang des städti- schen Vivariums zu Offenburg-Baden*. . 665. 681 Knauer, Dr. Fr. Ortssinn einheimischer Schlangen 785 Köhler, W. Zur Kenntnis der Laichform des Schlamm- tauchers (Pelodytes punctatus) 154 Kiihlken, Joli. Das Kreuzotterterrarium .... 832 Dankes, R. Einige Bemerkungen über den Korallen- finger (Hyla coerulea White) 182 Loeber, H. U. von. Kleine Schlangenerlebnisse . 205 Eine merkwürdige Unkenkrankheit 495 Beobachtungen über die Reptilien- und Amphibien- fauna Hinterpommerns 655 Müller, L Aquarien- und Reptilienhaus des zool. Gartens zu Frankfurt a. M * . . . 295. 308. 324 l’restele, Major a. D. Ueber Befruchtungsdauer bei den Tritonen 507 Rembold, Rob. Coluber dione Pallas* 553 Riedel, K. Hyla coerulea White 343 Erkrankung und Heilung meiner Feuersalamander 239 Scherer, .Tos. Die Kassavaschlange (Bitis gabonica) 201 Eine herpetologische Exkursion in Liberia 561. 575. 593 Schmalz, P. Eine weisse Kaulquappe* . . . 464. 806 Schmidt, Pli. Junge im Terrarium geborene Anolis cristatellus* 29 Mein grosses Tropenterrarium* 453 Seite Sclireitmiiller, W. Einiges über das Vorkommen von Albinoformen b. Sah macul Laur. = Feuer- salamander 608 Einiges über Ansiedlungsversuche in der Dresdner Umgebung mit Sal. atra Laur. — Alpen- oder Mohrensalamander* 385 Ueber Regeneration des Vorderfusses bei Trit. vulg. subsp. graeca Wolt* . . 399 Eine eigenartige Verwachsung von Gehäusen zweier verseil. Schneckengattungen Helix u. Succinea* 22 Schweizer, R.. Allerlei aus dem Vipernterrarium 769 Schweizerbarth, E. M. von. Der rotfleckige Feuer- salamander* 382 Seeger, Else. Mittagszauber im Terrarium . . . 445 Tlieuer, Fr. Die Steinbreche (Saxifragazeen) als Terrarienpflanzen* 45. 57 Tofohr, O. Genügsame Reptilien (Riesenskink -glatt- echse, -gürtelschweif, Stachelskink)* . . . 405 Wiedemann, M Die Spitzkopfeidechse (Lacerta oxycephala Dumeril u. Bibron)* 733 Die Krivosije in herpetologischer Beziehung* . . 337 Wolterstorff, Dr. W. Ueber einen Albino von Sal. mac.* 379 Zur Laichabgabe des Pelodytes punctatus . . . 186 Ueber Polls Bastarde zw. Trit. cristatus Laur. und Trit. vulg. I;.* 373 2. Terra-Aquarium. Becker, K. Mein Aquaterrarium 637 Geyer, H. Die Umwandlung des Axolotl in die landbewohnende Form* 870. 413 Ueber die Landwanderung der Molche .... 387 Jockisch, H. R. Einiges über unsre deutsche Ampliib. 163 Klingelhöffer, Dr. W. Der 2. Jahrgang des städti- schen Vivariums zu Offenburg-Baden* . 665. 681 3. Sumpfaquarium (Paludarium). Wessely, J. Das Sumpfpflanzenaquarium (Palud.), seine Einrichtung und Pflege 313 4. Süsswasseraquarium. Andres, Ad. Anpassung von Cyprinodon fasciatus an Süsswasser 139 Arnold, P. Pyrrhulina nattereri Steind.* . . . 427 Poecilia reticulata Peters* 249 Heterogramma corumbae Eigenm. u. Ward* 305. 321 Petersius spilopterus Blgr.* 471 Ballenberger, F. Meine Erfahrungen an Marisa rotul a 97 ') Bearbeitet von Otto Ul I mann. Lunzonau. Inhalt des XX. Jahrganges (1909). IV Seile Bauer, „Wasserstern“, Augsburg. Laichabgabe eines Perca fiuviatilis im Aquar 791 Baum, H. Neue Wasserpflanzen* ...... 1 Die Gitterpflanze von Madagaskar* 229 Becker, K. Einige Beobachtungen über den Forellen- barsch (Micropterus salmoides) 168 Eine wenig beachtete einheimische Aquarien- und Terrarienpflanze (Lysimachia nummularis . . 791 Böttger, W. Ein neuer Raumparasit unsrer Süss- wasserfische 577 Castell-Rüdenhausen, Gräfin. Bemerkungen zu dem Artikel „Ein knurrender Scheibenbarsch“ . . 38 Comp, Margar. Verfärbung der Goldfische . . . 239 Marisa rotula 331 Taumelkäfer 399 Cull, Fr. Folgeerscheinung zu häufiger Brutpflege bei Paratilapia multicolor (Maulbrüter) ... 64 Czepa, A. Daphnidae Sars* 245. 294 Czermak, M. Schreckstellung bei Tritonen . . . 387 Beobachtung bei Planorbis corneus 208 Unsere Wasserspinne 495 Zählebigkeit von Perca fiuviatilis und Eiablage ohne Männchen 531 Nervöse Zuckungen bei Fischen 596 Czerny, A. Beobachtungen über Kopulation und Gebären der Sumpfdeckelschnecke (Paludina)* . 488 Daphnia-Halle. Ein nestbauendes Polyacanthus- Weibchen 331 Engniann, P. Polyacanthus cupanus var.* . . . 473 Betrachtungen zu W. Köhlers Untersuchungen über das Schaumnest und den -bau der Ospliromeniden 87 Flnrl, H. Meine Erfahrungen bei der Pflege und Zucht des Haplochilus latipes Blkr 71 Fraenkel, Fr. Der Schlaf der Fische 608 Friedrich, M. Mollienisia latipinna Lesueur . 409 Gerlacli, G. Ambassia lala* 469 Rivulus spec. * 797 Geyer, H. Bemerkung über Axolotl und eine ver- wandte Art, seine Zucht und Pflege* .... 369 Spielende junge Girard. jan. var.? 775 Grohmann, Joli. Haplochilus rubrostigma* . . . 652 Hey, Fel. Beob. an Girard. jan var.?* .... 751 Honigniann, H. Zur Lebensgeschichte unsrer Süss- wassermuscheln* 585. 603 Jürgens, W. Zur Fortpflanzung von Callichthys punctatus 265 Kaluza, J. Zur Brutpflege der Makropoden . . . 689 Kämmerer, P. Unsere einheimischen Siisswasser- fische* 513 Zucht des Gardasee- Weissfisches (Leuciscus albur- nellus Poll.)* .525 Keilhack, Dr. L. Bern, zur Fortpflanzungsweise des Kladozeren* 622 Klintz, Dr. Jos. H. Eine neue Cypris-Art als Aquariumtierchen* 835 Klöpffer, W. Bern, zum Artikel „Ein knurrender Scheibenbarsch“ 39 Knöpfte, Fr. Ein Beitrag zur Kenntnis der Lebens- weise des Kletterfisches (Anabas scandens C. V.) in der Gefangenschaft . 667. 684 Katlimann, W. Die Zucht der Elritze im Zimmer- aquarium* 145 Kollier, W. Zur Nomenklatur der Patichax- Varie- täten 10 Einige Bern, zur Arbeit: Mikroskopische Unter- suchungen und Gedanken über Natur und Ent- stehung des Schaumnestes der Ospliromeniden 21 Einige unfreiwillige Experimente und ihre Ergeb- nisse 97 Etwas vom Steinbeisser* 517 Labonte, Herrn. Zur Biologie des Strebers* . . . 523 Löns, H. Zur Nahrung des Bachflohkrebses . . . 610 Flohkrebse* 362 Landformen von Wasserpflanzen 689 Marre, E. Die neuen Haplochilus-Arten . . 788. 799 Geophagus taeniatus vulgo Heterogramma cor- umbae?* 765 Marssoii, Prof. Dr. Algen auf Wasserschnecken . 139 Mattha, J. Die Zucht von Betta trifasciata . . . 277 Ueberreifer Laich 590 Seite Maue, Fr. Etwas über die Langlebigkeit des Apus cancrifromis 221 Müller, Job. jr. Ueber Gestaltungs- und An- passungsfähigkeit der Wasser- und Sumpf- pflanzen 604 Nieselt, E. Zucht von Trichogaster lalius . . . 184 Poenicke, K. Kopulation und Geburten bei Palu- dinen* 490 Racliow, Arth. Zur Aufzucht von Pyrrliulina natt. 464 Remhold, Rob. Brief über den Süsswasserschleim- fisch (Blennius vulg )* 521 Reitmayer, C. A. Ein Lauben-Aquarium* . . . 341 Einiges aus der Praxis: 1. Das Siisswasseraqu. 477 Reitz, A. Unsere Wasserpflanzen im Winter* . . 193 Reuter, Dr. Fr. Die Atmung der Fische* . . .617 Riemann, Fr. Die Stabwanze (Ranatra linearis) im Aquarium 203 Riedel, K. Zucht und Pflege des Stichlings (Gasterosteus acul.)* 177. 198 Die Kopulation von Limnaea stagnalis .... 651 Ichthyophthirius multifiliis Fouqu 151 Mit Algen besetzte Wasserschnecken* .... 39 Roth, Dr. W. Allerhand Kleinigkeiten aus dem Aquarium. XII. Ueber die Entstehung der sogen. Fettschicht 32 XIII. Ein letztes Wort zur Gipsfrage .... 231 Das Schaumnestproblem 218. 279. 297 Ein seltener Fischparasit (Apiosoma piscicola Blanchard)* 134 Ueber das gleichzeitige Vorkommen verschiedener Aussenschmarotzer auf ein und demselben Fisch 571 587. 601 Rozinsky, P. Wie kriecht eine Schnecke frei . durchs W asser ? 23 Rivulus poeyi 430 Betta rubra 50 Ruda, G. Mein Gesellschaftsaquarium* .... 353 Schmidt, E. W. Ein Wort für die Algen . . . 266 Schneider, Fr. Meine Stichlinge 542 Sclireitmiiller, W. Warnung vor dem Einbringen von Erbsenmuscheln (Pisidium) in Molchbe- hälter 238 Beobachtung über das Zerfressensein der Gehäuse bei Süsswasserschnecken in der Gefangenschaft* 504 Einiges über Eingewöhnung, Haltung und Pflege des Bachneunauges (Petromyzon planeri Bloch)* 531 Nitella flexilis- biegsame Nitelle, als Zufluchtsort für junge Molchlarven* 654 Geophagus gymnogenys Hensel* 749 Limnaea stagnalis frisst lebendige Regenwürmer . 806 Schulze, L. Ein Beitrag zur Frage vom „über ständigen Laich“ 774 Die Gefährlichkeit der roten Mückenlarven . . 80 Stricker, M. Erfahrungen bei der Zucht des Gir. jan. var?* 340 Zuchterfolg mit einer noch unbest. Tetragonop- terus-Art 425 Tliumm, Job. Pelmatochromissubocellatus Gthr.* 813. 829 Tiede, F. Neues vom Acara coerul. p. var. latifr. 255 Traber, G. Bern, über Girard. jan. var. ? . . . . 803 Volkert, L. Ambulia heterophylla 187 Walther, Dr. E. Wandern und Fangen der Aale . 21 Wiedemann, M. Die Riesenruderwanze der Bocche di Cattaro.* 273 Wielile, LI. Amphipeplea glutinosa (Müll.) Ivüst.* 393 Wolterstorft', Dr. W. Aus dem Tagebuch des Kugelfisches* 421 Wrede, Th. jr. Die Zucht des dreistachligen Stichlings (Gast, acul.) im Zimmeraquarium* . 736 Zczula, B. Bern, zu dem Artikel : „Ein knurrender Scheibenbarsch“ 38 Das Sichbetracliten der Fische im Spiegel . . . 235 Ziegelei’, Math. Neritina fiuviatilis und verwandte Zimmermann, Dr. Das Ablaichen trächtiger Weib- chen ohne voraufgegangene Paarung .... 839 Xiphophorus Helleri* 715 Inhalt des XX. Jahrganges (1909). V Seite 5. Brackwasseraquarium. 6. Seewasseraquarium. Cori, Prof. Vom Halten der Seewasseraquarien . 101 Czermali, M. Was eine Erdbeerrose vertragen kann 545 Elsaesser, Dr. E. Noeheinmal künstliches Seewasser 543 Falk, A. Künstliches Seewasser 458 Findels, Ci. jun. Kann man Seewasserkärpflinge (Cyprinodon fasciatus) an Süsswasser gewöhnen ? 65 FlnrscMtz, Rud. Was ich am Seewasseraquarium Neues lernte* 818 Hartlaub. Bestimmungen der Kgl. Biol. Anstalt auf Helgoland über Versand von Seewasser, lebenden Seetieren und -Pflanzen an Aquarien- liebhaber 814 Kämmerer, P. Hydroidpolypen* 129 Einsiedlerkrebs und Korkschwamm* 130 Seescheiden* 501. 537 Fische im Seewasseraquarium und ihre Gewöhnung an Süsswasser* 123. 166. 179 Köhler, W. Woran liegt die Hinfälligkeit der meisten Seetiere in unsern Aquarien? 75. 91. 105 Wie ich meine Aktinien füttere 54 Skizzen und Bilder aus meinem Seewasseraquarium* 1 10 Menz, K. Einiges über mein Seewasseraquarium mit besonderer Berücksichtigung der See- gurke (Cucumaria planci)* 114. 161 Miillegger, S. Wie ich mein Seewasseraquarium einrichte* 120. 135. 147 Reitmayer, C. A. Etwas über den Seestern* . .116 Riedel, K. Für Seetiertransporte 806 Schmalz, P. Ueber künstliches und natürliches Seewasser 740 754 Sommerbauer. Nachwuchs im Seewasseraquarium 415 Theuer, Fr. Der Spiralröhrenwurm (Spirographis Spallanzanii Viv. )* 103 Wehrenfennig, P. Meeresalgen* .... 698. 717 7. Aquarien- und Terrarientechnik. Auer, Carl. Ein sehr praktischer Gebärkasten für lebend gebärende Fische* 595 Mein Heizkasten* 544 Becker, K. Ein leicht zu beschaffendes Futter für junge Hechte 659 Bett, J. & Co. Sterilisierung des Wassers am Hahne selbst .11 Die Bestimmung des Alters der Fische ... 627 Eine eigentümliche Methode zum Fischen . . . 449 Regulierhahn zur Durchlüftung von Aquarien . . 54 Böttger, W. Ein praktisches Tötungsglas* . . . 300 Zur Nomenklatur unsrer Süsswassermollusken . 745 Buschkiel, Alfred. Meine Erfahrungen mit Ich- thyophthyrius 758 Comp, Margar. Zur Polypenfrage 627 Comp, Margar. Schaufensteraquarien 609 Aquarienbeleuchtung 330 Haltung und Vermehrung von Wasserfföhen . . 399 Fischegel im Aquarium 577 Czermak, M. Fischtransport ohne Wasser . 207 Meine Fliegenzucht .775 Ehlers, J. Eine neue Warmwasserheizung für Aqua- rien* 253. 263 Flurschütz, R. Was ich am Seewasseraquarium Neues lernte* 818 Foertsch, L. Frisst Limnaea stagnalis Polypen? . 566 Fraenkel, Fr. Zur Durchlüftungsfrage . . . .461 Eine zweckmässige Heizung für Aquarien . . .768 Friedrich, M. „Wasserstern “-Augsburg Polypen- vertilgung 447 Geber, Hans, Tubifex als Futtermittel* .... 443 Futterkorb zur Tubifexfütterung* 361 Seite Huiinitzscli, E. Das Auffüllen der Aquarien . . 186 Hülsen, H. Das Aqu und seine Konstruktion aus Gusseisen 625 Lange, W. Beob. über die Gyrodactylus-Seuche und ihre Uebertragung durch Schnecken und ihre Heilung 493 Lehnert, K. Ein Mittel gegen Hydra 509 Loeper, H. U. von. Jahreszeitliche Verschiedenheit in der Schmackhaftigkeit der Regenwürmer . . 643 Löns, H. Selbsttätiger Fliegenfänger 545 Fang kleiner Wassertiere 256 Maue, Fr. Erhaltung von roten Mückenlarven . 239 Beobachtung der Fische aus der Ferne .... 239 Bemerkung zu Glaschkers „Thermocon“ * . 237 Ueber den Bodengrund (Aquarienerde) .... 727 Nieselt, E. Ein vorzüglicher Schutzanstrich des Aquarium-Metallbodens 689 Praktische Gestellaquarien* 462 Ein neues haltbares Transportgefäss 67 Fische behufs Photographierens an die Vorder- scheibe des Aquariums zu locken 139 Der Aquarienschlamm 330 Reindl, Jos. Ein offenes Feld für Aquarien vereine 837 Reitmayer, C. A. Eine gelungene Kur . . .441 Einige Winke bezüglich des Tümpelns .... 274 Riedel, K. Fütterung und Futtermittel ... 52 Roth, Dr. W. Ueber die Gyrodactylus-Seuche . . 685 Schreitmüller, W. Nochmals Limnaea stagn. (Spitz- hornschnecke) als Polypen vertilgerin * . . . 396 Tabackabkochung als Polypenvertilgungsmittel* . 140 Schulze, L. Vertilgung der Blattläuse 67 Schumann, Ad. Ueber Algenvertilgung .... 723 Simm, M. Eine Einrichtung, um rote Mückenlarven und Bachröhrenwürmer dauernd am Leben zu erhalten* 719 Stein, Fr. Aquarienheizung ohne Flammen* . 439 Typky, Ad. Selbsttätiger Ablaufheber* 610 Ullmaun, K Aus dem Arbeitszimmer des Aquatikers . . 17. 31 Wabnitz-Müll. Allerlei Gedanken eines Aquarien- liebhabers 282 Zeis, Max. Ein einfacher Alarmapparat für Aqu.* 456 Zezula, B. Der eigentliche Wert der Schlammecke 329 Zimmermann, Rud. 1. Eine Begegnung mit der Kreuz- otter* 70 2. Mein Handwerkszeug 569 3. Ein Laubfrosch-Portrait * 570 4. Die Ringelnatter vor dem Objektiv* .... 649 5. Krötenaufnahmen* 697. 713 6. Ein Fall von Mimikry bei der Berg- oder Wald- eidechse* 787 8. Aquarien- u. Terrarienschaustellungen. Klotz, K. Ausstellung des Vereins für Aquarien- und Terrarienkunde zu Hof 704 Miillegger, S. Das Aquarium des Zool. Gartens zu Hamburg* 94 Reitmayer, C. A. 2. selbständige Ausstellung des Vereins Lotus -Wien 1909* 701. 721 Ruda, Georg. Etwas über das neue Wiener 1 Aquarieninstitut 567 Schaustellung der Zierfischzüchtervereinigung Ham- burger Liebhaber* 37 Ullmaun, K. Ausstellungen und Schauaquarien* . 213 Wolterstorff, Dr. W. Die Ausstellung der „Sagit- taria“, Gesellschaft Rheinischer Aquarien- und Terrarienfreunde . 346 9. Reisen und Ausflüge. Floericke. Aus denW anderjahren eines Naturforschers 268 Köhler, W. Skizzen und Bilder von der Riviera* 34 Krefft, Dr. P. Ostafrikanische Reisebriefe* 437. 485. 634 Lantz, L. Aus Westkaukasien* 291 vt Inhalt des XX. Jahrganges (1909). Seite Loeper, H. U. von. Beob. über die Keptilien- und Amphibienfauna Hinterpommerns 655 Seilerei-, Jos. Eine herpetologische Exkursion in Wiedemann, M. Die Riesenruderwanze der Bocche di Cattaro* 273 Die Krivosije in herpetologischer Beziehung* . . 337 Die Spitzkopfeidechse (Lacerta oxycephala Dumeril- Bibron* 733 Zimmermann, Rml. Aus meiner naturphotogra- phischen Praxis* . . 70. 570. 649. 697. 713. 787 10. Allgemeines. Böttger, W. Zur Vereinsarbeit Buschkiel, Alfr. All alle Aquarien freunde . . . . Löns, H. Aquarium und Wettervorhersage . . . Schulze, L. Charles Darwin* X. X. Ein Tag aus dem Leben eines Raubhändlers 315 208 494 85 256 11. Unterricht: Anfänger. Hart weg, L. Schulaquarien oder Schüleraquarien'? 766 Ratschläge und Winke für Anfänger: Okt.-Nov. 742 Ratschläge und Winke für Anfänger: Dezember 820 12. Literatur. Bade, Dr. E. Das Süsswasseraquarium (bespr. v. Dr. Deupser und Striekel-) 673. 840 Hals. Aus der niedern Tierwelt des Meeres . . . 581 Braun. Süsswasserfauna Deutschlands (bespr. v. Böttger) 759 Deupser, Dr. Worterklärungen . . 268. 282. 417 Deutsche Fischereikorrespondenz .... 690. 707 Filek, E. K. Das Aquarium (bespr. v. K.) . . . 627 Findeis. Kalender für Tierfreunde und Tierzüchter (bespr. v. M W.) 40 Fischerei-Zeitung, herausgeg. v. Dr E. Walter. . 579 Floericke, Dr. K. Kalender für Aquarien- und Ter- rarienfreunde 1909 (bespr. v. Dr. Deupser) . 98 Franz, Dr. Fortschritte unsrer Kenntnis vom Ent- wicklungsgang des Aales (bespr. v. Böttger) . 533 Frischholz. Zur Biologie von Hydra (bespr. v. Dr. Bendl) 400 Beyer, W. Katechismus für Aquarienliebhaber (bespr. v. Stricker) 776 Hegi, Dr. lllustr. Flora v. Mitteleuropa (bespr. v. Köhler) 240 Hentschel. Das Leben des Süsswassers (bespr. v. Dr. Deupser) 363 Herding. Beleuchtung und Heizung (bespr. v. Käm- merer) 301 Hofer, Prof. Wurmstar der Fische (bespr. v. Dr. Klinge] hoffe r> 23 Killermann. Zur 1. Einführung amerikanischer Pflanzen im 16. Jahrhundert (bespr v. Dr. Bendl.) 332 Knauer, Dl-, Friedr. Das Terrarium (bespr. v. Dr. Kämmerer) 643 Der Werdegang der Terrariumkunde 660 Kobelt. Nachrichtsblatt der Malakozoologischen Ge- sellschaft (bespr. v. Dr. Wolterstoff) .... 332 Lacerta. Zeitschrift für Terrarienkunde. Beilage zur „Wochenschrift für Aquarien und Terrarien- Lanipert. Bilder aus dem Käferleben (bespr. v. Dr. Bendl) 331 Das Leben der Binnengewässer (bespr. v. Köhler und Dr. Bendl) 348 Leiber. Ueber einen Fall spontaner Längsteilung bei Hydra viridis L. (bespr. v. Dr. Bendl) . . 400 Löns, H. Was da kreucht und fleucht (bespr. v. Dr. Wolterstorff) 644 Luders. Gigantocypris Agassizii (Müller) (bespr. v. Dr. Bendl) 332 Seite Mandee, Rud. Jahrbuch f. Aquarien- u. Terrarien- freunde 546 Meyers Kleines Konversationslexikon (bespr. v. Köhler) 240 Mitteilungen des Bezirkskomitees für Naturdenk- malpflege des Regierungsbezirks Wiesbaden (be- spr. v. Böttger) 760 Morgan-Senion. Instinkt u. Gewohnheit (bespr. v. K.) 301 Natur und Haus 580. 689. 807 Oesterreichische Fischerei-Zeitung 707 Oka, Dr. Eine neue Süsswassermeduse aus China* (bespr. v. Scupin) 11 Pauly, Dr. Aug. Wahres und Falsches an Darwins Lehre (bespr v. Dr. Bendl) 824 Pliilippi . Fortpflanzungsgeschichte der viviparen Teleosteer Glaridichthys januarius u. G. decem- maculatus in ihrem Einfluss auf Lebensweise, makroskopische und mikroskopische Anotomie (bespr. v. Dr. Bendl) 349 Poll. Mischlinge von Triton cristatus Laur. X Trit. vulg. L. (bespr. v. Dr. Bendl) 349 Reuss, Dr. H. Die Wirkung der Kohlensäure auf Fische (bespr. v. Dr. Bendl) 824 Scheffelt. Die Copepoden u. Cladoceren des südlichen Schwarzwaldes (bespr. v. Dr. Bendl) . . . .331 Schmitt, Leonh. Wie pflege ich meine Seetiere? (bespr. v. Böttger) 727 Scholze u. Pötzschke. Preisliste (bespr. v. Dr. Wolterstorff) 759 Schumann, Ad. Das Seewasseraquarium (bespr. v. K.) 55 Steuer, Dr. A. Pseudoparasit an Gobius minutus L.* (bespr v. Scupin) 24 Thienemann, Dr. Die Metamorphose der Chirono- miden (bespr. v. Böttger) 759 Das Vorkommen echter Höhlen- und Grundwasser- tiere in oberirdischen Gewässern (bespr. v. Dr. Bendl) 331 Tierwelt 579 Umschau, Die, herausgeg. v. Dr. Bechhold (bespr. v. Köhler und Dr. Bendl) 240. 345 LTrban, F. Der biol. Unterricht an einer österr. Realschule 759 Voigt, Dr. M. Die Praxis des naturkundlichen Unter- richts (bespr. v. Böttger) 728 Wochenschrift f. A. u. Tkunde. 170. 187. 495. 496. 545. 546. 578. 610. 627 Woltereck, R. Internationale Revue der gesamten Hydrobiologie und Hydrographie (bespr. v. Busch- kiel) 68 Ziegelei’, M. Das Leben der Süsswasserschnecken (bespr. v. Cerny) 55 Zool. Anzeiger 580 Zool. Beobachter. Frankfurt a. M., herausgegeb. von Prof. O. Böttger 496 Zuelzer. Entnahme und Beobachtungsinstrumente für biol. Wasseruntersuchungen (bespr. v. Dr. Bendl.) 332 13. Nachrichten des Herausgebers und sonstige Mitteilungen von Redaktion und Verlag Seite 12. 23. 25. 40. 56. 58. 81. 99. 141. 155. 172. 241. 283. 301. 315. 317. 333. 417. 431. 432. 464. 480. 467. 583, 627. 628. 633. 664. 673. 688. 696. 761. 792. 807. 812. 828 840 14. Fragen und Antworten. Briefkasten 171. 188. 221. 241. 283. 301. 316. 432. 449. 496. 563. 644. 707. 728. 760. 792. 824 . 841 Fragekasten des Triton 25 44 15. Bücher und Zeitschriften. Seite 349. 364. 400. 432. 449. 496 . . 546 Inhalt des XX. Jahrganges (1909). VII Seit« 16. Gebrauchsmuster- Eintragungen und Patent-Erteilungen. Seite 449. 495. 596. 643. 673. 745 775 17. Sprechsaal und Mitteilungen an den Herausgeber. Seite 761. 792 804 18. Adressentafel. Seite 160. 176. 192. 212. 228. 244. 260. 288. 3U4. 820. 336. 368. 392. 404. 420. 432. 452. 468. 484. 499. 536. 567. 584. 600. 616. 632. 648. 696. 712. 732. 764. 780. 796. 812 828 19. Naturdenkmalpflege. Seite 359 : R. Zimmermann Seite 659 : Dr. Hermann Seite 641 : Dr. Wolterstorff Seite 761 : (Eingesandt.) 20. Natur und Haus. (Blätter No. 40 — 52.) Auer, C. Das Verhalten meiner Fische vor und nach dem Erdbeben 687 Endriss, Dr. W. Bilder vom Golf von Ismid* 748. 756. 804. 822 Erlbeck, A. R. Zur Bekämpfung der Malaria-Er- krankungen in Leipzig und Umgebung . 705. 725 Klöpffer, W. Ein letzter Gang im Spätherbst . . 838 Kreyenborg, Dr. M. Briefe aus China* 2. . . . 657 (Briefe aus China,* siehe „Blätter“ Seite . . . 261) Löns, H. Müschen 687. 704 Przibram, H. Gottesanbeterinnen als Haustiere* . 669 Schreitmnller, W. Zauneidechse im Kampf mit einem Star 726 Beobachtungen über einen Kampf zwischen Kreuz- otter und Igel . 772. 789 Wolterstorff, Dr. W. Von Glindenberg nach Hohen- warthe ........ 641 21. Vereinsnachrichten. „Aquaria,“ Magdeburg 158. 173.226. 228. 258. 366.466. 566 „Aquarinm“, Verein für Aquarien- und Terrarien- kunde-Görlitz 16. 225. 318. 483. 664. 693. . . 826 ., Aquarium,“ Schweidnitz 566. 599; 680. 711. 748. 790 812 Aquarien* und Terrarienfreunde-Erfurt. . . . . . 225 „Biol. Ges.“-F rankfurt a. M. 225. 303. 482. 614. 662. 809 .,Brunsviga“-Braunschweig 189 .,Cyperus“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde- Mainz 160. 731 748 Herne i. W 710 ,, Heros,“ Gesellschaft für biologische Aquarien- und Terrarienkunde E.V. -Nürnberg 41. 82. 144. 174. 211. 227. 287. 390. 403. 512. 631. 711. 731. 789. 827 844 ., Hertha“, Verein für Aquarien- und Terrarien- kunde, (E.V.) Berlin 15. 28. 82. 156. 221. 317. 418. 480. 675 775 „Humboldt,“ Verein für Aquarien- und Terrarien- kunde-Hamburg 14. 99. 242 „Ichthyologische Ges.“-Dresden. 159. 173. 211. 224. 284. 318 351. 389. 434. 451. 481. 510. 547. 598. 613. 645. 678. 692. 709. 746. 777 842 „Iris“-Dresden 630. 730 „Iris“-Frankfurt a. M 810 Seite „Isis“, Gesellschaft für biologische Aquarien- und Terrarienkunde-München (E.V.) 13. 25. 83. 155. 190. 242. 258. 286. 319. 402. 467. 551. 710. 778. 795. 811 .,Lotus“-Wien. Verein für Aquarien- und Terrarien- kunde 143. 158. 351. 367. 403. 435. 552. 583. 647 ., Naturhistorische Ges. “-Nürnberg 192. 211. 227. 243. 319 „Neptun“-Graz 159. 285. 694 810 „Nymphaea“, Verein für Aquarien- und Terrarien- kunde-Leipzig 16. 27. 549. 582. 615. 631. 647. 663. 679. 695. 730. 747. 793. 810 844 „Nymphaea alba“-Berlin. 401. 498. 628 .... 675 „Proteus“, Aeltester Breslauer Verein für Aquarien- und Terrarienkunde 269. 350. 361. 596 . . . 612 „Proteus“, Verein zur Förderung der Aquarien- und Terrarienkunde (E.V.) Breslau 16. 26. 41. 56. 81. 100. 144. 157 172. 190. 210. 223. 258. 270. 283. 302. 317. 335. 350. 388. 418. 433. 450. 465. 480. 498. 510. 534. 546. (Fortsetzung siehe bei „Vi- varium !“) „Sagittaria“, Verein der Naturfreunde, Hohenstein- Ernsttal 303. 826 „Sagittaria“-Regensburg 696 „Seerose“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde- Nürnberg 15. 132. 142. 175. 272. 336. 403. 468.551. 615 Sektion für biologische Vivarienkunde der k. k. zool. -botanischen Gesellschaft-Wien . . . 320. 712 Sittard -Holland 748 „Trianaea“-Rixdorf-Berlin 391 „Triton“, Verein für Apuarien- und Terrarienkunde (E.V.), Berlin 25. 44. 222. 284. 301. 333. 402. 564. 628. 675 807 „Triton“-Dortmund 159. 173. 223 „Yallisneria“, Verein f. Aquarien- u. Terrarienkunde- Magdeburg 26. 41. 84. 173. 226. 271. 730. 778. 795 Verband der Zierfischpfleger-Leipzig 763 Verein Altonaer Aquarienfreunde 388 Verein der Aquarien- und Terrarienfreunde-Berlin 824. 841 Verein ,/ r< - « Schwerin 259. 663. 763 Verein » » « .. Stuttgart243. 366 Verein für Aquarien u. Terrarienkunde-Mannheim 28. 132 „Vindobona“-Wien 535. 566. 631 „Vivarium“, Verein für Aquarien- und Terrarien- kunde und Naturdenkmalpflege 565. 581. 597. 612. 629. 645. 661. 676. 691. 708. 729. 745. 762. 792. 808. 842 „Wasserrose“ — Burgstädt, Ges. f. A. u. Tkd. . 433 „ — Cöln, 286. 388. 419. 465. 535. 547. 565. 597 630. 677. 692. 746. 777 825 „ V. f. A. u. Tkd. — Dresden 12. 27. 42. 142. 224 365. 434. 482. 582. 599. 678. 747 843 „ Elberfeld 285. 303. 351. 365. 420. 435. 614. 647 679. 730. 763 809- „ Wasserstern“, V. f. biol. A. u. Tkd. (E. V.) — Augsburg 12. 188. 208. 400. 417. 432. 450. 660 674. 690. 707. 762 776 „ — Charlottenburg 241. 303. 481 ... 729 Zierfischzüchter-Verein Hamburger Liebhaber . . 710 „Zoologische Gesellschaft“ - Wien 212. 451. 599. 680 Alphabetisches Register. Aale, Wandern und Fangen . . 2t Ablaichen trächtiger 9 ohne Paarung 839 Ablaufheber, selbsttätig* 610 Acara coer. var. lat 255 Aktinien füttern 54 Alarmapparat für Aquarien* 456 Albino von Sah macul.* 379. 608 Alter der Fische bestimmen 627 Algen, ein Wort für 266 Algenvertilgung . . . 723 Algen auf Wasserschnecken 39*. 123 Ambassia lala* 469 Ambula heterophylla 187 Amphibien, deutsche 163 Amphipeplea glutinosa* 393 Anolis cristatallus* im Terrarium geboren ... 29 VIII Inhalt des XX. Jahrganges (1909). Seite Apus cancriformis, Hinfälligkeit 221 Aquaterrarium 637 Aquarienbeleuchtung 330 Aquarienfreunde, Aufruf an 208 Aquarienheizung ohne Flamme* 439 Aquarieninstitut in Wien 567 Aquarieuliebhabergedanken 282 Aquarienschlamm 330 Aquarienvereine, offenes Fefd für 837 Arbeitszimmer des Aquatikers 17. 31 Atmung der Fische* 617 Auffüllen der Aquarien 186 Aussenschmarotzer, verschiedene . . . 571. 587. 601 Ausstellung des Lotus-Wien* 701. 721 i, in Hof 704 « und Schauaquarien* 213 » der „Sagittaria“ 346 Axolotl, Umwandlung* 370. 413 « und eine verwandte Art. Zucht. Pflege* . 369 Bachflohkrebs, Nahrung 610 Bachneunauge* 531 Bestimmungen der Kgl. Biol. Anst. auf Helgoland 314 Betta rubra 50 ii trifasciata 277 Blattläuse entfernen 67 Bodengrundfrage 727 Bufo vittatus* 624 Callichthys punctatus, Fortpflanzung 265 Chamaeleone* 801. 817 Coluber aesculapii, Fressakt 186 U dione Pallas* ' . . . . 553 ii leopardinus 206 Cyprinodon fase., Anpassung an Süsswasser . . 139 Cypris, neue Art* 835 Daphnidae Sars* . 245. 294 Darwin* 85 Durchlüftungsfrage 461 Einsiedlerkrebs und Korkschwamm* 130 Ellritze, Zucht* 145 Erbsenmuscheln nicht in Aquarien bringen . . 238 Erdbeerrose, Widerstandsfähigkeit 545 Experimente, unfreiwillige 97 Fettschicht, Entstehung 32 Feuersalamander, Erkrankung und Heilung . . . 239 ii Giftigkeit des Hautsaftes . . . 577 n rotfleckige* 382 Fische aus der Ferne beobachten 239 Fischegel im Aquarium 577 Fischen, Methode zum 449 Fischparasit, seltener* 134 Fischtransport ohne Wasser 207 Fliegenfänger, selbsttätig 545 Fliegenzucht 775 Flohkrebse* • . 362 Forellenbarsch 168 Futterkorb zur Fütterung mit Tubifex* .... 361 Fütterung und Futtermittel 52 Gardasee- Weissfisch* ... .... . . 525 Gebärkasten* 595 Gehäuse verwachsen* 22 Geophagus gymnogenys Hensel* 749 H taeniatus vulgo Heterogr. corumbae?*. 765 Gesellschaftsaquarium* 353 Gestellaquarien* 462 Gipsfrage 231 Girardinus jan. var. ?* 340. 803. 751 ii ii ii junge spielen 775 Gyrodactylus-Seuche, Uebertragung, Heilung . . 493 * 685 Gitterpflanze* 229 Goldfische, Verfärbung 239 Gusseisen zum Bau von Aquarien 625 Hakennatter frisst Kröten 255 Handwerkszeug zum Photographieren 70 Haplochilus-Arten 788. 799 n latipes 71 n rubrostigma* 652 Hechte, junge zu füttern , . 659 Heizkasten* 544 Heizung 768 Seite Heterogramma corumbae* 305. 321 Hinterpommerns Reptilien und Amphibien . . . 655 Hydra vertilgen 509 Hyla coerulea White 343 Hydroidpolypen* 129 Ichthyophthyrius 151. 758 Kassavasclilange 201 Kaulquappen, weisse* 464. 806 Kladozeren, Fortpflanzung* 622 Kletterfisch in Gefangenschaft ...... 667. 684 Korallenfinger 182 Kreuzotter, beisst sie fest ? 331 ii Begegnung mit der 70 Kreuzotterterrarium 832 Krivosije in herpetol. Beziehung* 337 Krötenaufnahmen* 697. 713 Kugelfisch* 421 Kur gelungen 441 Laich, überreif 590 ii überständig 774 Lauben im Aquarium* 341 Laubfroschpflege, Geschichte der 7 Laubfroschportrait* 570 Leguan, Pflege des grünen* 781 Liberia, herpetol. Exkursion in 561. 575. 593 Limnaea stagnalis,* Kopulation 651 « ii frisst lebende Regenwürmer . 806 n n als Polypenvertilgerin . 396. 560 Lysimachia nummularis im Aquarium und Terrarium 791 Makropode, Brutpflege 689 Marisa rotula 97. 331 Meeresalgen* 698. 717 Mimikry b. Lacerta* 787 Molche, Landwanderung 387 Mollienisia latip. L 409 Mückenlarven, Erhaltung 399 ii Gefährlichkeit 80 n u. Bachröhrenwürmer dauenid lebend zu halten* 719 Naturforscher, Wanderjahre 268 Neritina fluviatilis und verwandte Arten* 540. 557. 572 Nitella flexilis zur Molchaufzucht* 654 Ortssinn einheimischer Schlangen 785 Ostafrikanische Reisebriefe* .... 437. 485. 634 Paludinen, Kopulation und Gebärakt* 490 Panchax -Varietäten 10 Paratilapia multic., Folgen zu häufiger Brutpflege 64 Photographieren der Fische 139 Pelmatochromis subocellatus* 813. 829 Pelodytes punctatus, Laichform 154 ii ii Laichabgabe 186 Perca fluviatilis, Laichabgabe 791 ii ii Zählebigkeit und Eiablage ohne cf 531 Petersius spilopterus* 471 Planorbis corneus ... 208 Poecilia reticulata* 249 Polyacanthus -Weibchen nestbauend 331 ii cupanus var.* 473 Polypenfrage 627 Polypenvertilgung 447 ii durch Tabakabkochung* . . . 140 Pyrrhulina nattereri 464* 427 Rana esculenta als Baumbewohner 448 ii ii * u. R. temporaria* 79 Ratschläge und Winke für Anfänger: Okt.-Nov. . 742 h n n n n Dez. . . . 820 Raumparasit, ein neuer 577 Regenwürmer, versch. Schmackhaftigkeit .... 643 Regulierhahn zur Durchlüftung 54 Reptilien, genügsame* 405 Riesenruderwanze* 273 Ringelnatter vor dem Objektiv* 649 Riviera, Skizzen und Bilder* 34 Rivulus poeyi 430 ii spec.* 797 Raubhändler und sein Wirken 256 Salamandra atra anzusiedeln bei Dresden* . . . 385 Schaumnestproblem 87. 218. 279. 297 Schaumnest, mikroskopische Untersuchung ... 21 Schaufensteraquarium 609 Inhalt des XX. Jahrganges (1909). IX Seite Schaustellung des Zierfischzüchtervereins Hamburg. Liebhaber* 37 Scheibenharsch knurrt? 38. 39 Schlaf der Fische 608 Schianimecke 329 Schlangen- und Schildkrötenbeobachtungen . 207 Schlangenerlebnisse . . . ' 205 Schling- oder glatte Natter im Freien und in der Gefangenschaft 344 Schnecken kriechen frei durchs Wasser .... 23 Schulaquarien oder Schüleraquarien? 766 Schutzanstrich des Metallbodens . 689 Seegurke im Seewasseraquarium* . . . .114. 161 Seescheiden* 501. 537 Seestern* 116 Seetiere, Hinfälligkeit der 75. 91. 105 Seetiertransport 806 Seewasser, künstliches 458. 543 „ „ und natürliches . . . 740. 754 Seewasseraquarium, Skizzen und Bilder* . . . . 110 ,/ Einrichtung . . . 120. 135. 147 „ -Fische an Süsswasser gewöh- nen* .... 123. 166. 179 „ Halten des 101 „ Nachwuchs im 415 „ Neues gelernt 818 Seewasserkärp Hinge an Süsswasser gewöhnen* . 65 Spiegeln der Fische . 235 Spiralröhrenwurm* 103 Spitzkopfeidechse* 733 Stabwanze im Aquarium . 203 Steinbeisser* ..517 Steinbreche als Terrarienpflanzen* .... 45. 57 Sterilisierung des Wassers 11 Stichling, Zucht, Pflege* .... 177. 198. 542. 736 Streber, Biologie* 523 Sumpfdeckelschnecke, Kopulation und Gebären* . 488 Sumpfpflanzenaquarium, Einrichtung, Pflege . . . 313 Süsswasseraquarium 477 Süsswasserfische, einheimische* 513 Süsswassermollusken, Nomenklatur 745 Süsswassermuscheln, Lebensgeschichte* . . 585. 603 Süsswasserschleimfisch* 521 Süsswasserschnecken mit zerfressenen Gehäusen* . 504 Taumelkäfer 399 Terrariumszauber 445 Terrarienpflanzen, neue* 395 Tetragonopterus-Art, eine neue 425 „Thermocon“ von Glaschker* 237 Tötungsglas* 300 Transportgefäss 67 Trichogaster lalius, Zähmung 184 Triton cristatus, Angewohnheiten 673 i, vulg. subsp graeca Wolt.* Regeneration , 399 n crist. X Trit. vulg. -Bastarde v. Poll.* . . 373 Tritonen, Befruchtungsdauer hei 507 ii Schreckstellung 387 Tropenterrarium* 453 Tropidonotus natrix frisst rohes Fleisch .... 205 Tubifex als Futtermittel* 443 Tümpeln, Winke 274 Unkenkrankheit 495 Vereinsarbeit 315 Vipernterrarium 769 Vivarium zu Oflenbach. Baden* 665. 681 Warmwasserheizung für Aquarien* . . . 253. 263 Wasserflöhe, Haltung und Vermehrung .... 399 Wasserfrosch, Brutpflege 79 Wassermolche, ältere Kunde über Vorkommen . . 386 Wasserpflanzen im Winter* 193 n neue* 1 ii Landform von 689 Wasserspinnen 495 Wassertiere, kleine — fangen * . 256 Wasser- und Sumpfpflanzen, Gestaltungs- und An- passungsfähigkeit .... 604 Westkaukasien, aus* 291 Wettervorhersage und Aquarium 494 Xiphophorus Helleri* 715 Seite Zool. Garten in Hamburg* 94 „ „ und Aquarium und Reptilienhaus in Frankfurt a. M.* . 295. 308. 324 Zuckungen, nervöse hei Fischen 596 Aus den Vereinsberichten. Aal, Görlitz 483 ii Frühjahrs- und Herbstzüge. Humboldt 14 ,i Wandern. Heros 144 Aalbrutentwicklung. Vallisn 778 Aal-Montöe, Aufzucht. Vallisn 795 Ablaichkasten aus Holzwand und Glasrohr. Wasser- rose 599 Ablaichvorrichtung. Heros 390 Alaun nicht schädlich für Poec., Schnecken und Pflanzen. Seerose 15 Albinos von Bufo viridis. Ichth. Ges 510 Algenbildung schädlich für junge Makropod. Hertha 15 Algenentfernung durch verschied. Papiere. Lotus 552 Aigenvertreiben. Seerose 468. Hertha .... 221 Algen, Nutzen. Aquarium 466 Algen treten verschieden auf. Aelt. Prot . . . 596 Algenwuchs hindern. Wasserstern-A 417 Ameisensäure, Wirkung. Ichth. Ges 692 Ampullaria gigas vertilgt Algen und tote Fische. Wasserrose 597 Anolis-Arten aus Cuba. Ichth. Ges 693 ii cristatellus. Isis 259 ii i, frisst kleine Mehlkäferlarven. Isis 286 „ principalis frisst kleine Walzenechsen. Isis . 711 Aquarienbau-Seerose 175. Iris 628 Aquarienhoden aus Schiefer. Wasserrose ... 843 Aquariengestelle aus Gusseisen nicht zu empfehlen. Wasserrose ...... 825 Aquarienheizung. Hertha 221 Aquarien in Schulen, Kranken- und Siechenhäusern Biol. Ges 662 Aquarien und Terrarien in Schulen. Wasserstern- Augsburg 674 Aquariker, Aquatiker usw. Prot. E. V 158 Atmung. Prot. E V. ...... 190 Ausbeute in der Elbe bei Magdeburg. Vallisn. . . 730 „ im Sörnewitzer Graben bei Meissen. Ichth. Gesellschaft 678 „ der Mansfelder Seen. Nymph 663 „ bei Dexendorf. Seerose 551 „ der Riviera. Isis 551 ii bei Frankfurt a. M. Biol. Ges 483 ii der Görlitzer Heide. Prot. E. V 465 „ bei Dresden (lat. und deutsche Namen). Ichth. Ges 389 „ bei Dresden. Ichth. Ges 351 „ im Sörnewitzer Graben b. Meissen. Wasser- rose 43 Auskunftsstelle errichten. Prot. E. V 100 Ausströmungskörper. Viv. E. V 842 Autogen geschweiste Aquarien. Prot. E. V. . . . 223 Azolla vertreibt die Mückenlarven. Prot. E. V. . . 535 Badis badis. Hertha 480 Barbenseuche. Viv. E. V 842 Barbus conchonius ohne Bauchflossen. Wasserrose . 747 Barscheier im Aquarium entwickeln. Prot. E. V. . 283 Bastarde zw. Tropidonotus fasciatus und Eutaenia elegans. Heros E. V 827 Bastarde von Schrätzer und Kaulbarsch. Isis . . 83 Bastardierung. Heros E. V 827 Beleuchtung der Aquarien. Wasserrose .... 224 Betta rubra, Import von. Vallisn 84 Bewegung der Fische. Hertha 82 Bitterling ohne Durchlüftung zu halten. Wasserst. -A. 661 Blattläuse vertreiben. Seerose 615. Triton E. V. 222. Lotus 159 Blei im Aquarium schädlich ? Neptun 695 Blei im Wasser löslich. Wasserrose 142 Blinde Fische. Triton E. V 808 Blutkreislauf im Tierkörper. Vindobona .... 631 Boa constrictor. Heros 390 X Inhalt des XX. Jahrganges (1909). Seite Bodengrund bei Sumpfpflanzen. Wasserstern-A. . 401 Bodengrundfrage. Wasserrose 597 Botanische Streifzüge (Wasserpfl.). Wasserstern-A. 12 Botanischer Garten zu Breslau Yiv. E. V. . . . 597 Brachsen mit vernarbter Wunde. Wasserstern-A. . 418 Brutpflege einiger westafrikanischer Fische. Yallisn. 173 Bryozoen. Naturhist. Ges 192 Bufo vulgaris laicht Ende Mai. Isis 710 Cellit zum Abdichten der Aquarien. Görlitz . . . 694 Cinosternum pennsilvanicum, Heilung von Oberhaut- katarrh. Viv. E. V 565 Coluber ohne Schwanzspitze, lchth. Ges 482 Cyclochaetiasis bei Schleierfischen. Prot. E. V. . . 270 Cyclops entfernen durch Wasserschlauch Wasserrose 547 Cynolebias bellotti, Zucht. Nymph. alba .... 628 Cyperus altern, zu vermehren. Hertha 675 Cyprinodon dispar mit Rückgratkrümmung. Vallisn. 174 Dampfzüchter? Viv. E. V 792 Danio rerio zu züchten. Wasserstern 481 Daphnien, Farbeänderung. Lotus 367 „ sterben in Hochquellwasser. Lotus . . 403 „ Trockentransport. Wasserstern-A. . . 210 „ -Behälterwasser schädlich. Prot. E. V. . 510 „ -Netze anfertigen. Wasserrose .... 535 „ Aufbewahrung, Pflege und Zucht Viv. E. Y. 612 „ Zucht. Seerose . 403 Darwin. Prot. E. V 157 Demonstrationen, bemerkenswerteste: Aquarium. 466. Biol. Ges. 303. Cyperus. 731. Görlitz. Aquarium. 483. 664. 694. Heros. 512. 844. Humboldt. 14. Ichthyol. Ges. 224. 285. 390. 434. 481, 511. 598. 613. 646. 693. Isis. 14. 26. 191. 243. 287. 319. 403. 467. 551. 711. 811. Lotus. 143. 158. 583. Naturhist. Ges. 192. 243. 319. Neptun. 695. Nympliaea. 615. 810. ii alba. 498. 628. Proteus (E. V.) = Vivarium. 26. 100. 223. 335. 433. 499. 546. - 597. 630. 645. 691. 745. Proteus, ältester. 269. Seerose. 403. Triton E. V. 629, 676. Vivarium. Siehe Proteus E. V. ! Wasserrose-Cöln a. Rh. 389. „ -Dresden 365. 482. Wasserstern-Augsburg. 188. 450. ii -Charlottenburg. 729. Zool. Ges. 212. Drehkrankheit bisher nur an Forellen beobachtet. Nymph 794 Durchlüftungsapparat von Lippelt. Hertha . . . 317 Durchlüftung bei vielen Zahnkarpfen. Viv. E. V. . 842 Durchlüftungsfrage. Iris 730 Durchlüftungsarten. Viv. E. V 645 Dytiscus, Eiablage. Wasserstern-A . 674 Einfluss des Lichtes auf die Pflanzen. Viv. E. V. . 582 Einpflanzen. Heros 42 Einpflanzröhre. Triton 160 Einsiedlerkrebs, Gehäuseweclisel. Wassersteru-A. . 209 Ellritze, Bodengrund und Wasserstand beim Ablaichen. Isis 402 Elodea, guter Sauerstoffentwickler. Heros .... 403 Emys orbicularis schwimmt. Nymph 549 ,/ ,/ in Bayern. Isis 795 Entstehung der Zeichnung bei unsern Tritonen. Nymph 793 Erlebnisse bei den Zempiner Fischern. Wasserrose 678 Etymologie der Namen. Prot. E. V 144 Exkursionen. Prot. E. V 270 Fadenalgen vertilgen. Heros . 82 Fadenrose durch Spaltung vermehrt. Viv. E. V. . 842 Farbenwechsel beim Scheibenbarsch. Wasserrose . 482 Fettschicht, Vernichtung. Görlitz 226. Heros E. V. 780 Fischalbum anlegen. Wasserrose 825 Seite Fische in Conradshöhe. Berlin 824 ii zu photographieren. Biol. Ges 662 ii ohne Futter. Heros 174 n vor Lichtreize schützen. Isis 551 „ für Anfänger. Heros 227 n vom Ersticken zu retten. Heros . . . .391 Fischformen, afrikanische. Vallisn 41 Fischkrankheiten u. Heilung. Nymph. 695. Wasserrose 565 Fischreuse. Wasserrose- A 209 Fischtransport. Humboldt 99 Fischtransportgefässe mit Sauerstoffdurchlüftung Humboldt 14 Fischzuchtanstalt in Ahsen. Triton 223 Fleischfressende Pflanzen. Wasserrose 433 Fortpflanzung der Fische, geeignetes Wasser. Hertha 15 Froschlarven fressen Algen. Nymph 28 Futter und Fütterung. Hertha 221 Futters. Unentbehrlichkeit lebenden. Prot. E. V. . 16 Gambusenfrage. Lotus 647 Gambusen, Trächtigkeitsfleck. Prot. E. V. ... 158 Gambusia affinis var. helbrooki. Zucht und Pflege. Prot. E. V 546 Gegengift gegen Schlangengift. Naturhist. Ges. . 227 Gerrhonotus, Heilungsversuch bei. Prot. E. V. . . 258 Gifte und ihre Wirkung. Heros 391 Gitteralgen unterdrücken andere Algen. Ichth. Ges. 778 Girard. jan. var. retic. eine Stammform. Aquar. . 467 ii ii i, ii verträgt niedere Temperatur. Wasserstern-A 418 Girard. jan. var. retic. kannibalisch. Wasserstern-A. 209 ,i „ n ii ein Räuber. Wasserrose . . 43 Glaschkersch Sternlampe. Schweidnitz 748 Gläser mit Sprüngen zu dichten. Schwerin . . . 663 Goldbutt frisst Muscheln. Humboldt 14 Groppe sehr sauerstoffbedürftig. Wasserstern-A. . 417 Gründling ohne Durchlüftung gehalten. Ichth. Ges. 598 Halten und Züchten von Fundulus- und Haplochilus- Arten, Ambassia lala im Aquarium mit etwas Seewasser. Zool. Ges 212 Haplochilus- Arten. Prot. E. V 144 ii cliaperi. Heros E V 844 i, latipes bei Zimmertemperatur. Wasser- stern-A 417 Haplochilus latipes, Geschlechtsunterschiede. Wasser- rose 466 Haplochilus schoelleri. Ichth. Ges 645 Harfenkraut. Prot. E. V. 499 Hartgummidurchlüfter sehr brauchbar. Wasser- stern-A 418 Heerwurm. Görlitz 226 Heizaquarium von Waldmann. Nymph 583 ii „Ophyr.“ Wasserstern-A. . . . r 210 Heizfrage Viv. E V 745 Heizkegel aus Blei mit Emaille bestreichen. N. A. 675 Heizlampe von Baldauf. Görlitz 826. Ichth. Ges. 747 Heizungsanlage. Wasserrose 679 Heizungsmeilioden. Wasserrose 777 Hemichromis bimaculata frisst Pflanzen und zerstört sie. Ichth. Ges. . . . , 511 Herbstarbeiten des Aquatikers. Viv. E. V. ... 729 Heteranthera Zost. blüht. Aelt, Prot 596 Holzaquarien. Ichth. Ges 613 Hufeisennatter sehr bissig. Isis E. V 779 Hydra vertilgen. Wrasserrose 826 Hydroidmeduse legt ein Ei. Isis 287 Infusorienerzeugung durch Fadenalgen. N. a. . . 498 i, i, Salat. Wasserrose . . 628 „ „ getrockn. Wasserpflanz. Nymph 811 Infusorienzucht. Hertha . 480 „ unter versch. Umständen. Görlitz 483 Instinkt oder Ueberlegung? b. Tritonen. Ichth. Ges. 511 Jahresbericht des Triton E.V 333 Kaulquappen fressen Laich Wasserrose .... 466 Kampffisch, Befruchtungsvorgang Wasserrose . . 12 ii Laichgeschäft. Ichth. Ges 434 Kampf zwischen Krähe und Krebs. Nept. . 810 Karpfen mit verschlossener Mundspalte. Nept. . 285 Kärpflinge mit Wucherungen. Wasserrose ... 12 Inhalt, des XX. Jahrganges (1909). XI Seite Kindel und Stösselscher Blaubrenner. Wasserr. 303. 365 „ „ „ Durchlüftungsapparat. Prot. E. V 41 Kohlensäurevergiftung. W asserstern-A. . . . • 675 Kopulation bei Paludinen. Ichth. Ges 613 Kopulationsversuch bei jung. Tropid. natrix. Wasser- stem-A 209 Körper- und Flossenform und Lebensweise der Fische. Humb 99 Krankheitsbericht und Heilungsversuch (Zellgewebs- entzündung). Prot. E.V 335 Krebse fressen lebende Fische. Nymph 28 Kreuzotter. Triton 44 ,t klettert. Biol. Ges. . 809 i/ Farbe. Wasser steril- A 661 „ schwarze, Vorkommen. Isis .... 84 „ ein Nachttier. Ichth. Ges 709 ,f Folgen des Bisses. Nympli. 794. Isis 779 Labyrinthtische nicht in Behälter mit Daphnien aufziehen. Wasserrose 547 Lacerta viridis frisst Lac perspicicallata. Isis . . 14 Lachesis lanceolatus, Nahrung. Isis 84 Laichen der Fische auf Befehl. Viv. E. V. . . . 565 Laichabgabe, zu ofte — schädlich? Wasserstern- A. 401 Laubfrosch, verschiedene Färbung. Wasserstern- A. 210 Laufkäfer nicht ins Terrarium bringen. Isis . . 551 Lebendgebärende Zahnkarpfen. Wasserrose . . . 647 ii legen Eier. Wasserstern- A. . . 708 Lebensbedingungen, Leben und -Aeusserungen der Pflanzen. Heros 403 Leguan frisst junge Regenwürmer. Isis .... 795 Leopardennatter frisst weisse Mäuse. Isis . . . 711 Lichtbildervortrag. Prot. E. Y 270 Limnaea stagnalis frisst Polypen. Biol. Ges. 615. 809 „ ii junge frisst Polypen. Schwerin . 260 n ii Nachzucht frisst Polypen. Nympli. 794 „ ii frisst Algen u. Pflanzen. Nymph. 28 ii ii n keine Polypen. Ichth. Ges. 548 Lindstädtscher Durchlüfter. Humb 99 !• „Gnom“. Triton 302 Literaturberichte, Ausgestaltung. Nymph. . . . 549 Lötarbeiten. Prot. E. Y 158 Luftperlen von Vallisneria enthalten Kohlensäure. Heros 403 Malaria, Ausrottung durch Fische. Seerose . . . 175 •' n n Azolla. Heros . . . 212 Malermuscheln gefährden Fische. Wasserstern- A. . 433 Mansfelder Salzseen. Nymph 647 Maulbrüter. Viv. E. V 662 Mehlwürmer nicht frei im Terrarium laufen lassen. Prot. E. V 144 Miesmuschelfleisch als Fischnahrung. Wasserrose . 598 Mocassinschlange, Fressakt. Isis .... 259. 191 Molchbastarde. Ichth. Ges 709 Morbicid gegen Hydra, Biol. Ges 663 Mückenlarven, rote. Naturhist. Ges 243 n als Fischfutter und Krankheitsüber- träger. Cöln 236 Mückenlarven als Fischfutter und Krankheitsüber- träger. Wasserrose 286 Mückenlarven, Haltung. Wasserstern-A 210 ii Einwühlen verhindern Nymphe . 811 ii nachts fangen. Biol. Ges. . . . 809 ii verfüttern. Hertha .... 156. 222 ii von Schlamm reinigen. Wasserrose 582. 678 Biol. Ges 663 Naturdenkmalpflege, Vorschläge zur praktisch. Aus- übung. Viv. E.V 676 Naturdenkmalpflege und Aquarienkunde. Heros 512. Prot. E. V 223 Naturschutz. Vall 271 Naturselbstdrucke. Viv. E. V 662 Nährboden nötig? Heros 42 „Neuheitenkoller“ nützlich. Viv. E. V 792 Nieseltscher Durchlüftungs -Apparat mit Uhrwerk. Seerose 615. Hertha 675. Wasserrose . . . 825 Paludarium. Lotus 158 Paludina contecta in Kopula, Ichth. Ges. . . . 693 Paludinen in Kopulation. Ichth. Ges 547 Panzerwels, Geschlechtsunterschiede. Viv. E. V. . 708 Seite Parasitenkranke Fische heilen. Ichth. Ges. . . . 746 Parthenocarpie. Prot. E.V 317 Parthenogenesis. Prot, E. V 317 Pfauenaugenbarsch, Zucht und Pflege. Viv. E. V. 565 Pflanzenkulturen. Triton 159 Pflanzen von Algen reinigen. Hertha 157 Pfropfen bei Pflanzen und Tieren Prot. E. V. . 172 Phelsuma madagascariensis frisst junge Anolis. Isis 402 Physignathus lesueuri ein Kletterer? Isis ... 13 Polypenvertilgung. Hertha 157. 221 „ durch Essig Ichth. Ges. 434. Wasserrose 482. Vindobona 536 Polypenvertilgung durch Soda. Wasserrose . . . 599 ii H Kernseifenlösung. Viv. E.V. 582 Piscidin als Futter für Molche. Prot. E. V. . . 16 Poecilia retic., Ablaichen. Heros E.V 681 n ii unempfindlich geg. Kälte. Ichth. Ges. 693 Polyacanthus spec., Zucht und Pflege. Schweidnitz 680 ii cupanus var. Viv. E. V 629 Posthornschnecken, rote. Haltung. Hertha . . 221 ii junge mit Salat füttern. Hertha 221 Präparieren von Fischen. Hertha E.V. 777. Wasserr. 692 Quecke als Unterwasserpflanze. Ichth. Ges. . . 747 Quellmoos zum Ablaichen zu empfehl. Viv. E.V. 565. 691 Rami arvalis und R. fusca laichen nicht zusammen. Isis 467 Raubbau. Ichth. Ges. . . 285 Raumparasitismus. Nürnberg 319 Rauscherscher Futterapparat. Wasserstem-A. . . 188 Regenerationsfähigkeit der Lurche. Cyperus . . 748 Regenwurmzucht. Viv. E. V. 808. Aelt. Prot 596. Heros 144 Reptilien in Ruhe lassen. Isis 258 n im zool. Garten in Kairo. Isis E.V. . 779 ii kranke mit Mückenlarven stopfen. Prot. E.V 56 Rivulus elegans erblindet bei Erkältung. N. a. .401 Rohrkolbenstengel als Ausströmungskörper. Prot. E.V 283 Rotseuche der Karpfen. Prot. E. V 81 Sagittaria natans undVallisn. unterscheiden. Heros 42 ii montevidensis aus Samen zu ziehen. N. a. 498 Salamandra atra bei Dxesden. Ichth. Ges. . . . 434 Salatpulver herstellen. Wasserrose 614 Saprolegnien durch Verdunkeln heilen. Wasserst -A. 417 Sauerstoffdurchlüftung den Pflanzen schädlich. Aquarium 566 Scheibenbarsch, Ablaichen zu erkennen. N. a. . . 498 ii Kiemenerkrankung. Prot. E. V. . 283 „ knurrt? Prot. E. V. 547. Ichth Ges. 548. 598. Wasserrose . . 599 ii verträgt Einfrieren. Prot. E. V. . 81 ii Zucht, Pflege, Krankheiten. Prot. E. V 450 ii Zucht, Nestbau. Wasserrose . . 224 Scheibenreiniger. Hertha 157 Scheues Wesen der Barsche vertreiben. Seerose . 468 Schlammtaucher laicht in Schnüren. Isis . . . 402 Schlangen, Behandlung. Heros 83 n Haltung, Pflege. Wasserrose .... 466 Schlangenerkrankungen. Isis 467 Schlangen unter Wasser. Ichth. Ges 646 Schleierfisch und seine Zucht. Wasserrose . . . 677 Schleierschwänze sterben an Mückenlarven. Humb. 14 n Zucht. Wasserstand. Wasserst. -A. 708 Schnecken füttern? Seerose 272 ,, im Aquarium nötig? Heros .... 82 ii mit durchlöchertem Gehäuse. Heros . 732 „ nicht frisch gefangen einbringen. Wasser- rose 843 Schildkröten, Wiederbelebungsversuche. Prot. E.V. 210 Schuppensträube. Nymph 794 n zu heilen. Wasserrose .... 692 Schülerabteilung im Aquarienverein. Viv. E. V. . 763 Schwimmrohr für Kärpflinge. Hertha 28 Seelenleben der Schlangen. Heros 287 Seemannsliebchen. Erkrankung und Heilung. Prot. E.V 317 Seepferdchen, Fütterung. Wasserstern-A. . . . 401 Seerose, Fütterung. Wasserstern-A 401 Inhalt des XX. Jahrganges (1909). XII Seite Seewasseraquarium, Tiere und ihre Pflege. Wasser- stern-A 762. 778 Seewasseraquatik. Viv. E. V. 419. Prot. E. V. . 388 Seewasser, Grünwerden des. Wasserstern- A. . . 209 Seewasserschwämme. Triton E. V. . . . . . . 222 Seewassertiere fressen Regenwürmer Heros . . 83 Seitenlinie der Fische. Nymph. 730. Humb. . . 14 Siebenpunkt fressen Terrarientiere nicht. Isis . . 467 Sinnliche Wahrnehmungen der Fische. Wasser- stern-A 691 Sonnenfisch. Viv. E. V 661 Spiegeln der Fische. Wasserrose- Dresden . . . 365 Spiralmund im Aqurium, Heros 227 „ Vermehrung. Wasserstern- A. . . . 418 Stadtaquarium in Augsburg. Wasserstern- A. . . 661 Stichlinge im Brackwasser. Naturhist. Ges. . . 243 i, im Seewasseraquarium. Vallisneria . . 778 ii mit Schmarotzer. Wasserrose .... 389 ,i mit Wurm. Hertha 418 Stichlingszucht. Cyperus 731 Sumpfschildkröte bei Dresden gefunden. Icktli. Ges. 843 ii mit Hautgeschwüren. Triton E. V. 222 ii in Deutschland. Triton E. V. . . 629 Süsswasserfische der neotropischen Region. Vallisn. 226 Taschenkrebs in den Kiemen eines Schellfisches. Ichtli. Ges 778 Teju frisst Hühner- und Tauben eier. Zool. Ges. . 452 Teleskopaugen bei Acara und Danio. Wasserstern 481 Terrarienpflanzen. Aquarium-Görlitz 319 Terrarientiere und -Pflanzen. Aquaria 258 Terraristisches. Proteus E. V 388 Testudo graeca haltbar. Wasserrose 44 Tetragonopterus, Zucht. Wasserrose 747 Tiefseeforschung, Leben der Tiefsee. Heros E. V. 827 Tiere als Schützen. Görlitz 16 Tip Top Heizlampe. N. a 498 Tragbare Wärmeaquarien. Viv. E. V 808 Transport lebender Seefische. Humb 242 Transportgefäss „Simplex“. Viv. E. V 808 Treiben der Pfl. durch Wärme. Prot. E. V. . . 56 Trichogaster lalius mit Ovarialcysten. Prot. E. V. 480 Triton alpestris bei Dresden. Ichtli. Ges. . . . 481 Triumpflampe. Viv. E. V 762 Tropidonotus tesselatus bei Meissen. Nymph. 679 Ichtli. Ges 692 Tropidonotus viperinus frisst Goldfische. Isis . 156 Tropfdurchlüfter von Becker-Karlshorst. Wasser- rose-Elberfeld 365 Tubifex in Regenwasser halten. Neptun .... 695 ii schadet der Jungbrut. Wasserrose . . . 389 ii Vertreibung. Hertha 82 ii Vermehrung und Vertilgung. Seerose . . 15 Typha latifolia als Ausströmungskörper. Prot. E.V. 271 Ulmerscher Luftkessel. Wasserrose 535 Ursache des trüben Seewassers. Aelt. Prot. . . 365 Ueber winterung des Frosches. Wasserstern . . 674 Vierstreifennatter, Haltung, Pflege, Ueberwinterung, Ichtli. Ges 548 Vorticellen. Naturhist. Ges 211 Waran legt Eier im Terrarium. Isis E. V. . . . 779 n töten. Görlitz 16 Warmwasserheizung empföhlen. Heros .... 731 Wärme und -Messer. Prot. E. V 16 Weibchen mit überreifem Laich. Ichtli. Ges. . . 645 Willkürliche Vermehrung der Fisclinalirung. Heros 779 Winke für den Aquatiker. Viv. E. V 792 Winterschlaf. Heros 174 Wolfs Pflanzenberg. Hertha 418. Ichtli. Ges. 482 N. a 498 Würfelnatter bei Meissen. Ichtli. Ges 646 Wasserfrüsche im Aquarium. Ichth. Ges. . . . 318 Wasserfrosch frisst Lac. muralis. Hertha . . . 157 Wasserinsekten, Organisation Wasserrose ... 43 ii und ihre Einrichtung fürs Wasser- leben. Stuttgart 366 Wasserraupe, Schaden durch. Lotus 583 Wasserschnecken bewegen sich frei durchs Wasser. W asserstern- A 209 Wasserspinne übt keine Brutpflege. Ichth. Ges. . 389 Seite Wasser, verdorbenes wieder sauerstoffhaltig zu machen. Heros 227 Xiphophorus Helleri. Zool. Ges 680 Zahnkarpfen, eiergebärende. Wasserrose .... 419 Zauneidechse und Henne. Ichth. Ges 778 Zählebigkeit des Rivulus poeyi. Heros E. V. . . 844 ii der Karpfen. Nürnberg 319 ii von Trickog. lalius. Seerose . . . 272 h der Smaragdeidechse. Heros . . . 144 Zitterwels frisst Regenwürmen Isis 14 Zoologische Station in Triest. Lotus 436 Zuchtaquarium für lebendgebärende Zahnkarpfen. Ichth. Ges 646 Zuclitergebnisse von 1909. Zool. Ges. ..... 680 Zuchterfolge : Acara bimaculata. Görlitz 319. ii coerul. Biol. Ges. 615. Apomotis cyanellus. Görlitz 484. Wasserrose 435. Argyronetica aquatica. Ichth. Ges. 389. Barben. Neptun 695. Barbus conchonius. Biol. Ges. 615. Seerose 615. ii ticto. Biol. Ges. 615. Cinosternum pennsylv. C. bauri. Isis 319. Cynolebias bellotti. Humb. 15. N. a 401. Danio rerio. Isis 14. Görlitz 319. Wasserstern- Charlottenburg 481. Biol. Ges. 483, 615. Neptun 695. Diamantbarsch. Biol. Ges. 483. Formosa. Biol. Ges. 615. Fundulus gularis. Viv. E. V. 613. Gambusen. Neptun 695. Biol. Ges. 615' Gambusia holbrocki. Wasserstern- Charlott. 481. n nicaragu. Biol. Ges. 615. Geophagus brasiliensis. Biol. Ges. 615. ii taeniatus. Lotus 367. Seerose 468, 551. Biol. Ges. 615. ii Inas.* G. gymnogenys. Biol. Ges. 615. Girardinen. Neptun 695, Girardinus decem. Wasserstern-Charlottenburg 481. Goldfisch. Aelt. Prot. 269. Gurami. Biol. Ges. 615. Haplochilus chaperi. Lotus 352. Aelt. Prot. 597. i, dayi. Wasserstern- Charl. 481. ii elegans. Lotus 352. ii latipes. Seerose 468. ,i panchax. Neptun 695. Aelt. Prot. 597. Hemicliromis bimaculata. Prot. E. V. 481. Heros facetus (Chanchito). Prot. E. V. 510. Kampffisch. Biol. Ges. 483, 615. Wasserstern- Charlottenburg 481. Lacerta oxyceph. Isis 13. Makropoden. Neptun 695. Wasserstern-Carl. 481. Mollienisia lörmosa. Seerose 551. ii latipinna. Seerose 551. Neetroplus carpintis. Wasserrose 420. Osphrom. trichopterus. Görlitz 319. Panzerwels. Wasserrose 389. Poecilia mexicana. Neptun 695. Seerose 551. ii reticulata. Aelt. Prot. 596. Biol. Ges. 615. Nept. 695. Wasserrose 365. Wasserst. -Charl. 481. Prot. E. V. 510. Polyacanthus spec. Neptun 695. Lotus 352. Seerose 468. Polyacanthus spec. I. und II. Biol. Ges. 615. Pfauenaugenbarsch. Biol. Ges. 615. Platypoec. ret. Prot. E. V. 16. „ maculata. Seerose 468. Neptun 695. Pseudocorynopoma doriae. Lotus 552. Pyrrhulina australis. Neptun 695. Görlitz 319. Pleurodeles Waltlii. Ichtli. Ges. 159. Rivulus poeyi. Wasserstern-Charl. 481. Salamandra maculosa. Ichth. Ges. 389. Scheibenbarsch. Wasserstern-Charl. 481. Biol. Ges. 483. Seerose 551. Lotus 552. Schleierfisch. Wasserstern-Charl. 481. Prot. E.V. 480. Steinbarsch. Biol. Ges. 483. Trichogaster lalius. Biol. Ges. 483. Wasserrose 692. ii fasciatus. Neptun 695. Triton alpestris. Ichtli. Ges. 159. Tritonen (Bastarde). Ichth. Ges. 159. 389. Zwergwels hört. Wasserstern-A. 401. Neue Wasserpflanzen. Von H. Baum, Rostock. (Mit 10 Abbildungen.) Die Auswahl brauchbarer Unterwasser- pflanzen für Aquarien ist sehr gering. Eine neue und schöne Unterwasserpflanze, die sich seit den 2 Jahren ihrer Einführung ausgezeichnet bewährt hat, ist die in vier Abbildungen Figur 1. Bacopa amplexicaulis (Mchx.), Weitst.' blühend. Originalaufnahme von H. Baum-Rostock. (Fig. 1 — 3,r 9) dargestellte Bacopa amplexicaulis (Mchx.) Weitst. Dieselbe wurde im Jahre 1906 von Herrn Matte aus Florida eingeführt und ist in den prächtigen Katalogen der ver- einigten Zierfischzüchtereien von Paul Matte und Bertha Kuhnt zu Conradshöhe als Sep- tilia carolinea oder Monniera cranulota bezeichnet worden. Die Veröffentlichung dieser Pflanze hat sich deswegen so lange verzögert, weil die- selbe nicht zum Blühen kommen wollte. In diesem Sommer erschienen endlich die kleinen, hellblauen Blumen, welche von einem ver- hältnismässig grossen Kelch umschlossen waren. Abbildung 1 zeigt drei blühende Zweige, bei welchen die Knospen und offenen Blumen sehr deutlich zu erkennen sind. Figur 2. Bacopa amplexicaulis (Mchx.), Weitst., einzelner Zweig. Originalaufnahme von H. Baum-Rostock. In ihrem Wuchse hat Bacopa amplexicaulis ebenso wie Ambulia und Ludwigia das Be- streben, ihre Zweige über den Wasserspiegel 2 H. Baum: Neue Wasserpflanzen. zu erheben; eine Blütenbildung findet aber viel seltener als bei Ambulia und Ludwigia statt. Da die Blüten der Bacopa nur klein und unscheinbar sind, so kann der Pfleger gern darauf verzichten; als besonders wert- voll erweist sich die Bacopa aber durch ihre Haltbarkeit als Unterwasserpflanze. Vermehrung gelingt aber leicht, wenn man die Pflanzen unterhalb der sich bildenden Seitentriebe zerschneidet und dann in eine kräftige, lehmhaltige Erde steckt. Abbildung 3 zeigt eine aus fünf einzelnen Zweigen zusammengestellte Pflanze, welche in dieser Zusammensetzung am besten wirkt. Figur 3. Bacopa amplexicaulis ( Mchx .), Wettst. Originalzeichnung von H. Baum-Rostock. Abbildung 2 stellt einen ausserordentlich stark entwickelten Zweig dar, der bei einer Wassertemperatur von 14 — 16° R. in einer grösseren Schale allein kultiviert wurde. Die Farbe der Blätter dieses Zweiges war infolge des etwas schattigen Standortes gelb- lich-grün, während die Blätter sonst dunkel- grün gefärbt sind. Das Wachstum der Bacopa ist ein mittleres, die Bewurzelung eine nicht zu reiche; die Die einzelnen Stengel verzweigen sich nur wenig, und darum ist es ratsam, die über das Wasser wachsenden Triebe zu kürzen und aufs neue zu stecken. Bacopa amplexicaulis gehört ebenso wie Ambulia zur Familie der Scrophulariaceen und kann, da sie sich auch im Winter bei 10 — 12° R. sehr gut hält, jedem Aquarien- freund auf das wärmste zur Anpflanzung empfohlen werden. H. Baum: Neue Wasserpflanzen. 3 Originalauf nähme von H. Baum-Rostock. Figur 4. Cryptocoryne Griffithii, Schott. Junge Pflanze. Originalaufnahme von H. Baum-Rostock. Figur 5. Cryptocoryne Griffithii , Schott. Blühende Pflanze. 4 H. Baum: Neue Wasserpflanzen. Unter den neueren Wasserpflanzen nehmen die seit zwei Jahren in Kultur befindlichen vier Cryptocorynen, zur Familie der Araceen gehörig, die erste Stelle ein. Es sind an- sehnliche Gewächse, von denen die beiden zuerst beschriebenen aus Malacca und die beiden letztgenannten aus Ceylon stammen und daher eine nicht zu niedrige Wasser- temperatur von etwa lb — 18 °R. beanspruchen. Sobald diese vorhanden ist, stellen die Pflanzen an den Pfleger keine besonderen Ansprüche, 6 cm breiten und 12 cm langen Blättern, wie sie auf Abbildung 5 zu sehen sind, ver- liert sich die wellenförmige Marmorierung oberseits als auch der rötliche Schein auf der Unterseite, so dass das Blatt späterhin auf beiden Seiten gleichmässig grün er- scheint. In der Entwickelung von Blüten (Abb. 6) zeigt sich Cryptocoryne Griffithii am dank- barsten. Die Länge der Blumen richtet sich nach der Höhe des Wasserstandes und da ein kräftiger Lehmboden, der am besten noch mit feingesiebter, gut verrotteter Komposterde versetzt wird, vollkommen zum kräftigen Wachstum genügt. Die Vermehrung geschieht durch Ausläufer, die sich besonders bei Cryptocoryne Griffithii in grosser Zahl ent- wickeln und nach dem Einpflanzen in kurzer Zeit schöne Pflanzen ergeben. Cryptocoryne Griffithii Schott kann besonders dem Liebhaber, der über heizbare Aquarien verfügt, empfohlen werden. Eine junge Pflanze, wie sie Abbildung 4 zeigt, entwickelt hellbraune Blätter, auf welchen sich eine dunkle, wellenförmige Zeichnung wirkungs- voll abhebt, die Unterseite der jungen Blätter ist rötlich gefärbt. Bei den älteren, etwa beträgt in den meisten Fällen etwa 12 — 18 cm, bei tieferem Wasserstande öffnet sich die Blume unter dem Wasserspiegel, jedoch findet dies nur in Ausnahmefällen statt, z. B. wenn der Wasserstand bei schon vorhandenen Knospen plötzlich erhöht wird. In diesem Falle bildet sich an der Oeffnung der Blume eine Luftblase, welche das Eindringen von Wasser in die Röhre verhindert. Eine weitere Schutzvorrichtung findet sich in der blasen- artigen Erweiterung am Grunde der Blüten- scheide, denn dort ist eine regenschirmartige Hülle angeheftet, welche die Staubgefässe vollkommen einhüllt, um dieselben gegen etwa eintretende Feuchtigkeit zu schützen. Die offene Blume entsendet einen schwachen H. Baum: Neue Wasserpflanzen. 5 unangenehmen Geruch, wie wir dies in ver- stärktem Masse auch von anderen Araceen, Z. B. Amorphophallus und Sauromatum, den so- genannten Trockenblühern, kennen. Der unangenehme Geruch hat wahrscheinlich den Zweck, um Fliegen und andere Insekten anzulocken, welche die Befruchtung des am in der Form der vorher beschriebenen Crypto- coryne fast vollkommen, nur die Färbung der Blume ist hier ein reines leuchtendes Hell- gelb. Die Blätter sind etwas kleiner, sie werden etwa 9 cm lang und cm breit. Auf den Blättern findet sich ebenfalls eine dunkle, wellenförmige Zeichnung, die Unter- Originalauf nähme von H. Baum-Rostock. Grunde der häutigen Röhre befindlichen Stempels bewirken sollen. Die Blume hat eine calla-ähnliche Form, die Färbung derselben ist eine dunkelrote und ausserdem ist die Oberfläche der Blume mit kleinen warzenartigen Erhöhungen besetzt. Ich sah Cryplocoryne Grißthii zuerst in dem Königlichen Botanischen Garten in Kew bei London; die nun folgende Art fand ich im Jahre 190(5 im Botanischen Garten zu Brüssel und erhielt von dort auch einige Pflanzen zugesandt. Cryplocoryne cordata Griff. (Abb. 7) ist der vorigen Art ziemlich ähnlich. Die Blume gleicht Figur 7. Cryptocoryne cordata, Griff. seite der Blätter ist jedoch bläulichrot ge- färbt, eine Andeutung dieser Färbung findet sich selbst noch an den ältesten Blättern. Während die beiden besprochenen Arten sehr leicht als Unterwasserpfianzen blühen, verlangt C'ryptocoryne Beckettii Thw , sowie auch die folgende Art, als Sumpfpflanze kultiviert zu werden, wenn man Blumen erzielen will. Da die rotbraunen Blumen dieser beiden letzten Arten aber wenig an- sehnlich sind, so tut man besser, diese beiden letzten Arten ebenfalls als Unterwasser- pflanzen zu behandeln. Gryptocoryne Beckettii Tino ., Abbildung 8, 9, 6 H. Baum: Neue Wasserpflanzen. Originalaufnahme von H. Baum-Rostock. Figur 8. Cryptocoryne Beckettii, Thw. Originalaufnahme von H. Braun-Rostock. Figur 9. Links: Cryptocoryne Beckettii, Thw. Rechts^Bacopaamplexicaulis ( Mchx .), Weitst, Kulturansichten. Dr. E. Jacob: Zur Geschichte der Laubfroschpflege. 7 wächst als solche allerdings am langsamsten, ist aber durch die auf beiden Seiten gleich- massig hellgrün gefärbten Blätter sehr charakteristisch und sofort von den übrigen Onyptocorynen herauszukennen. Die Blätter sind etwa 9 cm lang und D/2 — 13/4 cm breit. Die schönste der Cryptocorynen ist nach meiner Meinung Gryptocoryne Willisii, Abbil- dung 10. Die Blätter dieser Art erreichen eine Länge von 16 cm bei einer Breite von den meisten Lesern dieser Zeitschrift durch seine grossartigen Anlagen für Wasser- pflanzenkulturen bekannt sein wird. Zur Geschichte der Laubfroschpflege. Von Dr. E. Jacob. In seiner „Praxis der Terrarienkunde“, Magdeburg 1907, sagt Bade vom Laubfrosch: „Wann er zum ersten Male dazu brauchbar be- funden wurde, das Haus des Menschen zu teilen, Originalaufnahme von H. Braun-Rostock. 2 fast 3 cm. Die Blattränder sind gewellt und die jungen, hellbraunen Blätter mit einer auffallenden grünschwarzen Winkelzeichnung verziert. Diese Zeichnung, ebenso wie der bräunliche und rötliche Hauch auf den Blättern, verliert sich auch hier mit dem Aelterwerden derselben, so dass man Blätter aller Schattierungen an einer Pflanze findet. An den hellgrünen Blättern tritt die Nervatur noch mehr wie bei Gryptocoryne Grijjithii und cor data hervor. Im Botanischen Garten zu Dahlem bei Berlin sah ich im September dieses Jahres Gryptocoryne Beckettii und Willisii als Sumpf- pflanzen kultiviert und überzeugte mich da- selbst von der richtigen Benennung der Pflanzen. Ich erhielt diese beiden Arten von Herrn Henkel in Darmstadt, welcher Figur 10. Cryptocoryne Willisii, Engl. meldet uns leider keine Aufzeichnung; jeden- falls liegt aber dieser Zeitpunkt weit, weit hinaus. Man wird wohl nicht fehl geben, wenn mau annimmt, dass zuerst ein einfacher Landwirt, der mit offenen Augen die Vorgänge in der freien Natur beobachtete, den Grünrock als Wetterverkünder in seine Dienste stellte.“ Diese Vermutungen entsprechen den Tat- sachen, soweit sie sich literarisch verfolgen lassen, nicht. Vielleicht interessiert es einzelne Leser, von nachfolgenden Notizen, die ich vor Jahren zusammengestellt habe, Kenntnis zu nehmen. Zunächst soll betont werden, dass der Laub- frosch seit jeher als Wetterprophet galt. — „Das Erscheinen einer Salamander genannten Eidechse zeigt Regen an, und der grüne Frosch, der auf dem Baume quakt“ (Altgriechisch). 8 Dr. E. Jacob: Zur Geschichte der Laubfroschpflege. Auch das Mittelalter weiss, dass die Stimme des Ranunculus viridis1) schlechtes Wetter ver- kündet: „Diese Fröschen sind lang uns wohl- bekannt, ist das allerkleinest und allergrünest geschlächt .... so sy auf den boeumen oder sonst jr geschrei fürend, bedeutend sy einen künftigen ragen“ (aus Cour. Forers Thierbuch, Zürich 1563, der abgekürzten und vielfach um- geänderten Deutschen Ausgabe der grossen zoo- logischen Encyklopädie Gesners 1554). Ver- wendung findet der Laubfrosch während des 16. und 17. Jahrhunderts nur in der Medizin: Froschöl und Froschpulver werden nach Gale- nischer Vorschrift aus ihm bereitet; Fieberkranke müssen ihn in den Händen halten; das Blut dient als Enthaarungsmittel wie das Molchöl, der „Saft“ oder das „Fett“ zum Bestreichen des Zahnfleischs vor dem Zahnziehen. Eine besonders unappetitliche Methode, den Husten zu vertreiben, erwähnt Rondelet, dessen berühmtes Fischhuch (1554) einen Abschnitt de palustribus u. dgl. enthält. Man sieht, dass es sich durch- weg um Sympathiekuren handelt, und kann sich von dem Zusammenhänge überzeugen, der zwischen der griechischen Naturgeschichte, der ärztlichen Praxis im Reformationszeitalter und dem Volksglauben späterer Zeiten besteht. Auch die wunderliche „lokale Anästhesierung“ bei Zahnextraktionen beruht nach Jacobaeus auf der Annahme, dass Rinder, die zufällig auf der Weide den calamites zwischen die Zähne be- kommen, diese verlieren; wenn sie ihn aber verschlucken, müssen sie zerplatzen. Der eben erwähnte Kopenhagener Professor beruft sich hei der Vorführung des „Haselfroschs“ in seinen Observationes de ranis et lacertis 1686 auf Paracelsus und den Rothenburger Humanisten Libarius, dessen systematische Ein- teilung der Batrachier in „scheussliche“ und „liebliche“ wir durch Leydig kennen; von seiner Stimme und von der Abhängigkeit vom Wetter weiss er nichts. Er hielt als Material für ana- tomische Studien Grasfrösche in Gläsern mit etwas Wasser, ohne sie zu füttern, und da sie nach Jahresfrist noch nicht verhungert waren, meinte er, sie müssten doch wohl auf eine 1) Auch „Grüner Waldfrosch“, Rubeta viriclissima, Rana frondea, Calamites , Dryopetes. Calamites ist zunächst das junge Tier, direkt nach der Metamorphose, das sich an Tümpeln und auf Wiesen findet, Rohr- frosch, Ranette , sehr klein und schwach, von licht- grüner Farbe und stumm, im Gegensatz zum Dryopetes. dem quakenden Baumsteiger, arborem scandens et ex < n vociferans. chemisch nicht zu ermittelnde Weise von Luft und Wasser leben können. Die allgemein verbreitete, auch von sonst vorurteilsfreien Gelehrten vertretene Ansicht, der Laubfrosch sei ein giftiges Tier, deutet schon an, dass niemand daran dachte, ihn zum Zimmergenossen zu wählen; denkbar wäre viel- leicht, dass die Apotheker ihn vorrätig hielten, wie jetzt noch die Blutegel. Da erschien eines Tages in der Zeitschrift der Leopoldinischen Akademie der Naturforscher (Acad. Caes. L. C. nat. curios. ephemerides s. miscellanea medico-physica Dec. II an. 6. Nürn- berg 1688 pag. 320) eine Abhandlung „De ranunculo viridi arboreo“. Der Verfasser, Gott- fried Schultze, beklagt zunächst die Vernach- lässigung der Tierbiologie; man sei auf Bauern, Förster, Fischer und allerhand ungebildete Leute angewiesen, die in abergläubischen Vorstellungen befangen sind und noch dazu absichtlich lügen und faseln. Wertvoll seien allein die Ergeb- nisse exakter Beobachtungen, wie solche etwa ein Chirurgus in Breslau, Namens „G. S.“ am grünen Baumfröschchen angestellt habe. Dieser historisch berühmte Laubfrosch hat volle acht Jahre lang intra vitrum cylindriforme (ad condita officinalia) reticulo tectum, also in einer Apothekerbüchse oder einem Zuckerglase, das mit einem Netzchen geschlossen wurde, gelebt. Im Sommer wurde der Behälter mit frischem Grase versorgt, im Winter kam er in die geheizte Badestube und der Insasse musste sich mit etwas feuchtem Heu begnügen. Man ring ihm Fliegen, die er geschickt durch Weg- schnappen zu erwischen wusste; im Winter gab es wenig zu fressen, etwa jeden dritten oder vierten Tag eine Mücke; darum magerte er ab und verlor an Ansehen, verfiel aber nicht in Lethargie und war jederzeit bereit, Nahrung anzunehmen. Leider verhungerte er gegen Ende des achten Winters, da es zuletzt ganz unmöglich war, Futter zu beschaffen. Nur beiläufig wird be- richtet, dass er ab und zu, wenn Regen drohte, quakte; das Interesse richtete sich in erster Linie auf das Ausbleiben des Winterschlafs. Denn es lag dem Verfasser daran, in Beziehung zum Verhalten der Frösche „in warmen Quellen“ zu beweisen, dass der Winterschlaf nichts orga- nisch bedingtes sei, sondern zufällige Folge von Hunger und Kälte. Zum Schlüsse wird be- merkt, dass der Laubfrosch bei einzelnen Kennern als giftig gelte, wenn auch „mitiore gradu“ ; etwas bestimmtes lasse sich vorläufig darüber nicht sagen. Dr. E. Jacob: Zur Geschichte der Laubfroschpflege. 9 Diese Mitteilungen haben damals anscheinend als etwas neues und ungewöhnliches Aufsehen er- regt. J. Ray, der das Geschrei der ihm von seinen Reisen in Deutschland her wohlbekannten Laubfrösche den Vogelstimmen vergleicht, hat sie auszugsweise in seine Synopsis quadrup. anim. London 1693 übernommen und damit weiteren Kreisen zugänglich gemacht. Aber eine Neigung zur Haltung des Tieres entwickelte sich zunächst nicht. Der Richtung der Augen- und Gemütsergötzung an den Naturobjekten blieb die Freude am lebenden Tiere fern — sie wollte durch das Studium des Baues, der Entwickelung usw. zur Bewunderung und An- betung führen. Auf Rösel v. Rosenhofs Tafeln (Natürliche Geschichte der Frösche, Nürnberg 1751) sieht man zwar den Laubfrosch am Glase haften, aber der Text kennt die Pflege im Sinne der Liebhaberei nicht. Lacepedes Histoire naturelle des quadrupedes ovipaires 1788 (über- setzt und mit Zusätzen versehen von dem Came- ralisten und ausgezeichneten Beobachter Bech- stein, Weimar 1800) erwähnt allerdings, dass man das Tier recht gut im Zimmer halten könne, wenn man nur für Nahrung und Wärme sorge; aber der Zusatz deutet auf den Zusammenhang mit der vorhin angezeigten Breslauer Geschichte. Trotzdem muss angenommen werden, dass sich die Sitte, Laubfrösche als Wetterpropheten im Hause zu haben, in Deutschland in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts eingebürgert hat, und zwar direkt und anscheinend unvermittelt als plötzlich auftauchendes allgemeineres Diver- tissement. Gleichzeitig ist offenbar die stereo- type Ausstattung der engen Gläser mit Wasser und einem hölzernen Leiterchen aufgekommen (wohl weil man die Tiere im Frühjahre bald im Wasser, bald am Ufer von Teichen und Tüm- peln fing) und damit als späte, sekundäre Um- gestaltung der uralten ursprünglichen Annahme die Ueberzeugung, dass das Kriterium derWetter- prognose nicht im Schreien, sondern im Wechsel des Aufenthalts zwischen Wasser und Land liegt. Man vergleiche darüber Joh. Aug. Ephraim Goetze, Nützliches Allerl ey aus der Natur und dem gemeinen Leben, Leipzig III, 1786, pag. 1 — 33 (Etwas zur Naturgeschichte des Laubfroschs): „Dieses angenehme Tierchen ist erst seit 10 oder 15 Jahren, wo es einmal so lange ist, der Liebling der Menschen geworden. Vor dreissig Jahren war es wohl nicht dem Naturforscher, wohl aber dem Menschen fast unbekannt. Niemand achtete es. Jetzt ver- gnügt sich alles an ihm in seinem Glase. Die empfindsamsten Frauenzimmer beobachten es gern. In Städten und Dörfern, wo es zu Hause ist, findet man unter allen Ständen Leute, die ein, oder ein Paar, im Glase haben. Kommt der Gärtner, der Landmann, der Oekonom, der Kaufmann von seinen Ge- schäften zurück, geht er zu seinem Laubfrosch und fängt ihm eine Fliege. So unbedeutend dieses Tierchen auch zu sein scheint, so nütz- lich ist es doch in mancher Absicht. Dem Landmann vielleicht nützlicher als der Dame, die es nur zum Zeitvertreib im Glase hat, um die Reihe mitzuhalten und als eine Natur- kennerin bewundert zu werden. Der Land- mann hat daran ein lebendiges Wetterglas. Denn es trifft richtig ein: badet sich der Laubfrosch unten im Wasser, so regnet es, verweilt er darin, so hält es an. Steigt er wieder auf die Leiter oder klebt sich ans Glas, so Avird es gut Wetter. Das Schreyen der Männchen bedeutet nicht sowohl Regen- wetter als trockne und beständige Witterung. Die Geschicklichkeit, mit welcher der Laub- frosch nach den ihm ins Glas gesetzten Fliegen springt, macht der Bauernfamilie oft grösseres Vergnügen als manche Herren und Damen auf einem illuminierten Redouten saale kaum finden möchten. Ich habe Landkinder ganze Stunden vor dem Glase stehen und den Frosch beobachten gesehen. So lernen dergleichen Leute bey diesen Thierchen auf die weise und wunderbare Art aufmerksam sein, wie es der liebe Gott eingerichtet hat, dass es seine Nahrung sucht, wie es aber auch nicht stirbt, wenn es im Winter gar nichts bekommt. Ich vermuthe, dass es von dem Schleime, der sich unten im Glase gesammelt hat, etwas zu sich nimmt, wenn es bei Veränderungen des Wetters ins Wasser geht etc. etc.“ Die ausführliche Abhandlung des Quedlin- burger Pfarrers und bekannten Naturhistorikers enthält zahlreiche vortreffliche Beobachtungen und Erfahrungen, die man trotz des absichtlich naiv gehaltenen Stils, in dem alle diese „artigen Dinge“ besprochen werden, mit besonderem Vergnügen liest, so die Bemerkung, dass die Laubfrösche anfangen zu schreien, wenn man durch Anstreichen einer stumpfen Feile an Metall, oder eines Messerrückens an einen Stein- gutteller „ihren Ton trifft“, daneben natürlich allerhand irrige Auffassungen (z. B. des Farben- wechsels). Ich übergehe das alles, da es nicht zum thema probandum gehört, und füge nur noch bei, dass die nächsten Kapitel Anleitung 10 Kleine Mitteilungen. zur künstlichen Fliegenzucht im Winter gehen. Ich weiss nicht, ob einzelne der gemeinnützigen Naturgeschichten, die so zahlreich um die Jahr- hundertwende vorliegen, Nachrichten über die neue Mode des Vergnügens am Laubfrösche enthalten; bei denen, die ich verglichen habe, ist es nicht der Fall. Ich sage ausdrücklich „Mode“, denn mit Naturliebe im wahren Sinne hatte ja wahrscheinlich die ganze Tendenz zu- nächst nichts zu tun. So ist aus kürzlich ver- öffentlichten Tagebüchern bekannt geworden, dass auch die österreichische Prinzessin, die später die zweite Frau Napoleons wurde, ihren Laubfrosch als köstlichstes Kleinod verehrte und höher schätzte als alles andere. Mithin ist als sicher hinzustellen, dass der Brauch, Laubfrösche als Wetterpropheten im Zimmer zu halten, als allgemein verbreitete Gewohnheit noch nicht hundertundfünfzig Jahre alt ist. Kleine Mitteilungen. Zur Nomenklatur der Panchax Varietäten. Der Leser erschaudere nicht schon bei der Lek- türe der Ueberschrift. Es ist nicht die Frage der Berechtigung der von mir seinerzeit1) gegebenen Be- nennungen einer der schönsten Farbenvarietäten unseres gewöhnlichen blauen Zahnkarpfens, die ich hier wieder aufrollen will. Denn diese wird erst spruchreif sein, wenn wieder neue Importe der be- treffenden Varietäten zu uns gelangt sein werden und diesmal nicht Berufszüchter in grossen Züchte- reien, sondern der ernstlich vorwärtsstrebende Lieb- haberzüchter unter strengster Absonderung der ver- schiedenen Farbenspielarten deren Weiterzüchtung übernimmt. Ich hege die stille Hoffnung, dass Herr Paul Arnold, dessen hervorragende Betätigung auf dem Gebiete der biologischen Erforschung der eigebärenden Zahnkarpfen in jüngster Zeit gewiss allen Liebhabern exotischer Fische aufgefallen ist, uns eines schönen Tages einmal mit der endgültigen experimentellen Lösung dieser Frage überraschen wird. Heute ist es vielmehr ein kurzer Bericht aus der Feder eines Wiener Herrn, der mich veranlasst, einige Worte zur Nomenklatur der Pancliax- Varie- täten zu sagen: die kleine Mitteilung des Herrn Georg Kuda2) über „Haplochilus panchax var. dayi“. Herr Ru da wird es mir nicht übelnehmen, wenn ich bei aller Anerkennung seiner Verdienste um unsere Liebhaberei hier an ihn die Bitte richte, künftig in Nomenklaturfragen etwas vorsichtiger zu sein, eine Bitte, die ich auch noch an manchen anderen schrift- stellernden Liebhaber, namentlich aber an viele Vereine, soweit ihre Berichte in Frage kommen, richten könnte und möchte. Denn in unser aller Interesse muss es liegen, dass, was Nomenklatur anbelangt, völlige Klarheit und Einigkeit herrscht. Wenn nämlich ein Verein einen Fisch so, der andere so nennt, so werden natürlich auch die Züchtereien sich bald für diesen, bald für jenen Namen entscheiden, und das Resultat ist schliesslich, dass Liebhaber, die gern die Arten einer Gattung, soweit importiert, voll- zählig besitzen möchten, auf ihre Bestellungen bei verschiedenen Firmen die eine oder andere Art zwei- und mehrere Male erhalten. 1) Blätter für Aquarien- und Terrarienkunde 1906, S. 387 ff. 2) Ebenda, 1908, S. 672. Eine Art oder Varietät: Haplochilus panchax var. dayi kann es überhaupt nicht geben und ist, wie ich besonders betonen möchte, trotz der Berufung des Herrn Ruda auf mich, nirgends von mir erwähnt oder aufgestellt worden. Die Bezeichnung einer Panchax- Varietät mit „var. dayi“ ist nämlich deshalb unzulässig, weil bereits eine Haplochilus - Art gleichen Namens, Haplochilus dayi Steindachner, zu Recht besteht. Ich nehme an, dass Herr Ruda in seinen Fischen eine von mir an der Stelle, auf die er sich beruft, erwähnte Varietät, die Day in seinem Werke „Fishes of India“ beschrieben hat, wieder zu erkennen geglaubt hat und ihr daher der Kürze wegen, ohne sich im Augenblick des Be- denklichen einer solchen Bezeichnung bewusst zu werden, den Namen ,, Haplochilus panchax var. dayi“ gegeben hat. Um so mehr, da er keine Autorangabe dahinter gesetzt hat. Da ich die Fische des Herrn Ruda nicht gesehen habe und die Beschreibung, die er von ihnen gibt, zu einer sicheren Identifizierung nicht ausreicht, kann ich mit ihm nicht darüber rechten, ob die von ihm gepflegten Haplochilus panchax wirk- lich genau die von Day beschriebene Abart von Lind Hills und Cutch darstellen. Dass die anda- manische Varietät, die Day gleichfalls ohne be- sondere Benennung anführt, in Frage komme, ist schon mit Rücksicht auf unsere Importverhältnisse und Importwege gänzlich ausgeschlossen. Wenn aber auch eine Art Haplochilus dayi nicht existierte, so würde schon die Tatsache, dass Day mehrere verschiedene Abarten des Haplochilus panchax ohne besondere Namenbezeichnung beschreibt, die Benennung einer der Varietäten als „var. dayi “ als recht unglücklich gewählt erscheinen lassen. Wahrscheinlich wird es sich bei den Fischen des Herrn Ruda um eine der undefinierbaren Farben- spielarten handeln, wie sie massenhaft gezüchtet und angeboten worden sind, eine Tatsache, die natürlich der Schönheit aller dieser Spielarten keinen Abbruch tut und sie keineswegs weniger zur Haltung itnd Zucht durch Liebhaber empfehlenswert macht als seltenere, teurere Fische. Ausdrücklich möchte ich aber fest- stellen, dass die Art Haplochilus dayi Steindachner, wie oft sie von den verschiedenen Züchtereien und Händlern angeboten, wie oft sie im guten Glauben an die richtige Definition in Vereinsberichten genannt worden ist, mir noch nie unter die Hände ge- kommen ist. Bei allen Nachfragen und Be- zügen auf die verschiedenen Angebote hin handelte es sich stets um mehr oder minder typische Haplochilus panchax (Ham.- Buch) oder um Farbenspielarten davon. Ich habe das auch des öfteren betont und kann nur hinzufügen, dass es mir auch in der Zwischenzeit nicht gelungen ist, eines lebenden Haplochilus dayi habhaft zu werden. Um die verkehrte Bezeichnung von Haplochilus panchax- Varietäten mit Haplochilus dayi ein für allemal aus- zurotten, stelle ich nachstehend die für den Laien auf- fallendsten Unterscheidungsmerkmale nebeneinander: Haplochilus panchax und seine sämtlichen Varietäten Haplochilus dayi Stdr. Körper- farbe : Einfarbig oder höch- stens mit dichtstehen- den dunkleren Flecken auf jeder Schuppen wurzel. Nie ganz einfarbig, gewöhnlich und namentlich die Weib- chen mit 6 — 8 dunk- len Querstreifen auf den Seiten. Bauch- flossen: Bei beiden Geschlech- tern ziemlich stumpf, nie die ersten Strah- len in eine Spitze ausgezogen. Bei beiden Geschlech- tern spitz, mindestens aber beim Männchen in eine lange Spitze ausgezogen (wie bei H. sexfasciatus). Literaturbericht. 11 Haplochilus dayi Steindachner sieht also, was Form und Zeichnung anbelangt, fast genau so aus wie der bekannte Raploclülus spilargyreus var. sexfasciatus, den der Leser im Jahrgang 1906 dieser Zeitschrift abge- bildet findet. Nur in der Färbung weicht er ab und sieht mehr dem Haplochilus panchax ähnlich, wenigstens in Sprit; denn auch diese Art hat Steindachner nur als Spritexemplare vor sich gehabt, wie Day die Mehrzahl der von ihm in Indien beschriebenen in dischen Fische. Eine Verwechselung der beiden Arten Haplochilus panchax ( Ham.- Buch .) und Haplo- chilus dayi Steindachner ist demnach wohl selbst für den Laien gänzlich ausgeschlossen. Man möge sich nun endlich dazu bequemen, den Missbrauch der Bezeichnung von Pawc//ax-Varietäten mit „ Haplochilus dayi“ abzustellen und sie künftig, bevor man über sie Genaueres weiss, schlechthin mit Haplochilus panchax var.?, vielleicht noch unter Zufügung einer Farbenangabe, wie es Arnold bei seinen westafrika- nischen Fundulus (pdaris-Varietäten getan, benennen. W. Köhler. Sterilisierung des Wassers am Hahne selbst. In vielen Häusern in Paris und bereits auch in Amerika vielfach eingeführt ist ein Verfahren, das Trinkwasser direkt am Hahne zu sterilisieren. Das Verfahren beruht auf der sterilisierenden Eigenschaft des Ozons. Kurz vor dem Abzugshahn wird an der Wasser- leitung ein Ozonapparat eingeschaltet, der einen hindurchstreichenden Luftstrom mit Ozon schwängert. Die so ozonhaltig gemachte Luft tritt in ein bim- förmiges Gefäss ein, in das auch das Wasser, durch den eigenen Druck hineingespritzt wird. In diesem feinverteilten Zustande mischt sich das Wasser innig mit der ozonhaltigen Luft, und der Ozon oxydiert bezw. vernichtet dabei alle Krankheitskeime. (Ausser- dem verleiht die Ozonisierung des Wassers demselben einen sehr angenehmen, erfrischenden Geschmack.) Die Betriebskosten, der Verbrauch an elektrischem Strom sind nur gering. Für die Aquariumpflege kann das Verfahren mit Rücksicht auf die dabei zu- gleich stattfindende Durchlüftung von Bedeutung werden. J. Bett & Co., Berlin SW 48. Gebrauchsmuster-Eintragungen. 45 h. 355615. Fischfassdeckel mit Hebelverschluss. P. Schober u. P. Wolff, Linderode. 19.9.08. Sch. 29803. 47 g. 355 627. Regulierhahn zur Durchlüftung von Aquarien. Adolph Dietrich, Berlin, Schliemann- strasse 14. 24. 9. 08. D. 14 894. in Warmwasserbehältern einiger Gewächshäuser be- obachtet worden, und man konnte, da ihr Auftreten stets mit der Anwesenheit von Victoria regia zu- sammenhing, nur vermuten, dass die Meduse mit der Victoria aus Westindien in die Gewächshäuser ein- geschleppt worden sei. Die Richtigkeit dieses Schlusses vorausgesetzt, hätten wir hier wieder ein Beispiel der sonderbaren Erscheinung, dass eine Tier- gattung nur an zwei entgegengesetzten Punkten der Erde vorkommt. Immerhin aber ist es möglich, dass die chinesische Species auch noch in anderen Flüssen und Seen von Asien vorkommt, doch werden hierüber erst spätere Forschungen sicheren Aufschluss geben können. An sich wäre das Vorkommen in anderen asiatischen Flüssen und Seen keineswegs unwahr- scheinlich, ist doch die afrikanische Süsswassermeduse Limnocodia nicht nur aus dem Tanganika bekannt, sondern wurde später auch im Victoria Nyanza und im Niger-Flusse gefunden. Die hier beigefügte, nach dem Originalbilde gezeichnete Abbildung zeigt die neue Meduse in dreifacher Vergrösserung. Derartige Funde einzelner Vertreter von Tier- gattungen im Süsswasser, die sonst eigentlich nur im Süsswassermeduse. Limnocodium Kavaii n. sp. Vergr. 1 : 3. (Nach Oka.) Jh Literaturbericht. &L- Eine neue Süsswassermeduse aus China, beschreibt Dr. Asajiro Oka in „Annotationes Zoologicae Japonenses, Vol. VI, Part. III, Tokyo.“ Der Kapitän eines Jantsekiang-Dampfers, ein Herr Kawai, sammelte im April 1907 10 Exem- plare der neuen Süsswassermeduse in der Nähe von I-tshang, Provinz Hupe, einer Gegend, die etwa 1000 Seemeilen von der Mündung des Jantsekiang entfernt liegt. Obwohl zahlreiche Fahrzeuge jahraus, jahrein den Fundplatz befahren, war die Meduse bisher noch nicht aufgefunden worden, was seine Erklärung vielleicht darin findet, dass das Wasser dort, wie ja in China gewöhnlich in allen grösseren Flüssen, ganz ausserordentlich trüb ist. Die neuere Untersuchung ergab, dass die neue Meduse in allen wesentlichen Merkmalen mit dem Genus Limnocodium überein stimmt, jedoch von dessen bisher allein be- kanntem Vertreter L. sowerhii erheblich ab weicht. Verfasser betrachtete sie daher als neue Species der Gattung und nannte sie nach dem Entdecker Limnocodium Kavaii. Besonderes Interesse bietet die Entdeckung' dieser Species im Jantsekiang in zoogeo- graphischer Hinsicht, da hier zum ersten Male dieses Genus in seinem natürlichen Wohnorte aufgefunden wurde. Limnocodium sowerhii ist bisher nämlich nur Meere Vorkommen, rücken wieder die Frage nach der Herkunft unserer Süsswasserbewohner in den Vorder- grund, und tatsächlich hat sich die Wissenschaft auch schon öfter mit der Lösung dieses Problems beschäftigt. In einer Sitzung der Kgl Akademie von Belgien wurde z. B. ein Vortrag von Paul Pel- seneer gehalten über das Thema: „L’origine des animaux d’eau douce.“ Pelseneer beschäftigt sich in einem kleinen, in der Wimereux (Pas de Calais) gelegenen Laboratorium, Meerestiere, bezw. deren Larven und Eier allmählich in immer aus- gesüssteres Wasser einzugewöhnen. Hierbei erwähnt er übrigens nebenbei, dass ihn ein nicht fachlich vorgebildeter Besucher eines Tages kopfschüttelnd fragte, wozu denn eigentlich alle derartigen Versuche dienen sollten. Derartige Fragen werden von Laien fast immer gestellt, wenn sie einmal Gelegenheit haben, sich ein zoologisches Laboratorium anzusehen. Staunend nehmen die Besucher unserer zoologischen Museen Kenntnis von der Mannigfaltigkeit der Tier- formen, immer aber taucht dann die Frage auf: ja, wozu macht Ihr das eigentlich alles? Wem nützt Ihr damit? Und die weitaus meisten halten nach dem Besuch der zoologischen Museen die Fachzoologen noch mehr als vorher für etwas „sonderbare Schwärmer“. Also Herr Pelseneer wollte einen neuen Beweis für die ja eigentlich schon bekannte Lehre bringen, dass die Bewohner des süssen Wassers Nachkommen mariner Ahnen sind. Seine Experimente haben schliesslich ge- 12 Uebersiclit der Materien. — Nachrichten des Herausgebers. — Vereins-Nachrichten. zeigt, dass sich von allen Meeresbewohnern am ehesten noch diejenigen Formen an ausgesüssteres Wasser ge- wöhnen lassen, die an der Grenze des Ausgleiches von Ebbe und Flut leben ; diese Tiere, bezw. deren Eier und Larven vertragen eine Aussüssung bis zur Hälfte, d. h. man kann dem Seewasser das gleiche Quantum Süsswasser beifügen, ja, mitunter vertrugen Larven sogar: das doppelte und gar dreifache Quantum. Wenn wir nun bedenken, wie weit hinein sich in grösseren Strömen der Einfluss des Meeres (der Flut) bemerk- bar macht (250 km im Ganges, 350 km im Mö Kong, 800 km im Yang-tse-Kiang und annähernd 1000 km im Amazonenstrom), so haben wir schon die Erklärung für das allmähliche Eindringen gewisser mariner Formen in das Süsswasser. Eine Erklärung, die sich leicht auch für das Auftreten der oben erwähnten neuen Süsswassermeduse verwenden lässt. ' E. Sc -Breslau. in Aufsätzen und Mitteilungen vorliegender Nummer: — (* = abgebildet) — Sumpfaquarium: Bacopa amplexicaidis (Mchx.) Wettst* Cryptocoryne Griffithii, Schott* Cryptocoryne Beckettii, Thw* Cryptocoryne Willisii, 'Enal.* Cryptocoryne cor data, Griff* S 1-7. Süsswasseraquarium: Haplochilus panchax(Ham. Buch.). Haplochilus dayi , Steincl. S. 10 — 11. Süsswasser- meduse ( Limnocodium Kavaii).* Terrarium und Geschichte der Terrariumkunde : Laub- frosch (JH yla arhorea , L.). S. 7 — 10. Pflanzen: Bacopa und Cryptocoryne div. spec* Tiere: Hyla, Haplochilus, Limnocodium*. Technik: Sterilisierung, Gebrauchsmustereintragungen. Nachrichten des Herausgebers. j|] Eingegangene Beiträge: K. B. i. F. „Forellen- barsch“, L. Sch. i. C. „Chironomus“, W. K. i. T. Mehrere Artikel über Seewasseraqu.; E. N. und W. Sch. i. D. : Artikel eingetroffen, aber noch nicht gelesen; R. R. i. M. Erbitte Krankengesch. mit nochmal. Phot, des Tieres in gleicher Stellung u. Grösse wie S. 743, Nr. 51, Cino- sternum mit Text; S. M. i. A. „Wie ich . . . einrichte“, — gewiss wird Seewasser-Nr. ebenso wie Schildkröten-Nr. ! Berichtigung. In Tabelle 3, S. 763 meines Aufsatzes „Schild- krötenzucht“ ist mir ein störendes Versehen unter- laufen, welches die Leser aber wohl schon selbst im berichtigenden Sinne erkannt haben werden : Von den Daten der ersten Kolumne sind natürlich nicht alle, sondern nur diejenigen des Jahres 1904 „Datum des Auskriechens“, und zwar bezieht sich 5. X. auf Clemmys, 29. IX. auf Emys, 30. IX. auf Testudo. Die Daten der Jahre 1905 — 1908 sind lediglich solche, an denen die 1904 ausgekrochenen Tiere wieder gemessen wurden. Paul Kämmerer. Für die Schriftleitung verantwortlich: Fritz Lehmann in Stuttgart. Ä^VEREINS-^W^T Kl A r UDirUTTKI Unter alleiniger V erantwortung der Herren Ein- ISI#\L rl ii 1 L H 1 tnlM sender. „Wasserrose“, Verein für Aquarien- und Terrarien- kunde, Dresden. Vereinslokal: Restaurant „Victoria- haus“, Seestrasse. Versammlung jeden 1. und 3. Sonn- abend im Monat, an den dazwischenliegenden Sonn- abenden zwanglose Zusammenkünfte. Briefadresse: Paul Lehnert, I. Vorsitzender, Dresden-A. 16, Win- tergartenstrasse 57. Versammlung vom 7. November 1908. Aufgenommen wurden die Herren Dipl.-Ingenieur Ad. Markus, Chemiker, Dresden, und Otto Findeisen, Grenzaufseher, Wernitzgrün i. Vgtl. Herr Riedner stiftet für die nächste Versammlung 15 Paare Girar- dinus reticulatus. Infolge der plötzlich eingetretenen Kälte nach der vorangegangenen, fast sommerlich warmen Witterung sind genanntem Herrn eine grosse Anzahl Fische eingegangen. Am widerstandsfähigsten erwiesen sich Tetragonopterus rubropictus. Verluste aus gleicher Ursache werden noch von einigen anderen Herren angemeldet. Herr Renz hat abermals zwei Bruten Bdta rubra von seinen beiden Zuchtpaaren erhalten, die Jungen sind bereits ausgeschlüpft. Ge- legentlich dieser Mitteilung kommt Herr Renz auch auf die Beobachtung zu sprechen, dass das Männchen des Kampffisches nach erfolgter Umschlingung des Weibchens diesem sehr häufig die austretenden Eier bereits von der Legeröhre ab und ins Maul nimmt. Wie mag hier die Befruchtung dieser Eier vor sich gehen? In seinem trefflichen Aufsatz „Ueber Zucht und Pflege von Betta pugnax ( Cantor ) vor. tri- fasciata Bl.u in den Nrn. 23 — 25 der „W.“, Jahrg. 1907, kommt unser verstorbenes Mitglied Pittrich auf diese Tatsache zu sprechen, indem er S. 297 ausführt: „ — — — um die Eier, welche nun aus der Lege- röhre des Weibchens austreten und herabsinken, mit dem Maule aufzufangen. Dauert das Fallen ihm (dem Männchen, d. Schrift!) zu lange, so entnimmt es die- selben oft im Augenblick des Austretens der Lege- röhre.“ Soweit Pittrich. Diese Tatsache ist eigentlich bisher noch viel zu wenig erörtert worden, es wäre höchst wünschenswert, dass über den Befruchtungs- vorgang Wissenschaft und Praxis einmal genaue Untersuchungen anstellen möchten. — Eine eigentüm- liche Krankheit unter lebendgebärenden Kärpflingen macht sich seit zirka einem Jahre bei verschiedenen hiesigen Liebhabern bemerkbar. Herr Fliessbach teilt darüber mit, dass an der Schwanzwurzel des be- troffenen Fisches eine Geschwulst auftritt, die sich zunächst durch einen weisslichen Schein bemerkbar macht. Nach und nach verdichtet sich dieser zu einer sichtbaren Geschwulst, die bis zur Hälfte der Schwanzflosse einnimmt, am Schwanzstiel aber eine seitliche Wucherung erzeugt. Den betroffenen Fischen scheint dieser Zustand kein Unbehagen zu ver- ursachen, denn die Fresslust ist immer rege, auch befruchten die Männchen die Weibchen ganz wie im normalen Zustand. Nach längerem Bestehen der Wucherungen färbt sich dieselbe dunkler, sie nimmt einen fast schwärzlichen Schein an. Bäder in ver- schiedenen Lösungen haben bisher weder Erfolg noch überhaupt Einfluss auf das Gebilde gehabt. P. Engmann, Schriftführer. „Wasserstern“, Verein für biologische Aquarien- und Terrarienkunde, e. V., Augsburg. Vereinslokal: Hotel Schnapperbräu. Sitzungen jeden 2. u. 4. Sams- tag im Monat. Briefadresse: K. Riedel, Gossenbrot- strasse 2. Am 22. August hält Herr Dreher den zweiten Teil seines Vortrages „Streifzüge durch die Botanik unter spezieller Berücksichtigung der Aquarienpflanzen“. Nur ganz auszugsweise sei einiges des 1 V* ständigen Vor- trages wiedergegeben, um unseren auswärtigen Mit- V ereins-Nachrichten. 13 gliedern wenigstens ein Gerippe des Ausgefiilirten zu geben. Zuvor beginnt Redner seine im ersten Teile gebrachten Ausführungen, welche die Zelle behandelten, zu rekapitulieren (siehe letztveröffentlichten Vereins- bericht), um denjenigen Mitgliedern, welche diesen Teil nicht gehört haben, das Verständnis des zweiten Teiles, die Umbildung der Zellen zu Geweben, zu er- möglichen. Ausgehend von dem einheitlichen Grundprinzipe, dass alle Pflanzenindividuen ihren Ursprung in einem einzelligen Anfangsstadium haben, erfahren wir, dass unter den niederen Pflanzen eine Anzahl von Arten bekannt sind, deren Vegetationskörper, d h. derjenige Teil des Ptianzengewebes, durch dessen Wachstum ein beständiger Längenzuwachs bedingt ist, während der ganzen Lebenszeit aus einer einzigen Zelle besteht, dass jedoch bei den meisten Pflanzen mehrere, oft sehr viele Zellen am Aufbau des Vegetationskörpers beteiligt sind, welche durch Zellteilung aus der einen Anfangs- zeile hervorgegangen sind, wodurch Zellfäden, Zellflächen und Zellkörper entstehen. Nach Besprechung von Wesen und Bedeutung der Scheitelzelle — die un- begrenzte Teilbarkeit kommt nur einer einzigen Zelle zu — , des Binde- oder Teilungsgewebes (Me- ristem) — die Gewebebildung geht am Vegetations- punkte von einer Gruppe von Zellen aus — und der Formbestandteile: Parenchym, Prosenchym, Coll- enchym, Steinzellen, Gefässe, Siebröhren, Milchröhren unter Einschluss der Intercellularräume, wurde ein- gehend behandelt die Vereinigung dieser Bestandteile zu Gewebesystemen: das Hautgewebe, das Grundge- webe, die Gefässbündel. Das Hautgewebe: Dasselbe überzieht äusserlich alle Teile des Pflanzenkörpers und ist durch diese Lage und das Vorkommen verkorkter Zellwände oder Wandteile charakterisiert; hierher ge- hört jene einfache Schichte von Zellen, welche eine teilweise verkorkte Aussenwand besitzt und die man als Hautschicht oder Epidermis bezeichnet; ihre Zellen schliessen lückenlos aneinander; nur an bestimmten, mit der Luft in Berührung befindlichen Stellen sind Zwischenräume vorhanden, die Spaltöffnungen, welche von abweichend gebauten Zellen, den Schliesszellen, umgeben sind. Die äusserste Schichte wird überall von einer Korklamelle, der Cuticula, gebildet, wodurch die Durchlässigkeit der Wände für Wasserdampf usw. verringert bezw. aufgehoben wird; die Wirkung der Cuticula ist häufig durch Einlagerung von Wachs- körnchen erhöht oder es bildet sich auf der Obeifläche eine Ausscheidung von Wachs, z. B. bei Nymphäen- blättern. Hier wird erwähnt die Haarbildung. Haare bedecken die Oberfläche der meisten jungen Pflanzen- teile; dieselben haben mitunter die reizendsten Formen; Wollhaare, Schuppenhaare, Klimmhaare, Drüsenhaare; abweichend hiervon kommen auch „innere“ Haare vor, z. B. bei unseren Seerosen geweihartig verzweigte. Zum Hautgewebe gehört ferner das Korkgewebe, welches dadurch entsteht, dass die Epidermis früher oder später zugrunde geht und an ihre Stelle eine Gewebeschichte tritt, die man als Korkschichte bezeichnet. Das Grundgewebe: es füllt den Raum zwischen Haut- gewebe und den Gefässbündeln aus und man unter- scheidet das Assimilationsgewebe, welches durch den Chlorophyllgehalt charakterisiert ist und welches, da die Assimilation nur an den dem Lichte zugänglichen Stellen vor sich geht, in der Regel unmittelbar unter- halb des Hautgewebes sich befindet; das Speicher- gewebe, welches durch den Gehalt an Reservestoffen, Stärke, Aleuron, Reservecellulose charakterisiert ist, und das Festigungsgewebe, welches die innere Festigung der Organe bedingt und dieselben in den Stand setzt, sich aufrecht zu erhalten und den durch Wind, Regen usw. ausgeübten Zug-,. Druck- und Biegungswirkungen zu widerstehen. Die Leitbündel stellen die Leitbahnen für Wasser und Nährstoffe im Pflanzeukörper dar; sie durchziehen strangartig alle Teile, Wurzeln, Sprossachse und Blätter. Erwähnung fand der Holzbildungsprozess, Jahresringe usw. Sämtliche erwähnten Formelemente und Vorgänge wurden an Hand von Zeichnungen, welche mit farbigen Kreiden auf einer Tafel während des Vortrages skizziert, sowie hektographisch vervielfältigt jedem der An- wesenden übergeben wurden, anschaulich gemacht und nach dem Vortrage an einer Reihe von Präparaten mit mehreren Mikroskopen demonstriert. Erwähnt seien : Closterium lanula, Micrasterias crux melitensis (einzellige Algen), Elodea (Teilungsgewebe), Sagittaria chinensis (Epidermis, Spaltöffnungen, Schliesszellen, auch im Querschnitt), Nymphaea-B\a,tt (geweihartige Innen- haare, Wachströpfchen), Sauerdorn (Sternhaare), Sau- rurus (Blattquerschnitt, Assimilationsgewebe), Apono- (jefow-Stengel (Festigungsgewebe, der Achse genähert, weil auf Zug in Anspruch genommen), Pinus silvestris (Holzquerscbnitt, Jahresringe) usw. usw. Die Ausführungen Herrn Drehers brachten für die Anwesenden eine reiche Fülle des Interessanten und Neuen und gestatteten einen tiefen Einblick in das Schaffen und Walten der Natur. K. Riedel. „Isis“, Gesellschaft für biologische Aquarien- und Terrarien-Kunde zu München (E. V.). Donnerstag, den 24. September 1908. Nach dreiwöchentlicher Unterbrechung — die da- zwischenliegenden Versammlungen hatten infolge Be- urlaubungen der beiden Vorsitzenden einiger Mitglieder des Ausschusses und mehrerer Gesellschaftsmitglieder einen schwachen Besuch aufzuweisen und trugen mehr den Charakter einer zwanglosen Zusammenkunft — eröffnet der 1. Vorsitzende Herr Lankes die Wochen- versammlung. Im Einlauf: Schreiben des Verlags für „Naturkunde“ wegen Abonnement der Zeitschrift „Kos- mos“. Herr Labont6 sandte Ansichtskarten von Salona undSpalato und berichtet kurz über seine Beobachtungen an Reptilien und Seetieren. Herr Dr. Bruner sandte vier Karten von seiner Urlaubsreise von der Pfalzgau- hütte, von Sexten, Eppan und Levico, ferner sandte eine Karte Herr Ringel, Berlin, mit Grüssen der„Triton“- Mitglieder von einem gemütlichen Ausfluge. Herr Kunstmaler Müller teilt mit, dass die kleinen Erd- Lachesis kleine Tau- und Teichfrösche fressen, ferner berichtet Herr Müller, dass am Tage seiner Abreise in den Urlaub zwei Lacerta oxycephala aus den Eiern krochen. Die kleinen Tierchen seien reizend, ganz hellgrau mit dunkler Retikulation und hellen tauben- blauen, schwarz geringelten Schwänzen. Die Echslein wurden sofort präpariert. Auf der ersten Aquarien- und Terrarienausstellung berufsmässiger Züchter und Händler in Berlin wurde nach dem vorliegenden Kata- loge hinsichtlich der Ausstellung fremdländischer Fische hervorragendes geleistet, dagegen dürfte die Ausstellung auf dem Terrariengebiete unter der Erwartung geblieben sein. Der Verein „Wasserstern“ - Augsburg sandte Monatsblatt Nr. 9, der Verein der Aquarien- und Terrarienfreunde in Stuttgart plant für nächstes Jahr eine Ausstellung und ersucht um Ueberlassung unserer Drucksachen. Die Grasersche Buchhandlung in Anna- berg (Sachsen) übersandte Dr. Raschkes Tafel „Ein- heimische Fische“. Die Tafel vermag uns hinsichtlich der Ausführung nicht besonders zu erfreuen. Ausserdem vermissen wir auf der Tafel an heimischen Fischen: Aspro Zingel, Aspro asper, Acerina schraetser, Gobio uranoscopus, Leuciscus agassizi, Leuciscus virgo (von selteneren Arten wie Leuciscus meidingeri abgesehen), Leuciscus delineatus und Aspius bipunctatus. Von Herrn Rembold liegen zwei Schreiben vor, das eine behandelt die afrikanische Halswendeschildkrötenart ( Sternothaerus derbianus ), im anderen wird uns die Mitteilung, dass Herr Rembold in der weiteren Umgebung Münchens an zirka 150 Stellen Daphnien festgestellt und dieselben in zirka 50 weitere Teiche verpflanzt habe. Eine Nach- prüfung habe ergeben, dass die ausgesetzten Daphnien sich gut eingebürgert haben. Im nächsten Frühjahr wird Herr Rembold die Vertrage-Arbeit fortsetzen und zwar in der Richtung gegen München. Wir wünschen diesem sehr löblichen Beginnen Erfolg. Herr Müllegger sandte uns einen Abdruck seiner Arbeit über Blennius vulgaris. Für die Bibliothek liegt auf: American Food and game Fishes by Jordan and Evermann. An Zeit- schriften waren eingelaufen: „Wochenschrift“ Nr. 35, 36, 37 und 38. Im Bericht der „Sagittaria“-Köln vom 10. August wird von Physignathus lesueuri gesagt: „Die langen Zehen lassen in ihr einen geübten Kletterer 14 Vereins-Nachrichten. vermuten.“ Wir möchten dieses für irrig halten. Diese Echse wird allenthalben als Wasser- Agame oder Wasser- echse bezeichnet. Gadow sagt von Physignathus: „This is a water loving Genus inhabiting wellwatered districts with luxurious Vegetation in Australia, Papuasia, Siam and Cochin-China.“ „Blätter“ Nr. 35, 86, 37 und 38. In Nr. 37 der „Blätter“ bringt Herr F. W. Oelze eine Arbeit „Die Brillenschlange“. Wer da nun glaubt, Beobachtungen aus den Terrarien des Herrn Oelze zu lesen, ist sehr im Irrtum. Herr Oelze wiederholt uns, was wir und jeder andere Reptilienfreund an anderer Stelle längst und dutzendmal lesen konnten, er hat die Brillenschlange im Berliner Aquarium photographisch aufgenommen und musste zu seinen Bildern notgedrungen etwas schreiben. Wenn wir nun auch Herrn Oelze einerseits für seine Bilder dankbar sind, so möchten wir doch anderseits die Frage aufwerfen: Wer soll über Tiere schreiben, der sie besitzt und beobachtet oder der eine Kamera hat? „Natur und Haus“ Nr. 23, „Zoologischer Beobachter“ Nr. 8 und „Fischereizeitung“ Nr. 17 und 18. Der Inhalt genannter Zeitschriften gelangte, so weit es die Zeit erlaubte, zur Bekanntgabe. Herr Schwab teilt mit, dass er zwei Lacerta oxycephala aus Wien erhalten habe. Weiter berichtet Herr Schwab von einem schweren Verluste; eine seiner kleineren Lacerta viridis hatte sich eine Lacerta perspicillata zum Frasse erkoren. So kleine Echsenformen wie Lacerta perspicillata darf man eben nie mit Smaragdeidechsen zusammensetzen. Herr Müller demonstriert zwei nied- liche, in seinem Terrarium zur Entwicklung gelangte Lacerta oxycephala in Spiritus. Der Genannte berichtete über den Fang von Lacerta muralis bei Eltville am rechten Rheinufer und demonstriert eine Anzahl dieser Echsen. Endlich konnte Herr Müller bei Mainz das Vorkommen der Geburtshelferkröte feststellen. Herr Seifers teilt mit, dass er jetzt zehn junge Danio rerio als Zuchtresultat aufweisen könne. Donnerstag, 1. Oktober 1908. Einlauf: Die Firma Scholze & Pötzschke, Berlin, sandte Offert in Reptilien und Amphibien, Herr Zwengauer Karte aus Aufkirchen, Herr Riedel, Augs- burg, einen Sonderabdruck seiner Arbeit über die „Fadenrose“. Freundlichen Dank. Die Münchener Neuesten Nachrichten geben eine wissenschaftliche Beilage heraus, zu deren Bezug eingeladen wird. Schreiben des Herrn Rembold betr. die ordentliche Mit- gliederversammlung vom Jahre 1907. Dem Fragekasten werden 2 Fragen entnommen. Zeitschriften: Einige Nummern des Kosmos, Fischereizeitung Nr. 19, Natur und Haus, Heft 24, Blätter, Nr. 39, Wochenschrift, Nr. 39 und Zoologischer Beobachter. Der Inhalt genannter Zeitschriften wurde der üblichen Besprechung unter- zogen. Den Hauptteil des Abends nahmen die inter- essanten Mitteilungen des Herrn Kunstmaler Müller über die Aquarien- und Terrarienausstellung der Biolo- gischen Gesellschaft in Frankfurt a. M., besonders aber die eingehende Besprechung des neuen Reptilienhauses im dortigen zoologischen Garten in Anspruch. Herr Dr. Steinheil demonstriert eine grosse gut genährte Vierstreifennatter ( Coluber quatuorlineatus), welche meh- rere pigmentlose Flecken zeigt, ferner demonstriert der Genannte einen prächtigen Coluber obsoletus var. quadrivittatus aus den südöstlichen Staaten der Union. Herr Sigl, der nach längerer Zeit wieder einmal im Gesellschaftslokal erschien, zeigte eine zunächst noch unbekannte afrikanische Landschnecke vor, die l1^ Jahr keinerlei Nahrung annahm, trotzdem Herr Sigl ver- schiedene Futtermittel reichte. Donnerstag, den 8. Oktober 1908. Protokollverlesung und Genehmigung. Im Ein- lauf: Karte des Herrn Rembold von Wörth. Dank- schreiben des 1. Vorsitzenden der „Salvinia“-Hamburg, Herrn Dr. Frank betreffend Apus und Branchipus. Monatsblatt Nr 9 der Gesellschaft „Heros“ Nürnberg, Wochenschrift Nr. 40, Blätter Nr. 40. Zu dem Auf- sätze des Herrn Ph. Schmidt über Crotaphites collaris bemerkt Herr Dr. Bruner, dass es ihm bei seinem Exemplar bislang nicht gelungen sei, dasselbe an Mehlwürmer zu gewöhnen. Dass diese hübsche Echse aber die Larven des Mehlkäfers, namentlich frisch gehäutete, noch annehmen werde, daran dürfte wohl nicht gezweifelt werden. Herr Kunstmaler Müller demonstriert eine ganz junge prächtig gezeichnete lachsfarbige Mocassin schlänge ( Ancistrodon contortrixL.) nördliche Form aus Nordamerika. Herr Kaiser zeigte einige Neuheiten in Pflanzen, nämlich: Elodea dispar , dann die echte Cdbomba ( C . Carolinensis ), ferner die sehr hübsche Colocacia multifolio und eine neue mäch- tige Cyperus- Art vom Kap. Herr Dr. Steinheil demon striert einen recht brauchbaren Zerstäuber. Gegen den Schluss der Versammlung verteilt Herr Seifers eine grössere Partie Wasserpflanzen an die anwesen- den Mitglieder. K. Lankes. „Humboldt“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Hamburg. Vereinslokal: Grosse Allee 45. Ver- sammlung jeden 2. und 4. Donnerstag im Monat, abends 9 Uhr. Versammlung am 8. Oktober 1908. Herr Brüning teilte mit, dass sein Zitterwels jetzt fingerlange Regenwürmer aus der Hand nehme und infolge der guten Nahrungsaufnahme sich gut erholt habe; infolgedessen teile dieser Fisch jetzt bedeutend kräftigere elektrische Schläge aus, welche bis in die Schulter fühlbar seien. Herr Christopher bemerkte, dass in Neapel im „Aquarium“ Zitterrochen so zur Schau gestellt seien, dass man die Tiere in die Hand nehmen und sich von den elektrischen Fähigkeiten der- selben überzeugen könne. Herr Rodde demonstrierte Fischtransportgefässe mit Sauerstoffdurchlüftung. Diese Gefässe sind weit- halsige, mit einem Korken verschlossene 3 Liter-Flaschen, welche im Hals unterhalb des Korkens eine Ooffnung haben, durch welche Sauerstoff eingeführt wird. Die Oeffnung wird mit einem Gummistöpsel verschlossen. Auf dem Transport teilt sich der Sauerstoff durch das Schütteln von selbst dem Wasser mit. In einem solchen von Herrn Rodde vorgezeigten Transportgefäss befanden sich seit zehn Tagen drei grosse Goldfische, welche noch durchaus mobil waren. Die Transportgefässe werden zum Verschicken von Fischen in Blechkisten mit Stroh verpackt. Beim Transport von Seetieren werden die Gefässe ausserdem mit Eis belegt. Herr Frahm berichtete, dass Schleierschwänze in- folge Behaftung der Kiemen mit Mückenlarven einge- gangen seien. Herr Brüning erklärte das für ausge- schlossen, da Mückenlarven keine Schmarotzer seien und auch keine Haftorgane besitzen. Es könnten nach der Beschreibung nurFischegel dieUrsache gewesen sein. Herr Brüning zeigte den Darm eines Goldbutts herum, welcher Teile von Muschelschalen enthielt, woraus zu schliessen ist, dass der Fisch Muscheln zu sich nimmt, die Tiere verdaut und die Muschelschalen zerkleinert absondert. Herr Christopher bespricht die Frühjahrs- und Herbstzüge der Aale. Ein solcher Zug in einer Breite von etwa 1 m, in dem sich Glasaale und grössere Aale befinden, dauert etwa acht Tage. Zurzeit der Züge ist der Aalfang sehr lohnend, wenn die Fangvorrich- tungen (Aalreusen usw.) richtig aufgestellt und richtig beschaffen sind, d. h. dass sie möglichst viel Wasser durchlassen, damit nicht die Aale durch die kleinen zurückschlagenden, auf die Seitenorgane der Fische einwirkenden Wasserströmungen abgelenkt werden. Versammlung am 22. Oktober 1908. Herr Rodde erklärte bezüglich seiner Transport- gefässe, dass das Loch an der Seite des Flaschenhalses mit einer in Terpentinöl getauchten spitzen Feile leicht einzubohren sei. Herr Christopher sprach sodann über die Seiten- linien bei Fischen, welche auch bei Amphibien vor- handen seien, solange diese im Wasser leben. Ueber den Zweck der Seitenlinien seien eine Reihe Gelehrter verschiedener Ansicht gewesen, bis Professor Hofer auf Grund vieler Experimente festgestellt habe, dass die Seitenlinien oder richtiger Kopf- und Seitenorgane den Gefühlssinn der Fische darstellen. Professor Hofer habe auf einen in Ruhe stehenden Hecht einen Wasser- strom gerichtet, worauf dieser Fisch zuerst die Rücken- flosse und dann nach und nach die anderen Flossen in Bewegung gesetzt habe, während ein Hecht mit getöteten Seitenorganen nicht reagiert habe, solange Y ereins-Naclirichten. 15 der Wasserstrom nicht so stark gewesen sei, dass der Fisch aus der Gleichgewichtslage gebracht worden sei. In diesem Falle trete der Gleichgewichtssinn des Fisches in Aktion, und die Flossen würden in Bewegung ge- setzt. Durch die zurückschlagenden Wasserströmungen, welche auf die Seitenorgane wirken, würden die Fische auf Hindernisse aufmerksam; so komme es, dass Aqua- rienfische — ausgenommen vielleicht ganz besonders lebhafte — nicht gegen die Scheiben stossen. Daher brächten Fischereinetze, welche möglichst weitmaschig seien, grössere Fänge als weniger leicht Wasser durch- lassende, weil bei den ersteren die auf die Seiten- organe der Fische wirkenden Rückströmungen weniger stark seien. Herr Busse teilte mit, dass er von Cynolebias bellotti Nachzucht erzielt habe, doch sei der grösste Teil der- selben blasenleidend. Es ist das unseres Wissens der erste Zuchterfolg bei diesen Fischen. H. Jiirss, 2. Schriftführer. „Seerose“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde, Nürnberg. Vereinslokal: Restaurant zur Pegnitz, Insel Schütt. Sitzungen: Jeden 2. und 4. Sonn- abend im Monat. Briefadresse: Th. Prell, Schuckert- strasse 15, I. Sitzung vom 10. Oktober 1908. Anwesend 14 Mitglieder. Eröffnung um 972 Uhr durch den Vorsitzenden. Protokollverlesung und Ge- nehmigung. Einlauf: Grusskarte des Herrn Pfaefflin aus Erlangen, die drei letzten Jahrgänge des Jahr- buches, sowie der Hauptkatalog der Firma Reichelt, Berlin. Aufgenommen wurden die Herren G. Fries und W. Boesner. Die von den Herren Barby und Gluth vorgenommene Kassenrevision gab zu keinerlei Be- anstandung Anlass. Herr Siegert spendete eine grössere Anzahl Haplochilus latipes , Gambusia holbrooki, Barbus conchonius und Poecilia reticulata, welche gratis verlost wurden. Schluss 11 Uhr. Sitzung vom 24. Oktober 1908. Die von 18 Mitgliedern und einem Gast besuchte Sitzung wurde vom Vorsitzenden um 9 Uhr eröffnet. Protokollverlesung. Einlauf: Heft 10 des Kosmos nebst einer Beilage, sowie Preisofferte über den Durchlüftungs- apparat der Firma Lindstädt, Berlin. Nach Erledigung des Referates durch Herrn Kalb ersucht der Vorsitzende die Mitglieder, in den Sitzungen nicht mit ihren Er- fahrungen oder Fragen zurückzuhalten, sondern die- selben offen kundzugeben. Manche kleine Beobachtung im Aquarium, sei es an Fischen oder Pflanzen, kann oft zu einer interessanten Diskussion führen. Es soll in den Sitzungen nicht nur den erfahrenen, sondern auch den jüngeren Aquarianern und Terrarianern Rech- nung getragen werden. Um auch einmal im Familien- kreise gemütlich beisammen zu sein, stellt Herr Pfaefflin den Antrag, im Dezember eine kleine Christbaumfeier mit Verlosung abzuhalten und will zu diesem Zwecke ein grösseres Aquarium stiften. In der nun folgenden Debatte wurde beschlossen, von einer Verlosung ab- zusehen, dafür jedoch einen Familienabend mit Tanz zu veranstalten. Um jedoch die Kasse zu diesem Zwecke nicht anzugreifen, schlägt Herr Petrich vor, für die letzten drei Monate einen Extrabeitrag zu erheben, was auch genehmigt wurde. Sollte das eine oder andere Mitglied ein Geschenk machen wollen, so soll es nur in einer Sitzung verlost werden, damit es auch in Händen der Mitglieder bleibt. Die weitere Ausarbeitung des Familienabends wird der vor- geschrittenen Zeit halber für nächste Sitzung verschoben. Da eine grössere Nachfrage für Thermometer vorhanden, wird beschlossen, wieder zwei Dutzend von der Firma Scholze & Poetzschke, Berlin, kommen zu lassen. Hier- auf Schluss lD/ä Uhr. Nachtrag zu obiger Sitzung. Als Mitglied wurde durch Herrn Erhardt Herr Vollrath vorgeschlagen. Sitzung vom 14. November 1908. Anwesend 15 Mitglieder, ein Gast. In Abwesenheit des Herrn Vorsitzenden eröffnete Herr Schedel die Sitzung um 9'/4 Uhr. Einlauf: Entschuldigungsschreiben des Vorsitzenden, der heutigen Sitzung nicht beiwohnen zu können, sowie eine Karte unseres Herrn Baldauf aus Erlangen. Herr Vollrath wurde einstimmig als ordentliches Mitglied aufgenommen. Verlesen wurde eine Mitteilung des Herrn Vorsitzenden über Tubifex- Vertilgung in einem 90 Liter-Aquarium. Seit Entfernung der Fische aus dem betreffenden Aquarium hatte sich dies liebe Tier in geradezu unerhörter Weise vermehrt. Ueberall, hauptsächlich in dem unbepflanzten Teil, sah man die bekannten Häufchen. Heute mit dem Saugheber abgezogen, morgen wieder dagewesen. Einige Esslöffel gestossener Alaun, der sich im ganzen Aquarium verteilte, zu Boden setzte und eine weisse schlammige Masse bildete, genügte, um unsern Freund zu vertreiben. Nach drei Tagen wurde der Schlamm abgezogen und der Tubifex war verschwunden. Eine in dem Aquarium zurückgebliebene Poecilia reticulata schwimmt heute noch gesund und munter herum. Auch den Schnecken und Pflanzen hat diese Kur nicht im geringsten ge- schadet. Wasser wurde nur soviel mit abgezogen, bis der Schlamm vom Boden entfernt war. Herr Hailmann spendete 7 Stück Makropoden zu einer Verlosung und liess zugleich mitteilen, den Vortrag über seine beiden Weltreisen in nächster Sitzung zu halten, was freudig begrüsst wurde. Die Makropoden wurden hierauf gratis verlost. Die in letzter Sitzung verschobene Ausarbeitung des Familienabends wurde nach längerer Debatte der Verwaltung überlassen. Schluss 11 Uhr. Die Verwaltung. „Hertha“, Vereinigung für Aquarien- und Terrarien- kunde zu Berlin. (E. V.) Zusammenkunft jeden 1. und 3. Donnerstag im Monat im Restaurant „Zum Brandenburger“, Münzstr. 17, Ecke Königsgraben. Briefadresse: Carl Schmidt, Berlin NO 55, Tresckow- strasse 32. Gäste stets willkommen. 3. ordentliche Sitzung am 5. November 1908. Herr Schmidt eröffnet die Versammlung um 10 Uhr. Das Protokoll der 2. ordentlichen Sitzung wird ver- lesen und angenommen. Eingegangen sind zwei Ver- fügungen vom Gericht. Zur Ausarbeitung der Sitzungen für die einzurichtende Zentralstelle zum An- und Ver- kauf von Fischen werden die Herren Przybylski, Rozynski und Dietrich gewählt. Darauf findet eine Besprechung über unser Stiftungsfest statt. Nach der Pause hielt Herr Schmidt aus Wilhelm Bölsche, „Liebes- ieben in der Natur“ eine kleine Vorlesung über die Fortpflanzung des Herings. Wir konnten aus dem Vorgetragenen nicht ersehen und auch in der Sitzung nicht erfahren, in welchem Alter die Heringe zur Fort- pflanzung schreiten. Schluss der Sitzung 12 Uhr. 4. ordentliche Sitzung am 19. November 1908. Eröffnung 10 Uhr durch Herrn Schmidt. Das letzte Protokoll wird vorgelesen und angenommen. Einlauf ist nicht vorhanden. Herr Schulz legt sein Amt als Ausschussmitglied nieder und muss für diesen Posten ein anderer Herr gewählt werden. In der Lieb- haberei wird erwähnt, dass Ctenops vittatus bei 16 bis 20° R. ablaichen. Herr Przybylski teilt mit, dass sich verschiedene seiner nachgezogenen Makropoden in den Algen des Aquariums gefangen haben und erstickt sind und hält deshalb die Algenbildung für schädlich. Andere Mitglieder sind jedoch der Meinung, dass die Algen für die Infusorienbildung sehr geeignet sind und ist es, trotz etwaigen Verlustes einiger Jungtiere, nicht bedenklich, ein etwas veralgtes Becken zur Nach- zucht zu verwenden. — Für die Winterzucht sind die Monate November und Dezember nicht geeignet, es kommen dafür die Monate Januar und Februar in Betracht, weil in diesen die Temperatur gleichmässiger und weniger schwankend ist. — Für die Fortpflanzung der Fische ist frisches, d. h. sauerstoffhaltiges Wasser dienlicher als altes abgestandenes. Ein Ablassen von V* */3 des Aquariuminhalts und frisches Zufüllen ge- nügt vollkommen, um das Wasser mit dem erforder- lichen Sauerstoffgehalt zu versehen. Schluss 1/il2 Uhr. R. Typky, Schriftführer. 16 V ereins-Nachrichten. „Aquarium“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Görlitz. Vereinslokal: Beckers Restaurant, Jakob- strasse 29. Sitzungen alle 14 Tage und zwar Freitags 9 Uhr. An den dazwischenliegenden Freitagen: Vorstandssitzung. Briefadresse: Kurt Kögel, Vor- sitzender, Bautzener Str. 19. Vereinssitzung am 6. November 1908. Nach den üblichen Formalitäten Bekanntgabe des Aufnahmegesuches des Herrn Hoffmann, Löbauer Str 25. Hierauf Literatur vortrag über „Ausstellungs-Bericht Görlitz“ in den „Blättern“ und „Tiere als Schützen“ durch Herrn Matthieu. Referent ist mit dem ersteren Artikel voll und ganz einverstanden mit Ausnahme der Bemängelung, betr. Unterbringung der Seewasser- abteilung auf der dunklen Bühne. Es war gerade unsere Absicht, dies so zu handhaben, da bekanntlich die meisten Seetiere nur im Dunklen in prächtigster Entfaltung stehen. Im zweiten Referat „Tiere als Schützen“ verstand es Redner sehr wohl, an der Hand des zur Verlesung gekommenen Artikels von Dr. Th. Gail in der „B. I. Z.“ die Versammlung mit diesem Thema näher bekannt zu machen. Folgende Tiere fanden eingehende Erwähnung: das Chamäleon (benutzt seine Zunge als Schleuder, an der das Opfer kleben bleibt), die spritzende Kiefernraupe (speit ihrer gefährlichsten Feindin, der Schlupfwespe, ihren Magensaft entgegen), der Bombardierkäfer (schleudert seinem Verfolger einen scharfen Saft ins Gesicht), der Ameisenlöwe (schiesst mit Sandkörnchen Ameisen herunter, um sie zu ver- speisen), das amerikanische Lama (spuckt ihm nicht gefallende Personen an), der Schützenfisch aus Java (spritzt Wassertropfen nach über dem Wasser sitzenden Insekten) und zum Schluss Speischlangen (afrikanische Uräusschlange). Einige Abbildungen unterstützten das Gesagte aufs beste. Unter Vorzeigung von Hilfsmitteln erwähnt Herr Kögel einige von aus Zinkblech gefertigte Transportkannen zu billigsten Preisen. Ausserdem zeigt Herr Kögel ein von Thumm bezogenes Kästchen rote Mückenlarven vor, das so anspricht, dass sich sofort zwölf Besteller finden. Unter Verschiedenem findet der Zwischenfall aus Nr. 43 der „Wochenschrift“, Biologische Gesellschaft, Frankfurt a. M., kontra Herrn A. Kiel, ebendaselbst, Besprechung. Ueber die persön- lichen Sachen beiderseits lässt sich nicht viel sagen; aber was einzelne geschäftliche Machinationen des Herrn Kiel anbetrifft, darüber bot die Debatte ein nicht gar schönes Bild. Von unseren Pflanzenbestellungen, gemeinsam wie von einzelnen Mitgliedern, hat wohl nicht eine die volle Befriedigung der Besteller gefunden. Nicht nur, dass die Bestellungen dem Namen nach zum Teil anders ausgeführt wurden, nein auch jedes einzelne Stückchen Pflanze (eine rühmende Ausnahme der Vallisnerien sei hier konstatiert) war so winzig, dass an ein Weitergedeihen manchmal nicht zu denken war. Z B. bestellte ein Mitglied Acrostychum anreum und erhielt dafür einen ganz gewöhnlichen Wasserfarn. Nun wird Herr Kiel sagen, was wollen sie mehr für solch einen Preis? Da möchten wir ihm entgegnen, dass der Preis bei solch schneller, fast unzähliger Ver- mehrung der Wasserpflanzen (von Nr. 32 der „Wochen- schrift“ 500000 Wasserpflanzen insgesamt bis zu mehreren Millionen Vallisnerien in Nr. 46 der „Wochen- schrift“ im besonderen) ein etwa gar nicht zu niedriger ist. Das Fazit der Diskussion, an der sich die Herren Kögel, Handschuh, Voss, Matthieu usw. im besonderen beteiligten, war, dass an eine Pflanzenabnahme von dort gleich nicht mehr gedacht werden kann. Herr Rüben berichtet sodann über seine beiden Wüsten- warane, die er, da sie absolut nicht mehr frassen, mittels Eingiessen von Chloroform tötete. Der betr. Präparator, der sie zum Ausstopfen bekam, stellte fest, dass das Herz bei dem einen Tier trotz des Abziehens der Haut noch zirka drei Stunden weiter arbeitete. Hierzu spricht noch Herr Dr. med. Geist in allgemein interessierender Weise. Von den ausgestopften Waranen, die zur Stelle waren, stiftet Herr Rüben ein Präparat dem Verein, sobald ein neuer Präparatenschrank an- geschafft wird. Herr Kögel gibt noch bekannt, dass ein grosser Transport Seetiere binnen kurzem eintrifft und verschiedene Sachen an Interessenten im Verein abzugeben sind. Hierauf Verkauf von Schleierfbchen und Verlosung. A. M. Breslau. „Proteus“, Verein zur Förderung der Aquarien- und Terrarienkunde (E. V.). Vereinszimmer: Haase- Ausschank, Schweidnitzer Str. 37, prt. Sitzungen jeden Dienstag, abends 9 Uhr. Adressen: a» für den Schriftführer: Magistratssekretär Sauer-Breslau, Kl. Scheitniger Str. 58, UI; b) für Geldsendungen: Bank- buchhalter Neubarth-Breslau, Städtische Bank; c) für wissenschaftliche Anfragen, Zusendung von lebenden und toten Tieren und für den Vorsitzenden: Dr. Deupser-Dt. Lissa. Aus der Sitzung vom 1. Dezember 1908. Wärme und Wärmemesser. — Piscidin als Futter für Molche. — Nachzucht von Platy- poecilia reticulata. — Unentbehrlichkeit des lebenden Futters. Dr. Deupser hält seinen Vortrag über „Wärme und Wärmemesser“. Da jetzt die Heizfragen an der Tages- ordnung sind, behandelt er diese Themen gründlich, um dadurch jedem eine feste Grundlage zu geben, von der aus erst die vorliegenden Verhältnisse zu verstehen sind. Bei dieser Gelegenheit bittet Referent, dass doch auch in der Liebhaberei allgemein — wie schon in der Wissenschaft üblich — nur noch nach Celsius’schen Graden gerechnet werden möge. Genaueres über Wärme und Heizfragen findet der Liebhaber in dem Terrarium- werke von Dr. Krefft. Ein Einarbeiten in dieses Gebiet erfordert aber vorher das gründliche Studium irgend eines guten physikalischen Lehrbuches. Herr Musshoff teilt mit, dass seine Rippenmolcbe (Pleurodeles waltli ) sehr gern geknetetes Piscidin an- nehmen. Er bestätigt damit die Angaben über Trocken- fütterung der Molche, über die wir seinerzeit eine Mitteilung in der „Wochenschrift“ lasen. Unser erfolg- reicher Züchter Herr Kutzner überrascht uns wieder damit, dass er Nachzucht von Platypoecilia reticulata (ohne Gewähr für die Richtigkeit der Bezeichnung!) erhalten habe. Bei dieser Gelegenheit entspinnt sich eine lebhafte Debatte über „lebendes“ und „getrocknetes“ Futter. Man ist allgemein der Meinung, dass derjenige, welcher nur Fische hält, ohne auf Fortpflanzung zu rechnen, die meisten Fische (Scheibenbarsche z. B. nicht!) mit Trockenfutter am Leben erhalten kann, dass aber jeder Züchter — und das sollte jeder Lieb- haber sein — notwendig lebendes Futter zur natur- gemässen Ernährung seiner Zuchtfische und vor allen Dingen seiner Jungbrut braucht. Dr. Deupser, Deutsch Lissa. „Nymphaea“, Verein für Aquarien- und Terrarien- kuude zu Leipzig. Versammlung jeden Dienstag. Vereinslokal: „Heim des Hausväterverbandes“ (Ein- gang Tauchaer Str. 6 oder Marienstr. 7). Brief- adresse: Bernh. Wichand, 1. Vors., Scharnhorst- strasse 55, part. Tagesordnung für die Generalversammlung am 12. Januar 1909. 1. Geschäftliche Mitteilungen. 2. Jahresbericht, erstattet vom 1. Vorsitzenden, sowie Bericht des Kassierers, der Revisoren, des Bibliothekars und Sammlungsverwalters. 3. Neuwahl des Vorstandes. 4. Statutenberatung. — Anträge zu Punkt 4 sind bei dem 1. Vorsitzenden bis spätestens zu Be- ginn der Generalversammlung schriftlich ein- z u r e i c h e n. Allseitiges pünktliches Erscheinen erbittet Der Vorstand. Für den Anzeigenteil: Fritz Lehmanns Verlag, Stuttgart. — Verlag von Fritz Lehmann, Stuttgart. Druck von Julius Maser, Leipzig-R. Aus dem Arbeitszimmer des Aquarikers. Von K. Uli mann, Brünn. Mit der Zeit entwickelt sich bei den meisten Freunden unserer Liebhaberei in ungeahnter w eise die Beobachtungsgabe und das Ver- ständnis für das geheime Schalten und Walten der Natur in der so lange Zeit unbekannt ge- wesenen Wasserwelt, die, in den verschiedenen Aquarien festgehalten, einen unerschöpflichen Born des Neuen und Wissenswerten in sich birgt und jedermann von neuem an sich fesselt. Der Naturfreund, welcher sich unserer Lieb- haberei zuwendet, dringt — ohne es zu wissen oder zu wollen — immer mehr vor in das Gebiet des Wissenschaftlichen, welchem er früher — aus prinzipiellen Gründen — ferne gestanden hat. Jeder von uns strebt nach mehrjähriger Tätigkeit einem bestimmten Ziele zu, um in dieser bewussten Richtung das Beste zu leisten und dadurch unserer Liebhaberei sich nützlich zu erweisen oder aber aus derselben möglichst viel Nutzen zu ziehen, je nachdem die Begabung und das Verständnis für die Gesamtheit oder der praktische Geschäftssinn diesen oder jenen beherrschen. Jeder ohne Unterschied ist jedoch stets darauf bedacht, seine Behälter in dem besten Zustande zu erhalten und seinem Fisch- volke die günstigsten Lebensbedingungen zu bieten. In diesem Sinne wird allerorten ohne Unterlass gearbeitet und werden Versuche ge- macht, welche das Studium oder die Laune des Augenblicks herbeiführen. Bei manchem ist nicht so die Liebe um das Fischvolk vorwiegend, wie der Ehrgeiz, etwas Vollkommenes zu er- iinden und auf diese Art und Weise populär zu werden. Bilden wir doch gewissermassen ein eigenes Volk, auf dessen Anschauungen und Be- strebungen die unbeteiligte Mitmenschenwelt mit einem gewissen Lächeln des geistigen Ueber- gewichtes herabzublicken liebt. Doch dies nur nebenbei! Jeder schätzt eben den Inhalt des Lebens anders ein. Also auch der Ehrgeiz meldet sich lobenswerterweise in unseren Reihen. Und sind die praktischen Erfolge eines solchen angehenden Altmeisters erschöpft, so baut man Phantasiegebilde auf. Ein einfaches physikalisches Gesetz genügt zu der Schaffung einer Jules Verneschen Erfindung wie zum Bei- spiel: die Zersetzung des Wassers durch elek- trischen Strom, welche Herr Mandee in äusserst gelungener Weise unlängst zum Besten gegeben hat. Eine Phantasie, welche jedoch möglicher- weise in absehbarer Zeit eventuell ihre Verwirk- lichung finden könnte, da man auf dem Gebiete der Elektrotechnik mit dem morgigen Tage ohne neue erfinderische Ueberraschungen nicht rechnen kann. Doch wenden wir uns dem alltäglichen Leben des Aquarikers, den Sorgen um das Wohl- ergehen unserer beflossten Pfleglinge zu und finden verschiedene Themen vor, wie Durch- lüftung, Wassertrübung, Algenplage undFütterung, die jederzeit von neuem aufleben und immer neue Ansichten und Beobachtungen, Versuche und Erfolge zeitigen. Die Durchlüftung! Was ist da nicht alles im Laufe von 2 — 3 Jahren geleistet worden. Luftpumpen mit Wasserdruck- Antrieb ! Geringster Wasserverbrauch! Hundert Ausströmungskörper speisend! Gewiss ein Erfolg der modernen Technik und Mechanik! Etwas Vollkommenes, leider nicht jedem Zugängliches, denn die Lieb- haber, welche sich für eine Pumpe 30 — 40 Mk. beiseite legen können, Hessen sich sehr leicht zusammenzählen. Wo bleiben aber die Hunderte und Tausende, die sich mit unserer Liebhaberei beschäftigen, jedoch eine derartige Anlage sich nicht leisten können: sei es aus finanziellen Gründen oder wegen Mangels an einer Wasser- leitung? Bei diesen Kollegen bildet das Wie der Durchlüftung ein harte Nuss, insbesondere wenn der betreffende Ort ohne Wasserleitung ist. Auch mit derartigen Fragen sollen wir uns 18 K. Ullmann: Aus dem Arbeitszimmer des Aquarikers. befassen und unter ähnlichen Umständen uns gegenseitig die hilfreiche Hand oder wenigstens ratende Vorschläge bieten, welche, in unseren Zeitschriften veröffentlicht, gar manchem aus seiner tristen Lage heraushelfen können. Nicht nur Debatten der aquaristischen Krösusse, welchen alle modernen Hilfsmittel zur Verfügung stehen, sondern auch Besprechungen der Aquarienpflege unter den primitivsten, einfachsten Verhältnissen, welche kleine Marktflecken und Dörfer dem Aquariker aufzwingen, sollen geführt werden, damit die Aquarien-Liebhaberei zur Liebhaberei des Volkes werde im Sinne unseres verstorbenen Altmeisters Rossmässler. Ueberall finden wir die Kunst darin, sich unter allen Verhältnissen Rat zu wissen, da er- wiesenermassen auch nur das Einfachste und Billigste zugleich das Vollkommenste ist für die Gesamtheit. Eine Durchlüftung ohne Wasserleitung! Dasheisst ohne Injektor usw.! Bekannterweise bildet heute eine gute und billige Durchlüftungsanlage ein Hauptrequisit eines jeden Aquarikers, da die Durchlüftung nicht nur den Gasaustausch im Wasser erleichtert und gewissermassen regelt, sondern auch in verschiedenen anderen Fällen helfend und erfolgreich uns beispringt. So zum Beispiel ist eine längere Verdunkelung des Aquariums nur mit einer ausgiebigen Durch- lüftung denkbar, da sonst die Fische aus Mangel an Sauerstoff mit Parasiten behaftet werden und nach kurzem auch absterben würden. Bei der Zucht vertritt sehr oft der Durchlüfter die Pflege der Eltern, wenn diese den Laich aufzufressen be- ginnen. Ein Acara- Paar hatte bei mir gelaicht, jedoch wenig Interesse an der Pflege. Die Laichkörner wurden pilzig und allmählich samt den gesunden Körnern gefressen. Ich entfernte die Eltern, hing den belegten Schieferstein über den Ausströmungskörper und hatte die Freude, die Entwickelung der restlichen ca. 60 Körner unter Mithilfe des Durchlüfters beobachten zu können. Dabei habe ich bemerkt, dass die Jungen, nachdem sie die Eihüllen gesprengt hatten, lange Zeit an dem Steine mit der Hülle festgeklebt zappelten, bis ich ihnen durch Ver- stärkung der Ausströmung zu Hilfe kam und sie mittelst grosser Luftperlen von dem Steine los- lösen half. Auch bei Heilung der Fische ist der Durchlüfter ein äusserst schätzenswerter Faktor. Und so könnte ich andere Beispiele für den grossen Wert des Durchlüfters anführen. Gegenwärtig kennen wir vorwiegend Durchlüfter in Ver- bindung mit der Wasserleitung. Die Frage einer derartigen Anlage ohne Wasserleitung hat meines Wissens keine längeren Besprechungen in unseren Zeitschriften gezeitigt, verdient aber Beachtung, da es viele Anhänger gibt, die nicht in der Lage sind, grosse und mehrere Behälter zu er- halten, sondern mit nur einem Behälter be- scheidener Dimensionen fürlieb nehmen, da es ihnen entweder an Raum oder Zeit oder Geld mangelt. Für diese Aquariker, die ihren ein- zigen und bescheidenen Behälter oft mit mehr Liebe und Pflege umgeben als jene, welche mit zahllosen Behältern vor den Freunden para- dieren, hat eine einfache und bequem handbare Anlage für ein bis zwei Ausströmungskörper Interesse. Ein derartig einfaches System stellt man sich mit Hilfe zweier gleich grosser Wasserbehälter zu je 5 — 14 Liter Inhalt (Demijhons oder Ziuk- blechgefässe) her. Beide werden mit doppelt durchlöcherten Gummipfropfen versehen, in welchen je eine lange (fast bis auf den Boden reichende) und eine kurze (aus dem Pfropfen nur wenig hinausragende) Glasröhre eingesetzt ist. Der mit Wasser gefüllte Behälter wird nach' Möglichkeit hoch aufgestellt, und das W asser durch einen Schlauch, welcher die langen Glasröhren beider Behälter miteinander verbin- det, in den unteren Behälter geleitet, aus wel- chem nun die durch das Wasser verdrängte Luft durch die kurze Glasröhre, welche mit dem Ausströmungskörper im Aquarium verbunden ist, entweicht. Je höher der obere Behälter steht, desto länger die herabfliessende Wasser- säule, desto grösser der Luftdruck, welcher mittelst eines Quetschhahnes geregelt wird. Dies ist das Grundprinzip einer einfachen Durchlüftungsanlage, welche bei 15 Liter fassen- den Behältern einen Ausströmungskörper 12 K. Ullma nn: Aus dein Arbeitszimmer des Aquarikers. 1 !J bis 14 Stunden in voller Tätigkeit erhält und somit zur Durchlüftung eines mittelgrossen Aqua- riums ausreicht Der einzige Uebelstand daran ist das Auswechseln der Behälter und das Ab- ziehen und Aufstecken der Verbindungsschläuche. In Anbetracht dessen, dass dieses System auf die primitivsten Verhältnisse, welche das Wohnen in Marktflecken und Dörfern mit sich bringt, passt, war ich darauf bedacht gewesen, die Handhabung dieser Anlage durch eine be- stimmte Anordnung in der Verbindung der zwei Behälter zu vereinfachen, was mir in Nachstehen- dem auch gelungen zu sein scheint. Wie aus der Zeichnung auf Seite 18 (Fig. l) er- sichtlich, lehne ich mich an das System des Drei- weghahnes an, dem doppelten Hebel-Umschalter gleich, welches Heinrici für seine Zimmerfon- tänen in Anwendung bringt — jedoch in ver- kehrter Aufstellung. Daraus ergibt sich, dass man dieselbe Anlage abwechselnd einmal (bei Tag) zum Springbrunnen-Betrieb, das andere Mal (des Nachts) zur Durchlüftung verwendet, indem man den Apparat für den Tag (Springbrunnen) verkehrt aufstellt, so dass die Röhren „r“ und ,,r’“ nach links kommen, Rohr-Ansatz II mit dem Ablauf des Aquariums, und Ansatz I mit dem Strahlrohre verbunden wird. Bei der Durchlüftung kommen die langen Röhren nach rechts zu liegen, Ansatz I wird mit dem Ausströmungskörper verbunden, wobei Ansatz II frei bleibt, da durch denselben Luft in den sich entleerenden oberen Behälter ein- dringt, während aus dem unteren die Luft durch Ansatz I entweicht. Der einzige Nachteil dieses Systemes dürfte in dem verhältnismässig kleineren Luftdruck liegen, was sich jedoch durch Wahl poröser Ausströmungskörper und durch eine mehr in die Länge gezogene Fasson der Behälter aus- gleichen lässt. Der Apparat ruht mit I und II, welche gleich- zeitig eine Achse bilden, um welche sich die Behälter A und B drehen lassen, in einem festen Gestelle und wird in Tätigkeit gesetzt, wenn der volle Behälter nach oben zu liegen kommt. Meiner bescheidenen Ansicht nach dürfte diese Idee manchem willkommen sein, und es würde mich herzlich freuen, wenn sich daran noch Verbesserungen einfinden würden. Nicht unerwähnt will ich lassen, dass das schattierte Mittelstück schon fertig erhältlich ist, in Deutsch- land bei L. Heinrici, Zwickau, in Oesterreich bei N. Pucan, Brünn, so dass die Installierung eines derartigen Apparates kaum irgendwelche Schwierigkeiten bereiten dürfte. Betreffs der Ausströmungskörper gehen die Versuche ins Unendliche. Leder, Bimsstein, Holzkohle und sämtliche Holzgattungen werden in bezug auf Porosität geprobt und je nach dem Drucke (der Wassersäule im Fallrohre, des Luft- kessels oder der Pumpe) für mehr oder minder geeignet befunden. Ich habe auch zahlreiche Versuche angestellt und verschiedene Erfolge erzielt, Avelche sich jedoch auf die Dauer nicht als praktisch erwiesen haben, da meistens ein zu oftes Auswechseln der Ausströmungskörper damit verbunden gewesen ist. Und so bin ich denn nach zweijährigen Versuchen wieder zur ersten Holzgattung — zum spanischen Rohre - zurückgekehrt, um dasselbe auf Grund der in- zwischen gesammelten Erfahrungen neuerdings der Aquarien-Durchlüftung dienlich zu machen. Der bisherige Ausströmungskörper dieser Holzgattung hatte die Form eines etwa 3 cm langen Holzröhrchens von 1/2 — 3/4 cm Durch- messer, welches mit 1 cm Länge als Ansteckteil für den Verbindungsschlauch in ursprünglicher Form belassen worden ist, während die rest- lichen 2 cm eine schiefe Schnittfläche (Fig. 2, I) bildeten, durch welche die Luft in Perlen zer- teilt ausströmte. Je länger diese Schnittfläche, resp. je stumpfer der Winkel, unter dem der Schnitt ausgeführt worden ist, desto kleiner, feiner war die Perlen -Verteilung der ausströmendeu Luft. Dabei liiess es aber immer ein fein poröses Rohrstück finden, das bei einiger Luftdrosse- lung bei D (Fig. 2, III) am Verbindungsschlauch eine passende Luftverteilung lieferte. Meistens waren jedoch die Luftperlen zu gross — förm- liche Luftblasen — , die selbst bei entsprechen- der Drosselung der Luftzufuhr an Volumen sich gleich blieben und nur in der Anzahl zurück- gingen. Dieser Uebelstand war cs auch, wes- 20 K. U 11 mann: Aus dem Arbeitszimmer des Aquarikers. halb ich s. Z. vom spanischen Rohre abge- kommen bin. Nunmehr ist es mir gelungen, jenem für unsere Zwecke — überall, avo man sich mit geringem Luftdrucke begnügen muss - geeignetsten Durchlüftungskörper eine andere Form zu geben und auf längere Zeit eine ver- hältnismässig befriedigende Luftverteilung zu erzielen. Für jeden Behälter kann man sich nach dessen Grösse eine komplette Ausströmungs- anlage schaffen, die jedAveden Abzweiger über- flüssig macht und überdies die ausströmenden Luftperlen auf eine grössere Fläche verteilt ab- gibt. Man schneidet sich 2 bis 6 Stücke spa- nischen Rohres, je 4 cm lang, welche mittelst eines dünnen Bohrers in der Mitte (Fig. 2, II b) durchbohrt werden. Die Sorge betreffs der Porosität entfällt, um die Luftdurchlässigkeit möglichst zu erhöhen, was von Wert ist, weil das Holz nach längerer Verwendung zur Genüge Wasser aufsaugt und demzufolge anquillt. Jedes Rohrstück wird an zwei Stellen 1 cm atou beiden Enden entfernt (Fig. 2, II: I und II) mittelst eines scharfen und dünnen Messers (Federmessers) vorsichtig angeschnitten, was man am leichtesten und sichersten durch blossen Druck der Messer- schneide auf das Rohr erzielt, wobei das letztere ein wenig vor- und rückwärts gedreht wird. Die Schnitte müssen nach Tunlichkeit gleich tief sein und sich nur auf den oberen Umfang (Fig. 2, II a— a’) erstrecken. Es ist gut, anfangs lieber weniger einzuschneiden, um nachträglich die sicli ergebenden Differenzen in der Durch- lässigkeit durch Vertiefung der Schnittlinien auszugleichen. Die Rohrstücke werden hierauf mittelst Gummischlauch-Stücken untereinander und sodann mit dem rechtwinkelig gebogenen Glasrohre L, welches oben auf dem bei a an die Luftleitung anschliessenden Schlauche eine Drosselung D besitzt, verbunden. Die Aus- strömungsanlage ist nun provisorisch zum Ver- suchen fertig und wird in den Behälter ein- gelassen, die Luftzufuhr durch Auslösen von D hergestellt. Aus den Schnittöffnungen quillt die Luft in kleinen und grösseren Perlen ver- teilt empor. Nun beginnt das eigentliche „Aus- gleichen“ oder, wie man technisch zu sagen pflegt, „Abstimmen“ der untereinander in betreff der Durchlässigkeit differierenden Schnittiefen, um eine möglichst gleichmässige Luftausströmung in sämtlichen Schnitten zu erzielen, Avas bei etwas Geduld binnen kurzem auch gelingt. Die nachträglichen Vertiefungen der Schnitte müssen behutsam und sukzessive gemacht werden, da man sonst leicht „überschneiden“ könnte, Avas dann grosse Luftblasen liefert und das betreffende Rohrstück ausser Gebrauch stellt. Es ist besser die Vertiefung sukzessive 3 — 4 mal vorzunehmen, Avas zwar eine 3 — Imalige Durchlüftungsprobe bedingt, statt mit einem etwas hurtigen Schnitte sämtliche andere Vertiefungen zu überschreiten und gezwungen zu sein, entweder dieses „Mehr“ an allen nachzutragen oder aber, wenn der Schnitt gar zu tief ist und selbst bei geeigneter Luft- drosselnng nur grosse Blasen zeitigt, das be- treffende Rohrstück auszuschalten. Besonders erwähnen Avill ich die Drosselung „D“ (Fig. 2, III), ein gewöhnlicher Quetschhahn mittelst Schraube, mit dessen Hilfe man die Kraft der Ausströmung reguliert. Es ist un- bedingt notwendig, die Durchlässigkeit der Ver- tiefungen bei etrvas gedrosselter Luftzufuhr aus- zuproben und auszugleichen, damit man es dann in der Hand hat, den Luftdruck nach einiger Zeit durch Auslösen der Drosselung zu erhöhen, weil das Holz durch Anquellen nach 1 — 2 Wochen etAvas an seiner Durchlässigkeit einbüsst. Mit der Drosselung wird auch die Ausströmung geregelt, und ich pflege tagsüber die Ausströmung ab- zusclrwächen und nur des Nachts auf voll zu stellen. Mit der Drosselung kann die Durch- lüftung in dem einen oder anderen Behälter ganz ausgeschaltet Averden: bei der Reinigung des Behälters und bei der Fütterung; Aveil in beiden Fällen der Bodenschmutz aufgewirbelt wird und mit der Durchlüftung in die Höhe und nach allen Richtungen getrieben werden Avürde. Vor anderen Ausströmungskörpern haben diese in erster Reihe die Verteilung der aus- strömenden Luft auf eine bedeutend grössere Wasserfläche bei demselben Verbrauche voraus und bewirken dadurch eine schwächere aber ausgebreitete Strömung im Wasser, womit auch eine ergiebigere Durchlüftung bedingt ist. Weiter lassen sie sich unter allen Umständen bei dem minimalsten Druck verwenden, wo- durch die Montierungen hoher Fallrohre und (Gegendruck-) Steigrohre in Wegfall kommen. Betreffs der anderen Systeme in Durchlüftungen und Ausströmungskörpern ein anderes Mal. (Schluss folgt.) W. Köhler: Einige Bemerkungen zu der Arbeit: „Mikroskopische Untersuchungen usvv. 21 Einige Bemerkungen zu der Arbeit: „Mikroskopische Untersuchungen und Gedanken über Natur und Entstehung des Schaumnestes der Osphromeniden".1) Von W. Köhler. Es hat mich um so mehr gefreut, dass meine Arbeit über Schaumnest und Schaum nest- hau der Osphromeniden2) so rasch Anregung zu ernster, wissenschaftlicher Weiterbehandlung des Themas gegeben hat, als ich selbst durch anderweite Verpflichtungen und Arbeiten vor- aussichtlich auf lange Zeit behindert sein werde, meine begonnenen Untersuchungen zu Ende zu führen. Die Ergebnisse des Herrn v. Treschow decken sich völlig mit meinen bisherigen Resul- taten. Mit Methylenblau gefärbte Bruchstücke des Schaumnestes zeigen stets den Bacillus sub- tilis , Spirillen und andere Wasserbakterien neben den undefinierbaren Körperchen, die ich gleich- falls für das Drüsensekret des Fisches halte. Aber in den Schlussfolgerungen, dass die Haupt- ursache an dem Zustandekommen des Schaum- nestes eben die darin stets sieb vorfindenden Bakterien seien, die Anwesenheit der Sekret- körperchen dagegen nebensächlich, wenn nicht gar belanglos sei, kann ich Herrn v. Treschow nicht zustimmen. Erstens liefert keine seiner zahlreichen Beobachtungen und Untersuchungen den zweifellosen Beweis für die Richtigkeit dieser Annahme; zweitens kann man ebenso gut die Bakterienvermehrung im Schaumnest als Sekundärerscheinung deuten, indem sich die im Wasser vorhandenen Bakterien an das Speichel- sekret als an eine willkommene Nahrung heran- machen und sich auf diesem günstigen Nähr- boden ungeheuer rasch und zahlreich ver- mehren. Für letztere Annahme spricht vor allem die Tatsache, dass Makropoden auch in irischem, sehr bakterienarmem Wasser, wofern es nur genügend temperiert ist, mit dem Nestbau beginnen und ein tadelloses Schaum- nest zustande bringen. Ausserdem habe ich bei verschiedenen mir bekannten Züchtern, die grundsätzlich alle Bassins stark durchlüften — ich habe den Nutzen dieser Massnahme nie einzusehen vermocht, sondern im Gegenteil bei nüchterner Ueberlegung nur Nachteile für Zucht- fische und Brut und mithin für den Züchter 1) „Blätter f. Aquarien- u. Terrarienkunde“ 1908, S. 645 ff. 2) „Blätter f. Aquarien- und Terrarienkunde“ 1908, S. :>»s-2 ft'. wie für den Käufer seiner Zuchtprodukte heraus- finden können — überall tadellose Schaumnester in den Osphrömen i denaquarien vorgefunden. An eine Fettschicht, wie überhaupt an eine be- sonders reichliche Bakterienentwickelung ist in solchen Aquarien natürlich nicht zu denken. Aus allen diesen Gründen bin ich der Meinung, dass die Anwesenheit von Bakterien im Aqua- rienwasser („altes Wasser“) den Schaumnestbau wohl sehr begünstige und erleichtere, ja, dass vielleicht die Gewohnheit des Schaumnestbaues der ständigen Anwesenheit grosser Bakterien- mengen in den moderigen, stagnierenden Wolm- gewässern der Osphromeniden in ihrer Heimat Rechnung trägt und angepasst ist, dass aber auch in dem bakterienärmsten Wasser dem Fische der Nestbau möglich ist, wodurch die Drüsensekretion als die Hauptsache beim Nestbau, die Unterstützung durch die Mitwirkung von Bakterien als neben- sächlich anzusehen sein würde. Die Frage könnte nur entschieden werden, indem man die wiederholt in einem Antiseptikum gebadeten Zuchtfische mit ebenso vorbereiteten Pflanzen in einem sterilisierten Aquarium (reiner, durch stundenlanges Ausglühen sterilisierter Sandboden und destilliertes, mit sterilisiertem Sauerstoff künstlich angereichertes Wasser) unterbrächte. Von dem dort entstehenden Neste müsste man zu verschiedenen Zeiten Proben entnehmen und einen Teil davon zur mikroskopischen Unter- suchung im gefärbten Präparat, einen anderen zur Reinkultur der eventuell darin enthaltenen Bakterien, welche allein eine exakte Artbestim- mung ermöglicht, verwenden. Es ist nämlich gar nicht ausgeschlossen, ja wahrscheinlich, dass die Mundhöhle der Fische ebenso von Bak- terien bewohnt wird, Avie die des Menschen, und dass diese Bakterien an dem Aufbau und Zerfall des Schaumnestes mitwirken. Vielleicht präzisiert Herr von TreschoAV daraufhin seine Versuchsanordnung noch mehr und wiederholt die Versuche unter Verwendung der von mir entwickelten Gesichtspunkte. Der Schaumnest- bau ist eine so merkwürdige, interessante Er- scheinung, dass er den Mühen einer langwierigen, exakten Erforschung wohl wert erscheint. Kleine Mitteilungen. Wandern und Fangen der Aale. Zur Mitteilung des Herrn Riedel in Nr. 48 über dieses Thema möchte ich bemerken, dass die dort beschriebene Vorrichtung der sogenannte Aalselbst- fang, Aalkiste, Aalkasten, Aalfalle, Schwedrich ist, eines der bekanntesten Aalfanggeräte, welches bei Wehren und Stauwerken, namentlich aber bei Mühlen, Kleine Mitteilungen 22 allenthalben in deutschen (und auch fremden) Flüssen und Bächen zu finden .ist. Die Ausführung ist ent- weder die von Herrn Riedel beschriebene oder sie weicht in sehr mannigfaltiger Weise davon ab. Es gibt Kisten, die für einige Mark herzustellen sind, und es gibt auch sehr grosse und kostspielige Vor- richtungen, die aber auch in günstigen Fällen eine erhebliche Rente ab werfen. Jahreserträge von 3000 bis fiOOO Mk. sind durchaus nichts ungewöhnliches, und es Hessen sich Beispiele von noch wesentlich höheren Erträgen anführen. Es kommt denn auch vor, dass bei Verkäufen und Entschädigungen erheb- liche Summen für solche bedeutende alte Selbst- fänge gezahlt werden, deren Berechtigung oft auf einem alten, historisch interessanten Privileg beruht. Diese Selbstfänge dienen bekanntlich zum Fang der zu Tal wandernden geschlechtsreifen resp. zum Laich- akt in den Tiefen des atlantischen Meeres sich rüstenden „blanken“ oder „silbernen“ Aale, welche in der Regel auf dem Grunde des Gewässers und in dunkler Nacht, am liebsten bei stürmischem, schlechtem Wetter wandern. Es kommt vor, dass in einer einzigen stürmischen Nacht für über 1000 Mk. Aale in einem solchen Selbstfang gefangen werden, während dann viele Wochen wieder wenig oder gar nichts gefangen wird. Ein Wandern der Aale an der Ober- fläche kommt nur bei der Bergwanderung der jungen Glasaale vor, sowohl auf dem Meere als auch in den Flüssen, so lange sie sich hier noch in Massen bei- einander halten. Mit dem Eintritt der Pigmentierung zieht sich der junge Aal auf den Grund zurück und führt von da ab ein fast ausschliessliches Grundleben, bis ihn schliesslich die Tiefen des Weltmeeres wieder- aufnehmen, in denen der letzte Rest des Aalrätsels, das die jüngste Zeit so stark aufgehellt hat, — Laich- akt, Tod, Geburt und erste Kindheit — immer noch verborgen ist. Dr. E. Walter. Eine eigenartige Verwachsung von Gehäusen zweier verschiedener Schneckengattungen : „Helix und Succinea“. (Mit 1 Originalaufnahme von Otto Haucke-Dresden.) Am 18. September dieses Jahres suchte ich an den hiesigen Elbtümpeln beiLaubegast in den dortigen Weiden, Brombeeren, Brennesseln und abgestorbenen Winden und Hopfenranken nach Bernsteinschnecken, Succinea Pfeifferi Rossm. und Succinea amphibia Drp. Beim Umdrehen der grossen Blätter von Rumex aqnutica , Wasserampfer, fiel mir eine Schnecke (Helix) auf, welche anscheinend auf ihrem Gehäuse zufällig- em solches von Succinea kleben hatte. Die Spitzen der beiden Gehäuse schienen aufeinander zu stehen, Helix unten und auf ihr das Gehäuse von Succinea. Bei genauerer Betrachtung der Schnecke (Helix), welche lebend war, bemerkte ich jedoch, dass das Gehäuse von Succinea leer war und nicht nur zufällig oder durch irgendwelche Substanz (wie Harz usw.) äusserlich an dem Gehäuse von Helix festgeklebt war, sondern dass beide Gehäuse fest mit einander ver- wachsen waren. Das Ganze gab ein Bild, als wenn jemand von dem Gehäuse der Succinea die Spitze abgebrochen und selbiges auf dasjenige von Helix gesteckt hätte. — Dass dies aber nicht der Fall war und sein konnte, ergab sich aus meiner nun folgenden Untersuchung beider Gehäuse. Die höchste Stelle des Gehäuses von Helix steckte ungefähr 2 — 3 mm tief in dem, resp. in der abgefressenen Spitze von Succinea, und war die Stelle, woselbst es auf ersterem aufsass. fest mit diesem verwachsen, was ich auch mit Zuhilfenahme desVergrösserungsglases deutlich wahrnehmen konnte. Das Ganze bot einen ungemein originellen Anblick und erregte mein äusserstes Interesse; ich kam jedoch am ersten Tag, an welchem ich das Tier gefangen hatte, zu keiner richtigen Lösung der Frage, wie die beiden Gehäuse auf diese Art und Weise zusammen gekommen sein konnten, und glaubte mich auch nicht ganz sicher, indem ich annahm, dass doch ein Irrtum meinerseits vorliegen könne. Ich beschloss hierauf, mit den beiden so mit einander verbundenen und verwachsenen Gehäusen, resp. Tieren erst einige Versuche anzustellen, ob sich dieselben vielleicht doch trennen Hessen. Zu diesem Zwecke setzte ich Helix nebst SWcmeu- Gehäuse in ein Glas mit Wasser und zwar so, dass ich das betreffende Glas bis zum obersten Rand füllte, die Schnecken hineinbrachte und das Glas mit einer Scheibe bedeckte. Hierin liess ich das Tier ziemlich Stunde. Um es nicht ersticken zu lassen, nahm ich es nach dieser Zeit heraus und probierte, ob sich etwa Succinea abgelöst hätte, resp. ob sie (d. h. wenn sie durch Zufall oder irgendwelche Substanz vielleicht Originalaufnahme nach dem Leben von O. Haucke-Dresden. Strauch sc hnirkelsch necke (Helix arbustorum', mit Succinea - ähn- licher, regenerativer Neubildung (?) an der Gehäusespitze. Literaturbericht. 23 festgeklebt gewesen wäre) abnehmbar sei, was jedoch nicht der Fall war. Nachdem ich mich hiervon genau überzeugt hatte, brachte ich die Schnecke in ein Glas mit Blättern von Rnmex aquatira und Trades- cantia viridis (Ranken), um abzuwarten, ob sie das Nuceiweu-Gehäuse verlieren würde. Täglich sah ich nach dem Tier, aber so oft ich auch in das Glas sah, trug es das Gehäuse der Succinea immer noch mit sich herum. Es ist dem- nach ausgeschlossen, dass eine zufällige, durch irgend- welche klebrige Substanz verursachte Verbindung beider Gehäuse vorliegt. — Heute, am 2. Oktober 08, trägt das Tier immer noch das Gehäuse von Succinea mit sich herum und in derselben Stellung wie zuerst. Ich komme nun zu dem Schlüsse und folgender Lösung, resp. Deutung dieser Angelegenheit: Ich nehme an, dass Helix als junges, kleines Tier in das leere Succinea Gehäuse gekrochen ist, sich hierin festgefahren und nicht wieder rückwärts aus dem- selben herausgekonnt hat; hierauf frass sie das Ge- häuse von Succinea durch, und nachdem sie soviel Platz hatte, dass sie mit dem Körper hindurch konnte, baute Helix ihre Gehäusewindungen weiter und befestigte hierbei das auf dem vordersten Rande derselben sitzende Sueciweu-Gehäuse, so dass es eben in seiner jetzigen Lage stehen bleiben musste und mit ihrem Gehäuse verwachsen ist. Eine andere Lösung dieser Frage könnte ich mir nicht vorstellen. Ob ich nun mit meiner Vermutung das Richtige getroffen habe, will ich dahingestellt sein lassen und die Klärung dieser Angelegenheit dazu berufeneren Leuten über- lassen, indem ich das Tier zur Untersuchung an Herrn Dr. Paul Kämmerer- Wien ein sende und genannten Herrn ersuche, meinem Bericht seine ergänzende und aufklärende Aeusserung beizufiigen. Durch das Auffinden dieser originellen „Doppel- schnecke“ meinerseits ist wiederum ein Beweis er- bracht, wie mannigfaltig und unerschöpflich die Natur in ihrem Schaffen ist. — Es würde vielleicht manches hochinteressante und originelle Tier gefunden und manche Beobachtung in dieser Beziehung gemacht werden, wenn sich die Liebhaber mehr der ein- heimischen Fauna widmen und dieselbe nicht so sehr vernachlässigen würden, wie es grösstenteils der Fall ist. Jflanches Geschöpf wird achtlos beiseite geworfen, ohne vorher genau besehen worden zu sein, obwohl es vielleicht bei näherer Betrachtung doch ein Interesse für Wissenschaft und Liebhaberei gehabt hätte. Darum möchte ich nochmals die Mahnung aussprechen: „Achtet auf jedes kleine Geschöpf bei euren Ex- kursionen !“ Wilhelm Schreitmiiller-Dresden 21. (Ichthyologisehe Gesellschaft.) NB. Belegstück befindet sich in Händen des Herrn Dr. P. Kammerer-Wien. Nachschrift des Herausgebers: Leider ge- langte das interessante Objekt nicht unbeschädigt in meine Hände; das angebliche Succinea- Gehäuse ging in Brüche, so dass jetzt nur noch Schalenreste davon übrig sind, die sich mit dem Gehäuse der lebenden Helix untrennbar verwachsen zeigen. Einwandfreie Deutung des Fundes ist unmöglich, ehe man ihn nicht experimentell nachmachen kann. Doch glaube ich, man darf keine Verwachsung zwischen Helix- und Succinea-Gehäuse annehmen; sondern derjenige Teil, welcher durch seine Dünnheit, Farblosigkeit und Form als Succinea- Gehäuse erschien, ist als eine über zählige Regeneration des Helix- Gehäuses nach dessen an der betreffenden Stelle, wo das kleinere „Gehäuse“ aufsitzt, stattgefundenen Verletzung auf- zufassen. Die Spitze des Hriia>Gehäuses dürfte ein gedrückt worden, ein Teil des vom „Mantel“ um- hüllten Eingeweidesackes der lebenden Schnecke vor- gequollen sein; nach Ausbesserung des Gehäuses hat der Mantel sich wieder zurückgezogen, vorher aber ein gehäuseähnliches Kalkgebilde abgesondert, welches, wie zunächst alle Regenerate, dünner, kleiner, unge- färbter blieb, als die übrige, ursprünglich gebaute Gehäusesubstanz, und hierdurch sowie durch seine von den abnormen Umständen gegebene abweichende Form zufällig das Aussehen eines Succinea Gehäuses angenommen hat. Dass die Succinea-iövmige Kalk- absonderung an der Spitze des Helix- Gehäuses von Helix herrührt, wird durch den mikroskopischen Be- fund bestätigt; der Dünnschliff eines abgebrochenen Stückchens zeigt sich in Struktur (Wachstumsstreifen) und Zeichnung als direkte Fortsetzung des Helix - Gehäuses, trotzdem das freie Auge hiervon noch nichts wahrnehmen kann. Wie kriecht eine Schnecke frei durch das Wasser? So lautet eine Frage, welche die ,.Iris“-Frank- furt a. M. auf Grund von Beobachtungen mehrerer Liebhaber aufwirft. Dass Schnecken frei im Wasser zur Oberfläche emporsteigen, um frische Luft einzu atmen, hat wohl jeder Liebhaber schon bemerkt, nur wie sie dieses bewerkstelligen, darüber scheint man sich noch nicht klar zu sein. Man liest und hört, dass der Körper lang ausgestreckt wird, um das Vo- lumen zu vergrössern und das spezifische Gewicht zu verringern. Ich sitze vor einem meiner Becken und sehe eine kleine Schlammschnecke mit gestrecktem Körper sanft zur Oberfläche steigen. Sie nimmt Luft ein und sinkt ebenso sanft zur Tiefe nieder, hat aber den Körper genau so weit gestreckt wie beim Empor- steigen. Das konnte ich nicht so recht begreifen, denn meiner Ansicht nach musste sie beim Nieder sinken ihr Volumen verkleinern. Ich beschloss bei nächster Gelegenheit besser aufzupassen, und sie bot sich mir bald. Eine Planorbis corneus , rote Varietät, wurde beim Aufsteigen schön von der Sonne durch- leuchtet, da sah ich denn, dass die Ränder der Gleit- sohle nach unten umgebogen wurden und sich der Länge nach berührten, so dass eine Röhre entstand. Die Gleitmuskeln arbeiteten wie gewöhnlich mit wellenförmiger Bewegung. Am Anfang der Röhre (Kopfende) tritt das Wasser ein und wird infolge der stetig sich fortsetzenden Wellenbewegungen der Fussmuskeln zur hinteren Oeffnung hinausgepresst; durch den hier sich ergebenden Widerstand bildet sich" die treibende Kraft, welche den Schneckenkörper vorwärts schiebt. Also eine sehr gut arbeitende Druckpumpe haben die Schnecken zu ihrer Verfügung; nur wird dieselbe nicht oft in Anwendung gebracht, da anscheinend eine grosse Kraftvergeudung mit ihrer Benutzung verbunden ist. Ein Durchschneiden des Wassers in schräger Richtung konnte ich leider noch nicht beobachten, es würde die Art der Fortbewegung, so nehme ich an, aber wohl ebenso sein, wie vorstehend geschildert ist. Paul Rozinsky, „Hertha“ Berlin. Wurmstar der Fische '). Im Archiv für Augenheilkunde, Bd. 58. 1907, findet sich eine sehr interessante Arbeit über Wurm- ftar der Fische, die im Auszug hier folgen soll. Prof. Hofer berichtet in seinem Handbuch der Fischkrank- heiten, dass beim Zander, Barsch und Kaulbarsch usw. bei einzelnen, manchmal auch bei Hunderten von Teichgenossen eine Trübung der Linse und damit ein Erblinden der Fische eintritt. Die Ursache dieser Erkrankung sind kleine zu den Saugwürmern ge- hörige Parasiten, die zu Hunderten zwischen Linse und Linsenkapsel umherkriechen und sich von der zerfallenden und sich trübenden Linse nähren. Die Fische sterben nicht an der Erkrankung, sondern magern nur stark ab, da das Finden von Nahrung durch den Star, der bei Betrachten des Fisches grau bis weiss in der Pupille sichtbar ist, behindeit ist.'1 2 3) 1) Ueber den Bau des Fischauges siehe Bl. 1907. Nr. 3 1 — 35. 2) Vgl. Dr. W. Roth, „Beiträge zur Kenntnis der parasitären Fischkrankheiten. V. Ueber den grauen Star bei Aquariumfischen“. Natur und Haus, Bd.XIII, Nr. 3, S. 4l — 44, 2 Figg., 1905. — Ferner Klingel- höffer, „Parasiten in der Linse“, Wochenschr. für A.- u. T. K., Bd. II., Nr. 51, S. 797, 1907. 24 Uebersicht der Materien. Im weiteren Verlauf der Krankheit kommt es zur Vor Wölbung der Hornhaut, die zum Platzen der- selben und Ausfliessen des Auges führt. Durch nach- folgende Entzündung wird das Auge völlig vernichtet, und bisweilen kommt es zum Tode des Fisches. Die in Betracht kommenden Larven gehören einem bei Wasservögeln häufigen und bei ihm geschlechtsreif werdenden Saugwurm, Hemistomum spathaceum, an. Die Larve war schon früher unter dem Namen Diplo- stomum volvens beschrieben worden, ehe man ihre Zu- sammengehörigkeit mit Hemistomum kannte. Sie ist drehrund, mit stark vorstehenden Saugnäpfen, plattet sich aber allmählich ab, bekommt eine sackartige Verlängerung hinten, vorn zwei ohrenförmige Zipfel und einen rosettenartigen Haftapparat hinter dem Bauchsaugnapf. Auch Holostomiden^ Larven von stets zylindrischer Gestalt ohne Fortsätze kommen im Auge vor. Im Darm von Wasservögeln erreichen die Hemi- stomum- Larven die Geschlechtsreife. Die Tiere gehen mit dem Kot ab. Wie die Larven in den Fischkörper und von da ins Auge gelangen, ist noch nicht fest- gestellt. Schon 1832 hatte von Nordmann parasitierende Würmer im Auge von Weichtieren beschrieben. Er fand Filaria im Auge des Menschen, Spulwürmer im Froschauge, Oxyuren (Madenwurm) im Auge der Barsche, Bandwurmfinnen im Auge des Schweines und Tremitoden in grosser Menge im Auge der meisten Fische. Auch im menschlichen Star fand er Filaria und Monostomum lentis. Im folgenden Jahre beschrieben v. Ammon und Gescheid einen Linsenparasiten unter kapsel erweichen. Man sieht deutlich derartige Kapsel- lücken. Leuckart glaubte, dass bei Wassertieren der Weg durch Hornhaut und Lederhaut gehen könne. Meist halten sich nun die Parasiten dicht unter der Linsenkapsel auf und zerstören die darunter liegende Rindensubstanz, währeod der Linsenkern nur trüb und weiter wird und so seine Form behält. Die Rinden- massen zerfallen und werden vom Auge aufgesaugt, der Kern bleibt zurück. Trotz hinzugetretener Ent- zündung kann doch das Sehvermögen etwas erhalten bleiben. Die Kapselepithelzellen wehren sich gegen die Parasiten, umwuchern sie oft und kapseln sie ab, so dass sie absterben und zerfallen. Sind die Para- siten durch die Kapsel gedrungen, so wirken ihre Ge- webssäfte entzündungserregend und erweichend. Die Hornhaut wird ebenfalls dadurch erweicht. Es kommt ohne Mikroorganismenwirkung zum Durchbruch, wo- bei der Linsenkern ausgestossen wird. Die Lebens- dauer der Parasiten ist in der Linse nur kurz. Durch das Weiterkriechen der Parasiten in der Linse ent- stehen eigentümliche Wurmgänge, die das Tier um sich herumfrisst. Salzer will Fütterungsversuche mit frischen Fällen anstellen. Bis jetzt liegen solche nur von A. und O. Erhardt vor, welche Larus ridibundus (Lachmöve) mit Diplostomum volvens aus dem Auge der Leuciscus rutilus (Plötze) fütterten. Es entwickelten sich Hemistomum spathaceum. Dr. W. Klingelhöffer. Dr. Adolf Steuer (Innsbruck) berichtet in der Oesterreichisclien Fischerzeitung 1908 über „einen Pseudoparasit (Aktinienfangarm) an Gobius minutus L. (Nach Steuer, aus öst. Fischereiztg. 1908.) dem Namen Distoma oculi liumani , den sie in vier Exemplaren im Auge eines mit Star geborenen, an Darmkatarrh verstorbenen Kindes noch lebend und beweglich unter der Linsenkapsel nachweisen konnten. Leuckart hielt ihn für einen jungen Leberegel. Auch Filaria fand Gescheid in einer Linse, ebenso später Kulint. 1905 lenkte Greeff die Aufmerksamkeit wieder auf die Parasiten der Linse, da er bei einem 55 jährigen Fischer an der Oberspree zwei Pünktchen in der zerfallenen Linsenrinde als zwei unzweifelhaft ge- schrumpfte Trematoden-'Lai'ven feststellen konnte. Da- durch wurden die früheren Fälle, die man später angezweifelt hatte, als zu Recht bestehend erwiesen. Die neue Arbeit von Dr. Salzer-München beschäftigt sich nun mit der mikroskopischen Untersuchung der Augen von einigen Forellen, die der Fischereiversuchs- station aus Dänemark zugegangen waren. Es wurde schon mit blossem Auge eine dem menschlichen Star sehr ähnliche Linsentrübung festgestellt, zugleich erschien die durchsichtige Hornhaut mitunter vorge- buchtet, jedoch nie so hochgradig wie in den von Hofer beobachteten Fällen. Manchmal lag die Linse ganz in der vorderen Augenkammer und war durch Quellung vergrössert oder durch Schrumpfung ver- kleinert. Einigemale fehlte die Linse vollständig. Es bestanden an diesen Augen Entzündungserschei- nungen, sowie Anzeichen, dass die Hornhaut durch- gebrochen und der Linsenkern ausgetreten war. In einem Auge waren die Parasiten noch in lebensfrischem Zustand vorhanden, in allen anderen abgestorben. Wie die Parasiten in die Linse kommen, ist noch nicht geklärt. Wahrscheinlich gelangen sie in Blut oder Lymphe in die Aderhaut, dringen in den Glaskörper und von da in die Linse. Es scheint, dass die Tiere Säfte produzieren, welche die Linsen Pseudoparasiten an Gobius minutus.“ In einer zoolo- gischen Sammlung fand er ein Präparat mit der Auf- schrift: „ Gobius minutus L. juv. mit parasitischem Copepoden.“ Es ergab sich, dass andern nur 29 mm langen Fischchen tatsächlich ein langer Schlauch haftete. An der Schwanzflossse des Fischchens klebte rechtsseitig das dickere Ende des scheinbaren Para- siten, und zwar derartig fest, dass einige Strahlen der Schwanzflosse umgebogen waren. Der Schlauch drehte sich dann um die Bauchseite des Fisches nach links und endete offenbar unter dem Kiemendeckel; bei Lupenvergrösserung zeigte es sich indessen, dass der Schlauch einen dünnen Fortsatz bis gegen den Unterkiefer hin hatte. War es nun auch naheliegend, das Gebilde für einen parasitischen Copepoden zu halten, so zeigte doch die mikroskopische Unter- suchung, dass der vermeintliche Parasit gar keiner war, vielmehr den losgerissenen Arm einer Aktinie darstellte, der sich wahrscheinlich beim Fange ganz zufällig an den Fisch angeklebt hatte. — Es ' zeigt dieser Fall wieder, wie vorsichtig man in der Deu tung nicht ganz zweifelloser Befunde sein muss. E. Sc.-Breslau. Uebersicht der Materien in Aufsätzen und Mitteilungen vorliegender Nummer: — (* = abgebildet) — Terrarium: Strauchschnirkelschnecke (Helix arbusto- rum, L.).* S. 22. Süsswasseraquarium: Flussaal (Anguilla anguilla, L.) Osphromeniden-Schaumnest. S. 21, Tellersclineeke ( Plan'orbis corneus, Pf.), rote Varietät. S. 23. Nachrichten des Herausgebers. — Vereins-Nachrichten. 25 Seewasseraquarium : Zwerggrundel ( G-obius mimi- tus , L.)*, S. 24. Technik: Durchlüftung ohne Wasserleitung. 8. 18. Ausströmungskörper hiezu. S. 19. Parasitenkunde: Aktinienfangarme als Pseudoparasit, S. 24. Hemistomum spathaceum, als Erreger des Wurm- stares bei Fischen, S. 28. (j| Nachrichten des Herausgebers W.K. i. A. „Knurrender“; W.K. i. T. „Unfreiwillige Experimente“; A. R. i. A. Nachricht betr. „Stichling“ hoffentlich rechtzeitig angek.; A. v. K. i. ß. Bilder nicht brauchbar, da verknittert, den Aufsatz nochnichtgelesen. Für die Scliriftleitung verantwortlich: Fritz Lehmann in Stuttgart. VEREINS'&W#’? NACHRICHTEN Unter alleiniger Verantwortung der Herren Ein- sender. Fragekasten des „Triton“, Berlin. (Die Benutzung desselben steht auch Nichtmitgliedern frei.) Frage 63. Wie behandelt man Haplochilus Matteil Mein Paar starb in einem Zwischenraum von etwa vier Wochen. Beide bekamen weissen, flockigen Be- lag auf dem Kücken, standen ruhig im Wasser, fielen dann auf den Kücken, worauf nach einigen Stunden der Tod eintrat. Die Krankheit dauerte etwa drei Tage, Wassertemperatur 20 — -25° C. Futter: Kegen wurm und Daphnien. Andere Fische in demselben Behälter: Makropoden, Trichogaster, Kampffische blieben gesund. Antwort: Ohne mikroskopische Untersuchung ist die Ursache der Erkrankung und der Tod Ihrer Raplochilus mit Bestimmtheit nicht festzustellen. Die Behandlungsweise, die Sie ihnen angedeihen Hessen, ist, was Futter und Wassertemperatur anbetrifft, eine richtige und zweckmässige. Möglicherweise handelt es sich um eine Erkrankung an Ichthyophthirius multifiliis, wenigstens lassen die angegebenen Sym- ptome darauf schliessen. Bei Beginn dieser Krankheit zeigen sich auf der Schuppenhaut kleine weisse Pünktchen, die sich sehr bald ausdehnen und in einigen Tagen zu einem schleimartigen Ueberzug über den ganzen Körper ausarten können. Der Krankheitserreger ist ein zu den Infusorien gehörendes Lebewesen, welches in der Schleimhaut des Schuppen- kleides eingebettet liegt und bis zur Geschlechtsreife darin verbleibt. Wahrscheinlich nährt es sich auch davon, jedenfalls verursacht es durch sein massen- haftes Vorkommen eine Zerstörung der gesamten Schleimhaut und verursacht auf diese Weise den Tod des Fisches. Dass die andern Fische von der Infek- tion nicht ergriffen wurden, mag durch individuelle Erscheinungen, durch kräftigere Körperkonstitution oder sonstige Zufälligkeiten zu erklären sein. Wir haben selbst einmal in einem verseuchten Becken drei Tetragonopterus beobachtet, von denen zwei der- artig von der durch mikroskopische Untersuchirng festgestellten Ichthyophthiriasis ergriffen waren, dass der eine starb, der zweite nur durch schleunige Be- handlung gerettet werden konnte, während der dritte in demselben Behälter gesund und munter blieb und noch lange Zeit lebte. Eine Kettung der befallenen Fische ist meist möglich durch Umsetzen in andere Behälter mit fliessendem Wasser, z. B. einem kräftig laufenden Springbrunnen, wobei Sorge getragen werden muss, dass die Wasserschicht, die sich am Boden befindet, mit in den Kreislauf gebracht wird. Auf gleiche Weise erfolgt die Säuberung des verseuchten Behälters, der hiernach bereits wieder nach 8 oder 14 Tagen bezugsfähig ist. Wir machen Sie auf den in Nr. 47 — 50 im vor. Jahrg. dieser Zeitschrift er- schienenen Artikel von Dr. W. Roth-Zürich, der dieses Thema in erschöpfender Weise behandelt, aufmerksam. „Triton“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Berlin (E. V.). Vereinslokal: Restaurant „Karls- garten“, Karlstr. 27. Sitzung: jeden 2. und 4. Freitag im Monat. Bericht über die 11. ordentliche Sitzung am Freitag, den 13. November 1908. Der 1. Vorsitzende berichtet kurz über den Ver- lauf der Feier unseres 20jährigen Stiftungsfestes am 31. Oktober in „Neumanns Festsälen“, welche als durchaus gelungen zu bezeichnen ist. Herzlich ge- dankt sei noch an dieser Stelle den zahlreichen Mit- wirkenden, die in aufopfernder Weise ihre Kräfte zur Verfügung gestellt hatten, den Vereinen, die uns durch Absendung von Vertretern erfreut, sowie endlich allen den Vereinen und Freunden des „Triton“, die uns ihre Glückwünsche übersandt haben. Mögen allen Teil- nehmern des Festes die fröhlich verlebten Stunden unvergesslich bleiben! — Unser Mitglied Herr Frei- herr von Ompteda stellt uns einen Posten Stichlinge zur Verfügung, die er nach Ablassen eines Teiches im nahezu trocknen Schlamm des Abzuggrabens entdeckt hat; dieselben müssen schon stundenlang vor dem Auf- finden trocken gelegen haben und erschienen auch grösstenteils sehr erschöpft, sind jedoch nach dem Ein- setzen in Wasser zum grössten Teile wieder munter geworden. Während des Transportes in der Kanne ist allerdings so ziemlich die Hälfte verendet, immer- hin blieb noch eine reichliche Portion übrig, welche unter den Anwesenden schnellen Absatz fanden. Ist doch der Stichling in einem leidlich gut bepflanzten Aquarium mit Leichtigkeit zu überwintern, da er im ungeheizten Raume sich besonders wohlfühlt und keinerlei besondere Pflege beansprucht. Herrn Frei- herrn von Ompteda sei für seine Freundlichkeit bestens gedankt. — Zur Besprechung gelangt der vom „Aus- schuss der Aquarien- und Terrarienvereine zu Berlin“ herausgegebene, in unseren Zeitschriften veröffentlichte Entwurf über „Die Bewertung des Schleierfisches“. Der „Triton“ erklärt sich mit den aufgestellten Grund Sätzen einverstanden und es ist wünschens- wert, dass die einzelnen Vereine in ihren Sitzungen sich gleichfalls mit dieser Frage beschäftigen. Nur durch allgemeines Zusammenwirken aller Liebhaber kann etwas einigermassen Vollkommenes erreicht werden, und durch Geltendmachen begründeter Ein- wände gegen einzelne der aufgestellten Grundsätze soll eine nochmalige Besprechung und Beratung der- selben veranlasst werden. Jedenfalls aber erwartet und erbittet der „Ausschuss“ eine Erklärung möglichst vieler Vereine, ob sie mit dem Entwurf einverstanden sind oder nicht. Schriftstücke in dieser Angelegen- heit sind an den Vorsitzenden des „Ausschusses“, Herrn E. Herold in Berlin 0 34, Kopernikusstrasse 18, zu richten. — Den Besitzern der in voriger Sitzung ver- steigerten und verlosten japanischen Zwergbäumchen sei noch zur Behandlung derselben die Mitteilung ge- macht, dass sie sämtlich winterhart sind bis auf die Azalien; diese sollen bei etwa 4 Grad C. überwintert und während dieser Zeit nur feucht gehalten werden. Der Vorstand. „Isis“, Gesellschaft für biologische Aquarien- und Terrarien-Kunde zu München (E. V.). Donnerstag, den 15. Oktober 1908. Entschuldigt Herr Müller. Verlesung uud Ge- nehmigung des Protokolls der letzten Wochen- versammlung. Im Einlauf: Monatsblatt Nr. 10 des „Wasserstern“- Augsburg. Die „Nympliaea“ - Leipzig übermittelt uns den Führer durch ihre diesjährige Ausstellung. Freundlichen Dank. Zeitschriften : Natur und Haus, Nr. 1, Blätter, Nr. 41 und Wochenschrift, Vereins-Nachrichten . 20 Nr. 41. Verschiedene Aufsätze werden durch den Vorsitzenden im Auszuge bekannt gegeben. In letzt- genannter Zeitschrift spricht Herr Dr. Wolterstorff in seinen Rückblick „Magdeberg — Görlitz —Dresden — Leipzig'- in einer Fussnote von einem Herrn „Leon- hard Schmitt, dem Verwalter des Münchener Aqua- riums“. Wir bemerken, dass es in München kein Aquarium gibt, das vom Staate oder von der Stadt unterhalten wird und dass Herr Schmitt, früher in Zwickau i. S., seinem ausserordentlich bescheidenen Unternehmen, das hinsichtlich seiner Einrichtung und der Haltung der Tiere vielfach schon unseren Widerspruch hervorgerufen hat, diesen für manche Ohren klingenden Namen nur gegeben hat. Herr Dr. Steinheil demonstriert ein Weibchen von Mantis religiosa. Das interessante Insekt geht in die Pflege des Herrn Knan über. Weiter zeigt Herr Dr. Stein - heil vor Bufo viridis von Nord-Afrika, durch Herrn Scherer im Jahre 1907 als kleines Exemplar importiert. Die Kröte ist inzwischen kräftig herangewachsen. Gegen den Schluss der Sitzung erfreute uns Herr Labontö durch Vorzeigung folgender interessanter und seltener heimischer Fische: 1 Exemplar von Aspius mento (Schiedling), 1 Abramis vimba (Zährte), 2 Acerina cernua (Kaulbarsch), ferner 1 Exemplar allem Anscheine nach einer Kreuzung zwischen Acerina cernua und Acerina scliraetser. Der Schrätzer-Cha- rakter erscheint gut ausgeprägt; die Form erinnert mehr an den Kaulbarsch, dagegen ist die Färbung ähnlich wie beim Schrätzer, messinggelb bis weiss- lich, mit schwarzen Tupfen, die genau die typische Horizontalstreifung des Schrätzers andeuten. Die Rückenlinie des augenscheinlichen Bastardes ist viel gerader als diejenige des Kaulbarsches. Das Auge erscheint weniger oberständig wie beim Kaulbarsch. Da Herr Labontd den interessanten Fisch bald einer genaueren Beschreibung unterziehen will, soll es bei dem Gesagten sein Bewenden haben. Donnerstag, den 22. Oktober 1908. Verlesung und Genehmigung des Protokolles der letzten Wochenversammlung. Im Einlauf: Schreiben des Herrn Dr. Kämmerer bezüglich der Labontö’schen Arbeit über Acerina cernua und Acerina scliraetser. Herr Rembold teilt mit, dass er an ein Kröten pflegendes Mitglied Bufo calamita abgeben wolle. Vom Antiquariat Dr. H. Lüneburg liegt Katalog über Zoologische Werke vor, von Herrn Seifers eine Ein- ladung zu einem Vortrage im deutschen Bankbeamten- Verein über den „Bergbau in Südafrika und Südwest- afrika“. Dankschreiben des Vereins der Aquarien- und Terrarienfreunde in Stuttgart für die Ueher- lassung von Formularien für eine Ausstellung. Herr Preusse, Berlin, macht uns ein bemerkenswertes Offert; er erbietet sich, uns jeweils Fische in belie- biger Auswahl zu senden und den nicht erstandenen Rest wieder zurückzunehmen; auf dem Transporte eingegangene Fische sollen in Spiritus geworfen und ebenfalls retourniert werden. Dieser gewiss ent- gegenkommende Vorschlag muss leider und zwar zunächst im Hinblick auf die kalte Jahrezeit abgelehnt ■werden. Zeitschriften: Fischereizeitung, Nr. 20, Wochenschrift, Nr. 42, Natur uud Haus. Nr. 2, und Blätter, Nr. 42. Die Aufsätze werden im Auszuge bekannt gegeben. Herr Müller demonstriert 2 kleine reizende Geckonen, vermutlich Hemidactylus mabuja , die erst während des Transportes von Monrovia aus den Eiern geschlüpft sein konnten. Weiter zeigte Herr Müller 2 Eidechsen vor, nämlich Lacerta oxyce- pliala var. tomasinii und Lacerta mosorensis , beide von Süddalmatien, endlich eine seltene Wassernatter, Tropidonotus rigidus Say aus Florida. Gegen den Schluss der Sitzung lässt Herr Kaiser noch Photo- graphien von einer interessanten Wels- Art, Clarias robecki, aus Ostafrika, zirkulieren. Donnerstag, 29. Oktober 1908. Protokollverlesung und Genehmigung. Einlauf: Karte der Herren R. Rembold, hier, und W. Klinge, Braunschweig. Herr A. Konski, hier, erbietet sich, den Kindel- und Stoessel’schen Durchlüftungsapparat an einem Versammlungsabend zu demonstrieren. Herr Stengel, Mainz, offeriert seinen Blaubrenner , .Liliput“. Zeitschriften: Nr. 48 und Blätter, Nr. 43. (Schaustellungs-Nummer.) Herr Labonte teilt mit, dass er nunmehr ein zweites Exemplar des augen- scheinlichen Blendlings zwischen Schrätzer und Kaul- barsch erhalten habe. Beide Fische befinden sich z. Zt. in Wart und Pflege bei Herrn Labontö ganz wohl. Demonstriert wurde durch Herrn Müller ein kräftiges tadelloses Exemplar des Gila-Monster (Btelo- dernia suspectum Cope), Herr Müller bespricht die giftige und träge Eidechse, deren Heimat das süd- liche Arizona und Neu-Mexiko ist. Das mächtige Tier, — Herr Müller besitzt ein Pärchen — erregte allgemeines Interesse. K. Lankes. „Vallisneria“, Verein für Aquarien- und Terrarien- kunde zu Magdeburg. Versammlungslokal: „Tivoli“, Kaiserstrasse, am 2. und 4. Dienstag im Monat. Sitzung vom 27. Oktober 1908. Der Vorsitzende hält einen Vortrag über physische Meereskunde, um die Mitglieder mit der Bodeugestal- tung und Bodenbeschaffenheit, den Tiefenverhältnissen, dem Salzgehalt, der Temperatur der Oberflächen und Tiefen, den Gezeiten, Strömungen und sonstigen Eigen- schaften der Meere bekannt zu machen, wobei die deutschen Meere und das Mittelländische Meer be- sondere Berücksichtigung finden. Herr Puschel verteilt unter die Mitglieder einen ansehnlichen Posten Latenz- triebe von Ceratophyllum, Myriopliyllum, Hydrocharis, Stratiotes, Potamogeton crispus und Elodea anadensis. Sitzung vom 10. November 1908. Del- grösste Teil des Abends wird durch einen Vortrag über die Vegetation uud die für das Meer charakteristische niedere Tierwelt, die Coelenteraten, und Ecliinodermen ausgefüllt. Eine Anzahl b'undulus , die Herr Passägel gestiftet hat, werden zuin Besten der Vereinskasse versteigert. J. Breslau. „ Proteus“, Verein zur Förderung der Aquarien- und Terrarienkunde (E. V.). Vereinszimmer: Haase- Ausschank, Schweidnitzer Str. 37, prt. Sitzungen jeden Dienstag, abends 9 Uhr. Adressen: a) für den Schriftführer: Magistratssekretär Sauer-Breslau, Kl. Scheitniger Str. 58, 111; b) für Geldsendungen: Bank- buchhalter Neubarth-Breslau, Städtische Bank; c) für wissenschaftliche Anfragen, Zusendung von lebenden uud toten Tieren und für den Vorsitzenden: Dr. Deupser-Dt. Lissa. Aus der Sitzung vom 15. Dezember 1908. Dr. Deupser demonstriert zwei Gerrhonotus-Echsen, welche ihm wegen einer eigentümlichen Hauterkrankung vor längerer Zeit zur Behandlung überwiesen waren. Beide Tiere zeigten übereinstimmend an verschiedenen Stellen (Schwanzwurzel, Kinn, Unterkiefer-, Augen- und Schläfengegend) eine eitrige Hautentzündung, bei der sich die Schilder mit der Pinzette leicht lösen Hessen. Unter derselben trat eine eitrige Fläche zutage. Bei der einen Echse war auch nach dem Bericht des Besitzers das rechte Hinterbein in der Unterschenkel- Zehengegend ebenfalls von dieser eitrigen Entzündung ergriffen gewesen und deshalb kurzerhand von ihm amputiert worden. Der Stumpf ist jetzt fast verheilt, eine Neubildung von Zehenrudiinonten aber nicht sicht- bar. Die eitrige Hautentzündung, die der Besitzer — wohl mit Recht — als eine Stoffwechselanomalie auf- fasst, trotzt bis jetzt jeder Behandlung. Trocknende Streupulver (Dermatol, Tannoforin) hatten gar keinen Erfolg, ebensowenig Pyoctaninsalbe. Im Gegenteil nahm die eitrige Entzündung unter diesen austrocknenden und deckenden Mitteln eine grössere Ausdehnung an. Am besten scheint noch nach dem Abbaden der Krusten mit Lysolwasser und vorsichtigem Abtrocknen mit Ver eins-Nachricht en . 27 Watte eine Pinselung mit 10% spirituöser Aloetinktur oder 5% Pyoctaninspiritus zu wirken. Die Futter- aufnahme war von Anfang an schlecht und hörte schliesslich ganz auf, so dass zur künstlichen Ernährung geschritten werden musste. Zuerst wurden noch willig Mehlwürmer und Schabefleisch genommen. Jetzt aber wird Fleisch immer wieder zuriickgebracht, wenn es auch noch so tief in den Schlund eingeführt wird. Deshalb wird das Tier jetzt mittels einer Spritze mit einem dünnen Brei von Milch mit Leciplasma (Nähr- mittel!) gefüttert und zwar derart, dass das Ansatzrohr über den Kehlkopfseingang . hinüber möglichst tief in die Speiseröhre eingeführt wird. Die Spritze wird durch langsamen und stetigen Druck entleert und auf diese Weise ein Erbrechen der Nahrung verhindert. Unterzeichneter wäre für Mitteilungen über ähnliche Erkrankungen bei Echsen dankbar! Aus der Sitzung vom 22. Dezember 1908. Herr Musshoff teilt mit, dass ein Steward aus Hamburg ihm 12 Stück Krokodile aus Ostindien (Gangesgaviale?), zirka 30 cm lang, angeboten habe. Zugleich hat sich dieser Herr erboten, Fische zu importieren und lässt anfragen, ob in unserem Vereine Abnehmer dafür wären. Mehrere Herren erklären sich bereit, diesen Offerten näher zu treten. — Dr. Deupser zeigt das in der „Naturwissenschaftlichen Bibliothek1' (Verlag Quelle & Meyer - Leipzig) er- schienene Werkchen „Das Aquarium“ von C. Heller (Preis 1,80 Mk.) vor, ebenso „Das Leben des Süss- wassers“ von Dr. E. Hentschel (Verlag E. Reinhardt- München. Preis 5 Mk.). Beide Werke können wir mit gutem G ewissen zur Anschaffung empfehlen, zumal das Hentschelsche, da der Herr Verfasser vorzüglich seine Aufgabe gelöst hat, nicht nur einzelne Tiere und Pflanzen aneinandergereiht zu beschreiben, sondern von einem höheren biologischen Gesichts- punkte die allgemeinen Lebensgesetze aufzudecken und die Fäden zu zeigen, die alle Wesen miteinander verbinden und voneinander abhängig machten. Dr. Deupser-Dt. Lissa. „Wasserrose“, Verein für Aquarien- und Terrarien- kunde, Dresden. Vereinslokal: Restaurant Victoria- haus, Seestr. Versammlung jeden l.u. 3. Sonnabend im Monat, an den dazwischenliegenden Sonnabenden zwanglose Zusammenkünfte. Briefadresse: Paul Lehnert, I. Vorsitzender Dresden -A. 16, Winter- gartenstrasse 57. Versammlung vom 21. November 1908. Die „Zoologische Gesellschaft zur Verbreitung- naturwissenschaftlicher Kenntnisse“ in Wien über- sandte uns für die Bibliothek eine kleine, durch Sachlichkeit und Klarheit ausgezeichnete Broschüre, „Das Seewasseraquarium“ von A. Schumann. Für diese Spende herzlichen Dank! Statt der versprochenen 30 Stück Girardimts reticulatus stiftet Herr Riedner fast die doppelte Anzahl, 57 Stück, die zum Preise von 10 Pfg. pro 2 Stück unter die Anwesenden ver- lost werden. Ein Glasaquarium und eine Transport- kanne werden gleichfalls von Herrn Biedner gestiftet, wofür besten Dank. Aus dem Pittrichschen Nach- lass kauft der Verein 3 Aquarelle zur Ausschmückung des Vereinslokals an. Herr Markus ersucht um Aus- kunft über eine einfache, gutarbeitende Durchlüftung, worauf der Fragesteller auf diejenige unseres Mit- gliedes Skell hingewiesen wird. Dieselbe ist bei sehr billigem Preise praktisch, dauerhaft und funktioniert ausgezeichnet. — Wie aus Mitteilungen in verschiedenen Vereinsberichten hervorgeht, haben die Literatur- Referate in „Wochenschrift“ und „Blätter“ in ihrer gedrängten, unkritischen Form nicht allgemein an- gesprochen. Auch wir würden uns auf die Dauer kaum mit den Referaten in ihrer jetzigen Form be- freunden können. Zudem fehlt eine kritische Be- leuchtung der in der „Wochenschrift“ erschienenen Aufsätze in der „Wochenschrift“ selbst ganz. Aller- dings war eine Kritik der Aufsätze durch die Vereine vom Herausgeber direkt gewünscht worden, aber erst nach Erscheinen der Literaturreferate. Da dieselben jetzt aber nur mit starker Verspätung erscheinen, glauben wir im Sinne der Mehrzahl der Leser und des Herausgebers zu handeln, wenn wir die Literatur- besprechungen, soweit es sich um wichtigere und für uns interessante Aufsätze handelt, wieder in den Vereinsbericht aufnehmen. Der allgemeine Wunsch nach Kürzung der Berichte betraf wohl weniger die kritischen Besprechungen, als die zahlreichen Wieder- holungen, die sich oftmals auf blosse Aufzählung der Zeitschriften beschränkten. Wenn aber einzelne Vereine über Süsswasseraquarien, Fische usw., andere über Seewasseraquarien und wieder andere über Terrarien referieren, je nachdem diese oder jene Richtung in einem Verein mehr gepflegt wird, so wird die All- gemeinheit u. E. nur Nutzen davon haben und ein die Berichte wesentlich belebendes Element wieder in die Erscheinung treten. Diese, gewissermassen im Telegrammstil abgefassten Referate, konnten, ge- stehen wir es offen, auf die Dauer nicht befriedigen, da gerade das Wesentlichste, eben die Kritik, fehlte. Wir wollen mit unseren Anführungen den verdienst- vollen Herren Herausgebern beider Zeitschriften keineswegs in irgend einer Weise zu nahe treten, denn sie sind zu der Massnahme der Kürzung der Vereinsberichte von verschiedenen Seiten gedrängt worden; es ist wohl aber richtiger, dass man den Finger auf die Wunde legt und zur rechten Zeit das befreiende Wort spricht, als dass wir uns mit dieser von keiner Seite in ihren Begleiterscheinungen richtig eingeschätzten Art der Referate noch länger quälen. Lieber würden wir noch einer gewissen, redaktionellen Prüfung der Berichte vor ihrer Veröffentlichung das Wort reden, wenn sich jemand finden würde, dieses undankbare Amt zu übernehmen. Vielleicht können die Vereine nach und nach durch die O Öffentlichkeit selbst soweit gebracht werden, dass sie unwesentliches im Bericht möglichst streichen, um unnötigen Ballast zu vermeiden, wenn sie von irgend einer Beite in schonender Form darauf hingewiesen würden. Pole- miken z. B. müssten unter allen Umständen wegfallen, so dass nur das rein Sachliche zur Geltung gelangt. Zu- nächst werden wir sehen, welche Meinungsäusserungen der Vereine unsere Ausführungen auslösen, das weitere wollen wir vorläufig der Zukunft anheimstellen. P. Engmann, Schriftführer. „Nymphaea“, Verein für Aquarien- und Terrarien- kunde zu Leipzig. Versammlung jeden Dienstag. Vereinslokal: „Heim des Hausväterverbandes“ (Ein- gang Tauchaer Str. 6 oder Marienstr. 7). Brief- adresse:, Bernh. Wichand, 1. Vorsitzender, Scharn- horststrasse 55 part, Literaturbesprechung. Mit den „Sammel- referaten“, wie sie gegenwärtig gegeben werden, kann sich unser Verein nicht befreunden, da sie eine blosse Inhaltsübersicht der in den „Blättern“ und in der „Wochenschrift“ erschienenen Artikel dar- stellen — für den, der sich schnell über etwas orien- tieren möchte, der etwas nachschlagen will, mögen sie gerade recht sein. Weit wichtiger und fruchtbringender ist aber eine streng sachliche Kritik über das uns in den Zeitschriften Gebotene, und diese ist es, die wir vermissen. Wir werden darum, wie wir dies ja bereits früher getan haben, von Zeit zu Zeit unsere „Literatur- referate“ wieder aufnehmen. — In Nr. 35 des „Zoo- logischen Zentralanzeigers“ vom 2. 9. 08 wird zum Besuche der „Berliner Aquarien- und Terrarienausstellung berufsmässiger Händler“ eingeladen und dabei heisst es u. a. auch, dass bei Prämiierungen dem ausstellenden Händler oft schon vorher eine goldene oder andere Medaille versprochen wird, damit er eben ausstellt. — Also mit anderen Worten: Der Händler wird zum Aus- stellen geneigt gemacht, indem man ihm die goldene Medaille vorhält und ihm zuruft: „In diesem Zeichen wirst du siegen!“ Sollte das wirklich schon vor- gekommen sein, Herr Gohlke? Vorerst glauben wir das nicht eher, bis Namen von Vereinen genannt werden, bei denen diese Art der „Prämiierung“ statt- gefunden hat. Dieses Ködern von Händlern mit Medaillen würde ja eine gerechte Preisverteilung ganz 28 Vereins-Nachrichten. unmöglich machen. — In Nr. 42 derselben Zeitschrift heisst es in einer Erwiderung auf ein ,, Eingesandt“ von Herrn Zahnarzt Hartmann-Münster von demselben Herrn Gohlke: „Er als alleiniger Händler-Aussteller — goldene Medaille auf Gesamtleistung — Wer erhält sie?!“ — Nun, „er“ ganz bestimmt nicht, wennseine Gesamtleistung einer goldenen Medaille nicht würdig war, sie bleibt dann eben unvergeben. — Wann wird die Zeit kommen, wo man überhaupt auf derlei Lock- und Reizmittel ganz verzichten gelernt hat? Viele Ausstellungen auf unserem Gebiete haben doch zur Genüge gezeigt, dass es auch ohne Prämiierung geht, dass auch ohne Medaillen etwas geleistet werden kann: Wieviel Zeit, Kraft, Geld wird da gespart, wieviel Aerger und Verdruss bleibt fort! — Die Nr. 16 von „Natur und Haus“ bringt einen Aufsatz aus der Feder des Dr. med. Thilo-Riga über „Luftdruckmesser an Schwimmblasen“. Derselbe wird vorläufig im Auszuge bekannt gegeben; wir kommen aber noch einmal aus- führlich auf die Ausführungen des Herrn Verfassers zurück. Nr. 42 der „Blätter“ bringt einen Aufsatz von Dr. Hackenberg-Barmen über „Einige Versuche, Algen in Aquarien durch Kupfersulfat zu vertreiben“. Es wundert uns, dass der Herr Verfasser noch nicht beobachtet hat, dassFroschlarven mit den verschiedensten Algen ganz gehörig aufräumen — der lange spiralig aufgerollte Darm dieser Tiere weist ja auch auf Pflanzen- kost in erster Linie hin; steht ihnen freilich animalische Kost (Tierleichen usw.) zur Verfügung, dann mag es allerdings Vorkommen, dass eine Abnahme der Algen nur ganz wenig zu bemerken ist, diese Kost sättigt eben mehr, aber gefressen werden Algen neben ani- malischen Bestandteilen sicher noch genug, wir konnten dies oft genug beobachten. — Im Bericht des „Proteus“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde (E. V.), Breslau vom 13. Oktober 1008 (Nr. 43 der „W.“) heisst es wört- lich: „Die empfehlenswerteste Schnecke (für Aquarien natürlich! D. Ref.) ist nach Herrn David die viel- geschmähte Limnaea stagnalis .“ Dass die Schnecke Algen von den Pflanzen abweidet, glauben wir nicht, dass sie aber Algen mit samt den Pflanzen ab- weidet, das können wir aus Erfahrung bestätigen: also die Algen wird der Betreffende schon los, die Pflanzen aber zugleich mit, wenn es nicht gerade Myriophylliim ist. ln demselben Bericht wird weiter unten behauptet, dass beim Absterben auch nur einer Schnecke im Aquarium sich das Wasser trübe und die Fische in wenigen Tagen zugrunde gingen. — Das ist doch wohl stark übertrieben, wegen einer toten Schnecke wird in einem nur halbwegs gut eingerichteten Aquarium das sogenannte biologische Gleichgewicht nicht gestört und die Fische — bleiben leben. — Nr. 44 der „W.“: In dem Aufsatz „Ein Wort zur Krebsfrage“ von Fritz Fraenkel wird bezweifelt, dass der Krebs sich an lebenden Fischen vergreife, dass er vielmehr nur solche Fische fresse, die schon einige Tage gelegen und einen gewissen Hautgout entwickeln. Wir stehen in direktem Gegensätze zu dieser Ansicht; unser Vorsitzender Herr Wicliand (und auch andere Herren des Vereins!) hat lange Jahre Krebse in grossen Aquarien gehalten und sogar einmal ein p zum Ablaichen gebracht; er fütterte mit frischem Schöpsenfleisch (was gerade von Krebsen sehr gern gefressen wird!) und lebenden Fischen, die er einfach in das Aquarium (das einen niederen Wasser- stand aufwies) einsetzte und die die Krebse mit grossem Geschick zu fangen wussten. An Aas vergreift sich der Krebs nur in allergrösster Not; in vielen Natur- geschichtsbüchern ist allerdings noch heute das Gegen- teil zu losen. — Von Herrn R. Mandee bringt die „W.“ Ni. 26 und „Natur und Haus“ Nr. 2 je einen Artikel über Erfindungen. Die Erprobung der Erfindung in letzterer Nummer wollen wir gern anderen überlassen, bemerken aber zu den Artikeln: Wenn Herr M. ein- sieht, dass seine Erfindungen „entweder schon einmal auf dem Miste eines anderen zur schönsten Blüte ge- langten“ (Pfui!!!), so ist es bei dieser Einsicht, bei seiner „angeborenen. Bescheidenheit“ verwunderlich, dass er die Leser „in eigener Angelegenheit“ mit spalten- langem Unsinn, mit Aprilmätzchen „langweilt“ und „narrt“! „Beschränkter Horizont meiner geistigen Fähigkeiten“, na hoffentlich hält diese Selbsterkenntnis an! Wir und wohl noch sehr viele protestieren gegen solche Artikel! Der Vorstand. Mannheim. Verein für Aquarien- und Terrarienkunde, E. V. Versammlungen: jeden 2. und 4. Mittwoch im Monat. Lokal: Restaurant Wilhelmshof, Friedrichs- ring. Briefadresse: Friedrich Glaser, Mollstr. 8, III. Sitzung am 18. Dezember 1908. Das bevorstehende Weihnachtsfest gab auch un- serer heutigen Sitzung einen besonders festlichen An- strich. Ein interessanter Vortrag des Herrn Professor Geissinger über „Geologisches aus der Umgebung Mannheims fesselte die sehr zahlreich Erschienenen bis zum Schlüsse. Die Ansicht des verehrten Herrn Redners, dass in unserm Verein nur in unsere Lieb- haberei einschlagende Thematas Interesse erwecken würden, wurde durch den reichen Beifall und den Wunsch, auch aus andern Gebieten der Natur von Zeit zu Zeit etwas Interessantes zu erfahren, glänzend widerlegt. Der zweite Teil des Abends war der grossen Weih- nachtsgratisverlosung gewidmet. 35 zum Teil wertvolle Gewinne mussten an den Mann gebracht werden. Unser neues Mitglied, Herr Werner, stiftete dem Verein 30 Transportgläser. Damit ist einem oft ge- fühlten Bedürfnis Rechnung getragen worden. Sollte in einer Sitzung ein Mitglied von jetzt ab lebendes Material gewinnen, ohne im Besitz eines Transport- gefässes zu sein, so kann ein solches Glas gegen Hinterlegung von 20 Pfennig entliehen werden. Bei Rückgabe des Glases erhält der Entleiher seinen de- ponierten Betrag wieder zurück. Durch diese Ein- richtung ist niemand mehr gezwungen, aufs Geratewohl Transportgefässe in die Sitzung mitzubringen. Dem freundlichen Geber wird vom Vorsitzenden der herz- lichste Dank ausgesprochen, sowie allen, die den heu- tigen Verlosungstisch so reichlich ausgestattet haben. Nächste Sitzung 13. Januar 1909. Tagesordnung: 1. Festsetzung der Tagesordnung für die am 27. Januar stattfindende Generalversammlung. 2. Erfahrungen der Mitglieder. Der Vorstand. „Hertha“, Vereinigung für Aquarien- u. Terrarienkunde zu Berlin. E. V. Sitzung jeden 1. u. 3. Donnerstag im Monat im Restaurant „Zum Brandenburger“, Münzstr. 17. Briefadresse: Carl Schmidt, NO 55, Treskowstr. 32. Gäste willkommen. 5. ordentliche Sitzung am 2. Dezember 1908. Die Sitzung wurde um 3/4 10 Uhr durch den Vor- sitzenden eröffnet. Das letzte Protokoll mit einer kleinen Aenderung angenommen. Im Einlauf ein Schreiben vom Kosmos über einen Aquariumkalender. Als Abgeordneter zum Ausschuss der Berliner Aquarien- und Terrarienvereine wurde an Stelle des Herrn Schulz Herr Przybylski gewählt. — Fast alle der anwesenden Mitglieder sind gegen die angeregte Ver- schmelzung mit dem Verein der Aquarien- und Terrarienfreunde. Nach der Pause fand eine Aus- sprache über das in der November- Nummer der deutschen Fischerei - Korrespondenz beschriebene Erhardt Hauptsche Schwimmrohr für Kärpflings- Zuchtaquarien statt, welches die Firma Aug. Eichhorn, Dresden-A., versuchsweise dem Aquarianer übergibt. Die anwesenden Mitglieder halten die Einrichtung für unvorteilhaft, da wohl nicht viel Jungtiere durch das halbkreisförmig gebogene Rohr durchschlüpfen werden. Wenn der Erfinder mittelst dieses Apparates Nachzucht erzielt hat, wird die Zahl der Jungfische wohl sehr gering gewesen sein. — Besprochen wurde dann noch der Futterkasten von Rauscher, Dresden. Die Vorrichtung scheint ganz praktisch zu sein; sie ist nur zu kompliziert. Ein einfacher Futterring, unter welchem mittelst eines Gestells eine Platte befestigt ist, genügt für die Fütterung vollkommen. Zum Schluss hielt Herr Schmidt noch einen kleinen Vortrag über die Kultur von Nymphäen. Verlost wurden die vom Vereinszuchtpaar nachgezogenen Fische. Schluss 12 Uhr. R. Typky, Schriftführer. Für den Anzeigenteil: Fritz Lehmanns Verlag, Stuttgart. — Verlag von Fritz Lehmann, Stuttgart. Druck von Julius Mäser, Leipzig-R. Junge, im Terrarium geborene TJnofis crisfafeftus. Von Pli. Schmidt, Darmstadt. (Mit zwei Original photograpliien von J. Reeg.) Ende Mai dieses Jahres erhielt ich von K. Siggelkow in Hamburg drei Auolis cristatellus, darunter zwei schöne ausgewachsene Männchen, und ein kleines Weibchen. Im Juni kam noch ein weiteres grosses Weibchen von Damböck in München hinzu. Die erste Begattung, welche an dem kleinen Weibchen vollzogen wurde, konnte ich Mitte Juni beobachten. Dieses Weibchen ging Anfang September ohne sicht- bare Krankheitserscheinungen eiu. In der geöffneten Bauchhöhle fand ich ein halb- entwickeltes Ei. Das Tierchen ging jedenfalls an der erfolgten Befruchtung zugrunde, weil sein zarter Körper die zur völligen Entwicklung der Leibesfrucht notwendige Widerstandskraft noch nicht besessen hatte. Eine weitere Begattung erfolgte zwischen dem grösseren Weibchen und demselben Männ- chen, welches den Co'itus an dem nunmehr verendeten Weibchen vollzogen hatte, gegen Ende Juni. Anfang September zeigte das Weibchen eine eigentümliche Unruhe. Es hielt sich fast nur am Boden auf, und im Hinterkörper machte sich zeitweise ein Zucken bemerkbar, auch ging es seinen männlichen Artgenossen, welche immer noch begattungslustig waren, ängstlich aus dem Wege. Bald verliess es seinen Schlupf- winkel am Tage überhaupt nicht mehr und stieg erst in der Dunkelheit auf die Terrarium- bäumchen. Am 12. September, als ich vom Bureau nach Hause kam, überraschte mich mein Sohn mit dem Ruf: „Papa, in dem Anolis- terrarium ist ein Junges geboren worden !“ Man kann sich denken, dass ich über diese Nachricht sehr erfreut war. Das reizende 4 cm lange Echslein lief munter im Terrarium umher und versuchte, als ich es herausfangen wollte, an den Scheiben in die Höhe zu laufen, was ihm nach einigen vergeblichen Anstrengungen auch gelang. Trotz aller Vorsicht brach dem Tierchen beim Herausfangen die nadeldünne Schwanz- spitze ab (Fig. 1). — Die Färbung der jungen Anolis cristatellus weicht von derjenigen der Alten erheblich ab. Die Grundfarbe ist ein helles, glänzendes Braun. Ueber den Rücken zieht ein fast weisser Strich. Auf dem Kopf zieht von einem Auge zum anderen ein schwarzer Strich, hinter demselben stehen zwei weitere, dunklere Flecken, welche sich an den Längsseiten des Rückens bis zum Schwanzanfang fortsetzen. Der Bauch ist weisslich und mit dunkleren Tüpfelchen versehen. Es erscheint mir zweifelhaft, dass die bei mir erfolgte Begattung die Befruchtung und glückliche Geburt hervorgerufen hat, vielmehr nehme ich an, dass schon eine Begattung statt- gefunden hatte, ehe die Tiei’e in meinen Be- sitz gelangten, denn die Entwicklungsdauer der Jungen, welche in ersterem Fall nur 2 ]/2 Monate betragen hätte, dürfte etwas zu kurz sein, mög- lich ist es aber immerhin, da die Entwicklung der jungen Bergeidechse i Tjwerta vivipara) ungefähr in demselben Zeitraum vor sich geht. Für das entzückende junge Tierchen, welches allgemeine Bewunderung im ganzen Hause — besonders bei den Damen — hervorrief, galt es nun eine Kinderstube herzurichten, da es der kannibalischen Gelüste der Alten wegen nicht im Terrarium belassen werden konnte. Zu diesem Zweck nahm ich ein grösseres Einsiedeglas, dessen Boden ich mit einer finger- hohen feinen Kiesschicht bedeckte und welches ich mit einem Kletterast und einem Miniatur- pflänzchen ausstattete. Das Glas wurde oben mit Stoffgaze, in welcher sich in der Mitte ein mit einem Korkstopfen verschliessbares Loch befindet, zugebunden. Dieses Miniaturterrarium 30 Ph. Schmidt: Junge im Terrarium geborene Auolis cristatellus. wurde in einem grösseren in der Nähe der Heizung untergebracht. Als Futter reichte ich dem Tierchen an den Rosenstöcken im Garten gesammelte Blatt- läuse und ganz kleine Fliegen, zu deren Fang ich mich einer Aspirintablettenhülse bediente, Figur 1. Anolis cristatellus, im Terrarium geborenes Junges (mit regenerierender Schwanzspitze). Originalaufnahme nach dem Leben von J. Reeg. da ein Haschen der Fliegen mit der Hand, ohne dieselben zu zerdrücken, ausgeschlossen war. Diese Glashülse wurde über eine der an den Fensterscheiben umher laufenden Fliegen ge- bracht und, nachdem dieselbe hineingekrochen war, mit dem Finger zugehalten und durch das geöffnete Loch in das Terrarium geschüttelt. Mit der Zeit erhielt ich auch die nötige Uebung, um mehrere Fliegen zugleich zu fangen. Bei dieser Kost gedieh das Tierchen prächtig, und ist die Schwanzspitze schon wieder im Nach wachsen begriffen (Fig. 1). — Dem Leibesumfang des Weibchens nach zu schliessen, war die Geburt weiterer Jungen anzunehmen. Diese Annahme wurde bestätigt, da am 27. September, also erst 15 Tage später, und am 6. Oktober, nach weiteren 12 Tagen, noch zwei Junge das Licht der Welt erblickten. Glücklicherweise gelang es mir, diese beiden Tierchen ohne irgendwelche Verletzung (Fig. 2) aus dem grossen Terrarium zu fangen. Ihr erstge- borener Bruder erhielt nun in seinem Einmache- glase Gesellschaft. Eigentümlich bei dieser Sache ist, dass die Jungen in Zwischenräumen von 15 bezw. 12 Tagen geboren wurden. Vielleicht kann irgend jemand aus dem geschätzten Leserkreise oder die ver- ehrliche Redaktion selbst1) über die Ursache der unterbrochenen Gehurten nähere Auskunft er- Figur 2. Anolis cristatellus, im Terrarium geborenes Junges. Originalaufnahme nach dem Leben von J. Reeg. teilen. Die Unterschiede in der Grösse des erstgeborenen Tierchens und der beiden weiteren sind kaum bemerkbar. Hoffentlich wird es mir gelingen, die kleinen Echsen durch den Winter zu bringen. Jeden- falls gedenke ich auch im Winter Blattläuse und ähnliches Getier in den Gewächshäusern der Grossgärtnerei Henkel, dahier, zu finden. Auch stehen in meiner Mehlwurmhecke in etwa einem Monat junge Würmer zu erwarten. 1) Fälle von ungleichzeitiger Entwicklung der Embryonen ein und derselben Trächtigkeitsperiode sind bei Reptilien (Blindschleiche, Bergeidechse, Glatte Natter, Vipern), noch mehr bei Amphibien (Erdmolche) sehr häufig zu beobachten und finden ihre hauptsäch- lichste Erklärung in dem Umstande, dass die von der Geschlechtsöffnung aus in die inneren Geschlechts- wege eindringenden Samenkörpereben nicht gleich- zeitig zu den bereits im Eileiter vorbereiteten Eiern gelangen, sondern die zunächst liegenden zuerst, die dahinter liegenden später befruchten können. Auch vermag die Lage der Embryonen im Fruchthalter, je nachdem ob sie eine räumlich günstigere oder ungünstigere ist, zeitlich die Entwicklung zu be- schleunigen oder zu hemmen. D. Herausg. K. Ullmann: Aus dem Arbeitszimmer des Aquarikers. 31 Wohl werde ich nicht der Erste sein, dem die Gehurt junger Anolis cristatellus im Terrarium beschieden gewesen ist. Ich glaubte aber doch mit der Veröffentlichung des nicht alle Tage vorkommenden „glücklichen Familienereignisses“ nicht zurückhalten zu sollen. Die beigegebenen Photographien, welche das am 27. September geborene Tierchen ganz gut erkennen lassen, kosteten uns keine geringe Mühe, da es sehr umständlich war, das Tierchen aut den richtigen Platz zu dirigieren und dort fest- zuhalten. Die erste (unrepro duziert gebliebene) Aufnahme misslang deshalb auch vollständig. Aus dem Arbeitszimmer des Aquarikers. (Schluss,). Von K. Ullmann, Briinn. Wenden wir uns nun auf einige Augenblicke einem anderen wichtigen Hilfsmittel zu, welches gleich grossen Einfluss auf die Qualität des Wassers nimmt und jedem von uns in mannig- facher Weise schätzbare Dienste leistet. Es sind dies die Daphnien, welche einesteils ein vorzügliches Fischfütter bilden, andernteils das einzige Mittel gegen Wassertrübung durch Algen vorstellen. Soviel mir bekannt ist, heisst es überall in unseren Büchern: Das Einsetzen der Daphnien erfolgt, wenn man die Fische heraus- gefangen hat. Jedenfalls ist dies sehr leicht gesagt, mitunter aber sehr schwer getan. Stellen wir uns nur einen grösseren Behälter vor, hübsch bepflanzt und mit Danio, Acara , Rotflosser und wie all dies Fischvolk heisst, welches durch seine quecksilberne Munterkeit und flinkes, blitzartiges Hin- und Herschiessen sonst unser Wohlgefallen erweckt, zahlreich besetzt. Und nun nistet sich eine Trübung durch Algen ein und sollen alle Fische herausgefangen werden, um diese Trübung mittelst Daphnien erfolgreich bekämpfen zu können. Was geht da an Pflanzen zugrunde durch Brechen oder Verquetschen' und wie sieht der Behälter aus nach solch einer wilden Jagd! Und das Resultat dieser mühe- vollen Arbeit? Sehr oft ein sehr missliches. Ich will offen bezweifeln, dass jemand solch einen Fischbesatz zur Gänze herausbekommt. Unglückseligerweise war ich heuer der Besitzer eines solchen Behälters und wurde von einem ähnlichen Missgeschicke heimgesucht. Mir blieb nichts anderes übrig, als den durch erfolgloses Herausfischen devastierten Behälter neu zu be- pflanzen und ganz frisches Wasser zu geben, da ich die Lust verloren hatte auf die Ein- wirkung der Daphnien zuzuwarten und über- dies mir die Beschaffenheit der Alge denn doch zu stark ausgeartet erschien. Durch diesen Vor- fall wurde ich jedoch auf den Gedanken ge- bracht, ob es nicht möglich wäre, die Daphnien derart in den Behälter zu bringen, dass sie von den Fischen unbehelligt ihrer löblichen Arbeit: der Vertilgung der Algenkeime nachgehen könnten. Im kleinen ist mir dies auch gelungen, und will ich diesen Versuch zur allgemeinen Erörterung bringen. Es ist aber nicht ausge- schlossen, dass durch gegenseitige Anregung diese Idee vervollkommnet werden kann. Ein Gerippe aus Zinkblech, in den Winkel des Aquariums passend, habe ich mit Gaze über- zogen, einen Ausströmungskörper, mit feinster Ver- teilung arbeitend, hineingebracht und Daphnien eingesetzt und binnen 4 Tagen das Wasser auf solche Art klar erhalten. Ich hebe hervor, dass mir dies in kleinem Massstabe gelungen ist. Für grosse Behälter würde sich nur die Quer- seite, welche den Winkel abschneidet, aus Gaze empfehlen, dagegen die an den Seiten des Aqua- riums aufliegenden Wände des Kastens aus Glas. Auch wären Schnecken mit hinein zu setzen, welche die absterbenden Daphnien ver- zehren würden. Eine ähnliche Idee kommt in meinem Ab- laichtrichter zum Ausdrucke. Herr Mandee, Prag, hat einen äusserst sinnreichen Ablaieh- kasten für lebend gebärende Kärpflinge kon- struiert, der meiner bescheidenen Ansicht nach noch von niemandem übertroffen worden ist, welcher diese Grundidee sich zu eigen machte und mit neuen „Vervollkommnungen“ nur ver- schlechterte. Der Hauptzweck jenes Kastens liegt darin, die geworfenen Jungen so bald als möglich aus dem Bereiche des Weibchens zu bringen - — jedoch dauernd. Dies hat Herr Mandee durch eine Art „Schutzleiste“ erreicht. Die neueren Konstruktionen, wie selbe unter unseren Liebhabern vegetieren, nehmen zum Teile davon Abstand. So unter anderem eine Nachahmung des Mandeeschen Systemes, welche statt der schiefen Wand lauter schmale Glas- streifen in Vorschlag bringt, welche mit den Kanten in 2 mm Entfernung übereinander sich decken nnd so den kleinen Fischchen Durch- schlupflinien zum Entkommen bieten. Leider sind die Kanten scharf und verursachen sehr oft gefährliche Verletzungen des Weibchens beim Werfen, anderenteils — und hier liegt des Pudels Kern — ermöglichen sie cs den jungen 32 Dr. Wilhelm Roth: Allerhand Kleinigkeiten aus dem Aquarium. Fischchon, wieder in den Kasten zurück- zugelangen, um von dem Weibchen in aller Gemütsruhe aufgefressen zu werden. Das kleine Fisch chen, nachdem es einige Sekunden nach dem Wurfe ruhig am Boden gelegen hatte, steigt meist gerade hinauf zur Oberfläche, also direkt zum Kasten empor. An dem Glasstreifen angelangt, sucht es weiter in die Höhe zu schwimmen und gleitet so durch die Oeft'nungen in das Innere des Kastens. Die Behauptung, dass die Jungen nach dem Lichte zu schwimmen, und wenn der Kasten richtig aufgehängt ist (das heisst an der Wand ins Zimmer hinein) ausser Bereich des Kastens kommen, kann ich nicht teilen, weil meine sämtlichen diesbezüglichen Versuche diese Behauptung Lügen straften. Vor zwei Jahren hatte ich mehrere Zuchten lebend- gebärender Kärpflinge auf einmal. So und so viel Laichkästen sich anzuschaffen, war für meinen Säckel zu viel, und so verfiel ich auf den Gedanken, mir selbst etwas Geeignetes zu konstruieren. Ich kaufte einen gewöhnlichen Glastrichter, dessen inneres Rohrende ich durch ein kleines, dünnes Holzleistchen in zwei Teile teilte, so dass das Weibchen sich in die untere Oeffnung nicht hineinzwängen und zu Schaden kommen konnte. Dagegen waren dadurch zwei Durchfall-Oefthungen für die Kleinen geschaffen, welche ein Zurückgelangen der Fischchen in den Trichter ausschlossen. Nur durch beson- deren Zufall kann es geschehen, dass von 100 Stück eines in den Trichter beim Empor- steigen zurückgelangt. Diese äusserst primitive Vorrichtung hat sich mir bis auf heutigen Tag glänzend bewährt, und ich kann selbe jedermann empfehlen. Nur auf eines möchte ich aufmerk- sam machen: die Schlinge, in welche der Trichter eingeführt und mittelst welcher er in den Behälter eingelassen wird, aus Messing zu wählen und den Trichter oben mit Glas zu decken, da der Fisch leicht herausspringen könnte. Vielleicht Hesse sich mit Vorteil auch ein emaillierter Blechtrichter zu diesem Zwecke verwenden, und dürften sich die Versuche in dieser Richtung erweitern. Allerhand Kleinigkeiten aus dem Aquarium. Von Dr. Wilhelm Roth-Zürich. XII. Ueber die Entstehung der sogen. Fettschicht. In einem kürzlich in dieser Zeitschrift er- schienenen Artikel1 * *) hat A. von Treschow 1) „ Blätter “ 1908, Nr. 45 u. 46: A. v. Treschow, Mikroskopische Untersuchungen und Gedanken über Natur u. Entstehung d. Schaumnestes der Osphromeniden. bezüglich der Entstehung der sogenannten Fett- schicht die Ansicht geäussert, „dass es sich bei ihr um bereits abgestorbene Bakterien handelt, die sich in den oberen Wasserschichten, nament- lich an der Oberfläche selbst, ansammeln und hier in ihrer Vielzahl die bekannte , Fettschicht4 der Aquarien hervorrufen“, und zwar stützt er sich hierbei auf die Beobachtung, „dass alle Bakterienarten, mit verschwindender Ausnahme einiger Vibrionen, starr und unbeweglich schienen“. Bezüglich der Herkunft der die Fettschicht bildenden Bakterien ist er der Meinung, dass es sich dabei einfach um die Ueberreste der in jedem Aquarium ja reichlich vorhandenen Spaltpilze handle. „Wird das Wasser des Aquariums nicht fortgesetzt in Bewegung er- halten, so sammeln sich nach und nach die zugrunde gegangenen, abgestorbenen Bakterien- leiber in den oberen Schichten des Wassers und an der Oberfläche in immer grösser werdenden Mengen an, um hier, schliesslich dem Auge sichtbar werdend, die erwähnte Erscheinung der , Fettschicht4 und der späteren grauweissen Rahm- haut hervorzubringen.“ Wie der geneigte Leser aus den vorstehend zusammengestellten, dem von Treschowschen Artikel entnommenen Angaben ersieht, ist der genannte Autor bezüglich der Entstehung der Fettschicht zu einem Resultate gelangt, das gänzlich von dem in einem den nämlichen Gegenstand behandelnden, von verschiedenen Seiten eingehend besprochenen Aufsatze dar- gelegten abweicht.1) Während ich zu zeigen versucht habe, dass die Bakterien der Fettschicht aus der Luft stammen, nähert sich die von v. Treschow aufgestellte Hypothese mehr der von mir als eine irrtümliche nachgewiesenen Jägerschen, allerdings mit dem bemerkenswerten Unter- schiede, dass der letztere Autor einen Auftrieb der Wasserbakterien infolge von Sauerstoffmangel annimmt, während es sich nach der Ansicht des erster en um das Aufsteigen von abgestorbenen Mikroorganismen an die Oberfläche des Wassers handelt. Leider hat A. v. Treschow — wie es in unserer Literatur nur zu oft und zum Nachteil eines gedeihlichen Zusammenarbeitens von vielen Autoren mit den den nämlichen Gegenstand behandelnden Arbeiten anderer geschieht — 1) „Blätter“ 1907, Nr. 41: Dr. W. Roth, Aller- hand Kleinigkeiten, VIII: Ueber die sogenannte Fett-, Staub- oder Schmutzschicht. Dr. Wilhelm Roth: Allerhand Kleinigkeiten aus dem Aquarium. 33 meine kleine Abhandlung über die Fettschicht völlig unberücksichtigt gelassen und seine Hypo- these über die Entstehung derselben aufgestellt, ohne meine auf zahlreiche Erfahrungen und eingehende mikroskopische Untersuchungen ge- stützte Erklärungsweise irgendwie zu widerlegen. Der geneigte Leser möge es mir deshalb zugute halten, wenn ich ihm, zumal er vielleicht nicht über die einschlägigen Untersuchungsmethoden verfügt, in aller Kürze nachzuweisen versuche, dass die Treschowsehe Hypothese zum min- desten ebenso falsch ist wie diejenige Prof. Jägers. Wenn der Autor aus dem Umstande, dass die Bakterien der Fettschicht mit verschwinden- den Ausnahmen „starr und unbeweglich er- scheinen“, darauf schliesst, dass es sich „um zugrunde gegangene, abgestorbene Bakterien- leiber“ handelt, so ist das eine irrtümliche An- schauung. Schon die leichte Färbbarkeit der Präparate ergibt, dass die Fettschicht aus un- geheuren Mengen von lebenden, stellenweise Reinkulturen bildenden Mikroorganismen besteht, die allerdings — worauf ich zuerst hingewiesen habe — mit einer zum Teil von den Bakterien abgesonderten, zum Teil auch aus abgestorbenen Spaltpilzen bestehenden schleimigen Masse unter- mischt sind. Die relative Starrheit und Un- beweglichkeit der Bakterien hängt wohl eben gerade mit der Beschaffenheit des zähschleimigen Mediums zusammen, in welchem sie sich be- finden. Jedenfalls darf die Unbeweglichkeit eines Spaltpilzes nicht als ein irgendwie sicheres Zeichen für seinen Tod angesehen werden. Ich habe seinerzeit die Entstehung der Fett- schicht mehrfach von ihren ersten Anfängen an verfolgt und dabei beobachtet, dass sie aus- nahmslos mit der Vegetation eines ziemlich kleinen und verhältnismässig dünnen, ein irisie- rendes Häutchen bildenden Bazillus beginnt.1) Durch die Publikation v. Treschows bewogen, habe ich neuerdings meine sämtlichen Aquarien, welche ich stets mit direkt aufliegenden Glas- scheiben bedeckt zu halten pflege, abgedeckt und bereits binnen wenigen Tagen auf mehreren eine dünne Fettschicht entstehen sehen. Die mikroskopische Untersuchung derselben ergab im gefärbten Präparate wiederum ein zartes, aus feinen Bazillen bestehendes Häutchen. Der Umstand, dass die sehr zierlich angeordneten 1) Die in meinem Aufsatze enthaltene Mikrophoto- graphie von B. Wich and stellt sehr wahrscheinlich diesen Bazillus fast in Reinkultur dar. Bazillenreihen durch ziemlich breite, aber sehr regelmässige Zwischenräume von einander ge- trennt sind, deutet daraufhin, dass die Bakterien, wie dies übrigens bei sehr vielen Arten der Fall ist, eine ansehnliche Menge Scldeim ab- gesondert haben. Ab und zu tauchen auf dem zweifellos die Grundlage für die Entstehung der Fettschicht bildenden Bakterienhäutchen kleine Inseln dar- stellende Kulturen von anderen Bakterienarten auf, die demselben offenbar als einzelne, höchst wahrscheinlich aus der Luft stammende Spalt- pilze oderSporen von solchen aufgeimpft worden sind. Unter diesen Bakterienvegetationen fällt namentlich häufig ein plumper, meist leicht gekrümmter,, etwa dreimal so lang als breiter Bazillus mit stark abgerundeten Enden auf, den ich als Bazillus megatherium de Barg ansprechen möchte, eine Spaltpilzart, die v. Treschow ebenfalls in seinen Präparaten gefunden hat. Da nun aber der Bazillus megatherium ein strenger Aerobe ist, d. h. nur an der Luft (nicht in Flüssigkeiten) gedeiht, so dürften die von dem genannten Autor gefundenen Bazillen nicht aus dem Aquarienwasser stammen, sondern auf der Oberfläche des Wassers gewachsen sein. Ich neige überhaupt zu der Ansicht hin, dass die Fettschicht Avohl ausschliesslich aus aeroben Bakterien besteht, sei es nun, dass sie von einzelnen aus der Luft auf die Oberfläche des Wassers gefallenen, oder mit anderen Körpern in das Wasser gelangten und erst nach Er- reichung des Wasserspiegels üppig wuchernden Keimen abstammen. Es Hessen sich nun noch eine Reihe ge- wichtiger Gründe gegen die Richtigkeit der von Treschowschen Hypothese anführen, von denen ich indessen hier nur zwei hervor- heben will. Setzen wir nämlich die Ansicht des Autors als richtig voraus, so Hesse sich wohl schwer- lich eine Erklärung dafür linden, dass wir durch Bedecken des Aquariums mit einer Glasscheibe das Entstehen der Fettschicht fast ausnahmslos verhüten können, denn diese Massnahme dürfte wohl kaum die im Wasser befindlichen, abge- storbenen Bakterien verhindern, an die Ober- fläche empor zu steigen. Noch weniger erklär- lich würde es für uns sein, Aveshalb eine bereits vorhandene Fettschicht durch eine Deckscheibe zum Verschwinden, d. h. die Bakterien zum Untersinken gebracht werden können. Ferner müsste bei dem ja sehr häufig nach der Entfernung der Fische eintretenden, spon- 34 W. Köhler: Skizzen und Bilder von der Riviera. tauen Verschwinden der initialen Trübung iles Aquarienwassers1), bei welcher das letztere das Millionenfache der gewöhnlichen Menge von Spaltpilzen enthält, infolge des oft binnen kurzer Zeit erfolgenden Massensterbens der Bakterien sich ohne Zweifel rasch eine sehr dicke aus Bakterienleichen bestehende Fettschicht ent- wickeln. Dies ist nun aber tatsächlich nicht der Fall, — - im Gegenteil, ein grauer Belag auf Pflanzen und Aquarienboden beweist uns, dass die abgestorbenen Spaltpilze nicht an die Wasser- oberfläche getrieben werden, sondern zu Boden sinken. Was die Rolle anbetrifft, welche vonTrescho w der Fettschicht bezw. den „in den oberen Schich- ten des Wassers wohl aber in reichlichen Men- gen vorhandenen abgestorbenen Bakterien“ bei der Bildung des Schaumnestes der Osphro- meniden zuschreibt, so möchte ich an dieser Stelle nur die Ansicht äussern, — ich komme vielleicht bei einer späteren Gelegenheit ge- nauer auf das „Ei und Schaumnest derOsphrome- niden“ zu sprechen — , dass eine solche doch wohl kaum ernsthaft in Frage kommen dürfte. Wenn der Autor die Schaumbläschen mit Bakterien- detritus überzogen gefunden hat, so handelt es sich wohl nur um einen zufälligen, bezw. neben- sächlichen Befund, der ohne alle und jede Be- deutung für das Zustandekommen des Schaum- nestes ist. Der Nachweis von Speichel- (bezw. Schleim-) körperchen, — welche, beiläufig er- wähnt, nur einen verschwindend kleinen Be- standteil des Speichel- oder Schleimdrüsen- sekretes ausmachen, während der Autor merk- würdigerweise diese Körperchen „als das eigent- liche Speichelsekret des Makropoden“ an- spricht — , beweist ja gerade, dass der Fisch die Bläschen vermittels einer spezifischen, offen- bar zähschleimigen Drüsenabsonderung herstellt, auf welchen allfällig an der Wasseroberfläche befindliche Spaltpilz-Massen in ähnlicher Weise wie andere Schmutzteilchen festhaften. Dabei scheinen sie nicht nur keinen nachteiligen Einfluss auf das Schaumnest auszuüben, sondern infolge ihrer schleimigen Beschaffenheit sogar eher noch zur Verstärkung der Wandung der einzelnen, von ihnen überzogenen Bläschen beizutragen. (28. November 1908.) 1) „Blätter“ 1907, Nr. 27 : Dr. W. Roth, Allerhand Kleinigkeiten IV : Die anfängliche Trübung des Wassers in neueingerichteten Aquarien. Skizzen und Bilder von der Riviera.') Von Oberlehrer W. Köhler. (Schluss.) VIII. Manche Menschen, die sich eines vorzüg- lichen Gedächtnisses erfreuen, neigen dazu, im Vertrauen auf dieses nichts aufzuschreiben. Sie glauben eben, alles merken, sich im gegebenen Moment lückenlos an alles erinnern zu können. Ich gehörte auch zu den Menschen, die sich nicht gerne Notizen machen, bereue es aber nicht, dass ich gegen meine sonstige Gewohn- heit mich gezwungen habe, über meine natur- wissenschaftlichen Beobachtungen an der Riviera Buch zu führen. Wenn ich dieses kleine Reise- tagebuch flüchtig durchblättere, dann erkenne ich erst, wieviel ich tatsächlich vergessen haben würde, wenn ich mir keine Notizen gemacht hätte. Einesteils, um dem Leser an einem praktischen Beispiel vor Augen zu führen, welche Fülle wertvoller Beobachtungen ein solches Reisetagebuch in knappen Worten festhält, andernteils, um die vorliegende Arbeitenserie endlich zu Ende zu bringen, woran bei einer ausführlichen Bearbeitung aller in unsere Ge- biete einschlagenden Beobachtungen noch lange nicht zu denken wäre, folge ich wörtlich meinen Tagebuchnotizen, soweit sie für einen Aquarien- und Terrarienliebhaber Interesse haben könnten. 30. März: Die grossen Landschnecken der Gattung Helix sind ihrem Gefängnis, einer leeren Plattenschachtel, entronnen und delektieren sich an der Schicht einer zum Trocknen aufge- stellten, tadellosen Aufnahme von Mesembrycmthe- mum edule. Geschadet hat ihnen die eigenartige Abwechselung in ihrem Menu nicht. Die Platte zeigt die Radulaspuren vorzüglich. Glücklicher- weise liess sich der Verlust der Aufnahme durch eine sofortige Wiederholung derselben wett- mächeu. 1. April: In der kleinen Zisterne, worin sich der Frosch- und Krötenlaich fand, treiben sich Wasserläufer — etwas grösser als unsere deutschen Arten von Hydrometva — im mun- teren Hochzeitsspiel. Einzelne sind in Kopula. 5. April: Die ersten Glühwürmchen (. Luciola italica ) den Corso entlang längs der Mauer zum Casinogarten in Grasbüschen! Nur Weibchen. 6. April: Die erste Würfelnatter im Bache, der von Coldirodi herabkommt, gesehen und 1) Vgl. „Blätter“, 1908, S. 166, 178, 214, 225, 349, 359, 373, 410, 458. — Es war leider nicht möglich, die Artikelserie noch im vorigen Jahrgange zum Abschluss zu bringen. D. Herausg. W. Köhler: Skizzeu und Bilder von der Riviera. erbeutet. Ein schönes, wenn auch nur halb- wüchsiges Exemplar. Merkwürdig ist, dass der Bach keine Fische beherbergt, welche für ge- wöhnlich die ausschliessliche Nahrung dieser Schlange bilden. Hier mästet sie sich behag- lich an den unzähligen Kaidquappen des Laub- frosches, die sich in allen kesselartigen Ver- tiefungen des Bachbettes ansammeln. — Auf- fallend ist das völlige Fehlen aller Molche. Trotz eifrigsten Suchens vom Februar an ist mir nirgends einer zu Gesicht gekommen. — An dem CAani-Rasen der Zisternen zahlreiche kleine Limnaeen, sehr ähnlich und vielleicht nur eine Varietät unserer Lirnnnea ouata. Neben einer ziemlich grossen, fein längskanellierten Deckelschnecke der Gattung Bitliynia — Art konnte ich bisher nicht bestimmen, aber sicher keine der in Deutschland vorkommenden — , von der lebend nur ein Exemplar in einem schmalen Rinnsal, Schalen dagegen in Fülle gefunden wurden, die einzige von mir beob- achtete Süsswasserschnecke der Riviera. Die Bitliynia spec.? wird wohl erst im Sommer zahl- reicher auftreten, wie ja auch unsere Paludiuen, ebenso wie die Vivipara pyramidalis des Lago Maggiore erst im Mai und Juni häufiger er- scheinen. 9. April: An den Ruinen der alten Oelmühle mehrere Smaragdeidechsen, stattliche, prächtig- grüne Exemplare. Fang leider nicht geglückt, da der mitgenommene photographische Apparat die Beweglichkeit beeinträchtigte. — Mesem- bryanthernum edule steht jetzt in voller Blüte; ein prächtiger Anblick, die mittags mit leuch- tenden gelben Sternen bedeckten Mauern! Noch prächtiger wirkt die andere Art, Mesembryan- thernum acinacijorme, deren Blüten sich in einem unbeschreiblichen Rot von dem dunkelgrünen Laubgrund abheben. Eine alte Mauer bei Giun- chetto, kurz vor Bordighera, ist ganz damit überzogen. 10. April: In dem schwefelwasserstoff- haltigen und Schwefel ausscheidenden Wasser der Schwefelquelle von Giunchetto massenhaft Mückenlarven! — Ameisen schleppen auf einer Strasse oberhalb meines Hotels die Niisschen von Schinus molle. die stark aromatisch (wie ge- stossener Pfeffer) riechen, fort, offenbar als Vorräte. 13. und 14. April: Je ein Schlammtaucher (Pelodytes punctatus ) in einem tiefen, pflanz en- fr eien Wasserreservoir westlich von Ospedaletti gefangen. Zwei Männchen! In Ermangelung eines Netzes benutzte ich am ersten Tage einen alten Chiantiflaschenkorb, an einer Stange be- festigt, den Dorfjungen offenbar im Uebermut nebst mehreren anderen solcher Körbe in das Reservoir geworfen hatten. Ich liess die Körbe darin liegen und holte sie am nächsten Morgen heraus, um besser mit dem Netze arbeiten zu können. Da steckte in demselben Korbe, wo- mit ich gestern gefischt, wieder ein Exemplar drin. Ich habe später von dieser einfachen Methode, Schlammtaucher zu erbeuten, nocli manchmal mit Erfolg Gebrauch gemacht. Audi zum Herausfischen der zahlreichen Laubfrösche ( Hyla arborea var. meridionalis ) erwiesen sich diese Flaschenhüllen recht brauchbar. Von ihnen beherberge ich jetzt rund 30 Stück in einer grösseren Kiste in meinem Zimmer, grössten- teils noch Männchen. Ihre ohrenbetäubenden nächtlichen Konzerte haben ihnen bei meinen Zimmernachbarn die etwas despektierliche Be- zeichnung „Lausfrösche“ eingebracht. Eine grössere Anzahl toter Weibchen, beim Laich- geschäft von den Männchen totgedrückt, treiben in jedem grösseren Reservoir an der Oberfläche. Ein anderes, noch grösseres, rings breit mit Zementmauer gefasstes Reservoir erscheint in der Umrandung förmlich grün gemustert von den zahllosen, sich sonnenden Laubfröschen. Bei meiner Annäherung verschwinden sie schleunig in dem ringsherum aufgeschichteten Deckreisig von Bergheide ( Erica arborea). Dieses letztere Bassin beherbergt namentlich bedeutende Mengen von Libellenlarven der Gattung Aeschna, wohl Aeschna cyanea, darunter viele mit Fadenalgen bewachsen, wie seinerzeit einmal in dieser Zeitschrift von Dr. P. Kämmerer beschrieben.1) Die sonstige Fauna ist überall die gleiche: Riesige Rückenschwimmer ( Noto - necta glauca ), kleinere Schwimmkäfer ver- schiedener Arten, Kolbenwasserkäfer, Ein- tagsfliegen- und Chironomus-Larven. In bewachsenen Bassins kommen dazu noch die Taumelkäfer. 15. April: Erbeutet die erste prächtige Sma- ragdeidechse an der alten Oelmühle. Mein Debüt mit der Rosshaarschlinge! Für Mauer- eidechsen und Geckos erwies sich die Rosshaar- schlinge als gänzlich unbrauchbar. — Es ist merkwürdig, wie hier die Mauereidechsen nicht in der Gesellschaft des Menschen Vorkommen, dagegen überall die grünen Smaragdeidechsen, zum Teil in mächtigen Exemplaren, in dem efeu- und brombeerberankten Gemäuer be- wohnter und verlassener Landhäuser. 1) Voriger Jahrgang, 1908, Nr. 3, 5, ti. W. Köhler: Skizzen und Bilder von der Riviera. 3ü 18. April: Im Tale an der alten Oelmühle auf etwa 3 in Entfernung eine mächtige Perl- eidechse gesehen! Leider verfing sich die Schlinge im Brombeergestrüpp, so dass mir das prächtige Tier entging. — Eine Plage der Berg- pflanzungen, namentlich für den Olivenbauer, bilden die zahlreichen grossen Wanderheu- schrecken ( Pachytylus migratorius). 25. April: Vipern ( Vipera aspis) zeigen sich seit einigen Tagen recht häufig überall an sonnigen Stellen der Berghänge. Leider bekommt man gewöhnlich nur noch das Schwanzende zu sehen und erschien ein Zufassen so nicht i-at- sam. Ein Exemplar konnte ich in dem Momente beobachten, als es in einer Höhlung unter der Wurzel eines Oelbaumes verschwand. Meine Versuche, es mit Hilfe eines langen Stockes von Schilfrohr ( Arundo donax) herauszutreiben, beantwortete es nur mit grimmigem Fauchen. — Insgesamt sind es jetzt fünf Schlammtaücher geworden, die ich erbeutet; davon bewahre ich zwei, ein Pärchen (nur ein Weibchen war unter den fünf Tieren) in einem mässig grossen Ein- macheglase mit etwas Wasser, ohne Pflanzen. 27. April: Ueber Nacht haben die Schlammtaücher in der Büchse gelaicht! Schon des Abends vorher hörte ich das eigen- tümliche Gurren des Männchens, war aber an solche Laute im Zimmer wie im Freien so gewöhnt, dass ich nicht im entferntesten daran dachte, es könne sich um die Einleitung zur Kopula handeln. Der Laich wird in Klumpen ab- ge setzt und sieht dem Laich der Laubfrösche täuschend ähnlich.1) Von letzterem habe ich stets reichliche Portionen in dem Wasserbehälter meiner Laubfroschkiste vorrätig. — Eine Sma- ragdeidechse schwimmt, von mir aufge- scheucht, gewandt durch einen Bach, ehe ich die Schlinge anwendeu konnte! — Jeden Abend in letzter Woche habe ich Glühwürmchen gefunden, aber immer nur Weibchen, keine Männchen. — Die Schlammtaucher scheinen in den Zisternen und Wasserreservoiren ziemlich zahlreich zu sein, wenn auch nicht so zahlreich wie die Laubfrösche. Der Wasserfrosch fehlt 1) v. Bedriaga (Lurchfauna Europas I. Anura, S. 290) beschreibt den Laich als „in der Regel in zwei Schnüren oder richtiger in einer Doppelschnur“ ab- gehend, zitiert auch Heron-Royers Abbildung hiervon. Da diese Laichform schon wegen der nahen Verwandt- schaft mit Pelobates fuscus, wo sie sicher zutrifft, wahrscheinlich ist, so dürfte die Kürze und Dicke der Doppelschnur einen Klumpen vorgetäuscht haben. Oder es handelte sich — siehe unten — tatsächlich um Bastardlaich mit Hyla arborea. Der Herausg. merkwürdigerweise vollständig. Einige der von mir gefangenen Laubfrösche zeigen unverkenn- bare Aehnlichkeit in der Zeichnung mit Schlamm- tauchern. Sollte es sich vielleicht doch um Bastarde handeln? Die Laichzeit beider Lurche fällt genau zusammen, die Form und Farbe des Laiches, die Anordnung der Eier zuKlumpen ist bei beiden Arten genau gleich1), auch habe ich einmal (am 26. April) ein Schlammtaucher- Männchen, das mit einem Hyfa-Männchen zu kopulieren versuchte, gesehen und beide noch in brünstiger Vereinigung mit dem Käscher erbeutet. Ebenso zufällig, wie dieses Schlamm- taucher-Männchen ein Laubfroschmännchen zur Kopula erwischt hat, dürfte wohl ein anderes einmal ein Laubfroschweibchen erwischen, und umgekehrt. Wieder etwas für unsere Experi- mentalbiologen ! Anfang Mai begannen auch die Männchen des Leuchtkäfer che ns ( Luciola italica ) zu erscheinen. Die Männchen leuchten abweichend von unseren deutschen Larnpyris- Arten nicht gleich- mässig und dauernd, sondern intermittierend, als ob von einem Semaphor Blitzlichter in bestimmten Intervallen geworfen würden. Auf die verschiedene Stellung der Flügeldecken beim Fluge lässt sich diese Eigentümlichkeit nicht zurückführen. An frisch gefangenen Männchen wurde das Intermittieren des Leuchtens bei völlig zusammengefalteten Flügeldecken fest- gestellt. Das Licht ist so intensiv, dass es durch die Wände einer Streichholzschachtel durchdringt. Betäubt man die Tiere mit Aether, wobei die Betäubung sehr rasch eintritt, so leuchten sie hell auf. Das tote Tier leuchtet, nachdem es vor der Tötung ätherisiert worden war, stundenlang, ja manchmal einen Tag lang weiter. — Die Geckos sind jetzt so häufig und dreist geworden, dass man an den Mauern, die den Casinogarten gegen den Corso abgrenzen, mehrere rasch hintereinander mit einer Hand greifen kann. Die Abnahme ihrer Scheu mag mit dem Verschwinden fast aller Kurgäste, die sonst hier promenieren, Zusammenhängen, viel- leicht auch mit der Konzentration ihrer gesamten Nerventätigkeit auf das Paarungsgeschäft. — Leider verweigert die Post hier seit Anfang Mai die Beförderung lebender Tiere als Waren- proben; ich hätte sonst noch manchen meiner deutschen Freunde beglücken können. Ventimiglia, 1. Mai 1908: An den Ufern des Rojaflusses massenhaft Lacerta muralis in verschiedener Farbenzeichnung. Die Rosshaar- schlinge versagt bei diesen Tierchen völlig. W. Köhler: Skizzen und Bilder von der Riviera. — Kleine Mitteilungen. Ich erbeutete sie mit einer Grasschlinge, so wie ich es der dortigen Jugend abgesehen hatte. Von einem hohen Grashalm werden oben die Blüten abgestreift, das dünne Ende dann um- gebogen und einfach an den Halm festgeknotet. Die Eidechse heisst nicht nach dieser Schlinge, wie nach der glitzernden Rosshaarschlinge; Gras gehört zu ihrer Umgebung; sie ist damit vertraut und ignoriert die Schlinge, bis ihr Kopf fest drinsteckt und sie in der Luft zappelt. — Eine grosse Würfelnatter, die beim Gepacktwerden mächtig zischte und den Kopf platt niederdrückte und dreieckig formte wie eine Viper; ein Laub- frosch seltener Grösse, einige Mauereidechsen und einige Bufo viridis , die im brackigen Ueber- schwemmungsgebiete an der Rojamündung ihre Liebeslieder trillerten, werden freihändig ge- fangen, ein Sport, auf den ich nun einmal, namentlich so weit es sich um flinke Eidechsen handelt, seit meiner Jugend nicht verzichten kann. Die Eischnüre der Wechselkröten — die Tiere standen übrigens unseren deutschen Exemplaren an Grösse nach — fanden sich überall in den kleinsten Tümpeln der brackigen Wasseransammlungen dicht am Strande. In denselben Tümpeln massenhaft Aalmontee, so zahlreich, dass man die Tiere mit der Hand greifen konnte; selbst in den kleinsten Pfützchen. Länge etwa 7 cm. Das sind die Reste — wenigstens zum Teil — der „Bianchetti“, welche das italienische Raubfischsystem noch übrig gelassen hat. Am Strande habe ich käuflich von einem eben an Land gebrachten Fischzuge noch lebend Knurrhähne, Sardinen, junge Ma- krelen und einen jungen Tintenfisch erstanden, die ich in Ermangelung von Papier ins Taschen- tuch wickelte, um sie sofort im Hotel zu konser- vieren. Zum Danke für die liebevolle Behandlung hat mir denn auch der Tintenfisch das Taschen- tuch total verkleckst, ein Anblick, von Tinten- klecksen nicht zu unterscheiden. Nizza, 3. Mai: Da es zur Absendung der Beute nach Deutschland in Ventimiglia zu spät wurde, habe ich sie mit nach Nizza genommen. Infolge der Ungeschicklichkeit des Hotel- bediensteten, der die Tiere nochmals ausgepackt und anders eingepackt hatte, wurde die Sendung als zu schwer von der Post abgewiesen, und als ich abends nach Hause komme, ist zunächst die Würfelnatter auf Nimmerwiedersehen ver- schwunden, die Kröten spazieren im Zimmer umher, und von den Eidechsen finden sich einige auf dem Korridor, andere im Zimmer meiner Nachbarin, die glücklicherweise als Tier- freundin darob nicht erschreckt Alarm ge- schlagen hatte. Cannes, 5. Mai: An der Küste erbeutet einen kleiner Serranus liepatus, diverse Blennius, Garneelen, Strandkrabben, Einsiedler, Schnecken, Muscheln und dergleichen. Leider muss alles sofort konserviert werden, da an Gelingen eines Lebendversandes nach Deutsch- land nicht zu denken ist. Besonders leid taten mir die prächtigen Blennius , die ich zwischen den Schären der Insel Ste. Marguerite mühelos in Menge mit der Hand erbeuten konnte. Ventimiglia, 12. Mai: Die Aalmontee ist inzwischen — wahrscheinlich, indem immer die stärkeren sich von den schwächeren gemästet hatten — auf 15 cm und mehr Länge gewachsen (binnen 11 Tagen!). Die ortseingesessene Jugend fängt sie in Körben, um sie gebraten zu ver- speisen. — Eine Coelopeltis monspessulana , in einer Steinhöhlung an der gemauerten Uferböschung des Rojaflusses entdeckt, ist mir leider entgangen, da die Oeffnung zum Eindringen mit der Hand zu klein war und die Schlange der Grasschlinge, womit ich sie zu erbeuten versuchte, stets geschickt auswich. Bei der kolossalen Häufigkeit der Mauereidechsen in und bei Ventimiglia kann mau wohl annehmen, dass hier auch Coelopeltis, die von ihnen lebt, nicht zu den Seltenheiten gehört. — Damit schliessen meine Aufzeichnungen über Erlebnisse an der eigentlichen Riviera, soweit sie für den Aquarien- und Terrarionfreund vielleicht Interesse haben könnten. Es sollte mich freuen, wenn nicht nur der reiselustige Naturfreund, sondern auch derjenige, der sich daheim an seinen Pfleglingen im Vivarium genügen lassen muss, hier und da praktisch verwertbare Winke und Anregungen daraus geschöpft haben sollte. Ich selbst habe jeden- falls aus dieser meiner ersten grösseren Reise, die eben so ganz nebenbei zu einer Studien- reise geworden ist, sehr viel gelernt, wenn auch in den meisten Fällen nur, wie ich’s nicht wieder machen darf. Kleine Mitteilungen. Die Schaustellung der Zierfischziichter- Vereinigung Hamburger Liebhaber (Mit einer Originalaufnahme) wurde am 5. Dezember 1908 in der Alsterlust eröffnet. Es gibt wohl kaum ein Lokal, das für Ausstellungs- zwecke besser geeignet wäre, als dieses so romantisch ge- legene, von allen Seiten von Wasser und Licht um- flutete Dorado auf der schönen Aussenalster. Im Sommer ist es allerdings nicht zu haben, die Aussteller 38 Kleine Mitteilungen. müssen sich auf den Winter einrichten. Aber das tut nichts, es ist vielmehr für die Aquarienliebhaberei ein Vorzug, dass dem Laienpublikum gezeigt werden kann, dass in der kalten Jahreszeit die Liebhaberei nicht einen Winterschlaf hält, sondern auch jetzt das Herz des Naturfreundes entzückt. Die Preisrichter, die Herren Chr. Brüning und H. Springer vom Verein „Humboldt“, hatten sich einer schwierigen Aufgabe unterzogen; galt es doch in so vielen Fällen ein unparteiisches Urteil über verschieden- artige und doch unter sich wieder gleichwertige Objekte abzugeben. So traten z. B. der Lindstaedtsche Durch- lüftungsapparat und derjenige der Herren Kindel und Stoessel in Wettbewerb. Beide Apparate arbeiteten vorzüglich, beide waren auch früher schon in Versammlungen des Vereins „Humboldt“ vorgeführt worden in Gegenwart der jetzt als Preisrichter amtierenden Herren. Dennoch war es ihnen nicht möglich, in so kurzer Zeit über besser und nicht besser entscheiden zu können. Es wurden des- halb beide Apparate gleich bewertet und beide mit dem ersten Preise und der grossen silbernen Medaille bedacht. Auch der Tropfdurchlüfter des Herrn Becker in Karlshorst erhielt in Anbetracht seiner guten Arbeits- leistung, seiner grossen Einfachheit und Billigkeit den ersten Preis und die grosse silberne Medaille. In gleicher Weise wurden bedacht die Firma Cesar Frahm für Gesamtleistung, insbesondere für Einrichtung von Schulaquarien, und die Firma Wett & Führmann für ausgezeichnete Leistungen in Fang-, Transport- und Fischereigerätschaften. Tadellose Schleierfische und deren Abarten zeigten die Herren Bölck und Erdmann, wofür beide den ersten Preis und die silberne Medaille erhielten. Dasselbe wurde vergeben an die Herren Pedersen für Salon- aquarien und Gläser für Gesamtleistung. Den ersten Preis erhielt auch Herr N. Wilde für sein schönes Seewasseraquarium und Herr R. Ernst für seine hübschen Zieraquarien. Zweite Preise wurden vergeben an Herrn M. Blumenthal für exotische Fische, Herrn M. Knack- stedt für ein altbepflanztes Aquarium, Herrn Roscher für ein Terrarium, Herrn Brasch für Zieraquarien und Herrn Glaschker für heizbare Vollaquarien, Herrn Zschach für sonstige Hilfsmittel. Dritte Preise er- hielten die Herren Knappe, Wagener, Moll und Fräulein Schulze. Von den Schüleraquarien wurden zwei mit dem ersten, vier mit dem zweiten und drei mit dem dritten Preise ausgezeichnet. H. Glinicke. Bemerkungen zn dem Artikel „Ein knurrender Scheibenbarsch“. I. Beim Lesen des Artikels „Ein knurrender Scheiben- barsch“ in den „Kleinen Mitteilungen“ Bd. XIX Heft 49 (,,Daphnia“-Halle) erinnerteich mich an eine Begebenheit, die ich vor einem Jahre erlebte. In einem kleinen dicht besetzten Aquarium, auf dessen Grunde Zweige stark zusammengeflochten waren, hielt ich einige Exemplare von Trichogaster lalius und Badis badis gemeinschaftlich. Aus diesem Aquarium hörte ich häufig ein sanftes Zirpen, welches noch in der Entfernung von 8 Metern zu hören war! Meine Neugierde war gross, und opferte ich einige Stunden, ehe ich den „Musikanten“ ent- deckte. Ich war lange Zeit der Meinung, dass ein Männchen von Trichogaster lalius zirpt, an Schwimmblasenlähmung erkrankt. Dieses weilte lange am Boden und be- schleunigte zeitweise auffallend das Atmen (schnappte); das Zirpen fiel zuweilen mit diesem Fangen des Wassers zusammen. Hierdurch wurde ich zu dem- selben Schlüsse verführt, wie die Herren Mitglieder der „Daphnia“-Halle. Dieser Angelegenheit wollte ich näher treten und gab das vermeintlich den Ton gebende Männchen ( Trichogaster lalius) in ein kleines, nicht übermässig dicht besetztes Aquarium, in welchem es sich meinen Augen nicht entziehen konnte. Zu meinem Staunen hörte ich das Zirpen aus dem ersteren Aquarium und keineswegs vom erkrankten Fischlein. Damit ich schliesslich der Sache auf den Grund komme, revidierte ich alles Lebende, denn nur von einem Lebenden konnte der Ton herrühren! Ausser dem angeführten Fische waren daselbst, wie immer, etwas Daphnien, einige Schnecken ( Physa acuta ) und schliesslich zwei oder drei kleine Wasser- wanzen. Sie waren 8 — 10 mm lang, von schwarz- brauner Farbe und hatten einen gelben Fleck auf der Stirne. Sie ähnelten dem Rückenschwimmer ( Notonecta Kleine Mitteilungen. 39 glauca ); obwohl sie mit dem Rücken nach aufwärts schwammen, nicht wie die Genannten mit dem Bauch1). Diese Hemipteren gab ich in ein kleines Einsiedeglas und beobachtete sie beim Lampenlichte. Bald liess sich das bekannte Zirpen im Glase „hören“ und es war ganz genau zu sehen, wie eine Wanze in gleichem Takte mit dem Tone ihre Vorder- fiisse an der Stirne strich. So war das Rätsel gelöst. Durch Nachlesen in den Büchern stellte ich fest, dass die Stridulation bei diesen Lebewesen bereits lange bekannt ist. Interessant ist nur, dass sie am meisten stridulierten, wenn im Zimmer die Lampe angezündet war! Weder bei Tag noch bei Nacht zirpten sie so häufig, als bei künstlicher Beleuchtung! Ich glaube, dass Herr Direktor Benkenstein bei genauer Revision des Aquariums sicherlich irgend eine Wasserwanze gefunden hätte, welche dahin mit Daphnien verschleppt wurde und welche dort das Konzert gegeben. Die Annahme bestätigt: I. Die Beschreibung des Lautes „dem fernen Zirpen einer fernen Grille am meisten ähnlich“. Es handelt sich also um Stridulation, und dieser Ton ist nur den Gliedertieren eigentümlich, den Wirbeltieren ist dies aus anatomischen Gründen vielleicht ganz unmöglich. 2. Längeres Suchen. 3. Schnelles Ent- stehen (Verschleppen), rasches Ende (wenn die Wanze davonfliegt oder krepiert). 4. Durch Verjagen des „Scheibenbarsches“ wurde auch die scheue Wanze verjagt und hat zu stridulieren aufgehört. Alle Umstände stimmen mit meinem beobachteten Falle überein, und es ist möglich, dass auch in anderen Fällen es sich bloss um das Zirpen einer unbemerkten Wanze handelt (vielleicht im nachbarlichen Aquarium !) und nicht um das Zirpen eines Fisches. Der von der Wanze hervorgerufene Laut ist im Verhältnisse zum Tiere sehr stark, aber das Organ, woher er kommt, ist fast nie angegeben! In derlei zweifelhaften, selbst- redend sehr interessanten Fällen ist es erforderlich, die vermeintlichen Urheber sukzessive zu isolieren, bis sich schliesslich der „wirkliche Musikant“ verrät. B. Zezula-Prag. II. Anschliessend an der unter dem Titel „Ein knur- render' Scheibenbarsch“ („Kleine Mitteilungen“ Blätter Nr. 49, 1908, pag. 715) gebrachten Beobachtung möchte ich erwähnen, dass ich in den letzten Wochen eine gleiche Erscheinung auch bei mir vermerkt habe, nur waren es hier nicht Scheibenbarsche, welche die atmo- sphärische Luft oberhalb des Wasserspiegels schnalzend einsogen — etwas anderes wird es ja wohl nicht sein — , sondern ausgewachsene Makropoden, und zwar in verschiedenen Aquarien und verschiedenen Zimmern. Die Laute erinnerten an das „Knurren“ der Ctenops vittatus im Liebeswerben. Als ich die sonderbare Musik zum erstenmal ver- nahm, war ich sehr überrascht. An die Makropoden dachte ich nicht, denn diesen genügsamen Fisch hielt ich wegen überreichen „Segens“ seit über zwei Jahren in grosser Menge und hatte das eigentümliche Ge- räusch noch nie vernommen. Meine Ctenops vittatus quaken nicht mehr — ein kleines Badis fradis-Männchen, das ich bei der einbrechenden kalten Jahreszeit -zu ihnen gesellt hatte, dankte ihrer Gastfreundschaft damit, dass er gleich in der ersten Nacht beide für ewig verstummen liess. Was also war’s? Ich lauschte. Nicht lange brauchte ich zu warten, da drang abermals ein lautes Quaken an mein Ohr. Von dort kam’s, von den Makropoden. Jetzt wieder hier, auch von Makropoden. Ich legte mir das neue „Phänomen“ so zurecht, dass ich annahm, der Fisch hätte beim Aufschnellen an die Wasseroberfläche, um sein Labyrinth mit atmo- spärischer Luft zu füllen, den gläsernen Futterring ins Schwingen gebracht und dieser stosse an die Glaswand und verursache damit das rhythmische Geräusch. 1) Es handelt sich wohl um eine Ruder wanze (Corixa spec.). D. Herausg. Als ich aber des Nachts bei vollkommener Stille dasselbe Knurren aus dem „Spital“ vernahm — eine 7 cm hohe Wanne, in welcher einige erkältete Makro- poden gesund werden sollen und wo sich weder ein Futterring noch sonst etwas ausser den Patienten be- findet — da wurde mir klar, dass es die Fische selber waren, die heuer, zum Unterschied von früher, musi- kalisch geworden sind. Warum, das weiss ich leider auch nicht, halte es aber nicht für ausgeschlossen, dass die jetzt von so vielen Seiten gemeldeten Erscheinungen der Unruhe bei Fischen und anderen Wassertieren mit der Erd- bebenperiode, in welcher wir uns zurzeit befinden, irgendwie Zusammenhängen. Gräfin Castell-Rüden hausen. III. Zu der in Nr. 49 der Blätter erschienenen Notiz der „Daphnia“ — Ein „knurrender“ Scheibenbarsch — möchte auch ich noch eine kleine Mitteilung machen: Schon seit längerer Zeit vernehme ich abends in meinem Studierzimmer ein seltsames Geräusch; gerade wie wenn man mit Daumen und Zeigefinger gegen ein Blatt Papier schnippt. Lange konnte ich mir den Ursprung dieser sonderbaren Töne nicht erklären. Schliesslich brachte ich heraus, dass es mein grosser Teleskopfisch sei. In meinem Zimmer befindet sich nämlich am Fenster ein grösseres Aquarium mit einem einzelnen grossen Teleskop. Dieser hatte vorigen Sommer infolge einer Krankheit beide Augen einge- büsst. Weil ich nun das sonst sehr schöne und mir liebgewordene Tiere nicht töten wollte und es auch keinerlei Unzufriedenheit mit seinem jetzigen Lose zeigte, hatte ich es in einen mittelgrossen, reichlich mit Wasserpest bepflanzten Behälter gesetzt; abends nun, wenn ich die Lampe angezündet habe, beginnt regelmässig in bestimmten Zwischenräumen ein Konzert, das selbst einen Stein erweichen könnte, . . . vielleicht anderthalb Stunden lang. Mit seinem Maul bringt das Tier dann das schon oben erwähnte Geräusch hervor, und zwar so ausgiebig, dass es mich wundert, wenn ihm nicht sein „Maul wehtut“. Erst sacht und be- hutsam, dann immer vernehmlicher und lieblicher, dass ich den Kerl mehr als einmal in seiner musikalischen Unterhaltung stören muss. Eine Weile habe ich Ruh; dann geht es von neuem los. Dabei steht der Fisch ganz ruhig im Pflanzengewirr nahe der Oberfläche und macht mit seinem Maul Bewegungen, wie wenn er nach Luft schnappte. Sauerstoffmangel kann aber nicht der Grund sein: erstens, weil Sauerstoff hinreichend vorhanden ist und zweitens, weil ich noch nie Blasen auf dem Wasser bemerkt habe. Die niedere Tempe- ratur (durchschnittlich 10 Grad C.) kann auch nicht schuld sein, da der Fisch sich pudelwohl befindet. Meiner Ansicht nach hängt es mit seinen verletzten Sehorganen zusammen; denn früher, als noch beide Augen gesund waren, habe ich nie diese Eigentüm- lichkeit bemerkt. — Sollte der eine oder der andere von den ge- schätzten Lesern eine ähnliche Beobachtung gemacht haben, so ersuche ich ihn, diese in den Blättern ge- legentlich bekannt zu geben. Walther Klöpffer, Augsburg. Mit Algen besetzte Wasserschnecken, (Hierzu eine Originalaufnahme.) Wie es scheint, setzt sich Spirogyra mit ganz be- sonderer Vorliebe bei mir an schwarze Planorben fest. Die Algen heften sich entweder in die Windungen des Gehäuses oder auch direkt auf die runde Wölbung desselben und wachsen lustig weiter. Bei zweien hatten sie eine Länge von etwa 30 cm erreicht, so dass die sich übrigens prächtig ausnehmende Last zum Schlüsse die Schnecke am Herumkriechen behinderte, weshalb ich die Vegetation hemmte, indem ich den ganzen Rasen mittels der Schere abschnitt. Dies schadete aber durchaus nichts. Der grüne Mantel wallt bereits wieder in ziemlicher Länge hinter der Planorbe einher. Neuerdings übersiedeln die Algen nun auch — auf junge Exemplare. Anscheinend setzen sich nur wenige Keime 40 Literaturbericht. — Uebersicht der Materien. — Nachrichten des Herausgebers. fest. Einige zarte Fäden wachsen hervor, die sich allmählich verzweigen und ausdehnen. Dieselbe Er- scheinung konstatierte ich auch in einem Becken unseres Herrn Lotze. Interessant ist, dass nur die Posthorn- schnecken von dieser Alge besiedelt werden. Im selben Becken befindliche Limnaea stagnalis, Pbysa acuta und Paludina contecta zeigen aber auch keine Spur derselben, doch erinnere ich mich, dass vor Jahren unser Herr Müllegger den gleichen Fall an einer Schlammschnecke konstatiert hatte. (S. Abbildung.) K. Riedel, „Wasserstern“-Augsburg. Literaturbericht. Kalender ffür Tierfreunde und Tierzüchter 1909. (III. Jahrgang.) Herausgegeben von Guido Findeis. Wien, Selbsverlag. Der im dritten Jahrgange vorliegende Kalender hat diesmal eine gänzliche Umarbeitung erfahren. .In einzelnen Aufsätzen werden die verschiedenen Zweige der über 126 Seiten stark ist, beträgt 30 H. Für Vereine kosten 10 Stück 1 Kr. 30 H., 50 Stück 5 Kr. 72 H., portofrei. Direkt vom Herausgeber, Wien, I., Wollzeile 25, zu beziehen. M. W. Uebersicht der Materien in Aufsätzen und Mitteilungen vorliegender Nummer: — (* = abgebildet) — Terrarium: Anolis cristatellus D. B. *, S. 29. Würfel- natter ( Tropidonotus tesselatus, Laur .), S. 34. Italie- nische Viper ( Vipera aspis, Li). S. 36. Smaragd-, Perl- und Mauereidechse, S. 35, 36. Südlicher Laub- frosch (Hyla arborea L., v. meridionalis, Bttgr.), S. 35. Schlammtaucher ( Pelodytes punctatus, Daud.) , S. 35. Mesembryanthemum edule und acinaciforme, S. 35. Süsswasseraquarium: Aalmontee, S.37. Luftbakterien als Ursache der „Fettschicht“ und Schaumnest der Originalaufnahme nach dem Leben von Adolf öerny. Spitzschlammschnecke ( Limnaea stagnalis, L), mit Fadenalgen Cladopliora glomerata var. stagnalis , Brandt , Oedogonium spec. und Gongrosira De Baryana, Rahb. 0 bewachsen. der Tierliebhaberei abgehandelt und ein Ueberblick über Neueinführungen auf dem Tiermarkte sowie Neuerungen in bezug auf Pflege und Zucht mitgeteilt, so dass der Kalender so ziemlich die Form eines Jahr- buches angenommen hat. Aus dem Inhalt erwähnen wir ausser dem Kalendarium folgende Aufsätze: Die Staupe der Hunde. — Was für Kaninchen soll ich züchten? — Alterskennzeichen der Kaninchen. — Wie die Tauben ihre Jungen füttern. — Die Vogelliebhaberei in den letzten Jahren. — Vogelmilben und deren Ver- treibung. — Ueber das Aufhängen von Nist- und Schutz- kästchen für Vögel im Freien. — Die Aquarien- und Terrarienkunde in letzter Zeit. — Ausser diesem enthält das Büchlein Verzeichnisse der Adressen von Tierzüchtern sowie ein solches aller auf Tierliebhaberei bezughabenden Zeitschriften. Der Preis des Kalenders, 1) Nach freundlicher Bestimmung des Herrn Josef Brunnthaler, Wien. Osphromeniden, S. 32. Von Fischen wirklich oder scheinbar hervorgebrachte Geräusche, S. 38. Mit Algen bewachsene Süsswasserschnecken*, S. 40, und Libellenlarven, S. 35. Rückenschwimmer S. 35 und 38. Technik: Daphnien als Algenvertilger, S. 31. Ablaich- trichter, S. 31. Schaustellung: Alsterlust-Hamburg*, S. 37. [jj Nachrichten des Herausgebers. Eingegangene Beiträge: W. K. i. T. „Mytilus“, O. T. i. H. „Genügsame“, M. W. i. R.-S. „Krivosije“, jedoch ohne Kartenskizze und nicht mit allen Land- schaftspbotogr., dankend angenommen. — L. S. i. C. „Darwin“ eingelangt, noch ungelesen. Für die Schriftleitung verantwortlich: Fritz Lehmann in Stuttgart. V ereins-Nachrichten . 41 ÄV>VEREINS-«W#r sik\^ ki a ruDiruTCM Unter alleiniger Verantwortung der Herren Ein- NnLHKIL.nl LN sender. „Vallisneria“, Verein für Aquarien- und Terrarien- kunde zu Magdeburg. Versammlungslokal: „Tivoli“, Kaiserstrasse, am 2. und 4. Dienstag im Monat. Sitzung vom 24. November 1908. Das Thema des Abends bildet die afrikanische Fischfauna und ihre Verwandtschaft zu den neotro- pischen und indischen Süsswasserfischen. Eine Auf- zählung der bekannten Familien und Gattungen illustrierte am besten die von Albert Günther auf- gestellte Behauptung, dass die afrikanische Fischwelt für den Ichthyologen sogar einen grösseren Reiz habe, wie die so reichhaltige indische Fischfauna, weil sie diese allerdings nicht an Arten, aber an Gattungen iiberbiete und daher mannigfaltiger sei als die indische Fischfauna. Wir bedauern nur, dass die für uns so wertvolle Gruppe der Osphromeniden in Afrika nur durch Micracanthus, der fast vollständig dem Kampf- fisch gleichen soll, vertreten ist. An neuen Zahn- karpfen ist von dort nicht mehr viel zu erhoffen, da- gegen um so mehr an Cicliliden, Siluriden und Chara- ciniden, vor allem aber die Formen, welche Afrika nus allein aufzuweisen hat, die Polypteriden , Pantodon, Phractolaemus und die Mormyriden mit ihren sonder- baren Kopfformen, von denen allerdings nur jüngere Exemplare für uns in Betracht kämen. Herr Langkal- stiftet zum Schlüsse ein Paar Acara eigener Zucht zum Besten der Vereinskasse. Breslau. „Proteus“, Verein zur Förderung der Aquarien- und Terrarienkunde (E. V.). Vereinszimmer: Haase- Ausschank, Schweidnitzer Str. 37, prt. Sitzungen jeden Dienstag, abends 9 Uhr. Adressen: a) für den Schriftführer: Magistratssekretär Sauer-Breslau, Kl. Scheitniger Str. 58, III; b) für Geldsendungen: Bank- buchhalter Neubarth-Breslau, Städtische Bank; c) für wissenschaftliche Anfragen, Zusendung von lebenden und toten Tieren und für den Vorsitzenden: Dr. Deupser-Dt. Lissa. Aus der Sitzung am 29. Dezember 1908. (Jahresschlussfeier.) Trotzdem wir im allgemeinen nicht Freunde von Festefeiern sind, glaubten wir doch in geselliger Form den letzten Sitzuugsabend im alten Jahre begehen zu dürfen, da wir nun schon fast 3/4 Jahre fleissiger Vereinsarbeit hinter uns haben. Neben unseren Mit- gliedern hatten wir die Freude, auch von der zu dieser Feier eingeladenen „Vereinigung Breslauer Aquarien- und Terrarienfreunde“ einige Herren begrüssen zu können. Nachdem der Vorsitzende Dr. Deupser einen kurzen Ueberblick über die Vereinsarbeit des ver- flossenen Jahres gegeben hatte, übernahm Herr Kreisel mit einer launigen Ansprache, die in ein kräftiges, dreimaliges „Aqua-Heilü!“ ausklang, das Präsidium der Fidelitas. Die für diesen Abend zusammengestellte humorvolle Festzeitung und mancherlei andere launige Darbietungen gaben reichlich Gelegenheit, alle bei froher Laune zu erhalten. Unser Mitglied Herr Mittel- schullehrer Kliem trug im übrigen dazu bei, indem er die Klavierbegleitung des „Vereins-Hymnus“, der Aquarianerlieder, sowie der sonstigen gesanglichen Darbietungen übernahm. Erst früh am Morgen trennte man sich mit dem angenehmen Bewusstsein, nach der ernsten Arbeits- woche einige frohe, gemütliche Stunden verlebt zu haben. Dr. Deupser-Dt. Lissa. „Heros“, Gesellschaft für biologische Aquarien- und Terrarienkunde zu Nürnberg (E. V.). Gegründet 1898. Sitzung am 1. und 3. Dienstag jeden Monats abends 1/28 Uhr. Gesellschaftslokal: Restaurant „Walhalla“, Nürnberg, Hefnersplatz 7, I. Brief- Adresse: August Gruber, Fürther Str. 96. Ordentliche Sitzung am 17. November 1908. Der erste Vorsitzende, Herr Gruber, eröffnet um 9 Uhr die Sitzung, das Protokoll der vorigen wird verlesen und genehmigt. Nach Erledigung des Ein- laufes referiert der erste Vorsitzende in einem aus- führlichen Bericht über die Ausstellung. Zunächst erklärt er, dass sich der Bericht infolge der Saum- seligkeit verschiedener Rechnungssteller verzögert habe; denn es sollte zugleich eine endgültige Ab- rechnung vorgelegt werden. Sodann schildert er die Vorarbeiten, die die Verwaltung mit Unterstützung einer aus 5 Herren bestehenden Ausstellungskommission zu erledigen hatte. Worte warmer Anerkennung hat er für die Firma Kindel & Stössel, die ihren Durch- lüftungsapparat zur Verfügung gestellt hatte, der während seiner vierzehntägigen Tätigkeit nicht einmal versagte. Er wurde denn auch mit dem Ehrendiplom ausgezeichnet. Dankend erwähnt er der Herren Etterer & Schultz, die sich um die Herstellung der Ausstellungsplakate verdient gemacht haben, und der Verlagsdruckerei U. E. Sebald, die durch Vermittlung des Herrn Naumann in der Fertigstellung der Kataloge und noch mancherlei Arten von Drucksachen das grösste Entgegenkommen zeigte, sowie des Herrn Erb. Grieshammer, der die Firmentafeln der Gesellschaft in künstlerischem Geschmacke unentgeltlich ausführte. So konnte denn unter den günstigsten Auspizien am Sonntag, den 5. Juli vorm. 9 Uhr in Anwesenheit ver- schiedener Gäste u. a. Vertreter der Stadt, der Schulen und der Presse die Ausstellung im Pratersaale eröffnet werden. Redner führt uns nun im Geiste noch ein- mal durch die Ausstellung. Die Wände des Saales hatten einen passenden Anblick durch Ausschmückung mit vortrefflichen Anschauungsbildern aus unserem Sachgebiet, die der hiesige Bezirkslehrer-Verein aus dem Schulmuseum zur Verfügung stellte, erhalten. Neben der hübschen Dekoration in den Landesfarben hatte der Burggärtner durch Aufstellen von Zier- pflanzen und Bäumchen ein stimmungsvolles Bild ge- schaffen. In dem von Osten nach Westen ziehenden Saalflügel standen links vom Eingang an der Fenster- seite eine Reihe von Aquarien der Herren Baierlein, Baumann, Schwab, Koch, Weiler, Sperber und Schlenck. Die Mittelreihe nahmen die Aquarien der Herren Bonnenberger und Widerspick ein; an sie schloss sich in zahlreichen Behältern eine Sammlung von Fisch- feinden aus der niederen Tierwelt von H. Wendel- Schwabach an. Im Hintergrund war eine Auswahl aus der Bücherei der Gesellschaft untergebracht; hieran schloss sich die Bonnenbergersche Aquarien- und Zierfischhandlung mit einer Ausstellung von Aquarien und allen Hifsmitteln für Aquarien- und Terrarien- kunde, sowie die Haffnersche Metallwarenfabrik mit den in unser Gebiet fallenden Gegenständen, haupt- sächlich für Wasserkünste, Springbrunnen und auto- matische Figuren. In der Mitte des Hauptsaales befand sich die Kollektiv-Ausstellung der Gesellschaft, begrenzt von den Behältern der Herren Weiler, Pistel und Stibor. Ihnen gegenüber stand das grosse Warm- haus des Herrn Herzog und daran anschliessend die Seewasseraquarien der Herren Herzog, Sperber, Krank, 42 Vereins-Nachrichten. Stibor und des Vereins. Eine doppelte Reihe an der langen, westlichen Fensterfront zeigte die Aquarien der Herren Gruber, Steiner, Pistor, Herzog, Knauer, Etterer und Frank, an geeigneten Stellen mit Warm- häusern untermischt oder flankiert. Auf die durch- gehend hübsche Bepflanzung oder gar Besetzung ein- zugehen, würde zu weit führen. Sie waren in reichster Zahl vertreten, unsere ausländischen Freunde und unsere Landsleute. Der erfahrene Liebhaber kam auf seine Kosten und auch der Laie konnte sehen, wie man um ein Geringes ein Stück Natur sich in seinem Heim zu eigen machen kann. Der dem Hauptsaal nach Süden vorgelagerte Raum barg die Präparate und Sammlungen der Gesellschaft, die mustergültig ausgeführten Biologien des Herrn Wendel und die Wandaquarien des Herrn Naumann. An den Fenster- seiten standen die Terrarien mit den mannigfaltigsten Arten von Bewohnern an Schlangen, Molchen, Sala- mandern, Eidechsen, Chamäleons, Fröschen und Kröten, die Insektarien und Schildkrötenhäuser. Hier hatten auch die Sumpfkästen und Pflanzenkulturen, unter denen besonders die des Herrn Fahrenholtz hervor- ragten, einen passenden Platz gefunden. — Zum Schluss berichtet Redner über den Besuch der Aus- stellung, der für eine Stadt mit nahezu einer Drittel- million Einwohner ein verhältnismässig geringer war, wozu allerdings der Umstand beitrug, dass die Ferien vor der Tür standen und die Reisezeit ihren Einfluss ausübte. Er beleuchtet noch, wie nur 24 Aussteller — bei der grossen Mitgliederzahl sehr wenig - — durch einmütiges treues Zusammenhalten das schwierige Werk vollbracht haben, dass das Gelingen der Aus- stellung gezeigt habe, dass im „Heros“ immer noch Männer sind, welche gute Liebhaber und vor allem entschlossen sind, mit Einmütigkeit, Ausdauer und Opfern einzutreten, wenn es gilt, die Ehre und das Ansehen der Gesellschaft zu wahren. Mit herzlichem Dank für jeden Aussteller und für jeden, der zum Gelingen der Ausstellung beigetragen, verknüpft er die Mahnung, Zwietracht und Misstrauen nicht auf- kommen zu lassen zum Schaden der Gesellschaft und zur hellen Freude ihrer vielen Neider und Feinde und schliesst, dem „Heros“ fernerhin ein kräftiges Blühen und Gedeihen wünschend mit treuem Gut Lurch. — Sodann gibt der erste Kassier. Herr Schlenk, einen detaillierten Rechnungsbericht über die Ausstellung. Ein geringes Defizit ist durch den Garantiefonds reichlich gedeckt. Unter den Einnahmen figurieren Beträge aus Geldspenden der Herren Längenfelder, Steiner, Müller, Götz, sowie der Betrag aus dem Ver- kaufe der von Herrn Pistor zugunsten der Aus- stellungskassa gestifteten Aquarien; hierfür sei auch an dieser Stelle geziemender Dank gesagt. Als erste leisten auf die Zurückzahlung ihrer Garantiefonds- zeichnung die Herren Steiner, Pistor und Bonnen- berger Verzicht. — Im weiteren Verlauf der Sitzung verliest Herr Steiner einen Artikel über das Tem- perament der Riesenschlangen und Herr Gruber über Simulanten unter den Tieren. Nach Erledigung ver- schiedener interner Vereinsangelegenheiten wird die Sitzung um 12.15 Uhr geschlossen. Die Verwaltung. Ordentliche Sitzung am 1. Dezember 1908. Nach Eröffnung der Sitzung durch den 1. Vor- sitzenden, Herrn Gruber, um 8.45 Uhr, erfolgte die Bekanntgabe des Protokolls vom 17. November, das, wie verlesen, genehmigt wurde. Die Erledigung des umfangreichen Einlaufes beanspruchte eine ge- raume Zeit. Sodann wurden verschiedenerlei Vorschläge für das am 30. Januar kommenden Jahres abzuhaltende Stiftungsfest in Erwägung gezogen. Nach einer amerikanischen Versteigerung von Schnecken wendet sich das Interesse der Liebhaberei zu. Sehr rege gestaltete sich der Austausch von Erfahrungen an- lässlich der durch Herrn Naumann im Fragekasten gestellten Anfragen. Bei der Frage, wie unterscheiden sich Sagittaria natans und Vallisnerien fällt besonders die von Herrn Knauer gemachte Beobachtung auf, dass in einem seit Jahren nur mit Vallisnerien be- pflanzten Behälter in letzter Zeit diese Pflanzen an äusserst dünnen Stengeln lanzettförmige Blätter treiben, ähnlich denen der Sagittaria natans, aber ausser- ordentlich zart, so dass sie stets in kurzem von den Schnecken abgeweidet werden. Herr Knauer wird ersucht, gelegentlich einmal eine Probe mitzubringen, um bestimmen zu können, ob nicht doch eine Ver- wechslung mit Sagittaria natans vorliege. Die andere Frage lautete, wie soll man einpflanzen. Herr Fahren holtz empfiehlt, stets junge Triebe zu nehmen, da sich diese kräftig entwickeln, während alte Stengel ein verhältnismässig schwaches Wachstum zeigen, und bei manchen Arten sogar eine Verkümmerung eintritt. Das Beschneiden der Wurzeln soll nur als Notbehelf angewendet werden. Bei Vallisnerien bleiben die Wurzeln beim Umpflanzen erhalten, dagegen treiben Sagittaria natans und chinensis neue Wurzeln, indes die alten absterben. Bei der Frage: ist Nähr- boden nötig? gibt Herr Bonnenberger eine Fülle von Erfahrungen bekannt, die darin gipfeln, dass die Ver- wendung von Gartenerde infolge ihrer starken Durch- setzung mit Dung von schädlichem Einfluss auf die Pflanzen sei. Herr Fahrenholtz empfiehlt, den Finger- zeig, den uns die Natur gibt, zu beachten. Der Boden von Bächen, Weihern usw. bestehe in der Regel aus Sand, Lehm und Moorerde. Dünger im Boden halte er für Gift. Herr Gruber hat ausgeworfene Weiher- erde untersucht und als Hauptbestandteile Lette, Ton und Torf gefunden. Des weiteren wird konstatiert, dass die Erneuerung des Nährbodens nicht allzu häufig nötig sei; derselbe werde im Gegenteil selten völlig ausgenützt. — Der nächste Punkt der Tages- ordnung brachte die Wahl der Kassarevisoren. Die Herren Philippi, Schulz und Schwab nehmen die Wahl an. — Schluss der Sitzung 12 Uhr. Die Verwaltung. „Wasserrose“, Verein für Aquarien- und Terrarien- i künde, Dresden. Vereinslokal; Restaurant „Victoria- haus“, Seestrasse. Versammlung jeden 1. und 3. Sonn- abend im Monat, an den dazwischenliegenden Sonn- abenden zwanglose Zusammenkünfte. Briefadresse: ; Paul Lehnert, I. Vorsitzender, Dresden-A. 16, Win- j tergartenstrasse 57. Versammlung vom 5. Dezember 1908. Unser Mitglied, Herr H. Haupt in Halle stellt uns anlässlich seiner Anwesenheit in Dresden für den nächsten, am 19. Dezember stattfindenden Versammlungsabend einen Vortrag: „Organisation der Wasserinsekten“, in Airssicht. Hierfür besten Dank. Nach Bekanntgabe der weiteren Ein gänge ergreift der Schriftführer das Wort, um in längeren Ausführungen der seit kurzer Zeit in über- raschender Weise seitens massgebender Kreise in , Fluss gebrachten Bewegung zum Schutze der Natur- denkmäler zu gedenken. Die intensiv gesteigerte Ausnutzung des Bodens in der Nähe der Grossstädte hat schon längst dazu geführt, dass auch in unserer [ näheren Umgebung alle ständigenWasseransammlungen j verschüttet wurden und die charakteristische Tierwelt der Vernichtung anheimgefallen oder verdrängt worden ist. Handelt es sich in diesem Falle mehr um die i höher organisierte Fauna der Frosch- und Schwanz- Lurche, welcher die Existenzbedingungen entzogen werden, so kommen bei der fortschreitenden Elbufer- korrektion und der dadurch bedingten Ausfüllung der Buhnen im sogenannten Ueberschwemmungs ; gebiete der Uferzone Fauna und Flora in Betracht. Hier bildet namentlich die niedere Tierwelt des Wassers eine wahre Fundgrube für den Naturfreund und Aquarienliebhaber. Eine üppige Wasser- und Sumpf- flora, darunter der hier verhältnismässig seltene Butomus umbellatus, die Wasser dolde, Sagittaria sagittae- folia, verschiedene Laichkräuter, Myriophyllum und viele andere Arten entfalten im Sommer ihre mannig- fachen und interessanten Eigentümlichkeiten. Leider verschwinden diese Buhnen, die auch als Fischlaich- plätze im Frühjahr eine nicht geringe Bedeutung für die Elbfischerei besitzen, oberhalb und unterhalb der Stadt, wie bereits ausgeführt, immer mehr. Kann man den genannten Massnahmen eine gewisse Be- rechtigung immerhin nicht absprechen, da ver- schiedenerlei Interessen in Frage kommen, die erstere Vereins-Nachrichten. 43 mehr oder weniger rechtfertigen, so droht den Dres- dener Naturfreunden auch noch ein anderes Dorado, deren es in unserer weiteren Umgebung kein zweites mehr gibt, durch industrielle Unternehmungen nach und nach zu verschwinden. Es handelt sich um den wohl den meisten hiesigen Aquarienliebhabern be- kannten „Sörnewitzer Graben“ zwischen Neusörnewitz und Zaschendorf bei Meissen. Ein bald schmaler, bald breiter Wiesengraben zieht sich, die Grundwässer in sich aufnehmend — nur geringer Abfluss ist bemerk- bar — in grossem Hafeisenbogen zwischen beiden Ort- schaften dahin, um später in die Elbe zu münden. An Pflanzen ist von der herrlichen Nymphaea alba bis herab zu den Armleuchtergewächsen eine reiche Unterwasserflora vorhanden, zwischen der sich eine Unzahl Wasserschnecken aller Arten, Spinnen, Käfer, (Rydropliilus piceus) und sonstige niedere Tiere tummeln. Diesen allen droht das Verhängnis in Gestalt der Abwässer der Sörnewitzer Steingutfabrik ! Ein grosser Teil des zirka 2 km langen Grabens ist bereits ver- schlammt und durch den tonigen Gehalt des Wassers mit einem schmutziggrauen Niederschlag bedeckt, dem die Unterwasserpflanzen bereits erlegen sind. Die feinfiedrigen Blätter z. B. von Myriophyllum ver- ticillatum, Rottonia palustris oder Ranunculus aquatalis nehmen den feinen Schlamm nur zu leicht auf und dieser erstickt die Pflanzen, indem er sich wie einer Kruste um alle Teile legt. Nur die kräftigen Sumpf- gräser, Typha und andere haben bis jetzt erfolgreich widerstanden, während von den Schnecken in diesem Teile des Grabens nur noch die widerstandsfähigen Limnaeen gefunden werden. Um der sicher bevor- stehenden, völligen Verderbnis des so überaus inter- essanten Grabens mit seinem z. T. einzig an dieser Stelle in unserer Umgebung vorkommenden Pflanzen und Tieren vorzubeugen, wird sich der Verein in Gemeinschaft der Ichthyologischen Gesellschaft und der Fauna-Dresden, sowie der Salvinia Meissen, von welchen Vereinen wir die mündliche Zusage der Unterstützung bereits besitzen, mit den in Frage kommenden Behörden ins Einvernehmen setzen, um einen wirksamen Schutz des Grabens vor weiterer Verschlammung zu erreichen. Der Schriftführer wird durch einstimmig gefassten Beschluss mit dem Verfolg der Angelegenheit beauftragt, insbesondere diese soweit vorzubereiten, dass eine die Sachlage klarlegende Eingabe mit gleichzeitigen positiven Vor- schlägen der Behörde in einiger Zeit eingereicht werden kann. Wir werden an dieser Stelle über den weiteren Verlauf der Angelegenheit berichten. — Als Vereinsorgan für 1909 wird, wie vorauszusehen war, die „Wochenschrift“ gewählt. Die bestellten Pflanzenkästen sind eingetroffen und können wir die- selben unseren Mitgliedern zur Benutzung nur an- gelegentlichst empfehlen, da sie sich als sehr brauch- bar erweisen dürften. Herr Markus schildert einige Fälle von Räuberei des sonst so harmlosen Girardinus reticulatus. Eine Physa wurde vollständig von ihnen ausgefressen, während einigen Posthornschnecken die Fühler abgebissen wurden. Hierzu teilt Herr Liebscher ergänzend mit, dass die Männchen dieser Art von einem mit im Behälter befindlichen Gambusenweibchen wütend verfolgt wurden. Bei Wenzel & Sohn werden eine Anzahl .Taschenkalender für Aquarienfreunde 1909“ bestellt. Versammlung vom 19. Dezember 1908. Vom Kosmos liegt ein längeres Schreiben vor, Offerte eines Kalenders für Aquarien- und Terrarien- freunde betreffend. Preisliste der Vereinigten Zier- fischzüchtereien Matte-Reichelt, Zeitschriften. — Unser Mitglied Herr Lehrer Haupt-Halle hat seine Anwesen- heit in Dresden dazu benutzt, uns einen Besuch abzustatten und uns aus seinem reichen Wissen einiges mitzuteilen über die Organisation der Wasser insekten. Ausgehend von einem Vergleich zwischen dem Bau der Wasserinsekten mit den höher organi- sierten Tieren, kennzeichnet der Vortragende zunächst den allen Insekten gemeinsamen Chitinpanzer, der selbst gegen den Einfluss von Säuren sich widerstands- fähig erweist. Die durch diesen nach aussen führenden Oeffnungen werden als Stigmen bezeichnet, durch welche die Atmung vor sich geht. Bei eintretender Häutung häuten sich selbst diese feinen Poren mit, wie dies an vorgeführten Präparaten sehr gut zu erkennen ist. Insekten mit halber Verwandlung, zu denen z. B. die Libellen und Ruderwanzen gehören, machen eine eigentliche Puppenruhe nicht durch, wie dies bei den Köcherfliegen der Fall ist. In bezug auf die gerippten Flügeldecken der Weibchen der grösseren Wasserkäferarten war und ist noch heute die Meinung verbreitet, dass die Rippen der Flügel- decken dem Männchen während der Paarung zur besseren Haftung der Saugscheiben an den Vorder- füssen der Männchen dienen. An einer unebenen Fläche haften die Saugscheiben jedoch niemals, und Beobachtungen bestätigen dies insofern, als das Männchen des Gelbrandes z. B. die Saugflächen möglichst am glatten Kopfb ruststück des Weibchens anzuheften trachtet. Da es ebenso Weibchen mit glatten Flügeldecken gibt, könnten doch solche Weib- chen für die Fortpflanzung nicht in Frage kommen, es werden aber auch diese Weibchen begattet. Alle Wasserinsekten sind gute Flieger, die namentlich des Nachts oft weite Strecken fliegend zurücklegen. Sie werden dann oftmals an Stellen gefunden, die den Tieren etwa infolge glänzender Oberfläche, z. B. Glas- dächer usw., einen Wasserspiegel vorgetäuscht haben, auf den sie sich niederlassen wollen. Wasserinsekten mit ganzer Verwandlung, Larve, Puppe, Insekt, sind für die ganze Zeit ihres Lebens an ihr Element ge- bunden; nur als Larven leben im Wasser die der Libellen, der Köcher- und Eintagsfliegen, der Waffen- fliege usw. Auch die Larve des wissenschaftlich noch ungelösten Rätsels Acentropus niveus lebt im Wasser. Weiter bespricht Redner die Eiablage und Verwandlung der Insekten, ihre Nahrungsaufnahme und Lebensdauer. Unterstützt und anschaulich gemacht durch eine grosse Anzahl Trocken- und Formolpräparate schloss Herr Haupt unter lebhaftem Beifall seinen lehrreichen Vortrag, für den der Vorsitzende dem Redner namens der Versammlung dankt und die Bitte daran knüpft, dass es Herr Haupt recht bald wieder einmal möglich machen möchte, uns mit einem Vortrage zu erfreuen. Zur Verteilung gelangten 1 kg rote Mücken- larven und l1/, kg Tubifex. Auf unsere Anfrage an das Gemeinde-Amt Steinigtwolmsdorf, bezw. der von einer dortigen Einwohnerin angeblich erbrochenen Eidechse, ist eine Antwort noch nicht eingelaufen. Im Berichte des „Vereins für Aquarien- und Terrarien- kunde“, Mannheim, „W.“ 49 lesen wir, dass bei tot ankommenden Sendungen diejenigen Händler, die Ersatz verweigern, mit Namen genannt werden sollen. Je nach dem Standpunkt, den man hierzu einnimmt, kann man geteilter Meinung über das Ersatzbegehren sein. Wenn ein Händler eine Sendung bei kalter Witterung noch ausführt, so geschieht dies doch lediglich auf Veranlassung des Bestellers, der doch ebenso gut wie der Händler in der Lage ist, zu beurteilen, ob die Sendung ausgeführt werden kann, sonst wäre seine Bestellung ja zwecklos. Und dass im ganzen Versand- geschäft, seien es nun Fische oder sonstige Waren, die Sendung stets auf Kosten und Gefahr des Empfängers geht, ist Handelsbrauch. Man kann sich nur insofern vor Verlusten schützen, als man Gewähr für lebende Ankunft verlangt, also besondere Vereinbarungen trifft, sonst sind Ersatzansprüche nicht gerechtfertigt. Auf die persönlich gefärbte Tendenz des Berichts vom „Verein Aquarium“, Zwickau, in gleicher Nummer der „Wochenschrift“ hier nochmals weiter einzugehen, haben wir keine Ursache, da wir grundsätzlich Polemiken vermeiden und derartige Anzapfungen einfach gegen jeden parlamentarischen Anstand verstossen. Im übrigen halten wir unsere diesbezüglichen sachlichen Ausführungen in Nr. 32 der „W.“ lfd. Js. aufrecht. Die in Nr. 50 der „Bl.“ schliessende Arbeit Dr. Roth’s, „Beiträge zur Kenntnis des Ichthyophthirius multifiliis Fouqu.“, in der uns der Verfasser mit der Naturgeschichte dieses gefürchteten Fischfeindes be- kannt macht, ist unstreitig eine der besten, die wir bis jetzt von diesem Autor kennen. Die volkstümliche und klare, dabei bescheidene Vortragsweise Dr. Roths kennzeichnet ihn als echten Wissenschaftler. Es wäre 4 4 Vereins-Nachrichten. wünschenswert, wenn diese Arbeit in Separatabdruck zu erhalten wäre, einer grossen Verbreitung wäre sie sicher. — Dr. K. Bruner weist in der gleichen Nummer der „Bl.“ ausser auf den Stumpfsinn auch auf schlechte Haltbarkeit gewisser Arten Landschildkröten in „Bei- träge zur Schildkrötenpflege“ hin. Dass sich unter Umständen auch die mitgenannte Testudo graeca L. lange Zeit haltbar erweist, dürfte sicher interessieren. Unterzeichneter pflegte eine griechische Landschildkröte genau 7 Jahre. Sie starb im Frühjahr 1908 an den Folgen eines Sturzes, den sie sich im Sommer des Vorjahres zuzog, indem sie zirka 1 m hoch von einem Treppensims auf die Steinstufen herabfiel. Allerdings wurde die Schildkröte nicht in einem Terrarium ge- halten, sondern sie war viel im Freien während des Sommers und wurde wöchentlich wenigstens einmal in lauwarmem Wasser gebadet, das sie auch gern trank. Mit Vorliebe frass sie in Milch geweichte Semmel, Staudensalat und Kirschen, von denen sie nach einer reichlichen Salatmahlzeit einmal 21 Stück verzehrte, die ihr stets ausgekernt gereicht wurden. Auch Erd- beeren und deren Laub, sowie Spitzwegerich Hess sie nicht unbeachtet. Grosse geistige Regsamkeit besass sie allerdings nicht. Hatte sie sich z. B., wenn sie ins Zimmer geholt wurde, bei ihren Märschen Unter dem Nähmaschinengestell bezw. dessen unterem Bogen festgeklemmt, so würde sie wohl eher umgekommen sein, als dass ihr der Gedanke der Umkehr gekommen wäre. P. Engmann, Schriftführer. „Triton“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Berlin (E. V.). Vereinslokal: Restaurant Karls garten, Karlstr. 27. Sitzung: Jeden 2. und 4. Freitag im Monat. Bericht über die 12. ordentliche Sitzung am Freitag, den 27. November 1908. Als Doppelheft 14 und 15 der „Bibliothek für Aquarien- und Terrarienfreunde“ von G. Wenzel und Sohn ist ein Werkchen über „Das Leben der Süss- wasserschnecken“ von M. Ziegeler erschienen. Der Name der Verfasserin birgt für einen gediegenen Inhalt und wir möchten ihr für diese Arbeit dankbar sein. Das Werkchen füllt in der Tat eine Lücke in unserer Literatur aus, da es bisher dem Fischliebhaber, der doch immerhin die Pflege und Zucht der Schnecken stets mehr oder minder nur als Nebenbeschäftigung treibt, schwer wurde, sich irgendwelche Informationen über diesen Gegenstand zu beschaffen. Hier dürfte er alles finden, was er zu wissen wünscht. — Im In- teresse unserer Mitglieder und anderer Liebhaber möchten wir vor einer Firma R. Bürker in Zuffen- hausen i. W. warnen, welche in der „Wochenschrift“ sich zur Lieferung von Pflanzen erbietet. Eins unserer Mitglieder hatte zu diesem Zwecke fünf Mark eingesandt, aber trotz mehrfacher Mahnung weder Pflanzen, noch überhaupt eine Antwort, noch auch sein Geld zurück- erhalten. Da es sich hier offensichtlich um einen direkten Schwindel handelt, so sei vor dieser Firma ausdrücklich gewarnt. — Auf verschiedene Anfragen nach Literatur über die Kreuzotter sei auf das im Hof- Verlag von R. v. Grumbkow in Dresden erschienene Werkchen: „Die Kreuzotter“ von Dr. Francke hin- gewiesen. Der Liebhaber findet darin mancherlei Ant- worten auf Fragen, die ihn öfter beschäftigen. Wir behalten uns vor, auf den Inhalt der Schrift gelegentlich zurückzukommen. Bei dieser Gelegenheit sei auf das Wirken eines Vereins hingewiesen, der sich als Spezial- tätigkeit mit dem Vorkommen der Kreuzotter in der Zeitungsliteratur beschäftigt und keine Zeit und Mühe scheut, um nach Möglichkeit jeden von der Tagespresse gemeldeten Todesfall infolge eines Kreuzotterbisses auf seine Richtigkeit hin zu prüfen und dabei fast stets in der Lage ist, die Nachricht als erfunden oder stark übertrieben feststellen zu können. Wir möchten aber davor warnen, diese Feststellungen falsch zu ver- stehen und etwa die Kreuzotter nunmehr als ein harm- loses Haustier zu betrachten. Verschiedene der An- wesenden wissen über unliebsame Begegnungen im Freien mit ihr zu berichten; einer derselben hat einen Biss davongetragen, dessen Folgen ihn drei Wochen lang an das Krankenlager gefesselt und grosse Schmerzen bereitet haben. Auch in der Gefangenschaft muss die Kreuzotter mit äusserster Vorsicht behandelt werden; sie ist sehr bissig und beisst sich so fest, dass sie förmlich losgerissen werden muss, die Wunde ist sehr schmerzhaft und bedarf sofortiger ärztlicher Behand- lung. — Zur Versteigerung und Verlosung gelangen eine Anzahl Fische, welche der Versandabteilung ent- nommen sind. Bericht über die 13. ordentliche Sitzung am Freitag, den 11. Dezember 1908. Von Herrn E. Willecke vom Verein „ Wasserrose Köln ist uns ein Prospekt über ein von ihm unter dem Namen „Reform-Fischfutter“ in den Handel ge- brachtes Präparat, sowie einige Dosen desselben zur Prüfung auf seine Brauchbarkeit zugegangen. Die letzteren sind in die Hände mehrerer Mitglieder über- gegangen, deren Berichte über ihre Beobachtungen wir später wiedergeben werden. Die im Namen aus- gedrückte Neuerung besteht darin, dass das Futter nicht untersinkt, sondern an der Oberfläche schwimmt, wodurch Pilzbildung vermieden werden soll. Wir erinnern aber daran , dass dies auch bei andern Futtermischungen bereits der Fall ist, und möchten weiter zu bedenken geben, dass es schon so viele und bewährte und gut eingeführte Präparate gibt, dass es selbst bei allgemeiner Brauchbarkeit schwer werden dürfte, den Liebhaber wieder für etwas neues zu gewinnen. — Zur Verteilung unter die Mitglieder gelangt ein Posten roter Mückenlarven, die als ein ebenso haltbares als nahrhaftes Winterfutter sehr empfohlen werden. In verschiedenen Vereinsberichten befinden sich lebhafte Meinungsäusserungen über die Nützlichkeit oder Schädlichkeit dieses Fischfutters. Wir müssen gestehen, dass wir bis jetzt solche Unglücksfälle, wie sie verschiedentlich berichtet und den Mückenlarven als den Urhebern zugeschrieben werden, noch nicht beobachtet haben. Wir werden uns aber bemühen, darauf in Zukunft besonders unser Augenmerk zu richten, da sich die rote Mücken- larve im allgemeinen grosser Beliebtheit erfreut. Fragekasten des „Triton“, Berlin. (Die Benutzung desselben steht auch Nichtmitgliedern frei.) Frage 64: Sind vierstachelige Stichlinge mit (drei grossen und einem kleinen Stachel auf dem Rücken) selten? Antwort: Gasterosteus aculeatus L., der doch wohl gemeint ist, hat zwar meist 3 Rückenstacheln, doch beobachtet man auch nicht allzu selten das Auf- treten von 2 oder 4 Rückenstacheln, so dass Ihre Frage zu verneinen ist. Frage 65: Einer meiner Stichlinge (Alter Jahr) kann seit längerer Zeit anscheinend seine Schwanz- flosse nicht mehr bewegen, und er muss grosse An- strengungen mit dem ganzen Hinterteile machen, um vorwärts zu kommen. Wie könnte dem abgeholfen werden ? Antwort: Es sind hier zwei Möglichkeiten ins Auge zu fassen, entweder handelt es sich um Innen- schmarotzer ( Entoparasiten ), oder, was uns wahrschein- licher ist, um eine Knochenerkrankung. Im ersteren Falle könnte nur eine schleunige Beseitigung des er- krankten Tieres die immerhin bestehende Infektions- gefahr für die übrigen Fische beschränken, da eine Vernichtung der Schmarotzer ohne Schaden für den Patienten ausgeschlossen ist. Im zweiten Falle wäre zunächst festzustellen, ob nicht eine Verletzung der Wirbelsäule (durch Druck, Bruch) zu einer festen Ver- bindung einzelner Wirbel untereinander geführt hat, womit natürlich das Uebel unheilbar geworden ist. Es könnte aber auch eine unzweckmässige Ernährung zu einer Art Knochenerweichung geführt haben, der man dann mittels Zuführung von phosphorsaurem Kalk zu Leibe rücken müsste. Etwas Positives lässt sich ohne genaue Untersuchung und Kenntnis der Symptome nicht sagen. Für den Anzeigenteil: Fritz Lehmanns Verlag, Stuttgart. — Verlag von Fritz Lehmann, Stuttgart. Druck von Julius Maser, Leipzig-R. Die Steinbreche (Saxifragaceeri) als Terrarienpflanzen. Von Friedrich Theuer-Wien. (Mit 13 Originalaufnahmen des Verfassers.) Zur Ausgestaltung unserer Terrarien eignen sich nicht alle Pflanzen, die im Garten und auf freiem Lande gedeihen. Die Verhältnisse, welche wir den Pflanzen im beschränkten Können eines Zimmer-Terrariums zu bieten vermögen, sind so grundverschieden von jenen, unter "welchen eine Pflanze im Freien wächst, dass es nicht nur der sorgfältigsten Pflege, sondern auch einer wohlüberlegten Auswahl der Gewächse bedarf, wenn wir eine halbwegs dauerhafte und schöne Be- pflanzung erzielen wollen. Insbesondere sind es die mangelhaften Lichtverhältnisse, welche bei einem Zimmer- Terrarium entartend auf die Pflanzen ein- wirken. Dieser Uebelstand ist allerdings bei den Freiland-Terrarien in geringerem Masse fühlbar, weil wir hier in der Lage sind, dem Sonnenlichte in beinahe jedem gewünschten Grade den Zutritt von oben zu erlauben. Dem entsprechend ist auch eine Bepflanzung eines solchen Terrariums verhältnismässig- leicht. Aber auch hier ist es nicht möglich, ganz genau die Bedingungen zu erfüllen, welche eine Pflanze auf taufrischer Wiese oder in staubfreier und feuchter Luft eines Bergwaldes findet. Wenn wir für unser Terrarium im Zimmer, wo wir dem Lichte nur in beschränktem Masse den Zutritt von oben gewähren können, ein Plätzchen suchen, das so nahe als mög- lich an dem Fenster liegt, um es den Tieren zu ermöglichen, sich wenigstens durch einige Stunden des Tages des belebenden Sonnen- scheins zu erfreuen, so ist diese Wahl doppelt notwendig, wenn wir unser Zimmer-Terrarium, anstatt es mit den üblichen Steinen, Rinden- stücken und toten Moosfetzen zu versehen, mit lebenden Pflanzen zu einem kleinen Gärtchen, oder vielmehr zu einem Stückchen Freilandnatur umgestalten wollen, denn die Pflanzen bedürfen in gleichem Masse wie die Tiere des Sonnenlichts, wenn sie nicht alsbald entarten und eingehen sollen. Ausserdem müssen wir den Pflanzen Plätze im Terrarium anweisen, welche womöglich ihrem natürlichen Standorte ähneln, und müssen den Boden, auf welchem sie wachsen sollen, so aufzubauen trachten, dass er je nach dem Bedürfnisse der zu pflanzenden Gewächse mehr oder weniger durchlässig für das Wasser und mehr oder weniger kalkhaltig ist. Durch Besprengen mit Wasser müssen wir den natürlichen Tau nachzuahmen trachten, dürfen aber dabei wieder nicht vergessen, dass dies womöglich mit weichem, d. h. kalkfreiem Wasser zu geschehen hat, weil ja jeder verdunstende Tropfen eines harten Wassers Spuren von Kalk zurücklässt, die sich bei wiederholter Betauung von Tag zu Tag mehren und die Pflanzen schädigen. Schliesslich müssen wir aber auch solche Pflanzen wählen, von welchen wir im voraus annehmen können, dass sie den ungünstigen Verhältnissen eines Zimmer - Terrariums wenigstens einige Zeit zu trotzen vermögen, sonst werden wir uns bald gezwungen sehen, durch stetige Auswechslung die eingangenen, sowie die durch Entartung unansehnlich ge- wordenen Pflanzen zu ersetzen und auf diese Weise auch die tierischen Bewohner des Terrariums in ihrer Ruhe zu stören. Es gibt in vielen Pflanzenfamilien Ver- treter, welche sich für unsere Zwecke eignen, ich möchte aber besonders auf die Gruppe der Steinbreche ( Saxifragaceen ) hinweisen, welche eine grössere Anzahl von Arten ent- hält, die in bezug auf Anspruchslosigkeit, 46 Friedrich Th euer: Die Steinbreche (Saxifragaceen) als Terrarienpflanzen. Gefälligkeit der Form und Grösse sich ganz hervorragend gut für die Bepflanzung unserer Terrarien eignen. Wenn wir die Steinbreche aut ihre Ver- breitung näher prüfen, so finden wir unter ihnen Formen, die nicht nur zu den ver- tikal grössten Höhen hinansteigen, welche Blütenpflanzen überhaupt erreichen, sondern die auch unter den wenigen Pflanzen zu finden sind, welche sich den Polen am meisten nähern. Wir finden sie aber auch über die ganze gemässigte, bis weit gegen die tropische Zone hin verbreitet. bevorzugen oder doch auch im Schatten noch gedeihen, ohne allzusehr zu leiden. Freilich werden wir in den meisten Fällen auf die Blüte verzichten müssen , wenn wir die Pflanzen im Schatten halten wollen ; indessen sind aber gerade bei vielen Steinbrechen die Blüten weiss gefärbt und auch weniger auf- fallend, weil sie klein sind. Die meisten Terrarienfreunde werden ohnehin gerne auf die Blüten verzichten, wenn sie nur sonst ihre Pflanzungen gedeihen sehen. Es ist an dieser Stelle weder möglich eine erschöpfende Kulturanweisung für jede Originalaufnahme nach dem Leben von Friedr. Theuer. Figur 1. Links: Saxifrqga burseriana , L. f Rechts: Saxifraga tenella Wulff. \ 7* d. nat. Grösse. Es ist selbstverständlich, dass wir zur Bepflanzung unserer Terrarien nicht gerade Formen wählen werden, welche ihren Stand- ort am Rande der Gletscher oder im hohen Norden haben, wie etwa Saxifraga oppositifolia L., die auf den Gräberstätten Amsterdam-Eilands unter dem 79.° n. Br. den kaum vier Wochen währenden Sommer zur Entfaltung ihrer präch- tig rosaroten, ganze Kissen bildenden Blüten, ja auch noch zur Fruchtreife auszunützen vermag und bei uns bis an die Schneegrenze hinansteigt. Wir treffen vielmehr eine weit- aus günstigere Auswahl, wenn wir uns an die Arten der gemässigten Zone und in dieser an die Formen der subalpinen Region halten. Unter den Saxifragaceen gibt es aber noch einige Arten, welche schattige Standorte im Terrarium zu ziehende Pflanze zu geben, noch alle Steinbrecharten, welche sich für unsere Zwecke mehr oder weniger eignen, näher zu beschreiben; ich will mich daher darauf beschränken, in grossen Zügen die Art und Weise zu besprechen, wie man im allgemeinen einen für dieTerrarienbepflanzung günstigen Boden schafft, und will aus den vielen Pflanzen, welche sich für das Terrarium eignen, jene Steinbrecharten, die leicht zu pflegen und zu beschaffen sind, hervor- heben. Es gibt in der Gruppe der Steinbreche eine sehr grosse Anzahl sehr schöner Pflanzen, die entweder schwierig zu beschaffen und kostspielig sind, oder aber Anforderungen stellen, welchen man bei der Terrarienkultur Friedrich Theuer: Die Steinbreche (Saxifragaceen) als Terrarienpflanzen. 47 schwer entsprechen kann. Diese Arten will ich ganz übergehen und nur jene namhaft machen, die sich nach meiner Erfahrung für unsere Zwecke eignen dürften. Bevor die Bepflanzung eines Terrariums vorgenommen werden kann, bereite man den Boden, auf welchem die Pflanzen wachsen sollen, der Natur derselben entsprechend vor. Zunächst sorge man dafür, dass überflüssiges Wasser, das stagnierend alsbald in Fäulnis übergeht und das Erdreich versäuert, ab- fliessen kann, denn mit Ausnahme der Sumpf- und Wasserpflanzen leiden alle Ge- den Abfluss geben, dann lasse man wenigstens einen möglichst tiefliegenden Punkt des Bodens frei von Bodenbelag, so dass man ab und zu mit einem Heber oder durch Auf- saugen mit einer Spritze das sich sammelnde Wasser abziehen kann. Diese Stelle kann man dann nach Entfernung des Wassers mit einem Stein so ausfüllen, dass sie weniger leicht bemerkbar ist und doch immer zu- gänglich bleibt. Ist aber das Terrarium mit einem dauernden Wasserabfluss versehen, dann kann man auch bei einer wie oben geschilderten Anlage eine Miniaturquelle Originalaufnahme nach dem Leben von Friedrich Theuer. Figur 2. In der Mitte: Saxifraga brevifolia , Schott. Rechts unten: Saxifraga crustata, Vest. d. nat. Grösse. wächse unter allzugrossen Wassermengen. Man versehe daher das Terrarium auf dem tiefsten Punkte des Bodens mit einer Oeffnung, die, versorgt durch ein Drahtnetz, entweder offen bleiben kann oder doch wenigstens ab und zu geöffnet wird, um das überflüssige Wasser austreten zu lassen. In das so vorbereitete Terrarium bringe man eine zirka 1 — 2 cm hohe Schicht von platten Steinen oder Tonscherben. Am besten eignen sich hierzu die Abfälle von Dach- schiefer oder Stücke eines anderen schiefrig sich teilenden Gesteins. Auf diese Unterlage lege man kleinere Schieferplättchen und darauf erst die Felsstücke, welche das Terrain darstellen sollen. Kann man dem Terrarium keinen dauern- anbringen und entsprechend ausgestalten. Man leitet zu diesem Zwecke das Wasser verborgen ein und nach dem Hervorquellen desselben in einem aus Steinen mit Zement zusammengekitteten Rinnsale einem Miniatur- teiche zu, aus welchem es einfach auf den Boden des Terrariums fliesst. Zwischen den grösseren Schieferplatten des Grundes ver- bleibt noch immer genügend Raum für den Abfluss des Wassers. Die Zwischenräume der das Terrain dar- stellenden Felsstücke, welche nach Massgabe der zu pflanzenden Gewächse grösser oder kleiner gehalten werden, fülle man nun mit der am besten zusagenden Erdart aus. Auf diese Weise forme man das Terrain zu den gewünschten Erhöhungen und Tälern. 48 Friedrich Theuer: Die Steinbreche (Saxifragaceen) als Terrarienpflanzen. Am besten eignet sich für die meisten Steinbrecharten die schwarze Moorerde, die mit einer entsprechenden Menge eines feinen und reinen Sandes vermengt ist. Es ist nicht möglich, das genaue Mischungsverhältnis von Moorerde und Sand ziffernmässig anzugeben, aber man wird am sichersten die richtige Menge Sandes beigemengt haben, wenn die etwas feuchte Mischung sich in der Hand nicht zu einer plastischen Masse zusammen- drücken lässt, sondern in der geöffneten Hand wieder leicht zu kleinen Stücken zer- leere Spalten fülle man mit Erde und kleinsten Felsstückchen aus und lege auch noch an einige Stellen lose Steine hin, kurz man ahme so täuschend als möglich ein Stückchen jenes Gebirgsgrundes nach, das man sich in der Phantasie als Muster erwählt hat. Es wird dies nicht jedermann in gleicher Weise und sofort gelingen, aber mit einiger Ueber- legung und Uebung wird sich bald der Erfolg einstellen. Wie bereits erwähnt, halte ich die Stein- brecharten für besonders geeignet, unsere Originalaufnahme nach dem Figur 3. von Friedrich1 Theuer. Saxifraga cotyledon, L., ‘/2 d. nat. Grösse. fällt, ohne von selbst zu Pulver zu werden. In letzterem Falle ist das beste Mass des beizumischenden Sandes bereits überschritten. Für Pflanzen, welche kalkhaltigen Boden bevorzugen, mische man feinen Kalkstaub bei (etwa den Staub einer mit Kalksteinen beschotterten Strasse), oder man wähle gleich zu der besprochenen Mischung feinen Kalk- steinsand. Für Pflanzen aber, die auf kalk- freiem Grund wachsen, wähle man kalkfreien Sand zur Erdmischung. Wenn dies nun alles so vorgerichtet ist, setze man erst die Pflanzen an den ge- wünschten Stellen so ein, dass sie sich mög- lichst ungezwungen dem allgemeinen Terrain- bilde anschliessen. Grössere noch nicht von Pflanzen besetzte Erdflecke unterbreche man mit grösseren und kleineren Gesteinsstücken, Terrarien zu schmücken. Die meisten dieser Gewächse vereinigen mit grosser Anspruchs- losigkeit den Vorteil, dass sie von kleineren Tieren, wie solche doch meist den Bestand unserer Terrarien bilden, kaum oder doch nicht bedeutend beschädigt werden können. Ueberdies weist diese Gruppe von Pflanzen Arten auf, die in bezug auf ihre Blattgrösse sehr verschieden voneinander sind. Wir finden unter den Steinbrechen Arten, die ihre grundständigen Rosetten aus Blättchen zusammensetzen, die so klein wie jene der Moose sind, wie Z. B. Saxifraga Burseriana L. und S. tenella Wulff (beide auf Fig, 1, S. 46). Aber auch Pflanzen jeder anderen Grösse bis zu solchen, deren Blattspreiten 50 — 60 cm im Durchmesser bei gleicher Stielhöhe messen, finden wir unter den Saxifragaceen. Friedrich Th euer: Die Steinbreche (Saxifragaceen) als Terrarienpflanzen. 49 Dies ermöglicht uns eine in dieser Hin- sicht gleichfalls gute Auswahl zu treffen. Bezüglich des Wasserbedürfnisses schwanken die Steinbreche ausserordentlich; wir können also unter ihnen Vertreter für trocken zu haltende sowie für Terrarien finden, die ein Gerinne frischen Wassers besitzen. Die in den folgenden Zeilen aufgezählten Arten, die ich selbst wiederholt gepflegt habe und zum Teile auch jetzt noch besitze, erscheinen mir ganz besonders für unsere Zwecke geeignet. Ausser den an- geführten Arten finden sich in unseren pfriemenartig zugespitzt, starr und am Grunde gewimpert. Die Blüten, die meist einzeln auf einem kurzen Stengelchen stehen und im Frühjahre erscheinen, sind weiss, rot gerändert. Bursers Steinbrech wird sicher- lich von den meisten Laien für ein Moos angesehen, denn in Grösse und Aussehen ähnelt er ausserordentlich irgend einem polsterbildenden Moose. Da diese Art haupt- sächlich auf Kalkfelsen wächst, ist es für die Pflanze vorteilhaft, wenn wir ihrer Erde Kalkstaub beimischen und womöglich auch die Umgebung dieser Pflanze aus Kalk- Originalaufnahme nach dem Leben von Friedrich Theuer. Figur 4. Links: Saxifraqa altissima, Kern. \ , , , , r, .. Rechts: Saxifraga longifolia , Lop. } d- nat. Grosse. Gärten noch einige, teils importierte, teils durch Kultur und Kreuzung entstandene Arten und Hybridenformen, welche schön, dauerhaft und anspruchslos sein mögen; meine Aufzählung macht daher auch in dieser Hinsicht nicht den Anspruch auf Vollständig- keit, sie verfolgt vielmehr nur den Zweck, auf diese ganze Gruppe besonders aufmerk- sam zu machen. Unter den vielen Arten unserer Alpen finden wir zunächst den bereits erwähnten Bursers Steinbrech (Saxifraga Burseriana Bf (Fig. 1 links), eine kleine Pflanze, die auf den Felsen unserer Alpen wächst. Ihre Blatt- rosetten vereinigen sich zu einem gewölbten Kissen von graugrüner Farbe. Die Blätter dieser Art sind klein, lineallanzettlich, steinen aufbauen. Burser’s Steinbrech ver- trägt Trockenheit besser als einen feuchten Standort. Etwas grösser, aber dem vorigen ähnlich ist der zarte Steinbrech (Saxifraga tenella Wulf) (Fig. 1 rechts) mit am Rande begrannten und bewimperten, saftgrünen Blättern. Ihre Blatt- rosetten stehen auf niedergestreckten und am Ende aufstrebenden Stämmchen, die sich gleichfalls zu halbkugeligen Kissen vereinigen. Dieser Steinbrech wächst wie der vorige auf Kalkfelsen, insbesondere in der Region der Buchen. Von ihm gilt bezüglich der An- pflanzung dasselbe wie von Bursers Stein- brech, sein Standort kann jedoch etwas feuchter gehalten werden. Saxifraga tenella Wulff hat weisse, mit drei gelben Aederchen 50 P. Rozynsky: Betta rubra. gezierte Blüten. Die beiden genannten Arten sind sehr widerstandsfähig und gedeihen, zwischen Felsen verpflanzt, sehr gut, wobei sich die Rosetten mit Ablegern zu knolligen Gruppen vereinigen, die aus einem kaum fingerbreiten Spalt herauszuquellen scheinen. Beide Arten eignen sich hauptsächlich zur Ausschmückung der höher gelegenen Partien unserer Terrariengebirge. Der kurzblätterige Steinbrech ( Saxi- fraga brevijolia Schott.) (Fig. 2 Mitte) ist etwas grösser als die vorige Art; seine Blätter sind breiter, stumpf gezähnt, ähneln daher schon mehr einemBlatt als einerNadel. Siesind gegen die Spitze zu breiter und enden rund ge- zähnt als stumpfes Eck. Die etwa 2 cm im Durchmesser grossen Blattrosetten sind von graugrüner Farbe. Eine sehr schöne und anspruchslose Pflanze ist der krustierte Steinbrech ( Saxifraga crustata Vest .) (Fig. 2 rechts). Seine Blattrosetten, deren Durchmesser 2 — 4 cm beträgt, bestehen aus schmalen, stumpfen Blättchen von schön dunkelgrüner Farbe. Die Ränder der Blätter verlaufen gerade und sind mit vielen weissen, krustenartigen Punkten geziert. Diese Stein- brechart findet sich vornehmlich in den Kalk- alpen, wo sie auf den Felsen der Höhen bis herab in die Täler vorkommt. Es empfiehlt sich demnach auch für diese Pflanze eine kalkhaltige, trockene Erde. Die Blüten sind weiss. Der pyramidenförmige Steinbrech (/ Saxifraga cotyledon L .) (Fig. 3) findet sich eben- falls häufig in den Alpen. Seine Blätter sind länglich, lederartig, knorpelig gesägt und wie bei den meisten Steinbrecharten zu einer regelmässigen Rosette geordnet. Die Blüten dieser Art stehen auf einer pyramidenförmigen Rispe, die sich inmitten der Blattrosette er- hebt. Die in Fig. 3 vorgeführte Pflanze dieser Art zeigt uns, wie anspruchslos die meisten Steinbreche sind und vermöge ihres Baues selbst längere Zeit vollkommene Trockenheit ertragen können. Das Bild stellt eine Saxifraga cotyledon L. vor, die seit un- gefähr zehn Jahren in einer Moosplatte wächst, welche einen Stein überzieht. Eine Erd- schichte ist in vorliegendem Falle überhaupt nicht vorhanden und daher auch das Moos im Hochsommer meistens staubtrocken. Dieses Exemplar muss sich demnach mit der Tau- feuchtigkeit begnügen, die in der heissen Zeit recht dürftig ist. Wenn auch in Rede stehender Steinbrech, der auf einem nur der Morgensonne zugäng- lichen, sonst also schattigen Platze wächst, seither nicht geblüht hat, so hat er doch, wie das Bild zeigt, durch Ansatz von Neben- rosetten für seine Vermehrung gesorgt und erfreut sich allem Anschein nach des besten Wohlbefindens. Die meisten der Steinbrech treiben jene Nebenrosetten, durch welche sie sich auch leicht vermehren lassen. Fast jede solche von der Mutterpflanze abgetrennte Neben- rosette wächst anstandslos zu einer neuen Pflanze, wenn man sie bis zu guter Be- wurzelung in recht sandige Erde setzt und vor Vertrocknung schützt. Dem pyramidenförmigen Steinbreche gebe man eine mässig feuchte, sandige Moorerde. Eine noch ansehnlichere Pflanze ist der hochwachsende Steinbrech (, Saxifraga altissima Kern.) (Fig. 4 links). Sie gleicht im Baue der letztgenannten Art, ist aber grösser und daher auffallender. Ihr natürlicher Standort sind die Spalten der aus Grau- wackenkalk und Grauwackenschiefer zu- sammengesetzten Felsen unserer hohen Alpen . Saxifraga altissima Kern, gedeiht aber ganz gut in sandiger Moorerde, die nicht zu feucht gehalten werden soll. (Schluss folgt.) Befta rubra. Von P. Rozynsky, „Hertha“-Berlin. Von den vier Betta- Arten bezw. Varietäten, die uns Ostindien bescherte, sind uns nur zwei — Betta trifasciata und Betta rubra — - bekannter geworden. Ueber Zuchterfolge von Betta pugnax und bellua hat nichts verlautet, so dass man annehmen kann, dass diese beiden Formen nur noch als Formalin- oder Spirituspräparate vorhanden sind. Hoffentlich ergänzt ein gelungener Import diese Lücken recht bald. Betta rubra wird von Herrn W. Köhler als Spielart der echten Betta pugnax Cantor angesehen und von ihm deshalb als Betta pugnax Cantor var. rubra Perugia bezeichnet. Mit geringen Abweichungen stimmt „rubra“ und „ trifasciata “, ausser in der Färbung, überein, und verweise ich auf die interessanten Beobachtungen des Tiermalers Herrn Pittrich („Wochenschrift“ 1907, S. 287), dessen Zeich- nungen, nach einer grossflossigen Zuchtrasse von Betta trifasciata angefertigt, ebenso gut für die- jenigen von „rubra“ gelten können. Die Grösse der Tiere, welche wir zu einem P. Rozyneky: Betta rubra. 51 äusserst massigen Preise von der Firma E. Reichelt, Berlin, erwarben, betrug höchstens 4 cm. Unbeheizt, mit stark zerfetzten, zerschlissenen Flossen, hielt ich die Art zuerst für trifasciata , jedoch allmählich die Temperatur erhöht, nahmen sie Farbe an und erholten sich nach reichlichem Zuspruch an Daphnien und Cyclops schnell. Die gewöhnliche Färbung des Männchens ist ein rötliches Braun, die des Weibchens gelblichbraun. In der Längsrichtung weist der Körper zwei dunkle Streifen auf, die mitunter gänzlich verschwinden und sehr oft Querbändern Platz machen. An der Schwanzwurzel befindet sich ein rundlicher Fleck. Die Kiemendeckel sind mit einem blutroten Fleck geziert. Alle Flossenstrahlen sind weich und biegsam, Bauch- flossen sowie Afterflosse in ihren Endstrahlen stark verlängert. Das Jahr war weit vorgeschritten, die Witterung aber wunderschön, warm und sonnig. Wer da weiss, wie eine kleine Unaufmerksamkeit in der Bedienung der Heizquelle mitten im Winter unsere Lieblinge erkranken lässt oder dem Tode überliefert, der wird es mir nicht verdenken, wenn ich noch im Oktober einen Zuchtversuch wagte. Die Temperatur wurde allmählich auf 30° C. gebracht; meine Kampffische lassen sich nicht in der Befriedigung ihres schier unersätt- lichen Appetits stören; die Färbung wird aber lebhafter. Eines Morgens ist auch schon ein Nest von Talergrösse vorhanden, es -wird aber trotz genügender Wärme nicht weiter gebaut und zerfällt. Jetzt beginnt das Männchen zu treiben. Das Flossenzeug ist beinahe ergänzt und wird dem Weibchen in aller seiner Herr- lichkeit vorgeführt. Sich spreizend und krümmend, mit weit abstehenden Kiemendeckeln, deren messerscharfe Ränder im Kampfe mit Rivalen, wie ich selbst bemerkt habe, tödliche Wunden reissen können, grünlich funkelnden Auges ver- folgt es das Weibchen. Fast kreisrund erscheint die Schwanzflosse abwechselnd durchzogen von grünlich glänzenden und purpurrot leuchtenden Strahlen. Die Rückenflosse, die zum Ende hin an der unteren Linie keulenartig verbreitert und umgefaltet werden kann, so als Brems- vorrichtung dienend, weist kleine, senkrechte schwarze Strichelchen auf, die im Verein mit der, je nach der Stellung zum Licht, silber- glänzend, bläulich oder grünlich schillernden Orundfärbung den Eindruck von Perlenschnüren hervorrufen. Alle Strahlen der grossen After- flosse sind am Ende blau oder grünlich schillernd, so einen blitzenden Saum bildend. In hell- bläulicher Spitze enden die purpurroten Bauch- flossen. Alle übrigen Teile dunkel- oder blutrot, ausser den Brustflossen, die farblos sind. Besonders bei durchfallendem Sonnenlicht bietet das Männchen im Hochzeitskleide einen prächtigen Anblick. Nach einigen Tagen beginnt das Männchen an einer anderen Stelle ein Nest zu bauen; das Weibchen, welches sich von dem Fortgang der Arbeit zu überzeugen scheint, wird hartnäckig verfolgt, flüchtet blitzschnell in das dichteste Cabombagebüsch, nicht aber ohne vorher jedes- mal einen Abstecher bis dicht unter das Nest zu machen, als wollte es sagen: „Männchen, du könntest besser erst die Kinderwiege fertig stellen, als mich schwaches Weib zu drang- salieren.“ Ich muss bemerken, dass mein Pärchen ziemlich verträglich lebte und das Weibchen hatte nicht viel unter dem brutalen Liebeswerben des Männchens zu leiden. Vielleicht trägt auch der Umstand bei, dass es genügend Platz zum Aus- weichen hatte. Man kann wohl annehmen, dass die meisten Liebhaber ihre Tiere in zu kleinen Behältern züchten. Wohin soll da das Weibchen flüchten? In vielen Fällen prallt es gegen die Scheiben und wird halb betäubt ein Opfer des Männchens; geängstigt und mit Wunden bedeckt, wagt es sich nicht aus seinem Versteck hervor, viel weniger noch, seinen Hunger zu stillen. Das Nest hatte im Verlauf von drei Tagen einen Durchmesser von 10 cm bekommen. Eine schöne Leistung, wenn man eine Höhe von 2 cm in Betracht zieht. Den Paarungsakt konnte ich leider nicht beobachten, ebenso war es mir unmöglich, in dem riesigen Neste Laich zu ent- decken. Eine Laichabgabe hatte stattgefunden, das sah ich an der Schlankheit des Weibchens. Nach 48 Stunden schlüpften die Jungen aus und das Weibchen wurde entfernt. Weitere 48 Stunden darauf schwärmte ein Teil der Jungen aus, während die grosse Masse noch immer hüpfende Bewegungen machte, um sich an der Oberfläche zu halten. Unverdrossen suchte der Alte die zu Boden gesunkenen wieder auf und spie sie in das Nest. Noch am sechsten Tage sah ich einige dieser Kranken, am Nach- mittag desselben Tages hatte er sie aufgefressen. Das war das beste, was er damit tun konnte. An der nötigen Wärme hatte ich es nicht fehlen lassen, und Sonnenschein hatten wir genug; vielleicht hatten sich die Elterntiere noch nicht genügend von den Strapazen der Reise erholt. Die regelrecht ausgeschwärmten Jungen wuchsen aber heran. Heute nach sieben Wochen 52 Karl Riedel: Fütterung und Futtermittel. haben sie schon die Grösse von 1 1/2 cm erreicht und machen eifrig Jagd auf Cyclops. Betta rubra wurde erstmalig im Jahre 1906 importiert. Hoffentlich genügen diese Zeilen, um das Interesse der Liebhaber für diesen schönen Fisch, der obendrein auch ziemlich hart zu sein scheint, zu wecken. Fütterung und Futtermittel. Vortrag, gehalten im Verein ,,Wasserstern“-Augsburg von Karl Riedel. Um alle Zweige der Liebhaberei zu berück- sichtigen, gehe ich auf die verschiedenen für uns zur Pflege in Betracht kommenden Tiergruppen ein. Zunächst auf Amphibien und Reptilien und ihre Fütterung mit lebenden Geschöpfen: Die Fangmethoden der Beutetiere mittels des Netzes durch die Streife, die Zucht der Fliege, des Mehlkäfers, des Speck- und Pelzkäfers, des Regen- wurmes und Enchytraeus sind in der Literatur schon wiederholt beschrieben worden. Doch haben die biologisch interessanten Momente, welche sich auch bei Pflege und Zucht der Futtertiere ergeben, zu wenig Berücksichtigung gefunden. Speziell bei unseren Schmeiss- und Fleischfliegen sei auf die wunderbaren Forschungsergebnisse Fabres nach- drücklichst hingewiesen. Die gebräuchlichsten Ge- räte zum Fang der Beutetiere sind folgende: Die bekannte Drahtfliegenfalle, die — allerdings wenn neu zuvor mit lieissem Wasser ausgelaugt — mit Fruchtsaft (Zwetschgenmarmelade usw.) oder Zucker beködert, vorzügliche Dienste leistet. Diese Falle, in der Küche einer grösseren Wirtschaft oder in einem Stalle aufgestellt, liefert reichen Ertrag. Wenn das Einschlupfloch vergrössert und als Köder etwas anrüchiges Fleisch verwendet würde , dürfte sich diese Falle vielleicht auch für den Fang grösserer Fliegen eignen. Des weiteren mehrere Schabenfallen, die fast durchweg auf dem System der Wippe beruhen. Leicht kann man sich die von Tofohr empfohlene Kistcbenfalle selbst herstellen. In grösserer Menge im Freien zu erbeutende Futtertiere sind: Heuschrecken; zu geeigneter Zeit Kohlweisslinge; die wirklichen Junikäfer und die unter dem falschen Namen „Junikäfer“ bekannten Getreidelaufkäferchen , die im Juni oft in geradezu ungeheuren Mengen auf abgemähten Wiesen fliegen. So haben Herr Flurl und ich im heurigen Sommer Millionen und Aber- millionen dieser Insekten in den warmen sonnigen Nachmittagsstunden auf den Wiesen zwischen Pfersee und Krugshaber das duftende Heu um- schwirren gesehen. Nirgends in der ganzen Um- gebung Augsburgs ist uns wieder ein solcher un- geheurer Reichtum jener Geschöpfe aufgefallen. Die ganze mächtige Wiesenfläche entlang weit, weit hinein, schwirrte und summte, surrte und sang es von den Bewegungen der unzähligen Flügelein der kleinen Kerfe. Bei der Wiesenstreife ist in den Dämmerstunden reichste Beute zu erwarten, weil zu dieser Zeit viele Schmetterlinge und Fliegen schlaftrunken auf den Blättern und Blüten sitzen. Oder nur einige Züge wollen wir wagen über einen von der Sonne beschienenen Feldrain und den Fang in ein Glas schütten. Wie es da kribbelt und flattert, rennt und hastet von unzähligen Ge- schöpfen so verschiedener Gestaltung. Und was man alles sehen kann bei einem noch so oberfläch- lichen Blick in das gefangene Kunterbunt: Da sah ich den gefrässigen Schneiderkäfer ein anderes Insekt erwürgen, sehe ein anderes Tier desselben schwarzen Burschen mit seinem roten Schilde — dieser Zeichnung wegen auch Jüdchen genannt — dahin, dorthin eilen in aufgeregter Hast, ein kleines Tierchen mit noch nicht so glänzend schwarzen Flügeldecken — sie scheinen noch grau und weich, und zartrosa zeigt sich auch noch das Halsschild — auf seinem Rücken tragend. Was für ein reizendes Bild! Ist es ein Zufall oder sollte tatsächlich dieser Käfer seine Jungen schützen, diese kostbare Last etwa so wie der Haubentaucher seine Sprösslinge auf dem Rücken tragen?1) Ich weiss es nicht! Unter all dem Gewirre von Leben, kleinwinzig, grösser, gross, drängt sich auch die prächtig grün und orange gezeichnete Raupe des Schwalbenschwanzes. Aufgeregt balanziert sie einen Grashalm entlang. Ich sehe, wie ihr das unangenehm ist, wie sie vorwärts hastet. Da surrt eine Fliege heran und stösst sich mit dem Kopfe an dem Kopfe der Raupe. Plötzlich , wie staune ich — ich bin kein Lepidopterologe, dem diese Erscheinung ja wohl nichts neues bieten würde — , erscheinen auf dem ursprünglich glatten, ohne Auswüchse versehenen Kopfe zwei leuchtend orangerote, ziemlich lange Hörnchen, die will- kürlich ausgestreckt und zurückgezogen werden können. Solches Schreckmittel hat die Raupe, um unangenehme Gäste zu verscheuchen. Ich merke ja allerdings nicht viel von der Wirkung auf die Karambolierenden. Es ist aber auch wohl ein kleiner Unterschied, ob das Geschöpf auf seiner Futterpflanze sitzend sein Schutzmittel gebraucht oder es in dieser drangvollen Enge zur Geltung zu bringen sucht. — In der unmittelbaren Nähe meiner Wohnstätte fanden sich heuer solche Un- mengen von Kohlweisslingen ein, dass sie während der Abendstunden massenhaft von den Pflanzen, wo sie sich zur Ruhe niedergelassen hatten, ab- gelesen werden konnten. Der Maikäfer, sowie das grosse grüne Heupferd, welch letzteres übrigens ebenfalls in ungeheuren Mengen auftreten kann, eignen sich zur Hauptsache als Futter für grössere Echsenformen, beispielsweise die Perleidechse. Bei einem Ausfluge anfangs September dieses Jahres überquerte ich in Begleitung Herrn Rast’s ein sich längs der Waldlisiere bei Wellenburg hinziehendes, abgeerntetes Getreidefeld. Ueberall zirpte, flatterte es hier. Unzählige der grünen Musikanten be- völkerten das Stoppelfeld. Einen Monat später, als ich wieder an den gleichen Ort gelangte, waren nur noch einige, auf recht weite Flächen verteilt, aufzufinden, dagegen hörte man etwa eine Viertel- stunde waldeinwärts, auf dem jungen Birkenbestand 1) Nein! Sondern das auf dem Rücken festsitzende Tier war jedenfalls ein (stets keineres) Männchen, und beide begatteten sich. D. Herausg. Karl Riedel: Fütterung und Futtermittel. 53 einer grösseren Lichtung, fast von jedem Bäumchen herab das Gezirpe der Heupferde tönen. Die verschiedenen Netzkonstruktionen und Fang- methoden, wie sie uns in Dr. Kreffts Terrarium gezeigt werden, seien besprochen. Ein Netz zu konstruieren, das durch einen, vielleicht nur mit französischen Drückknöpfen, abnehmbar zu befestigenden, nach innen gehenden Trichter aus Wachsleinwand den Beutetieren beim Streifen wohl den Eintritt ge- statten, aber den Ausflug verhindern würde und das beim Entleeren nur gestürzt zu werden brauchte, um die Einmündungsöffnung zur Entleerungsöffnung umzuwandeln, hat unser Herr Flurl im Sinne. Künstliche Futtermittel kommen mit Aus- nahme kleingeschnittenen Rind-, Kalb- oder Fisch- fleisches, beispielsweise zur Fütterung von Schild- kröten, eventuell Molchen, in der Hauptsache für Rep- tilien und Amphibien nicht in Frage, dagegen werden wir bei Fütterung der uns anvertrauten Fische ein reiches Sortiment von künstlichen Futtermitteln vorfinden, die alle mehr oder minder zweckmässig in diesem oder jenem Falle nützlich anzuwenden sind. In erster Linie haben wir uns jedoch be- wusst zu sein, dass jeder Fisch ohne Ausnahme mit Vorliebe lebende Nahrung zu sich nimmt, dass also die Fütterung mit wasserbewohnenden In- sekten und Krustern immer das zweckmässigste bleibt, dabei dürfen aber selbstverständlich für ge- wisse Arten pflanzliche Stoffe nicht fehlen. Die Fütterung der Fische sei besprochen von den ersten Tagen ihres Lebens an, bis sie vollständig herangewachsen sind. Die Zucht der Daphnie in kleinen Behältern ist heutzutage nicht mehr un- möglich. Culex pipiens, Coretlira , Chiron ornus, Tubifex rivulorum eignen sich vorzüglich als Nahrung für unsere Pfleglinge; der Versand roter Mückenlarven von Thumm hat sich grossartig be- währt, wir sind ständige Abnehmer; dagegen machten wir mit dem Bezug von Tubifex , die die gleiche Verpackung erfahren und von einem an- deren Lieferanten angeboten wurden, schlechte Er- fahrungen. Die Tiere überstanden, trotzdem wir ziemlich kühle Temperatur hatten, die Reise nicht und kamen beidemal mit Ausnahme eines kleinen Restes als stinkende Masse an. Die Gewinnung dieser Röhrenwürmer macht übrigens absolut keine Schwierigkeiten. Unser Herr Glass füttert die- selben zum Teil zerschnitten , zum Teil ganz, im letzteren Falle streut er die lebenden Würmchen auf ein an der Oberfläche des Wassers befestigtes Sieb, das so eng ist, dass die Tierchen nur all- mählich durch die Maschen in ihr Lebeuselement gelangen können und so, ehe sie zu Boden fallen, von den Insassen gefressen werden. Einige Vor- sicht ist ja bei Fütterung dieser im allgemeinen unlieben Aquariumgäste immer geboten. An künstlichen Futtermitteln sind fast sämtliche im Handel erschienenen Erzeugnisse zu erwähnen: das im Handel unter dem Namen „ Präriefleisch “ erhältliche Fleischmehl. — Weisswurm, der Körper der Eintagsfliegen ( Epliemeriden ). Auf- geweicht kann diese Kost für Molche und grün- dende Fische abwechslungsweise geboten werden. — Für Fische, die das Futter gern von der Ober- fläche nehmen, eignen sich ganz vorzüglich die eben- falls im Vogelhandel unter dem Namen „ Musca“ = Fliege erhältlichen getrockneten Wasserbienen. Was so ein Sack „Musca“ alles noch birgt, ist mit- unter recht interessant. So fand ich schon Rücken- schwimmer, kleine Fischchen und speziell, ziemlich häufig sogar, die Schalen einer Estlieria- Art. Des weiteren werden Garneelen in getrocknetem und gemahlenem Zustande (Garneelenschrott) ver- wendet. Wir wissen nun, dass ausschliesslich animalische Kost für viele unserer Pfleglinge nicht genügt, sondern dass vegetabilische Stoffe, speziell bei Kärpflingsarten und karpfenartigen Fischen, in Form von getrocknetem Salat, Algen usw. zu- geführt werden sollten. So gilt als gutes Futter für Schleierschwänze und verwandte Arten der japanische Fischkuchen und der japanische Reis. Das sind zur Hauptsache auch die Bestand- teile der von unseren Händlern angebotenen ver- schiedenen Mischungen. So offeriert die Fischzucht Thalmühle, Herr Otto Preusse, das Futter „Ex- quisit“. Hauptbestandteile: Daphnien, Weisswurm, Krebsfleisch, Muschelfleisch, Salat und Fischkuchen. Herr Breuer-M.-Gladbach bietet das neue Futter „Aquarin“ an, enthaltend: Daphnien, Fleisch- mehl, Eier, Weisswurm und Garneelenschrott. Das staubfeine „ Rossmässlerfut ter “ von Reichelt ist älteren Datums, und konnten wir uns nicht damit befreunden. Die neue „ Hamonia “ -Mischung von Cesar Fralims dürfte mit dem Bartmann’ sehen Futter gleichwertig sein. Das von Robert Wüst angebotene „Aki“ steht mir nicht zur Verfügung. Ein weiteres Futtermittel, das jedoch zur Haupt- sache in grösserem Massstabe in Fischzüchtereien Verwendung findet, ist das von Biesterfeld & Co., Hamburg, offerierte Fischmehl, aus geschrotteten Fischen bestehend. Es enthält: 63 — 70 Proz. Protein (Ei weissstoffe) und 22 — 2 5 Proz. phosphorsauren Kalk. Das bei uns im Vereine am ausgiebigsten ver- brauchte „Piscidin“ von Haberle, Hamburg, dürfte das zur Zeit entschieden hervorragendste Kunst- futter sein, das im Handel zu haben ist, doch sind auch die vorerwähnten Futtermittel recht gut zu verwenden. Wir lassen über die Herstellung und Zu- sammensetzung des Piscidins Herrn Haberle selbst zu Worte kommen (briefliche Mitteilung); „Der Hauptkörper im Piscidin besteht aus animalischen Stoffen, welche so gewählt sind, dass die Verdauung derselben dem Fische ab- solut keine Schwierigkeiten verursacht; von einer weiteren Reihe von Stoffen werden die Ballaststoffe abgeschieden, und gelangt hierfür ein Auslaugeverfahren bezw. ein Peptonisierungs- modus zur Anwendung. Um auch den Pflanzenfressern zu ihrem Recht zu verhelfen, werden vegetabilische Pro- dukte zur Verarbeitung mit herangezogen ; diese werden sämtlich in Extraktform überführt, da der Zellstoff der Pflanze absolut nichts nützt, sondern nur Ballast bedeutet. Ein sehr wertvoller Bestandteil des Piscidins ist das Hirn von Schlachttieren, dieses beziehe ich in den Wintermonaten in frischem Zustande, Kleine Mitteilungen. 54 und um es in haltbare Form überzuführen, wird selbiges im Vakuumapparat bis fast zur Trockne eingedunstet, in kleinere Blecbbehälter gefüllt und, nachdem es noch nach Verschluss derselben sterilisiert ist, im Sommer über verarbeitet. Gerade dieser Bestandteil ist für die Ernährung der Fische von weittragendster Bedeutung, bildet doch das in der Nervensubstanz vorhandene Lecithin direkt wieder Nerven und gesundes Blut, dabei ist es sehr leicht verdaulich und scheint für die Fische, in der Kombination des Piscidins, ein Leckerbissen zu sein. Nährsalze, sofern diese nicht schon in den animalischen und vegetabilischen Stoffen, welche zur Verarbeitung mit herangezogen sind, vor- handen, setze ich noch extra zu. Für die Wärmeerzeugung ist dem Piscidin ein eigenartiger Fettkörper, welcher mit an- nähernd 10 Proz. im Piscidin enthalten ist, zu- gefügt. Dieses Fett ist ein unentbehrlicher Bestand- teil, auch leicht durch Extraktion zu eliminieren, und dürfte besonders für Jungfische das Wachs- tum sehr fördern. Dass Piscidin den doppelten Nährwert wie reines Muskelfleisch hat, und dass die Herstellung des Piscidins unter Kontrolle des vereideten Chemikers Dr. G. Weiss steht, erwähne ich bei- läufig; besonders hebe aber noch hervor, dass Piscidin nur aus solchen Stoffen und in gleich guter Beschaffenheit hergestellt wird, wie solche auch dem menschlichen Genüsse dienen. Die Resistenz gegen das Verderben, wozu alle im Handel befindlichen Futter so leicht neigen, ist nicht durch konservierende Mittel erzielt, son- dern liegt lediglich und allein in der sauberen, gänzlich maschinellen Fabrikation und in der Auswahl der besten und frischesten Rohstoffe.“ Eines Futters sei noch Erwähnung getan: Des „Spratts Patent“, das, mässig und äusserst vor- sichtig gereicht, weil leicht das Wasser trübend, von karpfenartigen Fischen recht gern genommen wird. Bei der Aufzucht von Ochsenfroschquappen haben Herr Lotze und ich damit vorzügliche Re- sultate erzielt. Unser Herr Flurl trocknet Rinder- herz und reicht es neben anderen Mitteln seinen Fischen. Herr Wolf lufttrocknet sich Daphnien. An Futtermitteln fehlt es uns also wahrlich nicht. Im übrigen muss jeder von uns das Sprichwort beherzigen: „Probieren geht über Studieren“: haben wir doch in vielen Fällen mit den indi- viduellen Eigentümlichkeiten unserer Pfleglinge zu rechnen. Was das eine Tier der gleichen Art leidenschaftlich fressen mag, verschmäht eventuell das andere vollständig. — (Sämtliche Futtermittel wurden unter die Anwesenden verteilt und der Wunsch ausgesprochen, die Erfahrungen, welche bei Fütterung derselben gemacht werden, bekannt zu geben. Demonstriert wurden ferner teils lebend, teils präpariert die im Vortrage erwähnten Futter- tiere, sowie verschiedene Fallen und Fanggeräte.) Kleine Mitteilungen. Regulierhahn zur Durchlüftung von Aquarien. (Erfinder: A. Dietrich.) Die richtige und ausreichende Durchlüftung eines Aquariums, vornehmlich aber des heizbaren, ist für den Fischliebhaber und Züchter von grossem Interesse. Seit lange wird versucht, eine der Natur entsprechende Durchlüftung zu konstruieren, aber immerhin haben diese Erfindungen Mängel, die oft schädlich für die Aquarien Bewohner werden können. Jeder Aquarium-Liebhaber stattet heute sein Aquarium mit genügend Pflanzen aus; dieselben haben den Zweck, die Luft im Wasser zu verbessern und auszugleichen. Bekanntlich atmet der Fisch Sauerstoff ein und Kohlensäure aus. Die Wasserpflanzen nehmen Kohlen- säure auf und produzieren Sauerstoff, welchen dann die Fische wieder zur Atmung verwenden. Dadurch gleicht sich die Sauerstoff- resp. Kohlensäure-Produktion aus. Dies ist aber nur amTagederFall, denn nachts atmen die Pflanzen ebenfalls nur Sauerstoff ein und Kohlen- säure aus, und das infolge des mangelnden Tages- lichtes, welches auf Grund seiner Zusammensetzung die Absorbierung bewirkt. Da dem Fisch alsdann sein zum Leben nötiges Element genommen und er dann mit dem Verbrauch des noch vorhandenen Sauerstoffes sparsam umzugehen gezwungen ist, ist es nun Pflicht des Aquarium-Liebhabers, diesem Mangel abzuhelfen. Zu diesem Zwecke hat man Durchlüftungs Apparate konstruiert, die stets frischen Sauerstoff- Durchdruck in das Wasser befördern. Da nun die Pflanzen tagsüber Sauerstoff in genügender Menge liefern, so braucht der Liebhaber dann natürlich das Aquarium weniger durch- zulüften, als Nachts. Darum ist es von Wichtigkeit, die Durchlüftungs- Apparate genügend regulieren zu können. Zu diesem Zwecke soll der neue Regulier- hahn dienen. Derselbe besitzt ein Unterteil mit einer ring- förmigen Vertiefung, während diese wieder mit einer ringförmigen Erhöhung (Brücke) versehen ist und zwar so, dass in die Vertiefung die Luftzufuhröffnung zu liegen kommt. Auf jenem Unterteil ist dann auf einer Kappe die Regulierschraube aufgeschraubt. J. Bett & Co, Berlin SW. 48. Wie ich meine Aktinien füttere. Als Hilfsmittel zur Fütterung der festsitzenden Blumentiere im Seewasseraquarium wurde bisher zumeist das Oettelsche Futterrohr benutzt, in dessen eines Ende man das Streifchen Fischfleisch wie in eine Spicknadel einführt, während von der anderen Oeffnung her ein Stäbchen hineinragt. Hat das Tier mit den Tentakeln das Fleischstück gepackt, so stösst man es mit dem Stäbchen heraus. Diese Methode, zu füttern, halte ich für unpraktisch, da empfind- liche Tiere , durch die unvermeidlichen kleinen Schwankungen, die namentlich beim Stosse entstehen, zurückzucken und sich wohl gar momentan schliessen. Ich habe deshalb eine andere Fütterungsmethode mir ausgedacht, die ich mit bestem Erfolg benutze. Ich verwende eine zirka 40 cm lange, dicke Glasröhre von etwa 10 mm lichter Weite. Ich bringe mit den Fingern der linken Hand dicht über der Wasserfläche das Stückchen Fisch- oder Muschelfleisch in die eine Oeffnung der Röhre, worin es natürlich nicht klemmt, tauche diese Oeffnung mit dem Fleischstück rasch ein und führe das oben offene Rohr mit seinem unteren Ende behutsam bis auf etwa 1 — 2 cm oberhalb der Aktinie nahe. Das Fleischstück sinkt ganz langsam in der Röhre und fällt schliesslich heraus, dicht über der gewünschten Stelle. Es wird sofort von der Aktinie gepackt und festgehalten. Vor allem bei Nelken, die sich bei der geringsten versehentlichen Berührung leicht schliessen, hat sich diese Fütterungsweise ganz vorzüg- lich bewährt. Dasselbe Rohr dient, 5 — 6 Stunden nach der Fütterung, als Heber zur Entfernung der „Gewölle“. Köhler. Literaturbericht. 55 Literaturbericht. „Das Leben der Süsswasserschnecken.“ Von M. Ziegeler. Mit 102 photographischen Abbildungen auf 3 Tafeln. Doppelheft 14/15 der Bibliothek für Aquarien- und Terrarienkunde. (Verlag von Gustav Wenzel & Sohn in ßraunschweig ) Preis: 80 Pfennig. In klarer, leicht verständlicher Weise bringt die Verfasserin in diesem Büchlein eine Schilderung von Bau und Leben hauptsächlich der in Deutschland vorkommenden Süsswasserschnecken, doch werden anhangsweise auch die in unsere Aquarien eingeführten ausländischen Arten besprochen. Alles Wissenswerte über den Bau des Gehäuses und Körpers wird in knapper Kürze, aber dennoch in übersichtlicher Form dargelegt. Ein weiteres Kapitel handelt über Leben, Fang, Pflege und Züchtung der Süsswasserschnecken. Hier wird der Aquarienfreund so manchen beachtens- werten, aus langjähriger Erfahrung hervorgegangenen Wink für die praktische Ausübung seiner Liebhaberei finden und so manche wertvolle Anregung empfangen. Gerade die Süsswasserschnecken eignen sich ja sehr gut zu Beobachtungen, da sie in den meisten Fällen leicht zu beschaffen und meist auch wenig an- spruchsvoll sind, und ihre Entwickelung vom Ei bis zum ausgewachsenen Tiere leicht beobachtet werden kann. Auch für das Studium des Einflusses äusserer Faktoren auf die Gestaltung und Formveränderung des Gehäuses bilden die Süsswasserschnecken ge- eignete Versuchsobjekte. Den Hauptteil des Büchleins nimmt die Beschrei- bung der Gattungen und Arten ein, die wesentlich unterstützt wird durch zahlreiche, auf 3 Tafeln ver- teilte, gute photographische Abbildungen. Letztere werden hauptsächlich für eine rasche Bestimmung der Art von grossem Nutzen sein. Zu korrigieren ist (S. 65), dass Neritina danubialis nur in der Donau vorkommt; wir besitzen sie z. B. auch aus dem Gardasee. — Als Anhang ist eine Beschreibung der wichtigsten, bei uns eingeführten, fremdländischen Schnecken gegeben, die auch Angaben über Zucht und Pflege dieser Tiere enthält. So wird dieses Büchlein jedem Naturfreund, der sich mit der Be- obachtung der so interessanten Gruppe der Süss- wasserschnecken näher befassen will,v gewiss recht willkommen sein. Adolf Cern£,Wien. Schumann, Adolf, „Das Seewasseraquarium“. Wien, Selbstverlag, 1908, herausgegeben von der Zoologischen Gesellschaft, Verein zur Verbreitung naturwissenschaftl. Kenntnisse in Wien. — 23 Seiten, 3 Abbildungen. Es ist mir eine Freude, dass ich mich den günstigen Urteilen, welche vorliegendes Büchlein in einigen unserer Vereine bereits gefunden hat, mit gutem Gewissen anschliessen darf. Der Verfasser hat erst vor kurzem in dem von G. Findeis herausgegebenen Kalender für Tierfreunde und Tierzüchter, Artikel „Die Aquarien- und Terrarienkunde in letzter Zeit“ (siehe vorigen Literaturbericht, Nr. 3), den Nachweis zu führen versucht, dass die österreichischen Ver- treter jener Liebhaberei mit den Fortschritten des Auslandes Schritt zu halten vermögen; kein nach- drücklicherer Beleg für die Richtigkeit dieser Be- hauptung hätte erbracht werden können, als das Er- scheinen vorliegender Broschüre, in der trotz grosser Knappheit wirklich alles für den Anfänger Not- wendige, und dies mit aller wünschenswerten Klar- heit und in gefälliger Form gesagt ist. Ja noch mehr: es ist dem Verfasser möglich geworden, im allge- meinen nicht nur die - modernsten Resultate der Marineaquarientechnik zu berücksichtigen, sondern sogar eine gute Anzahl neuer Ergebnisse mitzuteilen. Im besonderen ist auszustellen, dass die wieder- holt betonte Schwierigkeit, Pflanzen im Seewasser- aquarium zu halten, heute als überwunden gelten muss, trotzdem diejenigen Erfahrungen, welche hier- für am entscheidensten sind, zurzeit noch nicht publiziert vorliegen. Ganz im speziellen ist es für das Seegras ( Zostera ), S. 19, nicht zutreffend, dass es unvermeid- lich bald zugrunde geht, vielmehr steht die Wider- standsfähigkeit dieser sehr brauchbaren Pflanze un- gefähr auf derselben Stufe wie diejenige der ihr äusserlich ähnlichen Vallisneria des Süsswassers. Es ist ferner zu korrigieren, dass die Garneelen ihre Haut beim Panzerwechsel „ganz unverletzt“ ab- werfen ; aus selbstverständlich mechanischen Gründen ist dies nur scheinbar der Fall. — Wenn man ge- nötigt ist, im Sommer stärker zu durchlüften als im Winter, so liegt dies nicht allein an dem stärkeren Sauerstoffverbrauch der Tiere, sondern namentlich auch an der geringeren Fähigkeit des Wassers bei höherer Temperatixr, Luft in Lösung zu behalten. Und die Möglichkeit, einen Durchlüfter im engeren Sinne durch einen Tropfapparat zu ersetzen, liegt nicht in der hierbei wegen ihrer allzugrossen Lang- samkeit kaum in Betracht kommenden Wasserzirku- lation — letztere hat sich übrigens in vielen Fällen als schädlich, in den meisten Fällen mindestens als un- vorteilhafter gegenüber der einfachsten Durchlüftung herausgestellt — , sondern in dem Umstande, dass die herabfallenden Tropfen erstens sich selbst mit Luft sättigen, zweitens durch Bewegen der Oberfläche den Gasaustausch an dieser vei’mehren helfen. — Korallen und Weichtierschalen vor ihrem Gebrauche als Ein- richtungsstücke auszukochen, würde ich nicht em- pfehlen, weil gerade sie einen Einführungsweg für viele, im Aquarium vorteilhafte organische Keime darstellen, wie Reitmayer und Sommerbauer in letzter Zeit nachgewiesen haben; um einen ungünstig trübenden Einfluss auf das Wasser zu verhüten, genügt gewöhn- liches Ausspülen. — Bei Aufzählung der fürs Aqua- rium geeigneten Seesterne vermisse ich den auf dem Titelbilde (allerdings undeutlich) sogar abgebildeten roten Seestern (Aster acanthionrubens — Echinaster seposi- tus darf dann aber nicht ebenfalls „roter Seestern“ ge- nannt werden!) und die so haltbare, weitaus am häufigten eingeführte, kleine Asterina gibbosa ■ unter den Schnecken namentlich die ebenfalls leicht und in Mengen erhält- lichen, sehr ausdauernden Nassa- Arten. Dass die Stachel- strahlen von Scorpaena mit Giftdrüsen in Verbindung stehen, ist nicht bloss eine Annahme der Italiener, sondern eine der Wissenschaft wohlbekannte Tat- sache. — Der Passus (S. 2), dass Algen im Seewasser- aquarium „selbst entstehen“, darf (was von Laien in solcher Fassung leicht geschehen könnte) nicht dahin missdeutet werden, als ob dies durch Urzeugung geschähe; selbstredend sind immer eingeschleppte Sporen die Veranlassung. Schreib- und Druckfehler: Es soll heissen: S. 3 Aktinien statt Aktien; Blennius statt (S. 7) Pie- nius und (S. 19) Blenius • S. 10 Heliactis bellis statt Heliactus hellis; S. 11 und 12 Snlcata statt Sulkatta; S. 11 Actinoloba statt Actmolobia; S. 14 Mur ex statt Murux-, S. 17 verrucosa statt verucosa; S. 19 Syngnathus statt Sygnathus ; Chironomus statt Chironemus ; Zostera statt Zoster ; S. 21, 22 Scorpaena statt Scorpena. End- lich wäre das hässliche, falsch gebildete Wort „Aqua- tik“ einmal auszumerzen: aquaticus heisst im Wasser lebend, aber wenn jemand Aquarien pflegt, lebt er doch nicht im Wasser, — wenigstens nicht andauernd. Ausserdem resultiert, da auch Ruderer und Segler sich „Aquatiker“ nennen, eine Verwechslung mit den Vertretern dieses Wassersportes. Eher als „Aquatik“ wären noch, obwohl ebenfalls unschön und unnötig, die wenigstens richtig abgeleiteten Worte „Aquarik“ und „Aquarianer“ anzuwenden. Dies für eine zweite Auflage, die ich dem Schriftchen von Herzen wünsche und die ihm gewiss auch beschieden sein wird, oder auch für handschriftliche Berichtigung derjenigen, die das Buch schon besitzen oder bestellen. Ueber die Nomenklatur wollen wir einen Schleier der Nachsicht breiten. Die drei Zeichnungen sind sehr einfach, erfüllen aber ihren Zweck. P. Kämmerer. 56 Uebersicht der Materien. — Nachrichten des Herausgebers. — Vereins-Nachrichten. in Aufsätzen und Mitteilungen vorliegender Nummer: — (* — abgebildet) — Terrarium: Saxifragaceen* S. 45, Futtermittel für Terrarien-Tiere und deren Beschaffung S. 52. Süsswasseraquarium: Roter Kampffisch {Bettapugnax Cantor, var. rubra), S. 50. Natürliche und künst- liche Futtermittel für Aquarientiere, S. 53. Seewasseruquarium: Glasrohr als Fütterungsinstru- ment für Aktinien, besonders Seenelken, S. 54. Technik: Dasselbe, sowie Regulierhahn zur Durch- lüftung, S. 5 t. Nachrichten des Herausgebers. Eingegangene Beiträge: E. N. i. D. „Photogr. d. Fische“, L. S. i. C. „Darwin“ (Porträt unnötig), W. S. i. D. „Tabaksabkochung“, Wasserstern-A. mehrere Manuskripte: dankend angenommen. Berichtigung zu dem Aufsatze: „Aus dem Arbeitszimmer des Aquarikers“ von K. Ullmann, Seite 19, linke Spalte: statt „jedoch in verkehrter Aufstellung“ . . ., richtig: „in umgekehrter Aufstellung, so dass die unbewegliche Achse I — II im Mittelstücke verkehrt zu liegen kommt“. Ein- fach gesagt : Beim Springbrunnenbetrieb steht der ganze Apparat normal, beim Durchlüftungs-Betrieb auf dem Kopfe. Deshalb ist eine eventuelle Verbindung des Durchlüftungs-Apparates als Untergestell zum Aquarium ausgeschlossen. Der Apparat muss selbständig zur Aufstellung kommen und derart konstruiert sein, dass sich das Gestell, in welchem sich die Gefässe drehen, ohne weiteres auf den Kopf stellen lässt. Fritz Lehmann in Stuttgart. Für die Schriftleitung verantwortlich : yEREINStäWW* NACHRICHTEN Unter alleiniger Verantwortung der Herren Ein- sender. Breslau. „Proteus“, V erein zur F örderung der Aquarien- und Terrarienkunde (E. V.). Vereinszimmer: Haase- Ausschank, Scliweidnitzer Str. 37, prt. Sitzungen jeden Dienstag, abends 9 Uhr. Adressen: a) für den Schriftführer: Magistratssekretär Sauer- Breslau, Kl. Scheitniger Str. 58, III; b) für Geldsendungen: Bank- buchhalter Neubarth Breslau, Städtische Bank: c) für wissenschaftliche Anfragen, Zusendung von lebenden und toten Tieren und für den Vorsitzenden: Dr. Deupser, Deutsch -Lissa. Aus der Sitzung vom 5. Januar 1909. Die „Wärmemethode“ nach Molisch zum Treiben der Pflanzen. — Stopfen kranker Reptilien mit roten Mückenlarven. Es war schon immer das Bestreben der Gärtner gewesen, Mittel zu finden, um die Ruheperiode der Pflanzen abzukürzen. Man weiss in der Praxis schon länger, dass es nicht ohne weiteres gelingt, Pflanzen- teile, z.B. Kirschbaumzweige, durch höhere Wärme zur Entwicklung zu bringen. Gleich nach dem herbstlichen Laubfall z. B. ist es nicht möglich, die scheinbar vollständig entwickelten Knospen zur Fortentwick- lung zu bringen. Es scheint so, als wenn erst be stimmte chemische Prozesse abgelaufen sein müssen, bis es gelingt, durch einfache Erhöhung der um- gebenden Temperatur nun den Gang der Entwicklung wesentlich zu beschleunigen. Diese Zeit liegt für die Kirschknospe gegen Ende November, und darauf beruht auch die alte Regel, dass man Kirschzweige erst am Andreastage (30. November) schneiden dürfe, wenn sie in der Stube weiter treiben und zu Weih- nachten blühen sollen. W. Johannsen (Däne) war der erste, dem es gelang, durch das Aetherisieren der Pflanzen den toten Punkt in der Raheperiode zu überwinden, dieselbe wesentlich abzukürzen und künstlich den Frühjahrszustand der Pflanze herzu- stellen. Versuche der letzten Jahre ergaben, dass man ganz dasselbe viel ungefährlicher (leichte Ent- zündlichkeit des Aethers!) und billiger dadurch er- reichen konnte, dass man die Pflanzenteile 0 bis 12 Stunden lang in warmem Wasser von zirka 30° C hielt. Dann kann man sie entweder gleich in die Treib- räume setzen, oder auch die Pflanzen wieder in die frühere Kälte zurückbringen und später erst bei Be- darf treiben. Es hat sich nämlich herausgestellt, dass die Wirkung des warmen Bades lange Zeit (2 bis 4 Wochen) latent bleibt. Für jede Pflanzenart muss die günstigste Temperatur durch Versuche ge- funden werden. So hat man für Corylus avellana (Haselnuss), Forsythia viriclissinia, Ribes grossularia (Stachelbeere), Syringa- Arten 30° C, für Cornus (Kor- nelkirsche), Rhamnus frangula (Faulbaum), Betula alba (Birke) und Aesculus hippocastanum (Kastanie) 35 — 40 u C gefunden. Die Tiefe der Ruheperiode kommt ausser- dem sehr in Frage, denn sie lässt sich nur „ab- kürzen“, nicht „aufheben“. Es scheint auch die Ruhe der Laubknospen eine tiefere zu sein, wie die Für den Anzeigenteil: der Blütenknospen, denn es sind z. B. von der Hasel- nuss die männlichen Kätzchen schon im Herbst treib bar, die Laubknospen aber erst nach Neujahr. Re- ferent hat nun Versuche mit dem Warmbad verfahren gemacht und hierzu Haselnuss, Kirschen und Forsy- thien benutzt. Die Vorbehandlung mit 30° C warmem Wasser (12 Stunden hindurch) wurde in einem grossen, mit einer Glasscheibe abgedeckten Elementglas vor- genommen. Nach dem Bade wurden die Zweige in Krausen mit Wasser verteilt, wiederum in das leere, abgedeckte Elementglas gestellt. Durch ein einge- hängtes Thermometer konnte die Temperatur fort- während kontrolliert werden (20° C). Durch Besprühen mit lauwarmem Wasser wurde für feuchtwarme Luft gesorgt. Zum Vergleich waren genau bezeichnete Zweige derselben Pflanzenarten, die aber nicht vor- behaDdelt waren, mit in die feuchte Kammer gestellt. Ausserdem waren ebenfalls ungebrühte Zweige bei Stubentemperatur (16° C) aufgestellt. Der Unter- schied zwischen den in feuchter Wärme und den in der Stube stehenden — in bezug auf das Austreiben — war erstaunlich gross. Während im Elementglas schon nach ca. 24 Stunden die Haselkätzchen stäubten, nach 48 Stunden die Kirschblüten und Forsythien schon gut angetrieben waren, hatten sich in der Stube die Zweige noch gar nicht verändert. Nach ö Tagen blühten in der feuchten Kammer die Forsy- thien, die Kirschen waren im Durchbrechen und die Haselnusskätzchen waren schon verblüht. In der Stube rührte sich noch nichts, nur die Haselnuss- kätzchen fingen an, sich zu öffnen. — Also das Ver- hältnis zwischen Stubenwärme (16° C) und feuchter Wärme von 20° C war augenfällig. Dagegen konnte fast kein Unterschied bemerkt werden in dem Aus- treiben der gebrühten und nicht vorbehandelten Pflanzenteile in der feuchten Kammer. Sollte das zwölfstündige Brühen im Wasser von 30° C als Vor- behandlung unnötig sein und einfaches Treiben in feuchter Wärme von 20° C auch schon für viele Pflanzen genügen? Die angetriebenen und zum Teil schon voll erblühten Pflanzenteile wurden demonstriert. — Ferner teilte Dr. Deupser mit, dass der am schwersten erkrankte Gerrhonotus („Bl.“ Nr. 2, S. 26) nun doch gestorben ist. Das Tier wurde vorgezeigt und man konnte deutlich sehen, wie das Geschwür am Kopfe sämtliche Weichteile zerstört, die Knochen der Augen- höhle und einen Teil der Schädeldecke angegriffen hatte und auch wohl nicht ohne Einwirkung auf das dicht darunter befindliche Gehirn geblieben war. Bei dieser Gelegenheit machte er auch darauf aufmerk- sam, dass der andere Gerrhonotus sich ausgezeichnet mit roten Mückenlarven stopfen lässt. Es werden durch die Bewegungen der Larven reflektorisch Schluckbewegungen hervorgerufen, was wir für sehr wichtig halten. — Besprechung des „Kalender für Aquarien- und Terrarienfreunde von Dr. Curt Floericke (Kosmos- Verlag)“. Dr. Deupser, Deutsch-Lissa. Fritz Lehmanns Verlag, Stuttgart. — Verlag von Fritz Lehmann, Stuttgart. Druck von Julius Maser, Leipzig-R. Die Steinbreche (Saxifragaceeti) als Terrarienpflanzen. Von Fried ricl (Mit 13 Originalaufnahmen Die in Fig. 5 dargestellte, aus Sieben- bürgen stammende Saxifraga robusta Schott., kräftiger Steinbrech genannt, ist gleich- falls eine sehr dankbare Art. Sie besitzt kurze, kalkig inkrustierte Blätter, die sich zu einer nicht sehr dichten Blattrosette ver- Theuer- Wien, des Verfassers.) (Schluss.) abweichend voneinander. Erstere Hybride ist in England, letztere, wenn ich mich nicht täusche, in St. Petersburg durch Gegen- bestäubung der beiden Stammarten ent- standen. Auf Saxifraga Andrewsi Harv. sehen wir Figur 5. Saxifraga robusta, Schott., J/3 d. nat. Grösse. Originalaufnahme nach dem Leben von Friedr. Theuer. einigen. Von ihrer Kultur gilt das Gleiche wie von Saxifraga altissima Kern. Sehr schöne und zugleich dankbare Pflanzen sind ferner Saxifraga aizoon Jacq ., der traubenblütige Steinbrech (Fig. 6) und die beiden Hybriden Saxifraga Andrewsi Harv. und Saxifraga acanthifolia hört. (Fig. 7). Die beiden letzteren sind Kreuzungen zwischen Saxifraga aizoon Jacq. und Saxifraga geum L., sind aber doch in ihrem Charakter etwas wieder die Bildung der Nebenrosetten, dies- mal aber auf den Resten eines abgewelkten Blütenstandes. Die beiden genannten Hybridenformen mögen uns einerseits ein Beispiel für zwei echte Gartenformen sein, uns aber andrerseits auch lehren, dass die aus den Alpen in unsere Gärten verpflanzten Steinbreche sich auf ihren neuen Standorten doch so wohl befinden können, dass sie Kreuzungen eingehen. 58 Friedrich Theuer: Die Steinbreche (Saxifragaceen) als Terrarienpflanzen. Am schönsten entwickeln sich die Ro- Pflanze sollte nicht in ein Terrarium ge- setten bei dem langblättrigen Stein- bracht werden, das grössere Tiere beher- brech (- Saxifraga longifolia Lop.) (Figur 4, in bergt, denn die langen, schmalen Blätter, Originalaufnahme nach dem Leben von Friedr. Theuer. Figur 7. Rechts: Saxifraga acanthifolia hört. 1 ,, Links : Saxifraga Andrewsi, Harv. / '2 der nat. Grösse. voriger Nummer, S. 45), eine aus den Ge- welche die prächtige Rosette zusammen- birgen Spaniens stammende Art von 4 setzen, sind ziemlich spröde und brechen bis 5 cm langen, schmalen Blättern von daher leichter als die der anderen Arten ab. dunkelgrüner Farbe. Die Ränder der Blätter Eine Pflanze, die wir häufig auf Fried- sind weiss. Diese ausserordentlich schöne höfen zur Bekleidung der Grabhügel sehen, die Friedrich Theuer: Die Steinbreche (Saxifragaceen) als Terrarienpflanzen. 59 in den Gärten aber auch vielfach als Ampel- pflanze und zur Ausschmückung von Stein- gruppen und Grotten Verwendung findet, ist der Moossteinbrech ( Saxifraga liypnoldes L.). Diese rasenbildende Pflanze hat freudiggrüne, in zwei bis fünf lineale Bänder zerteilte Blätter und viele fadenförmige, kriechende und an der Spitze beblätterte Triebe, welche abermals Wurzel fassen und so zur schnellen Ausbreitung der Pflanze dienen. Die Blüten dieser Pflanze sind wreiss. Der Moosstein- brech verträgt auch einen etwas schattigen Standort und gedeiht wie Saxifraga longifolia Lop. am besten in sandiger Moorerde. Wir kommen nun zu zwei Arten, welche mehr als die anderen den Schatten gut ver- tragen, ja den Schatten sogar einem sonnigen Standorte vorziehen. Diese beiden Arten sind der schattenliebende Steinbrech {Saxifraga urnbrosa , L.) (Fig. 8) und der keil- blätterigeSteinbrech {Saxifraga cuneifolia L .) (Figur 9). Erstere Art, auch Porzellanblümchen genannt, liebt, wie schon der Name sagt, einen schattigen Standort. Die Blätter dieses Steinbrechs sind verkehrt eiförmig, gezähnt, unterseits blassgrün, mit einem rötlichen Anfluge. Der Blattstiel, der deutlich von der Blattspreite abgesetzt ist, hat be- wimperte Ränder und ist ungefähr gleich- lang wie die Blattspreite. Diesem Steinbreche ist der bereits ge- nannte keilblätterige Steinbrech sehr ähnlich, jedoch verschmälern sich bei diesem die Blattspreiten allmählich gegen die Mitte der Rosette und gehen so ohne Ecke in die Blatt- stiele über. Die Blätter letztgenannter Art sind saftgrün und an den Rändern buchtig ge- kerbt. Die Blüten beider Arten sind ziemlich unansehnlich. Saxifraga cuneifolia L. trägt die weissen, mit zwei gelben Flecken gezierten Blüten auf einer aufrechtstehenden, klebrig behaarten Traube, während die Blüten des Porzellanblümchens gelb und rot punktiert sind und auf einer nicht klebrigen Traube stehen. Die Blätter dieser beiden äusserst dankbaren Arten bilden grundständige Ro- setten von 10 — 12 cm Durchmesser, die platt am Boden aufliegen. Aus den Blatt- rosetten entwickeln sich dauernde Ausläufer, die über den Boden hinkriechen. Beide Arten stammen aus unseren Alpen, wo sie sich in schattigen Gebirgstälern, sowie am Rande der Bergwaldungen ziemlich häufig finden. Diese Steinbreche gedeihen am besten in mooriger Haideerde, beanspruchen gar keine Pflege und wünschen nur bei genügen- der Feuchtigkeit recht ungestört zu bleiben. Auf mässig feuchten Plätzen unserer Alpen- täler findet sich noch der rundblätterige Steinbrech {Saxifraga rotundifolia L.) (Fig. 10), dessen langgestielte Wurzelblätter herz- 60 Friedrich Theuer: Die Steinbreche (Saxifragaceen) als Terrarienpflanzen. oder nierenförmig und ungleich grob gesägt] f wohlriechenden Veilchens haben, ist die sind. Die Blätter, welche dem Blüten- ^Rosettenbildung weniger auffallend, als bei stengel entspriessen, sind kurz gestielt und ^den^früher angeführten Arten. Originalaufnahme nach dem Leben von Friede. Theuer. Figur 9. Saxifraga~jcuneifolia, L., 1/2 der nat. Grösse. Originalaufnahme nach dem Leben vor Friedr. Theuer. Figur 10. Saxifraga rotundifolia, L., 1/s der nat. Grösse. eingeschnitten gezähnt. Die in der Mitte gelben, vorne rot punktierten Blüten sind sonst weiss. Diese Art verlangt einen teil- weise schattigen Platz und feuchte, sandige Moorerde. Beim rundblätterigen Steinbreche, dessen Blätter ungefähr die Grösse der des Bei unseren Gärtnern finden wir auch sehr häufig die aus China und Japan stam- mende Saxifraga sarmentosa L. (auch Diptera sarmentosa Rb.) (Fig. 11), welche unter dem deutschen Namen Judenbart [bekannt ist. Diese rauhhaarige Pflanze eignet sich Friedrich Theuer: Die Steinbreche (Saxifragaceen) als Terrarienpflanzen. 61 ganz vorzüglich für unsere Terrarien, denn sie ist nicht nur sehr schön, sondern auch ausserordentlich hart und hält den Winter im Freilandterrarium ganz gut aus, wenn man sie mit Reisig gegen die Wintersonne schützt. Die Blätter des Judenbartes sind gestielt, nierenförmig, behaart, oft rötlich bis braun, mit weisslichen Flecken. Die Blüten stehen auf grundständigen Trauben und zeichnen sich dadurch aus, dass zwei von den fünf Kronenblättern länger sind und so die Blüte einer Fliege (. Diptere ) etwas ähnlich machen. Die Ausläufer, die auf roten Fäden in einiger Entfernung von der Mutterpflanze kleine grüne, unterseits rote Rosetten treiben, erhöhen den Effekt dieser gärtnerisch sehr wertvollen Steinbrechart. Sie verlangt frische, sandige, mässig feuchte Haideerde. Im Terrarium pflanzt man sie am besten auf höher gelegene Stellen, damit die herabhängenden Aus- läufer besser zur Geltung kommen. Man kultiviert auch einige dem Judenbarte nahe verwandte Arten aus Japan, von welchen namentlich die unter dem Namen dreifarbiger Steinbrech ( Saxifraga tri- color, Sieb.) wegen ihrer karminroten, weiss und grün gezeichneten Blätter zu erwähnen wäre. Diese Art ist äusserst effektvoll, aber auch viel empfindlicher als der Judenbart und daher für unsere Ter- rarien weniger geeignet. Drei sehr schöne und ausserordent- lich kräftige Saxifragaceen sind die zur Unterabteilung Megasea gehörigen Arten Saxifraga ligulata Wall., Saxifraga cordifolia Hw. und Saxifraga crassifolia L. Saxifraga ligulata Wall. (Fig. 12) stammt aus Napal und besitzt handgrosse, verkehrt eiförmige, wellige, gezähnte Blätter, die am Rande gewimpert und unterseits durchsichtig punktiert sind. Die offenen, schön rosaroten Blüten erscheinen im Freien schon beim ersten Frühlingserwachen gleich nach der Schneeschmelze. Saxifraga cordifolia Hw. (syn. Bergenia cor data) (Fig. 13), der herzblätterige Steinbrech, sieht ähnlich aus. Er hat grosse ovale, dunkel- grüne Blätter, die wellig verbogen erscheinen. Die hellrosaroten Blüten dieser aus Sibirien stammenden Pflanze entwickeln sich auf einer kurzstieligen Trugdolde, sind aber weniger auffallend, als bei Saxifraga ligulata Wall. Die dritte Megasea- Art, Saxifraga crassifolia L., der dickblätterige Steinbrech, ist ein Landsmann der vorigen Art, hat dicke leder- artige, verkehrt-eiförmige Blätter, die auf einem den Stengel umfassendem Blattstiele stehen, gezähnt und sehr breit sind. Der bis 20 cm hohe Blütenschaft trägt die dicht gedrängten, etwas überhängenden rosaroten und in einer Rispe stehenden Blüten. Die beiden letzteren Arten blühen etwas später Originalaufnahme nach dem Figur 11. von Fr^dr? Theuer. Saxifraga sarmentosa, L , 1/4 der nat. Grösse. als Saxifraga ligulata Wall., haben aber wie diese einen dicken, fleischigen Wurzelstock, der durch Abtrennung von einzelnen Knospen- augen geteilt werden kann und so eine leichte Vermehrung ermöglicht. Die drei Megasea-Arten sind äusserst dankbare und schöne Pflanzen, da sie fast auf jedem Boden gedeihen und auch einen schattigen Standort vertragen. Zur Ausschmückung unserer Terrarien, namentlich der Freiland- und grösseren Zimmerterrarien eignen sich alle drei Arten vorzüglich, besonders wenn sie nicht allzusehr dem Sonnenbrände ausgesetzt sind. Saxifraga ligulata Wall, ist heute bei- 62 Friedrich Th euer: Die Steinbreche (Saxifragaceen) als Terrarienpflanzen. nahe bei jedem Gärtner zu finden, denn sie blätterige Steinbrech {Saxifraga • peltata) wird vielfach zur Verwendung von Rabatten, (Fig. 12), auch Sonnenschirmpflanze genannt; Ausschmückungen von Grotten und Fels- er bildet in seiner Heimat Kalifornien an Originalaufnahme nach dem Leben von Friedr. Theuer. Figur 12. Links: Saxifraga ligulata, Wall. Rechts: Saxifraga peltata der nat. Grösse. Originalaufnahme nach dem Leben von Friedr. Theuer. Figur 13. Saxifraga cordifolia, Hw., 1/6 der nat. Grösse. partien, die von Wasser bespritzt sind, benützt. Für das Freilandterrarium, wegen seiner Grösse weniger für das Zimmerterrarium, eignet sich auch besonders gut der schild- Bächen und Flüssen ähnliche Bestände wie bei uns der Huflattich [Tussilago farfara L.) und die Pestwurzarten {Petasites 1\). Diese Pflanze verliert im Winter die Blätter, eignet sich darum auch weniger für das Zimmerterrarium. Friedrich Theuer: Die Steinbreche Das dicke, fleischige Rhizom des schild- förmigen Steinbrechs treibt im Frühjahre zunächst einen 50 — 60 cm hohen, rötlichen Blütenschaft, auf welchem sich eine aus Rispen zusammengesetzte Trugdolde von blass fleischroten Blüten erhebt. Diese be- stehen aus fünf Kronenblättern, welche mit fünf stumpfen, rückwärtsgebogenen Kelch- blättern abwechseln. Die Staubbeutel wie der Stengel dieser Blüte sind dunkler rot gefärbt. Die ansehnlichen Blätter, die erst erscheinen, wenn die Pflanze bereits in voller Blüte war, sitzen an 60 cm langen Stielen, sind schildförmig, gelappt, doppelt gesägt und von freudigem, glänzendem Grün. Diese durch ihre Blüte wie Blätter gleicherweise wertvolle Pflanze eignet sich namentlich für jene Stellen im Freilandterrarium, wo kleine Wasserläufe ihr dem heimatlichen Standorte ähnliche Verhältnisse bieten. Sie überdauerte unsere strengen Winter in Kärnten, in wel- chen das Thermometer bis auf 32 Grad C. unter den Gefrierpunkt sank, ohne den ge- ringsten Schaden zu nehmen. Die Ver- mehrung der Pflanze wird am besten durch Abtrennung von Wurzelstöcken vollzogen. Ebenfalls zu den Saxifragaceen gehörig ist Hoteia japonica Decaisne , die sehr gut ge- deiht und beinahe bei jedem Gärtner vor- rätig ist. Ihre Blätter, die zu kleinen Büschen anwachsen, erinnern etwas an Farrenkräuter. Diese Pflanze ist gegen Sonnenhitze sehr empfindlich, also für unsere Zwecke nicht überall brauchbar. In halbschattigen Lagen und guter Haide- erde gedeiht sehr gut die herzblätterige Spitzmütze ( Tiarella coräifolia L.). Auf den zahlreichen, 15 — 20 cm hohen Blumen- schäften erscheinen Ende April bis Mai die eiförmigen Aehren der weissen Blüten, die durch die vielen langen, weissen Staubfäden mit ziegelroten Staubbeuteln sehr zierlich aussehen. Die wurzelständigen, herzförmigen Blattspreiten sind in fünf rundliche, gezähnte Lappen geteilt und weiss behaart. Diese Pflanze eignet sich besonders gut für das Freilandterrarium. Ausser den genannten Saxifragaceen will ich noch in Kürze die ebenfalls hierher- gehörenden Metella-, Tellina- und Heuchera- Arten erwähnen, die sich ziemlich gut für (Saxifragaceen) als Terrarienpflanzen. 63 unsere Terrarien, besonders für das Freiland eignen. Namentlich Heuchera sanguinea Engelm ., welche durch ihre rosinroten Blüten auffällt, ist eine prächtige, gärtnerisch sehr wert- volle Pflanze. Schliesslich möchte ich noch ein Wort in bezug auf die Beschaffung der genannten Pflanzen hinzufügen. Für diejenigen Ter- rarienfreunde, die in den Alpen wohnen oder dort ihre Ferien zubringen, wird es nicht schwer sein, die meisten der von mir erwähnten Saxifragaceen, insoweit sie den Alpen angehören, selbst einzusammeln. Aber dabei muss man vorsichtig zu Werke gehen, denn wenn auch bisweilen die gewünschten Pflanzen in einer grossen Anzahl auf be- schränktem Raume zu finden sind, eignet sich doch nicht jedes Exemplar für die Verpflanzung. Aeltere Pflanzen vertragen meistens sehr schwer einen Wechsel des Standorts. Man wähle daher aus den vielen Exemplaren nur jene jüngeren und kräf- tigeren Pflanzen aus, die man leicht und mit einem guten Wurzelballen ausheben kann. Für jene Terrarienfreunde aber, die nicht in der Lage sind, sich selbst die ge- wünschten Pflanzen zu sammeln, empfehle ich, sich an eine jener Firmen zu wenden, die ausschliesslich den Handel mit Alpen- pflanzen betreiben. Auf diese Weise be- kommt man nicht nur richtig ausgewählte Exemplare, sondern diese sind auch meistens schon durch längere Gartenpflege und Topf- kultur akklimatisiert und gut bewurzelt. Solche kräftige Pflanzen können natürlich viel leichter in Terrarien versetzt werden und ertragen auch den Wechsel des Stand- orts sicherer, als frisch eingesammelte Exemplare. Die Firma F. Sündermann in Lindau am Bodensee und H. Gusmus in Klagenfurt, Villacher Strasse 65, in Kärnten haben beinahe jederzeit die von mir er- wähnten Alpenpflanzen auf Lager und werden gewiss auch gern bereit sein, die anderen, nicht den Alpen angehörigen Saxifragaceen zu besorgen, wenn selbe nicht ebenfalls vor- rätig sein sollten. Ohne die eine oder an- dere dieser Firmen bevorzugen zu wollen, sei hier nur erwähnt, dass ich zu wieder- holten Malen von beiden zu vollster Zu- friedenheit bezogen habe. 64 Friedrich Call: Folgeerscheinung za häufiger Brutpflege bei Paratilapia multicolor (Maulbrüter). Folgeerscheinung zu häufiger Brutpflege bei Parafilapia multicolor (Maulbrüter). Vod Friedrich Cull, Wasserstern -Augsburg. Im Februar vorigen Jahres hatte ich mir ein noch junges, jedoch laichreifes Pärchen Maulbrüter erworben. Ich fütterte dasselbe fleissig mit Würmern, Fleisch und Daphnien und sah, dass es sehr rasch heranwuchs. Ich wies ihm ein kleines, mit Sagittarien bepflanztes Becken als Wohnung an. Mitte März begann ich die Temperatur auf 23 — 26° zu erhöhen, wodurch das Männchen sofort zur Brutpflege veranlasst wurde. Es machte eine etwa 5-Markstück grosse Grube in den Sand, holte das ebenfalls sofort willfährige Weibchen herbei und beide begannen nun, in den herrlichsten Farben glänzend, wobei das Männchen seine Gefährtin noch weit an Pracht übertraf, ihre Liebesspiele aufzuführen, indem sie sich lebhaft aufgeregt umkreisten. Nachdem das Weibchen die Eier in die Grube abgesetzt hatte und jene vom Männchen befruchtet worden waren, wurden sie von der Mutter in das Maul aufgenommen, um sie in der sonderbaren Brutmaschine der Reife zuzutragen. Am 22. März entfernte ich das Männchen. Durch den Kehlsack konnte man die Entwicklung der Eierchen verfolgen. Am 14. Tage, am 4. April, ver- liessenzu meiner grössten Freude die Jungen zum ersten Male ihre Wiege. Sie hatten die Grösse eben ungefähr geborener Einfleck- kärpflinge. Etwa nach einer Stunde nahm die Mutter ihre Kinderchen wieder in ihr Maul auf. Es waren 32 Stück, nach meiner Meinung gerade reichlich genug für diese Unterkunft, aber ich sollte eines Besseren belehrt werden. Von Tag zu Tag durften die schon vom ersten Tage an recht mobilen Dingerchen immer länger sich der Freiheit erfreuen, bis sich die Mutter gar nicht mehr um sie kümmerte; da nahm ich sie heraus und pflegte sie bis zum 2. Mai, in einem eigenen Behälter, recht fleissig für lebendes Futter Sorge tragend. An diesem Tage ver- einigte ich das Pärchen aufs neue und hatte die Freude, das Weibchen bald wieder mit vollgepfropftem Maule herumschwimmen zu sehen. Diesesmal liess die Mutter ihre Jungen — es waren 68 Stück — schon am 9. Tage frei. Am 6. Juni laichten die alten Tiere zum dritten Male und erzielten dieses- mal nur 48 etwas schwächer entwickelte Junge, die aber sehr gut gediehen. Von allen drei Bruten ist nicht ein Stück ein- gegangen, sämtlich wuchsen sie zu kräftigen Tieren heran. Später setzte ich das Männchen zu den schon ziemlich kräftigen Fischchen der 1. und 2. Brut, mit denen es sich sehr gut vertrug. Als ich aber das Weibchen ebenfalls dazu setzte, war es mit einem Schlag mit der Gemütlichkeit zu Ende. Sofort begann der Gatte seine Gefährtin energisch zu umwerben und eine Grube auszuwerfen, wobei er in die Nähe kommende Jungfische recht unsanft behandelte, was mich ver- anlasste, ihn zu entfernen. Zusammengebracht mit den grösseren Jungen hatte ich das alte Paar deshalb, weil ich die Tiere heuer nicht mehr züchten lassen wollte. Durch das Liebeswerben des Männchens und die Will- fährigkeit des Weibchens liess ich mich nun aber doch verleiten, die beiden nochmals zusammenzugeben, was ich bereuen sollte. Am 16. Juli also wurden sie wieder ver- einigt. Das Weibchen zeigte diesesmal einen ganz auffallend starken Leibesumfang. Es folgte dem Männchen in die Grube, schoss aber ganz plötzlich aus derselben heraus und fuhr wie rasend im Becken umher. Man merkte, dass etwas nicht recht in Ordnung j sein musste. Am zweiten Tage — es hatte i sich der bezeichnete Vorgang öfters wieder- i holt — - gewahrte ich etwa 20 — 25 Eierchen im Neste liegen; zudem hatte das Weibchen auch den Kehlsack gepfropft voll. Die im Neste befindlichen Eier, welche sämtlich befruchtet waren, lebten drei Tage und hatten sich schon zu entwickeln begonnen. Jeden Tag wiederholte sich beim Weibchen der zitierte Anfall. Eines Tages drehte sich das Tier wie toll im Kreise herum und machte so eine Grube in die Erde, die bis zum Blechboden des Aquariums hinab- reichte und diesen blosslegte. Die Anfälle wiederholten sich in immer kürzeren Zeit- räumen und waren von immer längerer Dauer, bis am achten Tage nach der Laich- abgabe das gequälte Tierchen tot im Becken lag. Die zur Hälfte entwickelten Eier — etwa 60 — 70 Stück - — fand ich in der Grube liegend vor. Dieses Resultat hat mir viel Verdruss bereitet, hauptsächlich deshalb, weil ich mir die Schuld an diesem tragischen Ende zusprechen musste. Es war eben zuviel Guido Findeis, jun.: Kann man Seewasser-Kärpflinge an Siisswasser gewöhnen? (35 gewesen. Ich gebe diese Erfahrung bekannt zu Nutz und Frommen junger Liebhaber, die diesen, übrigens leicht züchtbaren, hoch- interessanten Fisch zum ersten Male pflegen. Kann man Seewasser-Kärpflinge {Cyprinocfon fasciafus ) an Süss- wasser gewöhnen? Von Guido Findeis, jun. — Zoologische Gesell- schaft Wien. (Mit einer photogr. Aufnahme). Jedesmal, so oft ich Kärpflinge, diese schönen kleinen Seefischchen sah, dachte ich mir: Diese netten Fischchen müssten sich wohl in einem Süsswasseraquarium sehr gut ausnehmen. Herr Schumann, einer unserer besten Aquarienpfleger, brachte mich auf die Idee, den Versuch zu machen, dieselben an Süsswasser zu gewöhnen. Schumann war auch der Ansicht, dass, wenn es gelingen würde, diese niedlichen Fische an Süss- wasser zu gewöhnen, sie viele Liebhaber finden dürften. Es müsste eben der Ver- such gemacht werden, ob es möglich sei. Vorigen Winter am 13. Dezember 1907 nahm ich mir nun 4 Stück ca. 3 cm lange, ge- sunde Kärpflinge mit nach Hause und setzte sie in eine Glaswanne. In der Glaswanne befanden sich 4 Liter natürliches Seewasser mit einem Salzgehalte von L037 (bei 10° R). Ich stellte die Glas wanne, da ich beim Fenster keinen Platz dafür hatte, auf meinen Schreibtisch, der 3/4 Meter vom Fenster ent- fernt steht. Da mein Zimmer wohl licht ist, jedoch die Sonne zum Schreibtisch niemals hinscheint, stellte ich die Glaswanne bei schöner Witterung zeitweilig auf das Fenster- brett, damit diese Versuchskaninchen von der Sonne beschienen würden. Anfangs liess ich das Seewasser, so wie es war, 3 Tage stehen und fütterte die Kärpflinge fleissig mit Tubifex, damit sie die kommen- den Strapazen besser überstehen könnten. Sie nahmen jedoch, wahrscheinlich der niedrigen Temperatur wegen, nur wenig Nahrung zu sich. In die Wanne hatte ich keinen Bodenbelag gegeben. Nach 3 Tagen begann ich langsam mit dem Zugiessen von Süsswasser, was ich immer mittags tat. Die Temperatur war infolge der äusseren Kälte (mein Zimmer wird nie geheizt) eine niedrige. Das Ther- mometer fiel manchmal bis 9° R., einmal sogar bis 8° R. ; die Kärpflinge fühlten sich trotzdem augenscheinlich nicht unbehaglich. War das Thermometer auf 9° R. gesunken, so hing ich meinen Heizapparat „Neuheit“ an die Glaswanne, welcher sich, nebenbei gesagt, sehr gut bewährte. Das Aquarium, in dem sich die Kärpflinge befanden, wurde nicht durchlüftet. Das Süsswasser setzte ich sukzessive, wie folgende Tabelle zeigt, dem Seewasser zu: Tag Salz- gehalt Tempe- ratur Zugabe von Siisswasser Anmerkung 13./XII. 07. 1.037 10° R. 1 — alle 4 gesund und munter, etwas gefressen 14. 1-037 11° „ — do. 15. 1-037 12« ,, — do. 16. 1-037 1272°,, 2 Esslöffel keine Nahrung genommen 17. 1-037 11° ,, 3 — 18. 1-037 10° „ 3 ,, gesund ein we- nig gefressen 19. 1-036 10° „ 3 gesund — 20. 1-036 10° ,, 3 „ do. keine Nah- rung genomm. 21. 1-035 12° , 7 „ — 22. 1-035 12 7 2 5 ,, alle 4 munter gefressen. 23. 1-035 12° „ 5 — 24. 1-035 12° „ 5 — 25. nicht nachge- schaut, aber ge- füttert 26. 1-035 12° ,, 5 Esslöffel — 27. 1-034 12° „ 5 — 28. 1-034 12° ,, 5 gesund, etwas gefressen 29. 1-033 12° ,, 5 „ — 30. 1-033 12° „ 5 ,, — 31. 1-033 u° ,, 5 y4 Liter gefressen 2./I. 08. 1-031 10° ,, — 2. 1-031 10° ,, — — 3. 1-031 11° „ — nichts ge- fressen 4. 1-031 12° „ — — 5. 1-029 10» „ 7i Liter — 6. 1-030 10« „ etwas Tubifex genommen 7. 1-028 8° ,, y4 Liter — 8. 1-029 8° „ nichts gefres- sen, einige Stämmchen Fontinalis in das Aquarium gegeben 9. 1-028 13° „ y4 Liter — 10. 1-028 14° ,, — — 11. 1-026 12° „ y4 Liter gesund, etwas gefressen 12. 1-025 16° „ 74 nichts gefress. 13. 1-023 9° „ 7 2 — 14. 1-022 11° „ 7, „ etwas Tubifex gefressen 15. 1-020 13° ,, 72 „ — 16. 1-019 13° ,, 7s „ — 17. 1 018 9° „ % „ nichts gefress. 18. 1-015 11° ,, 6/4 „ — 19. 1-015 11° „ zur Hälfte geleert und eben- soviel Süsswasser dazu ge- geben. Am 20. Januar fing ich die Kärpflinge aus dem Behälter heraus, entleerte den- selben, reinigte ihn und füllte nur Süss- wasser hinein, in das ich nun die Kärpflinge setzte. Sie waren ganz munter, schwammen herum und nahmen eine Kleinigkeit Tubifex zu sich. Am 21. waren die Fische noch ganz munter, ebenso am 22. mittags. Als ich aber abends nach Hause kam, schwamm der grössere auf dem Rücken am Boden des Aquariums. Am 23. abends schwammen alle vier auf dem Rücken und zwar am Boden. Ich goss Seewasser zu bis auf 1-025°. Nach 66 Guido Findeis, jun.: Kann man Seewasser-Kärpflinge an Süsswasser gewöhnen? einer Stunde schwammen 2 Fische rücklings an der Oberfläche und 2 am Boden. 24. früh: der grösste anscheinend leblos, der kleinste lag aufrecht am Boden, von den 2 anderen aufrecht, anscheinend wieder ganz munter, umher. In dieser Zeit besprach Herr Schumann meinen Versuch, die .Kärpflinge an Süss- Kechts: Seewasser kärpfling ( Lebias calaritanus Aufnahme nach dem Leben Cypvinodon fdsci.a l us) . (in der Tierhandlung G. Findeis) Mitte: S pir alr ö h r en w u r m oder M e er p in s el ( Spiro - von Adolf Cern^-Wien. graphis Spallanzanii), der eine davon in der Röhre zurückgezogen. Auf dem Steine im Vordergründe wächst Corallina, eine mit Kalk inkrustierte Alge. schwammen einer am Boden, der andere an der Oberfläche, alle 3 sehr erschöpft. Ich setzte wieder Seewasser zu, bis das Araeometer auf 1-038° zeigte. Abends war der grösste Fisch tot, die übrigen drei schwammen wasser zu gewöhnen, mit einem hervor- ragenden Liebhaber von Seewassertieren, unserem Herrn Dr. Kreisler; er sagte mir später, dass es nicht möglich sei, Seefische an Süsswasser zu gewöhnen, da sie bei Kleine Mitteilungen. 67 diesbezüglichen Versuchen regelmässig Kiemenerkrankungen zeigten und daran zu- grunde gehen. Ich liess mich jedoch durch diese wenig tröstliche Prophezeiung nicht abschrecken und versuchte nach einer Woche mit den 3 übriggebliebenen Kärpflingen das Ex- periment nochmals. War noch vorsichtiger mit dem Zugiessen von Süsswasser, ver- dünnte also das Seewasser noch langsamer, wozu ich beinahe noch einmal so lange brauchte, wie beim ersten Versuch, und das Resultat war: dass mir diesmal zwei Ivärpf- linge, nachdem sie 2 Tage in purem Süss- wasser gelebt hatten, eingingen. Der übrig- gebliebene Fisch lebt heute noch; da aber auch er Krankheitserscheinungen zeigte, im Seewasser mit gewöhnlichem Salzgehalt. Ich beabsichtige jedoch, diese interes- santen Versuche trotz alledem nicht aufzu- geben, sondern will noch probieren, diese Fische in wärmerer Jahreszeit bei Durch- lüftung und noch längerer Uebergangszeit an Süsswasser zu gewöhnen. Heuer stand mir leider bis jetzt kein ge- eignetes Material zur Verfügung, sonst hätte ich auch diesen Versuch schon gemacht und darüber berichtet. Zusatz des Herausgebers: Auch ich habe — aus anderen Gründen als den vom Herrn Verfasser angegebenen — den Ver- such gemacht, Cyprinodon fasciatus (= Lebias calaritanus ) an Süsswasser zu gewöhnen. Bei gleicher Versuchsanordnung, wie hier be- schrieben, bin ich auch zu dem gleichen Resultate gekommen, nämlich dass die Ge- wöhnung an Süsswasser nicht stattfindet. Ich habe aber eine Methode ausfindig ge- macht, welche es dennoch gestattet, zum Ziele zu kommen, und werde vielleicht bald ausführlich darüber berichten; für heute ge- nüge der Hinweis, dass die Einbürgerung des Seewasserkärpflings im Süsswasser möglich ist und dass Herr Findeis sich mit seinem im letzten Abschnitte geäusserten Versuchs- programm auf richtiger Fährte befindet. Kleine Mitteilungen. IV Ein neues, haltbares Transportgefäss. Eine grosse Zahl von Fischen muss alljährlich auf dem Transportwege sein kostbares Leben ein- büssen. Die Hauptschuld hieran tragen wohl meist die Transportbehälter selbst. Ich halte einen Kom- mentar hierüber für überflüssig. — Ein wirklich gutes, brauchbares Transportgefäss, welches niemals rostet und selbst bei 100 maligem Ausgleiten nicht springt, glaube ich, wird jedem Aquarianer und Terrarianer sehr willkommen sein. Ich habe ein solches entdeckt und betrachte es als meine Pflicht, der O effentlichkeit, respektive dem allgemeinen Inter- esse damit zu dienen. Wohl Niemandem wird die Kokosnuss, eine Frucht mit steinharter Schale, unbekannt sein. Viele Eingeborenenstämme verwenden letztere als Koch- und Trinkgeschirr, was einen Beweis der Haltbarkeit dieses tropischen Landes -Produktes liefert. Denn die Schale ist fast unzerbrechlich, auch hält sie das in sie gefüllte Wasser im Winter weit wärmer, als Glasgefässe, auch ein grosser Vorteil für unsere be- flossten Lieblinge. Wir kaufen für etwa 40 Pfennig eine Kokosnuss — je grösser, je mehr Tiere haben in ihr Platz — und sägen von dem spitzeren Ende derselben eine Kappe ab, so dass die abgesägte Stelle der Nuss etwa 8 bis 10 cm Durchmesser bekommt. Alsdann wird die Milch, wenn man sie geniessen will, in ein geeignetes Gefäs's gelassen, und man beginnt darauf mit dem Ausschälen des weissen, gesunden Fleisches aus der Nuss, sowieaus der abgesägten Kappe derselben. Ist man mit dieser Arbeit fertig, so werden 8 Prozent feiner Sand mit 2 Prozent Salz vermengt, von dieser Mischung eine Portion auf einen sauberen Lappen gestreut und damit die Schale von innen kräftig ausgerieben, bis sie wie poliert erscheint. Nachdem auch diese Mühe gelungen ist, geht man an die äussere Bearbeitung. Scharfes Sand- oder Glaspapier ist sehr wohl geeignet, die ganze äussere Schale gleich der innern zu polieren. — Sind wir soweit, dann streichen wir die Aussenseite mit grüner oder dunkelvioletter Oelfarbe dünn an und lackieren nach erfolgter Trocknung den Anstrich mit ver- dünntem Damarlack. Die Nussschale gleicht dann ganz und gar einem Majolikagefäss. Mit einem Drill- bohrer versehen wir jetzt die Schale etwa 2 cm unterhalb der abgesägten Stelle mit zwei Löchern, eins links und eins parallel demselben, um diese Löcher mit einem schön modern selbst gebogenen Draht- bügel beweglich zu verbinden. Die abgesägte Kappe soll als Deckel Verwendung finden und mittels Draht- ösen wieder an ihre alte Stelle kommen. Jedoch müssen die Oesen locker angebracht werden, damit sich der Deckel auf- und zuklappen lässt. Weil es nun dem vorsichtigsten und klügsten Menschen einmal passieren kann, dass er bei Glatteis oder sonst einer Gelegenheit leicht ausrutscht, rate ich, da, wo der Deckel an die Nuss befestigt ist, eine kleine Stahldrahtfeder anzubringen, welche ge- eignet ist, den Deckel fest auf die Nuss zu drücken, wodurch sich bei einem oben geschilderten Aus- gleiten das Wasser nicht auf die Strasse ergiessen kann und die Fische gerettet sind. — Nun wäre das Transportgefäss vollständig gebrauchsfertig und ich bin überzeugt, dass ein solcher Transportkörper ein ganzes Menschenleben hindurch allen Unglücksfällen trotzt und uns Liebhabern ein treuer Diener wird. Aber nicht nur als Transportgefäss lässt sich die Nussschale verwenden, sondern noch zu vielen an- deren nützlichen Zwecken. So als Schlupfwinkel für Terrarientiere, als Vogelbruthäuschen, als Ampel für Waldfarren und Sumpfpflanzen, als Blumenvase und Nachtlampe. Ernst Nieselt, Uresden-N. Vertilgung der Blattläuse. In letzter Zeit wurde häufig in Vereinsberichten über das massenhafte Auftreten der Blattläuse ge- klagt und zur Vertilgung derselben verschiedene Mittel, unter anderem Tabakhriihe, Tabakqualm, Räucherkerzen qualm usw. angeführt. Als nun gegen Ende vorigen Sommers auch in einigen meiner Becken die Blattläuse in solcher Zahl auftraten, dass die Schwimmpflanzen und Schwimmblätter der ÜDterwasserpflanzen vollständig mit den unange- nehmen Gästen besetzt waren und auf dem Wasser- 68 Literaturbericht. — Uebersicht der Materien. — Nachrichten des Herausgebers. Spiegel eine Schicht abgestorbener Läuse trieb, dachte ich an die Beseitigung der Plagegeister; jedoch erschienen mir die oben erwähnten Mittel gar zu unnatürlich und lästig, da mit Wasser- wechsel verbunden. Also trachtete ich den Blatt- läusen ihre natürlichen Feinde gegenüber zu stellen und brachte zu diesem Zweck beim nächsten Tümpelgange eine Anzahl der behenden Wasser- läufer (Hydrometra) mit und setzte diese, nach- dem ich die toten Blattläuse mit reinem Fliesspapier entfernt hatte, auf den Wasserspiegel meiner Be- hälter, woselbst sie bald ihre eleganten Kreise zogen und lebhaft ihrem Fortpflanzungstriebe folgten. Die Blattläuse wurden weniger und die Zahl der aus- gesogenen Häute zusehends grösser. Die Wasser- läufer hatten sich bereits vermehrt; überall hopsten die zarten rosafarbenen Jungen derselben zwischen den Wasserlinsen. Bei der allen Wanzen eigenen riesigen Gefrässigkeit der Wasserläufer war leider die Herrlichkeit bald zu Ende; die Blattläuse waren in unverhältnismässig kurzer Zeit vollständig ver- zehrt, um nie wieder zu erscheinen, die Wasserläufer starben bald darauf ab. Das beschriebene Mittel ist also bequem, billig und zweckmässig. Unbekannt ist mir jedoch, ob die Wasserläufer auch ihre Beute von den Ueber wassertrieben der Sumpfpflanzen ablesen, doch nehme ich das kaum an. Ebenso unbekannt ist mir, ob die Hydrometra etwa an der Oberfläche verweilenden Jungfischen gefährlich werden kann. Jedenfalls ist hier Vorsicht am Platze. Ausserdem bietet die Zucht der Hydrometra viel des Interessanten, jedoch muss man in diesem Falle auf reichlich Futter bedacht sein, da sonst die Freude nicht lange dauert. Louis Schulze, Cassel. Literaturbericht Internationale Revue der gesamten Hydro- biologie und Hydrographie. Redigiert von R. Woltereck, Leipzig 08, Verlag Dr. W. Klink- hardt, Bd. I, Heft 3. — Wie das Doppelheft 1 und 2, so ist auch das vorliegende Heft der ge- nannten Zeitschrift ausserordentlich reichhaltig. H. Lohmann gibt eine sehr interessante Arbeit „Ueber die Beziehungen zwischen den pelagischen Ablagerungen und dem Plankton des Meeres“. Auch ohne spezialwissenschaftliche Kenntnisse zu besitzen, kann der Leser aus diesen klaren Ausführungen sich über die ausserordentlich wichtigen Vorgänge unter- richten, die dauernd zur Formation des Meeresbodens beitragen. Eine Reihe der in Betracht kommen- den Organismen sind auf einer Tafel abgebildet. Grötzingers Aufsatz : „Der Luntzer Mittersee, ein Grundwassersee in den niederösterreichischen Kalk- alpen“ (Teil2) stellt eine gründliche Untersuchung über die Temperaturverhältnisse des einen der drei Seen dar, die zum Gebiete der bekannten biologischen Station in Luntz gehören. In Walters Arbeit: „Einige all- gemeine biologische Bemerkungen über Hydracarinen“ finden die Aquarienliebhaber, welche sich auch mit wirbellosen Wassertieren beschäftigen, viel inter- essantes. Ganz besonders wird den Aquarienfreunden C. Klauseners Abhandlung „Ueber die Blutseen der Hochalpen“ gefallen, weil uns Roth schon durch seine Arbeiten über „Burgunderblut“ in das Verständnis für diese Fragen einführte. Klausener gibt eine Zu- sammenstellung der Blutseen der Schweiz. Sehr ein- gehend beschreibt er eine Anzahl kleinerer solcher Gewässer, denen er längere Zeit hindurch Fang- proben entnommen hat. Er gibt Daten über ihre Fauna, die sich im Laufe der wenigen Monate zeigt, in denen diese Tümpel eisfrei bleiben. Klausener beschränkt sich nicht auf die Beschreibung der ein- zelligen Erreger der blutroten Färbung der Ge- wässer (Euglena sanguinea), sondern berücksichtigt ebenso die Rotatorien (Rädertierchen), Copepoden (Hüpferlinge), Cladoceren (zu denen die Daphnien zählen) und Amphibien. Seine Untersuchungs- ergebnisse führen zu ausserordentlich interessanten Schlüssen über den Wert der roten Farbe kleiner Tierformen (Schutz gegen schädliche Lichtstrahlen), über die Zeugungskreise der kleinen Krusterformen und die Entwickelung der Amphibien in alpinen, also sehr kalten Gewässern. Von den Berichten und Sammelreferaten fallen folgende Arbeiten in das In- teressengebiet des Aquarienfreundes: „Zur Kenntnis der biologischen Wasserbeurteilung“ von Zuelzer, „Die geographische Verbreitung der Copepoden und ihre Beziehung zur Eiszeit“ von Brehm, „Der gegen- wärtige Stand unseres Wissens vom Süsswasser- polypen“ von Steche und vor allem „Wissenschaft- liche Ergebnisse der Aquarienkunde“ von Urban. In diesem Sammelreferat werden Kämmerers Barsch- arbeiten, Labontes „Beiträge zur Biologie und Ver- breitung der drei seltenen Barscharten Aspro streber, . . . Thumms und Buschkiels Aufsätze über die Fortpflanzung der Ellritze besprochen. Derartige Berichte über Veröffentlichungen aus unserem Gebiet werden in der „Revue“ fortgesetzt erscheinen. — Franz gibt in „Unsere gegenwärtigen Kenntnisse vom Lebenslauf des Aales und ihre ökonomische Bedeutung“ eine sehr dankenswerte Zusammen- stellung. Unter der Rubrik: „Aus den Stationen, Instituten und Kommissionen“ finden wir in dieser Nummer Berichte über das ozeanographische Museum in Monaco und die biologischen Ferienkurse an der Plöner Station. Von den „Notizen und Zuschriften“ hebe ich die Mitteilungen von Thumm über „Ge- schlechtsbestimmungen bei Warmwasserfischen“ her- vor. — Diese kurze Besprechung des Heftes — eigentlich ist es schon ein stattlicher Band — be- weist wohl, dass die Zeitschrift für Aquarienkundige sehr lesenswert ist. Mögen recht viel Vereine sie ihrer Bücherei einordnen. Alfred L. Buschkiel. Uebersicht der Materien in Aufsätzen und Mitteilungen vorliegender Nummer: — (* = abgebildet) — Terrarium: Steinbreche ( Saxifragaceen )*, S. 57. Süss wasseraquarium: Maulbrüter ( Paratilapia multi- color), S. 64. Wasserläufer ( Hydrometra ), S. 67. Seewasseraquarium: Gebänderter Seekärpfling (Le- bias calaritanus = Cyprinodon fasciatus)*, S. 65. Meer- pinsel ( Spirographis Spallanzanii)* , S. 66. Korallen- alge ( Corallina )*, S. 66. Technik: Transportgefäss, S. 67. Vertilgung der Blatt- läuse, S. 67. |l Nachrichten des Herausgebers. Eingegangene Beiträge: W. K. i. T. „Laich Pelodytes“, Dr. W. R. i. Z. „Problem I“, einige Vereins- berichte: leider wahrscheinlich wieder zu spät für diese Nummer. Bitte zu berücksichtigen, dass ich wegen der grossen Entfernung und schlechter Postverbindung jede Nummer fast zwei Wochen vor Erscheinen fertig- stellen muss. Für den Anzeigenteil: Fritz Lehmanns Verlag, Stuttgart. — Verlag von Fritz Lehmann, Stuttgart. Druck von Julius Mäser, Leipzig-R. Aus meiner naturphotographischen Praxis. Von Rud. Zimmetmann, Rochlitz i. S. Mit zwei Abbildungen nacli Originalaufnahmen des Verfassers. I. Eine Begegnung mit der Kreuzotter. Den dritten Vormittag bereits sass ich an der von der Septembersonne warm beschienenen Berghalde auf Anstand. Aber keinem Wilde im Sinne des weidgerechten Hubertusjüngers galt meine Geduld und Ausdauer, und keine kugel- oder schrotgeladene Büchse führte ich bei mir, sondern einem „giftigen Gewürm“, wie der Volksmund in gänzlicher Missachtung der zoologischen Nomenklatur eine Klasse von Tieren bezeichnet, zuliebe liess ich mir die Sonne auf den Rücken brennen, und lediglich in meiner so oft schon bewährten Hüttigschen Spiegel-Reflex-Kamera samt den notwendigen Kassetten bestand meine Ausrüstung: ich wollte die Kreuzotter auf die Platte bannen! Wieder- holt schon hatte ich ein starkes Weibchen hier beobachtet, fast immer genau an dem gleichen Platz, aber stets unbehelligt gelassen; der Eifer des Naturphotographen trug den Sieg davon über die Lust, das prächtige Tier zu fangen. Und nun, da ich mit der aufnahmebereiten Kamera die Schlange erwartete, liess sie sich, die bei geeignetem Wetter sonst mit auffallen- der Regelmässigkeit an das Sonnenlicht kam, nicht mehr sehen; es schien fast, als ahnte sie mein Vorhaben und wollte meine Hoffnungen zuschanden machen! Schliesslich wurde meine Geduld — der passionierte Weidmann kann sie nicht grösser haben — aber doch belohnt, das „Wild“ kam vor das Objektiv meines Apparates. Der Himmel hatte sich mit jenem, kaum merkbaren Dunstschleier überzogen, der uns die warmen Strahlen der Sonne so drückend er- scheinen lässt und in der Regel ein nahes Ge- witter ankündet — in der Tat entlud sich wenige Stunden später auch ein solches — , als ich die Schlange von ferne daherkriechen sah. Woher sie gekommen, ich weiss es nicht; wohl aus dem Stein- und Pflanzengewirr, das sich unfern von meinem Standort befand. Unglaub- lich langsam waren ihre Bewegungen und einen durchaus trägen Eindruck machend — noch nie ist mir die Schwerfälligkeit der Kreuzotter so zu Bewusstsein gekommen, wie in diesem Falle, von Zeit zu Zeit hob sie den Kopf empor und sicherte, damit ja keine Gefahr sie überrasche. Endlich schien sie einen Platz zu beschaulicher Ruhe gefunden zu haben, wie sie sich ihn wünschte, noch einige Wendungen mit dem vorderen Teil des Körpers nach rechts und links, ein langes, vorsichtiges Spähen mit erhobenem Kopf nach allen Seiten und langsam, fast langsamer noch, als sie dahergekrochen war, rollte sie sich zu der üblichen Spirale zusammen. Und damit war auch die Zeit meiner Tätig- keit gekommen. Die Entfernung der Schlange von mir war noch zu weit, um eine Aufnahme machen zu können, ich musste näher an sie heran. Ich glaube kaum, dass ein Weidmann sich an einen Achtzehn- oder Vieruxjdzwanzigender vorsich- tiger heranpirscht, als ich mich an die in der Sonne ruhende Kreuzotter; Schritt für Schritt, sonst aber unbeweglich, die Kamera auf dem fertig ausgespreizten Stativ — ich mache die Aufnahmen, wenn nur irgend möglich, gern mit dem Stativ — rückte ich ihr zu Leibe, unbeweglich verharrt sie, ahnungslos des sich Vorbereitenden. Jetzt bin ich ihr nahe genug, ungefähr 1 m vor mir ruht sie: den Apparat vorsichtig aufgestellt und die Rechte auf den die Auslösung des Verschlusses bewirkenden Hebel, da wird mich die Otter, die mich bisher im Rücken hatte, gewahr und wendet sich zur Flucht. Rasch die Linke zwischen Apparat und Schlange, wütend fährt sie mit dem Kopfe herum und zornig und vernehmlich zischend 70 Rud. Zimmermann: Aus meiner naturphotographischen Praxis. nimmt sie ihre Verteidigungsstellung ein. Noch einen Blick durch die Lichtkappe auf die Matt- scheibe, ein Druck auf den Auslöse-Hehel der Kamera und — die Aufnahme ist gemacht (Abb. 1). genommenen Stellung — und schon ist auch eine zweite Aufnahme fertig. Damit ist aber die Geduld der Otter zu Ende, sie kneift aus, auf ihre Sicherheit bedacht. Etwa 2 m von Photogr. Naturaufnahme nach dem Lehen von Rud. Zimmermann. Abb. 1. Kreuzotter, aus der Ruhelage zur Flucht übergehend, mit nach vorn gerichtetem, bissbereiten Kopf. Photogr. Naturaufnahme nach dem Leben von Rud. Zimmermann. Abb. 2. _ Kreuzotter; die gleiche Schlange wie auf Abb. 1, die auf der Flucht, etwa 2 Meter von dem ersten Ort entfernt, nochmals „gestellt“ und zur Verteidigungsstellung veranlasst wurde. Den Schieber in die Kassette, die Kassette heraus und eine neue eingeschoben — regungs- los, etwa wie ein Besucher eines Berufs-Photo- graphen auf dessen berüchtigtes „Bitte, recht freundlich“ steif und unbeweglich das kommende erwartet, verbleibt die Otter in der einmal ein- dem Aufnahmeplatz entfernt stelle ich sie noch- mals dadurch, dass ich den Apparat vor ihr hinpflanze und von Zeit zu Zeit mit der Hand in ihrer Nähe operiere: zischend und kampf- bereit postiert sie sich, und noch einmal kann ich sie „knipsen“ (Abb. 2). H. Flurl: Meine Erfahrungen bei der Pflege und Zucht des Haplochilus latipes Blkr. 71 Von diesen drei Aufnahmen — die Platte der zweiten schickte ich Herrn Richard Jahr- Dresden, dessen vorzüglichen und hochempfind- lichen Platten ich so manches schöne Resultat verdanke — habe ich die erste und dritte in meiner kleinen Arbeit: „Der deutschen Heimat Kriechtiere und Lurche“ veröffentlicht und — nahezu aufs Dreifache vergrössert — lasse ich sie heute auch hier folgen. Ohne jede Ueber- hebung meiner Tätigkeit glaube ich die Bilder als gut bezeichnen zu dürfen. Wenn auf ihnen, um mit der „Isis“ in München zu reden (Blätter Nr. 16, S. 196), auch „der Kopf der Schlange fehlt“ oder wenigstens nicht derart in Erschei- nung tritt, dass man an ihm alle Schilder zählen könnte (immerhin zeigt das erste Bild recht schön die im Zorn mächtig aufgeblasene Kehle der Schlange), so veranschaulichen sie doch ein gut Teil von dem Wesen des Tieres. Und das Wesen eines Geschöpfes in den Aufnahmen zum Ausdruck zu bringen, nicht bloss Ab- bildungen zu schaffen, muss ja das Bestreben des Naturphotographen sein. Denn sonst hätte die Naturphotographie ja wenig Zweck; Ab- bildungen liefern Zeichnungen ebensogut und oftmals besser noch, als wie dies Photographien tun können. Meine Erfahrungen bei der Pflege und Zucht des Haplochilus latipes Blkr. Von H. Flurl, „Wasserstern“ Augsburg. Im vorigen Frühjahr hatte unser Mitglied, Herr Ballenberger, von der bekannten, wegen ihrer Reellität nur zu empfehlenden Importfirma Siggelkow-Hamburg verschiedene Fische be- zogen, darunter ein Zuchtpärchen Haplochilus latipes, des „roten Zahnkarpfen“. Wegen Platz- mangel sah sich Herr Ballenberger veranlasst, letzteres wieder billig abzugeben und ich griff, da ich mich schon längere Zeit für diese Art interessierte und nur den bisher verhältnismässig hohen Anschaffungspreis gescheut hatte, sofort zu, um mir den Besitz des Pärchens zu sichern. War ich bis dahin nach gehörten und gelesenen Schilderungen der Ansicht, es hier mit einem zarten, zimperlichen Fischchen zu tun zu haben (ich hatte vorher nur zwei schwächliche Exem- plare und diese nur als Leichen gesehen), so war ich um so angenehmer überrascht, als ich das von mir erworbene Pärchen bei der Ab- holung zu Gesicht bekam. Trotzdem die Tier- chen ziemlich kühl gehalten wurden, waren sie sehr mobil und strotzten von Gesundheit. Auch in der Folge zeigte sich, dass meine oben mit- geteilte, bisherige Ansicht über den „roten Zahn- karpfen“ eine völlig irrige gewesen war. Eine eingehende Beschreibung und Definie- rung des latipes an dieser Stelle wird sich wohl erübrigen. Es dürfte hier genügen, wenn ich be- merke, dass Grösse und Gestalt, abgesehen von der bedeutend zurückgesetzten Rücken- und der sehr breiten Afterflosse, sich ziemlich mit der eines kräftigen Gambusenweibchens decken. Das Männchen ist um ein Geringes kleiner, etwas zarter und schlanker gebaut. Die Farbe der Fische ist leuchtendes Orangerot, das unge- fähr die Mitte zwischen dem intensiven Gold- glanze des Goldfisches und dem blassen Rot der Goldorfe hält. Auch die Flossen zeigen die gleiche Färbung, nur kommt diese hier wegen der Durchsichtigkeit der Flossen nicht so kräftig zur Geltung. Das Auge ist von einem metallisch schillernden, wunderbaren Smaragd- grün umgeben. Ob die sattere Färbung der Afterflosse meines Weibchens gegenüber der bedeutend blässeren des Männchens ein allge- meines Geschlechtsmerkmal vorstellt, vermag ich leider nicht zu entscheiden. Das in der Wochenschrift Nr. 40, 1908, vom Verein der Aquarium- nnd Terrariumfreunde in Berlin an- geführte Unterscheidungsmerkmal bei dem La- tipesmännchen trifft auch bei dem in meinem Besitze befindlichen zu, selbstverständlich muss es in bezeichneter Notiz wohl Rücken- statt Rippenflosse heissen. Ich hatte allerdings den in erwähntem Bericht angeführten dreieckigen Flossenausschnitt bisher für eine schlecht verheilte Flossenverletzung gehalten. Doch zur Sache! Die Fischchen wurden also nach Hause und in einem 30x20x25 grossen, mit Vallisnerien mittelstark bepflanzten, nicht heizbaren Gestellbecken untergebracht. Zum Ablegen der zu erwartenden Eier wurden ein lockerer Büschel Riccia und einige gut be- wurzelte Pistien, welch letztere aber wegen der zu niedrigen Temperatur bald abstanden, auf die Wasseroberfläche gegeben. Rasch gewöhnten sich die Tierchen in ihrer neuen Behausung ein und fühlten sich bei reichlicher Fütterung bald recht heimisch, ohne jedoch ein gutes Quantum Scheu, das ja die meisten Importen mitzubringen pflegen, ganz abzulegen. Schon bei ihrem vorigen Besitzer hatte das Weibchen wiederholt abgelaicht, aber Junge waren nicht zum Vorschein gekommen. Bereits am Tage nach dem Einsetzen in ihren neuen Wohn- 72 H. Flurl: Meine Erfahrungen bei der Pflege und Zucht des Haplochilus latipes Blkr. behälter schwamm jenes wiederum mit einem stattlichen Laichpaket — 25 — 30 Körner — be- haftet im Becken umher, ständig begleitet von seinem treuen Gefährten. Die Eierchen sind ca. 2 mm im Durchmesser und wasserhell. Eine gelbliche oder rötliche Färbung konnte ich bei den vielen hundert Eiern, die mein Weibchen produzierte, nicht ein einziges Mal beobachten. Jedes Körnchen ist mit zwei winzigen, dicht nebeneinander liegenden Bläschen in der Mitte ausgestattet. Das Eierpaket klebt traubenförmig zu beiden Seiten in unmittelbarer Nähe des Afters. Indem das Weibchen sich durch Riccia- büschel oder ähnliches Pflanzengewirr zwingt, beziehungsweise sich ruckweise dagegen reibt, lösen sich die Laichkörner nach und nach los und bleiben einzeln, manchmal auch zu mehreren, an den Pflanzenteilen hängen. Diejenigen Eier, bei denen die Anheftung nicht gelingt, sinken in- folge ihrer verhältnismässigen Schwere zu Boden und verpilzen dort, wenn man sich nicht die Mühe machen will, sie mittels eines Glasröhrchens aufzulesen und vorsichtig auf die Ricciabüschel zu legen. Die Befruchtung der Eier durch das Männchen konnte ich nicht bestimmt beobachten, doch glaube ich einen Vorgang, bei welchem sich das Männchen während des Austritts des Eierpakets aus dem After, der in den frühesten Morgenstunden vor sich geht und 3 — 4 Stunden dauert, wiederholt schräg unter das sich ruhig verhaltende Weibchen legte, wobei seine Flossen lebhaft vibrierten, als Befruchtungsakt ansprechen zu dürfen. Bei dieser Gelegenheit wird jeden- falls das Sperma abgegeben und der Laich be- fruchtet. Gleichwie am ersten Tage, so brachte mein Weibchen jeden der folgenden Tage ein gleich- starkes Laichpaket zur Welt, und erst nach zirka 2 Monaten nahm die Anzahl der Eier nach und nach ab, um nach weiteren 14 Tagen völlig auf- zuhören. Die Gesamtproduktion ist also eine geradezu erstaunliche zu nennen; nach meiner Schätzung waren es weit über 1000 Eier. Aller- dings war die Nahrungsaufnahme der beiden Elterntiere während der Laichperiode eine mindestens ebenso erstaunliche; einen derartigen Appetit habe ich noch bei keinem anderen Fische auch nur annähernd beobachten können; das regelmässig jeden Morgen bis zum Ueber- mass mit lebendem Futter gefüllte Becken war anderntags ebenso regelmässig vollständig leer- gefressen. Ein einziges Mal passierte es, dass wegen ungünstiger Witterung Futtermangel ein- trat. wodurch einen Tag lang mit der Fütterung ausgesetzt wurde. Die Fischchen reagierten auf diese unfreiwilligen Fasten sofort, denn am darauffolgenden Tag blieb das gewohnte volu- minöse Eierpaket aus, und nur ein paar Laich- körner kamen zum Vorschein. Die wiederum einsetzende reichliche Fütterung hatte aber ebenso rasch wieder den Erfolg, dass das Pärchen wie früher, Tag für Tag, regelmässig und reich- lich Laich produzierte. Nun zur Weiterbehandlung bezw. Weiter- entwicklung der Eier. Diese werden also vom Weibchen an Ricciabüschel oder ähnliches Pflanzenmaterial abgestreift und angeklebt. Es wird zu dem Behufe auch Myriophyllum in dichtem Gewirr empfohlen, doch halte ich dieses, wie es sich aus dem später Gesagten von selbst ergibt, für nicht zweckmässig, da man hierbei gezwungen ist, die Eierchen einzeln abzulösen; höchstens wäre noch ein loses Einlegen von Myriophyllenstengeln zu empfehlen. Ich gab also ungefähr alle 3 bis 4 Tage einen welsch- nussgrossen Büschel gut gelockerte Riccia an einem bestimmten Punkte des Beckens auf die Wasseroberfläche und entnahm denselben, wenn er gut mit Eiern durchsetzt war, wieder dem Behälter, um ihn durch einen neuen Büschel zu ersetzen. Da das Ablegen der Eier so nahe an der Oberfläche des Wassers ein grosses Sauerstoffbedürfnis des Laiches vermuten lässt, verbrachte ich die herausgenommenen Büschel mit den Eiern vorsichtig in ein ganz flaches Bassin, um dortselbst den Laich sich entwickeln zu lassen. Hierzu verwendete ich mit gutem Erfolg runde, flache, innen verzinnte Kupfer- bleche, deren eigentlicher Zweck allerdings war : — schmackhafte Kuchen und „Datschi“1) entstehen zu lassen, die sich aber wie gesagt auch für meinen Zweck ganz vortrefflich eigneten. Der Boden der Brutbehälter wurde mit einer schwachen Lage Sand versehen; der Wasserstand betrug lfl/2 — 2 Zentimeter. Zur Infusorienbildung wurde ein geringes Quantum getrockneter und zerriebener Wasserpflanzen auf die Wasseroberfläche gestreut. Die An- ordnung der mit Eiern behafteten Riccienbündel erfolgte in der Weise, dass die Mitte des Wasserspiegels freiblieb, wodurch ein Tummel- platz geschaffen wurde, der der ausgeschlüpften Jungbrut ihre ersten Schwimmübungen anzu- stellen gestattete. Um eine recht reichliche Sauerstoffproduktion zu erzielen, stellte ich die Wannen zuerst an ein recht helles, an der Süd- 1) Schwäbischer — speziell Augsburger Volks- ausdruck für Zwetschgen-, Apfelkuchen usw. H. Flurl: Meine Erfahrungen bei der Pflege und Zucht des Haplochilus latipes Blkr. ostseite gelegenes Fenster, was zur Folge hatte, dass die Eier sich zwar rasch zu entwickeln begannen, von den sich noch rascher entwickeln- den Algen aber bald erstickt wurden und ver- pilzten. Ich biisste hierdurch mindestens drei- bis vierhundert Eier ein, da ich erst durch die ziemlich spät aufgetretene Yerpilzung auf das Abgestorbensein der Embryonen aufmerksam geworden war. Nun stellte ich die Brutbeckeu an ein nach Osten gelegenes, von einem direkt am Hause stehenden Birnbaum beschattetes Fenster; hier blieben sie völlig algenfrei und die Entwicklung der Eier ging tadellos vonstatten. Aber nicht alle Eier entwickelten sich! Viele, sehr viele waren anscheinend nicht be- fruchtet; viele verringerten ihr Volumen von Tag zu Tag, ohne dabei eine eigentliche Trübung an- zunehmen, und verschwanden nach wenigen Tagen spui’los, — sie hatten sich im Wasser aufgelöst. Die gleiche Beobachtung über solch rätsel- haftes Verschwinden der Eier habe ich übrigens vor einigen Jahren auch schon bei Makropoden beobachtet. Ich hatte damals bemerkt, dass das Männchen anfing, sich an dem ihm anver- trauten Laiche zu vergreifen, weshalb ich es sofort herausling und das Nest sich selbst überliess. Nach einigen Tagen waren sämtliche Eier spurlos verschwunden. Ein anderer Teil der Eier war zwar befruchtet, entwickelte sich aber nur bis zu einem gewissen Grade; sie wurden dann plötzlich milchig und setzten Pilze an. Solche Laichkörner wurden von mir jeden Tag, da die Saprolegnien, wie ich mich überzeugen konnte, auf die in nächster Nähe gelagerten Eier ansteckend wirkten, sorgfältig entfernt. Die noch übrigen Eier, es war dies immer noch ein grosser Teil, ent- wickelten sich normal. Am siebzehnten Tage, vom Einlegen des ersten Ricciabüschels in die Brutpfannen ab gerechnet, — es war dies am 4. Juni — hatte ich die Freude, die ersten sieben Jungfischchen munter in dem von Riccia freigehaltenen Teil des Beckens herumschwimmen zu sehen und konnte beobachten, wie eifrig die unterdes reichlich entwickelte Infusoriennahrung unter ruckweisem Hin- und Herschleudern des Köpfchens aufgenommen wurde. Die Grösse der ausgeschlüpften Jungen ist 21/2 — 3 Milli- meter, die Farbe derselben gelblichrot mit vielen unregelmässigen schwarzbraunen Flecken auf Kopf und Rücken. Die Fischchen wurden nun vorsichtig mit einem Löffel herausgeschöpft und in ein grösseres Einmacheglas, in das ledig- lich ein Büschel Wasserpest geworfen wurde, 73 gesetzt, nachdem in oben zitierter Weise für reichliche Infusorienbildung gesorgt worden war. Einige mittelgrosse Sumpfblasenschnecken wur- den zur Reinhaltung des Wassers ebenfalls hineingegeben. Tag für Tag hatte ich jetzt das Vergnügen, aus den Brutbassins neu aus- geschlüpfte Jungfischchen herauszufangen und überzusetzen, manchmal weniger, manchmal mehr — bis zu dreissig an einem Tage. Als ich zirka zweihundert Stück beisammen hatte, überliess ich die Brutbassins ganz sich selbst und fing nur noch hie und da die be- sonders kräftigen Fischchen heraus, denn es war mir nicht möglich, soviel Nachzucht unter- zubringen. Ich möchte hier überhaupt noch betonen, dass es mir ganz und gar nicht um Massenzucht zu tun war, sondern dass ich ledig- lich beabsichtigte, möglichst gesunde ausdauernde, wenn auch nicht zahlreiche Nachzucht zu er- zielen. Eben aus diesem Grunde wurde auch während der ganzen Zuchtperiode nicht ein einzigesmal geheizt; weder bei den Alten noch bei den Jungen, ebenso wurden auch alle schwächlichen und krüppelhaften Jungtiere, so- weit dies nicht schon die Schnecken und auch einige Polypen, die ich absichtlich im Aufzucht- behälter duldete, besorgt hatten, entfernt und an junge, selbstgezogene Stichlinge verfüttert. Dadurch blieben nur die kräftigsten am Leben. Allerdings schmolz der vorher angegebene Be- stand nach und nach auf sechzig Stück zu- sammen, doch habe ich die Genugtuung, nur gesunde und ausdauernde Nachzucht zu besitzen. Gefüttert wurde in den ersten Lebenstagen, ausser mit den vorhandenen Infusorien, mitPiscidin 000; auch mittels Staubbeutel auf das Wasser ge- siebtes Mehl wurde gerne genommen und gut ertragen, wie dies an den strammen weissen Bäuchlein und den normalen, ebenfalls weissen Exkrementen sichtbar war. Später kamen noch allerkleinste, gesiebte Daphnien und Cyclops hinzu. Die Tierchen fühlen sich bei dieser Kost sehr wohl und führen trotz der herrschenden niederen Tempe- ratur (Wasser 14° C.) immer noch die artigsten Kampfspiele untereinander auf. Die erwähnte Fleckenzeichnung verlieren die meisten Jungen schon nach sechs bis acht Tagen, manche erst nach Wochen, einige haben sie bis vor kurzer Zeit noch getragen; jetzt prangen sie aber alle in schönem, reinem Orange; die einen satter, die anderen blasser in Farbe, ich glaube aber, dass sich dies mit der Zeit noch ausgleichen wird. Vergleiche Versammlungs - Bericht der 74 H. Flurl: Meine Erfahrungen bei der Pflege und Zucht des Haplochilus latipes Blkr. „Wasserrose“ -Dresden vom 15. X. 04, Blätter Nr. 22, 04, Seite 352. Nun nochmals zurück zu den Alten. Es wird anscheinend ziemlich allgemein ange- nommen, dass die Haplochilusarten gerne ihre eigenen Eier fressen; erst in einer der letzten Nummern der Wochenschrift findet sich die Stelle: „da alle Oviparen Zahnkarpfen sehr hinter ihrem Laich her sind usw.“ Das nun habe ich, wenigstens bei meinen Latipes, nie finden können; es mag vielleicht der Umstand schuld sein, dass hei mir sehr reichlich ge- füttert wurde. Eine hübsche Episode möchte ich hier einflechten: Eines Tages, als ich eben das gewöhnliche Quantum Daphnien in den Behälter werfen wollte, präsentierte sich mir das Weibchen mit einem ziemlichen Laich- klumpen am Maule! Mein erster Gedanke war: aha, die weiss sich zu helfen. Weil das ge- wohnte Frühstück nicht auf die Minute ein- getroffen war, hat sie sich unterdes höchst eigenmächtig um ein anderes Stärkungsmittel in Gestalt der eigenen Eier umgesehen. Ich beobachtete nun eine geraume Weile, aber nichts änderte sich, die Eier blieben vollzählig vorn am Maule hängen. Auch das Männchen, das sich stets in unmittelbarer Nähe der Gattin aufhält, kümmerte sich nicht im mindesten um deren sonderbaren Kopfputz. Versuchsweise gab ich jetzt einige Daphnien in das Becken; sofort machten beide Jagd darauf und das Weibchen verschluckte eine nach der andern, ohne sich durch den Ballast am Maule irgend- wie hindern zu lassen. Ein zufälliger Blick in die Ecke des Aquariums, wo sonst immer der bewusste Ricciabüschel hinterlegt wurde, klärte mir im Augenblicke alles auf — die Ecke war leer! Ich hatte am Tage vorher übersehen, einen neuen Büschel einzulegen! Höchstwahr- scheinlich hatte nun das Weibchen in Ermange- lung der gewohnten Ablaichgelegenheit ver- sucht, seinen Laichballen an einem Vallisneria- blatte abzustreifen, er war aber an der glatten Fläche nicht haften geblieben und zu Boden gesunken. Interessant ist nun, dass das Weib- chen, das sich sonst um die hin und wieder einzeln zu Boden sinkenden Eier niemals kümmerte, sich diesesmal des allerdings zwölf bis fünfzehn Stück enthaltenden Eierballens an- nahm und denselben anscheinend vor dem Verderben am Boden retten wollte. Dass ich mit dieser Ansicht nicht fehlgegriffen hatte, bewies mir mein Versuch, den ich sofort an- stellte. Ich brachte nämlich einen Büschel Riccia an die bewusste Stelle. Leider wurde ich gerade um diese Zeit abgerufen und konnte das nun folgende nicht beobachten. Doch als ich nach etwa einer Stunde zurückkehrte, war das Maul des Weibchens frei und der Eier- ballen klebte an der Riccia, nicht wie bei normaler Laichabgabe die Laichkörner einzeln, sondern das ganze Paket noch beisammen, wie es kurz zuvor noch am Maule der Alten ge- hangen hatte. Hierbei möchte ich auch noch bemerken, dass die Eier ziemlich hart sind, sie platzen zwischen den Fingern erst nach An- wendung eines verhältnismässig ziemlich starken Druckes. Meine jungen Stichlinge von zirka 21/a bis 3 cm Länge, denen ich wiederholt Latipeseier vorwarf, fuhren zwar lebhaft darauf los, spuckten sie aber regelmässig nach erfolg- losen Versuchen, sich dieselben mundgerecht zu machen, wieder aus; die Schale mochte ihnen wohl zu hart gewesen sein. Um so weniger glaube ich annehmen zu dürfen, dass die alten La- tipes ihre Eier bewältigen können! Anders verhält es sich aber anscheinend mit den Alten, den ausgeschlüpften Jungen gegenüber. Wiederholt bis zu zehn Stück in das Aquarium gegebene Jungfischchen waren in ein paar Stunden regel- mässig verschwunden! Ob „er“ oder „sie“ der Missetäter war, weiss ich nicht, das entging meiner Beobachtung, wahrscheinlich werden sie sich, wie es sich braven, verträglichen Ehe- gatten — und das waren meine Latipes immer — geziemt, rechtschaffen darein geteilt haben. Jetzt sind ja die Jungen natürlich schon so gross, dass sie sich ohne Gefahr im gleichen Becken mit ihren Eltern tummeln können. Zum Schlüsse möchte ich noch allen den- jenigen, welche den Haplochilus latipes noch nicht gepflegt haben, dieses Fischchen warm empfehlen. Es ist ein hübsches, dankbares, gar nicht wärmebedürftiges und nicht mehr teures Pflegeobjekt. Ein frisches, grünes Becken mit roten Posthornschnecken und Latipes be- setzt, gewährt einen reizvollen Anblick! Aber warnen möchte ich vor den billig angebotenen Nachzuchten, man scheue die geringen Mehr- kosten nicht und verschaffe sich ein Zuchtpaar von einer reellen Importfirma, als welche ich besonders die Firma Siggelkow, Hamburg, kennen gelernt habe, sonst könnte unter Umständen die Freude eine sehr gemischte sein! W. Köhler: Woran liegt die Hinfälligkeit der meisten Seetiere in unseren Aquarien? 75 Woran liegt die Hinfälligkeit der meisten Seetiere in unseren Aquarien? Von Oberlehrer W. Köhler. Es ist ein betrübendes, aber für den heutigen Stand der Seewasser -Aquarienkunde durchaus charakteristisches Zeichen, dass die Autoren in Aufsätzen und Leitfäden ein Meerestier nicht besser empfehlen zu können glauben, als indem sie ihm nachsagen, es sei „hart“, „haltbar“, „widerstandsfähig“ usf. Im Süsswasseraquarium werden die Jünger Rossmässlers gewiss heut- zutage keinen Fisch mehr daraufhin prüfen, wie viel Torheiten seines Pflegers er unbeschadet zu überstehen vermag, sondern vielmehr ihr Augenmerk darauf richten, seine natürlichen Lebensbedingungen möglichst genau zu er- forschen und darnach im Aquarium möglichst getreu zu kopieren. Bei Seetieren beschränkt man sich heute noch darauf, dem „Anfänger“ von der Pflege des oder jenes Tieres abzuraten, mit dem Bemerken, es sei „hinfällig“, „äusserst heikel“ und was dergleichen Redensarten mehr sind, also genau noch, wie man es vor zehn Jahren in Leitfäden der Aquarienkunde für einzelne Süsswasserbewohner angegeben finden konnte. Dass aber solche Attribute die Lust, sich mit der Haltung von Seetieren zu befassen, nicht gerade zu heben vermögen, liegt wohl auf der Hand. Durch eine von mir übernommene Ver- pflichtung, die gesamte erreichbare Fauna der europäischen Meere in photographischen Auf- nahmen nach dem Leben abzubilden und gleich- zeitig kurze biologische Skizzen über ihr Leben im freien Meer und in der Haft des Aquariums zu geben, wurde ich ganz von selbst vor die Auf- gabe gestellt, genauere Studien über die Lebens- bedingungen der Meeresbewohner anzustellen, um sie ihnen in möglichster Vollkommenheit in meinen Aquarien bieten zu können, da es mir natürlich daran liegen muss, das Verhalten ge- sunder, üppig gedeihender Tiere zu schildern, nicht dagegen das langsame Absterben kranker und kümmernder. Wenn ich nun im folgenden die Hauptmomente meiner Beobachtungen und die durch eine leider noch kurze Praxis ge- rechtfertigten Schlussfolgerungen, die ich daraus gezogen, veröffentliche, so liegt es mir ferne, behaupten zu wollen, die angeschnittene Frage sei dadurch erschöpfend gelöst. Ich hoffe viel- mehr nur, dass durch meine Arbeit neue An- regung zum Weiterforschen auf dem so wich- tigen Gebiete, mit dem die Seetierpflege eigent- lich steht und fällt, gegeben und dass die Furcht vor den Schwierigkeiten der Haltung von See- tieren, der Haupthinderungsgrund für die Weiter- verbreitung der Seewasseraquarienhaltung, ein wenig zurückgedämmt werden möge. Die schwierigste Frage der Seewasseraquarien- haltung, die der Durchlüftung, für das Süss- wasserbecken von untergeordneter Bedeutung, für Seewasseraquarien das unerlässlichste Hilfs- mittel, ist für alle Städter durch die Erfindung der Herren Kindel & Stoessel, die auf dem Prinzip des C-Schieberventils der Dampfmaschine beruht, glänzend gelöst. Wir können jetzt ohne jede körperliche Anstrengung, wie sie früher das unvermeidliche Luftpumpen erheischte, See- wasseraquarien ebenso „en gros“ halten, wie Süsswasseraquarien. Wir brauchen den jämmer- lichen Anblick mit dem Erstickungstode ringen- der, geschrumpfter Aktinien, den uns das „Aus- gehen“ der Luft aus dem Kessel früher oft genug geniessen liess, nicht mehr zu fürchten. Ein Grund für die „Hinfälligkeit“ aller See- tiere: die menschlich begreifliche, den Seetieren aber leider unzuträgliche Nachlässigkeit ihres Pflegers, der, zum Luftpumpen zu ermüdet, denkt: „Na, bis morgen früh wird’s schon noch Vorhalten,“ fällt also von vornherein weg. Wem es ernst ist mit der Seewasser aquarien- haltung, fange sie ohne die neue Durch- lüftung gar nicht erst an. Denn, wie beim Süsswasseraquarium, so erst recht beim See- wasserbehälter kommt der Appetit über dem Essen. Man erhält mit einer Sendung ein paar Tiere, die sich mit den anderen nicht vertragen; man kann sie nicht im Behälter lassen, möchte sie aber auch nicht gern wieder weggeben; man richtet also ein zweites Aquarium ein, und dem folgt das dritte, vierte, fünfte usw., bis die Bude voll ist. Na, die Herren Süsswasser- aquarienbesitzer wissen das ja schon, wie es so geht. Für ein und zwei Behälter mag es mit dem Luftkessel noch angehen, bei drei und vier beginnt man bereits zu seufzen, bei noch mehr kriegt man das Pumpen einmal satt und die ganze Herrlichkeit ist zum Teufel. Besser ist es schon, man fängt gar nicht erst an, ehe man schliesslich, bitter enttäuscht, die begonnene Sache wieder aufgibt und dabei mehr verliert, als die einmalige Ausgabe für die Durchlüftungs- anlage erfordert hätte. Was nun noch zu erörtern bleibt, allerdings die Hauptsache, lässt sich zwanglos in drei Ab- schnitte gliedern: der Behälter, das Wasser 76 W. Köhler: Woran liegt die Hinfälligkeit der meisten Seetiere in unseren Aquarien? und die Tiere. In dieser Gliederung will ich die verbleibenden wichtigen Momente nach- stehend auch behandeln. I. Der Behälter. Zunächst die Art des Behälters. Die Frage, ob Kasten- oder Glasaquarium, mag der Einzelne getrost nach seinem Geschmack ent- scheiden. Ein jahrelang als Süsswasserbehälter bewährtes Kastenaquarium, natürlich mit Roh- glasboden und mit verglasten Kittfalzen, so dass nur ein Minimum von Kittfläche an den Kanten mit dem gefrässigen Seewasser in Berührung tritt, mag, namentlich, wenn man ein Uebriges getan und alle Kittstellen noch mit einer alko- holischen Lösung braunen Schellacks überzogen hat, seinen Zweck als Seewasserbecken ebenso gut erfüllen als ein Akkumulatorenglas. Ja, wenn man darauf ausgeht, häufiger photographische Aufnahmen seiner Insassen an Ort und Stelle zu machen, muss man sogar ein Kastenaquarium, am besten mit fehlerlosen Spiegelglasscheiben, benutzen. Auf keinen Fall aber verwende man vorher nicht benutzte frisch gekaufte, oder wo- möglich gar frisch gekittete Kastenaquarien als Seewasserbehälter, auch dann nicht, wenn sie als solche besonders angeboten wer- den. Abgesehen von der Gefahr des Leck- werdens — gegen ein solches „Leck“ gibt es bis heute noch keine zuverlässige Verstopfungs- art — liegt die Gefahr der Kittauslaugung ins Seewasser vor, in weit höherem Grade, als bei Süsswasserbehältern, weil Seewasser den Kitt chemisch zersetzt. Und sind schon manche Süsswasserbewohner (Schleierschwänze!) sehr empfindlich gegen Kittauslaugungen, so dürften es Seetiere in noch stärkerem Masse sein. Durch Verwendung unzuverlässiger Kasten- aquarien würden wir uns eine unkontrol- lierbare Fehlerquelle schaffen. Kommt es also darauf an, Seetiere, die allgemein als „hinfällig“ verschrieen sind, auf ihre Hinfälligkeit bzw. auf deren Ursachen zu prüfen, wird man immer gut tun, sie in reinen, grossen Akkumulatoren- gläsern unterzubringen. Mit zunehmender Grösse wächst bei Akku- mulatorengläsern bekanntlich die Gefahr des plötz- lichen Zerspringens. Als äusserste Dimensionen, die man ohne Besorgnis in dieser Hinsicht an- wenden kann, möchte ich aus Erfahrung 50X30X30 cm nennen. Darüber hinaus wäre man also ausschliesslich auf Kastenaquarien an- gewiesen. Glücklicherweise ist nun aber die Gefahr bedenklicher Kittauslaugung um so geringer, je grösser das Aquarium ist, da die Grösse der Kittflächen mit der Zunahme des Volumens der Behälter bei weitem nicht gleichen Schritt hält. Immer die eingangs , für Kastenaquarien angegebenen Vorsichtsmassregeln vorausgesetzt, würde ich dem Anfänger raten: für kleinere Behälter nur Eiementgläser, für grössere, deren Dimensionen über die oben angegebenen hinausgehen, nur Kasten- aquarien! Nun die Einrichtung des Behälters! Jetzt kommt die erste Ketzerei gegen die bisher allgemein anerkannten Dogmen: „Im Gegensatz zu einem Süsswasseraquarium, das man getrost sofort nach der Einrich- tung besetzen kann, muss ein Seewasser- aquarium alteingerichtet sein, das heisst mindestens 14 Tage bei kräftiger Durch- lüftung an Ort und Stelle sich selbst über- lassen worden sein, ehe es besetzt wird.“ Sobald ein Süsswasseraquarium mit Bodengrund und Sandschicht versehen, bepflanzt und aufge- füllt, seinen endgültigen Platz möglichst nahe dem Fenster erhalten hat, beginnt in ihm der Stoff- wechselprozess zwischen Pflanze und Tier unter der Einwirkung des Lichtes. Die zahlreich mit den Wasserpflanzen eingebrachte Mikrofauna hat sofort ihre Lebensbedingungen gefunden und entwickelt sich üppig weiter. Man hat auf nichts weiter zu achten, als dass das Wasser die dem darin zu haltenden Fische oder an- deren Tiere zusagende Temperatur besitzt; ob ich das Tier sofort nach der Auffüllung- öder erst nach 14 Tagen oder gar 4 Wochen in den Behälter setze, ist völlig gleichgültig. Wohlgemerkt: es soll damit nicht gesagt sein, dass in beiden Fällen Fische gleich rasch zur Fortpflanzung schritten; das wird natürlich in einem alteingerichteten Behälter meist viel früher geschehen, als in einem frisch eingerichteten, hauptsächlich wohl deshalb, weil sich die Fische in dem dichteren Pflanzengewirr des alteinge- richteten Beckens wohler und sicherer, ich möchte sagen: heimischer fühlen, als in dem q,och sehr lichten, frischbepflanztem Behälter. Dagegen sind alle ihre Lebensbedingungen auch im frisch eingerichteten Aquarium sofort er- füllt; die Pflanzen durchlüften das Wasser und mineralisieren so im Verein mit der sofort zahlreich vorhandenen Mikroflora alle dem Tierleben ungünstigen Stoffe. Anders im See- wasseraquarium. Da bekomme ich das Wasser zumeist nahe der Küste geschöpft und mit allen möglichen Fäulnisstoffen verunreinigt zugesandt. 77 W. Köhler: Woran liegt die Hinfälligkeit der meisten Seetiere in unseren Aquarien? Ich lasse es zunächst 8 bis 14 Tage im Ballon im Keller ruhig abstehen. Dadurch wird es klar, indem die spezifisch schwereren Verun- reinigungen sich zu Boden senken, aber die Fäulnisprodukte bleiben grossenteils in ihm suspendiert und gelangen beim Abfüllen mit ins Aquarium. Das Wasser durch Tierkohle zu filtrieren, wodurch es allerdings sofort brauch- bar würde, ist eine recht mühsame und lang- wierige Arbeit. Zudem würde dadurch der grösste Teil der im Wasser vorhandenen Mikro- organismen und deren Keime, die später für den Haushalt des Aquariums, wie wir noch sehen werden, von unschätzbarem Werte sind, zurückgehalten werden und meist verloren gehen. Aus demselbeu Grunde, um ja keine brauch- baren Keime zu verlieren, glühe ich auch meinen Seesand nicht, den ich frisch und feucht, direkt von dem Orte beziehe, von welchem ich See- wasser und Tiere erhalte. Durch das Sand- waschen gehen fast alle toten und faulenden, der Aufrechterhaltung des biologischen Gleich- gewichts im Aquarium also schädlichen Stoffe fort, während die den einzelnen Steinchen etwa anhaftenden lebensfähigen Keime erhalten bleiben und sich später im Aquarium ent- wickeln können. Ich filtriere also das Wasser nicht, sondern fülle es so, wie ich es behutsam mit dem Heber- schlauch aus den Ballons abgezogen habe, in die Aquarien. Was dadurch an bedenklichen Fäkalien noch ins Aquarium gelangen könnte, wird nun durch das Licht und die unausgesetzt kräftig arbeitende Durchlüftung in 8 bis 14 Tagen sicher paralysiert. Kommen jetzt die Tiere ins Aquarium, so finden sie dort ein äusserst sauer- stoffreiches und völlig fäkalienfreies Wasser vor, die kleinsten beim Hineingeben oftmals übersehenen Tierchen zugleich eine be- reits hinreichend entwickelte Mikrofauna, und ich habe die Freude, bereits nach vier Wochen den beginnenden Algenwuchs beobachten zu können, wodurch der für Zuchtaquarien — denn auf solche habe ich es abgesehen, was mir der Züchter von Süsswassertieren nach- fühlen wird — so überaus wichtigen Kleinlebe- welt die Vorbedingungen zu einer üppigen Ent- wickelung von vornherein gegeben sind. Ich habe die Worte „sauerstoffreich“ und „fäkalienfrei“ besonders betont; denn alle Seetiere — vielleicht mit Ausnahme der Fische — erhalten wir im Binnenlande als arme Kranke, Verwundete und Schwächlinge. Wie aber die moderne Chirurgie längst zu der Einsicht ge- kommen ist, dass Wunden am besten bei aseptischer Behandlung heilen, d. h., wenn man jede Verunreinigung und Fäulnis sorgsam von ihnen ausschliesst, so müssen wir die durch das manchmal unvermeidlich nötige Loslösen von der Unterlage mehr oder weniger verletzten Aktinien, die durch mehrstündigen, ja manch- mal mehrtägigen Wassermangel entkräfteten Sterne und Igel, die oft fast mit dem Erstickungs- tode ringenden Krabben und Einsiedler sofort in sauerstoffreiches und fäulnisfreies Wasser bringen, wo sie sich am ehesten erholen und gesunden. Das die Gründe meiner Behauptung, man solle nur alteingerichtete, das heisst mindestens 14 Tage an Ort und Stelle ruhig stehende Be- hälter mit Seetieren besetzen. Ich glaube, dass sich viele Vei’luste auf diese Weise vermeiden lassen werden. Wenigstens habe ich mit der von mir neuerdings ausschliesslich befolgten Methode nur die besten Erfolge gehabt. Nun noch etwas über den BodengTumd der Seewasseraquarien! Hierin verfährt man — ebenso, wie leider auch noch immer im Süsswasseraquarium — viel zu schablonen- haft. „Der Bodengrund besteht aus mehr oder weniger grobem Sand, wohl schon besser als Kies zu bezeichnen — — “ schreibt Bade noch in dem im Vorjahre neu erschienenen „See- wasser-Aquarium.“ Nach dieser Anweisung zu verfahren, wäre genau so töricht oder noch törichter, als wenn man Wüstenreptilien im Terrarium Bodenbelag aus grobem Kiese bieten wollte. Der Bodenbelag muss vielmehr immer genau so beschaffen sein, wie der Aufenthaltsort der Tiere in der Freiheit, das heisst bei der Mehrzahl der Aktinien feinster Seesand, der gleichfalls für eine ganze Anzahl Fische ( Ammodytes , Trachinus ) unbedingtes Lebenserfordernis ist, für noch andere Tiere dagegen grober Kies, für wieder andere grosse Plattkiesel, schliesslich für eine weitere grosse Anzahl von Arten teils rauhe, teils glatte Felsstücke. Glaubt vielleicht irgend ein gewiegter Züchter von Süsswasserfischen, dass er Chanchitos in einem mit Schieferstücken als Bodengrund versehenen Aquarium züchten könne — wühlen könnten sie darin allerdings nicht, und das Wasser bliebe stets tadellos klar — - oder etwa Schlammbeisser in einem Aquarium mit Bodengrund aus grobem Kies? Ebenso verhält es sich mit den Meerestieren; ein jedes hat eben eine individuelle Vorliebe für einen bestimmten Bodengrund und kommt 78 W. Köhler: Woran liegt die Hinfälligkeit der meisten Seetiere in unseren Aquarien? nur auf diesem vor; diese Eigenart ist schon bei Aktinien ausgeprägt; so braucht die präch- tige Zylinderrose des Mittelmeeres unbedingt feinsten Sand und ist natürlich in jedem Aquarium, das solchen Sandbelag nicht ent- hält, „hinfällig“ und „heikel“, während Actinia und Sagartia sich wieder gern an harten Gegenständen, seien es Felsstücke oder Muschel- schalen, festsetzen. Da man aber stets mehrere Arten im Aquarium halten wird oder halten muss, weil man sonst mit seinen Räumlich- keiten bei einer nur einigermassen anständigen Kollektion von Seetieren nicht gut auskommen würde, empfiehlt es sich stets, den Bodenbelag verschieden zu wählen, teils feinster Sand, teils gröberer Kies, teils Plattkiesel, Granit- und Schieferbrocken. Man überlässt es dann einfach den Tieren, sich den ihnen am besten zusagenden Platz auszusuchen. Wenn Bade im „Seewasseraquarium“ weiter sagt: „Nur wenige Tiere verlangen feinen See- sand als Bodenbelag,“ so befindet er sich in einem gewaltigen Irrtum. Wer sich jemals an verschieden gearteten Meeresküsten, an solchen mit Felsboden, solchen mit Kiesgrund und solchen mit feinstem Seesandüberzug aufgehalten hat, wird wissen, dass gerade die Fauna der letzteren die arten- und individuenreichste, die von Küsten mit grobem Kiesbelag dagegen hei weitem die ärmste ist. Die Fauna der Felsen- küsten ist vielleicht ebenso artenreich, als die sandiger Uferstriche, aber es sind eben wieder ganz andere Arten, die dort und nur dort auf- treten. Nur wenige echte Küstentiere gibt es, denen der Boden schliesslich ganz gleichgültig ist, darunter wohl die gemeine Strandkrabbe, die ich auf jeder Bodenart in grosser Zahl ge- funden habe. Zuletzt die Aufstellung des Aquariums! Bade schreibt hierüber im „Seewasseraquarium“: „Ohne Rücksicht auf irgendwelche Lichtver- hältnisse kann das Seewasseraquarium überall aufgestellt werden, wenn keine Pflanzen in dasselbe eingebracht sind.“ Ob er, diesen Grundsatz befolgend, je Freude an einem Seewasseraquarium erlebt hat? Ich glaube es nicht. Man muss es gesehen haben, wie auf einen intensiven Lichtreiz hin (zum Beispiel nach eben erfolgter Blitzlichtaufnahme im Zimmer) eine eben noch halb geschlossene Nelke den Tentakelkranz förmlich hervor- schnellt und nach der Richtung hindreht, woher der Lichtreiz kam! Man muss es gesehen haben, wie eine kräftige Tealia ihre halb- geöffnete Fühlerkrone bläht und ausspreizt, wenn sie von oben her von einem Reflektor einer hängenden Glühlichtlampe grell beleuchtet wird. Gelingt es mir auf keine andere Weise, eine vorwitzige Nelke, die sich gerade an die Spiegelscheibe des Photographieraquariums an- gesetzt hat, dort wieder wegzukriegen, so drehe ich das Aquarium einfach so, dass die Scheibe nach dem Fenster hin steht und dunkle sie durch Hinterlegung mit schwarzer Pappe ab: In einigen Tagen spätestens hat die Nelke ihren Platz verlassen. Ueber die Lichthedürftig- keit und Lichtempfindlichkeit mancher Mittel- meerrosen haben erfahrene Pfleger schon oft genug geschrieben, so dass ich hier nicht darauf einzugehen brauche. Andererseits meiden manche Aktinien direkt das Licht, sind hei Tage ganz oder halb ge- schlossen und erst bei Nacht „erblüht“, wie ich es übereinstimmend an allen Sagartia troglo- dytes (allerdings nur kleinen Exemplaren) in meinen Aquarien beobachten konnte. Mit an- deren Worten: Die Vorliebe für Licht oder Dunkelheit ist bei den verschiedenen Seetieren ebenso individuell, wie bei den verschiedenen Süsswassertieren. Im allgemeinen aber ver- langt die Mehrzahl der Tiere Licht, viel Licht; je mehr sie Licht erhalten, desto besser! Ein Seewasseraquarium sollte also, auch ganz unter Ausserachtlassung des sehr wichtigen Momentes eines üppigen Algen- wachstums, worauf nicht genug Wert gelegt werden kann, unbedingt hell, an der hellsten Stelle des Zimmers aufgestellt werden, ebenso wie ein Süsswasseraquarium. Der Keller, von dem früher so viel als bestem Auf- enthaltsorte für Seewasseraquarien ge- fabelt wurde, ist wohl für die Ballons mit dem Reserve-Seewasser der beste Platz, für ein Seewasseraquarium da- gegen zu jeder Jahreszeit die denkbar ungeeignetste Oertlichkeit. Würden wir einen Menschen als ein hin- j fälliges Wesen bezeichnen, wenn er in dunkler Kerkerhaft dahinsiecht und langsam zugrunde geht? Darf es uns also Wunder nehmen, wenn Nelken, Sonnenrosen, Fadenrosen langsam zu Tode siechen, wenn wir ihnen das zu einer gedeihlichen Entwickelung unbedingt erforder- liche Sonnenlicht vorenthalten? Für die wenigen lichtscheuen Tiere sorgen schon die aus deko- rativen Gründen in jedes Aquarium einge- brachten, an der Fensterseite angehäuften Felshrocken für schattige Zufluchtsorte, die Kleine Mitteilungen. 79 zugleich bewirken, dass man die Tiere im Oberlichte in ihrer ganzen Farben- und Formen- schönheit zur Geltung gelangen sieht, ganz ab- gesehen davon, dass hier wie im Süsswasser Oberlicht die allein natürliche Beleuch- tung ist. Leider lässt sich diese Beleuchtung bei beschränkteren Raumverhältnissen nicht streng und nicht überall durchführen. Ich be- helfe mich für eine Anzahl meiner Aquarien so, dass sie nur durch die Vorderscheibe seit- lich vom Fenster zutretendes Licht erhalten, während die dem Beschauer abgewandte Scheibe durch dahinter liegende schwarze Pappe bzw. schwarzes Papier abgedunkelt ist. So hat man wenigstens den Anblick im auffallenden Lichte, und die Tiere haben ebenso, ganz nach Wahl, sehr helle und dunkle Plätzchen im Aquarium. Diese Anordnung betrifft aber nur etwa zehn kleinere Versuchsaquarien von 10 bis 30 Liter Inhalt, bei denen grössere Felsbrocken nur den ohnehin beschränkten Raum verringern würden. Entspricht also Licht, viel Licht, den individuellen Lebenserfordernissen der weitaus meisten Pflanzen und Tiere im Seewasser- aquarium, so ist es für die Aufrechterhaltung des Gleichgewichtes im Haushalte des Aqua- riums, wie ich bereits anderwärts1) eingehend dargelegt habe, geradezu unerlässliche Bedin- gung. Nicht nur Licht, nein: volle Sonne braucht ein gutes Seewasseraquarium, das sich dauernd selbst im Gleich- gewicht erhalten soll! Der geeignete Aufstellungsort ist also das Südfenster, höchstens aber das Südost- oder Süd- westfenster bzw. dessen Nähe. Ich werde später dieser letzteren Frage noch rein experimentell näher treten, indem ich sonst gleichmässig behandelte, mit dem gleichen Seewasser beschickte, aber teils im Dunklen, teils am Nordfenster, teils am Süd- fenster aufgestellte Aquarien alle vier Wochen quantitativ chemisch auf Bestandteile ihres Salz- gehaltes untersuche bzw., um das Ergebnis völlig einwandfrei zu gestalten, durch mir befreundete Chemiker ohne Angabe meiner Gründe und Absichten untersuchen lasse. Ich hoffe auf diese Weise den exakten Nachweis erbringen zu können, dass sich die Zusammensetzung der im Seewasser gelösten Salze um so länger konstant erhält, je mehr das Aquarium der Sonnenbestrahlung aus- gesetzt wird. • \ 9 W. Köhler, Skizzen und Bilder von der Riviera. VI. Blätter für Aquarien- u. Terrarienkunde. 1908. S.411. Ich schliesse diesen ersten Abschnitt, in- dem ich zusammenfasse: die Art des Be- hälters, seine Einrichtung, der Boden- grund, die Aufstellung des Aquariums sind Momente, denen man bisher zu wenig Beachtung geschenkt hat. Wenn man die vorstehenden Ausführungen darüber berücksichtigt, wird man eine ganze Reihe von Ursachen für die „Hinfälligkeit“ mancher See- tiere vermeiden. (Fortsetzung folgt.) Kleine Mitteilungen. „Brutpflege“ bei einem Wasserfrosche. Mehrere Vereinsmitglieder fanden vergangenen Sommer, gelegentlich einer Exkursion in die Elster- aue, Laich von der Rana esculenta. Er war nicht untergesunken, wie das gewöhnlich zu sein pflegt, sondern hing, von dichten Elodea-Polstern getragen, nahe der Wasseroberfläche. Ein Teil davon sollte mitgenommen werden, und da er ein paar Meter vom Ufer entfernt lag, wurde eine lange Weidengerte, die zufällig an ihrer Spitze noch ein paar Blätter trug, zum Herüberfischen benutzt. Kaum aber berührte sie den Laich, als mit flinken Sprüngen ein Wasser- frosch heraneilte. Er hatte sich reichlich ein Meter abseits im Wasser gesonnt, nun aber legte er sich breit auf den Laichballen. Grosses Erstaunen bei den Zuschauern, die ziemlich bestimmt, wenn auch bei der Entfernung nicht mit aller Gewissheit, den Frosch als Männchen erkannten. Nur durch ein paar kräftige Schläge ins Wasser liess er sich bewegen, den eingenommenen Platz zu verlassen. Kaum aber tauchte die blattgeschmückte Gertenspitze von neuem bei den Eiern auf, so war er wieder da, und das wiederholte sich noch mehrmals. Schliesslich blieb er aus. Ueberzeugt, dass der Frosch den Laich zu schützen bemüht war, und erfreut, ein so hübsches Beispiel von Brutpflege beobachtet zu haben, ging man von dannen. Hinterher aber erhob sich die Frage, gegen welche Feinde wohl der kleine Held sich mit einiger Aussicht auf Erfolg in die Schanze schlagen könne. Und da blieben die Antworten aus. Denn dass weder der Mensch noch die Weidenrute in Betracht kommen, dass vielmehr die zwei oder drei flatternden Blätter die Rolle eines Lebewesens gespielt hatten, kann wohl ohne weiteres angenommen werden. In der Tat dürfte die Frage mit „keine“ zu beantworten sein, und in diesem Falle bliebe von der schönen Brutpflege nichts, als eine falsch gedeutete Beobachtung. Hätte man rechtzeitig die Gerte auch einmal an einer anderen, dem Frosche naheliegenden Stelle eingetaucht, so wäre er vielleicht, ja wahr- scheinlich, auch dahin gehüpft. Denn er wird wohl in dem Eindringlinge ein seinen Liebesbeweisen nicht abgeneigtes Weibchen erhofft, möglichenfalls auch einen Nebenbuhler gefürchtet haben.1) Trifft die zuletzt ausgesprochene Annahme zu, so sahen die Herren allerdings nichts Neues. Vielleicht aber bilden diese Zeilen eine Anregung für andere Aus- flügler. „Daphnia“-Halle a. S. Rana esculenta und tempöraria (Mit einer Originalaufnahme.) Unweit von Mauerbach bei Wien in einem kleinen Tümpel, der Molge vulgaris, cristata und alpestris be- herbergt, ausserdem Rana esculenta, Bombinator pachypus 1) Er kann in den sich bewegenden Blättern an der Gertenspitze auch ein Insekt, also eine Beute, ver- mutet haben. So springen und schnappen auch Ei- dechsen nach der vibrierenden, glitzernden Rosshaar- schlinge, ja beissen in das Stockende, an welchem sie befestigt ist. D. Herausgeber. 80 Kleine Mitteilungen. und zur Laichzeit Eyla arborea birgt, fing ich eine grosse Rana esculenta, welche zirka 13,5 cm (siehe Abb. !) misst. Das Tier besitzt einen staunenerregenden Appetit und hat in der Zeit der Gefangenschaft, das ist vom 14. Mai bis zum 8. September, an welchem Tage ich eine Inventur meines Tierbestandes im Terrarium vornahm, um konstatieren zu können, welche und wieviel Tiere aufgefressen wurden, vier grosse und zwei kleine Lacerta agilis, vier kleine Pelobates fuscus, viele kleine und ausgewachsene Laubfrösche verzehrt, ausser den ijn Terrarium befindlichen Mehlkäfer- larven. Mein riesiger Teichfrosch ist ein ausge- sprochenes Nachttier, das sich tagsüber in seinem Schlupfwinkel (Zierkorkrinde), halb in Moos und Erde vergraben, aufhält, und nur, wenn es im Zimmer dunkel ist oder Mondschein herrscht, herauszukommen schenken, heraus, und verteilte die Mückenlarven auf mehrere grosse Gefässe. Nun konnte die äusserst bequeme, wenig Zeit beanspruchende Fütterung los- gehen. Ich verfütterte die lebenden Mückenlarven also an eine grössere Anzahl Girardinus reticulatus, ausserdem an Rivulussantensis, Haplochilus lutescens, Hapl. latipes , Danio rerio und einen als Einsiedler lebenden Cyprinodon variegatus. Da ich nun, wie oben bemerkt, wenig Zeit hatte, konnte ich mich nicht viel um meine Aqua - Menagerie bekümmern, und mochten etwa vier Wochen ins Land gegangen sein, als ich eines Tages sah, dass meine Girardinus reticulatus die Unbehagen kundgebenden Schaukelbewegungen ausführten; was sollte denn das bedeuten? Da das Wasser warm genug war, musste die Ursache wo anders liegen. Um diese zu erforschen, nahm ich Originalaufnahme nach dein Leben von G. Fischer , „Volksheim“ Wien. Riesenexemplar vom grünen Teich'frosch ( Rana esculenta L., forma typica ). Fundort: Mauerbach bei Wien. (Natürliche Grösse 13,5 cm von der Schnauze bis zum Steiss; das Bild ist also etwas verkleinert.) getraut, worauf es regelmässig ins Wasserbecken geht. Das Geschrei der kleineren Frösche, ähnlich demj enigen, wie wenn sie von einer Natter erfasst wären, zeigt an, dass die grosse Rana auf Raub ausgegangen ist. Das Tier ist äusserst scheu, trotz seiner viermonatigen Gefangenschaft, und sucht in aller Eile seinen Schlupf- winkel auf, sobald Licht gemacht wird oder sich jemand dem Terrarium nähert. Auch eine gefrässige Rana temporaria ist in meinem Terrarium. Dieselbe greift nicht nur andere Frösche gleicher Grösse an, wenn dieselben aus dem Mehl- käferlarvennapfe fressen, sondern ich beobachtete wiederholt, dass sie mehrmals nach einer grossen Salamandra maculosa schnappte. M. Czermak, „Volksheim“- Wien. Die Gefährlichkeit der roten Mückenlarve (Chironomus plumosns, L.). Als ich im letzten Herbst mit Geschäften überhäuft und somit verhindert war, mir selbst lebendes Futter zu beschaffen, beschloss ich, einen Versuch mit roten Mückenlarven zu 'machen und liess mir Anfang No- vember solche von Herrn Thumm kommen. Sie kamen sehr pünktlich an und wurden von mir vorläufig in ein grosses flaches Gefäss getan und einer flüchtigen Musterung unterzogen; ich konnte aber ausser einigen etwa 4 — 5 cm langen, einem schneeweissen Hunde- haar ähnlichen Würmern, welche ich beim Fange der Mückenlarven per Zufall dazwischen geraten wähnte, nichts Verdächtiges weiter entdecken, suchte die Würmer, ohne denselben weitere Beachtung zu die Deckscheibe ab und bemerkte zu meinem Er- staunen etliche Tote und Halbtote, bei deren Mehr- zahl ein solcher Wurm, wie ich sie unter den Mücken- larven bemerkt hatte , zum Maule heraushing. Einen vorsichtig aus dem Schlunde eines noch lebenden Fisches gezogenen Wurm betrachtete ich flüchtig bei schwacher Vergrösserung unter dem Mikroskop, konnte aber vorläufig nur entgegengesetzt zu einer früheren Beobachtung l) feststellen, dass es sich nicht um Gordius aquatieus L. handelte, ich aber jedenfalls auch einen Vertreter der Fadenwürmer ( Nematodes ) vor mir hatte, vielleicht Ichthyonema sanguineum Rud., jedoch verschob ich Zeitmangels wegen eine genauere Bestimmung auf fernere Zeit. Die fortschreitende Seuche räumte unter den Girard. reticulatus fürchterlich auf; es blieben mir nur die ganz kleinen Exemplare , welche noch nicht imstande waren, Mückenlarven zu bewältigen, übrig, bei den Danio sah ich einige Würmer auf dem Boden liegen; dieselben waren anscheinend ausgewandert, ohne dass mir ein Fisch dieser Art einging, die Fische waren munter wie immer. Die Rivulus und Haplochilus , welche den Mückenlarven reichlich zugesprochen hatten, liessen von den Parasiten nichts merken. Der Cyprinodon variegatus, welcher vordem zumeist in der etwa 2 cm hohen Schlammschicht ein ver- borgenes Dasein führte und nur zur Zeit der Fütte- rung zum Vorschein kam, schwamm jetzt andauernd i) Blätter 1908, Nr. 47, Seite 684: „Eigenartige Scheinschwangerschaft eines Gambusenweibchens“. Uebevsicht der Materien. — Nachrichten des Herausgebers. — Vereins-Nachrichten. 81 unter Zeichen des Unwohlseins unruhig auf und ab, wobei er ab und zu den Bauch an Pflanzenstengeln rieb. Doch jetzt hat er sich wieder beruhigt und trägt sein altes originelles Wesen zur Schau. Es ist möglich, dass auch der Cyprinodon einige der para- sitischen Würmer von sich gegeben hatte, welche sich aber in der Schlammschicht meinen Blicken entzogen. Alles in allem scheinen die Girardinus (fälsch- lich auch Poecilia genannt) reticulatus für die Seuche am empfindlichsten zu sein, und wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, schrieb auch Herr Thumm irgendwo, dass er gerade bei dieser Fischart Verluste durch Mückenlarven aufzuweisen hatte; hier könnte man annehmen, dass es sich ebenfalls um oben ge- schilderte Erscheinung handelt. Da nun aber gerade die roten Mückenlarven ein unschätzbares Idealfutter für unsere Pfleglinge bilden, möchte ich jedem Aquarier raten, die Futtertiere unmittelbar vor dem Gebrauch in ein kleines Netz zu tun und mit siedendem Wasser zu übergiessen, durch welche Prozedur unbedingt alle Keime abgetötet werden, jedoch gilt in diesem Falle die alte Begel für totes Futter, nämlich: „nicht mehr geben als augenblicklich verzehrt wird“, da die überbleibenden Mückenlarven sehr schnell in Ver wesung übergehen (besonders in frischem Wasser). Nun ist das anstrengende Weihnachtsgeschäft vorüber und kommt der Geschäftsmann endlich wieder dazu, ein menschenwürdiges Dasein zu führen. So dachte auch ich daran, meine Beobachtung fortzu- setzen, jedoch ist der Best meiner Mückenlarven inzwischen eingegangen, da ich das Wasser nicht wechselte, und die Seuche unter dem Rest meiner Fische erloschen, so dass ich nicht in der Lage bin, den Parasit zu bestimmen. Sollte jedoch meine An- nahme, dass es sich um Ichthyonema handele, richtig sein, so wäre es für Aquarier, welche mehr Zeit haben wie ich, eine dankbare Aufgabe, sich mit diesem Falle näher zu befassen, da in der Geschichte der Ichthyonema noch etliche Fragen der Beantwortung harren.1) Louis Schulze, Cassel. Uebersicht der Materien in Aufsätzen und Mitteilungen vorliegender Nummer: — (* = abgebildet) — Terrarium: Kreuzotter ( Vipera berus, Lj*, S. 69. Grüner Teichfrosch (Rana esculenta L., forma typica)*, S. 79. Grasfrosch ( Rana temporaria Lj, S. 80. Süsswasseraquarium : Roter Zahnkarpfen ( Eaplochilus latipes, Blkr.), S. 71. Feder- oder Zuckmücke (Chi- ronomus plumosus Lj, S. 80. Seewasseraquarium und Technik: Art, Einrichtung, Bodengrund und Aufstellung der Behälter, S. 75. Parasitenkunde: Faden würmer ( Ichthyonema oder Paramermis?) in roten Mückenlarven, S. 80. Berichtigung. In dem Artikel „Die Steinbreche als Terra- rienpflanzen“ von Fr. Theuer, und zwar dem in Nr. 4 erschienenen Teile, haben sich zwei falsche Figurenbezeichnungen eingeschlichen. Auf Seite 46, Fig. 1, ist Saxifraga burseriana rechts (nicht links), S. tenella links (nicht rechts). — S. 49, Fig. 4: S. al- tissima rechts, S, longifolia links. |j Nachrichten des Herausgebers. Eingegangene Beiträge: Dr. W. R. i. Z. „Kleinigkeiten XIII“, R. Schw. i. B. „Vipernterrarium“; Obersekundaner H. U. v. C. „Schlangenerlebnisse“ an- genommen, aber wäre IhreCoronella nicht ausgekommen, so hätte sie trotz der Frösche verhungern müssen! — K. M. i. W. „Holothuria“ und W. S. i. D. „Amphipeplea“ eingetroffen, noch ungelesen. !) Nach der Beschreibung könnte es sich auch um die in roten Mückenlarven häufige Paramermis contorta v. Linst, (vgl. F. G. Kohn, „Einiges über P. c.“, Arbeiten des Zool. Inst. Wien, Bd. XV, Heft 3, 1905) handeln, in deren Zeugungskreis Fische zwar nicht als obligate Zwischen wirte figurieren; wenn aber die geschlechtsreif gewordenen Würmer aus den Mücken- larven aus wandern und dabei jedes Hindernis, welches sie von dem freien Wasser trennt, zu durchbohren trachten, können andere Wassertiere, welche zufällig jene Mückenlarven gefressen hatten, natürlich ebenso unangenehm davon betroffen werden, als ob es sich um einen ihnen eigentümlichen Schmarotzer handelte. D. Herausg. Für die Schriftleitung verantwortlich: Fritz Lehmann in Stuttgart. t T Unter alleiniger Verantwortung rrM der Herren Ein- 1 LN sender. Breslau. „Proteus“ (E. V.). Aus der Sitzung vom 12. Januar 1909. Rotseuche der Karpfen. — Scheibenbarsch verträgt Einfrieren. — Spirituslampe mit Vergaser. Referent zeigt mehrere tote, pfündige Spiegel- karpfen vor, die ihm von einem Teichbesitzer der Umgegend zwecks Feststellung der Todesursache zu- geschickt waren. Der Vorbericht lautete dahin, dass die Tiere, obgleich genügend für Luftlöcher im Eise gesorgt war, matt an die Oberfläche kamen, ange- strengt atmeten und vor allem auch ihre blutrote Farbe an der Körperunterseite und an den Flossen auffielen. Sämtliche erkrankten Fische gingen ein. Die Sektion ergab, dass Haut und Flossen, zumal an den abhängigen Körperteilen mit Blutungen durch- setzt und die kleinen Gefässe strotzend mit Blut ge- füllt waren. Der Magen-Darmkanal befand sich im Zustande einer blutig-katarrhalischen Entzündung, die bei manchen Tieren schon auf das Bauch- fell übergegriffen hatte, so dass hier zarte Aus- schwitzungen und Verklebungen mit der Umgebung Vorlagen. Auch in den Eierstöcken (Ovarien) fanden sich kleine Blutaustritte. Bakteriologische Versuche konnten nicht mehr vorgenommen werden, da die Kadaver nn-ht mehr ganz frisch waren. Dagegen er- gab ein mit Methylenblau gefärbtes Ausstrichpräparat des Blutes das Vorhandensein von zahlreichen Bak- terien, die wohl mit dem Bacterium cyprinicida (Plehn) identisch sein konnten. Trotzdem also der bindende bakteriologische Nachweis nicht gebracht werden konnte, lässt sich aus dem übrigen Sektionsbefund und aus dem Vorbericht mit grosser Sicherheit schliessen, dass es sich hier um die Rotseuche der „karpfenartigen Fische“ ( Purpura cyprinorum) handelt. Eine Heilung der schwer erkrankten Fische ist aus- geschlossen. Dagegen wurde dem Besitzer als Vor- beugungsmittel empfohlen, die scheinbar gesunden Tiere herauszufangen und in starkfliessendes Wasser zu setzen. Leider wird sich aus äusseren Gründen dieser Rat nicht befolgen lassen. — Das vorliegende Material wurde gleichzeitig benutzt, um noch einmal die Anatomie der karpfen artigen Fische anzuführen, wobei an verschiedenen präparierten Köpfen die An- ordnung der für die Bestimmung so wichtigen Schlund- zähne genauer gezeigt werden konnte. — Herr Wasner teilt uns mit, dass der Scheibenbarsch nicht nur sehr niedrige Temperaturen, sondern sogar das Einfrieren 82 Vereins-Nachrichten. verträgt. Die allmählich wieder aufgetauten Tiere wurden bald wieder munter und sind bis heute ge- sund geblieben, ohne Zeichen von Erkältung gezeigt zu haben. Diese Angaben müssten Besitzer von Frei- landbecken oder kleinen Teichen einmal nachprüfen und zugleich dabei feststellen, ob der Scheibenbarsch sich zur Massenvertilgung der Mückenlarven eignet. Da man in letzter Zeit immer mehr dazu kommt, ge- eignete Fische in die von Mückenlarven wimmelnden Teiche zu setzen, anstatt mit Larvicid zuvor die Larven zu töten, aber auch die übrigen Lebewesen zu gefährden. So wären Versuche mit diesen oder mit anderen Fischen von grosser Wichtigkeit. — Herr Ilemann zeigt die nach dem System „Probat“ (Ladte- mann) von ihm gebaute Spirituslampe mit Vergaser und bemerkt dabei, dass man neben gutem Brenn- stoff auch auf einen tadellosen Docht sehen muss, wenn man Freude an der Lampe haben will. Er hat mit „Wattedocht“, der billig in hiesigen einschlägigen Geschäften zu haben ist, die besten Erfolge gehabt. — In unserem Vereinsbericht „Bl.“ Nr. 1 S. 16 Zeile 12 von unten und 2 von oben ist statt „ Platypoecilia reticulata “ — Platypoecilus ma'.ulatus ( platys = breit, poikilos = bunt) Günther zu lesen. Dr. Deupser, Dtsch-L. „Hertha“, Vereinigung für Aquarien- und Terrarien- kunde zu Berlin. (E. V.) 6. ordentliche Sitzung am 17. Dezember 1908. Die Sitzung wurde 3/410 Uhr durch Herrn Schmidt eröffnet. Das letzte Protokoll wurde vorgelesen und genehmigt. Im Einlauf: Der Taschenkalender von Wenzel & Sohn. Der Verein Altonaer Aquarium- freunde bittet um Zusendung der Statuten zwecks Eintragung seines Vereins. Vom Gericht ist die Be- stätigung unserer Eintragung eingegangen. — Herr Schulz erklärt seinen Austritt. — Es wird beschlossen, die Blätter nicht mehr durch den Verein zu beziehen; vielmehr werden diejenigen Mitglieder, welche auf dieselben reflektieren, ersucht, ihre Adresse Herrn Schmidt anzugeben. Ueber den Artikel des Herrn Klamm in der „Deutschen Fischerei-Zeitung“, betr. das Füttern der Aquariumfische mit Tubifex, wurde eingehend beraten. Die meisten Mitglieder sind der Ansicht, dass das Futter nicht vom besten und auch sehr schwer aus dem Aquarium zu entfernen ist. Um einen Behälter von Tubifex zu reinigen, verwendet man am besten Salz; jedoch ist Herr Schulz der An- sicht, dass Tubifex mit Salz bestreut verschwindet, um an anderer Stelle wieder aufzutauchen. — In Anbetracht des Futtermangels wird beschlossen, auf Vereinskosten eine Schachtel rote Mückenlarven kommen zu lassen und diese dann portionsweise an die Mitglieder zu verkaufen. Mit den Keferaten in den B. u. W. erklären wir uns nicht einverstanden; dieselben sind, wie schon mehrere Vereine geschrieben haben, nur Inhaltsverzeichnisse. — Da es schon in anderen Vereinen und Instituten Sitte ist, die Ein- teilung des Thermometers nach Celsius anzugeben, ersuchen wir unsere Mitglieder bei Mitteilungen von Temperaturen auch diese Einteilung zu benutzen. Schluss der Sitzung um 12 Uhr. Typky. 7. ordentliche Sitzung am 7. Januar 1909. Eröffnung s/410 Uhr. Als Gast war anwesend Herr Flöter. Das letzte Protokoll wurde mit einigen kleinen Aenderungen angenommen. Wenzel & Sohn haben uns ihren 2. Kalender zugesandt; auch war vom Kosmos der Kalender eingegangen. Auch lag in mehreren Exemplaren eine Broschüre, betr. den Lehrermangel vor. Die Morgenpost fordert uns zum Annoncieren in den kleinen Anzeigen auf und soll zur nächsten Vorstandssitzung der Vertreter dieser Zeitung eingeladen werden. Nach der Pause erklärt Herr Schmidt den Becker’schen Tropfapparat, welcher im Prinzip als sehr brauchbar befunden wird. — Da- rauf las der Unterzeichnete aus einem naturwissen- schaftlichen Werke von 1813 nachstehendes über die Fortbewegung der Fische vor. „Die Bewegung der Fische im Wasser geschieht: 1. durch die Flossfedern, deren sie sich so zu be- dienen wissen, dass sie fortschiessen wie ein Pfeil. Sie liegen entweder am Bücken (Bücken- flossen), und damit lenken sie den Körper; oder an der Brust (Brustflossen), mit diesen erheben sie den Körper; oder am Bauche (Bauchflossen), dadurch stehen sie still; oder am After (After- flossen), mit diesen schieben sie den Körper fort, und endlich haben sie Schwanzflossen, mit denen sie lenken; 2. durch die in ihrem Körper befindliche Blase; diese können sie vermöge der Muskeln zusammen- ziehen, wenn sie schwer werden wollen, um da- durch in die Tiefe zu steigen und ausdehnen, wenn sie sich erheben wollen.“ Auch heute dürften diese vor ca. 100 Jahren ge- machten Beobachtungen noch einiges Interesse er- wecken, wenn auch die moderne Forschung festgestellt hat, dass ein Fisch ohne Flossen sich auch fortbe- wegen kann und dass die Flossen lediglich dazu da sind, um das Gleichgewicht zu erhalten. Schluss s/412 Uhr. B. Typky, Schriftführer. „Heros“, Gesellschaft für biologische Aquarien- und Terrarienkunde zu Nürnberg (E. V.). Gegr. 1898. Ordentliche Sitzung am 15. Dezember 1908. Der 1. Vorsitzende, Herr Gruber, eröffnet mit Begrüssung der Anwesenden um 9 Uhr die Sitzung. Das Protokoll der vorigen wird, wie verlesen, ge- nehmigt. Hierauf erfolgt Bekanntgabe des Einlaufs. Lebhaft gestaltete sich die Beteiligung bei dem Aus- tausche von Beobachtungen und Erfahrungen anläss- lich der Besprechung der im Fragekasten aufgeworfenen Fragen. Zu der Frage, wie sind Fadenalgen zu ver- tilgen und wie entstehen dieselben, ergreift zunächst Herr Fahrenholtz das Wort. Er führt aus, dass die- selben sich aus Sporen bilden, in die Aquarien aber meistens durch Pflanzen eingschleppt werden. Ein sicheres Mittel zu ihrer Vertilgung gäbe es wohl nicht; er empfiehlt, dieselben mit einem Holzstäbchen abzuwickeln. Herr Steiner hat gute Erfahrungen mit Alaun gemacht. Herr Bonnenberger säubert veralgte Pflanzen durch Bürsten. Die Frage, wie erzielt man die grüne, und wie entsteht die braune Alge, bringt viele bekannte Tatsachen, die darin gipfeln, dass das Erzielen der grünen Alge wohl in der Begel ein un- freiwilliges ist, auf alle Fälle aber durch viel Licht und reichlich Sonne bedeutend gefördert wird, während das Gegenteil, zu dunkler Standort, das Entstehen der braunen Alge verursacht. Eine Fülle des Inter- essanten bot die Anfrage, müssen Schnecken gefüttert werden. Hieraus entstand zunächst die Frage, warum hält man Schnecken. Herr. Naumann hält es nicht für nötig. Als Algenvertilger leisten sie nicht viel. Ihr Verdienst, durch Verzehren der zu Boden ge- fallenen Futterüberbleibsel ein Schlechtwerden des Wassers zu verhindern, ist illusorisch; denn bei an- gemessener, nicht übermässiger Fütterung, die der erfahrene Fischpfleger und Beobachter leicht berechnen kann, wird es wenig Futterreste geben, zumal Fried- fische, bei denen ja nur Schnecken gehalten werden können, selbst den Boden absuchen. Ob im übrigen ein stark mit Schnecken bevölkertes Aquarium einen hübschen Eindruck macht, ist zweifelhaft. Herr Knauer glaubt, dass schon zur Vervollständigung des Bildes in einem Gesellschaftsaquarium Schnecken nicht fehlen dürfen; er kann konstatieren, dass sie sich bei ihm nicht in unangenehmer Menge vermehren. Herr Naumann hält den Ausdruck Gesellschaftsaquarium nicht für bestimmt genug. Im allgemeinen kann man jeden nicht zur Zucht bestimmten Behälter als Ge- sellschaftsaquarium ansprechen. Herr Naumann kann trotz reichlicher Fütterung seiner Fische keine Schnecken halten. Herr Bonnenberger schreibt den Fischen in bezug auf ihr Verhalten den Schnecken gegenüber und ihren Appetit nach denselben eine ge- wisse Individualität zu. Es ist ihm schon gelungen, bei Baubfischen Schnecken zu halten, während anderer- seits in Becken mit Friedfischen dieselben nicht auf- kommen konnten. Herr Sperber hat beobachtet, dass seine Prachtbarben bei derartig reichlicher Fütterung mit Tubifex, dass von Hunger keine Bede sein kann, den roten Posthornschnecken nachstellten und sie aus dem Gehäuse frassen. Trotz vielfacher Erörterungen blieb V ereins-Nachrichten. 83 der Kernpunkt der Frage, ob Schnecken gefüttert werden müssen, offen. Bei der Literaturbesprechung durch den 1. Vorsitzenden wurden viele interessante Details erörtert. Anlässlich der Futterfrage zeigte Herr Baierlein den in letzter Zeit viel genannten Enchytraeus vor. Herr Sperber teilte seine guten Er- fahrungen mit, die er machte, indem er seine See- wasserinsassen mit ganzen Kegenwürmern fütterte. Schluss der Sitzung 12.15 Uhr. Die Verwaltung. Ordentliche Mitgliederversammlung am 5. Januar 1909. Der 1. Vorsitzende, Herr Gruber, eröffnet mit Be- grüssung der Anwesenden um 9 Uhr die ordentliche Mitgliederversammlung, zu welcher statutengemässe Einladung und Bekanntgabe der Tagesordnung recht- zeitig erfolgt ist. Das Protokoll der ordentlichen Sitzung vom 15. Dezember 1908 wird, wie verlesen, genehmigt. Nach Bekanntgabe des Einlaufs ergreift der 1. Vorsitzende das Wort zu seinem Bericht über das vergangene Vereinsjahr. In seinem Rückblick be- leuchtet Redner die mancherlei Prüfungen, die der Verein zu bestehen hatte und glücklich bestanden hat. Er gedenkt der Jubiläumsausstellung und er- wähnt mit Genugtuung, wie dieses Unternehmen nicht nur keine Missstimmung, sondern ein nur festeres Zusammenhalten der Mitglieder gezeitigt habe, und kann es sich nicht versagen, der zutage getretenen Vereinsdisziplin der Aussteller Anerkennung zu zollen. Er streift auch die Ausstellung in Schwabach, durch die wir für unsere Liebhaberei eine immerhin nicht zu unterschätzende Propaganda gemacht haben. Den statistischen Angaben sei folgendes entnommen: Ab- gehalten wurden 1 ordentliche und 1 ausserordent- liche Mitgliederversammlung, 19 ordentliche, 10 Ver- waltungs- und 9 Ausstellungssitzungen. Vorträge wurden 9 abgehalten und zur Unterstützung und An- spornung der Mitglieder 11 Gratisverlosungen vorge- nommen. Mitgliederstand am Schlüsse 1907 : 72 ord.Mitgl., 44 ausserord. Mitgl. Sa. 116 Abgang 1908:15 „ „ 6 „ „ „ 21 Zugang 1908:15 „ „ 3 „ „ „ 18 Stand am Schlüsse 1908: 72 _ „ „ 41 „ „ ,, 113 Die Bücherei hat in diesem Jahre den erfreulichen Zuwachs von 30 Bänden zu verzeichnen, so dass die Gesamtzahl der Werke 220 beträgt. Redner erwähnt noch der Herren, die durch Stiftungen zur Vermehrung der Bücherei beigetragen, und spricht ihnen herzlichen Dank aus. — Hierauf erstattet Herr Philippi als Kassenrevisor Bericht über die erfolgte Revision, aus dem zu entnehmen ist, dass einer Gesamteinnahme von 1720 Mk. 13 Pfg. eine Gesamtausgabe von 1511 Mk. 65 Pfg.gegenübersteht, so dass ein Vermögensbarbestand von 208 Mk. 48 Pfg. zu verzeichnen ist. Der 1. Vor- sitzende gibt noch einen kurzen Ueberblick über die Tätigkeit der Verwaltung im abgelaufenen Jahr und dankt ihr für ihr erspriessliches Wirken. Sodann er- teilt die Versammlung der gesamten Verwaltung durch Erheben von den Sitzen Entlastung. Da keine Anträge und Wünsche vorliegen, kann über Punkt 4 der Tagesordnung sofort zur Neuwahl der Gesamt- vorstandschaft geschritten werden. Als Wahl- kommissäre fungieren die Herren Steiner, Kühlken und Philippi. Gewählt wurden als 1. Vorsitzender Herr A. Gruber (einstimmig); 2. Vorsitzender Herr Fr. Knauer; 1. Schriftführer Herr G. Koch; 2. Schrift- führer Herr Ed. Handschuch; 1. Kassierer Herr Fr. Schlenck (einstimmig); 2. Kassierer Herr Fr. Sperber; Büchereiverwalter Herr H. Etterer (ein- stimmig); Sammlungsverwalter Herr J. Baierlein; Materialverwalter Herr A. Naumann; 1. Beisitzer Herr J . Kühlken ; 2. Beisitzer Herr Fr. Schultz. Unter Punkt „Verschiedenes“ wurde eingehend über die Reisekasse gesprochen. Zum Schlüsse bringt Herr Kühlken noch die Liebhaberei zur Geltung. Ver- schiedene Anfragen über Behandlung von Schlangen in der Gefangenschaft veranlassen ihn zu einer äusserst anziehenden Plauderei. Interessant ist es, wie er Schlangen, zumal Giftschlangen, die nicht fressen, zur Futterannahme zwingt. Mit besonderer Spannung werden seine Ausführungen über Ueber- winterung verfolgt. Er schildert zunächst das fehler- hafte Verfahren so manches unerfahrenen Liebhabers, der bei Eintritt der kalten Jahreszeit eine Kiste mit Moos, wo möglich recht trocken, füllt und die Schlange, die sich darin recht mollig fühlen könnte, unterbringt. Aber der Pfleger wird im Frühjahr statt eines neu gekräftet erwachten Wesens ein trockenes Präparat vorfinden. Schlangen lieben Feuchtigkeit, natürlich keine ausgesprochene Nässe. Man findet sie daher z. B. in Misthaufen und unter faulendem Laub, das eine gewisse Feuchtigkeit garantiert. Es ist oft un- glaublich, in welche Form sich eine Schlange zu- sammenzupressen vermag, wenn die Beschaffenheit der zum Winterschlaf passenden Oertlichkeit es er- fordert. Herr Kühlken empfiehlt zum Ueberwintern eine Kiste mit wasserdichtem Boden. Hierauf bringt man znnächst eine ca. 5 cm dicke Lage feuchten Sandes, wie man ihn dem Wasser entnimmt; darauf werden Hohlziegel gelegt, die man zuvor im Wasser sich hat ansaugen und dann gut abtropfen lassen. Auf diese wird nun Moos gehäuft, und das Winter- lager ist fertig. Das Moos muss von Zeit zu Zeit angefeuchtet werden, zweckmässig durch Ueber- brausen. Statt des Sandes kann man als unterste Schicht auch Torf nehmen, der infolge verschiedener guter Eigenschaften, zumal seiner Fähigkeit, viel Wasser aufsaugen zu können, den Vorzug verdient. Die Verwaltung. „Isis“, Gesellschaft für biologische Aquarien- und Terrarien-Kunde zu München (E. V.). Donnerstag, den 5 November 1908. Als Gast anwesend Herr Müllegger. Entschuldigt sind die beiden Herren Vorsitzenden Lankes und Müller. Protokollverlesung und Genehmigung. Herr Dr. Bruner zeigt vor je ein schönes und gesundes Stück von Amblystoma opacum und punctatum. Durch Herrn Seifers wird eine grössere Anzahl Wasserpflanzen an die anwesenden Herren verteilt. Donnerstag, den 19. November 1908. In schlichten Worten gedenkt der 1. Vorsitzende, Herr Lankes, zu Beginn der Versammlung der vor 14 Jahren erfolgten Gründung der Gesellschaft und wirft hierbei einen Rückblick auf die bisherige Tätig- keit derselben. Mit der warmen Bitte, auch in Zukunft, soweit es Beruf und Kräfte gestatten, auf der vor langen Jahren beschrittenen Bahn weiter zu streben, wendet sich der Vorsitzende der Erledigung des geschäftlichen Teiles zu. Herr Rembold führt in einem Schreiben Klage darüber, dass sein Wunsch, eine Reihe von Tieren, die ihm persönlich zu beschaffen nicht gelungen sei, durch Vermittlung der Gesellschaft zu bekommen, nicht erfüllt wurde. Zugleich wird angefragt, ob Aussicht besteht, gewisse Formen im nächsten Jahre zu erhalten. Anfrage des Herrn Häberlein, Nürn- berg, bezüglich der Behandlung junger Clemmys caspica. Für die Bibliothek wird beschafft: „Das Leben des Süsswassers“ von Dr. E. Hentschel. Der Verein „Wasserstern“-Augsburg sendet Nr. 11 seines Monats- blattes, die Gesellschaft „Heros“-Nürnberg die gleiche Nummer ihres Monatsanzeigers. Herr Labont6 macht die betrübende Mitteilung, dass seine Bastarde vom Schrätzer und Kaulbarsch infolge Erkrankung dem Verenden nahe seien. Er schreibt am 17. November 1908, abends Uhr: „Meine Bastarde fingen heute mittag an schwach zu werden. Angestossen, fiel einer davon um, vermochte sich aber wieder aufzurichten. Gegen 2 Uhr war er schon so schlecht beisammen, dass ich ihn in Formol stecken wollte. Heute abend 6 Uhr, als ich mit der Lampe hinzutrat, um zu sehen, ob er schon tot sei, sah ich ihn mit einem Rucke — durch den Lampenschein erschreckt, — durchs Aquarium schwim- men bis an das andere Ende des Behälters, wo er regungslos mit unnatürlich aufgesperrten Kiemen und stets aufgerichteter Dorsale liegen blieb. Färbung völlig erblasst. Erst nach einer Weile konnte ich die Kiemendeckel mit den Fingern zudrücken. Die Rücken- flosse wurde starr, wie durch ein Sperrgelenk eingehakt. Nach etwa 20 Minuten erst fing das Tier, stets auf der Seite liegend, wieder zu atmen an. Ich gebe das Tier verloren. Ursache ist nicht Sauerstoffmangel. Der Behälter ist gross, Wasserstand sehr niedrig und Kiemendeckelbewegung nicht abnorm. Ursache ist vielmehr ein Parasit, der an der Schwanzflosse auftrat, zuerst den Flossensaum anfrass und schliesslich die ganze Flosse anpackte, bis die einzelnen Strahlen bloss- 84 Vereins-Nachrichten. lagen. Der andere Bastard hatte dieselbe Krankheit; diese Krankheit haben noch sämtliche von Chambrousi erhaltene Fische (Zingel, Schrätzer, Streber usw.) ge- habt. Bis auf die Infektion der Schwanzflosse ist der zweite Bastard noch völlig mobil.“ — Durch Herrn Dr. Bruner werden die Hefte 6, 7 und 8 des Werkes „Natur-Urkunden“ von Georg E. F. Schulz zur Ansicht aufgelegt. Die Verwaltung des Münchener Aquariums sendet Einladung zum Besuche des Aquariums. Herr Labonte überreicht Sonderabdruck seines Aufsatzes „Ueber die Bastarde von Kaulbarsch und Schrätzer“. Weiter legt Herr Labonte eine Schrift von Herrn Professor Dr. F. Urban: „Wissenschaftliche Ergebnisse der Aquarienkunde“ vor. Der Verein für Natur-Urkunde sandte uns seine Uebersicht der Vorträge im Vereins- jahr 1908/09. An Zeitschriften liegen auf: „Allgemeine Fischerei Zeitung“ Nr. 21 und 22; „Blätter“ Nr. 44, 45 und 46. Den Ausführungen des Vereins „Wasserstern“- Augsburg in seinem Bericht „Blätter“ Nr. 46, S. 675/6 bezüglich derM. Damböck’schen Aquarien usw.schliessen wir uns, ohne Reklame für den Genannten treiben zu wollen, vollinhaltlich an. „Natur und Haus“, Heft 3 und 4 und „Wochenschrift“ Nr. 44. In seinem Aufsatz: „Herpetologische Beobachtungen in der Lewitz“ sagt R. Zimmermann-Rochlitz u. a. zu einer Bemerkung, die sich auf die Höllenotter, var. prester der Kreuzotter, be- zieht: „Es ist an dieser Angabe auch kaum zu zweifeln, da ja gerade die letztere (Höllenotter) ein Tier von Bruch- und Moorgebieten ist.“ Wir haben die schwarze Kreuzotter schon wiederholt in Gebieten ge- funden, die mit Moor und Bruch nichts zu tun haben, möchten auch den Zusammenhang ihrer Schwarzfärbung mit Moor- und Bruchgebieten bestreiten. Herr Lankes berichtet über eine seit kurzer Zeit in seiner Pflege stehende Lachesis lanceolatus, ferner eine vorerst noch nicht bestimmte Baumschlange aus Kamerun. Die kleine Lachesis frisst kleine Tau- und Teichfrösche, Laubfrösche, Bergeidechsen. Die Baumschlange sei ausserordentlich reizbar und bissig, habe aber bisher jegliche Nahrung hüpfen, laufen und bezw. fliegen lassen. — Eine sehr lebhafte Debatte entwickelte sich im Verlaufe des Abends über die Höhe der Zeichnungs- summe zum zoologischen Garten und unsere eventuelle Beteiligung bei der Anlage eines Aquariums. Gegen den Schluss der Sitzung berichtete Herr Lankes, dass er von Herrn Scherer Mitteilung erhalten habe, dass für ihn aus Liberia demnächst eine mächtige Bitis gabonica eintreffen werde. Hoffentlich kommt die schöne Giftschlange in gutem Zustande an. Donnerstag, den 26. November 1908. Verlesung und Genehmigung des Protokolles der letzten Wochenversammlung. Anknüpfend an den Schluss desselben teilt Herr Lankes mit, dass die von Herrn Scherer aus Liberia gesandte tadellose Bitis gabonica auf dem Transporte, keineswegs länger als 12 — 24 Stunden vor Ankunft, wahrscheinlich in Ham- burg erfroren sei. Die Augen der Schlange glänzten noch und man war wirklich versucht zu glauben, das schöne und mächtige Tier lebe noch. Das Präparat wurde der hiesigen Zoologischen Sammlung überlassen. Vom Herrn Rembold liegt eine Zusammenstellung der seit einem Jahre für Fütterungszwecke kostenlos ge- lieferten weissen Mäuse vor. Die Zahl ist 275. Leider will Herr Rembold die Mäusezucht en gros aufgeben. Der Verein Zoologischer Garten hier übersandte Sammel- liste für event. Spenden. Herr Labontö legt einen Zeitungsausschnitt vor, betr. Errichtung einer biolo- gischen Zentralstelle im künftigen Münchener Tierpark. Eine lebhafte Diskussion rief wiederum die Frage des Beitrittes zum Verein „Zoologischer Garten“ hervor. Ueber die Höhe der Beitragsleistung gingen die Mei- nungen auseinander. Auf Vorschlag des Vorsitzenden einigte man sich dahin, über 14 Tage den Abend nur zur Besprechung dieser Angelegenheit zu verwenden. Die Ergebnisse der Besprechung sollen bei der dem- nächstigen ordentlichen Mitgliederversammlung be- schlussmässige Erledigung finden. Für die Bibliothek liegt auf: Dr. E. Hentschel „Das Leben des Süss- wassers“, ferner Heft 14 des illustr. Pflanzenwerkes von Dr. Gustav Hegi. Der Vorsitzende teilt mit, dass ein besser gelegenes Gesellschaftslokal in den „Drei Kronen“, Ecke Müller- und Holzstrasse, zu haben wäre. Für den Anzeigenteil: Fritz Lehmanns V erlag, Druck von Julius Es soll nach Tunlichkeit für nächsten Donnerstag eine Probesitzung dort anberaumt werden. Herr Dr. Käm- merer hat uns verschiedene kleine Werke in liebens- würdiger Weise für unsere Bibliothek überlassen. Freundlichen Dank. Interessant waren die Ausfüh- rungendes Herrn Kunstmaler Müller über seinen jüngsten Aufenthalt in Wien. Nachdem Herr Müller vorweg die Grüsse der Herren Professor Dr. Siebenrock, Dr. Werner und Dr. Kämmerer an die Gesellschaft be- stellt hatte, schilderte Herr Müller zuerst das Riesen- schlangenheim des Herrn Dr. Werner, Müller kam sodann auf das hochinteressante Wiener Hofmuseum, auf die reiche Schildkrötensämmlung des Herrn Pro- fessor Dr. Siebenrock, bei dem Herr Müller Unterricht im Skelettieren nahm, ferner auf die Biologische Ver- suchsanstalt, in der Herr Dr. Kämmerer seine Arbeits- stätte aufgeschlagen hat, eingehend zu sprechen. Besonders interessierte Herrn Müller in letzterer die Aufzucht des Olmes und die durch verschiedene Bodengrundverhältnisse hervorgerufene Farbenänderung bei Salamandra maculosa, ferner die Versuche, künst- lichen Melanismus bei den Eidechsen zu erzielen. End- lich gedachte Herr Müller des Schönbrunner Tier- gartens und hier besonders des Reptilienhauses. Herr Buschkiel regt an, dass über die von Herrn Dr. Käm- merer u. a. eingegangenen Separatabdrücke an stoffarmen Vereinsabenden referiert werden soll. In der nächsten Wochenversammlung Vortrag des Herrn A. Buschkiel über „Fortpflanzung der Knochen- fische“. K. Lankes. „Vallisneria“, Verein für Aquarien- und Terrarien- kunde zu Magdeburg. Versammlungslokal: „Tivoli“, Kaiserstrasse, am 2. und 4. Dienstag im Monat. Bericht der Sitzung vom 12. Januar 1909. In der heutigen Generalversammlung wurde der bisherige Vorstand wiedergewählt: Vorsitzender W. Jürgens, Königgrätzer Str. 17; stellvertretender Vorsitzender W. Kuhn; Kassierer R. Emskötter; Schriftführer Fr. E. Schneising: Bibliothekar F. Schön- feld; Präparatenverwalter G. Püschel. Bericht der Sitzung vom 26. Januar 1909. Herr Possögel berichtet über den befriedigenden Stand seiner im Herbst vorigen Jahres eingerichteten, mit Aktinien besetzten Seewasseraquarien. Die Pflege dieser Liebhaberei im Kreise unseres Vereins be- grüssen wir mit Freuden, da von jeher Vorträge und Besprechungen über dieses Gebiet in unseren Ver- einssitzungen einen weiten Spielraum eingenommen haben. Wir wissen, dass in Magdeburg von einzelnen Liebhabern, die dem Vereinsleben fern stehen, schon vor Jahren Seewasseraquarien gehalten worden sind. Im Anschluss an den Aufsatz von Rozynsky über ' Betta rubra in Nr. 4 der „Blätter“ konnten wir fest- stellen, dass diese Varietät von Betta tmfasciata nicht ■! zuerst 1906 importiert ist, sondern bereits 1901 von verschiedenen Mitgliedern unseres Vereins von der leider jetzt nicht mehr existierenden Firma Hans Stüve in Hamburg bezogen und gezüchtet wurde. Auf ' unserer Ausstellung in den hiesigen Grusongewächs- häusern 1902 war diese Spielart des Kampffisches durch Nachzucht noch reichlich vertreten. Das Rot der Flossen herrschte bei diesen Tieren derartig vor, ; dass selbst die Rückenflosse in der oberen Hälfte rot gefärbt war. Ausser der gedrungenen Körperform unterschieden sich die Tiere durch ihre kürzeren, breiteren Bauchflossen von den typischen Exemplaren. Im Jahre 1900 hatte ein Mitglied unseres Vereins von Jeunet in Paris ein Kampffischpaar bezogen, das ebenfalls eine besondere Spielart sein musste. Wir vermuten daher, dass es vom Kampffisch noch eine I ganze Anzahl Lokalformen gibt, die uns hoffentlich noch zum Teil durch spätere Importe beschert werden. Ferner beschäftigten wir uns mit dem Aufsatz von Wolfram Boecker in Nr. 2 der „Wochenschrift“ über das Laichgeschäft von Callichthys fasciatus. Der Vorsitzende zeigte durch eine Skizze des Befruchtungs- prozesses an der Wandtafel, dass die Befruchtung der Callichthyseier schwerlich in der von Boecker an- geführten Art erfolgt sein kann. Die näheren Aus- führungen hierüber wird ein diesbezüglicher Artikel in den „Blättern“ bringen. J. Stuttgart. — Verlag von Fritz Lehmann, Stuttgart. Maser, Leipzig-R. Charles Darwin. Zur 100jährigen Wiederkehr seines Geburtstages. Von Louis Schulze, Cassel. (2 Abb.) Am 12. Februar 1809 erhielt die Welt ein wertvolles Geschenk: Charles Robert Darwin wurde in Shrewsbury (England) geboren. Darwins Vater, ein äusserst liebenswürdiger und menschenfreundlicher Arzt, erfreute sich grosser Beliebtheit. Der Grossvater Darwins, Erasmus Darwin, war Dichter und Natur- philosoph. Von beiden erbte der junge Dar- win die guten Eigenschaften, welche ihm in seinem späteren Leben von Nutzen wurden. Nachstehende Zeilen sollen nun keines- wegs eine ausführliche Biographie Charles Darwins bringen, sondern nur einige Punkte seines Lebens beleuchten und vor allen Dingen zeigen, dass er auch auf dem Ge- biete der Hydrobiologie Beachtenswertes leistete. Mit dem 15. Lebensjahre begann Darwins Studium; zuerst Medizin, worin er jedoch nicht die erhoffte Befriedigung fand, wes- halb er zur Theologie überging, doch damit war’s erst recht nichts. Jetzt mussten alle möglichen und unmöglichen Naturwissen- schaften daran glauben, wurde in Wald, Feld und Flur herumgebummelt, Pflanzen gesammelt, Steine umgewälzt, ob sich etwa seit langem gesuchte Käfer darunter be- fänden, Busch und Strauch nach Raupen und Spinnen abgestöbert. In diese Zeit, ums Jahr 1831, fällt ein grosser Wendepunkt in Darwins Leben : er tritt seine weltberühmte Weltumsegelung auf dem „Beagle“ an. Die Art und Weise, wie Darwin dazu gekommen, ist äusserst humoristisch, einer seiner eng- lischen Biographen schreibt darüber ungefähr wie folgt: Von einem Schiffe, das an der Küste des Feuerlandes vor Anker lag, wurde seitens der Eingeborenen ein Boot gestohlen, der Kapitän des Schiffes liess darum einige Wilde ergreifen und gewaltsam als Geissein an Bord bringen, um auf diese Weise die Heraus- gabe des Bootes zustande zu bringen, was jedoch nicht gelang. Was sollte nun mit diesen an Bord befindlichen wilden Menschen, die eigentlich gar keine Menschen waren, angefangen werden? Jedoch der englische Kapitän, welcher etwas von der Eigenschaft besass, welche man als „Spleen“ zu be- zeichnen pflegt, wusste Rat. Die Wilden sollten mit nach England genommen werden, um dort eine gute Erziehung zu gemessen, später in ihre Heimat zurückgeführt ihren wilden Brüdern mit guten Sitten im Beispiel vorangehen, auf dass dieselben bei etwaigen Schiff br iichen an jener gefährlichen Küste Hilfe leisten könnten, anstatt wie bisher zu morden, räubern und plündern. Gesagt, ge- tan; die Wilden waren nun europäisch er- zogen und gekleidet und sollten gelegentlich einer kartographischen Expedition auf dem „Beagle“ in ihre Heimat zurückgebracht werden, was denn auch geschah; jedoch die neugebackenen Kulturkinder hatten nichts Eiligeres zu tun, als ihre Kleider mit dem zwar unzulänglichen, aber viel bequemeren und kleidsameren Lendenschurz zu ver- tauschen und alles zu vergessen, was ihnen in England beigebracht war. Doch bevor nun die Reise losging, stellte der Kapitän den Antrag, dass ein Gelehrter sie begleiten solle. Der Botaniker Henslow schlug den damals 22 jährigen Darwin vor, von welchem der Kapitän jedoch nichts wissen wollte, da ihm seine Nase nicht gefiel; doch schliesslich nahm er auch dieses notwendige Uebel mit in Kauf und Darwin trat die beinahe fünfjährige Reise an. Wenn- gleich er bisher nichts Gescheites gelernt 86 Louis Schulze: Charles Darwin. hatte, ja überhaupt gar kein ordentlicher Gelehrter war, so war es doppelt verwunder- lich, mit welchem Scharfsinn er alles Neue beobachtete. Wohl war Darwin äusserlich ein echter Dilettant, betrieb heute Geologie und Botanik, morgen Zoologie und Philo- sophie, er fing Vögel, Käfer und Spinnen, grub Gezeichnet von Louis Schulze, Cassel. Abb. 1. Skizze eines typischen Atolls. vorweltliche Knochenreste aus, beobachtete die sonderlichen Rankenfüsser, untersuchte Korallenriffe und studierte die Lebensweise dieser eigenartigen riffbildenden Wesen, kurz man muss sich geradezu wundern, was dieser vielseitige Mann alles erforscht und be- schrieben hat. Aber was er begann, das führte er auch zu Ende und zwar mit solcher Gründlichkeit, die man so leicht dem jugend- lichen Forscher nicht zugetraut hätte. Er war kein Mann toter Systematik, sondern in erster Linie Biologe. Kein Wunder, dass ihn die Schönheit der unterseeischen Blumen- wiesen fesselte, hatten doch auch andere schönheitsempfindende, bedeutende Forscher (Ehrenberg, Haeckel) diesem seltsamen Mär- chenzauber nicht widerstehen können. So wollen wir uns aus dem Gros von Darwins Forschungen, welche in bezug an Muster- gültigkeit einzig dastehen, nur die „Theorie der Entstehung der Atolle“ (Korallen -Ring- inseln) näher ansehen. Diese Lehre ist ja seinerzeit viel umstritten, heute fast all- gemein anerkannt und deshalb sehr bekannt geworden, dennoch verdient sie es, noch einmal ans Licht gezogen zu werden. Ein solches Atoll ist eine mehr oder weniger ringförmige Insel (Abb. 1), deren Fundament aus (gesteinsbildenden) Korallen besteht. Nun wurde früher allgemein angenommen, es handele sich um aus dem Wasser ragende, von Korallen bewachsene Krateröffnungen; somit erkläre sich, dass sich innen wie aussen Wasser befinde. Darwin jedoch er- klärte die Sache anders. Er stellte Lotungen an und fand in jeder erreichbaren Tiefe Korallenstöcke oder deren Spuren. Da aber die Korallen unter einer Tiefe von ca. 45 m nicht mehr leben können, so lässt sich der Sachverhalt nicht anders denken als folgen- dermassen: An Stelle des jetzigen Atolls be- fand sich früher eine durch vulkanische Kräfte gehobene Insel, an deren Küste sich Korallen ansiedelten; während aber das Eiland wieder ganz allmählich sank (siehe Abb. 2), bauten die Korallen Gene- ration auf Generation, um sich nahe dem Wasserspiegel zu halten. So kam das ringförmige Korallenriff zustande, auf dessen Oberfläche sich mit der Zeit Sand, Schlamm und Trümmer ablagerten, um einen Nährboden für die aus ange- schwemmten Samen keimenden Pflanzen zu bilden. Wie oben bereits bemerkt, wurde diese Theorie viel angezweifelt, weshalb der jüngere Agassiz empfahl, Bohrungen anzu- stellen, welche auch von Sofias (1896) und David (1897—98) ausgeführt wurden und Darwins Lehre glänzend bestätigten. Ausser dem grossen Reisebericht schrieb Darwin für die Naturwissenschaften acht starke, strengwissenschaftlicheBände. Später kommen dann u. a. zwei weitere Glanzpunkte im Leben dieses genialen Forschers und her- vorragenden Philosophen: „Die Entstehung der Arten“ (1859) und „Die Abstammung des Menschen“ (1871). Beide Werke wirbel- 1 Perlod e gig 2 Per. Wämk JSsilälik 3. Per. &-JL. JL Ju«9, 'ose' -i.it Koralle n^all. S.'nfce r. de In sei , di« Korallen streben höher Insel versvinken^urth der Korallen W Atöll entstanden =»reisen( Insel] : ah^eit’orb Korallen lebende Korallen Abb. 2. Schema der Entstehung eines Atolls. Originalzeichnung im Sinne von Darwins Forschung von Louis Schulze-Cassel. ten unermesslich viel Staub auf; warfen sie doch alles um, was bisher als wahr und gut gegolten hatte. Was wollte denn dieser stümpernde Dilettant; wie konnte er sich unter- stehen, solchen verrückten, revolutionären Kram zu schreiben? Jetzt konnte Darwin sein väterliches Erbteil, die Liebenswürdig- 87 P. Engmann: Betrachtungen zu W. Köhlers „Untersuchungen über das Schaumnest usw.“ keit, gebrauchen; in beinahe freundschaft- lichem Tone widerlegte er klar und sach- lich die zahlreichen Gegenschriften. Heute hat man sich so ziemlich an Darwins Lehre, welche er so gut begründen konnte, ge- wöhnt. Schon längst vor Darwin hatte Lamarck den Gedanken einer „Entwickelung“ ausgesprochen, doch damals war die Welt gewissermassen noch nicht reif für derlei Sachen, auch hatte Europa zu der Zeit ge- nug mit andern Angelegenheiten zu tun und vor allen Dingen fehlte es Lamarck an Be- weismaterial. Letzteres konnte nun Darwin genügend zur Stelle schaffen, er verstand es, der Wissenschaft die trübe Brille zu putzen, sie richtig sehen und scharf beobach- ten zu lehren. Sonderbar war es, dass, nachdem Darwins Arbeit längst fertig im Schreibpult lag, der vortreffliche Wallace mit demselben Gedanken an den Tag trat. Man kann beinahe annehmen, die Menschen hätten nun den erforderlichen Bildungsgrad erreicht gehabt, welcher sie zur wahren Erkenntnis befähigte. — — — — — Am 19. April 1882 endete die glorreiche Laufbahn des bescheidenen Mannes: Darwin im Alter von 74 Jahren legte sich für immer zur Ruhe. Betrauert von der ganzen ge- bildeten Welt, wurde er in der Westminster- abtei unweit des Grabes Newtons beige- setzt. — Darwin ist tot, doch seine Werke be- sitzen ewiges Leben. Wer sich mit dem Philosophen Darwin nicht befreunden kann oder will, der muss ihm als Forscher den- noch die Anerkennung zollen, die ihm zu- kommt. „Der Wahrheit gebührt der Vorrang, denn Wahrheit war auch Darwins stete Losung.“ Betrachtungen zu W. Köhlers „Untersuchungen über das Schaum- nest und den Schaumnestbau der Osphromeniden“. Von P. Engmann-Dresden. Wenn Herr Oberlehrer W. Köhler seine unter obigem Titel erschienene Arbeit in den Nummern 29 und 30 der „Bl.“, Jahrgang 1908, nur als „vorläufige Mitteilung“ betrachtet wissen will und weitere Untersuchungsresultate in Aus- sicht stellt, so möchte ich mich in Nachstehendem speziell mit dem zweiten, dem biologischen Teile obengenannter Arbeit, über den Zweck des Schaumnestes, doch heute schon etwas näher befassen, da meine Erfahrungen in der Zucht von Labyrinthkiemern sich nicht in allen Teilen mit denen Herrn Köhlers über das gleiche Objekt decken und ich demnach auch zu anderen Schlussfolgerungen als Herr Köhler gekommen bin. Die erste Frage, nach der Be- schaffenheit des Nestes, werde ich nur flüchtig streifen, da sie mich hier weniger interessiert, als vielmehr den Chemiker. Ich stelle mich mehr auf den Standpunkt des forschenden Lieb- habers, dem vielleicht gerade die auch von Herrn Köhler bereits recht ausführlich behandelte zweite Hälfte der Arbeit über den Zweck, dem das Schaumnest dienen soll, näher liegt. Was zunächst die von Herrn Köhler hervor- gehobene grosse Beständigkeit des Schaum- nestes anbelangt, so muss ich wohl oder übel der von W. Klinge-Braunschweig vertretenen Ansicht beipflichten, dass trotz der verhältnis- mässig zähen Konsistenz des Schaumnestes dieses doch in kurzer Zeit in sich zusammenfallen und langsam verschwinden würde, wenn es nicht durch fortwährende Ergänzung der sich auflösenden Schaumbläschen auf dem Status quo erhalten bliebe. Der Begriff „kurze Zeit“ soll den Zeit- raum von 2 — 3 Tagen nicht überschreiten. Ich will jedoch damit nicht sagen, dass nicht ein noch vorhandener Rest des Nestes auch längere Zeit bestehen könnte. Eine nicht unwesentliche Rolle bei der längere oder kürzere Zeit be- stehenden Dauer des Nestes spielt neben der Art des Fisches, welcher es verfertigt, auch die Frage, ob es das erste ist, welches zum Beginn der Brutperiode entsteht, oder ob dieser selbe Fisch bereits eine Anzahl Bruten hinter sich hat und etwa die Laichperiode sich ihrem natür- lichen Ende zuneigt. Ich habe z. B. bei ver- schiedenen Makropoden gefunden , dass die Männchen zum Beginn der Laichperiode wahre Riesennester verfertigten, die naturgemäss auch länger standen, als solche vom selben Männchen im weiteren Laufe des Sommers verfertigte, die kleiner waren und nur kürzere Zeit standen. Die von Herrn Köhler angeführte Beobachtung des plötzlichen Zerfalls des Nestes nach 5-, 6- und 8 tägiger Dauer kann ich nur darauf zurück- führen, dass das brutpflegende Männchen das Nest nicht mehr ergänzt, wenn je nach der Wasserwärme die Jungen früher oder später ausschlüpfen und sich der Obhut des Alten zu entziehen suchen. Ihr beginnendes Selbständig- werden enthebt den Alten dann der Pflege der Brut, und die notwendige Folge ist der eintretende 88 P. Engmann: Betrachtungen zu W. Köhlers „Untersuchungen über das Schaumnest usw. Zerfall des Nestes. Ich glaube mit Bestimmt- heit annehmen zu können, dass Herr Köhler beispielsweise beim Makropoden oder Kampf- fisch sicher beobachtet haben wird, dass die Männchen fast unermüdlich neue Schaum- bläschen ins Nest bringen, wenn Eier oder Brut sich in diesem befinden. Diese Tätigkeit stellen sie sogar des Nachts nicht ein, wie ich an Makrop öden oft genug zu beobachten Gelegenheit fand! Würde nun ein Zerfall der älteren Schaumbläschen nicht dennoch stattfinden, so müsste das Nest mit der- zeit, der emsigen Tätigkeit des Männchens ent- sprechend, einen recht bedeutenden Um- fang annehmen, aber in den meisten Fällen bleibt sich das Nest während der Zeit, in der es seinem Zwecke dienen soll, fast gleich. Es kommt aller- dings auch nicht selten vor, dass dasselbe heute gross, morgen klein, und am nächsten Tage aber- mals gewachsen ist. Dies beruht doch nur auf dem vom Männchen entwickelten grösseren oder geringeren Eifer der Anfertigung neuer Schaum- blasen. Die verschieden lange Dauer der Brut- pflege und damit zusammenhängend den Bestand des Nestes habe ich, wie schon oben erwähnt, auf die Temperatur des Wassers zurückgeführt. Makropoden laichen beispielsweise bereits bei 16° R., also bei einer Temperatur, hei der noch kein anderer Labyrinthfisch daran denkt. Diese verhältnismässig niedrige Temperatur be- dingt demgemäss auch ein längeres Liegen der Eier, bevor sie zur Reife gelangen, und von ebenso langer Dauer ist dann die Brutpflege des Männchens und der daraus resultierende Bestand des Schaumnestes, der bei höherer Temperatur entsprechend kürzer wird, weil das Heranreifen der Eier und das Selbständigwerden der Jungen durch höhere Wärme entsprechend beschleunigt wird. Dass man auch ein frisch gebautes Nest leicht zum Zerfall bringen kann, welche Be- obachtung Herr Köhler nie gemacht hat, beweist ein ganz einfaches Experiment. Man suche einmal ein Männchen aus seinem Behälter, in welchem es soeben sein Schaumnest angelegt hat, vorsichtig, ohne den Bau in Mitleidenschaft zu ziehen, zu entfernen. Die sich zersetzenden Schaumbläschen können nun nicht mehr ergänzt werden und in einiger Zeit, keinesfalls dauert es 5 — 8 Tage, ist die Herrlichkeit vorbei. Allerdings habe ich gleich Herrn Köhler die Beobachtung gemacht, dass, wie ich bereits hervorgehoben habe, besonders grosse Nester sich lange halten, ehe der letzte Rest ver- schwunden ist. Dies habe ich mir so erklärt, dass die Umhüllung der zerfallenden Bläschen sich auf die noch übrigen Bläschen verteilt und diese dann um so widerstandsfähiger werden, da die Umhüllung dichter, hez. stärker wird. Alte Nester sehen daher auch nicht weiss aus, son- dern erhalten einen schmutzigbräunlichen Anstrich. Es müsste natürlich erst durch exakte Untersuchungen festgestellt werden, ob ich mit meiner Vermutung auf dem richtigen Wege bin, vielleicht veranstaltet Herr Köhler solche auch nach dieser Richtung hin. Einen Zerfall des Nestes „fast mit einemmale, nicht allmählich“ habe ich nun wieder im Gegen- satz zu Herrn Köhler unter normalen Ver- hältnissen nie beobachten können. Es sind m. E. noch andere Gründe vorhanden, die das männliche Tier veranlassen, das durch „ungestüme Bewegungen der erregten Elternfische“ be- schädigte Nest wieder in normalen Zustand zu versetzen, obwohl diese ungestümen Be- wegungen sicher einer der Gründe mit sind. Besass ich doch z. B. einmal ein Makropoden- weibchen, welches, wenn es zum Liebesspiel vor der Laichablage unter das Nest kam, fast regelmässig mit wahrer Wollust den stolzen Bau des Männchens zerstörte, indem es mit kurzem Anlauf mitten durch den Schaum hin- durchschoss, der natürlich nach allen Seiten auseinanderspritzte. Die Einschränkung „unter normalen Ver- hältnissen“ habe ich deshalb geltend gemacht, um klarzulegen, unter welchen anderen in Be- tracht kommenden Umständen ein rascheres Zer- fallen des Nestes stattfindet. Meine sämtlichen Becken sind mit Deckscheiben versehen, die über dem Wasserspiegel befindliche, eingeschlossene Luft ist daher, wenn die Sonne das Wasser erwärmt oder die Heizung in Betrieb ist, stets wärmer als die Luft ausserhalb des Beckens. Hebt man nun eine Deckscheibe ab, unter der ein Schaum- nest sich befindet, so bemerkt man ein mit deutlich hörbarem Geräusch verbundenes Platzen der Schaumbläschen. Hervor- gerufen wird dies durch die Wirkung der kühleren Aussenluft, welche infolge des plötzlich ein- tretenden Temperaturunterschiedes eine zer- setzende Wirkung auf die oberen Schichten der Blasen des Nestes ausübt. Je nach der Be- schaffenheit des zur Herstellung der Bläschen verwendeten Sekrets, das eine bald grössere, bald geringere Konsistenz besitzt, und je nach dem in kürzerer oder längerer Zeitdauer erfolgten Ausgleich der Temperaturen hält das Platzen 89 P. Engmann: Betrachtungen zu W. Köhlers „Untersuchungen über das Schauinnest usw.“ der Bläschen an. Anfangs zerplatzen diese in einem äusserst raschen Tempo, das mit dem all- mählich einsetzenden Ausgleich nach und nach auf das Normale zurückgeht. Dieser Vorgang rindet also unter anormalen Umstäuden statt. Ein Verbringen der Eier nicht nur bis dicht unter die Oberfläche des Nestes, sondern ein direktes Aufliegen der Eier auf der Oberfläche des Nestes habe ich ausser bei Trichogasler lalius, dem ich zum Nestbau Algen, bez. ein leicht veralgtes Becken gab, bei allen von mir gezüchteten Labyrinthrischen beobachtet. Herr Köhler spricht hier davon, dass manche Arten ihre Eier gern mitten hinein in den Schaum, ja bis dicht unter die Obex-fläche des Nestes „speien“. Dies ist nach meinen Beobachtungen nur bei Osphromenus tnchopterus var. Koelreuteri der Fall, der tatsächlich oftmals einen förm- lichen Wasserstrahl von unten nach oben durchs Nest speit, m. E. zu keinem anderen Zweck, als die Eier nach oben zu befördern und möglichst nahe der Oberfläche unterzubringen. Alle andern Arten geben die Eier, wenn sie solche ins Maul nehmen, meist ganz sanft an der Unterseite des Nestes wieder von sich. Erst durch die fortwährende Ergänzung der Schaumblasen werden die Eier nach und nach höher ins Nest emporgehoben, so dass sie oftmals ganz obenauf liegen, ohne noch von Schaumbläschen bedeckt zu sein. Ich lasse hier die Frage nach dem Warum offen, es lag mir daran, meine Behauptung Herrn Köhler gegen- über mit einem weiteren Beweis der von ihm bestrittenen Tatsache, dass das Männchen die Schaumblasen nicht zu ergänzen braucht, zu stützen. In bezug auf die weiteren Ausführungen Herrn Köhlers, dass das Schaumnest „weder als Schwimmapparat noch als Sauerstoffbehälter für die Eier, bez. Embryonen unerlässlich nötig ist“, habe ich gleich anderen Liebhabern beim Kampffisch dem entgegenstehende Beobachtungen häutig gemacht. Was Herr Köhler hier als für Eier und Embryonen nötig erklärt, gilt natür- lich auch für die Jungen, obwohl Herr Köhler dies nicht besonders hervorhebt. Eier und Junge, des Schwimmens noch unkundige Kampftische werden durch Bewegungen des unter dem Neste stehenden Alten mit der Rückenflosse nicht selten von der Unterseite des Nestes abgestreift, wenn z. B. die Jungen mit dem Kopfe nach oben senkrecht oder etwas schräg zur Basis des Nestes an diesem hängen, etwa wie eine Nähnadel am Magneten. Sind die Bewegungen des Alten nicht heftig, und dies ist glücklicherweise meistens der Fall, so sind die Jungen imstande, sich fest zuhalteu oder sie überwinden, wenn abgestreift, den kurzen Raum zwischen sich und dem Neste, um alsbald wieder dahin zu gelangen. Werden die Jungen aber durch irgendwelche Umstände vom Neste abgetrieben, so dass sie nicht imstande sind, dieses wieder zu erreichen, so gehen sie unfehl- bar zugrunde, wenn der Alte sie nicht findet und selbst ins Nest zurückbringt. Die Eier, sowie die Jungen des Kampffisches sind im Gegensatz zu denen des Makropoden oder Osphromenus tnchopterus v. K. spezifisch schwerer als das Wasser, so dass sie untergehen, wenn nicht das Nest sie davor schützen würde. Ein Versuch nach dieser Richtung wird jeden von meinen Behauptungen überzeugen. Man klopfe z. B. einmal ganz leicht mit einem Stäbchen auf das Nest eines Kampffisches, wenn sich 1 — 2 Tage alte Junge in demselben befinden. Erschreckt stiebt die ganze Schar in die Tiefe. Die Kräftigeren unter ihnen vermögen sich bei niedrigem Wasserstand wieder emporzuarbeiten, die anderen jedoch machen die krampfhaftesten Anstrengungen, um in spiraligen, um die eigene Längsachse gehenden Drehungen die Oberfläche wieder zu gewinnen. Aber vergebens, nach jedem Versuch sinken sie nur tiefer hinab, trotz ihrer verzweifelten Bemühungen, nach oben zu gelangen. Ermattet liegen sie dann auf dem Boden, um in ganz kurzer Zeit dort abzusterben. Schon mit blossem Auge, noch besser aber mit einer Lupe kann man deutlich eine vom hinteren Ende aus beginnende Weisslichfärbung, also ein Absterben des Jungfischchens, wahrnehmen. Rasch fortschreitend breitet sie sich auf die anderen Teile des winzigen Körperchens aus und — das Leben ist erloschen! Das Absterben dieser Jungen, welches selbst bei dem gewiss flachen Wasserstand von höchstens 12 cm von mir konstatiert werden konnte, führe ich nur darauf zurück, dass die Jungen, nach- dem sie ihren natürlichen Schutzort, das Nest, nicht erreichen konnten, an Erstickung zu- grunde gingen. Denn von einem Vorhanden- sein, ausser in Spuren, des Labyrinths bei diesen jungen Tieren kann wohl ernstlich nicht ge- sprochen werden. Der bei 12 cm Wasserstands- höhe vorhandene geringe Druck dürfte am Tode der Tierchen kaum die Schuld tragen. Selbst wenn dies der Fall wäre, würde das Nest in diesem Falle wenigstens als unerlässlich not- wendiger Schwimmapparat für die Jungen in Frage kommen. Ob für die Eier das gleiche gilt, 90 P. Engmann: Betrachtungen zu W. Köhlers „Untersuchungen über das Schaumnest usw. kann ich ohne weiteres, da ich dahingehende Ver- suche noch nicht angestellt habe, nicht behaupten. Es scheint mir dies gleichwohl beim Kampffisch der Fall zu sein, dessen Eier nicht wie die des Makropoden bei der Befruchtung von selbst nach oben steigen, sondern nach ihrem Austritt aus der Legeröhre sofort zu sinken beginnen. Ich kann mich daher der von Herrn Köhl er ausgesprochenen Meinung, dass das Schaumnest höchstens nebenbei als Atem- oder Schwimm apparat in Frage kommt, mindestens in bezug auf den Kampf- fisch nicht anschl iessen, sondern es hat nach meinem Dafürhalten neben dem von Herrn Köhler angeführten Hauptzweck, Schutz vor der Sonne zu bieten, die weitere Hauptaufgabe, die Nachkommenschaft gegen die von mir ge- schilderten Zufälle zum Zwecke der Er- haltung der Art möglichst zu schützen. Das Herabsinken der Eier unmittelbar nach ihrem Austritt aus der weiblichen Legeröhre habe ich übrigens nicht nur beim Kampffisch, sondern auch bei Polyacanthus spec. beobachtet, desgleichen auch das Unvermögen wenige Tage alter Jungen, sich wieder ins Nest zu schwingen, wenn sie durch äussere Einflüsse von diesem abgespült wurden. Ob dieselben dann aber in tieferem Wasser ebenfalls abgestorben sind, haben meine Beobachtungen nicht mit Sicher- heit ergeben, da ich die Tierchen infolge ungünstigen Fallens nach der Mitte des Beckens zu nur mangelhaft beobachten konnte. Hierbei möchte ich noch einer anderen Tatsache ge- denken, die jedoch irgend einen Gegenbeweis gegen Herrn Köhlers Ausführungen nicht bilden soll. Herr Köhler teilt mit, dass er Eier von Polyacanthus spec. auch auf dem Boden eines Pro- bierglases zur Zeitigung brachte. Welche Höhe hatte der Wasserstand in dem Gläschen und wieviel Eier haben Sie in dem betreffenden Glase untergebracht? Die Veranlassung zu meiner Frage bildet folgender Vorfall. Die be- kannte grosse Fruchtbarkeit des Polyacanthus spec. veranlasste mich, direkt auf die gerade er- schienenen Veröffentlichungen Herrn Köhlers hin, folgenden Versuch zu machen. Ich hob zwei oder drei Nester des Fisches, die eben frisch mit Eiern besetzt waren, ab und brachte sie in einer ovalen, nach den Rändern flach verlaufenden Glasschale von 22 cm Länge und 18 cm Breite, 21|2’cm hoch mit Wasser gefüllt, unter. Vorher hatte ich Riccia aus demselben Becken, dem die Eier und das Wasser der Schale entstammten, eingelegt, um die Eier auf die Riccia zu legen. Ich konnte jedoch nicht verhindern, dass trotz angewandter Sorgfalt eine grosse Zahl Eier dennoch durch die Riccia hindurch auf den Boden des Gefässes fielen, die sämtlich verpilzten, während nach 2 */2 Tagen die oben befindlichen Eier gut auskamen, und die ich, um das Resultat feststellen zu können, in ein anderes Becken gab. Später entnahm ich diesem immer noch gegen 150 Junge. Die von Herrn Köhler erwähnte, an den Eiern von Polyacanthus spec. haftende Luftblase, die er beim Beobachten der Eier in einem mit reinem Wasser gefüllten Probierglas an den Eiern hängen sah und die das Ei nach oben zog, ist die natürliche Folge des Wasserwechsels und kommt, weil typische Erscheinung, nicht in Be- tracht. Ist es Herrn Köhler nun auch ge- lungen, die betreffenden Eier zum Aus- schlüpfen zu bringen, so wäre es wohl von Interesse gewesen, die Fortsetzung des Ver- suchs, ob eine ev. Aufzucht der Jungen stattgefunden hat oder versucht worden ist, zu erfahren. Jedenfalls wäre dieser Versuch negativ ausgefallen. Wie haben wir uns ferner das verschieden- artige Verhalten der verschiedenen Arten Labyrinthkiemer bei der Fortpflanzung zu er- klären? Alle bekannteren Arten bauen Schaum- nester, um nach den Untersuchungen Herrn Köhlers „die äusserst lichtempfindliche Brut vor den Strahlen der Sonne zu schützen und Laich und Embryonen zugleich vor zu grosser, für die Entwicklung vielleicht verhängnisvoller Erwärmung zu bewahren.“ Da Herr Köhler auch die Opliiocephaliden zu den „eigentlichen Labyrinthfischen“ rechnet, diese jedoch kein Schaumnest bauen, sondern ihre Eier einfach an die Oberfläche steigen lassen, so sind die Eier und später die Brut doch nicht gegen die sengende Tropenhitze geschützt. Nun mag es sein, dass letztere Gattung in der Freiheit zu einer ganz anderen Jahreszeit zur Fortpflanzung schreitet, als die anderen, oder sie verlegen ihre Brutstätten an sonnengeschützte Uferstellen der Flüsse, oder aber die Jungen sind wider- standsfähiger gegen Einflüsse des Lichtes und der Wärme. Zum Schlüsse möchte ich nur noch beiläufig bemerken, dass ich bei meinen Fischen die von Herrn Köhler in „Hunderten von Fällen“ gemachte Beobachtung der Anlegung des Nestes ausnahmslos an den sonnengeschütztesten Stellen des Beckens nicht systematisch verfolgt habe, es will mir aber mit grosser Wahrscheinlichkeit W. Köhler: Woran liegt die Hinfälligkeit der meisten Seetiere in unseren Aquarien? 91 dünken, dass die Auswahl der Laichplätze ziem- lich wahllos, bald hier, bald da, an der Vorder- und Hinterscheibe des Beckens erfolgte. Hier kommt jedenfalls ausser der Beschaffenheit des Beckens, ob Glas- oder Gestellaquarium, auch die Aufstellung desselben an schattiger oder sonniger Stelle mit in Betracht. Meine Aquarien stehen nach Süd-Süd-Ost. Woran liegt die Hinfälligkeit der meisten Seetiere in unseren Aquarien? Von Oberlehrer W. Köhler. (Fortsetzung.) II. Das Wasser. Zur Einrichtung eines Seewasseraquariums, die ich im vorigen Abschnitte behandelt habe, gehört auch das Seewasser, so dass ich die hierauf bezüglichen Fragen eigentlich im vorigen Abschnitte mit hätte erläutern können. Die Ausführungen über die hier uns entgegentretenden Fragen sind aber so wichtig und so umfangreich, dass es mir geraten erschien, ihnen einen be- sonderen Abschnitt einzuräumen. Zunächst die schon lange und oft erörterte Frage, ob künstliches oder natürliches See- wasser! Es ist geradezu unbegreiflich, wie Jahrzehnte hindurch bei allen Misserfolgen auf dem Gebiete der Seetierpflege im Aquarium mit künstlichem Wasser — denn solches wurde im Binnenland zumeist verwandt und wird, was noch weniger verständlich ist, noch heute, wenigstens als Beimengung zu natürlichem Seewasser, selbst in grossen öffentlichen Schau- aquarien des Binnenlandes verwandt — niemand auf den Gedanken kommen konnte, es müsse wohl mit der Zusammensetzung des künstlichen Seewassers nicht ganz richtig sein! Wir sind dem Leipziger Chemiker und Seetierpfleger P. Schmalz zu grösstem Danke verpflichtet, dass er erstmalig vor über Jahresfrist die ganz verkehrte Dosierung der Gemengteile im „künst- lichen“ Seewasser nachgewiesen hat. Wenn es trotzdem in vereinzelten Fällen gelang, in dem nach dem alten, verkehrten, aber noch heute in allen Leitfäden vorzufindenden Rezepte ge- brauten Zeug „harte“ Tiere „monatelang“ und länger vor dem Sterben zu bewahren, so ist das wahrlich nichts anderes als ein glänzen- der Beweis dafür, was Seetiere alles aus- zuhalten vermögen. Aber auch nach dem revidierten Rezepte von Schmalz dürfte man nicht ohne weiteres verfahren. Er hat seine Vorschrift einem ganz bestimmten Seewasser angepasst; die Zusammensetzung des Seewassers ist aber in den verschiedenen Meeren, so z. B. schon in der Nordsee und im Mittelmeer, ganz verschieden. Das Nordseewasser enthält be- deutend mehr Bromsalze und Chlormagnesium, dagegen bedeutend weniger Sulfate (schwefel- saure Salze) als das Mittelmeerwasser. Würde aber ein Mensch wohl vollkommen indifferent sein gegen eine plötzliche Verhältnisänderung der Gemengteile seiner Atemluft? Gewiss nicht! Den armen Mittelmeertieren muten wir es aber zu, sich sofort mit künstlichem Seewasser „ä la Nordsee“ abzutinden. Gewiss, manche werden den scheinbar unbedeutenden Unterschied ohne nachteilige Folgen überstehen und sich anpassen, darunter am ehesten wohl die Arten, die sowohl in der Nordsee wie im Mittelmeer Vorkommen. Sicherlich aber werden ebenso viele zartere Organismen in dem neuen ungewohnten Medium eben dahinvegetieren und langsam, aber sicher zugrunde gehen, etwa wie ein Hochgebirgs- bewohner unserer Zone in dem Fieberklima brasilischer oder afrikanischer Urwälder, auch wenn er das Glück hat, ohne Fieberinfektion durchzukommen. Das ist aber nur ein Moment, das mich zur Verwerfung jedes künstlichen Seewassers, in welcher Ueberzeugung ich übrigens bei weitem nicht allein stehe, veranlasst. Das Hauptmoment für mich ist die Tatsache, dass dem künstlichen Seewasser jeder Keim zu einer echt marinen Mikroflora und Mikrofauna naturgemäss fehlt, während es in natürlichem Seewasser von solchen Keimen wimmelt. Keime von allerhand Grün- und Braunalgen, Eier von Kopepoden, Infusorien und dergleichen erwachen binnen wenigen Wochen in dem mit natürlichem Seewasser gefüllten Aquarium und geben dem Biologen, der ja auch und nicht in letzter Linie für die Kleinsten der Kleinen etwas Interesse übrig hat, ein Seewasseraquarium, dessen Besetzung mit Organismen ihm nicht einen Pfennig kostet. Was für Viehzeug habe ich in der verhältnis- mässig kurzen Zeit des Bestehens meiner jetzigen Seewasseraquarien mit der Lupe nicht schon wahrnehmen können, zu meiner grössten Freude und Befriedigung, sicherlich aber auch zu der noch grösseren Befriedigung der zahl- reichen kleinen Seepocken, die auf einem Fels- stück hungrig mit ihren Antennen peitschen, und der vielen Hunderte winzigster kleiner Seenelken, die — Gott weiss, wie — auf, oder besser ge- sagt, aus demselben Felsstück emporgeschossen sind und erwartungsvoll ihre kleinen Tentakeln 92 W. Köhler: Woran liegt die Hinfälligkeit der meisten Seetiere in unseren Aquarien? ausbreiten! Wer sollte wohl jedem der kleinen hungrigen Geschöpfchen tagtäglich ein seiner Grösse genau angemessenes Stückchen Fisch- oder Muschelfleisch reichen? Soll sich ein See- wasseraquarium im biologischen Gleich- gewicht halten, wie es uns für ein Süsswasser- aquarium ganz selbstverständlich ist, soll es also auch den kleinsten in ihm sich bil- denden Lebewesen nicht nur Atemluft, sondern auch Nahrung bieten, so muss man eben natürliches Seewasser zur Auf- füllung verwenden und kein auch noch so gewissenhaft zusammengesetztes Surrogat. Es ist mir eine ganz besondere Freude gewesen^ dass auch unser verdienter Schmalz, wie stolz er auch auf seine eingangs dieses Abschnittes erwähnte Arbeit sein könnte, rückhaltlos zum natürlichen Seewasser geraten hat und künst- liches eben als das betrachtet, was es ist, nämlich als Notbehelf. Nun kommt aber die zweite, bei weitem bedeutungsvollste und meines Wissens bisher in ihrer Tragweite ganz allgemein verkannte Frage, die der Konzentration des Seewassers. Wenn ich hier wieder Bad e zitiere, so tue ich das nur in der Annahme, dass sein Buch über das „Seewasseraquarium“ wohl gegenwärtig das neueste und vielleicht auch verbreitetste ist. Ich könnte natürlich ebenso gut aus jedem anderen Leitfaden, der unser Thema behandelt, zitieren. „Das spezifische Gewicht des See- wassers schwankt zwischen 1,023 und 1,030. An dem für Seewasseraquarien angefertigten Hydrometer zeigt ein roter Strich die Stelle an, bis zu welcher er in das Wasser tauchen soll.“ Wie verkehrt! Die Dichte des Meer- wassers schwankt zwischen 1,000 und 1,03 5 für unsere Meere, behaupte ich. Denn an der Mündung der grossen Ströme, die zur Ebbezeit völlig ausgesüsst ist, ist eben der Salz- gehalt fast Null, und demnach die Dichte des Wassers gleich der des Süsswassörs. Und wer wollte behaupten, dass sich an den Mündungs- stellen unserer Ströme keine echten Meerestiere vorfänden? Gerade die reichste Fauna, was Arten- und Individuenzahl anlangt, finden wir dort! Nun denke man sich einen biederen Binnenländer, der sich von einem Freunde in Hamburg oder Bremen Seetiere schicken lässt, und er setzt die Ankömmlinge, ohne mit der Wimper zu zucken, in Seewasser, worin das Hydrometer (das heisst es, nicht der, wie Bade schreibt) „bis zum roten Striche“ ein- taucht! Also Tierchen, die im Mittel vielleicht einer Dichte von 1,010 angepasst waren, plötz- lich in Wasser von der Dichte 1,026! Dabei kommen zudem die Tiere krank und entkräftet an! Wo soll da die „Härte“, die „Haltbarkeit“ eines Seetieres herstammen? Bedingen doch die geringsten Schwankungen in der Dichte des Seewassers ganz bedeutende Unterschiede im Gewebedruck, Unterschiede, denen unter ganz günstigen Bedingungen im äussersten Grenzfalle der Ueberführung aus Süsswasser in Seewasser von normaler Konzentration nur einige Wesen, z. B. der Stichling, einige Fundulus- und Grundel-Arten, sich gewachsen zeigen. Weiss der Süsswasseraquarienpfleger nicht, dass Siiss- wasserpolypen bei einer plötzlichen Beimengung von nur 0,004 Teilen = 4 °/00 Kochsalz ins Aquariumwasser fast sofort eingehen? Aber eine noch dazu beim Loslösen von einer Felswand mehr oder weniger verletzte, durch die Strapazen des Transportes entkräftete Aktinie soll einen plötzlichen Wechsel um 2 bis 2 1/2 °/0 (nicht °/00!) im Salzgehalt des Wassers ohne Murren überstehen! Die Stachelhäuter haben eine nach Millionen Jahren zählende Vergangenheit hinter sich, und gleichwohl ist es noch keinem gelungen, die 3 °/0 Salzgehalt zu verschmerzen und ins Süsswasser einzuwandern. Die Quallenarten, denen das im Laufe ihi’er noch viel längeren Vergangenheit gelungen ist, kann man an den Fingern herzählen! Das einzelne Individuum verträgt keine plötzliche Schwankung um 0,1 °/0 im Salzgehalt des Wassers! Was folgern wir daraus? Ehe wir über „Haltbarkeit“ oder „Hinfälligkeit“ unserer See- tiere diskutieren, wollen wir sie erst einmal in- dividuell behandeln und nicht nach Schema F, alles was wir erhalten, in Seewasser von der Dichte 0,026 stecken! Wir müssen von unseren Lieferanten unbedingt die ge- wissenhafte Angabe über den Fangort der Tiere und die Zahl der an Ort und Stelle mit dem Aräometer gemessenen Wasserdichte fordern! Meine jetzigen Nord- seetiere stammen alle aus dem .Tahdebusen, nahe seiner Einmündung ins Meer. Glücklicherweise verdanke ich der Liebenswürdigkeit des Herrn, der sie mir geliefert hat, zugleich die Lieferung des Seewassers, natürlich an derselben Stelle, seinem Wohnorte, nicht auf hoher See geschöpft, wie ich es törichterweise noch von ihm ver- langt hatte. An den Konzentrationsunterschied hatte ich natürlich nicht gedacht; vor mir ja auch niemand! Ich hatte nur die absolute „Reinheit“ des Wassers im Auge. Ich bin dem W. Köliler: Woran liegt, die Hinfälligkeit der meisten Seetiere in unseren Aquarien? 93 Herrn zu doppeltem Danke verpflichtet, nämlich dafür, dass er durch Nichtbefolgung meines Wunsches mir die ganze Sendung tadellos er- halten hat — ich habe noch nie vorher so prächtige Tealia, so wunderbare Nelken und so lebhafte Seesterne in einem Aquarium ge- sehen — , ferner dafür, dass er mich endlich auf die hier entwickelten vernünftigen Gedanken gebracht hat! Ich war zunächst geradezu er- schrocken, als ich, Gott sei Dank, acht Tage nach der Besetzung mit Seetieren, die Dichte des Aquarienwassers mit 1,010 fest- stellte. Wäre die Feststellung vorher erfolgt, ich hätte in meiner Besorgnis vielleicht kon- zentrierteres künstliches NordseeAvasser nach Schmalz hergestellt und zugegeben, um die „normale Dichte“ herauszubekommen! Von weit geringerem Einflüsse auf das Wohlbefinden der Tiere scheint die Tiefe des Wassers im Aquarium und der durch sie be- dingte Druck zu sein, da alle Seetiere, von den Fischen abwärts bis zu den zartesten Aktinien, ihrem ganzen Körperbau nach auf wechselnde Drucke gut eingerichtet sind, solange sich die Extreme dabei in gewissen Grenzen halten. Immerhin gibt es Aktinien, die an ihren Vor- kommensorten tiefes Wasser offenkundig bevor- zugen und selbst bei tiefster Ebbe noch meter- tief unter der Wasseroberfläche bleiben, während andere sich vorbedacht so zu plazieren scheinen, dass sie bei jeder Ebbe ganz ausser Wasser sind. Wollte man peinlich genau die Lebens- bedingungen dieser letzteren Arten erfüllen, so müsste man schon zum Ebbe- und Flutregler von Schlegelmilch greifen. Ich halte das aber im allgemeinen nicht für erforderlich, und kann insbesondere das vorübergehende Trockenliegen nicht als ein Lebensbedürfnis der betreffenden Arten ansprechen. Ich erblicke im Gegenteil darin einen Uebelstand, den die Arten infolge ihrer Vorliebe für ganz niederen Wasserstand notgedrungen mit in Kauf nehmen müssen. Kommen ja zum Teil genau die gleichen Arten wie im atlantischen Ozean und in der Nord- see auch im Mittelmeer, dem jede merkliche Ebbe und Flut fehlt, vor! Dort bleiben sie auch dauernd unter Wasser, obgleich bei ganz schwacher Brandung sehr dicht unter der Oberfläche. Ich meine, dass die gewöhnliche Einrichtung unserer Seewasseraquarien mit Stellen verschiedenster Wassertiefe, bedingt durch die darin gruppierten grossen und kleinen Felsstücke, genügt, um jeden Bewohner die ihm am meisten zusagende Wassertiefe finden zu lassen. Freilich müsste man Arten, die in der Freiheit ausdrücklich tiefen Standort bevorzugen, z. B. Tealia crassicornis, auch in Aquarien mit entsprechend grosser Wassertiefe (mindestens 40 cm) unterbringen. Um für alle Bedürfnisse seiner Pfleglinge gerüstet zu sein, würde man somit Aquarien- dimensionen zu wählen haben, die von denen unserer landläufigen Süsswasseraquarien, deren grösste Höhe „eigentlich“ 40 cm nicht über- steigen soll1), nicht unwesentlich abweichen. Ein zum Seewasseraquarium bestimmter Be- hälter dürfte, falls er ein Gesellschaftsaquarium bilden soll, ohne Rücksicht auf seine sonstigen Dimensionen, nicht unter 50 cm Höhe er- halten, besser schon darüber. Was schliesslich die Temperatur des Wassers anbelangt, so scheint diese nur von geringem Einfluss auf das Wohlbefinden der Tiere zu sein, vorausgesetzt, dass, je höher die Temperatur, um so ausgiebiger durchlüftet wird. Dass man bei Mittelmeertieren die Wasser- temperatur nicht so weit heruntergehen lassen wird, wie bei Nordseetieren, ist wohl selbst- verständlich. Temperaturen über 25 0 C sollte man aber als unnatürlich tunlichst vermeiden, indem man im Hochsommer vorübergehend • wenigstens die Sonnenstrahlen dämpft oder ganz vom Aquarium abhält. Zusammenfassung: Man gebe nur echtes Seewasser, Mittelmeertieren Mittelmeer- wasser, Nordseetieren Nordseewasser, und zwar Wasser von dem Fangort der Tiere selbst; beziehentlich, wenn das nicht möglich: Man beziehe nur von solchen Lieferanten Tiere, die unter Gewähr genau die Dichte des Seewassers am Fangort der Tiere angeben! Alsdann hat man es ja in der Hand, das normal konzentrierte natürliche Seewasser nach Erfordernis zu ver- dünnen. Und schliesslich: man nehme die Be- hälter nicht zu niedrig, um für jedes Tier die ihm zusagende Wassertiefe im Aquarium zu bekommen! (Schluss folgt.) ’) Bei dieser Gelegenheit soll übrigens auf das Verkehrte der allgemein für Süsswasseraquarien ge- gebenen Vorschriften hingewiesen sein, die schablonen- haft eine geringere Höhe als Breite des Behälters fordern. Die zum Süsswasseraquarium benötigte Höhe richtet sich natürlich genau ebenso nach den besonderen Bedürfnissen der Pfleglinge wie die des Seewasserbehälters. 8. Müll egg er: Dus Aquarium des Zoologischen Gartens in Hamburg. 94 Das Aquarium des Zoologischen Gartens in Hamburg. Von S. Müllegger, „Wasserstern“. (Mit 2 Skizzen und 1 Photographie vom Verfasser.) Das inmitten des Zoologischen Gartens in Hamburg gelegene Aquarienhaus (siehe den Plan Figur 1) ist ein rechteckiges Gebäude von 27 m Länge und 11 m Breite, dessen Fussboden 2,80 cm tief unter der Erdoberfläche liegt. In der Mitte enthält es eine gewölbte Halle für den Be- schauer, die 15 m lang und 4,50 m hoch und halt, die in ihrem Bau den grossen Behältern ziemlich ähnlich sind, wegen ihrer schärferen Beleuchtung aber für die Betrachtung der kleineren Tierformen geeigneter sind. Das Seewasser sowohl als das Süsswasser wird mittelst eines Pumpwerkes in einem dauernden Kreislauf erhalten (Fig. 2). Esfliesst nach zwei grossen unterirdischen Sammel- becken ab , von denen das für Seewasser bestimmte etwa 47 cbm, das für Süsswasser 15 cbm fasst. Aus diesen Bassins wird es durch die Pumpen in die Hochbecken empor- lOI H nllirnimr* m i'VvW) . XrÄoJlt [□□□ □|^]>|^ P P5. •int uImm +, tr Meter xia 'ftt \jf Gezeichnet von S. Müllegger. Figur 1. Plan des Aquariums im Zoologischen Garten zu Qambur g. breit ist. An den Längsseiten ausserhalb des- selben laufen zwei 2,50 m breite Galerien, auf welchen zwischen den Strebepfeilern des Gewölbes jederseits fünf grosse rechteckige Behälter stehen, die von der Galerie aus bequem zugänglich sind. Von diesen 10 Be- hältern sind die mittleren am grössten, näm- lich 3,49 m lang, 1,07 m hoch und 1,67 m tief mit je einem Inhalt von 6,23 cbm. Die übrigen 8 Behälter sind je 1,67 m lang, 0,76 m hoch und 1,36 m tief, mit je 1,73 cbm Inhalt. Alle zusammen enthalten also die respek- table Menge von 26,30 cbm Wasser. Ausser dieser Haupthalle mit den 10 grossen Be- hältern sind zu beiden Seiten der Vorhalle noch zwei Räume angelegt, in welchen eine Anzahl kleinerer Behälter steht. Der Raum auf der linken Seite enthält 6 Behälter von je 140 1, der zur rechten 4 von je 200 1 In- gehoben und von da in die Aquarien zurück- geleitet. Die Betriebskraft liefern 2 Gas- motoren von je 2 Pferdestärken, die ab- wechselnd in Tätigkeit sind. Die Pumpen fördern in der Minute etwa 150 1 See wasser und 65 1 Süsswasser, das unter einem Druck von etwa 1,50 m durch kräftige Injektions- durchlüftung in die Aquarien strömt. Die Reinigung des Wassers von trübenden Be- standteilen usw. erfolgt einerseits durch Ab- satz der verunreinigenden Massen auf dem Boden der grossen unteren Sammelbassins, andererseits dadurch, dass fortwährend ein Teil des Wassers durch ein Sandfilter ge- leitet wird. Das Seewasser ist seit 1864 nur einmal, im Jahre 1898 vollständig erneuert worden; im übrigen wurde nur das durch Zufälle oder durch Verdunsten verloren gegangene S. Miillegger: Das Aquarium des Zoologischen Gartens in Hamburg 05 ergänzt. Die Seetiere stammen aus Helgo- land , von norwegischen und englischen Küsten, sowie aus der Lübecker und Kieler Bucht. Auch die biologische Station in Rovigno sowie ab und zu die zoologische Station in Neapel liefern Tiere. Becken 1 und 2 enthält Süsswasser und beherbergt zurzeit unter anderm prächtige Exemplare des amerikanischen Schlamm- fisches, Amia calva, L., und ein Rudel Störe, Acipenser sturio. Die dräuend ausschauenden Gesellen, in allen Grössen vertreten, scheinen Wenn wir nach diesem Bilde des Lebens und der Farben an das nächste Becken treten, so erscheint es uns tot und leer. Es be- herbergt Röhrenwürmer und Schwämme und ist für seine Dimensionen allerdings auch etwas schwach besetzt. Um so freudiger wird aber der Kenner beim nächsten, 5. Aqua- rium überrascht sein. Wer je die gewöhnliche dickhörnige Seerose, Tealia crassicornis {Müll.) Gosse in prächtiger Entfaltung gesehen, glaubt wirklich , ein herrliches farbenprächtiges Tier vor sich zu haben; die dick hornigen «See- sich im engen Gewahrsam ganz wohl zu fühlen. Der nächste grosse Behälter, Nr. 3, dürfte wohl zu den Hauptattraktionen der ganzen Anlage zählen ; in ihm tummeln sich in buntem, wörtlich buntem Durcheinander die farbenprächtigsten aller Fische, die Lipp- fische. DergestreifteLippfisch, Labrusmixtus,L., der gefleckte Lippfisch, Labrus maculatus (Bl.) Günthr., und der Pfauenlippfisch, Crenilabrus pavo C. V., bieten mit ihren leuchtend rot, grün und blauen Farben dem Beschauer ein herrliches Bild. Dazwischen meistens am Boden liegend, gewahren wir einige halbwüchsige Katzenhaie, Scyllium stellare, (L.) Günth., und verschiedene oft leuchtend rosa gefärbte Exemplare des Seeskorpions, Cottus scorpius, L., und des Knurr- hahns, Trigla hirundo , BL, auch Seeschwalbe ge- nannt nach den ungemein grossen Brustflossen, welche hellrot mit blauem Saume sind. rosen aber, die Becken 5 beherbergt, ent- lockten mir Ausrufe der Bewunderung : Schnee- weisse und rosa gefärbte, völlig entfaltete Exemplare von Tealia crassicornis ! — Die Rosen konnten, Avas den zarten Farbenschmelz und die majestätische Erscheinung anbelangt, wirklich mit den Seenelken konkurrieren. Das nächste Becken, mit etwa 40 Stück der gewöhnlichen dickhörnigen Seerose besetzt, bietet, sofern alle Tiere ganz entfaltet sind, auch einen recht hübschen Anblick. Leider scheint dies aber selten der Fall zu sein, denn bei 3 maligem Besuche des Referenten waren fast sämtliche Tiere geschlossen. In Becken Nr. 8, dem zweiten Behälter auf der rechten Seite, hausen einige unserer grössten Kruster: Hummer, Homarus vulgans M. Edw. , und Languste, Palinurus vulgaris Latr., letztere durch die kolossalen Fühler und dasFehlender 96 S. Müllegger: Das Aquarium des Zoologischen Gartens in Hamburg. Scheren kenntlich. Becken 9, das entsprechend dem Behälter vis-ä-vis gleiche Dimensionen auf weist, ist, wie jenes, ebenfalls mit Lipp- fischen, und Brassen-, Sargus- Arten besetzt. Letztere tragen durch ihr lebhaftes, zänki- sches Wesen, die beständigen Streitigkeiten, in denen sie mit Genossen der eigenen Art und anderen Mitbewohnern liegen, viel zur Belebung des farbenprächtigen Bildes bei. Nr. 10, das nächstfolgende Becken, stellt wohl den Clou des ganzen Aquariums dar. Wie in jedem Aquarium des Binnenlandes, so ist auch hier das mit den See-Nelken, Actinoloba diantlius (EIL), Blainv, bevölkerte folgen hierauf Becken Nr. 11 — 16, kleinere 140 1 fassende Süsswasserbehälter, welche im Raume linker Hand von der Vorhalle auf- gestellt sind. Grossenteils heimische Fische und Zierfische beleben dieselben, und sind besonders einige Flundern, die sich in Ge- sellschaft von Goldfischen fröhlich tummeln, sowie einige direkt importierte Schleier- schwänze zu beachten. Namentlich Becken Nr. 14, welches hübsch mit Myriophyllum und Elodeen bepflanzt und mit niederen Tieren besetzt ist, macht einen recht sauberen Ein- druck und zeugt von tieferem Verständnis auch für die Kleintierwelt. Im gegenüber- Figur 3. Seenelken- Aquarium des Zoologischen Gartens in Hamburg. (Der weisse Nebel ist die Injektionsdurchlüftung, die schwarzen Flecke sind Nelken, die an der Glasscheibe sitzen,) Originalaufnahme für die „Blätter'qvon S. Müllegger. Becken ganz entzückend schön (Figur 3). Gelb, weiss, braun oder zartes Rotes sind die Farben, die wir hier wie in einem Blumenbeet beisammen finden. Nicht um- sonst heisst die Nelke Königin der Blumen- polypen unserer Meere; Hunderte von kleinen Fangarmen schmücken die faltenreiche Krone, die sich über dem graziösen, elegant ge- streckten Leibe ausbreitet. Alle Tiere, vom kleinsten bis zum grössten, sind wunder- hübsch entfaltet und scheinen sich äusserst wohl zu befinden. Die kräftige Injektions- durchlüftung dürfte wohl ein Hauptfaktor für die ständige herrliche Entfaltung des Märchen- waldes sein. Im letzten Becken endlich in diesem Raume konnten wir einige riesige etwa 40 cm grosse, grüne Seesterne, Asterias glacialis, O.F.Müll, bewundern. Sie teilten den Behälter mit einer Monstrosität, einem Hummer mit drei Scheren. Letzterer ist das Geschenk einer Hamburger Fischereigesellschaft. Es liegenden Raum finden sich wiederum vier Seewasserbehälter, die so recht als Schmuck- kästchen bezeichnet werden können. Nr. 17 bis 19 beherbergen Sonnenrosen und Pferde- aktinien, sowie den dreistachligen Stichling, Nr. 20 endlich Flundern und die allerliebsten Seepferdchen. Besonders hervorgehoben zu werden verdient Becken Nr. 17 , das sehr- hübsch veralgt ist und die Insassen schön entfaltet zeigt. In einer Nische des Treppen- hauses befindet sich zu guter Letzt noch eine grössere Grotte mit Bassin, in welchem Karpfen und fünf japanische Riesensala- mander, Cryptobranchus japonicus , Schlegel, ihr Dasein fristen. Uebrigens lebte ein Riesen- salamander 24y2 Jahre im Aquarium, ge- wiss ein Zeichen sachkundiger Pflege. Damit wäre der Rundgang durch das Aquarium beendigt. Es bleibt nur noch zu erwähnen, dass das Aquarium bereits 1864 eröffnet wurde, mithin schon 44 Jahre be- F. Ballenberger: Meine Erfahrungen an Marisa rotula. — Kleine Mitteilungen. 97 steht. Die Tiere machen durchweg einen äusserst frischen, gesunden und wohlgenähr- ten Eindruck , wie überhaupt das ganze Aquarium schon durch die peinliche Sauber- keit gewinnt. Wir können den Hamburger um dieses Schmuckkästchen nur beneiden. Meine Erfahrungen an Ttlarisa rofuta. Von F. Ballenberger, Memmingen, („Wasserstern“- Augsburg.) Herr Dr. Zimmermann hat im Berichte des Hydrophilus-Brandenburg, v. 5. Juni, die Wasser- rose Koeln in ihrem Bericht vom 20. Juni, Frau Jos. Comp Coeln in Nr. 33 der „Wochenschrift“ 1908 über Marisa diskutiert. Während die beiden ersten Referenten sich ablehnend ver- halten, glaubt die letztere Beobachterin, diese Schnecken empfehlen zu können: ihrer Schön- heit wegen und weil sie, wenn reichlich mit Salat gefüttert, kaum für die Pflanzen gefährlich werden dürfte. Meine Erfahrungen decken sich im grossen ganzen mit denen der Dame; auch ich komme zum Schlüsse zu dem Resultate, dass die Schnecke separat zu pflegen ist, nicht, weil sie den Pflanzen des Aquariums zu stark zusetzt, sondern lediglich weil die prächtigen Fühler dieses Tieres jedem Fische unwider- stehliche Angriffspunkte abgeben. Bei Fischen, gleichgültig welcher Art, ist Marisa rotula nicht zu halten. Ich erhielt die beiden mittelgrossen Schnecken vom „Wasserstern“ zur Pflege über- wiesen, nachdem Herr Steger unseres Ver- eins die denkbar schlechtesten Erfahrungen ge- macht hatte. Sagittarien hatten die Schnecken bei diesem Herrn förmlich vom Boden weg- rasiert. Ich begann nun die Tiere, die anfäng- lich eine unglaubliche Fresslust entwickelten, mit Piscidin No. 00 zu füttern, wodurch ich erreichte, dass nach einiger Zeit die Nahrungs- aufnahme ganz bedeutend nachliess. Die beiden Schnecken, die in einem mit Sagittaria und Cabomba bepflanzten, mit Trickogaster lalius be- setzten Becken untergebracht waren, fühlten sich bei einer Temperatur von 16 — 22 0 R. recht wohl und zeigten sich bei hohen Temperaturen in einer wunderbaren Pracht. Unter 14 0 R. sollte meines Erachtens die Temperatur nicht sinken, wenigstens glaube ich einen späteren grösseren Verlust an Jungschnecken auf den Umstand zurückführen zu müssen, dass die Temperatur einmal auf 12 0 R. gefallen war. Einmal machte ich den Versuch, die Tiere einige Tage nicht mit Piscidin zu füttern und beobachtete, dass sie sofort Salvinia natans an- griffen. Bezüglich der Futteraufnahme gehen meine Erfahrungen nun dahin, dass Marisa Sagittaria natans, Vallisneria spiralis Ricca, Sal- vinia, wohl auch Heteranthera, dagegen Cabomba unbedingt verschont. Es wäre vielleicht ein beachtenswerter Fingerzeig, den Behälter, in welchem wir die Schnecke pflegen, mit Cabomba zu bepflanzen. Bemerken möchte ich noch- mals, dass der Schnecke auf keinen Fall Mit- bewohner an Fischen beigegeben werden sollten, denn ihren graziösen Fühlern kann wohl keiner, selbst der kleinste und jüngste, wider- stehen. Sogar meine jungen Trick, lalius ver- schonten sie nicht. Am 5. August vorigen Jahres entdeckte ich an der Unterseite eines Sagittaria-Blattes einen Ballen Laich; Grösse der einzelnen Eierchen etwa gleich der eines kleinen Bleischrotes. Eine genaue Untersuchung führte zur Entdeckung weiterer zweier Laichballen. Nach einigen Tagen konnte man im Innern des Eies, das vollständig klar und durchsichtig ist, einen ziemlich kleinen hellscheinenden Punkt bemerken. Nach Ver- lauf einer Woche hatten die Eier, deren es im ganzen 60 — 80 Stück waren, das Aussehen eines Froschlaiches. In ziemlich umfangreiche Gallerte gebettet, begannen die jungen Schnecklein im Innern des Eies kreisende Bewegungen aus- zuführen. Nach einigen Tagen zerfiel das Ei, und die Tierchen krochen, ihrer Gefangenschaft ledig, gleich stolz wie die Alten recht lebhaft im Becken umher. Ich möchte diese wirklich wunderbare Schnecke in meinem Aquarienbestand nicht missen. Ihr Fühlerspiel, ihre hübsche Form und Farbe, ihre Fortpflanzung lohnt es, sie separat zu pflegen und über kleinere Fehler hinwegzusehen. Kleine Mitteilungen. Einige unfreiwillige Experimente und ihre Ergebnisse. In der Zeit vom dritten Weihnachtsfeiertage bis Silvester des jüngst vergangenen Jahres musste ich in wichtigen Angelegenheiten verreisen. Da meine Frau gleichzeitig zu Besuch Verwandter verreiste, musste die Wohnung unbeaufsichtigt gelassen werden. Das Unglück wollte, dass in der fraglichen Zeit plötzlich eine ganz grimmige Kälte einsetzte, die in Tegel das Thermometer auf — 23° C sinken liess. Als meine Frau am 30. Dezember — einen Tag vor mir — zurückkehrte, fand sie die Mehrzahl der Aquarien bis zum Grund ausgefroren vor. Nur einige der grössten hatten noch einen Raum Wassers unter der doppelt faustdicken Eisdecke. Die armen Fische! So lautete natürlich der erste Gedanke meiner Frau. Aber sie hatte sich getäuscht! Ein einziger Exote, nämlich mein einziges prächtiges Exemplar von Loricaria lanceolata, ein Import aus Argentinien, war verendet; alle anderen zwar fest vom Eis umschlossen, 98 Literaturbericht. also im wahrsten Sinne des Wortes „einge- froren“, aber nicht tot. Beim langsamen Auf- tauen, das sich über zwei Tage erstreckte, so dass die Fische also mindestens vier Tage, wahrscheinlich läDger, völlig vom Eis umschlossen gewesen waren, erwiesen sich als lebend: 1. Zwei kleine Haplochilus latipes var. auratus, Importfische aus Japan; 2. die kleinen Scheibenbarsche ( Mesogonistius cliaetodori), etwa einjährig, Nachzucht; 3. vier Misgurnus anguilli- cauda, Schlammbeisser aus Japan (Importe) und 4. drei Lepidocephalirhthys guntea , Steinbeisser, aus Indien (Im- porte). Letztere und die japanischen Schlammbeisser hatten in ihrem grossen Behälter noch etwas Wasser unter dem Eise. Sie machten verzweifelte An- strengungen, um an die Oberfläche zu gelangen, ein Beweis, dass die sogenannte akzessorische Darmatmung nicht nur im Notfälle ange- wandt wird; denn bei so niedriger Temperatur konnte für die paar Fische in dem grossen Aquarium von Sauerstoffmangel keine Rede sein. Meine Frau hackte mit dem Beil ein Loch ins Eis — wobei merkwürdigerweise das Aquarium nicht barst — und sofort kamen die Fische an die Oberfläche, schnappten kräftig Luft und verschwanden wieder im Bodengrund. Das merkwürdigste Ergebnis unseres unfreiwil- ligen Experimentes war indes die Tatsache, dass der eine halbwüchsige Scheibenbarsch, den ich schon seit Monaten in Pflege habe und stets, seinen Be- dürfnissen entsprechend, kalt gehalten habe, selbst der völligen Einschliessung im Eise getrotzt hat, während zwei kurz vor Weihnachten gekaufte Prachtexemplare dieser Art, trotzdem ihr Aquarium selbst bei unserer Rückkehr noch 5 bis 6° C zeigte, völlig verpilzt waren und in wenigen Stunden ein- gingen. Sie waren aber, wie ich schon durch Ein- tauchen der Hand ins Transportwasser feststellen konnte, beim Händler viel zu warm gehalten worden. Wäre nicht die furchtbare Kälteperiode so plötzlich hereingebrochen, würden sie zweifellos von mir all- mählich abgehärtet worden sein und sich dann im kritischen Falle ebenso verhalten haben, wie die unter 2. aufgeführten kleinen Scheibenbarsche. Es erklären sich vielleicht hieraus so manche Wider- sprüche überWärmebedürftigkeit ausländischer Fische. \ Ausser den grossen Scheibenbarschen waren ferner völlig verpilzt und tot zwei importierte Ganibusia affinis aus New-Orleans. Selbst die Wasserpflanzen ( Sagittario. : natans, Vallisneria) hatten mehr oder weniger schon ge- litten unter Einschliessung im Eise. Es lassen sich aus diesen Beobachtungen folgende Schlüsse ziehen: 1. Fische sind sehrwohl imstande, kürzere Zeit völlig vom Eise umschlossen (eingefroren) zuzubringen, ohne dadurch oder an den Folgen des Einfrierens zugrunde zu gehen 2. Es ist verkehrt, wie jetzt vielfach geschieht, für einzelne Fische Minimal- temperaturen, deren sie benötigen, anzu- geben. Denn diese kann individuell nach der Gewöhnung des Tieres ganz beträchtlich schwanken, wie uns das Beispiel der Scheibenbarsche gelehrt hat. Die einzig vernünftige Temperaturangabe in Leitfäden der Aquarienkunde sollte die Angabe des Temperaturoptimums sein, d h. derjenigen Temperatur, unter welcher der Fisch in seinen heimischen Gewässern gewöhnlich lebt. 3. Man soll keinesfalls Fische durch un- nötig hohe Temperaturen verweichlichen. Dadurch werden sie hinfällig, und die Nachzucht degeneriert. Natürlich muss man sich auch vor dem anderen Extrem, Abhärtung um jeden Preis, hüten. Denn dadurch bleiben die Fische Kümmerer und liefern niemals kräftige Nachzucht, wie ich z. B. an einigen jungen Makropoden von diesem Spätsommer erkenne, die nie in ihrem Leben etwas von Heizung verspürt und jetzt die mehrtägige Temperatur von 6° C glatt überstanden haben, die aber eben Kümmerer sind, kaum ein Drittel so lang, wie normal gehaltene gleichalterige Fische. Zum Schlüsse möchte ich noch hinzufügen, dass auch niedere Wassertiere ein vollständiges Einfrieren vertragen. Den besten Beweis lieferte ein Einmachehafen mit roten Posthornschnecken, der — offenbar durch Gefrierverzug — vollständig geborsten war, so dass der zurückgebliebene Eis- klotz genau die Form der Büchse wiedergab. In dem Eisklotze waren Dutzende von roten Posthorn- schnecken mit den Pflanzen ( Sagittaria natans) ein- geschlossen. Nach allmählichem Auftauen er- gab sich, dass sie sämtlich lebten. Dieses Resultat ist bei der als wärmebedürftig be- kannten roten Varietät der Posthornschnecke be- sonders bemerkenswert. Vielleicht haben noch andere derartige Erfahrungen während der letzten grossen Kälteperiode gemacht, die sie hier niederlegen; denn je mehr zuverlässige Beobachtungen, desto besser. Bekanntlich ist noch bis in die letzte Zeit von nam- haften Biologen bestritten worden, dass die Tiere völligen Einschluss im Eise zu überdauern vermögen. W. Köhler. Literaturbericht. Sk Kalender für Aquarien- und Terrarienfrennde. Unter Mitwirkung hervorragender Fachleute heraus- gegeben von Dr. Kur t F lo ericke. 19ü9. l.Jahrg. Stutt- gart, Kosmos, Gesellschaft der Naturfreunde. Preis — ,50 Mk. — Die Kalendertage scheint jetzt in unserer Liebhaberei akut geworden zu sein! Das vorliegende Büchelchen ist als erster Versuch willkommen zu heissen und scheint in den Kreisen der Liebhaber An- klang gefunden zu haben, zumal man auch die Terra- rienkunde mit berücksichtigt hat. Das Titelblatt ziert d -r Kopf unseres allverehrten Rossmässler, dem ausserdem noch eine kleine biogra- phische Skizze gewidmet ist. Die einzelnen Monate sind von einem Arbeitskalender begleitet, der in kurzen Zügen dem Liebhaber das Wichtigste aus der Vivarien- kunde ins Gedächtnis zurückruft. Wir vermissen nur einen Hinweis darauf, sich für den Winter eine Fliegen- zucht, eine Regenwurm- und Enchyträenhecke anzulegen und suchen vergebens nach einer Empfehlung der roten Mückenlarven als Winterfutter, die Ref. beiläufig als vorzügliche Nahrung zum „Stopfen“ von Echsen empfehlen kann. Durch die schlängelnden Bewegungen in der Maulhöhle werden reflektorisch Schluck- bewegungen hervorgerufen — und dadurch ist schon viel gewonnen! Unter den „praktischen Winken für Liebhaber und Züchter“ finden wir zwar Fiiegenzucht und Regenwurmhecke angeführt, aber der erste Hin- weis hätte doch wohl im eigentlichen Arbeitskalender stehen müssen. Ferner glauben wir nicht daran, dass „einige“ Kaulquappen die Algenfrage lösen können (Juni S. 14) und das Bestäuben mit Mortain (wohl Mortein) so einfach die Blattläuse tötet. Zum Jahres- soll luss wird dem Liebhaber ans Herz gelegt, fleissig in die Vereine zu gehen, da es dort immer neues zu lernen gäbe. Diese Mahnung hätte am Jahresanfang stehen müssen und sollte eigentlich in Fettdruck über jedem Monate prangen. Von grosser praktischer Bedeutung ist die „Ueber- sicht der wichtigsten ausländischen Aquarienfische“ in Tabellenform, wobei auf Heimat, Temperatur, Eigen- schaften, Pflege und Zucht Rücksicht genommen wurde. Hierbei möchten wir auf einen sinnentstellenden Druck- fehler (S. 29) unter Osphromenus trichopterus (Zucht) hinweisen, wo statt „Schaumnest“ „Schlammnest“ zu lesen ist. Eine Reihe tiefer ist statt „ Churami „Gummi“ zu setzen. Einen bösen Lapsus, dem man so häufig auch in wissenschaftlichen Werken begegnet, finden wir auf S. 30. Unter Chanchito ist angegeben Heros fascetus. Das ist absolut falsch. Es muss heissen facetus. (Von facus die Gestalt, Angesicht — faceties = wohlgebildet, anmutig. Fascetus gibt es nicht, sondern nur fasciatus von fascia- Binde — gebändert.) Auf S. 36 vermissen wir unter den Rivulus- Arten den bekannten R. poyei, und bitten aus Schwarzfleekkärpf- ling — Schwanzfleckkärpfling zu machen. Ausserdem Uebersicht der Materien. Nachrichten des Herausgebers. — Vereins-Nachrichten. 99 glauben wir, dass man unter der Rubrik „Zucht“ wohl Poecilia reticulata und Gambusia affinis miteinander vertauscht hat, denn gerade die erstere zeigt nie kanni- balische Gelüste, während die letztere dafür im aller- schlechtesten Ruf steht. Dia Anzahl von 50— 80 Jungen bei G. affinis ist wohl etwas sehr reichlich. Die An- zahl von 10 — ‘20 bei Poecilia reticulata ist dagegen zu niedrig. Hier kann man dreist bis 40 rechnen. Wer aber den Rat befolgt (Februar S. 1« >) seine Fische ohne Auswahl nur auf mindestens 14° C. zu halten, wird dem Herausgeber keine Loblieder singen. Er wird viele Verluste haben. Ich rate dafür zu setzen zwischen 16°— 20° C. Barbus ticto ist nicht die „Prachtbarbe“, son- dern die „Zweifleckbarbe“. Jener Name gebührt der B. conclionius, die ausserdem noch rote Barbe (nicht Rotbarbe!) heisst. Die deutsche Benennung der Danio rerio als „Silberstreif“ ist willkürlich und ausser- dem noch falsch, denn die Streifen sind goldgelb bezw. blau. Deshalb ist der Name „Blauband- Barbe“ hier und da gebräuchlich. Poecilia amazonica ist meines Wissens überhaupt nicht mehr im Handel zu haben, während wir hier sogar von Zuchtergebnissen lesen. Statt Venynsia lineata ist Jenynsia zu setzen und statt Igelfisch — Kugelfisch. Wo sollte denn unser ewig blähsüchtiger Tetrodon cutcutia die Stacheln haben? Der Igelfisch ( Diodon hystrix) ist freilich ein naher Verwandter des Tetrodon und mit sehr starken Stacheln bewehrt. — Die Anordnung der Fische nach natürlichen Familien könnte wohl noch etwas schärfer hervorgehoben werden. — Wichtig und von allen Liebhabern freudig begrüsst würde aber die Akzen- tuierung der betonten Silbe bei den wissenschaftlichen Namen sein. Geradezu ideal und selbst mit einer Preiserhöhung nicht zu teuer erkauft wäre eine kurze etymologische Herleitung neben jedem Namen. Dann haben die Fremdworte für die meisten erst Sinn, ab- gesehen von dem hohen mnemotechnischen Wert, der solchen Erklärungen inne wohnen würde. — Der Raum für schriftliche Nachträge könnte wohl auf Kosten der „Beobachtungen an heimischen Wassertieren und -pflanzen“ etwas reichlicher bemessen werden, da sich die meisten Liebhaber hier doch die Neuheiten des Jahres vermerken wollen. Eine praktische Zusammen- stellung der Fachvereiue und ein kleines Literatur- verzeichnis bilden den Schluss des Kalendariums. Dr. Deupser in Dtsch.-Lissa. [|j Uebersicht der Materien in Aufsätzen vorliegender Nummer: — (* = abgebildet) — Biographie: Charles Darwin*, S. 85. Süsswasseraquarium: Schaumnest der Osphromeniden, S. 87. Schadloses Einfrieren exotischer Fische und Planorbis, S. 97. Marisa rotula S. 97. Seewasseraquarium: Entstehung der Atolle*, S. 86. Natürliches oder künstliches Seewasser, S. 91. Kon- zentration, S. 92. Tiefe, S. 98. Temperatur, S. 93. Seenelke ( Actmoloba diantlms)*, S. 96. Schaustellung: Aquarium in Hamburg*, S. 94. | Nachrichten des Herausgebers. Die nächste Nummer (8) erscheint in erhöhtem Umfange als Sondernummer: Seewasseraquarium. Einzelpreis 50 Pfg. Eingegangene Beiträge: J. K. i. N. „Einrich- tung“ (Manuskript zur Abschrift folgt), W. R. i. Z. „Problem II“ — H. H. i. M. noch nicht erschienen. — Mehreren Einsendern, bes. A. B. u. S. M. in M. : Bitte um Nachsicht wegen verspäteter Antwort, bin durch Vor- träge sehr in Anspruch genommen. Für die Schriftleitung verantwortlich: In Deutschland: Dr. W. Wolterstorff , Magdeburg-Sudenburg; in Oesterreich: Dr. P. Kammerer-Wien II/2. Ä^>VEREINS^ff#W kl Af LID IT UTE" kl Unter alleiniger Verantwortung der Herren Ein- ’p" NALHKILH 1 LIM sender. „Humboldt“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Hamburg R. V. Vereinslokal: Grosse Allee 45. Versammlung am 12. November 1908. Aus Nr. 22 der „Woche“, Jahrgang 1906, wurde ein Artikel von Hans Dominik über „moderne Fisch- transporte“ verlesen. In diesem Aufsatz wird ausge- geführt, dass, wenn man Süsswasserfische in Bottichen mittels Eisenbahn transportieren will, grosse Wasser- mengen mitgeschleppt werden müssen, die den Trans- port wirtschaftlich sehr nachteilig beeinflussen. Um z. B. Bachforellen vom Harz nach Berlin zu bringen, muss man 93 bis 96 Prozent Wassergewicht mit- schleppen, d. h. auf 1 Zentner Forellen muss man etwa 14 Zentner Wasser transportieren. Das ist bei der hochbezahlten Forelle möglich, bei billigen Nutz- fischen jedoch undurchführbar. Es galt daher ein Verfahren zu finden, das den Transport lebender Fische mit möglichst wenig Wasser ermöglicht. Es sind verschiedene Versuche gemacht, von welchen folgende Versuchsanordnung in der „Woche“ ver- anschaulicht ist: Ein gasdichter Holzkasten wurde mit feuchten Lappen am Boden belegt oder etwa 1 cm hoch mit Wasser gefüllt, durch dessen Ver- dunstung die Atmosphäre in dem Gefäss stets mit Wasserdampf gesättigt bleiben musste. Dann stellte man eine Art von Holzgestell hinein, in dessen einzelnen Fächern die zu prüfenden Fische lagen. Endlich schloss man das Gefäss luftdicht mit einem Deckel. Dann liess man durch ein bis auf den Grund gehendes Röhrchen reinen Sauerstoff eintreten und durch ein anderes Rohr im Deckel wieder abziehen. Diesen Sauerstoff hatte man durch mehrere Wasch- flaschen gehen lassen und auf diese Weise gründlich mit Wasserdampf gesättigt. So befanden sich die Fische in einer reinen, stets wechselnden Sauerstoff- atmosphäre und ein Austrocknen der Kiemen war nicht zu befürchten. Der Erfolg war verblüffend. Karpfen, Schleien, Plötzen und andere Fische er- hielten sich als vollkommene Lufttiere 3 bis 4 Tage völlig wohl in dem Versuchskasten. , Als man sie dann zwecks Fütterung ins Wasser setzte, schwammen sie frisch und vergnügt umher und zeigten einen gesegneten Appetit. Herr Christopher teilte hierzu mit, dass bei Aalbrut auf dem Transport durch von einer Eisschicht herabfallende Wassertropfen das Aus- trocknen der Kiemen verhindert wird. Herr Dahl führte 2 Durchlüftungsapparate vor. Der erste, System Lindstädt, kann mindestens 50 Ausströmer speisen, ist sehr stabil gebaut und leicht an die Wasserleitung anzuschliessen. Derselbe verbrauchtpro Ausströmer und Stunde 1/6 Liter Wasser und funk- tioniert ausgezeichnet. Der Preis dieses Apparats ist 30 Mk. Der zweite Apparat kostet nur 4 Mk. Es ist ein Tropfdurchlüfter, welcher bei einem Aus- strömer in 10 Stunden 2 Liter Wasser verbraucht. Das durch den Apparat gelaufene Wasser kann in einem Behälter aufgefangen und wieder in das Re- servoir getan werden, so dass von einem wirklichen Verbrauch des Wassers kaum die Rede sein kann. Versammlung am 26. November 1908. Herr Brüning erstattete den angekündigten Vor- trag: „Was schliessen wir aus Körperform und Flossenbildung auf die Lebensweise unserer Süss- wasserfische?“ Bei vielen Tieren kann man aus der Färbung und Körperbeschaffenheit auf ihre Lebens- weise schliessen. Die schwarze Farbe des Maulwurfs deutet an, dass er in der Erde lebt; die gelbe Farbe des Löwen, dass er in der Wüste zu Hause ist; die 100 Vereins-Nachrichten. Greiffüsse des Affen und der Wickelschwanz be- weisen, dass dieses Tier klettert und daher auf Bäumen lebt; an den Augen der Eule und der Katze sieht man, dass es Nachttiere sind. Die Schutz- färbung mancher Tiere ist veränderlich und passt sich der jeweiligen Umgebung an, z. B. bei unserm Laubfrosch, welcher bald grün, bald grau, dann wieder hell oder dunkel oder auch weiss grau ist; so schliesst man aus der Schlammfärbung der Schleie, Welse usw., dass man ihnen im Aquarium der Natur entsprechend eine Schlammschicht geben muss, ebenso dem Poly- acanthus cupanus und dem Kampffisch. Dem kleinen, dunkelgefärbten Badis badis gibt man dunklen Boden- grund, auch liebt derselbe seiner Wehrlosigkeit wegen Schutzhöhlen ; als solche können umgestülpte Blumen- töpfe verwandt werden, deren Bodenloch die Fische als Schlupfloch benutzen. Für bunte Fische, als Steinbeisser, Forelle, Seeskorpion usw., ist Steingrund angebracht. Krautfische sind Karpfen, Karauschen. Die Streifenzeichnung des Flussbarsches deutet da- rauf hin, dass er sich im Rohrdickicht aufhält, und gestreifte Guramis, Scheibenbarsche und Makropoden halten sich zwischen geraden Pflanzen, als Vailisneria usw. auf. Der Makropode wird in Reisfeldern ge- fangen. Der Zwergstichling (schlammfarbig) ist im Schlamm zu finden, während der grosse Stichling (mehr silberfarbig) das freie Wasser liebt. Mehr aal- förmige Fische, z. B. Schlangenkopffische, winden sich durch das Kraut. Hechte (silberfarbig) halten sich im freien Wasser, etwa 1 m unter der Oberfläche, auf, Karpfen und Karauschen auf dem Grunde. Diese sind, wie auch Seeteufel und Schollen, zur Verfolgung einer schnell schwimmenden Beute ausserstande und auch infolge ihres Körperbaues genötigt, ihre Nahrung am Grunde zu suchen. Uglei, Rotfeder, Moderlieschen, Stint, Hering und Elritze, welche übrigens nicht so friedlich sind, wie man annimmt, lieben freies Wasser ohne Pflanzen und leben meistens in Herden. Bei einzelnen Fischarten deuten be- sondere Vorrichtungen auf die Lebensweise derselben hin. Die Grundelarten haben Saugflossen zum An- liaften. Die Welse haben Barteln und die Guramis Fühlfäden zum Tasten. Nachtfische, als Zitterwels und Eleotris, haben phosphoreszierende Augen, welche bei Tage wie erblindet aussehen. Die Fettflosse beim Lachs, Stint usw. zeigt an, dass diese Fische Springer sind. Die Fettflosse ist das Kennzeichen der Cliara- ciniden. Pyrrhulina hat keine Fettflosse, gehört also nicht in diese Familie. Aalartige Fische haben nur Saumflossen. Bartfäden finden sich mir bei Grund fischen. Herr Christopher bemerkt, dass Aal und Scholle zwar im Schlamm leben, trotzdem aber weite Wanderungen unternehmen, wie bei gezeichneten Tieren festgestellt ist. Auf Anfragen erklärt Herr Brüning, dass der Kaulbarsch ein Nachtfisch ist und dass weisse Augen beim Flussbarsch infolge Er- krankung durch Beliafturig mit Parasiten entstehen. H. Jürss, 2. Schriftführer. Breslau. „Proteus“. Aus den Sitzungen vom 19. und 26. Januar 1909. Errichtung von Auskunftsstellen. — Demon- stration einer Agamide mit Abszess am oberen Augenlid. Die Erfahrung hat uns gelehrt, dass öffentliche Vorträge mit Demonstrationen allein nicht genügen, um die Aquarien- und Terrarienkunde in immer weitere Kreise zu tragen. Das Gehörte und Gesehene ver- schwindet im Drange der Berufsgeschäfte dem Gedächt- nisse gar leicht wieder, und mancher gute Vorsatz wird nicht ausgeführt, weil eine sachgemässe, prak- tische Anleitung fehlt, die gerade im ersten Anfang viel wichtiger ist, wie das beste Lehrbuch. Wer um die ersten Klippen schon herumgekommen ist, für den bieten unsere kleinen, billigen und zum Teil vor- züglichen Bücher ein passendes Fortbildungsmitte]. Hier will unsere Arbeit neu einsetzen. Wir haben beschlossen, Auskunftsstellen zu errichten, wo jeder- mann kostenlos das für ihn Nötige erfahren kann. Weil ein einzelner unmöglich beide Gebiete (Aquarien- und Terrarienkunde) beherrschen kann, haben wir eine Zweiteilung eintreten lassen. Es haben sich zu diesem gemeinnützigen Dienst erboten die Herren Bankbuch- halter Neuberth-Breslau und Dr. Deupser-Dtsch.-Lissa (für Aquarienkunde u. dergl.) und Herr Buchhändler Musshoff-Breslau (für Terrarienkunde u. dergl.). In zwei der gelesensten Tageszeitungen sollen diese Aus- kunftsstellen bekannt gegeben werden und zugleich ein Hinweis darauf, dass wir wesentlich auch auf eine fleissige Benutzung von seiten der Schüler rechnen. Gerade die Jugend ist so zugänglich und so dankbar für praktische Anleitung, und so lange die Schule hier nicht Wandel schafft und auch die praktische Vivarien- kunde als ein Mittel zur allgemeinen Bildung in ihren Lehrplan aufnimmt, müssen die Vereine diese Arbeit leisten. Wie mancher junge Mann geht später in die Ferne. Er sieht in fremden Ländern die Wunder der Tier- und Pflanzenwelt. Alles interessiert ihn, aber er weiss nichts damit anzufangen. Er weiss nichts von der Haltung und Pflege der Tiere und Pflanzen, viel weniger noch davon, wie man Tiere kunstgemäss fängt, verpackt und in die Heimat schickt. Das ge- samte oft sehr wertvolle Material ist für ihn und uns verloren. Hier werden wohl auch unsere Kolonial1 schulen noch manches tun können, da diese Angelegen- heit nicht nur einen idealen bezw. wissenschaftlichen Wert hat. Wir meinen, dass eine tüchtige Vorbildung in der Praxis der Aquarien- und Terrarienkunde, ver- bunden mit kaufmännischem Wissen und Geschick die notwendigen Vorbedingungen sind, um sich plan- und sachgemäss mit den Importen abgeben zu können. — Dr. Deupser zeigt eine kranke Agamide vor, die ihm zur Behandlung von einem Mitgliede des B. d. T. zugeschickt wurde. Das sehr gut genährte, nach Ansicht des Herrn Musshoff trächtige Tier zeigte eine ungefähr erbsengrosse Geschwulst oberhalb des linken Auges. Die Augenlider waren geschwollen; die Lidspalte war geschlossen. Eine mechanische Oeff- nung der Lider zeigte aber, dass das Auge vollständig gesund war mit Ausnahme der Bindehaut, die eine starke Infektionsröte (entzündliche Röte) zeigte. Die Geschwulst selbst war weich (fluktuierte) und bei einem Einschnitt entleerte sich vieler, bröckliger, nicht riechender Eiter. Die Höhlung wurde gut mit dem scharfen Löffel ausgekratzt und mit Pyoktaninspiritus (10 Proz.) behandelt. Die Schwellung blieb aber be- stehen und es bildete sich immer wieder Eiter, so dass ich jetzt einfach die Wundhöhle offen lasse und täg- lich reinige. Sollte auch jetzt keine Heilung eintreten — und darnach sieht es leider aus — , dann werde ich das ganze schwammige Gewebe aus der Wunde noch einmal entfernen und mit dem Paquelin (Brennstift) vorsichtig bis ins Gesunde hinein die Höhle ausbrennen. Worauf diese eigentümliche lokale Eiterbildung beruht, kann ich nicht sagen. Hierzu wären mühsame bakterio- logische und Uebertragungsversuche nötig. Soweit sind wir in den Reptilienkrankheiten leider noch lange nicht. Es ist noch nicht einmal ein bescheidener An- fang damit gemacht worden, die einfachsten Krank- heitsbilder genau zu fixieren und möglichst viel Fälle zu sammeln. Um diese Grundlage kommen wir nicht herum. Hierzu müssten die Spalten der Fachblätter noch viel ausgiebiger benutzt werden. Hohes Lob aber müssen die Liebhaber und wird auch die Wissen- schaft denen spenden, die als Pioniere sich dieser schweren und oft undankbaren Aufgabe unterziehen. Man denke doch daran, dass der Terrarianer von vornherein damit rechnen muss, dass ihm seine Pfleg- linge nur kosten und nie etwas einbringen. Denn Nachzucht, durch die der Aquarianer oft auf seine Kosten kommen kann, gehören zu den Seltenheiten und kommen materiell nicht in Frage. Wir verweisen bei dieser Gelegenheit noch einmal auf unsere Aus- führungen in „W.“ Nr. 24 (1908) S. 319 im Protokoll des Proteus (E. V.). Dr. Deupser-Dtsch.-Lissa. „Cyperus“, Wien, III., Hetzgasse, Ecke Blattgasse, J. Angelmayers Restauration: Freitag, den 19. Februar: Vortrag des Herrn C. A. Reitmayer über „Einrich- tung und Pflege von Aquarien“. Für den Anzeigenteil: Fritz Lehmanns Verlag, Stuttgart. — Verlag von Fritz Lehmann, Stuttgart. Druck von Julius Maser, Leipzig-R. Vom Halten der Seewasseraquarien. Von Prof. Carl I. Cori. I. Schäden an der Verkittung. Vorbereitung des Boden- belages. Nützliche Aquariumstiere. In den nachfolgenden Zeilen sollen einige, vielleicht selbstverständlich und bekannt er- scheinendeDinge, die Aquariumspflege betreffend, berührt werden, gegen die aber erfahrungsgemäss oft gesündigt wird. Es ist jetzt wohl auch die Zeit, in welcher der Ac[uariumfreund an seine Seewasseraquarien, für die der Sommer eine mehr oder weniger kritische Periode ist, mit neuer Liebe denkt. Da heisst es vor allem wieder einmal seine Becken einer eingehenden Durchsicht zu unterziehen, und man wird dann allerlei Mängel und Schäden entdecken. Eine Artikelserie über das Halten von Seewasser- aquarien wollen wir mit einigen diesbezüglichen Ratschlägen heute einleiten. In vielen Fällen wird es sich als das einzig Richtige erweisen, das Becken vollständig zu entleeren. Notwendig wird dies, wenn sich Un di chth eiten zeigen. Handelt es sich um kleine Defekte an den eingekitteten Scheiben, so findet man meist das Auskommen damit, den Kitt an der schadhaften Stelle auszukratzen — der schlechtgewordene Kitt nimmt meist eine schwarze Farbe an — ; man wäscht dann mit Süsswasser die Stelle gut ab, und nachdem alles trocken gemacht ist, überzieht man die Glastafel und den Rahmenteil mit Emailfarbe. Nach einem zweiten derartigen, noch nicht vollständig erhärteten Anstrich kann nun frischer Kitt mittels eines entsprechend geformten Holzes in die freigelegte Nut fest hineingedrückt werden. Sollten die Tafeln mit einem anderen Mittel befestigt worden sein, so nehme man in seiner Ermangelung ohne weiteres Glaserkitt, denn dieser bleibt immer das einfachste und beste Verbandmittel. Nur muss er mit Sorgfalt aus einer guten Schlemmkreide und Leinöl ohne Zuhilfe- nahme von Wasser — wie dies von Glasern oft gemacht wird — zubereitet sein. Solcher Kitt wird mit viel Mennige durch Walken mit den Händen und durch Schlagen mit einem Holzhammer gemischt, bis er eine recht zähe Konsistenz angenommen hat. Sind viele Stellen leck, ist das Einsetzen der Glastafeln überhaupt nicht sorgfältig gemacht oder ein schlechter Kitt verwendet worden, dann müssen jene vollständig- neu eingelassen Averdeu. Die Ränder der Glas- tafeln sollte man bei dieser Gelegenheit mit Emailfarbe oder Asphaltlack übergiessen, weil dann die Verbindung mit dem Kittmittel eine viel innigere wird. Zeigt sich im Aquarium eine blaugrüne Ueberzüge bildende Alge (Schwingalge, Oscil- laria ), so ist dies ein für den Tierbestand schlechtes Zeichen; oder zeigen sich Herde starker Fäulnis, oder sind endlich die Glas- scheiben mit einer festhaftenden braunen Schicht, ebenfalls von einer Alge herrührend, trüb und undurchsichtig geworden, so erscheint das Entleeren des Aquariums ebenfalls nötig. In allen diesen Fällen lässt man das Seewasser durch einen guten Asbestfilter in eine Vorratsflasche fliessen, bringt dieses durch eine entsprechende Menge Süsswasser gleich auf die richtige Kon- zentration und lässt die Flasche an einem mög- lichst dunklen Orte ruhen. Das Becken selbst muss mit einem Gemisch von 1 Teil konzen- trierter Salzsäure und 2 Teilen Süsswasser des- infiziert werden. Eine kleine, aus vegetabilischen Fasern bestehende Bürste oder ein solcher Pinsel dient, in die Desinfektionsflüssigkeit ge- taucht, zum gründlichen Abscheuern aller Teile des Seetierbehälters. Steine und Felsen werden durch Uebergiessen mit kochendem Wasser oder durch Einlegen in verdünnte Salzsäure ge- reinigt. Auf diese Weise werden sicher alle Fäulnis-Mikroorganismen und Algenzellen ge- 102 Prof. Carl I. Cori: Vom Halten der Seewasseraquarien. tötet und zerstört. Nachheriges mehrmaliges Abspülen mit Süsswasser entfernt alle Spuren der Salzsäure. Wenn es sich nun um die Neubesetzung der Aquarien handelt, so muss man sich zu- nächst darüber klar sein, welche Tiere man in den einzelnen Behältern unterbringen will. Manche Formen vertragen sich durchaus nicht mit anderen, und nicht wenig Misserfolge sind auf die Ausserachtlassuug dieses Momentes zu- rückzuführen. Ein solches Programm für die Besetzung der Aquarien wollen wir ein anderes Mal bringen. Von der Sorte der Tiere hängt endlich auch ab die Art und Weise, wie man den Boden eines Aquariumbeckens herrichten soll. Einen Boden aus feinem weissen, grauen oder braunen Sand (von ca. 1/4 — x/2 mm Korngrösse) benötigen die sich in den Grund eingrabenden Aktinien, wie Cerianthus (Zylinderrose), llyan- tlius , Cereactis. Die Pinna (Schinkenmuschel) und Zostera (Seegras) pflanzt man in den gleichen Sandgrund ein. Solcher Sand darf keine erdigen Bestandteile enthalten, bezw. müssen sie sich durch Auswaschen entfernen lassen. Diese Pro- zedur nimmt man in einem etwa 25 cm hohen Schaff vor, indem man eine Menge des Materials mit Süsswasser gut verrührt und das trüb ge- wordene Wasser entsprechend oft wechselt. Nachdem auf dem Boden des Aquariums eine 8 cm hohe Sandschicht gleichmässig aus- gebreitet ist, lässt man mittels eines Schlauches das Seewasser aus einem erhöht gestellten Eimer auf ein auf der Sandfläche ausgebreitetes Stück Pergamentpapier oder auf eine Glasscheibe langsam ausfliessen, damit nicht durch Wirbel eine zu starke Trübung des Wassers erfolgt. Spätestens nach 3 Tagen soll sich dieses durch Abstehen von selbst vollständig geklärt haben. Erst jetzt schreitet man zur Besetzung. Für die meisten anderen Tiere eignet sich als Bodenbelag ein grobkörniger Sand in einer 4 cm hohen Schicht. Das Meer liefert vorzüg- lichen derartigen sogenannten Muschel- oder auch Lithothamnien- und Korallensand. Grober Sand — der beste ist wohl Quarzsand — wird im Binnenlande leicht in Flussläufen zu beschaffen sein, und durch Sieben kann man die richtige Qualität (mit einer Korngrösse von 1 — 3 mm) erlangen. Ein gründliches Waschen ist natürlich auch in diesem Falle nötig, und die Besetzung des Aquariums erfolgt ebenfalls erst nach der vollkommenen Klärung. In solchen Sandgrund werden z. B. Spirographis („Meerpinsel“) direkt mit ihren verjüngten Enden eingepflanzt, worauf sie ihre Röhre mit den Sandkörnchen verkitten und sich sehr wohl fühlen. Ebenso kann man Serpula- und Protula-Röhxen oder Vermetus u. a. in diesem Substrat in der erwünschten Lage fixieren. In den Lückenräumen eines so beschaffenen Sandbodens entwickelt sich in gut gehaltenen Aquarien sehr bald eine reiche Mikrofauna, die sich von dem Bodensatz nährt, diesen unschädlich macht und grösseren Tieren wieder eine Nahrungs- quelle abgibt. Deshalb ist es unvorteilhaft, den Boden der Behälter blank und unbedeckt zu lassen, denn es wird dann leicht der feine Bodensatz aufgewirbelt, und die Tiere selbst fühlen sich auf der glatten Fläche unbehaglich; ausserdem ist ein derartiger Aquariumsboden nicht schön. Grobes Geschiebe eignet sich im all- gemeinen nicht als Bodenbelag, weil sich in ihm dem Absterben nahe Tiere verkriechen können und ihre Leichen hernach leicht übersehen werden. Die oft mit vieler Mühe und reicher Phan- tasie aus Tuffstein hergestellten Felsen gruppen würden wir gerne in Seewasseraquarien ver- mieden sehen, sie sind ein Hohn auf die Natur, und viel schöner und auch zweckmässiger ist ein natürliches Stück Felsen ohne jede Künstelei, wie man es so leicht im Freien findet. Ein derartig zweckmässig beschicktes Aqua- rium kann man fast sich selbst überlassen, und je mehr Ruhe man ihm gönnt, d. h. mit je ge- ringerer Störung man die nötige Wartung vor- nimmt, desto besser gedeiht der Bestand an Tieren und Pflanzen und desto grösser ist die Freude an dem Besitze. An der zoologischen Station in Triest halten wir beispielsweise in einem nur durchlüfteten, nicht durchströmten Becken mit einer Grundfläche von 80X40 cm bei einer Wasserhöhe von 60 cm 25 Stück Cerianthus. Diese bilden einen ganzen Wald, wie wir solches ge- legentlich an einer hier zu reproduzierenden Photographie jenes Cerianthusbeckens zeigen werden. Und in letzterem ist schon durch 4 Jahre weder der Tierbestand noch der Bodenbelag an- getastet worden! Es geschieht nichts weiter, als dass die Glasscheiben innen und aussen ge- reinigt und die Tiere von Zeit zu Zeit gefüttert werden. Aehnlich verhält es sich mit dem auch nur durchlüfteten Spirographisbecken. Die Pflege und die Reinhaltung seiner Aqua- rien von Schmutz und verwesenden Stoffen kann man wesentlich dadurch erleichtern, dass man sich einer natürlichen Sanitätspolizei in denselben bedient. Es sind dies eine ganze Anzahl von Tieren, welche sich auch im Meere von Aas und Abfallstoffen nähren. An erster Friedrich Theuer: Der Spiralröhrenwurm (Spirographis Spallanzanii Viv.). 103 Stelle ist hier eine kleine Deckelschnecke, Nctssa reticulata (Fischreuse) zu nennen. Um ihre vor- züglichen Eigenschaften kennen zu lernen, lege man in eine Ecke des Aquariums ein Stück- chen Fischfleisch und man wird dann be- obachten, wie diese Schnecken plötzlich mit ihren Atemröhren (Siphonen) lebhaft zu schwingen und alle gegen die bezeiclmete Stelle zu kriechen beginnen. Es dauert auch nicht lange, und der Köder ist aufgezehrt. Wir kennen kein anderes Aquariumstier, das so vorzüglich für die Rei- nigung der Aquarien sorgt. Wenn die Nassa nichts Geniessbares im freien Raum des Beckens findet, so durchwühlt sie den Sand und bewahrt ihn vor den schwarz werdenden Fäulnisstellen. Diese Schnecke sollte in keinem Aquarium fehlen. Ausserdem legt sie im Frühjahr und Sommer ihre Eikokons ab, aus denen frei- schwimmende Larven ausschwärmen, und diese dienen dann anderen Aquariumstieren als Nahrung. Auf dem Gehäuse der erwähnten Schnecke lebt endlich noch symbiotisch ein kleiner Hydroid- polyp, die Podocoryne carnea , an dem man schon mit einer Lupe die Entstehung von sich später loslösenden Meduschen beobachten kann. Mehr Nützliches und Interessantes darf man von einem Tier schon nicht verlangen. Andere sehr nützliche Tiere für den Aquarien- freund erkennen wir in den Seescheiden oder Ascidien, die, zu den Manteltieren gehörig, in mehrfacher Hinsicht interessante Formen sind. Von den zahlreichen Arten eignen sich besonders die mit einer lederartigen braunen oder roten Hülle versehene Styello s, Cynthia und Microcosmus fürs Aquarium. Diese Tiere nähren sich haupt- sächlich von dem im Wasser schwebenden Detritus, und sie filtrieren denselben ständig durch ihrenKiemendarm, einersehrvollkommenen Reuseneinrichtung, ab. Im Aquarium spielen sie daher die Rolle lebender Klärapparate, und ausserdem sind sie sehr haltbar. In last gleichem Grade sind für denselben Zweck die Mies- muschel und die Auster zu empfehlen. Die Entfernung des sich immer bildenden schlammartigen Bodensatzes mittels einer Röhre und das Putzen der Aquariumsscheiben sollte man immernachTunlichkeit am spätenNach- mittag oder gegen Abend vornehmen, weil sich dann die durch das Aufrühren verursachte Trü- bung des Wassers, die jedem Aquariumsbesitzer einen schmerzhaften Anblick gewährt, während der Nacht wieder behebt. .Triest, k. k. zoologische Station, 25. Oktober 1908. Der Spiralröhrenwurm ( Spirographis Spallanzanii Viv.) Von Friedrich Theuer. (Mit einer Farbentafel1) nach einem Aquarell des Verfassers.) Zu dem bei den Laien so verachteten Kreise der Würmer gehören einige Tiere, welche sich in hervorragender Weise für die Besetzung unserer Seewasserbecken eignen. So zählt sicherlich der Spiralröhrenwurm oder Meerpinsel ( Spirographis Spallanzanii Viv.) zu den schönsten Bewohnern unserer Seewasseraquarien überhaupt, denn er ist in gleicher Weise durch prächtige Färbung, wie durch Schönheit seiner Linien ausgezeichnet. Wer in Triest die Quaimauern des alten und neuen Hafens, insbesondere die des Molo St. Carlo, insoweit dieselben von der See bespült sind, etwas näher besichtigt, wird alsbald in massiger Tiefe eine Menge astförmiger, etwas nach aufwärts ge- richteter Stäbe sehen, die aus den Steinen und dem Ueberzuge von Ulven hervorzuwachsen scheinen. Wenn wir einen derartigen Stab mit dem Boots- haken von den Steinen, an welchen er ziemlich fest haftet, losmachen und herauf holen, so er- kennen wir in ihm die biegsame Röhre eines Spiralröhrenwurmes, die auch noch den Wurm selbst enthält. Bringen Avir nun jene in ein Gefäss mit Seewasser, so wird, wenn wir so glücklich waren, den Wurm mit seinem Gehäuse unverletzt abgelöst zu haben, alsbald am oberen Röhrenende ein pinselförmiges Büschel gelb, braun und blaugrau quergestreifter Fäden er- scheinen, das sich plötzlich zu einem spiral- förmig gewundenen Kranze von feinen, gefiederten Fransen entfaltet. Diese zauberhafte Verwand- lung des unscheinbaren Pinsels in die blumen- haft anmutige Form der Fiederkrone geht so ruhig und doch meistens so rasch vor sich, dass der Beobachter, welcher sie zum ersten Male sieht, den Ausruf angenehmster Ueberraschung nicht unterdrücken kann. Jener Kranz von Fäden stellt das verlängerte rechte oder linke Kiemenblatt vor; die Kiemen- blätter sind nämlich paarig vorhanden, bei den Spirographen aber sehr ungleich entwickelt. Ausser der vorgenannten Röhre und dem Kiemenkranze sehen wir gewöhnlich nichts vom Tiere, denn der aus kurzen Ringen gebildete Körper, der eine Länge von zirka fünfzehn Zentimetern bei einer Dicke von 5 — 8 Millimetern erreicht, ist in seiner von ihm selbst gebauten Röhre Avie in einem Futterale sicher versorgt. Aber das 1) Siehe auch die Photographie in Nr. 5, S. 66 und in dieser Nummer auf S. 121. Friedrich Theuer: Der Spiralröhrenwurm (Spirographis Spallanzanii Viv.). 104 Wenige, das wir von ihm sehen, wenn er seine Kiemen entfaltet hat, ist schön genug, um in günstiger Weise aufzufallen. Die Röhre ist lederartig, stielrund und grau, im unteren Teile hingegen weisslich, durch- scheinend oder durchsichtig und in diesem Teile, der kürzer und unregelmässig gekrümmt ist, an einem Steine oder in einer Schale ange- heftet. Die Röhre, welche bei einer Dicke von 8 — 10 mm eine Länge von 20 — 25 cm erreichen kann, ist in ihrem weitaus längeren, oberen Teile entweder gerade oder doch gewöhnlich nur in mässigem Bogen gekrümmt und steht, aufrecht oder schief nach aufwärts gerichtet, von ihrer Unterlage ab. Da die Röhre aus einer elasti- schen, ziemlich steifen Masse gebildet ist, wiegt sie sich im Wellengänge leicht hin und her und nimmt auch nicht leicht Schaden, wenn ein fester Gegenstand sie gänzlich abbiegt. Der Kiemenkranz, der den Schmuck des Tieres ausmacht, ist verschieden gefärbt, im ganzen aber sehr harmonisch abgestimmt. Der Ton der Grundfarbe wechselt zwischen einem lichten Ockergelb in allen Tiefen bis zum dunklen Ocker und den wannen Tönen der gebrannten Terra di Siena. Dabei sind einzelne Kiemen- fäden in gleichen Abständen von der Spitze stückweise in den genannten Farben heller und dunkler quergestreift und tragen überdies meistens auch noch ein bis drei dunkelblaugrau bis vio- lett-grau gefärbte Querbänder. Da sich diese Färbungsunterschiede auf allen Kiemenfäden, die zu der gleichfalls spiralig gewundenen Mittel- spindel radial gestellt sind und gegen die Spitze der Spirale an Länge abnehmen, in derselben Reihen- folge wiederholen, ergeben sich eine Reihe parallelverlaufender Spiralfarbbänder, welche die schönen Linien des ganzen Baues vervielfältigen. Aber es gibt auch viel hellere, einfacher ge- färbte Exemplare, bei welchen der ganze Kiemen- kranz von creme- oder lichtockerfarbigen Fäden gebildet ist. Spirographis Spallanzanii Viv. bewohnt das Mittelmeer und ist in der Adria ein sehr häufig vorkommendes Tier, wird aber — weil nicht essbar — von den meisten Bewohnern der Hafenstädte gar nicht beachtet und gekannt. In Triest ist er sehr häufig, und ich konnte be- obachten, dass die an den Quaimauern sitzenden Amateurfischer nach Abzwicken des Kiemen- büschels mit dem Daumennagel Stückchen des aus der Röhre gezogenen Wurmleibes mit gutem Erfolge als Köder an ihre Angel steckten. Dies scheint so ziemlich die einzige Verwendung des Spiralröhrenwurms zu sein, wenn wir von dem Vergnügen absehen, das uns ein kleiner Bestand von diesen Tieren in unserem Aquarium bietet. Die Schwierigkeiten, des Tieres habhaft zu werden, sind nicht gross, wenn man nicht für das Aquarium bestimmte, also unverletzte Exem- plare wünscht; es gilt daher auch jedenfalls für einen leicht zu erhaltenden Köder. Spirographis Spallanzanii Viv. hält ziemlich gut in unseren Zimmeraquarien aus. Da das Tier, einmal abgetrennt von dem Boden, auf dem es heranwuchs, sich nicht in seiner natür- lichen, aufrechten Stellung erhalten kann, sind wir gezwungen, es im Aquarium in irgend einer wenig auffallenden Weise zu stützen. Man kann dies entweder durch Einstecken in Schotter oder in eine Spalte zwischen zwei Steinen besorgen. Im ersteren Falle wähle man jedenfalls groben Schotter, dessen einzelne Steine mindestens die Grösse einer Haselnuss haben, denn bei der Wahl eines feinkörnigen Sandes beginnen in kurzer Zeit das im unteren, eingegrabenen Teile der Röhre befindliche Wasser oder die im Sande enthaltenen organischen Stoffe faul zu werden. Bei gröberem Schotter oder Ein- stecken zwischen Steinen sehe man jedenfalls auch darauf, dass die Röhre nicht an einer Stelle durch das Gewicht der Steine gedrückt oder verschlossen werde, denn es scheint für den Spiralröhrenwurm notwendig zu sein, dass am unteren Ende der Röhre eine Oeffnung bleibe. Inwieweit diese Anordnung für das Leben des Tieres notwendig ist, kann ich nicht ermessen, aber es erscheint jedenfalls für die freie und rasche Bewegung des Tieres in der Röhre zuträglich, dass einerseits beim blitz- schnellen Zurückziehen des Tieres, zu welchem es durch eine Erschütterung oder das Berühren der Röhre veranlasst wird, das unter ihm befindliche Wasser auch rasch entweichen, andererseits aber das Wasser bei der entgegen- gesetzten Bewegung von aussen in das untere Stück der Röhre nachfliessen könne. Vielleicht ist auch darum die Wahl des groben Schotters, dessen Steine grössere Zwischenräume offen lassen, geboten. Ich verdanke diese Vorsichts- massregel, ohne welche ich früher viele Verluste hatte, dem Direktor der K. K. zoolog. Station in Triest, Herrn Professor Dr. Carl I. Cori. Bei der Haltung der Spirographen, die ziem- lich sauerstoffbedürftig sind, ist es notwendig, durch ausgiebige Durchlüftung für eine genü- gende Erneuerung der Luft im Wasser, d. h. für Bewegung des Wassers selbst zu sorgen. Kunstbeilage der Blätter für Aquarien- u. Terrarienkunde. Nach einem Aquarell von Friedrich Theuer. Spirographis Spallanzanii. Viv. (Spiralröhrenwurm) Grünalgen und Rotalgen auf dem Grunde. W. Köhler: Woran liegt die Hinfälligkeit der meisten Seetiere in unseren Aquarien? 105 Im anderen Falle kriechen die Röhrenwürmer alsbald aus der Röhre, hängen zunächst als schlappe Würmer von deren oberem Ende herab und verlassen schliesslich ihre Wohnung ganz. Dann ist die Zeit gekommen, die Tiere gleich zu entfernen, denn sie sterben und zer- setzen sich in kurzer Zeit. Aehnlich der hautartigen Röhre des Faden- rohrs ( Cerianthus membranaceus Spall.) ist die Röhre des Spirographen namentlich in ihrem freien Teile sehr fäulnisbeständig und erhält sich noch lange nach dem Absterben des Tieres, bis sie schliesslich in papieraschenartige Stückchen zerfällt, ohne ein sichtbares Verderben des Wassers zu verursachen. Da die Röhren der Spiralröhrenwürmer für sich wieder die Träger einer ganzen Reihe von Tieren, wie kleinen Kalkröhrenwürmern, Hydroidpolypen und Algen sind, daher oft schöne Kolonien von allerlei Pflanzen und Tieren darstellen, kann man sie, ohne weiteren Schaden befürchten zu müssen, im Aquarium belassen, wenn auch die Würmer bereits verendet sind und entfernt werden mussten. Durch das Auftreten von Fäulnisprodukten am unteren Ende der in feinen Sand gebetteten Röhre werden die Spiralröhrenwürmer gleich- falls veranlasst, ihre Wohnungen zu verlassen. Wenn man dann nicht alsbald diese ungünstigen Verhältnisse saniert, sterben die Tiere nach vollzogener Aenderung des Standorts doch noch ah. Es scheint dann überhaupt, dass die Spiral- röhrenwürmer ein bis zu einem gewissen Grade bewegtes Wasser lieben, in welchem ihre Kiemen- kränze in lebhafter Bewegung erhalten werden. Dafür spricht schon ihr natürlicher Standort und die Zähigkeit ihrer Röhren. Im Aquarium ist es ihnen am liebsten, wenn man einen künst- lichen Sturm erzeugt, der ihre Kiemenkronen gleich einer Flaumfeder im Winde heftig durch- weht. Die Durchlüftung des Aquariums kann daher, wenn es auch gerade nicht unbedingt notwendig ist, für ihr Wohlbefinden sicherlich nie zu stark sein. Tritt eine Pause der Ruhe ein, so ent- falten sich die Kiemen zu ihrer ganzen Schön- heit und der kleine Bestand bietet dann ein entzückendes Bild. Befinden sich aber die Röhrenwürmer nicht wohl, so erscheinen die einzelnen Kiemenfäden als einfache, borstige Haare, es fehlen ihnen scheinbar die feinen Fieder- chen. Die Kiemenfäden kleben dann büschel- weise, namentlich an der Spitze, zusammen, und es fallen oft ganze Partien der Kiemen oder selbst der ganze Kranz ab. Allerdings regene- rieren die Spirographen selbst im Aquarium oft die Kiemen, indem neue Fäden heran wachsen, aber gewöhnlich entbehren die neuentstandenen Kiemenkränze des lebhaften Farbenschmuckes, wie denn die Spirographen überhaupt im Aqua- rium allmählich verbleichen. Die Haltbarkeit des Spiralröhrenwurms er- scheint in unserem binnenländischen Seewasser- aquarium zeitlich beschränkt, denn bei der Schwierigkeit und den Kosten eines häufigen Ersatzes des alten Wassers durch frisches natür- liches Seewasser ist es untunlich für die Spirographen, welche sich von kleinen, im Plankton vorkommenden Tierformen nähren, genügend natürliche Nahrung zu beschaffen. Da aber die Neuanschaffung nicht schwierig und eine Beschickung des Aquariums mit frischen Röhrenwürmern auch eine Auffrischung der Farbenpracht des Aquariums bedeutet, müssen wir uns über das Ende unserer ein- gegangenen Spirographen mit dem Gedanken trösten, dass sie in ihrer Heimat doch vielleicht schon abgezwickt und auf die Angel gesteckt worden wären. Für den Transport müssen die Röhrenwürmer in Gläser mit Wasser verpackt werden. In der Regel iiberstehen sie, auf diese Weise verpackt, selbst eine Reise von zwei bis drei Tagen. Man binde zu diesem Zwecke einige Stücke mit einem Bindfaden leicht zusammen und gebe, sofern nicht etwa an der Röhre schon Algenkulturen vorhanden sind, einige Stücke des Meersalats ( Ulva lactuca L.) hinzu und verschliesse die völlig angefüllten Gläser mit einem Stück Pergamentpapier. Spirographis, dessen Name aus dem Grie- chischen übersetzt Spiralgriffel (2ntlQa = Spirale und yQayig = Griffel) lautet, gehört in die Fa- milie der Serpuliden, in die Ordnung der Borsten- und mit diesen in die Klasse der Ringelwürmer. Das vorliegende Bildchen veranschaulicht uns einen kleinen Bestand von Spiralröhren- würmern in ihrem natürlichen Milieu an dem mit Ulven und Florideen bewachsenen Steinwurfe eines Molo. Woran liegt die Hinfälligkeit der meisten Seetiere in unseren Aquarien? Von Oberlehrer W. Köhler. (Schluss.) III. Die Tiere. Ich habe noch keinen Süsswasseraquarien- freund kennen gelernt, der in einem Aquarien- geschäft mit Vorbedacht verletzte, womöglich 106 W. Köhler: Woran liegt die Hinfälligkeit der meisten Seetiere in unseren Aquarien? mit Parasiten behaftete Fische sich heraus- gesucht hätte, um sich an ihnen zu erfreuen und sie zur Fortpflanzung zu bringen (die Fische natürlich!). Wenn es wirklich einen solch sonderbaren Kauz gehen sollte, so würde er wahr- scheinlich bald die Erfahrung machen, dass 90°/0 und mehr solcher Tiere eingehen und sich nie an die neuen Verhältnisse, an die enge Haft des Behälters, gewöhnen. Kann es da den Seetierpfleger Wunder nehmen, da er im Binnen- lande, wie ich schon mehrfach betont und be- gründet habe, fast ausschliesslich verendete, mehr oder weniger durch die Strapazen des Transportes geschwächte Tiere erhält, wenn ein bedeutender Prozentsatz der Tiere sich nicht eingewöhnt, sondern in kürzerer oder längerer Frist zugrunde geht? Und wenn das „Zu- grundegehen“ nicht so plötzlich, oft hinnen weniger Tage, ja Stunden, erfolgt, wie zumeist bei Süsswasserfischen der eingangs geschilderten Qualität, ist das nicht vielmehr ein Beweis für ganz ausserordentliche Haltbarkeit und Widerstandsfähigkeit der Seetiere als für ihre Hinfälligkeit? Dass ein Tier, das halbtot am Bestimmungsorte anlangt, nun gleich nach der Einsetzung des nach allen Regeln sorgsam eingerichteten Aquariums lustig sich entfalten und einen derben Brocken Schabe- fleisch verzehren solle, kann man wohl füglich nicht verlangen, auch wenn man im übrigen noch so grosser Optimist ist. Dass solche Todes- kandidaten zuweilen doch wieder sich heraus- machen, ist eine Ausnahme, die nur die Regel bestätigt. Passiert es ja manchmal auch dem Arzt, dass ohne all sein Zutun ein schon aufgegebener Patient wieder gesund wird. Ich will hier gleich ein drastisches Beispiel dafür anfügen, was eine „zarte“ Aktinie alles vertragen kann. Mit den Tangfetzen, zwischen denen eine Sendung Aktinien und Seesterne verpackt, bei mir eintraf, beförderte ich, weil von mir übersehen, auch eine halbwüchsige See- rose, deren Artzugehörigkeit ich noch nicht ermitteln konnte, mit in einen 4 Liter-Einmache- hafen mit Seewasser. Die Büchse war richtig vollgepfropft mit dem Tang, stand dunkel und ohne Durchlüftung, und ihr Inhalt stank naturgemäss nach 14 Tagen wie „alter Kohl und Juchten“, um einmal mit Heine zu reden, etwas chemischer ausgedrückt, Avie „reinster“ Schwefelwasserstoff. Ich setze die Büchse auf den Tisch meines Arbeitszimmers, entferne zunächst eine nahezu lederartige, schillernde Bakterienhaut, die die ganze Wasseroberfläche überzog und so den Zutritt der Luft gänzlich ausschloss, und senke dann einen Durchlüfter hinein. Dabei bemerke ich einen langgestreckten, käsigweissen Körper, etwa wie ein krepierter und bereits halbverwester Blutegel von Gestalt. Ich entferne das Tanggemüse und durchlüfte kräftig, trotzdem die Büchse nun erst recht begann, einen höllischen Duft auszuhauchen. Da bemerke ich plötzlich eine allmähliche Form- veränderung an dem Körper; ich hole den vermeintlichen Kadaver heraus, spüle ihn in reinem Seewasser flüchtig ab und gebe ihn in ein vorher von mir noch auf absolute Abwesenheit aller Tiere genau untersuchtes kleines Aquarium. Ich lasse die Durchlüftung kräftig einsetzen. Nachmittags 5 Uhr war es etwa, als ich die vermeintliche Leiche fand; abends 10 Uhr war die kleine Aktinie bereits halb im Sandboden vergraben, aber noch geschlossen; andern Tags früh breitete sie ihren Tentakelkranz ebenso schön aus, wie ihre seit 14 Tagen in gut durch- ‘ lüfteten Aquarien eingewöhnten Schwestern! 1 Das Beispiel dieser „Schwefelwasserstoff“- See- i rose beweist jedenfalls, dass man manchen See- tieren viel mehr zumuten darf, als irgendwelchem Süss wasserbewohner. Nun zurück zu unserem Thema! Man darf von einer „Haltbarkeit“ oder „Hinfälligkeit“ der Seetiere also wohl nur sprechen von dem Zeit- punkte an, da sie sich völlig unverletzt erwiesen \ und Nahrung willig angenommen und regelrecht verdaut haben. Alle vor diesem Zeitpunkt ge- fällten Urteile sind falsch, weil auf falschen Voraussetzungen beruhend. Ein noch frappan- teres Beispiel zur Illusti’ation meiner Ausfüh- rungen bieten die Seesterne, über deren „Hin- fälligkeit“ allgemein geklagt wird. Ich erhielt i mit der ersten Sendung aus Wilhelmshaven, | zwischen Fucus lose verpackt, vier etwa gleich- j grosse gemeine Seesterne ( Aslerias rubens). \ Einer rührte sich, in Seewasser gebracht, über- j haupt nicht vom Flecke. Er streckte nur hier i und da, aber immer an denselben wenigen j Stellen, ein oder zwei Saugfüsschen heraus, um j sie darnach wieder einzuziehen. Ich sah das drei Tage lang mit an, bis er überhaupt kein Glied mehr rührte. Dann trocknete ich ihn hübsch sauber als Spielzeug für meinen Jungen. Nr. II und Nr. III krochen wohl im Bassin herum, sofort nachdem sie eingesetzt waren, gingen aber ebensowenig wie Nr. IV an die von mir ihnen naiverweise zugedachten Mies- muscheln, die sich unter der Sendung be- fanden. Daran hat sich selbst Nr. IV, ein W. Köhler: Woran liegt die Hinfälligkeit der meisten Seetiere in unseren Aquarien? 107 munterer Bruder, bis heute noch nicht vergriffen, während er inzwischen Fisch-, Muschel- und Rind- fleisch mit wahrer Wonne verdrückt hat. Die Tiere müssen eben erst richtig eingewöhnt sein in ihren neuen Verhältnissen, ehe sie kräftig genug sind, ihren Lieblingssport, das Aufzehren und Aufsaugen von Muscheln, auszuüben. Nr. II warf am 5. Tag, Nr. III am 7. Tag einen Arm ab; beide mussten also bei der Ablösung von ihrer Unterlage verletzt worden sein. Die Ver- letzung war mir nur entgangen. Unter normalen Verhältnissen heilt nun eine solche Verletzung in kürzester Zeit aus, oder das Tierchen be- reitet dem Pfleger gar die Freude der Erzeugung eines überzähligen Armes. Bei den durch den Transport geschwächten Tieren war natürlich daran nicht zu denken. Sie gingen eben am 6. bez. 8. Tage ein. Darf ich nach den Er- fahrungen, die ich mit ihnen gemacht habe, mein Urteil über Haltbarkeit oder Hinfälligkeit der Seesterne im Aquarium bilden? Es ist wohl jedem Leser klar, dass für dieses Urteil nur das Verhalten des Exemplars Nr. IV in Frage käme, dass aber Beobachtungen an einem Exemplare nicht ausreichen, um daraus Folge- rungen von allgemeiner Geltung zu ziehen. Wir kommen nun zum zweiten Punkt dieses Abschnittes und vorläufig letzten Punkt unserer Ausführungen überhaupt: Fütterung der See- tiere. Um nicht den Anschein zu ei’wecken, als ob ich mit Absicht gerade Bade heranzöge, um ihm Fehler nachzuweisen, zitiere ich aus der neuesten Auflage von Zernecke1): „Ab- gesehen von den nicht zu fütternden Röhren- würmern und Schwämmen reicht man den Aktinien ungefähr alle 8 Tage einmal ihr Futter (von mir gesperrt!). Dieses besteht aus fein geschabtem Rind- oder Pferdefleisch, ge- hackten Regenwürmern oder zerkleinertem Fisch- oder Krebsfleisch.“ — „Die Krebse, Stachel- häuter, Schnecken und event. Fische bekommen dasselbe Futter in kurzen Zwischenräumen (2 — 3 Tage).“ Bade schreibt übrigens ähnlich, wenngleich er richtigerweise keine allgemeine Vorschriften gibt. Für die Aktinien verlangt er eine zweimalige Fütterung in der Woche, was auch noch lange nicht genügt. Dagegen gibt er vernünftige Vorschriften über die Zu- bereitung des Futters: „In Streifchen geschnitten“ soll Fleisch, Fisch und dergl. verfüttert werden. Wer nämlich nach Zerneckes Anweisung ver- 1) Leitfaden für Aquarien- und Terrarienfreunde. Dritte, von E. E. Leonhardt bearbeitete Auflage. Dresden 1907. S. 278. fahren wollte, würde bald Jauchenkübel, aber keine Seewasseraquarien vor sich haben. Nun, zunächst die Anzahl der Fütte- rungen pro Woche! Da sage ich aus Erfah- rung: Alle Seetiere ohne Unterschied brauchen stets und ständig Nahrung, und viel Nahrung. Sie sollten daher aus- nahmslos täglich, mindesten aber 5 mal in der Woche, gehörig gefüttert werden.1) Ich werde, um die Richtigkeit meiner Ansicht zu beweisen, später einmal dem Leser eine See- nelke, die jede Woche einmal gefüttert wird, und eine gleich grosse, die jeden Tag einmal gefüttert wird, beide in voller Entfaltung, vor Augen fuhren im retuschefreien, photographischen Bilde, ebenso eine hungernde Seenelke (am 8. Tage nach der letzten Fütterung) und eine satte Seenelke (einige Stunden nach der letzten Fütterung), beide gleichfalls in voller Entfaltung. Er möge dann selbst urteilen! Wenn ich meine Tealia einmal einen Tag habe fasten lassen, sehen sie gottserbärmlich aus; wenn ich sie regelmässig täglich gefüttert habe, ist es eine wahre Lust, die Tiere anzuschauen. Noch auf- fälliger zeigt sich der Unterschied bei Actinia equina und Sagartia. Seetiere sind im all- gemeinen viel gefrässiger als Süsswassertiere, von den höchstorganisierten herab bis zu den niedrigsten. Im Süsswasseraquarium denkt nie- mand daran, von einer einmaligen, wöchentlichen Fütterung zu reden. Ich habe auch noch keinen Liebhaber kennen gelernt, der Zuchtfische oder Fischbrut bloss zweimal wöchentlich gefüttert hätte. Niemand hat bisher in unserer Literatur eine solche Massregel empfohlen. Aber bei Seetieren hält man sie für richtig! Man sieht, wie rückständig die Seewasseraquarienkunde noch heute ist. Ich kann mir die Entstehung einer so verschrobenen Ansicht über die Fütterung von Seetieren nur daraus erklären, dass dem, der sie zuerst herausgebildet hat, ein grober Beobachtungsfehler untergelaufen ist. Fast stets würgen nämlich die Aktinien einige Stunden nach der Mahlzeit grössere oder kleinere weiss- liche Kügelchen wieder heraus, das „Gewölle“, wie diese für das Tier unverdaulichen Reste jüngst von einem tüchtigen Pfleger von Seetieren genannt worden sind. Der erste Beobachter 1) Die Grösse des Nahrungsbedürfnisses bängt wie bei jedem anderen Tiere auch bei Seetieren von der Temperatur ab; bei niedriger Temperatur, z. B. im Winter im ungeheizten Zimmer, wird schliesslich auch eine Fütterung einen Tag um den anderen aus- reichen. 108 W. Köhler: Woran liegt die Hinfälligkeit der meisten Seetiere in unseren Aquarien? dieses ganz natürlichen Vorganges hat offenbar angenommen, das Tier habe sich überfressen und speie daher einen Teil der Nahrung wieder aus, und ist so zu der Ueberzeugung gelangt, dass die Tiere nur selten und wenig gefüttert werden müssten. Denn man kann doch wohl nicht annehmen, dass lediglich die Besorgnis vor einer Wassertrübung, wie sie allerdings durch die Zubereitung des Futters, die bisher üblich gewesen zu sein scheint und noch von Zernecke empfohlen wird, leicht eintreten konnte, den Pfleger bestimmt habe, seine Pfleglinge mit Vorwissen Hunger leiden zu lassen! Ich wünschte nur, der Leser könnte einmal meinem Seestern zuschauen, wie wohl er sich fühlt bei der Bewältigung seines täglichen Futter- quantums von ca. 5 g Fisch- oder Muschelfleisch, in Ausnahmefällen auch Rindfleisch! Er würde dann die sichere Ueberzeugung gewinnen, dass das Tier nicht überfüttert wird! Und nun Art und Zubereitung der Nah- rung! Auch hier wäre nichts verkehrter, als allgemeingültige Vorschriften geben zu wollen. Jedes Tier muss eben tunlichst das Futter erhalten, wovon es sich in der Freiheit ernährt. Wie man einen Hecht nicht mit Schabefleisch und einen Karpfen nicht mit Flitterfischen füttern wird, ebensowenig darf man einem Seestern Regenwürmer oder einer Pfahlmuschel Schabefleisch anbieten wollen. So habe ich z. B. zwei kleine Aeolis pajnllosa: Kiemenschnecken ohne Gehäuse von schöner rosenroter Färbung, bei denen eben weder Rindfleisch noch Fischfleisch noch Muschelfleisch verfängt. Sie verlangen ihre natürliche Nahrung, junge Seenelken, oder — fressen nicht. Da ich nun glücklichweise junge Seenelken zu Hun- derten in meinen Aquarien habe, kann ich ihnen ganz nach Geschmack den Tisch decken, und sie fühlen sich wohl dabei. Würde ich das nicht tun oder nicht tun können, so würden sie eben verhungern. Darf ich mich aber dann über ihre „Hinfälligkeit“ beklagen? Ich glaube, ein Mensch wird mit der Zeit auch hinfällig, wenn er nichts zu essen bekommt! Vielfach werden wir als naheliegendste Ursache der „Hinfälligkeit“ mancher Seetiere den Mangel einer geeigneten Nahrung für sie ansehen müssen. Ja, bei manchen, über deren Nahrung in der Freiheit nichts bekannt ist, werden wir eben experimentieren müssen, bis wir es heraushaben, was die Tiere fressen. Am besten geschieht das, indem wir die ganze Sendung, die gewöhnlich ja von ein- und dem- selben Fangorte stammt, in einen grossen Be- hälter unterbringen und ruhig abwarten und beobachten, ob ein Tier das andere frisst. Unter Umständen würde so die Erhaltung der Seetiere manchmal allerdings recht kostspielig werden, zumal für den Binnenländer, und er wird sich schliesslich bemühen, ein geeignetes Surrogat für das natürliche Futter seiner Pfleg- linge zu finden, das er ihnen wenigstens ab und zu einmal reicht. Wenn irgend möglich, sollte er aber seinen Pfleglingen ausschliesslich ihre natürliche Nahrung bieten, eingedenk des Grund- satzes aller Tierpflege, dass derjenige, welcher ein Tier hält, auch in jeder Weise dafür sorgen muss, dem Tiere alles zu bieten, dessen es in der Freiheit bedarf. Sonst wird die Tierhaltung zur Tier- quälerei! Auch hier darf man natürlich nicht gleich übers Ziel schiessen, wie ich oben bei dem Beispiel meiner Seesterne, deren ich aus an- deren Gründen gedachte, nebenbei angedeutet habe. Seesterne leben in der Freiheit von Austern und anderen Muscheln, namentlich auch von Pfahlmuscheln, da, wo sie mit diesen ge- meinsam verkommen. Wir dürfen nun aber von einem durch den langen Feuchttransport geschwächten Seesterne nicht erwarten, dass er j sich sogleich gierig auf die nächste Miesmuschel stürzen, sie auseinanderzei’ren und aufsaugen wird! Wie ich schon oben gesagt habe, hat : der sonst so mobile Bursche, den ich gegen- ; wärtig besitze, dieses Kunststück bis heute noch nicht versucht. Oder vielmehr: ich habe noch ' nicht versucht, es darauf ankommen zu lassen. Trotzdem er massenhaft grosse und kleine Mies- muscheln in seinem Behälter verfügbar hat, gebe ich ihm seine rohe, aus der Schale hei’aus- gehobene Muschel, oder sein Stück Schellfisch- fleisch oder, wenn alle Stränge reissen, auch | einmal ein Stück mageres Rindfleisch. Ich befürchte nämlich, er könne noch immer zu schwach sein, eine Muschel zu bewältigen, und wenn er infolgedessen längere Zeit hungern müsste, würde er erst recht nicht kräftiger ; werden. Ich glaube aber, nach einigen weiteren Wochen den Versuch wagen zu können. Das beste Futter für Seetiere ist na tur gemäss das Fleisch von Seetieren, also für uns Binnenländer das am leichtesten zugängliche Fleisch von Miesmuscheln und Seefischen. Austern, die Bade unter an- derem empfiehlt, würde ich dem Pfleger raten, lieber selbst zu essen, wenngleich ich fest über- W. Köhler: Woran liegt die Hinfälligkeit der meisten Seetiere in unseren Aquarien? 109 zeugt bin, dass er damit selbst dem verwöhn- testen Gieschmacke der Seeigel, Seesterne und Aktinien Rechnung tragen würde: In zweiter Linie käme das Fleisch von Süsswass er- fischen in Betracht, für ausgesprochene Raub- fische wie Flundern, Schleimfische, See- skorpione und andere wohl auch in nicht zu grosser Zahl eingebrachte lebende „Flitter- fische“ oder Kaulquappen (nicht solche von Kröten !), die geraume Zeit im Seewasser aushalten, ehe sie eingehen. Besonders möchte ich junge Zwergstichlinge ( Gasterosteus pun- gitius ) als recht gut geeignetes Futter für grössere Raubfische empfehlen, da sie stundenlang, manchmal tagelang in nicht zu dichtem Seewasser aushalten. Sie werden selbst von jungen Hechten und Barschen im Süss- wasseraquarium ohne Schaden gefressen, trotz ihrer Stacheln und Sperrgelenke. Für alle übrigen Fische sind die marinen Kleinkrebse durch ein entsprechendes Surrogat, das im Binnenlande jederzeit verfügbar ist, zu ersetzen. Daphnien verenden ziemlich schnell und müssen daher vorsichtig und stets in kleinen Portionen verfüttert werden. Besser geeignet, weil bis zu einer halben Stunde im Seewasser mittlerer Konzentration ausdauernd, habe ich Bachfloh- krebse ( Gammarus pulex) gefunden. Rote Mückenlarven (Chironomus plumosus) die auch vielfach empfohlen worden sind, habe ich prak- tisch als Futtermittel noch nicht probiert. Für ganz kleine und besonders zarte Fischchen, eben- so für winzige junge Seenelken, ist aber das eigentliche Meeresplankton unersetzlich. Aus diesem Grunde habe ich ausschliessliche Ver- wendung natürlichen Seewassers und Besetzung alteingerichteter Aquarien verlangt. Da für den Binnenländer die regelmässige Beschaffung von Organismen des Meeresplanktons, wenn über- haupt möglich, kostspielig und umständlich ist, mus3 dafür Sorge getragen werden, dass sich die niederen Kruster möglichst im Aquarium selbst entwickeln und vermehren. Nebenbei übernehmen sie dann zugleich die Rolle einer wohlorganisierten Gesundheitspolizei, indem sie alle dem Auge des Pflegers und infolgedessen seinem Heber entgangenen kleinen und kleinsten Futterrestchen aufräumen und in „lebendes“ Futter umsetzen. Bei aller Hochschätzung dieser kleinen Kruster als Sanitätspolizisten darf man anderseits ihre Leistungsfähigkeit auch nicht überschätzen. Man muss daher möglichst darauf bedacht sein, das Zerbröckeln des Futters bei der Fütterung zu vermeiden; sonst wäre Wassertrübung und die Entstehung von Fäulnisprozessen bald die unvermeidliche Folge. Aus diesem Grunde sollte man nie geschabtes oder gestampftes Fleisch verabreichen, sondern stets nur ganze, zusammenhängende Stückchen und Streifchen. Es fällt so auch noch genug für das Kleingetier ab, und die Durchlüftung tut dann ein übriges, indem sie die kleinsten, für das blosse Auge kaum noch sichtbaren Bröckchen im ganzen Behälter herumwirbelt, bis sie schliesslich an den Tentakeln einer kleinen Seenelke, die infolge ihrer geringen Grösse vom Pfleger gar nicht bemerkt worden ist, hängen bleiben, oder von den Antennen einer kleinen Seepocke in deren Mund hineingewedelt werden. Der Grundsatz, den Tieren möglichst die- selbe Nahrung zu bieten, die sie in der Frei- heit auch zu sich nehmen, führt eo ipso dazu, nur rohes Fleisch — auch nur rohes Muschelfleisch — zu verabreichen, keines- falls gekochtes, wie mancherorts empfohlen worden ist. Wechsel des Speisezettels inner- halb der durch die vorstehenden Ausführungen gezogenen Grenzen wird dabei den Tieren nur angenehm sein und nicht unwesentlich zu ihrem Gedeihen beitragen. Das jeweilig zu verabreichende Quantum richtet sich natürlich nach den individuellen Bedürfnissen und der Grösse des Tieres und muss durch Erfahrung festgestellt werden. Reste sollen nicht übrig bleiben. Da täglich gefüttert wird, ist die Gefahr des „Zuwenig“ dabei nicht allzu gross. Immerhin kann man die Portionen aber etwas reichlicher bemessen, als man es vom Süsswasseraquarium gewöhnt ist, ohne dass es zu viel wird, mit Ausnahme der Fälle, in denen lebende Süsswasserorganismen verfüttert werden. Hat man Garneelen, Taschenkrebse, Einsiedler, Stichlinge oder dergleichen gefrässiges Gesindel im Aquarium, kann man in keinem Falle so leicht zu viel füttern; sie räumen die Reste schon sicher weg. Vor allem aber hüte man sich, frisch eingebrachten Tieren sofort Futter zu geben, vielleicht mit einziger Ausnahme von Fischen und Krebsen. Alle festsitzenden Tiere müssen sich zunächst festgesetzt haben, ehe sie Nahrung annehmen. Ein früheres Füttern würde sonach nur die Gefahr einer Wassertrübung und — Verpestung herbei- führen, im übrigen aber völlig zwecklos sein. Rohes Rindfleisch und Regenwürmer halte ich aus Erfahrung für ein im allgemeinen W. Köhler: Skizzen und Bilder aus meinen Seewasseraquarien. HO wenig geeignetes Futter für Seetiere. Eine kräftige Tealia nimmt wohl einen kleinen gut abgeschleimten, lebenden Regenwurm an und verträgt ihn gut; allen weniger kräftigen Aktinien würde man dagegen nur Stücke vorher in siedendem Wasser getöteter Regenwürmer geben können, und aus vorher erörterten Gründen halte ich jede andere als naturfrische, rohe Nahrung für unzweckmässig. Dass Rindfleisch als Fleisch eines Warmblüters eine andere Zu- sammensetzung hat, als das Fleisch von Wechsel- warmblütern, und deshalb für Tiere, die in der Freiheit ausschliesslich von letzterer Nahrung leben, weniger bekömmlich sein wird, dürfte ohne weiteres einleuchten. Als Notbehelf sind natürlich beide Futtermittel brauchbar und in jedem Falle besser als nichts. Zusammenfassung: Man füttere oft und reichlich; hungernde Tiere sind stets „hinfällig“. Man füttere die Tiere mit der Nahrung, die sie in der Freiheit zu sich nehmen, und greife nur im Not- fälle ausnahmsweise zu Ersatz-Futter- mitteln. — Wir sehen: viele Faktoren sind es, die Zu- sammenwirken können, um in unseren Aquarien das Endergebnis der „Hinfälligkeit“ unserer Pfleglinge zu erzeugen. Einige, vielleicht die augenfälligsten, habe ich herausgegriffen und meine Vorschläge und Massregeln zur Abhilfe dagegen mitgeteilt. Eine kleine Besserung, hoffe ich, wird dadurch schon erzielt werden. Mögen sich nun andere strebsame Seetierpfleger finden, die weiter forschen und beobachten, damit es uns schliesslich gelingen möge, alle Hindernisse aus dem Wege zu räumen und auch so anerkannt schwierige Objekte, wie zum Beispiel die Quallen, zu dauernden Bewohnern unserer Seewasseraquarien zu machen! Denn erst die vollständig bis ins kleinste getreue Kopie der Natur, die wir in unseren Süsswasser- behältern nahezu erreicht haben, gewährt die wahre Befriedigung und Freude am Aquarium. Skizzen und Bilder aus meinen Seewasseraquarien.1) Yon Oberlehrer W. Köhler. I. Die gemeine Mies- oder Pfahlmuschel (Mytilus edulis L.). (Mit 3 Originalaufnahmen.) „Hat man schon jemals so etwas gehört, ein so gemeines, stumpfsinniges Vieh, wie 1) Auf Wunsch des Herausgebers gebe ich in dieser Artikelserie das Wesentlichste meiner Be- obachtungen an meinen Nordsee-Aquarien wieder. die Miesmuschel, das eben noch gut genug ist, mit Salz und Kümmel gekocht in den menschlichen Magen zu marschieren, im Seewasseraquarium zu halten!“ höre ich im Geiste schon manchen Seetierpfleger beim Lesen der Ueberschrift räsonnieren. Es ist aber gleichwohl kein verirrter Fastnachts- scherz, sondern mein voller Ernst, wenn ich die gemeine Mies- oder Pfahlmuschel (. Mytilus edulis Li) im folgenden in ihrem Ver- halten als Bewohner des Seewasseraquariums schildere, um ihr damit Freunde zu erwerben. Und wer meinen Ausführungen trotz anfäng- licher Scheu zu folgen über sich gewinnt, wird mir schliesslich gar zustimmen — da- von bin ich fest überzeugt — , dass die ge- meine Miesmuschel nicht nur für die Tafel, sondern auch für das Aquarium recht ge- eignet und in letzterem sogar ein recht dank- barer und interessanter Pflegling ist. Dass ich mit ihr den Reigen eröffne, geschieht erstens deshalb, weil ich noch nirgends eine Arbeit gelesen habe, die ihr ausschliesslich gewidmet gewesen wäre, und es ist nun ein- mal ein vielleicht verzeihlicher Ehrgeiz eines j eden Autors, dass er gern etwas Neues bringen möchte; es geschieht zweitens daher, weil sie das billigste Seetier für unsere Aquarien ist, das selbst bei ungünstiger Konjunktur der Fisch- und Muschelbörse im Binnenlande nicht den Preis eines Pfennigs pro Stück erreicht; es geschieht schliesslich, weil dieses Tier auch durch seine ausserordentliche Zähigkeit sich dem Anfänger zur Haltung im Seewasseraquarium empfiehlt. Hat er in dem Behälter noch ein paar Aktinien irgend welcher Art, z. B. die prächtige, unverwüst- liche Seenelke, die eigentliche Aktinie des Anfängers, der wir später einen besonderen Abschnitt einräumen wollen, so dass er ge- zwungen ist, ab und zu, ohne es zu wollen, bei der Fütterung dieser Tiere etwas Fisch- fleischfaser oder dergleichen zu verstreuen, Dass dabei nicht in systematischer Anordnung des Stoffes verfahren werden konnte, liegt daran, dass das Material eben so vorgenommen werden muss, wie es dem Binnenländer zugeht. Die Reihenfolge der einzelnen Artikel ist daher eine ganz willkürliche. Auch auf monographische Vollständigkeit erheben die einzelnen Teilartikel keinen Anspruch. Sie ent- halten lediglich das, was der Verfasser in einer relativ kurzen Spanne Zeit an den betreffenden Tieren oder Pflanzen beobachten konnte. Zweck der Aufsätze ist in erster Linie, die Lust und Liebe zum See- wasseraquarium zu wecken und zu weiteren Beobach- tungen anzuregen. D. Verf. W. Köhler: Skizzen und Bilder aus meinen Seewasseraquarien. 111 so sorgt schon der Durchlüfter dafür, dass von diesen Abfällen den Muscheln ihr Anteil wird: sie bedürfen keinerlei besonderer Fütterung, wachsen und gedeihen prächtig und vermehren sich sogar im Aquarium. Nach diesen allgemein empfehlenden Worten wollen wir zu den Lebensgewohn- heiten und -bedürfnissen unseres Pfleglings im einzelnen übergehen. Erstes und einziges Erfordernis, das die Miesmuschel stellt und das mit Leichtigkeit zu erfüllen ist, ist dünnes Wasser, Wasser von der Dichte 1,01 im Maximum. Denn die Miesmuschel unserer Märkte ist ein Ost- seetier, das an geringen Salzgehalt angepasst ist.1 * 3) Hat man also nur Nordseewrasser, das auf der hohen See geschöpft wurde und dementsprechend etwa die Dichte 1,025 auf- weist, zur Verfügung, so muss man dieses so lange mit Süsswasser vermischen, bis das Aräometer auf die Marke 1,010 einsinkt. In Ermangelung anderer Seetiere, die gleich- geringe Wasserdichte erfordern, also See- rosen, Garneelen, Seestichlinge usw. aus der Ostsee oder aus stark ausgesüssten Fluss- mündungen der Nordsee, geselle man ihr eine Anzahl ganz gemeiner Stichlinge un- serer Tümpel und Bäche — so schwachen Salzgehalt des Wassers vertragen diese ohne weiteres, und ausserdem geben sie kein unnatürliches Bild, da sie auch Ostsee- bewohner sind — — Gesellschaft braucht sie jedenfalls, da sie sonst — nichts zu essen hätte. Die Miesmuschel lebt nämlich einzig und allein von den Brocken , die von dem Tische anderer Aquarienbewohner abfallen. Um sie zu erhalten, muss man also schon für Gesellschaft in ihrem Behälter sorgen. Aus demselben Grunde scheuere man auch die auf dem Markte gekauften Exemplare nicht etwa erst sorgfältig ab, ehe man sie ins Aquarium einbringt, beseitige vor allem nicht etwa Algenfetzen von Ulven und an- deren Grünalgen, die sich auf ihnen an- gesiedelt haben, oder von Brauntangen, welche die Tiere zufällig beim Schliessen ihrer Schalen eingeklemmt haben! Das alles gibt durch allmählichen Zerfall Detritus im Aquarium, den der Durchlüfter umherwirbelt und so in kleinsten Portionen der Muschel 1) Die Miesmuschel ist auch in der Nordsee häufig, wird aber dort nicht so gross wie in der Ostsee, offenbar eine Folge des grösseren Salzgehaltes im Wasser. ständig zuführt. Schön sehen solche „be- mooste“ Muscheln natürlich nicht gerade aus; das satte, dunkle Blau sauber ge- gereinigter Schalen älterer Exemplare wirkt auf unseren Schönheitssinn weit angenehmer. Dafür werden wir aber die Freude haben, in kurzer Zeit ein ganzes Heer von Nach- kommen unserer Muschel in allen Grössen und Altersstufen im Aquarium vorzufinden und können an ihnen um so prächtiger den allmählichen Uebergang der Schalenfärbung von durchscheinendem Gelb über alle Töne von Braun bis zu dem erwähnten satten Blau beobachten. Die Kiemenreuse, der sogenannte „Muschelbart“, unseren Süss- wasseraquarienpflegern von Anodonta und Unio genugsam bekannt, ist bei älteren Exemplaren meist schön rotbraun, ja zu- weilen fast schwarzbraun gefärbt, seltener blass gelblichweiss, während die Ausström- öffnung in Gestalt eines kurzen häutigen, gelblichgrau gefärbten Rohres zwischen den Schalen herausragt. 3) Jedem, der einmal Süsswassermuscheln der Gattungen Unio und Anodonta im Aqua- rium gehalten hat, wird es beim Beobachten unserer Miesmuschel im Seewasserbecken sofort auffallen, dass sich dieses Tier nicht in den Sand eingräbt. Die Mies- muschel hat gleichwohl eine Beweglich- keit, die schwerlich von einer Süsswasser- muschel erreicht werden dürfte. Letztere bewegen sich bekanntlich fort, indem sie mit dem grossen, dicken, fleischigen Fusse den Bodengrund des Aquariums durchfurchen — sie sollen sogar dadurch dem nicht be- sonders beliebten Tubifex rivulorum das Leben im Aquarium zuweilen vergällt haben unsere Miesmuschel klettert! Sie be- wegt sich mit Vorliebe auf steinigem, felsigem Grunde; in Ermangelung dessen demonstriert sie ihre Kletterkünste an den Aquarienscheiben. Hochinteressant ist es, ihr dabei zuzuschauen, wie sie den langen, keulenförmigen, rotbraun gefärbten Fuss ver- wendet (Abbildung 1). An der Wurzel dieses Fusses befindet sich eine Drüse, die Byssus- drüse, welche einen zähen, leimartigen Stoff absondert. Von diesem führt die Fussspitze, 1) Die Färbung eines Seetieres zu beschreiben, ist eine heikle Sache, da nirgendwo im Tierreich die Farbe so nach der Oertlichkeit des Vorkommens variiert, als gerade bei Meerestieren. Typische Bei- spiele werden uns später einige Seerosen liefern. 112 W. Köhler: Skizzen und Bilder aus meinen Seewasseraquarien. wenn man sich einmal bildlich so ausdrücken darf, ein Tröpfchen weg, indem sie gleich- zeitig einen spinnenwebeartigen Faden zieht, der über die Mitte der ganzen Fussunter- seite sich ausdehnt. Die Muschel streckt Wendungen nach allen Seiten mit grosser Geschwindigkeit ausführt. Erst nachdem sie sich von der Festigkeit des Fadens über- zeugt und sich mit noch mehreren Fäden festgesponnen hat, lässt sie endgültig mit Originalaufnahmelnacli dem Leben von W. Köhler. Abb. 1. Halbwüchsige Miesmuschel (Mytilus edulis ), - „spiunend“. Natürliche Grösse. jetzt den Fuss seiner ganzen Länge nach demUFusse los und sich förmlich herunter- in der Richtung aus, nach welcher sie sich plumpsen, in welchem Augenblicke sich die fortbewegen will, und drückt die Fussspitze Elastizität der Fäden deutlich erkennen lässt. Originalaufnahme nach dem Leben von W. Köhler. Abb. 2. Halbwüchsige Miesmuschel](iü?/tiLs edulis), an der Scheibe des Aquariums kletternd. ,1 Zurückgelassene Haftscheibchen und Fädchen bezeichnen ihren Weg. Natürliche Grösse. mit dem Sekrettröpfchen fest auf die Unter- lage. Dort entsteht ein eigentümlich strahlig geformter weisser Fleck von der Grösse eines Stecknadelkopfes. An diesem Haft- scheibchen hängt der Byssusfaden fest. In- des prüft ihn die Muschel, bevor sie loslässt, nochmals auf seine Haltbarkeit, indem sie in kurzen Pausen lebhafte Drehungen und So kennzeichnet das Tier stets den Weg, den es auf seiner Unterlage genommen (Ab- bildung 2), durch einzelne Gruppen von Haft- scheibchen und Byssusfäden. Da, wo mehrere solcher Fäden sich verschlingen, hat sich das Tier mit seiner Fusswurzel, welche die Byssusdrüse trägt, jeweils befunden. Denn wenn es eine Etappe auf seiner Wanderung mamm W. Köhler: Skizzen und Bilder aus meinen Seewasseraquarien. 113 glücklich erreicht hat, zieht es sich mit dem Fusse weiter, indem es den Byssusknoten, von dem die bisherigen Fäden ausgehen, herausdrückt. Die Eigentümlichkeit, sich durch Fest- spinnen an harter Unterlage Halt zu ver- schaffen, ist zweifellos auch die Ursache der ausgesprochenen Geselligkeit unserer Muschel. Die Jungen, die in ziemlich ausgebildeter Form, den Alten fast ästen, woran sich die Tiere mit Vorliebe festsetzen. Zuweilen kommt es vor, dass man beim Einkauf im Binnenlande mehrere Exemplare aneinander haftend noch mit den Resten eines Erlenzweiges, ihrer einstigen Unterlage, erhält. Alles in allem zeigt sich uns also die Miesmuschel als ein recht haltbarer, an- spruchsloser und interessanter Aquarienbe- wohner. Wenn ich nun noch hinzufüge, Originalaufnahme nach dem Leben von W. Köhler. Abb. 3. Miesmuschelballen: Die kleinen Tierchen ganz oben sind im Aquarium geboren. (Vorn in der Mitte des Ballens und ganz rechts je eine kleine See- nelke. Links vom Ballen unter der mit Schlick bedeckten senkrecht stehenden Miesmuschel eine gemeine Seerose [Actinia equina], halb geöffnet, mit etwas vorgestülptem Magen. Noch weiter links, halb geschlossen, eine kleine Sagartia troglodytes fWitwenroseJ. Auf dem schlickbedeckten Felsstück überall Seepocken [Baianus balanoides], deren ausgestreckte Antennen oben unscharf vom Hintergründe sich abheben.) Natürliche Grösse. völlig ähnlich, nur kaum mehr als steck- nadelkopfgross und mit gelblich durchschei- nenden Schalen zur Welt kommen, heften sich sofort mit winzigen Byssusfädchen und -Scheibchen an den Schalen der Alten fest, und so entstehen ganze Ballen von Muscheln aller Altersstufen (Abbildung 3). Die Ge- pflogenheit der Muschel, sich gesellig auf fester Unterlage anzusiedeln, benutzt man, um sie planmässig zum Tafel verbrauch zu züchten. So errichtet man an der Ostsee die „Muschelzäune“ aus gestutzten Erlen- dass ihr Fleisch, roh verabreicht, das beste und billigste Futter für alle Arten von Aktinien und Seesternen, aber auch von Fischen und Krebsen ist, wird sich doch wohl mancher der eingangs erwähnten Zweifler entschliessen, mit der Pflege des Tieres einmal einen Versuch zu machen. Ich halte z. B. jederzeit ein grosses Aquarium, reichlich mit Miesmuscheln be- setzt, lediglich zu Futterzwecken. Man durchschneidet dem lebenden Tiere mit kräftigem Drucke das Schlossband und fährt 114 KarlMenz: Einiges über mein S^ewasseraquarium, mit besonderer Berücksichtigung der Seegurke. mit dem Messer längs des ganzen Schalen- Spaltes herum. Auf diese Weise ist das Tier mitten durchgeschnitten. Mit einem scharfen Löffel hebt man die Hälften, indem man die Schliessmuskel durchstösst, aus den Schalen und schneidet sie in beliebig grosse Stücke, die nach kurzem Spülen, am besten in der von mir bereits beschriebenen x) Weise an die Aktinien usw. verabreicht werden. aquarien „Schriftstellern“, obwohl ich lieber den ganzen Tag schwer mit Hammer und Meissei arbeite, als nur eine halbe Stunde einen kleinen Aufsatz schreibe. Ich beginne gleich mit einem bestimmten Vertreter der Seewasseraquarien- Bewohner, und zwar der Seegurke ( Cucumaria planci = Holotliuria cucumaria ). Es ist eigentüm- lich, dass gerade über dieses Tier, welches in meinen Aquarien zu den schönsten, inter- Originalaufnaiime nach dem Leben von Alfred Bachmann, Wien. Figur 1. Links und rechts an der Glasscheibe Seegurken ( Cucumaria planci), in der Mitte unten Ilyanthus, rechts davon eine Edel- steinrose, über derselben, sowie hinter den beiden Seegurken Seemannsliebchen. Einiges über mein Seewasser- aquarium, mit besonderer Berück- sichtigung der Seegurke {Cucumaria planet). Von Karl Menz-Wien. (Mit drei Originalaufnahmen.) Anlässlich der Aquarienausstellung des „Lotus“ in Wien, September 1908, hat sich ein sehr leb- haftes Interesse seitens der Besucher für die ausgestellten Seewasseraquarien gezeigt, und die in kurzen Intervallen erschienenen Artikel in den „Blättern“, sowie der „Wochenschrift“ haben sehr viel dazu beigetragen, dass diese herrliche Liebhaberei sich in Wien rasch weiterverbreitete. Daher will auch ich den wiederholten Auf- forderungen und dem Drängen meiner Freunde folgen und einiges über meine Seewasser- 1) „Blätter f. Aq.- u. Terr.-Kde.“, 1909, Nr. 4, S. 54: „Wie ich meine AktinieD füttere.“ essantesten, und soweit ich bis jetzt beurteilen kann, zu den anspruchslosesten und aus- dauerndsten gezählt werden darf, bis jetzt weder in einer Zeitschrift, noch sonst irgendwo etwas Ausführliches geschrieben wurde. Ich habe die Seegurken im August vergangenen Jahres aus Fiume mitgebracht, und zwar vier Stück. Zwei davon wurden leider krank; sie bekamen an mehreren Stellen des Körpers weisse Flecken uud aus der Afteröffnung quollen feine, zwirnartige, smaragdgrüne Fäden heraus (ganz ähnlich in der Form, wie bei kranken Ak- tinien, nur dass hier die Fäden weiss erscheinen), worauf ich sie selbstverständlich bald entfernen musste. Die beiden übrig gebliebenen sind bis heute frisch und bei bestem Wohlbefinden. Die beiden Seegurken, die ich besitze, sind von schöner brauner Färbung. Der Körper ist länglich, wird in ausgestrecktem Zustande bis 15 cm lang und h'at im Querschnitt die Form Karl Menz: Einiges über mein^Seewasseraquarium, mit besonderer Berücksichtigung der Seegurke. 115 eines Fünfeckes. An seinen Ecken ziehen sich längs des ganzen Körpers dicht aneinander- gedrängte und zwar wechselständige, kleine, rüsselförmige Füsschen, welche manchesmal nur 1 mm und gleich wieder 10 — 12 mm lang werden. Mit diesen Füsschen bewegen sie sich an der Glasscheibe vorwärts, und zwar so, dass immer zwei Reihen derselben an der Scheibe haften und drei Reihen sich hier im Wasser ähnlich den Fühlern einer Schnecke herumbewegen; kurz gesagt, das Tier sieht, wenn es nicht ganz ent- faltet ist, einer grossen braunen Raupe ähnlich. Das interessanteste an dem ganzen Tier ist un- streitig die Fühlerkrone. Wie die meisten fest- sitzenden Tiere des Seewassers, ob Aktinien, oh Röhrenwürmer, ist auch die Seegurke, wenn sie entfaltet ist, besonders wenn die Fühlerkrone vollständig ausgestreckt ist, am schönsten. Es entsteht in diesem Falle an der Stelle, wo der Körper im Querschnitte die Form eines Fünfeckes verliert, eine Absetzung, welche rund ist und als Hals bezeichnet werden könnte, wie am Bilde II rechts genau ersichtlich ist. Dieser Körperteil hat bei meinen Tieren 12 bis 15 mm im Durchmesser und ist 15 — 20 mm lang. An diesem Teile stehen acht Fühler, deren jeder einzelne bei ganzer Entfaltung 5 cm lang wird und genau die Form eines entlaubten Pappelbaumes hat. Es ist ein herr- liches, feinzergliedertes Geäste, so dass man kaum glauben kann, es seien Glieder eines Tieres. Die Fühlerkrone ist an Farbe schöner als der Körperstamm; hier sind die Haupt- stämme und die stärkeren Aeste intensiv dunkel- braun, während die Spitzen und die feinen Aeste ein herrliches Silbergrau haben, so dass das Ganze abermals einem Pappelbaum, wenn er im Winter bereift ist, ähnelt. Die acht Fühler stehen rund um den Halsrand in der Längsrichtung des Körpers, gegen den Gipfel etwas ausgebeugt, so dass das Ganze die Form einer aufwärts gekehrten Glocke besitzt. Mit diesen Fühlern führt sich das Tier die Nahrung zu, und zwar mit freiem Auge unsichtbare In- Figur 2. Original-Blitzlichtaufnahme nach Rechts: Seegurke (Cucumaria planci) ; ihrer Fühlerkrone dient dem Leben von Adolf Cernjf-Wien. ejn Stück Lattichalge ( Ulva lactuca) als Hintergrund. Links: Steinseeigel (Strongylocentrotus lividus), dahinter Algen ( Caulerpa ). Ganz links auf dem Stein ist — unscharf — noch ein Seestern ( Astropecten ) zu sehen. 116 Carl Aug. Reitmayer: Etwas über den Seestern. fusorien. In diesem Falle werden die 5 cm langen Fühler abwechselnd je einzeln in eine im Innern des Fühlerkranzes befindliche Oeff- nung eingeführt, und zwar nicht etwa, wie man annehmen könnte, eingezogen, sondern die Fühler werden zuerst mit der Spitze in die Oeffnung hineingesteckt, wobei sich das ganze Geäste Zusammenhalten muss. Um mich hier „handgreiflich“ auszudrücken, will ich die See- gurke mit jemand vergleichen, der mit den Händen eine leicht zerfliessende Süssigkeit isst und zum Schluss jeden Finger einzeln in den Mund nimmt und ableckt. Hier möchte ich gleich anschliessen, dass ich bei meinen See- gurken noch niemals bemerkt habe, dass sie pflanzliche oder tierische Stoffe vom Boden- grund als Nahrung aufnehmen und auf diese Art zur Reinhaltung des Aquariums beitragen sollen, wie es Herr Schumann in seiner Broschüre „Das Seewasseraquarium“ (Wien 1908) erwähnt. Ich versuchte schon mit Herz, auch Piszidin, zu füttern, hatte aber leider noch keinen Erfolg. Die Futteraufnahme kann vielmehr nur auf oben angeführte Weise (Einführen der Fühler in die Mundöffnung und Abstreifen mikro- skopischer Tierchen daselbst) geschehen. Meine Tiere halten sich nie am Bodengrund auf, sondern immer knapp unter dem Wasserspiegel, und wurden schon einige Mal unwillkürlich anlässlich der Fütterung anderer Tiere mit der • Pinzette oder dem Stäbchen abgestossen, fielen zu Boden, krochen aber jedesmal gleich wieder an die Oberfläche. Bemerken möchte ich noch, dass meine beiden Seegurken, ein Pärchen, d. h. Männchen und Weibchen, sein dürften, was ich daraus schliesse, dass die eine, die man am Bilde I rechts mit etwas geöffnetem Fühler sieht, bedeutend kürzere Fühler hat, zirka 2 bis 21/2 cm, als die am Bilde links befindliche, die allerdings hier ganz eingezogen ist, welche aber ihre Fühler bis zu 5 cm ausstrecken kann; ausserdem ist die Färbung der einen intensiver als die der andern. Zum Schlüsse möchte ich noch bemerken, dass die Tiere manches Mal mehrere Tage hintereinander ununterbrochen so klein zu- sammengeschrumpft sind, dass sie einer ge- dörrten Pflaume gleichen. Ich befürchtete an- fangs bei dieser Wahrnehmung, dass mir die Tiere eingehen werden, aber siehe da, sie ent- falteten sich jederzeit wieder zur schönsten Form. Aus diesen Ausführungen dürften die sich da- für interessierenden Liebhaber entnommen haben, dass die Seegurke auch zu jenen Tieren gezählt werden muss, um die man sich etwas mehr kümmern sollte, und wenn den Liebhabern ihre Eigenschaften genauer dargestellt werden würden, so dürfte sie bald den gleichen Platz unter den Seetieren einnehmen, wie etwa die Aktinien. (Schluss folgt.) Etwas über den Seestern. Von Carl Aug. Reitmayer, Wien. (Mit einer Originalaufnahme.) Diesmal will ich einen der interessantesten Bewohner unseres Seewasseraquariums, den Vertreter einer der merkwürdigsten, über- haupt nur im Meere vorkommenden Tier- gruppe herausgreifen, denSeestern. Wunder- barer als die Stachelhäuter ( Ecliinodermata ), zu welchen der Seestern zählt, dürften wohl kaum andere Lebewesen erscheinen. In allen erdenklichen Formen auftretend, in der Gestalt einer Scheibe, einer Kugel oder einer Walze scheinen sie auf den ersten Blick hin an alles andere als an Tiere zu gemahnen. Auffallend wie ihre äussere Ge- stalt ist der innere Organismus ihres Körpers, sind ihre Lebensgewohnheiten. Nun, der Seestern, den ich im Auge habe, ist freilich nicht der prächtige, rot, orange oder violett gefärbte grosse Seestern (. Asterias rubens, Abb. S. 118), der mir leider nach kurzer Zeit eingegangen ist, auch nicht der Kammstern (Astropecten, Abb. 115 u. 124), der Schlangenstern {Ophiotkrix fragilis) oder der zierliche Haarstern ( Comatula mediterranea), sondern der kleine, kurzarmige, ganz gemeine Seestern der Adria ( Asterina gibbosa ), der vielfach unter dem Namen „der kleine Himmelsstern“ bekannt ist. Da sich die Lebensweise der verschiedenen Arten, des- gleichen ihre Haltung und Pflege im Aqua- rium so ziemlich decken, kann das, was ich vom kleinen Seestern zu sagen habe, ruhig auf alle anderen Spezies Anwendung finden. Eines will ich aber bezüglich des kleinen Seesternes zum Unterschied von seinen Ver- wandten gleich vorausschicken. Er bewährt sich für unser Zimmeraquarium vorzüglich ; er erfordert tatsächlich die wenigste, fast gar keine Pflege und ist von einer geradezu überraschenden Haltbarkeit. Nicht von jedem Bewohner unseres Seewasseraquariums kann das in gleicher Weise gesagt werden. Viel- leicht mag dazu in gewisser Hinsicht seine Formation auch etwas beitragen. Denn im Gegensatz zu seinen Artgenossen sind bei Carl Aug. Reitmayer: Etwas über den Seestern. 117 ihm die fünf Strahlen oder Arme seines Körpers ziemlich kurz und stumpf und daher bedeutend weniger gebrechlich. Wir haben deshalb auch nicht zu befürchten, dass er bei einer zufälligen unsanfteren Berührung gleich einen Arm verlieren kann, der aller- dings langsam regeneriert, das Tier aber verunstaltet und immerhin für längere Zeit in seiner Lebensweise beeinträchtigen muss. Wie wir den in Rede stehenden Seestern im Handel bekommen, ist er oft nicht grösser als 2 — 5 cm im Durchmesser, also gerade von erwünschter Grösse für unsere Zwecke. 12 Jahre mögen es her sein, dass ich zum ersten Mal einen solchen kleinen Seestern im Aquarium hatte. Es war ein mittelgrosses, unscheinbar und schmutzig aussehendes Tier- chen, an dem ich nicht besonders Gefallen finden konnte; bewegte sich nicht, rührte sich kaum, sass immer in einem versteckten Winkel einer Koralle wie tot; ein einziges Mal kam es, vielleicht vom Hunger getrieben, hervor aus seinem Versteck, um bald darauf auf Nimmerwiedersehen zu verschwinden. Obwohl mir damals um diesen ersten See- stern nicht sonderlich leid tat, habe ich doch darüber nachgegrübelt, was mit ihm ge- schehen. Der Ansicht, er wäre auf seiner Wanderung den gierigen Armen einer Aktinie zu nahe gekommen und von ihr rücksichts- los verspeist worden, mag ich auch heute noch nicht recht beipflichten; denn ich habe bald darauf zwei andere Exemplare zirka ein Jahr lang in meinem ersten, dicht be- setzten Aquarium gehabt, und diese zwei Kerle kletterten auf geradezu waghalsige Weise in der unmittelbarsten Nähe der grossen Seerosen umher, so dass ich manch- mal um ihr Leben fürchtete, doch muss ich konstatieren, dass keinem irgendein Unfall dabei zugestossen ist. Im Herbst des ver- gangenen Jahres brachte mir mein Freund Waniek mit anderen Tieren aus der Adria wieder einen kleinen Seestern. Wohl war auch dieser, als ich ihn erhielt, über und über mit Schmutz und Sand bedeckt, so dass sich kaum irgend etwas an ihm näher unter- scheiden liess. Das änderte sich aber zu meiner Freude rasch genug. Schon nach wenigen Tagen verlor sich im Aquarium das schmutzige Grau seines Körpers und machte nach und nach einer graugrünen, metallisch glänzenden Farbe Platz, die je zuweilen einen zarten Schimmer ins Gelbe oder Röt- liche zeigt. Ich habe diesen Farbenwechsel und dieses sich Säubern, wenn ich so sagen darf, auch schon an anderen niederen Tieren beobachtet. Es hat den Anschein, als würden sie in der Gefangenschaft des Schutzmittels, mit dem sie sich in der Freiheit umgeben, teils um sich ihrer Umgebung anzupassen, teils um sich vor Verfolgung zu bewahren, nicht mehr bedürfen. Sie werfen hier allen überflüssigen Schmutz, gleichsam alle ihnen vom Kampf ums Leben noch anhaftenden Schlacken ab und zeigen sich uns nun im Gefühle grösserer Sicherheit in ihrer eigent- lichen Schönheit. So kam ich denn bald in die angenehme Lage, meinen Seestern ein- gehender betrachten zu können. Und wahr- lich staunenerregend sind die originelle Ge- stalt und die wunderbar funktionierenden Einrichtungen dieses Tieres, das, wenn wir es in die Hand nehmen, zwar absonderlich, aber doch so nichtssagend und unscheinbar aussieht und sich so steif und unbeweglich anfühlt. Wo finden wir geschwind ein anderes. Wesen, das bei so einfacher Gestalt so sinnreiche Bewegungswerkzeuge aufzu- weisen hätte? Im Aquarium war mein Seestern bald heimisch und kroch munter umher. Und überall war er zu treffen. Im Sande und auf und unter den Steinen; über Korallen marschierte er, über Muscheln und Schnecken- gehäuse. Und überall wusste er sich durch- zuzwängen. Und alle Augenblicke erschien er in anderer Gestalt. Mit seinen derben, anscheinend so unbeholfenen Armen, der wahre Proteus! Lag er jetzt z. B. auf dem Sande flach ausgebreitet, ein wirklicher Stern, so hockte er bald darauf wieder zwischen zwei Steinen armselig zusammengekauert mit gekrümmten und verbogenen Armen, einem zerknüllten Handschuh nicht unähnlich. Und am liebsten kroch er an den Wänden des Aquariums empor. Da konnte ich freilich leicht den auffallenden Unterschied zwischen seiner Ober- und Unterseite nach Form und Farbe bemerken. Da fand ich bestätigt, dass sein dunkler gefärbter Rücken mit unzähligen kleinen, warzenähnlichen Er- höhungen, wie mit stumpfen Stacheln besetzt ist, die eben nur im Wasser so deutlich sichtbar sind, und dass sich an seiner helleren Unterseite, der in fünf Teile aus- laufenden Scheibe, die eigentliche Mund- öffnung und das grosse Heer der winzigen, 118 Carl Aug. Reitmayer: Etwas über den Seestern. so vielgeschäftigten Füsschen befindet. Da hatte ich auch bald heraus, auf welche Weise er sich fortbewege. Denn so schwerfällig und träge er auf den ersten Anblick hin auch erscheinen mag, so beweglich und ge- lenkig ist er dabei in Wirklichkeit. Aehn- lich wie ein Laubfrosch mit seinen Haft- wärzchen kann er sich mit Hilfe seiner vielen Füsschen an der Glasscheibe festsaugen, ja sie ermöglichen ihm das Klettern an allen Stellen und nach jeder Richtung hin. Wie Saugfüsschen wieder verkürzt. Der Mecha- nismus, welcher deren Schwellung besorgt, ist ein höchst sinnreicher, er ist einer Saug- und Druckpumpe vergleichbar. Von aussen her wird durch eine siebförmige Platte, die Madreporenplatte, Seewasser eingeführt; das- selbe gelangt in einen ringförmigen Kanal im Innern des Körpers und von diesem in grössere Reservoire, muskulöse Blasen, welche durch ihre Zusammenziehung das t Wasser auf die Kanäle der Arme verteilen können. Originalaufnahme nach dem Leben von Adolf Cerny-Wien. Roter Seestern ( Asterias rubens): an dem nach links und vorne gestreckten Arm sieht man das Spiel der Saugfüsschen; an den nach oben gerichteten Arm sind zwei Schnecken (unten Conus , oben Monodonta ) geschmiegt; rechts liegt eine Seegurke (Cucu- maria planci), dahinter eine Grünalge ( Caulerpa ). die Fortbewegung des Seesterns eigentlich geschieht, schildert Keller in „Das Leben des Meeres“ kurz und anschaulich folgender- weise; „Am besten verfolgt man die Art der Bewegung im Aquarium, wenn das Tier etwa an der durchsichtigen Scheibe emporklettert; auf der Unterseite der Arme verläuft eine tiefe Furche, in welcher dichtgedrängte Reihen von beweglichen Schläuchen stehen, sie sind in beständiger Bewegung begriffen, recken und strecken sich bald dahin, bald dorthin. Will der Seestern beispielsweise vorwärts kriechen, so dehnt er einzelne Schläuche in dieser Richtung auf eine auf- fallende Länge aus, heftet sich mit dem am Ende befindlichen Saugnapf an und, sobald er genügend Fixpunkte gewonnen, schleppt er den Körper an diesen ausgeworfenen Tauen nach, indem deren Muskulatur die Oeffhet man den Seesternarm von der Rück- seite, so treten einem zahlreiche blasenförmige Reservoire zweiten Ranges entgegen, welche vom Armkanale gesperrt werden und sich in die hohlen Saugfüsschen entleeren können. Sobald dies geschieht, werden letztere ge- füllt und verlängert.“ So langsam die Bewegungen des See- sternes sich auch ansehen mögen, dünken sie mir doch nicht viel anders als die einer Schnecke. Hess erwähnt einer Beobachtung, dass ein Seestern, dessen Durchmesser 10 cm beträgt, in der Minute eine Strecke von 7 cm zurücklegen kann. Immerhin schnell genug! Bemerkenswert ist der Vorgang, wie sich der Seestern, wenn er zufällig auf den Rücken gefallen ist, wieder auf die Bauch- seite wendet. Wohl bleibt er ab und zu einmal eine kurze Weile wrie leblos liegen, Carl Aug. Reitmayer: Etwas über den Seestern. 119 ähnlich, wie wir es bei Käfern, die sich tot zu stellen pflegen, beobachten können. Ge- wöhnlich aber streckt und wendet er sofort wie suchend seine Arme nach allen Seiten hin, und gleichzeitig kommen daraus wie winzige Würmer die Füsschen hervor, die gleicherweise ringsumher nach einem sicheren Anhaltspunkte zu tasten beginnen. Hat eines von ihnen einen solchen endlich gefunden, dann hat es auch schon an demselben sich festgesaugt. Nun folgen in verwirrend durch- einander wogender Eile alle anderen Füss- chen nach, bis sie vereint mit ihrer Zugkraft den Körper aus seiner Rückenlage wieder in die normale gebracht haben. Auch ohne sich irgendwo festzuhalten, vermag sich der Seestern von selbst umzukehren. Possierlich ist es dabei anzusehen, wie sein Körper nicht mit einem plötzlichen Ruck, sondern graziös und langsam, ähnlich wie es etwa ein ge- wandter Akrobat zuwege bringen würde, aus der vertikalen in die horizontale Lage über- geht. Diese sonderbare Elastizität und Ge- schmeidigkeit hat mich immer so seltsam angemutet, dass ich auch heute noch meinen kleinen Clown auf den Rücken lege, um mich an seinen köstlichen Bewegungen zu amüsieren. Dass der Seestern eines der gefrässigsten Tiere überhaupt ist, dürfte allgemein bekannt sein. Selbstredend ist Gesundheit und Wohl- befinden im Aquarium hierzu erforderlich. Kranken Tieren mangelt immer der Appetit. Man sollte es kaum für möglich halten, welche Quantitäten solch ein kleiner Seestern zu einer Mahlzeit vertilgen kann. Ich habe ihm versuchsweise Fleischstücke oft von der Grösse einer Bohne vorgelegt, die er ohne besondere Schwierigkeiten verspeiste, indem er sich mit dem ganzen Körper darüberlegte und den Mund so weit als möglich aufsperrte, wobei sich die Mundwinkel bis in die Spitzen der Arme ausdehnten und auf diese Weise der Mund sich gleichsam vervielfachte. Ich füttere gegenwärtig mitHerz und abwechselnd mit Fischfleisch und Tubifex. Die letzteren bilden eine Delikatesse für ihn. Aber auch Pflanzenstoffe verschmäht ein Seestern nicht. Gleich dem Einsiedlerkrebs begnügt auch er sich, wenn er nichts Besseres hat, mit Algen, die er an Steinen und Muscheln reichlich findet. Manche ganz charakteristischen Eigen- tümlichkeiten lassen sich speziell an dem kleinen Seestern beobachten; eine der inter- essantesten ist wohl sein Gehaben nach dem Fressen, zumal wenn er eine grössere Menge auf einmal zu sich genommen hat; ich weiss nicht, ob auch schon anderen Liebhabern diese Sache aufgefallen ist, will sie daher hier in Kürze erwähnen. Breitspurig und mit der ganzen Scheibe seines Körpers liegt der Seestern über seinem Frassstücke, ruhig, dass kaum eine Bewegung an ihm zu be- merken ist, solange, bis er es vollständig aufgezehrt hat. Dann aber kommt in das anscheinend tote Tier Regung und Leben. Krampfhaft beginnt es in ihm bis ins letzte seiner Wärzchen zu arbeiten. Dann geht mit seinem Rücken eine merkwürdige Ver- änderung vor sich: erbeginnt sich zu wölben, erst knöpf- oder besser gesagt knaufartig, dann immer schlanker in die Höhe wachsend, bis er die Gestalt eines geschmeidigen Kegels erreich t hat und so demTiere gleichsam dadurch ein sechster Arm entstanden ist. Und dieser Kegel dehnt sich aus und zieht sich zusammen, einem Blasbalg ähnlich, um nach einer ge- raumen Weile wieder seine ursprüngliche Gestalt anzunehmen. Ist das vorüber, dann sehen wir den Seestern, wie er allmählich in dem feinen Sande versinkt, in dem er sich, nebenbei bemerkt, bedeutend wohler fühlt, als im Kiesgrund. Auch eine gewisse Art, auf Beute zu lauern, habe ich an meinem Seestern im Aquarium gesehen. Er kriecht häufig an der Glaswand bis dicht unter die Oberfläche des Wassers hinauf, hält sich an der Scheibe mit vier Armen fest und biegt den fünften im rechten Winkel nach rück- wärts, so dass er gerade parallel unter den Wasserspiegel zu liegen kommt. In dieser Stellung verharrt er wahrscheinlich in der Hoffnung, die durch den Durchlüfter erzeugte Strömung könne ihm irgend etwas Geniess- bares entgegentreiben. Ein nicht zu unterschätzender Wert des Seesternes für das Aquarium besteht darin, dass er ähnlich wie die Nassa alle Futter- reste vom Boden aufliest und auf diese Weise das Amt eines Strassenkehrers ver- sieht. Mit Rücksicht darauf, dass sich in meinem zweiten Seewasseraquarium (das erste beherbergte nur die Aktinien) ausser dem Seestern, den Krabben, Garneelen usw. gleichfalls einige Schnecken befinden, habe ich es auch hier unterlassen, die Futterreste zu entfernen, ohne den geringsten Nachteil für das Wasser und seine Bewohner. Auch in 120 S. Müllegger: Wie ich Seewasseraquarien einrichte. diesem, seit dem verflossenen Herbste be- stehenden Aquarium ist das Wasser stets tadellos klar. Sollte dazu nicht auch der feine, fest übereinander liegende Sand ein gutes Teil beitragen? Oder darf der kleine, immer bewegliche, stets hungrige Seestern das spiegelklare Wasser allein auf seine Rechnung setzen? Genug für heute von unserem kleinen Seestern. Das nächste Mal auch etwas über sein Zusammenleben mit den anderen Be- wohnern des Aquariums und sein Verhalten ihnen gegenüber. Wie ich Seewasseraquarien einrichte. Von S. Müllegger- „Wasserstern". Mit 4 photographischen Aufnahmen vom Verfasser. Anknüpfend an einen Vortrag im Verein für biologische Aquarien- und Terrarien- kunde „Wasserstern“-' Wilhelmshaven, wo ich mir im Vereinsberichte versagte, näher auf das Thema: „Die Einrichtung eines Seewasser- aquariums" einzugehen, möchte ich mit vor- liegenden Zeilen dieses, wenn auch manchem grossenteils bekannte Gebiet wieder einmal auffrischen. Vielleicht sind es einige neue Winke, einige weniger bekannte oder doch nicht genügend berücksichtigte Tatsachen, vielleicht sind es praktische Anleitungen und nützliche Fingerzeige — sie stammen alle aus praktischer Erfahrung! Gerade hierin liegt meines Erachtens aber das Wesent- lichste einer Anleitung, dass der Stoff so behandelt wird, wie er vor dem Verfasser liegt; die Fehler sind es nicht zuletzt, welche schliesslich zum Erfolge führen; aus ihnen lernt auch der, welcher weiss, dass diese Fehler vermieden werden sollen, Fehler, die jeder leicht macht, wenn er nicht be- sonders darauf aufmerksam gemacht wird. Errando discimus! Mit einer Aufzählung von Tatsachen, praktischen Erfahrungen, ist es nicht immer getan; einem Anfänger darf man nicht nur sagen, wie etwas gemacht werden soll, man muss ihn auch aufmerk- sam machen, wie es nicht gemacht werden darf. — Wenn ich nun von diesem Stand- punkte ausgehe, so glaube ich nicht un- logisch und unsachlich zu handeln, indem ich meinen Werdegang als Seewasser- aquarianer etwas aufrolle und von meinen ersten Anfängen, meinen bescheidensten Seewasserbehältern erzähle, wie ich sie ein- richtete, besetzte und unterhielt. — Es datiert schon eine Reihe von Jahren zurück, als ich einstmals durch einen Ar- tikel in „Natur und Haus“ auf Seewasser- aquarien im Zimmer näher aufmerksam wurde. Trotzdem ich damals keine Gelegen- heit hatte, mir irgendwo ein Muster eines Seewasseraquariums anzusehen oder bei einem Bekannten mir einen guten Rat zu erholen, und mir auch nur die allerdürftigste Literatur zur Verfügung stand, so brachte ich den Entschluss, ein Seewasseraquarium einzurichten, dennoch bald zur Ausführung. Das nächste was ich tat, war, mir in der Apotheke künstliches Seewasser nach dem Rezepte, wie es heute noch im „Zernecke", „Lachmann" usw. zu finden ist, herstellen zu lassen. Wir hatten ja vor nicht zu langer Zeit Gelegenheit, an dieser Stelle mehrfach über künstliches Seewasser, seinen Chemismus und seinen Wert zu lesen; es sei mir nun vergönnt, auch mein Urteil aus praktischer Erfahrung hier niederzulegen: Es gibt eine ganze Reihe von Seetieren, die sich gegen künstliches Seewasser nahezu indifferent verhalten, d. h. die darin Monate und Jahre aushalten können, die wir des- halb als leicht haltbar und ausdauernd be- zeichnen; ganz wesentlich ist Mabei aber, dass das Wasser immerhin ein bestimmtes Alter erreicht haben soll, ausserdem auch, wie wir sagen, veralgt sein soll. Durch das Einbringen eines Steines, auf dem eine Aktinie sitzt, ist hierfür der Grund gelegt. An den Scheiben, an den Steinen setzt sich langsam ein braungrüner bis roter Algenüberzug an, der natürlich auf der Be- schauer-Seite ab und zu von der Aquarien- scheibe entfernt wird. Bald bildet sich dann der sogenannte „Stich ins Gelbliche“, eine matte, schwache Gelbfärbung bei grösster Klarheit des Wassers, und nun dürfen und können im Aquarium auch empfindlichere Arten gehalten werden. Also kurz: künst- liches Seewasser, wenn auch nur nach obigem nicht besonders genauen Rezept hergestellt, kann, gewisse Bedingungen vorausgesetzt, natürliches See wasser völlig ersetzen! Diese Bedingungen sind eben: Aelteres, veralgtes Wasser, bedingte Auswahl der Tiere. Und zwar sind es ungefähr folgende Tiere: Edel- steinrosen, Gürtelrosen, Sonnenrosen, Pferde- aktinien, Taschenkrebse und Krabben, Gar- neelen, diverse Schnecken, roter und kleiner grüner Seestern, von Fischen namentlich S. Müllegger: Wie ich Seewasseraquarien einrichte. 121 Kärpflinge, Schleimfische, Brassen, Lipp- fische und Flachfische. Ausserdem auch noch viele andere, die sich wegen ihrer Grösse wenig für unsere Behälter eignen, wie z. B. Hummer, Haifische, Rochen usw. Vergeblich, oder ohne nennenswerten Erfolg wird man versuchen, etwa Schwämme, Röhrenwürmer, Seeigel, Einsiedler, See- pferdchen, Fadenrosen und andere in künst- lichem Wasser zu erhalten. Hier ist das liches Wasser. Seinen Ansprüchen genügt es und lernen kann er, Lehrgeld zahlen muss er so und so. Ich erinnere mich noch deutlich an einen guten Rat, den ich mal irgendwo gelesen hatte: der Anfänger richte lieber mehrere kleine Seewasseraquarien ein, als ein zu grosses. Ich tat gut daran, diesem Rat- schlage gefolgt zu sein und kann auch meinerseits nur empfehlen, die Dimensionen Originalaufnahme nach dem Figur 1. Leben von s. Müllegger. Röhrenwurni, Fadenrose mit ausgestülptem Magen. Ganz rechts unten Sandseerose. Grosse Felsen im Hintergründe als Dekoration. natürliche See wasser mit all seinen chemi- schen, physikalischen und physiologischen Eigenschaften unentbehrlich. Wohl hielt ich einmal einen Seeigel etwa 5—6 Wochen in altem, veralgtem, künstlichem Wasser, ebenso eine Schraubensabelle und ein See- pferdchen etwa ebenso lange; allein was sind Wochen gegenüber den Daten, welche die Haltung, wenn ich mich so ausdrück en darf, empfindlicherer Tiere in natürlichem Wasser aufweist! Gerade die interessantesten unserer Seewasseraquarienbewohner gehören aber der zweiten Gruppe an, und schon aus diesem Grunde möchte ich nur natürliches Seewasser empfehlen; ich wenigstens möchte es nie mehr in meinen Aquarien missen, denn nur dieses verspricht vollen Erfolg. Tritt aber die pekuniäre Seite in den Vorder- grund und legt sich ein Anfänger diese Frage vor, so plädiere ich gern für künst- des Behälters nicht zu gross zu nehmen; einerseits, weil die für Seewasser so ge- eigneten Glasaquarien in ihrer Grösse immer- hin beschränkt sein dürften, andererseits, weil Tr üb werden des Wassers und Absterben und Verwesen der Tiere in einem kleineren Becken lange keine so nachhaltigen und störenden Folgen hervorruft, wie im grossen Bassin. Nur zu oft hörte ich das geflügelte Wort: „Wenn ich mal anfange, dann mach’ ich gleich was Richtiges (?)!“ Und fast ebenso oft folgte einem derartigen kühnen Auf- schwung eine herbe Enttäuschung: in irgend einer Ecke stirbt ungesehen oder noch öfters vom Besitzer unbeachtet ein Tier, eine Schnecke, eine Rose und dergleichen, die den Tod anzeigende weissliche Wolke von Fäulniserregern bildet sich, und über Nacht ist oft das ganze riesige Becken ver- seucht: das Wasser riecht abscheulich, die 122 S. Müllegger: Wie ich Seewasseraquarien einrichte. Tiere sind gewöhnlich alle tot. Wie gesagt, das kann ja, wie ich erzählen werde, auch bei einem kleinen Behälter passieren, doch ist da der Schaden nicht so gross. Die Grösse und das Aeussere meines ersten Seewasseraquariums war nun auch sehr be- scheiden: eine etwa 10 Liter fassende, um- gestürzte — Käseglocke, die ja schon viel zu Aquarienzwecken empfohlen wurde und „deren Knopf in einen hölzernen Fuss ein- gelassen“ wurde, gab mir das schönste Aqua- rium. Den Boden bedeckte ich mit feinem Quarzkies, einige Steine und Muscheln dienten zur Ausschmückung und als Stützpunkt für Aktinien, und so stand mein Behälter vier Wochen, nachdem das Wasser angesetzt wurde, zur Aufnahme der Tiere bereit. Nicht lange darnach kam auch die Sendung See- tiere von Reichelt in Berlin an: 10 oder 11 verschieden gefärbte Pferdeaktinien, 2 Gar- neelen und ein halbes Dutzend Strand- schnecken, alles wunderschön am Leben. In die bereitgestellte Schale goss ich alles Transportwasser, doch konnte ich nur eine Garneele mit herausgiessen; Schnecken und Aktinien hatten sich an der platten Kanne festgeheftet, und die andere Garneele war ebenfalls an der Wand hängen geblieben; in Sorge um meine kostbaren Tierchen, schüttete ich nun schnell wieder einen Teil des Wassers zurück und versuchte nun vor allem die noch in der Kanne befindliche Garneele mit dem Netze herauszufischen, was nach längerer Zeit auch gelang. Aber kaum war ich mit dem Netze aus der Kanne heraus, da schnellte das Krebschen sich mit einem kräftigen Schlage seines Schwanzes in die Höhe und lag im nächsten Augen- blick auf dem Fussboden. Glücklich konnte ich aber den Ausreisser von da aus in die Schale befördern und war froh, dass der Sturz keine schweren Folgen nach sich zog; denn das Tier schwamm ganz normal. Seit- dem decke ich immer rasch meine Hand über das Netz, wenn ich je wieder Gar- neelen von einem Behälter in einen andern setzen muss. Uebrigens darf man ebenso- wenig wie einen Fisch eine Garneele mit blosser Hand vom Boden aufzuheben ver- suchen; man würde das zarte Ding ent- weder verletzen oder es zu neuen Sprüngen veranlassen. Ich schiebe schnell ein Blatt Papier unter das am Boden liegende Tier und lasse es davon ins Netz gleiten; dann muss aber sofort die Hand darauf. — Die Schnecken machten mir beim Ablösen keine Schwierigkeiten, dafür um so mehr die fest- sitzenden Aktinien. Mit einem „Hornlöffel oder einem anderen stumpfen Instrument“ war in der Kanne nichts zu machen, und so versuchte ich unter grösster Vorsicht die Tiere mit dem Fingernagel ganz langsam abzulösen. Nach den ersten zwei, drei Aktinien ging’s schon besser, und bei der letzten hatte ich sogar schon eine gewisse Fertigkeit. Uebrigens ist es viel leichter, eine Seerose abzulösen, die erst ein oder zwei Tage auf einer glatten Unterlage sitzt, als wenn sie schon monatelang etwa auf einem rauhen Steine sich befindet. Eine Verletzung ist nur zu leicht herbeigeführt und der geringste Riss bewirkt bei einigen, z. B. bei Tealia crassicomis, der dickhörnigen Seerose der Nordsee, ein baldiges Absterben. Am besten werden deshalb die meisten j Aktinien in feuchtem Tang oder Schwämmen verschickt. Fadenrosen dagegen müssen immer in Wasser versendet werden, da ihre nur wenig kontraktilen Tentakeln rasch ver- trocknen würden. Glücklich hatte ich also bald meine ganze Gesellschaft in der flachen Wanne, in die ich, der alten Tradition gemäss, etwa die : gleiche Menge meines Seewassers goss und ; die Tiere erst mal 2 Stunden darin beliess; j dann setzte ich sie über, wobei ich die Er- I fahrung machen musste, dass sich die Aktinien teilweise bereits wieder fest nieder- gelassen hatten. Doch waren sie diesmal i leichter zu entfernen In Zukunft jedoch nützte ich diesen Umstand aus und belegte die Wanne, das sogenannte „Reinigungs- gefäss“, mit flachen Steinen und Muscheln, auf denen sich die Seerosen, sofern sie es nicht schon waren, festsetzen konnten. Am ersten Tage blieben alle Rosen geschlossen, jedoch schon am nächsten Tage öffneten die meisten ihren Tentakelkranz, die Gar- neelen waren munter, schwammen unab- lässig im Becken umher, namentlich am Glas auf und nieder, und die Schnecken krochen ebenfalls schon träge über Steine und Glas- wand. Allem entnahm ich, dass mein Wasser den Tieren zuträglich sei, zumal sie auch bald willig an das, ebenfalls Überlieferungs- gemäss „wöchentlich 1 — 2mal“ gereichte Futter, Wurmstückchen und rohes Fleisch, gingen. Paul Kämmerer: Fische im Seewasseraquarium und ihre Gewöhnung an Süsswasser. 1 23 Von einer Durchlüftung sah ich ganz ab, trotzdem mir damals von einem Freunde ein von ihm selbst erfundener Durchlüftungs- Apparat“ ob seiner Billigkeit nicht genug empfohlen werden konnte. Und zwar be- stand dieser „Apparat“ nur aus einem etwa 30 cm langen — Hartgummirohr, mit dem mein Freund jeden Morgen und Abend aus Leibeskräften solange Luft in das Wasser blies, bis ihm der Atem ausging und ich ihn, als ich’s zum ersten Male sah, darauf auf- merksam machte, dass ja eigentlich seine Tiere mit der schon verbrauchten, kohlen- säure- und stickstoffhaltigen, ausgeatmeten Luft nichts anfangen konnten. Trotzdem hatte aber diese Methode einen indirekten Erfolg: das Wasser wurde nämlich ziemlich stark durcheinander gewirbelt, und auf diese Weise gelangten die tieferen Wasserschichten an die Oberfläche, wo sie ja Sauerstoff auf- nehmen konnten. Aber, wie schon bemerkt, ich verzichtete auch auf diese Art der Durchlüftung, da ich annahm, dass bei der geringen Wassertiefe in meinem Behälter für die paar kleinen Tiere Oberflächen-Sauer- stoffaufnahme genüge. Und ich hatte mich nicht getäuscht. Die Aktinien waren fast immer schön entfaltet, die Garneelen häu- teten sich, und die ganze Gesellschaft war gesund. Doch bemerkte ich bald, dass meine Aktinien schöner entfaltet waren, wenn ich öfters fütterte. Alle 8 Tage ein kleines Stückchen ist viel zu wenig. Man darf bei den Seerosen ohne Nachteil ab und zu eine 8- bis 14tägige Pause im Füttern eintreten lassen, wenn man die Tiere sonst regel- mässig alle 1 — 2 Tage füttert. So ging nun die Sache mehrere Wochen fort, bis ich eines schönen Tages gebeten wurde, einige meiner Aktinien einer Lehr- anstalt zu Demonstrationszwecken leihen zu wollen. Gerne willfahrte ich der Bitte, setzte 4 Stück in ein 2 Liter fassendes Ein- macheglas und übergab sie mit der Bitte um baldige Retournierung und einigen Notizen über ihre Lebensweise ihrer Bestimmung. Nach 3 Tagen erhielt ich das Glas mit Dank zurück und der Bemerkung desüeberbringers, es müsse da drinnen etwas nicht recht in Ordnung sein, das Glas rieche so ab- scheulich! — Na, das merkte ich auch! Das noch vor einigen Tagen kristallklare Wasser war in eine graue Brühe verwandelt, der ein penetranter Geruch, wie ihn nur verdorbenes Seewasser entströmen lassen kann, entquoll. Bei näherem Zusehen ge- wahrte ich denn auch die Ursache: Eine Unmenge toter, verwesender Regenwürmer bedeckte den Boden des Gefässes. Die guten Leute meinten es mit den Aktinien leider zu gut; sie sollten nicht verhungern! Ich versuchte nun meine Seerosen tot oder lebendig aus dem Haufen toter Würmer herauszufischen, konnte aber nur mehr 2 ganz zusammengeschrumpfte Tiere er- kennen; von den andern beiden glaubte ich nur noch fetzenartige Flocken zu sehen. Die ersteren setzte ich nun möglichst rasch ins Aquarium zurück, in der Hoffnung, sie möchten sich hier wieder erholen. Allein bald sollte ich meinen Fehler bereuen: innerhalb 2 Tagen war das ganze Aquarium trübe, die Garneelen tot, die Aktinien von der Unterlage abgelöst, mit beginnenden Anzeichen der Zersetzung. Nicht ohne schmerzliche Gefühle, aber um eine Er- fahrung reicher schüttete ich den ganzen Kram weg. — Das war mein erstes See- wasseraquarium. (Fortsetzung folgt.) Fische im Seewasseraquarium und ihre Gewöhnung an Süsswasser. Von Paul Kämmerer.^ (Mit 6 Originalaufnahmen.) I. Fische im Seewasseraquarium. Wie ich schon zu wiederholten Malen1) auf- merksam machte, stehen viele Meeresfische weder in bezug auf ihre Eignung zur Aquarienhaltung und Zucht, noch hinsichtlich ihrer Farben- und Formenpracht den schönsten und interessantesten Süsswasserfischen nach. Trotzdem will ihre Pflege nicht recht in Schwung kommen; zwar werden jetzt schon viel häufiger als früher Meeresfische angeboten und bezogen, aber eigent- lich regelmässige Bewohner der Seewasser- aquarien sind sie noch nicht geworden. Es ist dies aus dem Grunde zu beklagen, weil einerseits viele Liebhaber dem Bilde der kleinen Unter- seelandschaft Mangel an Bewegung, starre Ruhe zum Vorwurfe machen und aus diesem Grunde von der Anschaffung eines Seewasseraquariums absehen; anderseits weil gerade die Meeresfische geeignet wären, jenem wirklichen oder ver- meintlichen Uebelstande abzuhelfen. Es lässt sich Voraussagen, dass ebenso, wie die Verbrei- tung des Süsswasseraquariums erst durch die 1) Zuletzt in „Das Aquarium auf dem Lido“, Bl. 1908, Nr. 43, bes. S. 618. 124 Paul Kämmerer: Fische im Seewasseraquarium und ihre Gewöhnung an Süsswasser. Original-Blitzlichtaufnahme nach dem Lehen von Adolf Cernjr Figur 1. Links: drei Seepferdchen (Hippocampus antiquorum) in einem Caulerpa— Bestände. Rechts auf dem Steine: Kammstern (Astropeden pentacanthics). s Paul Kämmerer: Fische im Seewasseraquarium und ihre^Gewöhnung'Jan Süsswasser. 125 Gepflogenheit, exotische Fische zu züchten, eine so grosse geworden ist, auch die Seewasser- aquariumpflege durch Haltung von Meeresfischen eine Beliebtheit gewinnen würde, die der heu- tige Stand der Dinge uns noch nicht abzu- schätzen erlaubt. Der einzige Fisch, der schon von jeher regel- mässig zum Bestände des Meeresbeckens im Binnen- lande gehörte, ist verhängnisvollerweise das See- von gar so kleinen Tieren, zweitens kann jedes gutgehaltene Seewasserbecken eine so reiche Kleinfauna beherbergen und fortwährend neu produzieren, dass auch die Haltung von Infusorien- fressern (nicht mehr zu den Schwierigkeiten oder gar Unmöglichkeiten gehört. Wäre aber zu- fällig irgend ein anderer Fisch, der zi solchem Vorurteil keine Gelegenheit gegeben hätte, in Mode gekommen, so hätte er sofort Original-Blitzlichtaufnahmel nach dem Leben von Adolf CernJ'-Wien. Figur 3. Gemeine’Schol le oder Goldbutt ( Pleuroncctes nlatessa, L.) aus Helgoland. pferdchen ( Hippocampus — Fig. 1 u. Bild S. 131); verhängnisvollerweise nur insofern, als gerade die Pflege des Seepferdchens und der nahe ver- wandten Seenadel (Syngnatlius ) nicht von vorn- herein leicht war, so dass man gewohnt war, sich diese beiden Tiere zwar ihres originellen Aussehens halber eine Weile gefallen zu lassen, aber auch mit ihrem baldigen Ende als mit etwas selbstverständlichem zu rechnen, da sie sich ja „von allerkleinsten Tierchen ernähren, die man ihnen in keinem Aquarium ausreichend beschaffen konnte“. Die Unwahrheit dieses Satzes ist eine doppelte: erstens ernähren sich die Büschelkiemer (Seepferd und Nadel) nicht einen mächtigen Aufschwung der Seewasser- aquarien bewirken müssen. So bedurfte es erst verhältnismässig spät an die Oeffentlichkeit ge- langter, langwieriger Versuche1), bis man heraus- fand, dass die Futterbeschaffung für Seepferd und Seenadel nicht schwieriger sei als die irgend eines Daphnien und Mückenlarven fressenden Süsswasserfisches.2) Hielt man erst so weit, dann war es nur noch eine Frage kurzer Zeit, bis auch die durch ihre Brutpflege so anziehende 1) Kreisler, „Die Pflege der Büschelkiemer im Seewasseraquarium.“ Bl. XV (1904), S. 4, 18. 2) „ W asserstern“- Augsburg , Sitzungsbericht vom 20. Januar 1906, Bl. XVII, S. 80. 128 Paul Kämmerer: Fische im Seewasseraquarium und ihre Gewöhnung an Stisswasser. Zucht gelang.1) Trotz alledem sind Seepferdchen und Nadeln, die heute bei weitem nicht mehr so häufig gehalten werden als damals, wo man nicht wusste, wie sie zu ernähren, geschweige denn zu züchten, vielfach noch in Seewasser- aquarien dem Hungertode geweiht, aus Gründen oft gerügter und dennoch üblicher Nichtbeachtung der in unserer Literatur niedergelegten Errungen- schaften. Seenadeln und Seepferdchen werden breitung und Besprechung gefunden x) ; sie ver- dienen eine solche durch ihre Zahmheit, ihr , possierliches Glebärdenspiel, ihre eigentümliche Gestalt und durch die manchen Arten eigene, sanfte Farbenpracht in vollem Masse. Auch ihre Eignung zur Zucht haben sie bewiesen.2) j Die Blennien sind meine besonderen Lieblinge, | aber gerade darum wage ich es, zu sagen: die 1 berufenen Führer auf einer etwaigen Sieges- i Photographische Blitzlicht- Figur 4. aufnahme nach dem Leben Ein gel b r as s en ( Sargus annularis), über ein Algendickicht dahinjagend, von Adolf Cernf-Wien. Das grösste Exemplar (oben Mitte) mit klein regenerierter Schwanzflosse. aus diesen (und nur aus diesen) Gründen nicht als die eigentlich geeigneten Fische zur Be- völkerung des Marineaquariums zu bezeichnen sein, sondern vielmehr nur solche, deren Exi- stenzbedingungen jeder Liebhaber durch eigenes Probieren leicht herausfindet, ohne erst in älteren Jahrgängen unserer Zeitschriften studieren zu müssen. Von Fischen, welche diesem Ansprüche ge- nügen, haben vor allem die Schleimfische oder Seehexen ( Blennius — Fig. 2) einige Ver- 1) „Wasserrose“-Dresden, Sitzungsbericht vom 3. Dezember 1904, Bl. XVI, S. 19; und vom 4. No- vember 1905, ebenda S. 511. laufbalm des Seewasseraquariums sind auch sie noch nicht; ebensowenig wie bei Seepferd und Seenadel aus eigener Schuld, sondern abermals infolge bestimmter Neigungen und Wünsche des 1) Müllegger, „Eingelbrasse und Schmetter- lingsfisch usw.“, Bl. XVII (1906), S. 263, 276, 284. - „Lotus°-Wien, Sitzungsbericht vom 20. Januar 1905, Bl. XVI, Nr. 9, S. 92. — Frisch, „Etwas über meine Seetiere“, Bl. XV (1904), Nr. 11, S. 163. — Müllauer, „Unsere Fische im Seewasseraquarium“, 4. „See- hexeln“, N. u. H. X (1902), S. 65—69. — Werner, „Adriatische Aquariumfische“, N. u. H. IX (1901), S. 243. 2) „Lotus “- Wien , Sitzungsbericht. Bl. 1908, S. 356, 448, 489. Paul Kämmerer: Fische im Seewasseraquarium und ihre Gewöhnung an Süsswasser. 127 Durchschnittsliebhabers. Ihm ist ein Fisch, der meist auf dem Boden gleitet und hüpft, statt hoch oben zu schwimmen, sich gerne verkriecht und vermöge seines Geschickes im Graben gerne wärts kehren, ungefärbt und täuscht dadurch die Unterseite vor. Bis zu einem gewissen Grade lässt sich das Verschwinden des Farb- stoffes dort verhindern, oder es lässt sich bereits Originalaufnahme nach dem Leben (im Berliner Aquarium) von F. W. Oelze. Figur 5. Haifischeier, wahrscheinlich vom Katzenhai ( Scyllium ). eine leichte Trübung im Wasser erhält, über- haupt kein rechter Fisch. Das Nämliche gilt daher noch für die im Aquarium so haltbaren, reizenden Flachfische (Pleuronectes — Fig. 3). Und doch, wie merk- würdig sind sie schon durch ihre Entwick- lung von normal schwimmenden, seitlich gleichen Jugendformen zu seitwärts schwimmenden, un- symmetrischen Formen der fertigen Exemplare! Bekanntlich bleibt die eine Körperflanke der Pleuronectes- und Rhombus- Arten (Schollen, Flun- dern, Butte), mit welcher sie dem Boden auf- liegen oder die sie beim Schwimmen nach ab- verschwundener Farbstoff in vorgerückten Sta- dien abermals hervorrufen. Cunningham1) experimentierte an jungen Butten, welche er in Glasgefässen hielt, die von unten beleuchtet, von oben verdeckt waren. Er fand, dass einige Exemplare nach längerem Aufenthalt in jenen Verhältnissen unzweifelhafte Anhäufungen von Farbstoff zeigten, und erklärte diesen Vorgang als unanfechtbaren Beweis für die Rolle der Lichtwirkung in der Färbungs- erzeugung. Nun ist dies zwar noch nicht ganz 1) Zool. Anzeiger XIV, S. 27—32, 1891; Philos. Transactions London Vol. 184, S. 765 — 812, 1892. 128 Paul Kämmerer: Fische im Seewasseraquarium und ihre Gewöhnung an Süsswasser. einwandfrei, weil wir durch Bateson1) wissen, dass bei Plattfischen individuelle Abweichung im Sinne einer teilweisen Färbung der sonst ungefärbten Körperhälfte nicht gar selten ist, also auch Cunninghams Versuchstiere nur solche zufällige Varietäten darstellen könnten. Cunning- ham hat den Einwand aber später2) zum Teil widerlegt, indem er berichtete, dass bei aus- gewachsenen Plattfischen eine mein1 oder weniger ausgiebige Färbung an dem Rand der farblosen Körperflanke dann auftritt, wenn man die Tiere längere Zeit in Aquarien mit weissem Boden und ohne Sand aufbewahrt. Sie können sich Fangarmkranz einer Aktinie hinab tauchen und ihr ein schon dem Schlunde nahes Beutestück entreissen; bald, indem sie sich gegenseitig jagen und beissen. Hier kann die Streitlust allerdings auch zu bösen Folgen führen: ich hatte einst ein ganzes Rudel kleiner Ringel- brassen ( Sargus annularis ) in einer Glaswanne, und binnen einer Woche hatte kein einziges Exemplar mehr eine Schwanzflosse; wieder einige Wochen später waren sämtliche Schwanz- flossen klein, aber in richtiger Form nach- gewachsen, und nun hatten sie sich schon an- einander gewöhnt und gaben Ruhe. Originalaufnahme nach dem Leben (im Berliner Aquarium) von F. W. Oelze. dann nicht, wie sonst, teilweise verscharren, und nun findet eine Andeutung der Farbbildung an der Unterseite der Körperränder statt. Fische par excellence jedoch für das Marine- Aquarium sind die Seewasserkärpflinge ( Lebias ), die Lippfische ( Labrus ) und die Brassen ( Sargus — Fig. 4). Ueber ihre Lebens- gewohnheiten ist zwar im allgemeinen nicht viel zu sagen, um so weniger, als sie hiefür noch zu wenig genau, lange und zahlreich be- obachtetwurden. Aber die Bedingungen: Farben- prunk, Lebhaftigkeit, Geselligkeit, hohes und ausdauerndes Schwimmen erfüllen sie. Dem- gegenüber stehen bei den Brassen und Lipp- fischen als kleine Nachteile lange unbesiegbare Scheu und ein gewisser Grad von Unverträg- lichkeit. Letztere Eigenschaft gibt aber doch wieder zu anziehenden Bildern Gelegenheit, die man bei ganz braven Fischen nicht zu sehen bekommt: bald, wie sie dreist in den 1) Proc. Zool. Soc. London, S. 246 — 249, 1894. 2) Journ. Marine Biol. Soc., Vol. II, No. 1, 1895. Figur 6. Rocheneier. Ist von Fischen im Seewasseraquarium die Rede, so kann ich in diesem Aufsatze, obwohl er auf Vollständigkeit nicht im entferntesten Anspruch erhebt, der Haie und Rochen nicht ganz vergessen. Ihrer Grösse wegen eignen sie sich zwar nicht für ein Becken gewöhnlicher Dimensionen; allein man kann sich in anderer Form biologisch und liebhaberisch viel Ver- gnügen durch sie verschaffen, indem man nämlich ihre Eier1) im Aquarium aufhängt. Sie wirken dekorativ und geben zu manch in- teressanter Entwicklungsbeobachtung Anlass. Be- sonders gilt dies für die stark durchscheinenden, fast durch sichtigen Haifischeier (Fig. 5), weniger für die derben Rocheneier (Fig. 6). Ich brachte die abenteuerlichen, polsterähnlichen Keimgebilde, die an manchen Küsten in eingedorrtem Zustande unter dem verzweifelt bei den Haaren herbei- gezogenen Namen „Seemäuse“ feilgeboten werden, am besten dadurch zur Entwicklung, dass ich 1) Bolau, „Haifischeier“, BI. XV (1904), Nr. 23, Phot. S. 361. 129 Kleine Mitteilungen. Glasstäbe parallel über clie Beckenränder legte und die an den Ecken der Eihüllen befindlichen Ranken an jenen befestigte. So können sie die umrankten Gegenstände nicht, wie solches etwa Pflanzenteilen dadurch passiert, in Ver- wesung bringen, daher auch selbst nicht so leicht vom Fäulnisvorgang angesteckt werden. Die ausschlüpfenden Jungen sind ungemein niedlich, sehr beweglich, recht gut haltbar, da infolge vorgeschrittener Grösse leicht ans Futter (Fisch- und rohes Fleisch von Säugetieren) zu gewöhnen, allein — ihr Wachstum setzt dem privaten Liebhaber bald einen Termin, von dem ab er sie nicht mehr gebrauchen kann. (Der II. Teil folgt in einer späteren Nummer.) Jh Kleine Mitteilungen. Hydroidpolypen. (Mit einer Originalaufnahme.) Die Zeiten, in denen man Hydroiden, diese wunder- bar zierlichen Nesseltiere, nicht im Seewasseraquarium zu halten vermochte oder nicht halten zu können ver- meinte, sind endgültig vorüber. Ebenso gut, als einer der wenigen, im Süsswasser lebenden Vertreter jener Ordnung, der Armpolyp {Hydra) sich rechtschaffener Ausdauer erfreut und oft zum lästigen Gaste wird, so finden auch die kolonienbildenden Hydroiden des Ozeans in unseren Becken ein behagliches Heim. Der Haupt- grund ihrer scheinbaren Hinfälligkeit, der Futtermangel, bezw. die eingebildete Unmöglichkeit, in einem See- wasseraquarium die nötige Menge kleiner, schwebender Lebewesen zu kultivieren, ist nicht stichhaltig; denn ein naturgemäss betriebenes Aquarium, eines mit natür- lichem Wasser, natürlichem Seesand und vom Meeresboden stammenden weiteren Einrichtungsstücken (Steinen, Korallen, Weicbtierschalen), ein solches, das ferner nicht jeglicher Bepflanzung ermangelt, wird niemals an jener unentbehrlichen Kleinfauna Not leiden. In ihrem Baue sind die im Meere vorkommenden Hydroidpolypen von dem diesbezüglich bekannten Süss- wasserpolypen nicht sehr verschieden. Während aber bei diesem die aus seiner Leibeswand^hervorwachsenden Knospen sich bald ablösen, so dass jede schliesslich wieder einen allein lebenden Polypen darstellt, bleiben sie bei den meisten marinen Arten zeitlebens mit dem Stammpolypen vereint und geben ihrerseits neuen Knospen, die sich gleichfalls nicht ablösen, denUrsprung. So entstehen Tierkolonien, deren Einzejindividuen auch durch ihre kanalisierten Darmrohre mit einander in Verbindung stehen. Beim Süsswasserpolypen haben alle Exemplare genau gleiche Beschaffenheit; viele Arten von Meereshydroiden aber entwickeln an ein und demselben Stocke Polypen von verschiedenem Aussehen und verschiedenen Verrichtungen : Nährpolypen mit Fangarmen, Geschlechtspolypen mit Eikapseln und Skelettpolypoide. Endlich sind die meisten durch einen j „Generationswechsel“ ausgezeichnet: die Polypen schnüren tellerförmige Stücke ab, denen am Rande Fangärmchen wachsen, die sich lostrennen und nun als Quallen frei umherschwimmen. Diese Quallen- generation pflanzt sich geschlechtlich durch Eier fort, aus denen nach Verwandlung aus einem Larvenzustand wieder eine Polypengeneration hervorgeht. Im Aquarium losgetrennte Quallen sind unvergleich- lich widerstandsfähiger als die im Meere gefangenen, deren Transport und Haltung selbst der heute schon so vorgeschrittenen aquaristischen Technik noch ein ungelöstes Problem bieten. Und jeder Liebhaber kann sich leicht vorstellen, dass es einen grossen Genuss bedeutet, im Aquarium scharenweise jene glashellen Glöckchen tanzen zu sehen. Hier erübrigt sich jedes weitere Wort genauerer Schilderung. — Aber noch durch eine andere Eigenschaft als durch die Abwechs- lung von Polypen- und Quallengenerationen werden die Hydroiden dem Aquariumbesitzer wertvoll: durch ihre Vorliebe, mit anderen Tieren gegenseitig nutz- bringende Genossenschaften einzugehen. So setzen sich1) zwei Arten, Podocoryne carnea und Hydractinia echinata, mit Vorliebe auf Schneckenhäusern fest, die von Einsiedlerkrebsen bewohnt sind. Erstere scheut auch die Gesellschaft der Mantelaktinie {Adamsia palliata) nicht2), sondern besiedelt den von ihr frei- gelassenen Raum, mit ihr und dem Krebs zusammen eine Symbiose höherer Ordnung bildend. Während Podocoryne eine Quallengeneration ausbildet, ist diese bei Hydractinia unterdrückt: an eigenen Geschlechts- polypen bilden sich zwar quallenähnliche Knospen, allein sie gelangen nicht zur Ablösung. Vielleicht hat die regelmässige Vergesellschaftung gerade von Hydractinia mit Einsiedlern ihren ursächlichen Anteil daran, weil durch sie besonders günstige Lebens-, namentlich Ernährungsbedingungen geschaffen werden, Originalaufnahme nach dem Leben von Dr. E. Bade. Zweig einer Campanulariiden -Kolonie, vergrössert. solche aber auch sonst im Tier- und Pflanzenreich ein Verharren auf niedrigeren Entwicklungsstufen mit sich bringen (bei algenbewachsenen Libellenlarven verzögert sich die Verwandlung, ebenso bei überernährten Molch- quappen, die im Larvenzustande geschlechtsreif werden können). Hydroidpolypen aus den Familien der Campanu- lariiden (siehe Abbildung) und Plumulariiden besiedeln gerne bis hoch hinauf die lederartige Röhre des Meer- pinsels {SpirograjAiis), umgeben sie wie mit einem Strauss zarter Blümchen oder einer Krause feingefiederter Fransen. Auch hier finden wir das Verhältnis beider Partner auf gegenseitige Vorteile gegründet: abgesehen von dem Anheftungsraum, den der Röhrenwurm den Hydroiden darbietet, kann er nicht umhin, ihnen auch Nahrung zuzuführen. Er streckt seinen Kiemenkranz zur Röhre hinaus, dessen einzelne Kiemenfäden mit Flimmerhärchen besetzt sind; die Bewegungen der Flimmerhärchen versetzen das Wasser im ganzen Um- kreise in Strömung und wirbeln die in ihm schwebenden Tierchen heran. Teilweise geht der Nahrungsstrom 1) Siehe das Bild in Br eh ms Tierleben, X. Band, 3. Aufl., S. 559. 2) Siehe Tafel und Tafelerklärung zu Schäffer, „Zur Kenntnis der Symbiose von Eupagurus mit Adamsia palliata “, Verhandl. Naturwiss. Ver. Hamburg, 1906, 3. Folge, XIV., S. 128—148. 130 Kleine Mitteilungen. in den Mund des Wurmes, teilweise zur Hydroiden- kolonie. Man braucht nicht zu fragen, wie die letzteren sich dankbar erweisen: es sind ja Nesseltiere, die mit ihren brennenden Batterien einem von unten, vom Grunde kommenden Räuber oder Störenfried den Zu- tritt zum Wurm und seiner Röhre verwehren! Gegen Räuber, die von oben heranschwimmen, ist ein Schutz lange nicht so nötig, denn die geringste Erschütterung, die schwächste entfernte Wasserbewegung ungewohnter Richtung genügt, um den Wurm zu blitzschnellem Rückzug in die Röhre zu veranlassen. Paul Kämmerer. Einsiedlerkrebs und Korkschwamm. (Mit zwei Originalaufnahmen.) Wir sehen Schneckengehäuse meistens nicht nur innen, sondern auch aussen von verschiedenen Lebe- Avesen bevölkert. Algen, Hydroidpolypen, Aktinien den Aktinien und Hydroiden durch dieselben Vorteile mit Ausnahme des ersten, der lediglich auf der pflanz- lichen Assimilation beruht, und ausserdem in Form der von Nesselkapseln strotzenden Schleimfäden. Wo ein Schwamm zum Gesellschafter wird — und besonders häufig wird es 'der orängerote Kork- schwamm ( Suberites domuncula) beim Einsiedler Eupagurus calidus — kann er freilich keine brennenden Geschütze zur Verfügung stellen, aber [die meisten räuberischen Tiere verschmähen es, injden grellfarbigen, wahrscheinlich auch schlecht schmeckenden Knollen hineinzubeissen, so dass der sich darin verbergende Krebs fast ebenso sicher ist, wie hinter seiner Ver- schanzung von Nesselbatterien der Aktinien. Aber damit erschöpft sich die Fürsorge des Korkschwammes noch lange nicht. Es ist bekannt, dass Einsiedler- krebse, wenn sie grösser werden, sich wiederholt nach einem neuen Haus umsehen müssen, weil das ursprüng- liche ihnen zu eng geworden ist. Auch die mit Ak- Original-Blitzlichtauf nähme nach dem Leben von Adolf Cerny-Wien. Fig. 1. Einsiedlerkrebs (Eupagurus calidus), in einem vom orange- rot enKorkschwamm(SK&ertfes domuncula) umgebenen Schnecken- hause, Ansicht von vorne. Darüber und rechts daneben: Algen ( Caulerpa ). und Seepocken siedeln sich hier an, auch die Tierklasse der Schwämme fehlt keineswegs in dem Reigen. Am üppigsten pflegen die kleinen botanisch -zoologischen Gärten auf Schnecken- und Muschelschalen an sandigen Flachküsten zu sein, weil es hier an anderem, unnach- giebigem Materiale fehlt, woran all jene haftbedürftigen Lebewesen sich festsetzen könnten. Ist das Gehäuse nicht leer, sondern sind seine Innenräume entweder von seinem rechtmässigen Besitzer, dem es erzeugenden Weichtier, oder besser nach dessen Absterben von einem Einsiedlerkrebse bewohnt, dann gesellt sich für die An- wohner der günstigen Besiedelungsfläche ein weiterer Vorteil: der häufige Wechsel des Atem- und Nähr- mediums, den jene festsitzenden Geschöpfe nicht selb- ständig bewerkstelligen können, und das Emporwirbeln geniessbarer Grundpartikel durch Kiefer- und Wühl- arbeit des Inwohners. Aber auch der letztere be- ansprucht Mietzins: seitens der Algen wird er ihm dar- gebracht in Form sauerstoffgeschwängerter Atmosphäre, weicher, vor Zerstörung in Brandung und Wellengang schützender Polsterung und unsichtbar machender Maskerade mittels des grünen, wallenden Mantels; von tinien verbundenen Einsiedler müssen dies tun, ob- schon die eine Art, Adamsia pallatia, durch Abscheidung einer hornigen Haut dem Schneckenhause einen Zubau fertigt und so die Uebersiedlung hinauszuschieben ver- mag. Schliesslich aber wird sie doch notwendig, und nun kommt zur Schwierigkeit, eine passende Wohnung zu finden, noch die Unbequemlichkeit, die Genossin vom alten Hanse loszulösen und auf dem neuen zu befestigen, — eine Aufgabe, deren sich der Einsiedler, wie wir namentlich durch Eisigs1) schöne Beobach- tungen wissen, mit rührender Sorgfalt und Geduld unterzieht. Ein Einsiedlerkrebs jedoch, der einen Korkschwamm als Genossen fand, ist für Lebzeiten des lästigen Um- zuges enthoben. Der Schwamm bildet, unablässig nach allen Dimensionen wachsend, ansehnliche, rundlich- kartoffelförmige Knollen um das Schneckenhaus (siebe die beiden Bilder). Schneiden wir eine derartige, grössere 1) „Zum Verständnis des Kommensalismus der Ein- siedlerkrebse und Seeanemonen.“ Das Ausland, 1882, S. 681. Kleine Mitteilungen. 131 Schwammknolle auseinander, so finden wir in ihr ent- weder ein winziges Gehäuse, viel kleiner, als wir, nach dem Umfang des Schwammes urteilend, erwarteten. Der Krebs hatte es in seiner Jugend bezogen und ist inzwischen mächtig herangewachsen; nur mit seiner Hinterleibsspitze steckt er noch darin, die übrigen Teile seines Körpers sind unmittelbar vom Schwamm umgeben. Oder wir finden im Knollen gar kein Ge- häuse mehr, denn der Schwamm besitzt die Fähigkeit, Kalk aufzulösen. Fortan ist der Krebs unmittelbar nur noch vom weichen, aber festen, elastischen Körper der Schwammkolonie umhüllt und darf seine sämtlichen Wachstumshäutungen innerhalb dieser schützenden, mit ihm wachsenden Hülle vollbringen. Aber auch das Entleeren der Exkremente besorgt jeder richtige Einsiedel, ohne sein Haus zu verlassen. Halten wir ein krebsbewohntes Schneckenhaus mit der Mündung nach unten und schütteln ein wenig, so fliesst ist dann zum Parasitismus geworden, zu einer Ver- gesellschaftung, wo nur der Schwamm Vorteile, der Krebs aber Nachteile hat. Möge dieser Ausblick zeigen, wie kompliziert die Lebenserscheinungen ineinander greifen, wie durch allmähliche Uebergänge verbunden ist, was an den Polen als Gegensatz erscheint. Leider zählt der Korkschwamm im Aquarium zu den „hinfälligen“ Tieren. Ich habe herausgefunden, dass es nicht Nahrungsmangel ist, der ihn zum Miss- farbigwerden, Abscheiden zahlreicher Gasblasen und Absterben bringt, sondern meist eine zu kräftige Durch- lüftung. Sein zartes Gewebe verträgt es durchaus nicht, mit atmosphärischer Luft in Berührung zu kommen, und er ist auch nicht besonders sauerstoff- bedürftig. In flachen Gefässen, bei seichtem Wasser- stand, auch ohne Durchlüftung gedeiht er recht gut, selbst wenn er seines Lasttieres, des Einsiedlers, ver- lustig gegangen war. ^Dieser nämlich verlangt wieder Original-Blitzlichtaufnahme nach dem Leben von Adolf Cern^-Wien. Figur 2. Ganz rechts auf dem Stein: Einsiedlerkrebs (Eupagurus cali- dus), vom orange roten Korkschwamm ( Suberites domuncula) umgeben, Profilansicht. In der Mitte: drei Seepferdchen auf einem Hintergründe von Lattichalgen {TJlva lactuca). fast stets etwas übelriechender, schmutziger Saft heraus. Die Entfernung des Unrats geht aber viel leichter von- statten, wenn der Einsiedel nicht mehr vom Schnecken- haus, sondern von der nachgiebigen Schwammhülle umgeben ist. Ja, er kann durch die äusserst kunst- volle Kanalisierung fortgeschafft werden, welche von dem Wasserstrome besorgt wird, der infolge ununter- brochener, wirbelnder Tätigkeit der „Geisselkammern“ bei den Poren des Schwammes eintritt, seine Darm- höhlen durchstreicht und ihn bei den Ausfuhröffnungen schliesslich wieder verlässt. Die schwache, aber stetige Ausströmung des flüssigen Unrats aber vermag gewiss zahlreiche Mikroorganismen anzulocken , die nun auch in den Einfuhrstrom und damit in den Darm des Schwammes geraten, wo sie verdaut werden. Die durch den Schwamm für den Einsiedler ermöglichte Kanalisie- rung verbessert daher jenem die Ernährungsaussichten. Es war davon die Rede, dass ein dem Krebs dar- gebotener Hauptvorteil in Erweiterung des Gehäuse- volumens besteht. Das kräftige Wachstum des Schwam- mes, welches diesen Vorteil bedingt, kann aber auch zum Nachteil werden: es kann dem Krebs passieren, dass die Oeffnung, bei welcher er Augen, Fühler, Kiefer und Beine hervorzustrecken pflegt, sich un- gebührlich verengt; er wird dann förmlich eingekerkert, ja, muss unter Umständen verhungern. Die Symbiose eine gewisse Durchlüftung, verlässt sein Haus, wenn er Sauerstoffmangel leidet, und geht zugrunde, wenn letzterer dann noch immer nicht behoben wird. Man kann auf zweierlei Wegen vermitteln, um den pracht- voll gefärbten Korkschwamm, der natürlich in seiner Vergesellschaftung mit dem Paguriden am meisten fesselt, neben diesem im Aquarium nicht entbehren zu müssen: entweder durch staubfeine Durchlüftung (Buchsbaum-, Ring- oder Zwergpalmenholzausströmer), die ausserdem durch irgendein für den Krebs unüber- steigliches Hindernis (z. B. Montierung in einer Ecke, davor ein Glasstreifen) von der Berührung mit dem Schwamm ausgeschlossen ist. Oder durch Ersatz der künstlichen Durchlüftung mit Hilfe einer reichen Algen- vegetation, welche sogar einige wenige Krebsexemplare mit dem nötigen Sauerstoff zu versorgen vermag. Hier verdienen namentlich die breiten, dunkel samtgrünen Lattichalgen {Viva lactuca und latissima) den Vor- zug, weil sie bei guter Haltbarkeit und reicher Sauer- stoffproduktion den orangefarbenen Schwämmen einen Hintergrund bieten, wie man ihn in gleicher Schön- heit sich nicht märchenhafter erträumen könnte. Algen und Schwämme haben das Gemeinsame, dass sie die Durchlüftung nicht vertragen; was liegt somit näher, als sie zu vereinigen? Ich würde unbedingt zu dem letztgenannten Auskunftsmittel raten! Treten trotzdem 132 Literaturbericht. — Vereins-Nachrichten. missfarbene Flecken im leuchtenden Orange des Schwam- mes auf, so kann man, wie zuerst Schumann1) an Suberites massa gemeldet hat, oft noch helfen, indem man diese schadhaften Stellen mittels eines// scharfen Messers (am besten Rasiermessers oder Skalpells) weg- schneidet; so kann der Krankheitsprozess nicht weiter um sich greifen, und der entfernte Teil kann in kurzer Zeit gesund regenerieren. Paul Kämmerer. („Bl.“ = „Blätter für Aquarien- und Terrarienkunde“, „W.“ = „Wochenschrift für Aquarien- und Terrarien- kunde“, „N. u. H.“ = „Natur und Haus“. „Z. A.“ = „Zool. Anzeiger“.) „Humboldt“, V. f. A.- u. T.-K., Hamburg. Be- richt vom 8. Okt. 1908, „Bl.“ XX. 1. S. 14. 1909. Demonstration eines Fisch- und Seetiertransportgefässes. Oberflächendurchlüftung mittels eingeleiteten Sauer- stoffs. 3 Goldfische hielten in dem völlig luftdicht verschlossenen Gefässe 10 Tage. Beim Transport von Seetieren sollen die Gefässe mit Eis belegt werden. (Letzteres ist direkt schädlich und dürfte, namentlich bei Mittelmeertieren, das Gegenteil bezwecken! Ref.) „Aquarium“, V. f. A.- u. T.-K., Görlitz. Vereins- bericht vom 6. Nov. 1908. „Bl.“ XX. 1. S. 16. 1909. — Aufstellung von Seewasseraquarien auf dunkler Bühne anlässlich der Ausstellung, da die meisten Seetiere nur im Dunkeln in prächtiger Entfaltung stehen. (Von vielen Aktinien, z. B. Fadenrosen, ist konstatiert, dass sie dem Lichte zustreben! Ref. Siehe z. B. „Bl.“ XIX. Nr. 26. S. 329, K. Riedel: „Faden- rosen“.) Köhler, W., „Wie ich meine Aktinien füttere.“ „Bl.“ XX. 4. S. 54. 1909. — Die daselbst angegebene Methode ist einfach und sehr praktisch. Wird vom Ref. und anderen Mitgliedern des „Wasser- stern “-Augsburg mit Erfolg schon längere Zeit an- gewendet. 1) „Beobachtungen an Seetieren.“ (1908), Nr. 32, bes. S. 423, 424. „Bl.“ XIX „Vereinigung der Naturfreunde“ zu Berlin. „W.“ VI. 1. S. 16. 1908, Fragekasten: Kitt zum Einsetzen der Glasscheiben in ein Seewasser- aquarium: Gewöhnlicher Glaserkitt mit der Hälfte des Gewichtes Bleiglätte oder Mennige vermischt. Kann mit etwas Firnis bei zu grosser Härte weicher ge- macht weiden. Pauline Wehrenfennig (Wien), „Mein See- wasseraquarium“. „W. “ VI. 2. S. 20 — 21. 1909. — Rundes Glasbecken auf dreifüssigem Gestell aus Schmiede- eisen. Auf dem Rande des Beckens zierender Blech- reifen, vorne einen 30 cm hohen Schirm, zur Reflexion des Tageslichtes, bildend. Ist mit der das Aquarium bedeckenden Glasscheibe zusammen abnehmbar. Reitmayer, Carl Aug. (Wien), „Die Stachel- schnecke ( Murex brandaris)“, 2 Phot. „W. “ VI. 3. S. 28—29. 1909. — Die St. ist sehr ausdauernd, jedoch auch räuberisch. Nur in kleinen Exemplaren und im Aktinienbehälter zu halten. Saugt Miesmuscheln und Austern im Aquarium aus, ebenso einen kleinen Ein- siedlerkrebs. Zur Nachtzeit lebhafter als am Tage. Fütterung mit geschabtem Rinderherz. Setzt in Ge- fangenschaft nicht selten den Laich in Klumpen ab (an die Glasscheiben! Ref.), doch gingen die Jungen immer bald zugrunde. De Beaux, O. (Florenz), „Der grosse und der kleine Drachenkopf ( Scorpaena scrofa und Scor- paena porcus)“, 1 Abbildg. „N. u. H.“ XVII. 8. S. 113 bis 115. 1909. — Vollständige Anpassung an die Um- gebung. Rumpf seitlich zusammengedrückt (nicht sehr stark! Ref.). Kopf bei beiden recht gross, bedeckt mit Zacken, Dornen und Anhängseln. Im allgemeinen ist porcus dunkler gefärbt als scrofa, und erstere nie so schön rot wie letztere. Im Mittelmeere sehr häufig. Schlechte Schwimmer, jedoch bei Erlangung eines guten Bissens sehr beweglich. Für das Seewasser- aquarium in kleinen Behältern sehr zu empfehlen. Richters, F. Prof. (Frankfurt a. M.), „Cladonema radiatum bei Helgoland“. „Z. A.“ XXX. Nr. 19/20. 24. XI. 08. — CI. war bisher in der Nordsee nur an engl. Küsten bekannt. Richter erhielt die Qualle zu- fällig mit einer Sendung Algen von Helgoland. In trübem Wasser, ohne Durchlüftung, hielten sich die Tiere längere Zeit. S. Müllegger, München. Für die Schriftleitung verantwortlich: In Deutschland: Dr. W. Wolterstorf f , Magdeburg-Sudenburg; in Oesterreich: Dr. P. Kamraerer-Wien II/2. Mannheim. Verein für Aquarien- und Terrarienkunde, E. V. Versammlungen: jeden 2. und 4. Mittwoch im Monat. Lokal: Restaurant Wilhelmshof, Friedrichs- ring. Briefadresse: Friedrich Glaser, Mollstr. 8, III. Bericht über die Generalversammlung vom 27. Januar 1909. Der Vorsitzende erstattet den Jahresbericht, dem wir folgendes entnehmen. Im Berichtsjahr veranstaltete der Verein 21 Versammlungen, einen Ausflug und ver- schiedene nichtverbindliche Exkursionen. Fast in jeder Sitzung fanden billige, bezw. Gratisverlosungen statt. Der Besuch unserer Versammlungen war zufrieden- stellend. Durchschnittsfrequenz 18. Mitgliederzahl 1. Januar 1908 40 — eingetragen 1908 12, aus- getragen 5 — Stand am 1. Januar 1909 47. — Durch Beschluss der vorjährigen Generalversammlung wurde bestimmt, dass diejenigen fünf Mitglieder, welche die meisten Veranstaltungen des Vereins besucht haben, ein Geschenk im Werte von je 6 Mark erhalten. Es sind in diesem Jahre die Herren Ballmann (21), Harz- heim (21), Königs (20), Glaser (20), Lauppe (19). Es wird beschlossen, auch für das nächste Vereinsjahr 20 Mark als Ermunterungspreise in den Voranschlag aufzunehmen. — Der Vorsitzende' erteilt hierauf dem Kassierer das Wort. Herr Kocks führt aus, dass alle Beiträge eingegangen, also gar keine Rückstände vor- handen und die Rechnungen bezahlt sind. Auf der Sparkasse sind 250 Mark angelegt. — Die Herren Revisoren rühmen die grossartige Kassenführung des Herrn Kocks und ersuchen die Mitglieder, unserem Herrn Kocks Entlastung zu-erteilen. Der Vorsitzende dankt dem Rechner für seine umsichtige Geschäfts- ; führung, und Herr Glaser stiftet dem Kassierer zwei Paar Danio rerio. — In der folgenden Vorstandswahl wurde Herr M. Schneider, L 4, 4, als 1. Vorsitzender, Herr A. Stoll, 0 4, 4, als 2. Vorsitzender, Herr Glaser, Mollstr. 8, als Schriftführer, Herr Kocks, Q 1, 12 a, als Rechner gewählt. — In den Beirat kamen die Herren Schüle und Werner. Hierauf wurden die neuen Statuten verlesen und genehmigt. Herr Werner stiftete eine äusserst praktische Einrichtung, durch die es ermög- licht wird, eine vollständig einwandfreie rasche Ver- losung zu erzielen. Ihm wird vom Vorsitzenden der wärmste Dank ausgesprochen. — Schluss der General- versammlung 11 Uhr. j Der Vorstand. „Seerose“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde, Nürnberg. Vereinslokal: Restaurant zur Pegnitz, Insel Schütt. Sitzungen: Jeden 2. und 4. Sonn- abend im Monat. Briefadresse: Th. Prell, Schuck ert- strasse 15, I. Sitzung vom 28. November 1908. Die von 20 Mitgliedern und 8 Gästen besuchte Sitzung wurde um 9 Uhr eröffnet. Nach Erledigung des geschäftlichen Teiles wurde Herrn Hailmann das Wort erteilt zu seinem Vortrage: „Erinnerungen an meine beiden Weltreisen.“ Der äusserst interessante, mit vielem Humor gewürzte Vortrag, der ca. 2 Stunden in Anspruch nahm, wurde von den Zuhörern mit reichem Beifall belohnt. Auch der Vorsitzende sprach Herrn Hailmann im Namen des Vereins für den genussreichen Abend, den er uns verschaffte, den Dank aus. Nach- dem nichts mehr vorlag, wurde die Sitzung um 12 Uhr geschlossen. Die Verwaltung. Für den Anzeigenteil: Fritz Lehmanns Verlag, Stuttgart. — Verlag von Fritz Lehmann, Stuttgart. Druck von Julius Mäser, Leipzig-R. Ein seltener Fischparasit. ( ffpiosoma piscico(a') Btaticfyard.) Von Dr. Wilhelm Roth, Zürich. Nicht allzuselten findet man auf Aquarien- fischen, die mit irgend einem Ektroparasiten stärker verseucht sind — namentlich wenn es sich um schwerkranke, dem Tode nahe Tiere handelt — , neben dem Schmarotzer auch an- dere Lebewesen in mehr oder minder grosser Anzahl, die wir aber schon deshalb nicht als eigentliche Parasiten betrachten dürfen, weil wir den nämlichen, durchaus harmlosen Ver- tretern unserer Kleintierwelt für gewöhnlich nur im freien Wasser, auf Pflanzen und dergleichen in grösserer Menge begegnen, und es sich somit nur um ein mehr zufälliges Vor- kommen auf den betreffemlen Fischen handelt. Der in jedem stagnierenden Gewässer in Massen vorkommende Chilodon cucullulus , welcher lange auf der Liste unserer Fischparasiten figu- riert hat, entpuppte sich, wie Dr. Moroff vor einigen Jahren gezeigt hat, in allen jenen Fällen, wo wir es mit einem wirklichen, gelegentlich grosse Fischseuchen verursachenden Schmarotzer zu tun haben, als eine ganz andere, nur im schmarotzenden Zustande vorkommende Art, die durch den genannten Autor als Chilodon cyprini beschrieben worden ist1 2). Während wir in der die Haut eines ge- sunden Fisches überziehenden Schleimschicht nur selten einem Infusorium, einem Räder- tierchen usw. begegnen, treffen wir auf der durch einen Ektoparasiten in schwerer Weise geschädigten Körperoberfläche eines Fisches - — gewöhnlich handelt es sich, wie bereits oben angedeutet, um einen Todeskandidaten, dessen Leiche für zahlreiche Organismen eine will- kommene Nahrungsquelle abgibt — , deshalb 1) Von griech. apion — Birne, soma — Körper, piscieola — Fischbewohner. 2) Natur und Haus 1903, S. 30. Dr. Wilh. Roth, „Ueber den Chilodon cyprini Moroff“. gelegentlich dieses oder jenes Lebewesen, weil es auf der über und über mit abgestorbenen Epidermiszellen und deren Trümmern bedeckten Haut eben reichhaltige Beute vorfindet. In den meisten Fällen, in welchen wir neben dem eigentlichen Parasiten noch andere Lebe- wesen in mehr zufälliger Weise schmarotzen sehen, wird es sich vorwiegend um Infusorien handeln. Dass ich einmal auf einem schwer- kranken, mit Gyrodactylus behafteten Schleier- fisch eine rote Posthornschnecke dabei überraschte, wie sie dem völlig wehr-losen, sich nur noch mühsam bewegenden armen Tiere den Rücken bei lebendigem Leibe mit ihrer scharfen Radula zerfleischte, mag zu den Ausnahmen ge- hören. Aus naheliegenden Gründen werden wir es fast ausschliesslich mit leichenfressenden Infusorien zu tun haben, welche sich ausnahms- weise schon auf dem noch lebenden Fische an- siedeln. Handelt es sich hierbei um einen kranken Goldfisch, so sehen wir die Tierchen oft vollständig mit rotem Pigment angefüllt. Seltener als freibewegliche Infusorien treffen wir festsitzende an, doch habe ich verhält- nismässig häufig grosse Kolonien von Vorticellen (Glockentierchen) gefunden, welche auf etwaigen schlecht heilenden Geschwürsflächen einen weiss- lichen, von blossem Auge mit Wasserschimmel zu verwechselnden Belag bildeten. Ein einziges Mal nun habe ich zufällig auf einem gyrodaktyluskranken Goldfisch unbe- kannter Provenienz neben dem massenhaft vor- handenen Schmarotzer in nicht sehr grosser An- zahl ein keulenförmig gestaltetes, auf der Unter- lage ziemlich fest haftendes Infusor bemerkt, das mir namentlich seiner zierlichen Querstreifung wegen aufgefallen ist. Ohne im entferntesten dem Tierchen gleich von vornherein den Charakter 134 Dr. Wilhelm Roth: Ein seltener Fischparasit. eines Parasiten beilegen zu wollen, hielt ich sein Vorkommen auf dem kranken Tiere wie bei den oben erwähnten Infusorien ebenfalls nur für ein gelegentliches, und zwar war ich um so weniger geneigt, das Infusor, das mir eine grosse Aehnlichkeit mit der von Dujardin beschriebenen Scypliidia rugosa (Fig. 1) zu haben (nach Dujardin). schien, für einen eigentlichen Schmarotzer zu halten, als es von anderen Gattungsgenossen der genannten Spezies, so von der Scypliidia lima- cina Lachm. und Scypliidia pliysarum CI. et Lachrn. bekannt ist, dass sie auf den Schalen von Plan- orbis und anderen Wasserschnecken ein sym- biotisches Dasein führen. Leider kam ich erst nachträglich darauf, dass ich es mit einem wirklichen Schmarotzer, nämlich mit dem sogar in dem kleinen Leit- faden von Zernecke als Fischparasit ange- führten Apiosoma piscicola Blancli. zu tun hatte, und da es sich offenbar um einen seltenen Be- fund handelte, — ich habe auch tatsächlich, obschon ich darauf fahndete, nie wieder Ge- legenheit gehabt, den Parasiten zu sehen — , so bedaure ich es sehr, ihm seinerzeit nicht grössere Aufmerksamkeit geschenkt, beziehungs- weise Ueb ertragungsversuche und dergleichen vorgenommen zu haben. Aus der mir seither zugänglich gewordenen Originalarbeit Blanchards1) entnehme ich, dass der Autor den betreffenden Schmarotzer im Jahre 1885 in Havre auf Barben, die in Be- hältern gezogen Avurden, entdeckt hat, und zwar machten sich die Tierchen in Form von Aveiss- lichen Belägen auf den Rückenflossen und Kiemendeckeln bemerkbar. 1) Bullet, de la soo, zool. de France, 1885, T. X, p. 277. Das ziemlich kleine, 0,062 — 0,086 mm lange und 0,027 — 0,023 mm dicke Infusorium (Fig. 2, 3 und 4) zeigt eine bimförmige Gestalt (welche denn auch den Autor veranlasst hat, ihm den Gattungsnamen Apiosoma beizulegen) und zeich- net sich namentlich durch eine regelmässige zierliche Querstreifung aus. Am vorderen Ende finden sich in halbkreisförmiger Anordnung- lange Wimperhaare, welche im Verein mit einem dicken RandAvulste eine weite Mund- öffnung einsäumen. Das Körperinnere enthält einen grossen Zellkern von annähernd drei- eckiger Gestalt nebst einem deutlich sichtbaren Kernkörperchen, ferner eine kontraktile Vakuole und mehr oder minder zahlreiche Nahrungsballen. Das nach unten zu sich stielartig verschmälernde Tier sitzt mit einer breiten Fussplatte auf der Unterlage fest. Gelegentlich bemerkt man — nach Blan- chard sogar bei der übei’Aviegenden Mehrzahl der Tiere — etwas über der Mitte des Körpers einen Wimperkranz (couronne de cils ) rund um das Tier verlaufen. Es ist dies eigentlich ein recht auffallender Befund, dessen Bedeutung, über welche sich Blanchard nicht auslässt, Figur 2. Figur 3. Apiosoma piscicola, Blanch. Originalzeichnung nach dem Lehen von Dr. W. Roth. mit Hinsicht auf die festsitzende Lebensweise des Infusors nicht von vornherein ersichtlich ist. Professor 0. Bütschli1) gibt uns nun aber eine befriedigende Erklärung für dieses be- merkenswerte Vorkommnis, indem er sagt, „dass der in der Mittelregion des Körpers gewöhnlich 1) Bronn, Klassen und Ordnungen des Tier- reiches, I, S. 1767. S. Müllegger: Wie ich Seewasseraquarien einrichte. 135 beobachtete Wimperkranz wohl sicher nichts anderes war, wie der untere Wimperkranz in Ablösung begriffener Individuen“. Der eng- lische Forscher Saville Kent hat nämlich bei einem ähnlich gebauten, festsitzenden In- fusor, der Rhabclostyla arenicola in der Mitte des Körpers einen Wimperkranz auftreten sehen, welcher zur Fortbewegung des sich vom Stiele ablösenden Tieres dient. Ab und zu findet man auch ein Exemplar, welches die MundAvimpern abgestossen hat (Fig. 3) und sich gewissermassen in einem Stadium der Enzystierung befindet. Blanchard lässt es dahingestellt, ob die im Innern des Körpers solcher Tiere meist in grosser Menge vor- handenen, stärker lichtbrechenden Körper- chen mit der Vermehrung des Parasiten, über welche noch nichts bekannt ist, in Zu- sammenhang stehen. Möglicherweise handelt es sich dabei aber bloss um eine Anhäufung von Nahrungsballen, welche eine Art von Enzystierung zum Zwecke der Ver- dauung — analog der Bildung der Ver- dauungszyste bei anderen Infusorien — im Gefolge hat. Was die Schädlichkeit des Apiosoma anbetrifft, so äussert sich Blanchard über diesen Punkt nicht. Es dürfte eine solche wohl nur bei einer sehr starken Vermehrung des augenscheinlich immerhin recht seltenen Para- siten in Frage kommen. Da das zu den „einstrudeln- den“ Infusorien gehörende, ziemlich unbewegliche Tier auf einem starren, nicht kontraktilen Stiele aufsitzt, so dürfte überhaupt die Frage gerecht- fertigt sein, ob es die Fähigkeit besitzt, auf der Epidermis des Fisches grössere Verheerungen anzurichten, oder ob die LebensAveise des Apio- soma nicht vielleicht eher einen symbiotischen Charakter besitzt. Der Umstand, dass wir das Tier in Professor Br. Hofers „Lehrbuch der Fischkrankheiten“ überhaupt nicht angeführt finden, deutet möglicherweise schon darauf hin, dass der genannte Forscher es nicht für einen Schmarotzer hält. Aus dem Vorstehenden dürfte ersichtlich sein, dass unsere Kenntnisse über das Apiosoma ; piscicola. noch recht spärliche sind nnd eine Menge von Fragen, wie bezüglich Fortpflanzung, Ab- lösung des einzelnen Individuums vom Stiel, Schädlichkeit usw. noch der Erledigung harren. Es ist deshalb dringend wünschensAvert, jeden Fall genau zu verfolgen, und ich möchte aus diesem Grunde an alle Aquarienfreunde die Bitte richten, auf das allfällige Vorkommen des Apiosoma piscicola zu achten und eventuell das Material einem Interessenten zur genauen Unter- suchung zu überweisen. Figuren erklärung: Figur 1. Scyphidia rugosa. (Nach Dujardin.) Figur 2 u. 3. Apiosoma piscicola. (Nach d. Leben.) Figur 4. Apiosoma piscicola. (Nach Blanchard.) ed = Mundwimpern c = Wimperkranz u = Zellkern nu — Kernkörperchen v = Kontraktile Vakuole a = Nahrungskörperchen. Wie ich Seewasseraquarien einrichte. Von S. Müllegger-„Wasserstern“. Mit 4 photographischen Aufnahmen vom Verfasser. (Fortsetzung.) Trotz dieses Misserfolges ging ich bald darauf an die Einrichtung eines zweiten Seewasserbehälters, und zwar Avählte ich diesmal ein zirka 15 Liter fassendes Glas- aquarium. Die innere Ausstattung lehnte sich eng an die meines ersten Aquariums an: als Bodenbelag eine etwa 3 cm dicke Schichte des Quarzsandes, sowie einige lose Granitstücke als Staffage. Der Standort war ziemlich hell, und die Morgensonne hatte jeden Tag einige Stunden Zutritt. Wasser hatte ich noch genügend im Keller und so Avar das Aquarium bald in Stand gesetzt. Verschiedene Arten Aktinien waren es zunächst, welche dasselbe bewohnten: Edelsteinrosen, Purpurrosen und Sonnen- rosen, ausserdem eine Miesmuschel, Krab- ben und ein Seestern. Die Tiere waren abermals von Reichelt und, namentlich die Edelsteinrosen, herrliche, grosse Exemplare. nu Fig. 4. Apiosoma piscicola (uach Blanchard). Buchstabenerklärung siehe am Schlüsse des Textes. 136 S. Müllegger: Wie ich Seewasseraquarien einrichte. Krabben und Seestern gingen aus Mangel an Durchlüftung, die ich auch zum zweiten Male wegliess, bald ein. Die Krabben, die bei flachem Wasserstande genügend Sauer- stoff gehabt hätten, konnten, da ich diesen Umstand nicht in Betracht zog, nicht zur Oberfläche gelangen; ich hätte nur einige Steine aufeinander zu legen gebraucht, um es den Tieren zu ermöglichen. Dagegen dauerten die Miesmuschel, die sich mit ihren Byssusfäden an der Glaswand festhefteten, wie die sechs Seerosen sehr gut aus und waren, besonders seit sich grüne, rote und zogen, der immer intensiver wurde; warum ich damals das offenbar verendete Tier nicht sofort aus dem Behälter entfernte, weiss ich eigentlich heute noch nicht; vielleicht des- halb, weil ich diese gefährliche „weissliche Wolke“, die sonst im Seewasser über Ka- davern aufzutreten pflegte, nicht beobachten konnte. Kurz, der weisse Ueberzug wurde zwar intensiver, durch wucherte das ganze Tier, allein er breitete sich am Fussende nicht weiter aus, als über die zunächst- liegenden Algenflächen, und es trat nicht die leiseste Trübung oder bei den anderen Fig. 2. Originalaufnahme n. d. Leben Gesellschaftsaquarium : Fadenrosen, gold- von S. Müllegger. farbene Rosen, Sandseerose, Röüren- würmer, Seescheiden. Einige grössere Steine als Dekoration. braune Algen bald stark vermehrten und alle Steine und Scheiben wie ein bunter Teppich überzogen, infolge der reichlichen Sauerstoffbildung in prächtiger Entfaltung. Besonders abends sah man den ganzen Algenteppich mit kleinen und grösseren Sauerstoffbläschen übersät, die stetig hier und dort zur Oberfläche stiegen. Wenn ich etwas stark an den Behälter klopfte, so lösten sich Hunderte von Bläschen mit einem Male los und stiegen gleich einer Durchlüftung zur Oberfläche. Dass sich der Behälter in schönstem biolo- gischen Gleichgewicht befand, lehrte mich ein anderer Fall. Eine meiner Purpurrosen war immer mehr und länger wie die anderen, in letzter Zeit völlig eingezogen, ohne sich von der Unterlage abzulösen. Eines Morgens sah ich das ganze Tier und im Kreis die Algen, welche auf demselben Steine sassen, mit einem leichten, weisslichen Hauch über- Insassen das geringste Zeichen von Un- behagen ein. Und so konnte ich denn be- obachten, dass nach nicht allzulanger Zeit die gesunden Elemente die Krankheits- und Fäulniserreger vollständig verdrängten, und mit dem Verschwinden des weissen Pilzes sofort Rot- und Grünalgen über den Platz und das nahezu vollständig aufgezehrte Tier wucherten, so dass in etwa fünf Wochen das Gleichgewicht wieder hergestellt und der Algenteppich wieder lückenlos war. Wenn die Algen gar zu stark wucherten, so dass dicke Polster entstanden, kam es vor, dass durch den dann oft in grossen Blasen erzeugten und im Algengewebe fest- gehaltenen Sauerstoff ganze Stücke von der Unterlage losgetrennt und zur Oberfläche gehoben wurden. Diese losgelösten Polster fischte ich einfach heraus und warf sie weg. Es dauerte in der Regel nicht lange, so setzte sich auf der algenfreien Stelle in 137 S. Müllegger: Wie ich Seewasseraquarien einrichte. kurzem wieder ein leichter und dann stärker werdender Überzug fest. Sonne war und ist aber zu dieser Bildung der Veralgung unumgänglich nötig, doch kann ich vor einer zu hellen Aufstellung des Aqua- riums nicht genug warnen. Bildung fest- sitzender Algen lässt sich nicht erzwingen! Ich wollte es auch, aber es ist mir vergeblich gelungen, das heisst, als ich einst ein grösseres Seewasseraquarium so aufstellte, dass nach meiner Ansicht das Auftreten der Algen unausbleiblich war, nämlich auf einer hellen, sonnigen Glasveranda, da entwickelten sich wohl Algen, allein die falschen ! In kürzester Zeit war nämlich das ganze Wasser völlig undurchsichtig, eine Folge des massenhaften Auftretens einer kleinen, schwimmenden, grünen Alge, die das reine Wasser in eine grüne Brühe verwandelte. Ist nun das Auf- treten dieser Alge nicht schädlich, so ist es für den Besitzer nicht gerade angenehm, wenn er von seinen Pfleglingen einfach gar nichts mehr sieht, ganz abgesehen davon, dass es eine Unmöglichkeit ist, Aktinien zum Beispiel zu füttern. Gegen diese unliebsame „Wasserblüte“ gibt es nur ein Mittel: das Aquarium muss so vollständig verdunkelt werden, dass auch nicht der geringste Licht- strahl hineintreten kann; nach nicht allzu- langer Zeit wird dann die Alge absterben und das Wasser wieder klar werden. Nun liegen aber diese abgestorbenen Algen als grauer resp. brauner, feinverteilter Nieder- schlag am Boden und es bleibt nichts anderes übrig, als das klare Wasser abzu- ziehen, den Best zu filtrieren und das Aqua- rium neu einzurichten, ln einigen Fällen gelang es mir auch, die Felsen und den Sand einfach abzuspülen (mit Seewasser natürlich, wenn die Aktinien usw. auf den Steinen sitzen) und das durch Neigen des Behälters in einer Ecke sich ansammelnde Wasser abzuziehen. Wählt man nun aber keinen anderen Standort für das Aquarium, so tritt trotz peinlicher Säuberung die Alge bald wieder in gleicher Menge auf. Kleinere Behälter stelle ich in der Regel auf das Fensterbrett, beobachte aber bei grosser Lichtfülle jetzt die Vorsichtsmassregel, dass ich eine bis drei Seiten mit Papier, etwa grünem Seidenpapier, abblende, so dass die Lichtquelle nur von oben kommt. Bei grösseren Aquarien dürfte es empfehlens- wert sein, etwa nur die Hälfte des auf einem Tische stehenden Aquariums dem ein- fallenden, intensiveren Lichte auszusetzen, also das Aquarium am Fenster so zu pla- zieren, dass der andere Teil bereits die Wand als Hintergrund hat. Man trägt da- bei auch dem verschiedenen Lichtbedürfnis der verschiedenen Seetiere Rechnung und wird bemerken, wie zum Beispiel Faden- rosen, wie mein Freund Riedel so schön be- obachtete, mächtig dem Lichte zustreben, Krabben und sonstiges Raubzeug sich bald an einer nicht zu hellen Stelle im Behälter ihr Standquartier aufschlagen. Soviel über die Aufstellung des Seewasseraquariums. Ich will noch kurz schildern, wie ich mein erstes grösseres, 80 Liter fassendes Seewasseraquarium einrichtete. Es war dies ein Gestellaquarium der Firma Damböck in München, deren Behälter, speziell die- jenigen für Seewasseraquarien, bei einfachem aber geschmackvollen Aeusseren sich durch grösste Präzisionsarbeit auszeichnen. So sind die Glasscheiben in den Ecken derart scharf aneinandergepasst, dass kaum eine geringe Kittfuge zu bemerken ist. Auch ist der verwendete Kitt vollständig wider- standsfähig gegen Seewasser; ich habe bei- spielsweise einen Behälter schon über fünf Jahre ununterbrochen in Betrieb und kann nicht das geringste Zeichen schlechten Ma- terials bemerken. Den Bodenbelag bildete hier ebenfalls wieder der erwähnte, feine Quarzkies, den ich heute fast gar nicht mehr verwende, und zwar aus dem Gründe, weil ein natürliches Milieu für Cylinderrosen, Sandgarneelen, Flachfische, gewisse Krabben usw. nicht geschaffen werden kann. Der einzige Grund war die Bequemlichkeit beim Waschen und viel- leicht auch der, dass ich es nicht besser wusste; jetzt kann ich mir ein Seewasser- aquarium, ausgenommen etwa Versuchs- aquarien, gar nicht mehr anders vorstellen, als mit dem staubfeinen, weissen, aber tadel- los reingewaschenen Fluss- oder Seesand belegt. Aus Granitstücken, die sich hierzu am besten eignen, baute ich mir zwei Felsen, in jede Ecke des Behälters einen, und zwar in der Weise, dass ich auf einer Lage Papier Stück für Stück mit reinem, nicht mit Sand vermischten Portlandzement zu einem mög- lichst natürlichen Felsenaufbau zusammen- kittete. Nachdem das Werk zwei Tage ge- trocknet hat, kommt das wichtigste am 138 S. Müllegger: Wie ich Seewasseraquarien einrichte. ganzen Felsen: das Auswässern. Der Zement enthält noch eine Menge, besonders in heissem Wasser oder verdünnten Säuren lösliche und sich wieder ausscheidende Verunreinigungen, weswegen diese Auswässerung nicht gründ- lich genug gemacht werden kann. Doch dürfte folgendes Schema genügen: Ein- bis zweimaliges Abbrühen in kochendem Wasser, dann tüchtig abbürsten ; 8 Tage in fli essen- dem oder oft erneuertem Wasser belassen, dazwischen öfters kräftig abbürsten; darnach 1 bis 2 Tage in kräftiger Salzlösung und nochmals heissem Wasser auslaugen. Mit einem Bad in frischem Wasser dürfte die Prozedur glücklich beendet sein, man ist aber dann sicher, dass der Felsen keine Wassertrübung mehr hervorruft — voraus- gesetzt, dass er nicht etwa aus Marmor, mit dem ich schon schlechte Erfahrungen machen musste, oder sonstigem ungeeigneten, weichen Material gefertigt ist. Wer ein Freund von Ausschmückung ist, kann noch hier und dort mit einem Tropfen Zement ein Stück Koralle oder eine Schneckenschale in natürlicher Stellung ankleben; ich machte es damals ebenso und erzielte gar keine üble Wirkung. Grössere oder kleinere Stücke Granit und Muscheln dienten, auf den Boden zerstreut, teils dekorativer Wirkung, teils der praktischen Seite. Im Keller hatte ich noch einen ganzen Ballon Wasser; eine Probe, die ich entnahm, zeigte kristallene Klarheit, und so goss ich ohne weiteres aus dem Ballon das Wasser in grosse Krüge und aus den Krügen in das Aquarium, in- dem ich den Wasserstrahl am Felsen hinab- laufen liess oder auf ein Stück ziemlich kräftiges Papier, das über den Sand gelegt wurde. Anfangs ging alles gut. Das Wasser im Aquarium, schon halb eingefüllt, war blitzblank, allein wie ich den letzten Tropfen dem Ballon entnommen hatte und das Becken gefüllt war, da sah ich zu meiner grössten Bestürzung, dass das Wasser eine milchige Trübung aufwies. Erst wollte ich dem Felsen die Schuld geben und war nahe daran die ganze Geschichte wieder herauszuwerfen; ich überlegte mir’s aber doch noch besser und wartete erst einmal ab. Und siehe da! Nach drei Tagen war das Wasser heller und reiner denn je, und schon glaubte ich um die Erfahrung reicher zu sein , dass eine „anfängliche, milchige Trübung nichts schade“ und gleich wieder verschwinde. Ja, Kuchen!! — die Tiere kamen an und mit ihnen setzte mein neuer Durchlüftungs- apparat mit seiner Arbeit ein. Das war abends. Am kommenden Morgen, der mich schon frühzeitig an meinem Aquarium fand, musste ich zu meinem Aerger konstatieren, dass die Trübung genau so wie zu Anfang vorhanden war. Jetzt schob ich den neu- angekommenen Tieren die Schuld in die „Schuhe“ und hielt unter ihnen peinliche Musterung, ohne aber das geringste Nach- teilige zu bemerken, im Gegenteil! Bei der ziemlich starken Durchlüftung schienen sich auch die Tiere, Aktinien, Schnecken, zwei Sterne, Einsiedler und Krabbe ganz wohl- zufühlen. So ging das längere Zeit; das Wasser war trübe, das heisst eben nicht ganz klar, die Tiere gesund und bei Appetit. Ja, eine schöne, blaue Edelsteinrose setzte sogar fünf reizende kleine Jungen ab, und zwar in der Weise, dass sie diese, in Schleimklumpen geballt, aus der Mundöffnung ausstiess. Die Jungen fielen über den Ten- takelkranz an der Peripherie der Fuss- scheibe nieder und hefteten sich hier an, streckten bald ihre zarten, kleinen Tentakel- chen aus und nahmen bereits vom zweiten Tag an Nahrung in Gestalt allerkleinster Stückchen Fleisch auf. Während dieser Zeit grübelte ich fortwährend darüber nach, was nun eigentlich die Ursache dieser zwar anscheinend völlig unschädlichen aber un- schönen Wassertrübung sein könnte, und endlich sollte mir der Zufall günstig sein. Eines Tages versagte der Durchlüftungs- apparat und liess das Aquarium einen halben Tag ohne Luft. Als er endlich wieder in- stand gesetzt war und ich schon das Ventil aufdrehen wollte, bemerkte ich, dass das Wasser bedeutend heller war wie am Vor- mittag. Kurz entschlossen setzte ich die Durchlüftung nicht in Tätigkeit, um der Sache endlich einmal auf den Grund zu kommen. Die Tiere schienen auch den Mangel an Sauerstoff Zufuhr noch nicht zu fühlen, sie zeigten nichts Abnormales in Aus- sehen und Bewegung. Am kommenden Mittag war nun aber der Einsiedlerkrebs tot, die Krabbe auf der obersten Spitze des Felsens, die Aktinien grossenteils eingezogen und — das Wasser spiegelblank. Nun hatte ich’s! Ein klein wenig Kombination verbunden mit der Untersuchung des letzten Restes im Ballon gab mir des Rätsels Lösung: die Kleine Mitteilungen. 139 Trübung bestand aus staubfeinen, winzigen Partikelchen, unlösliche Reste, Verunreini- gungen der zur Herstellung des Seewassers benutzten Salze. Filtration durch gewöhn- liches Filtrierpapier hält die Verunreini- gung nur unwesentlich zurück, und bleibt in einem solchen Falle eben nur wieder Abziehen des Wassers übrig. In Zukunft jedoch ziehe ich künstliches Seewasser immer mit einem Schlauche aus dem etwas hochgestellten Ballon, giesse den Rest in irgend ein hohes Glasgefäss, lasse dann zwei Tage absetzen und habe nun fast bis zum letzten Tropfen reines Wasser. Auf keinen Fall entnehme man dem Ballon das Wasser in der Weise, dass er gestürzt und wieder aufge- richtet wird. Dadurch kommt ein fortge- setztes Umschütteln zustande und damit ein Aufwühlen des feinen, stets vorhandenen Bodensatzes. Dieses Aquarium, dessen grobkörnigen Bodengrund ich vor etwa zwei Jahren an- lässlich einer Reinigung mit zartem weissen Sande vertauscht hatte, ist heute völlig ver- algt. Ein schon beschriebener bunter, grün- rot-brauner Ueberzug bedeckt alles, Felsen, Steine, Korallen und Muscheln, und bietet mit seinem prächtigen Samtglanze und den silbernen, überall zerstreuten Luftperlen einen prachtvollen Anblick. (Schluss folgt.) -m Kleine Mitteilungen. Fische behufs Photographierens an die Vorder- scheibe des Aquariums zu locken. Mit dem Fortschritt unserer schönen Liebhaberei hat sich auch die Photographie einen Platz in derselben errungen. Und das mit Recht. Trägt doch das Photographieren dazu bei, interessante Mo- mente aus dem Leben unserer kostbaren Lieblinge weiten Kreisen bildlich vorzuführen, womit sogar die Möglichkeit nicht von der Hand zu weisen ist, dass dadurch unser lehrreicher „Sport“ immer mehr An- hänger gewinnt. Der wirklich moderne Liebhaber wird sich von diesem wichtigen Hilfsmittel nicht gern trennen. Leider aber hat das Photographieren nach dieser Richtung fast immer kleine Schwierig- keiten. Unter einer solchen verstehe ich zunächst, die Fische auf längere Zeit in den Vordergrund des Beckens zu locken, ohne die Tiere zu beunruhigen und ohne den Schlamm aufzuwühlen, bezw. Pflanzen zu entwurzeln. Namentlich bei recht grossen Becken hatte man bisher viel Mühe und Geduld zu opfern, um sein Ziel zu erreichen. Ich bin in der angenehmen Lage, ein gut er- probtes Mittel in die Hand zu legen, wonach jeder Aquarianer, selbst der allerjüngste Anfänger, sofort imstande ist, seine sämtlichen im Becken, ob gross oder klein, befindlichen Fische auf längere Zeit un- unterbrochen vor die Vorderscheibe zu fesseln. Haben Sie, freundlicher Leser, die Absicht, morgen Ihre Lieblinge zu photographieren, so richten Sie es so ein, dass mindestens schon 3 Stunden zuvor sämt- liche im Becken befindlichen, lebenden Futtertiere von den Fischen verzehrt sind. Alsdann nehmen Sie einen tadellos blank geputzten Lampenzylinder und stecken denselben unmittelbar an der Vorderscheibe des Aquariums senkrecht etwa 1 cm tief in den Sand. Der Zylinder muss ab'er so lang, bezw. der Wasser- stand so hoch sein, dass das obere Ende des ersteren mindestens 1 cm aus dem Wasser ragt. Haben wir uns überzeugt, dass der Zylinder auch fest im Sande steht, so schütten wir von oben eine Portion sehr munterer Daphnien oder andere lebende Futtertiere hinein. Kaum ist dies geschehen, so sehen wir auch schon die ganze getäuschte Fischgesellschaft fleissig am Zylinder herumschnappen, während die Daphnien in demselben ungeniert Walzer tanzen, ln Becken, wo Fische ihrem Laich nachstellen, kann man ihn sammeln und auf dieselbe Art, wie eben geschildert, vor dem Gaumen der Eltern schützen. Dort kriechen die Jungfische eben so schnell aus, als ob der Laich im ganzen Becken herumschwimmen würde. Wer Terrarientiere photographieren will, kann auch hier den Zylinder anwenden. In diesem Falle möchte ich jedoch einen weiten Glaszylinder empfehlen, in welchen man als Lockvogel einen kleinen munteren Frosch oder ein Mäuschen setzt. Ernst Nieselt-Dresden. Anpassung von Cyprinodon fasciatus an Süsswasser. Zu dem interessanten Artikel von Herrn Guido Findeis jun.: „Kann man Seewasser-Kärpflinge ( Cypri- nodon fasciatus ) an Süss wasser gewöhnen?“ sei es mir erlaubt, im nachfolgenden einige Beobachtungen mit- zuteilen. Ich fing diesen Fisch in kleinen Kanälen bei Alexandrien, die von den durch den Machmon- dieh-Kanal bewässerten Feldern dem Hadra-See zu- fliessen. Das den Feldern abfliessende Wasser dieser Kanäle ist natürlich süss, während das des Hadra- Sees brackig ist. Ich habe dieses Wasser nicht mit dem Aräometer geprüft, was aber, wenn interessant genug, leicht nachzuholen ist. Von den gefangenen ca. 30 Fischchen ging ein Teil auf dem Transport ein, andere am nächsten Morgen im Aquarium, das, mit reinem Süsswasser gefüllt, Doch einige Para- tilapia multicolor , Barbus Werneri, Haplochilus Schölleri beherbergte. Aber auch die Uebriggebliebenen ge- wöhnten sich nur schwer ein ; wahrscheinlich mangels richtiger Fütterung (ich fütterte fast nur Bartmann- sches Fischfutter). Trotzdem gelang es mir, zirka ein halbes Dutzend über drei Monate in diesem Aquarium am Leben zu erhalten — ein Freund von mir, dem ich ein Pärchen gab, hielt eines davon über 6 Monate im Süsswasser — ; es kam nur durch einen Unfall ums Leben. Wie es mir scheint, steigt der Cyprinodon zum Laichen aus dem Hadra-See in die kleinen Kanäle, denn ich fing fast nur ausgewachsene Exemplare. Herrn Findeis' Versuche werden daher, wenn richtig wiederholt, sicher gelingen; haben sich doch ausser genanntem Fisch andere Tiere, wie z. B. die Garneelen, dem Süsswasser vollständig angepasst, so dass man sie hier in allen Gräben findet. Ad. Andres, Bacos-Ramleh, Aegypten, im Februar 1909. Algen auf Wasserschnecken. In Nr. 3 der „Blätter“, S. 39 und 40, ist wieder von Spirogyra die Rede, welche sich auf Schnecken festsetzen sollen. Dieser Irrtum kehrt immer wieder in den Kreisen der Aquarien- Liebhaber. Die Kon- jugate Spirogyra kann niemals auf Schalen usw. fest- wachsen. Diese Alge hält sich überhaupt nur kurze Zeit in Aquarien. Es ist in den meisten Fällen Cladophora, deren Schwärmsporen sich festsetzen und auswachsen (auch an Limnaeen usw.) — Ich habe früher, Mitte der 90 er Jahre, in Natur und Haus längere Artikel über Algen geschrieben, auch noch Jahr- gang X, Heft 6, S. 167 : „Aquarienalgen und ihre Be- ziehungen zum Fischleben“. Prof. Dr. Marsson. 140 Kleine Mitteilungen. „Tabakabkochung“ als Polypenvertilgungsmittel. (Hierzu zwei Bilder.) Von meinem Freund A. Baldauf wurde 'ich vor einiger Zeit darauf aufmerksam gemacht, dass er wiederholt eine „Abkochung .von Tabak“ mit Erfolg als Mittel zur Polypenvertilgung angewandt habe. Um in dieser Beziehung einen Versuch anzustellen, nahm ich am 21. Dez. 08 20 g Zigarettentabak und kochte diesen in 1/2 Liter Wasser gehörig aus (zirka J/2 Stunde lang), liess hierauf die Flüssigkeit, nach- maculatus $ 1 Larve von Triton mridescens var. (Neu- Orleans), zirka 21/2 cm lang, 1 Limnaea auricularia, 2 Physa acuta , ferner Larven des gemeinen Uferaases, dann rote i Mückenlarven — Ckironomus -) plumosus, 2 Bückenschwimmer — Notoneda glauca, 1 Planorbis corneus ^ (mittlere Grösse), 5 Wasserkäferlarven (vom kleinen Gelbrand) und einige ganz kleine Wasser- käferchen. — An Pflanzen waren vorhanden: Sagittaria natans, Myriophyllum scabratum und Salvinia auricularia. Die Wassertemperatur betrug im Behälter 18° B. Fig. 1. Süsswasserpolypen (Hydra). Detailfigur 1 zeigt ein ausgestrecktes Exemplar mit grösserer und kleinerer Knospe (Sprössling), bei a ein zusammengezogenes Exemplar. Detailfigur 2 lässt inmitten des Fangarmkranzes die Mundscheibe und Mundöffnung sehen. Detailfigur 3 ist ein Längsschnitt durch einen Polypen : man erkennt den zweischichtigen Bau der Körperwand (Innen- und Aussenblatt). Die bewimperten Zellen des Innenblattes, Entoderms en) enthalten beim grünen Armpolypen die Algen-, diejenigen des Aussenblattes (Ektoderms ei) die Nesselzellen. Letztere sind in Detailfigur 4, einem Stück der Körperwand im Längsschnitte, zu besonderem Ausdruck ge- bracht. Bei a eine einzelne Nesselzelle geschlossen, bei b dieselbe aufgeplatzt. Nach einer von Pfurtscheller gezeichneten, bei Pichler’s Witwe & Sohn erschienenen Wandtafel. dem ich sie durch ein Gazenetz filtriert hatte, bis zu ihrem vollständigen Erkalten stehen und goss sie hierauf in ein mit grünen Polypen — Hydra viridis1) dichtbesetztes Becken (Grösse 25x15x20 cm). — In dieses Becken brachte ich vorher 1 Girardinus caudi- J) Polypen sassen in diesem Behälter an der nach dem Fenster zugekehrten Seite zu Hunderten, hier eine förmliche Schicht bildend. Ich hatte dieses Glas absichtlich längere Zeit nicht gereinigt, um Versuche mit Limnaea stagnalis anzustellen. Es befanden sich seit zirka 8 Wochen 4 grosse Limnaea stagnalis darin, ohne dass diese auch nur einen kleinen Teil der Po- lypen vertilgt hätten ; dafür haben die Schnecken um so mehr den Sagittarien zugesprochen. Abends */t9 Uhr brachte ich die Tabakabkochung (erkaltet) in den Behälter, nachdem ich vorher die obenerwähnten Tiere hineingesetzt hatte. (Ausser den Polypen, welche natürlich schon vorhanden waren.) Die Wirkung war nun folgende: „Nach 20 Mi- nuten führt das Girardinus <$ schaukelnde Bewegungen aus, ähnlich wie bei Verkühlung. Die Larven vom kleinen Gelbrand .fressen noch rote Mückenlarven, ebenso halten noch verschiedene Polypen solche mit ihren Armen fest. Alles ist munter. Pflanzen gut. Nach 35 Minuten: Die ersten Polypen fallen zu Boden (kleine Tiere), Girardinus <3 nahen der- selben Stelle, stark schaukelnd. Molchlarve wenig lebhaft, manchmal zuckend. — Wasserkäferlarven kriechen taumelnd umher. — Schnecken, Mücken- Kleine Mitteilungen. — Nachrichten der Herausgeber. 141 larven, Uferaas, Notoneda, Wasserkäfer leben noch, Pflanzen unverändert. Nach 50 Minuten: Ein Teil der Uferaaslarven, Physa acuta, Planorbis corneus und viele Polypen, sowie Girardinus 5 tot. Molchlarve wie vorhin. Cyclops, Mückenlarven, Käfer und Käferlarven leben noch. — Pflanzen sind gut. NachlStunde:2 Wasserkäferlarven und Limnaea auricularia tot, alles andere lebt noch. Pflanzen tadellos. Nach 1 Stunde 25 Minuten: Viele Larven vom Uferaas tot, ein weiterer Teil Polypen abgefallen. Käfer, Notoneda, 3 Käferlarven, rote Mückenlarven, Fig. 2. Brauner Armpolyp (Hydra fusca), auf einem Algen- faden sitzend. Anschwellung und heller Fleck etwas vor die Leibesmitte sind ein kleines Muskelkrebschen (Cypris), welches der Polyp verschlungen hatte. (Auf- nahme nach dem Leben von Adolf Cerny.) Aus: „Neue Weltanschauung“ (Stuttgart, Verlag Leh- mann), Band I, 1908, Heft 7. Cyclops und viele Polypen leben noch, letztere zu- sammengezogen, jedoch stark aufgetrieben. Molch- larven wie vorher. Pflanzen gut. Nach 3 Stunden: Sehr viele Polypen tot, sonst alles unverändert. Nach 4 Stunden: Alles beim alten, die 3 letzten Wasserkäferlarven kriechen immer noch taumelnd einher. Pflanzen gut. Hierauf stand das Glas zugedeckt bis zum 22. Dez. 08, früh 3/4 7 Uhr. Noch lebend sind nach dieser Zeit: die Wasserkäferchen, die meisten roten Mückenlarven (16 Stück tot) und Notoneda glauca, sowie ein Teil der grössten und stärksten Polypen. — Pflanzen gut. Das Glas blieb hierauf bis abends 1 *I28 Uhr stehen. Wirkung: Polypen sind sämtlich tot und liegen teils auf dem Boden des Behälters, teils auf den Blättern der Pflanzen, ebenfalls sind wieder viele rote Mücken- larven eingegangen, sowie die meisten Cyclops und die 3 letzten Wasserkäferlarven. — Die Wasserkäfer- chen und Notoneda glauca, sowie ein Teil der roten Mückenlarven leben noch. — Pflanzen gut. — Das Glas blieb hierauf noch bis zum 23 Dez. 08, früh 7 Uhr, stehen. Ptesultat: Alles tot, bis auf die Käferchen, Notoneda ylauca und 1 Teil der roten Mückenlarven. Pflanzen tadellos und unversehrt. Anscheinend war die angewendete Tabakabkochung etwas zu schwach, sonst hätte sie schneller wirken müssen, jedoch hat sie ihrem Zweck entsprochen; ich glaube bestimmt, dass, wenn sie etwas stärker gewesen wäre, auch die Wirkung eine schnellere gewesen wäre. Ich habe diese Art der Polypenvertilgung das erste Mal angewendet, und dies auf Anraten meines Freundes Baldäuf, überzeugte mich jedoch davon, dass sie anscheinend sehr gut verwendbar ist, da sämtliche Polypen vertilgt werden und die Pflanzen absolut nicht dabei gelitten haben. Nachdem ich das Bechen gründlich gereinigt und mit neuem Wasser versehen hatte, fand ich keinen einzigen lebenden Polypen mehr vor und glaube auch annehmen zu dürfen, dass die Polypen gänzlich vernichtet worden sind. Bei Anwendung dieses Mittels müssen natürlich Fische, Molche, Schnecken und andere Tiere aus den betreffenden Behältern entfernt werden, da solche hierin sonst eingehen. (Siehe auch Heft 51 der „Wochenschrift“, „Alaun als Polypenvertilgungs- mittel“, von mir.) Als alleinige überlebende tierische Wesen, welchen die Anwendung der Tabakabkochung nichts anhaben konnte, erwiesen sich die kleinen Wasserkäferchen, Notoneda glauca und 1 Teil der roten Mückenlarven. — Die Pflanzen nahmen keinen Schaden. Wilhelm Sclireitmüller-Dresden 21. (Ichthyologische Gesellschaft.) (| Nachrichten der Herausgeber. An unser© Leser. 1. Mit dem heutigen Tage habe ich die Schrift- leitung der „Wochenschrift für Aquarien- und Ter- rarienkunde“ aus rein privaten und persönlichen Gründen niedergelegt und bin neben meinem be- währten Freunde Dr. Kämmerer in die Redaktion der „Blätter . . .“ eingetreten. Magdeburg, 15. Februar 1909. Dr. W. Wolterstorff. Wie schon beim Antritt meines Schriftleiteramtes vorauszusehen war, konnte der ganze Umfang damit verbundener Arbeit auf die Dauer nicht ohne Zurück- setzung meiner biologischen Untersuchungen be- wältigt werden. Noch bevor solch ein Einfluss auf dieses mein eigentliches Lebensziel ernstlich fühlbar werden durfte, hatte ich mich daher entschlossen, jene Arbeit, die ich mit so schönen Erfolgen be- gonnen und weitergeführt hatte, zwar nicht gleich gänzlich aufzugeben, aber mit jemand anderem zu teilen ; und ich bin nun sehr glücklich, dies mit Freund Wolterstorff tun zu dürfen. Wien, im Februar 1909. Dr. P. Kämmerer. 2. Wir beabsichtigen, die Redaktion der „Blätter für Aquarien- und Terrarienkunde“ auch künftig in altbewähiter Weise fortznführen, aber mehr noch als bisher die Liebhaber selbst zu Worte kommen zu lassen.') Die Grundsätze, welche insbesondere in Nr. 27 des vorigen Jahrganges entwickelt wurden — solche der Unparteilichkeit, Gleichberechtigung aller in der Aquarien- und Terrarienkunde vereinigten Interessen, Unterstüt zung verwandter Bestrebungen — , seien auch heute wieder hervorgehoben als die ein- zigen, die zu echtem Erfolg führen. 3. Verantwortlicher Herausgeber ist für Deutsch- land: Dr. W. Wolterstorff, Magdeburg- Sudenburg, Hellestr. 2a; für Oesterreich: Dr P. Kämmerer, Wien II/2, Prater, Hauptallee 1, Biologische Versuchs- anstalt. Aufsätze und sonstige Mitteilungen werden beliebig an einen der Genannten erbeten. 4. Alle Vereinsberichte dagegen sind nur an Dr. Wolterstorff zu senden. Berichte aller Vereine sind uns erwünscht; nur bitten wir um Vermei- dung überflüssigen Beiwerks, vor allem Fernhaltung persönlicher Angriffe. Sachliche Kritik dagegen ist gern gesehen. Läogere Vortragsreferate, über- haupt Mitteilungen, die sich für den rein redaktio- nellen Teil eignen, werden möglichst für diesen erbeten. Alle Vereinsberichte unterliegen der Durch- sicht von Dr. Wolterstorff. Aenderungen, Kürzungen, die bei Berücksichtigung obiger Winke kaum je nötig sein werden, erfolgen im Einvernehmen mit dem Schriftführer, verzögern aber den Abdruck. 1) Dies ist natürlich nur als Einladung und als Betonung unseres Bestrebens vermeint, für die Allgemeinheit wertvolle Ergebnisse zu retten , welche in den Becken manch eines solchen Liebhabers zutage treten, der sich — vielleicht un- berechtigt — die Fähigkeit des „Scliriftstellerns“ abspricht. Denn wir fordern keine Schreibekunst, sondern nur einfache richtige Sprachb e h a ndlu n g. — Im übrigen kommt ja in unseren Spalten sowieso nur der Liebhaber zu Worte, denn auch die Fachgelehrten, die wir zu unseren Mitarbeitern zählen, sind Liebhaber. Ein prinzipieller Unterschied zwischen beiden besteht unseres Erachtens überhaupt nicht, denn hier wie dort sehen wir lediglich die Aufgabe, Beobachtetes korrekt und allgemeinverständlich darzustellen. Von der Verlässlichkeit des Mitgeteilten kann der „Liebhaber“ ebensowenig befreit werden, wie der „Wissenschaftler“ von dessen Klarheit. Für die Schriftleitung verantwortlich: In Deutschland: Dr. W. Wolterstorff, Magdeburg-Sudenburg; in Oesterreich: Dr. P. Kammerer-Wien II/2. 142 V ereins-N achricht en. VEREINS-&W&Y NACHRICHTEN Unter alleiniger Verantwortung der Herren Ein- sender. „Seerose“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde, Nürnberg. Vereinslokal: Restaurant zur Pegnitz, Insel Schütt. Sitzungen: Jeden 2. und 4. Sonn- abend im Monat. Briefadresse: Th. Prell, Schuckert- strasse 15, I. Sitzung vom 12. Dezember 1908. Anwesend 15 Mitglieder, 1 Gast. Der Vorsitzende, Herr Prell, eröffnete die Sitzung um 9 Uhr. Ein unter dem Einlauf sich befindendes Schreiben der Natur- historischen Gesellschaft Nürnberg, mit der Anfrage, ob der Verein nicht geneigt wäre, eine Kommission zu wählen, um aus mit Daphnien besetzten Weihern solche zur Weiter Verpflanzung in andere zu verbringen, um der in Nürnberg herrschenden Not an Futtertieren abzuhelfen, wird zur Diskussion gestellt. Der Vor- schlag wird für gut befunden, jedoch sehen wir davon ab, eine Kommission zu wählen, da wir im heurigen Jahre uns selbst einen Weiher pachten wollen, um vor allem diesen mit Daphn en zu versehen. Es bleibt jedoch den einzelnen Mitgliedern überlassen, den Vor- schlag der N. G. zu befolgen. Herr Horndasch stellt den Antrag, ein Herbarium anzuschafifen und verpflich- tet sich sogleich, das Pressen der Pflanzen sowie die Instandhaltung zu übernehmen. Der Antrag wird ge- nehmigt. Ein weiterer Antrag des Herrn Bösner, in den Sitzungen eine Sammelbüchse aufzustellen, in die die Mitglieder freiwillige Beiträge zum Ankäufe eines Mikroskopes werfen können, sowie der Zusatzantrag des Herrn Kalb, aus der Vereinskasse pro Mitglied und Monat 5 Pfennig zu den Spenden zu werfen, wird ebenfalls genehmigt. Herr Barby meldete sich sofort als Stifter der Sammelbüchse, was freudig begrüsst wurde. Die von Herrn Ing. Adam gesandten Cyperus- sämlinge wurden an die Mitglieder verteilt. Nachdem der Vorsitzende noch bekannt gab, dass die auf den 26. Dezember fallende Sitzung infolge des Weihnachts- festes ausfällt, sowie ersuchte, den am 2. Feiertag statt- fiudenden Familienauend mit Tanz recht zahlreich zu besuchen, wurde die Sitzung um 12 Uhr geschlossen. Ordentliche Mitgliederversammlung vom 9. Januar 1909. Anwesend 18 Mitglieder. Nach üblicher Begrüssung wurde die Versammlung vom Vorsitzenden um Uhr mit folgender Tagesordnung ei öffnet: Protokoll- verlesung, Bekanntgabe des Einlaufs, Aufnahme neuer Mitglieder, Anträge der Verwaltung, Bericht des Vor- sitzenden, Kassierers und der Revisoren, Wahl der Gesamt Verwaltung, Anträge der Mitglieder, Verschie- denes. Das Protokoll der letzten Sitzung wurde, wie verlesen, genehmige. Ausser den Zeitschriften befinden sich im Einlauf: Grusskarte unseres Herrn Horndasch vom Rhein, sowie die beiden Kalender der Wochen- schrift und des Kosmos. Aufgenommen wurde als ordentliches Mitglied Herr Kaufmann Franz. Der Vor- sitzende erstattete hierauf den Jahresbericht, woraus folgendes zu entnehmen ist. Der Verein, an unserer letzten Generalversammlung vom 14. März 1908 aus 21 Mitgliedern bestehend, zählt heute 26 Ein Herr ist abgereist und fünf sind ausgetreten. Sitzungen fanden 17 statt, besucht mit einer Durchschnittsmit- glioderzahl von 15 Herren. Vorträge wurden zwei gehalten. Einer am 28. März von Herrn Expeditor Saar über „Wasserpflanzen und deren Kultur“, sowie am 20. November der von Herrn Hailmann, „Erinne- rungen an meine beiden Weltreisen“. Gratisverlosungen fanden acht statt. Der Stand unserer Bibliothek be- trägt 46 Werke. Der Inventar wert beträgt 90 Mark. Die Vereinszuchtfische, welche im Sommer 1908 an- geschaffx wurden, beziffern einen Wert von 20 Mark. Am 13. Juni legte unser früherer Vorsitzender Herr Hailmann sein Amt infolge Arbeitsüberhäufung nieder. In der ausserordentlichen Mitgliederversammlung vom 11. Juli wurde Herr Prell als solcher gewählt. Den Schluss des Jahres bildete noch ein Familienabend mit , Tanz, der sehr gut besucht war, und ebenso gemütlich verlaufen ist. Nachdem der Vorsitzende noch der Ver- waltung für ihre Mühe und Arbeit, sowie den Mit- gliedern für ihre Tätigkeit und Besuch der Sitzungen dankte, schloss er mit der Bitte, auch im kommenden i Jahre dem Verein treu zur Seite zu stehen; denn nur dadurch wird es uns möglich sein, das grosse Ziel, das i wir uns gesteckt haben, zu erreichen, zum Nutzen der s Mitglieder, zum Wohle des Vereins. Hierauf erstattete der Kassierer den Kassenbericht. Die Einnahmen vom 1. März bis 31. Dezember betrugen 274,55 Mark, die •. Ausgaben 243,75 Mark, bleibt Kassenbestand von 30,80 Mark. Der Ermunterungsfonds beträgt 5,87 Mark. Die Revisoren, Herren Barby und Gluth, teilten mit, dass die Kasse in bester Ordnung ist und sprachen dem Kassierer Herrn Schedel für die Führung der : Kasse Dank und Anerkennung aus. Herrn Schedel wurde hierauf Decharge erteilt. Die Anträge der Ver- waltung, welche der Vorsitzende nun bekannt gab, j lauten wie folgt: 1. Wahl eines 2. Vorsitzenden, 2. Ein- J tragung des Vereins in das Vereinsregister, 3. Namens- änderung, 4. Mitgliederaufnahme durch die Verwaltung. Begründet wurden die Anträge durch die Herren Prell, I Schedel und Kalb. Antrag 1 wurde genehmigt. An- trag 2 vorläufig noch zurückgestellt. Antrag 3, an Stelle Verein soll Gesellschaft treten, also lautend: , „Seerose“, Gesellschatt für Aquarien- und Terrarien- Kunde, wurde genehmigt. Antrag 4 wurde ebenfalls genehmigt. Das Ergebnis der Wahl, zu welcher nun geschritten wurde, war folgendes: 1. Vorsitzender: Herr Prell, 2. Vorsitzender: Herr Kalb, Schriftführer: ; Herr Dürmeyer, Kassierer: Herr Schedel, Bibliothekar 1 und Sammlungsverwalter: Herr Bösner, Material- verwalter: Herr Steinhäuser. Kassenrevisoren: die Herren Barby und Gluth. Herr Pfäfflin stiftete zur Verlosung ein grösseres Aquarium. Laut Beschluss wurden 40 Lose ä 10 Pfennig zugunsten der Mikro- skopkasse abgegeben. Gewinner war Herr Horndasch. Herr Schedel machte den Vorschlag, in den Sitzungen i Frage- und Mitteilungszettel aufzulegen, was, nachdem i sich Herr Prell bereitwilligst erklärte, dieselben zu hektographieren, genehmigt wurde. Bezugnehmend auf den Vereinshericht des „Triton“, Berlin, in Nr. 1 der Wochenschrift, in dem von der Firma R. Bürker in Zuffenhausen gewarnt wurde, können wir nur darauf erwidern, dass wir im vorigen Jahre einigemal Pflanzen bei der betreffenden Firma bestellt hatten und stets zu unserer grössten Zufriedenheit bedient wurden. Siehe unseren Vereinsbericht in Nr. 43 der Wochen- schrift. Jedoch müssen wir bemerken, dass ein Mit- glied von uns heuer wieder an die Firma geschrieben und bis jetzt noch keine Antwort erhalten hat. Hierauf Schluss der Versammlung 12 Uhr. Die Verwaltung. „Wasserrose“, Verein für Aquarien- und Terrarien- kunde, Dresden. Vereinslokal: Restaurant „Victoria- baus“, Seestrasse. Versammlung jeden 1. und 3. Sonn- abend im Monat, an den dazwischenliegenden Sonn- abenden zwanglose Zusammenkünfte. Briefadresse: Paul Lehnert, I. Vorsitzender, Dresden-A. 16, Winter- gartenstrasse 57. Versammlung vom 2. Januar 1909. Aufgenommen wird Herr Johannes Burkhardt, Lehrer, Dresden- Cotta, Weidenthalstr. 29. Ihren Aus- tritt meldeten an die Herren: B. Eimann, A. Koch, A. Semmer. Herr Chemiker Markus kommt nochmals kurz auf die Frage, ob Blei im Wasser löslich ist, zurück und führt aus, dass nur ein ganz geringer Teil im Wasser befindlichen Bleies löslich ist, der im Freien oder im Aquarium weder Tieren noch Pflanzen sebäd- Vereins-Nachrichten 143 lieh sei. Das Metall schützt sich vor weiterer Zer- setzung durch das Wasser, indem es eine in diesem nicht lösliche Schicht kohiensauren Bleies auf seiner Oberfläche bildet und so ein weiteres Oxydieren ver- hindert wird. Herr Burkhardt stiftet für die Bücherei einen Jahrgang „Aus der Heimat“. Das Geschenk wird mit Dank entgegengenommen. Herr Burkhardt teilt mit, dass er Pächter des Cottaer Daphnienteiches sei und bietet den Mitgliedern Jahreskarten zur Futter- entnahme zum Preise von 2 Mk. an. Hauptversammlung vom 16. Januar 1909. Nach Eröffnung der Versammlung durch den I. Vor- sitzenden trägt der Schriftführer den Jahresbericht vor. Hierauf folgt Kassenbericht und Entlastung des Kassierers. (Die mit den Beiträgen noch im Rückstand befindlichen Mitglieder werden ersucht, dieselben nun- mehr umgehend an den Kassierer abzuführen.) Unser früherer langjähriger Vorsitzender, Ehrenmitglied Herr Hann übernimmt, nachdem der Gesamtvorstand seine Aemter niedergelegt, den einstweiligen Vorsitz bis zur Neubildung des Vorstandes, der sich wie folgt zu- sammensetzt: T. Vorsitzender Herr P. Lehnert, II. Vor- sitzender Herr 0. Fliessbacb. I Schriftführer P. Eng- mann, II. Schriftführer Herr R. Teichmann, I. Kassierer Herr A. Markus, Reichsstr. 11, II. Kassierer Herr H. Volbrecht, Bücherwart Herr A. Stinner, Sammlungs- wart Herr W. Liebscher. Nach glatt vollzogenen Vor- standswahlen teilt der Vorsitzende mit, dass Anträge zu Satzungsänderungen nicht vorliegen. Mit Dank angenommene Stiftungen: Von Herrn W. Schaeffer ein grosser Posten Hydrilla verticillata und 60 Stück rote Posthornschnecken, eine Nympliaea pygmaea; von Herrn Riedner ein Jahrgang „Wochenschrift“. Herr Maikus hat sich liebenswürdigerweise bereit erklärt, uns über eine Anzahl in sein Fach (Chemie) einschlagende Materien Vorträge, möglichst mit Demonstrationen ver- bunden, zu halten, worauf wir auch an dieser Stelle noch besonders hinweisen möchten. P. Engmann, Schriftführer. „Lotus“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Wien IX, Währinger Str. 67. Restaurant Jos. Gruss. Sitzungen jeden 1. und 3. Dienstag im Monat. Briefadresse: Rieh. Poltz, III./2, Lorbeer- gasse 13. Gäste stets willkommen. Bericht der Generalversammlung vom 5. Januar 1909. Gut besucht. Eröffnet von Herrn Poltz. Einlauf- Entschuldigungsschreiben einiger Mitglieder. Aus dem Jahresbericht sei erwähnt, dass der Verein 5 Ehren- und 70 ordentliche Mitglieder und 5 angeschlossene Vereine besitzt. Mit dem „Heros“, Nürnberg, „Nep- tun“, Graz, „Salvinia“, Hamburg, Döblinger Garten- freunde und Gärtner-Verein, Wien, „Tausendblatt“, Brünn, „Triton“, Berlin, „Wasserrose“, Dresden, „Wasser- stern“, Augsburg, besteht gegenseitige Mitgliedschaft, und war das Vereinsleben, ein durch keinerlei Diffe- renzen getrübtes, ein recht herzliches. Als eine grössere Aktion sei unsere Ausstellung im Jahre 1908 hervor- gehoben; durch reichlichste Beschickung, gutes Ar- rangement, prächtige Tier- und Pflanzenkollektionen, grossen Besuch (über 500 Personen) sowie last not least günstigen Abschluss in ideeller wie materieller Beziehung, kann diese Ausstellung zu einer der wohl- gelungensten der letzten Jahre allen anderen erst- klassigen würdig an die Seite gestellt werden. Bis auf die schwerst erreichbaren seltenen Arten der Wasserflora waren auf der Ausstellung die herrlichsten Kollektionen exponiert, ebenso waren unter den Terrarien- pflanzen manche Raritäten in prächtigen Stücken ver- treten. Von Fischen sah man die neuesten Importe mit Nachzucht neben schönen Exemplaren schon länger eingeführter Arten, aber auch die sonst meist weniger vertretene einheimische Fischfauna, darunter schwierig haltbare Arten wie Aspro streber und zingel, sowie Bastarde zwischen Kaulbarsch und Flussbarsch. Die geschlossenen Formenkreise der Poecilüdae viviparae und oviparae , Labyrinthici, Cichlidae, Barbus usw. ergaben ein deutliches Bild des heutigen Standes der Aquarien- kunde. Aber auch die Stiefkinder auf den Ausstel- lungen, die Terrarien und Seewasseraquarien, waren in sehr schöner Anzahl vertreten. Von den ausgestellten Terrarien tieren seien nur die verschiedenen Varietäten der Molche, Eidechsen und Schildkröten erwähnt. Ebenso ein anschauliches Bild der Fauna und Flora der Adria, soweit sie im Aquarium zu halten ist. — Ferner wurde die Anlage von Futtertümpeln ins Auge gefasst und können wir binnen kurzem mit hübschen Erfolgen an die Mitglieder herantreten. Die Bibliothek, ständig ver- grössert und aufgebaut, erfreute sich einer sehr regen Beteiligung; Exkursionen wurden auch einige ver- anstaltet, und hatten selbe einen sehr guten Erfolg. Um den Mitgliedern nicht nur ernste Mitarbeit aufzuerlegen, wurde ein Familienabend arrangiert, der sehr schön ausfiel. Gratisverlosungen, sowie Ver- teilungen von Pflanzen wurden auch einige vorgenommen und werden heuer infolge der günstigeren Kassen- verhältnisse öfters vorgenommen werden. Weiter machen wir die Mitglieder auf die Bezüge von See- tieren, Seewasser usw. aus der Adria, ebenso auf die Fischbörse, wo alle Wünsche ihre weitestgehende Aus- führung erhalten, besonders aufmerksam. In Sachen der Besorgung usw. wende man sich an Herrn Georg Ruda, XII1/2, Hadikgasse 140. — Der Kassabericht wird den Mitgliedern separat zugehen. — Die Wahl hatte folgendes Ergebnis: 1. Vorsitzender Rieb. Poltz, 2. Vorsitzender Hans Fischer, 1. Schriftführer Georg Ruda, 2. Schriftführer Josef Wessely, 1. Kassierer Leonh. Demuth, 2. Kassierer Emil Beck, Bibliothekar Karl Sommerbauer jun. Beiräte die Herren Architekt Tielow, Hocke, Dr. Kreisler, Menz, Neumann und Sommer- bauer sen. Als Vereinsorgan pro J 909 bleiben wie bisher die „Blätter“. Der Vorstand. Voranzeige! Anfang März findet der heurige Familienabend statt, wozu wir schon heute einladen. Separate Einladungen folgen. Protokoll der Sitzung vom 2. Februar 1909. Nachdem Obmann Poltz die Sitzung eröffnet hatte, wurden einige interne Angelegenheiten erledigt, wo- rauf er zur Kenntnis bringt, dass die zoologisch-bota- nische Gesellschaft eine Sektion für biologische Aqua- rienkunde zu gründen beabsichtigt. Wir werden auf diese Angelegenheit noch zurückkommen. — Herr Menz bat Latenzknospen von Hydrocharis (Frosch- biss), Utricularia (Wasserschlauch) und Myriophyllum verticillatum (Tausendblatt), von den zwei letzteren auch sehr schön entwickelte, frischgrüne Pflanzen mit- gebracht und bespricht die Bildung der Knospen, die Entwicklung der Pflanzen aus denselben, die häufigsten Fundorte und die Einbringung und Behandlung im Aquarium. — Während sich Wasserschlauch und Tausendblatt durch Wärme und Licht schon im Januar zu schönenjfgrünen Pflanzen entwickeln, gelingt dies mit den Knospen vom Froschbiss erst im März, so dass es scheint, als ob diese Pflanze eine bestimmte Ruheperiode durchmachen müsse, ehe sie zur Entwick- lung gelangen kann. — Redner demonstriert auch einen Fischegel, welchen er am Auge eines seiner Teleskopfische schmarotzend gefunden habe. — Nach vorsichtiger Entfernung ’ dieses unliebsamen Gastes zeigte der wertvolle Fisch glücklicherweise keine sicht- bare Verletzung. — Der Parasit kann nur mit Wasser- pflanzen eingeschleppt worden sein; man möge daher bei Einbringung derselben sorgfältig nachsehen, da sonst empfindliche Verluste die Folge sein können. — Es wird beschlossen, ein Ausflugskomitee zu wählen, als dessen Obmann Herr Menz als gründlicher Kenner der für uns in Betracht kommenden Ausflugsgebiete ernannt wird. — Die Mitglieder werden gebeten, ab- gebbare Fische und Pflanzen zu den Vereinsabenden mitzubringen. — Herr Menz spendet ein Tableau mit Abbildungen von unserer Ausstellung in hübschen Rahmen, wofür ihm bestens gedankt sei. — Herr von Zwickle beantragt, sich um eiue geeignete Persönlich- keit umzusehen, welche geneigt wäre, Fische der Mit- glieder während der Ferien in sachgemässe Pflege zu nehmen. J. Wessely, II. Schriftführer. 144 V ereins- N achrichten . „Heros“, Gesellschaft für biologische Aquarien- und Terrarienkunde zu Nürnberg (E.V.). Gegr. 1898. Ordentliche Sitzung am 19. Januar 1909. Nach Eröffnung der Sitzung durch den 1. Vor- sitzenden Herrn Gruber und Verlesung des Protokolls vom 5. Januar erfolgt Bekanntgabe des Einlaufes. Als Neuzugänge für die Bücherei liegen Hentschel „Das Leben des Süsswassers“ und Heller „Das Süsswasser- aquarium“ auf. Sodann ergreift der 1. Vorsitzende das Wort zu einer Ansprache: „Gedanken eines Vor- sitzenden bei Beginn eines Geschäftsjahres“. Er schildert das Erwachen der Natur in Feld und Wasser und Aquarium und vergleicht damit das neubeginnende Jahr im Vereinsleben. Dort hat Allmutter Natur feste, unverrückbare Bahnen vorgezeichnet und aus den vor- erst verborgenen Keimen entwickeln sich lustig Triebe und Knospen, Blüten und Früchte. Soll aber das Vereinsleben sich gedeihlich entwickeln, so bedarf es hierzu des festen Zusammenhaltens und der treuen Mit- wirkung sämtlicher Mitglieder, und vor allem ist es der Vorsitzende, der die Fäden in der Hand halten soll, der für das Jahresprogramm sorgen muss und der für einen mehr oder minder gelungenen Aus- und Aufbau der Vereinstätigkeit verantwortlich gemacht wird. So begrüsst er es denn mit Genugtuung, dass schon heute eine Anzahl Herren für Vorträge gewonnen ist, so die Herren Steiner, Kühlken, Gruber, Schlanck und Dr. Kraft. Hierauf gelangt eine sehr bemerkens- werte Abhandlung aus der „Woche“: „Luftatmende Fische“ von Dr. Ad. Kölsch zur Verlesung. Da es sich hier nur um Labyrinthfische handelt, bemerkt Herr Bonnenberger, dass wir auch einen einheimischen Fisch haben, der lange auf dem Trocknen zu leben vermag, nämlich den Schlammpeitzger, bei dem ausser- halb des Wassers unter Ausschaltung der Kiemenatmung die Darmatmung in Tätigkeit tritt. Herr Lutz gedenkt des Aales, der gleichfalls lange Zeit ausserhalb des Wassers zu leben vermag. Da hierbei das sagenhafte Wandern der Aale gestreift wurde, erzählt Herr Bonnen- berger, wie aus einem Aquarium, in dem sich eine Menge junger Aale befand, dieselben während der Nacht in grosser Anzahl ausstiegen und dann am andern Morgen in verschiedener Entfernung von ihrem Behälter wieder eingefangen werden mussten. Zum Schlüsse erwähnt Herr Dr Kraft den fliegenden Fisch. Reichhaltig gestaltete sich das Literaturreferat des 1. Vorsitzenden. Aus dem Vereinsbericht der „Wasser- rose“-Dresden vom 7. November 1908 bespricht er ein- gehend die Mitteilung des Herrn Renz, dass der männ- liche Kampffisch beim Umschlingen des Weibchens beim Laichen häufig die austretenden Eier mit dem Maule unmittelbar von der Legröhre wegnimmt. Herr Gruber hat bei dem seinerzeitigen Vortrage: „Die Labyrinthfische unter besonderer Berücksichtigung des Kampffisches“ dieses Umstandes auf Grund seiner Be- obachtung, dass das Männchen das Weibchen bisweilen in einer derartigen Krümmung umschlinge, dass sein Maul an die Geschlechtsöffnung des Weibchens gepresst erscheine, Erwähnung getan, ohne jedoch die wahre Tatsache erkannt zu haben. Bei der Zählebigkeit eines Chanchitos erzählt Referent einen selbsterlebten Fall über die Widerstandsfähigkeit und Lebenskraft einer Smaragdeidechse. Dieselbe entwischte beim Füttern dem auf dem Fensterbrett stehenden Terrarium und fiel vom dritten Stock auf die gepflasterte Strasse. Herr Gruber, der ein totes Tier vorzufinden glaubte, war nicht wenig erstaunt, als er sah, dass sich die Echse, wenn auch nicht mit der gewöhnlichen Ge- schwindigkeit, doch unverletzt von der Unglücksstelle entfernte. Ein Artikel „Liebe und Eifersucht bei den Fischen“ zeigt uns, dass nicht nur bei Vögeln und Säugetieren, sondern auch bei Fischen ein dauerndes oder wenigstens doch ein länger währendes Zusammen- leben der Geschlechter zu beobachten ist. Es finden hier nur die Forellen Erwähnung; aber die Schilderungen von dem Lieben und Hassen dieser munteren Geschöpfe sind anziehend und fesselnd. — Herr Gruber gibt den Stand seiner Wurmkiste bekannt, der ihn gegenwärtig nicht befriedigt; die Würmer werden hart. Es wird darauf zurückgeführt, dass die Erde in der Kiste wohl zu trocken ist; eine zeitweise Anfeuchtung sei un- ' erlässlich. Herr Baumann hat beständig schöne Regen- t würmer. Er überbraust von Zeit zu Zeit seine Wurm- kiste. Herr Lutz hat einen grossen Blumentopf mit r Komposterde gefüllt und eine gute Regenwurmzucht I erzielt. Der 1. Vorsitzende gibt bekannt, dass er in einem älteren Vereinsbericht gelesen habe, die Herren Bonnenberger und Fahrenholtz hätten in nächster Nähe von Nürnberg in einigen Tümpeln eine Art Deckel- schnecke voTgefunden. Herr Bonnenberger kann sich dessen nicht erinnern, und da Herr Fahrenholtz heute , nicht anvvesend ist, bleibt diese Frage ungelöst. Zur . Sprache kommt noch die rote Mückenlarve als Fisch- futter. Verschiedene Herren beteiligen sich an einer Bestellung. Die Verwaltung. Breslau. „Proteus“, Verein zur Förderung der Aquarien- und Terrarienkunde (E -V.). Vereinszimmer: Haase- Ausschank, Sclnveidiiitzer Strasse 37, prt. Aus der Sitzung vom 2. Februar 1909. Haplochilus- Arten. — Etymologie der Namen. — Warnung, Mehlwürmer frei im Terrarium laufen zu lassen. — Ueber Haplochilus- Arten, mit besonderer Berücksichtigung der Haplochilus chaperi, referiert Herr Kutzner unter Vorzeigung eines be- sonders reichhaltigen lebenden Materials. Wir werden später auf die Ausführungen zurück kommen, da uns augenblicklich die Aufzeichnungen des Herrn Kutzner, - tilien und Amphibien. Seinen Austritt aus der Ge- sellschaft meldet Herr Kemmeter an. Zeitschriften: Blätter Nr. 50 und Wochenschrift Nr. 50. Bezüglich der Sammelreferate des Herrn Buschkiel in den Blättern und der Wochenschrift wird im Bericht des Vereins „Nympliaea“-Leipzig bemerkt, dass sich ge- nannter Verein nicht ganz damit zu befreunden ver- mag. Aehnliches haben wir auch schon anderweitig gelesen und die Stimmen nach dieser Richtung scheinen sich zu mehren. Die „Nympliaea“ Leipzig möchte lieber eine sachliche Kritik haben. Diese dürfte aber aus zwei Gründen nicht gut möglich sein. Erstens wegen des Platzmangels und zweitens wäre eine noch so vielseitige Kraft allein nicht imstande, eine wie oben gewünschte Kritik für alle Aufsätze zu bringen. Es wurde unserer Anschauung nach seinerzeit übersehen, den eigentlichen Zweck der Sammelreferate klarzulegen. Auf alle Fälle könnte es nicht schaden, wenn den Referaten künftig etwas mehr Raum eingeräumt werden würde. Herr Dr. Krefft sandte Herrn Müller eine Karte aus Nossibe von der Insel Madagascar mit der Bitte, um Ueber- sendung von Mehlwürmern und Fischfütter durch die „Isis“. Herr Dr. Steinheil teilt mit, dass es ihm gelungen ist, durch reichliche Fütterung mit Gold- fischen seine längere Zeit nicht fressende und dadurch heruntergekommene mächtige Trojndonotus viperinua wieder dem Tode zu entreissen. Die Wochenver- sammlungen am 24. (Weihnachtsabend) und 31. (Syl- vesterabend) fallen aus. K. Lankes. Berlin. „Hertha“, Vereinigung für Aquarien- und Terrarien künde (E. V.) 8. ordentliche Sitzung am 21. Januar 1909. Nach Eröffnung der Sitzung und Protokollgeneh- migung wird der Einlauf erledigt. Da das Annoncieren in den kleinen Anzeigen der „Morgenpost“ für unseren Verein zu teuer ist, wird davon Abstand genommen. Es wird beschlossen, am Sonntag den 7. Februar er. einen Ausflug nach der Jungfernheide zu veranstalten. — Nach der Pause findet eine Aussprache über die roten Mückenlarven statt. Herr Schmidt hat bei den von Tliumm- Dresden bezogenen Mückenlarven viel Schmutz gefunden, der das Wasser getrübt hat. Herr A. Typky hat bei seinen vom Simm-Dresden bezogenen Larven dieses nicht bemerkt; dieselben waren sehr sauber. Er hat das Futter in einem flachen Einmache- glas bei 1 cm Wasserstand aufbewahrt und erneuert alle Tage das Wasser. Tote Tiere hat er nicht viel bemerkt; glaubt auch, dass die lebenden Larven die V ereins-N achrichten . 157 toten auffressen. Im Aquarium bohren sie sich häufig in den Sand und bilden kleine Häufchen. Bei grösseren Haplochilus- und Rivulus- Arten sind sie unzerkleinert nicht zu verfüttern, da die Fische daran ersticken können. Herr Typky hat dadurch den Verlust eines ca. 5 cm laugen Rivulus zu beklagen. Herr Lippelt hat die Mückenlarven ebenso gehalten und verfüttert wie Herr A. Typky. Er hat beim Füttern ein Holzstäbchen in das Wasser gehalten, und die Larven haben sich daran festgesaugt. Ueberhaupt hat er beobachtet, dass dieses Futter im Aquarium sich an irgend einen Gegenstand, Steinchen usw. festsetzt. Herr Przybylski hat die erste Portion wie Herr Schmidt in ein feuchtes Tuch gewickelt; leider hatte er einmal vergessen das Tuch anzufeuchten, und die Larven sind ihm verschimmelt. Die zweite Portion hat er bei 1 cm Wasserstand ge- halten. Herr Lämmel hat seine Mückenlarven in einer Photographenschale 13x18 cm in Wasser aufbewahrt und ist mit dem Futter sehr zufrieden. Nachträglich bemerkt noch Herr Typky, dass in einem seiner Aqua- rien eine Anzahl Mücken aus den Larven ausgekrochen ist. Es findet dann noch die Verteilung von fünf Portionen roter Mückenlarven statt. — Schluss der Sitzung 12 Uhr. R. Typky, Schriftführer. 9. ordentliche Sitzung am 4. Februar 1909. Nach der Protokollverlesung wird der Einlauf bekannt gegeben. Herr Brettschneider hat dem Verein 2 Transportkannen gestiftet und wird ihm im Namen des Vereins dafür bestens gedankt. Dem Bericht des Herrn Steinert, Limbach i. Sa., W. Nr. 5 S. 68, schliessen wir uns an und sind der Meinung, dass Händler mit einem Geschäftsgebaren, wie dort beschrieben, zur Kenntnis der Liebhaber-Vereine ge- bracht werden müssen, damit die Mitglieder vor den Kauf bei diesen Geschäftsleuten gewarnt werden können. Im Protokoll des Magdeburger Schüler- vereins für Naturkunde erscheint uns die 9 cm lange Maus in dem 8 cm grossen Frosch merkwürdig; die Sache ist aber glaubwürdig, da eins unserer Mit- glieder beobachtet hat, wie ein grüner Wasserfrosch {Rana esculenta) eine ausgewachsene Mauereidechse (Lacerta muralis ) aufgefressen hat. Beim Thema Scheibenputzen bemerkt Herr Schmidt, dass er seine Aquarienscheiben mit einem Schauerrohr reinigt und ist er damit sehr zufrieden. Herr Brettschneider hat ein Stück Gummi zwischen Holzstäbchen geklemmt und putzt diese Vorrichtung grossartig. Die mit Algen behafteten Pflanzen reinigt man am besten, indem man sie abbürstet und dann in ein blaues Bad von übermangansaurem Kali legt. Herr Brett- schneider verfüttert das Trockenfutter durch einen Ring; sobald es am Boden liegt, stellen sich die Schnecken ein. Eine lebhafte Diskussion entspinnt sich über die Frage, ob die Schnecken das Futter sehen oder wittern. Das letztere ist wohl wahr- scheinlicher. — Junge Posthornschnecken müssen mit Salat gefüttert werden. — Es ist beobachtet worden, dass alte ausgewachsene Posthornschnecken auch rote Mückenlarven fressen. Im Bericht der Trianea, Rixdorf, W. 5, S. 68, warnt Herr Niendorf vor dem Gebrauch roter Mückenlarven. Wir be- merken dazu, dass die roten Mückenlarven, wenn sie sachgemäss behandelt und verfüttert werden, den Fischen sehr zuträglich sind. Für die Ausrottung «ler Polypen wird 1. die Kochsalzbehandlung (4 g Salz auf 1 1 Wasser) und 2. die Vertilgung durch Stichlinge empfohlen. Heisses Wasser, d. h. selbst auf 50 Grad erwärmt, hilft nicht. Mit der Ver- steigerung von 3 Stück Heros facetus wird die Ver- sammlung um 121/* Uhr geschlossen. R. Typky, Schriftführer, Neanderstr. 2. Breslau. „Proteus“ (E. V.), gegründet 1908. Aus den Sitzungen vom 9. und 16. Februar 1909. Ehe wir in die Tagesordnung eintraten, gedachte der Vorsitzende der hundertsten Wiederkehr des Geburtstages Charles Darwins (geb. in Shrewsbury, am 12. Februar 1809). Wie allen grossen Leuten, die die Kulturgeschichte ein Stückchen vorwärts ge- rückt haben, ist es auch ihm ergangen. Seine kritik- losen Nachbeter haben ihn bis in den Himmel er- hoben, seine Feinde, die in ihm den Neuerer sahen, der ihnen lieb gewordene Gedankenkreise stören wollte, haben ihn bis an sein Ende mit Hass verfolgt und lassen ihm auch jetzt keine Ruhe. Darwinismus, Materialismus und Atheismus wurden als gleich- bedeutende Begriffe dargestellt und nun wird das apodiktische Verdammungsurteil gesprochen. Was bleibt aber davon übrig, wenn wir Darwin selber fragen, wenn wir seine Briefe und Werke einsehen? Gerade vor fünfzig Jahren (1859) schrieb Darwin sein erstes bahnbrechendes Werk: „On the origin of species“ („Ueber den Ursprung der Arten“), zwölf Jahre später (1871) als Frucht einer emsigen Forscher- und Sammeltätigkeit und in den vorsichtigsten und bescheidensten Ausdrücken gehalten sein „The descent of man“ („AbstammungdesMenschen“). Ueberall finden wir den bescheidenen Wissenschaftler, der den festen Boden der Tatsachen nicht verlässt, und dem es gar nicht in den Sinn kommt, eine Formel für das Natur- ganze geben zu wollen. Er will nur versuchen, die Abstammungslehre (Deszendenzlehre — Lamark 1809) auf natürliche Ursachen zurückzuführen. Von Ma- terialismus oder gar Atheismus keine Spurl Das be- weist der Schlusssatz seines Werkes „On the origin of species“ : „Es liegt Erhabenheit in dieser Annahme, dass das Leben mit seinen verschiedenen Kräften vom Schöpfer ursprünglich nur einzelnen oder einer Form eingehaucht sei, und dass, während dieser Planet nach den festen Gesetzen der Schwer- kraft sich gedreht hat, aus einem so einfachen Anfang unendlich viele Formen von hoher Schön- heit und Wunderbarkeit sich entwickelt haben und noch entwickeln.“ Während in seinem Vaterlande die rechtgläubigen Kreise sich ohne weiteres mit Darwins Lehre abfanden und sie vollständig in ihre religiösen Ideenkreise hinübernahmen, ent- brannte in Deutschland ein wilder Kampf, genährt durch Unduldsamkeit und mangelndes Verständnis auf beiden Seiten. Man fing aber doch schliesslich an, sich zu verstehen. Die Abstammungslehre z. B. wurde sogar von namhaften katholischen Forschern als nicht entgegen der Kirchenlehre nachgewiesen. Da liess der „Darwin der Deutschen“ — Haeckel, den manche auch als den „Papst von Jena“ be- zeichnen, seine „Welträtsel“ (1899) erscheinen. Er glaubte alle Welträtsel auf ein einziges zurück- führen zu können, auf das Substanz-Problem, muss aber zugeben (Welträtsel S. 437 und ff.), dass es schliesslich nur ein anderer Name für das ist, was der Naturforscher — Natur oder Universum, der Philosoph — Substanz oder Kosmos, der Gläubige — Schöpfer oder Gott nennt. „Wir geben von vornherein zu“, fährt er fort, „dass wir dem innersten Wesen der Natur heute vielleicht noch ebenso fremd und verständnislos gegenüberstehen, wie Anaxi- mander usw.“ Trotz dieses Geständnisses geht Haeckel selbst weit über das für einen Naturwissen- schaftler zulässige Mass heraus und gründet eine neue Weltanschauung, die er als „Monismus“ anpreist und für die allein richtige erklärt. Das hat ihm den Namen „Papst von Jena“ eingebracht, denn bei ihm wird auch kein Widerspruch geduldet. Einem Laien muss schon auffallen, dass Haeckel bei seinen heftigen Angriffen auf die überkommenen Welt- anschauungen, vor allem auf das Christentum, gar nichts davon sagt, dass wir dasselbe doch in recht verschiedenen Ausprägungen besitzen. Er bekämpft eigentlich nur das mittelalterliche Christentum — den Papismus — wie er sagt, übersieht aber, dass auch der Modernismus schon in den festen Bau der katholischen Kirche Bresche gelegt hat, und dass die historisch-kritische Schule, zumal im Protestantismus, doch derart weit von der mittelalterlichen Kirchen- lehre abgerückt ist, dass auf Grund der oben an- geführten Zugeständnisse Haeckels ohne weiteres eine Verständigung stattfinden könnte. Ausserdem ist seine Philosophie — sein Monismus — nicht ein- heitlich. Er enthält verschiedene Elemente anderer Weltanschauungen. Haeckel als Zoologe kann wohl als der Darwin der Deutschen bezeichnet werden, 158 Vereins-Nachrichten. doch Haeckel als Philosoph steht auf einem anderen Blatte. Seine Welträtsel würden kaum im Sinne Darwins gewesen sein. Im Laufe der Jahre ist manches an der Lehre Darwins geändert worden. Ganz streng wird sie nur noch von Wenigen ver- treten, aber unsterblich ist trotzdem Darwins Ver- dienst. Das hat auch dankbar sein Vaterland an- erkannt, indem es ihm nach seinem Tode (1882) in derWestminsterabtei eine Ruhestätte errichtete, dort, wo England die Grössten seines Volkes zum ewigen Gedenken beisetzt. Hier ruht Charles Darwin in der Nähe des ihm so geistesverwandten Isaac Newton (f 1727), des Entdeckers der Gravitation und der Gesetze der Planetenbahnen. — Hieran schloss sich der Vortrag des Herrn Sindermann „Ueber lebend- gebärende Zahnkärpflinge (I. und II. Teil)“, der natürlich nicht viel neues bringen konnte, was nicht schon veröffentlicht wäre. In der Sitzung wurde aber eine lebhafte Diskussion durch denselben aus- gelöst, vor allen Dingen über die Frage des Trächtig- keitsfleckes bei den Gambusen-Weibchen. Von einer Seite wurde behauptet, dass dieser Fleck nach dem Werfen wieder verschwinde, von anderer Seite, dass er bleibe. Es zeigte sich schliesslich, dass wohl beide Parteien im Rechte sind. Der Fleck verschwindet nämlich dann, wenn die Gambusen zu kalt gehalten werden, um bei Steigerung der Tem- peratur sofort wieder zu erscheinen. (Herr Neu- barth). Dr. Deupser-Dt.-Lissa. Aus der Sitzung vom 23. Februar 1909. Herr Ihmann hält seinen Demonstrationsvortrag über die „Lötarbeiten des Aquarianers“. Das Wort ist uns — - wenigstens in Deutschland — voll- ständig in Fleisch und Blut übergegangen, während wir aus Oesterreich auch öfter das Wort „Aqua- tiker“ hören. Diese Bildung ist entschieden rich- tiger, und wir freuen uns, dass Herr Dr. Ziegler bei Gelegenheit des Barbarismus „Aquariker“ einmal die Frage der sprachlich richtigen Bezeichnung an- geschnitten hat. („W.“ VI, S. 85.) Wir meinen, dass der Fehler eigentlich schon in dem Worte „Aqua- rium“, liegt, denn da dieses im Lateinischen „Wasser- tränke“ bedeutet und „aquarianus“ die Beschäf- tigung mit der Wassertränke bezeichnen würde, demnach „Aquarianer“ also richtig gebildet wäre, so müssen wir das Grundwort vorerst ändern. Man müsste sinngemäss nicht von einem „Aqua- rium“, sondern von einem „Aquaticum“ sprechen. Dabei denken wir an „aquaticus“, im oder am Wasser lebend, und verstehen unter „Aquaticum“ ein Ge- fäss, welches das „im oder am Wasser lebende“ ent- halten kann. Davon würde dann sprachlich richtig abgeleitet werden „Aquatiker“ d. h. derjenige, welcher sich mit diesen Dingen beschäftigt. Will man aber das Wort „Aquarium“, da sein veränderter Begriff durch Gebrauch festgelegt ist, bestehen lassen, so hat man unter Benutzung des Adjektivs „aqua- rius“, das Wasser betreffend, dahin gehörend, den- jenigen, welcher sich mit diesen Dingen beschäftigt, als „Aquarier“ zu bezeichnen. Diese Bildung finden wir schon vertreten in dem Wort „Agrarier“ von „agrarius“, den Acker betreffend. Dabei wäre noch der Vorteil, dass man gelegentlich nach dem Vorbilde der Agrarier „ohne Ar und Halm“, auch einmal „Aquarier“ „ohne Aquarium“ sein könnte. Also einerlei, ob wir uns nun als „Aquarianer“, als „Aqua- tiker“ oder als Aquarier fühlten, wir haben alle sehr viel aus den Ausführungen des Herrn Ihmann lernen können. Der Vortragende hatte sich die Mühe nicht verdriessen lassen, sämtliche Rohrprodukte (Zinkerz, Galmei) mitzubringen und auch die verschiedenen Metalle (Weissblech, Zinkblech, Kupfer, Messing, Blei, Eisen), die für uns in Frage kommen konnten. Sämtliche Lötarten wurden in ihrer Anwendung gezeigt unter Zuhilfenahme einer Benzinstichflamme. Auch das „Tinol“ wurde vorgeführt und dabei betont, dass es sich wohl für kleinere Arbeiten eignet, z. B. dem Löten von Bleiröhren am Durchlüfter, dass man aber eine grössere Haltbarkeit nicht beanspruchen kann. Dafür käme nach wie vor das alte Ver- fahren mit Lötwasser, Lötkolben und Zinnlot in Frage. Da natürlich bei diesem Thema alles an der Demonstration bezw. an der eigenen Uebung liegt, so sehen wir von der Beschreibung der technischen Einzelheiten ab. Empfehlen möchten wir dabei noch für alle, die sich gern mit solchen und ähnlichen technischen Dingen beschäftigen, sich als Nach- schlagebuch des „Deutschen Knaben Handwerksbuch“ zu bedienen, dessen Inhalt auch für den Herrn Papa, nicht nur allein für das Söhnchen, lesenswert ist. — (Des deutschen Knaben Handwerksbuch von Barth und Niederley. Verlag von Velhagen & Klasing. — Bielefeld und Leipzig, geb. 6 Mk.) — - Herr Neubarth teilt mit, dass unsere erst jüngstinsLeben gerufene Aus- kunftsstelle schon fleissig benutzt worden sei. Es wird auf seinen Antrag beschlossen, nun auch einen Schritt weiter zu gehen und dem Publikum in der wärmeren Jahreszeit in geeignet gelegenen Schaufenstern gut eingerichtete Aquarien und Terrarien vorzuführen. Dr. Deupser, Dt.-Lissa. Magdeburg. „Aquaria“. Versammlung vom 16. Februar 1909. Unter den verschiedenen Vorschlägen, die unter dem Titel „Massnahmen für die kommende Saison“ besprochen wurden, brachte der Antrag,, Veranstaltung eines Lichtbilderabends mit Vortrag“ Leben unter die Mitglieder. Der bestimmte Tag soll in propa- gandistischer Weise unter der Magdeburger Bevöl- kerung bekannt gemacht werden , so dass die ausser- ordentlichen Anstrengungen durch ein volles Haus belohnt werden. Weiterhin wurde eine Sammelliste zwecks Ankauf von Fischen und Pflanzen für das Frühjahr herausgegeben. Der Titel „Verschiedenes“ offenbarte viele Erlebnisse der Mitglieder in ihrer Liebhaberpraxis, und besonders wurde die Fähigkeit der Labyrinthfische, längere Zeit ausserhalb des Wassers existieren zu können, lebhaft besprochen. Die Versammlung wurde um */2 12 Uhr mit einer nochmaligen Einladung zu unserem Herrenabend geschlossen. Wilhelm Rolle. Wien. „Lotus“, Verein für Aquarien- u. Terrarienkunde Protokoll der Sitzung am 15. Februar 1909. Im Einlauf die obligaten Fachzeitschriften sowie einige Offerten und Grusskarten einiger Mitglieder, welche einen Winterausfiug in einen Teil der Wiener Donau-Auen gemacht hatten. — Herr Krebs hat einige Schnecken ( Planorbis trivolvis und Ampullaria gigas) sowie Lymnocharias , Nupliar, Salvinia und diverse Sagittarien mitgebracht, welche unter den Anwesenden willige Abnehmer fanden. Herr Dr. Kämmerer kündigt für Dienstag den 2. März einen Vortrag an unter dem Titel: „Gewöhnung von Süsswasserfischen an Meer- wasser und von Meeresfischen an Siisswasser“, mit Vor- führung eines Experimentes. — Unser Vergnügungs- abend findet am 13. März statt und verspricht, nach dem aufgestellten Programm zu schliessen, recht unter- haltend zu werden. Frau Neumann hatte eine lebende Fledermaus mitgebracht, welche, auf der Hand ihrer Pflegerin sitzend, die ihr gebotenen Mehlwürmer gierig verzehrt und dann aus einem Näpfchen Milch trank. Das drollige Tierchen erregte durch seine Zahmheit und Munterkeit allgemeines Interesse. Schreiber dieses hielt sodann einen Vortrag über das Sumpfaquarium, seine Einrichtung und Pflege. Vortragender bedauert in erster Linie, dass dieser Zweig unserer Liebhabeir noch so selten gepflegt werde, obwohl ein sachgemäss eingerichtetes Paludarium verhältnismässig wenig Arbeit mache, und jedem Raum, in dem es aufgestellt sei, zur Zierde gereiche; er bespricht die passendsten Behälter, die Erdmischung, dass sich unsere heimische Flora hauptsächlich für Freilandpaludarien eigne, während für geschlossene Räume wieder Pflanzen aus südlichen Gegenden geeigneter sind, die dankbarsten Pflanzen, die Pflege durch fleissiges Spritzen, Lüften und Freihalten von Ungeziefer. Ueber letzteren Punkt entspann sich eine lebhafte Debatte und beklagten sich mehrere Mit- glieder, dass ihre Pflanzen sehr. durch Blattläuse zu leiden hätten. — Wessely erklärt, dass man trachten müsse, diese Schmarotzer gleich im Anfangsstadium zu unterdrücken, denn wenn sie einmal stark überhand Vereins-Nachrichten. genommen haben, sei es schwer ihrer Herr zu werden. Am besten bewährt habe sich bei ihm Bestäuben der befallenen Pflanzen mit Insektenpulver oder Tabak- lösung, am besten sei es aber durch geeignete Pflege, fleissiges Spritzen und Lüften dem Uebel vorzubeugen. In Aquarien mit Schwimmpflanzen vertilgt man die Blattläuse durch Auflegen eines Bogens rauhen Papiers und sanftes Andrücken auf die Wasserfläche, worauf dann die meisten dieser Parasiten am Papier haften bleiben. J. Wessely, 2. Schriftführer. Dresden. Ichthyologische Gesellschaft. 128. Sitzung vom 20. Februar 1909. Nach Eröffnung der Versammlung gibt der erste Vorsitzende die Eingänge bekannt, unter welchen sich die üblichen Zeitschriften, sowie verschiedene Briefe und Offerten befinden; unter anderen auch ein Schreiben der „Isis“-München, die Neuwahl des Vor- standes betreffend, wir haben dankend hiervon Kenntnis genommen. In einem weiteren Schreiben ladet uns Frau BertaKuhnt - Berlin ein , uns eventuell für kommenden Mittwoch im Vereinslokal der „Fauna“, Restaurant „Amtshof“ hier, einzufinden, um die von ihr mit- gebrachten Neuheiten ( Pantodon etc.) in Augenschein zu nehmen. Von Henkel-Darmstadt liegt ebenfalls Offerte vor; es wird beschlossen, dass Herr Bessner nochmals an Henkel schreiben wird, damit dieser an sämtliche Mitglieder Kataloge schicken soll, dass sich jeder einzelne zu Hause in Ruhe die Pflanzen, welche er wünscht, aussuchen und dann die Bestellung durch den Verein im ganzen ausgeführt werden kann. Die Deutsche Fischerei-Korrespondenz soll künftig wieder gehalten werden, da neuerdings auch die Aquarienkunde mehr in derselben Berücksichtigung findet. Im Dresdner Anzeiger befindet sich ein längerer Artikel über den Stichling als Bewohner des Aqua- riums von C. Heller. Es ist nur zu begrüssen, dass sich auch andere Zeitungen als Fachblätter dazu herbeilassen, derartige Artikel zu bringen, um so auch fernstehende Kreise des Publikums für unsere schöne Sache zu interessieren. Hiermit geben wir nochmals bekannt, dass alle Offerten, Briefe usw. für unseren Verein nicht mehr wie früher an Herrn Minkert, sondern an den der- zeitigen ersten Vorsitzenden, Herrn Hugo Bessner, Dresden-A., Arnoldstrasse 1, III, zu richten sind. Im Vereinsbericht des Vereins „Proteus“ E. V., Breslau, gegr. 1908, wird angeregt, bei eventuellen Ar- tikeln usw. die Betonung der verschiedenen Namen richtig zu markieren. Wir stimmen dieser Anregung voll und ganz bei und schliessen uns in dieser Hin- sicht dem Verein Proteus E. V.-Breslau an. Unsere Vereinsversammlungen sollen künftig nicht mehr Sonnabends, sondern laut Abstimmung, donners- tags“, und zwar alle 14 Tage stattfinden. Von wann an diese Aenderung eintritt, wird im Vereinsbericht noch bekannt gegeben. (Vorläufig ist angenommen, dass diese Aenderung von übernächster Sitzung ab in Kraft tritt.) Wir machen hiermit die Mitglieder nochmals darauf aufmerksam, doch recht zahlreich in die Zwischensitzungen zu kommen, aus den schon im letzten Protokoll angegebenen Gründen. Herr Weissbach teilt mit, dass bei ihm „Aktinien“ Junge abgesetzt haben, Unterzeichneter meldet Nach- zucht von Triton vulg. subspec. graeca f. corcyrensis Wolt. und f. Tomasinii Wolt., ferner von Triton cristatus subspec. carnifex , Triton viridescens var. (Neu-Orleans) und Pleurocleles Waltlii, sowie Triton alpestris an. Wilh. Schreitmüller, I. Schriftführer. Graz (Steiermark)-„Neptun“. Hauptversammlung am 29. Januar 1909. Der Obmann Herr Gutmann erstattete den Jahresbericht und schloss ihn mit Dankesworten an den Kassenverwalter, den Bücherwart und Schrift- führer. Nach dem Kassenbericht des Herrn Putschar, der nunmehr die Kasse durch zehn Jahre in um- 159 sichtiger Weise verwaltet, betrugen die Einnahmen im vergangenen Jahre 190 K 30 h, der Kassenrest von 1907: 335 K 89 h, hiervon ab die Ausgaben von 146 K 2 h ergibt einen Barbestand von 380 K 17 h, was mit Beifall zur Kenntnis genommen wurde. Herr Bücherwart Görz gab Bericht über den Zustand und Zuwachs der Bücherei, welche, im Jahre 1908 er- heblich vermehrt, gegenwärtig 107 Bände zählt. Bei der Vorstandswahl wurden dessen bisherige Mit- glieder fast sämtlich wiedergewählt und setzt er sich aus folgenden Herren zusammen: Gutmann, Obmann; Gottwald, Obmann-Stellvertreter; Putschar, Säckel- wart; Görz, Bücherwart; Meuth, Schriftführer; Kragl und Franz, Rechnungsprüfer. Herr Putschar stellte den Antrag, ausständige Mitgliedsbeiträge von Herren, die ständig den Sitzungen fernbleiben, ohne ihren Austritt gemeldet zu haben, schriftlich einzufordern (angenommen); ferner beantragt er Richtigstellung unserer Vereinsadresse im Adresskalender und An- schaffung eines Adressbuches für den Verein (an- genommen). Herr Gutmann regte an, wie im Vor- jahre Ausflüge zu machen und forderte zu grösserer Beteiligung auf. Herr Meuth übergab dem Verein die in Form eines Leporello-Albums aufgezogenen „Ratschläge und Winke für Aquarienliebhaber“ aus „Natur und Haus“ und stellte den Antrag, der Verein möge einen Projektionsapparat zu Vorträgen an- sekaffen. Es wurde beschlossen, vorerst die Kosten eines solchen Apparates in Erwägung zu ziehen. Zur Hebung der Vereinstätigkeit sollen Ausschusssitzungen einberufen werden. Die Sammelbüchse wies den er- erfreulicken Inhalt von 14 K auf. Zugeschickt wurde uns die Mitgliedskarte der „Zoolog. Gesellschaft“ in Wien, welcher der „Neptun“ beitrat, und der General- versammlungsbericht der „Isis“, München. Cand. phil. A. Meuth, Scliriftf. Dortmund. „Triton“. Sitzung am Freitag, den 19. Februar 1909. 1. Eingänge und Geschäftliches. Der Verlag der „Blätter für Aquarien- und Ter- rarienkunde“ teilt mit, dass der bisherige Redakteur der Wochenschrift, Herr Dr. Wolterstorff, nunmehr Redakteur der „Blätter“ ist. Ausserdem gingen eine Reihe Offerten, meistens Schulaquarien betreffend, ein. Zu einer Bestellung brauchte noch nicht geschritten werden, da die Schüler- becken erst nach Ostern ausgegeben werden können. Es sollen vielmehr weitere Offerten abgewartet werden. Offerten von Mitgliedern werden bevorzugt. 2. Vortrag des Herrn Seliger über Pflanzen- kulturen. Herr Seliger trug seine Erfahrungen auf dem Ge- biete der Pflanzenkulturen vor. Im Gegensatz zu der in den Zeitschriften vielfach angeführten Beschreibung der Eigenschaften des Bodengrundes, nach der die Aquarienerde frei von allen Fäulnisstoffen sein soll, verwendet Herr Seliger direkt dunghaltige Erde. Um den Boden lockerer zu halten, mischt er ihn mit Sand. Eine vorzügliche Aquarienerde finden wir hier in der Nähe der Zinkhütte. Seine guten Resultate schreibt Herr Seliger den vorzüglichen Lichtverhältnissen zu. Die hieran schliessende rege Diskussion bezeugte das lebhafte Interesse, mit dem die Anwesenden seinen Ausführungen gefolgt waren. Herr Gernoth bemerkt, dass der Dünger als solcher erst dann den Pflanzen Nahrung zuführen kann, wenn er einen gewissen Um- wandlungsprozess durchgemacht hat oder, wie man sagt, verrottet ist. Dagegen führen gewisse künstliche Dungstoffe, Ammoniaksalze und Kalisalze, direkt und sofort den Pflanzen Nahrung zu. Er empfiehlt deshalb, mit diesen Pflanzennährsalzen ausgiebige Versuche zu machen. Natürlich dürfen diese Nährsalze nur in ganz minimalen Portionen zugeführt werden, da ein Zuviel schädlich wirkt. Herr Gernoth macht noch auf die Lichtverhältnisse aufmerksam. Die Pflanze produziert nur Sauerstoff beim Tageslicht. Deshalb ist gerade im Winter starke Belichtung für die Pflanzen not- wendig. Ist diese aber vorhanden, dann wächst die Pflanze auch im Winter. An und für sich wirkt das Licht zu jeder Tageszeit. Dass gerade die Morgen- 160 V er eins-N achricht en . sonne für die Aquarien empfohlen wird, hat seine Be- rechtigung in dem Umstande, dass die Pflanzen durch ihre im Dunkeln gewissermassen negative Tätigkeit erschlafft sind, ebenso die Tiere geschwächt sind durch den geringen Gehalt des Wassers an Sauerstoff, da ja die Pflanzen bei Lichtmangel auch Sauerstoff absor- bieren. Es entwickelte sich dann eine Diskussion über die Kieselalge. Es wird dabei behauptet, dass Fische Kieselalgen fressen und vermutlich auch dadurch er- kranken. So glaubt Herr Warnecke, d^s ihm aus diesem Grunde eine Anzahl Kärpflinge eingegangen seien. Wie ihm erwidert wurde, handelt es sich in diesem Falle augenscheinlich um eine Blasenerkältung der Tiere, da diese die charakteristischen Anzeichen dieser Krankheit (Schaukelbewegung, Ueberschlagen) zeigten. Der Grund dieser Erkrankung liegt in den starken Temperaturdifferenzen zwischen den oberen und unteren Wasserschichten, die bei der von Herrn Warnecke verwendeten Heizung „Reform“ leicht möglich sind. Erwähnung finde hier noch die von Herrn Seliger verwandte Einpflanzröhre. Eine Glasröhre wird im Winkel gebogen. In dem kürzeren Schenkel des Winkels steckt man die Pflanzenwurzel in den Boden- grund ein und zieht sie dann seitwärts wieder hinaus. Der Vorteil dieser Einpflanzungsart ist, dass die Wurzeln langgestreckt und unverletzt bleiben. Aeusserst bequem ist sie noch beim Einpflanzen in bereits gefüllte Gläser. 3. Besprechung des Ausfluges nach der Fischzucht- anstalt in Ahsen. Wie uns vom Fischmeister mitgeteilt wird, ist die beste Zeit zu einem Besuche Ende März, da wir die Anstalt dann in vollem Betriebe sehen können. Es wäre erwünscht, wenn sich recht viele an dem Ausfluge beteiligen würden, um so mehr als die älteren Mit- glieder, die den Ausflug schon einmal gemacht haben, teilnehmen werden. Das Nähere wird den Mitgliedern noch durch ein besonderes Schreiben bekannt gegeben. 4. Schulaquarien. Die Vergebung der Schulaquarien soll bis nach Ostern verschoben werden. Einige Herren meldeten schon Zuwendungen an Pflanzen und Tieren an. Im Interesse der guten Sache wäre es wünschenswert, wenn noch andere Mitglieder ihre entbehrlichen Pflanzen und Tiere, event. unter Preisangabe, anbieten würden. Sitzung am Freitag, den 5. März 1909. Tagesordnung: 1. Eingänge und Geschäftliches. 2. Zeitschriftenreferat. 3. Ausflug nach Ahsen. 4. Ver- schiedenes. Der Vorstand. J. A. : Blase. Mainz. „Cyperus“, Verein für Aquarien- und Ter- rarienkunde. Briefadresse: T. von Kittlitz, Mainz. Vereinslokal: Kötherhof. Nächste Sitzung: Diens- tag, den 23. März. Bibliothek-Stunden: Jeden Sams- tag Abend von 8V4 Uhr ab (Fuststrasse 2), woselbst auch stets näheres über die Sonntags-Ausflüge zu erfahren ist. Gäste jederzeit willkommen. Der Vorstand. Adressentafel Augsburg. „Wasserstern“, Verein für biologische Aquarien- u. Terrarienkunde (E. V.) mit Zweigverein Ingolstadt. Briefadresse: K. Riedel, Gossenbrot- strasse2. Vereinslokal Augsburg: Caf6„Augusta“. Sitzungen jeden 1. und 3. Samstag abends 9 Uhr. Vereinslokal Ingolstadt: Restaurant Merl. Sitzungen jeden 1. und 3. Donnerstag abends 6 Uhr. Berlin. „Triton“, Verein für Aquarien- u. Terrarien- kunde (E. V.). Briefadresse: F. Gehre, Schönberg- Friedenau, Beckerstrasse 2. Berlin. „Hertha“, Vereinigung für Aquarien- und Terrarienkunde (E. V.). Zusammenkunft jeden 1. und 3. Donnerstag im Monat im Restaurant „Zum Branden- burger“, Münzstrasse 17, Ecke Königsgraben. Brief- adresse: Carl Schmidt, Berlin NO 55, Treskowstr. 32. Gäste willkommen. Breslau. Aeltester Breslauer Verein für Aquarien- und Terrarienkunde, „Proteus“, gegr. 1900. Die Adressen sind: für Geldsendungen Herr Constantin Franz, XIII, Schillerstrasse 15 III, für Briefe, An- träge usw. Herr Landesversicherungs - Sekretär Dziembowski, XIII, Augustastrasse 33, für Wissen- schaft!. Anfragen, Präparate, konservierte Tiere usw. Herr E. Scupin, Fürstenstrasse 12, für den ersten Vor- sitzenden Herr Dr. Eckhardt, I, Taschenstrasse 25. Sitzungen jeden Dienstag abends 9 Uhr c. t. im Schult- heiss Restaurant, Neue Gasse. Breslau. „Proteus“, Verein zur Förderung der Aquarien- und Terrarienkunde. (E. V.) gegr. 1908. Vereinszimmer: Haase- Ausschank, Schweidnitzer Strasse 37, part. Sitzungen: Jeden Dienstag, abends 9 Uhr. Adressen: a) für den Schriftführer: Magi- stratssekretär Sauer - Breslau , Kleine Scheitniger Strasse 58, III; b) für Geldsendungen: Bankbuch- halter Neubarth-Breslau, Städtische Bank; c) für wissenschaftliche Anfragen, Auskünfte auf dem Ge- biete der Liebhaberei, Zusendung von lebenden und toten Tieren, nur an den Vorsitzenden: Dr. Deupser, Deutsch-Lissa. Bernborg a. S. „Aquaria“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Göhres Restaurant, Karlstr. 5. Versammlung jeden ersten Mitwoch im Monat. Brief- adresse: Lehrer Herrn. Wiehle, Latdorf b. Bernburg. 1) Aufnahme erfolgt nur auf Antrag! — Eine Ausnahme wurde nur bei jenen Vereinen gemacht, die ihre Berichte im Jahre 1909 ohnedies bereits in den „Blättern“ veröffentlichten! Weitere Vereinsadressen stets willkommen! Auf besonderem Blatt! Ergänzungen, Aenderungen werden umgehend erbeten! Dr. Wolterstorff. der Vereine1 *). Dortmund. „Triton“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Sitzung jeden 1. u. 3. Freitag im Monat, abends 9 Uhr. Vereinslokal: „Gewerbeverein“, Kuhstrasse. Briefadresse: Oberlehrer Gernoth, Alexanderstrasse 19. Dresden. „Wasserrose“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Vereinslokal: Restaurant Victoria- haus, Seestr. Versammlung jeden l.u. 3. Sonnabend im Monat, an den dazwischenliegenden Sonnabenden zwanglose Zusammenkünfte. Briefadresse: Paul Lehnert , I. Vorsitzender Dresden -A. 16, Winter- gartenstrasse 57. Dresden. „Ichthyologische Gesellschaft“. Brief- adresse: Hugo Bessner, 1. Vorsitzender, Dresden-A., Arnoldstr. 1, III. Dresden. „Fauna“. Briefadresse: Georg Gerlach, Vorsitzender, Dresden 21, Niederwaldstr. 37. Tagesordnungen : Frankfurt a. M. „Biologische Gesellschaft“. Programm für Monat März. Samstag, den 6. März: Vortrag des Herrn Lehrer Herrmann: „Verstümmelung u. Regeneration in der Tierwelt“. Gratis-Verlosung. Damen und Gäste willkommen. Samstag, den 13. März: Tagesordnung, Literatur- Referate. Sonntag, den 14. März: 1. Futterfang-Ausflug nach Seckbach. Treffpunkt: Endstation Seck- bach 8 3/4 Uhr morgens. Kanne u. Netz mitbringen. Dienstag, den 16. März: Ausserordentliche Haupt- versammlung über Verlegung des Vereins- Abends, starken Zuwachses halber den grösseren Saal zu erhalten. Samstag, den 20. März : Abendunterhaltung, abends 9 Uhr. Gäste und Freunde herzlich willkommen. Samstag, den 27. März: Herr H. Stridde: „Der Einfluss des Fortpflanzungstriebes auf beide Geschlechter der Tierwelt“. Samstag, den 3. April: Vorlesung des Herrn Chmielewsky über „Giftige Fische“. Gratis- Verlosung. Damen und Gäste willkommen. Wir bitten um zahlreichen Besuch unserer Abend- unterhaltung. Alle Sitzungen beginnen pünktlich 9 Uhr abends im „Westend-Garten“, Taunusstrasse 1. Hochachtungsvoll Der Vorstand. (Fortsetzung folgt.) Für den Anzeigenteil: Fritz Lehmanns Verlag, Stuttgart. — Verlag von Fritz Lehmann, Stuttgart. Druck von Julius Maser, Leipzig-R. Einiges über mein Seewasseraquarium, mit besonderer Berücksichtigung der Seegurke ( Cucumaria planet). Von Karl Menz, Wien. (Mit drei Originalanfnahmen.) (Schluss.) Ich möchte noch im allgemeinen einiges über meine Seewasseraquarien bekannt geben, und zwar schon deswegen, weil angeblich so viel Umständliches, Beschwerliches und Kostspieliges von Laien, sowie auch von erfahrenen Prak- tikern der Haltung von Seewasseraquarien zu- geschrieben wird. Es gibt allerdings auch solche, die mit dem alten Zopf nichts mehr zu tun haben wollen, z. B. Herr C. A. Reitmayer, Wien, der in seinem Aufsatze in den „Blättern“ Nr. 10 vom 10. März 1908: „Warum finden wir so wenig Seewasseraquarien“ bezüglich dieser unüberwindlichen Hindernisse den Nagel auf den Kopf getroffen hat. Ich kann mich daher darauf beschränken , ganz kurz zu behaupten, die Seewasseraquarienpflege ist nicht einmal so schwierig wie die eines Süsswasseraquariums, dazu viel anregender und lehrreicher als diese. Der Süsswasserfisch behält seine Form, er wird höchstens während der Laichzeit an Farbe schöner. Bei den Seetieren dagegen (Aktinien, Ceryanthu.s, Ilyantlms ) ist Farbe und Form eine sehr abwechslungsreiche, und man ist sehr oft so überrascht über die Formveränderung einer Aktinie, dass man beinahe nicht glauben kann, ein und dasselbe Tier vor sich zu haben. Viel wird über häufige Trübungen des Wassers geklagt. Auch ich hatte schon kleinere Trü- bungen durchzumachen, aber noch niemals wäre es mir eingefallen, deswegen den Kopf hängen zu lassen, sondern ich habe nach der Ursache geforscht. Fand ich, dass ein Tier krank war, so ent- fernte ich dasselbe. Andere Trübungen ver- schwanden durch stärkeres Durchlüften nach einigen Tagen von selbst. Alle diese Trü- bungen kommen nur in der ersten Zeit vor, gerade so, wie bei den meisten Süsswasser- aquarien, solange das sogenannte biologische Gleichgewicht im Aquarium nicht hergestellt ist. Um in meinen alten Aquarien (von denen das eine jetzt I Jahre eingerichtet steht, ohne ge- reinigt oder ausgeräumt worden zu sein, und so veralgt ist, dass ich ausschneiden musste, da der Algenwuchs sonst zu dicht geworden wäre) das Wasser klar und gut bleiben zu lassen, ist es auch nicht nötig, wie von manchen alten Liebhabern behauptet wird, jedes Schmutzkörn- chen und jedes Futterrestchen absolut gleich zu entfernen. Mein Wasser ist in sämtlichen Aqua- rien ganz klar. Ich bin kein Freund des fort- währenden Nachsehens und Herumstocher ns, ob kein Stückchen Futter oder Schmutz im Aquarium liegt. Trotzdem manin meinen Aquarien Schlamm, Schmutz , auch öfters Futterreste am Boden sehen kann, ist kein schlechtes Wasser vorhan- den. Es soll selbstverständlich damit nicht ge- sagt werden: Man lasse sein Aquarium versauen, und das Wasser wird gesund und rein sein! — Sondern ich meine, wenn „etwas“ am Boden liegen bleibt, darf man nicht gleich so ängstlich sein und Schlauch oder Schlammheber sofort in Bewegung setzen. Vielleicht liegt in meiner Behandlung der Aquarien die Ursache, dass in ihnen alles wimmelt von mit freiem Auge sichtbaren Infusorien, die gewiss nicht darinnen wären, wenn ich jene so pedantisch von jedem Schmutzteilchen reinigen würde, wie es mancher predigt. Meine Aquarien sind alle bis auf eines mit rein gewaschenem Flusssand eingerichtet, in dem einen befindet sich Sand aus der Adria. Als Dekorationsstücke verwende ich hauptsäch- lich Granit (Pflastersteine), und au diesen ist 162 Karl Menz: Einiges über mein Seewasseraquarium, mit besonderer Berücksichtigung der Seegurke. bei uns in Wien, wo aller 14 Tage die Strassen aufgerissen und neugepflastert werden, kein Mangel. Ferner stellen sämtliche Aquarien auf einem Ständer beim Fenster an der Nordseite, haben also das ganze Jahr keine Sonne. Die Steine und eventuell Dekorationsstücke werden alle so arrangiert, dass sie an die Rückwand des Aquariums gegen das Fenster zu stehen kommen. Ferner ist die rückwärtige Glaswand (die dem Fenster zugekehrte) mit lichtgrünem Seidenpapier überklebt, darüber aber noch ein undurch- sichtiger Karton gehängt. Jetzt wird der geehrte Leser denken, ich sei nicht ganz normal; denn da wird es ja im Aquarium zu finster! Aber nur Geduld: ich bringe nämlich in der Verlänge- einmal einige Wochen im Besitze eines See- wasseraquariums ist, das Wasser klar ist, die Tiere eingewöhnt und gesund sind, so machte ich die Erfahrung, dass gerade bei den Aktinien eine prächtigere Entfaltung ihres Körpers hervor- gerufen wird, wenn man mit der Durchlüftung längere Zeit aussetzt. Ich unternahm absicht- lich den Versuch und durchlüftete ein Aquarium,’ allerdings ein stark veralgtes, fünf Tage ununter- brochen gar nicht, wobei sämtliche Tiere darin, Edelsteinrose ( Bunodes gemmaceus ), Erdbeerrose (Actinia equina), Seemannsliebchen ( Heliactis bellis ), Gürtelrose ( Actinia Zonata ) und Cerianthus in voller Pracht entfaltet waren. Und da gibt es doch noch sehr viele, die da glauben, es müsse Original-Aufnahme naeli dem Figur 3. In der Mitte grosses Seemannsliebchen, etwas links davon Seepferdchen, von Alfred Baclimann-Wien rechts vorne in der Ecke Köcherwurm; die dunklen Konturen rückwärts sind Erd- beerrosen (oder Pferdeaktinien). rung jener Glasscheibe, die dem Zimmer zu- gekehrt ist, nach oben zu, also oberhalb des Wasserspiegels, in der ganzen Länge des Aqua- riums einen zirka 15 cm breiten Reflektor an (ich habe Spiegel verwendet, es genügt aber auch Glanzblech, Weissblech), und zwar etwas zum Wasserspiegel geneigt. Durch den Reflektor fällt das Licht auf den schön arrangierten Hintergrund, es werden die Tiere und alles, was sich jetzt im Aquarium befindet, wunderbar belichtet, das grüne Seidenpapier kommt durch die Verdeckung mit dem Karton zur vollen Geltung und gibt dem ganzen Aquarium die natürliche Farbe des Meeresgrundes. Bezüglich der Durchlüftung möchte ich noch erwähnen, dass es nicht nötig ist, ununter- brochen zu durchlüften, sondern wenn man ununterbrochen und sogar sehr stark durchlüftet werden! Aus diesem Grunde bin ich auch auf der Ausstellung des „Lotus“ mit mehreren Aus- stellern hart aneinander geraten, da dieselben die Durchlüftung der Seewasseraquarien so re- gulierten, dass die Ausströmung immer eine starke Wellenbildung hervorrief, was gerade der Entfaltung der Tiere hinderlich ist. Die Fütterung meiner Tiere besteht aus- schliesslich aus rohem Rinderherz. Dieses wird sehr kleinen Tieren, wie Seesternen, See- hexeln, Garneelen fein geschabt, und für grössere Aktinien in längliche, wurmähnliche Stücke ge- schnitten; ersteren wird es auf den Boden ge- streut, letzteren mittelst eines feinen Stäbchens oder einer Pinzette in den Tentakelkranz ge- reicht. Abwechselnd, aber selten wird den Aktinien ein Weissfisch lebend gereicht, welcher H. R. Jockisch: Einiges über unsere deutschen Amphibien. 163 selbstverständlich viel rascher mit den Tentakeln ergriffen wird als das Herz, und es ist unglaub- lich, welch grosse Tiere die Aktinien imstande sind, zu verzehren. Ich möchte folgenden Vorfall, welcher sich in einem meiner Aquarien (Fig. 3) zugetragen hat, Vorbringen: Eines schönen Tages suchte ich mein Seepferdchen, welches ich schon einige Monate im Aquarium hatte, konnte es aber mit bestem Willen nicht finden. Nach drei oder vier Tagen bemerkte ich noch halb im Rachen einer BeÜis stecken (Fig. 3 in der Mitte) ein weisses Gerippe. Ich wollte es mit einer Pin- zette behutsam herausziehen, was mir aber nicht gelingen wollte, da es noch im Rachen ver- ankert war; ich wartete eine Weile und be- merkte später zu meinem Erstaunen, dass es das Gerippe meines Seepferdchens und ganz rein abgesaugt war, so dass man das ganze Knochensystem von der Schnauze bis zum Schwanzende, nachdem es aufgerollt war, be- merken konnte. Man sieht aus diesem Ereig- nisse, dass man auch hier vorsichtig sein muss und nicht alle möglichen Tiere in einem Aquarium Zusammenhalten darf, wenn man vor Schaden geschützt sein will. Ich habe später einmal demselben Seemannsliebchen einen 6 cm langen Goldfisch gereicht, und nach vier Tagen war dasselbe Ergebnis zu verzeichnen wie bei dem Seepferdchen. Zum Schlüsse möchte ich etwas Vorbringen, was für viele Liebhaber von grossem Interesse sein dürfte: Ich habe nämlich jetzt schon zwei- mal den Fall miterlebt, dass eine Erdbeerrose (auch Pferdeaktinie genannt) 30 — 40 Junge warf und das Muttertier jedesmal nach dem Werfen einging, d. h. das Tier zerfiel in lauter Stück- chen, es hat sich ganz zersetzt. Mich würde es sehr interessieren, ob dies jedesmal der Fall ist oder ob hier eine Krankheitserscheinung vorliegt. Die Jungtiere sind herzlieb, die Ten- takel sehr stark ausgebreitet. Die erste Zeit bleiben sie ziemlich beisammen, später aber wandern sie wacker im Aquarium herum, und man sieht bald hier, bald dort eines auftauchen. Einiges über unsere deutschen Amphibien. Von H. R. Jockisch-Kiel. Frösche und Kröten, diese überaus nütz- lichen Tiere, gelten leider noch immer in vieler Augen für „ekles Gewürm“, womit in Berührung zu kommen man sich hüten und vorsehen muss. Zum Glück gibt es immerhin eine ganze Reihe von Liebhabern, die sich der Beobachtung und Pflege dieser wissen- schaftlich ausserordentlich interessanten Tiere widmen. Man könnte leicht meinen, unsere Kenntnis dieser zoologischen Gruppe sei längst erschöpft, es gebe nichts neues zu erforschen. Trotzdem der Frosch fast überall einem Anfängerpraktikum zugrunde gelegt wird, ist diese Annahme durchaus falsch und irrtümlich. Noch eine ganze Menge offener Fragen harren der Beantwortung; und es ist zweifellos, mancherlei Fragen sind bisher noch gar nicht einmal aufgeworfen worden. Die Frösche haben seit meiner Schüler- zeit mir eine der anziehendsten Unter- haltungen gewährt; aus dieser fortgesetzten Knabenliebhaberei erwuchs jüngst eine (noch ungedruckte) Untersuchung über das Ver- hältnis unserer mitteleuropäischen Ranen zur Pendulationstheorie, wobei sich denn sehr bemerkenswerte Ergebnisse zeigten. Aber davon soll hier nicht geredet werden. Viel- mehr möchte ich einige kleinere Be- obachtungen über unsere deutschen Am- phibien überhaupt, namentlich auch über den Feuersalamander, mitteilen, wie sie im Laufe der Zeit sich mir aufdrängten. I. Im Sommer 1906 fing ich auf einem Spaziergange eine ungeheure Menge von Siebenpunkten ( Cocdnella septempunctata) , die mir ein ausgezeichnetes Futter für meine Lurche zu sein schienen. Und richtig, kaum hatte ich die Tiere — mindestens hundert Stück — ins Terrarium gebracht, als sich Frösche und Kröten abwechselnd in regem Eifer auf die Jagd machten und ihre Ver- tilgung begannen. Aber bald schon zeigte sich eine befremdliche Erscheinung. Nach- dem etwa die Hälfte der Siebenpunkte auf- gezehrt war, blieben die übrigen vollkommen unbehelligt. Auch nicht ein Stück mehr wurde gefressen. Die Amphibien verhielten sich vollkommen gleichgültig dagegen; die Käfer konnten ihnen noch so nah vor den Augen umherlaufen, nicht einer ward mehr verspeist. Ich suche den Grund hierfür in den scharfen Saft der Coccinellen und sehe in diesem ferneren Verschmähen einen deut- lichen Beweis dafür, dass die Rana- und Bufoarten einen ausgeprägten Geschmack besitzen. Das wäre das eine. Aber es ergibt sich daraus noch etwas anderes. Prof. Simroth, 1G4 H. R. Jockisch: Einiges über unsere deutschen Amphibien. dem ich gelegentlich von dieser Beobachtung persönlich Mitteilung machte, setzte sie so- gleich in Verbindung mit der Färbung der Unken. Es ist bekannt, dass die Unken, wenn sie sich verfolgt sehen, sich auf den Rücken legen und die bunte Bauchseite zeigen. Diese bunte Färbung würde demnach unbedingt als Schreckfarbe wirken, d. h. sie würde anzeigen, dass es sich hier um eine wenn nicht ungeniessbare, so doch zumindest übelschmeckende Nahrung handelt, der die meisten Verfolger aus dem Wege gehen würden. Und dass wenigstens unser grüner Wasserfrosch auch Unken verschlingt, habe ich selber mit ansehen können und wird bei der ungeheuren Gefrässigkeit dieses Tieres, das selbst an Wieseneidechsen ( Lacerta vivipara ) sich vergreift, nicht weiter Wunder nehmen. Die Auffassung Simroths, so kühn sie im ersten Augenblicke auch erscheinen mag, dürfte jedenfalls ausserordentlich viel Wahrscheinlichkeit für sich haben. Es handelt sich dabei eben um einen jener inneren Zusammenhänge, die der Forschung noch immer Rätsel über Rätsel bieten. II. Eine Frage, die mich lange beschäftigt hat, ist die: Woran erkennen die Amphibien das andere Geschlecht? Ich bin mir bis zur Stunde darüber noch nicht völlig zweifelsfrei im klaren, möchte jedoch antworten: durch das Gesicht. Im Frühjahr 1907 hatte ich auf den Mooren der Kieler Umgebung etwa zwei Dutzend Moorfrösche ( Kana arvalis ) ge- sammelt; die Mehrzahl waren Männchen. Sie leuchteten im wundervollen himmelblauen Hochzeitskleide, und als ich sie zu Hause in einen grossen Wasserbehälter brachte, währte es gar nicht lange, so waren die drei darunter befindlichen Weibchen fest umarmt und wurden dann vor erfolgter Eiablage nicht wieder frei gelassen. Diese Weibchen sperrte ich daraufhin sofort ins Terrarium zu den noch „ledig“ gebliebenen Männchen. Ein paar Minuten war nichts zu bemerken. Dann begannen die Weibchen zu springen; sie wollten sich einen zusagenden Platz suchen. Sofort, bei der geringsten Bewegung dieser Weibchen, wandten die Männchen die Köpfe und verfolgten sie mit gespanntester Auf- merksamkeit, bis sie plötzlich mit raschem Sprung sich ihnen näherten und sie um- armten. Diese Umarmung freilich währte nie lange, im Gegenteil, das Weibchen wurde gleich freigegeben, nachdem das Männchen sich überzeugt hatte, dass es bereits abgelaicht. Es muss dabei bemerkt werden, dass diese männlichen Moorfrösche so gut wie keine V ersuche unternahmen, einander zu umarmen ; wenn’s geschah, so war’s immer nur für eine kurze Sekunde. Das umklammerte Männchen begann zu knurren und sah sich sogleich wieder frei. Bei dieser Gelegenheit mag noch erwähnt werden, dass ich im April 1908 ebenfalls auf den Kieler Mooren ein Grasfroschmännchen in Kopulation mit einem Wasserfrosch- männchen traf. Und diese war derart innig, dass ich die Tiere ungestört heim- brachte und abtöten konnte, ohne dass sie auseinander gegangen wären. Wie kommt der Wasserfrosch zu dieser Umarmung? Offenbar hatten ihn die Grasfrösche bei ihrem „Frühlingserwachen“ aus seinem Schlafe ge- stört, und er ist dann einem besonders brünstigen Burschen in halber Schlaftrunken- heit in die Arme gefallen. Die Umarmung war, wie gesagt, eine ausserordentlich innige; ich liess die Tiere zu Hause erst noch einen halben Tag im Wasser schwimmen, weil ich ursprünglich sehen wollte, wo hinaus die Sache gehen und wielange die Umarmung dauern würde. Am Abend desselben Tages — die Tiere waren in den Morgenstunden gefangen — fand ich dann, dass der Wasser- frosch ersäuft worden war. Der Grasfrosch schwamm unter kräftigen Bewegungen mit der Leiche umher, scheint also das Absterben des Umarmten nicht bemerkt zu haben. Dann erst brachte ich auch ihn zu Tode; noch im Spiritus hält er den armen Grün- rock umschlungen. Um noch einmal auf das Sehvermögen der Lurche zurückzukommen, ist festzustellen, dass dieses überhaupt weit besser ist, als gemeinhin angenommen wird. Ein Feuer- salamander, der im Terrarium derart ver- steckt lag, dass ich ihn nicht gewahr werden konnte, kam beim Hineinbringen einer Wespe sofort aus seinem Schlupfwinkel hervor- gekrochen und reckte sich gewaltig nach dem Insekt. Das Tier befand sich reichlich 20 Zentimeter von ihm entfernt. III. Ueber den Moorfrosch ( Rana arvalis ) seien mir hier noch ein paar weitere Mitteilungen gestattet. Zunächst über die Laichzeit. In der Literatur begegnet man immer noch H. R. Jockisch: Einiges über unsere deutschen Amphibien 165 widersprechenden Nachrichten. Bald soll sie gleichzeitig mit der des Grasfrosches (. Rana muta) stattfinden, bald später. Eine genauere und gründliche Beobachtung ist in diesem Falle sicherlich vonnöten. Nach meinen Erfahrungen auf den Kieler Mooren ist die Paarungszeit des Moorfrosches nicht der des Grasfrosches gleichzusetzen, d. h. ihr Beginn fällt ungefähr in das Ende der Laichablage bei Rana muta. Darum kann es auch sehr wohl Vorkommen, dass man beide Tiere zu gleichen Zeiten im Wasser an trifft. Aber es ist unter allen Umständen daran festzuhalten, dass der Moorfrosch später auf dem Plane erscheint, als sein grösserer Bruder. Ueber das Vorkommen von melanischen Grasfröschen hat Klunzinger nähere Angaben gemacht. Mir ist es möglich gewesen, solche Formen auch für den Moorfrosch aufzufinden und zwar ebenfalls auf den Kieler Mooren. Dabei ist es von besonderem Interesse, dass diese melanische Färbung sich nicht auf die gefleckte Form allein erstreckt (die dem Grasfrosch nicht nur in der Gewandung näherkommt, sondern wohl auch ihm über- haupt näher stehen dürfte), vielmehr eben- falls bei den typischen Exemplaren ( Rana arvalis forma striata ) sich zeigt. Von letzterer Art fing ich Anfang September 1908 ein Weibchen, das den hellen breiten Rücken- streifen sehr deutlich ausgeprägt aufweist, bei dem sich aber im übrigen über den ganzen Körper verstreut die schwarzen Flecken finden, die an Stelle der gewöhnlichen Zeichnung.treten. Diese melanischen Formen scheinen im Kieler Gelände nicht gerade zu den Seltenheiten zu gehören. Dieses zeichnet sich überhaupt durch einen Reichtum an Spielarten aus ; so fing ich hier im Sommer 1906 eine gestreifte Form des Grasfrosches ( Rana muta var. striata). Dies beiläufig. IV. Dass die Lurche von Krankheiten ver- schiedenster Art nicht verschont bleiben, ist hinreichend bekannt, und Dürigen hat in seinem schönen Buche „Deutschlands Reptilien und Amphibien“ des näheren darüber ge- handelt. Gleichwohl möchte ich noch auf einige Fälle aufmerksam machen, die mir der Mitteilung wert erscheinen. Das im vorigen Abschnitt erwähnte Exem- plar der melanischen Form von Rana arvalis var. maculata war ein recht stattliches Männ- chen; ich fing es zur Paarungzeit. Es lebte sich in der Gefangenschaft sehr gut ein und gedieh vortrefflich. Eines Tages jedoch ver- riet es plötzlich Anzeichen von Schwäche, die immer mehr zunahm, bis es endlich in kurzer Zeit völlig teilnahmslos im Terrarium lag. Eine Besichtigung zeigte eine Erkrankung des Auges, das Lid war angefressen und wies eine halbmondförmige Kerbung auf. Um das Tier nicht länger zu quälen, tötete ich es ab und habe es in Spiritus aufbewahrt. Bemerkenswert ist dabei, dass der Frosch bis in die letzten Tage gut gefressen hatte; bei der Tötung war der Magen noch mit Mehlwürmern gefüllt. Die Art des Leidens ist mir nicht bekannt; offenbar handelt es sich um eine Infektionskrankheit. Der gleiche Fall dürfte vorliegen bei Krank- heitserscheinungen des Feuersalamanders, wobei ich nicht zu entscheiden wage, ob der Urheber des Leidens derselbe ist. Dies er- scheint mir sogar im Hinblick auf die Krank- heitsgeschichte fraglich und unwahrscheinlich. Im Sommer 1907 erhielt ich einen Feuer- salamander aus Thüringen zugesandt, ein aussergewöhnlich stattliches Stück. Dieses Tier starb nach wenigen Wochen. Bei der Sektion fand sich die Lunge und die Leber ganz schwarz und im Darm ein Pilzherd. Die Krankheit hatte auch nach aussen über- gegriffen, die Fingerspitzen des Tieres wiesen Wunden auf. Auch hier ist mir nichts ge- naueres über die Art der Krankheit bekannt. Nur soviel weiss ich, dass sie ansteckender Natur ist. Mir sind im Laufe der Zeit mehrere Tiere daran eingegangen, so dass ich reichlich Gelegenheit hatte, sie zu ver- folgen. In einem Falle war die Hand des Salamanders stark angegriffen, die Finger teilweise zerstört und am Bauche eine mehr als fingernagelgrosse offene Wunde. Die Haut war vollkommen zersetzt. Augenblicklich habe ich noch einen lebenden Moorfrosch im Terrarium, dessen linke Hand eine ähnliche Zerstörung aufweist. Der Daumen ist als solcher kaum noch zu erkennen und hat eine klumpige Form angenommen. Das Tier fühlt sich sonst anscheinend ganz munter und frisst eifrig. Ob es sich hier um eine Ansteckung durch einen erkrankten Feuer- salamander handelt? V. Endlich noch einige Bemerkungen über die Wirkungen des Hautsaftes von Salamandra maculosa. Um diese genauer zu erfahren, 166 Paul Kämmerer: Fische im Seewasseraquarium und ihre Gewöhnung an Süsswasser. habe ich mehrere Impfversuche derart vor- genommen, dass ich den Versuchstieren mit einem Rasiermesser leichte Hautwunden bei- brachte. Das Messer war mit dem Drüsen- sekret des Feuersalamanders bestrichen, welches durch geringen Druck der Schwanz- warzen und Auffangen des ausgespritzten Saftes auf einer Glasplatte gewonnen war. Diese Absonderung wurde in jedem einzelnen Falle neu bewirkt. Der erste Versuch wurde mit einem Männchen des Grasfrosches ausgeführt. Das Tier wurde am 13. April 1908 in den rechten Oberarm geimpft und war bereits am 15. morgens verendet. Der Tod erfolgte unter deutlichen Lähmungserscheinungen. Das tote Tier zeigte ein durchaus mumifiziertes Aussehen. Ein zweiter Versuch wurde mit einem Moorfroschmännchen angestellt. Am 15. April 1908 wurde das Tier in die „schwappige“ Haut der rechten Körperseite geimpft; nach einer knappen Stunde zeigten sich schwache Lähmungserscheinungen.Dieseverschwanden wieder, und das Tier lebte noch am 19. April morgens. Darum ward an diesem Tage zu einer zweiten Impfung — diesmal in den rechten Oberam — geschritten. Das Tier starb am darauffolgenden Tage unter Krampf- und Lähmungserscheinungen. Im Augen- blicke des Todes streckte es die Hinterbeine weit von sich und war vollkommen zusammen- getrocknet. Ich habe das Tier aufbewahrt als Trockenpräparat; es ist hart wie ein Stück Holz und gleicht durchaus einer Mumie. Erfolglos verliefen die Versuche mit der gemeinen Erdkröte. Wieder wurde die Impfung in den rechten Oberarm vor- genommen; das Tier war an den nächsten Tagen schlapp und matt. Dann, wieder ins grosse Terrarium gebracht, wühlte es sich in die Erde und war am vierten Tage durch- aus munter. Keine Spur von einer Lähmungs- erscheinung! Eine wiederholte Impfung blieb ebenso resultatlos; desgleichen eine dritte ins Maul. Das Tier lebt noch heute, Monate danach, und ist vollkommen lebenskräftig. Es zeigt sich also wieder einmal die er- staunliche Zähigkeit der Erdkröte. Dann diente eine weisse Maus mit dem- selben negativen Erfolge zum Versuchstier. Sie wurde zunächst in den linken Oberarm geimpft und drei Tage später ins Maul. Hierbei zeigte sich eine gewisse Wirkung. Das Tier bemühte sich, den Giftstoff wieder loszuwerden und wischte das Maul unablässig an die Watte des Behälters. Sie war ein paar Stunden matt; am Abend frass sie wieder. Weitere Impfungen in den linken Hinterfuss und in den Schwanz zeitigten keinerlei Ergebnis. Das Tier erwies sich als völlig unempfänglich. Ein kürzlich mit einem Angehörigen der gleichen Art angestellter Versuch führte in schnellster Zeit zum Tode. Ein Feuer- salamander, der in den Rücken geimpft wurde? war bereits am nächsten Tage verendet. Auffallend ist es, dass in allen diesen Fällen äusserlich nichts wahrzunehmen war. Die Schnittwunde war kaum zu sehen und zeigte keinerlei Veränderungen.1) Fische im Seewasseraquarium und ihre Gewöhnung an Süsswasser. Von Pani Kämmerer. (Mit 6 Originalaufnahmen.) II. Die Gewöhnung der Meeresfische an Süsswasser, mit Berücksichtigung der Gewöhnung von Süss- wasserfischen an Meerwasser: alte Versuche und Einleitung zu neuen. Unter denjenigen Meeresfischen, welche sich fürs Aquarium eignen, gibt es nicht wenige, die entweder selbst an etlichen Stellen ihres Ver- breitungsgebietes im Süsswasser Vorkommen, oder welche besondere Formen, Arten oder Varietäten, für das Süsswasser ausgebildet haben. Das erstere ist beispielsweise beim gebänderten Kärpf- ling ( Lebias calaritanus oder Cyprinodon fasciatus ) und der Flunder ( Pleuronectes flesus ) der Fall, das letztere bei den Schleimfischen, die in Italien durch eine Süsswasserart, Blennius vulgaris, ver- treten sind, beides bei der Gattung der Stich- linge, wo es echte Meeres-, echte Süsswasser- bewohner und endlich Arten gibt, die hier wie dort zu Hause sind. Endlich gibt es noch Fische, welche in Jahresperioden oder mindestens zwei- mal im Laufe ihres eigenen Daseins vom Meere ins Süsswasser wandern und umgekehrt; zu dieser Gruppe gehören bekanntlich die für Aquarienhaltung weniger allgemein in Betracht kommenden Neunaugen, Störe, Lachse und Aale. Es ist schon aus diesen Vorkommnissen zu ent- 1) Sollte einer der Leser dieser Zeilen zu irgend- welcher der hier angeschnittenen Fragen weiteres Material liefern können, so wäre ich für dessen freund- liche Mitteilung aufrichtig dankbar. Paul Kämmerer: Fische im Seewasseraquarium und ihre Gewöhnung an Süsswasser. 167 nehmen, dass Fische, und zwar manche in über- raschend kurzer Uebergangszeit, imstande sein müssen, sehr verschiedene Grade des Salzgehaltes zu ertragen. Versuchen wir es aber, uus diese Anpassungsfähigkeit im Aquarium zunutze zu machen, so begegnen wir Schwierigkeiten. Fast immer zeigt sich folgendes Bild: der Fisch, sei er nun Süss- oder Salzwasserbewohner, lässt sich eine bestimmte Konzentrationserhöhung oder -Erniedrigung gefallen, ohne an seiner Gesund- heit Schaden zu nehmen; überschreiten wir aber diesen bestimmten Grad nur um ein Minimum, so zeigt er schwere Krankheitserscheinungen, Atemnot und Vergiftungssymptome, und geht zu- grunde. Versetzen wir ihn rechtzeitig zurück in sein ursprüngliches Medium, so erholt er sich wieder, trotzdem er ja jetzt eine viel stärkere Konzentrationsschwankung mitmacht, als früher bei unseren ganz allmählichen Zusätzen von Salzen, bezw. von Süsswasser. Wir gewahren sodann auch umgekehrt, dass die Allmählichkeit der Konzentrationsveränderung schon bei der „Gewöhnung“ fast überflüssig war; versuchen wir, die Fische ohne Uebergang in das vorher von ihnen ertragene Konzentrationsmaximum oder -Minimum zu übertragen, so halten sie es meist ebenso gut aus; ein Schritt weiter aber, und wieder sehen wir ihr Leben gefährdet. Kur vom dreistacheligen Stichling wissen es viele Aquariumbesitzer, dass man ihn unver- mittelt und beliebig oft aus Süss- in Seewasser und umgekehrt versetzen darf. — aber auch hier hat der Fundort ein Wort zu sagen: das Experiment gelingt nämlich in der Regel nur mit Stichlingen von der Küste und angrenzenden, mit dem Meere in nicht allzu ferner Verbindung stehenden Süsswassern; Stichlinge des Binnen- landes pflegen beinahe ebenso rasch im Meer- wasser zu sterben, wie irgend ein Flussfisch. So konnte Köhler1) die alte Angabe von den beliebig in Salz- und Süsswasser lebenden Stich- lingen nicht bestätigen, und Stechbüttel aus dem Gardasee ( Gasterosteus aculeatus var. Leiura ) sind ohne weiteres zur Anpassung an Adriawasser unfähig. Giard2) dagegen setzte einen Stichling aus der Bucht von Wimereux [G. aculeatus var. trachura ), wo der Salzgehalt sehr schwankend ist, 50 Tage hintereinander abwechselnd in Süss- und Meerwasser, ohne das Tier zu schädigen. 1) Fussnote zu Bade, „Eine Studienreise mit der Kamera“, Bl. XVII, 1906, Nr. 29, S. 283. 2) Comptes rendues de la Soci6t6 Biologique, III. (1900), pp. 46 — 48. Bade1) berichtet gleiche Widerstandsfähigkeit für Cypriuodon variegatus. Wie erklärt sich nun dieses eigentümliche Verhalten? — In einer meiner „Biologischen Rundschauen“2) brachte ich eine Zusammen- stellung dessen, was bisher über Salzwasser- gewöhnung von Süsswasserfischen bekannt war. Hier ragte besonders eine Arbeit von Neudörfer3) hervor, der mitBachneunaugen, Sterleten, Hechten, Karpfen, Karauschen und Flussaalen experimen- tierte, aber nur die Aale, und zwar ohne weitere Vorbereitung, dazu brachte, im Wasser beliebiger Dichten auszuhalten. Zur-' Aufdeckung der Ur- sachen betrat Neudörfer folgenden Weg: be- kanntlich erniedrigt sich der Gefrierpunkt einer Flüssigkeit, in welcher Salze aufgelöst wurden. So gefriert Seewasser erst bei — 2,5 Gi’ad C., Süss- wasser bei 0 Grad. Analoges gilt für Blut. Neudörfer bestimmte den Gefrierpunkt des Blutes bei denjenigen Fischen, welche er in Salzwasser gehalten hatte, und fand, dass er bei denen, die es nicht ertrugen, gesunken, bei den Aalen aber gleich geblieben war. Demnach mussten die Salze des Meerwassers dort ins Blut übergetreten sein, hier aber nicht. Und da die Salze bei weitem am schnellsten durch die dünn behäuteten, fortwährend umspülten Kiemen in die Blut- bahn gelangen können, so müssen sie beim Aal im Gegensätze zu den übrigen, unter- suchten Arten für Salze undurchlässig sein. Würden die Salze des Meeres ausschliesslich oder hauptsächlich als chemische Gifte wirken, so träte ein ganz anderes, meist auch — wie aus dem üblichen Gewöhn ungsveifi'ahren hervor- geht — irrtümlich erwartetes Verhalten der Fische ein: sie müssten sich bei allmählichem Zusetzen von Seewasser viel leichter anpassen als bei plötzlicher Uebertragung, wie ein Mor- phinist sich an immer höhere Dosen gewöhnt, die einem normalen Menschen unerträglich wären; aus einer höheren Konzentration plötz- lich ins Süsswasser rückversetzt, müssten sie abermals Gesundheitsstörungen zeigen, genau wie der vorgeschrittene Morphinist, der seine Ein- spritzungen zur gewohnten Zeit nicht erhält. In Wahrheit aber lassen sich die Fische fast 1) „Eine Studienreise mit der Kamera,“ Bl. XVII, 1906, Nr. 29, S. 283—285. 2) „V. Süsswasserfisclie in Salzwasser und anderen abnormalen Wasserzusammensetzungen.“ — Bl. XVIII, 1907, Nr. 36, S. 357—359. 3) „Versuche über die Anpassung von Süsswasser- iischen an Salzwasser.“ Archiv für Entwicklungs- mechanik XXIII, S. 566-577, 1907. 168 K. Becker: Einige Beobachtungen über den Forellenbarsch (Micropterus salmoides). ebensowohl in das von ihnen überhaupt ver- tragene Konzentrationsmaximum hinein-, als auch zurückversetzen; und war ihnen bei Ueber- schreitung des Höhepunkts bereits unwohl ge- worden, so erholen sie sich, wenn sie plötzlich wieder ins Süsswasser kommen. Gegen chemische Wirkung spricht ferner das Benehmen der Meeresfische, die im Süsswasser ganz ähnliche Erkrankungen zeigen wie Flussfische, die ins Meerwasser kamen. Da aber die Entscheidung, ob ein Fisch die Aenderung seiner Aufenthaltsdichte verträgt oder nicht, nur davon abhängt, ob die in seinem Leibe zirkulierende Flüssigkeit von der äusseren, seinen Leib umgebenden Flüssigkeit hinlänglich abge- sperrt ist oder nicht, so kann es nur der molekulare Druck sein, dessen Schwankungen, wenn sie zu gross sind, er nicht verträgt, — keine chemische, sondern eine physikalische Schädlichkeit ist es, gegen die wir bei unseren Einwöhnungsver- suchen in erster Linie anzukämpfen haben. Er- möglicht es die Beschaffenheit der Leibeshülle, vor allem die der Kiemenhaut, dass eine Schwan- kung des molekularen (osmotischen) Druckes innen im Fischkörper nicht Vorkommen kann, auch wenn sie aussen in seinem Lebensmedium stattfindet, so ist Leib und Leben des Fisches geschützt, im anderen Falle nicht. Wollen wir auch hier wieder einen Vergleich gebrauchen, so wäre der folgende zwar nicht ganz passend, aber dem Verständnis dienlich: einem Athleten, der sich auf das Stemmen von 100 kg trainiert hat, ist es beinahe gleichgültig, ob er zuerst nur eine 20 kg schwere Eisenstange hebt, an die der Clown langsam Gewichte von je 10 kg anhängt, bis die Zahl 100 voll ist; oder ob er die Stange mit allen Gewichten auf einmal in die Höhe reisst. Sein Helfer weiss aber gut, dass er in keinem von beiden Fällen auch nur wenige Kilo mehr auflegen darf, sonst bricht der Kraftmensch unter seiner Last zusammen. Ist er ihrer schliess- lich glücklich ledig geworden, so schadet ihm der jähe Uebergang von gewaltigem Druck zu vollständiger Erleichterung gar nicht: im Gegen- teil, frei atmet er auf. .? Diese Erkenntnis ist für uns Aquariumlieb- haber gar nicht so unwichtig, als es scheinen könnte. Denn jetzt, da wir wissen, wo beim Sterben der in Salz-, bezw. Süsswasser zu über- tragenden Fische die Ursache liegt, finden wir vielleicht einen Weg, sie zu vermeiden. Von Neudörfers zum Versuche benutzten Flussfischarten, wo die Anpassung an Meerwasser misslang, ist nur das Bachneunauge (. Petromyzon planen) ein ausschliesslicher Süsswasserbewohner, hat aber als nahe Verwandte das Flussneunauge (P fluviatilis ), einen periodischen Wanderer aus den Flüssen in das Meer, und die Lamprete (P. marinus ), einen reinen Meeresbewohner. Von den Sterleten bleiben zwar Scharen jahraus jahr- ein in den Flüssen, andere aber leben im Meere und steigen nur, um zu laichen, in die Ströme empor. Der Karpfen lebt im Schwarzen und Kaspischen Meer, Hecht und Karausche wenig- stens im Brackwasser der Ostsee. Sie alle müssen also, trotz des verneinenden Ausfalles der Versuche, irgend einmal die natürliche An- passung an veränderten Molekulardruck durch- gemacht haben: ich glaubte daher, das Miss- lingen der künstlichen Anpassung nur auf Unvollkommenheiten der Versuchsanordnung, ins- besondere auf mangelnde Erfahrung des Experi- mentators in der Fischpflege überhaupt, zurück- führen zu müssen. Offenbar aber liegt die Lösung des Widerspruches zwischen Experiment und Naturgeschehen anderswo. Die nächst- liegende Frage, die ich mir aufgeworfen hatte, lautete nämlich so: vielleicht gibt es äussere Bedingungen, unter denen die Kiemen für Salze durchlässig sind, andere, bei denen sie undurch- lässig sind. Vielleicht sind Faktoren zu er- mitteln, bei denen die Kiemenhaut eines Fisches, der für gewöhnlich einer Dichteveränderung zum Opfer fällt, undurchlässig wird, so dass er jener nunmehr trotzt. Neue Versuche mit Bandkärpflingen (Lehms calarilanus ) und Stichlingen ( Gasterosteus aculeatus ) brachten mir die Antwort: es gibt solche äussere Bedingungen, und eine davon, die ich bisher erprobte, ist die Temperatur.1) (Teil III folgt in nächster Nummer.) Einige Beobachtungen über den Forellenbarsch (Ttlicropferus salmoides ). Von K. Becker (Biologische Gesellschaft für Aquarien- und Terrarienkunde), Frankfurt a. M. Als Pfleger von Raubfischaquarien halte ich stets ein oder mehrere Exemplare des Forellen- barsches, über welchen Fisch bis heute wenig oder gar nichts in den Fachblättern bekannt 1) Wir halten mit diesem Satze so weit, wie es kürzlich in einem Aufsatze von Findeis, „Kann man Seewasserkärpflinge ( Cyprinodon fasciatus) an Süss- wasser gewöhnen?“, Bl. XX, 1909, Nr. 5, S. 65 — 67, einschliesslich meines Zusatzes angegeben war. Vgl. auch Ad. Andres, „Anpassung von Cypr. fase, an Süss- wasser“, „Bl.“ Nr. 9, S. 139, 1909. K. Becker: Einige Beobachtungen über den Forellenbarsch (Micropterus salmoides). 169 wurde. Ich gestatte mir daher kurz das Leben und Treiben dieses interessanten Bewohners unserer Aquarien zu schildern. Die Heimat des Forellenbarsches, der zu der Gattung der Schlankbarsche gehört, sind die Vereinigten Staaten von Nordamerika, wo er Flüsse und Seen östlich des Felsengebirges bis nach Mexiko, Texas und Florida hin be- wohnt, ja selbst im Brackwasser der Fluss- mündungen gefunden wird. Die Körperform des Fisches ist bei jungen Tieren gestreckt, während im zunehmenden Alter der Körper höher und verhältnismässig flacher ist als bei diesen. Das Maulist gross und weitgespalten, daher auch in der Lage, grosse Beutetiere zu verschlingen. Die Farbe des Forellenbarsches ist je nach dem Alter verschieden. Bei jungen Fischen ist die Grundfarbe des Rückens olivengrün, während die Seiten glänzend silberweiss oder mehr oder weniger gelb gefärbt sind. Unter- halb der Seitenlinien zieht sich ein aus zackigen schwarzen Flecken und Tüpfeln gebildeter Längs- streifen hin, während oberhalb desselben und längs des Rückgrates dunkelgraue Flecken sich vorfinden. Alte Fische erscheinen, da die dunklen Flecken und Längsstreifen verblassen oder ganz verschwinden, oberseits mehr oder weniger ein- farbig olivgrün mit mehr oder weniger deutlichen schrägen, dunklen Streifen auf den Wangen. In der Freiheit liebt der Forellenbarsch besonders Flüsse mit ruhiger Strömung, in denen sich jedoch stillere Stellen durch Buchten oder durch Felsblöcke gebildet vorfinden. An diesen Stellen lauert der Forellenbarsch mit Vorliebe auf vorüberziehende Beutetiere, die er durch plötzliches Hervorschiessen aus dem Versteck ergreift, um dann sofort wieder im dichten Pflanzengewirr zu verschwinden. Auch im Aquarium bleibt das Verhalten ein ähn- liches. Immer ist er im dichtesten Gebüsch zu finden, um nur während der Fütterung das freie Wasser aufzusuchen und dann, besonders bei Fütterung mit Flitterfischen, sofort sein Versteck wieder aufzusuchen. Bezüglich der Wassertemperatur stellt der Barsch keinerlei Ansprüche an seinen Pfleger, nur nimmt im Winter bei einem Standort im ungeheizten Zimmer die Fresslust und Lebhaftig- keit immer mehr ab, so dass man ganz gut von einem Winterschlaf sprechen kann. Selbst die grössten Leckerbissen, kleine Fische, werden während dieser Zeit fast ganz verschmäht und ist eine ein- bis zweimalige wöchentliche Fütte- rung vollständig ausreichend, um das Tier ge- sund und kräftig durch den Winter zu bringen. Erst im Frühjahr, wenn die Sonne ihre alles belebenden Strahlen auf die Erde sendet und Frösche und Kröten zum Laichgeschäft schreiten, zeigt auch der Forellenbarsch wieder lebhaftes und munteres Wesen, und sein Heisshunger ist dann kaum zu befriedigen. Alles was nur einiger- massen mit dem grossen Maule ergreifbar ist, wird vertilgt. Würmer und Crustaceen, Fische und in kleine Stücke geschnittenes Rind- und Schweinefleisch werden mit gleichem Appetit verzehrt. Kaulquappen und späterhin junge Exemplare des Gras- und Wasserfrosches bilden jedoch seine Lieblingsnahrung, und soll der Be- sitzer von Forellenbarschen möglichst viel von diesem billigen und nahrhaften Futter verab- reichen. Fische von etwa 8 — 10 cm Grösse vermögen 8, 10, 12 und noch mehr mittelgrosse Kaulquappen auf einmal zu vertilgen, um dann nach kurzer Ruhe und fortgeschrittener Ver- dauung von neuem die Jagd auf diese Beute- tiere zu beginnen. Herrlich ist’s, bei dieser Gelegenheit den Fisch anzusehen. Lebhaft und funkelnd ist das Auge auf das erkorene Opfer gerichtet, alle Flossen sind in lebhafter Bewegung, während der ganze Körper einen metallischen Glanz zeigt. Ist das Tier hungrig, so ist die Fressgier so gross, dass es einige Zentimeter über die Oberfläche des Wassers hinausspringt, um einen in der Hand des Pflegers befindlichen kleinen Frosch oder sonst ein Beutestück zu erhaschen, was ich des öfteren bei meinen Forellenbarschen beobachten konnte. Ueberhaupt ist der Forellenbarsch gegen andere und seinesgleichen von sehr räube- rischer Natur, und auch bei ihm gilt das Recht des Stärkeren. Abgerissene und zerfetzte Flossen, ja selbst ausgerissene Augen sind daher nichts seltenes, und grosse Vorsicht muss bei der Wahl seiner Mitbewohner getroffen werden. Geht der Forellenbarsch mit Vorliebe an Kaulquappen und junge Exemplare von Fischen, so ver- schmäht er dagegen vollständig junge Kröten und deren Larven. Ist der Fisch hungrig, so er- greift er sie wohl, um sie aber sofort mit einem wahren Abscheu wieder auszuspeien. Auch andere Barsche verhalten sich genau so, und ich kann das nur auf den in der Haut jener Tiere befindlichen Giftstoff zurückführen. Kleine Larven der Molche und des Teichsalamanders werden jedoch, wenn auch nicht mit grossem Behagen, verzehrt. 170 Literaturbericht. Stellt zwar der Forellenbarscli im Winter gar keine Ansprüche an seinen Pfleger, so ist seine Haltung während der Sommermonate schon bedeutend schwieriger. Grosse Behälter, starke Bepflanzung sind unbedingt zu seinem Wohlbefinden nötig, trotzdem ist in schwülen Nächten und bei starker Tageshitze ein plötz- liches Sterben infolge Sauerstoffmangel leicht möglich. Gegen diese Gefahren kann sich der Liebhaber nur durch eine gute und kräftige Durchlüftung sichern, doch ist trotz alledem mit gelegentlichen Verlusten infolge Sauerstoff- armut zu rechnen. Ich selbst verlor in einer Gewitternacht vier gesunde und guteingewöhnte Tiere, obwohl der Behälter gross, die Bepflan- zung eine sehr starke und die Durchlüftung tadellos im Gange war. Sämtliche Tiere schwammen des Morgens mit weit geöffnetem Rachen und aufgesperrten Kiemendeckel an der Oberfläche des Wassers. In der Auswahl der Laichstellen ist der Barsch nicht sehr wählerisch, nur vermeidet er solche Teiche, in denen der Boden schlammig ist, so dass er keine Stelle finden kann, wo er in der Lage ist, durch Fächeln des Schwanzes und der Flossen sein schüsselförmiges Nest anzulegen. Nach Dr. Bade dauert das Laich- geschäft zwei bis drei Tage, während welcher Zeit beide Eltern den Laich bewachen, indem sie abwechselnd über dem Neste stehen, den Eiern durch Fächeln der Flossen frisches, sauerstoffreiches Wasser zuführen und so die Ablagerung von Schlamm verhüten. Nach Ver- lauf von 8 — 14 Tagen, je nach der Witterung, schlüpfen die jungen Fische aus. Auf alle Fälle bevorzugt der Forellenbarsch solche Stellen, die kiesigen oder sandigen Boden aufweisen. Wenn auch der Forellenbarsch in einzelnen Flüssen Deutschlands ausgesetzt wurde, so ist seine Verbreitung doch noch nicht allgemein, obwohl sein Fleisch zart und wohlschmeckend und seine Fortpflanzungsfähigkeit eine grosse ist. Die Versuche jedoch, die mit seiner Aus- setzung in Teiche und Flüsse gemacht wurden, lassen heute schon auf ein gutes Resultat schliessen, und man kann mit gutem Recht in dem Forellenbarsch eine wertvolle Bereicherung unserer heimischen Fischfauna sehen. Die Ersteinführung des Forellenbarsches geschah durch Herrn v. dem Borne, der im Jahre 1883 45 Exemplare aus dem Greenwood- See bei New-York nach Deutschland brachte, woselbst er jedoch erst zwei Jahre später zum ersten Male zur Fortpflanzung schritt. Literaturbericht. („Bl.“ = „Blätter für Aquarien- und Terrarienkunde“, „W.“ = „Wochenschrift für Aquarien- und Terrarien- kunde“, „N. u. H.“ = „Natur und Haus“. „Z. A.“ — „Zool. Anzeiger“.) 1. Süsswasseraquarium (ab 1. 1. 1909). Von Dr. Deupser-Deutsch-Lissa. a) Fische. Das Barschaquarium. St an sch -Braunschweig. „W.“ VI, 1, S. 1 — 3, mit 5 Originalaufnahmen. Der kundige Verf. bricht eine Lanze für die etwas in den Hintergrund gedrängten Gesellschaftsaquarien. Sicher mit Recht, denn für den Wohn- oder Gesellschafts- raum als freundliche Zimmerzier oder Schmuckstück eignen sie sich ganz besonders. Hier erfüllen sie ihre Aufgabe besser wie die Zuchtaquarien, die weit mehr Pflege und mehr praktische Erfahrung verlangen. Ge- rade die Barscharten — die einheimischen und nord- amerikanischen — sind als Bewohner besonders geeignet, da sie keiner Heizung bedürfen und selbst in der Laichperiode nur flache Gruben auswühlen, so dass man also getrost Bodengrund nehmen kann, wenn man darüber eine 5 cm hohe Sandschicht anbringt. Der Pflanzenwuchs wird natürlich hier viel üppiger, und wenn man dann noch dafür sorgt, dass der Behälter nicht zu klein ist (50 cm bis 1 m Länge), wird man seine helle Freude an den munteren Gesellen haben. Bei genügend grossem Becken und kühlem Stande ist eine Durchlüftung nicht nötig. Sollte dieselbe aber doch einmal aus irgend einem Grunde angewendet werden, so reicht hierfür vollständig der Beckersche Taschendurchlüfter aus, der nach meinen Erfahrungen tadellos arbeitet und in allen einschlägigen Geschäften für 4 Mk. zu haben ist. (Ref.) Rote Mückenlarven als Fischfutter. Dreyzehner- Zittau. „W.“ VI, 1, S. 3—4. Warnung, an Jungfische zu grosse Larven zu füttern wegen Erstickungsgefahr. Larven werden gesiebt, indem eine grössere Portion in einem feinen Siebe längere Zeit in ein etwas an- gefeuchtetes Porzellannäpfchen gestellt wird. Die kleinsten arbeiten sich durch die Maschen hindurch. Auch Zerschneiden wird empfohlen, aber um den Ver- lust der ausgepressten Gewebsflüssigkeit zu vermeiden, nach vorherigem Uebergiessen mit kochendem Wasser. Die eiweisshaltigen Flüssigkeiten gerinnen natürlich, aber ob die Verdaulichkeit dieselbe bleibt, möchte ich doch sehr bezweifeln. D. stellte sich auch ein Trocken- futter aus langsam getrockneten und dann fein zer- riebenen Mückenlarven her, um in Zeiten der Not einen Ersatz für das lebende Futter zu haben. Die Goldfischzucht im Aquarium. Budde- Gelsen- kirchen. „W.“ VI, 1, S. 5. Nur Bekanntes. Verf. be- hauptet, dass die Rückenflosse der $ in ihrer ganzen Länge angewachsen sei, während die der 9 in ihrem äusseren Ende frei ist. Noch einige Punkte zur Bewertung des Schleier- fisches. Scholz-Wohlau. Mit einer Originalzeichnung vom Verfasser. „W.“ VI, 2, S. 18 u. 19. Verf. will neben den vom „Ausschuss der Aquarien- und Terrarien- Vereine zu Berlin“ festgestellten Punkten („W.“ V, 43, S. 579 — 80) noch Grösse und Farbe mit je fünf Punkten normiert haben. Was er über die praktischen Vorzüge von mittelgrossen Tieren gegenüber den Riesen, wie man sie oft auf Ausstellungen sieht, sagt, muss man voll und ganz unterschreiben, ebenso seine Aus- führungen über die Wichtigkeit der Farbe. Hochrot bezw. tiefschwarz, zumal bei Teleskopen, will Sch. an erster Stelle gesetzt wissen, dann erst die anderen Farben, und als allerletzte das „farblose“ Weiss, das immer auf eine gewisse Degeneration hinweist. Auch die doppelte Afterflosse hält Verf. nicht für unbedingt notwendig, mindestens dürfe man einen vollendet schönen Schleierfisch wegen Fehlens derselben nicht von der Konkurrenz ausschliessen. Mindestens solle ferner eine einfache Afterflosse, wenn sie entsprechend länger und Literaturbericht. — Fragen und Antworten. 171 breiter ist, dieselbe Punktzahl erlangen, wie eine doppelte. Sch. stellt folgendes Punktsystem auf: Für Schwanzflosse 25 Punkte „ Rückenflosse 20 „ „ die übrigen Flossen 20 „ „ die Körperform 20 „ „ die Grösse 5 „ „ die Farbe 5 „ Zur freien Verfügung der Preisrichter 5 „ Zusammen 100 Punkte. Es sind hierbei entgegen der Aufstellung des „Aus- schusses der Aquarien- und Terrarien-Vereine zu Berlin“ Rücken-, Brust- und Afterflossen in eine Position „die übrigen Flossen“ mit 2u Punkten zusammengezogen (30 nach der Berliner Aufstellung). Die übrigbleibenden 10 Punkte verteilt nun Sch. gleichmässig auf Grösse und Farbe mit je fünf. Callichthys fasciatus und sein Laichgeschäft. Boecker-Barmen. „W.“ VI, 2, S. 18 — 20. Schäme und Schubert haben seinerzeit schon den von der Norm so abweichenden Laichakt richtig beschrieben. („W.“ IV, S. 546 u. 577.) Verf. kann sich ihren Angaben nur anschliessen. Nach einem Vorspiel stösst das Weibchen das über ihm schwimmende Männchen etwas in die Höhe. Das Männchen biegt seinen Körper, indem es den Kopf und den Schwanz senkt, und das Weibchen legt sein Maul an die Geschlechtsöffnung des Männchens und bemächtigte sich durch sichtbares starkes Ansaugen des Spermas. Das Weibchen schwimmt nun an irgend einen Gegenstand (Wasserpflanze, Beckenwand), speichelt die Stelle mit dem Sperma ein und drückt die zwischen den taschenartig zusammengelegten Bauchflossen hervor- getretenen Laichkörner gegen dieselbe. Der Panzerwels zeigte sich als gieriger Laichfresser. Daher war ein Herausfangen der Alten notwendig. Nach 10 Tagen kommen die Eier aus. Geschlechtsunterschiede ausser der geringeren Körpergrösse der <5 und der stärkeren Entwickelung der Bauchpartie beim Q konnte B. nicht nachweisen. Es scheint also die Behauptung, dass sich das 5 durch den lang ausgezogenen oberen Teil der Schwanzflosse deutlich vom 9 unterscheidet, nicht richtig zu sein, da dieses auffällige Merkmal wohl kaum dem Verf. entgangen wäre. Ref. hatte selbst Gelegenheit, einen Panzerwels mit einer derartig spitz ausgezogenen Schwanzflosse zu sehen, die ihm vom Besitzer als charakteristischer Unterschied der Ge- schlechter bezeichnet wurde. Meine damaligen Bedenken, dass es sich nur um eine abnorme Flossenbildung handele, scheinen sich also zu bewahrheiten. Platypoecilus maculatus Günther. G er lach - Dresden. „W.“ VI, 3, S. 25 — 27. Mit einer Zeichnung von O. Ungewiss. Platypoecilus maculatus Günther. Leonhardt-Dresden, a. a. O. Ein neuer lebendgebären- der Zahnkarpfen, importiert 1907 von den „Vereinigten Zierfischzüchtereien“, Tegel bei Berlin. Die Färbung der Rückenflosse des § scheint sich unter Umständen (weiches, hartes Wasser?) ändern zu können. Denn während G. bei seinen eigenen Exemplaren und denen seiner Freunde nur eine bräunliche Verfärbung an der Basis in höchster Erregung konstatieren konnte, sah er auf der I. Ausstellung berufsmässiger Händler und Züchter Männchen mit karminroter Rückenflosse. Ref. hat den Platypoecilus in Breslau bei einem Bekannten, der auch Nachzucht davon hatte, sich genauer angesehen und möchte die Verfärbung als schmutzig kirschbraun bezeichnen. Der Ton ändert sich etwas je nach Art der Beleuchtung. — L.’s Artikel enthält eine genaue wissenschaftliche Bestimmung und Beschreibung eines männlichen Platypoecilus maculatus, die hier zum ersten- male geliefert wird, da allen anderen Forschern (Günther, German, Jordan) nur weibliche Exemplare Vorgelegen haben. Eignet sich nicht zum Auszug. Forellenzucht. Stridde-Frankfurt a. M. „W.“ VI, 4, S. 41 — 43. Mit einer Skizze. Enthält einen Bericht über den Besuch der Forellenteiche der Gebrüder Burk- hard in Seeligenstadt in Hessen. Die Art des Ab- streifens der Eier und deren künstliche Befruchtung weicht von dem Bekannten nicht ab. Interessant ist die Beobachtung, die man im Laboratoriumsexperiment schon lange gemacht hat, dass Erschütterung der Eier während der Brtitezeit, genauer bis zur Sichtbarwerdung der Augen, kugelhafte Jungfische zeitigt. Die Ent- wickelung geht sehr langsam vor sich. Nach 60 Tagen traten die Augen sichtbar auf, nach 80 Tagen schlüpfen die Eier aus. 4 Wochen hält der Dottersackinhalt zur Ernährung der Jungbrut vor. Dann muss künst- lich gefüttert werden. In B.’s Zuchtanstalt wird ein Futter zusammengestellt aus feingemahlenen Klein- krebsen (Flohkrebse), zartem Fischfleisch (kleine Köder- fische) mit einer Zutat von Roggenkleie, die B. zur Bildung des Skeletts für sehr notwendig erachtet. Nach 3 — 4 Wochen werden die jungen Tiere in die Bäche und Teiche gesetzt. — Die grössten Feinde dieser aus- gesetzten Jungfische sind der grosse Gelbrand, zumal dessen Larve, und, so lange die Fischchen noch klein sind, der Stichling. Anfragen werden erbeten an die Herausgeber oder die folgenden Herren (für ihr Spezialgebiet): Paul Engmann, Dresden, Zöllnerplatz 7 (Cichliden, amerikanische Barsche, Sonnenfische etc.). Georg Gerlach, Dresden 21, Niederwaldstrasse 37 (Lebendgebärende und eierlegende Zahn- karpfen). Dr. Zimmermann, Brandenburg a. Havel, St. Annen- strasse 13 (Exotische Barben, Danio rer io etc.). Hugo Musshoff, Breslau VI, Friedrich Wilhelm- strasse 62 (Terrarientier e). Porto (10 Pf.) ist stets beizufügen! Ausserdem steht unseren Abonnenten der Fragekasten des „Triton“- Berlin unentgeltlich, auch für Nichtmitglieder, zur Verfügung. Zur unentgeltlichen Behandlung kranker Reptilien und Amphibien, sowie eventuell Feststellung der Todesursache, soweit möglich, ist gern erbötig: Dr. Deupser, praktischer Tierarzt, Deutsch-Lissa b. Breslau. Ausführlichen Krankheitsbericht beifügen ! Ist wich- tig! Porto (10 Pf.) beilegen, falls brieflicher Bescheid erwünscht! Abdruck wird sich öfter verzögern! Um einem vielfach geäusserten Wunsche nachzu- kommen, gebe ich folgende Mitteilung, wie seinerzeit in. der „Wochenschrift“ (Nr. 49, 1908), auch an dieser Stelle bekannt: Kranke Fische können jederzeit ein- gesandt werden an die König 1. Bayer. Biologische Versuchsstation für Fischerei, wo sie von Fräu- lein Dr. Marianne Plehn untersucht werden. Aus- führlicher Krankheitsbericht erwünscht! Die Fische müssen aber noch lebend anlangen, die Zusendung toter oder halbtoter Tiere hat also keinen Zweck. In einigen wenigen Fällen ergibt auch die Untersuchung von ganz frisch gestorbenen, in Eispackung über- mittelten Fischen ein Resultat, die Einsendung von in Formol oder Spiritus konservierten Exemplaren hat aber nur dann einen Sinn, wenn es sich um Miss- bildungen oder allenfalls um Geschwülste handelt. Die Kosten einer Untersuchung betragen min- destens 3 Mark, wenn dieselbe viel Arbeit erfordert, entsprechend mehr! Dr. Wolterstorf f. Frage: Sind Larven von Triton vulgaris subsp. graeca, geboren April 1908, die heute (19. 2. 09) zirka 30 mm lang sind und noch grosse Kiemenbüschel tragen, als neotenisch zu betrachten? R. G„ Basel. Antwort: In diesem Fall liegt teilweise (partielle) Neotenie vor, veranlasst wohl durch knappe Ernährung und Haltung in kühlem Raum? Totale Neotenie wird er- reicht, wenn die Larven die Normalgrösse erwachsener Tiere erlangen und geschlechtsreif werden. Im übrigen sind auf dem Gebiete der „Neotenie“ noch manche Rätsel zu lösen! Dr. W. Wolterstorff. Frage: Ein Mitglied unseres Vereins ist im Besitz eines Projektionsapparates für Lichtbilder. Können Sie uns eineFirma bezeichnen, wo man entsprechende Bilder, die Aquarien- und Terrarienkunde betreffend, hierfür leihen könnte? L. R., Karlsruhe. 172 Nachrichten der Herausgeber. — Vereins-Nachrichten. Nachrichten der Herausgeber. Wie wir zu unserem Leidwesen erfahren, ist die schöne Farbentafel in Nr. 8 der „Blätter“ trotz der schützenden Einlage an einen Teil der Abonnenten wiederum in geknittertem und beschädigtem Zustande eingetroffen! Wir bitten unsere verehrten Leser, dem opferwilligen Verlage nicht durch zwecklose Beschwerden die Freude an derartigen Extrabeilagen völlig zu ver- leiden, sondern in solchen Fällen von dem Angebot im heutigenlnserat Gebrauch machen zu wollen. Dr. W. Wolterstorff. Berichtigung eines sinnstörenden Druckfehlers im Artikel W. Köhler, „Woran liegt die Hinfälligkeit der meisten Seetiere?“ Nr. 8, S. 106, linke Spalte, Zeile 12 von oben: statt „verendete“ ist zu setzen: „verwundete“. Ferner sollen im Artikel desselben Autors in derselben Nummer „Skizzen und Bilder aus meinem Seewasseraquarium“ die Abb. 1 und 2 der Miesmuschel nicht der Quere, sondern der Länge nach betrachtet werden, da das beobachtete Exemplar sich von unten nach oben kletternd bewegte. Für die Scliriftleitung verantwortlich: In Deutschland): Dr. W. Wolterstorff , Magdeburg-Sudenburg; in Oesterreich: Dr. P. Kammerer-Wien II/2. VEREINS'&W&T Unter alleiniger Verantwortung rrM der Herren Ein- 1 LN sender. Breslau. „Proteus“, Verein zur Förderung der Aqua- rien- und Terrarienkunde (E. V.). Gegr. 1908. Aus der Sitzung vom 2. März 1909. Das Pfropfen bei Pflanzen und Tieren. — Wort- erklärungen. Bef. hält seinen Demonstrationsvortrag über das „Pfropfen bei Pflanzen und Tieren“. Aehnlich dem Ackerbau blickt der Obstbau auf eine lange Ge- schichte zurück und lässt sich bis in die Anfänge der Kultur hinein verfolgen. Die Sagen und Mythen der alten Völkerschaften beschäftigen sich mit ihm, und die hochgebildeten Römer hatten sogar eine eigene Gottheit — die Pomona — dem Obstbau geweiht. Da ist es verständlich, dass in den Menschen der Wunsch auftauchte, immer schönere und schmackhaftere Früchte zu gewinnen und Teile eines guten Baumes auf einen anderen, der vielleicht gar nicht oder mangelhaft trug, zu übertragen derart, dass die Teile zusammenwuchsen. Die Versuche glückten. Man muss auch sicher schon bei den alten Griechen derartige Veredlungsmethoden im grossen ausgeführt haben, da sonst die Erzählungen Homers (etwa 1000 v. Chr.) über den Garten des Königs Alkinous auf Corcyra, dem heutigen Korfu, der voll von prachtvollen, mit köstlichen Früchten be- hangenen Obstbäumen gewesen sein soll, nicht recht verständlich wären. Sicher sind aber den Griechen zur Zeit des Plutarch (50 — 120 v. Chr.) Veredelungsmethoden bekannt gewesen, denn dieser Schriftsteller berichtet von einem Obstbaum, der auf dem Vorgebirge Sunium (der südlichsten Spitze von Attika) stand und gegen dreissig verschiedene Sorten von Früchten getragen haben soll. Im Mittelalter waren es vorwiegend die Klöster, welche die Methode der Veredelung weiter ausbildeten und den Obstbau pflegten, der immer noch nicht genügend, zumal in unserem Vaterlande, in seinem hohen ökonomischen Wert erkannt wird. Die Praxis war hier, wie immer, der Theorie weit vorausgeeilt, denn man wusste ganz genau, dass die Zweige nur zu- sammenwachsen, wenn sie sich derartig decken, dass die zwischen Bast und Holz gelegenen Schichten sich berühren. Erst die späteren Forschungen haben uns das „Warum“ kennen gelehrt. Es liegt hier nämlich die Bildungsschicht (= Cambium) des Stammes, ein aus sehr zarten Zellen gebildetes und sehr saftreiches Gewebe, die eigentliche lebenstätige Schicht, von welcher das Dickenwachstum der Achsenteile ausgeht. Werden nun zwei frische Schnittflächen von artverwandten Zweigen zusammengelegt und unverschiebbar gegen- einander befestigt, so dass die beiderseitigen Cambial- schichten sich berühren, so findet eine innige Ver- wachsung statt. Zugleich treibt aber der obere Reis (Edelreis) weiter und trägt die Fruchtsorte des Baumes, von dem es stammt. Der untere Teil (Wildling) bleibt aber auch in seinen charakteristischen Eigenschaften erhalten. Die verschiedenen Arten des Veredelns wurden an frischen Zweigen vorgeführt (Okulieren, Kopulieren Anschäften, Anspitzen [in die Seite pfropfen], Pfropfen in die Rinde [Pelzen], Pfropfen in den Spalt). — Die Kenntnis dieser Verhältnisse sind notwendig, um sich Rechenschaft über die Fragen geben zu können: Sind ähnliche Uebertragungen auch bei Tieren möglich? Es mag schon in manches Menschen Hirn die Frage auf- getaucht sein, ob nicht auch beim Menschen sich ähn- liche Uebertragungen ausführen Hessen. Die Medizin ist natürlich dieser wichtigen Frage experimentell nach- gegangen und als erste Frucht dieser Versuche wurde, der Menschheit das Hautüberpflanzungsverfahren (Re- verdin) geschenkt. Bei der Haut liegen ähnliche Ver- hältnisse vor, wie bei der Cambialschicht der Pflanze, und deshalb wurden auch ähnliche Erfolge erzielt, die hier besonders segensreich wirkten , weil es sich um Patienten handelte, die sonst lebenslänglich entstellt gewesen wären (schwere Verbrennungen, Operations- flächen). Weiter kam man aber nicht, da bei dem Menschen — überhaupt bei allen Warmblütlern — die Ernährung des neuen Teiles sofort notleidet. Er stirbt also ab. Kleinere Teile mit geringem Oberflächen- querschnitt (Finger, Zehen, Nasen) können aber unter Umständen wieder anheilen, z. B. wenn sie nur z. T. von ihrer Unterlage losgetrennt und wenigstens noch an einigen Stellen mit ihr durch Blutgefässe im Zu- sammenhang stehen. Hier kann man aber nur von einem Anwachsen sprechen. Ein Fortwachsen wie bei der Pflanze, eine Differenzierung in die verschie- densten Organsysteme, also z. B. die Uebertragung einer Keimanlage (Gliedmassenanlage) von Fretur auf ein anderes verwandtes Tier mit dem Ergebnis, dass der Keim nicht nur einheilt , sondern sich auch zu einer Gliedmasse entwickelt, ist noch nicht beobachtet worden. Hier setzen die Experimente an Amphibien von H. Braus ein (Pfropfung bei Tieren, Verhandlung des naturhist.-medizin. Vereins. N. F., Bd. 8, Heft 5. Heidelberg.). Es gelang ihm, ganz junge embryonale Keime, bei denen bestimmte Körperteile erst zu sprossen beginnen, bei Frosch- und Krötenlarven derart zu über- pflanzen, dass sie fortwuchsen und sich zu denjenigen Organen entwickelten, die sie am Ursprungstier gebildet hätten. So gelang es ihm, Gliedmassen-, Kiemen-, Nieren-, Augen- und Gehörorgananlagen einzupfropfen. Sie entwickelten sich vollständig normal, gingen aber später aus Mangel an Funktion ein. Der Ort, an dem man den Keim überträgt, ist ohne Einfluss darauf, welches Organ sich daraus entwickelt. Das liegt in dem überpflanzten Gewebe selbst begründet. Nur da- für, ob sich die eingepfropften Teile überhaupt weiter entwickeln oder nicht, ist der Ort von gewisser Be- deutung. — Unsere Anregung, den Fachausdrücken kurze sprachliche Erklärungen und Betonungszeichen hinzuzufügen, ist in der Liebhaberwelt auf fruchtbaren Boden gefallen, wie wir auch aus der zustimmenden Erklärung der „Ichthyologischen Gesellschaft“-Dresden Vereins-Nachrichten. 173 („W.“ VI. S. 119) ersehen. Wir haben nun guten Grund, zu vermuten, dass sich die Autoren so schnell nicht zu dieser Mehrarbeit bequemen werden, und wollen sie deshalb vorläufig auf eigene Hand leisten, indem wir jedem unserer Vereinsberichte einige Fisch- und Pflanzen- namen, in der angegebenen Weise erklärt, hinzufügen. Jeder Interessent kann sich dann selbst leicht eine kleine Sammlung der Fachausdrücke nebst Erklärung zusammenstellen. Wir beginnen gleich heute damit. Worterklärungen: Makropode = Grossflosser (makrös — gross, püs Genitiv podös = Fuss [Flosse beim Fisch]). Polyacänthus ( polys = viel, äca?ithos = Stachel), viridi-auratus ( viridis = grün, aurätus = goldig). — Vallisneria spirälis (nach Antonio Vallisneri de Vallis- nera, geb. 1661, j' 1730, Professor in Padua), spirälis = schraubenförmig gewunden, mit Hinweis auf den Stiel der weiblichen Blüten. Dr. Deupser, Deutsch-Lissa. Dresden. „Iehtliyologische Gesellschaft“. 129. Sitzung vom 6. März 1909. Nach Eröffnung der gutbesuchten Versammlung gibt Herr Bessner die Eingänge bekannt. Die Firma Henkel-Darmstadt hat einen Posten Kataloge gesandt, welche zur Verfügung der Mitglieder stehen, es wird hiermit aufgefordert, sich zur nächsten Sitzung recht zahlreich einzufinden, damit die Mitglieder ihre Wünsche zwecks einer grösseren Pflanzenbestellung bei dieser Firma bekannt geben. Aus der Vereins- kasse soll hierzu ein bestimmter Betrag bewilligt werden. In Heft 8 der „Wochenschrift“ interessiert uns ein Artikel von Gerlach-Dresden über seine Heizungs- methode. Herr Minkert teilt mit, dass der hiesige Lehrer- verein für Naturkunde auch dieses Jahr wieder eine Ausstellung geplant hat. Als Grundidee ist die Dresdener Heide gedacht und soll speziell die Fauna des Priessnitzflusses eine besondere Abteilung bilden. Gleichzeitig ladet uns Herr Minkert nochmals zu der am 19. März 1909 stattfindenden „Darwinfeier“ oben- genannten Vereins ein, dieselbe findet abends 8 Uhr im weissen Saale der „Drei Baben“, Marienstrasse, statt. — Die Feier verspricht recht interessant zu werden, zumal Herr Dr. Naumann, Direktor des hiesigen botanischen Gartens, für einen Vortrag hierzu gewonnen worden ist. Ferner zeigt Herr Minkert das „Käferbuch“ des Werkes „Fauna Germanica“ von Beitter vor, dasselbe enthält Abbildungen der deutschen Käferarten nebst vorzüglicher Beschreibung derselben. — Speziell sind auch die Wasserkäfer behandelt, und ist man an Hand der vorzüglichen Abbildungen, Beschreibungen und Bestimmungstabellen dieses Buches sehr leicht imstande, die Tiere hiernach selbst zu bestimmen. — Das Buch wird den Mitgliedern dringend zur An- schaffung empfohlen. Ein Exemplar wurde der Vereins- bibliothek einverleibt. Von einer diesjährigen Ausstellung wird aus ge- wissen Gründen abgesehen. Da beabsichtigt ist, ein neues Vereinslokal in Augenschein zu nehmen, wird die heutige Sitzung */4ll Uhr geschlossen und begaben sich die Mitglieder in corpore nach Hotel Beichspost, Annenstrasse (vis-ä-vis der Hauptpost), woselbst wir auch künftig, vom 18. März 1909 ab, unsere Sitzungen abhalten werden und zwar alle 14 Tage. Herr Seidel zeigt Ranatra linearis — Nadelskorpion oder Stabwanze — vor. Wilh. Schreitmüller. Dortmund. „Triton“. Sitzung am Freitag, den 19. März 1909. Tagesordnung: 1. Eingänge und Geschäftliches. 2. Nähere Mit- teilung über den am 21. März geplanten Ausflug nach Ahsen. 3. Aenderung der Satzungen, betreffend Vor- standswahl und Zahlung der Beiträge. 4. Vorstands- wahl. 5. Vortrag des Herrn Gernoth über „Das bio- logische Gleichgewicht im Wasser“. 6. Verschiedenes. Der Vorstand. I. A.: Blase. Magdeburg. „Aquaria“. Versammlung am 2. März 1909. Nach Eröffnung der sehr gut besuchten Versamm- lung schritt man zur Wahl eines ersten Schriftführers, da unser bisheriger Schriftführer, Herr Bolle, das Amt krankheitshalber niederlegen musste. Zu seinem Nach- folger wurde der zweite Schriftführer, Herr Berger, ge- wählt. Möge es unserem Freund Bolle bald wieder vergönnt sein, in unserer Mitte zu erscheinen. Unter „Verschiedenes“ wurden unsere Wasserpflanzen recht eingehend behandelt und dabei betont, dass die hiesigen Pflanzen fast ebenso haltbar und mannigfaltig sind wie ihre exotischen Schwestern. Nur im geheizten Becken hat man keine Freude an ihnen, sie wachsen zu geil, faulen leicht und werden gern von der braunen Alge befallen, was ihnen ein hässliches Aussehen verursacht. Unsere Sammelliste, betreffs neu zu erwerbender Fische und Pflanzen, wurde fleissig benutzt, haben doch fast alle Mitglieder den Wunsch, sich zum Frühjahr mit weiteren zu versehen. Dass Herr Dr. Wolterstorff die Bedaktion der „Wochenschrift“ niedergelegt hat, über- rascht uns sehr und bedauern wir aufrichtig, da wir Magdeburger doch engere Fühlung mit ihm hatten, dass er nicht mehr am Buder ist, hat er doch die „Wochenschrift“ erst auf ihre jetzige Höhe gebracht. Wir wünschen unserm allverehrten Herrn Dr. Wolters- torff viel Glück zu neuem Schaffen als Bedakteur der „Blätter“ und hoffen, dass wir auch weiter so harmo- nisch zusammen arbeiten werden wie bisher. Auch Herrn Dr. Ziegeler, Spandau, wünschen wir das Beste zu seinem neuen Unternehmen und hoffen, dass uns auch in Zukunft beide Fachschriften befriedigen. Zum Schluss wurden noch einige Liebhaberfragen erledigt und ein neues Mitglied aufgenommen. Tagesordnung der Sitzung am 16. März 1909. 1. Protokollverlesung. 2. Eingänge. 3. Thema: Neue Importen. 4. Verschiedenes. Georg Berger, 1. Schriftführer. Magdeburg. „Vallisneria“. Bericht der Sitzung vom 9. Februar 1909. Zur Besprechung gelangte eine Arbeit des englischen Forschers Budgett über die Brutpflege bei einigen west- afrikanischen Fischen, über die Entwicklung der Larve von Protopterus annectens und von Polypterus. Der Vorsitzende bemerkt, dass es ihm geglückt sei, im September vorigen Jahres von den Vereinigten Zier- fischzüchtereien in Konradshöhe eine 7 cm lange, lebende Polypteruslarve, die noch die äusseren Hautkiemen be- sass, zu erwerben. Alle Anstrengungen Budgetts, in Senegambien Eier oder Larven von Polypterus zu er- beuten, waren vergeblich. Erwachsene laichreife Exem- plare von Polypterus senegalis und Polypterus lapradei fing er in Menge. Die von ihm versuchte künstliche Befruchtung der Eier von gefangenen Polypterus miss- lang. Die Erwerbung einer 4 cm grossen Larve, die ihm ein Negerknabe brachte, war das ganze Besultat seiner Bemühungen. Glücklicher war er im Auffinden der Nester von Protopterus annectens, die grosse Mengen von Jungen enthielten, die von Männchen bewacht wurden. Die Nester bestehen aus tiefen, mit Wasser gefüllten Gruben am Lande in unmittelbarer Nähe der Wohngewässer. Es fiel ihm daher leicht, die Entwick- lung der Jungen eines Nestes von Tag zu Tag zu studieren. Ferner beschreibt er die im dichten Grase der Sümpfe angelegten, schwimmenden Nester von Gymnarchus niloticus, einem aalförmigen Mormyriden, der ebenso schnell rückwärts wie vorwärts schwimmt, wobei ihm die nicht von einer Flosse umgebene Schwanz- spitze wie ein Fühler dient. Die embryonale Entwick- lung bei Gymnarchus niloticus ähnelt sehr den echten Entwicklungsstadien der Haifische. Von einer anderen Mormyridenart, Hyperopisus hebe, konnte er feststellen, dass die aus den Eiern ausgeschlüpften Jungen sich mit schleimigen Sekretfäden, die sie aus Drüsen an der vorderen Kopfseite aussenden, an den im Neste be- findlichen Wurzelfasern anhängen. Die afrikanische Osteoglossumart Heterotis niloticus baut im flachen Wasser von ausgerissenen Gras- und Schilfstengeln grosse Nester von 4 Fuss Durchmesser. Wenn die Jungen dem Ei entschlüpfen, besitzen sie, wie bei Gymnarchus niloticus, 174 Vereins-Nachrichten. lange, rote, äussere Kiemenfäden. Nachdem sie das Nest verlassen haben, werden sie noch von den Alten be- wacht und eine Zeitlang in einem dichten Schwarm zu- sammengehalten. Wir erfahren auch, dass eine Chara- cinidenart, Sarcodaces odoe, schwimmende Schaumnester baut, in denen die Jungen mit fadenartigen Anheftungs- organen ihres Kopfes festhängen. J. Bericht der Sitzung vom 23. Februar 1909. Der Vorsitzende erinnert an den kürzlich ver- flossenen, hundertjährigen Geburtstag von Charles Darwin, der von den Kulturvölkern der ganzen Welt gefeiert worden ist, und an den 75. Geburtstag von Ernst Haeckel, des bedeutendsten Verfechters der Darwinschen Deszendenztheorie, dem es, wie Darwin vor 50 Jahren, von vielen Seiten sehr übel genommen wird, dass er aus den Ergebnissen der naturwissen- schaftlichen Forschung die notwendigen Schluss- folgerungen zu ziehen wagte. Obgleich hier nicht der Ort ist, um zu dem Kampf zwischen der monistisch- naturwissenschaftlichen und der dualistisch-kirchlichen Dichtung Stellung zu nehmen, so sehen wir uns doch veranlasst, auch unsern Standpunkt zu vertreten. Uns ist das Glaubensbekenntnis des mutigen, temperament- vollen Naturforschers Ernst Haeckel mehr wert als das Glaubensbekenntnis eines frommen Keplerbündlers. Die in Nr. 7 der „Blätter“ von Herrn W. Köhler ge- äusserte Ansicht, dass Fische unter Umständen ein vollständiges Einfrieren vertragen können, deckt sich vollständig mit unsern Erfahrungen. Wir nehmen hierbei Bezug auf die genaueren Ausführungen in unserm Vereinsbericht vom 22. Januar 1901, Seite 50 im 12. Jahrgang der „Blätter“. Es wurde die Frage aufgeworfen, worauf die so häufige Krümmung des Rückgrats bei Cyprinodon dispar zurückzuführen ist. Es ist wohl anzunehmen, dass wir es hier mit einer Degenerationserscheinung zu tun haben. Herr Schneising führt dagegen an, dass er auch bei impor- tierten C. dispar diese Rückgratkrümmung be- obachtet habe. Herr Possögel bemerkt, dass die mehrfache, wellige Rückgratkrümmung bei Rivulus- und Haplochilus- Arten davon herrührt, dass durch heftige Erschütterung des Wassers, in dem die Eier dieser Zahnkarpfen liegen, die embryonale Entwicklung der Fische gestört wird. Schützte er das Wasser, in dem sich die Eier befanden, vor jeder Erschütterung, so erhielt er immer normale Tiere. Wurden die Eier dagegen durch unvorsichtiges Hantieren oder Ein giessen von Wasser einer heftigen Erschütterung ausgesetzt, so schlüpften auch stets Junge mit ver- krüppeltem Rückgrat aus. Er hat mehrfache Versuche dieser Art angestellt. Herr Possögel berichtet dann über den befriedigenden Zustand seiner Seewasser- aquarien, in denen sich die Seenelken bereits reich- lich vermehren. W. Jürgens. Nürnberg. „Heros“. Ordentliche Sitzung am 2. Februar 1909. Wegen einer Beschädigung des Ofens in unserem Vereinszimmer musste die diesmalige Sitzung im Nebenzimmer des Gasthofes zum „Türken“ abgehalten werden. Der 1. Vorsitzende, Herr Gruber, eröffnet dieselbe mit Begrüssung der Anwesenden um 9J/4 Uhr. Hieran knüpft er die offizielle Mitteilung von dem Ableben unserer beiden ordentlichen Mitglieder, des Herrn Schlachthofdirektors Rogner und Herrn Prä- parators H. Wendel (Schwabach), und ersucht die Anwesenden durch Erheben von den Sitzen den Ver- storbenen die letzte Ehre zu erweisen. Nach Ge- nehmigung des Protokolls vom 19. Januar erfolgt Bekanntgabe des Einlaufes. Angemeldet als ordent- liche Mitglieder haben sich Herr Buchbindermeister Ludwig Foos und Herr Postsekretär Georg Bätz. Zur Ansicht liegt das Käferbuch, das der Lehrerverein für Naturkunde seinen Mitgliedern liefert, auf. Nach einer kleinen Pause ergreift Herr Steiner das Wort zu seinem Vortrag: „Die Ausstellungen des vorigen Jahres“ auf Grund eines von unserem Mitglied, Herrn O. Stössel Berlin verfassten Berichtes. Mit einigen einleitenden Bemerkungen über das mit Ausstellungen reich gesegnete Jahr 1908 geht Vortragender zu dem eigentlichen Bericht Herrn Stössels über. Wir sehen hier Herrn Stössel in seiner ganzen, uns wohlbekannten geschäftigen Tätigkeit und Gewandtheit, wie er un- ermüdlich von Ausstellung zu Ausstellung eilt, wie er seinen Apparat und seine Anschlüsse in staunens- werter Schnelligkeit prompt und sicher fertigstellt. In bunter Reihenfolge entrollen sich vor unseren Augen die Ausstellungen. Herr Stössel hat es meister- haft verstanden, in gedrängter Kürze von jeder ein anschauliches und übersichtliches Bild zu entwerfen. Er zeigt sich als ein vollkommener Kenner unserer Liebhaberei und als scharfer Beobachter; er vergisst nirgends, das Schöne, Gute und Zweckmässige hervor- zuheben, lässt aber auch das weniger Gelungene oder Zustände, die einer Verbesserung bedurft hätten, nicht unerwähnt. Rückhaltlose Anerkennung verdient Herr Stössel für die Objektivität und Unparteilichkeit, mit der er den reichhaltigen Stoff behandelt hat. Bei der Schilderung unserer Ausstellung nehmen wir die wenigen Bemängelungen gern in Kauf bei der all- gemeinen Anerkennung, die Herr Stössel unseren Leistungen zollt, und freuen uns herzlich, dass nicht nur unsere Ausstellung, sondern auch wir Herosianer und unsere alte Noris treu in seinen Erinnerungen leben. Wir schöpfen aus den Ausführungen eine Fülle von Anregung und Belehrung. Lebhaftes Interesse fanden noch die Ausstellungskataloge der verschiedenen Vereine, die Herr Stössel mitgesandt hatte. Zur Vorzeigung gelangen durch Herrn Steiner einige in den Ausstellungen vielfach verwendete Tip- Top Lämpchen. Nach dem Bericht des 1. Vorsitzenden über das Stiftungsfest gelangte der Artikel „Meine Aquarienheizung“ von A. Kurtz, Kattowitz, zur Ver- lesung und Besprechung. Aus der Liebhaberei macht Herr Steiner die Mitteilung, dass seine Schleierschwänze bereits abgelaicht haben, und Herr Gruber schildert die unverkennbaren Anstalten, die seine Kampffische zum Ablaichen treffen. Herr Koch beschreibt das Auftreten von Borstenwürmern an roten Posthorn- schnecken in einem Aquarium, aus dem mit Eintritt der kälteren Jahreszeit die Fische, die mit Tubifex gefüttert worden waren, entfernt wurden. Aus dem Fragekasten kam zur Besprechung: „Wie lange kann ein Fisch in einem gut bepflanzten Aquarium ohne Futter leben?“ Diese Frage führt zunächst zu weiteren Erörterungen und wird nach verschiedenen Seiten verallgemeinert. Insbesondere wird daraufhingewiesen, dass Fische, die vegetabile Nahrung nicht nur nicht verschmähen, sondern geradezu bedürfen, z.B. Karpfen- arten, unter erwähnten Umständen natürlich länger aushalten als gegebenenfalls Labyrinthfische, Barsche u. dergl. Herr Sperber erzählt, dass er seit September einen kranken Bitterling in einem Glase isoliert halte; er habe noch nicht beobachten können, dass derselbe Nahrung angenommen habe. Herr Naumann berichtet, er habe in einem kleinen Aquarium einen einzelnen Gambusen gehalten. Eines Tages war das Fischchen verschwunden, und trotz alles Suchens konnte keine Spur von ihm entdeckt werden. Das Aquarium blieb nun sich selbst überlassen. Herr Naumann war darum nicht wenig erstaunt, als er nach ungefähr 4 Monaten bei einem zufälligen Blick in den Behälter das vermisste Fischchen frisch und munter darin umherschwimmen sah. Herr Steiner hat sein Barsch- aquarium im Badezimmer stehen. Die Barsche werden ihrem Bedürfnis gemäss alle zwei Tage gefüttert; würden sie in einem geheizten Zimmer stehen, so würden sie wohl täglich Futter nehmen. Er erzählt, dass auch bei ihm infolge eines Versehens ein Diamant- barsch 4 Wochen lang nicht gefüttert worden sei und diese Hungerkur glücklich überstanden habe. Herr Gruber erwähnt noch jene Frau, die ein be- pflanztes und mit Fischen besetztes Glas luftdicht verschlossen habe, um zu erproben, ob auf diese Weise genügend Sauerstoff für die Fische erzeugt würde. Eine mathematisch genaue Beantwortung oben aufgestellter Frage konnte nicht gegeben werden, da niemand der Anwesenden dahingehende Versuche angestellt hat. Zur Frage, wie überwintert man einen Laubfrosch, im Laubfroschhäuschen oder gar nicht, erzählt Herr Naumann, dass er resp. seine Eltern V ereins-Nachrichten. 175 einen Laubfrosch 19 Jahre gepflegt haben, der während dieser ganzen Zeit keinen Winterschlaf gehalten habe. Herr Gruber führt aus, dass im allgemeinen wohl schon der eintretende Futtermangel Grund sei, Lurche in Winterschlaf verfallen zu lassen. Herr Bonnen- berger setzt auseinander, dass der Hauptvorteil des Winterschlafes in der vollständigen Rübe, die den Tieren dadurch geboten würde, liege und beweist an einer Reihe Terrarientiere, die gut genährt und während des Winters reichlich gefüttert wurden, dass dieselben trotzdem infolge der entbehrten Winterruhe eingingen. — Am 30. Januar fand im Saal zu den goldenen Schwanen das diesjährige Stiftungsfest statt. Zahl- reich hatten sich die Festgäste eingefunden. Der 1. Vorsitzende eröffnete mit einer gediegenen, reich mit Humor gewürzten Ansprache das Fest. Aus den reichen Spenden der Mitglieder konnte ein ansehn- licher Glückshafen eröffnet werden; 146 zum Teil sehr wertvolle Nummern umfasste der Gabentempel, der nicht nur dem Aquarianer, sondern auch dem Feinschmecker und vor allem unseren Damen manches Wünschenswerte versprach, wenn es nur Fortuna ge- fiel. In einer halben Stunde waren die 1146 Lose verkauft und die bald darauf stattfindende Verteilung der Gewinne brachte manche heitere Ueberraschung. Unermüdlich hielt der bekannte Komiker E. Ganss die Lachmuskeln der Festgenossen in Tätigkeit, während der Männerchor der „Frankonia“ stimmungs- volle Abwechslung brachte. Erst weit nach Mitter- nacht lichteten sich die Tische so weit, dass auch dem Tanzbein sein Recht werden konnte. Bis in die früheste Morgenstunde schwang nun Terpsichore ihr Szepter. Ueberall Fröhlichkeit! — und allseits zu- friedene und freudestrahlende Gesichter bewiesen, dass wir Herosianer nicht nur unseren kaltblütigen Lieblingen das Leben angenehm zu machen verstehen. Die Verwaltung. Nürnberg. „Seerose.“ Sitzung vom 22. Januar 1909. Eröffnung durch den 1. Vorsitzenden um 9 Uhr. Entschuldigt fehlen die Herren Petrich und Franz. Protokollverlesung. Einlauf: Schreiben unseres Herrn Gutwald aus Wien, sowie die bestellten Taschenkalender. Gratis verlost wurde eine Fischtransportkanne, welche Herr Barby gewann, jedoch zugunsten des Ermunterungs- fonds wieder verzichtete. Herr Weber erstand sie nun. Herr Barby, der sich als Spender der Mikroskop- kasse erklärte, brachte sie mit, wofür ihm der Vorsitzende herzlich dankte. Herr Prell stellte die versprochenen Frage- und Mittellungszettel zur Ver- fügung und liess zugleich ein Muster der Monatsliste, welche von jetzt ab alle Monate erscheint, zirkulieren. Herr Horndasch zeigte den Entwurf der neuen Auf- nahmskarte vor, welcher allgemeine Anerkennung fand. Der Vorsitzende gibt bekannt, dass er sowie Herr Kalb sich mit der Direktion der hiesigen Nordseefischerei ins Einvernehmen gesetzt hat, um heuer im Sommer das eine der über drei Meter breiten Schaufenster zur Abhaltung einer Schaufensterausstellung auf 14 Tage zu bekommen. Die Direktion erteilte auch dazu in liebenswürdigster Weise die Erlaubnis. Eine weitere Ausarbeitung der Ausstellung erfolgt in den nächsten Sitzungen. Herr Kalb stellte den Antrag, als Pflanzenpresse eine Kopierpresse anzuschaffen, was ge- nehmigt wurde; desgleichen der Antrag des Herrn Boessner, bei Verkäufen durch die Monatsliste 5 °/0 von der Kaufsumme an den Ermunterungsfonds durch den Verkäufer abzuliefern. Herr Schedel macht Mit- teilung aus einer hiesigen Zeitung über Ausrottung der Malaria durch Fische. Ein englischer Lehrer in Barbados, F. Herbert Bindley, hat in einer Zuschrift an die „Times“ die Beobachtung mitgeteilt. Eine be- kannte Tatsache ist es, dass die Uebertragung der Malaria durch eine gewisse Mückenart, Anopheles, statt- findet und man wusste längst, dass eine Vernichtung dieser Mücken und ihrer Brut notwendig sei, um die Malaria, die Geissei der Tropen, auszurotten. Die Natur scheint nun selbst der geplagten Menschheit ein Mittel darzubieten, sie von den Anopheles- Mücken und von der Malaria zu befreien. Die Insel Barbados, wo der genannte Lehrer Bindley lebt, ist auffallender- weise die einzige unter den westindischen Inseln, auf der die gefährliche Mückenart nicht vorkommt und auch infolgedessen die Malaria nicht heimisch ist. Man hat nun gefunden, dass ein auf Barbados massenhaft vorkommender winziger Fisch ( Girardinus poeciloides ), der von den Eingeborenen wegen seiner Häufigkeit Million genannt wird, die Larven der Anopheles- Art, die in die Gewässer von Barbados gelangen, vertilgt. Anopheles verschmäht nämlich für die Eiablage die künstlichen und über dem Erdboden gelegenen Wasser- flächen und sucht ausschliesslich die am Erdboden befindlichen natürlichen stehenden Gewässer auf, in denen auch der Fisch zu Hause ist; und deshalb ist diese Mückenart auf Barbados der Ausrottung anheim- gefallen und mit ihr die anderswo durch sie verbreitete Malaria. Die Erkenntnis dieser Zustände berechtigt nun zu der Hoffnung, dass es mit Hilfe dieses Fisches auch in andern Malaria-Gegenden möglich sein muss, die Anopheles-Art und die Malaria selbst auszurotten. Schon vor längerer Zeit hat der englische Oberst Henrik Bibbons die Anregung gegeben, den Girarclinus auch in anderen britischen Kolonien einzuführen, die gleich- falls von einer unaufhörlichen Malariaplage heimgesucht werden. Seine Anregung ist verschiedentlich auf frucht- baren Boden gefallen und hat allem Anschein nach, so weit es sich bisher übersehen lässt, erfreuliche Früchte getragen. Noch ist seit der Einführung des Fisches in die Malaria-Länder allzu kurze Zeit ver- flossen. um ein sicheres Urteil über die Wirkung der Massnahme zu gewinnen, aber die Anfänge versprechen den denkbar besten Erfolg. Herr Weber berichtet noch über die Explosion eines an die Aquarien anzu- bängenden Heizapparates, durch den ihm 3 Gläser zu Schaden gekommen sind. Hierauf Schluss der Sitzung 12 Uhr. Sitzung vom 13. Februar 1909. Anwesend 22 Mitglieder, 5 Gäste. Nach der üblichen Begx-üssung eröffnete der 1. Vorsitzende die Sitzung um 9 Uhr. Protokollverlesung und Genehmigung. Ein- lauf: Einladungsschreiben deshiesigen Fremdenverkehrs- vereins zum Vortrage über „Soll und kann in Nürnberg ein zoologischer Garten errichtet werden?“ Der Ein- ladung hatte bereits der 1. Vorsitzende Folge geleistet. Ferner ist eingelaufen die Mitgliedskarte des „Kosmos“, sowie die Zeitschrift „Deutsche Fischereikorrespondenz“. Herr Kalb referierte über die Zeitschriften. Ueber den Artikel „Herstellung von Aquarien und Terrarien aus Holz“ entspann sich eine grössere Debatte, in der man allgemein zu der Ansicht kam, dass Aquarien mit Eisen- gestell entschieden denen mit Holzgestell vorzuziehen sind. Herr Prell verlas einen Artikel aus der „Deutschen Fischereikorrespondenz“ über Fische, die ertrinken können. Nach Verlauf einer Pause erklärte der Vor- sitzende, wie ungefähr man die projektierte Schau- fensterausstellung ausschmücken könnte und stellte folgende 3 Punkte zur Diskussion. 1. Soll eine Schau- fensterausstellung stattfinden? 2. Wann soll dieselbe stattfinden? 3. Wie lange soll sie stattfinden? Nach Abstimmung wurden alle 3 Punkte genehmigt. Bezüg- lich Punkt 2 und 3 wurde beschlossen, die Ausstellung vom 4. bis mit 18. Juli abzuhalten. Eine weitere Aus- gestaltung, sowie Wahl der Ausstellungskommission wurde auf nächste Sitzung verschoben, da der Vor- sitzende sich nochmals mit der Direktion der Nordsee- fischerei ins Einvernehmen setzen will. Herr Pfaefflin spendete das Jahrbuch 1906 der Bibliothek, wofür ihm der Dank ausgesprochen wird. Herr Prell teilt mit, dass er eine Kopierpresse gekauft hat. 4 Paar Poecilia reticulata, vom Vorsitzenden gespendet, wurden gratis verlost. Gewinner waren die Herren Schmidt, Baldauf, Hermann und Fries. Die als Gäste anwesenden Herren Friedr. Rippel, Fritz Rein, Wilh. Schmidt, Georg Schmidt und Christ. Schmidt stellten Antrag zur Aufnahme als ordentliche Mitglieder. Nachdem der Vorsitzende noch für den zahlreichen Besuch der Sitzung gedankt hatte, schloss er dieselbe um 1/212 Uhr. Die Verwaltung. Vereins-Nachrichten. 176 Adressentafel Augsburg. „Wasserstern“, Verein für biologische Aquarien- u. Terrarienkunde (E. V.) mit Zweigverein Ingolstadt. Briefadresse: K. Riedel, Gossenbrot- strasse2. V ereinslokal Augsburg: Caf6„Augusta“. Sitzungen jeden 1. und 3. Samstag abends 9 Uhr. Vereinslokal Ingolstadt: Restaurant Merl. Sitzungen jeden 1. und 3. Donnerstag abends 6 Uhr. Berlin. „Triton“, Verein für Aquarien- u. Terrarien- kunde (E. V.). Briefadresse: F. Gehre, Schönberg- Friedenau, Beckerstrasse 2. Berlin. „Hertha“, Vereinigung für Aquarien- und Terrarienkunde (E. V.). Zusammenkunft jeden 1. und 3. Donnerstag im Monat im Restaurant „Zum Branden- burger“, Münzstrasse 17, Ecke Königsgraben. Brief- adresse: Carl Schmidt, Berlin NO 55, Treskowstr. 32. Gäste willkommen. Brandenburg a. Havel. „Hydrophilus“, Verein für Aquarien-, Terrarien- und Naturfreunde. Vereins- lokal : „Ressource“, Steinstrasse 9. Sitzungen jeden 1. und 3. Freitag im Monat. Briefadresse: Dr. Zimmer- mann, 1. Vorsitzender, St. Annenstrasse 13. Breslau. Aeltester Breslauer Verein für Aquarien- und Terrarienkunde, „Proteus“, gegr. 1900. Die Adressen sind: für Geldsendungen Herr Constantin Franz, XIII, Schillerstrasse 15 III, für Briefe, An- träge usw. Herr Landesversicherungs - Sekretär Dziembowski, XIII, Augustastrasse 33, für wissen- schaftl. Anfragen, Präparate, konservierte Tiere usw. Herr E. Scupin, Fürstenstrasse 12, für den ersten Vor- sitzenden Herr Dr. Eckhardt, I, Taschenstrasse 25. Sitzungen jeden Dienstag abends 9 Uhr c. t. im Schult- heiss Restaurant, Neue Gasse. Breslan. „Proteus“, Verein zur Förderung der Aquarien- und Terrarienkunde. (E. V.) gegr. 1908. Vereinszimmer: Haase- Ausschank, Schweidnitzer Strasse 37, part. Sitzungen: Jeden Dienstag, abends 9 Uhr. Adressen: a) für den Schriftführer: Magi- stratssekretär Sauer-Breslau, Kleine Scheitniger Strasse 58, III; b) für Geldsendungen: Bankbuch- halter Neubarth-Breslau, Städtische Bank; c) für wissenschaftliche Anfragen, Auskünfte auf dem Ge- biete der Liebhaberei, Zusendung von lebenden und toten Tieren, nur an den Vorsitzenden: Dr. Deupser, Deutsch-Lissa. ßernbnrg a. S. „Aquaria“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Göhres Restaurant, Karlstr. 5. Versammlung jeden ersten Mitwoch im Monat. Brief- adresse: Lehrer Herrn. Wiehle, Latdorf b. Bernburg. Dortmund. „Triton“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Sitzung jeden 1. u. 3. Freitag im Monat, abends 9 Uhr. Vereinslokal: „Gewerbeverein“, Kuhstrasse. Briefadresse: Oberlehrer Gernoth, Alexanderstrasse 19. Dresden. „Ichthyologische Gesellschaft“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Zusammenkünfte jeden Donnerstag. Vereinssitzung: alle 14 Tage Donnerstags, abends 9 Uhr Hotel „Reichspost“, Annen- strasse, Dresden-A. (vis ä vis der Hauptpost). Separate Vereinszimmer. Gäste willkommen. Briefadresse: Hugo Bessner, Dresden-A., Arnoldstrasse 1, III. Dresden. „Wasserrose“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Vereinslokal: Restaurant Victoria- haus, Seestr. Versammlung jeden l.u. 3. Sonnabend im Monat, an den dazwischenliegenden Sonnabenden zwanglose Zusammenkünfte. Briefadresse: Paul Lehnert , I. Vorsitzender Dresden-A. 16, Winter- gartenstrasse 57. Dresden. „Fauna“. Briefadresse: Georg Gerlach, Vorsitzender, Dresden 21, Niederwaldstr. 37. Frankfurt a. Alain. „Biologische Gesellschaft“ für Aquarien- und Terrarienkunde. Vereinslokal: Westendgarten, Taunusstrasse 1. Sitzungen: Jeden Samstag abends 9 Uhr. Jeden ersten Samstag im 1) Aufnahme erfolgt nur auf Antrag! — Eine Ausnahme wurde nur bei jenen Vereinen gemacht, die ihre Berichte im Jahre 1909 ohnedies bereits in den „Blättern“ veröffentlichten! Weitere Vereinsadressen stets willkommen ! Auf besonderem Blatt! Ergänzungen, Aenderungen werden umgehend erbeten! Dr. Wolterstorff. der Vereine.1) Monat Vortrag nebst Gratisverlosung. Auskunft über Tier- und Pflanzenpflege usw. an Jedermann. Brief- adresse: Stridde, 1. Vorsitzender, Habsburger Allee 24. Görlitz. „Aquarium“, Verein für Aquarien- und Ter- rarienkunde. Vereinslokal: Beckers Restaurant, Jakob- strasse 29. Sitzungen aller 14 Tage und zwar Freitags 9 Uhr. Briefadresse: Karl Kögel, Vorsitzender, Bautzener Str. 19. Graz (Steiermark). „Neptun“. Vereinsheim: Körens Weinstube, Kaiser Josef-Platz. Zusammenkunft jeden Freitagabend. Briefadresse: A. Meuth, Liebenau 161 bei Graz. Hamburg. „Humboldt“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde (R. V.). Vereinslokal: Grosse Allee 45. Hamburg. „Ludwigia“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Vereinslokal: Haases Restaurant, Eimsbütteler Chaussee 17. Versammlungen jeden zweiten und vierten Dienstag im Monat. Gäste stets willkommen. Hamburg. „Rossmässler“, Verein für Aquarien- und Terrarienfreunde zu Hamburg (E. V.). Versamm- lungen jeden 1. u. 3. Mittwoch im Monat in Paetows Restaurant, Kaiser Wilhelmstrasse 77. Briefadresse: M. Strieker, Hamburg 26, Pagenfelderstrasse 30. Karlsruhe. „Verein von Aquarien- u. Terrarien- freunden“. Lokal: „Landsknecht“, Herrenstrasse. Briefadresse: K. Eberbach, Direktor, Hirschstr. 120. Leipzig. „Nymphaea“, Verein für Aquarien- u. Ter- rarienkunde. Versammlung jeden Dienstag. Vereins - lokal: „Heim des Hausväterverbandes“ (Eingang Tauchaer Str. 6 oder Marienstr. 7). Briefadresse: Bernhard Wieband, 1. Vorsitzender, Scharnhorst- strasse 55, part. Alagtleburg. „Vallisneria“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Versammlungslokal: „Tivoli“, Kaiserstrasse, am 2. u. 4. Dienstag im Monat. Brief- adresse: Paul Jürgens, 1. Vorsitzender, Königsgrätzer Strasse 17. Alagtleburg. „Aquaria“, Verein für volkstümliche Naturkunde. Vorsitzender F. Maue, Regierungsstr. 24. Versammlungen jeden 1. und 3. Dienstag im Monat abends9l/4Uhri. Restaurant „Kaiserbräu“, ßreitewegl. Afainz. „Cyperus“, Verein für Aquarien- u. Terrarien- kunde. Briefadresse: T. von Kittlitz, Mainz. Vereins- lokal: Kötherhof. Bibliothek-Stunden: Jeden Sams- tag Abend von 8 74 Uhr ab (Fuststrasse 2), woselbst auch stets näheres über die Sonntags- Ausflüge zu erfahren ist. Gäste jederzeit willkommen. Alannheim. „Verein für Aquarien- und Terrarien- kunde (E. V.). Versammlungen jeden 2. und 4. Mitt- woch im Monat. Lokal: Restaurant „Wilhelmshof“, Friedrichsring. Briefadresse: Friedrich Glaser, Moll- strasse 8, III. Xürnberg. „Heros“, Gesellschaft für biologische Aquarien- und Terrarienkunde (E. V.). Gegründet 1898. Sitzungen am 1. und 3. Dienstag jeden Monats abends 1/28 Uhr. Gesellschaftslokal: Restaurant „Walhalla“, Hafnersplatz 7, I. Briefadresse: Aug. Gruber, 1. Vorsitzender, Fürther Str. 96. Kiirnberg. „Seerose“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Vereinslokal: Restaurant zur Pegnitz, Insel Schütt. Sitzungen: Jeden 2. und 4. Sonnabend im Monat. Briefadresse: Th. Prell, Schuckertstr. 15, I. Ainrnberg. „Aquarien- und Terrarienabteilung“ der Naturhistorischen Gesellschaft. Briefadresse: H. Adam, 1. Obmann, Adamstrasse 6. H. Steiner, 2. Obmann, Hallerwiese 12. A. Schmidt, 1. Schrift- führer, Rennweg 40. Stattgart. „Verein der Aquarien- und Terrarien- freunde“. Vorsitzender: Ernst Schad, Gerberstr. 10,11. Schriftführer: A. Woern, Hasenbergsteige 8, III. Wien. „Lotus“, Verein für Aquarien- und Terrarien- kunde zu Wien IX, Währinger Str. 67. Restaurant Jos. Gruss. Sitzungen jeden 1. und 3. Dienstag im Monat. Briefadresse: Rieh. Polz, III/2, Lorbeer- gasse 13. Gäste stets willkommen. Wien. „Cyperus“, III, Hetzgasse, Ecke Blattgasse, J. Angelmayers Restauration. Für den Anzeigenteil: Fritz Lehmanns Verlag, Stuttgart. — Verlag von Fritz Lehmann, Stuttgart. Druck von Julius Maser, Leipzig-R. Pflege und Zucht des Stichlings (Gasferosfeus acu(eafus). Von K. Eiedel. (Verein für biologische Aquarien- und Terrarienkunde „Wasserstern“-Augsburg, E. V.) Wir haben im heurigen Frühjahre unsere Mitglieder aufgefordert, unseren dreistache- ligen Stichling zu pflegen und womöglich zu züchten. Wir haben sie angehalten, das, was sie pflegen, zu beobachten und das, was sie beobachtet haben, niederzuschreiben. Die Ziele, die wir damit erstrebten, waren 1) unsere Mitglieder langsam zur Beobach- tung zu erziehen; 2) durch die Pflege ein und desselben Tieres durch mehrere Mit- glieder möglichst reichhaltiges Beobachtungs- material zu erlangen, das gesichtet und zusammengestellt eventuell einerseits der Allgemeinheit von Interesse, andererseits in einigen Punkten der Wissenschaft von Nutzen sein kann. Wir haben denjenigen Herren, die auf diese Anregung reagierten, Frage- bogen an die Hand gegeben, nach denen sie ihre Tiere beobachten sollten und haben für das beste Resultat einen Preis in Gestalt eines Paares neu eingeführter Fische aus- gesetzt. Den Stichling haben wir deshalb ausgewählt, weil wir glaubten, zum Anfang ein leicht züchtbares und gleichzeitig inter- essantes Pflegeobjekt aus wählen zu müssen, um nicht schon von Anfang an die Freude und Lust an der Sache durch Misserfolge zu beeinträchtigen. Die Beteiligung war zu Beginn eine sehr gute, Resultate erzielten jedoch lediglich die Herren Hans Flurl, Lorenz Foertsch, Joh. Weiss und Joh. Hofbauer, deren Ergeb- nisse wir nachfolgend bekanntgeben wollen. Die Grössenverhältnisse der vier ver- wendeten Behälter schwankten um Geringes, der kleinste mass 30 x 20 x 25, der grösste 42 x 21 x 48 cm. Die Differenz ist mithin nicht bedeutend. Die Bepflanzung der vier Becken wurde durchweg mit den gebräuch- lichen Pflanzen, wobei Myriophyllum die Haupt- rolle spielte, vorgenommen, nur Herr Flurl pflanzte, wTas etwas eigenartig anmuten mag, auch einen Büschel Wiesengras in den Be- hälter, Herr Foertsch neben den üblichen Pflanzen einen Stock Calmus. Die vier Aquarien sind zufällig an vier Himmels- richtungen aufgestellt. Nord, Süd-Südost, West- und Ostseite. Auffällig ist, dass die Tiere desjenigen Beckens, das an der Nord- seite stand, trotz reichlicher Fütterung mit lebendem Futter, wie aus den Aufzeich- nungen hervorgeht, die weitaus kleinsten waren. Allerdings ist zu bemerken, dass Jungfische zweier aufeinanderfolgender Bruten das Becken bevölkerten, in Summa 49 Tierchen, wogegen bei den anderen 3 Pflegern 33, 38, 29 Stück in Frage kamen. Dieser Unterschied ist wohl zur Hauptsache auf Konto der erhöhten Nahrungskonkurrenz zu setzen, wodurch Unterernährung der Pfleglinge stattfand, eventuell wäre in Be- tracht zu ziehen, ob auch der Mangel an direktem Sonnenlicht hier mitbestimmend war. Eine Frage lautet: Sind die zur Zucht verwendeten Tiere Frischfänge oder schon länger im Aquarium gehalten, eventuell darin aufgewachsen? Drei Pfleger verwenden zu ihren Versuchen Frischfänge, Herr Foertsch ein Pärchen, das schon im vorigen Juni gerade zur Zeit unserer Ausstellung einmal abgelaicht hatte, im Aquarium, also schon im zweiten Jahre seiner Gefangen- schaft neuerdings zurZucht schreiten sollte. Die Färbung der Tiere, die von. sämt- lichen Herren sehr gewissenhaft aufge- zeichnet wird, ist hinlänglich bekannt, und wir erfahren wenig neues. Eines jedoch 178 K. Riedel: Pflege und Zucht des Stichlings. wäre vielleicht noch zu vermerken, dass die Weibchen in der Farbe entweder mehr grün, oder mehr dunkelbraunerscheinen. HerrFlurl hat zwei Weibchen verwendet, von denen er in seiner späteren Erzählung des Laich- geschäftes nur als von braunen und grünen Weibchen spricht. Tatsächlich ist in dieser Hinsicht ein auffallender Unterschied nicht von der Hand zu weisen. Die Pfleger geben nahmen. — Daphnien, Corethra- und Chivo- nomj/s-Larven wrnrden leidenschaftlich ge- fressen, weniger bevorzugten sie Tubifex. Letzteres spricht gerade nicht zugunsten unseres Tubifexvertilgungsverfahrens mittels der Stichlinge. Aber der Pfleger, der selbst Zeuge des Ergebnisses gewesen, bemerkt dies ausdrücklich, um zu konstatieren, dass der Stichling nur wenn hungrig geworden Originalaufnahme nach dem Dreistacheliger Stichling ( Gasterosteus aculeatus ), Pärchen in Brunft (unten Leben von w. Köhler. Männchen, oben Weibchen). die Grössenverhältnisse der Tiere durchweg mit 57a — 7 cm an, haben also sämtlich aus- gewachsene Exemplare in Pflege. Interessant ist nun die Fütterung der alten Tiere. Dem bereits eingewöhnten Paare des Herrn Foertsch wurden alle ge bräuchlichen Futtermittel geboten, die auch angenommen wurden, während bei den Wild- fängen ganz andere Resultate erzielt worden sind. Herr Flurl schreibt: „Fleisch und Wurm wurde verweigert“ — letzteres fällt auf, da Stichlinge im allgemeinen gerade Wurmstückchen gerne annehmen. Weiter hinten erfahren wir von dem gleichen Herrn, dass dagegen die Jungen dieser Alten, etwas grösser geworden, Wurm sehr gerne an- — also wenn eine Zeitlang ausschliesslich auf Tubifexkost gesetzt — Regenwürmer angreift, bei Vorhandensein anderer, von ihm bevorzugter Futtermittel aber sich stolz davon abwendet. Herr Flurl sagt weiter: „Künstliches Futter wurde unbedingt ver- weigert.“ Herr Hofbauer versucht rohes und gekochtes Fleisch, des weiteren Piscidin, welch letzteres sie sämtlich verschmähen. Auch er gibt lebendes Futter. Dieselben Resultate erhält auch Herr Weiss. Das Verhalten der Tiere gegeneinander lässt bei den verschiedenen Pflegern ganz verschiedene Erfahrungen zeitigen. Das bereits eingewöhnte Paar des Herrn Foertsch lebt seit einem Jahre in bester Eintracht Paul Kämmerer: Fische im Seewasseraquarium und ihre Gewöhnung an Süsswasser. 179 mit 19 schon fast erwachsenen Jungfischen. Es kommt nie — ausgenommen Spielereien der Jungen, die sich bei der Fütterung einen erhaschten Brocken abzujagen versuchen, wobei es mitunter Püffe setzt — zu ernst- lichen Streitereien, auch nicht unter den alten Tieren. Ganz entgegengesetzt sind die Erfahrungen des gleichen Herrn an Frischfängen. Er sagt: „Das andere Paar, ursprünglich waren es 3 Stück (1 6 2 9), war nie so friedlich, und ich erkläre mir dies nur mit verschieden eintretender Laich- reife bei den Weibchen. Es kam zu wieder- holtenGattenmorden bei beiden Geschlechtern, einmal musste das Weibchen, ein andermal das Männchen ersetzt wrerden.u Herr Flurl schreibt: „Die Tiere mussten bis 28. April einzeln gehalten werden. Probeweises Zu- sammensetzen der beiden Weibchen, sowie des Männchens mit je einem der Weibchen hatten Raufereien zur Folge. Das Männchen behielt jedoch immer die Oberhand.“ Sehr wesentlich ist hier, dass das Männchen schon geraume Zeit zuvor in den Zuchtbehälter gesetzt werde, damit es, ehe die Weibchen zu ihm gesellt werden, bereits eingewöhnt ist und alle Fleckchen des neuen Heimes kennt. Damit wird in den meisten Fällen erreicht, dass das Männchen von den Weib- chen nicht getötet wird, was bei Frisch- fängen nur zu häufig vorkommt, ich möchte sagen mindestens ebenso häufig als um- gekehrt. Selbstverständlich ist sehr wesent- lich, ob das Männchen schon in höchster Brunst steht, während das Weibchen noch kaum Trächtigkeitsanzeigen aufweist oder vice versa, in diesen Fällen ist ein Mord des ungeduldig zum Hochzeitsfest drängen- den Teiles fast immer unausbleiblich. Schon besser ist es, wenn einem bereits länger das Becken bewohnendem <3 ziemlich hochträch- tige Weibchen zugesellt werden. In den meisten Fällen wird der farbenglühende Ritter dann seine Burg für die heimzu- führende Schöne erbauen. Ueberreife Weib- chen dagegen wiederum werfen nicht selten durch das ungestüme Drängen des Gatten ihren kostbaren Schatz vorzeitig ab, der dann nicht befruchtet wird und dem Ver- derben geweiht ist, oder als Kaviar leckere Mäuler findet. (Schluss folgt.) Fische im Seewasseraquarium und ihre Gewöhnung an Süsswasser. Von Paul Kämmerer. (Mit 6 Originalaufnahmen.) III. Kärpflingsfang auf dem Lido. Neue Versuche an Kärpflingen und Stichlingen1). Schlägt man den Weg ein, welcher vom Anlegeplatz der aus Venedig kommenden kleinen Omnibus-Dampfer in nordnordöstlicher Richtung dem Westufer der Insel Lido entlang führt, so gelangt man nach ungefähr 10 Minuten an eine Stelle, wo sich rechter Hand Wiesen ausbreiten, die von sumpfigen Kanälen durchschnitten werden. Die Kanäle werden von Süsswasser- quellen gespeist, stehen aber zeitweilig auch mit dem Meere in Verbindung. Wo sie breit und tief sind, betrug die Dichte ihres Wassers 1,010 und ist daher geringer als die des dortigen La- gunenmeeres (1,028); wo aber ganz seichte, schmale Seitengräben von ihnen auslaufen, las ich bis zu 1,040 von meinem Aräometer ab. Da diese sonndurchglühten Lachen oft kaum 1 cm Wasserstand aufweisen, war ich behufs Vornahme der Ablesung gezwungen, Wasser erst in ein Glas zu schöpfen. Die Temperatur be- trug eines heiteren Frühseptembertages 24 Grad in den Haupt-, bis 33 Grad C. in den Neben- kanälen. Durch Schilf- und Weidengebüsch, welches streckenweise, dichte Bestände von Salzpflanzen (purpurn blühende Statice maritima, lila blühender Aster ameüus , rot blühende Salsolen, fettblätterige Salicornieri) , welche ununter- brochen die Ufer umsäumen, sowie durch eine fast ausschliesslich aus schwimmenden, aber das Wasser fast völlig erfüllenden Algen -(Cladophora-') Ballen bestehende Pflanzenwelt der Gräben selbst gewähren die Kanäle einen äusserst vegetations- reichen, freundlichen, ja zur Blütezeit farben- prächtigen Anblick. Unser mehr an das Leben der Süsswasser- tiimpel gewöhntes Auge musste an dieser Stätte das Vorhandensein einer mannigfaltigen Tier- welt erwarten; allein trotz vieler Netzzüge waren es im ganzen immer wieder nur fünf Arten, die ich zutage förderte: 1. ein kleiner Wasser- käfer, sehr ähnlich unserem Iielochares griseus- 2. rote Mückenlarven, nicht zu unterscheiden von und wohl auch identisch mit unserer Chiro- nomus plumosus, der es eine schwer durchlässige Haut ermöglicht, sich an Gewässer verschieden- ster Dichten anzupassen; 3. an manchen, offen- 1) Nebst Teil II als Vortrag gehalten im „Lotus“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde in Wien, am 2. März 1909. 180 Paul Kämmerer: Fische im See wasseraquarium und ihre Gewöhnung an Süss wasser. bar Ablegestellen, zu Tausenden und Abertausen- den eng beisammen winzige Fischreu sen ( Nassa reticulata ); 4. dann eine andere reizende Schnecke, Cyclonassa neritea (L.) Swains., die ich seither als ideale Aquariumbewohnerin kennen gelernt habe, mit niedergedrücktem, kreisrunden Gehäuse von höchstens 12 mm Durchmesser, breiter, glatt- polierter, kastanienbrauner oder bernsteingelber Unterfläche desselben und sehr enger Mündung, bei welcher ein so kleiner Körper vorgestreckt wird, dass man sich wundert, wie er das massive Gehäuse schleppen kann, — aber ein ungemein lebhafter kleiner Körper, der einer bei Schnecken ungewohnten, ruckweisen Fortbewegung fähig ist; 5. endlich die Bandkärpflinge ( Lebias cala- ritanus = Cyprinodon fasciaius ), von denen ich mir hier anfangs September vorigen Jahres viele Hunderte zusammenling. Hätte ich nur in den Hauptkauälen getischt, so wäre ein solches Resultat nicht erreicht worden; denn nur 2 bis 3 Stück kamen hier bei jedem Zug ins Netz. Aber in den zuvor erwähnten, kleinen Seiten- kanälen mit dem ganz warmen, salzkonzentrierten Wasser drängten sie sich, gross und klein, zu Tausenden; so niedrig diese Fischchen sind, be- fanden sich doch ihre Rücken in jenen kleinen Pfützen nicht mehr ganz unter dem Wasser- spiegel. Ein einziger Kätscherhub brachte hier ihrer so viele ein, dass der Netzbeutel wie eine Sardinenbüchse dicht mitaneinander zappeln- den Fischchen gefüllt erschien. Auf solche Aus- beute war ich nicht gefasst gewesen und meine einzige Transportkanne gestattete mir nicht, sie mitzunehmen. Da ich aber, wie die später zu schildernden Versuche zeigen werden, auf ein so grosses Material angewiesen war, probierte ich es auf andere Weise: ich packte den grösseren Teil der Tierchen zwischen die nassen Watten der massenhaft in den Gräben schwebenden hellgrünen Cladophora und mit dieser in Leinen- beutel, nur den kleineren Teil beherbergte ich im Wasser. Unterwegs nahm ich mehrfach Ge- legenheit, die Säcke tüchtig zu begiessen, und erlebte die Genugtuung, deren Inhalt nach sechs- stündigem Transport fast durchwegs wohlbehalten in die geräumige, flache, zusammenlegbare Kaut- schukbadewanne auszuschütten, die ich auf Reisen, mehr der Fische als meiner selbst wegen, stets mit mir führe. Die Rückfahrt nach Wien wurde sehr heiss, und schon begannen sich in meinen Transport- gefässen Leichen anzusammeln. Wassererneue- rung war dringend geboten, Seewasser hatte ich keines mehr; so goss ich Süsswasser zu, und noch bevor das Ziel erreicht war’, schwammen die Kärpflinge in reinem Bahnhof brunnenwasser und zeigten tadellose Munterkeit. Nun aber kamen die Kärpflinge in drei Aquarien (100X60X50 cm), das eine mit Adria- wasser (Dichte 1,027, Gefrierpunkt — 2,5 Grad), das andere mit künstlich gemischtem Brack- wasser (Dichte 1,014, Gefrierpunkt — - 1,1 Grad), das dritte mit Wiener Hochquellenwasser (Dichte 1,000, Gefrierpunkt — 0 Grad) gefüllt. Sonstige Bedingungen überall gleich, wie es sich in einem Versuche gebührt: die Becken stehen neben- einander; empfangen dasselbe Licht, sind innen gleichartig eingerichtet: Sandboden mit etlichen Steinen, nur hinsichtlich der Bepflanzung not- gedrungen ein Unterschied: im Süsswasser Vallisneria; im Seewasser Zostern, die ich aus mitgebrachten Wurzelstöcken zu schöner, in ihrem Habitus mit Vallisneria fast übereinstim- mender Vegetation brachte; im Brackwasser Zoster a und Vallisneria. Es muss jedoch bemerkt werden, dass in Wien sehr bald kaltes Wetter eingetreten war, und dass der Raum, wo der be- schriebene Versuch seine Aufstellung fand, nicht geheizt wurde: frühmorgens zeigte das Schwimm- thormometer 5 — 7 Grad C. Nichtsdestoweniger fühlten sich die Kärpflinge wohl, hockten zwar ziemlich unbeweglich auf dem Boden, nahmen aber Nahrung (Piscidin, Tubifex, Chironomus ), und es starb kein Tier: nämlich im See- wasser und zunächst im Brack wasser. Im Süss wasser waren binnen zwei Tagen etwa 30 Exemplare tot. So ging es nun weiter, selbst im Brackwasser begann die Sterb- lichkeit, und ich musste auf eine Aenderung bedacht sein, wollte ich nicht mein ganzes Mate- rial verlieren. Bis dahin erklärte ich mir die Sache einfach so, dass die Kärpflinge, welche das Süsswasser während des Transportes so gut ertragen hatten, ja durch dasselbe gerettet worden waren, da sonst kein Ersatz des verdorbenen Transportwassers möglich gewesen wäre, deswegen aber doch noch nicht für die Dauer an Süss- wasser angepasst waren, sondern dass es nur eine Frage der Zeit sei, einer im Vergleiche zu anderen Fischen etwas längeren Zeit, bis sie dem Einflüsse des fremden Mediums erliegen. An einen etwaigen Temperatureinfluss hatte ich nicht gedacht, — denn warum sollten dann die Kärpflinge im Seewasser so gesund ver- blieben sein? — , als ich nunmehr die Hälfte des übriggebliebenen Bestandes in drei weitere, gleichbeschaffene Aquarien brachte und in diesen das See-, Brack- und Süsswasser auf 25 — 30 Paul Kämmerer: Fische im Seewasseraquarium und ihre Gewöhnung an Süsswasser. 181 Grad C. erwärmte. Aber nunmehr hörte liier das Sterben auf! Ich konnte wiederum, wie es auf der Reise geschehen war, Kärpflinge aus Seewasser direkt in Süsswasser bringen und umgekehrt, ohne dass sie ihr Benehmen ver- änderten. Abermals drängte sich für diese Wendung zum Besseren eine naheliegende Er- klärung auf: die Kärpflinge lieben hohe Tem- peraturen, — das hatten ihre Fangplätze erwiesen; sind ihnen solche geboten, so vermag erhöhte Lebensenergie selbst ein ihnen so widriges Lebens eleme nt, wie das Süsswasser, zu über- winden; niedrige Temperaturen vertragen sie zwar auch, dann aber nur in ihrem angestamm- ten Lebenselement, dem Seewasser. Die nun einsetzenden Gefrierpunkts- bestimmungen des Blutes zeigten aber, dass auch die letztgegebene Erklärung voreilig war. Um die nötige Blutmenge zu gewinnen, mussten leider viele Exemplare getötet werden; sie wurden beiden Versuchsreihen, der Kälte- wie der Wärmekultur, entnommen. Dort musste, da sie im kalten Süsswasser ausgestorben waren, eine frische Partie aus dem See- ins Süsswasser übertragen werden, welche nach zwei Tagen abermals krank war, aber diesmal vor ihrem Ab- sterben getötet wurde. Ihr Blut gefror bei — 0,44 Grad, dasjenige einer gleichen Zahl aus Brack- wasser bei — 0,68, aus Meerwasser bei — 1,39. Das Blut der in der Wärme an Süsswasser völlig angepassten Kärpflinge erreichte seinen Gefrier- punkt bei — 1,39, derer in geheiztem Brack- wasser bei — 1,3 7, derer in geheiztem See- wasser bei — 1,38. Also gleiche Ziffern, bis auf ganz geringe, unregelmässige Unterschiede, die auf Versuchsfeldern beruhen dürften. Nun war es klar: die Salze waren bei niedriger Temperatur (5 — 10 Grad C.) ins Blut über- getreten, denn der Gefrierpunkt hatte sich im Brack-, noch mehr im Süsswasser von dem im Meerwasser gefundenen nach aufwärts ver- schoben. Bei hoher Temperatur (25 — 30Grad C.) aber war die Körperhülle, in erster Linie jeden- falls wieder die Kieme, für Salze undurch- lässig und deshalb der Gefrierpunkt bis auf Versuchsfehlerdifferenzen d er gleiche geblieben. Um die Beweiskette zu schliesen, ist noch Untersuchung des Kiemengewebes wünschenswert, an welchem man vielleicht die Veränderung sehen könnte, welche in der Kälte die Durchlässigkeit bewirkt, in der Wärme sie aufhebt. Ich stelle mir eine Ausdehnung und stärkere Quellung des Gewebes in der Wärme vor, wodurch die Poren in ähnlicher Weise ver- schlossen würden, wie durch warmes Wasser die Fugen eines leck gewordenen Holzgefässes. Bis nun erbrachte ich aber nur die eine Probe auf das Exempel in Gestalt einer um- gekehrten Versuchsreihe beim Süsswasserstich- ling. Als Material mussten dreistachelige Stich- linge ( Gasterosteus aculeatus var. leiura ) dienen, welche in den — selbstredend völlig süssen — Zuflussbächen des Gardasees nahe von Riva in der erforderlichen Anzahl von mehreren Hunderten bei einigem Fleisse zusammengefangen Averden können. Trotz des warmen Gardaküsten-Luft- klimas ist das Wasser jener vom Gebirge kommenden Bäche kalt, erreichte im August 1908 nicht über 12 Grad C. Wie schon an früherer Stelle bemerkt, sind die dortigen Stichlinge - wenigstens bei dieser Temperatur — einer An- passung an Seewasser vollkommen unfähig. Der halbe Bestand war aber in Wien durch all- mähliche Temperatursteigerung an 18 — 23 Grad C. gewöhnt worden, und hier ging die Gewöhnung an, bezw. einfache Uebertragung in Seewasser ohne nennenswerte Verluste vonstatten. Die Ge- frierpunktsbestimmungen des Blutes ergaben: 1. Bei niedriger Temperatur a) im Süss- wasser — 0,43; b) im Seewasser — 1,05. 2. Bei höherer T emperatur a) in Süsswasser — 0,44; in Seewasser — 0,44. Also abermals Salzdurch- lässigkeit in der Kälte, -Undurchlässigkeit in der Wärme; nur liegt derjenige Grenzpunkt der Temperaturskala, bei welchem es den Stichlingen bereits möglich ist, sich dem Seewasser anzupassen, niedriger als bei den Ivärpflingen: hier erst bei 25 — 30 Grad, dort schon bei 18 — 23 Grad. Es ergibt sich im übrigen Schritt für Schritt eine vollständige, reziproke Analogie zum vorher ge- schilderten Versuch an Kärpflingen: hier See- wasser, dort Süsswasser — , hier hohe, dort niedrige Temperatur die Norm und daher die für die Fische günstigste, „naturgemässe“ Wasser- beschaffenheit; hier wie dort aber, infolge gleicher Ursache, beste Anpassungsmöglichkeit bei einer hier grösseren, dort geringeren Temperatur- steigerung. Es lässt sich nach diesen Versuchen erwarten, dass schliesslich für jeden Fisch und, falls sich die bei Fischen aufgefundene Gesetzmässigkeit weiterer Verbreitung erfreuen sollte, für jedes Wassertier zwei Temperaturextreme aufgefunden werden könnten: ein Maximum, bei welchem sich das Tier an die der gewohnten entgegen- gesetzte Wasserkonzentration gewöhnen Hesse; ein Minimum, bei welchem Tiere, an denen wir derartige Anpassungen für gewöhnlich stattfinden 182 K. Lankes: Einige Bemerkungen über den Korallenfinger (Hyla coerulea White). sehen (Aal, Stichling), ihrer gar nicht mehr fähig wären. Alle dazwischen liegenden Temperaturen geben ebensoviele Punkte an, bei welchen Ge- wöhnung an Konzentrationen mittleren Grades vor sich gehen kann. Eine erschöpfende Be- antwortung dieser biologisch nicht unwichtigen Frage scheitert wahrscheinlich daran, dass jene Temperaturextreme mit ihrem Wärme- oder Kältepol, wenn nicht oft mit beiden Polen, über dasjenige Mass der Temperaturveränderung, welches dem betreffenden Tiere überhaupt zu- träglich ist, hinausgehen dürften. Soweit Hesse sich das Problem aber schon verfolgen, dass uns aus ihm das Verständnis dafür hervorleuchten würde, warum Meeresformen, die wir heute im Süsswasser, Süsswasserformen, die wir heute im Ozean treffen, und die beide wir heute nicht mehr anpassungsfähig finden, sich dennoch anpassen konnten in einer weit zurückliegenden Epoche unserer Erdgeschichte, als an ihrem Verbreitungs- gebiete ein ganz anderes Klima herrschte! Doch ist dies eine Frage, welche über die Interessensphäre des Aquariumliebhabers hinaus- geht. Deshalb sei hier davon nicht weiter ge- sprochen; ich habe nur noch eine Kleinigkeit nachzutragen, welche sich ausschliesslich auf die Möglichkeit bezieht, an Süsswasser gewöhnte Kärpflinge, an Seewasser gewöhnte Stichlinge dauernd gesund zu erhalten. Bezüglich der letzteren ist keine weitere Vorschrift nötig, sie erhalten in ihrem neuen Element alle zum Auf- bau ihres Körpers nötigen Stoffe, ja sogar ein Mehr hiervon. Hinsichtlich der ersteren aber verhält es sich ähnlich, wie ich es von den in süssem Wasser gehaltenen Seeschildkröten be- richtet habe1): sie empfangen im Süsswasser ein Minus an lebensnotwendigen Stoffen, was sich in erhöhter Fressbegier einerseits, in trotzdem un- aufhaltsamer Abmagerung, oft verbunden mit Rück- gratsverkrümmungen (Knochenerweichungen), andererseits äussert. Treten diese Folgen auch erst nach Monaten ein, so ist es doch geboten, ihnen vorzubeugen; dies geschieht ausreichend dadurch, dass man wenigstens das trockene Futter, welches sie ins Futterrähmchen gestreut erhalten, vorher einige Minuten in Seewasser sich vollsaugen lässt. Natürlich auch dadurch, dass man ah und zu mit Seefisch- oder Muschel- fleisch füttert; aber allgemeiner brauchbar dürfte das erstere Verfahren sein, zu welchem man nichts anderes benötigt, als eine geringe Menge nach altem Rezepte künstlich zubereiteten See- 1) „Die europäische Seeschildkröte“ ( Thalassochelys caretta — corticata). — „Bl.“ XIX (1908), Nr.51, S. 752— 756. wassers. Ist sonst das natürliche Seewasser nach übereinstimmenden Meldungen aller neueren Beobachter vorzuziehen, so möchte ich für ge- dachten besonderen Zweck, Fütterung an Süss- wasser gewöhnter Seetiere, dennoch das künst- liche proklamieren, weil in ihm sich nicht so leicht Keime entwickeln, die das eingeweichte Trockenfutter vorzeitig verderben könnten. Einige Bemerkungen über den Korallenfinger (Jiijta coerulea Wfyife). Von K. Lankes, „Isis“-München. Ueber acht Jahre sind vergangen, seit Dr. Werner-Wien in der Zeitschrift „Nerthus“3) den durch die Hauskatze verursachten Tod seiner beiden Korallenfinger mit einem frommen, bisher unerfüllten Wunsche be- gleitete. Hyla coerulea ist seit jener Zeit all- jährlich in wenigen Exemplaren, im Jahre 1908 aber in einer solchen Anzahl durch die rührige Firma Scholze & Pötzschke-Berlin ein- geführt worden, dass nicht nur jede Nachfrage nach diesem Australier gestillt werden konnte, sondern auch für absehbare Zeit in verschiedenen Terrarienhandlungen Korallenfinger „Laden- hüter“ bilden werden. Wenn man bedenkt, dass es vor Jahren dem Hylenfreund schwer wurde, sich einen Korallenfinger zu beschaffen und der Preis, wenn wirklich einer erhältlich, 15, 20 und 25 Mk. betragen hat, so wird man den gegenwärtigen Preis von 6—10 Mk. gering finden müssen. Die übergrosse, mehr als die Nachfrage deckende Einführungszahl desFrosches hat seinen Preis gedrückt, ein Spiel, das wir bei so manchem anderen Terrarientier ebenfalls schon erfahren haben, das Tier selbst für manchen Terrarienfreund, der nur auf Seltenheiten fahndet, entwertet und für Händler und Frosch zugleich bedauerlich ist. Hyla coerulea hat lange Jahre in meinem Besitze gestanden, ist mir lieb geworden und musste schliesslich das Terrarium oder Hylen- haus nur räumen, um anderen Tieren Platz zu machen. Des Korallenfingers wird in unserer Literatur mehrfach gedacht. Vor anderen waren es Dr. Werner-Wien1) und L. Müller2), die uns über diesen Laubfrosch Näheres brachten. Diesen, sowie Hans Gadow in seinem ausgezeichneten Buche Amphibia and Reptiles, London 1901, 1) „Nerthus“ II. Jahrgang 1900, S. 234: Der austra- lische Korallenfinger. 2) „Blätter“ 1901, S. 71. K. Lankes: Einige Bemerkungen über den Korallenfinger (Hyla coerulea White). 183 verdanken wir schliesslich ein fertiges Bild des mächtigen Laubfrosches. Zu ihren Beobachtungen und Darlegungen einige wenige Bemerkungen: Der bekannte Wiener Herpetologe Dr. Franz Werner, der in der eingangs zitierten Zeitschrift einige Skizzen aus dem Gefangenleben des Korallenfingers bringt, sagt u. a.: „Einen Farben- wechsel, wie ihn unser einheimischer Laubfrosch in so hohem Grade erkennen lässt, konnte ich bei dem grossen Australier nie bemerken.“ In dem Masse wie bei Hyla arborea kann gewiss nicht von einem Farbenwechsel gesprochen werden, immerhin aber findet ein solcher statt. Hierzu einige Notizen: 16. Februar 1902 vor- mittags: Das Männchen zeigt ein dunkles Grün, das die ganze Oberseite gleichmässig überzieht. Die weissen Flecken an den Flanken treten rein hervor; der dunkelgrüne Ton herrscht auch am Oberschenkel, den Hinter- und den Vorder- füssen. Das Weibchen zeigt sich neben dem Männchen oberseits in einem etwas helleren Grün, das an den Seiten in einen gelblichen Ton übergeht. Nur am Kopf ist das Grün dunkler. Nachmittags: Die Färbung ist beim Männchen ganz sacht bräunlich geworden, abends 6 Uhr ist der Frosch fahlbräunlich, die Färbung des Weibchens erweist sich unverändert. 17. Fe- bruar 1902: Männchen und Weibchen l’epräsen- tieren sich in einem gleichmässigen schönen dunklen Grün. 3. Juni 1902, 3 Uhr nachmittags: Das Männchen zeigt ein gleichmässiges dunkles Grün, das Weibchen eine auffallend fahle Färbung an den Seiten und den oberen Schenkeln; Rücken und Kopf sind dunkel olivengrün. Ueber den beiderseitigen Augen, den Nasenlöchern und dem Tympanum finden sich eine Anzahl kleiner hellgrüner Flecke. Nachmittags um 6 Uhr ver- grössern sich die hellgrünen Flecke und ver- breitern sich mehr über den ganzen Kopf, am nächsten Morgen um 6 Uhr hat der ganze Frosch sein normales sattgrünes Kleid. Ein Weibchen, das wohl wegen unmöglicher Laichabgabe zu- grunde ging, zeigte sich am Morgen des 1. März 1903 in ganz hraunfahlem Kleide, um 1 Uhr nachmittags verendete es unter zitternden Fuss- verrenkungen. Während des Todeskampfes stellt sich das satte grüne Kleid des Tieres wieder ein. Im kühlen Wasser nimmt Hyla coerulea meist einen bräunlichen dunklen Ton im Kleide an und kann diese Färbung tagelang beibehalten; auf Pflanzen dagegen und in der Sonne erscheint das Tier fast immer in einem schönen Grün. Eigenbefinden, Wärme und Feuchtigkeitsverhältnisse sind es, die wohl eine Veränderung der Farbe des Kleides bedingen können. Das dunkle satte Grün bildet nach meiner Anschauung und Erfahrung das Kleid des gesunden, sich wohl fühlenden Frosches, ein fahlgelbliches oder fahlbräunliches, im minderen Massstabe das grünbräunliche Kleid dürften ein Zeichen des Unbehagens sein und erkennen lassen, dass irgend etwas nicht in Ordnung ist. Merkwürdig erschien aber die Annahme der normalen grünen Färbung beim Tode des Tieres. Uebrigens die gleiche Wahrnehmung, wie sie J. Berg1) auch bei einem seiner Exemplare er- fahren hat. Die Nahrung des Korallenfingers kann sich aus nahezu allen Klassen des Tier- reiches zusammensetzen. Dass der Frosch junge Mäuse und Vögelchen zu verzehren vermag, ist bekannt. Kleine bis halbwüchsige Lacerta agilis und Lacerta vivipara hat der gefrässige Baumfrosch wiederholt genommen. Im Frühjahr vorjährige, im Herbste die diesjährigen Jungen von Rana esculenta, Rana fusca und Rana agilis bildeten wochenlang seine vorwiegende Nahrung. Er- wachsene Laubfrösche frass der Korallenfinger bei Dr. Werner und auch bei mir wiederholt. Be- kannt ist die Tatsache, dass bei Herrn J. Berg Hyla coerulea eine Hyla versicolor verschlang und bald darauf einging.1) Halbfingerlange Ellritzen, desgleichen Gold- orfen, Bitterlinge zappelten nicht lange am Moose, um bald von ihrem irdischen Sein erlöst zu werden. Von Insekten Weichkäfer und Käfer- larven, Schmetterlinge, namentlich Schwärmer, Fliegen, Heuschrecken, Spinnen, Schnecken, ja sogar Gehäuseschnecken, Regenwürmer, kurz so ziemlich alles was sich bewegte, wurde genommen. Nach einer bronzefarbenen gemeinen Laufkäfer- art — wohl Carabus cancellatus — schnappte der Laubfrosch, spie aber den Käfer unter ab- sonderlichem Aufsperren des Rachens, wobei der Frosch wiederholt mit den Vorderfüssen streichelnd über den Kopf fuhr, wieder aus. Entweder sagten demLaubfrosch die Absonderung des Laufkäfers oder dessen harte Flügelschalen nicht recht zu. Bei dieser Gelegenheit sei zu- gleich vor der Fütterung der Laufkäfer gewarnt. Es gibt wenige Tiere, denen sie zur Nahrung dienen können, und ausserdem bilden sie für die Insassen des Terrariums eine Gefahr. Obwohl Hyla coerulea , wie Dr. Werner hervor- hebt und von mir auch bestätigt werden kann, sich in einem ungeheizten Zimmer, in welchem die Temperatur nicht unter -(- 10° C. herunter- 1) „Isis“- Bericht vom 24. Juli 1902, Blätter, S. 224. 184 Ernst Nieselt: Zähmung von Trichogaster lalius. geht, gut durch den Winter bringen lässt, ist dieser Laubfrosch gegen tiefere Temperaturen empfindlicher als sein Kontinentsgenosse Hyla aurea. Man merkt es dem grossen Australier ordentlich an, dass er sich ungemütlich fühlt. Der Frosch sitzt dann zusammengekauert mit meist geschlossenen Lidern da, trägt namentlich im Wasser ein fahles Kleid und lässt selbst feiste Küchenschaben lange Zeit unberührt. Direkte Sonne liebt der Korallenfinger nicht. Er zieht sich recht bald unter eine Rinde oder hinter ein Blatt zurück. Die Bewegungen dieses Laubfrosches sind langsam und schwerfällig. Bei Tag rührt er sich wenig, nur ein Beutetier kann seine Aufmerksamkeit fesseln und ihn zu einer Wendung des Kopfes veranlassen. Nachts klettert er in seiner bedächtigen Weise, und morgens hat er dann öfters einen anderen Stand- punkt eingenommen, sitzt jedoch auch zuweilen noch an demselben Fleck, den er tags vorher inne hatte. In den warmen Sommermonaten hält er sich gerne ganze Tage und Nächte im seichten Wasser auf. — Beide Geschlechter tragen die schönen, weissen Flecken an der Seite. Bei den Männchen, welche ich sehen konnte, waren diese Flecken zahlreicher und grösser, doch gibt es auch Weibchen, die sehr hübsch gefleckt sind. Das Männchen steht an Grösse dem Weibchen etwas nach und kann von diesem durch die bräunliche Kehlhaut unter- schieden werden. Die Kehlhaut des Weibchens ist gleich dem Bauche heller. — Schon Johann von Fischer behauptet, dass Hyla coerulea ziem- lich laut quake, Dr. Krefft bemerkt, dass der Korallenfinger „wie ein geärgerter Hund“ zu bellen mag. Tatsächlich lässt sich aus den Lautäusserungen dieses Laubfrosches ähnliches heraushören. Der Ruf des Korallenfingers klingt nach meinem Gehör wie kru oder gru, erfolgt meist sechs- bis achtmal hintereinander und wird immer kräftiger und stärker. Einmal Hess der Frosch vierzehnmal seinen Ruf nach einander erschalleu. Die Stimme ist ungemein kräftig. Beim Schreien wölbt sich die Kehlhaut des Frosches kugelförmig. An schönen Tagen des April, sonst im Mai beginnend, Hess Hyla coerulea die Stimme erschallen. Die letzten Rufe konnte ich immer im September verzeichnen. Eine Eigenschaft, die beim Korallenfinger mehr als bei anderen Hylen auffällt und sehr stark auch bei Hyla versicolor beobachtet wird, ist, wenn man den Frosch in die Hand nimmt, das weite Spreizen der Beine, namentlich der Hinter- beine, gewissermassen um sich irgendwo an- zuklammern. Wird Hyla coerulea geängstigt, dann lässt sie einen ziemlich starken Wasser- strahl in die Hand, und zwar tun dieses Männ- chen und Weibchen. Es kann sogar ein zweites Mal geschehen; das zweite Mal ist der Wasser- strahl meist etwas schwächer, aber immerhin noch bedeutend. An dem oberen Lide des linken Auges eines alten Männchens bildete sich im Laufe der Zeit ein erbsengrosses rundes Gebilde, das nahezu das ganze Auge bedeckte. Ein Freund und kundiger Operateur entfernte ihm die harte Geschwulst. Im Laufe der Zeit bildete sie sich jedoch wieder in der nahezu ursprünglichen Grösse heraus. Ein zweiter Ein- griff entfernte die Geschwulst und mit ihm auch einen Teil des Augenlides. Die Wunde ver- narbte sehr rasch, der Frosch war nach wie vor frisch und munter, nur sein Auge erschien ob des entfernten Lides grösser als das andere und etwas deformiert. Eine merkwürdige In- fektion veranlassten Küchenschaben ( Periplaneta orientalis ), welche ich in grösserer Zahl im Hylenhaus freiliess. Am dritten Tage erschien Hyla coerulea wie mit Pocken übersät, was dem Frosch ein ganz eigentümliches, mir allerdings recht bedenklich erscheinendes Aussehen gab. Sofort wurden alle Küchenschaben, Sand und Moos entfernt und das Hylenhaus eine Zeitlang unter die Wasserleitung gestellt. Den Frosch selbst aber hielt ich alle Tage zweimal unter die Wasserleitung und stellte ihm ein anderes Terrarium zur Verfügung. Schon am dritten Tage nach der Infektion gingen die pocken- artigen Geschwülste zurück, nach zehn Tagen meiner Wasserbehandlung war keine Spur der Infektion mehr erkenntlich. Für mich ergab sich eine neue Erfahrung: Vorsicht hei der Fütterung kostbarer Batrachier mit Küchen- schaben! Zähmung von Tricfyogasler lalius. Von Ernst Nieselt, Dresden-N. Gelegentlich eines Besuches bei einem Herrn Aquarianer machte mich derselbe darauf aufmerksam, dass er seine schönen Lalius ab- geschafft hätte, weil sie ihm zu scheu waren. Ich bat nun den Herrn, mir mal das Aquarium zu zeigen, welches seiner Zeit die betreffenden Lalius beherbergte. Darauf führte er mich an ein 75 cm langes, 50 cm breites und 40 cm hohes Becken, welches mehr einem Urwald glich als einem Aquarium. Zum Ueberfluss war es noch von Cyperus flabelliformis , Adiantum Henkeli und Acrostichurn aureum vollständig um- Ernst Nieselt: Zähmung von Trichogaster lalius. 185 geben und somit von allem menschlichen Ver- kehr direkt abgeschlossen. War es unter diesen Umständen zu verwundern, wenn die Trichogaster lalius nicht nur scheu blieben, vielmehr noch scheuer wurden, als sie es ursprünglich über- haupt waren? Gewiss nicht! Denn in einem solchen Urwald wird man nie und nimmer scheue Fische zahm bekommen, am allerwenigsten Trichogaster lalius, der ohnehin zur Furchtsam- keit neigt. Ich habe die Ueberzeugung gewonnen, dass scheuen Fischen alle Verstecke entzogen werden müssen, was nur in einem Umsetzen der Fische in ein kleines, schmales, lichtes, schwach und geeignet bepflanztes, dem ununterbrochenen menschlichen Verkehr ausgesetztes Aquarium möglich ist. Ferner täglich nur kleine Rationen Nahrung, damit sich die Tiere ans „Suchen“ gewöhnen. Im Januar 1907, als ich zum ersten- mal in meinem Leben Fische hielt, hatten meine Aquarien 20 cm im Quadrat, waren also die reinen Marterkästen. Doch ich hielt meine Fische nicht zum Vergnügen, sondern zum Studium. Nach schnell erlangter Kenntnis, weil unermüd- lich im Beobachten, sollte sich auch für meinen Sport das Sprichwort sehr bald erfüllen: „Das Alte fällt und neues Leben blüht auf den Ruinen.“ Ich habe viel, sehr viel Lehrgeld zahlen müssen. Ich kam sehr bald zu der Er- kenntnis, dass Lalius wie überhaupt farben- prächtige Fische nur in einem schmalen, läng- lichen Aquarium für die Beobachtung den schönsten Eindruck machen. Denn Fische wollen lange Strecken schwimmen und nicht im Viereck herumtanzen. Meine jetzigen 30 Aquarien sind 30 cm lang, 22 cm hoch und nur 13 cm breit. Da ich diese Becken auf einem an der Sonnen- seite des Zimmers stehenden Regal habe, hielt ich es für vorteilhaft, die hinteren Aussenseiten sämtlicher Becken mit weisser Oelfarbe an- zustreichen, welche die Eigenschaft besitzt, das vorn einfallende Licht wieder zurückzuwerfen und somit meine Aquarien selbst bei trübstem Regenwetter in hellem Zustande zu halten. Als Bodengrund verwende ich Quellsand, da ich dem Flusssand infolge von Ablagerungen der Fabrikabwässer kein Vertrauen schenke. Bevor ich den Quellsand in meine Becken schüttete, wurde er erst mit kochendem Wasser gebrüht, dann gehörig mit sauberem kalten Wasser durchgewaschen. In die Becken wurde er von rückwärts nach vorn schräg abfallend einge- füllt, und zwar hinten 1 cm und vorn '/2 cm hoch. Zur Bepflanzung verwende ich für Lalius aus- schliesslich Vallisneria spiralis, da diese schöne Pflanze infolge ihrer sehr schmalen Blätter den Lalius so gut wie gar keine Verstecke bietet. Die Einpflanzung derselben geschah unmittelbar an den Seiten und an der Hinterfront entlang, also direkt an den Scheiben in Abständen von je 2 cm. Mit einem ausgesuchten Zuchtpaar L,alius setzte ich zugleich einige Planorbis corneus var. rubra und einige Planorbis marginatus in dieses kleine Paradies. Zur Gehäusebildung der Schnecken warf ich etwas tierischen Kalk in Gestalt von zerriebener Eischale auf den Bodengrund. Ein solches Becken, auf ein schmales Paneelbrettchen gestellt und an die Vorderscheibe ein breiter, modern geschweifter Bilderrahmen angehangen, bietet dem Beschauer einen prächtigen Salonschmuck — ein lebendes Gemälde. — In einem besonderen Becken hatte ich mir eine Daphnienzucht angelegt. Als Füllung des Beckens verwendete ich nur altes Aquarienwasser mit einem wöchentlichen Zusatz von 2 Prozent Eiweiss. Um Lalius zahm zu bekommen, stellte ich ein Becken mit sehr scheuen Tieren auf meinen Arbeitstisch und rückte dasselbe mit jedem Tage näher an mich heran. Dadurch gewöhnten sich die Fische nicht nur an meine Bewegungen, sondern auch direkt an mich selbst. Im An- fänge waren meine Bewegungen keine plötz- lichen, hastigen, sondern ganz ruhige, vorsichtige. Daphnien und zur Abwechselung das ausgedrückte Innere eines fetten Mehlwurmes bekamen die Fische täglich nur knapp, damit sie sich ans „Suchen“ gewöhnten. Der Mehlwurmbrei trübte auf kurze Zeit etwas das Wasser, aber die Daphnien sorgten schnell für Klarheit, denn er scheint auch ihnen zu schmecken. Nach zirka 14 Tagen nahm ich ein zirka 20 cm langes, enges Glas-Durchlüftungsrohr, um- wickelte das untere Ende mit einem schmalen Leinenstreifen, so dass das Loch offen blieb, steckte alsdann das Rohr etwa 15 cm tief, senk- recht ins Wasser in der Nähe der Vorder- scheibe und schüttete durch das obere Loch, nachdem ich die Fische vorher hatte einige Stunden hungern lassen, einige fette Daphnien. Kaum war die erste unten angelangt, als auch schon meine schönen Lalius anmarschiert kamen und an dem Leinenstreifen des Rohres herum- pickten, jede erscheinende Daphnie mit Ver- gnügen verschlingend. Das setzte ich so 14 Tage fort, hielt jedoch weitere 14 Tage das Glasrohr nur noch einige 186 Kleine Mitteilungen. Zentimeter tief ins Wasser, zumal meine Lalius schon ganz dreist waren und den ganzen Tag umherschwammen. Nach Verlauf dieser Frist steckte ich das Glasrohr nur noch soweit ins Wasser, dass ich, dasselbe allmählich zurück- ziehend, den Leinentleck in die Finger bekam. Furchtlos schnappten sie auch hier allesZappelnde vom Rohre weg. Das Verfahren wiederholte sich noch eine Zeitlang, bis sie dann wie die anderen Fische wieder ihre Mahlzeit täglich ins Becken bekamen. Ich dachte, wenn es gelingt, reissende Raubtiere zu zähmen, warum oll es da nicht auch mit einem Fisch gelingen? Wenn ich nun sage, zu alledem gehört Liebe, Ruhe und grosse Geduld, geeignetes Aquarium, desgleichen Standort, Bepflanzung und fleissige Beschäftigung mit den Fischen, so nehme ich an, dass die freundlichen Leser gleicher Meinung sein werden. Aber wie schön ist das Resultat und gross die Freude aller Lieben, wenn man sein Ziel erreicht hat! Kleine Mitteilungen. Zur Laichabgabe des Pelodytes punctatus. Seit fast 11 Jahren steht in unserer Sammlung ein Schauglas, bezeichnet: „Pelodytes punctatus <5 P im Hochzeitskleid nebst Laich. Ospedaletti, Riviera, Dr. R. Wolterstorff. 26. 2. 1898.“ — Mein Bruder hatte an jenem Tage die Tiere in einem mittelgrossen Wasserreservoir ohne Wasserpflanzen1) gefangen, in der Nacht laichten sie in einem engen Glase mit einem Bündel Wasserpflanzen (Characeen?), die aus einem anderen Gewässer mitgenommen waren, ab, lagen aber am Morgen tot im Glase. Der Behälter war wohl zu eng gewesen. Mein Bruder konservierte die Tiere und den Laich rasch in Formol und sandte mir alles in einigen Tagen zu. Ich bemerke, dass ihm die Art wohlbekannt war, da wir Pelodytes punc- tatus bereits in früheren Jahren lebend hielten. Da die Eiablage im engen Gewahrsam erfolgte und sich heute nur noch ein Gewirr von Eierklümpchen, an den Pflanzen (Characeen) angeheftet, repräsentiert, kann ich heute über die Form des Laiches nur so viel sagen: Er ist keinesfalls in Form von Laich- ballen, wie bei Rana z. B., abgesetzt, sondern die Form der gedrungenen Schnur lässt sich gerade noch erkennen! Nähere Untersuchung war untunlich; bei dem Versuche, einzelne „Klümpchen“, richtiger Teilstücke der Schnur, zu entwirren, zerrissen sie und ein Teil der Eier fiel heraus. Wie erwähnt, waren die Präparate zuerst in Formol konserviert und wanderten erst später, im Museum, in Spiritus. Dies mag die brüchige Beschaffenheit erklären. Im übrigen sind die Eier — Eidotter und Gallerte — äusserlich tadellos erhalten und augenscheinlich schon wenige Stunden nach der Ablage eingelegt worden. Herr Dr. Kämmerer wird also recht haben, wenn er in seinem Zusatz zu Köhlers Artikel „Zur Kenntnis der Laichform des Pelodytes punctatus ,“ „Blätter“ Nr. 10, darauf verweist, wie leicht schon die kurze, plumpe Laichschnur von Pelobates fuscus, Knoblauchskröte, namentlich aber die Eierschnur von Alytes obstetricans, Geburtshelferkröte, mit einem Laich- ballen, Klumpen oder Eierpaket verwechselt werden kann! Herrn Köhlers Ansicht, dass Pelodytes punctatus an der Riviera nur in völlig pflanzenfreien Wasser- reservoirs vorkommt, steht die Tatsache gegenüber, dass mein Bruder einen Pelodytes auch in einem kleinen, anscheinend kaum mehr benutzten, daher stark mit Algen oder Wasserpflanzen besetzten Reser- voir gesehen hat, allerdings ohne seiner habhaft zu werden.1) Leider habe ich seinerzeit meine Absicht, den Fund sofort zu veröffentlichen — Pelodytes tritt in Nordwestitalien nur äusserst selten als sporadischer Einwanderer von Westen her auf! — nicht ausgeführt. Die ausführlichen Aufzeichnungen meines Bruders über „Tierleben an der . Riviera“ sind mir zurzeit nicht zur Hand, doch hoffe ich sie gelegentlich noch in gekürzter Form wiedergeben zu können. Magdeburg, Städt. Museum f. Natur- und Heimatkunde. Dr. W. Wolterstorff. Das Auffüllen der Aquarien. In Nr. 37 Ihrer Wochenschrift von 1908 lese ich eine Notiz „Ueber das Auffüllen von Aquarien“. Meine Methode ist noch einfacher. Neu ist sie zwar nicht mehr, denn ich wende sie seit mehr als 15 Jahren an. Das Wasser wird auf ein dünnes Holzbrettchen gegossen; da letzteres stets obenauf schwimmt, wird jede Trübung bezw. ein Aufwühlen des Bodengrundes selbst bei starkem Strahl vermieden. Luzern, 19. Januar 1909. E. Humitzsch, Bankdirektor. Eigentümlicher Vorgang beim Fressakt von Coluber aesculapii. Bei meiner Aeskulapnatter machte ich folgende Beobachtung: Eine in den Schlangenkäfig gebrachte weisse Maus kletterte an der hinteren Wand des Käfigs, die aus einem Drahtgitter bestand, herum. Die Aeskulap- natter kletterte nahrungsuchend unter beständigem Züngeln von dem Zierkorkfelsen, der an der anstossen- den schmalen Seite angebracht war, herunter und be- rührte dabei mit ihrem Hinterkörper die Drahtwand, an der die Maus lief. Als sie mit ihrem Kopfe am Boden des Behälters angelangt war, bemerkte sie, den Kopf nach aufwärts richtend, die Maus in der Nähe ihres Körpers. Da dieselbe von ihr (vom Kopfe nämlich) ziemlich entfernt war (die Schlange misst 1,85 m) und ihr das Hinaufkriechen zu dieser nicht schnell genug gelingen konnte, kam sie auf eine — „vernünftige Idee“. „Rasch entschlossen“ presste sie den hinteren Teil ihres Körpers an den Nager, und verblieb einige Minuten in dieser Situation, bis das Tierchen vollständig getötet war. Dann zog sich die Schlange mit ihrem Vorderkörper zu den Leichnam des Tieres, denselben aber immer mit dem Hinterkörper an die Wand gepresst haltend, nahm das Tier in ihr Maul, kroch hinunter, machte dann die bekannte Schlinge, um das Tier schliesslich zu fressen. Ich musste staunen über die Handlung der Schlange, die gewiss verrät, dass die Schlangen einer gewissen geistigen Fähigkeit nicht entbehren und keineswegs so dumm sind, wie sie gewöhnlich geschildert werden. — Erwähnen möchte ich noch, dass meine Aeskulapnatter nicht immer tote Mäuse frass, sondern dass sie auch solche verzehrte, die noch lebten, als sie aus der Schlinge genommen wurden, also lebend gefressen wurden. Die allgemeine Annahme, dass die Schlange das Tier solange in der Schlinge behält, um es zu töten, ist nach meinen Beobachtungen nicht stichhaltig. Die Schlinge dürfte nur den Zweck haben, das Opfer wehrlos zu machen. Moritz Czermak, „Volksheim“-Wien. 1) Diese künstlichen Wasserbehälter bieten bei regelmässiger Benutzung und stetem Ausschöpfen eben wenig Gelegenheit zur Bildung von Vegetation! 1) Ich vermute beinahe, dass er in solchen ver- algten Gewässern häufiger vorkommt als man denkt, da er sich eben meist versteckt hält! Literaturbericht. 187 Ambnlia heterophylla. Diese herrliche, von dem bekannten Botaniker Professor Goebel aus Ceylon eingeführte Unterwasser- pflanze verdient allgemeine Beachtung. Sie gedeiht am besten in Aquarien mit 16 — 18 Grad R. Wasser- temperatur und treibt hier breite Blattrosetten; die im Sommer und Herbst häufig erscheinenden Uebenvasser- triebe haben ungeteilte Blätter und weisse Blüten. Die Amb. heterophylla hat einen noch schnelleren Wuchs als Cabomba und vermehrt sich bedeutend leichter. Die Grossgärtnerei Henkel in Darmstadt führt neben vorstehender Aquarienpflanze auch in diesem Jahre sehr viele Neuheiten in ihren Katalogen, die jedem Interessenten frei zur Verfügung stehen, auf. Ein jeder Gartenfreund wird in diesen überaus interessanten Katalogen etwas Wertvolles für sich finden. L. Volk er t, Obergärtner, Grossgärtnerei Henkel, Darmstadt. Patent- Anmeldungen. 45 h. D. 19280. Verfahren zum Gerben von Fischereigerätschaften (Netzen, Angelschnüren, Beilen u. dergl.) mittels Gerbsäure. Gustav Dillberg und Anders Gadd, Oevesgärd, Schweden. 45h. M. 36127. Zerlegbares Senknetz mit durch Schnurzug entgegen der Wirkung von Federn zu schliessenden Klappbügeln. Carl Müller, Berlin, Claudiusstr. 16. 18. 6. 08. Gebrauchsmuster-Eintragungen. 45h. 365723. Glas- Aquarium. Franz Gellner, Breslau, Dominikanerpl. 1 a. 4. 1. 09. G. 20913. J. Bett & Co., Berlin. M. Literaturbericht. fk „W.“ = „Wochenschr. f. Aquarien- u. Terrarienkunde. Von Dr. Deupser-Deutsch-Lissa. 2. Krankheiten der Fische. Die Beulenkrankheit der Barben. Anleitung zu deren Bekämpfung von Forstmeister Mangler- Buchen. „W.“ VI, 1, S. 2 — 3. Seit zirka 40 Jahren kennt man diese dezimierende Seuche aus den Ge wässern der Mosel, des Neckars und des Rheins. Als ursächlicher Erreger wurde von ThAlchan ein Sporo- zoon, der Myxobolus pfeifferi festgestellt. Das Schlimme hierbei ist, dass der Myxobolus in seiner Dauerform als Spore monatelang im Wasser seine Lebensfähig- keit und Ansteckungskraft bewahrt. Er wird nach M.’s Feststellungen von der Barbe mit der Nahrung in der Zeit vom Monat Juni bis Mitte September aufgenommen, gelangt so in den Magen- und Darm- kanal und ergiesst hier unter dem Einfluss der Ver- dauungssäfte seine Keime, welche die Darmwand durchbohren und in den Muskeln des Körpers sich einnisten. Durch die fortgesetzte Teilung vermehren sich die Keime massenhaft und bilden im Laufe eines Jahres Geschwülste, die Beulen. Etwa zu Anfang April bilden sich Dauersporen, die schliesslich im Juli oder August die Haut durchbrechen und nun das ganze Gewässer verseuchen. Die meisten Fische erliegen der Krankheit, nur bei wenigen heilen die Geschwülste unter Hinterlassung von Narben aus. Ausserdem werden aber auch noch die infektions- fähigen Keime verschleppt durch den Kot von Fisch räubern, die erkrankte Barben fressen. Von Fischen sind zu nennen: Hecht, Barsch und Schuppfisch — , von den Vögeln: Reiher, Gabelweihe, Bussard, Eis- vogel, grosser Haubentaucher, Sägerarten, zahme und wilde Enten, Gänse, Möven, Seeschwalben, Wasser- hühner und Krähen, — von den Säugetieren: Otter, Wasserspitzmaus und Wasserratte. Die Dauerkeime gehen unversehrt durch den Verdauungsschlauch dieser Tiere hindurch und sind, wenn sie ins Wasser gelangen, voll infektionsfähig, während sie auf dem trockenen Lande rasch absterben. Auf diese Be- obachtungen hin hat man nun die einzig mögliche Massregel zur Bekämpfung aufgebaut. Alle gefangenen kranken und alle toten Barben dürfen nicht wieder ins Wasser zurückgeworfen werden, sondern müssen (natürlich nach vorheriger Tötung der Erkrankten I) in der Erde vergraben werden. So glaubt man diese Seuche allmählich ausrotten oder mindestens ein- schränken zu können. 3. Kleintiere. Taumelkäfer. Löns-Bückeburg. „W.“ VI, 2, S. 21. L. ist es gelungen, die schwierig zu haltenden Taumelkäfer {Gyrinus- Arten) an die Gefangenschaft zu gewöhnen. Er füttert mit Fliegen, von denen sie nur die harten Chitinteile übrig lassen. Seit vier Monaten pflegt L. die Käferchen, die schon im ge- wissen Sinne zutraulich geworden sind und sich an ihren Pfleger gewöhnt haben. Von Fisehen scheinen sie nicht gefressen zu werden, denn ein Sonnenfisch spie einen erhaschten Gyrinus sofort wieder aus, wegen des scheusslichen Geruches — wie L. meint. 4. Technik. Bodenheizung ohne Bodengrunderhitzung Hasenkopf- Regensburg. „W.“ VI, 1, S. 4 u. 5. Die Erhitzung des Bodengrundes wird dadurch vermieden, dass bei Elementgläsern eine Zinkblech- wanne bis zu einem Abstand von ungefähr 3 cm vom Boden eingelassen wird. In der Mitte der Wanne erhebt sich ein Kamin von 5 — 6 cm Durchmesser, auf dem ein verzinktes, engmaschiges Drahtgitter aufgelötet ist. In das Zinbgefäss kommt nun der Bodengrund mit den Pflanzen. Bei Gestellaquarien wird vorher eine gewöhnliche Heizkapsel eingelötet und darüber ein zirka 6 cm weiter Betonring gestellt (1 Teil Sand und 1 Teil Portlandzement), der dicht am Aquariumboden an- liegt. Auf dem Ring liegt ein mit Sand bedecktes, verzinktes Gewebe. Die direkte Hitze kann also auch hier nie den zwischen Betonzylinder und Aquarien- scheiben befindlichen Bodengrund treffen. Meine Aquarienheizung. Kurtz-Kattowitz. „W.“ VI, 4, S. 43 — 44. Zwei Becken werden mit den Längs- seiten derart zusammengestellt, dass ein Zwischenraum von zirka 12 cm entsteht. Dieser wird mit Holz der- art verkleidet, dass nur vorne eine kleine Oeffnung zum Hineinschieben der Lampe bleibt. In das Deck- brett wird ein Loch zum Abzug der Heizgase ein- gesclmitten. Hier kann noch ein drittes Glas auf- gestellt werden, so dass auch die oben entweichende warme Luft (nebst Heizgasen) noch mit ausgenutzt wird. Wir hatten uns schon im Vorjahre einen ähn- lichen Heizkasten konstruiert nur mit dem Unter- schiede, dass die Seiten durch Pappe abgeschlossen waren. Es wurde Petroleum gebrannt, da uns beim Spiritusbrenner das viele Schwitzwasser störte. Wir waren mit der Ausnutzung zufrieden, wollen aber bemerken, dass der Herr Verf. irrt, wenn er glaubt, dass das Laichgeschäft von Poecilia reticulata ein Be- weis für die gute Funktion seiner Heizeinrichtung sei. Gerade dieser Fisch bedarf keiner Heizung. Er steht bei mir im geheizten Zimmer am Fenster, und im Becken waren durchschnittlich am Tage 17°, in der Nacht 15 — 12^2 0 C. Dabei haben die Tiere abgelaicht. Die Jungbrut ist munter und wächst tüchtig. Aehnliches berichtet mir ein Liebhaber, der schon mehrere Jahre P. reticulata züchtet. — Weniger befreunden können wir uns mit den Anmerkungen des Vereins „ Najas “-Beuthen (O.-Schl.) zu den Aus- führungen des Herrn Kurtz. Wir glauben gern, dass auch die Becken genügend durchwärmt werden, wenn sie nur mit den Schmalseiten zusammenstehen und hier die Heizung wirkt, aber es ist doch offensichtlich, dass die Wärme um so mehr ausgenützt wird, wenn sie eine grössere Fläche, also die Breitseiten bestreicht. Die Heizgase (nicht nur die heisse Luft!) noch dadurch auszunützen, dass man sie unter den Deckscheiben hindurch noch über das Wasser der Aquarien streichen lässt, halte ich für ein gefährliches Experiment. In den Abzugsgasen findet sich vor allen Dingen die giftige Kohlensäure, und da diese 1 1/2 mal schwerer ist als atmosphärische Luft, so wird sie das Bestreben haben, nach unten auf die Wasseroberfläche zu sinken. Ausserdem kommt noch sehr in Frage, welchen Brenn- stoff man wählt, ob Spiritus, Gas oder Petroleum. Ueberall bilden sich quantitativ und qualitativ ver- 188 Fragen und Antworten. — Vereins-Nachrichten. schieden giftige Stoffe. Doch Probieren geht über Studieren, und wenn angegeben wird, dass die Ver- brennungsgase dem Beckeninhalt nichts geschadet haben, so wollen wir das vorläufig registrieren. Zu- fällig liegt uns von einem Liebhaber eine Mitteilung vor, dass ihm Fische erkrankten und eingingen, als er bei einer ähnlichen Anordnung der Becken die entweichende warme Luft in derselben Weise aus- nutzte. Heizquelle war hier Leuchtgas. Viel sym- pathischer ist uns der Vorschlag der „Najas“, zwei unter einem Winkel von 10 — 15° geneigte Blechplatten einzubauen, damit die Heizwärme nur an die Aquarien- scheiben geleitet wird. Wir würden sogar noch weiter gehen und uns den Heizschacht rechts und links mit wechselseitig stehenden Blechplatten versehen. Wir glauben, dass so die grösstmöglichste Ausnutzung der Wärme erreicht werden könnte. Anfragen werden erbeten an die Herausgeber oder die in letzter Nummer genannten Herren (für ihr Spezialgebiet): Frage 1. Ich besitze ein Aquarium von 1,20 m Länge, 40 cm Breite und Höhe. Wie Hesse sich das- selbe ohne zu grosse Unkosten heizen, so dass zirka 12 — 15 Grad B. erzielt werden könnten? Frage 2. Ich bin im Besitze einer grossen eichenen, zirka 500 Liter Wasser haltenden Tonne, ich möchte in derselben Daphnien für Fischfutter züchten, wie muss ich das am zweckentsprechendsten anfangen, um den Sommer über ausreichend davon zu haben? G. H., B. Ich bitte um Beantwortung aus dem Leserkreise! Dr. Wolterstorff. Für die Schriftleitung verantwortlich: In Deutschland: Dr. W. Wolterstorff, Magdeburg-Sudenburg; in Oesterreich: Dr. P. Kammerer-Wien II/2. Vereins-Nachrichten. Augsburg. „Wasserstern“. Zu jeder Sitzung liefen zahlreiche Einläufe, teils Offerten, zum Teil Korrespondenzen von aus- wärtigen Vereinen und Mitgliedern und von den An- gehörigen unserer Jugendabteilung ein. Nur einige hiervon seien speziell vermerkt: 1. Separatdruck der interessanten Arbeit Herrn Labontös der „Isis“- München „Ueber Bastarde von Kaulbarsch und Schrätzer“; 2. das gediegene SchumannscheWerkchen ,,Das Seewasseraquarium“, übermittelt von der zoolog. Gesellschaft in Wien; 3. die Dedikation einer Bro- schüre, Sonderdruck aus der internationalen Revue der gesamten Hydrobiologie und Hydrographie, „Ueber wissenschaftliche Ergebnisse der Aquarien- kunde“, 2. Teil von Herrn Buschkiel-Münclien. Für sämtliche Uebermittlungen den Spendern unsern ver- bindlichsten Dank. Ein Schreiben eines Herrn Storch, Wien, zoolog. Institut II, Universität, enthaltend ein Ansuchen um Ueberlassung von embryonalem Material von Schleierschwänzen. Unterzeichneter hofft, durch Uebermittlung seiner Zuchttiere genanntem Herrn dienen zu können. Für Uebersendung des Neudrucks seiner Vereinspapiere sagen wir dem „Lotus“-Wien unsern besten Dank. Vorliegend des weiteren eine Nummer der Memminger Zeitung, enthaltend einen Propagandaartikel über Paratilapia multicolor aus der Feder unseres dortselbst wohnenden Mitgliedes Herrn Ballenberger. Das Angebot der Firma Preusse, Frank furt a. O., haben wir begrüsst. Zur Ansicht, ohne jegliches Risiko für die Vereinskasse, Fische zu über- weisen, ist ein Entgegenkommen, das wir sofort als sehr zweckmässig erkannt und akzeptiert haben. Wenn Herr Preusse diese Angelegenheit lediglich von seinem Händlerstandpunkt aus betrachtet und sich Nutzen verspricht, so liegt dieser dennoch un- streitig auf beiden Seiten und es ist als ein dankens- wertes Unternehmen zu betrachten. Dasselbe bringt uns neben einem lebhaften, anregenden Kauf- und Tauschhandel in den Sitzungen unstreitig neues Ma- terial zur Pflege und Beobachtung für unsere Mit- glieder; denn wenn der Liebhaber das angebotene Objekt gesund vor Augen sieht, also die Katze nicht im Sacke kaufen muss, erwirbt er sich gern neue Tiere. Wir haben stets einen sehr guten Abschluss erzielt. Herr Adam-Nürnberg stiftet dem Vereine zur Verteilung unter die Mitglieder ein Postpaket Cyperuspflanzen, wofür wir verbindlichst danken. Zur Demonstration gelangte neben diversen anderen einschlägigen Objekten GlaschkersThermocon, welches neue Glasaquarium zur Ausprobe Herrn Pritzl übergeben wurde. Vorträge, die grösstenteils zur Veröffentlichung gelangen, zum Teil schon veröffentlicht sind, wurden folgende seit unserer letzten Berichterstattung ge- halten: 1. „Ueber die Zucht der Ellritze im Zimmer- aquarium“ von Herrn W. Kathmann; 2. „Meine Er- fahrungen an Haplochilus latipes , dem roten Zahn- karpfen“ von Herrn Hans Flurl; 3. „Ueber Mollienisia latipinna“ von Herrn Friedrich. An diesem Abend weilte Herr A. Buschkiel-München als Gast in unserer Mitte. Wir haben genannten Herrn herzlich will kommen geheissen und würden uns über eine eventuelle Wiederholung seines Besuches aufrichtig freuen. Herr Buschkiel überlässt einem unserer Mitglieder, Herrn Verwalter Lieb, zur Verwendung den schon früher besprochenen Rauscher’schen Futterapparat. Die anwesenden Mitglieder konnten sich bei Besich- tigung desselben nicht sonderlich dafür begeistern. Uns scheint derselbe überflüssig; wie schon bemerkt, gilt er für uns als eine Rückkehr zur Schlammfangecke. Herr Glass hält in der Sitzung am Stephanstage, die des schwachen Besuches wegen offiziell ausfällt, für die anwesenden 18 Herren eine kleine Diskussion über unsere Schnecken unter besonderer Berücksichtigung von Bythinia. Wir werden gelegentlich einmal darauf zurückkommen. Unser Herr Müllegger, der aus Wil- helmshaven zurückgekehrt ist und den wir in unserer Mitte herzlichst willkommen heissen, hält uns während zweier Abende einen Vortrag „Ueber die zoologischen Gärten Deutschlands und deren Aquarien und über das Aquarium Amsterdams“. Ein Eingehen auf diese Fülle von Eindrücken können wir uns ersparen, da der Vortrag jedenfalls, wenigstens zum grössten Teile, in den „Blättern“ erscheinen dürfte. Wir begleiteten Herrn Müllegger auf seiner Reise und haben seine interessanten Erzählungen, denen durch photo- graphisches Anschauungsmaterial und illustrierte Kata- loge der verschiedenen Etablissements Leben ge- geben wurde, mit Spannung und grossem Interesse verfolgt. Herr Friedrich bietet uns in Dosenpackung, pro Portion 15 Pfg., selbstgetrockneten und zerriebenen Salat zur Fütterung von Zahnkarpfen zum Kauf an. Herr Gruber gibt zur Verlosung eine Tüte japanischen Reises. Für diese Gaben unseren besten Dank. Zur Verlosung gelangten des weiteren Proben des Reform- fischfutters von Willecke. Die Gewinner werden er- sucht, ihre Erfahrungen bei Fütterung dieses Produktes zu geeigneter Zeit mitzuteilen. Am Ende des alten Jahres hat der „Wasserstern“ durch seine Agitationsarbeit einen bedeutenden Schritt auf seinem vorgezeigten Wege vorwärts getan; denn unsere Sache zu verbreiten und zu fördern, steht als Devise auf seiner Fahne geschrieben. Der Tätigkeit einiger Ingolstädter Herren, so des Herrn Himmer und unseres alten Mitgliedes Herrn Stromberger, war es zu danken, dass der Boden, auf dem die Saat fallen sollte, schon gut beackert worden war. Zu dem Abende, welcher im Restaurant Merl die Liebhaber Ingolstadts zu einer konstituierenden Versammlung vereinigte, fanden sich auch zwei Augsburger Herren, auf spezielle Einladung hin, dort ein, Herr Flurl und der Unterzeichnete, die bemüht waren , nachdem Herr Stromberger einen allgemein die Naturliebe behandelnden Vortrag gehalten hatte, durch Demonstration verschiedener interessanter Tierformen und die praktische Vorzeigung der Ein- richtung eines Süsswasseraquariums mit späterer Gratis- verlosung des Beckens und diverser Futtermittel und Gebrauchsgegenstände die Sitzung möglichst anregend Vereins Nachrichten. 189 und unterhaltend zu gestalten. Nach Schluss des unter- haltenden Teiles des Abends zirkulierte eine Liste, welche das erste Mitgliederverzeichnis der jungen Ver- einigung werden sollte, und die Einberufer der Ver- sammlung konnten mit dem Anfänge zufrieden sein. Sämtliche anwesenden Herren, 25 an der Zahl, hatten sich angemeldet. So war nun die Gründung einer neuen Heimstätte unserer Ideale perfekt geworden. Als stellvertretender Vorsitzender des Abends fungierte auf Zuruf Herr Direktor Gigold, der die von den an- wesenden Augsburgern aufgeworfene Frage bezüglich eines engen Anschlusses der Ingolstädter Korporation an den „Wasserstern“-Augsburg in seinem Für und Wider der Versammlung erläuterte, an welcher Dis- kussion sich besonders lebhaft Herr Himmer, der fungierende Schriftführer des Abends, und Herr Strom- berger-Gaimersheim beteiligte. Schon an diesem Tage wurde ein einheitliches Resultat erzielt. Die Anwesen- den beschlossen einstimmig, sich dem Augsburger Hauptverein organisch als Zweigverein Ingolstadt ein- zugliedern. Um jedoch jede an diesem Abend auf die anwesenden Augsburger Gäste genommene Rücksicht- nahme auszuschliessen und ein einwandfreies Resultat zu erzielen, wurde die Entscheidung einer späteren Sitzung Vorbehalten. Das Resultat dieser Sitzung war der Beschluss eines innigen Anschlusses an den Augs- burger Verein. Somit stehen den Ingolstädter Mit- gliedern sämtliche Vorteile, die unser Verein seinen Angehörigen bietet, zur Ausnützung zur Verfügung. Ein eigenes Materialdepot, durch unsere Verwaltung überwiesen, ermöglicht eine gleichmässige, billige und prompte Abgabe von Gebrauchsgegenständen und Futter- mitteln und liegt in den Händen des Schriftführers, Bibliothekars und Materialverwalters in einer Person, Herrn Himmers. Die in der ersten Versammlung provi- sorisch gewählten Herren der Versammlung des Ingol- städter Zweigvereins sind in der zweiten Sitzung be- stätigt worden, so dass die Leitung der Gruppe sich in den Händen folgender Herren befindet: Vorsitzender Fritz Gigold; Schriftführer, Materialverwalter und Biblio- thekar Jos. Himmer; Protokollführer Anton Brunhuber; Kassierer Karl Bauer. Einen engen Austausch von Wünschen und Offerten ermöglicht das jedem Einzelnen zugehende Monatsblatt des Vereins, Bibliotheksbenutzung und Zeitschriften- zirkulation dienen der geistigen Anregung. Die im Hauptverein gehaltenen Vorträge werden soweit mög- lich dem Ingolstädter Zweigverein zur Bereicherung der Sitzungsabende überwiesen. Die in den Sitzungen aufgenommenen Protokolle werden fortan unseren Referaten angegliedert werden. Der Vereinsbeitrag ist zu 2/3 an den Hauptverein abzuführen, 1/3 verbleibt der Gruppe zur Verwaltung derselben, für Gratisver- losuDgen und einem Karpfenessen am Stiftungsfeste. So vollzog sich die Eingliederung der Ingolstädter Liebhaber als Zweigverein des Augsburger „Wasser- sterns“. Wir erhoffen von der Zukunft ein festes Zu- sammenarbeiten zum Wohle der einzelnen Liebhaber, zum Segen unserer Sache. Der Grundgedanke, der uns bei diesem Unternehmen leitete, war: Durch Zu- sammenschluss der Liebhaber an kleineren Plätzen und Anschluss derselben an den Hauptverein, einen innigen Meinungsaustausch zu schaffen, durch zahl- reiche Vorteile, die der „Wasserstern“ infolge seiner Geldmittel, seiner Einrichtungen und der im Laufe der Jahre gesammelten praktischen Erfahrungen in der Lage ist, zu gewähren, die Liebhaberei durch Zentrali- sierung zu fördern und zu kräftigen. Eine Verbindung der gleichen Kräfte und Interessen zu einem einheit- lichen Ganzen bedeutet Macht und Stärke, eine Zer- splitterung schädigt den Einzelnen und das Ganze. Wir werden fortan bestrebt sein, da, wo ein tüchtiges Mitglied unseres Vereins die Zügel zu übernehmen ver- mag, — ein geeigneter Führer ist die Grundbedingung zur gedeihlichen Entwicklung — , Gruppen zu bilden. Und sind es nur 10 und 15 Liebhaber, der Meinungs- austausch bewirkt Wunder. Das neue Jahr begann, nachdem das alte einen so befriedigenden Abschluss gefunden hatte, mit unserem Stiftungsfeste. Unser Vereinslokal, ein elegant ausge- stattetes, hellerleuchtetes Zimmer des Hotels Augusta, war schon lange vor Beginn des Festabends bis zum letzten Platze gefüllt. Ein kurzer Rückblick über das verflossene Vereinsjahr 1908, vom Vorsitzenden ge- geben, leitete den Abend ein. Die gegenseitige Be- grüssung der an diesem Abend anwesenden Ingolstädter Vertreter unserer Gruppe und den Mitgliedern des Hauptvereins war eine recht herzliche zu nennen. Wir möchten glauben, die beiden Herren haben sich in unserer Mitte von der ersten Minute an heimisch ge- fühlt. Der Dank, den im Namen der Versammlung Herr Müllegger dem 1. Vorsitzenden aussprach, wurde von diesem in kurzen aber warm gefühlten Worten zurückgegeben, allen denen, die in irgend einer Hin- sicht den Verein unterstützt und gefördert haben. Nicht ihm allein gebühre der Dank, ohne fleissige Unterstützung seitens der Vorstandsmitglieder wäre mit dem besten Willen eine gedeihliche Entwicklung unmöglich. Der Dank gebühre der Allgemeinheit. Jeder trage sein Scherflein zum Gelingen bei. Er mahnt zur Einigkeit und zu gemeinsamer, stetiger, fleissiger Arbeit. Das Programm der musikalischen und humoristischen Vorträge entwickelte sich zu einem recht unterhalten- den Arrangement, angenehm unterbrochen von ver- schiedenen anderen Veranstaltungen, die die Verwaltung alljährlich an diesem Tage zur Erledigung bringt. Abgesehen vom allgemeinen Karpfenessen, ist für solche Herren, die mindestens 14 Sitzungsabende des Jahres anwesend waren und für die auswärtigen Mitglieder eine besondere Gratisverlosung ausersehen. Den Siegern bei den im Vorjahre arrangierten Konkurrenzen (siehe demnächst in den Blättern erscheinenden Stichlings- artikel) wurden in Bargeld ihre Preise übermittelt, mit welchem Betrage durch Ankauf neuer Objekte und Beobachtung derselben wiederum unserem Zwecke ge- dient werden soll. Verteilung der im Laufe des Jahres für grössere und kleinere durch die Hand des Vor- sitzenden gegangene Artikel der Mitglieder angefallene Honorare. Lange, fast zu lange, bis 5 Uhr morgens, hielten die heiteren Vorträge, besonders eines von unserem Herrn Eule eingeführten Gastes, Herrn Minholz, die Anwesenden in fröhlicher Stimmung vereint. (Fortsetzung folgt.) Braunschweig. „Brunsviga.“ Bericht über die Generalversammlung vom 19. Februar 1909. Der 1. Vorsitzende erstattete nach Verlesung des Protokolls den Jabresbericbt, welchen wir auszugs- weise hier wiedergeben. Im verflossenen Vereinsjahr wurden 22 ordentliche Versammlungen und eine ausserordentliche General- versammlung abgehalten. Der Besuch war im Durch- schnitt gut. Durch verschiedene Vorträge, teils mit mikroskopischen Vorführungen, Verlosung und Vor- zeigung interessanter Tiere und Pflanzen, Besprechung der in den Fachzeitschriften erschienenen Artikel, sowie Veranstaltung von Ausflügen wurden den Mit- gliedern Anregungen mancherlei Art geboten und das Interesse für den Verein lebendig erhalten. Ueber besonders interessante Versammlungen wurden in einer der hiesigen Tageszeitungen berichtet. Aus den seinerzeit bekannt gegebenen Gründen wurde in der Generalversammlung vom 23. Oktober 1908 der Jahresbeitrag vom 1. Januar 1909 ab von 6 Mk. auf 8 Mk. erhöht. Die Mitgliederzahl ist auch in diesem Jahre wieder gestiegen, sie beträgt jetzt 34. In der Berichterstattung über unsere Versammlungen ist eine wesentliche Veränderung eingetreten. Früher wurde über jede Sitzung in der „W.“ berichtet und nahmen in den Berichten die Literaturbesprechungen im Interesse der den Vereinsabenden fern gebliebenen Mitglieder den grössten Raum ein. Wir haben uns dabei stets bemüht, kurze Kritik ohne persönliche Beimischung zu üben. Dass einige Vereine sich nicht scheuten, die zu besprechenden Artikel einfach im Auszuge abdrucken zu lassen, oder gar Referate anderer Vereine zum Teil wörtlich wiederzugeben, wie es z. B. mit unserem Berichte vom 5. Juni 1908 geschah, haben wir sehr bedauert. Als dann der bekannte Vorschlag der beiden Redaktionen erschien, 190 Vereins-Nachrichten. wurde durch Vereinsbeschluss bestimmt, nur Berichte allgemein interessierenden Inhalts, sowie den Jahres- bericht ausführlicher zu veröffentlichen. — Die im Jahre 1907 geschaffene Daphnienzuchtanlage hat die von uns gehegten Erwartungen nur zum Teil erfüllt. Im Frühjahr 1908 enthielten die Gräben verhältnis- mässig wenig Daphnien, die aber reichlich Sommer- eier bei sich trugen. Aus letzteren würde sich schon genügend Nachwuchs entwickelt haben. Um aber ganz sicher zu gehen und bald mit dem Fange be- ginnen zu können, wurde von Otto Preusse, Thalmühle, eine Kanne Daphnien für 3 Mk. bezogen. Diese enthielt übrigens so wenig Daphnien, dass wir uns genötigt sahen, aus einem inzwischen entdeckten Tümpel den erforderlichen Besatz zu verschaffen. Nach der Neubesetzung wurden dann die Gräben etwa 4 Wochen unberührt gelassen. Unsere Hoffnung, nach dieser Zeit mit dem Fange beginnen zu können, wurde indessen arg getäuscht. Von Daphnien keine Spur, dagegen wimmelte es in den Gräben von Molch- larven, die sich an den eingesetzten Futtertieren gütlich getan hatten. Als dann die Anlage so weit wie möglich von den Larven gesäubert war, wurde nochmals eine Neubesetzung vorgenommen, und schritt nun die Vermehrung der Daphnien bei entsprechender Nahrungszufuhr rasch fort. Noch ehe aber mit dem Fange begonnen werden konnte, traten zuerst ver- einzelt, dann aber plötzlich in ungeheurer Menge, Algen und Teichlinsen auf, so dass schliesslich nur ein Graben, welcher merkwürdigerweise von denselben verschont blieb, zum Fischen freigegeben werden konnte. Trotz dieser schlechten Verhältnisse sind etwa 60 Kannen im Werte von 6 Mk. den Gräben entnommen worden, was einer Verzinsung von 2 v. H. des Anlagekapitals entspricht. Unter Beachtung der gemachten Erfahrungen hoffen wir in diesem Jahre bessere Erfolge zu erzielen. Bibliothek und Präparatensammlung befinden sich in ordnungsmässigem Zustande, die erstere ist in- zwischen auf 55 Bände angewachsen. Herr Giern erstattete darauf den Kassenbericht. Einer Einnahme von 314,45 Mk. steht eine Ausgabe von 272,00 Mk. gegenüber, so dass zum 19. Februar 1909 ein Kassenbestand von 42,45 Mk. verbleibt. Herr Leiffolts dankte darauf dem Gesamtvorstande für die gehabte Mühe und Arbeit und schlug vor, den Vorstand in der alten Besetzung wiederzuwählen. Unser allverehrter Herr Riepe, der durch häufige Reisen verhindert ist, regelmässig an den Versamm- lungen teilzunehmen, glaubte im Interesse des Vereins eine Wiederwahl ablehnen zu müssen, nahm aber, nachdem seine Einwände zum grössten Teil entkräftet waren, das Amt des 1. Vorsitzenden wieder an; ebenso erklärten sich die übrigen Vorstandsmitglieder mit ihrer Wahl einverstanden. Um jedoch die sich in der Erledigung der Eingänge öfters störend bemerkbar gemachte Verzögerung zu beseitigen, wurde auf An- trag des Herrn Riepe die Briefadresse in die des 2. Vorsitzenden, Herrn Rob. Melzer, Braunschweig, Radeklint 6, abgeändert. H. Spengler, Finanzgebäude, Zimmer 44. Breslau. „Proteus“ (E. V.), gegründet 1908. Aus der Sitzung vom 9. März 1909. Atmung. Worterklärungen. Referent hält seinen Vortrag über die „Atmung der Tiere“. Nachdem im Anfang im allgemeinen über die Atmung bei allen Lebewesen, den Tieren sowohl wie den Pflanzen, über die Produkte, die dabei ent- stehen, sowie über die verschiedenen Medien, in denen die Atmung stattfinden kann (Luft, Wasser), ausführ- lich gesprochen war, wurde unter Demonstration an zahlreichen Präparaten die ganze Tierreihe durch- gesprochen. Beginnend mit den Protozoen, bei denen man nur von einer Zellatmung sprechen kann und über die interessanten Coelenteraten, bei denen sich neben einer Hautatmung oft noch eine Lebensgemeinschaft (Symbiose) mit grünen Algen vorfindet, die dem Wirts- tier Sauerstoff liefern (z. B. Hydra viridis ), ging es zu den Schwämmen, die aus dem Wasser, welches fort- dauernd die Kanäle und Geisselkammern ihres Körpers durchströmt, ihr Atembedürfnis befriedigen. Bei den Würmern finden wir wiederum nur Hautatmung und ausserdem noch dieselbe Symbiose mit Grünalgen, wie bei Hydra viridis. Ein Strudelwurm ( Vortex viridis) enthält nämlich zahlreiche Algen, wodurch sich auch seine grüne Farbe erklärt, die durch die Geschlechts- öffnung eingewandert sind. Diese Algen sind aber keinesfalls obligate Parasiten und etwa nur auf den Wurm angewiesen, denn sie leben weiter, auch wenn ihr Wirtstier zugrunde gegangen ist. Die Schnecken atmen teils durch Lungen, teils durch Kiemen, zu denen sich wohl noch die Hautatmung gesellt. Bei den Muscheln finden sich gut ausgebildete Kiemen, die dem vorbeifliessenden Wasser eine grosse Oberfläche darbieten. Dasselbe Prinzip finden wir bei den im Wasser lebenden Insektenlarven, den Fischen und den Amphibienlarven. Bei den krebsartigen Tieren sind die Kiemen mit den Bewegungsorganen verbunden. Das konnte besonders schon am Flusskrebs, an den Apus- und Branchipus-Arten demonstriert werden. Bei den Insektenlarven finden wir die verschiedensten An- passungen des Atemapparates. Es sei hier nur daran erinnert, dass ein Teil der Larven ihre Atemluft durch blatt- oder fadenförmige Kiemenanhänge direkt dem Wasser entnimmt, während ein anderer Teil den Sauer- stoff direkt aus der atmosphärischen Luft durch oft sehr lange Atemröhren holt. Hierzu gehören z. B. die Larven der Schlammfliege ( Eristalis tenax), gewöhnlich Rattenschwanzmaden genannt, und von den Schnabel- kerfen ( Rhynchota ) der Wasserskorpion (Nepa cinerea ) und die Stabwanze ( Ranatra linearis). Bei den letzteren besteht das am Hinterleibe befindliche Atemrohr aber aus zwei fest zusammenlegbaren Halbröhren, was wir noch einmal zu Nutz und Frommen aller erwähnen wollen, da es uns einmal von einem „Fachzoologen“ bei einem Vortrage abgestritten wurde. Da nur ge- trocknete Exemplare Vorlagen, behielt damals jeder recht. Die Sachlage ändert sich aber sofort, wenn man sich einmal die Mühe nimmt, bei einem frisch ge- töteten Tier mit einer feinen Nadel die Halbröhren zu trennen. Hierzu raten wir jedem Liebhaber, da auch unsere gewöhnlichen Lehrbücher über diese Verhält- nisse mit Stillschweigen hinweggehen. Bei manchen Libellenlarven findet sich statt der Kiemenatmung eine Darmatmung (Libellula, Anax) oder gar beides kombiniert ( Calopterix ), wie es unter den Fischen auch der Schlammpeitzger ( Cobitis fossilis) zeigt. Die Fische mit ihren inneren, sowie die Amphibienlarven mit ihren äusseren Kiemen sind vollständig dem Wasser- leben angepasst. Die Lurchfische ( Dipnoi ) durch Um- wandlung ihrer Schwimmblase in Lungensäcke, sogar ausserdem nach dem Leben auf dem Lande. Amphibien, Reptilien, Vögel und Säugetiere haben als Lufttiere gut entwickelte Lungen, die bei den Amphibien und Reptilien noch einfache Säcke bilden, bei den Vögeln durch die stark verästelten Luftröhrenäste (Bronchialäste, Lungen- spitzen) und die sich daran schliessenden Luftsäcke einen hohen Grad der Entwicklung erreichen und wunderbar ihrem Zwecke angepasst sind, dem Vogel ein geringes spezifisches Gewicht zu erteilen und ihm Reserveluft mitzugeben. Die höchste und komplizierteste Ausbildung erreichen die Atemorgane schliesslich bei den Säugetieren. Worterklärungen: Gasterösteus ( gaster Bauch, östeon Knochen) aculeätus (stachelig von acüleus Stachel) = Gemeiner Stichling. — G. pungitius (von püngere stechen) = Zwergstichling. — G. spinächia (von spina Dorn) — Meerstichling. — Salvmia (nach A. M. Salvini) nätans (= schwimmend von natäre schwimmen). Dr. Deupser-Deutsch-Lissa. München. „Isis“. Donnerstag, den 7. Januar 1909. Protokollverlesung und Genehmigung. Einlauf: Neujahrsgratulationen vom Vereine Nymphaea alba- Leipzig und Herrn Reichelt-Berlin , - Kalender für Aquarienfreunde, herausgegeben von Stansch, zu Preisen von 85 und 40 Pfennig; ferner ein Taschen- kalender für Aquarien- und Terrarienfreunde, heraus- gegeben vom „Kosmos“-Stuttgart zum ermässigten Preise von 40 Pfennig ; endlich verschiedene Offerten in roten Mückenlarven. Einige Herren der Gesellschaft Vereins-Nachrichten. 191 lassen sich Proben schicken. Herr Labontö legt einen Zeitungsausschnitt betreffend Zoologische Weihnachts- ausstellung vor. Es handelt sich lediglich um eine Reklame der hiesigen Seetierhandlung Franz Schmitt, welcher unter dem Namen „Münchener Aquarium“ einige Seewasser- Aquarien usw. ausgestellt hat. Herrn Schmitt ist es nach Mitteilung des Vorsitzenden in letzter Zeit gelungen, eine sehr einflussreiche Persön- lichkeit für sich zu gewinnen, durch deren Befürwortung ihm ein weit besseres Lokal im Schulhause am Salvator- platze kostenlos zur Verfügung gestellt wurde. Der Verein „Heros“-Nürnberg sandte Nr. 1 seines Monats- anzeigers. Den Austritt aus der Gesellschaft melden an die Herren : Dirnagl, Seffers, Kaiser und Giegold. Herr Professor Dr. Kitt erklärt in einem Schreiben, dass sein Austritt lediglich durch unsichere Fragen der Haftpflicht veranlasst sei. Herr Professor Dr. Kitt bittet, auch künftig an den Versammlungen teil- nehmen und sein Interesse weiterhin durch einen Beitrag zur Bibliothek bekunden zu dürfen. An Zeitschriften lagen auf: Heft 12 der Zeitschrift „Kosmos“, Blätter Nr. 51, 52 und Heft 1 des neuen Jahrganges; Fischereizeitung Nr. 24; Natur und Haus Heft 6 und endlich Wochenschrift Nr. 51 und 52. Für die Bibliothek ist Heft 15 der „Illustrierten Flora von Mittel-Europa“ von Dr. Gustav Hegi eingetroffen. Herr Remboldt macht Mitteilung über die Kropf Operation seines Sternotliaerus derbianus. Ein hasel- nussgrosses festes Gebilde wurde entfernt, leider ist die Geschwulst schon wieder in der Entwicklung be- griffen. Weiter teilt Herr Remboldt mit, dass er japanische Tanzmäuse für Fütterungszwecke abzu- geben habe. Herr Dr. Bruner demonstriert eine grosse Anzahl leerer Gehäuse verschiedener Wasser- schnecken-Arten und weist darauf hin, welch grosse Quantitäten dieser Weichtiere im Laufe weniger Monate durch Blennius vulgaris aufgezehrt werden. Ferner zeigt Herr Dr. Bruner einen kleinen Schlangen- stern vor, den er dem Magen eines Schellfisches ent- nommen hat. Ueber eine interessante Beobachtung berichtet Herr Lankes. Vor einiger Zeit erhielt der Genannte durch einen Freund eine erst kürzlich im Zoologischen Garten zu Frankfurt a. M. geborene reizende Mokassinschlange [Copperhead- Snake, Ancistro- don contortrix ) und zwar die gewöhnliche, dem Osten Nordamerikas eigene Form. Das hübsche Tierchen frass recht bald kleine Eidechsen, kleine Tau- und Teichfröschchen. Solange das Futtermaterial, Echsen und Fröschchen, reichlich war, erfolgte die Nahrungs- annahme in ähnlicher Weise, wie bei anderen Vipe riden und namentlich auch wie bei einer mit der Mokassinschlange im gleichen Terrarium unterge- brachten kleinen Lachesis lanceolatus. Der kleine Kupfer- kopf nahm dabei, wie dieses ja wohl bei allen Vipe- riden ähnlich sein dürfte, einen bestimmten Platz im Terrarium im Teller gerollt ein und kroch nur recht wenig herum. Sein Platz war entweder auf einer dreimal handgrossen Moosfläche, über das sich eine Korkrinde wölbte, oder aber oben auf der Korkrinde selbst. Die letzte Eidechse war verzehrt, und nur einige kleine, im Herbste gesammelte Rana arvalis tummelten sich noch in der Nähe des Wasserbeckens und der feuchtgehaltenen Terrarienpflanzen. Jetzt verliess die Mokassinschlange den bisher fast ständig eingenommenen Platz unter der Rinde und rollte sich hart neben dem Wasserbecken zwischen diesem und der Terrarienglaswand auf und hielt diesen Platz mit einer Hartnäckigkeit besetzt, als ob sie wissen könnte, dass die Taufröschchen der im geheizten Aquarium vorhandenen Feuchtigkeit, dem Wasserbecken, nach- gehen würden und mussten. Die Taufröschchen waren zu Ende, und nun galt es Ersatz beizuschaffen. Dieser konnte zunächst nur in Laubfröschen bestehen. ' Die Laubfrösche kletterten ihrer Gewohnheit ent- sprechend in die Höhe des Terrariums und setzten sich an den Blattpflanzen sowie an dem im Terrarium angebrachten Kletterbaume fest. Und nun geschah etwas, was dem Beobachter vollständig neu erschien. Schon wiederholt hatte Herr Lankes den kleinen Kupferkopf angesichts einer Eidechse oder eines Tau- frosches mit dem Schwänze in eigentümlicher Weise wedeln gesehen, dieses aber als eine Art Erregung, als eine Eigenschaft angesehen, die eine Anzahl, namentlich nordamerikanischer Schlangen besitzt und weiterhin nicht sorgfältig beachtet. Manche dieser Schlangen wedeln bei einer gewissen Erregtheit nach Katzenart mit der Schwanzspitze oder aber diese vibriert in einer Weise, welche an die Schwanz- bewegung beim Rasseln der Klapperschlangen er- innert. Solange die Laubfrösche ruhig am Aste oder den Pflanzen zusammengekauert sassen, existierten sie natürlich für die Schlange nicht. Sobald aber der eine oder andere an der Glasscheibe zu turnen anfing oder vom Blatt zum Aste und umgekehrt hüpfte, erregte er sofort die Aufmerksamkeit des Kupferkopfes. Eng im Teller zusammengerollt, die Schwanzspitze auf 3 — 4 cm über den Teller erhoben, wurde diese auf der Seite, auf welcher der Frosch sass, in einer Weise und mit einer Ausdauer bewegt, als sollte der Laub- frosch darauf aufmerksam gemacht werden. Ein 30 mm langes Schwanzende der kleinen Mokassinschlange ist gelblich und erschien jedesmal angesichts der Beute noch um eine Nuance heller gelblich gefärbt. Die Bewegung der Schwanzspitze glich derjenigen eines Wurmes, noch mehr, ja geradezu verblüffend, aber der eines kleinen Spannerräupcliens. Dabei zeigte die äusserste Schwanzspitze einen schwarzen Punkt, den man für den Kopf des Räupchens an- sehen konnte. Stundenlang beobachtete Herr Lankes diese Bewegungen, die nur bei Hunger und nur ange- sichts der Beute stattfinden, niemals aber, nachdem die Schlange sich satt gefressen hatte, erfolgten. Dem Beobachter wurde die Zeit manchmal zu lange bis einer der deutschen oder italienischen Laubfrösche, die weit weniger auf den Wurm und auf Räupchen als auf Fliegen fahndeten, den Versuchungen nicht mehr widerstehen konnte , nach dem vermeintlichen Wurme hüpfte und in derselben Sekunde gebissen war. Ebenso konnte ein Taufröschchen dieser Lockung nicht widerstehen. Dass nordamerikanische Laub- frösche, wie Hyla versicolor und nordamerikanische Raniden, im Grase noch leichter der Lockung zum Opfer fallen, darüber könne wohl kein Zweifel be- stehen. Nach der Anschauung des Herrn Lankes lockt also die junge Mokassinschlange ihre Opfer durch die wurmähnliche Bewegung ihrer gelben Schwanzspitze die Beutetiere geradezu an. Herr Lankes berichtet weiter, dass sowohl die Mokassin- schlange als auch die Lachesis, nachdem nur mehr als ein halbes Dutzend Laubfrösche als Futtertiere vorhanden waren, auf den Kletterast stiegen, woselbst zur rechten an einem Bug des Astes sich die Lachesis und links zwischen zwei auseinandergehenden Aesten der Kupferkopf niederliess. Hier konnte das eigen- tümliche Verhalten der jungen Mokassinschlange auch noch von zwei anderen Mitgliedern der „Isis“ be- obachtet werden. Nach der Anschauung des Bericht- erstatters zählt der Kupferkopf unter den bislang von ihm gepflegten Giftschlangen zweifellos zu den intelligentesten. Schönheit, eine gewisse Beweglich- keit, die lebendige Aufmerksamkeit, welche die Mo- kassinschlange fast allen Vorgängen im Terrarium entgegenbringt, lassen die Schlange als einen inter- essanten, die letztgenannten beiden Eigenschaften aber auch als einen ziemlich gefährlichen Pflegling erscheinen. Dass das oben geschilderte, eigentümliche Verhalten der kleinen Mokassinschlange dem Bericht- erstatter grosse Freude bereiten konnte, ist erklärlich; der Umstand aber, dass die Beobachtung, wie sich leider ergab, nicht mehr neu war, diese Freude wieder etwas dämpfen konnte, ist verständlich. Die Tatsache selbst aber dürfte immerhin manchem Schlangenpfleger und Terrarianer bisher nicht be- kannt gewesen sein. — Gegen den Schluss der Sitzung teilt Herr Schulinspektor Grossmann noch mit, dass einer seiner Schleierschwanzfische vor einiger Zeit erkrankt sei und die Flossen mit weissen Tüpfelchen fasst übersät waren; nunmehr seien die Punkte von selbst wieder verschwunden und der Fisch erscheine wieder gesund. Ueber 8 Tage ordentliche Mitgliederversammlung. K. Lankes. 192 Vereins-Nachrichten. Nürnberg. „Naturhistorische Gesellschaft“. 1. Sitzung der Aquarien- und Terrarienahteilung in der Naturhistorischen Gesellschaft zu Nürnberg. Nürnberg, den 18. Februar 1909. Die heutige Sitzung wird um 9 Uhr vom ersten Obmann der Sektion, Herrn Adam, eröffnet. Herr Schmid gibt zu ehrendem Andenken an Darwins 100. Geburtstag einen kurzen Rückblick auf das schaffens- reiche Leben des grossen englischen Naturforschers. Hierauf wird zur Tagesordnung übergegangen. Herr Möschter erklärt durch Brief seinen Austritt aus unserer Sektion. Herr Bonneberger lässt sich für heute ent- schuldigen. Von den eingelaufenen Antwortschreiben bezüglich der Daphnienfrage wird durch Verlesen Kennt- nis genommen und, ähnlich den anderen Gesellschaften, Herr Adam und Herr Lutz zur Daphnienkommission ab- geordnet, welche sich zunächst, wie von Herrn Lutz angeregt wird, schlüssig werden möchte, welche Weiher zu besetzen wären und welcher Zeitpunkt hierzu der günstigste sei, ob jetzt unter Eis oder im Frühjahr. Alle besonderen Massnahmen müssen natürlich der Kommission überlassen bleiben. Sodann erstattet Herr Adam den Jahresbericht unserer Sektion, der im grossen und ganzen ein erfreuliches Bild von der Regsamkeit und dem Interesse der Mitglieder gibt; insbesondere hat Herr Dr. Enslin durch eine Reihe von hochinteressanten, wissenschaftlichen Abhandlungen über die Kleintierwelt unserer stehenden Gewässer zu einem genussreichen Verlauf unserer Sitzungen ganz wesentlich beigetragen. Herr Gerstner erledigt hierauf den Kassabericht. Herr Adam dankt Herrn Gerstner für die gehabte Mühe und erteilt ihm Entlastung. Die Neuwahl der Vorstandschaft erfolgt durch Zuruf, und es nehmen die bisher gewählten Herren mit Dank für das erwiesene Vertrauen ihren innegehabten Posten wieder an. Ausser den bisher gehaltenen Zeitschriften „Blätter“ und „Wochenschrift“ soll nun auch noch „Natur und Haus“ abonniert werden, auch ergeht von Herrn Lutz aus die Anregung, dem Bund der Aquarien- und Terrarien- freunde beizutreten. In unserer Bibliothek wird als neu Hentschel „Das Leben des Süsswassers“ auf- genommen. Nachdem das Allgemeine der Tages- ordnung erledigt ist, gibt Herr Dr. Enslin in längerer Abhandlung ein Lebensbild der Bryozoen und führt etwa folgendes aus : Schon manchem unter Ihnen sind im Sommer im Wasser eines Weihers an Aesten und Steinen grünliche Klumpen und Krusten, sowie auch auf der Unterseite von Seerosenblättern, geweih- förmig verzweigt, Gebilde aufgefallen, es sind das Kolonien von Moostierchen oder Bryozoen. Nimmt man einen solchen grünen Klumpen heraus, so fühlt er sich sehr schleimig und schmierig an und man kann an ihm eine grosse Anzahl ganz kleiner Löcher, Kanälchen, beobachten. Zur genaueren Untersuchung bringt man diese merkwürdigen Lebewesen in ein Wasserglas. Bald wird man merken, dass kleine, weisse Köpfchen hervorkommen, die sich immer mehr ausbreiten, und schliesslich wird ein ganzer Kranz von Tentakeln sichtbar. Bei näherer Betrachtung des Tieres ergibt sich ein ganz wesentlicher Unter- schied in der Organisation eines Süsswasserpolypen und einer Bryozoe. Ist der Polyp eigentlich nichts anderes als ein Sack, der beständig Nahrung auf- nimmt, so steckt der polype Teil bei den Moostierchen in einer Röhre, in welcher er mittels eines Muskels bei der geringsten Störung hereingezogen und nach Verlauf der Gefahr wieder hervorgestreckt werden kann. Die kleine Tiergruppe der Bryozoen tritt sowohl in ganzen Kolonien oder Stöcken als auch in einzeln lebenden Tieren auf. Im Meere, wo die Moostiere sehr häufig und sehr formenreich auftreten, leben nur die Angehörigen einer Gattung als Einzeltiere. Die Form der Kolonie, besonders bei der Gattung Plumatella, kann sehr verschieden sein, klumpenförmig, windenförmig und baumförmig verzweigt. Auch sind die Bryozoen durchaus nicht wählerisch in der Unter- lage, auf welcher sie sich festsetzen, es genügen ihnen Steine, Holzstücke, Weidenzweige, Muscheln, Schnecken, alte Töpfe und sonstiger Unrat, wie er sich eben auf dem Grunde der Weiher und Bächlein findet. Die Grösse der einzelnen Ansiedelungen ist sehr verschieden, sie können das respektable Gewicht von einem Kilo erreichen, andere dagegen sind wieder so klein, dass sie leicht als Algen angesehen werden können. Auch die Organisation der Kolonien ist sehr wechselreich. Bei manchen Tieren findet man einen streng geschiedenen Raum, jedes Kanälchen ist also für sich, dann gibt es alle möglichen Ueber- gänge. Es kommt auch vor, dass der Querraum fehlt, dass alle Röhrchen mit einander kommunizieren. Der Tentakelkranz dieser Tiere hat nicht nur den Zweck, dem Lebewesen Nahrung zuzustrudeln, er muss auch frisches, sauerstoffreiches Wasser herbei- holen. Die Fortpflanzung ist teils eine geschlechtliche. Die Erhaltung der Art über den Winter geschieht in der Hauptsache durch Latenzeier oder Statoblasten. Diese bilden sich im Innern der feinen Kanälchen, bleiben zum Teil im Röhrensystem, um im nächsten Frühjahr, wenn die Kolonie im Winter nicht zugrunde gegangen ist, einen neuen Stock zu begründen. Andere Statoblasten dagegen sind mit einer einzelligen Hülle umgeben, die durch Eintrocknen des Zellinhaltes lufthaltig wird und dann eine Art Schwimmgürtel bildet. In diesem Stadium steigen dann die Stato- blasten in die Höhe und finden auf diese Weise eine Weiterverbreitung durch Sumpfvögel und andere Wassertiere. Von den im Süsswasser lebenden Moos- tierchen sind die bekanntesten Gattungen Plumatella, Cristatella mucedo, welche meist kleinere 3 — 5 cm lange, in Teichen und Seen langsam umherschwimmende Kolonien bildet. Jede der Gattungen hat ganz charakteristische Statoblasten, sodassauf die Gattungen der Bryozoen geschlossen werden kann. Zum Schluss seiner interessanten Ausführungen zeigt Herr Dr. Enslin zum grossen Teil selbst an- gefertigte Präparate von den verschiedenen Gattungen der Moostierchen und einzelnen Statoblasten. Herr Adam dankt Herrn Dr. Enslin für seinen Vortrag. Herr Lutz weist auf das massige Vorkommen des dreistacheligen Stichlings in dem Waldbächlein bei Erlenstegen hin. Zum Schluss gibt Herr Steiner bekannt, dass er bereits zwei Bruten von Schleier- schwänzen erhalten hat; die erste am 5. und die zweite am 13. Februar. Die Jungen schlüpften nach 5—6 Tagen aus. Schluss der Sitzung 11 Uhr. Alb. Schmid, 1. Schriftführer. H. Adam, 1. Obmann. Tagesordnungen. Hohenstein-Firnstthal i. S. „Sagittaria“ Verein für Naturfreunde. Dienstag, den 30. März a. c. Vereins Versammlung im Restaurant „Zur Garküche“, nach der Tagesordnung : Vortrag des Bildhauers Herrn Emil Mende über: „Entwickelung der Tier- und Pflanzenwelt von der Urzeit bis jetzt“. Nächste Vereins Versammlung Diens- tag, den 27. April, abends 9 Uhr. A. A. Adressentafel der Vereine.1) Nachtrag. Braunschweig. „Brunsviga“, Verein der Aquarien- und Terrarienfreunde. Versammlungen aller 14 Tage Freitags. Briefadresse: Rob. Melzer, Radeklint 6, 2. Vorsitzender. 1) Siehe die Liste in Nr. 11, Seite 176. Die vollständige Liste gelangt erst in Nr. 14 wieder zum Abdruck! — Aufnahme erfolgt nur auf Antrag! — Eine Ausnahme wurde nur bei jenen Vereinen gemacht, die ihre Berichte im Jahre 1909 ohnedies be- reits in den „Blättern“ veröffentlichten ! Weitere Vereinsadressen stets willkommen! Auf besonderem Blatt! Ergänzungen, Aenderungen werden umgehend erbeten! Dr. Wolterstorff. Hamburg. „Salvinia“, Verein für Aquarien- und Terrarienfreunde (E. V.). Briefadresse: O. Tofolir Hamburg 6, Bertelsstrasse 74. München. „Isis“, Gesellschaft für biologische Aquarien- und Terrarienkunde. Briefadresse: Karl Lankes, 1. Vorsitzender, Müllerstrasse 10/2, Rgb. Wien. Sektion für biologische Vivariumknnde der k. k. Zoologisch-Botanischen Gesellschaft in Wien. Obmann: Dr. P. Kämmerer, Wien II, Bio- logische Versuchsanstalt. Für den Anzeigenteil: Fritz Lehmanns Verlag, Stuttgart. — Verlag von Fritz Lehmann, Stuttgart. Druck von Julius Maser, Leipzig-R. Unsere Wasserflora im Winter. Von A. R ei tz- Frankfurt a. M. (Mit 6 Originalaufnahmen nach Winterkulturen.) Die Blütenpracht des Sommers ist vorüber und der früchtereiche Herbst neigt sich seinem Ende zu. Die Blätter fallen von den Bäumen und bedecken Weg und Steg, die Sonne zieht von Tag zu Tag am Himmel kleinere Kreise, und ihre Strahlen verlieren immer mehr an Wärme. Dichte Nebel wallen durch Wiese, Wald und Feld, und kürzer werden die Tage. Nachts macht sich eine empfindliche Kühle be- merkbar; der erste Frost stellt sich schon ein, und manches seichte Ge- wässer bedeckt sich zur nächtlichen Weile mit einer dünnen Eisdecke. Der Winter steht vor der Tür! Nur noch kurze Zeit und dann, leich- ten Federwölkchen ver- gleichbar, schwebt der Schnee zur mütterlichen Erde, Feld u. Fluren be- deckend. Flüsse, Bäche, Teiche, Moore und Sümpfe frieren zu, alles pflanzliche undtierische L eb e n s che int erstorb en . Nicht mit Freuden erwartet der Aquarien- freund und speziell der Züchter fremdländischer, aus wärmeren Zonen stammender Zierfische oder Wasserpflanzen diese Jahreszeit. Denn, ist er ein geschworener Freund nur der fremden Fauna und Flora, dann verdammt ihn diese Jahreszeit zur Untätigkeit und Ruhe, aus- genommen vielleicht, dass er hier und da eine kärgliche Menge Daphnien und Cyclops fängt, sonst ist er aber an seine vier Pfähle gebunden. Wie anders gestaltet sich Hie kalte Jahreszeit für den Liebhaber, der neben seinen Asiaten, Afrikanern und Amerikanern auch unserer guten alten deutschen Flora und Fauna ein Plätzchen in seinen Behältern angewiesen hat; er kann unbeschadet der Jahreszeit seine Lieb- haberei praktisch weiter ausüben. Ist das Wetter nur einiger- massen günstig, d. h. sind die Gewässer offen oder nur leicht mit Eis bedeckt, dann ergreift er Kanne und Pflanzen- rechen, wohl auch den Kätscher, und geht an ein frisches und frohes Sammeln. Er sieht die Natur mit anderen Augen wie zur Sommers- zeit, und bietet sie ihm auch nicht Lenz und Blütenpracht, so kann er sich doch an ihren Bildern im Winter- kleide erfreuen und mancheBeobachtung so- wie Erfahrung machen, die dem Hocker hinter dem Ofen nie beschert wird. Wenn um uns her alles kahl und öde ist, keines Vogels Ruf die grosse Stille stört, dann dürfen wir Aquarienfreunde nicht auf den Gedanken verfallen, dass alles tot sei oder wenigstens der Ruhe pflege. 0 nein! Auf dem Grande der Seen, Teiche, Moore und Bäche herrscht noch freies und fröhliches, ja selbst hochzeitliches Leben. Ich will nur an die Forelle und an das Blaufelchen erinnern, die gerade, wenn es stürmt und schneit, ihre Laichperiode haben- Originalaufnahme nach dem Figur 1. Leben (in der Biologischen Ver- m f « (Stratiotes suchsanstalt wieni von vv asseraioe (öiraiiozes suchsanstalt Wien) von Adolf Cern^. aloicles). 194 A. Reitz: Unsere Wasserflora im Winter. Der Wasserpflanzenfreund und gerade der Liebhaber der deutschen Flora wird jetzt im Freien auf seine Rechnung kommen, denn eine grosse Zahl heimischer Wassergewächsc er- reichen zur kalten Jahreszeit den Glanzpunkt ihrer Vegetation. Ich verweise in folgenden Ausführungen, die dem Anfänger und Freund unserer deutschen W asserflora ein Führer sein mögen, auf eine grössere Anzahl heimischer Wassergewächse, die sich alle als gute Aquarienpflanzen bewährt haben. Diesen und jenen Liebhaber bitte ich, nur ein- mal einen V ersuch mit den zu nennenden Pflanzen zu machen, und ich bin fest von der Meinung durchdrungen, dass manches Pflänzchen dauernd sich seiner Freundschaft erfreuen wird. Gerade jetzt im Winter, avo es allenthalben meistens an Wasserpflanzen fehlen dürfte, kann man seinen Bedarf vollauf aus der heimischen Flora decken. Eine der schönsten der deutschen winter- harten Wasserpflanzen ist die Wasser- Aloe, Stratiotes aloides L. (Fig. 1). Leider ist die Pflanze ziemlich selten, beziehungsweise nur an vereinzelten Orten zu finden; wo sie aber wächst, trifft man sie meistens in grossen Be- ständen. Die bei kräftigen Exemplaren fast einen halben Meter langen Blätter haben eine schwertförmige Gestalt, sind derb fleischig, sowie sägeartig gerandet und mit starken Stacheln bewehrt. Die Rückseite der Blätter ist mit einem vortretenden Kiele versehen. Wir können die Aloe zu den Schwimmpflanzen rechnen, jedoch ist es auch nicht falsch, sie den untergetauchten Wasserpflanzen anzureihen. Denn wollen wir im Winter die Pflanze aus der Freiheit holen, so dürfen wir sie nicht auf der Wasseroberfläche suchen, sondern müssen uns bemühen, ihrer auf dem Grunde der Gewässer habhaft zu werden, weil sie sich den Winter über diesen Standort auserkoren hat. Anfangs oder Mitte April bildet sich in den fleischigen und zahlreichen Blättern Luft, welche die Pflanze, indem sie sich von ihrer Winterwurzel losreisst, an die Oberfläche des Wassers hebt; zum Teil ragt sie sogar mit den Blättern noch über den Wasserspiegel hinaus. Im Herbst, wenn die Blüte vorüber und die Frucht gezeitigt ist, sinkt die Aloe wieder auf den Grund, vorher hat sie aber Knospen angelegt, die aus den Winkeln der unteren Blätter hervorbrechen und der vegetativen Vermehrung dienen. Man findet die Aloe im Winter an ihren Standorten stets als offene Rosette, denn sie bezieht niemals als geschlossene Knospe ihr Winterquartier. Für das Aquarium sind nur kleinere Exemplare verwendbar; am besten nimmt man jüngere, einjährige Stücke. Mit ihrem fremdländischen Aeusseren und ihrer frischgrünen Farbe gereicht die Aloe jedem Behälter, besonders zur Winters- zeit, zur hervorragenden Zierde. Einer weiteren Schwimmpflanze, die wir im Winter in der Freiheit finden, sei noch gedacht, A. Reitz: Unsere Wasserflora im Winter. 195 wenn sie auch im grossen und ganzen von den Aquarienfreunden speziell im Sommer wenig oder gar nicht geschätzt und geachtet wird; im Winter dürfte sie aber als eine will- kommene Bereicherung unserer Wasserflora zu betrachten sein. Es handelt sich hier um die dreifurchige Wasserlinse, Lernna trisulca L. (Fig. 2), die wir das ganze Jahr über unter der Wasseroberfläche schwimmend an treffen. An ihren lanzettlich-länglichen Phyllokladien (um- gewandelten Stengelgebilden), die der Laie ge- wöhnlich als Blätter anspricht, wird sie der Liebhaber leicht erkennen. Sehr schön ist im Winter die mit der Aloe verwandte Wasserpest, Elodea canadensis Richard. Beide gehören zu den Froschbiss- gewächsen; während aber erstere viel seltener, ist letztere Pflanze fast in jedem stillstehenden und fliessenden Gewässer zu finden. Es kann keinem Aquarienfreunde schwer fallen, und sei er selbst Anfänger, die Wasserpest zu erkennen. Mitten im Winter, selbst unter meterstarkem Eise, steht die ausserordentlich widerstands- fähige Pflanze im herrlichsten Grün auf dem Grunde der Gewässer. Dieses Gewächs, das eine grosse Menge Sauerstoff produziert und nicht unwesentlich zur Reinhaltung des Wassers beiträgt, ist besonders zur Winterszeit berufen, die Lücken unserer Wasserpflanzenkulturen zu füllen. Im Gegensatz zu dem dunklen Grün der Elodea stehen die Wassersternarten, besonders der Frühlingswasserstern, Callitriclie verna Kützing , die im Winter im prächtigsten, uner- reichten Lichtgrün prangen. Von äusserster Zierlichkeit sind diese Gewächse, und es dürfte schwer fallen, mit Ausnahme der Myriophyllen, eine Ausländerin mit ihnen zu vergleichen. Die Wassersternarten sind fast in jedem Ge- wässer heimisch; man findet sie häufig mit der Elodea canadensis vergesellschaftet. Zur Be- pflanzung unserer Aquarien bediene man sich nur einiger Stengel, da diese in kurzer Zeit sich reichlich vermehren und bald ihren Be- hälter durchwachsen, so dass die Schere oder das Messer in ihre Rechte treten müssen. Sehr schön und besonders während der Winterszeit zur Anpflanzung in unseren Aquarien zu empfehlen ist das Que llmoos, Fontinalis antipyretica L. (Figur 3). Mit seinen reich verästelten, dunkelgrünen Stengeln wird es jeden Behälter schmücken. Das Quellmoos ist leicht zu finden; es wächst in Gebirgsbächen, einige Arten auch in der Ebene, in Brunnen- trögen, an Rädern der Wassermühlen, an alten, im Wasser befindlichen Baumwurzeln und selbst an den Stämmen der Flösse und Wehre. Am besten eignen sich für das Aquarium solche Stücke, die mit der Unterlage eingebracht werden. Ausser Fontinalis antipyretica L. haben wir noch verschiedene Arten und Varietäten Originalaufnahme nach dem Lehen (in der Biologischen Ver- suchsanstalt Wien) von Adolf Cerny. Figur 3. Quellmoos ( Fontinalis antipyretica). 196 A. Reitz: Unsere Wasserflora im Winter. die aber einzeln anzuführen unnötig ist, zumal sie alle dem gleichen Zweck dienen und nur in den Grössenverhältnissen voneinander abweichen. Eine ausgesprochene Winterpflanze im wahrsten Sinne des Wortes ist das Hornkraut, Ceratopliyllum demersum und submersam. Beide Arten bewohnen ihre heimatlichen Gewässer oft in kolossaler Menge, und der Boden ihrer Fund- orte ist öfters so reichlich von diesen Pflanzen bedeckt, dass die Meinung in uns wachgerufen wird, als sei das Wasser mit abgebrochenen Tannenzweigen erfüllt. Beide Gewächse sind wurzellos; die erstefe ist mehr im südlichen, die zweite mehr im nördlichen Deutschland zu Hause. Zur Bepflanzung unserer Behälter ist das Hornkraut nicht warm genug zu empfehlen. Wollen wir die Pflanze im Winter in ihren heimatlichen Gewässern Anden, dann müssen wir sie vom Grunde heraufholen, denn nur den Sommer über vegetiert sie an der Oberfläche der Fluten. Sehr ähnlich dem Hornkraut, aber bedeutend zierlicher ist der rauhe Armleuchter, Chara aspera TJetli. (Fig. 4), nebst verwandten Arten. Kein Liebhaber der heimischen Wasserflora sollte es versäumen, diese Pflanze seinem Be- stände einzuverleiben, denn was die Zierlichkeit, Schönheit und das Grün ihrer Farbe anbelangt, so wird sie darin von keinem Gewächs im Winterkleide übertroffen. Des weiteren spricht für diese Pflanze ihre ungemeine Vermehrungs- fähigkeit, denn selbst im Dezember und Januar, in vollständig kalten oder kaltstehenden Be- hältern vermehrt sie sich stark und hat in kurzer Zeit, in den Boden des Aquariums ein- gepflanzt oder nur lose auf die Oberfläche des Wassers geworfen, das grösste Aquarium durch- wachsen. Ausser erwähnter Art käme noch Chara fragilis Desv., sowie Chara foetida A. Br., ceratopliylla Wallr. und scoparia Bauer in Betracht, die aber auseinander zu halten dem Laien sehr schwer oder gar nicht gelingen dürfte. Als eine geradezu ideale Wasserpflanze für die winterliche Bepflanzung unserer Behälter muss der gemeine Wasserhahnenfuss, Ba- tracliium aquatilis E. Mayer (Fig. 5), angesprochen werden. Diese Pflanze gleicht in ihrem Winter- kleide in etwas unserer allbekannten Cabomba aquatica , wie sie auch schon des öfteren zu Ver- wechselungen Veranlassung gegeben hat. Es wird selten ein Fluss, Bach oder sonstiges Ge- wässer geben, das nicht von diesem Gewächs bewohnt wird. Einen Nachteil hat die Pflanze, und das ist der, dass sie sich allzu reichlich vermehrt, so dass man genötigt ist, öfters einen grossen Teil des Gewächses zu entfernen. Im Winterhabitus ist die Pflanze am schönsten, und in Gesellschaft unserer anderen winterharten Wasserpflanzen fällt sie durch ihre Zierlichkeit und ihr lebhaftes frisches Grün angenehm auf. Das in manchen Gegenden unseres Vater- Originalaufnalnne nach dem Leben (in der Biologischen Ver- r lgar 4. suchsanstalt Wien) Armleuchter (Chara). von Adolf CernJ. A. Reitz: Unsere Wasserflora im Winter. 197 landes auch den Winter über in Vegetation bleibende Myriophyllum verticWlatum L., das wirtelständige Tausendblatt, ist eine ebenso schöne wie nützliche Aquarienpflanze. Es ist nicht allein im Sommer, sondern auch im Winter dazu berufen, unsere Bestände an Wasserpflanzen zu vermehren und unsere Behälter zu schmücken. Wer es zur winterlichen Weile erlangen kann, sollte nicht versäumen, entstandene Lücken in der Bepflanzung damit auszufüllen. Auf eine bereits angedeutete Eigentümlichkeit dieser Pflanze möchte ich noch aufmerksam machen, nämlich die, dass die Pflanze in manchen Gegenden den Winter überdauert, während sie an anderen Orten im Herbst zur Knospenbildung schreitet und dann bis auf den Wurzelstock gänzlich abstirbt; für diese Erscheinung hat man bis jetzt noch keine hinreichende Erklärung. Eine prächtige, im Winter in der Freiheit gedeihende Wasserpflanze ist IPottonia palustris L. (Fig. 6), die Wasserfeder. Mit ihren hell- grünen, ziemlich grossen Blattrosetten wird sie jeden Naturfreund erfreuen, der des Winters seine Schritte an diejenigen Gewässer, die unsere heimische Flora bergen, lenkt. Keine aus- ländische Wasserpflanze, mag sie heissen wie sie will, kann sich im Winter mit dem prächtigen Grün dieser Pflanze messen, alle werden von ihr in den Schatten gestellt. Ganz besonders wertvoll wird die Hottonia durch ihr rasches Wachstum, und aus diesem Grunde ist sie vor- züglich für die Bepflanzung grösserer Behälter zu verwenden. Aus der Familie der Kryptogamen, den ver- borgen blühenden Pflanzen, haben wir ausser den bereits genannten Armleuchtern noch zwei Vertreter, die den Winter in vollkommener Ge- stalt überdauern, und zwar sind dies das all- bekannte Brachsenkraut, Isoetes lacuslris, 77, und Pilularia globulifera, das Pillenkraut., Erstere Pflanze kommt nur in grösseren Landseen vor und ist deshalb im Winter für den Liebhaber schwer erreichbar, aus welchem Grunde ich sie nicht näher in den Kreis meiner Betrachtungen ziehen will. Das Pillenkraut ist zwar kein häufiges Gewächs, doch finden wir es hier und da in Ausschachtungen auf dem Grunde und am Rande stehender Gewässei*. Wenn das Pillenkraut auch nicht so ansehnlich ist wie das Brachsenkraut, so dürfte es sich doch verlohnen, diese Pflanze einmal längere Zeit zu beobachten. Im grossen und ganzen gleicht sie mehr einer Grasart und dürfte deshalb von botanisierenden Aquarienfreunden übersehen werden. Das Pillen- kraut ist eines der wenigen Gewächse aus der Familie der Kryptogamen, das sich ausser durch Sporen auch durch Ausläufer vermehrt. Herrlich ist der Anblick eines Aquariums, dessen Boden grasartig von dieser Pflanze bedeckt ist und den Eindruck hervorruft, als sei das ganze 198 K. Riedel: Pflege und Zucht des Stichlings. Becken mit einer zierlichen Brachsenkrautart durchwachsen. Endlich führe ich den Aquarienfreunden eine Pflanze vor, die sicher viele für eine Brachsenkrautart halten dürften; zu ihrer Ent- schuldigung sei gesagt, dass hei ihrem Anblick auch mancher Kenner sie schon für ein solches gehalten hat. Wir haben jedoch hier eine winter- harte Grasart vor uns, und zwar handelt es sich um ' Catabrosa aquatica P. B., das Quellgras, Figur 6. Wasserfeder ( Hottonia palustris). Originalaufnahme nach dem Leben (in der Biologischen Versuchsanstalt Wien) von Adolf Gernf. das auch unter dem Synonym Glyceria aquatica Presl oder Aira L. bekannt ist. Wir finden dieses Gewächs, das sich durch Ausläufer ver- mehrt, in stehenden Gewässern, und hauptsächlich wird es im Winter in voller Vegetation gefunden. Wer es erhalten kann, dem möchte ichwärmstens empfehlen, es einmal in seinen Behältern zu kultivieren, er wird sich nicht mehr gerne davon trennen. In den Sommermonaten pflegt es meist der Ruhe und geht in der Vegetation sehr zurück; man lasse aber den Wurzelstock ruhig im Behälter, denn gegen den Herbst hin fängt er an zu treiben, und wiederum im Winter steht die Pflanze im prächtigsten Grün. — Wie wir im vorhergehenden gesehen, be- sitzen wir eine grössere Zahl heimischer Wasser- gewächse, die zur kalten Jahreszeit in der Frei- heit in Vegetation bleiben, und wir sind daher ganz und gar nicht auf Fremdlinge angewiesen, um unsere Behälter zu füllen. Ich hätte er- wähnten Pflanzen noch mehrere beifügen können, will aber nur noch Potamogeton densum erwähnen, das dichtblätterige Laichkraut, welches eine gewisse Aehnlichkeit mit Elodea nicht ver- kennen lässt, sich jedoch von ihm durch die zweizeilige Anordnung der Blätter leicht unter- scheiden lässt. Der Zweck meiner kleinen Anregung ist der, dass der Liebhaber resp. Anfänger seine Schritte auch zur winterlichen Zeit in das Freie lenke und sich mit den Vertretern unserer heimischen Wasserflora im Winterkleide bekannt mache. Wer das tut, wird sicher noch manche andere Pflanze finden, die hier nicht erwähnt wurde, die aber dennoch sein Interesse be- anspruchen, wie auch seinen Wissensdrang er- regen wird. Aufmerksam will ich noch darauf machen, dass Gewächse, die wir zur Winters- zeit der Freiheit entnehmen, nicht ohne weiteres in unsere Behälter, ohne ihr Eingehen befürchten zu müssen, eingepflanzt werden können. Viel- mehr bringe man die Pflanzen in kaltes, der Leitung entnommenes Wasser und stelle sie über Nacht in jenen Räumen auf, in welchen die Behälter stehen, für die sie Verwendung finden sollen. Des anderen Tages werden sie von an- haftendem Schmutz gereinigt und eingepflanzt. Erhalten die Pflanzen einen hellen Standort und einen nahrhaften Untergrund, dann werden sie sicher anwachsen, sich reichlich vermehren und ihren Besitzer mit ihrer Zierlichkeit, sowie ihrem hübschen Grün erfreuen. Den Liebhaber der Wasserflora wird es nicht gereuen, auch einmal einheimische Gewächse in seinen Behältern kultiviert zu haben. Pflege und Zucht des Stichlings (Gasferosfeus acuteafus). Von K. Riedel. (Verein für biologische Aquarien- und Terrarienkunde „Wasserstern“-Augsburg, E.-V.) (Schluss.) Und nun das Laichgeschäft selbst! Das Hochzeitskleid wird a)"am 17. Mai bei 14 V2 C Wassertemperatur, b) am 1. April bei 14 C, c) am 7. Mai bei 15 C angelegt, d) kauft sein Pärchen bereits im Hochzeits- schmuck. Die Färbung des Männchens wird in den intensivsten Farben gezeichnet, das Rot verläuft bis zur Afterflosse und greift in einem Falle auch auf die Seitenstacheln über. Die Farbe des Weibchens wird fast durchweg als tiefer, satter beschrieben. Herr Foertsch beobachtet, dass zum Nestbau Fasern von Kalmus und Wurzelstückchen (Haftwurzeln) von Elodea canadensis verwendet K. Riedel: Pflege und Zuclit des Stichlings. 199 werden und konstatiert, dass in kleinen Stückchen gereichter Bindfaden nicht ange- nommen wird. Das Laichgeschäft selbst kann dieser Beobachter nicht schildern, weil das im dichtesten Pflanzengewirr angelegte Nestelten sich seinen Blicken entzieht. Wir lassen nun Herrn Foertsch zu Worte kommen: „Beim Versuche, zum Neste zu gelangen, wurde der Finger bezw. die Hand, die die Pflanzen zerteilen wollte, äusserst heftig mit Stössen und Püffen attackiert. So- gar zu beissen versuchte der kleine Held. Als ich einmal wieder nachsuchte, aber zur Vorsicht mittels eines Holzstäbchens, schoss er auf dieses los, verbiss sich und liess sich mit demselben über das Wasser heben. Ich belästigte dann den besorgten Vater nicht wieder. Am 25. Mai war das Weibchen noch trächtig, am 27. des gleichen Monats Mittag hatte es sich seiner Bürde entledigt.“ Erst am 18. Juni bemerkte Beobachter die jungen Tiere. Also erst nach 22 Tagen. Offenkundig waren die bedeutend früher ausgekommenen Fischchen durch das dichte Pflanzengewirr Herrn Foertsch nicht zu Ge- sicht gekommen. Genannter Herr erzählt weiter: „Nach weiteren 14 Tagen (also vom Tage des Ansichtigwerdens der Jungen ab gerechnet) bemerkte ich, dass das Männchen seine Ehehälfte wieder umwarb und dass auch der Umfang des Weibchens ganz be- deutend zugenommen hatte. Ich fing nun die Jungen in ein anderes Becken, es waren 23 Stück, von denen später noch 9 Stück eingingen, und schnitt gehörig Pflanzen aus. Hierbei kam ich an das alte Nest. Es ent- hielt noch eine Portion nunmehr verpilzter Eier. Vermutlich konnte, da es, wie erwähnt, im dichtesten Pflanzengewirr untergebracht war, trotz ununterbrochener Zufächelung von Wasser, doch nicht in genügender Menge Sauerstoff zugeführt werden. Am 5. Juli beobachtete ich das Männchen be- reits wieder beim Nestbau. Dieses Mal hatte es seine Kinderstube unter einer Wurzel des Kalmus angelegt. Mit den Fasern des- selben und kleinen Stückchen Wasserpest wurde die Höhlung austapeziert.“ Auch diese Brut kam aus und zwar wurden 45 Junge erzielt, von denen noch 10 Stück zugrunde gingen. Herr Foertsch hat hier- mit den Beweis erbracht, dass Stichlinge auch im zweiten Jahre ihrer Gefangenschaft, nachdem sie schon das erste Jahr im Be- hälter Nachzucht erzeugt hatten, zu erfolg- reicher Zucht schreiten können. Dies be- merken wir nur als Antwort auf eine, kürz- lich in einem Vereinsbericht aufgeworfene Frage. Das zweite Mal kamen also von einem Weibchen 45 Junge zur Entwicklung. Bei Herrn Hofbauer warf das Männchen eine Mulde aus, in welcher es aus „Bind- faden“, Borsten- und Pflanzenteilen seine Behausung erbaute. Wir sehen, wie aus- gesprochen bei diesem Stachelflosser die in- dividuelle Veranlagung zutage tritt. Des Herrn Foertsch Männchen verweigerte, wie wir hörten, Bindfäden als Baumaterial. Auch bei Herrn Weiss findet der Baumeister Faden- stückchen als geeignet und benützt zu seinem Nestbau, den er zwischen drei Pflanzen eben- falls in einer zuvor ausgeworfenen Mulde anlegt, neben Würzelchen usw. auch noch Riccia. Bei ersterem Herrn erfolgte die Ablage der Eier am 8. Mai, das Ausschlüpfen der Jungen am 18. d. Mts, bei 17 C Wasser- temperatur (Westseite). Er erzielt von einem Weibchen 40 Junge, wovon 38 grossgezogen werden. Herr Weiss beobachtet die Laich- abgabe am 13. Mai nachmittags 5 Uhr, das Ausschlüpfen der Jungen bei 16 C (Ostseite) am 28. Mai, und zwar zählte er 32 Stück, von denen ebenfalls nur 2 etwas später eingingen. Herr Weiss bemerkt noch, dass ein Weib- chen ausserhalb des Nestes abgelaicht habe, dass aber dieser Laichballen nicht befruchtet wurde. Wir lassen nun, weil das Laich- geschäft von Herrn Flurl am genauesten beobachtet werden konnte, die Aufzeich- nungen dieses Herrn im Wortlaute folgen: „Der Nestbau wird hauptsächlich mit Fasern des im Wasser faulenden Wiesengrases — damit wird das uns etwas eigenartig be- rührende Einbringen des Rasenbüschels hin- länglich begründet — , veralgten Quellmoos- teilehen, kräftigen Stückchen Fadenalge, holzigen Pflanzenwürzelchen hergestellt, da- zwischen Wertachsand gestreut. Das Nest wurde angelegt am 1. April zwischen zwei Myriophyllumstengeln und lehnte sich rück- wärts an einen haselnussgrossen Stein. Eine ca. 2 cm tiefe Grube wurde gegraben, durch Drehungen des Körpers im Sande, Stossen des Kopfes in diesen, Aufnehmen von Sand in das Maul und Ausspucken desselben an den Rand der Grube. In letztere wird anscheinend planlos obenerwähntes Nist- material zusammengetragen. Der entstan- 200 K. Riedel: Pflege und Zucht des Stichlings. dene Ballen wird öfters mit einer unter zitternden Bewegungen aus dem After aus- tretenden Flüssigkeit getränkt. Diese ist , anfangs* klebrig, denn es blieben wieder- holt Daphnien daran kleben, die vom Männ- chen abgerissen und zur Seite gespuckt wurden. Nahrungsaufnahme während des Nestbaues konnte überhaupt nicht beobachtet werden. Später scheint nun die Masse zu erhärten, ohne jedoch dadurch ihre Elasti- zität (Dehnbarkeit) einzubüssen. Absichtlich mittels einer kleinen Glasspritze an das Nest gebrachte Daphnien blieben später nicht mehr hängen. Der also entstandene, bis dahin zirka welschnussgrosse kugelförmige Materialballen wurde nun durch Einzwängen des Kopfes bis zu den Brustflossen ausgehöhlt. Ob zu dieser Höhlung nicht schon beim Zusammen- tragen des Materials der Grund gelegt worden war, konnte ich trotz von zwei Seiten möglicher Beobachtung nicht unter- scheiden. Das Nest wurde nun stetig ver- grössert, ebenso die Höhlung. Um demselben einen festen Stützpunkt zu geben, wurde es mittels Pflanzenfasern und dem erwähnten Klebestoff an die beiden Myriophyllumstengel befestigt. Zuletzt wurde die Höhlung durch Hineinzwängen des ganzen Körpers erweitert und zum Schlüsse mit dem Kopfe an der Rückwand des Nestes ein Loch hinaus- gestossen, so gross, dass nur der Kopf herausschauen konnte. Die innere Höhlung war so geräumig, dass sich das Männchen darin, allerdings, wie am Wackeln des ganzen Nestes zu bemerken war, nicht gerade leicht, umkehren konnte. Es verliess das Nest wiederholt mit dem Kopfe voraus, gewöhnlich allerdings durch Rückwärtsbewegungen. Der ganze Nestbau dauerte von morgens x/26 Uhr bis mittags. Das Nest wurde bis zur Be- setzung mit Laich, also einen vollen Monat, bewacht, instandgehalten und durchlüftet, als ob es bereits besetzt wäre. Die beiden Weibchen wurden am 28. April, weil erst jetzt völlig laichreif, zum Männchen gesetzt, und zwar beide. Der Gatte zeigt sich sehr verträglich und sucht bald das eine, bald das andere Weibchen zum Neste zu locken. Es stellt sich hierzu quer davor mit gespreizten Flossen, ab- stehenden Kiemendeckeln und weit offenem Munde, dabei im schönsten Hochzeitskleide prangeqd. Die Weibchen folgen mehrere Male ab wechslungs weise zum Nest, reissen aber immer wieder, nachdem sie kaum den Kopf hineingesteckt hatten, aus. Das Männ- chen quittiert dies regelmässig durch kräftige Püffe, vorausgesetzt, dass sich das Weibchen nicht rechtzeitig genug in das Dickicht ge- flüchtet haben sollte. So oft ein Weibchen glücklich in die Nähe des Nestes gebracht war, machte das Männchen die tollsten Kapriolen. Es stellte sich senkrecht auf den Kopf, legte sich flach auf den Boden, beschnupperte den ganzen Leib des Weib- chens, dabei fortwährend in fieberhafter Er- regung vibrierend. Endlich zwängt sich das braune Weibchen in das Nest und ver- schwindet mit kurzem Ruck bis etwas über den After darin, der Kopf schaut aus dem Loche in der Rückwand heraus. Das Männ- chen beschnuppert fortgesetzt das heraus- stehende Schwanzende und versetzt ihm abwechslungsweise auf beiden Seiten leichte Stösse. Plötzlich, nach etwa einer Minute, biegt das Weibchen den Schwanz krampf- haft zur Seite, und nachdem es einige Augen- blicke in dieser Stellung verharrt, schiesst es blitzschnell aus dem rückwärtigen Loche heraus und verschwindet im Dickicht. Das Männchen, das noch immer, am ganzen Körper zitternd, am Nesteingang steht, will momentan dem Weibchen nachschiessen, doch dieses ist bereits verschwunden. Ruhig kehrt es deshalb um und zwängt sich, nach- dem es einen Blick in das Nest geworfen, ganz langsam ebenfalls hinein, bleibt zirka 10 Sekunden darin, wobei das Schwanzende intensiv vibriert, und verlässt dann ziemlich langsam das Nest, ebenfalls von der Rück- seite aus. Während es noch, anscheinend ziemlich ermattet, in der Nähe des Nest- ausgangs am Boden liegt, nähert sich ganz langsam das zweite Weibchen dem Nest- eingang. Sofort ist die Müdigkeit ver- schwunden und die Kapriolen beginnen auf das neue. Das Weibchen verschwindet im Nest und der eben beschriebene Vorgang- wiederholt sich wie beim ersten Mal, doch bleibt dieses Weibchen bedeutend länger darin, fast 3 Minuten. Das Männchen ist unterdessen ungemein ungeduldig geworden und die sanften Stösse werden nach und nach zu derben Püffen. Plötzlich schiesst das Weibchen aus der Rücköffnung, ver- schwindet aber nicht wie ihre Vorgängerin in den Pflanzen, sondern bleibt direkt hinter J. Scherer: Die Kassaveschlange (Bitis gabonica). 201 dem Neste wie ohnmächtig’ liegen. Das Männchen wirft sich wütend darauf und erst nach einigen exemplarischen Stössen rafft sich das Weibchen auf und schiesst in das Dickicht, dicht gefolgt vom Männchen. Nach etwa 5 — 6 Sekunden kehrt letzteres zurück und schlüpft wieder nach einigen prüfenden Blicken in das Innere des Nestes. Der weitere Vorgang spielt sich wie das erste Mal geschildert ab. (Hierzu verweisen wir auf die seinerzeit von demselben Herrn in den Blättern unter kleinen Mitteilungen veröffentlichten Beobachtungen, betreffend mehrmaliges Ablaichen des Stichlings.1) Die ersten Jungen verlassen das Nest am 11. Mai, also nach 14 Tugen, werden aber vom Männchen fortwährend wieder zu- sammengefangen und in das Nest gespuckt, wobei anscheinend ein sehr grosser Teil der Brut zugrunde geht. Vom Eingang des Nestes wurden 51 tote Junge entfernt, manches wurde jedenfalls übersehen.“ Die zwei Weibchen setzten nach weiteren Angaben des Beobachters rund 100 Junge ab, von denen, wie bemerkt, der Unvor- sichtigkeit des Vaters 51 zum Opfer fielen, 9 an Sauerstoffmangel, verursacht durch Einbringen zu vielen Futters in das Zucht- becken, eingingen und weitere 5 an unbe- kannter Ursache starben. Herr Weiss und Herr Hofbauer haben, wie schon weiter vorne bemerkt, ganz minimale Verluste zu verzeichnen. Ersterem Herrn gingen 3 ver- loren, und zwar einer 6 Wochen alt an un- bekannter Ursache, 2 wurden im Alter von 8 Tagen am 5. Juni von Makropoden ge- fressen, die vorübergehend zu den Jungen gesetzt worden waren. Sämtliche Herren füttern die Brut ausschliesslich mit lebendem Futter auf und reichen erst später zum Teil geschabtes Fleisch, Wurmstückchen und Pis- cidin, welch letzteres nur im äussersten Not- fälle genommen wurde. Das Männchen blieb nur bei Herrn Foertsch bei den Jungen und zeigte sich sehr besorgt. Alle anderen Herren entfernen dasselbe frühzeitig. Herr Flurl deshalb, weil er annahm, dass das Männchen auch ferner die Jungen zu un- sanft behandeln könnte, und konstatiert tat- sächlich, dass von da ab nur mehr wenige tote Junge gefunden wurden. Herr Weiss hat später einmal ein Junges versuchsweise zu den Alten gegeben, das er aber sofort wieder herausfangen musste, wreil es sehr energisch von seinen Eltern verfolgt wurde. Dem gegenüber stehen Erfahrungen früherer Versuche — auch von Herrn Flurl — , dass das Männchen seinen Jungen nicht nach- stellt. Auch hier also der Nachweis rein individueller Veranlagung. Dass das eine Männchen ein so ungeschickter Bursche war und bei dem gewiss lobenswerten Vor- haben, seine Jungen in das schützende Nest zu bringen, diese so ungestüm anfasste, dass sie starben, dürfte bei der Zucht dieses Fisches recht vereinzelt beobachtet werden; denn unser kleiner Räuber ist sonst ein recht sorgsamer Pfleger seiner Brut. Durchweg werden die herangewachsenen Jungen als sehr verträgliche und zutrauliche Bürschchen charakterisiert. Alle Herren kon- statieren ein unregelmässiges Wachstum der Jungtiere, so dass immer einige bedeutend kleiner bleiben, andere ihren Geschwistern vorauswachsen. Abnorme Erscheinungen wurden nicht beobachtet. Nur Herrn Flurl scheinen die Stacheln der im Aquarium ge- zogenen Fische grösser entwickelt als bei den Wildfängen. Wie weit diese Beobach- tung Beachtung verdient, wagen wir nicht zu entscheiden. „Aller Anfang ist schwer“, so war auch in diesem ersten Jahre die Beteiligung mässig. Aber mit dem Erfolge — hoffen wir — kommt auch die Freude, gewiss nur zum Vorteil des Einzelnen und unserer idealen Sache. Die Kassaveschlange {Bi Hs gabonica). Von J. Scherer. Glühende Strahlen sandte die tropische Mittagssonne auf die weite Lichtung, die wir soeben, aus dem schattigen Urwald von einer wenig erfolgreichen, zoologischen Razzia zurück- kehrend, betreten hatten. Brennender Durst peinigte unsere Kehlen, und noch weit war der Weg bis zum St. Paulflusse, dessen Rauschen wir bei der herrschenden Windstille erst eben schwach vernehmen konnten. Um so freudiger war ich indes überrascht, als mein Begleiter Momo, ein eingeborener Golahneger, mit kun- digem Auge einige fruchttragende Ananasstauden erspähte. Er war schon daran, eine der köst- lichen Früchte mit seinem wuchtigen Busch- messer abzuhauen, als er jählings unter Aus- 1) „Blätter“, XIX (1908j, S. 560. 202 J. Scherer: Die Kassaveschlange (Bitis gabonica). stossung eines lauten Angstschreies zurückprallte und aut’ mich mit den Worten: „nadeke ngal, nadeke ngal“ (eine grosse Schlange, eine grosse Schlange!) zugeeilt kam. Seine so grosse Furcht liess mich auf einen interessanten Fund schliessen und rasch befand ich mich auf dem Platze der Katastrophe. Ich brauchte nicht lange zu suchen, um die armdicke, in allen Farben prachtvoll schillernde Schlange zu erblicken, die fast teller- förmig zusammengerollt, mit aggressiv erhobenem, dreieckigem Kopfe unter den Ananasblättern lag. Momo, den kein Versprechen mehr hätte bewegen können, wieder heranzukommen, warnte mich aus gemessener Entfernung vor dieser giftigsten aller Schlangen, da sie mir, wie er beteuerte, unfehlbar ins Gesicht springen würde. Ueherlegend, wie ich ihrer am besten habhaft werden konnte, beobachtete ich sie geraume Zeit, während welcher sie ihre Stellung nicht im geringsten veränderte. Erst als ich ihr mit einem Stocke nahekam, begann sie in ruck- weisen, aber Blitzesschnellen Stössen mit dem Kopfe alle meine Bewegungen zu verfolgen, bis sie schliesslich, als ihre Geduld erschöpft war, den weit geöffneten Rachen, aus dem zwei mächtige Giftzälme drohten, vorschnellte. Ob- schon mir vor ihrer „Sprunggewandtheit“ keines- wegs bangte, hätte ich es doch beinahe vor- gezogen, die wutschnaubende Schlange durch eine Schrotladung aus meiner Flinte unschädlich zu machen, bevor ich mich entschloss, sie lebend zu fangen. Ich glaubte, dieses gefährliche Experiment um so leichter durchführen zu können, als die Schlange, die ich jetzt als die seltene Bitis gabonica erkannte, nicht die geringste Miene machte, die Flucht zu ergreifen, sondern an- dauernd in der Offensive verharrte; wenngleich andererseits ihre durch die stachelige Ananas- böschung begünstigte Position mir ein schwieriges Hindernis entgegenstellte. Um dies zu beseitigen, nahm ich das Buschmesser meines Begleiters und fing an, in grossem Umkreise alle Stauden niederzuhauen, ohne ihr Verhalten dabei aber auch nur einen Augenblick ausser acht zu lassen. Zuerst konnte ihr diese Operation kein Bedenken einflössen; allmählich aber wurde sie doch un- ruhig, vibrierte lebhaft mit dem kleinen Schwänze, blähte ihren dicken Leib hoch und dachförmig auf und kroch langsam nach dem schmalen Reststreifen dichter Böschung hin, die ich noch abzumähen hatte, in der unvei'kennbaren Absicht, so ihrer vollständigen Isolierung zu entgehen. Ich hatte Eile, sie durch rasche Vollendung meines Werkes an dem Fluchtversuche noch rechtzeitig zu hindern, denn schon hatte sie halben Weges ihre, nur mehr aus einer einzigen Staude bestehende Insel verlassen, auf die sie jetzt wieder zurückflüchten musste. Jetzt galt es, die Gefangennahme möglichst rasch zu be- werkstelligen, dass der Umzingelten ja keine weitere Gelegenheit zur Flucht erübrigt würde. Die einzige Möglichkeit, das wehrhafte Reptil zu verpacken, bot mir der grosse Rucksack, den Momo mitführte und ich mir jetzt von ihm hatte zuwerfen lassen. Den Stock in der Rechten, den Sack in der Linken haltend, näherte ich mich sachte der Bitis, die nunmehr durch eine sehr mangelhafte Deckung geschützt war. Schon erhob sie wieder den Schädel zum Vorstosse, als sie auch schon gleichzeitig der schwere Druck der Fessel, welche ihr mein schnell auf den Nacken gepresster Stock auf erlegte, wehr- los machte. Ich musste mich auf den Boden knien, um die Gefangene einige Augenblicke in diese Stellung bannen zu können, da sie sich unter lebhaften Krümmungen ihres Körpers und mit ganz erstaunlichem Ivraftaufwande zu be- freien trachtete. Durch solche Manipulation gelang es mir auch, sie ganz auf freies Terrain zu bringen, was mir grössere Sicherheit im Hantieren ermöglichte. Einen günstigen Moment, in dem sie ihren Körper auf eine kleine Fläche zusammengedrängt hatte, benützend, stülpte ich ihr daun mit der linken Hand rasch den Sack über Kopf und Leib, während ich den Stock zurückzog. Der Versuch war geglückt, und ich hatte jetzt nur noch den Sackrand ringsum fest gegen den Boden zu drücken und vorsichtig- enger zu ziehen, bis ich das gefährliche Tier, welches jetzt seine Wut in lautem Zischen und Fauchen äusserte, meine Beute nennen konnte. Momo aber, dessen Gesichtsausdruck während dieser Freveltat alle Phasen von heilloser Furcht bis zu starrem Entsetzen durchlaufen hatte, er- blickte in mir seit jener Stunde einen grossen „medicinman“, denn nur ein solcher, meinte er naiv, könne vor dem giftigen Scheusal beschützt geblieben sein. Die Schlange war, wie bereits erwähnt, das wahre Prachtexemplar einer Bitis gabonica und wies hei einer Körperlänge von 1,30 m den ansehnlichen mittleren Leibesumfang von 22 cm auf, ein Körperverhältnis, welches für die in Afrika weit verbreitete Gattung Bitis ebenso charakteristisch ist als der kurz abgesetzte kleine Schwanz und der relativ dünne Hals, an den sich ganz unvermittelt der platte Dreieckschädel Fritz Riemann: Die Stabwanze (Ranatra linearis) im Aquarium 203 anschliesst. Was besonders der Bitis gabonica ein so grimmiges Aussehen verleiht, sind die beiden nebeneinander gestellten bis 1 cm hohen Hörnchen, wie die bronzegelben mit einer verti- kalen Pupillenspalte versehenen Augen. Kleine weiche Schuppen bedecken ihren Kopf, grössere, scharf gekielte den Rücken, während den Bauch glatte Schilder panzern. Sie erreicht eine Länge von zirka 2 Metern. Die Grundfarbe ihrer Oberseite ist ein ins Bräunliche spielendes Rosa, das in den Flanken von einer Längsreihe die Figur X zeigender olivgrüner und hellgeränderter Flecken, am Rücken von einem schmalen Bande teils hellgelber, wimpelartig ausgeschnittener Parallelogramme, teils olivgrünen, wiederum die Figur X, aber hier in horizontaler Richtung, darstellenden Zeichnungen unterbrochen wird. In der Sonne irisieren sowohl Rücken als Bauch in entzückendem Farbenspiele. In Liberia, auf welches Land sich meine Beobachtungen an Bitis gabonica beschränken, trägt diese Schlange gemeinsam mit ihrer häufi- geren und nicht sehr von ihr verschiedenen Verwandte n / 3 dis rhinoceros den Namen: „Kassada- snake“. Dieser Name ist darauf zurückzuführen, dass sich beide Arten mit Vorliebe in Kassave- farmen aufhalten, wo sie an den dort immer zahlreich vorhandenen Ratten und Mäusen eine willkommene Beute finden. Die Kassada-snake gilt in Liberia als die giftigste Schlange und wird von Liberianern wie Eingeborenen gleich gefürchtet und mit demselben Hasse vernichtet, wo immer sich nur Gelegenheit bietet. Von der furchtbaren Wirkung ihres Zahndrüsen- sekretes konnte ich mich einmal selbst über- zeugen, als ich unweit Boporo nachts von den Eingeborenen gerufen wurde, um einen Jungen, der von einer solchen Giftschlange ins Bein gebissen wurde, zu retten. Obwohl ich rasch in das nur 10 Minuten entfernte Dorf eilte, kam ich nur gerade noch recht, um den Aermsten in krampfhaften Zuckungen sterben zu sehen. Die Mörderin aber, der man den Kopf abgehauen hatte, setzte ich in Alkohol. Die lebende Bitis gabonica , deren Fang ich oben geschildert habe, behielt ich längere Zeit auf meiner damaligen Jagdstation zu Mesulu am St. Paulflusse zwecks Beobachtung ihres Gefangenlebens. Ihre anfängliche Wildheit wich allmählich einer fast apathischen Gleichgültig- keit, so dass ich bald, ohne sie zu erregen, un- behindert den Wassernapf vermittelst eines Stabes aus ihrem „Käfig herausholen konnte. Zwar verweigerte sie volle 4 Wochen jegliche Nahrungs- aufnahme, um hierauf aber um so gieriger die frisch geschossenen Vögel und Eichhörnchen, welche ich ihr von meinen Jagdzügen mitbrachte, zu verschlingen. Nachdem sie sich wieder hinreichend ge- kräftigt hatte, liess ich sie, in eine Kiste mit Laub verpackt, den 5 Tagereisen weiten Weg nach der Küste durch einen Träger transportieren und von da einem Freunde nach Deutschland per Schnelldampfer übersenden. Leider erlag das wertvolle Tier zirka 12 Stunden vor seiner Ankunft am Bestimmungsorte dem Froste einer kalten Novembernacht. Die Stabwanze {Hanatra fine ans) im Aquarium. Von Fritz Rieraann („Isis“-Halle a. S.). In der letzten Zeit bringt man in den Kreisen der Aquarien- und Terrarienfreunde unserer einheimischen Tierwelt wieder ein regeres Inter- esse entgegen, und mancher gelungene Zucht- erfolg — ich erinnere nur an die Laube — legt dafür ein erfreuliches Zeugnis ab. Es scheint überhaupt, als ob die Zucht so mancher Fische und Reptilien unserer Heimat bei natur- gemässer Behandlung gar nicht so ausnehmend schwierig ist, als man annimmt. So ist es mir zum Beispiel geglückt, den Schlammbeisser in einem allerdings recht grossen (150 1), dicht- bepflanzten Aquarium zur Fortpflanzung zu bringen. Leider verhinderte hierbei die fast undurchdringliche Bepflanzung eine eingehende Beobachtung; ausserdem hatte ich auf einen Zuchterfolg bei diesem Fische nicht gerechnet und demgemäss nicht so genau acht gegeben. Erst das Resultat, die schon ziemlich heran- gewachsenen Jungtiere, die ich plötzlich zu meiner grossen Ueberraschung vorfand, kündeten mir das Familienereignis an. Ich werde in diesem Jahre den Versuch bei übersichtlicherer Bepflanzung wiederholen und, falls er nochmals glücken sollte, darüber referieren. Aber nicht nur die heimatlichen Fische und Reptilien reizen den Forschungsdrang des modernen Liebhabers, in fast noch höherem Grade ist es mit der niederen Tierwelt, die auch eine Fülle der verschiedensten Formen darbietet, der Fall. Mit grossem Interesse hat ja wohl jeder Naturfreund die Mitteilungen über Apus) Branchipus und ihre Verwandten gelesen, um nur ein Beispiel hervorzuheben. Eine der absonderlichsten Gestalten tritt uns in der Stab- wanze oder dem Nadelskorpion entgegen. Sie ge- hört zu den Schnabelkerfen ( Hemipteren oder 204 Fritz ßiemann: Die Stabwanze (Ranatra linearis) im Aquarium. RliyncJioten ), die sämtlich eine unvollkommene Verwandlung haben und deren Kiefer zu einem ziemlich komplizierten Saugapparate umge- wandelt sind. Die Form des Tieres ist lang- gestreckt und rechtfertigt den wissenschaftlichen Beinamen „linearis“; der Hinterleib endet in eine ziemlich lange Atemröhre, während das erste Beinpaar in Fangapparate umgebildet ist, deren letzte Glieder taschenmesserartig gegen das vorletzte eingeklappt werden können. Sie bilden so eine furchtbare Angriffswaffe, die selten loslässt, was sie einmal erfasst hat. Die Stabwanze ähnelt dadurch etwas, wenigstens im Bau des Vorderkörpers, der Gottesanbeterin (. Mantis religiosa), einem ebenso mordlustigen Tiere aus der Familie der Schrecken, das gleich- artig gestaltete Fangbeine besitzt. Die dünne, rundliche Form lässt die Ranatra einem auf dem Grunde des Gewässers liegenden dürren Zweige ähnlich erscheinen, eine Aehnlichkeit, die noch durch die Färbung, ein bräunliches Graugrün, nach unten in Gelblich übergehend, unterstützt wird. In ihrem Wohnungsgewässer, dessen Grund mit Schilfstücken und ähnlichem bedeckt ist, hebt sich das Tier kaum von der Umgebung ab, so dass hierdurch dem schwerfälligen Ge- schöpfe der Kampf ums Dasein bedeutend er- leichtert wird. Bei einer Exkursion auf Fischfutter hatte ich nun mehrere — 9 — Stabwanzen erbeutet, die ich mitnahm, um sie in ihrem Tun und Treiben einmal näher zu beobachten. Zu Hause ange- langt, brachte ich die Tiere in einem Aquarium unter, dessen mit Sand bedeckter Boden zum grössten Teile frei war, während das Uebrige mit Vallisnerien und Wasserpest bepflanzt war. Sie fühlten sich bald hier heimisch und krochen schwerfällig und stolpernd auf dem Sande um- her. Oft auch waren sie in dem Pflanzengewirr versteckt, und nur ihre geöffneten Fangbeine, die drohend in das freie Wasser ragten, ver- rieten ihre Anwesenheit. Auffallend war es mir, dass ihre Färbung allmählich ausgesprochen heller wurde. Ob dies eine Anpassung an den hellen Bodengrund, der aus weissem Sande be- stand, darstellt, wage ich nicht zu entscheiden, halte es aber für sehr leicht möglich. Als Futter gab ich anfangs Daphnien, und ich habe oft bewundert, mit welcher verhältnismässigen Treffsicherheit die Tierchen die doch immerhin flinken Kruster einzuklemmen Avussten. Später gab ich Libellenlarven und dergleichen, aber Corethralarven schienen sie bei weitem zu be- vorzugen. Kam eine solche in ihre Nähe, so war sie verloren; die Fangbeine fassten sie mit jähem Schlage, und der Säugrüssel senkte sich in die festgeklemmte, bald verendete Beute. In einiger Zeit war sie ausgesogen, die leei'e Hülle sank zu Boden, und die Fangarme der Ranatra nahmen ihre gewöhnliche, halbgeöffnete Form Avieder an. Im Winter fütterte ich dann kleine Regenwürmer, die anscheinend gern ge- nommen wurden. Trotz reichlicher Nahrung Avar eine Zunahme des Körperumfanges nicht zu beobachten. Als der Winter zu Ende ging und die Frühlingssonne ihre wärmenden Strahlen in das Aquarium sandte, wurden meine Pfleg- linge wieder lebendiger, wenn man dies über- haupt Aron so trägen und langsamen Gesellen sagen kann. Unruhig krochen sie auf dem Sande herum; auch auf dem Felsen, der sich im Aquarium befand, waren sie mitunter zu er- blicken. Man merkte an ihrem Gebaren, dass der Geschlechtstrieb erwacht war. Eine Be- gattung, die als solche einwandsfrei zu deuten Avar, habe ich leider nicht beobachten können; allerdings krochen die Tiere oft übereinander Aveg, einander anscheinend mit den Beinen fest- haltend. Als ich aber eines Tages die Pflanzen durchmusterte, soAveit es möglich war, entdeckte ich an den Blättern derselben winzige, länglich- runde Eierchen, die an deren Unterseite klebten. Das mussten die Eier der Ranatra sein, da andere Tiere sich nicht im Glase befanden. Ich entfernte nunmehr die alten Tiere, die übrigens das Ziel ihres Daseins anscheinend er- reicht hatten, denn nach dem Umsetzen gingen sie in kurzer Zeit trotz gleicherLebensbedingungen sämtlich ein. Nach etwa zehn Tagen fand ich die ersten Jungen vor. Ueber die Dauer der Entwicklung kann ich nichts angeben, da ich leider verabsäumt hatte, einige Eier isoliert auf- zubewahren. In ihrer Gestalt glichen die Jungen den Alten so ziemlich; sie Avuchsen rasch heran, und nach etAva 4 — 5 Häutungen hatten sie im Herbste genau die gleiche Form und Färbung erlangt. Von ihnen sind noch etAva 20 Stück vorhanden, die mir hoffentlich dieses Frühjahr Avieder Material zu eingehenderer Beobachtung liefern Averden, falls sie sich nicht vorher gegen- seitig aufgefressen haben, denn Kannibalismus ist leider nicht selten bei ihnen. Was nun das Vorkommen von Ranatra linearis anbelangt, so scheint sie seltener Amrzukommen als ihre Verwandten: „RückenscliAvimmer, Wasser- skorpion usw.“ Wenigstens hier in der Um- gegend von Halle a. S. sind mir nur verhältnis- mässig wenig Fundstellen bekannt. Bemerken Kleine Mitteilungen. 205 möchte ich noch zum Schlüsse, dass ich die in verschiedenen Vereinsberichten erwähnten Schmarotzer (Milben) bei keinem der von mir erbeuteten Tiere angetroffen habe, obwohl diese an den rötlichen, tropfenartigen Hülsen leicht zu erkennen sind. Alles in allem hat mir die Haltung der Ranairci linearis manche Anregung und Förderung gebracht; der Zweck dieser anspruchslosen Zeilen wäre erfüllt, wenn andere Aquarianer zur ein- gehenden Beobachtung mancher bisher über- sehenen Tierform veranlasst würden. Kleine Schlangenerlebnisse. Ja, das war ein schöner Geburtstag damals auf dem Lande, als mir der Postbote die moosgefüllte Kiste brachte, aus der ich zu meinem grössten Ent- zücken eine Schlingnatter, Coronella austriaca = laevis, auspackte. Es war ein gut 75 cm langes, besonders schönes und munteres Exemplar jener interessanten, anspruchslosen und daher gerade für „jugendliche Liebhaber“ so geeigneten Form. In Ermangelung- besseren Quartiers wurde schnell eine primitive Holz- kiste hergerichtet, in der das Tier untergebracht ward. Und nun schweifte der glückliche Besitzer hinaus in die Wälder, stapfte in jedem Tümpel herum, drehte jedes Moosstück auf die andere Seite und watete durch die im ersten Erühlingsgrün prangenden, taugetränkten Wiesen, nur mit dem einen Gedanken, nämlich Frösche1) für die Schlange zu fangen. Mit reicher Beute kehrte ich zurück. Aber als ich mich der Kiste näherte, machte es mich schon stutzig, dass der leichte Holzdeckel ein wenig zurückgeschoben war. Und ein rascher Blick in das Innere des Be- hälters belehrte mich, dass mein Liebling das Weite gesucht hatte, ohne seines trauernden Herrn za ge- denken. Im Nu lag ich auf dem Fussboden, sah unter jeden Schrank, schüttelte jeden Teppich aus, ja, ich glaube, dass ich sogar unter dem Eingerhut auf dem Nähtischchen meiner Tante nachgesehen habe. Nach langem . erfolglosem Suchen entdeckte ich endlich in der Wandecke hinter einem Bette ein kleines, graues Etwas, das mit einem Mauseschwänzchen Aehnlichkeit hatte. Einen Lichtstummel in der Hand — es war inzwischen dunkel geworden — kroch ich unter das Bett, fasste nach dem geheimnisvollen Gegenstand — und siehe da, ich fühlte die Schwanz- spitze meiner Schlange in der Hand, die in ein Mauseloch gewandert war und nun in verzweifelten Windungen den angegriffenen Körperteil meinen Händen zu entreissen suchte. Es gelang ihr — ich musste loslassen, da sich die Natter innen mit ausser ordentlicher Kraft an irgend einer Mauerecke fest hielt und keine Aussicht vorhanden war, sie wieder herauszubekommen. Kaum war der Schwanz von meiner Hand befreit, als auch er eiligst in das Loch nachgezogen wurde. Ich hatte das Nachsehen und beschloss meinen Geburtstag in wirklicher Trauer. Es vergingen 8 Tage, die Ferien waren zu Ende und wir reisten wieder in die Stadt zurück. Die schöne Schlange hatte ich fast vergessen. Da kam eines Tages wieder der Postbote mit einer Kiste und darin war — meine verloren geglaubte Natter! Es war dies reichlich 2 Wochen nach den Ferien. Ein Schreiben meiner Tante erklärte die Sache: In einem ganz anderen Zimmer hatte das Dienstmädchen morgens beim Reinemachen aus einem Mauseloch die Schlange herauskommen sehen, natürlich das 1) Frösche hätte sie allerdings nicht gefressen, sondern Eidechsen! D. Herausg. ganze Haus alarmiert, und den vereinten Bemühungen war es gelungen, den Ausreisser einzufangen, der mir dann schleunigst zugesandt wurde. Ich kann mir die Geschichte nur so erklären, dass die Natter sich die Mäusewohnung zum Standquartier erkoren und sie vielleicht nur zeitweise verlassen hatte; ob sie sich die flinken Bewohner auf ihre Schmackhaftigkeit hin angesehen hat, erscheint mir fraglich; doch mag sie in dem friedlichen Mäusebereich eine schöne Ver- wirrung angerichtet haben. So hatte ich meinen Liebling also wieder und brachte ihn zum Lohn für seine Anhänglichkeit nun in ein standesgemässes Terrarium, in dem ich schon von klein auf Tiere gepflegt habe. Die Schlange teilte das Quartier mit einer Ringelnatter, Tropidonotus natrix, die schon länger darin wohnte. Aber wenn sie auch noch einige Zeit sich am Baumstamme emporringelte und behag- lich die Sonne ihren schlanken Körper bescheinen liess, eines Tages fand meine schöne Schlingnatter ein gewaltsames Ende. Auf irgend eine Weise gelang es ihr, zu entschlüpfen und durch mehrere Zimmer auf den Balkon zu gelangen. Sie fiel auf die Strasse herab und wurde sofort von einigen Arbeitern, die sie für eine Kreuzotter hielten, erschlagen. — Was die oben erwähnte Ringelnatter betrifft, so war auch sie ein munteres und lebendiges Tier, das mir lange Zeit viel Freude gemacht hat. Ausser einigen Eidechsen lebte in dem Terrarium auch eine Unke, die ich ver- suchsweise mit der Schlange zusammenhielt. Und, merkwürdig, obwohl die Ringelnatter sonst kein Kost- verächter war und viel Frösche vertilgte, hat sie doch der Unke nie etwas zuleide getan. Die beiden Tiere haben über ein Jahr zusammengelebt und sich stets gut vertragen. Nur ein einziges Mal brach die Schlange den Frieden. Es war mitten im Winter, als sie gerade einen kleinen Frosch heruntergewürgt hatte und nach dem mageren Bissen wohl noch mehr Appetit ver- spürte. Sie stürzte sich rasch auf die Unke, und nur mein schnelles Eingreifen konnte den Vertreter des melancholischen Feuerkrötengeschlechtes retten. Einige Tage musste ich die Tiere getrennt halten. Als ich aber dann die Unke wieder ins Terrarium zurückbrachte, war die Natter ganz ruhig und hatte auch in der Folgezeit nichts mehr gegen die Existenz der kleinen Genossin einzuwenden. Soll ich noch erzählen, wie auch das Ende dieser Schlange tragisch war dadurch, dass sie einen allzu grossen Frosch verschlang und sich eine schwere Wunde im Rachen zuzog? Wie ich dann, durch die gemachten Er- fahrungen etwas verbittert, eine Zeitlang keine Schlangen mehr hielt, dann aber, ein etwas mehr erfahrener Terrarienpfleger geworden, es mit einer neuen, grossen Ringelnatter versuchte? Ja, ja, man hat seine Sorgen und Mühen als Terrarianer, aber auch seine Freuden, und so lange man mit dem warmen Interesse für seine Pfleglinge das Bestreben verbindet, ihnen das Dasein so angenehm wie möglich zu machen, so lange werden die Freuden grösser sein als die Enttäuschungen, und solche kleine Erlebnisse, wie die geschilderten, werden den Schatz der Erfahrung vergrössern und das Interesse an den Tieren nur noch vermehren. H. U. v. Loeper. Tropidonotus natrix frisst rohes Fleisch. Es ist eine allgemein bekannte Tatsache und auch eine in der älteren Terrarienliteratur (Laehmann, „Das Terrarium“, 1898) erwähnte Beobachtung, dass Frösche, Salamander, Blindschleichen, Eidechsen usw. rohes, in Streifen geschnittenes Fleisch fressen, wenn dieses an einem Stäbchen hin und her bewegt wird. Ich kann mich aber nicht entsinnen, gelesen zu haben, dass auch Nattern sich zur Annahme rohen Fleisches bewegen Hessen. Selbst tote Fische oder Frösche verschmähen unsere Nattern in der Regel, da sie ebenso wie die Frösche oder Eidechsen nur lebendes Futter zu sich nehmen. Im Januar d. J. machte ich nach beiden Richtungen hin Versuche, erstens betreffs toter Fische und zweitens hinsichtlich Annahme rohen Fleisches, die beide positive Resultate ergaben, im Aquarien- und l'errarienraum des ,, Volksheim“ 206 Kleine Mitteilungen. befinden sich im Scblangenkäfig neben anderen Schlangen auch drei Ringelnattern, zwei gewöhnliche, ca. 90 cm grosse Exemplare und eine gestreifte ( var . persa ) aus Südtirol, ca. 60 cm lang. Die Schlangen sind vier Jahre im Besitze des „Yolksheim“, vorher waren sie zwei Jahre bei einem Mitgliede in Pflege, so dass sie sechs Jahre in Gefangenschaft sich be- finden. Im Sommer wurden sie mit Wasserfröschen gefüttert; in Ermangelung solcher nahmen sie auch, obwohl ungern, Unken an, lebende und tote; letztere mussten bewegt werden. Einmal wurde auch eine tote Knoblauchkröte gefressen. Im Winter nahmen sie keine Nahrung zu sich, da in diesem Raume die Dampfheizung abgesperrt ist, erstens um Futter sowohl für die Schlangen als auch für die übrigen Reptilien zu ersparen und dann deshalb, weil in diesem Raume auch Pflanzen gepflegt werden und selbe durch Wärme sehr ausgetrocknet würden. Im Winter 1907 bis 1 908 musste jedoch die Dampfheizung funktionieren, da eine prächtige Leopardnatter (in liebenswürdiger Weise von Herrn Dr. Werner gespendet) ihren Ein- zug hielt. Trotz der nun eingetretenen Wärme (18—20° R. den ganzen Tag bis 9 Uhr nachts) hatten die Schlangen kein Nahrungsbedürfnis; sie waren im Frühjahr wieder frisch und munter und auch nicht sichtlich abgemagert. Als ich Ende Januar 1909 in dem Schlangenkäfig hantierte, bemerkte ich, dass die Ringelnattern, die ruhig an der Stelle des Terrariums lagen, unter der sich die Heizung befindet, plötzlich unruhig wurden, lebhaft züngelten und wild nach meiner Hand fuhren. Ich hielt dies für ein Zeichen ihres plötzlich erwachten Appetits und hatte mich auch nicht getäuscht. Frösche waren keine vorhanden. Ein Blick in unser grosses Aquarium (200 1 fassend, Geschenk der biologischen Versuchsanstalt) über- zeugte mich, dass eben ein Gressling ( Gobio flaviatilis ) das Zeitliche gesegnet hatte. Ich fing ihn heraus und warf ihn den Schlangen vor. Als ich mich nach einem Stäbchen umselien wollte, um den toten Fisch zu bewegen, war er bereits von einer Schlange erfasst und gefressen worden. Nun wurde der Aptpetit der anderen Schlangen noch mehr gereizt. Wild fuhren sie hin und her, und als ich einen grossen lebenden Schlammpeitzger aus dem Aquarium fangen wollte, hatte eine 90 cm grosse Ringelnatter die kleine ge- streifte Genossin erfasst. Der Kopf der letzteren war bereits im Rachen der ersteren verschwunden. Ich ergriff die grosse Schlange und drückte sie heftig bei den Kiefern, wodurch sie die kleine sofort losliess. Diese Art der Befreiung verdanke ickHerrn Dr. Werner, der ein ähnliches Vorkommnis bei seinen Riesen- schlangen zu verzeichnen hatte. Wie ich bei einem späteren Angriffsversuch beobachten konnte, waren die auffallenden Mondflecke der var. persa die Ur- sache, indem diese beim Kriechen der Schlange von der grösseren als Beute angesehen wurden. Dass die Schlange kannibalische Gelüste bekam, bestreite ich, da sie, wenn sie sich dicht vor dem Kopfe der Ge- streiften befand, nicht schnappte. Als der vorhin erwähnte Schlammpeitzger von der Schlange gepackt wurde und sich mit dem im Terrarium befindlichen Kies beschmutzte, konnte ich bemerken, dass die Schlange instinktgemäss mit ihrer Beute ins Wasser eilte, um selbe zu reinigen. (Ich möchte bemerken, dass uns infolge eines Missverständnisses Kies an- lässlich der Neueinrichtung des Terrariums geliefert wurde statt groben Schotters, welcher Uebelstand sich bei der Fütterung deutlich fühlbar macht.) Als die Schlange an einer kiesfreien Stelle angelangt war, verzehrte sie endlich ihre Beute. Da ich keine Fische mehr opfern wollte, entschloss ich mich, einen Ver- such mit der Fleischfütterung zu machen. Und der Versuch gelang glänzend! Alle drei Schlangen schnappten gierig nach den ihnen an einem Draht befestigten grossen, dicken Streifen geschnittenen Fleisches, welches vorsichtig und ruhig hin und her bewegt wurde. Wurden die Bewegungen zu stark, so erschraken sie und suchten ihr Heil in der Flucht. Auch bei der Fleischfütterung konnte ich beobachten, dass die mit Kies verunreinigten Stücke im Wasser abgespült wurden. Es liegt hier meiner Ansicht nach eine bewusste Handlung vor. Dieses Reinigen der Beute konnte ich in beiden Fällen am selben Tier machen. Die anderen frassen die kleinen Steinchen mit. Beim Verschlingen des Fleisches verfahren die Nattern in derselben Weise, wie bei einem Frosch: ein sehr häufiges Wenden des Kopfes nach rechts und links, um den Bissen in den Rachen zu bekommen. Es ist deshalb vorteilhaft, wenn man ihnen möglichst kurze und dicke Stücke Fleisch reicht. Bis jetzt unternahm ich dreimal die Fleischfütterung mit dem- selben Erfolg. Diese hat nach mehreren Seiten hin Vorteil, da man Fleisch zu jeder Zeit sich beschaffen kann. Es kann manchmal Vorkommen, dass der Pfleger infolge ungünstiger Witterung oder Zeit- mangel nicht auf die Froscbjagd gehen kann. Anderer- seits wird zartbesaiteten Pflegern, die gerne Schlangen pflegen möchten, jedoch aus Abscheu vor dem offen- bar nicht ästhetischen Anblick des langsam zu Tode gequälten Frosches sich keine Nattern halten wollen, die Möglichkeit geboten, solche zu pflegen. Trotz- dem ziehe ich die Froschfütterung vor, wenn Frösche zu beschaffen sind, da Frösche, Fische, Kaulquappen eine natürliche Nahrung sind und dem Tiere besser bekommen. Ich wende die Fleischfütterung nur als Notbehelf an. Einen echten Terrarianer wird der Anblick eines von einer Natter ergriffenen Frosches nicht weiter behelligen, da dieser ganze Vorgang doch nur ein Naturschauspiel ist und er sich nur auf diese Weise eine Vorstellung von der Lebensweise des Tieres bilden kann. Vielleicht dürfte es auch Nattern geben, die in Stücke zerschnittenes Fleisch ver- schmähen, denn Abnormitäten im Verhalten unserer Pfleglinge in der Gefangenschaft sind speziell auf dem Gebiete der Terrarienpflege keine Seltenheiten. Ich will nur erwähnen, dass ich unter meinen Laub- fröschen ein Exemplar besass, das behaarte Raupen frass und zwar solche des kleinen Fuchses ( Vanessa urticae). M. Czermak, ,,Volkslieim“-Wien. Coluber leopardinus frisst nach achtmonatigem Fasten. Im Dezember 1907 erhielt die naturwissenschaft- liche Fachgruppe des Vereins „Volksheim“ von Herrn Dr. Werner eine prächtige Leopardennatter. Als ich das schöne Tier sah, dachte ich, was wohl die meisten Terrarianer denken, dass es im Frühling eingehen würde. Diese Ansicht ist ziemlich verbreitet, nicht nur unter den Pflegern, sondern auch in „Brehms Tier- leben“, 3. Auflage (1902) erwähnt. Es heisst dort: „Tn Gefangenschaft überdauert sie (die Leopardennatter) zwar gewöhnlich den Winter, geht aber bei Beginn des Frühjahres regelmässig zugrunde, und dies auch dann, wenn man die grösste Sorgfalt auf ihre Pflege und auf die Einrichtung ihres Käfigs verwendet.“ — Um nun dieses Tier zu erhalten, wurde ihr die beste Pflege zuteil. In einem geräumigen Käfig (100x60x60 cm) mit Kletteibaum, Zierkorkfelsen, zahlreichen Schlupf- winkeln, wurde sie untergebracht. Die Schlange war lebhaft, biss jedesmal nach der Hand, züngelte be- ständig und häutete sich mehrere Male, alles günstige Anzeichen, das Tier am Leben zu erhalten. Temperatur 18—20 Grad R. tagsüber. Der Frühling kam, die Schlange zeigte keine Veränderung in ihrem Benehmen. Im Monat Mai nahm sie zur allgemeinen Freude zwei Mäuse. Monate vergingen, die Schlange rührte keine Maus an, auch keine Eidechse, im übrigen war sie munter und auch die Häutung verlief anstandslos. Als sie nach zwei Monaten keine Nahrung zu sich nahm, gab das natürlich zu Bedenken Anlass. Was mag wohl die Ursache sein, dass sie jede Maus und jede Eidechse verschmäht? So frug ich mich, und glaubte den Grund in dem Mangel an Morgen sonne ge- funden zu haben. Der Sclilangenkäfig erhielt nur von 4 Uhr nachmittags an Sonne, also zu einer Zeit, wo die Intensität der Sonnenstrahlen keine grosse ist. Ich nahm sie deshalb zu mir nach Hause, da ich Vor- mittagssonne habe (von 1/27 — */2 2 Uhr), damit dem Tier Gelegenheit geboten würde, die wohltätigen Sonnen- strahlen auf seinen Körper einwirken zu lassen. Ich gab sie in einen eigenen Behälter, den ich den ganzen Kleine Mitteilungen. 207 Vormittag in der Sonne stehen liess. Eine Maus und eine Eidechse waren ihre Gesellschafter. Als die Sonne in den Behälter schien, flüchtete sonderbarerweise das Tier in den Schatten, der durch eine Holzwand des Behälters gebildet wurde. Sie rollte sich zusammen und blieb im Schatten liegen, so dass nun die durch- dringende Wärme der Sonnenstrahlen auf sie einwirken konnte. Offenbar war ihr das grelle Sonnenlicht un- angenehm, vielleicht deshalb, weil sie desselben so lange entbehrte. Hantierte ich im Käfig herum, um Trinkwasser oder Futter für die Maus oder Eidechse hineinzugeben, so fuhr sie wild nach der Hand. Wieder häutete sie sich, nahm aber keine Nahrung zu sich. Jedesmal, wenn die Maus oder Eidechse an ihr vorbei- huschte, fuhr sie mit einem jähen Ruck erschrocken zurück. Aber gezüngelt hat sie beständig. Im Sep- tember gab ich das Tier wieder in seinen alten Behälter zurück, erstens wurde die Sonne immer schwächer und spärlicher, und dann befürchtete ich, dass das Tier vielleicht bei mir eingehen könnte, was mir begreif- licherweise sehr unangenehm gewesen wäre. Als der Herbst kam, hielt sie sich mit Vorliebe an der Stelle des Terrariums auf, unter der sich die Dampfheizung befindet. Wenn die Heizung unterbrochen war, also nachts, lag sie auf dem Zierkorkfelsen. Als ich eines Tages in das Terrarium sah, konnte ich bemerken, dass die Leopardennatter beutesuchend unter fort- währendem lebhaften Züngeln herumkroch. Ich setzte ihr eine Maus vor und — zu meiner Beruhigung wurde dieselbe gefressen, welches Schicksal auch einer zweiten widerfuhr. Es war das am 20. Januar 1909, also nach ac htm onatlich em Fasten. Eine Woche später wurden wieder zwei Mäuse gefressen. Die Schlange hatte also seit Anfang Dezember 1907 bis Ende Januar 1909, das sind ca. 14 Monate, 6 Mäuse gefressen; wann sie das letzte Mal bei ihrem vorigen Besitzer gefressen hatte, entzieht sich leider meiner Kenntnis. Ich glaube, die geschilderte Beobachtung beweist, dass man nach mehrmonatlichem Fasten einer Leopardennatter durchaus nicht besorgt zu sein braucht, und widerlegt zugleich die ziemlich häufig vertretene Ansicht, dass Leopardennattern im Frühjahr eingehen. Ich glaube, dass die weniger zusagenden Eidechsen, die häufig den Leopardennattern geboten werden, schuld an dem Ein- gehen sind, welche in den meisten Fällen verschmäht werden. Nach Brehms Angaben nährt sich Coluber leopardinus „hauptsächlich von Eidechsen“, ich konnte beobachten, dass sie hauptsächlich Mäuse verzehrt. Auch Zernecke, „Leitfaden für Aquarien- und Terra- rienkunde“ gibt an, dass hauptsächlich Mäuse gefressen werden. M. Czermak, „Volksheim“-Wien. Einige Beobachtungen bei Schlangen und Schildkröten. In meinem Schlangenterrarium befindet sich seit dem Vorjahre ein Pärchen Tropidonotus natrix, welches sich im August und September wiederholt paarte. Im Dezember, wo die Temperatur bei Tage in meinem Zimmer 12 — 13 Grad C. hat und nur abends geheizt wird, konnte ich beobachten, dass sich die Schlangen trotz dieser niederen Temperatur paarten, und zwar nicht abends, wenn geheizt ist, sondern mittags Ende Oktober frassen die Tiere zum letztenmal in diesem Jahre. Der Umstand, dass sie bei einer solch niederen Temperatur sich begatten, ist interessant, denn im Sommer sah ich an kühlen Tagen, an denen jene Temperatur herrschte, noch nie Schlangen im Freien, geschweige denn sich paaren. Gewöhnlich kann man im Freien die Schlangen allerdings nur bei Sonnenschein und an warmen Tagen beobachten. Ich konnte mich jedoch einmal vom Gegenteil überzeugen: als ich an einem Sonntage bei kühlem Wetter und strömendem Regen kleine Laubfrösche als Futter für meine grossen Raniden sammelte, bemerkte ich zu meiner nicht geringen Ueber- raschung, wie unweit von mir eine Ringelnatter auf diese kleinen Laubfrösche, die an der betreffenden Stelle massenhaft vorhanden waren, Jagd machte und sich durch das kalte regnerische Wetter gar nicht ab- schrecken liess. Im selben Terrarium pflege ich seit 2 Jahren vier Schildkröten ( Emys lutaria), zwei grosse von 10 cm Panzerlänge und zwei von ca. 5 cm Panzerlänge. Während die grossen Tiere regelmässig bei Eintritt der kalten Witterung sich unter die Sphagnumschicht ver- kriechen, um einen Halbschlaf zu halten, der bis Ende März dauert, bleiben die kleinen Exemplare konstant im Wasser, den ganzen Winter hindurch. Nahrung nehmen aber auch sie nicht. Erst vor kurzer Zeit wich ein kleines Exemplar von dieser Regel ab; es wurden nämlich Telphusa fluviatilis in das Wasserbecken eingesetzt, und durch diese fühlte sich das eine Tier behelligt und verkroch sich. Voriges Jahr blieben die kleinen Schildkröten den ganzen Winter über im Wasser, nur dos Tags, wenn die Sonne auf den im Terrarium befindlichen Felsen schien, krochen sie hinauf, um sich zu sonnen. Im Sommer verbrachten die grossen Exemplare die Nacht im Wasser, während die kleinen regelmässig ans Land gingen. Mit Vorliebe fressen meine Schildkröten Mehlkäferlarven, dann Fische, Kaul- quappen und in Streifen geschnittenes Rinderherz. Regenwürmer dagegen verschmähen sie, auch nach längerem Fasten. Apus und Branchipus wurden ungern genommen, später verschmäht. Moritz Czermak, „Volksheim“-Wien. Fischtransport ohne Wasser. In unseren Zeitschriften und Vereinsberichten las ich des öfteren über den Transport von Daphnien ohne Wasser. Ich habe dies noch nicht versucht, wohl aber den Transport von Fischen ohne Wasser, allerdings nicht aus eigenem Antriebe, sondern der Not gehorchend. Dass man grössere Fische längere Zeit ohne Wasser transportieren kann, dafür bieten unsere Weihnachts- karpfen einen Beweis, welche, in einer Kiste, in feuchte Tücher eingehüllt, einen nassen Wattebausch oder nasses Brot im Maule, nach einer zweitägigen Reise lebensfähig antreffen. Dieser Transport ist allerdings nur im Winter möglich, also zu einer Zeit, wo ein schnelles Austrocknen der Tücher und damit der Kiemen hintangehalten wird. Aber auch im Sommer können Fische, und zwar die sonst so empfindlichen Hechte und Barsche ohne Wasser transportiert werden, zwar nicht tagelang, aber stundenlang, wie ich mich zu überzeugen Gelegenheit hatte. Die Fischer, die in der Lobau (einer Donauinsel bei Wien) fischen, füllen Hechte und Barsche in ein Geflecht aus frischen Weidenzweigen, nachdem sie den Fischen vorher eine Portion Rum in das Maul schütten, um die Tiere zu betäuben. Nach zirka 2 — 3stündigem Aufenthalte in diesem Geflechte sind die Fische zwar sehr matt und erschöpft, werden aber nach kürzerer oder längerer Zeit wieder frisch und munter, wenn sie wieder in ihr Element kommen. Bei grösseren Fischen ist dies nicht so staunenerregend als bei kleinen Aquarien- fischen. Im Winter 1909 unternahm ich einen Spazier- gang in den Prater. Von einem bekannten Fischer, den ich zufällig traf, erhielt ich vier kleine, ca. 10 cm lange Hechte, die ich in Ermangelung eines Transport- gefässes in mein Taschentuch einhüllte, welches ich ordentlich angefeuchtet hatte. Infolge der strengen Kälte war das Taschentuch in kurzer Zeit gefroren. Als ich in lx/2 Stunden nach Hause kam, waren alle Fische munter und gesund und lebten noch längere Zeit. Allerdings dauerte es ca. 3 Stunden, bevor sie herumschwimmen konnten. Einen zweiten ähnlichen Fall konnte ich einige Wochen später erleben. Ich fing verschiedene Aquarienfische: Schleien, Rotaugen, Rotfedern, Karauschen, Barsche usw. und gab selbe in ein Glas. Während des Transportes zerbrach mein Gefäss. Ich steckte die Fische ohne jede Umhüllung in meine Rocktasche. In 20 Minuten erreichte ich ein Gasthaus, wo ich mir ein Glas kaufte und die Fische hineingab. Als ich in einer Stunde nach Hause kam, waren nur einige Fische tot (Barsche, Rotaugen), die anderen hingegen im besten Wohlbefinden. Der Tod der vorhin erwähnten Fische dürfte weniger dem 20 Minuten langen Aufenthalte in der Rocktasche zuzuschreiben sein, als dem Falle des ersten Gefässes auf die Erde. M. Czermak, „Volksheim“-Wien. 208 V ereins-N achrichten. Beobachtungen bei Planorbis corneus. In meinem Molchaquarium befinden sich einige Teller- schnecken ( Planorbis ), Sumpfdeckelschnecken ( Vivipara contecta ), denen die Aufgabe zufällt, Exkremente und Futterreste aufzunehmen, sowie die Scheiben von den Algen zu reinigen. Besonders die Tellerschnecken ent- falten eine rührige Tätigkeit im Algenabweiden. Eines Tages werfe ich meinen Molchen in Streifen geschnittenes Rinderherz zu. Zw ei Planorbis, die an den Scheiben sassen, Hessen sich plötzlich zu Boden und krochen schnur- stracks auf die Fleischstückchen zu. Dieses schnelle Bemerken des Fleisches, sowie das Lossteuern auf dieses fiel mir besonders auf, so dass ich mich ver- sucht fühle, von einer gewissen geistigen Fähigkeit zu sprechen. Ich konnte dieses allerdings nur einmal be- obachten. Bemerken muss ich noch, dass ich die Tiere vor- her (ich meine die Molche) eine Woche lang nicht gefüttert habe und daher den Schnecken kein Fleisch zur Verfügung stand. Dass Planorbis Fleisch gerne fressen, konnte ich schon wiederholt beobachten. Vergl. hierzu auch den Artikel „Fleischfressende Süsswasserschnecken“ von Ad. Cern^, Jahrg. 1908, S. 543 dieser Zeitschrift. Moritz Czermak, „Volksheim“-Wien An alle Aquarienfreunde! Unterzeichneter bedarf weiteren Materiales für eine Untersuchung über Ichthyophthirius multifiliis. Dieser Fischschmarotzer ist, wie ich für jüngere Aquarienliebhaber bemerke, leicht kenntHch. Auf den Flossen der Fische, weniger auf dem Rumpf, zeigen sich die Ichthyophthirien als scharfum- randete weisse Körperchen von verschiedener Grösse, durchschnittlich um die Hälfte kleiner als ein Stecknadelköpfchen. Der Unterzeichnete ist Käufer solcher infizierter Fische, aber nur, wenn sie lebend oder längstens 24 Stunden nach dem Tode an den Adressaten ge- langen. Sie dürfen nie in Spiritus oder Formol ge- tan werden, da die Schmarotzer dadurch für wissen- schaftliche Bearbeitung unbrauchbar werden. Sendung, auch frischgestorbener Fische, in kleinem Gefäss als „Warenprobe ‘ (M. o. W.) dürfte sich in den meisten Fällen empfehlen. Noch relativ gesunde Fische gehen besser als Eilpaket. Auf Wunsch des Absenders werden in günstigeren Fällen auch Heilungsversuche unternommen und eventuell die Fische zurückgesendet. Ich hoffe, dass in Anbetracht etwaiger für die Aquarienkunde bedeutsamer Ergebnisse meiner Bitte von recht Vielen Gehör geschenkt wird, und sage ich im voraus Dank für jede Hilfe. Alfred L. Buschkiel, Zool. Institut der Universität München, Neuhauser Str. 51, Alte Akademie. Für diey Schriftleitung verantwortlich: In Deutschland: Dr. W. Wolterstorff, Magdeburg-Sudenburg; in Oesterreich: Dr. P. Kammerer-Wien II/2. E R E 1 N 5 M Ar UDirUTTKI Unter alleiniger Verantwortung der Herren Ein- NALMmLH 1 LN Sender. Augsburg. „Wasserstern.“ (Schluss.) Wenn dieser Abend dem Vergnügen diente, so brachte der folgende Sitzungsabend, gleichsam als Uebergang zu ernster Vereinstätigkeit des neuen Jahres, unsere Mitgliederversammlung mit den üblichen Rechen- schaftsberichten des Bibliothek- und Materialverwalters und des Kassierers. Der „Wasserstern“, Verein für biologische Aquarien- und Terrarienkunde, E. V., besteht 5 Jahre. Im Laufe dieser Zeit ist seine Bibliothek auf 100 Werke an- gewachsen, seine Mitgliederzahl beträgt in Summa 172, bestehend aus 2 Ehrenmitgliedern, 8 angeschlossenen Vereinen, 115 hiesigen, 21 auswärtigen und 26 Mit- gliedern der Gruppe Ingolstadt. Die Jugendabteilung zählt 40 Schüler. (Die Schülerunterstützung durch Abgabe von Futtermitteln und Gebrauchsgegenständen zum Selbstkostenpreis, Zeitschriftenzirkulation, Monats- blättchen etc. beabsichtigen wir auch auf die Gruppe auszudehnen.) Das Vermögen des Vereins, Inventar- undBibliotheks- wert mit rund 500 Mark nicht berechnet, beträgt 3890 Mark, trotz grosser Auslagen und nachträglich eingegangener Ausstellungsnachforderungen schliesst das Jahr mit einem Ueberschuss von 100 Mark ab. Aus dem Materialverkauf wird dank der genauen Arbeit unseres bisherigen Verwalters, Herrn Beuttenmüller, ein kleiner Ueberschuss erzielt. Die gewissenhafte, genaue Rechnungsführung unseres Herrn Kassierers wird von den beiden Herren Revisoren anerkannt. Sämtlichen Vorstandsmitgliedern wird für ihre eifrige Arbeit der Dank des Vereins zum Aus- drucke gebracht. Ein Antrag zur Statutenänderung § 18, Vermehrung der Vorstandschaft, wird vom 1. Vorsitzenden ein- gebracht und einstimmig genehmigt. Die Abgabe lebenden Futters an hiesige und auswärtige Mitglieder wird in die Hände eines Herrn zu selbständiger Rege- lung gelegt. Ebenso sahen wir uns veranlasst, die Arbeiten des Bibliothekars zu teilen. Das Wahlresultat wurde sämtlichen Mitgliedern durch das Monatsblatt bekannt gegeben. Einem Antrag, in der unmittelbaren Nähe der Stadt einen Futterteich zu gewinnen, wurde näher getreten und sind unterdessen bereits ungemein günstige Ver- handlungen bezüglich Pachtung eines Terrains zur Ausnutzung zu genanntem Zwecke mit dem Magistrate und dem Pächter des Grundstücks gepflogen worden. Die Tätigkeit des Vereins in kurzen Worten zu- sammenfassend, wäre folgendes zu notieren: Die Sitzungen sind durchschnittlich von 40 und mehrPersonen besucht gewesen. Vorträge, Diskussionen, Konkurrenzen und Demonstrationen, Kauf und Tausch, Verlosungen und Versteigerungen, Ausflüge und Mit- gliederbesuche brachten stets neue Anregung und Be- lehrung. Erfreulich ist der Fortschritt, der sich durch das wachsende Interesse an der Beobachtung der Pfleg- linge bemerkbar macht, so dass von 11 Herren des Vereins im verflossenen Jahre kleinere und grössere Arbeiten erscheinen konnten. Das allmähliche Verstehen unserer ernsten Bestrebungen darf als ein erfreuliches Zeichen betrachtet werden, denn ein Stamm ernster, unsere Sache nicht nur vom oberflächlichen Standpunkte auffassende Mitglieder stellt das Fundament dar, auf dem sich das Vereinsgebäude sicher aufzubauen und auszubreiten vermag. Unser Stadtgartenaquarium als Schaubecken soll auch im kommenden Jahre weitergeführt werden. Die Behälter der k. Oberrealschule sollen durch den Verein überwacht und, soweit nötig, mit Tieren besetzt werden, zu welchem Zwecke ein massiger Betrag aus der Kasse ausgeworfen wurde. Unter der Jugendabteilung zir- kulieren die „Wochenschrift“ und die „Blätter“. Zeit- schriften liegen in eigenen Ledermappen zu jeder- zeitigem Gebrauche im Vereinslokale auf: 1. „Blätter“, 2. „Wochenschrift“, 3. „Natur und Haus“, 4. „Fischerei- zeitung“, 5. „Fischereikorrespondenz“, 6. „Kosmos“, 7. .Mikrokosmos“, 8. „Zeitschrift derMalaccozoologischen Gesellschaft“, 9. „Der zoologische Beobachter“ und 10. die „Zeitschrift für die gesamte Hydrobiologie und Hydrographie“. Eine gediegene Grundlage zur Weiterarbeit wäre also geschaffen. Hoffen wir, dass ein einiges Zusammen- V er eins-N achrichten. 209 arbeiten unseren Vereins und Gesamtinteressen zum Nutzen gereichen möge, dass nicht ein Fremdkörper das so notwendige Gleichgewicht störe, von dessen Vorhandensein ein freudiges Gedeihen abhängig ist. Literatur: Der ,,Heros“-Nürnberg diskutiert über eine Schnecke, die das Aquarium von einer Ecke zur anderen in schräger Richtung durchschwommen habe. Diese Beobachtung ist uns ebenfalls wiederholt auf- gefallen. Wir wussten uns die Sache Vorjahren auch nicht zu erklären. Wir konstatierten nur, dass die Vorwärtsbewegungen durch ständige Drehbewegungen des Körpers um die eigene Achse unterstützt wurden. Später nun erhielt Unterzeichneter eine Nacktschnecke des Mittelmeers übermittelt, ein orangegelb gefärbtes, sehr lebhaftes Tier. An dieser Nacktschnecke nun war im Seewasseraquarium die Abwärtsbewegung deut- lich zu beobachten. Eine schleimige Masse breitete sich kreisförmig auf der Oberfläche des Wassers aus, offenkundig von der in ihr schwimmenden Schnecke ausgeschieden. Von der Mitte dieser Schleimplatte nun ging ein Schleimband, an welchem sich das Tier herabgleiten liess und das sich mit der Abwärts- bewegung der Schnecke immer mehr verlängerte, nach dem Boden des Behälters. Im dichteren Seewasser kam die ziemlich starke Schleimabsonderung trotz ihrer durchsichtigen Farbe deutlich zur Geltung. Wir möchten der Bewegung der Süsswasserschnecken ein ähnliches, iedoch weniger deutlich sichtbares Hilfsmittel unter- schieben und glauben, dadurch der Lösung der Frage etwas näher gekommen zu sein. Häufig lesen wir den Namen Poecilia reticulata statt der richtigen Bezeichnung Girardinus januarius var. reticulatus von Autoren ver- wendet, denen der richtige Name sehr wohl bekannt sein muss.1) Wäre es nicht zweckmässig, auf richtige Bezeich- nungen streng zu achten? Herr Reitmayer-Wien beschreibt in einem sehr hübschen Artikel die Seewasserschnecke Nassa reticulata. Den Ausführungen des genannten Herrn kann ich voll und ganz beipflichten. Die Fisch- reuse ist für unsere Behälter eine wirklich nur zu empfehlende Bereicherung. Ausdauernd und anspruchs- los — ein Exemplar lebt seit vier Jahren in meinem Behälter — vermag sie alle möglichen Veränderungen in ihrem Wohngewässer zu ertragen. Vorigen Herbst beispielsweise wurde ich durch das vollständige Ver- algen des Wassers (Schwimmalgen) meiner Seebecken gezwungen, dieselben zu entleeren, um das grüne Wasser im Keller einer Klärung zu unterziehen. Die Tiere wurden natürlich sämtlich herausgenommen und anderweitig untergebracht. Dabei habe ich eine Fisch- reuse vergessen. Vor einigen Tagen nun besichtige ich meinen grossen Behälter, um eventuell ein Aus- laugen des Sandes vor der neuerlichen Füllung vor- zunehmen, und sehe in dem grünen, von abgestorbenen Algen herrührenden Mulen eine weisse Spur gezogen, die von einem Tiere, ich dachte einer Muschel, her- rühren musste. Ich grub nach und fand meine Nassa, die die ungünstigen Verhältnisse, lediglich im feuchten Sande lebend, überstanden hatte. Eine zurückgebliebene seichte Lache hatte den Sand feucht gehalten. In diesem Wasserüberbleibsel fand ich ferner noch eine grüne Erdbeerrose, ebenfalls völlig unversehrt. Ich möchte anschliessend gleich auf das Grün- werden meines Seewassers eingehen und bemerken, dass das etwa 2 hl fassende Aquarium an einer fenster- losen Wand eines mit 4 Fenstern ausgestatteten Erkers Aufstellung gefunden hatte. Das Licht fiel direkt auf die Vorderscheibe. Bald sollte mir aber der Ueberfluss an Sonnenlicht — es war die Südseite — zur Last werden. Mit der Veralgung der Vorderscheibe ging ein intensives Grünwerden des ganzen Wassers Hand in Hand, und es blieben alle Gegenmassregeln erfolg- los. Ich versuchte die Verdunkelung mit grünem Papier, ferner durch Vorhänge, jedoch alles vergebens. Selbst der dunkle Keller half nicht vollständig. Als ich die Ballons vor einigen Tagen wieder zu verwenden suchte, war die Trübung wohl weniger geworden, aber immer- hin noch reichlich vorhanden. Unsere Seewasseraquarien 1) Diese Frage ist noch keineswegs geklärt! Wir werden in den „Blättern“ nochmals darauf zurück- kommen. Dr. Wolterstorff. brauchen wohl Licht, gewiss, und können solches auch nur zweckmässig durch Algenbildung an den Wänden verwerten, aber vor der Aufstellung an der Südseite möchte ich warnen, es sei denn, dass durch gründliche Abdämpfung mit schwarzem Papier, wie es, wenn ich mich recht entsinne, Herr Walther Koehler empfohlen hat, energisch dem Zuviel des Guten gesteuert wird. Herr Flurschütz, Paris, schreibt über Einsiedler im Seewasserbecken. Ein ganz drolliges Geschehnis sei hier zum besten gegeben. Den Gehäusewechsel dieser Krebse kann man im Aquarium, wenn Auswahl an Schneckenhäusern zur Verfügung steht, nicht selten beobachten. Vor nicht allzu langer Zeit hatte ich vorübergehend zwei gleich grosse Tiere des Nordsee- einsiedlers besessen. Einst fiel es dem einen der beiden ein, sein Gehäuse umzutauschen. Eine Notwendigkeit zu diesem Beginnen war nicht einzusehen, da auch die Wohnstätten der beiden Tiere ziemlich gleich gross waren. Der eine fasste also bei günstiger Gelegenheit seinen Mitgefangenen ab, begann ohne Veranlassung mit ihm eine Riesenkeilerei, wobei bald der eine, bald der andere zu unterliegen schien, kneifte mit der Schere unter das Schneckenhaus hinein und bezweckte endlich, dass der Angegriffene ganz plötzlich mit einem Rucke sein Haus verliess und flüchtete, dabei in drollig un- beholfenster Weise sich benehmend, da er nicht wusste, wie er seinen empfindlichen Hinterleib vor etwaigen Angriffen schützen sollte. Diese unsicheren Manöver seines Partners benutzte der Angreifer, um schleunigst das verlassene Haus desselben zurecht zu richten und um blitzschnell seinen Hinterleib aus seinem Besitztum herauszuziehen und in dem rechtmässigen Eigentum des andern unterzubringen. Dies geschah mit einer solchen hastigen Eile, dass ich mich des Lachens nicht ent- halten konnte. Der Vertriebene aber, dem eine reiche Auswahl an bewohnbaren Gehäusen nicht zur Verfügung stand, hatte bald Besitz von dem verlassenen seines Partners genommen und schien recht zufrieden, dass er wenigstens sein zartes Anhängsel wieder glücklich geborgen hatte. Aber „es kann der Beste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbar nicht gefällt“. Kaum war die Umquartierung glücklich vollzogen, da begann aufs neue eine wieder von dem vorigen vom Zaune gebrochene Keilerei, und ehe ich mir’s versah, hatte der Raufbold schon wieder Besitz von seinem alten Hause genommen. Von da an war Ruhe. Was mochte wohl den einen von den beiden Ein- siedlern zu diesem Raubanfall bewogen haben? Glaubte er das Haus seines Vetters geräumiger als das seine und überzeugte er sich später des Gegen- teils? Wer vermöchte erforschen, was in dem Ge- hirne des Krusters vorgegangen war. In Nr. 49 der „Blätter“ schrieb Unterzeichneter einen kleinen Artikel über die Haltbarkeit der Adamsia palliata im See- wasseraquarium, es muss richtig heissen von Sagartia parasitica, was ich zu berichtigen bitte. Kopulationsversuche bei Tropidonotus natrix konnte ich im zeitigen Frühjahr 1908 an zwei noch ziemlich kleinen Tieren in gleicher Weise wie Herr Czermak-Wien beobachten, dabei wahrnehmend, dass die beiden Tiere sich in der Färbung der gelben Kopfflecken insofern wesentlich unterschieden, als bei dem einen Tiere, offenkundig dem Männchen, diese Halbmondflecken tiefdunkel orangegelb er- schienen, während die des anderen Tieres sich weiss- lich hellgelb zeigten. Der Artikel von Findeis jun.- Wien wird eine Beantwortung finden durch unsern Herrn Müllegger, der bei Eingewöhnungsversuchen mit Cyprinodon fasciatus in Süsswasser seinerzeit Er- folg erzielt hat. Neuerdings lesen wir in verschiedenen Sitzungsberichten über die Gefährlichkeit roter Mückenlarven bei Fütterung derselben an unsere Pfleglinge. Wir sind fleissige Abnehmer dieses vor- züglichen Futters, haben aber nachteilige Beobach- tungen bis jetzt niemals zu verzeichnen gehabt, wes- halb wir uns nur empfehlend auszusprechen vermögen. Dr. Deupser schreibt in seiner Kritik über den Dr. Floerikeschen Kalender, dass Girard. jan. var. retic. nie kannibalische Gelüste zeige. Dem stehen gegen- teilige Erfahrungen unserer Herren Weichner und 210 Vereins-Nachrichten. Heuberger gegenüber. Wenn der „Humboldt“-Hamburg die verschiedene Färbung des Laubfrosches als will- kürliche Schutzfärbung ansprechen will, so möchten wir dies bezweifeln. Die Dunkelfärbung des Tieres tritt bei Unbehagen zutage, beziehungsweise unmittel- bar nach der Gefangennahme kann diese Färbung Tage anhalten, ganz besonders wenn die Tiere, wie häufig bei Händlern, unter ungünstigen Verhältnissen gehalten werden. Unser Laubfrosch bleibt in diesem Falle grauschwarz, selbst wenn er mitten zwischen den herrlichsten saftgrünen Blättern sitzt. Umge- kehrt behält er seine schöne leuchtendgrüne Farbe selbst auf dunkler Unterlage sitzend bei. Von einer ganz plötzlich, je nach Umständen zweckmässig an- wendbaren Schutzfärbung kann beim Laubfrösche keine Rede sein, dagegen hat ihn allerdings die Natur recht vorteilhaft seiner Umgebung angepasst. Andererseits ist es wiederum unzweifelhaft, dass bei gewissen Tieren, beziehungsweise der Flunder, dem Drachenkopf, eine ganz plötzliche, zweckmässige An- passung an die jeweilige Umgebung (Unterlage) statt- finden kann. Bezüglich des Transportes von Daph- nien in Blechgefässen, vom „Linn4“-Hamburg emp- fohlen, wäre zu berücksichtigen, dass die erste Be- dingung zum Trockentransport eine reichliche Luft- zufuhr ist. In einer Blechbüchse zusammengepferchte Tiere müssen sterben. Dagegen eignen sich weiche, dünne Leinenlappen, auf denen die Daphnien in nicht allzu dicker Schicht aufgetragen werden, recht gut Immer wieder lesen wir in den Berichten von Zeit zu Zeit günstige Erfahrungen bei Verwendung des Ophirapparates. Zu welchem Zwecke sich ernste Liebhaber der langwierigen Arbeit einer gründlichen Ausprobe derartiger Apparate im Interesse der All- gemeinheit unterziehen, ist nicht einzusehen, wenn andererseits immer wieder gegenteilige, empfehlende Mitteilungen, die offenkundig aus einer zu wenig gründlichen Prüfung resultieren, in unseren Zeit- schriften erscheinen. Von der im Berichte der Ichthyologischen Ge- sellschaft-Dresden gebrachten Notiz bezüglich See- tierlieferung Herrn Mülleggers haben wir dankend Notiz genommen und freuen uns, dass die Sache den von uns vorausgesehenen Abschluss fand. Wenig günstige Resultate hat Herr Schreitmüller bei seinen Polypenvertilgungsversuchen mit Limnaea stagnalis er- zielt. Einen kleineren Artikel über dieses Thema aus der Feder unseres Herrn Foertsch werden wir demnächst veröffentlichen. Auf die kleine Mitteilung in „W.“ Nr. 52 von Frl. Anny Fahr „Heilung von offenen Wunden am Körper von Feuersalamandern durch Betupfen mit übermangansaurem Kali“ kommen wir in kleinen Mitteilungen der „Blätter“ noch zurück. In „Lacerta“ Nr. 1 schreibt Herr Dr. Knauer über Hyla coerulea White. Einige abweichende Beobachtungen bringen wir in den „Blättern“ zur Veröffentlichung. Die von der Ichthyologischen Gesellschaft emp- fohlene Polypenvertilgung mittels Tabakabsudes hat unser Herr Rast schon vor Jahren mit dem gleich günstigen Resultate angewendet und auch seinerzeit seine Erfolge in unserm Sitzungsbericht veröffent- licht. Ueber schlechte Haltbarkeit der roten Mücken- larven klagt die Brandenburger1) „Riccia“. Unter- zeichneter hält seine Mückenlarven unter laufendem Wasser (feiner Zu- und Abfluss) 6 — 8 Wochen lebend. Wenn man die Tierchen in einem grösseren Netze unterbringt und dieses nur mit seinem unteren Teile, der die Mückenlarven enthält, in eine Waschschüssel legt, so dass die Oeffnung des Netzes sich über dem Wasserspiegel befindet und man lässt den Wasser- strahl des laufenden Wassers in die Schüssel fliessen, wird ein Verlust von Larven, die mit dem ab fliessenden Wasser, wenn sie nur ohne Gegenmassregeln in der Schüssel untergebracht wären, fortschwimmen würden, verhindert. Andere Mitglieder unseres Vereins halten die Tiere nach der auf dem Kistchen angegebenen Vorschrift, indem sie die Larven bei seichtem Wasser- stand kühl halten und das Wasser täglich wechseln. Ganz natürlich ist, dass bei grösserem Quantum 1) Soll wohl heissen „Braunschweiger“? Dr. W. eventuell eine Verteilung auf zwei Gefässe notwendig werden kann. Unterzeichneter hat übrigens schon 8 Tage und länger ganze Kistchen voll lediglich da- durch am Leben erhalten, dass er den Inhalt auf einem weissen Bogen Papier in dünner Lage aus- breitete, kühl hielt und von Zeit zu Zeit anfeuchtete. Riedel. Breslau. „Proteus“ (E. V.) gegr. 1908. Aus der Sitzung vom 16. März 1909. Der Vorsitzende erstattet Bericht über den am 6. März d. J. im kleinen Saal des Vincenzhauses ab- gehaltenen öffentlichen Vortrag, zu dem zwei der angesehensten Tageszeitungen Referenten entsandt hatten. Es war der dritte in diesem Winterhalbjahr, und wir konnten wiederum feststellen, dass das Pu- blikum an unseren Bestrebungen regen Anteil nimmt und eine dankbare Zuhörerschaft bildet. Als Thema hatten wir gewählt „Ueber Pflege und Zucht der lebendgebärenden Zahnkarpfen“, und es war dem Vortragenden (Herrn Kreisel) ein leichtes, an der Hand von zahlreichem lebenden Demonstrationsmaterial seine Zuhörer und Zuhörerinnen in gespannter Auf- merksamkeit zu erhalten. Die Diskussion gestaltete sich lebhaft und lehrreich, und die zum Schluss ver- anstaltete Gratisverlosung fand in den Herzen aller — auch der Nichtgewinner — lebhaften Anklang, da die Gewinne dieses Mal durch die Opferfreudigkeit unserer Mitglieder ganz besonders reichlich ausge- fallen waren. Es sagte sich doch schliesslich jeder Einsichtige, dass bei dem billigen Eintrittspreis (0,20 Mk.), der Berechtigung zur Gratisverlosung und den wertvollen Gewinnen (eingerichteter und besetzter Aquarien, Makropoden, Chanchitos, Kärpflinge, Lite ratur, Pflanzen usw.) die Bestrebungen unseres Ver- eins selbstloser Natur sind und nur den einen Zweck haben, Lust und Liebe zur Vivarienkunde und über- haupt zur Natur immer mehr in die breiteren Schichten des Publikums zu bringen. Hierzu und zu eigenen Belehrungen an den Vereinsabenden hat unser Verein sich einen wertvollen Projektionsapparat angeschafft und wird am 3. April d. J. im „grossen“ Saale des Vincenzhauses einen Lichtbildervortrag halten über das Thema: „Die Kleintierwelt des Wassers“, wozu wir Diapositive gewählt haben, die ganz besonders dem Gebiet der Aquarienkunde entnommen sind. Herzerquickend war uns seinerzeit die Einmütigkeit, mit der der Antrag des Vorstandes, einen Projektions- apparat im Werte von zirka 400 Mark anzuschaffen, vom Plenum ohne „Wenn und Aber“ genehmigt wurde, und ebenso erfreulich ist es uns stets, den sehr guten Besuch der Sitzungen und die grosse Arbeitsfreudigkeit aller Mitglieder konstatieren zu können. — Herr Musshoff zeigt eine Postkarte mit Urwaldansicht (Lianengewächse) aus Deutsch Ost- Afrika, die ihm Herr Dr. Krefft geschickt hatte, vor. — Zugleich nimmt er das Wort zu einigen Bemer- kungen über die Mitteilung von Seitz „Wieder- belebungsversuche bei einer ertrunkenen Seeschild- kröte“ „W.“ VI Nr. 4 S. 8, und bittet um Auskunft über folgende Frage: „Wie kommt es, dass bei der Schildkröte das Aufhängen an den Hinterbeinen von gutem Erfolg war, während doch überall gewarnt wird, dass man einen ertrunkenen Menschen bei Wiederbelebungsversuchen ,nicht‘ auf den Kopf stellen soll?“ Hierzu nimmt Dr. Deupser das Wort und führt folgendes aus. Es ist hier, wie überall in der Heilkunde. Man muss bei der Uebertragung von therapeutischen Massnahmen von einer Tierart auf die andere schon vorsichtig sein, noch mehr aber dort, wo es sich um Mitglieder verschiedener Klassen handelt. Hier kommt in erster Linie der anatomische Bau in Frage, und der weicht eben in den hier in Betracht kommenden Atemorganen bedeutend von- einander ab. Während wir beim Menschen ein reich- verästeltes System von Luftröhrenästen und daran hängend eine Unmenge feiner Lungenbläschen (zirka 1800 Millionen) antreffen, finden wir bei der Schild- kröte nur eine ganz einfache Doppelteilung (Bifurka- tion) der Luftröhre und daran hängend zwei enorm ausdehnungsfähige Lungensäcke. Ausserdem kann die Kehlkopfreinigung der Menschen durch den Kehl- V ereins-Nachrichten . 211 deckel nach anssen zu abgeschlossen werden, während dieser Verschluss bei der Schildkröte fehlt, so dass der Eingang in den Kehlkopf offen und frei vorliegt. Ertrinkt nun eine Schildkröte, so läuft das Wasser ungehindert in die Lungen, kann aber auch ebenso leicht wieder durch Halten des Tieres mit dem Kopf nach unten entfernt werden. Anders beim Menschen ! Solange Bewusstsein vorhanden ist, kommt überhaupt kein Wasser in die Lungen, da der Kehldeckel die Ein- gangsöffnung reflektorisch (krampfhaft) verschliesst. Erst wenn vollständige Bewusstlosigkeit eingetreten ist, kann Wasser in die Lungen gelangen und zwar bis in die feinsten Lungenbläschen. Dieses Wasser nun ist nicht durch einfaches Kopfstellen zu entfernen, zumal bei den Ertrunkenen meistens die Zunge nach hinten gesunken ist und zusammen mit dem Kehldeckel den Eingang in die Luftröhre verschliesst. Beim Menschen also ist Reinigen des Mundes und der Nase von Schlamm, Hervorziehen der Zunge und. künstliche Atmung am notwendigsten, während man bei der Schildkröte aus den angeführten Gründen ausser der künstlichen Atmung, die auch Seitz durch Bewegung der Vordergliedmassen an wandte, die Flüssigkeit aus den Lungensäcken durch Stellen auf den Kopf ,, aus- giessen“ kann. Dr. Deupser-Deutsch-Lissa. Dresden. „Ichthyologische Gesellschaft“. 130. Sitzung vom 18. März 1909. Als Gast ist Frau Bertha Kuhnt-Conradshöhe bei Tegel-Berlin anwesend und zeigt verschiedene neue Fische vor. An Eingängen liegen vor die üblichen Zeitschriften sowie Austrittserklärung des Herrn A. Engelmann (II), Grusskarte der „Salvinia“-Meissen usw., sowie diverse Offerten und Briefe. HerrBessner teilt mit, dass Herr Engmann, Schrift- führer des hiesigen Vereins „Wasserrose“, bei ihm war und im Namen genannten Vereins um Unterschrift des Gesuches für die hiesige Amtshauptmannschaft, betreffs Klärung des Sörnewitzer Grabens b. Meissen ersuchte. Wir haben schon in einem früheren Bericht darauf hingewiesen, dass wir in Gemeinschaft mit den hiesigen Vereinen „Wasserrose“ und „Fauna“, sowie der „Sal- vinia“-Meissen Schritte tun würden, um bei der zu- ständigen Behörde dahin wirken zu wollen, dass der so überaus interessante und für unsere Liebhaberei so wertvolle Sörnewitzer Graben b. Meissen vor einer gänzlichen Verschlammung durch die Sörnewitzer Stein- gutfabrik, welche ihre Abwässer in den Graben leitet, gerettet wird. Hoffen wir, dass unser gemeinsames Vorgehen von Erfolg gekrönt ist. Dem Verein „Proteus“ (E. V.), Breslau, danken wir für seine Bereitwilligkeit, dass er auch fernerhin in seinen Protokollen eine Erklärung und Ableitung der verschiedenen Tier- und Pflanzennamen bringen will, wir hoffen, dass er sein Vorhaben auch aufrecht er- halten wird. Auf jeden Fall ist diese Anregung im Interesse der Liebhaber sehr zu begrüssen. Herr Schaarschmidt, welcher schon früher Mitglied bei uns war und seinerzeit nur wegen geschäftlicher Abhaltung austreten musste, wurde heute wieder als Mitglied in den Verein aufgenommen. Für eine Pflanzenbestellung bei Henkel Darmstadt wird aus der Vereinskasse ein Beitrag von 20 Mk. be- willigt und wird Herr Pabst mit der Bestellung be- auftragt. Die Pflanzen werden zur nächsten „ ausser- ordentlichen “ Vereinssitzung, „heut über 8 Tage“, an die Mitglieder verteilt und bitten wir um zahlreiches Erscheinen zu derselben. Herr Minkert stiftet zugunsten der Vereinskasse verschiedene Heizlampen. Wilhelm Schreitmüller, Schriftführer. Berichtigung: Herr Dr. Naumann ist nicht Direktor, sondern Assistent am hiesigen Botanischen Garten und Dozent an der tierärztlichen Hochschule. D. 0. Nürnberg. „Natnrhistorische Gesellschaft“, Aquarien- und Terrarienabteilung. 2. Sitzung vom 4. März 1909. Anwesend 8 Mitglieder. Die Sitzung wird um 9^ Uhr von Herrn Ing. Adam eröffnet und nach der üblichen Begrüssung der Mitglieder und der Ver- lesung und Genehmung des Protokolls gibt Herr Dr. Enslin einen wissenschaftlichen Bericht über die von Herrn Steiner auf Myriophyllum mitgebrachten Kolonien von Vortizellen. Dieselben gehören zu den Infusorien, die selbst wieder eine Gruppe der Protozoen oder Ur- tiere bilden. Alle diese Urtiere bestehen nur au3 einer Zelle, die in der Hauptsache aus dem Kern, dem Proto- plasma und dem sogenannten Centrosoma gebildet wird. Die einfachsten Zellentiere sind die Ämoeben, in welchen das Leben in seiner ursprünglichsten Form entgegentritt. Die Amoebe ist nämlich bereits imstande sich zusammenziehen, fussförmige Fortsätze aus der Protoplasmamasse hervorzuschieben und Flüssigkeiten nach aussen abzuscheiden. Charakteristisch für alle Infusorien sind die Wimperhaare, die sich natürlich auch bei den Vortizellen ziemlich zahlreich vorfinden. Ihrer äusseren Form nach gleichen die Vortizellen kleinen Glöckchen, die teils mit langen, teils mit kürzeren Stielen auf ihrer Unterlage, im vorliegenden Fall auf dem Myriophyllumzweige festsitzen und ganze Kolonien bilden. Der Stiel mag wohl als der erste Anfang einer Muskulatur angesehen werden, denn der geringste Reiz genügt, dass die Tiere der ganzen Kolonie mit einem plötzlichen Ruck zusammenzucken, indem sich eben der Stiel schraubenförmig oder einer Spiralfeder gleich zusammenzieht. Daher kommt es auch, dass der graue schimmelpilzartige Ueberzug, der sich hier und da an den Aquarienpflanzen zeigt und der nichts anderes darstellt als Kolonien von Vorti- zellen, mit einem Male verschwunden ist, um in kurzer Zeit von neuem wieder aufzutauchen. Die Vortizellen nähren sich wie alle Infusorien von noch kleineren Lebewesen, die etwa nur bei lOOOfacher Vergrösserung zu sehen sind. In letzter Zeit ist man auch zu der Anschauung gekommen, dass dasWasser an sich für die grosseGruppe der Protozoen selbst eine Nährflüssigkeit darstellt und dass die Infusorien sich hauptsächlich von dem im Wasser vorhandenen Stickstoff nähren. Die Fort- pflanzung der Vortizellen geschieht durch Teilung und Sprossung; nach längerer Zeit erfolgt sogar eine Art von geschlechtlicher Fortpflanzung. In diesem Falle teilt sich nämlich ein Individuum zweimal, so dass vier Lebewesen entstehen, welche frei umher- schwimmen. Treffen dieselben bei ihrer Wanderung auf ein festsitzendes Tier, so heften sie sich an das- selbe, und der Zellkern geht in den fremden Körper über. Auch findet bei den Vortizellen eine Art von Einzystierung statt, die vor allem zur Verbreitung dient. In unseren Gewässern gibt es zirka neun Arten von Vortizellen, die aber alle eine verschiedene Wassertemperatur bedingen. Am Schluss seiner Aus- führungen zeigt sodann Herr Dr. Enslin eine Kolonie Vortizellen unter dem Mikroskop, so dass der ana- tomische Bau dieser Infusorien deutlich sichtbar ist und ganz vorzüglich die kontraktilen Bewegungen der Stiele bei Aufschlag auf die Tischplatte wahr- zunehmen sind. Herr Ing. Adam dankt sodann Herrn Dr. Enslin für die hochinteressante Demonstration der Vortizellen. Die von Herrn Steiner im Aquarium gefundenen fadenförmigen, weisslichen Würmchen, die zuweilen auch an den Glasscheiben der Behälter promenieren, bezeichnet Herr Dr. Enslin als Spiro- stomum ambiguum. Die ebenfalls von Herrn Steiner mitgebrachten, selbstgezogenen jungen Stab-Heu- schrecken der Art Canrosius morosus nimmt Herr Schmid dankend in Verwahrung. (Fortsetzung folgt.) Nürnberg. „Heros“ (E. V.). Sitzung am 16. Februar 1909. Nachdem das Protokoll vom 2. Februar wie ver- lesen genehmigt und der Einlauf bekannt gegeben ist, ergreift der erste Vorsitzende, Herr Gruber, das Wort zu einer Gedächtnisrede anlässlich des 100. Ge- burtstages des grossen Forschers und Gelehrten Charles Darwin. In markanten Zügen entwirft er uns ein anschauliches Bild von dem Lebenslauf, dem unermüdlichen Arbeiten und rastlosen Forschen dieses ausgezeichneten Mannes, dem es gelungen, so tief in 212 V ereins-Nachrichten. das Geheimnis der Geheimnisse einzudringen und der trotz seiner hervorragenden Erfolge frei von allem Gelehrtenstolz in unvergleichlicher Bescheiden- heit wirkte. — Aufgenommen als ordentliche Mitglieder wurden Herr Postsekretär Bätz und Herr Buchbinder- meister Ludwig Foos. Angemeldet als ordentliche Mitglieder haben sich die Herren Beinh. Haage, In- genieur; Georg Bühler, Magazinier; Josef Ortler, Bat.- Büchsenmacher ; Hans Riegel, Mechaniker; Richard Stollsteiner, Flaschner. Zur Vorzeigung gelangte durch Herrn Bätz ein Spiegelkarpfen, dessen Rücken- flosse vollkommen verkümmert, einem kleinen, starken Stachel gleicht, während sein auffallend schlanker Schwanz nach oben gekrümmt ist, sowie eine Ampul- laria gigas, die über das ganze Gewölbe ihres Ge- häuses gezogen einen auffallend grossen Laichballen einer Spitzhornschnecke trägt. Im Anschluss an das reichhaltige Literaturreferat des ersten Vorsitzenden finden mehrfache Erörterungen statt. So berichtet Herr Naumann über das massenhafte Vorkommen von Bachflohkrebschen in der Pegnitz und teilt eine einfache und bewährte Fangart mittels Quellmoos mit. Herr Fahrenholtz schildert die Bekämpfung der Stechmücken, der Träger der Malariakrankheit, und verbreitet sich besonders über die neue Bartmannsche Bekämpfungsmethode; durch Aussetzen von Azolla in von Stechmückenlarven bewohnten Gewässern bildet sich infolge der unheimlich starken Ver- mehrung dieser Schwimmpflanzen auf dem Wasser- spiegel gleichsam ein Teppich, der den Larven die Luftzufuhr abschneidet. Dieses Verfahren hat sich so vollkommen bewährt, dass sich das Reichsgesund- heitsamt entschlossen hat, es in den betreffenden Gegenden anzuwenden. Herr Gruber glaubt, ein fruchtbares Mittel wäre, den Mückenlarven einen natürlichen Feind in dem Stichling entgegenzusetzen, der bei seinem Fortkommen in seichtem Wasser, bei seiner starken Vermehrungsfähigkeit und bei seiner Gefrässigkeit wohl tüchtig unter dem Larven- geschlechte aufräumen würde. Herr Baierlein erinnert daran, dass die italienische Regierung zur Bekämpfung der Malaria einen Fisch, der den niedrigsten Wasser- stand verträgt, aus Australien bezogen habe. Sehr lebhaft gestaltet sich die Aussprache über W. Köhlers „Hinfälligkeit der Seetiere in unseren Aquarien“. Insbesondere ist es Herr Sperber, unser langjähriger und hervorragendster Seewasseraquarianer, der so manchen Widerspruch auf Grund seiner Erfahrung geltend macht. Der erste Vorsitzende ergreift hierzu noch einmal das Wort und legt klar, dass vor allem der frische Zug zu begrüssen sei, den W. Köhler unzweifelhaft in die Seewasserliebhaberei gebracht habe, indem er manch alt eingewurzelter Gepflogen- heit durch systematische Untersuchungen mit schlagenden Beweisen entgegentritt. W. Köhler gibt auf alle Fälle fruchtbare Anregungen, wie die voraus- gegangene Debatte beweise, und insofern bedeute schon das Vorgehen desselben einen Fortschritt. Herr Sperber gibt des weiteren bekannt, dass seine jungen Actinia mesembryanthemum, die sich lange Zeit an einem zum Füttern günstigen Platz gleichsam wie eine Herde gehalten hatten, eines Tages sozusagen ausgeflogen waren und sich an verschiedenen Stellen zerstreut neue Plätze gesucht hatten. Bei der nun folgenden Gratisverlosung konnten 20 Herren mit Gewinnen bedacht werden. Nach Erledigung ver- schiedener interner Vereinsangelegenheiten wird der Antrag des ersten Vorsitzenden, für die durch das Hochwasser Geschädigten aus der Vereinskasse den Betrag von 10 Mark an die magistratliche Sammel- stelle abzuführen, einstimmig angenommen. Die Verwaltung. Wien. „Zoologische Gesellschaft“. Versammlungsbericht vom 13. März 1909. Versammlungsleiter Herr Ingenieur Schülle hegrüsst mit herzlichen Worten die zahlreich Erschienenen, be- sonders den Herrn Krebs, Obmann Stellvertreter vom „Lotus“. Herr Sekretär Schumann verliest hierauf den Einlauf, darunter ein Schreiben unseres Mitgliedes Herrn Weiss, welcher sich zur Erholung nach dem Süden unserer Monarchie begeben hat und einen Artikel für unsere Zeitschrift „Die Tierwelt“ über den „Besuch der k. k. zoologischen Station in Triest“ in Aussicht stellt. Herr Nowatschek vom k. k. Tiergarten Schön- brunn zeigt eine tadellose, zirka 2 */2 — 3 m lange Haut einer kubanischen Riesenschlange vor, erzielt durch Einreibungen mit Borvaselin. Hierauf wird eine seltene Muschel, ausgezeichnet durch ihre Farbenschönheit und wunderbare Exaktheit ihres Schlosses, herumgereicht und als „Venusmuschel“ bestimmt. Hierauf hält Herr Schumann seinen Vortrag über „Wasserpflanzen, II. Abend, exotische“, welcher mit grossem Beifall auf- genommen wird. In der darauf folgenden Diskussion empfiehlt Herr Krebs den Aquarienfreunden, für die Kultur gewisser Unterwasserpflanzen nur Seesand zu verwenden, das Wasser bleibt bei Verwendung des- selben krystallklar, wie es das Ideal jedes Aquarien- freundes ist. Auf eine Anfrage empfiehlt Herr Krebs zum Halten und Züchten von Fundulus-, Haplochilus- Arten, auch für Ambassis lala, dem Aquarienwasser etwas See wasser beizufügen, da dasselbe zum Wohl- befinden obiger Fische besonders beiträgt. Herr Braun teilt mit, dass in seinem ungeheizten Aquarium Sagittaria natans bereits in voller Blüte ist. Herr Schülle schliesst hierauf mit einem herzlichen Dankwort an die Spender, welche ein Paar Girardinus, ein Aquarium und drei Bücher zur Verlosung stifteten — das Ergebnis betrug 9,60 Kr. — die heutige Versammlung. Enters, Schriftführer. Adressentafel der Vereine.1) Nachtrag. Burgstädt i. Sachsen. „Wasserrose“, Ges. für Aquarien- und Terrarienkunde zu Burgstädt i. Sa. Gesellschaftsabend jeden Sonnabend nach dem 1. und 15. jeden Monats im Gesellschaftszimmer des Bahnhofs-Restaurants. 1. Vorsitzender Eisenbahn- Assistent W. Peukert. 1) Siehe die Liste in Nr. 11 und Nr. 12. Die vollständige Liste beginnt erst in Nr. 14 wieder. — Aufnahme erfolgt nur auf Antrag! — Eine Ausnahme wurde nur bei jenen Vereinen gemacht, die ihre Berichte im Jahre 1909 ohnedies be- reits in den,, Blättern“ veröffentlichten ! Weitere Vereinsadressen stets willkommen! Auf besonderem Blatt! Ergänzungen, Aenderungen werden umgehend erbeten! Dr. Wolterstorff. Wien. „Zoologische Gesellschaft“, Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse, Wien, I., Wollzeile 25 (Kanzlei). Sitzungen jeden Samstag im Gesellschaftslokal: Wien I, Johannesgasse 4 (Restaurant Johanneshof). Zu- schriften, Sendungen usw. sind an die Kanzlei zu richten. Zwickau i. Sachsen. „Verein Aquarium“. Briefadresse: Arno Falck, Lindenstr. 21. Kassen Sachen an Herrn Fabrikant Hagenguth, Firma F. A. Ullmann, Schumannstr. 10. Sitzungen am 1. und 3. Mittwoch jeden Monats. Für den Anzeigenteil: Fritz Lehmanna Verlag, Stuttgart. — Verlag von Fritz Lehmann, Stuttgart. Druck von Julius Mäaer, Leipzig-R. Ausstellungen und Schauaquarien. Von K. Ullmann- Brünn. (Mit 3 Abbildungen.) Mit einem Blicke voller Bewunderung ver- folgen wir die rührige Tätigkeit der aquaristi- schen Vereine im nachbarlichen Deutschen Reiche, wo die Ausstellungsperiode zu Anfang des Herbstes den Kulminationspunkt des Aqua- rikerlebens bedeutet, wie bei uns im Winter der Fasching des vergnügungssüchtigen Publi- kums. Beides ist der Ausdruck bestimmter Werte des menschlichen Lebens, mit deren ver- gleichender Analysierung ich mich nicht weiter befassen will, da sie zu starke Gegensätze bilden und ich schliesslich ungerechtfertigter Weise als ein Lebensskeptiker oder Hypochonder auf= gefasst werden könnte. Doch glücklich würde ich mich schätzen, wenn bei uns wenigstens ein Zehntel der Bälle durch Aquarienausstellungen ersetzt werden würde, und ein Tausendstel der Ballausgaben dem Garantiefonds der einzelnen Ausstellungen aus den Taschen des Publikums zufliessen wollte. Dem Vergleiche des nach- haltigen Wertes, des Eindruckes, den wir nach Absolvierung eines toll durchjubelten Balles — wie es unsere Gesellschaft von heute in modern- ster Vollkommenheit zustande bringt — in un- serem Innern nach Hause tragen, dem Empfin- den, in welchem sich diese Erinnerung zu Hause dann auflöst, und des Genusses eines I vergnüglich beendeten Besuches einer Aquarien- ausstellung will ich gleichfalls von weitem aus dem Wege gehen. Wozu der Menschheit und Menschlichkeit zu nahe zu treten, wenn man sie für eine bestimmte Sache gewinnen will? Speziell bei uns in Oesterreich, ganz besonders in Böhmen und Mähren. Aber der traurigen Wahrheit muss ich die Ehre antun und sagen, dass es in unseren Landen alljährlich zwar eine Unmasse von Bällen und Kränzchen gibt, jedoch keine Aquarienausstellungen, dass hei uns (in Böhmen und Mähren) die Aquaristik in der Oeffentlichkeit noch schutzlos umherirrt und nur zu dem Spotte der Ueberklugen dient. Doch im geheimen vollzieht sich eine überraschende Wandlung. Das Heim des Menschen, an dessen Schwelle der Spott und Argwohn stehen bleibt, hat unsern Behältern eine Zufluchtsstätte gewährt, in welcher sie sich festgesetzt haben und nie mehr zu vertreiben sein werden. Von hier aus versucht unsere Liebhaberei zuerst in die Oeffentlichkeit zu gelangen und für diese zu wirken. Es nimmt einen Wunder, diese verkehrte Folgeweise zu betrachten. Statt dass die Oeffentlichkeit gute Ideen auffasst und dem Einzelnen in sein Privatleben bringt, fasst der Einzelne derartige fdeen auf und will sie der Oeffentlichkeit dar- bieten — und stösst dabei auf Missachtung und Unverstand. Doch Geduld und Ausdauer be- wirken Wunder, wenn sie ideale Ziele anstreben. Und so sahen wir im Vorjahre unsere Lieb- haberei nach mehrjähriger Pause, wo von ihr gar kein Lebenszeichen wahrzunehmen war, in die Oeffentlichkeit eintreten. Ein Wetter- leuchten auf baldiges Erblühen der Aquaristik in beiden Ländern, über welches ich Einiges berichten will, insoferne ich direkt oder indirekt mitinteressiert gewesen bin und eine Veröffent- lichung hiervon noch nicht erfolgt ist. Wien und Prag haben schon ihre Beurteilung gefunden, und so bleiben noch die bescheidenen Versuche erwähnenswert, die viel markanter für uns sind als Expositionen, wo viele Jahre hindurch unsere Liebhaberei gepflegt wird, wie Wien, und wo sämtliche Hilfsquellen verfügbar sind. Eine selbständige Ausstellung erfordert finan- zielle Kraft und Vorrat an auszustellendem Material, bedingt einen grösseren Kreis von Liebhabern als Veranstalter. In dieser Hinsicht steht Deutschland unerreicht da. Auf unsere bescheidenen Verhältnisse, vielmehr Anfänge, muss der Rahmen anders zugeschnitten sein und dürfte auch in Deutschland überall dort Anklang finden, wo der Kreis der Liebhaber 214 K. Uli mann: Ausstellungen und Scliauaquaiien. gering ist und eine selbständige Ausstellung ausschliesst. In solchen Fällen empfiehlt sich die Angliederung einer aquaristischen Exposi- tion an eine Fisch- oder Gärtnereiausstellung. Die Fischereiverhältnisse Deutschlands und deren Förderung aus Landesmitteln sind mir leider nicht bekannt, und ich weiss nicht, ob dort Ausstellungen der Nutzfischzucht und Teichwirtschaft gang und gäbe sind. In Böhmen ist mit vorigem Jahre eine Institution ins Leben getreten, welche die spontane Für- nebenbei auch die Abhaltung von 3 — 5 tägigen Fischereikursen in sich schliesst. Ist da nicht eine glänzende Gelegenheit zur Ausstellung von Aquarien gegeben, die sich kein Liebhaber entgehen lassen sollte? Jeder von uns ist verpflichtet, sein Scherflein zur Ver- breitung unserer schönen Liebhaberei beizu- tragen, und die Ausstellung eines gut einge- richteten Behälters ist der wirksamste Propa- gator unserer Sache. Ueberdies kommt das Programm dieser AVanderausstellungen uns sehr I. Fischerei-Wanderausstellung in Kolin. sorge der Förderung der Fischerei im allge- meinen aus Landesmitteln kennzeichnet. Das dem Landeskulturrate Böhmens angegliederte Fischereikomitee, dem zwei äusserst tüchtige Experten, die Herren Professor Howorka und Kafka, vorstehen, hat auf Anregung einiger Fischereivereine (insbesondere Kolin) die Insti- tution der Wanderausstellungen für Fischerei in den Provinzstädten in der Weise ins Leben gerufen, dass alljährlich im Herbste eine der- artige Ausstellung in einer Provinzstadt eines immer anderen Bezirkes stattfinden soll, die zugleich Fischbörse und Fischmarkt ahgibt und entgegen, indem es die Ausstellung von Zier- und Luxusfischen, Salonaquarien und Behelfen umfasst und auch den Einzelnen als Aussteller zulässt. Man sieht, dass die Dienste, welche die Aquaristik der wirtschaftlichen Fischzucht geleistet hat und leistet, hier Anerkennung finden. Das Ausstellungsinventar: 70 grosse, über einen Meter lange Behälter (Eisengerippe, Spiegelglas) wurden aus Landesmitteln be- schafft, werden kostenfrei dem ausstellenden Verein geliehen und nebenbei wird die Veran- staltung in ausgiebiger Weise unterstützt. In vorstehender Abbildung bringe ich die Ansicht auf K. Uli mann: Ausstellungen und Schauaquarien. 215 die erste vorjährige Wanderausstellung in Kolin. Die Aquaristik war dort mittelmässig vertreten, da im Koliner Umkreise die Liebhaberei wenig bekannt ist. An manchen Orten werden prin- zipiell nur unsere einheimischen karpfenartigen Fische und Barscharten, insofern sie in kleinen Teichen zuchtbar sind und überwintern, als Aquarienfische zugelassen. Des Teufels Pferde- fuss guckt hinterher heraus. Diese Fische bilden nämlich ein äusserst leicht zuchtbares, billiges Geschäftsmaterial, das in Form eines Boykottausrufes gegen die echten Aquarien- fische Deutschlands ausgespielt wird, um nur dem Verbreiten der gesunden Aquarienkunde und unsren Züchte- reien in Deutschland zu schaden und die Taschen dieser „ Aquarienfischteich- wirte“ — besser ge- sagt „Aquaristik- pfuscher“ — zu fül- len. Es wäre gut, wenn unsere auslän- dischen Züchtereien diese Leute in Vor- merk führen würden, und ihnen keine Zuchtfische ver- kaufen ; weil sie sich in erster Reihe selbst vor Schaden bewah- ren und dann im In- teresse unserer Lieb- haberei einer ge- schäftsmässigen V er- breitung degenerier- ter Geschlechter und zweifelhafter Bastarde in unseren Behältern Vorbeugen. Auf der Ausstellung konnte man nur Barscharten, Higoi, Goldkarauschen, angeb- lich stattliche Stücke von 35 — 40 cm Länge, als Aquarienfische (?) bewundern. Nicht ein- mal unser populärer Makropode war vertreten. Dafür war die Bepflanzung gut und die dekorative Ausstattung der Privat heb älter eigenartig schön. Viel schöner und in fachgemässer Anord- nung war die Exposition des durch acht Jahre bestehenden böhmischen Aquaristenvereins „Iris“ in Pilsen, welche sich der dort abge- haltenen Gärtnereiausstellung an geschlossen hatte und in bescheiden-einfachem, aber durch- aus würdigen Rahmen sich dem Besucher prä- sentierte. Makropoden und Girardinen, diese wichtig- sten zwei Streitkämpfer für Verbreitung unserer Liebhaberei; Schleierschwänze, Teleskopen, Bar- bus pyrrhopterns und conchonius, Danio rerio> Gambusia, Haplochilus latipes waren in guten Zuchtpaaren sowie in gelungenen Bruten ausge- stellt. Maulbrüter ( Paratilapia multicolor ) und Geophagus gymnogenys bildeten den Abschluss. Als Mittelpunkt der Exposition galt das Meeres- aquarium des Vorsitzenden, Herrn Novak, wel- ches auf unserem Bilde linker Hand im Hinter- gründe sichtbar ist und bei eintretender Dämmer- ung mit wirkungsvoll angebrachten Glühlampen erleuchtet wurde. Weniger gelungen war die Exposition des Brünner aquaristischen Vereins „Tausendblatt“, welcher auf der Brünner Messe mit der Ge- flügel- und Kaninchenausstellung vereint vor das Forum der Oeffentlichkeit getreten war. Trotz mühevoller und aufopfernder Arbeit des Ausstellungskomites hatte die zahlreich be- schickte Ausstellung unter den für eine der- artige Exposition ungeeigneten Räumlichkeiten zu leiden. — Eine Bretterbude mit wenig Licht, wo Temperaturschwankungen ihr freies Spiel hatten, und die krähende und grasfressende Ge- sellschaft zwei- und vierbeiniger Tiere waren kein würdiger Rahmen für unsere ideale, nur in stillem Beobachten erblühende Liebhaberei. Derartige Veranstaltungen sollten unsere aus- Exposition des aquaristischen Vereins „Iris“ in der Gärtnereiausstellung Pilsen 1908. 216 I£. U 1 1 m a n n : Ausstellungen und Schauaquarien. stellungslustigen Kollegen meiden, um unsere Sache nicht unnütz zu entwürdigen. Ueberdies hinkt der moralische und praktische Erfolg weit hinterher und steht in keinem Verhältnis zu der aufgewendeten Arbeit und Ausgabe. Dafür sind Fisch- und Gärtnerei-, eventuell Obstaus- stellungen für unsere Ziele passend und konzen- trieren auch ein ganz anderes Publikum als erstere. Es ist zu sehen, dass die Aquaristik bei uns, wenn auch in bescheidenem Masse, auf die Oeffent- lichkeit einzuwirken beginnt, und es ist nur zu wünschen, dass jede passende Ausstellungs- gelegenlieit benützt werde unter Einhaltung eines würdigen Rahmens. Dabei sollte auf jeder Ex- position dem Interesse der Schuljugend Rech- nung getragen werden und eine Kollektion kleiner Behälter mit heimischen Vertretern der niederen Wassertiere, Schwanzlurche und Fische besetzt werden. Mit Recht können dann die Veranstalter die Schulen zum Besuche einladen und so die Lehrerkreise für unsere Sache ge- winnen, die von selbst das wärmste Interesse uns entgegenbringen sollten. Ein nicht minder würdiger Behelf zur För- derung und Verbreitung unserer Liebhaberei ist das stabile, öffentliche Schauaquarium. Hier kommt gleichfalls eine gute Dosis selbstloser Hingabe für die gute Sache in Betracht. Doch deckt sich da meistens der Erfolg mit der ge- opferten Zeit, Arbeit und Ausgabe. Jeder Verein sollte ein derartiges Schauaquarium an- streben, weil er dadurch viel mehr bewirkt, als durch zahllose Vorträge. Der Oeffentlichkeit wird in diesem Falle der wertvollste Bestand- teil unserer Liebhaberei - ich möchte sagen unser Um und Alles — geboten: die Mög- lichkeit des Beobachteus, das täglich seine Fort- setzung finden kann. Erst durch das Beobachten des Pflanzenwuchses und des fesselnden Treibens der Fische wird die Mehrzahl für uns gewonnen, wie das selbständig scharfe Beobachten im All- gemeinen die Hauptsache einer erspriesslichen Tätigkeit und die Grundlage der naturwissen- schaftlichen Bildung vorstellt. Von dieser Ansicht ausgehend habe ich mich jener Aufgabe unterzogen und in den wunder- schön gelegenen und stark besuchten Landes- anlagen, „Augarten“ genannt, ein passendes Schauaquarium vor zwei Jahren errichtet, das die erträgliche Jahreszeit April — Oktober hin- durch in einem geeigneten Lokale seine Auf- stellung findet. Im vorigen Jahre waren ein Gesellschafts- aquarium, 400 Liter Wasserinhalt mit Spring- brunnen und Durchlüftung, sowie acht Zucht- behälter ausgestellt. Die Bepflanzung und Be- völkerung der Behälter war derart, dass nicht nur dem Interesse des Publikums, sondern auch dem der Mitglieder des aquaristiscben Vereines „Cyperus“, auf deren Kosten alles veranstaltet wird, Rechnung getragen wurde, indem ich Versuche mit Pflanzenneuheiten anstellte und die für uns als „Fischneuheiten“ in Betracht kommenden Fische vorführte. Als Pflanzenneuheiten hatten sich bewährt: Sagittaria Chapmanni , welche mit ihren leder- artigen Lanzettblättern erfolgreich der Sonnen- glut trotzte, keine gelben Spitzen aufwies und frei von Ungeziefer blieb (im Hintergründe rechts).1) Sagittaria papillosa konnte nicht recht Wurzel fassen und dürfte erst heuer sich ent- wickeln (in der Mitte rechts vorne). Dafür erwies sich Gymnotheca chinensis (linke Hälfte, in der Mitte) als eine überaus dankbare Sumpf- pflanze, die selbst bei 60 cm Wassertiefe über Wasser ging, in eine zierliche, aus dem Wasser emporstrebende Grasstaude auswuchs und in den Blattachsen kleine gelblich-weisse, ähren- förmige Blüten trieb. Unter Wasser bildete sie an einigen Stellen ein Gewirr von Präventiv- wurzeln, welches den kleineren Fischen einen sicheren Unterschlupf bot, so dass geworfene Junge von lebendgebärenden Karpfen sich retten und trotz zahlreicher Gesellschaft aus- gewachsener Fische im Behälter leben konnten. Für Zuchtzwecke dürfte diese Pflanze geeignet sein. Gegen Sonnenglut und trockene Luft ist sie unempfindlich. Nicht minder schön entwickelte sich die nierenförmige Meter ant her a reniformis (linker Winkel, vorne), welche ihre wachsförmi- gen Blätter der Wasserhyazinthe (Pontederia) gleich über den Wasserspiegel erhob und das Auge mit zahlreichen kleinen, weissen Dolden- blüten erfreute, die gleichfalls in den Blatt- achseln austrieben. Hinter ihr erhob Cyperns pungens (linker Winkel, rückwärts) seine bis 21/2 m hohen Blattrispen: eine für unsere Zwecke ideale Cypernart. Verträgt jede Wasser- tiefe, kann somit direkt in den Aquarienboden eingesetzt werden, beansprucht weder Wasser- bestäubung noch Sonnenschutz, wächst nicht zu schnell und bildet keine grossen und dichten Blattsterne, hält somit das ohnehin spärliche 0 Das Klischee zu der hier und im folgenden er- wähnten Aufnahme ist versehentlich äÄfegeblieben ; wir bringen dasselbe in einem der nächsten Hefte zum Abdruck. Dr. Wolterstorff. K. Uli mann: Ausstellungen und Schauaquarien. 217 Oberlicht nicht ab und treibt auch keine Präven- tivwurzeln. Mit ihm teilte in gleich wirkungs- voller Weise Acorus calcimus die Nachbarschaft. Vorstehende Aufnahme bezweckt in erster Reihe den Anblick auf die Oberfläche des Behälters, leider sind die zahllosen wunderschönen Schwimm- blätter von Nyrnphaea odorata und coerulea , Nuphar luteum , Limnocharis Hmnboldti nicht recht erkenntlich. Wunderschön blühte letztge- nannte Miniaturwasserrose, welche immerhin eine geraume Zeit mit ihren in feinem Citronengelb getönten Eintagsblüten das Aquarium zierte. Die Vorherrschaft über alle Sumpfpflanzen be- hielt jedoch der giftige, grosse Hahnenfuss ( Ranunculus lingua) (rechte Hälfte, hinten links), der seine Triebe hoch über das Wasser empor- sandte, mit den zungenförmigen Blättern aut beiden Seiten sich ausbreitete und durch lange Zeit schöne, mittelgrosse, goldgelbe Blüten trieb. Schliesslich sei noch des Myriophyllmn proser- pinacoides Erwähnung getan, das mit zahlreichen Stengeltrieben sich dekorativ über Wasser er- hob und dem Lichte zudrängte. Das Resultat des Versuches mit Acrosti- chum aureum für Behälter mit grösserer Tiefe ist nicht bestimmt und dürfte erst heuer zur Beurteilung gelangen. Von den einheimischen Pflanzen gediehen: die Zwergmummel ( Nuphar pumilum) , deren zarte Blätter leider sehr gern in das Menu unserer pflanzenfressenden Fische (insbesondere Zahnkarpfen, möglicherweise auch Gurami) mit inbegriffen werden, Pfennigkraut ( Lysimachia nummularia ), das bei tiefem Wasserstande in zierliche untergetauchte Stauden auswuchs und der Ludwigia ernstlich Konkurrenz macht, fer- ner Laichkraut (Potamogeton ßuitans) und Krebs- scheere ( Stratiodes aloides). Eingegangen sind: Pontederia cor data und Plouttuynia cordata. Die Zuchtbehälter waren nur mit je einer Pflanzen- und Fischgattung besetzt: Vallisneria , Sagittaria natans , Myriophyllmn, Hetherantera zosteri folia, Ludwigia, Eiode a — Paratilapia multi- color , alte und Brut; Girardinus denticulatus, Betta trifasciata, Axolotl 1906 und 1907. Auf jedem Behälter befand sich der Name der Pflanze und der Tiere mit einer kurzen Beschreibung, was sich als sehr zweckmässig erwies. Die Bevölkerung des grossen Behälters war aus aller Herren Länder: Girardinus caudimacu- latus, deceynmaculatus , r eticulatus , Mollienisia formosa und latipinna , Poecilia mexicana, cf. pavo- nina und sphenops bildeten eine lebhafte und dankbare Gruppe, welche die Pflanzen in Rein- lichkeit hielt. Desgleichen Osphrornenus tricho- pterus, Cantoris, Trichogaster fasciatus und lalius. Ausserdem belebten das Bild: Danio rer io, Tetra- gonopterus rubripictus, Geophagus brasiliensis, Acara coeruleo-punctata Ctenops vittatus und kleine Badis badis. Geophagus brasiliensis laichten in diesem Behälter in einer geschützten Ecke, welche sie so tapfer verteidigten, dass viele Fische em- pfindliche Spuren der ausgeteilten Rümpler auf- wiesen. Sehr stark wurde der Laich auch von Schnecken gefährdet, und es bot einen possier- lichen Anblick, wie ein Elterntier den Laich in Kopfstellung befächelte, während das andere sich mit dem Transporte einer Deckelschnecke abmiikte, um sie aus dem Bereiche der Laich- ecke zu bringen. Zurückgekehrt fand es schon wieder einen anderen Schneckenhausgesellen vor, der unverzüglich abgeschoben werden musste. Schliesslich gelangten die Tiere dadurch so in Aufregung, dass sie bissig wurden und ich ge- zwungen war, den Laich durch Ausschneiden der Sagittaria- Stengel zu entfernen. Mein Versuch, die Pflege des Laiches mit einem Ausströmungs- körper zu ersetzen, fand vorzeitige resultatlose Beendigung, da mir Schnecken den Laich in einem halben Tage aufgezehrt hatten. Und zahlreiche andere Beobachtungen boten sich da dem Auge des Besuchers, die später einmal ihre Verwertung finden sollen. Des grössten Interesses erfreuten sich Tiere, welchen ich es am wenigsten zugetraut hätte : die Axolotl. Erheiternd wirkten die herum- schwirrenden Bemerkungen und Urteile. Hier hörte man die Beschreibung: ,,Halb Frosch — halb Ente“, dort wieder „Schau, wie der eine die Ohren spitzt“ (die Bewegung der Kiemen- fransen). Schliesslich verstieg sich jemand zu der Annahme, der eine Axolotl, der wirklich wie leblos am Boden faulenzte, sei ausgestopft und aus Mitgefühl in den Behälter gelegt, da- mit dem anderen nicht bange sei. Jedenfalls Zeichen eines grossen Interesses, welches diese vierschrötigen, schlüpfrigen und in ihrer Lebens- anschauung blasierten Gesellen nicht verdienen. Der Besuch dieser Exposition war ein über- aus starker, demzufolge einige witzige Geschäfts- leute auf die Idee kamen, so eine zugkräftige Attraktion in der Auslage aufzustellen. Leider — Gott sei Dank — konnten diese Versuche sich nicht bewähren, da gerade die zum Ein- blicke bestimmte Aquarienscheibe sehr bald veralgte. Grund dessen verschwanden die Be- 218 Dr. Wilhelm Roth: Das Schaumnestproblem. kälter wieder zum Nutzen und Frommen der betreffenden Fische, sowie im Interesse unserer Liebhaberei selbst. Denn musterhaft gehalten werden diese Schauobjekte nicht! Damit beende ich meine Ausführungen, welche hauptsächlich dartun sollen, in welchen Bahnen sich unsere Tätigkeit bewegen soll und wie für die Verbreitung unserer Liebhaberei mit Erfolg gearbeitet werden kann — selbst unter den bescheidensten Verhältnissen. Einzelne ein- geflochtene Details und Erfahrungen haben vor- aussichtlich für uns alle Wert und werden gar manchen Entschluss in richtiger Weise beein- flussen. Gleichzeitig will ich damit den Beweis erbracht haben, dass wir das seltene Entgegen- kommen, welches uns unsere Kollegen im Deut- schen lleicke zuwenden, vollauf im Interesse der Aquaristik zu rechtfertigen bestrebt sind. Das Schaumnestproblem. Von Dr. Wilhelm Rot h-Zürich. I. In jener weitabgelegenen Zeit — es sind inzwischen ungezählte Jahrtausende verflossen — , in welcher die Vorfahren unserer Labyrinth- fis clie allmählich dauernd in die pflanzen- und sauerstoffarmen, schlammigen Sümpfe Ost- indiens zurückgedrängt worden sind, sind sie auch gezwungen gewesen, sich ihrem in mehr- facher Beziehung höchst ungünstige Lehens- bedingungen bietenden Aufenthaltsorte anzu- passen. Zwar haben die ja durchweg nur eine recht bescheidene Grösse erreichenden Fische wohl kaum je mit Nahrungssorgen zu kämpfen gehabt, denn das im Schlamm massenhaft sich entwickelnde Gewürm, nament- lich aber die Myriaden von an der Wasser- oberfläche rasch heranwachsenden Mückenlarven bieten ihnen auch heute noch Futter im Ueberfluss. Um so schwieriger muss es aber für die Fische zweifellos gewesen sein, in dem zur bleibenden Heimat gewordenen, öfters fast voll- ständig austrocknenden Sumpfe den zur Be- friedigung des Atembedür fnis s es notwendigen Sauerstoff zu erlangen, denn der Sauerstoff- gehalt des bis 40° Celsius erreichenden Sumpf- wassers, in welchem bei einer derartigen Brüt- temperatur namentlich auch eine enorme Ver- mehrung der Mikroorganismen und mit ihr ein entsprechend grosser Sauerstoffverbrauch sich geltend machten, ist wohl von jeher ein sehr knapper gewesen. Unsere Fische sind deshalb in die Zwangslage versetzt worden, ihre Atem- luft dem unerschöpflichen Sauerstoffmagazin der Atmosphäre entnehmen zu lernen und auf diesem für Fische ungewöhnlichen Wege weit- aus den überwiegendsten Teil ihres Sauerstoff- bedarfes zu decken. Die öfters auftretende Er- stickungsnot hat sie gezwungen, Luft zu schnap- pen, und es mag ihnen hierbei im Laufe der Zeit allmählich gelungen sein, in ähnlicher Weise, wie ich es bei der Entstehung der Doppelatmung1) bei den die gleichen Sümpfe bewohnenden Ampullarien zu zeigen ver- sucht habe, ein gewisses Quantum Luft als Vorrat in die Tiefe des Wassers mitzunehmen. Während sich nun bei den letzteren Tieren, wie übrigens bekanntlich auch hei den Lurch- fischen, ein als Lunge funktionierendes Luft- reservoir entwickelt hat, wurde bei den ersteren der Luftvorrat zum gleichen Zwecke in die sich allmählich labyrinthartig erweiternden Hohl- räume der oberen Schlundknochen aufgenommen. Diese Labyrinthatmung hat in der Folge sogar ein derartiges Uebergewicht über die Kiemenatmung erlangt, dass der Fisch auch im sauerstoffreichsten Wasser nicht mehr im- stande ist, mit seinen, infolge sehr beschränkten Gebrauches mehr oder minder stark reduzierten Kiemen genügend Sauerstoff zu assimilieren, und zugrunde geht, wenn man ihn verhindert, an der Oberfläche des Wassers Luft zu holen, — während sie andererseits für sich allein voll- ständig genügt, um den Fisch auch in absolut sauerstofffreiem (ausgekochtem) Wasser am Leben zu erhalten. Neben der Stillung des Atembedürfnisses hat nun wohl aber namentlich auch die Sorge um die Erhaltung der Art und zwar speziell jene rührende, der menschlichen Kinder- fürsorge nicht nachstehende Brutpflege, welche eines der herrlichsten Kapitel in der Biologie der Tierwelt bildet, unsere Fische in arge Bedrängnis gebracht. Wie bekanntlich ausserordentlich viele andere Tiere, selbst sehr viel niedriger organisierte, haben auch unsere Fische im Kampfe ums Dasein die Sorge um die Erhaltung der Art nicht blos auf die Ver- mischung der Geschlechtsprodukte beschränken dürfen, sondern sie mussten in Anbetracht der in dieser Beziehung recht ungünstigen äusseren Verhältnisse darauf bedacht sein, die keimende Brut an einem möglichst günstige Lebens- bedingungen aufweisenden Orte unterzubringen. Auch wenn sie nun nicht von vornherein der Sauerstoffarmut des Wassers wegen gezwungen ’) „Natur und Haus“, 1905, S. 203: „Doppelatmer“. Dr. Wilhelm Roth: Das Schaumnestproblem. 219 gewesen wären, den Laich möglichst nahe an der atmosphärischen Luft abzulegen, würde seine Unterbringung auf dem mit unergründlich tiefem Schlamme bedeckten Boden durchaus ausgeschlossen gewesen sein, denn jeder in ihm versinkende Keim musste, auch wenn das Was- ser noch so sauerstoffreich gewesen wäre, er- sticken. Die wohl einzig mögliche Anheftung der Eier an die spärlich vorhandenen Pflanzen- stengel hat wahrscheinlich zu wenig Schutz versprochen, abgesehen davon, dass sie eben durch den Sauerstoffmangel des Wassers illu- sorisch gemacht worden ist. Der Fisch hätte schon mehr dem Beispiel der unter den gleichen äusseren Verhältnissen lebenden Ampullaria folgen müssen, welche teils des Schutzes, teils wohl ebenfalls des Sauerstoffmangels wegen ihren Laich den über dem Wasserspiegel ge- legenen Pflanzenteilen anvertraut hat. Es blieb ihm deshalb, wie bereits oben an- gedeutet, in der Tat wohl nichts anderes übrig, als die Eier dicht unter dem Wasserspiegel unterzubringen, wobei die damit Hand in Hand gehende, ganz allmählich sich entwickelnde Brutpflege in erster Linie sich damit zu be- fassen hatte, die Eier an dem ihnen zugewiesenen, allerdings sehr beweglichen Unterkunftsorte dauernd zu erhalten. Dieses wurde ihm nun — allerdings nicht mit Bezug auf die örtliche Ausdehnung auf der für seine Verhältnisse un- endlich grossen Wasserfläche — durch den glücklichen Umstand erleichert, dass die Eier durchweg spezifisch leichter waren, als das mit organischen und unorganischen Stoffen stark angereicherte Sumpfwasser, und dass sie des- halb auch von selbst gegen die Oberfläche des Wassers aufstiegen. Ein stärkeres Haftenbleiben des Eies am Wasserspiegel wurde möglicher- weise durch das Vorhandensein eines dünnen, fettartigen Ueberzugs begünstigt, welcher da, wo das Ei die Luft berührt, eine unbenetzbare Stelle bildet, die beim Untertauchen des Eies ein dasselbe wieder emportragendes Luftbläschen mit sich reisst. Gelegentlich dennoch unter- sinkende Eier oder bereits ausgeschlüpfte, aber noch gänzlich hilflose Embryonen wurden in der Folge von dem elterlichen Tiere mit dem Maule aufgefangen und gegen die Wasserober- fläche gespuckt. Da nun aber die am Wasserspiegel aufge- hängten Eier und Embryonen planlos an der Oberfläche des Wassers herumgetrieben wurden, wobei nicht selten die Sprösslinge verschiedener Bruten miteinander kollidierten, so mochte es die bereits etwelclien Familiensinn besitzenden Osphromenideneltern eine heillose Mühe gekostet haben, ihre Brut zusammenzuhalten, — im Gegensatz zu dem liederlichen Ophiöceplialiden- gesindel, das sich selbst heutzutage noch den Kuckuck darum bekümmert, wo sich ihre Brut am AVasserspiegel herumtreibt. Fortwährende böse Keilereien mit den be- nachbarten Pärchen waren, und zwar gewiss zum Nachteil für die zarte Brut, nicht zu um- gehen. Man wusste eben manchmal nichtso recht, welches die eigenen Kinder waren und welche anderswem gehörenden man mit gutem Gewissen auffressen durfte. Allem Anschein nach haben sich die Weibchen schon sehr frühe jeweilen kurz nach dem Ablaichen „aus dem Staube“ ge- macht, denn die Männchen geberdeten sich bei diesen zu erbitterten Kämpfen ausartenden Streitigkeiten doch gar zu toll und verschonten selbst ihre eigenen Ehehälften nicht mit wü- tenden Bissen, — sie mögen sich allerdings auch hie und da darnach aufgeführt haben. Ein weiterer Uebelstand bei der Brutpflege, — welche sich zwar hei der raschen Entwickelung der Jungen blos auf einige wenige Tage zu er- strecken hatte, welche aber immerhin so lange auf das Sorgfältigste ausgeübt werden musste, bis die Sprösslinge dahin gelangt waren , Schwimmblase und Labyrinth an der AVasser- oberfläche zum ersten Male voll Luft zu pum- pen — , war die „Mückenplage“, die allerdings ja zu gewöhnlichen Zeiten ein hervorragendes kulinarisches Interesse bot. Infolge der strengen Fastenzeit, welche sich die Fische während der Brunst namentlich auch deshalb auferlegt hatten, um allfälligen kannibalischen Gelüsten die Spitze abzubrechen, machten sich Tag für Tag die unzähligen Mückenlarven erst recht unangenehm bemerkbar. Erst waren sie klein, sodass man sie kaum von den eigenen Kindern unterscheiden konnte, dann aber wuchsen sie rasch heran und stibitzten einen hoffnungsvollen Osphromeniden- sprössling um den andern hinweg. Aus Mitleid für die elterlichen Gefühle der geplagten Fische sprang nun die Natur hilfreich ein und brachte mit höchst einfachen Mitteln Ordnung in diese unhaltbaren Zustände. Zwar glaubten ein paar aufgeweckte Männchen von dazumal die Geschichte auf Rechnung ihrer eigenen Intelligenz setzen zu dürfen. Sie wollen nämlich ausgeklügelt haben, dass die am Was- serspiegel ausgestossene Atemluft infolge des während der Brunstzeit auffallend reichlich und zähgewordenen Labyrinthschleimes dort in zu- 220 Dr. Wilhelm Roth: Das Schaumnestproblem. sammenhängenden, silberglänzenden Bläschen längere Zeit eingeschlossen blieb, und dass die mit diesem Schaume in Berührung kommenden Eier und Jungen an ihm gleichsam verankert wurden. Sei dem nun wie ihm wolle ! Diese allmählich aus Einzelbeobachtungen gewonnene und schliesslich ganz allgemein gewordene Er- fahrungstatsache erleichterte sehr wesentlich die Arbeit des ehedem so geplagten Brutpflegers. Allfällig zu Boden sinkende Eier und halb- flügge gewordene Junge konnten nun mit Leichtigkeit an dem durch die Bläschenan- häufungen für jeden einzelnen Bruthalter mar- kierten Stan dorte befestigt werden. Je mehr Luftbläschen am einzelnen Standorte zusammen- gehäuft waren, desto leichter konnte die zahl- reiche Jungmannschaft in Rand und Band ge- halten werden, und es müsste merkwürdig zu- gegangen sein, wenn dies nicht einer absicht- lichen Vergrösserung des sich von unten so hübsch ausnehmenden „Luftschlosses“ gerufen hätte, lebte man doch infolge dieser „Erfindung“ in fast völliger Ruhe vor dem Nachbarn und war es nun ja ein leichtes, vorwitzige Mücken- larven von dem Neste abzuhalten. Was Wunders ferner, dass die „Kinder- wiege“ in der Folge um so grösseren Anklang gefunden hat, als sie mit der Zeit noch ganz andere nicht zu unterschätzende Vorzüge offen- harte. Sie bot nämlich der Brut auch nach oben zu beträchtlichen Schutz und zwar in mehrfacher Beziehung. Es passierte nun viel seltener, dass ein über dem Wasserspiegel schwirrendes, grosses Insekt mit einem unge- schickten Flügelschlage die ganze Brut nach allen Richtungen der Windrose hin zerstreute. Da es ausserdem früher öfters vorgekommen war, dass die vor dem Anziehen des schwarzen Pigmentkleides für die sengenden Strahlen der Tropensonne doch recht empfindlichen Spröss- linge am „Sonnenstich“ zugrunde gegangen waren, so erfreute sich der durch die Schaum- bläschen gebildete „Sonnenschirm“ begreiflicher- weise immer grösserer Beliebtheit, Einige spekulative Männchen fingen auch au, — nachdem sie im Laufe der Zeit die Fertigkeit erlangt hatten, die bei der Atmung für gewöhnlich durch die hintere Oeffnung1) ') Die Labyrintliatmung geht so vor sich, dass mit dem Maule am Wasserspiegel Luft gefasst und in die Labyrinthhöhle gepresst wird, nachdem die ausgenutzte Atemluft aus der hintern, am Kiemen- deckel gelegenen Oeffnung ausgestossen worden ist. des Labyrinthes entweichende Luft willkürlich durch den Mund in kleinen Mengen zu ent- leeren, wobei sich vermittels des zähen Schleimes solide Bläschen bildeten — , schon vor dem Be- ginne des allgemeinen Liebeswerbens ein Schaumnest zu bauen. Die herangewachsene weibliche Jugend sah dem sonderbaren Treiben von ferne mit grösstem Interesse zu, welches sich auch dann nicht verminderte, als sie merkte, worauf es dabei gemünzt war. Die Idee mit dem „Ehebette“, dessen Himmel zwar nicht vol- ler Bassgeigen aber immerhin voll zierlicher Luftbläschen hing, gefiel zu gut, abgesehen da- von, dass seine Rechte, wenn es einmal von einem Pärchen eingenommen war, wohl kaum mehr strittig gemacht werden konnten. Wer den grössten Haufen hatte, führte, wie es ja auch heute noch vorkommt, die Braut heim, notabene wenn sie über die seinen Ansprüchen genügende Punktzahl1) bezüglich Elossenwerk, Körperform und Zeichnung verfügte. Alle diese, in der vorstehenden Schilderung nur kurz berührten Umstände haben nun zweifellos miteinander dazu beigetragen, dass das Schaumnest der Osphromeniden sich bis auf unsere Tage erhalten hat, und dass es selbst in unseren, vorzügliche Lebensbedingungen bietenden Aquarien, wo doch die Mehrzahl der Beweggründe fehlen, instinktiv mit unermüd- lichem Eifer weiter gebaut wird. Oh es nun tatsächlich bei der Entstehung des Osphromenidenschaumnestes gerade so zu- gegangen ist, wie es die vorstehenden Zeilen angeben, dafür möchte ich natürlich nicht so voll und ganz einstehen, mich aber immerhin dagegen verwahren, dass die allerdings leicht- geschürzte Schilderung bloss als eine Parodie auf das „Schaumnestproblem“ aufgefasst werde. Es ist mir hauptsächlich darum zu tun ge- wesen, dem geneigten Leser zu zeigen, das bei der Entstehung des Schaumnestes höchst- wahrscheinlich sehr verschiedenartige Momente im Spiele gewesen sind, und dass es jedenfalls unrichtig wäre, diese oder jene in physikalischer und physiologischer Beziehung anscheinend völlig ausreichende Begründung als die alleinige Erklärung des Zweckes unseres Osphro- menidenschaumnestes in Anspruch zu nehmen. (Ein zweiter Teil folgt.) ’) Näheres vide Makropodenkonkurrenz ! Kleine Mitteilungen. — Fragen und Antworten. — Vereins-Nachrichten. 221 Kleine Mitteilungen Etwas über die Langlebigkeit des Apus cancri- formis. Auf der Suche nach Daphnien fand ich, in Gesellschaft des Herrn Dr. Wolterstorff, Ende Sep- tember 1908, auf dem hiesigen Krakauer Anger einen Tümpel, welcher von Apus caticriformis nebst Bran- chipus wimmelte. Der Tümpel, oder die Wasserlake, war nichts weiter, als eine wohl vom Militär zu Uebungszwecken mit Wasser gefüllte Erdsenkung, höchstens 10 cm tief. Herr Dr. Wolterstorff, sowie ich, setzten gleich an Ort und Stelle von den interessanten Kiemenfüsslern einen Teil in Formol und nahmen ein Quantum noch lebend mit. Auf dem Transport sind mir, trotzdem ich das Stahlross benutzte, ein Drittel eingegangen, obwohl ich vom Fangplatz bis zu meiner Wohnung nur 7* Stunde zu fahren hatte, und die Transportkanne hinreichend gross war. Zu Hause angelangt, setzte ich die Ueberlebenden, ca. 30 Exemplare beider Gattungen, in ein gut be- pflanztes Aquarium 40 X 20 X 20 cm gross. Die Zahl der Tiere nahm von Tag zu Tag ab, und zwar waren es zuerst die Branchipus , welche den Apus zum Opfer fielen, als diese dann aufgezehrt waren, räumten die Apus unter sich selbst auf, bis mir nur noch zwei Männchen übrig blieben. Diese beiden Exemplare haben sich bis Weih- nachten gehalten, da war eines Morgens wieder einer verendet und liess sich der andere den Kadaver gut schmecken. Dieser letzte hielt sich bis zum 10. Januar, da hatte er auch seine Seele ausgehaucht und ziert jetzt meine Präparatensammlung. Er war inzwischen auf die doppelte Länge angewachsen, der Schild war 2 cm breit und 3 cm lang. Die ganze Länge des Tier- chens betrug 6‘/* cm. Obwohl ich dem letzten Apus mit rohem geschab- ten Rindfleisch, gehackten Regenwürmern, Daphnien usw. fütterte, ist es mir nicht gelungen, ihn noch länger am Leben zu erhalten, er hatte sicher die Grenze seiner Lebensdauer erreicht. Immerhin hat er volle 5 Monate in der Gefangenschaft ausgedauert. Ich kann jedem Liebhaber das Halten der interessanten Kiemenfüssler empfehlen, mir haben dieselben viel Freude bereitet. (Siehe auch die Mitteilungen Dr. Wolterstorffs und anderer Herrn in der „Wochen- schrift“ 1907 und 1908!) Fr. Maue,g„ Aquaria“, Magdeburg. Aus (lein „Proteus“, E. V., 1908. Worterklärungen: Ophiocephalus (öphis Genitiv öphios Schlange, kephalö = Kopf, latinisirt cöphalus) punctdtus (= gepunktet) Schl an gen kopffisch. Elödea (helödes sumpfig, also eigentlich Helödea) canadönsis (kanadisch); densa (densus, a, um dicht, näm- lich blättrig); crispa, (crispus, a, um, kraus (= blättrig). Dr. Deupser, Deutsch-Lissa. Fragen' und Antworten Antwort auf Frage in „Blätter“ No. 12, Seite 188. Die grosse, eichene Tonne wird etwa 5 cm hoch mit Torfmull, welcher mit etwas Lehm und Laub- restern, möglichst von Birkenbäumen, vermengt wird, gefüllt und mit Wasserpest oder Calmus und Schilf- stauden bepflanzt. Alsdann wird das ganze Eiweiss eines Hühnereies mit Wasser verrührt und nebst einer Portion lebender Daphnien in die Tonne ge- bracht. Das Resultat ist verblüffend, wenn die Tonne an einen etwas schattigen Ort gestellt wird, wo kein Schornsteinruss niederfällt. Dringend warne ich vor Fütterung mit Geflügelmist oder Blutkörpern. Ich betreibe Daphnienzucht, wie oben geschildert, mit bestem Erfolge. Ernst Nieselt, Dresden. Für die Schriftleitung vei antwortlich : ln Deutschland: Dr. W. Wolterstorff, Magdeburg-Sudenburg; in Oesterreich: Dr. P. Kämmerer, Wien II/2. VEREINS T NACHRICHTEN Unter alleiniger Verantwortung der Herren Ein- sender. Berlin. „Hertha“. 10. ordentliche Sitzung am 18. Februar 1909. ') Nach Erledigung des Einlaufs und Geschäftlichen erstattete Herr Przybylski Bericht über den am 7. Fe- bruar 1909 stattgehabten Ausflug nach der Jungfern- heide. Trotz des schönen Wetters war die Beteiligung eine sehr geringe. — In der Liebhaberei wird bemerkt, dass die roten Posthornschnecken am besten in kaltem oder wenig geheiztem Wasser zu halten sind. Sie sind auch dann am rötesten gefärbt- Im geheizten Becken über 20° C werden sie zusehends blasser und verenden oftmals. Herr Schmidt erklärt darauf die Einrichtung seines neuen Seerosenaquariums. Es wird dazu bemerkt, dass die Pflanzen zum Antreiben nie mehr als 5 cm Wasserstand erhalten sollen; nicht, wie häufig angegeben wird, 25 cm. Zu der Notiz in unserem Sitzungsbericht vom 4. Februar, betreffend die Vertilgung der Algen, wird noch erwähnt, dass die mit einer blauen übermangansauren Kalilösung behandelten Pflanzen sehr widerstandsfähig sind, und setzen dieselben ein halbes Jahr lang keine Algen an. In Nr. 7 der „Blätter“ empfiehlt W. Köhler 4%o Salz auf Wasser zur Vertreibung von Polypen. Wir halten diese Lösung von x/5 Liter Salz auf 12 Liter Wasser die Polypen erst verschwunden sind. Den Pflanzen hat diese Mischung nichts geschadet. Mit der Versteigerung von 1 Paar Trichogaster lalius , welche ',) Verspätet cingegatigen, Dr. Wolterstorff. Mk. 6.25 brachte, wurde die Sitzung um 12 l/z Uhr ge- schlossen. R. Tvpky. 11. ordentliche Sitzung am 4. März 1909. Nach Erledigung des Einlaufs wird über Heiz- lampen und Heizsysteme gesprochen. Ganz praktisch erscheint die von einem Mitglied gemachte Zusammen- stellung von drei Glasaquarien, die durch eine in den Zwischenraum gestellte Lampe geheizt werden. Ein Herr stellt auf einen Kasten mit Sandauflage seine Glashäfen und wird diese Anlage durch die unter dem Kasten gestellten Heizkörper erwärmt. — Nach der Pause hielt Unterzeichneter einen kleinen Vor- trag über Futter und Fütterung von Aquarienfischen. Darin wurde etwa folgendes erwähnt: Es gibt zwei Futterarten: Natürliches, also lebendes Futter und Surrogate, die verschiedenen Sorten „Trockenfutter“. Von lebendem Futter hat man Daphnien, Cyclops, Mückenlarven, Tubifex etc. Von diesen sind die Cyclops das beste und das parasitenfreieste Futter, d. h. wenn dieselben aus einem Tümpel, der nicht Fischen und Daphnien zur Wohnstätte dient. Letztere 222 Vereins-Naclirichten. sind oftmals die Träger von im Jugendstadium be- findlichen Fischparasiten. — Es ist auch schon vor- gekommen, dass die Cyclops die Fische, von denen sie gefressen werden sollten, sich selber zu Gemüte gezogen haben. — Die jetzt soviel angepriesenen roten Mückenlarven sind ein vorzügliches Winterfutter. Am praktischten und vor Verlust am meisten geschützt bewahrt man sie in einem flachen Gefäss bei 1 cm Wasserstand auf; das Wasser muss alle Tage erneuert werden und kann man sie dann wochenlang halten. Wenn man rote Mückenlarven verfüttert, ist zu empfehlen, zwischendurch Trockenfutter zu geben ; die fetten Larven könnten eventl.Verdauungsstörungen bei unseren Lieblingen hervorrufen. Nur den grös- seren Fischarten gebe man ganze Mückenlarven; den kleineren Arten, Girardinus, Rivulus,Haplochilus, kleinen Barben usw. biete man nur in Stücke geschnittene Larven an. Es ist schon häufig vorgekommen, dass kleinere Fische daran erstickt sind. An lebendem Futter hat man für grössere Fische, Cichliden usw. noch die sogenannten Flitterfische, d.li. junge Weiss- fische. Auch werden Regenwürmer eventl. zerkleinert sehr gern genommen. In Nr. 49 der „Wochenschrift“ werden von Herrn Hermann, Beuthen O/S., Raupen und Puppen von Schmetterlingen als Winterfutter empfohlen. Dieselben mögen als Futter sehr gut sein; ich habe sie nicht probiert. Raubfische (Acara, Chan- chito, Makropoden etc.) tuen sich auch an Schnecken gütlich; man hüte sich, die roten Posthorn- und andere Schnecken, wenn man diese nicht gerade los sein will, in ein mit solchen Fischen besetztes Aquarium zu setzen. — Nun noch einiges über die Trockenfutter- sorten. Es gibt sogenannte Mischfutter (dazu ge- hört das Bartmannsche und „Exquisit“ von Preusse) und Präparate („Piscidin“). Ueber die Güte der ein- zelnen Mittel will ich mir kein Urteil erlauben. Staub- förmiges Futter gebe man, ausser an die Jungfische, nicht, da dieses das Wasser trübt. — Künstliches Mischfutter kann man sich auch selber hersteilen aus getrockneten niederen Wassertieren und geriebenen Salatblättern. Der japanische Fischkuchen ist als tägliches Futter nicht zu verwenden: Schleierfische nehmen ihn gern, doch soll er nur zur Abwechslung gegeben werden. Bei der Fütterung und besonders Trockenfütterung ist zu raten, nie mehr zu geben, als die Fische mit einmal fressen. — Zum Schluss wird noch erwähnt, dass in Wasser, in dem Fleisch gewaschen wurde, oder wo Blut in das Aufgussbecken getan wurde, sehr viel Infusorien erzeugt werden. R. Typky. Berlin. „Triton“ (E. V.) Bericht über die 14. ordentliche Sitzung am Freitag, den 8. Januar 1909. Der erste Vorsitzende begrüsst die zum ersten Male im neuen Jahre erschienenen zahlreichen Mit- glieder und Gäste und erwidert nochmals auf diesem Wege die verschiedenen von Freunden des „Triton“ und von anderen Vereinen eingetroffenen Glück- wünsche zum Jahreswechsel. Herr P. Francke vom „ Wasserstern“-Charlottenburgliat es inliebenswürdiger Weise unternommen, über seine erfolgreichen Ver- suche in der Haltung von Süsswasserschwämmen zu be- richten. Ueber die Schwierigkeit des Haltens von solchen im Aquarium sind so mancherlei Fabeln ver- breitet, dass es eine Freude ist, von einem Liebhaber einmal das Gegenteil zu hören. Herr Francke ent- deckte Süsswasserschwämme beim Baden im Tegeler- see; es handelt sich wohl hier hauptsächlich um Euspongilla lacustris, welche in der Umgegend Berlins ziemlich verbreitet ist. Er setzte sie in sein Aqua- rium und hatte die Freude, sie ohne weiteres ge- deihen zu sehen. Man muss einzig und allein die Vorsicht gebrauchen, sie mit ihrer natürlichen Unter- lage, am Stein oder über einen Zweig gestreift, in ihrer natürlichen Lage einzusetzen oder, wenn diese beim Sammeln verloren gegangen ist, ihnen eine neue zu gebeu. Die Ernährung geschieht nur durch mikroskopische kleine Lebewesen, wie sie im Detri- tus, in der Schlammschicht, welche den Bodengrund bedeckt, in genügender Menge vorhanden sind. Da ist es denn zweckmässig, wenn Fische und andere Tiere, die den Bodengrund aufwühlen, im gleichen Behälter vorhanden sind; die Schwammkolonie strudelt diese Nährflüssigkeit durch ihre mit Flimmer- haaren dicht besetzten Kanäle hindurch und behält die nahrhaften Bestandteile daraus zurück. Sehr in- teressant ist das allmähliche Wachsen und die Bil- dung von Tochterkolonien zu beobachten. Das Mikro- skop gibt Aufschluss über den organischen Bau des Süsswasserschwammes, deutlich sind die Kalknadeln zu erkennen, welche das haltbare Gerüst zum Auf- bau der Kolonie hersteilen. Herr Francke wendet diesem wenig beachteten Zweige der Liebhaberei sein volles Interesse zu; er wird sich bemühen, die wissenschaftlichen Namen seiner Schwämme fest- stellen zu lassen und auch bestrebt sein, weitere Arten zu beobachten. Er ist auch gern bereit, Lieb- haber, die sich dafür interessieren, mit Material zu versehen und ihnen lebende Schwämme zur Ver- fügung zu stellen. Wir danken Herrn Francke für seine interessanten Mitteilungen und hoffen, später noch mehr darüber zu erfahren. — Hierauf folgte die übliche Verlosung und Versteigerung von zahl- reichen Fischen aus unserer Versandabteilung, sowie eine Verteilung von roten Mückenlarven, die sich als Futter für grössere Fische ihre dauernden Freunde erworben naben. Der Vorstand. Bericht über die 15. ordentliche Sitzung am Freitag, den 22. Januar 1909. Ein Nichtmitglied bittet uns, ihm im „Fragekasten“ mitzuteilen, „ob die Hautgeschwüre der Sumpfschild- kröten ansteckend sind“. Da derartig allgemein ge- haltene Anfragen uns leider recht häufig zugehen, möchten wir hierzu bemerken, dass es geradezu un- möglich ist, solche auf Erkrankungen bezügliche Fragen in irgend brauchbarer Weise zu beantworten. Abge- sehen davon, dass in diesem Falle der Ausdruck „Hautgeschwür“ eine ganz unsichere Bezeichnung dar- stellt, unter der man alles mögliche verstehen kann, kommt es doch vor allem darauf an, die Ursache der Erkrankung zu kennen. Da aber die meisten der- artigen Hauterkrankungen infektiöser Natur sind, dürften sie sämtlich als mehr oder minder ansteckend zu betrachten sein. Im übrigen verweisen wir auf das interessante Heft 51 (Jahrgang 1908) der „Blätter“, die sogenannte Schildkrötennummer; gewiss dürfte darin der Fragesteller mancherlei Antworten auf seine Fragen und auch sonstige Anregungen für seine Spezial- liebhaberei gefunden haben. — Wie auch noch am toten Tiere der Tierliebhaber seine Freude haben kann, beweist eine Mitteilung der Frau Siber: die- selbe hat einen kurz vor dem Geburtsakte einge- gangenen Feuersalamander geöffnet und fand in der Bauchhöhle, längs des in der Mitte lingenden Eier- stockes, rechts und links in zwei Reihen angeordnet 32 schon fast völlig ausgebildete junge Salamander vor. — In ihrem Vereinsbericht vom 8. Oktober 1908 spricht die „Iris “-Frankfurt a. M. von einem wirk- samen Mittel gegen Blattläuse auf Schwimm- und Sumpfpflanzen der Aquarien. „Die Antwort darauf,“ heisst es, „gibt Herr Reitz und zwar empfiehlt er Chrysanthemum australis- Pulver, mit welchem die Pflanzen bestäubt werden, und den Fischen unschäd- lich ist.“ Nach dem Pulver von Chrysanthemum australis haben wir vergebens Ausschau gehalten. Eine der grössten Vegetabilienfirmen der Welt schreibt uns, dass ihr dieses Pulver gänzlich unbekannt sei; zum Zwecke der Insektenvertilgung verwende man die gemahlenen Blüten von Chrysanthemum cinerarii- folium. Es ist dies das altbekannte sogenannte persische Insektenpulver. Wir möchten aber vor dessen An- wendung, ohne besondere Vorsichtsmassregeln zu brauchen, warnen. Es müsste bei Ueberwasserpflanzen die Wasseroberfläche mit Papier abgedeckt werden, um das abfallende Pulver aufzufangen. Wir haben selbst einmal beobachtet, wie ohne diese Massnahmen eine ganze Anzahl kräftig entwickelter Paraiilapia eingegangen sind. Es würde uns interessieren, die Bezugsquelle des oben genannten Pulvers zu erfahren. Zum Schluss der Sitzung gelangen Fische aus der Ver- sandabteilung zur Gratisverlosung und Versteigerung. Der Vorstand. Vereins-Nachrichten. 223 Breslau. „Proteus“ (E. V.) Gegründet 1908. Ans der Sitzung vom 23. März 1909. Anschluss des Vereins an die Best re- bungen der Naturdenkmalpflege. — Pro- paganda für das Halten kleiner Seewas- seraquarien. — Autogen gesell weis ste Aquariengestelle von Herrn Ing. Ander- mann, Breslau. Der Vorsitzende spricht in längeren Ausführungen über die „Naturdenkmalpflege“ und darüber, wie sich unser Verein zu diesen Bestrebungen stellen will. Er nimmt dabei Bezug auf die Veröffentlichungen der Herren Dr. Hermann und Dr. Wolterstorff („Wochen- schrift“ VI, No. 5, 6 und 9) und tritt dafür ein, ihren Vorschlägen zu folgen und auch in unseren Satzungen zum Ausdruck zu bringen, dass wir für alle Bestreb- ungen eintreten, welche den Schutz der Naturdenk- malpflege, insbesondere unserer heimischen Tier- und Pflanzenwelt bezwecken. Er berichtet über den Demon- strationsvortrag des Herrn Prof. Dr. Gürich, dem Ge- schäftsführer vom Provinzialkomitee für Naturdenk- malpflege in Schlesien, der am 19. d. M. im „Schle- sischen Museum für bildende Künste“ stattfand, und zu dem unser Verein eingeladen war. Es war eine kleine, ausgewählte Gesellschaft erschienen, darunter auch unser Herr Oberpräsident Exzellenz Graf v. Zedlitz v. Trützschler, der an der Spitze der schlesischen Be- wegung steht. Der Jahresbericht legte Zeugnis davon ab, dass man auch in unserer Heimatprovinz schon tüchtig an der Arbeit ist, dass aber noch viel zu tun bleibt. Hier müssen sich Regierung, öffentliche Institute, reiche und opferwillige Private die Hand reichen, um Dinge zu erhalten, die sonst unwiderbringlich verloren sind und nie wieder erworben werden können. Wenn wir nicht einmal von einer späteren Generation schweren Tadel erfahren wollen, ist es erforderlich, hier schnell und zielbewusst zu handeln. Deshalb haben sich zum Zweck der Arbeitsteilung schon Bezirkskomitees ge- bildet und zwar für die Kreise Liegnitz, Bunzlau, Goldberg-Haynau, Lüben, Jauer, und Bolkenhein. Für die Kreise Glogau, Legau, Grünberg, Freystadt, Hirschberg, Landeshut, Löwenberg und Lauban sind sie in Vorbereitung. Hier kann jeder ein- wirken, der Sinn für Natur und ursprüngliches Leben hat und nicht will, dass unsere Nachkommen dereinst nichts mehr von einem ursprünglichen deut- schen Wald, einem Moor oder einer Heide zu sehen bekommen, und dass Tiere, die heute noch zu den häufigeren gehören (z. B. die Ringelnatter) ihnen nur noch in Spiritus konserviert vorgezeigt werden können. Um unsere Bereitwilligkeit zu zeigen, bei diesen Be- strebungen mit Hand anzulegen, haben sich zwei Herren unseres Vereins erboten, Herrn Prof. Dr. Gürich bei der Sichtung des Stoffes, soweit es sich um die Tier- und Pflanzenwelt des Wassers handelt, behilf- lich zu sein. Ausserdem werden wir unsere Bestreb- ungen für die Sache dadurch dokumentieren, dass wir als Anhang an unseren grossen Lichtbildervortrag am 3. April d. Js. eine kleine Uebersicht über die Zwecke und Ziele der Naturdenkmalpflege geben, die wir auch noch durch geeignete Lichtbilder anregender gestalten werden. Herr Musshoff tritt lebhaft dafür ein, dass sich auch in unserer Mitte die „Seewasseraquarik“ An- hänger erwerben möge, zumal nach seinen Erfah- rungen die Sache mit geringen Ausgaben auch im Kleinen betrieben werden kann. Angeregt wurde Herr Musshoff selbst durch die Artikel Köhlers in den „Blättern“ und die Ausführungen Mülleggers in der „Wochenschrift“. Er ging deshalb kurzerhand dazu über, sich ein kleines Seewasseraquarium an- zulegen, von dessen gutem Zustande wir uns selbst überzeugen konnten. Wer kleine, nur wenig besetzte Behälter hat, braucht keine Durchlüftung. Aber auch diese ist für den Kleinbetrieb vollständig ausreichend durch den Beckerschen Tropfendurchlüfter herzu- stellen , der ob seiner Einfachheit und Billigkeit (Mk. 4. — ) noch lange nicht genug gewürdigt wird. In der Diskussion erklärten sofort vier Herren, dass auch sie einen Versuch mit dem Seewasseraquarium machen wollten, dass sie aber nicht recht wüssten, wie man im hiesigen Ort in den Besitz von See- wasser gelangen solle. Da ein erfahrener Praktiker im grossen und ganzen dem natürlichen Seewasser den Vorzug gebe, so wäre vielleicht vorzuschlageu, dass der Verein Seewasser kommen Hesse, und lür den Selbstkostenpreis an Mitglieder abgebe. Hierzu bemerkt Herr Tiedemann, dass er persönlich bereit sei, eine grössere Menge Seewasser per Schiff zu be- ziehen, bei sich zu lagern und für den Selbstkosten- preis abzugeben. Dieser Vorschlag wird dankend an- genommen. Ein alter Bekannter von uns, Herr Ingenieur Andermann-Breslau, selbst ein eifriger und erfolg- reicher Aquariker, hatte uns autogen geschweisste Aquariengestelle, deren Vertrieb er übernommen hat, zur Ansicht geschickt; zum Vergleich hatte er ein autogen geschweisstes Gestell einer Konkurrenzfirma (Ingenieur F. Reichenbach, Klotzsche -Dresden) bei- gefügt. Der Unterschied war selbst für einen Laien auffällig, und die Fachleute unter uns lobten ein- stimmig die Sauberkeit der Arbeit und die relative Preismässigkeitder AndermannschenGestelle. Mehrere derselben wurden gleich von den angehenden See- wasseraquarikern bestellt, so dass wir dem Herrn Ingenieur Andermann für den Absatz seiner Ware das beste Prognostikon stellen können. — Demon- stration von Badis badis und Betta trifasciata. Dr. Deupser, Deutsch-Lissa. Dortmund. „Triton“. Sitzung am Freitag, den 9. März 1909. I. Eingänge und Geschäftliches. Wie bereits im vergangenen Jahre angeregt wurde, ist beabsichtigt, zusammen mit dem „Naturwissenschaftlichen Verein“ ein Insektarium einzurichten. Dasselbe soll seine Auf- stellung im hiesigen botanischen Garten erhalten. Die Beaufsichtigung soll durch ein Kuratorium, be- stehend aus einem Herrn von der Stadtverwaltung, zwei Herren vom „Naturwissenschaftlichen Verein" und zwei Herren unseres Vereins, geschehen. Die Unkosten werden von beiden Vereinen gemeinsam getragen. Es wurde beschlossen, unsererseits aus dem Schulfonds Mk. 50.— zu bewilligen und als Kuratonums- mitglieder den jeweiligen I. Vorsitzenden und den Präparator zu nehmen. Unsere Präparatensammlung soll dem naturwissenschaftlichen Museum, welches vorläufig in der Oberrealschule untergebracht ist, unter Vorbehalt des Eigentumsrechts übergeben werden. Die Instandhaltung hat wie bisher durch unsern Präparator zu geschehen. Vereinsseitig werden 50 Dosen Fisch- futter „Exquisit“ bestellt. II. Vorstandswahlen. Die Vorstandswahl wird in Anbetracht des grossen zu erledigenden Materials bis zur nächsten Sitzung verschoben. III. Vortrag des Herrn Gernoth: „Das biologische Gleichgewicht im Wasser.“ Ein ausführlicher Bericht erübrigt sich, da derselbe als Sonderbericht veröffent- licht werden soll. Bemerkt sei, dass den interessanten Ausführungen lebhafter Beifall gezollt wurde. Wie beabsichtigt, veranstaltete der Verein am 21. d. M. einen gemeinschaftlichen Ausflug nach der Fischzuchtanstalt des Freiherrn v. Twickei in Ahsen. Das gute Wetter einige Tage vorher liess eine gute Beteiligung erhoffen. Leider setzte der Sonntag mit Regen an. Trotzdem hatten sich noch 12 Personen eingefunden, die es sicherlich nicht bereut haben. Das Programm, Eisenbahnfahrt bis Selm, zweistündige Wagenfahrt bis Ahsen und V2 stündiger Fussmarsch nach der Anstalt, wickelte sich glatt ab. Der Regen war nicht anhaltend genug gewesen, die sandigen Landwege zu durchnässen, sodass sogar unsere Damen trockenen Fusses ohne Anstrengung zur Anstalt ge- langten. Vom Fischmeister der Anstalt, Herrn Löhr, empfangen, besichtigten wir zuerst die einzelnen Teiche, von denen einzelne die respektable Grösse von 50 Morgen haben. Sämtliche Teiche haben Durchfluss. Die Hauptaufgabe der Anstalt ist neben der Zucht von Karpfen, Goldorfen und Schleien die künstliche Zucht von Forellen (Bachtorelle, Bachsaibling, ameri- kanische Regenbogenforelle). 224 Vereins-Nachrichten. Die künstliche Fischzucht wird bei lachsartigen Fischen mit grossen leicht abstreichbaren, nicht kleben- den Eiern angewendet. Sie ist bedeutend rationeller, weil ein viel grösserer Prozentsatz von Eiern zu lebens- fähiger Brut entwickelt wird, als bei der natürlichen Fortpflanzung in freien Gewässern. Zum Zwecke der künstlichen Befruchtung wird der Laich einiger laich- reifer Weibchen trocken in eine Schüssel abgestrichen, mit dem gleichfalls abgestrichenen Samen eines reifen Männchens gemischt und dann erst mit Wasser über- gossen. Nach einigen Minuten sind die Samenfäden in die Eier eingedrungen und haben sie befruchtet. Die Eier werden nun in schützenden Bruttrögen, denen dauernd ein Strahl reinen, schlammfreien, sauerstoff- haltigen Wassers zugeführt wird, erbrütet. Schimmern die schwarzen Augenpunkte durch die Eischale, so sind die Eier versendbar und können wochenlang trocken verschickt werden. Die Jungen schlüpfen zuerst mit dem Schwanz aus und behalten noch einige Zeit ihren Dottersack. Mit dem Kopf ausschlüpfende Tiere gehen ein. Ist der Dottersack aufgezehrt, dann werden die jungen Forellen in nahrungsreiche kleinere Gewässer (Brutteiche, Brutbäche, Brutgräben) gesetzt. Ein Forellenweibchen gibt bei einmaligem Ablaichen ca. 2000 Eier von 5 mm Grösse ab. Bedingung für eine rationelle Forellenzucht ist Sauerstoff- und mineralhaltiges, durchfliessendes Wasser. Je weniger Sauerstoff vorhanden, desto grösser muss die durch- fliessende Wassermenge sein. Unserer Präparaten- Sammlung wurde durch die Bereitwilligkeit der Ver- waltung Forellenbrut in allen Enwicklungssladien zugeführt. Es konnten uns von Herrn Lölir Forellen- zwillinge gezeigt werden. Dieses sind Forellen mit gemeinsamem Dottersack, die eingehen, sobald der Dottersack aufgezehrt ist. Der kurze Regen auf dem- Rückwege tat unserm Vergnügen keinen Abbruch. Vollauf befriedigt langten wir wieder in Dortmund an. Der Vorstand. I. A.: Blase. Dresden. „Ichtbyologische Gesellschaft“. 131. Ausserordentliche Versammlung am 25. März 1909. Die Pflanzensendung von Henkel- Darmstadt ist eingetroffen und wurden die verschiedenen Exem- plare gleichmässig unter die anwesenden Mitglieder verteilt. Die Sendung fiel zur Zufriedenheit sämt- licher Anwesenden aus. Frau Berta Kuhnt, Conradshöhe bei Tegel-Berlin, meldet für kommenden Donnerstag abermals ihren Besuch bei uns an, um bei dieser Gelegenheit wieder neue Sachen anzubieten. Unterzeichneter demonstriert die ersten Frühlings- boten dieses Jahres, welche er vergangenen Sonntag gelegentlich einer Exkursion im Lockwitzgrund bei Niedersedlitz-Dresden erbeutet, und zwar eine Rana ternporaria, 1 Tropidonotus natrix und 2 Stück Pelo- bates fuscus. Sehr gewundert haben wir uus über einen hiesigen Händler, welcher nach berühmtem Muster (ä la Warenhäuser) in seinem Geschäft sogenannte „95 Pfennig Tage“ während des hiesigen Jahrmarkts eingeführt hat. Die Herren Härtel, Adler, Giesemann, Hülsen- becher, Rauch, Seidel, Bessner, und Pätzsch stifteten zu Gunsten der Vereinskasse diverse Fische, letzerer Herr auch noch ein Gestellaquarium. Die Ver- steigerung brachte der Kasse Mk. 14 90 ein. Besten Dank. Verschiedene Gewinner verzichteten auf ihren Anteil und stifteten diesen zur abermaligen Verlosung. Da verschiedenen Herren die gegenwärtige Reihen- folge unserer Sitzungsabende nicht angenehm ist, wird beschlossen, unsere ordenl liehen Versammlungen um 8 Tage zu verschieben, so dass die nächste ordentliche Sitzung Donnerstag den 8. April 1909 stattfindet. Vom 1. April 1909 ab findet eine Erhöhung des Monatsbeitrags von 50 Pfennig auf 80 Pfennig statt, bei Gratislieferung der „Wochenschrift“. Wilhelm Schreitmüller, Schriftführer. Dresden. „Wasserrose“. Versammlung vom 20. Februar.1) Der 1. Vorsitzende eröffnet die Versammlung. Ver- lesen der letzten Niederschrift, Bekanntgabe der Ein- gänge. Die Firma „Vereinigte Zierfischzüchtereien Conradshöhe“ teilt mit, dass ein Vertreter der Firma demnächst in Dresden anwesend sein wird. Mitteilung des Verlags der „Blätter“, dass Dr. Wolterstorff in die Redaktion der „Blätter“ eingetreten sei. Wir wünschen Herrn Dr. Wolterstorff in seinem neuen Wirkungskreise volle Befriedigung und sehen ihn mit Bedauern von seinem bisherigen Tätigkeitsfelde scheiden. Er hat es während seiner Tätigkeit bei der „Wochenschrift“ nicht nur verstanden, das Blatt auf der übernommenen Höhe zu erhalten, sondern es stetig weiter zu entwickeln, war wohl sein eifrigstes Bestreben. Man darf jedenfalls mit gutem Grund be- haupten, dass dies Herrn Dr. Wolterstorff in vollem Masse gelungen ist. — Fischofferte des Vereins „Lud- wigia“-Hamburg. Schreiben des Vereins „Lotus“-Wien nebst neuen Satzungen. Verbindlichsten Dank. Auf- genommen wird Herr Max Gast, Mechaniker, Lortzing- strasse 4. — Hierauf ergreift Herr Assistent Rudolph das Wort zu einem längeren Vortrage zur 100jährigen Gedächtnisfeier von Darwin. In einstündiger freier Rede entwickelte Herr Rudolph vor unserem geistigen Auge ein Lebensbild des grossen Forscheis. Ausgehend von seinen Studienjahren, die ihn in die medizinische Wissenschaft einführen sollten, die ihn aber nicht be- friedigte, lag er später naturwissenschaftlichen Studien ob, bis die bekannte, 5 Jahre in Anspruch nehmende Weltumseglung unter Kapitän Fitzroy, welche dieser im Aufträge der englischen Regierung unternahm, den Grundstein legten zu seinen späteren wissenschaft- lichen Arbeiten, die geistiges Eigentum der ganzen gebildeten Welt geworden sind. An dieser Stelle auf Einzelheiten, auf charakteristische Züge aus Darwins Leben einzugehen, können wir uns versagen, da wir damit ein erschöpfendes Lebensbild doch nicht geben können und Einzelheiten, aus dem Zusammenhänge gerissen, leicht falsche Vorstellungen erwecken könn- ten. Reicher Beifall lohnte den Redner am Schlüsse seiner hochinteressanten Ausführungen. — Die Mit- teilungen von W. Köhler in „Blätter“ Nr. 7, Einfrieren von Fischen betreffend, wurden einer eingehenden Besprechung unterzogen. Wir haben bereits vor Jahren speziell beim Scheibenbarsch darauf hingewiesen, dass er sich unseren Temperaturverhältnissen vollkommen anzupassen vermag. Die Herren Jahn und Engsmann teilen hierzu mit, dass Scheibenbarsche bei ihnen be- reits bei 12° R mit Nestbau beschäftigt sind. Bei Unterzeichnetem begann ein altes Männchen bereits Mitte Januar an sonnigen Tagen seine Nestgrube auszuwerfen, trotz Gegenwart einer ganzen Anzahl einjähriger Scheibenbarsche, Pfauenaugenbarsche und anderer Sonnenfische! Herr Renz berichtet, dass seine Fische am Tage sich sehr apathisch und ruhig be- nehmen; er schiebt das auf den Einfluss einer nachts brennenden Strassenlaterne, die nicht weit von dem Aquarienfenster steht, zurück und begründet seine Ansicht damit, dass das intensive Licht der Laterne einen unnatürlichen Zustand schafft, der die Tiere auch nachts nicht zur Ruhe kommen lässt. Seines Erachtens ist daher auch die nächtliche Erleuchtung der Aquarien durch elektrische Glühbirnen, so schön der Anblick auch sein mag, nicht zuträglich für die das Becken bevölkernden Fische. Siehe „Wochen- schrift“ Nr. 4, Seite 43, Artikel von A. Kurtz-Kattowitz : „Meine Aquarienheizung“, und „Wochenschrift“ Nr. 6, Seite 77, Bericht der Vereins der Aquarien- und Ter- rarienfreunde Kattowitz, O.-S. Herr Renz hat später das Licht der Laterne durch eine Pappscheibe von der Grösse der Aquarienhinterwand abgeblendet und findet nun seine Fische seitdem viel munterer. — Herr Stein stiftet einen grossen Posten rote Mücken- larven, wofür hiermit bestens gedankt sei. — Zur nächsten Versammlung ist eine grössere Pflanzen- bestellung bei Henkel ins Auge gefasst. P. Engmann, Schriftführer. ') Eingegangen 30. März ! Dr. Wolterstorff. Vereins-Nachrichten. 225 Erfurt. „Aquarien- und Terrarienfreunde“. Sitzung vom 19. März 1909. Die an diesem Tage stattgefundene Versammlung, verbunden mit einer Ausstellung von ca. zwölf ver- schiedenen Arten Zahnkärpflingen, hat uns den Be- weis erbracht, dass unsere bisher gemachte Propa- ganda nicht ohne Erfolg gewesen ist. Der sonst für unsere Versammlungen hinreichende Saal war dicht besetzt und mussten leider viele Herren wegen Mangel an Platz die Versammlung wieder verlassen. Auf so starken Besuch hatten wir leider nicht gerechnet; man hat ca. 70—80 Herren gezählt. Nach ßegrftssung durch unseren Vorsitzenden führte uns Herr Dorn in kurzer aber interessanter Weise seine von ihm ausgestellten Kärpflinge vor, die in den selbstge- fertigten und mit Geschmack eingerichteten Behältern recht vorteilhaft zur Geltung kamen. Wir wollen nicht verfehlen, Herrn Dorn für seine grosse Mühe nochmals an dieser Stelle unseren Dank abzustatten. Da Herr Dorn die verschiedenen Fische als verkäuf- lich anbot, so wurde hiervon von Seiten der Gäste und Mitglieder ausgiebig Gebrauch gemacht. Weiter ausgestellte Scheibenbarsche fanden auch schnellen Absatz. Herr Stenger stellte ein stattliches Paar Poecilia reticulata aus, sowie ein Salonaquarium mit Messingeinfassung, das vermittels einer eingebauten Zirkulationsröhre, unter die die Flamme gestellt wird, geheizt werden kann. Herr Schönheinz legte eine neue Konstruktion eines Schlammhebers vor, der von dem gewöhnlich gebräuchlichen insofern abweicht, als die Saugröhre ausserhalb angebracht ist, die bekanntlich beim alten inmitten des zur Schlammaufnahm e dienen- den bauchigen Teiles liegt. Dies für die Reinigung unserer Behälter so wichtige Instrument fand gute Aufnahme. Zum Schluss brachte uns noch ein Gast, Herr Deutschmann, eine grosse Ueberraschung. Aus einer Handtasche, deren Inhalt man beim Eintritt dieses Herrn in unsern Vereinssaal nicht erraten hätte, brachte er ein grossartiges Exemplar einer Riesenschlange, die ca. 2 m Länge hatte. Genannter Herr hat solche seit ca. einem Jahr in Besitz. Es er- regte grosses Interesse, auch einmal ein Terrarientier in unserer Versammlung zu sehen, zumal dieser Zweig unserer Liebhaberei bislang noch keinen Anhänger unter uns gefunden hat. Infolge des zahlreichen Besuchs war es uns bedauerlicherweise nicht möglich, alle Punkte der Tagesordnung zu erledigen. Alles drängte sich um die so grossartig arrangierte Ausstellung und nur mit vieler Not konnte man sich ein Plätzchen in unmittel- barer Nähe derselben sichern. Wir wollen hoffen und wünschen, dass wir im Laufe des Jahres öfters Ge- legenheit haben werden, mit kleinen Ausstellungen und Vorträgen an die Oeffentlichkeit heranzutreten, um unsere Liebhaberei nach Möglichkeit zu verbreiten. Für diesmal konnten wir vier Neuaufnahmen ver- zeichnen. Zur nächsten Sitzung am 2. April, ist eine grosse Gratisverlosung nur für Mitglieder angesetzt, in der unter anderem besetzte und unbesetzte Aquarien, Pflanzen, Fische, sowie verschiedene Hilfsmittel zur Verlosung kommen. Jedes Los gewinnt, darum ver- säume keiner die Versammlung, denn für jeden kann sie etwas Brauchbares zur bevorstehenden Saison bringen. W. Oschätzchen, Schriftführer. Frankfurt a. M. „Biologische Gesellschaft“. Sitzung vom 6. März 1909. [) Der Vorsitzende begrüsste die zahlreich erschie- nenen Damen und Gäste des Vereins und gab ganz besonders darüber seiner Freude Ausdruck, dass auch diesmal wieder die Mitglieder der „Iris“ so zahlreich vertreten waren. Er sprach dem befreundeten Verein den Dank des Vereins für sein Erscheinen aus. Wir hoffen, dass dies gute Verhältnis zum Nutzen unserer Liebhaberei auch weiterhin bestehen bleibe. Herr Gravelius, der Vorsitzende der „Iris“ dankte in herz- lichen Worten und sprach den Wunsch aus, dass beide Vereine künftig noch mehr befreundet werden möchten. Darauf erteilt Herr Stridde unserem lieben Gaste, Herrn Lehrer Herrmann, das Wort zu dem heutigen Vor- trage. Das interessante Thema: „Verstümmelung und Regeneration in der Tierwelt“, wurde eingehend be- handelt. Aufmerksam lauschten die Anwesenden. Ueber den Vortrag hier näher einzugehen, verbietet uns der Raum. Der Vortrag wird an anderer Stelle dieses Blattes erscheinen. Reichen Beifall belohnte Herrn Herrmann, und Herr Stridde handelte in un- serem Sinne, als er dem Redner unseren Dank ab- stattete. Die gewöhnlichen Eingänge wurden erledigt. Herr Stridde, der im November 1907 zu einem wissen- schaftlichen Versuche einen Salamander (Salaman- dra maculosa) getötet hatte, fand im Leibe 27 Junge vor, die er aufzog und wovon er heute zwei allerliebste Tierchen mitbrachte. Dieselben hatten eine Länge von 9 — ll'/s cm, waren noch im Jugendkleide und sehr zahm, so dass sie Fleisch von einem Stück- chen frassen. Bade, „Praxis der Terrarienkunde“ wurde vorgelegt und für den Verein erworben. Da sich in letzter Zeit die Mitgliederzahl stark vermehrte, genügt das bisherige Vereinslokal nicht mehr und wurde beschlossen, das grössere Lokal zu nehmen. Dazu wurde eine Hauptversammlung ein- berufen. Es soll der Vereinsabend auf Montag oder Dienstag gelegt werden. Ein Vereinsschrank, nach Angabe und Zeichnung äusserst praktisch gebaut, wijrde für Mark 85. — in Auftrag gegeben. Dann kaufte der Vorstand ein vorzügliches Mikroskop zum Preise von Mark 20. — an, das Herr Stridde so billig dem Verein zur Verfügung stellte. An die Stadtbehörde wurde eine Eingabe gerichtet, in der um Zuweisung eines günstig gelegenen Platzes gebeten wird, an wel- chem Futtertiere und Teiche zur Erhaltung von unseren Wasserpflanzen und niederer Tierwelt errichtet werden sollen. Zur nun beginnenden Gratisverlosung hatte Herr Albrecht 2 schöne Cypnis und Regenwürmer gestiftet, wofür ihm der Vereinsdank zuteil wurde. Der Verein selbst stellte als Gewinn 2 Paar Danios, 1 Paar Gambusen, 3 Paar Maulbrüter, 5 Paar Poecilia reticulata, 1 Paar Makropoden, 4 Paar Mollienisia formosa, 1 Paar Barbus conchonius, 2 Wettwale und 5 Thermometer. Dann ging man zum gemütlichen Teile über. Und erst spät trennte man sich. Hauptversammlung vom 16. März 1909. Beschluss: Vom 6. April ab findet der Vereins- abend jeden Dienstag Abend, pünktlich 9 Uhr, im grossen Saale unseres bisherigen Vereinslokales statt. Das bisherige Lokal erwies sich als zu klein. Fritz Fraenkel, I. Schriftführer. Görlitz. „Aquarium.“1) Generalversammlung am 22. Januar 1909. Anwesend waren 23 Mitglieder, welche vom Vor- sitzenden mit den besten Wünschen für das neue Jahr begrüsst werden. Die Eingänge waren reich- lich; Preislisten und Neujahrsglückwünsche zirku- lierten, einige Ameldungen wurden bekannt gegeben. Herr Dr. Finster machte hierauf die Anwesenden namens des Ausstellungsausschusses mit der Gene- ralabrechnung unserer vorjährigen Ausstellung be- kannt, die mit einem Ueberschuss abschloss und so- mit jeden befriedigen konnte. Dem Ausstellungs- kassier Herrn Kögel wurde Entlastung und der Dank für mühevolle Arbeit zu teil. Hierauf folgten die umfangreichen Jahresberichte des Schriftführers, Kassierers, Bibliothekars und Sammlungsverwalters, welche alle einen Fortschritt des Vereins auf allen für ihn notwendig gewordenen Lebensbahnen verzeicli- neten. Bei der nun folgenden Vorstandswahl lehnten die Herren Kögel, Voss und Matthieu eine Wieder- wahl ab Sollte sich jedoch ein gewissenhafter zweiter Schriftführer finden, würde letzerer Herr sich zur ferneren Arbeit bereit erklären. Das Resultat war folgendes : Dr. Finster, erster Vorsitzender, Gym- nasiallehrer P. Barthel, zweiter Vorsitzender, J. Ost- heimer, erster Schriftführer, A. Matthieu, zweiter Schriftführer, P. Reichelt, Kassierer, G. Bülitz, Biblio- thekar, E. Rüben, Sammlungsverwalter. Vergnügungs- kommission : O. Scholz (Leiter), Th. Breitenfeldt, C. ') Abdruck infolge Wechsels der Druckerei verzögert! Dr. Wolt. ') Abdruck infolge Wechsels det Druckerei verzögert! Dr. Wolt. 226 Vereins-Nachrichten. Schonder. Kassenrevisoren: R. Junge und 0. Wiede- mann. Sämtliche Herren nahmen die Wahl an. Hierauf Etatfeststellung für 1909. Näheres hierüber ging den Mitgliedern bereits zu. Hierauf wurden noch einige interne Vereinsangelegenheiten erledigt. Nunmehr stattet der neue Vorsitzende dem alten Vorstände, in erster Linie unserem bewährten und trotz seines hohen Alters stets arbeitsfreudigen Herrn Kögel, den Dank der Versammlung ab. Herr Kögel zeigte die berühmte Gelatinedecke mit besserem Rahmen vor, die trotz aller Messingecken und sonstigen Verzierungen immer noch nicln gefiel. A. M. Sitzung am 5. Februar 1909. Von den Eingängen interessiert besonders ein Bücherangebot von Otto Preusse, Frankfurt, das von den Herren Dr. Finster und Matthieu warm empfohlen wird. Bestellt wird davon „Brehms Tierleben“ (Band Niedere Tiere) und „Deutsche Tiefseeexpedition“. Zur Wiederaufnahme hat sich Herr Instrumenten- bauer Richter gemeldet. Hierauf sprach Herr Barthel über „Moderne Teichwirtschaft“. War das auch ein Thema, das uns Aquaristen weniger interessiert, so war Redner doch imstande, seine Zuhörer bis zum Ende zu fesseln. Interessant waren die Schilderungen über die verschiedensten Bodenbeschaffenheiten, aus denen wir unsere Schlüsse zur Anlage unseres zweiten Futtertünipels in Leschwitz bei Görlitz ziehen werden. Ist doch die Bodenbeschaffenhenheit das Grundprinzip für ausgieb'ge Futtertümpel! Lebhafter Beifall lohnte den Vortragenden Herr Dr. Finster referierte sodann über verschiedene Artikel in den „Blättern“. Davon bildete „Die Fettschicht auf den Aquarien“ den wichtigsten Diskussionsstoff. Herr Kowallik vernichtete die Fettschicht auf der Wasser- oberfläche durch einige Tropfen absoluten Alkohol. Nach reger Debatte wurde beschlossen, neue Bücher im Anschaffungsjahr nicht länger als zwei Wochen pro Mitglied zu belassen. Ebenso wird stets nach dem Vortrage eine viertelstündige Bibliothekspause eintreten. In die Vortragskommission wurden ge- wählt die Herren Kögel, Dr. Geist und Matthieu. Die Veranstaltung eines Herrenabends wurde be- schlossen und näheres hierfür noch Vorbehalten. Sodann Verlosung von Fischen. A. M. Sitzung am 19. Februar 1909. Nach Bekanntgabe der verschiedensten Eingänge, Abhaltung der Literaturreferate durch Herrn Dr. Finster ergreift Herr Buhtz zu seinem Vortrag über „Musterschutz und das Prioritätsrecht“ das Wort. Zunächst verschaffte Herr Buhtz seinen zahlreichen Zuhörern genaue Kenntnis über Patent- und Muster- schutz im besonderen. Ferner besprach er ein- gehend den Instanzenweg zur Erlangung des Schutzes, um mit der Auslegung des Prioritätsrechtes zu scliliessen. Hierbei fand auch der Fall „Proteus“, E. V., Breslau, gegen „Aeltester Proteus“, Breslau, betreffend Fischtransportkanne mit eingebautem Ther- mophor, eingeliende Erwähnung. Der Vortragende wie alle Redner waren der Meinung, dass Herr Dr. Deupser sich in dieser Angelegenheit im Irrtum be- fände. Nach umfangreicher Diskussion, Vorzeigung von Neuheiten, unter anderem ein auswechselbares Futtersieb, wurde unter „Verschiedenem“ beschlossen, den Herrenabend am 27. März im Vereinslokal abzu- halten und Herrn Kögel für seine Verdienste um den Verein zum Ehrenmitglied zu ernennen. Hierauf Verlosung eines Salonaquariums und von Pflanzen. A. M. Sitzung am 5. März 1909. Herr Dr. Finster hält ein interessantes Referat über Marisa rotula, ihre Pflege und Zucht. Manch’ neues bekam man dabei zu hören und es spornte an zur Haltung dieserschönen Schnecke. Anschliessend hieran hält Herr Matthieu seinen Vortrag über „Der Heerwurm.“ Diese seltene Naturerscheinung schil- derte Redner in einer märchenhaften Erzählung, er- örterte den beim Erscheinen desselben entstehenden Aberglauben, und schloss mit einer genauen Auf- klärung über das Madenheer. Bekanntlich besteht der Heerwurm aus einer unzähligen Zahl kleiner Maden, die in Färbung grauweiss und deren Körper ziemlich durchsichtig ist. Es ist die Made von Tibula mirabilis, jener winzig kleinen Fliege oder Mücke, die man oft kurzweg Trauermücke nennt. Diese Maden sondern eine schleimige Masse ab, durch die sie in einer Breite von ca. 30 cm und einer Länge von ca. 3 bis B1/2 m zusammengehalten werden. Ihre Lebensdauer beträgt höchstens drei Tage; eben- so lange existiert nur das sich aus denselben ent- wickelnde Insekt. In Deutschland ist der Heerwurm mehrere Male in Thüringens Bergen gesehen worden und ist bis jetzt eine Seltenheit geblieben. Reicher Beifall und Diskussion folgte. — Unter „Verschiedenem“ fand das Programm zum Herrenabend grosses Inte- resse. Zur Verlosung stand ein zusammenlegbares Daphniennetz und ein Exkursionskasten. Nach der Ver- losung wurde seitens des Herrn Gattig angeregt, fernerhin mehr Fische zu verlosen. Der Wunsch wird erfüllt werden ; mussten doch aber vorerst noch einige Ausstellungsgewinne, die nicht abgeholt worden sind, wegen des endgültigen Rechnungsabschlusses aufgebraucht werden. A. M. Sitzung am 19. März 1909. Von Eingängen fand der „Kalender für Aquarien- und Terrarienfreunde“, aus dem Verlage des „Kos- mos“ eingehende Besprechung. Das Vereinsver- zeichnis ist mangelhaft, so ist der Verein,, Aquarium Görlitz“ gar nicht erwähnt, trotzdem er Mitglied des „Kosmos“ ist. Gewusst hat man ja, dass derselbe existiert, denn einige kleine Notizen aus seinen Vereinsberichten hat man zur Vervollständigung des Kalenders verwendet. Ueber die „Deutsche Tiefsee- expedition“ hielt Herr Dr. Finster einen eingehenden Vortrag, zugleich aus deren Forschungen Schlüsse ziehend für das Leben verschiedener Seetiere in unsern Behältern. Sodann Vorzeigung von Neuheiten. Die Triumphlampe (für Petroleum) hatte Herr Dr. Finster Probe gebrannt und ist er damit sehr zu- frieden. Herr Ingenieur Ilerrling zeigte den Gas- blaubrenner „Perfekt“ der Firma Kindel & Stössel vor. Einige Mitglieder bestellten und werden später darüber berichten. Angemeldet hat sich Herr Thomas, Kaufmann. Auf Antrag des Herrn Matthieu wurde beschlossen, die „Blätter“ in zwei Exemplaren zu halten. Verlost wurden mehrere Pärchen Pocilia reticulata und von Herrn Ostheimer gestiftete Qirar- dinas. A. M. Halle a. S. „Daphnia“ E. V. Der Verein veröffentlicht Ergebnisse seiner Tätigkeit nur, sofern sie auch für weitere Kreise wichtig genug erscheinen und nur im redaktionellen Teile der „Blätter“. Vereinsberichte bringt er grund- sä t z 1 i c h n i c h t. P o e n i c k e. Magdeburg. „Aquaria“. Nach Bekanntgabe der Eingänge ging der Vor- sitzende Herr Maue zum Thema: „Neue Importen“ über. Unter anderem wurde die neue Cichliden-Art, welche sich besonders durch ihre Farbenpracht aus- zeichnet, in Augenschein genommen, auch Platy poecilia Mollinesia latipinna wurde den Mitgliedern gezeigt. An die Ausführungen schloss sich eine rege Diskussion. Unter „Verschiedenes“ wurden noch einige Liebhaber- fragen erledigt und das brünstige Exemplar von Triton vulgari subsp. graeca Wolt. f. Tomasinii (überwintert!) gezeigt. Alsdann wurden 8 Triton viridescens verlost. Berger, Schriftführer. Magdeburg. „Vallisneria“. Sitzung vom 9. März 1909. *) In der heutigen Sitzung beschäftigten wir uns mit der Fauna der Süsswasserfische der neotropischen Region. Diese übertrifft zwar die afrikanische und indische Region an Arten, kann sich aber an Mannig- faltigkeit der Fischformen nicht »mit diesen Gebieten messen. Sowohl an Familien, als auch an Gattungen *) Abdruck infolge Wechsels der Druckerei verzögert! Dr. Wolt. Vereins-Nachrichten. 227 tritt sie hinter der indischen und noch mehr hinter der afrikanischen RegLon zurück. Was wir bis jetzt an tropischen Fischen von Süd- und Zentralamerika, einschliesslich Südmexiko, erhalten haben und in Zu- kunft noch erhalten werden, lässt sich meistens auf den ersten Blick in die vier grossen Familien der Siluriden, zu denen wir noch die von Boulenger als besondere Familien abgetrennten Loricariiden und Asprediniden rechnen wollen, der Characiniden, der Cichliden und der Cyprinodonten einreihen. Um so schwieriger ist vielfach die Feststellung der Arten, die oft nur sehr schwer von ihren nächsten Ver- wandten zu unterscheiden sind. Charakteristisch für die neotropische Region, und nur dort zu finden, sind die Gymnotiden. Die Symbranchiden und Dipnoer sind je durch eine Art, die Osteoglossiden durch zwei Arten vertreten. Karpfenartige Fische fehlen gänz- lich, obwohl sie in Nordamerika häufig sind. Von den Vereinigten Staaten aus hat sich eine Ganoiden- art, Lepidosteus viridis, in Kuba und Zentralamerika eingebürgert. Auffällig ist das Vorkommen eines blinden Fisches, Lucifuga subterranea, in den unter- irdischen Gewässern der Höhlen Kubas, der zu den Ophidiiden, die sonst nur Meeresbewohner sind, ge- hört. Abgesehen von einer Anzahl Süsswassermug.- liden und -KJupeiden besitzt die neotropische Region einige barschartige Fische, wie die zu den Nandiden gehörigen Gattungen Polycentrus und Monocirrus und die Serranidengattung Centropomas , ausserdem die zu den Gobiiden gehörigen Gattungen Eleotris und Sicydium, die aus dem Meere in das Süsswasser vor- gedrungen sind. Auch die interessante Gattung Tetrodon aus der Familie der Gymnodonten ist in den Flüssen Brasiliens als Süsswasserfisch vertreten. Die in unserer Bibliothek vorhandenen, mit prächtigen, grossen Tafeln ausgestatteten Werke: „Süsswasserfische des südöst- lichen Brasilien“, „Beiträge zur Kenntnis der Fluss- fische Südamerikas“, „Fische aus Zentralamerika“ von Steindachner, „Fische aus dem Rio Paraguay“ von Boulenger und die „Monographie der Loricariiden“ von Regan, gaben den Vereinsmitgliedern ein anschau- liches Bild von der tropisch südamerikanischen Fisch- welt. Hierbei machen wir noch darauf aufmerksam, dass die in dem an zweiter Stelle der vorstehend an- geführtenWerkeSteindachners neben Cynolebiasbellotti abgebildete Art Cynolebias maculatus, wahrscheinlich nur ein Weibchen der ersteren Art darstellt. Die Tiere, die Steindachner beschrieben hat, waren ihm von Dr. Bellotti vom Mailänder Museum zugesandt und stammten vom La Plata. In Folge des ziemlich be- deutenden Geschlechtsdimorphismus sind vermutlich Männchen und Weibchen als besondere Art ange- sprochen worden. J. Nürnberg. „Heros“. Sitzung am 2. März 1909. Anwesend 28 Mitglieder und 1 Gast. Der 1. Vor- sitzende, Herr Gruber, gibt den Einlauf bekannt. Hierauf gelangen die Ehrendiplome für die Ausstellung an die anwesenden Aussteller, die sich leider gerade heute in nur geringer Anzahl eingefunden hatten, zur Verteilung. — Vor einiger Zeit hat Prof. Fleisch- mann aus Erlangen in Fürth eine Reihe von volks- tümlichen Vorträgen über das Tierleben im Wasser und die Wunderwelt im Meere gehalten. Da uns diese Vorträge zur Verfügung stehen, werden auf all- gemeines Verlangen zwei derselben verlesen: 1. See- rosen und Korallen, 2. Muscheltiere. Ferner gelangt eine sehr ansprechende Abhandlung: „Verschlafene Sorgen“, enie naturwissenschaftliche Plauderei über den Winterschlaf von Joh. Reichelt-Dresden zur Ver- lesung.— Tm weiteren Verlauf der Sitzung bespricht der 1. Vorsitzende die neuesten Eingänge aus der Fachliteratur. — Aus dem Fragebogen kommt zur Be- sprechung: „Wie kann verdorbenes Wasser wieder sauerstoffhaltig gemacht werden?“ Herr Bonnenberger empfiehlt, dasselbe an einem gut belichteten Ort zu stellen, es allenfalls zu durchlüften und Daphnien einzubringen. Herr Sperber erzählt, dass in einem Aquarium, in welchem sich Fische und Schnecken befanden, das Wasser plötzlich trüb und schlecht ge- worden sei. Nach Entfernung der Tiere blieb das Glas sich selbst überlassen; es stand in gutem Licht an einem Fenster nach Süden, und ohne weiteres Zutun klärte sich das Wasser von selbst. Herr Fahren- holtz berichtet, in einem mit Sagittarien bepflanzten Behälter sei das Wasser trüb und stinkig geworden und viele Pflanzen seien angefault. Nach einiger Zeit sei dann eine Menge kleiner weisser Würm- chen aufgetaucht und der Tätigkeit derselben sei es wohl zu "verdanken, dass das Wasser wieder rein geworden und der üble Geruch verschwunden sei. Herr Steiner verbreitet sich ausführlich über die ge- nannten Würmchen: Spirostomum ambiguum = Spiral- mund, die mit Pflanzen, Daphnien oder auch durch Staubatome den Weg in die Aquarien finden. Herr ILaage schildert das Auftreten dieser Würmchen in einem mit Malermuscheln besetzten Behälter. Das Ent- stehen des Spiralmundes bespricht noch Herr Gruber unter Berücksichtigung des Standortes und Herr Bonnenberger mit Bezugnahme auf das Einbringen von Futter in die Aquarien, da besonders Fleisch- fütterung die Vermehrung dieser Würmchen begünstgt. Nachdem noch einige Herren über die Strudel- oder Borstenwürmer gesprochen haben, ergreift Herr Nau- mann auf die Frage: „Was hinterlässt Piscidin 000 auf dem Grunddes Aquariums?“ das Wort und schildert, wie sich der Boden mit einer Schicht überzogen habe, die ein schimmeliges, spinnenwebartiges Aussehen hatte. Wiederholtes Abziehen mit dem Heber habe nichts genützt; dieser Belag sei immer wieder er- schienen. Derselbe wird als Begiatoa alba trevisan angesprochen, der zwar nicht dem Schönheitsinn eines jeden Beschauers entspricht, aber auch keine schäd- liche Wirkung hat. — Auf die Frage: „Welche Fische lohnen dem Anfänger in Bezug auf Schönheit und leichte Zucht?“ werden uuter Erwähnung verschie- dener einschlägiger Umstände Makropode und Maul- brüter und von den Einheimischen Stichling und Bitter- ling genannt. Die Verwaltung. Nürnberg. „Naturhistorische Gesellschaft“. Aqua- rien- und Terrarienabteilung. Sitzung vom 4. März 1909. (Schluss.) Gemäss der Tagesordnung ergreift sodann Herr Steiner zu seinem Vortrag über „Das Süsswasser- aquarium“ das Wort. Wenn auch diese Materie schon des öfteren in Fachzeitschriften und in Sitzungs- abenden der Aquariengesellscbaften behandelt worden ist, so versteht es doch Herr Steiner, durch seine auf langjährige Praxis beruhenden Erfahrungen und Beobachtungen das Interesse der Mitglieder wachzu- halten. Herr Steiner berichtet a) über die Geschichte des Aquariums, b) über die verschiedenen Behälter, c) Aufstellung derselben, d) Bodengrund, e) Bepflanz- ung und f) Füllung des Aquariums. In der nächsten Sitzung wird er daran einiges über Beseizung des Aquariums und über Pflege der Aquarienfische usw. anreihen. Auch Herrn Steiner wird durch den I. Ob- mann für seine Mühe der Dank der Sektion ausge- sprochen. Die Daphnienangelegenheit findet am kom- menden Sonntag Erledigung. Herr Lutz zeigt zum Schluss der Sitzung einige von Herrn Kühlken und Herrn Konsul Bach der Muttergesellschaft zum Ge- schenk gemachte Schlangen vor. So: 1. Tropidonotus ordinatus, die mit einer Zedernholzsendung aus Flo- rida eingeschleppt wurde. Diese Schlange hatte Herr Apotheker Kinkelin zwei Jahre lang, bis sie an Mundfäule eingegangen ist. 2. Coronella getula , eine Kettenschlange aus den Vereinigten Staaten, die sich hauptsächlich von Echsen nährt. 3. Ancistrodon piscivorus , eine Grubenotter aus den Vereinigten Staaten, eine ganz gefährliche Schlange, die sich meistens von Fleisch nährt. 4. Coluber leopardinus, Leopardennatter, 150 cm lang, aus Südeuropa stam- mend. 5. Crotalus horridus, eine Schauerklapper- schlange, die in der Gefangenschaft zur Welt ge- kommen war und nicht weiter ernährt werden konnte. Da das Gespräch auf die Gefährlichkeit der Schlangengifte gebracht worden ist, bemerkt Herr Dr. Enslin, dass man in neuerer Zeit, nachdem man bisher alle möglichen Hausmittel angewendet hatte, 228 Vereins-Nachrichten. die mehr oder weniger wertlos waren, gegen das Schlangengift mit Gegengift vorgeht, insbesondere in den Ländern, wo alljährlich so und so viel tausend Menschen durch Schlangenbisse sterben sollen, wie insbesondere in Indien. Es geschieht das auf die Weise, dass man etwa Pferde von einer Giftschlange beissen lässt oder man zapft den Schlangen durch elektrische Reizungen das Gift direkt ab. Mit dem so gewonnenen Gift impft man nun ein Pferd und zwar zuerst mit geringen Mengen, die nach und nach grösser genommen werden, sodass das Tier in seinem Körper Gegengift bildet. Dem Tier wird dann Blut abgezapft und das auf diese Weise gewonnene Serum wird den Gebissenen eingeimpft. In der Tat ist in Indien die Sterblichkeit infolge von Schlangenbissen ganz erheblich seit der Anwendung dieses Heilver- fahrens zurückgegangen. Nachdem Herr Fuchs Herrn Dr. Enslin um Aufklärung der Fortpflanzungs- weise des Gordius aquaticus, der seine Eier an Was- serpflanzen ablegt, gebeten hat, wird die so schön verlaufene Sitzung um II72 Uhr geschlossen. H. Adam, I. Obmann. A. Schmid, I. Schriftführer. Vereinsplan für Monat April 1909 : Dienstag, den 6. April 1909. — Mit Damen und Gratisverlosung. — Vortrag des Herrn Chmilewski über „Giftige Fische“. Dienstag, den 13. April 1909. Literaturbe- sprechung. Dienstag, den 20. April 1909. Vortrag des Herrn Posauner über „Aquarienbepflanzung“. Sonntag, d en 25. April 1909. Tümpelausflug nach Mainkur und Enkheim. Abfahrt 9 Uhr 9 Minuten, Ostbahnhof. Dienstag, den 27. April 1909. Besprechung über das Ergebnis des Ausfluges. Der Vorstand. Magdeburg. „Aquaria“, Verein für volkstümliche Naturkunde. Tagesordnung zur Versammlung am 6. April 1909: 1. Protokollverlesung. 2. Eingänge. 8. Thema: Trockenes und feuchtes Terrarium. Eiurichtung eines feuchten Terrariums und Verlosung desselben. Berger, Schriftführer. Tagesordnungen. Frankfnrta.M. „Biologische Gesellschafter Aquarien- und Terrarienkuude“. Durch Beschluss der Generalversammlung am 16. März 1909 sind vom 1. April ab die Vereinssitzungen auf Dienstag Abend verlegt worden. Sämtliche Sitzungen beginnen pünktlich um 9 Uhr. Ausstellungskalender Steht den verehrlichen Vereinen kostenlos zur Verfügung. Alle näheren Angaben sind natürlich in den Inseratenteil zu verweisen! Hamburg. „Rossinässler“. 22.-29. August, in „Ham- monia“, Besenbinderhof. Adressentafel der Vereine.1) Augsburg. „Wasserstern“, Verein für biologische Aquarien- und Terrarienkunde (E. V.) mit Zweig- verein Ingolstadt. Briefadresse : K. Riedel, Gossen- brotstrasse 2. Vereinslokal Augsburg: Cafe „Augusta.“ Sitzungen jeden 1. und 3. Samstag abends 9 Uhr. Vereinslokal Ingolstadt: Restaurant Merl. Sitzungenjedenl.u. 3. Donnerstag abends 6 Uhr. Berlin. „Bertha“, Vereinigung für Aquarien- und Terrarienkunde (E. V.) Zusammenkunft jeden 1. und 3. Donnerstag im Monat im Restaurant „Zum Brandenburger“, Münzstrasse 17, Ecke Königsgraben. Briefadresse : Carl Schmidt, Berlin NO 55, Treskow- strasse 32. Gäste willkommen. Berlin. „Triton“ Verein für Aquarien- und Ter- rarienkunde (E. V.). Vereinslokal: Restaurant Karls- garten, Karlstrasse 27. Sitzung: Jeden 2. und 4. Frei- tag im Monat. Briefadresse : F. Gehre, Schön- berg-Friedenau, Beckerstrasse 2- Bernbnrg a. S. „Aquaria,“ Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Göhres Restaurant, Karlstrasse 5. Versammlung jeden ersten Mittwoch im Monat. Briefadresse : Lehrer Hermann Wielile, Latdorf bei Bernburg. Brandenburg a. Havel. „Hydrophilus“, Verein für Aquarien-, Terrarien- und Naturfreunde, Vereins- lokal: „Ressource,“ Steinstrasse 9. Sitzungen jeden 1. und 3. Freitag im Monat. Briefadresse: Dr. Zimmermann, 1. Vorsitzender, St. Annenstrasse 13. Brannschweig. „Brunsviea“, Verein der Aqnarien- und Terrarien freunde. Versammlungen alle 14 Tage Freitags. Briefadresse : Robert Melzer, Radeklint 6, 2. Vorsitzender. Breslau. Aeltester Breslauer Verein für Aquarien- und Terrarienkunde, „Proteus“, gegründet 1900. Die Adressen sind: für Geldsendungen Herr Con- stantin Franz, XIII, Schillerstrasse 15 III; für den ersten Vorsitzenden Herr Dr. Eckhardt, XIII, Kaiser Wilhelmstrasse 51. Sitzungen jeden Dienstag abend piinktl. 9 Uhr im Schultheiss-Restaurant, Neue Gasse. Breslan. , .Proteus“, Verein zur Förderung der Aqua- rien- und Terrarienkunde, (E. V.) gegründet 1908. 1) Aufnahme erfolgt nur auf Antrag! Weitere Vereinsadressen stets willkommen! Auf besonderem Blatt! Ergänzungen, Aenderungen werden umgehend erbeten ! Dr. Wolterstorff. Vereinszimmer: Haase- Ausschank , Schweidnitzer Strasse 37, part. Sitzungen: Jeden Dienstag, abends 9 Uhr. Adresse für den Vorsitzenden : Dr. Deupser, Deutsch-Lissa bei Breslau. Burgstädt i. Sachsen. „Wasserrose“, Gesellschaft für Aquarien- und Terrarienkunde zu Burgstädt in Sachsen. Gesellschaftsabend jeden Sonnabend nach dem 1. und 15. jeden Monats im Gesellschafts- zimmer des Bahnhofrestaurants 1. Vorsitzender Eisenbahnassistent W. Peukert. Charlottenburg. „Wassersteru“, Aquarien- und Ter- rarienverein. Die Versammlungen finden an jedem Mittwoch nach dem 1. und 15. jeden Monats statt. Lokal: Restaurant Schröter, Kaiser Friedrichstr. 36a. Sendungen an den Vorsitzenden E. Berndt, Char- lottenburg, Göthestrasse 82, erbeten. Cöln. „Wasserrose“, Vereinigung der Aquarien- und Terrarienfreunde. Vereinslokal: Güczenich, Restau- rant. Vor St. Martin 33 (Biertunnel); bei grösseren Vorträgen Quatermarktsaal. Sitzungen jeden 2. und 4. Mittwoch im Monat. Briefsendungen an Vor- sitzenden A. Kuban, Cöln-Deutz, Tungolstrasse 19 III. Geldsendungen an L. Schwarz, Cöln-Nippes, Bülow- strasse 16 II. Dortmund. „Triton“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Sitzung jeden 1. und 3. Freitag im Monat, abends 9 Uhr. Vereinslokal: „Gewerbe- verein“, Kuhstrasse. Briefadresse: Oberlehrer Ger- noth, Alexanderstrasse 19. Dresdeu. „Fauna“. Briefadresse: Georg Gerlach, Vorsitzender, Dresden 21, Niederwaldstrasse 37. Dresden. „Ichthyologische Gesellschaft“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Zusammenkünfte jeden Donnerstag. Vereinssitzung: alle 14 Tage Donnerstags, abends 9 Uhr, Hotel „Reichspost“, Annenstrasse, Dresden-A. (vis-ä-vis der Hauptpost.) Separate Vereinszimmer. Gäste willkommen. Brief- adresse : Hugo Bessner, Dresden-A., Arnoldstr . 1, III. Erfurt. „Aquarien- und Terrarien freunde“. Ver- sammlungen jeden 1., 3. und 5. Freitag im Monat im Cafe Roland am Fischmarkt. Briefadresse : Fr. Schneider, Michaelisstr. 30. Gäste willkommen. (Fortsetzung folgt.) Für den Anzeigenteil: Fritz Lehmanns Verlag, Stuttgart. — Verlag von Fritz Lehmann, Stuttgart. Druck der Verlagsbuchdruckerei Otto Sautter, Stuttgart. Die Gitterpflanzen von Madagaskar. Von H. B aum- Rostock. (Mit 7 Originalaufnahmen.) In früheren Jahrgängen der „Blätter“ wurde bereits mehrfach auf diese merkwürdigsten aller VVassergewächse hingewiesen und da der Ver- fasser inzwischen weitere Erfahrungen in der Kultur derselben gemacht hat, so dürfte es vielleicht manchem Leser der „Blätter“ will- kommen sein, wenn die Gitterpflanzen unter Beifügung guter Photographien noch einmal eingehend besprochen werden. Der hohe Preis der Gitterpflanzen und die schattenpflanzen ; grelles Sonnenlicht würde die Blätter binnen kurzer Zeit zum Absterben bringen, ebenso ist eine Wassertemperatur, welche über 25° C. beträgt, den Pflanzen nicht dienlich. Die merkwürdige Durchlöcherung der Blät- ter hat anscheinend den Zweck, um den unteren, vielfach übereinander liegenden, sehr lange aus- dauernden, also immer grünen Blättern das zu ihrer Erhaltung notwendige Licht zuzuführen. Die Blüten erscheinen zweimal im Jahre Abb. 1. Aponogeton (Ouvirandra) fenestralis (Poir.) Hook. f. Junge Pflanze. Seltenheit derselben in den Gärten und bei Liebhabern erklärt sich daraus, dass die Kultur dieser Pflanzen allgemein als äusserst schwierig angenommen wird. Es sind auch an vielen Stellen Versuche mit der Kultur der Gitter- pflanzen angestellt worden, die aber meist ein kümmerliches Ergebnis hatten. Um einen Anhalt zur erfolgreichen Kultur zu haben, muss man sich das Vorkommen der Gitterpflanzen in der Heimat vergegenwärtigen. In Madagaskar wachsen die Gitterpflanzen an ruhigen, von Gebüschen weit überragten flacheren Stellen der Flussufer, es sind demnach Tief- und zwar im Mai, Juni und November, Dezem- ber, ein Samenansatz findet sehr selten statt; hat man wirklich keimfähigen Samen geerntet, so muss man mit der Empfindlichkeit der jungen Sämlinge rechnen, welche im ersten Jugend- stadium nicht pigniert werden dürfen, da sonst der grösste Teil eingehen würde. Man lässt zunächst die jungen Sämlinge in den ersten Monaten ohne Störung erstarken und sorgt be- sonders dafür, dass die kleinen Pflänzchen nicht von Algen befallen werden. Bei der Kultur der Gitterpflanzen sind ferner folgende Hauptpunkte zu beachten : 230 H. Baum: Die Gitterpflanzen von Madagaskar. Unbedingt notwendig ist es, weiches, kalk- freies, also am besten klares ßegenwasser zu verwenden. Es muss ferner für stetigen Wasserwechsel in der Weise gesorgt wer- den, dass man je nach dem Wasservorrat jeden zweiten bis dritten Tag einige Liter ab- und zugiesst. Ist das Wasser in dem Behälter verdorben, so zeigen dies die Pflanzen von selbst an, da dann die jungen Blätter nicht rötlich, sondern in weisser Eärbung erscheinen. Der Behälter ist dann zu reinigen und mit frischem, klaren Wasser von gleicher Temperatur zu füllen; bleiben die Pflanzen längere Zeit in dem schlechten Wasser, so sterben nach und nach auch die älteren Blätter ab. Das Verpflanzen darf man bei den gelichtet werden müssen. Hält man die Gitter- pflanzen in grösseren Aquarien, so müssen die nach der Lichtseite gelegenen Scheiben etwa durch grünes, durchscheinendes Papier verklebt werden, um das Auftreten von Algen zu ver- hüten. Fadenalgen habe ich in den Gitter- pflanzenbehältern dadurch zum Absterben ge- bracht, indem ich eine dichte Salviniendecke auf der Wasseroberfläche ausbreitete. Hach einigen Wochen waren die Fadenalgen tot und liessen sich leicht von den Blättern entfernen. Ich bemerke aber ausdrücklich, dass die Gitter- pflanzen dann auch kein Seitenlicht empfangen hatten. Da die Gitterpflanzen, wie schon bemerkt, tiefen Schatten lieben, so ist ihnen ein solcher Abb. 2. Aponogeton fenestralis (Poir.) Hook. f. Schaupflanze. Gitterpflanzen nur vornehmen, wenn es wirk- lich notwendig ist. Gewöhnlich dauert es sehr lange, ehe sich die Pflanzen von dieser Störung wieder erholen. Man kann daher die Pflanzen ruhig zwei bis drei Jahre in demselben Gefäss stehen lassen. Als Erdmischung dient eine kräftige, feingesiebte Erde, die aus gut abge- lagerter Kompost, fetter Rasenerde, Lehm und Sand zusammengesetzt ist. Die sorgfältigste Schonung des Erdballens und der feinen Wur- zeln ist beim Verpflanzen unerlässlich. Den besten Standort haben die Gitter- pflanzen an nach 'Norden gelegenen Fenstern, man bedeckt ausserdem die Oberseite des Be- hälters mit Salvinien, welche sich in dem nähr- stoffreicheren Regenwasser zu kräftigeren Exem- plaren ausbilden und deshalb von Zeit zu Zeit wochenlang andauernder Lichtmangel eher zu- sagend als schädlich ; ich glaube aber bestimmt, dass Wasserpflanzen wie Vallisneria, Caboniba usw. nicht unter einem solchen Versuche leiden würden. Die Wassertemperatur, welche zur er- folgreichen Kultur der Gitterpflanzen notwendig ist, braucht keine zu hohe zu sein. Im Winter genügt eine Wassertemperatur von 16 — 18° Celsius vollkommen, während im Sommer eine Temperatur von 18 — 22° Celsius ausreichend ist. Der Verfasser pflegt drei verschiedene Git- terpflanzen. Zuerst wäre Aponogeton ( Ouvi - randra) fenestralis (Poir.), Hook.f. zu erwähnen; Abbildung 1 stellt eine junge Pflanze dar, während Abbildung 2 eine ältere Pflanze mit wenigstens vierzig bis fünfzig Blättern ver- Dr. Wilhelm Roth: Allerhand Kleinigkeiten aus dem Aquarium. 231 anschaulicht. Diese Art hat den langsamsten Wuchs und hat unter meiner Pflege noch nicht geblüht ; sie wurde aber schon blühend in einer Zeitschrift in den sechsziger Jahren des vorigen Jahrhunderts veröffentlicht, ist also bei uns am längsten in Kultur. Aponogeton fene- stralis soll in den Privatgärten bei St. Peters- burg häufiger kultiviert werden, weil das weiche Newawasser den Gitterpflanzen besonders zu- träglich ist. Aponogeton fenestralis (. Poir .) Hook. f. var. major hört. (Abbildung 3) ist die schönste und dankbarste der Gitterpflanzen, welche wir besitzen. Die Blätter, welche viel grösser als die der vorhergenannten Art sind, erreichen eine Länge von 28 cm bei einer Breite von 14 cm. Die milchweisse, zweiteilige Blüten- von 37 cm Länge und 15 cm Breite erzeugt hatte. Als Hauptunterschiede dieser neuen Gitter- pflanze müssen die Quernerven genannt werden, durch welche die einzelnen Maschen der Blät- ter wiederum in zwei oder drei Teile getrennt werden. (Abbildung 6). Diese Quernerven sind weder bei Aponogeton ftnestralis noch bei dessen Form major zu beobachten. Die zweiteilige Blumenähre (Abbildung 7) ist beim Aufblühen hellviolett gefärbt, die Farbe geht allmählich in hellrosa über, um später einen reinweissen Farbenton anzunehmen. Die Blüte ist geruchlos; wie bei fast allen Apono- geton- Arten ist ein grosser Unterschied im Bau der Blüten nicht wahrzunehmen. Die Pflege der Gitterpflanzen ist nur wirk- lichen Pflanzenfreunden zu empfehlen. Für Abb. 3. _ Aponogeton fenestralis (Poir.) Hook. f. var. major hört. ähre duftet sehr angenehm, im Gegensatz zu der nachstehend beschriebenen Art, welche eine geruchlose Blüte entwickelt. Aponogeton fene- stralis var. major blüht leicht, und eine gute Kulturpflanze wirkt, in einem Glase betrachtet, wegen der durchsichtigen, lebhaft grünen Blät- ter ganz ausgezeichnet. Als grösste Gitterpflanze ist Aponogeton Henkelianus Fkgb. et Baum zu nennen. Ab- bildung 4 zeigt ein jüngeres Exemplar, Ab- bildung 5 dagegen eine ausgewachsene Pflanze mit ausgebreiteten Blättern. Eingeführt wurde Aponogeton Henkelianus von dem rühmlichst bekannten Gartenarchitekten Herrn Fr. Henkel in Darmstadt, welcher dem Verfasser im Jahre 1905 eine Pflanze überliess. Dieselbe hatte sich schon nach zwei Jahren zu einem Pracht- exemplar entwickelt, welche Blätter (Abbildungö) kleinere Behälter eignet sich am besten Apono- geton fenestralis ; in grösseren Gefässen kommt Aponogeton fenestralis var. major sehr schön zur Entwicklung, wenn die obengenannten Kulturbedingungen erfüllt werden. Allerhand Kleinigkeiten aus dem Aquarium. Von Dr. Wilhelm R o t h - Zürich. XIII. Ein letztes Wort zur Gipsfrage. Dass eine Beigabe von Gips zur „Verbesse- rung“ unserer Aquarien diene, ist reine Glaubens- sache. Es ist bis jetzt auch nicht der geringste einwandfreie Beweis dafür erbracht worden, dass der Gips irgendwie zur Erhaltung des bio- logischen Gleichgewichtes oder gar zum Wachstum der Wasserpflanzen beiträgt, 232 Dr. Wilhelm Roth: Allerhand Kleinigkeiten aus dem Aquarium. geschweige denn dazu notwendig ist. Ein paar rein empirische Beobachtungen, nach welchen sich „gegipste“ Aquarien in einem vorzüglichen Zustande befunden haben, beweisen natürlich noch lange nicht, dass dies des Gipszusatzes wegen der Fall gewesen ist; es kann ja eben- sogut trotz desselben vorgekommen sein. Der Umstand, dass unzählige Aquarien auch ohne Beifügung von Gips ebenso tadellos aussehen, spricht geradezu für die letztere Annahme. Mehrfache Beobachtungen, welche ich durch eigene Versuche bestätigen konnte, deuten zwar darauf hin, dass ein beliebig grosser Zusatz von Gips in einem in gutem Zustande befindlichen Aquarium für Tiere und Pflanzen unschädlich ist; der schwefelsaure Kalk scheint merkwürdi- giftigem Schwefelwasserstoff Veran- lassung gibt. Obschon nun die Verhältnisse bei der Gips- frage sehr klar liegen, so habe ich mir dennoch, wie ich schon bei einer anderen Gelegenheit betonte, keine Illusionen darüber gemacht, dass dadurch der völlig irrationellen Anwendung des Gipses in unseren Aquarien ein Ende gemacht werde; dagegen habe ich nun freilich nicht er- wartet, dass von wissenschaftlicher Seite aus der, wie allerdings zum Voraus zu erwarten war, verunglückte Versuch gemacht würde, die Gipsfrage neuerdings zu stützen. Es ist dies von Herrn Dr. Haas1), einem Berufschemiker, geschehen, leider aber, wie ich dem geneigten Leser in den nachstehenden Zeilen Abb. 4. Aponogeton Henkelianus Fkbg. et Baum. Jüngere Pflanze. gerweise, und dies ist die einzige interessante Seite der Gipsfrage, in biologischer Beziehung wenigstens für unsere Aquarien ein ganz in- differentes Salz zu sein. Der Umstand jedoch, dass etwas nicht schädlich ist, beweist natürlich noch lange nicht, dass es deshalb nützlich oder gar notwendig sein muss. Anderer- seits kann wohl kaum bestritten werden, dass der Gips gerade dann einen schädlichen Ein- fluss im Aquarium ausübt, wenn er seine gün- stige Wirkung mit bezug auf das biologische Gleichgewicht beweisen sollte, nämlich bei der Zersetzung von organischen Substanzen, da er nach meinen Untersuchungen nicht nur nicht fäulniswidrig wirkt, sondern sogar, wie auch durch authentische Beobachtungen mehrerer Liebhaber erhärtet ist, zur Entwicklung von zeigen werde, in unzulänglicher, leicht zu wider- legender Weise. Herr Dr. Haas verspricht zwar, sich über die Gipsfrage mit strengster Sachlich- keit, die auch ich anerkennen müsse, zu äussern, wird seinem Versprechen aber gleich beim Be- ginne seiner Abhandlung untreu, wenn er sagt: „Allerdings muss ich mich von vornherein auf den Standpunkt stellen, dass ich einen Gipszu- satz . . . zum Aquariumwasser mindestens für das gedeihliche Wachstum gewisser Wassei’- pflanzen ( — merkwürdigerweise läuft die ganze Abhandlung schliesslich einzig und allein auf „eine Verbesserung des Aquarienwassers“ und ’) „Natur und Haus“, 1909, Nr. 6, S. 88, Dr. Haas: „Gips ins Aquariumwasser?“ Dr. Wilhelm Roth: Allerhand Kleinigkeiten ans dem Aquarium. 233 zwar nur „in gewissem Sinne“ hinaus — ) unbe- dingt für förderlich, ja notwendig halte.“1) Von diesem Standpunkte (1) aus, das heisst ohne im weiteren Verlaufe seiner Abhandlung irgend einen denselben rechtfertigenden Beweis für die Notwendigkeit des Gipses zum Gedeihen von Wasserpflanzen für angezeigt zu erachten, macht der Autor mir den Vorwurf, ich hätte „keineswegs bewiesen, dass der Gips auf das AVachstum der Pflanzen nicht den geringsten Einfluss habe“, und fügt ausserdem hinzu, er glaube kaum, dass ich dies heute noch an- nehme. Ohne mir im geringsten darüber klar zu sein, was mich zu Aenderung meiner früher darge- legten, auf wissenschaftliche Tatsachen und eigene Versuche sich stützenden Ansicht beziig- es sich hierbei um eine sogenannte indirekte, selbstverständlich im Aquarium nicht in Frage kommende Düngung handelt, indem der auf Ackerboden gestreute Gips vermittels eines kom- plizierten Chemismus die im Erdreich enthalte- nen schwer zersetzlichen Mineralien, namentlich auch wertvolle Kaliverbindungen, aufschliesst, beziehungsweise nutzbar macht, und ferner, dass gerade aus Anlass jener von Franklin ge- machten, gar nicht leicht erklärbaren Erfah- rungstatsache von verschiedenen namhaften Forschern der Nachweis erbracht worden ist, dass der Gips als solcher ohne den geringsten Einfluss auf das Wachstum der Pflanzen ist. Im weiteren Verlaufe der Abhandlung gibt der Autor einen in der „Zeitschrift für analy- tische Chemie“ enthaltenen, wissenschaftlichen Abb. 5. Aponogeton fenestralis. Schaupflanze. Durchm. 1,20 m. lieh der Gipsfrage hätte bewegen sollen, möchte ich dem Autor nur entgegnen, dass es für den, welcher über die einschlägigen pflanze n- physiologisclien Kenntnisse verfügt, über- haupt eines solchen Beweises gar nicht bedarf. Viele von uns wissen zwar noch aus den ersten Schuljahren, dass Benjamin Frank- lin mit Gips die Worte auf den Kleeacker hin- gesät hat: „Hier ist gegipst“, um seinen Bauern den Einfluss des Gipses auf das AVachs- tum gewisser Schmetterlingsblütler ad ociilos zu demonstrieren. Wir wissen aber auch, dass ’) Und zwar, wie der Autor ausdrücklich hervor- hebt, im Gegensatz zu den Tieren, deren Kalk- bedarf „ja auch durch Zufügeu von Marmorgrus zu erreichen wäre“. Er fasst den Gips deshalb nicht etwa blos als Kalkquelle auf, sondern schreibt ihm eine spezifische Wirkung auf Wasserpflanzen zu. Beleg für die von mir (natürlich nicht erstmalig) aufgestellte Zersetzungsgleichung des Gipses, welche die chemische Erklärung für die von mehreren Liebhabern festgestellte Bildung von Schwefelwasserstoff im Aquarium gibt. Auch dem, dass hierbei die Anwesenheit von durch die Tätigkeit gewisser Mikroorganismen in Zer- setzung übergehenden eiweissartigen Substanzen — der Autor spricht etwas unklar von „fester organischer Substanz, also wesentlich Mulm und organisch -pflanzlicher Detritus“ — not- wendig ist, stimmt er bei. Er abstrahiert aber von dem von ihm logischer AVeise gezogenen Schluss, dass „dies allerdings von vornherein die Anwendbarkeit des Gipses behufs Verbesse- rung des Aquarium wassers von selbst in sehr berechtigen Zweifel ziehen würde“, indem er die Behauptung aufstellt, dass, „wenn der Gips im 234 Dv. Wilhelm Roth: Allerhand Kleinigkeiten ans dem Aquarium. Wasser gelöst sei, dann schon kein Gips mehr als solcher ( — und eingangs stellt sich der Autor auf den Standpunkt, dass der Gips als solcher für gewisse Wasserpflanzen notwendig sei ! — ) in der Lösung vorhanden sei“, denn „durch doppelten Umsatz mit Ammoniumkar- bonat hätten sich schon andere Kalksalze ge- bildet.“ Dass diese Behauptung unrichtig ist, hätte der Autor sehr wohl aus meinen Angaben über Abb. 6. Ausgewachsenes Blatt von Aponogeton Henkelianus. das Vorkommen des kohlensauren Am- moniaks im Aquariumwasser ersehen können1), nach welchen von 117 untersuchten Aquarien in 78 keine deutlich nachweisbaren Spuren, in 32 stärkere Spuren, in 7 grössere aber durchaus unschädliche Mengen von Am- moniumkarbonat von mir festgestellt worden sind. Der Autor hätte sich sagen müssen, dass q Und das sogar gerade in der von Herrn Dr. Haas kritisierten Arbeit: „Blätter“ 1907, Nr. 31: „Allerhand Kleinigkeiten IV, Ueber das Gipsen, Salzen und Düngen des Aquariumwassers“. diese geringen Spuren von Ammoniumkarbonat nicht einmal hinreichen würden, auch nur den tausendsten Teil des sich im Wasser bis zu mehr als zwei Gramm per Liter lösenden Gipses umzusetzen. Bezüglich der von Herrn Dr. Haas ange- stellten Versuche mit Gipskugeln möchte ich zur Beruhigung der Gipsaquarier bemerken, dass, wenn wirklich nur bei direkter Berührung der Gipskugel mit dem Bodenschlamm oder allfällig auf sie gefallenen Futterresten Schwefelwasser- stoff abgespalten wird, dies ganz zweifellos in völlig unschädlichen, wohl kaum sicher nach- weisbaren Mengen geschieht. Mit den nun folgenden Ausführungen be- gibt sich der Autor auf ein Gebiet, auf dem er sich, wie seinen Erörterungen zu entnehmen ist, leider als völlig inkompetent erweist, in- dem sie auf Unkenntnis der einschlägigen Tat- sachen beruhen. Wenn der Autor unter anderem sagt: „Wenn nun auch Herr Dr. W. Roth Ammoniumkarbonat wenigstens für die Pflanze von gleicher Wirkung hält wie Ammoniumsulfat, respektive behauptet, dass es ebenso schnell durch die Pflanze assimiliert werde, so ist dies nur bis zu einem gewissen Grade richtig“, möchte ich ihn darauf aufmerksam machen, dass ich, gestützt auf zahlreiche Assimilationsversuche mit den verschiedensten Ammoniumsalzen mit bezug auf das Ammoniumkarbonat zum minde- sten keine geringere, sondern im Gegenteil eher eine schnellere Assimilation festgestellt habe. Indem nun der Autor die alkalische Re- aktion des Ammoniumkarbonates gegenüber der neutralen des Ammoniumsulfates hervorhebt, knüpft er in ganz unrichtiger Weise die Be- merkung an: „Es steht nun ganz sicher fest, dass alkalisch reagierende Salze auf die Dauer die Pflanze schädigen und natürlich auch die Tiere“. Dass die Ansicht des. Autors falsch ist, — es kommt natürlich auf den Grad der Alkaleszenz an — erhellt aus dem nun folgen- den Satze: „Selbst geringe Mengen, von denen Herr Dr. Roth spricht, üben auf das chemisch hochempfindliche, lebendige Protoplasma von Pflanze und Tier entschieden ungünstige Wirk- ung aus“, denn dies widerspricht den feststehend- sten physiologischen Tatsachen. Das „hoch- empfindliche Protoplasma“ ist ja selbst alka- lisch und zwar weitaus stärker als die je von mir im Aquarienwasser festgestellte Alkal- eszenz. Eine sehr bekannte Tatsache ist es ja ferner auch, dass in Totenstarre übergehende Samenzellen, Infusorien usw. in alkalischen B. ZeZula: Das Sichbetrachten der Fische im Spiegel. 235 , Lösungen wieder aufleben und am Leben | erhalten werden können, freilich muss, damit i wir einen entsprechenden Effekt erzielen, die I Alkaleszenz der betreffenden Flüssigkeit minde- stens das 10 — 20fache der im Aquarienwasser festgestellten betragen, welche nach dem Autor angeblich schon „eine entschieden ungünstige Wirkung ausübt“! Der üppige, jahrelang an- dauernde Pflanzenwuchs unserer stets alka- lisch reagierenden Aquarien — ich habe das Vorhandensein dieser Reaktion bei über hundert Aquarien verschiedenster Provenienz ausnahmslos feststellen können — , spricht natür- lich von vornherein gegen die Behauptung des Autors. *) Wenn der Autor ferner sagt: „Ammonium- sulfat, als neutral reagierendes Salz, wird da- gegen ohne Schaden willig aufgenommen und I stattfände, wie ihn der Autor supponiert hat, dem Saftkreislauf für die Ernährung einver- das ganz minimale Spürchen von aus dem kohlen- leibt“, so ist dies eine den Tatsachen nicht ent-V sauren Ammoniak frei werdender Kohlensäure hat uns erst noch in dem von ihm in Aussicht gestellten Artikel über die „Chemie des Aqua- rienbodens“ den Nachweis zu erbringen, dass im letzteren Humussäuren vorhanden sind; und wenn dies auch der Fall wäre, so würden sie jedenfalls nicht als freie Säuren ins Aquarien- wasser gelangen, sondern bereits im Boden neu- tralisiert werden, zumal ich den von mir unter- suchten Bodengrund leicht alkalisch, jedenfalls nie sauer, befunden habe. Es fällt deshalb auch ganz ausser Frage, dass „nun bei Einwirkung der Humussäuren auf das Ammoniumkarbonat Kohlensäure als Gas frei und das Wasser, welches dieselbe auf- nimmt, mit Kohlensäure angereichert und da- durch verschlechtert wird“. Und wenn dieser Vorgang nun auch so Abb. 7. Blüte von Aponogeton Henkelianus. sprechende Behauptung. Ammoniumkarbonat ist deshalb ein besseres1 2) Nahrungsmittel für die Pflanze als das Ammoniumsulfat, weil es vollständig in die beiden Nährstoffe Stickstoff und Kohlenstoff aufgeht, während vom letztem nur das Ammonium, als Stickstoffträger, assimiliert wird und die Schwefelsäure als Ab- fallprodukt gar nicht in den „Saftkreislauf“ gelangt. Auch wenn Herr Dr. Haas weiterhin be- merkt: „Nun kommt es ja allerdings gar nicht zu längerem Vorhandensein von Ammonium- karbonat; die im Boden vorhandenen Humus- säuren sorgen schon für eine Umwandlung in humussaure Ammoniumsalze“, so muss ich dies ebenfalls als unrichtig bezeichnen. Der Autor 1) Bei fehlendem Ammoniumkarbonat wird die Alkal- eszenz des Aquarienwassers durch die ständige An- wesenheit von doppelkohlensaurem Kalk bedingt. 2) Als eigentliches Düngmittel für Kulturen ist das Ammoniumsulfat vorzuziehen, weil das Ammonium- karbonat ein flüchtiges Salz ist, weshalb auch der Landwirt den Düngerhaufen mit Gips bestreut, um das Ammoniak zu binden. würde neben der grossen Menge der infolge der Atmung der tierischen Bewohner des Aqua- riums sich bildenden freien Kohlensäure ja gar nicht ins Gewicht fallen, sondern mit dieser zugleich prompt von den Wasserpflanzen assi- miliert werden. Wenn der Autor am Schlüsse seiner Ab- handlung „zur Ehrenrettung des vielge- schmähten Gipses“ sagt, dass man durch seine Verwendung „tatsächlich die Bildung von freier Kohlensäure im Wasser umgeht“ und so- mit den Gips „ohne allen Zweifel in gewissem Sinne zu einer Verbesserung des Aquarien- wassers heranziehen kann“, — so muss es einem eigentlich um den Gips leid tun. 25. II. 09. Das Sichbetrachten der Fische im Spiegel. Von B. Zezula-Prag. Im Artikel „Meine Vierzähner ( Tetrodonsp . ?) und Beobachtungen über das Leben im Aqua- rium“ („Natur und Haus“ XV, Heft 23) schreibt 236 B. Z e z u 1 a : Das Sichbetrachten der Fische im Spiegel. unter anderem N. v. Solotnizky wörtlich folgen- des: „Wenn sie am Glase herumschwammen, so liebten sie sich in demselben zu spiegeln und zu spielen mit ihrem Spiegelbilde, das- selbe wohl auch für einen Fisch haltend.“ Diese so stark anthropozentrische Anschau- ung des berühmten russischen Ichthyologen hat mich überrascht. Ich hätte nicht gewagt, dagegen aufzutreten, um die Behauptung von v. Solotnizky zu widerlegen, wenn nicht jene fatale Erklärung einer so oft in den Aquarien eiutretenden Erscheinung für manchen einen neuen Beweisgrund liefern würde. Das Schwimmen der Fische knapp längs des Glases in vertikaler und horizontaler Rich- tung, was Solotnizky als Eigentümlichkeit des Tetrodon hinstellt, zeigt sich bei manchen Arten. Rege Fische machen diese Bewegungen öfter als träge. Bisher hatte ich Gelegenheit, diese Erscheinung bei den Bitterlingen, einigen Arten der lebendgebärenden Kärpflinge, Cichliden, ja sogar bei den Goldfischen zu beobachten. Der erwähnte Akt hat nichts Gemeinsames mit dem Betrachten des eigenen Spiegelbildes oder sogar des Spielens mit demselben; denn, kurz gesagt, der Fisch * sieht sein Bild über- haupt nicht, was ich im nachfolgenden beweisen werde. Es handelt sich einfach um die näm- liche Erscheinung, welche wir bei einer grossen Zahl in Gefangenschaft gehaltener Tieren oft beobachten, sei es schon in der Häuslichkeit oder im zoologischen Garten, wo die Tiere keinen Platz zur Vollführung grösserer Bewe- gungen haben; sie gehen im kleinen Kreise oder springen von einem Orte zum andern. Dies ist daher eine Bewegung aus Not. Ferner könnten es Eindringungsversuche in den beob- achteten Raum sein, was jedoch das ihnen un- sichtbare Glas verhindert. Dem ersteren unbedingt und teilweise auch dem letzteren legen die geringen Raumverhält- nisse des von Solotnizky in seiner Arbeit er- wähnten Aquariums Zeugnis ab. Als Beweisgründe der unmöglichen Be- trachtung des eigenen Bildes der Fische in der Glaswand wollen folgende Gründe hingestellt werden: Ein klares naturgetreues Spiegelbild ist an der, Luft und Wasser teilenden Glas- scheibe nur dann zu sehen, wenn das mensch- liche oder tierische Auge unter dem Total- reflexionswinkel auf die Glasscheibe schaut. Der Fisch müsste unter einem Winkel von 90° oder etwas weniger schauen, damit er sein Bild an der erwähnten Scheibe erblicken könnte (ebenso wie im Spiegel). Auf dem, das Wasser von der Luft trennenden Glase wird er es nicht sehen, denn in diesem Falle (bei 90°) entsteht die Totalreflexion nicht. Beim Sehen unter dem Totalreflexionswinkel erblickt der Fisch nicht das eigene Bild, son- dern Bilder von weitergelegenen Gegenständen. Beim senkrechten Sehen auf das Glas im Wasser entsteht zwar ebenfalls ein Bild, dieses ist aber gegen jenes bei totaler Reflexion ganz unscheinbar, besonders im Vergleich mit der hinter dem Glase gesehenen Umgebung. Eines so blassen Bildes wird der Fisch nicht gewahr, denn, will das menschliche Auge dieses Bild betrachten, so muss das Auge jenes zuerst auf- suchen, oder besser gesagt, es muss sich auf die betreffendeDistanz absichtlich akkommodieren. Weiters könnte man ein sichtbares Bild an der reinen Glasscheibe sehen, wenn sie gegen einen dunklen oder wenig belichteten Gegenstand oder Raum gestellt würde. Geben wir jedoch die Glascheibe zwischen das Auge und die Lichtquelle, so ist das Widerspiegeln nicht deutlich. Im ersteren Falle ist die weisse Farbe am besten sichtbar, und diese zeigt sich eben bei den Fischen selten, während wir dunkle Nuancen verschiedener Farben im Glase überhaupt nicht sehen; diese dagegen kommen bei den Fischen sehr oft vor. Die Fische voll- führen die erwähnten Bewegungen auch bei der dem Fenster zugewendeten Wand, wo eine Spiegelung überhaupt nicht entsteht. Ausser diesen physischen gibt es auch psychologische Gegenbeweisgründe. Das Aus- sehen der Fische, welches den geistigen Zu- stand derselben kundgibt, zeugt ganz entschieden gegen das Sehen des eigenen Spiegelbildes, denn ein Männchen einer Cichlide oder des Kampf- fisches müsste sein eigenes Spiegelbild (beson- ders in der Laichzeit) angreifen wie ein Männ- chen derselben Art, und es müsste sich — im Scherze gesagt — tot ärgern, wenn es das eigene Spiegelbild stets vor Augen hätte. Die seelische Ruhe ist der beste Beweis, dass es sich in der Glaswand nicht sieht. Ich rate einem jeden, der die Anschauung des Solotnizky für richtig hält, dass er behufs Entscheidung einen Spiegel zur Hand nehme, diesen dann aussen an die Glaswand des Aqua- riums vor die Augen des Fisches stelle, und dann möge er das Aussehen des Fisches beim scheinbaren (nach Solotnizky wirklichen) und dann beim wirklichen Spiegel beobachten. Im letzteren Falle rufen wir bei Fischen Fr. Maue: Bemerkungen zu Glaschkers „Thermocon“. dieselben Kennzeichen geistigen Zustandes hervor, welche bei Wahrnehmung eines anderen Fisches derselben Art und vielleicht auch des- selben Geschlechtes entstehen. So überzeugt sich ein jeder, dass der Fisch sein Bild im Spiegel und nicht in der Aquarienwand ge- sehen hat. Zur falschen Annahme verleitet jener Um- stand, dass wir den an der Seitenwand schwim- menden Fisch gleichzeitig mit seinem Spiegel- bilde sehen. Es ist mir unbegreiflich, dass Solotnizky, bevor er diese Behauptung ver- öffentlicht hat, nicht in der vom Aquarienbe- wohner gesehenen Richtung geschaut, und sich auf diese einfache Weise von der Unrichtigkeit seiner Annahme überzeugt hatte; denn dann hätte er weder das eigene Spiegelbild noch jenes der Fische gesehen, ebenso wie die Fische selbst es nicht sehen können. Bei den (nicht systematisch durchgeführten) Versuchen in der vorher besprochenen Ange- legenheit beobachtete ich manchmal (es kann vielleicht auch einem anderen gelingen) das- selbe Bestreben, wie bei einem Kanarienvogel, dem ich an dem Käfig einen Spiegel aufgehängt hatte. Er schaute nämlich hinter den Spiegel, was auch meine Fische vollführen wollten. Ich denke, dies ist ein Beweis eines hohen Grades von Intelligenz. Endlich halte ich den im eingangs zitierten Satze angewandten Ausdruck „Spielen der Fische“ für jedwelche Handlungen derselben als unpassend, denn er könnte sonst falsche Vorstellungen bei jenen liervorrufen, welche ihn wörtlich auslegen möchten. Bemerkungen zu Glaschkers „Thermocon“. Von Fr. Maue, „Aquaria“, Magdeburg. (Mit einer Aufnahme.) Im April vorigen Jahres übergab mir Herr Dr. Wolterstorff ein heizbares Glasaquarium, in Grösse von 30 X 22 X 30 cm, mit eingebautem Glas- kegel in neuerer Form zum Unterschieben einer Lampe. Es ist zwar nichts ganz Heues, so ein heiz- barer Glaskasten, denn schon auf der Ausstellung der „Vallisneria“, Magdeburg 1904, habe ich der- artige Glasbecken gesehen, und noch heute bin ich im Besitz eines derartigen Behälters. Doch ist bei dem alten der Mangel vorhanden, dass ■ man, um zu heizen, das Aquarium auf ein Ge- stell stellen musste, denn der Kegel war mitten fl Siehe Wolterstorff, „Blätter“ 1908, Nr. 52. 237 eingegossen, ohne Ausbuchtung der Vorderseite, im Gegensatz zu Glaschkers „Thermocon“, wo die Vorderwand derartig ausgearbeitet ist, dass man bequem eine Lampe, wie z. B. „The little Wonder“, ohne Untersatz einschieben kann. Wie schon gesagt, übergab mir Dr. Wolters- torff ein solches Aquarium zum Ausprobieren, weil es ihm an Zeit mangelte. Von vornherein hatte ich für derartige Neu- heiten nichts übrig, aber ich wurde bald eines Besseren belehrt. Ich übernahm die Arbeit als echter Liebhaber mit grossem Interesse, be- pflanzte das Becken regelrecht nur mit Vallis- neria in reinem Sand. Die Pflanzen gediehen prächtig. Ich hatte immer den Anblick, als wäre Thermocon. Aufnahme von F. Maue, „Aquaria“, Magdeburg. (Auf Rathkes farbenempfindlicher Scolarplatte.) ein Vesuv von einem Tannenwald umgeben, so wirkte der Heizkegel, zumal wenn er des Abends erleuchtet, d. h. das Aquarium geheizt wurde. Auch die Fische tummelten sich gern um den Kegel herum, weil die Futtertiere (Daphnien), durch den Lichteffekt angezogen, um ihn tanzten und es den Fischen ein leichtes war, des Abends sich Futter zu suchen. In der Zeit habe ich in Glaschkers „Thermo- con“ Osphroinenus trichopterus (punkt. Gurami), Trichogaster lalius (Zwerggurami) mit Erfolg gezogen und kann wohl sagen, dass besonders für Labyrinthfische das „Thermocon“ sich ganz vorzüglich eignet, weil das Wasser naturgemäss an der Oberfläche zuerst erwärmt wird und fast sämtliche Labyrinthfische daselbst ein Schaum- nest bauen, der Laich also immer von steter gleichmässiger Wärme umgehen ist. 238 W. Schreitmüller: Warnung vor dem Einbringen von Erbsenmuscheln in Molchbehälter. Ich schaffte mir noch zwei andere „Thermo- cons“ an und versuchte mein Heil mit Cichliden und siehe, auch damit hatte ich Erfolg, namentlich mit Acara coeruleo-punctata und Cichlasonia, von welchen ich je eine Brut erhielt. Eine zweite Brut darin aufzuziehen hielt ich nicht für rat- sam des bald eintretenden Herbstes wegen, auch stand ich vor dem Umzug. Nun bemerkte ich bei beiden Cichliden- Arten, dass sie den Heizkegel zum Ablaichen benutzten, zumal, wenn er angebrannt war, wieder ein Zeichen, dass die Tiere die wärmste Stelle im Aquarium aussuchten, und das war eben zu- nächst der Heizkegel, trotzdem auch ein sonst bevorzugter Blumentopf im Aquarium enthalten war; es war wunderbar anzuschauen, wie die Eierchen am Kegel hafteten, und ich konnte so beobachten, wie sich der Embryo entwickelte. Vielen Bekannten, welche meine Aquarien besichtigten, gefielen diese Kasten am besten, wegen der einfachen Handhabung beim Heizen. Glaschker fertigt sie in verschiedenen Grössen an, wovon das grösste für ein Paar mittlere Cichliden von 10 — 12 cm genügt. Eine Sache, welche ich bemängeln könnte, ist der zu hohe Heizkegel, diesen könnte Herr Glaschker sicher um 4 cm kürzen, ohne be- fürchten zu müssen, dass er platzt, man hätte dann eine bessere Uebersicht des ganzen Be- hälters, auch kann dann der Wasserstand nied- riger gehalten werden, wie dies bei allen Fischen zur Zucht am vorteilhaftesten ist. Glaschkers „Thermocon“ kann ich jedenfalls allen Liebhabern warm empfehlen, es ist ein Ideal- Aquarium im wahrsten Sinne des Wortes, und ich habe viel Freude daran. Warnung vor dem Einbringen von Erbsenmuscheln (Pisidium) in Molchbehälter. Von W. Schreitmüller-Dresden. („Ichthyol. Ges.“) Vergangenen Sommer brachte ich eines Tages ca. 20 Stück Erbsenmuscheln ( Pisidium ) mit nach Hause. Da es schon spät war und ich für die Tiere nicht erst noch einen Be- hälter zurecht machen wollte, warf ich sie einstweilen in ein Aquarium, welches mit Tri- ton vulgaris sitbspec. graeca forma Tomasinii Wo/t. besetzt war. Da ich am nächsten Tag nicht dazu kam, die Muscheln herauszunehmen, so hatten sie sich in dem Glas häuslich einge- richtet, indem sie sich halb im Sand eingruben, aus welchem sie ihre etwas geöffneten Schalen nur wenig herausragen Hessen. Nach einigen Tagen sah ich beim Füttern der Molche, dass bei zweien von ihnen je eine Zehe1) fehlte und die Wundstellen verpilzt waren; ich überlegte hin und her was dies für eine Ursache haben könne, konnte aber zu keinem Resultat gelangen und glaubte schon, dass sich die Molche gegenseitig gebissen hätten. Eines Nachmittags bemerkte ich beim Füt- tern einen der Molche, welcher im Pflanzen- gewirr heftige Bewegungen vollführte; ich nahm an, dass er einen Regenwurm verzehre und be- kümmerte mich nicht weiter um ihn. Nach einiger Zeit kam mein Sohn zu mir und teilte mir mit, dass einer der Molche je an einem Vorder- und Hinterbein eine Erbsen- muschel hängen habe. — Als ich hinzu kam, bestätigten sich die Angaben meines Sohnes, ein Triton vulgaris subspec. graeca trug wirk- lich zwei solche Zweischaler mit sich herum. Der Molch ist anscheinend über die halbver- grabenen Tiere hinweggekrochen, ist hiebei mit den Zehen, respektive Fingern in die etwas ge- öffneten Muscheln hineingeraten, diese schlossen sich schnell und klemmten somit die Zehen des Molches ein. Ich nahm das Tier sofort heraus, jedoch war es mir nicht möglich, die Muscheln zu entfernen, bezw. zu öffnen, um den Molch zu befreien; ich hätte eher dem Tier die Zehen abgerissen oder die Muscheln zerdrückt, so fest hielten letztere zusammen. Wohl oder übel musste ich den Molch in den Behälter zurück- bringen, ohne ihn von seineu Peinigern be- freien zu können; dies war nachmittags gegen 2 Uhr. Abends V26 Uhr waren die Muscheln noch an den Beinen des Molches. Tags da- rauf, früh 8 Uhr, waren die Muscheln herunter, jedoch gleichzeitig auch je eine Zehe des Triton, wahrscheinlich hat er sich die beiden Tiere im Pflanzengewirr abgestreift und hierbei die Zehen abgerissen. Aus obenerwähntem Zwischenfall ist er- sichtlich, dass es nicht ratsam ist, „Zweischaler“ wie Pisidium, Unio und andere mehr, in Molch- behälter zu bringen, da sie den Molchen leicht gefährlich werden. *) Die Zehen sind inzwischen bereits wieder nach- gewachsen. Kleine Mitteilungen. — Literatur-Berichte. 239 Kleine Mitteilungen Erkrankung und Heilung meiner Feuersalamander. Unter dieser Ueberschrift gibt Frl. Anny Fahr unter „Kleine Mitteilungen“ in der „Wochenschrift“ No. 52 ihre Beobachtungen und Gegenmassregeln be- kannt, Sie betupfte die offenen Wunden der Tiere mit übermangansaurem Kali und bestrich dieselben mit Borsalbe; diese Prozedur täglich ein- und zwei mal wiederholend. Das Resultat war, dass am 13. September, also nach ungefähr fünf Monaten, das eine der Tiere starb. Bei den anderen wurde die Behandlung noch 14 Tage fortgesetzt, dann wurde die Wunde nur noch hie und da verbunden, blieb aber noch lange offen. „Zu meiner grossen Freude“, so schreibt Frl, Fahr, „konnte ich Anfang November konstatieren, dass die Wunde sich geschlossen hatte.“ Wohl nachdem der Versuch der Heilung mit be- zeichnetem Mittel aufgegeben worden war. Hiezu möchte ich bemerken, dass derartige weiter- fressenden, nässenden Wunden, nicht nur bei Feuer- salamandern sondern auch bei Molchen und schwanz- losen Lurchen beobachtet werden können. Ich habe die Ursache der sauren Erde meines Aquaterrariums zugeschrieben. Einmal beobachtete ich den Fall an zwei Pleurodeles waltlii, die direkt von Spanien im- portiert waren, aber erst im Terrarium erkrankten, Ein andermal an einem Feuersalamandermännchen und ein drittes Mal an einer gelbbauchigen Unke. Sämtliche Fälle im gleichen Behälter. Den Feuer- salamander setzte ich in Freiheit, bei den Rippen- molchen versuchte ich die Heilung durch fleissiges Waschen der Wundstellen mit kaltem, reinem Wasser zu erreichen und hatte Erfolg. Den gleich günstigen Erfolg erzielte ich bei einer Feuerunke, bei der sich die ziemlich grosse Wunde auf dem Rücken befand. Ich setzte das Tierchen in ein alteingerichtetes, mit spiegelklarem Wasser bestandenes Aquarium, mitten zwischen die grünen Schwimmpflanzen hinein. Die Unke hing zumeist mit dem Körper unter Wasser so an der Oberfläche, dass lediglich die Augen sichtbar waren. Der ständige Aufenthalt im feuchten Elemente hatte eine rapide Pleilung zur Folge. Molche oder Salamander, die längere Zeit trocken gehalten wurden und bei denen eine derartige Hautkrankheit auftreten sollte, wären evtl., wenn die Wunden sich nicht gerade am Kopfe befinden, bis zur Heilung in reines Wasser zu setzen, das gerade den Körper des Tieres überflutet. Wunden am Kopfe müssten lediglich, wie bemerkt, durch fleissiges Waschen mit kaltem, reinen Wasser zu heilen versucht werden. Es ist dies ein ebenso schmerzloses, als sicher wirkendes und oben- drein natürliches Mittel, das ich bei dei-artigen Fällen zur Anwendung empfehlen möchte. K. Riedel, „Wasserstern“, Augsburg. Verfärbung der Goldfische. In Nr. 7, Seite 87, der „Wochenschrift“ bedauert Herr J. Hottenroth, Gersdorf, die „unschöne Farbe“ der von ihm gezüchteten Goldfische. Herr Hotten- roth scheint auch „Altwasserfreund“ zu sein. Ich machte die Erfahrung, dass sich meine Tiere bei „Wassererneuerung“ ganz herrlich färbten und viel munterer im Becken herumschwammen, als bei dem Züchter, der sie in Altwasser hielt. Meine „Badeein- richtung“ kam auch den Fischen zu Gute. Einen Gummischlauch — das Ende mit einem Siebläppchen umwunden, damit auch der kleinste Fisch nicht durch- ging — befestigte ich am Becken und steckte das andere Schlauchende in das Abflussrohr der Bade- wanne. An Stelle der grossen Brause schraubte ich eine kleine auf und die kleine Drehung ins Aquarium genügte, um den Fischen die Wohltaten einer Brause zukommen zu lassen. Wenn nun bei eintretender Dunkelheit durch Anhaken einer elektrischen Birne das Ganze beleuchtet wurde, war die Anlage geradezu feenhaft schön. Alle junge Burschen und Jungfräulein zeigten sielt in unbeschreiblichster Farbenpracht. Herren der „Wasserrose“ bewunderten sie und lobten die aussergewöhnlich munteren, aber auch „wohlbe- leibten“ Fische. Nur ein Herr machte eine Ausnahme, „unerhört“, er nannte sie „dicke Kühe und Mond- kälber“. Als sie fürs Becken zu gross wurden, ver- schenkte ich sie und befinden sich die Fische im Gartenspringbrunnen seit drei Jahren recht wohl. Vor ihnen war immer grosses Sterben unter den ge- kauften Goldfischen. — Vielleicht versucht es Herr Plottenroth auch einmal mit meiner Methode — „Wasserwechsel“ und würde mich’s sehr freuen, wenn die Goldfische „goldig“ würden. Frau Margarete Comp, Köln. Erhaltung von roten Möckenlarven. Um rote Mückenlarven gut und lange lebend zu halten, habe ich eine photographische Entwicklungs- schale, 18X24 cm, von Glas benutzt, auf deren Boden feiner Sand und verwelktes Laub gelegt war. Das Ganze wird tüchtig durchfeuchtet, aber nicht so, dass noch Wasser draufsteht. Nun kommen die Mücken- larven hinein, auf dieselben habe ich reines Druck- papier gelegt, welches auch tüchtig durchnässt ist. Ich habe nun jeden Morgen gefunden, dass sich die Larven in Mengen auf das Papier gezogen hatten. Dann nahm ich das Papier heraus und spülte es ein- fach in den Behälter, in welchen ich füttern wollte, ab; darauf legte ich es wieder an seinen Platz und halte so jeder Zeit — ich füttere zweimal am Tag — reine Laiwen. F. Maue, „Aquaria“, Magdeburg. Beobachtung der Fische aus der Ferne. Um Fische ungestört und trotzdem gut von der Ferne beobachten zu können, bediene ich mich schon lange eines Feldstechers oder guten Opernglases. Namentlich bei Fischen, welche man bei der Brut- pflege nicht stören darf (Cichliden usw.), habe ich die- selben durch das Opernglas immer sehr gut befrachten und das Liebesspiel verfolgen können. Man versuche es einmal und man wird überzeugt sein. F. Maue, „Aquaria“, Magdeburg. Literatur-Bericht Terrarieukunde. Von Hugo Musshoff, Breslau. In der „Wochenschrift“ -Beilage „Lacerta“ (No. 1) schreibt Dr. F. Knauer über Hyla coerulea White. Die aus dem Scholze & Pötzschkeschen Massen- import stammenden Pflegeobjekte Knauers werden als ausdauernd bezeichnet. Die Arbeit enthält an- schauliche Beschreibung der Färbung des Habitus usw. Hyla coerulea hielt bei Knauer ohne Schaden Nacht- temperaturen von 2 — 3° G. Kälte aus!! Grosser Tätigkeitsdrang bei Nacht im Verhältnis zum Tagleben war nicht wahrzunehmen. Beträcht- lich ist die Gefrässigkeit der Korallenfinger: 87 Ochsen- bremen oder 45 Heupferde (Locusta viridissima !) wurden binnen einer Stunde „genossen“. Gelegentlich nimmt Hyla coerulea auch kleinere Echsen und Frösche. Farbwechsel hält Knauer bei dieser Hyle für nicht stattfindend, StimmäusserungennahmVeifasser zweier- lei wahr: ein nicht übermässig lautes Quaken und — als gelegentlich eine Echse auf einen Korallen- finger zukam — ein eigenartiges Grunzen. Drei recht annehmbare Photos illustrieren die lesenswerte Arbeit Knauers, die schon deshalb wertvoll ist, weil die Beobachtungen an einem Dutzend Hylen gemacht wurden! — An derselben Stelle plaudert Altmeister Franz Werner über „Mehr Ruhe!“ in der Terrarienpraxis. Dr. F. Werner warnt die Reptilienfreunde vor zu häufigen Belästigungen ihrer Pfleglinge. Tatsächlich ist dies „In Ruhe lassen“ auch ein wichtiger Punkt in der Terrarienpraxis. Ungestört gehen die Tiere noch am ehesten ans Fressen. Auch sind speziell Echsen dann (Licht und Wärme vorausgesetzt!) von ausserordentlicher Reg- samkeit. Allerdings verschwinden sie ebenso schnell, wenn man sie irgendwie stört. Dieses „Verschwinden“ 240 Literatur-Bericht. konstatierte Verfasser auch bei gewissen Zamenis- Arten (Zamenis dahlii, hippocrepis, nummifer). Quin- tessenz : Wer also Reptilien beobachten“ will, tue dies in gewisser Entfernung und verhalte sich ruhig dabei. No. 2 der „Lacerta“ bringt aus E. Scupins ge- wandter Feder eine Arbeit: „Ans dem Leben des Riesensalamanders“. Interessant sind die historischen Ueberlieferungen und die Legenden, die uns über den Megalobatrachus überkommen sind und die Verfasser aus der vorhandenen Literatur zusammenstellte. Für die Trennung der Literatur-Angabe am Ende der Arbeit in wissenschaftliche und Aquarien-Literatur schlagen wir vor, den alten Ausdruck „Fachliteratur“ beizubehalten. Wiederbelebungsversuche bei einer ertrunkenen Seeschildkröte wandte Seitz, Frankfurt a. M. mit dem Erfolg an, dass sich nach 20 Minuten Atmung wieder einstellte. Tags darauf war der Patient wieder beisslustig d. h. gesund. Das Aufhängen des Tieres mit dem Kopfe nach unten, um das Wasser aus dem Körper heraus laufen zu lassen, hat also in diesem Falle einen glücklichen Erfolg gehabt, im Gegensatz zu Belebungsversuchen bei ertrunkenen Menschen, wo die Aerzte das „auf den Kopf stellen“ als schäd- lich verwerfen! Den Schluss in „Lacerta“ (No. 2) macht W evers, Enschede mit einer lobenden Notiz über die kana- rischen Echsen: Lacerta galloti und Lacerta simonyi. Die Lacerta galloti ist schlanker als die letztere und dadurch bemerkenswert, dass sie gelegentlich ein lautes Quieken hören lässt! Darm müssen auch wir Wevers beistimmen, dass beide Spezies recht haltbare Tiere sind, die auch in der Ernährung uns wenig Sorge machen- neben dem üblichen Echsenfutter fressen sie auch rohes Fleisch und Bananen.*) „Das Cbamaeleon bei Gesner“ betitelt sich Hans Honigmanns Arbeit in „Lacerta“ (No 4). „Um ein Beispiel davon zu geben, wie im Mittelalter die Herpe- tologie behandelt wurde,“ gibt er einen Auszug aus der Gesnerschen Ilistoria Animalium und und zwar aus dem Abschnitt, der über das Chamaeleon handelt. Der alte Gesner nennt es „ein rattadex“ d. li. Rutten- eehse! Viele seine Angaben nötigen uns heute zwar ein Lächeln ab, anderes aber lässt uns erkennen, dass er ein scharfer Beobachter war ; ein Beweis da- für, dass eigene Beobachtung beste der Lehrmeister ist! Die „Beiträge znr Terrarien künde“ des Herrn Dr. Handrick „Lacerta“ (Nr. 3, 4) enthalten viel des Wissenswerten und Zutreffenden. Sem Vorschlag, über die jeweilig zur Saison angebotenen Tiere, kurze, prägnante „Pflege-Rezepte“ zu veröffentlichen, dürfte wahrscheinlich hier verwirklicht werden. Dr. Handrick erwähnt ferner einige öfters von ihm beobachtete Krankheiten : Die Knochenschwund- Krankheit, die Balggeschwülste, sowie die stets töt- lieh verlautende Drehkrankheit. Da Herr Tierarzt Dr. Deupser, Deutsch-Lissa bei Breslau zur Zeit Studien auf diesem Gebiete macht, beschränken wir uns für heute auf den Hinweis, dass von Genanntem dem- nächst darüber eine ausführliche Arbeit hier er- scheinen wird. (Fortsetzung folgt.) „Die Umschau“. Uebersicht über die Fortschritte und Bewegungen auf dem Gesamtgebiet der Wissen- schaft und Technik. Herausgegeben von Dr. J. H. Bechhold, Frankfurt a. M. Erscheint wöchentlich. Bezugspreis vierteljährlich Mk. 4.60. Unter dem vielen Interessanten, das die letzt- erschienen Hefte bringen, heben wir hervor: „Reiz- barkeit und Sinnesleben der Pflanzen“ von R. France. „Was ist Instinkt ?“ von Univ.-Prof. Dr. H. E. Ziegler. Auch in Artikeln, dessen Stoff den Lesern dieser Zeitsclirift vielleicht etwas ferner liegt, aber geeignet ist, seinen geistigen Horizont zu erweitern, finden wir wieder die Fülle : „Paratyphus“ von Dr. med. Fürst. *) Der Bund der Terrarienfreunde hat einen Import dieser Echsen unterwegs ! „Die Bildung der Steinkohle“ von Univ.-Prof. Dr. F. Frech und andere. Vielleicht sind es gerade die Artikel aus den anderen Gebieten der Naturwissenschaften ausser Biologie der niederen Wirbeltiere und der Wirbellosen, deretwegen sich auch für den Vivarien- freund ein Abonnement auf „Die Umschau“ empfiehlt. Sie würde den Inhalt der Fachzeitschriften aufs Vor- teilhafteste ergänzen. W. K. Dr. Gustav Ilegi. Illustrierte Flora von Mittel- europa. Illustriert unter künstlerischer Leitung von Dr. Gustav Dantinger. Vollständig in 70 monat- lichen Lieferungen äMk. 1. — . Verlag von J.F. Lehmann, München. Das Prachtwerk ist inzwischen bis zur 17. Lieferung gediehen, welche die Zwiebelgewächse behandelt. Text und Illustration sind, wie auch bei allen früher bereits besprochenen Lieferungen, tadellos. Auch die neu hinzugekommenen Farbentafeln zeigen eine seltene Naturtreue in der Farbengebung. Das Werk dürfte für den Fachbotaniker und den Gärtner ebenso un- entbehrlich werden, wie für jeden Gebildeten, der sich für die Pflanzenwelt unseres Vaterlandes interessiert. W. K. Meyers Kleines Konversations-Lexikon, Siebente, gänzlich neubearbeitete und vermeinte Auflage. Mehr als 130,000 Artikel und Nachweise auf über 6000 Seiten Text mit etwa 520 Illustrationstafeln (darunter 56 Far- bendrucktafeln und 110 Karten und Pläne) und etwa 100 Textbeilagen. 6 Bände in Halbleder gebunden zu je 12 Mk. Verlag des Bibliographischen Instituts in Leipzig und Wien. Der vierte der sechs stattlichen Bände, die den „Kleinen Meyer“ bilden werden, liegt jetzt vor uns: Von „Kielbenk“ bis „Nordkanal“. In knappen, aber überall ausreichenden textlichen Erläuterungen werden alle die verschiedenen Gebiete menschlichen Wissens behandelt. Zahreiche Tafeln in Schwarz- und Farben- druck und vor allem zahlreiche Karten tragen wesent- lich zum Verständnis der Textausführungen bei. Die Karten sind entschieden die wertvollste Beigabe der Bände. Sie stehen sämtlich durchaus auf der Höhe. Von den Bildertafeln kann man das leider nicht über- all sagen. So sind z. B. auf der Schwarzdrucktafel „Krebstiere“ die Garneele und der Einsiedlerkrebs mehr als primitiv, und auf der Schwarzdrucktafel „Schildkröten“ die Bilder der Sumpfschildkröte und der griechischen Landschildkröte auch nichts weniger als charakteristisch und schön. Was aber einmal — das gilt für fast alle Lexika und auch für viele zoologische Fachwerke — entschieden gerügt werden muss, ist die Zusammensteck ung von Kreaturen der verschiedensten Weltteile zu einem biologischen Gesamtbilde (Kro- kodile; Mittel meerflora insofern, als endemische und Kulturpflanzen in einem „Charakterbilde“ vorhanden sind, welches ganz falsche Vorstellungen zu erwecken geeignet ist) und vollends die Zusammenstellung von Tieren der verschiedensten Grösse in Abbildungen der verschiedenstenMassstäbe auf einem Gesamtbilde (Meeresfauna , wo mikroskopierte Krebse neben riesigen Langusten und Kraken gleich gross wie diese das Meer bevölkern). Die Massstab- angaben auf einer beigegebenen Erklärungstafel ge- nügen nicht zur Entkräftung unserer Ausstellung. Beide Mängel treffen für die Tafel „Neotropische Fauna“ gleichzeitig zu. Wird sich denn der Verfertiger solcher Tafeln des Widersinnigen und absolut Un- künstlerischen daran nicht bewusst? Endweder das biologische Moment streng durchgeführt, oder darauf ganz verzichtet! Ein Mittelding kann es nicht geben. Auf die Qualität der Tierbilder, im einzelnen betrachtet, wollen wir hier nicht eingehen. Am besten noch ist die Doppeltafel: „Niedere Tiere“ geraten. Rückhalt- lose Anerkennung verdienen die Tafeln: „Mond, Sonne, Kometen und Sternhaufen“. Es bedarf wohl nicht des besonderen Hinweises, dass der „Kleine Meyer“ trotz obiger Ausstellungen, die eben mehr oder weniger an jedem Lexikon gemacht werden müssten, ein vor- zügliches Nachschlagewerk ist und als solches nur empfohlen werden kann. W. K. Fragen und Antworten. — Vereins-Nachrichten. 241 Fragen und Antworten Anfragen werden erbeten an die Hexausgeber oder die folgenden Herren (für ihr Spezialgebiet : Paul Engmann, Dresden, Zöllnerplatz 7 (Cichliden, amerikanische Barsche, Sonnenfisch e usw.). Georg Ger lach, Dresden 21, Niederwaldstrasse 37 (Lebendgebärende und eierlegende Zahnkarpfen). Dr. Zimmer mann, Brandenburg a. Havel, St. Annen- strasse 13 (Exotische Barben, Danio rerio usw.). Hugo Musshoff, Breslau VI, Friedrich Wilhelm- strasse 62 (Terrarientiere). Porto (10 Pf.) ist stets beizufügen! Ausserdem steht unseren Abonnenten der Fragekasten des „Tri ton “-Berlin unentgeltlich, auch für Nichtmit- glieder, zur Verfügung. Zur unentgeltlichen Behandlung kranker Reptilien und Amphibien, sowie evtl. Feststellung der Todes- ursache, soweit möglich, ist gern erbötig: Dr. D e u p s e r , praktischer Tierarzt, Deutsch-Lissa b. Breslau. Ausführlichen Krankheitsbericht beifügen! Ist wichtig! Porto (10 Pf.) beilegen, falls brieflicher Be- scheid erwünscht ! Abdruck wird sich öfter verzögern ! Um einem vielfach geäusserten Wunsche nacli- zukommen, gebe ich folgende Mitteilung, wie seiner- zeit in der „Wochenschrift“ (Nr. 89, 1908), auch an dieser Stelle bekannt: Kranke Fische können jeder- zeit eingesandt werden an die Königl. Bayer. Biologische Versuchsstation für Fischerei, wo sie von Fräulein Dr. Marianne Plelin untersucht werden. Ausführlicher Krankheitsbericht erwünscht! Die Fische müssen aber noch lebend anlangen, die Zusendung toter oder halbtoter Tiere hat also keinen Zweck. In einigen wenigen Fällen ergibt auch die Untersuchung von ganz frisch gestorbenen, in Eis- packung übermittelten Fischen ein Resultat, die Einsendung von in Formol oder Spiritus konservierten Exemplaren hat aber nur dann einen Sinn, wenn es sich um Missbildungen oder allenfalls um Geschwülste handelt. Die Kosten einer Untersuchung betragen mindestens 3 Mark, wenn dieselbe viel Arbeit erfordert, entsprechend mehr! Dr. Wolterstor ff. Für die Schriftleitung verantwortlich : In Deutschland: Dr. W. Wolterstorff, Magdeburg-Sudenburg; in Oesterreich: Dr. P. Katnmerer, Wien 1 1/2. Unter alleiniger Verantwortung der Herren Ein- sender. Zur Beachtung! Die besten Tage zur Einsendung der Vereinsberidite für die nächstfolgende Nummer sind Donnerstag, Freitag, Sonnabend. Alle an diesen Tagen eingehenden Berichte werden sorgfältig durdigesehen und unterliegen einer ersten, oft auch einer zweiten Korrektur! Beispielsweise werden Berichte , die mir am Freitag, den 16. April zugehen , am Dienstag, den 27. April pünktlich und korrigiert erscheinen. In solchen Fällen ist audi Korrektur durch den Verfasser möglich und bedarf es sodann nur eines entsprechenden Vermerks (mit Adressenangabe) am Kopfe des Berichts. — Alle später, bis Dienstag, eingehenden Berichte werden gleichfalls pünktlich zur Druckerei befördert, hier kann aber weder für Korrektur noch sofortigen Abdruck garantiert werden. Kurze Beridite, die ich Mittwochs erhalte, können ausnahmsweise noch am nächsten Dienstag erscheinen. Für eilige Tagesordnungen usw., die direkt an die Druckerei gehen müssen (siehe Inserat!) ist Schluss der Annahme Donnerstag früh oder mittags, spätere Einsendung ist zwecklos ! Dr. Wolterstorff, Magdeburg S , Hellestrasse 2a. VEREINS ‘ffr NACHRICHTEN Charlottenburg. „Wasserstern“. Aus den Vereinsberichten. Am 6. Januar fand unsere Generalversammlung statt. Herr Berndt berichtete über die Tätigkeit des Vereins und betonte unter anderem die rege Teil- nahme an den Versammlungen, wie auch an den Tümpelfahrten und Exkursionen. Herr Reimann be- richtete über den Kassenstand und wurde ihm hierauf nach Anhörung der Revisoren Entlastung erteilt. Bei der Neuwahl des Vorstandes wurden die Herren Berndt als Vorsitzender, Junger als Stellvertreter, Reimann als Kassierer wiedergewählt, während die Herren Franke als Schriftführer und Kluge als Bibliothekar neugewählt wurden. Als Sitzungstag wurde der erste Mittwoch nach dem 1. und 15. im Mouat bestimmt. Die zweite Januar-Versammlung brachte uns einen Lichtbildervortrag des Herrn Reimann, der uns in bunter Reihenfolge Vögel, Schmetterlinge, Schlangen, Frösche und mehrere vor weltliche Tiere vorführte, um mit einem als Glanznummer anzusprechenden Miniaturaquarium, besetzt mit lebenden Daphnien und Cyklopen, zu schliessen. Die Herren Berndt und Franke berichten über die von ihnen besuchte Triton- Versamrnlung, in welcher Francke über: „Die Haltung von Süsswasserschwämmen im Aquarium* sprach und mehrere lebende und getrocknete Exemplare von Euspongilla lacustris und Ephidatia fluviatilis vorzeigte. Die Wiederholung in unserem Verein wurde in Aus- sicht gestellt und lud Franke die Vereinsmitglieder ein, die betreffenden Schwämme in seinen Aquarien zu besichtigen. Ferner erbietet sich Herr Seeker zur Anfertigung eines Diapositivs der oben erwähnten Schwämme, von denen in der Zwischenzeit Aufnahmen gemacht und vorgezeigt wurden. Ueber eine ergeb- nislose Tümpelfahrt und einen Wintersonntag auf dem Eise des Müggelsees wird gesprochen, ferner über eine Feier unseres Stiftungsfestes, mit dessen Vorarbeiten eine Kommission betraut wurde. Das neue Vereinsjahr brachte uns den langersehnten Vereinsschrank, mit dessen Einrichtung sofort be- gonnen wurde. Das Vereinsaquarium übernahm Herr Walther. Die Diapositive der Schwämme sind ein- getroffen und von Herrn Reimann in seinem zweiten Vortrage, der uns im übrigen wieder eine Reihe Meerestiere, Vögel und Schlangen brachte, gezeigt. Herr Seeker führte einige Exemplare des einheimischen Myriophillum vor, deren Winterknospen bei einer Tümpelfahrt erbeutet wurden. Ferner legte er ein 242 Vereins-Nachricliten. Exemplar des Froschlöffels vor, der gleichfalls zu treiben beginnt. Es wurde im Dezember von einem Ausflug nach Finkenkrug mitgebracht und hat sich bis jetzt grossartig entwickelt. Herr ßerndt spricht noch in einem kurzen Referat über den Ausschuss der Berliner Apuarien- und Terrarien- Vereine und klagt über die schwache Beteiligung der gewählten Delegierten, infolgedessen die Arbeiten des Ausschusses nicht den Erfolg haben, der ihm eigentlich gebührte. Gelegentlich eines Besuches bei unserm erkrankten Schriftführer Franke bewunderte Herr Berndt die herrlichen Ansiedlungen der beiden Polypenarten, die sich während der Krankheit unseres Herrn Franke gebildet haben. Der Versuch des Herrn Franke, die Hydren durch den Wassersehlauch, Utricularia vulg. zu vertilgen, ist noch nicht abgeschlossen. Ein kleines Schalentier wurde vorgezeigt und soll Herr Dr. W. Wolters torff gebeten werden, dasselbezu bestimmen. Für den Karfreitag ist eine Tümpelfahrt nach dem Spandauer Stadtpark beschlossen. Hamburg. „Humboldt“. Versammlung am 14. Januar 1909. Herr Christopher macht über den Transport lebender Fische folgende Mitteilungen: Fischerei- inspektor Rüge, Cuxhaven, schreibt in einem Aufsatz über den Transport lebender Seefische u. a.: Die grosse Masse der zum Teil aus weit entlegenen Meeresgebieten herbeigeschafften Fische kann nur im konservierten Zustande, nicht lebend, an Land ge- bracht werden, denn einmal ist die Fangmethode mit dem Grundschleppnetz nicht dazu angetan, die Fische beim Fang so schonend zu behandeln, dass auch die zum Teil recht empfindlichen Tiere lebensfähig bleiben, dann aber wird auch eine Anzahl von Fischarten aus so grossen Tiefen heraufgeholt, dass die Bedingungen für ihr Fortleben schwer oder gar nicht zu schaffen sind. Viele von ihnen sterben infolge der veränderten Druckverhältnisse usw., bald nachdem sie an die Oberfläche gebracht sind. Endlich ist es sehr schwierig, auf Dampfern, die weit von der Heimat ausserhalb der Nordsee fischen, Vorrichtungen zu schaffen zur Lebenshaltung grosser Mengen von Fischen. Nach dem heutigen Stande der Technik ist das letztere als unmöglich zu bezeichnen. — Von den etwa 200 Millionen Pfund Seefischen, die, abgesehen vom Hering, von deutschen Fischern in der Nordsee und den angrenzen- den Gewässern zurzeit jährlich gefangen werden, muss der weitaus grösste Teil in Eis konserviert nach den Heimatsmärkten transportiert werden. Dieses Ver- fahren ist durchaus einwandsfrei, da die Fische nach dem Fang sofort geschlachtet, entweidet und gereinigt werden, also nicht absterben und daher nicht mit anderen toten Fischen zu verwechseln sind. Trotzdem bleibt aber das Bestreben, Seefische lebend in das Inland zu bringen, durchaus aussichtsvoll. Deutsch- land hat in Finkenwärder und Blankenese eine Segel- fischerflotte von etwa 140 Fahrzeugen, die mit Bümen, d h. Behältern zum Transport lebender Fische aus- gerüstet sind und zu bestimmenden Jahreszeiten auch jetzt ihre Fänge lebend auf den Markt bringen. Was nun die Fischarten betrifft, die in Frage kommen können, so ist darauf hinzuweisen, dass sich hierzu besonders die Plattfische, wie Seezungen, Steinbutt, Tarbutt, Schollen, Flunder und Klischen eignen. Rund- fische, wie Schellfisch, Kabliau u. a. sind empfindlicher und sehr viel schwieriger lebend zu halten, doch gibt es auch von diesen noch einige Arten, die sich für den Lebendtransport eignen würden. Am besten wird immer der Fisch sich in einem kleinen Behälter be- finden, der hier die seinem Leben in der Freiheit am meisten angepassten Bedingungen vorfindet. Das sind Fische, die in nicht zu grossen Tiefen leben und keine sehr schnelle und wilde Schwimmer sind, also nament- lich diejenigen, die heute von den deutschen Segel- fahrzeugen gefangen und lebend an Land gebracht werden. Der Versand lebender Seefische begegnet aber ganz erheblichen Schwierigkeiten. Jedes Tier bedarf eines bedeutenden Quantums Seewasser, welches öfter erneuert, resp. durchlüftet werden muss. See- wasser ist aber nicht überall erhältlich und an eine Durchlüftung im grossen Massstabe ist nicht zu denken. Alle Versuche, die bisher unternommen wurden, See- fische in grösseren Mengen und auf weitere Ent- fernungen lebend zu transportieren sind gescheitert. Bessere Resultate erzielte man mit dem einfacheren Transport von Süsswasserfischen. Die Firma W. Kau- mann Nachf. A.-G. Berlin, Neu-Köln a. W., bringt z. B. grosse Mengen Karpfen, Aale usw. von Rumänien bezw. Südfrankreich mit günstigen Resultaten nach Deutschland. Diese Ergebnisse veranlassten die ge- nannte Firma zu einem Versuch mit Seefischen von Cuxhaven aus in einem Transportwagen mit paten- tierten Einrichtungen von Dr. Erlwein und Dr. Mar- quardt, wie sie in der Nr. 23, Jahrgang II der „Fisch- industrie“ beschrieben sind. Viele Versuche haben die Zuverlässigkeit des Verfahrens gezeigt. Bei dem ersten Versuch waren von den 672 Pfund Schollen, 2 Stück Steinbutt, 1 Tarbutt und einer Seezunge nach 36 Stunden 15 Pfund Schollen eingegangen. Die übrigen Fische waren springend lebendig. Bei der zweiten grösseren Probe waren von etwa 1000 Pfund Schollen, 4 Steinbutt, 1 Tarbutt, 4 Seezungen und 2 Kabliau nach 48 Stunden 20 Pfund Schollen und 2 Kabliau gestorben. Dem Versuch lag nun die Idee zugrunde, dass die in den Eisenbahnwagen gebrachten Fische zunächst eine längere Eisenbahnfahrt bestehen, dann aber am Ankunftsort längere Zeit bis zum Konsum lebend erhalten werden mussten. Da nun im Inlande natürliches Seewasser nicht vorhanden ist, wurden die Fische nach den 48 Stunden in künstliches See- wasser überführt um zu erproben, inwieweit ein solcher Wechsel ausführbar sein würde und nach weiteren 24 Stunden, also einer Gesamtzeit von 72 Stunden, waren 11 Pfund Schollen eingegangen. Der Gesamtverlust betrug also 31 Pfund Schollen und 2 Kabliau. Dann wurde der Waggon nach Berlin expediert, wo er mit 9 Stunden Verspätung nach einer Reise von 18 Stunden Dauer ankam. Hier wurden die Fische in Tankwagen geladen, die auch mit künst- lichen Seewasser gefüllt und mit dem Erlweinschen Apparat versehen waren, und mehrere Stunden in der Stadt herumgefahren. Auch diese Prozeduren hielten die Fische noch gut aus und nach etwa 96 Stunden der Aufbewahrung und Lebendhaltung unter sehr schwierigen Umständen betrug der Verlust etwa 30% (3%?) München. „Isis“ E. V. Dienstag, den 14. Januar 1909. Ordentliche Mitgliederve rsammlung. Der Vorsitzende erstattet in Kürze den Jahres- bericht. Die Gesellschaft zählt zurzeit 4 Ehrenmit- glieder, 48 in München wohnende und 23 auswärtige Mitglieder und steht mit 11 Vereinen im gegenseitigen Mitgliedschafts verbände. An Versammlungen haben stattgefunden: 1 ordentliche Mitgliederversammlung und 44 Wochenversammlungen. Die Bibliothek zählt zurzeit 416 Bände. Die Präparatensammlung wurde im verflossenen Jahre einer Durchsicht unterzogen und die Aufstellung nur. deutscher Reptilien, Amphibien und Fische ins Auge gefasst. Die Einnahmen betragen Mk. 847.56, die Ausgaben dagegen Mk. 657.14, Aktiv- rest Mk. 190.42. Hierzu kommen Wertpapiere, bei der bayr. Hypothek- und Wechselbank angelegt, im Be- trage von Mk. 3500; Bibliothek, Präparatensammlung und Inventar sind gesondert zu veranschlagen. Die eingebrachten Anträge: 1. Dem Zoologischen Garten- verein mit einem Mitgliedsbeitrage von Mk. 100 bei- zuti’eten ; 2. Zur Förderung der Aquariensache aus dem bereits für das Jahr 1907 zu diesem Zwecke be- willigten Mitteln von Mk. 80 den Herren Kaiser und Feichtinger die Hälfte ihrer Auslagen mit Mk. 30 und Mk. 27 zu Mk. 15 und Mk. 13.50 zu ersetzen; 3. Den sogenannten Stiftungsfond aufzulösen und der allge- meinen Kasse einzuverleiben ; 4. Dem in Afrika in bedrängter Lage befindlichen Herrn Scherer, früher Mitglied der Gesellschaft, Mk. 100 aus Gesellschafts- mitteln zu bewilligen, werden sämtlich entsprechend den Vorschlägen des Vorsitzenden angenommen. Die Aufstellung des Jahresaufwandes für 1909 wird nach dem Voranschläge des Vorsitzenden und unter Be- Vereins-Nachrichten. rücksichtigung der genehmigten Anträge bewilligt. Gegen die Entlastung des Gesamtvorstandes wird keine Erinnerung erhoben. Die Neuwahl des Vor- standes und der Herren Revisoren ergab keinerlei Aenderung. Es sind daher alle Anfragen, Mitteilungen usw. nach wie vor an den 1. Vorsitzenden Herrn K. Lankes, Müllerstrasse 10/2, zu richten. Be- züglich der Einzahlung der Beiträge wolle man sich an den Kassier Herr L. Feichtinger, Dachauer- strasse 15/4, in Sachen der Bibliothek aber an den Bibliothekar Herrn H. Labonte, Am Einlass 4, wenden. Wochenversammlung. An die glatt durchgeführte ordentliche Mitglieder- versammlungschloss sich in etwas vorgerückter Stunde die 1. Wochenversammlung im neuen Jahre an. Im Einlauf : Karte von Herrn Dr. Klingelhöffer mit Photo- graphie des Modells zu einem Haus für Schildkröten und Wasserschlangen im Offenburger-Terrarium, siehe „Blätter“ Nr. 45 1908, und Dankschreiben, Monatsblatt Nr. 1 des „Wasserstern“ Augsburg. Herr Lankes macht Mitteilungen über die ausserordentliche Ge- frässigkeit einer grossen Tropidonotus fasciatus. Es empfiehlt sich, die genaue Aufzeichnung gelegentlich in den „Blättern“ bekannt zu geben. Aus der Auf- schreibung, welche der Monat Dezember zugrunde gelegt ist, soll ersehen werden, welcher Idealismus dazu gehöre, grössere Reptilien längere Zeit zu pflegen und zu beobachten. Zwei Schlangen, die bisher wohl selten lebend nach Deutschland gekommen sein dürften, konnte Herr Kunstmaler Müller lebend vorzeigen: (Elaphe) Coluber dione (Pallas) aus Tientsin und den prächtig gefärbten Tropidonotus tigrinus Boie ( Natrix tigrina Boie) von ebendaher. Auf beide Schlangen werden wir nach längerer Beobachtung noch zurück- kommen. Herr Dr. Lehrs demonstrierte drei Cino- sternum pensylvanicum und wies namentlich auf Ab- Aveichungen in der Form des Panzers der Tiere hin. Herr Kaiser hatte das hübsche Modell eines künftigen Reptilienhauses im Münchener Zoologischen Garten zur Ansicht aufgestellt, Bis zur Verwirklichung seiner Idee, werden wohl noch lange Jahre vergehen. Gegen den Schluss der Sitzung machen die Herren Rembold und Lankes noch Mitteilungen über die er- haltene rote Mückenlarvenprobe und empfehlen dieses Futter allen Herren, die kleine Wasserschildkröten, Molche und Fische pflegen, zu weiteren Versuchen. K Lankes. Nürnberg. „Natnrbistorische Gesellschaft“, Aquarien- und Terrarienabteilung. 3. Sitzung. Herr Steiner und Herr Bonneberger zeigten den neuen von Kinel & Stössel konstruierten Bunsen- brenner „Perfekt“ in Betrieb vor. Die Vorteile dieser Brenner werden lobend anerkannt. Aus dem Einlauf wurde eine Anfrage an „Natur und Haus“, sowie eine solche an die „Blätter“ bekannt gegeben. „Natur und Haus“ bekommt unsere Sektion gegen Veröffent- lichung unserer Sitzungsberichte gratis. Die „Blätter“ haben jedoch ein diesbezügliches Verlangen abgelehnt. Bezüglich der Daphnienfrage teilt Herr Ing. Adam mit, dass am kommenden Montag Vertreter der ver- schiedenen Aquariengesellschaften in unserem Ge- sellschaftszimmer zu einer näheren Besprechung sich ; einfinden werden. Herr Steiner hat die in letzter Zeit ; vielfach als beliebtes Futtermittel in den Handel ge- brachte rote Mückenlarve zur näheren Besichtigung mitgebracht. Dies veranlasst Herrn Dr. Enslin, eine kurze Erläuterung über diese Lärvenform zu geben. Sie gehört zu der Art Chironomus plumosus. Die Larve lebt im Wasser. Das fertige Insekt gleicht einer Stechschnake und tritt oft in solchen Mengen auf, dass die Mücken bei ihrem Tanz ganze Säulen und förmliche Wolken bilden, die früher hie und da sogar Anlass zu Feueralarm gegeben haben, wenn sie als solche Wolken in der Nähe von Häusergiebeln, Kirchtürmen usw. schwärmten. Früher konnte man diese Larven auch in unserer Pegnitz in zahlreicher Menge finden. Je nach den Arten der Chironomiden 243 ist auch der Aufenthalt verschieden Die roten Mücken- larven leben meistens im Schlamm und nähren sich von Infusorien und werden in grossen Mengen ge- fangen. Andere Larven der Chironomiden leben aucli in Gebirgsseen. So verschieden der Aufenthalt ist, so mannigfach ist auch die Grösse dieser Larven. Manche sind mit unbewaffnetem Auge überhaupt kaum sichtbar. Am Kopf der Chironomus plumosus befinden sich zwei Augenflecke; unterhalb des Kopfes sind zwei Fortsätze, die wohl dazu dienen mögen, Nahrung herbeizuschaffen. Am Leibesende befinden sich ausserdem zwei fussähnliche Stümmel, die mit ein paar Haken versehen sind, vermittelst deren sich die Larve festzuhalten vermag. Die Eier, die im Herbst abgelegt werden, überdauern den Winter, es entwickeln sich dann die Larven und nach kurzer Puppenruhe entschlüpft das fertige Insekt. Eine weitere Eier- abgabe findet noch im Sommer statt. Herr Steiner zeigt Sphaerium corneum vor, über die Herr Dr. Enslin ebenfalls sehr viel Interessantes zu berichten weiss. Man findet diese Muscheln vielfach in Tümpeln. Die Jungen bilden sich in den Kiemen der Muschel ziem- lich weit aus und werden dann von dem Muttertier ausgestossen. Diese kleinen Sphaeriumsarten können gut kriechen, weshalb man sie auch an den Scheiben uer Aquarien umherziehen sieht. Nachdem das zur Sitzung mitgebrachte Material der Reihe nach durch- besprochen war, zeigt Herr Dr. Enslin eine der mit- gebrachten Mückenlarven in Ermanglung des Mikros- kops mittels des Projektionsapparates der Mutter- gesellschaft vor. Der Apparat zeigt das Tier in sehr guter Vergrösserung, so dass alle Körperteile, sowie der Darmkanal deutlich sichtbar sind. Um die Vor- züge des Projektionsapparates so recht vor Augen zu führen, zeigt Herr Dr. Enslin desgleichen Diapositive, Abbildungen aus Werken, die in vorzüglicher Schärfe reproduziert werden. Die von Herrn Dr. Enslin prä- parierten Daphnienarten, von Herrn Ing. Adam stam- mend, sollen in der nächsten Sitzung, wenn das Mikroskop wieder zur Verfügung steht, erläutert werden. Zum Schluss teilt Herr Lutz einen interessanten Versuch über die Anpassung von Süss Wasserpflanzen und Süsswasserfischen an Brackwasser mit. Die zu diesen Versuchen verwendeten Pflanzen gedeihen augenscheinlich gut; auch sollen sich die von ge- nanntem Herrn in Brackwasser, V3 Seewasser, 2/3 ge- wöhnliches Brunnenwasser, eingesetzte Stichlinge ganz wohl befinden. H. Adam, I. Obmann. Alb. Schmid, I. Schriftführer. Stuttgart. „Verein der Aquarien- und Terrarien- freunde“. Der Verein hielt am Donnerstag den 4. März im Schillersaale der Liederhalle seine 96. Monatsversamm- lung ab, die aussergewöhnlich stark besucht war und uns 8 neue Mitglieder brachte. Der 1. Vorsitzende, Herr Ernst Schad, erstattete kurzen Bericht über die Arbeiten der Ausstellungs- Kommission und deren Unterausschüsse und hebt besonders das von Mitglied Herrn Ludwig Kuli im Entwurf genehmigte, für unsere Zwecke hervorragend schöne Ausstellungsplakat her- vor. Er erwähnt ferner, dass eine weitere Eingabe an die Stadtverwaltung bezüglich Ueberlassung der Gewerbehalle für unsere Ausstellungszwecke abge- gangen ist und von Mitglied Herrn Wöckner bereits ein provisorischer Grundrissplan für die Ausstellung und Unterbringung der Ausstellungsobjekte in der Gewerbehalle gefertigt worden sei. Vom Rechner Herrn Ad. Euchner wurden weitere Zuwendungen zum Garantiefonds bekanntgegeben. Hierauf regte der 1. Vorsitzende einen Familienausflug in die Ge- wächshäuser der Wilhelma an und hat dieser gemein- same Ausflug inzwischen auch am Sonntag, 14. März, nachmittags, unter sehr zahlreicher Beteiligung der Mitglieder mit ihren Angehörigen stattgefunden. Etwa 100 Personen haben all’ die Herrlichkeiten, welche in unseren Wilhelma- Gewächshäusern in seltener Pracht zu schauen sind, bewundert, um nachher zu geselliger Unterhaltung in den Räumen des Museums in Cannstatt sich zusammenzufinden. Nur zu schnell 244 Vereins-Nachrichten. verrannen bei dem durch ein Sängersextett, sowie ernsten und heiteren Vorträgen verschönten Abend die wenigen Stunden gemütlichen Zusammenseins. Sehr erfreulich ist, konstatieren zu dürfen, dass gerade im Hinblick auf unsere im September stattfindende Ausstellung ein sich mehr und mehr steigerndes Solidaritätsgefühl bei den Mitgliedern zu erkennen ist. Ausstellungskalender Steht den verehrlichen Vereinen kostenlos zur Verfügung. Alle näheren Angaben sind natürlich in den Inseratenteil zu verweisen! Hamburg. „Rossmässler“. 22.-29. August, in „Ham- monia“, Besenbinderhof. Adressentafel der Vereine.1) Dresden. „Wassevrose“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Vereinslokal: Restaurant Viktoria- haus, Seestrasse. Versammlung jeden 1. und 3. Sonnabend im Monat, an den dazwischen liegenden Sonnabenden zwanglose Zusammenkünfte. Brief- adresse: Paul Lehnert, 1. Vorsitzender, Dresden-A. 16, Wintergartenstrasse 57. Erfurt. „Aquarien- und Terrarienfrennde“. Ver- sammlungen jeden 1., 3. und 5. Freitag im Monat im Cafe Roland am Fischmarkt. Briefadresse : Fr. Schneider, Michaelisstr. 30. Gäste willkommen. Frankfurt a. Main. „Biologische Gesellschaft“ für Aquarien- und Terrarienkunde. Vereinslokal : West- endgarten, Taunusstrasse 1. Sitzungen: Jeden Sams- tag, abends 9 Uhr Jeden ersten Samstag im Monat Vortrag nebst Gratisverlosung. Auskunft über Tier- und Pflanzenflege usw. an jedermann. Briefadresse: Stridde, 1. Vorsitzender, Habsburger Allee 24. Görlitz. „Aquarium“. Vereinslokal: Beckers Restau- rant, Jakobstrasse 29. Sitzungen alle 14 Tage und zwar Freitag, 9 Uhr abends. An den dazwischen liegenden Freitagen: Vorstandssitzung. Briefadresse: Dr. Finster. Vorsitzender, Hospitalstrasse 31. Graz (Steiermark). „Neptun“. Vereinsheim: Körens Weinstube, Kaiser .Josef-Platz. Zusammenkunft jeden Freitagabend. Briefadresse: A. Meuth, Liebenau 161 bei Graz. Halle a. S. „Daphnia“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde (E. V). Vereinshaus: Dresdener Bier- halle am Kaulenberge. Sitzungen alle 14 Tage Frei- tags.. Adresse: K. Poenicke, Herderstrasse 12 1- Hamburg. „Humboldt“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde (E.V.). Vereinslokal: Grosse Allee 45. Hamburg. „Lndwigia“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Vereinslokal: Haases Restaurant, Eimsbütteler Chaussee 17. Versammlungen jeden zweiten und vierten Dienstag im Monat. Gäste stets willkommen. Hamburg. „Salvinia“, Verein für Aquarien- und Ter- rarienfreunde (E. V.). Briefadresse: 0 Tofohr, Ham- burg 6, Bartelsstrasse 74. Hamburg. „Rossmässler“, Verein für Aquarien- und Terrarienfreunde zu Hamburg (E V.). Versamm- lungen jeden 1. und 3. Mittwoch im Monat in Paetows Restaurant, Kaiser Wilhelmstrasse 77. Briefadresse: M. Strieker, Flamburg 26, Pagenfelderstrasse 30. Hohenstein-Erustthal i. S. „Sagittaria“, Verein für Naturfreunde. Vereinslokal: Restaurant zur Gar- küche. Briefadrese : AlbinAngermann, 1. Vorsitzender. Karlsruhe. „Verein von Aquarien- und Terrarien- freunden“. Lokal: „Landsknecht“, Herrenstrasse. Briefadresse: K. Eberbach, Direktor, Hirschstr. 120. Leipzig. „Nyinphaea“, Verein für Aquarien- und Ter- rarienkunde. Versammlung jeden Dienstag. Vereins- lokal: „Heim des Hausväterverbandes“ (Eingang Tauchaerstrasse 6 oder Marienstrasse 7). Brief- adfesse: Bernhard Wichand, 1. Vorsitzender, Scharn- horststrasse 55, part. Magdeburg. „Aquaria“, Verein für volkstümliche Naturkunde. Vorsitzender Fr. Maue, Regierungs- strasse 24. Versammlungen jeden 1. und 3. Dienstag im Monat, abends 91/t Uhr, im Restaurant „Kaiser- bräu“, Breiteweg 1. 1) Aufnahme erfolgt nur auf Antrag! Weitere Vereinsadressen stets willkommen 1 Auf besonderem Blatt! Ergänzungen, Aenderungen werden umgebend erbeten! Dr. Wolterstorff. Magdeburg „Vallisneria“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Versammlungslokal: , Tivoli“, '/Kai- serstrasse, am 2. und 4. Dienstag im Monat. Brief- adresse: N. Jürgens 1. Vorsitzender, Königgrätzer- Strasse 17. Mainz „Cyperus“, Verein für Aquarien- und Terrarien- kunde. Briefadresse: T. v. Kittlitz, Mainz. Vereins- lokal: Kötherhof. Bibliothekstunden: Jeden Sams- tag abend von 8 7* Uhr ab (Fuststrasse 2) woselbst auch stets näheres über die Sonntagsausflüge zu erfahren ist. Gäste jederzeit willkommen. Mannheim. „Verein für Aquarien- und Terrarien- kunde“ (E. V.). Versammlung jeden 2. und 4. Mitt- woch im Monat. Lokal: Restaurant „Wilhelmshof“, Friedrichsring. Briefadresse: Friedrich Glaser, Moll- strasse 8, III. München. „Isis“, Gesellschaft für biologische Aqua- rien- und Terrarienkunde. Briefadresse : Karl Lankes, I. Vorsitzendei, Müllerstrasse 10/2. Rgb. Nürnberg. „Heros“, Gesellschaft für biologische Aquarien- und Terrarienkunde (E.V.). Gegrtindetl898. Sitzungen am 1. und 3. Dienstag jeden Monats abends V2^ Uhr. Gesellschaftslokal: Restaurant „Walhalla“, Hafnersplatz 7, I. Briefadresse : Aug. Gruber, 1. Vorsitzender, Fürtherstrasse 96. Nürnberg. „Seerose“, Verein für Aquarien- und Ter- rarienkunde. Vereinslokal: Restaurant zur Pegnitz, Insel Schütt. Sitzungen: Jeden 2. und 4. Sonnabend im Monat. Briefadresse: Th. Prell, Schuckertstr.15,1. Nürnberg. „Aquarien- und Terrarienabteilung der Naturhistorischen Gesellschaft“. Briefadresse: H. Adam, 1. Obmann, Adamstrasse 6. LI. Steiner, 2. Ob- mann, Hallerwiese 12. A. Schmidt, 1. Schriftführer, Rennweg 40. Stuttgart. „Verein der Aquarien- nnd Terrarien- freunde“. Vorsitzender: E. Scliad, Gerberstr. 10, II. Schriftführer : A. Woern, Llasenbergsteige 8, III. Schwerin. „Verein der Aquarien- und Terrarien- freunde“. Vereinslokal: Hotel de Paris. Zusammen- kunft jeden 1. und 3. Dienstag im Monat. Brief- adresse: Lagerverwalter H. Keltz, Werderstrasse 41. Wien. „Cyperus“. III, ILetzgasse, Ecke Blattgasse, J. Angelmayers Restauration. Wien. „Lotus“, Verein für Aquarien- und Terrarien- kunde zu Wien IX, Wäbringerstrasse 67. Restaurant Joh. Gruss. Sitzungen jeden 1. und 3. Dienstag im Monat. Briefadresse : Rieh. Polz, I1I/2, Lorbeer- gasse 13. Gäste stets willkommen. Wien. Sektion für biologische Vivariumkunde der k. k. zooligiscb-botanischen Gesellschaft in Wien. Obmann: Dr. P. Kämmerer, Wien II, Biologische Versuchsanstalt. (Fortsetzung folgt.) Tagesordnungen. Dortmund. „Triton“. Sitzung am Freitag den 16. April 1909. Tagesordnung: I. Eingänge und Geschäftliches. II. Zeitschriftenreferat. III. Austausch von Erfahrungen betreffend Zucht. IV. Schulaquarien. V. Besprechung über einen öffentlichen Voitrag. VI. Verschiedenes. Der Vorstand. Für den Anzeigenteil: Fritz Lehmanns Verlag, Stuttgart. — Verlag von Fritz Lehmann, Stuttgart. Druck der Verlagsbuchdruckerei Otto Sautter, Stuttgart. Daphtiidae Sars. Von phil. Alois Czepa. (Mit 13 Abbildungen, zumeist nach Original-Mikrophotographien.) Es sind schon sehr alte Bekannte, die wir uns heute aufzutischen vorgenommen, aber recht liebe, solche, mit denen wir wieder gerne ein- mal Zusammenkommen und die wir dann mit desto grösserem Interesse mustern. Für ge- wöhnlich betrachten wir die Daphnien von einem sehr prosaischen, für die Tierchen entschieden nicht angenehmen Standpunkt, wenn wir für unsere hungernden Fische und die nimmersatte junge Brut Tümpel und Teiche mit einem Netze durchfischen. Doch wenden wir uns in Musse- stunden, wenn das Geschäft der Fütterung vor- über ist und nicht alles den Fresssäcken zum Opfer fiel, gerne der Beobachtung einer Daphnie um ihrer selbst willen zu. Was wir aber den Fischen als Daphnie ver- füttern, ist gar oft ein anderes Tierchen als die Gattung Daphnia oder deren häufigste Art Daphnia pulex, und wir dürfen diesen allgemeinen Namen nur gebrauchen, wenn wir unter Daph- nidae die Cladocera, Wasserflöhe verstehen, welche Namen früher identifiziert wurden. Die Gruppe, die wir heute mit dem Namen Daphnidae bezeichnen, ist nur ein verschwindend kleiner Teil der grossen Unterordnung Cladocera, die ihrerseits wieder eine Unterabteilung der Blatt- füsser oder Phyllopoda darstellt, bekanntlich jener Krebse, deren Füsse blattartig gelappt sind und zu denen der merkwürdige Apus und Brayichipus und die nicht minder interessante Estheria gehören. Aber auch die Cladocera ver- einigen in sich eine Menge sehr verschiedener, oft abenteuerlicher und grotesker Formen, wie Leptodora , Polyphemus , Bytotreplies , die Lyn- ceidae , Bosminidae, Sida, Holopednmt und wie sie alle heissen, Namen, die manchem ebenso gut bekannt, wie die Tiere selbst unbekannt sind. Heute aber wollen wir von allen diesen nicht reden, sondern betrachten die kleine Familie der eigentlichen Daphnidae, zu denen also unsere liebe, alte Daphnia pnlex gehört. Die Gestalt von Daphnia zu beschreiben, hiesse wohl Eulen nach Athen tragen, da sie selbst dem Jüngsten der jungen Anfänger sehr wohl bekannt ist. Beinahe ebenso verhält es sich mit der inneren Anatomie, die dank der jetzt so populär werdenden Beschäftigung mit dem Mikroskope den meisten nicht mehr fremd ist. Was uns heute beschäftigen soll, ist bloss die interessante Fortp fl anzungsweise der Daphniden, die bekanntlich einen Generations- wechsel zwischen jungfräulicher (parthenogene- tischer) und geschlechtlicher Fortpflanzung voll- ziehen. Diese Verhältnisse haben durch die neuesten Untersuchungen so viel an Interesse gewonnen und so ganz neue Gestalten ange- nommen, dass es wirklich der Mühe wert ist, sie im Zusammenhänge zu besprechen. Bevor wir aber damit beginnen, sei es mir gestattet, in aller Kürze auf die Beschreibung des Weibchens, des Männchens und der Jungen der Daphnidae im allgemeinen einzugehen und noch ein wenig über die Systematik der bei uns vorkommenden Formen zu berichten. Beides wird zum Verständnis des Folgenden sehr viel beitragen. Männchen und Weibchen haben so ziemlich gleiche Organisation (Abb. 1), mit Ausnahme da- von natürlich, dass das Weibchen Eierstock und einen daranschliessenden Brutraum, das Männchen aber die Hoden besitzt. Wodurch sie sich aber an- sonsten unterscheiden , ist vor allem die be- deutendere Grösse und Stärke des Weibchens und beim Männchen die kolossale Ausbildung der Geruchsantennen, die bei den Weibchen von Daplmia recht winzig sind. Das Weibchen entwickelt stets Eier, die in den Brutraum gelangen. Dieser liegt hinter 246 A. Czepa: Daphnidae Sars. dem Herzen auf dem Rücken des Tieres und ist unten durch die Rückenfläche des Leibes, oben durch die Schale, vorn durch den an die Schale angewachsenen Körper und hinten durch einen Vorsprung des Hinterleibes gebildet. Dieser Vorsprung ist an der Schale nicht befestigt, daher ist ein Oeffnen des Brutraumes durch das jedesmalige Vorstrecken des Hinterleibes bewerk- stelligt. In diesem Brutraum entwickeln sich die Eier zu den vollständig ausgebildeten Jungen, die oft bis zu 30 übereinander gelagert sind. Schon bei Betrachtung mit dem blossen Auge kann man die Embryonen wahrnehmen und ihre Bewegungen bemerken, aber erst mit dem Mikro- skope bekommen wir den richtigen Einblick. Die Geburt der Jungen erfolgt auf die Weise, dass sie schubweise durch Vorschnellen des Hinter- leibes ausgestossen werden. Schematische Zeichnung nach Claus. A Ruderantenne. L Leberhörnchen. Au Auge. N Nebenauge. H Herz. B Brutraum. Ov Ovarium. D Darm-Ende. K Beine mit Kiemen. Sie suchen sich sofort ihre Nahrung und gleichen in allem bis auf die Grösse ihrer Mutter. Nur tragen sie die erste Zeit ein drüsiges Haft- organ im Nacken, mit dem sie sich oft fest- setzen. Die Verwandschaft unserer Daphnie hat sich gründliche und durchgreifende Untersuchungen gefallen lassen müssen. Leydig zählt in seiner Naturgeschichte der Daphniden 15 Arten des Genus Daphnia auf, die sich von einander durch ganz wichtige Merkmale unterscheiden. Man hat daher später diese Gattung aufgelöst und in fünf wohlbegründete Genera eingeteilt, Daplmia , Simocephalus , Scapliolebris , Ceriodaphnia und Moina, und diese fünf vereinigte man zur Familie der Daphnidae , die wir uns ja auch zur vor- liegenden Betrachtung erwählten. Trotz der durchgreifenden Trennung hat das Genus Daph- nia an Arten nichts eingebüsst, ja im Gegen- teile, Eylmann zählt im Jahre 1887 !) nicht weniger als 28 Arten auf, die sich mehr oder minder von einander unterscheiden, die aber in zwei Gruppen zerfallen, in die eine, die wie Daphnia pulex ausser dem grossen Auge noch ein Nebenauge besitzt, und in eine andere, denen ein solches Nebenauge fehlt. Man hat nach diesen nicht unwichtigen Unterschieden auch die Trennung vorgenommen und betrachtet die, denen das Nebenauge nicht zukommt, als Genus Hyalodaphnia, unter welchem Namen Schoedler schon 1865 die erwähnte Gruppe von Daphnia losgetrennt hatte. Nach Eylmann enthielte die Gattung fünf Arten. Richard* 2) reduziert aber deren Zahl auf drei, allerdings mit einer Menge Varietäten. Die Daphniden besitzen überhaupt eine grosse Neigung zum variieren, und besonders die Arten der Gattung Daphnia zeigen, wohl weil sie grösstenteils Seenbewohner sind, die Eigenschaft im hervorragenden Masse. Dass gerade seen- bewohnende Formen so sehr zur Varietäten- bildung neigen, ist ganz erklärlich, weil sie hier abgeschlossen in einem Becken sind, das be- stimmte physikalische Eigenschaften, das eine andere Lagerung, als ein entfernt liegendes zweites, eine andere Vegetation besitzt usw. Aehnlich stehen ja auch die Verhältnisse bei den Salmoniden, von denen manche Form in verschiedenen Seen verschiedene Lokalvarietäten besitzt. Ausserdem spielen bei den Daphniden die Jahreszeiten eine grosse Rolle, wie Zacharias, Lundberg und Apstein gezeigt haben, so dass die Sommerformen von den Winterformen meist sehr verschieden sind. Sehen wir uns nun die einzelnen Gattungen an : Kopf mit einem Schnabel versehen . . . . 1 Kopf ohne Schnabel 4 1. Kopf vom Thorax durch einen tiefen, scharfen Einschnitt getrennt 3 Kopf vom Thorax durch keinen oder nur sehr seichten Einschnitt getrennt 2 2. Nebenauge vorhanden Daphnia Nebenauge fehlt Hyalodaphnia 3. Kopf oben und vorne gleichmässig abgerun- det; Schale fast viereckig mit abgerundeten Ecken Simocephalus Kopf vorne und oben mehr oder minder tief eingebuchtet, oft mit einem Horne versehen; J E. Eylmann, „Beitrag zur Systematik der europä- ischen Daphniden“, Bericht der naturforschenden Ge- sellschaft zu Freiburg i. B. 1887. Band II, Heft 3. 2) Jules Richard, „Revision des Cladoceres“ 1896. A. Czepa: Daphnidae Sars. 247 die fast viereckige Schale hinten in einen langen Fortsatz ausgezogen Scapholebris 4. Kopf klein, niedergedrückt; Nebenauge vor- handen Ceriodaphnia Kopf hoch, Nebenauge fehlt, .... Moina Abb. 2. Daphnia pulex de Geer. Weibchen mittlerer Grösse. Beginnen wir mit der ersten Gattung, Daphnia. Trotz der Austeilung in zwei Genera ist die Zahl der Arten dieses Genus noch eine zu grosse geblieben, als dass wir jede einzeln hier be- sprechen könnten, und wir müssen deshalb eine kleine Auswahl treffen der wichtigsten, häufig- sten und bekanntesten. Von diesen steht an erster Stelle die allgemein bekannte Daphnia pulex de Geer. Sie erreicht eine Länge von 2,15 mm und ist meist rötlich gefärbt, daher wenig durchsichtig, wird aber, wenn wir sie in reinen Gläsern halten oft so hell, wie die noch zu besprechende Daphnia hyalina Lejdig. Abb. 3. Daphnia pulex de Geer. Weibchen mit zwei Embryonen im Brutraum. Die erste Mikrophotographie (Abb. 2) zeigt ein mittelgrosses Exemplar einer weiblichen Da- phnia pulex, die nächste ein ausgewachsenes Weib- chen mit zwei Embryonen im Brutraum (Abb. 3). Da es mit einer stärkeren Vergrösserung photo- graphiert wurde und ich auf den Brutraum scharf einstellte, so sind die Buderantennen , da sie nicht in der gleichen Ebene liegen, unscharf geworden, was aber das Bild selber nicht beein- trächtigt. Diese beiden Tiere gehörten einer Generation an. Ich behielt das Glas — es ist ein gewöhnliches, mittelgrosses Einsiedeglas, das vor meinem Arbeitstisch auf einem Nordfenster steht — nun im Auge und konnte auch zu meiner Freude am 2. April Männchen in ihm entdecken, von denen die dritte Photographie (Abb. 4 u. 4 a) ein Exemplar zeigt; das Bild ist wieder am Abb. 4. Daphnia pulex de Geer. Männchen. Rücken unscharf, da wegen der Geruchsantennen auf den vorderen Teil scharf eingestellt wurde. Die Weibchen des Glases haben aber noch keine Aenderung erfahren, sie tragen noch Sommereier, wie die vierte Photographie deutlich zeigt. Es wird also sicherlich die Dauereier- bildung erst in der nächsten Generation statt- finden. Daphnia pulex ist die häutigste Daphnide überhaupt. Ganz kleine Lachen meidet sie wohl, ist dagegen in Tümpeln, Teichen und Sümpfen meist in Massen zu treffen, und auch in grossen Seen wird sie uns oft genug ins Planktonetz geraten. Ihr ähnlich ist Daphnia magna Strauss , die bis zu 5 mm gross wird und besonders in Abb. 4a. Daphnia pulex de Geerfo nach Leydig. den mittleren Teilen Europas ziemlich häufig ist; sie liebt kleine pflanzenbewachsene Tümpel. Viel gestritten wegen Berechtigung der Art wurde um Daphnia longispina 0. F. Müller , die mittelgross, schlank gebaut und als Bewohnerin von Seen meist hyalin ist und einen langen Stachel am Schalenrande trägt, der mit grossen Dornen besetzt ist und die halbe Schalenlänge erreichen kann. Grosse Aehnlichkeit mit ihr besitzt Daph- nia rosea Sars, unterscheidet sich aber durch ihre geringere Grösse (1,9 mm) und durch ihre rote Färbung. Als letzte im Reigen erwähnen wir noch Daphnia hyalina Leydig; sie ist mittels gross und sehr durchsichtig, trägt einen langen Schalenstachel und einen hohen, gehelmten Kopf. Von Hyalodaphnia nennen wir nur Hyalo- 248 A. Czepa: Daphnidae Sars. daphnia Berolinensis Schoedler , die 1865 von Schoedler im Plötzensee bei Berlin gefunden wurde und nur die geringe Grösse von 1,15 mm erreicht. Hyalodaphnia Kahlbergensis Schoedler ist etwas grösser und wie Berolinensis sehr durchsichtig. Abb. 5. Simocephalus vetulus O. F. Müller. Weibchen mit einem Sommerei im Brutraum. Eine andere Gestalt zeigt erst die nächste Gattung, Simocephalus Schoedler. Ihr Körper ist gross, wenig durchsichtig und ziemlich plump gebaut. Gegenüber dem grossen Leib ist der Kopf von auffallender Kleinheit. Das Neben- auge unterliegt, was die Gestalt und Grösse be- trifft, selbst in den einzelnen Arten Schwankungen, kann aber doch zum Unterscheiden der Arten verwendet werden. Gewöhnlich ist es dreizipflig bis spindelförmig und liegt in der Nähe der Wurzel der Tastantennen oder es erstreckt sich von dort bis zur Mitte des Kopfes. Die Zahl der Sommereier ist meist gross, bis zu 30, die Wintereier nur in der Einzahl im Brutraum. Simocephalus scheint von allen Daphniden die grösste Lebenszähigkeit zu haben; denn man trifft sie nicht nur mitten im Winter unter fuss- dickem Eise an, sondern sie halten auch in Ge- fangenschaft am längsten aus und schwimmen noch munter umher, wenn das Wasser schon schlecht und alle Lebewesen abgestorben sind. Scopholebris mucronata O. F. Müller $ nach Leydig. Sehr Simocephalus vetulus 0. F. Müller, die frühere Daphnia Sima , ein bis zu 3 mm grosses, aber wenig durchsichtiges Tier, mit grossem^ spindelförmigen Nebenauge. Seine Farbe ist gelbgrün oder rotbraun. Zwischen Kopf und Thorax, wo der Körper die tiefe Einkerbung bildet, liegt das Haftorgan, mit dem sich die Tiere, da sie schwerfällige Schwimmer sind, oft vor Anker legen, weshalb wir sie auch meist an den Aquarienwänden sitzen sehen. IhrSchwimmen ist nicht das ruckweise Hüpfen der Daphnie, das für diese so charakteristisch ist und ihnen sicher- lich den deutschen Namen Wasserflöhe einge- tragen hat, sondern ähnelt mehr dem Rudern der Ostracoden. Die eine Photographie (Abb. 5) zeigt ein Weibchen mit einem Ei im Brutraume, die zweite (Abb. 11) ein solches mit mehreren Sommereiern. Von Simocephalus unterscheidet sich Scapho- lebris Schoedler durch die Bildung des Kopfes und den langen Schalenfortsatz. Es sind nur kleine Formen, die hierhergehören,nurbis zu ImmLänge. Die grösste Form ist Scopholebris mucronata (Abb. 6) 0. F. Müller , die Daphnia mucronata Leydigs; sie ist gelbbraun, wenig durchsichtig und trägt auf dem hohen Kopfe ein langes Horn. Auch trägt sie im Brutraum nur e i n Dauerei. Abb. 7. Ceriodaphnia quadrangula O. F. Müller $ nach Leydig. Zu den gemeinsten Formen gehören die Arten der Gattung Ceriodaphnia Dana. Wir finden sie in grossen Seen, Teichen, auch in kleinen Tüm- peln häufig, wenn auch nicht in so grosser Indivi- duenzahl wie Daphnia und Simocephalus. Sie sind alle- von geringer Grösse und meistens gelb bis blutrot gefärbt. Der Kopf ist niedergedrückt, nach unten geneigt und endet ohne Schnabel. Die Schalenklappen sind vom Kopfe durch eine tiefe Einkerbung abgegrenzt und bilden am hinteren Ende einen kleinen spitzen Dorn. Das Ephippium enthält nur ein Dauerei. Abb. 7 zeigt uns Ceriodaphnia quadrangula 0. F. Müller, die schon 1705 von Müller als Daphnia quadrangula beschrieben wurde. Ihre Farbe ist ein schwaches Horngelb. Sie gehört zu den Formen, die sich am wenigsten abgrenzen lassen, da sie eine grosse Variabilität besitzt. Ihre Länge beträgt etwa 0,6 mm. Etwas grösser werden Ceriodaphnia reticulata Jurine und Cerio- daphnia loticauaata 0. F. Müller , von denen die letzte blutrot gefärbt ist. Als letzte Gattung nennen wir Moina Baird. P. Arnold: Poecilia reticulata Peters. 249 Wie schon früher erwähnt, findet sie sich in kleinen Tümpeln, meist Lehmgruben mit sehr trübem Wasser. Ihr Körper ist mittelgross, oval bis vierkantig, sehr plump gebaut und meist gelblich gefärbt. Der grosse Kopf rundet sich vorn kuppelförmig ab und trägt das grosse Auge, die grossen Geruchsantennen und die starken Ruderantennen, deren Grundglied stark bedornt ist. Die Schalenklappen bedecken den Körper nicht ganz, sondern lassen den letzten Teil des Hinterleibes, das sogenannte Postabdomen, voll- ständig hervorragen. Ein Nebenauge fehlt. Abb. 8. Moina rectirostris O. F. Müller 5 nach Leydig. Abb. 8 zeigt Moina rectirostris 0. F. Miiller-. sie wird bis zu 1,35 mm gross und ist meist kristallhell. Im Brutraum trägt sie nur ein Dauerei und unterscheidet sich dadurch wesent- lich und auffallend von der ihr sonst sehr ähn- lichen Moina brachiata Jurine , die stets zwei Dauereier im Ephippium trägt. Bemerkenswert ist noch Moina paradoxa Weismann , da an dieser der grosse Forscher Weismann seine Beobach- tungen angestellt hat. (Schluss folgt.) Poecilia reticulata Peters die letzte „Neuheit“ des Jahres 1908, Mit einer Abbildung nach Originalzeichnung des Verfassers. Von Paul Arnold- Hamburg. Im Geiste sehe ich die erstaunten Gesichter, die manche Liebhaber beim Lesen der Ueber- schrift machen werden. „Poecilia reticulata Peters, letzte Neuheit des Jahres 1908!“? Der Autor scheint in der Geschichte unserer Lieb- haberei noch sehr weit zurück zu sein, denn sonst müsste er doch wissen, dass der Fisch dieses Namens bereits Anfang November 1905 eingeführt wurde, wie wir damals in der „Wo- chenschrift“, III. Jahrgang, Seite 71 und folgende gelesen haben. Ja, Sie haben Recht, ein Fisch ist zwar seinerzeit an zitierter Stelle unter dem Namen Poecilia reticidata Peters von Herrn E. Leonhardt beschrieben worden, aber es handelt sich bei dieser Beschreibung nicht um Poecilia reticidata Peters, sondern um eine Farbenvarietät unseres altbekannten Girardinus januarius Heus. (Glaridodon januarius , Girardinus caudimaculatus Heus). Wer die schwarzgescheckten Girardinus caudimaculatus als Poecilia reticulata Peters be- stimmt hat, ist mir nicht bekannt, nur so viel steht fest, dass dieses Fischehen, welches wohl den meisten Liebhabern jetzt aus eigener An- schauung bekannt ist, in unserer Fachliteratur zum ersten Male an vorerwähnter Stelle in der „Wochenschrift“ von Herrn Leonhardt beschrie- ben und abgebildet wurde. Herr Leonhardt selbst scheint geheime Zweifel in die Richtigkeit des Namens zu setzen, und lässt am Schlüsse seiner Ausführungen dieMöglichkeit durchblicken, dass den verschiedenen Autoren andere Fische zu ihrer Beschreibung unterlegen haben möchten, die er sich aber nicht beschaffen konnte. Herr Thumm, der als Erster diesen Fisch gehalten und gezüchtet hat, und dessen Mitteilungen über das Tierchen von Herrn Leonhardt wieder- gegeben werden, spricht den Fisch als eine Girardinus- Art an. Dieser Ansicht sind auch die Herren Bernli. Wichand und Walter Köhler, die in ihren Veröffentlichungen „Blätter“, XVII, 1906, „Girardinus januarius Heus. var. reticula- tus (Peters)“ und „Zur Nomenklatur von Poe- cilia reticulata Peters“ den Beweis liefern, dass der unter den Namen Poecilia reticulata Peters in Liebhaberkreisen bekannte neue Zahnkarpfen in die Gattung Girardinus einzureihen sei. Beide Autoren befinden sich in dem guten Glauben, dass der Fisch nach seiner Einführung 1905 richtig bestimmt worden sei und gehen von der falschen Voraussetzung aus, dass die von Peters beschriebene, Poecilia reticulata aus Vene- zuela, mit den aus Brasilien (Santos) stammen- den gescheckten Girardinus identisch sei. — Bei dem von Herrn Köhler in Vorschlag ge- brachten Namen Girarclinus januarius Hens. var. reticulatus Peters müsste der Autornamen Peters unbedingt wegfallen, da Peters bei seiner Be- schreibung der Poecilia reticulata nicht die ge- scheckte Girardinus- Varietät, sondern ein ganz anderes Fischchen vor sich gehabt hat. Ob die Varietäts-Bezeichnung reticulatus = genetzt für die mehr oder weniger schwarz gescheckten Fischchen richtig gewählt ist, wage ich nicht zu entscheiden. 250 P. Arnold: Poecilia reticulata Peters. Trotzdem die Zugehörigkeit der Art zur Gattung Girardinus von Herrn W. Köhler ein- wandfrei nachgewiesen und festgestellt wurde, dass es sich bei diesem Fische nicht einmal um eine selbständige Art, sondern um eine Farben- varietät von Girardinus januarius Hens. handelte, wird der falsche Name Poecilia reticulata Peters in Liebhaber- und Händlerkreisen weiter bei- behalten ; selbst Herr Rudolf Mandee „Natur und Haus“, XYI. S. 42— 45, bedient sich, wahr- scheinlich der wohltuenden Kürze wegen, noch des falschen Namens Poecilia reticidata Peters , obgleich er in seinem hübschen Artikel zugibt, dass das Fisclichen in allem mit unserem Girar- dinus candimaculatus übereinstimme! Also alle Aufklärungen haben den falschen Namen nicht auszurotten vermocht, und sehen wir hier wieder, zu welch heilloser Verwirrung eine falsche Be- stimmung führt. Ich wäre schon früher auf dieses Thema zu- rückgekommen, konnte aber leider ebensowenig wie Herr Leonhardt typische Exem- plare der von Peters beschrie- benen Poecilia re- ticulata aus Vene- zuela erhalten und musste daher erst einen Import dieses Fisches abwarten. Früher als ich gedacht, ist mein Wunsch in Erfüllung gegangen, indem es den rastlosen Be- mühungen unseres Carl Siggelkow gelungen ist, Mitte Dezember 1908, die echte Poecilia reticu- lata Peters herbeizuschaffen. Der betreffende Import enthielt das Fischchen in etwa 25 Exem- plaren, unter denen sich leider nur drei Männ- chen befanden. Nach Angabe des Seemannes, der die Fische mitbrachte, sollen dieselben in einem Gewässer in der Nähe von La Guaira (Hafenstadt von Caracas), Venezuela gefangen worden sein. Zwecks Bestimmung der Art über- sandte ich damals sofort eins der, anscheinend ausgewachsenen, Weibchen meinem verehrten Freunde Herrn G. A. Boulenger- London und erhielt von diesem die Mitteilung, dass das Fisch- chen von seinem Kollegen, Herrn C. Tate Regan, als Poecilia reticulata Peters identifiziert worden sei. Damit war ich aller Zweifel überhoben und die wissenschaftliche Frage war für mich gelöst. Poecilia reticulata Peters. Links oben Weibchen, natürliche Grösse; rechts oben und unten Männchen, um etwa V3 vergrössert. Ich hätte natürlich gern ein Pärchen der neuen Poecilia reticidata Peters erworben, hatte aber damit kein Glück, denn Siggelkow wollte den gesamten Import dieses Fisches nur in einem Posten verkaufen, was ich ihm weiter nicht übel nehme, denn wo sollte er mit den überzähligen Weibchen bleiben, wenn er die drei Paare, die sich in der Sendung befanden, an Liebhaber ab- gegeben hätte ? Schliesslich erklärte sich Herr Siggelkow bereit, mir ein Pärchen auf kurze Zeit zur Beobachtung und Beschreibung zu über- lassen, wogegen ich mich verpflichtete, für die wissenschaftliche Bestimmung zu sorgen. Einige Tage nach dieser Unterredung übersandte mir Herr Siggelkow das Pärchen Poecilia reticulata Peters , welches ich in einem geheizten Aquarium unterbrachte. Die Fischchen hatten trotz der herrschenden Kälte die Seereise gut überstanden und befanden sich durchweg in relativ bester Verfassung, so dass es keiner be- sonderen Mühe bedurfte, sie am Leben zu erhal- ten. Sie gingen sofort an Cyclops und hörten mit dem Fressen nicht eher auf, als bis der letzte dieser Kruster in ihrem Magen ver- schwunden war. Bevor ich weiter auf die Lebensweise dieses Fischchens eingehe, möchte ich erst einige Be- merkungen über die Nomenklatur machen und eine Beschreibung der Tiere geben In dem mir vorliegenden Werke von S. Gar- man, „The Cyprinodonts“ ist Poecilia reticidata Peters auf Seite 62 — 63 wie folgt beschrieben: Synon. Girardinus reticidatus Gth. 1866. Girardinus guppii Gth. 1866. Poecilia vaudepolli Lidth. 188/. Poecilia vaudepolli var. arubensis Lidth. 1 88/. Heterandria guppii Jor. 1 88p . Poecilia brauneri Eig. iSgy. D. 7— 8. A. 8— 9. V. 5. LI. 26-28. Ltr. 8. Höhe des Körpers 2/7 und Länge des Kopfes beinahe a/4 der Länge bis zur Basis der Caudale. Männchen bei weitem schlanker. Auge länger als die Schnauze, nicht ganz 1/3 des Kopfes, 3/5 des Interorbital-Raumes. Stirn flach. Be- ginn der Rückenflosse etwas näher nach der P. Arnold: Poecilia reticulata Peters. 251 Spitze des Maules als nach dem Ende der Schwanzflosse gegenüber dem ersten Strahle der Afterflosse beim "Weibchen. Afterflosse des Männchens vorgerückt zwischen die Bauchflossen, welche verlängert sind. Afterflossenfortsatz (Kopulationsstachel) so lang wie der Kopf, ohne Haken. Schwanzflosse gross, ziemlich länger als der Kopf, stumpf abgerundet. Der freie Teil des Schwanzstiels ist etwas verlängert, Basis der Afterflosse beträgt ein Drittel ihrer Entfernung von der Schwanzflosse. Die Baucli- flossen reichen bis zur Afterflosse, Brustflossen, so lang wie der Kopf, reichen nicht bis zu den Bauchflossen. Weibchen gelblich olive, Schuppen mit einem schmalen, schwärzlichen Rand, Bauch silber- glänzend, Rumpf über dem Bauche schwärzlich. Männchen mit zwei braunen Strichen längs des Rumpfes, die manchmal in ein Band Zusammen- flüssen, ein brauner Strich längs der Mitte der Seiten des Hinterkörpers, ein runder schwarzer Fleck hinter der Schulter, ein zweiter am Be- ginn des Schwanzstriches und ein dritter an der Schwanzwurzel. Einer oder zwei dieser Flecken können fehlen. Trinidad; Venezuela. Das Männchen von Venezuela weicht in der Färbung von demjenigen von Trinidad ab, es hat grosse silbrige Flecken zwischen den Imaunen Strichen und einen grossen ovalen schwarzen Fleck in der Mitte der Seite des Hinterkörpers. (Günther). Das Folgende ist die Originalbeschreibung: „Grüngelblich mit einem schwarzen Netz- werk, dessen Maschen den Rändern der Schuppen parallel liegen, am Bauche silbrig. Schuppen in 7 Längs- und in 27 Querreihen ; obwohl einige derselben durchbohrt erscheinen, ist doch keine deutliche Seitenlinie zu sehen. Ganze Länge 39, Höhe 9, Länge des Kopfes 7 mm. D. 8; A. 10. Caracas; in dem Guayre-Flusse von Gollner ge- sammelt.“ In einer grösseren Abhandlung über die Süss- wasserfische von Trinidad, von C. Tate Regan (Proceedings of the Zoological-Society of London 1906. Vol 1, 378 ff.) finden wir eine Beschreibung von Girardiniis guppii Gthr., begleitet von einer farbigen Abbildung. Ich führe diese Beschreibung deshalb an, weil Girardinus guppii Gthr. unter dem Synonymen für Poecilia reticulata Peters mit angegeben ist. Dort lesen wir wie folgt (Uehersetzung) Girardinus guppyi Gthr. (Tafel XXII, Fig. 1.) „Belly-fisch“ = „Bauchfisch“. Dieser Fisch erhält seinen Namen von der Tatsache, dass die Weibchen ihren Leib ge- wöhnlich durch Junge ausgedehnt haben. Er ist sehr zahlreich, besonders an solchen Plätzen wie dem „Dry River“ (trockener Fluss) bei Bel- mont, einer Vorstadt von Po rt-of- Spain, wo er in dem schmutzigen, seifigen Wasser, welches aus den Höfen der Wohnungen längs des Flusses herabläuft, herumschwärmt. Er erspart einen Teil Verdruss, indem er die Mosquito- Würmer (Mückenlarven) vertilgt. Das Männchen ist ein sehr eleganter kleiner Fisch und variiert be- deutend in Färbung und Zeichnung.“ Die Abbildung stellt mein Pärchen dar; das Weibchen in natürlicher Grösse, voll ausgewach- sen, das Männchen von rechts und von links, etwa um ]-/3 vergrössert. Ich habe das Männ- chen von zwei Seiten gezeichnet, um den Lesern die Verschiedenheit der Zeichnung der beiden Körperseiten vorzuführen und, damit die eigen- artige Flecken- und Strichzeichnung deutlicher zum Ausdruck kommt, das Männchen etwas vergrössert wiedergegeben. Soweit ich bei dem ausserordentlich lebhaften Männchen feststellen konnte, betrug seine Totallänge 22 mm und dürfte dieser Fisch, da es sich hierbei ebenfalls um ein völlig erwachsenes Tierchen handelt, wohl zu den kleinsten aller bisher bekannten viviparen Zahnkarpfen zu zählen sein. Die Färbung des Männchens, dessen Körper nach hinten zu seitlich stark zusammengedrückt ist, muss als recht ansprechend bezeichnet werden. Eine genaue Beschreibung der Färbung lässt sich insofern nicht geben, als das Fischchen je nach seinem Wohlbefinden, seiner Gemüts- stimmung und nach der Beleuchtung in Farbe und Zeichnung sehr variiert, ich beschränke mich daher darauf, die Färbung meines Männchens zu beschreiben, wie es sich unter normalen Ver- hältnissen dem Auge präsentiert, wobei ich gleich darauf aufmerksam machen möchte, dass die Färbung der einzelnen Individuen (<<> <^> Eingesandt <$> <^> <^> Ein Tag aus dem Leben eines Raabhändlers. In letzter Zeit erschienen in der „Wochenschrift“ von Herrn Dr. Hermann und Dr. Wolters torff mehrere Artikel, die die Beihilfe der Aquarien- und Terrarienfreunde zum Schutze unserer niederen Tier- welt verlangten. Von Seiten des „Kosmos“ wird ebenfalls die Er- haltung unserer Tierwelt verlangt. Dieses Bestreben zu unterstützen ist Ehrensache und Pflicht jedes Naturliebhabers und der Aquarien- und Terrarienfreunde. Um nun zu zeigen, mit welch verderblichen Mitteln von Seiten der Raubhändler gearbeitet wird, lasse ich hier diesen Bericht folgen, der wahrheitsgetreu einen Tag aus dem Leben eines solchen Händlers schildert. Man beschuldige mich nicht der Uebertreibung! so wie ich es geschildert, kann man es alle Tage er- leben. Nichts ist dazu getan, die Schilderung beruht auf Selbsterlebtem und Selbstbeobachtetem. Von allen Seiten hört man Klagen über Aus- rottung seltner Tierarten, Vernichtung seltener Wasser- pflanzen. Unsere so schönen einheimischen Wasserpflanzen, Fische, niedere Tierwelt und Reptilien gehen dem langsamen, aber sicheren Aussterben entgegen. Oft genug sieht man beim Händler im kleinen Behälter 20 bis 30 Ringelnattern, mit ebensoviel Ei- dechsen zusammengepfercht. Stichlinge, unsere schönsten einheimischen Fische, werden zu Hunderten in überfüllten Becken ge- halten, Flitterfische desgleichen; Barscharten, Karpfen, Schleien, Schlammpeitzger und andere Arten, sie alle, von habgieriger Hand in kleine Becken gesetzt, gehen darin elend zugrunde. Bütten und Wannen voll des schönsten Frosch- bisses, Myrozhyllum, Hornkraut, Seerosen usw., ver- faulen langsam, da der Bedarf überreichlich gedeckt und — das einheimische Zeugs kostet ja nichts! Alles dies geschieht nur bei einheimischen Tieren und Pflanzen, wie sorgsam jedoch werden ausländische Sachen und Tiere behandelt. Freilich, die kosten ja Geld ! Um fünf Uhr morgens, oft noch früher — und das mit gutem Grund, wie wir später sehen werden, begibt sich unser Geselle hinaus aufs Land. Beladen mit Eimern, Kannen, Säckchen und einem grossen Stechnetz, letzteres öfters sackgross, geht’s hinaus in die schöne Natur. Still fliesst der Bach durch die Wiesen; Iris-Arten umsäumen ihn, Wasserpest, Wasserstern, Froschbiss usw. prangen im schönsten Grün. Ein ganzer Teich voll der herrlichsten Aloe zeigt sich unsern Blicken. Hier im tiefen Wasser blüht unsere weisse Wasser- rose, daneben im Bach wuchert die gelbe Teichrose. Schwärme von Stichlingen ziehen umher, unbeweglich Eingesandt,. 257 steht das prächtige Stichlingsmännchen in seinem Hochzeitskleid prangend, über dem Nest und fächelt den Eiern unermüdlich Sauerstoff zu. Ab und zu erscheint der Schlammpeitzger und nimmt einen Mund voll Luft, um sofort wieder ins schützende Dickicht unterzutauchen. Lautes Gequakse von Fröschen er- füllt die Luft, Gelbränder und Kolbenkäfer durch- eilen das Wasser. Hellklar ist letzteres und so kann man alles aufs beste beobachten. Doch schon naht das Verhängnis ! — Der Fänger naht, vom Berge her kommt es herab, überschreitet Wiesen und Gräben und beginnt sein Handwerk. Das Säckchen, schon mehr ein Sack, wird rasch gefüllt mit den Fröschchen, die tausendweis im Morgen- tau umherhüpfen. Was schadet es, wenn aus dem vollgepropften Sacke bei der Heimkehr mehr Leichen wie lebende Tiere zum Vorschein kommen, morgen geht er ja von neuem hinaus und holt andere! Sie sind ja so überreichlich da und fürs Stück erzielt ja der Händler 5 Pfennig. Grössere Frösche spazieren ebenfalls ins Gefängnis, auch sie sind ein begehrter Artikel. An den Weiden sitzen Laubfrösche ; sie teilen das Los ihrer Vorgänger, nur dass sie in einen andern Sack gesteckt werden, ist doch ihr Marktwert ein viel höherer, 20 bis 80 Pfennig per Stück. Die Säcke mit den Fröschen werden umgehängt und das Stechnetz beginnt zu arbeiten. Das grosse, dreieckige Netz fährt in das klare Wasser auf gut Glück hinein, fährt tief in den Schlamm und kommt gefüllt heraus. An dem Uferrand wird das Netz ent- leert und gierige Hände durchwühlen den Schlamm; die grossen Stichlinge. Schleien, Schlammpeitzger, werden ausgesucht, einige grosse Posthorn- und Deckelschnecken zu den Fischen in die Kanne getan, der Rest bleibt liegen, meist eine Unmasse kleiner und kleinster Fische enthaltend, nicht zu vergessen der zahlreichenWasserasseln, Schnecken, und Insekten- larven. Da liegt nun alles, dem Verderben geweiht; die immer stärker werdende Sonne tötet bald alles Lebewesen. So geht es weiter am Bache entlang, jedes grössere Wesen wird erbeutet, die kleineren nutzlos am Ufer liegen gelassen; Schlammpeitzger, den Leib von Laich strotzend, werden immer und immer wieder in die bereits überfüllte Kanne getan und richten dort arge Verwüstungen an, um ebenfalls bald zugrunde zu gehen. Nun werden noch Wasserpflanzen gesucht; um ein gutes Exemplar zu erlangen, werden unzählige andere ans Ufer geworfen, um dort zu verfaulen. Erbarmungslos wütet das Messer, um die Seerosen und deren Wurzelstücke zu erbeuten, schonungslos wirft das Netz ganze Haufen von Froschbiss und Aloe ans Land um einige Exemplare zu erbeuten. Grosse Haufen abgestorbener Wasserpflanzen, hässliche schwarze Flecken aus Schlamm, Schnecken, Larven und noch zuckenden Fischen bestehend, be- zeichnen den Weg, den der Fänger gegangen, und mit tiefer Trauer folgt der Liebhaber seinen Spuren und bedauert seine Ohnmacht. Ein andermal führt der Weg an die Ufer des Flusses. Mit allen Hunden gehetzt, weiss der Fänger den beaufsichtigenden Beamten wohl aus dem Wege zu gehen, ein paar rasche Züge mit grossem Netz und hunderte von Jungfischen wandern in die Be- hälter, um bereits unterwegs oder in den nächsten Tagen ein vorschnelles Ende zu finden. Wieder geht es hinaus, diesmal in die Berge, dort wü'd dem Feuersalamander unbarmherzig nachgestellt; ja sogar Tagesreisen führt der Räuber aus, um Seltenes zu erbeuten. Alles, was schwimmt und kreucht, ver- fällt ihm unrettbar, er ergreift es und bringt es dem Händler zur Verwertung. Diesen Raubzügen muss ein Ende gemacht werden, das möchte ich anregen und erreichen Es ist sehr, sehr schwer, aber nicht unmöglich. Eine scharfe, polizeiliche oder tierschutzfreundliche Kontrolle würde dem Händler bald das Handwerk legen, die Grundstücksbesitzer würden uns helfen, denn sie sind erbittert über die Schäden, die ange- richtet werden. Die Jäger und Angler desgleichen; wie mancher Hase, wie manche Ente oder Karpfen und Hecht ver- fällt dem Räuber, der oft genug auch Schlingen legt. Der Händler soll nachweisen, woher er die ein- heimischen Fische erworben, durch wen er sie bezog. Die Behörde gibt überall an gewisse Personen die Erlaubnis, kleine Fische zu Köderzwecken zu fangen und auch für die Liebhaber würde stets die Erlaubnis zu haben sein. Aber diese Personen sind vertrauens- würdig und erhalten die Preise auf angemessener Höhe. Sie nehmen nicht mehr, als sie lebend heimbringen können und auch lebend aufbewahren können. Sie treiben keine Raubfischerei und sorgen auch für Nach- wuchs. Der Händler dagegen (so wie ich ihn ge- schildert) macht es sich leicht. Sein Fänger, oft genug, ja fast immer, ist ein arbeitsscheuer Gesell, keiner ernsthaften Arbeit freund, kennt jeden Strauch und jeden Tümpel und liegt den ganzen Tag im Freien umher. Für 200 bis 300 lebende Jungfische erhält er 2 Mark, für oben geschilderten Beutezug höchstens 3 Mark. Moorerde usw., Wasserpflanzen schleppt er dem Händler ins Haus, ohne einen Pfennig dafür zu erhalten. Was liegt ihm daran, wenn er erwischt wird? Die Gefängnisstrafe wird abgesessen, wenn es wirk- lich so weit kommt, in den meisten Fällen ergreift er rechtzeitig die Flucht. Das alles kümmert den Händler nicht, er hat kein Risiko, jedoch den grössten Nutzen. Rechnet man den Stichling zu 10 Pfennig, die Posthornschnecke zu 5, den Schlammpeitzger zu 20, die Schleie, die Ellritze zu 10 Pfennig, Kolbenkäfer, Seerosen, Aloes usw. zu 20 bis 50 Pfennig, so wird man den Nutzen begreifen, den dieser Beutezug abwirft. Selbst Gelbränder werden mitgenommen und an Anfänger verkauft, zu 20 Pfennig das Stück und dem Anfänger geraten, sie zu Schleier- schwänzen zu setzen. Der Schaden, der auf diese Weise angerichtet wird, ist gar nicht wieder gut zu machen. Ich kenne die Umgebung meiner Stadt sehr gut, und Fänge, wie ich sie beschrieben, innerhalb zwei Stunden zu machen, war eine Kleinigkeit — vor zehn Jahren. Heute jedoch — dass Gott erbarm — muss man, um nur einzelnes zu finden, stundenlang umhersuchen. Ueberall stösst man auf die schwarzen Flecken am Uferrande; da, wo man früher die schönsten Wasserpflanzen, Stichlinge, kleinste Hechte, Schleien usw. fand, findet man höchstens noch Wasserpest und selbst mit dieser wird bald aufgeräumt sein. Was macht es für Schwierigkeiten, die einhei- mische Wasserflora und -Fauna zu einer Ausstellung zusammenzubringen ! Wo sind sie hin, unsere zierlichen Eidechsen, die schnellen Blindschleichen, unsere Fische und die schönen Wasserpflanzen! Ausgerottet, vernichtet! Ich hoffe eine recht grosse Aussprache in den Vereinen herbeizuführen und würde mich sehr freuen, wenn es uns gelänge, dem Unwesen ein Ende zu machen und dem Raube zu steuern. Natur und Wissenschaft würden profitieren, manche Tier- und Pflanzenart vor dem Verderben bewahrt werden. Ich rede auch nicht von allen Händlern, glück- licherweise gibt es auch solche, die einsehen, dass sie sich selbst den Ast absägen, auf dem sie sitzen. Man muss auch die Liebhaber berücksichtigen, die keine Zeit haben, ins Freie zu gehen und ihre Lieb- linge selbst zu fangen. Auch diese müssen Gelegenheit haben, Tiere an sich bringen zu können. Was ich aber auf das Tiefste verdamme, und worin mir jeder beipflichten wird, der nur ein bischen Liebe zur Natur hat, das ist die systematische Ausräuberung, die getrieben wird, die teils planlose, teils aber absichtliche Ausrottung der Tiere und Pflanzen ; um keine Konkurrenz auf- kommen zu lassen, um den Liebhaber zu nötigen, beim Händler zu kaufen. Dies ist mir und vielen Liebhabern bekannt. Dagegen müssen wir alle Front machen und hoffe ich mit gutem Erfolg. v. X. X. Für die Schriftleitung verantwortlich : In Deutschland: Dr. W. Wolterstorff, Magdeburg-Sudenburg; in Oesterreich: Dr. P. Kämmerer, Wien II/2. 258 Vereins-Nachrichten. Vereins-Nachrichten Unter alleiniger Verantwortung der Herren Einsender. Breslau. „Proteus“ (E. V.) Gegründet 1908. Aus der Sitzung vom 30. März 1909. Humoristischer Abend. — Neuheiten aus Conrads- höhe - Tegel. — Eitrige Hautentzündung bei Echsen und erfolgreiche Uebertragung. — Der Vorsitzende erstattet Bericht über den schönen und harmonischen Verlauf des aqua-liumoristischen Abends der „Bres- lauer Vereinigung“ vom 27. ds. Mts., zu dem unser Verein eingeladen war. Die Gastgeberin hatte alles aufgeboten, um ihren Gästen den Aufenthalt angenehm zu machen. Das ist ihr auch in vollem Masse ge- lungen. Erst in den frühen Morgenstunden trennte man sich. Wir sind vom Beginn unserer Gründung an in ein freundschaftliches Verhältnis zur Vereinigung getreten. Wenn wir auch getrennt marschieren, so haben wir uns doch stets dort zusammengefunden, wo es galt, für die Ausbreitung der Aquarienlieb- haberei einzutreten. Wir hoffen, dass dieses kollegiale Verhältnis auch für die Zukunft bleiben und sich noch immer mehr befestigen möge. — Herr Kützner ist von seiner Reise nach Conradshöhe-Tegel zurückge- kehrt und berichtet über die Neuheiten der „Vereinig- ten Zierfischzüchtereien“. Viel Schönes und Seltenes gab es dort zu sehen. Neben dem abenteuerlichen Pantodon Buchholzii wunderschöne Exemplare von Fundulus gularis und verschiedene neue Fundulus- Spezies mit langem Flossenwerk. Von den Haplo- chilus- Arten waren Haplochilns elegans und Importe von Haplochilus latipes in schönen Pärchen vertreten. Aufsehen erregte ein mittelgrosser unbestimmter Wels, der starke elektrische Schläge austeilte. Argusfische, Hemichomis bimaculatus, neue Pyrohulina, die ersten Barsch-, Tetragonopterus-, Wels- und Guramiimporte, sammetschwarze Himmelsaugen, Schlammspringer, breitflossige Mollienisia latipinna , Girardinus denticu- latus mit besonders schön gefärbten Männchen und Zuchtpaare von Cynolebias belotti fielen besonders in die Augen. Leider hat Herr Kützner von seinen dort angekauften Fischen einen grossen Teil auf dem Trans- port eingebüsst, nicht etwa durch Abkühlung, da die Temperatur in der Kanne in Breslau noch 17° betrug. Da die toten Tiere gleich fortgeworfen wurden, kann man über die Ursache des Sterbens auch nicht ein- mal eine Vermutung äussern. Wir möchten an dieser Stelle wiederum darauf aufmerksam machen, dass es nicht nur im Interesse der Wissenschaft, sondern oft weit mehr in dem des Liebhabers liegt, bei der- artigen plötzlichen Todesfällen die Tiere an einen Sachverständigen zu schicken, hierbei aber nicht zu vergessen, ein ausführliches Begleitschreiben beizu- legen und lieber etwas zu sehr in die Breite zu gehen, als zu wenig mitzuteilen. Hierbei sind natürlich nur selbstbeobacht-eteTat Sachen zu schildern, Vermutungen und Meinungen als solche zu kennzeichnen. Die Sektion allein gibt oft gar keinen „eindeutigen“ Aufschluss über die Todesursache. Hier muss der Untersucher gleich einem geschickten Detektiv aus Mitteilungen den Augenzeugen erst Steinchen für Sternchen Zusammentragen , manches durch eigene Beobachtungen und Kombinationen ergänzen, um so endlich den Attentäter stellen zu können, d h. die Ursache zu finden. Je mehr nun hierbei der Indizien- beweis angewendet werden muss, desto unsicherer werden natürlich die Schlussfolgerungen. — Dr. Deupser berichtet darüber, dass ihm der zweite Gerhonotus und eine Agame mit dem Absess oberhalb des linken Auges nun doch noch zu Grunde gegangen sind, ob- gleich er die Stellen mit dem Paguelin (Bromstift!) behandelt hatte und auch darnach eine Heilung der Wunde einzutreten schien. Während nämlich vorher — bei der Pinselung mit Pyoktaninspiritus bezw. Hexudem mit Tannoherme — fortdauernd unter der Kruste Eiter abgesondert wurde und die ganze Wund- fläche ein weissfarbenes Aussehen zeigte, sah man nach dem Abstossendes Brandschorfes, dass die Wund- fläche sich gereinigt hatte, und dass an den Seiten neugebildete Haut sich hervorschob. Die Patienten wollten aber absolut nicht von selbst fressen und die künstliche Ernährung mit Leciplasma und mit roten Mückenlarven blieb erfolglos. Die Sektion er- gab nur, dass die Tiere, die in der Bauchhöhle liegen- den Fettkörper vollständig aufgezehrt hatten, d. h. langsam verhungert waren. Ein positiver Erfolg — und zwar ein wichtiger — ist aber doch zu verzeichnen. Zu den erkrankten Gerhonotus hatte ich eine Lacerta viridis und eine Lacerta muralis gesetzt, um zu er- kunden, ob es sich hier vielleicht um eine ansteckende Krankheit handelt. Nach acht Tagen erkrankte die Lacerta viribis, die ich schon seit einem Jahre pflege, an derselben eitrigen Hautentzündung (Dermatitis puraleuta). Ueber den ganzen Körper verbreitet zeigten sich kleine, linsengrosse Erhebungen, auf denen die Schilder gesträubt waren. Nach Entfernung derselben sah man eine entzündete eitrige Fläche. Ausstrich- präparate mit Methylinblau gefärbt zeigten fast in Reinkultur dieselben Bakterien, die ich vermischt mit anderen seiner Zeit in den offenen Geschwüren der Gerhonotus festgestellt hatte. Weitere Kultur- und Impfversucne müssen hier noch Klarheit bringen. Die Lacerta viridis versagte das Futter und starb schnell nach einigen Tagen. Die Lacerta muralis blieb vollständig gesund. Dr. Deupser, Dt.-Lissa. Magdeburg. „Aquaria“, Sitzung vom 6. April 1909. Nach Erledigung der Eingänge, von welchen haupt- sächlich die Preislisten zweier Firmen Interesse er- regten, ging der Vorsitzende zum Thema „Trockene und feuchte Terrarien“ über. Vortragender zog haupt- sächlich die Einrichtung, Bepflanzung und Bevölkerung derselben in Betracht. Auch trockene, sogenannte „Wüstenterrarien'1 lassen sich sehr schön dekorativ mit Kakteen bepflanzen, doch stehen uns für feuchte Terrarien bedeutend mehr Pflanzen zur Verfügung, z. B. Farne, Trades cartia, verschiedene Gräser, auch lassen sich einige Kaktenai'ten in mässig feuchten Terrarien halten, z. B. der Blattkaktus ( Phyllocactus ), der Feigenkaktus (Opuntia vulgaris) ebenso die weisse Wachsblume (Hoya carnosa). An Terrarientieren wurden unter anderen Annolis, Gecko und die süd- dalmatischen Echsen und Schlangen empfohlen, auch die hiesigen Kröten bieten viel des Interessanten, so die Wechselkröte (Bufo viridis) und die gemeine Erd- kröte (Bufo vulgaris), welche derartig zutraulich und zahm werden, dass sie nach Klopfen an den Scheiben ihr Futter in Empfang nehmen. Da dies interessante Thema auf unerwartet fruchtbaren Boden gefallen war, so mussten verschiedene Liebhab erfragen uner- ledigt bleiben. Es soll eben in unserm Verein nicht nur die Aquarienkunde, sondern auch die Terrarien- kunde gepflegt werden. M. München. „Isis“ (E. V.) Sitzung am Donnerstag, den 21. Januar 1909. Protokollverlesung und Genehmigung. Im Ein- lauf: Ein kleines Werk von Dr. G. Surbeck „Die Krebs- bestände der bayerischen Gewässer“. Zeitschriften: Wochenschrift Nr. 1, 2 und 3. In seinem Aufsatz „Zwei Riesen der Laubfroschfamilie“ (Wochenschrift Nr. 2) sagt Herr Dr. Friedrich Knauer bezüglich des australischen Korallenfingers (Hyla coerulea): „Das Grün des Leibes bleibt auch bei grellstem Lichtwechsel unverändert von gleicher Nuance, unterliegt also keinem Farbenwechsel“. Hierzu bemerkt Herr Lankes, dass das insoferne irrig sein dürfte, als das Grün dieses Laubfrosches von einem helleren Tone in einen dunkleren, in einen grünlich fahlen und schliesslich fahlen Ton übergehen kann. Herr Dr. Werner-Wien schreibt in einem wertvollen Beitrag zur Terrarien- praxis: „Ich halte das „in Ruhe lassen“ für einen wichtigen Punkt in der Reptilienpflege“. Wir möchten dem vollständig beipflichten. Bei manchen Reptilien muss und darf man sich die Beobachtungen tatsäch- lich nur stehlen. Futter- und Wassertröge sollen nach Tunlichkeit so beschaffen sein, dass man die Reptilien tagelang nicht zu stören braucht. Das Spritzen der Terrarienpflanzen kann, wenn es nicht mit grosser Vereins-Nachrichten. 259 Vorsicht geschieht, unter Umständen zum Verhängnis für ein Reptil werden. Bei manchen Schlangenarten, von welchen kein Mensch weiss, ob sie noch und was sie fressen, ist ungestörtes Beisammensein mit nur einem Opfertier und vorsichtige Kontrolle er- forderlich, bei leicht erschreckenden Echsen, wie Basiliscus vittatus , kann das leise Aufmachen der Türe anfangs schon genügen, die Echse vom Futternapf zu scheuchen; ein scharfes Herantreten an die Ter- rariums sollte vermieden werden. Auch wir möchten es mit dem aus der Hand fressen der Reptilien keineswegs halten. Diese sind keine Haustiere und am schönsten und interessantesten in der ureigensten Wildheit. Grosse Zahmheit bedeutet bei Reptilien übrigens meist den nahen Tod. — Zu den Mitteilungen des Herrn Voigt im Bericht des „Hydrophilus“, Brandenburg a. Havel, vom 8. Januar 1. Js. (Wochenschrift Nr. 3), fügt Herr Lankes an, dass er vor 5 Jahren bei einer in seiner Abwesenheit erfolgten Explosion einer Spiritusheizlampe bei der Heimkunft noch 40° R Wasserwärme messen konnte. Tot waren 6 ver- schiedene kleine Krokodile und 6 aquatile Schildkröten, lebend noch Sternothaerus derbiamts und Pelomedusa galeata. Die erstere von den Schildkröten starb bald auch, Pelomedusa galeata lebt heute noch. Die beiden Schildkröten konnten ihr Leben wohl nur deshalb retten, weil sie anfangs bei der immer mehr sich ent- wickelnden Wärme des Wassers auf ihre Genossen zu klettern kamen und so dem Wasser sich mehr zu entziehen vermochten. — Im Sprechsaal dieser Zeit- schrift lassen sich verschiedene Stimmen über Reform der Vereinsberichte vernehmen. Wir sind der An- schauung, dass für dieses Thema nunmehr genügsam Platz zur Verfügung gestellt wurde. Blätter Nr. 2 und 3. Zu den interessanten Ausführungen des Herrn Pli. Schmidt, Darmstadt, „Junge, im Terrarium geborene Anolis cristatellusLl in Nr. 3 der „Blätter“ bemerkt Herr Lankes: Seit 2'/2 Jahren besitze er ein stattliches Anolis cristatellus-Männchen, das zeitweilig mit Phel- suma madagascariense und Basiliscus vittatus ein Ter- rarium bewohnte. Am 7. September erhielt Herr Lankes einen etwas kleineren braunen Anoli. Das Tierchen mochte dem Anschein nach ein Weibchen sein und wurde von einigen Herren der „Isis“ als zur Anolis cristatellus- Gruppe gehörig angesehen, von seinem Pfleger aber als Anolis cristatellus -Weibchen angesprochen. Die beiden Anoli und Phel suma er- hielten nun zusammen ein reich bepflanztes Terrarium zum Aufenthalt angewiesen. Am 17. Januar 1909, vormittags 11 Uhr entdeckten die Herren Rembold und Lankes bei einer zufälligen Revision des Ter- rariums das erste Anoli- Junge; eine sofort vorge- nommene genaue Durchsicht des Terrariums ergab nichts Weiteres; am Nachmittage fand Herr Lankes ein zweites Junge im Terrarium vor und am Mitt- woch, den 20. Januar mittags hüpfte bereits ein drittes Junge munter umher. Bei diesen drei Jungen hatte es nun auch sein Verbleiben. Junge Anolis im Monat Januar und kein Futter; in dieser Hinsicht hatte es Herr Schmidt besser. Zunächst wurden einmal kleine Näpfchen mit kleinsten und kleinen Larven des Mehl- käfers auf den Boden gestellt und im Geäst und Wurzelwerk der Pflanzen aufgehängt. Im Gegensatz zu Herrn Schmidt wollte Herr Lankes mit Rücksicht darauf, dass Anolis cristatellus auch die weichsten Futtertiere ziemlich mühsam durchkaut, nicht recht daran glauben, dass diese Baumechse kannibalische Gelüste entwickle und dass sie auch kleinere Wirbel- tiere zu fressen imstande sei. Herr Lankes will die drei jungen Anolis bei den Elterntieren und Phelsuma belassen. Der grüne Gecko dürfte übrigens den kleinen Anolis wohl eher gefährlich werden können. Dass die Färbung der jungen Anolis von derjenigen der Alten erheblich abweicht, wie Herr Schmidt meint, kann Herr Lankes nicht finden. Nach seiner An- schauung tragen die jungen Echslein ziemlich das Kleid des Weibchens, das helle Braun mit der gelb- lich weissen Linie über den Rücken. Nur die Zeichnung und besonders das Band von Auge zu Auge erscheint lebhafter als bei den Elterntieren. Uebrigens wechselt ja Anolis cristatellus auch die Färbung insofern, als die Tiere bald in einem helleren, bald in einem dunk- leren wie Sammt erglänzenden Braun erscheinen. Die Zwischenräume der Geburt erscheinen im gegen- wärtigen Falle ausserordentlich verkürzt. Auf Durch- bringung der Tiere bei der einseitigen Ernährung mit kleinen Mehlkäferlarven glaubt Berichterstatter keine zu grossen Hoffnungen knüpfen zu können. — „Natur und Haus“, Nr. 7 und 8. Verschiedene Aufsätze kommen auszugsweise zur Bekanntgabe. Herr Buschkiel über- mittelt der Gesellschaftsbibliothek Sonderabdrücke der Arbeiten: „Wissenschaftliche Ergebnisse der Aqua- rienkunde“ und „Berichte über parasitäre Fischkrank- heiten“. Herr Scherer spricht in einem Schreiben seinen Dank für den ihm von der Gesellschaft über- mittelten Betrag von Mk. 100.— aus. Herr Müller gedenkt des eigenartigen Eindruckes, den es mache, wenn sein Gilamonster (Heloderma suspectum ) und seine kleine Elefantenschildkröte ( Testudo elephantina ) zusammen aus einer Schale rohe Eier fressen. Ferner teilt Herr Müller mit, dass seine Mokkassinschlange zweimal nach einer Maus gebissen habe, ohne jedoch den Nager tötlich zu treffen. Die Giftschlangen suchen bekanntlich mehrere Minuten nach dem Bisse das Opfertier, das meistens auch tot im engen Kreise herumliegt, auf, um es zu fressen. In diesem Falle konnte nun die Schlange das Opfertier nicht finden und kroch immer wieder im Kreise herum, um das- selbe zu suchen. Sie konnte die Erfolglosigkeit ihres Bisses natürlich nicht begreifen. Herr Lankes fügt dem bei, dass seine kleine Lachesis lanceolatus oben im Geäst sitzend nach einem Laubfrösche biss, der auch tötlich getroffen am Boden des Terrariums ver- endete. Nach mehreren Minuten suchte die Lachesis das ganze Geäst rmd die Blätter der Pflanzen im Kreise herum ab. Nach 1/i ständigem Suchen der Schlange setzte Herr Lankes diese ohne weiteres auf den Boden des Terrariums. Die Schlange fand auch den Laubfrosch nach kurzem Suchen und frass ihn. Die früher gepflegten Lachesis wagleri holten sich indess Mäuse, die sie nicht gleich festhielten und töt- lich getroffen am Boden des Terrariums verendeten, immer vom Boden weg, stiegen ins Geäst und ver- zehrten sie. K. Lankes. Schwerin i. M. „Verein der Aquarien- und Terrarien- freunde. Sitzung vom 2. März 1909. Anwesend waren lOMitglieder. Fräulein Borcherdt, welche zur Kräftigung ihrer Gesundheit längere Zeit von Schwerin abwesend ist, meldete ihren Austritt an. Aufnahmeantrag stellten die Herren Telegraphen- mechaniker Frembyon und Restaurateur Bollhorn und wurden einstimmig aufgenommen. Zum Bericht von Ullmann, Brünn, äusserte sich Herr Tiede und ist der Meinung, dass auch sein Zuchtpaar Acara, nachdem es abgelaiclit hatte und die Zahl der aus- geschlüpften Jungen immer weniger wurden, dieselben sich zu Gemüte gezogen hatte. Hierauf Besprechung des Artikels „Seetierpflege“, wobei das Buch „Der Strandwanderer“ zirkulierte. Hieran schloss sich der Vortrag über einheimische Schlangen (Herr Dam- mann.) Zum Schluss las Herr Dammann noch zwei einander widersprechende Artikel über die Empfind- lichkeit des Igels gegen Kreuzotterbisse. Nach der einen Lesart starb der Igel kurz nach Empfang des Bisses, während ihm nach der andern wiederholte Bisse nichts anhaben konnten. Hierzu meinte Herr Tiede, dass das wohl Schlangen verschiedener Oert- lichkeiten gewesen wären, wie ja auch unser heimischer Wasserschierling sehr giftig ist, während dieselbe Pflanze in England nichts von der Gefährlichkeit ihrer deutschen Verwandten hat.1) Drei Mark-Antrag Kohl- hagen wurde abgelehnt, ebenso Antrag Tiede betreffend Namensgebung des Vereins. Jedoch Antrag, nochmals Hier liegt wohl ein Missverständnis vor! D;r Kreuzotterbiss ist von verschiedener Wirkung nach den begleitenden Umständen ! Eine Otter, welche vielleicht eben erst ein Beutetier gebissen, den grössten Teil ihres Giftes damit für den Moment verloren hat, ist rela iv un- schädlich. Ebenso ist der Biss an einem heissen Tage gefährlicher als an einem kühlen, der Biss eines alten, kräftigen Tieres kräftiger als jener eines jungen oder geschwächten Exemplares. Die Oertlich- k e i t ist wohl ohne Einfluss. Dr. Wolt. 260 Vereins-Nachrichten. in die Ausstellungserhebungen einzutreten, angenom- men. Hierzu stellte Herr Ketty den Antrag, einen Fragebogen zirkulieren zu lassen, zur Einzeichnung der Fische und Terrarientiere und Zeichnung des Garantiefonds. Sitzung vom 16. März 1909. Nach Erledigung der Eingänge verlas der Vor- sitzende den inzwischen eingegangenen Fragebogen und ist als Resultat zu verzeichnen, dass dreizehn Mitglieder die Fragen verneinten und wurde eine Ausstellung auf spätere Zeiten verschoben. Hierauf Literaturreferat (Herr Dammann) a. Artikel „Schlamm- schnecken als Polypenvertilger“ veranlasste eine längere Debatte. Herr Baade und Herr Ketty sind der gleichen Ansicht und empfiehlt Herr Ketty aus eigener Erfahrung, nur junge Limnacen zu verwenden. Literaturreferat b musste ausfallen, da Herr Tiede nicht anwesend war. Ueber die Anbringung unseres zweiten Schaukastens entspann sich eine längere Diskussion, und wurde Herr Dammann und Herr Gressmann gebeten, nun endlich einen Platz zur An- bringung desselben ausfindig zu machen. Wahl einer Kommission zur Gratisverlosung. Die Herren Sand- berg, Dammann und Gressmann gingen als gewählt hervor und wurden beauftragt, bis zur nächsten Sitzung Offerten von verschiedenen Firmen einzufordern. Antrag Tiede, vereinsseitig Cellid zu beschaffen, wurde abgelehnt und erbot sich Herr Gressmann, an die Fabrik zu schreiben. Herr Dr. Nieny zeigte noch seine Heizlampe , welche ihm durch die Nöte des Winters half, vor. Selbige ist eine einfache Büchse, mit Docht und Luftloch und war Herr Pr, Nieny mit der Leistung derselben sehr zufrieden. Der Vorstand. Ausstellungskalender Steht den verehrlichen Vereinen kostenlos zur Verfügung. Alle näheren Angaben sind natürlich in den Inseratenteil zu verweisen! Hamburg, „Rossmässler“. 22.-29. August, in „Ham- monia“, Besenbinderhof. Adressentafel der Vereine.1) Wien. „Zoologische Gesellschaft“ Verein zur Ver- breitungnaturwissenschaftlicher Kenntnisse, Wien I, Wollzeile 25 (Kanzlei). Sitzungen jeden Samstag im Gesellschaftslokal: Wien I, Johannesgasse 4 (Restaurant Johanneshof). Zuschriften, Sendungen usw. sind an die Kanzlei zu richten. Zwickau i. Sachsen. „Verein Aquarium“. Brief- adresse: Arno Falck, Lindenstr. 21. Kassensachen an Herrn Fabrikant Hagenguth, Firma F. A. Ullmann. Schumannstr. 10. Sitzungen am 1. und 3. Mittwoch jeden Monats. Augsburg. „Wasserstern“, Verein für biologische Aquarien- und Terrarienkunde (E. V.) mit Zweig- verein Ingolstadt. Briefadresse: K. Riedel, Gossen- brotstrasse 2. Vereinslokal Augsburg: Cafe „ Augusta.“ Sitzungen jeden 1. und 3. Samstag abends 9 Uhr. Vereins lokal Ingolstadt: Restaurant Merl. Silzungenjedenl.u. 3. Donnerstag abends 6Uhr. Berlin. „Hertha“, Vereinigung für Aquarien- und Terrarienkunde (E. V.) Zusammenkunft jeden 1. und 3 Donnerstag im Monat im Restaurant „Zum Brandenburger“, Münzstrasse 17, Ecke Königsgraben. Briefadresse : Carl Schmidt, Berlin NO 55, Treskow- strasse 32. Gäste willkommen. Berlin. „Triton“ Verein für Aquarien- und Ter- rarienkunde (E. V.). Vereinslokal: Restaurant Karls- garten, Karlstrasse 27. Sitzung: Jeden 2. und 4. Frei- tag im Monat. Briefadresse : F. Gehre, Schön- berg-Friedenau, Beckerstrasse 2- Bernburg a. S. „Aquaria,“ Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Göhres Restaurant, Karlstrasse 5. Versammlung jeden ersten Mittwoch im Monat. Briefadresse : Lehrer Hermann Wiehle, Latdorf bei Bernburg. Brandenburg a. Havel. „Hydrophilus“, Verein für Aquarien-, Terrarien und Naturfreunde. Vereins- lokal: „Ressource,“ Steinstrasse 9. Sitzungen jeden 1 . und 3. Freitag im Monat. Briefadresse : Dr. Zimmermann, 1. Vorsitzender, St. Annenstrasse 13. Braunschweig. „Brunsviga“, Verein der Aquarien- und Terrarienfreunde. Versammlungen alle 14 Tage Freitags. Briefadresse: Robert Melzer, Radeklint 6, 2. Vorsitzender. Breslau. Aeltester Breslauer Verein für Aquarien- und Terrarienkunde, „Proteus“, gegründet 1900. Die Adressen sind : für Geldsendungen Herr Con- stantin Franz, XIII, Schillerstrasse 15 III; für den ersten Vorsitzenden Herr Dr. Eckhardt, XIII, Kaiser Wilhelmstrasse 51. Sitzungen jeden Dienstag abend pünktl. 9 Uhr im Schultheiss-Restaurant, Neue Gasse. 1) Aufnahme erfolgt nur auf Antrag! Weitere Vereinsadressen stets willkommen! Auf besonderem Blatt! Ergänzungen, Aenderungen werden umgehend erbeten! Dr. Wolterstorff. Tagesordnungen. Berlin. „Triton“. Verein für Aquarien- und Terrarien- kunde. (Eingetragener Verein.) G e n e r al v e r s a m m 1 u n g am Freitag, den 23 April 1909, abends pünktlich 8 1/2 Uhr, im Vereinslokal Restaurant „Karlsgarten“ früher Oskar Oertier, N.W. 6, Karl- strasse 27, part. Tagesordnung: 1. Verlesung des Protokolls und des Berichtes der letzten ordentlichen Sitzung. 2. Aufnahmen, An- meldungen, Wohnungsveränderungen : Es stellen Anträge zur Aufnahme: als ordent- liches Mitglied : als ausserordentliches Mitglied : Herr Dr. phil. Max Neumann, Chemiker, Witten- berg (Halle), Lindenstrasse 33. Herr Georg Galweit, Ingenieur, Sehoeneberg b. Berlin. Mühlenstrasse 6 a. Herr Dr. phil. Fritz Jaenicke, Oberlehrer, Weissensee b. Berlin, Lindenallee 53. Es melden ihren Austritt an: Herr Johannes Berg, Lüdenscheid. Herr L. Kiessei, St. Johann a. d. Saar. Es wohnen jetzt: Herr Professor Wendelstedt, Godesberg a. Rhein, Kaiserstrasse 8. 3. Antrag des Vorstandes. Der Vorstand stellt folgenden Antrag: „Die Vereinssitzungen finden bis auf weiteres nur einmal in jedem Monat statt, die Vereinsferien im Juli und August kommen in Fortfall.“ 4. Jahresbericht, erstattet vom I. Vorsitzenden. 5. Kassen- bericht, erstattet vom Kassenführer. 6. Bericht über Bibliothek, Sammlung und Utensilien, erstattet von den betreffenden Vorstandsmitgliedern. 7. Bericht der Kassenrevisoren und Entlastung des Kassenführers. 8. Entlastung des Gesamtvorstandes. 9. Wahl des Vor- standes und der Kassenrevisoren. Stimmberechtigt und wählbar sind laut Satzung nur ordentliche Mitglieder, jedoch ist den ausser- ordentlichen Mitgliedern Anwesenheit gestattet. Gäste haben zur Generalversammlung keinen Zutritt. Der Vorstand. I. A. Edmund Herold, I. Vorsitzender, Berlin O. 34, Kopernikusstr. 18. Felix Gehre, 1. Schriftführer, Friedenau, Beckerstrasse 2. Magdeburg. „Aquaria“. 20. April 1909. 1. Protokoll- Verlesung. 2. Erledigung der Ein- gänge. 3. Vereinspropaganda. 4. Verschiedenes. Für den Anzeigenteil: Fritz Lehmanns Verlag, Stuttgart. — Verlag von Fritz Lehmann, Stuttgart. Druck der Verl agsbuchd r uekerei Otto Sautter, Stuttgart. Jahrgang XX Nr. 17. Beim Goldfischzüchter in Peking. Von Dr. M. Kragenberg, Bahnarzt, z. Z. Tientsin. Mit 3 Aufnahmen. Als ich im Januar vorigen Jahres Peking passierte, suchte ich auch die dortigen Gold- fischzüchter auf. Dem Rikschakuli machte ich mühsam klar, wohin ich wollte und dann trottete er los. Es waren 16 Grad Kälte, und es war ausnahmsweise viel Schnee gefallen; die ältesten Leute Pekings erinnerten sich nicht usw. So ging es denn aus der Tartarenstadt heraus in die Chinesenstadt, nach Osten zu, durch Gassen und Gässchen, gerüttelt und geschüttelt, dass mir’s in meinem Vehikel manchmal himmelangst wurde. Endlich hielt der Kuli dampfend vor eini- gen armselig aus- Hl? schauenden Hütten. Auf Pfählen ruhte ein primi- tives Dach aus Kauleangstroh, die Seitenwände waren gleichfalls aus Kauleangstroh (ähnlich unserm Schilf) und einem Lehmanwurf her gestellt. Die ein- zige Oeffnung in diesen Raum hinein war die nied- rige Tür. Ein offenes Feuer von Holzkohlen in einem Becken brachte die Temperatur mühsam an 0 0 heran, so dass das W asser gerade eben nicht gefror. Im übrigen war der Raum angefüllt mit Kangs. Es sind das braune irdene Gefässe von der Form und Grösse etwa eines durch- gesägten Petroleumfasses , in denen in den chinesischen Haushalten das Wasser aufbewahrt wird, das Kulis von den nächsten Wasserstellen in Eimern heranschleppen. Hier waren sie nun teilweise halb in die Erde hineingegraben, teils standen sie auf darüber gelegten Brettern etagen- förmig übereinander. Alle waren zu ]/3 — ]/2 mit Wasser gefüllt und mit Goldfischen der verschiedensten Grösse und Form besetzt. Ent- sprechend der Ueberfüllung und der Kälte waren viele tot, über die Hälfte der lebenden zeigte Schuppensträube. Da schwammen sie wahllos durcheinander, die Formen, die die Herzen unserer Züchter höher schlagen machen, Schleierschwänze mit langem Flossenbe- hang, goldgelb und bronzefarben, Te- leskopfische, Eier- fische, Himmels- augen usw. Um den Mann in Nahrung zu setzen, kaufte ich einige mopsge- siclitige Eierfische mit auffallend grossen blutroten Hauben und ein Himmelsauge. Der Mann wusste, was er in seinen Töpfen hatte und^benannte auch die verschiedenen Formen, da gab es den goldenen, den silbernen, den schwarzen und dreifarbigen Drachenfisch usw. ; ich verstand zu wenig chinesisch, um alle die Namen, die er nannte, verstehen und übersetzen zu können. Ich glaube aber nicht, dass er rein züchtete. Dazu war die ganze Anlage zu primitiv. Ich glaube eher, dass er dem Zufall die Paarung überlässt und erst die Jungbrut wieder ordnet und sichtet. Die Fische tötete ich und nahm sie in Alkohol konserviert mit nach Deutschland in der Meinung, dass sich wohl auch so noch ein 262 Dr. M. Kragenberg: Briefe aus China. Liebhaber dafür finden werde. leb hatte wirk- lich keine Lust, mich durch die Mongolei, durch Sibirien und Russland bei teilweise 40 Grad Kälte mit lebenden Fischen zu schleppen. In Berlin kam ich an den richtigen Mann damit. Herr Prof. Tornier arbeitete gerade über die monströsen Abarten der Karausche, und als Belegstücke kamen ihm meine Tiere gerade recht. Er verehrte mir dann auch einen Abdruck seiner Mitteilung: Vorläufiges über das Entstehen der Goldfischrassen (Sitzungsbericht der Gesellschaft naturforschender Freunde 1908, Nr. 2 — 3). Er führt in dieser Mitteilung aus (ob die ausführliche Arbeit erschienen ist, weiss ich nicht), dass sowohl die von der Karausche abweichende Farbe, wie die verschiedenen Monstrositäten nicht be- wusst, sondern zufällig entstandene Zuchtprodukte seien, hervorgerufen durch Plasmaschwäche im Ei. Es sollen die verschiedenen Formen durch Dotter- verquellung in bestimmten Regionen des Eies entstehen und die Vorbedingung dieser Plasmaschwäche sei gegeben durch die hygienisch ungünstigen Bedingungen, unter denen in China gezüchtet sei; ins- besondere sei dieUeberfüllungderZucht- gefässe und der hierdurch entstehende Sauerstoffmangel dafür verantwortlich zu machen. Dass diese Voraussetzung erfüllt sei, konnte ich nun vollauf bestätigen und ich glaube, die Leser glauben es nach der obigen Schilderung auch. Es tat mir nur leid, dass ich kein Bild von der Zuchtanstalt als Beleg hatte. Ich habe mich nun während meines jetzigen Aufenthaltes in Tientsin nach einem Züchter umgesehen und schliesslich auch einen entdeckt. Das Haus dieses Mannes ist der reine Palast gegenüber seinem Kollegen in Peking. Es steht am Peiho mit der Front nach Süden der Ufer- strasse zu. Im Vordergründe des Bildchens sieht man eine Reihe von leeren Kangs über- einandergestellt, überdeckt und umlagert von allerlei Gerümpel. Das Haus selbst hat in seinem rechten Teil des Bildes einen schmalen Gang, der mit Töpfen verstellt ist, während im Hintergründe die Lager- statt des Besitzers ist. Im linken Teile des Bildes sieht man die eigentliche An- stalt, vollgestopft mit Töpfen verschie- denster Grössen etagenförmig übereinan- dergestellt, alle mit Fischen besetzt. Das Papierfenster ist ausgehoben , um der Mittagssonne Eingang zu gestatten. Durch diese Oeffnung hindurch habe ich nun ver- sucht, ein Bild zu bekommen; es ist nicht gut, zeigt aber zur Not, was zu zeigen ist. Alle die Erzählungen, die sich um die chine- sische Goldfischzüchterei spinnen, z. B. dass die Himmelsaugen in hohen Töpfen gezogen würden, wo sie die schwimmende Nahrung nur sehen könnten, wenn ihre Augen flunderförmig würden, sind Unsinn. Die Fische werden alle in den- selben irdenen Töpfen gezogen und die Unnatur der Züchtung schafft die monströsen Formen, wie es ja Herr Professor Tornier experimentell nachgemacht hat. Es sollten unsere Züchter auch einmal chinesisch züchten, unter Sauer- stoff- und Lichtmangel, vielleicht beschert ihnen das Schicksal noch viel tollere Monstrositäten, als sie die Chinesen gezüchtet haben. Abb. 2. Eine Goldfischzüchterei in Tientsin. Blick in das Innere. Abb. 3. Eine Goldfischzüchterei in Tientsin. Teilansicht mit den Zuchttöpfen. J. Ehlers: Eine neue Wannwasser- Heizung für Aquarien. 263 Eine neue Wannwasser-Heizung für Aquarien. Von Ingenieur J. Ehlers. (Aeltester Breslauer Verein für Aquarien- und Terrarienkunde „Proteus“ gegründet 19 00.) Mit zwei Zeichnungen und einer photograph. Aufnahme- (Schluss.) Von den bekannten Brennstoffen, wie Pe- I troleum, Spiritus und Leuchtgas, ist Spiritus für uns das weitaus teuerste Brennmaterial für Heizungszwecke; Petroleum (bei einem gegen- wärtigen Preise von 19 — 20 Pfennig pro Liter) das billigste. Gas ist kaum teurer als Pe- troleum, wenn es als Betriebsgas, zum Preise von 10 Pfennig pro Kubikmeter, entnommen werden kann und ist eine geradezu ideale Heizung, wenn sie mit einem Thermostaten verbunden wird, da dann tatsächlich jede Wartung un- nötig wird. Bei der Ausn üt z un g des Brenn- materials muss man darauf bedacht sein, nicht nur die direkte, sondern auch die ausstrahlende Wärme möglichst voll auszunützen. Aus diesem Grunde ist auch ein Brenner gewählt, der nicht etwa mit einer kleinen Stichflamme brennt, ; um diesen Ausdruck zu gebrauchen, — wie dies ! beim Bunsenbrenner, Petroleumkerzen, Nacht- lampen usw. der Fall ist; sondern der den Brenn- stoff mit reichlicher Sauerstoffzufuhr auf einer grossen Fläche verbrennt. Unsere Tisch- lampen und das Glühstrumpflicht sind hierfür einige Beispiele. Wie vorhin bemerkt, ragt nun die Petroleumlampe bis zum Brennerkorb in den Kessel hinein. Der Kessel ist nun so gross bemessen, dass er die erzeugte Wärme (auch die durch Ausstrahlung verbreitete) auch wirk- lich aufnehmen kann. Das Lampen bassin ist gross genug und reicht für 24 Stunden Brenn- zeit aus. Eine Kontrolle, ob die Flamme zu niedrig oder zu hoch geschraubt ist, hat man durch das Schauloch im Kessel. Das Ab- kratzen der Dochtkruste, ebenso die Reinigung der Petroleumlampen sind nicht gerade ange- nehme Beigaben, aber solange wir noch nicht eine wirklich einwandsfreie Petroleum-Gaslampe haben, muss man diese Arbeit eben in den Kauf nehmen, denn Gasheizung steht wohl nur den Wenigsten billig zur Verfügung. Wenn bei zu hoch geschraubtem Docht Russbildung er- folgt, so wird die obere Kappe abgenommen und die Röbre mit einer Rundbürste durchge- putzt. Die Beseitigung der Russschicht ist un- bedingt erforderlich, daRuss ein sehr schlechter Wärmeleiter ist und man also einen grösseren Verbrauch an Brennmaterial aufwenden müsste, um dieselbe Leistung zu erzielen. Eine Bildung von Schwitzwasser kommt nur beim ersten Anheizen vor, während des Betriebes aber nicht mehr. Bei Gasheizung ist das aber trotzdem sehr unangenehm, da gewöhnlich Strumpf und Zylinder verloren sind. Man kann sich jedoch auch hiergegen auf sehr einfache Weise schützen, indem man Glimm er Zylinder verwendet. Die Arbeitsweise der Warmwasser- heizung ist nun folgende: Das im Kessel K befindliche Wasser wird infolge der durch Lampe L erzeugten Wärme spezifisch leichter, steigt nach oben, tritt am Stutzen a aus (die Temperatur kann am Thermometer abgelesen werden) und geht weiter bei b in den Heiz- körper H hinein. Nachdem es hier erst die vordere, dann die hintere Kammer passiert und seine Wärme an das Aquariumwasser abgegeben hat, verlässt es bei c den Heiz- körper wieder und kehrt zum Kessel zurück (Temperatur des abgekühlten Wassers ablesbar), um bei d wieder als kaltes Wasser unten in den Kessel einzutreten. So setzt sich der Kreislauf ständig fort. Die heberartige Wirkung bei dem tief erstehenden Kessel, welche auch bei dieser Heizung angewendet wurde, begünstigt selbstredend die Zirkulation ausserordentlich. Das Einschalten von Thermometern ist nicht direkt notwendig, war aber für meine Versuche erforderlich, um nachprüfen zu können, ob die Wärme auch wirklich rationell ausgenützt wird und eine flotte Zirkulation vorhanden ist. Ein Blick auf die Thermometer für kaltes und warmes Wasser lässt Beides sofort erkennen. Sollte die Zirkulation durch irgend einen Um- stand gehemmt sein, so würde dies sofort durch zu hohe Temperatur am Thermometer erkenn- bar sein. Wird die Wärme nicht richtig aus- genützt, hat also der Heizkörper H seine Wärme nicht ganz an das Aquarium- wasser abgegeben, so zeigt das untere Thermometer in der Rückleitung eine wesent- lich höhere Temperatur, als das Wasser des Aquariums. Ein Beweis wieder dafür, dass die Wärme spendende Fläche von H zu klein gewählt wurde. Bei dieser Zirkulation handelt es sich hier also, wohlgemerkt, immer um die Zirkulation ein und derselben Was- sermenge innerhalb des Heizapparates, welche mit dem Aquariumwasser in gar keiner Verbindung steht. Das ist ausser- ordentlich wichtig, sobald Jungbrut im Behälter ist. Die nährende Mikrobenfauna, welche sonst in die Heizapparate hineingerissen und ge- 264 J. Ehlers: Eine neue Warmwasser-Heizung für Aquarien. tötet wird, bleibt hier erhalten. Ein grosser Nachteil bei Eintauchapparaten, abgesehen von der schlechten Temperaturverteilung, ist eben auch die direkte Zirkulation des Aqua- riumwassers durch den Apparat. Wie un- angenehm dann auch diese Einstellapparate als Fremdkörper im Aquarium wirken, ist ja jedem Liebhaber bekannt. Von den verschiedenen Yersuchstemperaturen habe ich eine Tabelle angelegt, deren Ver- öffentlichung aber den Leser nicht sonderlich interessieren würde. Ich will deshalb nur das Wesentlichste herausgreifen. Die Messungen während der beiden Winter 1907 — 1908 und 1908 — 1909 haben ergeben, dass die Temperatur- verschiedenheitenimAquariuman keiner Stelle mehr als 2/io° C betragen. — Ohne Durchlüftung ! ! Sämtliche Ablesungen sind an vorher ge- prüften Thermometern mit zehnteiliger Grad- einteilung in verschiedenen Höhenschichten des Wassers vorgenommen worden: am Boden, in der Mitte und unter der Oberfläche, und ergaben überall das gleiche Resultat. Eine Messung in der untersten Schicht des Boden grün des zeigte eine Temperaturdifferenz von 1 — 2° C. Das findet seine Erklärung darin, dass der Boden aus einer Zinkplatte besteht (guter Wärme- leiter!) und unten frei liegt. Eine Verkleidung mit Isoliermaterial beseitigt diesen Uebelstand natürlich. Die Tagestemperatur des Aquariums, mit zirka 80 Liter Nutzinhalt, betrug durch- schnittlich 28° — 30° C, bei einer Zimmer- temperatur von 20° C in der Mitte des Zimmers und 15° C am Fenster. Mit 40° C strömt das Wasser aus dem Kessel (bei a) und mit 1° C höherer als Aquariumtemperatur tritt es unten wieder ein. Die Heizungsk o st en betragen pro Monat Mk. 1.90 — 2.0 0. Durch Einschalten von T-Stücken in der Zu- und Rückleitung können beliebig viele andere Aquarien angeschlossen werden. Sind mehrere kleinere Behälter und die Wärmeverluste ins- gesamt nicht grösser, so reicht eine 5" Lampe auch hierfür noch aus. Sollen aber mehrere grosse Aquarien geheizt werden, so muss selbst- verständlich eine grössere Wärmequelle gewählt und an Stelle der 5" Lampe eine entsprechend grössere eingeschaltet werden. Für den Terrarianer will ich erwähnen, dass die hier behandelte Warmwasserheizung sich ohne weiteres (mit einer Aenderung des Heiz- körpers H) für Terrarien verwenden lässt. Sie hat für ihn wahrscheinlich noch den Vorteil, dass die Tiere mit Vorliebe ihre Plätze im Vordergrund, über der Heizung, wählen würden und der Liebhaber infolgedessen seine Pfleglinge viel mehr zu Gesicht bekommt. Ein Verbrennen oder Versengen ist natürlich ausgeschlossen, weil solch hohe Temperaturen überhaupt nicht im Heizkörper vorhanden sind. Ich will mich aber heute über diesen Punkt noch nicht weiter ver- breiten, da mir Versuchsresultate fehlen! Es wird sich dagegen lohnen, über das hier photographierte Versuchsaquarium einige er- läuternde Bemerkungen zu geben. Die Grössen- verhältnisse sind 65 X 40 X 40 cm. Der Total- inhalt ca. 100 Liter; Nutzinhalt ca. 80 Liter. In der Abbildung sind ausserdem noch zwei Trenn- Aquarium mit Warmwasser-Heizung. Aufnahme von Ehlers, Breslau. scheiben sichtbar. Das Gestell habe ich aus Winkeleisen zusammengenietet, der Zinkboden ist eingelötet. Die Verglasung nahm ich in den Längsseiten aus Spiegelglas, die Seitenscheiben aus Doppelglas. Zur Verkleidung des starren Winkeleisenrahmens verwendete ich, wie ersicht- lich, eine Verkleidung aus Korkrinden. Der Zwischenraum zwischen Scheiben und Rinde wurde mit Moos ausgefüllt. Als Ständer habe ich, in Anlehnung an die oben ausgeprägte Natur- verkleidung, ein Gestell aus Birkenhölzern ge= wählt. In seiner Gesamtheit macht das Aquarium wohl einen etwas massiven Eindruck; gibt aber im Verein mit den grünen Wasserpflanzen und den munteren Bewohnern ein recht gutes Bild. — Ein Stückchen Natur in natürlicher Umrahmung! W. Jürgens: Zur Fortpflanzung von Callichthys punctatus. Am Schlüsse meiner Ausführungen angelangt, will ich Eines nicht unerwähnt lassen. Jeder Liebhaber, der an Heizungssorgen leidet oder ähnlichen Krankheiten, soll nicht erst im Herbst anfangen, seinen Heizapparat zu bauen, sondern den Sommer hierzu benützen, alsdann kann er ruhig den kalten Herbstnächten und dem Winter entgegensehen ! Zur Fortpflanzung von Callichthys punctatus. Von W. Jürgens, „Vallisneria“ Magdeburg.1) In seinem Aufsatz in No. 2 Seite 18 u. f. des laufenden Jahrgangs der „Wochenschrift“ berichtet Herr Wolfram Boecker über das Laich- geschäft von Callichthys fasciatus. Seine Aus- führungen über diesen Gegenstand weichen in wesentlichen Punkten von meinen Beobachtungen, die ich im Jahrgang 1900 der „Blätter“, Seite 217 u. f. und im Jahrgang 1906 der „Wochen- schrift“ Seite 368 u. f. veröffentlicht habe, ah. Herr Boecker berichtet in seinem Aufsatz, dass beim Paarungsakt das Weibchen mit dem Maule das Sperma vom Genitalporus des Männchens absaugt und dann die Spermatozoen an der Stelle, wo es die Eier ablegen will, „anspeichelt“. Hierauf klebt es erst an der angespeichelten Stelle durch Oeffnen der Flossentasche die Eier fest. Nach meinen Beobachtungen wird dagegen das Männchen nicht am Genitalporus, sondern an der Seite, über der einen Bauchflosse, vom Weibchen angesogen. Der Reiz des Ansaugens bewirkt beim Männchen die Ejakulation des Spermas und beim Weibchen das Zusammen- schlagen der Bauchflossen zu einer Tasche, in die das mit Spermatozoen geschwängerte Wasser aufgefangen wird. Unmittelbar darauf sieht man deutlich, wie eine geringe Anzahl Eier, durch- schnittlich sechs Stück, die man bequem zählen kann, aus der Ausführungsöffnung des Eileiters, der von der Flossentasche eingeschlossen wird, in die Flossentasche ausgestossen werden. Das Ansaugen, die Bildung der Flossentasche und das Ausstossen der Eier geschieht in wenigen Sekunden. Nach meiner Ansicht müssen die Eier schon in der Flossentasche befruchtet wer- den. Hierauf sucht das Weibchen eine geeignete Stelle zur Ablage der Eier, reinigt die Stelle vorher sorgfältig mit dem Maule von anhaften- den Algen und Schlammteilen, wie dies eine 0 Eingegangen vor Erscheinen der Aufsätze von Roben und Thumm in der „Wochenschrift“ No. 12. Dr. Wolterstorff. 265 Menge andere Fische, wie z. B. viele Cichliden, in so gründlicher Weise auch tun und legt dort die bereits in der Flossentasche befruchteten Eier ab. Der Moment des Ansaugens ist in der Skizze zu meinem diesbezüglichen Aufsatz in der „Wochenschrift“ von 1906 auf Seite 369 aus der Vogelperspektive dargestellt. Man muss sich also die beiden skizzierten Fische auf die Hori- zontalebene des Aquarienbodengrundes projiziert denken, in normaler Lage; mit dem Bauche auf dem Sande liegend. Einige wenige Paarungen, die in dem Pflanzendickicht vor sich gingen, mögen wohl nicht auf dem Boden erfolgt sein, weil hier die dichten Wasserpflanzen den Tieren als Unterlage dienten. Das Ansaugen erfolgte immer in der Seitenlage, nie habe ich ein Ansaugen von unten bemerken können. Wozu dieses zwecklose Ansaugen an der Seite, sagte ich mir? Gar zu gern hätte auch ich das Saugen am Genitalporus sehen mögen, und wenn ich nicht ein gar zu kritischer, vorsichtiger Mensch wäre, hätte ich es vielleicht mit Hülfe einer lebhaften Phantasie wohl am Ende gesehen. Die lasse ich aber bei solchen Angelegenheiten stets aus dem Spiel und wenn es mir noch so leid tut. Bei allen Naturbeobachtungen ist die erste Bedingung die Ausschaltung der Phantasie. Man glaubt sonst manches gesehen zu haben, was man in- folge von vorgefassten Ansichten gern sehen möchte und freut sich hinterher, dass die Sache so schön verlaufen ist, wie man sie sich vorher schon gedacht hat. Es ist zu angenehm, wenn die Theorie, die man verfolgt, auf diese Weise bestätigt wird. Die Tiere taten mir den Ge- fallen nicht und das Ansaugen erfolgte, wie ge- sagt, immer von der Seite. Das Männchen hol) auch nicht die eine Bauchflosse, die ja im Wege war, legte sich auch nicht zur Seite, um dem Weibchen das Geschäft leichter zu machen. In der Lage, in der ich die Tiere bei der Paarung gesehen habe, konnte das Weibchen denn männ- lichen Genitalporus nur erreichen, wenn es das Maul rüsselförmig verlängerte und zwischen dem hinteren Rand der Bauchflosse des Männchens und dessen Bauchseite hindurchzwängte. Aber, sollte das Weibchen doch Sperma mit dem Maule aufgefangen haben, so fragte ich mich? War das der Fall, dann musste es sich ja nach jeder Eiablage umdrehen und die Eier mit dem Maule berühren. Oder sollte nicht doch etwa das Männchen die Eier erst dann befruchten, wenn sie vom Weibchen an den Aquarienscheiben abgesetzt sind? Wozu dann aber die Bildung der Flossentasche? Ich kann mit Bestimmtheit 266 E. W. Schmidt: Ein Wort für die Algen. versichern, dass weder das eine noch das andere geschah; folglich mussten die Eier schon in der Elossentasche befruchtet sein. Auf die Ver- mutung, dass das Weibchen erst das im Maule gesammelte Sperma festkleben und dann erst die Eier darauf ablegen könnte, bin ich aller- dings nicht gekommen. Weder mit dem blossen Auge, noch mit der Lupe, die ich sehr fleissig gebrauchte, konnte ich bei den Eiern einen schleimigen Bezug der Scheiben, der vom „An- speicheln“ des Spermas herrührte, bemerken. Nur nebensächlich möchte ich hierbei anführen, dass man von einem eigentlichen „Anspeicheln“ oder „Einspeicheln“ nicht reden kann, weil noch bei keinem Fische Speicheldrüsen nachgewiesen sind. Diese treten erst bei den Amphibien auf. Der hei den Fischen von den Becherzellen des Maules abgesonderte Schleim darf nicht mit Speichel- sekreten verwechselt werden; das trifft auch für die Schaumnester bauenden Labyrinthfische zu. Wir wollen nun auf den Befruchtungsvorgang der Callichthyseier etwas näher eingehen. Die Eihäute der dotterreichen Eier der Teleostier (Knochenfische), zu denen auch unser Callichthys gehört, sind an der Stelle, wo die Furchung ein- tritt, dem sogenannten animalen Pol, mit einer einzigen, mikroskopisch kleinen Oeifnung oder Mikropyle versehen, welche gerade gross genug ist, um ein einziges Spermatozoon hindurchzu- lassen. Vorausgesetzt, dass das Weibchen erst das Sperma mit seinem Maule anklebt und dann die Eier darauf absetzt, kann man sich den Be- fruchtungsvorgang nur so vorstellen, dass sich die Spermatozoen aus dem dünnen Schleimpolster (welches ich allerdings selbst mit bewaffnetem Auge nicht an den Glasscheiben bemerken konnte) herausarbeiten und die Eier umschwärmen, um die Mikropyle zu finden, oder dass sie zu diesem Zweck auf der äusseren Eihülle herumkriechen. Das ginge aber wohl ein bischen über den erotischen Chemotropismus der Spermatozoen hinaus und hiesse ihnen etwas zu viel zumuten. Viel besser liesse sich die Befruchtung der Eier erklären, wenn diese zuerst abgelegt werden und dann das Sperma abgesetzt wird. Dann musste sich aber das Weibchen nach jeder Eiablage umwenden und das im Maule befindliche Sperma auf die Eier speien. Das tut es aber nicht, wie ich bestimmt versichern kann. Nimmt man da- gegen an, dass sich der ganze Befruchtungsvor- gang in der Flossentasche des Weibchens ab- spielt, so erscheint er uns ganz natürlich und seine Erklärung bereitet uns nicht die geringste Schwierigkeit. Meine vorstehenden Angaben sollen sich durch- aus nicht gegen die Beobachtungen von Herrn Bo eck er richten, dem ich im Gegenteil sehr dankbar bin, dass er die mich sehr interessierende Frage über die Fortpflanzung von Callichthys punctatus wieder aufgerollt hat. Es handelt sich hier, wie ich schon in meinem eingangs erwähnten Aufsatz im Jahrgang 1906 der „Wochenschrift“ hervorhob, um einen in der Naturgeschichte der Fische wohl einzig dastehenden, physiologischen Vorgang. Vorläufig können wir beide weiter nichts tun als abwarten, bis die Ergebnisse von weiteren, genauen Beobachtungen, ob es sich hier um ein Absaugen oder nur um ein Ansaugen handelt, Klarheit in die Sache gebracht haben. Ein Wort für die Algen. Von Ernst Willy Schmidt. Die Algen sind die Stiefkinder des Aquaria- ners. ihre radikale Entfernung aus den Süss- wasseraquarien ist zu einem Problem geworden, denen ausserordentliches Interesse entgegenge- bracht wird. Mit Kupfersalzen, Lichtentziehung, mit Bürste und Sepiaschale werden die armen Algen auf das Grimmigste verfolgt. Wehe, wenn sich die erste Fadenalge zeigt, wrie sie sich mit feinem grünen Schleier um eine kraftstrotzende Elodea schlingt: Hinein mit der Pinzette und so lange gerupft und gewickelt, bis auch dem winzig- sten Algenfädchen der Garaus gemacht ist. — „Triumph, in meinem Aquarium ist nicht die Spur einer Alge“, sagte mir einst ein tüchtiger Aquarienliebhaber. Dabei zeigte er stolz auf seine sauberen Kästen, die Pflanzenstauden wie die Soldaten in dem Becken, der Sandüberzug des Bodens war wie gefegt, die Scheiben blitzten und blinkten, und sogar die Fische schienen mir besonders wohlerzogen und manierlich. Ein „Schmuckkasten“ in mancher Augen; aber nicht natürlich. Und doch soll das Aquarium ein Ausschnitt aus der Natur, eine „Wasserland- schaft“, ein „See im Glase“ sein, wie Ross- mässler treffend sagte. Und weiter, das erste Gesetz in der Aesthetik ist und bleibt: Nur das ist wahrhaft schön, was natürlich ist. In der Natur allein liegen die Richtlinien unseres Schön- heitsempfindens. Deshalb sollen wir es bei der Einrichtung unserer Aquarien in der Nach- ahmung der Natur so weit zu treiben versuchen, wie nur irgend angängig. So ist es demnach allein schon aus diesem rein äusserlichen Grunde zu verwerfen, wenn aus dem Vegetationsbilde einer Wasserlandschaft die so charakteristische E. VV. Schmidt: Ein Wort für die Algen. 267 Algenflora künstlich ferngehalten wird. Und diskutiert man nun einmal die Gründe, die zu dem unerbittlichen Ausrottungskrieg gegen die Algen geführt haben, so wird man erfahren, dass eigentlich keiner so recht stichhaltig ist. Wenn jemand ärgerlich von seinem vollständig veralgten Aquarium spricht, so ist das im letzten Grunde nicht Schuld der Algen, sondern Nach- lässigkeit des Pflegers. Denn bei richtiger Aquarienhaltung soll eben das so schnell zur Berühmtheit gelangte „biologische Gleichgewicht“ vorhanden sein, d. h. jedem Individuum, sei es Pflanze oder Tier, soll der nötige Spielraum gegeben sein, nicht zu viel und nicht zu wenig. Ein plötzliches Hochschnellen der Entwicklung irgend eines Organismus — bei Mikroorganismen häufig der Fall („Was- serblüte“ usw.) — wird eben sinngemäss inso- weit eingedämmt , bis anähernd wieder Gleich- gewicht vorhanden ist; die letzten feinen Ver- schiebungen, die Wieder- herstellung des passend- sten Verhältnisses der Organismen zueinander nehmen diese in der kleinen Wassergemeinde selbst vor. Nun zeitigen ja gerade die Algen (es kommen fürs erste nur die sogenannten Faden- algen in Betracht, wie Cladopliora , Spirogyra, Oedogonium , Ulothrix- Vaucheria usw.) häufig eine starke Vegetation, aber eben nur wenn speziell ihnen ganz besonders günstige Bedingungen zu ihrer Entwicklung ge- boten werden. Diese Sonderbedingungen, das Darbieten optimaler Wachstumsverhältnisse resul- tieren jedoch aus einer einseitigen Vorschiebung des biologischen Gleichgewichtes zu Gunsten der Algen. So, um nur zwei Faktoren zu erwähnen, Veränderung der Lichtverhältnisse oder Wechsel von hartem und weichem Wasser. Im anderen Falle können die Algen aus der Wachstums- proportionalität der submersen Pflanzenwelt nicht herausfallen. Die nähere ernährungsphysiolo- gische Bedingtheit der oben angeschnittenen Fragen ist so gut wie unbekannt, der aufmerk- same Aquarianer könnte hier manche wertvolle Beobachtung machen in Bezug auf die Abhängig- keit der Vegetationsbreite der Algen von äusseren Bedingungen. — Wir sehen somit, dass bei Be- achtung obiger kurz skizzierten Verhältnisse die Entwicklung der Algen in massvollen Schranken zu halten ist. Wichtig ist vor allem der Stand- ort des Beckens, volle Sonne ist zu vermeiden, des weiteren allzuweiches Wasser. An der Sonnenseite des Aquariums entsteht übrigens ganz von selbst bald ein dichter grüner Algen- rasen, der, weil er als Lichtfilter gute Dienste leistet, manchmal von der strengen Drahtbürste verschont bleibt. — Nun noch ein paar Worte über meine vielgestalteten Lieblinge selbst. Die „hässlichen Fadenalgen!“ Weshalb dieser Widerwille? Wie schön ist doch der langwallene Schopf einer Cladopliora, wie dieser, etwa in einer Ecke auf einem Stein festsitzend, von der Sonne durchleuchtet in den köstlichsten grünen Farbennuancierungen erschimmert. Oder, wenn die spinnwebenfeinen Schleier der Ulothrix (Kreuzhaaralge) vom Grunde einer Scheibe em- porstreben, bei der leisesten Bewegung auf- und abwallend. Dann, hat nicht jeder schon die kleinen runden Schildchen der Coleochaete scutata an den Glasränden sitzen sehen, diesen köstlich radiär gebauten Organismus, mit „Stacheln“ be- wehrt, um sich vor Schneckenfrass zu schützen? Und weiter, wie entzückend schön wirken die saftig grünen Walten der Spirogyra (Schrauben- alge) und von Oedogonium , die von silberglän- zenden Luftbläschen getragen, an der Oberfläche des Wassers schwimmen. Das Aquarium muss Schauaquarium des Vereins „Cyperus“ im Auegarten zu Brünn (Mähren) (vergleiche den Artikel von K. Ullmann, in Heft 14 der „Blätter“.) 268 Kleine Mitteilungen. natürlich mit einer Glasscheibe bedeckt sein. Und wer hat schon das ebenso schöne wie seltene und interessante Wassernetz ( Hydrodictyon ) zu kultivieren versucht? — Alles dieses kommt aber bei weitem nicht dem herrlichen Genüsse gleich, der dem entzückten Beobachter bevor- stelit bei Anwendung eines einfachen Mikros- kopes. Der unendliche Formenreichtum dieser interessanten Gruppe der Kryptogamen ist un- beschreiblich. Immer und immer wieder kann man sich an der Schönheit der gewöhnlichen Schraubenalge erfreuen, stets von neuem kann man erstaunen über die Behendigkeit der beweg- lichen einzelligen Algenformen wie Euglena, Haematococcus , Spaecclla und Valvox globator, der reizvollen Kugelalge. Wahrlich, man kann die Begeisterung nachempfinden, die den Bota- niker Unger angriff, als er zum ersten Male das Freiwerden einer grösseren Fortpflanzungs- zelle, Zoospore von Vaucheria, beobachtete. Die „Tierwerdung der Pflanze“, schrieb er jubelnd an seinen berühmten Freund Stephan Endlicher, ist entdeckt. — — So kann ein jeder stete Freude und Genuss an seinen Algen haben; deshalb Schutz den Algen, sachgemässe Pflege anstatt Ausrottung, liebevolle Beobachtung statt Verachtung. Kleine Mitteilungen Aus dem „Proteus“, E. V., 1908. Worterkläruugen : Girardinus (Girardin franzö- sischer Forscher?) ddcemmaculätus (ddcem = zehn maculätus, a, um gefleckt) oder Cuesterodon ddcem- maculätus (kuestdr beide e lang! Gen. kuestdros das Schabeisen und odüs langes u Gen. odöntos kurzes o der Zahn oder odön langes o Gen. odöntos kurzes o. Die Bezeichnung ist gewählt wegen des Aussehens der Zahnreihen, ebenso wie bei Glaridodon lätideus (glaris Gen. -idos Meissei, Hohlmeissei der Maurer und Zimmerleute latus, a, um breit, ddns Gen. ddntis Zahn.) Ldmna (limne Sumpf, also Ort des Vorkommens) minor (Steigerungsform von parvus klein, also die kleinere) L. polysrhiza (polys viel, rhiza Wurzel, also die viel wurzelige Wasserlinse) (gibba Gen. ae der Buckel, der Höcker, [spätlateinisch] wegen der unterseits schwammig gewölbten Stengelglieder) L. trisülca ( trds drei, sülcus die Furche. Dann müsste es aber sprach- lich richtig trisulcäta = dreifurchig heissen. Deshalb halte ich die Herleitung aus dem Griechischen für richtiger, nämlich von tris drei und hölcos Furche.) L. arrhiza ( a verneint als Vorsatzsilbe den Sinn des ursprünglichen Wortes d. h. des rhiza Wurzel = wurzel- los.) Man nennt diese Pflanze auch nach dem Mediziner und Botaniker C. F. Wolff (1783 — 1794) Wölffia arrhiza. Dr. Deupser, Deutsch-Lissa. Aus den Wanderjahren eines Naturforschers. Im Verein der Aquarien- und Terrarienfreunde in Stuttgart hielt anlässlich der vorletzten Monatsversammlung das Mitglied, Herr Dr. Kurt Floericke hier, im Schiller- saale der Liederhalle einen überaus gutbesuchten Vor- trag über „Aus den Wanderjahren eines Natur- forschers“. Einleitend bemerkte der Redner, dass für ihn weniger die Amphibien, Reptilien und Fische in Betracht gekommen seien, sondern die Vogelwelt sein Spezialstudium bildeten, weshalb er um Nachsicht bitte, wenn die erstgenannten Tiere nicht in dem Masse Erwähnung finden, wie es wohl wünschens- wert wäre. Er erzählt nun zunächst seine Forschungs- reise, die ihn in die verschiedenen Länder des Balkans führte, wobei er allerlei praktische Winke für eine derartige, oft beschwerliche und für die Sicherheit der eigenen Person damals recht gefährliche Reise in diese vom Verkehr noch gänzlich abgeschlossenen Gebiete gibt. Der Vortragende schilderte unter anderem die reiche Tierwelt auf dem Gebirgszuge der Baba Planina und im Narenta-Delta der Herzegowina und die Menge der dort vorkommenden Eidechsen, Schild- kröten, Scheltopusiks usw. Grossartig anzuschauen seien die dort vorkommenden Kolonien von Reihern, welche zu damaliger Zeit beim Aufflug noch die Sonne verfinsterten, deren Kot hiebei wie ein dichter Regen- schauer auf die Erde herniederprasselte und deren Gekreische jede menschliche Stimme übertönte. Jetzt seien sie schon stark dezimiert. Auch von dem un- gemein häufigen Vorkommen der verschiedensten Schlangen sei der Reisende überrascht, man finde sie oft in ganzen Knäueln zusammengeballt vor. Die zweite Reise führte den Vortragenden nach der Insel Cypern, die unter der Misswirtschaft der Türkei, aber auch unter den Engländern, sehr heruntergekommen sei. An Süsswasser-Fischen komme dort nur der Aal und eine Kärpflingsart vor, während Reptilien massen- haft vertreten seien. Herr Dr. Floericke erzählt, wie er durch Verbreitung in griechischer Sprache abge- fasster Aufrufe an die Bevölkerung eine bedeutende Menge aller möglichen Reptilien usw. zugebracht erhielt und damit Museen und Schulen versorgen konnte. In- teressant schildert er seine dritte Reise nach Südruss- land, dem Kaukasus und dem Kaspischen Meere, in dessen südwestlichemWinkel die Zugvögel überwintern. Ein für das Auge des Naturforschers geradezu frap- panter Anblick sei die ungeheure Menge von Pelikanen, Cormorane usw , welche die Gegend bevölkern und von denen das Meer auf weite Strecken bedeckt sei; in der ganzen Welt gebe es aber auch wohl kaum eine fischreichere Gegend, als das Kaspische Meer. Infolge Aussetzung von Schussprämien auf Seevögel seitens der russischen Regierung zum Schutze der Fischwelt sei von Jägern, Händlern und Sportsleuten, welche die Tiere durch eigens konstruierte Mitrail- leusen massenhaft abschossen, geradezu sinnlos unter den Pelikanen usw. gewütet worden, aber unerwarteter • weise sei mit der Vernichtung der Fischräuber auch der Fischbestand zurückgegangen, indem durch all- zugrosse Vermehrung der Fische Fischseuchen ausge- brochen seien, und so diese verfehlte Art des Fischerei- schutzes erkannt und glücklicherweise bald wieder rückgängig gemacht worden. Bei dieser Gelegenheit wies der Vortragende in überzeugender Weise nach, dass die Ausrottung des Raubzeuges zum Schutze der übrigen Tierwelt eine gänzlich verfehlte Massregel sei, indem auch diesem durch Vertilgung der kranken und schwächlichen Tiere und durch demgemässe Ver- hinderung ihrer Fortpflanzung eine wichtige Rolle im Haushalt der Natur zugewiesen sei, so sei erwiesen, dass infolge der Ausrottung des Steinadlers in unseren Alpen, die Räude unter den Gemsen immer mehr um sich greife, da die erkrankten Tiere diesen Raub- vögeln nicht mehr zum Opfer fallen und so die ge- sunden Tiere ansteckten. Hierauf berichtete der Redner über seine Forschungsreise nach Turkestan, Bucharei und die Turkmenensteppe. Die Wüste bilde für einen Naturforscher das Grossartigste; man mache sich im allgemeinen ein ganz falsches Bild von der Wüste. Mit ihrer zeitweisen lieblichen Flora, die sich besonders durch prächtige, im Frühling blühende Zwiebelgewächse auszeichnet, ihrer Tierwelt und nicht zum wenigsten auch mit ihren glänzenden Licht- effekten zieht er dieses Landschaftsbild jedem anderen wie z. B. dem Urwald, dem Meere oder dem Gebirge, vor. Auch das Vorkommen grösserer Raubtiere in diesen nördlichen Gegenden erwähnt er bei dieser Gelegenheit; so habe er in der Oase Merw in Gemein Vereins-Nachrichten. 269 schaft mit dem damaligen Gouverneur und nachmaligen Oberkommandierendenim russisch-japanischen Kriege, Kuropatkin, Tiger gejagt. Auch von dem Leben in Marokko, wohin ihn eine weitere Reise führte, ent- warf der Vortragende fesselnde Bilder. Hier falle dem Naturfreund vor allem die Menge der in den Hausgärten der Araber gepflegten Chamäleons und die Zutraulichkeit auf, mit der die bei uns als scheu bekannten Wiedehopfe und Blauracken usw. selbst inmitten der Städte brüten. Der Storch komme sehr zahlreich vor, und es gebe Ortschaften, die von mehr Störchen, als Eingeborenen bewohnt seien. Von Schlangen sei die gefährliche Puffotter häufig. Herr Dr. Floericke erzählt sodann, wie er auch hier mittelst seiner Aufrufe, besonders durch Kinder, reiche Beute an Reptilien usw. zu verzeichnen ge- habt habe und erwähnt, auf welch originelle Art und Weise oft die Jugend den Transport der eingefangenen Tiere zu bewerkstelligen wusste; beispielsweise habe sich eine junge Schöne mit einer Menge Eidechsen bei ihm eingefunden, die sie in Ermangelung eines sicheren Transportmittels sämtliche in ihre langen Zöpfe dicht verflochten und so ohne Schwierigkeiten eingebracht habe. Als seine letzte Reise ins Ausland schilderte dann der Redner diejenige auf die Kanari- schen Inseln, deren Fauna und Flora er als herrlich bezeichnet. Besonders Eidechsenarten seien hier ver- treten und jede einzelne der Inseln habe ihre eigenen Arten und Formen. Den Hauptvorteil, den man durch das Schauen der Wunder fremder Länder und ihrer Vor- und Nachteile für sich gewinne, erblickt der Vortragende in der vertieften Liebe zur eigenen Heimat, nach welcher man nach längerer Abwesenheit eine unbeschreibliche Sehnsucht empfinde. Mit einer poesievollen Schilderung des im Frühlings- kleide prangenden deutschen Waldes, dessen Schön- heit eben doch unerreicht dastehe, schloss Herr Dr. Floericke seinen ebenso belehrenden wie formvollen- deten und bilderreichen Vortrag. Hiebei machte er noch die überraschende Mitteilung, dass seine Lieb- lingsidee, die anfänglich als Utopie angesehen wurde, nämlich die Schaffung eines deutschen Naturschutz- parkes, im kleinen, ähnlich wie ihn die Amerikaner in Yellowstone-Park besitzen, jetzt alle Aussicht habe, verwirklicht zu werden. In Bälde werde er mit einem von über 100 der bedeutendsten Männern Unterzeich- neten Aufruf an die Oeffentlichkeit treten. — Reicher Beifall seitens der Zuhörer lohnte den Redner, und besonders brachte der I. Vorsitzende Herr Ernst S c h a d , den gebührenden Dank des Vereins zum Aus- druck mit der Bitte, Herr Dr. Floericke möchte dem heuti- ge nV ortrage noch mehrere solcher baldigst folgen lassen. Für die Schriftleitung verantwortlich : In Deutschland: Dr. W. Wolterstorff, Magdeburg-Sudenburg; in Oesterreich: Dr. P. Kämmerer, Wien II/2. Vereins-Nachrichten Unter alleiniger Verantwoitung der Herren Einsender. Breslau. Aeltester Breslauer Verein für Aquarien- und Terrarienkunde „Proteus“, gegr. 1900. Sitzung vom 23. März 1909. Die sehr zahlreich besuchte Versammlung wurde, wie in unserem letzten Rundschreiben bereits ange- kündigt, pünktlich um 9 Uhr eröffnet. Nach der ein- stimmig erfolgten Aufnahme des Kaufmanns Mieke als Mitglied demonstrierte Herr David u. a. einen Schwarzbarsch, welcher in einem gut bepflanzten und stark durchlüfteten Aquarium den Erstickungstod erlitten hat. Zur Ergänzung unserer letzten Pflanzen- bestellung empfiehlt Herr Dr. Eckhardt, einen Versuch bei Kiel, Frankfurt a. M., zu machen, um einigen später geäusserten Wünschen unserer Mitglieder zu ent- sprechen und übernimmt die Aufgabe der Bestellung. Herr David bringt zwei Anträge ein : a) Der Vorstand möge ersucht werden, eine Geschäftsordnung auszu- arbeiten; b) Es soll eine Pflanzen wachstumsliste an- gelegt werden, um auf Grund eigener Erfahrungen zu ermitteln, unter welch Umständen die Pflanzen im Aquarium am besten gedeihen. (Bodengrund, Lehm, Torf und Sandboden, Beleuchtung, Stand des Behälters nach Norden oder Süden, Oberlicht oder Seitenlicht, Altwasser oder frisches Wasser, Nährsalzlösungen, Wuchern von Schwimmpflanzen usw.) Bei der sehr anregenden Aussprache empfiehlt Herr Blitz für Unter- wasserpflanzen möglichst hohe Gläser mit Lehm und Torfboden, während Dr. Eckhardt diese Gläser wegen des starken Wasserdruckes ganz besonders für Jung- brut als wenig geeignet erklärt. Es wird hierbei auf die Mitarbeit unserer sämtlichen Mitglieder gerechnet. — Zur Förderung der allgemeinen Kenntnis der für unsere Liebhaberei in Frage kommenden Wasser- pflanzen beantragt Herr Uber, an jedem Vereinsabend einige Exemplare zu demonstrieren mit anschliessen- dem erläuternden Text, während Herr Kloss noch die Anlage eines Herbariums für unsere Mitglieder empfiehlt. Beiden Vorlagen soll von Mitte April ab entsprochen werden. — Als Vorsitzender unserer Ausstellungskommission berichtete Herr David über den Stand der bisherigen Arbeiten. — Bei der Schlesi- schen Gartenbau-Ausstellung im Juni ist uns seitens der Ausstellungsleitung ein grosses Gewächshaus (Ober- und Seitenlicht) zur Verfügung gestellt worden; die eventl. Prämierungsvorschläge für Ausstellungs- objekte erfolgt durch von uns zu wählende Preisrichter, während die Prämierung selbst durch die Haupt- ausstellungs-Prämiierungskommission erfolgt. Die von der Hauptausstellungsleitung geplante Lot- terie wird unserem Mitgliede Herrn Arndt übertragen. Unsere Ausstellungskommission bittet unsere ver- ehrten Mitglieder recht dringend um möglichst voll- zählige Anmeldungen bis spätestens 10. Mai. — Zum Schluss wollen wir nicht unerwähnt lassen, dass Herr Zebe bereits zweimal in diesem Jahre (Mitte Februar und Anfang März) Nachzucht von Goldfischen erzielt hat; auch Herr Holzbock meldet das Gedeihen seiner jungen Makropodenbrut vom Februar 1909. Dziembowski, I. Schriftführer. Sitzung vom 30. März 1909. Unser Vorsitzender, Herr Dr. Eckhardt, teilt uns mit, dass er von heute ab nach Kaiser Wilhelmstr. 51 verzogen ist. — Der für den letzten Dienstag in diesem Vierteljahr festgesetzte Prämierungsabend hat unseren Erwartungen auf eifrige Mitarbeit unserer Mitglieder voll und ganz entsprochen. — Zunächst demonstriert Herr Blitz u. a. ein aus Holzstäben und Holzplatten selbstgefertigtes, äusserst stabiles Gestell- Aquarium. Zur Dichtung sämtlicher Fugen und des Bodens empfiehlt er eine Mischung von Wachs und Weisspech (zu gleichen Teilen), welche in heissem Zustande auf die zu dichtenden Stellen aufgetragen wird. Ferner zeigt uns Herr Blitz mehrere selbst- gezogene, ca. 5 — 6 jährige Bitterlinge von tadelloser Beschaffenheit und hervorragender Farbenpracht vor, welche ebenso wie ein Prachtexemplar des Triton blasii den ungeteilten Beifall aller Anwesenden finden. — Herr Uber erfreut uns durch ein selbstgefertigtes Terrarium, das er mit einer grösseren Anzahl unserer hiesigen Terrarientiere besetzt hat. Zur Verbreitung der Kenntnis unserer einheimischen Terrarientiere wird aus der Versammlung der Vorschlag gemacht, zunächst fünf dieser überaus praktischen und trotz ihrer Grösse sehr preiswerten Terrarien anzuschaffen und eventl. kostenlos hiesigen Schulen zu überweisen. — Zur Vervollständigung unseres in der letzten Sitzung gemachten Vorschlages, betreffs die ständige Demon- stration von Wasserpflanzen usw., hat Herr Uber Pflanzenschaukästen angefertigt, in denen die prä- parierte Pflanze sich zwischen zwei Glasscheiben be- findet, die durch Holzränder staubsicher abgeschlossen sind. Für unsere Ausstellung im Juni wird die An- schaffung von 20 Stück dieser Kästen in verschiedenen Grössen empfohlen und von der Versammlung ge- nehmigt. — Die für heute Abend gewählte Prämiierungs- Kommision war bei der Fülle des vorliegenden Material somit in der angenehmen Lage drei Preise verteilen 270 Vereins-Nachrichten. zu können. Es erhielt Herr Blitz für die hervor- ragenden Exemplaren von Bitterlingen eigener Zucht den 1. Preis, Herr Uber den 2. und Herr Bliz noch den 3. Preis. Herr Dr. Spitz sowohl, wie Herr Dr. Eckhardt sprachen im Anschluss an die Verkündigung dieses Resultates die Hoffnung aus, dass auch die übrigen Mitglieder im Interesse unserer guten Sache fleissig tätig sein mögen, damit am nächsten Prä- mierungsabend , letzter Dienstag im Juni, wieder recht reichhaltiges Material zur Stelle wäre. — Als neues Mitglied meldet sich Herr A. Ermlich, Ober-Waldenburg. — Die bei Kiel, Frankfurt a. M. aufgegebene Pflanzenbestellung gelangt zur Verteilung und findet allgemeinen Beifall. — Unter Hinweis auf den am Donnerstag, den 3. April 1909 stattfindenden öffentlichen Vortragsabend hält Herr David einen knrzen Vortrag über den Begattungsakt der Molche, zum Schluss bittet er um recht zahlreichen Besuch unseres öffentlichen Vortrags. — Dieser öffentliche Vortragsabend, der zweite in diesem Jahr, war recht gut besucht. Herr Dr. Eckhardt sprach über brut- pflegende Fische, u. a. Makropode, Canchito und be- sonders über die originelle Brutpflege des Stichlings, dessen Männchen ein richtiges, reguläres Nest aus Pflanzenfasern zusammen klebt. Im Anschluss hieran erwähnt der Vortragende noch den Bitterling, der zwar seine Brut nicht selbst pflegt, ihr aber durch die Ablage der Eier in die Malermuschel eine behag- liche Unterkunft schafft und teilte ferner mit, dass es einem Mitglied von uns in diesem Jahre bereits zweimal gelungen ist, sein Goldfischpärchen zum Laichen zu bringen. Goldfischeier wurden an eine grössere Anzahl Besucher verteilt. Dziembowski, I. Schriftführer. Breslau. „Proteus“ E. V. Gegründet 1908. Aus der Sitzung am 6. April 1909. Lichtbildervortrag. — Cy clochaetiasis bei Schleierschwänzen. — Der Vorsitzende macht Mitteilung über den Verlauf der am 3. April im grossen Saal des Vinzenzhauses veranstalteten öffentlichen Lichtbilder-Vortragsabend. Es ist selbst in einer Stadt wie Breslau ein etwas gewagtes Stück, eine solche Veranstaltung zu unternehmen, bei der man natürlich nur mit einem beschränkten Kreis der Interessenten rechnen muss. Noch schwieriger war es aber für den Vortragenden den richtigen Ton zu treffen, da er damit rechnen musste, dass einerseits die Lehrer höherer Schulen und andere Fachleute vertreten waren, andererseits einfache Leute aus dem Volke gekommen waren, um einmal etwas über die „Klein tierweit des Wassers“ zu hören und zu sehen. Im grossen und ganzen ist es aber dem Vortragenden gelungen, allen gerecht zu werden, nur würden wir vorschlagen, den erklä- renden Text der Bilder noch kürzer zu fassen, zumal bei Dingen, wie den Schwämmen, deren verwickelter Bau und Fortpflanzung nur kurz gestreift werden sollte, um nicht zu ermüden. Die Bilder erregten allgemeine Bewunderung durch ihre Schärfe und Klarheit. Es war für uns der beste Beweis, dass wir uns bei dem Erwerbe unseres Projektionsapparates von der Firma Heidrich-Breslau in guten Händen be- funden hatten. Durch eine kleine einleitende An- sprache, bei der der Redner darauf hinwies, wie not- wendig gerade für unsere Liebhabereien eine Betei- ligung an der Naturdenkmalpflege wäre — einfach im eigensten Interesse — war Gelegenheit gegeben, sofort durch Lichtbilder zu demonstrieren, was man unter Naturdenkmälern versteht und 21 Bilder aus unserer engeren Heimat vorzuführen. Die Diapositive hiezu waren uns von dem Provinzial -Komitee für Naturdenkmalpflege (Schlesien) in dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt. Der zweite Teil um- fasste die Vorführung und Erklärung von 59 Licht- bildern, die der Kleintierwelt des Wassers entnom- men waren und zwar waren besonders solche Objekte gewählt, die dem Aquariker auf Schritt und Tritt begegnen Von den einfachsten Zellen, den Amöben beginnend, führte unsere Bilderserie den Beschauer über die Radiolarien und Feraminiferm zu den In- fusorien. Von den Vielzellern (Metazoen) wurden Süsswasserschwämme, Hydren, Bryozoen, Bärtierchen, Karpfenläuse (mit Naupliusstadien), Daphnien (mit Sommer- und Wintereiern) und zum Schluss noch Eier der Physa acuta in den verschiedensten Ent- wicklungsstadien und die so verschiedenartig gebauten Zungen ( Radula ) solcher Süsswasserschnecken , die alle dem Liebhaber alte Bekannte sind ( Ampullaria gigas, Paludina vivipora und Limnaea stagnalis ) vor- geführt. Hieran schloss sich die Gratisverlosung von eingerichteten Aquarien , Fischen und dergleichen. Bei dieser Gelegenheit möchten wir im allgemeinen Interesse bemerken, dass auch sogenannte „Gratis- verlosungen“, bei denen also die Eintrittskarte ohne weiteres zur Teilnahme an der Verlosung berechtigt, der obrigkeitlichen Genehmigung unterliegen, sobald in öffentlichen Ankündigungen darauf hingewiesen wird. Die Erlaubnis ist zeitig genug einzuholen, da sonst ohne weiteres die Polizei die Verlosung ver- bietet. — Der Erfolg dieses Abends war für uns derart ermunternd, dass wir beschlossen haben, nun noch einen Schritt weiter zu gehen und die in „Wochen- schrift“ Nr. 12, S. 158—159 näher besprochenen kine- matographischen Bilder auch hier in Breslau vorzu- führen. Wir sind deshalb schon mit dem Verlage der „Wochenschrift“ in Verbindung getreten. — Dr. Deupser berichtet über eine interessante Er- krankung bei Schleierschwänzen, die ihm von Herrn L. aus Sch. gemeldet wurde. Seit einiger Zeit hatte Herr L. bei seinen ca. 5 cm langen Schleierschwänzen (Stamm Matte) einen bläulich weissen Flaum bemerkt. Da nun die Tiere auch öfter am Boden entlang schnell- ten, nahm er das Vorhandensein von Gyrodatylus an. Eine mikroskopische Untersuchung, die vom Besitzer selbst vorgenommen wurde, liess aber diese Parasiten vermissen. Auch Ichthiophthirius, Chilodon und Costia waren nicht vorhanden. Dafür fand sich aber ein anderes Lebewesen, welches mir mit Beschreibung und Zeichnung, später auch angdtrocknet am Objektträger übersandt wurde. Schon aus der sehr genauen Be- schreibung und typischen Zeichnung konnte ich ohne weiteres ersehen, dass es sich um eine Cyclodiaete (kyklos-Kreis und cfta/fe-Borste wegen der Bewimperung) — ein Infusor — handelt und dass also die Fische an der Cy clochaetiasis litten. Die Untersuchung des einge- sandten Präparates ergab die Richtigkeit der Ver- mutung. Wir möchten noch einmal hierbei unserer persönlichen Meinung dahin Ausdruck geben, dass wir im Gegensatz zu der üblichen Anschauung die Mitarbeit (Vorarbeiten, Sammeltätigkeit) des Laien- elementes für die Verarbeitung wissenschaftlicher Fragen sehr hoch einschätzen. Ich riet 2—272% Kochsalzbäder von 7* ständiger Dauer 5 Tage hinter- einander und umsetzen der Fische in ein anderes Aquarium für einen Zeitraum von 4 Wochen. Unter- dessen hatte Herr L. seine Fische in der Rothschen l°/oo Ammoniakflüssigkeit gebadet, mit dem Erfolge, dass das schwächste Tier einging, die anderen sich aber zu erholen scheinen. Schwerkranke Tiere, also solche, deren Oberhaut schon in grossen Flächen zer- stört ist, sind sehr empfindlich gegen die Ammoniak- bäder, wie wir aus verschiedenen Vorkommnissen, die Herren unseres Vereins betraf, wissen. Wir raten deshalb immer erst zu einem Versuch mit öfter wieder- holten 2—272% Kochsalzbädern. Wir glauben den Unterschied in der Wirkung darauf zurückzuführen, dass bei der Resorption durch die Haut Ammoniak- lösung doch wohl in ihrer Einwirkung auf die Muskulatur (strychninähnliche Muskelkrämpfe) und in ihrer rei- zenden Wirkung auf Herz, Zirkulationsapparat und Gehirn bei geschwächten Tieren bedeutend giftiger wirkt wie ein 2°/o Kochsalzbad. Dr. Deupser, Dt.-Lissa. Nachtrag. Bei Gelegenheit der Besprechung über unseren ersten Frühjahrs ausflug wurde die Frage aufgeworfen: „Was muss der Liebhaber wissen, um bleibenden Gewinn von den Exkursionen zu haben?“ Wir antworten hierauf folgendes: Dem „Wissen“ muss natürlich ein „Lernen* Vereins-Nachrichten. 271 vorausgehen. Die Frage würde sicli also darauf zu- spitzen: „Was muss er mindestens gelernt haben?“ Da kann man wohl sagen, dass eine gewisse Grund- lage in der Naturkunde vorhanden sein muss, die ungefähr dem Pensum entspricht, welches unsere Mittelschulen (Realschulen) lehren. Weniger ist von Uebel, diese ist freudig zu begrüssen. Wer nun nicht Gelegenheit gehabt hat, in der Schule diese Dinge zii lernen oder wer schon Vieles wieder vergessen hat, verzweifle deshalb nicht. „Lust und Liebe zu einem Ding, macht alle Müh’ und Arbeit gering“, heisst es auch hier. Er nehme eines der zahlreichen diese Materie methodisch behandelnden Lehrbücher zur Hand (z. B. den Schm eil) und arbeite sich an der Hand der Abbildungen hinein, versuche die Gegen- stände auch in der freien Natur aufzufinden und sie sich in ihren wesentlichen Merkmalen einzuprägen. Er gehe fleissig in die Vereinsversammlungen und frage Leute, von denen er annehmen kann, dass sie ihn belehren können. Jeder Verein hat wohl immer einige solcher seltenen Vögel vorrätig und hält sie sich be- sonders gut warm, wenn er klug ist. Aus diesen Herren wählt man auch gewöhnlich den Leiter für die Ex- kursionen. Man halte sich also immer dicht in seiner Nähe auf und frage möglichst viel. Wenn natürlich auch niemand imstande ist, auf alles antworten zu können, so wird man aber unter sachverständiger Führung spielend und mühelos Dinge lernen können, mit denen sich der Berufsmensch aus Mangel an Zeit daheim nicht beschäftigen kann. Hier ist dann auch der Ort, wo jeder am eigenen Leibe die Wechsel- beziehungen zwischen Praxis und Wissenschaft er- fahren wird. Für Viele, die garnicht daran denken können (aus Mangel an Zeit), zu Hause ein natur- kundliches Buch in die Hand zu nehmen, sind richtig geleitete Exkursionen die einzige Möglichkeit, ihren Wissenstrieb wenigstens etwas zu befriedigen. Tritt uns doch hier nicht nur ein ganz kleiner Ausschnitt aus der Natur entgegen, wie in unseren Aquarien und Terrarien, sondern diese selbst in ihrer Mannigfaltig- keit. Die Kleintierwelt des Wassers, die Pflanzen im und am Tümpel, sind schon zwei wichtige Punkte, über die jeder Liebhaber im eigensten Interesse (Fisch- futter!) sich belehren möchte. Dazu kommt aber dann zu Hause durch Lesen gemeinverständlicher Literatur (Kosmos, „Aus der Natur“) etwas nachhilft, hat da- durch die nötige Grundlage, um mit Verständnis die Vivarienkunde betreiben zu können. Er wird manchen Fehler vermeiden, den derjenige macht, der ohne jede Vorbildungen an die Liebhaberei herangeht. Die Fortbildung ist dann nicht mehr schwer. Ausser fleissigem Besuch der Vereinsabende, Benützung der Fachbibliothek und der ständigen Literatur bietet ihm jetzt seine Welt im kleinen daheim soviel an Problemen, dass er nun nicht mehr zur Ruhe kommt. Er soll dann aber aus Dankbarkeit für das Gelernte auch gern anderen mitteilen und an den Diskussionen mit seinen Kenntnissen nicht zurückhalten. Wir haben die Erfahrung gemacht und glauben hiermit nicht ver- einzelt dazustehen, dass viele alte Praktiker sprechen und uns viel Belehrendes mitteilen könnten, wenn sie nur wollten. Geht man der Sache tiefer auf den Grund, so hört man gewöhnlich, dass Mangel an Rede- gewandtheit, mehr aber noch Furcht vor verletzender Kritik diese Herren zum Schweigen zwingt. Nun, was den fehlenden Zungenschlag anbelangt, so können wir auf Goethes Wort hinweisen: „Es trägt Verstand und rechter Sinn mit wenig Kunst sich selber vor“ (Faust I. Teil). Gegen persönlich verletzende Kritik zu schützen ist aber Pflicht jedes Vorsitzenden. Ref. demonstriert Sende und die Kolbenträger der Typha latifolia (breit- blättriger Rohrkolben) als Ausströmungskörper. Die letzteren sind seiner Zeit in den „Blättern“ von W. Köhler empfohlen worden, weil die Luftbläschen bedeutend feiner verteilt sind, wie bei einem Senden- Stückchen. Schon einfache Lupenbetrachtung lehrt die grosse Verschiedenheit der Porenweite zwischen gleich grossen Querschnitten von Sende (Stengel der Palme Calamus Protang) und dem Kolbenträger der Typha. Dr. Deupser, Dt.-Lissa. Berichtigung. In dem Bericht vom 30. März (Seite 258) muss es unter anderem heissen: statt Kützner — Kutzner, statt Hetnichomis — Hemichromis, statt Pyrvhulina — Pyrrhulina, statt die ersten Barsch- — diverse Barsch-, statt 17° — 17° C, statt Gerhonotus — Gerrhonotus, statt Ageeme — Agame. Ferner lies Spalte 1, Zeile 9 von unten, statt Paguelin (Bromstift !) — Paquelin (Brennstift!), Zeile 5 von unten statt Hexudem mit Tannoherme — Bepudern mit Tanoform, Zeile 3 von unten statt weissfarbenes — missfarbenes, Spalte 2, Zeile 15 von oben statt puraleuta — puruleuta, einige Zeilen tiefer statt Methylinblau — Methylenblau. — (Da das Manuskript in verwischtem, schwer lesbaren Zustande ein traf, liess ich Manuskript nebst Korrektur dem Verfasser zugehen. Leider verzögerte sich der Ab- druck, so dass die Korrektur zu spät eintraf!) Dr. Wolterstorff. Magdeburg. „Vallisneria“. Sitzung vom 14. April 1909. Der heutige Abend stand unter dem Zeichen der Naturschutzbewegung. Aus den Aufsätzen von Dr. Hermann und Dr. Wolterstorff in No. 5, 6 und 9 der „Wochenschrift“ und dem flammenden Aufruf von Dr. Kurt Floericke im „Kosmosheft“ No. 4 ersehen wir mit Freuden, dass die Bewegung zum Schutz unserer heimischen Tierwelt mit Nachdruck betrieben wird. Mit Ingrimm hat der Naturfreund im Laufe der letzten 20 Jahre mit ansehen müssen, wie durch die fort- schreitende Kultur unsere heimische Tier- und Pflanzen- welt mit unheimlicher Schnelligkeit ihrer vollständigen Vernichtung entgegengeht und wie die Natur immer mehr verödet und verhunzt wird. Es ist wirklich höchste Zeit, dass etwas dagegen getan wird, um noch zu retten, was zu retten ist, ehe es zu spät wird. Sonst müssen unsere Nachkommen in die Eisregionen der Hochgebirge und Polarländer gehen, um unver- fälschte, reine Natur gemessen zu können. Wer denkt nicht an die Worte Schillers: „Die Welt ist voll- kommen überall, wo der Mensch nicht hinkommt mit seiner Qual“. Der Selbsterhaltungstrieb gebietet uns leider, in dem schonungslosen Kampf ums Dasein, grollend mit der Kultur zu gehen. Aber muss es denn in dieser rücksichtslosen Weise geschehen, die wir bisher gewöhnt sind? Kann nicht darauf Be- dacht genommen werden, überall in der Nähe der Ortschaften einige kleine Stücke ungezähmter, reiner Natur übrig zu lassen, wenn noch etwas davon da ist? Ist denn der Geschmack an der ungekünstelten, ungestörten Natur schon so geschwunden, dass immer erst der Urzustand vernichtet werden muss, um aut den unwiederbringlich verlorenen Naturstätten lang- weilige Volksgärten und Parkanlagen für Bierkonzerte zu schaffen? Es ist eine ernste Pflicht für alle Aquarien- und Terrarienvereine, in dem schwierigen Kampf zum Schutze der Erhaltung der Naturdenk- mäler nach Kräften zu helfen und materielle Opfer zu bringen. Die rastlos fortschreitende Organisation der Naturschutzbewegung wird den einzelnen Vereinen bald zeigen, wo sie den besten Anschluss finden. Es wird den Aquarien- und Terrarienvereinen mit Un- recht der Vorwurf gemacht, dass viele ihrer Mitglieder sich zu fanatischen Tierfängern oder Pflanzenver- wüstern ausbilden. Diese rohen, gefühllosen und dummen Menschen, die alles Lebendige in der freien Natur fangen oder totschlagen, hat man in unsern Kreisen jedenfalls nicht zu suchen. Wir beschäftigen uns fast durchweg mit der Pflege und Zucht von aus- ländischen Tieren und Pflanzen. Die Folge davon ist, dass der Molch- und Fischfang seit ungefähr zehn Jahren, besonders seit Einführung und Zucht der Zahn- karpfen, offensichtlich sehr nachgelassen hat. Es gibt allerdings eine beängstigend grosse Zahl von Leuten, die man draussen alle Tümpel absuchen sieht. Aber nicht nach Fischen und Molchen spähen sie, wie die unerfahrene, jagdwütige Schuljugend und die halb- wüchsigen Taugenichtse, die in Wald und Wiese herumstrolchen. Nein, nach ganz anderen Dingen, nach Daphnien und Mückenlarven, steht ihr Sinn. Für heimische Fische und Molche hat der Aquarianer von heute kaum einen halben Kubikdezimeter Raum zu 272 Vereins-Nachrichten. Hause übrig, die beobachtet er lieber in der freien Natur, als im engen Behälter, und wenn er sie an gefährdeten Stellen trifft, wo sie leicht zu Schaden kommen, oder andern zur Beute werden können, dann bringt er sie fürsorglich an einen sicheren Ort. Zu Hause aber hat er keinen Platz für sie, und das ist auch in ihrem Interesse ganz gut. Ganz verkehrt ist es aber, wenn sich die Pfleger von heimischen Fischen, Amphibien und Reptilien in den Mantel der Wissenschaft einhüllen und auf die Zucht von aus- ländischen Tieren mit Geringschätzung herabsehen. Jeder Aufsatz in unserer Aquarienlitei'atur über einen von unseren Süsswasserfischen beginnt mit einem Klagelied über die Vernachlässigung unserer deutschen Fische. Dagegen wollen wir hier einmal feststellen, wie segensreich die Pflege und Zucht der fremdlän- dischen Fische für unsere heimische Fischfauna ist, die man doch deshalb noch lange nicht zu vernach- lässigen braucht. Tausende von Menschen werden dadurch von dem Fang unserer heimischen Fische und Molche abgelenkt. Ferner möchten wir noch betonen, dass durch die moderne Aquarienkunde die Kenntnis von den Lebensgewohnheiten der tropischen Süsswasserfische bedeutend erweitert worden ist, auch für den Ichthyologen von Fach, wie kürzlich das Bei- spiel von Cynolebias bellotti zeigt, dessen Weibchen als eine besondere Art, Cynolebias maculatus, be- schrieben worden ist. Und wie viele andere Fälle könnte man in dieser Hinsicht hier noch anführen. J. Nürnberg. „Seerose“. Sitzung vom 27. Februar 1909. Anwesend 23 Mitglieder. Eröffnung durch den I. Vorsitzenden. Einlauf: Schreiben eines Herrn J. Kupfer aus Bamberg betreffend: Uebersendung der Verems- papiere, Grusskarte unseres Herrn Gutwald aus Wien, Offerten der Firmen E. Reichelt-Berlin, über Glaskästen, sowie J. Heim • Pforzheim, über Blumenkästen; ein weiteres Schreiben eines Herrn C. Roben aus Bremen und ein Kauf- und Tauschangebot der Firma E. v. d. Moolen-Adenau. Herr Kalb spendete eine Abbildungs- tafel der neuest eingeführten Fische; desgleichen Herr Horndasch eine von ihm selbst hergestellte und künstlerisch ausgeführte Einbanddecke für das Her- barium. Beiden Herren wird der herzlichste Dank dafür ausgesprochen. Herr Kalb referierte über die Zeitschriften. Eine längere Debatte entspann sich über die Frage: „Sind Schnecken zu füttern?“ aus dem Vereinsbericht des „Heros“ in „Wochenschrift“ Nr. 5. Wir sind der Ansicht, dass ein Füttern zum guten Gedeihen, sowie zur Gehäusebildung unbedingt er- forderlich ist. Herr Weber berichtete dazu über einen Fall. In einem Aquarium, in dem sich rote Posthornschnecken mit beschädigten Gehäusen be- fanden, gingen ihm eine grössere Anzahl Daphnien ein. Die Schnecken machten sich sofort über die Kadaver her und bekamen auch alle nach und nach ihre schöne rote Farbe wieder. Herr Siegert, der im Verein als Züchter wunderbar schöner roter Schnecken bekannt ist, schreibt es auch nur der Fütterung zu. Es wurde hierauf zur Wahl der Kommission für die projektierte Schaufensterausstellung geschritten. In dieselbe wurden die Herren : Prell, Kalb, Göbel, Horn- dasch und Fries gewählt. Der Vorsitzende verteilte hektographierte Zettel und ersuchte zugleich, dass die- jenigen Herren, welche sich an der Ausstellung zu beteiligen wünschen, dieselben ausgefüllt an ihn wieder abliefern wollen. Herr Horndasch teilte mit, dass ei- serne Algen durch Seifenwasser vertrieb; desgleichen Herr Barby mit Sodalösung, ohne dass es den Pflanzen geschadet hat. Die bei Herrn H. Härtel - Dresden bestellten Fische sind eingetroffen und wieder zur grössten Zufriedenheit der Besteller ausgefallen. Gratis schickte betr. Herr je ein Zuchtpaar Haploch. Chap., Poecil. mexicana, Poecil. caucana und Polyacanthus spec. mit. Wir können Herrn Härtel, der uns noch vom vorigen Jahre als sehr reeller Händler bekannt ist, allen Vereinen bei Bestellungen nur empfehlen. Der Punkt „Pachtung eines Daphnienweihers" wird wegen vorgerückter Stunde auf nächste Sitzung verschoben. Sitzung vom 13. März 1909. Anwesend 16 Mitglieder, 5 Gäste. In Abwesenheit des I. Vorsitzenden eröffnete der 11., Herr Kalb, die Sitzung. Einlauf: Entschuldigungsschreiben desl. Vor- sitzenden, sowie des Herrn Franz, der heutigen Sitzung nicht beiwohnen zu können, Zeitschrift „Deutsche Fischereikorrespondenz“ und Vorratsliste der Firma Härtel, Dresden. Aufgenommen wurden als ordent- liche Mitglieder die Herren: F. Rein, F. Rippel, Gg. Schmidt, Ch. Schmidt und W. Schmidt. Herr Horn- dasch spendete eine grössere Anzahl neuer Mitglieds- karten, wofür ihm der Dank ausgesprochen wird. Herr Kalb brachte einige interessante Artikel aus der Literatur zur Verlesung, unter anderem den über die Zählebigkeit eines Chanchito. Herr Weber konnte einen ähnlichen Fall berichten. Er sah eines Tages sein Trichogast. lalius- Weibchen mit zerrissenen Flossen und ausgebissenen Augen im Aquarium umher- schwimmen. Bei näherer Betrachtung entdeckte er, dass das Paar abgelaicht hatte und wahrscheinlich das Männchen in der Sorge um die Nachkommen- schaft, das Weibchen auf diese fürchterliche Art hergerichtet hat. Herr Weber erlöste es natürlich sofort von seinem traurigen Dasein. Den grössten Teil der Sitzung füllte der Punkt „Pachtung eines Daphnienweihers“ aus. Gratis verlost wurden 10 Stück von Herrn Kalb gespendete Cyperus altern., sowie ein Z. P. Danio rerio und 4 Stück junge Poecilia mexicana. Antrag zur Aufnahme stellen die Herren M. Gude und K. Kirchhofer. Die Verwaltung. Ausstellungskalender Steht den verehrlichen Vereinen kostenlos zur Verfügung. Alle näheren Angaben sind natürlich in den Inseratenteil zu verweisen Hamburg. „Rossmässler“. 22.-29. August, in „Ham- monia“, Besenbinderhof. Tagesordnungen. Elberfeld. „Wasserrose“. Tagesordnung für die Sitzung vom 30. April 1909. 1. Vorführung des Blaubrenners „Perfect“ nebst Modellen durch Herrn Katona. 2. Ausstellungsangelegenheiten. 3. Literaturbesprechung. 4. Verschiedenes. 5. a) Pflanzen- und Fischbestellung, b) Gratisverlosung. N.B. Die Herren Händler werden um gefl. so- fortige Uebersendung von Offerten gebeten. Der Vorstand. Wien. Sektion für biologische Yivariomkuude der k. k. zool.-botan. Ges. Diskussionsabend am Mittwoch, den 28. April 1909 präzise yil Uhr abends. Ueber technische Hilfsapparate zur Aquarien- und Terrarienpflege. (Mit Demonstrationen.) Der Sektions- Obmann : Dr. Paul Kämmerer. Nach Schluss der Versammlungen gesellige Zu- sammenkunft (mit Damen) in der Restauration Ferd. Gause (J. Pohl Nachf.) I., Johannesgasse 12. Gäste willkommen ! Für den Anzeigenteil: Fritz Lehmanns Verlag, Stuttgart. — Verlag von' Fritz Lehmann, Stuttgart. Druck der Verlagsbuchdruckerei Otto Sautter, Stuttgart. Die Riesenruderwanze der Bocche di Cattaro. % Von Oberleutnant M. Wiedemann, Mitglied der „ Zoologischen Gesellschaft“ in Wien. Mit drei Originalaufnahmen. Im Hefte Nr. 29 der ..Wochenschrift für ich sämtliche Wassergräben der Zupa ab, müh- Aquarien- und Terrarienkunde“ des Jahrganges selig verfolgte ich den Lauf der Fiumera, eines 1908 war unter anderem auch eine Abhandlung von Paul Arnold über ..Die Riesenruderwanze [Belo stoma ?] im Aqua- rium“ zu lesen. Aus dieser interessanten Arbeit er- füllte mich der Zusatz, dass dieselbe auch in der Bocche di Cattaro Vor- kommen soll, mit Ueber- raschung und Freude und das Nächstliegende war, kleinen Gebirgsbaches bei Cattaro , bis zu ihren Ursprung, die Landesbe- wohner mussten mit ihren Kenntnissen über Was- seransammlungen heraus- rücken, kein Mittel liess ich unversucht, um ein Resultat zu erzielen alles nützte nichts , die Belostoma war und blieb für mich ein unerreich- bares Weltwunder und stand hei mir fest, es dass ich, an der Quelle sitzend, mit allen Mit- M Wk „die Riesenruderwanze teln trachtete, so eines ^^k kommt in der Bocche Monstrums unter den np 'VC nicht vor, Dr. Werner Wasserinsekten habhaft jW w irrt sich,“ bis ich eines zu werden. ■ W Besseren durch Zufall Ohne Kätscher und belehrt wurde. Transportkanne bewaff- Im Spätherbste he- uet ging ich überhaupt nie . ' L ^ suchte ich gelegentlich mehr aus. Jede noch so v eines Aufenthaltes in geringe Wasseransamm- Risano einen Bekannten. lung wurde von mir bis Abb. 1. Belostoma niloticnm Stal? Rückenansicht. Im Verlaufe des Ge- ins kleinste Detail unter- Originalaufnahme für die „Blätter“ von Oberleutnant M. Wiedemann. SprächeS erzählte lllil' sucht. Stundenlang sass dieser, mein Interesse für ich regungslos vor den grösseren Zisternen, die alles was da kreucht und fleucht kennend, von ein genaues Absuchen und Beobachten des Boden- grundes nicht zuliessen und erwartete jetzt und jetzt eine Belostoma behufs Lufterneuerung auf- tauchen zu sehen — nichts, alles erfolglos. Dadurch nicht entmutigt, kalkulierte ich, dass vielleicht die absolute Höhenlage der von mir beobachteten Zisternen zu bedeutend sei und unternahm jetzt häutige Exkursionen in die Küstenzone. Bei glühender Sonnenhitze stampfte einem merkwürdigen Käfer, den er gefangen hat. An Belostoma dachte ich schon lange nicht mehr und als er mit dem Käfer herausrückte, präsen- tierte er sich als die langgesuchte — Riesen- ruderwanze. Meine erste Gemütsregung war die eines mächtigen Zornes, ich laufe vergebens die ganze Bocche ah und hier thront gemütlich eine Belo - stoma im Spritglas. Begreiflicherweise fragte 274 Carl Aug. Reitmayer: Einige Winke bezüglich des Tümpelns. ich sofort: „Wo, du Unglücksmensch, hast du dieses Biest gefangen?“ Gespannt hängen meine Augen an seinen Lippen und mit der grössten Seelenruhe erwidert er mir: „Im Meere, hier in Risano.“ Jetzt ging mir eine ganze Kerzen- fahrik auf, das Rätsel war gelöst — die Belo- stoma lebt in der Bocche die Cattaro im See- wasser und da mir diese Vermutung unbegreif- licherweise nie aufdämmerte, so suchte ich ver- gebens das Süsswasser ah. Hätte ich die Arbeit Arnolds aufmerksamer gelesen, so wäre ich durch den Passus: „Herr Grocli brachte unter ver- schiedenen anderen Tieren auch einen grossen Wasserkäfer von der Ni ge r- Mündung mit“, unbedingt darauf geführt worden. Durch mein wenig diplomatisches Benehmen erkannte auch mein Be- kannter, dass er etwas Be- sonderes für die Käfer- sammlung seines Bruders erbeutet habe , und das Einzige, was ich erreichen konnte war die Erlaubnis, die beistehenden beiden Photographien hersteilen zu dürfen. „Der Mensch soll sich unter allen Ver- hältnissen beherrschen können“, dachte ich mir und wäre beinahe um eine Belostoma reicher gewesen. Zu meiner grossen Befriedigung sind die Aufnahmen gut aus- gefallen und ist aus den- selben der Körperbau des Tieres deutlich zu ersehen. Der trefflichen Beschreibung durch Arnold habe ich wenig beizufügen. Der mit dem Säugrüssel 86 mm lange Körper setzt sich aus drei beweglichen Teilen zusammen. Dem Kopfe mit dem Säugrüssel, den Kauwerk- zeugen und den beiden grossen Augen, dem Brust- oder Mittelteil, zwischen Kopf und den Flügelansätzen, welcher die zu Fangarmen um- gewandelten Vorderbeine trägt und diesen durch seine Beweglichkeit eine grössere Aktionsfähig- keit sichert, endlich der Hinterleib mit den beiden respecktablen Flügeln und den vier Ruder- füssen. Den Abschluss des Körpers bildet eine zur Luftaufnahme dienende, kurze Röhre. Aus dem Unterteile des Hinterleibes, zirka 1 cm vor dem Ende, ragt eine zweite Röhre bis über das Körperende hinaus, vermutlich die Legeröhre des Weibchens. Die Beine sind an den rückwärtigen Kanten mit starken Schwimmhaaren besetzt und endigen in einer kräftigen Kralle. Leider war die Jahreszeit schon zu weit vorgeschritten um noch Aussicht auf ein günstiges Fangergebnis zu versprechen. Ich vermute, dass die Belostoma in der Bocche di Cattaro ziemlich sporadisch auftritt und im allgemeinen die Nähe der Küste vorzieht, besonders wenn deren Boden- grund eine starke Bewachsung aufweist. Zu berücksichtigen ist, dass das Seewasser in der Bocche, infolge der vielen Zuflüsse und der unter- irdischen Quellen, einen geringeren Salzgehalt als das offene Meer auf- weist, welcher Umstand besonders an der Küste ins Gewicht fällt und die Belostoma daher vielleicht eher als Brackwassertier erscheinen lässt. Hoffentlich gelingt es mir im Frühjahre, das eine oder andere Tier zu erbeuten und näher über die Biologie der hiesigen Riesenruderwanze ( Belo- stoma niloticumStal ?) be- richten zu können, was besonders mit Rücksicht auf ihre Fortpflanzung um so interessanter wäre, • als Professor Dr. Kurt Lampert in seinem Werke „Das Lehen der Binnengewässer“ anführt, dass bei einzelnen Belostomaarten die Weibchen ihre zu einem Kuchen aneinander gereihten Eier auf dem eige- nen Rücken mit herumtragen. Einige Winke bezüglich des Tümpelns. Von Carl Aug. Reitmayer- Wien. Ein trostlos langer Winter, wie wir seit Jahr- zehnten keinen erlebt haben, ist zu Ende ge- gangen. Gestern noch rauhe Stürme und Eis und Schnee und heute — schier über Nacht — ist der Lenz gekommen. Ungestümer, gleich- sam als wollte sie nach so langer Verborgenheit das Versäumte nachholen, versendet die Sonne Abb. 2. Belostoma niloticum Stal? Unterseite. Originalaufnahme für die „Blätter“ von Oberleutnant M. Wiedemann. Carl Aug. Reitmayer: Einige Winke bezüglich des Tümpelns. 275 ihre heisswerbenden Strahlen erleuchtend und wärmend über die ganze Erde. Hei, wie sich da alles, entbunden der harten Winterhaft, ihrem warmspendenden Lichte entgegendrängt ! Schon zeigt sich über Anger und Wiesen der zartgrüne Schimmer, schon brechen die Knospen, schon keimt es und sprosst es allüberall. Schon ist es lebendig in Wald und Au, schon regt sicb’s in Busch und Hecke. Kur eine kleine Weile noch und der alte Winter ist wieder vergessen. Auch uns locken die lachenden Sonnenstrahlen hinaus ins Freie. Wie neu belebt und jugend- lich frisch wandeln wir wieder die alten, ge- liebten Pfade. Alle unsere bekannten Stellen und Plätzchen suchen wir auf da draussen, die abgelegenen Wass erläufe, verborgenen Tümpel und versteckte Gruben. Wir wollen nun einmal nack- sehen, ob da drinnen schon etwas zu finden sei. Wohl sind Strom und Bäche längst vom Eise be- freit, aber hier an diesen Orten sieht es zum grössten Teile noch ziemlich winter- lich öde aus. Koch ist in manchen dieser Gruben kein Tröpfchen Wasser zu sehen. Alles noch dürr und ausgetrocknet bis auf den Grund. Kur hie und da ist und zwar nur an den zutiefst gelegenen Punkten das belebende Element, das Wasser, schon zum Vorschein gekommen. Aber mit der eintretenden Scbneescbmelze und den dadurch reichlicher zu Tale rinnenden Höhenwässern beginnt auch das Sickerwasser rascher aus dem Grunde aufzu- steigen und bald ist Teich und Weiher und Tümpel und Sumpf damit wieder bis zum Rande gefüllt. Dann gibt es wieder Wasser in Menge, das im Vereine mit der Sonne tausend und aber- tausend Keime zu neuem Leben erweckt. Wiederholt sich auch alljährlich das näm- liche Schauspiel in der gleichen Weise, für uns bat das alte Wunder der Katur, ihr Wiederer- wachen, ihre Auferstehung, immer denselben Zauber, der uns in weihevolle Stimmung ver- setzt und mit andächtigen Schauern erfüllt. Und immer noch, Jahr für Jahr löst es uns die gleiche herzerquickende Freude aus, das erste Vogellied, das erste Bienchen, das erste Veilchen. Und für uns, die Aquarienfreunde, haben daneben noch viele andere Dinge, an denen manch einer ganz achtlos vorüber geben wird, einen beson- deren Reiz, die ersten Krustazeen, die erste Wasser Schnecke, der erste Laich. Wir fahnden danach, als wären es Kostbarkeiten, als wären es Schätze, die wir nicht schnell genug nach Hause bringen können und wir bedenken zu spät, dass diese Erstlinge nicht immer Freude bereiten und Hutzen bringen, sondern oft genug nur Schaden stiften und bisweilen für unsere Aquarien und ihre Bewohner recht verhängnis- voll werden können. Ist beim Einsammeln von Tieren und Pflanzen zur Besetzung unserer Zimmeraquarien jederzeit Vorsicht vonnöten, jetzt nach Schluss des Winters, wo alles wieder neu ersteht, ist diese doppelt geboten. Ich glaube, es wird beute wohl am Platze sein, bezüglich der Tümpelns einige Vor- sichtsmassregeln wieder in Erinnerung zu bringen und besonders die Anfänger unserer Liebhaberei speziell darauf aufmerksam zu machen. Kaum hat sich irgend ein Tümpel oder Graben mit Wasser gefüllt, das die Frühlings- sonne nur ein klein wenig zu erwärmen ver- suchte, so ist er auch schon mit einer unzähl- baren Menge winzigster Lebewesen bevölkert, die nicht zum geringsten Teile parasitären Charakter tragen. Das ist freilich nicht überall gleich. Am gefährlichsten in dieser Beziehung ,.Vallone di Risano“, Fundort der Riesenruderwanze. Originalaufnahme für die „Blätter“ von Leutnant A. Knilia. (Zum Artikel von M. Wiedemann: Die Riesenruderwanze der Bocclie di Cataro. 276 Carl Aug. Reitmay er: Einige Winke bezüglich des Tümpelns. sind Gewässer, welche Fische beherbergen ; in solchen wimmelt es nur von Schmarotzern und Schädlingen aller Art, die unachtsamer Weise nur zu leicht ins Aquarium eingeschleppt werden können, aus dem sie sich dann oft gar nicht mehr, oder nur mit der grössten Anstrengung entfernen lassen. Es kann deshalb gerade im Frühjahr nicht eindringlich genug vor dem un- vorsichtigen Einbringen heimischer Sachen ins Aquarium gewarnt werden. Es ist gewiss nichts Neues, wenn ich sage, dass durch eine Tellerschnecke, durch ein Stück- chen Tannenwedel, ja selbst durch ein Klümp- chen Froschlaich ein bis dahin reines Aquarium auf einmal verseucht werden kann. Das plötz- liche Auftreten verschiedener ansteckender Fisch- krankheiten gerade in den Monaten Api'il und Mai ist ein Beweis dafür. Die meisten Fisch- feinde aber schleppen wir mit den ersten Infu- sorien oder Krustazeen ein. Da erscheinen neben Parasiten der verschiedensten Art noch Würmer und Egel, die Hydra, die Fischlaus; Eier und Larven von Mücken, Libellen und Käfern usw. usw. Die Dezimierung, das Ver- schwinden ganzer Fischbruten ist oftmals einzig und allein auf die Anwesenheit kaum sichtbarer Räuber im Aquarium zurückzuführen. Aber nicht bloss tierische, sondern auch pflanzliche Schmarotzer, die wieder Tieren und Pflanzen in gleicher Weise schaden können, bringen wir häufig mit dem ersten Glas Krusta- zeen in unsere sorgsam rein gehaltenen Aqua- rien. Das sind die unterschiedlichen Algen, deren lästigste wohl die bekannte Fadenalge ist. Man mag schon aus diesen kurzen Andeu- tungen ersehen, wie angezeigt es ist, beim Fangen und Sammeln auf unseren Tümpelgängen einige Vorsicht walten zu lassen. Nur nicht auf alles gleich blindlings losstürzen, nur nicht alles, was uns zu Gesichte kommt, gleich zusammenpacken und mitnehmen wollen, vor allen Dingen aber das, was man erbeutet hat, nicht in dem Zu- stand, in welchem man es gefunden, ins Aqua- rium setzen! Reinigen, putzen, auswässern! Das soll von Tieren und Pflanzen in gleicher Weise gelten. Das kann zum Teil sofort an Ort und Stelle geschehen, wodurch wir dann zu Hause weniger Arbeit damit haben. Was zu suchen so mancher zeitlich im Früh- jahr hauptsächlich ausgeht — benötigt er es doch schon so dringend für seine ersten Fisch- bruten — das sind jedenfalls die kleinen Kruster: Daphnien, Cyklops, Cypris usw. (Mit dem Fang derselben beginnt ja eigentlich alljährlich das Tümpelgehen, da Pflanzen, Schnecken, Laich usw. erst später erscheinen.) Da wird es ratsam sein, solche Krustazeen nach Tunlichkeit nur aus fisch- losen und pflanzenfreien Lachen oder Gruben zu schöyd'en, nicht aber aus dem nächstbesten Teich oder Tümpel. Ein halbwegs geübtes Auge erkennt geeignete Plätze sofort. Und die Er- innerung daran, wie die betreffende Stelle im vergangenen Herbste ausgesehen, wird uns zu Hilfe kommen. Starker Algenwuchs, trübes oder schlammiges Wasser und etwa umherliegende Fischkadaver werden uns vom Fange abhalten. Es wird sich empfehlen, zum Transport Gläser, nicht Blechgefässe zu verwenden; man sieht darin wenigstens, was man gefischt hat und kann Unbrauchbares oder Schädliches rasch entfernen. Zu Hause sollte dieses vorzüglichste Fischfutter nochmals abgewässert und dann erst an die Fischchen verabreicht werden. Krustazeen mit ihrem Standwasser ins Aquarium zu giessen, sollte unter allen Umständen vermieden werden. (Ich benütze selbst das Netz, womit ich sie fange, nur ausschliesslich zu diesem Zwecke.) Schnecken,- unter diesen besonders Deckel- und die Tellerschnecken, sollten auch lieber aus reineren Tümpeln als aus gar zu morastigen und schmutzigen Sümpfen geholt werden. Ehe sie ins Aquarium gebracht werden , müssen sie gehörig gereinigt, am besten abgebürstet werden ; so kann man sie am leichtesten von den ihnen anhaftenden Schmarotzern und Algen befreien ; auch wäre es gut, sie vorher noch einige Zeit in irgend einem Einmachglas stehen zu lassen, bis sie sich gründlich ausgeschleimt haben. Frosch- laich, dessen einzelne Kügelchen nicht den ge- wissen schwarzen Kern aufweisen, trage man gar nicht heim ; er ist erfroren oder unbefruchtet. Keimkräftigen Laich lasse man in eigenen Ge- fässen stehen, bis die Quappen ausgeschlüpft sind; diese erst gehe man ins Aquarium. Was nun die Fische anlangt, ist es wohl ge- raten, solche , welche von Haus aus verletzt sind oder nur bedenklich erscheinen, lieber gar nicht mitnehmen. Vor seiner Versetzung ins Aquarium sollte meiner Meinung nach jeder heimische Fluss- oder Teichfisch einige Tage abgesondert gehalten und auf seine tatsächliche Gesundheit untersucht werden ; denn vollkommen rein von Parasiten sind ja nur wenige Fische, die aus unseren Gewässern stammen. In Betreff der Pflanzen gilt im grossen und ganzen dasselbe. Man vermeide vor allem, sie aus Wasserständen zu nehmen, wo die Veralgung schon gar zu weit vorgeschritten ist, oder der Joh. Mattha: Die Zucht von Betta trifasciata. 277 Fischreichtum ein allzugrosser ist. Dann sollten die kleinsten Winterknospen ebenso wie Blätter, Stengel und Triebe entwickelter Pflanzen einer gründlichen Säuberung unterzogen werden, denn die verschiedenartigsten Eier und Sporen haften daran, die oft kaum sichtbar sind, aus welchen aber nachher vielleicht nur Schädlinge erwachsen könnten. Das wären so einige Winke, welche derjenige, dem an seinen reinen Pflanzen und gesunden Fischen gelegen ist, sicherlich nicht ganz unbe- achtet lassen wird. Ein Unerfahrener, ein Neu- ling auf dem Gebiete der Aquarienpflege mag davon eingehender Notiz nehmen. Vorsicht in dieser Beziehung, wenn auch etwas übertrieben, hat noch niemand leid getan, Hudelei und Fahr- lässigkeit aber schon manchem argen Schaden gebracht. Die Zucht von Betta trifasciata. Von Joh. Mattha, Berlin. Obwohl die Zucht unseres schönsten Laby- rinthfisches schon oft beschrieben wurde, so dürfte einiges von Nachstehendem doch auch für alte Züchter von Interesse sein, und für Neu- linge eine zuverlässige Anleitung zur Erzielung guter Erfolge. In erster Linie ist eine zuverlässige Heizung Hauptbedingung für Zucht und Gedeihen von Kampffischen, mehr als für Makropoden, Gura- misusw., wiewohl alte Kampffische gegen niedrige Temperaturen nicht so empfindlich sind, als viel- fach angenommen wird. Ich habe hei meinem Umzug im März v. J. durch Temperaturen von 12y2 bis 131/2 0 C. keine Kampffische verloren, hingegen Acara und Guramis ( Osphromenus ). Ge- streifte Guramis ( T richogaster fasciatus) zeigten sich widerstandsfähiger als gepunktete, von diesen ging keiner ein. Ich werde demnächst meine Heizvorrichtung im besonderen Artikel beschreiben. Dieselbe ist bei mir seit zirka 4 Jahren in Gebrauch. Ich heize eine Anzahl Glasaquarien, je nach Grösse bis 12 Stück, mit einer 8 bis 10"' Petro- leumlampe. Kosten in 24 Stunden 7 — 8 Pfennig Salonöl. Es ist eine grosse Annehmlichkeit, dass man nur eine Lampe zu regulieren braucht. Ein Verlöschen der Lampe bewirkt eine merk- liche Abkühlung der Temperatur des Aquarien- wassers erst nach Stunden, da eine Wand von Asche respektive Mauer-Hohlsteinen die Wärme längere Zeit festhält. Um gute Erfolge zu erzielen, nehme man kräftige 2 jährige Tiere zur Zucht. Die Nach- zucht von 1jährigen Eltern ist weniger wider- standsfähig gegen schädliche Einflüsse, schwäch- licher und geringer an Zahl, ältere Tiere laichen nicht so oft und reichlich. Dies hängt natürlich auch davon ab, wie die Tiere zuvor ausgenutzt wurden. Bei Züchtern, die nur auf die Zahl, nicht auf Qualität sehen, sind die Tiere im dritten Jahre nicht mehr so leistungsfähig, als es der Fall ist, wenn sie geschont wurden. Die Geschlechter sind leicht zu unterscheiden. Die Weibchen sind bedeutend kleiner als die Männchen, schlichter gefärbt und im Flossen werk bedeutend weniger entwickelt. Als sicherstes Merkmal dient die Legeröhre des Weibchens, welche, wie ein weisses Körnchen kurz hinter der Brustflosse, von der Schnauze gemessen etwa I/3 der Körperlänge entfernt deutlich, sicht- bar ist. Sie dürfte, je nach Grösse des Weib- chens und Laichreife bis 2 mm weit heraustreten., Das Zuchtaquarium nehme man nicht zu klein, je grösser je besser; niedriger Wasserstand, 12 Ins 15 cm, eignet sich am besten und ist gerade- zu Bedingung, da der Laich zu Boden sinkt, und tiefer Wasserstand dem Männchen das Sammeln des Laiches und Einbauen desselben sehr erschwert. Den Jungen aber wird im tiefen Wasser in den ersten Lebenswochen das Empor- steigen sehr schwer, in den ersten Tagen nach dem Ausschwärmen aus dem Nest geradezu un- möglich, sie sinken zu Boden und ersticken. Sauerstoffarmes Wasser, zumal nachts, ist die Todesursache. Sobald die Jungen kräftig genug sind, stehen sie von abends bis morgens nahe der Oberfläche des Wassers, bis unter Ein- wirkung der Sonnenstrahlen die Pflanzen wieder Sauerstoff ausscheiden. Kampffische laichen zwar schon im Einmach- glas mit 1 — 2 Liter Wasser, jedoch ist die Auf- zucht der Jungen darin unmöglich, da der geringe Vorrat an Infusorien in solchen hinnen kurzer Zeit aufgezehrt ist. Im grossen Aquarium dürfte diese erste Nahrung ohne künstliches Erzeugen derselben durch Hineintun von trockenem Salat usw. voll- ständig ausreichen, bis die Brut so weit heran- gewachsen ist, dass sie mit kleinen Cyclops und Daphnien weitergefüttert werden kann. Das Erzeugen von infusorienhaltigem Wasser aus Salat- und Heuaufgüssen, und Hineingiessen ins Aquarium ist immer misslich, da dadurch leicht schroffe Temperaturschwankungen hervorgerufen werden, auch ist ein Zuviel oft Grund des Ab- sterbens der ganzen Brut, zumal wenn das Infusorienwasser zu faulig ist, schädliche Bak- 278 Job. Mattha: Die Zucht von Betta trifasciata. terien und Gase enthält. Ist man jedoch ge- zwungen, sich Infusorienwasser herzustellen, so nehme man auf keinen Fall Heu, auch nicht Salat, letzterer enthält Nikotin, wenn auch in geringerer Menge, und wird so zarten Organis- men eventuell schädlich, hauptsächlich in kleinen Gläsern. Es wird sich mancher Fall des Ah- sterbens ganzer Bruten dadurch erklären lassen. Ich habe mit getrockneten Wegerichblättern, Bosenkohl, Spinat, Wirsing usw. sehr gute Resultate erzielt. Abfälle von Elodea, Sagittaria natans und Vallisneria empfehle ich auch. Alles muss jedoch vorher getrocknet werden. Man schütte die getrockneten Blätter ins Wasser, lasse sie 2 — 4 Tage in der Sonne im Wasser faulen, giesse dann durch ein Sieb ab. Am besten eignen sich dazu hohe Gläser, Präparaten- gläser oder ähnliche, in diesen sammeln sich die Infusorien nahe der Oberfläche, man nimmt dann nur immer das obere AVasser und hat in wenig AVasser eine Unmenge Infusorien. Anregend zum Laichen wirkt frisches Wasser, da jedoch dieses keine Infusorien enthält, nehme man zur Hälfte frisches, zur Hälfte altes. Die wenigen Infusorien, welche mit Pflanzen und Bodengrund eingeschleppt würden, könnten sich nicht schnell genug vermehren, zumal wenn das Laichen bald erfolgt. Die Bepflanzung des Zuchtaquariums sei reichlich, am besten mit Myriophyllum scabratum, in grösseren Aquarien auch Elodea , Sagittaria natans, Vallisneria, Hete- ranthera zosterifolia. An letzterer siedeln sich speziell an den unteren absterbenden Blättern massenhaft Infusorien an. Die Temperatur sollte zwecks Ablaichens und Aufzucht 25 — 30 0 C. betragen. — 3 Monate alte Junge gewöhne man allmählich an 22 0 C. Zu kalt gehaltene Fische fressen schlecht, ge- deihen daher auch nicht gut, abge-sehen von anderen üblen Folgen. Mit Trockenfutter fange man nicht zu früh an, gebe solches in kleinen Mengen erst dann, wenn die jungen Kampffische mindestens D/2 cm gross sind, neben reichlichen Cyclops oder Daphnien, erstere vorsichtiger als letztere, da dieselben den Fischen lästig werden. Abgestorbene Futtertiere entferne man möglichst mit dem Schlammheber; je grösser das Aquarium, desto geringer ist natürlich die Gefahr des Ver- pestens des AVassers. Trockenfutter, Piscidin oder anderes gebe man nur gebrüht in feiner Körnung. Zurückgebliebene Fiscbe setze man wenn möglich in ein anderes kleines Aquarium und füttere solche nur mit kleinem lebenden Futter : es sind meist AVeibchen, die ja ohne- dem schon an Zahl meist geringer sind als die Männchen. In Gesellschaft mit den grösseren Tieren verkümmern jene immer mehr, da ihnen die grösseren Tiere meist zuerst das kleine Futter fortschnappen. Um das Liegenbleiben von Futter zu verhindern, setze man die sehr gefrässigen Quellschnecken Physa acuta und fontinalis ins Aquarium, diese räumen gründlich damit auf. Jedoch darf man keine Schnecke im Aquarium dulden, ehe die Fische selbst- ständig schwimmen, sie fressen Laich, auch junge Fischchen , die an der Oberfläche stehen und ihnen gelegentlich ins Maul sprudeln. Das Brutgeschäft vollzieht sich ähnlich wie beim Makropoden. Die Farbenpracht des Männ- chens erreicht ihren Höhepunkt, es spreizt die Flossen beim Treiben, hebt die Kiemendeckel weit vom Kopfe ab. Das Nest wird sehr ver- schieden gross und sorgfältig gebaut, oft sein- klein und nachlässig, manchmal aber bis zirka 8 cm im Durchmesser und bis 2 cm über dem AVasserspiegel. Da der Laich des Kampffisches aber zu Boden sinkt, muss das Männchen ihn aufsammeln und verfolgt schon während des Laichaktes jedes Korn mit den funkelnden Augen, um es sofort ins Nest zu spedieren. Da die Jungen in den ersten Tagen auch zu Boden sinken, muss das Männchen diese ebenfalls aufsammeln und ins Nest zurückbefördern, bis sie selbständig schwim- men können, was in der Kegel 3 — 4 Tage nach dem Ausschlüpfen der Fall ist. Die Beendigung des Laichaktes erkennt man sicher daran, dass das AVeibchen sich weitab vom Neste ermüdet hinlagert und wenigstens in den meisten Fällen vom Männchen nicht mehr in der Nähe des Nestes geduldet wird. Man fange nunmehr das AVeibchen heraus und pflege es gut, lasse ihm Buhe, bis sein Leibesumfang zeigt, dass sich wieder Laich entwickelt hat, bringe es dann wieder mit dem Männchen zu- sammen. Das Herausfangen geschieht am besten ohne Störung fürs Nest, indem man es in eine Ecke treibt, einen etwa 10 — 15 cm breiten Glas- streifen oder ein Brettchen vor die Ecke stellt und mit kleinem Käscher das AVeibchen fängt. Der Standort des Aquariums sei zwar sonnig, jedoch nicht so, dass eine wesentliche Temperatur- Erhöhung eintreten kann ; die Brut ist hiergegen sehr empfindlich, es tritt Sauerstoffmangel ein. Eventuell töten zu hohe Temperaturen Brut und Infusorien ab. Zugedeckte Aquarien decke man daher in der Sonne ab, beschatte eventuell mässig mit Zeitungspapier oder ähnlichem. So- Dr. Wilhelm Roth: Das Schaumnestproblem. 279 bald die Jungen selbständig schwimmen können, entferne man auch das Männchen, da es vor- kommt, dass der Herr Papa seine Kinder ver- speist. Erprobte Männchen kann man eventuell länger bei den Jungen belassen, in kleinen Aquarien lieber nicht, da das Männchen Nahrung braucht, das Füttern mit Daphnien, die Infusorien verzehren, und mit Schabefleisch usw. der Brut wegen auch nicht zu empfehlen ist. Manche Männchen verzehren (wie auch die Weibchen) den Laich, es ist jedoch dieses hei ein und demselben Elterntiere nicht Kegel, manche Weibchen helfen auch den Laich einhauen. Man untersuche möglichst täglich das Wasser, ob noch Infusorien vorhanden sind, ein geübtes Auge sieht solche bei guter Belichtung ohne Mikroskop. ■ — Bei grossen Aquarien kann man voraussetzen, dass kein Mangel an Infusorien eintritt, bis die Jungen grösseres Futter erhalten (siehe oben). Zum Schluss will ich noch ein merkwürdiges Vorkommnis schildern, welches mich vermuten lässt, wie das Maulbrütertum entstanden sein mag. Ich beobachtete nämlich nach dem Ab- laichen eines Paares, von welchem mir schon mehrmals das Männchen den Laich verzehrt hatte, dass das Weibchen emsig den Laich auf- schnappte, und ich befürchtete, sie sei Kanni- balin. Sie schwamm mit etwa 30 — 40 Körnern des Laiches im Maule in die dem Neste ent- gegengesetzte Ecke des Aquariums, spie den Laich teilweise wieder aus und sammelte ihn von neuem ein. Ich fing das Weibchen heraus, setzte es in ein Einmachglas mit temperiertem Wasser, in welchem das Weibchen den Laich von sich gab. Ich hob dies mit einem Glas- rohr heraus , brachte ihn unter das Nest. Das Männchen sammelte ihn auf, jedoch war am nächsten Morgen das Nest fast vergangen, der grösste Teil des Laiches, mittags aller Laich verschwunden. Das Männchen raste an der Scheibe auf und nieder. Ich vermute, dass das Weibchen den Laich vor den kannibalischen Ge- lüsten des Männchens retten wollte, wie es die Maulbrüter tun , allerdings auch wohl anderer Feinde wgeen. Das Schaumnestproblem, Von Dr. Wilhelm R o t h - Zürich. II. Nachdem ich im ersten Abschnitte dieses Aufsatzes den Versuch gemacht habe, die Ent- stehung des Schaumnestes der Osphro- meniden in möglichst ungezwungener Weise — immerhin nur auf hypothetischer Grundlage — von ihrem Uranfange an zu verfolgen, wobei ich gleichzeitig darzulegen versucht habe, dass sich das Schaumnest im Laufe seiner Entwick- lung in verschiedenartiger Weise als höchst zweckmässig bewährt hat, dürfte es ange- zeigt sein, die zum Teil stark von einander ab- weichenden Ansichten über den eigentlichen Zweck des Schaumnestes, wie sie von ver- schiedenen Autoren jüngsthin in diesem Blatte zur Besprechung gelangt sind, einer kritischen Betrachtung zu unterwerfen. Die mehrfach vertretene Ansicht, dass das Schaumnest als Schwimmapparat diene, hat zweifellos sehr viel für sich, und wie der ge- neigte Leser sich vielleicht aus dem ersten Teile erinnert, bin ich eigentlich wohl oder übel ge- zwungen gewesen, einen derartigen Zweck als allererste Veranlassung zur absichtlichen Herstellung eines Schaumnestes in Anspruch zu nehmen, immerhin unter etwelcher Ein- schränkung. Ich habe nämlich dort die Meinung geäussert, dass die Funktion des Schaumnestes als Schwimmapparat nicht so sehr darauf be- ruht, die Eier der 0 sp hromeniden vor dem Untersinken zu bewahren , als sie , bezw. die ausgeschlüpfte Brut, vielmehr an einer b e stimm- ten Stelle des Wasserspiegels, dem Standorte bezw. der Brutstätte des Fisches, zusammen- zuhalten. Die von W. Köhler1) gemachte interessante Beobachtung, dass die ebenfalls zu den L ab y rin t h tischen gehörenden Op h io ce- phaeiden (Schlangenkopftische) kein Schaum- nest bauen, sondern dass die spezifisch leichteren Eier von selbst an die Oberfläche des Wassers steigen und dort (ohne Brutpflege) gezeitigt werden, legt die Vermutung nahe, dass wohl auch die Eier sämtlicher2) nestbauenden Labyrinthfische wenigstens in ihren heimat- lichen Gewässern — fast völlig austrocknenden Tropensümpfen, deren Wasser mit Bezug auf das spezifische Gewicht zweifelsohne beträcht- lich schwerer sein dürfte als dasjenige unserer Aquarien — vermöge ihres geringeren spezifischen Gewichtes ohne einen besonderen Schwimm- apparat am Wasserspiegel hängen bleiben.3) ') „Blätter'* 1907, Seite 13. 2) Nach P. Engmann („Blätter“ 1909, Nr. 7, Seite 87) sind die Eier und Jungen des Makropoden und des Osphromenus trichopterus spezifisch leichter als das Wasser (genauer gesagt, als dasjenige unserer Aquarien). 3) „Wie eine Nähnadel am Magneten“, sagt P. Eng- mann (1. c.) mit einem trefflichen Vergleiche. 280 Dr. Wilhelm Roth: Das Schaumnestproblem. Unter dieser Voraussetzung lassen sich die Anfänge der Schaumnestbildung wohl auch in ungezwungener Weise auf den Umstand zurück- führen, dass die Eier und Embryonen ursprüng- lich rein zufällig an den über dem Standorte des Osphromenidenpaares infolge der Labyrinth- atmung ausgestossenen, oft längere Zeit be- stehen bleibenden Luftblasen haften geblieben waren , und dass sie dann in der Folge, Hand in Hand mit der allmählich sich ausbildenden Brutpflege, schliesslich absichtlich unter einem, aus äusserst dauerhaften Luftbläschen herge- stellten Flosse untergebracht worden sind. Wenn somit A. v. Trescliow ]) die Ansicht äussert, dass das Schaumnest wohl nichts mit einer „Kind er wie ge“ zu tun habe, so möchte ich doch die gegenteilige Meinung vertreten, nämlich dass dies sogar der ursprüngliche Zweck des Schaumnestes gewesen ist und dass das Schaumnest der Osphromeniden zum mindesten ebenso sehr als Kinderwiege par excellance zu betrachten ist, wie etwa die Brutgrube des Chanchito. Auch dass das Schaumnest — wie ich im ersten Abschnitt mehr nebenbei bemerkt habe — gewissermassen die Bedeutung des „Ehe- bettes“ gewonnen hat, dürfte nicht so ganz aus der Luft gegriffen sein. Wie das Männ- chen des Maulbrüters in der Brunstzeit als Ehebett eine Grube gräbt, um während der Liebesspiele nicht unvermerkt von dem von ihm gewählten, einen gewissen Schutz bietenden Orte abgetrieben zu werden , so dürfte auch der Osphromenide durch die Herstellung eines Schaumnestes vorübergehend von einem be- stimmten Bezirke der Wasseroberfläche Besitz ergriffen haben, der samt dem von ihm erkorenen Weibchen von seinen Artgenossen respektiert werden musste. Die wohl am meisten ventilierte Frage über den Zweck des Schaumnestes ist die: Dient das Schaumnest als Sauerstoffbehälter für die Brut? Ich glaube nicht, dass man ihm in dieser Beziehung irgend eine Bedeutung zu- zumessen berechtigt ist. Es hat für die am Wasserspiegel aufgehängte, in unmittelbarer Berührung mit dem unerschöpflichen Sauer- stoffmagazin der Atmosphäre stehende Brut sicherlich nie das Bedürfnis nach einem beson- deren, in Fächer eingeteilten Luftbehälter Vor- gelegen und zwar um so weniger, als die im Schaumnest aufgespeicherte Luft — falls die Annahme richtig ist, dass sie aus dem Labyrinthe stammt — jedenfalls mehr oder weniger ver- braucht bezw. sauerstoffarm ist. Ausserdem ist sie ja für die Brut insofern völlig unzu- gänglich, als sie der zähen Bläschenhaut wegen nicht in das Labyrinth aufgenommen und namentlich auch nicht zur ersten Füllung der Schwimmblase verwendet werden kann. Es könnte sich, wie W. Köhler gewiss sehr richtig bemerkt, höchstens um eine infolge von Diffusion durch die Bläschenwand hindurch vermittelte Hautatmung handeln. Dieselbe dürfte aber wahrscheinlich von vornherein da- durch illusorisch gemacht werden, dass durch die sich auf den Schaumhläschen rasch an- siedelnden und üppig vermehrenden Bakterien der die Wand durchdringende Sauerstoff vorn- weg aufgebraucht wird. Was endlich die Kiemenatmung der Brut anbetrifft, so bieten die direkt mit der atmosphärischen Luft in Be- rührung stehenden Wasserschichten mit Bezug auf Sauerstoffgehalt zweifelsohne günstigere Verhältnisse dar, als die von dem Schaumneste bedeckten. Kurz, der Osphromenidenbrut die wahrscheinlich sehr minderwertige und unzu- gängliche Luft des Schaumnestes zuzuweisen, hiesse soviel, wie wenn wir einem Dürstenden am Bande eines Ozeanes voll reinsten Wassers eine Batterie von verkorkten, zudem schlechtes Wasser enthaltenden Flaschen zur Löschung seines Durstes aufstellen wollten ! — Nachdem W. Köhler1) die früher mehr- fach vertretene Ansicht, dass die Bläschen des Schaumnestes wie Sammellinsen wirken, also Licht- und W ärme stra hl e n konzen- trieren, widerlegt hat, sucht er in sehr plau- sibler Weise gerade das Gegenteil zu beweisen, nämlich, dass der Hauptzweck des Schaumnestes darauf beruhe, „die gegen direkte Besonnung sehr empfindlichen Brutfischchen aller Osphro- meniden vor den sengenden Strahlen der Tropensonne zu schützen“. Er ist im Laufe seiner Ueberlegungen und Untersuchungen zu dem Schlüsse gelangt, „dass es wohl weniger Licht- als Wärmeempfindlich- keit der Eier und Embryonen sein wird, die einen wirksamen Schutz durch den Bau eines Schaumnestes erheischt.“ Ich habe diese Frage in eingehender Weise sowohl vom praktischen als theoretischen Stand- punkte aus nachgeprüft und bin zu ähnlichen, immerhin in mehrfacher Beziehung etwas ab- weichenden Besultaten gelangt. In Ermangelung von echten Schaumnestern !) „Blätter“ 1908, Seite 645. ') „Blätter“ 1908, Nr. 29 und 30. Dr. Wilhelm Roth: Das Schaumnestproblem. 281 habe ich künstliche aus geschlagenem Eiweiss benutzt und in Form von Naturselbstdrucken auf lichtempfindlichem Papier Bilder erhalten, die beweisen, dass das Schaumnest in der Tat als „Sonnenschirm“ wirkt. Es geschieht dies sogar in so intensiver Weise, dass die theoretische Erklärung, welche W. Köhler für diese Er- scheinung gibt, weitaus nicht hinreichend ist. Wie aus seinen Erläuterungen hervorgeht, ist der Autor der Ansicht, dass durch die den Wasserspiegel berührenden Bläschen ebenso viele konkave Linsen gebildet werden, welche lichtzerstreuend wirken. Es ist nun aber leicht ersichtlich, dass die lichtzerstreuende Wirkung dieser Konkavlinsclien bezüglich der direkten Sonnenbestrahlung jeden- falls nur von ganz geringfügigem Einfluss auf die unmittelbar unter ihnen liegenden Eier sein kann, ja sogar, wie die nebenstehende Figur zeigt, gleich Null ist. Sie ergibt nämlich, dass ge- nau gleich viele Strahlen das Ei treffen, sei die Wasseroberfläche spiegelglatt oder in zahlreiche kon- kave Einsehen zer- legt. Da nun aber die Natur selbstdrucke von Schaumnestern zur Evidenz erge- ben, dass die Kohle rsche Ansicht von der lieh t- schützenden Wirkung des Schaumnestes dennoch richtig ist, so muss eben in optischer Beziehung ein ganz anderer Grund vorliegen. Ich bin auch erst auf Umwegen, d. h. beim Studium der Bilder, besonders nach Herstellung von Posi- tiven, auf denselben gestossen, und es ist mir dabei genau so wie W. Köhler gegangen, welcher sagt: „Es ist merkwürdig, wie man manchmal das Naheliegendste übersieht. Die Wirkung des Schaumnestes hätte sich nämlich auch rein theoretisch aus der optischen Wirkung der Schaumblasen feststellen lassen.“ Ja, nicht nur das! Schon die oberflächliche Betrachtung des Schaumnestes muss uns eigentlich über den Grund seiner lichtabhaltenden Wirkung auf- klären. Wir mögen nämlich das Schaumnest betrachten von welcher Seite wir wollen, immer scheint es aus silberglänzenden Kugeln, d. h. op- tisch gesprochen aus ebenso vielen gewölbten Spiegeln, zu bestehen, welche die Mehrzahl der auf sie fallenden Lichtstrahlen zurück- werfen, — diesem Umstande verdanken die Schaumbläschen ja eben ihren Glanz. Die senkrecht auf die äussersten Bläschen fallenden Strahlenbündel werden dieselben zwar durchdringen1), aber über kurz oder lang in dem Bläschengefüge auf schiefe Flächen stossen und von dort nach aussen reflektiert oder auf dem komplizierten Wege durch die Dicke des Schaumnestes so stark zerstreut werden, dass höchstens ein ganz diffuses Licht auf die Eier oder Embryonen eindringt. Was die Ansicht W. Köhlers anbetrifft, „dass es wohl weniger Licht- als Wärmeempfind- lichkeit der Eier und Embryonen sein wird, die einen wirksamen Schutz durch den Bau eines Schaumnestes er- heischt“, so möchte ich ihm doch nicht ganz beistimmen. Ich halte aus mehr- fachenGründen da- für, dass es sich beim Schaumneste, wenn wir ihm über haupt einen derar- tigen Zweck bei- messen dürfen, im Gegenteil um die Abhaltung des Lichtes, d. h. der optischen Strahlen handelt. Die „Tatsache der Bevorzugung dunkelgrüner Schwimmblätter als Nestschutz und die Verwen- dung von namentlich dunkelgrünen Fadenalgen beim Nestbau von Trichogaster lalius “ lassen meiner Ansicht nach nicht darauf schliessen, dass „mindestens in erster Linie ein Schutz vor Wärme- strahlen benötigt wird“, denn es steht den Fischen zu diesem Zwecke eben kaum etwas anderes als grüne Blätter — abgestorbene, braune Pflanzen- teile dürften aus hier nicht näher zu erörternden Gründen unzweckmässig sein — zur Verfügung. (Schluss folgt.) x) In sehr instruktiverWeise lässt sich diese op- tische Wirkung einer Luftblase unter dem Mikroskop demonstrieren. Bei gewisser Einstellung zeigt ein von unten her beleuchtetes Luftbläschen einen breiten völlig undurchsichtigen, schwarzen Ivontour, welcher offenbar der Zone des vollständig reflektierten Lichtes entspricht. Zwei unter der Wasseroberfläche liegende und direkter Sonnen- bestrahlung ausgesetzte Osphromenideneier E E, welche von je neun Strahlen getroffen werden. Bei I. liegt das Ei unter dem glatten, bei II. unter dem durch Schaumbläschen in kon- kave Linsen zerlegten Wasserspiegel. L. = Luft, W. = Wasser. 282 Kleine Mitteilungen. Kleine Mitteilungen Aus dein „Proteus“, E. V., 1908. Breslau. Worterklärnngen: 1 . Carässius vulgaris Gemeine Karausche (Carässius = Karausche, vulgaris = gemein.) 2. C. aurätus Goldfisch (aurätus, a, um goldig, von aürum das Gold.) 3. C. aurätus var. (= varietas Varietät) japönicus (ja- panisch) bicaudätus (bis doppelt, caudätus geschwänzt) Zernecke = Schleierfisch. 4. C. a. var. japönicus simplex (einfach) Bade — Kometenschweif. 5. C. a. var. macröphthalmus Diirigen (makrös gross, ophthalmös Auge) = Teleskopfisch. 6. C. a.var. macröphthalmus bicaudatus ( bis doppelt, caudätus geschwänzt) Bade — Teleskopschleierfisch. 7. C. a. var. oviförmis (övum Ei und förma die Gestalt, also oviförmis eiförmig) Zernecke = Eierfisch. 8. C. a. var. uranöscopus Diirigen (uranös Himmel, skopein sehen, schauen) = Himmelsgucker. Dr. Deupser, Deutsch-Lissa. Allerlei Gedanken eines Aquarium-Liebhabers. Einer alten Gepflogenheit folgend, möchte ich auch in diesem Jahre einigen Gedanken Ausdruck geben, wie sie so gelegentlich bei einem alten Liebhaber sich einstellen. Da wir auswärtigen Mitglieder leider den Vereinssitzungen nicht beiwohnen können, müssen wir uns auf diesem Wege aussprechen. Wir haben wohl die Vereinsberichte, aber das ist doch ein schwacher Notbehelf. Ich habe hier mancherlei per- sönlichen Verkehr mit Naturfreunden, aber nicht alle zeigen ein regeres Interesse für unsre Liebhaberei. Diejenigen jedoch, die ein tieferes Interesse für unsere schöne Sache zeigen, wissen mich zu finden. Es sind ausser Privatpersonen, Lehrer, Offiziere, Post- und Eisenbahnbeamte. Von diesen sind es wieder fünf oder sechs Herren, die sich auf meine Ver- anlassung Aquarien anschafften und mit welchen ich in steter Fühlung bin. Der Rest der besser gestellten Bevölkerung verhält sich indifferent. Es besuchen mich wohl viele, die scheinbar Interesse für die Sache zeigen; sobald aber der „Spritzbrunnen“ aufhört zu funktionieren, langweilen sie sich. Den Erklärungen hören sie nur mit halbem Ohre zu, einer erklärte mich sogar reif fürs Narrenhaus, als ich ihm die Heizungs- einrichtung zeigte. Dessen ungeachtet wird fröhlich weiter gearbeitet. Ist doch die Kultur von Wasserpflanzen es schon allein wert, Aquarien zu halten, wie viel mehr dann noch lebendes Getier. Mit grossem Interesse habe ich die in letzter Zeit sich mehrenden Artikel über Seewasseraquarien gelesen. Und erst die Sondernummer der „Blätter“ (1909 No. 8) das war für mich ein Hochgenuss. Herr W. Köhler gibt in seiner Abhandlung so viele be- herzigenswerte und wertvolle Winke, die man in einem Leitfaden vergeblich suchen würde. Wollte man aber ein Aquarium nach seiner Methode ein- richten, müsste man schon ein Krösus sein. Wer von uns Liebhabern, die weit im Binnenlande wohnen und keine Krösusse sind, kann sich Nordsee- und Mittelmeerwasser leisten, ich glaube, es würde sich schwerlich einer finden, der ein Seewasseraquarium einrichtete, gar noch ein Anfänger. Das Liter kommt auf 25 Pfennig zu stehen, und da eine Korbflasche 70 Liter enthält und weniger kommen zu lassen sich nicht verlohnt, macht schon das Wasser allein ein ansehnliches Loch in den Geldbeutel. Dass Herr Köhler das künstliche Wasser ganz und gar als un- brauchbar verdammt, dürfte manchen Anfänger kopf- scheu machen. Mit um so grösserer Freude habe ich die Arbeit des Herrn Müllegger gelesen. Dieser Herr kann auf Grund seiner langjährigen Erfahrungen be- stätigen, dass künstliches Seewasser brauchbar ist, wenn auch nur bedingt, wie er sich ausdrückt. Aber es lassen sich nach seiner Aufzählung so viele Tiere darin halten, dass es schwer hält, sie alle zu be- kommen, und ein Anfänger mehr wie genug daran hat. Wäre dieser Artikel vor drei Jahren schon er- schienen, wäre ich grosser Sorge enthoben gewesen und hätte viel Geld gespart. Bei allem schuldigen Respekt vor der Arbeit Köhlers, halte ich die Ab- handlung Mülleggers über diesen Punkt für den Lieb- haber wertvoller. Der erste spricht als Gelehrter, Theoretiker, der zweite als Liebhaber, Praktiker zum Liebhaber. Ich habe bisher nur künstliches See- wasser gebraucht und darin Aktinien, Fische und Schnecken gehalten. Die Tiere habe ich nun an die zwei Jahre, sie sind immer in bester Kondition, sehr gefrässig, obgleich ich sehr wenig Fischfleisch, sondern nur Würmer und Tubifex füttere. Eingegangen sind bis jetzt nur ein oder zwei Rosen, was schliesslich aber auch beim natürlichen Seewasser Vorkommen könnte. Meine Becken erhalten ziemlich viel Sonne, und der Algenwuchs ist ein derartiger, dass er auf Felsen und Hinterwand einen Pelz bildet. Was ich an diesen Arbeiten jedoch immer ver- misse, ist die Angabe der Bezugsquellen. Woher be- ziehen diese Herren ihr Nordsee- und Mittelmeer- wasser und die ebendaher stammenden Tiere? Sie müssen anscheinend billigere Preise zahlen, als unser- eins, dass sie diese Herrlichkeiten alle halten können. Adressiert man an die zwei Händler, so ist alles mög- liche zu haben. Bestellt man, so ist in den meisten Fällen nichts zu haben und es heisst vier bis sechs Monate warten. Zu seinem teuren Geld hat man nur Zorn und Aerger. Ich bin schon längst auf der Suche nach Granaten, Krabben und Fischen, weiss aber nirgends welche zu erhalten. Die biologische Station auf Helgoland ') gibt wohl auch Tiere ab, aber da sind die Versandbedingungen nicht günstig, wenig- stens nicht für Tiere, die im Wasser versandt werden müssen. Sie gibt ab nur in entweder zwei oder vier Hafengläsern. Ich liess mir im Dezember vorigen Jahres vier Gläser kommen. Sterne, Igel, Einsiedler, Fische, Schnecken, ca. 40 Tiere zu Mark 8. — , was ja sehr billig ist. Aber das dicke Ende kam nach. Die Gläser waren in einem grossen Korb mit Holzwolle verpackt. Die ganze Geschichte wog 34 Kilogramm und kostete an Porto rund Mark 12. — und Rück- porto Mark 4. — . Hätte ich das meinem, eingangs dieses genannten, Freund erzählt, die Zwangsjacke wäre mir sicher gewesen. — Die Tiere waren trotzdem noch billig zu nennen, aber nicht jeder Liebhaber kann so grosse Beträge aufwenden und würde sich vorderhand mit wenigen Tieren wie sie z. B. in unsern Fischversandkannen Platz haben, begnügen. Allem Anschein nach, gibt die biologische Station Tiere in so kleinen Gefässen aus irgend einem Grunde nicht ab. Vielleicht würde sie sich dazu herbeilassen, wenn ein Verein sich darum kümmern und man die Aufträge durch ihn gehen lassen würde. E. Wabnitz-Müll, Mühlhausen i. Eisass. Zusatz: Für die Bereitung künstlichen See- wassers gibt Herr cand. ehern. Schmalz in Jahr- gang XIX der „Blätter“, Seite 209 und 223 ein treff- liches Rezept an, auf welches ich jetzt eben zufällig von zwei Seiten hingewiesen wurde. Was die Be- schaffung von Tieren usw. und der Zoolo- gischen Station Helgoland betrifft, so meine ich, 40 gesunde, sorgfältig verpackte Tiere sind mit 8 Mark spottbillig bezahlt. Die Gesamtkosten betrugen inklusiv Porto und Rücksendung 24 Mark. Bei Be- stellung von 20 Tieren in 2 Hafengläsern hätten die Kosten nur 12 Mark = 60 Pfennig pro Tier inklusiv Porto betragen. Ist das wirklich im Vergleich zu den Preisen, welche für exotische Fische gefordert und bezahlt werden, soweit sie nicht durch Massen- zucht entwertet wurden, zu teuer? Magdeburg, 25. April 1909. Dr. Wolterstorff. ') Vergl. auch das günstige Angebot der K. K. zoologischen Station zu Triest, „Blältei“ 1908, Seite 648. 283 Fragen und Antworten. — Nachrichten der Herausgeber. — Vereins -Nachrichten. Fragen und Antworten Seit vier Jahren erneuerte ich das Wasser in einem Behälter nicht. Jetzt zeigten sich in grossen Mengen Fadenwürmer. Der Behälter ist mit Heros besetzt und kann nicht frisch bepflanzt werden. Da zu viel Mittel angepriesen werden, habe ich kein Ver- trauen zu einem, und bitte mir bekannt zu geben, welches in diesem Fall anzuwenden wäre, ohne Un- ordnung im Behälter anzurichten. Der Boden ist mit Erde, Lehm und Schotter belegt und mit Pflanzen, als Ludwigia, Sagittaria und Myriophyllum, besetzt. J. SL, Brzezany, Galizien. Antwort: Ohne nähere Angaben lässt sich nicht sagen, um was für Würmer es sich in Ihrem Fall handelt. Vermutlich liegt das kleine, unschuldige Spirostomum ambigmim vor. Senden Sie doch eine Anzahl der Würmer, in Wasserpflanzen verpackt, an Herrn Dr. W. E. Bendl in Czernowitz, Zoologisches Institut, unseren Mitarbeiter. Im übrigen würde wiederholtes Ablassen des Wassers und Nachspülen wohl die Zahl der ungebetenen Gäste wesentlich ver- mindern, Wer weiss sonst Rat? Dr. Wolterstorff. Berichtigung. Auf Seite 261, Nr. 17, dritte Zeile von oben, muss es in der Ueberschrift heissen : statt Dr. Kragenberg — Dr. Kreyenberg, Bahnarzt, z. Z. Tientsin. Nachrichten der Herausgeber Nur auf diesem allgemeinen Wege kann ich für die vielen freundlichen Glückwünsche danken, welche mir anlässlich Verleihung des S ö m merring- Preises (für meine Arbeit „Vererbung erzwungener Fortpflanzungsanpassungen I und II“) auch aus dem Leserkreise der „Blätter“ zugekommen sind. Dabei gedenke ich nicht minder herzlich jedes einzelnen Glückwünschenden , vor allem aber der Sencken- bergischen Naturforschenden Gesellschaft zu Frankfurt a. M., die mich der genannten, hohen Auszeichnung gewürdigt hat! Paul Kämmerer. Für die Schriftleitung verantwortlich : In Deutschland: Dr. W. Wolterstorff, Magdeburg-Sudenburg; in Oesterreich: Dr. P. Kämmerer, Wien 11/2. Vereins-Nachrichten Unter alleiniger Verantwortung der Herren Einsender. Breslan. „Proteus“ (E. V.) Gegründet 1908. Aus der Sitzung vom 20. April 1909. Rohrkolbenstengel als Ausströmungs- körper. — Entwicklung von Barscheiern im Aquarium. — Kiemenerkrankung bei Scheibenbar sehen. — Herr Ilimann teilt mit, dass er auch bei seinem Berkerschen Tropfen- durchlüfter als Auströmungskörper Kohrkolbenstengel versucht hat (mit gutem Erfolg.) Es ist nur hierbei zu beachten, dass leicht ein plötzliches Herausdrücken des Wassers aus dem Ueberlaufrohr des Trennungs- gefässes stattfinden kann, weil durch die im Gegen- satz zur gebräuchlichen Sende kleinen Poren des neuen Ausströmungskörpers bedingt, sich im Trennungsge- fäss ein grösserer Luftdruck ansammelt. Eine passende Regulierung in der Stellung des Ueberlaufrohres hilft diesem Uebelstande bald ab, und der neue Aus- strömungskörper funktioniert tadellos. — Wir haben bei einem Ausflug in den Osterfeiertagen Barschlaich in grossen Mengen gefunden. Derselbe bildet 1 — 2 m lange 2—3 querfingerbreite Bänder (Laichschnüre), die aus einem netzartigen Gewebe bestehen, in das die Eier in einer gallertartigen Masse eingeschlossen sind. Die Eier mit ihrer Einschlussmasse bilden lauter kleine Sechsteile. Ein Versuch, den Barschlaich im Aquarium zur Entwicklung zu bringen , ist wegen Verpilzung der Eier missglückt, sogar bei dauernder Durchlüftung. Nur ein Stückchen Laichschnur, welches in einem Untersuchungsschälchen von 4 cm Durch- messer, bei einem Wasserstand von 1 cm aufbewahrt wurde, zeigte nach drei Tagen schon lebhaft sich be- wegende Embryonen mit deutlichen Augenpunkten. Da aber auch in diesem Präparat einige Eier verpilzt waren, wurden bald die gesunden infiziert und die Embryonen starben schnell ab. Die Schwierigkeit beruht eben darin, dass es fast unmöglich ist, ver- pilzte Eier aus den netzartigen Eischnüren zu ent- fernen. — Herr Sk. in Dr. hatte uns einen in ver- dünntem Alkohol konservierten Scheibenbarsch ge- schickt, mit dem Vorbericht, dass plötzlich in seinem Gesellschaftsaquarium von 75 Liter Inhalt, welches mit 16 Stück Scheibenbarschen, 5 Pfauenaugenbarschen, 12 Diamantbarschen und 1 Paar Danio rerio besetzt war, bei einer Wassertemperatur von 11 — 13 °R im Winter (jetzt 16 — 18° R), seine Scheibenbarsche schwer erkrankt sind. Gefüttert wurde mit roten Mücken- larven, in der letzten Zeit auch Cyclops. Die Tiere — aber nur die Scheibenbarsche — atmen angestrengt, Kiemendeckel abstehend, Maul meistens geöffnet. Nahrung wird fast ganz verweigert, während die anderen Bewohner des Behälters gesund sind und fressen. Ein Versetzen der Tiere in mit etwas Koch- salz versetztes gut durchlüftetes Altwasser brachte keine Aenderung des Krankheitszustandes hervor. Die Sektion eines eingegangenen Tieres, die im V erein „Wasserrose“ vorgenommen wurde, ergab, dass sich hinter den Kiemen und an der Leber kleine, senf- korngrosse Kügelchen befanden, die ziemlich fest sassen und als Fremdkörper gedeutet wurden. Da leider das Tier in Alkohol konserviert uns zuge- schickt wurde, (nicht frisch, evtl, in Eis verpackt, wie es notwendig ist!) so war eine gründliche Sektion unmöglich. Nachweisen liess sich aber doch, dass bei diesem Scheibenbarsch die oben beschriebenen Körnchen nicht vorhanden waren. Dafür fand sich aber eine schwere Erkrankung an den Kiemen. Stücke derselben wurden nach den üblichen Vorbereitungen in Celloidin eingebettet und mit dem Mikrotom in Schnitte zerlegt. Es zeigte sich nun, dass das Epithel (die deckende Zellschicht) auf den Kiemenblättchen fast vollständig fehlte (sich abgestossen hatte). Dort wo sie noch erhalten war, waren die Zellen vergrössert und ihr Inhalt war mit Eiweisskörnchen durchsetzt (trübe Schwellung des Epithels). Parasiten konnten nicht nachgewiesen werden. Der Schluss, zu dem dieses Ergebnis berechtigt, ist folgender: „Es haben irgend welche Ursachen (mechanischer, chemischer oder parasitärer Art) auf die zarten Kiemenorgane eingewirkt, vielleicht begünstigt durch die nach unserer Ansicht etwas zu hohe Temperatur, in der die Fische (Scheibenbarsche) gehalten wurden. Es entwickelte sich nun eine oberflächliche Entzündung der Kiemen mit Abstossung der Deckzellen (des Epithels). Jetzt war das zarte Kiemengewebe mit seinen Blutgefässen der schützenden Schicht beraubt, die Erneuerung des Blutes durch Aufnahme von Sauerstoff (das heisst die Atmung) litt not, (siehe Vorbericht — angestrengtes Atmen!) und die Tiere mussten an Erstickung (Kohlen- säureüberladung des Blutes) eingelien.“ Es war natür- lich hier sehr schwer, einen kurativen Rat zu er- teilen. Wir haben vorgeschlagen, die kranken Tiere einige Tage hintereinander je eine Viertelstunde in 2°/o Kochsalzwasser zu baden, sie in neues Wasser von 12° C, welchem auf ein Liter 4 gr Kochsalz zu- gesetzt wurde, langsam überzuführen und darin bei guter Durchlüftung zu belassen. 284 Vereins-Nachrichten. Berlin. „Triton“. Verein für Aquarien- und Terrarien- kunde. (Eingetragener Verein.) Bericht über die 16. ordentliche Sitzung am Freitag, den 12. Februar 1909. Der 1. Vorsitzende macht darauf aufmerksam, dass heute der 100 jährige Geburtstag Darwins ist und dieses Ereignis aller Orten gefeiert werde. In Berlin ist eine öffentliche Darwinfeier im Festsaale des Rathauses veranstaltet worden, an der von seiten des „Triton“ der 2. Schriftführer Herr Zscheyge teil- nahm. Gegen Schluss der Sitzung kehrt denn auch Herr Zscheyge von dort zurück und berichtet über den Verlauf der Festlichkeit, deren Glanzpunkt die Festrede Wilhelm Bölsches über „Darwin als Mensch und als Naturforscher“ gewesen sei, von der er sich allerdings etwas anderes als das Gehörte versprochen habe. Ueber die Bedeutung Darwins für uns als Naturliebhaber ist in diesen Tagen so mancherlei Ausführliches geschrieben worden, dass es sich für uns erübrigt, noch etwas hinzuzufügen. Wir möchten aber bemerken, dass wir es nicht für die Aufgabe eines Liebhabervereins halten, in den Tagen der Er- innerung an einen grossen Naturforscher das Kriegs- banner zu ergreifen und den Schlachtruf ertönen zu lassen „Hie Darwin!“ oder „Hie Hackel!“ Wir meinen, die Liebhaberei hat Ursache, allen grossen Forschern dankbar zu sein für das, was sie der Wissenschaft geleistet haben; von alledem ist so viel für die Lieb- haberei abgefallen, dass diese einen festen Boden gewonnen hat, auf dem sie sicher und ungehindert zu einem festen Ganzen emporstreben kann. Es soll aber unserer Ansicht nach nicht Aufgabe des Vereins sein, seine Mitglieder einseitig für die Lehren des Monismus oder die Bestrebungen des Keplerbundes geneigt zu machen. Es muss Privatsache eines jeden sein, in wie weit die wissenschaftlichen Forschungen sein Empfinden beeinflussen und leiten sollen und der Verein muss es seinen einzelnen Mitglieder selbst überlassen, nach der einen oder der andern Richtung hin Fühlung zu suchen. — Zu unserer Verwunderung haben in den Redaktionen unserer Vereinsorgane wieder einmal Umwälzungen stattgefunden; was da- bei für die Zeitschriften selbst, sowie für uns Gutes oder Schlimmes herauskommen kann, vermögen wir noch nicht zu beurteilen, hoffen wir das Beste. Wir können uns aber in Anbetracht dieser Unstetheit in unserer Fachliteratur eines Gefühles der Beängstigung nicht erwehren: wohin soll das führen? — Zum Gegen- stand einer Besprechung macht der 1. Vorsitzende ein Werkchen von Dr. Alexander Sokolowsky: „Be- obachtungen über die Psyche der Menschenaffen“, worin der bekannte wissenschaftliche Leiter von Hagenbecks Tierpark eine Reihe von Beobachtungen seiner Pfleglinge wiedergibt und Schlussfolgerungen zieht, die in dieser Zeit der sich überall produzierenden Uebermensclienaffen von allgemeinem Interesse sind. Im Berliner Lokal-Anzeiger vom 6. September 1908 ist eine Rezension dieses Schriftchens aus der Feder des Prof. Dr. Heck vom Berliner Zoologischen Garten erschienen, die sich in recht prägnanten Worten mit der schriftstellerischen Tätigkeit dieses seines früheren Assistenten beschäftigt. Mag manches allzu Herbe in dieser Kritik eben durch den verschiedenen Stand- punkt der beiden Wissenschaftler erklärt sein, so müssen wir uns doch dem Gesamtresultat der Heck- sehen Ausführungen anschliessen, worin er folgendes sagt: „Wir Kundigen haben heute in und ausser uns nicht mit Unter- sondern Ueber Schätzung der Tierpsyche zu kämpfen; wir leben in einer Zeit, wo man, wie ich scherzhaft zu sagen pflege, jeden Jagd- hund für einen studierten Mann und jeden Papagei für eine gebildete Dame zu halten geneigt ist. Da sollte man es sich doch zweimal überlegen, ehe man bei einem schwindsüchtigen Gorillakinde von „Ge- mütstiefe“ spricht. — Indem wir auf unserem Bericht über die 12. ordentliche Sitzung vom 27. November 1908 zurückgreifen, möchten wir zu Nutz und Frommen aller Naturfreunde, denen es ebenso gehen könnte, über den Verlauf der Angelegenheit berichten, die unser in jenem Briefe erwähntes Mitglied bei einer Pflanzenbestellung erlebt hat. Dieser Herr hatte auf Grund einer Annonce bei dem Gärtner Rob. Bürker in Zuffenhausen unter gleichzeitiger Einsendung von fünf Mark Wasserpflanzen bestellt und trotz mehr- facher Mahnung weder von den Pflanzen noch von dem eingesandten Gelde je wieder etwas gehört noch gesehen. Darauf hat er den Gärtner bei der Amts- anwaltschaft zu Ludwigsburg wegen Unterschlagung und Betrug angezeigt. Das Resultat dieser Anzeige war nun der Beschluss der K. Anwaltschaft zu Lud- wigsburg : Das Verfahren unter Uebernahme der Kosten auf die K. Staatskasse einzustellen. Wir können es uns nicht versagen, die Hauptpunkte aus diesem uns vorliegenden, juristisch hochinteressanten Akten- stück in folgendem wiederzugeben. Es heisst darin: Zum Wesen der Unterschlagung gehört, dass eine fremde Sache rechtswidrig zugeeignet wird. Nun hat aber der Antragsteller die fünf Mark dem Beschuldigten in der Absicht übersandt, dass sie in das Eigentum desselben übergehen sollten und dass der Beschuldigte hingegen die Wasserpflanzen sandte. Um die An- eignung einer fremden Sache handelt es sich also bei den fünf Mark im vorliegenden Falle nicht. — In der Handlung des Beschuldigten könne aber ein Be- trug zu erblicken sein. Für diesen Fall wäre ihm nachzuweisen, dass er die Annonce in der Absicht in das Blatt gesetzt hat, um das Publikum zum Einsenden von Geld zu veranlassen, wogegen er nicht die Ab- sicht hatte, den Einsendern für ihr Geld Waren zu schicken. Der Beschuldigte gab nun bei seiner Ver- nehmung an, als seinerzeit die Bestellung des An- tragstellers bei ihm eintraf, sei es kalt gewesen und er habe sich nicht getraut, die Pflanzen abzuschicken, da sie auf dem Transport erfroren wären. Eine Karte sei nicht in seinen Besitz gekommen, wohl aber der Brief. Auf diesen habe er wegen des damals herrschenden grossen Geschäftsdranges nicht gleich antworten können und später habe er ihn nicht finden können und damit auch nicht mehr die Adresse des Antragstellers gewusst, sonst hätte er schon längst das Geld zurückgesandt. Bei dieser Sachlage kann dem Beschuldigten nicht sicher nach- gewiesen werden, dass er von, Anfang an die Absicht hatte, durch die Annonce nur Leute zum Zahlen an- zulocken und hernach nicht zu liefern, dass er also in betrügerischer Absicht gehandelt hat. — Der „An- tragsteller“ wird auf den Weg der Zivilklage ver- wiesen und wartet, da er diesen wegen seiner Un- sicherheit sich nicht getraut zu beschreiten, noch heute auf sein Geld! So geschehen im Jahre des Heils 1 9 0 9 ! ! 1) Der Vorstand. Dresden. „Ichtbyologische Gesellschaft“. 132. Sitzung vom 8. April 1909. *) Nach Erledigung der Literatur werden die Ein- gänge bekannt gegeben, worunter sich eine umfang- reiche Spende für die Vereinsbibliothek befindet und zwar hat uns HerrDr. Paul Kämmerer, Wien, in liebens- würdigster Weise eine ganze Anzahl seiner wissen- schaftlichen Arbeiten, welche im Sonderdruck er- schienen sind, überreicht. Wir sprechen ihm hier- durch nochmals unseren besten Dank aus. — Im Ver- laufe der Versammlung wurde beschlossen , eine Pflanzenbestellung bei Adolf Kiel, Frankfurt a. M. zu machen, welche in der nächsten Sitzung am 22. April zur Verteilung gelangen sollen. — Herr Th. Liebig erklärte schriftlich seinen Austritt und bedauerten die Anwesenden seinen Weggang vom Verein, umso- mehr, als Herr Liebig seit Bestehen der Gesellschaft Mitglied war. und sich auch mehrere Jahre hindurch mit Erfolg als Schriftführer betätigte. Nachdem noch *) Der Fall „Bürker" hat mich schon früher beschäftigt. Allem Anschein nach hat Bürker sein Vermögen bei Gründung seiner Zier- fischzuchtanstalt zugesetzt und ist durch plötzliche pekuniäre Schwierig- keiten in eine sehr bedrängte Lage gekommen. Auf wiederholte An- fragen blieb auch ich ohne Antwort. Ich muss aber konstatieren, dass er seinerzeit sofort die Inserate einstellte, wir haben schon lange nichts mehr von ihm gehört. Leichtsinn mag man ihm vorwerfen, „Betrug“ ist zu viel gesagt. Möge aber der Fall für alle, die es an- geht, eine Warnung sein, nicht ohne genügende Betriebsmittel und gute Kenntnisse derartige Unternehmungen zu beginnen. Die Konkurrenz ist ohnehin schon zu gross! Dr. Wolterstorff. ') Versehentlich verspätet eingegangen am 24. April 1 Dr. Wolt. Vereins-Nachrichten. 285 verschiedene Angelegenheiten Erledigung fanden, schliesst Unterzeichneter um 12 Uhr die Versammlung. Hugo Bessner, I. Vorsitzender. 133. Sitzung vom 22. April 1909. Der heutigen Sitzung wohnt Frau Berta Kuhnt, Conradshöhe bei Tegel-Berlin, als Gast bei, um gleich- zeitig eine grosse Anzahl von Neuheiten jüngsten Imports vorzuzeigen. Unter anderen herrlichen Tieren sahen wir Pantodon Buchholzi Peters, ferner den zur Familie der Schmelzschupper gehörigen und aus Indien stammenden Terapon jarbua, dann eine grössere Anzahl zur Zeit neuer Haplochilus und Fiindulus- Arten, von letzteren Fiindulus gularis und andere mehr, von ersteren waren es Haplodiilus elegans und eine ganz neue Art dieser Gattung, welche jedoch erstgenannten Fisch durch seine herrlichen Farben noch ausstechen dürfte. Vertreten waren ferner zwei neue Labyrinth- fische, anscheinend den Kampffischen zugehörig und ein überaus farbenprächtiger neuer Barsch (zur Zeit noch unbestimmt) aus Ostindien; dass neben anderen herrlichen Sachen natürlich auch die neue echte Poecilia reticulata Peters nicht fehlte, ist selbstver- ständlich. Ferner zeigte Frau Kuhnt auch eine reizende kleine, noch unbestimmte Barbe aus Indien vor. Leider waren nicht alle Tiere in ihren herrlichen Farben sichtlich, da dieselben erst vor einigen Tagen in Hamburg angekommen waren und erstens durch die lange Seereise und weiterhin Landreise nach Berlin und von da wieder nach Dresden, ständig unterwegs waren und noch nicht genügend zur Ruhe kommen konnten. — An Eingängen liegen vor: die üblichen Zeitschriften, sowie diverse Offerten, Karten, Briefe usw., ferner von der staatlichen Stelle für Naturdenk- malpflege in Preussen eine Broschüre „Naturdenk- malpflege und Aquarienkunde“. — In Heft 16 der „Wochenschrift“ interessiert uns der Artikel von August Reitmayer, Wien, „Ein Wort für unsere ein- heimischen Fische“, leider hat betreffender Herr nur zu recht, wenn er sich darüber beklagt, dass unsere einheimische Fauna meistens sehr stark vernachlässigt wird und die Jagd nach „exotischen Neuheiten“ immer mehr überhand nimmt. Im letzteren Falle ist es bei vielen Liebhabern nicht etwa das Interesse an der betreffenden „Neuheit“, im Gegenteil, dieselbe wird nur deshalb angeschafft um möglichst die ersten Nachzuchten des betreffenden Tieres zu erzielen, welche, sobald sie wirklich erreicht sind, ebenso schnell verschachert werden, um hierauf die alten Tiere „ad acta“ zu legen und möglichst schnell wieder die „nächste Neuheit“ anzuschaffen! Ein derartiges Verfahren sehen auch wir nicht als „Liebhaberei und im Interesse unserer schönen Sache“ an. Es ist nur gut, dass es derartige „Liebhaber“ nicht viele gibt. Heft 16 der „Blätter“ bringt den Beginn eines sehr interessanten Artikels des Herrn A. Czepa, Wien, über „ Daphnidae Sars“, ferner einen solchen von Paul Arnold, Hamburg, über die echte Poecilia reticulata Peters , aus welchem wiederum zu ersehen ist, welch heillose Verwirrungen es anrichtet, wenn ein neuer Fisch falsch bestimmt worden ist. Ein Artikel, unter- zeichnet von „v. X. X.“, „Ein Tag aus dem Leben eines Raubhändlers“ findet unsere vollste Billigung. Auch wir sind in der Lage, mit derartigen Beispielen aufwarten zu können, auch in hiesiger Gegend gibt es derartige zweifelhafte Individuen, welche man täg- lich in Wald und Heide ihren Raubzügen nachgehen sehen kann. Bündelweise liegen die aus dem Wasser gezogenen Pflanzen, nur ihrer schönsten Triebe und Spitzen beraubt am Rande der Gewässer umher und vertrocknen elend, ohne dass sich der betreffende „Räuber“ die Mühe genommen hätte, dieselben wieder in ihr Element zurückgeworfen zu haben usw. Auch in hiesiger Gegend ist bereits eine merkliche Ab- nahme unserer hübschen Eidechsen zu konstatieren, welche noch vor ca. 10 — 15 Jahren überall massen- haft zu finden waren; namentlich ist die hübsche Abart der Lacerta agilis L. „die rotrückige Spielart var. erythronota " fast gänzlich ausgerottet, ebenso die schöne Schlingnatter Coluber laevis (= Coronella austriae) und andere mehr. Hoffentlich gelingt es den Vereinen und Behörden, endlich hierin einmal Einhalt zu gebieten und namentlich rücksichtslosen Händlern, deren es Gott sei Dank auch hier nicht viele geben dürfte (wenigstens keine solchen mit offenen Geschäften), das Handwerk zu legen. — Die bestellten Pflanzen von A. Kiel, Frankfurt a. M., sind leider nicht eingetroffen! Als neues Mitglied wird Herr Geschäftsführer W. Bruchhausen einstimmig auf- genommen. — Herr Bessner stiftet zu Gunsten der Vereinskasse einen grösseren Posten Riccia fluitans, Herr Seidel hat eine Anzahl Triton vulgaris typ. L. mitgebracht. — Schluss der Sitzung 12 '/i Uhr. NB. Berichtigung: In dem Artikel des Unter- zeichneten, Heft 13 der „Wochenschrift“ haben sich zwei Druckfehler eingeschlichen (Seite 170.) Es muss daselbst, linke Seite, dritte Zeile von unten, nicht heissen: „Tradescantia Goeschkaeana“ , sondern „Tr. Goeschkeana“ , ferner auf der rechten Seite, Zeile 22 — 23 von oben, sowie unter Abb. III, nicht „Trades- cantia hypophaea“ , sondern „Tr. hyppophaea“ . Willi. Schreitmüller, I. Schriftführer. Elberfeld. „Wasserrose“. Bericht der Sitzung vom 16. April 1909. Die Eingänge wurden verlesen und erledigt und die Fragebogen für die Ausstellung verteilt. Mit- glieder, welche noch nicht im Besitz desselben sind, werden gebeten, denselben an den nächsten Vereins- abenden in Empfang zu nehmen. — Herr Schulten besprach zunächst an Hand eines Schemas die ver- schiedenen Mengen von Chemikalien, welche die ein- zelnen Pflanzenarten, oft an demselben Orte wachsend, zum Aufbau nötig haben, und ging dann zu der eigen- artigen Ernährung des Wasserschlauches (Utricularia vulgaris ) über. An Skizzen und unter dem Mikroskop wurden die Einrichtungen, welche diese Pflanze zum Fang und Verzehren der Tiere besitzt, gezeigt. Nament- lich die Zellen, welche in ihrer Form stark an eine von der Seite betrachtete Daphnie erinnern, wurden durchgesprochen. Dem Redner wurde der Dank der Versammlung für seine eingehenden längeren Er- öterungen zuteil. — In den Ausstellungsangelegen- heiten wurde die noch immer schwebende Plakat- frage erörtert und hoffen wir nunmehr zum Ziele zu kommen, da sich unser heute Abend unter uns weilen- des Mitglied, Herr Kleinbroich aus Rheinbrohl, bereit erklärt, noch einen, in der Ausführung nicht zu teuer werdenden, Entwurf zu machen. Die übrigen Punkte fanden glatte Erledigung. In der Literaturbesprechung wurden verlesen: aus Heft 6, „Die Tierwelt“, Ver- treibung von Tubifex aus beflanzten Aquarien durch Nikotin. Heft 14, „Blätter“, Zucht von Daphnien. Heft 15, der Artikel über Glasclikers „Thermocon“, Erhaltung von roten Mückenlarven. Unter Punkt „Verschiedenes“ wurde beschlossen, den öffentlichen Vortrag Mitte nächsten Monats zu halten. Es soll ein Eintritt von 20 Pfennig erhoben werden und wie üblich eine Gratisverlosung unter den Gästen statt- finden. Tag und Thema werden noch bekannt ge- geben. Der Vorstand. Graz (Steiermark). „Neptun“. Aus dem Vereinsberichte vom 12. März. In der Sitzung vom 12. d. M. zeigte der Schrift- führer die vergrösserte Photographie eines Karpfen mit verschlossener Mundspalte. Das inte- ressante Tier wurde vor Jahren in einem Teiche in Kärnten gefangen und war Gegenstand eines Vortrages im hiesigen naturwissenschaftlichen Verein. Die sonder- bare Verunstaltung wurde vermutlich durch eine Ver- letzung mit einer Sense beim Schilfmähen hervor- gerufen. Diese Annahme ist umso wahrscheinlicher, da das Tier auch am Rücken und an den Seiten ver- narbte Verletzungen zeigte und die Karpfen die Gewohn- heit haben, zwischen Schilf ruhig stehend sich aufzu- halten. Ueber die Frage, in welcher Weise die Nahrungs- aufnahme des Tieres erfolgte — man fand als Magen- inhaltreste von Pflanzenstoffen und massenhaftCyklops und Daphnien — wurden verschiedene Erklärungen versucht. Jedenfalls kann dieselbe nur durch die Kiemen erfolgt sein, da die Mundspalte vollkommen 286 Vereins-Nachrichten. verschlossen war. Der Fisch zeigte von vorne ge- sehen ein auffallend menschenähnliches Gesicht und dürfte daher die Vermutung gerechtfertigt sein, dass auch die Fische mit „Menschengesichtern“, von denen der alte Gessner schreibt (mit einer komischenAbbildung), in ähnlicherWeise verunstaltete Fische waren; dagegen ist die Erscheinung der so- genannten Mopsköpfe als eine Degenerations- bildung zu erklären. Cand. pliil. A. Meutli. Köln a,*Rk. „Wasserrose“. Protokoll der am 24. März im Gürzenich • Restaurant abgehaltenen Sitzung. Eröffnung der Sitzung um 972 Uhr wie üblich durch den 1. Vorsitzenden. Nach Erledigung des ge- schäftlichenTeiles undKenntnisnahme eines Schreibens von unserem Mitglied Linde aus Leipzig, in welchem er zweibeinige Nachzucht anmeldete, wurde den An- wesenden mitgeteilt, dass Herr Dr. med. Reuter sich als Mitglied angemeldet habe und wurde dies von seiten der Mitglieder mit Beifallsgetrampel freudig begrüsst. Herr Dr. Reuter ist uns Aquarianern und speziell den Exkursianern, schon längst bekannt und sind sich die Mitglieder wohl bewusst, was sie in ihm für eine Aquisition gemacht haben. Hierauf hielt Herr Hondrich seinen angekündigten Vortrag: „Die Mückenlarven als Fischfutter und Krankheitsüberträger“, wobei zum ersten Male unser neuer Projektionsapparat in Tätig- keit vorgeführt wurde. Derselbe arbeitet vorzüglich und wurden die Lebewesen, was für uns von ganz besonderer Wichtigkeit ist, gleichzeitig durchleuchtet, so dass man die inneren Teile genau beobachten konnte. Herr Hondrich, ein Mitglied, auf welches man in allen Lagen rechnen kann, hatte sich der grossen Mühe unterzogen, so weit wie möglich lebendes Material für die Projektion zur Stelle zu schaffen. Die hier nicht vorkommenden Mückenlarven, sowie die Krank- heitsübertragungen wurden durch wohlgelungene Re- produktionen im Bilde vorgeführt und dem Verein für spätere Verwendung geschenkt. Man erblickte hier nun die ganze Entwicklung der Mücken vom Ei bis zum fertigen Insekt. Den streng wissenschaftlichen Teil dieses äusserst interessanten Vortrages hatte Herr Dr. Reuter übernommen und machte derselbe anschliessend an den von Herrn Hondrich teilweise vorgelesenen Artikel aus „Natur und Haus“, Ueber Malaria, von Dr. Roth-Zürich, und durch die ent- sprechenden Lichtbilder unterstützt, in äusserst popu- lärer Form die Anwesenden mit der Entwicklung, Vermehrung und Uebertragung der Malariaplasmodien bekannt. Er führte ferner noch eine Reihe weiterer tierischer und menschlicher Krankheiten an, die durch Stechmücken oder Stechfliegen übertragen werden. Vor allem die gefürchtete Schlafkrankheit, die be- sonders in Zentralafrika, neuerdings aber auch in unserer ostafrikanischen Kolonie Verbreitung gefunden hat. Der Erreger dieser Krankheit ist ein zu den Geisseltierchen gehöriges einzelliges Wesen, ein Try- panosoma, das durch eine Stechmücke, die Glossina palpalis, übertragen wird. Bei den Erkrankten ent- steht zuerst das Trypanosomafieber, das dann nach kürzerer oder längerer Zeit, bei den Europäern späte- stens nach 172 Jahren, in die Schlafkrankheit über- geht. Die Kranken werden allmählich schlafsüchtig, schlafen wo sie gehen und stehen, die Schlafsucht nimmt allmählich so zu, dass sie kaum noch Nahrung zu sich nehmen und schliesslich an Entkräftung zu- grunde gehen. Hochbefriedigt dankten die Anwesenden durch Beifallsbezeugungen den Vortragenden für diese Belehrungen; wenn solche Kräfte den Verein unter- stützen, dann muss er blühen, wachsen und gedeihen. Das dicht besetzte Vereinslokal erwies sich für Vor- träge dieser Art als zu klein und werden die nächsten Vortragsabende im Quatermarktsaale abgehalten. — Unsere bekannte Molch- und Schneckenzüchterin, Frau Jos. Comp, hat es sich nicht nehmen lassen, eine sehr grosse Anzahl von ihr gezüchtete Ampullaria gigas zur Gratisverteilung zu stiften. Diese sowohl, wie die von Herrn Dr. Reuter mitgebrachten Sagittaria- Knollen fanden reissenden Absatz. Ferner machte der Vereinsleiter bekannt, dass unser Ehrenmitglied Paul Unger aus Köpenick bei seiner Anwesenheit in Köln wiederum fünf Mark für die Projektionskasse und zur Nachahmung gestiftet habe. Wenn auch unser Unger meilenweit von uns getrennt ist, so nimmt er doch immer noch innigen Anteil an der Entwicklung des Vereins, welches er durch vorstehend angeführte Spende wieder am besten dokumentierte, auch hat er sich erboten, Diapositive von Fischaufnahmen und früheren Tümpeltouren uns für den Projektionsapparat zu stiften, und was er auf diesem Gebiete zu leisten imstande ist, das beweisen am besten die zahlreich dafür errungenen Ehrenpreise. Man sieht hieraus wieder, dass auch ferne Mitglieder sich noch mit Freuden den schönen Stunden erinnern, welche sie in unserer Mitte erlebt haben, und diese treue An- hänglichkeit an den Verein umschlingt uns alle gleich einem festen, unzertrennlichen Bande. ■ — Auf einen von verschiedenen Mitgliedern gestellten Antrag, in diesem Jahre noch einige Fisch- und Futterweiher hinzuzupachten, konnte der Vorsitzende erwidern, dass dem Verein vier Weiher zu günstigen Bedingungen angeboten worden seien. Herr Schwarz erbot sich, die Tümpel auf ihren Inhalt hin zu untersuchen und mit dem Besitzer über die näheren Pachtbedingungen zu verhandeln. Je nach Ausfall dieser Untersuchung wird der Verein über die Pachtung Beschluss fassen. — Infolge der vorgerückten Stunde konnte der Frage- kasten nicht mehr erledigt werden, auch mussten noch verschiedene andere Sachen auf die nächste Sitzung verschoben werden. — Allen Spendern, sowie den Vortragenden sei hiermit nochmals der herzlichste Dank des Vereins ausgesprochen. „Gehet hin und tuet desgleichen.“ — Schluss der Versammlung 12 xj\ Uhr. Der Vorstand. I. A. : P. Rudow, I. Schriftführer. München. „Isis“ E. V. Donnerstag, den 28. Januar 1909. Verlesung und Genehmigung des Protokolls der letzten Wochenversammlung. Im Einlauf: Karte des Herrn Rembold aus Neu-Ulm betreffend rote Mücken- larven. Karte unseres Herrn Sigl aus Pasing. Herr Sigl überreichte der Bibliothek die Jahrgänge 8 und 9 der „Blätter“ ; Herr cand. med. vet. Kallert macht uns Mitteilungen über den Tierbestand des Kaufhauses Wertheim, Berlin. Die Gesellschaft „Heros“, Nürnberg übermittelt uns Nr. 2 ihres Monatsanzeigers. Herr Lankes berichtet, dass die drei Jungen von Anolis cristatellus sich von allerkleinsten Larven des Mehl- käfers ernähren. Er habe rote Mückenlarven in einem flachen Gefässe mit nur wenig Wasser im Pflanzen- gewirr des Terrariums angebracht, ferner auch rote Mückenlarven an einzelne grosse Blätter von Monsteria deliciosa geklebt, allein die jungen Anolis Hessen die roten Larven leider unbehelligt. Der Vorsitzende hat an Herrn Dr. Krefft eine Kiste mit Larven des Mehl- käfers und ausserdem Bartmann-Fischfutter geschickt. Die erwachsenen Kosten von 14 Mark werden durch die Gesellschaftskasse gedeckt. Herr Labonte legt einen Ausschnitt aus den „Münchener Neuesten Nach- richten“ vor, wonach das Kultusministerium eine Sitzung einberufen hat, in welcher die Errichtung einer naturkundlichen Zentralstelle für die Volks- schulen, Realschulen und Gymnasien erörtert werden soll. Offerte des Herrn J. K. Berthold, Apeldoorn- Holland in Terrarienpflanzen. Herr Andres, Bacos (Alexandrien) sandte einen längeren Brief, iu welchem er uns über den gegenwärtigen Stand seiner Terrarien Mitteilung macht. Weiter schreibt uns Herr Andres: „In einer der nächsten Nummern des Zoologischen Beobachters* muss auch ein Artikel von mir über ,Rept. u. Batr. des Zoologischen Garten in Gizeh* er- scheinen, der schon letzten Sommer geschrieben wurde; inzwischen ist nicht viel neues hinzugekommen, ausser einer Walterinnesia aegyptia. Es ist dies das vierte bis jetzt bekannte Exemplar dieser zuerst von Anderson nach einem in der Medizinschule in Kairo befindlichen Stück beschriebenen Schlange von Atbara im Sudan. Die hinzugekommenen zwei anderen Exemplare befinden sich ebenfalls in genannter Samm- lung und das vierte, wie gesagt, lebend im Zoologischen Vereins-Nachrichten. 287 Garten in Gizeh. Ich konnte das Tier kurz vor seinem Ankauf für den Garten sehen; es unterscheidet sich von der Naja beim ersten Anblick hauptsächlich durch seine fast schwarze Farbe, auch richtet es sich nicht in die bekannte Angriffsstellung auf. Leider waren der Schlange die Giftzähne ausgebrochen, so dass ich derselben kein langes Leben prophezeien kann, zumal man sie mit der Naja zusammenhält, was be- sonders bei der Fütterung die grössten Unannehm- lichkeiten haben wird, ausserdem ist der Platz im Reptilienhaus schlecht, wenig Sonne und Wärme.“ — An Zeitschriften waren eingelaufen: „Zoologischer Beobachter“ Nr. 12, „Blätter“ Nr. 4 und „Wochen- schrift“ Nr. 4. Die Aufsätze gelangen kurz zur Be- sprechung. Herr Knan demonstriert eine stattliche Form der Steinbreche, nämlich Saxifraga longifolia. Durch Herrn Seifers werden zwei kleine Schriften, nämlich das „Aquarium“ von Joh. Peter und das „Süss- wasseraquarium“ von C. Heller zur Ansicht aufgelegt. Als interessant erscheint uns die Mitteilung des Herrn Müller, dass eine Hydromedusa tectifera nach dreizehn Jahren ein Ei gelegt habe. Herr Müller konnte auch Paarungsversuche bei Platemys spixii und Herr Rembold solche zwischen einem Cinosternnm pensylvanicum- Männchen und einem Cinosternnm bauri- Weibchen beobachten. H. Lankes. Nürnberg. „Heros“. Ordentliche Sitzung am 16. März 1909. Nach Verlesung des Protokolls vom 2. März und Bekanntgabe des Einlaufes ergreift Herr Kühlken das Wort ^u seinem Vortrag: ,,Das Seelenleben der Schlangen“. Redner präzisiert sein Thema zunächst in 1. Sinnenleben, 2. Geistestätigkeit und 3. Seelen- leben der Schlange. Wie in ihrem Aeussern unter- scheidet sich die Schlange auch in ihrem Sinnen- leben wesentlich von den übrigen Tieren der freien Luft. Nur zwei Sinne, Gesicht und Gefühl, hat sie mit diesen gemein ; Geruch und Gehör ist völlig ver- kümmert und der Geschmack fehlt überhaupt. An Stelle dieser drei besitzt die Schlange ein wunderbar feines Spürvermögen , dessen Sitz der gespaltene Zungenfortsatz ist, der dem Reptil von allen ihm wichtigen Vorgängen der Aussenwelt Kunde gibt. Das Sehvermögen der Schlange ist nicht schlecht, aber auch nicht hoch entwickelt. Ausgesprochene Tagschlangen z. B. Eidechsennatter, Peitschenschlange, Schwarznatter jagen nach dem Gesicht; die anderen, schwerfälligeren Arten vermögen ein sich ruhig ver- haltendes Beutetier nicht zu erkennen. Auch die Farben unterscheidet die Schlange nicht; selbst ein helles Tier vor dunklem Hintergrund — oder umge- kehrt — bleibt ihr so lange verborgen, als es be- wegungslos verharrt. Das Gefühl der Schlange ist nicht so hoch entwickelt, als bei den Warmblütern. Au3 leichten Verletzungen macht sie sich gar nichts; auch schwerere, z. B. Abhacken des Schwanzes, sofern dies hinter der Afterspalte geschieht, gehen ihr nicht an das Leben; Rippenbrüche, Verletzungen der Wirbel- säule überstanden Schlangen, wenn nur die Lunge unverletzt geblieben war. Dagegen tötet ein Hieb auf den Kopf, der eine tiefe Ohnmacht nach sich zieht, oder ein flacher Schlag über den ganzen Körper, die Schlange unbedingt. Die Nerventätigkeit bleibt auch nach dem Tode noch eine gewisse Zeit erhalten. Eine geköpfte Klapperschlange, die Redner stark in den Schwanz kniff, schnellte nach der kneifenden Hand herum in der unverkennbaren Absicht zu beissen, und eine Leopardnatter, welcher der Kopf zerquetscht worden war, umschlang noch nach mehr als einer Viertelstunde die Hand, die sie aus dem Käfig nahm. Obwohl die Schlange Geruchswerkzeuge besitzt, ist der Geruchsinn doch völlig verkümmert. Ein be- wegungsloses lebendes Tier nimmt sie durch die Nase ebensowenig wahr, als ein frischgetötes oder gar schon in Verwesung übergegangenes. Erst wenn die Zunge die Luft geprüft hat, erhält die Schlange hievon Kunde. Das Gehör fehlt der Schlange völlig. An zahlreichen Beispielen beweist Vortragender, dass sich die Schlange durch keinen Laut beeinflussen lässt; kein Ruf vermag sie aufzuscheuchen, kein Schrei bringt sie auf eine Spur, kein Lärm davon ab. Einen Gescümacksinn hat die Schlange nicht. Was die Zunge als geniessbar erkannt hat, wird ver- schlungen. Ein sprechendes Beispiel bietet ein Busch- meister, der keine andere Nahrung als Schlangen an- nahm. Da Redner nicht die nötige Anzahl Futtertiere beibringen konnte, band er zwei tote Ratten an eine Schlange. Der Buschmeister fiel sofort über die Schlange her und verschlang mit ihr auch die ange- hängten Nager; er liess sich so von der sonst ver- schmähten Speise beirren. Als Ersatz für diese ver- kümmerten Sinne wurde der Schlange eine bis zur höchsten Vollkommenheit entwickelte Spurfähigkeit zu Teil. Verliert die Schlange eine verfolgte Beute aus den Augen, die Zunge hilft ihr unfehlbar wieder auf die Spur. Die Zunge unterscheidet Geniessbares von Ungeniessbarem und prüft die leblose Nahrung; sie ist weder durch ein faules Ei zu täuschen, noch lässt sie sich irgend etwas unterschieben. Die Ringel- natter z. B. erkennt beim Betasten des Wassers mit der Zungenspitze die Anwesenheit von Fischen; der Verlust der Zunge bedeutet für die Schlange den Tod. Die Geistestätigkeit der Schlange ist keine hohe. Die viel verbreitete Ansicht von ihrer List und Ver- schlagenheit ist durch nichts erwiesen. Sie bemächtigt sich ihrer Beute nur in einer einzigen ihrer Art eigenen Weise. Die Giftschlange wendet nie ihre Muskelkraft an, selbst wenn sie den Giftzahn ver- loren hat; dass sie allerdings beim Verschlingen der Beute die kräftigeren Giftzähne mit anwendet und dass erdrosselnde Schlangen tote Tiere nicht um- schlingen, zeigt von einiger Geistestätigkeit. Schlangen, die durch Erdrücken töten, z. B. Schwarznatter, ent- kommt häufig ihre Beute, ohne dass sie versuchten, einen Ring um sie zu legen, was sie unfehlbar in ihre Gewalt brächte. Die Unzähmbarkeit der Schlange spricht wenig für ihre Geistestätigkeit; sie gewöhnt sich ja an eine neue Umgebung, aber die Person ihres Pflegers bleibt ihr gleichgültig. Fresslust macht die Schlange regsamer. Züngelnd verlässt sie ihren Platz und folgt der Spur. Verliert sie diese endgültig, so bleibt sie liegen, gleichviel, ob dieser neue Ort für sie günstig ist oder nicht. Wo das Erkennungsvermögen der Zunge Zweifel lässt, kommt der Verstand nicht zu Hilfe. Wie in der Geistestätigkeit nimmt die Schlange im Seelenleben eine niedere Stelle ein. Sie empfindet nur Misstrauen, Schrecken, Angst, Begattungslust und endlich denDrang, ihre Eier an einem entsprechenden Ort unterzubringen. Andere seelische Regungen wie Neugier, Freude, Neid kennt sie nicht. Fressen zwei Schlangen an dem gleichen Bissen, so wird er schliesslich je nach Umständen der einen ganz Zufällen , während die andere ohne jede Erregung auf die gehoffte Mahlzeit verzichtet. Auch Gattenliebe oder Eifersucht ist der Schlange fremd. Nie kämpfen Männchen um ein Weibchen oder streiten umgekehrt Weibchen um ein Männchen. Misstrauen, Schrecken, Angst zeigt die Schlange deutlich. Im Freien überraschte Schlangen speien im Todesschrecken häufig den Inhalt ihres Magens aus oder stellen sich tot, blähen als Ab- schreckungsmittel den Hals wie Naja haje, zischen mit ganzer Lungenkraft wie Boa constrictor, oder rasseln mit dem Schwanz wie die Klapperschlange. Dass dieses Benehmen nicht dem Zorn, sondern der Angst entspringt, beweist Redner an dem Verhalten der in zweckmässige Behälter gebrachten Schlangen. — Begleitet war der Vortrag von Demonstrationen an einer floridanischen Eutania sirtalis var. elegans. — Bei der Gratisverlosung wurden sieben Herren mit Ge- winnen bedacht. Im weiteren Verlauf der Sitzung berichtet Herr Gruber über sein Ueberwinternngs- terrarium. Zur Ueberwinterung von Reptilien bemerkt Herr Kühlken, dass dieselben wohl ohne Winterschlaf auszukommen vermögen, wenn nur sonst ihren natür- lichen Bedürfnissen Bechnung getragen wird. Frei- lich ist es nicht immer leicht, das nötige lebende Futter zu beschaffen. So musste auch die vorgezeigte Eutania sich manchmal mit schmalen Bissen ge- nügen; immerhin ist aber das im Verhältnis zu ihrer Grösse bedeutende Gewicht auffällig. — G. Torniers 288 Vereins-Nachrichten. Beobachtung, dass die unterirdischen Ausläufer eines Riedgrases zwei Eidechseneier durchwachsen hatten, wird lebhaft besprochen. Herr Fahrenholtz zeigt rote Würmer vor, die grosse Aehnlichkeit mit Tubifex haben; Herr Bonnenberger bezeichnet sie als Lum- briculus '). Ordentliche Sitzung am 6. April 1909. Der I. Vorsitzende, Herr Gruber, eröffnet die von 26 Mitgliedern und drei Gästen besuchte Sitzung und erteilt Herrn Dr. Kraft das Wort zu seinem Vor- trag: „Zu Darwins 100. Geburtstag“. Obwohl dieses Thema in letzter Zeit vielfach behandelt worden ist, bot der Vortrag infolge der fesselnden Beleuchtung des Stoffes soviel Neues, dass die Zuhörer den treff- lichen Ausführungen bis zum Schlüsse mit gespannter Aufmerksamkeit folgten. — Nach Verlesung des Protokolls vom 16. März erfolgt Bekanntgabe des Einlaufes. — Aufgenommen als ordentliches Mit- glied wurde Herr Ingenieur Eugen Staib. — Verlesen wird das Rundschreiben des „Kosmos“ zwecks Er- richtung eines Naturschutzparkes. Diesem Unter- nehmen soll ein angemessener Beitrag zugeführt werden. — Herr Dr. Kraft zeigt Photographien eines unlängst in den Steinbrüchen bei Solnhofen ausge- ') Es ist dies eine Gattung der Regenwiirmer, welche im Wasser lebt. Dr. Wolt. grabenen Fisches, sowie versteinerte Muscheln unter erläuternden Worten vor. Herr Steiner verliest einen Auszug aus dem neuen Fischereigesetz, der beson- ders wegen der darin enthaltenen Vorschriften über Entnahme von Futtertieren aus Flüssen, Bächen, Seen, Teichen usw. von Wichtigkeit erscheint. — Bei der Gratisverlosung wurden neun Gewinne ge- zogen. Herr Philippi verzichtet auf das gewonnene Paar Prachtbarben; dieselben bringen durch eine amerikanische Versteigerung der Vereinskasse Mk. 2.25 ein; ferner überweist Herr Fahrenholtz derselben 1 Mk. für gestiftete Pflanzen. — Herr Haage be- richtet über seine Untersuchungen der vom Hoch- wasser zurückgebliebenen Tümpel und Pfützen. Herr Philippi spricht über das plötzliche Verschwin- den von Tubifex in einem Bache ; über ein ähnliches Vorkommnis bei Cyclops berichtet Herr Leuner. Die Verwaltung. Ausstellungskalender Steht den verehrlichen Vereinen kostenlos zur Verfügung. Alle näheren Angaben sind natürlich in den Inseratenteil zu verweisen! Hamburg. „Rossmässler“. 22.-29. August, in „Ham- monia“, Besenbinderhof. Adressentafel der Vereine.1) Breslau. „Proteus“, Verein zur Förderung der Aqua- rien- und Terrarienkunde, (E. V.) gegründet 1908. Vereinszimmer: Haase-Ausschank, Schweidnitzer Strasse 37, part. Sitzungen: Jeden Dienstag, abends 9 Uhr. Adresse für den Vorsitzenden : Dr. Deupser, Deutsch-Lissa bei Breslau. Burgstädt i. Sachsen. „Wasserrose“, Gesellschaft für Aquarien- und Terrarienkunde zu Burgstädt in Sachsen. Gesellschaftsabend jeden Sonnabend nach dem 1. und 15. jeden Monats im Gesellschafts- zimmer des Bahnhofrestaurants. 1. Vorsitzender Eisenbahnassistent W. Peukert. Charlottenburg. „Wasserstern“, Aquarien- und Ter- rarienverein. Die Versammlungen finden an jedem Mittwoch nach dem 1. und 15. jeden Monats statt. Lokal : Restaurant Schröter, Kaiser Friedrichstr. 36 a. . Sendungen an den Vorsitzenden E. Berndt, Char- lottenburg, Göthestrasse 82, erbeten. Crefeld. „Yei’ein für Aquarien- und Terrarienkunde“. Adresse für den Vorsitzenden: H. Baak es, Ober- strasse 77; für den Schriftführer: H. Hecker, Süder- strasse 5. Cöln. „Wasserrose“, Vereinigung der Aquarien- und Terrarienfreunde. Vereinslokal: Gürzenich, Restau- rant. Vor St. Martin 33 (Biertunnel); bei grösseren Vorträgen Quatermarktsaal. Sitzungen jeden 2. und 4. Mittwoch im Monat. Briefsendungen an Vor- sitzenden A. Kuban, Cöln-Deutz, Tungolstrasse 19 III. Geldsendungen an L. Schwarz, Cöln-Nippes, Bülow- strasse 16 II. Dortmund. „Triton“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Sitzung jeden 1. und 3. Freitag im Monat, abends 9 Uhr. Vereinslokal: „Gewerbe- verein“, Kuhstrasse. Briefadresse: Oberlehrer Ger- noth, Alexanderstrasse 19. Dresden. „Fauna“. Briefadresse: Georg Gerlach, Vorsitzender, Dresden 21, Niederwaldstrasse 37. Dresden. „Iclithyologische Gesellschaft“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Zusammenkünfte jeden Donnerstag. Vereinssitzung: alle 14 Tage Donnerstags, abends 9 Uhr, Hotel „Reichspost“, Annenstrasse, Dresden- A. (vis-ä-vis der Hauptpost.) Separate Vereinszimmer. Gäste willkommen. Brief- adresse : Hugo Bessner, Dresden-A., Arnoldstr. 1, III. 1) Aufnahme erfolgt nur auf Antrag! Weitere Vereinsadressen stets willkommen ! Auf besonderem Blatt! Ergänzungen, Aenderungen werden umgehend erbeten ! Dr. Wolterstorff. Dresden. „Wasserrose“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Vereinslokal : Restaurant Viktoria- haus, Seestrasse. Versammlung jeden 1. und 3. Sonnabend im Monat, an den dazwischen liegenden Sonnabenden zwanglose Zusammenkünfte. Brief- adresse: Paul Lehnert, 1. Vorsitzender, Dresden-A. 16, Wintergartenstrasse 57. Erfurt. „Aquarien- und Terrarienfreunde“. Ver- sammlungen jeden 1., 3. und 5. Freitag im Monat im Cafe Roland am Fischmarkt. Briefadresse : Fr. Schneider, Michaelisstr. 30. Gäste willkommen. Elberfeld. „Wasserrose“. Gesellschaft fiirAquarien- und Terrarienkunde. Vereinslokal: Hotel „Vier Jahreszeiten“. I. Vorsitzender: Wolfram Boecker, Barmen, Haspelerstrasse 7. Jeden 2. und 4. Freitag im Monat Versammlung um 9 Uhr. Gäste willkommen. Veränderte Adresse: Nürnberg. „Heros“, Gesellschaft für biologische Aquarien- und Terrarienkunde (E.V.). Gegründet 1898. Sitzungen am 1. und 3. Dienstag jeden Monats abends 8 Uhr. Vereinslokal: „Restauration Leissner“, Nadlergasse 27 (im Saal). Brief- adresse: Aug. Gruber, I Vorsitzender, Fürtherstr. 96. Tagesordnungen. Frankfurta.M. „Biologische GesellschaftfürAquarien- und Terrarienkunde“. Programm für Monat Mai: Dienstag, den 4. Mai 1909. Vortrag des Herrn Fraenkel: „Technisches für den Aquarien- und Terra- rienliebhaber“. Verkauf und Gratisverlosung von Wasserpflanzen. Sonntag, den 9. Mai 1909. Tümpeltour nach Ginnheim, 8 Uhr morgens. Treffpunkt: Miquel- strasse, Palmengarten. Dienstag, den 11. Mai 1909. Mikroskopische Darbietungen von Herrn R. Chmilewsky. Kunstformen der Natur. Sonntag, den 16. Mai 1909. Familienausflug nach dem Messeier Park. Abfahrt 810 Uhr ab Haupt- bahnhof. — Frühstück mitnehmen. Dienstag, den 18. Mai 1909. Literatur-Referate. Dienstag, den 25. Mai 1909. Diskussionsabend. Dienstag, den 1. Juni 1909. Die Sitzung fällt der Pfingstfeiertage wegen aus. Für den Anzeigenteil: Fritz Lehmanns Verlag, Stuttgart. — Verlag von Fritz Lehmann, Stuttgart. Druck der Verl ags b uchd r uckerei Otto Sautter, Stuttgart. Aquarium und Reptilienhaus des zoologischen Gartens zu Frankfurt a. M. Von Lorenz Müller -Mainz („Isis-München“). Mit sechs Aufnahmen vom Atelier Erna, Frankfurt a. M.-Höchst a. M. Mein Freund Dr. Fr an z Werner in Wien gehende Besprechung wohl verdienen; um so hat in Nr. 14 und 15 der „Lacerta“, Gratisbei- mehr, als sie sich nicht lediglich aus grossen läge zur „Wochenschrift für Aquarien- und „Schaustücken“ zusammensetzen, sondern Abb. 1. Burgruine auf dem Burgberg, unter welchem das Aquarium liegt. Terrarienkunde“, Jahrg. Y, die Beptilienhäuser der zoologischen Gärten von Basel, Paris und Wien, sowie den Reptilienbestand des Berliner Aquariums einer Besprechung unterzogen. Aehn- liche Institutionen anderer zoologischen Gärten, darunter auch die des Frankfurter, werden in dem Artikel nur kurz gestreift-. Nun wurde aber gerade in letztgenanntem Garten das erst vor wenigen Jahren erbaute Reptilienhaus durch einen Anbau erweitert und die Bestände an Reptilien und tropischen Süsswasserfischen auf eine solche Höhe gebracht, dass sie eine ein- auch sehr vieles in Frankfurt zu sehen ist, was sich für Aquarien und Terrarien des Lieb- habers eignet. Die beiden Reptilienhäuser, von denen das eine auch die tropischen Süsswasserfische be- herbergt, sind auf dem Seewasseraquarium (oder besser gesagt Kaltwasseraquarium) aufgebracht und bilden eine Einheit mit demselben. Ich will daher der Vollständigkeit wegen auch diese sehenswerte Anlage mitbehandeln. Vorerst ein kurzer Ueberblick über die Ent- stehungsgeschichte von Aquarium und Reptilien- 290 L. Müller: Aquarium und Reptilienhaus des zoologischen Gartens zu Frankfurt a. M. haus, die ich von meiner Vaterstadt Mainz aus ja recht gut erfolgen konnte. Ich erinnere mich noch sehr wohl, dass es eine Art Ereignis — nicht nur für Frankfurt, sondern auch für die Nach- barstädte — war, als im Sommer 1877 das Seewasseraquarium eröffnet wurde. Jung und Alt strömte hin und auch ich wurde von meinen Eltern nach Frankfurt mitgenommen, um die Wunder des Meeres zu bestaunen. Ich war damals noch sehr jung, aber ich erinnere mich noch heute des grossen Eindrucks, den die fremd- artige Lebewelt der See auf mich machte. Das Aquarium hatte schon seine heutige Gestalt. Es enthielt 14 grosse Becken, von welchen 12 Seewasserbecken waren. Zwei Behälter waren für Süsswasserfische reserviert. Jedes der Becken war 2.20 m tief und 2.80 m breit. Die Besetzung war schon damals eine ungemein reiche. Ich entsinne mich sogar, dass ich in den ersten Jahren seines Bestehens im Frankfurter Aquarium manche interessante Formen sah, die ich später nie mehr zu Gesicht bekam. Leider kam bald nach Eröffnung des Aqua- riums für den Frankfurter zoologischen Garten eine schlimme Zeit. Die Einnahmen erreichten nicht die erforderliche Höhe, es musste überall gespart werden und die Neubeschaffung der Tiere litt naturgemäss auch darunter. So ging das Aquarium nach und nach zurück und das anfangs so rege Interesse an demselben flaute merklich ab. Erst langsam konnte sich der zoologische Garten wieder emporarbeiten. Der Palmengarten machte dem Besuch des zoologischen auch starke Konkurrenz, die Geldaristokratie Frankfurts be- vorzugte ihn als Treffpunkt, und das übrige Publikum — machte es einfach nach.1) Noch heute ist der Palmengarten der bevorzugtere, und die tausendfach gemachte Beobachtung, dass die Leute eine derartige öffentliche Anlage nicht besuchen, um etwas zu sehen, sondern vielmehr um selbst gesehen zu werden, kann man dort stets von neuem machen. Indes hat das Interesse an den Naturwissen- schaften mit den neunziger Jahren ganz rapid zugenommen und diese Zunahme des Interesses hat sehr günstig auf den Besuch eingewirkt. Dann aber stellt der stetig zunehmende Fremden- strom, der alljährlich durch Frankfurt flutet, ein ganz beträchtliches Kontingent von Be- suchern, so dass der Garten sich wieder in kräftigster Vorwärtsentwicklung befindet. Zeuge davon sind denn auch das Wiederaufblühen des Aquariums und dieNeuanlage der Reptilienhäuser. Nun noch ein Wort über die allmähliche Entstehung der Sammlung lebender Reptilien und Amphibien. Die Uranfänge fallen mit der Eröffnung des Aquariums zusammen, insofern, als in demselben, in der Mitte des Zuschauer- raums, damals zwei grosse Aquarien aufgestellt waren, die japanische Riesensalamander ent- hielten und ferner eines der grossen Seewasser- becken eine Anzahl von Seeschildkröten beher- bergte. Später waren dann auch meist Alligatoren im Garten zu sehen, die aber keinen ständigen Wohnsitz hatten, sondern bald da, bald dort untergebracht wurden. *) Ich kann das nur bestätigen! Dr. Wolterstorff. Abb. 2. Altes Reptilienhaus. L. Lantz: Aus Westkaukasien. 291 Die eigentlichen Anfänge der Reptilienschau- stellung fallen ins Jahr 1890, in welchem unter dem Direktor Haaclce eine Anzahl von Terrarien im Affenhause zur Aufstellung gelangten. An- fangs waren meist nur südeuropäische und ein- heimische Tiere zu sehen, als aber nach Anlage eines Heiztisches die Möglichkeit gegeben war, auch wärmebedürftige Tiere zu halten, wuchs die Anzahl der Arten ganz bedeutend, und ich erinnere mich, manch interessantes Tier, z. B. einmal eine ganze Anzahl von Brückenechsen (Sphenodon punctatus) dort gesehen zu haben. Auch ein paar prächtige, erwachsene Stücke von Alligator sinensis lebten eine Zeitlang in den Räumen des Affenhauses. x) Auf die Dauer erwies sich aber das Halten von Reptilien in dem relativ licht- und sonnen- losen Affenhaus als unzweckmässig und man ging daran, ein eigenes Reptilienhaus zu erbauen. Dies entstand im Jahre 1904 in Form eiues Glashauses, das auf dem Aquarium aufgebaut wurde. In diesem Raum war anfänglich alles untergebracht. Bei dem stetig anwachsenden Tierbestand aber erwies sich diese Anlage bald zu klein, namentlich als bei dem sich stetig mehrenden Besuche des mit dem Reptilienhaus vereinigten Aquariums sich das Bedürfnis heraus- stellte, auch grosse Schaustücke dem Publikum vorzuführen. So wurde denn auf Vorschlag des neuen Direktors Herrn Dr. Priemei, der auf den langjährigen Leiter des zoologischen Gartens Herrn Dr. Seitz, gefolgt war, neben dem alten Reptilienhaus ein zweites, grösseres angebaut, das zur Aufnahme der Krokodile und Riesen- ]) Ich führte im Winter 1890/91 die „Oberaufsicht“ über diese Tierchen' Leider war der Raum — trotz ständiger Heizung — ganz ungenügend. Auf den Ge- danken, die Wasserbecken durch Unterstellen von Lampen zu erwärmen, kam ich damals nicht. Wohl aber legte ich damals bereits Herrn Direktor Haacke die dringende Notwendigkeit der Erbauung eines sonnigen, warmen Reptilienhauses dar, ein Plan, der damals, wie erwähnt, aus pekuniären Gründen ver- tagt werden musste. Dr. Wolterstorff. schlangen, sowie der tropischen Süsswasserfisch- anlage bestimmt war. Im Sommer vorigen Jahres wurde dieser Neubau eröffnet. Die Anlage ist in ihrer Gesamtheit nunmehr eine der grössten, vielleicht die grösste des Kontinents und dürfte sich bei dem grossen Interesse, das der jetzige Direktor gerade dieser Abteilung des Gartens entgegenbringt, noch immerfort vervollkommnen. (Schluss folgt.) Aus Westkaukasien. Mit drei Originalaufnahmen. Von Chemiker L. Lantz, Moskau. Kaukasien, dieses in so vielen Beziehungen hochinteressante Land, bietet auch dem reptilien- kundigen Wanderer unendlich Vieles und Eigen- artiges. Wie dort die Bodenbeschaffenheit und das Klima sehr abwechslungsreich sind, so vari- ieren dementsprechend auch Fauna und Flora ungemein von einem Orte zum anderen, wodurch der Artenreichtum Kaukasiens als Ganzes sich erklärt. Und dabei sind die Reptilien in statt- licher Artenzahl vertreten, die Amphibien zwar mit weniger Arten, unter denen aber einige desto bemerkenswerter sind (erwähnt seien nur Salamandra caucasia Waga und Peladytes cau- casicus Blgri). Hier möchte ich nur einiges über meine Fangergebnisse in Westkaukasien, nebst daran geknüpften Beobachtungen berichten, wobei natürlich, da es sich nur um Resultate einiger weniger im Mai 1908 dort verbrachten Tage handelt, kein ausführliches Bild der dortigen Kriechtierfauna herauskommen kann. Auf den westlichen Abhängen des Kaukasus bedeckt der imposante, charakteristische pontische Wald weite Gebiete. Mächtige Eichen, Weiss- und Rotbuchen, Eschen, Kastanien- und Nuss- bäume bilden das Laubdach, unter welchem be- mooster, mehrere Meter hoher Buchsbaum, Kirschlorbeer, Stechpalme, auf grünem Moos- teppich üppig wuchern ; zuweilen schimmert Abb. 1. Lacerta agilis L., var. exigua Eidiw. / Suchum-Kale 1908. Aufnahme von L. Lantz, Moskau. 292 L. Lantz: Aus Westkaukasien. zwischen jenem satten Grün das leuchtende Gelb eines blühenden Azaleenstrauches, oder die violetten Blüten des pontischen Rhododen- drons; dornbewehrte Schlingpflanzen und riesige Efeuranken verstricken das Ganze zu fast un- durchdringlichem Gewirr. Es war in der Um- gegend von Suchum-Kale, wo es mir vergönnt war, diesen Wald in seiner ganzen Erhabenheit zu bewundern. Höher im Gebirge verändert sich das Bild, indem ein Teil der Laubbäume allmählich Nadelhölzern Platz macht, unter welchen die Nordmanntanne durch seine Schön- heit hervorragt. Diese geschilderte Ueppigkeit im Pflanzen- wuchse entspricht einem feuchten und, wenig- stens am Eusse der Berge, ziemlich warmen Klima. Demzufolge können an diesen auch nur solche Arten gedeihen, die eines mehr oder weniger grossen Feuchtigkeits-Grades zu ihrem Fortkommen be- dürfen. Als Bewohner des dich- testen W aldes fand ich dort nur Bergeidechse ( Lacerta vivipara Jacqu .), Blind- schleiche ( Anguis fragilis L.) und gemeine Kröte (Bitfo vulgaris Laur), von letzterer Art riesige, zirka 15 cm lange Weibchen, nebst viel kleineren Männ- chen. In einem kleinen, den Wald durchfliessenden Bach befand sich ein solches ungleiches Paar in Kopula. An eben- demselben Bachrande erbeutete ich eine kleine Würfelnatter ( Tropidonotus tcssel latus Laur.). Uebrigens war das Suchen im dortigen Walde stellenweise nichts weniger als angenehm ge- stört durch den ganz infernalen, penetranten Geruch, den gewisse, zu den Chilognathen oder Zweipaarfüssler gehörige Tausendfiissler ver- breiteten. Diese Tiere leben in Moos und unter Steinen und reagieren auf die leiseste Berührung in obenerwähnter Weise. Dass dieses Abwehr- mittel gegen kleinere Tiere von Wirkung ist, zeigte sich dadurch, dass einige grosse Käfer, die lebend mit den Tausendfüsslern in ein Glas gesperrt wurden, binnen kurzer Zeit umkamen. Ein anderer, viel sympathischerer Waldes- bewohner aus der Abteilung der Gliederfüssler ist der prächtige, gegen 6 cm lange Laufkäfer Procerus caucasicus Adams, dessen blauscliillern- des Panzerkleid jedem feuchten Terrarium zur Zierde gereichen würde. Ich hielt ein Exemplar dieser Art, nebst einem etwas kleineren, aber nicht minder schönen Procerus aus der Krim, mit einer der obenerwähnten Biesenkröten zu- sammen. Längere Zeit war Frieden im Hause, bis aber eines schönen Tages die beiden wehr- haften Gesellen, deren Analdrüsensekretion auf menschlicher Haut schmerzhaftes Brennen ver- ursacht, von der Kröte verschlungen wurden! Ausserhalb des Waldes, an besonnten Hecken und Gestrüpp, trat die Zauneidechse in ihrer dortigen Varietät (. Lacerta agilis L. var. exigua Eichw .) ziemlich zahlreich auf; nachts hörte man das liebliche Gequake des Laubfrosches von Tümpeln und Bächen erschallen, deren ständiger Bewohner aber der See- frosch ( Rana ridibunda Pall) war. Einen weiteren Ein- blick in Westkaukasiens Fauna konnte ich, unge- fähr 300 km weiter nord- westlich, in der nächsten Umgebung der Stadt Noworossiisk , gewinnen. Dortselbst ist vom üppigen pontischen AVald nichts mehr zu sehen, nur im Tale findet sich von Wiesen durchkreuzte Waldung in sumpfigem Gelände. Zu beiden Seiten desselben liegen öde, mit Gestrüpp spärlich bewachsene Hügel, die letzten nord- westlichen Ausläufer des Kaukasus. Auf diesen letzteren waren rein trocken- heitsliebende Formen zu erwarten. Und in der Tat, ich fand hier eine stattliche kaspische Zorn- natter ( Zamenis gemoncnsis Laur. var. Caspius Iwan), eine hübsche Smaragdeidechse und unter Steinen nebst zahlreichen Scolopendren, einige Wechselkröten {Bufo viridis Laur). Diese sind in Kaukasien, wie an der Krim, an trockenen, sonnigen Orten häufig; in der Umgegend von Tiflis kann man sie zahlreich an den Fundstellen der kaukasischen Agame finden! Allerdings dürften sie sich im Sommer an kühlere Orte zurückziehen. Die von mir erbeutete Smaragdeidechse, ein Männchen, ist einfarbig grün, mit blauer Kehle, ohne jede Zeichnung und Punktierung. In Abb. 2. Rana agilis Thom. Natürliche Grösse. Novorossiisk 1908. Aufnahme von L. Lantz, Moskau. L. Lantz: Aus Westkaukasien. 293 Transkaukasien ist sonst die var. strigata Eichw ., gekennzeichnet durch drei bis fünf, besonders bei jüngeren Stücken ausgeprägte belle Längs- linien anf dem Rücken, allgemein verbreitet, während die typische Form fehlt. Vielleicht ist auch mein Exemplar jener Varietät zuzu- schreiben, indem die Längslinien bei ihm im Laufe der Zeit ganz verschwunden sind. Das sumpfige Talgelände lieferte reichere Beute, darunter auch solche Formen, die mir in Suchum-Kale schon begegnet waren. Auch hier tönte vom Wasser her das Gelächter des Seefroschs. Höhnisch klingt er dem entgegen, der, ihm Gefangenschaft oder jähen Tod er- sinnend, herannaht, denn nur zu oft kann er mit leeren Händen weiterziehen. Ein kleiner Tümpel, auf den mich einige Knaben, die mir beim Fange zugesehen, an- wiesen, beherbergte eine interessante Varietät des Teichmolches ( Triton vulgaris Li). Die v., Flucht zu entrinnen. Auf derselben Wiese er- >rs beutete ich zwei Springfrösche ( Rana agilis Thomi1) 5s- und ein Paar Zauneidechsen derselben Varietät, et, wie die vom Suchum-Kale. Da dieses hübsche ht Tier manchem Leser weniger bekannt sein ;u- dürfte, so sei es mir gestattet, hier etwas aus- im führlicher auf dasselbe einzugehen. Die südrussische Zauneidechse {Lacerta agilis re L. var. exigua Eichivl) unterscheidet sich von der fir typischen durch schlankeren Körperbau, den ch gewölbten, weniger scharf pyramidalen Kopf, es besonders aber durch die Beschuppung. Die in, Bückenschilder sind nämlich bedeutend kleiner ;r- und kürzer wie bei typica, mit kaum hervor- er tretenden Leisten. Nach den Seiten zu ver- breitern sie sich nur wenig. Um das Anale befin- ge den sich zwei Halbkreise von Schuppen, während ,n- die typische Form deren nur einen aufweist. :ät Erwachsene Männchen sind oberseits gänz- )ie lieh leuchtend smaragdgrün, meist ohne, oder Abb. 3. Lacerta agilis Z.., var. exigua Eichw. $ Novorossisk 1908. Aufnahme von L Lantz, Moskau. Tiere sind klein , tragen einen nied- rigen , gezähnelten Rückenkamm und einen fadenförmigen Schwanzfortsatz !). Endlich notierte ich dort das Vorhanden- sein der europä- ischen Sumpfschild- kröte ( Einys orbicu- laris 1,1). Im üppigen Grün einer Waldwüese spazierten recht munter einige Exemplare der maurischen Schildkröte ( Testudo ibera Pall). Es war drollig anzusehen, wie sie, statt sich unter ihr schützendes Dach zurückzuziehen, sich die redlichste Mühe gaben, dem menschlichen Verfolger durch die ') Zusatz des Herausgebers. Die mir vor- liegenden vier vollbrünstigen, gut konservierten Exem- plare (2 £, 2 ?) sind nicht typisch! Ich vermag sie zurzeit bei keiner der mir genauer bekannten drei Unterarten (subsp. typica , meridionalis, graeca) unter- zubringen! Ihrer äusseren Erscheinung nach stehen sie zwischen der subsp. typica und meridionalis ; an erstere Unterart erinnert der relativ hohe, tief, aber zierlich gezackte (gezähnelte) Rücken- und Schwanz- kamm, an meridionalis der zugespitzte Schwanzfaden (der aber ausnahmsweise auch bei typica vorkommt), und der Besitz von zwei schwach aber deutlich aus- gebildeten Seitenkämmen am Rücken der Fragen und Antworten Es wurde vor einigen Tagen in meinem Verein die Frage aufgeworfen, ob bei den Tritonen die Be- fruchtung des Weibchens auch für das folgende Jahr noch Wirkung hat, oder ob die Weibchen vor jeder einzelnen Laichperiode frische Spermatophoren auf- nehmen müssen, um befruchtete Eier abzulegen. — Ich erhielt beispielsweise gestern zwei frisch gefangene Weibchen von Triton cristatus und haben diese heute schon eine Menge Eier abgesetzt, ja sogar auf dem Transport aus dem Vereinslokal in meine Wohnung, bezw. während ihres Aufenthaltes in einem kleinen zirka 10 cm (Durchmesser) breiten Glasbüchschen, fand ich an einer darin befindlichen Elodearanke eine Anzahl Eier. Gibt es Kennzeichen, ob die Eier be- fruchtet sind? C. W„ Halle a. S., 21. IV. 09. Antwort: Die in Rede stehenden Kammmolch- weibchen waren selbstredend schon im Freien — dies Jahr — befruchtet. Beginnt doch die Brunft unserer heimischen Tritonen bei halbwegs günstiger Witterung schon im März, spätestens April. Französische Marmor- molchweibchen ( Triton marmoratus), welche ich im März erhielt, legten stets noch auf dem Transport, im Moos und nach der Ankunft im Aquarium Eier ab, von welchen sich ein grosser Teil entwickelte, ohne Zutun der Männchen, welche, durch den langen Transport meist geschwächt, in der Regel bald ihr herrliches Hochzeitskleid einbüssten. Im übrigen hält einmalige Befruchtung mit Sicherheit sechs, selbst zwölf Wochen vor; unter Umständen gelangen ein- zelne Eier sogar, ein Jahr nach der Befruchtung ab- gelegt, noch zur Entwicklung. Doch ist dies Aus- nahmefall und nicht verbürgt. Bei mir verpilzten „überjährige“, überreife Eier stets. — Befruchtete und unbefruchtete Eier lassen sich anfangs nie unter- scheiden, aber binnen 5 — 10 Tagen verpilzen letztere stets! Dr. Wolterstorff. Für die Schriftleitung verantwortlich : In Deutschland: Dr. W. Wolterstorff, Magdeburg-Sudenburg; in Oesterreich: Dr. P. Kämmerer, Wien 11/2. Zur Beachtung! Die besten Tage zur Einsendung der Vereinsberichte für die nächstfolgende Nummer sind Donnerstag, Freitag, Sonnabend. Alle an diesen Tagen eingehenden Berichte werden sorgfältig durchgesehen und unterliegen einer ersten, oft auch einer zweiten Korrektur! Beispielsweise werden Berichte , die mir am Freitag, den 16. April zugehen , am Dienstag, den 27. April pünktlich und korrigiert erscheinen. In solchen Fällen ist atidi Korrektur durch den Verfasser möglich und bedarf es sodann nur eines entsprechenden Vermerks (mit Adressenangabe) am Kopfe des Berichts. — Alle später, bis Dienstag, eingehenden Berichte werden gleichfalls pitnktlidi zur Druckerei befördert, hier kann aber weder für Korrektur noch sofortigen Abdruck garantiert werden. Kurze Beridite, die ich Mittwochs erhalte, können ausnahmsweise noch am nächsten Dienstag erscheinen. Für eilige Tagesordnungen usw., die direkt an die Druckerei gehen müssen (siehe Inserat!) ist Schluss der Annahme Donnerstag früh oder mittags, spätere Einsendung ist zwecklos / Dr. Wolterstorff, Magdeburg S., Hellestrasse 2a. Vereins-Nachrichten Unter alleiniger Verantwortung der Herren Einsender. Berlin. ,, Triton“ E. V. Bericht über die 17. ordentliche Sitzung am Freitag, den 20. Februar 1909. Die Sitzung findet diesmal in einem von Neumann’s Festsälen statt, da unser Vereinslokal für den zu er- wartenden Besuch sich als zu klein zu erweisen schien. Tatsächlich übertraf die Beteiligung alle unsere Er- wartungen; zahlreiche Freunde des „Triton“ und viele Mitglieder der übrigen Berliner Aquarien- und Terrarien- vereine sind erschienen. Den Hauptteil des Abends bildet ein Vortrag: „Eine Reise um den Erdball in hundert Bildern“, in welchem uns neben einer fesseln- den Reisebeschreibung eine grosse Zahl hübsch aus- geführter Lichtbilder vor Augen geführt werden. Hieran schliesst sich ein geselliges Zusammensein, welches 302 Vereins-Nachrichten. den Liebhabern noch reichlich Gelegenheit zum Aus- tausch von Gedanken und Erfahrungen gibt. Bericht über die 18. ordentliche Sitzung am Freitag, den 12. März 1909. Der erste Vorsitzende macht die Versammlung mit dem Ableben unseres langjährigen Mitgliedes, des Herrn J. Jaspers, Schuldirektors in Amsterdam, be- kannt. Die Versammlung ehrt das Andenken des Verstorbenen durch Erheben von den Plätzen. Unser liebes Mitglied Herr Gottschlag hat den plötzlichen Tod einer hoffnungsvollen Tochter zu beklagen. Der „Triton“ hatte sein Beileid durch Ueberreichen eines Kranzes kundgegeben ; Herr Gottschlag lässt für diese Kundgebung seinen Dank aussprechen. — Herr Franke vom „Wasserstern“-Charlottenburg, stellt Photogra- phien seiner Süsswasserschwämme (siehe Bericht über die 14. Sitzung) dem „Triton“ zur Verfügung, wofür ihm bestens gedankt sei. — Verein „Nymphaea alba-Berlin“ teilt uns das Ergebnis seiner Vorstandswahl mit, wo- von dankend Kenntnis genommen wird; seine weiteren Meinungsäusserungen, die sich mit der Schleierfisch- frage beschäftigen, sind dem Vorsitzenden des „Aus- schusses der Berliner Aquarien- und Terrarienvereine“ übergeben worden und werden dort zur Beratung gelangen. — Herr Lindstädt führt uns hierauf den von ihm hergestellten und in den Handel gebrachten Blaubrenner „Gnom“ in Tätigkeit vor. Es ist dies ein in kleinem Massstabe ausgeführter Bunsenbrenner mit Kleinsteller; die Idee desselben ist also nicht neu. Jedoch ist die Ausführung eine sehr sorgfältige, die Verbrennung des Gases erfolgt sehr vollkommen, wodurch eine volle Ausnützung der Heizkraft erzielt wird; die Flamme kann in jede beliebige Höhe ge- stellt werden. Als ein wichtiger Punkt ist hervor- zuheben, dass die Flamme auch bei äusserster Klein- stellung nie Zurückschlagen kann. Dieser letztere Vorzug ist nicht gering anzuschlagen, denn der grösste Teil aller im Handel befindlichen Gasbrenner ist noch nicht gegen dieses Zurückschlagen der Flamme ge- schützt, wodurch neben starker Abnutzung des Brenners eine unvollkommene Verbrennung des Leuchtgases und die Bildung des sehr übelriechenden und Kopf- schmerzen verursachenden Acetylens erfolgt. Auch die durch Herrn Mazatis vorgezeigten, von den Herren Kindel & Stössel in den Handel gebrachten Blau- brenner, die im übrigen ganz ähnliche Konstruktion aufweisen, konnten sich dieses Vorzugs nicht rühmen. Herr Lindstädt hatte die Güte, zwei der Brenner dem „Triton“ als Geschenk zu überweisen, so dass wir Gelegenheit haben, die Wirkungsweise derselben selbst auszuprobieren. Herrn Lindstädt sei hiermit der Dank des „Triton“ ausgesprochen. — Lebhaftes Interesse erregt ein Schreiben unseres langjährigen Mitgliedes des Herrn Wabnitz-Mühlhausen i. E. ; wir hoffen die darin ausgesprochenen Gedanken eines begeisterten Liebhabers zur Veröffentlichung bringen zu können und wollen daher an dieser Stelle nicht näher darauf eingehen. — Mehrere andere Zuschriften und An- fragen gelangen zur ausführlichen Besprechung und Beratung, die Ergebnisse werden den betreffenden Einsendern mitgeteilt werden. — Den Schluss bildet eine Gratisverlosung und Versteigerung verschiedener Fische aus unserer Versandabteilung. Der Vorstand. Breslan. „Protens“ E. V. Gegründet 1908. Aus der Sitzung vom 27. April 1909. Heute fand unsere ordentliche Mitgliederversamm- lung (= Generalversammlung) statt, zugleich die erste seit dem Bestehen des jungen Vereins. Aus dem Jahresbericht, den der Vorsitzende erstattete, heben wir folgendes hervor: Sieben Herren haben den Verein gegründet und nach Jahresfrist hat sich die Zahl ver- vierfacht. Dabei üben wir aus wohlerwogenen Gründen keinerlei Druck auf solche Liebhaber, die bei uns als Gäste erscheinen, aus, sondern sehen es im Gegen- teil gern, wenn sich jeder erst durch öfteren Be- such der Vereinsabende mit unseren Gepflogenheiten bekannt macht. Wir haben aber auch versucht, mit anderen Vereinen Fühlung zu gewinnen und sind zu diesem Zwecke nicht nur mit der hiesigen „Ver- einigung“, sondern auch mit verschiedenen auswärti- gen Vereinen in ein Freundschaftsverhältnis getreten, derart, dass wir uns gegenseitig gefällig sind, wechsel- seitig Präparate und Meinungen austauschen und auch einen persönlichen Verkehr anzubahnen suchen. Unsere Vereinsarbeit war nach innen und aussen ge- richtet. Den Schwerpunkt legten wir in die Ausge- staltung unserer Sitzungsabende und sorgten dafür, dass jedesmal ein kleiner Vortrag oder eine Demon- stration stattfand, an die sich dann anregende Dis- kussionen anschlossen. Zu uns soll niemand ver- geblich kommen, sondern jeder Zuhörer soll mit dem Be- wusstsein nach Hause gehen, etwas Neues gesehen oder gehört zu haben. Von den Vortragsthemen heben wir folgende hervor: 1. Welches Studium und welche prak- tische Erfahrungen gehören dazu, um Fischkrankheiten oder Krankheiten von Terrarien tieren am lebenden oder toten Material beurteilen zu können? 2. Anatomie und Physiologie der Fische. 3. Anatomie der Süss- wassermuscheln. 4. Anatomie des Süsswasserkrebses. 5. Brutpflegende Baumfrösche. 6. Ueber den Pflanzen- schlaf. 7. Ueber die Ausstellung in Görlitz. 8. Ein- drücke von der Ausstellung der Händler in Berlin. 9. Neu eingeführte Terrarienpflanzen. 10. Praktische Aufstellung von Aquarien. 11. Heizeinrichtungen. 12. Blattläuse und ihr Verhältnis zu den Ameisen. 13. Das Urwaldterrarium. 14. Tätigkeit des Aquatikers in den Herbstmonaten. 15. Das' Laichgeschäft des Chanchito. 16. Neue Heizanlagen. 17. Eine feuer- los heizbare Transportkanne. 18. Moderne Teichwirt- schaft. 19. Wärmer und Wärmemesser. 20. Ueber Daphnienzucht. 21. Die Warmbadmethode zum Treiben der Pflanzen. 22. Die lebendgebährenden Zahnkarpfen. 23. Die eierlegenden Zahnkarpfen mit besonderer Be- rücksichtigung des Haplodiilus chaperi. 24. Zucht und Pflege der Girardinus -, Gambusia-, und Poecilia- Arten. 25. Pfropfung bei Pflanzen und Tieren. 26. Die Lötar- beiten des Aquatikers. 27. Die Atmung der Tiere. 28. Die Bewegung der Tiere. 29. Die Fortbewegung der Wassertiere. 30. Ueber Naturdenkmalpflege. — Vom März d. Js. haben wir unsere Protokolle dahin erweitert, dass wir in kurzen Zwischenräumen „ Worterkär ungen“ bringen, die überall freudig begrüsst wurden. In der „Wochenschrift“ erscheinen dieselben am Schluss unserer Vereinsnachrichten, in den „Blättern“ im redaktionellen Teil unter „Kleine Mitteilungen“. — Auf Anregung des Herrn Musshoff, haben wir uns auch des Stiefkindes der Aquarienkunde, der See- wasseraquatik, in letzter Zeit angenommen, so dass schon ein Drittel unserer Mitglieder sich mit diesem Zweige befasst. — Nach aussen hin entwickelten wir eine fleissige Werbetätigkeit durch öffentliche Vorträge mit Gratisverlosungen und durch öffentlich bekannt gege- bene Auskunftstellen, wo jedermann sich kostenlos Rat holen kann. Die Ausstellung von Schauaquarien und ■terrarien in geeigneten Geschäften, sowie die Gründung einer Schülerabteilung sind in Vorbereitung. Unsere für alle Liebhaber eingerichtete Tierklinik, die kosten- los die Behandlung, beziehungsweise Sektion von Kleintieren übernimmt, wurde in ca. 40 Fällen be- nutzt und scheint sich immer mehr Vertrauen zu ge- winnen. Wegen der Ungunst der Witterung konnten im Berichtsjahr nur vier Ausflüge stattfinden. Wir wollen in diesem Jahr aber allmonatlich eine Exkursion veranstalten und Wert darauf legen, dass uhsere Lieb- haberphotographen ihre Kamera mitbringen, damit die so wichtigen Naturaufnahmen geübt werden können. Zum Schluss des Vereinsjahres wurde noch ein kost- barer Lichtbilderapparat angeschafft, der nicht nur zu Werbevorträgen, sondern auch an den Sitzungs- abenden fleissig in Gebrauch genommen werden soll. — Die Rechenschaftsablegung des Kassierers und der Bericht der Kassenprüfer gestaltete sich zu einer Dankes- und V ertrauenskundgebung für unseren Herrn Neubarth, der zu unserem grossen Leidwesen von vornherein erklärte, dass er eine eventuelle Wieder- wahl bestimmt wegen Ueberhäufung mit Berufsge- schäften ablehne. Seine letzte Tat war aber noch ein kleines verwaltungstechnisches Meisterstück, da er uns trotz der enormen Ausgaben des ersten Jahres Vereins-Nachrichten. — Ausstellungskalender. 303 noch einen Ueberschuss abliefern konnte! — Die Vor- standswahl hatte folgendes Ergebnis: 1. Vorsitzender: Dr. Deupser. 2. 1. Schriftführer: Herr Kreisel. 3. II. Schrift- führer: Herr Sindermann. 4. Schatzmeister:^ Herr Wasner. 5. Beisitzer: Herr Musshoff. Zu Kassen- prüfern wurden gewählt die Herren Sauer und Klielim. — Von den Anträgen „ Kreisel “ wurde wegen Zeit- mangel nur über den ersten, betreffend Aenderung der Vereinsfirma, verhandelt. Es wurde „einstimmig“ beschlossen: „Die Vereinsfirma soll unter Ausschaltung des Namens , Proteus1, dahin geändert werden, dass sie sich von derjenigen des ,Aeltesten Breslauer1 deut- lich1 unterscheidet. Der Vorstand wird beauftragt, in einer innerhalb eines Monats einzuberufenden ausserordentlichen Mitgliederversammlung Vorschläge zu machen.“1) — Der Dringlichkeitsantrag Deupser: „In den Satzungen klar auszudrücken, dass wir die Bestrebungen für die Naturdenkmalpfiege in unser Arbeitsgebiet mit aufgenommen haben,“ wird debatte- los genehmigt. § 2 unserer Satzungen wird nun also den Zusatz d) erhalten: Der Verein bezweckt: a,b,c, dl Die Förderung der Naturdenkmalpflege, insbesondere unserer heimischen Tier- und Pflanzenwelt.2) Dr. Deupser, Deutsch-Lissa. Charlottenburg. „Wasserstern“. Aquarien- und Terrarienverein, veranstaltet am Himmeltahrtstag eine Tümpelfahrt nach Dallgow-Döberitz. Abfahrt früh 724 Uhr ab Stadtbahnhof Charlottenburg; 727 Uhr ab Berlin (Lehrter Hauptbahnhof). Fahrkarten sind nach Seegefeld zu lösen. Für Nachzügler Treff- punkt im Gasthof „Deutscher Reichsadler“, dicht am Bahnhof Seegefeld. Gäste sind herzlich willkommen. Um rege Beteiligung bittet Der Vorstand. I. A.: Franke, Schriftführer. Die Versammlung am 19. Mai fällt wegen der Tümpelfahrt aus. Nächste Versammlung am 2. Juni. Elberfeld. „Wasserrose“. Sitzung vom 30. April. Die Eingänge wurden erledigt. Herr Katona sprach an Hand“ einer Anzahl Modelle, welche für die verschiedensten Heizsysteme eingerichtet waren, über die Blaubrenner der Firma Kindel & Stössel. Die- selben funktionierten auch bei kleinster Flamme tadel- los, schlagen niemals zurück und brennen äusserst sparsam. Redner hatte an seiner Gasuhr festgestellt, dass ein Brenner bei einer 2 — 3 cm hohen Flamme innerhalb 24 Stunden für zirka l1/» Pfennig Gas ver- braucht hatte, bei dem hierorts üblichen Preis von 10 Pfennig für 1 cbm. — Beim Punkt Ausstellungs- angelegenheiten wurde ein dritter von unserem Mit- glied Kleinbroich hergestellter, äusserst packend ge- zeichneter Entwurf vorgezeigt, der vollen Beifall fand. Es wird Offerte eingeholt werden und hoffen wir nun, in dieser Beziehung ans Ziel unserer Wünsche ge- langt zu sein, da sich die Herstellungskosten be- deutend billiger stellen werden, wie für die beiden ersten Entwürfe. — Freudigen Beifall weckte die Mitteilung, dass uns die zur Ausstellung nötigen Böcke und Bretter kostenlos zur Verfügung gestellt worden sind. — Es wurde noch beschlossen, 50 Glasbecken für Ausstellungszwecke bei einem Mitglied in Auftrag zu geben. Ferner soll die Stadt jetzt um einen Zu- schuss zur Ausstellung angegangeu werden. Am 22. Mai findet unser erster diesjähriger öffentlicher Vortrag im grossen Saal unseres Vereinslokales statt. Thema: „Der Makropode und seine Zucht“, Beginn 9 Uhr. Die Mitglieder werden schon jetzt um pünkt- liches und vollzähliges Erscheinen gebeten. Damen willkommen. ’) Wir begrüssen diesen einstimmigen Beschluss, der die steten Differenzen unter den Breslauer Liebhabern endgültig begraben diirfie, mit aufrichtiger Freude! Dr. Wolterstorff, 2) Mit diesem Beschluss kommt der neue „Proteus“ als erster unseren in der „Wochenschrift“ dargelegten Wünschen, die Pflege der Natur- denkmäler auch offiziell in das Programm der Vereine für Aquarien- und Terrarienkunde aufzunehmen, nach. Möchten sich noch recht viele anschliessen! Dr. Wolterstorff. Frankfurt a.M. „Biologische Gesellschaft für Aquarien- und Terrarienkunde“. In der Sitzung vom 6. April berichtete Herr Chmilewsky in interessanter Weise über „Giftige Fische11. Am 20. April hielt Herr Posauner einen Vortrag über das Thema: „Bepflanzung und Boden- grund der Aquarien“. Herr Posauner hat mehrere Jahre hindurch umfangreiche Versuche mit verschie- denen Bodenmischungen im Aquarium unternommen. Augenblicklich ist eine Sendung Torf aus Harburg bei Hamburg, bei ihm eingetroffen. Auch dieser Torf soll mit erdigen Bestandteilen gemengt und auspro- biert werden. Diamantbarsche (Zuchtpaare), Danios, Gambusen usw. wurden verlost. Herr Fraenkel zeigte einen 57 cm langen Wurm vor, den man im Volksmund gewöhnlich Wasserkalb nennt. Dieser Wurm wurde von Herrn Gross gefangen. Herr Stridde berichtete, dass dieser Wurm Gordius aquaticus heisst, auch wohl Saitenwurm genannt wird, und zu den Nematoden (Fadenwürmer) gehört. Er findet sich hin und wieder in flachen Bächen am Boden oder zwischen Wasser- pflanzen. Diese Würmer können sogar eine Länge von 80 cm erreichen. Die Embryonen, die sich aus den Gordiuseiern entwickeln, sind Schmarotzer von geringer Grösse, während der vollkommene Wurm freilebt. Die winzig kleinen Embryonen bahnen sich mit einem Rüssel, der mit einem Hakenkranze um- geben ist, grösstenteils in Insektenlarven, z. B. in Chironomuslarven, Ephemeriden usw. ein und ver- kapseln sich hier. Wasserkäfer oder andere räube- rische Wasserinsekten, die solche mit Gordiuskapseln behafteten Insektenlarven fressen, bringen in ihrem Innern den Saitenwurm zur Entwicklung. Der Wurm schlüpft dann freiwillig aus dem Hinterleib des Käfers aus. — Dem „Kosmos“ wurden 40 Mark freiwillige Bei- träge zur Erhaltung eines Naturparkes in den Alpen vom Vereine überwiesen. — Aus den „Blättern“ wurde ein Artikel, der einen Tag aus dem Leben eines Raub- händlers schildert, verlesen. Man bedauerte tief, dass solches Unwesen, wie es der Bericht schildert, vor- kommt. — Von der Firma Zweifel in Gelnhausen sollen zur nächsten Verlosung Wasserpflanzen be- zogen werden. Fritz Fraenkel, Schriftführer. Hohenstein-Ernsttkal i. S. „Sagiltaria“. Verein der Naturfreunde. Vereinsversammlung am 27. April im Vereinslokal zur „Garküche“. Vortrag des Herrn Emil Mende über „Ent- stehung der Tier- und Pflanzenwelt von der Urzeit bis jetzt“. Der Vortrag war sehr interessant, schilderte doch der Herr Redner in sehr verständlicher Weise den Werdegang der Tier- und Pflanzenwelt, periodenweise geordnet nach den verschiedenen Arten und Gattungen. Der Vortrag war sehr sorgfältig ausgearbeitet und fand bei der gutbesuchten Versammlung reichen Bei- fall. Nach dem Vortrag fand noch lebhafter Austausch des Gehörten, sowie Aussprache unter Aquarien- und Terrarienfreunden statt. — Nächste Versammlung am 11. Mai. A. Ausstellungskalender Steht den verehrlichen Vereinen kostenlos zur Verfügung. Alle näheren Angaben sind natürlich in den Inseratenteil zu verweisen 1 Elberfeld. „Wasserrose“. Vom 17.— 26 Juli 1909 im „Weissen Saal“ der Stadthalle, Johannisberg. Hamburg. „Rossmässler“. 22.-29. August, in „Ham- monia“, Besenbinderhof. Stuttgart. „Verein der Aquarien- und Terrarien- freunde“. 11. — 19. September. „Gewerbehalle“. 304 Vereins-Nachrichten. Adressentafel der Vereine.1) Frankfurt a. Main. „Biologische Gesellschaft“ für Aquarien- und Terrarienkunde. Vereinslokal: West- endgarten, Taunusstrasse 1. Sitzungen: Jeden Sams- tag, abends 9 Uhr Jeden ersten Samstag im Monat Vortrag nebst Gratisverlosung. Auskunft über Tier- und Pflanzenflege usw. an jedermann. Briefadresse: Stridde, 1. Vorsitzender, Habsburger Allee 24. Fürth. (Bayern.) Gesellschaft „Iris“. Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Gegründet 1903. Vereinslokal : Gasthof „Zum schwarzen Kreuz“, Königsstrasse. Vereinssitzungen jeden 2. und 4. Dienstag im Monat, abends Uhr. Gäste stets willkommen. Briefadresse: Georg Herrmann, Vor- stand, Theaterstrasse 9. Preislisten erwünscht. Görlitz. „Aquarium“. Vereinslokal: Beckers Restau- rant, Jakobstrasse 29. Sitzungen alle 14 Tage und zwar Freitag, 9 Uhr abends. An den dazwischen liegenden Freitagen: Vorstandssitzung. Briefadresse: Dr. Finster. Vorsitzender, Hospitalstrasse 31. Graz (Steiermark). „Neptun“. Vereinsheim: Körens Weinstube, Kaiser Josef-Platz. Zusammenkunft jeden Freitagabend. Briefadresse: A. Meuth, Liebenau 161 bei Graz. Halle a. S. „Daphnia“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde (E. V). Vereinshaus: Dresdener Bier- halle am Kaulenberge. Sitzungen alle 14 Tage Frei- tags. Adresse: K Poenicke, Herderstrasse 12 1 Hamburg. „Humboldt“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde (E. V.). Vereinslokal: Grosse Allee 45. Halle a. S. „Hallischer Verein der Aquarien- und Terrarienliebhaber“. Gegründet den 9. März 1909. Vereinslokal: „Zum Aquarium“, Herrenstrasse 19. Sitzungen jeden 1. und 3. Dienstag im Monat Gäste stets willkommen. Gefl. Offerten an den I. Vor- sitzenden Herrn Robert Muff, Halle a. S., Schreiber- strasse 10, erbeten! Hamburg. „Ludwigia“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Vereinslokal: Haases Restaurant, Eimsbütteler Chaussee 17. Versammlungen jeden zweiten und vierten Dienstag im Monat. Gäste stets willkommen. Hamburg. „Salvinia“, Verein für Aquarien- und Ter- rarienfreunde (E. V.). Briefadresse: 0 Tofolir, Ham- burg 6, Bartelsstrasse 74. Hamburg. „Rossmässler“, Verein für Aquarien- und Terrarienfreunde zu Hamburg (E V.). Versamm- lungen jeden 1. und 3. Mittwoch im Monat in Paetows Restaurant, Kaiser Wilhelmstrasse 77. Briefadresse: M. Strieker, Hamburg 26, Pagenfelderstrasse 30. Hohenstein-Ernstthal i. S. „Sagittaria“, Verein für Naturfreunde. Vereinslokal: Restaurant zur Gar- küche. Briefadrese : AlbinAngermann, 1. Vorsitzender. Karlsruhe. „Verein von Aquarien- und Terrarien- freunden“. Lokal: „Landsknecht“, Herrenstras.se. Briefadresse: K. Eberbach, Direktor, Hirschstr. 120. Leipzig. „Humboldt Verein für volkstümliche Naturkunde. Sitzung jeden Donnerstagabends 9 Ulir im Restaurant „Kanitz“, Peterssteinweg, Ecke Münz- gasse. Briefadresse:' R. Albrecht, Leipzig -Gohlis, Heinrothstrasse 1, III. — Der Verein bezweckt die Ausbreitung volkstümlicher Naturkunde im Sinne E. A. Rossmässlers. Leipzig. „Nyinphaea“, Verein für Aquarien- und Ter- rarienkunde. Versammlung jeden Dienstag. Vereins- lokal: „Heim des Hausväterverbandes“ (Eingang Tauchaerstrasse 6 oder Marienstrasse 7). Brief- adresse: Bernhard Wichand, 1. Vorsitzender, Scharn- horststrasse 55, part. Magdeburg. „Aquaria“, Verein für volkstümliche Naturkunde. Vorsitzender Fr. Maue, Regierungs- strasse 24. Versammlungen jeden 1. und 3. Dienstag im Monat, abends 9'/4 Uhr, im Restaurant „Kaiser- bräu“, Breiteweg 1. 1) Aufnahme erfolgt nur auf Antrag! Weitere Vereinsadressen stets willkommen! Auf besonderem Blatt! Ergänzungen, Aenderungen werden umgehend erbeten 1 Dr. Wolterstorff. Magdeburg „Vallisneria“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Versammlungslokal: „Tivoli“, Kai- serstrasse. am 2. und 4. Dienstag im Monat. Brief- adresse: N. Jürgens 1. Vorsitzender, Königgrätzer- Strasse 17. Magdeburg. „Verein der Aquarien- und Terrarien- freunde“. Sitzung jeden zweiten Sonnabend im Monat, Restaurant „Burghalle“, Tischlerkrugstr. 28. Briefadresse: G. Mäves, I. Vorsitzender, Magde- burgs., Leipzigerstrasse 30. Mainz. „Cyperus“, Verein für Aquarien- und Terrarien- kunde. Briefadresse: T. v. Kittlitz, Mainz. Vereins- lokal: Kötherhof. Bibliothek stunden: Jeden Sams- tag abend von 81/* Uhr ab (Fuststrasse 2) woselbst auch stets näheres über die Sonntagsausflüge zu erfahren ist. Gäste jederzeit willkommen. Mannheim. „Verein für Aquarien- und Terrarien- kunde“ (E. V.). Versammlung jeden 2. und 4. Mitt- woch im Monat. Lokal: Restaurant „Wilhelmshof“, Friedrichsring. Briefadresse : Friedrich Glaser, Moll- strasse 8, III. München. „Isis“, Gesellschaft für biologische Aqua- rien- und Terrarienkunde. Briefadresse : Karl Lankes, I. Vorsitzendei, Müllerstrasse 10/2. Rgb. Nürnberg. „Aquarien und Terrarienabteilung der Naturhistorischen Gesellschaft“. Briefadresse: H. Adam, 1. Obmann, Adamstrasse 6. H. Steiner, 2. Ob- mann, Hallerwiese 12. A. Schmidt, 1. Schriftführer, Rennweg 40. Nürnberg. „Heros“, Gesellschaft für biologische Aquarien- und Terrarienkunde (E.V.). Gegründet 1898. Sitzungen am 1. und 3. Dienstag jeden Monats abends 728 Uhr. Vereinslokal: „Restauration Leissner“, Nadlergasse 27 (im Saal). Brief- adresse: Aug. Gruber, I. Vorsitzender, Fürtherstr. 96- Nürnberg. „Seerose“, Verein für Aquarien- und Ter- rarienkunde. Vereinslokal: Restaurant zur Pegnitz, Insel Schütt. Sitzungen: Jeden 2. und 4. Sonnabend im Monat. Briefadresse: Th. Prell, Schuckertstr. 15,1. Prag. „Akvarium“. Erster Verein der Aquarien- und Terrarienliebhaber im Königreich böhmen. Versammlung jeden Montag im Hotel „Phatyz“ I, Ferdinandstrasse 37. Vorsitzender: Ant. Perontka, Prag I, Rytirskä nl 31. Böhmische Verhandlungs- sprache. Stuttgart. „Verein der Aquarien- und Terrarien- freunde“. Vorsitzender: E. Schad, Gerberstr. 10, II. Schriftführer : A. Woern, Hasenbergsteige 8, III. Schwerin. „Verein der Aquarien- und Terrarien- freunde“. Vereinslokal : Hotel de Paris. Zusammen- kunft jeden 1. und 3. Dienstag im Monat. Brief- adresse: Lagerverwalter H. Keltz, Werderstrasse 41. Wien. „Cyperus“. III, Hetzgasse, Ecke Blattgasse, J. Angelmayers Restauration. Wien. „Lotus“, Verein für Aquarien- und Terrarien- kunde zu Wien IX, Währingerstrasse 67. Restaurant Joh. Gruss. Sitzungen jeden 1. und 3. Dienstag im Monat. Briefadresse : Rieh. Polz, I1I/2, Lorbeer- gasse 13. Gäste stets willkommen. Wien. Sektion für biologische Vivariumkunde der k. k. zooligisch-botanischen Gesellschaft in Wien. Obmann: Dr. P. Kämmerer, Wien II, Biologische Versuchsanstalt. (Fortsetzung folgt.) Tagesordnungen. Elberfeld. „Wasserrose“. Tagesordnung für die Sitzung am 14. Mai 1909. 1. Fischbestellung. 2. Ausstellungsangelegenheiten. 3. Literaturbesprechung. 4. Verschiedenes (Gratisverlosung). Für den Anzeigenteil: Fritz Lehmanns Verlag, Stuttgart. — Verlag von Fritz Lehmann, Stuttgart. Druck der Verl ags buchdruckerei Otto Sautter, Stuttgart. Heterogramma corumbae Eigen m. & Ward. Mit einer Abbildung und einer Skizze nach Originalzeichnungen des Verfassers. Von Paul Arnold -Hamburg. Unter den bisher eingeführten ausländischen Aquariumfischen ist die Familie der Cichliden, zu der auch Heterogramma corumbae gehört, in zahlreichen Arten vertreten. Zwar erreichen die meisten Cichliden-Spezies eine Grösse, die sie zur Haltung in unseren Zimmeraquarien wenig geeignet erscheinen lässt, aber ihre zumeist recht ansprechende Färbung in Verbindung mit der eigenartigen Brutpflege hat ihnen doch einen der ersten Plätze in den Reihen der von den Liebhabern gepflegten Fische gesichert. Auch ich habe mich in früheren Jahren eingehend mit den Cichliden beschäftigt und fast alle damals eingeführten Vertreter dieser Familie kürzere oder längere Zeit in Pflege gehabt, aber die vielen Untugenden dieser Fische, die sich mit fortschreitendem Wachstum und beginnender Ge- schlechtsreife immer mehr bemerkbar machten, veranlassten mich eines Tages, die ganze Sippe abzuschaffen und auf die Haltung von Cichliden- arten fernerhin zu verzichten. Zu den Un- tugenden der grösseren Cichliden gehört, neben ihrer Unverträglichkeit anderen Fischen und ihresgleichen gegenüber, vor allem ihr unwider- stehlicher Hang zum Wühlen und ihre, bei den verschiedenen Arten mehr oder weniger ausge- prägte, Pflanzenzerstörungswut. Selbst das best- gepflegteste Aquarium wird von grösseren Exem- plaren der Gattungen Cichlasoma , Geophagus , Neetroplus , Acara , Tilapia , Hemichromis in kurzer Zeit in einen unschönen Stall verwandelt, in welchem man die Fische infolge trüben Wassers oftmals kaum mehr zu sehen bekommt, nament- lich zur Zeit der Fortpflanzung entwickeln die Tiere eine geradezu fieberhafte Tätigkeit, um das Terrain im Aquarium , ihrem Geschmacke entsprechend umzumodeln. Heute wird hier eine Grube gegraben, wobei sämtliche Pflanzen, die im Wege stehen, ausge rissen oder »gebissen werden. Morgen schon passt ihnen ein anderer Platz besser und sie beginnen dort ihr Zer- störungswerk. Hier ist der Aquariumboden schon sichtbar, dort türmt sich ein hoher Sand- berg auf. Mit Wehmut sieht der Liebhaber seine schönen Pflanzenkulturen vom Boden ver- schwinden, derjenige, der sich nicht darauf kapri- ziert hat, Zuchterfolge zu erzielen, wird sich, wie ich es getan habe, dann einfach von seinen Fischen trennen. Als im Jahre 1905 eine Cichlidenart im- portiert wurde, die man gegen die früher ein- geführten Arten als „Zwerg“ bezeichnete, dachte ich nicht daran , mir diese Spezies zuzulegen ; erst nachdem ich den hochinteressanten Artikel von Johannes Thumm über Geophagus taeniatus Steind. in „Natur und Haus“ XV. 337 — 340 gelesen hatte, erwachte in mir das Verlangen, diesen Fisch zu besitzen. Ich war daher sehr erfreut, als ich im Herbst 1907 ein junges Pär- chen dieses Geophagus taeniatus von Thumm erhielt, welches ich in einem kleinen heizbaren Aquarium unterbrachte. Bei der guten Pflege entwickelten sich beide Tiere anfangs gleich gut, dann aber überflügelte das Männchen das Weibchen ganz bedeutend im Wachstum, so dass es eine Totallänge von 4V2 cm erreicht hatte, während das Weibchen kaum 21'2 cm in der Totallänge mass. Raummangels wegen konnte ich die Fischchen weder getrennt halten, noch in ein grösseres Aquarium überführen, um ihre Zucht zu versuchen, so entschloss ich mich denn, das Pärchen einem hiesigen Bekannten zu über- lassen, der auch bald Nachzucht davon erzielte. Ein aus dieser Nachzucht stammendes Pärchen ist gegenwärtig noch in meinem Besitz. Im Jahre 1906 sollte noch eine zweite kleine Cichlidenart importiert worden sein, die ich damals aber selbst nicht gesehen habe und über 306 P. Arnold: Heterogramma corumbae Eigenm. & Ward. deren Heimat ich näheres nicht erfahren konnte, sie sollte mit der von Tlmmm als Geophagits taeniatiis Steind. beschriebenen Art viel Aeknlick- keit haben. Anfang Juli 1908 erhielt W. Schwartze- Hamburg eine Sendung Fische aus Argentinien, sie enthielt unter anderem eine von Herrn Gl. A. Boulenger-London als Acara Paraguay ensis bestimmte, uns bis dahin neue Art, sowie in einem einzelnen Exemplare, einen kleinen Cick- liden, über dessen Gattungszugehörigkeit ich mir im ersten Moment nicht klar war. Ich kaufte mir dieses einzelne Fischchen , welches kaum ich bei der Besichtigung in später Abendstunde bemerkte, zum grössten Teile aus Siluriden be- stand; vertreten waren dabei fast alle uns bis jetzt bekannten Gattungen südamerikanischer Welse. Pimelodus, Callichtys, Loricaria , Pleco- stomus und Otocinclus. Meine besondere Auf- merksamkeit erregten einige grosse zur Gattung Doras gehörige eigenartig geformte Welse, so- wie eine prachtvoll gefärbte Auchenipterus- Art. Leider musste ich von deren Erwerb abseken, da ich faktisch nicht wusste, wo ich diese grossen Siluriden, die für jeden meiner Fische eine Ge- fahr gewesen wären, hätte unterbringen sollen. Abb. 1. Heterogramma corumbae Eigenm. & Ward , rechts Männchen, links Weibchen. 2 cm lang war und setzte es in ein grosses mit verschiedenen Kärpflingen besetztes Aquarium, wo es sich sehr bald heimisch fühlte und sofort ans Futter ging. Als es grösser wurde und die Färbung des Körpers immer mehr hervortrat, auch die Flossen sich vollständig regeneriert und ausgebildet hatten, konstatierte ich, dass das Fischchen von dem Thummschen Geophagits taeniatus Steind. nicht unwesentlich in der Färbung abwich. Der Form der Flossen nach zu urteilen — Rücken- und Afterflosse nicht scharf zuge- spitzt, sondern stumpf auslaufend — hielt ich das Exemplar für ein Weibchen seiner Art. In der zweiten Hälfte August 1908 hatte W. Sckwartze-Hamburg abermals eine grössere Fischsendung vom La Plata erhalten , die , wie Bei genauer Durchsicht des sogenannten „Klein- zeugs“, welches in dem Schwartzeschen Import noch vorhanden war und in der Hauptsache aus Girardinus und Tetragonopterus bestand, ent- deckte ich ein einzelnes, etwa 1 1/<2 cm langes Exemplar eines Siluriden und ein knapp 2 cm langes Exemplar eines Cickliden, die ich, um den Besuch nicht ganz umsonst gemacht zu haben, mit nach Hause nahm. An dem kleinen Cickliden war absolut nichts zu sehen, was irgendwie auf seine Artzugehörig- keit hätte sckliessen lassen, es war ein unschein- bares mageres Fischchen mit langgestrecktem Körper, auf dessen Seite einige dunkle Fleck- chen schwach sichtbar waren. Nachdem die beiden „Neulinge“ in einem Transportglase mit P. Arnold: Heterogramma corumbae Eigenm. & Ward. 307 allmählich, erwärmten frischem Wasser, dem ich 5% Nordseewasser zugesetzt hatte, eine kurze Quarantänezeit durchgemacht hatten, wunderten sie in ein Aquarium, welches Haplochilus chaperi beherbergte und ich kümmerte mich nicht weiter um sie. Den kleinen Cichliden sah ich einige Tage darauf, bei der Fütterung, wieder, er schien sich von den Strapazen der vierwöchentlichen Seereise wieder ganz erholt zu haben und liess sich Mückenlarven und Enchytraeus gut schmecken. Nach etwa drei Wochen hatte das Fisclicken eine Totallänge von 3 cm erreicht, in der Form des Körpers und der Flossen stimmte es mit dem im Juli von Schwartze erhaltenen Exemplar überein, nur die Kücken- und Afterflosse waren zugespitzt, dagegen konstatierte ich wesentliche Unterschiede in der Färbung der beiden Tiere. Eingehende Vergleiche der beiden Exemplare brachten mich schliesslich zu der Ueberzeugung, dass die Fische einer Art angehörten und dass das im August erhaltene Exemplar das Männ- chen zu dem im Juli importierten Weibchen sei. Ich setzte nun die beiden Fische zusammen in ein kleines, mit Ludwigia bepflanztes Aqua- rium, aber kaum waren sie in ihrem neuen Heim zur Besinnung gekommen, so stürzte das grössere Weibchen wütend auf das Männchen los und verfolgte es unaufhörlich, so dass dieses vor lauter Angst nicht wusste , wohin es fliehen sollte, bis es schliesslich, ganz ermattet, in einer starken Ludwigia- Pflanze dicht unter der Wasser- oberfläche Schutz fand. Mit dem Zusammen- halten dieser beiden Cichliden war es also nichts, denn, ich musste befürchten, dass das Männchen von dem aufgeregten Weibchen in kurzer Zeit zu Tode gehetzt werden würde. Ich brachte sie also in ihre alten Behälter zurück und er- reichte durch starke Fütterung des Männchens mit Mückenlarven, dass dieses nach Verlauf von 14 Tagen dem Weibchen an Grösse kaum mehr nachstand. Anfang Oktober setzte ich das Männchen in das grosse Gesellschaftsaquarium, in welchem sich das Weibchen befand. Hier sollten sich die Beiden an einander gewöhnen. In dem geräumigen Behälter konnte sich das Männchen etwaigen Angriffen des Weibchens leicht entziehen , ausserdem wurde hier das Weibchen durch die bunte Fischgesellschaft von dauernder Verfolgung des Männchens abgelenkt. Am ersten Tage nach dem Einbringen in das grosse Aquarium hielt sich das Männchen zwischen den Pflanzen versteckt auf und war sehr scheu, aber schon am zweiten Tage be- merkte ich es mitten in der Schar der Fische, anfangs wurde es von dem Weibchen noch häufig verfolgt, dann aber herrschte Eintracht zwischen den Beiden. Es fiel mir auf, dass die Färbung des Weibchens von Tag zu Tag inten- siver wurde — die graubraune Grundfarbe des Körpers war schliesslich in ein leuchtendes Gold- gelb übergegangen, von dem sich die dunkle Fleckenzeichnung scharf abhob — . Gleichzeitig bemerkte ich, dass sich das Fischchen stets an einem bestimmten Platze unter einer Sagittaria, der ein grösserer Stein vorgelagert war, aufhielt, wo es durch Bewegungen des Körpers und der Flossen eine kleine Mulde in dem Sandboden ausgeworfen hatte. Dieser Platz wurde mit wahrem Heldenmute gegen alle anderen Fische verteidigt, nur das Männchen durfte sich unge- stört in der Nähe aufhalten. Angeregt durch einen Briefwechsel mit Herrn P. Engmann-Dresden, sowie durch dessen sehr interessante Ausführungen über Zwergcichliden in Heft 40 der „Wochenschrift“ schenkte ich meinen beiden Cichlidenarten erhöhte Aufmerk- samkeit, ohne jedoch an Zuchtversuche zu denken. Da kam Nr. 41 der „Wochenschrift“ in meine Hände, in welcher Engmann über die Fortpflanzung seiner Zwergcichliden eingehend berichtet, seine lebenswahren Schilderungen des Fortpflanzungsvorganges hatten mich so sehr interessiert, dass es bei mir beschlossene Sache war, zu versuchen, auch das in meinem Besitze befindliche Pärchen zur Fortpflanzung zu bringen. Die Jahreszeit war zwar zu Zuchtversuchen wenig geeignet, auch mein Fischbestand war ohnehin recht zahlreich, aber was halfs, das Weibchen war ersichtlich laichreif und dieser Zeitpunkt musste ausgenutzt werden. Das einzige Aquarium, welches zur Zeit für die Zucht in Frage kommen konnte, ein heizbares Kasten- aquarium, 42 X 28 X 20 cm, bepflanzt mit Ludwigia und Va/lisneria, diente meinem Fundulus bivittatus Weibchen als Rekonvaleszentenheim, ausserdem war es mit Hydren stark besetzt, die seit langen Jahren zu dem eisernen Bestand meiner Aquarien- tiere gehören. Leider sind alle Mittel, mich dieser Aquariumplage zu entledigen, bisher er- folglos gewesen. Am 14. Oktober 1908. Nachmittags fing ich das Fundulus- Weibchen heraus, legte einige grössere und kleinere Flusskieselsteine in das Aquarium und vergrub einen kleinen Blumen- topf, dessen Boden ich bis zur Aussenwand herausgeschlagen hatte, an der, dem Fenster zugekehrten Seite des Aquariums, bis zur Hälfte so in den Sandboden, dass der obere Rand des 308 P. Arnold: Heterogramma corumbae Eigenm. & Ward. Blumentopfes fest an der Glasscheibe lag. Das Blumentopf eben bildete so eine Höhle, deren Eingang gerade dem Auge des Beschauers gegen- über lag. Auf den Sand in dem Blumentopf legte ich noch einen flachen glatten Quarzstein, an welchem die Fische ablaichen sollten. Ich bin im allgemeinen nicht für künstliche Mittel, meine Tiere zu veranlassen, sich meinen Wünschen anzupassen und an der Stelle abzu- laichen, die ich dafür bestimmt hatte, aber dies- mal wählte ich einen Blumentopf für diesen Zweck, damit mir die genaue Beobachtung des Fortpflanzungsgeschäftes ermöglicht wurde. Im übrigen liess ich im Aquarium alles beim alten, nahm weder eine Erneuerung des Wassers vor noch versuchte ich durch irgend ein Mittel die Polypen unschädlich zu machen. Nun führte ich das Cichliden-Pärchen in das Aquarium über und zwar zuerst das Männchen und etwa eine Viertelstunde später das Weibchen. Sie hielten kurze Zeit Umschau in ihrem neuen Heim, dann ergriff das Männchen Besitz von der Höhle im Blumentopf, aus der es aber gleich darauf von dem Weibchen verjagt wurde. Wasserwärme 23° 0. Durch mein Geschäft war ich an weiteren Beobachtungen der Fische verhindert. Am 15.10.08 morgens fand ich das Weibchen noch in der Höhle im Blumentopf, eifrig damit beschäftigt, den Sand mit dem Maule herauszuschaffen und ihn vor dem Eingang der Höhle anzuhäufen, so dass daselbst bald ein kleiner Wall entstand. Das Männchen verhielt sieb ganz untätig bei der Sache, hin und wieder näherte es sich der Höhle, zog sich aber, durch das Weibchen ver- trieben, bald wieder zurück. Am Nachmittage bot sich noch dasselbe Bild. Das Weibchen ist noch immer mit dem Reinigen des Blumen- topfes beschäftigt, ein hoher Sandwall ist vor dem Eingänge der Höhle, der einen genauen Einblick in das Innere des Blumentopfes er- schwert. Am darauffolgenden Morgen befindet sich das Weibchen noch in der Höhle, es er- scheint mir lebhafter als Tags zuvor , unauf- hörlich bewegt es die Brustflossen, dabei ist sein Augenmerk mehr nach der Decke der Höhle gerichtet. Auffällig sind mir auch die Bewe- gungen des Körpers und die häufig ausgeführten Veränderungen der Körperlage. Bald liegt das Weibchen auf der Seite, bald vollständig auf dem Rücken, dabei die Brustflossen in steter Bewegung. Der weisse Quarzstein am Grunde des Töpfchens ist rein , von Eiern nichts zu sehen. Ich bücke mich tief herunter, um die Wände der Höhle übersehen zu können und finde die obere Wand des Blumentöpfchens mit Eiern übersät. Die Eier haben die Form von Ameisenpuppen, sie erscheinen etwa 1 1/2 mm lang und sind mit der Spitze an die Topfwand angeheftet, von der sie senkrecht zur Längsachse abstehen, sie sind gelblich trübe und haben einen dunkleren Kern in der Mitte. Ich zähle etwa 25, die in unregelmässigen, grösseren und kleineren Zwischenräumen angeheftet sind; ohne Zweifel waren es aber mehr, die Rundung des Topfes und der vor dem Eingang aufgehäufte Sandwall machten es mir unmöglich, die genaue Zahl fest- zustellen. Das Laichen muss also in der Zeit vom 15. Oktober 1908 nachmittags bis 16. Oktober 1908 morgens erfolgt sein. Ueber den Laichakt selbst kann ich keine Mitteilungen machen, da es mir leider nicht vergönnt war, ihn beobachten zu können. Am 19. Oktober nachmittags sah ich die ersten leeren Eihüllen , am nächsten Morgen waren auch die übrigen sichtbaren Eier leer, die Jungen waren also ausgeschlüpft, aber zu sehen war nichts von ihnen. Die „Alte“ war unentwegt bemüht, durch lebhafte Flossenbewegung eine Wasserströmung in der Höhle zu erzeugen. Das Männchen, welches ich in dem Zuchtbe- hälter beliess, sass ruhig in der vorderen oberen rechten Ecke des Aquariums in einer dichten Ludwigia- Pflanze und kümmerte sich nicht um die Vorgänge im Aquarium; machte es Miene, sein Versteck zu verlassen, um auf Nahrung auszugehen, wurde es sofort von dem Weibchen in seine Ecke wieder zurückgetrieben. Wasser- temperatur 25° C. (Schluss folgt.) Aquarium und Reptilienhaus des zoo- logischen Gartens zu Frankfurt a. M. Von Lorenz Müllei -Mainz (,,Isis“ München). Mit sechs Aufnahmen vom Atelier Erna, Frankfurt a. M.- Höchst a. M. (Fortsetzung). Nach diesen einleitenden Bemerkungen wollen wir uns nunmehr Aquarium und Reptilienhäuser im Detail ansehen. Das Aquarium liegt unter dem Burgberg, welcher die Ruine mit den Eulen- käfigen trägt. Zwischen Felsgruppen hindurch, die Wildziegen, Schafen und Gemsen zum Auf- enthaltsort dienen, führt uns ein Hohlweg zu seinem Eingang. Wir treten in eine grosse ver- dunkelte Halle, deren Wände von den von oben er- leuchteten Becken eingenommen worden. Die L. Müller: Aquarium und Reptilienhaus des zoologischen Gartens zu Frankfurt a. M. 309 Becken haben sich gegen die ursprüngliche An- lage etwas verändert, insofern, als eine Anzahl derselben geteilt wurde. Bei einigen wurde eine Y erminderung der Behältertiefe vorgenommen, um die Insassen dem Auge des Beschauers näher zu bringen, andere wurden ausserdem noch durch eine Zwischenwand in zwei gleich grosse Becken geteilt. Von den 14 Becken sind nunmehr 8 Seewasser- und 6 Süsswasserbecken. Die Wassererneuerung, resp. Durchlüftung der Seewasserbecken erfolgt durch Zirkulation. Aus einem Hochreservoir wird das Wasser vermittelst einer Röhrenleitung in die Behälter injiziert; das ab fliessende Wasser läuft durch Filter (erst Sackleinwand, dann Sand) in ein Tiefreservoir ab und wird dann durch ein Pumpwerk wieder in das Hochreservoir hinaufgepumpt. Auf diese Weise findet eine fortgesetzte Wassererneuerung und Wasserreinigung statt. Die Durchlüftung und Wassererneuerung der Süsswasserbecken erfolgt durch Injektion und Abfluss. Das eine der grossen Süsswasserbecken dient zwei Seehunden zum Tummelplatz. Man kann die Tiere hier wunderbar ihre Schwimmkünste entfalten sehen. Der Landteil ist für den Be- schauer unsichtbar im W ärtergang des Aquariums oberhalb der Becken gelegen. Da die Tiere sich indes fast unausgesetzt im Wasser aufhalten, ist das Becken fast niemals leer und ein grosser Anziehungspunkt für das Publikum. Ein weiteres Becken enthält drei mächtige japanische Riesen- salamander {Megalobatrachus maximus ), die meist in stumpfer Ruhe an den Felswänden ihres Be- hälters hängen. Sehr hübsch ist ferner der Be- hälter, der zehn Sterlets aus der Wolga als Aufenthaltsort dient. Schade, dass dieser elegante und interessante Fisch für die Aquarien der Liebhaber zu gross ist. Von den übrigbleibenden Süsswasserbecken ist eines mit Saiblingen, ein anderes mit deutschen und amerikanischen Barsch- arten, ein weiteres mit grossen deutschen Fluss- fischen und der Rest mit kleineren Flussfischen besetzt. Fast die gesamten einheimischen, resp. mitteldeutschen Flussfische sind vertreten. Unter ihnen tummeln sich als die einzigen Ausländer zwei prächtige Exemplare des amerikanischen Schlammfisches ( Amia calva ). Es ist eigentlich schwer erklärlich, wie dieser interessante Fisch, einer der wenigen noch jetzt lebenden Vertreter der altehrwürdigen Ganoidfische aus den Behältern unserer Liebhaber so spurlos verschwinden konnte. Wenden wir uns nun den Seewasserbecken zu! Diese waren zur Zeit meiner letzten An- wesenheit in Frankfurt, nicht eben gut besetzt. Der Grund lag, wie mir Herr Direktor Priemei mitteilte, daran, dass das Seewasser durch nitri- fizierende Bakterien verdorben wurde, so dass sein Gehalt an salpetersauren Salzen so ge- stiegen war, dass nur mehr wenige Tier- arten sich in diesem Wasser hielten. Der Grund- stock des Frankfurter Seewassers wurde seiner- zeit durch den Direktor des Berliner Aquariums, Herrn Dr. Hermes, künstlich erzeugt. Dieses künstlich angesetzte Seewasser wurde bis in die neueste Zeit durch Hochseewasser aus der Nord- see von Zeit zu Zeit ergänzt. In den Sommer- monaten kamen alle sechs Wochen etwa 14 hl Seewasser auf dem Wasserwege von Rotterdam an. Aber auch diese frische Wasserzufuhr konnte die Schädigung durch die Bakterien nicht hintanhalten. Es mag auch noch ein Fehler, der bei der Anlage des Aquariums begangen wurde, hier mitwirken. Das Oberlicht ist zu hoch über den Becken angebracht, so dass diese, besonders bei trüben Tagen, nicht genug Licht erhalten. Sonnenlicht dringt überhaupt nicht in diese Becken herein, so dass in denselben keine Algen zur Entwicklung kommen und auch eine Infusorienfauna nicht aufkommen kann. Zur Zeit werden jedoch eingehende Versuche ange- stellt, wie diesen Uebelständen zu begegnen wäre. Während meiner letzten Anwesenheit in Frank- furt waren neben schönen Actinien, besonders prächtige Langusten, Einsiedlerkrebse, Strand- krabben und Seespinnen zu sehen; an Fischen dagegen relativ wenig. Seepferdchen, Knurr- hähne, Gaisbrassen und einige Blennius waren die alleinigen Vertreter der Fische. Die Haupt- schaustücke, waren 8 Prachtexemplare des Pfeil- schwanzkrebses (Linnilus polyphemus) , die ein eigenes Becken bewohnten; zwei Seeschildkröten waren ebenfalls separat untergebracht. Diese letzteren haben mich am meisten in- teressiert. Das eine Exemplar war eine junge Suppenschildkröte ( Clielone mydas), das andere eine junge Caretta ( Caretta carettd) , über welch letztere ja Herr Dr. Paul Kämmerer kürz- lich in dieser Zeitschrift eingehend berichtet hat („Blätter“, XIX. Jahrgang, Seite 752 x). Ich kann mich jedoch nicht entschliessen, den von Dr. Kämmerer vorgeschlagenen deutschen Namen: „Europäische Seeschildkröte“ für diese Art an- zuwenden, denn sie ist ebensowenig als ein ständiger Bewohner der europäischen Meere an- zusehen, wie die übrigen Seeschildkrötenarten, wenn schon sie weit häufiger als ihre Ver- wandten, als Sommergast in unseren Meeren q Schildkrötennummer. Abb. 3. Krokodilbeliälter. 310 L. Müller: Aquarium und Reptilienhaus des zoologischen Gartens zu Frankfurt a. M. auftritt und in jedem Jahre eine Anzahl an den Namens: „Loggerhead“ für Car'etta caretta an- Mittelmeerküsten gefangen wird. Vielleicht liesse wenden, Loggerhead bedeutet: „Dickkopf“ und sich aber eine Verdeutschung des amerikanischen ist eine sehr charakteristische Bezeichnung für L. Müller: Aquarium und Reptilienhaus des zoologischen Gartens zu Frankfurt a. M. 31 1 unser Tier, das im Vergleich zu den übrigen Seeschildkröten einen ganz ungemein grossen und dicken Kopf besitzt. Der Kopf einer Carctta caretta ist gut um ein Drittel grösser als der einer Ckelone mydas oder Chelone imbricata von gleicher Panzerlänge. Beide Seeschildkröten waren, als ich sie im Herbst sah, in sehr guter Verfassung und erfreuten jedermann durch ihr elegantes Schwimmen. Leider sind sie mittler- weile eingegangen, doch ist bereits für Ersatz gesorgt. Wir verlassen nun das Aquarium und be- geben uns die Treppe hinauf zu dem Reptilien- haus. Wir gelangen zuerst in einen kleinen Vor- raum, der gegen die direkte Einwirkung des Sonnenlichtes geschützt und etwas kühler ist, als das eigentliche Glashaus. In ihm sind in kleinen Aquarien und Terrarien einheimische und südeuropäische Lurche ausgestellt. Vor allem finden wir hier eine sehr vollständige Kollektion der einheimischen Lurche. Unsere Rana- Arten, Hyla arborea , die rot- und gelb- bauchige Unke, die Geburtshelferkröte, unsere Bufo- Arten und die Knoblauchkröte fand ich hier ebenso, wie sämtliche deutsche Molcharten. Von Südeuropäern sah ich dann noch Pleurodeles waltlii, den Rippenmolch, von Exoten den japa- nischen Feuerbauchmolch (Molge pyrrhogaster = Triton pyrrhogaster') und die beiden nord- amerikanischen Molge torosa (= Triton torosus) und Spelerpes ruber. Auch einen Schlammteufel ( Cryptobranchus alleghaniensis), sowie Furchen - molche ( Necturus maculatus) erinnere ich mich gesehen zu haben. Beim Betreten des Hauptraumes fallen uns dann zuerst die europäischen Reptilien in die Augen. Neben den einheimischen Vertretern sind es besonders Südeuropäer, die hier in reicherer Arten- und Individuenzahl vorhanden sind. Ich nenne von Eidechsen hier nur Lacerta viridis , L. ocellata , L. muralis in verschiedenen Varietäten (fusca, quadrilineata usw.), Lacerta serpa, L. fiumana, L. bedriagae, L. oxycephala, Chalcides ccellatus usw., dann Tarentola maure- tanica; von Schlangen verschiedene Varietäten der;Ringelnatter ( Trop.natrix ), einige Varietäten der Zornnatter ( Zamenis gemonensis), Eidechsen- natter, sowie Kreuzotter und Sandotter. Die Behälter mit den Südeuropäern sind meist an der Schmalwand neben dem Eingang gruppiert. Die gegenüberliegende Schmalwand wird von einem einzigen grossen Terrarium von über fünf Meter Länge (der früheren Krokodilgrotte) ein- genommen. Rückwand und Seiten dieses Riesen- behälters sind mit Felsstücken verkleidet und das Ganze ist reich bepflanzt. Ein grosses Zementbassin mit Rollkieselbelag, das in den Boden eingebaut ist, gibt reichliche Badegelegen- heit. In diesem grossen Behälter befinden sich in der Hauptsache grosse Echsen. Er war im Herbst noch nicht völlig eingerichtet und be- sonders war die Bepflanzung noch nicht ganz fertiggestellt. Die Besetzung bestand aus fünf grossen Tejus Tupinambis teguixin), sowie einer Anzahl von herrlichen Varanen. Unter diesen fiel ein Exemplar des Nilvaraus (Varanus nilo- ticus) durch seine imposante Grösse und ein solches des austromalesischen Varanus indicus durch seine Farbenpracht auf. Letzterer war von dem Geologen Dr. Deninger von der Insel Buru bei Celebes mitgebracht und dem Frank- furter Garten zum Geschenk gemacht worden. Dieser Varan ist sicherlich einer der auffälligsten und interessantesten seiner Gattung. Schon seine Färbung ist eine äusserst prunkvolle; er ist matt schwarzbraun und mit zahllosen gold- gelben Punkten wie übersät. Aber auch die Gestalt ist äusserst charakteristisch. Auf dem langen, dünneu Hals sitzt ein im Vergleich zu dem plumpen, massigen Körper ausserordentlich kleiner Kopf, der Schwanz ist sehr lang. Wenn nun das Tier mit hocherhobenem Kopf Umschau hält, macht es einen ganz eigenartigen, vorsint- flutlichen Eindruck. Die Varansammlung wurde in diesem Behälter noch durch einen Binden- varan (Varanus salvator ) und zwei der schön gefärbten australischen Buntvarane (Varanus varius) ergänzt. An den beiden Längsseiten des Glashauses sind dann die- kleineren Behälter untergebracht. Ferner stehen welche auch noch auf einem Längstisch in der Mitte des Raumes. Sie sind sehr verschieden in Grösse und Einrichtung, und ich will hier gleich vorausschicken, dass darunter sich noch eine ganze Anzahl alter Kästen be- finden, die in bezug auf Konstruktion noch nicht auf der Höhe sind, die der jetzige Direktor anstrebt. Es sind aber auch hier schon sehr umfangreiche Aenderungen geplant, die natür- lich erst nach und nach vorgenommen werden können. In der Mittelreihe befinden sich vor allem einige Terrarien mit kleineren und mitt- leren Süsswasserschildkröten, sowie ein Paar Behälter mit grossen Anuren. Von letzteren seien die prächtigen Stücke des afrikanischen Grabfrosches (Pyxicephalus adspersus), sowie die stattlichen nordamerikanischen Bufoarten, Bufo 312 L. Müller: Aqnarium und Reptilienhaus des zoologischen Gartens zu Frankfurt a. M. alvarius und B. boreas erwähnt. Erstere ähnelt in Gestalt und Färbung ungemein einer süd- europäischen Erdkröte, während letztere einer stark vergrösserten Kreuzkröte gleicht. Auch der mächtige südostasiatische Tigerfrosch ( Rana tigrind) war in einem schönen Exemplar ver- treten. Von Schildkröten gab es folgende Arten: diepennsylvanischeKlappschildkröte(£z«lantago ), verträgt auch tiefen Wässerstand und blüht in grossen Rispen mit kleinen blass- lila Blüten; Kalmus ( Acorns calamus ), mit langen, schmalen, bei Berührung aromatisch duftenden Blättern, der kriechende Wurzelstock findet sowohl bei der Liqueurfabrikation als auch in der Medizin Verwendung, auch wird er kandiert gegessen. Schwertlilie (Iris psenda- corus ), dem vorigen in Habitus sehr ähnlich, mit gelben Blüten; Blumenbinse (Butomus umbellates), eine sehr schöne hohe Pflanze mit prächtigen Blüten; Pfeilkraut ( Sagittaria sagittifolia ), mit pfeilförmigen Blättern und schönen Blüten ; Igel- kolben ( Sparganium simplex ), sämtlich hoch- wachsende Pflanzen. Von niederen Sorten wäre zu nennen Sumpfcalla f Calla palustrisj , Fieber- klee ( Menyanthes trifoliata ), mit sehr schönen, zart riechenden Blüten, Vergissmeinnicht AMyo- sotis palastris), diese so ungemein populäre Pflanze , welche speziell zum Bepflanzen der seichten Ränder sehr geeignet ist und zartgrüne Polster bildet, mit blauen Blüten übersät. Nicht vergessen dürfen wir das Pfennigkraut {Lysi- machia nummulär ici), eine kriechende Pflanze, deren über den Rand des Aquariums herabhängende Ranken sehr dekorativ wirken. Diese Pflanzen eignen sich, wie gesagt, nur fürs Freie, da sie im geschlossenen Raume mit fortschreitender Jahreszeit zu unbändig wachsen, vergehen und dann sehr stark von Blattläusen befallen werden. Im Freien beschränkt sich die Pflege auf das Ausschneiden vertrockneter Blätter, abgeblühter Stengel, Nachfüllen des verdunsteten Wassers und fleissiges Bespritzen. Für das Zimmer eignen sich die aus anderen Ländern zu uns eingeführten Pflanzen besser, da sie die hohe Temperatur und die trockene Luft besser ertragen, und was die Hauptsache ist, im Winter nicht alle einziehen, was bei den meisten einheimischen der Fall ist, so dass wir auch im Winter, wenn im Freien alles im Banne des Frostes liegt, unser Auge an ihrem Grün er- freuen können. 314 Kleine Mitteilungen. Hier kommen in erster Linie die Cypera- ceen in Betracht, und ich nenne als die em- pfehlenswertesten : Cyperus alternifolius, der so ziemlich allen Aquarienliebhabern bekannt sein dürfte, und welcher, ins Aquarium ausgepflanzt, riesige Dimensionen erreicht; Cyperus natalensis und den reizenden kleinen Cyperus gracilis. Cyperus papyrus kann ich dem Anfänger nicht empfehlen, da er an die Pflege schon grössere Anforderungen stellt, sehr kräftige Erde, viel Sonne und reichliches Bespritzen verlangt und schwer durch den Winter zu bringen ist; wer aber diese Mühe nicht scheut, dem lohnt er es durch so üppiges Wachstum, so dass er bald für das Zimmer zu gross wird. Von den Alis- mataceen wäre in erster Linie zu nennen : EcJu- nodorus macrophyllus, ein sehr schönes Ge- wächs, mit grossen, herzförmigen, dunkelgrünen, sehr festen Blättern. Der Blütenstand bildet eine hohe Rispe mit grossen weissen Blumen. Ein gleich imposantes Gewächs ist das lanzett- blätterige Pfeilkraut ( Sagittaria lancifolia ), mit festen, dunkelgrünen, grossen Blättern und hohem Blütenstengel. Beide Arten ziehen im Winter etwas ein, bilden aber im Gegensätze zu den übrigen Pfeilkräutern keine Knollen. Auch die übrigen Sagittarien wirken sehr zierend, ver- mehren sich aber sehr stark durch Ausläufer und stören dadurch oft das Gesamtbild, auch ziehen sie im Winter ganz ein, die Enden der Ausläufer verdicken sich zu Knollen, welche im Schlamme überwintern und im nächsten Früh- jahre an allen nicht gewünschten Orten, haupt- sächlich in den Ecken zum Vorschein kommen. Sehr hübsch ist auch Pontederia montevidensis mit blauen Blüten, die bekannte Sumpfcalla ( Calla aethiopicd), deren Knollen aber über Winter aus dem Schlamme genommen und trocken überwintert werden müssen ; Eidechsenschwanz (. Saururus lucidus) und Reis (Oriza sativa), von welchen man die aus einer Samenhandlung bezogenen Körner im Frühjahr im Paludarium sät, und dessen zarte grasartige Blätter eine hübsche Abwechslung im Gesamtbild ergeben. Nicht vergessen dürfen wir die japanische Schwert- lilie ( Iris Kämpf eri) mit ihren prächtigen Blüten. Als Schwimmpflanzen nehmen wir noch die ori- ginelle Wasserhyazinthe ( Eichhornia crassipes), mit blasig aufgetriebenen Blattstielen und präch- tigen, angenehm duftenden Blüten, die reizende Trianea bogotensis und Salvinia auriculata , welche bald den ganzen Wasserspiegel mit einem grünen Teppich überziehen und von Zeit zu Zeit ver- ringert werden müssen. Es gibt noch eine Menge schöner Pflanzen, welche sich für unsere Zwecke eignen, aber die hier angeführten sind alle erprobt, und es lassen sich mit ihnen sehr hübsche dekorative Erfolge erzielen. Die Pflege beschränkt sich hauptsächlich auf fleissiges Bespritzen, und es ist auch dafür Sorge zu tragen, dass während der warmen Jahreszeit den Pflanzen durch Oeffnen eines Fensterflügels frische Luft zugeführt werde , wodurch sie eine gesunde feste Struktur erhalten und auch nicht so leicht von Blattläusen befallen werden. Sollten sich diese ungebetenen Gäste dennoch einstellen, so kann man ihrer im Anfangsstadium leicht Herr werden, indem man die einzelnen Tiere mit den Fingern oder einem Pinsel zer- drückt. Haben sie sich aber schon stark ver- mehrt, so bespritzt man die Pflanzen mit ver- dünntem Tabakextrakt oder Zacherlin, welch letzteres Mittel ich zu wiederholten Malen mit Erfolg angewendet habe. Kleine Mitteilungen Bestimmungen (1er König!. Biologischen Anstalt auf Helgoland über den Versand von Seewasser, lebenden Seetieren und Seepflanzen an Aquarien- Liebkaber. ') Die Anstalt versendet in Körben mit Seetang: 1. S e e r o s en (Mindestpreis einer Sendung Mk. 3.— ). 2. Steine mit Alge nbe wuchs. Die Preise für Seerosen sind : Actinia equina Stück 30 Pfg. Tealia crassicornis . . . 50 77 Actinoloba dianthus . . . >7 35 77 Sagartia viduata .... 77 50 77 „ troglodytes . . . 77 25 77 Ein Korb Steine mit Älgenbewuclis kostet ohne Ver- packung mindestens Mk. 4. — . Ferner liefert die An- stalt grössere Blechbehälter oder Körbe mit 2 resp. 4 Hafengläsern, die mit verschiedenen Seetieren, als Fischen, Seeigeln, Seesternen, Mollusken, Einsiedler- krebsen, Krabben, nach eigener Auswahl der Anstalt, gefüllt werden. Der Preis stellt sich für 2 Gläser auf Mk. 5. — „ 4 „ „ 8.— Ein Blechbehälter „ 8. — Spezielle Wünsche werden nach Möglichkeit berück- sichtigt. Ein Korb mit 2 Gläsern Plankton kostet Mk.5.—. Körbe mit leeren Gläsern sind sofort franko per Post zurückzusenden. (Sendungen per Fracht sind erheblich teurer). Seewasser wird in Ballons mit Ueberkörben verschickt. Der Preis eines Ballons Seewassers (zirka 70 Liter) stellt sich inklusive Ballon auf Mk. 10.—. — Leere Ballons und die zum Versand von Seerosen und Algen verwendeten Körbe werden von der Anstalt nicht zurückgenommen. — Der Ver- sand geschieht auf Kosten und Gefahr des Bestellers und ist Letzterer auch dann zahlungspflichtig, wenn die Tiere tot ankommen. — Vorausbezahlungen sind nicht zulässig. — Die Anstalt übernimmt keinerlei Verpflichtung, die einlaufenden Aufträge zu erledigen, sondern führt dieselben in der Regel nur dann aus, wenn Ueberfluss an Material vorhanden ist. — Den Bestellern wird empfohlen, die Grösse ihrer einzelnen Aquarienbehälter anzugeben, damit danach die Aus- wahl der Tiere getroffen werden kann. — Naturgemäss 0 Vielfachen Wünschen entsprechend, geben wir nachfolgend die Versandbestimmungen der Königl. Biologischen Anstalt mit einigen erläuternden Zusätzen bekannt. Dr. Wolterstorff. Nachrichten der Herausgeber. — Literaturbericht. — Eingesandt. 315 hat der Versand nur in den kühleren Jahreszeiten Aussicht auf gute Ankunft. — Tiere in Gläsern oder Blechbehältern werden in der Regel, und wenn anderes nicht ausdrücklich gewünscht, per Post „dringend durchEilboten“ verschickt. — Die häufig begehrte dickhörnige Seerose Tealia crassicornis wird nur im Frühjahr und Anfang Sommer verschickt, da sie zu anderen Zeiten schwer erhältlich ist. Zur Orientierung sei noch bemerkt, dass 1 Korb mit 4 Gläsern rund 40 Kilo, leer 20 Kilo, 1 „ „ 2 „ „ 20 „ „ 10 „ 1 Kanne gefüllt „ 40 ,, „ 10 „ 1 Korb mit Seerosen 6—10 Kilo wiegt. Hiernach können die Postporti leicht unter Be- rücksichtigung der Entfernung nach Zonen berechnet werden. — Frachtsendung empfiehlt sich im all- gemeinen nicht, sie kommt auf der Wasserstrecke sehr teuer zu stehen und geht nicht schnell genug. Eine Postsendung, mit „Dringend, durch Eilboten“ bezeichnet, trifft fast stets in gutem Zustande ein, aber auch nur dann! Das sollte Jeder bedenken. — Seewasser wird in der Regel per Fracht ver- sendet. Der Preis erhöht sich durch die Frachtspesen durchschnittlich auf das Doppelte, also von 10 aut 20 Mark per Ballon von 70 Liter. Die Direktion. I. V. : Hartlaub. Nachrichten der Herausgeber Wegen Arbeitsüberlastung, zu der sich augen- blicklich die Vorbereitungen für eine Sammelreise nach Dalmatien und Griechenland, bald auch diese selbst, gesellten, bitte ich die verehrten Mitarbeiter und Leser, Manuskripte, sowie Z u- Sendungen jeder Art, welche für die Redaktion bestimmt sind, von jetzt ab nur noch an Kollegen Dr. Wolter storff einzusenden. P. Kämmerer. Bezugnehmend auf obige Mitteilung, bitte ich alle Zusendungen redaktioneller Art, bis auf weiteres, nur an mich gehen lassen zu wollen. Es ist zwischen Kollege Dr. Kämmerer und mir gegen- seitige Vertretung in Fällen längerer Behinderung vereinbart worden! Dr. Wolterstorff. Wien und Magdeburg, 15. Mai 1909. Literatur-Bericht Schauflergasse 6. Abonnement 5 Kronen jährlich. VI. Jahrgang, 1909, Nr. 1—9. Allgemeine Fischereizeitung. Organ des Deutschen Fischereivereines. Redaktion : Zoologisches Institut der tierärztlichen Hochschule, München, Königinstrasse. Expedition: München, Veterinärstrasse 6. 34. Jahr- gang, 1909, Nr. 1—9. Entomologisclie Rundschau. Redakteur Camillo Schaufuss, Meissen. Verlag: Fritz Lehmann, Stutt- gart. Abonnement vierteljährlich Mk. 1.50. 26. Jahr- gang, 1909, Nr. 1 — 9. Gaea. Natur und Leben. Zentralorgan zur Ver- breitung naturwissenschaftlicher und geographischer Kenntnisse, sowie der Fortschritte auf dem Gebiete der gesamten Naturwissenschaften. Herausgeber: Prof. Dr. H. Haas, Kiel. Verlag: Fritz Lehmann, Stutt- gart, Sonnenbergstrasse 9. Jährlich 12 Hefte. Abonne- mentspreis jährlich Mk. 12. — . 45. Jahrgang, 1909, Nr. 1—4. Neue Weltanschauung. Monatsschrift für Kultur- fortschritte auf naturwissenschaftlicher Grundlage. Redakteur: Dr. W. Breitenbach. Verlag: Gesellschaft „Neue Weltanschauung“, Geschäftsstelle: Fritz Leh- mann, Stuttgart, Jahresbeitrag Mk. 5. — . Jahrgang 1909, Heft 1—4. Fischereizeitung (Neudaminer). Wochenschrift für die Interessen der gesamten deutschen Fischerei, Fischzucht, des Fischhandels, der Fischverwertung, Sportfischerei, Zierfischzucht und Aquarienkunde. Herausgegeben von Dr. E. Walter, Potsdam, und Regierungsrat Dr. IL. Dröscher, Schwerin. Druck und Verlag: J. Neumann, Neudamm. AbonnemeDtspreis vierteljährlich Mk. 2.—. 12. Band, Nr. 1—18. Rivista Mensile di Pesca lacustre, fluviatile. ma- rina. Organo della Societä Lombarda per la Pesca o l’aquicoltura. Direttore: Prof. G. Mazzarelli, Napoli. Abonnementspreis 12 Lire jährlich (ausserhalb Italiens 14 Lire). Anno X, N°ll — 12. — Anno XI, N" 1 — 3, Bollettino della Societä Lombarda de la Pesca e l’aquicolture. Direttore: Dott. Giro Barbieri, Milano, Via Gadio N°2. Anno 2, 1909, N° 1—3. Westpreussisches Provinzialmuseum. Sumpfschild- kröte, Etnys orbicularis L., lebend in Westpreussen. Sonderabdruck aus dem 29. Verwaltungsbericht des Museums für 1908. (Prof. Conwentz, Danzig, Langen- markt 24). Prof. Dr. P. Dahnis weitere Mitteilungen über das Vorkommen der Sumpfschildkröte, Etnys europaea Schweigg. (= orbicularis) in Westpreussen Sonder- abdruck aus dem 31. Bericht des Westpreussischen Botanisch-Zoologischen Vereins, Danzig, 1909, Seite 143—162. Bücher und Zeitschriften. Wochenschrift für Aquarien- und Terrarienkunde. Herausgegeben von Dr. Ziegelei’, Spandau. Verlag von G. Wenzel & Sohn, Braunschweig. Abonnement Mk. 1.25 vierteljährlich (durch die Post). 6. Jahrgang, 1909, Nr. 7—18. Die Tierwelt. Zeitschrift für Tierkunde, Tier- zucht und Tierliebhaberei. Llerausgegeben von der „Zoologischen Gesellschaft“, Wien. (Geschäftsstelle Wien I, Wollzeile 25. Abonnementspreis jährlich 4 Kronen). Jahrgang VIII, 1909, Nr. 1—8. Zoologischer Beobachter (Der zoologische Garten). Redigiert von Prof. Dr. O. Böttger. Verlag von Malilau & Waldschmidt, Frankfurt a. M. Abonnementspreis jährlich Mk. 8. — . 50. Jahrgang, 1909, Nr. 1 — 4. Deutsche Fischerei - Correspondeuz. Redakteur Otto Berbig, Druck und Verlag von Oster & Joisten, Cöln. (Geschäftsstelle Cöln, Agrippastrasse 31 *• Er- scheint monatlich. Abonnementspreis Mk. 6.— pro Jahr). 13. Jahrgang, 1909, Nr. 1—4. Natur und Haus. Herausgegeben von E. E. Leon- hardt. Verlag von Sprosser & Nägele, Stuttgart. Abonnementspreis vierteljährlich Mk. 1.40. 17. Jahrg., 1908/09, Heft 7-15. Oesterreichische Fischereizeitung. Zeitschrift der k. k. österreichischen Fischerei-Gesellschaft. Wien I, BITTE. Herr Prof. Mazzarelli, Herausgeber der „Rivista Mensile die Pesca“, früher Messina, Zoologisches Institut, hat bei der Erdbebenkatastrophe auch seine ganze Bibliothek verloren! Er bittet Freunde und Berufsgenossen um Ersatzexemplare früher ein- gesandter Publikationen, soweit es möglich ist. Jetzige Adresse: Napoli, Via Oonte della Cerra 37. <$> I Eingesandt I <^>^><^> Zur Vereinsarbeit. Der Frühling ist endlich mit Macht eingezogen, und er lockt die Vereine, wie den einzelnen Natur- freund, hinaus ins Freie. Exkursionen stehen auf den Arbeitsplänen der Vereine. Die Lebewelt der Heimat offenbart ihren Reichtum aufs neue und ladet zur Arbeit ein. Die Heimatforschung, die so recht eine Hauptforschung der naturwissenschaftlichen Vereine — auch der unseren — sein sollte,1) wird leider oft 9 Vergleiche Simroth in den Sitzungsberichien der Leipziger Naturforscher- Gesellschaft 1889, p. 53, und Wissenschaftliche Beilage zur Leipziger Zeitung 1889, Nr. 89. 316 Fragen und Antworten. nicht in geeigneter Weise und mit rechtem Eifer be- trieben. Allerdings mit gutem Grunde; denn wer sollte das erbeutete Kleingetier bestimmen? Wie sollte das Vereinsmitglied, das dazu in der Lage war, sich die notwendige Literatur verschaffen, die in vielen Bänden, ungezählten Zeitschriften zerstreut war? Diesem Uebelstande will ein (bei G. Fischer, Jena) erscheinendes Werk abhelfen, das Prof. Dr. Brauer herausgibt. In 19 einzeln käuflichen Heften, die bis zum Herbst sämtlich vorliegen sollen, bearbeiten 30 Spezialkenner der einzelnen Tiergruppen, die Süss- wasserfauna Deutschlands. Allen Heften des Werkes, das unter dem Titel „Die Süsswasserfauna Deutsch- lands“ erscheint, liegt ein einheitlicher Plan zugrunde. Alle Artnamen sind nach den Beschlüssen der Deutschen Zoologischen Gesellschaft revidiert. Jeder Bearbeiter gibt zuerst eine allgemeine Charakteristik der Gruppe unter besonderer Hervorhebung der für die Bestimmung wichtigen Merkmale. Dann folgen Bestimmungstabellen und Artbeschreibungen, denen biologische, insbesondere faunistische Notizen, zum Teil auch Literaturhinweise beigefügt sind. Die für die Bestimmung wichtigen Merkmale sind durch zahl- reiche (in Heft 13 z. B. 144) schematische Figuren veranschaulicht. Ausser allen deutschen Arten (mit Ausschluss der Protozoen) sind auch solche aufgenommen, die mit grösster Wahrscheinlichkeit noch in Deutschland nachzuweisen sind. Auf Arten und Formen, die nur unvollständig bekannt sind, wird an vielen Stellen aufmerksam gemacht, und somit auch der Arbeit unserer Vereine reiche Anregung geboten. Für sie gelten ganz besonders die Worte der Vorrede: „Die Durcharbeitung hat gezeigt, wie lückenhaft auf diesem Giebete unsere Kenntnisse zum Teil noch sind, wie- viel noch übrig bleibt, namentlich zur Erforschung der Larven und Jugendstadien. Diese Lücken anszu- füllen, überschreitet die Kräfte einzelner. Hier müssen viele mithelfen, und es würde als ein grosser Erfolg des Werkes betrachtet und von den Bearbeitern mit grossem Dank begrüsst werden, wenn die Benutzer. . . durch Mitteilung eigener Beobachtungen oder durch Einsenden des Materials an der Verbesserung und Vervollständigung des Werkes mithelfen würden.“ Möchten recht viele Aquarianer zum Sammeln und Bearbeiten1) angeregt werden! Möchte das sein- brauchbare Werk (ich bestimmte mit Heft 5/6 und 13 und prüfte 15 an der Hand von de Mans Nematoden- werk) eine ebenso weite Verbreitung finden, den Vereinen bald so unentbehrlich werden, wie Lamperts bekanntes Buch! Erschienen sind die Hefte 5/6. Köcherfliegen, 13. Borstenwürmer und Egel, 15. Nematoden, Gordiiden, Mermithiden. Der Preis ist äusserst mässig. Heft 13 (84 Seiten in Taschenformat, mit 144 Figuren) kostet z. B. Mk. 1.60. W. Böttger. Fragen und Antworten 1. Welches ist die Verbreitung des Leopardfrosches (. Rana halecina )? U. v. L. Antwort: Rana halecina Kalm ( — R. virescens) ist nach Dr. Wern ei- (in Krefft, „Das Terrarium“) in mehreren Varietäten über Nord- und Zentralamerika verbreitet. Dr. Wolterstorff. 2. Unter meinen Feuersalamandern besitze ich solche, die fast völlig gelb und nur ganz wenig schwarrz gezeichnet sind (Herkunft mir nicht bekannt). Da- gegen ist der Harzer Feuersalamander tiefschwarz, mit charakteristischer gelber Fleckenzeichnung. Sind die ersteren eine örtlich begrenzte Varietät? U. v. L. Antwort: Nein! Salamandra maculosa, der Feuersalamander, variiert ausserordentlich in der ') Beide, Sammler und Bearbeiter; denn auch der, der nach ökologischen Gesichtspunkten richtig sammelt, leistet eine wissenschaft- liche Arbeit, die der des Bearbeiters ebenbürtig ist. Zeichnung. Es ist mir und anderen aber nicht ge- lungen , nach der Zeichnung bestimmte Lokal- varietäten oder gar Unterarten zu unterscheiden. Solche Variabilität der Färbung und Zeichnung ist ja bei den Amphibien die Regel; wenn sie bei dem Feuersalamander besonders drastisch in die Augen fällt, so liegt das an dem scharfen Kontrast zwischen dem grellen Gelb und tiefen Schwarz! Im übrigen gelang es Dr. P. Kämmerer, durch Anwenden be- stimmter Mittel (Trocken- und Feuchthaltung, Haltung auf schwarzem Humus oder gelber Lehmerde) die gelben Flecken an ein und demselben Tiere zurück- zudrängen oder zum Ueberwiegen zu bringen!! Immer- hin lässt sich sagen, dass im Südosten Europas (einschliesslich Oesterreichs!) gefleckte Individuen die Regel bilden; im Harz, Westdeutschland, in den Pyrenäen z. B. überwiegen die gelb gestreiften Individuen. Gerade aus dem Westharz (Grund!) und vom Hils (Grünenplan z. B.) kenne ich Exemplare mit sehr breiten gelben Bändern, zwischen welchen nur wenig Schwarz sichtbar bleibt. Bei solchen Tieren sind auch Flanken und Bauch grossenteils gelb, resp, gelblich. Dr. Wolterstorff. 3. Ich halte in zwei Glasaquarien alle vier ein- heimischen Molcharten. Triton cristatus und alpestris bewohnen das eine, T. palmatus, alpestris und vulgaris das andere. Die Paarungsspiele setzten bei einer Wassertemperatur von 10° C schon im Januar ein. Die Kammolche begannen zuerst zu spielen. Im April bemerkte ich, dass der Kammolch nicht nur seinem Weibchen, sondern auch männlichen Bergmolchen Huldigungen darbrachte, indem er, mit gekrümmtem Rücken vor ihnen stehend, das charakteristische „Peitschen der Flanken“ ausführt. Der Kammolch wurde aber noch übertroffen durch einen männlichen Leistenmolch ( Triton palmatus), der nicht nur sein und ein Weibchen von vulgaris eifrig umwarb, sondern auch dem Männchen von vulgaris und einem grossen Weibchen von alpestris emsig nacheilte, um sich bei jeder Gelegenheit mit gekrümmtemRücken und schweif- wedelnd vor sie hinzustellen. H. L„ Mannheim. Antwort: „Brunftverirrungen“ dieser Art sind nicht nur bei den Molchen, sondern auch bei den Fröschen häufig zu beobachten! Dass Molch- männchen W eibchen einer anderen Art, in Ermangelung solcher auch männlichen Molchen den Hof machen, ist längst bekannt — ein bestimmtes Literaturzitat vermag ich im Augenblick nicht anzugeben — ; den Gipfelpunkt an Liebestollheit erreichte wohl ein Molch- männchen, welches nach Zeller einem als Futter hinzugesetzten Regenwurm emsig zuwedelte! Bei den Fröschen kommt es überaus häutig vor, dass brünftige Männchen Weibchen einer anderen Art oder Gattung umklammern, selbst verendete Tiere nicht los- lassen oder gar auf Karpfen „reiten“ ! Dr. Wolterstorff. 4. Wurde es schon beobachtet, dass Molche die Eier ihrer eigenen Arrt oder verwandten Arten ver- zehren? Ich hatte dies zu beobachten Gelegenheit, in- dem ein Weibchen von alpestris mit vieler Mühe ein in einen Myriophyllumstengel geklebtes Ei heraus- schnappte. Es sah fast aus , als habe das Tier Uebung in dieser Art des Nahrungserwerbs. H. L., Mannheim. Antwort: Jawohl ; genau so wie viele Fische ihre Eier und Junge wieder verzehren, so kann man auch bei Molchen die Erfahrung machen, dass sie selbst bei reichlicher Nahrung ihre Eier wieder auffressen. Ich habe das hundertfach zu meinem Leidwesen fest- gestellt. Allerdings machen sich auch hier indi- viduelle und zufällige Unterschiede geltend. So waren meine Triton Boscai wie $ auf ihre, verhältnismässig grossen , Eier derart erpicht, dass oft schon Vs Stunde nach Ablage eines Eis dasselbe verschwunden war , ehe ich es durch Heraus- nahme zu retten Zeit hatte. Diese Eier waren meist an Vallisneriablätter angeheftet. Dagegen liessen andere Tritonen ihre an Elodearanken be- festigten Eier erst Tage lang unberührt, so dass ich seiner Zeit in meinen — noch unveröffentliclien — Vereins-Nachrichten . 317 Aufzeichnungen doch für einige Individuen die genaue, recht beträchtliche Eierzahl festzustellen vermochte. Am sichersten sind die Eier stets in Fadenalgen - büschein aufgehoben. Bei Triton cristatus, marmo- ratus, Blasii beobachtete ich solch’ kannibalische Ge- lüste noch nicht. Die Eier waren den grossen Tieren wohl zu klein, um ihren Appetit zu reizen. — Larven nach dem Ausschlüpfen aber fallen unfehlbar den Gelüsten der Alten zum Opfer, wenn man sie nicht herausfischt; nur in einzelnen Fällen bleiben einige Tierchen im dichten Pflanzengewirr unbehelligt. Man entferne daher die Eier rechtzeitig. — Beobachtungen und Mitteilungen, wie die angeführten, liegen mir in grosser Zahl, teilweise druckfertig, vor. Leider fehlt es mir jetzt an Zeit und Kraft, mein halbvollendetes Werk „Die Tiere der alten Welt“ zu Ende zu führen. Ich muss mich darauf beschränken, hin und wieder einen in sich abgeschlossenen Abschnitt, eine besonders interessante Mitteilung zu veröffentlichen ! Dr. Wolterstorff. Für die Schriftleitung verantwortlich: In Deutschland: Dr. W. Wolterstorff, Magdeburg-Sudenburg; in Oesterreich: Dr. P. Kämmerer, Wien II/2. Zur Beachtung! Die besten Tage zur Einsendung der Vereinsberidite für die nächstfolgende Nummer sind Donnerstag, Freitag, Sonnabend. Alle an diesen Tagen eingehenden Berichte werden sorgfältig durchgesehen und unterliegen einer ersten, oft auch einer zweiten Korrektur! Beispielsweise werden Berichte, die mir am Freitag, den 16. April zugehen , am Dienstag, den 27. April pünktlich und korrigiert erscheinen. In solchen Fällen ist auch Korrektur durch den Verfasser möglich und bedarf es sodann nur eines entsprechenden Vermerks (mit Adressenangabe) am Kopfe des Berichts. — Alle später, bis Dienstag, eingehenden Beridite werden gleichfalls pünktlich zur Druckerei befördert, hier kann aber weder für Korrektur noch sofortigen Abdruck garantiert werden. Kurze Berichte, die ich Mittwochs erhalte, können ausnahmsweise noch am nächsten Dienstag erscheinen. Für eilige Tagesordnungen usw., die direkt an die Druckerei gehen müssen (siehe Inserat!) ist Schluss der Annahme Donnerstag früh oder mittags, spätere Einsendung ist zwecklos / Dr. Wolterstorff, Magdeburg-S., Hellestrasse 2 a. Vereins-Nachrichten Unter alleiniger Verantwortung der Herren Einsender. Berlin. „Hertha“. Vereinigung für Aquarien- und Terrarienkunde, E. V. 12. ordentliche Sitzung am 18. März 1909. Eröffnung 10 Uhr, darauf Protokollgenehmigung. Der als Gast anwesende Herr Kirsten stellt Aufnahme- antrag und wird einstimmig in unsere Vereinigung aufgenommen. Darauf zeigt Herr Lippelt den von ihm konstruierten Durchlüftungsapparat vor. Der- selbe besteht aus einer Flasche als Luftsammler und einem dreiarmigen Glasrohr. Ein Arm dient als An- schluss für die Flasche; ein anderer ist für das Auf- pumpen bestimmt; damit die Luft nicht entweicht, ist ein Rückschlagventil sinnreich eingebaut. An dem letzten Arm wird der Durchlüfter angeschlossen; in diesen dritten Arm ist auch der Absperrhahn ein- gebaut. Der Apparat funktionierte grossartig und wird Herr Lippelt über den Preis in einer der nächsten Sitzungen näheres mitteilen. Nach Angabe des Er- finders kann man mit einer Literflasche einen Durch- lüfter zirka fünf Stunden lang speisen. Je grösser die Flasche, desto länger reicht der Luftvorrat. Mit der Verlosung von ein Paar Barben und Versteigerung von einem Paar derselben Tiere wird die Sitzung um 12 Uhr geschlossen. R. T. 13. ordentliche Sitzung am T. April 1909. Eröffnung 10 Uhr ; darauf Protokoll Verlesung. Herr Flöter wird als Mitglied aufgenommen. Für Sonntag, den 18. April, ist ein Ausflug nach dem Grunewald geplant. Nach der Pause hält Herr Rozynki sein Literaturreferat über die „Blätter“. Herr Lippelt spricht über die „Wochenschrift“. In ihrem Sitzungsbericht vom 23. Februar 1909 schreibt „Vallisneria“, Magdedurg, dass die Rückgratsverkrümmungen der Zahnkarpfen auf Degeneration zurückzuführen ist; wir können uns dieser Ansicht nur anschliessen. Darauf berichtete Herr Pozybylski über die neuen Poecilia reticulata; die Weibchen sind grau gefärbt wie Girardinus caudi- maculatus, das Männchen schillert in den Regenbogen- farben. Schluss 12 Uhr. R. T. 14. ordentliche Sitzung am 15. April 1909. Eröffnung 3/i 10 Uhr; Protokollgenehmigung. Ein- lauf Heft 12 von Lampert; ferner ein Sonderabdruck von dem Artikel „Donaubarsche“ aus den „Blättern“. Der Verein der Aquarien- und Terrarienfreunde zu Berlin hat uns ein Schreiben betreffend den Ausschuss der Berliner Aquarien- und Terrarienvereine über- sandt. Auch wir wundern uns, dass der Ausschuss seit langer Zeit nichts hat von sich hören lassen. Darauf wird eine Neueinrichtung in unserem Verein sehr eingehend besprochen. Mit der Verteilung und Versteigerung von mehreren einheimischen Fischen, wird die Versammlung um 12 Uhr geschlossen. R. Typky, Schriftführer. Breslau. „Protens“ E. V. Gegründet 1908. Aus der Sitzung vom 4. Mai 1909. Erkrankung und Heilung eines Seemanns- liebchen (Heliactis bellis). — Parthenogenese. — Parthenocarpie. — Unser rühriges Mitglied Herr Fankhänel, zur Zeit in Bremen, schreibt uns* dass auch hier wohl die Gründung eines Liebhabervereins in naher Aussicht stände. Das wäre wirklich zu wünschen, damit die Hansastädte Bremen und auch Lübeck, nicht gar zu sehr von ihrer Schwesterstadt Hamburg abstechen. Es bedarf oft nur eines geringen Anstosses, um die etwas träge Masse von Liebhabern in Bewegung zu setzen und unter einen Hut zu bringen. Wir würden hierbei unser treues auswärtiges Mitglied Herrn Fankhänel gerne mit Rat und Tat unterstützen. — Der Vorsitzende übergibt der Bibliothek eine ganze Serie von Separatabdrücken, die ihm zu diesem Zwecke von Herrn Dr. Kämmerer, Wien, zugeschickt waren. Wir sagen für diese Liebenswürdigkeit auch an dieser Stelle unseren besten Dank. — Die staatliche Stelle für Naturdenkmalpflege in Preussen lässt durch Herrn Dr. Hermann eine Abschrift desjenigen unseres Satzungsparagraphen erbitten, der unsern Anschluss an die Bestrebungen der Naturdenkmalpflege festlegt. Zugleich übersendet Herr Dr. Hermann uns Separat- abdrücke seiner Arbeit „Naturdenkmalpflege und Aquarienkunde“, für die wir dem Herrn Verfasser bestens danken. — In der Diskussion über die bei uns jetzt fleissig betriebene Seewasseraquatik, teilt Herr Musshoff folgendes mit. Von befreundeter Seite war ihm vor ungefähr sechs Wochen unter anderem ein Seemannsliebchen (Heliactis bellis) überlassen worden. Dieses Tier wollte sich im 12 Liter-Glas ab- solut nicht festsetzen, sondern fiel stets um. Es war trotzdem meist entfaltet und interessierte durch den häufigen Formenwechsel, verschmähte aber jegliche 318 Vereins-Nachrichten. Nahrung. Es wurde daher aus dem Behälter entfernt, in ein Wasserglas gesetzt, und sich als vermeintlicher Todeskandidat selbst überlassen. Auch hier lag es meistens entfaltet auf der Seite, ohne sich mit der Fussscheibe, die sich bei näherer Untersuchung rauh anfühlte und nussbraun gefärbt war, anzusaugen. Nach sechs Wochen (drei Wochen hatte es in dem Miniatur- glas zugebracht) löste sich auf der Fussscheibe ein runder Fetzen los, so dass der Fuss nun weissgelb und glatt aussah, und — das Tier setzte sich fest! Es wurde nun sofort in das schön veralgte, undurch- lüftete 12 Liter-Glas übergeführt, wo es sich in einer bauchigen Muschel alsbald ansaugte und sich vor allem auf das drei- bis vierfache vergrösserte. Tags darauf wurde nach sechswöchentlicher Fastenzeit ein kleines Stückchen Regenwurm angenommen. Die ursächliche Erklärung dieses Vorganges glaubt Herr Musshoff nun darin zu finden, dass sich das Tier früher auf einer braun überalgten Muschelschale angesiedelt hatte, und beim Loslösen auf der ganzen Fussscheibe dieser Algenbelag haften geblieben war. Durch das ., Algen- pflaster“ gehindert, war das Tier nicht imstande, sich festzusetzen. Nachdem die braune Schicht sich los- gestossen hatte (Entzündungsprozess?), war das Hinder- nis beseitigt. — Der Vorsitzende erstattet hierauf Bericht über das Egebnis unseres Frühjahrsausfluges nach Deutsch-Lissa vom 2. Mai. Zwölf Teilnehmer hatten sich eingefunden und es dauerte nicht lange, da hatten wir die ersehnten Tümpel erreicht, in denen sich neben anderen Tieren vor allem Branchipus linden sollten. Wir wurden auch nicht enttäuscht, denn jeder Netzzug lieferte diese schönen, aber leider nur so kurzlebigen Kiemenfüsser zu Tage. Da Bran- chipus nur örtlich beschränkt in Deutschland vorkommt, so sind wir gerne erbötig, Interessenten gegen Er- stattung der Spesen (0.20 Mark), eine Anzahl Tiere für Sammlungs- beziehungsweise Beobachtungszwecke zuzusenden. Mückenlarven in grossen Scharen und ebenso grosse Daphnien wurden als leckeres Mahl für die hungernden Fische mitgenommen, zumal man sehr darüber klagt, dass auch die ertragreichen Tümpel in der Nähe Breslaus verpachtet sind. Hoffentlich füttern die Pächter auch gut und treiben keinen Raub- bau! — Bei Besprechung der Lebensgewohnheiten der erbeuteten Tiere, kam der Vorsitzende auch auf die Jungfernzeugung (Parthenogenesis) im Tierreich zu sprechen und bemerkte, dass man bei Tieren auch Versuche mit „künstlicher“ Parthenogenese ge- macht habe, indem man die unbefruchteten Eier mit verschiedenen Salzlösungen (Seeigeleier) oder mit Rohrztuckerlösung, Salzlösung und Blutserum (Frosch- eier) oder kurze Zeit (30 — 90 Sekunden) mit konzen- trierter Schwefelsäure, mit nachfolgendem Auswässern (Seidenspinner) behandelte. Bei Seeigeleiern haben sich nach zehn Tagen Larven (Pluteus) entwickelt, beim Frosch und beim Seidenspinner gelangte man aber nur bis zu den ersten Furchungsstadien. — Bei unseren Obstbäumen hat man in Amerika und Deutsch- land ähnliche bedeutsame Ergebnisse gehabt. Allge- mein war bis in die neuere Zeit die Annahme, dass bei unseren Obstbäumen eine Befruchtung (Wechsel- bestäubung!) nötig sei, um überhaupt Früchte zu er- zeugen. Das hat sich nun als nicht allgemein gültig erwiesen Man kann nämlich nach Zerstörung der Narben, durch Abschneiden oder Aetzen — was natür- lich vor normaler Bestäubung vorgenommen werden muss, — trotzdem vollentwickelte Früchte erhalten. Diese sind aber nun kernlos und auch das sogenannte Kernhaus ist nur schwach entwickelt. Man sieht also hieraus, dass die Fruchthüllen sich unabhängig vom Samen entwickeln können und ist natürlich be- müht, diese Beobachtungen für die Praxis nutzbar zu machen. Man bezeichnet diese Erscheinung mit dem Namen Jungfernfrüchtigkeit (Parthenocarpie). Sie ist aber keineswegs identisch mit der Parthenogenese im Tierreich, da sich bei der Jungfernfrüchtigkeit der Obstbäume nur die Fruchthüllen entwickeln, die eigent- lichen Früchte aber, Kernhaus und Kern, degenerieren, während bei der Jungfernzeugung der Tiere, gerade sich das Ei ohne Befruchtung zur Larve oder zum voll- ständigen Tier ausbildet. Dr. Deupser, Deutsch-Lissa. Dresden. „Ichtbyologische Gesellschaft“. 134. Sitzung vom 6. Mai 1909. Eingänge: die üblichen Zeitschriften, sowie diverse Briefe und Offerten. — Nach Besprechung der Literatur verliest Unterzeichneter eine Mitteilung aus den „Dres- dener Nachrichten“ vom 24. April 1909, aus welcher ersichtlich ist, dass die „Senkenbergische Natur- forschende Gesellschaft“ in Frankfurt a. M. den Sömmering-Preis. der zu Ehren des Frankfurter Natur- forschers Samuel Thomae von Sömmering 1837 ge- stiftet wurde und alle vier Jahre am 7. April dem- jenigen deutschen Naturforscher zuerkannt wird, der die Physiologie im weitesten Sinne des Wortes in dem verflossenen Zeitraum am meisten gefördert hat, dies- mal Herrn Dr. Paul Kämmerer, Wien, für seine Abhandlungen „Vererbung erzwungen er Fortpflanzungs- Anpassungen“ erteilt hat. — Wir gratulieren Herrn Dr. Kämmerer herzlichst zu dieser Auszeichnung und wünschen ihm auch fernerhin gute Erfolge zu seinen Forschungen. — In Heft 18 der „Wochenschrift“ (1909), Seite 252, Fragekasten der „Vereinigung der Natur- freunde“ zu BerliD, finden wir eine Anfrage des Herrn F. S., Hamburg 25, „ob man Wasserfrösche im Aquarium halten kann“, mit „Nein“ beantwortet; wir können uns mit dieser Ansicht nicht einverstanden erklären, denn verschiedene unserer Mitglieder haben Wasser- frösche, Ra na esculenta L. und Rana esculenta subspec. redibunda Pallas, längere Jahre hindurch im Aquarium gehalten ; selbstredend müssen genügend Wasser- pflanzen in einem solchen Behälter vorhanden sein, wie: Sagittaria natans, Vallisneria spiralis, Hydro- charis morsus ranae " usw., evtl, auch eine Korkinsel, damit die Tiere Gelegenheit haben, sich auch auf diesen Pflanzen, oder auf der schwimmenden Insel ausserhalb des Wassers aufzuhalten. (Siehe Heft 52 der „Wochenschrift“ 1908, „Lacerta“ , Seite 101 — 103). — Die von uns gehaltenen Tiere waren nach jahre- langem Halten im Aquarium, noch ebenso mobil, gesund und munter, als zu der Zeit, woselbst die- selben in den Behälter gebracht wurden. In einem Behälter, in welchem „keine“ oder doch nicht genügend Pflanzen , oder keine Korkinsel vorhan- den sind, werden die Tiere mit der Zeit natürlich ertrinken. — Es wurde beschlossen, ein Buch anzu- legen, um hierin die vom Verein „Proteus“, Breslau E. V. (gegründet 1908) in dessen Protokolle gebrachten Uebersetzungen und Ableitungen von Tier- und Pflanzen- namen einzutragen. Wir hoffen hierdurch mit der Zeit ein hübsches Nachschlagebuch in dieser Beziehung zu erhalten, welches namentlich für diejenigen Mit- glieder von grossem Vorteil sein dürfte, welche der lateinischen und griechischen Sprache unkundig sind; im übrigen ist so ein Nachschlagebuch auch für jeden anderen Liebhaber interessant und lehrreich. Mit der Führung dieses Buches wurde Unterzeichneter betraut. — Die bei der Firma A. Kiel, Frankfurt a. M., bestellten Pflanzen, welche in vorletzter Sitzung zur Verteilung gelangen sollten, wurden erst Sonnabend, den 24. April an die Mitglieder verteilt, da zu spät eingetroffen. — Heute über 14 Tage (Donnerstag, den 20. Mai) soll eine Exkursion unternommen werden. Treffpunkt: früh ‘/üSUhr am Neustädter Bahnhof, Abmarsch punkt 8 Uhr. Das Ziel dieser Exkursion soll die Radeberger Gegend sein, auf welche wir über Bühlau, Weissig, Ullersdorf, Erdmannsdorf, Radeberg zusteuern werden. Wir bitten hiermit die sich für diese Exkursion interessierenden Mitglieder, recht zahl- reich an derselben sich beteiligen zu wollen und auch Kannen und Netze nicht zu vergessen. Die Sitzung am 20. Mai fällt dagegen aus. Wilh. Schreitmüller, Schriftführer. Görlitz. „Aquarium.“1) Sitzungsbericht vom 2. April 1909. Nach den üblichen Formalitäten gibt Herr Dr. Finster zahlreiche Eingänge, sowie die vollzogene Aufnahme von Herrn Kaufmann Thomas bekannt. Nach einem kurzen Ueberblick über den schön ver- laufenen Herrenabend, der uns einen Ueberschuss brachte, referiert der Vorsitzende über verschiedene Vereins-Nachrichten. 319 Artikel in den „Blättern“, die alle grossem Interesse begegnen. Herr Matthieu ermuntert zum Beitritt in den Bund der Terrarienfreunde und damit zugleich zur Pflege unser schönen Reptilien. Da der Bestand unserer Fischkasse ein äusserst günstiger ist, regt Herr Dr. Finster die Anschaffung einiger Neuheiten an. Es wird beschlossen, die Höhe des Betrages dem Vorstande zu überlassen und die angekauften Zucht- fische zur Hälfte des Preises an Mitglieder abzugeben. Hierauf Verlosung. A. M. Sitzungsbericht vom 16. April 1909. Bekanntgabe der Eingänge, Verlesung und Ge- nehmigung des Protokolls eröffnen die Sitzung. Herr Dr. Finster wartet, wie gewöhnlich, wieder mit Litera- tur-Referaten aus den „Blättern“, „Natur und Haus“ sowie dem „Kosmos“ auf. Reiche Diskussion folgte ihnen. Herr Rüben gibt bekannt, dass er dem Verein leihweise sein Mikroskop zur Verfügung stellt und werden sofort Proben damit vorgenommen. Es zirku- lieren hierauf Bestelllisten für die Firma Henkel-Darm- stadt (Pflanzen), F. Mazatis-Berlin (Fische) und Eng- hardt-Lenne am Hils (Reptilien). Alle drei Firmen haben uns schon jahrelang durch pünktliche und re- elle Lieferung erfreut, was an dieser Stelle nicht un- erwähnt bleibe. Eine rege Debatte entspinnt sich noch über den Punkt „Vereinszuchtfische.“ Es führt darin zu keinem Resultat und wird schliesslich be- schlossen, die Wahl der Arten dem Vorstand zu über- lassen. Verlost werden Geophagas brasiliensis und . rote Posthornschnecken. Herr Breitenfeldt meldet Nachzucht von Danio rerio und Pytrhulina australis, Herr Bessert von Acara bimaculata und Osphromenus trichopterus an. A. M. Sitzungsbericht vom 30. April 1909. Die umfangreichen Eingänge, speziell Tierofferten, zirkulieren zum Teil. Von den Firmen Henkel-Darm- stadt sind die Pflanzen und von F. Mazatis-Berlin die Fische eingegangen. Beide Sendungen befriedigten im höchsten Masse und dürften Nachbestellungen sicher zu erwarten sein. Statt des von Herrn Matthieu zugesagten Vortrages „Der Aal“, der leider ausfalien musste, referiert derselbe Herr über schöne Terrarien- pflanzen, die eben mit der Henkel sehen Sendung ein- getroffen. Cotoneaster horizontales, jener flach nieder- liegende Felsenstrauch , mit braunen Aestchen und sattgrünen Blättern, fand allgemein Gefallen. Nach der Blütezeit setzt er schöne rote Früchte an, ebenso erscheinen seine Blättchen im Herbste im schönsten Rot. Gut gefiel noch Saxifraga (Steinbrech) in Ro- settenform und mit auf Stielen sich frei erhebenden Blüten. Dass auch Sedum und Sempervivurn in ver- schiedenen Arten Interesse erweckte, sei nocli er- wähnt. Die Demonstrierung der verschiedensten Terrarienpflanzen brachte sofort eine zweite Bestel- lung für Henkel zustande, die Herr Matthieu besorgt. Hierauf wurde beschlossen, die diesjährige Schöpstal- Exkursion für Himmelfahrt festzusetzen. Das nähere Programm wird in der nächsten Sitzung bekanntge- geben. Ausgeschlossen wurden zwei Mitglieder wegen ständigen Restierens der Beiträge. Zur Verlosung standen Pyrrhulina australis. A. M. München. „Isis“ E. V. Vom Monat Februar laufenden Jahres an, wird die „Isis“, um zur Raumersparnis in den „Blättern“ das ihrige beizutragen, statt der bisherigenWochenbe richte, nur mehr kurze Monatsberichte bringen, die in der Hauptsache Erörterungen der Auf- sätze u sw. enthalten, Mitteilungen aus der Haltung und Beobachtungen der Tiere im Terrarium und Aquarium, und Beobach- tungen aus der freien Natur, endlich Be- kanntgaben bezüglich der in der Gesell- schaft vorgezeigten Tiere und Pfanzen usw., bringen. — Herr Feichtinger überweist der Bibliothek das Buch: „Anleitung zur Angelfischerei“ von Wilhelm Bischoff. — Professor A. M. Nikolski be- schreibt eine neue Viperart aus dem Kaukasus (Vipera kaznakovi sp ) — Herr Rembold führt aus, dass sein von einem Cinosternum pensylvanicum- Männchen be- gattetes Cinosternum bauri -Weibchen innerhalb drei Tagen drei Eier gelegt habe. Die Eier sind 2,6 cm lang und haben einen Umfang von 5,2 cm. Die Form der Eier ist länglich oval. Herr Rembold will ver- suchen, ob die Eier im Brutofen nicht zum Aus- schlüpfen gebracht werden. — Herr Lankes demon- striert Macroprotodon Cuccullatus Geoffr. (Kapuzen- zornnatter). Das hübsche, glänzende, zirka 40 cm lange Tierchen erhielt Herr Lankes von Herrn Andres in Bacos übermittelt. Die Kapuzenzornnatter dürfte manchem Terrarianer noch nicht zu Gesichte ge- kommen sein, obwohl diese opisthoglyphe Schlange von ganz Nordafrika, der Pyrenäen-Halbinsel und den Balearen bekannt ist. Im Terrarium führt sie leider ein ziemlich verstecktes Leben und weiss nament- lich den engsten Spalt zum Entwischen zu benützen. Vielleicht kommen wir später noch näher auf die hübsche Schlange zurück. — Herr Lankes demonstriert ferner Coluber guttatus one of the most beautiful of North Americans serpents“ wie die Amerikaner selbst sagen. Die Schlange ist über 1 m lang und erreicht wohl eine Gesamtlänge von zirka 1,25 — 1,30 m. Sie ist bekannt vom Maryland westwärts zum Missis- sippi bis südwärts zum Golf von Mexiko. Coluber guttatus gilt in seiner Heimat vorwiegend als nützlich; er nährt sich in der Hauptsache von kleinen Nagern, wie Mäusen und Ratten. H. Lankes. Nürnberg. ,, Aquarien» und Terrarienabteilung der Naturhistorischen Gesellschaft“. 4. Sitzung der Aquarien- und Terrarienabteilung. Herr Adam eröffnet um 9 '/■* Uhr die Sitzung und teilt zunächst mit, dass er sich der Mühe unterzog, genaue Untersuchungen über Bodengrund und Pflanzen- wuchs anzustellen, und dass er zu diesem Zweck vor- erst sechs Gläser von gleichem Volumen mit gleicher Bepflanzung und Belichtung, aber mit verschiedenem Bodengrund, wohl aber in jedem Gefäss die gleiche Menge, zur Beobachtung aufgestellt hat. Der eine Behälter hat als Bodengrund eine Mischung von Lehm und verrotteten Kuhdünger, der andere Torfmull, Sand und Rinderdünger, ein weiterer Mistbeeterde und Torfmull, sowie etwas Lehm, ein vierter reinen Sandboden, ein fünfter nur Mistbeeterde und der letzte nur Moorerde. Ueber die Ergebnisse der Untersuchungen wird Herr Adam von Sitzung zu Sitzung berichten. Hierauf wird von einem eingelaufenen Schreiben der Schriftleitung der „Blätter“ Kenntnis genommen. Herr Adam stiftet einen Gummistempel zur Vereinfachung der Einladungskarten. Nach Erledigung des allge- meinen Teiles der heutigen Tagesordnung zeigt Herr Dr. Enslin unter dem Mikroskop Präparate der Daph- nienart Simocephalus vetulus, die sich im wesentlichen durch bedeutend kürzere Ruderfüsse, vollständig ab- gerundetes Leibesende und grössere Ruhe in der Fortbewegung von der gewöhnlichen Daphnie unter- scheidet. Desgleichen zeigt Herr Dr. Enslin Staub- pollen der Vallisneria unter dem Mikroskop vor. Sehr interessant ist auch der Bericht, den Herr Dr. Enslin über die Lebensfähigkeit der Karpfen gibt. So seien Karpfen, die beim Transport aus Versehen einer Kälte von 20 Grad ausgesetzt und vollständig zu einem Eis- klumpen zusammengefroren waren, nach drei Tagen bei allmählicher Erwärmung wieder zum Leben er- wacht. Desgleichen konnten Karpfen, die im Spät- herbst gelegentlich eines Fischfanges infolge einge- tretener Dunkelheit im Gras liegen geblieben waren, nach ziemlich starkem Nachtfrost, am anderen Morgen zum Leben erweckt worden. Ganz neu und äusserst lehrreich war die Abhandlung des Herrn Dr. Enslin über den Raumparasitismus verschiedener in der Tief- see lebender Tiere. Insbesondere gilt als schönes Beispiel dieser Art des Zusammenlebens, der vom Professor Plate näher erforschte Apagoniditys strombi, ein Fisch, der in Symbiose mit einer Schnecke und und zwar in der Mantelhöhle derselben lebt. Der Fisch ist etwa 6,2 cm lang und geht wahrscheinlich nur abends auf Nahrungssuche aus, indem er zu diesem Zweck den Mantel der Schnecke verlässt Die Schnecke selbst lebt ungefähr in einer Tiefe von 5 m. Ganz ähn- 320 Vereins-Nachrichten. — Ausstellungskalender. lieh verhält es sich im roten Meere mit einer gewissen Art von Seeigeln und kleineren Fischen die stets in den Stacheln des Seeigels umherschwimmen, die ihnen einen trefflichen Schutz gegen Feinde gewähren. So leben auch im japanischen Meer, im Enddarm einer Seewalze, kleinere Fische im Bereiche der Ten- takeln von Aktinien, ohne dass sie dadurch in Gefahr kommen, während z. B. Ellritzen, wie Herr Bonne- berger bemerkt, in ganz kurzer Zeit von den im See- wasseraquarium lebenden Aktinien, durch derenNessel- fäden gelähmt werden. — Betreffs der Daphnienfrage teilt Herr Adam zum Schluss der Sitzung mit, dass nach vorhergegangener Besprechung am Sonntag, den 28. März 1909, eine Exkursion unter Beteiligung ver- schiedener Herren der Gesellschaft „Iris“, Fürth, von Marienberg ausgehend, bis Vach unternommen wurde und in verschiedenen Weihern, die nur ganz wenig Daphnien zeigten, Daphnien eingesetzt wurden. H. Adam, A. Schmid, I. Obmann. I. Schriftführer. Wien. Sektion für biologische Vivarinmkutide der k. k. zool.-botan. Ges. Versammlung am Mittwoch, den 12. Mai 1909, präzise 1/i7 Uhr abends im Vortragssaale der Gesell- schaft, III., Mechelgasse 2. Herr Dr. Franz Megusar: Neue Beobachtungen über die Lebensweise der Wasser- käfer (Hydrophiliden). Mit Demonstrationen. Herr Dr. Paul Kämmerer: Die Rolle der Süsswasser-Borsten- würmer ( Oligochaeta limicola) im Haushalte der Ge- wässer. Fortsetzung des Berichtes über die vom k k. Ackerbauministerium subventionierte Süsswasser- Untersuchung in der Biologischen Versuchsanstalt in Wien. Mit Demonstrationen. — Diskussionsabend am Mittwoch, den 26. Mai 1909, präzise 72 7 Uhr abends. Ueber ein oder mehrere von der Versammlung vor- geschlagene Themen. Der Sektions-Obmann: Dr. Paul Kämmerer. Nach Schluss der Versammlung findet eine ge- sellige Zusammenkunft (mit den Damen) in der Re- stauration „Zum goldenen Sieb“, IV., Panigigasse 17, statt. Gäste willkommen! Ausstellungskalender Steht den verehrlichen Vereinen kostenlos zur Verfügung. Alle näheren Angaben sind natürlich in den Inseratenteil zu verweisen I Elberfeld. „Wasserrose“. Vom 17. — 26 Juli 1909 im „Weissen Saal“ der Stadthalle, Johannisberg. Berlin. „Verein der Aquarien- und Terrarienfreunde“. 21. — 30. August, in „Wendts Prachtsälen“. Hamburg. „Rossuiässler“. 22.-29. August, in „Ham- monia“, Besenbinderhof. Stuttgart. „Verein der Aquarien- und Terrarien- freunde“. 11. — 19. September. „Gewerbehalle“. Adressentafel der Vereine.1) Augsburg. „Wasserstern“, Verein für biologische Aquarien- und Terrarienkunde (E. V.) mit Zweig- verein Ingolstadt. Briefadresse: K. Riedel, Gossen- brotstrasse 2. Verein.slokal Augsburg: Cafe „Augusta.“ Sitzungen jeden l.und 8. Samstag abends 9 Uhr. Vereinslokal Ingolstadt: Restaurant Merl. Sitzungenjedenl.u. 3. Donnerstag abends 6Uhr. Berlin. „Hertha“, Vereinigung für Aquarien- und Terrarienkunde (E. V.) Zusammenkunft jeden 1. und 3. Donnerstag im Monat im Restaurant „Zum Brandenburger“, Münzstrasse 17, Ecke Königsgraben. Briefadresse : Carl Schmidt, Berlin NO 55, Treskow- strasse 32. Gäste willkommen. Berlin. „Triton“, Verein für Aquarien- und Ter- rarienkunde (E. V.). Vereinslokal: Restaurant Karls- garten, Kalistrasse 27. Sitzung: Jeden 2. und 4. Frei- tag im Monat. Briefadresse: F. Gehre, Schön- berg-Friedenau, Beckerstrasse 2- Berlin. „Verein der Aquarien- nnd Terrarienfreunde“. Briefadresse: Max Pulvers, Vorsitzender, Berlin S. O. 36., Elsenstrasse 54. Bernburg a. S. „Aquaria,“ Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Göhres Restaurant, Karlstrasse 5. Versammlung jeden ersten Mittwoch im Monat. Briefadresse : Lehrer Hermann Wiehle, Latdorf bei Bernburg. Brandenburg a. Havel. „Hydrophilns“, Verein für Aquarien-, Terrarien und Naturfreunde. Vereins- lokal: „Ressource,“ Steinstrasse 9. Sitzungen jeden 1 . und 3. Freitag im Monat. Briefadresse : Dr. Zimmermann, 1. Vorsitzender, St. Annenstrasse 13. Braunschweig. „Brunsviga“, Verein der Aquarien- und Terrarienfreunde. Versammlungen alle 14 Tage Freitags. Briefadresse : Robert Melzer, Radeklint 6, 2. Vorsitzender. Breslau. Aeltester Breslauer Verein für Aquarien- und Terrarienkunde, „Proteus“, gegründet 1900. Die Adressen sind : für Geldsendungen Herr Con- stantin Franz, XIII, Schillerstrasse 15 III; für den ersten Vorsitzenden Herr Dr. Eckhardt, XIII, Kaiser Wilhelmstrasse 51. Sitzungen jeden Dienstag abend pünktl. 9 Uhr im Schul theiss-Restaurant, Neue Gasse. 1) Aufnahme erfolgt nur auf Antragl Weitere Vereinsadressen stets willkommen ! Auf besonderem Blatt! Ergänzungen, Aenderungen werden umgehend erbeten 1 Dr. Woltersiorff. Breslau. „Proteus“, Verein zur Förderung der Aqua- rien- und Terrarienkunde, (E. V.) gegründet 1908. Vereinszimmer: Haase-Ausschank , Schweidnitzer Strasse 37, part. Sitzungen : Jeden Dienstag, abends 9 Uhr. Adresse für den Vorsitzenden : Dr. Deupser, Deutsch-Lissa bei Breslau. Burgstädt i. Sachsen. „Wasserrose“, Gesellschaft für Aquarien- und Terrarienkunde zu Burgstädt in Sachsen. Gesellschaftsabend jeden Sonnabend nach dem 1. und 15. jeden Monats im Gesellschafts- zimmer des Bahnhofrestaurants. 1. Vorsitzender Eisenbahnassistent W. Peukert. Charlottenburg. „Wasserstern“, Aquarien- und Ter- rarienverein. Die Versammlungen finden an jedem Mittwoch nach dem 1. und 15. jeden Monats statt. Lokal: Restaurant Schröter, Kaiser Friedrichstr. 36a. Sendungen an den Vorsitzenden E. Berndt, Char- lottenburg, Göthestrasse 82, erbeten. Cöln. „Wasserrose“, Vereinigung der Aquarien- und Terrarienfreunde. Vereinslokal: Gürzenich, Restau- rant. Vor St. Martin 33 (Biertunnel); bei grösseren Vorträgen Quatermarktsaal. Sitzungen jeden 2. und 4. Mittwoch im Monat. Briefsendungen an Vor- sitzenden A.Kuban, Cöln-Deutz, Tempelstrasse 19 III. Geldsendungen an L. Schwarz, Cöln-Nippes, Bülow- strasse 16 II. Crefeld. „Verein für Aquarien- und Terrarienkunde“. Adresse für den Vorsitzenden: H. Baakes, Ober- strasse 77; für den Schriftführer: H. Hecker, Süder- strasse 5. (Fortsetzung folgt.) Tagesordnungen. Dortmund. „Triton“. Sitzung am Freitag, den 21. Mai 1909. Tagesordnung: 1. Eingänge. 2. Zeitschriftenreferat. 3. Verlosung von drei Paar Vereinsfischen. Die Mitglieder werden gebeten, überflüssige Fische zur Verlosung mitzubringen. 4. Besprechung über einen Ausflug. 5. Verschiedenes. Der Vorstand. Für den Anzeigenteil: Fritz Lehmanns Verlag, Stuttgart. — Verlag von Fritz Lehmann, Stuttgart. Druck der Verlagsbuchdruckerei Otto Sautter, Stuttgart. Hetero gra m m a corumbae Eigenm. & Ward. Mit einer Abbildung und einer Skizze nach Originalzeichnungen des Verfassers. Von Paul A r n o 1 d - Hamburg. (Schluss.) Auch im Laufe der nächsten zwei Tage war es mir nicht möglich , etwas von den Jungen zu sehen, der Sandwall vor der Höhle, den ich nicht entfernen wollte, um das Tierchen bei der Brutpflege nicht zu stören, raubte mir jeglichen Einblick auf den Boden der Höhle, wo die Jungen sich befinden mussten. Am folgenden Tage verbrachte ich wieder längere Zeit vor dem Aquarium meiner Zwergcichliden, ich wollte mir Gewissheit verschaffen, ob Junge vorhanden seien. Das Vorhandensein von Jungen war zwar als sicher anzunehmen, denn wenn aus den Eiern nichts geworden wäre, hätte das Weibchen sicher schon längst den Schauplatz seiner Tätig- keit verlassen, aber ein Aquariumliebhaber soll sich niemals an Möglichkeiten halten, sondern sich nur von eigenen Anschauungen überzeugen lassen ; zudem beabsichtigte ich, meine Beobach- tungen zu veröffentlichen und da hiess es um so schärfer beobachten und auf die anscheinend unwichtigsten Vorgänge Acht geben, damit dem Auge nichts entgeht. Da bemerkte ich, wie das Weibchen mit dem Maule etwas vom Boden aufnahm, es tüchtig durchkaute, als ob es eine Delikatesse verzehrte und bald darauf ein un- definierbares Etwas,, gegen die Topfwand hin, wieder ausspuckte, welches an derselben herab- gleitet. Dieser Vorgang wiederholt sich immer wieder und ich denke schon , dass die Alte kannibalische Gelüste bekommen haben könnte, da entdeckte ich bei schärferem Zusehen in den, gegen die Wand geschleuderten Klümpchen, kleine unbeholfene Lebewesen, bräunlichrosa ge- färbt, die in flimmernder Bewegung einen Moment an der Wand des Blumentöpfchens hängen bleiben und dann wieder nach unten sinken. Das waren also die jungen Cichliden, denen die „Alte“ auf diese Weise Bewegung verschaffte. Am Nachmittage des 23. Oktober fiel es mir auf, dass das Weibchen nur gelegentlich den Blumentopf aufsuchte, sich dort einige Augen- blicke etwas zu schaffen machte und gleich da- rauf hinter einem grösseren Stein neben einer kräftigen buschigen Lndwigia an der anderen Seite des Aquariums verschwand. Wie sich später herausstellte, hatte es dort eine flache Mulde in dem Sandboden ausgeworfen, in die es sämtliche Jungen hineingetragen hatte. Noch hatte ich keinen Begriff von der An- zahl der Jungen, die von der Alten behütet wurden, erst als am Sonntag, den 25. Oktober nachmittags, bei sonnigem Wetter die Jungen, sorgsam von der Mutter bewacht, zum ersten Male die Wälle ihrer Wohngrube überschritten hatten, wusste ich, dass die Anzahl keine geringe war und sich auf etwa 40 — 50 belaufen könnte. Lange konnte ich mich des Anblicks der jungen Cichliden nicht erfreuen, denn nach etwa einer Viertelstunde brachte die Mutter ihre Kinder wieder zu Bett, indem sie die kleinen, noch sehr unbeholfenen Dinger zu 3, 4, 5 — 8 hinterein- ander ins Maul nahm und in die Grube trug. Einige Minuten später war das letzte junge Cichlidchen von der Bildfläche verschwunden und tiefe Buhe herrschte wieder im Aquarium. Am nächsten Tage ist das Wetter trübe und regnerisch, während der Zeit, in welcher ich im Hause anwesend bin, bekomme ich von den Jungen nichts zu sehen, nur die „Alte“ kommt auf einige Augenblicke zum Vorschein, um ihren Hunger an den Daphnien, die ich ins Aquarium gebracht habe, zu stillen. Am 27. Oktober, nachmittags, als ich nach Hause kam, steht das Weibchen, von ihrer Kinderschar umgeben; in geringer Entfernung vor der Höhle, ein entzückendes Familienbild, 322 P. Arnold: Heterogramma corumbae Eigenm. & Ward. welches das Herz jedes Naturfreundes erfreuen muss ! Mit Argusaugen überwacht die Mutter ihre Kinder, die in geschlossenem Schwarme auf dem mit einer dünnen Schicht Detritus bedeckten Boden um sie versammelt sind ; entfernt sich eins der Kleinen in ruckweisen Bewegungen von dem Schwarme, so wird es sofort mit dem Maule erhascht und wieder in den Schwarm hinein- geschleudert. Ah und zu nimmt die Alte einige der Jungen ins Maul, macht einige Kaube- wegungen und spuckt sie wieder aus, gleichsam als wollte sie die Kleinen zu Bewegungen reizen. Im ersten Moment nach dem Ausgespucktwerden erscheinen die kleinen Fischchen ganz benommen, erholen sich aber schnell wieder und schwimmen mit einigen kurzen Stössen davon. Ununter- brochen bewegt das Weibchen die Flossen, so dass über der Kinderschar permanent eine Wasserströmung herrscht. Am darauffolgenden Tage ist die Familie in der Nähe der vorderen Abb. 2. Heterogramma corumbae 8 Tage altes Jungfischclien stark vergrössert. Aquariumscheibe versammelt, ich nehme meine Lupe zur Hand, um mir die Jungfischclien ein- mal näher auzusehen und bemerke dabei, wie die kleinen Dinger in dem Detritus häufig nach mikrokopisch kleinen Lebewesen schnappen. Bei- folgende Skizze stellt ein acht Tage altes Jung- fisch eben in starker Vergrösserung in seiner charakteristischen Körperstellung dar. Erst im Laufe der Zeit nimmt der kleine Körper eine gestreckte Form an und geht das Jungfischclien, damit fortschreitend, in die wagrechte Körper- lage über. Allmählich erscheinen auch Bücken - und Afterflosse als weicher . Saum und zuletzt die Bauchflossen. Hand in Hand mit dem fort- schreitenden Wachstum geht auch das. Sehwimm- bedürfnis der Jungfisch eben und immer mehr breitet sich der Kinderschwarm aus, stets sorg- sam von der Alten geführt. Die Jungen halten sich gewöhnlich unmittelbar am Boden auf, wo sie eifrig nach Futter suchen. Nach kurzem Aufenthalte an einer Stelle schwimmt die „Mama“ weiter, alsbald von der Kinderschar gefolgt, gleichsam wie- ein Hirt mit seiner Herde weiter zieht, wenn die Weide abgegrast ist. Man muss sich wirklich wundern, wie die Kleinen sozu- sagen an ihrer Mutter hängen und immer wieder ihre Nähe aufsuchen. Geradezu rührend wirkt die hingehende Fürsorge der Mutter für ihre Kinder. Es ist wirklich keine Kleinigkeit für das kleine Fischchen, eine Kinderschar von 50 — 60 Köpfen permanent zusammen zu halten, und sie vor allen vermeintlichen und wirklichen Gefahren zu schützen. Jede Schnecke, die sich im Bereiche der Jungfischclien blicken lässt, wird von ihr entfernt, ist sie klein, _ wird sie einfach mit dem Maule fortgetragen, ist sie zu gross, wird sie durch fortgesetzte Stösse wegbefördert. Unstreitig die Hauptsorge für das Heterogramma- Weibchen bildeten die Polypen, die sich schier ins Unendliche vermehrt hatten und in dichten Büscheln an den Blättern und Wurzelfasern in der Nähe des Bodens hingen. Mit wahrem Heldenmute hiss sie die Polypen , die für ge- wöhnlich von diesen Fischen unbehelligt gelassen werden, ab und schluckte sie hinunter, um so diese Gefahr von den Jungen abzuwenden. In den ersten Tagen des Ausschwärniens der jungen Heterogramma sah ich wiederholt, wie Jung- fischehen, die sich einer Polypenkolonie näherten, von der Alten mit dein Maule aufgenoinmen und fortgetragen wurden. Da ich eine Verminde- rung der Anzahl Jungfischclien nicht wahrge- nommen habe, glaube ich nicht, dass eins der- selben den Polypen zum Opfer gefallen ist. Später sind dann die kleinen Heterogramma so kräftig, dass die Polypen keine direkte Gefahr für sie bilden, nur durch die Vertilgung der Futtertiere werden die Polypen lästig und muss man für enorme Quantitäten Cyklops und Daph- nien sorgen, damit die jungen Fischchen stets fressen können. Schon vom dritten Tage des Ausschwärniens der Jungen an gab ich abge- siebte kleinste Cyklops. In der Erbeutung dieser Futtertiere erweisen sich die jungen Heterogramma, selbst wenn sie schon grösser sind, viel unge- schickter als andere Fische, wie z. B. Kärpf- li'nge und Barben ; oftmals sieht man, wie ein Cyklops längere Zeit von einer jungen Hetero- gramma verfolgt wird; hat sich das Krebschen irgendwo festgesetzt, so stösst die junge Hetero- gramma nicht etwa sofort darauf los, sondern betrachtet es erst eine Weile und diesen Moment benutzt dann gewöhnlich das Futtertierchen, um das Weite zu suchen, das Fischchen mit ver- dutztem Gesichte zurücklassend. Bei regelmässiger starker Fütterung mit P. Arnold: Heterogramma corumbae Eigenm. & Waard. lebendem Futter (Cyclops, Daphnien, gehackten Regenwürmern und roten Mückenlarven, kleinen Enchytracus ) — künstliche Futter habe ich nicht versucht — wachsen die jungen Heterogramma verhältnismässig rasch, auch bei ihnen ist, wie bei vielen anderen Fischen, das Wachstum ver- schieden, einige bleiben zurück, andere eilen ihren Geschwistern bedeutend an Grösse voraus, immerhin betrug ihre durchschnittliche Grösse am 15. November 1908, also genau einen Monat nach dem Ablaichen, 10 mm. An diesem Tage hng ich die Eltern heraus, nicht etwa weil ich in ihnen eine Gefahr für die Jungen erblickt hätte, sondern weil ich mit einem Teil der Polypen aufräumen wollte und zu diesem Zwecke die Pflanzen herausnehmen musste , die mit Polypen übersät waren. Während der ganzen Zeit der Brutpflege hatte ich das Männchen absichtlich im Brutbe- hälter belassen, es durfte sich aus dem Blumen- töpfchen nicht herauswagen, ohne die Wut seiner besseren Hälfte zu erregen. Der Argwohn des Weibchens, dass sich das Männchen möglicher- weise an den Jungen vergreifen würde, erschien mir unbegründet, denn ich habe mehrmals be- obachtet, dass Jungfisch dien, die sich in das Blumentöpfchen verirrt hatten, von dem Männ- chen unbehelligt gelassen, ja sogar von ihm mit dem Maule aufgenommen und zur Kinderschar zurückgebracht wurden. Nachdem ich sämtliche Pflanzen aus dem Aquarium herausgenommen und sie zwecks Abtötung der Polypen in ein blaues Bad von übermangansaurem Kali gebracht hatte, war es mir möglich, die Zahl der Jung- fische genauer festzustellen, sie belief sich auf zirka 60. Trotz der Abwesenheit der Mutter ziehen die jungen Heterogramma noch längere Zeit in ziemlich geschlossenem Schwarme im Aquarium umher; man wird bei ihrem Anblick unwillkürlich an eine Schafherde erinnert, denn sobald eins oder mehrere der Kleinen eine andere Richtung ein schlagen, folgen die Uebrigen nach. Durch die Verminderung der Polypen herrschte von da ab kein Futtermangel und die jungen Heterogramma entwickelten sich zu kräftigen Fischchen, die Ende Dezember 1908 eine Durch- schnittslänge von 1 1/2 cm erreicht batten. Von dem' Prinzip ausgehend, je grösser der Raum, desto besser das Wachstum, brachte ich Anfang Januar die jungen Heterogramma zu- sammen mit den Alten in einem grösseren Aqua- rium unter. Sie vertragen sich sehr gut mit einander; hin und wieder kommt es zu kleinen Reibereien , bei denen Puffe und Schläge mit 32.3 der Schwanzflosse ausgeteilt werden, doch ver- laufen diese Gefechte ganz harmlos; gewöhnlich handelt es sich dabei um die Platzfrage. Die Heterogramma halten, wie viele andere Fische, gern die eingenommenen Plätze inne, nähert sich ein Störenfried, so gibt es Krach, wobei sieb, wie überall, das Recht des Stärkeren geltend macht. Die ganze Heterogramma- Familie ge- währt einen Anblick, der mir immer wieder die grösste Freude macht, namentlich bei der Fütterung, wo sich alle in grosser Aufregung befinden. In diesem Stadium erscheinen auf den Körperseiten 4 — 5 schwarze Flecken, sowie ein schräger schwarzer Strich an den Kopfseiten. Das, was Herr Engmann in „Wochenschrift“ 1908, Seite 540, über die Färbung seiner Fische schreibt, lässt sich auch auf die mehligen an- wenden, da ich aber die von Herrn Engmann beschriebene Art selbst nicht gesehen habe, war es mir nicht möglich, auf Grund der Farbenbe- schreibung festzustellen, ob mein Pärchen der von Engmann beschriebenen Art angehörte. Wie später in dem Vereinsbericht der „Wasserrose“ Dresden, vom 17. Oktober 1908, siehe „Wochen- schrift“ 1908, Seite 657, niedergelegt wurde, ist der von Herrn Engmann beschriebene Zwerg- cichlide durch Herrn Hofrat Dr. Steindachner- Wien, als Heterogramma corumbae Eigenmann & Ward bestimmt worden. Der Gattungsname Heterogramma war mir damals noch unbekannt und wird wohl auch die meisten Liebhaber, die sich für die Nomenklatur ihrer Pfleglinge eingehender interessieren, inso- fern überrascht haben, als die beregten Fische im Handel als Geophagus spec.? angeboten wurden. Da das Nachsuchen in der sehr verstreuten Fischliteratur, ohne näheren Anhalt, sehr viel Zeit erfordert, wandte ich mich an meinen ver- ehrten Freund Herrn G. A. Bonlenger-London und wurde von diesem auf: Regan: A. Revision of the Genera Retroculus, Geophagus usw. Ann. and Mag. N. H. (7) XVII., Jan. 1906, pag. 49 und Eigenmann & Ward, Ann. Carnegie Mus. IV., 1907, pag. 146 verwiesen, wo ich das Ge- wünschte fand. In dem erstgenannten Werke hat Mr. C. Tate Regan in ausführlicher Weise eine Über- sicht der südamerikanischen Üichlidengattungen Retroculus, Geophagus , Heterogramma nnd Bio- toecus gegeben und auf Grund verschiedener Merkmale die Gattung Heterogramma als neu aufgestellt. Den Inhalt der genannten Arbeit hier wiederzugeben, würde zu weit führen und mögen sich diejenigen, die sich dafür interes- 324 L. Müller: Aquarium und Reptilienhaus des zoologischen Gartens in Frankfurt a. M. sieren, dem Studium dieser Abhandlung selbst widmen. In den „Annals of the Carnegie Museum IV.“, 1907, p. 146, linden wir die Be- schreibung von Heterogramma corumbae durch Eigenmann & Ward, die ich nachstehend in Übersetzung folgen lasse : „ Heterogramma corumbae Eigenmann & Ward sp. nov. Ein Exemplar Nr. 10166 30 mm Co- rumba ; Cotypen Nr. 10167 neun Exemplare 22 — 35 mm Coruniba ; zwei Exemplare 27 und 37 mm aus einem Wahlteiche in der Nähe von Puerto Max in Wasser gesättigt mit Calcium. Die Cotypen waren augenscheinlich mit Bioto- cloma fasciatus vergesellschaftert, insofern als sie vermischt waren mit Exemplaren der Letzteren unter der Nummer desselben Sammlers. Die Art, welche sie repräsentieren, wenn verschieden von trifasciatus , ist in Form und Flossenformel sehr ähnlich jener Art. In der Färbung, in welcher sie alle übereinstimmen, unterscheiden sie sich sehr auffallend von trifasciatus . Da ist derselbe Strich vom Auge nach unten und oben, eine ähnliche dunkle Zone längs der Basis der Rückenflosse und dasselbe Längsband, aber die Ränder des letzteren pflegen weit häufiger ein- gekerbt zu sein als- bei trifasciatus und der Schwanzfleck ist viel grösser und intensiver als bei letzterer Art; der augenfälligste Unterschied kommt unter dem Längsband. Hier sind zwei oder drei mehr oder weniger unterbrochene Linien, die den Schuppenreihen folgen und parallel mit dem Längsband laufen. Schwache Quer- bänder dehnen sich längs der ganzen Seiten aus, Bauchflossen wie bei trifasciatus mit einem grossen schwarzen Fleck oder Strich, Afterflosse und weicher Teil der Rückenflosse mehr oder weniger quergebändert. Kopf 3, Höhe 22/3. D. XVI./6. A. III, '6 — 7 Seitenlinie 9 — 1 1 — |— 0 — 8, 22 Schuppen in der Mittellinie. Auge gross, 3/4 in der Länge des Maules, dreimal in der Länge des Kopfes, Schuppen gross, die Seitenlinie sehr ärmlich entwickelt, die Anzahl der entwickelten Röhren schwankt bedeutend sowohl in den vorderen als auch hinteren Teilen. Brustflossen erreichen die Bauchflossen, Bauchflossen die Afterflosse, After- und Rückenflosse die Schwanz- flosse.“ Nach Vergleich dieser Beschreibung mit meinen Exemplaren unterlag es kaum einem Zweifel, dass diese zur Art Heterogramma corum- bae Eigenmann & Ward gehörten, also mit der von Engmann-Dresden beschriebenen und ge- pflegten zweiten Art identisch waren, trotzdem wollte ich, in Rücksicht auf den anderen Fund- ort meiner Exemplare — Rosario — Buenos Aires — ganz sicher gehen und sandte deshalb Herrn C. Tate Regan-London ein Exemplar aus meiner Nachzucht, sowie ein, als einzelnes Exem- plar von Carl Siggelkow im Dezember 1908 importiertes Männchen (halberwachsen) zwecks Identifizierung der Art ein. Nach einiger Zeit empfing ich die Bestätigung, dass es sich tat- sächlich um Heterogramma corumbae Eigenm. handelte. Die Stadt Corumba, nach der unser Fisch chen seinen Namen erhalten haben dürfte, liegt am Rio Paraguay, etwa auf dem 19.° süd- licher Breite. Da die Importe der heterogramma corznnbae sich nur auf einzelne Exemplare be- schränken, so scheint es sich bei diesen, im unteren Laufe respektive an der Mündung des La Plata gefangenen, Exemplaren um Fische zu handeln, die durch die grossen Ueberschwem- mungen dorthin verschlagen worden sind. Die beigegebene Abbildung stellt die Fisch- chen in völlig ausgewachsenem Zustande in natürlicher Grösse dar. Die geringe Grösse in Verbindung mit seiner Anspruchslosigkeit, leichten Züchtbarkeit und gefälligen Form und Färbung lassen das Fischchen als Pflegeobjekt geradezu prädestiniert erscheinen und möchte ich die Haltung der Heterogramma corumbae Eigenm. &• Ward allen denjenigen warm empfehlen, die sich aus den eingangs dieses Artikels er- wähnten Gründen von der Pflege und Zucht von Cichliden bisher ferngehalten haben. 10. IV. 09. Aquarium und Reptilienhaus des zoo- logischen Gartens zu Frankfurt a. M. Von Lorenz Müller -Mainz (,,Isis“-Münclien). Mit sechs Aufnahmen vom Atelier Erna, Frankfurt a. M.- Höchst a. M. (Schluss.) Gehen wir nun zu den Echsen über. Hier muss ich vor allem der beiden reizenden kleinen Stachelschwanzskinke ( Egernia depressd) ge- denken, die schon seit einer Reihe von Jahren im Garten leben. Die kleine australische Echse mit ihrem langen, plattgedrückten Stachelschwanz und ihrer hübschen Bandzeichnung (rostfarben auf grauem Grund) ist einer der schönsten Skinkiden, die ich kenne. Von kleineren Echsen sah ich dann neben den bereis erwähnten Euro- päern nur noch Lacerta galloti , sowie einige Anolisarten. Es waren die gewöhnlicheren Arten, Anolis principalis und cristatellus. Alles übrige waren Tiere grösseren Kalibers. Unter ihnen fiel mir ein wohlgenährtes Gilatier ( Heloderma L. Müller: Aquarium und Reptilienhaus des zoologischen Gartens zu Frankfurt a. M. 325 suspectwn ) durch seine auffallende Lebhaftigkeit auf, die ja bekanntlich durchaus nicht die stärkste Seite dieser merkwürdigen Echse ist. In einem der grossen Terrarien der linken Längswand waren dann grosse australische Skinke unter- gebracht. Wir sehen hier Tiliqua scincoides und lutea , sowie Trachysatirus rugosus in zahlreichen Exemplaren. Auch einige Stücke von Egernia cunninghauci seien noch genannt. Von Agamen wären die beiden Australier Physignathus lesueuri und Amphibolurus barbatus zu erwähnen, von grossen Iguaniden zwei schöne grüne Leguane Die übrigen Behälter der linken Schmalwand beherbergten kleine Krokodile. So waren ein grösseres und zwei kleinere Panzerkrokodile vor- handen, ferner eine ganze Herde von Sumpi- krokodilen ( Crocodilus palustris) und endlich ein schönes Stumpfkrokodil (Osteoldemus ietraspis). Hiermit wollen wir unseren Rundgang in diesem Glashaus beschliessen. Es ist naturge- mäss nicht alles, was es birgt, namentlich auf- gezählt, doch dürfte nichts wesentliches über- gangen sein. Beim Verlassen dieser Abteilung stehen wir Abb. 5. Ausschnitt aus der Tropenlandschaft für Krokodile. ( Iguana tuberculata). Dann kamen in einem Wüstenterrarium eine Anzahl Wüstenvarane (Varanus griseus). Neben dem grossen Behälter der Varane und Tejus liegt ein umgitterter Raum, der Landschildkröten zum Aufenthaltsort diente. Es war da ein prächtiges, halbwüchsiges Stück von Testudo microphyes von den Galapagosinseln, ein schönes und seltenes Tier. Ferner befanden sich dort Waldschildkröten (1 estudo tabulata) aus Brasilien , madagaskische Strahlenschild- kröten ( T . radiata ), nordamerikanische Dosen- schildkröten (Terrapene carinata) und eine An- zahl griechischer Landschildkröten (Testudo graeca). einem grossen, in die Wand des Eulen turmes eingelassenen Aquarienhecken gegenüber, das Tauchervögeln zum Aufenthalt dient. Pinguine und Cormorane beleben es zur Zeit und man kann hier ganz ausgezeichnet das Schwimmen der Tiere unter Wasser verfolgen. Besonders bei den Fütterungen, wozu lebende Fische ver- wandt werden, ist es hochinteressant, zu be- obachten, mit welcher Schnelligkeit diese Vögel unter Wasser ihren doch gewiss nicht lang- samen Opfern nachjagen. Es war ein glücklicher Gedanke, diese Vögel so unterzubringen, dass eine seitliche Beobachtung ihrer Taucherkünste ermöglicht wird. 326 L. Müller: Aquarium und Reptilienhaus des zoologischen Gartens zu Frankfurt a. M. Wir betreten nun das neu erbaute Glashaus. Die rechte Wand nimmt die Anlage für die tropischen Fische ein, auf der linken befinden sich die grossen Behälter für die Kiesenschlangen und Krokodile, an der einen Schmalwand ist noch ein kleinerer Behälter — immerhin aber noch von recht stattlicher Dimension — für Riesenschlangen untergebracht. Diese Behälter, die einem Raubtierkäfig an Grösse durchaus nicht nachstehen, sind mit Fels- gruppen ausgestattet und von der bekannten Firma Henkel in Damstadt dekorativ bepflanzt. Da die Anlage noch ganz neu ist, hat sich die Vegetation noch nicht so entwickelt, wie dies später der Fall sein dürfte. Man erblickt dem- gemäss noch manche Lücke in der Bepflanzung. So haben besonders die Schlingpflanzen die mit Moos ausgepolsterten Drahtgitter der Wände noch lange nicht übergrünt. Auch in dem Arrangement der grossen dekorativen Pflanzen kann es eventuell noch zu manchen Aenderungen kommen, da ja auch hier erst Erfahrungen ge- sammelt werden müssen. Die Photographien einiger Behälter, die ich dank des liebenswürdigen Entgegenkommens des Herrn Direktor Dr. Priemei, den Lesern vor- führen kann, geben also die Behälter noch nicht in ihrer späteren definitiven Ausgestaltung wieder. Auch zeigen die Aufnahmen, die im Dezember vorigen Jahres angefertigt wurden, die Pflanzen in einem Zustand natürlichen winterlichen Rück- ganges. Die Mitte der Längswand nimmt der grosse Krokodilbehälter, ein Raum von 8 m Länge und 5 m Breite, ein Als Motiv für eine dekorative Ausgestaltung ist eine tropische Sumpflandschaft gedacht. Der Boden ist mit Rollkieseln auszementiert, so dass er ein natürliches Aussehen hat, ohne dabei von den Tieren aufgewühlt und ins Wassser ge- schleudert werden zu können, das unregelmässig gestaltete, allmählig abfallende Wasserbassin ist an seiner tiefsten Stelle l/2 m tief und dient den Krokodilen als gute und vielbenutzte Schwimm- gelegenheit. Die Wände sind mit Felsgruppen dekoriert. lieber die Bepflanzung sei hier nur das Nötigste gesagt und im Uebrigen auf die Photographien verwiesen. Als die wichtigsten der verwendeten Dekorationspflanzen nenne ich : Musaceen , Pandanus, Chamaedoreen, riesige Philo- dendron mit reichen, bis zum Wasserspiegel herab- hängenden Luftwurzeln, sowie die Rebenarteu Vitis voinieriana und V. gongyloides, letztere mit roten fadenförmigen Luftwurzeln. Zur Erzielung eines tropischen Bildes wurde überhaupt sein- grosses Gewicht auf reiches Ranken- und Luft- wurzelgewirr gelegt. Die Pflanzen sind s o an- gebracht, dass die Tiere sie nicht beschädigen können, beziehungsweise sind sie durch gut mas- kierte Schutzvorrichtungen geschützt! Die beiden Behälter für grosse Riesen- schlangen (3,50 m lang und 2 m tief) sind ein- facher, hauptsächlich nur mit Felsdekorationen ausgestattet, reich bepflanzt ist dagegen das Terrarium für die kleineren Boiden, das ein dichtes Pflanzengewirr birgt und durch unauf- fällig angebrachte grosse Aststricke gute Kletter- gelegenlieiten für die Insassen bietet. Es ist etwa 2 m lang und tief. Die Höhe sämtlicher Behälter beträgt etwa 2xl2m. Sie empfangen ebenso wie der Gang für das Publikum und die längs der rechten Wand aufgestellte Anlage für Tropenfische, ihr Licht von oben durch das Glasdach. Nun noch einige Worte über die Beheizung. Der Ofen für die grossen Reptilienbehälter steht in dem Wärtergang des Seewasseraquariums, der unter dem Zuschauerraum des neuen Rep- tilienhauses liegt. Seine Heizgase streichen in einem geschlossenen Heizraum unter dem Kro- kodilteich her durch Rippenrohre, auf welchen — zur Erzeugung feuchter Luft — Wasser- pflanzen stehen, in den Schornstein. Die feucht- heisse Luft des Heizraumes zirkuliert durch mit Felsen verdeckte Aufstiegrohre , die an den Hinterecken des Krokodilbehälters angebracht sind und etwa V2 m unter dem Dach enden, nach den oberen Regionen des Käfigs, kühlt sich dann langsam ab und sinkt zu Boden. Die abgekühlte, zum Teil verbrauchte Luft entweicht durch dem Publikum unsichtbare, an den Vorder- ecken angebrachte Absenkschächte wieder in den Heizraum. Ausser dieser Zirkulation ist noch eine Ventilation vorgesehen und zwar durch die stark geheizten, mit Dachklappen versehenen Wärtergänge, die beiderseits vom Krokodilteich und je einem Riesenschlangen-Terrarium liegen und deren nach den Behältern führende Türen Drahtgitter besitzen. Die Schlangenkäfige werden durch regulierbare Klappen vom mittleren Heiz- raum aus mitgeheizt. Die Aquarien für tropische Fische stehen in zwei Etagen auf Eisentischen und werden von unten her durch eine AVarm- wasserheizung, deren Kessel ebenfalls im AVärter- gang des Aquarinms steht, erwärmt. Hier ist auch die Anlage zur Erwärmung des Wassers, das von den Felsen in den Krokodilteich rieselt, untergebracht. L. Müller: Aquarium und Reptilienhaus des zoologischen Gartens zu Frankfurt a. M. 327 Die Tropenfischanlage umfasste zur Zeit meiner Anwesenheit in Frankfurt über 40 Arten. Ein grosser Teil des Fischmaterials, das momen- tan dem Liebhaber zu Gebote steht, war hier zu sehen. Es waren zehn Welsarten (Pleco- stomus comerscmi, Loricarin lanceolata , Loricaria parva , Bunocephalus sp., Callichtys punctatus , Macrones tengara, Saccobranchus fossilis, Malap- teums electricus, Clarias spec., und ein noch un- bestimmter Wels aus dem La Plata), zwei Arten Schlangenkopffische ( Ophiocephalus punctatus und striatus), neun Labyrinthfische [Trichogaster fasci- zwar sicher different; aus dem wilden Makro- poden ist durch Domestikation sicher eine ab- weichende Form geworden, indes kann trotzdem konstatiert worden, dass zwischen dem wilden und dem domestizierten Makropoden kein all- zugrosser Unterschied besteht. Wir finden dann einen grossen Teil der bis jetzt importierten Salmler in der Sammlung vertreten, ebenso die bekannteren Cicliliden und Barben. Aus der grossen Schar der Zahn- kärpflinge sind einige Haplochilus-A rten, ferner Poecilia reticulatCL, Mollienesia forrnosa und lati- Krokodilbehälter. Tropische Sumpflandschaft (Vorderansicht). atus, Tr. lalius, Osphromenus trichopterus, 0. can- toris, Anabas scandens , Ctenops vittatus , Polya- canthus cupanus, Betta trifasciata und die Stamm- form des Makropoden, neben der domestizierten Form). Ueber diese wildlebenden Makropoden, wie solche Dr. Kreyenberg in der „ W ochenschrift“ aus Zentralchina beschrieb, will ich ich einige wenige Worte sagen. Ich muss gestehen, dass die „wilde“ Form viel schöner ist, als die durch Domestikation hervorgebrachte. Zwar sind die Flossen nicht so lang ausgezogen, als bei letzte- rer, aber die Form des Flossenwerks ist weit eleganter und vor allem ist die Färbung leuch- tender. Die beiden Makropodenformen sind nun pinna und einige Girardinus vorhanden. Auch die unvermeidlichen Schleierschwanz- und Teles- kopfische erfreuen das Auge derer, die sie zu schätzen vermögen. Das kostbarste Stück der Sammlung bildet seit Spätherbst ein Exemplar des westafrikanischen Calamoichtys calabaricus. Von einer Anzahl von Fischen war reichlich Nachzucht vorhanden. Nun zu den grossen Reptilienbehältern ! Der erste beherbergte eine mächtige, an b m lange Gitterschlange ( Python reticulatus). Die Schlange hatte leider eine fistelartige Erkrankung des Zahnfleisches, eine Erscheinung, die mit der eigentlichen Maulfäule der Schlangen nichts zu 328 L. Müller: Aquarium und Reptilienhaus des zoologischen Gartens zu Frankfurt a. M. tun hat, aber meist trotz scheinbarer Heilung Folgeerscheinungen zeitigt, die den Tod der Tiere nach sich ziehen. Ich habe schon mehrere wertvolle Tiere an dieser Krankheit, die sich über viele Monate hinaus ziehen kann, verloren. Mehrfach schon hatte ich eine Heilung erzielt, da erfolgte nach oft vierteljährlicher Pause ein Rückfall und das Tier ging unter allen Anzeichen einer schweren inneren Erkrankung ein. Ich hatte damals bei dem grossen Python reticnlatus versucht, durch Desinfektion des Maules Heilung zu erzielen. Dabei liess sich sehr schön beobach- ten, mit welcher Vehemenz eine derartige Schlange zum Angriff übergehen kann. Ich pinselte dem Tiere, das von einem Wärter gehalten wurde, das Maul aus und nach jeder Pinselung fuhr das Tier wie rasend auf mich los. Es warf sich dabei mindestens D/2 m weit vor. Wenn man bedenkt, dass das Tier schon ziemlich ent- kräftet war , kann man sich leicht vorstellen, wie gefährlich eine im Vollbesitz ihrer Kräfte befindliche Schlange werden kann. Dem Wärter durch Umschlingen gefährlich zu werden, hat das Tier gar nicht versucht. Ich fand auch selbst bei allen Riesenschlangen, die ich zu be- obachten Gelegenheit hatte, dass die Tiere zu allererst durch Bisse ihren Gegner zu schädigen vei'suchen und ein Umschlingen erst dann ein- tritt, wenn sie sich festgebissen haben. — Auch bei diesem Python reticnlatus erfolgte eine schein- bare Heilung. Die Geschwulst am Kiefer ging zurück und schwand schliesslich gänzlich, aber vor einigen Monaten schrieb mir Herr Direktor Priemei, dass das herrliche Tier doch unter Blutungen aus dem Maule verendet sei. Im Krokodilbehälter herrschte reges Leben. Das Nilkrokodil ( Crocodilus niloticus ) war in vier Exemplaren vertreten. Drei davon waren etwa 1 m lang und ganz auffallend schön gezeichnet. Von dem ganz licht ockergelben Grunde hoben sich die dunkeln Querbinden prächtig ab. Das grössere Exemplar, das über 2 m lang ist, war im Garten von etwa 80 cm bis zu dieser Grösse herangewachsen. Der grösste Insasse des Kro- kodilsumpfesist einLeistenkrokodil ( ' Crocporosus ). Es dürfte etwa 3 x/2 m lang sein und ist eben- falls schon lange im Besitze des Gartens. Es ist im grossen und ganzen ziemlich verträglich, nur dem Wärter gegenüber ist es manchmal ungezogen und angriffslustig, soll sich aber durch ein paar Klapse mit einem Eisenstab stets in Zaum halten lassen. Ich hatte im Inneren des Behälters ein paar, leider misslungene, Photo- graphieversuche gemacht und das Tier dabei stets im Auge behalten. Es verhielt sich aber ganz indifferent. Crocodilus porosus gehört zu den bösartigsten und flinksten Krokodilen. Ich konnte das an einem etwa 90 cm langen Stück, das ich pflegte sehr gut beobachten. Es biss ohne vorheriges drohendes Maulaufreissen blitzschnell zu, wäh- rend andere Krokodile, vor allem Osteolaemus tetraspis oft wie ein Blasebalg fauchen, sich aber nicht zum Zubeissen entschliessen. Das interessanteste der Frankfurter Kroko- dile war mir ein aus Kuba stammender Croco- dilus americanus. Er erwies sich als durchaus identisch mit einem Kubakrokodil, das Herr Scherer vor etwa zwei Jahren als Croc. rhombifcr von Fockeimann gekauft und als es starb, mir für die herpetologisclie Sammlung des Münchener Museums überlassen hatte. Es war nun aller- dings kein Croc. rhombifcr, wohl aber eine sehr interessante Form des Croc. americanus mit einem ganz auffallend kurzen Dorsalpanzer, der erst hinter dem Schultergürtel begann und weit vom Nuchalpanzer getrennt war. Alle Panzerplatten, besonders die zerstreuten Panzerschuppen der Flanken waren sehr stark gekielt; das Tier selbst war sehr spitz- und flachsclinauzig Ich war daher im Zweifel, ob ich ein aberrantes Exem- plar oder den Typus einer Rasse vor mir habe und war daher sehr erfreut, genau das gleiche Tier vor mir zu sehen. Auch dieses Tier war zur gleichen Zeit wie das Scherersche unter dem Namen „Croc. rhombifcr aus Kuba“ von Fockeimann bezogen worden. Crocodilus americanus ist eines der variabel- sten, oder vielleicht überhaupt das variabelste der echten Krokodile. Keines der Stücke, die ich bis jetzt zu untersuchen Gelegenheit hatte, glich dem anderen absolut. Diese grosse Varia- bilität ist immerhin auffällig, wenn man das relativ kleine Verbreitungsgebiet dieses Tieres in Betracht zieht. Wie viel ausgedehnter ist demgegenüber das Wohngebiet von Croc. niloticus, der ehedem in ganz Afrika mit Ausnahme der Sahara lebte und noch heute vom ägyptischen Sudan, bis zum nördlichen Kapland an geeig- neten Lokalitäten getroffen wird. Noch grösser ist das Verbreitungsgebiet des Leistenkrokodils, das sich von Vorderindien und Ceylon bis nach Queensland erstreckt und sogar die meisten Inseln der Südsee umfasst. Und dabei sind diese beiden Krokodile weit weniger variabel. Insbesondere gilt dies von dem Leistenkrokodil, das sehr kon- stant zu sein scheint. Ausser den genannten Crocodilus- Arten be- Der eigentliche Wert der Schlammecke. 32h leben noch drei Alligatoren (. Alligator missisip- piensis ) von beträchtlichen Dimensionen und einige grosse Süsswasserschildkröten den Kro- kodilteich. Es sind dies zwei Alligatorschild- kröten ( Che ly drei serpentind) , zwei Hydraspis geoffroyana , ein Sternothaerus sinuatus von ganz erheblicher Grösse, ein Geschenk des Herrn Professor Dr. Vosseier, Amani, D. Ostafrika, und eine afrikanische Dreiklaue ( Trionyx triunguis). An letzterer hatte das Leistenkrokodil sich bereits einmal vergriffen, ihm aber keinen erheblichen Schaden zugefügt, doch wurde die Schildkröte später in das grosse Hauptterrarium des alten Hauses gebracht. In dem zweiten grossen Riesenschlangenbe- hälter suchte ich im ersten Moment vergebens nach Insassen. Sie hingen verknäuelt oben an den Felsen. Es waren zwei prachtvolle Exem- plare von Boa constrictor , ferner vier Anakondas ( Eiuiectes murinus) und eine Assala ( Python sebae). Die interesantesten Boiden beherbergt aber der kleinste Behälter, der den kleineren Riesenschlangen als Wohnraum dient. Unter diesen nenne ich vor allem einen Königschlinger ( Python regius). Neben Python curtus ist er der kleinste und im Verhältnis zu seiner Länge der dickste der Pythonarten. Das Tier wäre wie kein anderes für die Käfige der Liebhaber geschaffen, wenn es nicht so empfindlich und so schwer zum Fressen zu bringen wäre. Auch das Frankfurter Exemplar frisst nicht freiwillig. Es muss künstlich durch Einflössen roher Eier erhalten werden. — Stets im Wasserbecken lag eine Boa madagascariensis , die düster aber ebenso elegant gefärbte Verwandte der Boa constrictor. Besonders schön ist bei diesem Tier sein herrlicher Metallglanz, der bei jeder Be- wegung die Haut in allen Farben des Regen- bogens erstrahlen lässt. Fast noch intensiver ist dieses Irisieren bei der kubanischen Schlank- boa ( Epicrates angulifer ), einer schön gezeich- neten, wie mit einem zarten Perlmutterglanz überhauchten Boide. Hiervon waren zwei präch- tige Exemplare vorhanden. Endlich wären noch zwei madagassische Hundskopfschlinger als Insassen dieses letzten Behälters zu nennen. Seit meinem letzten Besuche wurde nun noch manches interessante Tier hinzuerworben, und bei dem regen Eifer und der Mühe, die der jetzige Direktor auf die Ausgestaltung des Aquariums und des Reptilienhauses verwendet, ist zu erwarten, dass beide Anlagen bald an erster Stelle stehen werden. Möge daher kein Liebhaber, der nach Frank- furt kommt, es versäumen, den zoologischen Garten zu besuchen und Aquarium und Reptilien- haus zu besichtigen! Der eigentliche Wert der Schlammecke. Von B. Zezula-Prag. Behufs leichter Reinhaltung des Boden- grundes raten die meisten Aquarienhandbücher zur Anlegung von Schlammecken in Aquarien an. Die niedrigste Stelle des Aquariums, welche gewöhnlich mit Pflanzen nicht besetzt ist, wird als besonders geeignet anempfohlen. Der fi'eie Raum ist die Fütterungsstelle und zugleich der Tummelplatz der Fische. Gemäss der Theorie sollten die Abfälle längs der schiefen Ebene in die Schlammecke gleiten, was jedoch mit Rücksicht auf die mässige Neigung, geringe spezifische Schwere und Kleinkörnigkeit der Abfälle und der Gross- körnigkeit des Sandes wegen nicht geschieht; im Gegenteil, wir finden die Schlammecke oft leer, dafür aber ist der Schmutz in den ent- legensten Winkeln angesammelt. Die Ursache sind die regen Bewegungen der Fische über der Schlammecke, durch welche Strömungen längs des Bodengrundes nach aufwärts ent- stehen. Diese trägen die Abfälle mit und setzen sie an Stellen, wo die Strömungen schwächer werden, im Dickicht und an entlegenen Orten ab. Die Schlammecke sollte daher an Stellen angelegt werden, die am wenigsten frequentiert sind und vielleicht sogar dort, wo der Boden- grund am höchsten angelegt ist; daselbst würde sie sich vielleicht bewähren. In Zuchtbehältern, in welchen ein Zucht- paar gehalten wird, ist jene ganz überflüssig, weil nicht soviel Schlamm sich bildet, dass durch ihn das biologische Gleichgewicht des Aquariums gestört wird; übrigens ist der Detritus im Aquarium für Pflanzen und Brut nützlich, jedoch nicht ästhetisch. Ebenso ist die Schlammecke überflüssig, wenn man vorsichtig und besonders wenn man mit lebenden Wassertieren füttert, oder wenn für die Wegräumung der Futterreste durch die Posthornschnecke, Physa, Wasserasseln und Cypris gesorgt ist. Besonders letztere sind ausgezeichnet in diesem Dienste, denn sie verzehren alles von den mikroskopisch kleinsten bis zu ziemlich grossen Fleischteilchen, früher bevor selbe ver- schimmeln oder zersetzen und dabei bleiben sie fast unbemerkt. Einige behaupten, dass sie 330 Kleine Mitteilungen. den Fischlaich verzehren; sollte es sich be- stätigen, müssten sie in allen Zuchtbehältern, in denen sich eierlegende Fische befinden, gemieden werden, sonst überall speziell bei grossen Fischen sind sie am Platze. Zu kleineren Friedfischen eignen sich Posthornschnecken, Physa und Wasserasseln. Meiner Ansicht nach ist aus vorbesprochenen Gründen die Ansetzung der Schlammecke über- liiissig, denn zu demselben Ziele gelangen wo- durch natürliche und ansehnlichere Mittel, welche eher den Eindruck heben, als dass sie ihn stören würden, wie die Schlammecke. Endlich gibt mir ein jeder Aquarienlieb- haber Recht, dass er mit der Reinhaltung der Aquarien nicht viel Arbeit habe, denn aus den Behältern braucht nichts herausgenommen werden, als nur zufällig abgestorbene oder überzählige Tiere und Pflanzen; das Uebrige verarbeitet das Aquarium selbst. Die Schlammecke wäre in einem dichtbe- setzten gemeinschaftlichen Aquarium, in welchem inan mit künstlichen Mitteln übermässig füttert, also unter Umständen, welche bei einem fort- geschrittenen Aquarienliebhaber nicht Vor- kommen, am Platze. Die Schlammecke müsste an einer am wenigsten frequentierten Stelle angelegt sein und sehr oft gereinigt werden, denn sonst könnte sie für alles Lebende verderblich sein. Kleine Mitteilungen Der Aquarienschlainm. Wollen wir ein Zucht- aquarium, den natürlichen Verhältnissen entsprechend einrichten, so haben wir ausser geeigneter Bepflanzung auch den Bodenbelag zu berücksichtigen. Aber wie viele Aquarien habe ich schon zu sehen bekommen, die überhaupt gar keinen solchen besassen ; vielmehr waren die Pflanzen entweder in kleine, runde Töpfchen eingepfercht, oder sie lagen lose im Wasser. Sieht es etwa schön aus, oder ist unsern teuren Lieblingen ihr Heim damit den natürlichen Verhältnissen an- gepasst, wenn auf dem leeren Aquarienboden da und dort ein Pflanzentöpfchen steht? — Finden die Fische in ihren heimatlichen Gewässern auch Töpfchenkultur? Der erfahrene Liebhaber denkt läugst nicht mehr an eine solche Art der Einrichtung. Er wird viel- mehr einen natürlichen Bodenbelag, in welchem sich die Wurzeln der Pflanzen genügend entfalten können, aller künstlichen Topfdekoration vorziehen, denn ein Aquarium soll ein -Stück Natur, ein See in kleinem Massstabe sein und keine Strafanstalt. Aber auch der Bodengrund muss den Bedürfnissen der Fische entsprechen. In dieser Hinsicht habe ich schon häufig bei Liebhabern beobachten können, dass bei der ge- ringsten Schlammbildung sofort zum Schlammheber gegriffen wird, um diesen „Unrat“ zu entfernen. Und das ist vielfach ein sehr grosser ökonomischer Fehler, ganz besonders nachteilig für viele Zuchtaquarien. Denn in einem Becken mit Schlammgrund werden wir stets Infusorien, dieses wichtige Aufzuchtfutter für frisch geschlüpfte Jungfische, finden; weil eben nur der Schlamm der Brutplatz für Infusorien ist. Nach meinen Beobachtungen und Versuchen können wir ferner auch Daphnienzüchtung nur in einem recht schlammigen Becken mit grossem Erfolg betreiben; weil der warme Schlamm die Eier dieser und andrer Tiere schnell zur Entwicklung bringt. Zudem ist Schlamm für viele Fische sogar direkt Bedürfnis; wie sich die Vögel gern im Staube tummeln, ebenso gern tun dies viele Arten Fische im Schlamm. In einem schlammigen Becken werden sich Jungfische viel schneller entwickeln als in einem anders eingerich- teten. Ist die Temperatur des Wassers erheblich ge- sunken, so gibt der Schlamm den Fischen einen wärmenden Schutz. Sandboden aber kann nie und nimmer denselben Wärmegrad, wie Schlamm erzielen. Zwei Einmachegläser zu je 1 Liter Inhalt stellte ich mir auf das Fensterbrett. Eins füllte ich etwa 2 cm hoch mit klarem Quellsand bei 10 cm hohem Wasser- stand, das andere mit Schlamm und Wasser gleicher Höhe. In beide warf ich einige Stengel Elodea. Dann fing ich mir aus meinem Daphnienzuchtbecken zwei Zuchtpärchen Daphnien und zwar solche Tiere, welche gerade beim Paarungsakt begriffen waren und in ver- kehrter Stellung eins das andere im Becken mit sich herumzog. Das war das untrüglichste Zeichen, wirk- liche Pärchen erwischt zu haben. Von diesen tat ich je eins in diese Glaskrausen. Als ich darauf nach vierzehn Tagen von einer Uebungsreise zurückkehrte, untersuchte ich sofort diese beiden provisorischen Zuchtgefässe. In dem Schlammgefäss entdeckte ich eine nach Hunderten zählende Menge junger Daphnien, Infusorien dagegen nach Millionen. Die andere mit Sand gefüllte Glaskrause hingegen war ausgestorben. Damit aber der freundliche Leser nicht irrtümlich annimmt, dass im Schlamm schon Brut anderer Daphnien gewesen sein kann, bemerke ich ausdrück- lich, dass ich betreffenden Schlamm vorher mit kochen- dem Wasser gebrüht und somit alle evtl. Lebewesen abgetötet habe. — Meine Cichliden fühlen sich im Schlammbecken am wohlsten. Ruckweise schnellen sie, bald auf die rechte, bald auf die linke Seite sich legend, auf dem Schlammboden dahin, was viele Unerfahrene als Krankheit auffassen. Dieses Spielen der Fische ist vielmehr ein sicheres Zeichen ihres Wohlbefindens. Desgleichen hegen auch viele Liebhaber Besorgnis, wenn sich Fische an Steinen oder Bodengrund reiben, denken aber nicht daran, dass dies unsere Haustiere, wie Pferde, Rinder usw., ja selbst die Menschen auch tun, wenn die Haut, beziehungsweise Blutstauungen ein Jucken verur- sachen. — Ich bin der Ueberzeugung. dass Schlamm ein wichtiger Faktor für unsere Liebhaberei ist. Haben wir keinen Aquarienschlamm, so können wir solchen aus einem sonst einwandfreien Tümpel holen. Doch bevor wir denselben verwenden, müssen wir durch Abbrühen desselben alle evtl. Schmarotzer töten, um ihn im erkaltetem Zustande, nebst einer Portion Schnecken, welche als Sanitätspolizei auf ihrem Posten sind, seinem Bestimmungsort einzuverleiben. Ernst Nieselt, Dresden. Aquarienbeleuchtnng-. Um meine Aquarien des Abends auf bequemste Weise zu beleuchten, liess ich mir am Fenster einen Stechkontakt anbringen. Die lange Schnur ermöglichte mir, bis an das am entferntesten stehende Glas zu gelangen. Die Birne mit Anhänge haken diente mir aber nicht allein zur Beleuchtung. Zwischen zwei Becken legte ich einen Stab, den ich an den Enden beschwerte und hakte in der Mitte die Birne auf. So konnte die Birne zwei Becken heizen. Diese Heizung zugleich auch Beleuchtung, hatte die verschiedenste Wirkung auf meine Insassen. Der künstliche Sonnenschein brachte ins Gesellschafts- becken fideles Leben. Meine heimischen Kaltwasser- fische waren aus Rand und Band vor lauter Ver- gnügen. Barsche und neugierige Hundsfische brauchten lange Zeit zur Rätsellösung, noch länger als die Post- hörner. Der Makropode hielt sich am liebsten in der Nähe der Birne auf, der Wärmespenderin. Wohl aus derselben Ursache vergass Marisa rotula das Wandern. Die Pflanzen in beiden Becken gediehen prächtig, ganz besonders Tausendblatt. Leider, wo viel Licht, ist auch viel Schatten. Die alleinige Schattenseite Literatur-Bericht. 331 bei dieser Heizung ist der „Kostenpunkt-1, — meine Warmkrugheizung ist doch billiger. Die Durchleuch- tung bringt viele Freude. Sobald ich die Birne an- hake, kommt der Axolotl aus seinem dichten Quell- moosversteck und seine kleinen Aeuglein gucken so fragend, genau so, wie die der Gelbränder. Nach meiner Beobachtung lieben die Ampullaria gigas ganz beonders helles Licht, laichen bei mir auch immer an der Lichtseite. Auch meine Molche bedanken sich für diese Störung, wie sie mir durch „ Augenblinzeln“ zu verstehen geben. Nach Herzenslust die Kleintier- welt am Abend beobachten zu können, — wenn die vielen Pflichten uns dieses tagsüber nicht gestatten — vei'danken wir dem elektrischen Licht. Frau Marg. Comp. Marisa rotula. Marisa rotula soll, wenn sie „bei Jahren“ ist, künstliches Futter verschmähen! Ich pflege sie im vierten Jahre und nehmen meine Schnecken die Mischung Piscidin, Bartmann, Ross- mässler, Sepia, getrocknete Wasserflöhe und Sala t sehr gern. In den Wintermonaten lagen sie oft tagelang auf dem Boden oder hatten sich im Sande vergraben, gleichsam als hielten sie Winterschlaf. Sie haben sich dann aber für ihre freiwillige Enthaltsamkeit reichlich entschädigt. Sie bekommen abwechselnd „Mischung“ und „frischen Salat“. Frau Marg. Comp, Ein nestbauendes Polyacanthus -Weibchen. Herr Oberlehrer Lehmann teilt als neuen Beweis für die Tatsache, dass die Fähigkeit, Schaumnester zu bauen, auch manchen Osphromeniden-Weibchen zukommt, folgendes mit: In einem Aquarium belindet sich ein Paar des im Vorjahre eingeführten Polyacanthus , für den Köhler die Benennung Polyacanthus cupanus var. dayi vorgeschlagen hat, der aber von anderer Seite immer noch Polyacanthus spec. genannt wird. (Aus bestimmtem Grunde?) Eins der beiden vorhandenen Schaumnester hat das Männchen erbaut und es pflegt darin frisch ausgeschlüpfte Junge. Das andere aber rührt vom Weibchen her. Es ist ebenso gross wie das andere, wird auch fortdauernd ergänzt. Im Hin- blick auf die eben lebhaft erörterte Frage nach Ent- stehung, Bedeutung und Vergänglichkeit der Schaum- nester, sei noch mitgeteilt, dass hinsichtlich der Dauerhaftigkeit das Nest des Weibchens dem des Männchens augenscheinlich nicht nachsteht (Uebrigens wurden gegen das Verfahren, durch welches Köhler [..Blätter“ 1908, Seite 394] Veränderungen des spezi- fischen Gewichtes von Fischeiern feststellen und messen will, naheliegende Bedenken erhoben ) „Daphnia“, Halle, eingetr. Verein. Beisst die Kreuzotter fest? Herr Oberlehrer Lehmann führt aus: Wie wieder und immer wieder betont worden ist, bringt die Kreuzotter ihrem Opfer durch einen hastigen Biss, manchmal allerdings auch durch mehrere, das tötliche Gift bei und wartet dann die Wirkung ab. Sie beisst sich aber weder im Freien, noch in der Gefangenschaft fest. Der Berliner „Triton“ schreibt nun in einem Berichte vom 27. November 1908 („Blätter“ 1909, Seite 44): „ — Auch in der Gefangen- schaft muss die Kreuzotter mit äusserster Vorsicht behandelt werden. Sie ist sehr bissig und beisst sich so fest, dass sie förmlich losgerissen werden muss — “. Wohl zweifellos hat der betreffende Beobachter keine Kreuzotter, sondern eine glatte Natter (Coronella austriaca Laur.) vor sich gehabt. Bei ihr ist das Fest- heissen allerdings eine viel geübte Gewohnheit. „Daphnia“, Halle, eingetr. Verein. Literatur-Bericht Bilder aus dem Käferleben. Von Prof. Dr. K u r t Lampert. 124 Seiten, 5 Tafeln, 35 Textabbildungen, 1. — 6. Tausend. Naturwissenschaftliche Wegweiser, ') Der Verein „Dap’ania" für Aquarien- und Terrarienkunde in Halle a. S., veröffentlicht grundsätzlich nicht seine Sitrungsprotokolle, sondern lässt seine Veröffentlichungen im redaktionellen Teile erscheinen, jewei s unter dem Titel, der dem Inhalt der betreffenden Mitteilung entspricht, nicht mit dem Nrmen des Vereines als Titel. Serie A, Band 2. Stuttgart (ohne Jahreszahl). Ge- heftet Mk. 1. — , gebunden Mk. 140. Der Verfasser, wohl allen unseren Lesern bekannt durch sein eben in zweiter Auflage erscheinendes Lieferungswerk „Das Leben der Binnengewässer“, kennzeichnet den Zweck des Werkcliens in der Ein- leitung selbst durch die Worte: „Die vorliegende Schrift soll keine Sammelanleitungen geben, sondern anregen zur Beobachtung der Lebensweise der Käfer und ihrer Entwicklung“. Und diesen Zweck erreicht das Buch in glücklicher Form. D.e Systematik ist nur insoweit verwertet, als dies zur Gliederung des Stoffes und zur Angabe der charakteristischen Merk- male nötig erscheint, hingegen auf die Biologie, die heute einen so vielversprechenden Aufschwung nimmt, das Hauptgewicht gelegt. In diesem Sin ne kann das Buch, dessen Bildschmuck als einwandfrei, ja grossenteils als vorzüglich bezeichnet weiden muss, jedem Natur- freund bestens empfohlen werden, wie denn über- haupt die Sammlung „Naturwissenschaftliche Weg- weiser“ (Verlag von Strecker & Schröder, Stuttgart) mit ähnlichen Unternehmungen erfolgreich kon- kurrieren können dürfte. Unsere Leser werden be- sonders die Abschnitte Schwimmkäfer, Taumelkäfer, Kolbf nwasserkäfer und unter den Blattkäfern die Schildkäfer ( Donacia ) interessieren. Die Entwicklungs- stadien sind in Wort und Bild ausführlich berück- sichtigt. Der Stil ist für den Leser leicht verständ- lich und fesselnd, wie wir dies vom Verfasser \on andern Veröffentlichungen her kennen. Der Preis des Werkchens ist im Vergleich zum Gebotenen ein massiger zu nennen. Dr. Bendl, Czernowitz. Das Vorkommen echter Höhlen- und Grund wasser- tiere in oberirdischen Gewässern. Ein Erklärungs- versuch. Von Dr. August Thiene mann. Arch. für Hydrobiologie und Planktonkunde, Band IV, Heft 1, 1908, Seite 17-36. Aus den interessanten Erörterungen des Verfassers will ich nur dasjenige herausheben, was für den Liebhaber wichtig ist, wenn er selbst das eine oder andere der Tiere finden sollte, von denen hier die Rede ist. Ein naher Verwandter unseres gewöhnlichen Flohkrebses [Gammarus), der blinde, höhlenbewohnende Niphargus puteanus de la Valette, bezw. Niphargus tatrensis Wrz., bekannt als „Brunnenkrebs“ (siehe auch Lampert, Das Leben der Binnengewässer, 2. Auflage) wurde wiederholt auch in oberirdischen Quellen, sowie eine Strecke unterhalb derselben gefunden, ja, er pflanzt sich sogar hier fort. Verfasser gibt eine Reihe von Fundorten in Deutschland und anderwärts an, die beweisen, dass Niphargus durchaus nicht an das Leben in dunklen Höhlen gebunden ist. Xwch Planaria- Arten, die man früher für ausschliessliche Höhlen- bewohner hielt, wurden seitdem ausserhalb ihrer dunklen Heimat beobachtet, so Planaria mrazeki Vejd , Planaria cavatica Fries. Im weiteren geht Verfasser auf die Gründe ein, welche die Tiere bewogen haben, vor langer Zeit die kalten Höhlengewässer aufzusuchen und zu unserer Zeit wieder ans Tageslicht zu kommen. Ich bin auf die Abhandlung deshalb zu sprechen ge- kommen, weil der aufmerksame Naturfreund durch Beobachten und Sammeln gerade solcher Tiere der Wissenschaft Dienste erweisen kann. Es wäre den am einfachsten in starkem, reinem Alkohol konser- vierten Tieren auch eine genaue Beschreibung aller auf den Fang bezughabenden Umstände (Ort, Datum, Seehöhe, Wassertemperatur, Aussehen und Eigen- tümlichkeiten des lebenden Tieres, Grössenangaben, gegebenenfalls auch eine getreue Skizze usw.) beizu- geben, aus denen der Fachzoologe dann seine Schlüsse zu ziehen imstande ist Die genannten Höhlenbe- wohner sind als solche an dem Mangel der Augen und an der meist sehr hellen Körperfarbe kenntlich. Dr. Bendl, Czernowitz. Die Copepoden und Cladoceren des südlichen Schwarzwaldes. Von Ernst Scheffelt. Archiv für Hydrobiologie und Planktonkunde, Band IV, Heft 2, Stuttgart 1908, Seite 91—164, Tafel II— IV, 16 Text- figuren. 332 Literatur-Bericht. Diejenigen Leser unseres Blattes, welche sich für die niederen Krebse besonders interessieren, verweise ich auf die genannte Arbeit, in der sie alle möglichen einschlägigen Fragen behandelt finden. Näher kann liier auf die Ausführungen des Verfassers nicht ein- gegangen werden. Ich möchte nur erwähnen, dass die Abhandlung unter anderem über Fangmethoden des Planktons, über tiergeographische Fragen usw. Aufschluss gibt, ferner Fanglisten der einzelnen Seen enthält usw. Lebensweise, Art der Fortpflanzung, jahreszeitliche Variation werden erörtert. Eine be- queme Bestimmungstabelle der Cyclopiden , ein Litera- turverzeichnis, zahlreiche Abbildungen und Tabellen gereichen der sorgfältigen Arbeit zur Zierde. Dr. Bendl, Czernowitz. Entnahme- und Beobachtangsinstrnmente für bio- logische Wassernntersuchnngen. Nach Professor Dr. R. Kolkwitz, von Zuelz er. „Naturwissenschaft- liche Wochenschrift“, N. F. Bd. 8, 1909, No. 12, Seite 177—180. Zuelzer berichtet über die von Professor Kolk- witz (Mitt. aus der Kgl. Prüfungsanstalt für Wasser- versorgung und Abwässerbeseitigung, Heft 9, 1907) zusammengestellten im Titel angedeutetenlnstrumente und beschreibt dieselben an der Hand von Abbildungen. Als neu wäre die Planktonkammer hervorzuheben, ein aus Glas gefertigtes Gefäss von 1 cm8 Inhalt zur raschen Durchmusterung des Planktons mit der Lupe; weiters die weisse Sichtscheibe zur Ermittlung der Farbe und Durchsichtigkeit des Wassers; hiebei kann ausserdem noch der Wassergucker verwendet werden, der die seitlichen Lichtstrahlen vom Auge abhält. Der Pfahlkratzer dient zum Abkratzen von Steinen und Pfählen und zum Fange von grösseren Tieren, sowie zum Herausziehen von Pflanzenbüscheln. Es ist ein Käscher mit einer an einer geraden Seite der Mündung angebrachten Schneide. Für Schlammproben dient ein Becher aus Messing von 100 cm8 Inhalt, zum Abschneiden von Wasserpflanzen das Schilfmesser. Weiters werden verschiedene Dretschen beschrieben, sowie Apparate zur Schlammgerinnung. Der Artikel ist für Tümpelfangbeflissene sehr lesenswert. Dr. Bendl, Czernowitz. Gigantocypris Agassizii (Müller). Von Leo Lüders. Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie, Band 92, 1909, Seite 103—148, Tafel VII und VIII und 7 Textfiguren. Jedem Aquarienliebhaber sind die zierlichen Muschelkrebschen ( Ostracoden ) wohl bekannt, welche unsere Tümpel bevölkern und neben Daphnien und Cyclops bei der Aufzucht der Fischbrut eine so wichtige Rolle spielen. Auch im Meere finden wir solche Ostracoden und zwar sowohl am Grunde der See. als auch freischwebend im Wasser (sog. „pelagische“ Form). Zu den letzteren gehört auch eine bisher nur wenig bekannte Form, Gigantocypris Agassizii (Müller), die Verfasser in seiner schönen Arbeit ein- gehend wissenschaftlich beschreibt. Im Gegensatz zu den anderen Muschelkrebsen ist das Tier geradezu ein Riese. Seine weiche Schale wird bis 25 mm lang und 16 mm hoch. Gigantocypris wurde zuerst auf der Challenger-Expedition zwischen den Prinz Edwards- und Crozetinseln erbeutet, und zwar aus einer Tiefe von 1300—1600 m. Später (1891) hat der „Alba- tross“ an der Westküste von Zentralamerika das Tier gefischt; auch der Fürst von Monaco hat es bei den Azoren in 1732 m Tiefe gefunden; schliesslich hat die „Valdivia“ im Golf von Guinea und anderwärts in 2000 m Tiefe eine Anzahl Gigantocypris zutage ge- fördert, welche Verfasser zu seinen Untersuchungen benützte. Im Leben ist das Tier hellrot, seine zwei- klappige Schale ungewöhnlich dünn. Es ist daher nicht befähigt, sich, wie manche seiner Verwandten es tun, in den Sand einzugraben. Von besonderem Interesse sind die an das Leben in den dunklen Tiefen angepassten Augen. Auf die Organisation des Tieres, die an der Hand von trefflichen Abbildungen erläutert wird, einzugehen, ist hier nicht der Ort. Ich wollte nur den Freunden der Natur ein Beispiel der interessanten Tiefseebewohner kurz vor Augen führen. Dr. Bendl, Czernowitz. Zur ersten Einführung amerikanischer Pflanzen im 16. Jahrhundert. Von Dr. Seb. Killermann. „Naturwissenschaftliche Wochenschrift“, N. F. Bd. 8, 1909, No. 13, Seite 193—200. Aus den beachtenswerten Ausführungen des Ver- fassers greife ich nur folgendes heraus, was besonders unsere Terrarienliebhaber interessieren dürfte. Die Tradescantia hat ihren Namen von John Tradescant (f um 1637), einem Gärtner der Königin Henrietta Maria. Eine Abbildung der Pflanze findet sich in einem Gebetbuche, das um 1574 für Karl Albrecht V., Herzog von Bayern, mit Blumen gemalt wurde. Es handelt sich um Tradescantia virginica L., und die Varietäten /. lilacina und /. rosea. Die Kapuziner- kresse ist in demselben Gebetbuche gemalt und auch in einem Werke vom Jahre 1576 abgebildet. In der besprochenen Abhandlung ist unter anderem auch die Seite des Gebetbuches mit dem Tradescantia- Zweige abgebildet. Durch die Ausführungen des Verfassers werden manche irrige Anschauungen über die Zeit der Einführung amerikanischer Pflanzen nach Europa richtig gestellt. Dr. Bendl, Czernowitz. „Naclirichstsblatt der Deutschen Malakozoolo- gischen Gesellschaft“. 41. Jahrgang (1909). Heraus- gegeben von Professor Dr.W. Kobelt, Schwanheim a.M. bei Frankfurt a.M. Zu beziehen durch Moritz Diesterweg, Verlagsbuchhandlung, Frankfurt a. M. Abonnements- preis jährlich 6 Mk. Heft 1. (Januar bis März.) Inhalt; Boettger, Ein Beitrag zur Erforschung der europäischenHeliciden. — Boettger, Nachtrag zu „Die fossilen Mollusken der Hydrobienschichten von Budenheim bei Mainz“. — Thiele, Einige Bemerkungen über deutsche Süss- wassermollusken und ihre Namen. — Gilbert, Die Molluskenfauna des nordländischen Küstengebietes in Lebensgenossenschaften. — Knipp rath, Helix personata und Helix obvia Hart, im Taunus. — Literatur. Beilage. Beiträge zur Kenntnis der m i 1 1 e 1 e u r o p ä i s c h e n N aj a d e n. Herausgegeben von Dr. W. K o b e 1 1 , Schwanheim a. M., Nr. 2, Jan. 1909. Inhalt : K o b e 1 1 , zur Elbeforschung. — K o b e 1 1 , Klassische Fundorte. — Fr. Haas, Ueber Unio auricu- laris Spengl. — Fr. Haas, Neue und wenig bekannte Lokalformen unserer Najadeen. Auch an dieser Stelle möchte ich wiederholt auf das trefflich geleitete, für unsere Molluskenpflegenden Aquarienfreunde hochinteressante „Nachrichtsblatt“ hinweisen, das in der Bibliothek keines Vereins fehlen sollte. Von höchstem Interesse für uns „Mitteldeutsche“ sind z.B.Ivobelts Ausführungen „Zur Elbeforschung“. „Kaum minder interessante Probleme als der Rhein bietet für die vergleichende Erforschung der Najadeen- fauna das Gebiet der Elbe. Auch die Elbe in ihrem heutigen Laufe ist ein verhältnismässig ganz junger Strom. Es hat eine Zeit gegeben, in der sie so gut wie der Rhein in verschiedene getrennte Flusssysteme zerfiel. Wenigstens die böhmische Elbe ist sicher früher zur Donau abgeflossen und von ihr aus ist Unio tumidus in die mittlere Donau gelangt; erst der Durchbruch durch die sächsische Schweiz hat die Verbindung mit der Mulde, in der sich seit uralter Zeit die Abflüsse vom Nordabhang der Thüringer Gebirgsscliolle und des Erzgebirges sammelten, ge- schaffen. Aus der Zeit vor dem Durchbruch hat sich wohl die Perlenmuschel in Schlesien erhalten. — Die Mulde-Elbe ist uns erhalten bis Magdeburg. Hier wendet sich heute der Strom ganz unvermittelt nach Nordosten und mündet bei Havelberge in das Havel- bett, das seine Richtung beibehält bis Hambui’g. Der Durchbruch ist schwerlich früher als in der letzten Periode der Eiszeit erfolgt. Vorher folgte die Mulde zweifellos dem Tal, in welchem heute die Ohre in umgekehrter Richtung der Elbe zufliesst, bis zu dem Sumpfgebiete des Drömling“ . . . „Auf Einzelheiten ein- zugehen, verbietet mir der Mangel an Lokalkenntnis, die im Gebiete des grossen Landeises in ganz anderer Weise nötig ist, als im Rheingebiet mit seinen seit dem Tertiär ziemlich stabil gebliebenen Verhältnissen. Ich veröffentliche diese Notiz nur, um die Malako- Vereins-Nachrichten. 333 logen des Elbegebietes zu einer der Arbeit am Rhein parallel gehenden Najadeenforschung in ihrem Ge- biete anzuregen.“ Möchten diese Worte unseres un- ermüdlichen Kob eit auch im Kreise der Aquarien- jünger beherzigt werden ! Dr. Wolterstorff. „Nacliriclitsblatt der Deutschen Malakozoolo- gischeu Gesellschaft“. Heft2. (April bis Juni). Inhalt: Boettger, Ein Beitrag . . ., Schluss. — Haas, die Namen unserer Unioniden-Gattungen. — Suter, Rich- tigstellung einiger Namen in Dr. C. v. Wiesels „Pazi- fische Chitonen“ 1904. — C 1 e s s i n , Vitrellen aus Süd- bayern. — Clessin, Conchylien aus dem Löss der Umgegend von Wien. — Dr. Ulrich, Paludestrina jenkinsi. — E. A. S m i t h , An der deutschen Ostsee- küste. — Kobelt, Zwei neue Pterocyclus. — Schmidt, Zur Verbreitung von Lithoglyphus naticoides Per. und Calyculina lacustris Müll. — Ihering, les Mollusques Fossiles. — Literatur. Für die Schriftleitung verantwortlich : In Deutschland: Dr. W. Wolterstorff, Magdebutg-Sudenburg; in Oesterreich: Dr. P. Kämmerer, Wien 11/2. Zur Beachtung! Die besten Tage zur Einsendung der Vereinsberidite für die nächstfolgende Nummer sind Donnerstag, Freitag, Sonnabend. Alle an diesen Tagen eingehenden Beruhte werden sorgfältig durchgesehen und unterliegen einer ersten, oft auch einer zweiten Korrektur! Beispielsweise werden Berichte, die mir am Freitag, den 16. April zugehen , am Dienstag, den 27. April piinktlidi und korrigiert ersdieinen. In solchen Fällen ist audi Korrektur durch den Verfasser möglich und bedarf es sodann nur eines entsprechenden Vermerks (mit Adressenangabe) am Kopfe des Berichts. — Alle später, bis Dienstag, eingehenden Berichte werden gleichfalls piinktlidi zur Druckerei befördert, hier kann aber weder für Korrektur noch sofortigen Abdruck garantiert werden. Kurze Beridite, die ich Mittwodis erhalte, können ausnahmsweise noch am nächsten Dienstag erscheinen. Für eilige Tagesordnungen usw., die direkt an die Druckerei gehen müssen (siehe Inserat!) ist Schluss der Annahme Donnerstag früh oder mittags, spätere Einsendung ist zwecklos: Dr. Wolterstorff, Magdeburg-S., Hellestrasse 2 a. j Vereins-Nachrichten Unter alleiniger Verantwortung der Herren Einsender. Berlin. ,, Triton“ E. V. Jahresbericht über das Geschäftsjahr 1908/1909. Erstattet vom 1. Vorsitzenden. Hochgeehrte Vereinsmitglieder! Wieder einmal haben wir ein Vereinsjahr hinter uns und wiederum liegt es mir ob, über dasselbe Be- richt zu erstatten. Ueber die Mitgliederbewegung im Verein ist folgendes zu bemerken: Die Mitgliederzahl betrug bei Beginn des Jahres 214; eingetreten sind während desselben 28, ausgetreten 20 Mitglieder, durch Vorstandbeschluss ausgeschieden wurden 13. Leider entriss uns auch der Tod drei unserer Mitglieder: die Herren H. Esser-Godesberg, Georg Urban-Bamberg und J. Jaspers-Amsterdam; der „Triton“ wird ihnen ein dauerndes Andenken bewahren. Die Mitglieder- zahl beträgt sonach am Ende des Geschäftsjahres 206. Von unserm Ehrenmitgliede Herrn Dr. med. Schnee, welcher bekanntlich im Winter 1907 Europa verliess, um bis auf weiteres im Aufträge der deutschen Re- gierung als Regierungsarzt seinen Aufenthalt in Pona- pee auf den Karolineninseln zu nehmen, sind wir bis heutigen Tages leider ohne jegliche Nachricht geblieben. Hoffen wir, dass er dort einen ihm zusagenden Wirkungs- kreis gefunden habe. An Versammlungen wurden ab- gehalten: 1 Generalversammlung, 18 ordentliche Sitz- ungen und 20 Vorstandssitzungen. — An Zuwendungen gingen uns allerlei Tiere, Pflanzen, Bücher und Ge- brauchsgegenstände zu. Die einzelnen Gegenstände sind in den betr. Vereinsberichten aufgeführt; es sei mir daher gestattet, hier nur die Namen der freund- lichen Spender noch einmal zu wiederholen; es sind dies die Herren: E. E. Leonhard-Dresden, Viktor Men- del-Berlin, A. Lindstädt- Berlin, Franck- Charlotten- burg, sowie die von unseren Mitgliedern Herren: F. Oelze-Hannover, Steinbach, Dr. Vogt, Freiherr v. Ompteda, Mazatis, Ringel, Marx, Werner, Niemand, Kuckenburg, Zscheygge und Herold. Allen Gebern hierdurch nochmals herzlichen Dank! — Mit Vorträgen wurden wir leider nur spärlich bedacht; verschiedene uns zugesagte Vorträge blieben aus und trotz eifriger Bemühungen seitens des Vorstandes waren die Vereins- mitglieder zu einer Mitarbeit an der Vereinstätigkeit nicht zu bewegen. Es wurden folgende Vorträge ge- halten: E. Herold „Die Sperrgelenke der Stichlinge“, V. Mendel „Stereoskopie und Naturwissenschaft“ ; A. Lindstädt „Vorführung des verbesserten Lindstädt- schen Durchlüftungsapparates“; P. Franke („Wasser- stern“-Charlottenburg) „Beobachtungen über die Hal- tung von Süsswasserschwämmen im Aquarium“; A. Lindstädt „Vorführung des neuen Lindstädtschen Gasblaubrenners Gnom“. — Um unsern Berliner Mit- gliedern einen Ersatz für diesen Ausfall an abendfül- lenden Vorträgen zu bieten, wurde für den 26. Februar ein Redner gewonnen, welcher uns in seinem Vortrage: „Eine Reise um den Erdball in 100 Bildern“ eine von hübschen Lichtbildern begleitete recht fesselnde Reise- beschreibung bot. Der Besuch dieses Vortrags war ein ausserordentlich zahlreicher, so dass die hierzu in Anspruch genommenen Räume nur knapp aus- reichten; diese Veranstaltung hat allerseits lebhaften Beifall gefunden. — Der Sommer vereinigte die Ver- einsmitglieder und ihre Freunde verschiedene Male in gewohnter Weise zu Tümpelfahrten und Sonntags- ausflügen in Berlins Umgebung. Wir hoffen für diese stets mit grossem Beifall aufgenommenen Ausflüge auch im kommenden Jahre zahlreiche Beteiligung zu finden. — Der Frühjahrspflanzenversand erfolgte in der Weise, dass eine grössere Anzahl verschiedener Aquarienpflanzen von Henkel- Darmstadt bezogen wurde; diese durch freiwillige Zuwendungen ergänzt, gelangten dann zum Versand an diejenigen auswärtigen Mitglieder, die entsprechende Wünsche geäussert hatten. Aber auch den Berliner Mitgliedern wurden allerlei Pflanzen zur Verfügung gestellt; Wasser- pflanzen, Sukkulenten, Balkonpflanzen und japanische Zwerggewächse gelangten an verschiedenen Sitzungs- abenden teils zur Verlosung, teils zur Versteigerung. Dieses Verfahren fand so allgemeinen Beifall, dass wir dasselbe auch im künftigen Jahre zu wiederholen beabsichtigen. Reiches Material an Fischen stellte uns die Versandabteilung zur Verfügung. Dieselbe ist jetzt, wie seinerzeit ausführlich berichtet wurde, in den Besitz des Herrn Mazatis übergegangen; letz- terer hat das Inventar und den noch vorhandenenen Fischbestand übernommen und führt alle von seiten der „Triton“-Mitglieder eingehenden Fischbestellungen aus, wogegen er sich verpflichtet, Fische und Pflanzen in bestimmter Menge dem Verein kostenlos zur Ver- fügung zu stellen. Diese gelangen dann in den Sitzungen zur Versteigerung, teils auch werden sie unter die Anwesenden verlost. Da nun hiernach alle ausserhalb Berlins wohnenden Mitglieder zu kurz 334 Vereins-Nachrichten. kommen, beabsichtigen wir im kommenden Frühjahr eine Gratisverlosung' ins Werk zu setzen, bei der wir für etwa 150 Mark Fische nur unter die auswärtigen Mitglieder verlosen werden. Es sei hierdurch noch- mals auf unsere frühere Mitteilung aufmerksam ge- macht, dass unsere Versandabteilung in den neuen Räumen, welche Herr Mazatis jetzt in Charlottenburg bezogen hat, untergebracht ist. Diese grossartige Anlage geht ihrer Vollendung entgegen und wird bereits im kommenden Frühjahr zur allgemeinen Besichtigung frei stehen. — Unsere Vereinszeitschriften haben sich im Laufe des Jahres einen mehrfachen Redaktions- wechselgefallen lassen müssen: nachdem HerrPoenicke anfangs Juli sein dornenvolles Amt an Herrn Dr. Kämmerer abgetreten hatte, ist es diesem vor kurzem gelungen, Herrn Dr. Wolterstorff zur Mitredaktion der „Blätter“ zu gewinnen. Der verwaisten „Wochen- schrift“ hat sich Herr Dr. Ziegelei- angenommen. Von dem letzterwähnten Wechsel wurden wir umsomehr überrascht, als weder Verlag noch Redaktion der „Wochenschrift“ zu einer Mitteilung an uns Zeit ge- funden haben, obwohl die „Wochenschrift“ bislang doch bei uns stets wohlwollende Unterstützung ge- funden hat. Wir sehen in diesem steten Wechsel keinen Segen für die Zeitschriften; mögen ihnen daher endlich einmal Dauerzustände besclneden sein und den verschiedenen Redakteuren Gelegenheit zur Ent- faltung einer für uns segensreichen Tätigkeit gegeben werden! — Meine Herren! Der „Triton“ blickt auf ein zwanzigjähriges Bestehen zurück. Am 31. Ok- tober v. J. durften wir diesen Tag festlich begehen. Obwohl wir nicht die Absicht gehabt hatten, dieser Feier einen allzu grossen Wert in unserem Vereins- leben beizulegen, so konnten wir uns schliesslich dem dringenden Verlangen nach einer der Bedeutung dieses Tages entsprechenden Feier nicht entziehen. So kam es denn zu einem Feste, welches den würdigen Ab- schluss einer zwanzigjährigen regen Vereinstätigkeit markierte. Die Beteiligung seitens der Mitglieder und der Freunde des Triton war eine so zahlreiche und die Durchführung des Programmes eine so ge- schickt vollendete, dass jeder der Teilnehmer eine frohe Erinnerung mit hinweg nehmen durfte. Für die zu diesem Tage von vielen Seiten eingetroffenen Glückwünsche und für die allseitige rege Beteiligung namentlich seitens der Darstellenden sei hiermit nochmals herzlich gedankt. — Ein herbes Geschick hat es gewollt, dass eine der jungen Damen, die Tochter eines lieben Vereinsmitgliedes , die uns bei diesem Feste durch Gesangvorträge erfreute, heute nicht mehr unter den Lebenden weilt. Fräulein Martha Gottschalk wurde ihrer trauernden Familie durch einen jähen Tod entrissen. Ihre herrliche Stimme hat ihr einen dauernden Platz in unserer Erinnerung erobert! — Verehrte Anwesende! Der Abschluss einer zwanzigjährigen Vereinstätigkeit legt mir die Ver- pflichtung auf, in wenigen Worten ein Fazit dieser Tätigkeit zu ziehen. Wir dürfen wohl mit Stolz und Genugtuung feststellen, dass der „Triton“ in dieser Reihe von Jahren eine ausserordentliche Fülle von Arbeit erledigt und in dieser Zeit so zahlreiche Er- folge auf allen Gebieten unserer Liebhaberei errungen hat, dass sein Ansehen und die Anerkennung dieser Tätigkeit von keiner Seite bestritten werden kann. Wenn trotz alledem festzustellen ist, dass eine lang- same Abnahme der Mitgliederzahl, wie es Ihnen auch wiederum dieser Jahresschluss zeigt, sowie ein Still- stand in der Vermehrung des Vereinsvermögens nicht abgeleugnet werden kann, so muss man sich doch auch die Ursachen hierfür vor Augen halten. Was den letzteren Punkt anbetrifft, so wird Ihnen in unserer Rechnungslegung die Höhe der Abschreibungen bei einigen Konten auffallen. Der Vorstand hat diese Abschreibungen für geboten gehalten, um aus unseren Büchern Zahlen verschwinden zu lassen, für die nach und nach eine sichere Grundlage verloren gegangen ist. So haben wir das Garantiefondkonto um diejenige Summe gekürzt, die als direkt uneintreibbar zu be- trachten ist. Das allmähliche Verschwinden dieses Konto wird durch die Einrichtung unserer Versand- abteilung vollständigt gerechtfertigt. Grössere Ab- schreibungen machten sich auch bei dem Utensilien- und dem Inventarkonto nötig, denn hierbei befinden sich allerlei Gegenstände, die seiner Zeit einmal mit vollem Werte eingesetzt wurden, die aber heute nicht nur minderwertig, sondern zum Teil wertlos geworden sind (ich erinnere an verschiedene Ueberbleibsel von Ausstellungen’). Was den Stand unseres Vereinsver- mögens betrifft, so darf nicht vergessen werden, dass wir für den Jahresbeitrag von Mk. 15.— unsern Mit- gliedern recht bedeutende Gegenleistungen machen, wie sie in der Lieferung einer so teuren Zeitschrift, wie es „Natur und Haus“ ist. neben einer zweiten Zeitschrift besteht. Eine gewaltige Höhe der Spesen verursachen uns unsere auswärtigen, besonders die ausserhalb Deutschlands wohnenden Mitglieder. Man bedenke, wie viel höher sich bei einer jeden Sendung das Porto nach dem Auslande, wie im Inlande stellt; dazu kommt noch, dass so manche Mitglieder, nament- lich Russen, mit uns in ihrer Muttersprache zu ver- kehren pflegen, wodurch uns ausserdem noch Ueber- setzungskosten entstehen. Und da wir auch noch den übrigen Mitgliedern mancherlei für ihren Jahres- beitrag bieten, bleibt uns zum Ansammeln nichts mehr übrig. Dies erscheint uns auch nicht gerade als ein Fehler. — Dass auf eine Zunahme der Mit- gliederzahl nicht mehr zu rechnen ist, liegt in den Verhältnissen begründet. Die einst glühende Be- geisterung für unsere Liebhaberei ist in ein ruhiges Fahrwasser geraten. Neue Fische von merkwürdigen Formen und mit noch unbekannten Lebensgewohn- heiten erregen keine Verblüffung mehr; die ständige Einführung von Importen ist zur Selbstverständlichkeit geworden. Die Schwierigkeit ihrer Erwerbung fällt weg, jeder Händler bietet sie zu verhältnissmässig billigen Preisen an. Die Liebhaberei aber ist mehr und mehr zur Wissenschaft geworden, und manche Rätsel früherer Zeit sind heute gelöst. Was man früher mit Mühe selbst erproben und durch lang- jährige Versuche feststellen musste, ist heute bekanfit; andere tun es für uns und in den Zeitschriften brauchen wir’s nur nachzulesen. So erlahmt allmählich das Interesse, und selbst zu finden und zu entdecken bleibt nicht mehr viel übrig. Und nun bedenke man das ungeheure Anwachsen der vielen Vereine in Deutschland! Jede Stadt und jedes Städtchen besitzt einen oder mehrere, Berlin selbst ist mit sieben ge- segnet, und ein jeder derselben blüht und gedeiht. Trotz alledem brauchen wir den Mut nicht sinken zu lassen; noch ist Arbeitslust und Schaffensdrang bei uns vorhanden, und die Liebe zum Aquarium und zum Terrarium und zu dem, was in ihnen lebt und webt, ist noch nicht erloschen. Solange wir. die wir das Wohl des „Triton“ im Auge haben, treu und fest zusammen halten, haben wir für ihn nichts zu fürchten, und getrost dürfen wir dem kommenden Vereinsjahr entgegensehen ! Kassenbericht des “Triton“ pro 1 908/1909. 1908. 1. April. Debit. An Saldo An Debitorenkonto. Einschreibegelder Mk. 145. — Beiträge „ 3141.28 Zinsen 35.85 Versteigerungen u. Verkäufe „ 211.60 Pflanzen -Versand „ 31.50 Schenkung von Paul Stierle „ 2. — Für den Bezug der „Wochen- schrift“ 157.85 Rückzahlung vom zool. Garten „ 50. — Mk. 1405.12 3775.08 An Gutschriftskonto. Zur Gutschrift eingegangen „ 13.65 An Unkostenkonto. Ersetzte Porti Mk. 48.19 Zurückerh. Gerichtskosten . „ 8.23 „ 56.42 An Versandtkonto. Verkäufe und Provisionen „ 84.35 An Bibliothekkonto. Erübrigtes Porto „ 0.65 Mk. 5335.27 Vereins Nachrichten. 335 Kredit. Per Kreditorenkonto. Für den Bezug von „Natur und Haus“ Mk. 1118.65 Für den Bezug der „Blätter“ ,, 1027. — — „Wochenschrift“ ,, 276.70 Für gekaufte Jahrbücher . „ 24,60 — Hefte d. Wenzelbibi. „ 22.85 — Fischtafeln 13.20 Per Unkostenkonto. Porti, Bestellgelder und Schreibgebühren . . . Mk. 487.28 Gratifikation an Gülle . . . „ 20. — Feuerversicherung . ... „ 4.20 Lichtbilder -Vortrag . . . . „ 30. Rechtsanwalt und Gerichtsk. ,, 10.60 Tiere für den Behälter im zoologischen Garten . . ,, 19.70 Pflanzenversand 54.75 Fische und Pflanzen zur Ver- losung u. Versteigerung „ 94.35 Vereinsannonce 200.— Beiträge für Vereine . . . 57.35 Schreibwaren „ 45.85 1200 Broschüren „Der Gold- fisch und seine Pflege“ ,, 96.50 Ehrenpreis für Verein Lotus ,, 20.— Stiftungsfest 19907 Per Drucksachenkonto Per Bibliothekkonto . Per Saldo Mk. 2483. — 1339.65 208.05 50.35 1254.22 Mk. 5335.27 mögensau fstellun g de s „Tri Aktiva. Kassakonto .... Mk. 1254.22 Bibliothekkonto . . 668.35 Sammlungskonto . . 200.— Mobiliarkonto . . . 200.— Utensilienkonto . . 94.21 Versandtkonto . . . 330.- Mk. 2745.78 Passiva Gutschriftenkonto . Mk. 85.05 Mk. 2661.73 Berlin, den 19. März 1909. Rudolph Lentz. Generalversammlung am Freitag, den 23. April 1909. Wie unsern Mitgliedern durch Rundschreiben be- reits mitgeteilt worden war, hat die auf Freitag, den 26. Märzordnungsmässig,einberufene Generalversamm- lung nicht stattgefunden. Bie Beteiligung war eine so schwache., dass der Vorstand in der geringen Zahl der erschienenen ordentlichen Mitglieder eine Reprä- sentation des Vereins nicht erblicken konnte. Ein Antrag auf Vertagung wurde daher angenommen. Die Generalversammlung, zu welcher nun nochmals ord- nungsmässig mittels grüner Karte eingeladen worden ist, findet heute statt. Die Präsenzliste ergibt die Anwesenheit von 21 ordentlichen Mitgliedern. Nach Erledigung einiger geschäftlicher Mitteilungen gelangt der Antrag des Vorstandes zur Beratung: Die Ver- einssitzungen finden bis auf weiteres nur einmal in jedem Monat statt, die Vereins- abende im Juli und August kommen in Fort- fall. Zur Begründung dieses Antrages weist der erste Vorsitzende auf den oft sehr schwachen Besuch der zweimal im Monat stattfindenden Vereinsabende hin. Der Vorstand glaubt durch eine geringere Be- lastung der Berliner Mitglieder mit Sitzungen einem Bedürfnis zu entzprechen und hofft dadurch den Be- such dieser nun seltneren Sitzungen zu heben. Ausserdem bezweckt er damit eine Entlastung der Vorstandsmitglieder zu erreichen, deren Arbeits- leistung in keinem Verhältnis stehe zu der geringen Teilnahme der Mitglieder an der Vereinstätigkeit. Es sei mit der Durchführung dieser Aenderung keine Satzungsänderung beabsichtigt, dieselbe sei nur als ein Versuch zu betrachten und vorübergehend während des Sommerhalbjahres fetszuhalten. Durch den Fort- fall der zweimonatlichen Ferien werde ja die Zahl der ausgefallenen Sitzungen vollständig wieder aus- geglichen. In einer lebhaft einsetzenden Debatte er- kennt Herr Lubieniecki die Berechtigung der Gründe an und ist für die Annahme des Antrages; Herr Gottschlag dagegen warnt eindringlich vor einem der- artigen Experimente. Er glaubt nicht, dass durch eine Ausdehnung des Zwischenraumes zwischen zwei Sitzungen eine Konzentration des Besuches auf diese zu erreichen sei, im Gegenteil befürchte er dadurch eine Minderung des Interesses der wenigen treuen Besucher. Er bitte doch nicht derartig die Traditionen des „Triton“ verletzen zu wollen und hofft, dass auch der neue Vorstand die Arbeitslast, deren Höhe er mit Bedauern feststellt, in gewohnter Weise aut sich nehmen werde. Schliesslich zieht der Vorstand seinen Antrag zurück. Hierauf erstattet der erste Vorsitzende den Jahresbericht, und nach Ablegung der durch die Satzungen geforderten Berichte seitens der betreffenden Vorstandsmitglieder erfolgt die Ent- lastung des Gesamtvorstandes , welcher nunmehr seine Aemter niederlegt. Unter Leitung des darauf gewählten Ausschusses, bestehend aus den Herren Gottschlag, Heinicke und Ringel erfolgt die Wahl des neuen Vorstandes, welche folgendes Resultat ergibt: 1. Vorsitzender: Herr E. Herold, Apothekenbesitzer, Berlin 0.34, Kopernikusstrasse 18. 2. Vorsitzender: Herr E. Diewitz, Königl. Ober-Bahn- Assistent, Berlin N. W. 40, Heidestrasse 33. 1. Schriftführer: Herr P.Haeussner, Kaufmann, Berlin S.W. 47, Yorks trasse 68. 2. Schriftführer: Herr F. Gehre, praktischer Zahnarzt, Friedenau b. Berlin, Beckerstrasse 2. Kassenführer: Herr R. Lentz, Kaufmann, Berlin S. W. 68. Alexand- rinenstrasse 1. Bücherei Verwalter : Herr E. Marx, Kaufmann, Friedenau bei Berlin, Rotdornstrasse 1. Sammlungsverwalter: Herr P. Schmädicke, Prokurist, Berlin S. W. 29, am Tempelhofer Berg 6. Kassen- prüfer und deren Stellvertreter: die Herren Gott- schlag, Werkmeister und Heinicke. Die Geschäfts- stelle des Vereins befindet sich bei Herrn Rudolph L en tz, B e r 1 in SW. 68, A 1 ex an d ri n ens t r as se 1. Der Vorstand. Breslau. „Proteus“ E. V. Gegründet 1908. Aus der Sitzung vom 11. Mai 1909. Wir hatten die Freude, als Gast den Vorsitzenden der „Schweidnitzer Vereinigung“, Herr Landeck, zu begrüssen. Mit Recht beginnt es sich auch in den mittelgrossen Städten zu regen und aus den beschei- denen wöchentlichen Zusammenkünften einiger Lieb- haber wird dann schnell, wenn sich die passende Leitung findet, ein Verein. Zuerst gewöhnlich ein nicht eingetragener. Wir möchten aber dringend allen Gründern raten, die kleine Mühe nicht zu scheuen und ihren Verein gerichtlich eintragen zu lassen. Was man gewöhnlich von den vielen Umständen und Geld- kosten erzählt, ist alles nicht selbsterfahren, sondern erdacht und gehört in das Gebiet der Ammenmärchen. Man bedarf auch unter normalen Umständen keines Rechtssachverständigen, sondern es genügt das Studium des kleinen Handbuchs für Vereine von Paul Behrens (Guttentag-Berlin 1899, Preis 1 Markt, in dem man diejenigen Dinge genau angeführt findet, die zur Auf- stellung der Satzungen und für den Instanzenweg zu wissen nötig sind. Wir sind wenigstens sehr gut damit ausgekommen, sind aber auch gerne bereit, unsere Satzungen als Grundlage für die Beratungen anderen Vereinen zu überlassen. — Dr. Deupser de- monstriert unsere gewöhnlichsten deutschen Molche im Hochzeitskleid und Herr Musshoff teilt bei dieser Gelegenheit mit, dass er reichliche Nachzucht von Triton palmatus habe, sowie befruchtete Eier der Alytes obstreticans (Geburtshelferkröte), die jeden Tag ausschlüpfen müssen. Das ihm von Herrn Dr. Ivreffc von dessen Forschungsreise aus Madagaskar mitge- brachte Chamaeleon fischeri konnte Herr Musshoff leider nur noch tot vorzeigen. Das schöne, männliche Tier, mit zwei nebeneinanderstehenden, knöchernen, nach vom gerichteten Hörnern, als Geschlechts- 336 Vereins-Nachrichten. — Ausstellungskalender. Charakter, auf der Schnauze, war von Herrn Dr. Krefft schon krank abgeschickt worden. Es hatte am rechten Vorderfuss eine bis zum Ellenbogengelenk reichende Schwellung, die sich teigig anfühlte. Eine Verletzung war nicht nachzuweisen, doch ist anzunehmen, dass die Entzündung vom Nagelbett ausgegangen ist, und dass es sich um eine Phlegmone (Zellgewebsentzündung) handelte. Herr Dr. Krefft hatte brieflich schleunige Amputation des Vorarmes angeraten, die nach seinen Erfahrungen allein noch in Frage käme. Doch war der Patient eben gestorben, als Referent dieselbe vornehmen wollte. Im Anschluss hieran möchten wir darauf hinweisen, dass bei derartigen infektiösen Schwellungen — ehe man zur Amputation schreitet — noch Dauerkompressen mit in 90°/o Alkohol getränkter Watte zu versuchen wären. Der Verband wird der- artig angelegt, dass das kranke Glied zuerst in Watte eingewickelt wird. Diese wird nun gut mit 90% Alkohol befeuchtet. Darüber kommt ein Stückchen Gummipapier (Wachs- oder Fettpapier geht auch!) und zum Schluss eine dünne Leinwandbinde. Von Dauerumschlägen mit Karbolwasser raten wir ent- schieden ab, da bei der geringen Dicke der zu be- handelnden Teile, leicht ein vollständiges Absterben der Gewebe eintreten kann (Karbolgangräne). Sehr unterstützt wird diese Behandlung dadurch, dass man mit einem dünnen, spitzen Messerchen Längs schnitte (nicht Querschnitte!) durch die Haut legt. Die Schnitte müssen so lang sein, wie die ganze Geschwulst, doch raten wir dem Unerfahrenen, die Gelenke davon freizulassen, da man bei der Kleinheit der Teile zu leicht die Gelenkhöhle öffnen kann. Will jemand sich in der Amputation versuchen, dann möge er da- ran denken, dass man nur im Gesunden operieren soll, dass oberhalb der Amputationstelle (nach dem Herzen zu!) ein schmales Bändchen fest anzulegen ist, um unnötige Blutungen zu vermeiden, dass man nie im Gelenk selbst operieren soll, sondern ent- weder unter- oder oberhalb, und dass man schliesslich den Amputationsstumpf am einfachsten mit einem deckenden und austrocknenden Mittel (Jodoform- collodium, Heroform) behandelt oder noch einfacher mit dem Paquelin (Brenneisen) einen Brandschorf erzeugt. Das letztere ist dort, wo es anzubringen geht, ein ideales Mittel für die Stumpfversorgung. Dr. Deupser, Deutsch-Lissa. Nürnberg. „Seerose“. Sitzung vom 27. März 1909. Die Sitzung wurde von 24 Mitgliedern und 12 Gästen besucht. Nach Bekanntgabe des Einlaufs, der aus diversen Drucksachen bestand, wurde Herrn Kalb das Wort erteilt zu seinem Vortrage „Sachgemässe Ein- richtung eines Aquariums“. Derselbe zerfiel in zwei Teile. Im ersten Teil führte Redner aus, wie die Aquarienliebhaberei aus ihren bescheidenen Anfängen zur heutigen Grösse emporwuchs und gedachte dabei in besonders warmen Worten der beiden Naturforscher Rossmässler und Rösel v. Rosenhof. Im zweiten Teile führte uns Herr Kalb die Einrichtung eines zu diesem Zwecke angekauften Aquariums vor, welche mit grosem Interesse von den Anwesenden verfolgt wurde. Reicher Beifall belohnte Herr Kalb für seinen zirka eineinhalb- stündigen Vortrag. Auch der Vorsitzende dankte ihm im Namen der Gesellschaft. Dem Antrag, das ein- gerichtete Aquarium zu Gunsten der Mikroskopkasse zu verlosen, wurde stattgegebeu, 40 Lose ä 10 Pfennig waren im Nu vergriffen. Herr Siegert war der Ge- winner. Zum Schlüsse wurden verschiedene Mit- teilungen, sowie Fragen aus der Liebhaberei besprochen. Die Verwaltung, Ausstellungskalender Steht den verehrlichen Vereinen kostenlos zur Verfügung. Alle näheren Angaben sind natürlich in den Inseratenteil zu verweisen I Elberfeld. „Wasserrose“. Vom 17.— 26 Juli 1909 im „Weissen Saal“ der Stadthalle, Johannisberg. Berlin. „Verein der Aquarien- nnd Terrarienfreunde“. 21. — 30. August, in „Wendts Prachtsälen“. Hamburg. „Rossmässler“. 22.-29. August, in „Ham- monia“, Besenbinderhof. Stuttgart. „Verein der Aquarien- und Terrarien- freunde“. 11.— 19. September. „Gewerbehalle“. Adressentafel der Vereine.1) Dortmund. „Triton“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Sitzung jeden 1. und 3. Freitag im Monat, abends 9 Uhr. Vereinslokal: „Gewerbe- verein“, Kuhstrasse. Briefadresse: Oberlehrer Ger- noth, Alexanderstrasse 19. Dresden. „Fauna“. Briefadresse: Georg Gerlach, Vorsitzender, Dresden 21, Niederwaldstrasse 37. Dresden. „Ichthyologische Gesellschaft“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Zusammenkünfte jeden Donnerstag. Vereinssitzung: alle 14 Tage Donnerstags, abends 9 Uhr, Hotel „Reichspost“, Annenstrasse, Dresden-A. (vis-ä-vis der Hauptpost.) Separate Vereinszimmer. Gäste willkommen. Brief- adresse : Hugo Bessner, Dresden-A., Arnoldstr. 1, III. Dresden. „Wasserrose“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Vereinslokal: Restaurant Viktoria- haus, Seestrasse. Versammlung jeden 1. und 3. Sonnabend im Monat, an den dazwischen liegenden Sonnabenden zwanglose Zusammenkünfte. Brief- adresse: Paul Lehnert, 1. Vorsitzender, Dresden-A. 16, Wiutergartenstrasse 57. Elberfeld. „Wasserrose“. Gesellschaft für Aquarien- und Terrarienkunde. Vereinslokal: Hotel „Vier Jahreszeiten“. I. Vorsitzender: Wolfram Boecker, Barmen, Haspelerstrasse 7. Jeden 2. und 4. Freitag im Monat Versammlung um 9Uhr. Gäste willkommen. Erfurt. „Aquarien- und Terrarienfreunde“. Ver- sammlungen jeden 1., 3. und 5. Freitag im Monat im Cafe Roland am Fischmarkt. Briefadresse : Fr. Schneider, Michaelisstr. 30. Gäste willkommen. 1) Aufnahme erfolgt nur auf Antrag! Weitere Vereinsadressen stets willkommen ! Auf besonderem Blatt! Ergänzungen, Aenderungen werden umgehend erbeten ! Dr. Wolterstorff. Frankfurt a. Main. „Biologische Gesellschaft“ für Aquarien- und Terrarienkunde. Vereinslokal: West- endgarten, Taunusstrasse 1. Sitzungen : Jeden Sams- tag, abends 9 Uhr. Jeden ersten Samstag im Monat Vortrag nebst Gratisverlosung. Auskunft über Tier- und Pflanzenflege usw. an jedermann. Briefadresse: Stridde, 1. Vorsitzender, Habsburger Allee 24. Frankfurt a. M. „Iris“. Verein für Aquarien und Terrarienkunde. Vereinslokal: „Schlesinger Eck“, Gr. Gallusstrasse 2. Sitzung jeden 2. und 4. Donners- tag im Monat. Briefadresse: W. Gravelius, I. Vor- sitzender, Eschersheimer Landstrasse 110. Fürth. (Bayern.) Gesellschaft „Iris“. Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Gegründet 1903. Vereinslokal: Gasthof „Zum schwarzen Kreuz“, Königsstrasse. Vereinssitzungen jeden 2. und 4. Dienstag im Monat, abends % 9 Ühr. Gäste stets willkommen. Briefadresse: Georg Herrmann, Vor- stand, Theaterstrasse 9. Preislisten erwünscht. (Fortsetzung folgt.) Tagesordnungen. Elberfeld. „Wasserrose“. Tagesordnung für die Sitzung am 28. Mai 1909. 1. Vorführung und Erklärung des Tropfdurch- lüfters von Becker -Karlshorst, durch Herrn Steltzmann ; 2. Ausstellungsangelegenheiten; 3. Literaturbesprechung; 4. Verschiedenes. Für den Anzeigenteil: Fritz Lehmanns Verlag, Stuttgart. — Verlag von Fritz Lehmann, Stuttgart. Druck der Verlagsbuchdruckerei Otto Sautter, Stuttgart. Die Krivosije in herpetologischer Beziehung. Von Oberleutnant M. Wie de mann, Mitglied der „Zoologischen Gesellschaft“ in Wien. Mein einjähriger Aufenthalt in diesem sterilen, steinigen und doch so überaus interessanten Teile Süddalmatiens gab mir reichlich Gelegenheit, ihn in herpetologischer Beziehung zu durch- forschen, und ich glaube, dass es mir gelungen ist, sowohl Stücke aller dort vor- kommenden Reptilien zu erbeuten,. als auch mit ziemlicher Sicher- heit deren Verbreit- ungsgebiete festzu- stellen. In der Aufzählung der Ordnungen, Fami- lien usw. folge ich dem von Herrn Dr. Franz Werner so vortrefflich zusammen gestellten II. Teil des Werkes Dr. Kreffts „Das Ter- rarium“. Chelonia (Schild- kröten) fehlten der Krivosij e, wohl infolge Mangel jeglicherWas- seransammlung, mit Ausnahme der landes- üblichen Zisternen, gänzlich. Jedoch fand ich in den Ebenen des unweit gelegenen Teodos, man kann sagen, ziem- lich häufig, die Vertreter dreier Gattungen und zwar Clemmys caspia Gmelin (kaspische Sumpf- schildkröte), Emys orbicularis Linne (europäische Sumpfschildkröte), und die Landform Testudo graecaAAxmk, (griechische Landschildkröte), welche nach verbürgten Mitteilungen auf den umgebenden Höhen bis 480 m hoch emporsteigt. An Laccrtilia (Eidechsen) birgt dieser Teil Süddalmatiens eine verhältnismässig reiche Fülle. Die Familie der Geccomdae (Geckos, Haft- zeher) ist in ganz Süd- dalmatien in den an der Küste liegenden Ortschaften, durch Hemidactylus turcicns Linne vertreten. Ich konnte nur zwei Stück erhalten, da diese Art, obwohl überall an den genannten Plätzen vorkommend, doch nirgends eigentlich häufig ist undderFang noch durch die nächt- liche Lebensweise der Tiere erschwert wird. Man wird sie oft lange vergebens suchen, um sie einmal ganz uner- wartet bei Kerzenlicht über die Mauer von Wilhelm Büschs „stil- ler Klause“ huschen zu sehen, welche Oert- lichkeiten sie übrigens, erklärlich durch das zahlreichere Vorkom- men von Fliegen, zu bevorzugen scheint. — Der eigentlichen Krivosije fehlt sie. Anguidae : Angins fragilis Linne (Blind- schleiche) kommt überall, aber sporadisch vor. Man findet sie allenthalben von der gestreiften Jugendform bis zu schön ausgewachsenen Tieren, sowohl einfarbig, als auch mit hübschen, tadel- los ausgeprägten veilchenblauen Flecken. Die höchstgelegene Stelle, an der ich eine vorfand, betrug 1300 m. Abb. 1. Felsenpartie (Fundort der Smaragdeidechse). Originalaufnahme für die „Blätter“ von Leutnant H. Kniha. 338 M. Wiedmann: Die Krivosije in herpetologischer Beziehung. Ophisaunis apus Pallas (Scheltopusik) be- vorzugt die Küstenebenen und versteigt sich meiner Erfahrung nach höchstens bis 200 m Seehöhe. Eine Seltenheit ist die gebänderte Jugendform, nach der ich vergebens fahndete und von welcher mir der hochversierte Kenner, Herr Oberstleutnant von Tomasini, mitteilte, dass ihm in seiner jahrzehntelangen Praxis höchstens ein Dutzend unterkam. Die ausgewachsenen Tiere sind ziemlich häufig. Lacerta: Lacerta viridis Laurenti (Smaragd- eidechse) ist in drei Varietäten vertreten: Die kleine blaukeh- lige Forma typica , in der Ebene seltener, be- herrscht bestimmte im Westen der Krivosije gelegene Gebiete und scheint bedeutendere Höhenlagen zu lieben. Ich fand sie an einzel- nen Orten, besser ge- sagt, strichweise, sehr zahlreich bis zu See- höhen von 1100 in. Die grosse reingrüne Form trifft man in der Ebene überall. Auch sie lebt in der hoch- gelegenen Krivosije in abgegrenzten Gebieten im östlichen Teile des Landes, scheint jedoch mit 1000 m ihre oberste Verbreitungsgrenze zu finden. Mit der Forma typica zusammen fand ich sie nie. Als Grenze lässt sich die Linie Ri- sano-Dragalj anführen. Lacerta viridis var. major Boulenger (ge- streifte Smaragdeidechse) bevorzugt die Ebene und kommt nur in einzelnen, verstreuten Exem- plaren allenthalben bis zu einer Seehöhe von 1000 m vor. Lacerta mosoriensis Kalombatovic (Mosor- eidechse) ist oberhalb von 1000 m im Westen der Krivosije zu suchen, einzelne Tiere steigen bis 900 m herab. Man findet sie, ebenfalls nur stellenweise, an zerklüfteten Felswänden in sehr beschränkter Anzahl. Lacerta muralis Laurenti (Mauereidechse). Die Stammform ist vereinzelt überall anzutreffen. Sie kommt im Westen in einer Höhe von zirka 1100 m stellenweise ungemein zahlreich vor, um gegen Osten zu immer seltener zu werden. Die beiden Varietäten Lacerta fiumana^Ff erner und Lacerta olivacea Werner teilen das Ver- breitungsgebiet der Stammform, treten jedoch ziemlich sporadisch auf, häufiger auf der Linie Risano — Dragalj . Lacerta oxycephala Dumeril undBibron (Spitz- kopfeidechse) wird man von zirka 300 m See- höhe aufwärts ebenfalls in zerklüftetem Gestein in der ganzen Krivosije mit Erfolg suchen. Als oberste Grenze, auf der man auch die schwarze Varietät Lacerta oxyce- phala v. Tomasinii an- trifft, glaubeich 1000 m annehmen zu können. Ophidia (Schlangen). Colnbridae , Unterfami- lie Aglyphae-. Von den Tropidonotus- Arten Ringelnatter) fand ich sowohl Stücke der typi- schen Stammform Tro- pidonotus natrix Lin ne, mit auffallend grosser und deutlicher Eiecken- zeichnung, als auch die Spielart Tropidonotus natrix var. per sa Pallas (dalmatinische Ringel- natter). Ihrer Natur nach hat man sie nur in und um den landesüblichen Zisternen zu suchen; so erbeutete ich einmal in einer beinahe ausge- trockneten Zisterne mühelos sieben Stück beider Formen. Ein einziges Exemplar, ein Prachtstück von Tropidonotus natrix var. sparsa Schreiber fiel mir am Fusse des Berges Sanik in die Hände. (600 m). Tropidonotus tessellatus Laurenti (Würfel- natter) scheint der Krivosije vollständig zu fehlen und die Ebene vorzuziehen, wenigstens fand ich diese Art, ich vermute in der var. flavescens Werner , dort nie, jedoch häufig in den Wasser- gräben der Ebenen bei Teodo. Zamenis \ Sehr häufig findet sich allent- halben Zamenis gemonensis Laurenti (Zornnatter). Mein tiefstgelegener Fundort war in 200 m Höhe, der höchstgelegene 800 —900 m. Sie scheint Abb. 2. Partie eines Serpentinweges (Fundort der Spitzkopfeidechse). Originalaufnahme für die „Blätter“ von Leutnant H. Kniha. M. Wiedemann: Die Krivosije in herpetologischer Beziehung. 339 in letzt angeführten Höhen und im Osten der Krivosije häufiger aufzutreten. Zämenis dahli Fitzinger (Steig-, Schlank-, Dünn-, Peitschennatter) zieht bedeutendere Höhen (ßQO — 900 m) vor, ist nicht sehr zahlreich ver- treten und vergesellschaftet sich häufig mit Zamenis gemonensis. So fand ich im h rüh- sommer nach einem leichten Kegen fünf oder sechs Stück beider Arten, welche, zu einem Klumpen verschlungen, sich sonnten. In einer Höhe von 600 m, an der Linie Risano — Dragalj erbeutete ich im Juli d. Js. eine Zamenis - Art , welche das erste Drittel der Oberseite tiefschwarz gefärbt hatte, welche Färbung dann in schwarze Querbänder überging. Ich über- mittelte diese Schlange Herrn Oberstleutnant von Tomasini, welcher sie als Uebergang von Zamenis gemonensis zu Zamenis carbonaria be- stimmte und dem Wie- ner Hofmuseum über- sendete. Coluber : Das Ver- breitungsgebiet der Co- luber leopardinus Bona- parte(Leopardennatter) erstreckt sich von den Küstenehenen bis in beiläufige Höhen von 900 m. Sie findet sich vereinzelt überall vor, nirgends häufig. Sehr selten ist Colu- ber leopardinusvar. qua- drilineata Pallas (gestreifte Leopardennattei’). Mir kam nur ein einziges Exemplar, mit der Fundorthöhe von 850 m, unter die Hände. In bis jetzt drei Exemplaren wurde eine neue, nur zweigestreifte Coluber leopardinus ge- funden. Das von mir östlich von Perasto in einer Höhe von 700 m erbeutete Stück dieser Varietät übermittelte ich dem Wiener Hofmuseum. Coronellu : Von Coronella austriaca Laurenti (Schlingnatter) kamen mir im Ganzen nur drei junge Exemplare unter. Fangorte zwischen 500 und 800 m. Diese Art scheint in der Krivosije zu den Seltenheiten zu gehören. Viperidae: Aus der Unterfamilie Viperinae (Vipern) ist die Vipera ammodyles Linne (Sand- viper) anzuführen. Sie ist unstreitig die häufigste Schlange der ganzen Krivosije. In der Ebene nicht vorkommend, wird man sie von zirka 200 m aufwärts bis zu den bedeutendsten Höhenlagen (1500 bis selbst 1600 m) überall antreffen. Vipera berusVinne, (Kreuzotter), welche eben- falls als in der Krivosije vorkommend angeführt ist, fand ich nie, hörte auch niemals, dass ein Exemplar dieser Art gesehen oder gefangen wurde. Ich vermute , dass hier eine leicht mögliche Verwechslung mit dunkler und präg- nant gefärbten Stücken der Vipera ammodytes vorliegt und Vipera be- rus überhaupt fehlt. Wie ich schon zu Beginn meiner Ausfüh- rungen erwähnte, glaube ich mit ziem- licher Sicherheit be- haupten zu können, dass hiemit die Reihe der in der Krivosije vorkom- menden Reptilien ge- schlossen ist. Alle an- deren für Süddalmatien im allgemeinen noch festgestellten Reptilien, Tarbophis fallax Fleischm. (Katzennat- ter), Coluber plongissi- mus (Aeskulapnatter), Coeleltis monspessulana Hermann (Eidechsen- natter), Coluber quatuor- lineaius Lacepede (Vier- streifennatter) und Al- giroides nigropunctatus dürften, wenigstens in hiesiger Gegend, ausgesprochene Tiere der Ebene vorstellen, was durch den ganz erstaunlichen Kontrast zwischen Küstenebene und Gebirge in klimatischer und floristiscber Beziehung leicht erklärlich ist. Im allgemeinen ist noch zu bemerken, dass der Frühling uns alle Reptilien untertags finden lässt, im Sommer, wo sie den Dürreschlaf halten, nur die frühesten Morgenstunden Erfolg ver- sprechen, der Herbst wieder einige Aussichten auf dankbare Exkursionen eröffnet. Für den Beginn und das Ende des Winterschlafes lassen sich, da von der Witterung ahhängend, bestimmte Daten nicht geben, es wird sich im allgemeinen Abb. 3. Felsenpartie aus der Krivosije (Fundort der Zamenis -Alten und Vipera ammodyies). Originalaufnahme für die „Blätter“ von Leutnant H. Kniha. 340 M. Strieker: Erfahrungen bei der Zucht des Girardinus Januarius var.? um die Monate Oktober und März bis April drehen. Zum Schlüsse meiner Ausführungen möchte ich noch erwähnen, dass von der Klasse der Amphibia (Lurche), für die ich mich weniger interessierte, die Gattung Rana nicht ver- treten ist, Hyla arborea Finne (Gemeiner Laub- frosch) stellenweise sich vorfand, schöne Exem- plare von Bufo vulgaris Laurenti (gemeine Kröte) und Bufo viridis Laurenti (Wechselkröte) von mir erbeutet und gesehen wurden und dass bei- nahe alle landesüblichen Zisternen von der Molch- art Triton vulgaris subsp. graecä forma Tomäsinii Wolterstorff bevölkert sind. Meine Beobachtungen als fixe und unzweifel- hafte Tatsachen hinzustellen, liegt mir ganz ferne. Dazu ist meiner Meinung nach ein mehrjähriger, ausschliesslich der Sache gewidmeter Aufenthalt nötig. Ich will nur dem Liebhaber und vielleicht auch dem Wissenschaftler nützen. Um den Lesern auch ein anschauliches Bild der von den Tieren bevorzugten Terrainverhält- nisse und der Landschaft zu bieten, lege ich meinen Ausführungen drei charakteristische Originalaufnahmen bei. Erfahrungen bei der Zucht des Girar- dinus januarius var.? Von M. Strieker, („Rossmässler“, Hamburg). Mit einer Aufnahme des Verfassers. Der richtige Name des genannten Kärpflings steht noch nicht fest! Der ihm zugeteilte Name, zuerst Poecilia reticulata, dann Girardinus janu- arius, var. reticulatus, kommt vielmehr dem in Nr. 16 dieser Zeitschrift von P. Arnold be- schriebenen Fisch zu. Doch der Name tut in diesem Falle nichts zur Sache; ich möchte im Nachstehenden einige Versuche schildern, bei denen ich mir als Ziel gesetzt hatte, schön ge- scheckte Exemplare dieser Girardinus- Form zu erzielen. Ist es doch allen Liebhabern eine bekannte Tatsache, dass leider nicht alle dieser Fische die so begehrte intensive schwarze Fleckung zeigen. Als ich bei befreundeten Aquarianern zu- erst die verschieden gefärbte Nachzucht dieser Fische, von einem schön gefleckten Elternpaare stammend, im Frühjahr 1906 sah, glaubte ich, dass nur die Nachzucht, etwa als Zeichen nicht zusagender Umgebung, diese „Degenerierung“ zeige, allein der Anblick eines grösseren Im- ports belehrte mich, dass auch diese Import- tiere ganz verschieden stark gefleckt waren. Alle Uebergänge, von nahezu schwarzen bis ein- farbig graugelben Fischen, waren in ein und demselben Import, der so ziemlich auch an einer Stelle gefangen sein sollte, vorhanden. Da mich dieser Umstand interessierte, beschloss ich ent- sprechende Versuche anzustellen, ob es nicht möglich sei, durch sorgfältige Zuchtwahl und sachgemässe Pflege, nur schwarz gefleckte Kärpf- linge zu erzielen. Ich habe diese Versuche während zwei Jahren durchgeführt, obwohl sonst lebendgebärende Zahnkarpfen nicht zu den von mir geschätzten Aquarienfischen gehören. Ich setzte mich zunächst in den Besitz einer Anzahl Jungfische dieser Girardinus , die von drei verschiedenen Importpaaren abstammten. Zwei dieser Importpaare waren gut gefleckt, das dritte Paar habe ich nicht selbst gesehen, das Weibchen soll aber „nicht besonders*1 ge- wesen sein. Die gekauften Jungfische wurden, ihrer Abstammung entsprechend, in drei ver- schiedenen Behältern untergebracht, ausserdem bei eintretender Geschlechtsreife die Weibchen Girardinus januarius var.? Schwarzgeschecktes Pärchen, Weibchen ein Jahr alt, im Beginn der Trächtigkeit. ') Aufnahme von M. Strieker. von den Männchen geschieden. Die Tiere wurden bei einer Temperatur von durchschnittlich 16° C gehalten, die vorübergehend auf 18 — 20° C stieg. Nachdem Männchen und Weibchen vollständig ausgewachsen waren, setzte ich die einzelnen Paare zusammen und zwar sowohl von ver- schiedenen Eltern stammend, wie Paare von den gleichen Eltern. Ich verwandte nur gut ge- fleckte Tiere zu den Versuchen, alle andern wurden ausgeschieden. q Die Scheckung der Tiere kommt auf der — un- retouchierten — Aufnahme nicht scharf zum Aus- druck, weil die gelbgraue Grundfärbung auf der photographischen Platte selbst sehr dunkel wirkt! C. A. Re i t m ay e r : Ein Lauben- Aquarium. 341 Was war nun das Resultat dieser Zucht? Aller Theorie zum Trotz, brachten die von ver- schiedenen Eltern stammenden Paare, die gleiche Prozentzahl gescheckter Jungen zur Welt (das heisst gescheckt im späterem Alter), wie die Geschwisterpaare, nämlich 25 — 30 Junge, unter denen 5 — 6 minderwertig in der Fleckung wurden. Die so gewonnenen Jungen wurden wieder sorgfältig sortiert und die gut gefleckten Tiere, sowie sie vollständig erwachsen waren, gekreuzt. Diese sorgfältige Zuchtwahl wurde durch noch eine Generation hindurchgesetzt und der Erfolg war, dass sämtliche Jungen eine vorzügliche Fleckung zeigen. Nachstehendes Bild gibt ein Pärchen dieser Tiere; so wie dieses sind alle, bis auf drei oder vier Weibchen, die etwas weniger gefleckt sind. Kurz zusammengefasst, sind nach meinen Erfahrungen folgende Massregeln zur Erzielung schön gefleckter Tiere erforderlich: 1. Sorgfältige Zuchtwahl. 2. Trennung der Tiere bis zur vollständigen Geschlechtsreife. 3. Die Innehaltung einer Temperatur von 16—18° C. 4. Genügendes pflanzliches und tierisches Futter. Nun einige Ausführungen über das Gegen- teil: Ein belegtes Weibchen kam durch Zufall in einen warmen Behälter (25° C) und erfreute mich durch reichliche Nachzucht. Ich beliess auch die Jungen in dieser Temperatur und das Resultat waren zirka 20 Weibchen, kein Männ- chen und alle Weibchen wenig gefleckt, zwei ungefleckt. Noch einen anderen Umstand mache ich für die Degenerierung nicht nur dieser Kärpflings- form verantwortlich, es ist das leider von mir häufig beobachtete Zusammenhalten verschie- dener Kärpflingsarten, wobei sehr leicht eine Paarung nicht zusammengehöriger Arten statt- finden kann, und deren Resultat eben nicht typisch verfärbte Tiere, sondern zumeist ein- farbige, unfruchtbare Bastarde sind. Zum Schluss seien mir noch einige Worte über die wissenschaftliche Bestimmung dieses Kärpflings gestattet. Es soll also eine gefleckte Y arietät des Girardinus jauuarius(Caudimaculatus) sein. Ich brachte wiederholt ungefleckte Tiere der in Rede stehenden Varietät in unsern Verein und hier wurden sie anstandslos als „caudi“, also Girardinus januarius angesprochen, allein bei genauer Beobachtung scheint mir doch ein geringer Unterschied zwischen echten Girardinus januarius und ungedeckten Exemplaren der be- schriebenen Varietät zu bestehen. Die Männchen der importierten Girardinus januarius haben eine schwach goldig-gelbliche Färbung über den ganzen Körper, die spätere Nachzucht jedoch verliert diesen Ton und ist mehr grau-silbern. Die ungedeckten Männchen und Weibchen der Varietät dagegen zeigen selbst bei weiterer Nachzucht keinen grau-silbernen, sondern stets einen gelblichen Farbenton. Ausserdem zeigt die Riickendosse der echten januarius einen geringen schwärzlichen Saum, beziehungsweise sehr schmalen Strich eben inner- halb des Flossenrandes, der besonders bei Spiritus- exemplaren stärker hervortritt. Diesen schwarzen Streifen habe ich bei meiner Zucht der Girar- dinus -V arietät nicht gefunden. Ob aus diesem Grunde, der beschriebene Ivärpfling vielleicht doch keine Varietät des Girardinus januarius ist, sondern eine besondere Art darstellt, vermag ich natürlich als Nicht- wissenschaftler nicht zu entscheiden. Ein Lauben -Aquarium. Yon Carl Aug. Reitmayer-Wien. (Mit einer Originalaufnahme). Dass viele unserer einheimischen Fische weit schwieriger im Aquarium fortzubringen sind, als die Mehrzahl der Exoten, ist eine alte Geschichte; ja, dass manche erst dann in der Gefangen- schaft sich Wohlbefinden und gedeihen, wenn sie daselbst halbwegs ein Aequivalent ihrer ur- sprünglichen Lebensverhältnisse finden, habe ich wieder einmal erfahren. Angeregt durch Herrn Labres, den bekannten Laubenzüchter unserer Gesellschaft,1) hatte ich mir, dem Beispieel meines Freundes Klemencic folgend, im Spät- sommer des vergangenen Jahres aus einem Prater-Tümpel, der infolge der lang anhaltenden Trockenheit nahe daran war, volllständig zu versiegen, und in dem es von allem erdenklichem Getier, hauptsächlich aber von Brutfisclichen wimmelte, eine Schar winziger Lauben, um sie vor dem drohenden Untergange zu retten, nach Hause getragen. Sie über den Winter zu er- halten, den Versuch wollte ich nicht ungemacht lassen. Nun war die lebhafte Gesellschaft aus dem schmutzigen Tümpel, in welchem an seiner tiefsten Stelle kaum mehr 10 cm hoch das algendurch- setzte schlammige Wasser stand und worin sich ') „Cyperus“-Wien. U2 C. A. Reitmayer: Ein Lauben -Aquarium, Flosse an Flosse förmlich drängte, mit einem Male in ein reines, wohlgepflegtes Aquarium übersiedelt. Aber dieser neue Aufenthaltsort schien meinen jüngsten Pfleglingen, wie ich bald genug bemerkte, nicht sonderlich zu behagen. Sie verloren allgemach ganz ihre Munterkeit und Frische, fingen an zu kränkeln — war’s vielleicht Sehnsucht nach der lieben, heimatlichen, brühwarmen Lache? — magerten ah und wöchent- lich gingen ein Paar zugrunde, bis schliesslich von der grossen Menge nur mehr ein halbes Dutzend übrig war. Da interessierte es mich auf das lebhafteste, zu erfahren, wie denn eigent- lich das Aquarium aussehen müsse, in welchem Klemencic seine gleichfalls aus dem nämlichen Tümpel stammenden Fischchen halte, bei dem aber, obgleich ihrer vielmehr beisammen waren, auch nicht eines davon eingegangen war: Nun, das sah freilich ganz anders aus, als mein peinlich sauber gehaltenes Elementglas. Und dass ich es gleich sage, es hatte entschieden Aelinlichkeit mit dem Tümpel, der ehedem unsere kleinen Lauben beherbergt hatte. Es war der Wasserabteil eines grossen Aquaterrariums. Daraus allein lässt sich schon ein Schluss ziehen auf seine innere Beschaffenheit. Ueber der an keiner Stelle mehr sichtbaren Sandschichte lag zwei bis drei Finger hoch regelrechter Schlamm. Ein Gemisch von Erde, vermoderten Pflanzen- teilchen, zerfallenen Futterresten und den ver- schiedensten Exkrementen und Absonderungen, wie sie im Laufe eines Jahres von den im Terrarium lebenden Tieren, Unken und Fröschen, Salamandern und Molchen und einer kleinen Ringelnatter auf ihren Wanderungen und Fluchten ins Wasser getragen worden waren. Eine Gemenge, zerrieben wie Mehl, aus dem sich nichts mehr unterscheiden liess, daraus unzählige Tubifex hervorschlängelten und in welchem nur mehr wenige armselige Pflanzen kümmerlich wurzelten, geknickt und zertreten, algen- und schmutzbedeckt. Darüber ein von der Moor- erde rötlich gefärbtes Wasser, welches eine Un- zahl von Süsswassermiessmuscheln, an Steinen, Pflanzen und den Glaswänden sitzend, inständiger Klarheit erhielten. Das also war das Aquarium, in welchem bei spärlicher Fütterung mit Pis- zidin, geschabtem Herz und ab und zu einigen geschnittenen Würmern, eine grosse Familie munterer Lauben so fröhlich ge- diehen und herangewachsen war. Zur Illustration dieser Tatsache mag nebenstehende Photographie, die eigens zu diesem Zwecke an- gefertigt wurde und allerdings nur einen kleinen Ausschnittjen.es Aquariums darstellt, dienen. Wie beeilte ich mich nun, dem Best meiner Lauben ein ähnlich zubereitetes Heim zu schaffen. Dazu brauchte ich nicht viel. In ein seit langer Zeit unbesetzt stehendes, zirka 6 Liter fassendes Glas, in welchem nur ausrangierte alte Pflanzen, das Rhizom einer Teichrose, einige kahle Myrio- phyllumstengel, etwas Hornkraut und W assermoos in längst veralgtem Wasser unbe- achtet standen, gab ich reichlich den aus anderen Gefässen gehobenen Schlamm und brachte zu- sammen mit etlichen Schnecken undMiessmuscheln die Fische hinein. Und in dem Glauben, darin würden sie sich bald wieder erholen und endlich eingewöhnen, wurde ich nicht getäuscht. Waren sie doch aus einem pflanzenarmen, nur mit Regen- oder Sickerwasser gefüllten Tümpel gekommen, über dem die Sommersonnenstrahlen brannten, da konnte ihnen die neue, ärmlich eingerichtete, aber ihrem früheren Heim in der Freiheit vielleicht doch ziemlich nahe kommende Behausung nur willkommen sein. Tatsächlich habe ich in diesem Behälter die mir übrig gebliebenen Lauben über den Winter gebracht, ohne noch eine zu verlieren. Hoffent- Lauben im Wasserraum eines Aquaterrariums; an den Steinen und den Myriophyllumzweigen Süsswassermiessmuscheln {l/t natürl. Grösse). Originalaufnahme nach dem Leben von Josef Klemencic, Wien. K. Riedel: Hyla coerulea White. lieh halten sie sich auch ferner noch und wenn sich zufällig ein Pärchen darunter befindet, dann kann es mir möglicherweise glücken, dass sie, wie es bei Herrn Lahres der Fall war, zur Fortpflanzung schreiten. Hyla coerulea White. Von K. Riedel, „Wasserstern“, Augsburg. lieber diesen mächtigen Laubfrosch Australiens schreibt Herr Dr.F. Knauer in Nr. 1 der „Lacerta“, W. 1. 09. Ich besitze lediglich ein Exemplar dieses hübschen Tieres, das sich aber in einigen Punkten ganz abweichend von den Tieren des Herrn Verfassers benimmt, weshalb ich meine Eindrücke hier niederlegen möchte. Solange sich das Tier in meinem Besitze befindet, habe ich noch keine Ursache gehabt, mich über sträfliche Räubereien, beispielsweise gegen kleine Hylen oder Echsenformen, zu beklagen. Die erste Zeit befand es sich in Gesellschaft einer Menge kleiner Laub- frösche aus Italien und Nordamerika, in einem allerdings sehr hohen, mit Blattpflanzen und Aesten ausgestatteten Hylenhause, wo es den ganzen Tag über, gleich Hyla aurea , unbeweglich auf einem Philodendronblatte oder einem Eichenaste sass, auch mitunter Zuflucht in einer dunklen Ecke, etwa hinter einem Blumentöpfe, suchte. Diese Gleichgültigkeit gegen alles, was um den Frosch her vorgeht, wirkt mitunter geradezu unaussteh- lich, andererseits direkt belustigend. Ein ,, Still- leben , wie man es nicht alle Tage Gelegenheit hat zu beobachten , dürfte es sein , wenn auf dem breiten Kopfe des Korallenfingers ein grüner Italiener in kostbarer Ruhe schläft und auf dem Rücken dieses, mit den Vorderbeinchen auf ge- stemmt, die Hinterbeine auf dem Australier postiert, ein prächtiges, grünes A/iolis principalis- Männchen thront. Alles Grün in Grün gemalt und doch ein kostbares Bildchen ! Oder könnte das Phlegma des Frosches besser bewiesen werden, als durch nachfolgenden Vor- fall ? Der Australier hatte eine Reise nach Ingol- stadt mitgemacht, um dort als Demonstrations- objekt zu fungieren. Der jetzige Vorsitzende unserer Ingolstädter Gruppe, Herr Giegold, setzte nun das Tier scherzhalber auf den Deckel seines Masskruges, wo er eine volle halbe Stunde ruhig sitzen blieb und sich durch nichts aus seiner Ruhe bringen liess. Trank der Besitzer des Kruges und öffnete er infolgedessen denselben, dann griff der Frosch höchstens mit seinen breiten, mächtigen Händen über den Rand des Zinndeckels hinweg, sich so vor dem Heruntergleiten schützend. 343 Nachdem aber der Krug wieder in die normale Lage gebracht worden war, setzte er sich sofort wieder zurecht und legte seine Vorderbeine in der den Laubfröschen eigentümlichen Weise nach einwärts übereinander. Diese durch nichts aus der Fassung zu bringende Ruhe wirkte auf die Beschauer urkomisch. Bei grellem Sonnenlichte sass das Tier aller- dings häufig in schlafender Stellung auf dem Aste und liess die Sonnenstrahlen auf seinen nackten Körper brennen, nach wie vor in seiner unnach- ahmlichen Ruhestellung verharrend. Auch ich möchte konstatieren, dass die schöne grüne Färbung durch starke Sonnenbeleuchtung niemals in der Weise verändert wird, wie wir es an heissen, sonnigen Tagen an unseren Laubfröschen be- obachten können, bei denen die grüne Farbe einem hellen Gelb Platz macht. Wie bemerkt, zeigte das Tier während des Tages recht wenig Leben, des Nachts aber, wenn ich an mein Hylenhaus herantrat, durfte ich sicher sein, dass der robuste Geselle mit tiefschwarzen Augen, auf hochge- stemmten Vorderbeinen stehend, vor dem Mehl- wurmtopfe sass — und sich’s recht gut schmecken liess — . Später ging mein Froschhaus, ein mächtiger Kasten aus Holz, mit Korkrinden ver- ziert, in Trümmer, und ich verbrachte meinen Goliath zu Anolis und anderen kleineren Echsen, gleichzeitig mit anderen nordamerikanischen Hylen ( yersicolor , pulchella) in ein geheiztes , mittel- grosses Terrarium, wo er sich noch heute befindet. Wie bemerkt, hat er bis jetzt auf grössere In- sassen seines derzeitigen Aufenthaltes keinen An- griff unternommen. Ich werde aber trotzdem heurigen Sommer jeder Möglichkeit Vorbeugen und meinen Phlegmatiker isolieren. Bis Ende November sass er täglich auf seinem Aste unter einem Philodendronblatte versteckt, fast regel- mässig an derselben Stelle. Von da an suchte er sich fortgesetzt zu verkriechen. Eine tiefe Blechkiste dient in dem bezeichneten Terrarium zur Einbringung von Pflanzen. Ich habe die lediglich mit den Töpfen hineingestellt, weil ich früher mit den Einpflanzungen schlechte Er- fahrungen gemacht habe, da der Wasserabzug nicht richtig funktionierte. Da drunten wirkt die Heizung nicht mehr in der gleichen inten- siven Weise, wie in dem oberen, unmittelbar über der Heizfläche liegenden Raume. Da hinunter flüchtete er sich. Eingeklemmt zwischen Blech- wand und Blumentopf, mit schmutzig grün und grauer Färbung und geschlossenen Augen, schläft er hier dem Frühling entgegen. Ich habe ihn schon mehreremale wecken müssen , habe ihn 344 R. Gräber: Beobachtungen an der Schling- oder Glattnatter (Coronella austriaca L.) usw. herausgenommen, warm gebadet, mit geschabtem rohem Rindfleisch gestopft und auf den schönsten Ast des Behälters postiert, wo ihn die von der Heizung ausströmende Wärme lind umfächelte. Alles vergebens, wohl war sein Kleidchen hiihsch grün und glänzend geworden, aber wenn ich nach einiger Zeit wieder nachsah, hockte er schon wieder in zusammengekauerter Stellung in seinem unbequemen Ueberwinterungsquartier. Schon scheinen die Sonnenstrahlen wärmer in sein Ver- steck; diese Lebensspenderinnen, die bei Herrn Unkauf am 6. März in seinem im unerwärmten Stiegenhause stehenden Terrarium Laccrta viridis ihrem Winterschlafe entlockten und zum Fressen veranlassten und die in mein Echsenhaus so reges Leben zaubern. Aber mein dickköpfiger Australier lässt sich immer noch nicht stören. Meine Erfahrungen, allerdings nur an einem Exemplar gesammelt, gehen folglich dahin, dass Hyla coendea hauptsächlich zur Nachtzeit seine Raubzüge unternimmt. Seine klaren, tief schwarzen Augen helfen ihm sicher redlich in der Dämmerung, seine Beute zu erspähen. Des weiteren wäre das Verhalten meines Frosches von dem Be- nehmen der zahlreichen Tiere des Herrn Ver- fassers insofern abweichend, als er das deutliche Bestreben zeigte, einen Winterschlaf zu halten. Trotzdem ihm ein stets auf ziemlich hohen Temperaturen, der Anolis wegen, gehaltener Raum zur Verfügung stand, suchte er die kühlste, feuchte Stelle des Behälters auf und verfiel dort in Lethargie. (Geschlossene Augen und trübe farb- lose Pigmentierung.) Wenn mit meinen Ausführungen nichts anderes bewiesen ist, als lediglich die individuelle Ver- schiedenheit der einzelnen Tiere , so ist der Zweck, den ich mit diesen Zeilen verfolge, er- reicht. Andererseits aber dürfte die mehr oder minder zweckmässige Haltung des Tieres be- stimmend mitwirken. Ich habe mich schon ge- fragt, ob etwa die Luft des Terrariums zu trocken ist, sodass das Tier lediglich deshalb eine feuchtere, kühlere Stelle aufsucht; dieser Annahme steht aber die Tatsache gegenüber, dass Hyla pulchella , Hyla arborea var. meridionalis sich nicht ver- krochen haben. Was für Gründe neben den vor- erwähnten individuellen Eigenschaften bei Er- langung vollständig verschiedener Beobachtungs- resultate mitunter mitsprechen, bleibt gar oft ein ungelöstes Rätsel, weil unbedeutende, dem Be- obachter wenig auffällige Ursachen, oder das Fehlen notwendiger Bedürfnisse von weittragend- ster Bedeutung auf das Wohlbefinden unserer Pfleglinge sein können. Beobachtungen an der Schling- oder Glattnatter (Coronella austriaca L.) im Freien und in der Gefangenschaft. Von R. Gräber, Basel. Da, wo in grösserer Zahl Eidechsen Vor- kommen, hält sich fast regelmässig auch die Schlingnatter auf. !) Geröllhalden, oder sich nicht mehr im Betrieb befindliche Steiugruben, Stein- brüche und Schuttablagerungsplätze, sind die bevorzugten Lieblingsaufenthaltsorte unserer Schlange. Im Frühling sonnt sie sich sehr gerne, während sie im Sommer früh vormittags und am Abend bei Sonnenuntergang mobil wird. Während der übrigen Tagesstunden liegt das Tierchen unter Steinhaufen, Holzstücken oder Blechstücken und wird namentlich unter letzteren manchmal ganz in der Nähe von Wohnungen gefunden. Auf meinen vielen Exkursionen fing ich erst ein Exemplar, das ich bei der Verfolgung einer Eidechse ertappte. Alle anderen Individuen erwischte ich beim Umwenden obengenannten Materials. Ich ziehe daraus den Schluss, dass die Schlange ihren Opfern auflauert oder dieselben in ihren Quartieren überfällt. Die Nahrung der Schlangen besteht aus Eidechsen, Blindschleichen, oder auch kleinen Schlangen ihrer oder anderer Art. Beim Fange dieser Schlange achte man stets darauf, dieselbe möglichst nahe am Kopfe zu packen, denn es gibt mitunter Individuen, die einem starkblutende Bisswunden beibringen. Wenn auch derartige Verletzungen keine schlimmen Begleiterscheinungen haben, so sind dieselben doch nicht angenehm und heilen schlecht. Auch setze man die Schlingnatter nie zu den eventuell gleichzeitig gefangenen Blindschleichen oder Eidechsen , denn dieselbe frisst , wenn sie hungrig ist, unbeirrt um den Behälter, sei es in einem Sack, Büchse usw. Wie aus letzterem Satz hervorgeht, geht die Schlingnatter sehr gerne an das Futter und zwar auch in der Gefangenschaft. Sie ist sehr gefrässig und ich beobachtete oft im Terrarium, wie eine solche, die eine Eidechse noch nicht ganz verschlungen hatte, schon wieder ein anderes Opfer verfolgte. Ja, ich beobachtete schon bei einem Freunde von mir, der ein Freilandterrarium besitzt, wie die Glattnattern kleinen Landschildkröten die ’) Das trifft für Norddeutschlaad leider nicht mehr zu! Dr. Wolterstorff. R. Gräber: Beobachtungen an der Schling- oder Glattnatter (Coronella austriaca L.) usw. 345 Köpfe bereits abrissen, sodass die Schildkröten zugrunde gingen. Abgesehen von diesen Attentaten auf ihre schwachem oder auch gleich grossen Mitbe- wohnerinnen ihres Käfigs, würde unsere Natter wenigstens die schönste Tugend eines Terrarien- tieres besitzen, nämlich: Die Fresslust, wenn nicht auch zugleich die leider nur allzu grosse Neigung zur — Mundfäule vorherrschen würde. Ich habe noch an keiner Schlange so viel Freude, aber auch zugleich Enttäuschung erlebt, wie gerade an dieser Art und doch hatte ich auch schon kleine Erfolge zu verzeichnen. Meine ersten Exemplare frassen gut und viel, aber nach wenigen Wochen bekamen dieselben die Mundfäule, und aus war’s mit der Freude. Die Frage: Was mag die Ursache sein? beschäftigte mich Tag und Nacht. Am Behälter konnte es nicht liegen. Der- selbe war geräumig und luftig, batte einen sonnigen Standort und war sachgemäss einge- richtet. Ansteckung durch andere Schlangen konnte auch nicht Schuld sein, denn ob im Gesellschaftsterrarium oder separat gehalten, das Resultat war immer — Mundfäule. Auch meine Freunde und Bekannten, die Glattnattern hielten, stimmten dasselbe Lied an. Da erhielt ich vor drei Jahren, mit einem italienischen Import (allerdings unbestellt), ein Pärchen Glattnattern von ungewöhnlicher Grösse und Schönheit. Die- selben begatteten sich im Mai, und am 5. Sep- tember des gleichen Jahres fand ich im Terrarium acht Junge vor. Da das Wetter anhaltend sehr schlecht war, packte ich die Alten, wie auch die Jungen in die Ueberwinterungskiste in den Keller. Bei deren Oeffnung im Februar des folgenden Jahres zeigte es sich, dass die Jungen vor nicht langer Zeit verendet, die Alten aber gesund und munter waren. Ich hatte ge- rade das Gegenteil erwartet! Zwei Monate später starb das Männchen, das W eibchen dagegen erfreute mich noch denSommer hindurch mit seiner Munterkeit , überwinterte wieder gut, erlag aber dann später einer Lungen- entzündung. Bei meinen früheren Exemplaren beobachtete ich nun, dass, nachdem dieselben einige Eidechsen gefressen hatten, sie darnach einige Wochen fasteten, um alsdann an der Mundfäule zugrunde zu gehen. Diese Beobachtungen hatte ich mir zunutze gezogen, ich fütterte nur noch alle acht Tage eine Eidechse und verdankte obiges Weibchen, sowie meine späteren Pfleglinge dieser Mass- regel ihr „verhältnismässig“ langes Gefangen- leben. War mir der erste Wurf Junge leider zu- grunde gegangen, so kam ich doch bald wieder in den Besitz eines trächtigen Glattnatterweib- chens und nahm mir vor, alltällige Nachkommen besser zu behandeln, resp. zu studieren. Meine Hoffnung, von dieser Schlange even- tuell „Jugend“ zu erhalten, bestätigte sich. Am 3. September legte das Tierchen zuerst fünf Junge, am 4. weitere drei. Da sich der Ge- burtsakt in meiner Gegenwart vollzog, konnte ich genau feststellen, dass die Jungen ohne irgendwelche Eihülle zur Welt kamen. Die Länge dieser reizenden Tierchen betrug 18 — 20 cm, die Farbe war dunkelgrau; die Zeichnung der Weibchen und Männchen schon unterscheidbar. Nach vier Stunden häuteten sich schon drei Exemplare, während bei den übrigen die Häutung erst nach einigen Tagen beendet war. Das Dunkelgrau der Färbung wich einem Hellgrau, während die eigentliche Zeichnung, welche bei älteren Exemplaren braun bis rostbraun ist, schw'arz blieb. Auch die Bauchfarbe — Männ- chen rötlich, Weibchen grau — war schon nach dieser ersten Häutung unschwer zu erkennen. Mit was nun aber diese Knirpse füttern? Junge Schlangen nähren sich von Kerfen aller Art, las ich da in irgend einem Schlangenrezeptbuch. Daran wird ja etwas wahr sein; aber was sind das für Kerfen? Uebrigens sagte ich mir, wenn die Alten Eidechsen fressen , so werden die Jungen jedenfalls auch ganz junge Eidechsen fressen. Ich musste dies annehmen, da ja die Geburt der Glattnattern im allgemeinen, sowohl in der Gefangenschaft als im Freien, zeitlich so ziemlich mit dem Ausschlüpfen der Mauer- und Zauneidecbsen zusammenfällt, und die Natur auch, als vorsorgliche Mutter, jedem Tier für gedeckten Tisch sorgt in dieser Hinsicht. Ich fing also ganz kleine Zauneidechsen und setzte dieselben zu meinen kleinen Pfleglingen. Wie kleine Teufel schossen die letzteren auf ihre Opfer unter den Steinen hervor und drehten den Echsen das Schwänzchen ab. Von den acht Missetätern waren nur zwei imstande, so ein kleines Eidechschen zu ver- schlingen, die übrigen begnügten sich mitSchwanz- stückchen. Dem grausamen Spiel machte ich bald ein Ende, indem icli die acht Schlingelchen in drei Gruppen teilte. Eine G ruppe, die stärksten Exemplare, fütterte ich mit kleinen Echsen, eine andere mit Raupen Di'. W. Wolterstorff: Die Ausstellung der „Sagittaria“. 114-6 der Kornmotte i^rinea granella) und die letzte Gruppe mit Regenwürmern. Mit Herannaben des Winters verbrachte icb einen Teil der Tiereben, d. b. die am besten genährten, in die Ueberwinterungskiste, während den Rest in einem kleinen Behälter auf dem Ofen wach erhielt. Icb fütterte sie dann nur noch mit den ge- nannten Raupen (übrigens ein feines Futter, da sie nackt sind und bis 1 cm lang werden), so- wie mit Regenwürmern. Bis zum Februar lebten alle acht Stück, dann aber ging eines um das andere „von binnen“, bis auf ein Exemplar. Dieses letztere frass dann im Frühjahr wieder junge Echsen und ent- wickelte sich auch sehr gut dabei. Es über- winterte noch einmal, kam aber dann durch einen Unfall ums Leben. Die Fütterung mit Würmern nahm icb in der Weise vor: leb packte die kleine Schlange hinten am Kopf. Dieselbe suchte regelmässig zu beissen; dann schob icb, diese Gelegenheit benützend, ein Wurmstückeben in das Maul. Icb Hess dann das Tierchen los, welches den Bissen an- standslos verzehrte. Icb fütterte ein- bis zwei- mal in der Woche, stellte auch die Tierchen bei jedem Sonnenblick an das Fenster. Sind es auch keine grossen Erfolge, die icb errungen habe, so werden mich dieselben doch zu weiteren Versuchen in der Haltung und Aufzucht der Schlingnatter ermuntern. Die Ausstellung der „Sagittaria“, Gesellschaft Rheinischer Aquarien- und Terrarienfreunde. Von Dr. W. Wolterstorff.1) Aus Anlass der 80. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte veranstaltete die „Sagittaria“ zu Köln in der Zeit vom 19. bis 28. September 1908 im „Kristallpalast“, Schilder- gasse, eine gut beschickte und von langer Hand vorbereitete Ausstellung, die dritte seit Bestehen der Gesellschaft. Der Zweck der „Sagittaria“, dem Besucher einen guten Ueberblick des der- zeitigen Standes der Aquarien- und Terrarien- kunde zu gewähren, wurde im grossen und ganzen, wie vorausgeschickt sein mag, voll erreicht. Konnte sich der Saal an Grösse und Pracht auch nicht mit dem Görlitzer „Tivoli “ messen, so war er doch geräumig und gut beleuchtet. q Abdruck durch zufällige Umstände sehr ver- zögert! Dr. Wolterstorff. Die Ausstellung selbst bot ein fesselndes Bild und machte einen sehr freundlichen Eindruck. Besonders gut waren, im Gegensatz zu den meisten von mir in diesen Jahren besuchten Ausstellungen, die Terrarien vertreten. Von Gladbach sehen wir ein Aquaterrarium, welchem auf der einen Seite ein feuchtes, auf der anderen Seite ein trockenes Terrarium an- gegliedert war, besetzt mit deutschen Frosch- lurchen. Dieses dreiteilige Terrarium zauberte, mit geradezu künstlerischem Geschick einge- richtet und bepflanzt, — seihst Pilze fehlten nicht — ein rechtes Stückchen Natur vor. Ganz vortrefflich waren auch zwei feuchte Terrarien, bepflanzt mit Drosera rotundifolia und Drosia longifolia (Sonnentau), ausgestellt von S p r i n g e n s- gutli. Auch Weiler stellte ein schönes grosses Terrarium, mit Felslandschaften und Moos aus- gestattet und mit deutschen Amphibien besetzt, aus. Ferner sahen wir Terrarien von Becker, Weiden, Tropitz, Gebel und andere, in welchen aber Ausstattung und Besetzung nicht immer harmonierten. So hatte Gebel, neben vielen anderen, in einem grossen Terrarium seltene deutsche Amphibien, wie Salamandra atra und Alytes , mit der riesigen Wasseragame ( Physig - iiaihus Lessneiri) und Zonurus gigantens vereint. Wenn diese Zusammenstellung wohl auch nur zu Ausstellungszwecken erfolgte, so hätte sie doch besser vermieden werden sollen, da ja die Be- sucher auf einer Schau auch die Art der Pflege lernen sollen. Verzeihlicher ist es, wenn die Prachttiere der grossen Kollektion Emil R e i c h e 1 1 - Berlin für die Dauer der Ausstellung in Behältern von Mitgliedern der „Sagittaria“ untergebracht waren, die hierfür zu leicht und duftig hergerichtet waren; z. B. Beckers grosses Terrarium war prächtig bepflanzt, aber die drei f grossen Riesenschlangeu (Anaconda, Python mo- lurus , Morclia) dürften den Bestand in wenigen Tagen sehr verwüstet haben. *) Immerhin war diese Einrichtung doch zweckentsprechender, als jene in Dortmund, wo eine Menge Getier in einem Terrarium mit einem Häuflein Moos hausen musste. Ein anderes grosses Terrarium (Besitzer W. Weiden) wies neben anderen klei- neren Eidechsen aus der Kollektion E. Reichelt unter anderem den prächtigen Taggecko ( Phel - suma madagascariense ) auf, der jedem Pfleger 9 Erst kürzlich wieder vernahm ich die beredte Klage eines Anfängers in der Terrarienpflege: „Die Schlangen verwüsten mir ja alle Pflanzen!“ Dabei handelte es sich hier nur um kleinere südeuropäische Nattern. Dr. W. W o 1 1 e rs'to rff : Die Ausstellung der „Sagittaria“. 347 eines Tropenterrariums nur empfohlen werden kann. Gustav Voss hatte eine Reihe pracht- voller Terrarien verschiedener Konstruktion, zum Teil heizbar, hübsch bepflanzt, ausgestellt. In einem Behälter befanden sich Perleidechsen, in anderen prächtige Feuersalamander, Land- und Sumpfschildkröten, wieder in anderen südeuro- päische Schlangen und Eidechsen. Im ganzen genommen, übertraf die Terrarienausstellung zu Köln alles, was ich auf diesem Gebiet in diesem Jahre gesehen habe, nur mit Ausnahme von Leipzig. Einige prächtige Schlangenhalsschild- kröten von E. Reichelt kamen in einem engen Aquarium nicht voll zur Geltung. Sonst hatte Reichelt von Amphibien noch Triton torosus und Triton pyrrhogaster , Pleur odeles wältlii und andere in schönen Stücken ausgestellt. Von Wassermolchen waren ferner zahlreiche Axolotls (bei verschiedenen Mitgliedern der „Sagittaria“) und eine Kollektion schöner deutscher Tritonen, nach meiner Methode in Aquarien mit hohem Wasserstand untergebracht (Besitzer Weiler), vorhanden. Die exotischen Fische waren, wie zu er- warten stand, recht gut vertreten ! Herr Weiden, der rührige Vereinsvorsitzende, hatte allein an 22 Arten, davon 11 Zahnkarpfen, auf einem grossen Heiztisch eigener Konstruktion mit vier Etageren, zusammengestellt, meist mit Nachzucht. Andere Becken waren mit Acara, Heros , Schleier- schwänzen. Makropoden und Wasserschnecken bevölkert. Gutes auf diesem Gebiete boten ferner W. Bungartz, Fr er ich, Kroll (Schleier- schwänze eigener Zucht), Maiwald, E. und J. Müller, Tr opitz (Schleierschwänze eigener Zucht), Stahr, Weiler, Voss und Neuen, letztere beiden Aussteller riesige Cancliitos, zum Teil mit Nachzucht, usw. Von auswärtigen Firmen hatten Schmidt und Kropac, Berlin, 32 Arten der beliebtesten exotischen Zierfische ausgestellt; Emil Reichelt führte gleichfalls zirka 30 Arten vor, also weniger als in Dort- mund, aber fast nur Seltenheiten oder erst neuerdings eingeführte Fische. Ich nenne hier nur den Flösselhecht Calamoichthys calabaricus , Polypterus bichir, zwei Eleotris sp. von Australien und Indien, Tilapia melanocephald, neue Fische (Chromiden) aus dem Amazonenstrom, Rhinichthy s atronasus, eine Menge Welse, Pyrrhulina , Hap- lockilus spilauchen, Chaperi und andere, Mollie- nisia latipbma (Hochflosser). Die einheimischen Fische und niederen Tiere waren im allgemeinen, wegen der vorgerückten Jahreszeit, schwach vertreten. Doch verdient ein grosses Gesellschaftsaquarium des Herrn Werres, besetzt mit Friedfischen, als Bitter- ling, Aland, Bleie, Ellritze, Schleie, Laube, Gründling, Rotfeder, Karpfen, Schlammpeitzger, Schmerle, Steinbeisser, Molchen und kleineren Wasserschnecken und Wasserinsekten; bepflanzt mit Sagittaria, Vallisneria, lobend hervorgehoben zu werden. Eine Kollektion heimischer Wasserschnecken, Muscheln, einige Insekten, hatte die „Sagittaria“, arrangiert von Maiwald, ausgestellt. Die Tiere waren hübsch untergebracht. Doch war die Sammlung nur klein. Vorzüglich war jedoch die systematische Sammlung der Pflanzen. Diese „Pflanzenkollektion der einheimischen Sumpf- und Wasserflora, sowie einiger beliebter Exoten für Aquarien und Terrarien“, ausgestellt (ausser Konkurrenz) von dem Veiein, arrangiert von H. Tr opitz, machte ihrem Namen und dem Arrangeur alle Ehre! Nur hier war an Ort und Stelle, wie im Kataloge, die systema- tische Anordnung konsequent durchgeführt. (Ver- gleiche meinen „Rückblick“, Ausstellung Leipzig! „Wochenschrift“ 1908, Seite 554.) Noch ein Wort sei den Behältern und der Bepflanzung gewidmet. Von Behältern sahen wir alle möglichen Typen, insbesondere an heiz- baren Aquarien. Neben Voss ’Etagerenschränken war z. B. Voss, System,, Sieglinde“ undGlaschkers Thermo con (ausgestellt von der Firma Ehl) vertreten. Die Bepflanzung war durchweg gut, alte, schöne Pflauzenbestände waren freilich spär- lich. Am besten sagten mir N eue ns Kulturen zu. Mit den herrlichen Sumpfpflanzenkulturen der Görlitzer Herren konnten die Kölner nicht wetteifern, auch so prächtige Miniatur- und Landschaftsaquarien (Stichlingsaquarium!), wie sie die „Wasserrose“ im Vorjahr in einigen Exemplaren zeigte, suchte ich vergebens. Zwei riesige Glasbecken, besetzt mit ge- waltigen einheimischen Speisefischen (Aussteller Nolden, Fischhandlung) und Speisekrebsen (Aussteller Rüben und Bielefeld) hätten nach meinem Dafürhalten ruhig wegbleiben können, doch waren diese Behälter für einen grossen Teil der Besucher von Interesse. Hilfsmittel zur Aquarienpflege aller Art führten G. Voss und Ehl in reicher Aus- wahl vor. Von diesen Kleinigkeiten abgesehen, war jedoch der Totaleindruck der Ausstellung, ich wiederhole es, ein sehr günstiger. Die Seewasseraquarien, auf die ich mich besonders gefreut hatte, fehlten leider nahezu 348 Literatur-Bericht. ganz. Das ist schade, denn Köln zählt auf diesem Gebiete mehrere hervorragende Speziali- täten. Herr C. S c h 1 e g e 1 m i 1 c h gedachte sich zu beteiligen, war aber durch Krankheit ver- hindert. Nachträglich stellte er ein Einmache- glas mit selbstgezüchteten Algen und Gammarus sp. aus, um den Beweis zu liefern, unter wie einfachen Verhältnissen sich viele kleine Lebe- wesen des Meeres im Zimmer halten lassen. Ich komme nun zu einem heiklen Punkt, der Prämiierungsfrage. Die „Sagittaria“ ging von dem Grundsatz aus, dass ohne Prämiierung eine ausreichendeBeteiligungder Händler, nament- lich der auswärtigen, nicht zu erwarten sei. Um Unzuträglichkeiten zu vermeiden, war für jeden Aussteller von vornherein ein Diplom festge- setzt worden, für bessere und beste Leistungen aber standen silberne und goldene Medaillen zur Verfügung. Als Preisrichter fungierten Herr Dr. Janson (Direktor des Museums für Natur- kunde) und Herr But scher aus Köln, sowie meine Wenigkeit. Die goldene Medaille für Lieb- haber erhielten A. Tropitz und W. Weiden für Gesamtleistung, Mai wald für Gesamtleistung und Zuchterfolge, Gladbach für ein Terrarium, Gebel für Seltenheiten an Reptilien. Von Händlern erhielten die goldene Medaille G. Voss für Gesamtleistung (namentlich in Behältern), E. Reich eit für Gesamtleistung (namentlich für Seltenheiten), J. Rosen (Gärtnerei) für die geschmackvolle Pflanzendekoration. Die silberne Medaille empfingen ferner A. Weiler, Kroll, Werres, Neuen, Springensguth, Gebel (Gesamtleistung), Schmidt und Kropac (für Schleierschwänze), Reichelt (für Importen), Ehl und G. Voss (für Hilfsmittel), A. Tropitz (Schleierschwanzzucht), Stahr (Zuchterfolge), Bungartz (geheizte Aquarien), Nolden (Speise- fische!). Zum Schlüsse kann ich nicht umhin, den Herren der „Sagittaria“, insbesondere der rüh- rigen Ausstellungsleitung, und anderen lieben Kölner Freunden für die überaus liebenswür- dige und gastliche Aufnahme unseren herz- lichsten Dank zu übermitteln! Auf die ernste Arbeit in der Ausstellung folgten frohe Stunden; der Sonntagabend vereinte, wie in Dortmund, die Aussteller und einen Teil der ' auswärtigen Gäste zu einer kleinen aber feuchtfröhlichen Feier in dem urgemütlichen, alt „Kölsch“ Vereins- lokal, der „Brauerei zum Hirschen“. Literatur-Bericht Das Leben der Binnengewässer. Prof. Dr. Kurt Lamp er t. Zweite verbesserte und vermehrte Auf- lage. Verlag von Chr. Herrn. Tauchnitz in Leipzig, 1908. Lieferung 7—10. Preis der Lieferung Mk. 1. — . Die vorliegenden Lieferungen behandeln die Würmer, Hohltiere und Urtiere des Süsswassers. Mit der Zusammenstellung der häufigsten Pflanzen des Süsswassers schliessf Lieferung 10 den syste- matischen Teil ab. Die folgenden Lieferungen werden den biologischen Teil behandeln. Die der Lieferung 10 beigegebene Farbentafel: Moostiere, Schwämme und Polypentiere ist in der Farbenwiedergabe gegen die gleiche Tafel in der ersten Auflage unvorteilhaft ver- ändert. Das Blaue, dessen Vorherrschen Referent schon gelegentlich der Besprechung der ersten Lieferung gerügt hatte, drängt hier so vor, dass die grünen Töne geradezu schreiend werden. Dem liesse sich doch wohl durch Abtönen der Teilklischees und Ver- gleich der Abzüge mit dem Original leicht Abhilfe schaffen. Sollten, was wahrscheinlich ist, alle Tafeln bereits fertiggestellt sein, so möge die Verlagshand- lung bei der nächsten Auflage sorgfältig auf diesen Punkt achten. Der Inhalt bedarf keines besonderen Lobes. Das Werk ist schon bei seiner ersten Auflage in die Reihe der klassischen Werke über Limno- biologie eingetreten. W. K. Das Leben der Binnengewässer. Von Professor Dr. Kurt Lamp er t. Zweite, verbesserte und ver- mehrte Auflage. Die Lieferungen 4 — 10, die ich heute zu besprechen habe, enthalten wieder eine Fülle interessanter Tat- sachen und schöner, zum grossen Teile ganz neuer Abbildungen. In Lieferung 4 gelangt die Bearbeitung des Kapitels „Insekten1, zum Abschlüsse. Von be- sonderem Werte für den Leser ist die eingehende, mit vorzüglichen Figuren ausgestattete Behandlung der Entwicklungsformen der Insekten, die ja dem Nichtfachmann bei der Durchmusterung der Gewässer zumeist Unterkommen, sich aber ohne entsprechende Anleitung kaum bestimmen lassen. Da wird dem Liebhaber z. B. die Tabelle zur Bestimmung der Libellen- larven (Seite 198) willkommen sein. Ueberall wird auf die Biologie das Hauptgewicht gelegt, werden gewisse Eigentümlichkeiten (Aufenthaltsort, Art der Fortbewegung usw.) hervorgehoben. Die Tabelle zur Bestimmung der Larven der Eintagsfliegen (Seite 204) wird dem Aquarienfreund, der diese Tiere zur Fütterung seiner Fische verwendet, die Möglichkeit bieten, fest- zustellen, womit er eigentlich seine Lieblinge traktiert. Nach einer sorgfältigen Besprechung der Spinnentiere, soweit sie für das Wasserleben in Betracht kommen, wendet sich Verfasser in Lieferung 5 den Krebstieren zu. Wir finden hier den Flusskrebs mit seinen Ab- arten geschildert, hören auch von der Krebsfischerei, der Zucht, den Krankheiten, der geographischen Ver- breitung des Tieres, ferner finden wir die Flohkrebse nebst ihren Artmerkmalen aufgeführt, und auch der interessante Brunnenkrebs ( Niphargus ) mit seinen durch das Leben in dunklen Gewässern bedingten Eigentümlichkeiten ist berücksichtigt. Sehr an- schaulich und für den Liebhaber wichtig ist der Abschnitt „Ruderfüsser“ (Copepoden); ist doch der hiehergehörige Cyclops ein allgemein bekanntes und für die Oekonomie des Fischzüchters unentbehrliches Krebschen. Die einheimischen schmarotzenden Ruder- füsser (z. B. die Karpfenlaus, Argulus), die unsern Fischen, besonders in Zuchtanstalten, so empfindlich schaden, finden eine eingehende Würdigung, ebenso die als Futter für junge und kleine Fische so wuchtigen Muschelkrebschen (Cypris) und Wasserflöhe ( Daph- nia). Eine Besprechung von Branchipus, Apus usw. eine grosse Bestimmungstabelle der deutschen Blatt- füsser und eine prächtige Schilderung der Entwicklung und der biologischen Verhältnisse dieser Formen schliesst den Abschnitt „Krebstiere“. In Lieferung Literatur-Bericht. 349 7 und 8 folgt eine auf ganz moderner Grundlage auf- gebaute Darstellung der Würmer, wobei die parasitisch lebenden Formen eine dankenswerte Berücksichtigung finden. Der Liebhaber wird gar oft in die Lage kommen, Entwicklungsstudien und ausgebildete Parasiten zu beobachten und sich an der Hand seines „Lampert“ wohl zurechtfinden. Die zierlichen „Rädertiere“, die jeder Besitzer eines halbwegs brauchbaren Mikroskopes beobachten kann, kommen keineswegs zu kurz. Auch die gefürchteten Polypen (Hydra) und die gegen- wärtig vom Meere aus in die Flussmündungen, also ins Siisswasser, vordringende Cordylophora lacustris sind kurz beschrieben. Die Abschnitte über die Schwämme, Urtiere und Pflanzen (von letzteren be- sonders die niederen Pflanzen berücksichtigt) be- schliessen den „systematischen Teil“, der mit Liefe- rung 10 beendet ist. Dem folgenden biologischen Teil sehen wir mit Spannung entgegen. Die bunten Tafeln gefallen mir nicht so gut (sie sind zu sehr bunt und zum Teil unklar) wie die einfarbigen, welche von Professor Dr. Vosseier wirklich meisterhaft aus- geführt sind. Auch die prächtigen Textfiguren stammen von diesem Gelehrten. Lamperts Werk gehört nicht dem Laien und nicht dem Fachmann ; es gehört beiden ; dem ersteren zur Belehrung, dem letzteren zur Er- holung und Freude darüber, dass einmal ein popu- läres biologisches Werk geschaffen wurde, dem die landläufigen Mängel nicht anhaften. Dr. Bendl. Czernowitz. Fortpflanzungsgeschichte der viviparen Teleosteer Glaridichthys Januarius und G. decem-maculatus in ihrem Einfluss auf Lebensweise, makroskopische und mikroskopische Anatomie. Von Erich Philippi. „Zool. Jahrbücher“, Abt. Anatomie und Ontogenie. Band 27, 1908, Heft 1, Seite 1 — 94, Tafeln 1—7, 16 Ab- bildungen im Text. Verfasser bespricht zunächst die gesamte auf Glaridichthys sich beziehende Literatur. Aus diesem Kapitel sei, als für den Liebhaber wichtig, nur her- vorgehoben, dass der jedem bekannte Girardinus caudi- maculatus nunmehr Glarididithys januarius (Hensel) und Girardinus decem-maculatus nunmehr richtig Glari- didithys decem-maculatus Jenyns zu heissen hat. Die Gründe für diese Namensänderung hier vorzubringen, würde zu weit führen; sie sind in der Abhandlung klar auseinandergesetzt und gehen aus den Regeln für die zoologische Namensgebung hervor. Die beiden Fische sind in den Flusssystemen der nörd- lichen Hälfte Argentiniens, Uruguay, Paraguay, Bolivien und der Südhälfte von Brasilien heimisch, und zwar ist Glaridichthys decem-maculatus in seinem Verbrei- tungsgebiete beschränkter als die andere Art. Ver- fasser geht dann auf die Pflege der Tiere im Aquarium ein und hebt ihre Anspruchslosigkeit hervor. Die Tiere werden in wenig bepflanzten, sehr hell stehenden Gläsern fast durchsichtig, während die in dichtbe- wachsenen grösseren Behältern gehaltenen Exemplare „eine tief grünbräunlich-schw arze Färbung bei hellerer Bauchseite“ zeigen. „Doch verschwindet dieses Aus- sehen im Verlauf von noch nicht einer Minute, wenn man die Fische in ein helleres Glas setzt, und um- gekehrt “ Ausführlich wird ausser der Färbung und Zeichnung weiters die Kopulation geschildert, ferner die Art der Fortpflanzung, das Längenwachstum der Jungen (mit Tabelle). Die Beschreibung aller dieser Dinge umfasst eine solche Fülle des Interessanten und Neuen (besonders was die Ergebnisse der Ex- perimente betrifft), dass ich jedem Liebhaber wünschen möchte, es im Original lesen zu können. Verfasser stellt unter anderem fest, „dass das einzige wirklich arrhenoide Weibchen von Glaridichthys januarius , von dem in der Liebhaber Jiteratur die Rede ist (in , Blätter, Aqu , Vol. 16, 1905, p. 330) als Männchen aufgeführt ist!!.’ Naturgemäss als „Riesenmännchen . . ., das seine normalen Altersgenossen an Grösse um das dreifache überragt1!“ Die beiden folgenden Kapitel behandeln die Lage und den Bau der Eingeweide und der weiblichen Geschlechtsorgane. Die vortrefflichen, nach Mikrophotogrammen und Zeichnungen herge- stellten Abbildungen erleichtern das Verständnis der komplizierten Verhältnisse. Aus der 28 Punkte ent- haltenden „Zusammenfassung“ möchte ich nur folgen- des zitieren: „6. Die Kopulation wird durch momen- tanes Ansetzen des Klammerapparates an die Genital- papille des Weibchens . . . vollzogen . . 15. Das Weibchen wirft in der wärmeren Jahreszeit durch einen 7 — 8 monatigen Zeitraum hindurch, alle 4 — 6 Wochen Junge, deren Zahl von 7 — 15 beim ersten Wurf, auf 65 bei Glaridichthys decem-maculatus, auf 95 bei Glaridichthys januarius steigen kann“. „16. Ein- mal befruchtete und dann isolierte Weibchen können, ganz wie die mit Männchen zusammengehaltenen, mehrere Würfe von Jungen produzieren, selbst von neuem nach Ablauf des Winters, währenddessen die Tätigkeit des Ovars ruht“. „17. Alle Nachrichten über gelungene Bastardierung beiCyprino- dontiden sind mit Ausserachtdassung dieser Tatsache gegeben und daher vollkommen wertlos Dr. Bendl, Czernowitz. Der Flngfrosch. Von A. S. — Die „Umschau“, XIII. Jahrgang 1909, Heft 1, Seite 17. Verfasser bringt in einer kurzen Mitteilung eine Reihe interessanter Tatsachen über das Aeussere und die Lebensweise von Rhacophorus reinwardti Boie, der ebenso wie Rhacophorus leucomystax Boul., in der Umgebung von Buitzenborg (Java) zu finden ist. Das Tier wurde von M. Sie dlecki („Anzeiger der Akademie der Wissenschaften in Krakau“ 1908) im Freien und in der Gefangenschaft studiert. Bemerkenswert ist, dass das Weibchen erheblich grösser ist, als das Männchen. Die Färbung beider ist am Rücken grün, an der Unterseite gelb, bezw. orange und weissgefleckt. Die Rückenfarbe ist als Schutzfärbung anzusehen, indem das auf Blättern sitzende Tier durch sein Grün schwer von der Umgebung zu unterscheiden ist. Ausser- dem ist ein starker Farbenwechsel festzustelien, der es dem Tiere ermöglicht, sein Aeusseres der lichten oder dunklen Umgebung anzupassen. Verfasser geht auch auf einzelne anatomische Verhältnisse ein, so- wie auf die als Fallschirm wirkende Flugvorrichtung. — Im übrigen verweise ich auf Brehms Tierleben, wo sich nebst kurzen Notizen auch eine Abbildung findet (3. Auflage 1892, 7. Band, Seite 681). Das Tier müsste für einen Liebhaber, der über ein heizbares Terrarium und entsprechende Erfahrungen verfügt, von grossem Interesse sein. Mir ist bis jetzt von einer Einführung nach Deutschland nocht nichts be- kannt. Dr. Bendl, Czernowitz. Mischlinge von Triton cristatus Laur. und Triton vulgaris L. Von HeinrichPol 1. „Biol. Zentralblatt“, Band 29, 1909, Nr. 1, Seite 30 und 31. Verfasser berichtet über Kreuzungsversuche mit Triton cristatus Laur. und Triton vulgaris L., auf dem Wege der „künstlichen, trockenen Befruchtung nach der Methode von O. Hertwig“. Es gelang, von 200 Eiern beider Arten einen Mischling von Triton vulgaris und Triton cristatus $ und sieben der um- gekehrten Kreuzung bis zur ausgebildeten Larvenform aufzuziehen. Dabei war eine deutliche Verzögerung in der Entwicklung der durch Triton cristatus- Samen befruchteten Eier von Triton vulgaris zu beobachten. Der Mischling zeigt, wie Dr. W. Wolterstorff nach- her festgestellt hat, gewisse Aehnlichkeit mit Triton vittatus, stellt aber im übrigen „ein buntes Gemisch väterlicher und mütterlicher Erbteile“ dar. Im Freien ist dieser Mischling noch nicht gefunden worden. — Strebsame Liebhaber fänden auf diesem Gebiete eine interessante und wohl auch wissenschaftlich wert- volle Betätigung. Eine gewissenhafte und eingehende Aufzeichnung aller auf solche Experimente Bezug habenden Daten, wäre allerdings für deren wissen- schaftliche Verwertbarkeit unerlässlich. Dr. Bendl, Czernowitz. Bücher und Zeitschriften. Natur und Kultur. Schriftleiter, Herausgeber und Verleger Di-. Frz. Jos. Völler, München, Viktoriastrasse 4. Monatlich 2 Hefte. Preis pro Ouartal Mk. 2. — . VI. Jahr- gang, Heft 1 — 15 (1. Oktober 1908 bis 1. Mai 1909). I 350 Vereins-Nachrichten. Metamorphose der Respirationsorgane bei Nepa cinerea. Inauguraldissertation von Dr. Walter Dogs. Greifswald 1908. (Aus dem zoologischen Institut der Universität Greifswald.) Mit 2 Tafeln. ') Aus den „Rebbergen“ bei Zoflugen. Freuden und Leiden eines Naturfreundes. Von Dr. J. Fischer- Siegwart. Selbstverlag? Buchdruckerei Joh. Fehl- mann, Zofingen, 1909. Das Süsswasseraquarium. Von Dr. E. Bade. 3. Auflage. Verlag von Fritz Pfenningstorff, Berlin. Lieferung 16— 25 (Schluss). Preis der Lieferung 50 Pf. Mitteilungen des Bezirkskomitees fiir Naturdenk- malpflege des Regierungsbezirks Wiesbaden. Ge- >) Die unter dieser Rubrik aufgeführten Werke und Zeitschriften stehen, soweit nicht allgemein zugänglich, Interessenten, namentlich für etwaige Referate, gern leihweise zur Verfügung, selbstredend nach Massgabe meiner oft sehr beschränkten Zeit! Dr. Wolterstorff. scliäftsführer : A. Vigener, Wiesbaden, Dotzheimer- strasse 33, II. Nr. 1, 1908. Die staatliche Sanktion des biologischen Unter- richts. Von Professor Dr. O. Zacharias, Plön. Denkschrift zur Motivierung einer Petition an das preussische Abgeordnetenhaus. E. Schweizerbartsch e Verlagsbuchhandlung (Nägele &Dr. Sprosser), Stuttgart 1909. 38 Seiten. Das Siisswasserplankf on als Gegenstand der natur- kundlichen Unterweisung in der Schule. Von Dr. O. Zacharias. 7 Seiten. O. Kavens Buchdruckerei. Plön in Holstein. Die Sportflscherei in ärarischen Fischwässern der österreichischen Alpen- und Earstländer. Heraus- gegeben vom k. k. Ackerbau-Ministerium in Wien. (Beilage der „Oesterreichischen Fischereizeitung“?) K. und k. Hofbuchdruckerei Carl Fromme, Wien. Für die Schriftleitung verantwortlich : In Deutschland: Dr. W Wolterstorff, Magdeburg-Sudenburg; in Oesterreich : Dr. P. Kämmerer, Wien II/2. Vereins-Nachrichten Unter alleiniger Verantwortung der Herren Einsender. Breslau. Aeltester Breslauer Verein für Aquarien- und Terrarienkunde „Proteus“, gegr. 1900. Siizung vom 4. Mai 1909. — Damenabend. — An dem sehr zahlreich besuchten „Damenabend“ gelangte nach Erledigung der neuen Eingänge, An- gebote usw., eine „Bestellung“ bei O. Bense in Halle zur Besprechung. Trotz Einsendung des Geldbetrags und trotz Erinnerung sind die sehnlichst erwarteten roten Mückenlarven bis heute nicht eingetroffen. — Unserem Mitgliede Herrn Zebe, welcher in diesem Jahre bereits zum vierten Male Nachzucht von Gold- fischen zu verzeichnen hat, ist es vergönnt gewesen, in der allernächsten Nähe von Breslau mehrere Tümpel zu entdecken, in denen besonders „Brandiipus“ in hervorragenden Exemplaren, sowie „ Apus " überaus zahlreich Vorkommen. Interessenten stellt Herr Zebe reichliches Material gerne zur Verfügung. — Zur Unter- haltung, ganz besonders unserer anwesenden Damen, hält unser Vorsitzender Herr Dr. Eckhardt einen hoch- interessanten Vortrag über seine erste „Freiballon- fahrt“. Dr. Eckhardt hatte als Mitglied unseres schles- ischen Luftschiffervereins die Vergünstigung auf eine „Freifahrt“ durch das Los erworben. Er schilderte uns , wie nach einem verhältnismässig nicht ganz glatten Aufstieg die Fahrt nach Nordost über russisches Gebiet ging, während die in den Höhen wechselnden Luftströmungen den Ballon ins deutsche Vaterland zurückführten und zur Landung in die Provinz Posen zwangen. — Der Vortragende erörterte in humorvoller Weise die Leiden und Freuden eines „Luftschiffers“, zum grossen Teil auf Grund seiner eigenen Erfahrungen und trat ganz besonders den ziemlich verbreiteten Ansichten über die überaus grosse Gefährlichkeit der Luftschiffahrt für die Beteiligten, auch unter Berufung auf mündliche Erörterungen mit Autoritäten auf diesem Gebiete entgegen. — Ausser reichem Beifall, wurde Dr. Eckhardt für seinen gelungenen Vortrag noch dadurch der Dank ausgesprochen, dass sich unter anderen unser 2. Vorsitzender Dr. Spitz sofort zum Beitritt in den Luftschifferverein meldete, während weitere Herren dies in Aussicht stellten. — Am Sonntag den 2. Mai fand eine Vormittags-Exkursion unseres Vereins in die Oder-Niederung statt. Wir trafen uns am Schlachthofe und fanden schon in der Nähe des Eichenparkes den Apus productus in zahl- reichen Exemplaren. Weiterhin fanden wir Libellen- larven, Kocherfliegenlarven, Mücken, Molche; ferner hatten wir eine stattliche Zahl von Pflanzen in unserer Ausbeute; im Hinblick auf die Ungunst der Jahres- zeit konnten wir wohl zufrieden sein. Der Vorstand. I. A : Dziembowski, I. Schriftführer. Breslau. „Proteus“ E. V. Gegründet 1908. Aus der Sitzung vom 18. Mai 1909. Seinen Aufenthalt in Breslau benutzte zu unserer grossen Freude Herr Ingenieur Erwin Ritter von Bücher aus Brünn, um einem unserer Vereinsabende als Gast beizuwohnen. Herr von B. ist Mitglied des Vereins „Tausendblatt“, und wir konnten aus seinen interessanten Erzählungen mit Staunen entnehmen, mit welchen eigenartigen Schwierigkeiten und Fak- toren drüben unsere Liebhabervereine zu rechnen haben. Gerade deshalb wünschen wir dem „Tausend- blatt“-Brünn ein kräftiges Blühen, Wachsen und Ge- deihen. — Der Vorsitzende legte eine Probenummer von „Unsere Welt“ aus dem Naturwissenschaftlichen Verlag des Kepler-Bundes vor, die ihm mit der Bitte zuge- gangen war, die Aufnahme der Zeitschrift in die Vereinsbibliothek zu beantragen. Wir halten es nun nicht für opportunen unseren Vereinen eine bestimmte Weltanschauung offiziell zu begünstigen. Das würde sich viel zu weit von den satzungsgemässen Zwecken entfernen und würde dazu führen, in die harmlosen Vorträge und Unterhaltungen eine polemische Schärfe hineinzutragen, die Viele von dem Besuch unserer Sitzungsabende abhalten würde. Unsere Vereinsleitung steht auf dem Standpunkt, dass alles, was über das empirische (erfahrungsgemässe) Naturerkennen hinaus- geht, aus dem Rahmen unserer Bestrebungen hinaus- fällt. Damit ist gemeint, dass unsere Vivarienkunde, wie wir sie an den Sitzungsabenden betreiben, frei von jeder dogmatischen Fessel sein muss. Den ein- zelnen Mitgliedern müssen wir privatim überlassen, sich auf Grund ihrer persönlichen Lebenserfahrungen eine Weltanschauung zu bilden. Einerlei nun, ob man sich vom Monismus (Gott und Natur sind gleich; Körper und Geist untrennbar verbunden) oder dem Dualismus (Gott und Natur sind verschieden; ein extramundaner (ausserweltlicher) Gott steht der Natur als Schöpfer, Erhalter und Regierer gegenüber) an- gezogen fühlt, prüfe man „selbständig“ beide Anschauungen und lasse sich nicht durch Autoritäten bestimmen. Hat man hierzu keine Zeit, dann lasse man lieber die Finger von der Philosophie und lebe schlecht und recht nach seinem Gewissen dahin. Es bewähren sich auch noch heute Schillers Worte: „Und was kein Verstand der Verständigen sieht, das übet in Einfalt ein kindlich Gemüt.“ (Schiller, Die Worte des Glaubens.) Zum Studium des Monis- mus empfehlen wir, zuerst sich etwas mit der Ge- schichte der griechischen Philosophie — zumal der vorsokratischen — zu beschäftigen , dann Spinozas Werke vorzunehmen und zuletzt erst Häckels Welt- rätsel, da diese im wesentlichen sich auf beiden auf- bauen. In den Dualismus auf naturwissenschaftlicher Grundlage führt vorzüglich ein das Werk des Kieler Botanikers Reinke: „Die Welt als Tat“, das durch seine wohltuende Objektivität auffällt. — Ein Prospekt von Otto Ulmer-Stuttgart liegt vor über einen Luft- kessel mit angebauter Luftpumpe, wodurch das An- Vereins-Nachrichten. 351 und Abschrauben eines Verbindungsschlauches also unnötig wird. Eine weite Einströmungsöffnung mit gut funktionierendem Rückschlagsventil soll es er- möglichen, dass in drei Minuten der Kessel auf drei Atmosphären vollgepumpt wird. — Willecke-Cöln hat drei Probebüchsen seines Reform-Fischfutters zu Ver- suchszwecken geschickt. Der Inhalt wird unter ver- schiedene Mitglieder verteilt mit der Massgabe, dass jeder nach Beendigung seiner Versuche darüber zu berichten habe. ■ — Als Vereinsfische sollen ein Zucht- paar Haplodiilus elegans angeschafft und unserem be- währten Herrn Sindermann in Pflege gegeben werden. Da Herr S. in dankenswerter Weise auf jeden be- sonderen Anspruch an der Nachzucht verzichtet, so wird dieselbe also unverkürzt unseren Mitgliedern durch Auslosung gratis zufallen, mit der Einschränkung, dass jeder Gewinner für die laufende Verlosung aus- scheidet. Dr. Deupser-Dt. Lissa. Dresden. „Ichthyologische Gesellschaft“. Protokoll vom 20. Mai 1909. Die heutige Vereinssitzung fällt aus, da der Verein eine Exkursion unternahm. — Früh Uhr trafen sich die Mitglieder der „Ichthyologische Gesellschaft“ am Neustädter Bahnhof, von wo aus man per Strassen- bahn nach Bühlau fuhr, woselbst sich noch einige Mitglieder und Gäste anschlossen. Von hier aus ging es über Weissig, Ullersdorf, nach Klein-Erkmannsdorf nach Radeberg. Auf unserer Wanderung dahin zeigt sich, dass die Vegetation im Vergleich zu anderen Jahren heuer noch etwas zurückgeblieben war. Von Pflanzen fanden wir vor: das gelbblühende Milzkraut, Asarium eiiropaeum, die Haselwurz, verschiedene Farne, wie Polypodiden-, Aspleniden- und Aspididenarten usw. Von Sumpfpflanzen waren zu finden: Iris Pseud- acorus, Acorus Calmus, Alisma Plant ago, Sagittaria sagittaefolia, Typha latifolia, Lysimachia nummularia, Myosotis palustris, Nasturtium aquatile, Rumex aquatica. Ranunculus palustris, Calta palustris , Mentha aquatica, Veronica Beccabunga, Menyanthes trifoliata , sowie ver- schiedene Binsen-, Schilf- und Sumpf - Grasarten usw. An Unterwasserpflanzen fanden wir: Batrachium aquatile, Elodea canadensis, Callitriche vernalis, Chara aspera und foedita , Nitella flexilis, Fontinalis anti- pyretica, Potamogeton crispus, perfoliatus und natans, Ceratophyllum demersum und andere mehr. Von Schwim inpflanzen waren nur Lemna minor rnajor, polyrrhizza und tnsulca zu finden. Die Ausbeute an Tieren war ebenfalls eine zufriedenstellende und fänden wir von Fischen Phoxinus laevis, Tinea vulgaris, Cottus gobio und ein kleines Neunauge von zirka 15 — 16 cm Länge. Verschiedene iunge liechte sahen wir wohl stehen, jedoch waren dieselben nicht zu erreichen. Von Reptilien wurden nur Lacerta agilis, Lacerta vivipara und Auguis fragilis nebst deren Ab- art var. colchica erbeutet. Die Froschlurche lieferten uns Rana esculenta typ., Rana temporaria (= mutu), Rana arvalis und Bufo vulgaris. Von Schwanzlurchen waren vertreten Triton vulgaris, Triton alpestris und Triton cristatus. Von niederen Wassertieren Astacus fluviatilis, Argyroneta aquatica, Asellus aqua- ticus , Nepa cineraria , Notonecta glauca , Naucoris cimicoides , ferner verschiedene Egel, wie Hirudo officinalis und Haemopsis vorax und Piscicola geometra. Die Libellenlarven waren vertreten durch : Agrion virgo, Aeschna grandis, Libellula quadrimaculata usw., ebenfalls fehlte es nicht an verschiedenen Wasser- käfern und deren Larven. Von Wasserschnecken wurden gefunden: Limnaea stagnalis, palustris und truncatula, ferner Physa und einige kleinere Planorben. sowie Pisidium amnicum = Erbenmuschel. An sandigen Stellen von Waldrändern und Heidebeständen konnten wir auch die im Sande befindlichen Trichter der Larven des Ameisenlöwen oder Ameisenjungfer vorfinden. Der Entwicklungsgang dieses Tieres ist ein äussert interessanter. — Der Ameisenlöwe oder die Ameisen- jungfer Myrmecoleon formicarius L. gehört zur Familie der Geradflügler. Das entwickelte Insekt hat viel Aehnlichkeit mit einer Libelle und nährt sich auch wie diese von anderen Insekten usw. Die Larven des Ameisenlöwen leben jedoch nicht, wie die der Libellen im Wasser, sondern in selbstgegrabenen Sandtrichtern an trockenen, sandigen Stellen, nament- lich in Heiden, an Waldrändern usw. Die Larve von Myrmecoleon formicarius L. nährt sich ebenfalls von kleinen, lebenden Insekten und deren Larven, wie z. B. Mücken, Tausendfüsslern, kleinen Räupchen, Spinnen und hauptsächlich aber von Ameisen (daher der Name. Diese Beutetiere werden vom Ameisen- löwen dadurch erreicht, dass er die, seinem Trichter zu nahe kommenden, mit Sandkörnchen bombardiert und dieselben durch diese in den Trichter hineinge- rissen werden, woselbst sie von ihm mit den Zangen gefasst, ausgesaugt und der leere Balg wieder über den Rand des Trichters hinausgeschleudert wird usw. Zum Halten in „Insektarien“ ist Myrmecolion formi- cularius L. sehr zu empfehlen, da, wie schon erwähnt, sein Entwicklungsgang ein sehr interessanter ist und er zu seinem Wohlbefinden nur feinen, trockenen Heidesand und täglich einige Insekten zur Nahrung benötigt (Ameisen, Spinnen usw ). Nach Verwandlung zum fertigen Insekt (Ende Mai bis Anfang Juni) kann man sich dieses auch nach Art der Schmetterlinge präparieren und aufheben. — Ein sehr schöner, mit tadellos klarem Wasser versehener kleiner Teich, welcher von uns aufgefunden wurde und bisher keinem unserer Mitglieder bekannt war, wurde einer genaueren Besichtigung unterzogen und zeigte sich hierbei, dass dieser von wunderbaren Daphnien wimmelte, sodass für die Zukunft kein Futtermangel für unsere Fische eintreten dürfte. Da unsere Exkursion von einem herrlichen Wetter begünstigt war, so änderten wir unsere Absicht, von Radeberg per Bahn nach Hause zu fahren und traten den Heimweg zu Fuss an, doch dürften wohl die meisten Teilnehmer an dieser Partie erst ziemlich spät in ihrem Heim angelangt sein, da wir verschiedene Male noch einkehrten, um uns von diesem tüchtigen Marsch auch etwas zu erholen und zu stärken. Die Exkursion verlief zur allgemeinen Zufriedenheit sämtlicher Teilnehmer. Wilh. Schreitmüller, Schriftführer. Elberfeld. „Wasserrose“. Sitzung vom 14. Mai 1909. Die Eingänge wurden verlesen und erledigt. Die als Punkt I angesetzte Fischbestellung kam zustande. Zu Ausstellungsangelegenheiten wurde die Eingabe an die Stadt um pekuniäre Unterstützung unserer Ausstellung verlesen und genehmigt. Dieselbe ist bereits abgegangen. Die Plakatfrage ist nunmehr in zufriedenstellender Weise gelöst. Der dritte Entwurf unseres Mitgliedes Kleinbroich lässt sich in zweifarbigem Druck zu angemessenem Preis herstellen, ohne seine auffallende und packende Eigenart zu verlieren. Bei der Besprechung, Anschaffung von Becken, stellte sich heraus, dass die schon in Auftrag gegebenen 50 kleineren Gläser für die Ausstellungnichtgenügen und sollen noch 20—30 grössere Becken (zirka 30 X 22 X 35 cm) angeschafft werden. Dieser Punkt wurde jedoch zwecks Einholung von Offerten bis zur nächsten Sitzung ver- schoben. — In der Literaturbesprechung gelangte der Artikel „Am Aquarium“ von Professor Hauser aus der zur Probe übersandten Nr. 5 „Unsere Welt“ zur Verlesung. - — Unter Punkt „Verschiedenes“ wurde nochmal auf unseren öffentlichen Vortrag am 22. d. M. im Vereinslokal hingewiesen. — Es wurde beschlossen, die Materialienkasse von der Hauptkasse vollständig zu trennen und die Verrechnung den beiden Kassierern zu überlassen. — Gratis verlost wurden noch eine Anzahl Poecilia mexicana und amerikanisch versteigert ein von Zeller gestiftetes Pärchen Fundulus pallidus. Ergebnis Mark 7.85. Besten Dank dem Spender. — Aufnahmeantrag stellt Herr Landrichter Dr. Brandis, hierselbst. Der Vorstand. Wien. „Lotus“. Sitzung vom 6. April 1909. Im Einlauf: Monatsblatt des „Wasserstern“, „Tierwelt“, „DeutscheFischerei-Korrespondenz“, „Tier- liebhaber“, „ Jll. Flora“. — Obmann Poltz eröffnet um 9 Uhr die Sitzung und bringt zur Kenntnis, dass die Futtertümpelfrage soweit gediehen sei, dass die An- Vereins-Nachrichten. £52 ‘ läge eines solchen im Garten des Bruders unseres Obmann-Stellvertreters bereits in Angriff genommen wurde. — Eine rege Debatte entspann sich über die Zucht von Daphnien, wobei verschiedene Mitglieder ihre diesbezüglichen Erfahrungen zum besten gaben. Der in „Natur und Haus“, Heft 12, enthaltene Artikel von J. Thumm „Die Zucht von Daphnien“ kam zur Verlesung. Herr Blahna spendete eine hübsche Tafel für Ankündigungen, wofür ihm der Dank des Vereines ausgesprochen wurde. — Herr Ruda stellt den An- trag, die vom Verlage der „Wochenschrift“ kreierte Serie von Lichtbildern zu einem Vortragszyklus aus- zuleihen und in der Wiener Urania Pr opagan davor träge für unsere schöne Liebhaberei zu halten, — welcher einstimmig angenommen wurde. — Kassier Herr Demuth erstattet den Kassabericht und beträgt der Saldo für April Kronen 399.—. — Es wird die Frage aufgeworfen, ob der Verein heuer wieder eine Aus- stellung veranstalten solle, nachdem die vorigjährige so ausserordentlichen Beifall und allgemeine Aner- kennung gefunden habe. — Es wird im Prinzip be- schlossen, eine Ausstellung zu veranstalten, bei welcher neben Siisswasser-Aquarien und Terrarien den See- wasseraquarien eine besondere Sorgfalt zugewendet werden soll. — Es wird beschlossen, bei Henkel eine Kollektivpflanzenbestellung einzuleiten. J. Wessely, II. Schriftführer. Sitzung am 20. April 1909. Obmann Poltz eröffnet die Sitzung und bringt zur Kenntnis, dass unser Ehrenmitglied, Herr Dr. Paul Kämmerer für seine Abhandlung: „Vererbung er- zwungener Fortpflanzungsanpassungen“ den Söm- meringpreis erhalten habe. Es wird beschlossen, Herrn Dr. Kämmerer zu diesem ehrenvollen Erfolge eine Glückwunschdepesche zu senden. Bezüglich der Scioptikonbilder liegt ein Schreiben der Firma Wenzel vor, Herr Krebs berichtet über seine Berliner Reise und hat ihm unter anderem die prächtige Gambusen- zucht mit schwarzgescheckten Weiben bei Herrn Stössel sehr gut gefallen. — Es werden nun die Zuchterfolge des Jahres 1909 besprochen und hat unser rühriges Mitglied Obmann-Stellvertreter Herr Fischer solche von Haplochilus elegans, Haplochilus chaperi, Polyacanthus spec. usw. zu verzeichnen. Auf Ersuchen einiger Mitglieder spricht nun Herr Fischer über die Zucht dieser drei Fischgattungen. Haupt- bedingung sei eine gleichmässige Wassertemperatur von 19—20° Reaumur, Infusorienwasser, später gesiebte Cyclops. Obmann Poltz betont bei dieser Gelegen- heit, dass bei Cyclopsfütterung grosse Vorsicht am Platze sei, da diese oft Jungfische angreifen. Ueber Prämierung gelegentlich der projektierten Ausstellung entspinnt sich eine lebhafte Debatte und musste diese Angelegenheit, da eine Einigung nicht erzielt werden konnte, für einen der nächsten Abende zurückgestellt werden. — Als neues Mitglied wurde Herr Apotheker Josef Löwy, Wien XII. aufgenommen. J. Wessely, II. Schriftführer. Bericht der Sitzung vom 4. Mai 1909. Herr Obmann R. Poltz eröffnet die sehr gut be- suchte Sitzung, und nach kurzer Erledigung des Ein- laufes wird Herrn Georg Ruda das Wort zu seinem Vortrage „Neueste, neue und seltene Wasserpflanzen und deren Kultur“ gegeben. An Hand des Henkelschen Preisverzeichnisses gibt nun Unterzeichneter eine erschöpfende Beschreibung und Kulturanweisung der neuesten Einführungen, sowie der weniger gepflegten Wasserpflanzen, insbesonders der verschiedenen Cry- ptocorynen- und der sonstigen neueingeführten Arten. Weiters führt dieser in kurzen Worten die für den Liebhaber wertvollen Arten der bewährten früheren Importe vor, und schliesst mit dem Wunsche, dass den Pflanzen nicht diese untergeordnete Stellung, als Mittel zum Zweck, das ist in unserem Falle als Laich- plätze, Sauerstofferzeuger usw. gegeben wird, sondern die Wasserpflanzen sind es wert, um ihrer selbst ge- halten zu werden. — Daran knüpft sich eine sehr leb- hafte Aussprache über verschiedene Kulturmethoden, Bodengrund, Wasserwechsel usw. an. Herr Ruda bespricht dann noch die Kultur und Pflege der Nym- phaeaen im geheizten Bassin, sowie diejenige der schönen und dankbaren winterharten Seerosen. In Kürze erscheint in den „Blätter“ ein diesbezüglicher Artikel, und es wäre sehr zu wünschen, dass die Pflanzenfreunde sich mehr diesem äusserst dankbaren Gebiete der Kultur zuwenden würden. — Wegen des Zeitpunktes der Abhaltung unserer Ausstellung, sowie der Wahl des Ausstellungsausschusses wird eine se- parate Vorstandssitzung einberufen, und nach dem bisherigen regen Interesse wird unsere heurige Aus- stellung ihre Vorgängerin bei weitem übertreffen. In den nächsten Protokollen werden unsere verehrlichen Mitgliedern weitere Details erfahren, und richtet der Vorstand an sie den Aufruf, mitzuhelfen und mitzu- bauen zum guten Gelingen unserer Veranstaltung, zur Verbreitung und Popularisierung unserer schönen Sache. Wegen der von Herrn Ruda angeregten Ab- haltung des Vortrages und Bildervorführung in der Wiener Urania liegt uns vom Verlag Wenzel in Braun schweig leider noch kein Bescheid vor, ob wir die Serie erhalten können. Ueber verschiedene Erfahrungen und Vorfälle in der Liebhaberei wird von den Mit- gliedern in ausführlicher Weise referiert, und unter anderem wurde auch wieder die Futtertümpelfrage angeschnitten, ln zirka 4—6 Wochen kann unser Futterweiher in Benützung genommen werden. Weitere Details folgen. Georg Ruda, I. Schriftführer. Ausstellungskalender Steht den verehrlichen Vereinen kostenlos zur Verfügung. Alle näheren Angaben sind natürlich in den Inseratenteil zu verweisen! Elberfeld. „Wasserrose“. Vom 17. — 26 Juli 1909 im „Weissen Saal“ der Stadthalle, Johannisberg. Rtxdorf. „Trianea“. Vom 14. — 22. August im „Deut- schen Wirtshaus“, Bergstrasse 136/137. Berlin. „Verein der Aqnarien- und Terrarienfreuude“. 21.- — 30. August, in „Wendts Prachtsälen“. Hamburg. „Rossinässler“. 22.-29. August, in „Ham- monia“, Besenbinderhof. Stuttgart. „Verein der Aquarien- und Terrarien- freunde“. 11. — 19. September. „Gewerbehalle“. Tagesordnungen. Breslau. Aeltester Breslauer Verein für Aquarien- und Terrarienkunde „Proteus“, gegr. 1909. Tages Ordnung für den 1. Juni 1909: Ausstellungsangelegenheiten (Abholen der Aqua- rien pp; Liste der bei der Ausstellung die Aufsicht führende Mitglieder; usw. usw.). Pünktliches Er- scheinen aller Aussteller dringend er- wünscht. LA.: Dziembowski, I. Schriftführer. Magdeburg. „Aquaria“. Tagesordnung zur Sitzung am 1. Juni 1909: 1. Protokollverlesung. 2. Eingänge. 3. Vortrag : „Erfahrungen und Erlebnisse auf Tümpeltouren“. 4. Verschiedenes. Wilhelm Rolle. Dortmund. „Triton“. Sitzung am Freitag, den 4. Juni 1909. Tagesordnung: 1. Eingänge und Geschäftliches. 2. Zeitschriftenreferat. 3. Diskussion über die Brutpflege. (Referent: Herr Gernoth). 4. Besprechung über einen Ausflug. Dieser findet bestimmt am Sonntag, den 6. Juni 1909 statt. Ort und Zeit soll in der Sitzung beschlossen werden. 5. Verlosung von Fischen. Der Vorstand. Für den Anzeigenteil: Fritz Lehmanns Verlag, Stuttgart. — Verlag von Fritz Lehmann, Stuttgart. Druck der Verlagsbuchdruckerei Otto Sautter, Stuttgart. Mein Gesellschaftsaquarium. Von Georg Ru da, „Lotus“, Wien. Mit fünf Originalaufnahmen. Wenn ich zu diesem Thema das Wort er- fasst, es ist auch keine Glaswanne, noch ein greife, so geschieht das deshalb, um die Gestellaquarium, sondern ein Zementbassin, Aquarienliebhaber für einen durch moderne Rieh- welches in einem ständig geheizten Glashause Abb. 1. Generalansicht des Bassin. Blüten von links nach rechts: Nymphaea Ortgisiana rubra , N. pygmaea helvola (neben Thermometer), N. coerulea, N. zansibariensis rosea, N. dentata , vorne Mitte Sacch. officinarum. tung sehr vernachlässigten Zweig zu interessieren, es ist dies das Halten der Fische im Gesell- schaftsaquarium. Mancher Leser wird darüber den Kopf mitleidig lächelnd schütteln , das ist ja kein Aquarienliebhaber, der es sich nicht zum Ziele gesetzt hat, ausländische Fische zu beobachten, zu pflegen und notabene zu züchten. Weit gefehlt, denn ich züchte in meinem Ge- sellschaftsaquarium Fischarten , welche es mir noch nicht gelang in einem Gestell- oder Glas- aquarium zur Zucht zu bringen. Ich will gleich vorausschicken, dass mein Gesellschaftsaquarium zirka 1500 Liter Wasser steht und zur Kultur von tropischen Seerosen (Nymphaeaen) dient. Ich habe gegenwärtig folgende Sorten in Pflege: N. Ortgisiana rubra, pygmaea helvola, coerulea Savignyi, mexicana ßava, zansibariensis azurea und rosea, thermalis und dentata. Die erste und die letztgenannte sind Nachtblüher, d. h. sie öffnen ihre Blüten um 1/28—8 Uhr abends und sind bis zirka 9 — 10 Uhr vormittags geöffnet. Alle Seerosen- blüten haben einen mehr oder weniger starken, lieblichen Duft, welcher an Heliotrop , Syringa und Neroli erinnert, mit einem leichten Nach- geruch, wie von Succus Liquiritiae (Bärenzucker). 354 Georg Ruda: Mein Gesellschaftsaquarium. Die schönste Form der Blumen haben die Nacht- blüher, einen so edlen und schönen Bau hat keine andere Blume aufzuweisen. Die Kultur derNymphaeen ist nicht besonders schwierig. Alle meine Nymphaeen habe ich in Kasten aus dünnem Holz ausgepflanzt. Dies deswegen, um bei einer eventuellen Reinigung das Bassin sofort pflanzenleer zu haben, und auch noch um, falls eine Nymphaee eine andere durch Ueberwucliern zu ersticken droht, eine von beiden anders stellen zu können. Ich ver- suchte es zuerst statt den Holzkistchen mit Weidenkörbchen, damit die Wurzeln eventuell im umgebenden Sande weiter wachsen könnten. Doch beim Einfüllen des Wassers rutschte die Erde nach, und das vorher klare Wasser glich einer Regen- pfütze. Als Bodengrund verwende ich jahre- lang verrottete schwe- re Lehmerde, mit Zu- satz vonDung, welcher durch jahrelanges La- gern ebenfalls frei von jeder Schärfe ist. Die einzelnen Erdschich- ten sind so gewählt, dass die Pflanze bei erstarkendem Wachs- tum in immer nah- rungsreichere Erd- schichten kommt. Und wenn die Zeit der Blüte herannaht, so finden die Wurzeln und Würzelchen in dem das Blühen in hervor- ragender Weise fördernden Dung, welcher mit Gartenerde vermischt ist, eine Nahrung, welche das Erstarken und Blühen der Pflanze in hervor- ragendem Masse und in kurzer Zeit gewährleistet. Nymphae coerulea z. B. treibt jetzt die 23. Blüte seit dem Oeflhen der ersten Blume, und dies war am 12. Juni; an erster Stelle steht jedoch Nymphaea pygmaea helvola, welche mit bisher 33 Blüten kam. In fallendem Masse folgen jetzt die anderen Sorten, zansibariensis rosea, Ortgisiana rubra, dentata usw. Von Nymphaea zansibariensis azurea gelang es mir bisher nicht, eine Blüte zu erreichen. Aus mir unerklärlichen Gründen faulen die Knospen ab, wenn sie wenige Zentimeter von dem Herz der Pflanze entfernt sind. Ueberhaupt ist die ganze Pflanze ein Kümmerer, und ein Umpflanzen nützte auch nichts, die jungen Blätter haben eine eigentüm- liche verkrüppelte Gestalt und erreichen nicht einmal ein Viertel der Grösse der Blätter von Nymphaea zans. rosea. Dass der Bodengrund nicht daran schuld ist, schliesse ich aus dem Umstand, weil die anderen Arten so üppig ge- deihen, dass ich, um Luft zu schaffen, Blätter entfernen muss, und zweitens, weil ich bei einem anderen Liebhaber dieselbe Art, bei gleichen Verhältnissen und gleichem Boden grund gepflegt, in üppigster Blüte sah. Kurz will ich jetzt die charakteristischen Merkmale und Eigenschaften derjenigen Arten beschreiben, welche ich pflege. Nymphaea Ortgi- siana rubrap inNacht- blüher von kräftigem Wüchse, eignet sich wegen ihrer Grösse nur für grössere Be- hälter. Das von mir gepflegte Exemplar bedeckt zirka 1 1/.2 m Fläche. Das Blatt ist derb lederartig und von tiefdunkler grüner Färbung, welche in rotgrün übergeht. Eine sehr kräftig ent’ wickelte Äderung ver- leiht der Unterseite, welche tief violett ge- färbt ist, ein schönes Aussehen. Der Blatt- rand ist scharf ge- zähnt. Die Blüten- willigkeit dieser Art ist eine hervorragende, die Blüte selbst ist 12 — 17 cm gross, von karmin- roter Färbung, und durch die vielen wohlaus- gebildeten, breiten Petalen erscheint es, als ob sie gefüllt wäre. Der Geruch ist ein sehr intensiver und hauptsächlich an Heliotrop er- innernd. Die Staubfäden, welche in den beiden ersten Tagen die Narbe überdecken, sind karmin in scharlachrot übergehend. Selbst- befruchtung konnte ich bei dieser Art noch nicht beobachten , ich werde daher die ma- nuelle Bestäubung anwenden. Alle Blüten fast aller Arten halten 3 — 5 Tage offen, mit Ausnahme der Ortgisiana rubra, welche sehr leicht ins Wasser sinkt, und dann ist für gewöhnlich deren Blüte verloren, denn ein Ein- tauchen ins Wasser bedingt ein Nichtmehröffnen Abb. 2. Nymphaea Ortgisiana rubra (Naclitblüher). G e or g Rnda: Mein Gesellschaftsaquarium. der Blume. Ebenso liat man beim Ueberbrausen darauf zu achten , die offenen Blüten nicht zu benässen, da dadurch die Blume sich scldiesst und denselben Tag nicht mehr aufgebt. Nymphaect pygmaea helvola ist eine reizende Seerose, welche bei üppigster Vegetation nur klein bleibt und daher in jedem mittleren Aqua- rium gepflegt werden kann. Die zierlichen, stern- förmig gebauten Blüten messen 6 — 8 cm im Durchmesser, sie sind von kanariengelber F ärbung ; die Blume erhebt sich nicht über den Wasser- spiegel, sondern schwimmt auf diesem-. Am Grunde der Narbe befindet sich in den ersten zwei Tagen eine schwach süss schmeckende, wasserhelle Flüssigkeit, welche beim Ausreifen der Staub- blätter am dritten Tage verschwindet. Drei offene Blumen an einem Tage sind keine Selten- heit, und es vergeht fast kein Tag, an welchen nicht wenigstens eine Blüte offen ist. Die Blätter sind halbhandflächengross, oberseits dunkelgrün mit brauner Marmorierung, unterseits glatt mit rosaroter Färbung. Diese Art kann ich jedem Liebhaber für ein grösseres Becken anraten, durch ihre geringe Grösse, enorme Blütenwillig- keit, wird sie ein jeder freudig begrüssen, der nicht immer Hydrocleis oder Limnanthemum pflegen will. Nymphaea mexicana flava ist ein schwächerer Blüher, die Vermehrung ist hauptsächlich eine vegetative, durch Ausläuferbildung. Wenn man die Bildung von Ausläufern verhindert, so blüht die Nymphaea mexicana reichlicher. Die Blumen messen 8 — 12 cm im Durchmesser und duften 355 schwach. Alles in allem genommen ist die mexicana die mindeste aller gelben Sorten; nächstes Jahr will ich die von der bekannten Firma Henkel-Darmstadt in Verkehr gebrachten neueren Sorten in Kultur nehmen. Nymphaea coerulea Savignyi, eine dankbare Sorte von stärkerem Wüchse, hat ganzrandige, dreihandflächengrosse, lichtgrüne Blätter, welche unterseits violette Spritzflecken tragen. Die Blüten erscheinen reichlich und ragen 15 — 25 cm über den Wasserspiegel empor, sind von wasser- blauer Farbe, am Grunde weisslich, die Form der Blüte ist einfach und erreicht eine Grösse von 8 — 15 cm, der Duft ist ein hervorragend lieblicher und starker. Nymphaea zansibariensis rosca ist eine der besten Sorten, zeichnet sich durch ein schönes lebhaftes Grün der Blätter, sowie durch hervor- ragend schöne Form und Färbung der Blumen aus. Eine einzige Blüte genügt, um das 1 1 m lange Treibbaus mit betäubendem Gerüche zu erfüllen. Ich machte die Beobachtung, dass bei der durch trübes Wetter mangelnden Sonnen- bestrahlung die Blüten aller Nymphaeen ein glutvolleres Aussehen bekamen. Nymphaea thermalis, eine sehr wärmebe- dürftige Art, welche nur bei über 25° R Wachs- tum zeigt, analog ihrem Vorkommen in den heissen Quellen Südungarns. Zur Blüte brachte ich diese Art mangels Wärme leider nicht. Nymphaea dentata, eine der besten und im- posantesten Formen; im Gegensatz zu den An- gaben in Henkels Buch der Nymphaeen, wo Abb. 3. Nymphaea coerulea. 356 Georg Ruda: Mein Gesellschaftsaquarium. Nymphaea dentata bei 25° versagen soll, kann ich auf Grund meiner Erfahrungen sagen, dass diese Art nur eine durchschnittliche Temperatur von 20 — 22° R zur schönsten Entwicklung und Blüte notwendig hat. Die Blätter sind oberseits lederartig, dunkelgrün, scharf gezähnt und derb. Die Unterseite ist durch stark hervortretende Äderung besonders ausgezeichnet. Die Blume ist wohlausgebildet und von reinweisser Farbe, mit intensivem Geruch, die Staubgefässe sind dottergelb. — Nun noch einiges über das Wachtstum der Seerosenblütler. Ich bezog die Pflanzen im April von Henkel, und waren diese bei Erhalt so klein und schmächtig, dass ich nie und nimmer glaubte, dass daraus was werden könnte. Das Rhizom hatte die Grösse einer kleinen Hasel- nuss und waren auf jedem Wurzelstock zwei bis vier Blättchen von fünf Kronen-(Mark-)Stück Grösse. Die Pflänzchen kamen in kleine Töpfchen mit nahrhafter Erde in Wasser, welche ständig auf 22 — 24° R gehalten wurde. Der Wasser- staud betrug vom Anfang über dem Topfrand 5 cm und wurde bei erstarkendem Wachstum allmählich erhöht. Nachdem die Pflanzen fünf bis sieben Blätter von Halbhandflächengrösse hatten, wurden sie in die vorgerichteten Kästen verpflanzt und bei einem Wasserstand von 10 cm Höhe über dem Rand der Kistchen in das Bassin ausgesetzt. Die folgenden Blätter nahmen ständig an Grösse zu, bis die Nymphaeen knapp fünf Wochen nach der Einsetzung in das Becken zu mächtigen Pflanzen heranwuchsen und die ersten Blütenknospen ansetzten. Etwa 14 Tage lang war ich durch andere Arbeiten überhäuft, so- dass ich den Pflanzen oft nicht die notwendige höhere Temperatur bieten konnte, dies zeigte sich an einem Schrumpfen der früher prallen Knospen, jedoch durch das dann folgende ständige Gleichhalten der Temperatur erlangten die Knospen wieder ihre volle Form, und die sich daraus entwickelten Blumen hatten fast garnicht gelitten, bloss die Spitzen der Blumenblätter waren etwas bräunlich gefärbt. Meine erhofften Erfolge bei Hybridisation werde ich im nächsten Jahre veröffentlichen können. Was die weitere Bepflanzung des Bassins anbetrifft, so ging ich von dem Grundsatz aus, den kleineren Fischen, sowie der Jungbrut Ver- stecke zu schaffen und den laichenden Tieren passende Laichplätze zu liefern. Barbus conchonius findet in den, die Töpfe der eingesetzten Cyperus alternifolius umwuchernden, ^2 m im Umkreis messenden Wasserwurzeln ideale Laichplätze, Haplochilus Dayi in den verfilzten Wurzeln der Salvinia , sowie in denen des Zuckerrohres die gleichen Bedingungen. Cichliden, wie Heros facetus , Acara coeruleo-punctata , Cichlasoma ?iigro- fasciatum finden in den Kästen der Nymphaeen, Plätze für ihre Gruben, während Vallisneria spi- ralis , diverse Myriophyllum- Äxten, Cabomba , sowie Ludwigiendickichte willkommene Schlupfwinkel bieten, nicht zu vergessen Watten von Faden- sowie anderen Algen und Ricciapölster, welche In- fusorienfabriken vorstellen. Schnecken irgend- welcher Art sind strenge verpönt. Das Bassin hat über 6 m2 Fläche und ist durchschnittlich 38 cm tief, besitzt keine Ab- teilungen, sondern die eingesetzten Fische leben in vollster Harmonie mitsammen. Die momentane Bevölkerung setzt sich wie folgt zusammen: Je ein Pärchen von Heros facetus , Acara coeruleo-punctata var. latifrons , Cichlasoma nigrofasciatum, Pyrrhulina australis, Haplochilus Dayi, Gambusia affinis var. kolbrooki, Osphromenus Koelreuteri , P seudocorynopoma Doriae , zwei Pärchen Makropoden, sowie von vier Paaren Barbus cotichonius. Alle diese Tiere vertragen sich wunderbar und ist deren tägliche Kontrolle durch das Füttern in der Frühe be- dingt. Ausserdem beherbergt das Becken noch eine grosse Anzahl von Jungtieren, von denen man Barben, Acara, Heros, Cichlasoma , Pyrr- hulina, Haplochilus , sowie Franzenflosser er- kennen kann. Nun will ich einige an meinen Fischen be- obachtete Liebesspiele, Brutpflegen, Wachstum, sowie andere biologische Erscheinungen be- kanntgeben. Wie schon vorher mitgeteilt, halte ich die verschiedensten Arten von Fischen zusammen, ohne befürchten zu müssen, dass Unfriede oder ernstliche Reibereien unter den Tieren Vor- kommen; ist einmal eine kleine Keilerei, hervor- gerufen durch einen besonders fetten Regenwurm, oder bei brütenden Cichliden, welche von durch Neugier oder etwas anderes geplagten Barben ( Barbus conchonius) beunruhigt werden, so ge- nügt ein kurzer energischer Vorstoss, um die auf Jungbraten lüsternen Gassenjungen des Aquariums schleunigst in die Weite zu jagen. Sehr interessant ist es, zu beobachten, wenn gleichstarke Cichliden in Kampfposition gegen- über stehen. Wie sich jede Gattung pärchen- weise sofort zusammenfindet, um gemeinschaft- lich, auf ihre Stärke vertrauend, alle Flossen gespreizt und in den tiefsten Farbentönen Georg Ru da: Mein Gesellschaftsaquanum. 357 prangend, kurze Vorstösse zu macken und dock immer in gemessener Entfernung zu kleiken, ist ein komiscker Anklick. Die Zuckt von Heros facetus gestaltete sick für den Beokackter zu der Eundgruke einer Fülle von Beokacktungen der Intelligenzregungen dieses sckönen Fisckes. Im vorigen Sommer erkielt ick aus der Nackzuckt 1907, welche Gräfin Castell- Büdenkausen vom Ckanckito er- zielte, zwei Fiscke, welcke kei gutem Futter im Frükjakr 1908 5 resp. 6 cm gross waren. Nack Instandricktung des Beckens Ende April, setzte ick die Ckanckitos ins Bassin, wo sie iunerkalk sechs Wochen um mekr als das Doppelte wucksen und einen geradezu keängstigenden Appetit zeigten. Zekn kis zwölf fingerlange Regen- würmer, neken un- zäkligen Dap knien, Culex-, Ckironomus-, und Coretkralarven, Tukifex und einem von allen Fiscken leidensckaftlick gern genommenen Futter, nämlick friscken Formicalarven („Ameiseneier"') wurden pro Tag ver- zekrt. Bei diesem reicklick und ab- weckslungsreick ge- deckten Tisck , so- wie unter dem Ein- fluss einer gleich- mässigen, milden W assertemperatur wurden die Tiere laickreif, und ick katte das Glück, nur zwei erworkene Fiscke als ein sick vertragendes Zucktpärcken ansprecken zu können. In das Bassin stellte ick auck einige grössere leere Blumentöpfe, und mit Mitte Juni kemerkte ick an meinen Ckanckitos eine eigen- tümlicke Unruke und ein fortwäkrendes sick Zusckaffenmacken an einem der leeren Töpfe. Sie putzten die Wände der zukünftigen Wiege ikrer Jungen mit einem Eifer und einer Hingake, kis die Wandungen so rein gesckeuert waren, dass sick darinnen fast alles spiegelte. Nun wurden die versckiedenen Stellungen versuckt, an denen dann das Laickgesckäft akgewickelt wird. Der Laick- akgake konnte ick leider nur zum Sckluss zuseken. Die Tiere kaken in den frükesten Morgenstunden akgelaickt, die abgelegten Eier sind zirka kirsekorngross und farklos. Unbe- frucktet waren nur eine ganz geringe Anzakl, und nack 60 Stunden krocken die Jungen aus, nock mit dem Dottersack, alles anderem nur keinem Fiscke älmlick sekend, und wurden gleick nack dem Ausfallen von keiden Elterntieren in eine zirka 5 cm grosse, nickt kesonders tiefe Gruke gekettet; die Alten wülilten nock einige weitere Gruben aus, welcke alle nack ikrer Reikenfolge ausgedeknter angelegt wurden. Nack dem fünften Tag des Ausfalles sckwärmten kei- läufig 300 junge Ckanckitos aus, die beiden Alten sekr nervös und aufgeregt. Zuerst kleinere, dann immer grössere Spaziersckwimme wurden gemacht, die Mama voran, und der vor Stolz gebläkte Papa maclit den Sckluss, dabei überall Umschau haltend und wie wü- tend auf jedes andere Tier , welches sick in die Nähe wagt, kinstürzend. Ja so- gar, wenn man mit dem Futternetz in die Nähe des W asser- spiegels kam, schos- sen beide Fiscke wie auf Kommando aus dem W asser und hissen reckt fest in das Netz. Jetzt durfte man es nicht wagen, von oben in das Wasser zu sehen, denn es konnte pas- sieren, dass die Al- ten einem in das Gesicht sprangen, überhaupt war ein Herumhantieren in dem Becken fast zur Unmöglichkeit gemacht, ohne riskieren zu wollen, dass einem die Fiscke ganz gehörig in die Hand zwickten. Infolge der reichen Infusoriennahrung wuchsen die Jungfische rapid, und nack einer Woche waren die Kleinen über 1 cm gross. In meinem Gesellschaftsacjuarium muss ich für Infusorienbildung keine Sorge tragen, in den die Wände überziehenden Flockenalgen finden sick Myriaden von Vorticellen und anderen Infusorien. Nachdem die Jungen diese Grösse erreicht hatten, fügten sie sick nickt mehr dem Kommando ikrer Erzeuger, welcke darüber ganz verzweifelt waren; und nun kam mit einemmale die Cichlidennatur zum Ausbruck, die Jungen wurden daher von mir entfernt, nack einem Abb. 4. Nymphaea zansibariensis rosea, links rückwärts: Hydrocharis; bandartige Blätter an der Oberfläche: Vallisneria. 358 Georg Ruda: Mein Gesellschaftsaquarium. tagelangen Herumsuchen beruhigten sich die alten Tiere, und es herrscht wieder eitel Sonnen- schein und Friede im Lande. 280 junge Chanchitos waren das Ergebnis dieser Zucht. Aehnlich, jedoch nicht mit dieser Leiden- schaft, geht die Zucht und Brutpflege bei Acara coeruleo-punctata var. latifrons Std. vor sich. Während der Laichperiode ist Acara der schönste aller Cichliden, das $ auf grünlich-gelbem Grund schwarz gebändert, Tupfen von grün-blauer Färbung, über Körper und Bücken, sowie After- flosse verteilt, an beiden Körpermitten der schwarze kreisrunde Fleck, das schöne grosse Auge, sowie der tiefziegelrot gefärbte obere Band der Bückenflosse bilden zusammen ein farbenprächtiges Bild; die unpaaren Flossen , sowie die einzelnen Flossen- strahlen besitzen noch Flecken und Punkte von goldigem Glanze. Das j hat aus- ser den Schmuck- abzeichen , welche das 5 besitzt, an den Kiemen und dem Hinterkopf eine herrliche, dunkel- azurblaue Zeichnung von Stricken und Punkten, welche das ? nur schwach angedeutet hat; gleichfalls ist die Zeichnung der Flos- sen und des Körpers eine viel intensivere und schönere. Zum Ablaichen verwendeten meine Acara immer rauhe Flächen, seien es nun die Wände des Bassins oder ein Heizrohr, speziell auf diesem ging die Entwick- lung der Eier rapid vor sich. Im Stadium der höchsten Erregung packen sich beide Tiere mit den Mäulern und zerren und ziehen auf so eine derbe Weise, dass die Oberlippe ganz zerfetzt ist, ebenso bemerkte ich ein Zerren an halb- verwesten Nymphaeenblättern, dessen Zweck mir jedoch nicht klar ist. Der abgelegte Laich ist hirsekorngross, farblos und hat eine im Gegen- satz zu denjenigen anderer Cichlidenarten kurze Entwicklungsdauer, beim Bewachen, sowie bei der folgenden Aufzucht, ist es das Weibchen, welches sich in aufopferungsvoller Pflege fast aufreibt; das g bewacht nur in den kurzen Augenblicken, wo das 5 sich etwas ausschwimmt oder Futter zu sich nimmt, wird aber von diesem sofort abgelöst und zeigt sich jenes darüber gar nicht ungebärdig. Die Jungtiere schwärmen mit dem vierten Tage des Ausfallens aus und machen schon fleissig Jagd nach Infusorien, können bald Cyclops bewältigen und wachsen äusserst rasch heran. Nachdem die Jungen zirka 14 Tage bei ihrer treusorgenden Mutter verblieben und dann eine Grösse von 15 — 18 mm erreichten, entfernte ich die Jungen von den Alten Versuchsweise setzte ich nach 14 tägiger Frist einige der Jungen, welche jetzt zirka 20 mm massen, wieder in das grosse Bassin. Wie war ich erstaunt, als ich nach beiläufig zwei Wochen zwei der j un ge n Acara wieder erblickte: Um mehr als das Doppelte ge- wachsen und dabei schön rundlich in der Körperform. Und dass die Jungen viel- leicht beim Heraus- fangen übersehen wurden, ist ganz aus- geschlossen, da das Bassin während dieser Zeit ganz ab- gelassen wurde und vollständig gereinigt war. Heute beim Niederschreiben die- ser Zeilen sind die Tierchen 5 cm gross. Die Zucht von Cichlasoma nigrofasciatum Gthr. war ebenfalls sehr interessant, und die alten Tiere sind gegenüber den anderen Bewohnern äusserst friedfertig; nie konnte ich beobachten, dass die grossen 16 resp. 18 cm langen Tiere irgendwie brutal mit den an- deren Fischen umgingen. Das Ablaichen unter- scheidet sich in nichts von den anderen Cichliden, dieEier werden in grosser Anzahl an glatteFlächen, z. B. Aussenseite eines grossen Blumentopfes usw., abgelegt, doch ist die Wartung der Eier keine so intensive, wie beim Chanchito oder bei Acara, sodass ich über das Schicksal der Jungen etwas beunruhigt war, denn dann wäre es vielleicht um das weitere Lehen der kleinen, unbeholfenen Fischlein schlecht bestellt gewesen. Aber mit dem Ausschwärmen der Jungen änderte sich dies Abb. 5. Nymphaea dentata (Nachtblüher). Rud. Zimmermann: Zur Naturdenkmalpflege. 359 mit einem Schlage: das welches sich beider Sorge um die Eier ganz passiv verhielt, erinnerte sich plötzlich seiner Vaterpflichten, und gemein- sam schwimmt die stattliche Zahl der Jungen mitsamt den jetzt sehr scharfen Eltern munter im Becken umher. ISToch eine gute Eigenschaft hat Cichlasoma nigrofasciatum , er wühlt näm- lich garnicht, zwei Gruben von 6 cm Durch- messer, jedoch sehr tief, sind die ganzen Zeugen des Grubenbaues. Eine ganz andere Färbung zeigen die Cichlasoma während der Dauer ihrer Brutpflege; ist das Tier sonst ohnehin immer dunkel gefärbt (natürlich nicht das Jugendkleid), so dunkelt diese Färbung ganz nach und die Fische erscheinen am Hinterkörper bis zur Brust ganz schwarz in wolkiger Tönung. Der Vorder- körper zeigt ein eigentümliches, schwer zu be- schreibendes Steingrau. Die schillernden Punkte sind fast ganz verschwunden. Die Eier brauchen fast vier Tage zu ihrer Entwicklung, und die ausgeschlüpften Fischchen liegen acht Tage im Neste, bis sie ihre ersten schüchternen Schwimm- versuche beginnen, dann wachsen sie sehr rasch heran, und es ist ein herzerfreuender Anblick, eine Herde von 300 — 400 zebraartig gestreiften Cichlasoma , den Eltern artig nachschwimmend, zu beobachten. Dieses erste Jugendkleid macht in einiger Zeit dem ja genugsam bekannten Bajaz- zokleidchen des einsömmerigen Cichlasoma Platz Wie ich schon am Anfänge meiner Schilde- rung mitteilte, hatte ich neben den grossen Cichliden noch andere viel kleinere Tiere in dem Bassin, welche alle in vollständiger Har- monie das Aquarium teilen. Sehr genaue Beobachtungen konnte ich auch über Liebesspiele und Laichakt der Pyrrhulina australis machen. Als ein sofort in die Augen springendes Geschlechtsmerkmal dieser Fischart ist, neben der verschiedenen Form und Zeichnung der Afterflosse, die verschieden gebaute Körperform des & und ? anzugeben. Das $ ist in den Bauchpartien viel stärker gebaut als das J . Während der Laichablage beobachtete ich auch eine verschiedene Färbung des J Tieres. Während das $ sein alltägliches Kleid, bräun- lich, nach dem Bauche zu in weisslich über- gehend, nur in intensiverer Färbung zeigt, blasst die Farbe des J in ein schwer zu be- schreibendes Steingrau ab, die Längsstreifen treten nicht so kräftig hervor, dafür aber umso- mehr die Zeichnung der Kiemendeckel. Als Laichablageplatz verwendet die Pyrrhulina Blätter von Nymphaeen, welche 1 bis 2 cm unter dem Wasserspiegel liegen; ich schliesse daraus, dass auch in der freien Natur dieser Vorgang derselbe ist. Durch die Lage der Blätter ist der Laich, sowie die ausgeschlüpfte Brut vor den Angriffen anderer Wassertiere geschützt verborgen, ebenso wie die Nähe des Wasser- spiegels für Sauerstoffzufuhr sorgt. Einige Autoren sprechen dem Vatertier eine Brutpflege zu, ich konnte davon nichts bemerken, nur dass die Tiere wohl einen besonderen Lieblingsraum haben, in dem sie sich mit Vorliebe aufhalten, und auch dort ablaichen-. Nachdem ich die Bewegungen der Jungtiere im Eie durch die Lupe beobachten konnte, schnitt ich das Blatt ab und legte es in flaches Wasser in eine Glas- wanne, welche von grünem Wasser in ca. 3 cm Höhe bedeckt war. Die Jungen sind beim Ausschlüpfen ca. 2 mm lang, glashell und halten sich konstant an der Oberfläche auf. Können die Jungen erst Cyclops bewältigen, so ist deren Wachstum ein rapides,4* so dass ich von Fischen vorjähriger Brut heuer schon im Früh- jahr wiederum Nachzucht hatte. Recht hübsche Erfolge hatte ich auch mit Danio rerio , sowie Haplochilus- Arten, ebenso mit Barbus couchonius, während Gambusia affinis var holbroocki ganz versagte, ja beim Ausräumen des Beckens fand ich nicht einmal die Eltern- tiere vor; ob diese hinaussprangen oder ge- fressen wurden, kann ich nicht entscheiden. Eingesandt Anfang August 1908. Zur Naturdenkmalpflege. Von Rud. Z immer m a n n - Rochlitz i. S. Mit aufrichtiger Freude habe ich es immer gelesen, wenn einer unserer Vereine für Aquarien- und Terrarienkunde, über den Balimen der ur- sprünglich sich gestellten Ziele hinausgehend, auch für naturschützlerische Bestrebungen ein wenig Zeit fand und Interesse bekundete, und eintrat für den Schutz seltener oder gefährdeter Tiere und Pflanzen in unserer, vielerorts schon recht arm gewordenen deutschen Landschaft, und immer auch habe ich die entsprechenden Stellen in den Berichten in den von mir ge- haltenen Exemplaren der „Blätter“ und der „Wochenschrift“ durch einen dicken Tintenstrich für immer kenntlich gemacht. Und ganz be- sonders gross war meine Freude, als Herr Dr. B. Hermann in der „Wochenschrift“ (1909, Seite 58 f., 71 f.) die Vereine auch weiter für die Naturschutzbestrebungen zu begeistern und namentlich auch jene für ein energisches und vor allen Dingen auch öffentliches Eintreten zu 360 Rud. Zimmer mann: Zur Naturdenkmalpflege. gewinnen versuchte, die ihnen ihre Aufmerk- samkeit bisher noch nicht oder in nur geringem Masse gewidmet haben, und als nach ihm unser verehrter Herr Dr. W olterstorff (ebenda, Seite 113 f.) die Anregungen des Herrn Dr. Hermann durch eine Reihe sorgfältig durchdachter, praktischer Winke und Vorschläge ergänzte.1) Sicherlich fällt der ausgestreute Samen allüberall auf einen fruchtbaren Boden (der Dringlichkeitsantrag Deupser im „Proteus“, E.V., Breslau, der jeden- falls bereits angenommen sein wird, wenn diese Zeilen das „Licht der Druckerschwärze“ er- blicken, ist wohl einer der ersten Erfolge), hoffentlich beteiligen sich ausnahmslos alle Vereine an unseren Bestrebungen. Denn es ist nachgerade die höchste Zeit geworden, schwer Gefährdetes zu erhalten, und nur durch ein ein- mütiges, freudiges Eintreten und getreuliches Zusammenarbeiten Aller können grössere Erfolge erreicht, können bereits auf dem Aussterbeetat stehende Arten "möglicherweise noch in letzter Stunde für immer gerettet werden! Gerade auf unseren Spezialgebieten ist dies ganz besonders nötig, da ja die grosse Menge, die wohl ein Eintreten für die Vogelwelt oder eine schön- blühende Pflanze noch versteht und begreift, sofort verständnislos spottet und krittelt, wenn der gleiche Schutz auch gefordert wird für eine „hässliche“ verachtete Kröte, für eine „zwecklose“ Schnecke. — Interessieren dürfte an dieser Stelle vielleicht ein Erlass, der vor nicht allzulanger Zeit (im vergangenen Jahre) an die Eorstbeamten des Grossherzogtums Sachsen- Weimar-Eisenach ergangen ist und der zunächst allerdings nur der Vogelwelt gilt. Es heisst darin u. a.: „Von der Entwässerung kleiner, nasser und sumpfiger Stellen im Walde, sowie von der Trocken- legung von Wassertümpeln überhaupt ist möglichst abzusehen, zumal auch andere waldpflegliche Rücksichten die Erhaltung des Wassers im Walde wünschenswert er- scheinen lassen, denn gerade der Mangel an Wasser, dessen der brütende Vogel in möglichster Nähe bedarf, entvölkert ganze Waldteile von nützlichen Vögeln.“2) Und weiter wird auch ') Sonderabzüge stehen den verehrlichen Vereinen durch Herrn Dr. Hermann oder den Unterzeichneten gern zu Gebote! Dr. Wolterstorff. 2) Vergleiche im Gegensatz hierzu die Bestrebungen, die auf die Trockenlegung oder „Sanierung“ der Tümpel durch Aufgiessen von Oel zwecks Bekämpfung der Mückenplage gerichtet sind! Werden dieselben nicht häufig mehr Schaden als Nutzen bringen? Dr. Wolterstorff. das Belassen von natürlichen Hecken, Gestrüppen und Dornen an den Wegerändern, Böschungen und in den Hohlen gefordert. — Bedeutet dieser Erlass, den wir als Naturfreunde im allgemeinen schon freudig und dankbar begrüssen müssen, nicht auch einen, vom Gesetzgeber zunächst wohl überhaupt gar nicht beabsichtigten Schutz für unsere speziellen Lieblinge? Werden in jenen nassen und sumpfigen Stellen, in jenen Wassertümpeln, deren Trockenlegung möglichst vermieden werden soll, nicht die Laichplätze für unsere Lurche, die Aufenthaltsorte einer hochinteressanten, niederen Tierwelt, deren fort- schreitende Erforschung uns immer mit neuen Wundern bekannt macht und die Standorte einer interessanten Elora erhalten? Und die Hecken, Gestrüppe und Dornen an Wegerändern, Böschungen und in Hohlen: sind sie nicht Schlupf- winkel und Tummelplätze für das muntere Volk der Eidechsen, für unsere gleissenden Blind- schleichen und unsere Schlangen? Und sollte schliesslich nicht dort, wo man so verdienstvoll gerade an der Trockenlegung niemand behin- dernder, nasser und sumpfiger Stellen, an der Beseitigung aller Tümpel arbeitet, oft ein Hinweis auf eine derartige Verordnung genügen, einem unverständigen Treiben Einhalt zu tun? — Wenn ich nun auch die Erfahrung gemacht habe, dass gerade die Tierarten, denen unser Interesse in erster Linie gilt, an recht vielen Orten be- sonders schwer und fast ausschliesslich nur ge- fährdet sind durch die Gleichgültigkeit und den Unverstand der grossen Menge, durch Rohheiten und Ausschreitungen, die man ihnen gegenüber für erlaubt und sogar für besonders verdienst- voll noch hält — ich habe es häufig erlebt, wie sonst gar nicht unvernünftige Menschen sich mit dem Töten von Ringelnattern, ja selbst Blind- schleichen und Feuersalamandern brüsteten — so verkenne ich doch auch keineswegs die grossen Schädigungen, die ihnen durch wirkliche und sogenannte, dann aber überflüssige Kultur- arbeiten erwachsen. Nicht nur Herr Dr. Wolters- torff hat dafür manches Beispiel beigebracht, sondern wir können deren viele noch finden bei einem aufmerksamen Studium der „Blätter“ und der „Wochenschrift“. Und deswegen müssen wir auch alle die Schutzmassregeln, die nicht direkt unseren Lieblingen gelten, ihnen aber förderlich sein können (und das dürfte auch in der Mehrzahl der Fälle eintreten), doppelt dankbar anerkennen und nach Möglichkeit unterstützen. Ein Moment hat man meines Erachtens bei allen Untersuchungen über den Rückgang unserer Hans Geyer: Futterkorb zur Tubifexfütterung. Natur durch Kulturarbeiten bisher noch nicht ge- bührend berücksichtigt, nämlich die Frage, inwie- weit solche Arbeiten zum Untergang einzelner Ar- ten führen können, wenn man ihnen durch sie auch nicht sämtliche Aufenthaltsorte raubt. Auf dem Rochlitzer-Berge soll ehedem die Waldeidechse, die man heute hier vergebens sucht, vorgekommen sein, und wenn diese Angabe den Tatsachen ent- spricht, wenn man auf ihr Vorhandensein nicht aus der Anwesenheit der Kreuzotter geschlossen hat — noch immer spukt ja die, hier in Sachsen besonders durch den Wanderlehrer Geithe, einem sonst vorzüglichen Reptilienkenner, verbreitete Anschauung, dass dort, wo die Kreuzotter vor- kommt, auch Lac.vivipara zu finden sein muss — so möchte ich doch ihr Aussterben an einem Orte, der ihr noch manche ideale Wohnstätten bieten könnte, eben auf derartige Kulturarbeiten zurückführen. Auf dem Rochlitzer-Berg näm- lich, dessen Wald sich einst vorteilhaft aus- zeichnete durch seine herrlichen Misch- und Laubholzbestände mit einer oft reichen u’M schönen Unterwaldflora, in die noch immer der Sonne warme Strahlen eindringen konnten und die doch auch wieder eine gewisse Feuchtigkeit boten, werden diese Bestände seit vielen Jahren schon durch reine Fichtenkulturen, deren Dunkel keine Unterv/aldpllanzen mehr aufkommen lässt, ersetzt, werden konsequent alle Gebüsche und Gestrüppe, Dornensträucher usw. beseitigt und auf diese Weise viele Tier- und Pflanzen- arten, die sich einst über das ganze Gebiet des Berges verteilten, auf eng begrenzte Lokalitäten namentlich im Bereiche der mächtigen, seit altersher betriebenen Steinbrüche zusammen- gedrängt, wo sie dann ihren natürlichen Feinden und dem Menschen leichter erliegen. ]) Manche Pflanze, die ich in meiner Kindheit häufig fand, fehlt heute oder ist zum mindesten schon recht selten geworden; manchen Schmetterling, den ich als Knabe fing, sucht man heute ver- gebens und unter der höheren Tierwelt scheint namentlich der Vogelbestand mancherlei Aende- rungen erfahren zu haben, trotzdem, wie schon oben gesagt, noch manches Gebiet vorhanden ist, das ihnen Zusagen müsste. Vielleicht ist es der Waldeidechse ebenso gegangen, sie hat sich zurückgezogen in diese Gebiete und ist hier im ') Die Tatsache, dass intensivere Forstkultur namentlich die niedere Tierwelt bedrängt, steht längst fest. Das gilt selbst für Buchenwaldungen, vor allem aber dichte Fichten- und Kiefernkulturen in grossem Masse. Hier aber betreten wir ein Gebiet, wo forst- wirtschaftliche und ideelle Interessen vorerst noch oft kollidieren werden ! Dr. Wolterstorff. 361 Kampfe mit ihren Feinden, vielleicht besonders bedrängt von ihrer stärkeren und grösseren Schwester, ülqyLcic. agilis, diesen allmählich unter- legen. Immerhin sind das zunächst nur noch Vermutungen, ich bin auf diese Verhältnisse erst aufmerksam geworden, seitdem ich wieder in meine Heimat zurückgekehrt bin, und meine Beobachtungen und Untersuchungen in diesen wenigen Jahren reichen zur Abgabe eines sicheren Urteiles noch nicht aus. — Aber auch hier möglichst Klarheit zu schaffen, ist gleich- falls eine naturschützlerische Aufgabe, und vielleicht lassen sich, wenn wir die von dieser Seite drohenden Gefahren richtig erkannt haben, Mittel und Wege finden, derart bedrohte und gefährdete Arten zu erhalten. Wenn ich nun schliesslich am Ende meiner kui’zen Ausführungen noch einem Wunsche Aus- druck geben darf, so ist es der, dass auch in den „Blättern“ und in der „Wochenschrift“ über alle naturschützlerischen Bestrebungen, über alle erzielten Erfolge, vor allem auf unseren Spezialgebieten, regelmässig berichtet wird. Denn sie spornen nicht nur Vereine und den Einzelnen zu eifriger Mit- und Weiterarbeit an, sondern sie geben manchem auch ein vorzügliches Agitations- mittel an die Hand. Denn vielfach genügt ein Hinweis auf schon Erreichtes, Angeordnetes, um unsinnige Arbeiten und Handlungen an einem anderen Ort aufzuhalten oder zu beschränken. Futterkorb zur Tubifexfütterung. Von Hans G e y e r - Regensburg. Mit Abbildung. Dass der rote Bachröhrenwurm , ein ausge- zeichnetes Futter für die meisten Fische bildet, wurde an dieser Stelle schon oft erwähnt und erfreulicherweise bietet sich dasselbe an manchen Orten in reicher Fülle, so dass es wohl als Er- satz für anderes, nicht oder nur schwer zu be- schaffendes lebendes Futter (Daphnien, Mücken- larven usw.) gelten kann. Doch haftet der Verfütterung von Tubifex eine Unannehmlichkeit an, die in der Lebensgewohnheit dieser Tiere begründet ist: wirft man das zu verfütternde Quantum in das Aquarium, so verkriecht sich alsbald ein Teil, der nicht sofort von den herbei- eilenden Fischen aufgenommen werden kann, in die Sandschicht. In dieser bauen nun die Würmer nicht ebensolche Röhren, wie sie das in einer Schlammschicht gewohnt sind, um den hinteren Körperteil in schlängelnder Bewegung hervor- zustrecken; sie verkriechen sich vielmehr in der 362 Hermann Löns: Flohkrebse. Sandschicht, anscheinend in der Hoffnung auf kommende günstigere Lebensbedingungen, kalten auch hier sehr lange aus, verfehlen dabei aber natürlich ihren Zweck. Ich habe bei der Räumung von Aquarien, in denen die jungen Molche fast ausschliesslich mit Tubifex gefüttert wurden, die Sandschicht mit grossen Mengen Tubifex durch- setzt gefunden, die keinerlei Gelüste zeigten, wieder an die Oberfläche des Grundes zu ge- langen. Enthält das Aquarium eine erdige Bodenschicht und ist die deckende Sandschicht nur schwach, dann verursachen die Röhrenwürmer die bekannten unangenehmen Erscheinungen (Wassertrübungen usw.). Um diese misslichen Umstände zu umgehen, habe ich mir das neben abgebildete Futter- körbchen hergestellt. Dasselbe besteht aus einem siebartigen Pfeifendecke], der durch zwei Korke schwimmend erhalten wird. Die Korke sind ziemlich flach zu wäh- len, da sonst die Vor- richtung zum Um- kippen neigt. Durch seitlich angebrachte Rundungen, die mit dem Messer ausge- schnitten und mit der Rundfeile geglättet werden, erzielt man, dass sich die Korke gut an den Siebdeckel anschmiegen. Die Korke werden mit lieissem Paraffin ge- tränkt, damit sie sich nicht allmählich voll Wasser saugen. Ihre Befestigung am Sieb erfolgt am einfachsten durch je zwei Stecknadeln, deren Köpfe abgezwickt wurden und die dann klam- merförmig umgebogen wurden. In dieses schwimmende Sieb wird jeweils ein Klümpchen Tubifex geworfen. Die einzelnen Würmchen lösen sich dann sehr allmählich los, hängen schlängelnd einige Zeit in den Maschen und fallen dann in kürzeren und längeren Zwischenräumen zu Boden. Die Fische werden sehr bald auf diese Futtergelegenheit aufmerk- sam, ziehen sich die schlängelnden Würmer teilweise schon aus den Maschen heraus und schnappen alsobald das auf, was zu Boden sinken möchte. So verteilt sich die Fütterung auf längere Zeit, die Fische brauchen nicht so gierig zu fressen, als wenn das ihnen zu- gedachte Quantum auf einmal eingeworfen würde; es kommt dabei auch nur selten vor, dass sich ein Würmchen unbemerkt in den Grund verkriecht. Mit roten Mückenlarven habe ich noch keinen Versuch anstellen können, wahrscheinlich werden aber diese noch langsamer als die Tubifex aus dem Siebe entweichen, was entschieden nur als ein Vorteil zu bezeichnen ist. Jedenfalls wird diese anspruchslose Vorrichtung in manchen Fällen gute Dienste leisten können, z. B. auch dann, wenn an zarte Fische nur kleine Mücken- larven verfüttert werden sollen. Man wird sich dann ein schwimmendes Sieb aus entsprechend feinmaschigem Drahtgeflecht hersteilen, das nur die kleinen Larven entweichen lässt, die grösseren jedoch zurückhält. Flohkrebse. Von Hermann L ö n s - Bückeburg. Von dem einheimischen Wassergetier, soweit es ohne Mikroskop zu beobachten ist, gibt es nur sehr wenig, das ich noch nicht im Aquarium hielt. Ich bin kein schul- gerechter Aquarier, dazu habe ich zu früh damit angefangen. Einmachgläser, ge- sprungene Wasch- schüsseln, Weissbier- gläser, Käseglocken und was es irgend gab, alles musste mir von meinem sechsten J ahre ab als Aquarium dienen. Als Student hatte ich einst vierzig Aqua- rien auf einmal. Das war damals, als ich nichts als Schnecken im Kopfe hatte und weibliche Wesen nur darnach einschätzte, ob sie Verständnis für Gasteropoden hatten oder nicht; die meisten waren in dieser Beziehung unbegabt und schieden deshalb für mich aus. Nach den Schnecken im allgemeinen wurde ich Nacktschneckensonderling und hinterher Holzläuseforscher, und mit der Aquarierei war es aus. Jetzt bin ich wieder Aquarier geworden, aber mehr aus ästhetischem, als aus wissenschaftlichem Interesse, und so ist mir die Hauptsache recht schöne Bepflanzung. Finde ich draussen irgend ein Tier, was mich interessiert, so halte ich es eine Zeitlang und nach- her setze ich es wieder aus. So machte ich es auch im Spätsommer 1908 mit einem Dutzend Flohkrebse; die meisten frassen meine Zwerg weise auf, einige aber wurden klug, hielten sich im dichtesten Vallis- Literatur-Bericht. 363 neriendschungel und liebten und vermehrten sich. Sie waren heimlich, wie alte Rehböcke nach Aufgang der Jagd, wagten sich nie in das freie Wasser und hielten sich zumeist am Rande des Wasserspiegels auf, wo die Vallisnerienblätter gute Verstecke boten. Auch als ich einige von ihnen in ein anderes Glas tat, in dem ausser Schnecken keine Tiere waren, hielten sie sich Gammarus pulex, Bachflolikrebs. Vergrössert. Illustrationsprobe aus Hentscliel, „Das Leben des Süsswassers“. wochenlang an der Oberfläche des Wassers, verbargen oder versteckten sich in den Blatt- winkeln, und erst ganz allmählich wurden sie vertrauter und wagten sich in das freie Wasser und auf den Boden, um sich an den jungen Hornkrauttrieben satt zu fressen, machten auch vergnügte Hochzeitsreisen und vermehrten sich wacker. Als ich jüngst bei Totenhausen bei Minden herumradelte, fand ich einige Teiche mit üppigem Hornkraut, fischte mir eine Anzahl Ranken heraus und bepflanzte damit zwei hohe Biskuit- gläser, die sich sehr nett ausnahmen. Ein Dutzend Flohkrebse, ebensoviele Asseln, Plattwürmer und Asellus aquaticus, Wasserassel. Vergrössert. Illustrationsprobe aus Hentscbel, „Das Leben des Süsswassers“. allerlei kleines Kruppzeug war in dem Horn- kraute versteckt und wimmelte bald lustig umher. Die Flohkrebse hatten nun ein ganz anderes Benehmen als die, die in ewiger Angst vor den Rachen der Welse gelebt hatten; frisch und munter tummelten sie sich, sobald die Morgen- sonne das Zimmer erwärmte, im Wasser umher, sassen bald in der dichten Schicht von Lemna trisulca und Fadenalgen, die den Wasserspiegel bedeckt, schossen dann wild durch das freie Wasser, verkrochen sich in den Hornkrautquirlen oder trieben sich auf dem Boden umher, sehr zum Aerger der ruhigen und besonnenen Asseln, die von dem Hin- und Hergeschliipfe der Floh- krebse dann ganz nervös wurden. Mein Arbeitszimmer bat ein grosses Nord- und ein kleines Ostfenster. Wenn die Sonne in das kleine Fenster scheint, stelle ich die beiden Flohkrebsaquarien vor dieses Fenster und es ist dann vergnüglich anzusehen, wie lebendig sofort die ganze Gesellschaft wird. Das ist dann ein Auf- und Ab-, Hin- und Herschwimmen, unterbrochen durch jähes Springen und heftiges Herabschiessen; das Ende vom Liede ist dann so unmoralisch wie möglich und überall sieht man Pärchen auf der Hochzeitsreise. Infolge- dessen wimmelt es von Flohkrebsbabys, die schnell heranwachsen und infolge des wüsten Treibens um sie her bald auf verliebte Gedanken kommen usw. usw. usw. Als ich noch in Hannover wohnte, wo es Apus und Branchipus gab, achtete ich die Floh- krebse nicht; hier aber gibt es weiter nichts, und so muss ich mich damit begnügen. Es schadet auch nichts; ich habe allerlei dabei ge- lernt, und meine Raubfische sind ebenfalls der Ansicht, dass ich gut tat, Flohkrebse zu züchten, denn den ganzen AVinter lang Trockenfutter, das passt ihnen nicht, und so eine kleine ver- gnügte Flohkrebshatz das ist ein sehr bekömm- licher Sport. Und wenn ich Besuch habe von Leuten, die die Natur wenig kennen, so erregen meine Duodezkrebse stets viel Interesse; Bartwelse und dergleichen hat jeder schon einmal gesehen, „so’ne Tiere“ aber noch nie. Literatur-Bericht Das Leben des Süsswassers. Eine gemeinver- ständliche Biologie von Dr. Ernst Hentschel. Mit 229 Abbildungen im Text, 16 Vollbildern und einem farbigen Titelbild. München 1909. Ernst Reinhardt, Verlagsbuchhandlung. Preis gebunden Mk. 5.—. Das Thema wird in diesem Buche in ganz aparter Weise angefässt. Nicht Einzelbiologien liefert der Verfasser, sondern er richtet seinen Blick auf das Ganze, sucht überall die grossen Richtlinien heraus- zuarbeiten und die Einheit alles Lebendigen an Tieren und Pflanzen nachzuweisen. Dazu dienen ihm wesent- lich die vergleichenden Exkursionen in den Kapiteln über Bewegung, Atmung, Ernährung, Schutzeinrich- tungen und Fortpflanzung, wobei man überall den redlichen Willen merkt, auch mit dem Rüstzeuge der Physik an die Biologie heranzukommen. Das ist bis 364 V ereins-Nachrichten. Für die Schriftleitung verantwortlich : In Deutschland: Dr. W. Wolterstorff, Magdeburg-Sudenburg; in Oesterreich: Dr. P. Kämmerer, Wien II/2. Bücher- und Zeitschriftenschau. Naturwissenschaftliche Jugend- und Volksbiblio- thek. Verlagsanstalt vorm. G. J. Manz, Regens- burg. Band 49/50. Die Sängerin der Nacht. Von Ed. Boode. Preis broschiert Mk. 2.40, elegant ge- bunden Mk. 3.40. (Die Nachtigall.) Band 51. Blunienmärchen und Pflanzenlegenden. Von Joh. Bendel. Broschiert Mk. 1.20, elegant ge- bunden Mk. 1.70. Band 52. Auf dem Flugrad durch Nordtirol. Von P. Vital Jäger O. S. B„ Professor. Mit 26 Illustra- tionen, 18 Profilen und Karten. Broschiert Mk. 1.20, elegant gebunden Mk. 1.70. Die Larven der in Ungarn einheimischen Ba- trachier. Von Stefan Bolkay. Sonderabdruck aus Annales Musei Nationalis Hungarici. Band VII. 1909. (Ungarisch und deutsch). Mit 2 Tafeln und 6 Text- figuren. jetzt in unseren bekannteren Lehrbüchern nicht in genügendem Masse geschehen, obgleich es ohne Zweifel von der höchsten Wichtigkeit ist, mit der rechnenden und wägenden Naturwissenschaft (Physik und Chemie) den biologischen Fragen nahe zu treten. Der Text ist klar und flüssig, in einem leicht lesbaren Deutsch ge- schrieben. Auf Seite 196 würden wir aber doch vorschlagen, den Plural von „Laich1' nicht „Laichen“ zu bilden, son- dern dafür lieber „Laicharten“ oder „Laich- pakete“ zu setzen. Die Abbildungen sind sehr zahlreich und instruktiv und geben nur zu wenigen Ausstellungen Veran- lassung. Auf Tafel V z. B. würden wir lieber ein Bild sehen, welches die Gelb- randlarve von der Seite zeigt, damit die charakteristische Haltung mehr hervor- tritt ; in Figur 93 ist die Stellung der Füsse von Ranatra linearis wenig der Natur entsprechend. Die Bilder auf Tafel VII würden wohl besser durch andere ersetzt, zumal das linksseitige , da man wirklich ohne Unterschrift die dargestellten Ge- genstände nur schwer erkennen kann. Tafel X (unten) soll einen sumpfigen Waldgraben mit Wasseraloe und See- rosen zeigen. Der Beschauer muss aber einen ganz besonders guten Willen ent- wickeln, da kaum die Blätter der Nuphar luteum zu erkennen sind. Man muss natür- lich hierbei den billigen Preis berück- sichtigen, für den das Buch in den Handel gebracht wird und kann nicht überall erstklassige Illustrationen verlangen. Viel- leicht bessert der Herr Verfasser aber bei einer zweiten Auflage seines inhaltlich so vorzüglichen Lehrbuches den Bilder- schmuck dort noch etwas, wo er noch nicht auf der Höhe steht, damit Inhalt und Illustration gleichwertig erstklassig erscheinen. — Referent kann dieses Werk allen Naturfreunden aufs angelegentlich- ste zur Anschaffung empfehlen und hält es für selbstverständlich, dass alle unsere Vereine dasselbe als eisernen Bestand ihrer Bibliothek einverleiben. Den Herrn Verleger möchten wir aber auch bitten, nicht diesen hellen, so leicht schmutzen- den Einband zu wählen, denn der „Hent- schel“ soll ein Gebrauchsbuch werden und muss als solches in seiner äusseren Umhüllung nicht so empfindlich auf jedes Stäubchen reagieren. Dr. Deupser, Deutscli-Lissa. Hecht ( Esox lucius). Aufnahme von Johnson. Illustrationsprobe aus Hentschel, „Das Leben des Süsswassers“, Triton vulgaris L. subsp. typica, j im Hochzeitskleid. Aufnahme von Johnson. Illustrationsprobe aus Hentschel, „Das Leben des Süsswassers“. Vereins-Nachrichten Unter alleiniger Verantwortung der Herren Einsender. Breslau. Aeltester Breslauer Verein für Aquarien- und Terrarienkunde „Proteus“, gegr. 1900. Sitzung vom 12. Mai 1909. Nach Eröffnung der Sitzung gelangt die in dem letzten Protokoll des „Proteus“ E. V. erwähnte be- absichtigte Namensänderung zur kurzen Besprechung. Es wurde von dem Vereinsbeschluss des „Proteus“ E. V. Kenntnis genommen. — Bei Besprechung der neuen Eingänge usw. erwähnt Herr Scupin unter anderem das neu erschienene zoologische Wörterbuch von Prof. Dr. Ziegler als überaus beachtenswert; er em- pfiehlt es zur Anschaffung für unsere Bibliothek, zumal der Betrag von Mk. 9. — als sehr preiswert zu bezeichnen ist. — Die Versammlung nimmt ferner von der Dedikation einer grösseren Anzahl von Separaten Vereins-Nachrichten. 365 verschiedener Arbeiten des Herrn Dr. Kämmerer Kenntnis und spricht Herrn Dr. K. für seine Liebens- würdigkeit ihren ergebensten Dank aus. — Den grössten Teil der Vereinssitzung nahmen die Vor- bereitungen zu unserer Aquarien- und Terrarien-Aus- stellung ein. Mit Vergnügen und Befriedigung haben wir konstatieren können, dass bereits die Zahl unserer jetzigen hiesigen Aussteller die der früheren Aus- stellung des „Proteus“ im Jahre 1907 (einschliesslich der damaligen auswärtigen Aussteller) bedeutend überschritten hat. — Zu der Diskussion über das Thema: „Wolkye, Trübungen im See- und Süsswasser- Aquarium“ weist Herr Scupin darauf hin, dass der- artige Erscheinungen wohl ausschliesslich auf Bak- terienbildungen zurückzuführen sind, eine Ansicht, der sich unserVorsitzender sowohl, wie eine grössere Anzahl Mitglieder auf Grund eigener Erfahrungen durchaus an- schliessen. — Der Verein übernahm zum Verschleiss der Loose der Gartenbau- Ausstellung vorläufig 200 Loose, die sofort unter die anwesenden Mitglieder zur Verteilung gelangten. — Als Preisrichter für unsere Ausstellung wurden vier Herren gewählt, unter anderem unser früherer langjähriger erster Vorsitzender Herr Oberlehrer Neutschei. — Zum Schluss demonstriert Herr David zehn Arten von Schwimmpflanzen, während Herr Scupin auf die neuen Anschaffungen des Zoologischen Institus der hiesigen Universität für die Seewasseraquarien hinweist und den baldigen Besuch mit Rücksicht auf die wirklich schönen Sachen angelegentlichst empfiehlt. — Zu unserem letzten Bericht über unsere Exkursion am 2. Mai 1909 wollen wir nicht unerwähnt lassen, dass sämtliche Exemplare von Apus bis auf 3 Stück sich bei mehreren Herren (Höflich, Blitz, Kuntz) bis heute ge- halten haben. Bei der sich anschliessenden Diskussion schildert Herr Scupin auf Grund eigener praktischer Erfahrungen, wie Apus zu wiederholten Malen Brau- cliipus in Wohlgefallen verspeist hat; desgleichen be- spricht Herr Scupin in eingehender Weise die Be- fruchtungsvorgänge bei mehreren Pärchen Branchipus. I. A.: Dziembowski, I. Schriftführer. Dresden. „Wasserrose“. Versammlung vom 17. April. ') Verlesen der letzten Niederschrift, Bekanntgabe der Eingänge. Herr Fliessbach zeigt zirka ein Dutzend lebende Exemplare von Apus vor, die er an der be- kannten Fundstelle im Seidnitz-Grunaer Wiesengraben entdeckt hat. Der Kruster ist seit einer längeren Reihe von Jahren in diesem Frühjahr erstmalig wieder in grösserer Anzahl aufgetreten. Verschiedene Herren beabsichtigen, Daphnienzucht nach den in der „W.“ von mehreren Autoren als günstig hingestellten Resultaten dieses Jahr in grösseren Kübeln zu ver- suchen. Ueber den Erfolg werden wir zu gelegener Zeit an dieser Stelle berichten. Die von Kindel & Stössel in den Handel gebrachten Perfekt-Bunsen- brenner werden durch den Unterzeichneten demon- striert. Die Brenner arbeiten tadellos, nur sind sie als Neuheit nicht anzusprechen, da Brenner in dieser Ausführung bereits vor zehn Jahren für Acetylen bekannt waren. Zur Mitgliedschaft ist angemeldet Herr Kaufmann Sander, Freibergerstrasse 53. Herr Volbrecht teilt hierauf mit, dass die Verhandlungen mit dem Grundstückeigentümer bezw. Pächter, auf dessen Grundstück in Tolkewitz der von uns ins Auge gefasste Futtertümpel gelegen ist, zu dem ge- deihlichen Abschluss gelangt sind und der Verein das Gewässer in Pacht erhalten hat. Herr Teichmann erklärt sich bereit, einige gedruckte Warnungsplakate zu stiften. Auch der in Boderitz gelegene Tümpel ist vom Verein endgültig gepachtet worden. Hier erklärt Herr Jahn, die Aufsicht übernehmen zu wollen, während Herr Stein Warnungstafeln stiften will. Allen Herren an dieser Stelle besten Dank. Schnelle Ge- burtsfolgen hat Herr Fliessbach bei einem Weibchen von Poecilia reticulata Pet. beobachtet. Kaum zwei Tage im Besitz des Pflegers warf das Tier einige Junge, denen nach bereits drei Wochen abermals l) Eingang 30. Mai. eine Anzahl folgte. Eine Rundfrage, wie die von Henkel bezogenen Pflanzen bei den verschiedenen Herren gedeihen, ergibt im allgemeinen zufrieden- stellende Resultate, wenn auch zugegeben werden muss, dass gewisse Arten nur in wenig zufrieden- stellender Weise oder gar nicht sich den Verhält- nissen im Aquarium anpassen konnten und ein- gingen. — In Heft 15 der „Blätter“, Seite 235 und folgende, führt A.Zezula-Pragin längeren Ausführungen Gegenbeweise ins Feld, dass Fische im Aquarium sich nicht spiegeln können. Abgesehen davon, dass möglicherweise ein Bemerken oder Betrachten des eigenen Spiegelbildes für den Fisch aus den an- geführten Gründen nicht stattfinden kann , sind Spiegelungen im Aquarium dennoch keineswegs aus- geschlossen und rufen solche Vorgänge oftmals Täusch- ungen der Fische hervor. Wir haben z. B. bei Zahn- karpfen, bei Cichliden und anderen wiederholt während der Fütterung der Fische die Beobachtung gemacht, dass die Tiere beim Einbringen von Regenwürmern in einzelnen Stücken, bei Schabefleisch oder roten Mückenlarven durch das Spiegelbild der unter- sinkenden Nahrung getäuscht wurden und statt nach dem wirklichen Bissen zu schnappen, an der Scheibe herabgingen, immer vergeblich bemüht, das sinkende Stück Nahrung zu erhaschen. Oft blieb das Stück liegen, mitunter wurde es auch im letzten Augenblick vom Fisch noch gesichtet und aufgenommen. Es ist daher keineswegs ausgeschlossen, dass unter gewissen Lichteinfallwinkeln der Fisch sein eigenes Spiegel- bild an der Scheibe bemerkt, allerdings mit der Ein- schränkung, dass er dicht an der Scheibe oder nicht in weiter Entfernung von ihr sich befindet. P, Engmann, Schriftführer. Elberfeld. „Wasserrose“. Bericht der Sitzung vom 28. Mai 1909. Die Eingänge wurden verlesen und erledigt Dann führte Herr Stelzmann den ihm übersandten Tropf- durchlüfter von Becker ■ Karlshorst vor. Derselbe funktionierte vorzüglich und ist für eine kleine Durch- lüftung (ein bis zwei Becken) namentlich wegen des billigen Preises als sehr gut zu empfehlen. Interessenten wird Herr Becker gern seinen Prospekt mit näherer Beschreibung übersenden. Der Durchlüfter verbrauchte an diesem Abend während zwei Stunden zirka 1/t Liter Wasser, während die Luftbläschen dem Ausströmungs- körper fortwährend gleichmässig und reichlich ent- strömten, so dass das durchlüftete Becken alsbald mit kleinen Bläschen übersät war. — Herr Dr. Heiners- dorff erstattete alsdann Bericht über Besuche bei Berliner und Magdeburger Fischzüchtern, wo er manch neuen und interessanten Fisch gesehen hatte, nament- lich die Anlage Conradshöhe (Kuhnt) scheint nach dem Bericht des genannten Herrn sehr auf der Höhe zu sein, sowohl bezüglich der Anlage als auch des Fischbestandes. Vertreten waren ausser den letzten Neuheiten noch die selteneren Fische von Periophtal- mus Koelreuteri, Pantodon Buchholzi, Polyceutropis ab- breviata, Fundulus bivittatus usw. Interessant war noch die Mitteilung über die im Museum für Meeres- kunde gesehenen, mitAlkohol gefüllten und präparierten Tieren besetzten Aquarien, welche durchaus den Eindruck eines natürlichen Aquariums machen. — Herr Schoenebeck erstattete dann noch Bericht über seinen Besuch bei Dresdener Züchtern, welche eben- falls keine Mühe und Kosten scheuen, um auf der Höhe zu bleiben. — Zu Punkt „Ausstellungsangelegen- heiten“ konnte die erfreuliche Mitteilung gemacht werden, dass die Stadt uns als Beitrag zu unserer Ausstellung Mk. 200. — zur Verfügung gestellt hat, trotz der augenblicklich ungünstigen Finanzlage ein erfreuliches Zeichen von Interesse bei unserer Ver- waltung für unsere Bestrebungen. — Unserem Vor- sitzenden ist es gelungen, bei der unser Plakat aus- führenden Firma für die ausgeworfenen Mk. 250. — 325 Plakate zu erhandeln. Die Offerte über das Aufkleben derselben in unserer Stadt und Umgegend, sowie verschiedene Punkte und eine Offerte eines Mitgliedes über Ausstellungsabzeichen wurden an die Kommission zur Vorberatung verwiesen. — Zum 366 Vereins-Nachrichten. Schluss gelangte ein Pärchen Platypoecilia maculatus von Schmidt & Kropac gestiftet, zur 20 Pfg. -Verlosung. Ergebnis Mk. 3.60. "Besten Dank den Spendern. — Es erfolgte noch Bestellung auf Jahrgang V der Mandelschen Jahrbücher. — Aufnahmeantrag stellt Herr Otto Kersten, hier, Flensburgerstrasse 61 M- — Aufgenommen wurde Herr Amtsrichter Dr. Brandis. Der Vorstand. Magdeburg. „Aqaaria“, Versammlung vom 4. Mai 1909. *) Die gutbesuchte Sitzung wurde in der Hauptsache von dem jetzt aktuellen Thema „Zuchtfragen“ be- herrscht. Fast Hessen sich garniclit genug Antworten auf die von vielen Seiten gestellten Fragen finden. Speziell entspann sich eine lebhafte Diskussion nach der Verlesung eines Aufsatzes aus den „Blättern“ über Raubjäger. Zu verdammen ist es, wenn der Liebhaber die Kanne übervoll mit Daphnien ladet und nur einen Bruchteil davon gebraucht, oder wenn er alle möglichen Wasserpflanzen aus den Tümpeln reisst, um vielleicht nur einen Stengel einer besonderen Art zu erobern. Die Aquatiker nehmen immer mehr und mehr zu und der Vorrat in der Natur verringert sich durch den unvernünftigen Gebrauch zusehends. Lebendes Fischfutter lässt sich heute nur noch schwer und spärlich auftreiben, und wundervolle Gewässer, die früher voll prächtiger Wasserflora waren, sind durch fanatisches Um- und Aufwühlen für längere Zeit fast vollständig ruiniert. Wenn die Natur uns erfreuen soll, so müssen wir auch deren Wert schätzen lernen und nicht unverständig zertrümmern, was Jahre zum Werden brauchte und das unzählige Menschen schon entzückte. Schutz der Natur; wir schulden es ihr. Beachten wir diesen Satz nicht, so werden die folgenden Menschengenerationen schwer unter dem Fluche zu leiden haben, den die heutige Welt ver- schuldet hat. Versammlung vom 18. Mai 1909. Nicht immer lässt sich sagen, dass eine solche rege Diskussion vorhanden gewesen wäre, wie nach dem Vortrage des Unterzeichneten „Die Sinne der Fische“. Wohl denn gerade darum, weil sich selbst die exakte Wissenschaft über die vorhandenen Sinnes- organe der Fische noch nicht im Klaren ist, war es für uns interessant, Beobachtungen und Erfahrungen auszutauschen, die auch für den Gelehrten Interesse gehabt hätten. Als Sinne der Fische könnte man nach dem Vortrage und der Diskussion bezeichnen: Gesicht, statt Gehör = Gesicht (der Fisch fühlt die Schallwellen) , statt Geruch = Witterungsvermögen, Geschmack. Wenn die am Himmelfahrtstage ausge- führte Exkursion auch nicht eine echte Tümpeltour war, so war sie doch als ein fröhlicher Ausflug der Vereinsmitglieder und — na, ein Tag im Jahr ist den Aquatikern frei und sie amüsieren sich auch einmal gern in corpore bei Trank und Tanz, zumal wo das Wetter so beispiellos schön war. — Der Aufsatz „Ein Vorschlag“ von M. Ziegelei- in der „Wochenschrift“ ist nur mit Bravo zu begrüssen und wird manchem Aquatiker aus der Seele geschrieben sein. Wenn man bedenkt, welche unmöglichen, schwerverständlichen, lateinischen Fischbenennungen existieren, an denen ein Anfänger erst jahrelang Sprachübungen leisten muss, so muss der Einsichtsvolle dem Vorschlag bei- stimmen. Wieviel Vereinsberichte, Aufsätze, Beiträge usw. werden zusammen gestoppelt mit lateinischen Benennungen aus allerhand Büchern, ohne dass oft der Autor weiss, was das Geschriebene bedeutet. Mögen die Aquarien- pardon Schauglasvereine den Vorschlag beherzigen und unserer Muttersprache zu dem Rechte verhelfen, das ihr gebührt und nicht mit unverständlichem Latein umherwerfen, das den Anfänger nur abschreckt und demnach unserer Sache mehr schadet denn nützt. Wilhelm Rolle. Stuttgart. „Verein der Aquarien- und Terrarien- freunde“. Am 6. Mai sprach Herr Professor Klunzinger im Beethovensaal der Liederhalle über »Wasserin- Dr. Wolterstorff. sektenundderenEin rieht ungfür das W asser- leben“. Nach kurzer Schilderung des allgemeinen Baues und der Entwicklung der Insekten wurde eine Uebersicht über die Abteilungen derselben gegeben mit Hervorhebung der Formen, welche in, auf und an dem Wasser leben. Jede „Ordnung“ liefert einen Beitrag. Von der niedersten flügellosen Ordnung findet man einen winzigen „Springschwanz“ ( Podura ) häufig an der Oberfläche stehender Gewässer, auch an Aqua- rien. Den grössten Beitrag liefern die Netzflügler (Neuroptera) in ihren Larven: die Wasserjungfern, die Eintagsfliegen und Lolde (Perla), von Netzflüglern mit Puppenstadium: Die Köcherfliegen ( Phryganiden ) und W asserflorfliegen ( Sialis ). Von den Schnabelkerfen oder Wanzen leben auch viele erwachsene Arten noch im Wasser als „Wasserwanzen“ und auf dem Wasser als Wasserläufer. Von den Käfe rn gehören zu den Wasserinsekten die Schwimmkäfer (Dytiscus), die Taumelkäfer {Gyrinus), die Kolbenwasserkäfer (Hydrophilus), sowohl als Lar- ven, als auch im erwachsenen Zustand. Am Ufer und im Schlamm leben die Schlammkäfer ( Pärnus ) und Uferkäfer ( Elaphrus ), am Schilf die Rohrkäfer (Donacia) die Larven der letzteren unter Wasser. Von den Zweiflüglern finden wir eine Anzahl von Mücken oder Langhörnern, deren Larven oder beweg- liche Puppen im Wasser leben, so die Stechmücke (Culex), die Büschelmücke ( Corethra ) mit durchsich- tigen, wasserklaren Larven, die Zuck- oder Federmücke ( Chironomus ) mit ihren meist blutroten Larven, den „Schlammwürmern“, die Kriebelmücken ( Simulia ). Unter den Fliegen oder Kurzhörnern leben im Wasser die weichen Larven der Wasserbiene (Eristalis) als sogenannte „Rattenschwanzlarven“ und die hornigen der Waffenfliege (Stratiomys) mit teleskopartig ein- und ausziehbaren Ringeln. In tierischen Flüssigkeiten leben parasitisch die Larven der Dasselfliegen (Oestrus). Unter den Schmetterlingen gibt es nur sehr wenige „Wasserschmetterlinge“. Von einer Art (Acen- tropus) hält sich das fast flügellose Weibchen und die Larve und Puppe unter Wasser auf, auch die Larve von Hydrocampa, eines Zünslers. Von den Ad er f lüglern (Hymenopteren) ist nur ein Fall bekannt, wo eine Schlupfwespe (Agriotypus) eine festsitzende Köcherfliegenlarve (Silo) bewohnt. Die Eier der Wasserinsekten reifen teils unter, teils über Wasser ebenso die Puppen. Nachdem in der Pause diese Wasserinsekten in zahlreichen trockenen oder Weingeistexemplaren aus der Sammlung der Technischen Hochschule vorgezeigt waren, wurden im zweiten Teil des Vortrag die Ein- richtungen derselben für das Wasserleben („Anpas- sungen“) an der Hand von Tafeln besprochen. Jene beziehen sich 1. aut die allgemeine Gestalt, welche teils bootartig breit ist, wie bei den Wasserkäfern und Wasserwanzen (die Rückenschwimmer gleichen einem Kielboot), teils wurmförmig, wie bei den meisten Larven, 2. auf die Bewegung mittels Ruderfüssen oder durch Schlängelung und Schnellen, 3. auf den Schutz gegen äussere Unbilden, wie Feinde, Stoss, besonders Wellen und Strömung. Dazu dient: starke Hornbildung(Wasser- käfer), Gehäuse (Köcherfliegen) in äusserst mannig- faltigen Formen, Verbergen unter Steinen, Anschmiegen in Sand und Schlamm, Gänge in Algenpolstern und Kalkinkrustationen auf Steinen, wodurch die soge- nannten Furchen- oder Hirnsteine entstehen, wie man sie am Bodensee findet. Andere hängen sich an Wasser- pflanzen oder beschweren ihre Gehäuschen an den Seiten mit. Steinclien (Goeta). Gegen Beschmutzung durch Schlamm dienen Behaarung, Röhrenbildung, Gänge und Gehäuse: Schlammwürmer, Schlammkäfer, z. B. der vom Vortragenden wieder aufgefundene Hetero- cerus mit lochmuschelartigem Larven- und Puppen- gehäuse. 4. Als Schutzfärbung und Nachahmung der Umgebung oder des Grundes : hierher die wasserklaren, glasartigen Larven der Büschelmücke, die schlamm- farbigen Wasserwanzen und Libellenlarven, besonders aber die den Grund der Gewässer nachahmenden, ■) Eingang — versehentlich — 26. Mai. Vereins-Nachrichten. 367 aus Sandkörnern, Kieseln, Schneckenschalen, Rinde, Blättern, Stengeln und allerlei Abfällen zusammen- gesponnenen Gehäuse der Köcher fliegen. 5. Anpassungen in der Art der A tmung, die be- deutendsten und wichtigsten. a) Alle L u f 1 1 ö c h e r (Stigmen) bleiben offen ( Holop • neusta), wie bei den Luftinsekten, Hieher die am Ufer oder auf dem Wasser lebenden oder nur kurze Zeit, z. B. zur Eiablage, unter das Wasser tauchenden In- sekten, aber auch viele, welche längere Zeit, 1 — 30 Mi- nuten untertauchen, wie die Wasserkäfer, Wasser- wanzen, manche Schlammkäfer. Dies drei letzteren müssen dann aber von Zeit zu Zeit einige Sekunden lang an die Oberfläche, um neue Luft aufzunehmen, als Vorrat unter das Wasser mitzunehmen und all- mählich zu verbrauchen. Dies geschieht meistens mittelst eines Haarfilzes, welcher die Luft haften macht : so bei den Schlammkäfern, Wasserwanzen, Kolben- wasserkäfern, Taumelkäfern, oder durch Aufnahme der Luft unter die leicht gelüfteten und dann luftdicht sich anlegenden Flügeldecken wie bei den Schwimm- käfern. Die Luftaufnahme geschieht bald mit der Hinterleibspitze, bald von vorn mit den behaarten Fühlern, wie bei den Kolbenkäfern, Einige Wasser- wanzen ( Nepa , Ranaträ) haben ausser den seitlichen Stigmen noch ein lange Atemröhre hinten. Merkwürdig ist das Verhalten der Larven der Wasserschmetterlinge und der Rohrkäfer, welche die Gewebe der Wasserpflanzen öffnen und die in den- selben befindliche Luft atmen. Auch das kurz ge- flügelte Weibchen vom Acentropus kann lange unter Wasser leben. Ganz eigentümlich ist die Ermöglichung des Lebens unter Wasser bei der schon erwähnten Schlupfwespe, welche einen riemenartigen Fortsatz hervorsprossen lässt, der wohl zum Atmen dient. b) Von den Luftlöchern bleibt nur ein Paar offen, das auf einer „Atemröhre“ sitzt, und zwar meist hinten (MetapDeusta), so bei der Larve der Stechmücke, der Wasserbiene und der Wasserfliege, bei Larven von Wasserkäfern; oder vom Propneusta, wie bei der be- weglichen Puppe der Stecli- und Büschelmücke. Auch diese Tiere müssen zum Atemholen von Zeit zu Zeit an die Wasseroberfläche. c) Alle Stigmen sind geschlossen oder fehlen (Apneusta). Dann geschieht das Atmen entweder durch die dünne, zarte Haut überhaupt: Hautatmung, wie bei manchen Mücken oder jungen Köcherfliegen- larven, oder durch besondere zarthäutige, tracheen- reiche hohle Hautfortsätze: die Tracheenkiemen. Letztere kommen bei zahlreichen Larven, von Wasser- insekten, besonders bei den Netzflüglern, auch den Taumelkäfern, vor, in Form von Fäden, Büscheln Blättchen mit oft schwingender Bewegung, 1—2 jeder seits oder an verschiedenen Stellen des Rumpfes. d) Stigmen und Tracheenkieme, also eine Doppel- atmung haben die Larven der Wasserjungfern, welche auch noch einen besonderen Fangapparat, die soge- nannte „Maske“ in ihrer Unterlippe besitzen. Sie können nach Belieben im Wasser bleiben oder auch ausser dem Wasser atmen. Die Tracheenkiemen der Libellen befinden sieh bei einigen im Hinterdarm (Darmatmung) als drei tracheenreiche Wülste, oder in Form von drei Blättchen am hinteren Körperende: „Schwanzkiemen“, oder von seitlichen Blättchen. Aehnliche Doppelatmung zeigen auch die Larven einiger Schlammkäfer (Elonis) und der Dasselfliegen mit eigentümlicher Stigmenplatte. e) Blutkiemen (Kiemen ohne Tracheen), wie bei den Krebsen und Fischen, wo die im Wasser ge- löste Luft direkt ins Blut gelangt, scheinen die After- schläuche der Schlammwürmer und einiger Köcher- fliegenlarven, sowie die Schwanzborsten der Eintags- fliegenlarven zu sein. Wien. „Lotus“. Bericht der Sitzung vom 18. Mai 1909. ’) Eröffnung der gutbesuchten Sitzung durch Herrn R. Poltz. Futtertümpelangelegenheit. Der Weiher 0 Eini^egangen 22. Mai 1909. Nachdem die „Wochenschrift“ vor- stehenden Bericht anstandslos abdruckte, liegt auch für uns kein An- lass zum Schweigen mehr vor. Doch enthalten wir uns, mit den Verhält- nissen nicht näher bekannt, jeder Stellungnahme Dr. Wolterstorff wurde Sonntag, 16. Mai von Herrn Fischer dem Vereine übergeben, und erklärt sich Herr Menz bereit, die weitere Einrichtung, Besetzung, Fütterung der ein- gesetzten Daphnien in dankenswerter Weise zu ver- anlassen. Wir wollen gleichfalls die von verschie- denen Autoren in „Natur und Haus ‘, sowie in der „Wochenschrift“ niedergelegten Erfahrungen uns zu- nutze machen und werden wir hierüber später be- richten. In der Wiener Umgebung kommen zweierlei gefärbte Varietäten der Daphnie vor, während die bis blutrot gefärbte Art von allen Fischen leidenschaft- lich gefressen wird, verschmähen unsere Lieblinge die weissen (farblosen) bis grünlich gefärbten voll- ständig, hält man nun diese Daphnien einige Tage in Behältern, deren Boden mit mooriger Erde oder Torfmull bedeckt ist, so nehmen die Tiere eine röt- liche bis rote Farbe an, und werden dann anstands- los von allen Fischen mit der gleichen Gier gefressen, wie die in der Natur vorkommenden roten Daphnien. Zur erfolgreichen Zucht von Daphnien in kleinen Behältern, als Aquarien oder Bottichen, ist es sehr vorteilhaft, Regenwasser zu verwenden, oder was die gleichen Dienste tut, altes Aquarienwasser, während unser Hochquellen wasser durch seinen hohen Kalk- gehalt schlecht zu verwenden ist, und die Erfolge lange hinter denjenigen mit kalkarmen Wasser zurück- stehen. Das Resume von Herrn Dr. Ziegelei- in der „Wochenschrift“ befremdet uns in hohem Masse; ohne Herrn Dr. Ziegelei- in irgend welcher Art und Weise nahe treten zu wollen, denn dieses liegt uns ferne, können wir ihm den Vorwurf leider nicht er- sparen, nur nach einem einseitigen Bericht referiert zu haben; sind ihm denn unsere Berichte, Aufsätze unserer Liebhaber und in letzter Linie der Ausstellungs- bericht über unsere vorjährige Ausstellung von Dr. Kämmerer und Reitmayer ganz entgangen? Wir nehmen ganz entschieden Stellung gegen die An- schauung im Reiche, dass die Aquarienkunde bei uns noch in den Kinderschuhen stecke; dass der öster- reichische Liebhaber gezwungen ist, seinen Bedarf an Fischen und Pflanzen in Deutschland zu decken, liegt in der Natur der Sache, da es hier in Oesterreich noch an leistungsfähigen Geschäften dieser Branche fehlt; das Ausschweigen der einzelnen Liebhaber über ihre Erfolge steht mindestens im gleichen Verhältnis wie in Deutschland, dass es bei einer grösseren Ver- breitung der Aquarienkunde, wie sie in Deutschland ist, im Verhältnis grösser sein muss, als hier bei uns, liegt klar auf der Hand. — Und dass der Liebhaber seine Erfahrungen, wenn er sie zu Papier bringt, lieber in einer deutschen Zeitung veröffentlicht, liegt nicht zum mindesten an den eigenartigen Verhält- nissen, welche unsere österreichischen Liebhaber- zeitungen sich selbst geschaffen haben. Wir werden ja noch heuer unseren deutschen Brüdern zeigen, was die österreichischen Aquariker leisten können, und wäre es uns eine sehr grosse Freude, eine Reihe von deutschen Liebhabern anlässlich unserer Aus- stellung als unsere lieben Gäste in Wien begrüssen zu können. Wir werden dann beweisen, dass Herr Dr. Ziegelei-, wie wir annehmen dürfen, sein Urteil, geschöpft aus der etwas einseitigen Schilderung eines Oesterreichers , der die ganzen Verhältnisse mehr von dem Standpunkte des Kaufmannes angesehen hat, ändern wird. — Aus der Liebhaberei. Frau Gräfin Castell teilt mit: ein Paar Geopliagus taeniatus, das Männchen beträchtlich grösser als sein Ehegespons, musste getrennt werden, da das schwächlichere Mutter- tier grausam misshandelt wurde. Die Trennung wurde im selben Aquarium, dass sich die Tiere sehen konnten, durch eine Glasscheibe vorgenommen. Nach einiger Zeit begannen beide Tiere ein sehr fleissiges Gruben- auswerfen. Die Dame wollte die Tiere nun zusammen- setzen, aber durch Verhinderung unterblieb dies diesen Abend, und beim Nachsehen am nächsten Morgen gewahrte man, dass das Weibchen abgelaicht hatte, und das Männchen die Befruchtung von der anderen Seite der Scheibe vornahm. Da die Eier in der Mitte der Scheibe abgelegt waren, waren sie unbefruchtet und verpilzten ; nach einiger Zeit wurden die Tiere wieder zusammengesetzt, mussten jedoch wegen Beis- 368 Vereins-Nachrichten. — Ausstellungskalender. sereien bald wieder getrennt werden. Das gleiche Spiel wie zum ersten Male, Grubenbau und Ablaichen, das Männchen in der einen Abteilung, das Weibchen in der anderen Abteilung, nur mit dem Unterschied, dass der Laich diesmal nicht in der Mitte der Scheibe, sondern zirka 8 cm vom Rande entfernt war. Die Scheibe wurde nun in einen anderen Behälter getan, wo sich die Eier, trotzdem sie nicht direkt befruchtet wurden, sondern das Sperma nur durch den schmalen Spalt zwischen Einstellscheibe und Aquarienwand durchdringen konnte, entwickelten. Die Scheibe wurde entfernt und in ein durchlüftetes Becken ge- stellt, die Entwicklung ging glatt vor sich und wurden die ausschlüpfenden Jungen, noch halb in der Eihülle steckend, von Schnecken, welche sich im Behälter befanden, gefressen. Von der ganzen Brut konnten nur fünf gerettet werden, von denen im Laufe der Zeit drei noch eingingen, zwei Stücke jedoch sind heute schon U/2 cm gross und wohlentwickelt. Der Vorstand. Ausstellungskalender Steht den verehrlichen Vereinen kostenlos zur Verfügung. Alle näheren Angaben sind natürlich in den Inseratenteil zu verweisen 1 Elberfeld. „Wasserrose“. Vom 17. — 26. Juli 1909 im „Weissen Saal“ der Stadthalle, Johannisberg. Rixdorf. „Trianea“. Vom 14. — 22. August im „Deut- schen Wirtshaus“, Bergstrasse 136/187. Berlin. „Verein der Aquarien- und Terrarienfreunde“. 21. — 30. August, in „Wendts Prachtsälen“. Hamburg. „Rossmässler“. 22.-29. August, in „Ham- monia“, Besenbinderhof. Stuttgart. „Verein der Aquarien- und Terrarien- freunde“. 11. — 19. September. „Gewerbehalle“. Adressentafel der Vereine.1) Görlitz. „Aquarium“. Vereinslokal: Beckers Restau- rant, Jakobstrasse 29. Sitzungen alle 14 Tage und zwar Freitag, 9 Uhr abends. An den dazwischen liegenden Freitagen: Vorstandssitzung. Briefadresse: Dr. Finster. Vorsitzender, Hospitalstrasse 31. Graz (Steiermark). „Neptun“. Vereinsheim: Körens Weinstube, Kaiser Josef-Platz. Zusammenkunft jeden Freitagabend. Briefadresse: A. Meuth, Liebenau 161 bei Graz. Halle a. S. „Daphnia“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde (E. V). Vereinshaus: Dresdener Bier- halle am Kaulenberge. Sitzungen alle 14 Tage Frei- tags. Adresse: K. Poenicke, Herderstrasse 12 1 Halle a. S. „Hallisclier Verein der Aquarien- und Terrarienliebhaber“. Gegründet den 9. März 1909. Vereinslokal: „Zum Aquarium“, Herrenstrasse 19. Sitzungen jeden 1. und 3. Dienstag im Monat. Gäste stets willkommen. Gefl. Offerten an den I. Vor- sitzenden Herrn Robert Muff, Halle a. S., Schreiber- strasse 10, erbeten! Hamburg. „Humboldt“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde (E.V.). Vereinslokal: Grosse Allee 45. Hamburg. „Ludwigia“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Vereinslokal: Haases Restaurant, Eimsbütteler Chaussee 17. Versammlungen jeden zweiten und vierten Dienstag im Monat. Gäste stets willkommen. Hamburg. „Salvinia“, Verein für Aquarien- und Ter- rarienfreunde (E. V.). Briefadresse: O.Tofohr, Ham- burg 6, Bartelsstrasse 74. Hamburg. „Rossmässler“, Verein für Aquarien- und Terrarienfreunde zu Hamburg (E. V.). Versamm- lungen jeden 1. und 3. Mittwoch im Monat in Paetows Restaurant, Kaiser Wilhelmstrasse 77. Briefadresse: M. Strieker, Hamburg 26, Pagenfelderstrasse 30. Hobenstein-Ernstthal i. S. „Sagittaria“, Verein für Naturfreunde. Vereinslokal: Restaurant zur Gar- küche. Briefadrese : AlbinAngermann, 1. Vorsitzender. Karlsruhe. „Verein von Aquarien- und Terrarien- freunden“. Lokal: „Landsknecht“, Herrenstras.se. Briefadresse: K. Eberbach, Direktor, Hirschstr. 120. Leipzig. „Humboldt“. Verein für volkstümliche Naturkunde. Sitzung jeden Donnerstagabends 9 Uhr im Restaurant „Kanitz“, Peterssteinweg, Ecke Münz- gasse. Briefadresse : R. Albrecht, Leipzig- Gohlis, Heinrothstrasse 1, III. — Der Verein bezweckt die Ausbreitung volkstümlicher Naturkunde im Sinne E. A. Rossmässlers. Leipzig. „Nympbaea“, Verein für Aquarien- und Ter- rarienkunde. Versammlung jeden Dienstag, Vereins- lokal: „Heim des Hausväterverbandes“ (Eingang Tauchaerstrasse 6 öder Marienstrasse 7). Brief- adresse: Bernhard Wichand, 1. Vorsitzender, Scharn- horststrasse 55, part. Magdeburg. „Aquaria“, Verein für volkstümliche Naturkunde. Vorsitzender Fr. Maue, Regierungs- strasse 24. Versammlungen jeden 1. und 3. Dienstag im Monat, abends 9'/4 Uhr, im Restaurant „Kaiser- bräu“, Breiteweg 1. Magdeburg „Vallisneria“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Versammlungslokal: „Tivoli“, Kai- serstrasse, am 2. und 4. Dienstag im Monat. Brief- adresse: N. Jürgens 1. Vorsitzender, Königgrätzer- Strasse 17. Magdeburg. „Verein der Aquarien- und Terrarien- freunde“. Sitzung jeden zweiten Sonnabend im Monat, Restaurant „Burghalle“, Tischlerkrugstr. 28. Briefadresse: G. Mäves, I. Vorsitzender, Magde- burg^., Leipzigerstrasse 30. Mainz. „Cyperus“, Verein für Aquarien- und Terrarien- kunde. Briefadresse: T. v. Kittlitz, Mainz. Vereins- lokal: Kötherhof. Bibliothek stunden: Jeden Sams- tag abend von 8 '/i Uhr ab (Fuststrasse 2) woselbst auch stets näheres über die Sonntagsausflüge zu erfahren ist. Gäste jederzeit willkommen. Tagesordnungen. Elberfeld. „Wasserrose“. Tagesordnung für die Sitzung am 11. Juni 1909. 1. Vorführung eines praktischen Füll- und Ent- leerungsapparates für Aquarien (Herr Boecker). 2. Ausstellungsangelegenheiten. 3. Literaturbesprechung. 4. Verschiedenes (Fischbestellung). Frankfurt a. M. „Biologische Gesellschaft“. Tagesordnungen für Juni: Sonntag, den 6. Juni: Tümpeltour nach Bischoffsheim. Führung durch Herrn Oberlandes- gerichtsrat Dr. Wex. Abfahrt 810 Uhr Ostbahnhof. Dienstag, den 8. Juni — mit Damen — : Vortrag des Herrn Lehrer Stridde: Einfluss des Fort- pflanzungstriebes auf beide Geschlechter der Tierwelt. — Gratisverlosung — . Sonntag, den 13. Juni: Familienausflug nach Dreieichenhain. Zusammenkunft mit „Hottonia“ in Darmstadt. Abfahrt 880 Uhr mit Waldbahn nach Isenburg. Dienstag, den 15. Juni: Mikroskopische Dar- bietungen des Herrn R. Chmilewsky (Entomologie). Dienstag, den 22. Juni: Literaturbesprechung. Dienstag, den 29. Juni — mit Damen — : Vortrag des Herrn V. F. Heinich: Entwicklung der Seeschiffahrt bis zur Gegenwart. Dienstag, den 6. Juli: Vortrag und Gratis- verlosung. Der Vorstand. Für den Anzeigenteil: Fritz Lehmanns Verlag, Stuttgart. — Verlag von Fritz Lehmann, Stuttgart. Druck der Verlagsbuchdruckerei Otto Sautter, Stuttgart. Bemerkungen über den Axolotl und eine Von Hans Gej Die Gruppe derQuerzahnmolche ( Ambly stoma - tinae ) umfasst etwa 17 Arten, die mit Ausnahme einer einzigen Art alle dem nordamerikanischen Kontinent eigentümlich sind. Der überwiegend grösste Teil davon ist uns bislang unbekannt geblieben, nur etwa vier bis fünf Arten kommen verwandte Art, seine Zucht und Pflege.1) er -Regensburg. wohl kaum einen Jünger gegeben haben, der sieb nicht auch mit diesem Geschöpf befasst hätte. Wie kaum ein zweites Tier ist der Axolotl für den Anfänger geeignet; auch der verkehrtesten Behandlung, der gröbsten Ver- nachlässigung hält er lange stand. Erwachsene Abb. 1. Albinotischer Axolotl. Gleichaltrig wie das Exemplar auf Abb. 2 und 3. Aufnahme von H. Geyer. mehr oder weniger regelmässig in den Handel. Aber auch von diesen sind nur zwei Arten für die Haltung in Aquarien geeignet; die anderen sind zu sehr auf den Aufenthalt auf dem Lande angewiesen und ihre Fortpflanzung gelingt in der Gefangenschaft so wenig, dass wir auch auf deren Larven verzichten müssen, die doch sehr interessante Beobachtungsobjekte abgeben wür- den. Von den erwähnten beiden Arten ist die bekannteste der Axolotl, die Larvenform von Amblystoma mexicanum Cope (= Amblystoma tigrinum Laurenti). Dieses eigenartige Tier war schon lange in den Becken des Jardin d’Ac- climatation in Paris heimisch, als bei uns die ersten schüchternen Anfänge einer Aquarien- kunde im heutigen Sinne zu bemerken waren. Als man damals nach geeigneten Pfleglingen für die Aquarien Umschau hielt, waren Nach- kommen jener Axolotl eine willkommene Be- reicherung und es wird in jenen ersten Jahren ’) Vorliegender Aufsatz ist zur Orientierung für Anfänger bestimmt. Dr. Wolterstorff. Zuchtpaare sind ja allerdings auch jetzt noch ziemlich hoch im Preis; dagegen sind einsöm- merige Tiere von 10 — 14 cm Länge zum Preis von etwa Mk. — .50 bis Mk. 1. — das Stück fast stets erhältlich und ohne Mühe gross zu ziehen. Gibt man diesen Tieren reichlich die Nahrung, wie sie die freie Natur bietet, also Kaulquappen, Futterfische, Flohkrebse, kleine Schnecken, Würmer usw., so wird man bald ein reichliches Wachstum feststellen können. Aber auch mit geschabtem rohen Fleisch allein oder gelegent- licher Beigabe eines der vorerwähnten Futter- mittel bringt man die Jungtiere befriedigend zur Entwicklung. Mit drei Jahren kann man den Axolotl als ausgewachsen bezeichnen; er hat bis dahin ein Länge bis zu 24 cm erreicht. Für wohleingerichtete Aquarien ist er dann natürlich nicht mehr geeignet, da er bei seinen gelegentlichen ungestümen Schwimmtouren ein grosses Durcheinander verursachen würde. Ich halte meine Zuchttiere in Becken von verzinktem Blech bei einem Wasserstand von 10 — 12 cm 370 H. Geyer: Die Umwandlung des Axolotl in die landbewohnende Form. und ohne allen Bodengrund. Da bei reichlicher Fütterung ziemlich viel Exkremente abgegeben werden, wird zweimal wöchentlich das Wasser erneuert. Bei geschlechtsreifen Axolotln sind die Ge- schlechter ziemlich leicht zu unterscheiden. Beim Männchen bildet die Kloake einen erhaben stehenden länglichen Wulst, der nach hinten kugelig abschliesst; beim Weibchen ist eine kaum bemerkbare längsgeschlitzte Erhöhung zu finden. Die Liebesspiele erfolgen zur Nachtzeit, ganz analog jenen unserer heimischen Tritonen; leider ist der Raum zu knapp, hier näher darauf ein- zugehen. Bald darauf erfolgt — gleichfalls zur Nachtzeit — die Abgabe der ziemlich grossen Laichkörner, hei kräftigen Tieren mehrere Hun- dert an Zahl, die das Weibchen einzeln oder in Trauben an Wasserpflanzenbüschel anheftet. Einzelne Pfleger berichten, dass von ein und demselben Paar gewöhnlich mehrmals im Jahre Laich abgesetzt wird. Bei mir traf das nie zu: Die Laichabgabe erfolgte stets innerhalb einiger weuiger Nächte und war dann für ein ganzes Jahr beendet. Der Laich reift je nach der Temperatur innerhalb zwei bis drei Wochen. Die auschlüpfenden Jungen haben schon eine Grösse von 9 — 12 mm und finden für die erste Zeit das zusagendste Futter in sonnig stehenden, alteingerichteten Behältern, oder in Becken, die man mit Wasser aus flachen stehenden Gräben oder Tümpeln füllt; darin sind winzigste Tiere aller Art in Menge vorhanden. Durch Auf- streuen von kleinen Mengen getrockneten und zerriebenen Salats unterstützt man die Infusorien- bildung. Sehr bald schon werden Cyclops und Daphnien genommen, und darauf geht man auf die Verabreichung von Mückenlarven, oder in deren Ermanglung von Regenwurmhäcksel oder feingeschabtem Fleisch über. Bis zum Herbst sind die Jungtiere gewöhnlich auf 10 cm und mehr herangewachsen. Es gibt eine ungefärbte Spielart beim Axolotl, Albinos, bei denen die Oberhaut ohne Farbstoff ist und die daher hell- rosä oder leicht gelblich aussehen; die Kiemen- büschel sind diesenfalls durch das darin reicti- lich zirkulierende Blut prächtig rot gefärbt. Die Nachzucht solcher Albinos fällt häufig wieder in die Stammform zurück; andrerseits bringen zuweilen auch normalgetärbte Tiere eine grosse Zahl albinotischer Junge hervor. Der Axolotl ist kein vollkommenes Tier, sondern die Larve eines landbewohnenden Molches. Sie bleibt aller- dings in der Regel Zeit ihres Lebens in der Larvenform und pflanzt sich auch so fort. Auch bei unseren Tritonen kommt es vor, dass die Larven infolge widriger Verhältnisse nicht zur Umwandlung gelangen, sondern in diesem Zu- stande heranwachsen und zur Geschlechtsreife gelangen. Die Wissenschaft nennt diesen Zu- stand Neotenie. Was aber bei unseren Tritonen höchst selten eintritt, bildet beim Axolotl die Regel und ist es bei ihm eine Ausnahme, wenn er zur Umwandlung gelangt. Eine ausführliche Abhandlung über diesen Punkt findet sich an anderer Stelle dieser Nummer. Die andere Axolotlart, von der Eingangs dieser Arbeit die Rede war, ist Amblystoma tigrinum Green, bekannter als Amblystoma mavortium. Diese Art ist in den nordöstlichen Staaten der Union beheimatet und erreicht etwa die gleiche Grösse wie der Axolotl. Ihre Larve gleicht dem letzteren fast völlig. Sie hat aber weit grössere Neigung, sich zum landbewohnenden Tier umzuwandeln, ja man kann sagen, dass der grösste Teil der jungen Tiere mit dem Abschluss des Herbstes die Landform annimmt. Bei dieser stehen auf schwarzbraunem Grunde grosse, unregelmässig gestaltete, ölgrüne Makeln, die sich zu ver- schlungenen Querbändern vereinigen. Die ver- wandelten Tiere halten sich mit Vorliebe in seichtem Wasser auf und sind daher auch für den Aquarianer dankbare Pflegeobjekte. Ich habe einige Exemplare davon mehrere Jahre ausschliesslich mit rohem Fleisch gefüttert, nach dem sie mit seitlichen Kopfwendungen rasch zuschnappten. Die Fortpflanzung und die Auf- zucht der Jungen gestaltet sich ganz so . wie beim Axolotl. Erwachsene Amblystoma tigrinum bieten durch ihre Grösse und Zeichnung eine sehr imponierende Erscheinung; es ist nur sehr zu bedauern, dass sie jetzt anscheinend recht selten geworden sind. Die Umwandlung des Axolotl in die landbewohnende Form. (Mit vier Aufnahmen des Verfassers.) Von Hans G e y e r • Regensburg. I. Von meinen prächtig entwickelten Axolotls erhalte ich schon seit einer Reihe von Jahren reichliche Mengen von Laich, indessen ziehe ich daraus nur eine kleine Zahl junger Tiere auf, da die Heranzucht einer zahlreichen Schar, mit ziemlicher Mühe verknüpft ist. Die Nachzucht bestand bisher ausschliesslich aus dunklen Exem- plaren, Albinos kamen mir nicht unter. Der im Frühjahr des Jahres 1908 erhaltene Laich des 37 1 H.Gteyer: Die Umwandlung des Axolotl in die landbewohnende Form. einen Paares liess schon bei der Entwickelung erkennen , dass die zu erwartende Brut nur weisse Axolotl ergeben würde; die Keimlinge waren ohne Pigmentierung, während der Laich eines anderen Paares während der Reifung dunkelgefärbte Keimlinge erkennen liess. Leider beging ich die Unvorsichtigkeit, den Laich mit der weissen Brut in ein mir geeigneter er- scheinendes grösseres Bassin umzusetzen. Die Entwickelung blieb aber von da ab stehen, die Hauptmenge des Laiches zersetzte sich bald und nur einige wenige Larven kamen zum Schlüpfen. Davon wuchsen drei Stück gleichzeitig mit mehreren Axolotln normaler Färbung [in einem grossen Bottich heran. Die Tiere wurden am 22. Oktober 1908 ausgefischt und zeigten zu dieser Zeit die weissen Axolotl eine durch- schnittliche Länge von 130 mm, die normal ge- färbten Tiere eine solche von 152 mm. Da der Irgend etwas Auffälliges war dabei nicht zu bemerken. Bei der Wässerung am 27. Dezember 1908 bemerkte ich jedoch, dass jener Albino, der sich in der letzten Zeit an der Wasserfläche aufge- halten hatte, sich nicht mehr wie die anderen Tiere schlüpfrig anfühlte. Ich gab das Tier in ein kleines Beobachtungsbecken und sali sogleich, dass es in der Umwandlung begriffen war. Meine Ueberraschung war gross ! Hatte ich doch schon in früheren Jahren die Umwandlung des Axolotl herbeizuführen gesucht, jedoch dabei keinerlei Erfolge erzielt, obwohl ich den all- mählichen Wasserentzug naturgemäss durchzu- führen bestrebt war: in dem mit Moospolstern und Schlupfwinkeln ausgestatteten Behälter sank der Wasserstand unter dem Einfluss der sommer- lichen Temperatur ganz allmählich, bis schliesslich auch das letzte Restchen verdunstet war. Die Abb. 2. Albinotischer Axolotl während der Umwandlung. Aufnahme von H. Geyer am 29. Dezember 1908. Wasserstand im Behälter eine stets gleich- bleibende Tiefe von etwa 80 cm hatte, waren die Kiemenbüschel aller Tiere ausserordentlich stark entwickelt. Zum Zweck der Ueber- winterung kam der ganze Bestand an Jung- tieren in ein Blechbecken von 40X60 cm, in dem der Wasserstand 8 — 10 cm betrug. Der Raum, in dem das Bassin stand, wurde nur ausnahmsweise geheizt und zeigte gewöhnlich zwischen + 5 bis + 8° C. In der zweiten Hälfte des Dezembers trieb das kleinste Exemplar der weissen Axolotl zumeist an der Wasserfläche; ich schenkte aber diesem Umstand keine Be- i achtung, da bei der Fütterung recht häufig auch die anderen Tiere der Oberfläche zustrebten, wahrscheinlich in ungeduldiger Erwartung des Futterbissens. Am 20. Dezember 1908 hatte ich bei meinen drei Albinos die folgenden Masse festgestellt : Kr. I . . . 140 mm Gesamtlänge II . . . 134 „ HI . . . 130 „ „ zum Versuch bestimmten etwa 13 Monate alten Axolotl blieben am Leben, solange das Moos und die Schlupfwinkel noch feucht waren. Wurde das Experiment weiter fortgesetzt, so verendeten die Tiere. Kamen sie vorher ins Wasser zurück, so entfalteten sie wieder die eingerollten Kiemen, die eingeschrumpften Haut- säume ergänzten sich und so zeigte der Körper bald wieder sein früheres Aussehen. Zu jener Zeit las ich (wenn ich nicht irre, in „Natur und Haus“), dass unsere Axolotl durch die in vielen Generationen fortgesetzte Zucht in der Larvenform dieses Merkmal so in sich gefestigt hätten, dass die Umwandlung in das landbe- wohnende Tier ausserordentlichen Schwierig- keiten begegne und dass die Wiederholung der lehrreichen Experimente des Fräulein von Chauvin T) nun kaum noch Aussicht auf Erfolg J) Ueber die Umwandlung des mexikanischen Axolotl in ein Amblystoma. Zeitschrift für wissen- schaftliche Zoologie. Band XXV, Seite 299 — 301. 1675. Spätere diesbezügliche Veröffentlichung ebenda 1884, Seite 365—389. 372 II. Geyer: Die Umwandlung des Axolotl in die landbewohnende Form. hätten. Unter diesen Umständen konnte an die Umwandlung von Albinos, die naturgemäss weniger widerstandsfähig sind als die normalen Tiere, gar nicht gedacht werden. Indessen fand ich doch einmal vor Jahren in einem Vereins- bericht die kurze Notiz, dass die Umwandlung eines weissen Axolotl geglückt sei. Leider waren nähere Angaben über die begleitenden Umstände und über das weitere Schicksal dieses Tieres nicht zu erlangen. Was in meinem Falle besondere Beachtung verdient, ist der Umstand, dass die Umwand- lung ohne jedes Zutun meinerseits eingetreten ist; ist doch in der Literatur gelegentlich die Ansicht ausgesprochen, dass der Axolotl sich freiwillig nicht zum landbewohnenden Tier um- wandle. Zudem mussten meine Tiere, die in verhältnismässig tiefem Wasser herangewachsen waren, nur eine geringe Veranlagung zur Me- tamorphose haben ; denn, wie Fräulein von Chauvin nach- weist, ist es für die Umwandlungsfähig- keit von grossem Be- lang, unter welchen Umständen die Lar- ven heranwachsen. Der Vergleich der drei Albinos mit einander am 20. De- zember 1908 ergab das Folgende: In Umwandlung begriffen war das kleinste Exemplar (Nr. III). Die Kiemenbüschel er- gaben hei Nr. I eine Länge von 10 mm1), bei Nr. II 12 mm, hei Nr. III waren nur noch Stummel von 6 mm vorhanden, an denen die faserigen Anhängsel zum grössten Teil absorbiert waren. Weitere sofort in die Augen fallende Unterschiede sind : Kückensaum hei Nr. III sehr niedrig, beginnt hinter dem Kopf und bildet von dort bis zur Schwanzwurzel eine schwach er- habene, kaum 1/2 mm hohe gelbliche Linie ; erst von dort ab erweitert er sich oherseits zu einem Saum von 4,5 mm Höhe, unterhalb ist kein eigentlicher Saum mehr zu bemerken. In der Leibesmitte beträgt die Höhe inklusive Kückensaum : bei Nr. I . . . 21,5 mm II . . . 21 III .. . 19 J) Die angegebenen Masse können nicht als ab- solut genau gelten, da sich die behenden Tiere gegen jede Manipulation sträuben. Höhe des Schwanzes inklusive -oberem und unterem Flossensaum in Schwanzmitte: bei Nr. I . . . 24,5 mm II ... 24 „ III .. . 16 Bei Nr. III sind Kopf und Körper stark abge- rundet, der Hals ist deutlich abgesetzt, der Schwanz mehr verdickt und abgerundet als bei den anderen Exemplaren. Auch die Glied- massen sind stämmiger geworden, insbesondere sind die bisher flachen, spitzen Zehen verstärkt und abgerundet worden und an ihren Enden sind schwärzliche hornartige Gebilde. Die Augen sind vorstehend, mit Lidern umgeben und nach vorne gerichtet, also schon ganz wie hei der Landform der Amblystoma- Arten. Die Kiemenspalten sind jedoch noch offen. Durch das Fehlen der Flossensäume und die leicht rosa Färbung macht das Tier einen recht „nackten“ Eindruck. Sonst erinnert es etwas an Spelerpes ruber. Das Tier wird nun in eine flache Schale mit ganz ge- ringem Wasserstand isoliert, um ihm die Fortsetzung der Um- wandlung zu erleich- tern. Am 29. De- zember gehe ich noch einen Polster Moos hei, wodurch der grösste Teil des Wassers aufgesaugt wird und kaum noch 5 mm ver- bleiben. Am 8. Januar 1909 ist der Axolotl auf der Moosschicht und will heim Abheben der Glasscheibe die Behälterwand übersteigen. Die Kiemenäste haben sich bis auf etwa 1 mm re- duziert; die Kiemenspalten beginnen sich zu schliessen. Am 14. Januar wird alles Wasser entfernt, so dass nur noch feuchtes Moos im Behälter verbleibt. Am 17. Januar sind die drei Aeste der Kiemenbüschel nur noch als er- habene, abgerundete Knötchen von dunklerer Färbung zu erkennen ; die Kiemenspalten sind völlig geschlossen. An Stelle des ehemaligen Rückensaumes zieht vom Kopfende bis zur Schwanzwurzel eine nicht mehr erhöht stehende hellorange farbige Linie entlang. Der Schwanz ist stark abgerundet, immerhin noch erheblich höher als breit (in der Mitte etwa 13 mm hoch, 4 mm breit). Er verjüngt sich gleichmässig und endet in eine Spitze. An seiner Oberseite ist immer noch ein etwa 1 mm hoher häutiger Dr. W. Wolter stör ff: Ueber Polls Bastarde zwischen Triton cristatus L. und Triton vulgaris L. 373 Saum, der nach links umgelegt ist. Die Ge- samtlänge beträgt jetzt 127 mm, also 3 mm weniger als zu Beginn der Umwandlung! Das Tier, das äusserst behend und munter ist, zeigte schon von Anfang an einen prallen Leih. Meine Vermutung, dass es so kräftig ge- nährt sei, erwies sich leider als trügerisch und es ergibt sich, dass es an Bauchwassersucht leidet. Gegen helles Licht gehalten, erscheint der pralle Leib fast ganz durchsichtig und ist ersichtlich mit Wasser gefüllt. Die inneren Organe lagern im vorderen Körperdrittel und sind zum Teil sehr deutlich ersichtlich, wenn sie bei den Be- wegungen des Tieres ihre Lage verändern ; ins- besondere tritt ein langer wurmartiger Teil zu- weilen weit in die mit Wasser gefüllte Leibes- mitte ein. Nach wenigen Tagen sind auch die letzten Andeutungen der Kiemen verschwunden und zu- gleich ist der Kopf gewölbter, in den Umrissen abgerundeter und kleiner geworden ; damit ist nun alles, was an die Larven erinnert, völlig abgelegt. Auch der Saum an der oberen Schwanzkante ist völlig absorbiert. Die Ell- bogen und Kniegelenke sind abgerundet und stärker geworden und damit befähigt, den Körper frei zu tragen. Die Gesamtfärbung ist jetzt ein lichtes Rosa, während sie hei der Larve aus- gesprochen gelblichweiss war. Da unter den veränderten Lebensbedingungen die vorgegebene Nahrung nicht ohne weiteres angenommen wurde, mir aber an der Erhaltung des eigenartigen Tieres viel gelegen war, griff ich zur Zwangsfütterung, die keinerlei Schwierig- keiten verursachte. Mit einem flachen Hölzchen wurde das Maul geöffnet und nun kleine Stück- chen rohen Fleisches oder eine Portion Tubifex eingeführt, was alles willig verschluckt und ver- daut wurde. Die reichliche Fütterung schlug gut an, denn am 17. Februar konnte ich eine Gesamtlänge von 132 mm feststellen — also eine Zunahme von 5 mm seit 17. Januar. Nun treten auch die inneren Organe wieder mehr nach rückwärts, der Darm füllt sich mit Kot. Infolge des Aufenthaltes ausserhalb des Wassers mindert sich der wässerige Inhalt ; der Leib wird aber sogleich wieder prall, wenn das Tier zum. Bad ins Wasser gesetzt wird. Beim Zwangsfüttern windet sich das Tier zwischen den haltenden Fingern und dabei werden zu- weilen mehrere Tropfen Flüssigkeit durch die Leibesöffnung abgesondert; aber trotzdem will sich der krankhafte Zustand nicht beheben. Da- bei ist das Tier sonst sehr munter und wäre es sicherlich mühelos grosszuziehen. Es wäre nun noch Anstich und Abzapfung des Wassers zu versuchen, wie in der Literatur wiederholt an- gegeben. Da mir diesbezüglich jede Erfahrung fehlt, möchte ich diesen Eingriff nur dann machen, wenn er ohne Gefahr für den Patienten und dauernde Heilung zu erwarten ist. Es wäre mir ausserordentlich lieh, wenn mir ein Erfahrener mit seinem Wissen zur Seite stehen würde. Schluss folgt. Ueber Polls Bastarde zwischen Triton cristatus Laur. und Triton vulgaris L. Von Dr. W. Wolterstor ff - Magdeburg. ') (Mit vier Aufnahmen von F. M au e-Magdeburg.* 2) Im Frühjahr 1908 schrieb mir Herr Professor Heinrich Poll am anatomisch-biologischen Institut in Berlin, welcher sich seit Jahren eingehend mit Mischlingsstudien befasst3), dass er Triton cristatus und Triton vulgaris auf künstlichem Wege zu befruchten beabsichtigte, und hat gleich- zeitig um Rat für die zweckmässige Aufzucht der eventuell zu erwartenden Larven. In meiner Antwort verhehlte ich Herrn Professor Poll meine Bedenken an der Möglichkeit der Bastar- dierung nicht, da hei den Amphibien, im Gegen- satz zu den Vögeln, Kreuzungen verschiedener Arten in der Natur äusserst selten beobachtet werden und auch in der Gefangenschaft nur schwer zu erzielen sind. Das einzig bekannte zuverlässige Beispiel der Kreuzung zwischen zwei ganz verschiedenen Arten oder „Formen- kreisen“ ist ja Triton blasii de l’Isle, dessen Bastardnatur noch vor zehn Jahren von vielen Herpetologen, sowohl Gelehrten als Praktikern („Aquarianern“) angezweifelt wurde, den ich und mehrere andere Herren aber inzwischen erfolgreich „experimentell“ züchteten. „Experi- 0 Wieder abgedruckt aus „Zoologischer Anzeiger“ Band 33, Nr. 26 vom 19. Januar 1909, Seite 850. 2) Die obigen Originalaufnalimen der Bastarde (im „Zoologischen Anzeiger nicht erschienen!) sind sämtlich etwas verkleinert, sie geben in ihrer Ge- samtheit den Habitus, die Gestalt, die warzige Haut- beschaffenheit gut wieder, nicht aber Färbung und Zeichnung! Die Versuche sollen im Frühjahr fortge- setzt werden ! Dr. Wolterstorff. 3) Poll, II , Der Geschlechtsapparat der Misch- linge von Cairina moschata (L.) J und Anas boschas var. dom L. £ Sitzungsbericht der Gesellschaft natur- forschender Freunde Berlin, Jahrgang 1906. Nr. 1 S. 4—7. — Poll, H., und Tiefensee, W., Mischlings- studien II. Die Histiologie der Keimdrüsen bei Mischlingen. Ebenda. Jahrgang 1907. Nr. 6. S. 157 bis 167. — Poll, H., Mischlingsstudien III. System und Kreuzung. Ebenda. Jahrgang 1908. Nr. 6. S. 127 — 139. 374 Dr.W. Wolterstorff: Ueber Polls Bastarde zwischen Triton cristatus L. und Triton vulgaris L. men teil“ ist eigentlich nicht das richtige Wort, denn künstliche Eingriffe wurden nicht vorge- nommen, ich beschränkte mich auf Vergesell- schaftung von je 1 — 2 cf der einen und 1 oder 2 ¥ der andern Art1). Die Versuche waren in der ersten Generation vom besten Erfolge gekrönt, wenn auch zahlreiche ¥ nicht ans Laichen gingen, oder unbefruchtete Eier produ- zierten ; viele Eier auch in der Entwicklung ver- pilzten, so entwickelten sich doch viele Eier gut und brachte ich im Laufe der Jahre 2 — 300 Larven zur Verwandlung. Leider ging ein grosser Teil der am Lehen behaltenen jungen Tiere früher oder später zugrunde, und nur wenige wurden wieder geschlechtsreif. Nach- kommenschaft, zweite Generation, erhielt ich nur einmal durch Kreuzung eines Bastards ¥ mit Triton cristatus ; die zwei Tiere, die ich bis zur Verwandlung brachte, gediehen schlecht und gingen im halbwüchsigen Zustand ein. Alle Be- obachtungen haben nur meine Erfahrung be- stätigt, dass die Fortpflanzungsfähigkeit der Bastarde eine beschränkte ist. Auch von den zahlreichen Eiern, die frisch importierte Triton blasii ¥ bei mir ablegten, verpiltzten die meisten früh. Aus 30 oder 40 Eiern gelang es mir stets nur zwei bis vier junge Triton blasii her- anzuziehen, viele Eier verpilzten mitten in der Entwicklung! — Anderseits muss berücksichtigt werden, dass auch aus Reinzuchten, z. B. von Triton cristatus oder Triton marmoratus immer J) Siehe Wolterstorff, Zur Frage der Bastard- natur des Triton blasii de l’Isle. „Zoologischer An- zeiger“ 1903. S. 697. — Derselbe. Experimenteller Nachweis der Bastardnatur des Triton blasii. „Natur- wissenschaftliche Wochenschrift“, N. F. Bd. II. S. 619. — Derselbe. Ueber den Nachweis der Bastardnatur des Triton blasii. „Biologisches Zentralblatt“ 1903. S. 726. — Ausführlicher: Derselbe: Ueber Triton blasii de l’Isle und den experimentellen Nachweis seiner Bastardnatur. Zoologisches Jahrbuch, Abteilung für Systematik usw. Bd. 19 Heft 5. 1903. S. 647 — 661. — - Derselbe, Triton blasii de l’Isle, ein Kreuzungs- produkt zwischen Triton marmoratus und cristatus. .Zoologischer Anzeiger“ Bd. 28. 1904. Nr. 3. S. 82 bis 86. — Derselbe, Triton blasii und die Mendelschen Regeln. Comptes rendus du 6ieme Congres intern, de Zoologie, Berne 1904. S. 255 (wieder abgedruckt in „Wochenschrift für Aquarien- und Terrarienkunde“, Braunschweig, Wenzels Verlag. Jahrgang II. 1905.) Nr. 35. S. 331. — Wolterstorffund H. Kummer. Weitere Beiträge zur Kenntnis des Triton blasii, „Wochen- schrift für Aquarien- und Terrarienkunde, Jahrgang III. Nr. 47, 50, 51, 52 (S. 568, 610, 640, 639). Hierzu Berichtigung : Wolterstorff, Nochmals Kummers Ba= starde, „Wochenschrift für Aquarien- und Terrarien- kunde“, Jahrgang V. 1908. Nr. 2, Beilage Lacerta 1, S. 2 und Nr. 4, Beilage Lacerta 2, S. 8. nur ein Teil der Tiere in der Gefangenschaft geschlechtsreif wird oder sich gar fortpflanzt. So habe ich von Triton marmoratus meiner Er- innerung nach noch nie die zweite Generation erzielt, was nicht ausschliesst, dass andere hei noch sorgfältigerer Pflege Erfolg haben werden. — In der Freiheit würden meine Bastarde sicher sämtlich zur Fortpflanzung geschritten sein! Vielleicht nimmt ein anderer diese Versuche im grossen Freilandbecken und unter günstigen klimatischen Verhältnissen wieder auf! Unter dem 6. Juli 1908 schrieb mir Herr Professor Poll: „Es scheint mir gelungen zu sein, unsern grossen Kammmolch (T riton cristatus) und den kleinen Teichmolch ( Triton vulgaris) miteinander in beiden Richtungen zu kreuzen. Ich war nach den mir bekannten Versuchsaus- fällen beim Seeigel usw. sehr überrascht, einen kleinen Prozentsatz der Tiere am Leben er- halten zu können. Viel werden es ja nicht sein, und die Erhaltung geschlechtsreifer Bastarde wird wohl Schwierigkeiten machen. Wo kann ich mich über ihre Aufzucht, Einrichtung der Becken, Futter usw. orientieren?“ Wie mir Poll am 14. Juni auf meine Bitte um nähere Auskunft mitteilte, verfuhr er bei seinen V ersuchen folgender- inassen : „Die frisch gefangenen Tiere wurden (am 1. und 6. Juni) T/a — 1 Tag isoliert, dann äusserlich stark gesäubert und getötet. Alles geschah mit sterilisierten Instrumenten. Alle Glassachen usw. wurden zuvor ausgekocht. Dann habe ich trockene künstliche Befruchtung vorge- nommen. Dem Weibchen wurden alle Eier aus dem Eileiter herausgeholt, ohne an die Cloake zu kommen. Was etwa in der Cloake lag, wurde nicht benutzt. Nur sterilisierte Pin- zetten !“ „Dabei könne ja wohl das unterste der im Eileiter befindlichen Eier schon befruchtet ge- wesen sein. Möglich, aber ich glaube es nicht. Von je 13 — 15 Eiern entwickelten sich zwar nicht alle, aber immerhin fünf bis sechs Stück. Nun kommt aber die Hauptsache, die alle meine Skepsis zu zerstreuen geeignet war : Die Bastard- eiey und Embryos von Triton vulgaris cf X Triton cristatus ¥ erwiesen sich schon nach vier Tagen als deutlich kleiner als die Kontroll- eur ( Triton cristatus cf X ¥, ebenfalls künst- lich befruchtet), die Bastardeier und Embryos von Triton cristatus cf X 1' riton vulgaris ¥ dagegen waren deutlich grösser als die Kontroll- eier von Triton vulgaris cf X ¥ ! Das stimmt zumal für den zweiten Fall, wo ich mehr Er- folge erzielte, deutlich für alle Larven!“ Dr. W. Wolterstorf f : Ueber Polls Bastarde zwischen Triton cristatus L. und Triton vulgaris L. 375 Am 4. Juli konnte mir Poll über die weitere Entwicklung der Bastardlarven folgendes be- richten: „Von 22 Tierchen, die ich über die ersten Embryonalzustände hinausgebracht habe, leben noch acht. Ich halte sie jetzt, Bei etwa 13 mm Länge, in Milchsatten. Die Vorder- extremitäten sind schon vorhanden. Die Kreuzung Tritofi cristatus mit regen e- riertem Unterarm und Hand an der linken Vordergliedmasse Von unten gesehen. Kleine Mitteilungen Taumelkäfer. Einige Taumelkäfer waren schon über ein Jahr in meinem Molchaquarium, andere im „Gesellschaftsschneckenglas“. Das Schneckenfutter schmeckte ihnen ganz vorzüglich, ebenso gern nahmen sie geschabtes Fleisch und geriebene, getrocknete Wasserflöhe. Es war eine Freude, ihrem munteren Spiel zuzusehen. Wenn sie auch nicht so zahm wurden wie meine Gelbränder, die sich ihr Fleisch von meinem Finger nehmen, so blieben sie doch ruhig sitzen, wenn ich den Deckel abhob, und hatten es dann sehr eilig mit ihrer Mahlzeit. Als ich eine Anzahl anderer kleiner Käfer dazu erhielt, verwandelte sich meine Freude sehr bald in Traurigkeit. Ein Molch nach dem andern ging ein, meine schönen Griechen bedauerte ich doppelt. Nachdem ich beobachtet, dass die Molche heftig zu- sammenzuckten, wenn sich kleine Käfer auf ihnen befanden — ich selbst empfand einen schmerzenden Stich beim Hineingreifen — war ich überzeugt, dass sie Schuld an dem Sterben waren. Nachdem ich die Käfer entfernte, büsste ich keinen Molch mehr ein. Ich gesellte die Käfer zu den Gelbrändern und büsste auch hier einen ein. An dem toten Gelbrand hingen auch tote kleine Käfer. Dieses belehrte mich, die kleinen Käfer — die ich alle für Taumelkäfer hielt — „allein“ zu halten. Frau Jos. Comp. sowie einen Teil des Unterarmes am linken Vorder- fuss abgequetscht hatte. Nachdem ich das Tier durch Bepinselung mit einer schwachen Höllensteinlösung und hierauf er- folgter Bestäubung der Wunde mit Jodoform geheilt hatte, so dass die Wunde gänzlich vernarbt war (das Bein war fast bis zum Ellenbogengelenk abgequetscht worden), brachte ich das Tier, nachdem ich dieses einige Zeit in einem Tradescantienglas gehalten hatte, wieder in das Aquarium zurück. Das Tier befindet sich also seit dieser Zeit im Wasser, ist tadellos genährt und hat in diesem Monat wiederholt abgelaicht. Heute, am 3. März 1909, hat sich der Fuss des Tieres soweit regeneriert, dass an demselben schon die Zehen zu sehen sind. Ziika drei Wochen nach erfolgter Abquetschung des Fusses hatte sich an dem Oberarm des Tieres ein zirka 3/i mm langer, schwärzlicher Stummel ge- bildet, welcher anzeigte, dass sich das verlorenge- gangene Glied voraussichtlich erneuern würde. Ich fütterte das Tier tüchtig mit kleinen Regen- würmern, roten Mückenlarven und Daphnien, so dass es ständig im Futter schwamm und hatte die Freude, die Regeneration des Fusses zusehends fortschreiten zu sehen. Nach zirka sechs Wochen war dieser Neuansatz bisaufl — D/i mm herangewachsen. Die Weiterbildung ging rasch von statten und ist heute am 3. März 1909 so weit vorgeschritten, dass bereits die Zehen heran- 400 Literatur-Berichte. — Vereins-Nachrichten. gebildet sind. Ich glaube annehmen zu dürfen, dass dieselben mit der Zeit auch ihre normale Grösse und Gestalt erreichen werden. Ich gebe Obiges hiermit bekannt, da sich seiner- zeit Herr Dr. Wolterstorff für diesen Fall interessierte (siehe Zusatznote Seite 88 der „Wochenschrift“, Heft 44 vom 3. November 1908) ') und ich glaube, dass es auch noch andere Liebhaber geben dürfte, für die dieser Fall von Interesse sein wird. Dresden, den 5. März 1909. W. Schreitmüller. Literatur-Bericht Ucber einen Fall spontaner Längsteilung bei Hydra viridis L. Von Dr. A. Leiber. „Zool. Anzeiger“, Band 34, Nr. 9, 1909, Seite 279—284. Fünf Figuren. Zur Längsteilung bei Hydra. Von E. Kor sch eit, ebendort, Seite 284—285. Leiber berichtet über eine interessante Be- obachtung, die er am bekannten grünen Armpolypen gemacht hat. Es handelt sich um eine (nicht künst- lich herbeigeführte) Längsteilung eines solchen Tieres. Am 30. November 1903 hatte das Objekt zwei Köpfe und als weitere Merkwürdigkeit einige gegabelte Tentakel. Letztere verschwanden allerdings bald wieder. In den nächsten Monaten schritt die Gabe- lung gegen die Fusssclieibe zu fort, bis schliesslich das gemeinsame Stück nur mehr sehr kurz war; Die Teiltiere bekamen an entsprechenden Stellen Knospen, die sich gleich schnell entwickelten und vom Mutter- tier ablösten. Die Doppelhydra zeigte bald kein ge- meinsames Basalstück mehr, schliesslich trennten sich die beiden Teiltiere. Korschelt berichtet übereinen ähnlichen Fall, der allerdings nicht so genau studiert werden konnte. Dr. Bendl, Czernowitz. Zur Biologie von Hydra. Depressionser- scheinungen und geschlechtliche Fort- pflanzung. Von Eugen Frischholz. „Biolog. Zentralblatt“, Band 29, 1909, Seite 182-192, 206—215, 239—255, 267—290. Verfasser hat mit Hydra fusca und H. grisea um- fassende Versuche angestellt, um verschiedene bio- logische Fragen, die sich auf die genannten Tier- formen beziehen, zu lösen. Die Resultate, zu denen Verfasser gelangte, sind für den Aqüarienliebhaber schon deshalb von Interesse, weil doch der Armpolyp, wenn auch vorwiegend Hydra viridis , die grüne Art, von den Fischzüchtern wegen seines massenhaften Auftretens gefürchtet wird. Vielleicht ergibt sich aus den Mitteilungen des Verfassers doch der eine oder andere Anhaltspunkt für ein Mittel, dem vielgehassten Eindringling an den Leib zu rücken. Als „Depressions- erscheinungen“ bezeichnet Verfasser folgendes Ver- halten: „Die Aufnahme von Futter hört auf; die Ten- akel werden verkürzt auf etwa halbe Länge des Ü Was mich seinerzeit an dem Fall besonders interessierte, war weniger die Regeneration an sich, denn diese wird bei fast jedem glück- lich verlaufenen Experiment erzielt, als der hierdurch erbrachte Nach- weis völliger, nicht nur vorübergehender Heilung nach schwerer Erkrankung. Denn in der Regel werden Molche mit stark infizierten Wunden — hatte doch die „Pilzschicht“ selbst die Brust ergriffen — verloren sein! In diesem Fall hat also die Bepinselung mit einer schwachen Höllensteinlösung und darauf folgende Bestäubung mit Jod sich glänzend bewährt! Dr. W. Wolterstorff. Körpers, und erscheinen wie dieser, steif und bis- weilen am Ende knopfig verdickt (schwache De- pression) ; schreitet die Depression weiter, dann werden die Tentakel bis auf '/i—l mm verkürzt und stehen starr stäbchenförmig oder auch verkrümmt vom Körper ab (mittlere Depression); weiterhin werden die Tentakel gänzlich oder zu stumpfen Höckerchen reduziert; der Körper ist stark kontrahiert, keulen- förmig oder schlauchförmig; die Tiere verlieren die Fähigkeit zum Anhaften, sie liegen frei am Boden (starke Depression). Endlich erscheinen die Hydren nur mehr als kugelige oder ovale Klümpchen, meist schon mit beginnendem Zerfalle („hochgradige Depres- sion“). Der Tod oder ein Erholen ist die weitere Folge. Im folgenden will ich die wichtigsten Ergeb- nisse der Untersuchungen des Verfassers anführen : Temperaturerniedrigung verzögert den Eintritt und den Verlauf der Depression. Starke Fütterung (mit Daphnien und Cyclops) erzeugt Neigung zur De- pression. Die eintretenden Depressionserscheinungen sind nach fortdauernder Fütterung viel heftiger als nach Hunger. Hunger scheint auch nach langer Fütterung nicht Anlass zum Ausbruch einer Depression zu sein. Bei Hydren, welche V2 — 2 */2 Monate in Kultur stark gefüttert würden, hat neu einsetzende Fütterung nach einer Fütterungspause von wenigen Tagen bis über einen Monat, den Ausbruch einer Depression sofort oder in zirka 1 — 10 Tagen zur Folge. Das Umsetzen von Hydren, welche zu Depression geneigt sind, in ungebrauchtes gut durchlüftetes Wasser verursacht einen meist sofortigen Ausbruch von Depression. Rasche Temperaturerhöhung um zirka 10—15° hat bei Hydren, welche zu Depression geneigt waren, in 1—10 Tagen zum Ausbruch der Depression geführt. Die Durchlüftung kann selbst sehr hohe Stadien von Depression, sofern nicht schon Verfall begonnen hat, rückgängig machen. (Diese Ergebnisse sind grösstenteils wörtlich nach Verfasser zitiert!) Die übrigen Untersuchungen beziehen sich auf den Einfluss verschiedener Bedingungen auf die Fortpflanzung. Ich will davon nur hervorheben: .Die jungen Hydren ertragen selbst kurze Hunger- perioden (4 — 5 Tage) nach dem Ausschlüpfen nicht; sie werden unfähig zur Nahrungsaufnahme, ver- kümmern und sterben ab.“ Eine Reihe von Tabellen, aus denen das Schicksal der 89 Versuchskulturen hervorgeht, ist der vorzüglichen mühevollen Arbeit beigegeben. Dr. Bendl, Czernowitz. Bücher und Zeitschriften. Rudolf Man die, „Jahrbuch fiir Aquarien- und Terrarienfreunde“. Ein Rückblick auf das Jahr 1908. V. Jahrgang. Preis Mk. 1.60, einfach gebunden Mk, 1.40. Stuttgart 1909. Verlag für Naturkunde Sprosser & Nägele. Dr. P. G. Buekers, Die Abstammungslehre. Eine gemeinverständliche Darstellung und kritische Uebersicht der verschiedenen Theorien, mit besonderer Berücksichtigung der Mutationstheorie. 1909. Verlag von Quelle & Meyer, Leipzig. Preis Mk. 4.40, ge- bunden Mk 5.—. Dr. August Thienemann, Biologie an der Landwirtschaftlichen Versuchsstation zu Münster i. W., Die Metamorphose der Chironomiden (Zuchtmücken). Eine Bitte um Mitarbeit. Mit 7 Abbildungen. Sonder- abdruck aus den Verhandlungen des Naturhistorischen Vereins der Rheinlande und Westfalens. Jahrg. 65, 1908 Für die Schriftleitung verantwortlich; In Deutschland: Dr. W. Wolterstorff, Magdeburg-Sudenburg; in Oesterreich: Dr. P. Kämmerer, Wien II/2. Vereins-Nachrichten Unter alleiniger Verantwortung der Herren Einsender. Augsburg. „Wasserstern“. Diverse Neuanmeldungen für Augsburg, Ingol- stadt und für die Jugendabteilung. Zahlreiche Ein- läufe , darunter Dedikation des Separatabdrucks „Naturdenkmalpflege“ von den Herren Dr. Hermann und Dr. Wolterstorff. Verschiedene Separatdrucke unseres Ehrenmitglieds Herrn Walther Koeliler, Ein- ladung der „K. k. zoologischen Gesellschaft“-Wien zu ihrer konstituierenden Versammlung. Besten Dank. Monatsblatt des ,.Heros“-Nürnberg, Vorzugsliste der Zierfischzüchter- Vereinigung „Hamburger Liebhaber',, Schreiben Herrn Buschkiels vom zoologischen Institut- München , Ueberlassung von Idithyophirius -Material Vereins-Nachrichten. 401 betreffend; Genehmigung des Stadtmagistrats bezüg- lich des seitens des Vereins mit dem Flurwächter Mayr eingegangenen Afterpachtverhältnisses, zwecks Anlage eines Daphnienweihers in unmittelbarer Nähe der Stadt. — Aufliegend diverse Zeitschriften, denen wir nachfolgendes entnehmen: Aus der neuen Zeit- schrift „Kleinwelt“. herausgegeben von Herrn France- München, dem Vorsitzenden der mikrologischen Ge- sellschaft, ersehen wir die Trennung des Bundes von seinem bisherigen Organ, dem „Mikrokosmos“. Mit- hin ist das jetzige Nachrichtenblatt der Gesellschaft die „Kleinwelt“. Interessenten diene dies zur Kennt- nis. — Aus den biologischen Plaudereien aus dem Aquarium von Herrn Dr. Haas-Klotzsche interessiert die Zusammensetzung des Bodengrundes und die all- gemein für alle Pflanzen empfohlene Bodenschicht- höhe. Bei Sumpfpflanzeu halten auch wir eine 12 cm hohe Schichte für sehr zweckmässig, ja notwendig, doch will sie uns bei untergetauchten Pflanzen in dieser Menge überflüssig erscheinen. Beispielsweise bei kleineren und mittleren Behältern dürfte dieselbe in keinem Verhältnis zur Gesamtaquariumhöhe stehen. Inwiefern durch die Einbringung einer hohen Erd- schichte eine grössere Aehnlichkeit mit einem natür- lichen Landschaftsbild erzielt 'werden soll, ist uns nicht recht verständlich. Bei zwei Teilen Lehm, zwei Teilen Torfmull, ein Teil Gartenerde und ein Teil Sand, zu einer Mischung verbunden, erreichen wir dasselbe Vegetationsbild bei dem Froschlöffel. Aus der „Fischereizeitung“ interessiert die Ansicht des Herrn Hoffmanns-Berlin über das Fischsterben bei Gewittern. Er schreibt die Ursache dem freiwerdenden, giftigwirkenden Gasgehalte der Moderreste des Fluss- bodens zu; ferner interessiert uns der Nachweis, er- bracht von Herrn Dr. Maier-München, dass unser alter Bekannter, der amerikanische Zwergwels (Amiurus nebulosus ) einer der wenigen Fische ist, die zu hören vermögen. Der „Hydrophilus“-Brandenburg kommt auf den kleinen Artikel unseres Herrn Eull, bezüglich Sterbens eines Paratil. malt.- Weibchen durch zu häufige Laichabgabe zu sprechen und bezweifelt, dass zu häufiges Ablaichen den Elterntieren irgend wie schäd- lich werden könnte. Wir glauben doch wohl, dass nicht umsonst der alte Praktiker seinen Tieren Ruhe- pausen verschafft, um sie für die nächste Zuchtperiode zu kräftigen. In der Freiheit treten derartige Zeiten durch die veränderten Temperaturverhältnisse natür- licherweise von selbst ein. Anders verhält es sich aber in unseren ständig geheizten Behältern. Hier wird der Fisch sicher häufiger zur Laichabgabe ver- anlasst, wenn die Temperatur des Wassers eine gleichmässig hohe ist. — Ferner hatte die Aktinie sicher gar keine Meinung, als sie sich auf dem Rücken der Krabbe festsetzte. Der Vorgang lässt sich auf sehr natürliche Weise erklären. Der Krebs hatte sich in der Nähe der eben in Wanderung begriffenen Rose befunden ; vielleicht halb vergraben, so dass der Rücken- schild noch frei lag; wie das bei diesen Krustern vor- kommt, ziemlich lange an einem Platze liegend bleibend. Genau so, wie sich nun die Rose auf einem in der Nähe liegenden Stein festgesetzt hätte, ist sie in diesem Falle auf den Krebs übergewandert. Nur zur Richtig- stellung sei bemerkt, dass unser Herr Ballenberger nicht in Meiningen, sondern in Memmingen, Bayern wohnhaft ist. Recht possierlich schildert die „Vallis- neria“, Gelsenkirchen, das Benehmen des Seepferd- chens im Aquarium. „Wie putzig es anzusehen war, wie es von Zweig zu Zweiglein sprang, auf und ab kletterte oder in zierlichen Sprüngen durchs Wasser jagte“. Was man an seinen Pfleglingen nicht alles sehen kann, wenn man sie mit dem Auge des Lieb- habers betrachtet. Wir haben nun allerdings bisher die Seepferdchen für recht langweilige Geschöpfe ge- halten, auf die jedenfalls Prädikate, wie sie evtl, einem Eichkatzl zukommen, nicht recht passen. Die See- wasser-Sondernummer der „Blätter“ ist wirklich gross- artig ausgefallen. Die Artikel Walter Koehlers zeigen den Meister. Mit der Nelke haben wir diese günstigen Erfahrungen nicht gemacht, wie der Autor. Wir würden eher die Zylinderrose als die Rose des An- fängers bezeichnen. Kleine Tiere von Gammarus pulex und der Wasserassel haben bei uns die Seepferdchen gerne genommen. Neuerdings gemachte Versuche mit roten Mückenlarven fielen negativ aus. Immerhin verdient jedoch diese Beobachtung einer Nachprüfung. Frischgefangene, lebenskräftige, ausgewachsene Tiere gehen vielleicht doch daran. Allgemein gehen unsere Erfahrungen dahin, dass Rosen Chironomuslarven nicht sonderlich hegehren , dass sich ferner auch Garneelen ziemlich ablehnend verhalten. Vor einiger Zeit setzte ich zwei ausgewachsene, aus der Nord- see stammende, mir seinerzeit von Herr Müllegger übermittelte, etwa drei Monate separat gehaltene Stichlinge in ein mit Pferdeaktin ien besetztes grösseres Aquarium. Andern Morgens waren beide Tiere ver- schwunden. Sofort hatte ich begründeten Verdacht auf eine schon etwa vier Jahre in meinem Behälter lebende grüne Gürtelrose, die mir schon einmal ein Seepferdchen verschlungen hatte, und richtig hatte ich mich auch nicht getäuscht. Andern Tags kamen die deutlich unterscheidbaren Ueberreste beider Opfer aus der Mundöffnung dieser gefrässigen Rose zum Vorschein. Gewiss eine respektable Leistung. Ganz prächtig sind die photographischen Aufnahmen der Miesmuschel ausgefallen. Ueber die Fortbewegung des Seesterns schreibt Reitmayer, Wien. Wir be- merken hierzu, dass langarmige Seesterne, wenn sie sich in voller Lebenskraft befinden, bewunderungs- würdig rasch vorwärts kommen. (Fortsetzung folgt). Berlin. „Nympliaea alba“. Generalversammlung vom 7. April 1909. Nach Verlesung der Eingänge werden die Herren Franz Schmolke und Fritz Stechert als Mitglieder aufgenommen. Herr Genz erstattet den Kassenbericht für das verflossene Quartal und wird ihm auf Antrag der Revisoren Decharge erteilt. — Zu der am Char- freitag stattfindenden Partie nach Spandau mit dem Verein „Wasserstern“-Charlottenburg, bittet der Vor- sitzende um gefl. recht rege Beteiligung. — Recht an- regend verlief die nun folgende Verlosung von Cliro- miden und Kärpflingen, sowie Barben und Pflanzen, welche der Kasse '6 Mk. zuführte als Ertrag für die Lose. Eine Fischkanne und mehrere Schnecken brachten weitere Mk. 1.60 ein. Allen freundlichen Spendern besten Dank! — Bei dem jetzigen Mangel an lebendem Futter empfahl Herr Hipler die Anlage einer Regen- wurmzucht, welche Herr Rosemann durch Verwendung von Kaffeegrund als besonders lohnend bezeichnete. Herr R. macht auch besonders auf die Fütterung mit Tubifex aufmerksam, die er bei seinen Fischen mit gutem Erfolg anwendet und erfreute uns durch Zu- wendung eines Buches: „Die Sportangelei“ v. d. Borne für die Bibliothek. Schluss 12 Uhr. K. S. Sitzung vom 21. April 1909. Die Eingänge werden verlesen und über die ferneren Verlosungen Beschlüsse gefasst, welche zur Hebung des Vereinsinteresses dienen sollen. — Eine Anfrage des Herrn Stechert, ob bei Rivulus elegans Erkältung zur Trübung der Augen, bezw. zur Erblindung führen kann, wird bejaht und empfohlen, diesen Fisch warm zu halten. Nach dem Bericht über den Verlauf der Charfreitagspartie berichtet Herr Hipler, dass aus den seit Juli v. J. liegenden Eiern seines Cynolebias &c//off/-Pärchens bis jetzt 10—18 Fische ausgeschlüpft sind, die durchschnittlich 2 cm gross, leider aber an- scheinend krank sind. Hoffentlich zeitigt die Aufzucht aus dem noch vorhandenen Laich günstigere Resultate. — Die Vermutung des Herrn K. Schmolke, dass eins seiner altbepflanzten Becken Fischschädlinge beher- berge, führte zu einer interessanten mikroskopischen Untersuchung der mitgebrachten Pflanzenteile und teilweise des Wassers. Das Ergebnis war, soweit es sich beurteilen liess, nur ein erfreuliches, denn die Stengel und Blätter wimmelten von Infusorien, wie sich denn auch der für besonders schädlich gehaltene, weiss- liche Belag am Tausendblatt als grosse Kolonien von Glockentierchen, Vorticella monilata herausstellte. — Das Studium des prächtig geschriebenen Werkes „Streifzüge im Wassertropfen“ von France kann jedem Aquarienliebhaber nicht angelegentlich genug em- 402 Vereins-Nachrichten. pfohlen werden, denn besonders für unsere Liebhaberei gilt der Spruch „Wer das Kleine nicht ehrt, ist des Grossen nicht wert.“ K. S. Berlin. „Triton“. Verein für Aquarien- und Terrarien- kunde. (E. V.) Bericht über die erste ordentliche Sitzung am Freitag, den 14. Mai 1909. Der erste Vorsitzende eröffnet mit— einigen be- grüssenden Worten mit der heutigen Sitzung zugleich das neue Geschäftsjahr. Mit allseitigem Beifall wird die Mitteilung begrüsst, dass der Vorstand beschlossen hat, die ., grüne Karte“ wieder einzuführen. Die „grüne Karte“, die allen Mitgliedern zugeschickt wurde, ist seinerzeit abgeschafft worden, weil sie durch die Veröffentlichung unserer Tagesordnung in den „Blät- tern“ und in der „Wochenschrift“ als überflüssig und die hierdurch erzeilte Ersparnis als nicht unbedeutend erschien. Aus dieser Abhängigkeit von den betr. Druckern, sowie infolge des oft unregelmässigen Er- scheinens unserer Zeitschriften haben sich mancherlei Verdriessliclikeiten und Belästigungen ergeben, die sich dem Vorstande oft recht unliebsam bemerkbar machten. All dem wird nun ein Ende gemacht da- durch, dass jedes Mitglied zur rechten Zeit die Tages- ordnung in die Hand bekommt; die Veröffentlichung in den Zeitschriften aber erfolgt ausserdem wie bisher. — Herr Dr. Kämmerer -Wien hat uns eine Anzahl interessanter Publikationen übersandt; dieselben werden der Bücherei überwiesen werden. Herrn Dr. Kämmerer sei hierdurch herzlichst gedankt. Es wird bei dieser Gelegenheit wieder einmal auf die Bücherei des „Triton“ aufmerksam gemacht, welche dem Natur- freunde ein überreiches Lesematerial darbietet. Es scheint noch wenig bekannt zu sein, dass auch perio- disch erscheinende Zeitschriften allgemeinen Inhalts gehalten werden, so z. B. „Aus der Natur“, „Natur und Kultur", sowie die „Umschau“; zahlreiche Jahr- gänge dieser äusserst interessanten modernen Zeit- schriften sind in der Bücherei vorhanden. Auch vom Fragekasten wird zurzeit recht spärlich Gebrauch ge- macht, wobei allerdings zu erwähnen ist, dass solche Fragen, die ein weniger allgemeines Interesse er- regen, schriftlich beantwortet werden. Wir weisen wiederholt darauf hin, dass wir auch Nichtmitgliedern gern Antwort erteilen; freilich setzen wir voraus, dass der Fragesteller die im Vereinsleben und auch sonst im öffentlichen Verkehr üblichen Formen wahrt, zu denen wir in erster Linie die Nennung des Namens rechnen. Anonyme Anfragen bleiben auf jeden Fall unbeantwortet. — Zur Besprechung gelangt die Anregung des „Kosmos“, zur Gründung eines Naturschutz -Volksparkes in den Alpen. Wenngleich wir die Naturschutzbestrebungen mit allen Mitteln zu fördern gern bereit sind, so sehen wir uns in dem vorliegenden Falle doch veranlasst, mit einem Beitrage zurückzuhalten. Der glühenden Begeisterung eines Dr. Kurt Flöricke steht doch manches Bedenken gegen- über, und dass der ganze vom Kosmosverlag in die Welt gesetzte Plan einen deutlichen Beigeschmack nach Sensations- und Reklamebedürfnis besitzt, ist doch nicht gut abzuleugnen. Ein uns weit näher liegendes Gebiet zur Entfaltung von Naturschutzbestrebungen bietet uns die Umgebung von Berlin, man denke an die Verwüstungen des Grunewaldes und anderer Reste eines einst üppigen Waldbestandes. Hier ist unsere Hilfe weit nötiger, als bei jenem noch völlig in der Luft hängenden phantastischen Plane. — Eine Gratis- verlosung und daran anschliessende Versteigerung zahlreicher von der Versandabteilung gestellter Fische bildet den Schluss der Sitzung. Der Vorstand. München. „Isis“ E. V. Monat März 1909. Der Verlag Lehmann-Stuttgart gibt auf unsere Reklamation bekannt, dass ihm am Versandt der „Blätter“ keine Schuld trifft. Die frühere Leipziger Buchdruckerei habe zu wenig Exemplare gedruckt. In wenigen Tagen soll die Angelegenheit ins Reine gebracht werden. Wir meinen solche Dinge, nämlich, dass zu wenig Exemplare der „Blätter“ gedruckt werden und ein Teil der Abonnenten die Zeitschrift nicht erhält, liessen sich doch vermeiden. Herr W. Kathmann vom „Wasserstern“-Augsburg berichtet in Nr. 10 der „Blätter“ über „Die Zucht der Ellritze im Zimmeraquarium“. Er schreibt: „Nachdem die drei Fischchen in ihr neues Heim überführt worden waren, gewahrte ich schon nach einigen Stunden eine gewaltige Veränderung am Männchen. Es hatte wirklich ganz auffällig und nicht von der Hand zu weisen „das Hochzeitskleid“ angelegt und prangte in den herrlichsten Farben.“ Herr Kathmann beschreibt sodann das Hochzeitskleid der Ellritze treffend in vollständiger Uebereinstimmung mit unseren früheren Ausführungen an dieser Stelle. Der Genannte führt weiter aus: „Nach meinen Erfahrungen möchte ich unbedingt glauben, dass die Ellritze zur Laichabgabe grobkiesigen Grund beansprucht.“ Hierzu bemerkt Herr Lankes, dass dies nicht immer als zutreffend anzunehmen sei. So konnte er bei Lochhausen das Ablaichen der Ellritze in sehr feinem Sand am Ufer- rande in zirka 12—15 cm Wassertiefe beobachten. Zu den Ausführungen W. Köhlers: „Zur Kenntnis der Laichform des Schlammtauchers (Pelodytes punctatus) bemerkt der Vorsitzende, dass die von Herrn Köhler einigen Mitgliedern der „Isis“ übersandten Pelodytes punctatis typische Stücke waren. Die Behauptung des Herrn Köhler, dass der Schlammtaucher in Klumpen und nicht in Schnüren laicht, ist natürlich irrig und lediglich auf zerrissene Schnüre, die klumpen- ähnliches Aussehen haben, zurückzuführen. Wir möchten hier der anschliessenden Bemerkung des Herrn Dr. Kämmerer vollständig beipflichten, jedoch an einen Bastardlaich keinesfalls glauben. — Herr Andres teilt im „Zoologischen Beobachter“ Nr. 2 die interessante Wahrnehmung des Herrn Direktor Flower vom zoologischen Garten in Gizeh bei Kairo mit, nämlich, dass Cerastes vioipara Eier legte, auch zwei davon auskamen, die jungen Schlangen aber eingingen. In gleicher Zeitschrift bestätigt in dem Aufsatze: „Schlangen am Niederrhein“ Herr Hugo Otto in Mörs eine schon früher an dieser Stelle niedergelegte Be- merkung mit folgenden Worten: „Auf meinen Wande- rungen in jenen Gegenden, die mich jahrelang fast täglich in ihre (der Kreuzotter) Natur führten, habe ich häufig wochenlang im Sommer keine Kreuz- otter zu Gesichte bekommen und wiederum sah ich manchmal in wenigen Tagen ein halbes Dutzend und mehr dieser Tiere“. So ist es auch. Gelegentliche Exkursionen zum Auffinden der Kreuzotter, der glatten Natter, der Knoblauchkröte, der Geburtshelferkröte und der Kreuzkröte wollen oft nichts bedeuten. Diese Exkursionen müssen oft jahrelang im Frühlinge und Sommer gemacht werden. Herr Lankes berichtet: Am 10. Februar sei das erste Junge von Anolis crista- tellus spurlos verschwunden, drei Tage später das zweite Junge. Nun verwendete Berichterstatter jeden freien Augenblick, um dem Missetäter auf die Spur zu kommen. Am 21. Februar gelang es Herrn Lankes, nachdem er nahezu ununterbrochen bewegungslos vor dem Terrarium gesessen, als Uebeltäter Phelsuma madagascariense zu erwischen. Die schöne Echse näherte sich s c h 1 e i c h katzenartig an der Unterseite eines Astes dem ahnungslosen jungen Anolt, um plötz- lich blitzschnell gegen ihn vorzustossen. Bericht- erstatter wehrte den Angriff und sperrte den mada- gaskischen Räuber in einen Sonderbehälter. Die alten Anoli liessen die Jungen stets unbehelligt. Das dritte Junge starb indess nach einigen Tagen unter eigentümlichen Zuckungen auf der Hand des Pflegers. Herr Dr. Steinheil teilt mit, dass sein prächtiger Coluber guttatus am 20. März wieder gefressen habe. Vier Tage, nachdem er die letzte Nahrung (Mäuse) wieder von sich gab, sei er ziemlich matt gewesen und unten im Käfig geblieben, endlich nahm er Quartier in der Höhe im Epheukistchen und seit einigen Tagen unternehme er abends einen Spaziergang im Terrarium. Prachtvoll sei am 21. März der rote Sauromates (Coluber quatuorlineatus var. sauromates) in der Ueberwinte- rungskiste von selbst zum Vorschein gekommen. Die Schlange habe nur wenige Gramm am Körpergewicht Vereins-Nachrichten. 403 verloren; ganz wütend benahm sich die Vierstreifen- natter, fauchte halbstundenlang mit aufgerissenem Rachen, solange sie jemanden sah und wenn man sich näherte, so fuhr die Schlange mit Wucht gegen das Gitter. — Durch Herrn Dr. Lehrs wurden demonstriert : Ein Lacerta viridis ■ Män n chen aus Bozen; eine Lacerta ocellata, dreijährig, aus Spanien; vier Lacerta galloti (zwei Männchen und zwei Weibchen), darunter ein sehr grosses Exemplar von den Kanarischen Inseln; sechs Lacerta jonica (darunter eine olivacea- Form) von den jonischen Inseln; zwei Algiriodes nigrö- punctatus von Corfu; endlich drei junge Cinosternum pensylvanicum von Nordamerika. K. Latikes. Nürnberg. „Heros“. Ordentliche Sitzung am 18. Mai 1909. Der 1. Vorsitzende, Herr Gruber, eröffnet um 845 die von 27 Mitgliedern und 20 Gästen besuchte Ver- sammlung. In Abwesenheit des I. Schriftführers über- nimmt Herr Weidemann die Führung des Protokolls. Nach Verlesung und Genehmigung des Protokolls vom 4. Mai erfolgt Bekanntgabe des Einlaufes. Hierauf ergreift Herr Dr. Grawinkel das Wort zu seinem Vor- trag „Lebensbedingungen, Leben und Lebensäusse- rungen der Pflanzen“, in dem er etwa folgendes aus- führte: Die Grundsubstanz des Pflanzenbaues ist Protoplasma und Zellkerne, welche wieder in einzelnen Zellen aufgebaut sind, in denen bei älteren Pflanzen auch noch Stärkemehl aufgespeichert wird. Jede ein- zelne Zelle ist lebensfähig. Wh- haben einzellige Algen, während grössere Pflanzen viele Millionen solcher Zellen zu ihrem Aufbau nötig haben. Die Vermehrung der Zellen, die äusserlich sich im Wachstum zeigt, geschieht durch Spaltung der einzelnen Zelle in zwei solche Organismen. Eine der wichtigsten Rollen im Pflanzenorganismus bilden die Chromatophoren; von solchen unterscheiden wir: 1. Das Chlorophyll, der grüne Farbstoff ist zugleich Träger der Elastizität; Pflanzenteile, denen das Chlorophyll entzogen, brechen wie leichtes Glasgespinnst. Das Blattgrün vennittelt die Assimilation des Lichtes und der organischen Substanzen in organische, entwickelt auch die in den Pflanzen aufgespeicherte Stärke. 2. Das Leucoplast, der nicht ergrünte Farbstoffträger, den wir meist in jugendlichen Pflanzen finden und 3. das Chromoplast, die bunten Farbstoffträger, die bunten Farbstoff träger, die in den Blüten sichtbar werden. Redner erläutert dann verschiedene Einrichtungen bei den Verbindungen zwischen den einzelnen Zellen, welche den Zweck haben, ein Rückfliessen des Nährsaftes von oben nach unten zu verhindern. Diese selbst schaffen Milchröhren, welche hinter dem ausserordentlich zähen Bastgewebe gelagert sind, von der Wurzel bis zur Spitze in die einzelnen Zellen. Als wichtiges Organ ist noch das Hautgewebe zu nennen, dem die Aufgabe zufällt, Wasser auszuscheiden und den Gas- austausch zu vermitteln. Dies geschieht durch die Atmungsöffnungen, die meist auf der Unterseite der Blätter befindlich sind. Die verschiedenen Zwecke, welche die Behaarung der Pflanze zu erfüllen hat, finden eingehende Besprechung, z. B. Drüsenhaare, welche wie beim Geranium starken Geruch ausströmen, Klimmhaare, wie beim Hopfen, Büschelhaare, Haare zum Betasten der Tiere bei den fleischfressenden Pflanzen, Brennhaare bei der Brennnessel und die kräftigeren Schutzorgane Dornen , Stacheln usw. ; ausserdem noch die Wollhaare als Hilfsmittel zum Fliegen an den Organen, welche zur Fortpflanzung da sind. Als letztes Organ wird die Wurzel be- sprochen, der einerseits der Zweck zukommt, der Pflanze den Halt zu geben, andererseits als Nährorgan zu dienen. — Nach diesen eingehenden Erläuterungen über Pflanzeneinrichtungen kommt Redner auf die Lebenstätigkeit der Pflanzen zu sprechen, die wir teilweise schon erwähnten bei der Umbildung anor- ganischer Stoffe in organische, durch das Chlorophyll, die Atmung (bei den Wasserpflanzen geschieht die Ausscheidung des Sauerstoffes durch Assimilation und nicht durch Atmung), das Streben der Pflanze im Wachstum nach oben, das wir schon beim Keime beobachten können, der Wurzel in die Erde, der Wasserpflanzen dem Wasser zu, die Verdunstung, um durch Ausscheidung des übrigen Wassers leere Räume in den Zellen zu schaffen, welche frischen Nährstoff nach oben saugen, die Bewegung, welche am wilden Wein und vielen anderen Beispielen erläutert wird, das Gefühl, das in auffälligster Weise die fleisch- fressenden Pflanzen zeigen. Zur Vorzeigung gelangt unter dem Mikroskop die Unterseite eines Geranium- blattes, Beispiele für Drüsenhaar und Atmungsöffnung, ein Valtisnerienblatt , in dem die Bewegung der Chlorophyllkörner sichtbar, ein Acubablatt zur Be- obachtung der Ablagerung von Leucoplastkernen zwischen Chlorophyllkernen. — Bei der Diskussion erklärt Herr Dr. Grawinkel auf eine Anfrage, dass die aus verletzten Vallisnerienblättern bei Sonnen- beleuchtung aufsteigenden Luftperlen keineswegs Sauerstoff, sondern Kohlensäure enthalten, also nach- teilig für das Aquarium sind, weswegen man solche Pflanzenteile oder Pflanzen am besten ganz entfernt. Die Ursache dieser Erscheinung liegt darin , dass Wasserpflanzen überhaupt nicht atmen, sondern ihre Nährsubstanzen unmittelbar aus dem Wasser assi- milieren. Als besten Sauerstoffentwickler für Aquarien nennt er Elodea, nächst dem das Myriophyllum. Die Verwaltung. Nürnberg. „Seerose“. Sitzung vom 8. Mai 1909. Anwesend 25 Mitglieder. Protokollverlesung und Genehmigung. Einlauf: diverse Zeitschriften, Vereins- papiere der „Zierfischzüchtervereinigung Hamburg“, Katalog von Scholze & Pötzsclike, Berlin, sowie Aus- trittserkläruugen der Herren Pfäfflin und Gluth. Auf- genommen als ordentliche Mitglieder wurden ein- stimmig die Herren: Friedrich Hess, Karl Sörgel, Fritz Mederer und Ludwig Egner. Herr Kalb referierte über die Zeitschriften. Als Kassenrevisor wurde an Stelle des aus der Gesellschaft ausgetretenen Herrn Gluth Herr Hermann gewählt. Herr Kalb zeigte Apus cancrifortnis vor, die Herr Weber in einem sumpfigen Erlenschlag in der Nähe Nürnbergs bei zirka 30 cm Wasserstand gefunden hatte. Herr Franz brachte drei Rezepte von Aquarienkitt mit, die zur Verlesung gelangten und ausserdem der Bibliothek einverleibt werden. Zur Zucht von Haplochiliden empfiehlt Herr Kalb, dem Aquarienwasser ’/s oder V a Seewasser hinzu zu geben. Herr Prell gibt bekannt, dass er in seinen Daphnienbehälter (Holzwanne) einen mit Kuh- oder Pferdedünger gefüllten Blumentopf umgekehrt auf einige Holzklötzchen stellt. Das Ver- streuen des Düngers im Wasser wird hierdurch ver- mieden, und dennoch erhalten die Daphnien durch den Raum zwischen Behälterboden und dem Blumen- topf, sowie durch das Loch in demselben genügend Nahrung. Ein Verpesten des Wassers ist auf diese Weise ausgeschlossen. Die Daphnien vermehren sich reichlich. Herr Weber spendete eine Kanne Mücken- larven, die an die Mitglieder verteilt wurden. Schluss der Sitzung 12 Uhr. ' Die Verwaltung. Wien. „Lotus“. Sitzung vom 1. Juni 1909. Obmann Poltz eröffnet um 9 Uhr die Sitzung, begrüsst die Anwesenden und bespricht die Ergiebig- keit eines Futtertümpels in Inzer sdorf bei Wien an kleinen roten Daphnien und Cyclops und bemerkt hiezu, dass die dort gefangenen Tiere bei Ueber- tragung in Hochquellenwasser, mit Ausnahme der Cyclops, binnen zwei Tage zugrunde gingen, die letzteren halten sich jedoch vorzüglich. Es wurde infolgedessen besprochen, Sonntag, den 6. d. M., einen Ausflug dorthin zu unternehmen. — Herr Menz spendete junge Schleierfische eigener Zucht, welche gratis verlost wurden, Frau Gräfin Castell Geophagus brasiliensis, ebenfalls Eigenzucht, welche zu Gunsten der Kasse versteigert wurden. Beiden Spendern sei liiefür bestens gedankt. Nachdem noch Herr Obmann Poltz über die von Herrn Fischer beobachtete Eiab- lage von Cynolebias belotti berichtet hatte, wurde die Sitzung geschlossen. Der Vorstand. 404 Vereins-Nachrichten. Ausstellungskalender Steht den verehrlichen Vereinen kostenlos zur Verfügung. Alle näheren Angaben sind natürlich in den Inseratenteil zu verweisen! Elberfeld. „Wasserrose“. Vom 17. — 26. Juli 1909 im „Weissen Saal“ der Stadthalle, Johannisberg. Rixdorf. „Trianea“. Vom 14. — 22. August im „Deut- schen Wirtshaus“, Bergstrasse 136/187. Berlin. „Verein der Aquarien- und Terrarienfreunde“. 21. — 30. August, in „Wendts Prachtsälen“. Hamburg. „Rossmässler“. 22.-29. August, in „Ham- monia“, Besenbinderhof. Stuttgart. „Verein der Aquarien- und Terrarien- freunde“. 11.— 19. September. „Gewerbehalle“. Altona. „Verein Altonaer Aquarien -Freunde“ E. V. 18. — 26. September 1909 im Velodrom Altona. Adressentafel der Vereine.1) Bernbnrg a. S. „Aquaria,“ Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Gölires Restaurant, Karlstrasse 5. Versammlung jeden ersten Mittwoch im Monat. Briefadresse: Lehrer Hermann Wiehle, Latdorf bei Bernburg. Brandenburg a. Havel. „Hydrophilus“, Verein für Aquarien-, Terrarien- und Naturfreunde. Vereins- lokal: „Ressource,“ Steinstrasse 9. Sitzungen jeden 1. und 3. Freitag im Monat. Briefadresse: ür. Zimmermann, 1. Vorsitzender, St. Annenstrasse 13. Braunschweig. „Brnnsviga“, Verein der Aquarien- und Terrarienfreunde. Versammlungen alle 14 Tage Freitags. Briefadresse: Robert Melzer, Radeklint 6, 2. Vorsitzender. Breslau. Aeltester Breslauer Verein für Aquarien- und Terrarienkunde, „Proteus“, gegründet 1900. Die Adressen sind : für Geldsendungen Herr Con- stantin Franz, XIII, Schillerstrasse 15 III; für den ersten Vorsitzenden Herr Dr. Eckhardt, XIII, Kaiser Wilhelmstrasse 51. Sitzungen jeden Dienstag abend pünktl. 9 Uhr im Schul fheiss-Restaurant, Neue Gasse Breslau. „Proteus“, Verein zur Förderung der Aqua- rien- und Terrarien künde, (E. V.) gegründet 1908. Vereinszimmer: Haase-Ausschank , Schweidnitzer Strasse 37, part. Sitzungen : Jeden Dienstag, abends 9 Uhr. Adresse für den Vorsitzenden : Dr. Deupser, Deutsch-Lissa bei Breslau. Burgstädt i. Sachsen. „Wasserrose“, Gesellschaft für Aquarien- und Terrarienkunde zu Burgstädt in Sachsen. Gesellschaftsabend jeden Sonnabend nach dem 1. und 15. jeden Monats im Gesellschafts- zimmer des Bahnhofrestaurants. 1. Vorsitzender Eisenbahnassistent W. Peukert. Charlottenburg. „Wasserstern“, Aquarien- und Ter- rarienverein. Die Versammlungen finden au jedem Mittwoch nach dem 1. und 15. jeden Monats statt. Lokal : Restaurant Schröter, Kaiser Friedrichstr. 36 a. Sendungen an den Vorsitzenden E. Berndt, Char- lottenburg, Göthestrasse 82, erbeten. Cottbus. „Nelumbo“. Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Zusammenkunft jeden 2. und 4. Freitag im Monat, im Vereinslokal Utz Stern an der Promenade. Briefadresse : A. Muglisch, I. Vor- sitzender, Dresdenerstrasse 147 ; E. Freier, Schrift- führer, Kaiser-Friedrichstrasse 36. Cöln. „Wasserrose“, Vereinigung der Aquarien- und Terrarienfreunde. Vereinslokal: Gürzenich, Restau- rant. Vor St. Martin 33 (Biertunnel); bei grösseren Vorträgen Quatermarktsaal. Sitzungen jeden 2. und 4. Mittwoch im Monat. Briefsendungen an Vor- sitzenden A. Kuban, Cöln-Deutz, Tempelstrasse 19 III. Geldsendungen an L Schwarz, Cöln-Nippes, Bülow- strasse 16 II. J) Crefeld. „Verein für Aquarien- und Terrarienkunde“. Adresse für den Vorsitzenden: Wilhelm Nelissen, St. Antonstrasse 201; für den Schriftführer: Wilhelm Hecker, Lüderstrasse 5. Dortmund. „Triton“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Sitzung jeden 1. und 3. Freitag 1) Aufnahme (selbstredend kostenlos) erfolgt nur auf Antrag Weitere Vereinsadressen stets willkommen 1 Auf besonderem Blatt! Ergänzungen, Aenderungen werden umgehend erbeten! Dr. Wolterstorff. im Monat, abends 9 Uhr. Vereinslokal: „Gewerbe- verein“, Kuhstrasse. Briefadresse: Oberlehrer Ger - noth, Alexanderstrasse 19. Dresden. „Fauna“. Briefadresse: Georg Gerlacli, Vorsitzender, Dresden 21, Niederwaldstrasse 37. Dresden. „Ichtkyologisclie Gesellschaft“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Zusammenkünfte jeden Donnerstag. Vereinssitzung: alle 14 Tage Donnerstags, abends 9 Uhr, Hotel „Reichspost“, Annenstrasse, Dresden-A. (vis-ä-vis der Hauptpost.) Separate Vereinszimmer. Gäste willkommen. Brief- adresse : Hugo Bessner, Dresden-A. , Arnoldstr. 1, III. Dresden. „Wasserrose“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Vereinslokal: Restaurant Viktoria- haus, Seestrasse. Versammlung jeden 1. und 3. Sonnabend im Monat, an den dazwischen liegenden Sonnabenden zwanglose Zusammenkünfte. Brief- adresse: Paul Lelinert, 1. Vorsitzender, Dresden-A. 16, Wintergartenstrasse 57. Elberfeld. „Wasserrose“. Gesellschaft für Aquarien- und Terrarienkunde. Vereinslokal: Hotel „Vier Jahreszeiten“. I. Vorsitzender: Wolfram Boecker, Barmen, Haspelerstrasse 7. Jeden 2. und 4. Freitag im Monat Versammlung um 9 Uhr. Gäste willkommen. Erfurt. „Aquarien- und Terrarienfrennde“. Ver- sammlungen jeden 1., 8. und 5. Freitag im Monat im Cafe Roland am Fischmarkt. Briefadresse : Fr. Schneider, Michaelisstr. 30. Gäste willkommen. Frankfurt a. Main. „Biologische Gesellschaft“ für Aquarien- und Terrarienkunde. Vereinslokal: West- endgarten, Taunusstrasse 1. Sitzungen: Jeden Sams- tag, abends 9 Uhr Jeden ersten Samstag im Monat Vortrag nebst Gratisverlosung. Auskunft über Tier- und Pflanzenflege usw. an jedermann. Briefadresse ; Stridde, 1. Vorsitzender, Habsburger Allee 24. Frankfurt a. M. „Iris“. Verein für Aquarien und Terrarienkunde. Vereinslokal: „Schlesinger Eck“, Gr. Gallusstrasse 2. Sitzung jeden 2. und 4. Donners- tag im Monat. Briefadresse: W. Gravelius, I. Vor- sitzender, Eschersheimer Landstrasse 110. Fürth. (Bayern.) Gesellschaft „Iris“. Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Gegründet 1903. Vereinslokal: Gasthof „Zum schwarzen Kreuz“, Königsstrasse. Vereinssitzungen jeden 2. und 4. Dienstag im Monat, abends Va9 Ühr. Gäste stets willkommen. Briefadresse: Georg Herrmann, Vor- stand, Theaterstrasse 9. Preislisten erwünscht. Görlitz. „Aquarium“. Vereinslokal: Beckers Restau- rant, Jakobstrasse 29. Sitzungen alle 14 Tage und zwar Freitag, 9 Uhr abends. An den dazwischen liegenden Freitagen: Vorstandssitzung. Briefadresse: Dr. Finster, Vorsitzender, Hospitalstrasse 31. Graz (Steiermark). „Neptun“. Vereinsheim: Körens Weinstube, Kaiser Josef-Platz. Zusammenkunft jeden Freitagabend. Briefadresse: A. Meuth, Liebenau 161 bei Graz. Halle a. S. „Hallischer Verein der Aquarien- und Terrarienliebhaber“. Gegründet den 9. März 1909. Vereinslokal: „Zum Aquarium“, Herrenstrasse 19. Sitzungen jeden 1. und 3. Dienstag im Monat Gäste stets willkommen. Gefl. Offerten an den I. Vor- sitzenden Herrn Robert Muff, Halle a. S„ Schreiber- strasse 10, erbeten! Für den Anzeigenteil: Fritz Lehmanns Verlag, Stuttgart. — Verlag von Fritz Lehmann, Stuttgart. Druck der Verlagsbuchdruckerei Otto Sautter, Stuttgart. Genügsame Reptilien. Macroscincus coctaei D. & B., Egernia cunninghami Gray, Zonurus giganteus Smith und Tiliqua scincoides White. Von Otto T o f o h r - Hamburg („Salvinia“). Mit fünf Original-Photographien von C. Lohmann. Die auf unseren Bildern vereinigten Reptilien sind ungemein haltbare und genügsame Pfleglinge. Sie stellen die Bewohner eines meiner einfachen Warmhäuser vor und verdienen eine eingehende Besprechung. Ganz unbedenklich können sie und plumpes Tier. Wenn man bedenkt, dass mein Exemplar nur 39 cm lang ist und da- bei ein Körpergewicht von 570 Gramm (!) hat, so wird man sich ungefähr eine Vorstellung von seinen ungeschlachten Körperdimensionen Macroscincus coctaei D. u. B. Riesenskink. Besitzer: Otto Tofohr, Hamburg. jedem Anfänger zur Haltung empfohlen werden. Sie stellen weder grosse Ansprüche an ihren Käfig noch an ihr Futter und verlangen ledig- lich eine gute Bodenheizung, die man ihnen am zweckdienlichsten in Verbindung mit einem von Fischerschen Wasserregulator einrichtet. Nachts brauchen sie im allgemeinen keine künstliche Erwärmung, wenn ihr Käfig in menschlichen W ohnräumen aufgestellt wurde. Einige Zierkork- stücke dienen ihnen zu Verstecken und für ihre Kletterbedürfnisse. Ein kleines Trinkgefäss be- schliesst ihre einfache KäfigeinriclituDg. Irgend welchen Bodengrund den Tieren zu bieten, ist nicht nur gänzlich überflüssig, sondern auch direkt unzweckmässig, weil er eine gute und schnelle Reinigung des Terrariums erschwert. Mein Riesenskink. Dieser von den Capverdischen Inseln stam- mende Riesenskink Macroscincus coctaei Dume- ril & Bibron ist ein ausserordentlich dickes machen können. Es ist aus diesem Grunde leicht verständlich, dass die Eingeborenen unserem Skinke sehr eifrig nachstellen, um ihn zu ver- zehren; sein fetter Leib fordert ja auch direkt dazu heraus, ihn auf den Bratspiess zu stecken. Leider ist durch diesen Umstand die Ausrottung dieser Echse wohl so ziemlich sicher und nur noch eine Frage der Zeit. Jedenfalls ist das Tier schon recht selten geworden und im Handel kaum noch zu bekommen. Ich bin daher der Firma Julius Reichelt in Berlin recht dankbar gewesen, als sie mir vor etwa Jahresfrist ein tadelloses, ungemein fettes Exemplar anbot, das anzukaufen ich mich sofort entschloss. Sobald sich das Tier von den bei winterlicher Kälte erlittenen Reisestrapazen erholt hatte (zeigte es doch infolge der Einwirkung der niedrigen Temperatur kaum noch eine Spur von Leben!) so ging es zu meiner Freude schon am zweiten Tage ans Futter. Eine abgezogene Banane, in kleine Stücke zerschnitten, verzehrte es in einer 406 Otto Tofohr: Genügsame Reptilien. einzigen Mahlzeit! Später gab ich ihm aus Sparsamkeitsrücksichten auch die Bananenschale (in zerkleinertem Zustande) und auch diese wurde dann anstandslos verspeist. Süsse Birnen, ab- geschält und appetitlich und sauber zurecht ge- macht, liebt er sehr, auch zerschnittene Wein- trauben, wenn sie recht süss und saftig sind, werden gern genommen, dagegen verschmäht er alles saure und herbe Obst, wie Aepfel und Apfelsinen. Ebenso rührt er absolut keine tierische Nahrung an, sei es nun rohes Fleisch oder seien es etwa kleine Eidechsen oder In- sekten. Ich kann die Beobachtungen von Joh. Berg an diesem Skinke nur vollauf bestätigen, er ist wirklich, wie Berg angibt, ein „einge- fleischter Vegetarianer“. Man könnte das Tier daher auch ganz unbedenklich mit den kleinsten Eidechsen zusammen halten, wenn man nicht die Befürchtung hegen müsste, dass er diese kleinen Gefährten bei Gelegenheit durch sein schweres Körpergewicht erdrücken würde. Unser Biesenskink ist ein recht gutmütiges Tier, er sucht weder zu heissen, noch ist er irgendwie scheu. Mit seinen fetten Hängebacken stellt er den Urtypus eines Phlegmatikers dar. Gern lässt er sich streicheln und immer nimmt er mir das Eutter aus der Hand. Wenn ich ihm die mit Bananenstücken gefüllte hohle Hand Vor- halte, so kommt er schnell herbei, schneller, als man ihm bei seiner Dickleibigkeit zumuten möchte, stützt sich mit seinen Vorderfüssen auf meine Hand und frisst sie nun eifrig leer, säuberlich leckt er zum Schlüsse auch noch die letzten Bananenspuren von den Fingern, schaut aufmerk- sam eine Weile zu mir empor, ob ihm nicht etwa noch ein weiteres Futterquantum bewilligt werde, und zieht sich, wenn er das Aussichts- lose seines Wunsches begriffen hat, bescheiden und still zurück. Nur einmal passierte ihm, und, wie man’s nimmt, auch mir das Missgeschick, dass er in seinem hungrigen Eifer die Spitze meines kleinen Fingers anstatt des Bananen- stückchens erwischte. Er biss nun herzhaft zu, und da ihm der Finger Widerstand entgegen setzte, indem er lange nicht die Weichheit der Banane besass, so suchte er diesen harten Bissen durch ganz energische Kieferkraft zu bezwingen, das Blut spritzte nur so heraus! Als ich nun meinen Finger schleunigst zurückziehen wollte, war ihm das gar nicht recht und er verdoppelte nur seine Anstrengungen. Als ich meine Hand schliesslich mit Mühe freibekommen hatte, sah der Finger böse aus! Der Fingernagel war fast durchbissen und die kleinen Zähnchen waren tief ins Fleisch gedrungen. Aber mein Skink hatte keine Schuld, es war ein Irrtum! Der Geruchssinn ist dem Biesenskink nicht abzu- sprechen. Er riecht sich, wenn ich so sagen darf, langsam aber sicher auch nach den ver- borgensten Bananenstücken hin, und weiss die- selben auch dann aufzuspüren, wenn sein Auge diese Bissen bestimmt nicht hat entdecken können. Dass irgendwelche Futterreste im Terrarium liegen bleiben, ist daher bei seiner abnormen Gefrässigkeit absolut ausgeschlossen! Trotz seines Phlegmas ist er ein wenig schläf- riges Beptil. Es verfolgt mit seinen Augen alles, was in seiner Umgebung vor sich geht, fährt zum Beispiel immer sofort mit einem jähen Buck herum, wrenn ich sein Terrarium öffne, um ja sein Futter als Erster in Empfang zu nehmen. Will ich ihm einen Bissen, vielleicht weil er etwas gross, wieder wegnehmen, so lässt er sich das unter keinen Umständen gefallen! Er läuft dann eilfertig fort und niemand ist imstande, seinen Zähnen ihre Beute zu entreissen. Seine Flucht geschieht mit einer unwiderstehlichen Wucht, niemand kann ihn dann aufhalten, seine Genossen rennt er um, wenn er sie nicht schnell genug überklettern kann, oder er schiebt sie in jähem Anprall ohne jede Bücksicht bei Seite. Alles kracht im Terrarium, wenn er so dahin stürmt! So schnell wie er auf dem Boden zu laufen vermag, so langsam und bedächtig pflegt er zu klettern. Seine langen spitzen Krallen ermöglichen seinem schweren Körper, ganz ohne Gefahr auch grössere Höhen zu erklimmen. Ab- stürze passieren ihm nur verhältnismässig selten Tiliqua scincoides White. Riesenglattechse. Besitzer: Otto Tofohr, Hamburg. Otto Tofolir: Genügsame Reptilien. 407 und gewöhnlich weiss er sich daun auch noch mitten im Fallen irgendwo wieder festzuhaken. Riesenglattechsen. Australische Riesenglattechsen ( Tiliqua scin- coides) sind recht bekannte Terrarienbewohner, sie stellen nicht nur den eisernen Bestand der meisten zoologischen Gärten dar, sondern sie werden trotz ihrer Grösse auch vielfach bei Privatliebhabern angetroffen. Ihre grosse Ge- nügsamkeit, ihre Haltbarkeit und nicht zuletzt ihr einigermassen regelmässiger Import bewirken es, dass sie unter den Reptilienpflegern viele Freunde haben. Ich selbst habe nicht nur ganz junge Tiere gepflegt und grossgezogen, sondern ich habe auch den alten Tieren viel Interesse zugewrandt. Ihre Paarung konnte ich erst unlängst in den „Blättern“ beschreiben. Heute will ich einige Episoden von meiner jetzigen Tiliqua erzählen. — Ich trug anfänglich Bedenken, meiner recht starkenRiesen- glattechse meinen beträchtlich kleine- ren Stachelskink ( Egernia cunning- hami) beizugesellen, da ich nicht wusste, wie sich ihr Zu- sammenleben gestal- ten würde, da von der mächtigen Tiliqua immerhin ein Angriff auf den Stachelskink gemacht werden konnte. Schliesslich fand ich aber für den letzteren doch nirgends einen Platz und kurz entschlossen riskierte ich die Zusammenhaltung. Lange Monate ging die Sache denn auch vor- trefflich! Ruhig und friedlich frass jeder seinen Kohl und seine Bananen, da fiel mir plötzlich eines Abends ein eigentümliches Getümmel in dem Glattechsen-Terrarium auf und veranlasste mich, der Sache auf den Grund zu gehen. Ich kam gerade recht, die Glattechse war eben da- bei, den Stachelskink seines Schwanzes zu be- rauben! Sie verfuhr dabei recht zweckmässig. Da der letztere seinen Schwanz gutwillig nicht hergeben wollte, er sich vielmehr ganz ver- zweifelt durch Winden seines Körpers zur Wehr setzte, auch recht wütende Bisse ringsherum austeilte, drehte sich die Glattechse wie be- sessen um ihre Längsachse und ehe ich mich noch von meiner Ueberraschung erholt hatte, und gerade als ich mit einem Donnerwetter dazwischen fahren wollte, hatte sie es vollbracht! Ein zollanges Stück des Stachelskinkschwanzes hatte sie ihrem Gefährten fein säuberlich heraus- gedreht und mit Gemütsruhe verzehrte sie nun ihre Beute. Wie war nun die Glattechse zu diesem Attentate gekommen, nachdem sie monate- lang in Frieden mit ihrem Gefährten gehaust hatte? Ich erklärte mir die Sache so. Der Vorfall passierte des Abends, wo in dem Terra- rium trotz der Zimmerbeleuchtung ein gewisses Halbdunkel herrscht. In dieser Dämmerung mag nun die Tiliqiia den sich bewegenden Skink- schwanz für einen fetten Wurm gehalten haben und darauf hin mag sie zu dem Entschluss ge- kommen sein, diesen vermeintlichen Wurm zu verzehren. Da sie nach dem Ergreifen nun aber einen Widerstand verspürte, packte sie nur um so fester zu, bis zur Bezwingung der Beute, wie ja überhaupt ganz allgemein bei den Rep- tilien ein Widerstand von Beutetieren nur um so höhere Mordlust bei ihnen auslöst. — Aus diesen Erwägungen heraus beschloss ich trotz dieses Vorfalls die Tiere nicht zu trennen, denn ich glaubte Berechtigung zu der Annahme zu haben, dass sich ein solcher Zufall nicht wieder- holen würde. Ich sollte bald eines Besseren belehrt werden. Schon nach acht Tagen ergibt eine Besichtigung des Stachelskinkes, dass ihm ein weiteres zolllanges Stück vom Schwänze abgekappt worden war ! Damit nun nicht der ganze Stachelskink von hinten langsam aufge- fressen würde, trennte ich ihn nunmehr schleunigst von seinem Gefährten. Gewundert hat mich bei diesen Vorfällen, dass der Tiliqua das Ver- speisen des spitzigen und stacheligen Skink- schwanzes absolut nichts geschadet hat! Ich hielt nun Umfrage, ob Tiliqua in Bezug darauf, dass sie auch grösseren Genossen gefährlich werden kann, auch schon anderweitig ertappt worden sei, und war denn auch bald in der Lage festzustellen, dass einst im hiesigen zoo- logischen Garten folgendes passiert war. Zwei ausgewachsene Tiliquas waren bei der Fütterung Zonurus giganteus Smitli. Riesengürtelscliweif. Besitzer. Otto Tofolir, Hamburg. 408 04 to To fohr: Genügsame Reptilien. an einander geraten und hatten sich derart in einander verbissen, dass sich der Oberkiefer des einen Tieres zwischen den beiden Kiefern des andern befand. Als sich nun die erbosten Gegner in ihrer beliebten Manier um ihre eigene Längs- achse zu wirbeln begannen, musste es zur Kata- strophe kommen und richtig wurde einem Tier dabei der ganze Oberkiefer abgerissen respektiv ausgedreht. Das schrecklich verstümmelte Tier lebte zwar noch, musste aber, da das Gehirn an der Wunde frei zutage trat, alsbald ge- tötet werden. — Vorsicht in der Beigesellung von Mitgefangenen ist also bei der Biesenglatt- echse nach allem diesem einigermassen not- wendig. Mit ihren andern beiden Käfiggenossen verträgt sich meine Tiliqua ausgezeichnet. Dem Zonurenschwanze kann sie absolut nichts an- haben, denn diese fürchterliche Stachelkeule zu verzehren, ist einfach unmöglich. Auch dem Biesenskink wird die Tiliqua nicht gefährlich. Die riesigen Körperdimensionen dieses Tieres wirken offenbar abschreckend. Das Fazit meiner Beobachtungen kann also in dem Satze zusammen- gefasst werden: Tiliqua darf nur mit gleich grossen oder grösseren Beptilien zusammenge- halten werden. Zischen vernehmen und reisst mir mit Vehemenz das Fleischstück aus den Fingern. Wütend schleudert er den Fetzen nun einige Male auf dem Boden hin und her, wobei er den Bissen natürlich über und über mit allerlei Unreinig- keiten besudelt, und verzehrt ihn nun mit allem daran haftenden Dreck ganz gemächlich. Nach -drei bis vier Stücken ist sein Hunger gestillt. Da die fast ausschliessliche Fleischnahrung stark stopfend wirkt, muss ihm immer reichlich Trink- wasser zugeführt werden. Er ist ein sehr aus- dauernder Trinker. Ein ihm Vorgesetzter Napf mit angewärmten Wasser erregt sofort seine Aufmerksamkeit, wenn der Wasserspiegel mit dem Finger etwas bewegt wird. Er beginnt dann sogleich zu trinken, indem er langsam aber stetig seine kleine fleischrote Zunge ins Wasser taucht und wieder zurückzieht. Nur wenn er sehr starken Durst hat, taucht er auch die Schnauzenspitze dabei um ein weniges ins Wasser. Er vermag viertel- stundenlang so langsam leckend am Wasserbecken zuzubringen, was erklärlich wird, wenn man die jedes- malige mit der Zunge be- förderte minimale Wasser- menge berücksichtigt. — Gern nimmt auch der Zo- nurus von Zeit zu Zeit ein warmes Bad. Er liebt es, stundenlang in dem warmen seichten Wasser herumzuwaten, wobei er seiner Befriedigung durch ein lebhaftes Schnaufen Aus- druck gibt. Sein Körper sieht nach einem Bade immer schön frisch und sauber aus, man er- kennt dann den für gewöhnlich immer arg ver- staubten und schmutzgrauen Burschen kaum Hgernia cunninghami Gray. Stachelskink mit abgebissenem Schwänze. Schwanz im Beginn der Regeneration. Besitzer: Otto Tofohr, Hamburg. Mein Riesengurtelschweif. Ebenso genügsam als die Biesenglattechse ist mein Riesengürtelschweif ( Zonurus giganteus). Seit über fünf Jahren in meinem Besitze, hat er sich als eins der ausdauerndsten Beptilien er- wiesen. Seine Ernährung ist die denkbar ein- fachste. Hin und wieder einige Mehlwürmer und im übrigen ausschliesslich rohes mageres Rindfleisch ist sein ganzer Küchenzettel. Die etwa 4 cm langen und etwa fingerdicken Fleisch- stücke ist er gewohnt mir aus der Hand zu nehmen. Er fährt, sobald er einigen Hunger hat, was etwa wöchentlich einmal bis zweimal einzutreffen pflegt, sofort herum, wenn ich seine Terrariumtür öffne, lässt ein kurzes aufgeregtes noch wieder. Ein gut warmer Käfig ist bei solchen Bädern natürlich immer vonnöten, Erkältungserscheinungen würden wohl sonst nach ihnen nicht ausbleiben. Auch wenn er nicht badet, liebt er tagsüber eine recht hohe Wärme, er gleicht in dieser Beziehung etwa den wärme- liebenden Dornschwänzen. Kleinere Eidechsen werden von ihm sofort verspeist, auch jungen Mäusen stellt er eifrig nach. Solche lebende Nahrung liebt er über alle Massen. Wenn ich ihm einmal hin und wieder solche Beute zu- gänglich mache, so fällt er wie besessen über solchen Leckerbissen her, schüttelt ihn in seinem Eifer so lange auf dem Boden und gegen die Terrarienwände umher, bis auch jede Spur von Leben aus dem Körper der Beute entschwunden M. Friedrich: Mollienisia latipinna Lesneur. 4l)9 ist, dann erst, oft nach minutenlangem Kampfe, verschluckt er ihn mit einiger Anstrengung. — Zonurus ist leicht erregbar. Auf die geringste Störung reagiert er mit wuchtigen Schwanz- hieben. Die langen nadelspitzen Stacheln sind ausserordentlich robust und eisenhart, sie ver- mögen an unbeschützten Händen schmerzhafte Löcher und Risse hervorzubringen. Die stark beschuppte Reptilienhaut wird dahingegen fast niemals von ihnen verletzt, weshalb mit Zonurus ganz unbedenklich andere gleich grosse Reptilien zusammengehalten werden können. Mein Stachelskink. lieber meinen Stachelskink (Egernia cunning- hami) konnte ich schon unlängst an anderer Stelle einiges berichten. Heute sei jener Beschreibung Tiliqua scincoides White. Zonurus giganteus Smith. Egernia cunninghami Gray. Macroscincus coctaei D. & B. Die Bewohner eines der Terrarien von Otto Tofohr, Hamburg. noch folgendes angefügt. Nachdem diesem austra- lischen Skinke der Schwanz teilweise von meiner Riesenglattechse abgebissen worden war, wurde er recht scheu und misstrauisch, sobald sich in seiner Nähe etwas regte. Er verbarg sich dann immer mit Blitzesschnelle, auch liess er sich nicht mehr wie früher von mir anfassen, sondern suchte sich durch gewandtes Drehen und Wälzen aus der ihn packenden Hand frei zu machen. Der Schwanz wuchs aber alsbald nach, heute misst das nachgewachsene Stück bereits 5 cm. — Bemerkenswert war für mich die Wahrnehmung, dass mein Stachelskink auch in tiefster Dämme- rung Salathlätter durch Betasten mit seiner Zunge aufspürte und sie dann verzehrte. Seine Augen konnten den Salat keineswegs mehr er- kennen, denn mir selbst wurde das Unterscheiden der Gegenstände im Terrarium schwer, als ich ihn dabei beobachtete. Offenbar schmeckt er das auf dem Boden liegende Futter durch die Zungenbetastung. Vielleicht vermag er auch durch sein Riechvermögen sich zur Nahrung hinzufinden. Eines Tages sah ich ihn Rosen- blätter verspeisen, deren leuchtende rote Farben namentlich unter der Einwirkung von Sonnen- licht ihn ganz besonders zu reizen schienen. Raupen, Hummeln und Schmetterlingen stellte er immer mit Eifer nach, während er rohes Fleisch nur einmal gelegentlich zu sich nimmt. Bananen frisst er immer gern, einmal sah ich ihn sogar die Exkremente von Mäusen eifrig auflesen und verzehren! Bin mit kleinen Ei- dechsen zusammen zu halten, ist nicht ratsam, denn ich sah mein Exemplar wiederholt ihm nahekommende kleine Eidechsen verspeisen. — Die Nägel an seinen Füssen sind in fünfjähriger Gefangenschaft ganz mächtig gewachsen, er hat sie offenbar nicht zur Genüge abnutzen können. Mollienisia latipinna Lesueur. Von Max Friedrich-Augsburg, „Wasserstern“. Vor drei Jahren wurde ich durch verschiedene Artikel in unseren Fachzeitschriften ermuntert, mich mit diesem Zahnkarpfen bekannt zu machen. Ich setzte mich mit Herrn Schäme, Dresden, in Verbindung und erhielt ein tadelloses Paar über- mittelt, das mich nur insofern enttäuschte, als ich bei dem Männchen die hohe Rückenflosse vermisste. Einen Hochflosser hatte ich also leider nicht erhalten. Ich gab mich zufrieden und setzte das Pärchen in ein 50 X 26 X 30 cm grosses Becken, das mit den üblichen Pflanzen (Vallisneria, Cabomba, Hether unter a usw.) be- wachsen war und auf 24° C gehalten wurde. Das Pärchen hatte sich bald eingewöhnt und weidete — ganz besonders das Weibchen — fleissig die an Scheiben und Pflanzen haftenden zarten Algen ab. Nicht minder fleissig trachtete dagegen das Männchen darnach, „seine Art zu erhalten“. Aber seine Bemühungen blieben leider erfolglos, weshalb ich mich wiederum mit Herrn Schäme in Verbindung setzte und ihm meinen Misserfolg klagte, mit dem Erfolge, dass mir von genanntem Herrn zwei AVbibclien, ein grosses Zuchttier und ein junges, noch ziemlich kleines Tierchen übermittelt wurde. Letzteres befand sich kaum 14 Tage in meinem Besitze, als es mich mit sieben, zirka 12 mm messenden Jung- fischchen erfreute. Mittlerweile kam der Winter heran und die Temperatur des nicht heizbaren Beckens sank allmählich bis zu 14 — 15 UC, welche 410 M. Friedrich: Mollienisia latipinna Lesneur. Temperatur, wie mir schien, meinen Tieren schon zu niedrig wurde, was sich durch intensives Gautschen und verminderte Fresslust bemerkbar machte. Die verzärtelten Geschöpfe gingen mir im Laufe des Winters ein. Diese Misserfolge schreckten mich jedoch nicht ah und als der Frühling herannahte, be- stellte ich mir bei Koeppe & Siggelkow ein Zuchtpaar Importfische, die für die Tiere ver- langte ziemlich hohe Summe, schon unserer her an- nahenden Ausstellung zuliebe, nicht scheuend. Am 28. März 1907 trafen die Fische bei ver- hältnismässig guter Witterung, bei einer Wasser- temperatur von 15° C ein, waren aber ziemlich erschöpft und hatten höchste Zeit, in richtige Pflege zu kommen. Ich erwärmte zunächst das Wasser auf 20° C und setzte sie in ein bereit- stendes grösseres Becken, das derart mit Flaum- algen bewachsen war, dass mir kaum der Durch- blick möglich wurde. Anfangs legten sich die Tiere stark auf die Seite und nur an den Be- wegungen der Kiemendeckel sah ich, dass noch Leben in den kleinen Körperchen wohnte. Fünf Stunden des Abends beobachtete ich die wert- vollen Tierchen, ohne eine nennenswerte Besserung konstatieren zu können. Mit recht geringen Hoffnungen legte ich mich zu Bette, um des Morgens frühzeitig nach diesen Sorgenkindern zu sehen und siehe, sie machten sich schon recht tüchtig an den Algen zu schaffen, nur zeigte sich das Männchen noch etwas schwach. Jedoch bis gegen Abend hatte sich auch das vollständig verloren, so dass der kleine Mann schon recht lebhaft sein Weibchen umwarb. Aber die Rücken- flosse wollte sich noch nicht ausbreiten und die Schwanzflosse blieb noch immer zusammenge- zogen. Doch auch dies verlor sich nach einigen Tagen. Von da an war das Liebeswerhen des hochflossigen Männchens wunderbar. Ein Hin- und Herrennen über und unter das Weibchen mit gespreizter Rückflosse, dabei eine Farben- pracht entfaltend, die festzuhalten einem Maler schwer fallen würde. Ein solches Liebeswerhen habe ich nur noch bei Trichogastcr lalius be- obachtet, auch bei meinen ersten Latipinna war mir niemals ähnliches aufgefallen. Trotzdem die Färbung dieser Fische wohl hinlänglich beschrieben und somit ziemlich be- kannt sein dürfte, möchte ich dennoch dieses Pärchen, so wie es meinen Augen erschienen war, zeichnen. Die Färbung des Männchens ist auf dem Rücken ein schönes Olivgrün, während die Seiten durchsichtig scheinen, um je nach Stellung des Fisches, bald rosa, bald rötlich blau, bald perlmutterfarben zu schillern. Von diesem Hintergründe heben sich 7 — 8 Längs- streifen von bläulicher Färbung wirkungsvoll ab. Die Bauchpartie bis zur Schwanzwurzel ist mit 6 — 7 dunklen , zuweilen tiefschwarz erscheinenden, sich scharf begrenzt abhebenden Querstrichen geziert. Die Rückenflosse ist bei ungünstiger Stellung, das heisst, je nachdem das Licht auf das Tier fällt, durchsichtig, zeigt sich aber bei günstiger Beleuchtung nicht minder farbenprächtig wie der übrige Körper und ist von einem rotgelben Saum umrahmt. Die Schwanzflosse ist in drei Partien geteilt: den unteren, wie den oberen Teil schmückt ein leuchtendes Perlmutter- blau, während die mittlere Partie mit sehr vielen orangeroten, leuchtenden Flecken besetzt ist. Das Ganze umschliesst ein schwarzblaues Band. Das Weibchen ist weniger farbenprächtig. Wie bei dem Männchen ist der Rücken desselben olivgrün, während die Brust und Bauchpartie gelblich erscheint. Die Flossen sind durchsichtig und mit dunklen Flecken besetzt. Bei einer Durchschnitts - Temperatur von 18 — 20° C fühlten sich die Tiere recht wohl. Damals stand mir ein ganz hervorragendes leben- des Futter zur Verfügung, nämlich Branchipns stagnalis , welcher Kruster sich in unserem Kriegs- liaberer Futtertümpel in ungeheuren Mengen eingestellt hatte. Trotz der bedeutenden Grösse dieser Krebschen wurde ihnen seitens meiner Latipinna doch recht eifrig zugesetzt, so dass ich einmal 25 Stück zählte, welche das Weibchen hintereinander verschluckte. Dazu fehlte es niemals an Piszidin und Salat in stets reich- licher Menge. Bei solch kräftiger Kost mag es wohl nicht verwunderlich erscheinen, dass das Spielen und Treiben des Männchens immer toller wurde. Und das Weibchen? Das puffte ihren Gemahl in die Seite, was so viel bedeuten sollte, als „ich bin einverstanden“. — Was das für eine Wirkung auslöste bei dem liebesglühenden Ritter! Mit mächtig gespreizten Flossen, am ganzen Körper zitternd, — selbst die Kiemen standen auf — umkreiste er seine Geliebte, verschwindend und sich wieder blitzschnell nähernd, ohne ihr tagsüber nur kurze Zeit Ruhe zu gönnen. Das ging so fort bis Ende Mai. Von da ab wurde es ruhiger in meinem M. Latipinna-Behälter. Das Weibchen machte sich links nach oben in eine Ecke, während das Männchen an entgegen- gesetzter Stelle sein Plätzchen ausgesucht hatte. Nur hin und wieder Hessen sich beide am Futter- platze sehen. M. Friedrich: Mollienisia latipinna Lesneur. Es ist sehr selten vorgekommen, dass die Eische während der Trächtigkeitsperiode mit einander spielten, jedoch zirka zehn Tage vor dem Ablaichen näherte sich das Männchen wieder mehr seiner Gattin. Am 28. Juni, während der Ausstellung, laichte das Weibchen ab. Gleich an diesem Tage noch begann das Männchen wieder eifrig seine Genossin zu umwerben. Zu dieser Zeit hatte das Wasser eine Temperatur von 23° C und ich konnte mich über den Segen, der mir durch dasWeibchen beschert wurde, nicht beklagen. Sie hatte 78 Jungen das Leben gegeben. Ich war zufällig Zeuge des Gebuitsaktes. Die Kleinen kamen, meistens schon der Eihülle ledig, mit dem Schwänze zuerst zum V orscheine und wurden vom Männchen durchaus nicht verfolgt. Stolz auf seinen kräftigen, zahlreichen Nach- wuchs, den er gerade zur Ausstellungszeit so vielen Augen zeigen konnte, umschwamm er an- dauernd sein Weibchen mit stolz gespreizten Flossen. Nachdem die Mutter fertig geworden war, setzte ich die beiden alten Tiere in ein Neben- abteil des gleichen Behälters. Die Jungen, die sofort nach der Geburt nach oben in das Pflanzen- dickicht schwammen, machten bald eitrigst Jagd auf Cyclops. Unter sämtlichen kräftigen Ge- schwistern war nicht ein Krüppel (Krümmung des Kückgrates usw.) zu finden, lediglich zwei der Jungen vermochten gleich nach der Geburt nicht zu schwimmen, was einen Blasendefekt vermuten liess. Nach der Ausstellung, — ich hatte keine kleine Mühe die lebhafte Gesellschaft ohne Schaden herauszufischen — setzte ich sie zu Hause in ein 80X25X30 cm grosses, mit Vallisnerien bepflanztes, ungeheiztes Becken. Allmählig wurde es aber wieder kühler draussen, die Herbststürme brausten um die Häuserfirste und pfiffen durch Fugen und Spalten, die in den Zimmern aufgespeicherte Wärme mit sich nehmend. So sank die Temperatur vor- übergehend auf 12° R. Mir wurde Angst, meine Erfahrungen an den ersten Zuchttieren hatten mich nervös gemacht. Aber man sah keine schlimmen Anzeichen. Die Gesellschaft frass mit recht gutem Appetit und kümmerte sich wenig um die kältere Temperatur ihres Wohngemachs. Da kam mir der Gedanke, dass Herr W. Köhler mit seiner Annahme, dass wir i diesen Fisch zu warm halten, doch recht haben I könnte. Ungehindert wuchsen meine Latipinna trotz 1 Temperaturstürzen und -Steigerungen recht tapfer 41 l heran, so dass ich ihnen bald ein noch grösseres Becken 85 X 35 X 45 anweisen musste. Der Winter nahte und die Pflanzen Hessen allmählich mit ihrer Sauerstoffproduktion nach. Aber 76 Kerlchen wollen schon Luft schnappen. Ich durchlüftete also. Lebendes Futter wurde selten, weshalb ich mich mit Regenwurm, ge- trocknetem Herz und geschabtem Rindfleisch behelfen musste. Die beiden letzteren Futter- mittel wui’den von den beiden alten Tieren, ganz im Gegensatz zu den Jungfischchen, die beides sehr gerne frassen, vollständig verschmäht. So war der Dezember vorüber und der Monat Januar in das Land gegangen. Da begannen sich die ersten Männchen zu zeigen. Aber auch eine unliebsame Erscheinung stellte sich ein. Die Tiere fingen zu gautschen an. (Dieses Gautschen, das weiter vorne bereits angedeutet wurde, darf nicht verglichen werden mit dem Hin- und Zuriickstossen in horizontaler Ebene, bei zu kalt gehaltenen Makropoden. Ich hatte Gelegenheit diese Erscheinung an etwa acht halbwüchsigen, jedoch schon geschlechts- reifen Jungfischen von Mollienisia latipinna , die ich etwa acht Tage in einer Schüssel unterge- bracht hatte, zu beobachten, und konnte kon- statieren, dass diese Eigenart auffällig wurde, wenn man plötzlich unerwartet an das Becken herantrat. Da schossen die Tierchen wild durch- einander, um unmittelbar darauf, nachdem sie sich beruhigt hatten, dieses von Herrn Friedrich zitierte Gautschen, ich möchte es eher ein Rütteln nennen, zu beginnen. Man stelle sich einen in der Strömung stehenden Fisch — sagen wir einen Döbel, oder eine Forelle — vor. Durch wellenförmige Bewegungen des Körpers sucht er dem Drucke des Wassers standzuhalten. Man ist geneigt, dieses Gautschen — den Flussfischen eigentümlich — als natürliche Erscheinung bei derartigen in strömendem Wasser lebenden Fischen zu halten; aber nachdem bei Latipinna , nach Herrn Friedrich, diese Eigentümlichkeit mit Begleiterscheinungen auftritt, die ein Un- behagen der Fische deutlich erkennen lassen, dürfte diese Vermutung wohl hinfällig sein. Riedel). An der Temperatur konnte es nicht fehlen (16 — 19° C). Da sich diese Er- scheinung immer stärker zeigte, versuchte icli es mit einem Wasserwechsel. Ich leerte das Becken bis zur Hälfte aus, füllte temperiertes frisches Wasser nach und gab etwas Salz hinzu. Zuerst wurde es schlechter. Die Tiere gautschten stärker als zuvor und zogen die Flossen stark ein. Aber bald darauf wurde es 412 M. Friedrich: Mollienisia latipinna Lesneur. besser und hörte acht Tage lang ganz auf. Nach dieser Zeit hatte ich wieder die gleiche Er- scheinung. Ich leerte diesesmal das Wasser ganz aus und ersetzte es durch frisches. Der Erfolg war, dass das Gautschen nachliess, aber über kürzere oder längere Zeit sich wieder ein- stellte. Nun setzte ich einen Heizapparat ein, allerdings nur einen Deisterschen Einhänge- apparat. Ich erzielte im geheizten Zimmer eine Temperatur von 21° C bei Tage und 18° C zur Nachtzeit. Vergebens. Keine Besserung. Um die Ursache einwandfrei festzustellen, setzte ich einige Tiere in ein anderes kleines, heiz- bares Becken und hielt dasselbe auf 21° C, doch auch das war vergebliche Mühe, das Gaut- schen legte sich nicht. Da erneuerte ich jeden Tag das Wasser und siehe, dies hatte nach einiger Zeit den Erfolg, dass es aufhörte. Ich ging nun über das grosse Becken, leerte es, reinigte Bodengrund und Pflanzen säuberlich, schwemmte nochmal durch und liess das hinein- gebrachte Wasser einige Tage stehen. Mit ge- trocknetem Salat fütterte ichnicht meli r, fürchtend, dass durch ihn das Wasser verdorben werden könnte. Die vielgerühmte Heilkraft des Salzes wollte ich auch versuchen und badete somit sämtliche Fische, bevor ich sie in das Aquarium setzte, mehreremale in einer Salzlösung, (auf 10 Liter Wasser 5 Esslöffel Salz), die Tiere 3 Minuten und länger in derselben belassend. Das hat geholfen. Ich habe diese Arbeit nicht umsonst gemacht. Trotz mitunter ziemlich niederen Temperaturen bemerkte ich nichts mehr von bezeichneter Erscheinung. In der Sitzung des „Wassersterns" war an dem Abend, an dem ich diese meine Erfahrungen über die Anwendung des Salzes besprach, Hex-r Busch- kiel München, als herzlich willkommener Gast zugegen. Genannter Herr stellte an mich die Frage, was ich von diesem Salzbade halte, das ich gegeben hatte. Ich möchte hierauf be- merken, dass meiner Ansicht nach, diese Salz- bäder einen grossen Vorteil haben. Einst nahm ich ein Weibchen von Mollienisia latipinna her- aus; das ziemlich stark vorerwähntes Gautschen zeigte. In der „Wochenschrift“ wurde über diese Beobachtung gesprochen und seinerzeit das Salzrezept, wie ich es verwendet habe, empfohlen, gleichzeitig aber eine Erhöhung der Temperatur angeraten. Dies war lange Zeit nachdem ich meine Beobachtungen gemacht hatte. Ich dachte mir damals „dieselbe Er- fahrung“, nur mit dem Unterschiede, dass die Mindesttemperatur mit 22° C angegeben worden war, welche Temperatur bei mir nur als Seltenheit, als Höchsttemperatur erreicht wurde. Ich setzte also bezeichnetes Fischchen in ein Einmacheglas von 3/4 Liter Inhalt, — dem Wasser war ein Esslöffel Salz beigemengt — beliess es dort bis zum andern Tage, erneuerte das Wasser und trieb es so acht Tage lang. Ich erreichte, dass das Gautschen nicht wieder- kehrte. Ich habe diese Methode öfters versucht und bei diesem Fische immer günstige Ergeb- nisse gezeitigt. (Ich möchte die Schuld an der Genesung lediglich dem Wasserwechsel zu- schreiben und glaubeD, dass auch ohne den Salzzusatz das gleiche Resultat erzielt worden wäre. Wie wir aus den ersten Versuchen Herrn Friedrichs gleich zu Anfang gesehen haben, hatte er auch ohne Salzen lediglich durch Wasserwechsel einen vorübergehenden Erfolg erzielt. Hätte schon damals eine regel- mässige öftere Erneuerung des Wassers statt- gefunden, so wie es später bei dem kleinen Be- hälter geschah, würde vielleicht schon damals das gleich günstige Resultat erzielt worden sein. Ich möchte für mich daraus lernen, dass dieser Fisch ein reines, klares, durch nichts verdorbenes, sauerstoffreiches Wasser bedarf, wobei die Temperatur keine so bedeutende Rolle spielt; jedenfalls habe ich bei Herr Flurl und mir selbst Latipinna verhältnismässig sehr niedere Temperaturen aushalten gesehen. Riedel.) Das V ersuchsglas war in das grosse Becken eingehängt, hatte also stets die gleiche Temperatur wie dieses. Das erste von Schäme bezogene ältere Weibchen, das seinerzeit nicht ahgelaicht hatte, zeigte was ich zu bemerken vergass, kropfartig aufgeschwollene Kiemen, welchen Umstand ich Herrn Schäme mitteilte, der diese Erscheinung als eine Kiemenentzündung ansprach und mir empfahl, fleissig das Wasser zu wechseln. In diesem Falle hat dieses Rezept leider nichts genutzt. Trotzdem möchte ich nicht bezweifeln, dass genannter Herr durch dieses einfache Hilfs- mittel speziell bei Zahnkarpfen manchen Erfolg erzielt haben dürfte, decken sich doch in manchen Fällen meineErfahrungen als langjähriger Spezial- züchter dieser Fischfamilie vollständig mit denen Herrn Schämes Es sei mir noch zu bemerken gestattet, dass bei dem eben besprochenen Gautschen dieser Fische an eine Blasenerkrankung wohl nicht gedacht werden darf, wohl aber bei einem Falle, den ich zu konstatieren Gelegenheit hatte, diese Möglichkeit beinahe zur Sicherheit wird. Ein anscheinend ganz normales Tier vermochte ganz H. Geyer: Die Umwandlung des Axolotl in die landbewohnende Form. 413 plötzlich nicht mehr horizontal zu schwimmen, stand in senkrechter Stellung, den Kopf nach oben, also direkt auf dem Schwänze, im Wasser und bemüht sich andauernd, die wagrechte Lage wieder einzunehmen. Nach einigen Tagen ver- schwand diese Krankheitserscheinung wieder ganz von selbst. Hochflosser hatte ich trotz Importfische und trotz Hochflossermännchen , trotz reichlicher Nahrungszufuhr und wie ich glaube, auch ander- weitig zumeist günstigen Verhältnissen in ver- schwindender Zahl erzielt. Was mag Schuld gewesen sein? Hatte ich meine Tiere zu wenig warm gehalten? Erreicht Herr Thumm günstige Resultate durch seine leider nicht jedem zu Gebote stehenden hohen, konstanten Tempera- turen? Nach meinen Erfahrungen sagen ja allerdings niedere Wärmegrade diesem Fische mehr zu. Für Belehrung wäre ich -in diesem und den anderen beschriebenen Fällen sehr dankbar. Die Umwandlung des Axolotl in die landbewohnende Form. (Mit vier Aufnahmen des Verfassers. Siehe Heft 24.) Von Hans G eye r- Regensburg. n. Die auf so mühelose Weise erzielte Um- wandlung eines weissen Axolotl erregte in mir begreiflicherweise den lebhaften Wunsch, eine solche auch bei den zehn normalgefärbten Altersgenossen und einem einzelnen zweisöm- merigen Exemplar herbeizuführen. Dem letzteren war von den Zuchttieren die ganze Haut- und Muskelpartie des rechten Vorderbeines abgefetzt worden und wurde es daher zu den kleinen Tieren gesetzt. Der Versuch wurde damit ein- geleitet, dass am 6. Februar 1909 der Wasser- stand des Blechbeckens so weit erniedrigt wurde, dass von allen Tieren die oberen Flossen- säume aus dein Wasser ragten. Schon am 8. Februar waren letztere umgelegt und be- hielten diese Form auch dann bei, wenn sie vorübergehend in tiefes Wasser gebracht wurden. Wenige Tage später konnte man sehen, dass die Tiere auf den auf sie ausgeubten gelinden Zwang verschieden reagierten. Die Umwandlung setzte hei einzelnen Tieren bereits ein, das zeigten die im Wasser flottierenden Hautfetzen. Fräulein von Chauvin hat nach ihren eingehenden Versuchen bezüglich der Umwandlungsfähigkeit des Axolotl die Regel aufgestellt, dass die erste Häutung bei den Versuchstieren als Wendepunkt zu betrachten ist. Die Tiere verwandeln sich nach diesem Zeitpunkt unter allen Umständen, wenn auch zuweilen erst nach mehreren Monaten. Es ist sonach ein sehr günstiges Zeichen, wenn das Vorhandensein von Hautfetzen auf eine statt- gefundene Häutung schliessen lässt. Am 17. Februar zeigten die einzelnen Tiere, von oben betrachtet, starke Unterschiede. Bei zwei mittelgrossen Exemplaren sind die Kiemen beträchtlich geschwunden; sie bilden nur noch etwa 3 mm starke Stümpfe und von den feinen Büscheln ist nichts mehr zu bemerken. Die Flossensäume sind bis auf Reste von kaum 1 mm Höhe absorbiert, die Augen beginnen vorstehend zu werden. Indessen sind die Kiemenspalten noch offen. Die Körperfarbe ist gegenüber den Larven zwar etwas aufgehellt, zeigt aber durch- aus noch nicht jene des landbewohnenden Tieres. Es ist augenscheinlich, das die Umwandlung in Bälde beendet sein wird. Infolge Verdunstung war allmählich die etwas höher gelagerte linksseitige Bodenfläche des Bassins trocken geworden. Ich brachte an jene Stelle am 21. Februar einige Hände voll feuchten Mooses, das von den beiden fast umgewandelten Tieren auch sogleich aufgesucht wurde ; von da ab hielten sie sich ausschliesslich ausserhalb des Wassers auf. Die Kiemenspalten sind jetzt ganz geschlossen. Die Rückenlinie ist vertieft, die Augen stehen stark vor, es haben sich kräftig entwickelte Augenlider gebildet, der Kopf ist höher, gewölbter geworden, der Hals deutlich abgesetzt und damit ist jede Aehnlich- keit mit dem Axolotl verloren gegangen. Von den Kiemen sind noch kleine knopfartige Ueber- bleibsel vorhanden. Die Färbung zeigt noch keine bemerkenswerte Veränderung. Bis zum 14. März ist die Umwandlung völlig beendet, vollzog sich also hier innerhalb von 37 Tagen und ging ohne jede Schwierigkeit vor sich. Die Färbung ist jetzt bei beiden Tieren fast tief- schwarz ; über die ganze Oberseite und die beiden Flanken sind zahlreiche kleine graugelbe Flecken von unregelmässiger Gestalt wie hin- gespritzt; am häufigsten sind sie beiderseits des Körpers und des Schwanzes. Bei dem kleineren Exemplar ist der Rücken selbst ohne Flecken. Der Bauch und die Unterseite der Gliedmassen sind aufgehellt grauschwarz ; bei dem grösseren Exemplar sind hier hellere Makeln zu bemerken, die beim kleineren fehlen oder kaum bemerkbar sind. Durch die späterhin stattgefundenen häufigen Häutungen sind die erwähnten gelben Flecken an der Oberseite bedeutend deutlicher und lebhafter geworden. 414 H. Geyer: Die Umwandlung des Axolotl in die landbewohnende Form. Die Masse zu Beginn des Versuches können nicht genau angegeben werden, da die Aus- einanderhaltung einer ganzen Anzahl fast gleich grosser Tiere ziemliche Schwierigkeit bereitet. Am 14. März mass ich hei Nr. I 150 mm, hei Nr. II 129 mm, heute am 18. Mai misst: Nr. I 156 mm, Nr. II 134 mm. Bei dem erwähnten zweisömmerigen Ver- suchstier war die Einleitung zur Umwandlung vielverheissend. Die Kiemenbüschel schrumpften rasch ein und verloren die fadenartigen An- hängsel; die Haut zeigte nicht mehr die frühere schlüpfrige Beschaffenheit und die Hautsäume des Rückens und des Schwanzes wurden grössten- teils absorbiert; eine baldige Umwandlung war auch hier um so eher zu erwarten, als dieses Tier oft und auf längere Zeit den höheren wasserfreien Teil des Behälters aufsuchte. Am Abb. 4. ln die Landform umgewandelter Axolotl Aufnahme von H. Geyer. 23. März musste es jedoch von den übrigen Tieren getrennt und der Versuch unterbrochen werden. Die Körperfarbe war plötzlich ein sehr missfarbiges helles Graugrün geworden, auf der sich hellgraue gezackte Flecken verstreut vor- fanden ; das Tier macht ganz den Eindruck, als oh es schon vor einigen Tagen verendet wäre. Indessen zeigte es sich in einem kleinen Behälter mit frischem Wasser sehr beweglich und auch die Fresslust liess nichts zu wünschen übrig. Diese eigenartige Färbung hat sich noch einige Wochen erhalten. Während dieser Zeit fand eine reichliche Ausscheidung von Hautfetzen statt und allmählig stellte sich wieder die normale Färbung ein. An den Kiemenästen sprossten neuerdings kurze Fädchen hervor, die Haut fühlt sich glatt und schlüpfrig an wie ehe- dem und nichts lässt auf Umwandlung schliessen. Da aber schon eine Häutung erfolgte, so müsste nach Fräulein von Chauvin die Umwandlung schliesslich doch noch erfolgen. Das Tier be- findet sich jetzt im Freien in einem Behälter mit ganz flachem Wasserstand, der im Laufe des Sommers wohl ganz versiegen wird. Wie wird sich dann wohl der Axolotl verhalten? Von den übrigen Larven ist nur wenig zu berichten, da ich mit ihnen keinen Erfolg er- zielen konnte. Mancherlei Zeichen deuteten bei dem einen oder anderen Tier auf die bevor- stehende Umwandlung. Um sie zu beschleunigen, habe ich einige derselben nach einer genügend langen Vorbereitungszeit in ganz flachem Wasser, während welcher fast ausschliesslich Lungen- atmung stattfand, in einen kleineren Behälter- gesetzt, der nur feuchtes Moos, jedoch kein Wasser enthielt. Hier wurde nun nach einiger Zeit die Haut welk, runzelig; die Flossensäume wurden nicht absorbiert, wie das hei den um- gewandelten Tieren glatt ge- schah, sondern sie hängen verschrumpft an. Der Kopf blieb völlig larvenähnlich. Die Kiemenbüschel waren nach innen zusammengerollt und sahen aus , als oh sie faulig werden wollten ; die inneren Kiemenbogen schie- nen entzündet zu sein. Um die Tiere zu retten, wurden sie in das Bassin zurückver- setzt, das eine Wassertiefe von etwa 10 cm hatte. Die Tiere begaben sich sofort ins Wasser, in welchem nach einigen Tagen sowohl Kiemenfäden als Flossen- säume neu herangehildet wurden ; drei der Ver- suchstiere gingen bald zugrunde. Es zeigte sich also, dass mit Gewalt nichts zu erreichen ist, dass vielmehr eine natürliche Veranlagung zur Umwandlung vorhanden sein muss. Die umgewandelten Tiere waren auf dem Lande schwer zu füttern. Es ist ja klar, dass hier die Nahrungsaufnahme ganz anders erfolgen muss, als das bei den Larven im Wasser ge- schieht. Diese erzeugen durch das rasche Auf- reissen des Maules einen kleinen Strudel, der die ausersehene Beute direkt in den Rachen treibt. Das verwandelte Tier aber muss das Beutetier verfolgen und mit den Zähnchen erfassen. In der Not werden das die umgewandelten Axolotl wohl auch lernen ; meinen drei Sorgenkindern aber wollte ich das „Friss, Vogel — oder stirb!“ natürlich nicht zurufen. Ich schloss daher vor- erst den Versuch ah und vereinigte wieder alle Verkleinert. O. Sommei'bauer: Nachwuchs im Seewasseraquarium. 415 - Larven und umgewandelte Tiere — in einem geräumigen Bassin mit flachem Wasserstand. Hier sind sie nun wohl und munter, die Nahrung - Regen würmer, Kaulquappen, Butterfische — wird für alle auf einmal eingeworfen und jedes nimmt seinen Teil. Die umgewandelten Tiere sind hier stets im Wasser zu finden, obwohl die eine Seite ganz sachte ansteigt und so ein grösserer wasserfreier Platz geschaffen ist. Mein Sorgenkind ist jedoch der umgewandelte Axolotl Nr. I. Obwohl die Umwandlung ganz glatt vor sich ging, zeigte er sich schon gleich nach der- selben schlaff, es ist kein rechter Halt in dem Kerl und die Hurtigkeit seiner beiden Brüder fehlt ihm ganz. Schon von Anfang an musste ich ihm die Nahrung ins Maul geben, worauf sie dann allerdings stets willig geschluckt und verdaut wurde. Auch im Wasser kümmert er sich nicht um die Nahrung. In letzter Zeit er- scheinen beide Augen getrübt und auch die Häutung will sich nicht ganz glatt vollziehen. Es ist sonach wenig Aussicht vorhanden, dass ich mich seiner noch lange erfreuen kann. Man wird nun fragen, welche Lebensfähig- keit wohl solchen Tieren überhaupt beschieden ist. Hierüber schreibt Fräulein von Chauvin J) : „Das rasche und kräftige Wachstum der Ambly- stomen gab den Beweis, dass der Uebergang von den mit Kiemen atmenden und im Wasser lebenden Molchen zu dem mit Lungen atmenden und das Land bewohnenden Tiere kein zu ge- waltsamer gewesen war. Einzelne der Ambly- stomen erreichten in einigen Jahren eine Länge von 24 bis 26 cm und vermehrten sich in den Sommern 1883 und 1884 sehr zahlreieh ; gewiss ein Beweis, dass den Tieren nichts Natur- widriges zugemutet worden war.“ Auch mir dünkt, trotz meiner beiden Patienten, dass durch die Umwandlung recht wohl lebenskräftige In- dividuen zu erzielen sind, die sich auch zur ge- gebenen Zeit fortpflanzen werden und deren Nachkommen dann mehr Neigung zur Umwand- lung zeigen werden als unsere Axolotl, bei denen durch fortgesetzte Zucht der unverwandelten Tiere die Neigung zur Beibehaltung der Form ziemlich stark gefestigt wurde. Zum Schlüsse wäre noch die Frage nach dem wissenschaftlichen Namen des hier in Frage stehenden Tieres zu beantworten. Von Chauvin spricht ausdrücklich in ihren Arbeiten vom „mexikanischen Axolotl“ ; eine so gründliche Be- „Ueber die Umwandlungsfähigkeit des Axo- lotls“. Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie, 1884, Seite 369. ol >acliterin würde sicherlich keinen Zweifel da- rüber gelassen haben, wenn sie damit ein anderes Tier als Amblystorna mexicanum Cope (- Amblystoma tigrinum Laurenti) gemeint hätte. Auch die Beschreibung des umgewandelten Tieres lässt keinen Zweifel darüber aufkommen, dass diese Art gemeint ist. Nun erwähnt aber Krefft in seinem „Terrarium“ : „Nach Osborn ist diese Art (= Amblystorna mexicanum Cope, unser Axolotl) niemals zur Verwandlung ge- bracht worden und die Angaben von Dumeril, Chauvin u. a. beziehen sich auf Amblystoma tigrinum Green“ (= Amblystoma mavortium Baird). Leider ist mir die Arbeit Osborns nicht zugänglich und so kann ich seine Gründe nicht nachprüfen; aber ich bin sicher, dass er sich täuscht. Schon 1868 berichtet 0. C. Marsh in einer sehr interessanten und mit einer instruk- tiven Tafel begleiteten Arbeit über die Meta- morphose von Amblystoma mavortium Baird und nimmt dabei Bezug auf die im Jahre 1865 und 1867 veröffentlichten Arbeiten Dumerils über die Umwandlung von Axolotl (Siredon mexicanus) von den mexikanischen Hochebenen. Bei solcher Gegenüberstellung der Angaben namhafter Forscher aus jener Zeit kann doch kaum ein Zweifel auftauchen. Noch überzeugender aber, muss der Vergleich der lebenden Tiere beider Arten wirken. Zernecke hat diese beiden Arten sehr gut wiedergegeben und zwar ist hier der mexikanische Axolotl weit besser getroffen, als er in Brehms Tierleben abgebildet ist. Ambly- stoma tigrinum Green (welche Art als Ambly- stoma mavortium im Handel ist und vor viel- leicht 20 Jahren von meinem Vater eingeführt wurde) wandelt sich allerdings erheblich leichter um als der mexikanische Axolotl ; früher bildete das sogar die Regel. In den letzteren Jahren erhielt ich jedoch Jungtiere, die keinerlei Neigung zur Umwandlung zeigten. Dieselben ähneln den Axolotln so sehr, dass ich mir nicht getrauen würde, sie mit Sicherheit von einander zu trennen, wenn sie in einen Behälter zusam- mengesetzt würden. Eine Verwechslung der verwandelten Tiere aber, das wiederhole ich nochmals, ist nicht möglich. Nachwuchs im Seewasseraquarium. Von 0. Sommerbauer -Wien. Kaum hatte ich mein Seewasseraquarium aus den Stadien blutigster Anfängerscbaft auf eine annehmbare Stufe gebracht, als ich mich auch schon nach allen Seiten erkundigte, wie man es anstellen müsse, um junge Aktinien zu 416 0. Sommer bau er: Nachwuchs im Seewasseraquarium. bekommen: denn die Nachzucht oder bei See- tieren der Nachwuchs interessiert uns Lieb- haber mindestens ebensoviel, als uns der Besitz der alten, schönen Tiere Freude macht. Als ich hörte, dass man bei Tieren im Fortpflan- zungsstadium nur an die Unterwand des Beckens klopfen dürfe, um sie dadurch zum „ Ausspucken der Jungen zu bringen, war mein sehnlichster Wunsch, dass auch meine Aktinien „spucken“ mögen. Und siehe da, ich sollte mehr Glück haben, als ich zu hoffen wagte. Mein aller- erster Erwerb an Seetieren war ein von einem Bekannten im Frühjahre, also zur Zeit der Fortpflanzung aus der Adria mitgebrachter Stein, besetzt mit einer grossen, roten Actinia eqnina (Erdbeerrose) und 14 Stück kleinen im Durchmesser 1 — 2 cm grossen Aktinien derselben Gattung, vermutlich die Nachkommen- schaft der ersteren. Die kleinen Tiere nahmen nach einigen Tagen Futter, doch die Grosse verweigerte durch drei Monate hindurch die Futteraufnahme, wenn ich auch alles versuchte, um sie dazu zu bringen ; sie erfreute mich je- doch immer durch ihren prächtig entfalteten Tentakelkranz. Da sie aber mit der Mund- scheibe ganz sonderbare Bewegungen machte, den Magensack umstülpte und in geschlossenem Zustande den Mund spitz hervorstreckte wie ich es bei C. A. Reitmayer1) gelesen hatte, glaubte ich nicht anders, als dass sie sich im Stadium der Fortpflanzung befinde: doch trotz genauester Beobachtung und eifrigsten Klopfens meinerseits an der Unterwand des Glasbeckens war von Jungen nichts zu sehen. Bei ihrem unruhigen Gebaren verdrängte sie die Kleinen vom Steine und diese setzten sich auf Muscheln und Steinen verstreut im Becken fest. 2). Das kleine Aquarium machte mir indes wegen der geringen Anzahl der Tiere, welche ich in ihm halten konnte, wenig Freude und ich rich- tete mir ein 40 Liter fassendes Gestellaquarium ein, in- welches ich die Bewohner des alten Beckens und verschiedene neue Tiere setzte, unter letzteren eine Bunodes genunaccus (Edel- steinrose). In dem kleinen Becken, welches ich ') „Blätter für Aquarien- und Terrarienkunde.“ 2) Dabei bediente sich drolligerweise eine der kleinen Erdbeerrosen einer Schnecke als Fortbe- wegungsmittel. Zu bequem, selbst zu wandern, setzte sie sich ihr auf den Rücken und liess sich in die andere Ecke des Aquariums tragen. Hier wartete die Schnecke geduldig, bis das Tierchen sich herab- gleiten liess und trollte sich dann von dannen. Da sich der Vorgang im Verlaufe von 2 — 3 Stunden ab- spielte, kann von Symbiose nicht die Rede sein. für Krebse einzurichten dachte, blieben nur eine kleine Erdbeerrose, die sich an der Glas- wand festgesetzt hatte und deshalb von mir nicht entfernt wurde, ferner ein Pagurus (Ein- siedlerkrebs) und zwei Krabben. Wie erstaunte ich, als ich eines Tages in eben diesem Becken eine Menge junger, roter Erdbeerrosen, ich schätzte sie auf 50 — 60 Stück, im Sande vorfand, sämtliche mit Tentakelkranz versehen. Trotzdem ich sehr überrascht war, dass eine im Durchmesser kaum 3 cm messende Aktinie so fruchtbar sein konnte, war an der Tatsache nicht zu zweifeln, weil sich das Tier allein im Becken befand. Die Jungen waren also ohne Klopfen abgesetzt worden. Ich sammelte sie mit einem Glasröhrchen auf eine Muschel und wollte ihre Fütterung dem infusorienreichen Wasser überlassen. Leider fanden die Strandkrabben an den zarten Tierchen Geschmack und verzehrten sie bis auf einige wenige , die ich dann mit Herzfasern aufzog. Im grossen Gestellaquarium zeigte nun auf einmal die Edelsteinrose ein absonderliches Ge- baren; sie nahm kein Futter und stand mit eingezogenen Tentakeln, ganz schlaff da. Dies dauerte ungefähr zwei Wochen. Dann bemerkte ich eines Tages einen hellen Punkt von der Grösse eines Gerstenkorns am Fusse des Tieres und bei genauerer Untersuchung mit Hilfe des Glasröhrchens entpuppte sich der Punkt als junge Edelsteinrose. Ich dachte zuerst an eine Fortpflanzung durch Spaltung, wurde aberZeuge, dass auch Bunodes gemmaceus die Jungen aus der Mundscheibe absetzte, und zwar jeden zweiten bis dritten Tag ein Stück; im ganzen erhielt ich während eines Monats 15 Junge. Interessant war es zu beobachten, wie das Tier die Jungen mit Hilfe eines in die geöffnete Mundscheibe gesteckten Tentakels förmlich aus sich heraus holte und dann auf den Sand gleiten liess. Die Jungen wurden mit Herz gefüttert und zwar reichte ich ihnen täglich ein ihrer Grösse an- gepasstes Stück. Das grösste von ihnen misst heute, nach ungefähr sechs Monaten, im Durch- messer 1 1/2 cm, die Tentakelzahl begann mit 5 und beträgt heute 20. Noch zweimal konnte ich das Absetzen von Aktinien beobachten, und zwar einmal von einem grösseren Exemplar von Actininia eqnina: bei jedesmaligem Oeffnen des Mundes kam ein Schwarm von 7 — 10 Jungen heraus und dies geschah 4 — 5 mal. Ein andermal überraschte mich eine Sagartia troglodytes (Witwenrose, Helgoland) durch ihre Kleine Mitteilungen. — Vereins-Nachrichten. 417 erstaunliche Fruchtbarkeit. Ich glaube nicht zu übertreiben, wenn ich die Zahl ihrer Spröss- linge auf 100 schätze. Die jungen Sagartien verlassen den Körper des Muttertieres jedoch viel unentwickelter, als die Erdbeerrosen, sie gleichen einem Sacke, setzen sich nicht fest und bekommen erst nach einigen Tagen den Tentakel- kranz. Da das Füttern dieser vielen Jungen zu zeitraubend war, überliess ich sie ihrem Schicksal. Die Mehrheit ging bei diesem Ver- fahren ein, die übrig gebliebenen wurden, grösser geworden, gleichfalls mit Herzfasern gefüttert. Die jungen Edelsteinrosen jedoch leben und gedeihen alle und haben sogar schon einen Aus- stellungstransport gut überstanden. "Wenn auch das Aufziehen der jungen Aktinien Mühe kostet, so wird man durch die Freude am Wachsen und Gedeihen derselben reichlich entschädigt. Kleine Mitteilungen Ans dem „Proteus“, E. V., 1908. Breslau. Worterklämngen : Actinöloba diänthus Seenelke {aktis Strahl, lobös Lappen, diänthus = Nelke, eigent- lich „zweimal blühend“ (= diänthes.) Actinia palliäta Mantelaktinie ( aktis Strahl, pällium der Mantel, palliätus, a, um umhüllt, verdeckt.) Actinia mesembri änthemum ( mesmebria von ttidsos mitten (in der Mitte) und hemära der Tag, also = Mittag und änthemon = Blüte.) Teälia (?) crassicörnis (crässus, a, um dick, cörnu Horn, also dickhörnig.) Actinia equina (dquus Pferd — equinus zum Pferde gehörig. ) Sagdrtia troglodytes, ( Sagärtia [Eigenname?], trog- lodytes der Höhlenbewohner, entstanden aus trögle Loch, Höhle und dyo hineingehen, sich hineinbegeben.) Bunödes gemmäceus Warzen- oder Edelsteinrose ( bounös Hügel — buonoeidäs hügelig, gämma Edel- stein, Knospe, davon gemmäceus knospenartig, mit Edelsteinen besetzt.) Alcyönium digitätum Meerhand (hals Salz und kyon Hund von kyo in sich fassen, trächtig sein oder von alkyön der Eisvogel [Alcddo ispida L.] digitätus von digitus der Finger, digitätus, a, um gefingert.) Dr. Deupser, Deutsch-Lissa. Berichtigungen. Leider sind in Nr. 25 mehrere bedauerliche Irrtümer unterlaufen. Die beiden Ab- bildungen des Gehäuses der Amphipeplea glutinosa auf Seite 394 sind beim Umbruch auf den Kopf ge- stellt worden, mit der Spitze nach unten! Ferner ist die letzte Korrektur durch ein noch unaufgeklärtes Versehen der Post zirka einen Tag zu spät an die Druckerei gelangt und konnte nicht mein- berück- sichtigt werden! Beispielsweise muss es auf Seite 394, Spalte 2, Zeile 11 von unten, in der Erklärung natür- lich heissen statt Abb. 3 Abb. 2; im Aufsatz „Terra- rienpflanzen“, Seite 395 und 396 lies statt Bil- bergia Billbergia ; auf Seite 398, Erklärung der Ab- bildung, statt scandeus scandens; auf Seite 399, Spalte 1, Zeile 22 von oben, statt feuchte feinste; unter „Büclier und Zeitschriften“, Seite 400, statt Mandie Mandee; endlich im „Isis “-Bericht, Seite 402, Spalte 2, Zeile 27 von oben, statt punctatis punctatus ; einige Zeilen weiter statt Cerastes vivipara Cerastes vipera. Seite 403, Spalte 1, Zeile 11 von oben, statt Algiriodes Algiroides. Dr. Wolterstorff. Für die Schriftleitung verantwortlich : In Deutschland: Dr. W. Wolterstorff, Magdeburg-Sudenburg; in Oesterreich: Dr. P. Kämmerer, Wien II/2. V ereins-Nachrichten Unter alleiniger Verantwortung der Herren Einsender. Augsburg. „Wasserstern“. (Fortsetzung.) „Weitere Beobachtungen bei der Haltung der Groppe“ betitelt K. Becker einen kleinen Aufsatz. Er sagt unter anderem im Text : „Oft stundenlang lag die Groppe fast an der Oberfläche auf Cabomba- und Myriophyllum -Zweigen (eine Beobachtung, die auch Unterzeichneter machte), um alles in ihrer Nach- barschaft vorkommende eifrig zu studieren.“ Das dürfte nicht stimmen. Jeder, der schon Groppen ge- pflegt, weiss, wie sauerstoffbedürftig dieser Fisch ist. Die vorerwähnte Beobachtung ist bei undurchflossenen und undurchlüfteten Behältern eine auf Sauerstoff- mangel zurückzuführende Erscheinung. Das Tier sucht die sauerstoffreichere Oberfläche des Wassers auf. Schon die ganze Lebensweise der Groppe als ausgesprochenes Bodentier sagt uns, dass sie frei- wülig, lediglich um ihre Umgebung zu mustern, nie- mals einen solchen Beobachtungsposten einnehmen würde. Wenn der Beobachter einen Durchlüfter in sein Becken hängen würde, würde er uns recht geben. — „Najas“-Beuthen schreibt: Die Versammlung stimmt mit dem Vorsitzenden überein, dass eine Ab- blendung der Wärmequelle für die Ruhe der Fische durchaus notwendig sei. Die Natur selbst zeigt es, indem sich gerade an der dem Lichte zugekehrten Glasseite reichlich Algen ansetzen und die Scheiben undurch- sichtig machen.“ Das Wachstum der Algen als Naturzweckmässigkeit in Bezug auf die Bewohner unserer Aquarien anzusprechen, dürfte nicht richtig sein. Die Algen wachsen eben überall da, wo Licht hinkommt, leider auch an der dem Zimmer zuge- kehrten Scheibe. Immerhin ist eine grüne Algenwand ein Lichtschutz und es ist auch sehr zweckmässig, speziell um den zu starken Algenwuchs zu stauen, grünes Papier an die hintere Scheibe zu kleben. Wir würden es unbedenklich wagen, ausgewachsenen Haplochilus, Rivulus, Fundulus- Arten, rote Mücken- larven unzerkleinert zu reichen ; diese gefrässigen Räuber werden recht wohl damit fertig. Der Breslauer „Proteus“ empfiehlt gegen Sapro- legnienerkrankung eine 10 °/o Kochsalzlösung. Unser Mitglied Frau Dr. Brehm versuchte an einem Stich- lingsweibchen das alte Rezept Dr. Bades „voll- ständige Verdunkelung des Beckens“ und erzielte günstigen Erfolg. Bei einem seinerzeit bei Unter- zeichnetem durch die ungestümen Angriffe eines brünstigen Sonnenfischmännchens verletzten und an der Wundstelle von diesen Schmarotzerpilzen stark befallenen Hechte (siehe Artikel „Meine Hechte“, Bl. 1907) heilte unter günstigen Bedingungen (sauer- stoffreiches Wasser und reichliche Ernährung) diese gefährliche Infektion ohne jegliche weitere Zutat des Pflegers. Wir möchten gleich dem Proteus alten ein- gepflanzten Aquarien als Fischsanatorien sehr das Wort reden. „Azolla“-Leipzig sagt, dass zum Wohlbefinden von Haplochilus latipes, dem roten japanischen Zahn- karpfen, eine Wassertemperatur von 25° C erforderlich sei. Wir verweisen auf den Artikel unseres Herrn Hans Flurl im heurigen Jahrgang der „Blätter“. Es gibt kein ausdauernderes Fischchen als diesen kleinen rotgefärbten Burschen, genügt ihm doch eine Wasser- temperatur von 11° C. Seine Eigenschaften, wie sein hübsches Kleidchen, seine Anspruchslosigkeit, seine Lebhaftigkeit und seine rapide Vermehrung stempeln ihn zum Aquarienfische, so dass er jedem, im be- sonder)! dem Anfänger, empfohlen werden kann 418 V ereins-N aclirichten . Auf jeden Fall ist die angegebene Temperatur weit zu hoch gegriffen, für alle Fälle genügt für dieses Fischchen Zimmertemperatur. Herr Nauen darf sein bei Trichogaster lalius er- zielten Resultat nicht verallgemeineren. Unser Herr Ballenberger hat mit diesem Fischchen bedeutend günstigere Erfolge gezeitigt, so dass, wenn genannter Herr von 100 Jungen nur 12 aufziehen konnte, dies nicht überall zutriflft. Auch unser Herr Rohrer konstatiert das massen- hafte Auftreten von Spirostomum ambiguum. Wie es scheint, vermehrt sich der Spiralmund immer und ganz plötzlich da, wo Fäulnisprozesse das bio- logische Gleichgewicht zu zerstören drohen. Ebenso rasch, wie er in Massen gekommen, ist er auch wieder spurlos verschwunden. Von einem Karpfen, der eine bis auf die Gräte gehende Verletzung zeigte, berichtet der „Hydro- philus“-Brandenburg. Im Vorjahre sahen wir einen Brachsen, der unmittelbar hinter dem After einen mächtigen Schnitt, offenkundig von einer Sense her rührend, erhalten hatte, der bis zum Rückgrate reichte, aber bereits völlig verheilt war. Die ver- narbte Wunde klaffte im spitzen Winkel auseinander. Dass Herr Reitmayer-Wien gerade unsere hei- mischen Fische zur Pflege dem Anfänger empfiehlt? Unsere Ansicht geht mit wenigen Ausnahmen dahin, dass gerade unsere heimischen Fische dem Fort- geschrittenen reserviert sind und dass jeder Exote eher dem Anfänger empfohlen werden sollte, als ge- rade unsere heimischen, in vielen Fällen recht sauer- stoffbedürftigen Fische. Die „Ludwigia“-Hamburg bespricht Durchlüftungs- körper und sagt, dass sich neben anderem auch bei den Hartgummidurchlüftern die Durchlassspalten mit der Zeit verstopfen. Dem ist aber gerade bei diesem leicht abzuhelfen. Mit dem beigegebenen Schlüssel oder einer starken Haarnadel lassen sich die Ringe leicht öffnen und reinigen. Wir haben gerade den Hartgummidurchlüft er immer noch am brauchbarsten gefunden. Der Buxbaumdurclilüfter bedarf, einmal im Wasser angequollen, eines grossen Druckes, um richtig zu funktionieren und versagt bei gleichzeitiger Verwendung von Hartgummidurchlüftern vollständig. Girardinus jan. var. retic. verträgt leichter niedere als zu hohe Temperaturen. (Fortsetzung folgt.) Berlin. Hertha“. Vereinigung für Aquarien- und Terrarienkunde, E. V. 15. ordentliche Sitzung am 6. Mai 1909. Eröffnung 3/4l0 Uhr. Protokollgenehmigung. Ein- lauf : Einladung zur Ausschusssitzung. Unser Vereins- wirt will uns gestatten, in seinem Schaufenster nach der Münzstrasse ein Aquarium aufzustellen und soll zu diesem Zwecke ein Aquarium besorgt werden. Veilost resp. versteigert wurden vier Töpfe Trades- cantia, eine Portion Myriophyllum und ein Paar Fische. In der Liebhaberei erwähnt Herr Kirsten, dass er den Verlust zweier roter Barben zu beklagen hat. Er setzte zwei Paar Barben in einen anderen Be- hälter, der drei Wochen unbenutzt gestanden hat, und sind ihm am folgenden Tage die beiden grösseren Tiere eingegangen ; die jüngeren konnten noch durch Umsetzen in Salzwasser gerettet werden. Da die verendeten Fische leider nicht mehr vorhanden waren, konnten wir nicht feststellen, ob die Tiere erstickt sind — es war eine dicke Fettschicht auf der Wasser- oberfläche — oder ob sie an Saprolegnien zugrunde gegangen sind. Ein anderes Mitglied teilt mit, dass er ein dickes eingegangenes Stichlingsweibchen ge- öffnet hat ; in dem Bauch fand er einen Wurm, der weiter lebte. Wahrscheinlich handelt es sich hier um Schistocephalus solidus, dessen Jugendform sich sehr häufig im Stichling vorfindet. Schluss der Sitzung 12 Uhr. R. Typky, Schriftführer. 16. ordentliche Sitzung am 9. Juni 1909. Herr Schmidt eröffnet die Sitzung um 3/il0 Uhr. Protokollgenehmigung. Sprosser & Nägele teilen mit, dass das Jahrbuch erschienen ist. Bei der Litteraturbespreehung erregte der Artikel „Berg mit übereinanderliegenden Abteilungen zur Kultur von Wasser- und Felsenpflanzen für Aquarien und Terra- rien“ allgemeine Heiterkeit. Unser Altmeister Ross- mässler würde sich im Grabe umdrehen, wenn er sehen könnte, zu welchen Auswüchsen die heutige Liebhaberei gekommen ist. — Wir wären die Letzten, die an einer wirklich guten Erfindung zum Nutzen unserer Liebhaberei Kritik üben würden ; aber was nichts ist, das muss auch mit eisernem Besen weg- gefegt werden; und diese Erfindung ist nichts, eine Spielerei für Kinder, aber nicht für reife Liebhaber, die zuerst dem Grundsätze huldigen müssen, „zurück zur Natur“, biete deinen Pflanzen und Tieren natür- liche Lebensbedingungen und je näher man der Natur kommt, je gesunder und kräftiger werden Tiere und Pflanzen sich entwickeln. Als ein Hauptvorteil der Erfindung wird der Umstand hervorgehoben, dass man die Becken stets tadellos sauber halten kann; nun das ist an sich viel wert, aber der Erfinder scheint nicht zu wissen, dass das Gründeln den Fische ein Lebensbedürfnis ist und dass Schlamm und Schmutz im Aquarium zum Wohlbefinden der Tiere unbedingt erforderlich sind; dass derselbe allerdings nicht überhand nimmt, dafür hat jeder aufmerksame Liebhaber zu sorgen und dass durch den Schlamm eine Trübung des Wassers hervor- gerufen wird, ist auch vollständig ausgeschlossen, vorausgesetzt, dass alle sonstigen Bedingungen er- füllt sind. Wir haben Aquarien 2 Jahre ohne Wasser- wechsel stehen, eine Reinigung erfolgt mittelst Schlammlieber in Zwischenräumen von vier bis sechs Wochen. Betreffs Klarheit des Wassers können diese Becken es mit jedem Bergaquarium aufnehmen. Vom künstlerischem Standpunkte sind diese Berge absolut unmöglich, denn es gehört wirklich viel Ge- schmack dazu, das Glasbecken mit den drei Töpfen schön zu finden. Scheue Fische verschwinden bei der geringsten Störung hinter solch einem Berge und sind vorläufig nicht mehr zu sehen. Die mit Ablaich- kasten eingerichteten Berge sind Phantasiegebilde und haben keinen praktischen Wert. Die Bildung von Sumpfgas findet in den Töpfen genau so siatt, wie in jedem andern Aquarium, wie der Erfinder dieses verhindern will, ist uns auch nicht ganz klar; darum nochmals „zurück zur Natur“, heraus aus dem Aquarium mit allen Grotten, Bergen, Blumen- töpfen, Ablaichkasten usw., schafft natürliche Be- dingungen, Pflanzen dickichte, klare Sandstellen, evtl, ein paar Feldsteine wahllos hineingelegt. Das gibt ein richtiges Bild eines Sees im Glase, darin werden sich Tiere und Pflanzen wohl fühlen und gedeihen. Alles andere ist unnatürlich, störend und oft auch schädlich. — ln der Liebhaberei teilt ein Mitglied mit, dass er Krebslaich in vier Gläser, wovon zwei durchlüftet werden, getan hat. Ueber den Verlauf wird dieser Herr in einer der nächsten Sitzungen be- richten. Zum Schluss werden noch eine grössere An- zahl Schläuche und ein Paar Girardinus reticulatus versteigert resp. verlost. Der Gesamterlös dafür war 3.05 Mark. Schluss der Sitzung 12'/4 Uhr. Breslau. „Proteus“ E. V. Gegründet 1908. Aus der ausserordentlichen Mitgliederversammlung vom 25. Mai 1909. Gemäss des Beschlusses vom 27. April d. Js. („Wochenschrift“ Nr. 19, Seite 262): Die Vereinsfirma soll unter Ausschal- tung des Namens „Proteus“ dahin ge- ändert werden, dass sie sich von der- jenigen des „Aeltesten Breslauer“ deut- lich unterscheidet. Der Vorstand wird beauftragt, in einer innerhalb eines Monats einzu beruf enden ausserordent- lichen Mitgliederversammlung Vorschläge zu machen, wurde heute von der Vereinsleitung die Firma em- pfohlen : „Aquarium“, Verein für Vivarienkunde und Naturdenkmalpflege. Mit dem Kennwort „Aqua- rium“ wollte man auch dem Fernerstehenden sofort andeuten, worauf bei uns der Hauptnachdruck gelegt wird und ausserdem hatte man diesen Ausdruck ge- Vereins-Nachrichten. 419 wählt, weil in dem ergänzenden Titel die Worte Aquarien- und Terrarienkunde in das Wort „Vivarien- kunde“ zusammengezogen wurden. Da dieser Aus- druck noch etwas fremdartig berührt, war die Herüber- nahme des Wortes „Aquarium“ in den Kopf der Firma notwendig. Aus der Versammlung heraus wurden noch verschiedene Vorschläge gemacht. So statt „Verein“ „Gesellschaft“ zu sagen, statt „Aquarium“, Phoenix, Natura, Heimat oder Fauna. Die Worte „Gesellschaft" und „Vivarienkunde“ wurden mit grosser Majorität abgelehnt und schliesslich wurde nach ge- nehmigtem Antrag auf Schluss der Debatte und nach folgender Abstimmung die neue Vereinsfirma, wie folgt, festgesetzt : „Vivarinm“, Verein für Aquarien- und Terrarien- kunde und Saturdenbmalpflege. Die Versammlung beschloss ferner einstimmig: Der Vorstand wird beauftragt in geeigneter Weise Aufklärung darüber zu schaffen , dass der unter der neuen Bezeichnung bestehende Verein identisch ist mit dem „Proteus“ E. V. Gegründet 1908. Obwohl dem Referenten die neueFirma sehr sympathisch ist, möchte er doch bei dieser Gelegenheit einige Worte für den Ausdruck „Vivarienkunde“ sagen. Nach seiner Meinung lässt sich das, was wir betreiben, gar nicht kürzer und bestimmter ausdrücken. Fremd- wörter sind die Ausdrücke Aquarien- und Terrarien- kunde auch, aber viel länger und nicht so umfassend. Wohin soll jemand seine Betätigung zählen, der sich z. B. mit der Zucht und Beobachtung von Ameisen, Wasserinsekten, Landschnecken, Raupen beschäftigt? Er treibt im alten Sinne weder Aquarien- noch Terrarienkunde, wohl aber Vivarienkunde. Die deutsche Bezeichnung „Kunde von der Pflege der Lebensge- meinschaften“ ist zu lang! Solche kurzen Zusammen- ziehungen kann man eben nur mit Hilfe der latei- nischen bezw. griechischen Sprache bilden. Das beweisen doch am besten die kurzen, treffenden Be- zeichnungen unserer chemischen Arzneimittel (Anti- pyrin, Antifebrin, Aspirin usw.), die sich schnell im Publikum eingebürgert haben. Dabei kann man ein guter Deutscher bleiben und jedes unnötige Fremd- wort vermeiden! Da wir aber als Kennwort „Vivarium“ gewählt haben, so ist natürlich eine Wiederholung nicht angängig und konnte die alte Bezeichnung für die Fernerstehenden bleiben. — Nach der Eintragung ins Vereinsregister werden wir die Interessenten in geeigneter Weise noch einmal auf die neue Firma aufmerksam machen. Dr. Deupser, Deutsch-Lissa. Aus der Sitzung vom 8. Juni 1909. Seewasser aquatik. — Da dieser Abend vor- wiegend der Seewasseraquatik gewidmet sein sollte, gab der Vorsitzende vorweg an der Hand einer Skizze einen kurzen Abriss über den Bau und die Lebens- geschichte der Aktinien. Da diese Tiere doch er- fahrungsgemäss den Grundstock jedes Seewasser- aquariums bilden und der Anfänger an ihnen seine ersten Studien zu machen pflegt, bildeten diese zoo- logischen Erläuterungen die beste Grundlage für die nun folgende Diskussion* über unsere bisherigen Erfahrungen mit Seewasseraquarien. Am meisten hatte Herr Sindermann zu berichten, da an ihn die ganze Sendung von Seetieren und Algensteinen aus Helgoland geschickt worden war und er sie erst längere Zeit in seinem grossen Seewass erbecken hielt, bevor sie von den einzelnenBestellern abgeholt wurden. Ruhe beim Auspacken, schonende Behandlung der zu Gallertklumpen zusammengezogenon Aktinien, vor- sichtiges Hineinsetzen in das schon vorher einge- richtete und durchlüftete Aquarium, indem man die lose ankommenden Tiere auf die innere — also glatte — Fläche von mittelgrossen Austernschalen setzt, ge- duldiges Abwarten und nicht zu viel Füttern (zwei- mal wöchentlich!), das ist auch hier das Geheimnis des Erfolges! — Herr Kreisel unterstützte diese Aus- führungen durch eine Serie von Zeichnungen, die dieselbe Aktinie (Actinoloba dianthus ) in den ver- schiedensten Formen darstellte. Herr Musshoff sprach sodann noch über die verschiedenen Farbenvarietäten seiner Pferdeaktinien ( Actinia equina) und über die Edelsteinrose ( Bunodes gemmaceus), die er als eine seiner schönsten Pfleglinge bezeichnete. — Der Vor- sitzende macht darauf aufmerksam, dass die meisten Aktinien in der Zone zwischen Ebbe und Flut wohnen und also einen grossen Teil des Tages nicht vom Wasser bedeckt seien. Das müsste man im Aquarium nachzuahmen suchen , entweder durch einen Ebbe- oder Flutregler (z. B. nach Schlegelmilch) oder durch zeitweiliges Heben der ganzen Innenanlage über das Niveau des Wassers. Hier harren unserer Techniker noch dankbare Aufgaben! Mit der Durchlüftung braucht man aber wirklich nicht so ängstlich zu sein. Ein zeitweiliges Aussetzen schadet gar nicht, scheint im Gegenteil dem Wohlbefinden der Aktinien dienlich zu sein. — Die Algen, zumal die schön gefärbten Florideen möchte man gern längere Zeit im Aquarium halten, doch hat man bis jetzt damit wenig Glück gehabt. Sie verlieren in kurzer Zeit ihre schöne Farbe und sterben ab. Vor allen Dingen ist not- wendig, dass sie mit ihrer natürlichen Unterlage in das Aquarium übertragen werden. Dann scheinen sie eine Durchlüftung und grelle Befeuchtung schlecht zu vertragen und müssen sich vielleicht einen Teil des Tages ausserhalb des Wassers befinden. (Künst- liche Ebbe und Flut!) Referent hat mit seinen Algensteinen folgende Versuche gemacht: 1. Ein Teil wird in einem gut durchlüfteten Aquarium mit Äkti- nien zusammen bei hellem Tageslicht gehalten. 2. Ein Teil in einem Behälter ohne Durchlüftung und Tiere bei gleicher Beleuchtung. 3. Ein Teil wie zu 2. aber nur bei schwachem Oberlicht. Die Seiten des Ge- fässes sind vollständig verdunkelt. 4. Ein Teil wie zu 3., wird aber täglich sechs Stunden über die Ober- fläche des Wassers gehoben. (Nachahmung der Ebbe !) Der Erfolg bleibt abzuwarten. - — Zum Schluss wurde Herr Sindermann wieder beauftragt, eine grosse Sendung Seetiere von Helgoland kommen zu lassen, denn wir glauben, dass man bei dem jetzigen abnorm kühlen Wetter einen Transport noch wagen kann. Dr. Deupser, Deutsch-Lissa. Cöln a. Rh. „Wasserrose“. Protokoll der Sitzung vom 26. Mai 1909. Nach Eröffnung der Versammlung um 9 '/-2 Uhr durch den 1. Vorsitzenden erfolgte Aufnahme des zur Ballotage angemeldeten Herrn Arends als ordent- liches Mitglied. An Eingängen lagen ausser den üb- lichen Zeitschriften eine grosse Anzahl von Sonder- abzügen des Naturhistorischen Vereins der preussi- schen Rheinlande und Westfalens vor. Diese wurden unter die Mitglieder verteilt und zur Durchsicht und Mitarbeit empfohlen. Die vorgelesenen Protokolle der letzten Sitzung, sowie das der ausserordentlichen Hauptversammlung wurden genehmigt, worauf Herr Dr. med. Reutter seinen Vortrag über eiergebärende Zahnkarpfen begann. Er führte die Entstehung der einzelnen Arten, den Stammbaum und die sich hie- von abgezweigten Arten an. Die Unterschiede an Körperbau und Farbe konnten an zwölf Arten, welche jede in besonderem Behälter ausgestellt war, den Anwesenden gezeigt werden. Diese hervorragend schönen Fische waren von den einzelnen Mitgliedern aus ihren Beständen für diesen Abend bereitwilligst mitgebracht worden. Reiche Beifallsbezeugungen be- lohnten den Vortragenden für seine Mühe. In der sich anschliessenden Diskussion wurde empfohlen, bei den eiergebärenden Zahnkarpfen jedem Männchen zwei Weibchen zu geben, damit die Muttertiere mehr Ruhe haben, da sie sonst die Eier unbefruchtet ab- stossen. Auch wurde die soviel verschrieene Faden- alge von unseren langjährigen Züchtern zum Ab- laichen warm empfohlen. Als Ersatz hiefür wurden Riccia und die in hiesiger Gegend viel vorkommen- den, nicht stinkenden Armleuchtergewächse ange- geben. Gegenüber der oft aufgestellten Behauptung, dass Haplochilus chaperi die Eier resp. Jungbrut nicht fressen, haben verschiedene Züchter das Gegenteil erfahren, es scheint also das Nachstellen der Jungbrut auf die individuelle- Veranlagung der einzelnen Tiere zurückzuführen sein. Von verschie- 420 Vereins-Nachrichten. denen Seiten wurde behauptet, dass Haplochilus caperi und latipes durch die fortwährende Inzucht bedeutend degenerierten und speziell bei Haplochilus latipes ver- blasse die rote Farbe immer mehr. Anderseits wurde dagegen ausgesprochen, dass diese intensiv rote Farbe eine Degeneration sei, da die Importfische eine mehr rötlich - gelbe Farbentönung aufweisen. Ferner wurde empfohlen, beim Absuchen der Faden- alge respektive Riccia nach Eiern, dieselben nicht mit der Hand anzufassen, da verschiedene Züchter durch Versuche festgestellt haben, dass sich ein viel grösserer Prozentsatz der mit einem Hölzchen usw. abgestreiften Eier entwickelt hat, als bei solchen, welche mit der Hand angefasst worden sind. Von den Fundulus- Arten wurde erwähnt, dass dieselben zu ihrem Wohl- befinden ein stark salzhaltiges Wasser benötigen. Zur Verlosung waren vom Verein aus angekauft worden: Zuchtpaare von Jennynsia lineata, Haplochilus latipes, Haplochilus panchax lutes eens und Poecilia vivipara. Schluss der Sitzung 12 Uhr. Der Vorstand. I. A.: P. Rudow. Elberfeld. '„Wasserrose“. Bericht der Sitzung vom 11. Juni 1909. Herr Böcker erklärte und zeigte einen praktischen Einfüll- und Entleerungsapparat, welcher im wesent- lichen auf dem Prinzip der Körtingschen Strahlpumpe beruht und an die Wasserleitung angeschlossen wird. Derselbe eignet sich namentlich für grössere Behälter. Durch eine Vierteldrehung des an demselben befind- lichen Hahnes wird das Ein- bezw. Ablaufen des Wassers herbeigeführt. Im Laufe des Herbstes, wenn die Arbeiten für unsere bevorstehende Ausstellung unsere Zeit nicht mehr so sehr in Anspruch nehmen, wird der Vortragende den Apparat in einem besonders erscheinenden Artikel nebst Skizze in dieser Zeitung erklären. Zu Ausstellungs-Angelegenheiten wurde ausser einigen internen Angelegenheiten noch bekannt gegeben, dass sich herausgestellt hat, dass die Plakate durch einen nochmaligen Ueberdruck bedeutend wirk- samer werden. Die Mehrkosten von Mk. 20. — werden bewilligt. Im Laufe dieser Woche werden dieselben fertiggestellt und werden dieMitglieder, welche Exemplare zwecks Aufhängung in ihren oder anderen geeigneten Lokalen wünschen, gebeten, sich unter Angabe der benötigten Anzahl zu melden. Ferner wurden einem Mit- gliede 50 Stück Vereinsabzeichen, speziell für die Aus- stellung entworfen, in Auftrag gegeben. Dieselben stellen eine kleine hübsch gezeichnete Wasserrose vor, in Form einer Schlipsnadel. Ausführung in grün und weiss Emaille. Der Preis beträgt Mk. 2.—. Auch hierfür wollen sich dieMitglieder, welche darauf reflektieren, umgehend melden. Gleichzeitig seien die Mitglieder hierdurch nochmal dringend aufgefordert, die noch ausstehenden Anmeldebogen umgehend einzusenden. — Wegen Fischbestellung wolle man sich fernerhin direkt an Herrn Rudolf Heybeck, Elberfeld, Bolk 13, wenden. Herrn Katona, unserem Cichlidenzüchter , gelang die Aufzucht von zirka 400 Jungen von Neotroplus carpintis. — Es wurden noch versteigert, bezw. verlost, die von Herrn Zeller gestifteten: Ein Pärchen Kletterfische; Ergebnis Mk. 8.25. Ein Pärchen Mollienisia ; Ergebnis Mk. 3. — . Besten Dank dem Spender. — Aufgenommen wurde: Herr Otto Karsten, Elberfeld, Flensburgerstrasse 61. Zur Aufnahme gemeldet haben sich: Herr Friedrich Faller, Elberfeld, Exerzierplatz 32. Herr C. Sonack, Elberfeld, Schleswigerstrasse 60. Herr Carl Müller, Elberfeld, Schleswigerstrasse 57. Herr Carl Schindler, Barmen, Rudolfstrasse 15. Herr Adolf Prinelt, Elber- feld, Hofkamp 31. Der Vorstand. Ausstellungskalender Steht den verehrlichen Vereinen kostenlos zur Verfügung. Alle näheren Angaben sind natürlich in den Inseratenteil zu verweisen! Elberfeld. „Wasserrose“. Vom 17.— 26. Juli 1909 im „Weissen Saal“ der Stadthalle, Johannisberg. Rixdorf. „Trianea“. Vom 14. — 22. August im „Deut- schen Wirtshaus“, Bergstrasse 136/137. Berlin. „Verein der Aquarien- und Terrarienfreunde“. 21. — 30. August, in „Wendts Prachtsälen“ Hamburg. „Rossmässler“. 22.-29. August, in „Ham- monia“, Besenbinderhof. Stuttgart. „Verein der Aquarien- und Terrarien- freunde“. 11. — 19. September. „Gewerbehalle“. Altona. „Vereiu Altonaer Aquarien -Freunde“ E. V. 18. — 26. September 1909 im Velodrom Altona. Adressentafel der Vereine.1 * *) Hamburg. „Humboldt“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde (E. V.). Vereinslokal: Grosse Allee 45. Hamburg. „Ludwigia“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Vereinslokal: Haases Restaurant, Eimsbütteler Chaussee 17. Versammlungen jeden zweiten und vierten Dienstag im Monat. Gäste stets willkommen. Hamburg. „Rossmässler“, Verein für Aquarien- und Terrarienfreunde zu Hamburg (E. V.). Versamm- lungen jeden 1. und 3. Mittwoch im Monat in Paetows Restaurant, Kaiser Wilhelmstrasse 77. Briefadresse : M. Strieker, Hamburg 26, Pagenfelderstrasse 30. Hamburg. „Salvinia“, Verein für Aquarien- und Ter- rarienfreunde (E. V.). Briefadresse: O.Tofohr, Ham- burg 6, Bartelsstrasse 74. Hohenstein-Ernstthal i. S. „Sagittaria“, Verein für Naturfreunde. Vereinslokal: Restaurant zur Gar- küche. Briefadrese : AlbinAngermann, 1. Vorsitzender. Karlsruhe. „Verein von Aquarien- und Terrarien- freunden“. Lokal: „Landsknecht“, Herrenstrasse. Briefadresse: K. Eberbach, Direktor, Hirschstr. 120. Leipzig. „Humboldt 4. Verein für volkstümliche Naturkunde. Sitzung jeden Donnerstagabends 9 Uhr im Restaurant „Kanitz“, Peterssteinweg, Ecke Münz- gasse. Briefadresse: R. Albrecht, Leipzig -Gohlis, 1) Aufnahme (selbstredend kostenlos) erfolgt nur auf Antrag. Weitere Vereinsadressen stets willkommen! Auf besonderem Blatt! Ergänzungen, Aenderungen, Richtigstellungen werden um- gehend erbeten 1 Dr. Wolterstorf f. Heinrothstrasse 1, III. — Der Verein bezweckt die Ausbreitung volkstümlicher Naturkunde im Sinne E. A. Rossmässlers. Leipzig. „Nymphaea“, Verein für Aquarien- und Ter- rarienkunde. Versammlung jeden Dienstag. Vereins- lokal: „Heim des Hausväterverbandes“ (Eingang Tauchaerstrasse 6 oder Marienstrasse 7). Brief- adresse: Bernhard Wichand, 1. Vorsitzender, Scharn- horststrasse 55, part. Magdeburg. „Aquaria“, Verein für volkstümliche Naturkunde. Vorsitzender Fr. Maue, Regierungs- strasse 24. Versammlungen jeden 1. und 3. Dienstag im Monat, abends 9'/4 Uhr, im Restaurant „Kaiser- bräu“, Breiteweg 1. Magdeburg „Vallisneria“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Versammlungslokal: „Tivoli“, Kai- serstrasse, am 2. und 4. Dienstag im Monat. Brief- adresse: W. Jürgens 1. Vorsitzender, Königgrätzer- Strasse 17. (Fortsetzung folgt.) Tagesordnungen. Elberfeld. „Wasserrose“. Tagesordnung für die Sitzung vom 25. Juni 1909. 1. Vortrag des Herrn Scheuebeck über „Seerosen“. 2. Ausstellungsangelegenheiten. 3. Literaturbesprechung. 4. Verschiedenes. Der Vorstand. Für den Anzeigenteil: Fritz Lehmanns Verlag, Stuttgart. — Verlag von Fritz Lehmann, Stuttgart. Druck der Verlagsbuchdruckerei Otto Sautter, Stuttgart. Aus dem Tagebuch unseres Kugelfisches. ( Tetrodon cutcutia Ham. Buch.) Von Dr. W. Wolters torff. Mit zwei Zeichnungen von W. Sclireitmüller-Dresden und zwei Aufnahmen von 0. Ilaucke-Dresden („Ichthyol. Gesellschaft“). Meinen früheren Mitteilungen1) möchte ich jetzt hinzufügen, dass ich im Februar 1908 fest- stellen konnte, dass unser Ku- gelfisch die Enchytraeus jetzt häufig glatt durch- beisst. Er schnappt ein- fach in den Haufen hinein und verspeist ein Stückchen nach dem ande- ren. Zeitweise schwimmt er lebhaft hin und her, wie früher geschildert. Dann wieder folgen Tage stiller Ruhe, wo er, einem echten Raub- fisch gleich, stets auf einem Fleck steht und auf Beute lauert. Bemerkt er uns dann , so bettelt er förmlich mit den ausdrucksvollen Augen. Am 28. Februar beobachtete ich zum ersten Male mit eigenen Augen, wie der Kugelfisch *) Fortsetzung von „Zar Kenntnis des Tetrodon cutcutia Ham. Buch. (Kugelfisch) , I. Zur Literatur. II. Aus dem Leben unseres Kugelfischchens“. „Wochen- schrift für Aquarien- und Terrarienkunde“, 1908, Nr. 16 und 17. — Sonderabzüge stehen Interessenten gegen Einsendung von 10 Pfennig in Briefmarken für Porto- ersatz gerne zu Diensten. Dr. Wolterstorff. Wasserasseln fängt und verzehrt. Verschwun- den waren die Asseln ja schon immer, und halbierte Lei- chen lagen ge- legentlich am Boden. Heute werfe ich ihm eine grosse er- wachsene As- sel auf dem „Tischchen“ (Heizkasten) voi’. Er nähert sich ihr , da lässt sie sich vom Heizka- sten herabfal- len. Der Tet- rodo?i schiesst hinterher, heisst zu. Die Assel flüchtet weiter. Wie- dei’um wii’d sie , zwischen zwei Steinen, attackiert, rettet sich aber nochmals. Beixxx dritten Angriff stösst er zwei- bis dreimal kräftig zu, danxx tritt Ruhe ein, die Beute ist verzehrt! Hier hat der Fisch die Assel tatsächlich auf eine Entfernung voix 10 cm verfolgt. Näheres war nicht zu erkennen, da die Angriffsstellen teils durch Steine und Pflanzen verdeckt waren, teils zu dunkel lagen. Um den Fressakt genauer beobachten zxx können, werfe ich zwei Tage später, aixx 1. März, neben einer Anzahl mittelgxosser Chironomus- Abb. 1. Tetrodon cutcutia Ham. Buch. J in Brunft. (Mit ausgebreiteten Flossen.) Nach dem Leben gezeichnet von W. Sclireitmüller-Dresden in der Schämeschen Zierfisclizuchtanstalt in Dresden Gruna. 422 Dr. W. Wolter stör ff: Aus dem Tagebuch unseres Kugelfisches. Larven (rote Mückenlarven!), wieder eine ziem- lich erwachsene Wasserassel in das Becken und auf den Heizkasten. Die Assel zappelt. Der Kugelfisch, der schon eine ganze Weile neben dem „Tischchen“, in halber Höhe des Wasser- standes, zwischen den Pflanzen schwebend, ge- wartet hatte, schwimmt rasch hervor, besieht sich zuerst die Assel, packt dann aber erst mal eine Mückenlarve, die nach einmaligem Aus- speien unzerkleinei’t verschluckt wird. Eine zweite folgt sogleich! Dann macht der Tetrodon , seiner Gewohnheit getreu, kehrt, schwimmt zu seinem vorigen Standort, dreht sich dann wieder um und verschluckt gleich zwei, drei Larven nacheinander. Wieder wird die Wasserassel in Augenschein genommen. Sie will entfliehen, da schnappt er zu und ein Stück vom Schwanz- schild ist abgebissen. Er fasst die Beute zum zweiten Male, jetzt hat er die halbe Assel ver- schlungen. Das Vorderende mit den zappelnden Füssen liegt am Boden. Das wiederholt sich noch einige Male, bis das letzte, leblose Stück- chen verzehrt ist. Dann erst zieht sich der Fisch in seinen Schlupfwinkel zurück. Ohne Zweifel hat er inzwischen an den Asseln mehr Geschmack gefunden, als anfangs ! Am 6. März wird das Aquarium einmal wieder gründlich gereinigt und tunlichst von Algen gesäubert. An diesen und dem folgenden Tage verhält sich der Tetrodon ziemlich still. Vom 8. —14. Märzaber, bei meist hellem, teilweise sonnigen Frühlingswetter, ist er wieder wie aus- getauscht. So lange wir ihn zu beobachten Zeit haben, sicher aber von 1 oder 2 Uhr bis abends 6 Uhr, schwimmt er, wie schon früher geschildert, tagsüber unermüdlich hin und her, auf und nieder! Die Temperatur betrug am 8. März abends 22° C, am 9. März 18° C, doch bewirkte das keinen Unterschied in seinem Be- tragen. Er frisst in diesen Tagen nicht viel. Wie ist diese auffallende zeitweise Ruhelosig- keit, die mit Perioden völligen Phlegmas wechselt, zu erklären? Ist es der Wandertrieb? Ver- misst der Kugelfisch doch ab und zu das Brack- wasser? Er hat in diesen acht Tagen nach meinerBerechnung sicher einen Weg von mehreren tausend Meter zurückgelegt! Am 14. April notierte ich: „Es fiel mir am 10. April ein, nach langer Pause wieder einmal mit kleinen Regenwürmern die seiner Zeit sehr ungern genommen waren, zu füttern. Ich warf dem Fisch zwei kleine, un- zerschnittene Würmer vor. Nach einiger Zeit finde ich nur noch ein abgebissenes Stückchen. Meh- rere andere kleine Regenwürmer, in den nächsten Tagen abwech- selnd mit Enchytraeiis verfüttert, verschwinden gleichfalls , nur einmal bleibt ein Wurm halbtot liegen. Das glatte ,Durchbeissen‘ der Regenwürmer selbst konnte ich noch nicht beobachten. In der Folge wurden kleine und mittlere Regenwürmer das haupt- sächlichste Futter! Wesentlicherscheint mir aber die Beobachtung, dass der Kugel- fisch auch jetzt noch, selbst nach den kleinsten Crustaceen (Cy- clops), die mit Fadenalgen in das Aquarium gerieten, schnappt. Ich sehe ihn das Algendickicht aufmerksam darnach absuchen.“ Am 15. April packt der Kugelfisch endlich vor meinen Augen einen schon etwas grösseren, kräftigen Regenwurm. Er beisst ihm Kopf- und Afterende ab! Den „Torso“ des Wurmes lässt er ruhig liegen, obwohl er am anderen Tage noch Leben zeigt. „Glatt durchbissen“ ist der Wurm also nicht, wohl aber sind ihm Stücke herausgebissen. * * * Hier enden meine früheren Aufzeichnungen. Während des Sommers 1908 wurde die Heizung nie mehr in Anspruch genommen. Der Kugel- fisch erfreute sich aber stets des besten Wohl- seins und nahm namentlich in den heissen Monaten Juni, Juli entschieden an Grösse zu, verspeiste Abb. 2. Tetrodon cutcutia Ham. Buch. Im aufgeblasenen Zustand, ausser Wasser, auf dem Rücken liegend. Nach dem Leben gezeichnet von W. Schreitmüller-Dresden in der Zierfischzuchtanstalt von P. Schäme, Dresden-Gruna. Dr. W. Wolter storff: Aus dem Tagebuch unseres Kugelfisches. 423 auch Regenwürmer in Menge. Nur sein Be- hälter machte mir zu schaffen. Die Pflanzen gediehen nicht. Wie sich schliesslich zeigte, hatte der innere weisse Anstrich der Blech- wände, welcher schon von Anbeginn abbröckelte, das Wasser metallisch vergiftet, wenngleich in minimalem Masse. Vorübergehend kam der Fisch daher in andere Behälter. So nahte die Magdeburger Ausstellung heran. Auch mein Kugelfischchen ward zur Ausstellung bestimmt, liess sich aber für gewöhnlich in dem kleinen, etwas düster stehenden Aquarium nicht blicken. Wohl oder übel musste er daher öfters herausgenommen werden und dem versammelten Publikum auf der Hand präsentiert werden. Der Jubel, welchen die ersten Vorführungen hervorriefen, veranlasste mich, ihn täglich ein- mal zu bestimmter Zeit — 6 Uhr — nach vor- hergehendem „Ausklingeln“ vorzuzeigen. Das Schauspiel war stets das gleiche. Der anfangs wie leblose Fisch blähte sich, sanft am Bauche gekitzelt, allmählich enorm auf. In dieser Stellung verharrte er ein paar Minuten auf der Hand- fläche vor der staunenden Menge. Wieder in das Wasser gesetzt, schwamm er noch ein Weilchen auf dem Rücken, den Bauch nach oben, leblos wie ein Gummiball an der Oberfläche , um dann unter Zischen die Luft auszustossen und blitzschnell im Dunkeides Beckens zu verschwinden. Nie versäumte ich bei dieser Gelegenheit, auf zwei in nächster Nähe an einer Tür aufgehängte ausgestopfte Kugel- und Igelfische unseres Museums, zwei mächtige Gesellen, als nächsteV erwandte unseres Tierchens, hinzuweisen. Trotzdem blieb so manchem Be- schauer die Fischnatur des merkwürdigen Tieres ein ungelöstes Rätsel. Nach Schluss der Ausstellung musste ich den Fisch, welchem die vielen Prozeduren zum Glück nichts geschadet hatten, wegen der bevorstehen- den Ausstellungsreisen nach Görlitz, Leipzig, Köln, eine Zeitlang der Obhut des erprobten Museumsdieners Ohr. Müller überlassen. In- zwischen hatten wir Gelegenheit, „Tetrodon cut- cutia “ auch auf den Ausstellungen zu Görlitz und Leipzig zu begrüssen. In Leipzig waren sogar vier halbwüchsige Exemplare in einem mittel- grossen Thermocon untergebracht, die sich an- scheinend noch ganz gut vertrugen. Vor allem aber konnten wir in Dresden den „Stamm“ der Kugelfische in Paul Schäm es grossem Becken bewundern. Ein geschickter Netzzug unseres liebenswürdigen Mentors förderte ein halb Dutzend der Gesellen zutage. Schäme hat ganz Recht, wenn er („Wochenschrift“ 1907, Seite 534) schreibt: „Wohl jeder Anhänger unseres schönen Sportes, welcher mich mit seinem Besuche be- ehrte, hat Gelegenheit gehabt, den Fisch in Freiheit dressiert vorgeführt zu sehen, und wohl mancher wird sich des , Fischkonzertes* er- innern, wenn mehrere Tiere verschiedener Grösse dem nassen Elemente entnommen und zum Auf- blasen veranlasst wurden ! Ein eigenartigeres Spielzeug gibt es fürwahr nicht!“ — Nach unserer Rückkehr von Köln säumten wir nicht, dem Fisch, welchem das bisherige Becken sichtlich zu eng geworden war, ein neues, behagliches Heim in Gestalt eines reich bepflanzten x) „Thermocons“ mittlerer Grösse (30 X 30 X 22 cm) zu bieten. In diesem fühlte er sich entschieden wohler als in den letzten Monaten, schwimmt fleissig, aber nicht mit der Unrast wie vor dreiviertel Jahren, im Becken umher, hält sich aber mit Vorliebe auf der Kuppe des Heizkegels auf und beobachtet von hier aus, was um ihn vorgeht. Die Wasser- temperatur beträgt jetzt im Durchschnitt 20° C, sie ist ja jetzt bequem zu regeln (siehe „Blätter“, Nr. 52, 1908). Im Oktober erschien die Haut eine Zeitlang unrein, mit verstreuten weissen Pustelchen be- setzt. Nach Beginn der Heizung verschwinden diese verdächtigen Erscheinungen wieder! Es war das einzige Mal seit langer Zeit, wo der Fisch nicht ganz gesund zu sein schien. fl Noch heute, am 20. Februar 1909, prangen die Pflanzen meist im frischen Grün! Abb. 3. Tetrodon cutcutia Ham. Buch. $ Aufgenommen in der Schämeschen Zierfischzuchtanstalt Dresden-Gruna. 424 Dr. W. Wolterstorf f: Aus dem T;igebuch unseres Kugelfisches. Als ich Anfang Januar 1909 durch Krank- heit kurze Zeit ans Haus gefesselt war, konnte ich mich dem Tetrodon endlich wieder einige Stunden widmen. So beobachtete ich bei der Fütterung mit Regenwürmern, dass der Fisch einem mittelgrossen kräftigen Regenwurm nur ein Stück aus dem Kopfende herausbiss, das übrige liegen liess. Er ist anscheinend jetzt, mitten im Winter, nicht so gut hei Appetit, wie im Sommer. Mit kleinen Regenwürmern und Enchytraeus macht er selbstredend auch heute kein Federlesens! Auch Schnecken (Physa acuta, halbwüchsig) und Wasserasseln verschwinden im Handum- drehen. Kleinere Schnecken werden jetzt wahr- scheinlich samt Gehäuse verspeist. Eine grosse Assel, die ich am 1. Januar in eine Bodenecke werfe, wittert oder erblickt der Kugelfisch von der Spitze des Heizkegels herab, auf zirka 16 cm Entfernung, obwohl sie teilweise von Vallisneria- Blättern ver- deckt ist. Er stürzt herun- ter, erwischt sie sofort und schluckt sie ganz herunter. Sein Erken- nungsver- mögen für Beute ist also etwa gleich dem dreifachen seiner Körperlänge. Am 9. Januar 1909, im Alter von zirka anderthalb Jahren, mass der Fisch zirka 60 mm Länge. Das ist die Normalgrösse des noch nicht voll erwachsenen Tieres. Denn erst nach zwei Jahren wird Tetrodon fortpflanzungsfähig. Die jungen Kugelfische vom Jahre 1907, welche ich bei Schäme einsehen konnte, waren auch nicht grösser, als unser Pflegling zu jener Zeit. Er ist also in meinem kleinen Becken keineswegs verkümmert! — Bei der Ankunft, Oktober 1907, mass er etwa 30 — 33 mm, am 18. Januar 1908 zirka 38 mm, am 6. August 1908 zirka 55 mm. — Jedenfalls kann ich den absonderlichen Kugel- fisch auch heute, wie vor einem Jahr, als ebenso dankbaren und interessanten als ausdauernden Aquarieninsassen bezeichnen! Freilich, eine „Schönheit“ ist er nicht, will es aber auch gar nicht sein! Magdeburg, 20. Februar 1909. Nachtrag. Während der letzten Wintermonate fiel meiner Frau wiederholt ein eigentümliches Geräusch auf, welches von den Aquarien herdrang, ohne dass die Ursache zu ergründen war. Schliesslich fand sie des Rätsels Lösung: Der Kugelfisch spielte förmlich mit dem Schwimmthermometer, er stiess wiederholt an die Glasröhre, so dass sie an die Aquarienscheiben und die Deckscheibe klirrte ! Bei der Fütterung mit kleineren Schnecken beobachtete meine Frau mehrfach, wie unser Tetrodon die Schnecken aufschnappte, dann wieder ausstiess, so dass sie hochwirbelten, um sie dann erst unter hörbarem Knattern zu verspeisen. Ich selbst kam eines Tages im Januar dazu, wie der Kugelfisch auf ein Vallisneria- Blatt zustiess und ein Loch hineinbiss. Bei näherer Unter- suchung ergab sich, dass ein Vallisneria- Blatt eine ganze Reihe abgerundeter Kerben auf- wies, die nur von dem Fisch herrühren konnten, da sie der Grösse seines Gebisses entsprachen und die Schnecken in seinem Reich nie mehr dazu kamen, sich zu sätti- gen. Die glei- che Beobach- tung konnte ich ausser an Vallisneria auch an Elo- dea -Blättern machen. Gan- ze Reihen von Blättern an den sonst frischgrünenden Ranken waren halb verstümmelt. Es ist mir heute noch zweifelhaft, ob der Fisch tatsächlich an den Pflanzen naschen oder die hin und wieder üppig wuchernden Infusoricnkolonien iyorticella usw.)^ abweiden wollte. Vielleicht ist beides der Fall. Noch ein Wort zur Elydra- Frage: Mit den Daphnien, die der Fisch bei Ueberfluss auch heute erhält, wuirden öfters auch Polypen mit eingeschleppt und längere Zeit beobachtet. Aber sie vermehren sich nicht, trotzdem ihnen die Crustaceen und Infusorien genügende Nahrung bieten müssten und obwohl ihre Feindin, Lim- naea stagnalis, hier nicht in Tätigkeit treten kann. Ich neige zu der Ansicht, dass der Kugel- fisch als rechter Allerweltsfresser auch den Polypen gelegentlich den Garaus macht, obwohl ich in der arbeitsreichen Zeit der letzten Monate keine Gelegenheit hatte, mich persönlich davon zu überzeugen. — Vielleicht geben vorstehende Mitteilungen auch anderen Besitzern des Kugel- fisches einmal Anlass, über die Lebensäusser- ungen dieses interessanten Tieres zu berichten. Abb. 4. Tetrodon cutcutia Ham. Buch. Aufgenommen in der Scbämeschen Zierfischzuchtanstalt Dresden-Gruna. M. Strieker: Zuchterfolge mit einer noch unbestimmten Tetragonopterus-Art. 425 Die beifolgenden Zeichnungen eines brunftigen Männchens und eines aufgeblasenen Tieres, von der Künstlei’hand W. Schreitmüllers, sowie die beiden Photographien von 0. Hauche, in und ausser Wasser aufgenommen, dürften vielen Lesern der „Blätter“ willkommen sein. Zeich- nung und Photographie müssen sich hier ergänzen, denn Tetrodon ist äusserst schwierig zu photo- graphieren. Magdeburg, 31. Mai 1909. Zuchterfolge mit einer noch unbe- stimmten Tetragonopterus-Art. Von M. Strieker (Verein „Rossmässler,“ Hamburg ) Unserem Verein war es im Herbst 1906 gelungen, aus erster Hand zwölf Stück einer uns unbekannten Tetragonopterus -Art aufzu- zukaufen; es waren acht Männchen und vier Weibchen, die nur am Umfang zu unterscheiden waren. Ich war so glücklich, ein wirkliches Pärchen dieser reizenden Fische zu erhalten, die in ihrer einfachen Farbenpracht fast mein Pärchen Tetragonopterus nlrey in den Schatten stellten. Das einzige Präparat dieser neuen Fische ging durch freundliche Vermittlung von Herrn Dr. Feh-Hamburg an das Londoner Museum. Der Bescheid war negativ : Diese Art wäre im Britischen Museum noch nicht vorhanden und würde weiteres Material erbeten. Damit konnte ich nun leider nicht dienen, denn wei- tere Präparate waren nicht in meinem Besitz. Ich hoffte aber auf Nachzucht und stellte hier- von Präparate in Aussicht. Da sollte ich mich aber arg getäuscht haben. Mein Pärchen ge- dieh zwar prächtig, das Männchen trieb auch etwas, aber weiter war nichs zu errreichen. Inzwischen waren Ende 1 906 durch die Firma Koppe & Siggelkow-Hamburg weitere Exemplare dieser Tetragonopterus importiert und bald über ganz Deutschland verbreitet. Im Heft 11 Jahrgang 1907 dieser Zeitschrift erschien dann auch von Walter Köhler in einer Arbeit über Neuheiten des vergangenen Import- jahres eine Beschreibung der in Frage stehenden Art. Ich lasse diese wörtlich folgen: „ Tetragonopterus species II (Zwergsalmler). D. 11, A. 22, L. 1. 35, L. tr. 11, Auge im Kopf. 3x/2 — 3-/3, Kopf in Länge (ohne C) 4, Höhe in Länge (ohne C.) 372. P. erreicht die Ven- trale. V. erreicht die A. nicht, D. deutlich hinter V., Körper mässig seitlich zusammen- gedrückt, Rückenfirst nicht kantig. Seiten- linie unvollständig, sich nur über die ersten 6 — 7 Schuppenreihen erstreckend.“ Köhler vermutet, dass es sich vielleicht um die Art Tetragonopterus erythropterus Holm- berg handelt und bezeichnet sie als die schönste Tetragonopterus - Art nächst Tetragonopterus ulrey , und hierin muss ihm wohl jeder Recht geben. Bei auffallendem Licht sind die Fische über beide Körperseiten stahlblau ohne jedes Abzeichen. Der eigentliche Schmuck wird den Tieren aber erst durch die Pracht ihrer Flossen verliehen. Rücken-, Bauch-, After- und Schwanz- flossen sind blutrot, besonders während der Liebes- spiele, die Farbe ist nach dem Körper zu am intensivsten , blasst nach den Strahlenenden etwas ab und geht, besonders an der Schwanz- flosse, an den äussersten Spitzen in ein perl- mutterartig schillerndes Blau über. Auch die kleine Fettflosse zeigt die rote Färbung, beim Männchen zeitweilig intensiver als beim Weibchen. Mit dieser schönen Neuheit beschickte ich im Mai 1907 unsere Ausstellung und erregte dieselbe bei allen Kennern die gleiche Bewun- derung, nur wurde das Fehlen der Nachzucht allgemein bedauert. Mir wurden mancherlei Ratschläge für die Zucht gegeben. Der Eine behauptete, die Tetragonopterus laichten nur in Scharen, indem eine Anzahl Männchen ge- meinsam eine Anzahl Weibchen vor sich trieben und so ablaichten. Der andere riet mir, minde- stens ein” zwei Meter langes Aquarium zu ver- wenden mit ständigem Wasserzu- und -abfluss, und was der guten Ratschläge mehr waren. Nach beendeter Ausstellung stellte ich alle mög- lichen Versuche mit meinem Pärchen an, ich gab hohen, dann niedrigen Wasserstand, wandte alle Arten der Bepflanzung an, hielt die Tiere bei allen Temperaturgraden von 15 — 30 0 C, durchlüftete, gab frisches Wasser oder ganz altes, benutzte Aquarien von 10 — 60 Liter In- halt, aber der Erfolg war immer der gleich negative. Bei dem vielen Herausfangen der Fische musste ich eine schlechte Erfahrung machen. Das Männchen blieb stets mit der Rückenflosse im Kätscher hängen. Einmal musste ich ihn wohl etwas unsanft abgeschüt- telt haben, unterhalb der Rückenflosse bildete sich im Muskelfleisch des Rückens eine Ent- zündung, an der das Tier nach mehreren Wochen einging. Zum Glück gelang es mir, durch die Liebenswürdigkeit eines Vereinsmit- mitgliedes, der seinerzeit anstatt eines Pär- chens zwei Männchen erhalten hatte, ein neues Männchen des gleichen Imports zu er- 426 M. Strieker: Zuchterfolge mit einer noch unbestimmten Tetragonopterus-Art. halten, mit dem ich nun meine Versuche fort- setzte. Durch Erfahrung klug geworden, benutzte ich aber nun zum Herausfangen nicht mehr den gefahrbringenden Kätscher, sondern ein Glasgefäss. — Die Ursache dieses merkwür- digen Festsitzens ist mir erst in diesem Jahre durch einen interessanten Artikel von A. H. Schumann-Leipzig „Die Afterflosse von Tetra- gonopterus rubropictus “ in der „Wochenschrift“ Nr. 13, 1909, klar geworden. Ein mikroskopi- sches Bild zeigt dort, dass die Afterflosse dieses Fisches eigentümliche Greiforgane besitzt, deren Zweck wohl noch nicht ganz aufgeklärt ist. Aehnliche Greiforgane besitzt vermutlich auch die von mir beschriebene Art, wenn auch in der Rückenflosse. Also wie gesagt, ich setzte meine Zucht- versuche auch im Jahre 1908 fort, doch ohne Erfolg. Allerdings beobachtete ich, dass das Weibchen trächtig wurde und das Männchen eifrig trieb. Eines Tages war das Weibchen wieder schlank geworden, die Tiere wurden aus dem Aquarium entfernt und alles nach Eiern durchsucht, doch ohne Frfolg; auch in den folgenden Tagen fanden sich keine Jung- tiere. Aergerlich über die Misserfolge wollte ich die Fische verkaufen, allein meine Frau, die sich lebhaft für meine Liebhaberei interessiert, veranlasste mich, die ihr lieb gewordenen Fische zu behalten. Auch das Jahr 1908 verstrich und mein Interesse wandte sich anderen Importen unseres Vereins zu. Da erschien in „Natur und Haus“ März 1909 (Umschlagseiten) unter „Ratschläge und Winke für Aquarienliebhaber“ ein äusserst be- achtenswerter Artikel von Thumm, der mit den Worten beginnt: „Hilfstruppen vor.“ Dieser Artikel, den ich allen Liebhabern zur Beach- tung empfehle, kam mir erst im April zu Ge- sicht. Er schildert die Zucht von bisher un- züchtbaren Fischen durch die Zugabe von Salz. In Anlehnung an die Lachszucht führt Thumm aus, dass hei manchen Fischen die Laich- reife nur im Brackwasser vor sich gehen kann, die Laichabgahe aber im Süsswasser erfolgen muss. Dieser Artikel elektrisierte mich geradezu, ich dachte an meine „Rotflosser“ und beschloss, auch dieses Experiment zu machen. Vorher informierte ich mich aber über den Salzgehalt der Meerwässer, da mir die Angabe, die Thumm macht: ein 4°/0iges Brackwasser sei bei ihm von Erfolg gewesen, doch etwas hoch vorkam. So viel ich in Erfahrung brachte, hat die Ostsee einen Gesamtsalzgehalt von ca. 2 °/0, die Ozeane einen solchen von ca. 3 V2 % und nur das Tote Meer zeigt einen Gehalt von über 4 %. Ein AVasser mit 4 % Salz dürfte mithin nicht die Bezeichnung „Brackwasser“ verdienen und vermute ich, dass Herr Thumm sich in seiner Berechnung geirrt hat und vielleicht 4 g pro Liter, also 0,4 % meint. Das Wasser unserer Hamburger Leitung, mit dem wir unsere Aquarien füllen , ist fil- triertes Elbwasser und hat nach der Analyse eines mir befreundeten Chemikers zur Zeit einen Kochsalzgehalt von 0,0585 g im Liter (auf Chlor analysiert und auf Kochsalz [Na CI] umgerechnet), also rund 58 mg im Liter. Diesen Salzgehalt erhöhte ich durch Zugabe gewöhnlichen Kochsalzes auf rund 250 mg = i/4 g pro Liter und brachte in dieses Aquarium von ca. 30 Liter die Tetra- gonopteriis. Das bis dahin farbenprächtige Männchen verblasste zusehends, während das Weibchen in den prächtigsten Farben erschien und das Männchen vor sich hertrieb. Nach zwei Tagen eifrigen Jagens fand am 26. April dieses Jahres, morgens 7 Uhr die Laichabgabe statt. Das Männchen trieb das sich im Dickicht versteckende AVeibchen heraus bis zu einem freien Platz, wo dieselben hintereinander im Kreise 20 — 30 mal herumwirbelten, dann ein Ruck ins Myriophylluin , wo sich beide Tiere mit den Bauchseiten schräg gegeneinander stellten und unter gegenseitigem Reiben und Zittern die Laichabgabe erfolgte, dass die Eier beim Berühren der Pflanzen nur so herunter- rieselten. Ich fing das Paar heraus und brachte es in ein anderes Aquarium mit gleichem Salz- gehalt, worin es nach ca. acht Tagen noch ausgiebiger in gleicher Weise laichte. Ver- mutlich hatte ich den ersten Laichakt zu zeitig gestört. Wieder wurden sie in ein neues Aquarium mit Brackwasser gebracht, allein es war ver- geblich, beide Tiere verblassten und lagen still in einer Ecke. Ich zog den Schluss, die Tiere wollen im Süsswasser sein, bis die Laichreife erreicht ist, die Laichabgabe erfolgt aber nur im Brackwasser, also umgekehrt, wie Thumm dies hei seinen Fischen beschreibt. Ich setzte die Tiere nunmehr in Süsswasser, wo sie wieder mobil wurden und kräftig sich nährten. In den ersten Tagen des Juni setzte ich diesem Aquarium wieder die nötige Salz- Paul Arnold: Pyrrhulina natteri Steind. 427 menge zu, worauf alsbald die Paarung vor sich giug; allein es war zu früh, nur vereinzelte Eier wurden erzeugt, der Aufenthalt im Süss- wasser hatte nicht lange genug gedauert, um alle Eier reif werden zu lassen. Ich werde dies nachholen und hoffentlich den richtigen Zeit- punkt nicht verpassen. Doch nun zurück zur Nachzucht. Also am 26. April erfolgte nach dreijährigem Warten die so ersehnte erste Laichabgabe. Die Eier haben Grösse und Aussehen der Eier von Danio und lagen im ganzen Aquarium verteilt oder hingen an den Pflanzen. Am nächsten Tage war alles noch unverändert, aber schon nach zwei Tagen hingen die winzigen Tierchen au allen Pflanzen. Die Temperatur betrug 20 — 25 0 C; Durchlüftung wurde erst später angewandt. In den ersten zwei bis drei Wochen war nur wenig vom Wachstum zu sehen. Die Jungtierchen scheuen das freie Wasser, sondern rutschen direkt an den Sagittaria- und Vallis- /^rzVz-Blättern herauf und hinunter, als wenn sie diese von Infusorien absuchten. Nach der vierten Woche aber fangen die grösseren Tiere an frei zu schwimmen und die sekundäre Form der Alten anzunehmen; auch die Flossen be- ginnen sich zu röten. Der Appetit ist erstaun- lich und bei täglich dreimaliger Fütterung mit gesiebten Cyclops und Daphnien sind die grösseren Tiere beider Zuchten, die ich alle einzeln herausfing, damit sie die kleinen nicht verzehren, schon D/2 cm gross, bei einem Alter von ca. 6 Wochen. Die Flossen sind prächtig blutrot und noch intensiver gefärbt als beim alten Paar. Die ca. 30 halberwachsenen, augenfällig ge- färbten Tiere gewähren einen reizenden Anblick. Etwa die gleiche Zahl ist in der Entwicklung zurückgeblieben und beginnt eben erst, kleinstes lebendes Futter zu fressen. Ich halte sämtliche Jungen in dem Brackwasser, in dem sie ge- boren sind und füge mit zunehmender Grösse allmählich Leitungswasser zu. Im Uebrigen ist der erforderliche Salzgehalt ein so geringer, dass auch die empfindlichsten Pflanzen nicht darunter leiden. Mir ist die endlich gelungene Zucht dieser Fische eine grosse Belohnung für die langen Jahre der Mühe und Erwartung gewesen und will ich hoffen, dass diese Zeilen auch anderen Liebhabern Anregung bieten, ihr Interesse den bisher als schwer züchtbar verschrieenen, oft so farbenprächtigen Tetragönopterus- Arten zu- zuwenden. Hamburg, 8. Juni 1909. Pyrrhulina nattereri Steind. Mit einer Abbildung na c-h Original- Zeichnung des Verfassers. Von Paul A r n o 1 d - Hamburg. Im November vorigen Jahres erzählte mir ein hiesiger Fischliebhaber, der mich häufiger besucht, dass er ein Pärchen einer neuen Pyrr- hulina-Axt erworben habe. Neue Fische inter- essieren mich immer und ich forschte daher über die Herkunft der Fische nach, wobei ich erfuhr, dass sie von H aase-Hamburg aus dem Amazonen- strom importiert worden seien. Die geringe An- zahl Exemplare dieser Art, die der Import ent- halten habe, befände sich schon in Händen hiesiger Liebhaber und ich würde wohl kaum noch ein Pärchen davon erhalten können. Das war natür- lich für mich eine wenig erfreuliche Mitteilung, denn ich hätte die „Neuen“ gerne gehabt ; schliess- lich tröstete ich mich mit dem Gedanken, dass einer der nächsten Importe den Fisch wieder- bringen könnte und es dann immer noch Zeit sei, sich mit ihm zu beschäftigen. Ob nun die teueren Fische doch nicht so ganz den Beifall meines Bekannten gefunden hatten, oder ob er fürchtete, sie nicht glücklich durch den bevorstehenden langen Winter zu bringen, weiss ich nicht, kurz und gut, eines Tages proponierte er mir, ich möchte das Pärchen Pyrrhulina in Pflege nehmen und versuchen, Nachzucht davon zu erzielen. Ich ging auf diesen Vorschlag ein und einige Tage darauf brachte er mir die Fischchen, die mir sofort gefielen. Es war ein wirkliches Pärchen, Männchen und Weibchen, leicht an der verschiedenen Form der Flossen zu unterscheiden. Nachdem die Tem- peratur des Transportwassers durch Einhängen des Gefässes in das Aquarium allmählich auf die des Aquariumwassers gestiegen war, führte ich die neuen Pyrrhulina in ihren Wohnbehälter über, gab ihnen einige kleine, rote Mückenlarven, über die sie sofort herfielen und überliess die Tiere sich selbst. Nach der Mitteilung eines Reisenden, der sich längere Zeit am Amazonenstrom aufgehalten hatte, soll die Wassertemperatur dieses Stromes je nach der Jahreszeit zwischen 20 und 28° C schwanken, in den flachen Lagunen in der Nähe des Flusses dürfte der Durchschnitt noch etwas höher liegen. Ich sagte mir also, dass eine Wassertemperatur von 20 — 25° C den Fischchen wohl am zuträg- lichsten sein würde und hielt die Wasserwäfime auf dieser Höhe, wobei sich die Tiere recht wohl fühlten. Rote Mückenlarven, Corethralarven, Cyclops 428 Paul Arnold: Pynhulina nattereri Steind. uncl Daphnien bildeten ihr Futter; ein Wachstum konnte ich aber an den Fischen nicht bemerken und unterlag es daher keinem Zweifel, dass ich ein erwachsenes Paar vor mir hatte. Es interessierte mich natürlich in erster Linie, den Namen der „Neuen“ festzustellen. Spiritus- exemplare konnte ich leider nicht auftreiben und so wandte ich mich denn an Herrn G. A. Boulenger, London, wegen Literaturangaben und wurde von diesem auf Eigenmann, “A Review of the Ery- thrininae”, Proc. Calif. Ac. Sei. (2) II pag. 100 (1889) verwiesen. Hier fand ich eine Abhand- lung über die Gattung Pyrrhulina mit einer Zer- gliederung der Arten, deren neun verzeichnet sind. Da ich aber an meinem lebenden Material weder Abmessungen, noch Auszählungen der Schuppenreihen und Flossenstrahlen machen konnte, war es mir nicht möglich, die Art zu identifizieren und ich musste mit der Bestimmung entweder warten Ins eines meiner Exemplare oder das eines anderen hiesigen Liebhabers das Zeitliche gesegnet haben würde. Gegen Ende Dezember hatte das Weibchen meiner Pyrrhulina so an Leibesumfang zuge- nommen, dass ich einem frohen Ereignis in Bälde entgegensehen durfte; die Eier schimmerten matt- rosa durch die dünne Bauchwand und Hessen mir das Weibchen als laichreif erscheinen, auch fand ein starkes Treiben des Weibchens durch das Männchen statt. Ich legte mir die Frage vor: „Wie laichen diese Fische?“ Würden sie nach Art der Pyrrhulina filamentosa an Gegen- ständen ausserhalb des Wassers, oder wie die von Johannes Thumm beschriebenen Pyrrhulina australis nec brevis (siehe „Natur und Haus“ XVI. Seite 49 ff.), an Wasserpflanzenblättern unterhalb der Wasseroberfläche laichen? Sagit- taria- Blätter oder andere grosse Wasserpflanzen- blätter, die sich zu Versuchen hätten eignen können, standen mir um diese Jahreszeit nicht zur Verfügung und so sann ich denn auf künst- lichen Ersatz, den ich in Form einer dünnen Platte Dachschiefers fand. Diese Schieferplatte stellte ich schräge, etwa unter einen Winkel von 45° zur Wasserfläche, ins Aquarium, so dass sie noch etwa 7 — 8 cm aus dem Wasser heraus- ragte, also für beide Möglichkeiten dienen konnte. Dies geschah am 29. Dezember, nachmittags gegen 4 Uhr; die Dämmerung hatte bereits eingesetzt. Kaum hatte ich das Aquarium wieder zugedeckt und mich vor demselben niedergelassen, so kam auch schon das Pyrrhulina - Männchen lierbei- geschwommen und nahm die Schieferplatte sehr eingehend in Augen- schein ; dann folgte eine wilde Jagd hin- ter dem Weibchen her. Die einbrechen- de Dunkelheit ver- hinderte mich, die Fische weiter zu beobachten. Am nächsten Morgen fand ich hei genauer Besichtigung der Schieferplatte, etwa 3 — 4 cm unter der W asseroberfläche, neben einigen milch- weissen,trübenEier- chen etwa 10 — 15 durchsichtige, fast glashelle Eier, teils einzeln, teils zu zweien, in unregelmässigen Abständen an der oberen Seite der Schieferplatte angeheftet. Nach dem Befund der Eier musste die Laich- abgabe entweder noch am Nachmittage des vor- hergehenden Tages oder während der Nacht er- folgt sein. Die Schieferplatte hatte also als geeigneter Laichplatz den Beifall der Pyrrhulina gefunden. Das Männchen schwamm in der Nähe der Eier umher. Um eventuellen Gelüsten des Weibchens nach den Eiern vorzubeugen, trennte ich durch eine eingeschobene Glasscheibe das Weibchen von der Schieferplatte mit dem Laich und dem Männchen. Am Nachmittage, als ich nach Hause kam, war von Eiern nichts mehr zu sehen. Sollten sie schon ausgeschlüpft oder von dem Männchen gefressen worden sein? Das zu entscheiden war mir nicht möglich, so sehr ich auch mit der Lupe nach Jungfischchen suchte, Pyrrhulina nattereri Steind. Links Weibchen, rechts Männchen. Originalzeichnung von P. Arnold. Paul Arnold: Pyrrhulina nattereri Steind. 429 konnte ick keines entdecken. Trotzdem liess icli die Trennungsscheibe im Aquarium, um dem Weibchen Ruhe zu erneuter Laichbildung zu ge- währen. Auch an den folgenden Tagen hielt ich noch Umschau nach Jungfisckchen, doch ver- gebens ; der erste Zuchtversuch war definitiv ge- scheitert ! Die tägliche Fütterung mit roten Mücken- larven und Cyclops in Verbindung mit der gleich- massigen Wärme des Aquariumwassers bewirkten, dass die Pyrrhulina sich körperlich auf der Höhe hielten; das Weibchen setzte wieder Laich an und Ende Januar laichten die Fische abermals an der Schieferplatte ab. Auch diesmal war es mir nicht vergönnt, das Laichgeschäft beobachten zu können ; ich fand nur in der frühen Morgen- stunde die Eier, etwa 30 an der Zahl, sämtlich befruchtet an der Schieferplatte vor. Am darauf- folgenden Morgen waren die Eiei' verschwunden; an den Aquariumscheiben sah ich einige der winzigen Jungfisckchen, die die Form eines Kom- mas haben und IJ/2 mm lang sind, in senkrechter Körperlage herumhängen. Diesmal nahm ich weder eine Trennung der Eltern vor, noch ent- fernte ich dieselben aus dem Aquarium. Am zweiten Tage hingen die Jungfisckchen immer noch bewegungslos an den Scheiben. Mit Ausnahme der schwarzen Augen und einiger winziger schwarzer Pünktchen am Körper sind die Jimgfischchen fast durchsichtig hell. Am dritten Morgen nach der Eiablage sah ich mehrere der kleinen Pyrrhulina in wagrechter Lage an der Wasseroberfläche stehen, es mochten 8 — 10 sein, im übrigen Aquarium konnte ich trotz auf- merksamsten Suchens keine Jungfische finden ; sollten diese 8 — 10 Jungen das Gesamtergebnis aus den zirka 30 Eiern sein, so war das Resultat ein recht ungünstiges! Am Nachmittage des- selben Tages sah ich noch drei der winzig kleinen Pyrrkulinen an der vorderen Scheitle des Aqua- riums, die mit einem leichten Algenüberzug be- deckt war. An den folgenden Tagen suchte ich vergeblich nach Jungfisckcken, sie waren und blieben verschwunden ; also war auch der zweite Zuchtversuch zu einer Enttäuschung geworden. Durch diese Misserfolge war ich indessen keineswegs entmutigt, vielmehr stieg dadurch mein Interesse an den Fischchen. Mein Bekannter, dem die Fische gehörten und dem ich von dem Fehlschlagen der Zuchtversuche Mitteilung ge- macht hatte, machte mir eines Tages den Vor- schlag, ihm das Pyrrhulina- Pärchen abzukaufen oder gegen ein Zuchtpaar Haplochilus elegans einzutauschen. Ich ging auf das Letztere ein und fühlte midi nun als glücklichen Besitzer der neuen Pyrrhulina. Ich grübelte über die Ursachen nach, die das Verschwinden der Jungfisckchen herbeigeführt haben könnten, wusste mir aber keine Erklärung dafür zu geben. Die Temperatur des Aquarium- wassers betrug 26° C, daran konnte es doch wohl kaum liegen, auch Futtermangel konnte nicht in Frage kommen, denn ich hatte gleich nach der Laichabgabe das Aquariumwasser mikroskopisch untersucht und konstatiert, dass es Infusorien in grosser Menge enthielt; schliesslich schob ich dem Mangel an Sonnenschein, der um jene Zeit herrschte, die Schuld an dem Misslingen der Auf- zucht der jungen Pyrrhulina zu und vertröstete mich auf das Frühjahr. Inzwischen hatten auch andere hiesige Fiscli- liebkaber die neuen Pyrrhulina bei mir gesehen, einer von ihnen war auch im Besitze von drei Exemplaren, zwei 4 und ein ?, dieser reizenden, noch unbestimmten Spezies und erkundigte sich eingehend über die Fortpflanzung der Fische. Einige Tage später brachte er mir tiefbetrübt eines' seiner Tiere als Leiche in Sprit; es war das Weibchen! Ich konnte ihm seinen Schmerz über den Verlust des Fisckchens nachfühlen, andererseits freute ich mich über das Präparat; war mir so doch die Möglichkeit gegeben, den Fisch wissenschaftlich bestimmen zu lassen. Von Herrn C. Tate Regan, London, dem ich die Pyrr- hulina- Leiche eingesandt hatte, erhielt ich die Nachricht, dass er den Fisch als Pyrrhulina nattereri Stdr. identifiziert habe. J Pyrrhulina nattereri Stdr., benannt nach dem Entdecker, dem Zoologen Job. Natterer, ist, wie die beigegebene Abbildung, welche die Tiere in natürlicher Grösse wiedergibt, zeigt, ein zierliches schlankes Fischchen. Leber die Form des Körpers und der Flossen brauche ich nichts zu sagen, sie geht aus der Abbildung deutlich hervor; auch auf die äusserlichen, sehr scharf markierten Ge- schlechtsunterschiede erübrigt es sich, näher ein- zugehen, sie sind an der Zeichnung ersichtlich; dagegen seien mir noch einige Bemerkungen über die Färbung der Tiere gestattet. Die Grundfarbe des Körpers ist ein helles, gelbliches Grau. An den Körperseiten ziehen sich je fünf dunkelbraunrote, fast schwarze Punkt- reihen hin , die Ränder der ziemlich grossen Schuppen sind dunkel, so dass der Körper ge- ‘) Siehe Steindachner, „Beiträge zur Kenntnis der Characinen des Amazonenstroms“. Sitzungsbe- richte der Akademie der Wissenschaften, Wien 1875. 72. Band, 1. Abteilung, Seite 13, Tafel II, Figur 5. 430 Paul Arnold: Rivulus poeyi. netzt erscheint. Die Flossen sind beim Männchen braun gelblich, beim Weibchen fast farblos; bei beiden Geschlechtern befindet sich in cler Rücken- flosse an der Basis ein dunkler Fleck, dem eine helle weisse Binde und darüber ein dreieckiger schwarzer Fleck folgt. Die äusseren Spitzen der Bauchflossen beim Männchen sind dunkelbraun. Pyrrhulina nattereri ist ein lebhaftes Fisch- chen und ein guter Schwimmer; man gebe ihm daher ein nicht zu kleines Aquarium, möglichst lang, damit es sich ausschwimmen kann. Inzwischen hat mein Pyrrhulina- Pärchen noch zweimal gelaicht, die Jungen schlüpften wieder in den ersten 24 Stunden aus; ich versuchte es mit ganz flachem Wasser, 5 — 6 cm hoch, ferner mit starker Durchlüftung, aber alles vergebens; trotz herrschenden sonnigen Wetters gingen die Jungfischchen im Verlaufe von 3 — 4 Tagen sämtlich ein. Herrn Kittier, der ebenfalls ein Pärchen Pyrrhulina nattereri seit ihrer damaligen Einführung besitzt, ist es nicht besser gegangen als mir, auch bei ihm haben die Fische verschiedentlich und zwar an einem Blatte der Eichhornia cras- sipes unterhalb des Wassers ab- gelaicht; die Jungen schlüpften prompt aus, gingen aber auch ebenso schnell wieder zugrunde. In der Aufzucht der Brut von Pyrrhulina nattereri scheint sonach noch ein Geheimnis zu liegen, das zu ergründen hoffent- lich bald gelingen wird ; vielleicht liegt es an unserem Aquarium- wasser, welches möglicherweise eine andere Zu- sammensetzung hat, wie dasjenige der Heimat dieser Fische. Im Herbst vorigen Jahres ist auch die echte Pyrrhulina brevis Stdr. aus dem Amazonenstrom importiert worden ; ich habe seit Februar ein Pärchen im Besitz, über das ich vielleicht später berichten werde. Hamburg, Ende Mai 1909. Rivulus poeyi G) Von Paul Rozynski, „Hertha“, Berlin. Sehr häufig wird unter dem Namen Rivulus micropus ein Fischclien angeboten, das diesen Namen der Unkenntnis des Verkäufers verdankt, q Vergleiche Georg Gerlach, Neuere eierlegende Zahnkarpfen, I., Rivulus poeyi. „Natur und Haus“, Jahrgang XVI, Nr. 9, 1. Februar 1908. denn stets erhält man an Stelle des Angepriesenen einen anderen Artgenossen, nämlich Rivulus poeyi. Dankbar sollte man die Bestrebungen der- jenigen begrüssen und unterstützen, welche es sich zur Aufgabe gemacht haben, derartige falsche Benennungen zu berichtigen. Schon oft wurden in den Protokollen namhafter Vereine solche Verwechslungen gerügt, leider mit zum Teil negativem Erfolg. Rivulus poeyi ist keine Neuheit mehr, jedoch wird dieser farbenprächtige Fisch immer noch viel zu wenig gepflegt; die Schuld daran mag wohl sein Vetter Rivulus elegans tragen, der bei vielen Liebhabern in sehr schlechtem Rufe steht; ob mit Recht, will ich dahingestellt sein lassen. Eingeführt wurde Rivulus poeyi im Jahre 1905 aus Maranhao in Nordbrasilien, wo er in kleinen Bächen und Tümpeln lebt. Die Grösse der von mir gepflegten Tiere war 7 cm, doch wurden Exemplare bis zu 8y2 cm Länge angetrofien. Der Körper ist langgestreckt, die nach hinten verlegte Rückenflosse weist auf einen Oberflächenflsck hin, wie er auch in seinen Bewegungen stark an einen Ehaplochilus erinnert, nur dass er zur Laichzeit viel stürmischer ist. Die Brustflossen sind gross, die Schwanz- flosse ist fast kreisrund, der obere Rand der- selben rotbraun, der untere schwarzgesäumt. Als ich mein Pärchen erhielt, war es sehr scheu, wohl 15 Minuten lang blieb es auf einer Stelle stehen ohne sich zu rühren, nur hin und wieder zuschnappend, wenn ihnen ein Hüpfer- ling vor dem Maule herumtanzte. Das änderte sich bald, nachdem sie sich eingewöhnt hatten; Rivulus poeyi. Zeichnung von B. Pittrich. Klichee seitens des Verlags von „Natur und Haus“ freundlicbst zur Verfügung gestellt! Nachrichten der Herausgeber. 431 dann kamen sie beim Beklopfen der Scheiben hervor und warteten auf Futter, denn Hunger batten sie immer. Und als die AVasserwärme auf 22° C stieg, da wurde das Weibchen immer umfangreicher in der Taille, so dass man den Laich durchschimmern sah und das Männchen wurde briinftigund farbenprächtiger. Der Körper des brunftigen Männchens weist auf bläulich- grünlich glänzendem Grunde eine Streifen- zeichnung von ziegelroter Färbung auf. Vom Bauche abgesehen, besitzt jede Schuppe einen roten Fleck, der mit dem der nächsten Schuppe zu einem kleinen Strich verschmilzt, so die Längsstreifen deutlich markierend. Alle Flossen, ausser den Brustflossen, welche farblos sind, erscheinen grünlich-gelblich und an der Basis mit rötlichen Punkten bedeckt. Die Afterflosse besitzt ausserdem noch einen schwärzlichen Saum. Die Farben des Weibchens sind nicht stark hervortretend, dafür hat es im oberen Teile der Schwanzflosse einen schwarzen Fleck, der bei meinem Exemplar und allen nachgezogenen weiblichen Jungen, entgegen den bisher ver- öffentlichen Angaben, stets eine gelblich-rötliche Einfassung zeigte, die erst bei Formalinpräparaten in AVeiss verblasste. Das Weibchen schiebt den rundlichen Kopf durch das dichteste Gebüsch und wenn es einen Anheftepunkt für ein Ei gefunden, so schiesst das Männchen aufgeregt herbei. Eng aneinander geschmiegt, wird unter heftigem Erzittern der Körper das Ei abgesetzt. Es geht etwas stürmisch in der Laichzeit zu, man tut gut daran, den Behälter zu be- decken, denn die Rivulus- Arten entwickeln eine riesige Sprungfähigkeit. Selbst in der Nacht hört man oft lebhaftes Geplätscher. Die Eier sind durchsichtig klar, von etwas gelblicher Färbung und werden an Myriophyllnm, Riccia , mit Vorliebe aber in Fadenalgen abge- setzt. Jeden Tag kann man dieselben heraus- suchen. Mehr als 30 Stück konnte ich niemals finden, denn im Aufsuchen wurde ich eifrig vom Rivulus -AVeibchen unterstützt. Entnimmt man die Laichkörner nicht am selben Abend, so wird man am Morgen sehr wenig oder gar keine, oder auch nur einige glatt durclibissene Hälften finden. Einmal rieselte ein AVassertröpfchen an der Aussenseite des Glases hernieder, sofort war die Kannibalin zur Stelle und schnappte wiederholt nach dem, ihrer Meinung nach, fetten Bissen. Am besten fühlt man die Eier mit den Fingern heraus: man fürchte nicht, dieselben zu zer- drücken, denn sie sind ziemlich hart, auch be- kommt man mit der Zeit eine gewisse Fein- fühligkeit in den Fingern. Von ungefähr 350 Eiern verpilzten zirka 40 Stück, die ich für unbefruchtet halte. Diese waren zum Beginn der Laichzeit abgesetzt. Nach acht Tagen sprengen die schwarzen Jungen die Eihülle und sind in den ersten Stunden während ihrer Unbeholfenheit zwischen Riccia, welches sie als Ruhekissen benutzen, zu finden. Die schwarze Färbung hält nicht lange vor und bei guter Fütterung und einer AVasserwärme von 22 — 24° C erkennt man oft schon nach drei Wochen die AVeibchen. Drollig ist es anzusehen, wenn bei der Fütte- rung so ein Knirps von 1 cm Grösse einen doppelt so grossen Genossen in die Flucht schlägt und durch das ganze Aquarium ver- folgt. Mit seltener Beharrlichkeit verteidigt dann jedes junge Fischclien seinen Platz und ver- -schlingt besonders Cyclops, soviel er nur be- wältigen kann. Dann zeigen die prall gefüllten Bäuchlein an, wie gut es geschmeckt hat. Ich gebe das Futter stets dreimal am Tage; eine Stunde nach der Fütterung ist nur selten noch ein Cyclop zu finden. Eine Verdauungs- pause zwischen den Fütterungen halte ich stets für angebracht. Cyclops in grosser Menge in ein Becken zu bringen, sollte man immer ver- meiden, wenn Jungfische, auch sogar ältere, nicht eine Beute derselben werden sollen. Eine AVasserwärme von 15 — 24° C, auch darüber bis zu 30°, ist Rivulus poeyi dienlich, darunter wird er träge. Im vorigen Spätherbste, bei dem plötzlich einsetzendem Froste erlosch auch die Heizflamme. Am Morgen lag mein Pärchen erfroren am Boden, das Männchen in den herr- lichsten Farben prangend, wie in der Laichzeit; alle Mühe, sie allmählich aufzutauen und ins Leben zurückzurufen, blieb vergeblich. Mir haben diese Fischclien durch ihre Farben- pracht, die Leichtigkeit ihrer Züchtung und ihre Zutraulichkeit viel Freude gemacht, und werde ich nie versäumen, wenn ich mit Lieb- habern zusammentreffe, dieselben auf Rivulus poeyi aufmerksam zu machen. Nachrichten der Herausgeber Vorliegende Nummer ist als kleine „Spezialnummer“ vorzugsweise den exo- tischen Zierfischen gewidmet. Eine weitere folgt demnächst! Dr. Wolterstorff. 432 Literatur-Bericht. — Fragen und Antworten. Vereins-Nachrichten. Literatur-Bericht Nochmals Hentschel, Das Leben <^><^><^> Feuilleton <^> <^> <^> <£> Mittagszauber im Terrarium. Von Else S e eg er- Friedrichsort. Ei, das tut gut — nach stundenlanger Futter- suche im heissen Sonnenbrand ein Mittags- schläfchen im stillen Zimmer! Vorn am Fenster, im Terrarium, da hält jetzt auch alles Mittags- ruhe, nachdem heute der Tisch so reichlich gedeckt war! Auf dem grossen Tuffsteinfelsen liegen sie alle übereinander, die Vertreter des Eidechsengeschlechts, sogar das Rückenschild der Landschildkröte wird als Sonnenplätzchen benutzt. Im Wasserbecken hebt schläfrig blin- zelnd die Teichschildkröte ihren Kopf aus dem Wasser — es gab fette Bissen auch für sie — , nur die Laubfrösche meiden die heisse Mittags- glut, die über dem Terrarium brütet. Das Sopha winkt, bald strecke ich die müden Glieder. Doch was ist das? Beginnts da nicht zu flüstern und zu wispern im Terrarium? Just, wie ein feines Eidechsenstimmchen klingt es jetzt : „Mach’ doch ein bischen Platz, Agilis, du brauchst dich nicht so breit zu machen, als wärst du allein auf der Welt!“ — „Ja, du hast gut reden Muralis, du kommst eben aus dem Lande der Sonne und hast dein Teil Sonnenschein schon geschluckt, ich aber — unser Herr hat mich erst gestern aus dem Terrarium seines Vetters er- löst, — erlöst sage ich, denn denkt Euch nur, es stand nach Norden in einem Kämmerchen, und wir Sonnentiere haben da vergeblich nach Sonnenschein gelechzt! Denn „die Gnädige“ litt uns nicht in den vorderen Räumen, und darum hat schliesslich die ganze Geschichte unserem Herrn auch keinen Spass mehr gemacht und er hat uns alle verschenkt! — Hier hat man aber auch wirklich das grosse Los gezogen, das muss ich sagen, man wohnt ausgezeichnet und die Verpflegung ist prima, das habe ich schon gemerkt, hier kann man sich wirklich erholen!“ — - „Ja, erholen kann man sich hier,“ 446 Feuilleton: E. Seeger: Mittagszauber im Terrarium. sagte eine kleinere Smaragdeidechse, „ich habe auch böse zu leiden gehabt auf der Reise in dem dunkeln Kasten! Vor lauter Ungeduld hin ich beinah dem Zollbeamten ins Gesicht ge- sprungen, als er durchaus in meinen Behälter gucken wollte, — er ist schön erschrocken, mein Herr hat aber schadenfroh gelacht. Haben Sie sich übrigens schon unsere Wohnung genau an- gesehen? Ich habe mir neulich mal „parterre“ einen Gang gegraben und dabei merkte ich, wie zweckmässig sie eingerichtet ist. Der Boden senkt sich nach der Mitte zu etwas, und dort ist ein Bohr angebracht, durch das alle über- flüssige Feuchtigkeit ahlaufen kann. Ueber dem Boden liegt erst eine Schicht klein geschlagener Blumentopfscherben, dann kommt eine Lage grober Kies und auf diesem eine Schicht aus- gewaschener Flusssand und endlich die dicke Erdschicht, in der man so schön trocken sitzt und wo in Blumentöpfen unsere hübschen Kletterbäume eingesetzt sind. Auch die Tropf- steinfelsen sind ordentlich fest in die Erde hinein- gestellt, dass sie nicht umkippen können. Auch die Luft- und Lichtverhältnisse sind so, wie man sich’s nur wünschen kann, die Gazefenster oben und das Türchen mit Drahtgaze unten, lassen die Luft ordentlich durchstreichen, und doch können die Fliegen nicht entwischen, die uns so gut munden, — da sitzt gerade so ein dicker Brummer — schnapp, der hat geschmeckt!“ — „AVissen Sie“, ertönte da die tiefere Stimme der Teichschildkröte, „wenn Sie unser Haus hier lohen, dürfen Sie auch dieses herrliche Wasserbecken nicht vergessen! Ihnen ist das natürlich egal, mir hat es aber das Leben ge- rettet!“ — „Na nun,“ sagte eine Zauneidechse, welche einen zimmethraunen Streifen auf dem Rücken trug und sich nicht wenig auf diesen Schmuck einbildete, ja die andern immer etwas von oben herab behandelte, „so elend sahen Sie doch gar nicht aus, meine Beste, als Sie zu uns kamen!“ — „Das ist eben das Schlimme, dass man’s uns nicht ansieht, wenn wir halb verhungert sind“, sagte die Teichschildkröte, „mir ist’s schlecht genug gegangen beim Händler in der Stadt! Man sollte es nicht glauben, dass Leute, die tagtäglich mit uns und unseresgleichen zu tun haben, nicht mal wissen, was zu unseres Lebens Notdurft gehört. Da habe ich nun mit einer Menge meiner Kameraden in einem trockenen Behälter gesessen, in dem ein ganz kleiner Wassernapf uns gerade gestattete, die Schnauzenspitze nass zu machen, und nicht das kleinste Regenwürmchen gab es. Was hätte es uns auch genützt? Da wir nur unter Wasser fressen können, hätten wir ja, wenn wir welche gehabt hätten, Tantalusqualen leiden müssen, denn zum Untertauchen war das Näpfchen viel zu klein! Gras und Kraut sollten wir fressen und Salat und Rüben! Die kleineren von uns hielten diese Behandlung natürlich nicht lange aus, jeden Morgen nahm dann eben der Händler schimpfend und fluchend die Toten heraus, wo- bei er uns pullte und durcheinander warf. Dort hat mich, als ich bereits ganz ermattet war, unser Herr gefunden — alle Wetter, die Predigt, die er unserem Peiniger hielt, vergesse ich mein Lebtag nicht! Der wurde rot bis über die Ohren und murmelte etwas von „Irr- tum“ in den Bart! Da könnt ihr mir’s wohl glauben, dass ich mir hier wie im Paradiese vorkomme! Solch’ grosses Wasserbecken, in dem richtig untertauchen und aus dem man doch bequem heraussteigen kann, mit flachen Steinen auf dem Grunde und dazu alle Tage Regenwürmer oder ein Beafsteak ä la tartar, da kann man sich wohlfühlen! Ich erweise mich unserm Pfleger aber auch dankbar, wenn ich ihn kommen sehe, gehe ich ihm schon ent- gegen und nehme ihm das Futter aus der Hand . . .“ „Ja ja,“ lachte die Zimmetstreifige, „und guckst ihn mit deinen seelenvollen Aeuglein ordentlich schmachtend an, darüber amüsiere ich mich schon lange!“ — „Sei doch still, du Frechdachs,“ sagte die Teichschildkröte halb verlegen, „du hast natürlich nur Augen für deinen Schatz, das niedliche Zauneidechsenfräulein, sieh nur zu, dass dir das Muralismännchen nicht in die Quere kommt!“ — „Bist wohl neidisch, alte Emys, weil du keinen Schatz hast...“ „Aber Kinder,“ erscholl da plötzlich die tiefe Stimme der Landschildkröte, „ihr wollt euch wohl gar streiten! Macht’s doch lieber wie ich, esst und trinkt, schlaft und sonnt euch den ganzen Tag und lasst den lieben Gott einen guten Mann sein — ich sage euch, man kommt am weitesten damit im Leben!“ — „Was“, sagte die kleine Muralis, „das nennst du Leben? Nein, wenn ich nicht laufen und springen kann, mich mit den Brüdern necken und jagen, dann ist’s kein Leben für mich! Sich tummeln, ordentlich seine Kräfte brauchen und üben, — hier hinauf, dorf hinab, schnell wie ein Gedanke, vom Busch auf den Felsen, das ist Leben, das habe ich in meiner heissen, schönen Heimat gelernt!“ — „Ach ja, meine warme, sonnige Heimat“, meinte elegisch eine grosse Smaragdeidechse, „ich be- komme noch immer Heimweh, wenn ich an sie Kleine Mitteilungen. denke! Und wenn mir einfällt, wie ich sie verlassen musste . . Und sie schluchzte ein paarmal ganz laut auf. „Erzähle doch, bitte, liebe Viridis,“ sagten die anderen teilnehmend, und eine kleine, bunte Mauereidechse kletterte auf ihren Rücken und streichelte sie mit ihren Pfötchen. „Es war in dem Jahre, als der Kaiser zum ersten Male in Italien war. Da Hessen uns die Jungen keine Ruhe, sie fingen eine Menge meiner Kameraden und verkauften sie für ein paar Pfennige an die Besatzung der Schiffe. Mich kaufte ein Maat von S. M. S. Hohenzollern und — o Schrecken! er wusste nicht, wie er mich behandeln sollte und steckte mich — - in einen Napf mit kaltem Wasser! Mich überläuft noch jetzt eine Gänsehaut, wenn ich daran denke! Glücklicherweise konnte ich wenigstens meinen Kopf über Wasser halten, aber heraus konnte ich nicht, überall glitt ich von den glatten Wänden ab! So habe ich beinah acht Tage in dem nassen Element zugebracht . . .“ „Die Alte flunkert“, sagte die Zimmetstreifige leise zur Waldeidechse, „sowas gibt’s ja gar nicht!“ — „Jawohl, Jungfer Nasenweis, ich flunkere nicht, es ist bittere Wahrheit, und ich sage euch, ich war ganz matt und schlapp, als unser Schiff endlich in Kiel anlangte, denn zu fressen gab es auch nichts und ich dachte schon, die fürchterliche Wasserschüssel würde mein nasses Grab werden, als ich durch Zufall unserem jetzigen Herrn in Hände geriet! Der Maat wollte mich gerne los sein und liess durch einen Bekannten unseren Herrn fragen, ob er einen grossen , grünen Molch aus Italien kaufen wollte! denkt euch nur, ich ein Molch! Der Herr, neugierig auf das Wundertier, liess mich bringen. Ich steckte in einem halb mit Wasser gefüllten Glashafen, der oben zugebunden war! Mich sehen, das Papier oben abreissen , das Wasser abgiessen und mich herausnehmen, war bei meinem Herrn Eins! Erst gab er dem Maaten, was er verlangte, dann hielt er ihm noch unverlangt einen kurzen, aber energischen Vortrag über das Leben der Eidechsen und dann entliess er ihn; mit einer Mark fünfzig in der Tasche und guten Lehren im Kopfe. So kam ich hierher, und wie bin ich gehegt und ge- pflegt worden, bis ich mich endlich von der Quälerei erholt hatte! Denn so als Molch be- handelt zu werden, ist für Unsereinen keine Kleinigkeit, ich glaubte auch erst, ich würde nie wieder die alte, kräftige Viridis werden, die ich früher war, aber Dank meiner ausge- zeichneten Konstitution . . .“ „Ach wo, Unkraut 447 verdirbt nicht,“ warf die unverschämte kleine Person, die Zimmetstreifige, halblaut ein, aber die Alte hatte es doch gehört und schlug mit dem Schwänze nach ihr. Aber der kleine Racker sass schon blitzschnell oben auf den schwanken Zweigen des Kletterbaumes, wohin die dicke Viridis nicht folgen konnte und kicherte in sich hinein. Die schüchternen, zarten Waldeideclischen aber flüchteten, denn mit der alten Dame war nicht gut Kirschen essen, wenn sie ärgerlich war. Dabei rannten sie der kleineren Smaragd- eidechse über den Rücken, was diese arg verdross und stolperten über die grüne Zauneidechse, sodass plötzlich ein grosser Lärm im Terrarium entstand und alles durcheinander lief und rannte. — Ich fuhr empor und rieb mir die Augen. Hatte ich geschlafen? Im Terrarium war schon alles wieder ruhig, die Landschildkröte verzehrte gemütlich ihren Kopfsalat, die grosse Smaragd- eidechse sonnte sich auf dem Rindenstück, das einen „Baumstamm“ markierte. Die Zauneidechse suchte sich den fettesten Mehlwurm aus dem Näpfchen, nur die Zimmetstreifige sass oben auf dem Kletterbaum und sah mich mit ihren blanken Aeuglein so recht unschuldig an . . . Kleine Mitteilungen " Polypenvertilgung. Zur Vertilgung der in unseren Zuchtaquarien sehr lästig werdenden Hydren wurden in letzter Zeit zwei Mittel empfohlen: a) mittels Zucker und b) durch Soda. Ich nahm mir vor, beide Methoden durchzuprobieren und kam zu dem Resultate, dass wohl beide Mittel helfen, Soda aber, seiner Billigkeit und rapidenWirkung wegen, dem Zucker vorzuziehen ist. Zu meinen Versuchen nahm ich zwei Einmaclie- gläser und brachte in diese, bei gleichem Quantum, etwa je zwei Liter Wasser, einige ausnahmsweise stark mit Polypen besetzte Pflanzen, die ich meinem grossen Aquarium entnommen hatte. In No. 1 schüttete ich eine Zuckerlösung, die ich mit 50 Gramm Stoss- zucker, in Wasser gelöst, hergestellt hatte; No. 2 setzte ich einen halben Esslöffel voll Soda zu. Bei beiden Gläsern erfolgte die Zugabe des Tötungsmittels um 3 Uhr Nachmittags. Glas I (Zucker): 374 Uhr, Polypen gut entfaltet. 72! Uhr, einige fallen zu Boden und bleiben gestreckt liegen. 4 Uhr, einige Polypen sind zu Punktgrösse eingezogen, während dagegen andere prächtig ent- faltet stehen. 5 Uhr, einige tot, die Mehl zahl am Leben. Andern Tags , Mittags 12 Uhr leben noch einige. Um 2 Uhr Nachmittags alle tot. Glas II (Soda): 7 A Uhr, gut entfaltet. 3/G Uhr, deutliches Einschrumpfen zu bemerken. 4 Uhr, fallen einzelne von den Pflanzen ab, andere sind wieder entfaltet. 474 Uhr, der grössere Teil ist zusammen- gezogen, andere stehen noch ganz gut. 472 Uhr, alle nur mehr als kleine Punkte sichtbar. 43/4 Uhr, sämt- liche abgefallen und tot. Ich liess das Glas noch mit dei\Lösung bis 6 Uhr stehen, leerte es hernach aus und goss frisches Wasser nach. Den Pflanzen hatte die Prozedur nichts geschadet. Durch diese Erfahrungen ermutigt, ging ich nun an die Behandlung meines grossen, mit Cabomba und 448 Kleine Mitteilungen. Vallisnerien bepflanzten, von Cyclops, Daphnien und Blasenschnecken bewohntes Becken. Diese Tiere wurden nicht entfernt. Die wertvolleren Fische waren natürlich zuvor aus dem Becken genommen worden. Ich rechnete auf 100 Liter Wasser 500 Gramm Soda. Am 27. Dezember 1908, 8 Uhr Morgens, begann der Versuch und verlief folgendermassen : Vs 9 Uhr, alles munter. 9 Uhr, einige eingezogen. 91/* Uhr, einige eingezogen, andere gut entfaltet. 7*10 Uhr, solche, die in der Nähe des Bodens sassen, fallen ab, andere stehen gut. 10 Uhr, die grosse Mehr- zahl abgefallen. Vsll Uhr kann ich trotz eifrigsten Suchens, keine lebende Hydra mehr entdecken. Um 11 Uhr wurde das Becken entleert, gründlich ausgeschwemmt und frisch gefüllt. Resultat vorzüg- lich und bis heute andauernd. Polypen gänzlich ver- nichtet. Pflanzen nahmen keinen Schaden. Cyclops und Physa sind am Leben geblieben, dagegen haben Daphnien den Versuch nicht überstanden. Auf Grund dieser Nachprüfung, kann ich Soda als Polypenvertilgungsmittel nur empfehlen. Max Friedrich, „Wasserstern“, Augsburg. Zur Ergänzung der Arbeit in No. 27, bringe ich nachstehendes Bild des Herrn W. Köhler aus No. 11 der „Blätter“ 1907, welches die Fische in ihrer natür- lichen Grösse zeigt, nur ist mein Weibchen etwas breiter. Mir ist es trotz vieler Bemühungen nicht gelungen, die äusserst flinken Tiere in einem besseren Bild auf die Platte zu bannen. Das Klischee zu obiger Abbildung wurde mir in dankenswerter Weise von der Creutzschen Verlags- buchhandlung, Magdeburg, für diesen Artikel zur Ver- fügung gestellt. M. Strieker. Zusatz des Herausgebers : Das Klischee, auf welches ich nicht gerechnet hatte, traf erst am 29. Juni, abends spät bei mir ein, so dass rechtzeitiger Abdruck un- möglich war. Die Fertigstellung einer Nummer be- ansprucht stets eine volle Woche! Dr Wolterstorff. Rana esculeuta als Bänrabewohner. Als ich einst in den Prater auf Froschjagd ausging und mich zu diesem Zwecke vorsichtig an einen von Wasserfröschen zahlreich bevölkerten Tümpel heranschlich, machte ich die gewöhnliche Wahrnehmung, dass unser Wasser- frosch mit einem gewaltigen Sprunge in sein nasses Element flüchtete. Der Tümpel war teilweise von Erlen und Hollunder umsäumt. Als ich zufällig mit dem Stocke meines Netzes an einen dieser Bäume stiess, sprangen plötzlich über meinem Kopfe mehrere Exemplare unseres Wasserfrosches in das Wasser. Diese mir bisher unbekannte Erscheinung wiederholte sich bei meinem ganzen Rundgang um den Tümpel. Um mir dieses eigentümliche Verhalten zu erklären, besah ich mir die Umgebung des Tümpels genauer. Da fand ich denn, dass die zu beiden Seiten des kleinen Tümpels befindlichen Bäume und dichtes Gesträuche der Sonne nur wenig Zutritt zu dem Ufer liessen. Die Erlen und Hollunder hingegen, waren in ihren mittleren Teilen von der Sonne reichlich beschienen und infolgedessen von Fliegen gerne auf- gesucht. Nach dieser Betrachtung war mir das Ver- halten der Frösche erklärlich, denn die Bäume, die etwas schräg zum Wasserspiegel standen, boten den Fröschen sonnige und infolge ihrer schrägen Stellung bequeme Ruheplätze, die sie mit verhältnismässiger Leichtigkeit erklettern konnten, und auf welchen sie reichlich Nahrung fanden. Es boten sich aber auch noch andere Vorteile, die in Betracht gezogen werden müssen: Schutz vor dem Feinde. Der Wasserfrosch kann infolge seiner grünen Färbung, trotz der grauen Stämme von einem nicht geübten Auge nicht so leicht entdeckt werden, und zwar umsoweniger, als man sonst auf solchen Plätzen keine Wasserfrösche vermuten würde. Aber nicht nur vor Menschen, sondern mehr noch vor den in der Nähe befindlichen Ringelnattern findet das Tier seinen Schutz. Selbst wenn der äusserst seltene Fall ein- treten sollte, dass eine Ringelnatter auf Bäume klettert, so kann sich das Tier durch einen Sprung in den Tümpel und darauf folgendes Untertauchen so- fort retten. Nach meiner Beobachtung an diesem Tümpel, die ich übrigens auch an einem in der blähe befindlichen grösseren Tümpel machte, entpuppte sich unser grüner Teich- frosch trotz seiner Plump- heit als gewandter und tüchtiger Kletterer. Die Höhe der Stämme resp. Zweige, in der ich die Frösche antraf, betrug mehr als Manneshöhe. Eine schöne Leistung für dieses Tier. Leider hatte ich mir nicht die Zeit genommen, das Hinaufklettern anzu- zusehen. An sonnenwarmen Tagen konnte ich die Frösche an den Bäumen nicht bemerken; sie sassen dann im Wasser, nur mit dem Kopfe herauslugend. Dass Rana esculeuta in der Gefangenschaft ein tüchtiger Kletterer ist, konnte ich des öfteren in meinem Terra- rium sehen. Die Rückwand des Terrariums besteht aus einem Zierkorkfelsen, der mehrere Vorsprünge aufweist. Wenn die Frösche das Wasser verlassen, was gewöhnlich des Morgens geschieht, begibt sich die Mehrzahl derselben zu dem Felsen, um mit einem gut berechneten Sprunge auf einen dieser Vorsprünge zu gelangen. Der Weg von den Vorsprüngen bis zum Gipfel des Felsens, der eigentliche Ruheplatz, wird dann bedächtig kriechend zurückgelegt. Trotz der in meinem Terrarium zahlreich vorhandenen Schlupf- winkel, benutzen sie mit Vorliebe diesen offenen, in der Höhe befindlichen Platz. Ausser den Wasser- fröschen suchen auch andere, nicht höhenbewohnende Frösche und Kröten diese hohen Plätze auf. Einige Unken sind ständige Bewohner derselben. Nur be- Tetragonopterus spec ., Rotflosser. Literatur-Bericht. — Fragen und Antworten. 449 werkstelligen diese (die Unken und Kröten) das Hinauf- klettern auf eine andere Art. Da sie solche Sprünge nicht ausführen können, wie ihre wasserbewohnenden Vetter, benützen sie die Spalte, die zwischen dem Felsen und der anstossenden Seitenwand gebildet wird, indem sie sich bald nach rechts, bald nach links gegen die Felsenkante und Behälterwand mit allen Vieren stemmen, um auf diese äusserst mühselige Weise ihr Ziel zu erreichen. M. Czermak. Dr. Johs. Haas, Klotzsche, und Georg Rosenmüller, Dresden, Hauptstr. 23. 4. 08. 45h. A. 15169. Brutapparat. Adolf Albrecht, Fichtenau-Berlin. 17. 12. 07. Mitgeteilt von J. Bett & Co, Berlin S.W. 48. Literatur-Bericht Eine eigentümliche Methode zum automatischen Fischen hat man in den Pyrenäen erdacht, um die in den Bergflüssen aufsteigenden Lachse, Neunaugen usw. zu fangen. Der Apparat besteht aus einem in den Fluss hinein- reichenden Steg, der das eine Ende einer hölzernen Welle stützt, dessen anderes Ende auf einem Pfahl- rost weiter im Fluss gelagert ist. Diese hölzerne Welle ist an beiden Enden kurz vor den Lagern durch- bohrt, und durch diese Löcher sind Stäbe gesteckt, an denen an beiden Enden Netze ausgespannt sind. An den der Welle zugekehrten Enden dieser Netze sind geeignete Gleitschüttrinnen angebracht, die in einen Behälter auf dem erwähnten Steg führen. Kreuz- weise zu diesen Netzstangen trägt die Welle noch zwei Schraubenflügel, durch die das fliessende Wasser den Apparat in Bewegung setzt. Bei der Umdrehung des Apparates, der einem grossen Windmühlenflügel gleicht, werden die beiden Netze abwechselnd in das Wasser getaucht und gegen den Strom geführt. Ein in dem letzteren aufsteigender Fisch wird von dem Netze angehalten, aus dem Wasser gehoben und fällt dann durch sein eigenes Gewicht in die an dem Netze angebrachte Schüttrinne, wenn das Netz allmählich immer höher steigt und eine mehr und mehr senkrechte Lage einnimmt. Durch die Schüttrinne gleitet der gefangene Fisch in den Behälter auf dem Steg, wo er bis zu seiner endgültigen Entfernung lebend im Wasser schwimmend bleibt. Der Besitzer eines solchen Fischereiapparates hat also, nachdem er den Apparat errichtet hat, nichts anderes zu tun, als die gefangenen Fische von Zeit zu Zeit aus dem Behälter zu entfernen und zu Markte zu tragen. Eine solche Fischereianlage aus sieben „Baro“ genannten Apparaten bestehend, fing in einem Jahre nicht weniger als 1302 Lachse, mit einem Ge- samtgewicht von 7269 kg, die dem Besitzer die hübsche Summe von 31 698 Franks einbrachten. J. Bett & Co., Berlin S.W. 48. Bücher und Zeitschriften. Rudolf Mandee, „Jahrbuch für Aqaurien- und Terrarienkunde“. Ein Rückblick auf das Jahr 1908. V. Jahrgang. Preis Mk. 1.60, einfach gebunden Mk. 1.90. Stuttgart 1909. Verlag für Naturkunde Sprosser & Nägele. Herders Jahrbücher. Jahrbuch der Natur- wissenschaften 1908— 1909. 24. Jahrgang. Heraus- gegeben von Dr. Jos. Plassmann. Herders Verlag, Freiburg i. Baden. Preis Mk. 7.50 *) Naturwissenschaftliche Bibliothek für Jugend und Volk. Herausgegeben von K. II ö 1 1 e r und G. Ulme r. Dr. O. v. Linstav, „Die Schmarotzer der Menschen und Tiere“. Leipzig. Verlag von Quelle & Meyer. 144 Seiten. Mit vielen Ab- bildungen. Preis geb. Mk. 1.80. Dieselbe. Hugo Wiehmeyer, „Bilder aus dem Ameisenleben“. Preis geb. Mk. 1.80. Dieselbe. W. Zimmermann »Die Photo- graphie“. Preis geb. Mk. 1.80. Prof. Dr. F. Urban in Plan (Böhmen), „Der biologische Unterricht an einer österreichischen Realschule“. Sonderabdruck aus „Monatshefte fin- den naturwissenschaftlichen Unterricht“. W. Harms, „Versuche über Beschleunigung der Regeneration durch aktive Bewegung“. Sonderab- druck aus „Zool. Anzeiger ‘ vom 1. Juni 1909. Prof. Dr. Dahms, „Ueber das Vorkommen der Sumpfschildkröte in Westpreussen“. Aus „Der Wan- derer durch Ost- und Westpreussen“. Elbing, 6. Jahr- gang, No. 3, 1909. Brauer, „Die Süsswasserfanna Deutschlands“. Eine Exkursionsfauna. Heft 12, Araneae, Acarina und Tariigrada. Bearbeitet von F. Dahl, F. Koenicke und A. Brauer. Verlag von GustavFischer, Jena 1909. Preis brosch. Mk. 4.—, geb. Mk. 4 50. Gebrauchsmuster-Eintragungen : 45h. 370197. Futterstelle für Aquarien mit unter der Wasseroberfläche befindlicher Schale. Friedrich Max Blasberg, Leipzig, Hardenbergstr. 33. 27.2.09. B. 41770. 45h. 367906. Kaskadenaquarium. Louis Wertheim, Cassel, Wilhelmshöher Allee 59. 25. 1. 09. W. 26606. 45h. 376223. Gerät zum Einstellen der Angel- schnur auf genaue Wassertiefe. Max Hecker, Frank- furt a. M„ Homburgerstr. 16. 19. 3. 09. H. 40775. 45h. 376594. Mit elektrischer Fanganzeigevor- richtung versehenes Angelgerät. Johannes Hoop, Sude-Itzehoe. 27. 3. 09. H. 40880. 45h. 376671. Durchlüftungsvorrichtung für Aqua- rien. Ernst Lange, Dresden, Jägerkaserne, Johann- städter Ufer 1. 21. 12. 08. L. 20814. Patent-Erteilungen : 45 h. 210665. Zerlegbares Senknetz mit durch Schnurzug entgegen der Wirkung von Federn zu schliessenden Klappbiiseln. Karl Müller, Berlin, Claudiusstr. 16. 19. 6. 08. M. 36127. 45h. 211045 Aus einem federnden Doppelschenkel gebildeter Angelbaken mit einem auf den Schenkeln angeordneten Klemmorgan; Zus. z. Patent 210895. Benediktus Apostolides, Görlitz, Sohützenstr.4. 10.7.08. A. 15925. Patent- Anmeldungen : 45h. R. 26146. Verfahren zum gleichzeitigen Heizen und Belüften des Wassers in Fischbehältern. Ü Die hier und in den früheren Nummern aufgeführten Werke usw. stehen Interessenten, namentlich zu Rezensionszwecken und für Referate gern leihweise zur Verfügung. Ich selbst bin zur Zeit aus Zeitmangel an eingehender Besprechung verhindert! Ich bitte um Angabe spezieller Wünsche! Dr. Wolterstorlf. <^> Fragen und Antworten <$> Unter anderem halte ich seit Februar ein gegen- wärtig einjähriges Makropodenpärchen in einem reich- lich mit Vallisnerien bepflanzten und geheizten Becken (25 X 15 X 18 cm). Seit drei Monaten baute das infolge guter Fütterung mit Tubifex und Formica- Larven sein- stark entwickelte Männchen wohl ein dutzendmal sein Schaumnest, treibt stark das anscheinend schon längst laichreife Weibchen, welches sich vor dem Liebeswerben des Männchens durch Verstecken im Blättergewirr schützt, aber zu einer Laichabgabe kommt es nicht. Das Weibchen ist ebenfalls gut ent- wickelt, nur dass sein Appetit zeitweise nicht sonder- lich ist. Nach einigen Tagen vergeht das Schaumnest, darauf zwei bis drei Tage Ruhe und die Geschichte geht dann mit dem gleichen Resultat von neuem los. An äusserlichen Vorbedingungen, wie z. B. Tem- peratur von stets zirka 20° C„ sonniger Fensterplatz usw. scheint es nach meiner Beurteilung nicht zu fehlen. Hätten Sie vielleicht die Güte, auf Grund Ihrer reichen Erfahrungen anzugeben, worin die Ur 450 Vereins-Nachrichten. Sache zu suchen wäre. Oder sollte das Weibchen etwa noch nicht richtig Laichreif sein, dass es sich dem Liebeswerben seines Ehegespons so konsequent entzieht? Die Ausdauer des letzteren im Nestbau ist einfach fabelhaft. H. K. Antwort: Aus der Ferne ist schwer zu raten! Wenn das Weibchen nicht gut frisst, ist es wohl nicht bei tadelloser Gesundheit, sollte eine Zeitlang isoliert, oder noch besser durch ein frisches Weibchen er- setzt werden. Im übrigen halte ich das Becken für zu klein! Je grösser, je sicherer der Zuchterfolg. Weitere Beantwortung aus dem Leserkreise erwünscht! Dr. Wolterstorff. Aufruf! An die ungarischen Freunde der Aquarien- und Terrarienkunde! Alle Liebhaber und Interessenten Ungarns, welche engeren Zusammenschluss wünschen, mögen sich an Herrn Desider Temesväry in Budapest, IV. Szep utca 3, wenden. Für die Schriflleitutig veiantworllich : In Deutschland: Dr. W. Wolterstorff, Magdebuig-Sudenburg; in Oesterreich: Dr. P. Kämmerer, Wien II/2. Vereins-Nachrichten Unter alleiniger Verantwortung der Herren Einsender. Augsburg. „Wasserstern“. (Schluss). Am 6. März waren die alle Jahre wiederkehrenden Anfängervorträge angesetzt, jedoch haben wir die- selben auf einen Abend zusammengelegt, um zwei weitere Abende für andere Themas frei zu bekommen. So demonstrierte an diesem Abend Herr Sekretär Flurl die Einrichtung des Süsswasseraquariums, Herr Ingenieur Kathmann sprach über das Seewasseraqua- rium, Herr Apotheker Müllegger über das Terrarium. Die Herren Redner hoben die wichtigsten Punkte heraus und erläuterten dieselben in verständlicher Weise. Das eingepflanzte Becken wurde verlost. — Am 20. März hielt Herr Domvikar Steber seinen Vor- trag „Das tierische Leben im Wassertropfen“, der sich als zweiter dem von genanntem Herrn am 25. Juli v. J. gehaltenen Vortrag „Heber das Pflanzen- leben im Wassertropfen“ würdig anreihte. Trefflich verstand es der Redner, uns einen Einblick zu ver- schaffen in das Werden und Vergehen der Welten im Kosmos, in die geheimnisvolle Welt des Kleinsten. „In minimis deus maximus“. — Am 17. April Vortrag von Unterzeichnetem „Winke und Ratschläge für Anfänger“. Redner bespricht in gedrängten Worten, in für jeden Schüler der Aquariensache verständlicher Weise, den ganzen Hergang bei der Anlage eines Aquariums, den Ort der Aufstellung, die Wahl des Behälters, die Einrichtung, wobei er hinsichtlich der praktischen Anwendung Bezug nimmt auf die erst vor kurzem in einer Versammlung von Herrn Flurl de- monstrierte Einrichtung eines Aquariums. Weiters erstrecken sich die Betrachtungen auf die Verwendung geheizter und ungeheizter Behälter, auf die zweck- mässige Bepflanzung und Besetzung, die Fütterung und endlich die Hilfsmittel. Derartige, allgemein die wichtigsten Grundregeln der Aquarienpraxis behan- delnde Vorträge werden notwendig durch die zahl- reichen Neuamneldungen, sie bezwecken, den Anfängern eine gediegene Grundlage zu schaffen. — Herr Müll- egger, der von seinem Wiener Besuch bei Herrn Dr. Kämmerer zurückgekehrt ist, berichtet uns in längerem Vortrage über seine Eindrücke beim Besuche des Vivariums, dessen Einrichtung und über diverse zum Teil veröffentlichte und zum Teil unbekannte Ver- suche unseres verehrten Ehrenmitgliedes. So über -Verfärbung und Anpassung der Tiere an die Um- gebung. Ueber die Zucht des Grottenolms, die Ein- setzung von Gliedmassen bei Molchen usw. Ferner wandern wir mit genanntem Herrn durch die Menagerie von Schönbrunn, erfahren, dass die Anlage stern- förmig angeordnet und die Tiersammlung sehr reich- haltig ist. Wir besuchen auch das Reptilienhaus und finden darin etwa 40 durchwegs gleich eingerichtete, mit einer Filzplatte als Bodenbelag — aus Gründen der Reinlichkeit wohl — ausgestattete Terrarien. — Unser Daphnienteich, wozu wir vorläufig von 100 qm, die uns zur Verfügung stehen, 30 verwendet habend ist so weit gediehen, dass die Besetzung erfolgen kann. — Die Futterfrage fand für solche Mitglieder, denen ein Selbstholen unmöglich ist, insofern Regelung, als seitens unserer Futterzentrale wöchentlich lebendes Futter glasweise ä 20 Pfg. übermittelt wird. Ein leeres Glas wird bei Ueberbringung des gefüllten regelmässig zu neuerlicher Füllung ausgewecliselt. Lebendes Futter liefern wir für unsere auswärtigen Mitglieder, die Kanne zu Mk. 1. — exkl. Porto. — Zur Frage der Naturdenkmalpflege wird Stellung genommen und beschlossen, zu unserer nächsten Generalver- sammlung einen Antrag auf entsprechende Aenderung unserer Statuten einzureichen. — Der von unserem Mitglied Herrn Kreisgeometer Dreher geleitete mikro- kopische Kursus wurde von zwölf Herrn frequentiert und behandelt in seiner ersten Folge die Technik und die Handhabung des Mikroskops. Die klar und verständlich gegebenen Erläuterungen finden unge- teilten Beifall. — An Demonstrationsobjekten kamen zur Vorzeigung diverse Schildkröten, Clemys caspica, Schlangenhalsschildkröten, Nicoria trijugu Schw. usw., Alligator lucius, Hyla meridionalis, pulchella, coerulea, Uromastix hardwickii und diverse in- und ausländische Fische, Eikokons des Kolbenwasserkäfres, von Herrn Flurl gesammelt, teils mit Laub, teils mit Zeitungs- papierhüllen, Eier vom Panzerwels und Junge dieses Fisches, von Herrn Friedrich gezüchtet, eine pocken- kranke Ellritze, ebenfalls durch Herrn Flurl demon- striert. Glaschkers Thermocon, Breuers Futtersieb. Zahlreiche photographische Aufnahmen von Seetieren in zum Teil prächtig gelungener Ausführung, herge- stellt von den Herren Walther Köhler und Müllegger. — Eine Bestellung 'auf 80 Glasaquarien von Reichelt ebenso Fisch- und Pflanzenlieferungen für hiesige und auswärtige Mitglieder im Gesamtbeträge von 80 Mark fanden Erledigung. Zwei Mitgliederbesuche und zwei grössere Exkursionen wurden abgehalten. Den Be- such mehrerer Herren unseres Ingolstädter Zweig- vereins haben wir mit Freuden begrüsst. Die Herren beteiligten sich an dem an diesem Tage festgesetzten Mitgliederbesuche. Wir wissen, dass die Herren manche neue Eindrücke mit nach Hause genommen haben, wir wissen auch, dass derartige Besuche zur Festigung unseres gegenseitigen Verhältnisses bei- tragen. Breslau. „Proteus“ E. V. Gegründet 1908. Aus der Sitzung vom 22. Juni. Der Scheibenbarsch (Zucht, Pflege, Krankheiten). — Herr Heinrich (als Gast) hält seinen Vortrag „Ueber die Zucht und Pflege des Scheibenbarsches“. Hier soll nicht das allgemein Bekannte, sondern das von Herrn H. bei vieljähriger Zucht selbständig Erfahrene kurz wiedergeben werden. — Die Geschlechter sind schwer zu unterscheiden, doch lässt sich schon bei einjährigen, eben zucht- fähigen Fischen ein Unterschied in der Konfiguration der Kehlgegend feststellen. Während diese nämlich beim Männchen zusammengedrückt erscheint, ist sie beim Weibchen abgeschrägt. Leicht festzustellen ist der Geschlechtscharakter während der Brunftperiode. Vereins-Nachrichten. 451 Hier ist das Weibchen am schönsten und intensivsten gefärbt. Pechschwarze Streifen ziehen über die Körperoberfläche, während das Männchen ganz fahl erscheint und nur in der Nähe der Bauchflossen eine rote Äderung aufweist. Der Scheibenbarsch liebt klares Wasser und lebendes Futter. Er ist zwar widerstandsfähig, aber gegen Temperaturunterschiede doch empfindlich. Diese Empfindlichkeit gilt auch gegen Infektionskrankheiten (nach den Erfahrungen des Referenten), denn zu den verschiedensten Malen konnte aus den Krankheitsberichten festgestellt werden, dass in einem Gesellschaftsaquarium nur die Scheibenbarsche erkrankten, die andern Fische aber gesund blieben. So schreibt uns Herr A. aus B„ dass ihm plötzlich in einem 12 Liter-Becken vier Stück Scheibenbarsche erkrankten, während die anderen noch darin vorhandenen Fische (Girardinus und Danio reriö) gesund geblieben sind. Nur die Scheibenbarsche starben und zeigten ausgedehnte Hautdefekte, die mit einem weissen, schleierförmigen Belag bedeckt waren, der sich bei mikroskopischer Untersuchung als aus Myriaden von Spaltpilzen (Bakterien) be- stehend, erwies. Aehnlich erging es einem anderen Liebhaber, der uns zwei Heterogramtna corumbae, die leider erst nach fünf Tagen halb verwest in unseren Besitz kamen (Liegenbleiben auf irgend einem Post- amt!), zusandte. Die Krankengeschichte war auch hier sehr interessant und zeigt auch eine gewisse Anfälligkeit der Scheibenbarsche. Das Becken . ist 65 X 40 Bodenfläche, der Wasserstand 30 cm. Gute Bepflanzung mit einigen hundert . Vallisnerien und starke Durchlüftung. Inhalt von 350 Jungfischen (Scheibenbarsche und Geophagus taeniatus) und von 22 Stück Heterogramtna corumbae. Nach Fütterung von Culex-Larven (Stechmücke) aus einer 450 Liter haltenden alten Weissweintonne, die trotz wieder- holten Wasserwechsels noch kein klares, geruchfreies Wasser lieferte, erkrankten schon nach zwei Tagen eine ganze Anzahl Scheibenbarsche. Sie hielten sich trotz guter Durchlüftung fortwährend am Wasser- spiegel auf (Wasserwärme 17,5 — 20° C1, während die Cichliden noch alle munter waren. Jetzt fingen die Barsche an zu sterben, obgleich drei Durchlüfter ar- beiteten, indem sie an die Oberfläche kamen, taumelten und schnell verendeten. Wasserwechsel half nichts mehr. Die mikroskopische Untersuchung des Wassers (von anderer Seite), in dem die Mückenlarven ge- halten wurden, hat nun ergeben, dass es eine grosse Menge Stäbchenbakterien enthielt. Ein bindender Beweis, dass diese als die ursächlichen Erreger zu betrachten sind, liesse sich natürlich nur durch das Experiment liefern, doch gleichen die traurigen Er- fahrungen des sehr gut beobachtenden Liebhabers eigentlich schon einem solchen. Den ganzen Krank- heitserscheinungen nach kann man wohl sagen, dass weniger die Bakterien als solche, sondern ihre im Wasser gelösten Giftstoffe (Toxine) tötlich gewirkt haben. Dafür spricht vor allen Dingen der mit Lähmungserscheinungen und Muskelstarre einher- gehende Tod der Heterogramma corumbae. — Eine eigentümliche Erkrankung, wohl vom Gehirn aus- ehend, schilderte uns der Vortragende, die Drehkrank - eit. Als Heilmittel hat sich öfteres Umsetzen in frisches (gleich temperiertes!) Wasser und Baden in einer schwach lilablauen Lösung von übermangan- saurem Kali erwiesen. Bei der letzteren Prozedur sollen die Tiere schleimige Massen aus dem Munde und zwischen den Kiemendeckeln entleeren und dann soll auch bald Besserung eintreten. Vor Salzbädern warnt Herr H. — Man soll die Scheibenbarsche erst zur Zucht zusammensetzen, wenn keine kalten Tage (Temperaturstürze) mehr zu befürchten sind, also un- gefähr Ende Mai. 16° C genügt vollauf. Schnecken sind im Becken nicht zu dulden, da sie nicht nur die hilflosen Jungen, sondern auch den Laich fressen. Die Eier liegen wie feiner Gries im Sande und sind schwer zu sehen. Nach 2—3 Tagen kriechen die Jungen aus und hängen dann noch zwei Tage an der Scheibe, ehe sie schwimmen. Als erstes Futter gebe man Infusorien (Salatblätter aufs Wasser!), nach 8—10 Tagen gesiebte Daphnien. Weisse Mückenlarven (Corethra plumicornis) sind streng zu meiden, da die- selben zwar sehr gern gefressen werden, aber leicht zur Erstickung durch Festsetzen in den Kiemen führen. Dr. Deupser, Deutsch-Lissa. Dresden. „Iclitliyologisclie Gesellschaft“. Sitzung vom 1. Juli 1909. Eröffnung durch den I. Vorsitzenden Herrn Bessner um 1/ilO Uhr. Eingänge: Die üblichen Zeitschriften, sowie Heft 12 nndl3 „Leben der Binnengewässer“, ferner eine Karte von Professor Dr. Urban „Plan i. Böhmen“, sowie verschiedene andere Karten, Briefe und Offerten usw. — Nach Besprechung der Literatur wird zur Versteigerung eines von Herrn Härtel gestifteten, grossen eisernen Gestellaquariums geschritten, wofür wir ihm an dieser Stelle noch unser n besten Dank aussprechen. Der glückliche Gewinner ist Herr Loche. — Im „Jahrbuch“ 1909 ist ein Druckfehler unterlaufen, es muss hierin Seite 41, Zeile 28 von oben, anstatt: Herr Engmann sen. = Herr Engelmann sen. (früheres Mitglied unseres Vereins) heissen. (Betreffs Zucht vou Moderlieschen und Uklei oder Laube im Aquarium!) — Herr Conrad stiftet für die Vereinsbibliothek das „Forst- und Feldstrafgesetz“ vom 26. Februar 1909, besten Dank. — Wegen Pachtung eines Daphnien- teiches wird Herr Pabst beauftragt, hierüber mit dem Besitzer desselben zu verhandeln. — Herr Härtel bringt den Antrag ein, dass sich der Verein ein gutes Mikroskop zulegen soll, der Betrag hierfür soll durch Fischstiftungen usw. vonseiten der Miiglieder aufge- bracht werden. — Eine Anfrage des Herrn Baldauf, was das beste Material zum Aufkitten auf den Blech - boden eines Seewasseraquariums darstellte, wurde dahin beantwortet, hierzu entweder Glas- oder Schiefer- platten zu verwenden. — Flerr Bessner stiftet einen Posten Riccia fluitans, wofür ebenfalls gedankt sei. — Unser diesjähriges Sommerfest findet am 11. Juli 1909 statt, — Schluss der Sitzung 3/412 Uhr. Wilhelm Schreitmüller, Schriftführer. Wien. „Zoologische Gesellschaft“. Gesellschaftsabend am 5. Juni 1909. (Abgekürzter Sitzungsbericht). Der Gesellschaftssekretär Herr Schumann be- grüsst die Anwesenden, verliest den Einlauf und bringt nun die Besprechung seines Artikels „Die Aquarien- und Terrarienkunde in letzter Zeit“ im Kalender für Tierfreunde, vonseiten des Herausgebers der „Wochenschrift“, Herrn Dr. Ziegelei-, zur Kenntnis, wobei er bemerkt, dass diese Besprechung leider nur flüchtig und ungenau ist. Es gelangt sodann der in Nr. 22 der „Wochenschrift“ enthaltene Artikel: „Die Aquarien künde in Oesterreich“, gezeichnet mit Karl Burger, zur Verlesung. Gegen die in dem Aufsatz enthaltenen grundlosen Angriffe auf unsere Gesellschaft legen alle Anwesenden entschieden Verwahrung ein. Auf Anregung des Herrn Enters wird in einer Resolution scharfer Protest gegenüber den beiden erwähnten Aufsätzen in der „Wochenschrift“ erhoben. — Es sei auch an dieser Stelle ausgeführt, dass die „Zoologische Ge- sellschaft“ am heutigen Tage 533 zahlende Mitglieder besitzt, mithin der stärkste Fach verein auf allgemein zoologischem Gebiete in Oesterreich und Deutschland ist. Der Beitrag beträgt nur für gründende Mit- glieder 100 K. einmalig. Alle ordentlichen Mit- glieder, die selbstredend bei der Generalversammlung stimmberechtigt sind, zahlen jährlich 4 Kronen, in- klusive Bezug der „Tierwelt“. — Herr Schumann, als Verfasser des von Herrn Dr. Ziegelei- in Nr, 19 der „ Wochenschrift“ besprochenen Aufsatzes wird gebeten, diese Besprechung richtig zu stellen. Herr Findeis, der Herausgeber des „Kalenders für Tierfreunde und Tierzüchterei“, der gleichfalls in dem Burgerschen Artikel angegriffen wird, erklärt, er werde den Ka- lender mit dem strittigen Artikel allen Interessenten gratis zusenden, damit selbe den Artikel im Original kennen lernen und mit dem Dr. Ziegelerschen Resume in Vergleich stellen kennen. ’) Weitere Schritte werden ') Das ausführliche Protokoll wird jedem Interessenten auf Wur.sch gratis übersandt. 452 Vereins-Nachrichten. — Ausstellungskalender. noch folgen. — Herr Mariani berichtet über den ihm gelungenen Fang einer ganz schwarzen Kreuzotter, der sogenannten Höhlenviper auf der „Hohen Wand“. Zwei ägyptische Brillenschlangen, die sich in der Ausstellung der „Zoologischen Gesellschaft“ seit vorigen Spätsommer befinden, haben am 30 Mai nach der tadellos vor sich gegangenen Ueberwinterung zum ersten Mal Nahrung zu sich genommen; eine der noch immer sehr wilden und bissigen Schlangen hat in zirka einer Viertelstunde vier Mäuse gefressen. Der ebendaselbst über ein Jahr befindliche grosse Teju, der im vorigen Sommer sehr gerne Eidechsen frass, nimmt nun nach der Mitteilung des Sekretärs nur mehr Hühner- und Taubeneier, mit denen er in Ermangelung von Eidechsen den Winter über ernährt wurde, an. W. Schumann, Sekretär. Ausstellungskalender. Elberfeld. „Wasserrose“. Vom 17.— 26. Juli 1909 im „Weissen Saal“ der Stadthalle, Johannisberg. Rixdorf. „Trianea“. Vom 14. — 22. August im „Deut- schen Wirtshaus“, Bergstrasse 136/137. Berlin. „Verein der Aquarien- und Terrarienfreunde“. 21. — 30. August, in „Wendts Praclitsälen“. Hamburg. „Rossmässler“. 22.-29. August, in „Ham- monia“, Besenbinderhof. Burgstädt i. Sachsen. „Wasserrose“. Vom 29. August bis 5. September 1909 in den Räumen der Alberts- bürg zu Göppersdorf. Stuttgart. „Verein der Aquarien- und Terrarien- freunde“. 11. — 19. September. „Gewerbehalle“. Altona. „Verein Altonaer Aquarien -Freunde“ E. V. 18. — 26. September 1909 im Velodrom Altona. Adressentafel der Vereine.1) Rixdorf Berlin. „Trianea“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Sitzungen jeden Freitag nach dem 1. und 15. jeden Monats, abends 7*9 Uhr, im Restau- rant „Weidmannslust“, Rixdorf, Münchenerstr. 8, Ecke Erlangerstrasse. — I. Vorsitzender : Arthur Kühl, Potsdam, Charlottenstrasse 35 II. Schwäb.-Gmiind (Württemberg). „Ellritze“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Vereinslokal: Gasthaus zur „Kanne“. Versammlungen jeden 1. Samstag im Monat. Briefadresse: Jakob Ruth, I. Vorstand, Fischergasse 26. Schwerin. „Verein der Aquarien- und Terrarlen- frennde“. Vereinslokal: Hotel de Paris. Zusammen- kunft jeden 1. und 3. Dienstag im Monat. Brief- adresse: Lagerverwalter H. Keltz, Werderstrasse 41. Stuttgart. „Verein der Aquarien- und Terrarien- freunde“. Vorsitzender: E. Schad, Gerberstr. 10, II. Schriftführer : A. Woern, Hasenbergsteige 8, III. Wien. „Cyperus“. III, Hetzgasse, Ecke Blattgasse, J. Angelmayers Restauration. Wien. „Lotus“, Verein für Aquarien- und Terrarien- kunde zu Wien IX, Währingerstrasse 67. Restaurant Job. Gruss. Sitzungen jeden 1. und 3. Dienstag im Monat. Briefadresse: Rieh. Polz, III/2, Lorbeer- gasse 13. Gäste stets willkommen. Wien. Sektion für biologische Vivariumkunde der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien. Obmann: Dr. P. Kämmerer, Wien II, Biologische Versuchsanstalt. Wien. „Zoologische Gesellschaft“ Verein zur Ver- breitungnaturwissenschaftlicher Kenntnisse, Wien I Wollzeile 25 (Kanzlei). Sitzungen jeden Samstag im Gesellschaftslokal: Wien I, Johannesgasse 4, (Restaurant Johanneshof). Zuschriften, Sendungen usw. sind an die Kanzlei zu richten. Zwickau i. Sachsen. „Verein Aquarium“. Brief- adresse: Arno Falck, Lindenstr. 21. Kassensachen an Herrn Fabrikant Hagenguth, Firma F. A. Ullmann. Schumannstr. 10. Sitzungen am 1. und 3. Mittwoch jeden Monats. Altona- „Verein Altonaer Aqnarien-Freunde“ E. V. Vereinslokal: Petersens Hotel, Altona, Königstr. 188 (Inhaber Ludwig Hensen). Versammlungen jeden ersten und dritten Donnerstag im Monat. Gäste stets willkommen. Briefadresse : H. Ostermann, Bahrenfelderstrasse 105. Antwerpen. „Lotus“. Societe pour la Vulgarisation de l’Aquarium et du Terrarium. Vereinslokal: Cafe Anselmo, 2 rue Anselmo. Sitzungen jeden ersten Samstag im Monat, abends 8 Uhr. Briefadresse : M. Piroth, Anvers, 64 rue d’Autriche. Angsbnrg. „Wasserstern“, Verein für biologische Aquarien- und Terrarienkunde (E. V.) mit Zweig- verein Ingolstadt. Briefadresse : K. Riedel, Gossen- 1) Aufnahme (selbstredend kostenlos! erfolgt nur auf Antrag. Weitere Vereinsadressen stets willkommen! Auf besonderem Blattl Ergänzungen, Aenderungen, Richtigstellungen werden um- gehend erbeten 1 Dr. Wolterstorf f. brotstrasse 2. Briefadresse für Zweigverein Ingol- stadt: Fritz Giegold, Ingolstadt, Hohe Schulstrasse. Vereinslokal Augsburg: Cafe „Augusta“. Sitzungen jeden 1. und 3. Samstag abends 9 Uhr. Vereinslokal Ingolstadt: Restaurant Merl. Sitzungen jeden 1. und 3. Donnerstag abends 6 Uhr. Bcrliu. „Hertha“, Vereinigung für Aquarien- und Terrarienkunde (E. V.) Zusammenkunft jeden 1. und 3, Donnerstag im Monat im Restaurant „Zum Brandenburger“, Münzstrasse 17, Ecke Königsgraben. Briefadresse: Carl Schmidt, Berlin NO 55, Treskow- Strasse 32. Gäste willkommen. Berlin. „Triton“, Verein für Aquarien- und Ter- rarienkunde (E. V.). Vereinslokal: Restaurant Karls- garten, Karlstrasse 27. Sitzung: Jeden 2. und 4. Frei- tag im Monat. Briefadresse: F. Gehre, Schön- berg-Friedenau, Beckerstrasse 2- Berlin. „Verein der Aquarien- und Terrarienfreunde“. Briefadresse: Max Pulvers, Vorsitzender, Berlin S. O. 36., Elsenstrasse 54. Bernburg a. S. „Aqnaria,“ Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Göhres Restaurant, Karlstrasse 5. Versammlung jeden ersten Mittwoch im Monat. Briefadresse: Lehrer Hermann Wiehle, Latdorf bei Bernburg. Brandenburg a. Havel. „Hydrophilns“, Verein für Aquarien-, Terrarien und Naturfreunde. Vereins- lokal: „Ressource,“ Steinstrasse 9. Sitzungen jeden 1. und 3: Freitag im Monat. Briefadresse: Dr. Zimmermann, 1. Vorsitzender, St. Annenstrasse 13. Braunschweig. „Brnnsviga“, Verein der Aquarien- und Terrarienfreunde. Versammlungen alle 14 Tage Freitags. Briefadresse: Robert Melzer, Radeklint 6, 2. Vorsitzender. Breslau. Aeltester Breslauer Verein für Aquarien- und Terrarienkunde, „Proteus“, gegründet 1900. Die Adressen sind: für Geldsendungen Herr Con- stantin Franz, XIII, Schillerstrasse 15 III; für den ersten Vorsitzenden Herr Dr. Eckhardt, XIII, Kaiser Wilhelmstrasse 51. Sitzungen jeden Dienstag abend pünktl. 9 Uhr im Schultheiss-Restaurant, Neue Gasse. Breslau. „Proteus“, Verein zur Förderung der Aqua- rien- und Terrarienkunde, (E. V.) gegründet 1908. Vereinszimmer: Haase- Ausschank , Schweidnitzer Strasse 37, part. Sitzungen : Jeden Dienstag, abends 9 Uhr. Adresse für den Vorsitzenden : Dr. Deupser, Deutscli-Lissa bei Breslau. (Fortsetzung folgt.) Tagesordnungen. Dortmund. „Triton“. Sitzung am Freitag, den 16. Juli 1909. Tagesordnung: 1. Eingänge und Geschäftliches. 2. Ausstellung Elberfeld am 18. Juli. 3. Revision der Lotteriekasse. 4. Kassenangelegenheiten. 5. Austausch von Erfahr- ungen. Der Vorstand. Für den Anzeigenteil: Fritz Lehmanns Verlag, Stuttgart. — Verlag von Fritz Lehmann, Stuttgart. Druck der Verlagsbuchdruckerei Otto Sautter, Stuttgart. Mein grosses Tropenterrarium. Von Ph. S c h m i d t - Darmstadt. (Mit einer Skizze vom Verfasser und einer Originalphotograpkie von J. Reeg.) Veranlasst durch die Ausführungen über nichts hindernd im Wege stand. Die Holz- Tropenterrarien in Dr. Krefft’s vorzüglichem füllung ist jetzt nach etwa acht Wochen bei- Mein grosses Tropenterrarium. Originalaufnahme von J. Reeg. Terrarienwerk liess ich mir vor kurzem mein Freiluftterrarium, das ich in „Blätter“ Nr. 15, 1907 beschrieben habe, zu einem weiteren, heiz- baren umbauen. Die Rückwand und die Seitenteile desselben bestanden aus Drahtgaze und mussten also entsprechend geändert werden. Für die Rück- wand wählte ich Holz, das, um ein Verziehen und etwaiges Springen zu verhindern, in einen besonderen Holzrahmen, nicht verleimt, einge- lassen wurde, damit dem durch die Hitze jeden- falls verursachten Eintrocknen des Holzes nahe um einen Zentimeter eingegangen und es haben sich, trotz der sehr intensiven Heizung, keinerlei Risse gezeigt. Die Drahtgazerahmen der Seitenteile wurden durch Glas ersetzt und auf der linken Seite als Tür eingerichtet. Eben- so wurde im Vorderteil rechts eine gleiche Tür angebracht. Im sargdeckelartigen Dach stellte ich durch Herausnehmen der Glasscheibe auf der rechten Seite nach dem Fenster zu eine Lüf- tungsklappe her, indem ich diese Oeffnung mit Drahtgaze benagelte und einen aufklappbaren, verglasten Holzrahmen darüber anbrachte. Von 454 Ph. Schmidt: Mein grosses Tropenterrarium. Vorteil für die Heizung war der Umstand, dass die älteren Holzteile des 1,50 m langen, 80 cm breiten und 1.20 m hohen Terra- riums über 10 Jahre im Freien austrocknen konnten. Nun kam die Hauptsache an die Reihe, nämlich eine ausgiebige und nicht zu teure Heizanlage herzustellen ! Aus dem verzinkten Holzboden liess ich mir ein 50 cm im Quadrat messendes Loch herausschneiden, dessen Zentrum ungefähr hei einem Drittel der Gesamtlänge des Bodens von links gerechnet zu liegen kam. Auf diese Oeffnung schraubte ich dann eine, in der Mitte mit einem Loch von 10 cm Durch- messer versehene, kräftige, verzinkte Eisen- blechplatte fest auf. Die Verbindungsstellen zwischen dem mit Zinkblech bekleideten Holz- boden und der Eisenplatle wurden erst mit Mennigkitt bestrichen und dann mehrmals mit Emaillelack angestrichen. Als Heizsystem wählte ich den nach ' den Angaben des Er- finders „verbesserten Tofolirofen“. Den Heiz- körper liess ich mir aus Kupfer 35 cm lang, und 10 cm im Durchmesser herstellen, welcher über der Eisenplatte ohne Lötung entsprechend befestigt wurde. Ueber diesen Heizzylinder stülpte ich ein ebenso hohes 12 cm weites Weissblechrohr, das mit einer Gipsschicht von zirka 7 mm Stärke versehen wurde. Um die Haftung des Gipses leichter an der glatten Blechfläche bewirken zu können, wickelt man lose um den Blechzylinder ein Stück weit- maschiges Drahtgeflecht. Diese Heizanlage wurde mittelst eines Zierkorkrohres von 40 cm Länge, welches hinten nicht ganz geschlossen ist, als Baumstamm maskiert. Das Zierkorkrohr ist ausserdem noch in der unteren Hälfte mit einigen seitlichen, etwa 4 cm langen und breiten Oeffnungen versehen, welche, wie der hintere Spalt, mit verzinktem Drahtgeflecht benagelt wurden. Letztere Einrichtung bezweckt, dass die Wärmeausstrahlung auch den unteren Schichten der Terrarienluft mitgeteilt wird. Um die untere Wärmeabgabe noch mehr zu er- höhen, wird das Zierkorkrohr nicht ganz auf den Boden herabgelassen (siehe Skizze). Die oben genannte Gipsscbicht wirkt wie ein Por- zellanofen und wärmt nach dem Auslöschen der Flamme noch stundenlang weiter. Bevor die Zierkorkröhre durch Drahtgeflecht oben ge- schlossen wurde, stellte ich auf den Heizkörper ein irdenes Gefäss, welches mit Wasser gefüllt wird, um die Terrarienluft vorübergehend oder dauernd zu befeuchten. Alles weitere über diese Heizanlage dürfte aus der beigegebenen Skizze zu ersehen sein. Meine anfänglichen Befürchtungen, einen derartig grossen Behälter von ca. D/2 cbm Rauminhalt durch nur eine Heizanlage nicht genügend erwärmen zu können, erwiesen sich glücklicherweise als unbegründet. Allerdings ist zur nötigen ausreichenden Erwärmung eine ziemlich grosse Bunsenflamme von ungefähr zehn bis zwölf cm Höhe erforderlich. Die vorgenommenen Temperatur messun gen ergaben folgende Resultate: 50 cm von der $ Heizung entfernt und 30 cm über dem Boden eine Temperaturerhöhung von 7 0 C, 70 cm von der Heizung entfernt und 60 cm über dem Boden eine solche von 8 ’/2 0 C und direkt über der Heizung in den obersten Luftschichten eine solche von 17 0 C und 80 cm weiter in der- selben Höhe eine solche von 13 0 C, über die Zimmertemperatur hinaus. Die mittlere Tem- peraturerhöhung gegen die Aussenluft beträgt 10 0 C. Da eine Heizung des Zimmers im Winter wohl kaum zu umgehen sein dürfte, so kann, wenn man die Zimmertemperatur mit 18° C annimmt, die in Terrarien erzeugte Wärme mit 29 0 C für alle ti-opischen Rep- Ph. Schmidt: Mein grosses Tropenterrarium. 455 tilien als ausreichend angesehen werden, zumal den Tieren ja Gelegenheit geboten ist, in der Nähe der Heizung noch wärmere Plätze auf- zusuchen und speziell Baumechsen, für welche das Terrarium in erster Linie bestimmt ist, meistens in den höchsten, wärmsten Regionen der Behälter hausen. Das Terrarium steht auf einem Tisch ohne Platte und hat nach einem Eck zu von allen Seiten ungefähr 5 cm Gefälle, um das im Bodenraum sich ansammelnde Giesswasser durch ein daselbst angebrachtes Rohr abzuleiten. Durch den Wärmeverlust nach unten wird das allerdings kleine Zimmer in geringem Masse miterwärmt. Die Temperatur ist ohne Feuer ungefähr 2 0 C höher als in den übrigen Zimmern meiner Wohnung. Als Anstrich wählte ich innen und aussen eine weissgraue Oelfarbe. Der Kontrast der grünen Pflanzen mit dieser Farbe ist sehr wirkungsvoll. Dem Einrichtungsplan legte ich mit einigen Abweichungen die von Dr. Krefft in dessen Terrarienwerk gegebenen Winke bezüglich der Herstellung eines Urwaldes zugrunde. Als Drainageschicht wählte ich kleingeschlagene Schlacken (aus dem Messeier Braunkohlenwerke in der Nähe von Darmstadt), womit ich den Boden etwa drei bis vier cm hoch bedeckte. Auf diese Schicht kam rein gewaschener, ziem- lich grobkörniger Rheinsand. Nun wurden einige Baumstümpfe (zugrunde gegangene Obst- bäume) und knorrige Zierkorkeichenäste, welche teilweise bis unter das Dach reichen, angebracht. Beim Befestigen dieser Aeste leistete die hin- tere Holzwand sehr gute Dienste. Die Ver- teilung des Pflanzentöpfe wählte ich so, dass dieselben von der Heizanlage möglichst weit — nicht unter 30 cm — entfernt zu stehen kamen. Auch wurde vermieden, dass die Pflan- zenteile direkt über der Heizung sich aus- breiteten, was oft von grossem Schaden für dieselben ist. Bei der ganzen Einrichtung war die seitliche Anbringung der Heizanlage in dekorativer Hinsicht sehr vorteilhaft. In Bezug auf die Auswahl der Terrarienpflanzen sind wir Liebhaber in Darmstadt infolge der am Platz sesshaften, rühmlichst bekannten Firma Henkel (G. m. b. H.) sehr gut daran , da wir die gewünschten Pflanzen selbst aussuchen können. Genannte Firma lässt es sich angelegen sein, immer mehr brauchbare Terrarienpflanzen herbeizuschaffen, um auch auf diesem Gebiet auf der Höhe der Zeit zu stehen. Als Paradepflanzen verwendete ich eine Dieffenbachia (mit hell- und dunkelgrünen, weiss panaschierten Blättern), eine Vriesia saundersi, eine Alocasia mit grossen, derben, grünen, lang- stieligen Blättern; lauter kräftige Pflanzen von 50 — 70 cm Höhe. Ausserdem einige Philodeu- dron- Arten, wie imperiale var. Lauche anum, klimmend und sehr rasch wachsend, pertusum , radicans und erubescens ; dann Marantha ker- choviana , zwei Arten Billbergia, eine ‘ kräftige Orchidee (caelogiua cristata), Photos aurea, Rein- neckien, Spilca, zwei Arten Tradescantia (viridis und fluminensis ), letztere in Zierkorkstücken an der Holzwand befestigt und über das Geäst herabhängend. Alle“ Pflanzen gedeihen durch die Luftbefeuchtung prächtig. Die ganze mit vieler Mühe geschaffene Anlage bietet einen schönen Anblick, die jedem, der sie zu sehen Gelegenheit hatte, einen Ausruf der Bewunde- rung entlockte. Von Tieren halte ich zur Zeit in diesem Terrarium sechs Auolis principalis , drei Auolis cristatellus, zwei Liocephahis perso- natus , einen Crotaphytus collaris und eine Mo- bilia multifasciata, welch letztere in etwas feuchter Luft, nach meinen Erfahrungen, besser ausdauert als in ganz trockener Umgebung. In dem grossen Raum können sich die gewandten Auolis in dem Pflanzengewirr leicht vor etwaigen Angriffen der grösseren Echsen in Sicherheit bringen. Dem von mir in „Blätter“ Nr. 40 (Jahr- gang 1908) beschriebenen Crotaphytus collaris möchte ich hier noch einige Worte widmen. Ausser Agama inermis habe ich noch keine Echse besessen, welche so wärmebedürftig ist als Crotaphytus. Derselbe liegt jetzt im Winter fast den ganzen Tag, besonders bei trübem Wetter, direkt über der Heizung, welche man mit der Hand nicht berühren kann, ohne sich zu verbrennen. Bei 27 — 30° R fühlt er sich am wolilsten und entwickelt dann erst seine volle Tätigkeit, wie auch seine geistigen Fähigkeiten nur bei hoher Temperatur erst richtig zutage treten. Die Tierbevölkerung des grossen Behälters ist vorläufig noch eine geringe. Hoffentlich werde ich dieselbe in diesem Jahre mit ge- eigneten weiteren Arten, den Raumverhält- nissen entsprechend, vermehren können. Einen unangenehmen Umstand möchte ich noch er- wähnen. Das durch die Verbrennung der Gase erzeugte Kondenswasser schlägt sich unten am Boden des Terrariums sehr reichlich nieder, namentlich in der Nacht, wenn sich die Zimmer- temperatur stark abkühlt. Man ist hierdurch genötigt, das Wasser täglich mehrmals mit 456 Max Zeis: Ein einfacher Alarmapparat für Aquarien. einem Tuche abzuwischen. Vorsorglicherweise hatte ich den unteren Teil des Terrarienhodens zweimal mit Leinölfirniss gestrichen. Durch Anbringung eines Heizraumes, welcher gleich- zeitig zur besseren Ausnützung der Wärme- quelle beitragen würde, dürfte obiges Uebel herabgemindert werden, da dann das Wasser sich nur an einem entsprechend kleineren Teil des Bodens absetzen könnte. Der verbesserte Tofohrofen steht seiner Billigkeit halber und dadurch, dass er sich an jedem Terrarium leicht anbringen lässt, immer noch, trotz der vielen Neuerungen auf dem Heizungsgebiet, wenn es sich um Erwärmung der Terrarienluft handelt, mit an erster Stelle. Er wirkt nicht störend in dem gesamten Terrarienbild, da er sich als abgesägter Baumstamm präsentiert und in die zur Darstellung gebrachte Terrarienlandschaft harmonisch einfügt. Die diese Zeilen begleitende Photographie gibt den grössten Teil des Terrariums wieder. Eine Totalaufnahme liess sich nicht ermöglichen, da das Terrarium mit der Schmalseite am Fenster steht und die Aufnahme des kleinen Zimmers wegen ganz aus der Nähe stattfinden musste. Es fehlt aber nur das Dach und an der linken Seite ein Stück von 25 cm. Die Bepflanzung, welche hin und wieder noch etwas licht ist, werde ich im Frühling durch Ein- bringung einiger Passifloren als weiterer Schling- pflanzen und entsprechende Bodengewächse ver- vollständigen, auch wird sich alles im Sommer reichlicher entwickeln. Ein einfacher Alarmapparat für Aquarien. Von Max Zeis-Wien. Wohl jeder, der ein Aquarium mit Spring- brunnenanlage (welches System immer) besitzt, hat schon hin und wieder einmal eine unange- nehme Ueberraschung erlebt. Er hat sich ent- fernt oder gar zur Ruhe gelegt in der sicheren Ueberzeugung, dass der Springbrunnen, wenn die Vorratsflasche, die ihn speist, leer geworden, seine Tätigkeit ohne weiteres einstellen werde. Das tut er nun allerdings, aber wo ein Zulauf ist, muss ein Ablauf sein, und hier ist’s, wo die Geschichte unangenehm werden kann. Der Ablauf kann entweder aus irgend einem Grunde nicht funktionieren, dann läuft das Aquarium über, oder er funktioniert ununterbrochen, nach- dem der Springbrunnen seine Tätigkeit längst eingestellt hat. Bei sogenannten automatischen Hebern braucht man beispielsweise nur zu ver- gessen, das LuftlocF, das man bei etwaigem Ansaugen hatte verstopfen müssen, wieder auf- zumachen, dann ist die Bescherung fertig. Das Aquarium läuft leer und wenn die Vorrats- flasche, in die der Ablauf führt, gefüllt ist, läuft das Wasser still und ruhig ins Zimmer; steigt man dann morgens aus dem Bette, so steht man zu seinem Entsetzen in einem See, wie es dem Schreiber dieses einmal passierte. Solchen Eventualitäten abzuhelfen, hat der Verfasser einen ganz einfachen und wenig kost- 2)^ spieligen Alarmapparat konstruiert, den er zu Nutz und Frommen aller Interessenten hier be- schreiben will. Die Kosten betragen etwa fünf Kronen, sind also zu erschwingen. Die Haupt- bestandteile sind eine gewöhnliche elektrische Türklingel (K. 1.80) und ein Leclancheelement, noch besser ein Beutelelement (K. 1.50 bis 1.80); ein paar Meter Leitungsdraht und ein paar Schrauben bilden den Rest. Es handelt sich nur 457 Max Zeis: Ein einfacher Alarm apparat für Aquarien. um Herstellung eines leicht und sicher funktio- nierenden Kontaktes. Dazu ist der Schwimmer (Figur 1) erforderlich. A ist ein entsprechend grosser Kork, B ein Pinselstiel, wie er in jedem Kindermalkasten zu finden ist. Beides tränkt man, oder noch besser kocht man in Paraffin, zur Schonung und zur Vermeidung der Ad- häsion. Das obere Ende von B umwickelt man sauber mit Staniol und steckt mit einer Nadel ein kleines Blechplättchen C darauf fest. Im Notfälle tuts ein metallener Hosen- knopf oder ein Reissnagel mit grösserer Platte, bei dem man dann sogar die Nadel spart. Um den Schwimmer stabil zn machen, hängt man mit Messingdraht D die Bleikugel E unten an den Kork. Ein Faden tut’s hier nicht, sonst pendelt die Kugel und schlägt eventuell eine Scheibe ein. Auch kann man durch Biegen des Drahtes die Kugel in die richtige Stellung bringen, in der sie dann auch bleibt. Die Führung erhält der Schwimmer durch die mit einer Oese versehene Metallschraube F in der Weise, wie es das Bild zeigt. Wir verfertigen nun den zweiten Teil der Vorrichtung, den wir den Kontakt nennen wollen. Er be- steht aus einer Klemmschraube wie Figur 2, G zeigt, zwei Klemmschrauben der Form //und //j, und einem starken Messing- draht J. Wie alles verbunden wird, ist ohne weiteres aus der Figur zu ersehen. Nun braucht man noch einen Faden aus recht weichem, bieg- samen Metall. In den Lametta- sachen, mit denen die Christ- bäume aufgeputzt werden, ist leicht Passendes zu finden. Die feinen Fäden, die zur Goldstickerei oder Silberstickerei verwendet werden, sind sehr gut. Das Metall braucht natürlich nicht echt zu sein. Bei der Zusammenstellung verfahre man wie folgt : Hat das Aquarium oben einen Holzauf- satz, so ist alles gut. Wenn nicht, so ist das Stückchen Holz, das man braucht, wohl leicht in der unauffälligsten Aquarienecke — und in diese gehört der ganze Apparat — anzu- bringen. In das Holz drehe man zuerst die Schraube F; um diese wickle man mit einigen Windungen das Kupfer des einen Leitungsdrahtes, drehe ihn mit einem Zänglein fest zusammen und ebenso befestigt man das eine Ende des eben erwähnten Metallfadens an dieser Schraube. Dann entferne man die Nadel und das Blecli- plättchen C vom Pinselstiele B und schiebe dann diesen von unten her durch die Oese der Scheibe F. Da der Schwimmer mit dem Stiel fest verbunden ist, hat er jetzt sichere Führung. Nun dreht man das zweite Ende des Metall- fadens um die Nadel des Blechplättchens C und zwar an der unteren Seite des Bleches ; steckt man dann die Nadel in den Stiel, so wird der Metallfaden sicher zwischen Staniol und Blechplättchen eingeklemmt. In angemessener Entfernung drehe man nun die Schraube G so ins Holz, dass das Plättchen C zwischen die Ringe der Klemmschrauben //und H x zu stehen 458 Ar no Falck: Künstliches Seewasser. kommt. Durch das Eindrehen der Schraube G kann man gleichzeitig den zweiten Leitungs- draht, der mit ihr verbunden sein muss, ein- klemmen. Die ganze Anordnung und das Lei- tungsschema zeigt deutlich Figur 3. Hebt oder senkt sich der Wasserstand, so stösst C an H oder Hx und schliesst den Strom. Da man die Länge von B und J be- liebig wählen, vor allem aber die Schrauben H und //j beliebig von einander entfernen kann, so hat man es auf einen Millimeter genau in der Hand, um wieviel das Niveau variieren darf. Die Differenz nach auf- oder abwärts wird immer genau der Distanz zwischen H und H x gleich sein. Man könnte den Metallfaden sparen, wenn B ganz aus Metall ist, dann aber müsste es in F jederzeit leicht gleiten und doch immer in der Oese anliegen, was wohl nur ein Prä- zisionsmechaniker fertig brächte. Dass man Glocke und Element beliebig irgendwo anbringen kann, brauchte nicht erst gesagt zu werden. Dass man beide sparen kann, wenn man die Leitung mit einem Haus- telegraphen geeignet verbindet, (wenn nichts dagegen spricht) ist ebenso selbstverständlich. Um aber allen Möglichkeiten vorzubeugen, hat der Verfasser noch eine weitere Sicherung angebracht. Bei den allermeisten Springbrunnen- Einrichtungen sind zwei Vorratsflaschen vor- handen. Die eine speist den Springbrunnen, die andere nimmt den Aquarienablauf in sich auf. Beide tauschen fortwährend ihre Bollen. Durch den Kork beider gehen verschiedene Röhren, die in Figur 3 der besseren Uebersicht wegen bis auf eine nicht gezeichnet sind. Diese eine ist jene, mit einem Sperrhahne versehene, durch die aus der Flasche die Luft entweichen kann, wenn sie den Ablauf aufzunehmen hat. Ueber diese Bohre schiebt man den durch- lochten Kork L und L 1? dann steckt man in sie einen genau wie B, C, in Figur 1 aus- gerüsteten Pinselstiel M und M x ; er muss locker sitzen, damit neben ihm die Luft ent- weichen kann und stützt sich auf den Kegel des Sperrhalmens. Ueber den Kork schraubt man die Kohlenklemmen K und K j und be- festigt an ihnen den einen Leitungsdraht N. Den zweiten, 0, befestigt man an den Kork selbst und führt von ihm den Metallfaden zu M. Läuft nun aus was immer für einer Ursache die Flasche, die den Ablauf empfängt, über, so kann sie dies nur durch die Glasröhre L und Lv Das in diese dringende Wasser hebt den Pinsel- stiel, (deshalb ist hier der Stiel nie aus Metall zu nehmen) das obere Metallplättchen berührt die Kohlenklemme und die Glocke ertönt. Die Verbindung mit dem Stromkreis zeigt deutlich Figur 3. Wenn dieser einfache, billige Apparat, (der nicht leicht versagen wird, wenn nur die Metallfäden und das Element in Ordnung bleiben), einen Aquatiker vor den eingangs gedachten, bösen Ueberraschungen bewahrt, so soll es dem Verfasser eine aufrichtige Freude sein. Künstliches Seewasser. Neue Rezepte dazu, sowie eine Anlei- tung, nach falschem Rezept bereitetes Wasser zu berichtigen. Von Arno Falck, Verein „Aquarium“ - Zwickau Sa. Im XIX. Jahrgange dieser vortrefflichen Zeitschrift, Heft 18 und 19, Seite 209 und 223 hat Herr cand. cliem. P. Schmalz den Nach- weis geliefert, dass die in allen Handbüchern und Zeitschriften der Aquarienkunde befind- lichen Rezepte zur Bereitung des künstlichen Seewassers falsch sind, weil in denselben die erheblichen Kristallwassergehalte der Handels- ware von Magnesiumsulfat und -chlorid, sowie der Kalkbedarf nicht berücksichtigt worden sind! Auf diesen Umstand ist auch früher wiederholt aufmerksam gemacht worden, so z. B. in den Fragenkastennotizen Nr. 56, 100, 118 des Arno Falck: Künstliches Seewasser. 459 Berliner „Triton“, in „Natur und Haus“, IX., Seite 108, 300; X., Seite 126; aber Herrn Schmalz blieb es Vorbehalten, in obiger Arbeit erstmalig ein deutliches Rezept zu geben, nach welchem jeder Laie bequem und sicher arbeiten kann. Als ich vor Jahren meine ersten Marine- aquarien !) anlegte, bereitete ich das künstliche Seewasser aber nicht nach diesen alten, total falschen Rezepten, die nur vier verschiedene Salze vorschreiben, sondern nach einem weniger falschen Rezepte, in welchem noch 100 g Cal- ciumsulfat und 1 g Jodkalium für 100 Liter Wasser vorgeschrieben war, während es bezüglich des im natürlichen Seewasser vorkommenden Brom- gehaltes und der 25 verschiedenen sonstigen Stoffe hiess, dass alle diese für den Haushalt des Aquariums entbehrlich sind. Ob das wohl auch bezüglich des Bromgehaltes zutrifft? Ich denke mir, die Meeresorganismen werden in einem Wasser mit Brom besser gedeihen, als ohne. Warum sollte man es ihnen also vorent- halten? Nach „Natur und Haus“, IX, Seite 108 und nach Bade sollen in 100 Liter Nordseewasser gar 37 g und im Mittelmeerwasser sogar 56 g Bromnatrium enthalten sein; aber das stimmt nicht, wahrscheinlich soll es heissen 3,7 und 5,6 g, während nach Zernecke durchschnittlich 6 g darin enthalten sein sollen. Woher ich das seinerzeit von mir benützte Rezept hatte, weiss ich freilich nicht mehr. Ich habe bereits 60 Bände Aquarienliteratur ver- geblich danach durchsucht; glücklicherweise hatte ich mirs damals sofort abgeschrieben. Das neue Schmalzsche Rezept unterscheidet sich von den alten Rezepten aber nicht nur durch andere Gewichtsangaben, sondern noch dadurch, dass Kalium und Calcium in ihren Chlorver- bindungen verwendet, während in den alten Rezepten die Sulfate angegeben sind. Diese Neuerung hat den grossen Vorzug, dass dem Wasser dadurch der erforderliche Kalkgehalt mit geringerer Mühe, als bei Ver- wendung von Calciumsulfat, zugeführt wird. Leider kann nur derjenige von diesem Vor- züge profitieren, der künstliches Seewasser frisch hersteilen will. Wer aber, wie ich, seine nach alten falschen Rezepten hergestellten Seewasser- vorräte nach Schmalzs Angaben berichtigen will, 0 Ich finde diesen, vorwiegend von österreichischen Schriftstellern gebrauchten Ausdruck richtiger, kürzer und wohllautender als den üblichen üblen Ausdruck „Seewasseraquarium“, denn im Worte „Aquarium“ ist der Begriff „Wasser“ bereits enthalten. Der Verfasser. kann sich diesen Vorzug nicht zunutze machen; er würde dadurch zu viel Chlor und zu wenig Schwefelsäure in seine Mischung bringen. Ich habe deshalb unter Zugrundelegung der Schmalzschen Arbeit und einer Tabelle der chemischen Symbole und der Atomgewichte zu- nächst ausgerechnet, welche Mengen der in den alten Rezepten angewandten Salze verwendet werden müssten und konnte dann ausrechnen, was der alten Seewassermischung noch zuzu- setzen ist. Ich bin überzeugt, es werden auch die letzten Klagen über Misserfolge bei Verwendung künst- lichen Seewassers verstummen, wenn künftig nur noch richtige Mischungen im Gebrauch sein werden, insbesondere, wenn man auch das in der Asche fast aller Meeresorganismen nach- weisbare Brom und Jod hinzufügt, was ja nur geringe Mühen und Kosten macht. Man hüte sich aber vor einem zuviel, denn die Stoffe sind nur in „homöopathischen Dosen“ im Meerwasser vorhanden, also von Brom nicht 0,3 bezw. 0,5 g im Liter, sondern nur 0,03 bezw. 0,07 g im Liter = 3 bezw. 5 g in 100 Litern. Noch gering- fügiger ist der Jodgehalt. Eine kürzlich im Briefkasten der „Vereinigung der Naturfreunde“ gegebene Wiederholung der unrichtigen Angabe des Bromgehaltes veranlasste mich, an die Kgl. preuss. Biologische Anstalt auf Helgoland die Bitte um Auskunft über den Brom- und Jodgehalt des Meerwassers zu richten, und ich erhielt darauf folgende Auskunft, für die ich auch an dieser Stelle verbindlichsten Dank sage. Helgoland, den 6. Mai 1909. Die von Ihnen laut Schreiben vom 3. Mai gewünschte Auskunft ist nicht so leicht zu erteilen, da die bis jetzt veröffentlichten Ana- lysen keine ganz übereinstimmenden Resultate ergeben haben. Genaue Jodbestimmungen sind nur aus der Adria bekannt und zwar fand Köttstorfer in 100 Liter nur 2 Milli- gramm Jod. Brom wurde von Dittmar im Mittel aus 77 Analysen von Wasserproben der Challenger- expedition (als Magnesiumbromid berechnet) zu 0,076 g in 100 g Wasser gefunden. Genaue Untersuchungen über den Unter- schied in der Menge der verschiedenen Salze in den einzelnen Meeresteilen sind noch nicht ausgefühlt. Nach Forchhammer wird aber angenommen, dass sie überall in denselben Verhältnissen vorhanden sind. 460 Arno Falck: Künstliches Seewasser. Die besten Analysen finden Sie zusammen- gestellt in Krümmel, 2. Auflage, „Handbuch der Oceanografie“, I. Band, Seite 216 ff. I. A.: Dr. A. C. Reichard. Aus diesen Feststellungen geht hervor, dass die von mir bemängelte ältere Angabe des Brom- gehaltes unrichtig ist. Es dürfte also nicht 37 g in 100 Liter = 0,037%, sondern es müsste heissen 0,037 g im Liter = 0,037 %0 (promille) = 0,0037%. Zernecke trifft hier mit 6 g in 100 Litern das richtigere. Aber auch die Jod- menge in dem seinerzeit von mir benützten alten Rezepte (1 g Jodkalium auf 100 Liter Wasser) ist um das dreihundertfache zu hoch angegeben. Schaden hat dieses eine Gramm in 100 Liter Wasser selbstverständlich nicht an gerichtet. Da der Jodgehalt im Meere also nur 2 Millligramm in 100 Liter beträgt, kann Jodzusatz im künst- lichen Wasser wegbleiben. In den alten Rezepten heisst es meistens, man solle jedes der verschiedenen Salze besonders in einer angemessenen Wassermenge auflösen, abklären lassen und dann erst die Lösungen zusammengiessen. Dies ist aber eine ebenso be- deutende als unnötige Erschwerung der Arbeit. Dies erfuhr ich vor Jahren, als ich rezeptgetreu meine erste Seewassermischung herstellte. Zur Lösung der andern Salze genügten ver- hältnismässig kleine Wassermengen, aber die verlangten 100 g Calciumsulfat brauchten 40 Liter Wasser zur Lösung, wobei ich noch unzählige Male umrühren musste. Beinahe wäre mir da- durch die ganze Mischung zu dünn ausgefallen. Löst man aber die nach der neuen Berechnung nötigen 172 g Calciumsulfat oder statt dessen 140 g gebrannten Gips gleichzeitig mit einer grösseren Kochsalzmenge auf, so genügen 27 — 30 Liter Wasser bei anfänglich minuten- langem energischen Schütteln und nötigenfalls mehrmaligem gelegentlichen leichten Schütteln oder Umrühren. Da ist diese Arbeit freilich nicht mehr so bedeutend, als immer angegeben worden ist. Wer mit Brunnen- oder Leitungswasser von hohem Gipsgehalt zu arbeiten genötigt ist, möchte die Menge des aufzulösenden Gipses entsprechend verringern, so z. B. Göttingen um ziemlich die Hälfte, Würzburg um ein Viertel. Schwieriger gestaltet sich die Lösung dieser Frage beim Arbeiten nach dem Schmalzschen Rezepte. Nun zum Kostenpunkt: Eine in den Rezepten immer wiederkehrende Angabe ist die, dass man nur reinste Salze verwenden solle. Chlornatrium purissimum kostet das Kilo 75 Pfg., Kochsalz 18 — 20 Pfg. Ich nahm also Kochsalz und um den Grad seiner Reinheit beurteilen zu können, löste ich es gesondert in einer farblosen Flasche in tadellos klarem Leitungswasser auf. Da staunte ich allerdings über die Brühe, die ich erhielt, über die Sackfasern, die obenauf schwam- men, über den Bodensatz und über die gelbe Trübung, die noch nach 24 Stunden vorhanden war. Ich verschaffte mir daher Chlornatrium purissimum, jedoch als ich dies nach einigen Tagen auflösen wollte, bemerkte ich, dass sich die Kochsalzlösung inzwischen geklärt hatte. Ich goss sie durch mein feinstes Mullnetz vor- sichtig vom Bodensatz ab und gab nun Calcium- sulfat und die übrigen Salze hinzu. Verhältnismässig teuer ist auch das reine Calciumsulfat, was ganz gut durch den billigen gebrannten Gips ersetzt werden kann, wenn man nur die Vorsicht gebraucht, ihn langsam unter kräftigem Rühren in starke Kochsalzlösung zu schütten, damit er sich nicht zu Klumpen ballen kann. An den sonstigen Salzen wird sich kaum etwas sparen lassen, da muss man schon reine Salze verlangen, namentlich von Chlormagnesium, das man am sichersten unter der Bezeichnung Magnesiumchlorid verlangt. Schmalz hat emp- fohlen, bei Bestellung der Salze in einer Apo- theke oder Drogerie stets auch die Formel (das Symbol) beizusetzen, damit nicht im Zweifels- falle ein falsches Salz und damit jedes Salz mit dem richtigen Kristallwassergehalt gegeben wird. Nach der üblen Erfahrung eines meiner hiesigen Freunde sollte die Befolgung dieses Rates nie unterlassen werden. Die Salze für 100 Liter nach dem Rezepte von Schmalz kosten, wenn man sich mit Koch- salz begnügt, zwei bis drei Mark; die Salze nach meinem neuen Rezept kosten bei Verwendung von Kochsalz und gebranntem Gips ebensoviel; nimmt man aber reines Calciumsulfat an dessen Stelle, so kostet es um 40 Pfg. mehr. Verwendung reinen Chlornatriums statt des Kochsalzes ver- teuert die Sache um Mk. 1.60. Nun noch einen kleinen Wink: Will man die Auflösung der Salze in enghalsigen Flaschen oder Ballons herstellen , so schütte man die Salze mit Ausnahme von Gips in einen hand- lichen Topf mit etwas Wasser, rühre mit einem Holzlöffel um und giesse den dünnen Salzbrei durch einen Trichter in die Flaschen. Der Gips ist stets mit Kochsalz und reichlich Wasser kräftig zu schütteln, bevor er der Mischung zu- gesetzt wird. Fritz Fraenkel: Zur Durchlüftungsfrage. Rezept nach P. Sclimalz für 1U0 Liter künstliches Seewasser („Blätter“, XIX, Seite 224). Chlornatium - Kochsalz = Na CI . 2 kg 815 g Chlorkalium = K CI 67 g Chlormagnesium = Magnesiumchlo- rid = Mg Cl2 + 6 H2 0 . . 551 g Magnesiumsulfat = Bittersalz — Mg SO4 4- 7 H2 0 . 692 g Nachdem die Lösung dieser vier Salze auf etwa 50 Liter verdünnt ist, setze man noch hinzu: Chlorkalium Ca Cl2 + 2 H2 0 . 145 g Schreiber dieser Zeilen würde noch hinzu- fügen: Magnesiumbromid (MgB r2 + 6 H2 0) oder Natrium bromatum (Na Br + 2 Ho 0) 10 g Ist alles gut gelöst, wird filtriert und auf 100 Liter verdünnt. Rezept nach Arno Falck für 100 Liter künstliches Seewasser. Clornatrium = Kochsalz = ^NaCl . 2 kg 815 g 172 g Calciumsulfat Ca S04 + 2 H2 0 172 g (oder statt dessen 140 g gebrannten Gips) sind in mindestens 30 Liter Wasser aufzulösen und zwar unter minutenlangem Rühren oder Schütteln, welches ein- oder paarmal zu wiederholen ist, sobald sich ein Niederschlag von ungelöstem Gips zeigt. Gleichzeitig oder später sind hinzuzufügen: Magnesiumsulfat = Bittersalz = Mg S04 + 7 H2 0 . . . . 320 g Chlormagnesium = Magnesiumchlo- rid = Mg Cl2 + 6 H2 0 . . 850 g Kaliumsulfat = K2 S04 .... 80 g Magnesiumbromid (Mg Br2 + 6 H2 0) oder Natrium bromatum (Na Br + 2 H2 0) 10 g Soll hartes Brunnen- oder Leitungswasser von erheblichem Gipsgehalt verwendet werden, so dürfte eine Verringerung der angegebenen Calciumsulfatmenge zu empfehlen sein. Nach vorstehendem neuen Rezept bereitetes Seewasser enthält an Ca, Mg, Na, K, CI und S04 ziemlich genau die nach Schmalz erforder- lichen Mengen und ausserdem knapp 6 g Brom. Wer nach älteren Rezepten bereitetes See- wasser danach berichtigen will, kann sich leicht ausrechnen, was er dazu braucht. War das Wasser nach dem alten 100 Liter Rezepte: Kochsalz 2650, Bittersalz 200, Chlor- magnesium 300, Kaliumsulfat ohne Gipszusatz bereitet, so würden in 15 Liter = 15 kg Süss- wasser aufzulösen sein : 461 140 g gebrannter Gips oder Calcium- sulfat Ca S04 + 2 H2 0 . . .172 g Kochsalz 165 g Bittersalz 120 g Chlormagnesium 550 g Kaliumsulfat 20 g Bromnatrium oder Magnesiumbromid 10 g. Nachdem wiederholt kräftig um gerührt ist, lässt man schliesslich den ungelösten Gips ab- setzen, giesst die klare Lösung ab und füllt das Gefäss wieder mit 15 Liter von dem zu ver- bessernden Seewasser auf, worin sich der Rest Gips auflösen wird. Dann kann man diese zwei- mal fünfzehn Liter zusammengiessen und hat nun 30 Liter Zusatzlösung, von der man zirka 4 Liter auf je 10 Liter der alten Mischung zu geben hat, d. h. 10 Liter alte Lösung + 4 Liter Zusatz = 14 Liter Seewasser entsprechend dem von P. Schmalz geforderten Gehalt. In mit Tieren besetzte Aquarien darf der Zusatz erst gegeben werden, nachdem er gut abgeklärt ist und zwar am besten wohl allmählich im Verlaufe mehrerer Tage, nicht gleich auf einmal. Ich habe, nebenbei bemerkt, hier vorausge- setzt, dass das zu verbessernde Seewasser eine Dichte von 1,027 besitzt. Hat man es mit dünnerem oder schwererem Wasser zu tun, so muss man vom Süsswasser anstatt 15 Liter so viel mehr oder weniger nehmen, dass die frische Lösung der neu hinzukommenden Salze das ge- wünschte Gewicht erhält und ebensoviel mehr oder weniger als 15 Liter hat man vom alten Seewasser zu nehmen, um den Gipsniederschlag vollends aufzluösen. Das Verhältnis von 4 Liter dieser fertigen Zusatzlösung auf 10 Liter alten Wassers bleibt dann dasselbe. Zur Durchlüftungsfrage. Von Fritz Fraenkel, „Biologische Gesellschaft für Aquarien- und Terrarienkunde“, Frankfurt a. M. Ueber den Wert der Durchlüftung noch zu diskutieren, hiesse Eulen nach Athen tragen. Ebenso, über die verschiedenen Arten der Durchlüftung zu debattieren, wäre zwecklos. Wer sich einen Apparat anschaffen will, der tadellos funktioniert, möge den Kindel & Stössel- schen wählen, unstreitig den besten Durchlüfter. Viele haben jedoch Kohlensäureflaschen, die sie aufpumpen müssen. Dass das Pumpen eine harte Arbeit ist, weiss ausser den Luftpumpern noch manch anderer. Da gibt es viele unangenehme Arbeiten da- bei; Schlauch, Ventile und Verbindungsstücke müssen tadellos in Ordnung sein. 462 Ernst Nieselt: Praktische Gestellaquarien. Täglich muss Luft eingepumpt werden und dies ist wahrlich eine Anstrengung, die man, wenn es irgend möglich, umgehen soll. Solche bequeme und billige Art und AVeise einer Durchlüftung will ich hiermit zu Nutz und Frommen aller Beteiligten bekannt gehen. Die ganze Leitung lege man aus dünnem Bleirohr oder Messingrohr an. Bleirohr ist schwer erhältlich, doch beziehe ich das meinige von Kindel & Stössel. Die Hähne, ebenfalls von Kindel & Stössel, verlöte ich mit dem Blei- rohr, so dass einzig und allein die Winkel mittelst Schlauch verbunden sind. Die Winkel sind mit Metallköpfen und Bucks- baumscheiben versehen und funktionieren selbige vortrefflich (von gleicher Firma). Die Kohlen- säureflasche seihst richte man derart ein, dass die Leitung abschraubbar hergestellt wird. Für zirka 50 — 60 Pfennig erhält man beim Gelb- giesser usw. eine passende Verschraubung. Wir leben im Zeitalter des Automobils und machen uns daher dessen Vorteile zunutze; ärgern wir uns doch oft genug über seine Nach- teile. Jetzt sind Flaschen mit komprimierter Luft überall erhältlich. AVer keine Kohlen- säureflascke hat, kann sich ja solche kaufen, doch stellt sie sich bedeutend teurer. Da diese Flaschen, die zum automatischen Luftpumpen mittels der komprimierten Luft benutzt werden, an den Verkaufstellen wieder gefüllt werden, so kann man gegen Geld und gute AVorte, — letztere besonders — , seine Kohlensäureflasche mit Luft aufgefüllt bekommen, und zwar bis zu 150 Atmosphären Luft, ein ganz stattliches Quantum, das bei drei Durch- ltiftern reichlich ein Jahr währt. Ich brauche pro Tag 4/10 Atmosphären, habe allerdings eine Sauerstoffflasche von 300 Atmos- phären. Das Auffüllen kostet Mk. 1.20, Trans- port Mk. 0.25. Dafür fällt alle bisherige Schererei fort und man hat Tag und Nacht regelmässige Durch- lüftung bei vier Durchlüftern. Will man noch sparsamer umgehen, so nehme man statt der Buchsbaumscheiben Holzkohlen- scheiben, die jeder Drechsler anfertigen kann. Die Flasche muss an einem sicheren Stand- ort stehen, absolut dicht scliliessen, die Löt- stellen müssen tadellos sauber und luftdicht sein, der Oeffnungskahn darf nur wenig geöffnet werden. Man darf eben nicht vergessen, dass 150 Atmos- phären schon eine gewaltige Kraft in sich bergen und man vorsichtig damit umgehen muss. Berücksichtigt man alle diese Momente, so ist die ganze Sache so einfach und leicht, dass wohl jeder Besitzer oder Erwerber einer Kohlen- säureflasche diese Füllung der Flasche in einem einschlägigen Geschäfte vornehmen lassen wird. Er spart Geld, Arbeit, Mühe und Zeit, also nochmals Geld. Hier in Frankfurt und wohl auch in anderen Städten, besorgt das Füllen die „Continental - Cautsckuk Companie11. AVo Druckluftanlagen vorhanden, wende man sich an diese. Fahrrad- und Automobilfabriken werden ebenfalls die Flaschen füllen. Gar manchem, der sich bisher mühsam mit der Fusspumpe abquälte, wird mein Fingerzeig ein angenehmer AVegweiser sein und soll es mich freuen, wenn er zufrieden gestellt wird. Praktische Gestellaquarien. Nebst einer Zeichnung von Ernst Nieselt- Dresden N. So genuss- und lehrreich der Aquariensport ist, so hat er doch auch in vieler Hinsicht seine allzu bekannten Schattenseiten. Bald erscheinen dieselben in Gestalt von Polypen , Faden- würmern, Algen, bald platzt mal ein Glasbecken und so geht es fort. Unter allen diesen Uebeln dürfte wohl letzteres uns am meisten Verdruss bereiten. Aber fragen wir nun , warum besitzen die meisten Liebhaber Glasbecken? so erhalten wir wohl als erste Antwort, weil sie am billigsten sind. Freilich billig nur für den- jenigen Liebhaber, welcher seine Becken gleich den Fischen und Pflanzen gut und richtig zu behandeln versteht. AVer aber irgend kann, tut besser, sich Gestellaquarien anzuschaffen, welche uns weit mehr Vorteile in jeder Beziehung bieten, als die empfindlichen Glasbecken. Sind Gestellaquarien auch teurer als Glasbecken, so kommen wir, wenn wir uns das jährliche Bruch- konto an Glasbecken ansehen, zu dem Schluss,’ dass selbst das teuerste Gestellaquarium nicht zu teuer ist, ganz abgesehen von den weit besseren Eigenschaften letzterer den Glasbecken gegen- über, durch deren Striemen, Luftblasen usw. man manchmal kaum unterscheiden kann , ob man Acara oder junge Kärpfcken im Becken hat. — AVas nun die Kostspieligkeit der Ge- stellaquarien anbelangt, so lässt sie sich doch etwas schwächen. Damit meine ich, dass sich ein Jeder selbst seine Gestellaquarien anfertigen kann für einen einzig dastehenden, konkurenzlos Ernst Nieselt: Praktische Gestellaquarien. 463 niedrigen Preis. Und da meine Parole ist: „Was der Eine hat, soll auch der Andere haben“, so will ich im nachstehenden meine Er- rungenschaft auf technischem Gebiet folgen lassen, an der Hand einer Zeichnung. Denn nicht allein die Wissenschaft, sondern auch die Technik sind für unsere Liebhaberei zwei wert- volle Vorgesetzte ; und gleich der ersteren, ver- danken wir auch der letzteren manch guten Erfolg. Nun aber will ich deutlich erklären, wie spielend leicht ein Jeder sofort Aquarien- fabrikant werden kann. — Wir kennen doch alle die in jedem Delikatess- und Schokoladengeschäft anzutreffenden Tee- uncl Kakesbüchsen in viereckiger Form und ver- schiedener Grösse, einschliesslich der bei jedem Maler und Drogisten herum- liegenden leeren Firnissbehälter. Alle diese Gestalten können wir für wenige Groschen erstehen und uns auf Lebenszeit nutzbar machen. Wir legen eine solche Büchse auf den Tisch, nehmen Bleistift und Lineal oder auch nur einen geraden Pappstreifen zur Hand und ziehen zunächst auf der Vorderseite der Büchse oben wie unten zwei Querlinien, links und rechts zwei senkrechte Linien, welche sämtlich lQcm von dem äusseren Umriss der Büchse abstehen müssen ; ebenso verfahren wir mit den anderen Seiten desselben ausschliesslich des Bodens. Sind wir damit fertig, so klemmen wir die Büchse zwischen dieKnie resp. beide Oberschenkel, nehmen ein einfaches kurzes, möglichst scharfes Messer mit feststehender Klinge in die linke Hand, setzen deren Spitze senkrecht auf eine gezogene Bleistiftlinie und schlagen mit einem leichten Hämmerchen auf das Griffende des Messers, so- dass die Klinge etwa 3 cm durch die Blech- wand dringt. — Jetzt schlagen wir mit dem Hämmerchen gegen den Kücken der Klinge, so- dass diese stets in der Richtung von rechts nach links unmittelbar auf der Bleistiftlinie ent- lang fährt, bis sie am Ende der Linie angelangt ist. Nun drehen wir die Büchse um, worauf wir gleich der ersten mit der nächsten Linie beginnen und so geht es fort. Ich will aber nochmals wiederholen , dass die Schneide des Messers von der Linie nicht abweichen darf, was uns nur durch langsames, kurzes Schlagen des Hammers und durch gerades und festes Halten des Messers gelingt. Also die ganze Handhabung ist spielend leicht und sicher von Jedem ausführbar. Die Figur zeigt wie ich es meine. Haben wir auf diese einfache und schnelle Art alle Seiten der Büchse bearbeitet, so fallen die mittleren, ausgeschlagenen Blech- wände von selbst heraus, worauf sich die ehe- malige Biskuitbüchse nunmehr als Aquarien- gestell präsentiert. Alle leeren Blechschachteln, ganz gleich was ehemals darin war, können wir uns auf diese Art nutzbar machen. Wir streichen dann das Gestell mit Mennige aus. Zu diesem Zweck kaufen wir uns für 10 Pfg. Mennige und rühren diese in 2/3 Firniss und 1/3 Terpentin streichfertig wie jede Oelfarbe mit einem Holz- spänchen gut an. Nach erfolgter Trocknung dieses unvergleichlich dauerhaften, gegen Rost schützenden Anstriches können wir mit dem Einkitten der Scheiben beginnen. Wenn wir für 20 Pfg. Mennige unter den für 10 Pfg. er- hältlichen Kitt kneten, so haben wir ein sein- gutes Dichtungsmaterial. Je mehr Mennige wir verarbeiten, umso haltbarer wird der Kitt und umso schneller erhärtet er. Ich muss aber dringend davor warnen , dass das Bearbeiten mit Mennige nicht mit wunden Händen geschehe, weil Mennige giftig ist. Auch wolle man Kinder von diesem Farbstoff möglichst fern halten. Nach erfolgter Einkittung der Scheiben stellen wir das Aquarium an die Luft zum Trocknen. Ist der Kitt nach mehreren Tagen oder Wochen, je nachdem er beschaffen war, erhärtet, so wird das ganze Aquarium, Scheiben 464 Kleine Mitteilungen. selbstverständlich ausgeschlossen, mit Zinkweiss innen wie aussen angestrichen. Ich wähle Zinkweiss, weil diese Farbe dem Aquarium ein höchst vornehmes, gefälliges Aussehen verleiht. Um jedoch ein schöneres Reinweiss zu erzielen, mengen wir vor dem Anstrich unter das Zink- weiss eine kleine Messerspitze blaue Farbe. Andernfalls würde Zinkweiss nach erfolgter Trocknung gelblich aussehen. Unsere lieben Hausfrauen blauen auch ihre Wäsche, nur um sie schön weiss zu bekommen. Selbstverständ- lich lasse man sich vom Drogist kein oxydiertes Zinkweiss geben , denn solches ist nicht des Heimtragens wert. Haben wir aber gutes Zink- weiss erhalten, so rührt man es am besten so- fort streichfertig ein, da es sonst in kurzer Zeit in der Düte oxydieren würde. Verraten will ich noch , was mich solch ein Aquarium im Selbstherstellungspreis kostet. Biskuitbüchse 24 cm hoch, 23 cm breit, 1 1 cm tief, gebraucht 35 Pfg. im Detail, Glasscheiben 30 Pfg., Kitt setzens (das Aquarium, in dem sich die Quappe be- fand, war zu veralgt, um darin photographieren zu können), wageich nicht zu entscheiden. Untersuchung mittels der Lupe ergab, dass in einzelnen Stellen der Albinotische Larve von Bufo vitidis. Haut Pigment vorhanden war, auch hatten die Augen die normale Färbung. In diesem Falle handelte es sich dennoch nicht um vollständigen Albinismus, *) Im Sommer 1908 fing ich in demselben Tümpel wieder eine weisse Larve von B. viridis. Trotz aller Sorgfalt gelang es mir jedoch nicht, das Tier lebend mit nach Hause zu bringen. P. Schmalz. mit Mennige ca. 20 Pfg. , Zinkweiss , Firniss, Terpentin zusammen ca. 25 Pfg. Summa 1,10 Mk. Dafür habe ich ein heizbares, schönes Becken, dessen Urzustand kein Mensch zu erraten vermag. Kleine Mitteilungen Eine weisse Kaulquappe. (Mit einer Aufnahme des Verfassers.) Im Spätsommer 1907 gelang es mir, in einem Tümpel unfern von Leipzig eine vollständig weiss gefärbte Kaulquappe zu erbeuten. Besagter Tümpel befindet sich in einer Sandgrube. Er ist vollkommen frei von jeglichen Wasserpflanzen und wird jedes Jahr von einer grossen Menge Quappen der Wechselkröte (B. viridis) belebt. Unter An- wendung grösster Sorgfalt brachte ich das seltene Tier glücklich lebend mit nach Hause und setzte es ganz für sich in ein alteingerichtetes flaches Aquarium. Sommer und Herbst vergingen, ohne dass meine Quappe Anstalten machte, das Wasser zu verlassen. Infolge einer Blitzlichtaufnahme ging sie leider in wenigen Stunden ein. Ob das plötzliche grelle Licht den Tod verursacht hat oder die Strapazen des Um- Zur Aufzucht von Pyrrhulina nattereri. Zu dem von Herrn P. Arnold in No. 27 der „Blätter“ gebrachten interessanten Artikel möchte ich bemerken, dass es unserem Mitglied, Herr O. Kittier, nach dreimaligem Misserfolg nun doch gelungen ist, die Jungfische durch- zubringen. Genannter hat von der vierten Zucht 10 und von einer fünften Zucht zirka 60 Jungfische er- halten. Die jetzt 14 Tage alten Tiere messen 8—12 mm. Das geringe Ergebnis der vierten Zucht ist wahr- scheinlich auf das durch abgestorbene Schnecken (! !) verdorbene Aquariumwasser zurückzuführen. Herr O. Kittier, der den Laichakt genau beobachtet hat, wird demnächst seine Erfahrungen veröffentlichen. — Verraten will ich nur, dass den Liebhabern wieder einmal eine Ueberraschung bevorsteht, wie seinerzeit bei P. filamentosa, wenn auch die Laichabgabe sich anders wie bei dieser Art vollzieht. Hamburg, 8. Juli 1909. Arthur Rachow („Rossmässler“- Hamburg). Berichtigungen. In No. 28, Seite 448, Spalte 1, Zeile 5 von unten und Spalte 2, Zeile 17 von unten, lies statt Rana esculeuta Rana esculenta ; ferner Seite 149, Spalte 2, Zeile 19 von oben, statt O. v. Linstav O. v. Linstow. Dr. Wolterstorff. ') Bei Amphibien trifft man bekanntlich keinen totalen Albinis- mus an. Dr. Wolt. Für die Schriftleitung verantwortlich: In Deutschland: Dr. W. Wolterstorff, Magdeburg-Sudenburg; in Oesterreich: Dr. P. Kämmerer, Wien 11/2. Zur Beachtung! Die besten Tage zur Einsendung der Vereinsberichte für die nächstfolgende Nummer sind Donnerstag, Freitag, Sonnabend. Alle an diesen Tagen eingehenden Berichte werden sorgfältig durdigesehen und unterliegen einer ersten, oft auch einer zweiten Korrektur! Beispielsweise werden Berichte , die mir am Freitag, den 16. April zugehen , am Dienstag, den 27. April pünktlich und korrigiert erscheinen. In solchen Fällen ist auch Korrektur durch den Verfasser möglich und bedarf es sodann nur eines entsprechenden Vermerks (mit Adressenangabe) am Kopfe des Berichts. — Alle später, bis Dienstag, eingehenden Berichte werden gleichfalls pünktlich zur Druckerei befördert, hier kann aber weder für Korrektur noch sofortigen Abdruck garantiert werden. Kurze Berichte, die ich Mittwochs erhalte, können ausnahmsweise noch am nächsten Dienstag erscheinen. Für eilige Tagesordnungen usw., die direkt an die Druckerei gehen müssen (siehe Inserat!) ist Schluss der Annahme Donnerstag früh oder mittags, spätere Einsendung ist zwecklos: Dr. Wolterstorff, Magdeburg-S., Hellestrasse 2 a. Vereins-Nachrichten. 405 Unter alleiniger Verantwortung der Herren Einsender. Breslau. „Proteus“ E. V. Gegründet 1908. Aus der Sitzung vom 29. Juni. Ein Ausflug in die Görlitzer Heide. — Aufnahme des Herrn Ing. Korthals Goldschmieden bei Dt.-Lissa. — Der Vorsitzende berichtet kurz über seinen Ausflug in die Görlitzer Heide. Einer liebenswürdigen Einladung des Vereins „Aquarium“-Görlitz folgend, an dem für den 28. Juni festgesetzten Ausflug in die Heide und die Torfmoore der Umgegend Kohlfurts teilzunehmen, waren wir nur zu gern gefolgt. Waren uns doch die Görlitzer Herren noch von ihrer vor- jährigen Ausstellung her in guter Erinnerung und hatte man sich in dem Herrn Lehrer Barber, einem anerkannten tüchtigen Floristen, einen Führer ge- wählt, der wie kein anderer in der Lage war, uns die botanischen Schätze dieser Gegend zu erschliessen. Wir fuhren aber schon einen Tag früher, um uns einmal wieder das schöne Görlitz anzusehen und um bei den Mitgliedern die längst versprochenen Besuche zu machen. Mindestens ebenso lehrreich wie eine Ausstellung ist es, die Aquarien sich an Ort und Stelle anzusehen." Man hat bequem Zeit über dieses und jenes zu plaudern, lernt dabei viel und sieht in der engeren Häuslichkeit manche kleinen technischen Besonderheiten, die man für gewöhnlich auf Aus- stellungen nicht vorführt, die aber deshalb nicht minder wichtig sind. Die Görlitzer geben neben gutem Fischmaterial viel auf schöne und naturgemässe Be- pflanzung. Hier wollen wir nur die grossen Anlagen des I. Vorsitzenden des Vereins, Herrn Dr. Finster, hervorheben, der seine Schätze in einem hochgelegenen, mit Glasvorbau versehenen Keller untergebracht hatte. Es erregten ganz besonders einige 500 Liter-Becken unsere Bewunderung und in einem derselben eine herrliche, gelbblühende Nymphaea aus der Laydekeri- Klasse. Zum ersten Male war es Herrn Dr. Finster in diesem Jahre gelungen, im Aquarium die Pflanze zur Blüte zu bringen. Dass wir die zahlreichen Seewasser- aquarien des Herrn Kögel in Augenschein nahmen, ist natürlich selbstverständlich, zumal wir mancherlei Fragen an den erfahrenen alten Herrn auf dem Herzen hatten. — Am nächsten Morgen begann von Kohlfurt aus unter zahlreicher Beteiligung die Exkursion. Heide und Moor mit den ihnen eigentümlichen Pflanzen- gesellschaften hatten wir noch nie gesehen. Desto stärker war der Eindruck! Gleich hinter Kohlfurt konnten wir unsere Wanderung beginnen. Ueberall schöner Kiefernwald , dessen Boden mit Heidelbeer- gestrüpp bedeckt war. Auf manchen Stellen änderte sich plötzlich das Bild. Es begannen sich die F’arn- kräuter auszubreiten, zuerst in kleinenTruppsfßtedmMm spicans, Aspidium montanum), dann an humösen und etwas feuchten Stellen ganze Miniaturwälder des herr- lichen, zirka 1,50 m hohen Adlerfarn ( Pteris aquilinä). Neben der gewöhnlichen, unbehaarten Form fanden wir auch die mit einem dichten Wollpelz bekleidete Form „ lanuginosa “. Hier standen ohne Uebergänge zwei biologische Typen zusammen, für deren Zustande- kommen die gewöhnlichen Erklärungen wohl nicht ausreichen dürften. Auf moorerdigem Waldboden hoben sich scharf gelb- bis mennigerot gefärbte Stellen hervor. Hier stand dicht gedrängt das Wetterpro phetenmoos (Funaria hygrometrica), so genannt, weil die kleinen bimförmigen Flüchte das Wetter anzeigen, indem sie bei trockener Luft stark nach unten Über- hängen, dagegen bei feuchter Luft sich immer mehr aufrichten. Das wird durch Drehungen des Frucht- stieles bedingt Dicht daneben breitete sich das Widertonmoos ( Polytrichum ) aus, wie in den Boden eingesetzte Zweigstücke von Wachholder aussehend, und aus diesem Wäldchen erhoben sich unzählige lang gestielte, flachsblonde Moorfrüchtchen, kleinen Engelsköpfchen ähnelnd. Dort wo der Boden moorig wurde, herrschte das Torfmoos vor und in dasselbe eingesprengt, teils einzeln, teils in ganzen Reihen die typischen Moorgewächse. Am höchsten ragte über allen der Sumpfporst ( Lednm palustre), mit Recht die Alpenrose der Moore genannt, da es den Rho- dodendronarten an Habitus, Blütenform und -reich- tum gleicht. Das Kraut riecht stark, aber nicht un- angenehm nach Rosmarin. Ganz unten zwischen dem Torfmoos schlängelt sich ein kleines Pflänzchen, die Moosbeere ( Vaccinium oxycoccus), eine nahe Verwandte unserer Heidelbeeren, mit langgestielten, nickenden Blüten, an deren Stelle später rote Beeren sitzen. Daneben finden wir zerstreut die Andromeda polifolia , auch in die Gruppe der Vaccinieen gehörend, zirka 20 cm hoch, einem kleinen, schmalblätterigen Weiden- zweiglein ähnlich sehend. Unterbrochen wird das eintönige Torfmoospolster durch eingesprengte Inseln von Drosera rotundifolia und intermedia. Hier und dort sieht man blühende Knabenkräuter (Orchis augusti- folia, latifolia und incarnata ), in deren Nähe wir zu unserer Freude die Scheuchzerie ( Scheuchzeria palustris) entdecken! Wir befinden uns auf dem „Schaukel- moor“, das seinen Namen von der schaukelnden Be- wegung trägt , in die man durch das zeitweise Einsinken beim Gehen versetzt wird. Die Seggen herrschen hier vor. Neben Car ex rostrata und limosa, die C. filiformis, die nahe verwandte Moor- stimsa ( Rhyndiospora fusca) neben grossen Polstern von Droseraceen. Alles ist wohltuend unterbrochen durch die weissen, wollhaarigen Fruchtstände der Wollgräser ( Eriophorum vaginatum und latifolium). Bescheiden lugen aus dem Torfmoos die schildförmigen Blätter des Wassernabels ( Hydrocotyle vulgaris) und die rosenrothen Lippenblumen des Sumpf-Läusekrautes ( Pedicularis palustris) hervor. Hier und dort finden sich Polster einesLebermoosesQWaro'm/zh'a polymorpha) in voller Blüthe. Wie kleine Morgensterne starren uns die Früchte der sternförmigen Segge ( Carex echinata) entgegen, während an der Waldgrenze die Hasenpfotensegge ( Carex leporina) ihre Sammet- pfötchen schmeichelnd uns entgegenstreckt. — Die eingestreuten Tümpel boten ein reichhaltiges Pflanzenleben. Vor dem Phragmitetum (Schilfrohr- region) und mit dieser untermischt blüht die Iris pseudacorus. Ihr zur Seite erheben sich noch jugendliche Pflanzen des Igelkolbens (Sparganium) und mächtig aufstrebende Rohrkolben (Typha latifolium und augusti- folium). An den Rändern, halb im Wasser stehend, erblicken wir unser giftigstes Wassergewächs, den Wasserschierling (Cicuta virosa ) in ausgesucht starken Exemplaren. Dazwischen schwimmen Polster der uns allen bekannten Riccia , aber alles wird über- boten durch den Anblick der ruhig und majestätisch in blendender Weise den Wasserspiegel bedeckenden Blüten der Nymphaea candida. Jeder Tümpel bot seine Eigentümlichkeiten ! Ein Bild von grosser Schön- heit, das wir auch auf der photographischen Platte festhielten, bot z. B. eine Sumpflandschaft, dicht be- setzt mit blühenden Calla pallustris und umrahmt von den gelben Blumen der Iris pseudacorus. Aus anderen Tümpeln wiederum ragten nur grosse und kleine gelbe, bespornte Blumen auf hohen Stielen hervor. Es waren zwei Arten unseres Wasserschlauches in Blüte ( Utricularia intermedia und mivor). In der Tschirne, die unser Gebiet durchfloss, fänden wir ausser den gewöhnlichen Pflanzen, an den Steinen festsitzend langausgezogene Büschel von Quellmoos (Fontinalis antipyretica). Am Nachmittag langten wir wieder in Kohlfurt an, und jeder fuhr nun seiner Heimat zu, nicht ohne dass wir uns das Versprechen gegeben hatten, in diesem Jahre noch einmal einen derartigen Ausflug zu machen, zumal wenn wir da- bei wieder auf die ausgezeichnete Führung durch den Herrn Barber-Görlitz rechnen können. Mit Freude werden wir stets dieser Exkursion und der aufopfern- den Liebenswürdigkeit der Teilnehmer, zumal der Herren Dr. Finster und Barber, für die wir auch an dieser Stelle noch einmal unseren besten Dank sagen, gedenken. Dr. Deupser, Deutsch-Lissa. Cöln a. Rh. „Wasserrose“. Protokoll der Sitzung vom 9. Juni 1909. Eröffnung der Sitzung um 9 ‘/s Uhr durch den I. Vorsitzenden. Ausser den üblichen Zeitschriften 466 V ereins-Nachrichten . lag eine Bestellliste zu Vorzugspreisen auf das Mandeesche Jahrbuch vor, wovon ein Teil der Mit- glieder Gebrauch machte. Das Protokoll der letzten Sitzung wurde genehmigt, worauf Herr Bergmann seinen Vortrag über Pflege und Haltung von Schlangen begann. Er führte als Hauptgründe an, welche die meisten davon abhalten, sich Terrarien zuzulegen, dass meist gar keine Zuchterfolge zu verzeichnen und das Absatzgebiet ein sehr beschränktes sei. Nachdem der Vortragende die einzelnen Gattungen an Hand der von ihm mitgebrachten lebenden Exemplare resp. Spirituspräparate näher beschrieben hatte, kam er auf die Pflege zu sprechen. Als obersten Grundsatz empfahl er peinlichste Reinlichkeit der Behälter, welch letztere auch nicht zu klein sein dürfen, minde- stens so gross, dass die Schlangen sich ganz aus- strecken können. Die südeuropäischen Arten sind sehr wärmebedürftig und benötigen daher viel Sonne, auch muss ein Wasserbehälter vorhanden sein. Das Terrarium ist sonst durchaus trocken zu halten und ist besonders für Schlupfwinkel zu sorgen. Die Tem- peratur soll am Tage 15 — 18° R, nachts nicht unter 10° R betragen. Sind diese Bedingungen nicht er- füllt, so stellen sich alsbald Krankheiten ein und ist ein langsames Hinsiechen der Tiere zu beobachten. Zur Ueberwinterung brauchen europäische Schlangen nur wenige Wochen. Bei genügend vorhandenem Futter und der nötigen Wärme ist jedoch eine Ueber- winterung nicht nötig. Ist man voraussichtlich aber gezwungen eine Ueberwinterung vorzunehmen, so hat man während des Sommers und Herbstes reichlich zu füttern. Nach erfolgter Ueberwinterung sind die Schlangen mit Wasser zu bespritzen, worauf dieselben wieder erwachen. Schlangen, Eidechsen, Schildkröten werden trocken überwintert, Lurche dagegen in feuch- tem Moos. Diese Behälter sind an frostfreien Orten aufzustellen und mit Gaze zuzudecken. Die Krank- heiten der Nattern rühren meist von falscher Be- handlung her. Auch hier gilt der Grundsatz: „Eine Krankheit ist leichter zu vermeiden, als zu heilen.“ Da die Schlangen sich in gewissen Zwischenräumen häuten und dabei ins Wasser gehen, so ist ein entsprechend grosses Gefäss vorzusehen. Werden Schlangen zu feucht gehalten, so zeigen sich in der Haut harte Knoten, Pocken genannt, auch bilden sich auf dem ganzen Körper Geschwüre. Dieselben sind mit einem scharfen Instrument zu öffnen, auszudrücken und mit Darmatol zu bestreuen. Die kranken Tiere sind zu isolieren, trocken und warm zu halten. Die sogenannte Mundfäule macht sich durch krampfhaftes Aufreissen ^es Maules bemerkbar. Im Innern des- selben bildet sich eine eitrige Masse. Heilung ist so gut wie ausgeschlossen, man tötet am besten das betreffende Tier. Als Ursache wird altes faules Wasser angegeben. Die sogenannte Drehkrankheit äussert sich dahin, dass die betreffende Schlange sich plötz- lich ein paarmal um sich selbst dreht, dann still ist und verendet. — Als besondere Kuriosität zeigte der Vortragende noch das Spirituspräparat eines von ihm selbst erbeuteten sechsbeinigen Frosches vor. Reicher Beifall lohnte den Redner. — Hierauf ergriff Herr Hondrich das Wort und wusste durch geschickte Vor- tragsweise die Anwesenden so für Terrarien und ihre Bewohner zu begeistern, dass sich sicher mancher daraufhin ein solches zulegen wird. Er machte die Mitglieder mit den Unterschieden der giftigen und ungiftigen Schlangen bekannt, so dass es auch dem Laien möglich ist, eine etwa im Freien angetroffene Schlange daraufhin sofort zu erkennen. Ueber die Geschlechtsunterschiede wurde berichtet, dass diese schwer zu bestimmen seien, bei einzelnen Arten unter- scheiden sich dieselben allerdings etwas in der Farbe. In der Gefangenschaft ist es, wenn auch nicht ganz ausgeschlossen, doch wenigstens sehr schwer, die Tiere zur Fortpflanzung zu bringen. Als Mittel, gefundene Eier ausbrüten zu lassen, wurde empfohlen, dieselben in verrottetem Dünger aufzubewahren, da derselbe gleichmässige Wärme erzeugt. Die Kopulation der Schlangen erfolgt wie bei Eidechsen und verharren die Tiere tagelang in diesem Zustande. Herr Reindl berichtete über das Fangen der Kreuzotter mit einem Fangstock, welcher vorn eine elastische Gabel be- sitzt. Herr Dr. med. Reuter empfahl das Töten er- krankter Schlangen mit Chloroform. — Verschiedene im Fragekasten aufgetauchten Fragen z. B. : „Fressen Kaulquappen den Laich der Fische?“, wurde dahin beantwortet, dass Kaulquappen keineswegs den ihnen im Aquarium eingeräumten Platz beanspruchen könnten, da sie ausser Unrat doch noch lieber Fisch- eier, Daphnien und Jungbrut verzehren, daher grosse Vorsicht zu empfehlen sei. Geschlechtsunterschiede bei Haplochilus latipes bestehen darin, dass das Männ- chen eine geschlitzte Rückenflosse hat, worin der letzte Strahl an der Körperseite fehlt. Bei den meisten Fischen lassen sich die Geschlechter am besten im Frühjahr, ausser in der Farbe, in der Draufsicht von oben erkennen; wenn die Tiere nicht gerade voll ge- fressen sind, ist das Weibchen in der Bauchpartie viel stärker entwickelt. Setzt man eine Lampe hinter das Aquarium, so kann man bei durchscheinenden Fischen deutlich erkennen, dass das Weibchen eine hinten abgerundete Schwimmblase hat, wogegen die des Männchens spitz ausgezogen ist. — Zur Verlosung hatten die Herrn Hoffmann eine grosse Anzahl exo- tischer und einheimischer Pflanzen, sowie ein Paar Poecilia vivipara und Herr Kössler verschiedene Zucht- paare Poeciiia reticulata gestiftet. Schluss der Sitzung 12 Uhr. Der Vorstand. I. A.: P. Rudow. Magdeburg. „Aqnaria“. Versammlung vom 1. Juni 1909. Die gut besuchte Versammlung lauschte mit Interesse den Ausführungen alter Liebhaber, die ihre Erfahrungen und Erlebnisse auf Exkursionen zum Besten gaben. Dass neben dem Sachlichen auch die Humoristika zur Geltung kam, trug viel dazu bei, um diesem Thema ein reges Interesse zu verleihen. Unter Punkt „Verschiedenes“ wurde die Anschaffung eines Pärchens Vereinsflsche beschlossen; ebenso wurde des baldigen Ankaufs eines guten Mikroskops gedacht, zumal ein solches durch ein Vereinsmitglied dem Verein billig offeriert wurde. Aufgenommen wurden die Herren Baumeister Fischer und Chemiker Lange. Wenn jetzt viel in Aufsätzen den Algen das Lob geredet wird und ihnen eine gewisse Existenz- berechtigung in unseren Schaugläsern gewährt werden soll, so ist das schliesslich Ansichtssache. Ich kann nur konstatieren, dass Algen jeder Art von den meisten Liebhabern verwünscht werden. Ob nun auch ein veralgtes Aquarium einen guten Eindruck gewährt, ist auch nicht unzweifelhaft. Konstatiert soll ja aller- dings werden, dass Algen das natürliche Gleichge- wicht des Stoffwechsels im Wasser regeln helfen. Wenn irgend ein heller Kopf ein wirksames Algen- bekämpfungsmittel erfinden sollte, der würde in Bälde ein reicher Mann. Versammlung vom 15. Juni 1909. Den zur Sitzung Erschienenen wurden die Vereins- fische Crenichla lepitoda und Pyrrhalina filamentosa demonstriert und schloss sich diesem eine Aussprechung über die Behandlung und Art der Fische an. Nach dieser Demonstration gab fast jeder der Anwesenden zum Besten, auf welche Weise er zum Aquatiker ge- worden ist. Es gibt kein besseres Thema, als wie dieses. Mit erkennbarer Freude führte uns so manches Vereinsmitgiied seine ersten Behälter und seine ersten Erfolge resp. Misserfolge vor die Augen. Wiederum müssen wir anerkennen, dass unsere Forderung: „ Verdeutschung der Fremdwörter“ sich in den Aquarien- vereinen allmählich Bahn bricht. Neben dem Breslauer „Proteus“ bringt jetzt auch die „Ichthyologische Gesell- schaft“-Dresden eine Verdeutschung der gebrauchten lateinischen Benennungen. Das ist ein ungeheurer, nicht zu verkennender Fortschritt. Zu wünschen wäre aber dann, dass alle übrigen Vereine, wenn sie einmal Fremdwörter gebrauchen müssen und wollen, auch dann gleichzeitig die Verdeutschung mit bei- fügten. Nur auf diese Weise lässt sich das Geschriebene dem weniger Bewanderten und dem Anfänger ver- ständlich machen, und welcher Vorteil dabei für unsere Vereins-Nachrichten. 467 Liebhaberei herausspringt, lässt sich für das erste noch gar nicht übersehen. Doch ist es ein Schritt weiter und näher dem Ziele. Versammlung vom 6. Juli 1909. Als Thema des Abends wurde der Vortrag „Ueber Fischfeinde“ auf Wunsch von unserem Vorsitzenden wiederholt. Tn einer darauf folgenden Besprechung über Girardinus januarius var. reticulata war Gelegen- heit gegeben, die diversen Anschauungen der vei’- schiedenen Liebhaber zu entwickeln und möchten wir im allgemeinen den Standpunkt vertreten, dass dieser Fisch eine Stammform für sich bildet und keine Vaihetät des gewöhnlichen Einfleckkärpflings ist. Durch das freundliche Entgegenkommen des Herrn Dr. Wolterstorff sind fast sämtliche Vereins- mitglieder in der Lage, mehr oder minder seltene und wertvolle Molche in ihren Becken zu besitzen. Uebei’haupt verdienen diese interessanten Tiere be- deutend mehr Beachtung seitens der Liebhaber, als wie es bisher der Fall war. Als Mitglied meldete sich an Herr Schneidermeister Haumann. Aus An- lass eines erfolgreichen, besonders wertvollen und seltenen Zuchterfolges, ladet Herr Baumeister Fischer die Vereinsmitglieder zu einem geselligen Beisammen- sein nach der nächsten Sitzung ein. Wilhelm Rolle. Müiiclien. „Isis“ E. V. Bericht Monat Api'il 1909. Herr Hugo Musshoff- Breslau weist in Nr. 14 der .Wochenschrift“ die Bemerkung in einem Vereins- bericht, dass das Halten von exotischen Reptilien nunmehr bereits sportsmässig betrieben werde, zurück. Auch uns ist eine solche Bemerkung nicht recht ver- ständlich. Bei der Haltung der Reptilien und Am- phibien ist es nicht möglich, einen wirtschaftlichen Gewinn in der Weise zu erzielen, wie dieses Kanai'ien- vereine und eine Reihe von Aquarianern verschiedener Vereine hinsichtlich ihrer Pfleglinge es fertig bringen. Reptilien und Amphibien müssen also lediglich ihrer selbst willen gehalten, gepflegt und beobachtet werden. Wenn dieses als „Sport“ bezeichnet werden will, so lässt sich daran nicht viel ändern. Wir verstehen unter „Sport“ allerdings etwas anderes. Im übrigen ist es wirklich unmöglich und dabei auch nicht not- wendig, allen unzutreffenden Aeusserungen entgegen- zutreten. Zu „Blätter“ Nr. 11: Jockiscli-Kiel hat die Erfahrung gemacht, dass Frösche und Kröten auf den Siebenpunkt ( Coccinella septempunctata ) anfangs Jagd machten, später aber diesen Käfer unbehelligt liessen. Wir können dem beifügen, dass nach unseren Er- fahrungen auch Echsen, so Lacerta muralis, den Sieben- punkt ebenfalls nicht fressen wollen. Manchmal nahmen die Echsen die Käfer an, um sie wieder fähigen zu lassen, ein andermal wurden die Käfer überhaupt nicht weiter beachtet. Gleiches gilt auch bezüglich der Käferarten Melasoma populi und tremulae. — Ob die Amphibien die Weibchen lediglich durchs Ge- sicht erkennen, wie Jockiseh meint, möchten wir für eine Frage ansehen, die nicht leicht zu beantworten sein dürfte. Fälle, dass Männchen auf Männchen spxingen, führt Jockiseh selbst an und sind nament- lich bei Rana esculenta öfters zu beobachten. Der Teich- oder Wasserfrosch kommt in seiner über- stürzenden Hast und Paarungssucht auf gar mancherlei. So haben wir wiederholt Männchen auf Weibchen von Rana fusca und Bufo vulgaris gefunden. Ebenso konnten wir auch Rana ag///s-Männchen auf Rana arvalis -Weibchen beobachten und zwar wiederholt. Die Bemerkung Jockischs bezüglich der Laichzeit von Rana arvalis sind auch nach unseren Beobachtungen zutreffend. Das Ablaichgeschäft des Moorfrosches kann je nach der Gegend und den Witte rungs Verhält- nissen mit dem von Rana fusca zusammenfallen. Richtig ist indess, dass meistens die Taufrösche in ihrer Mehrheit bereits abgelaicht haben, wenn der Moorfrosch laicht. (Irrig ist die Angabe des Laicbgeschäftes des Moorfrosches mit 1./2. Mai in Dr. Werners: „Die Reptilien und Amphibien Oester- reich-Ungarns“). Die Laichzeit des Springfrosches, Rana agilis, fällt für die Umgebung Münchens mit der des Moorfrosches bei Ingolstadt ziemlich genau zu- sammen. Zu „Blätter“ Nr 15: Auf Seite 240 lesen wir eine Besprechung der Notiz Wevers-Enschede, über die kanai'ischen Echsen: Lacerta galloti und Lacerta simonyi. Wir wissen, dass Herr Wevers nur Lacerta galloti erhielt, also seine Annahme, Lacerta simonyi befinde sich darunter, irrig war. Letztere mächtige Echse, die übrigens von Lacerta galloti ausser- ordentlich auffällig verschieden ist, ist leider auf dem Reptilienmai'kt eine sehr seltene Erscheinung. Herr Schwab macht die Mitteilung, dass er vor einigen Tagen bei Berg a. L. in einer wenig Wasser enthaltenden Kiesgrube eine grössere Anzahl Stichlinge, welche sämt- lich über und über mit einem weissem Belag überzogen erschienen, angetroffen haben. In einer grösseren Grube nebenan, die einen weit tieferen Wasserstand zeigte, schienen die Stichlinge alle gesund zu sein. Herr Müller berichtet, dass sich im Behälter seines Sternothaerus tiiger und der grossen Chelydra serpen- tina Eierschalen, sowie ein intaktes Ei vorfanden. Durch Herrn Dr. Bruner wurde festgestellt, dass Tropidonotus tigrinus nach voxhergegangenener Er- regung sich etwas aufrichtet und den Hals bläht. Letztgenannter Herr kommt sodann in längerer Aus- führung auf Erkrankungsfälle bei den Schlangen, namentlich auf die sogenannte Mundfäule der Schlangen zu sprechen. Auf die Bitte des Vorsitzenden, weiteres Material zu sammeln und gelegentlich zu einer kleinen Arbeit zu gestalten, will Herr Dr. Bruner eingehen. Demonstriert wird durch Herrn Dr. Bruner Rhadinaea merremi Wied. Die hübsche, gelbgrünliche Schlange, deren Heimat Brasilien ist, wurde seinerzeit durch Herrn Dr. Bruner als kleines Tier erworben und ist nunmehr zu einem ganz mächtigen Stück herange- wachsen. Die Schlange geht in die Hände des Herrn Dr. Steinheil über. Herr Dr. Bruner bemerkt, dass Rhadinaae merremi die ihr gereichten Futtertiere ertränkte und unter Wasser verzehrte. — Herr Doktor Lehi's übermittelte aus der italienischen Riviera Tropidonotus viperinus , fei'ner eine Anzahl Hyla arborea var. meridionalis und endlich Bufo viridis. Die Tiere wei’den an verschiedene Mitglieder verteilt. Durch Herrn Scherer wurden aus Oran an Herrn Lankes gesandt Coclopeltis monspessulana , Tropi- donotus viperinus, Lacerta pater und Lacerta perspi- cillata, endlich Tropidosaura algira. Die prächtigen Lacerta pater , der var. tangitana zugehörig, erwirbt Herr Dr. Steinheil. Herr Müller demonstriert Testudo oculifera aus Südafrika, eine Angehörige der schönen Geometrica- Gruppe. Das demonstrierte Exemplar hat eine Panzerlänge von zirka 10 cm und wurde durch die „Ludwigia“ - Hamburg importiert. Durch Herrn Lankes gelangt zur Vorzeigung Homopholis wahlbergi, ein seltener Gecko ans Südafrika. Homopholis dürfte bisher wenig im Terrarium beobachtet worden sein. Das kräftige Tier, dessen Schuppenkleid in gewissem Lichte an den Schiller einiger Boidenarten erinnert, frass vom ersten Tage an die Larven des Mehlkäfers. Der Gecko ist sehr wärmeliebend und liegt Nachts meist am erwärmten Boden. Mit dem bisher mit ihm das Terrarium teilenden Anolis, sowie einem kleinen Lacerta perspicillata- Weibchen hielt er bisher gute Freundschaft, das heisst, er kümmerte sich nicht um seine Mitbewohner. Später vielleicht mehr von ihm. Weiters demonstriert Herr Lankes ein ihm von Herrn Scherer aus Oi'an gesandtes reizendes Junge von Chamaeleon vulgaris. Das allei’liebste kleine Tierchen zeigt sich infolge der langen Reise leider recht schwach. In so kleinen Exemplaren wird Chamaeleon vulgaris nicht häufig auf dem Rep- tilienmarkt erscheinen. Endlich werden durch den Vorsitzenden noch Eremias guttulata und Ophiops occidentalis, beide Echsen durch Herrn Scherrer in Oran in inehrei’en Exemplaren gesammelt, demon- striert. Eremias guttulata ist weit verbreitet und zwar in Afrika von Marokko bis Egypten und in Asien von Arabien und Syrien bis Sind. Das flinke Tierchen dürfte verhältnismässig noch recht wenig im Terrarium gehalten worden sein. Aehnlich stehen die Verhältnisse bezüglich Ophiops occidentalis. Diese 468 Vereins-Nachrichten. — Ausstellungskalender. kleine Echse, welche im südöstlichen Asien durch O. elegans vertreten wird, ist in Nordafrika bekannt von Tunis, Tripolis und Algier. Gleich Eremias hat auch dieser Echsenzwerg noch wenig Liebhaber ge- funden. H. Lankes. Nürnberg. „Seerose“. Sitzung vom 22. Mai 1909. Anwesend 17 Mitglieder, 2 Gäste. Eröffnung durch den I. Vorsitzenden um 9 Uhr. Protokollverlesung und Genehmigung. Einlauf: Zeitschriften, diverse Drucksachen , sowie Entschuldigungsschreiben des Herrn Kalb mit der Mitteilung, den für heutige Sitzung angekündigten Vortrag über Sumpfpflanzen infolge eines unvorhergesehenen Zwischenfalls leider nicht abhalten zu können. Der heutige Abend wurde haupt- sächlich durch gegenseitige Mitteilungen und Er- fahrungen ausgefüllt. Herr Ilorndasch berichtet über das Laichgeschäft seiner Ampullaria gigas. Herr Dürmeyer über das Sterben seiner zirka 40 Stück zählenden Poecilia reticulata, welche gemeinsam mit jungen Barben in einem Behälter zusammen waren. Von letzteren ging kein Stück ein. Was mag wohl daran Schuld sein? Herr Weber, dem dasselbe ein- mal passiert ist, nahm Wasserwechsel vor und errettete dadurch den Rest. Herr Horndasch ersucht, bei Ex- kursionen die von ihm in den Weihern bei Dexen- dort" ausgesetzten Pflanzen zu verschonen. Herr Prell teilt mit, dass er in einem mit Scheiben-, Pfauenaug- und Diamantbarschen besetzten Aquarium andere Fische mit unterbrachte und dadurch das scheue Wesen ersterer vertrieb. Schluss '/dl Uhr. Sitzung vom 12. Juni 1909. Die von 19 Mitgliedern und einem Gast besuchte Sitzung wurde durch den I. Vorsitzenden um 9 Uhr er- öffnet. Protokollverlesung. Einlauf: Zeitschriften, sowie Austrittserklärung des Herrn Siegert. Ausge- schlossen wurden laut Paragraph 11 unserer Satzungen drei Herren. Ueber die Zeitschriften referierte Herr Kalb. Nachdem Bericht über die Zuchterfolge der im vorigen Jahre angeschafften Vereinszuchtfische, die leider nicht besonders günstig ausfielen, erstattet war, wurden diverse Paare davon laut Beschluss gratis verlost. In der nun folgenden Pause zeigte der als Gast anwesende Herr Mundigel Stachelmäuse, weisse Ratten und japanische Tanzmäuse vor, welche manche Heiterkeit unter den Anwesenden entwickelten. Nach Verlauf derselben gab der Vorsitzende den Mitgliedern den von der Verwaltung gestellten Antrag, die pro- jektierte Schaufensterausstellung fallen zu lassen, be- kannt, welcher auch, nachdem Herr Prell die ver- schiedenen Gründe , welche die Verwaltung hiezu veranlassten, klarlegte, nach längerer Diskussion ge- nehmigt wurde. Herr Dürmeyer fragt an, wie er aus dem Aquarium herausgenommene Pflanzen von den Algen befreie. Herr Prell empfiehlt Alaun , Herr Horndasch Seifenwasser. Zuchterfolge von Polyacanth. spec., Plutypoecil. macalat,, Haploch. latipes, Diamant- barschen und Geophagus taeniatus meldet Herr Prell an und teilt zugleich mit, dass er in nächster Sitzung genauen Bericht über die Zucht des Geophag. taeniat. erstatten wird. Nachdem der Vorsitzende die Mit- glieder noch ersuchte, sich an der am 20. Juni statt- findenden Exkursion nach Dexendorf zahlreich zu be- teiligen, schloss er die Sitzung um 1/s 12 Uhr. Die Verwaltung. Ausstellungskalender Steht den verehrlichen Vereinen kostenlos zur Verfügung. Alle näheren Angaben sind natürlich in den Inseratenteil zu verweisen 1 Elberfeld. „Wasserrose“. Vom 17.— 26. Juli 1909 im „Weissen Saal“ der Stadthalle, Johannisberg. Rixdorf. „Trianea“. Vom 14. — 22. August im „Deut- schen Wirtshaus“, Bergstrasse 136/137. Berlin. „Verein der Aquarien- und Terrarienfrennde“. 21. — 30. August, in „Wendts Prachtsälen“. Hamburg. „Rossmässler“. 22.-29. August, in „Ham- monia“, Besenbinderhof. Burgstädt i. Sachsen. „Wasserrose“. Vom 29. August bis 5. September 1909 in den Räumen der Alberts- burg zu Göppersdorf. Stuttgart. „Verein der Aqnarien- und Terrarien- freunde“. 11.— 19. September. „Gewerbehalle“. Altona. „Verein Altonaer Aquarien -Freunde“ E. V. '18. — 26. September 1909 im Velodrom Altona. Adressentafel der Vereine.1) Burgstädt i. Sacliseu. „Wasserrose“, Gesellschaft für Aquarien- und Terrarienkunde zu Burgstädt m Sachsen. Gesellschaftsabend jeden Sonnabend nach dem 1. und 15. jeden Monats im Gesellschafts- zimmer des Bahnhofrestaurants. 1. Vorsitzender Eisenbahnassistent W. Peukert. Charlottenburg. „Wasserstern“, Aquarien- und Ter- rarienverein. Die Versammlungen finden an jedem Mittwoch nach dem 1. und 15. jeden Monats statt. Lokal : Restaurant Schröter, Kaiser Friedrichstr. 36 a. Sendungen an den Vorsitzenden E. Berndt, Char- lottenburg, Göthestrasse 82, erbeten. Cottbus. „Nelumbo“. Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Zusammenkunft jeden 2. und 4. Freitag im Monat, im Vereinslokal Utz Stern an der Promenade. Briefadresse : A. Muglisch, I. Vor- sitzender, Dresdenerstrasse 147 ; E. Freier, Schrift- führer, Kaiser-Friedrichstrasse 36. Cöln. „Wasserrose“, Vereinigung der Aquarien- und Terrarienfreunde. Vereinslokal: Gürzenich, Restau- rant. Vor St. Martin 33 (Biertunnel); bei grösseren Vorträgen Quatermarktsaal. Sitzungen jeden 2. und 4. Mittwoch im Monat. Briefsendungen an Vor- sitzenden A.Kuban, Cöln-Deutz, Tempelstrasse 19 III. Geldsendungen an L. Schwarz, Cöln-Nippes, Bülow- strasse 16 II. *) 1) Aufnahme (selbstredend kostenlos) erfolgt nur auf Antrag. Weitere Vereinsadressen stets willkommen 1 Auf besonderem Blatt! Ergänzungen, Aenderungen, Richtigstellungen werden um- gehend erbeten 1 Dr. Wolterstorff. Crefeld. „Verein für Aquarien- und Terrarienkunde“. Adresse für den Vorsitzenden: Wilhelm Nelissen, St. Antonstrasse 201; für den Schriftführer: Wilhelm Hecker, Lüderstrasse 5. Dortmund. „Triton“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Sitzung jeden 1. und 3. Freitag im Monat, abends 9 Uhr. Vereinslokal: „Gewerbe- verein“, Kuhstrasse. Briefadresse: Oberlehrer Ger- noth, Alexanderstrasse 19. Dresden. „Fauna“. Briefadresse: Georg Gerlach, Vorsitzender, Dresden 21, Niederwaldstrasse 37. Dresden. „Ichthyologische Gesellschaft“, Verein für, Aquarien- und Terrarienkunde. Zusammenkünfte jeden Donnerstag. Vereinssitzung: alle 14 Tage Donnerstags, abends 9 Uhr, Hotel „Reichspost“) Annenstrasse, Dresden-A, (vis-ä-vis der Hauptpost.- Separate Vereinszimmer. Gäste willkommen. Brief, adresse : Hugo Bessner, Dresden- A„ Arnoldstr. 1, III. (Fortsetzung folgt.) Tagesordnungen. Magdeburg. „Aquaria“, Tagesordnung zur Sitzung vom 20. Juli 1909. 1. Protokollverlesung. 2. Eingänge. 3. Vortrag: „Einheimische Fische“. 4. Verschiedenes und Verlosung. Wilhelm Rolle. Für den Anzeigenteil: Fritz Lehmanns Verlag, Stuttgart. — Verlag von Fritz Lehmann, Stuttgart. Druck der Verlagsbuchdruckerei Otto Sautter, Stuttgart. Ambassis lala. Von Georg Ger lach („Fauna“), Dresden 21. Im „Zoologischen Zentral -Anzeiger“ vom 13. Dezember 1905 las ich unter anderem folgende Notiz: „Ein neuerdings von Paul Matte-Lankwitz aus Ostindien importierter kleiner Ziertisch ist im Kgl. Museum für Naturkunde als Ambassis lala bestimmt worden. Er gehört also zu jener Gattung, welche die kleinsten barschähn- lichen Fische um- fasst und in zahl- reichen Arten die Flussmündungen und brackigen Seen an den indischen Kü- sten bevölkert usw\“ Obgleich ich durch- aus nicht Barsch- liebhaber und -Pfle- ger bin, so war doch mein Interesse für diesen kleinen Kerl wachgerufen. Ab- gebbar waren da- mals leider keine, laut Mitteilung von oben erwähntem Züchter, ebensowenig hörte man in den nächsten Jahren etwas von Nachzucht oder Neuimporten. Ich hatte die ganze Sache beinahe schon wieder aus dem Gedächtnis verloren, als ich im Dezember 1907, also zwei Jahre später, Herrn Matte und seine Züchterei besuchte. Ich war nicht wenig erstaunt, als mir genannter Herr unter anderen schönen Sachen ein reizendes kleines Fischchen zeigte und auf meine Frage antwortete : Ambassis lala. Also das war dieser kleine Barsch, von dem ich gelesen! Allerdings so schön hätte ich mir ihn nicht vorgestellt. Doch davon weiter unten. Herr Matte war so freundlich, mir ein Pärchen davon zu überlassen. Trotz der herrschen- Mit einer Zeichnung von Otto Ungewiss. den Kälte brachte icli die Tierchen wohlbehalten nach Hause. Das Pärchen erhielt ein Aquarium 30 X 20 X 20. Da es wie sein Vetter aus der neuen Welt, der Scheibenbarsch, eine offensichtliche Abneigung gegen Trockenfutter, mochte es heissen wie es wollte, durch Igno- rierung desselben an den Tag legte, so musste ich wohl oder übel, obgleich im Winter nicht allzu- leicht zu beschaffen, meine Zuflucht zur Fütterung mitDaph- nien und Cyclops nehmen. Rote Mückenlarven (auf deren hohen Wert als Winterfutter für grössere Zier- fische, Molche, Sala- mandrinen usw., ich bereits 1903 in einem längeren Artikel als Erster hinwies, siehe „Blätter“ 1903, Heft 9) wären ja leichter zu beschaffen gewesen, aber bei der grossen Zartheit der Ambassis würde ich nie wagen, sie mit selbst noch so kleinen Chironomus- Larven zu füttern und zerstückelt, also tot, hätten sie sie nicht gefressen. Ich war also gezwungen, das Unbequeme dem Bequemen vorzuziehen, um meine kaum 3 cm langen Lieblinge am Leben zu erhalten. Die Bepflanzung des Aquariums bestand aus mehreren Töpfchen mit Sagittaria natans, Myriopliyllum scabratum und Ambulia heterophylla. Der Bodengrund bestand aus feinem gesiebten Elbsand und um die Einrichtung zu vervollständigen (nach meiner Ansicht) hatte Ambassis lala. Männchen unten, Weibchen oben. 470 Georg Ger lach: Ambassis lala. ich ausserdem noch den ominösen leeren Blumen- topf hineingetan. Letzteren entfernte ich aller- dings wieder, als ich die Zwecklosigkeit des- selben eingesehen Latte ; denn meine Ambassis laichten weder hinein, noch trugen sie ihre Nach- kommen in diese „Kinderwiege“. Doch davon später. Der Winter verstrich, das Frühjahr kam, aber meine Ambassis rührten sich nicht. Wohl verfolgte das Männchen das Weibchen ab und zu, aber weder wurde eine Grube ge- paddelt, noch reinigten sie irgend ein Fleckchen von Unrat, noch machten sie sonstige Anstalten, die darauf scliliessen Hessen, dass sie mir das Vergnügen machen wollten, sich zu vermehren. Herr Matte konnte mir beim Erwerb der Tiere leider ebenfalls keine Angaben machen über das wie und wo, da er selbst noch keine gezüchtet hatte, sondern nur kleine Nach- importe erhalten hatte, von denen meine Tiere stammten. Obgleich nach all diesem die Aussichten auf Nachzucht nicht gerade günstig waren, so Hess ich mir noch ein Paar kommen. Dieses Paar, zusammen mit dem ersten Paare, bezog nun, da ich es um jeden Preis erreichen wollte, eine 120 cm langes Bassin mit reichlichem Pflanzenwuchs und Altwasser. Es dauert nicht lange so war Nachzucht da, aber, o Schreck, wie gross! Ich habe schon manches kleine Fisch- chen gesehen, aber das sind beinahe Riesen gegen diese winzigen, glashellen Kommas, wie sie an der Scheibe hingen. Nun war es mir auch klar, weshalb ich vorher nichts gezogen. Ich hatte jedenfalls die kleinen Kerle an den veralgten Scheiben übersehen. Also nun war Nachzucht da! Ueber die Aufzucht will ich nur kurz bemerken, dass ich trotz reichlicher Infusorienerzeugung durch staubfein zerriebenen Salat usw. nur sehr wenig Tiere zog! Die Tier- chen sind eben zu winzig und wachsen zu lang- sam. Heute nach einem Jahre ist von meinem Nachzuchtpärchen das Männchen zirka 2'/2 cm, das Weibchen zirka 2 cm lang. Brutpflege übt Ambassis nur in dem Sinne aus, als das Männchen das Weibchen unermüd- lich von dem Platze fernhält, wo sich die Jungen aufhalten, solange sie nicht in alle Richtungen verstreut sind. Die alten zwei Pärchen hatte ich in einem kleineren Aquarium untergebracht, in dem mir leider zwei Männchen und ein Weib- chen infolge Zinkoxydvergiftung eingingen. Der Boden bestand aus Zement, nur die Heizkapsel war aus Zinkblech gefertigt. Dieselbe hatte sich im Lauf der Zeit mit kleinen weissen Pusteln überzogen, die sich jedenfalls dem Wasser mit- geteilt und selbiges vergiftet hatten. Ich hielt das verbleibende W eibchen zusammen mit obenerwähntem Nachzucht- Pärchen den Winter über in einem Aquarium 30 X 20 X 20 und war nicht wenig überrascht, als ich Anfang Mai eines Mittags das Männchen in den glühend- sten Farben prangen sehe. Es ist dies immer ein Zeichen, dass ein freudiges Ereignis einge- treten ist, und richtig, als ich genau hinsehe, hingen wieder Junge an der Scheibe! Leider waren früh, da ich alles andere als Nachzucht bei solch kleinen Tierchen erwartet hatte, reich- lich Cyclops gefüttert worden, so dass von dieser Brut nicht viel übrig bleiben wird. Inzwischen ist mein neues Aquariengestell fertig geworden, das, um Platz und um ausserdem alles in einem vereinigt zu haben, 40 Aquarien zu 37X25X25 fasst und sind unter anderen auch die alten Ambassis übergesiedelt. Heute, nach acht Tagen, hat das Männchen wieder herrliche Farben und endlich war es mir vergönnt, auch den Laich- platz, den ich bisher vergeblich gesucht hatte, zu finden! In einer Ecke stand ein Topf mit Ludwigia , welche viele Wasserwurzeln getrieben hatte, daran hingen zerstreut die kleinen glas- hellen Eierclien. Hoffentlich ist mir mit dieser Brut mehr Glück beschieden. Wie lange die Eierchen vom Laichen bis zum Ausschlüpfen Hegen, kann ich leider nicht angeben, da es mir noch nie geglückt, die ziemlich scheuen Tierchen beim Laichakt zu überraschen. Nach dem Ausschlüpfen hingen die Tierchen zirka drei bis vier Tage in senkrechter Stellung, mit dem Kopf nach oben, an den Scheiben, Pflanzen oder an der Oberfläche herum, um nach Ver- lauf dieser Frist in wagerechtes Schwimmen über- zugehen. Von anderer Seite ist Ambassis lala- Nach- zucht im Vorjahr auch gemeldet und zwar be- trifft den einen Fall eine Notiz im Bericht eines Berliner Vereins, dessen Name mir ent- fallen. Der zweite Fall ist aus einer Annonce von Andersen ersichtlich, wie viel betreffender Herr in seinem „Ideal“- Aquarium gezogen hat, steht allerdings nicht dabei, ich glaube aber nicht fehl zu gehen in der Annahme, dass die Nachzucht nicht in die Hunderte geht! Nach meinen Erfahrungen ist bei der Zucht von Ambassis lala also folgendes zu beachten: Temperatur zirka 18 — 22° R. Für Nachzucht nicht zu tiefer Wasserstand (zirka 10 cm). Als Ahlaichpflanzen sind Myriopliyllum oder Aehn- liches zu empfehlen. Beckengrösse nicht zu klein, Paul Arnold: Petersius spilopterus ßlgr. 471 damit Infusorienmangel nicht so bald eintreten kann; Wasser nicht zu frisch mit einer ganz kleinen Prise Salz. Aquarien-Standort mög- lichst sonnig, mit einigen Schwimmpflanzen (Pistia, Trianea usw.) zum Schatten spenden. Durchlüftung ist absolut überflüssig, wie in jedem Liebhaberbecken, welches in Bezug auf Pflanzen und Anzahl der Tiere im richtigen Verhältnis zu einander steht, mit Ausnahme von den meisten einheimischen Fischen, See- tiereD, Schleierschwänzen, Cichliden, deren Nach- zucht ja mitunter 1000 Stück überschreitet, und ähnlichen Sorten, da in so einem Becken, ver- bunden mit geringstem Pflanzenwuchs, bedingt durch die Wühlereien dieser Tiere, leicht Sauer- stoffmangel eintreten kann. Ich kann bei dieser Gelegenheit nur nochmals, wie bereits in meinem Artikel über Platypoecilus maculatus getan, be- tonen, dass es einem Liebhaber nicht darauf ankommen kann, mit Hilfe übermässiger Wärme und dadurch bedingter übermässiger Durch- lüftung möglichst viel, in kurzer Zeit verkaufs- fähige Fische zu züchten, sondern darauf, mög- lichst widerstandsfähige, gesunde und nicht zur Degeneration neigende Treibhausprodukte zu züchten. Ich komme nun zur Färbung dieses reizenden Fischchens im auffallenden Lichte. Grundton ist beim Männchen ein messing- bis goldgelb, verschieden schattiert, wie aus der Zeichnung sehr gut ersichtlich; Schwanzflosse, Afterflosse und der hintere Teil der Rückenflosse sind braungoldig. Der vordere Teil der aus zwei Teilen bestehenden Rückenflosse ist am Grunde hellgold, im oberen Teil fast schwarz. Bei manchen Männchen ist die äusserste Spitze noch mit einem karminroten Fleck versehen. Um den hinteren Teil der Rücken- und Afterflosse zieht sich ein schöner hellblauer Saum. Bauchflossen schwarzbraun mit gold, der vordere Teil (nach dem Kopf zu) blauweiss gerandet. Augen goldig. Das Weibchen ist wesentlich einfacher und ein- farbiger gefärbt. Der Gesamtkörper ist grün- lich grau mit schwacher dunklerer Queraderung. Rücken wie beim Männchen dunkler, Bauch heller. Der Gesamteindruck einschliesslich der Flossen ist einfarbig grünlichgrau. Die Bauch- flossen sind nach dem Kopf zu weissgrau ge- säumt, während von einem Saum um Rücken- und Afterflossen nichts zu bemerken ist. Ausser in den Körperfarben ist der Geschlechtsunter- schied im durchfallenden Lichte sofort in die Augen springend. Der Leibesinhalt beim Männ- chen ist fast rund, während er beim Weibchen grösser und ausserdem nach dem Rücken zu ausgebogen erscheint. Von Schuppen ist auf dem ganzen Körper beim lebenden Tier nichts zu sehen. Dadurch und durch die sehr geringe Dicke (wesentlich dünner als z. B. ein gleich grosser Scheibenbarsch) des Körpers erscheint das ganze Tierchen wie durchsichtig, so dass dahinter stehende Pflanzen mit starken Blättern, wie z. B. Sagittaria natans , deutlich durch den Körper hindurch sichtbar sind ! Seine Farbenpracht im auffallenden Licht, verbunden mit der Durchsichtigkeit im durch- fallenden Licht, seine Kleinheit und Zierlichkeit haben dem Tierchen die Herzen aller, die es sahen, im Fluge erobert. Wenn Ambassis lala einen deutschen Namen erhalten soll, so ist glaube ich keiner geeigneter, als der Name Glasbarsch! Hoffen wir, dass das Tierchen recht bald Eingang finden möge in die Becken der Liebhaber! Er verdient es jedenfalls, mit an erster Stelle gehalten zu werden ! Petersius spilopterus Blgr. Mit einer Abbildung nach Originalzeichnung des Verfassers. Von Paul Arnold- Hamburg. Die Familie der Characiniden, die uns aus Südamerika durch die Gattungen Tetragonop- terus, Macrodon, Pyrrhulina und andere schon seit längeren Jahren bekannt ist, ist auch in Afrika weit verbreitet. Nach einer Aufstellung im „Catalogue of the Fresh -Water Fishes of Africa in the British Museum by G. A. Bou- lenger 1909“, dessen erster Teil mir vor kurzem vom British Museum freundlichst dediziert wurde, sind die Characmidae in Afrika in 20 Gattungen vertreten, von denen uns eine ganze Anzahl Arten insofern interessieren dürften, als sie sich ihrer geringen Grösse wegen vorzüglich zur Haltung in unseren Zimmeraquarien eignen würden. Bis jetzt ist allerdings erst ein Vertreter dieser artenreichen Familie aus Afrika lebend zu uns gekommen, leider auch nur in einem Exemplare, welcher sich unter einer grösseren Fischsendung befand, die Carl Siggelkow-Ham- burg im November 1907 von der Mündung des Niger erhielt. In der Hoffnung, dass spätere Importe diese Art wiederbringen würden, er- warb ich damals das etwa 4 cm lange muntere Fischchen. In meiner Hoffnung wurde ich ge- täuscht, denn seit jener Zeit ist weder diese Art noch eiue andere Spezies der Familie 472 Paul Arnold: Petersius spilopterus Blgr. Characinidae aus Afrika lebend wieder zu uns gelangt, dagegen fand ich in einer Kollektion Spirituspräparate, die Siggelkow mir später freundliclist znr Verfügung stellte, und die aus Fischen bestand, welche einem Seemann während der Reise von Westafrika nach Hamburg einge- gangen waren, u. a. noch zwei kleine gut er- haltene Exemplare der in meinem Besitze be- findlichen Characiniden. Diese beiden Exem- plare sandte ich, zwecks Feststellung der Art, meinem verehrten Freunde Herrn Gf. A. Boulenger, F. R. S. London, ein, der mir nach einiger Zeit mitteilte, dass es sich um eine der Wissenschaft neue Art der Gattung Petersius Hilg. handle, die er als Petersius spilopterus sp. n. beschreiben werde. Petersius spilopterus Blgr. ist inzwischen im „Catalogue of the Fresh- Water Fishes of Africa in the British Museum 1909“ Vol. I auf Seite 239 beschrieben und abgebildet. Der Körper ist gestreckt, seitlich zusammen gedrückt, Höhe des Körpers entspricht der Länge des Kopfes und ist 3 1/3 mal in der Länge des Körpers enthal- ten. Kopf länger als breit; Auge gross, sein Durchmesser ist dreimal in der Länge des Kopfes enthalten. Rückenflosse II 10 be- ginnt über den Bauchflossen, ungefähr in der Mitte des Körpers. Afterflosse III 11. Brust- flossen erreichen die Bauchflossen nicht; Schwanz- flosse gegabelt, Schwanzstiel ein wenig länger als breit. Schuppen in der Seitenlinie 28 — 30, in der Querlinie 4x/2 oberhalb, 3 V2 unterhalb der Seitenlinie, die sich in der unteren Körper- hälfte hinzieht. Die Schuppen über der Seiten- linie sind viel grösser als diejenigen unter der Seitenlinie. Die Färbung ist sehr ansprechend. Der Rücken ist dunkel braunolive, die Seiten bronze- grün, der Bauch rosa, durch die Mitte der Körperseite zieht sich, vom hinteren Augenrande beginnend, ein dunkler Strich, der sich in der Schwanzflosse fortsetzt und oben und unten von einem helleren Streifen eingefasst ist. Die äusseren Ränder der grossen Schuppen sind hell und heben sich, opalartig irisierend, scharf von der Grundfärbung des Körpers ab. Die Flossen sind zart gelblich. Sehr hübsch und eigenartig wirkt der grosse , von einem weissen Rande umgebene, tiefschwarze Fleck in der Rückenflosse; ebenso das grosse Auge mit der lebhaft rot leuchtenden Iris. Durch die 'Afterflosse ziehen sich in der Richtung der Längslinie zwei bis drei dunkle Striche. Die beifolgende Abbildung stellt den Fisch in natür- licher Grösse dar und möchte ich annehmen, dass das Tierchen auch in der Heimat nicht grösser wird, da ich in den letzten fünf Monaten, während welcher ich das Fischchen besass, ein Wachstum nicht mehr konstatieren konnte. Petersius spilopterus Blgr. ist ein anspruchsloses munteres Fischchen, welches seiner tropischen Heimat entsprechend zu seinem Wohlbefinden höhere Wassertemperaturen beansprucht; ich hielt ihn bei einer Temperatur von 25° C. Nach dem, mit kleinen spitzen Zähnchen bewaffneten, Maule urteilend hielt ich den Petersius an- fangs für einen argen Raubfisch, doch stellte sich Im Laufe der Zeit nach einge- henderer Beobach- tung heraus, dass er durchaus friedlich war und selbst klein- ste Zahnkarpfen, mit denen ich ihn später zusammenhielt, un- behelligt Hess. Seine ursprüngliche Scheu vor dem Menschen hat er nicht abgelegt; sobald man sich dem Aquarium näherte, war er zwischen den Pflanzen ver- schwunden und kam erst nach längerer Zeit, wenn er sich vollständig unbeachtet glaubte, wieder zum Vorschein. Um das herrliche Farben- spiel, sowie die graziösen Schwimmbewegungen beobachten zu können, habe ich oftmals lange Zeit regungslos vor dem Aquarium gesessen. Ich fütterte ihn mit Daphnien, Mückenlarven, kleinen Stückchen Regenwurm; auch lebende Fliegen, die ich aufs Wasser warf, nahm er gerne. Seine Nahrung erhaschte er stets schwimmend, niemals habe ich gesehen, dass er Futtertiere vom Boden aufnahm. Da ich die Hoffnung längst aufgegeben hatte, weitere Exem- plare dieser Petersius spilopterus Blgr. zu er- halten, gab ich ihn Siggelkowr im September 1908 für die Berliner Ausstellung mit. Das Heraus- fangen des Fisches aus dem Aquarium ver- ursachte viele Mühe, immer wieder wusste der Petersius spilopterus Blgr. P. Engmann: Polyacanthus cupanus var. 47t Fisch noch im letzten Augenblick durch einen Sprung oder eine blitzschnelle Seitenbewegung, sich vor dem Kätscher in Sicherheit zu bringen, und wohl länger als eine halbe Stunde habe ich gebraucht, bis ich seiner habhaft wurde. Da anzunehmen ist, dass auch andere Arten der in den Sammelgebieten Afrikas vorkommen- den Characiniden gleich vorzügliche, gewandte Schwimmer sind wie unsere Peter siits spilopterus , dürfte der Umstand, dass diese Fische bisher so selten mitgebracht wurden, auf ihren schwie- rigen Fang zurückzuführen sein. Hoffen wir, dass es den Fängern im Laufe der Zeit gelingen wird, uns nicht nur den reizenden Petersius spilopterus Blgr. in mehreren Exemplaren wieder- zubringen, sondern uns auch noch andere Ver- treter der Characiniden aus Afrika zugänglich zu machen. Juni 1909. Polyacanthus cupanus var. Von P. Engmann, „Wasserrose“-Dresden. Mit drei Originalaufnahmen nach dem Leben von O. Haucke-Dresden. Als Emil Reichelt-Berlin diesen zierlichen Labyrinther von Malakka im Sommer vorigen Jahres auf den Markt brachte, ahnte man nicht, dass das immer muntere und bewegliche Tier- chen sich so ausserordentlich rasch Eingang bei den Liebhabern verschaffen würde. Aller- dings dürften auch die vielfachen Anpreisungen manchen Liebhaber veranlasst haben, sich diese sensationelle Neuheit im eigenen Becken etwas näher zu betrachten. Ob Aller Erwartungen befriedigt wurden? Ich wage nicht, ein schwer- wiegendes „Ja“ auszusprechen! Trotzdem wollen wir dem Fischchen nicht unrecht tun, denn es trägt nicht die Schuld daran. Neben dem gekennzeichneten Umstande ge- schäftlicher Natur1) war es wohl in zweiter Linie die ausserordentliche Fruchtbarkeit des kleinen Tieres, der es seine rasche Verbreitung verdankt. Ein altes Zuchtpaar kann am Ende einer Laich- periode, Ende August, auf 4 — 5 jüngere Gene- rationen zurückblicken, denn die Jungen sind bei guter Pflege und gleichmässiger Temperatur von 17 — 18° R bereits nach 8 — 9 Wochen wieder laich reif! Die Heimat unseres Polyacanthus ist die Halb- insel Malakka. Eine kurze, aber völlig genügende Farbenbeschreibung unseres Fisches gibt uns bereits Kurt Poenicke, der damalige Herausgeber ') Siehe auch Bericht der „Wasserrose“-Dx-esden vom 9. Juli 1908, „Wochenschrift“ Nr. 29, Seite 391. der „Blätter“, in Heft 23, Seite 286, Jahrgang 1908 der „Blätter“. Gleichzeitig bemerkt er über die Artzugehörigkeit des Fisches, dass derselbe keineswegs eine neue Art, sondern nur eine Varietät unseres Polyaca}ithus cupanus dar- stellt, nach Mitteilungen W. Köhlers. Dr. Wolters- torff liess, wie er mir freundlichst mitteilte, im Laufe des verflossenen Winters den Fisch auch im British Museum in London determinieren, doch auch dort wurde er nach eingehend vor- genommenen Vergleichen als Polyacantlms cupanus var. bestimmt. Ohne weiteres können wir die fernere Bemerkung Poenickes unterschreiben, dass die Varietät bedeutend schöner ist, als die Stammform. Ein flüchtiger Vergleich schon zwischen beiden Arten lehrt uns das. Die Stamm- form ist weit kräftiger und gedrungener im Körperbau als die Varietät, während diese in ihrer zierlichen Form auch durch die schönere Färbung dem Auge gefälliger erscheint. Aus den beigegebenen Abbildungen geht die Verschiedenheit beider Varietäten in bezug auf die Körperformen deutlich hervor. Die gut ge- lungene photographische Aufnahme von Polya- canthus cupanus var. stellt ein prächtiges, grosses Pärchen des Fisches dar, oben das Männchen, kenntlich an der in eine etwas verlängerte Spitze auslaufenden Rückenflosse, sowie an den beinahe um die doppelte Länge die übrigen überragenden drei mittleren Schwanzflossenstrahlen. Beim Weibchen ist die Rückenflosse weniger lang und es besitzt nur einen verlängerten mittleren Schwanzflossenstrahl. Die Stammform besitzt zwar die gleiche Eleganz der Bewegungen wie die Abart, doch erscheint die Gestalt infolge der etwas gedrungeneren Form etwas massiver, kräftiger, was sich bei grösseren, als den ab- gebildeten (jüngeren) Exemplaren noch besser kennzeichnet. Wie schon hervorgehoben, trägt Polyacanthus cupanus , die Stammform, ein im grossen ganzen weit einfacheres Kleid. Die Grundfarbe des Körpers ist kastanienbraun, die Augen sind, namentlich bei jüngeren Tieren, blutrot. In der Laichzeit hebt sich die Farbe an Brust und Bauch zu einem dunklen Rotbraun. Die Varietät hat eine etwas fahlere Grundfarbe, von der sich zwei dunkelbraune Längsstreifen, die vom Kopfe an über den ganzen Körper laufen, kräftig abheben. Rücken-, Sckwanz- und Afterflossen sind wunderhübsch leuchtend grün gesäumt, die Bauchflossen wie beim Kampf- fisch lang ausgezogen, zur Hälfte hellgrün, nach dem Bauche zu dunkelrot gefärbt. Während der den ganzen Sommer über anhaltenden Laich- 474 P. Engmann: Polyacanthus cupanus var. zeit ist die Körperfarbe von der Kehle bis weit nach hinten über die Afterflosse hinaus ein prächtiges Blutrot, das im Verein mit dem leuchtenden Grün der Flossensäume herrliche Farbenkontraste bietet. Eifersüchtige, miteinander raufende, Männchen glühen in den sattesten Tönen ihrer Schmuckfarben und entlocken seihst sonst teilnahmslos an unsern Lieblingen vorüber- gehenden Beobachtern Ausrufe der Bewunderung und des Entzückens. Bei der Grösse von zirka 3^2 — 4 cm tritt bei Polyacanthus cupanus var. die Geschlechtsreife ein. Die Laichahgabe und die Brutpflege ist die gleiche wie bei den meisten anderen Labyrinth- fischen. Das Männchen baut bei 16 — 18° R unter dem Schwimmblatt von Sagittaria ?iatans, unter einigen flutenden Vallisnerienblättern, sehr selten ganz im freien Wasser sein meist wenig umfangreiches Schaumnest, in welches es die vom Weibchen abgelegten Eier verbringt. Der ersten Eiablage gehen regelmässig eine ganze Anzahl Scheinpaarungen voraus, doch darf das Weibchen sich dem Neste nicht früher nähern, als bis das Männchen den Zeitpunkt zur Ab- gabe des Laiches für gekommen erachtet, so sehr sich ersteres auch bemüht, dem kleinen Baumeister in koketten, schaukelnden Schwimm- bewegungen in halb aufrechter Stellung zu ge- fallen. Die Anzahl der abgegebenen Eier schwankt je nach der Grösse des Weibchens von 60 — 80 bis 150 Stück. An und für sich betrachtet ist diese Anzahl eine besonders hohe wohl nicht zu nennen, berücksichtigt man jedoch, dass nach 3—4 Tagen, kaum hat die erste Brut das Licht der Welt erblickt, das Weibchen schon wieder die gleiche Anzahl Eier ' zur Reife gebracht hat, so lässt sich an der Hand dieser Tatsache leicht ermessen, dass die Vermehrung des Fisches ausserordentlich reichlich ausfällt. So befinden sich häufig Junge, angebrütete und frische Eier in einem Nest. Nicht selten verwandelt sich beim Männchen mit dem Erscheinen der ersten Jungen die Will- fährigkeit seiner besseren Hälfte gegenüber, die „Milch der frommen Denkungsart*1, in „ gährend Drachengift“; mit, wohlgezielten Püffen und Stössen wird die „Mutter der Kinder“ unbarm- herzig aus der Nähe des trauten Heims verjagt. Diese hält denn auch zu solchen Zeiten klugerweise die Vorsicht für den besseren Teil der Tapferkeit und ver- schwindet bei ihr verdächtig erscheinender Annäherung des Männchens schleunigst seitwärts in die Büsche! Es ist daher am besten, um die Brut in ihrer Entwicklung nicht zu hindern und um gegenseitige Störungen zu vermeiden, wenn man das Weibchen wenigstens im klei- neren Zuchtbecken nicht länger duldet, sondern es in ein anderes überführt. Grös- sere Becken kann man in mehrere Abteilungen trennen, und in jeder eine Brut auf- ziehen. Beim Einziehen von Trennungsscheiben versiche- re man sich jedoch, dass entweder der obere Rand der Scheibe so hoch über den Wasserspiegel ragt, oder die Deckscheibe so dicht über der Trennscheibe liegt, dass seitens der Alten ein Ueberspringen der Trennscheibe und Wiederzu- rückgelangen in den Brutraum ausgeschlossen ist. Polyacanthus cupanus var. ist nämlich ein sehr gewandter Springer, der 6 — 10 cm hohe Hindernisse glatt und elegant zu nehmen ver- steht, ohne sich dabei besonders anzustrengen. Ein sorgfältiges Bedecken seines Behälters bei Einquartierung oder bei Neubesetzung eines solchen ist daher ein unerlässliches Erfordernis. Was speziell Einquartierung einer Anzahl des Polyacanthus betrifft, so weiss gewiss mancher ahnungslose Liebhaber des Fisches ein Lied Abb. 1. Polyacanthus cupanus var.? Malakka. Etwas retouchiert. P. Engmann: Polyacanthus cnpanus var. 475 trauriger Erfahrung zu singen, wenn die Ueber- siedelung vermeintlich gut vonstatten gegangen war und er am nächsten Morgen die Wahr- nehmung machen muss, dass eine geringe Nach- lässigkeit, ein nicht völliges Scliliesseu der Deck- scheibe ihm ein halbes Dutzend oder mehr seiner Lieblinge geraubt hat. Bestäubt und vertrocknet liegen die kühnen Springer dann auf dem Fuss- boden, hinter anderen Aquarien, in der Todes- angst oft weit entfernt vom Schauplatz ihrer Tätigkeit, so sich ein schmähliches Ende be- reitend. Die kleinste Spalte zwischen den Deck- scheiben genügt, ihre Springfähigkeit und -fertig- keit herauszufordern, um dem unwillkommenen Aufenthaltsort zu entrinnen, natürlich meist nur, um mit obigem Resultate ihre unüberlegte Wag- halsigkeit büssen zu müssen. Sobald das brutpflegende Männchen keiner äusseren Beeinflussung mehr ausgesetzt ist, widmet es sich eifrig und unablässig der Für- sorge für die Jungen. Fortdauernd ist es be- müht, die Niststätte durch Hinzufügen neuer Schaumbläschen in guter Verfassung zu erhalten. Die Eier und auch die Jungen sind dabei oft- mals völlig in Schaum gehüllt, befinden sich also mitten im Nest und werden mitunter wohl auch durch die fortwährende Erneuerung der Schaumbläschen allmählich auf die Oberfläche des Nestes gehoben, wo man sie bequem liegen sehen kann. Eier und Junge der ersten 2 — 3 Lehenstage sind spezifisch schwerer, als das umgebende Medium des (Aquarien-) Wassers, sie sinken also unter, wenn sie durch hastige und unvorsichtige Bewegungen des Männchens vom Neste abkommen, oder wenn man selbst sich Eingriffe in das Nest erlaubt. Bei solchen fast unvermeidlichen Zwischenfällen ist das Männchen sofort bestrebt, die aus «lern Neste gefallene Brut mit dem Maule aufzunehmen und wieder ins Nest zurückzubringen. Geschieht dies nicht, wird z. B. ein Jungtierchen vom Alten übersehen, so geht es sicher zugrunde, da es noch nicht imstande ist, sich mit eigener Kraft wieder zur Wasseroberfläche, bezw. zum Neste emporzuheben. (Siehe W. Köhler: „Unter- suchungen über das Schaumnest und den Schaum- nesthau der Ospliromeniden, „Blätter“ 1908, Nr. 29 und 30; P. Engmann; „Betrachtungen zu W. Köhlers Untersuchungen über das Schaum- nest und den Schaumnestbau der Osphromeniden“, „Blätter“ 1909, Nr. 7, Seite 87; Dr. AV. Roth: „Das Schaumnestproblem“, „Blätter“ 1909, Nr. 14, 18, 19; AV. Schreitmüller: „AV eitere Ansichten über den Zweck der Schaumnester bei Osphro- meniden“, „Wochenschrift“ 1909, Seite 284) Meist Löhnen die Weibchen kannibalischen Ge- lüsten, wenigstens habe ich hei verschiedenen Bruten, von welchen ich das AVeibchen nicht trennte, in der ersten Zeit nach dem Aus- schwärmen der Jungen eine stete Abnahme in der Zahl der Jungen bemerkt, bis ich eines Tages durch den Augenschein überzeugt wurde, das das lüsterne Weibchen seine eigenen Jungen frass. Dasselbe wurde mir von Vereinskollegen bestätigt. Ausser den bereits genannten Gründen dürfte daher die Entfernung des Weibchens aus dem Brutbehälter schon hiermit gerecht- fertigt sein. 3 — 5 Tage nach dem Ausschlüpfen schwärmen die Jungen aus, trotzdem werden sie vom Männ- chen immer wieder ins Nest zurückgebracht, Abb. 2 Polyacanthus cupanus Cuvier et Valenciennes. Oben Männchen, unten Weibchen. Jüngere Tiere! — Etwas rctouchiert. bis sie schliesslich nach Verlauf einiger weiteren Tage sich seiner Fürsorge energisch entziehen und auf eigene Faust Streifzüge im Becken unternehmen. Dann sieht man in dem klaren Wasser überall an den Scheiben, zwischen den Pflanzen, oben und unten die kleinen Strichelchen schwimmen. Kommt dann und wann der Alte herbei, um auch hier nach dem Rechten zu sehen, huschen sie hinweg, instinktiv der gefahr- drohenden Nähe ihres Erzeugers ausweichend. Leicht gelangen sie über die ersten Jugend- stadien hinweg und sind in wenigen Wochen schon beim zweiten Zentimeter ihrer Körper- länge angelangt. AVill man nach Entfernen der Brut das alte Zuchtbecken wiederum dem Paare einräumen, so beachte man sorgfältig, ob auch sämtliche Jungen tatsächlich herausgefischt wurden. Im dichtbepflanzten Becken lässt sich dies natürlich 476 P. Engmann: Polyacanthus cupanus vai\ sehr schwer feststellen, trotzdem ist ein genaues Absuchen dennoch erforderlich. Bleiben auch nur einige Junge unbemerkt zurück, so können sie das Ergebnis der ganzen neuen Brut in Frage stellen, weil ihre grosse Gefrässigkeit in Ver- bindung mit ihrem raschen Wachstum sich schon in frühester Jugend geltend macht. Es ist des- halb ratsamer, man bedient sich zwecks Auf- zucht mehrerer Bruten der eingangs empfohlenen Massregel , dass man einen geräumigen Be- hälter durch Einschieben von Glasplatten und gutes Abdichten derselben mittels | |- förmigen Gummistreifens, der am vorteilhaftesten zu diesem Zwecke verwendbar ist, in mehrere Abteilungen zerlegt, sodass das Paar in jeder Abteilung eine oder zwei Bruten absetzt. Die verschiedenen Grössenstadien der Jungen lassen sich dann auch bequem sortieren, ohne dass man die „be- ruhigende“ Aussicht hat, dass die etwas grösseren Abb. 3. Polyacanthus cupanus Cuvier et Valenciennes. Jüngeres Weibchen. Unretouchiert. Juugen ihre kleineren Gefährten liebevoll auf- fressen und dadurch den Pfleger der Mühe des Aufziehens entheben. Infolge Platzmangels und angeregt durch die Versuche Köhlers in seiner oben zitierten Arbeit brachte ich im vorigen Sommer einige Bruten in einer flachen Glasschale unter, mit welchem Erfolge, möge der geschätzte Leser an anderer Stelle dieser Zeitschrift nachlesen. (Betrach- tungen zu usw. usw.). Gegen rasch eintretende kühlere Tempera- turen ist Polyacanthus cupanus var. noch sehr empfindlich, während ihm nach meiner eigenen Beobachtung bei allmählicher Gewöhnung selbst eine vorübergehend auf 14° C gesunkene Temperatur nichts anhaben konnte. Er setzt also unter genannter Voraussetzung tieferen Wärmegraden einen gewissen Widerstand ent- gegen, ohne Schaden an seinem körperlichen Wohlbefinden zu nehmen, doch erscheint es zweifelhaft, dass er so niedere Wärmegrade dauernd ertragen kann. Bei der angegebenen Wasserwärme von 14° G erscheint er vollständig fahl und verblasst, ist träge, unlustig und hält sich mit zusammengelegten Flossen meist dicht unter dem Wasserspiegel auf. Man sieht ihm das Un- behagen, welches die Kälte ihm bereitet, deut- lich an. Selbstverständlich ist dann auch die Nahrungsaufnahme, sowie in deren Gefolge das Wachstum, nur minimal, erst mit dem Wieder- eintritt höherer W ärme gewinnt er sein normales Aussehen zurück. Ist er somit befähigt, seine Empfindlichkeit gegen sinkende Wasserwärme bei nur ganz allmählicher Abkühlung des Wassers in gewissem Grade derselben anzupassen, muss der Pfleger umsomehr darauf Bedacht nehmen, warm gehaltene Fische nicht rasch einer Ab- kühlung auszusetzen. Im Frühjahr d. J. wider- fuhr mir einmal das Missgeschick, dass ich unter einem Becken, das zirka 150 Stück sehr schöne Polyacanthus enthielt, vergass, die Heizung in Tätigkeit zu setzen. Die Abkühlung wird be- stimmt, trotzdem eine Messung meinerseits nicht vorgenommen wurde, nicht unter 13 — 14° C ge- sunken sein, als ich meinen Fehler bemerkte, den ich natürlich sofort abstellte. Trotzdem gingen mir zwei Tage später über 120 Stück an Verpilzung zugrunde und nur merkwürdiger- weise meist etwas kleinere Stücke brachte ich durch. — Nicht so sehr dürfte es bekannt sein, dass der Fisch als Tubifex- Vertilger in unseren Aquarien sehr gut zu verwenden ist. Sein ausgeprägter Scharfsinn lässt den Fisch oft den Boden seines Behälters absuchen und rasch stösst er in den Schlamm, sobald irgend etwas Verdächtiges sich regt. Auf diese Weise erbeutet er manche Miickenlawe und manches Röhrenwürmchen, das sich wohlgefällig schlängelnd im Wasser wiegt. Köhler schlug vor, den in Rede stehenden Fisch als Polyacanthus cupanus var. dayi zu be- zeichnen. Doch dürfte es richtiger sein, die Frage offen zu lassen und uns mit der Bezeich- nung ,. Polyacanthus cupanus var. von Ma- lakka“ zu begnügen, bis von wissenschaftlicher Seite eingehende Vergleiche beider Formen, sowohl der Varietät, wie der typischen oder Stammform, erfolgt und zwar unter Benützung auch lebenden, nicht nur konservierten Materials. Carl Aug. Reitmayer: Einiges aus meiner Praxis. 477 Einiges aus meiner Praxis. Von Carl A u g. R e i t m a y e r - Wien. I. Das Süsswasser aqua rium. Wenn ich die nachfolgenden Zeilen hier der Oeffentlichkeit übergebe, geschieht es keineswegs, um für meine Anschauungen, mein Tun und Lassen in Ausübung unserer Liebhaberei irgendwie Propaganda zu machen. Weit entfernt, meine Maximen als die einzig richtigen hinstellen zu wollen, kann es mir nie in den Sinn kommen, nach dieser Richtung hin andere zu beeinflussen. Ich will niemand meine Ansicht aufoktroyieren und pflege deshalb niemals einen dozierenden Ton anzuschlagen. In schlichter Weise will ich meine in langen Jahren gemachten Erfahrungen zum besten geben, will ich nur einfach sagen, wie ich dies und jenes gemacht habe oder noch mache und weiter nichts. Wenn es sich hiebei ab und zu einmal ereignen sollte, dass einer oder der andere meinem Beispiele folgt und damit Glück in seinem Unternehmen hat, wie es ja tatsächlich schon des öfteren der Fall gewesen ist, dann freut mich solches natürlich, dann bin ich damit vollauf zufrieden. Eindringlich raten oder gar schulmeistern zu wollen, kann meine Sache nicht sein. Weiss ich doch, dass gerade auf dem Gebiete der Aquarienpflege seihst Stu- dieren und Probieren der Kern des Dinges ist, den eigentlichen Reiz gewährt und dass am Ende ein jeder seine eigenen Wege wandelt. Und so ist es gut. Das fehlte noch, dass auch hier die Schablone Platz griffe und alles nach einem Leisten ginge!1) Also einiges aus meiner Praxis, und zwar zuerst etwas über das Süsswasseraquarium. Wie jedem passionierten Aquarienfreund ist es auch mir nicht selten recht schwer gefallen, unter allen Umständen bescheiden Mass zu halten, das heisst bei drei oder vier Aquarien zu bleiben. War nun einmal die Zahl derselben gar zu gross angewachsen, dann wurde sie mit einem ener- gischen Ruck wieder gehörig reduziert, um sich darauf freilich unmerklich langsam wieder aus- zudehnen. Dagegen lässt sich nichts machen. AVenn nur nicht die leidige Platzfrage und der Zeitmangel wären, zwei Momente, mit denen wir eben immer zu rechnen haben, die uns in der Betätigung unserer Liebhaberei stets als Hemmschuh entgegentreten. Von dem Grundsätze ausgehend, dass die Aquatik mir, der ich sie doch nicht geschäfts- mässig betreibe, nicht meine ganze freie Zeit in h Ganz meine Meinung! Dr. Wolterstorff. Anspruch nehmen dürfe, musste ich natürlich darauf bedacht sein, in der Einrichtung und Instandhaltung meiner Aquarien, die vor allen Dingen rein und nett sein mussten, und in der Pflege meiner Fische, denen nichts fehlen durfte, so gut es eben anging, Erleichterungen und Vereinfachungen eintreten zu lassen. So war denn das erste, was diesbezüglich geschah, dass ich den grossen Behältern den Abschied gab. Aquarien mit einem Fassungsraum von 100 Liter und darüber, wie ich das letzte noch vor acht Jahren besass, habe ich gegenwärtig überhaupt nicht mehr. An ihre Stelle sind kleinere ge- treten, zumeist Glaswannen und Elementgläser, die mir vollständig genügen, so dass ich auch die Kastenaquarien von früher nicht sonderlich vermisse. Der ehemals durchwegs bestandene Bodengrund ist grösstenteils verschwunden und besteht nur mehr in den kleinsten Gläsern. Die Pflanzen kultiviere ich hauptsächlich in Töpfen und zwar noch immer in der gemeinen* Maul- wurfserde, der ich je nach Bedarf ein wenig Moorerde heimische. (Vergleiche meinen Artikel „Erde für unsere Aquarienpflanzen“, „Blätter“, XIII., Nr. 12 [1902]). Den Boden jeder Glas- wanne bedeckt eine dünne Schichte Wellsand, nicht Kies. So eingerichtet, kann ein Aquarium spielend leicht gesäubert werden. Nichts ist für mich ein unangenehmerer Anblick als ver- algte Wände, die mir den Einblick ins Aquarium schmälern. AVill ich nun eine meiner Glaswannen einer notwendigen Reinigung unterziehen, dann ist dieses im Nu geschehen. In ein bereit stehendes Gefäss wird vorerst die Hälfte des Wassers ab- gelassen und werden die Fische hineinbefördert; dann werden die Töpfe herausgenommen und die als Dekoration dienenden, die Töpfe maskierenden Steine, dann der den Boden bedeckende Wellsand. Mit einigen Tropfen Salzsäure lässt sich der dickste Algenbesatz von den Glaswänden leicht und spurlos wegwaschen. Nachdem die Wanne gründ- lich ausgeschwemmt ist, kommt alles wieder in umgekehrter Reihenfolge hinein: der gesäuberte Wellsand als Bodenbelag, in ihren Töpfen die Pflanzen, die wenigen Dekorationssteine, dasselbe alte Wasser und schliesslich die Fische. Das Aquarium steht wieder da blitzblank und ist doch das gleiche geblieben, an dem von einer Neueinrichtung nichts zu sehen ist. Welcher Unterschied, als wenn ich mit Bodengrund ar- beiten müsste! Noch oft denke ich daran zurück, welche zeitraubende und keineswegs saubere Arbeit mir alljährlich die Reinigung eines grossen, 150 Liter fassenden Kastenaquariums machte, 478 Carl Aug. Reitmayer: Einiges aus meiner Praxis. in welchem der aus Moorerde, Teichschlamm und Sand bestehende Bodengrund 6 — 8 cm hoch war. Zeit gewonnen, viel gewonnen, heisst es bei mir. Was nun die Pflanzen selbst anbelangt, mag man mich zu konservativ, vielleicht sogar etwas rückständig nennen. Nachdem ich mit den meisten, in den letzten Jahren neu eingeführten Wasserpflanzen Kulturversuche angestellt hatte, die leider nicht immer zu meiner Zufriedenheit ausfielen, habe ich doch die alteingebürgerten am besten und zweckdienlichsten befunden, die denn auch in meinen Aquarien vorherrschend anzutreffen sind. So die dankbarsten von ihnen Vallisneria spiralis und Sagittaria natans, die unentbehrlichen Arten der Wasserpest, Elodca canadensis , densa und die neuere crispa, dazu die der Elodea canadensis sehr ähnliche Hydrilla verticillata\ die erprobten Tausendblattarten Myriophyllum scabratum , prismatum und das jüngeren Datums M. spec ., die prächtige Haar- nixe Cabomba aquatica und caroliniana, die beiden Heteranthcra zosterifolia \m&gra7uinea,die dekora- tive Ludwigia alternifolia und unsere gelbe Teich- rose Nuphar luteum ; dann die in mehr im Sumpf- aquarium zu haltenden : die bekannten Pfeilkräuter Sagittaria chinensis und montevidensis , der best- bewährte Cyperus alter nifolius, Saururus lucidus und das reizende Myriophyllum proserpinacoides , schliesslich als Vertreter der Schwimmpflanzen Riccia ßuitans und Salvinia auriculata. Das wäre so ziemlich alles. Von heimischen Pflanzen, bei deren Einbringung ins Aquarium Vorsicht nötig ist, habe ich im Frühjahr hauptsächlich zu Laichzwecken den Froschbiss, über Sommer Froschlöffel und Pfeilkraut, vom Herbst an über den Winter aber immer Hornkraut, Wassermoos und die dreikantige Wasserlinse. (Siehe meinen Aufsatz: „Drei heimische Wasserpflanzen für den Winter“, „Wochenschrift“, V. Jahrg., Nr. 44). Manche Neuheit, deren Kultur zu heikel und wenig versprechend war, habe ich ganz aufge- geben; ich glaube damit nicht viel verloren zu haben, zumal sich erst erweisen muss, oh alle die gepriesenen Neueinführungen auch tatsächlich auf die Dauer eine Bereicherung unserer Aquarien werden bilden können. Hier will ich noch an- führen, dass ich vor einigen Jahren einmal zu Instruktionszwecken nur je gleichnamige Pflanzen in die einzelnen Aquarien setzte und dass ich dieses Separationssystem bis heute noch vielfach beibehalten habe. So ist z. B. eine Wanne nur mit Vallisneria , eine andere mit Myriophyllum und wieder eine andere nur mit Lndivigia be- pflanzt u. s. f., was immerhin auch ein ganz nettes Bild gibt und beim Anschauungsunterricht und zur Orientierung für Anfänger, denen man ja stets mit Freude an die Hand geht, grosse Vor- teile gewährt. Um das Veralgen der Pflanzen nach Mög- lichkeit zu vermeiden oder wenigstens einzu- schränken, habe ich, da fast alle meine Aquarien knapp am Fenster stehen und meine Wohnung nach Südwesten gelegen ist, die Rückseite der meisten mit dunkelblauem Seidenpapier verhängt. In den Monaten, wo das Licht der Nachmittags- sonne gar zu intensiv ist, hefte ich übrigens auch noch an die Fensterscheiben ein gleiches Papier. So bringe ich meine Pflanzen immer ziemlich algenrein durch. Hat sich einmal irgend ein Stämmchen gar zu arg mit Algen überzogen, was sich ja nie ganz hintanhalten lässt und häufig bei den Tausendblattarten der Fall ist, dann mache ich lieber kurzen Prozess und entferne das Stück, ehe ich verschiedene meist unzuläng- liche Algeuvertilgungsmittel anwende. Im Früh- jahre verzichte ich auf die Hilfe von Schnecken und Kaulquappen diesbezüglich natürlich nicht. Nun auch von den Fischen ein Wort. Auch hier halte ich, besonders was die Neuheiten betrifft, mit anderen Liebhabern nicht immer gleichen Schritt. Das mag daher kommen, weil ich kein Freund von dem fortwährenden Wechseln bin. Das ist in meinen Augen nicht der richtige Liebhaber, der jeden Monat, jede Saison andere Fische in seinen Aquarien hat. Wer ist imstande, in so kurzer Zeit irgend einen Fisch gründlich kennen zu lernen, in bezug auf seine Bedüi-fnisse, seine Lebensgewohnheiten, seine Fortpflanzung usw.? Dann mag ich mich auch nicht leicht trennen von Tieren, die ich einmal liehgewonnen habe. So werden Fische, an denen ich gleich von Anfang an Gefallen gefunden habe, wie z. B. die Barben, Danio, die Zahnkarpfen, besonders die Gambusen usw., nicht so schnell aus meinen Aquarien wieder verschwinden. Auch haben alte Bekannte, nach denen heute allerdings nur mehr geringe Nachfrage ist, wie Schleierfische und Makropoden, bei mir noch immer denselben Anwert wie ehedem. Auch diesen gegenüber ist mein Interesse das gleiche geblieben. Nicht mehr so oft wie früher habe ich die einzelnen amerikanischen Barscharten, den Chancliito und die gar zu empfindlichen, wie Kampffische, Gurami usw. Weil ich nicht mehr so viele Exoten halte, dafür haben auch wieder heimische Fische in meinen Aquarien Aufnahme gefunden. Jeden Fisch ziehe ich mir am liebsten jung auf. Zu Carl Aug. Reitmayer: Einiges aus meiner Praxis. 479 beobachten, wie er heranwächst, sich verfärbt, ausbildet und endlich zur Fortpflanzung schreitet, ist für mich das grösste Vergnügen. Dass ich nur immer gleichartige, am liebsten gepaarte und in Gesellschaftsaquarien nur Friedfische zusammen halte, will ich nicht ausdrücklich hervorheben, denn das versteht sich von selbst. Als Zuchtaquarium kann mir jedes einzelneBecken dienen, das je nach Bedarf nur entsprechend adjustiert zu werden braucht; für lebendgebärende Fische genügt mir zumeist ein kleines, dicht mit Quellmoos oder zarten Myriophyllum-Tsti eigen bestandenes Elementglas. Damit habe ich oft genug ganz hübsche Resultate erzielt. Was die Fütterung betrifft, bin ich noch immer der Meinung, dass Regelmässigkeit und Abwechs- lung das bekömmlichste ist. Künstliches und natürliches Futter, Rinderherz und Piszidin, Krustazeen und Tubifex. Seit einiger Zeit ver- abreiche ich allen meinen Fischen, jungen und alten in gleicher Weise, ein Mischfutter: ge- schabtes Herz, gehackte Tubifex und Piszidin mittlerer Körnung zusammen zu einem Brei ver- mengt. Das nehmen sie mit Vorliebe. Damit ist es mir auch gelungen, Fische, die bis dahin nur ausschliesslich mit Herz oder nur mit Tubifex gefüttert worden waren, überraschend schnell an jede einzelne dieser Futterarten zu gewöhnen. Brutfischchen füttere ich am liebsten mit Krusta- zeen und vermeide, so weit es möglich ist, jedes künstliche Futter, jedes Surrogat. Um nicht Parasiten und andere Schädlinge einzuschleppen, hole ich mir Daphnien und Cyclops immer selbst aus einem fisch- und algenfreien Tümpel und beobachte überhaupt die grösste Vorsicht dabei. Habe daher auch schon seit Jahren viel seltener über Fischkrankheiten zu klagen, auch gehen mir weit weniger ein als früher, wo ich dies- bezüglich sorgloser gewesen bin. Eingegangene Fische werfe ich nicht weg, sondern gebe sie den Aktinien zur Speise, denen so etwas immer ein Leckerbissen ist. Ich füttere, wie gesagt, regelmässig täglich einmal und zwar am Nach- mittag, und nur im Hochsommer, wo die Fische den grössten Appetit zeigen, zweitJfal , früh am Morgen und nachmittags. Das genügt voll- ständig. Im Winter verringere ich natürlich die Rationen, und es wird zeitweise nur mit Herz allein gefüttert. Vom Durchlüften der Süsswasseraquarien bin ich schon fast ganz abgekommen. Selbst meinen Schleierfischen genügt eine mässige Durchlüftung, da ihrer nur vier in einer ziem- lich grossen Wanne beisammen sind. Upd das Heizen der Aquarien habe ich ganz auf gegeben; bin eigentlich nie dafür sonderlich eingenommen gewesen. Gurami und Kampffische halte ich nicht mehr, und für die Mehrzahl aller anderen Zierfische war dieTemperatur in meiner Wohnung vollständig hinreichend; selbst im heurigen strengen Winter hatte das Wasser in den Aquarien, die knapp am Fenster standen, selten unter 1 2° R, und auch das nur an Tagen, wo starker West- wind ging. Auf diese Weise kam ich nicht in Versuchung, irgend einen neuen Heizapparat auszuprobieren, was gewiss kein allzugrosses Versäumnis sein dürfte. Meine Fische sind trotz alledem gesund geblieben und, was die Haupt- sache ist, nicht verwöhnt worden. Wie alle älteren Aquarienfreunde habe auch ich zu Fischen, die in Warmhaustemperaturen gezogen wurden, als Treibhausfrüchten, noch immer kein rechtes Vertrauen. Das ist bei den Pflanzen dasselbe. Und noch einige Worte im allgemeinen. Mit der Vereinfachung der inneren Einrichtung meiner Süsswasseraquarien ist manches, z. B. die Schlammecke, die Futterschale, gegenstands- los geworden. Der Felsen, der Springbrunnen, der Tropfapparat hat für meine Aquarien keine Bedeutung mehr. Hilfsmittel, wde Schlammheber, Algenbürsten usw., könnte ich füglich auch noch entbehren. Meine Aquarien sind, bis auf jene mit Ueber- wasserpflanzen, immer mit Glasplatten zugedeckt, haben also auch nicht viel unter der sogenannten Staub- und Schmutzschichte zu leiden. Voll- ständigen Wasserwechsel lasse ich nur im äussersten Notfälle eintreten; sonst erfolgt die eingangs erwähnte Reinigung, so oft die Wände, besonders die vordere Glaswand, stärkeren Algen- ansatz zeigen, zwei-, dreimal im Jahre. Aus- genommen davon sind die kleineren Aquarien mit Bodengrund, die Zuchtaquarien und die In- sektarien. Schon in meinem Knabenalter hat mich alles , was Fluss , Bach oder Tümpel hiess, mächtig angezogen, habe ich besonders für die Lebewesen im Wasser Interesse gehabt. Seit mehr als 20 Jahren betreibe ich die Aquatik nicht mehr als Spiel und Tändelei, sondern mit Freude und Verständnis, ist sie meine reine Liebhaberei, meine Passion geworden. Was habe ich in dieser langen Zeit nicht alles ge- halten und gepflegt; wie viel habe ich unter- nommen, versucht und erprobt! Von der gegen- wärtigen Anlage und Einrichtung meiner Süss- wasseraquarien werde ich sicherlich nicht so bald wieder ab kommen. 480 Nachrichten der Herausgeber. — Ausstellungskalender. — Vereins-Nachrichten. Nachrichten der Herausgeber Auch die vorliegende Nummer ist als kleine Spezialnummer vorzugsweise den exotischen Zier fischen gewidmet. Sie bildet die Fortsetzung der N r. 27. D r. Wolterstorf f. Ausstellungskalender. Rixdorf. „Trianea“. Vom 14. — 22. August im „Deut- schen Wirtshaus“. Bergstrasse 136/137. Berlin. „Verein der Aquarien- nnd Terrarienfreunde“ 21. — 30. August, in „Wendts Prachtsälen“. Hamburg. „Rossmässler“. 22.-29. August, in „Ham- monia“, Besenbinderhof. Burgstädt i. Sachsen. „Wasserrose“. Vom 29. August bis 5. September 1909 in den Räumen der Alberts- burg zu Göppersdorf. Stuttgart. „Verein der Aqnarien- nnd Terrarien- freunde“. 11. — 19. September. „Gewerbehalle“. Altona. „Verein Altonaer Aquarien -Freunde“ E. V. 18. — 26. September 1909 im Velodrom Altona. Für die Schriftleitung vei antwortlich : In Deutschland: Dr. W. Wolterstorff, Magdeburg-Sudenburg; in Oesterreich: Dr. P. Kämmerer, Wien II/2. Vereins-Nachrichten Unter alleiniger Verantwortung der Herren Einsender. Berlin. „Hertha“ E. V. 17. ordentliche Sitzung am 17. Juni 1909. Nach Eröffnung der Sitzung und Protokollge- nehmigung werden interne Angelegenheiten erledigt. — Herr Lippelt hat einige von ihm konstruierte Durch- lüfter mitgebracht, die vom V erein übernommen werden. Es wird beschlossen, am Sonntag, den 4. Juli 1909 eine Herrenexkursion nach Picheiswerder zu veran- stalten. Zu „Liebhaberei“ wird erzählt, dass sich in einem kleinen Glase (Einmacheglas), welches als Aquarium eingerichtet ist, in das ein Lötfel Pferde- dung getan wird , sehr viel Infusorien entwickeln. Wir sind der Meinung, dass man Infusorien am besten im Aufzuchtbecken selbst erzeugt, da die in einem anderen Behälter gesetzten Infusorien meistens ab- sterben. Schluss 12 Uhr. K. Typky. 18. ordentliche Sitzung am 1. Juli 1909. Eröffnung 10 Uhr. Annahme des letzten Proto- kolls. Fünf Herren von den „Aquarienfreunden“, die in ihrem Ausstellungslokal zu tun hatten, statteten uns einen Besuch ab. Nach Erledigung des Einlaufes wurde die zusammenlegbare Exkursionskanne von A. Borfeld, Karlsruhe i. B., besprochen ; dieselbe er- scheint sehr praktisch. Aus dem Juniheft der„Deutschen Fischerei-Correspondenz“ wird der Artikel über den Kugelfisch Tetrodoti cutcutia Ham-Buch von Schreit- müller besprochen. Ein interessantes Charakteristikum bei diesem Fisch ist die Fähigkeit, sich kugelartig aufzublasen. Ferner trägt er seine Schwanzflosse mit einem Teil des schmalen Hinterkörpers nach links oder rechts zusammengelegt. — Nach der Pause erzählt uns Herr Schmidt einiges über den Badis badis. Dieser Fisch, der Gattung Naudidae angehörend, wurde 1905 aus Ostindien eingeführt. Sein Körper ist läng- lich zusammengedrückt. Die Rückenflosse ist halb stachlig, halb weich. Badis badis wechselt sehr die Farbe; gewöhnlich und am häufigsten ist sie grünlich gelb und sieht der Fisch daher unscheinbar aus. In der Erregung und beim Laichgeschäft erscheint der Fisch mit dunkel-schwarzblauen Streifen; der Rücken ist dann kobaltblau. Badis badis ist anspruchslos und ausdauernd; er schreitet leicht zur Fortpflanzung. Von den Herren Fliessbach und Tiermaler Pittrich in Dresden wurde er zuerst gezogen. Als Ablaich- stelle dient ein kleiner Blumentopf oder kleines Stein- geröll. Der Laichakt ist ähnlich dem des Makropoden ; wie bei den Labyrinthfischen finden auch hier einige Scheinpaarungen statt. Ein interessanter Punkt bei der Laichabgabe ist das Spritzen des Laiches. 14—16 Körner verlassen auf einmal das Muttertier und werden mit einem Ruck an den Blumentopf ge- schleudert, wobei sie etwas abplatten. Während der Fortpflanzung sind die Tiere verträglich und zeigen keine kannibalischen Gelüste; doch ist es ratsam, zuerst das Weibchen und nach einigen Tagen auch das Männchen aus dem Zuchtbecken zu entfernen. — Mit der Versteigerung von einem Chanchito wird die Sitzung um 1 */* Uhr geschlossen. K. Typky. Breslau. „Proteus“ E. V. Gegründet 1908. Aus den Sitzungen vom 29. Juni und 6. Juli. Zucht von Hemichromis bimaculata. — Zucht des Schleier fisch es. — Ovarialcystenbei Trichogaster lalius. — Mitteilungen des Herrn Sinder- m ann über Zucht und Pflege von Hemichrömis bimaculata , (hämi in der Zusammensetzung = halb und chrömis = Chromide, ursprünglich von chrötna Farbe, wegen der schönen Färbung dieser Fischfamilie. Bimaculata (bis zweimal [doppelt] und maculätus, a, um gefleckt). Die zuträglichste Temperatur ist ungefähr 29 0 C. Das Liebesspiel ähnelt denen der Acara, doch nimmt das Männchen hierbei öfters eine senkrechte Kopfstellung ein und ist im allgemeinen weniger heftig bei seinen Werbungen. Ein Fassen und Reissen an den Lippen, mit ihren oft schweren Verletzungen, kommt bei unseren Hemichromis nicht vor. Sie werfen Gruben wie alle ihre Verwandten aus, sollen aber hierbei die Pflanzen nicht ausreissen. In diesem Punkte hat Herr Ingenieur Korthals gerade die gegenteiligen Beobachtungen gemacht. Bei ihm haben unsere Fische genau wie die Chanchitos gewüstet. Sie laichen auch auf Steinen, die Eier sind gelbbraun, dunkler und kleiner, als bei den Chanchitos. Die Zeit zwischen Ablaichen und Ausschlüpfen ist sehr kurz, zirka zwei Tage. Ebenso diejenige zwischen Ausschlüpfen und Schwimmen. Die Jungen sind kleiner als die von Chanchito und Acara. Anzahl der Eier eines Geleges zirka 500 Stück. Die Brutpflege ist lange nicht so intensiv wie bei den verwandten Chromiden. Ein Befächeln der Gruben findet nicht statt, dagegen kommt das Weibchen dann und wann an die Ober- fläche. nimmt Luft ins Maul und spuckt sie in die Gruben auf die Jungen. Die wieder an die Ober- fläche steigenden Luftblasen, bilden auf derselben eine Ansammlung von der Grösse eines silbernen Fünf- markstückes, das allmählich zergeht. (Wiederholt auch von fremden Besuchern beobachtet!) Die Jungen sind ungefärbt wie die kleinen Chanchitos und wachsen sogar bei Trockenfütterung mit Piscidin 000 gut heran. — Herr Sauer hält uns einen Vortrag über seine Erfahrungen bei der Zucht von Schleierfischen. Vor allen Dingen ist ein niedriger Wasserstand von 42 — 15 cm (höchstens!) Bedingung. Da die Weibchen ihre Eier oft an die Scheibe kleben, sind Schnecken aus dem Zuchtaquarium sorgfältig fern zu halten. Zimmertemperatur genügt, doch ist es ratsam, nur drei Bruten jährlich machen zu lassen und in der Zwischenzeit die Elterntiere zu trennen. Wie bei manchen anderen Fischen (Karpfen, Plötze, Rotauge) bekommt das Männchen zur Zeit der Brunft einen Hautauschlag. Dieser besteht aus zahlreichen weiss- lichen Warzen, die den Scheitel, die Wangen, den Kiemendeckel und einen Teil der Brustflossen be- decken. Das ist das sicherste Unterscheidungsmerk- mal der Geschlechter, da die sonstigen Unterschiede (kurze Legeröhre beim Weibchen, vertiefter, wie mit dem Fingernagel ausgezwickter After des Männchens) manchmal nicht deutlich ausgeprägt sind. Es ist nicht zu empfehlen, die Pflanzen mit den daran haften- den Eiern, oder die Jungen aus dem Becken heraus- zunehmen, sondern man lasse alles unberührt und Vereins-Nachrichten. 481 fange die Elterntiere heraus. Das Auskriechen der Brut findet in drei bis sechs Tagen statt — nicht, wie man oft liest, in zwei Tagen — und kann sich bis zu dreizehn Tagen verzögern. Die Aufzucht mit lebendem und künstlichem Futter ist nicht schwer, doch zeigen sich später natürlich nur sehr wenige Tiere als erstklassig. Gerade dieser Umstand aber verleiht der Beschäftigung mit der Zucht des Schleier- fisches einen eigenen Reiz. — Herr H. aus B. hatte uns ein sehr interessantes Präparat zugeschickt, welches demonstriert wurde. Es war ein Weibchen von Trichogaster lalius, das schon seit Jahresfrist einen derart starken Bauchumfang hatte, dass man jeden Augenblick das Ablaichen erwarten musste. Das Tier nahm aber immer mehr an Umfang zu und starb schliesslich. Die Sektion ergab, dass sich im Eierstock mehrere kirschkerngrosse, mit gelber Flüssig- keit angefüllte Hohlräume (Cysten) gebildet hatten, die den hinteren Teil des Ovariums einnahmen. Die Ausgangsöffnung war dadurch verschlossen und auch ein Ablegen der noch gesunden Eier unmöglich. Der Magendarmkanal war von den Cysten vollständig verdrängt, so dass die Verdauungstätigkeit auf ein Minimum reduziert war. Hierdurch d. h. durch all- mähliches Verhungern, oder durch Platzen der Bauch- höhle, finden diese Tiere dann ein vorzeitiges Ende. Dr. Deupser, Deutscli-Lissa. Charlottenburg. „Wasserstern“. Sitzung vom 7. Juli 1909. Der Vorsitzende eröffnete die Sitzung um 9.30 Uhr und begrüsst die erschienenen Gäste, Herrn Kulaek und Hänselei-. Das vom Schriftührer verlesene Protokoll wurde ohne Aenderung angenommen. Unter Eingängen befinden sich „Blätter für Aquarien- und Terrarienkunde“, „Natur und Haus“, „Deutsche Fischerei-Korrespondenz“. Offerte: Oskar Schilling, Glaswaren für Aquarienzwecke, Johann Sauer, Karls- ruhe, Aquarien-Gestelle , „Naturwissenschaftlicher Wegweiser' von Dr. Karl Lampe, Jahrbuch 1908 von Rudolf Mandee. Zur Aufnahme haben sich gemeldet die Herren Czepuk und Müller, welche einstimmig aufgenommen wurden. Der Vorsitzende E. Berndt gibt bekannt, dass der Verein „Nymphaea alba“ einen Familienausflug geplant hat, zu dessen Teilnahme unser Verein freundlichst eingeladen wird. Näheres wird noch bekannt gegeben. Auf Umfx-age des Vor- sitzenden geben folgende Mitglieder ihre diesjährigen Zuchterfolge und damit verbundenen Erfahrungen bekannt. Baumann meldet: Danio rerio, Junger: Rivulus poeyi und Gambusia holbrocki , Czepuck : Poecilia reticulata , Kluge : ebenfalls Poecilia reticulata, Walter: Scheibenbarsche, Seeker: Schleierfische, Bei- mann Kampffische, Berndt : Haplochilus dayi und Ma- kropoden, sowie Giradinus decemmaculatus. Herr Müller teilte uns mit, dass seine Maulbrüter wohl ab- gelaicht hätten, doch fand er die Eier, trotzdem das Männchen entfernt war, am nächsten Tage in einer Aquarienecke. Es entspinnt sich hierauf eine längere Debatte über das Ablaichen des Danio reriro und gibt Herr Berndt gute Ratschläge zur erfolg- reichen Zucht. Derselbe hatte ein einjähriges, be- sonders starkes Weibchen, welches nicht zum Ab- laichen kam : da sämtliche Versuche fehlschlugen, versuchte Herr Berndt es mit drei Männchen, welche er durch eine Glasscheibe zwei Tage vom Weibchen trennte, nach Herausnahme der Trennungsscheibe schritt das Weibchen nach einer Stunde zur Laich- abgabe und erzielte Herr Berndt hierdurch den Er- folg, dass mindestens die Hälfte der Eier gerettet wurden. Herr Hänselei- teilte uns mit, dass er im Besitze eines Acara punctata mit Teleskopaugen sei ; ebenfalls besitzt Herr Berndt einen Danio rerio mit Teleskopaugen, welche beiden Fische die Herren in nächster Sitzung vorzeigen werden. Herr Kluge zeigte ein Präparat von zwei Bandwürmern eines Stichlings vor, worüber sich eine längere Debatte entspann. Der Unterzeichnete stiftete zwei Zaun- eidechsen, welche Herr Reimann als eifriger Ter- rarienliebhaber dankend in Empfang nahm. Für unsere Bibliothek wurde beschlossen, das einge- gangene Jahrbuch von 1908, sowie das Buch „Das Leben des Süsswassers“ anzukaufen. Nach einigen kurzen Aussprachen über unsere Liebhaberei, schloss der Vorsitzende die Sitzung um 12 Uhr. Franz Junger. Dresden. „Ichthyologi sehe Gesellschaft“. Ausserordentliche Versammlung am 8. Juli 1909. Eröffnung '/HO Uhr durch den I. Vorsitzenden Herrn Bessner. Eingänge : Eine Karte von Herrn Professor Dr. Urban, Plan i. Böhmen, sowie einige Hefte des „Kosmos“ nebst Beilagen usw. Anwesend sind die Herren : Bessner, Minkert, Pabst, Trosdorf, Haucke, Starke, Loche, Hülzenbecher, Schaarschmidt, Seidel, Rauch, Giesemann, Härtel, Adler und Schreit- müller, sowie ein Gast. Herr Trosdorf muss krank- heitshalber aus der Vergnügungskommission aus- scheiden und wird für ihn Herr Härtel gewählt. Die Vergnügungskommission erstattet hierauf Bericht über ihre Vorarbeiten zum Sommerfest und teilt mit, dass hierfür die Lokale des Gasthofs zu Reick oder Rhänitz in Frage kämen. Nach längerer Debatte entscheidet man sich für den Rhänitz. Das Sommerfest findet demnach Sonntag, den 11. Juli statt. Treff- punkt: Mittags 1 Uhr am Lindengarten — Königs- brückerstrasse — Dresden-Neustadt (am 11. VII. 09). Nach längerem Beisammensein, während welcher Zeit verschiedene, unsere Liebhaberei betreffende und interne Angelegenheiten besprochen wurden, zeigt Unterzeichneter noch einige Salamandra atra Laur. = Mohren- oder Alpensalamander vor. Herr Trosdorf hat eine Menge Physa acuta = Spitze Blasen- oder Quellejischnecken mitgebracht. Schluss der Sitzung gegen 12 Uhr. Wilhelm Schreitmüller, Schriftführer. Sitzung vom 15. Juli 1909. Eingänge: Die üblichen Zeitschriften, sowie Heft 4 und 5 des „Kosmos“ nebst Beilagen, ferner ver- schiedene Briefe und Offerten, Brief von Herrn Konski- München. Im Vereinsbericht der „Nymphaea“-Leipzig, Heft 28 der „Wochenschrift“, vom 13. Juli 1909, Seite 387, Zeile 43 — 47 von oben (rechte Seite) wird Bezug auf unseren Exkursionsbericht in den „Blättern“, Seite 389, genommen und hierbei der Wunsch ge- äussert, dass wir eine kurze Beschreibung der Fund- orte von Triton alpestris Laur. = Alpen- oder Berg- molch bekannt geben möchten. Wir kommen diesem Wunsche gerne nach und teilen mit, dass wir seiner- zeit diese Tritonen an verschiedenen Orten (in bezug auf Lage und Beschaffenheit gemeint) erbeutet haben. Fundort I: War ein Karpfenteich bei Ullersdorf (Dresdener Heide). Dieser Teich lag inmitten von Sumpf- und Moorwiesen, von wenig Wald umgeben. Er hatte lehmigen Bodengrund ohne jeden Steinbelag. Von Wasserpflanzen waren nur Acorus ca7/mxs=Calmus, Iris pseud-acorus = Wasserlilie, Veronica Beccabunga — Bachbunge oder Wasserehrenpreis, Typha latifolia = Rohrkolben und verschiedene Seggen, Binsen, Schilf- und Sumpfgrasarten usw. zu finden. Unter- wasserpflanzen waren nicht vorhanden, da der Teich hiervon fein säuberlich gereinigt war. (Ein wenig günstiger Aufenthaltsort für Triton alpestris Laur.). — Fundort II: War ein kleiner Fischteich zwischen Weissig und Klein-Erkmannsdorf (Dresdener Heide). Dieser war bewachsen mit verschiedenen Sumpf- und Unterwasserpflanzen , wie : Potamogeton natans = schwimmendes Laichkraut, Pot. crispus = gekräuseltes Laichkraut, Pot. perfoliatus = durchwachsenblättriges Laichkraut, Callistriche vernalis= Frühlings wasserstern, Fontinalis antipyretica = Quellmoos, Alisma Plantago = Froschlöffel, Typha latifolia = Rohrkolben, Spar- ganium spec.? = Igelkolben usw. Auch dieser Teich hatte lehmigen Bodengrund ohne jeden Steinbelag, in seiner Nähe war etwas Wald. — Fundort III: Ist ein uns schon seit Jahren bekannter „Idealauf- enthaltsort“ für Triton alpestris Laur. Es ist dies ein Steinbruchtümpel unweit der Heidemühle (Dresdener Heide). Das Wasser desselben ist ziem- lich klar und kühl, (anscheinend Grundwasser der nahe hieran vorbeifliessenden Priessnitz.) Der Grund dieses Gewässers ist mit zahllosen, grossen 482 Vereins-Nachrichten. und kleinen Felsen- und Steinstücken (Granit und Syenit) bedeckt und wie geschaffen für Triton al- pestris. — An Pflanzen finden sich in diesem Tümpel nur Myriophyllum scabratum = Nitzches- oder rauhes Tausendblatt und Nitelia flexilis = biegsame Nitelle vor. (Erstere Pflanze wurde vor Jahren von hiesigen Liebhabern daselbst eingesetzt und angesiedelt und gedeiht prächtig hierin !) Am Rande und in der Um gebung dieses Tümpels wachsen : Lysimachia nummul- laria = Pfennigkraut, Myosotis palustris = Sumpf- vergissmeinnicht, Mentha aquatica = Wasserminze, Binsen, Seggen usw. Grosse und kleine Felsen und Steinblöcke liegen überall umher und das Ganze ist von Wald (Nadelwald mit Unterholz) eingeschlossen. Für gewöhnlich findet man Triton alpestris fast immer nur in Gewässern mit steinigem Untergrund und kühlem Wasser vor. — Erstgenannte beiden Fund- orte sind nicht so ganz für diesen Molch geeignet und scheinen die hierin aufgefundenen, wenigen Exem- plare, diese Teiche nur in Ermangelung günstigerer Laichplatze aufgesucht zu haben. — Betreffs Lemna polyrrhiza, (nicht polyrhiza wie im„Nympliaea“-Bericht) welche in unserem Protokoll vom -3. Juni 1909 als „wurzellose“ Wasserlinse bezeichnet wurde, liegt „selbstredend“ ein Versehen vor und muss es natür- lich hierfür „vielwurzelige“ Wasserlinse heissen, denn die „wurzellose Wasserlinse“ heisst: „ Lemna arrhizaul — Haemopis sanguisuga = Pferdeegel und Hirudo medicinalis = Blutegel werden auch gegenwärtig noch in verschiedenen Werken und Büchern als: ,, Haemopis vorax “ und „ Hirudo officinalis “ bezeichnet und ist demnach unsere Bezeichnung hierfür nicht „falsch“, wenn auch nicht mehr gebräuchlich! Wir werden jedoch künftighin die neuen Namen dieser Tiere in Anwendung bringen. — Den Ausführungen der „Nymphaea“ über die sogenannten „Pflanzenberge“ im Aquarium, scliliessen wir uns voll und ganz an, auch wir erachten derartige „Neuheiten und Er- findungen“ nur als Spielereien und für unsere Zwecke absolut unverwendbar! — Interesse erregte die Mit- teilung von Dr. F. Werner-Wien, Heft 28 der „Wochen- schrift“, Seite 65, wonach alte Exemplare von Coluber leopardinus = Leopardnatter und Coluber quatuor- lineatus = Vierstreifennatter, sehr häufig im Freien ohne Schwanzspitzen vorgefunden werden, was Herr Dr. Werner darauf zurückführt, dass bei solchen Exemplaren eine regelmässige Häutung nicht mehr zustande kommt. Wir können ein gleiches Beispiel anführen. Unser Herr ILaucke pflegt seit zirka zwei Jahren eine zirka 1,40—1,50 m lange Natter dieser Art. Im ersten Jahre häutete sich die Schlange regel- mässig und vollständig; im Herbst vorigen Jahres zeigte das Tier an der Schwanzspitze eine Verhärtung der Schuppen, welche trotz Badens und sonstiger Pflege nicht zu entfernen war. Im Laufe dieses Jahres trocknete das Schwanzende völlig ab und wird dies in absehbarer Zeit völlig abfallen. Der betreffende Schwanzteil häutet sich nicht mit, wenn das Tier seine Haut abstreift. Im Uebrigen ist die Schlange aber kerngesund und frisst mit dem grössten Appet it. — Unterzeichneter teilt mit, dass ihm Herr Rudolf Zimmermann-Rochlitz i. S., die Mitteilung machte, dass er demnächst nach Dresden zu kommen beabsichtige und hierbei gleichzeitig Veranlassung nehmen werde, einer unserer Vereinssitzungen beizuwohnen. Das von Herrn Loche bei Weissig Vorgefundene Gewächs mit den roten Lippenblüten bezeichnet Unterzeichneter für das sogenannte Sumpfläusekraut = Pedicularis palustris , welche Pflanze auf den Sumpf- und Moor- wiesen dieser Gegend massenhaft auftritt. Herr Starke berichtet über eine eigentümliche Erkrankung bei einem Mollienisia formosa j , dasselbe zeigt an der Brust eine beulenartige Erhöhung von rötlicher Färbung, welche schon seit ca. 14 Tagen besteht. Das Tier ist mobil und frisst fleissig, sodass man ihm ein Unbehagen nicht anmerkt. Die Krankheit wird anscheinend von einem innerlich schmarotzen- den Parisit verursacht. Unser Sommerfest, welches vergangenen Sonntag wegen Regenwetter nicht ab- gehalten werden konnte, fand am Sonntag den 18. Juli statt. Herr Papst erstattet Bericht über seine mit dem betreffenden Besitzer erfolgten Ver- handlungen, wegen Pachtung eines Daphnienteiches. Für die Bibliothek wird ein Exemplar des Mollusken- werkes von D. Geyer bestellt. Als Mitglied meldet sich der Bruder unseres Herrn Seidel an. Wilhelm Schreitmüller, Schriftführer. Dresden „Wasserrose“. Versammlung vom 3. Juli 1909. Eröffnung der Versammlung 9.30 Uhr. Eingänge: Herr Lehrer Hermann-Beuthen, Vorsitzender des Vereins „Najas“ meldet seine bevorstehende Ankunft an. Herr Rudolph teilt mit, dass er plötzlicher schwerer Erkrankung seiner Gemahlin halber nicht in der Lage war, der Einladung der „Salvinia“-Meissen Folge zu leisten, uns im Aufträge gelegentlich eines Propaganda vortrags zu vertreten. Herr Schwanhäuser fragt an, ob er Schleierschwanz- und Scheibenbarsch- weibchen erhalten könnte. Offerte von Strecker und Schröder, Stuttgart: „Die Weichtiere Deutschlands“. — Zur Aufnahme gelangt Herr Fritz Tretbar, Kauf- mann, Dresden-Neustadt, Buchenstrasse 21. — Zum Besten des Ausstellungsfonds stiftet Herr Gast einen patentierten Türverschluss, welcher in amerikanischer Versteigerung dem Fond Mk. 13.38 einbringt. Hier- für besten Dank. Herr Heinrich stellt zur nächsten Versammlung 4 Paare und 20 Stück verschiedene Fische als Stiftung in Aussicht. Vom Unter- zeichneten wird ein Pärchen Haplochilus spec., No. 1 der letzten Offerte der vereinigten Zierfischzüchtereien Conradshöhe vorgezeigt. Die Färbung und Beflossung der Tiere kann als teilweise neuartig in Farbe und Form gelten und wurden sie als sehr farbenschöne Tiere anerkannt. Nachzucht ist bereits vorhanden. — Verschiedentliche anderweitige Benutzungen unseres Vereinslokals haben wiederholt zu energischen Be- schwerden bei unserm Herbergsvater Veranlassung gegeben, ohne allerdings dauernden Erfolg zu haben, nie heutige Versammlung ist abermals nur im halb- geschlossenen Raume untergebracht, sodass Herr Gast den Antrag einbringt, ein neues Vereinslokal in Aussicht zu nehmen. Da jedoch der Lokalinhaber, Herr Hoffmann, unser Mitglied ist, wird vorläufig hievon Abstand genommen. — Literaturbericht: No. 23 der „Blätter“ bringt einen Artikel von G. Ruda- Wien „Mein Gesellschaftsaquarium“. Das Becken ist allerdings ein Z em e n t b ass i n in einem ständig geheizten Glas hause und kann bei einem In- halte von 1500 Liter Wasser auf die Bezeichnung „Aquarium“ keinen Anspruch mehr erheben. Die angeführten Fischarten, die das Becken bevölkern, Cichliden, Labyrinther, Zahnkarpfen usw. laichen bei einigermassen guter Pflege alle im Zimmeraquarium. Nr. 24 der „Blätter“ mit der vorzüglichen Farben- tafel findet unsern vollen Beifall. Paul Riebe-Ham- burg meldet in Nr. 22 der „Wochenschrift“ unter „Beobachtungen bei der Zucht von Scheibenbarschen“ unter anderem, dass während des Laichaktes beide Fische „schnell die Farbe wechseln“. „Das Männchen, welches mattere Farbe hatte, wurde tiefschwarz ge- gestreift und das Weibchen erblasste“. Herrn Riebe ist bei der Beobachtung der Fische ein Irrtum unter- laufen; die Fische wechseln keineswegs schnell die Farbe, sondern sie bleiben eben wie sie sind, das Weibchen kurz vor und während des Laichaktes tiefschwarz gestreift, das Männchen blass und fahl. Vor Gebrauch des Essigs als Polypenvertilgungs- mittel möchten wir warnen, selbst bei allerkürzestem Eintauchen in die Säure gingen alle Blätter so be- handelter Vallisnerien verloren, sodass es geraume Zeit dauert, ehe die Pflanze neue Blätter entwickelt. P. Engmann, Schriftführer. Frankfurt a. M. „Biologische Gesellschaft“. Die Tätigkeit in unserem Verein war in den letzten Monaten sehr rege. Von allen Seiten ergingen An- fragen an den Vorstand wegen Haltung von ver- schiedenen Fischen und Bekämpfung von Fischkrank- heiten, die prompt beantwortet wurden. Herr Stridde spi’ach ausführlich über seine in den „Blättern“ er- •schienene Preisarbeit. — Die Herren Schaub und Vereins-Nachrichten. 483 Chmilewsky führten an je einem Abend in vorzüg- lichen Präparaten uns die schönsten Arten von Dia- tomeen und ferner lebende Glockentierchen, Daphnien, Fischfeinde usw. unter drei Mikroskopen vor. — Herr Heinrich erbaute uns durch einen seiner so anziehenden Vorträge über das „Seewesen“ und gab eine Schilderung der Seeschiffahrt vom Ein bäum bis zum modernen Turbinendampfer. — Nachzuchten von Panzerwelsen, Trichogaster lalius. Scheibenbarschen, Kampffischen, Stein- und Diamantbarschen wurden von Herrn Riese, Wolschendorf und Fränkel erzielt, ausser den andern zahlreichen Zuchterfolgen. Herr Beck hatte von 32 Tage alten Datiio rerio bereits Nachzucht. Zur Fütterung von Daphnien sei bemerkt, dass auf Ver- anlassung vom Mitglied Seitz bereits mehrere Monate Eiweiss mit vorzüglichem Erfolg gebraucht wird. Dunkelstellen und Eiweissfütterung halten Daphnien lange Zeit am Leben und fördern eine Masse kleinster Daphnien zur Welt. — Unser monatliches Programm hat sich bestens bewährt, die Ausflüge, teils mit, teils ohne Damen, führen eine stattliche Anzahl Mit- glieder zusammen und heben die Geselligkeit in reichem Masse. — In hiesigen Blättern wurde ein Artikel aufgegeben, in dem bei Beginn der Ferien unsere Jugend davor gewarnt wird, Fische, Salamander usw. in übermässiger Anzahl nach Hause zu schleppen. — Die verschiedenen Ausflüge ergaben reiche Ausbeute an Wasserkäfern, Insektenlarven, seltenen Wasser- pflanzen, verschiedenen Daphnienarten usw. — Eine von mehreren Mitgliedern unternommene Tour nach dem „Kühkopf“ brachte uns Süsswasserscliwamm, kleine Nymphäenarten, Kolbenkäfer und eine prächtige Ringelnatter, zirka 80 cm lang, die Herr Fränkel er- beutete und dem Verein überwies. — Eine von dem- selben Herrn erbeutete , 4 Wochen lang gehegte Maulwurfsgrille frass nur Regenwürmer, Fleisch und Enchythraeus, Pflanzen verschmähte sie. — - Eine aus Sumatra an Herrn Fränkel gesandte Sammlung von Wasserpflanzen wurde eingepflanzt und zeigte sich keimfähig. Verschiedene Arten gehen bereits auf und glückt es vielleicht, einige neue Wasserpflanzen zu erhalten. Fritz Fränkel, 1. Schriftführer. Gürlilz. „Aquarium.“ Vereins-Sitzung vom 14. Mai. Verlesung und Genehmigung des Protokolls, Be- kanntgabe verschiedener Eingänge. Unter letzteren ein Entschuldigungsschreiben von Herrn Matthieu, der seinen Vortrag über den Aal wegen Krankheit wieder nicht halten kann. Ein anonymes Schreiben, das eins unserer Mitglieder betrifft, wandert sofort in das Feuer; dem anonymen Denunzianten könnten wir nur empfehlen, sich seine Aeusserungen reiflich zu über- legen. sonst könnte ihm, da wir ziemlich wissen, wer der Schreiber ist, die Sache teuer zu stehen kommen. Herr Dr. Finster referiert aus den „Blättern“, „Natur und Haus“ und „Kosmos“. Von diesen Referaten interessiert besonders „Algen als Schönheit im Aqua- rium“. Unter Verschiedenes kommt unsere Tümpel- frage zur Sprache. Man beklagt sich, dass zu wenig Wasser darin sei und ebenso nur Cyclops. Der Vor- sitzende verspricht, Abhilfe zu schaffen. Herr Lehrer Friebe berichtet über Infusorienzucht in Gefässen von gleicher Grösse. Eines davon stand auf dem Fenster und war der Sonne ausgesetzt, das andere stand auf dem Küchenherd, war also nur künstlicher Wärme ausgesetzt. Durch mikroskopische Untersuchung stellte Herr Friebe nach drei Tagen fest, dass es in dem Gefäss auf dem Küchenherd von Infusorien wimmelte, während in dem anderen fast noch nichts zu bemerken war. Hierauf wurde das Programm zur Exkursion nach dem Schöpstal bekanntgegeben und zu zahl- reicher Beteiligung aufgefordert. Zur Verlosung standen 44 Stück verschiedene Zierfische. A. M. Vereins-Sitzung vom 28. Mai. Unter den Eingängen Aufnahmegesuch des Lehrers an der Königl. Maschinenbauschule Herrn Roegner, ein Schreiben von Herrn Dr. Wolterstorff und Fisch- sendung von Otto Preusse, die uns kommissionsweise zugesandt worden ist. Die Anschaffung von „Das Leben der Binnengewässer“ (neuere Auflage) wurde abgelehnt, da wir in unserer Bibliothek die erste Auflage haben. Hierauf Referat über Salamandra atra und über die Exkursion nach dem Schöpstal. Bei der letzteren war die Pflanzenausbeute so reich- lich, dass zur Verlosung ganze Bündel Quellmoos (Fontinalis antipyretiea) gestiftet wurden. Herr Lehrer Roegner zeigt zusammenlegbare Daphnienbügel in Dreieckform vor, während Herr Lehrer Barthel eine Wasserspinne demonstriert und dazu die nötigen Er- läuterungen über Lebensweise gibt. Zur Verlosung kommen: Ein Paar Diamantbarsche, kleine Hechte, gelbe Deckelschnecken und Wasserpflanzen. A. M. Vereins-Sitzung vom 11. Juni. Bekanntgabe von Offerten und Abmeldung des Herrn Busse. Das Referat über „Sinnliche Wahr- nehmung der Fische“ erweckte rege Diskussion. Herr Matthieu hält seinen schon längst zugesagten Vortrag über „Der Aal“ und führte ungefähr folgendes aus: In früherer Zeit (seit 1896) ist von den Italienern Grassi und Calandrucio festgestellt worden, dass die etwa fünfjährigen Aale zumeist in den Herbstmonaten die Binnengewässer verlassen und in Masse hinausziehen nach dem Meere. Hier erreicht ihre Geschlechtsreife den Höhepunkt. Es wurde nun vermutet, dass sie ihren Laich in bedeutenden Meerestiefen absetzen, aus denen sich dann nur eine Larvenform bildet. Genaue Plätze konnten nicht angegeben werden. Es ist nun aber von der dänischen Abteilung für Meeres- forschung festgestellt worden, dass sich diese Laich- plätze im Atlantischen Ozean und zwar in der Gegend westlich vom Aermelkanal in einer Tiefe von unge- fähr 900—1000 m befinden. Die Wassertemperatur beträgt hier, laut Bericht des dänischen Forschers Dr. Schmidt, 7° C und der Salzgehalt des Wassers 3,52 °/o. Redner ging im weiteren auf das Jugendstadium der Aale ein, die in diesem Zustand dünn und völlig durchsichtig sind und im eigentlichen Körperbau den Elterntieren überhaupt in nichts ähneln. Ihnen fehlen z. B. die Brustflossen ganz, der Leib ist flach und nicht rund. Nach und nach nimmt die Larvenform Aehnlichkeit mit dem Aale an: Es bilden sich Brust- flossen, das anfänglich wasserhelle Blut wird rot, der Körper rundet sich, bis die eigentliche Form des Aales, in einer Grösse von 6 — 8 cm, vollendet ist. Diese jungen Aale, „Montee-Aelchen“ genannt, ziehen nun in kolossalen Mengen aus den Tiefen des Welt- meeres nach den Küsten und von da nach den Fluss- mündungen, wo sie sich stromaufwärts ziehend all- mählich in alle Neben- und Zuflüsse verteilen. Die Wissenschaft behauptete früher, dass die Aale in unsern Binnengewässern meist weiblichen Geschlechts seien. Durch das Antreffen von männlichen Aalen ist dies nun aber als irrig festgestellt worden. Der Aufenthalt in den Binnengewässern wird auf zirka 5—7 Jahre geschätzt; nach dieser Zeit geht die Wanderung wieder flussabwärts den salzigen Fluten des Meeres zu. Redner gab nun einige treffende Be- gründungen für das vorerwähnte bekannt und be- antwortete die Frage: „Warum kommt der Aal im gesamten Donaugebiet nicht vor?“ Die Donau steht nur mit dem Schwarzen Meer in Verbindung; das Wasser desselben ist bereits in ganz geringen Tiefen reich an Schwefelwasserstoffgas. Da der Aal aber nur in den Weltmeeren in einer Tiefe von zirka 900 m laicht, so ist es wohl begreiflich, dass hier das Fort- kommen jedes höheren Lebewesens ausgeschlossen ist. Reicher Beifall lohnte die interessanten Aus- führungen, zu denen Herr Lehrer Roegner noch in- teressantes über die eigentliche Wanderung der Aal- monten mitteilte. Unsere schon längst geplante Heideexkursion wird auf den 27. Juni festgesetzt. An den „Neuen Proteus“ in Breslau ergeht eine Einladung hierzu. Herr Gattig zeigt ein seltsames Gebilde einer Cyperus- Wurzel, sowie eine Alge vor. Letztere setzt sich, allmählich sich verdickend, an die Scheiben seines Aquariums an, schlägt nach kurzer Zeit Blasen und fällt ab. Das Wasser bleibt völlig klar. Herr Matthieu meint, dass diese Alge zu den Ulvaceen ge- hört und wird an Herrn Dr. Ziegelei- schreiben, um 484 Vereins-Nachrichten. genauen Artnamen feststellen zu lassen. HerrMatthieu demonstriert hierauf noch einige Terrarientiere, wie Lacerta vivipara , Alvtes obstetricans, Bombinator pachy- pus und Bufo viridis. Zuchterfolge gaben bekannt: Herr Friebe Stichlinge und zwei Zuchten Scheiben- barsche, Herr Junge Haplodiilus chaperi, rote Barben und Poecilia pavonina, Herr Matthieu Maulbrüter und Korfu-Molche, Herr Breitenfeldt Rivulus elegans, Herr Bessert Acara coerulea und punktierte Guramis, Herr Ostheimer Poecilia reticulata , Herr Dr. Finster Girar- dinus und Geophagus brasiliensis, Herr Handschuh punktierte Gurami und Makropoden , Herr Brendel Maulbrüter und Poecilia reticulata , Herr Voss Girar- dinus. Zur Verlosung kamen Pyrrhulina australis und Pflanzen. A. M. Vereins-Sitzung am 25. Juni. Als Gast begrüsst Herr Dr. Finster Herrn Gärtnerei- besitzer Scliorsch. Bekanntgabe zweier Abmeldungen und vieler Eingänge, wovon die meisten zur Einsicht zirkulieren. Herr Dr. Finster referiert über Tubifex- fütterung, worauf Herr Matthieu einen eingehenden Vortrag „Ueber den japanischen Garten im Schlosse Haibau“ hält. Redner ging im Anfänge auf die ge- waltigen Unterschiede zwischen einem japanischen und einem der neuheitlichen Richtung angepassten Garten ein; dort das reinwildromantische, ohne jeden gutgepflegten Weg, hier grosse scliöneFläclienwirkung, gutgepflegte Wege usw. Im weiteren schilderte Redner die Hauptbestandteile des japanischen Gartens: Die zu Wegen aneinandergereihten Schrittsteine, die hier in Haibau mit Saxifraga cervicornis (Hirschgeweih- Saxifraga) und mit der japanischen Zwergmispel Cotonnaster horicontalis geradezu umwuchert waren. Eine andere charakteristische Eigenschaft der hier gebotenen japanischen Landschaft waren mehrere aufgestellte Steinlaternen, die gut plaziert waren. Sie bildeten, wie mehrere andere Steingruppen, die Haupt- bestandteile des japanischen Gartens, in dem die japanischen Zwergbäume in den wunderbarsten Blatt- farben nur das Beiwerk waren. In heizbaren Frei- landbassins blühten tropische und subtropische Ver- treter der Wasserflora in üppigster Weise und schönen blauabgetönten Farben. Den Schluss des Vortrages bildeten Beschreibungen eines englischen und chine- sischen Gartens, eines grossen, mehrere tausend Rosensträucher enthaltenden Rosariums, sowie des Schlosses selbst, das nach japanischer Art eingerichtet ist. Hierauf Bekanntgabe des Programms zur Heide- exkursion, zu der unser Mitglied Herr Lehrer Barber, Verwalter des botanischen Gartens in Görlitz, die Leitung übernahm und zu der Herr Dr. Deupser, neuer „Proteus“ in Breslau, seine Teilnahme zugesagt hatte. Herr Dr. Geist wünscht, dass sein Antrag „jedes Mitglied kann bei Verlosungen nur einmal gewinnen“ zum Beschluss erhoben wird. Der Antrag fand einstimmige Annahme. Zur Verlosung standen ein Paar Tetragonopterus rutilus, Geophagus brasiliensis ünd Cyperus glomeratus. Zuchterfolge melden die Herren Friebe, Bessert, Bitterlich und Dr. Finster an, alle Herren immer zweite Zucht von bereits in diesem Jahre zur Zucht geschrittenen Elterntieren; darunter eine Neuheit bei Herrn Friebe: Apomotis cyanellus. A. M. Adressentafel der Vereine. J) Dresden. „Wasser-rose“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Vereinslokal: Restaurant Viktoria- haus, Seestrasse. Versammlung jeden 1. und 3. Sonnabend im Monat, an den dazwischen liegenden Sonnabenden zwanglose Zusammenkünfte. Brief- adresse: Paul Lehnert, 1. Vorsitzender, Dresden-A. 16, Wintergartenstrasse 57. Elberfeld. „Wasserrose“. Gesellschaft für Aquarien- und Terrarienkunde. Vereinslokal: Hotel „Vier Jahreszeiten“. I. Vorsitzender: Wolfram Boecker, Barmen, Haspelerstrasse 7. Jeden 2. und 4. Freitag im Monat Versammlung um 9 Uhr. Gäste willkommen. Erfnrt. „Aquarien- und Terrarienfrennde“. Ver- sammlungen jeden 1., 3. und 5. Freitag im Monat im Cafe Roland am Fischmarkt. Briefadresse : Fr. Schneider, Michaelisstr. 30. Gäste willkommen. Frankfurt a. Main. „Biologische Gesellschaft“ für Aquarien- und Terrarienkunde. Vereinslokal: West- endgarten, Taunusstrasse 1. Sitzungen: Jeden Diens- tag, abends 9 Uhr. Jeden ersten Dienstag im Monat Vortrag nebst Gratisverlosung. Auskunft über Tier- und Pflanzenflege usw. an jedermann. Gäste stets willkommen. Briefadresse: Herr G. Stridde, 1. Vor- sitzender, Habsburger Allee 24. 1. Schriftführer: Fritz Fraenkel, Liebfrauenweg 21. Frankfurt a. M. „Iris“. Verein für Aquarien und Terrarienkunde. Vereinslokal: „Schlesinger Eck“, Gr. Gallusstrasse 2. Sitzung jeden 2. und 4. Donners- tag im Monat. Briefadresse: W. Gravelius, I. Vor- sitzender, Eschersheimer Landstrasse 110. Fürth. (Bayern.) Gesellschaft „Iris“. Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Gegründet 1903. Vereinslokal : Gasthof „Zum schwarzen Kreuz“, Königsstrasse. Vereinssitzungen jeden 2. und 4. Dienstag im Monat, abends '/iQ Ühr. Gäste stets willkommen. Briefadresse: Georg Herrmann, Vor- stand, Theaterstrasse 9. Preislisten erwünscht. Görlitz. „Aquarium“. Vereinslokal: Beckers Restau- rant, Jakobstrasse 29. Sitzungen alle 14 Tage und zwar Freitag, 9 Uhr abends. An den dazwischen liegenden Freitagen: Vorstandssitzung. Briefadresse: Dr. Finster, Vorsitzender, Hospitalstrasse 31. 1) Aufnahme (selbstredend kostenlos) erfolgt nur auf Antrag. Weitere Vereinsadressen stets willkommen! Auf besonderem Blattl Ergänzungen, Aenderungen, Richtigstellungen werden um- gehend erbeten ! Dr. Wolterstorff. Graz (Steiermark). „Neptun“. Vereinsheim: Körens Weinstube, Kaiser Josef-Platz, Zusammenkunft jeden Freitagabend. Briefadresse: A. Meuth, Liebenau 161 bei Graz. Halle a. S. „Daphnia“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde (E. V). Vereinshaus: Dresdener Bier- halle am Kaulenberge. Sitzungen alle 14 Tage Frei- tags. Adresse: K. Poenicke, Herderstrasse 12 Halle a. S. „Hallischer Verein der Aquarien- und Terrarienliebhaber“. Gegründet den 9. März 1909. Vereinslokal: „Zum Aquarium“, Herrenstrasse 19. Sitzungen jeden 1. und 3. Dienstag im Monat Gäste stets willkommen. Gefl. Offerten an den I. Vor- sitzenden Herrn Robert Muff, Halle a. S., Schreiber- strasse 10, erbeten! Hamburg. „Humboldt“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde (E. V.). Vereinslokal: Grosse Allee 45. Hamburg. „Ludwigia“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Vereinslokal: Haases Restaurant, Eimsbütteler Chaussee 17. Versammlungen jeden zweiten und vierten Dienstag im Monat. Gäste stets willkommen. Hamburg. „Rossmässler“, Verein für Aquarien- und Terrarienfreunde zu Hamburg (E. V.). Versamm- lungen jeden 1. und 3. Mittwoch im Monat in Paetows Restaurant, Kaiser Wilhelmstrasse 77. Briefadresse: M. Strieker, Hamburg 26, Pagenfelderstrasse 30. Hamburg. „Salvinia“, Verein für Aquarien- und Ter- rarienfreunde (E. V.). Briefadresse: O. Tofohr, Ham- burg 6, Bartelsstrasse 74. (Fortsetzung folgt.) Berichtigung. In Nr. 29, Seite 461, Spalte 1, Zeile 12 von oben muss es nicht Chlorkalium, sondern Chlor- calcium heissen. Tagesordnungen. Cöln a. Rh. „Wasserrose“. Tagesordnung der Mittwoch den 28. Juli stattfindenden Sitzung. 1. Geschäftliches. 2. Freie Aussprache auf dem Gebiete der Liebhaberei. 3. Vorschläge für eine Exkursion. 4. Verlosung. Der Vorstand. Für den Anzeigenteil: Fritz Lehmanns Verlag, Stuttgart. — Verlag von Fritz Lehmann, Stuttgart. Druck der Verlagsbuchdruckerei Otto Sautter, Stuttgart. Ostafrikanische Reisebriefe. Von Dr. Paul Kr eff t. Nossibe-Sardavoy, Nordwestmadagaskar, den 28. November 1908. Wir sind hier in ein Dauerschwitzbad ge- raten. Dass es im tropischen Madagaskar im November nicht maikühl ist, war mir ja be- reits bekannt, aber diese feuchte Brutwärme übertrifft doch noch meine Erwartung. Die erschlaffende Wirkung des hiesigen Klimas ist jedenfalls sehr unangenehm fühlbar; besonders kommt dies wohl durch den Mangel nächtlicher Abkühlung. In der ersten Hälfte der Nacht ist es kaum kühler als am Spätnachmittag, die Temperatur wird im Gegenteil als höher em- pfunden, da die Seebrise nach Sonnenuntergang bald auf hört. Nur die frühesten Morgenstunden bringen einige Erfrischung, namentlich nach dem Regen, der nicht selten nachmittags mit einer für den Europäer ganz unerhörten Heftig- keit niedergeht und manchmal bis tief in die Nacht hinein anhält. Die eigentliche Regenzeit, wäh- rend der es im allgemeinen auch vormittags regnet, ist Gott sei Dank noch nicht herein- gebrochen, sodass ich noch in der ersten Hälfte des Tages meinen Naturbeobachtungen nach- gehen kann, ohne ausgewaschen zu werden. Wenn nur diese Beschäftigung nicht gar so schweisstreibend und ermattend wäre! Man kann es hier allenfalls in den vormittags merk- lich kühlen Wohnräumen, im Liegestuhl aus- gestreckt oder schreibend, aushalten — wenn es die Moskitos nicht gar zu wild treiben aber im Freien herumstöbern, um Tiere zu greifen oder zu photographieren, dazu vermag man sich leider nur schwer und nicht regel- mässig aufzuraffen, wenn schon das bittere Muss seine nie erlahmende Triebkraft ausübt. Dieses Nossibe (zu deutsch „grosse Insel“) ist im übrigen ein paradiesisch schön zu nennendes II. Fleckchen Erde. Mit einer Flächenausdehnung von 293 □km ist es die grösste Insel des der Nordwestküste Madagaskars vorgelagerten Archi- pels. Alle Inseln und Inselchen dieser Gruppe sind bergig und ragen vielfach schroff aus dem Wasser empor. Jedoch hat Nossibe neben felsigen Küstenpartien auch weite Strecken sandigen Strandes mit mangrovereichen Lagunen- niederungen, in denen das Fieber arg haust. Während noch vor Jahrzehnten der Wald fast die ganze Insel mit seinem Immergrün bedeckte, sind die durch die Axt und das Feuer ge- schaffenen Waldblössen jetzt schon zu grossen Flächen zusammengewachsen. Man kann wohl sagen, dass drei Viertel der Inseloberfläche be- reits zu Kulturzwecken entwaldet ist, wenn auch noch lange nicht alle kahlen Stellen bebaut sind. Dichter und ausgedehnter Urwald deckt nur mehr den südlichen, Loucoube genannten Teil der Insel, der sich auch am höchsten er- hebt (bis gegen 600 m). In diesem feuchten Waldgebiet findet man den Charakterbaum Madagaskars, die stolze fächerartig gebaute Musacee Ravenala madagascarievsis noch in dichten Beständen, während er sonst auf Nossibe nicht mehr zu finden ist. Ueberall dagegen be- gegnet man dem mächtigen Mangobaume mit seinem dunkelgrünen blanken Laub und den wohlschmeckenden, aprikosen- oder pfirsich- farbenen Früchten, deren man fast das ganze Jahr hindurch reife finden kann. Palmen sind selten, aber eine prachtvolle, zartgefiederte Bambusart von dem Aussehen riesiger Straussen- federn bringt stellenweise eine zauberische An- mut in die Waldlandschaft; für Abwechslung in der Färbung des Vegetationsbildes sorgt ein mit faustgrossen leuchtend roten Blüten prangen- der fiederlaubiger Baum aus der Familie 486 D r. Paul K r e f f t : Ostafrikanische Reisebriefe. der Leguminosen, eine reich blühende und hoch kletternde blaue Winde und am Boden mannig- fach rot, gelb und weiss gezeichnete Kaladien. Wir haben gastfreundliche Aufnahme in der Faktorei der Deutschostafrikanischen Gesell- schaft bei liebenswürdigen Landsleuten ge- funden — ein bewohnbares Hotel gibt es auf der ganzen Insel nicht — . Das Wohnhaus liegt neben einem kleinen, uneingehegten Garten auf Abb. 1. Zonosaurus madagascariensis Gray Aufnahme von Dr. P. Krefft. einer am Bergesabhang künstlich angelegten Terrasse und hat schon „manchen Sturm er- lebt“, wie die von Ratten und weissen Ameisen in edlem Wetteifer zerfressenen Fussbodendielen und das an einigen Stellen nicht minder reparaturbedürftige Dach beweist, doch kann man die Solidität und die praktische Anlage des Baues im übrigen nur loben und — was für mich ja schliesslich die Hauptsache — an Getier fehlt es auf dem mehrere Morgen grossen Gebiete der Faktorei nicht. Das sollte ich zu meiner Freude gleich am Tage meiner Ankunft gewahr werden. Dicht neben unseren Wohn- räumen nämlich sah ich an einigen älteren Kokospalmen den prachtvollen, auf smaragd- grünem Grunde hochrot gefleckten Taggecko Phelsumamadagascariense Gray in beschaulicher Ruhe sitzen. Natürlich konnte ich es in meinem Neulingseifer nicht unterlassen, auf das bei uns in Europa so hochgeschätzte und hier, wie ich erst später erkannte, so erstaunlich gemeine Reptil Jagd zu machen, die denn auch mit dem Fange eines unversehrten Prachtexemplars und eines weiteren, leider schwanzbrüchig gewordenen Stückes endete. Bei einem Rund- gang durch die Faktorei beobachtete ich bald noch eine zweite Gek- konenart, unscheinbar grau oder braun ge- färbt, am Gemäuer sich sonnend, obzwar die zu einem schmalen, zick- zackförmigen Vertikal- spalt verengte Pupille die nächtliche Lebens- weise dieser Art deut- lich verriet. Als ich nach Sonnenuntergang wieder Umschau hielt, waren diese Geckonen denn auch viel häufiger zu sehen. Sie erwiesen sich jedoch vorsichtiger und flüchtiger als Phel- suma meinen Fangver- suchen gegenüber. Gleich am nächsten Tage machte ich in der Umgegend der Fak- torei die Bekanntschaft des kleineren, aber im Vergleich zu seinem grossen Vetter eigentlich noch viel schöneren Phelsuma laticauda Bttgr. Auch dieses Tierchen, das ich auf der Riesen agave Four croya gigantea beobachtete, hat als Grundfärbung ein prächtiges Grün und als Hauptzeichnungsfarbe Rot, das hier allerdings in einer dunkleren Nuance und in anderer Verteilung auftritt, doch kommt noch als weiterer Schmuck eine goldgelbe Sprenkelung des Vorderrumpfes und Schwanzes und ein prachtvoll hellblauer Ring um die Augen herum hinzu. Auch die elegante, mit ihrer spiegelblanken Beschuppung sehr an die Skinke erinnernde Dr. Paul Krefft: Ostafrikanische Reisebriefe. 487 Bodenechse Zonosaurns madagascariensis Gray stellte sioji mir als Bewohner in derFaktorei vor. In den Vormittagsstunden sah ich mehrere Stücke von verschiedener Grösse raschelnd unser Gärtchen durchqueren. Diese gewandten Renner werden mir noch manchen Schweisstropfen ab- ringen, wenn ich erst ernstlich Jagd auf sie mache ! Von Schlangen, die sich gar nicht selten im Faktoreigebiete zeigen sollen, sah ich erst ein Stück und auch dieses leider nur sehr un- vollkommen und unerreichbar; es lag nämlich in einem mächtigen Stapel Holz soweit verborgen, dass ich nur ein etwa handlanges Stück Schwanz zu fassen kriegen konnte. Dasselbe ge- hörte offenbar einem Lio- heterodon madagascariensis D. & B. an und war von einer erstaunlichen Dicke — wie etwa bei einer mässig starken Riesenschlange. Das von mir leider völlig fruchtlos behelligte Ungetüm zischte gewaltig in seiner Deckung und liess einmal in mindestens zwei und einhalb Meter Ent- fernung noch einen anderen Teil seines Körpers sehen, sodass ich die Gesamtlänge dieses Stückes mit drei Meter sicher nicht zu überschätzen glaube. Chamaeleons jedoch sah ich noch gar nicht, ob- wohl mir versichert worden ist, dass es nicht schwer fallen würde, in wenigen Tagen mehr als hundert Stück zusammenzubringen, wenn man den Farbigen eine Fangprämie in Aus- sicht stellt. Letzeres habe ich denn bereits getan, ebenso wie ich den Leuten auch für allerhand anderes Getier, zumal für Baum- schlangen — ich ersehne vor allem die rüssel- schnauzige Langaha nasuta und den schönen roten Ithycyphus miniatus — angemessene Be- lohnungen in Aussicht gestellt habe. In meinem nächsten Schreiben hoffe ich Ihnen bereits gute Ergebnisse meines Werbeverfahrens mittpilen zu können. Inzwischen habe ich alles für die Unterbringung der Beute wohl vorbereitet. Es steht ein Satz von vier Drahtgazekäfigen, deren grösster die Abmessungen 75 X 60 X 60 cm hat, ferner eine mit Drahtgazefenstern versehene Kiste (100 X 70 X 70 cm) sowie ausserdem zwei kleine Spiegelglasaquarien und zwei Ak- kumulatorengläser mit Drahtgazedeckel zur Ver- fügung. Diese von Haus bereits mitgenommenen Käfige haben unsere Gepäckfracht natürlich sehr verteuert; aber ich hielt es für vorsichtig, gleich einen Vorrat von solide und praktisch gearbeiteten Tierbehältern mitzunehmen, da man ja nie wissen kann, ob sie im Notfall draussen schnell und zweckmässig zu haben sind. Die Drahtgazekäfige passen alle vier aufeinander und je zwei lassen sich zu einem doppelt so grossen Käfig verbinden, falls es be- sonders grosse Tiere unterzubringen gilt. Die Rahmenteile bestehen aus schmalem verbleiten Eisenblech ; die derbe, verzinkte Gaze ist ziem- lich grobmaschig, sodass z. B. ein mittelstarker Mehlwurm noch hindurch kann. Eine Längs- wand ist in jedem Behälter anstatt mit Draht- gaze mit verbleitem Eisenblech gefüllt. J) Die Käfige sind mit Streifdeckel versehen und mittels Vorhängeschloss verschliessbar. Die Transportkiste lässt sich durch Einbringung von Blechplatten entsprechender Grösse, die ich mir auch von Hause mitgenommen habe, in zwei ') Aus verschiedenen Gründen: wählt man diese Wand als Boden, so lässt sich das Durchsickern von Flüssigkeit aus dem Behälter vermeiden und es lässt sich eine sandige oder erdige Bodenfüllung anbringen. Andernfalls kann die Blechwand zur Beschattung des Käfigs dienen. Auf dem Transport erhöht sie die Stabilität des Behälters. Abb. 2. LioheteroAon madagascariensis D. <& B. Aufnahme von Dr. P. Krefft. 488 A. Cerny: Beobachtungen über Kopulation und Gebären bei der Sumpfdeckelschnecke (Paludina). bis sechs Fächer abteilen. Die Drahtgazefenster der einen gemeinsamen Kistenlängswand funk- tionieren als Schiebetüren; durch eine eiserne Lasche, welche dieselben in zugeschobenem Zu- stande festhält und vermittelst Vorhängeschloss noch versichert werden kann, wird ein einheit- licher Verschluss aller Abteilungen bewirkt. Von den Spiegelglasaquarien ist — wider mein berechtigtes Erwarten — das eine mit einer zer- trümmerten Längswand aus der Verpackung genommen. Zur Not wird es sich hier durch Einsetzung einer gewöhnlichen Fensterglasscheibe flicken lassen, wennschon ich darauf gefasst sein muss, dass der Preis einer solchen Scheibe hier den unseres Spiegelglases noch übertrifft. Für die Einrichtung der Tierkäfige habe ich einige Kilo trockenes Moos und Zierkorkrinde mitgenommen. Als lebender Proviant harren mehrere tausend Mehlwürmer, die die Reise glücklich überstanden haben, ihrem Schicksal entgegen. Ich fürchte nur, sie werden zu bald alle werden! An Fanggeräten habe ich mehrere Netze und Schlingenapparate, ferner Mäuse-, Ratten-, Vogel- und Fliegenfallen bei mir. Zur Dingfestmachung nicht anders erreichbarer Tiere soll eine lange mit abnehmbarem Anschlag- kolben versehene Schrotpistole dienen, falls nicht etwa ein Kugelschuss aus meiner kleinkalibrigen Mauser- Repetierwaffe angebrachter erscheint. Zum Zwecke des nicht minder wichtigen Knipsens führe ich mit; eine Tropika-Kamera von Wünsche (13 X 18), ausgerüstet mit einem Anastigmaten („Omnar“, Bi’ennweite 19, Licht- stärke f: 4,5), sowie einem Fernobjektiv („Bis- Telar“, Brennweite 36, Lichtstärke f; 9) von Busch, und eine recht handliche Spiegelreflex- Kamera (9 X 9) von Hüttig, ausgerüstet mit einem Voigtländerschen „Heliar“ (Brennweite 18, Lichtstärke f: 4,5). An Platten habe ich keinen Mangel und für die Erledigung photographischer Arbeiten ist auch alles da; besonders stolz bin ich auf meine selbstkonstruierte Reisedunkelkammer, mit deren Beschreibung ich aber unsere werten, zum grössten Teil ja wohl nicht photographie- renden Leser nicht langweilen möchte. Beobachtungen über Kopulation und Gebären bei der Sumpfdeckelschnecke (Paludina). Von A. Cerny, (Mit vier Originalaufnahmen vom Verfasser.) Schon wiederholt wurde an dieser Stelle die Frage nach der Kopulation und dem Ge- bären bei unseren Paludinen aufgeworfen1) und auch einzelne Beobachtungen darüber mitgeteilt, sonst aber findet sich meines Wissens in der Literatur nirgends eine nähere Beschreibung oder Abbildung des Begattungsaktes unserer Sumpfdeckelschnecken. Da diese Schnecken die Eier nicht ablegen, sondern dieselben in dem erweiterten Eileiter ( Uterus ) bis zur vollständigen Entwicklung zurückbehalten, um dann die voll- kommen ausgebildeten Jungen nach und nach auszustossen, in dem Masse, als die Jungtiere geburtsreif werden, so haben die Weibchen eine viele Monate oder gar Jahre lang währende Schwangerschaft durchzumachen, bevor das jüngste Ei seine Entwicklung beendet und als fertige Schnecke den Geschlechtskanal des Muttertieres verlassen hat. Nimmt man nun mit Dr. W. Roth an,2) dass während dieser Schwanger- schaft keine neue Begattung erfolgt, so kommt man zu dem Schlüsse, dass eine Kopulation im Leben der Paludina ein ziemlich seltenes Er- eignis ist. Letzteres scheint nun, meinen Be- obachtungen zufolge, durchaus nicht in dem Masse der Fall zu sein, wie man allgemein an- nimmt. Oftmals ist es mir geglückt, den Be- gattungsakt der Paludina nicht nur im Aquarium, sondern auch in der freien Natur zu beobachten. Im Mai 1905 suchte ich in einem Tümpel der Wiener Donau-Auen nach Sumpfdeckel- schnecken und fischte unter anderen auch zwei dieser Schnecken heraus, von denen die eine auf dem Gehäuse der andern sass. Zunächst lag die Vermutung nahe, dask die eine Schnecke nur zufällig auf die Schale der andern gekrochen sei, wie man es im Aquarium ja häufig beobachten kann, aber die Tiere blieben auch noch im Zusammenhang, als sie aus dem Wasser aufs Trockene gebracht worden waren. Erst als sie in etwas unsanfter Weise, zwecks genauerer Untersuchung, angefasst wurden, trennten sie sich voneinander, wobei man deutlich bemerken konnte, wie das auf dem Gehäuse des Weibchens sitzende Männchen den rechten, verdickten Fühler aus der Atemhöhle des Weibchens herauszog. Es unterlag also keinem Zweifel, dass die Tiere bei einer Kopulation überrascht wurden. — An den seichten, sandigen Uferpartien des er- wähnten Tümpels fanden sich dann noch mehrere kopulierende Pärchen, fast durchwegs jüngere, offenbar erst im zweiten Lebensjahr stehende Tiere, und ich versuchte, einige von ihnen in 0 „Blätter“, 1908, Seite 377, 552, 704. 2) Dr. W. Roth: „Kopulation und Gebärakt der Paludina“, „Blätter“, 1908, Nr. 29, Seite 378. A. Cerny: Beobachtungen über Kopulation und Gebären bei der Sumpfdeckelschnecke (Paludina). 489 diesem Zustande nach Hause zu bringen. Die fortwährenden Erschütterungen während des Transports störten aber die Schnecken doch zu sehr und sie trennten sich. Ins Aquarium ge- bracht, begannen sie bald wieder zu kriechen, und am nächsten Morgen fand ich einige Pärchen wieder in Kopulation. Auch im Laufe der folgenden Jahre konnte ich die Begattung der Paludinen mehrfach beobachten, am häufigsten bei frisch eingefangenen Tieren im Frühjahr, und es scheint der Begattungstrieb nur zu dieser Jahreszeit vorhanden zu sein, zu anderen Jahres- zeiten fand ich nie kopulierende Paludinen. Sumpfdeckelschnecken, die seit längerer Zeit in Zimmeraquarien mit feinem Kiesgrund gehalten wurden , kopulierten niemals ; diejenigen aber, die ich in einem ge- räumigen Steintrog mit schlam- migem Bo- den und seichtem Wasser- stand hielt, Abb. 1. Männchen der Sumpfdeckel- wurden ein- Schnecke. Kopulationsglied umgelegt, mal schon Originalaufnahme von A. Cerny. im März in Begattung angetroffen. Jedenfalls haben hier die den natürlichen Existenzbedingungen nahe- kommenden Verhältnisse eine begünstigende Rolle gespielt. Wenn sich ein Männchen zur Kopulation anschickt, so klettert es meist auf das Gehäuse des Weibchens hinauf. Bau und Lage der Be- gattungsorgane bedingen die während der Kopu- lation eingenommene gegenseitige Stellung der Tiere. Beim Männchen reicht das Geschlechts- organ in den rechten Fühler hinein, der dadurch bedeutend verdickt und angeschwollen erscheint, und endigt am Ende desselben mit einer kurzen, meist heller gefärbten Spitze, dem eigentlichen Kopulationsorgan , welches für gewöhnlich in eine seitliche Vertiefung umgeklappt liegt (siehe Abb. 1), und nur Zeit des Begattungsaktes, wo es aufgerichtet wird, sichtbar wird (siehe Abb. 2). Beim Weibchen mündet die sehr weite, zur Aufnahme der Jungen dienende Gebärmutter mit einem kurzen, muskulösen Schlauche, der Scheide, in die Atemhöhle. In diese Scheide versenkt nun das Männchen die Spitze seines rechten Fühlers. AVie findet es aber die Genital- öffnung des Weibchens? Durch den Gesichts- sinn kann es wohl nicht geleitet werden , da erstens die Augen, nach dem anatomischen Bau zu schliessen, nicht imstande sind, Gegenstände in scharfen Umrissen wahrzunehmen, und da zweitens die Begattung häufig während der Nacht stattfindet, wo das zum Sehen nötige Licht fehlt. Einmal konnte ich ein Männchen, das sich eben zur Begattung anschickte, beobachten. Langsam kroch es auf dem Gehäuse des AVeibchen, sich nicht nur der Fühler, sondern auch des rüssel- artigen Mundes als Tastorganes bedienend, bis zum Schalen- randweiter, schob dann seinen Kör- per seitlich in die rich- tige Lage und suchte nun tastend mit dem Ko- Abb. 2. Männchen der Sumpfdeckel- pulations- schnecke. Kopulationsglied aufgerichtet, fühler die Originalaufnahme von A. Cerny. Scheideil- öffnung. An deren Auffinden scheint also der Tastsinn, viel- leicht auch der Geruchsinn, der ja seinen Sitz vor- wiegend in den Fühlern hat, beteiligt zu sein. Häufig trifft das Männchen auf ein Weibchen, welches, ruhig auf dem Grunde liegend, seinen Körper halb aus dem Gehäuse streckt und die Fusssohle zusammengelegt hält. Es verbleibt dann meist auch während der Begattung in dieser für die Paludinen sehr charakteristischen Ruhe- lage (siehe Abb. 3). Mitunter aber kriecht das AVeibchen, mit dem Männchen auf dem Rücken, munter fort. Die Dauer der Begattung währt meist mehrere Stunden. In einem Falle unter- suchte ioh auch die Gebärmutter einer Paludina , die sich kurz vorher durch einige Stunden mit einem Männchen in Kopula befunden hatte, und hoffte die Annahme bestätigt zu finden, dass nur dann eine Begattung stattfindet, wenn der weib- liche Geschlechtskanal frei von Embryonen ist. Umso grösser war das Erstaunen, als sich darin nicht weniger als — 32 grösstenteils schon aus- gebildete junge Schnecken fanden. 490 Kurt Poenicke: Kopulationen und Geburten bei Paludinen. In bezug auf das Gebären beobachtete ich, dass frisch eingefangene Paludinen oft über Nacht mehrere Junge ausstossen, die sich aber zumeist als wenig lebensfähig erweisen. Auch bei ver- Kopulationen und Geburten bei Paludinen. Von Kurt Poenicke. Mit einer Originalzeichnung vom Verfasser. Abb. 3. Kopulierendes Pärchen der Sumpfdeckel- schnecke (Vivipara vera [= Paludina vivipara]). Blitzlicht-Aufnahme nach dem Leben von A. Cerny. schiedenen anderen Tieren wird ja der Geburts- akt beim plötzlichen Versetzen aus den natür- lichen Lebensbedingungen in die Gefangenschaft spontan ausgelöst. Längere Zeit eingewöhnte Paludinen bringen aber meist nur ein oder zwei, selten mehr Junge auf einmal zur Welt. Abb. 4. Junge Paludinen, der Gebärmutter entnommen. (In der natürlichen Reihenfolge). Originalaufnahme von A. Cerny. Sonderbar ist, dass die von ein und demselben Muttertiere stammenden Jungtiere oft eine recht verschiedene Grösse besitzen, wenn sie. geboren werden. Auch die Sektion weiblicher Paludinen zeigte in der Gebärmutter nicht immer die grössten Jungen dem Ausführungswege am nächsten liegend (siehe Abb. 4). In einem Auf satze „Kopulations- und Gebär- akt der Paludina“ i) kommt Dr. Roth-Zürich zu dem Schlüsse, dass die Begattung bei genannten Schnecken vermutlich nur selten erfolgt. Er selbst hat sie trotz eifrigen Beobachtens nie ge- sehen, auch nirgends eine Mitteilung 'darüber gefunden. Einzig den Bericht von H. Garber- Hannover weiss er anzuführen. Seine Ver- mutung, der oder jener andere Aquarienfreund habe den Vorgang auch schon wahrgenommen, vielleicht rein zufällig und ohne ihn für selten und bemerkenswert zu halten, liegt aber nahe. Darauf sagt die „Ichthyologische Gesell- schaft“-Dresden in ihrem Berichte vom 1. August 1908 2) wörtlich: „Es ist uns rätselhaft, dass Herr Dr. Roth noch nie eine Kopulation der Paludina beobachten konnte, da dieselbe von verschiedenen unserer Mitglieder bereits schon mehrfach beobachtet wurde. Unterzeichneter (Schreitmüller) teilt hierüber mit, dass er schon öfters diesen Akt verfolgen konnte und zwar in derselben Weise, wie Herr H. Garbes-Hannover den Vorgang geschildert hat. Das Männchen hatte stets den rechten, verdickten Fühler in der Atemröhre des Weibchens sehr tief ver- senkt und blieben die Tiere bis zu zwölf Stunden vereinigt (d. h. wenn sie nicht gestört wurden); an die Oberfläche des Wassers kamen sie während dieser Zeit nicht.“ Damals hatte ich dem Herrn Dr. Roth ge- schrieben: „Auch ich habe die Kopula des öfteren beobachtet und möchte mich fast gegen ganz seltenes Eintreten aus- sprechen. Die näheren Umstände (oft dicht am Boden, zum Teil eingewühlt) machen mich vermuten, dass sie ge- wöhnlich während des Vergrabenseins erfolgt — Ich nahm mir aber vor, die Sache baldmöglichst sorgfältig nach- zuprüfen. Bald fand sich Gelegen- heit an im Frühjahre aus Hamburg bezogenen gelben Exemplaren: Ein Pärchen in günstiger Stellung, deutlich der rechte Fühler des oben sitzenden Tieres unter den Schalenrand des anderen geschoben. Ich wollte ein Bildchen zeichnen und es nach Zürich senden. Der Um- stand aber, dass der rechte Fühler des als 9 „Blätter“ 1908, Seite 377. 2) „Wochenschrift“, 1908, Seite 432. Kurt Poenicke: Kopulationen und Geburten bei Paludinen. 491 Männchen angesprochenen Tieres nicht dicker erschien, als der linke, veranlasste mich, die Tiere bis zur Trennung nicht aus den Augen zu lassen — und wie sich bald zeigte, waren es tatsächlich zwei Weibchen. x) Wohl rein zu- fällig war die verfängliche Stellung zustande gekommen. Nach dieser Täuschung habe ich natürlich mit noch viel mehr Eifer aufgepasst, eine sehr grosse Anzahl von Fällen untersucht, bei gelben und normal gefärbten Tieren, immer mit demselben negativen Ergebnis. Die Paare waren wohl ebenso oft gleichen wie verschiedenen Geschlechtes. Demnach muss ich den Aus- führungen Dr. Roths zustimmen und nehme an, dass ich bei den früheren Beobachtungen mich habe täuschen lassen. Auch verschiedene andere Herren aus unserem Verein bestätigen, dass sie? genau wie ich, wohl sehr häufiges Zusammen- sitzen sahen, aber keinen einzigen Fall wirk- licher geschlechtlicher Vereinigung feststellen konnten. Wenn nach dem Berichte der „Ichthyo- logischen Gesellschaft“ verschiedene ihrer Mit- glieder die seltene Beobachtung mehrfach machen konnten, so waren sie besonders glück- lich, vorausgesetzt, dass nicht auch manche von ihnen getäuscht wurden. Recht auffällig ist allerdings eins: Warum kriechen die Tiere so ausserordentlich oft auf- einander herum, oder haften ruhend stunden- ja tagelang aneinander? Oft nicht bloss zwei, sondern drei und noch mehr, zu einem Klumpen geballt. Sogar dann, wenn sie im Aquarien- boden vergraben liegen. Im Freien sah ich an normal gefärbten Tieren gleicher Art dasselbe. Wohl sitzen auch andere Schnecken gelegent- lich ohne „Liebesgedanken“ zusammen , aber nicht häufiger, als dass Zufall anzunehmen wäre, auch nicht mit der vorhin gekennzeichneten Ausdauer. Bei den Paludinen ist blosser Zu- fall wohl ausgeschlossen, eine begründete Er- klärung für das merkwürdige Verhalten habe ich aber nicht. Erwähnt sei, dass es der nahe verwandten, in fliessenden Gewässern heimischen Vivipara fasciata Müll, nicht eigen zu sein scheint. Anfang November nun wurde meine kleine Herde gelber Paludinen durch einige Tiere aus dem hiesigen zoologischen Institute vergrössert, zwei Männchen und drei Weibchen. Meines ') Oder es hatte das Männchen einen regene- rierten Kopulationsfühler, der dann nicht verdickt aussieht, sondern dünn wie der rechte Fühler eines Weibchens. Siehe C er ny, „Regenerationserschein- ungen bei Süsswasserschnecken“, „Blätter“ 1908, Seite 389 ff. Kämmerer. Wissens waren sie kärglich gehalten wie meine. Zwei Tage darauf fand sich am Nachmittage ein Paar, das zur Untersuchung reizte, und dies- mal liess sich wirkliche Kopula ganz einwand- frei feststellen. Das Weibchen sass an der senkrechten Wand des (nicht erwärmten) Heiz- körpers fest, das Männchen am Weibchen, genau so , wie das beigegebene Bild zeigt. Zwecks genauer Beobachtung musste ich einen weiten Glaszylinder durch das Pflanzengewirr führen. Vielleicht hat diese Störung verschuldet, dass die Tiere schon 20 Minuten später von einander Hessen. Am 22. November war das Glück mir noch einmal hold. Diesmal sassen die Tiere (es handelte sich um ein anderes Weibchen) aus- serordentlich günstig an der Seitenwand des Glas- beckens, etwa 15 cm über dem Boden, nahe einer Ecke und im vollen Lichte, so dass nichts die Beobachtung hinderte. Da ein photo- graphischer Apparat nicht zur Verfügung stand, habe ich versucht, den Anblick durch eine Stift- zeiclinung festzuhalten (vergleiche Abbildung). Das erschien wertvoll, weil in beiden von mir beobachteten Fällen die Stellung fast genau die gleiche war. Den Angaben Garbers entspricht sie nicht. Eine Beschreibung erübrigt sich wohl. Von mindestens elf Uhr vormittags bis zur beginnenden Abenddämmerung sassen die Tiere nahezu unbeweglich. Eigentlich nur am Penis war von Zeit zu Zeit geringe Bewegung wahrzunehmen. Das Weibchen ist zwecks weiterer Beobachtung isoliert worden. Die Frage, ob der Geschlechtstrieb bei Paludinen das ganze Jahr über oder etwa nur zu bestimmten Zeiten rege ist, erfährt durch die vorliegenden Beobachtungen keine Klärung. Gerade in meinen Fällen wäre es möglich, dass das den Sommer über vorhandene einzige Männ- chen nicht zeugungsfähig war, dass also eins der später hinzugekommenen zu immerhin auf- fallender Zeit Versäumtes nachholte. Leider war nicht festzustellen, ob es sich um früher örtlich getrennte Exemplare handelte, da sie alle fast gleich gross sind. Möglicherweise sind zu anderer Zeit erfolgte Begattungen meiner Aufmerksamkeit entgangen. Gerade diese Frage Hesse sich aber durch einen grösseren Kreis von 492 Kurt Poenicke: Kopulationen und Geburten bei Paludinen. Beobachtern vielleicht unschwer beantworten. (Aus der Dezembersitzung des V ereins „Daphnia“- Halle.) Nachtrag. Auch in den abgelaufenen Monaten dieses Jahres wurde dem Paludinen-Aquarium ständige Aufmerksamkeit zuteil. Was sich ergab, sei, als für das schliessliche Gesamtbild nicht wert- los, kurz zusammengestellt: Es erschien zweck- mässig, den vorstehenden Bericht unverändert zu lassen. So zeigt sich am besten, dass wahr- scheinlich beide sich widersprechenden Parteien, Dr. Both und die „Ichthyologische Gesellschaft“, einwandfrei beobachtet haben. Zahl der Weibchen: acht, davon fünf er- wachsen, drei im Jahre 1908 geboren, damals ganz jung aus Hamburg geliefert. Zahl der er- wachsenen Männchen: drei; Futter: Bartmann. Am 17. Januar ein Pärchen festgestellt. Vom 10. Februar an (die Sonne kann das Aquarium wieder bescheinen, Besonnungsdauer 1—1 1/2 Stunden) mehrt sich die Zahl der Begattungen so, dass bereits am 1. März 26 gezählt sind. Alle Weibchen, auch die 1908 geborenen, nehmen daran teil, aber nur die drei erwachsenen Männchen, darunter das oben als möglichen- falls nicht zeugungsfähig bezeichnete. Nach dem 1. März nur noch wenige Fälle, seit An- fang April keiner mehr. Das eine Weibchen war neunmal beteiligt; es nahm wohl wahllos alle drei vorhandenen Männchen an. Bemerkt sei, dass während der ganzen Zeit an einzelnen Tagen und Mitte April elf Tage lang niemand beobachtet hat. Die wirklichen Zahlen sind also wahrscheinlich noch höher. Die Stellung der Pärchen entsprach gewöhn- lich der auf dem Bildchen wiedergegebenen, aber nicht immer. In einzelnen Fällen sassen die Tiere auf dem Boden oder hatten sich teilweise eingegraben. Solange die Tiere ungestört waren, fanden während des Aktes keinerlei Ortsbe- wegungen statt. Das ist im Hinblick auf andere Schnecken bemerkenswert. Also eine auffallende Begattungsperiode. Und dem entspricht ganz, was nun noch über Geburten berichtet werden kann. Alle fünf erwachsenen Weibchen haben geboren, und zwar: 15. Februar No. I 2 Junge 23. „ „ II 2 „ 24. „ „ III 1 „ 25. „ „ II und III je noch 1 Junges 2. März „ IV 3 Junge 12. „ „ V 2 „ Ein normal gefärbes Weibchen, das sich zu- fällig noch von früher in einem Aquarium fand und das zur Herde gebracht wurde, setzte am 21. Februar auch zwei Junge. In der zweiten Hälfte des März habe ich noch zwei der kleinen gelben Stacheligel gefunden. Mutter und Geburts- tag dieser letzten sind nicht mit Sicherheit an- zugeben. Nach langer Pause, und nachdem ich krank- heitshalber fast eine Woche nicht kontrolliert hatte, fanden sich am 20. Mai abermals drei Neugeborene. Dieses freudige Ereignis, das vielleicht den Beginn einer zweiten Geburts- periode bedeutet, kam überraschend, die Herde war aus Platzmangel vereinigt, Genaueres liess sich darum wieder nicht feststellen. Für die Zukunft ist aber vorgesorgt. — Bis jetzt be- finden sich Mütter und Kinder wohl; dagegen starb im April ohne erkennbare Ursache ein Männchen. Das Zimmer, in dem bis vor kurzem be- obachtet wurde, war seit Herbst an vielen Tagen überhaupt nicht, an den meisten Tagen nur abends geheizt. Der eiserne Ofen veranlasste schnellen Temperaturwechsel. So schwankte die Wasserwärme oft innerhalb weniger Stunden zwischen kaum mehr als Eispunkt und 18° C. Die Tiere haben also in dieser Hinsicht unter nicht normalen Bedingungen gelebt. Einen ur- sächlichen Einfluss dieses Umstandes auf die augenscheinliche Periodizität vermag ich mir nicht zu denken, wohl aber könnte die zeitweise hohe Wärme früheren Eintritt der Begattungs- und Geburtenperiode herbeigeführt haben. Ergebnisse: I. Dr. Roths Annahme, bei Paludinen finde geschlechtliche Vereinigung nur sehr selten statt, fand ich zwar für den grössten Teils des Jahres, nicht aber für das erste Früh- jahr zutreffend. II. Kopulationen und Geburten spielten sich im wesentlichen während eines bestimmten kurzen Zeitabschnittes ab. II h Die Zahl der jeweils geborenen Jungen war sehr gering. Allerdings wurde nicht reich- lich gefüttert. Aber die schon wiederholt von anderer Seite geäusserte Vermutung, dann und wann beobachtete Massengeburten seien durch Krankheit der Mutter veranlasst, gewinnt durch die hier mitgeteilten Ergebnisse an Wahrschein- lichkeit. Halle a. S., den 25. Mai 1909. W. Lange: Beobachtungen über die Gyrodactylus-Seuche; ihre Uebertragung usw. 493 Beobachtungen über die Gyrodactylus - Seuche; ihre Uebertragung durch Schnecken und ihre Heilung. Von Walter Lange - Helmstedt. Erst in den letzten Jahren haben Forscher wie Professor Dr. Bruno Hofer, Dr. Marianne Plehn, namentlich aber Dr. Wilhelm Botli- Zürich, wertvolle Batschläge zur Bekämpfung der Fischkrankheiten veröffentlicht, sodass die Liebhaberwelt heute eine Anzahl teilweise sicher wirkender Heilmittel besitzt. Aber auch diese Mittel sind bei den verschiedenen Fisch- arten nicht immer durchführbar, wenigstens nicht mit sicherem Erfolge, wie meine nach- stehenden Beobachtungen über die Gyrodactylus- Seuche zeigen werden. In einem meiner Aquarien, welches mit zwei Zuchtpaaren Makropoden besetzt war, machte ich im Herbst die unangenehme Entdeckung, das Auftreten der Gyrodactylus-\$e,xiQ\iQ fest- stellen zu können ; es handelte sich um Gyro- dactylus elegans , der wahrscheinlich durch Pflanzen eingeschleppt war. Die Krankheit kennzeichnete sich unter den bekannten Er- scheinungen, die Fische sassen mit angelegten Flossen den grössten Teil des Tages an der Oberfläche des Wassers, die Bewegungen waren schwerfällig, das Schwimmen ein ruckweises unter lebhaftem Luftschnappen und weit abge- sperrten Kiemendeckeln, die Haut wies stellen- weise Trübungen auf. Ich fing nun die Tiere heraus und badete sie in einer sogenannten Bothschen Lösung, einer 10°/0 Ammoniaklösung, zirka 10 Minuten, ein Kochsalzbad, zweiprozentig folgte nach. Die Fische schienen nach dem Bade schwächer wie vorher, machten Taumel- bewegungen und schwammen zeitweise auf dem Bücken, dass ich an ein Verenden glauben musste, zu meiner Freude erholten sie sich je- doch schon nach einer Stunde wieder. Um sicheren Erfolg zu haben, wiederholte ich einige Tage darauf die Bäder unter denselben Be- obachtungen, und waren die Fische in kurzer Zeit wieder vollständig hergestellt. Auffallend war allerdings, dass nur das alte Pärchen von der Seuche befallen war, während das jüngere vollständig verschont blieb, obgleich beide Paare in einem Glase zusammen gehalten wurden. Durch Unachtsamkeit kamen einige Posthorn- schnecken ( Planorbis corneus) mit dem durch Gyrodactylen verseuchten Wasser in Berührung und gelangten so in ein mit Danio rerio Gam- busia affinis und Giraridnus januarius besetztes Aquarium, in dem sich schon nach einigen Tagen die Gyrodactylen in der erschreckendsten Weise bemerkbar machten. Danio rerio und einige junge Girardinus waren die ersten, die den Parisiten, zum Opfer fielen. Ich griff da- her schnell zur Bothschen Lösung, diesesmal aber mit dem Erfolge, dass nach einer Dauer von nur zwei Minuten der grösste Teil der Fischchen verendet war, die anderen starben trotz schnellen Herausfangens kurze Zeit darauf bis auf einer Girardinus und ein Gambusa affinis- Weibchen. Ich setzte letztere in ein kleines Einmachgläschen ohne Sand und Pflanzen, stellte das Glas in die Fensterbank und über- liess es sich selbst, in der Annahme, dass auch diese beide Fischchen, die sehr geschwächt schienen, ihren Gefährten bald folgen würden. Aber ich war nicht wenig erstaunt, als ich nach zirka einer Woche das Glas wieder vor Augen bekam und die Fischchen kreuzfidel fand; das Wasser war allerdings getrübt und stark durch Kot verunreinigt. Die Fische aber zeigten guten Appetit und setzten schon nach einigen Wochen Junge ab. — Die Gyrodactylen waren durch die Schnecken von einem Glase zum andern übertragen worden, was sich bei genauer Nachforschung deutlich erwies, denn die Körper der Tiere namentlich dieFühlerwaren dicht mit Gyrodactylen besetzt. Versuchsweise wendete ich auch bei diesen erkrankten Schnecken die Both- sche Lösung an, wodurch die Gyrodactylen ver- endet klumpenweise zu Boden fielen, eine grosse Anzahl jedoch an den Schnecken, infolge schnellen Zurückziehens ins Gehäuse, haften blieb; auch nach dem zweiten Bade blieben noch viele Para- siten am Leben. Nun behandelte ich die Schnecken in derselben Weise, wie ich es vorstehend bei den beiden Zahnkärpflingen geschildert habe und auch diesesmal mit positivem Erfolge, die Schnecken waren schon nach wenigen Tagen vollständig von den Gyrodactylen befreit. Allein durch den Mangel an Sauerstoff dürften die Parasiten in den beiden letzten Fällen zugrunde gegangen sein. Die Kur ist eine einfache und dürfte bei nicht allzu sauerstofibedtirftigen Fischen, nament- lich hei Labyrinthfischen, wie auch beim Gold- fisch und seinen Abarten mit Leichtigkeit und gutem Erfolge durchzuführen sein, ist doch die Anwendung von Medikamenten, besonders für empfindliche Fische und solche, die durch vor- geschrittene Krankheit stark geschwächt sind, immer mit einer gewissen Gefahr verbunden. 494 Hermann Löns: Aquarium und Wettervorhersage. Aquarium und Wettervorhersage. Von Hermann Löns- Bückeburg. Vor einiger Zeit kam vormittags, als die Sonne hell vom blauen Himmel schien, ein Be- kannter zu mir und fragte, ob ich am Nach- mittage mit ihm einen grösseren Ausflug machen wolle. Ich sagte zu, riet ihm aber, einen Regen- mantel mitzunehmen, weil wir bestimmt starke Regengüsse bekämen. Er lachte, sah nach dem hellen Himmel und fragte: „Woher wissen Sie das? Haben Sie bestimmte Informationen?“ Ich nickte und zeigte nach meinem halben Dutzend Aquarien: „Die Schnecken kriechen aus dem Wasser.“ Diese Entdeckung stammt nicht von mir, sondern von dem leider so früh am Wundstarr- krampfe verstorbenen Zoologen Dr.FritzAVesthoff in Münster in Westfalen. Er berichtet in der „Zoologischen Sektion des westfälischen Pro- vinzialvereines“, dass er beobachtet hatte, wie kurz vor einem starken Gewitterregen erwachsene Stücke von Limnaea stagnalis den Tümpel, in dem sie lebten, verliessen und an den darin wachsenden Weidenbüschen emporkletterten. Diese Beobachtung findet sich in den Jahres- berichten der Sektion gedruckt. Mehr als einmal habe ich auf der Jagd Ge- legenheit gehabt, mich davon zu überzeugen, dass die AVesthoffsche Beobachtung richtig war. In allen kleineren und flacheren Gewässern ver- lassen die lungenatmenden Schnecken, also die Limnäen, Planorben, Physen und Aplexen, das Wasser und kriechen an Stengeln und am Ufer empor. Als ich heute, wo ich dieses schreibe, morgens früh um fünf Uhr in mein Arbeits- zimmer kam, war der Himmel ganz hell und die Sonne schien. In allen meinen Aquarien waren die Schnecken dabei, das Wasser zu verlassen, und aus einigen nicht zugedeckten Gläsern lagen sie schon neben den Gläsern. Gegen zehn Uhr wurde der Himmel schwarz, um elf gingen schwere, anhaltende Gewitterschauer nieder. Der Grund, warum lungenatmende Schnecken das Wasser vor starkem Regen verlassen, ist unschwer einzusehen. Ein starker Platzregen wühlt das AVasser sehr auf und beunruhigt alles, was an der Oberfläche lebt, wirkt besonders auf Schnecken, die mit ihren Füssen an der Oberfläche des Wassers entlang gleiten, wie eine Bastonnade. Da alle im Wasser lebenden Tiere gegen Wetterumschläge anscheinend noch empfindlicher sind, wie die auf dem Trockenen lebenden Geschöpfe, spüren sie die Abänderung des Luftdruckes schon lange vor dem Eintreten des AVetterwechsels und richten ihr Verhalten darnach ein. Es ist natürlich nicht ausgeschlossen, dass ausser der Beunruhigung des AVassers durch einen starken Regenguss noch andere Ursachen die Schnecken bewegen, das Wasser zu ver- lassen, doch steht dieser Annahme die Tatsache entgegen, dass bei leisem, wenn auch anhaltenden Regen die Schnecken im Wasser bleiben. So hat der Aquarienliebhaber in den Schnecken ziemlich zuverlässige Wetterverkünder. Wahr- scheinlich können noch andere Aquarientiere für die Wettervorhersage von Bedeutung sein, doch habe ich darüber noch wenig Beobachtungen gemacht , ausser dass ich bemerkte , dass alle Grundfische, wie Zwergwelse, Schlammpeitzker, Steinbeisser und Schmerlen bei Gewitterluft sich unruhig benehmen ; doch ist das manch- mal auch bei Standwetter der Fall. Kleinkrebse, die allerdings rein um ihrer selbst willen nur sehr selten im Aquarium gehalten werden, trotzdem sich sehr fesselnde Formen darunter befinden und ihre Lebensweise noch viele Lücken enthält, werden wahrscheinlich sehr gute Wetter- verkünder sein. Bei den Planarien beobachtete ich, dass sie vor einem Wetterstürze zum grössten Teile auf dem Boden der Aquarien lagen. Bach- flolikrebse halten sich vor einem Wetterumschage meistens versteckt, desgleichen die Wasserasseln, während Nereiden sehr unruhig sind. Selbstverständlich kommen für solche Be- obachtungen nur alte Aquarien mit eingewurzelten Pflanzen und gut eingewöhnten Tieren inBetracht. Sodann tut man gut, erst dieses oder jenes Tier, aber nicht zu viele zu gleicher Zeit, auf -sein Verhalten dem Wetter gegenüber zu be- obachten und so zu handeln, wie es die Schäfer machen, die sich in dieser Beziehung nicht nach der ganzen Herde, sondern nach dem Leitbocke richten. AVahrscheinlich wird ein scharfer Be- obachter auch bei gewissen Aquarienpflanzen den Einfluss des AVetters feststellen können. Wer also nicht in der Lage ist, sich in- teressante Exoten zu halten oder seltenere einheimische Tiere zu beschaffen, kann bei ganz gewöhnlichen einheimischen Tieren in seinem Aquarium ganz hübsche Beobachtungen machen, vorausgesetzt, dass er sich die Mühe gibt, ein Tagebuch zu führen und darin seine Beobach- tungen, den Barometerstand und auffallende AV ettervorkommnisse einzutragen. Kleine Mitteilungen. Literatur-Bericht 495 Kleine Mitteilungen Unsere Wasserspinne. Gelegentlich einer Tümpel- exkursion fing ich zeitlich im Frühjahr unter den dichten Cladophora- Schichten eines ausgetrockneten Teiches, eine Anzahl Wasserspinnen. Die grössten Exemplare, welche die stattliche Grösse einer aus- gewachsenen Kreuzspinne hatten, gab ich zu Hause in ein Einmacheglas, welches mit einigen Elodea- stämmchen und Vallisneria bepflanzt war. In kurzer Zeit bemerkte ich zirka acht „Luftschlösser“ von länglicher Gestalt, nach unten zu glockenförmig aus- gebaucht, die mit zahlreichen Fäden zwischen den Wasserpflanzen befestigt waren. Die £7oäea-Ranken waren von oben bis unten mit feinen Fäden um- sponnen, auf denen diese interessanten Tierchen ge- schickt herumkletterten. Als Futter bot ich ihnen Stubenfliegen, sowie junge Küchenschaben (Periplaneta orientalis), die in die Behausung der Spinnen gezerrt und dort gefressen wurden. Einige Tiere hielten sich gerne längere Zeit oberhalb des Wasserspiegels am Glasrande auf. Stiess ich diese Tiere ins Wasser, machten sie sich schleunigst daran, den trockenen Glasrand oberhalb des YVasserspiegels wieder zu erreichen. Eine grosse Wasserspinne, die ich besass, konnte sich überhaupt nicht längere Zeit im Wasser aufhalten. Als ich sie einst regungslos im Wasser am Grunde des Behälters liegen sah, fing ich sie heraus, setzte sie ins Trockene, worauf sie sich nach einigen Minuten wieder erholte. Dass es eine Wasser- spinne gewesen sein musste, erkannte ich an der mächtigen Luftblase, in die ihr Hinteileib eingehüllt war, sobald ich sie ins Wasser gab. Von diesen acht Spinnen, die das Glas bewohnten, fanden sich im Verlaufe von 14 Tagen nur mehr drei Individuen vor. Am Boden des Behälters, sowie zwischen den ein- zelnen Fäden hingen Spinnenbeine und Fragmente von Spinnenleibern, also Spuren einer Kannibalen- mahlzeit. Nach weiteren 14 Tagen sah ich, dass bei zwei Luftwohnungen der obere Teil eine trübe, milchige Färbung aufwies. Die Fresslust der Tiere liess all- mählich nach und schliesslich blieben die Spinnen einige Tage in ihren Wohnungen. So sehr mich auch die Neugierde plagte, in diese undurchsichtige Wohnung hinein zu blicken, zu welchem Zweck ich sie hätte zerstören müssen, tat ich es dennoch nicht und wartete ab. In einigen Tagen war des Rätsels Lösung ge- funden: Eine Unmenge kleiner Spinnen kroch unbe- Jrolfen am Boden des Glases, sowie zwischen den Wasserpflanzen umher. Ich suchte diese kleinen , Spinnen mit Daphnien und Cyclops aufzuziehen, was mir leider nicht gelingen konnte, da die Elterntiere, obwohl Futter in hinreichender Menge vorhanden, sich ihre eigenen Kinder trefflich schmecken Hessen. M. Czermak, Volksheim (Wien). Eine merkwürdige Unkenkranblieit. Am 1. No- vember v. J. wurde eine in meinem Besitze befind- liche rotbauchige Unke Bombinator ignens von einer Krankheit befallen, die in meiner Fachbibliothek nir- gends angedeutet ist. Ich lasse die betreffende Stelle meines Tagebuches folgen : ,, . . . Sie sitzt in einer verzerrten Körperstellung den ganzen Tag auf der- selben Stelle und kann nur mit Mühe und unregel- mässig atmen. Ihr Leib ist aufgeschwollen. Auf dem Rücken hinterm Kopf hat sie einen tiefgedrückten grünlichen Fleck. In der Kehle befindet sich ein dicker Knoten, dessen Berührung dem Tier Schmerzen macht“. — Dann unter dem 2. November: „Unke atmet nur selten etwas, sitzt aber aufrechter und scheint etwas wohler zu sein. Am Munde sondert sie schleimige Fetzen gleich der Lurchhaut ab“. Am 8. November: „ . . . wenn sie auch noch immer einen unnormalen Eindruck macht, so kann sie doch schon bedeutend leichter atmen . . .“ Nach einer kurzen Notiz am 5. November: „Unke geht langsam, aber sicher gänzlicher Wiederherstellung entgegen“ ist nichts mehr über das Tier aufgezeichnet. Sie schien in den folgenden Tagen vollständig gesund, wenn auch der grünliche Fleck noch nicht verschwunden war und Nahrung verschmäht wurde. Am 16. November endlich trat ein akuter Rückfall der Atemnot ein, dem das Tier binnen weniger Stunden erlegen ist. — Nachdem ich so an der Hand meines Tagebuches die Krankheit vielleicht am deutlichsten geschildert habe, möchte ich noch hinzufügen, dass sich in dem grossen, feuchten, sehr luftigen und hellen Ter- rarium, welches das Tier bewohnte, ausser ihm nur einige Kröten. Frösche, Unken, Feuersalamander und Molche befänden, sodass von einem Biss oder dergleichen wohl nicht die Rede sein kann. Das Futter bestand hauptsächlich aus Mehlwürmern. Erwähnen will ich noch, dass ich schon an die Möglichkeit gedacht habe, mein grösserer Teichfrosch (R. esculenta ) könnte nach der Unke geschnappt, sie ins Maul genommen und ihr so eine innerliche Ver- letzung zugefügt haben. Aber der grüne Fleck ist mir unerklärlich, ebenso das spätere anscheinende Wohlsein und der Rückfall. H. U. von Loeper. Gebrauchsmuster-Eintragungen. Mitgeteilt von J. Bett & Co. 45h. 379440. Kanne zur Beförderung lebender Fische unter Benutzung von Sauerstoffgas, Paul Curt Riedel, Bergstedt b. Hamburg. 22. 4. 09. R. 23836. 45h. 379452. Durchlüftungsvorrichtung für Fisch- behälter. Paul Schröder, Stuttgart, Militärstrasse 100. 24. 4. 09. Sch. 31 969. 45h. 381777. Terrarienheizung aus geneigtliegen- dem, durch eine Heizflamme angewärmtem Heizrohr im Terrarienboden. Wilhelm Voigt, Brandenburg a. H , Grabenstrasse 21. 18. 5. 09. V. 7229. Patent-Erteilungen. 45h. 211247. Verfahren zum gleichzeitigen Heizen und Belüften des Wassers in Fischbehältern. Dr. Johs. Haas, Klotzsche b. Dresden, und Georg Rosenmüller, Dresden, Hauptstrasse. 24.4.08. R. 26146. Literatur-Bericht Nicht besonders gezeichnete Referate stammen von Paul Ka m m erer. — „W." = „Wochenschrift für Aquarien- und Terrarienkunde“, „Lac.“ = „Lacerta“, Zeitschrift für Terrarienkunde (Beilage zur vorigen), „Zool Beob.“ = „Zoologischer Beobachter“. Reitz, A., „Vier wertvolle Laichkräuter“. — „W.“ VI, Nr. 28, Seite 377—380, 4 Phot., 1 Zeichn., Juli 1909. — Der Verfasser beschreibt das Aussehen von Potamogeton crispus, natans, perfoliatus und densus nebst deren Abarten, die geschlechtliche Ver- mehrung insbesondere von erstgenannter Art. Da die Pflanze auf Windbestäubung angewiesen ist, geht der Blütenstaub meist verloren, und statt dessen hat die Vermehrung durch Wurzelausläufer Platz zu greifen. Man sollte aber von solch zweckmässigen Einrichtungen nie aussagen, dass sie der „weissen und vorsorglichen Mutter Natur“ zu danken seien, denn dies erklärt nichts und entspricht nicht dem gegenwärtigen Stande unserer Erkenntnis. Diesem entspricht vielmehr, dass die Lebewesen sich ihre Vorteile im Daseinskämpfe selbst schaffen durch gesteigerten oder verminderten Gebrauch ihrer Lebenswerkzeuge). — Was Kulturbedingnisse im Aquarium anlangt, so sind im allgemeinen junge, ge- drungene und bewurzelte Exemplare den alten und langflutenden, sowie nnbewurzelten Stengelstücken vorzuziehen. Nur bei Potamogeton densus, welches sich auch für kleine Behälter eignet, Sommer und Winter grün bleibt und überhaupt (mit Recht) an erster Stelle empfohlen wird, sowie bei Potamogeton perfoliatus bewurzeln sich auch Stecklinge leicht. Letztere Art empfiehlt sich ausserdem durch ihre unaufgeklärte Eigenschaft, selbst bei starkem Algen- wuchs algenrein zu bleiben. Interessant sind die Laichkräuter auch dadurch, dass sie im Aqarium ihren ursprünglichen Habitus mehr oder weniger verändern : so geht bei Potamogeton crispus die Kräuselung und rotbraune Färbung der Blätter verloren. Da die 496 Literatur Bericht. — Fragen und Antworten. Blüten unscheinbar sind, wohl aber der Pollen das Wasser verunreinigt, empfiehlt der Verfasser, die Aeln-en abzuschneiden und sich an der vegetativen Vermehrung genügen zu lassen. (Es ist ein Ver- dienst des Verfassers, auf die selten kultivierten, aber so schönen Laichkräuter in einem wirklich guten Aufsatze hingewiesen zu haben. Die Bilder sind hinreichend, um den Habitus zu zeigen.) Liebig, Th., „Zum Schaumnestbau der Ospliro- meniden“. — „W.“ VI, Nr. 28, Seite 380. — Ohne den Angaben über die Zweckbedeutung des Schaum- nestes entgegenzutreten, welche von anderen Autoren ausgesprochen wurden, fügt Verfasser noch zwei solche Bedeutungen hinzu: 1. Das Nest ist ein Mit- tel, die Eier leichter an einen Ort zu konzentrieren, mithin leichter zu überblicken und zu verteidigen. — 2. Es schützt Eier und Brut vor feindlichen Angriffen von oben, denen der brutpflegende Fisch nicht be- gegnen kann, nach Ansicht des Verfassers nur da- durch, dass die betreffenden Feinde unter dem Schaumhäufchen die Brutstätte nicht erkennen, und dass auf dem Wasser laufende Raubinsekten in den Schaum nicht eindringen können. (Andere Feinde aus höheren Tierklassen ekeln sich vielleicht auch, dies zu tun, wie die Singvögel sich scheuen, in die Schaumhülle der Schaumzikadenlarve hineinzupicken.) Knauer, Friedr., „Die Dornschweife (Uro- mastix )“. — „Lac.“ Nr. 14, 1909, Seite 53, 54, 1 Phot. — Verfasser beschreibt Urotnastix, hardwickei, orna- tus, spinipes und acanthinurus, bildet letztere Art durch eine leider matte Photographie ab. Zur Be- schreibung möchte Referent bemerken, dass die ganz dunklen, fast schwarzen Exemplare des Handels, soweit er sie selbst sah, immer Uromastix acant- hinurus, nicht spinipes angehörten. Es folgt dann eine Beschreibung des Aufenthalts im Freien, des Benehmens und der Pflegebedingungen in Gefangen- schaft, welcher Beschreibung im ganzen zuzustimmen ist und die einem erfahreneren Terrarienfreund wohl kaum neues bringt. Hinsichtlich der Temperaturen (23—33° bei Tage, 15° bei Nacht) könnte nach Er- fahrung des Referenten tagsüber besser mehr getan werden, und vollends schiene ihm eine 2—3 monat- liche Winterruhe in Ueberwinterungskisten für Dorn- schwänze bedenklicher als für irgend ein anderes Reptil. Indessen kann man ja auf verschiedenen Wegen gleiche Erfolge erzielen. Werner, Franz, „Reptilienklein ans meinen Terrarien“. — „Lac.“, Nr. 13, Seite 51, 52 und Nr. 14, Seite 54, 55, 1909. — Unter diesem Titel fasst Werner „allerlei kleine Beobachtungen“ zusammen. Diese sind keineswegs „klein“, sondern zum Teil belangreich und betreffen Riesenschlangen, Krokodile und Schild- kröten. Von der Wasserschildkröte Clemmys leprosa und der Dosenschildkröte Cyclemys trifasciata hebt Verfasser die grosse Dreistigkeit und Fressgier hervor, was bezüglich der letzteren auffällt, da Cyclemys- Arten sonst scheu und langweilig zu sein pflegen. Weit eher möchte man die dritte vom Verfasser erwähnte Gattung, die Klappschildkröte Cinosternum pensyl- vanicum (eine über zehn, zwei über fünf Jahre in Ge- fangenschaft) solcher Unverschämtheiten für fähig halten, hier aber erwähnt es Verfasser nicht. Mithin schroffe Individualverschiedenheiten! — Ein Girren, ähnlich dem Gesang männlicher Wechselkröten Bufo viridis , wird wiederholt aus dem Krokodilkäfig hör- bar, ohne dass der Urheber feststellbar war. Obwohl Krokodile für manche Dinge, z.B. Vorbereitungen zur Fütterung, kein schlechtes Gedächtnis haben, so konnte sich doch ein Nilkrokodil von einem Tag zum anderen nicht merken, dass es nutzlos sei, in eine Eisenstange zu beissen, wenn es auch Tags zuvor durch wieder- holtes Vorhalten so weit gebracht worden war, es nicht mehr zu tun. — Eine Streifenringelnatter Tropi- donotus natrix persa zeichnet, sich dadurch aus, dass sie Frösche und Fische nicht nur lebend, sondern auch tot oder verwest annimmt. Eine Hieroglyphen- schlange Python sebae wurde durch Operation ohne vollständige Asepsis erfolgreich von einer Hals- geschwulst befreit. — Geschmackswechsel von Tauben zu Kaninchen wurde bei einer grossen Madagaskar- boa, von Säugetieren zu Tauben bei einer kleineren Königsschlange Boa constrictor festgestellt. Boa mada- gascariensis scheint bei 23/4, Eunectes notaeus bei 3 m nicht mehr zu wachsen, während die echte Anakonda- schlange Eunectes murinus, Python sebae und Boa constrictor bis 2 m die Zeit des schnellsten, aber dann noch nicht stehenbleibenden Wachstums aufweisen. Eine durch Rückgratsbruch in hinterer Rumpfregion gelähmte Schlankboa Epigrates angulifer kann sich selbständig nur bis zur Bruchstelle häuten. Alte Leopard und Vierstreifennattern ( C.oluber leopardinus und quatuorlineatus) können oft die Schwanzspitze nicht mehr häuten, welcher Teil dadurch abstirbt und abfällt, manchmal sogar der ganze Schwanz. . Eiffe, 0. Edm., „Seltene Laubfrösche in der Gefangenschaft“. — „Zool. Beob.“, L., Nr. 7, Seite 208—212, 2 Phot. Die beiden leider unscharfen Bilder betreffen eine wahrscheinlich neue Art von Greif- fröschen ( Phyllodemusa ), ähnlich der Ph. tompterna des Boulengerschen Kataloges. Das Tier ist andert- halbmal so gross wie unser Laubfrosch, oben dunkel- grün, unten orange; dornige Auswüchse an den Seiten der Schenkel und des Unterarmes, sowie des Fersen- gelenkes bewirken, dass der ruhende Frosch einem gezähnten Blatte gleicht. Trotz jähriger Gefangen- schaft hat er seine streng nächtliche Lebensweise nicht geändert und ist so scheu geblieben, dass man ihn äusserst selten fressen sieht. Das untere Augenlid ist farblos, durchsichtig und wird, wenn der Frosch seine am Tage und Lichte bis auf einen schmalen Schlitz zusammengekniffenen Augen öffnet, von unten nach oben über das hiedurch geschützt bleibende Auge geklappt. Die Bewegungen erfolgen durch Greifen und Nachziehen des Körpers, selten durch Springen, noch seltener durch schlechtes, stets un- freiwilliges Schwimmen, bei welchem Phyllomedusa rasch ermüdet. Verfasser pflegte ferner bis zu drei Jahren Phyllo- medusa hypochondrialis und korrigiert Boulengers wohl an Spritexemplaren entworfene Farbbeschreibung nach dem lebenden Objektiv: oben hellgrün, unten schneeweiss, Oberarme, Schenkel und Weichen orange mit schwarzen Streifen. Dieser Greiffrosch kann fast nur klettern und auch das nur in Zweigen, nicht am Glase. Die Fütterung (Fliegen, frisch gehäutete Mehl- würmer) erfordert Geduld. Der Behälter muss warme, dunstgesättigte Luft enthalten. Der Farbenwechsel ist bei beiden Arten gering und (anscheinend! — Ref.) nicht willkürlich, sondern nur von der Temperatur abhängig; bei deren Sinken treten schwärzliche Flecken, auf der bei erstgenannter Art dunkler, bei letzterer Alt blass werdenden Grundfarben, auf. Ein nicht bestimmter, kröten artiger, bewarzter Laubfrosch aus Paraguay, von Grasfroschgrösse, ver- weigerte die Nahrungsaufnahme. Bei Störung glitt er von seinem Sitzpunkt an der Glasscheibe nach rückwärts ins Wasser. Bücher- und Zeitschriftenschau. Brauer, Die Süsswasserfauna Deutschlands. Heft 3 und 4. Coleoptern, bearbeitet von Edm. Reitter. Verlag von G. Fischer, Jena. 235 Seiten, schmal 8°, br., mit 101 Figuren im Text, Preis Mk. 5. — , geb. Mk. 5.50. <$> Fragen und Antworten <^> Ich beabsichtige mir ein grosses Aquarium 90 X 55 X 50 einzurichten, mit einer kleinen Terrarienabteilung und zwar derart, dass die Abteilung für Sumpfpflanzen eine Ecke des Behälters einnimmt (siehe Skizzen). Den Sektor I j habe ich in Form einer Grotte ^ hergestellt, 45 cm hoch und 36 cm Radius, und sogenannte Erdmännch en (tropfsteinartigen Steingebilden, im Grundriss. 1 Terrarienecke. Fragen und Antworten. 497 1 Lehm vorkommend mit Silikatengehalt). Die Tore der Grotte lassen viel Licht zutreten, so dass unter dem Sumpfpflanzentopf Wasserpflanzen gedeihen können, hauptsächlich an den Stellen, wo die Grotte mit ihren glatten und geraden Wänden die Scheiben des Aquariums berührt. Der obere, mehrfach durch- brochene Teil der Grotte bildet den Topf zur Auf- nahme der Sumpfpflanzenerde. Durch die Sektor- anordnung habe ich möglichst wenig Wasser verdrängt und Was Frage 5 betrifft, so dürfte Herr Dr. K refft am besten Auskunft geben können. Unsere deutschen Wassermolche, kleine Wasserfrösche, unsere Unken eignen sich für kürzere Zeit sehr wohl als Insassen, Seitenansicht. Vorderansicht. Seitenansicht. ausserdem die Möglichkeit, die geeignetste Ecke auszuwählen. Meine Fragen bei denen ich Ihren Rat erbitten möchte, lauten: 1. Geeignete Aqua- rienhöhe? 2. Bodengrundhöhe im Maximum und Zusammenmischung? 3. Welche Pflanzen, sowohl Sumpf- als Wasserpflanzen, eignen sich für ein kleines Treibhäuschen, (das das Aquarium mit Terrarienabteilung darstellt) , dessen Temperatur 20—25° C beträgt? 4. Höchster Wasserstand für Labyrinth- und Barbenarten? 5. Welche Terrarien- tiere kann man in ein derartiges Terraaquarium ein- bringen? Fr. St., Ettlingen (Baden). Antwort: Für die Fragen 1—4 bitten wir um Beantwortung aus dem Leserkreise! Enthalten die Ausführungendes Verfassers doch neue Gesichtspunkte für Herstellung eines Gesellschaftsaquaterrariums! doch zweifle ich, ob ihnen eine dauernde Temperatur von 20 — 25° C zuträglich sein würde. Tropische Laub- frösche und andere kleine exotische Wasserfrösche und wasserbewohnende, krötenartige Tiere, junge südländische Wassernattern, evtl, auch diese oder jene schwimmgewandte Eidechse wäre zu empfehlen, doch ist die Auswahl im Handel beschränkt. Auch sind alle Wassernattern Fischräuber! Dr. W. Wolterstorff. Alle den Versand betreffenden Wünsche sind nicht an die Druckerei, sondern an den Verlag von Fritz Lehmann, Stuttgart, Sonnenbergstrasse 9 zu richten. Für die Schriftleitung verantwortlich: In Deutschland: Dr. W. Wolterstorff, Magdeburg-Sudenburg; in Oesterreich: Dr. P. Kämmerer, Wien II/2. Zur Beachtung! Die besten Tage zur Einsendung der Vereinsberichte für die nächstfolgende Nummer sind Donnerstag, Freitag, Sonnabend. Alle an diesen Tagen eingehenden Berichte werden sorgfältig durchgesehen und unterliegen einer ersten, oft audi einer zweiten Korrektur! Beispielsweise werden Berichte , die mir am Freitag, den 16. April zugehen , am Dienstag, den 27. April pünktlidi und korrigiert erscheinen. In soldien Fällen ist auch Korrektur durch den Verfasser möglich und bedarf es sodann nur eines entsprechenden Vermerks (mit Adressenangabe) am Kopfe des Berichts. — Alle später, bis Dienstag, eingehenden Berichte werden gleidifalls pünktlidi zur Druckerei befördert, hier kann aber weder für Korrektur noch sofortigen Abdruck garantiert werden. Kurze Beridite, die ich Mittwochs erhalte, können ausnahmsweise noch am nächsten Dienstag ersdieinen. Für eilige Tagesordnungen usw., die direkt an die Druckerei gehen müssen (siehe Inserat!) ist Schluss der Annahme Donnerstag früh oder mittags, spätere Einsendung ist zwecklos i Dr. Wolterstorff, Magdeburg-S., Hellestrasse 2 a. 498 Vereins-Nachrichten. Vereins-Nachrichten Unter alleiniger Verantwortung der Herren Einsender. Berlin. „Nympliaea alba“. Sitzung vom 5. Mai 1909. ’) Die Sitzung wird von Herrn Hissler geleitet und Herr Reuter als Gast begrüsst. Die Eingänge werden verlesen. Nach Festlegung einer neuen Verlosungs- ordnung macht der Vorsitzende Mitteilung, dass am Himmelfahrtstage eine gemeinschaftliche Partie mit dem Verein „Wasserstern“-Charlottenburg stattfindet. — Herr Kühne zeigte zwei Ochsenfrösche und zwei Marmormolche vor, die er aus Laich grossgezogen hat. Herr Hepler gab zum Besten der Vereinskasse mehrere Sagittaria montevidensis, aus Samen kultiviert und teilte mit, wie er die Samenansätze in den weib- lichen Blüten durch die Uebertragung des Blüten- staubes der männlichen Blüten hervorruft. Die Aus- saat erfolgt in flache Gefässe mit Bodenbelag, welche der Sonne ausgesetzt werden. Ferner verlas Herr Hipler einen Artikel über den Ichthyophtyrins von Buschkiel, München. Eine Anfrage, woran man er- kennen kann, dass Scheibenbarsche abgelaicht haben, beantwortet Herr Rosemann dahin, dass das Weibchen ermattet und sichtlich dünn geworden an der Wasser- fläche in einer Ecke des Aquariums steht, während das Männchen mit ganz erblassten Farben sich im Nest, der Grube, befindet. Herr Franke berichtigt brieflich einen Fehler in unserem Protokoll vom 17.11.09. Darnach fühlen sich die Süsswasserschwämme am wohlsten zirka 15 cm über dem Bodengrund, nicht wie bei uns gesagt unter dem Wasserspiegel. Herr Bruno Krafft zeigt eine präparierte Seespinne vor, die wegen ihrer Grösse Aufsehen erregt. Die gestifteten Pflanzen brachten 80 Pfg. für den Verlosungsfond und die Sammelbüchse für das Mikroskop-Okular 70 Pfg., wofür allen Spendern besten Dank! K. S. Sitzung vom 19. Mai 1909. Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung um 10 Uhr und verliest die Eingänge, unter welchen sich ein Prospekt des Zoologischen Wörterbuches von Dr. H. E. Ziegler, sowie Offerte von Wilckes Reformfisch- fütter mit Probe befindet, diese wird unter die an- wesenden Mitglieder zu Versuchen verteilt. Ueber die Frage, wie die Geschlechter beim Scheibenbarsch zu unterscheiden sind, entspinnt sich eine längere Debatte, bei der auch das Laichgeschäft besprochen wird und Herr Spinder mitteilt, dass seine Fische bei 13 — 14 0 R abgelaicht hätten und die Jungfische bereits nach 4 Tagen ausgeschlüpft waren. Herr Bruno Krafft teilt mit, dass im nächsten Monat eine General- versammlung des Ausschusses der Aquarien- und Terrarien-Vereine zu Berlin stattfindet. Zum Schluss wurde eine lebhafte Diskussion über das Schicksal des Berliner Aquarium-Instituts, Unter den Linden, hervorgerufen und sehr bedauert, dass die beteiligten Kreise und Behörden ein so unverständliches, geringes Interesse an der Erhaltung der sowohl volkstümlich, wie wissenschaftlich hochwichtigen Schaustellung be- kundeten. Es wurde angeregt, dass sich die Aquarien- vereine ebenfalls mit ihren Erfahrungen bei dem zu- künftigen neuen Aquarium beteiligen möchten. Wir sind überzeugt, dass Herr Dr. Hermes, dem der Dank des Berliner Publikums gebührt, weil er das Institut am 1. April d. J. nicht fallen liess, sondern es mit grossem Risiko seit dieser Zeit für eigene Rechnung leitet, jeden Ratschlag aus Liebhaberkreisen gern er- wägen wird. K. S. Sitzung vom 2. Juni 1909. Als Gast ist anwesend Herr Reddien. Unter den Eingängen befindet sich auch ein illustriertes Angebot in Pflanzentöpfen, besser gesagt Pflanzenberg, die wohl einem Aquarium kaum zur Zierde gereichen ') Eingegangen 21. Juli. können. Das Innere eines solchen Topfes muss hübsch aussehen, wenn die Ausläufer von Vallisneria, Sagittaria natans, mit den Pfeilkrautknollen ein paar Monate darin umherirren, ehe es ihnen gelingt ein befreiendes Loch zu erwischen. — Herr Hipler erstattet den Bericht über die mit dem „Wasserstern“-Charlotten- burg gemachte Exkursionspartie Seegefeld Döbritz- Finkenkrug. Dieser Ausflug war ebenso wie die Ausbeute, unter welcher sich auch einige Exemplare des medizinischen Blutegels befanden, recht gemüt- lich. Besonders anerkennenswert war die wackere Führung des Herrn Berndt, dem wir an dieser Stelle nochmals herzlichst danken. — Die neue Heizlampe Tip top Modell II wird vorgezeigt. Die Vorteile des leicht auswechselbaren Brenners und die einfache Regulierung der Flammengrösse erscheinen uns der- artig , dass wir wohl glauben , endlich eine Ideal- Heizlampe vor uns zu haben. Wir wollen nun sehen, wie sich diese verhältnismässig preiswerte Heizlampe in der Praxis bewährt. — Bei Erörterung der jetzt wichtigen Futterfrage werden geeignete Quellen be- kannt gegeben und wurde ferner beschlossen, zur Zucht und Abgabe der Jungfische an die Mitglieder je ein Paar Barbus phutonio und Cyprinodon dispar auf Vereinskosten zu beschaffen. Die Zuchttiere sollen den dazu erbötigen Mitgliedern zu besonders festge- legten Bedingungen übergeben werden. — Eine rege Aussprache führt das Thema „Infusorienerzeugung“ herbei. Herr Rosemann hat aus verschiedenen seiner Becken Proben des Wassers entnommen und dieses mikroskopisch betrachtet. Er ist dabei zur der An- sicht gekommen, dass sich die meisten Infusorien- tierchen bei der Fadenalge aufliielten, wie denn auch die Jungbrut stets mit Vorliebe dort steht, dagegen sollen die Tausendblattarten geradezu hindernd auf die Infusor Erzeugung wirken. — Zur Aufzucht von Jungbrut eignet sich ganz besonders Tümpelwasser, welches mit einem Netz von feiner Müllergaze (Be- zugsquelle Wilhem Landwehr, Luisen-Ufer 50) abge- fisclit. wird. Zur Beseitigung der in den Becken so häufig als Schmieralge auftretenden blaugrünen Alge wird das Hineinwerfen von Salatblättern empfohlen. Die aus der Blätterzersetzung entstehenden Lebe- wesen sollen diese Alge als natürliche Feinde ver- nichten. W. W. Breslau. „Proteus“ E. V. Gegründet 1908. Aus der Sitzung vom 13. Juli. Herr Reichelt hält seinen Demonstrationsvortrag über „Zucht und Pflege des Acara coruleopunctata var. latifrons’. Es ist ganz selbstverständlich, dass über einen so häufig gezüchteten und beschriebenen Fisch nicht viel Neues gesagt werden kann. Das haben wir mit dieser Serie von Vorträgen über unsere wichtigsten Aquarienfische auch garnicht im Sinne, sondern wir wollen den Anfängern bezw. den neueintretenden Mitgliedern Gelegenheit geben, an der Hand von gutem Demonstrationsmaterial über- haupt erst einmal unsere gewöhnlichen Aquarien- fiische kennen zu lernen und sie durch den an- schliessenden Vortrag nebst Diskussion in den Stand setzen, grobe Fehler bei der Zucht und Pflege zu vermeiden. Interessant war uns immerhin die auch von andern Mitgliedern bestätigte Beobachtung, dass die alten Acard grosse Daphnien zerkauen und die- selben derart für die Jungbrut vorbereitet, aus den Kiemenspalten wieder entleeren. — Der Vorsitzende bespricht sodann ein Referat Buschkiels über die Ar- beit von E. Philippi „Fortpflanzungsgeschichte der viviparen Teleostier Glaridichthys jauuaris und G. decemmaculatus in ihrem Einfluss auf die Lebens- weise, makroskopische und mikroskopische Anatomie.“ („Zoologische Jahrbücher“ ref. in „Internationale Revue d. ges. Hydrobiolog. und Hydrogr. Bd. II. H. 1/2.) Es sei hierbei bemerkt, dass der Glaridichthys (glaris, idos Meissei, ichthys Fisch, wegen der meisseiförmigen Bezahnung) januarius ( Adjektiv von Janus, dem Gott des Eingangs und Anfangs, also januarius der erste der lebendgebärenden Zahnkarpfen, das heisst der Anfang einer ganzen Serie (?) uns bekannter unter dem Namen Girardinus caudimaculatus ist, während der Glari • V ereins-Nachricliten. 499 dichthys decemmaculatus unserem Girardinus decern- tnaculaius entspricht. Man sieht aus dieser Arbeit wieder einmal, wie wichtige Dienste ein genau be- obachtender Liebhaber oder Züchter (hier z. ß. Thumm) der Wissenschaft leisten kann. Die Angaben Thumms über die Bewegungen des Kopulationsstachels und über die Geburt der Jungen konnte auch vollinhaltlich von den Herren Sindermann und Neubarth bestätigt werden. — In dem Literaturreferat der „Wochen- schrift“ Nr. 28 finden wir die Anfrage eines Vereins wiederholt: „Was ist Harfenkraut?“ Eine Antwort wird auch hier nicht erteilt. Da wir nun zufällig diese Pflanze bei einer Ausstellung in einem Ter- rarium sahen, können wir wenigstens soviel mit- teilen, dass es sich um eine Labiate (Lippenblütler) handelt und zwar um eine Plectränthus- Art ( pldctron = Sporn oder Werkzeug zum Schlagen der Zither und Cflf/zos-Blume, wegen des Sporns an der Blüte.) Nahe verwandt sind die häufig zu Teppichbeeten be- nutzten Cöleus- Arten (von koleos = Scheide, weil die Staubfäden zu einer Köhre vereinigt sind und den Griffel wie eine Scheide umgeben. Es ist also Cole — us zu sprechen, nicht etwa Coleusl Die ge- wöhnliche Art ist der Plectränthus fruticösus (frutex = Strauch, also fruticösus strauchartig). Die Pflanze ist sehr anspruchslos, liebt Halbschatten und lässt sich leicht durch Stecklinge vermehren. Der deutsche Name ist Spornblume , Hahnensporn , oder auch Mottenbaum, oder Mottenkönig, wegen der Anwendung der wohlriechenden Blätter gegen die Mottenplage. Der Name „Harfenkraut“ scheint nur örtliche Ver- breitung zu haben und ist sonst nur wenig bekannt. Vielleicht ist es eine etwas freie Uebersetzung des wissenschaftlichen Namens. ( Plectränthus siehe oben!) Wir möchten auch noch darauf hinweisen, dass sich in „Natur und Haus“ Band 10 S. 252 und 58 eine kleine Abhandlung über diese Pflanze, nebst einer Abbildung vorfindet. Ausserdem ist sie in „Natur und Haus“ Bd 7 Heft 18 behandelt. — In derselben Literaturübersicht Seite 382 findet sich unter „Seeaquarium“ eine Kritik einer unserer Worterklärungen aus Nr. 25 der „Wochenschrift“ Seite 344, Der Verfasser ist dieses- mal nicht genannt, doch gehen wir wohl nicht fehl, wenn wir die Ausführungen dem Herrn Dr. Ziegelei’ zuschreiben. Wir werden hier dahin belehrt, dass es nicht „ Alcyonium “ , sondern „ Alcyonidium “ heisse und dass es sich um eine Alge, also nicht um eine Aktime handle. Woher in aller Welt weiss der Herr Ref., dass wir plötzlich nach Aufzählung von 7 Aktinien eine Alge anführen wollten? Nein, im Gegenteil, wir wollten die Serie vollzählig machen und die Etymologie des Namens Alcyonium digitatum der Meerhand, einer ausgesprochenen Aktinie anführen. Eine „Alge“ Alcyonidium, wie der Herr Ref. schreibt, gibt es überhaupt nicht, sondern nur ein Moostierchen ( Bryozoon ) gleichen Namens. Ausserdem wäre der Name durch hals (Salz, Meer) und kyoti Hund noch nicht genügend erklärt, denn die Endung „ idium * von eidos Gestalt oder eidein ähnlich sein) sagt uns doch erst, dass eben diese „Bryozoenkolonie“ der „Aktinie“ Alcyonium“ an Gestalt ähnlich ist. Derartige Kritiken in einem wesentlich von Laien gelesenen Blatte können zu den schwersten Missverständnissen führen, und deshalb täuschen wir uns wohl nicht, wenn wir annehmen , dass der Herr Ref. diese Entgleisung durch einen Hinweis in der nächsten Monatsübersicht wieder gut macht. Dr. Deupser, Dt. Lissa. Ausstellungskalender Steht den verehrlichen Vereinen kostenlos zur Verfügung. Alle näheren Angaben sind natürlich in den Inseratenteil zu verweisen! Rixdorf. „Trianea“. Vom 14. — 22. August im „Deut- schen Wirtshaus“, Bergstrasse 136/137. Berlin. „Verein der Aquarien- und Terrarienfreunde“ 21. — 30. August, in „Wendts Prachtsälen“. Hamburg. „Rossmässler“. 22.-29. August, in „Ham- monia“, Besenbinderhof. Burgstädt i. Sachsen. „Wasserrose“. Vom 29. August bis 5. September 1909 in den Räumen der Alberts- burg zu Göppersdorf. Stuttgart. „Verein der Aquarien- und Terrarien- freunde“. 11.— 19. September. „Gewerbehalle“. Altona. „Verein Altonaer Aquarien -Freunde“ E. V. 18. — 26. September 1909 im Velodrom Alton a. Adressentafel der Vereine. x) Hohenstein-Ernstthal i. S. „Sagittaria“, Verein für Naturfreunde. Vereinslokal: Restaurant zur Gar- küche. Briefadrese: AlbinAngermann, 1. Vorsitzender. Karlsruhe. „Verein von Aquarien- und Terrarien- freunden“. Lokal: „Landsknecht“, Herrenstrasse. Briefadresse: K. Eberbach, Direktor, Hirschstr. 120. Leipzig. „Humboldt“. Verein für volkstümliche Naturkunde. Sitzung jeden Donnerstagabends 9 Uhr im Restaurant „Kamtz“, Peterssteinweg, Ecke Münz- gasse. Brtefadresse: R. Albrecht, Leipzig -Gohlis, Heinrothstrasse 1, III. — Der Verein bezweckt die Ausbreitung volkstümlicher Naturkunde im Sinne E. A. Rossmässlers. Leipzig. „Nymphaea“, Verein für Aquarien- und Ter- rarienkunde. Versammlung jeden Dienstag. Vereins- lokal: „Heim des Hausväterverbandes“ (Eingang Tauchaerstrasse 6 oder Marienstrasse 7). Brief- adresse: Bernhard Wichand, 1. Vorsitzender, Scharn- horststrasse 55, part. Magdeburg. „Aquaria“, Verein für volkstümliche Naturkunde. Vorsitzender Fr. Maue, Regierungs- strasse 24. Versammlungen jeden 1. und 3. Dienstag im Monat, abends 9‘/4 Uhr, im Restaurant „Kaiser- bräu“, Breiteweg 1. Magdeburg „Vallisneria“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Versammlungslokal: „Tivoli“, Kai- serstrasse, am 2. und 4. Dienstag im Monat. Brief- 1) Aufnahme (selbstredend kostenlos! erfolgt nur auf Antrag. Weitere Vereinsadressen stets willkommen 1 Auf besonderem Blatt! Ergänzungen, Aenderungen, Richtigs'.ellungen werden um- gehend erbeten! Dr. Wolterstorff. adresse: W. Jürgens 1. Vorsitzender, Königgrätzer- Strasse 17. Magdeburg. „Verein der Aquarien- und Terrarien- freunde“. Sitzung jeden zweiten Sonnabend im Monat, Restaurant „Burghalle“, Tischlerkrugstr. 28. Briefadresse: G. Möves , I. Vorsitzender, Magde- burgs., Leipzigerstrasse 30. Mainz. „Cyperus“, Verein für Aquarien- und Terrarien- kunde. Briefadresse: T. v. Kiltlitz, Mainz. Vereins- lokal: Kötherhof. Bibliothekstunden: Jeden Sams- tag abend von 8 7* Uhr ab (Fuststrasse 2) woselbst auch stets näheres über die Sonntagsausflüge zu erfahren ist. Gäste jederzeit willkommen. Mannheim. „Verein für Aquarien- und Terrarien- hunde“ (E. V.). Versammlung jeden 2. und 4. Mitt- woch im Monat. Lokal: Restaurant „Wilhelmshof“, Friedrichsring. Briefadresse : Friedrich Glaser, Moll- strasse 8, III. München. „Isis“, Gesellschaft für biologische Aqua- rien- und Terrarienkunde. Briefadresse : Karl Lankes, 1. Vorsitzendet, Müllerstrasse 10/2. Rgb. Nürnberg. „Aquarien- und Terrarienabteilung der Naturhistorischen Gesellschaft“. Briefadresse : H. Adam, 1. Obmann, Adamstrasse 6. H. Steiner, 2. Ob- mann, Hallerwiese 12. A. Schmidt, 1. Schriftführer, Rennweg 40. Nürnberg. „Heros“, Gesellschaft für biologische Aquarien- und Terrarienkunde (E.V.). Gegründet 1898. Sitzungen am 1. und 3. Dienstag jeden Monats abends 7^8 Uhr. Vereinslokal: „Restauration Leissner“, Nadlergasse 27 (im Saal). Brief- adresse: Aug. Gruber, I. Vorsitzender, Fürtherstr. 96 ^00 Vereins Nachrichten. Nürnberg. „Seerose“, Verein für Aquarien- und Ter- rarienkunde. Vereinslokal: Restaurant zur Pegnitz, Insel Schütt. Sitzungen: Jeden 2. und 4. Sonnabend im Monat. Briefadresse : Th. Prell, Schuckertstr. 15, 1. Plauen i. V. „Tausendblatt“, Verein für Aquarien- und Terrarienfreunde. Versammlung jeden 1. und 3. Donnerstag im Monat. Vereinslokal: Hotel „Wart- burg“, Forststrasse 25. Briefadresse: Adolph Quell, Albertstrasse 111. Prag. „Akvarium“. Erster Verein der Aquarien- und Terrarienliebhaber im Königreich Böhmen. Vei-sammlung jeden Montag im Hotel „Phatyz“ I, Ferdinandstrasse 37. Vorsitzender: Ant. Perontka, Prag I, Rytirskä nl. 31. Böhmische Verhandlungs- sprache. Rixdorf-Berlin. „Trianea“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Sitzungen jeden Freitag nach dem 1. und 15. jeden Monats, abends '^9 Uhr, im Restau- rant „Weidmannslust“, Rixdorf, Münchenerstr. 8, Ecke Erlangerstrasse. — I. Vorsitzender : Arthur Kühl, Potsdam, Charlottenstrasse 3511. Schwab.- Gmünd (Württemberg). „Ellritze“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Vereinslokal: Gasthaus zur „Kanne“. Versammlungen jeden 1. Samstag im Monat. Briefadresse: Jakob Ruth, I. Vorstand, Fischergasse 26. Schweidnitz. „Aquarium“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Sitzungen am bezw. nach dem I. und 3. Donnerstag jeden Monats. Briefadresse: Landeck, Reichenb. St. 27. Vereinslokal: „Goldener Löwe“. Schwerin. „Verein der Aquarien- und Terrarien- frennde“. Vereinslokal: Hotel de Paris. Zusammen- kunft jeden 1. und 3. Dienstag im Monat. Brief- adresse: Lagerverwalter H. Keltz, Werderstrasse 41. Stuttgart. „Verein der Aquarien- und Terrarien- freunde“. Vorsitzender: E. Schad, Gerberstr. 10, II. Schriftführer: A. Woern, Hasenbergsteige 8, III. Wien. „Cyperus“. III, Hetzgasse, Ecke Blattgasse, J. Angelmayers Restauration. Wien. „Lotus“, Verein für Aquarien- und Terrarien- kunde zu Wien IX, Wäbringerstrasse 67. Restaurant Job. Gruss. Sitzungen jeden 1. und 3. Dienstag im Monat. Briefadresse: Rieh. Polz, III/2, Lorbeer- gasse 13. Gäste stets willkommen. Wien. Sektion für biologische Vivariumkunde der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien. Obmann: Dr. P. Kämmerer, Wien II, Biologische Versuchsanstalt. Wien. „Vindobona“, naturwissenschaftlicher Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Vereinslokal: Phlipooskis Gasthaus, VII. Kaiserstrasse 38. Vereins- abend jeden 1. und 3. Montag im Monat. Zuschriften sind zu richten an Herrn Karl Burger, Wien XV., Klementinengasse 2. Wien. „Zoologische Gesellschaft“ Verein zur Ver- breitungnaturwissenschaftlicher Kenntnisse, Wien I Wollzeile 25 (Kanzlei). Sitzungen jeden Samstag im Gesellschaftslokal: Wien I, Johannesgasse 4, (Restaurant Johann eshof). Zuschriften, Sendungen usw. sind an die Kanzlei zu richten. Zwickau i. Sachsen. „Verein Aquarium“. Brief- adresse: Arno Falck, Lindenstr. 21. Kassensachen an Herrn Fabrikant Hagenguth, Firma F. A. Ullmann. Schumannstr. 10. Sitzungen am 1. und 3. Mittwoch jeden Monats. Altona. „Verein Altonaer Aquarien-Freunde“ E. V. Vereinslokal: Petersens Hotel, Altona, Königstr. 188 (Inhaber Ludwig Hensen). Versammlungen jeden ersten und dritten Donnerstag im Monat. Gäste stets willkommen. Briefadresse: H. Ostermann, Bahrenfelderstrasse 105. Antwerpen. „Lotus“. Societe pour la Vulgarisation de l’Aquarium et du Terrarium. Vereinslokal : Cafe Anselmo, 2 rue Anselmo. Sitzungen jeden ersten Samstag im Monat, abends 8 Uhr. Briefadresse: M. Piroth, Anvers, 64 rue d’Autriche. Augsburg. „Wasserstern“, Verein für biologische Aquarien- und Terrarienkunde (E. V.) mit Zweig- verein Ingolstadt. Briefadresse: K. Riedel, Gossen- brotstrasse 2. Briefadresse für Zweigverein Ingol- stadt : Fritz Giegold, Ingolstadt, Hohe Schulstrasse. Vereinslokal Augsburg: Cafe „Augusta“. Sitzungen jeden 1. und 3. Samstag abends 9 Uhr. Vereinslokal Ingolstadt: Restaurant Merl. Sitzungen jeden 1. und 3. Donnerstag abends 6 Uhr. Berlin. „Bertha“, Vereinigung für Aquarien- und Terrarienkunde (E. V.) Zusammenkunft jeden 1. und 3. Donnerstag im Monat im Restaurant „Zum Brandenburger“, Münzstrasse 17, Ecke Königsgraben. Briefadresse : Carl Schmidt, Berlin NO 55, Treskow- strasse 32. Gäste willkommen. Berlin. „Triton“. Verein für Aquarien- und Ter- rarienkunde (E. V.). Vereinslokal: Restaurant Karls- garten, Karlstrasse 27. Sitzung: Jeden 2. und 4. Frei- tag im Monat. Briefadresse: F. Gehre, Schön- berg-Friedenau, Beckerstrasse 2- Berlin. „Verein der Aquarien* und Terrarienfreunde“. Briefadresse: Max Pulvers, Vorsitzender, Berlin S. O. 36., Elsenstrasse 54. Bernburg a. S. „Aquaria,“ Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Göhres Restaurant, Karlstrasse 5. Versammlung jeden ersten Mittwoch im Monat. Briefadresse: Lehrer Hermann Wiehle, Latdorf bei Bernburg. Brandenburg a. Havel. „Hydrophilus“, Verein für Aquarien-, Terrarien und Naturfreunde. Vereins- lokal: „Ressource,“ Steinstrasse 9. Sitzungen jeden 1. und 3; Freitag im Monat. Briefadresse: Dr. Zimmermann, 1. Vorsitzender, St. Annenstrasse 13. Braunschweig. „Brunsviga“, Verein der Aquarien- und Terrarienfreunde. Versammlungen alle 14 Tage Freitags. Briefadresse: Robert Melzer, Radeklint 6, 2. Vorsitzender. Breslau. Aeltester Breslauer Verein für Aquarien- und Terrarienkunde, „Proteus“, gegründet 1900. Die Adressen sind: für Geldsendungen Herr Con- stantin Franz, XIII, Schillerstrasse 15 III; für den ersten Vorsitzenden Herr Dr. Eckhardt, XIII, Kaiser Wilhelmstrasse 51. Sitzungen jeden Dienstag abend pünktl. 9 Uhr im Schul theiss-Restaurant, Neue Gasse. Breslau. „Proteus“, Verein zur Förderung der Aqua- rien- und Terrarienkunde, (E. V.) gegründet 1908. Vereinszimmer: Haase-Ausschank, Schweidnitzer Strasse 37, part. Sitzungen : Jeden Dienstag, abends 9 Uhr. Adresse für den Vorsitzenden : Dr. Deupser, Deutsch-Lissa bei Breslau. Burgstädt i. Sachsen. „Wasserrose“, Gesellschaft für Aquarien- und Terrarienkunde zu Burgstädt in Sachsen. Gesellschaftsabend jeden Sonnabend nach dem 1. und 15. jeden Monats im Gesellschafts- zimmer des Bahnhofrestaurants. 1. Vorsitzender Eisenbahnassistent W. Peukert. Charlottenburg. „Wasserstern“, Aquarien- und Ter- rarienverein. Die Versammlungen finden an jedem Mittwoch nach dem 1. und 15. jeden Monats statt. Lokal: Restaurant Schröter, Kaiser Friedrichstr. 36a. Sendungen an den Vorsitzenden E. Berndt, Char- lottenburg, Göthestrasse 82, erbeten. Cottbus. „Nelumbo“. Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Zusammenkunft jeden 2. und 4. PTeitag im Monat, im Vereinslokal Utz Stern an der Promenade. Briefadresse : A. Muglisch, I. Vor- sitzender, Dresdenerstrasse 147 ; E. Freier, Schrift- führer, Kaiser-Friedrichstrasse 36. Cöln. „Wasserrose“, Vereinigung der Aquarien- und Terrarienfreunde. Vereinslokal: Gürzenich, Restau- rant. Vor St. Martin 33 (Biertunnel); bei grösseren Vorträgen Quatermarktsaal. Sitzungen jeden 2. und 4. Mittwoch im Monat. Briefsendungen an Vor- sitzenden A.Kuban, Cöln-Deutz, Tempelstrasse 19 III. Geldsendungen an L. Schwarz, Cöln-Nippes, Bülow- strasse 16 II. J) (Fortsetzung folgt.) Für den Anzeigenteil: Fritz Lehmanns Verlag, Stuttgart. — Verlag von Fritz Lehmann, Stuttgart. Druck der Verlagsbuchdruckerei Otto Sautter, Stuttgart. Seescheiden. Von Paul Kämmerer. (Mit zwei Originalaufnahmen von Adolf Cerny). Wenn der Wert verschiedener Behältergat- tungen, insbesondere die Vorzüge und Nachteile des Süss- und Seewasseraquariums in unserem Schrifttum gegeneinander abgewogen wurden, so war es immer die starre Ruhe, der Mangel mun- terer Bewegung, den man als Nachteil der Meereslandschaft gegenüber der Süsswasserland- schaft ins Treffen führte. Und hauptsächlich war stets die vorwiegende Besetzung mit Aktinien, diesen haltbarsten und schönsten Seetieren, Schuld daran, wenn jenes Urteil gerechtfertigt erschien. Auch diejenigen Lebewesen, welche ich dem Leser heute vorführen will . gehören zu den ruhigen, bewegungsarmen Gästen. Sie brauchen aber deswegen die Haltung von Seewasseraqua- rien nicht zu diskretieren, — im Gegenteil! Es kann eben jedermanns Geschmack Rechnung ge- tragen werden: der eine liebt lebhaftes Treiben in seinen Becken; er hat die volle Freiheit,* es mit Fischen oder anderen bewegungslustigen Tieren , wie Garneelen und Schwimmkrabben, zu bevölkern. Einem anderen kann es des Ge- zappels und Gewühles wohl gar zu viel werden: ihm bieten dann unterseeische Blumenbeete die nämliche Erholung, wie etwa dem Liebhaber von Süsswasseraquarien, der sieb vorwiegend der Kultur von Wasser- und Sumpfpflanzen widmet. Man ist gewohnt, unter den „Blüten“ des Meeres, aus denen die „unterseeischen Beete“ unserer Marineaquarien zusammensetzbar sind, nur die Aktinien , die See a n e m onen, See- rosen, Seenelken und Seemassli eb eben (so lautet, nebenbei bemerkt, wohl der richtige Ausdruck statt des überall eingeschlichenen „See- m a n n s liebchen“, Heliactis bellis ) zu verstehen und allenfalls die Röhrenwürmer mit ihren bunten Kiemenkronen als Bereicherung, hoch- stämmigere Stauden in kurzem Rasen, gelten zu lassen ; ganz selten aber fand ich die kaum min- der schönen, sicherlich nicht minder interessanten Seescheiden oder Aszidien in Aquarien vertreten, obschon sie in den Hand- und Lehr- büchern der Aquarienkunde erwähnt werden. Bades „Praxis der Aquarienkunde“ und W. Geyers „Katechismus für Aquarienliebhaber“ gedenken ihrer allerdings nicht unter den für das Seewasseraquarium geeignetsten tierischen Bewohnern, obwohl letzteres Büchlein auf seiner Tafel S. 182 (Figur 81 „Seewasseraquarium mit Felsaufbau“) im Vordergründe rechts vier mehr als schematisch gehaltene Seescheiden — an- scheinend ist Cynthia papillosa gemeint — ab- bildet. In Bades „Seewasseraquarium“ finden sich die Seescheiden zwar in einer ganzen Reihe von Gattungen aufgezählt, auch ihrem Baue nach verhältnismässig ausführlich beschrieben, ihre Lebensäusserungen, Rolle und Eignung fürs Aquarium aber nur mit wenigen Worten unzu- reichend abgetan; auch bringt das Werk nur eine schematische Abbildung des Baues, kein lebenstreues Bild in natürlicher Umgebung. Ebensoviel, oder besser: ebensowenig, was für den Aquariumbesitzer nützliche Kenntnisse über die in Rede stehenden Tiere anlangt, bringt das heute veraltete, aber sorgfältig gearbeitete und daher noch brauchbare Buch von R. C. Hoffman n „Seewasseraquarien im Zimmer“: es spricht (Seite 188) von den Parasiten der „blutroten Seescheide ( Ascidia sanguinea)“ , von den Bewe- gungen, roten Augen und Tastfäden am Oef'f- nungsrande der „langen Seescheide [Ascidia inte- stinalis)“. Zer neck es Leitfaden hingegen be- schränkt sich (2. Auflage, Seite 249) auf den Satz: „Die blutrote Seescheide dürfte höchstens wegen ihrer schönen Färbung gehalten werden ; denn sonst ist diesen festsitzenden, unbeweg- lichen Tieren nicht viel Interesse abzugewinnen“, 502 Paul Kämmerer: Seescheiden. Abb. 1. Links eine Wachsrose ( Anemonia sulcata ); rechts im Vordergrund, auf dem Boden liegend, eine Seegurke ( Cucumaria planci ), dahinter eine Zylinderrose ( Cerianthus membranaceus), ganz im Hinter- grund eine Reihe von Darm scheiden (Ciona intestinalis). Original-Blitzlichtaufnahme in der Biologischen Versuchsanstalt Wien von Adolf Cerny. sames Emporrichten oder Neigen des Gesamt- körpers. Trotz dieser Armut an Bewegungen überhaupt, diesem Mangel an jedweder auffallen- den Bewegung wird man mindestens finden müs- sen, dass SB'escheiden eine wirkungsvolle Deko- ration in Aquarien bilden und namentlich ande- ren Seetieren ein wundervolles Belief abgeben können; beispielsweise betrachte man auf unserem ersten Bilde rechts den Cerianthus , wie er sich von den licht bernstein- bis elfenbeinfarbenen Darmscheiden (Ciona) abhebt, die sich im Hinter- gründe gleich Orgelpfeifen zusammenschliessen oder gleich Säulen aus halbdurchsichtigem, kri- stallinischen Marmor emporragen ! Eine Schwierigkeit, die sich bis vor kurzem Photographien) sichtbare, röhrenförmig vortretende Oeffnungen an dem sack-, schlauch- oder tonnen- förmigen Leib ermöglichen das Ein- und Aus- treten des Wasserstromes : eine mehr gipfel- ständige ist die Einfuhr-, eine mehr seitliche die Ausfuhröffnung. Die Nahrungsbestandteile, deren man für die Erhaltung der genügsamen Seescheiden bedarf, bestehen aus Infusorien, kleinsten Krebsen, schwebenden, miskroskopischen Larven verschiedener Meerestiere, aus einzelligen Algen und Algen-Sch wärmsporen. Sie alle sind in einem naturgemäss betriebenen Seewasser- aquarium in durchaus genügender Menge vor- handen; selbst bei Verwendung künstlichen See- wassers sind sie, nach den schon öfter, u. a. von Wer unter viel Interesse lediglich viele Be- wegung versteht, wird allerdings bei den See- scheiden nicht auf seine Bechnung kommen : denn ihre Bewegungen beschränken sich auf ein Oeffnen und Schliessen der beiden Leibes- öffnungen, wobei entweder nur die Bandlappen sich ähnlich dem Saum einer radförmigen Blüte ausbreiten, bezw. wieder nach innen Zusammen- legen, oder wobei das ganze Bohr sich ausser- dem ein wenig herausschiebt, bezw. zusam- menzieht. Bei manchen Formen , wie Ciona , gesellt sich hiezu noch ein gelegentliches, lang- der dauernden Haltung von Seescheiden ent- gegensetzen konnte, gegenwärtig aber als völlig überwunden gelten darf, ist ihre Fütterung. Denn die Seescheiden zählen, wie die Muscheln, Böhrenwürmer und Schwämme , zu den aus- schliesslichen Planktonfressern, welche das Was- ser in unaufhörlichem Strome durch ihren Körper gleiten lassen, die in ihm enthaltenen, vom Strom mitgerissenen , kleinsten tierischen und pflanz- lichen Schwehewesen zurückbehalten und ver- dauen, ihre Exkremente mit dem Strom wieder ausstossen. Zwei deutlich (auch auf unseren Paul Kam m erer: Seescheiden. 503 Reitmayer, Sommerbauer,' Köhler empfohlenen Methoden zu beschaffen, indem man Korallen- stticke, bewachsene Steine, echten Seesand oder dergl. (am besten, wie ich hinzufügen möchte, etwas Schlamm aus Seewassergräben oder Ka- nälen) ins Aquarium bringt, welche stets eine Menge von Dauerkeimen enthalten und im Aqua- rium zur Entwicklung gelängen lassen. Für Schwärmsporen wird natürlich am direktesten durch Algenkulturen — heutzutage ja auch keine Hexerei mehr — gesorgt, und anderseits sind frisckbezogene Algenpflanzen selbst wieder ein Herd von Mikrofauna in jeder nur erwünschten Auswahl. Der erwähnte Nahrungsstrom-,, welcher den Darmkanal der Seescheiden und dessen Fi 1 Hier- von-Achtungen durchläuft, kann dem Aqua- rium in technischer Beziehung von grossem Nutzen sein : der Darin behält nämlich nicht nur die als Nahrung verwendbaren , sondern überhaupt alle im Wasser schwebenden Teilchen in sich, so dass ein Wasser, welches trübe zur Einfuhröffnung hineinstreicht, die Ausfuhr Öffnung klar verlässt. Es ist dies eine Leistung, wie sie ähnlich auch von den Muscheln und Schwäm- men vollbracht wird; jedoch von den Seescheiden mit ganz besonderer Energie. Es ist mir schon gelungen , dichte Trübungen in ganz grossen Aquarien, die durch kein anderes Mittel zu be- seitigen waren, durch das Einsetzen mehrerer Seescheiden in wenig Wochen für immer zu be- lieben. Auch sind die 'Seescheiden haltbarer als die beiden anderen, eben genannten Tierklassen. Zumal bei einer Muschel kann es leicht pas- sieren, dass sie heimtückischerweise, ohne dass man ihr Ableben bemerkt hatte, schon einige Tage tot ist, und dass nun ihr verwester Kadaver, namentlich beim Herausheben , viel grössere Mengen Unrat ins Wasser entsendet, als sie bei Lebzeiten in ihrem Körper abfiltrieren konnte. Man pflegt zwar das starre Klaffen der Schale und das Nichtzurückziehen des etwa ausgestreckt gebliebenen Fusses als Kriterium eingetretenen Todes anzusehen ; aber manchmal ist die Schale geschlossen, der Fuss zurückgezogen, und den- noch im Inneren die Verwesung im Gange. Bei den Seescheiden genügt Betasten der Ein- oder Ausfuhröffnung, um festzustellen, ob noch Leben darin steckt; im bejahenden Falle tritt sofort Zu- sammenziehung ein. Auch zufällig vor dem Be- tasten bereits geschlossene Oeffnungsröhren rea- gieren durch noch stärkeres Zusammenziehen der Ränder und Verkürzung der ganzen Röhre. Um jeden Zweifel zu zerstreuen, pflegt eine aus dem Wasser genommene, kräftige Seescheide, als Folgeerscheinung der nun stattfindenden ruckweisen Zusammenziehung, einen spring- brunnenärtigen Wasserstrahl auszustossen. Das geübte Auge erkennt ausserdem bald an der Schlaffheit des faltig gewordenen Mantels, dass das Leben entflohen sei. Im Leben sind die Tiere straff gebläht und fühlen sich fast knorpel- ähnlich hart an; selbst bei Formen, die schon im Leben runzelig erscheinen (Styela, Phallusia), sind die steifen, unveränderlichen Runzeln des lebendigen von den nachgiebigen, den Leib ein- schnürenden Falten des toten Tieres leicht zu unterscheiden. Ist, der Unglücksfall einmal ein- getreten und eine Seescheide den Weg alles Irdischen gegangen, so ist die Entfernung des Leichnames nicht notwendigerweise mit einer solchen Verunreinigung des Wassers verbunden, wie meist bei zugrundegegangenen Muscheln. Was uns die Seescheiden als Aquarienbe- wohner besonders wert macht, ist ihre Neigung, sich mit andersgearteten Seegeschöpfen auf Grund gegenseitiger Vorteile zu Lebensgenosse n- scbaften (Symbiosen) zu verbinden. Sie er- möglichen es dadurch, einige Geschöpfe in unseren Becken zu halten, die darin ohne jene nutz- bringende Vergesellschaftung nicht am Leben bleiben würden. Ein Art von Seescheiden, die L e d e r-A s z i d i e ( Cynthia [Ascidia] microcosmus ) hat ihren wissenschaftlichen Speziesnamen von jener Eigenschaft oder Neigung erhalten : denn „ micro - cosimis “ bedeutet „kleine Welt“ oder „Welt im Kleinen“ : Röhren- und andere Borstenwürmer, Moostier- und Polypenkolonien, festsitzende Krebse (Seepocken, Baianus ) und Algen setzen sich auf ihr fest, und zwar oft so dicht, dass ihre ursprüngliche Form unkenntlich wird und nur die beiden scharlachroten Oeffnungsröhren, wo- fern sie ausgestreckt sind, hervorragen. Die Leder-Aszidie ihrerseits ist oft auf anderen, teils beweglichen, teils selbst wieder festsitzenden Tieren angewachsen: häufig auf dem Rücken- panzer von Krabben, — und das im X. Bande von Brekms Tierleben (3. Auflage, Seite 243) abgebildete Exemplar hat sich eine Kamm- muschel ( Pecten ) als Postament erkoren . In diesem Werke wird übrigens der Schönheit der See- scheiden im Aquarium mit einer gewissen Be- geisterung das Wort geredet. Bisweilen sieht man bei der entfalteten Oeff- nung einer Seescheide die Strudelbeine von Floh- krebsen hin- und herschwingen. Auch diesen gewährt der Seescheidenkörper schützendes Ob- dach, und der Wasserstrom, welchen schon die 504 W. Schreitmüller: Beobachtungen über das Zerfressensein der Gehäuse bei Süsswasserschnecken usw. Seescheide erzeugt, wird durch das Strudeln des Krebschens noch verstärkt, in die herbeige- wirbelten Nahrungsartikel können beide unglei- chen Genossen sich dann teilen. Als Leistungen des Krebschens für die Seescheide kämen Säube- rungen von Fremdkörpern und Parasiten inbe- tracht, sowie die Möglichkeit, dass durch Futter- reste und Exkremente der Krebse Mikroorganis- men angezogen werden, die der Seescheide aber- mals zur Nahrung dienen. — Einen solchen Flohkrebs aus der Oeffnungsröhre der Seescheide herauszubekommen, ist unmöglich, wenn man letztere nicht geradezu aufschneidet; dann findet man tiefer in ihrem Leihe, im Drüsenschleim der Darmwand sitzend, oft noch eine zweite Krebsart, eine winzige kugelige Krabbe ( Pinno - theres), die aber dort nicht als nützliche Gesell- schafterin, sondern als Schmarotzerin zu leben SClieint' (Schluss folgt.) Beobachtungen über das Zerfressensein der Gehäuse bei Süsswasserschnecken in der Gefangenschaft. Von Wilhelm Schreitmüller -Dresden 21 („Ichthyologische Gesellschaft“). Mit drei Originalaufnahmen nach der Natur von 0. Haucke-Dresden und einer Skizze vom Verfasser. ’) Diese hochinteressante Frage erregte schon seit Jahren meine Aufmerksamkeit und habe ich» um ihrer Lösung näher zu kommen, die verschie- densten Versuche und Experimente mit Schnecken vorgenommen. — Ich benützte hierzu haupt- sächlich verschiedene Limnaeen (= Schlamm- schnecken), Planorhen (= Tellerschnecken), Palu- dinen (= Deckelschnecken) usw., wie Limnaea stagnalis (gSpitzhornschnecke), Limnacapa/ustris (= Sumpfschlammschnecke), Limnaea auriculäria (= = Ohrenförmige Schlammschnecke) , ferner Planorbis corneus (= grosse Teller- oder Post- hornschnecke, nebst deren Farbenspielart Pla- norbis corneus var. ruber , Planorbis contortus (= runde Tellerschnecke) und Planorbis vortex (= flache Tellerschnecke), auch Vivipara cöntecta (= Sumpfdeckelschnecke) und Bytlünia tenta- culata (= Torhüter- oder kleine Sumpfdeckel- schnecke). In früheren Jahren suchte ich dieser Krank- heit der Gehäuse der Schnecken dadurch zu begegnen, dass ich dem Aquarienwasser etwas l) Die kleinen, dunkel gefärbten Gehäuse von Bythinia sind schwierig zu photographieren, daher Skizze beigefügt. Gips beimengte, ich konnte aber, nachdem ich die Tiere so mehr als ein 1J2 Jahr gehalten hatte, nur konstatieren, dass sie höchstens etwas länger als gewöhnlich von der Krankheit ver- schont blieben, schliesslich aber doch die cha- rakteristischen Löcher auf ihren Gehäusen auf- wiesen. Zu gleicher Zeit hielt ich auch Schnecken in einem anderen Aquarium, welchen ich einige Stücke „Sepia“ (Tintenfischknochen) in den Be- hälter gegeben hatte, auch diese Tiere verfielen dieser Krankheit nach einiger Zeit; doch schien es mir, als ob die Löcher auf ihren Gehäusen eine andere Form angenommen hätten; während die Schnecken bei ersterer Behandlung mehr rissige oder zackige Verletzungen der Gehäuse aufwiesen, zeigten letztere solche von runder Gestalt, welche trichterförmig nach innen gingen, erstere waren jedoch nicht so tief als letztere. Die runden und trichterförmigen Löcher in den Gehäusen zeigten ferner in ihrer Mitte ein winziges, feines Röhrchen (ähnlich einem Nadel- stich) und waren dieselben überhaupt ganz anderer Beschaffenheit, als die rissigen und zackigen Verletzungen anderer Gehäuse und anscheinend von einem Parasit verursacht! — Weitere Versuche mit Kalk von altem Ge- mäuer verfehlten ebenfalls ihre Wirkung, die Tiere hielten sich längere Zeit sehr schön, schliesslich aber blieb aber auch hier die Er- scheinung der zerfressenen Gehäuse nicht aus. Ich nahm hierauf an, dass sich die Schnecken die Gehäuse gegenseitig anfressen und isolierte zwecks Beobachtung: Eine Limnaea stagnalis, eine Limnaea palustris , eine Limnaea ovata und eine Planorbis corneus , ohne den betreffenden Behältern resp. dem Wasser in denselben, irgend welche Zusätze beizufügen. Am längsten hielt sich bei solcher Einzel- haft Limnaea stagnalis mit tadellosem Gehäuse, hierauf folgte Planorbis corneus , diesem Lim- naea palustris und L. ovata. Am ersten resp. zuerst war das Gehäuse von Limnaea auricularia zerfressen, welch letztere Art überhaupt in dieser Hinsicht am empfindlichsten zu "sein scheint. — - Es ist also erwiesen, dass sich die Tiere diese Löcher in den Gehäusen nicht gegenseitig beibringen, da ja nur je ein Exemplar im Glas vorhanden war. Anders war es hingegen, wenn die Gehäuse der Tiere bereits zerfressen waren, ich habe dann öfters beobachtet, dass die Schnecken gegenseitig aufeinander herumkrochen und an- frassen, es ist aber auch möglich, dass dieselben W. Schreitmüller: Beobachtungen über das Zerfressensein der Gehäuse bei Süsswasserschnecken usw. 505 nur die Algen usw. von den Gehäusen abgefressen haben; bestimmt kann ich nicht behaupten, ob sie Teile der Gehäuse, resp. die Kalkschicht derselben zu sich nahmen. Eine Fütterung mit den verschiedensten Trockenfutterarten verfehlte ebenfalls ihre Wirkung, gleich wie eine solche mit Sagittaria, Vallisneria, Hydrocharis, Lemna und Salat usw. Im Jahre 1904 hatte ich nun Gelegenheit, Flusskrebse (= Astacus fluviatilis Kon d.) zu halten, und bemerkte ich bei diesen, dass sie mit Vorliebe die verschiedenen Armleuchterarten, wie: Chara aspcra = rauher Arm- leuchter, Chara foetida = stinkender Armleuchter, Chara fragilis — zer- brechlicher Armleuchter und ferner Nitelia flexilis ----- biegsame Nitelle, zu sich nahmen und zwar wegen des grossen Kalkgehaltes der ersteren drei Pflanzenarten. Ich kam hierdurch auf den Ge- danken, genannte Pflanzen versuchs- weise den Schnecken als Nahrung zu reichen. Ich setzte vor zirka 3 1/2 Jahren zwei Lhnnaea stagnalis , zwei L. ampla , zwei L. auricularia , zwei L. palustris , zwei L.peregra = wandernde Schlammschnecke, zwei L. oz’ata1), zwei Planorbis corneus, zwei Vivipara contecta und sechs Bythinia tentacidäta iu ein frisch ein- b Limnaea ovata = eiförmige Schlamm Schnecke. gerichtetes Aquarium, in welchem nur rauher Armleuchter = Chara aspera (Abb. 4) vor- handen war und fütterte die Schnecken hierin nicht! — Diese waren also auf die im Aqua- rium vorhandene Pflanze allein angewiesen. Namentlich die Limaeen lei- steten im Vertilgen dieser Pflanze Erstaunliches und frassen nach und nach sämtliche Triebe bis zur Neige auf, sodass ich den Arm- leuchter nicht oft genug erneuern konnte, trotzdem diese Pflanze ausserordentlich stark wuchert. Die Tiere hielten sich bei dieser Kost ausgezeichnet und zeigten ihre Gehäuse erst nach ziemlich einem Jahr ganz geringe Be- schädigung. Die Löcher auf den- selben waren nur in sehr kleiner Anzahl vertreten und hatten auch bei weitem nicht die Grösse und Tiefe, als solche von Tieren, welche mit anderem Futter ge- nährt wurden. Es ist demnach anzunehmen, dass der Kalk- gehalt dieser Pflanzen wesentlich zur Bildung der Schneckengehäuse beiträgt und erstere (die Pflanzen) höchstwahrscheinlich noch andere, konservierende Substanzen und Säfte enthalten, welche ein Brüchigwerden der Gehäuse verhindern, resp. verzögern. Tiere von der Nachzucht dieser Schnecken, welche ausschliesslich mit Chara- Arten gefüttert wurden (von Geburt an), sind bis jetzt noch so schön wie im Anfang und besitzen tadellose Gehäuse. Abb. 1. Oben: Paludina vivipara Rossm. (= Paludina contecta Moqu. Tand.) = Echte Sumpfdeckelschnecke; unten (Mitte): Vivipara fasciata Müller (= Paludina achatina Rossm.) = Gebänderte Sumpf- deckelschnecke; unten (links und rechts): Limnaea ampla Hartm. = Weitmündige Schlammschnecke. Sämtliche Schnecken zeigen das charakteristische Zerfressensein ihrer Gehäuse. Originalaufnahme nach der Natur von Otto Haucke-Dresden. Abb. 2. 0 1) eTT (links undlrechts): Limnaea ovata = Eiförmige Schlammschnecke; oben (Mitte): Limnaea stagnalis L. = Grosse Spitzhornschnecke; unten (links und rechts): Limnaea peregra Müll. = Wandernde Schlammschnecke; unten (Mitte): Planorbis cor- neus L. = Grosse Teller- oder Posthornschnecke. Sämtliche Gehäuse zeigen die charakteristischen Zerstörungen. 506 W. Schreitmüller: Beobachtungen über das Zerfressensein der Gehäuse bei Süsswasserschnecken usw. Ich habe gegenwärtig noch zwei Limnaea stagnalis von dritter Nachzucht (dritte Gene- ration), welche nicht die geringste Beschädigung ihrer Gehäuse aufweisen, trotzdem ich dieselben seit ungefähr 3/4 Jahr nur noch mit Chara Abb. 3. Bythinia tentaculata Linne = Tor- hüterschnecke oder kleine Sumpfdeckel- schnecke. (Skizze vom Verfasser.) aspera - rauher Armleuchter futtere, ohne ihnen andere Pflanzen zu reichen. Die Nachzucht scheint sich demnach besser für diesen Zweck zu eignen, als im Freien ge- fangene Tiere, welche fast immer nach längerer oder kürzerer Zeit diese eigentümliche Ab- bröckelung ihrer Gehäuse zeigen. Ebenso wie Limnaea stag- nalis hielten sich auch Pla- norbis cornens und var. ruber, sowie Limnaea palustris , L. peregra und L. ovata, wäh- rend L. ampla >) und — auricularia nicht lange zu erhalten waren und nach zirka 1/i Jahr ein gingen. Die Gehäuse dieser Arten waren aber ebenfalls weniger be- schädigt und zerfressen, als jene solcher Tiere, welche nicht mit vorgenannten Pflanzen gefüttert wurden. Am besten hielten ' sich die Gehäuse von Vivipara contecta (= Paludina vivipara Rossyn.) ( = echte Sumpf- deckelschnecke), ferner von Vivipara fasciata Müller (= Paludina achatina Rossm.) = Gebänderte Sumpfdeckelschnecke und Bythinia tentaculata Linne = Torhüter- oder kleine Sumpfdeckelschnecke, welch letztere Tiere aber anscheinend nur faulende Teile dieser Pflanzen frassen. Die Gehäuse waren bis zu ihrem Ableben tadellos, namentlich gilt dies von Bythinia tentacidata L., welche sich ohnedies sehr gut im Aquarium hält, auch ohne genannte ’) Limnaea ampla Hartm. = Weitmündige Schlamm- schnecke. Pflanzen. Von diesen Tieren habe ich bis jetzt überhaupt erst sehr wenige mit zerfressenen Gehäusen vorgefunden; auch ist diese Art sehr ausdauernd und gut haltbar im Aquarium, ganz gleich, ob dieses geheizt wird oder nicht! Das einzige unangenehme, was diese Art an sich hat, ist: Dass sie sich nach Art der Vivi- para gern im Sand oder Schlamm verkriecht und manchmal längere Zeit nicht mehr sichtbar ist, sodass man glaubt, die Tiere seien einge- gangen; nach einiger Zeit kommen sie aber wieder massenhaft zum Vorschein. Aus allen vorgenannten Gründen geht hervor, dass den Süsswasserschnecken im Aquarium eben doch die geeigneten Kalksubstanzen fehlen, um ihre Gehäuse rein zu erhalten, trotzdem schon öfters versucht worden ist, den Tieren durch Einbringen von Kalk, Gips, Kreide, Mörtel, Sepia usw, einen Ersatz zu bieten. J) Höchstwahrscheinlich benötigen diese Tiere auch zur Zersetzung dieser Mineralien geeignete Substanzen und Stoffe, um erstere zu lösen und zur Verarbeitung für die Gehäuse vorzubereiten. Hierüber herrscht nun allerdings noch ein Dunkel, und es wäre zu begrüssen, wenn sich gerade die Schneckenliebhaber mit dieser An- Einmal versuchte ich auch eine Verabreichung von zerstampften Schneckengehäusen , von Helix hortensis , H. arbustörum , H. pomatica usw., ebenso Schalen (zerstampft) von Zweischalern, wie Unio pic- torum, Änodonta mutabilis, Sphaerium rivicolum und Pisidium amnicum, auch zermahlene Gehäuse von Lim- naeen, Planorben, Pliysa, Succinien, Valvaten usw. reichte ich ab und zu, ohne jedoch auch hiermit nennenswerte Erfolge zu erzielen. Abb. 4. Die Futterpflanze: Chara aspera = Rauher Armleuchter. Rechts oben: Planorbis corneus L. = Grosse Teller- oder Posthorn- schnecke ;unten: Vivipara fasciata Müll . = Gebänderte Sumpfdeckelschnecke. Prestele: Lieber Befruchtungsdauer bei den Tritonen. 507 gelegenlieit befassen und weitere Versuche in dieser Hinsicht anstellen würden, ferner namentlich diese Tiere bei Fütterung mit den verschiedenen Chara - Arten (= Armleuchter- gewächse) hielten und weiterzüchteten. Ein Versuch in dieser Hinsicht würde nichts schaden und vielleicht könnte auch eine Unter- suchung dieser Pflanzen auf chemischem Wege Klarheit schaffen. Bemerken möchte ich noch , dass ich bei meinen sämtlichen Versuchen, welche ich mit vorgenannten Tieren anstellte, nur Dresdener Wasserleitungswasser verwendet habe, also kein solches aus Flüssen, Teichen, Bächen, Gräben oder anderen. Gewässern, ebensowenig Regen- wasser! Ueber Befruchtungsdauer bei den Tritonen. Von Prestele, Maior a. D. Die in Nr. 19 der „Blätter;‘ vom Jahrgang XX Seite 301 besprochene Befruchtung der Tritonen- weibchen resp. Eiablage und deren Entwicklung veranlasst mich, meine hierüber gemachten Be- obachtungen in Kürze mitzuteilen. Mein Tritonweibchen ( Triton alpestris'), welches ich in meinem Aufsatz: ,,Vom Land- zum Wasserleben11 („Wochenschrift“, 1908, „Lacerta“ Nr. 15 und 16) des Näheren be- schrieben habe, hatte sich bald nach seiner Eingewöhnung im Aquarium mit dem ihm bei- gesellten Männchen des Näheren befreundet und nach Umlauf der gewöhnlichen Frist bald mit der Eiablage an den Wedeln der Cabomba zu beschäftigen begonnen. Um die in ihrer gal- lertartigen Zelle oft kaum bemerkbaren Embry- onen vor allerlei Nachstellungen der übrigen Bewohner des Aquariums sicher zu stellen, verpflanzte ich am 11. März 1908 die mit Eiern besetzten Utf^/zAz'-Zweigspitzen in ein schon längst vorbereitetes, mit kleinsten Cyclops, Daphnien usw. besetzes und mit Heteranthera zoosterifolia versehenes, mit dem gleichen Wasser und derselben Temperatur ausgestattetes Glas als „Säuglingsheim“. Aus diesem Säuglings- heim entwickelte sich in kurzer Zeit eine richtige „Kinderstube“, denn 10 kleine niedliche Tritonen mit ihren glasartigen Körperchen, deren Durch- sichtigkeit sie neben ihrer ausserordentlichen Be- wegungsfähigkeit vor Verfolgung schützt und so die ziemlich lange Dauer des Larvenzustandes für ihre Verbreitung günstig beeinflusst, huschten blitzartig durcheinander und boten für allerlei biologische Beobachtungen in ihrem Werde- gang und weiteren Entwicklungsstadium eine Fülle höchst anregenden und für jugendliche Anfänger nicht genug anzuempfehlenden Stoffes. Mit dem Fortschreiten ihres Wachstums musste an eine Erweiterung ihres Aufenthaltortes ge- dacht werden und war auch hiefür ein grosses Einmachglas mit üppig rankenden, gesunden und kräftigen Trieben von Heteranthera be- stimmt. Seit einem vollen Jahre befinden sich nun diese sich gleichmässig entwickelnden jungen Kerle in dieser Behausung und ohne weiter des Näheren auf Fütterung, Pflege usw. an dieser Stelle eingehen zu wollen, soll hiemit nur in kurzen Umrissen auch der Abstammung von einem vollständig gesunden, lebenskräftigen Weibchen gedacht werden, während das resp. die von einem Händler stammenden Männchen schon nach einigen Wochen eingegangen waren. Aus einem in Nähe der Loisacli befindlichen Tümpel hatte ich ein männliches Exemplar von Triton cristatus, das aber während des Häutungs- prozesses im Lauf des vorigen Sommers eben- falls verendet war, seit dieser Zeit aber kein einziges Männchen von T riton alpestris mehr dem in Rede stehenden Weibchen bei- gegeben, sodass also mit Sicherheit nur eine einmalige Befruchtung im Laufe des Monats Februar 1908 angenommen werden kann; es war nur noch ein zweites ? Triton alpestris quasi zur Gesellschafterin zu gleicher Zeit mit revostiana verdanke ich Herrn Dr. Kämmerer. (Fortsetzung folgt.) Meine Stichlinge. Von Fr. Schneider- Erfurt. Am Sonntag, den 3. Mai, war die Gera zwecks Fege abgelassen und brachte mir mein elfjähriger kleiner Sohn, um seinem Vater etwas für das Aquarium zu liefern, vier dreistachlige Stich- linge (Gaster Ostens aculeatus) mit. Beim Fangen derselben ging es ihm, wie es uns früher auch gegangen ist, im Jagdeifer war er etwas zu tief in den Schlamm geraten und sahen daher sein Sonntagsanzug und seine Stiefel nichts weniger als sauber aus. Hiefür bekam er natürlich eine Portion ungebrannter Asche, was ihn aber nicht abhielt, bald wieder auf die verbotene Fischerei zu gehen. — Also die vier Stichlinge hatte ich nun und zufälligerweise waren es drei Weibchen und ein Männchen. Die ersteren Hessen das Ablaichen jeden Tag erwarten und letzteres prangte im herrlichsten Hochzeitskleid. Die Bauchseite war von der Schnauze bis zum After mit einem leuch- tenden Blutrot bedeckt und die Augen schillerten grünlichblau. — Ich hatte ein Reserveaquarium, zirka 50 X 30 cm gross, bereits zirka vier Wochen eingerichtet, auch befanden sich darin einige Goldfische, Goldorfen und eine Silberorfe; in dieses Bassin setzte ich die Stichlinge und er- wartete nun gewissermassen das Absterben der- selben, da ich mit aus fliessendem Wasser in das Aquarium gebrachten Fischen noch wenig Glück gehabt habe. Wie gross war daher mein Erstaunen und meine Freude, als ich bereits am anderen Morgen bemerkte, dass das Männchen anfing, das Nest zu bauen. Am Fusse einer Grotte hatte es sich einen Platz ausgesucht uud begann mit den Ausschachtungsarbeiten, indem es mit dem Kopf nach unten in den Grund fuhr, dort eine Schnauze voll Sand und Steinchen aufnahm, in eine andere Ecke des Aquariums trug und dort ausspie. Bei dieser Arbeit war er unermüdlich von Früh bis Abend beschäftigt und überzeugte er sich auch gelegentlich, ob die Weibchen noch an- wesend waren. Einen grösseren Stein, welcher ihm im W ege war, griff er vielmals mit der Schnauze an, um schliesslich doch sein vergebliches Be- mühen, einzusehen. Nach einigen Tagen hatte diser Stein auch eine andere Lage. Der Stich- ling hatte denselben auf einer Seite einfach unterminiert und dann weiter gerollt. Die Grube hatte ungefähr die Grösse eines 5 Mark-Stückes und die halbe Tiefe desselben. In diese Grube brachte er Pflanzenreste , Büschel von Algen und anderes, was er am Boden vorfand. Dabei wagte er sich auch mit bewundernswerter Frech- heit an stärkere Pflanzen, und was nicht Stand hielt, wurde von ihm entwurzelt. Das Nestbau- material klebte er mit einem vom After aus- tretenden Sekret (siehe Artikel „Die Zucht des Stichlings“, Karl Riedel, („Wasserstern“)- Augsburg, Beobachtung von Hans Flurl, „Blätter“ 1909, Seite 200) fest ineinander, denn trotz nunmehr stärkerer Wasserbewegung, hervor- gerufen durch die Jagd des Stichlings auf die Goldfische, blieb die grüne Wohnung doch eine Festung. Nach zirka drei Tagen waren zwei W eibchen tot und hatten die übrigen Fische, hauptsächlich die stark glänzenden, wie Gold- fische und -orfen, recht zerzauste Flossen. Ich nahm daher alle übrigen Tiere, ausgenommen eine kleine Silberorfe, aus dem Wasser und liess Dr. E. Elsaesser: Noch einmal künstliches Seewasser. 543 nur das Stichlingspärchen darin. Am anderen Morgen war das Weibchen schlank geworden. Leider hatte ich das Ablaichen, das jedenfalls in der Nacht erfolgt war, nicht beobachten können, doch war es anscheinend auch ohne mich ganz gut gegangen, denn am 7. Mai fand ich das Weibchen wie oben beschrieben, ruhig in einer dem Neste entgegenliegenden Ecke am Boden liegen und das Männchen war damit beschäftigt, das etwas in Unordnung geratene Nest wieder in Stand zu setzen, indem es in zitternden Krümmungen über dasselbe hinweg- strich, dabei in den schönsten Farben leuchtend. Wenn sich das Weibchen oder die Silberorfe, welche noch im Bassin war, wirklich etwas zu nahe an das Nest wagten, war der junge Herr Papa sofort da, um dieselben wütend auf ihren angewiesenen Platz zu dirigieren. Trotzdem der Stichling während des Nestbaues stets seine Stacheln gespreizt hielt, habe ich nie bemerkt, dass er dieselben als Waffe gebraucht hätte. Nun begann die eigentliche hochinteressante Brutpflege, indem sich das Männchen vor das Nest stellte, mit dem Kopf schräg nach unten, und fortwährend dem Laich frisches Wasser und damit neuen Sauerstoff durch schnelle Be- wegung der Brustflossen zuführte. Kam ich mit dem Gesichte dem Bassin etwas zu nahe, so fuhr er wütend auf mich zu, sodass ich unwill- kürlich zurückweichen musste. Sofort kehrte er aber zum Nest zurück. Nach 13 Tagen hatte ich den erhofften Er- folg. Zirka 50 junge Eischchen lagen dicht um den Eingang zum Nest herum -auf den Pflanzen- teilen. Sie waren eigentlich nur an den zwei winzigen Augenpünktchen zu erkennen. Die Tierchen waren übrigens hell im Wasser. Nach 1 — 2 Tagen fingen die Fisclichen an, Schwimm- versuche zu machen. Wer sich hierbei etwas zu weit von zu Hause entfernte, wurde sofort vom Vater aufgeschnappt und wieder ins Nest ausgespieen. Jetzt, nach 8 Tagen sind die Jungen bereits zirka 12 mm lang und deutlich erkennbar. Wenn auch der Stichling als Nutzfisch für uns fast gar keinen Wert hat, so ist es doch hochinteressant, denselben und damit ein Stück Natur im Hause beobachten zu können. Mancher Aquarienfreund macht mit exo- tischen Fischen die kostspieligsten Experimente, um zuletzt doch keinen Erfolg zu haben, wes- halb man auch hier treffend sagen könnte: „Warum in die Ferne schweifen, sieh, das Gute liegt so nah.“ Noch einmal künstliches Seewasser. Von Dr. E. Elsaesser, („Wasserrose*), Elberfeld. In Heft 29 der „Blätter“ spricht Arno Falck die Ansicht aus, dass die früheren Angaben über den Bromgehalt des Seewassers viel zu gross seien, und führt als Beweis dafür einen Brief von Dr. A. C. Reichard-Helgoland an, wo- nach im Mittel aus 77 Analysen der Brom- gehalt des Seewassers auf Magnesiumbromid bezogen, zu 0,076 g in 100 g Wasser gefunden wurde. Wenn nun in letzteren Zahlen nicht zufällig ein Druckfehler enthalten ist, so be- rechnet sich daraus der Brommagnesiumgehalt in 1 Liter (wenn wir Liter = Kilo setzen) zu 0,76 g, in 100 Liter also zu 76 g. Da 184,4 Magnesiumbromid Mg Br2 206 g Bromnatrium Na Brim Bromgehalt entsprechen, so entsprechen obige 76 g Magnesiumbromid 85 g Brom- natrium. Soviel Bromnatrium wäre also 100 Litern künstlichem Seewasser zuzusetzen, eine Menge, welche die früheren Angaben noch wesentlich übertrifft. Ich habe als Fragesteller der von Falck an- gezogenen Fragekastennotiz Nr. 56 des „Triton“ („Natur und Haus“ IX, 108) mein Wasser nach den dortigen Angaben hergestellt, und meine Tiere sind stets aufs prächtigste gediehen ; ich kann wohl sagen, dass ich natürlichem See- wasser gegenüber, das ich zwischendurch zwei Jahre lang neben künstlichem verwendete, auch gar keinen Unterschied gefunden habe. Selbst die empfindliche Anthea cereus hat nicht nur darin ausgehalten, sondern sie ist auch prächtig gediehen. Späterhin habe ich mit gleichem Erfolg das Schmalzsche Rezept angewandt, jedoch unter Zugabe der oben angegebenen Menge Bromnatrium und etwas Jodsalz. Was nun den Jodgehalt betrifft, so habe auch ich auf 100 Liter Wasser 1 g Jodkalium zugesetzt nach einer Vorschrift, welche in den „Blättern“ Jahrgang 1900, Seite 181 in der Fussnote gegeben ist. Ich finde jedoch, dass dieser grosse Jodgehalt des Wassers manchmal, insbesondere solange dasselbe noch jung ist, zu recht unliebsamen Erscheinungen Veranlassung geben kann ; es tritt plötzlich unter schwacher Gelbfärbung des Wassers ein penetranter Jod- geruch auf, der auf manche Tiere sehr schäd- lich wirken kann, und der erst durch starke Durchlüftung nach einiger Zeit wieder ver- schwindet. In älterem Wasser habe ich diese Erscheinung noch nicht beobachtet, wahrschein- lich ist aus solchem Wasser das Jod zum 544 Carl Auer: Mein Heizkasten. grössten Teil durch die Pflanzen aufgenommen worden. Sollen Pflanzen im Aquarium wachsen, so halte ich einen kleinen Jodzusatz für durchaus nötig (vielleicht 1/10 — : V20 oben angegebener Menge). Wir wissen, dass das Jod in den Meerespflanzen zum Teil in grossen Mengen in Form komplizierter organischer Verbindungen aufgespeichert wird. Ob diese Jodverbindungen zum Leben der Pflanzen nötig sind, wissen wir freilich nicht, allein jedenfalls sollte man den Pflanzen im Aquarium die Bedingungen zu geben suchen, unter denen sie im Meere wachsen. Ich habe solches jodhaltiges Wasser seit Jahren im Gebrauch und finde dasselbe, nament- lich seit es älter geworden ist, ganz vorzüglich. Mein Heizkasten. Von Carl Auer- Agram. Mit einer Aufnahme. Wenn ich es wage, mit einem Heizkasten an die Oeffentlichkeit zu treten, so hat dies nur den Zweck, solchen Aquarienfreunden, welche die Absicht haben, im nächsten Winter ihre Becken zu heizen, einen von mir erprobten und praktischen Kasten zur Nachahmung an- zuempfehlen. Mein Kasten steht 80 cm vom Fenster entfernt im ungeheizten Zimmer und erzielte ich in demselben eine Mehrtemperatur von 12 — 14° (im Zimmer 10, im Kasten 22 bis 24°) mit einem von Olaf Andersen-Berlin be- zogenen Spiritusapparat, welcher im untersten Baum zwischen den Aquarien leicht unterzu- bringen ist und verhältnismässig sehr wenig verbraucht (zirka 15 Heller pro 24 Stunden.) Es ist nicht unpraktisch, dass man die Zimmer- fenster jederzeit öffnen kann, ohne dass man gezAvungen wäre, den Kasten zu verschieben, und ohne befürchten zu müssen, dass die Tiere irgendwie Schaden erleiden, und erhalten diese genügend Sonne und Licht. Der Kasten ist auf allen Seiten verglast, innen gemessen 100 cm hoch, 65 cm breit, 35 cm tief und hat auf der dem Zimmer zugekehrten Seite eine Doppeltüre. Ich habe zwei grosse und vier kleinere Aquarien untergebracht, doch haben auch 9 — 12 kleinere Aquarien genügend Baum, da die Zwischenbretter verstellbar sind. Die Zwischenbretter sind nach oben immer schmäler gehalten, damit Baum zum Hantieren mit dem Schlammheber usw. übrig bleibt. Für die Zu- und Abfuhr der Luft sind unten und oben herum Lücken angebracht. Der Kasten an und für sich ist nicht plump und fällt im Zim- mer nicht uuangenehm auf und wäre ein anderer Aufenthaltsort für 6 — 12 Aquarien in einem Zimmer lange nicht so einfach als in diesem Kasten. Durch die Wärme im Kasten laufen wohl sämtliche Glasteile an, was jedoch nicht störend wirkt, da diese Schwitztropfen an den Scheiben abrinnen und von den auf den Böden liegenden mehreren Bogen Löschpapier sofort aufgesogen werden und unmerkbar verdampfen. Der einzige heikle Punkt ist die Fütterung. Diejenigen Herren, welche lebendes Futter ver- wenden,'können ruhig füttern ohne eine Trübung des Wassers befürchten zu müssen; bei Trocken- futter jedoch ist peinlichste Vorsicht geboten da solches in gewärmtem Wasser äusserst rasch verpilzt und das Wasser trübt. Ich bin wie gesagt mit dem Kasten sehr zufrieden und kann noch zum Trost manches Liebhabers hinzu- fügen, dass sich derselbe bei jedem Tischler und sehr billig hersteilen lässt. Bei dieser Ge- legenheit will ich auch jene Herren, welche Seewasseraquarien pflegen, auf eine Idee auf- merksam machen, welche sich bei mir sehr be- währte und zwar betraf sie die Verkittung.1) Für grosse Aquarien eignen sich nur Kasten- gestelle, in welchen die Glasscheiben eingekittet werden. Da solche jedoch längere Zeit nur zum Auslaugen des Kittes unbenützt stehen müssen, so habe ich folgendes Mittel mit gutem Erfolge angewendet; Bevor verkittet wird, lege ich an die Schneidflächen der Gläser und *) Auch für Süsswasseraquarien ist sie praktisch! Kleine Mitteilungen. Literatur-Bericht. 545 zwar auf diese Flächen, welche dann wieder mit Glas zusammenstossen, einen Bienenwachs- streifen in der Stärke von 2 mm und so breit als das Glas stark ist und über die ganze Höhe. Sodann verkitte ich von aussen. Durch den Druck, welchen das Verkitten mit sich bringt, presst das Glas den Wachsstreifen auf das andere Glas und verbindet sich derart, dass ein Durchdringen des Wassers absolut nicht möglich ist und dadurch auch mit dem Kitt nie in Berührung kommt. Hierdurch wird er- möglicht, jedes frisch verkittete Aquarium so- fort benützen zu können. Es ist wohl richtig, dass vom Aquarienfreund in erster Linie Ge- duld verlangt wird, es gibt aber Fälle, wo man nach Wochen solch ausgelaugtes See- wasseraquarium füllte und sich das Wasser noch immer trübte, dann hat man, abgesehen von der Arbeit wieder Wochen lang zu warten, bis sich das Wasser klärt, oder man muss sich frisches Wasser kommen lassen. Eines wie das Andere kann jedoch durch vorerwähntes Be- legen mit Wachs verhindert werden. Kleine Mitteilungen Selbsttätige Fliegenfänger. Als ich noch Student in Münster war, veranlasste mich Prof. Dr. II. Landois, mich der Terrarien etwas anzunehmen und lebendes Futter für die Laubfrösche und Eidechsen zu be- schaffen , weil das Wärterpersonal dafür zu wenig Zeit hatte. Da ich oft tagelang abwesend war, kam ich auf den Gedanken, selbsttätige Fliegenfänger ein- zurichten. Ich liess mir quadratische Blechstücke von anderthalb Dezimeter Durchmesser schneiden und rollte diese so zusammen, dass eine ziemlich weite, an beiden Seiten offene Tüte entstanden, deren hervor- stehenden Zipfel ich nach innen umbog. Nun liess ich an dem oberen Bande der Vivarien Löcher in die Blecheinfassung bohren, steckte die Tüten hinein und befestigte sie mit Kitt so, dass die grosse Oeff- nung nach aussen und die kleine in schräger Bichtung nach oben in das Terrarium hineinging. Hinter den umgebogenen Band der Tüte tat ich irgend etwas Süsses, Honig, Sirup, Kompott. Die Fliegen erschienen massenhaft, naschten und krochen zum Teil durch die Tüte in das Terrarium hinein, und so konnte ich, wenn ich verreist war, ohne Gewissensbisse an meine Pfleglinge zurückdenken. In derselben oder in einer ähnlichen Art lässt sich solche Fütterung auch in Zimmerterrarien einrichten. H. Löns, Bückeburg. Was eine Erdbeerrose vertragen bann. Eines der beiden Seewasseraquarien des Vereins „Volksheim“ wird seit zirka 2 Jahren von einer roten Aktinie (Actinia mesembryanthemum ) (Spende der FirmaFindeis- Wien) bewohnt, die sich trotz der nur alle 14 Tage stattfindenden Fütterung des besten Wohlbefindens erfreut. Das wäre immerhin nicht so verwunderlich, wie der folgende Fall. Die Durchlüftung der beiden Aquarien wird durch einen auf Tropfsystem be- ruhenden Durchlüfter besorgt. Gelegentlich eines Defektes desselben floss auf eine mir bisher unauf- geklärte Weise eine Menge Süsswasser von ungefähr 5 Liter in das zirka 30 Liter fassende Aquarium hinein. Der im selben Aquarium untergebrachte Ceryanthus, zirka 4 Jahre in Pflege, ging in kurzer Zeit ein. Nach Verlauf von zirka 4 Wochen wurde die Aktinie in das andere, mit normalem Seewasser angefüllte Aquarium gegeben und entfaltete sich wieder in ihrer ganzen Pracht und nahm auch sofort Futter. Es schadete ihr weder die starke Verdünnung mit Süsswasser, noch die spätere plötzliche Ueber- Setzung in normales Seewasser. Die an den Wänden sitzenden braunen und grünen Algen wuchern selbst heute noch im verdünnten Seewasser fort. M. Czermak. Literatur-Bericht Nicht besonders gezeichnete Referate stammen von Paul Kämmerer. — „W.“ = „Wochenschrift für Aquarien- und Terrarienkunde“, „Lac.“ = „Lacerta“, Zeitschrift für Terrarienkunde (Beilage zur vorigen). Kurze, Bob. („Vallisneria“ - Gelsenkirchen), „Altes und Neues über Acara-Zucht“. „W.“ VI, Nr. 29, 389 — 390, 1 Phot., Juli 1909. - — Schilderung eines normal verlaufenden Brutgeschäftes von AcaraJZoerul.“ (wohl coeruleo-punctata var. latifrons gemeint; wenn nur diese Abkürzungen aufhören wollten!), wobei aber die Elterntiere nur während der Laichabgabe durch das verschiedene Aussehen ihrer Geschlechts- öffnungen zu unterscheiden waren, im übrigen gleich aussahen und vom Verfasser ursprünglich für zwei in abnormen Liebesspielen sich ergehende Weibchen gehalten worden waren. Der daraus abgeleitete Satz des Verfassers: „Die äusseren Geschlechtsunterschiede sind bei fast allen Fischen unsicher und die ange- führten Merkmale oft nur individuelle Verschieden- heiten“ ist aber eine unrichtige Verallgemeinerung; wo deutliche äussere Geschlechtsmerkmale überhaupt vorhanden, ist es umgekehrt eine abnorme individuelle Abweichung („Gynandromorphismus“), wenn ab und zu das eine Geschlecht dem anderen gleicht. — Die Fütterung der Jungtiere besorgte das alte Tier in der Weise, dass es die ihm gereichten Piscidin-Klumpen kaute und durch die Kiemenspalten wieder ausstiess, wodurch eine feineVerteilung des Futters vorgenommen war. Das mütterliche Tier duldete den Vater nicht in der Brutnähe; und als zu Futterzwecken kleine Kaulquappen ins Becken gegeben wurden, übte es an diesen irrtümlicherweise Brutpflege aus, und duldete das Männchen, welches die Quappen ganz richtig als Futter erkannt hatte und verspeisen wollte, abermals nicht in deren Nähe. Erst nachdem die Quappen vollzählig wieder herausgefangen waren, stellte sich der Friede unter den Gatten ein. Schultheis, II ch. (,,Iris“-Frankfurta.M.), „Der Röhrenwnrm (Tubifex)“. „W.“ VI, Nr. 29, S. 390—391, Juli 1909. — Tubifex wird, unter Anerkennung seiner Brauchbarkeit als Futtermittel, hier hauptsächlich als Störenfried im sauberen Aquarium betrachtet. Sein periodisches scheinbares Verschwinden und unver- mutetes Wiederauftauchen wird hervorgehoben und vermutet, dass es im wesentlichen davon abliänge, ob die sonstigen Aquariumtiere die Würmer beun- ruhigen oder nicht. Die schon von früheren Autoren gemachte Beobachtung, dass Muscheln das Ver- schwinden bewirken können, wird bezüglich der Malermuschel wiederholt. Zuerst verschwanden die Schlängelbewegungen der Würmer nur längs der anfänglichen , vom Fuss der Muscheln gezogenen Furchen; als aber der ganze Grund von solchen Furchen durchzogen war, war von Tubifex überhaupt nichts mehr zu sehen. (Artikel, wie der vorliegende, würden eine viel bessere Klärung in unsere Fragen bringen, wenn sie die über das gleiche Thema voraus- gegangene Literatur vergleichend berücksichtigten. Ref.). Nieselt, Ernst, „Ein neuer Durchlüftuugs- apparat“. „W.“ VI, Nr. 29, S. 391—393, 1 Zeichnung, Juli 1909. — Der Verfasser hat sein technisches Talent wieder einmal durch Konstruktion eines Apparates betätigt, dessen praktische Brauchbarkeit mehrfach auszuprobieren gewiss angezeigt erscheint. Das Prinzip 546 Vereins ■ N achr icht eil . seiner Durchlüftung ist das Druckluftsystem ohne Benützung des Wasserdruckes. Von anderen Systemen mit komprimierter Luft unterscheidet es sich dadurch, dass die Pumpen (zwei an der Zahl,) durch ein 24—48 Stunden gehendes U h r w e r k betrieben werden und die Aquarien direkt von der Aussenluft, welche aus dem Freien, nicht aus einem Wohnraum bezogen wird, speisen, ohne Vermittlung eines als Luftreservoir dienenden Kessels. Die Konstruktion ist ungemein einfach und kann keine hohen Kosten verursachen. Flöricke, Kurt, „Bemerkungen über den Natur-Schutzpark“. „W.“ VI, Nr. 29, Seite 393—394, Juli 1909. — Eine Entgegnung auf verschiedene Vor- behalte und Ein wände, welche aus Aquarierkreisen gegen das Projekt der Errichtung eines Naturschutz- parkes erhoben worden sind. Aufklärung über die Stellung des „Kosmos“ zu diesem Unternehmen, Auf- forderung zu einmütigem Zusammengehen der Natur- freunde, Näheres über das Projekt selbst, Erörterung der Frage : Grosser Naturpark oder kleinere Schon- bezirke, sowie deren Beantwortung in dem Sinne, dass beides notwendig, es aber vorzuziehen sei, mit einem grossen Parke den Anfang zu machen. Volks- wirtschaftliche Bedeutung wird angedeutet. Be- herzigenswert sind, auch abgesehen von der hier behandelten Frage, die Mahnungen, alle lokal-patrio- tischen Bestrebungen zu unterdrücken, ferner: Der Aquarienliebhaber möge aus dem engeren Rahmen seiner Sonderbestrebungen heraustreten und zeigen, dass sein Interesse der ganzen Natur gilt! Mandee, Rudolf, „Jahrbuch für Aquarien- und Terrarienfreunde“. Ein Rückblick auf das Jahr 1908. Stuttgart, Verlag für Naturkunde Sprosser & Nägele, 1909. V. Jahrg., mit zahlreichen Illustrationen. — Es ist dankbar anzuerkennen, dass dieses aus bescheidenen Anfängen erstandene Jahrbuch sich zu einem sehr brauchbaren, periodischen Nachschlage- buch der Vivarienkunde entwickelt hat. Die in ihm enthaltenen Referate der im Laufe des Jahres 1908 erschienen Arbeiten sind durchwegs gut und befleissen sich diesmal auch bereits einer in solchen Revuen doppelt anzuempfehlenden Unparteilichkeit; die mit- geteilten Erfahrungen sind einfach wiedergegeben, die Kritik bleibt vermieden und wird dem Nachprüfer überlassen. Auch die Vollständigkeit des Ueberblickes ist eine grössere geworden als in den vorausgegangenen Jahren, und es erscheinen alle einschlägigen Fach- schriften gleiclimässig berücksichtigt. Nur bezüglich der namentlich gegen Ende 1908 erschienenen Arbeiten gilt dies in geringerem Masse, offenbar ist der Druck des Jahrbuches um jene Zeit schon vorzeitig abge- schlossen worden. Im Detail sei noch bemerkt, dass ausser dem alphabetischen Sachregister gerade hier ein Inhaltsverzeichnis sehr erwünscht wäre. Im Ab- schnitt „Terrarium“, der überhaupt etwas zu kurz geriet, wäre besser die systematische Folge einzu- halten, nicht Froschlurche zwischen Schlangen und Schildkröten zu behandeln. Durch Einschränkung mancher für den Liebhaber minder wichtigen, hier aber sehr ausführlich gebrachten Darstellung wird künftig leicht der Raum zu gewinnen sein, um die jetzt noch vorhandenen Lücken inbezug auf Voll- ständigkeit des Jahresberichtes in ökonomischer Weise zu beseitigen; so sind der Frage, ob der Fluss- frosch ( Rana ridibunda) artberechtigt sei, gut ls/4 Seiten Text und eine Tafel mit vielen Einzelfiguren, auch der Skeletteile, gewidmet, wogegen der ganze übrige Terrarienabschnitt etwas weniger als 13 Seiten mit 5 Bildern aufweist. — Die Ausstattung des Jahrbuches ist eine recht befriedigende, und es ist erfreulich, zu sehen, wie die verschiedenen Verlagshandlungen durch Beistellung der Klischees einmütig helfend daran be- teiligt gewesen sind. Bücher- und Zeitschriftenschau. Studien und Lesefrüchte aus dem Buche der Natur. Begründet von Dr. Mich. Bach. Umgearbeitet und vermehrt von Prof. L. Borgas. 4. Band, 5. Auflage. Mit 71 Abbildungen. 1909. Verlag und Druck von J. P. Bacliem-Cöln. Preis broschiert Mk. 3.50, gebunden Mk. 4.50. Dr. Franz Werner, Reptilien, Batrachier und Fische von Tripolis und Barka. (Aus Dr. Klaptoczs Sammelausbeute). Sonderabdruck aus „Zoologische Jahrbücher“, 27. Band, Heft 6. Dr. F. Brocher, Recherches sur la respiration des Insectes aquatiques adultes. (Nepa cinerea, Hydro- philus, Elmis). „Bull. Soc. Zool. de Geneve.“ 1908. Tome I, fase. 9, pg. 181. ') Nachriclitsblatt der deutschenMalahozoologischen Gesellschaft. 41. Jahrg. (1909). Heft 3, (Juli — Sep- tember). Herausgegeben von Prof. Dr. W. Kobelt- Schwanlieim a. M. Bezugspreis Mk. 6. — . Zu beziehen durch die Verlagsbuchhandlung Moritz Diesterweg- Frankfurt a. M. — Inhalt: O. Böttger, Noch einmal „Die Verwandtschaftsbeziehungen der Helix- Arten aus dem Tertiär Europas“. — Babor und Noväk, „Verzeichnis der posttertiären Fauna der böhmischen Weichtiere“. — K. Hashagen, „ Hydrobia stagnalis im Süsswasser“. — Thiele, „Zur Nomenklatur der Chitonen. — Wil ck er s, conchologische Miszellen aus Heidelberg“. — Kob eit, „Diagnose einer neuen Archelix “. — Kleine Mitteilungen. — Literatur. — Beilage: „Beiträge zur Kenntnis der mitteleuropä- ischen Najadeen“. Nr. 3, Juli 1909. Inhalt: Fr. Haas, „Einige Ratschläge zum Fang der einheimischen Süss- wasserbivalven“. — K o b e 1 1 , „Simpson und die euro- päischen Najadeen“. — Kobelt, „Aus dem Formen- kreise des Unio tumidns Retz.“ — Dr. T h i el e , „Zum Namen Unio“. ') Wie erwähnt, stehen alle Neueingänge Interessenten zwecks Besprechung gern leihweise zu Diensten. Dr. Wolterstorff. Für die Schriftleitung verantwortlich: In Deutschland: Dr. W. Wolterstorff, Magdeburg-Sudenburg. Vereins-Nachrichten Unter alleiniger Verantwortung der Herren Einsender. Breslau. „Proteus“ E. V. Gegründet 1908. Aus der Sitzung vom 3. August. Aufnahme des Herrn Dr. W. Kühnau, Spezialarzt für innere Medizin zu Breslau. — Herr Ulfig hält seinen Vortrag über „Zucht und Pflege der Gambusia affinis var. holbrooki“, und teilt mit, dass er nach mancherlei Fehlschlägen jetzt über reichliche Nach- zucht verfüge. — Herr Sindermann zeigt unsere Vereinsfische — ein herrliches Pärchen von Funduliis gularis — vor und gibt bekannt, dass das Weibchen wiederum abgelaicht habe, jetzt aber nicht auf dem Grunde, sondern an den Blättern von Elodea densa var. longifolia. Bis jetzt scheinen die Eier gesund zu sein ; es ist also Hoffnung vorhanden, von diesem präch- tigen Fisch Nachzucht zu erhalten. Hierbei konnten wir zugleich feststellen, wie ganz anders sich die Fische in einem kleinen, nur 5 cm breiten Schauglase mit planparallelen Wänden betrachten lassen, das für unsere Demonstratiopsabende Herr Geier mit vielem Geschick angefertigt hatte. Aehnliche Gläser sind auch sehr gut geeignet zu photographischen Aufnahmen lebender Fische bezw. zur Aufstellung und Betrachtung von auf Glasplatten aufgeklebten Fischserien (Entwicklungsstadien oder Arten einer Gattung). — Wir hatten die Freude, unseren Herrn Gruss wieder unter uns begrüssen zu können, der die Ferien des Kolonial-Instituts in Hamburg benützt hat, um Breslau wieder aufzusuchen. Er hatte zur Demonstration mitgebracht den Dormitator maculätus Bloch, eine in neuerer Zeit aus Mexiko eingeführte Grundel (siehe „Wochenschrift“ Nr. 25, Seite 337 — 338), (dormitäre — schläfrig sein, stumpfsinnig sein, Dormi- tätor — der Träumer, Phantast; maculätus, a, um — ge- fleckt), den Fundulus pällidus (pdllidus, a, um = blass, bleich) und eine Walzenechse Göngylus occellätus (goggyle oder goggylds, wobei gg wie ng zu sprechen ist = runde Rübe , wegen der Gestalt des Tieres ; Vereins-Nachrichten. ocellätus,a,um mit Aeugelchen versehen, von ocöllus, Verkleinerungsform von oculus = das Auge, wegen der Zeichnung der Schuppen). — Der Vorsitzende macht auf die unerfreuliche Erscheinung aufmerksam (siehe auch die Arbeit von Prof. Edinger im „Kosmos“, Band VI, 1909, Heft 7, Seite 211 —215), dass sowohl in der „ Wochenschrift“, als auch in den „Blättern“ gerade in letzter Zeit die WTorte „Aquariensport“ und „Sportsfreunde“ sich wiederholen. Auch diejenigen, welche von der Rossmässlerschen Erklärung: „Ein Aquarium ist eine freundliche Zimmerzierde und zu- gleich ein ewiger Quell belehrender Unterhaltung“ vielleicht aus Mangel an Zeit nur die erste Hälfte für ihre Liebhaberei in Anspruch nehmen, haben des- halb kein Recht, von „Sport“ zu reden. Abgesehen davon, dass wir gerade jetzt, wo die biologischen Wissenschaften anfangen, sich mit unseren Bestre- bungen zu beschäftigen, doppelt darauf bedacht sein müssen, auch den bösen Schein zu meiden, ist die Bezeichnung „Sport“ für unsere Liebhaberei auch sprachlich falsch. Sport [engl.] bedeutet Spiel, Be- lustigung, körperliche Uebungen aller Art im Freien, Scherz, Spielerei; davon ,,to make sport“ = scherzen, spielen, sich belustigen oder kurz „to sport“. Der Sport ist also eine Belustigung, die im Freien vor sich geht und mit körperlichen Uebungen verbunden ist (Jagd, Fischen, Angeln, Rudern, Segeln). Wir treiben aber — so viel oder wenig es auch sein möge — Aquarien- und Terrarien-Kunde, oder kurz gesagt „Vivarienkunde“. — Bei der Besprechung der Literatur gab der Artikel in „Wochenschrift“ Nr. 31, S. 418 — 419 „Neues über den Scheibenbarsch“ von Milewski-Berlin zu starken Bedenken Veranlassung. Herr Heinrich, der jahrelang schon Scheibenbarsche mit gutem Er- folg züchtet und auch seine Pfleglinge genau beobachtet, hat nie ein Geräusch wahrgenommen. Referent kann bei dieser Gelegenheit seinen Argwohn nicht unter- drücken, dass wohl der kleine „Käfer“ der Musikant war. Die Beschreibung ist zwar nicht sehr genau, doch lässt sich mit grosser Sicherheit vermuten, dass es sich nicht um einen „Käfer“, sondern um eine kleine Ruderwanze ( Corixa ) gehandelt hat. Dieses Tierchen ist unserem gewöhnlichen Rückenschwimmer nahe verwandt, schwimmt aber zum Unterschied normal, mit dem Bauche nach unten und kommt des- halb mit dem Kopfe an die Oberfläche, um hier Luft einzunehmen. Die Männchen der Corixa bringen nun durch Streichen des vordersten Beinpaares, das mit Zahnleisten versehen ist, gegen die quergestreifte Oberfläche des Schnabels (Stechapparat !) Töne hervor, die man sehr gut im Zimmer hören kann. Genau so ver- hält sich eine nahe Verwandte, die nur 1 mm grosse Sigara minutissima Fabr. Dr. Deupser, Deutsch-Lissa. Cöln a. Rh. „Wasserrose“. Protokoll der Sitzung vom 7. Juli 1909. Wie üblich wurde die Sitzung um 9’/2 Uhr durch den I. Vorsitzenden eröffnet. An Eingängen lag u. a. Grusskarte von unserem Ehrenmitgliede Paul Unger aus Cöpenick vor, ausserdem mehrere Exemplare eines Werkes von Dr. Hentschel, betitelt „Das Leben im Süsswasser“, zum Vorzugspreise von Mk. 3.50. Dieser Preis ist für das populär geschriebene und mit sehr guten Illustrationen versehene Werk als sehr billig zu bezeichnen und wurde daher beschlossen vorab ein Exemplar der Vereinsbibliothek einzuver- leiben. Unser Kassierer, Herr Schwarz, hat einen neuen Daphnienweiher entdeckt und verschiedene Mitglieder zur Besichtigung desselben eingeladen. Wir haben hier manchen Tümpel, welcher reichlich Daphnien enthält, aber das hier gesehene spottet aller Beschreibung. Das Wasser war förmlich rot und hob sich ordentlich von all den Daphnien. Ein Tag mit dem Netz und dasselbe war bis oben hin voll. Trotzdem wir nun prinzipiell gegen einen so- genannten Raubbau sind, wurde doch beschlossen, ein grosses Quantum zum Trocknen herauszufischen, da sonst zu erwarten ist, dass in ganz kurzer Zeit alle Daphnien an Nahrungsmangel eingehen. Zufrieden und überreich beladen kehrten alle Teilnehmer heim. Anschliessend hieran gaben verschiedene Herren ihre 547 Erfahrungen in bezug auf Trocknen von Daphnien zum besten und erweckten hiermit teilweise stürmische Heiterkeit, Hierauf hielt Herr Di-. Reuter den ange- kündigten Vortrag über Atmung der Fische in bekannt vorzüglicher Weise. Denselben hier wiederzugeben ist des Raumes halber nicht gut möglich, doch wird derselbe in Kürze in den Fachzeitschriften veröffent- licht, werden. In der nun folgenden Besprechung über Zucht der Labyrinthfische waren von den Mit- gliedern zehn Vertreter dieser Gattung, ausgesuchte Prachtexemplare, für diesen Abend bereitwilligst mit- gebracht worden und wurden dieselben in Anbetracht der kühlen Witterung in geheizten Behältern unterge- bracht. Die Heiz Vorrichtung hatte in liebenswürdiger- weise unser Bibliothekar Herr Linnartz anfertigen fassen, wofür ihm auch an dieser Stelle bestens ge- dankt sei. Da die Praxis bekanntlich die beste Lehr- meisterin ist, so wurden die Besitzer der einzelnen Sorten ersucht, über ihre Zucht- und Misserfolge zu berichten und kamen die betreffenden auch bereit- willigst diesem Wunsche nach. Die von denselben gemachten Beobachtungen werden sicher von vielen beherzigt werden und manche schwer zu züchtende Fischart wird wieder Einzug in die Becken der Lieb- haber halten. U. a. wurde noch erwähnt, dass die Aufzucht von jungen Labyrinthfischen in einem Be- hälter, welcher viel Cyclops enthält, so gut wie aus- gescliossen sei. Hat man nun keinen anderen cvclop- freien Behälter zur Verfügung, in welchem die Tiere ablaichen können und will man den betreffenden Kasten nicht gerne entleeren und mit vielen Schwierig- keiten von den räuberischen Cyclops säubern, so kann man sich nach Angabe des Herrn Illing dadurch helfen, dass man bis zum Ablaichen der Fische mehrere Exemplare des Wasserschlauches ( Utricularia vulgaris) m den betreffenden Behälter bringt. In Zeit von ein paar Stunden sind alle Cyclops verschwunden. — Herr Dr. med. Reuter trocknet die Schmieralgen in grösseren Quantitäten und verwendet dieselbe pulveri- siert an Stelle von Salat. Diese getrocknete Alge lässt sich viel feiner als Salat zerreiben und wird von den Jungfischc-hen gerne genommen. Zurzeit werden mit dieser sonst so sehr gehassten Alge von vorgenanntem Herrn noch weitere Versuche gemacht, worüber wir demnächst berichten werden. — Zu der nun stattfindenden Verlosung waren vereinsseitig verschiedene Paare von Scheibenbarschen und Hemi- chromis bimaculata angekauft worden. Schluss der Sitzung 1 Uhr. Der Vorstand. LA.: P. Rudow. Dresden. „Ichthyologische Gesellschaft“. Die heutige Sitzung wird vom II. Vorsitzenden Herrn Adler geleitet, da Herr Bessner mit dem Rad verunglückt ist. Eingänge: Die üblichen Zeitschriften, verschiedene Karten, Briefe und Offerten etc. In Heft 31 der „Blätter“ interessieren uns besonders die beiden Artikel über „Kopulation und Gebärakt bei Paludinen (= Sumpfdeckelschnecken)“ von A. Cerny-Wien und K. Poenicke-Halle. Im ersten Teile seines diesbezüg- lichen Artikels glaubt Herr Poenicke unsere Vereins- berichtnotiz vom 1. August 1908, dasselbe Thema be- treffend, dahin berichtigen zu müssen, dass betreffen- der Herr schreibt: „Wir hätten uns wahrscheinlich in bezug auf Kopulation bei Paludinen getäuscht, oder seien durch die gleichen Beobachtungen, wie diese Herr Poenicke machte, (dass zwei Weibchen aufeinander sassen!) getäuscht worden!“ Im zweiten Teile (Nachtrag) seines Artikels (Seite 492) gibt be- treffender Herr jedoch zu, nachdem er nachträglich selbst noch diesbezügliche Beobachtungen bei Palu- dinen gemacht hat, und dass wir wahrscheinlich (!) ein- wandfrei beobachtet haben, dasselbe sagt er aber auch von Herrn Dr. W. Roth-Zürich! — Wir bemerken hierzu, dass wir nicht nur wahrscheinlich, sondern ganz genau und einwandfrei beobachtet haben, sonst hätten wir in unserem Vereinsbericht vom 7. August 1908 nicht mit solcher Bestimmtheit auf bewusste Angelegen- heit hingewiesen ! — Herr Poenicke hatte allerdings, als er den ersten Teil seines Artikels über „Kopu- lation und Gebärakt bei Paludinen“ niederschrieb’ seine diesbezüglichen Beobachtungen noch nicht zu 548 Vereins-Nachrichten. Ende geführt, wie aus seinem Nachtrag hervorgeht! — Zur Paludinenfrage haben wir noch folgendes be- kannt zu geben: I. Es ist ein Irrtum, wenn ange- nommen wird, dass Paludinen nur „sehr selten“ kopu- lieren! Wir haben die Beobachtung, dass diese Tiere „häufig“ (!) in copula treten, hauptsächlich und in grosser Anzahl, während der Monate März bis Juni gemacht, haben jedoch auch zu anderen Zeiten Be- gattungen wahrgenommen und zwar bis Ende Sep- tember und sind uns Fälle bekannt, woselbst Vivi- para contecta und gelbe Paludinen, sogar im Winter in copula getreten sind (im ungeheizten Zimmer bei 5° R Wasserwärme!!). — Die Kopulationen spielen sich demnach nicht nur während eines bestimmten, kurzen Teiles des Jahres ab! II. Jungtiere werden von alten Paludinenweibchen, unter normalen Um- ständen, 8—7 und 8 Stück ausgestossen. Es sind uns jedoch auch Fälle bekannt, woselbst sehr starke, alte Weibchen, 15 — 27 Stück und mehr Junge ab- setzten! — Letztere Weibchen gingen aber fast regel- mässig, nach solchen Massengeburten ein! III. Tempe- raturschwankungen des Wassers (plötzlich steigend !) haben grösstenteils ein vorzeitiges Absetzen von Jungen zur Folge, worauf ebenfalls die Muttertiere eingehen! — Ebenso ist dies der Fall, wenn es sich um kranke Weibchen handelt. IV. Dass Tiere mit gleiclnnässig dünnen, denen der weiblichen Fühler ähnlichen Kopulationsorganen, manchmal mit Weib- chen in copula vorgefunden werden , hat seinen Grund darin, dass betreffende Männchen einen rege- nerierten Kopulationsfühler haben , aber trotzdem zeugungsfähig sind!! (Siehe auch Schlussnote von Dr. Kammerer-Wien, Heft 31 der „Blätter“, Seite 491, links unten.) — Diese Beobachtung haben auch wir gemacht. Hätte Herr Poenicke seine Beob- achtungen an diesen Schnecken erst zu Ende geführt, ehe er im ersten Teile seiner Arbeit uns den Vor- wurf „nicht genauer Beobachtung“ machte, so hätte er sich die Berichtigung seiner vorhergehenden Aeusserung in seinem späteren Nachtrag ersparen können! — Bei dieser Angelegenheit ist wieder ein- mal recht deutlich sichtbar, wie rasch und manchmal auch ohne genügende Nachprüfung einer Sache Ur- teile gefällt werden , welche betreffender Kritiker dann später, nachdem er nachträglich die Angaben eines oder mehrerer Autoren durch eigene Be- obachtung noch bestätigt fand , widerrufen musste. — Heft 31 der „Wochenschrift“ bringt einen Artikel von Herrn’R. Stansch, aus welchem zu ersehen, dass es ihm gelungen ist, die einheimische Karausche = Carassius vulgaris Nordm. im Aquarium zur Fort- pflanzung zu bringen. Es ist dies wiederum ein Be- weis, dass auch viele unserer einheimischen Fische im Aquarium zur Fortpflanzung schreiten können, wenn sich nur mehr Liebhaber mit dieser interessanten Sache befassen würden. Zu dem Artikel von Milewski- Berlin (in derselben Nummer): „Neues über den Scheibenbarsch“ möchten wir fast die Vermutung aussprechen (wie schon früher einmal, bezüglich eines gleichen Artikels), ob die betreffenden, von Herrn Milewski wahrgenommenen Töne aus seinem Barschaquarium, nicht etwa gar von Rückenschwim- mern = Notonecta glauca, Schwimmwanzen = Naucoris cimicoides, Wasserskorpionen = Nepa cinerea oder Ruderwanzen = Corixa l), welche erstere drei, ähn- liche Töne, durch Reiben ihrer Beine am Kopfe und Flügeln, von sich geben, herrühren? (! !) — Wir haben diese Erfahrung auch schon machen müssen. Im Protokoll der „Ludwigia- Hamburg“, Heft 31 der „Wochenschrift“ wird mitgeteilt, dass verschiedene Mitglieder dieses Vereins, auch bei stark mit Polypen besetzten Aquarien, durch Litnnaea stagnalis L. (= Spitzhornschneke), gute Resultate be- treffend Vertilgung durch letztere, erzielt haben. — Wir können uns die Sache nicht anders erklären, als dass vielleicht Schnecken von bestimmten Oertlich- keiten, auch sehr verschieden in ihrer Lebensweise ‘) Corixa — Ruderwanzen c/ > verursachen ebenfalls durch Streichen ihres Schnabels (Saug- und Stechapparat I), welcher eine quergeriefte Oberfläche zeigt, vermittelst ihres mit Zahnleisten ver- sehenen ersten Beinpaares, gleichfalls solche Töne nnd Laute. sind. — Unterzeichneter besitzt z. B. ein Molch- aquarium, welches von Polypen strotzt und absicht- lich schon seit 7 Monaten nicht von diesen gesäubert wurde. — In diesem Behälter befinden sich seit der- selben Zeit 8 Stück grosse Limnaea stagnalis, ohne dass diese sich an den Polypen vergriffen hätten(!), dafür aber umsomehr Pflanzen fressen. — Die Po- lypen haben sich in dem betreffenden Behälter bis jetzt nicht vermindert, im Gegenteil, es werden ihrer immer mehr. Andere Mitglieder unseres Vereins haben die gleichen Erfahrungen gemacht, das heisst wenn es sich um Behälter handelte, welche sehr stark mit Polypen besetzt waren. — Es wäre uns interessant, einmal einen Versuch mit Hamburger Schnecken machen zu können und würde es viel- leicht nicht ausgeschlossen sein , dass diese Tiere in bezug auf Polypenvertilgung besser verwend- bar sind, als solche aus hiesiger Gegend! (?) — Gute Erfolge haben auch wir mit diesen Schnecken erzielt, wenn es sich um Behälter handelte, in welchen Polypen vereinzelt oder nur in geringer Anzahl auf- traten. (Siehe auch die Artikel von Th. Liebig- Dresden und W. Schreitmüller-Dresden, Heft 24 der „Wochenschrift“ vom 11. Juli 1907 und Heft 25 der „Blätter“ vom 22. Juli 1909). — Gegen Einschleppung von Polypen in die Aquarien verwenden wir Limnüea stagnalis = die Spitzhornschnecke mit bestem Er- folge! Im Bericht des Vereins „Linne“-Hamburg- Barmbeck (Heft 32 der „Wochenschrift“) hingegen finden wir, im Gegensatz zu der im Protokoll des Vereins „Ludwigia“-Hamburg (Heft 31 der „Wochen- schrift“) vorhandenen Mitteilung, dass Hamburger Spitzhornschnecken = Limnaea stagnalis L. jedoch ebenfalls nicht immer ihre Pflicht tun, als dass man sie (wie betr. Verein [„Linne“] schreibt!) — als Radikal-Polypenfresser mit einem ersten Preis prä- miieren könnte ! - — Also wiederum ein Beweis, wie verschiedenartig die Ansichten und Erfahrungen über diese vielgerühmte und vielgeschmähte Schnecke sind ! Tabak halten auch wir für ein sehr gutes Po- lypenvertilgungsmittel, ebenso wie auch Alaun. Letzerer ist unserer Erfahrung nach nicht zu scharf für Pflanzen, wie dies bei Essig, Salz, Soda, Schmier- seife und Salmiakgeist usw. der Fall ist! In Heft 32 der „Wochenschrift“ 1909 findet der Artikel von P. Arnold, über Xiphophorus helleri var. guentheri allgemeine Anerkennung und Interesse. Heft 32 der „Blätter“ bringt einen sehr sachlichen Artikel von Dr. Kämmerer über „Seescheiden“, welcher unser vollstes Interesse erweckt. — Der Inhalt des Artikels vom Unterzeichneten in gleicher Nummer ist uns bereits durch einen von ihm über dieses Thema ge- haltenen Vortrag bekannt. Interessant sind auch die Mitteilungen Major Presteles über „Befruchtungs dauer bei den Tritonen“ (= Molchen.) — Auch wir haben derartige Erfahrungen schon gemacht! Nach Besprechung der Literatur beginnt Herr Haucke seinen Vortrag über Coluber quatuorlineatus Lacepede = Vierstreifennatter (Haltung, Pflege und Ueber- winterung usw.), aus welchem hervorgeht, dass diese hübsche Schlange, bei sachgemässer Pflege, sehr aus- dauernd und gut haltbar (im trockenen Terrarium) ist. Im Laufe des Jahres 1908 hat das Tier 62 weisse Mäuse und 10 Zauneidechsen (= Lacerta agilis L.) ge- fressen und sich dreimal gehäutet. Bemerkenswert erschien uns die Mitteilung des Vortragenden, dass er dieselbe Beobachtung an seinem Exemplar machen musste, wie das Herr Dr. Werner-Wien in seinem Artikel (Heft 28 der „Wochenschrift 1909, Seite 55) dargetan hat. Auch das Tier Herrn Hauckes büsste seine Schwanzspitze (zirka 4 cm) auf diese Weise ein. (Hierauf haben wir bereits in unserem Vereins- bericht vom 15. Juli 1909 hingewiesen!) Das hübsche Tier wird von Herrn Haucke demonstriert und erregt allge- meine Bewunderuug. Herr Pabst teilt mit, dass vor einigen Tagen unser früheres Mitglied (späteres ,,Fauna“-Mitglied) Herr Hans Graichen-Dresden an Blinddarmentzündung verstorben ist. Herr Graichen war uns als liebenswürdiger, netter Gesellschafter und eifriger Fischliebhaber bekannt, dessen Spezial- gebiet lebendgebärende sowohl, als auch eigebärende Vereins-Nachrichten. 549 Zahnkarpfen waren. Seine letzten von ihm in der „Wochenschrift“ veröffentlichten Artikel, waren über Poecilia reticnlata Peters und Haplochilus elegans Boul. (Heft 25 und 26 der „Wochenschrift“ 1909) geschrieben. Der Verstorbene wird durch Erheben von den Plätzen geehrt und werden wir Herr Graichen auch ferner- hin ein bleibendes Andenken bewahren ! An Stiftungen liegen vor: Von Herrn Seidel 20 Stück Hemichromis bimaculata und eiu grösserer Posten Sumpf- und Wasserpflanzen, gestiftet von den Herren Bessner und Starke, beides wird zu Gunsten der Vereinskasse versteigert und ergibt den Betrag von 2,50 Mk. Herr Schubert stiftet vier Präparatengläser und Unter- zeichneter Spirituspräparate von Angnis fragilis L. = Blindschleiche. — Sämtlichen Gebern besten Dank ! D r u c k f e h 1 e r b e r i c li t i g u n g : In unser letztes Protokoll in den „Blättern“ (Heft 32 vom 22. Juli 1909) haben sich mehrere zum Teil unliebsame Druckfehler eingeschlichen und muss es hierin auf Seite 511, Zeile 25 von unten, links anstatt: Urodellen = Uro- delen heissen, ferner auf derselben Seite, Zeile 10 von unten, rechts, anstatt : Herr Robert Seidel- Austig = Herr Robert Seidel-Aussig, ferner ebendaselbst Zeile 37, von unten, anstatt: verstellende Terrarien- scheiben = verstellen der Terrarienscheiben heissen. — Auf Seite 510. Zeile 5 von unten links, muss es natürlich anstatt Knoblauchschildkröte = Knoblauch- kröte heissen. Wilhelm Schreitmüller, Schriftführer. Leipzig. „Nyinphaea“. Literatur - Be rieht1). „Wochenschrift“ Seite 352 beschreibt eine zu- sammenklappbare Exkursionskanne und führt damit in das noch viel zu wenig gepflegte Gebiet der Ex- kursionsausrüstungen. Sollte sich nicht aus dem so leichten und dabei widerstandsfähigen und im Preise so gesunkenen Alluminium eine Exkursionskanne, die Grösse und weitgehende Raumteilung mit Leichtig- keit verbindet, schaffen lassen? ln Zusammenhang hiermit würde uns die Prüfung des („Blätter“ Seite 449/45 h 210 665) erwähnten Senknetzes durch einen erfahrenen Sammler und Exkursionsleiter interessieren. Wredes Arbeit („Wochenschrift“ Seite 353) und die unseres Herrn Schmalz (Seite 464) zeigen wieder ein- mal Erfolge in der Beobachtung der Heimat. Wie viele Schätze sind doch in ihr noch zu heben! Bei Stichlingsfundorten dürfte sich übrigens stets die An- gabe der Varietät (leiurus und trachurus), eventl. das Zahlenverhältnis des Vorkommens beider nötig machen. Scherer („Wochenschrift“ Seite 353 ff.) und Krefft („Blätter“ Seite 437) zeigen, wieviel beobachtendes Reisen lehrt, insbesondere auch können sie darauf hinweisen, ■ wieviel wir aus der Reise- (und geo- graphischen) Literatur lernen können. Zum Vereins- bericht Altona („Wochenschrift“ Seite 353 Zeile 22 ff; Esslingen Seite 371) siehe unseren Bericht („Wochen- schrift“ Seite 387 Zeile 8 ff.) Zum Bericht des „Proteus“ („Wochenschrift“ Seite 357) sei bemerkt, dass besonders von den Unterwasserpflanzen an ein und demselben Ort gewöhnlich eine Art dominiert. Die Exkursionsberichte vieler Vereine finden wir recht dürftig, oft sogar wertlos. Dagegen „Proteus“ Seite 384, „Iclithyologische Gesellschaft“, „Blätter“ 389, 412 (der wir übrigens [„Wochenschrift“ 387] in Nomenklaturfragen keinen Vorwur f machen wollten), „Wasserrose“-Burgstädt „Blätter“ Seite 433.) Zu berichtigen ist in letzterem, dass die Schuppen- wurz nicht fleischfressend ist, wie nach Wettsteins Vorgang (Sitzungsbericht Kaiserliche Akademie Wien XC11 oft behauptet wird, (z. B. auch in Frances „Sinnesleben“ S. 33). Vergleiche Scheffel „Mitteilungen des Botanischen Instituts Graz II 1888, Moewes in Humboldt“ 1888, Seite 342 und die Arbeiten ihres besten Kenners Professors E. Heinricher. Für unsere Floren- und Faunenliste hätten wir gerne einiges über die Ausbeute der „ Azolla“ in Doberschütz erfahren. Wozu entlehnt die „Wochenschrift“ (z. B. Seite 51) ‘) Wir begrüssen diesen ersten Literaturbericlit der „Nymphaea“ mit Freuden. Die Herausgeber. dem Katalog Scholze-Pötzschke Bilder, zumal wenn sie nicht schöner als die Anolisbilder sind, da doch sicher bessere Originalbilder zur Verfügung stehen? Den von Kattowitz („Wochenschrift“ 373) erwähnten Maiwurm fanden wir in der Harth und am Bienitz, zwei Trockenwäldern, beidemal auf Wegen. Die bei uns („Wochenschrift“ Seite 373) demonstrierten Natur- gegenstände entstammen der wertvollen Sammlung des Freiherrn Dr. A. v. Schrenk-Notzing. Da ein Teil der auch prähistorisch (Tehuelchen-Indianer) reichen Sammlung aus Argentinien und insbesondere Patagonien stammt, sehen wir weiteren Mitteilungen Dr. Franks („Wochenschrift“ 401) mit Interesse ent- gegen. Zu unserem Bericht „Wochenschrift“ Seite 374) sei ergänzt, dass die Würfelnatter vereinzelt bei Meissen vorzukommen scheint, zu der viel disku- tierten Schildkrötenfrage, (z. B. „Wochenschrift“ 381, 382) dass Emys orbicularia an wenigstens einem Orte unserer Umgebung seit etwa 25 Jahren sicher (autochthon ?) vorkommt (oder vorkam?) Wer übri- gens Emys je im Freien schwimmen sah, wird die („Wochenschrift“ 382) wiedergegebene Notiz nicht bestätigen. Sie schwimmt äusserst gewandt. Dass die unnötige Beschreibung eines so selbstver- ständlichen Aquariengestells („Wochenschrift“, Seite 300) auch noch gelobt wird (Seite 381) finden wir merkwürdig. In wiefern Dr. Hartmanns Aeusserung („Wochenschrift“ 341) ,es sind jetzt auch Insektarien modern*, einen Vorwurf enthalten soll („Wochenschrift“ 381), können selbst unsere feinstfühlenden Mit- glieder nicht nachempfinden. Was soll übrigens diese Notiz im Kapitel , Fische*? Zu der Ableitung von Alkyon („Wochenschrift“ Seite 382) bitten wir um Literaturbelege, dass die Griechen den Eisvogel den Hund des Meeres nannten und dass die Deutschen Meereshund durch Meereshand ersetzen. Da Volksety- mologie hier ausgeschlossen ist, müssten die Deutschen doch recht töricht sein, wenn sie eine solche Verwechs- lung vornehmen würden. Nur ein B e le g würde die Frage klären können. Zu „Lacerta“ (Seite 55) sei bemerkt, dass im April zwei unserer Mitglieder ein Pärchen Lacerta agilis var. erythronotus in der Harth unter der Rinde eines Eichenstumpfes fingen, zu Seite 56, dass es auch interessant ist zu erfahren, was ein Tier nicht frisst. Die Mahnung Dr. Ziegelers („Wochenschrift“ 388) über Hydrochemie sollte noch viel mehr auch bei Exkursionen, bei der Heimat- forschung beherzigt werden, dem chemisch etwas Vor- gebildeten helfen Klut: Die Untersuchung des Wassers an Ort und Stelle 1908, Knauthe: Das Süss- wasser 1907 weiter, für den ökologischen Wert sei auf M. Voigt: Die vertikale Verbreitung des Plank- tons im Grossen Plöner See und ihre Beziehung zum Gasgehalt der Gewässer (Forschungsberichte Plön 1905) hingewiesen. Zu den Literaturberichten der „Wochenschrift“ sei bemerkt, dass wir mehr Berichte über wissenschaftliche Werke wünschen, da diese nur wenigen Vereinen zugänglich sind. Was haben wir von den grossartigen Ergebnissen der Valdivia- Expedition, was von der („Wochenschrift“ 377 er- wähnten) Nationalfahrt u. a„ die doch unser Gebiet, insbesondere auch die Ichthyologie so sehr interes- sieren, aus unsern Zeitungen erfahren? Könnte nicht Herr Dr. Kämmerer seine Biologischen Rundschauen wieder aufnehmen? Könnten sie nicht im Interesse der Heimatforschung, der Exkursionen, durch Sammel- und Literaturberichte (etwa im Sinne der „Natur- wissenschaftlichen Wochenschrift“) ergänzt werden? Könnte nicht der Fragekasten auch nach literarischer Seite hin weiter ausgebaut werden ? Sollte sich nicht jemand finden der sich (eventl. kostenlos) der Sache annähme? Wir wollen Naturwissenschaft in der unseres Erachtens einzig pädagogischen Weise verbreiten, indem wir zur Naturkenntnis anleiten und durchs Kennen dann zum Erkennen kommen. Sollten daher solche Literaturberichte nicht vor- wiegend das Methodische, die Arbeitsweise, An- regungen zur Weiterarbeit, zur eigenen Beobachtung betonen? Könnte aus allgemein naturwissenscliaft- lichenWerken nicht das auf unsere Liebhaber Bezügliche hervorgehoben werden? Potonies Notiz über noch 550 "Vereins-Nachrichten. jungfräuliche Moore („Naturwissenschaftliche Wochen- schrift“ Heft 26 Seite 415) sollte kein für Naturschutz interessierter Verein unbeachtet lassen. Ebenda (Heft 29 Seite 464,) berichtet Dahl über das Gift von Salamandra maculosa, das eine der Lyssa, der Wut- krankheit, ähnliche Erkrankung verursacht. — Nach lieft 30 Seite 480 liebt Helodea canadensis stark kalkhaltigesWassers, eine Bemerkung zum Nachprüfen auf Exkursionen. In unserer Umgebung ist sie stark zurückgegangen, vielleicht durch Degenerations- erscheinungen, die durch die nur vegetative Fort- pflanzung, die kein Ausgleichen der Fehler zulässt, entstanden sein können. „Natur und Schule VI“ ent- hält neben Urbans Arbeit (siehe „Blätter“) eine hoch- interessante Arbeit Liibbens über Wasserschmetter- linge, leider (wie auch Lampert) ohne Bestimmungs- tabelle. Die Spaltung und die Streitigkeiten zwischen Franckhs „Mikrokosmos“ und der „Deutschen mikro- logischen Gesellschaft“ bedauern wir sehr, und zwar einzig und allein der Sache willen : Warum muss nur gerade in Deutschland jedes hohe und hehre ideale Unternehmen an kleinlichen und persönlichen Gründen scheitern, warum heisst es nicht: erst die Sache, dann die Person! Frances von Franckh ver- öffentlichter Brief wirft ein eigenartiges Licht auf den Hauptvertreter der Pflanzenbeseelungslehre. So lange wir noch eine Rechtfertigung vermissen, dürfte die ihm („Naturwissenschaftliche Wochenschrift“ Heft 29) gewordene Kritik ihn zu ernst nehmen. Die Organe beider, Franckhs „Mikrokosmos“ wie das Organ der „Deutschen mikrologischen Gesellschaft“, „Die Klein- welt“, die sich beide vornehmer Weise immer alles Polemischen enthalten, sind gleich empfehlenswert, wenn gleich die letzte in ihrem jüngsten Heft sehr abfällt. Die Notiz „Mikrokosmos“ (Seite 22 und 47), zu einem Steindünnschliff ein „kindsfaustgrosses“ Stück bis zur Durchsichtigkeit abzuschleifen, ist lächerlich. Keilhack : „Lehrbuch der praktischen Geologie“ (Seite 657) nimmt einen Splitter, ebenso der Prak- tiker im hiesigen Museum für Länderkunde, der fast tagtäglich zur Bearbeitung der Stübelschen Samm- lung nötige Schliffe herstellt. „Mikrophotographien“ wie „Kl ein weit“ (Seite 8 ff.) sind völlig wertlos. Sonst sind beide Zeitschriften ganz vorzüglich. Nicht das- selbe kann von den Sondergaben des „Mikrokosmos“ gesagt werden. Die „Naturwissenschaftliche Bücherei“ will „dem Naturfreund und den Studierenden ein Wegweiser in der fast unübersehbaren naturwissen- schaftlichen Literatur sein, dem Lehrer ein Hilfs- mittel bei der Auswahl der Werke, die er zu seinem Studium und für den Unterricht benötigt“. (Siehe weiteres Seite 4). In Wirklichkeit ist das Buch in seinen Hauptteilen nicht viel mehr als ein buchhänd- lerischer Katalog. Aus den Gebieten des Darwinis- mus und der Entwicklungslehre finden sich Avelings, Bölsches, Darwins, Drieschs, Fleischmanns, Frances, Guenthers, Haeckels, Klaatzsch; Lotsys, Paulys, Plates, Schneiders, Wasmanns und Weismanns Werke ohne weiteren Hinweis genannt. Wie notwendig wäre hier ein Hinweis auf die Richtung der Werke, ihrer Stellung zur grossen Frage! Wie notwendig bei andern Werken ein kurzer Hinweis auf den Inhalt! Eines solchen Literaturverzeichnisses benötigen wir dringend. Dazu kommt die unsystematische An- ordnung: Hatschek-Coris „Zootomie“ steht unter „All- gemeiner Naturwissenschaft“ (Seite 16), Braun und Kükenthal unter „Zoologie“ (Seite 21 — 23). Wolter- ecks verdienstvolle „Internationale Revue“, wohl die geistvollste und umfassendste hydrologische Zeitung, unter „Sonderwerke über Planktonkunde“, Zacharias „Archiv für Hydrobiologie und Planktonkunde“ unter „Allgemeiner Naturwissenschaft“, Hertwigs ,, Allge- meine Biologie“ unter Zoologie, Gurwdtschs „Biologie der Zelle“ unter „Allgemeiner Naturwissenschaft“. France sind 13 (Seite 18), Kerner (Seite 19) eine Zeile gewidmet. Die grossen dem Studierenden unentbehr- lichen Werke, wie die „Natürlichen Pflanzenfamilien“, „Pflanzen- und Tierreich“, die leider so wenig ge- kannten, oft verkannten und doch so wertvollen „Klassen und Ordnungen des Tierreichs“ von Bronn (Verlag Winter) usw. fehlen fast. Schmiedeknechts zum Bestimmen ausgezeichnete Fauna (Seite 23) ist im System (besonders dem der Reptilien) durchaus nicht auf der Höhe der Zeit. Bei Kapitel IV fehlt die ganz oder wenigstens teilweise) nach naturwissen- schaftlichen Prinzipien getriebene Ethnographie ganz, in V (Mikrologie) wäre Brady durch Müller: Deutsch- lands Süsswasser-Ostrakoden, Stuttgart 1900, zu er- setzen, unter V h vermissen wir Braun, Beddard, bei de Man die bibliographischen Notizen, und 5 e Pen- ards „Faune rhizopodique“, unter 5i das „Nordische Plankton“, das — wie auch die „Flora und Fauna des Golfes von Neapel“, nicht zu den „bedeutendsten naturwissenschaftlichen Werken“ zu zählen scheint, unter 5 c jedes anatomische Werk (Lauterborn), unter VI die gar nicht zu trennende geographische Grenz- literatur, unter I die schon für die Heimatforschung unentbehrlichen: Neumayers Anleitung, Kirchhoffs Anleitung und Richthofens Führer usw. Woher soll man sich Ehrenberg (Seite 27) verschaffen, ein zwar monumentales Werk, das freilich kritische Leser voraussetzt. — Auf einen Einwand gegen Feuilletons wurde uns entgegnet, viele Leser wünschen sie. Dann aber doch wenigstens formvollendete, stilistisch wertvolle nach Art eines Masius, Marshall, wie die „Blätter“ (Seite 445) einen brachten. Die Spezial- nummer der „Blätter“ Nr. 24 ist ganz vorzüglich. — Die von Geyer („Blätter“ 443) erwähnten Tubifex- arten bestimmen wir, soweit es Zeit und Literatur er- lauben, gern. In Brauers so vortrefflicher „Süss- wasserfauna“ missfällt uns die Bearbeitung der Tardigrada (Heft 12). Sie sollten sämtlich aufge- führt sein, da doch die Muscicola der Süsswasser- fauna ökologisch sehr nahe stehen. Der Coleopteren- band hätte sich besser nach dem Vorbild Ulmers (Heft 56) anlegen lassen. Hirudo medicinalis (Heft 13 Seite 78) kommt bei Gundorf (Vergleiche z. B. 1909 Seite 305, „Natur und Haus“ 1909 Seite 127) zahlreich vor, vielleicht auch bei Halle. (Ules Heimatkunde Seite 188). Die Ansicht der „Isis“ (Terrarien„sport“ betreffend) („Blätter“ 767) ist ganz die unsere. Auf ein neues Buch von Dr. M. Voigt, dem bekannten Verfasser der oben erwähnten hoch- interessanten Arbeit und dem Erforscher der Ro- tatorien- und Gastrotrichenfauna der Plöner Ge- wässer „Die Praxis des naturkundlichen Unterrichts“ soll wie auch auf „Wolterecks Revue“ Frances kritischer Lektüre bedürftiger Wege zur „Natur“ später eingegangen werden. Heute sei nur bemerkt, dass Voigts Buch zu der Technik der gesamten Naturwissenschaft (Sammeln, Konservieren, Versuchen Beobachten usw.) hinleitete und, von eigener Er- fahrung diktiert, ein geradezu vorzügliches Werk ist, das — da es teure Kompendien ersetzt — in keiner Bücherei fehlen sollte. — Die Zeitung des Kepler- bundes „Unsere Welt“ gefällt uns schon der oft tendenziösen Darstellung wegen nicht. Es fehlt z. B, in der Erörterung über Browische Molekularbewegung (Seite 62) das für den Laien Wichtigste, nämlich dass Molisch uns lehrte, diesen Tanz der Moleküle mit blossem Auge zu beobachten. Der Aufsatz „Haeckel als Aesthetiker“ (Seite 366) ist uns unverständlich. Wir halten nach wie vor an den Kunstformen der Natur, am Naturschönen fest und freuen uns ihrer fat unerreichbaren Schönheit. Die Bemerkung (Seite 368), man könne auch eine Gerätschaft in ihrer dem Zwecke entsprechenden Vollkommenheit schön finden, verwechselt den Begriff des Schönen mit dem Nütz- lichen. In dem Bericht über Dr. Kämmerers Arbeit (Seite 377) fehlt die Hauptsache, die Vererbung der aufgezwungenen Fortpflanzungsart, dagegen sind Dr. Schauss, zoologische Sammelberichte sehr gut. 798. Sitzung vom 3. August 1909. Die gut besuchte Versammlung beschliesst: 1. dem Verein „Aquarium“-Altenburg zu vereinbarten Be- dingungen einen Teil der Sammlung zu Ausstellungs- zwecken zu überlassen, 2. auf ein freundliches Aner- bieten des Herrn Dr. Wolterstorff hin die Vereinsbe- richte auch den Blättern zugehen zu lassen. Dann be- richtet Unterzeichneter im engsten Anschluss an Chuns bekanntes Werk über die erste deutsche Tiefseeexpe- V ereins-Nachricliten. 551 dition. Berichte über die wissenschaftlichen Ergeb- nisse ergänzten den Reisebericht. Dabei wird bedauert, dass die Bearbeitung der Reiseergebnisse nur so wenigen zugänglich ist, dass insbesondere von den nicht, nur Fachkreisen zugänglichen Werken einzig die „Naturwissenschaftliche Wochenschrift“ das Fort- schreiten der wissenschaftlichen Ergebnisse verfolgt. — Vom 24. VIII. an vertritt Herr Winzer den 1. Vor- sitzenden. Briefadresse: Teubnerstr. 5. W. Böttger. München. „Isis“ E. V. Monat Mai 1909. In Nr. 9 der „Fischereizeitung“ lesen wir einen auch für uns recht interessanten Aufsatz von Pro- fessor Dr. Hofer: „Wie kann der Züchter seine Karpfen vor Krankheiten schützen?“ Sehr bemerkens- wert sind u. a. die Ausführungen Hofers über die Er- kältungskrankheiten. Weiterhin ermahnt Herr Pro- fessor Hofer die Teichwarte, die Fische in ihren Hältern so ruhig als möglich zu belassen und sie vor jedem Reize zu bewahren und sagt dann wörtlich: „Vor Reizen durch Druck, Sauerstoffmangel, Kohlen Säurevergiftung und auch vor Licht. Letzere, die Lichtreize, sind ausserordentlich wichtig. Wir dürfen nicht vergessen, dass alle unsere Fische Dunkeltiere sind, wir haben keinen ein- zigen Fisch, von dem wir sagen können, dass er der Helligkeit ange’passt ist. Viele der Fische verbringen ihre erste Jugend im Stock- dunkeln. Das Licht ist für die Fische zweifellos ein Reiz, der diese, wenn er sie stark trifft, auch sehr beunruhigt und daher eine das Wachstum ungünstig beeinflussende Wirkung ausübt. Deshalb müssen die Behälter dunkel gemacht werden, ebenso wie man Fische in Aquarien lange Zeit ge- sund auch nur bei gedämpftem Lichte halten kann. Das entspricht am meisten der natürlichen Lebensbedingung der Fische?“ Wir müssen gestehen, dass manche unserer bisherigen Anschauungen durch diese Aus- führungen umgestossen werden. Fische wie Leucis- cus phoxinus, Leuciscus cephahes , Idus melanotas, namentlich aber Aspius alburnus und A. bipunctatus konnten nicht als Dunkeltiere, sondern direkt als die Helligkeit liebend angesehen werden. Wenn man diese lebendigen Flossenträger sich im hellen Sonnen- schein fast nur an der Oberfläche der Gewässer tummeln sieht, mag es auch schwer erscheinen, dieses mit den obigen gelehrten Ausführungen in einen treffenden Zusammenhang bringen zu können. Zu den beiden letzten oben zitierten Sätzen, aus den Ausführungen Hofers, welche Sätze uns für die Haltung wenigstens der heimischen Fische in Aquarien bedeutungsvoll erscheinen, scheint bisher kaum ein Verein Stellung genommen zu haben. „Natur und Haus“ Heft 15. Dr. G. Hesse berichtet u. a. dass eine kleine Schlingnatter durch einen Gartenlaufkäfer (Carabas hortensis h.) in drei Teile zerbissen wurde und dass erwähnter Käfer auch einer grossen Coro- nella austriaca verschiedene Wunden beibrachte. Wir haben an dieser Stelle wiederholt davor gewarnt, grössere Laufkäferarten als sogenannte Reinlichkeits- polizei oder aus sonst einem Grunde zu Schlangen oder Eidechsen ins Terrarium zu setzen. Kaum eine Echse oder ein Froschlurch findet sich, die diese räuberischen und wehrhaften Käfer fressen. Dagegen tummelten sich bei Herrn Lankes die sonneliebenden Sandläufer (Cicindela silvicola L. und C. campestris L.) wochenlang im Terrarium herum, ohne dass einer dieser hübschen Käfer sich etwas zu Schulden kommen liess. Immerhin ist bei solchen Versuchen eine fortwährende Kontrolle notwendig. Herr Dr. Krefft teilt in einer Karte an den Vorsitzenden mit, dass die meisten der von ihm gesammelten prächtigen Chamaeleoti Fisdieri während seiner Heimreise leider eingingen. Des weiteren berichtet Herr Dr. Lehrs über seine herpetologische Sammelreise nach der italienischen und französischen Riviera. HerrDr. Lehrs schildert den Aufenthalt von Lacerta ocellata und L. viridis. Während nach seinen Erfahrungen L. viri- dis Gegenden mit Laubholz und Wasserreichtum vor- zieht, scheint die mächtige L. ocellata sich mehr an trockenen und sehr sonnigen Plätzen aufzuhalten. Ausgesprochene Trockenheit scheine der Viridis nicht zu behagen. Von Schlangen sei wohl Coelopeltis monspessulana diejenige, auf die der Sammler am meisten stosse. Von weiteren Reptilien und Am- phibien konnte Herr Dr. Lehrs noch an der Riviera beobachten : Tropidonotus viperinus, Coronella girun- dica , Pelodytes punctatas, Bufo viridis , calamita und vulgaris und endlich Hyla arborea var. meridionalis. Demonstriert wird durch Herrn Dr. Steinheil die schwarze Varietät von Coluber longissimus. Diese schöne und seltene Varietät der Aesculap- Schlange pflegt Herr Dr. Steinheil schon längere Jahre. Diese Natter hatte eine nahezu 11 monatliche freiwillige Hungerkur durchgemacht, frisst aber sehr gut und hat sich auch tadellos gehäutet. Das Ge- wicht der Schlange, welches von 237 g auf 174 g heruntergekommen war, beträgt zur Zeit wieder 230 g. Weiters demonstriert Herr Dr. Steinheil mehrere grosse Exemplare des Rippenmolches, Molge = Triton waltli. Durch Herrn Dr. Bruner wird vor- gezeigt Eutaenia elegans typ., Vorkommen : Kalifornien bis Oregon, ferner Eutaenia elegans marciana (ge- fleckte Form), Vorkommen : Zentral-Texas bis Arizona. Herr Rembold demonstriert einen prächtigen Coluber dione, der sich seit der ersten Vorzeigung in der Ge- sellschaft ordentlich herausgemacht hat. HerrDr.Lehrs zeigt, im Anschlüsse an seinen Bericht über seine an der französischen und italienischen Riviera unter- nommene Sammelreise, die weiter oben genannten Reptilien und Amphibien vor. Durch Herrn Dr. Stein- heil wird ein überaus mächtiger Tropidonotus taxis- pilotus, die grösste nordamerikanische Wassernatter, Vorkommen: Florida, die südliche Region der Missis- sippitäler, Georgia, weiterhin eine herrliche Ketten- natter (O phibolus getulus) und endlich Farancia abacura vorgezeigt. Letzterwähnte drei Schlangen wurden von der sehr tätigen Importfirma Scholze & Poetzschke an Herrn Dr. Steinheil zur Auswahl gesandt. Ophi- bolus getulus geht in den Besitz des Herrn Dr. Steinheil über. Um den riesigen und schönen Tropidonotus taxispilotus etwas an die Seite stellen zu können, hatte Herr Damböck einen sehr starken Tropidonotus fasciatus mitgebracht. Freilich konnte dieser gegen- über dem Riesen nicht aufkomm en. Herr Lankes endlich demonstriert die durch Herrn Dr. Krefft ge- sammelten und in liebenswürdiger Weise der Gesell- schaft überlassenen Tiere nämlich Boodon sp. ? Bufo carens, Rana spec. und Hylambates spec. K. Lankes. Nürnberg. „Seerose“. Sitzung vom 26. Juni 1909. Die von 18 Mitgliedern besuchte Sitzung wurde vom I. Vorsitzenden um 9 Uhr eröffnet. Entschuldigt fehlt Herr Rein. Herr Kalb berichtet über die Exkursion nach Dexendorf, an der 3 Damen und 14 Herren be- teiligt waren. Die Flora war gegen frühere Jahre infolge der heurigen ungünstigen Witterungsverhält- nisse etwas im Rückstände. Gefunden wurden folgende Pflanzen: Nymphaea alba (weisse Seerose), Nuphar luteum (gelbe Seerose), Typha latifolium (Rohrkolben), Iris Pseud - Acorus (Schwertlilie) , C.icuta virosa (Wasserschierling), Alisma plantago (Froschlöffel), Sagittaria sagittifolia (Pfeilkraut), Utricularia (Wasser- schlauch), Flottonia palustris, Litorella lacustris, ausser- dem noch Lysimachia, Nummularia (Pfennigkraut) und Drosea rotunclifolia (Sonnentau). Ueber die Zucht und Pflege des Geophagus taeniatus berichtet Herr Prell und gibt zugleich wieder Zuchterfolge bekannt; des- gleichen in Scheibenbarschen, Mollienisa formosa und latipinna. Weitere Zuchterfolge verzeichnet Herr Petrich in Poecilia mexicana. Das öftere Vorkommen unbe- fruchteter Eier bei Danio rerio glaubt Herr Kalb auf zu niedrige Temperatur zurückführen zu können. Auch ist letztgenannter Herr der Ansicht, dass wir zwei Arten von Diamantbarschen haben. Die früheren Paare, welche er im Besitze hatte, legten glashelle Eier, das jetzige Paar rötliche. Vielleicht haben andere Vereine schon dieselbe Beobachtung gemacht. 552 Vereins-Nachrichten. — Ausstellungskalender. Wir- würden sehr dankbar sein, wenn wir näheres darüber hören könnten Herr Göbel stellte die An- frage, ob nicht eine Bestellung in Schleierschwänzen zusammengehe, was von verschiedenen Herren freudig begrüsst wurde. Dieselben beteiligten sich sehr zahl- reich daran. Auch wurden von der Gesellschaft laut Beschluss 20 Stück für eine Gratisverlosung genehmigt. Das Pressen von Pflanzen für das Herbarium über- nimmt von jetzt ab Herr Kalb. Beschlossen wurde dazu ein geignetes Werk anzuschaffen; die Wahl des- selben wird Herrn Kalb überlassen. Schluss 12 Uhr. Sitzung vom 10. Juli 1909. Anwesend 19 Mitglieder. Eröffnung um 9 Uhr durch den I. Vorsitzenden Herrn Prell. Einlauf: Ent- schuldigungsschreiben des Herrn Egner, Jahrbuch 1908, Buch „Die Weichtiere Deutschlands“, sowie diverse Drucksachen. Dem Kassier Herrn Schedel wurde, nachdem die beiden Revisoren Herrn Barby und Herrmann über den Stand der Kasse, sowie Ordnung derselben Bericht erstattet hatten, Decharge erteilt. Herr Kalb zeigte das Vereinszuchtpaar Barbus phu- tunio var. Das Weibchen hatte an der Schwanz- wurzel einen Auswuchs. Die Ursache desselben konnte nicht festgestellt werden. Nachteilige Folgen hatte die Krankheit bis jetzt nicht. Abgelaicht hatte das Paar wiederholt. Laut Beschluss wurde das- selbe gratis verlost. Desgleichen zwölf Stück Polya- canthus spec. Herr Göbel macht Mitteilung über die Antworten von verschiedenen Firmen betreffs Be- stellung von Schleierschwänzen. Die Bestellung wird der Firma Bitz in Göppingen übergeben, welche, ob- wohl etwas teurer, nur tadellose Tiere senden will, was ja bei Schleierschwänzen die Hauptsache ist. Zum Schlüsse fand der Vorschlag des Herrn Kalb, Sonntag den 11. Juli abends unsern Vereinswirt Herrn Hassler zu besuchen, allseitige Anerkennung. 12 Uhr. Die Verwaltung. Wien. „Lotus“. Sitzung vom 6. Juli 1909. Ohmann - Stellvertreter Fischer eröffnet in Ab- wesenheit des durch Krankheit entschuldigten Ob- mannes Poltz die Sitzung, begrüsst den als Gast an- wesenden Herrn von Brennerberg, sowie die übrigen Mitglieder, bringt den Einlauf zur Verlesung, welcher ausser den obligaten Fachzeitschriften die Einladung des „Verein der Gärtner und Gartenfreunde“ in Döbling enthält, ferner eine Zuschrift des Herrn Ringel, Wohnungsänderung betreffend. Herr Closs teilt mit, dass er nun endgiltig von Triest nach Stockerau, Czedikstrasse 5 übersiedelt sei und bittet um Offerte in Fischen und Pflanzen. Verlag Strecker und Schröder senden Prospekt über das Werk „Die Weichtiere Deutschlands“ und wird beschlossen, das- selbefür die Bibliothek anzuschaffen. Entschuldigungs- schreiben des Herrn Beck. Schriftführer Ruda sieht sich veranlasst, wegen geschäftlicher Ueberbürdung seine Stelle als Schriftführer niederzulegen. Wird mit Bedauern zur Kenntnis genommen und die Hoff- nung ausgesprochen, dass Herr Ruda später wieder seine Dienste dem Vereine zur Verfügung stellen werde. Herr Obmann-Stellvertreter Fischer spricht über die neugegründete Zierfischzüchterei des Herrn Krebs. Sowohl die äusserst nette Ausstattung, als auch die praktische Anlage der Zentraldurchlüftung und Heizung verdienen volles Lob und Anerkennung. Herr Menz berichtet über die Beobachtung bei der Zucht seiner Schleierschwänze, welche er im heurigen Frühjahre gemacht hat, und sagt, dass sich diesselben nicht vollständig mit den von anderer Seite publi- zierten Zuchtberichten decken. Er schildert in aus- führlicher Weise das Treiben der Elterntiere, die Laichablage, das Ausschlüpfen der Jungen, ihr Aus- sehen, deren Fütterung und weist auf das ungleiche Wachstum derselben hin. In einigen Aquarien, welche nur wenige Tiere beherbergen, wären diesselben überraschend schnell herangewachsen und hätten einen schier unersättlichen Appetit entwickelt, während die anderen Becken, in denen viele Tiere untergebracht waren, trotz gleich sorgfältiger Füt- terung, ein viel langsameres Wachstum erkennen liessen. Herr Demuth berichtet über die Zucht von Pseudocorynopoma doriae, beschreibt das Liebesspiel dieser reizenden Fische, wobei das Männchen sich senkrecht aufstellt und in dieser Stellung unter zit- ternder Bewegung der Flossen längere Zeit verharrt, während das Weibchen fortwährend im Kreise um- herschwimmt. Herr Krebs erzählt von seiner Reise nach Berlin und Dresden, von den vielen, teilweise noch unbestimmten Neuheiten in Fischen und er- wähnt, dass die dortigen Händler oft horrende Preise für neuimportierte Fische verlangen. Ueber die Zucht von Scheibenbarschen gaben noch die Herren Demuth und Krebs ihre Erfahrung zum Besten. Josef Wessely, II. Schriftführer. Sitzung vom 20. Juli 1909. Ueber die Zucht von Scheibenbarschen teilt Herr Fischer mit, dass das Männchen eine Grube gräbt, sich in dieselbe legt; das Weibchen nähert sich ihm, worauf dann die Abgabe des Laiches und die Be- fruchtung erfolgt. Aus «Natur und Haus“, Heft 20, wird die anregende Schilderung des Drachenflossers und seine Zucht von Johannes Thum zur Verlesung gebracht. Herr Fischer hat prächtige Nachzucht von Acara coeruleo - punctata mitgebracht, teilt das Be- merkenswerteste über das Laichgeschäft dieses Fisches mit, worauf die Tiere zu Gunsten der Vereinskasse versteigert wurden. Eine von Herrn Schwarz mit- gebrachte 85 cm lange Ringelnatter wurde gleichfalls amerikanisch versteigert und der Erlös der Vereins- kasse zugewiesen. Beiden Spendern den besten Dank. Herr Menz spricht über die Produktion von Sauerstoff durch Fadenalgen. In einem mit Faden- algen stark durchwachsenen Aquarium habe er eine Anzahl Jungfische doch längere Zeit ohne Durch- lüftung gehalten und seien die Tiere prächtig ge- diehen. Als nun die Algenvegetation so üppig wurde, dass er befürchten musste, die Fischchen würden in ihrer Bewegungsfreiheit gehindert, habe er die Algen aus dem Becken entfernt. Am nächsten Tag war ein Teil der Tiere eingegangen, der Rest hing luft- schnappend an der Wasseroberfläche. Ueber Algen und deren Entfernung resp. Verhinderung des zu starken Wachstumes derselben sprechen nun Herr Wessely und Deutschinger. Letzerer Herr hat die Rückseite seiner Aquarien abwechselnd mit weissem, grünem und ganz undurchscheinendem Papier ver- deckt und dadurch die Algenbildung ganz unter- drückt, während die Unterwasserpflanzen sehr gut gediehen und eine schöne dunkelgrüne Färbung zeigten. Als neues Mitglied wurde Herr Lang, Ge- meindesekretär von Perchtoldsdorf, aufgenommen. Josef Wessely, II. Schriftführer. Ausstellungskalender. Berlin. „Verein der Aquarien- nnd Terrarienfreunde“. 21. — 30. August, in „Wendts Prachtsälen“. Halte a. S. „Daphnia“. 29. August bis 6. September. Brunners „Bellevue“, Siedenstrasse 78. Tagesordnungen. Magdeburg. „Aqaaria“, Tagesordnung zur Sitzung am 7. September 1909. 1. Protokollverlesung; 2. Eingänge; 3. Teleskop- und Schleierfische; 4. Verschiedenes. Wilhelm Roll. Cöln. „Wasserrose“. Tagesordnung zu der am Mittwoch den 25. August stattfindenden Sitzung. 1. Geschäftliches; 2. Freie Aussprache aus dem Gebiete der Liebhaberei; 3. Besprechung über einen Familienausflug; 4. Verlosung. Infolge der Ferien sind viele Mitglieder mit ihren Angehörigen verreist, und wurde daher beschlossen, die Vortragsabende erst im September wieder beginnen zu lassen. Der Vorstand. Leipzig. „Nympkaea“. Tagesordnung für die Versammlung am 24. August. 1. Geschäftliches, Exkursion betr. ; 2. Vortrag des Herrn Brandt: „Reiseerinnerungen aus China“. Briefadresse: Herr E. Winzer, Teubnerstrasse 5. Für den Anzeigenteil: Fritz Lehmanns Verlag, Stuttgart. — Verlag von Fritz Lehmann, Stuttgart. Druck der Verlagsbuchdruckerei Otto Sautter, Stuttgart. Coluber dione Pallas. Von Robert Rem bol d, „Isis“ München. Mit einer Aufnahme des Verfassers. Im deutschen Handel mit lebenden Reptilien begegnen wir höchst selten, ich möchte fast sagen nie, jener Schlange, welche die Wissen- schaft mit dem Namen Coluber dione Pallas be- zeichnet, von AZcövr) , das ist ein Name in der griechischen Mythologie, der Name der Mutter der Aphrodite. — Diese Benennung der Schlange erfolgte im Jahre 1773. Synonyma sind: Coluber diana Latrelle (1802), Coluber eremita Eichwald (1831), Coluber maeoticus Rathke (1837). Dr. Alexander Strauch führt die Schlange in „Die Schlangen des russischen Reiches in systematischer und zoologischer Beziehung“ als Elaphis dione Pallas an, während sie von Leonhard Stejneger in „Herpetology of Japan and adjacent Territory“ mit Elaplie dione Pal- las bezeichnet wird. Auch Dr. J. v. Bedriaga nennt sie Elaphis dione in seinem „Verzeichnis der Amphibien und Reptilien Vorderasiens“. Letzterer be- zeichnet als ihr Verbreitungsgebiet; Transkau- kasien (Mogansteppe), Ostküste des Kaspischen Meeres (Umgebung von Nowo-Alexandrowsk, Halbinsel Mangyschlak), Turkestan (am Syr- Darja hei Murtuk und auf der nordwestlich vom Fort Perowsky gelegenen Ebene Daryalak, Sarafschan Tal), Küstengebiet des Aralsees (Kitschkene-Darja, ein Nebenfluss von Amu- Darja). Stejneger schreibt: ”A species of extraordi- narily wide distribution, ranging, as it does, from the valley of the Volga in soutlieastern Russia through temperate Asia to the Amur country in the north and south through eastern China to Kiukiang, and possibly even to the island of Hainan”. [„Eine Art von ausserordentlich weiter Verbreitung, da sie sich erstreckt vom Tale der Wolga im südöstlichen Russland durch das gemässigte Asien bis zum Amurgebiet im Norden, und südlich durch Ostchina bis Kiukiang und möglicherweise bis zur Insel Hainan.] Nach Strauch umfasst der Verbreitungs- bezirk von Coluber dione die ganze Länder- strecke vom Westufer der Wolga ostwärts bis zur Insel Jesso und überschreitet nach Norden den 53.° nördlicher Breite nur um ein geringes (bei Barnaul und bei Reinowska am oberen Amur). Die Südgrenze wird teils etwa vom 39.° nördlicher Breite (Insel Sara und Tal des Sarafschan) gebildet, teils wird sie zwischen dem 40. und 35.° nördlichen Breite (Peking und Korea) zu suchen sein. Coluber dione besitzt nach Strauch einen verhältnismässig kleinen, vom Rumpfe im Ganzen wenig abgesetzten Kopf, der an den Mund- winkeln wenig mehr als um die Hälfte breiter als hoch ist und der im Schnauzenteile eine ziemlich deutliche Kompression zeigt, wesshalb die am Ende zwar stumpf zugerundete Schnauze dennoch als spitz zulaufend bezeichnet werden muss. Der Kopf ist auf der horizontalen Ober- fläche mit den allen Colubriden zukommenden neun Schildern bekleidet, die ganz gewöhnlich gebildet sind und unter denen das auffallend breite und kurze Vertikalschild hervorzuheben wäre. — Von den Schildern der jederseitigen vertikalen Kopffläche ist das vordere Nasale etwas grösser als das hintere ; das Frenale, von mässiger Grösse, hat die Gestalt eines Trapezes, das obere oder eigentliche Praeokularschild ist ziemlich gross, im oberen breiteren Teile stark gewölbt, im unteren schmäleren dagegen sehr deutlich konkav und berührt mit seiner vorderen Ecke das dritte Supralabiale und das untere Praeokulare; dieses letztere Schildchen, das so- genannte Pseudopraeokulare, ist sehr klein und 554 Robert Rembold: Coluber dione Pallas. in einen Ausschnitt im Oberrande des dritten und vierten Supralabiale eingeschoben. Es sind meist zwei nahezu gleichgrosse Postokularschilder vor- handen, die Temporalschilder stehen in drei Reihen hintereinander. Die Supralabialschilder, deren Zahl jederseits acht beträgt, nehmen vom zweiten bis zum siebenten sukzessive an Grösse zu und haben sämtlich eine mehr oder weniger regelmässige viereckige Form. Die normale Zahl der Oberlippenschilder ist acht. Die untere Kinnlade besitzt jederseits meist zwölf Infralabiala. Die Schuppen des Rumpfes sind lanzett- förmig, 23 — 25 Längsreihen bildend. Die Schuppen, welche die Rückenfirste bekleiden, erscheinen sehr schwach dachförmig gewölbt, die seitlichen Reihen dagegen sind durchaus plan. Die Bauch- und Subkaudalschilder sind ganz gewöhnlich gebildet. Ueber die Färbung und Zeichnung sagt Strauch in der Hauptsache folgendes: Die Grundfarbe der Oberseite aller Teile ist ein helles gelbliches Braun, die der Unter- seite weisslicli gelb mit schwarzen Makeln, von denen die kleineren ganz unregelmässig zer- streut sind, während die grösseren ziemlich regulär stehen. Diese Makeln stehen in drei oder vier ziemlich regelmässig verlaufenden Längsreihen. Die Kehle ist stets fleckenlos. Der Kopf zeigt auf seiner horizontalen Oberfläche zwei meist undeutliche Makeln auf beiden Praefrontalscliildern in der ungefähren Form des Schildes, welches sie zieren, sowie eine schwach bogenförmig gekrümmte, mit der Konvexität nach vorne gerichtete, ziemlich breite Binde quer über die Schnauze von einem Praeokularschilde zum anderen. Alsdann folgt auf dem Scheitel eine meist sehr stark ausge- buchtete oder auch gefensterte Makel von ver- schiedenartiger Gestalt, meist eine hufeisen- förmig gekrümmte, mit der Konvexität nach vorne gerichtete Binde, welche aus der Mitte ihres konkaven Randes einen Stiel, gerade nach hinten verlaufend, ahsendet. Diese Makel hat oft die Form eines Ankers oder eines undeutlichen Kreuzes, oder einer wappenschildähnlichen Figur, welche in der Mitte an mehreren Stellen durchbrochen oder gefenstert ist. — An jeder Seite des Kopfes zieht eine schräg gestellte Temporalhinde vom oberen Postokular- schilde zum Mundwinkel, erreicht diesen jedoch nicht. Eine andere längere und breitere, in der Mitte etwas erweiterte Binde findet sich jederseits auf dem Hinterkopfe, erstreckt sich auf Nacken und Rumpf und ist schräg nach aussen und hinten gerichtet, sodass also beide Binden nach hinten divergieren; durch Ver- einigung mit der Scheitelmakel und Ver- schmelzung ihrer hinteren Enden bei Dazwischen- treten einer der Rumpfmakeln entsteht eine schuhsohlenähnliche Figur. — Die Binden und Makeln, stets schwarz ge- randet, sind bald hell-, bald dunkelbraun, auch olivenbraun in der Färbung. Auf Rumpf und Schwanz finden sich drei Längsbinden von heller, weisslichgelber Farbe, von verschiedener Breite, ferner schmale schwarze Querbinden in leichtem Zickzack verlaufend nnd häufig unterbrochen. Strauch giebt die Totallänge mit 109 cm an, wovon 17 cm auf den Schwanz treffen. Stejneger gibt bei einer Totallänge von 825 mm, die Länge von der Schnauze bis zum After mit 677 mm und von da bis zur Schwanz- spitze mit 148 mm an. Das Exemplar, welches ich zur Zeit besitze und das ich von dem zweiten Vorsitzenden der Gesellschaft „Isis“, Herrn Kunstmaler Lorenz Müller-Mainz, zur Verpflegung überlassen erhalten habe, wurde von Herrn Dr. Martin Kreyenberg, Bahnarzt in Tientsin, in der Nähe dieser Stadt erbeutet und für das Städtische Museum für Natur- und Heimatkunde in Magdeburg Herrn Dr. Wolterstorff geschenkt, dessen Eigentum das Tier auch jetzt noch ist. Es ist ein Männchen, misst ca. 110 cm und hatte, als ich es am 14. Januar 1909 übernahm, ein Gewicht von 330 g, welches in drei Monaten — in welcher Zeit die Schlange zehn ausge- wachsene weisse Mäuse verzehrt hat — auf 386 g gestiegen ist. Dieses Exemplar zeigt in der Hauptsache die typische Zeichnung und Färbung, wie sie Strauch — wohl nach Spz’itstücken — be- schrieben hat. Am lebenden Tiere erscheinen die Schuppen der Schnauze und der Wangen rot überhaucht und die Schuppen der Seiten und Binden, soweit sie gelbliche Grundfarbe haben, ziegelrot gespritzt. Die Schuppen der gelblichweissen Längsbinde des Rückens haben kein Rot. Sämtliche Schuppen des Coluber dione zeigen einen geradezu spiegelnden Glanz, der jedem Betrachter sofort auffällt. „Wunderschön“ finden ihn die einen, „grässlich.“ die anderen. Ob dieser Glanz noch einer Steigerung fähig ist, h. ob derselbe nach einer Häutung noch inten- Robert Rem bol d: Coluber dioue Pallas. 555 siver wird, bleibt abzuwarten, da das Tier sich bis jetzt nicht gehäutet hat.1) Für diesen Coluber dione ist Fressen sicher- lich kein Vergnügen, sondern eine mühevolle Arbeit. — Das Tier scheint ungeheuer schlecht zu sehen, es stösst meist mehrere Male daneben, ehe es ihm gelingt, eine Maus zu fassen. Ist sie entwischt und treibt sich im Behälter umher, lauert die Schlange immer noch an der alten Stelle, den Vorderkörper fast kerzen- gerade in die Höhe ge- richtet, den Hals im Bogen nach unten und die Schnauze senkrecht zum Moosboden des Ter- rariums gestellt. Die Maus kann noch so nahe am Coluber vorbeilaufen , er behält krampfhaft die ge- schilderte Stellung bei und fasst den Nager erst, wenn derselbe ihm direkt unter die Schnauze gerät. Auch beim Umschlin- gen des Beutetieres zeigt sich mein Coluber dione sehr unbeholfen, so dass die Maus ziemlich lange — bis zu vier Minuten — zu zappeln hat, ehe sie er- würgt ist. Aber auch dann hat die Schlange noch nicht alle Schwierigkeiten über- wunden, denn sie fängt nun nicht etwa zu fressen, sondern — nachdem sie die Maus aus dem Maule gelassen und sie nur noch in der Körperschlinge fest- gehalten hat — im Moose zu suchen an, indem sie lebhaft züngelnd die Schnauze den Boden ent- lang führt. Schliesslich kriecht sie — die Maus aus der lockeren Schlinge Bei seiner Ankunft — Weihnachten 1908 — war das Tier gerade in der Häutung begriffen. Die abgestreifte, tadellose Haut ist im Museum konserviert. Dr. W. fallen lassend — im Terrarium umher und käme sie wohl meistens überhaupt nicht zum Fressen, würde ich ihr den Nager nicht vor die Nase halten, worauf sie ihn fasst und verschlingt. Einmal ist sie bei dem Bemühen, eine Maus zu umschlingen, mit derselben in das Wasserbecken gekugelt, hat sie dann unter Wasser erwürgt — wohl mehr ersäuft — und ist hierauf mit dem an der Leibesmitte gefassten Nager auf den Kletterbaum gekrochen, von dem aus sie 556 Robert Rembold: Coluber dione Pallas. ungefähr die ersten 30 cm ihres Körpers herab- hängen liess und in welcher Stellung sie die Maus zu verschlingen versuchte. Als dies nicht gelang, weil die Schlange die Maus der Quere nach im Maule hatte, schob sie dieses langsam Stück für Stück bis zur Schnauze der Maus vor und verschlang diese dann ,.frei in der Luft“. — Meistens jedoch tötet mein Coluber dione die Maus nicht durch Umschlingen, sondern da- durch, dass er ungefähr mit dem mittleren Teile seines Körpers die Maus solange gegen den Terrariumboden stemmt, bis sie tot ist. Eidechsen und Blindschleichen werden nicht angenommen. — Angesichts der Beute wedelt mein Coluber dione lebhaft mit dem Schwänze; er schlägt ordentlich Wirbel auf dem Blechhoden des Terrariums, auf welchem er, unter einer Moosschicht verborgen, Tag und Nacht in der „Teller“-Lage zubringt. Scheint die Sonne in den Behälter — welcher ungeheizt, im tagsüber durchschnittlich auf 20° C erwärmten Zimmer steht — so streckt mein Coluber dione wohl den Kopf und den Hals unter dem Moos her- vor, zeigt aber sonst wenig Beweglichkeit, auch dann nicht, wenn die Lufttemperatur im Be- hälter infolge der Sonnenbestrahlung bis auf 27° C gestiegen ist. — Er zeigt auch keine Lust, den Kletterast zu besteigen, auf welchem bekanntlich Coluber leopardinus sich mit Vor- liebe aufzuhalten pflegt, und wenn Coluber dione sich einmal auf denselben verirrt, wie vorstehend geschildert, so weiss er dort oben sich nicht recht zu helfen, da ihm auch hier das ,, Schlingenlegen“ schwer fällt, gleichwie beim Mäuseerwürgen. — - Als ich gelegentlich der photographischen Aufnahme die Schlange auf zwei reichverzweigte Aeste brachte, damit sie ja sicher ruhe, hat sie sich — wie das Bild erkennen lässt — unbeholfen und fast krampf- haft in die Zweige verschlungen und hat die eingenommene Stellung beibehalten, obwohl ich sie durch stupfen usw. in Bewegung zu bringen suchte. Coluber leopardinus , Coluber catenifer und selbst mein kletterfauler Coluber quatuor- lineatus hätten in diesem Falle einfach den Ast hinunter das Weite gesucht. Das Trinkbedürf- nis des Coluber dione scheint gering zu sein, ich habe ihn wenigstens nie saufen sehen, auch nicht baden. Man sieht ihn, wie gesagt, über- haupt recht selten, da er sich fast stets ver- borgen hält. — Dabei ist er aber keineswegs scheu, bleibt z. B. ruhig sitzen, wenn man ihn streichelt und faucht nicht und heisst nicht, wenn man ihn aus dem Terrarium herausnimmt. Er ist dann nur — aber mit Ruhe und Ge- lassenheit — bemüht, sich zu verstecken, in- dem er in den Rockärmel oder in eine Rock- tasche kriecht. Einmal aber ist es doch vorge- kommen, dass meinen Coluber dione sein Gleich- mut verlassen hat und dass er in grosse Auf- regung geraten ist. — Ich musste einen anderen Schlangenbehälter einer gründlichen Reinigung unterziehen und hatte für die Dauer dieser Prozedur die In- sassen, einen Cohibcr leopardinus , einen Coluber quatuorlineatus und einen Coluber catenifer — teils Männchen, teils Weibchen — in das Ter- rarium gesetzt, welches Coluber dione allein be- wohnt. Dieser tauchte, als er die Anwesenheit anderer Lebewesen merkte , sofort unter der Moosschicht auf und kroch in die hinterste Ecke des Behälters, woselbst er gegen seine sonstige Gewohnheit auf dem Moos liegen blieb, während die drei Eindringlinge unstet umhersuchten, da sie die Störung und der fremde Behälter natürlich beunruhigte. — Nach zirka einer Viertelstunde kamen die drei Nattern wieder in ihren nun gereinigten Behälter zu- rück und begab sich jede schleunigst auf ihr gewöhntes Plätzchen. Coluber dione aber zeigte nun ein Verhalten, welches von seinem bis- herigen sich ganz wesentlich unterschied. Zuerst suchte er den Boden und zwar so- wohl den Blechboden unter der Moosschicht, als auch die Oberfläche des Mooses nach allen Richtungen ab, dann begab er sich auf den Kletterast und fuhr mit der Schnauze den Deckel des Behälters entlang, insbesondere die Partie desselben bezüngelnd, welche Draht- gitter zu Durchlüftungszwecken enthält. Er bohrte die Schnauze förmlich in die Ecken, gerade als ob er nach einer Oeffnung suchte, durch welche er hätte entweichen können. So verhielt er sich stundenlange, auch nachts noch. Am nächsten Tage morgens lag Coluber dione — der sonst so Wohlverborgene — mit dem hinteren Teile des Körpers im Wasserbecken, den Vorderkörper hatte er an einer Glasscheibe des Terrariums in die Höhe gerichtet. — Mittags bot sich mir ein zunächst frap- pierender Anblick. In der Mitte des Behälters lag der Schwanz des Tieres und schlug leb- haft — zirka zwei Minuten lang — Wirbel auf der Moosdecke, unter welcher ich vergebens nach den weiteren Bestandteilen des Coluber dione suchte, den ich ja doch morgens noch in Mathilde Ziegelei1: Neritina fluviatilis und verwandte Arten. 557 einem ganzen Exemplare besessen hatte. Schliess- lich zeigte sich, dass mein Coluber dione sich diagonal durch den mit Erde gefüllten Pflanzen- kasten des Terrariums einen zirka 50 cm langen Gang in die Erde gebohrt hatte, in dem das Tier nun steckte und aus welchem nur mehr der „rasselnde“ Schwanz hervorsah. Als ich denselben berührte, verschwand auch dieser Körperteil in dem Erdloche, das in den Gang führte und aus dem gegenüberliegenden Loche tauchte meines Coluber dione Kopf und Hals auf — ein lautes Fauchen — und sie schnellten zum Bisse gegen meine Hand vor. Am Morgen des dritten Tages hatte sich das Tier scheinbar wieder beruhigt, es lag wie früher unter der Moosdecke, bis Mittag jedoch hatte es bereits wieder zwei Gänge in die Erde gebohrt. Am vierten Tage lag es stundenlange be- wegungslos über die Zweige des Kletterastes „ausgebreitet“. Auch in den nächstfolgenden Tagen hielt sich das Tier wenig versteckt, es hohrte auch noch fleissig die von mir im Interesse der 'Pflanzen immer wieder zugestopften Löcher, aber es war doch ruhiger geworden, liess sich berühren ohne zu fauchen oder zu heissen, kurz mein — vielmehr Herrn Dr. Wolterstorffs — Coluber dione war wieder der gutmütige, etwas langweilige Kerl geworden, als den ich ihn in vier Monaten bei täglich zirka einstündiger Beobachtung kennen gelernt hatte. Neritina fluviatiiis und verwandte Arten. Von Mathilde Ziege ler- Spandau. Mit 14 Abbildungen. (Fortsetzung.) Diese schönen Schneckenschalen, welche ich, um sie von den gestorbenen Tieren zu befreien, in heisses Wasser warf, haben von ihrer Zeich- nung eingebüsst, wie denn überhaupt die Neri- tinenschalen leicht ausbleichen. Andererseits gewinnen sie wieder durch das Bleichen, denn die helle aber unreine Grundfarbe wird weiss, das Dunkelbraun oder Schwarz rot und violett. Solche ausgebleichten Schalen mögen auch Stein Vorgelegen haben, der (Abb. 8) Neritina fluvia- tilis in seinem „Lebende Schnecken und Muscheln aus der Umgegend Berlins 1850“ als purpurn mit weissen Sprenkeln beschrieb. An demselben Fundort (Tegeler See) kommen jetzt meines Wissens nur schwarze, mit grossen weissen Flecken gezierte Neritinen (Abb. 4) vor. Diese Flecken sind bei jungen unausgewachsenen Schalen verhältnismässig gross, bei weiterem Wachstum wird an den Rändern häufig die Zeichnung enger, wir sehen das sehr hübsch auch an Abb. 7. Solche junge Neritinen aus dem Tegeler See fielen besonders Geheimrat v. Mertens auf, dem ich sie ein- mal brachte, sie erinnerten ihn an Neritina reynesiana aus Frankreich. Aber nicht nur in der Farbe, sondern auch in der Form weicht die heutige Tegeler Schnecke sehr von der Steinschen ab. Ihre Umgänge nehmen sehr schnell zu und ihr Wirbel ist nicht höher, als ihre Mündung, die Grösse 12 mm grossem Durchmesser, 8,5 mm Höhe und 6,5 mm kleinem Durchmesser recht bedeutend. Sollte sich die Art in den reichlich 50 Jahren, seitdem Stein seine Schnecken beschrieb, so verändert haben, oder sollte eine neue Abart einge- wandert sein und sich, wie es auch Lithoglyphus naticoides seither getan hat, in Spree und Havel angesiedelt haben? Von Osten und von Westen durchziehen Schiffe und Flösse diese Ströme, an den Planken und Hölzern sitzen die trägen Schnecken und werden aus fernen Gegenden in unsere Gewässer getragen, wo sie die besten Lebensbedingungen finden. *) Stein erzählt, dass auf den Neritinen, wie auch auf den Paludinen häufig die eine runde Schalenhälfte einer Cypris- Art gefunden wurde. Das ist auch noch heute der Fall, nur weiss man, dass es nicht Cypris- Schalen sind, welche wie kleine runde Teilerchen oder auch wie Kugeln die Seiten der Neritinenschalen und die N ähte der Paludinen bedecken ( Abb. 9), sondern Abb. 8. Neritina fluviatilis (nach Stein). Abb. 9. Neritina fluviatilis, mit Eikapseln. D Je mehr die Schiffahrt zunimmt, je mehr das Netz der Kanäle erweitert wird, desto mehr wächst die Gefahr, dass die Abarten sich vermischen, dass weniger widerstandsfähige Formen zugrunde gehen. Es wäre deshalb sehr angebracht, jetzt Neritinen aus verschiedenen Gewässern zu sammeln und zu ver- gleichen. Ich wende mich deshalb an die verehrlichen Leser dieser Zeitschi ift mit der Bitte, mir Neritinen- schalen, wenn sie solche finden, mit möglichst ge- nauer Angabe des Fundortes und seiner Beschaffen- heit zu senden. 558 Mathilde Ziegelei1: Neritina fluviatilis und verwandte Alten. die Eikapseln der Neritinen. Recht merkwürdig ist es , dass Professor Eduard Claparede aus Genf, der sehr eingehend die Neritina fluviatilis des Tegeler Sees untersucht hat, angibt, er habe nur äusserst selten Eikapseln auf den Neritinen- sclialen, dagegen reichlich auf Ticliogonien ( Dreisenia ) gefunden. Im übrigen erkennt er die von Stein beschriebene und abgebildete Schnecke, wie alle Neritinen aus Havel und Spree, in dem „Wirrwarr der Spezies“ als, die echte Neritina fluviatilis an. Das Ergebnis seiner äusserst sorgfältigen Untersuchungen, über die sich auch v. Martens sehr anerkennend ausspricht, hat er in seiner Schrift Anatomie und „Entwicklung der Neritina fluviatilis “ in Job. Müllers Archiv, Berlin 1857, niedergelegt, und ich will versuchen, hier in Kürze die hauptsächlichsten Ermittlungen wiederzugeben, indem ich zu genauerem Studium die genannte Schrift empfehle, der viele sorg- fältige Zeichnungen beigegeben sind. Die Schale derN eritinen ist mit einer feinen Oberhaut bedeckt, deren Zellen einen Durchmesser von 0,0039 mm haben, eine Abbildung in dem genannten Werke zeigt die regelmässige Form dieser Zellen. Die Schale selbst besteht aus verschiedenen Schichten, welche ihrerseits wieder aus ausser- ordentlich feinen Lamellen zusammengesetzt werden, die abwechselnd in verschiedenen Rich- tungen laufend ein sehr schönes ebenmässiges Gefüge haben. Hierüber belehren uns Dünn- schliffe, welche in verschiedener Richtung durch die Schale geführt wurden. Ausser dieser regel- mässigen Musterung wurden oft unregelmässig veilaufende, winzig kleine Kanäle gefunden, welche immer von der Oberfläche ausgehend, bald mehr bald weniger tief in die Schale ein- dringen und für Bohrungen eines unendlich kleinen Tieres gehalten wurden, dass sich sogar innerhalb dieser Kanäle noch Röhren mit eigenen Wandungen bauen sollte, denn solche lagen nach Behandlung der Schale mit Säure einzeln da. (Sollten es nicht Algenfäden gewesen sein?) Der Deckel weicht in seinem faserigen Aufbau sehr von der Schale ah, dadurch wird die Ansicht widerlegt, dass der Deckel der zweiten Schale der Muschel ent- spricht. Er ist von unten kalkig verdickt, die Kalkschicht ist an der dem Spindelrande anliegenden geraden Seite am stärksten und wird dünner nach der gerundeten Seite, bis sie an dem roten Saume ganz aufhört. Hier am äussersten Rande des roten Saumes soll das AVachstum des Deckels stattfinden, feine Schliffe gaben Claparede die Anwachsstreifen zu er- kennen. Die viel deutlicher sichtbaren spiralen, scheinbar strahlenförmig von der Anfangswindung ausgehenden bogigen Streifen werden sonst für Zuwachsstreifen gehalten, auch v. Mertens spricht von solchen. Nach meiner Beobachtung laufen diese sehr eigentümlich, sindem sie bei dem roten Saume angelangt eine andere Richtung nehmen, sie müssten also, wenn sie hei weiterem Wachstum mit Kalk unterlegt werden, ihre Richtung verändern(Abb. 1 0). Auch in der Mitte des Deckels verändern sie in ganz ge- ringer Weise die Richtung, infolgedessen sich hier eine sichtbare Bogenlinie bildet. Das Tier ist auf seiner ganzen Oberfläche mit Flim- merhärchen bedeckt, mit Ausnahme der Fühler und der Spitze der Augenträger, die Fühler tragen jedoch längere Borten, welche wahr- scheinlich der Tastempfindung dienen, denn die Vermutung, dass sie als nesselnde Spitzen zur Verteidigung dienen, dürfte nicht weiter in Frage kommen. Bekanntlich haben die Schnecken kein eigentliches Gehirn, sondern Nervenknoten, Ganglien, welche durch sogenannte Commissuren verbunden sind. Die Neritinen besitzen ein oberes Knotenpaar, ungefähr am Grunde der Fühler liegend, von ihm gehen die Nerven für diese und für die Augen aus, sowie ein grosses und ein kleines Paar unter dem Schlunde, von denen ersterem die Nerven des Fusses ausgehen. Betreffs der Eingeweidenerven konnte nichts ver- mittelt werden. An den grossen, unter dem Schlunde gelegenen Nervenknoten sitzen die Ohrbläschen an kurzen Stielen, von welchen vermutet wird, dass sie eine Art Gehörgang darstellen. Merkwürdig ist, dass bei erwachsenen Neritinen, wie auch bei anderen Schnecken, der grosse Gehörstein zuweilen fehlt, dafür aber viele kleine lichtbrechende Steine vorhanden sind und zwar in ganz verschiedener Zahl in beiden Ohrbläschen. Da man bei Wassertieren diese Ohrbläschen auch für Werkzeuge zur Wahr- nehmung des Gleichgewichtes hält, könnte die verschiedene Zahl der Steinchen durch die Un- gleichseitigkeit des Schneckenkörpers bedingt sein. Der Mund, dessen rundliche Oeffnung sich sehr erweitern kann, ist mit einer mit starken Längsfalten versehenen chitinartigen Haut be- kleidet, an jeder Seite liegt ein runder Lippen- knorpel, welcher ihm Festigkeit verleiht, Kiefer Abb. 10. Deckel von Neritina fluviatilis , vergrössert. Mathilde Ziegelei-: Neretina fluviatilis und verwandte Arten. 559 sind nicht vorhanden. Ueber diesen Mund giebt es verschiedene Meinungen. Moquin- Tandon, den Claparede in seiner Schrift wider- legt, hatte für Neritina einen oberen und einen unteren gezähnten Kiefer angegeben, Lehmann- Stettin beschreibt die kreisförmig gefaltete Mundöffnung mit zwei hinter den Lippen liegenden braunen seitlichen Kiefern. Die Zunge, von Loven und Troscliel untersucht, ist ■-I Abb 11. Eine Querreibe der Reibeplatte von Neritina fuviatilis (nach Loven). Abb. 12. Reibeplatte von Neritina fluviatilis. eine sogenannte Rhipidoglossen- oder Fächer- zunge. Abb. 11 giebt die Zeichnung einer Querreihe nach Loven wieder, die durch Abb. 12 wiedergegebene Photographie ist von mir nach einer leider nicht tadellos erhaltenen Reibe- platte gefertigt und erklärt die Anordnungen der Reihen. Die Zähne oder Zahnplatten sind sehr verschieden ge- staltet; an die fast viereckige Mittel- platte schliessen sich j ederseits eineFlügel- platte, zwei sehr klei- ne Mittelplatten, eine breite Schirm- platte und eine sehr grosse Anzahl, 100 und mehr, sehr kleiner hakenförmiger Rand- zähne an. Die Zahnreihen sind fächerartig gelegen, die Mittelplatte steht ein wenig tief, wie es auch das Lovensche Bild zeigt, sie be- decken die Zunge nicht nur oben, sondern auch seitwärts und teilweise unten. Die Zunge wird vorn von vier Knorpelstücken getragen, sie steckt nach hinten in der Zungenscheide. Dort wo hinten auf der Zunge die Reibeplatte auf- hört, liegt ein warzenartiges Gebilde nach seinem Entdecker die Lebertsche Papille genannt. Auf ihr entstehen die neuen Zähnchen, vorerst als kleine Bläschen, aber gleich in der Breite, die sie später haben sollen, wenigstens gilt das für die Platten, während die Randzähne zu klein sind, um Bestimmtes darüber sagen zu können. Neben der Zunge mündet die Speise- röhre in den Schlund, ihr zur Seite liegen die Speicheldrüsen, sie führt in den grossen läng- lich runden Magen, dem noch ein eigentüm- liches kammartiges Gebilde aufsitzt. An den Magen schliesst sich der lange vielfach ge- wundene Darm, der merkwürdigerweise und ähnlich wie bei den Muscheln das Herz durch- bohrt. Dieses ist sehr klein und liegt dicht bei der Kieme, aber natürlich innerhalb des Körpers, während die Kieme in der Mantelhöhle von rechts nach links liegt. Sie ist dreieckig und trägt an einem Stiel zwei Reihen Plättchen, 42 in jeder Reihe. Wie schon angegeben, sind die Neritinen verschiedenen Geschlechts. Die von ihnen gelegten Eikapseln sind 0,7 bis 1,0 mm im Durchmesser gross und enthalten 40 bis 60 Eier. Die Kapsel besteht aus einem unteren schüsselförmigen Teil und einem Deckel, beide besitzen Ränder, welche in schräger Richtung gefurcht sind, diese Furchen passen ineinander und schliessen die Kapsel zusammen, bis hei der Reife das junge Tier herausschlüpft und vor- erst den oberen Teil auf seinem Rücken be- hält, während der Unterteil wie ein kleiner Teller auf der Unterlage verbleibt. Es ent- wickelt sich jedoch je in einer Kapsel nur eine Schnecke, ähnlich wie bei einigen Meerschnecken, bei denen oft aus mehreren hundert Eiern aus einer Kapsel auch nur ein oder wenige junge Tiere entstehen. Sehr merkwürdige An- sichten waren über diese Eier verbreitet. Man glaubte teils, dass die Eier zusammenflössen um ein Tier zu bilden, teils unterschied man zwischen echten und scheinbaren Eiern, die scheinbaren Eier flössen zu einer Dottermasse zusammen, die von dem aus dem echten Ei ent- wickelten Keimling aufgefressen werden. Um sich Klarheit zu verschaffen, untersuchte Clapa- rede eine grosse Menge AVrz/z>M-Kapseln aus dem Tegeler See. Es war gewiss nicht leicht für ihn, immer Embryonen in den Entwicklungs- stufen zu bilden, die er brauchte, um sich ein Bild von des Tieres Werdegang zu verschaffen. Er konnte den Kapseln natürlich ehe er sie öffnete nicht ansehen, welchen Grad der Reife der in ihnen lebende Keimling hatte. Die von ihm im Aquarium gehaltenen Neritinen legten keine Eier, ja sie frassen nicht einmal und gingen bald ein und von den im Anfang Juli gesammelten auf Dreisenia- Schalen be- findlichen Kapseln wusste er nicht das Alter, er nahm nur an, dass sie im Juni gelegt seien. Die Entwickelung dauerte während des ganzen Monats Juli. Auch ich kann über die Dauer der Entwicklung nichts Genaues angeben. Im 560 Lorenz Foertsch: Frisst Limnaea stagnalis Polypen? Spätsommer vorigen Jahres brachte ich Neri- tinen in ein Aquarium, ob sie Eikapseln trugen weiss ich nicht, doch freute es mich, dass sie Algen von den Scheiben frassen und sich vor- läufig hielten. Noch Ende Februar lebten einige; ich entfernte die leeren Schalen der eingegangenen Schnecken und bemerkte dabei, dass eine der auf ihnen befindlichen Kapseln sich öffnen wollte. Ich brachte die Schale in ein ganz flaches Glasgefäss mit wenig Wasser und etwas Algenbelag und hatte die Freude, dass sich ein junges Schneckchen und später aus den anderen Kapseln noch sieben andere entwickelten, die letzten Ende März. Es sind also die Kapseln wohl einzeln gelegt worden auch mag sein, dass im ersten Frühjahr eine Legezeit besteht, denn dass die etwa im Sommer vorigen Jahres gelegten Kapseln durch ungünstige Umstände, wie zu tiefer Wasser- stand in ihrer Entwicklung zurückgehalten seien ist nicht recht denkbar. Schluss folgt). Frisst Limnaea stagnalis Polypen?1) Von Lorenz Foertsch („Wasserstern“)- Augsburg. Zwei meiner Behälter waren dicht besetzt mit diesen in unseren Aquarien nicht gerne ge- sehenen Gästen. Wo sie hergekommen, wusste ich nicht. Jedenfalls werde ich sie mit lebendem Futter eingeschleppt haben. Entfernen wollte ich sie; gleichzeitig hatte ich die beste Gelegen- heit nachzuprüfen, ob Limnaea stagnalis tat- sächlich zur Polypenvertilgung Verwendung finden kann. Meine Behälter bewohnten zwei Arten: Eine dünnstielige, sehr schön dunkelgrüne Form ( Hydra viridis ) und eine stärkere gelbliche, beinahe fleischfarbige ( Hydra griseus). Beide Arten hatten sich durch Knospung sehr rasch vermehrt, sodass nicht selten 3 — 4 Knospen an einem Muttertiere hingen. Gelegentlich eines Spazierganges entnahm ich einem ausgetrockneten Tümpel vier Stück dieser Schnecke, reinigte dieselben säuberlich von dem anhaftenden übelriechenden Schlamm und verbrachte sie je zwei in bezeichnete Be- hälter. Die Polypen hatten sich derartig vermehrt, dass man mit einem einzigen Fingerstrich über die Scheibe eine grosse Menge abstreifen konnte, ') In Ergänzung der Mitteilungen Schreitmüllers, „Blätter“ 1909, Nr. 23 u. a. bringen wir noch vor- stehenden Bericht. Damit wird die Angelegenheit genügend geklärt sein. Dr. Wolterstorff. die teilweise an der Haut kleben blieben, teil- weise zu Boden rieselten. Bald nach dem Einsetzen begannen die Schnecken gemütlich umherzukriechen; viel zu langsam für mich natürlich. Trotzdem ich nun die Tiere wiederholt nahe an die mir zugekehrte Seite gebracht hatte, konnte sie doch nicht be- stimmen an ihr emporzuklimmen. Nach zwei Tagen erst war es mir vergönnt, eine meiner Limnaeen zu beobachten, wie sie sich wie ge- wöhnlich recht behutsam der vorderen Scheibe näherte, Fuss fasste und direkt vor meinen Augen emporzusteigen begann. Da die Scheibe von oben bis unten dicht mit Hydren besetzt war, musste es sich bald entscheiden, wie sich die Tiere zu einander stellen werden. Immer näher kam sie heran, sie, die unter die Reihen der Polypen Tod und Verderben bringen sollte. Da ein plötzliches Zusammenzucken der Schnecke. Sie zog den ganzen Fuss in ihr Gehäuse zurück, und ich glaubte schon, sie würde zu Boden fallen. Doch es kam anders. Nach langen 1 x/2 Minuten kam der Fuss wieder zum Vor- schein. Vorwärtskriechend hatte die Schnecke mit dem Rande ihres Fusses einen Polypen ge- streift. Eine kleine Schwenkung nach dieser/ Seite hin und die Hydra war verschwunden. Weiter kroch die Schnecke. Auffallend war es nun, dass beim zweiten Zusammentreffen kein Zusammenzucken erfolgte. Diesesmal hatte die Schnecke die Hydra mit dem Kopfe angestossen. So beobachtete ich nun, dass sie innerhalb 42 Minuten, die sie bis zur Wasseroberfläche brauchte, 28 Polypen verschlang. Die Zeit von 42 Minuten zum Emporklimmen an der Glaswand von zirka 28 cm Höhe mag selbst für eine Schnecke etwas zu lang erscheinen, aber wie bereits erwähnt, wurde der Weg oft, sehr oft, unfreiwillig, indem die Schnecke jedes- mal bei seitlicher Berührung zusammenzuckte, unterbrochen. Jedesmal jedoch folgte auf diesen Waffenstillstand ein Vorstoss nach der berührten Seite hin und zwar mit unfehlbarem Erfolge. Ich möchte glauben, dass der Mund des Tieres gar nicht, dagegen die Ränder des Körpers der Schnecke sehr empfindlich sind. Trotz des grossen Appetites merkte ich kaum eine grosse Abnahme meiner Polypen. ') Als Feind der Hydra dürfte folglich wohl auch die Limnaea stagnalis angesprochen werden. Siehe „Internationale Revue der ges. Hydrobiologie und Hydrographie“, Band I, Heft 2, Seite 472, Absatz Feinde. Riedel. Jos. Scherer: Eine herpet.ologische Exkursion in Liberia. 561 Erst als die Jungen in grosser Zahl nachfolgten, da wurde die Sache bald anders. Ende Oktober des vorigen Jahres konnte ich trotz eifrigsten Suchens keine Hydra mehr entdecken. Betonen möchte ich noch, dass trotz der Gefrässigkeit der Schnecke hei fleissiger Salat- fütterung bis heute an den Pflanzen wenig Schaden angerichtet wurde. Zusatz. Hiezu möchte Unterzeichneter bemerken, dass sich die einzelnen Tiere in diesem Punkte recht verschieden zeigen können. Gegenwärtig habe ich in vier kleinen Gläsern je ein Paar Limnaea untergebracht. Die Tiere werden mit Piszidin kleinster Körnung und Exquisit gefüttert. (Ich möchte aber mit der Mitteilung, dass ich mit Piszidin die Schnecken füttere, durchaus nicht in den Verdacht kommen, dass ich Reklame für das Futter treiben wolle, wie es unserem Mitglied Herr Bollenberger-Memmingen, der seine Marisa rotnla mit Piszidin fütterte, in un- glaublicher Weise geschah, siehe Zeitschriften- referat „Wochenschrift“). Sie fressen beide Futtermittel recht gerne. Zwei Becken sind mit Vallisnerien bepflanzt, zwei mit Elodea canadensis und densa. Die Oberfläche überwuchert Riccia ßuitans. In einem Behälter nun ist Vallisneria , trotz der gleichen Fütterung sämtlicher Tiere, vom Wurzelstock wie wegrasiert, glatt durch gefressen, während im anderen Behälter die Pflanzen unversehrt geblieben sind. Elodea , beide Arten, ebenso Riccia bleiben ganz verschont. Bei starkem Hunger möchte ich ebenfalls glauben, dass die Schnecke Vallisneria ganz an greift und das zwar so gründlich, dass die Pflanze über kurz oder lang eingehen muss. Bei Fütterung von weichen Pflanzen (Salat), wird sie allerdings zumeist diese vorziehen. Riedel. Zusatz der Redaktion. Auch ich möchte das „individuelle Verhalten“ der Limnaea unterschreiben. In einem meiner kleinen Becken hat eine Limnaea stagnalis wohl x/2 oder 3/4 Jahr gehaust, ohne den Pflanzen- bestand — meist Vallisneria — wesentlich zu schädigen. Einzelne zerfressene und abgebrochene Blätter muss man schon in den Kauf nehmen. Dr. Wolterstorff. Eine herpetologische Exkursion in Liberia. Von Jos. Scherer. Es war schon acht Uhr morgens und immer noch verschleierte dichter Nebel die nahen Berg- wände; selbst das grüne Tal des Cavally, der geräuschlos drunten seine trüben Fluten einher- wälzt, unterschied sich nur undeutlich durch die Konturen einiger Riesenbäume von dem alles verhüllenden Dunstmeer. Das trübe Wetter schien seinen Einfluss auf die Bewohner des Webbodorfes Njiake keineswegs verfehlt zu haben, denn ich wartete schon länger als eine Stunde auf meine, tagszuvor angeworbenen, orts- kundigen Führer und Träger, die, mit stoischer Ruhe aus ihren Pfeifenstummeln rauchend, am Feuer sassen und Reis kochten, indes trotz meiner energischen Aufmunterungen immer noch keine Miene zum Aufbruche machten. Ich be- absichtigte vornehmlich zwecks Erforschung der Reptilien- und Amphibienfauna den Cavally aufwärts bis zu seinen Wasserfällen per Kanoe zu befahren und von dort aus noch eine Tage- reise weit in das von dichtem Urwalde bedeckte Bergland, welches von den unzivilisierten Paa- leuten bewohnt wird, vorzudringen. Da mich viele frühere Erfahrungen lehrten, dass man in Afrika nur mit Geduld sein Ziel erreichen kann, durch Anwendung von Gewalt aber meist nur das Gegenteil erreicht, Hess ich noch eine weitere Stunde des Harrens verstreichen, bis die warmen Strahlen der Morgensonne das Nebelmeer zerschmolzen hatten und die tau- triefende Landschaft in goldigem Schimmer er- glänzen Hessen. Dann stellten sich auch all- mählich. einer nach dem anderen, die Saumseligen ein, wobei jeder mit unglaublicher, geradezu advokatenmässiger Zungenfertigkeit eine andere triftige Ursache als Entschuldigung für sein spätes Kommen anzugehen wusste. So bestiegen wir denn endlich das schwanke, aus einem ausgehöhlten Baumstamm gefertigte Fahrzeug, das bereit am Ufer des Flusses lag und knapp Raum genug für uns sechs Personen, sowie das Gepäck enthielt. Um das Gleichge- wicht nach beiden Seiten hin hersteilen zu können, mussten wir alle hintereinander am Boden sitzen; als Ruder dienten die dort all- gemein gebräuchlichen, glatten Holzschaufeln mit kurzem Stiele. Hätte mich nicht das Be- wusstsein, schwimmen zu können, beruhigt, ich glaube diese waghalsige Fahrt um keinen Preis unternommen zu haben. Doch ging es dank der Kunst meiner geschickten Ruderer besser, als ich anfangs .glaubte, so dass ich bald mein Gewehr und meine Fanggeräte leidlich bequem handhaben konnte. Ein entzückendes Flusstal umgab uns: Beider- seits stiegen die steilen, mit üppigem Pflanzen- 562 Jos. Scherer: Eine herpetologische Exkursion in Liberia. wuchs bekleideten Ufer bis zu einer Höbe von 20 Metern an, dahinter blickten die waldigen Kämme hoher Berge hervor, während sich vor uns eine reizende Insellandschaft ausbreitete. Gerade letztere sollte zunächst das Ziel meiner Forschungen bilden. Teils aus massivem Quarz- gestein, teils aus Sandbänken bestehend, waren diese oft ziemlich umfangreichen Inselpartien mit Sträucliern, selbst Bäumen bewachsen und enthielten vielfach kleine Tümpel und Teiche, deren Leben mir natürlich ebenfalls sehr in- teressant zu ergründen war. Wir legten an einer der grössten Inseln an. Am Ufer blühten weisse Lilien, eine rote Iris mit zarten Blumenkelchen und viele verschieden- artige Cyperaceen, zwischen denen die riesigen Pfeilblätter von Cyrtosperma emporragten. Um jedoch weiter eindringen zu können, musste ich mit Hilfe des wuchtigen Buschmessers erst ein Dickicht von niederen Stachelsträucliern und Schlinggewächsen durchqueren, die gleich einer Barrikade den Zugang ins Innere der Insel verschlossen hielten. Ueber Felshlöcke und Schwimmholz balanzierend, steuerte ich sodann einem Pandanushaine zu, dessen huschige Blatt- wedel einen idyllischen Teich beschatteten- Cyperus- Gewächse und Pfeilkräuter schmückten die flachen, sandigen Ufer, auf dem klaren Spiegel lagen die kreisrunden Blätter von Nym- phaea lotos , zwischen deren dunklem Grün gar lieblich die weissen Blütenknospen hervorlugtem während auf dem nicht sehr tiefen Grunde ein Wasserschlauch seine zierlichen Ranken schlang. Bei meiner Annäherung belebte sich das scheinbar unbewohnte Wasser mit einem Male; „Alles rennet, rettet, flüchtet“; diese Dichterworte kamen mir in den Sinn, als ich das plötzliche Geplätscher und den aufgewirbelten Schlamm im Wasser sah, dessen Urheber ich noch nicht einmal identifizieren konnte. Alles hatte sich in den Teich geflüchtet, der keineswegs zu gross war, als dass ich jetzt mein Handnetz nicht mit Erfolg hätte anwenden können. Gleich der erste Netzzug schon beförderte ein halbes Dutzend Schlangenkopffische ( Ophioctphnlus insignis ), die in allen Farben schillerten und zwei Welse ( Clarias spec .?) zutage. Auch die nächsten Züge lieferten mir hauptsächlich sehr interessantes Material an Fischen, worunter sich Vertreter der Familien: Percidae, Sciaenidae, Carangidae und Cyprinidae befanden, deren Determination zum Teil noch nicht erfolgen konnte. Viele Frösche, zu denen der allgegenwärtige Rana occipitalis das Hauptkontingent stellte, eine kleine, allerliebste Weichschildkröte ( Trionyx triunguis ), sowie viele Wasserkäfer, -Wanzen und -Skorpione vervollständigten den Rest der Ausbeute, die mir das „Fischen im Trüben“ verschafft hatte. — Das glühende Tagesgestirn, welches schon fast senk- seine heissen Strahlen heruntersandte, hatte mir bei dieser Arbeit den Rücken mehr als mir lieb war erwärmt, und setzte ich mit meinem schwarzen Begleiter die Entdeckungsreise im Schatten des Pandanushaines fort. Nicht allzu lange aber sollte der Genuss der schönen Wanderung im Schatten dauern, denn schon bald versanken wir bis zu den Knien im Moraste und sahen uns gezwungen, einen anderen Weg einzuschlagen. Dieser führte uns aber wieder hinaus auf Sand, Geröll und Dorngestrüpp, zwischen welchem wir erst nach langem Suchen wieder einen Tümpel entdecken konnten, der freilich an Reiz und Schönheit der Lage mit dem vorigen nicht kon- kurrieren konnte; es war eben bloss eine ge- wöhnliche Wasserlache im Sande. Schon von weitem bemerkte ich dort ein längliches Tier, das sich im Ufersande sonnte und dann, durch unsere Ankunft erschreckt, in gerader Linie in das Wasser eilte. Dies Gebaren liess mich mit ziemlicher Sicherheit auf ein junges Krokodil schliessen. Da aber das Wasser zu trübe war, als dass man bis auf den Grund hätte sehen können und andererseits die Krokodile gezwungen sind, von Zeit zu Zeit an die Oberfläche zu kommen, um Atem zu schöpfen, gedachte ich das Wiedererscheinen des Tieres abzuwarten, und legte mich ruhig mit bereitgehaltenem Käscher an den Rand des Gewässers auf die Lauer. Es dauerte geraume Zeit, und nur wenig hätte ge- fehlt, dass meine Geduld sich erschöpft hätte, ehe der langschnäuzige Kopf mit den bronzegelb strahlenden Augen einer Panzerechse behutsam auf der Oberfläche erschien. Ueber das Wasser erhoben sich nur die Nasenwölbung und die tückischen Augen, während vom ganzen übrigen Körper nichts zu sehen war. Ohne das Wasser merklich zu bewegen, kam es eine kleine Strecke näher heran, machte dann plötzlich Kehrt und schwamm wieder ans Ufer, woselbst es Kopf und Vorderleib behaglich in den warmen Sand legte und dabei den Rachen weit aufsperrte. Mich hatte die Panzerechse noch nicht gesehen und schien es selbst nicht zu bemerken, als ich vorsichtig mein Netz ins Wasser gleiten liess, um es langsam auf sie zuzubewegen. Erst als das Schwanzende streifte, erfasste sie plötzlich ihre gefährliche Situation, jetzt allerdings zu spät, denn auf der Rückflucht in die Tiefe ge- Fragen und Antworten. 563 riet sie unmittelbar in mein tückisch bereit- gehaltenes Netz, das ich, beschwert mit meiner schönen Beute, schnell aus dem Wasser zog. Das junge Krokodil hatte eine Länge von 3/4 m und gehörte der in Westafrika weit verbreiteten Art Crocodilus cataphractus an. Es stiess im Netz einige knurrende Laute aus und versuchte, sich mit seinen wuchtigen Kiefern, die von grossen, spitzen Zähnen starrten, zu wehren. In einen Sack gepackt, konnten wir das wütende Tier mühelos transportieren. Der Streifzug durch das Flusseiland hatte sich gelohnt und kehrten wir nach kaum ein- stiindiger Wanderung mit reicher Beute wieder zum Kanoe zurück, um die Fahrt fortzusetzen. Je mehr wir uns den Wasserfällen, deren Tosen man schon deutlich vernehmen und deren weiss- schaumigen Gischt wir in der Ferne erkennen konnten, näherten, desto stärker wurde die Gegenströmung, die wir zu überwinden hatten. Letztere war oft, besonders wo Felspartien Stromschnellen verursachten, so mächtig, dass wir uns am Ufergestrüpp festhalten und so das Fahrzeug mühsam über eine solche Stelle hin- wegziehen mussten. Dabei gerieten wir manch- mal so dicht in das dornige Gestrüpp, dass wir erst mit dem Buschmesser den Weg bahnen mussten und an Gesicht und Händen gleich übel zugerichtet, wieder herauskamen. Während einer derartigen Labyrinthfahrt entdeckte ich eine auf hellem Grunde chokoladebraun gefleckte Baumschlange, die mehrfach um einen Ast ge- schlungen war. Zum grössten Entsetzen meiner abergläubischen Begleiter ergriff ich das gut- mütige Tier, welches bei seiner Gefangennahme nicht einmal den Versuch machte zuzubeissen, mit freier Hand. Es war ein junges Exemplar von Dipsadomorphus pulverulentus, die sich mit Vorliebe in der Nähe des Wassers auf hält und dort dem Fange von Fröschen und Eidechsen obliegt. (Fortsetzung folgt.) <$> Fragen und Antworten Oberlehrer Köhler, Tegel bei Berlin, Schlossstr. 1, beantwortet Anfragen betreffend Seewasseraqua- rien (technische und biologische Fragen), insbe- sondere Tiere der Nordsee. Rückporto = 10 Pfg. beilegen! J) W. Böttger, Leipzig, Sophienstrasse 50, erteilt Aus- kunft über wirbellose Tiere, bestimmt auch (nach Massgabe der zur Verfügung stehenden Zeit und Literatur) wirbellose Süsswassertiere (soweit sich hierfür nicht Spezialkenner der einzelnen Gruppen finden), gegen Ueberlassung des Materials (tunlichst *) Vollständige Liste der Mitarbeiter für „Fragen und Antworten“ erscheint jeweils zum Beginn des Quartals. r der exakten Bestimmung wegen mehrere Exemplare schicken). — 10 Pfg. Porto beilegen; Antwort in der Regel an dieser Stelle der „Blätter“. In Nr. 31 der „Blätter bespricht Fr. St., Ett- lingen, Baden die beabsichtigte Einrichtung eines grossen Aquariums mit einer kleinen Terrarienalt- teilung und zwar derart, dass die Abteilung für Sumpfpflanzen eine Ecke des Behälters einnimmt und aus tropfsteinartigen Steingebilden hergestellt wird. — Herr Dr. Wolterstorff begrüsst in den Aus- führungen des Verfassers neue Gesichtspunkte für Herstellung eines Gesellschaftsaquaterrariums und erbittet Beantwortung von Fragen, welche mit Bezug auf diese Anlage gestellt sind, aus dem Leserkreise der „Blätter“. — Ich weiss nicht, ob meine diesbe- züglichen Erfahrungen dem Fragesteller dienlich sein können, da seine Idee sich nicht ganz mit der deckt, welche ich in einer ähnlichen Anlage vor Jahren verwirklicht hatte. — - Im III. Jahrgang der „Wochen- schrift“ von 1906 hat Lorenz Müller-Mainz auf Seite 555 unter: „Ein Rückblick auf die Ausstellung der ,Isis‘ usw.“ gesagt: „Ein Behälter, der in seiner Ein- richtung durchaus von dem allgemein üblichen ab- wich, war das grosse Aquarium des Herrn Rembold, in dem der jetzt allgemein verpönte Fels wieder zu Ehren kam, freilich in ganz anderer Form, als dies früher der Fall war. Er diente hier dazu, um eine Sumpfpartie von dem tieferen Wasser zu scheiden. Nicht in dem abgeschmackten Grottenstil, sondern massiv gebaut, von Pflanzen überwuchert und algen- bedeckt, gab er der grünen Wildnis einen wirkungs- vollen Abschluss. Für mein malerisches Empfinden war diese Lösung einer Kombination von Sumpf- und Tiefwasseraquarium weit glücklicher, als die allgemein übliche Schablone des Aquariums mit an- steigendem Bodengrund/1 — Die Grösse meines Aquariums beträgt 70 X 50 X 40 cm. Meine Felswand bildet einen etwas unregelmässig geformten Kreis- ausschnitt mit zirka 40 cm Radius oben und 50 cm unten. Die senkrecht gemessene Höhe ist 40 cm. Der Bau ist massiv, innen mit Zement verputzt, um ein Eindringen des Wassers aus dem Aquarium und ein Herausquirlen der Erde in das Wasser nach Tunlichkeit zu verhindern. Ein absolut wasserdichter Abschluss lässt sich an den Stellen, an welchen der Felsbau an die Glasscheiben anstösst, ohnehin nicht erreichen ; das einsickernde Wasser macht ein Be- giessen der Sumpflanzen unnötig, ein Springbrunnen, innerhalb des Felsbaues zwischen den Pflanzen ange- bracht, übersprüht diese von Zeit zu Zeit und trägt wesentlich zu deren Gedeihen bei. Zu Frage 1. Ich halte die vom Fragesteller Fr. St., Ettlingen (Baden) für das Aquarium gewählten Grössenverhältnisse 90 X 55 X 50 für gut, auch eine Minderung der Höhe auf 40 cm für tunlich. Zu Frage 2. Die Bodengrundhöhe steigt bei meinem Aquarium von 5 cm (Zimmerseite) auf 8 cm (Fensterseite) an, wobei 4 cm bezw. 7 cm hoch Maul- wurfhügel-Erde ist und 1 cm auf Quarzsand als Deck- schicht trifft. Darin gedeihen (seit zirka 7 Jahren ohne Erneuerung des Bodengrundes) Cabomba caro- liniana, Heteranthera zosteraefolia, Myriophyllum spi- caturn, V allisneria spiralis und Sagittaria natans derart, dass ich alljährlich den Ueberfluss büschelweise ent- fernen muss. Zu Frage 3. Die durch mich hauptsächlich ausprobierten Wa sser pflanzen sind vorstehend auf- geführt — es sind solche, welche sich -für die Dauer bewährt haben. An Sumpfpflanzen habe ich innerhalb des Felsbaues in 35 cm hoher Erd- schicht, bestehend aus einer Mischung von Lauberde, Moorerde, Lehm und Fluss-Sand zu gleichen Teilen, gehalten : Sagittaria sagittaefolia, Cyperiis alternifolius, Saurunis lucidus, Blechnum spikant (im Schatten gegen das Zimmer zu) und diverse Tradescantien sowie Ficus repens. Der Fels selbst war überwuchert von Lebermoos, ich glaube Marchantia polymorpha, welches sich üppig bis gegen den Wasserspiegel hinab ent- wickelte. — Lufttemperatur; Hochsommer zirka 564 Vereins-Nachrichten. 20 — 25° C. Winter 15— 18° C. Die Beantwortung der Frage 4 den Fischpflegern überlassend, möchte ich — ohne Herrn Dr. Krefft vorgreifen zu wollen — , zu Frage 5 kurz folgendes bemerken: Ich habe mir das vorgeschilderte Aquarium mit Landteil lediglich der Pflanzen wegen eingerichtet und habe an Fischen in der Hauptsache Blennius vulgaris darin gehalten, ausserdem Schnecken. Die Vergesellschaftung von Fischen mit Wassermolchen, Wasserlröschen, Unken oder gar Wassernattern halte ich nicht für ange- zeigt, um so weniger, als es sich um solche enge Raumverhältnisse handelt. Ich pflege in der Tier- haltung die Trennung ziemlich ins Detail durchzu- führen und habe gefunden, dass sich dadurch die Verluste auf ein Minimum reduzieren. Also Schild- kröten für sich und noch ausgeschieden in aquatile und Land- und wasserliebende, Eidechsenbehälter unterschieden z. B. in Gekonenhäuser (für Nacht- beobachtungen), Anolishäuser, Behälter für Scinciden, Lygosomen, Egernien, Mabuien und Eumeces, eigene Behälter je für Land- und Wassernattern, für Bufoniden, Hylen, Raniden und desgl. für Urodelen, ausserdem alles noch getrennt nach den Grössen- verhältnissen, damit die Angehörigen der kleinen Arten nicht von jenen der grösseren verspeist werden. Robert Rembold, München XIX. Für die Schriftleitung verantwortlich: In Deutschland: Dr. W. Wolterstorff, Magdeburg-Sudenburg. Vereins-Nachrichten Unter alleiniger Verantwortung der Herren Einsender. Berlin. „Triton“. Verein für Aquarien- und Terrarien- kunde. (E. V.) Bericht über die 2. ordentliche Sitzung am Freitag, den 28. Mai 1909. Auf der Tagesordnung steht die Wahl der Herren Hamann-Karlshorst und P. Pötsclike-Berlin zu ordent- lichen Mitgliedern. Das Resultat ist die Aufnahme beider Herren ; wir begriissen sie freudig unter der Zahl unserer ordentlichen Mitglieder in der stillen Hoffnung, dass die Kenntnisse und die reichen Er- fahrungen Beider auf dem Gebiete unserer Lieb- haberei mehr als bisher dem „Triton“ zu Gute kommen möchten. — Der Vorsitzende gibt bekannt, dass der Frühjahrspflanzenversand am 26. Mai d. J. stattgefunden hat. Er dankt bei dieser Gelegenheit nochmals den „Triton“-Mitgliedern, welche in be- kannter opferwilliger Weise ihre Arbeitskraft der guten Sache zur Verfügung gestellt haben, sowie auch den verschiedenen Spendern von Pflanzen. Freilich musste dieser Vorrat durch Ankauf noch erheblich vermehrt werden, sodass eine Kollektion recht hübscher Pflanzen zur Verteilung kam. — Ferner wird bekannt gemacht, dass in der nächsten Sitzung die grosse Verlosung von Fischen an die auswärtigen Mitglieder zur Ausführung gelangen soll. — Zur Ver- lesung gelangt ein Schreiben des Herrn Fritz Leh- mann-Stuttgart, des Verlegers unseres Vereinsorganes „Blätter für Aquarien- und Terrarienkunde“. Herr Lehmann geht darin in sachlicher Weise auf unsere vielfach geäusserten Beschwerden über den oft trost- losen Zustand ein, in welchem uns unsere Zeitschrift zu- geht. Herr Lehmann erkennt die Berechtigung unserer Klage an, hat auch den guten Willen, hierin Wandel zu schaffen und fordert uns auf, Vorschläge zu machen, wie hier, allerdings ohne grosse Erhöhung der Unkosten, eine Aenderung zu ermöglichen sei. Wir sehen vollkommen ein, dass gegen eine postalische Bestimmung, welche die Auslieferung einzelner Ex- emplare in Stuttgart mit einem Längskniff fordert — (sonderbarerweise existiert in Leipzig, von wo aus bisher die Bestellung erfolgte, eine derartige Be- stimmung nicht — ) ohne Anwendung grosser Un- kosten etwa durch einen Schutzkarton nichts zu machen ist. Bei einer einzelnen Nummer dieser Zeit- schrift macht freilich dieser Kniff nicht viel aus, da er später beim gebundenen Band wenigstens nicht allzusehr in die Erscheinung tritt; was wir aber wünschen und wohl auch mit gutem Recht fordern können, ist ein Schutzkarton wenigstens für d i ej e n i gen Hefte, denen eine K uns t b eilag e beiliegt. Des Naturfreundes Herz krampft sich des öfteren zusammen, wenn er den Zustand der ihm zugehenden zum Teil ganz entzückend ausge- führten Kunstblätter ansehen muss! Wenn Herr Lehmann hierin Wandel zu schaffen sich entschliesst, so hat er den grössten Teil unserer Wünsche erfüllt. — Für die Bücherei ist angeschafft worden, das „Zoologische Wörterbuch“ von Professor Dr. Ziegler. Wir hoffen damit einem längst gefühlten Bedürfnis Abhilfe geschaffen zu haben. — Der Vorsitzende setzt die Versammlung in Kenntnis von der kürzlich er- folgten Lostrennung der „Mikrologischen Gesellschaft“ vom „Kosmos“-Verlage. Unter Führung von R. France hat sich die „Deutsche mikrologische Gesellschaft“ in München als selbständiger Verein gegründet und gibt eine eigene Vereinszeitschrift heraus „Die Klein- welt“ in C. C. Büchners Verlag (Bamberg), während der „Mikrokosmos“, herausgegeben von Dr. A. Reitz, im „Kosmos“-Verlage weiter erscheint. Ueber die Gründe dieses Bruches sind wir nur in soweit unter- richtet, als beide Parteien ihren Lesern unterbreiten ; wir können uns kein Urteil darüber erlauben, auf welcher Seite mehr Recht als Unrecht liegt, im Inte- resse der guten Sache ist diese Spaltung jedenfalls sehr zu bedauern. In France verliert der „Mikro- kosmos“ einen arbeitsfreudigen Leiter, für den mikro- logischen Wissensdrang unter den Naturliebhabern ist aber die Existenz gleich zweier derartiger Zeit- schriften etwas reichlich viel, sodass für beide Unter- nehmungen neben einander nur dann etwas zu er- hoffen ist, wenn sie beide Vorzügliches leisten, und das müssen wir nun abwarten. Bis auf weiteres wird der „Triton“ beide Zeitschriften halten und muss es sich für später Vorhalten, eine der beiden fallen zu lassen. — Herr Mazatis bringt eine Probe eines Tümpelwassers, welches in ungeheurer Menge Mikroorganismen beherbergt, die zur Aufzucht von Jungbrut ganz vorzüglich geeignet sind, zur Prüfung mit. Unter dem Vereinsmikroskop bietet sich dem Auge ein lebhaftes Gewimmel von Rädertierchen dar, und zwar dürfte es sich hauptsächlich um eine Brächionus- Art (Wappentierchen) handeln, ein frei- schwimmendes Tier mit einem Fuss zum Festhalten an dem der Körper leicht beweglich befestigt ist ; das völlig durchsichtige Tier erweist sich als ein recht interessantes Studienobjekt. — Die übliche Fiscli- und Pflanzenverlosung beschliesst den Abend. Bericht über die 3. ordentliche Sitzung am Freitag, den 11. Juni 1909. Der Kassenführer legt den Kassenbericht ab, welcher für den 1. Juni einen Kassenbestand von 2390 Mk. ergibt. Zur Ansicht bezw. zur Anschaffung für die Vereinsbücherei liegt vor: „Das Leben im Süsswasser“ eine gemeinverständliche Biologie von Dr. E. Hentschel. Eine kritische Würdigung dieses beachtenswerten Werkes behalten wir uns vor, em- pfehlen dasselbe aber schon jetzt nach flüchtiger Durchsicht der Beachtung aller Naturfreunde. — Den weitaus grössten Teil des Abends füllt die nun folgende Verlosung von Fischen an unsere aus- wärtigen Mitglieder aus. Ausgesetzt sind 20 Gewinne im Werte von je 5 Mk, und 10 Gewinne im Werte von je 10 Mk. Die Ziehung geschieht unter Zugrunde- legung der offiziellen Mitgliederliste in ordnungs- massiger Weise. Den glücklichen Gewinnern wird mitgeteilt werden, in welcher Höhe ihnen ein Ge- winn zugefallen ist; sie können dann aus unserer Versandliste die Wahl der Fische diesem Betrage entsprechend selbst treffen. Der Vorstand. V ereins-Nachriclxten. 565 Breslau. „Vivarium“ E. V. (früher „Proteus“ E. V. Gegründet 19U8j. Aus der Sitzung vom 10. August 1909. Zucht und Pflege des Pfauenaugen- barsches. — Laichen der Fische auf Be- fehl. — Quellmoos als Bepfanzung statt A b 1 a i c h k ä s t e n. — Heilung einer an schup- pendem Oberhautkatarrh erkrankten Cino- steranm pennsilvanicum. — Herr Heinrich hält seinen Vortrag über Zucht und Pflege des Pfauenaugen- barsches (Centrarchus macroptenis), wobei er uns sein herrliches ungefähr 10 cm langes Pärchen vorführt. Geschlechtsunterschiede sind ausser fler Dicke des laichreifen Weibchens nur gering, doch möge auch darauf hingewiesen werden, dass die Farbe der Zackung der Rücken- und Bauchflosse beim Männchen weisser ist, und dass das Kinn einen schwärzlichen Farben- ton aufweist. Nach Heinrichs Beobachtungen lieben die Tiere fliessendes Wasser sehr und stellen sich gegen den Strom. Merkwürdigerweise erweist sich das Weibchen als das stärkere Geschlecht, indem es aus den Kämpfen mit dem Männchen immer als Sieger hervorgeht. Es übt eine solche Tyrannei, dass es den gewöhnlichen Futterplatz ohne weiteres als sein Gebiet eifersüchtig bewacht und das Männ- chen mit Erfolg vertreibt. Die Nestgruben werden wie beim Scheibenbarsch angelegt und das Weibchen spritzt nun unter Zusammendrücken der Schwanz- flossen die Eier hinein. Das wiederholt sich fünf bis sechsmal. Die Nachzucht war beim Herrn Hein- rich sehr reichlich. Ungefähr fünftausend Junge waren schätzungsweise ausgeschlüpft, doch nach fünf Tagen waren leider 99% tot. ln den ersten vier Wochen wachsen die Jungen fast gar nicht, später holen sie das Versäumte aber schnell wieder nach. Die grösseren Tiere fressen Mücken-, Molch- und Gelb- randkäferlarven, dagegen keine Regenwürmer und kein rohes Fleisch. Da die Jungbrut bis vier Wochen nur von Infusorien lebt, diese aber in ungeheuren Mengen vertilgt, so ist das schlechte Ergebnis bei der Aufzucht erklärlich. Denn woher sollen bei dem Reichtum an Nachkommenschaft in unseren ver- hältnismässig kleinen Behältern diese Unmengen von Infusorien kommen ? Herr Heinrich hat sich deshalb ein grosses Freilandbecken gebaut und wird hier eine rationellere Aufzucht versuchen. — Verfasser hatte Gelegenheit, bei dem Vortragenden das „Laichen auf Befehl“ von Haplochilus mattei zu sehen. Das laichreife Weibchen wird mit dem Männchen zu- sammen in eine Krause mit Wasser von 25° C. ge- setzt, ein Myriophpyllum-<ätengo,\c\\en und eine tüchtige Prise Salz (1 Kaffeelöffel auf 1 Liter) hineingetan. Nach kurzer Zeit schon erstrahlt das Männchen in den schönsten Farben, drückt das Weibchen gegen irgend einen Teil des Pflanzenstengels und nun sieht man deutlich, wie unter Seitwärtsschlagen mit dem Schwänze ein Ei entleert wird, das sofort klebt. Die Befruchtung durch den Samen (die Milch) des Männchen erfolgt in demselben Augenblick. Diese Ablagen wiederholen sich kurz nach einander, bis alle reifen Eier entfernt sind, was man genau bei Betrachtung des Weibchens im durchfallenden Lichte verfolgen kann. In unserem Falle wurden zirka 35 Eier abgelegt. Die Tiere werden nun wieder ge- trennt in ihre Behälter zurückgesetzt, damit sich das Weibchen erholen kann. Genau so soll man es nach den Angaben des Herrn Neubarth auch mit Danio rerio machen können. — Herr Hermann („Najas“- Beuthen) hatte uns in liebenswürdigster Weise einen grösseren Posten eines kleinen, zarten Quellmooses zur Verteilung zugeschickt, welches sich im Becken sehr gut hält und freudig weiterwächst, auch über die Oberfläche hinaus. Wir glauben, dass es sich hier Avohl um Fontinälis ( föns , föntis, die Quelle) gräcilis (zart, dünn) oder um Fontinälis hypnoides (dem Astmoos = Hypnam ähnlich, von hypnos = Schlaf, weil die Astmoosarten schlafmachende Wirkung haben sollen) handelt. Dieses Moos hat sich, dicht in die Becken oder in Krausen gepflanzt, sehr gut bewährt, um Fische vom Fressen ihrer Eier bezw. ihrer Jungen abzuhalten. Nach dem Ablaichen bezw. Gebärakt nimmt man natürlich das Muttertier bezw. das Pärchen heraus. (Nach Mitteilung der Vereins „Najas“-Beuthen O.-Schl) — Der Vorsitzende gibt bekannt, dass er in zwei Tümpeln in der Nähe von Deutsch-Lissa zahlreiche Larven der Knoblauchkröte = Pelobätes ( pelös oder peliös = schwärzlich, dunkel- farbig und bätes = der Springer, Bespringer) füscus (= braun) gefunden habe. Die Larven fällen schon durch ihre abnorme Grösse auf und sind leicht zur Entwicklung zu bringen. Hierbei entwickelte sich beim Verfasser eine ganz normale Larve zu einem fertigen Tiere, dessen rechtes Hinterbein nur aus einem Oberschenkel und einem Schienbein- stumpf bestand. — Ferner wird mitgeteilt, dass Cinostörmim (kinäo bewegen und stör non [griech.] oder stärnum [lat.] pennsilvanicum (= aus Pennsyl- vanien d. h. Wald = silva des Penn, denn der Staat Pennsylvanien wurde von dem Quäker William Penn in einem waldigen und bergigen Terrain gegründet), welche uns wegen eines schuppenden Katarrhs der Oberhaut, Avobei sich fortdauernd die Zellschichten in ganzen Fetzen lösten, zur Behandlung übergeben wurde, geheilt ist. Fleissiges Baden und fortdauernde Sonnenbäder im Garten führten in acht Wochen zur Genesung. Jetzt ist die Schildkröte vollständig munter, von einer sichtbaren Abschuppung der Ober- haut ist keine Rede mehr, und die Futteraufnahme (Regenwürmer, Flitterfische) lässt nichts zu Avünschen übrig. Dr. Deupser, Deutsch-Lissa. Cöln. „Wasserrose“. Protokoll der Sitzung vom 28. Juli 1909. Der I. Vorsitzende eröffnete die Versammlung um 9 V- Uhr und Avarf kurz einen Rückblick auf das am 18. Juli stattgefundene Sommerfest, Avelches nach Ansicht aller Teilnehmer einen sehr schönen Verlauf nahm. Er dankte allen, welche sich um das Zustande- kommen desselben bemüht hatten. Hierauf erstattete Herr Schwarz als Kassierer Bericht über Einnahme und Ausgabe dieses Festes. Der erzielte Ueberschuss wurde der Vereinskasse überwiesen. An Eingängen lagen vor eine Einladung des Vereins „Wasserrose“- Elberfeld zum Besuch ihrer Ausstellung. Da der Brief nach unserem Vereinslokal und nicht an den Vorsitzenden adressiert war, so erhielten Avir erst in dieser Versammlung Kenntnis von demselben. Es war uns dadurch leider nicht möglich, den Schwester- verein in corpore zu besuchen, doch hat ein grosser Teil der Mitglieder die Ausstellung besucht und sich sehr lobend über diese „Erste Ausstellung im bergischen Lande“ ausgedrückt. Das Protokoll der letzten Sitzung wurde, wie verlesen, genehmigt; worauf Herr Kuban über eine neue Fundstelle von roten Mückenlarven berichtete, welche dort haufenweise Vorkommen sollen und ladet zur Besichtigung derselben ein. Herr Hondrich referierte über Fiscbkrankheiten und speziell über Ichtyophtirius und Gyrodactylus und erwähnte die Langlebigkeit dieser Schmarotzer, denen er mit allen möglichen Surrogaten und Säuren zu Leibe gegangen ist. Ueber den Gyrodactylus bemerkte er, dass ein Teil seiner Nachzuchten im vorigen Jahr von dieser Seuche befallen waren. Nachdem er die Tiere in einen anderen Behälter untergebracht und von der Krank- heit glücklich befreit hatte, wurden dieselben nach zirka 1/2 Jahre wieder in das alte Aquarium zurück- gesetzt. Allgemein wird angenommen , dass der Gyrodactylus ohne seinen Wirt, d. h. die Fische nicht leben kann. Die eingesetzten Fische waren aber in ganz kurzer Zeit wieder genau wie vorher von der Seuche befallen, sodass die Kur von neuem begonnen werden musste. Der Gyrodactylus scheint also in Abwesenheit von Fischen sich an Schnecken usw. häusslich niederzulassen, auf jeden Fall ist es also ratsam, das verseuchte Aquarium gründlich zu reinigen. Hierauf Avurden einige interne Vereinsangelegenheiten erledigt. Ferner wurde beschlossen, am nächsten Vereinsabend einen sogen. Kauf- und Tauschabend zu veranstalten, wozu auch Gäste Zutritt haben. — Die Mitglieder können hierzu ihre Nachzuchten mit- bringen und in den vorhandenen Vereinsaquarien unterbringen. Die angebrachten Fische usw. sollen durch eine besondere Kommission auf ihren Gesund- 566 V ereins-Nachrichten. heitszustand , Schönheit und Preiswürdigkeit unter- sucht werden, sodass die Käufer auch wirklich tadel- lose Zuchtpaare erhalten. Von jedem Verkauf innerhalb des Vereins fliessen 10°/o in die Kasse. — Unser II. Vorsitzender und Vereinspräparator Herr Reindl berichtete über seine Versuche zum Konser- vieren der Fische in Wasserglas resp. Trocknen derselben mit Spiritus und nachheriges Lackieren. Die ausgeführten Präparate werden in einer der nächsten Sitzungen zur Ansicht mitgebracht werden. — Infolge der vorgeschrittenen Zeit konnte die an- gesetzte Verlosung nicht stattfinden. — Schluss der Versammlung 12‘/4 Uhr. Der Vorstand. I. A. : P. Rudow. Magdeburg. „Aquaria“. Versammlung vom 20. Juli. Neuere Anregung zum Halten unserer einheimischen Fische wurde in der Besprechung dieses Abends ge- geben und viele Liebhaber dürften hierdurch zurück- kehren zu unseren heimatlichen Lieblingen. Viel Neues wurde nicht erwähnt. Seltsam ist es: wie viele Liebhaber kennen alle exotischen Fische und deren Behandlung, und sowie es auf die eigene Heimat an- kommt, da hat man sich überschätzt und kennt nicht einmal die gewöhnlichsten Fische. Es ist für viele Liebhaber eine Schande, wenn sie in diesem Falle fremd in der eigenen Heimat sind. Der Pachtung eines Futtertümpels soll energisch beigetreten werden, weil die hiesigen Tümpel im Futtervorrat durch den Kaub- bau mancher Liebhaber beträchtlich dezimiert werden. Versammlung vom 3. August. Das Gesprächsthema „Durchlüftung“ bot unge- heuer viel des Interessanten ; es hatte fast ein Jeder seine eigene Methode. Viel beherzigenswerte Vor- schläge wurden geboten und besonders wurde die reine Sauerstoffdurchlüftung behandelt. Es wurde natürlich behauptet, dass eine reine Sauerstoffdurch- lüftung für den Pflanzenwuchs hinderlich, wenn nicht schädlich sein könnte ; jedoch wartet diese Behauptung immer noch des Beweises. Einen geradezu idealen Durchlüftungsapparat hatte Herr Lange konstruiert und erntete dieser Herr für Vorführung desselben lebhaften Beifall. Nach diesem Punkte wurde der allgemeinen Freude Ausdruck gegeben, dass wir jetzt endlich im Besitze eines guten Futtertümpels sind. Bedauert wurde nur, dass auch die gewissenlosen Raubjäger vor der Warnung, betreffs des Fangverbots, nicht Halt machen, sondern mit geziemender Anstands- losigkeit erklären „nun gerade“. Infolgedessen sind wir gezwungen worden, konsequent vorzugehen und sind diverse Anzeigen der betr. Personen an geeigneter Stelle schon erfolgt. Die Feier des Stiftungsfestes wurde beschlossen und wurden hierzu als Kommission die Herren Naumann, Bieler und Lentze gewählt. Den Mitgliedern zur Kenntnis, dass die nächste Sitzung ausnahmsweise in der „Neuen Welt“, Königborner- strasse am Sonnabend, den 14. August, stattfindet. Versammlung vom 14. August. Die Idee, diese Sitzung einmal nach diesem Lokal („Neue Welt“) zu verlegen, war gut, denn die zahl- reich Erschienenen bestätigten dieses ; es mag auch sein, dass fiie unmittelbare Nähe unseres Futter- tümpels die Versammlungsteilnehmer herbeigelockt hat. Ein besonderes Thema wurde nicht gepflegt, sondern im allgemeinen nur Liebhaberfragen, die jetzt in der Zuchtperiode aktuell sind, erledigt. Ein nächt- licher Fang von Futtertieren (Daphnien, Mückenlarven) beschloss die anregend verlaufende Sitzung. Als be- sonders interessant für uns galt es in dieser Nacht, Schwärme von roten Mückenlarven aus unserem Tümpel herauszuholen, die wir noch nie in diesen Mengen am Tage beobachten konnten. Jedenfalls scheint die Lebezeit dieser Tiere die Nacht zu sein. An Eingängen waren zu verzeichnen diverse Kataloge von Menz-Wien, — Sauer-Karlsruhe über schmiede- eiserne Aquarien, eine Einladung des „Vereins der Aquarienfreunde zu Berlin“ zwecks Besuch zur Aus- stellung und ein Kalender für Tierfreunde und Tier- züchter von G. Findeis. Der Besuch der Aquarien- ausstellung in Berlin ist auch beschlossen. So gut der Tierkalender von Findeis ist, sollte er doch keine persönliche Polemik treiben, das wirkt immer ab- stossend. Man muss ein Urteil ertragen können und sollte es unrichtig sein, widerlegen nur Tatsachen und Beweise die aufgestellte Behauptung. Und wegen solchen Lappalien Lärm schlagen; so war es doch wohl sicher nicht gemeint. Wilhelm Rolle. Wien. „Vindobona“. Sitzungsbericht vom 2. August 1909. Nach Erledigung der üblichen Formalitäten gibt der Vorstand Ii. Burger bekannt, dass der heutige Abend speziell der Abgabe der bestellten Fische (an- gekauft von der Import- und Versandabteilung), sowie der Schlammheber usw. gewidmet sei und ersucht uin rege Beteiligung seitens der Mitglieder. — A) folgt die Verteilung der bestellten Teleskopschleierfische, welche regen Absatz fanden ; b) die Verteilung der neuen Schlammheber, angefertigt von dem Mitgliede Herrn Rudolf Horack ; c) sowie die Gratisverteilung der gespendeten Pflanzen. — Ferner wurde eine Ex- kursion für Sonntag, den 8. d. M. nach Kaiser-Ebers- dorf in Anregung gebracht. Zusammenkunft 8 Uhr früh Simmeringer Kirche. Da weiter zu verhandeln nichts vorlag Schluss der Sitzung 11 Uhr nachts. F. Eltz. Zur g e f 1. Beachtung. Wir haben zu Propa- gandazwecken Karten nachfolgenden Inhalts drucken lassen, zwecks Verteilung im Bekanntenkreise, beim Tümpeln usw. Da sich die Einrichtung bestens be- währtliat, geben wir sie für etwaige Nachfolge bekannt: Naturwissenschaftlicher Verein „Vindobona“ für Aquarien- und Terrarienkunde Vereinslokal : Filipovskys Gasthaus, Wien, VII., Kaiserstrasse 38. Einschreibegebühr K 1. — ■, Jahresbeitrag K 2.40. Jeden ersten und dritten Montag im Monat um 8 Uhr abends Vereinsabend und Mitgliederaufnahme. Reichhaltige Bibliothek und optische Apparate zur Verfügung der Mitglieder. Eigene Vereinszeitschrift. Vorträge und Exkursionen. Eigene Futtertümpel. Unentgeltlicher Fragekasten. Beschaffung von Tieren und Pflanzen zu Ausnahmspreisen für die Mitglieder. Gratisverlosungen und Versteigerungen von Tieren, Pflanzen und Utensilien. Eigene Import- und Versand- abteilungen (Mitglieder dieser Abteilung bekommen nach Ablauf eines jeden Mitgliedsjahres ein Paar garantierte Importfische nach Wunsch). Nähere Mit- teilungen über diese Import- und Versandabteilung werden an jedem Vereinsabend oder auch schriftlich von dem Geschäftsleiter, Herrn Karl Burger, Wien, XV., Klementinengasse 2, gegen Rück- porto sehr gerne erteilt. (Stenographische Korre- spondenz [Gabelsberger] wird angenommen und ebenso beantwortet). Zuschriften in Vereinsangelegenheiten sind an den II. Obmann, Herrn Karl Burger, Wien, XV., Klementinengasse 2 unter Beilegung des Rück- portos, wenn Antwort gewünscht wird, zu richten. Ferner geben wir bekannt: Herr Konrad Lehnert wurde auf Grund § 7, Absatz 1 und 2 der Statuten aus dem Vereine ausgeschlossen. Derselbe ist deshalb nicht mehr berechtigt, als Vorstand für den Verein zu zeichnen oder für diesen Bestellungen zu machen. Die Vereinsleitung obigen Vereines. Schweidnitz. „Aquarinm“. 19. August 1909. Der Hauptzweck der heutigen Sitzung war die Feier der Vollendung des ersten Vereinsjahres. Die grosse Anzahl der hierzu erschienenen Gäste und Mit- glieder gab Zeugnis von der steigenden Popularität unserer Bestrebungen. — Nach Begrüssung der An- wesenden gab der Unterzeichnete einen kurzen Rück- blick über die bisherige Vereinstätigkeit, daraus hervor- zuheben sein dürfte, dass es innerhalb eines Jahres gelungen ist, den Zusammenschluss der hiesigen Aquarienfreunde von einem Stammtisch von 6—8 Herren zu dem heute 41 Mitgliedern zählenden Verein zu ermöglichen. Die von der Vergnügungskommission getroffenen mannigfachen Veranstaltungen, sowie die Vereins-Nachrichten. — Geschäftliches. 567 von allen Teilnehmern gezeigte frohe Stimmung sorgten für einen äusserst gemütlichen Verlauf des Festes, das erst in früher Morgenstunde sein Ende fand. — Als neues Mitglied aufgenommen wurde Herr Zimmerling, während weitere zwei als Gäste anwesende Herren ebenfalls ihren Beitritt anmeldeten. Nächste Sitzung am 9. September 1909. Landeck. Ausstellungskalender Steht den verehrlichen Vereinen kostenlos zur Verfügung. Alle näheren Angaben sind natürlich in den Inseratenteil zu verweisen 1 Burgstädt i. Sachsen. „Wasserrose“. Vom 29. August bis 5. September 1909 in den Räumen der Alberts- burg zu Göppersdorf. Halle a. S. „Daphnia“. 29. August bis 6. September. Brunners „Bellevue“, Siedenstrasse 78. Die Aus- stellung bringt, das Ergebnis langjährigen Eifers, die grösste Sammlung W eise, die je gezeigt worden ist: 25 Arten in zahlreichen Exemplaren, ferner zirka 35 Arten Schwanzlurche. Stuttgart. „Verein der Aquarien- und Terrarien- freunde“. 11. — 19. September. „Gewerbehalle“. Wien. „Lotus“, 10. — 19. September in den Glashäusern der k. k. Gartenbau-Gesellschaft, Parkring. Altona. „Verein Altonaer Aquarien -Freunde“ E. V. 18. — 26. September 1909 im Velodrom Altona. Adressentafel der Vereine.1) Graz (Steiermark). „Neptun“. Vereinsheim: Körens Weinstube, Kaiser Josef-Platz. Zusammenkunft jeden Freitagabend. Briefadresse: A. Meuth, Liebenau 161 bei Graz. Halle a. S. „Daphnia“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde (E. V). Vereinshaus: Dresdener Bier- halle am Kaulenberge. Sitzungen alle 14 Tage Frei- tags. Adresse: K. Poenicke, Herderstrasse 12 i- Halle a. S. „Hallisclier Verein der Aquarien- und Terrarienliebhaher“. Gegründet den 9. März 1909. Vereinslokal: „Zum Aquarium“, Herrenstrasse 19, Sitzungen jeden 1. und 3. Dienstag im Monat Gäste stets willkommen. Gefl. Offerten an den I. Vor- sitzenden Herrn Robert Muff, Halle a. S., Schreiber- strasse 10, erbeten! Hamburg. „Ludwigia“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Vereinslokal: Haases Restaurant, Eimsbütteler Chaussee 17. Versammlungen jeden zweiten und vierten Dienstag im Monat. Gäste stets willkommen. Hamburg. „Humboldt“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde (E. V). Vereinslokal: Grosse Allee 45. Hamburg. „Rossmässler“, Verein für Aquarien- und Terrarienfreunde zu Hamburg (E. V.). Versamm- lungenjeden 1. und 3. Mittwoch im Monat in Paetows Restaurant, Kaiser Wilhelmstrasse 77. Briefadresse: M. Strieker, Hamburg 26, Pagenfelderstrasse 30. Hamburg. „Salvinia“, Verein für Aquarien- und Ter- rarienfreunde (E. V.). Briefadresse: O. Tofohr, Ham- burg 6, Bartelsstrasse 74. Hohenstein-Ernstthal i. S. „Sagittaria“, Verein für Naturfreunde. Vereinslokal: Restaurant zur Gar- küche. Briefadrese : AlbinAngermann, 1. Vorsitzender. Karlsruhe. „Verein von Aquarien- und Terrarien- freunden“. Lokal: „Landsknecht“, Herrenstrasse. Briefadresse: K. Eberbach, Direktor, Hirschstr. 120. Leipzig. „Humboldt“. Verein für volkstümliche Naturkunde. Sitzung jeden Donnerstagabends 9 Uhr im Restaurant „Kanitz“, Peterssteinweg, Ecke Münz- gasse. Briefadresse: R. Albrecht, Leipzig -Gohlis, Heinrothstrasse 1, III. — Der Verein bezweckt die Ausbreitung volkstümlicher Naturkunde im Sinne E. A. Rossmässlers. lj Aufnahme (selbstredend kostenlos) erfolgt nur auf Antrag. Weitere Vereinsadressen stets willkommen i Auf besonderem Blatt! Ergänzungen, Aenderungen, Richtigstellungen werden um- gehend erbeten 1 Dr. Wolterstorff. Leipzig. „Nymphaea“, Verein für Aquarien- und Ter- rarienkunde. Versammlung jeden Dienstag. Vereins- lokal: „Heim des Hausväterverbandes“ (Eingang Tauchaerstrasse 6 oder Marienstrasse 7). Brief- adresse: Bernhard Wichand, 1. Vorsitzender, Scharn- horststrasse 55, part. Magdeburg, „Aquaria“, Verein für volkstümliche Naturkunde. Vorsitzender Fr. Maue, Regierungs- strasse 24. Versammlungen jeden 1. und 3. Dienstag im Monat, abends 9'/* Uhr, im Restaurant „Kaiser- bräu“, Breiteweg 1. Magdeburg „Vallisneria“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Versammlungslokal: „Tivoli“, Kai- serstrasse, am 2. und 4. Dienstag im Monat. Brief- adresse: W. Jürgens 1. Vorsitzender, Königgrätzer- Strasse 17. (Fortsetzung folgt.) Tagesordnungen. Leipzig. „Nymphaea“. , Tagesordnung für die 802. Sitzung am 31. Aug. 09. 1. Geschäftliches. 2. Mitteilungen aus der Liebhaberei. Geschäftliches <^> <£> <$> Etwas über das neue Wiener 1. Aquarien- institut. Von Georg Ruda-Wien. Vor kurzem hatte ich Gelegenheit, der Ein- ladung des Herrn A. E. Krebs Folge zu leisten, und will ich nun einiges über das äusserst prak- tisch und gediegen eingerichtete I. Wiener Aquarieninstitut erzählen. Die freundliche Donaustadt hatte bis vor kurzem noch nicht unter den Städten und Städt- chen zählen können, iu denen die mächtig auf- blühende Aquarienkunde Anstoss gegeben hat, die Gründung und sachgemässe Führung von Zierfischzüchtereien zu ermöglichen. Dieser Status hat sich jedoch im Laufe der letzten Jahre total geändert; durch das Auf- blühen und zielbewusste Arbeiten der ver- schiedenen Aquarienvereine, sowie durch die in den letzten Jahren regelmässig veranstalteten Ausstellungen, ich erinnere nur an die präch- tigen Ausstellungen des „Lotus“, an die der „Gartenbaugesellschaft“, sowie an die allgemeine Tierausstellung des „Reichsbundes der öster- reichischen Tierfreunde“, welche alle in ganz hervorragendemMasse beitrugen, unsereAquarien- kunde populär und bekannt zu machen. So zwar, dass man jetzt ganz ruhig in den Gassen der Stadt mit Fischfutterkanne und Netz gehen kann, ohne dass die liebe Strassenjugend, sowie sonstige Passanten mit müssigen Bemerkungen und Gespött diesen für den Wiener früher un- gewohnten Anblick mit der für diesen sprich- 568 Geschäftliches. wörtlich gewordenen gemütlichen Satyre be- denken. i Und nun zur näheren Beschreibung des ersten Wiener Aquarieninstituts. Jrn Weichhilde der Stadt gelegen und von allen Seiten mit der Elektrischen bequem zu erreichen, ist dieses Institut in einem sehr grossen Atelier unterge- bracht, zur Beruhigung von asthmatischen Be- suchern verrate ich, dass auch ein Aufzug vor- handen. Beim Eintritte blickt man überrascht auf die schöne gleiclimässige Anlage der auf- gestellten Becken, in drei Reihen einfach im Bau gehaltene, weissgestrichene Aquarien, welche von einer der hervorragendsten Wiener Aquarien- fabriken hergestellt sind. An den Wänden sind auf Stellagen ebenfalls kleine Becken, welche mit Zahnkärpflingen, Zwergcichliden usw. besetzt sind, aufgebaut. Im ganzen sind vorderhand zirka 150 Süss- wasser- und 15 Seewasseraquarien ausgestellt, welche Anzahl ständig zunimmt, und nach dem Eingang der neuen Importe ergänzt wird. Die beigefügten Bilder zeigen dies besser als lang- atmige Beschreibungen, nur ist zu bedenken, dass diese Aufnahmen schon früher gemacht wurden, wie die Sumpfpflanzen noch nicht ordent- lich gewachsen waren. Die ganze Anlage wird durch einen Durch- lüfter der Firma Kindel & Stössel, Berlin, durch- lüftet, im Parterre des Hauses ist ein Apparat an- gebracht, welcher die Luft bis in das vierte Stockwerk aufpumpt und sind an diesem Apparat zirka 100 Ausströmer angehängt, ohne dass dieser am Ende seiner Leistungsfähigkeit ange- langt ist. Oberhalb der Aquarien führt an dünnen Latten die Luftleitung zu den einzelnen Be- hältern. Als Ausströmer sind gleichfalls die von genannter Firma in Verkehr gebrachten Buchsbaumplatten verwendet. Unterhalb der einzelnen Aquarien ist die Gasleitung ange- bracht, und kann die Heizung eines jeden Be- hälters separat mit Gashunsenbrenner „Perfekt“ vorgenommen werden, so dass jeder Fischart die ihr zusagende Temperatur geboten werden kann. Jetzt während der warmen Jahreszeit ist dies jedoch nicht notwendig und es unterbleibt die Heizung ganz. Alle Recken weisen prächtigen Pflanzenwuchs auf und sind vollkommen algenfrei, was durch sinnreiche Vorrichtungen bei der Abhaltung der Sonnenstrahlen leicht bewirkt werden kann. Besonders hervorzuheben sind die herrlichen Ca- bomben- und Myriophyllum- Arten, ebenso sind die neuen und neuesten Wasserpflanzen in her- vorragend schönen Kulturen vorhanden. Dass” die Kultur der Sumpfpflanzen mit der gleichen Liehe und Sorgfalt geübt wird, brauche ich wohl nicht näher zu betonen, alle bisher eingeführten Cyperaceen, Jussieuen und sonstigen schönen Pflanzen sind in wirklich guten Stücken vor- handen. Nun soll noch kurz eine Aufzählung der markantesten Formen der in schönen und grossen Exemplaren von diesem Institut gepflegten Fische Platz finden. Grösstenteils Importe, sowie deren erste Nachzucht repräsentieren sich in der schö- nen Umrahmung dem Beschauer. In erster Linie die neuesten Importe als : Xiphophorus heller i, Fundulus gularis, Tera- pon jarbua, Haplochilus elegans und rubrostignia, diverse Tetragonopterus -Arten, diverse derzeit noch unbestimmte Zahnkärpflinge, von schon bekannteren Arten : Haplochilus chaperi , H. sex- fasciatus, typische Panchax , sowie dessen herr- liche Varietäten, ferner alle bekannten Zahn- karpfen, darunter Importe von Platypoecilia macu- lata von 6 — 9 cm Länge, Girardinus denticulatus, gleichfalls von dieser Grösse, ganz schwarze Gambusen, die jetzt seltenen Cetnesterodon decem- maculatus , Import, ferner Danio rerio in bis 7 cm langen, herrlichen Exemplaren, farbenglühende Trichogaster lalius, sowie diverse Labyrinth- und Barbenarten. An Cichliden sind Crenicichla lepidota , Hemichromis bimaculata , dann eine noch unbestimmte Art, ebenfalls aus Afrika, weiters prächtige Importe von Heterogramma corumbae, Geophagus taeniatu s, Acara co ende a-punct ata und von älteren Einführungen Cichlasoma nigrofas- ciatum, zirka 25 cm Länge, sowie Canchitos und Geophagus brasiliensis vorhanden. Von Salmlern sind die jetzt seltenen Drachenflosser und Tetra- gonopterus rubropictus , sowie noch verschiedene andere Arten vertreten, darunter ein zirka 15 cm langer, hechtartiger Räuber mit riesigem Gebiss, aus einem Import der Frau B. Kuhnt, Berlin, stammend, welcher nach mündlicher Mitteilung des Herrn Hofrat Steindachner eine neue Art vorstellt. Hochbefriedigt von dem Gesehenen verab- schiedete ich mich von Herrn Krebs, welcher nicht müde ward, auf alle Fragen bereitwilligst Auskunft zu geben und kann ich Jedem, der Gelegenheit hat, sich diese Anlage anzusehen, nur raten, dies nicht zu verabsäumen. Für den Anzeigenteil: Fritz Lebmanns Verlag, Stuttgart. — Verlag von Fritz Lehmann, Stuttgart. Druck der Verlagsbuchdruckerei Otto Sautter, Stuttgart. Aus meiner naturphotographischen Praxis. Von Rud. Z im m er man n • Rochlitz. II. Mein Handwerkszeug. In den Mitteilungen: „Aus meiner natur- photographischen Praxis“ verfolge ick die Ab- sicht, einesteils weitere Kreise auf die koke Bedeutung der Naturphotographie hinzuweisen, andernteils aber an der Hand von Einzelbei- spielen Interessenten mit dem Gang des Auf- nahmeverfahrens vertraut zu machen, um auf diese Weise dahin zu wirken zu versuchen, dass der bei uns ja noch verhältnismässig jungen Naturphotographie weitere Jünger zugeführt werden und dass die Zahl derer, die sich an der photographischen Registrierung unserer vater- ländischen, sowohl an Arten- wie auch an In- dividienzahl rapid zurückgehenden Tierwelt be- teiligt, eine immer grössere wird. Denn die Kräfte des Einzelnen reichen ja gar nicht zur Lösung der noch in so später Stunde an uns herangetretenen grossen Aufgabe aus. Ehe ich aber heute zu weiteren Schilderungen nach Art meiner ersten Mitteilungen übergehe, seien mir einige kurze Worte über mein „Hand- werkszeug“, über den Apparat und die Platten, gestattet. Denn von der Güte sowohl des ersteren wie auch der letzteren hängen zu einem guten Teil die Erfolge des Naturphotographen ab, und mehr wie auf manch anderem Gebiete gilt hier der so oft zitierte Gemeinplatz „Vom Guten das Beste“. Wenn man nun auch schon mit jeder Kamerakonstruktion manche Naturauf- nahmen machen kann — meine ersten Erfolge verdanke ich einer kleinen Klappkamera — , so bleibt doch die Spiegelreflexkamera der für den Naturphotographen erstrebenswerteste Appa- rat, der auch da nicht versagt, wo jede andere Konstruktion an den Grenzen ihrer Leistungs- fähigkeit angelangt ist. Ich kann die Einrichtung wohl als bekannt voraussetzen: Ein im Inneren der Kamera unter einem Winkel von 45° be- findlicher Spiegel reflektiert die einfallenden Lichtstrahlen auf die nicht mehr an der Rück- seite des Apparates, sondern oben angebrachte, mit einer Lichtkappe versehene Mattscheibe. Der Photograph ist dadurch in die Lage ver- setzt, das Bild, so wie es auf die Platte kommt, bis zum Augenblick der Exposition mit den Augen zu verfolgen und bei jederzeit aufnahmebereitem Apparat das Objekt scharf einzustellen, auch wenn es sich bewegt, sich vom Objektiv entfernt oder sich ihm nähert. Mit einem einfachen Fingerdruck hebt man in dem zur Aufnahme geeignetsten Moment den Spiegel empor und löst damit gleichzeitig den Verschluss aus, während nach erfolgter Exposition das Bild sofort wieder auf der Mattscheibe erscheint. Ich benutze zu meinen naturphotographischen Arbeiten eine Spiegelreflexkamera 9X12 — das für Naturaufnahmen geeignetste Format — der Firma „Fabrik photographischer Apparate a. d., vorm. R. Hiittig & Sohn in Dresden“, die allen anderen Modellen gegenüber Vorteile in ihrer Konstruktion besitzt, welche gerade auf naturpho- tographischem Gebiete wesentlich ins Gewicht fallen. Uebrigens ist in den „Blättern“ bereits einmal auf die hohe Leistungsfähigkeit gerade der Hüttigschen Spiegelreflexkamera hingewiesen worden: In seinen „Skizzen und Bildern von der Riviera“ singt ihr unser trefflicher Walter Köhler ein Loblied, dem ich mich in jeder Weise anschliessen kann. Dass die Kamera mit einem guten lichtstarken Objektiv, das auch bei ungünstigen Lichtverhältnissen noch Momentauf- nahmen zulässt, am besten also mit einem Doppel- anastigmaten ausgerüstet sein muss, brauche ich als selbstverständlich wohl kaum besonders zu betonen. Für den Reptilien- und Amphibien- photograph zwar nicht unbedingt notwendig, hin und wieder aber doch geeignet und ganz 570 Rud. Zimmer mann: Aus meiner naturphotographischen Praxis. besonders vorteilhaft, wenn man sich auch mit Aufnahmen anderer Tiere beschäftigt, ist ferner noch die Benutzung eines zweiten, eines Tele- objektives für Fernaufnahmen. Die Firma Carl Zeiss in Jena hat ein derartiges für den Natur- pliotographen recht geeignetes Fernohjektiv in den Handel gebracht, das man sehr rühmt, das ich indessen in seiner Arbeit aus eigener Er- fahrung leider noch nicht kenne. Denn es ist ziemlich kostspielig; als deutscher Berufsschrift- steller aber ist man mit Glücksgütern nicht so gesegnet, um sich jeden Wunsch, seihst wenn er noch so berechtigt ist, erfüllen zu können. Ich benütze vielmehr ein billigeres Buschsches Bis-Telar, mit dem ich durchaus zufrieden hin und das ich auch für einige Beptilien- und Amphibienaufnahmen recht gut gebrauchen konnte. Immerhin dürfte es in bezug auf seine Leistungsfähigkeit noch lange nicht an das er- wähnte Zeisssche heranreichen. Aber auch der beste Apparat, das licht- stärkste Objektiv versagt, wenn die zur Ver- wendung gelangenden Platten minderwertige sind. Darum darf man auch hier nicht sparen wollen und etwa glauben, dass eine billige, zu den Gelegenheitsaufnahmen unserer Tagesama- teure noch immer genügende Marke, für unsere Zwecke jederzeit ausreicht. Nur mit hochem- pfindlichen orthochromatischen Platten kann der Naturphotograph dauernd erfolgreich arbeiten. Ich habe manche Marke ausprobiert, bin aber immer wieder auf die Fabrikate von Bichard Jahr in Dresden zurückgekommen, der in seinen „Spezial“- und „Bot“-Etikettplatten zwei Marken führt, die für unsere Zwecke in ganz hervor- ragendem Masse geeignet sind. III. Ein Laubfrosch-Porträt. Mit einer Abbildung nach einer Originalaufnahme des Verfassers. Bereits in meiner ersten Mitteilung wies ich darauf hin, dass der Naturphotograph nicht darnach streben müsse, ein Tier an sich dar- zustellen, als vielmehr sein Wesen oder Wesens- züge von ihm im Bilde wiederzugehen, es uns vorzuführen, wie es unser Auge draussen im Freien hei seinen mannigfachen Lebensäusse- rungen erschaut. Denn hierin allein liegt die Ueberlegenlieit der Naturphotographie vor der Zeichnung. Tierabbil- dungen, die lediglich instruk- tiv wirken sollen , schafft der Zeichner oft besser, als wie dies der Photograph tun kann, Bilder vom Wesen und Leben der Tiere aber gibt einwandfrei und sicher nur die photographische Kamera wieder. Denn sie allein ar- beitet völlig objektiv und hält ein Bild mit all seinen Fein- heiten und Einzelheiten so fest, wie es tatsächlich ist; Maler und Zeichner aber arbeiten subjektiv und schaf- fen ein Bild oft zu ungunsten der Naturtreue, nach ihrer persönlichen Auffassung und ihrem Empfinden, dabei noch jederzeit beeinflusst von ihrer geringeren oder grösseren künstlerischen Fertig- keit. Ich brauche diese Behauptung hier kaum bis ins kleinste hinein auszuführen, sie wird wohl am besten illustriert durch die in letzter Zeit ja mehrfach erschienenen naturphotographischen Sammelwerke, deren mit der Kamera gewonnenen Abbildungen man nur einmal den bisherigen, von Malern und Zeichnern hergestellten ent- gegenzustellen braucht. Sie wird aber auch durch das Porträt eines Laubfrosches illustriert, das ich im verflossenen Spätsommer aufnehmen konnte. Der grüne Gesell hüpfte am Boden dahin; bedächtig, wie das seine Art ist, wenn ihn nichts in seiner Sicherheit störl, hin und wieder in seinem Hüpfen einhaltend und ausruhend oder ausspähend nach Beutetieren oder möglichen Hyla arborea = Laubfrosch, aufhorchend. Dr. Wilhelm Roth: lieber das gleichzeitige Vorkommen verschiedener Aussenschmarotzer usw. 571 Gefahren. Vorsichtig näherte ich mich ihm mit der Kamera, unbemerkt von ihm, wie es schien, und konnte daher mit Leichtigkeit eine Auf- nahme machen. Das Geräusch, das durch das Niederfallen des Verschlusses des Apparates hervorgerufen wurde, erweckte die Aufmerksam- keit des Grünrockes. Er wendete, ohne dass er seine Stellung sonst veränderte, blitz- schnell den Kopf nach dem Apparat herum und spähte aufmerksam nach diesem. In dieser Stellung machte ich die zweite Aufnahme und konnte ihn, da er so 2 — 3 Minuten regungslos ausharrte, sogar noch ein drittesmal auf die Platte bannen. Die zweite dieser drei Auf- nahmen — die Platte der ersten zerbrach mir leider — gebe ich hier wieder; das Bild zeigt uns einen „aufhorchenden“ Laubfrosch und dürfte wohl die erste derartige Aufnahme eines Lurches sein; sie schliesst sich denn mancherlei anderen an, die uns aufhorchende Säuger und Vögel zeigen. Ueber das gleichzeitige Vorkommen verschiedener Aussenschmarotzer auf einem und demselben Fisch. Nebst einer kurzen Mitteilung über einen bisher nichtbeschriebenenFisch- parasiten. Von Dr. Wilhelm Roth -Zürich. (Mit sechs etwas schematisch gehaltenen Zeichnungen des Verfassers). I. Vor kurzem überbrachte mir ein hiesiger Fischhändler zwei Schleierfischleichen, die eine anscheinend ganz frisch, die andere angeblich nicht über einen Tag alt, zur Untersuchung bezw. Feststellung der Todesursache. Er hatte vor wenigen Tagen von einer auswärtigen Zier- fischzüchterei mehrere ziemlich gut und gesund aussehende Zuchtpaare erhalten, und nun waren zwei der Fische, ein Männchen und ein Weib- chen, rasch nach einander ohne eine erklärbare äussere Veranlassung eingegangen. Obwohl mich das gelegentlich massenhafte Vorhandensein von Aussenschmarotzern auch auf scheinbar gesunden, kaum irgendwelche Krankheitserscheinungen aufweisenden Schleier- fischen schon längst nicht mehr überrascht, und ich schon mehrfach darauf hingewiesen habe,1) *) Vergleiche „Wochenschrift“ 1907, Nr. 39, Seite 496: Dr. W. Roth, „Ueber den Goldfischimport.“ dass oft mehrere Arten gleichzeitig auf einem und demselben Fisch anzutreffen sind, so wurde ich dennoch bei der mikroskopischen Untersuchung der mir überwiesenen Fische über die Menge und Verschiedenartigkeit der Schmarotzer, welche auf den bedauerns- werten Tieren scheinbar friedlich nebeneinander gehaust hatten, höchlich verblüfft. Die Fische stellten die reinste Mnster- karte von Ektop arasiten dar, denn ausser dem Ichthyophthiriiis waren in der sauberen Ge- sellschaft nicht nur sämtliche „Spezialitäten“ unserer Schleierfische vertreten, sondern ich konnte in derselben sogar noch eine „Neuheit“ entdecken. Eine derartige Verseuchung mit Schmarotzern dürfte wohl sicherlich nur bei unserem armen, wehrlosen Schleierfisch Vor- kommen, und ich kann es mir angesichts dieses krassen Falles nicht versagen, das Parasiten- gesindel, so wie ich es aufgefunden habe, als abschreckendes Beispiel ans schwarze Brett zu schlagen. Auf den Flossen, der allgemeinen Körper- oberfläche und in den Kiemen Hessen sich namentlich bei der frischen Fischleiche nach- stehend verzeichnete und kurz charakterisierte Schmarotzer nachweisen : 1. Gyrodactylus elegans v. Nordmann, in beträchtlicher Anzahl, namentlich auf den Flossen, welche sich bei genauerer Untersuchung an den Rändern als leicht aufgefasert erweisen, aber die bekannte sichelförmige Schrumpfung, wie wir sie bei parasitenkranken Schleier- fischen in einem gewissen Stadium vorwiegend an der Schwanzflosse auftreten sehen, noch nicht darbieten. 2. Dactylogyrus auriculatus Diesing, in vereinzelten Exemplaren. Dieser Schmarotzer ist von ungefähr gleicher Grösse wie der vor- erwähnte, lässt sich von ihm aber durch die ausserhalb der beiden Kopfzipfel gelegenen ohr- förmigen Lappen (daher der Artname „anri- culatus “) und namentlich auch durch das Vor- handensein von vier punktförmigen Augen (die dem Gyrodactylus vollständig abgehen) sehr leicht unterscheiden. 3. Cyclochaete Domergueii Wallengreen, ebenfalls nur in spärlichen, aber durch ihre leb- hafte Beweglichkeit auffallenden Exemplaren ; leicht zu erkennen an ihrem zierlichen, aus düten- förmig ineinander gesteckten Chitinhäkchen zusammengesetzten Haftring. Der Parasit darf nicht, wie es immer noch hie und da ge- schieht, mit der Trichodina pedicuhis Stein ver- 572 Mathilde Ziegeler: N eritina fluviatilis und verwandte Arten. wechselt werden, welche überhaupt auf Fischen gar nicht vorkommt. *) Ebenfalls nicht sehr zahlreich zeigte sich namentlich in den untersuchten Schleimproben der 4. Chilodon cyprini Moroff;2) der Schma- rotzer ist von dem in jedem Aquarium vor- kommenden, nicht schmarotzenden Chilodoii cucullulus , mit dem er früher verwechselt worden ist; durch die allerdings nicht immer gut aus- geprägte, am hintern Ende befindliche herz- förmige Einkerbung, ferner nach meinen Be- obachtungen namentlich auch durch das Vor- handensein einer feinkörnigen Pigmentierung durchweg sehr leicht zu unterscheiden. Alle Ex- emplare sind bereits abgestorben, wie denn auch dieser Parasit, so oft ich ihn mit anderen Abb. 1. Parasitisches Infus or. Mit nahezu vollständiger Ausbreitung der Mundzone. Fehlen eines zweiten Wimperkranzes. (Nach dem lebenden Tiere gezeichnet). Abb. 2. Parasitisches Infusor. Mit völliger Ausbreitung der Mundzone. Es ist ein zweiter Wim- perkranz vorhanden. (Nach dem lebenden Tiere ge- zeichnet). Aussenschmarotzern zusammen angetroffen habe, immer zuerst einzugehen schien. Dagegen ist nun in den namentlich aus dem die Körperoberfläche bedeckenden Schleim her- gestellten Präparaten die 5. Costia necatrix Henneguy (spec. emend. Moroff)3), (den Aquarienfreunden früher unter q Bei den von R. Chmielewski („Wochen- schrift“ 1908, Seite 639, Jahrbuch 1909, Seite 79) be- schriebenen Fällen von Trichodina pediculus handelt es sich zweifellos ebenfalls um die Cyclochaete Dotnergueii. 2) Vergleiche „Natur und Haus“, 1903, Nr. 3, Seite 40: Dr. W. Roth, „Ueber den Chilodon cyprini Moroff“. 3) Ich gedenke über diesen Schmarotzer dem- nächst eine kleine Mitteilung zu machen, zumal er seit der interessanten Publikation Dr. Moroffs wohl kaum je wieder genauer untersucht worden ist. dem Namen Tetramitus Nitscheii bekannt) meist in ungeheuren Mengen vorhanden. Die einzelnen Epidermisfetzchen sind mit diesem schlimmen Schmarotzer, welcher im Gegensatz zu mit dem vorerwähnten auch im Präparate äusserst zäh- lebig ist, stellenweise dicht besetzt. Bei der mikroskopischen Untersuchung der Kiemen finden sich in denselben neben im Gegensatz zu Haut und Flossen sehr reichlichen Mengen von Chilodon cyprini und Dactylogyrus auriculatus eme Anzahl von beträchtlich grösseren Dactylogyren. Wahrscheinlich handelt es sich bei ihnen um den 6. Dactylogyrus fallax Wagener, den ich schon vor Jahren in den Kiemen von Schleier- fischen gefunden und arge Verwüstungen habe anrichten sehen. ') W ährend beim Gyrodactylus, welcher je ein einziges, gleich nach der Geburt fast völlig ausgewachsenes Junges ablegt, alle Individuen von annähernd gleicher Grösse sind, trifft man beim Dactylogyrus , welcher sich durch ovale, mit einer bräunlichen Chitinhülle umgebene Eier vermehrt, aus letzterem Grunde meist sehr verschieden grosse Ex- emplare. Die Artbestimmung, bei welcher namentlich die Form der beiden Zentralhaken massgebend ist, wird dadurch oft erschwert. Mehr als alle die bisher angeführten, in zoologischer und biologischer Beziehung zum Teil sehr interessanten Schmarotzer erregte nun 7. Ein bisher nicht -beschriebenes para- sitisches Infusor, das ich in grösserer An- zahl nur auf den Flossen vorfand, natürlich mein besonderes Interesse, und ich werde des- halb weiter unten noch etwas genauer auf eine Beschreibung desselben eintreten. — (Fortsetzung folgt.) Neritina fluviatilis und verwandte Arten. Von Mathilde Ziegeler- Spandau. Mit 14 Abbildungen. (Schluss). Claparede fand, dass sich die 40 — 60 Eier in den Kapseln alle gefurcht hatten, dass sie also sämtlich echte Eier waren, aber dass nur je eines von ihnen sich weiter zu einem Em- bryo entwickelte. Es war ein rundes auf der ganzen Oberfläche mit Wimperhärchen bedecktes Wesen, 0,112 mm im Durchmesser gross, 0 Vergleiche „Natur und Haus“, 1903, Nr. 4, Seite 56: Dr. W. Roth, .Ueber den Dactylogyrus fallax Wagener“. Mathilde Ziegelei’: Neritina fluviatilis und verwandte Arten. 573 welches in seiner Dotterhaut sich von rechts nach links und von links nach rechts bewegte und nachdem es dieses vergnüglich 50 Stunden fortgesetzt hatte, starb. Das war sehr traurig für den Forscher, denn da nur ein einziges so jugendliches Wesen gefunden wurde, konnte er nicht erfahren, wie lange diese Turnübungen zu dauern pflegen und musste nun zur weiteren Untersuchung einen möglichst wenig weiter entwickelten Keimling suchen. Die übrigen Eier hatten sich, sobald das junge Tier sich entwickelt hatte, da sie nun doch als Nahrung für den jungen Fresser dienen sollten, in einzelne kleine und grössere appetitliche Dotterkugeln geteilt und wirklich frisst der wie wir sehen werden im wahren Sinne herzlose Geselle seine Geschwister auf und hat am Ende seines Lebens in der Kapsel das 40 — 60fache seiner Grösse erreicht. Zunächst, nachdem der Keim- ling aus der Dotterhaut geschlüpft ist, be- kommt er eine etwa zylinderiscke Gestalt, die sich schon in Kopf und Rumpf gliedert, am Kopf erscheint schon die Hauptsache, der Mund- ais flache Vertiefung und unterhalb desselben der Fuss als Scheibe. Der Kopf trägt auf seiner Rückseite eine Erhöhung, welche einen wulstigen Wall darstellt, aus ihr entwickelt sich ein für das Larvenlehen der Neritina sehr wichtige Werkzeug, das Segel. Bald schnürt sich die Wulst in der Mitte ein und erhebt sich über den Kopfteil, bleibt aber mit ihm durch eine feine Haut verbunden, die sich mit schlagenden Wimpern bedeckt, während die Wulst den verdeckten Rand darstellt. In die Haut eingelagert sind sonderbar gestaltete Muskelfasern, welche ermöglichen, dass das Segel gerefft und nach verschiedenen Richtungen gespannt werden kann. Es nimmt an Grösse zu und umgibt kragenartig den Kopf; jede Hälfte vertieft sich nach hinten. Der Mund liegt in der mittleren Einschnürung, in den seitlichen Vertiefungen erscheinen später die Fühler und die Augen. Hier sind wieder wichtige Anklänge an die Entwicklung der Meerschnecken, welche in der Jugend als freischwimmende Larven mit einem Segel aus- gestattet sind, während die Süsswasserschnecken die Larvenzeit im Ei durchleben. Unsere jungen Neritina dürfen wir, seitdem sie aus dem Ei geschlüpft ist, nicht mehr als Keimling, sondern wir müssen sie alsAine innerhalb der Kapsel freilebende Larve ansehen. — Claparede sah eine Larve, nachdem er die Kapsel geöffnet hatte, unter dem Mikroskop munter zwischen den Dotterkugeln umherschwimmen. Sie nähert sich einer Kugel, setzt sie durch das Schlagen der Segelwimpern in drehende Bewegung und bringt sie, während sie selbst stillsteht der Mundöffnung nahe, um sie abzulecken und mit ihren Wimperhärchen einzelne Stückchen abzu- reissen und zu verzehren, auch Diatomeen, welche zufällig in dem Wassertropfen waren, verschlang sie. Man sieht, wie die Nahrung in die quere Mundöffnung und die Speiseröhre hineingezogen werden, deren flimmernder Wimper- überzug sie in Bewegung erhält, bis sie sich der im Leibe sichtbaren Nahrung zugesellt. Auch der Fuss, welcher herangewachsen eine eiförmige Gestalt angenommen und eine innere mit der Leibeshöhle scheinbar verbundene Höhle hat, bewimpert sich und wird bald in den Dienst der Nahrungsaufnahme gestellt. Er gestaltet sich rinnenförmig und bringt, wie wir auch bei erwachsenen Schnecken sehen, die Nahrung dem Munde nahe. Nicht genug daran, wachsen der Larve noch zwischen Kopf und Fuss gleich- falls bewimperte Brustlappen, um die Nahrung in den Mund zu strudeln, später vergehen diese, wie auch das Segel einschrumpft und schwindet. Bei den Meerschnecken dient das Segel zum Schwimmen, doch braucht die Neritina es in ihrer Vorratskammer nicht zum schwimmen, sondern als Hilfsmittel bei Erfüllung ihrer wichtigsten Lebensaufgabe, dem Fressen. Mög- licherweise dient aber das Segel auch der Larve als Atmungswerkzeug, jedenfalls erscheint es früher als die Kiemen und bevor man einen Herzschlag bemerken kann und es scheint sich zurückzubilden, wenn Herz und Kiemen auf- treten, andererseits glaubt man, dass die Jung- schnecken mit der gesamten Haut atmen. Die Beobachtung der Larven wird nun in dem Masse schwieriger, als sie undurchsichtiger werden. Die zuerst gut sichtbare Anhäufung der verzehrten Dotterkugeln entwickelt sich zu Magen und Leber, der Magen umgibt sich mit einer dünnen Haut, aber einen Darm kann man nicht wahrnehmen. Auf dem Rückenteil der Larve entsteht die feine durchsichtige An- lage einer Schale. Um einen undeutlichen Mittelteil lagern sich Anwachsstreifen und ausserdem gehen von ihm aus strahlenförmige helle und dunkle Streifen bis zum Rande. Bald beginnt Kalk sich in der Schale abzusetzen ; die Schale, die auf dem Rücken schneller als nach dem Bauche zu wächst, krümmt sich der Gestalt des sie ausschwitzenden Tieres gemäss und wird nuu einer Nautilus- Schale ähnlich, 574 Mathilde Ziegelei-: Neretina fluviatilis und verwandte Arten. beim weiteren Wachstum aber neigt sich die rechte Seite und die der Schnecke eigentümliche Gestalt entsteht. Noch liegt der Schalenrand dem Tiere glatt an, bald aber bildet sich auf dem Rücken des Tieres vor dem Schalenrande eine Vertiefung, eine Hohlkehle, welche bogen- förmig diesem Schalenrande entlang läuft. Die Haut bildet gleichsam eine tiefe Falte, die obere verdickte Kante, dem Schalenrand be- nachbart, heisst der Mantelrand, hier findet be- ständig die Weiterbildung der Schale statt, die Tiefe der Falte aber ist die Mantelhöhle, in welcher bei den Schnecken die äusseren Atmungs- werkzeuge und die Mündungen der Verdauungs- und der Fortpflanzungswerkzeuge liegen, welche aber bei der Larve noch nicht sichtbar sind. Auch die Farbstoffeinlagerung in die Schale macht sich jetzt bemerkbar, am stärksten hinter dem Mantelrande, maschenartig zwischen der Oberhaut der Schale und der eigentlichen Schneckenhaut, der Fuss bildet seinen Deckel aus, naht doch die Zeit, wo unseres Tierchens Leben sich nicht mehr in der engen Kapsel, sondern draussen in dem unendlichen nassen Elemente abspielen soll, draussen, wo sich nicht die Nahrung um es anhäuft, wo es suchen muss, wo es die Gefahr vermeiden muss. Da er- stehen ihm die Augen und die Fühleranlange zuerst als warzenartige Erhöhungen, die Augen bilden sich zuerst aus und viel schneller wachsen ihnen zur Seite dann die Fühler nach, auch die Ohrbläschen erscheinen, in denen ein blasser ziemlich grosser Otolith durch die flimmernde Bewegung der Oberhaut des Bläschens in be- Abb. 13. Larve der Neritina fluviatilis. (Nach Claparede.) ständiger Bewegung erhalten wird. Diesen Zeitpunkt will Claparede in dem Bilde fest- halten, welches ich aus vielen anderen zur Wiedergabe erwählt habe. (Abb. 13.) a ist das flügelartige Segel, auf der Segelhaut sehen wir die eigentümlich geformten Muskelfasern, die das Segel nach allen Seiten stellen können, b ist der Mund, c die Speiseröhre, d der hier sehr durchsichtig aufgefasste Fuss mit seinem Deckel n, e gemeinsame Anlage des Magens und der Leber e, h der über dem Auge befindliche zum Fühler werdende Höcker, / der Mantelrand und m die Mantelhöhle, i die Ge- hörbläschen. Nach der Bildung der Sinnes- werkzeuge nimmt man auch die weitere Aus- bildung des Mundes wahr. Die Zungenknorpel, auf der die Zunge ruht, erscheinen anfangs als Abb. 14. Neritina fluviatilis, vergrössert. undeutliche Zellenanhäufungen, sie spitzen sich zu und auf der Zunge erscheinen die ersten Querreihen der Zälmchen. Die Zahl der Platten- zähne ist in den ersten Reihen dieselbe, wie in den später erscheinenden, während über die sehr kleinen Randzähnchen nichts genaues ge- sagt werden kann. Die anfangs kurze Zunge nimmt bald sehr an Länge zu, bei der die Kapsel verlassenden Neritina hat sie verhältnis- mässig fast dieselbe bedeutende Länge wie bei der lieranwachsenden Schnecke und ragt weit in die Leibeshöhe hinein. AVeder von den Nerven noch von dem Herzen konnte bei irgend einer Larve etwas entdeckt werden, erst bei einer 1,5 mm grossen Neritina konnte man das Herz durch die zufällig sehr durchsichtige Schale entdecken. Zugleich mit dem Herzen bildete sich die Kieme, sie hat vorerst nur zwei Blättchen an jeder Seite. Erst viel später bil- deten sich die Fortpflanzungswerkzeuge. Das Wachstum der jungen Neritinen ist wenigstens im Aquarium ein sehr langsames und ihr Fressen ein mässiges, sie fressen ausschliesslich an den AVänden festsitzende Algen. Aus der munteren Larve, die mit rücksichtsloser Tat- kraft in das Lehen tritt, ist eine langsame und langweilige Schnecke geworden. (Abb. 14). Jos. Scherer: Eine herpetologische Exkursion in Liberia. 575 Gebrauchte Bücher: Claparede, Ed., „Anatomie und Entwicklung der Neritina fluoiatilis“ in Johannes Müllers „Archiv für Berlin 1857“. Lehmann, „Die lebenden Schnecken und Muscheln Stettins 1873“. Martini & Chemnitz, „Conchylien-Cabinet“ Band zwei, Abteilung 10 (von Martens) Nürnberg 1879. Stein, „Die lebenden Schnecken und Muscheln Berlins 1850“. Eine herpetologische Exkursion in Liberia, Von Jos. Scherer. (Fortsetzung.) Erst nachmittags gegen 3 Uhr erreichten wir nach schwerer Arbeit und nachdem mehrmals überstürzende Wellen den ohnehin schon sehr tief liegenden Einbanm beinahe zum Sinken gebracht hatten, das nächst den Wasserfällen gelegene Negerdorf Vihdeh, wo wir das Gepäck ausluden und einige Lehmhütten fürs Nachtquartier her- richten Hessen. Nach kurzer Rast brachen wir jedoch wieder auf, da ich die Fälle genauer besichtigen und auch die zwischen denselben befindlichen Felsen und Sandbänke untersuchen wollte. Der wohl 300 m breite, durch Inseln in mehrere Arme geteilte Fluss stürzt hier in drei wildromantischen Wasserfällen unter don- nerndem Getöse von ungefähr 15 m hohen Felsbänken herab. Man kann indes nicht alle drei Kaskaden mit einem Blicke übersehen, sondern muss, da sie hinter waldigen, grossen Eilanden verborgen liegen, jede einzeln auf suchen. Leichter als zuvor durchfurchte jetzt das leere Kanoe unter den kraftvollen Ruderstössen das strudelnde Wasser und bald hatten wir die Sandbank erreicht, von der aus man relativ be- quem zu Fuss bis unmittelbar an den grössten und schönsten der Fälle Vordringen konnte. Ueher Quarz- und Granitfelsen, zwischen denen sich die zarten Fiederblätter einer Mimose hin- durchzwängten, kletternd, erreichte ich einen Platz, der mir einen prächtigen Blick auf die Kaskade und ihre Umgebung gewährte. Ein Flussarm, eingeengt von herrlichen Pandanus- und Palmwäldern, stürzt steil über eine huf- eisenförmig ausgebuchtete Felswand in gross- artigen Wasserspiegeln unter ohrenbetäubendem Getöse herab, unten bildet er zwischen riesigen Felsblöcken einen schäumenden Strudel, in dessen Sprühstaub die Sonne entzückende Regen- bogen malt. Unter Steinen im Wasser fand ich hier zahl- reiche Deckelschnecken, mehrere Flussgarneelen ( Palaemon viacr obrachion) und Süsswasserkrabben ( Thelphusa africand) ; welche in selbst gegrabenen Löchern wohnten. Der Besuch der beiden anderen Wasserfälle, die etwas weniger leicht zugänglich waren, da nur einzelne Felstrümmer eine Brücke zu ihnen herstellten, brachte mir noch eine schwarze Wasserschildkröte ( Sterno - thäerus derbisenus). Diese hatte an einer ruhigen Wasserstelle am Lande gelegen, flüchtete eil- fertig in ihr feuchtes Element und vergrub sich im Sande, wo ich sie leicht fangen konnte. Während einer Wanderung durch die dicht bewaldete Insel, welche sich zwischen den beiden östlichen Fällen ausdehnt, scheuchten wir ferner eine solche Menge von fliegenden Hunden (Cyno- nycteris Stramine a ) und Enlen auf, dass buch- stäblich die Sonne für einige Augenblicke ver- dunkelt wurde, während ein vieltausendstimmiges Gequake und Geheul in den Lüften dem Un- willen Ausdruck verlieh, welchen diese Nacht- wandler über die ungewohnte Ruhestörung auf ihrem einsamen Eilande empfanden. Mit zwei Schrotladungen aus meiner Flinte erlegte ich acht Stück der geflügelten Fruchtfresser, mit der Absicht, das Abendbrot meiner Leute um eine Lieblingsspeise zu bereichern. Befriedigt von dem hohen Genuss der überwältigenden Naturschönheiten, trat ich kurz vor Sonnen- untergang die Rückfahrt nach Videli an. Der Häuptling des Dorfes, ein alter, grau- haariger Neger vom Gitustamme, hatte mir unterdessen eine seiner Tempen als Wohnung eingeräumt und einen Korb voll Kassaven, so- wie zwei Hühner zum Geschenk gebracht. Nach- dem ich ihm die entsprechenden Gegengeschenke, als Tabak und Schnaps, verabreicht hatte, zog ich mich in die geräumige Lehmhütte zurück, wo ich die umfangreiche Tagesbeute konser- vieren wollte. Diese Arbeit lockte bald eine solche Menge Neugieriger an, dass der Raum kaum noch ausreichte, sie alle zu fassen, und ich mich schliesslich gezwungen sah, mangels Bewegungsfreiheit dieselbe einstweilen einzu- stellen, um sie nachts zu vollenden. Dafür be- schloss ich, noch eine kleine Razzia unter Zu- hilfenahme der Laterne in die Umgebung des Dorfes zu machen, wozu mich nicht zum min- desten das harmonische Abendkonzert zahlloser Frösche und Insekten veranlasste. Als ich nun mit der Laterne in der Hand zu so später Abendstunde noch das Dorf ver- liess, verursachte ich den naiven Naturkindern kein geringes Kopfzerbrechen; doch zeigte nie- mand Lust, mich auf meiner nächtlichen Wände- 576 Jos. Scherer: Eine herpetologische Exkursion in Liberia. rung zu begleiten. Ich folgte zunächst einem schmalen Fusspfade, der durch niederes Busch- werk den Abhang hinunter, nach einem grossen, von 'Weinpalmen (Raphia vinifera), Farnkräutern und Blattpflanzen bewachsenen Sumpfterrain führte. Noch bevor ich es erreicht hatte, er- beutete ich eine Anzahl Erdkröten ( Bufo regn- laris ), die auf allen Vieren mehr über den Weg humpelten als hüpften. Diese in ganz Afrika beheimateten Batrachier sind durch eine dunkle Würfelzeichnung auf dem Rücken leicht erkennt- lich, gleichen sonst sehr in Gebaren und Lebens- weise unserer Kreuzkröte ( Bufo calamita). — Dass gerade in diesem Sumpfe, den ich jetzt zum Ziel meiner Forschung machte, der grösste Teil der Musikanten ihren Sitz hatten, konnte ich schon oben im Dorfe aus der Schallrichtung erkennen. Ich verliess alsbald den Pfad, der in einer sogenannten monkey-bridge (Affenbrücke) den sumpfigen Boden überbrückte, und drang vorsichtig in den Wald mannshoher Farne und Lycopodien ein, die in üppig wuchernder Fülle unter dem Schatten der hohen Palmen dem feuchten Boden entsprossen. In feenhaftem Licht- reflexe leuchteten die dunkelgrünen, grotesk ge- formten Blätter der Kryptogamen auf, wenn ein Lichtstrahl meiner suchenden Laterne sie streifte, ringsum sprühten die Büsche und Sträucher vom Hochzeitstanze unzähliger Leucht- käfer, gleich Baumriesen aus der Steinkohlenzeit erschienen im Nachtdunkel die Weinpalmen mit ihren gigantischen Blattwedeln, durch deren Fiederspalten das Sternenmeer des südlichen Nachthimmels seine magischen Strahlen gleiten liess. Dazu ein Surren und Zirpen, ein Pfeifen nnd Schreien, ein Quacken und Quieken, dass einem das Trommelfell in den Ohren platzen könnte; eine echt tropische Nachtidylle, die Gemüt und Phantasie des weissen Jägers in hohem Masse beeinflusst. Ich musste, bevor ich auftrat, den Boden immer erst auf seine Festigkeit prüfen, weil er, obschön meist kompakt genug um ein tieferes Einsinken zu verhindern, dennoch einige Stellen aufwies, wo man bis zur Brusthöhe im Moraste versinken konnte. Ein, eine ganze Froschkapelle dirigierendes Männ- chen des liberianischen Ochsenfrosches ( Rana occipitalis ), das seiner Bassstimme und seinem Range als „Vorbeter“ nach wohl schon auf ein ansehnliches Alter zurückblicken konnte, sollte zuerst das Opfer meiner Verfolgung sein. Mich leise anschleichend entdeckte ich es bald, ein- sam in einer kleinen Wasserlache sitzend. Ge- blendet von den grellen Lichtstrahlen meiner Laterne, verblieb es regungslos, wie in einem hypnotischen Zustande, auf seinem Platze und liess sich ohne Weiteres festnehmen. Es hatte die Grösse einer enthülsten Kokosnuss und wog zwei Pfund. Es ist keineswegs leicht und auch sehr zeitraubend, aus der Schallrichtung der Stimme die betreffenden Tiere aufzuspüren, wes- halb ich diese Jagdmethode bald wieder ein- stellte und mich darauf beschränkte, Boden und und Laubwerk abzuleuchten. Der Erfolg war ein ungleich grösserer. Bald faszinierte meine Laterne einen grasgrünen, schreihalsigen Laub- frosch, der im plötzlichen Schrecken vergass, seinen Blasbalg einzuziehen, bald bannte sie einen der sonst so flinken Rana mascareniensis unbeweglich auf den Fleck, bald bestrahlte sie einen sorglos im Nachtdunkel schleichenden Landegel ( Planaria spec .?) oder einen auf seine Mimikry vertrauenden Vertreter der Stab- und Gespenstheuschrecken ( P/iasma - und Mantis- Arten) mit Tageshelle. Schwieriger hielt es, der lärmenden Riesenzikaden , die hoch auf den Palmen sassen, sowie der schnurrenden Grillen, die rasch in ihre Erdlöcher flüchteten, habhaft zu werden. Umso leichter bemächtigte ich mich zum Schlüsse meines Streifzuges noch einer grossen Menge von Schlangenkopffischen, Kärpf- lingen und kleinen Bachgarneelen, welche ich in einem Wassergraben aufstöberte und dank meiner Zauberlaterne mit den Händen ergreifen konnte. Alles lag schon im tiefen Schlafe und nur der düstere Schein eines erlöschenden Holz- feuers drang noch bisweilen aus dem Dunkel schlecht verschlossener Türen, als ich mit neuer, reicher Beute meine Hütte im stillen Dorfe auf- suchte. Ich hatte bis nach Mitternacht zu arbeiten, ehe das Sammelmaterial des ganzen Tages konserviert und verpackt war, worauf ich ermüdet mein hartes Nachtlager aufsuchte. Lärm und Geschrei weckten mich schon früh am Morgen ; meine Leute waren mit den Dorf- einwohnern beim Kaufe von Lebensmitteln in Streit geraten und war es für mich höchste Zeit, energisch einzuschreiten, wenn ich nicht eine hohe Busse für den Friedensbruch ent- richten wollte. Durch sofortige Bestrafung der Schuldigen konnte ich Letzteres noch vermeiden und liess dann sofort zum Aufbruch rüsten. Das wundervolle Wetter und die angenehm kühle Morgentemperatur luden zu einer Wande- rung durch die prächtige Palmenlandschaft ein, welche sich unterhalb des Dorfes nach Westen hin ausdehnte. Durch diese führte auch unser Kleine Mitteilungen. 577 Weg nach dem, von den Paaleuten bewohnten Berglande, das in einer Entfernung von zirka 22 Kilometern seinen Anfang nimmt. Die Gipfel der bizarr geformten Berge er- glühten bereits im rosigen Hauche der Morgen- sonne, während wir auf schattigem Wege durch den dichten Wald himmelanstrebender Oel- palmen unseren Marsch antraten. Vor mir ging mein Führer, hinter mir folgte die kleine Trägerkarawane, die Lasten in aus Palmen- blättern gefertigten Körben, sogenannten „Kinjars“ auf dem Rücken tragend. Von einer Bande weisschwänziger Stummelaffen (Colobus ursinus), die wir beim Frühstück auf einer fruchtbeladenen Palme überraschten, erlegte ich ein völlig erwachsenes Weibchen zum grössten Gaudium meiner Neger, welche schon im Vor- genusse des köstlichen Bratens schwelgten. Das gleiche Schicksal teilten ein Paar spielende Eichhörnchen ( Scinrus aubinii) sowie ein Ichneumon ( Herpestes gracilis ), der mit einer soeben erbeuteten Ratte (Mus alexandrinus) über den Pfad lief. (Schluss folgt). Kleine Mitteilungen Fischegel iiu Aquarium. Wie die Polypen bei ungeschickter Entfernung sich noch stärker ver- mehren, so musste ich die Erfahrung machen, dass das auch bei Fischegeln der Fall ist. Wohl durchs lebende Futter eingeschleppt, habe ich die unge- betenen Gäste in jedem Glase. Beim teilweise Ent- leeren des Beckens entfernte ich am besten die Egel, weil sichtbarer. Doch immer wieder fand ich kleinste Tierchen. Da sah ich nun, dass durch meinen Fingerdruck beim Herausnehmen der Egel ein Wölkchen Eier ins Wasser fiel. Dieses belehrte mich, in Zukunft vorsichtiger zu „drücken“ um von der Brut verschont zu bleiben. Ein Stückchen Watte, unter das Tier gehalten, nimmt die Eier auf. Frau Margarete Comp, „Wasserrose“, Köln. Ein neuer Raumparasit unserer SUsswasserfiselie. Von einem der verbreitesten Infusorien, das wohl auch vielen unsrer Leser bekannt ist, von Chilodon cucullus ist schon längere Zeit eine Vielseitigkeit seines Wohnortes1) bekannt; denn es bewohnt die verschiedensten Formen des Süsswassers von der Feuchtigkeit des Moospolsters bis zum See, ebenso wie auch das Meer. Durch eine Untersuchung Dr. Kier- niks ist das Verbreitungsgebiet der Gattung Chilodon noch vielseitiger geworden. Dieser berichtet (im „Bull, intern, de l’Acad. des Sciences de Cracovie“ 1909 Nr. I. p. 75 — 119; hier nach der „Naturwissen- schaftlichen Wochenschrift“ 1909 Nr. 26) über „Chilo- don hexastichus nov. spec., ein auf Süsswasserfischen parasitierendes Infusorium.“ Aus dieser auch für die Anatomie und Physiologie der Infusorien wertvollen Untersuchung sei für die Fischfreunde unter uns einiges mitgeteilt. Das Tier, das von oben nach unten (dorsoventral) zusammengedrückt von der Seite gesehen einem Laibe Brot ähnelt, lebt in den Räumen zwischen den Kiemenblättern verschiedener Süss- ') Eine „ausserordentliche biologische“ — besser ökologische — „Amplitude“, wie Simroth, „Entstehung der Landtiere“. Seite 195 schreibt, d. h. eine Möglichkeit, sich den Existenzbedingungen ver- schiedener Wohnorte anzupassen. wasserfische, besonders der Schleie. Die kranken Fische überziehen sich mit einem bläulichen Belag, werden matt und scheinen zu ersticken. Sie sterben mit weit geöffneten Kiemendeckeln. Kiernick konnte an ihnen keinerlei krankhafte Organe nach- weisen, und er nimmt daher an, dass das Infusor kein eigentlicher Schmarotzer, sondern nur ein Raum- parasit, der in der Kiemenhöhle reichliche Nahrung (Algen und Bakterien) findet, der aber nicht der eigentliche Krankheitserreger ist, wenn er mit diesen sich auch zeitlich zusammenfindet. In dieser Periode seines Daseins vermehrt sich das Tier sehr schnell durch Teilung. Nach dem Tode seines Wirtes ver- lässt es die Kiemenhöhle, vereinigt sich mit einem anderen Tiere (konjugiert) und kapselt sich ein. Wenn das Dauerstadium einen andern Wirt gefunden hat, beginnt wieder das parasitäre Leben. Interessant ist auch, dass das Tier, trotzdem es keinen be- wimperten Schlund hat, nicht wie sonst alle diese Infusorien seine Nahrung durch einen Schlingprozess aufnimmt, sondern sie mit einem Nahrungsstrom, den sonst nur Tiere mit bewimpertem Mund oder Schlund erzeugen, ins Innere strudelt. Vielleicht ge- lingt es, das interessante Tier, das noch manche un- gelöste Frage stellt, auch bei uns aufzufinden. W. Böttger, „Nympliaea“, Leipzig. Weitere Beobachtung über die Giftigkeit des Haut- saftes des Feuersalamanders. In Nr. 11 der „Blätter“ berichtet Herr II. R. Jockisch über die Giftigkeit des Hautsaftes des Feuersalamanders. Auch ich kann hierzu eine kleine Beobachtung beitragen. Obwohl ich in meinem Terrarium oft 5 — 6 Stück dieses Tieres hielt, hatte ich noch nie über Verluste, wie in ver- gangenem Sommer, zu klagen. Voriges Frühjahr er- hielt ich von Thüringen einen wunderschön gefärbten Feuersalamander, bei dem die gelbe Streifenzeichnung vorherrschend war. Von der eigentlichen schwarzen Grundfarbe war im Verhältnis fast nichts zu sehen. Voll Stolz brachte ich meinen neuen Pflegling in das grosse Gesellschaftsterrarium, das, nebenbei bemerkt, ziemlich stark besetzt war. Doch zu meinem grössten Schrecken hatte ich schon nach einigen Tagen das voreilige Verbringen meines neuen Gefangenen in das allgemeine Terrarium zu bereuen, allerdings konnte ich mir keine Erklärung geben. Einen meiner schönsten Tritonen fand ich nämlich eines Morgens tot im Behälter vor und zwar lang ansgestreckt im Wasser liegend und mit einem weisslichen Schleim bedeckt. Ich konnte mir seinerzeit, wie schon er- wähnt, die Todesursache nicht erklären. Doch von nun an hatte ich mit Verlusten zu rechnen, und ge- rade die Tiere, die am längsten in meinem Besitz waren, fand ich im Behälter vor. Meistens lagen sie im Wasser, doch auch unter der Moosdecke fand ich einige Leichen. Nach vielem Hin- und Herüber- legen und angeregt durch die Angaben vieler Terrarienpfleger über die Giftigkeit des Haut- saftes des Feuersalamanders kam ich auf die Jdee, das Tier gesondert zu halten, um zu sehen, ob die Sterblichkeit unter meinen Pfleglingen aufhören würde. Dieses trat tatsächlich ein und ich hatte weiter über keine weiteren Verluste zu klagen. Die übrig- gebliebenen Tiere zeigten ihre alte Munterkeit, die in letzter Zeit bedeutend nachgelassen hatte, wieder. Um den Versuch zu Ende zu führen, brachte ich den bewussten Feuersalamander nach etwa achtwöchent- licher Einzelhaft wieder in das Gesellschaftsterrarium, um schon nach einigen Tagen von neuem grosse Verluste zu erleiden. Von dem allgemeinen Schick- sal verschont blieben nur die beiden Unken- arten, Wechsel-, Kreuz- und Knoblauchskröte, während sämtliche Froscharten, Tritonen und Salamander das Los ihrer ersten Schicksalsgenossen teilten. Ich kann mir den Vorgang nur dadurch erklären, dass der Feuersalamander, durch die Berührungen mit den übrigen Insassen des Terrariums gereizt, den scharfen Saft seiner Haut absonderte und dieser sich der Haut der mit mit dem Feuersalamander in Berührung ge- kommenen Tiere mitteilte, um dann bei diesen einen Starrkrampf und schliesslich den Tod herbeiznführen. 578 Literatur-Bericht. Erwähnen möchte ich noch, dass ich diese Wahr- nehmung niemals bei solchen Tieren machen konnte, die aus unserem benachbarten Taunusgebirge stammten und bei denen die schwarze Färbung vorherrschend war, während gelb nur in Flecken und in zwar ver- hältnismässig in geringerem Massstabe auftrat. ') Karl Becker Frankfurt a. M. Berichtigung. In meiner Arbeit über „Künst- liches Seewasser“, Heft 29, sind einige sinn- störende Druckfehler stehen geblieben, die mir zu meinem grössten Verdruss bei der Korrektur ent- gangen sind. Wie bereits in Heft 30 berichtigt, muss es S. 461, Zeile 12 von oben Chlorcalcium statt Chlor- kalium heissen. S. 459, Spalte 2, Zeile 7 von unten muss es heissen 1000 g statt 100 g. Als unerheblich sind einige weitere Druckfehler zu bezeichnen, z. B. in derselben Spalte, Zeile 23 von oben, wo es 0,05 statt 0,7 heissen muss. Einen kurzen Nachtrag zu obigem Aufsatze, insbesondere den Bromgehalt be- treffend, werde ich demnächst bringen. Arno Falck. Literatur-Bericht Nicht besonders gezeichnete Referate stammen von Paul Kam m erer. — „W.“ = „Wochenschrift für Aquarien- und Terrarienkunde“, „Lac.“ = „Lacerta“, Zeitschrift für Terrarienkunde (Beilaee zur vorigen). „Tier«-.“ = „Die Tierwelt“, Wien. „N. u. H." = .Natur und Haus“. Gr oh mann, J., „Hemichrotnis bimaculata“. — • „W.“ Nr. 30, S. 405-407, Juli 1909, 2 Phot, von ^ u. $ . — Im Gegensatz zu den meisten Tieren ist bei dieser Art das Weibchen prächtiger als das Männchen: Grundfarbe messinggelb, mit hellblauen Punktreihen besät. Auf den Kiemendeckeln ausser den blauen ein grüner, halbseitig goldig umsäumter Punkt. Auf Rücken-, After- und Schwanzflosse kommen in der Erregung rote Punkte zum Vorschein, die während der Laichzeit, wo ja der Erregungszustand in Perma- nenz tritt, besonders deutlich hervortreten. Hoch- zeitskleid des Weibchens blutrot, Kehle und Bauch- seite am intensivsten, die Flossenwurzeln gelblich. Männchen nur rot durchschimmernd. Ausser der Laichzeit ist das Männchen am dickeren Kopf und der schräg abfallenden Stirne kenntlich. — Trotz grosser Fressgier dauerte es lang, bis im Aquarium von 50 X 30 X 28 cm bei 23— 27 °C das Ablaichen er- folgte. Die zirka 300 Eier werden von der Mitte an- gefangen ringförmig auf den Zementboden oder eine Pflanzenschale geheftet: zwischen dreimaligem Ab- laichen gab es Pausen von vier bezw. drei Wochen. Das erste Männchen war kannibalisch, das zweite, obwohl viel grösser als die Gattin, tat seine Wache- pflicht und hielt das Weibchen dazu an, unentwegt seine Pflegepflicht (Fächeln usw.) auszuüben, während welcher es keine Nahrung nimmt, abmagert, sich aber nachher rasch erholt. .,Die Eier sind klein, fast eckig, nach oben spitz“ und lehmgelb. Am dritten Tage wurden sie vom Ablegeplatze genommen und in eine Grube gebracht. Am siebten Tage schlüpfen die Jungen. Sie sind gelb, mit schwarzem Mittel- streifen vom Auge zur Schwanzwurzel. Rolle, Willi. (,,Aquaria“-Magdeburg), ,, Das Ge- hör der Fische“. — „W.“ VI, Nr. 30, S. 407—408, Juli 1909. — Auf Grund eigener Experimente tritt Ver- fasser dafür ein, dass die Fische Schallwellen wahr- nehmen, vielleicht nicht nach Art der menschlichen Gehörempfindung, sondern etwa so, „wie wir einen Luftzug empfinden“. Als Organ dieser Sinneswahr- nehmung betrachtet Verfasser die Körperoberfläche. Seine Experimente bestehen darin, dass er von einem Versteck aus schiesst, hämmert, läutet und Fische, die sich nicht in grosser Tiefe befinden, darauf reagieren sieht, u. a. auch ein blindes Makropoden- weibchen. Bei diesen Versuchen erscheinen allerdings mit dem Tastsinne wahrnehmbare Erschütterungen ’) Hier werden wohl andere Gründe mitspielen Immerhin wären weitere Versuche angezeigt. Dr. Wolterstorff. nicht ausgeschaltet, wie denn der Verfasser überhaupt, wenn Referent richtig versteht, eine Wahrnehmung von Schallwellen nicht mit einem spezifischen Gehör- sinne, mithin nicht in ihrer Eigenschaft als Geräusche, sondern nur mit Hilfe des Hautsinnes und in ihrer Eigenschaft als Bewegungen des Mediums vor sich gehen wissen will. — Von Nebensächlichen wäre kritisch zu bemerken, dass der Hecht kein Grundfisch genannt werden darf und dass nicht ein „leichteres Schuppenkleid“ Schuld sein kann, wenn Forellen, Rotfedern und Goldfische stärker reagierten als Aale, Schlammbeisser und Hechte; denn entschieden sind die erstgenannten drei Formen gross- und dick- schuppiger als die letztgenannten. Beim Versuch mit dem blinden Makropoden erwähnt Verfasser, er sei auch lichtempfindlich, denn er suche beschattete Stellen auf; hier erscheint wiederum, wie oben, der mechanische Faktor, der Temperaturfaktor ungenügend isoliert: es können ebensogut Wärmeempfindungen den Platzwechsel des Fisches reguliert haben. Nieselt, Ernst, „Der Einfluss der Sonnen- strahlen auf die Aquarien“. — „W.“ VI, Nr. 30, S. 408, Juli 1909. — Um Aquarien vor zu starker Sonnenglut zu schützen, empfiehlt Verfasser grünes, unzerbrech- liches und undurcliweichbares Gelatinepapier, welches er in viereckige, starke Pappdeckelrahmen von 2 cm Breite spannt; letztere versieht er noch mit verzinnten Eisendrahthäkchen zum Einhängen. — Es kann dem Verfasser nicht dringend genug geraten werden, streng im Rahmen seiner von Geschick zeugenden technischen Anleitungen zu bleiben ; seine biologischen Aus- lassungen, wie z. B., dass die Wasserpflanzen „durch den starken, brennenden Druck der Sonne“ (!) ihre Lebenssäfte abgeben, sind allzu naiv, ganz zu ge- schweigen von Phrasen, wie: „dass alle Lebewesen zu ihrer Existenz Licht und Sonne bedürfen.“ Was ist es mit Grottenfauna und unterirdischen Pilzen? Liebig, Th., „Instinkt oder Ueberlegung?“ — „W.“ VI, Nr. 30, S. 408, Juli 1909. - Ein kleiner Teich- molch, von einem grossen Ivammolch an den Hinter- beinen gepackt, biss sich in die eigene Schwanzmitte und bildete so einen Ring, den der grosse Molch nicht verschlingen konnte, so dass er endlich losliess, wo- rauf auch der kleine Molch seine Zwangstellung zu- gunsten eiliger Flucht aufgab. — Es tut wohl, solch interessante Beobachtung als schlichte Tatsache, ohne Deutungsversuche, wiedergegeben zu finden. Schreitmüller, Wilh. („Ichthyol. Gesellsch.“- Dresden), „Kleine Notizen über Lacerta agilis L. (Zanneidechse) , Lacerta vivipara Jacqn. (Wald- eidechse), Tropidonotus natrix L. (Ringelnatter) und Emys orbicularis L. (= E. europaea) (Sumpfschild- kröte)“. — „Lac.“ 1909, Nr. 14, S. 55 — 56, Phot. Lacerta agilis spec .). Holen wir ferner von dem Boden eines kleinen Wiesengrabens Schlamm herauf, so finden wir darin wieder andere Muscheln, von der Grösse eines Zehnpfennigstückes bis herab zu der eines Pfefferkorns. Die einen, die grösseren, haben eine kugelige Form, es sind Kugelmuscheln ( Sphaerium spec.) ; die anderen sind von mehr dreieckigem Schalenumriss und heissen Erbsen- Abb. 1. Unio tumidus Retzius im Wasser kriechend; a Richtung der Fort- bewegung, b Kloakenöffnung, c Atemöffnung , / Fuss. Natürliche Grösse. 586 H. Honigmann: Zur Lebensgeschichte unserer Süsswassermuscheln. muscheln ( Pisidium spec.), obwohl sie mit einer Erbse wenig Aehnlichkeit haben, eher könnte man schon die Sphaerium- Arten so bezeichnen. Oft findet man auch in derartigen kleinen Wasser- gräben noch andere Muschelchen, die Häubchen- muscheln ( Calyciilina spec.). Diese zeichnen sich o. A ^ Abb, 2. Dreyssensia polymorpha Pallas. A Schale von innen: a Eindruck der vorderen Schliessmuskel, b Eindruck des hinteren Byssus- muskels, c Eindruck des hinteren Schliessmuskels, d Manteleindruck. B Tier: at Atemöffnung, cl Kloakenöffnung, b Byssus, / Fuss. : : Natürliche Grösse. vor den Sphaerium- Arten durch die bei manchen Arten fast röhrenförmig ausgezogenen Wirbel aus. Hätten wir bei unserer Wanderung am Fluss- ufer den einen oder anderen im Wasser liegenden Zweig oder Baumast herausgezogen, so wären wir erstaunt gewesen über die Fülle daran- sitzender Muscheln. So fand ich mit Herrn Dr. Hentschel (jetzt in Hamburg) an einem alten Elbarm bei dem Dorfe Gübs, in der Nähe von Magdeburg, ein etwa 2 m langes Aststück, das buchstäblich von oben bis unten mit Muscheln besetzt war. Diese Muscheln führen im Munde des Volkes wegen ihrer merkwürdigen Gestalt den Namen Schaf- oder Ziegenklaue, es sind Wander- muscheln [. Dreyssensia polymorpha (Pallas)]. Noch eine Muschel ist endlich zu erwähnen, die in Deutschland eine sehr beschränkte Ver- breitung hat, die aber einst in Bayern und im Vogtlande Begal und Gegenstand eines eifrigen Fanges war, ich meine die Flussperlenmuschel ( Margaritana margaritifera Linne). Sie ist nahe verwandt mit der Malermuschel und unter- scheidet sich von dieser durch Verschiedenheiten im Schlossbau. Wie aus dem bis jetzt Gesagten hervorgeht, kann man mit ziemlicher Sicherheit von jedem Gewässer sagen, was für Muscheln — wenn sich solche überhaupt darin finden — in ihm Vorkommen. Selbstverständlich zeigen sich auch hier Ausnahmen, so wird man in den langsamer fliessenden Teilen grösserer Flüsse, in ihren seenartigen Ausbuchtungen und Altwässern neben den vorherrschenden Unio- Arten auch Anodonten und eine oder die andere Sphaerium- Art antreffen, sowie einige der grösseren Pisidien, während sich die kleinen Pisidien, sowie die Calyciilina- Arten dort nie aufhalten, ebensowenig wie Unio- Arten in Teichen, die keinen grösseren Abfluss haben. Deshalb wird man auch im üblichen Sandgrunde unserer Aquarien keine Anodonten, wenigstens längere Zeit, erhalten können, sondern nur Unio- Arten ; auch die kleineren Muscheln kommen darin schlecht fort, sondern erfordern ebenso wie Anodonta eine Schlammschicht. Dreyssensia stellt an die Art des Bodengrundes keine Anforderungen, da sie nicht gräbt. Doch ist die Schlammschicht für manche Sphaerien und Pisidien nicht immer vonnöten, wie es mir nach meinen Erfahrungen scheint, da sie gern in Wasserpflanzen umher- klettern und dort ihrer Nahrung nachgehen. Eine interessante, dahingehende Beobachtung maclite ich im heurigen Sommer an der Bever, in der Nähe von Neuhaldensleben bei Magde- burg. Hier riss ich zufällig eine Huflattichstaude, die dicht an dem unterhöhlten Ufer stand, heraus. Durch die Unterhöhlung des Ufers waren die Wurzeln der Pflanze blossgelegt und hierin fanden sich Hunderte von Sphaerien und Pisi- dien, im Verein mit Bithynia tentaculata und anderen kleinen Wasserschnecken. Andere zum Vergleich herangezogene Stauden zeigten das- selbe Ergebnis. Auch ein dichter Algenfilz, wie er oft den Boden kleiner Tümpel bedeckt, scheint den kleinen Muscheln zu behagen. So fand ich in der Nähe von Detmold am Teutoburger Walde, in einem etwa 2 m im Durchmesser haltenden Abb. 3. Sphaerium spec. Tier. 2l/2 natürliche Grösse. Tümpel in der den Boden bedeckenden Algen- schicht äusserst zahlreiche Sphaerien und Pisi- dien. Die kleinen Pisidien bewohnen auch mit Vorliebe Waldquellen, wenn sich darin faulendes Dr. Wilhelm Roth: Ueber das gleichzeitige Vorkommen verschiedener Aussenschmarotzer usw. 587 Laub befindet, das bei seinem Zerfall den zu ihrem Unterhalt nötigen Detritus bildet. Was das Sauerstoffbedürfnis der Muscheln angelit, so habe ich in gänzlich undurchlüfteten Aquarien Unionen, Anodonten und Dreyssensien jahrelang gehalten; eine Anodonta cygnea (L.) z. B. erreichte bei mir binnen 6 Jahren von 8 cm die respektable Grösse von l4a/2 cm. Die kleinen Arten halten höchstens 1 Jahr aus, was aber bei ihrer Kleinheit nicht zu verwundern ist. Doch nun genug über die Lebensbedingungen unserer Muscheln, wir wollen uns jetzt mit ihren Lebensäusserungen beschäftigen. Wie ich vorhin schon sagte, klettern verschiedene Sphae- rien und Pisidien in den Wasserpflanzen umher; wie bewegen sich die Muscheln überhaupt? Sehr schön zeigt uns das eine der grossen Unio- oder Arodonta- Arten, wenn sie bei ihren Streif- zügen durch das Aquarium ganz dicht an die Glaswände herangekommen ist. Wir sehen dann, wie in Abb. 1 (die Abbildung stellt einen Unio tumidus Retzius dar) sich nach unten aus der Schale einen hellbräunlichen bis — bei manchen Anodonten — orangefarbenen messerförmigen Fortsatz, den sogenannten Fuss (f) hervorragen. Dieser zieht sich in längeren oder kürzeren Zeiträumen zusammen und bewegt das Tier in der Richtung des Pfeiles (a) fort. Diese Fort- bewegung ist bei den grossen Muscheln eine sehr langsame, während die kleineren Muscheln schneller fortkommen; auch Dreyssensia , die sonst durch einen Byssus (Abb. 2 b ) an irgend einem Körper festgeheftet ist, bewegt sich, wenn sie sich einen anderen Wohnort suchen will, auf nicht zu steiler Unterlage, mit Hilfe ihres nicht sehr grossen Fusses (/) ganz gut fort. Anders verhält es sich dagegen bei den Kletterversuchen der Sphaeriuni- und Pisidiuni- Arten. Die Sphaerien und Pisidien halten sich dann nämlich mit der Spitze ihres Fusses (Abb. 3) an der betreffenden Unterlage fest, ziehen dann ruckartig den Körper durch Kontraktion nach, lösen die Fussspitze wieder ab, ziehen den Körper wieder zusammen usw. Doch nicht allein Kletter- versuche machen diese Tierchen , auch zu schwimmen verstehen sie, allerdings nur an der Oberfläche des Wassers. Sehr schön habe ich das an Calyculina lacustris Müller var. major Dapuy beobachtet, die ich in einem Tümpel des Teutoburger Waldes erbeutete. Die Tiere, in ein Beobachtungsgefäss gesetzt, krochen zuerst an der Wand desselben aufwärts, bis sie den Wasserspiegel erreichten, liessen dann die Wand los und flottierten frei an der Oberfläche des Wassers, dabei den Fuss zur Fort- bewegung hin- und herbewegend, oder direkt wie eine Limnaea an der Oberfläche schwimmend. Dabei wird die Fussspitze als Tastorgan benutzt, das sich bei der leisesten Berührung, wie der eines winzigen Muschelkrebses, sofort zusammen- zieht. Manchmal erweckt es sogar den Anschein, als ob das Tier sich mit der Spitze des Fusses an der Wasserober- fläche ansauge, denn es flottiert an dieser Spitze mit vollständig abwärtshängender Schale in dem Wasser. Abb. 4 stellt das Tier an der Ober- fläche schwimmend dar, die Pfeilrichtung ist die Richtung der Fortbewegung. (Fortsetzung folgt.) Ueber das gleichzeitige Vorkommen verschiedener Aussenschmarotzer auf einem und demselben Fisch. Nebst einer kurzen Mitteilung über einen bisher nicht beschriebenen Fisch- parasiten. Von Dr. Wilhelm Roth- Zürich. (Mit sechs etwas schematisch gehaltenen Zeichnungen des Verfassers). (Fortsetzung.) Wenn wir uns nach der unmittelbaren Todesursache unseres Schleierfischpaares fragen, so möchte ich sie durchaus in den durch das massenhafte Vorhandensein des Chilodon cyprini und der zwei Dactylogyrus- Arten schwer geschädigten Kiemen suchen, zumal die beiden Fische, wie bereits eingangs betont, eigentlich irgendwelche Zeichen von schwerer Erkrankung (Zerstörung der Haut und Flossen, Abzehrung usw.) vermissen liessen. Ohne die Anwesenheit namentlich der grossen, einen typischen Kiemen- schmarotzer darstellenden Dactylogyrus- Art und des Chilodon cyprini , der, wenn vorhanden, vor allem auch die Kiemen in Massen zu <— Abb. 4. Calyculina lacustris Linne var. major Dapuy an der Wasser- oberfläche schwimmend; at Kloakenröhre, cl Atemröhre. 588 Dr. W i lh e 1 m Roth: Ueber das gleich zeitige Vorkommen verschiedener Aussenschmarotzer usw. überschwemmen pflegt, hätten die armen Fische, welche, wie das aufgerissene Maul und die ab- stehenden Kiemendeckel beweisen, offenbar an Erstickung zugrunde gegangen sind, wohl noch längere Zeit gelebt, und zwar namentlich, wenn sie unter womöglich völlig gleich- bleibenden Lebensbedingungen d. h. an ihrem ursprünglichen Aufenthaltsorte gehalten worden wären. Ein längerer Kannentransport wird insbesondere von Fischen mit parasiten- kranken Kiemen meist sehr schlecht ver- tragen. Ich habe in den Kiemen verseuchter Schleierfische mehrfach, offenbar infolge der während des Transportes behinderten Atmung Blutergüsse auftreten sehen, welche die Kiemenfunktion auch nach der Verbringung der Fische in sauerstoffreiches Wasser andauernd und in erheblichem Masse beeinträchtigten und so die Gefahr derErstickung vergrösserten. Hätte ich die beiden erwähnten Fische gleich nach ihrer Ankunft — wir wollen an- nehmen, es habe sich bei ihnen um ein sehr kostbares J) Zuchtpaar gehandelt, über welches der Empfänger von vorneherein mit Bezug auf die Anwesenheit von allfälligen E k t o - parasiten Aufschluss haben wollte — zur Untersuchung und Begutachtung erhalten, so würde ich mich ungefähr folgendermassen ge- äussert haben : Die Anwesenheit des in den sowohl von der Körperoberfläche als auch von den Flossen vor- sichtig abgestreiften Schleimproben zuerst fest- gestellten, schon bei ganz schwacher Ver- grösserung sichtbaren Gyrodactyhis elegans und der Cyclochaete Domergueii ist nicht allzu ernst zu nehmen, da diese Parasiten bei gutem körper- lichen Zustande der Fische durch eine zweck- mässige Badekur mit grosser Sicherheit vertilgt werden können. Bei weitem besorgniserregender ist schon das massenhafte Vorhandensein der, allerdings nur für einen etwas geübten Mikroskopiker bei stärkeren Vergrösserungen sichtbaren, leider nur zu oft übersehenen Costia necatrix , welche nach meinen Erfahrungen recht schwer zu vertilgen und wohl als der verheerendste Schleierfisch- parasit zu bezeichnen ist. Die unter diesen Umständen bereits etwas bedenkliche Voraussage bezüglich der Heilung b Ich habe vor einigen Jahren ein schwarzes Teleskopschleierfischpaar zur Untersuchung erhalten, für welches über hundert Mark bezahlt wurden und das wenige Tage nach seiner Ankunft eingegangen war. unserer Fische wird nun aber durch die Ent- deckung einiger Exemplare von Chilodon cyprini und Dactylogyrus auriadatus noch in ganz er- heblichem Masse beeinträchtigt, denn es handelt sich hei ihnen um Schmarotzer, welche nament- lich einen Aufenthalt in den Kiemen ihres Opfers bevorzugen und sich dort meist in enormen Mengen anhäufen. Während Haut und Flossen augenscheinlich noch nicht in er- heblichem Masse beschädigt sind, müssen wir uns darauf gefasst machen, dass die Kiemen durch die beiden Schmarotzer bereits in hohem Grade zerstört sein können. Um über diesen wichtigen Punkt Aufschluss zu erhalten, werden wir, abgesehen davon, dass wir mit einem feinen Pinsel den Kiemen etwas Schleim zur Untersuchung zu entnehmen versuchen, nament- lich auch die Anwendung der von mir seiner- zeit angegebenen Methode der Kiemenunter- suchung am lebenden Fisch1) nicht unter- lassen. Finden wir bei derselben nun gar auf den einzelnen Kiemen umschriebene gelbliche Flecken, in welchen schon mit blossem Auge, besser aber bei Lupenvergrösserung bis 1 mm lange weisse Fädchen zu sehen sind, so haben wir es bei unsern armen Schleierfischen ausserdem mit einem typischen Kiemen- schmarotzer, dem immer sehr grosse Ge- websverheerungen anrichtenden und sehr schwer zu vertilgenden Dactylogyrus fallax oder einer verwandten grossen Art zu tun. Auf diesen sehr bedenklichen Befund hin werden wir es nun aber nicht unterlassen, dem Besitzer der Fische den Rat zu geben, seine wertvollen Tiere vorläufig auf den Verlustkonto zu setzen, auch wenn wir ihm die tröstliche Versicherung geben können, dass wir in aller- dings seltenen Fällen auch bei derartig schwer- verseuchten Fischen vereinzelte sichere Heilungen erzielt haben,2) und ihm versprechen, auch seinen Patienten eine sorgfältige Behandlung angedeihen zu lassen. Die Behandlung parasitenkranker Fische ist nicht so einfach, wie dies leider nur zu oft angenommen wird. Sie kann ge- radezu zu einer ärztlichen Kunst werden, welche in jedem einzelnen Krankheitsfalle einen durch genaue Untersuchung und Beurteilung des betreffenden Patienten festzustellenden ’) „Natur und Haus* 1904, Nr. 16, Seite 253 : Dr. W. Roth, „Die Behandlung der Gyrodactyiiden- k rank b ei t“. 2) 1. c. : Die Fälle 5, 6, 9, 14, 15. Dr. Wilhelm Roth: Ueber das gleichzeitige Vorkommen verschiedener Aussenschmorotzer nsvv. 589 Heilungsplan einzuschlagen hat. Selbst- verständlich ist nicht daran zu denken, dass ein einziges, mit dem in Frage kommenden Mittel angesetztes Bad je genügen wird, um alle Schmarotzer, auch wenn sie nur in einer einzigen Art vertreten sind, mit Sicherheit auf einmal zu vernichten. Die Schmarotzer sind oft so tief in den Schleim eingebettet, dass sie nur bei mehrmaliger Anwendung des Bades und zwar — wenn immer möglich — durch die Verwendung eines schleimauflö senden Mittels (Ammoniak) mit etwelcher Sicherheit vertilgt werden können. Man muss sich auch durchaus darüber klar sein, dass der Patient auch nach Abschluss der Behandlung über kurz oder lang an sekundären Krankheitserscheinungen wie ausgedehnten Zerstörungen von Haut und Kiemen, Abzehrung usw., zugrunde gehen kann. Mit besonderer Vorsicht hat man vor allem dann vorzugehen, wenn Verdacht auf eine schwerere Verseuchung bezw. E r kr a n k u n g der Kiemen vorhanden ist. Bei Fischen, die derartig mit verschiedenen Parasiten verseucht sind, wie etwa die oben genauer untersuchten, würde man sich wohl am besten zuerst darüber vergewissern, wie ein schwaches Kochsalzbad (l%ig = 1 ge- häufter oder drei mit einem Messer abge- strichene Kaffeelöffel Kochsalz auf 1 Liter Wasser) von 5 — 15 Minuten Dauer vertragen wird. In einem solchen Bade sterben schon die meisten Cyc hl o cha et en1) und zahlreiche Gfyrodactylen ab. Am folgenden Tage kann das Bad in einer Stärke von 1 lji — 2°/0 und mit längerer Dauer angewendet werden. Es wird namentlich auch dem Chilodon und der Costia , soweit diese Schmarotzer nicht tiefer in den Schleim eingebettet sind, stark zusetzen. Nach 1 — 2 Tagen wird man nun zweckmässiger Weise einen vorsichtigen Versuch mit dem schwachen Ammoniakbade (V2°/oo> d. h. 5 g der 10°/0igen Stammlösung auf 1 Liter Wasser) und zwar vielleicht anfänglich höchstens für 2 — 5 Minuten machen. Schon in dieser Stärke wird durch das Bad viel Schleim auf- gelöst, und wenn auch der Chilodon und die Costia durch dasselbe nichtabge 'tötet werden, so werden sie doch in grosser Menge von ihrem b In Professor Br. Hofers „Handbuch der Fisch- krankheiten“ werden „l/* bis ’/sstündige Bäder mit 13!/20/°iger Kochsalzlösung“ zur Vertilgung der Cyclo- chaete empfohlen, was selbstverständlich auf einem Druckfehler beruht. Standorte ab gelöst.1) Hat der Fisch das Ammoniakbad gut vertragen, so wird man des- halb sehr zweckmässig nach mehreren Minuten gleich ein 2%iges Kochsalzbad anschliessen, um die freischwimmenden Parasiten zu vernichten. Geht es dem Patienten gut, so macht man nach mehreren Tagen einen Versuch mit dem starken Ammoniakbad (l%oig = 10 g Stammlösung auf 1 Liter Wasser) für die Dauer von wenigen bis höchstens zehn Minuten und zwar in der Absicht, mit demselben namentlich auch den sehr widerstandsfähigen, grossen, in den Kiemen schmarotzenden D actyl o gy ren bei- zukommen. Das Ammoniakba d besitzt näm- lich auch die schätzenswerte Eigenschaft, hinnen kurzer Zeit krankhafte bezw. absterbende Gew eh steile (namentlich der Flossen und Abb. 3. Abb. 4. Abb. 3. Parasit is ches Infusor. W ährend der Ausbreitung der Mundzone abgetötet. Andeutung der Trennungslinie zwischen dem sich ablösenden Tiere und dem Stumpfe. Abb. 4. Parasitisches Infusor, abgetötet Mit abnorm starker Ausbreitung der Mundzone (durch Quellung) .Tief einschneidende Trennungslinie zwischen dem sich ablösenden Tier und dem Stumpfe. Kiemen) aufzulösen und so die Schmarotzer für die Einwirkung des Mittels zugänglich zu machen. Von allen Schmarotzern hat mir bisher die Vertilgung der ungemein häufigen Costia neca- trix am meisten Mühe gemacht. Sie kann nur durch häufig wiederholte bis ]/2 Stunden dauernde 2 — 2 1/2% starke Kochsalzbäder, wie sie auch von Professer Hofer empfohlen sind, ver- nichtet werden, und auch dann ist man immer noch nicht sicher, dass der schlimme Parasit b Ich habe mehrfach in Kiemen, die bei der mikroskopischen Betrachtung nur wenige Chilodon zu enthalten schienen, nach Zusatz von ein paar Tropfen gewöhnlichen Ammoniak bades ein Ge- wimmel wie in einem Ameisenhaufen auftreten sehen. 590 Johannes Matt ha: Ueberreifer Laich. nicht nach Monaten plötzlich wieder in grossen Mengen auftritt. AVie ich bei dem hiesigen Zierfischzüchter A. Dürr mehrfach zu beobachten Gelegenheit hatte, können infizierte oder parasiten- verdächtige Schleierfischzuchtpaare noch un- mittelbar vor dem Treibe n einer energischen antiparasitären Kur ohne jeden Nachteil für das Laichgeschäft, wohl aber mit grossem \Tor- teil für die künftige Brut unterzogen werden. Als selbstverständlich hei der Behandlung von parasitenkranken Fischen muss vorausgesetzt werden, dass alle Manipulationen mit den grossflossigen, dickbäuchigen Schleier- fischen mit grösster Sorgfalt1) vorge- nommen und die Tiere während der Kurdauer möglichst kräftig, hei Appetitmangel nament- lich auch mit lebendem Futter (Daphnien) ernährt werden. (Schluss folgt.) Ueberreifer Laich. Von Johannes Mattlia-Berlin. Hofer sagt in seinem Lehrbuch der Fisch- krankheiten, dass der Laich von Forellen, wenn er nicht rechtzeitig, also bald nach eingetretener Beife, ahgesetzt wird, nicht mehr befruchtungs- fähig ist. Es wird ohne weiteres anzunehmen sein, dass dies von allen Fischen gilt, was durch Beobachtungen bei ihrer Zucht im Aquarium auch bestätigt wird. Als ich dieses in Lieb- haberkreisen aussprach, stiess ich stets auf AViderspruch ; es wurde behauptet, die Fische laichen wenn der Laich reif ist, die AVeibchen setzen eventl. den Laich ohne Männchen ab. Ein Liebhaber behauptete mir gegenüber, dass, wenn es wirklich zu Laichverhaltungen komme, der Laich sich zurückbilde. Ich widerspreche diesen Ansichten ganz entschieden, Gründe in nachstehendem : Fischweibchen, urelclie keiner Umschling- ungen wie die Labyrinthfische, oder anderer Unterstützung seitens des Männchens beim Laichakt bedürfen, werden den Laich oft auch ohne Männchen absetzen, aber erst dann, wenn er schon überreif ist. Bringt man zu einem AVeibchen, das überreifen Laich bei sich hat, ein Männchen, so wird das Resultat je nach J) Es ist sehr empfehlenswert, statt eines Käschers die von Frau M. Ziegier angegebene „Fisch- badewanne“ („Natur und Haus“ 1904, Seite 313 und „Blätter“ 1905, Seite 148) zu verwenden. dem Grad der Ueberreife ein negatives sein; näheres hierüber weiter unten. Ein Chanchitoweibchen laichte bei mir ohne Männchen und bebrütete den Laich, bis er ver- pilzte. Ich kaufte mir zu dem Männchen ein anderes AVeibchen, welches vom Vorbesitzer ohne Männchen gehalten worden war und täg- lich frisches AVasser ohne Pflanzen und von niedriger Temperatur erhalten hatte. Trotzdem strotzte das Tier von Laich, und ich versprach mir reichliche Nachzucht. AVenige Tage, nach- dem ich es mit meinem Männchen vereinigt hatte, erfolgte das Ablaichen. Das Männchen tat seine Schuldigkeit und befruchtete den Laich in bekannter AVeise. Aron dem Laich, im Ganzen zirka 800 Korn, war etwa der vierte Teil sofort nach Abgabe trübe, gelblich weiss- grau und verpilzte schnell. Der Rest trübte sich und verpilzte innerhalb vier Tagen eben- falls. Das Aquarium war gross und gut be- pflanzt, befand sich vollständig im biologischen Gleichgewicht, die Eltern sorgten in bekannter AVeise für Erneuerung des AVassers in der Um- gebung des Laiches durch fortwährendes Be- wegen der Flossen in allen möglichen Stel- lungen des Körpers zum Laich. (Das soge- nannte Brüten.) In Erkenntnis der Zweck- losigkeit ihrer Bemühungen stiessen sie den verpilzten Laich von der Scheibe ab. Von Entwicklung der Embryonen im Laich war nicht das geringste zu bemerken. Nach zirka 14 Tagen wiederholte sich der Vorgang in der- selben Weise mit demselben negativen Resultat. Beide Elterntiere sind gesund und leben heute noch. Ich glaube ohne weiteres annehmen zu können, dass der Laich infolge von Ueberreife nicht mehr befruchtungsfähig war. Gegen die Annahme einer anderen Ursache der Verderb- nis des Laiches im Mutterleihe spricht der Um- stand des AVohlbefindens der Mutter, und dass der grösste Teil des Laiches nach dem Ab- laichen normales Aussehen hatte. Der Teil desselben, welcher nach dem Ablaichen trübe war, dürfte der zuerst entwickelte gewesen sein, Nach dem zweiten Ablaichen war das Männchen so unverträglich, dass ich eine Scheide- wand zwischen beide setzen musste. AVäre das AVeibchen heim Vorbesitzer richtig behandelt worden, so hätte es vielleicht dort schon ohne Männchen abgelaicht. Falsche Behand- lung mag in diesem wie in vielen anderen Fällen die Ursache des Laichverhaltens sein, bei Fischen, die eventuell ohne Männchen ab- laichen. Jedenfalls müssten sich die Tiere zu Johannes M a 1 1 h a : Ueberreifer Laich. 591 diesem Zwecke wohlfühlen. Ich bemerke noch, dass das Männchen vor zwei Jahren mit anderem Weibchen 120 Junge lieferte. Ein anderes Beispiel : Ich setzte ein Paar zweijährige Makropoden zusammen, die sehr bald ablaichten ; der Laich war in zirka 36 Stunden total verpilzt, sodass das ganze Nest einen Filz bildete, welchen ich mit zwei Fingern fasste und aus dem Wasser herausnahm. Tempe- ratur usw. war alles in bester Ordnung. Nach zirka 14 Tagen erfolgte das zweite Ablaichen, diesmal mit grossem Erfolge, nur wenige Laich- körner waren unbefruchtet. — Es bestätigen mir andere Liebhaber dasselbe Vorkommnis bei erstem Ablaichen im Frühjahr. Alter Laich, welcher sich schon im Herbst oder Winter gebildet hat, ist die Ursache der Ent- wicklungsunfähigkeit. Gegen die Behauptung, dass sich überreifer Laich zurückbilde, sprechen folgende Tatsachen : Ich kaufte von einem hiesigen Händler drei grosse Makropodenweibchen zu meinen drei Männchen. Die Weibchen zeigten augen- scheinlich starken Laichansatz und sollten, wie mir der Händler sagte in spätestens acht Tagen laichen. Ein Weibchen tat mir auch den Ge- fallen, während die anderen beiden überhaupt nicht ablaichten, trotzdem ich ihnen im nächsten Jahre junge kräftige Männchen gab. Ich tötete die Weibchen durch einen Stich ins Ge- hirn und sezierte dieselben. Es stellte sich heraus, dass grosse Mengen Laich, welcher kaum noch als solcher zu erkennen war, eine ziemlich harte gelbliche Masse bildeten, hinter welcher neuer Laich in der Bildung begriffen war. Der alte Laich war verkalkt! Sobald die Reife des Laiches eingetreten ist, löst sich dieser vom Eierstock ab. Eine Rückbildung (also Aufsaugung) des Laiches auf demselben, nunmehr in verkehrter Richtung zu durchlaufenden Wege, auf welchem die Ernährung und Eibildung erfolgte, ist ausgeschlossen, da kein Zusammenhang des Laiches mit dem Eier- stock, mittelbar also mit der Mutter mehr vor- handen ist. Die einzige Möglichkeit, welche bleibt, falls der Laich nicht abgesetzt wird, ist die, dass die Wandung des Eileiters, durch die stets nach Abstossung der Frucht eintretenden Kontraktionen, den Laich allmählich aus- presst und die flüssigen Bestandteile entweder aufsaugt oder durch die Mündung des Eileiters ausfliessen lässt. Da die Aufsaugung aber wegen eventuell ein- tretender Zersetzung für die Mutter gefährlich werden kann, ist sie unwahrscheinlich. Die Muttertiere bleiben meist dabei gesund. Die festen Bestandteile des Laiches dürften schliess- lich, wie bei obigen zwei Makropodenweibchen angegeben, verkalken und so für die Mutter vorerst unschädlich werden. Die Unmöglich- keit für das Eindringen der Spermatozoen in den Laich, tritt natürlich nicht plötzlich, sondern allmählich ein. Es wird überreifer Laich, der noch befruchtungsfähig ist, je nach der Zeitdauer nach eingetretener Reife, ent- weder noch Junge zeitigen, welche wahr- scheinlich wegen schlechter Beschaffenheit ihres Protoplasmas, der Folge der im Ei vorge- schrittenen Zersetzung, doch bald ein gehen, oder es kommt schon zum früheren oder späteren Absterben des Embryos im Ei. Im lebenden Organismus werden die verbrauchten und zer- setzten Stoffe fortwährend ausgeschieden. So- bald das Ei aber vom Mutterleibe getrennt ist, bleiben diese Stoffe im Ei zurück. Entwickelt sich der Embryo, so scheidet er durch den Lebensprozess im Ei diese Stoffe ebenfalls aus. Man sehe sich ein Hühner-, Tauben- usw. Ei nach dem Ausschlüpfen des Jungen an und man sieht diese Stoffe in der Schale als erste Entleerung von Exkrementen. Ich könnte noch mehrere Beispiele den obigen zufügen, es werden die obigen genügen, um Anregung zu weiteren Beobachtungen zu geben. Bei lebendgebärenden Fischen hat man ja ähnliches beobachtet. Werden die Weibchen nicht zeitig genug befruchtet, so liegt fort- während überreifer Laich im Eileiter vor, der die Befruchtung des gerade reifen Laiches ver- hindert; der überreife Laich, welcher sehr gross ist, wird schliesslich ausgestossen. Man verhindert das Entwickeln von Laich am besten, indem man die Fische nicht wärmer hält, als zu ihrem Wohlbefinden nötig ist, und indem man ihnen knapper Futter gibt als zur Laichzeit. Man unterscheide stets zwischen Erliolungs- und Produktionsfutter. Junge Fische, welche noch nicht laichreif sind, müssen zum Gedeihen natürlich mehr Wärme und Futter haben. Weibchen, welche im Herbst noch Laichansatz zeigen, mögen noch ablaichen. Die Jungen bleiben aber meist Kümmerlinge und eignen sich nicht zur Aufzucht oder gar Nach- zucht, Ausnahmen nicht ausgeschlossen, je nach Art und Pflege. Gegen die Zuchtperiode hin steigere man allmählich Wärme und Futter, ganz wie Mut- ter Natur es macht. Frühbruten sind Hauptsache. 592 Johannes Matt ha: Uebeireifer Laich. Ich stelle zum Schluss eine Frage, die viel- leicht jemand beantworten kann, der über andere Mittel und Kenntnisse in der Aquarien- kunde resp. Naturkunde überhaupt verfügt als ich; die Frage lautet: „Wie steht es mit der Dauer der Befruchtungsfähigkeit der Sperma- tozoen ? Ist sie unbeschränkt, oder werden jene durch Ueberreifung ebenfalls untauglich? Zusatz des Herausgebers (Dr. Kämmerer): Der Verfasser bat sieb mit vorstehenden Ausführungen auf ein schwieriges und interes- santes Gebiet begeben, welches viele auch von der Wissenschaft noch ungelöste Fragen in sich schliesst, Es zeigt sich wieder einmal die Not- wendigkeit des Zusammenarbeitens von Lieb- haberei und Wissenschaft! — Zunächst muss ich dem Verfasser in zwei Punkten Recht geben : 1. Es ist für Fischweibchen, auch wenn sie keiner Art angehören, wo das Ablaichen durch innige Berührung mit dem Männchen befördert wird, stets äusserst schwierig, ihren Laich ohne Männchen herauszupressen, denn es fehlt trotz allem der auslösende Reiz. Von Weibchen ohne Männchen abgesetzte Laichmassen be- finden sich daher meist in einem Grade der Ueberreife, wo Befruchtung nicht mehr mög- lich ist. Weniger kräftigen Weibchen gelingt es aber nicht selten überhaupt nicht, den Laich loszuwerden, und solche pflegen dann zugrunde zu gehen. Genau dasselbe gilt von Lurchen (Beispiele in meiner Arbeit „Donaubarsche“ „ Blätter“ 1908, Seite 1 24). — 2. Daraus folgt schon, dass von einer Rückbildung und Aufsaugung des Laiches in der Regel keine Rede sein kann. Die meisten Fälle, in denen man solches zu be- obachten glaubte, dürften ungezwungen darauf zurückgeführt werden können, dass das schliess- liclie Auspressen des Laiches übersehen würde, und dass dieser selbst nicht bemerkt werden konnte, weil er gefressen oder sonstwie rasch beseitigt wurde. Immerhin wird eine be- schränkte Anzahl von Fällen übrig bleiben, wo man mit diesem Einwand nicht auskommt (siehe z. B. „Blätter“ 1908, Seite 615). — Und hier muss, bis genauere Beobachtungen vor- liegen, zugegeben werden, dass zwar eine rück- läufige Entwicklung der Eier auf demselben Wege, aus welchem die Eibildung erfolgte, un- wahrscheinlich, eine Aufsaugung zerfallender Eisubstanz durch die Wandungen des Eileiters aber (im Gegensätze zu Verfassers Ansicht) gerade dann eher möglich ist, wenn die Eier sich nicht mehr in organischer Verbindung mit dem Mutterleibe, also nicht mehr im Eierstock befinden, sondern lose im Eileiter. Bei jenem Zerfall überreifer Eier im Leibe des Weib- chens darf man aber nicht etwa an Verwesungs- prozesse denken, denn diese sind an Bakterien gebunden, und selbstverständlich ist der Eileiter (von Krankheiten, die mit dem uns Lier inter- essierenden Erscheinungen direkt nichts zu tun haben, abgesehen) bakterienfrei. Zer- fall und Verflüssigung, die einer eventuellen Aufsaugung vorangehen müssen, können dort nnr infolge chemischer Einwirkung von Stoffen welche die Drüsen des Eileiters absondern, statthaben. Deshalb ist man durchaus nicht zu der Annahme des Verfassers gezwungen, die Weibchen, welche Substanz überreifer Eier auf- saugen, müssten krank werden. — Das Ver- kalken der im Eileiter liegen gebliebenen Eiermassen dürfte wohl nur eine Ausnahme darstellen. Sehr richtig ist wiederum des Verfassers Auseinandersetzung, dass . der Laich erst in einem recht vorgeschrittenen Stadium der Ueber- reife ganz befruchtungsunfähig werde, und dass zwischen richtiger Reife und jener äussersten Ueberreife eine ganze Skala von Graden immer geringer werdender Befruchtungsfähigkeit liege. Ich möchte zu diesem Punkte auf Versuche von R. Hertwig (an Fröschen) liinweisen, der aus Laich, der entweder den Zeitpunkt der Reife eben überschritten oder noch nicht ganz er- reicht hatte, vorwiegend Männchen ent- stehen sah und damit die alte Ansicht, das Ge- schlecht des schwächeren von beiden Eltern werde vererbt, zu bestätigen scheint. Erst in weiteren Graden der Ueberreife mögen die vom Verfasser angegebenen wirklichen Schädigungen der, absolut genommen, immer noch entwicklungs- fähigen Embryonen eintreten. Zum Schluss eine Antwort auf die vom Ver- fasser gestellte Frage : Gewiss sind auch die Samenkörperchen (Spermatozoen) in ihrer Fähigkeit, zu befruchten, zeitlich beschränkt, allein die Beschränkung ist eine viel geringere als bei Eiern. In den Samenblasen und Samen- taschen vieler Tiere (z. B. Salamander, Schnecken, Insekten) werden die Samenkörperchen m e h r e r e Jahre hindurch aufbewahrt, ohne ihre Wirk- samkeit einzubüssen. Jos. Scherer: Eine lierpetologische Exkursion in Liberia. 593 Eine herpetologische Exkursion in Liberia, Von Jos. Scherer. (Schluss). Der Palmenhain war bald zu Ende und als die Sonne die Baumgipfel zu vergolden begann, nahm uns bereits der Urwald in sein schattiges Dunkel auf. Nicht ohne eine gewisse Ehrfurcht betrat ich diese weihevollen Hallen, wo die Natur ein vieltausendjähriges Denkmal ihrer ewig jungen Schöpfungskraft errichtet hat. Aus dem schwarzen Humusboden, der in den faulen- den Blättern und dem vermodernden Holze eine beständige Nährquelle besitzt, entspriessen, be- günstigt durch die feuchtwarme Luft, ebenso die mächtigen Bäume, die das „Dach“ des Waldes formen, als die an ihnen empor- klimmernden Banken und Taue der Lianen oder die wachsblätterigen Blattpflanzen und Kryptogamen , welche das Unterholz bilden. Und damit die voluminösen Baumstämme nicht etwa unästhetisch durch ihre kahle Blosse wirkten , fehlt es nicht an einem Heer von entzückenden Schmarotzerpflanzen, epiphytischen Farnen, Orchideen und Moosen, die jedes freie Plätzchen mit ihrem dunklen Grün ausschmücken. Jetzt erst, wo ein Uneingeweihter ohne Kompass auch nicht einmal die Himmelsrichtung bestimmen konnte, kam meinem Führer seine eigentliche, von ihm aber glänzend gelöste Aufgabe zu. Mit geradezu ans Fabelhafte grenzendem Orien- tierungssinne wusste er durch Dickicht und Lichtungen den wenig ausgetretenen schmalen Weg, der stellenweise gänzlich verwachsen war und erst mit dem Messer wieder gebahnt werden musste, zu finden. Von der arten- reichen, aber ganz charakteristischen Tierwelt, die derartige unermessliche Wälder belebt, machten sich am meisten die bunt gefärbten Yögel bemerkbar, die in allen Stimm- und Ge- sangsvariationen sich gegenseitig zu übertönen trachteten. Der feuchte Boden aber schien ein Dorado für Frösche zu sein und fand ich hier manche interessante Art, deren Determination bis heute noch nicht erfolgen konnte. Auch eine junge Landschildkröte mit kunstvoll ge- meisseltem und zierlich ausgezacktem Rücken- schilde entdeckte ich nahe am Wege, wo sie Kopf und Extremitäten unter ihr schützendes Dach eingezogen hatte, bereit, alles über sich ergehen zu lassen. Es war eine Jugendform der von erwachsenen Individuen ziemlich unter- schiedlichen Cinnyxis erosa, deren hintere Rückenschildhälfte in Hautgelenken gegen das feste Bauchschild klappbar ist. Eine kleine, auf korallrotem Grunde schwarz gestreifte Schlange, welche mir nicht bekannt war, von meinen Trägern aber „din“ genannt wurde, lag frei auf einem morseben Baumstamme, den ein verirrter Sonnenstrahl streifte. Leider entkam das reizende Tierchen, das ich unvorsichtiger Weise in einen defekten Sack gepackt hatte, im Laufe des Tages wieder aus seiner Gefangen- schaft. — Im Uebrigen ist der dunkle, feuchte Urwald keineswegs ein von den sonnenbedürftigen Reptilien bevorzugter Aufenthaltsort, sondern vielmehr sind das die Lichtungen oder Wasser- läufe, welche denselben stellenweise unterbrechen. Wo immer eine freie Stelle der Sonne Zugang gewährte, konnte man sicher rechnen, eine graziöse Mabuie ( Mabuia raddoni ) oder eine der smaragdgrünen dünnen Baumschlangen ( Hapsidophrys smaragdina ), die mit herab- hängendem Kopfe in den Kronen junger Bäume lagen, anzutreffen. Lautes Rauschen kündigte die Nähe eines Waldbaches an, dessen romantisches Felsen- tal wir auf gewaltigen Quarz- und Granitblöcken durchqueren mussten; die Szenerie war zu über- wältigend, das günstige Terrain bot mir eine zu grosse Aussicht auf Beute, als dass ich die Stelle, ohne sie einer genaueren Besichtigung zu unterziehen, passieren wollte. Gleich einem Gebirgsbache rauschte das klare Wasser auf seichtem Kiesgrunde in seinem von Geröll und Felsen eingedämmten Bette dahin, über das sich ein grünes Laubdach von Stechpalmen und lang herabrankenden Schlinggewächsen wölbte. Im Hintergründe aber überbrückte ein gigan- tischer, mit Moos und Farnkräutern buschig bewachsener Baumstamm das enge Tal, dessen Reiz dadurch noch besonders erhöht wurde. Aus dem Wasser aber erhoben sich kerzen- gerade die weissen, krausen Blüten von Orinum natans , während die langen, fast sichelförmigen Blätter in der Strömung fluteten. Die vielen kleinen Felsinseln ergrünten im Schmucke einer sie bedeckenden, einblätterigen Kryptogamenart und zwischen dem Ufergestein ragten die hohen Blütenschäfte des stacheligen Pfeilkrautes sowie dekorative Adlerfarne hervor. Da das Wasser nirgends sehr tief war und überall Felsen und Steine daraus hervorragten, konnte ich im Bachbette selbst Vordringen. Die langscheerige Garneele ( Palaemonmacr obrachion ) war hier so zahlreich vorhanden, dass ich sie in grosser Menge für unsere Küche einsammeln 594 Jos. Scherer: Eine herpetologische Exkursion in Liberia. liess, desgleichen eine auf grün schillerndem Grunde rot und gelb gesprenkelte Barschart, von der wohl ein halbes Hundert in einen iso- lierten Tümpel zusammengedrängt war. An den Steinen klebten Deckelschnecken ( Paludina spez.) und eine schwarze Vertreterin der Gattung Melania. In kühnen Sprüngen kreuzten die erschreckten Rana mciscariensis im Bachbette, dasselbe nicht selten der ganzen Breite nach überquerend. Auf einem überhängendem Aste sass gesenkten Hauptes, wie in Gedanken ver- loren, der seltene Ispidina leucogaster , ein wundervoll gefärbter Vogel aus der Familie der Königsfischer, der so wenig scheu war, dass er mich bis auf wenige Schritte herankommen liess, ehe er aufflog. Ein grosser ,,Riss“ im Laubdache liess das gleissende Licht des Tages- gestirnes in vollem Strome durchfluten, sodass eine grosse Strecke des schattigen Waldtales bestrahlt wurde. Von einer erhöhten Stelle aus überblickte ich forschend dieses Gebiet und er- spähte denn auch einen Varan von ungefähr 1 1/2 Meter Länge ( Varanus ocellatus ), welcher sich behaglich von den warmen Strahlen be- sclieinen liess und dabei seinen Rücken scheiben- förmig abplattete. Da das Terrain wenig Aus- sicht bot, die wehrhafte Eidechse lebend in Besitz zu bekommen, erlegte ich sie mit einem Schrotscliusse. Ihre Rückenzeichnung bestand aus einer von dem grünem Grunde geschmack- voll sich abhebenden, schwarzen Musterung, in die grosse, hellgelbe Augenflecken unregelmässig gestreut waren. Nach Beendigung des interessanten Ab- stechers setzten wir unsere Wanderung, die uns jetzt auf steinigem Pfade einen ansehnlichen Hügel hinaufführte , fort. Mein Führer fand unterwegs in einem hohlen Baume eine Land- schnecke von ganz enormen Dimensionen und prachtvoller Färbung des Gehäuses. Als er aber wenige Minuten später einen fingerdicken und dreiviertel Meter langen Regenwurm ( Acanthodriliis schiege li), der herrlich blaugrün irisierte, über den Weg kriechen sah, befiel ihn eine solche Furcht, dass er mich auf seiner Flucht beinahe umgerannt hätte; auch die Träger wollten keinen Schritt mehr weiter, bevor das giftige Tier, dem sie allerhand böse Zauberkräfte zuschrieben , sich nicht entfernt hatte. Darauf brauchten sie nicht zu warten, denn ich hob den Missetäter, der aus vielen Hautsp'alten wahre Fontainen einer ätzenden Flüssigkeit ausspritzte, mit der blossen Hand auf und beförderte ihn in die Alkoholbüchse. Die abergläubischen Neger aber hatten sich während dieser Prozedur auf eine grosse Distanz zurückgezogen. Es war schon Mittag, als wir die Höhe des Hügels erreicht hatten, auf welcher sich das Negerdorf Kabo befand. Die freundlichen Be- wohner brachten mir 3 Kalebassen voll Palm- wein und ein Bündel Bananen zum Geschenke und setzten mir ein aus Reis , Palmöl und Elephantenfleisch bestehendes Mahl vor, das mir nach dem langen Marsche trefflich mundete. Bis meine Leute mit dem Abkochen fertig waren, unternahm ich einen Spaziergang in den Umkreis des Dorfes, um die weite Fern- sicht zu gemessen, welche sich von hier aus in das umliegende Bergland eröffnet. Ver- schiedene Nuancen von Hell- bis Dunkelgrün, in welchen die unten liegende Landschaft wechselte, liessen genau die Reisfarmen von dem Urwald und diesen von den Palmenhainen unterscheiden, zwischen denen sich die zahl- reichen Bäche gleich flatternden Silberbändern ausnahmen. Wohin das Auge blickte, erhoben sich bewaldete Höhenzüge und einzelne, oft sehr hohe Berge und noch am fernen Horizonte konnte man deren Formen, in blauen ätherischen Dunst gehüllt, erkennen. Auch unser Reiseziel, das Paa-Dorf Nitie, dessen runde Palmschilf- dächer aus dem hellen Bananenlaub gar lieb- lich hervorragten , sah man drüben auf dem Nachbarhügel liegen. Auf dem Rückwege zum Dorfe kam mir einer meiner Boys atemlos ent- gegengelaufen uud teilte mir mit, dass er auf einem Kolanussbaum ( Stercidea acuminata), mitten im Dorfe, eine ganze Menge Schlangen entdeckt habe. Ich folgte ihm nach dem be- treffenden Baume und gewahrte auch richtig, an einem Aste hängend, einen grossen Knäuel dichtverschlungener Schlangen, die anscheinend der Paarungstrieb zusammengeführt hatte. Sie schlangen sich in beständiger, langsamer Be- wegung durcheinander, wobei sie sich geschickt auf dem schwankenden Aste festhielten. Ich konnte ihre Artzugehörigkeit nicht feststellen, da sie sich zu hoch oben befanden, aber die Leute, welche sich in Menge eingefunden hatten, behaupteten, es seien sehr gefährliche Giftschlangen. Nachdem Versuche, sie mittels einer langen Stange herunterzubringen, scheiter- ten und nur deren Flucht in dichtere Laub- stellen zu bezwecken drohten, feuerte ich einen Schuss feinkörnigen Schrotes in den Knoten, der sich sofort in sieben tötlich getroffene Schlangen auflöste. Ausnahmslos • fielen sie Kleine Mitteilungen. 595 alle nacheinander herunter und bewegten sich noch lange in krampfhaften Zuckungen. Sie hatten eine Durchschnittsgrösse von ca. 75 cm und gehörten alle derselben Art an. Der platt- gedrückte Körper zeigte bei vier Exemplaren eine rosabräunliche, bei den übrigen eine graue Grundfarbe, auf der sich an den Leibesseiten die dunklere Zeichnung in Form geometrischer Figuren abhob. Dieser Unterschied in der Grundfärbung aber dürfte wohl als Geschlechts- charakteristikum zu deuten sein. Die Wirkung der kleinen Geschosse war eine so verheerende, dass sich nur zwei der getöteten Schlangen, die bis heute noch ihrer Bestimmung harren, für meine Sammlung brauchbar erwiesen, während alle anderen arg verstümmelt waren. Kaum hatten wir das gastliche Dorf ver- lassen, als plötzlich mit rapider Geschwindigkeit von Westen her ein Tornado (Gewitter) an- gebraust kam und uns ein unfreiwilliges Bad bescheerte. Glücklicher Weise dauerte das Unwetter nur kurze Zeit und konnten wir uns bald nachher, beim Marsche durch eine grosse Reispflanzung, von den glühenden Sonnen- strahlen trocknen lassen. Von einem alten, fast nackt einherlaufenden Negerweihe, das uns auf dem Wege begegnete und in einem aus Palmfasern geflochtenem Korbe frisch gefangene Backfische trug, erwarb ich gegen einige Blätter Tabak mehr als die Hälfte ihrer Aus- beute, worunter sich auch der von mir längst gesuchte Polypterus bilttikoferi in zehn Exemplaren befand. — Wir hatten bereits das Gebiet des Paa- Stammes betreten und schon das nächste, in einer Urwaldlichtung gelegene Dorf Niatu bewohnten hagere, vielfach bezöpfelte Vertreter dieses wenig intelligenten Negertyps, bei dem es manchmal schwer hält, auf den ersten Blick die Weiber von den Männern zu unterschei- den. Vor diesem Dorfe befand sich ein auf vier Pfählen ruhen- der morscher Sarg, das Grab- denkmal eines grossen Negerhäupt- lings, wie man mir erzählte. Ich konnte mich in meiner Neugierde indes nicht enthalten, durch das an der Seiten- wandung befindliche Loch einen Blick in das Innere der geheimnisvoll genug aussehenden Kiste zu werfen und war nicht wenig erstaunt, statt des vermuteten königlichen Gerippes eine riesige Ratte darin zu erblicken, die bei meinem Anblicke in heillosen Schrecken versetzt wurde und dermassen gegen die Wände des baufälligen Gehäuses tobte, dass es unter lautem Gepolter zusammenstürzte. Durch diese unbeabsichtigte Grabschändung hätte ich mir beinahe ein schweres Palaver mit den Dorfeinwolinern zu- .gezogen und nur der Vermittelung meines Führers habe ich es zu verdanken, dass ich mit einer Abfindungsstrafe von drei Flaschen Branntwein davongekommen bin. Eiligst verliessen wir die Unglücksstätte und durchwateten einen mit Riedgras und Cyperaceen bewachsenen Sumpf, wo ich noch eine zwei Meter lange Naja melanolenca , die sich mit hoch erhobenem Vorderkörper zur Wehr gesetzt hatte, mit meinem Stocke tötete. Nach einer weiteren mühlseligen , da bergauf führenden Wanderung erreichten wir vor Sonnenuntergang Nitie, das grosse Paadorf, dessen Häuptling mich misstrauisch empfing und mir erst ein Nachtquartier einräumte, nach- dem ihm mein Führer allerhand Wahres und Unwahres über meine Person und meine Be- schäftigung erzählt hatte. Am anderen Morgen aber traten wir schon vor Tagesanbruch den Rückweg nach meiner Jagdstation in Njiake an. Kleine Mitteilungen Ein sehr praktischer G'cbärkasten für lebend* gebärende Fische (mit einer Skizze). Abgebildeter Kasten ist in ganz kurzer Zeit selbst herzustellen und zwar macht man sich einen ganz schwachen Holz- rahmen A, welcher genau so breit ist als das Aquarium, jedoch nur js so lang, ln diesen Rahmen werden ziemlich starke (etwa 1 cm im Durchmesser) Glas- röhren nebeneinander befestigt und zwar so, dass zwischen den einzelnen Röhren ein kleiner Zwischen- raum bleibt, durch welchen die neugeborenen Fische hindurchfallen können. Um die Röhren in den Holz- rahmen zu befestigen, werden auf jeder Seite der- selben Korke hineingesteckt und knapp abgeschnitten, sodann werden von der Aussenseite des Rahmens dünne Nägel geschlagen, welche bis in den Kork gehen und so die Röhren halten. B sind zwei Glasscheiben, welche mit Messing- und Zinkplättchen befestigt werden. Auf diese Art ist ein vollkommener Kasten geschaffen, da auf den andern zwei Seiten die Aqua- 596 Vereins-Nachrichten. riumsscheiben selbst den Abschluss bilden. Auf der Lichtseite wird ein Karton C unterhalb des Laich- kastens vorgestellt, um den unteren Teil des Aquariums zu verdunkeln. Es wird dadurch erreicht, dass die eben geborenen jungen Fische nicht etwa durch die Glasröhren zurückkehren, sondern gegen das Licht nach rechts oder links schwimmen, wo sie somit vollkommen aus dem Bereiche der „Alten“ gelangen. Die ganze Sache stellt sich auf kaum Mk. 1.50. Carl Auer, Agram. Nervöse Zuckungen bei Fischen. In einem kleinen Aquarium, das 12 Liter fasste und reich bepflanzt war, hielt ich sechs kleine Flussbarsche in der Grösse von 4 cm. Als Futter erhielten sie ausser kleinen Flitterfischen noch Tubifex, Daphnien und Cyclops, Mückenlarven usw. In Ermangelung lebenden Futters wurde auch mit klein gehackten Regenwürmern ge- füttert. Als ich einmal Pflanzen aus dem Behälter entfernen wollte, erschrack ein in der Nähe meiner Hand befindlicher Barsch, schoss mit Blitzesschnelle im Aquarium hin und her, um plötzlich an die Ober- fläche zu kommen, wo er auf dem Rücken lag und langsam atmete. Ich fing das Tier sofort heraus, gab es in ein Wasserglas und setzte dem Wasser nebst einer kleinen Dosis Salz noch einige Tropfen Brenn- spiritus dazu. Nach einigen Minuten bemerkte ich, wie das Tierchen energisch zu atmen anfing und Schwimmversuche unternahm. Plötzlich spie es den gesamten Mageninhalt (zerhackte Regenwürmer) aus und schwamm wieder lustig umher, sodass ich es wieder ins Aqaurium setzen konnte. Auf diese Weise rettete ich schon manche meiner Pfleglinge, die aus irgend einem Grunde erschraken und von diesen Zuckungen befallen wurden. An Ellritzen und Bitter- lingen habe ich jenes einfache Mittel stets mit Er- folg angewendet. Moritz Czernrak-Wien. Patent-Anmeldungen. Gegen die Erteilung kann während der zweimonatlichen Auslage Ein- spruch erhoben werden. 45 h. Sch. 28485. Kasten mit zwei zum Teil durch Siebwände vou einander getrennten Räumen für Fisch- brut und Jungfische. Alois Scheiblhuber, Hohenburg, Post Lenggries, O.-B. 18. 9. 09. Mitgeteilt vom Patentbüro J. Bett & Co., Berlin SW. 48. Für die Schriftleitung verantwortlich: Dr. W. Wolterstorff, Magdeburg-Sudenburg. Vereins-Nachrichten Unter alleiniger Verantwortung der Herren Einsender. Breslau. Aeltester Breslauer Verein für Aquarien- und Terrarienkunde „Proteus“, gegr. 1900. Sitzung vom 17. August. Die jetzt wieder zahlreicher besuchte Versamm- lung legte Zeugnis dafür ab, dass das Ende der Reisesaison herannahe. Auch die Eingänge waren zahlreicher als in den vorigen Wochen. Nach Er- ledigung mehrerer interessanter interner Vereins- angelegenheiten ergriff Herr David das Wort und schilderte seine Eindrücke auf aquarischem Gebiet bei seiner letzten Berliner Reise. Derselbe führte auch als neueste Neuheit einen vollständigen selbst- tätig funktionierenden Ablaufheber vor, welcher nur in das betreffende Bassin hineingehängt zu werden braucht, um dasselbe ohne jede weitere Manipulation bis auf den letzten Tropfen zu entleeren. Diese technische Neuheit dürfte auch ausserhalb des Aquariensportes z. B. in der Industrie mit Freuden begrüsst werden. Herr Scupin schildert sehr an- schaulich seine Sommerfrische „Weite Walke“ als Eldorado für Aquarien- und Terrarienfreunde. Ferner verliest Herr Franz einen Artikel des Breslauer „Generalanzeigers“, in welchem der Landwanderungen von Anabas scandens als etwas Neuem und bis jetzt Unbekannten Erwähnung getan und mit der gewöhn- lichen journalistischen Freiheit ausgeschmückt wird. In unseren Bericht vom 27. Juli hat sich ein Druck- fehler eingeschlichen, da es natürlich Erzschleiche statt Erdschleiche heissen muss. Herr Langner und David melden Nachzucht von Poecilia retic. Peters an und hieran anschliessend schildert der letztere die Schwierigkeiten, die es zu besiegen gilt, ehe man z. B. bei Chanchito ein Pärchen zusammengestellt hat, das in friedlicher Ehe lebt und erfolgreich züchtet. Sitzung vom 24. August 1909. Nach Besprechung der zahlreichen neuen Ein- gänge und Angebote gelangt eine Grusskarte des Herrn von Poser zur Verlesung, der uns nach Rück- kehr seiner Erholungsreise aus England einen längeren Vortrag über seine Ausbeute an Seetieren und Pflanzen und über die Aquarienliebhaberei in Süd- England, soweit er Gelegenheit hatte sie kennen zu lernen, verheisst. Von verschiedenen Mitgliedern ist es bisher lebhaft bedauert worden, dass bei der Herausgabe der früheren Stauschschen Hefte die bunten Beilagen mit den Abbildungen der Fische usw. in ihren Naturfarben fehlen. Wir haben die Absicht, denjenigen Mitgliedern unseres „Proteus*-, die auf die Nachlieferung der Bilder reflektieren, diese in einiger Zeit zuzustellen und bitten um kurze Benachrichtigung wer die Abbildungen wünscht. Die Kosten dürften sich pro Bild in sehr massigen Grenzen bewegen. Herr Scholz demonstriert eine Modifikation des Roseschen selbsttätigen Ablauf liebers. Der Vor- tragende hat das Glasrohr, welches bei dem Heber neben dem Luftkessel befestigt ist, durch den Luftkessel hindurch geführt. Das exakte Arbeiten dieses Hebers findet, allgemeinen Beifall. Herr David ist gern bereit, Interessenten diesen Heber, der jedes Ansaugen beim Ablassen von Aquarien oder anderer Behelfe beim Beginn einer Reinigungsprozedur unserer Fischbehälter ausschaltet, näher zu erläutern und in seiner Wirkung zu zeigen. Dieser Heber dürfte sich auch für Ausstellungen oder Verlosungen von Aquarienhilfsmitteln als ein überaus dankbarer Gegen- stand, der jedem Liebhaber viel Mühe erspart, er- weisen. Herr Blitz macht uns die Mitteilung, dass seine Heteranthera Zosterifolia vor kurzem geblüht hat. Die Blüte hatte eine zarte veilchenblaue Farbe, hielt aber leider nur zirka 24 Stunden an, sodass die Freude über dies nicht gerade alltägliche Ereignis nur kurze Zeit dauerte. Der weitere Teil des Abends wurde durch Berichte über die verschiedenen Arten von Algen (Faden-, Büschel-, braune Alge usw.) und deren Vertilgung mit allen den bisher bekannt gewordenen und bereits öfters erwähnten Mitteln ausgefüllt. Blitz erwähnt insbesondere, dass seine Aquarien, die sich während der Sommermonate in einem sehr hellen Zimmer be- finden, dessen Fenster nach Norden gerichtet sind, völlig algenfrei geblieben sind,, während am früheren Standplatz (Fenster nach der Südseite der Wohnung) einzelne Aquarien besonders stark veralgten. Die Fütterung der Aquarienbewohner blieb auch nach gewechseltem Aufstellungsplatz die gleiche, sodass das grelle Sonnenlicht, das die Behälter voll, wenn auch nur für kurze Zeit, traf, das Wachstum und Ueberhandnehmen der Algen, besonders der grünen Faden- und der Büschelalge, überaus beschleunigte. Herr Scholz hat auch längere Zeit Versuche darüber angestellt, welches der geeignetste Platz zum Auf- stellen der Behälter ist und kommt inUebereinstimmung mit Blitz zu gleichem Resultat. Als Merkwürdigkeit mag erwähnt sein, dass Scholz seine zirka 30 Aquarien trotz Daphnienfütterung, während mehrer Jahre fast völlig algenfrei erhalten hat. — Bei der Besprechung der Regenwürmerzucht empfiehlt Herr Langer & Czaya, dem Erdboden ausser dem stets erwähnten Kaffee- grund etwas angestochenes Obst (nicht fauliges!), Mohrrüben- oder Kartoffelstücke zuzufügen und oben auf die Mitte des Bodens ein Ziegelflachwerk zu legen. Nach einigen Tagen findet man stets nach Aufheben Vereins-Nachrichten. 597 dieses Flachwerkes unter ihm eine grössere Anzahl von jungen Regenwürmern, die besonders von den Acaras und Chanchitos mit Wohlbehagen verspeist werden. — Herr Langner teilt zur Freude aller An- wesenden mit, dass seine Haplocholis panchax und Hapl. chaperi ihn mit einer besonders zahlreichen Nachkommenschaft erfreut haben. — Mit Rücksicht darauf, dass der Heizungsfrage wieder wird allmählich näher gerückt werden müssen, ersucht Dr. Eckhardt alle die Mitglieder, welche besondere Heizungsapparate besitzen oder selbst gebaut haben oder nach ihren Erfahrungen haben anfertigen lassen, um nähere Mit- teilungen, da er dieses allen Liebhabern wohl stets wichtige Thema demnächst zu einem grösseren Vor- trag in unserem Verein verwerten will. — Interne Vereinsangelegenheiten aus früheren Zeiten unseres Vereinslebens, die noch immer der Erledigung harren, bildeten den Schluss unserer heutigen Besprechung. Der Vorstand. I. A.: Dziembowski, I. Schriftführer. Breslau. „Vivarium“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde und Naturdenkmalpflege, E. V„ früher „Proteus“ E. V., gegründet 1908. Aus der Sitzung vom 24. August. Aufnahme des Herrn Dentist Paul Kascliner-Bres- lau. Aus dem Bericht über den Besuch des botanischen Gartens möge folgendes im Auszug wieder gegeben werden. — Am 22. v. M. fand — wie alljährlich — die Besichtigung des botanischen Gartens statt, zu der sich eine grosse Anzahl Mitglieder und Gäste eingefunden hatten. Bei der Kürze der Zeit und dem Ueberfluss an Anschauungmaterial war natürlich eine weise Be- schränkung geboten und daher hatten wir dieses Mal unserer Führung folgenden Plan zu Grunde ge- legt. Es sollte bei den niedrigsten Pflanzen [Krypto- gamen) begonnen und allmählich über die Nadelhölzer hinweg zu den Blütenpflauzen übergegangen werden. Hierbei sollte Rücksicht auf die stammesgeschichtliche Verwandtschaft, auf den Vergleich mit ausgestorbenen Arten und auf die Besprechung derjenigen Pflanzen genommen werden, welche vorwiegend bei den Viva- risten Verwendung finden. Da Moose in diesem Jahre im Garten fehlten, waren einige typische Ver- treter der Leber- und Laubmoose zur Stelle geschafft und zwar in solcher Menge, dass jeder ein Exemplar erhielt, um Schritt für Schritt unseren Ausführungen folgen zn können. Der Vergleich mit den Farn- kräutern war nun leicht an den Objekten des Gartens vor Augen zu führen, ebenso der Unterschied zwischen den tropischen Baumfarnen, unseren heimischen zwerg- artigen Landfarnen und den Wasserfarnen (Azolla, Salvinia, Marsilia, Pilularia, Isoetes). Unsere heutigen Schachtelhalm- und Bärlapparten in ihrer Winzigkeit gegenüber den Riesen der Vorwelt führten von selbst zur Betrachtung des seiner Zeit noch von Göppert zusammengestellten Steinkohlenprofils. Wir haben hier einen idealen Durchschnitt durch ein Stein- kohlenlager vor uns, in welchem Steinkoldenfiötze mit Schichten von Sandstein nnd Schieferstein ab- wechseln. Die verschiedenen Pflanzen, aus denen die Steinkohle einst gebildet wurde, sind in den ver- schiedensten Graden der Erhaltung noch zu erkennen. Auf der linken Seite des Profils werden die Flötze von einem Porphyrkegel (Porphyr = ein inniges Ge- menge von Feldspath und Quarz mit Ausscheidungen von Quarz und Glimmer) durchbrochen und erleiden dadurch Verschiebungen. Die Kalamitenstämme (Ver- wandte unserer Schachtelhalme), die Sigillarien mit ihren runden Blätternarben, sowie die riesigen Lepi- dodendronstämme (= Schuppenbäume) mit schrauben- förmig gestellten, rautenförmigen Blattnarben, beides farnähnliche, ansgestorbene Pflanzenarten , führten uns mit Leichtigkeit in das Verständnis eines Vege- tationsbildes ein, das weit in die Urgeschichte der Erde zurückreicht, das keines Menschen Auge je ge- sehen, das aber nun in seinen Resten ein Kultur- faktor von ausschlaggebender Bedeutung geworden ist. — Die „Nadelhölzer“ zeigten uns an der Ginkgo biloba (China) und der Podocarpus- Arten mit ihren lederartigen, keilförmigen, von zweilappigen ( Ginkgo ) bezw. lanzettlichen Blättern, dass man besser die Be- zeichnung „Zapfenträger“ gebraucht. Unsere Eibe (Taxus baccata ) , die in Deutschland auch dem Aussterben geweiht ist, gab Veranlassung, sich in Gedanken einmal in einen germanischen Urwald zur Zeit des Eindringens der Römer zu versetzen, um zu verstehen, dass die römischen Soldaten nur mit Grausen in die düsteren Wälder Germaniens ein- drangen und zeitgenössige Schriftsteller die Eibe einen Baum des Todes nannten, weil sogar der Schatten gefährlich sein sollte. Unsere Taxusbäume müssen also als Zeugen einer vergangenen Zeit sorgfältig erhalten werden und hier kann die Naturdenkmal- pflege, die zugleich ein Stück Heimatkunde ist, durch tatkräftiges Eingreifen manchen Zeugen der Ver- gangenheit vor dem Untergang retten. Wir erinnern nur an die etwa 1000 Jahre alten Eiben im Fürstensteiner Grund, an die 2000jährigen bei Oybin und an einem ganzen Eibenwald, der sich im Dermbacher Revier bei Eisenach vor- findet, mit einem Bestand von 425 ungefähr 1000 Jahre alten Stämmen. — - Den grössten Anziehungspunkt bildete das Viktoriahaus, mit seinen herrlichen Nym- phaceen und anderen Warmwassergewächsen, die wir schon im Protokoll über den vorjährigen Besuch des Gartens geschildert haben („W.“ 1908, S. 444). Ebenso finden wir dort die uns interessierenden fleisch- fressenden- und Warmhausgewächse genauer ange- führt. — Den Beschluss machte ein Rundgang um den Teich des Gartens, dessen Ufer- und Schwimm- flora uns die wichtigsten Typen unserer Tümpel- gewächse vorführte ! — Hieran schloss sich eine ein- gehende Besichtigung der Schauaquarien des zoo- logischen Instituts, bei der wir uns der liebenswürdigen Führung des Herrn Assistenten Dr. Hennecke zu er- freuen hatten. — Die Süsswasser-, sowie die Seewasser- becken waren in tadellosem Zustande und gut besetzt und in geradezu idealer Weise war, durch maschinelle Vorrichtungen, für ständige Durchlüftung und dau- ernden Zu- und Abfluss des Wassers in den Becken Sorge getragen. — An dem heutigen Abend wurden neben Tridiogaster fasciatus zwei Kampffischmännchen vorgeführt, die nun ihre Kampfspiele zeigen sollten. Das eine von beiden Tieren erstrahlte auch bald in den herrlichsten Farben, während das andere Männ- chen sich erst später färbte. Das erwartete Kampf- spiel fand nicht statt. Dr. Deupser, Dt.-Lissa. Cöln. „Wasserrose“ Protokoll der Sitzung vom 11. Aug. 1909. Eröffnung der Versammlung um 9‘/4 Uhr durch den I. Vorsitzenden. An Eingängen lagen vor Gruss- karten von unseren Mitgliedern Matthes und Tepe aus der Sommerfrische und Fischofferte der Vereinig- ten Zierfischzüchtereien Conradshöhe. Infolge der vor einiger Zeit in unseren Vereinsberichten er- schienenen Mitteilung über das Auffinden eines Brachsenkrautweihers sind an uns zahlreiche Gesuche um Ueberlassung von Brachsenkraut eingetroffen. Wir werden dieselben so weit wie möglich berück- sichtigen. Ferner lagen Angebote auf Heiztreppe und Aquarien vor, wovon verschiedene Mitglieder Gebrauch machen werden. Das Protokoll der letzten Sitzung wurde genehmigt. Hierauf stiftete Herr Hamacher einen grossen Posten sehr schöner Vallis- neria und Sagittaria natans und bemerkte gleichzeitig, dass diese Pflanzen in reinem Sandboden kultiviert wurden, was natürlich sofort wieder Veranlassung gab , das Lieblingsthema Bodengrundfrage anzu- schneiden. Heiss wogte der Kampf. „Hie Boden- grund — hie Sandboden“. — Die Gegner gaben ihre Ansichten und gemachten Erfahrungen darüber zum Besten, bis schliesslich Herr Dr. Reuter vorschlug, jeder solle seine Aquarien einrichten wie er es nach seinen eigenen Erfahrungen für am besten halte, er persönlich empfahl für Schauaquarien Sandboden und für Zuchtaquarien Torf oder Schlammboden. Herr Kuban berichtete, dass Ampullaria gigas eine sehr eifrige Algenvertilgerin sei, allerdings verschmähe sie auch tote Fische usw. nicht. Unser neuester Daph- 598 Vereins- Nachrichten. nienweiher ist teilweise mit Wasserlinsen übersät, sodass beschlossen wurde, am kommenden Sonntag eine Exkursion dahin zu veranstalten, um diese so gut wie möglich zu entfernen. Ein Vorschlag des Herrn Dr. Reuter, Versuche mit getrockneten Wasser- linsen als Salatersatz anzustellen, wird einer Prüfung unterzogen werden. Herr Rochlus füttert seit Jahren seine Fische mit Miesmuschelfleisch und wird das- selbe von allen gerne gefressen. Herr Iiondrich ver- wendet als Futter gekochten Schellfisch zerrieben mit sehr gutem Erfolg. Ferner wurde darauf hinge- wiesen, Fütterungsversuche mit getrocknetem Stock- fisch vorzunelnnen und zwar wurde angegeben, denselben auf einem Reibeisen zu zerkleinern und dann in Wasser aufgeweicht zu verfüttern. Ver- schiedene Mitglieder werden dies versuchen und dem- nächst darüber berichten. Herr Schwarz bemerkte, dass er die Insassen seines Seewasseraquariums, welches eine grünliche Wasserfärbung angenommen hat, seit 4 — 5 Monaten überhaupt nicht mehr füttert, auch die Durchlüftung ganz abgestellt hat. Die Tiere sind in einer tadellosen Verfassung und prächtig ent- faltet. Das Wasser wimmelt, unter dem Mikroskop betrachtet, von Infusorien, es scheinen sich also die Aktinien hiervon zu ernähren. Der folgende Punkt der Tagesordnung: Kauf und Tausch von Fischen hatte zwar, namentlich was Gäste anbelangt, nicht den erwarteten Erfolg und ist dies auch zum Teil auf die jetzige Reisesaison zurückzuführen. — Hierauf schritt man zur Verlosung und hatte unser Bibliothekar und en gros Riccia- Züchter Herr Linnartz einen sehr grossen Posten Riccia gestiftet. Herr Hamacher ausser den vorhin erwähnten Vallisneria noch Salvinia und Azolla. Vereinsseitig waren Zuchtpaare von Fundulus pallidtis, Fundulus chrysotus und Gatnbusia hoolbroki hinzugekauft worden. Schluss der Sitzung 12 Uhr. Der Vorstand. LA.: P. Rudow. Dresden. „Ichthyologi sdie Gesellschaft“. Sitzung vom 26. August 09. Eingänge: Die üblichen Zeitschriften, sowie Heft 7 und 8 des „Kosmos“ und verschiedene Karten, Briefe und Offerten. Unter anderem auch eine Karte von Herrn Oberlehrer W. Köhler-Tegel b. Berlin, auf welche hin wir dem Herrn Oberlehrer mitteilen, dass auch wir bereits schon- seit langer Zeit über die Artikel des „betreffenden Herrn“ zur Tagesordnung über- gehen! — Heft 33 der „Blätter“, Sondernummer für europäische Fische, findet unseren vollsten Beifall. — Zu dem Schlusssatz Dr. P. Kämmerers- Wien („Blätter“ 33, Seite 517, links), „Den Gründling ohne jede Durch- lüftung pflegen und nur der Sauerstoffabgabe einer wenn auch reichen Vegetation vertrauen zu wollen, wäre allerdings nicht anzuraten: hierzu ist das Sauer- stoffbedürfnis des Fisches ein zu grosses“, — bemerken wir, dass wir in bezug hierauf gerade das Gegenteil an diesem Fisch wahrgenommen haben. Wir hielten Gründlinge (= Gobio jluviatilis Cuv ) sogar in ziem- lich kleinen Becken, ohne Durchlüftung, jedoch be- guter Bepflanzung und dauerten diese Fische in solchen jahrelang aus! — Zu bemerken wäre allerdings, dass die in Frage kommenden Gründlinge aus — nach Hochwasser der Elbe zurückgebliebenen — Tümpeln stammten, welche gewöhnlich, namentlich im August, ziemlich austrocknen und das Wasser in diesen eine ziemlich hohe Temperatur erlangt; auch gibt es von Unterwasserpflanzen in dem in Betracht kommenden Tümpel (in Laubegast-Dresden) fast gar nichts! — Die Fische sind also schon gewissermassen an ziem- lich hohe Temperaturen des Wassers und an wenig Sauerstoff gewöhnt, wenn man sie fängt. — Anders dürfte es jedoch sein, wenn man Gründlinge direkt dem Elbstrom entnehmen würde und wäre es erst auszuprobieren, ob solche Tiere sauerstoffbedürftiger sind als erstere. Wir werden Versuche in dieser Hin- sicht anstellen und dann näheres hierüber bekannt geben! — Im Augustheft der „Deutschen Fischerei- Korrespondenz“ befindet sich ein beachtenswerter Artikel von Dr. Haas-Göttingen „Einiges über den Schlammbeisser“ betitelt. Unseres Wissens Avurde der Schlammbeisser bereits im Aquarium zur Fort- pflanzung gebracht, leider konnte jedoch das Laich geschäft nicht beobachtet werden. Herr Dr. Haas spricht die Hoffnung aus, dass sich vielleicht der eine oder andere ideal veranlagte Liebhaber zu einem Versuch mit diesem Fisch beAvegen liesse und diesen zu züchten versucht! Ja, — wenn der altbekannte Schlammbeisser ein Xiphophorus helleri oder eine andere Neuheit wäre, so Avürden sich Liebhaber massenhaft hierzu bereit erklären, da es sich aber nur um einen, noch dazu ganz gemeinen, einheimischen Fisch handelt, so ist dies der Mühe nicht wert(!), (d. h. nach Meinung der Neuheitenjäger und ver- kappten Händler!) und dürfen wohl auch die von Dr. Haas erhofften und unserer Ansicht nach sehr viel des Interessanten bietenden Versuche mit diesem Fisch nur sehr spärlich ausfallen ! Herr Bessner regt an, den Schlammbeisser zwecks Zucht im Aquarium zu halten, um eventl. Beobachtungen hierüber bekannt zu geben. Auf seine Anfrage, wer sich von den Mit- gliedern mit einem Versuch mit diesem Fisch befassen will, um ihn im Aquarium eventl. zu züchten und zu beobachten, melden sich die Herren Minkert, Loche, Thiele, Bessner, IJaucke und Schreitmüller. Hoffen Avir, dass es dem einen oder anderen dieser Herren gelingen möge, den Schlammbeisser (= Gobitis fossilis *= Misgurnus fossilis L.) im Aquarium zur Fortpflanzung zu bringen, ausgeschlossen wäre es nicht! Dasselbe gilt vom Steinbeisser (= Gobitis taetiia L.). — In Heft 34 der „Blätter“ interessiert uns der Schlussartikel über „Seescheiden“ von Dr. Kämmerer, sowie derjenige von Frau M. Ziegelei- Spandau über „ Neritina fluviatilis und verwandte Arten“. Der Artikel von Fr. Schneider- Erfurt zeigt wiederum, dass man auch mit einheimi- schen Fischen interessante und beachtensAverte Zucht- erfolge erzielen kann. — Für den von Carl Auer-Agram beschriebenen Heizkasten verwenden wir lieber unsere liier in Dresden gebräuchlichen Heizschränke und Fenstereinrichtungen, wie solche letztere Georg Gerlacli-Dresden 21, in Heft 28 der „Wochenschrift“ 09, Seiten 99—102, beschrieben hat; immerhin sind die von Auer beschriebenen kleinen Schränke für Lieb- haber, Avelche nur einige Aquarien halten wollen, auch ganz gut venvendbar. — Betreffs des Artikels von MileAVski-Berlin „Neues über den Scheibenbarsch“ (Heft 31 der„W.“, Seite4l9 — 419), venveisen wir noch- mals auf das letzte Protokoll des „Proteus“-Breslau E. V., gegr. 1908 („Blätter“ 09, Lieft 34, Seite 547 links, Zeile 22 — 9 von unten, sowie auf unsere Schlussnote ') ebendaselbst, vom 24. Aug. 09, aus welchen hervor- geht, dass hauptsächlich männliche Ruderwanzen (= Corixa ) solche knarrende und schnurrende Töne im Aquarium hervorrufen ; ebenfalls haben wir ähn- liche Laute auch von Rückenschwimmern, SchAvimm- wanzen und Wasserskorpionen schon wahrgenommen! — Unterzeichneter teilt mit, dass eine an ihn gelangte Sendung Reptilien, Lurche und Sclrwanzlurche, aus Omaha-Nebraska (Amerika), welche ihm sein daselbst weilender Bruder zusandte, total verunglückt ist. Von den vielen Echsen , Schlangen , Froschlurchen und Molchen usav., kam leider nur ein(!) Triton viridescens Rafinesque lebend an; trotzdem die Verpackung der Tiere eine sehr gute war. Anscheinend hat betr. Kiste teilweise längere Zeit im Wasser gestanden, da der Boden derselben innen und aussen ziemlich nass war. Es ist hieraus zu ersehen, dass es ziemlich schwierig zu sein scheint, derartige Sendungen auf so weite Strecken hin zu verschicken und es besser sein dürfte, wenn derartige Transporte irgend jemand Avährend der Fahrt anvertraut Averden. Die in der Kiste verpackt gewesenen Tiere dürften schon längere Zeit in dieser abgestorben gewesen sein, denn nur sehr wenige waren noch erkenntlich inbe- zug auf ihre Zugehörigkeit und bildeten teilweise bereits eine von Maden wimmelnde, undefinierbare und übelriechende Masse, so dass die Tiere leider nicht einmal zu Präparaten verwendet werden konnten. — Herr Adler demonstriert ein Importpaar Mollienisia latipinna Lesueur, von welchem nament- lich das Männchen durch seine schöne grosse Rücken- flosse imponiert, ferner die interessante und ziem- lich seltene Netz- oder Gitteralge, auch Wassernetz V e rein «-Nachrichten. 599 (= Hydrodictyon ) genannt. — Herr Haucke hatte ver- schiedene Wasserschnecken mitgebracht und zwar: Planorbis corneus L , PI. contortus L., PI. marginatus Drap., PL vortex L , und Limnaea stagnalis L. — An Stiftungen liegen vor: Von den Herren Schaar- schmidt, Haucke und Schreitmüller ein grösserer Posten Sumpf- und Wasserpflanzen, von Herrn Schubert nochmals vier Präparatengläser, von Herrn Max Simm-Dresden-A. ein Tropidonotus natrix L. für unsere Sammlung (überreicht durch Unterzeich- neten) und vom Unterzeichneten Spirituspräparate von 2 Stück 2 Tage alter Igel ( Erincaceus europaeus L ). Die beiden Tierchen stammen von einem Wurf (6 Stück) Jungtieren ab, welche von einem durch Unterzeich- neten erst vor kurzer Zeit eingefangenen alten weib liehen Igel herrühren. Bei ihrer Geburt zeigten die Tierchen bereits kleine winzige Stacheln, welche deutlich fühlbar waren, wenn man diesen entgegen- strich. Während einer einzigen Nacht verlängerten sich diese kleine Stacheln bis zu 72 cm Länge und zeigten weisse Färbung. Für alles besten Dank. Herr Bessner verliest einen Brief von Herrn Carl Güttner-Berlin, in welchem uns betreffender Herr be- stätigt, dass er dieselben Beobachtungen an Limnaea stagnalis, in Bezug auf Polypenvertilgung gemacht hat, wie wir diese in unserem Protokoll vom 12. August 1909 bekannt gaben. (Siehe auch Artikel Heft 25 der „Blätter“ vom 22. 7. 09 usw.i. Druckfehl erb er ich tigung: In Heft 34 der „Blätter“ vom August 1909, Seite 547 rechts, Zeile 6 von unten, muss es anstatt 7. Aug. 08 = 1. Aug. 08 heissen, ferner ist in Heft 33 der „Blätter“ 09, Seite 532 rechts, Zeile 1 von unten anstatt: „Das Tier hielt sich“ = „das Tier hält sich“ und auf Seite 533 der- selben Nummer, linke Seite, Zeile 16 von oben, an- statt Haemopis vorax = Haemopis sangaisuga zu setzen! Willi. Schreitmüller, Schriftführer. Dresden. „Wasserrose“. Versammlung vom 21. August. Im Einlauf Zeitschriften. G. Findeis-Wien sendet in seiner Angelegenheit contra „Wochenschrift“ aber- mals ein Zirkular, Probedose eines neuen Fischfutters von Nösinger-Berlin, der Verein der Aquarienfreunde- Berlin übersendet Einladung zu seiner vom 21. bis 30. August stattfindenden Ausstellung unter Beifügung zweier Eintrittskarten. Mit bestem Dank für die be- wiesene Aufmerksamkeit wünschen wir dem Verein der Aquarienfreunde ein recht gutes Gelingen seiner Ausstellung. Von den übersandten Eintrittskarten kann für diese Zeit leider keiner der Anwesenden Gebrauch machen. — Der Schriftführer gibt der Ver- sammlung das plötzliche Ableben des Kaufmanns Herrn H. Graichen, Vorstandsmitglied der „Fauna“ bekannt. Die Anwesenden erheben sich zum An- denken an den Verstorbenen von ihren Plätzen. Mit dem Verewigten ist wohl einer der eifrigsten und er- folgreichsten Zahnkarpfenpfleger der jüngeren aqua- ristischen Periode dahingegangen. Wir werden sein Andenken stets in Ehren halten. — Herr Renz zeigt einen aus Glasröhren und Holzwänden selbst ge- fertigten, bereits mit Erfolg verwendeten Ablaich- kasten, der sehr praktisch und sicher gut brauchbar ist, vor. Für die Bibliothek wird das nunmehr als abgeschlossenes Werk vorliegende: „Bade, Süss- wasseraquarium“ angekauft. Herr Lehrer Hartlich sagt für die nächste Versammlung eine kleine Reise- skizze über seine Erlebnisse bei Ostseefischern, zu. Hierauf wird die andern Tags nach Moritzburg statt- findende Exkursion nochmals durchgesprochen und die Marschroute festgelegt, worauf die Versammlung geschlossen wird. — Literaturbelicht: „Wochen- schrift“ 28, A. Reitz, „Vier wertvolle Laichkräuter“. Potamogeton perfoliatus ist in den Elbebuhnen ober und unterhalb Dresdens nicht selten, und als aus- dauernde schöne Aquarienpflanze, wie Keitz bereits betont, sehr empfehlenswert, es scheint im Habitus ziemlich zu variieren. Der Verein „Cabomba“-Hamburg fordert in gleicher Nummer der „Wochenschrift“ zur Bekanntgabe von Mitteln auf, die Polypen rasch und sicher töten, den Pflanzen nicht schaden dürfen usw. Bis jetzt hat bei Unterzeichnetem Soda, welches kürzlich in der „Wochenschrift“ als Radikalmittel genannt wurde, tatsächlich ganz gute Dienste ge- leistet. (Siehe „Blätter“ 28, Seite 44 und 47). Die lästigen Polypen starben in kurzer Zeit ab und auch etwas kräftige Dosen schaden selbst nach 24 Stunden den Pflanzen noch nicht, während Hydra bereits nach 1 — 2 Stunden abstirbt. Da der graue Polyp be- deutend lebendkräftiger ist, als Hydra viridis, der grüne Polyp, empfiehlt sich bei ersteren eine stärkere Portion, etwa zwei gestrichene, also nicht gehäufte Speiselöffel voll Soda auf 15 — 20 Liter Wasser. Ein vorsichtiges Hineingeben ins Becken muss statt- finden, damit nicht reines Soda auf die Pflanzen fällt, die sich später an den getroffenen Stellen zer- fetzen. Nach 4 — 6 oder mehr Stunden wird das Wasser abgezogen, das Becken 2 — 3 mal nachgespült und von neuem besetzt. „Wochenschrift“ 31, Milewski „Neues über den Scheibenbarsch.“ Verfasser hält den Scheibenbarsch für den Erzeuger schnarrender Töne, die aus dem Becken des Fisches kommen. Es befindet sich im Becken ausser einem Paar Scheiben- barsche noch ein „Käfer, in Grösse und Gestalt einer Stechmücke ähnelnd“. Gerade dieser Käfer, der eine Ruderwanze ist, bringt durch Wetzen des letzten Beinpaares an den harten Flügeldecken diese Töne hervor, für die Milewski irrtümlicherweise seine beiden Scheibenbarsche verantwortlich macht. Ueb- rigens ist Herr Milewski zu empfehlen, die Ruder- wanze aus dem Becken zu entfernen, sonst dürfte von Aufzucht von Jungfischen wohl keine Rede sein. Der vermeintliche Käfer ist ein arger Räuber, nicht nur ein seltsamer Musikant. Nach seinem Ver- schwinden aus dem Becken werden auch die Scheiben- barsche nicht mehr schnarren. P. Engmann, Schriftführer. Schweidnitz. „Aquarium“. Sitzung vom 2. September 1909. Nach Aufnahme zweier neuer Mitglieder, der Herren Lachmann und Kantor Lange, fanden die Ein- gänge ihre übliche Erledigung. Herr Junge stiftet vier Klischees, wodurch er sich den Dank des Vereins er- wirbt. Im Literaturreferat gelangen die Artikel über eingesalzene Daphnien und über die Halter für In- haltszettel aus Nr. 35 der „Wochenschrift“ zur Be- sprechung. Letztere Frage ist unseres Erachtens noch immer nicht vollständig gelöst, wenn auch Fig. 1 für Glasaquarien, die nur mit einer Gattung besetzt sind, einigermassen zweckmässig erscheint. Für Gesell- schaftsaquarien ist jedoch ein Verzeichnis in jedem Falle zwecklos. Ebenso wird guter Kitt bei Gestell- aquarien steinhart, sodass nicht einmal eine starke Messerspitze eindringt, viel weniger die Spitze des dünnen Blechhalters. Unterzeichneter hat vor mehreren Jahren ähnliche Inhaltstäfelchen aus Pappe bei einem Aquarianer gesehen, die auf der Rückseite die be- kannten Gummiknöpfe hatten, die bei geringem Druck sich an ebenen glatten Gegenständen ansaugen. Man konnte infolgedessen ohne Umstände die Täfelchen losnehmen und wieder anbringen. Wie sie sich be- währt haben, ist jedoch nicht bekannt, ebenso auch nicht mehr die Adresse des Betreffenden. — Be- sprechungen interner Vereinsangelegenheiten und Er- örterung von Fragen allgemeiner Natur beschliessen den Abend. — Nächste Sitzung am 16. September. Landeck. Wien. „Zoologische Gesellschaft“. Gesellschaftsabend am 7. August 1909. Herr Schenk begrüsst die zahlreich erschienenen Mitglieder und Gäste und eröffnet den Gesellschafls- abend, worauf der Sekretär Herr Schumann den Ein- lauf zur Verlesung bringt. Der Vorsitzende erteilt Herrn Find eis jun. das Wort zu seinem Vortrag über „Zierfischzüchtereien in Berlin und Dresden“. Der Vortragende schildert in anschaulicher Weise seine Fahrt nach Berlin und seine Besuche bei den dortigen grösseren und kleineren Züchtern und Händlern, führt aus, dass diese durchwegs separate Heizung (meistens mit Gas) und Durchlüftung bei 600 Vereins-Nachrichten. ihren nur der Zucht dienenden und infolgedessen wenig auf Schönheit der Einrichtung Anspruch machenden Aquarien eingeführt haben. Das grösste Lager von Reptilien, mit mehreren interessanteren Stücken, wie Nilvaran usw. fand Herr Findeis bei Scholz & Pötschke, während die grössten und best- eingerichteten Zierfischzüchtereien die von Frau Kuhnt in Conradshöhe und von P. Matte in Lankwitz sind. Redner hat beide besucht, beschreibt die Ein- richtung derselben und erwähnt die dort gesehenen Neuheiten, darunter als besonders merkwürdig: Tantodon toiMo/zi (Schmetterlingsfisch), Polycentropsis abbreviata, Loricaria lanceolata, Tetragonopterus spec. ?, Haplodiilus elegans, Haplochilus subrostigma, Fundulus gularis , Xiphophorus hellerii usw. Herr Findeis hat von mehreren dieser Neuheiten ein Pärchen mitge- bracht, die nun in der permanenten Ausstellung der „Zoologischen Gesellschaft“ zu sehen sind. In Dresden sah Redner eine ganz schwarze Art von einem noch nicht in den Handel gebrachten lebendgebärenden Fisch, ferner bei dem bekannten Cichlidenzüchter Engmann eine neue noch unbestimmte kleine, doch sehr schöne Art von Haplochilus spec.? Am besten gefiel dem Vortragenden in Dresden das prächtige Seewasseraquarium des dortigen Spenglermeisters und begeisterten Liebhabers A. Skell, welches er selber aus Privatmitteln erbaut hat, und welches in zirka 20 Becken die Flora und Fauna der Adria, der Nord- see, sowie Tiere von der französischen und englischen Küste enthält. Zum Schluss schildert Herr Findeis noch die Schwierigkeiten, die er bei der Rückfahrt nach Wien, während der nächtlich eingetretenen Kälte mit den wärmebedürftigen hinfälligen Fischen zu überwinden hatte, welch letztere er nur dadurch am Leben erhielt, dass er seine Hände abwechselnd in das kalte Wasser in den Kannen hielt, um es zu er- wärmen. — Hierauf ergriff Herr Procek, der zu- gleich mit dem Vorredner in Berlin war, das Wort und ergänzte die Ausführungen des Herrn Findeis. Herr Procek bemerkt unter anderem, dass viele von den in diversen Preislisten und Fachschriften abge- bildeten Fischen in Wirklichkeit viel schöner seien, als auf dem Bild, so z. B. Periophthalmus koelreuterii, PantOdon buchholzi , diverse Haplochilus- und Fundulus- Arten. Auch Herr Procek hatte mit dem Transport der in Berlin gekauften Fische Schwierigkeiten, da man sie ihn nicht mit ins Coupe nehmen lassen wollte ; denn laut Bahnreglement ist es nur gestattet eine Fischkanne, für die jedoch der Eilguttarif be- zahlt werden muss, mitzunehmen. Herr Procek teilt mit, dass ihm Frau Kuhnt gesagt habe, dass sie täg- lich durch alle ihre Zuchtbecken usw. eine zeitlang frisches Wasser durchströmen lasse, um die Fische darin abzuhärten. — Nach einer kleinen Pause ge- langt eine von einem Mitglied gespendete Sumpf- schildkröte zur Gratisverlosung. Ein kleines Terrarium, gespendet von Herrn Popper, mit einer kleinen Blind- schleiche, die der Spender als neugeborenes Tierchen vor einem Jahr erhalten und mit Tubifex und später mit kleinen Stückchen Rinderherz aufgezogen hat, wird zugunsten der Ausstellungskasse versteigert; da das hübsche, zutrauliche Tierchen (das bei der sorgfältigen Pflege, die ihm Herr Popper angedeihen liess, seit seiner Geburt um zirka 3 cm gewachsen ist) allgemeines Interesse erregt, finden sich so viele Liebhaber dafür, dass die Versteigerung 12 Kronen einbringt. Hiermit schliesst der Vorsitzende den sehr angergeten Gesellschaftsabend. Ad. Schumann, Sekretär. Ausstellungskalender Steht den verehrlichen Vereinen kostenlos zur Verfügung. Alle näheren Angaben sind natürlich in den Inseratenteil zu verweisen I Stuttgart. „Verein der Aquarien- nnd Terrarien- freunde“. 11. — 19. September. „Gewerbehalle“. Wien. „Lotus“, 10. — 19. September in den Glashäusern der k. k. Gartenbau-Gesellschaft, Parkring. Altona. „Verein Altonaer Aquarien -Freunde“ E. V 18. — 26. September 1909 im Velodrom Altona Adressentafel Altenburg (S. A.). „Vallisneria“. Vereinigung für Aquarien- u. Terrarienkunde. Vereinslokal: Deutsche Trinkstube, Spiegelgasse 1. Versammlungen jeden 1. und 3. Montag im Monat. Briefadresse: Bruno Wohlfarth, 1. Vorsitzender, Johannisstr. 40. Gäste stets willkommen. Altona. „Verein Altonaer Aqaarieu-Freumle“ E. V. Vereinslokal: Petersens Hotel, Altona, Königstr. 188 (Inhaber Ludwig Hensen). Versammlungen jeden ersten und dritten Donnerstag im Monat. Gäste stets willkommen. Briefadresse : H. Ostermann, Bahrenfelderstrasse 105. Antwerpen. „Lotus“. Societe pour la Vulgarisation de TAquarium et du Terrarium. Vereinslokal: Cafe Anselmo, 2 rue Anselmo. Sitzungen jeden ersten Samstag im Monat, abends 8 Uhr. Briefadresse: M. Piroth, Anvers, 64 rue d’Autriche. Augsburg. „Wasserstern“, Verein für biologische Aquarien- und Terrarienkunde (E. V.) mit Zweig- verein Ingolstadt. Briefadresse: K. Riedel, Gossen- brotstrasse 2. Briefadresse für Zweigverein Ingol- stadt: Fritz Giegold, Ingolstadt, Hohe Schulstrasse. Vereinslokal Augsburg: Cafe „Augusta“. Sitzungen jeden 1. und 3. Samstag abends 9 Uhr. Vereinslokal Ingolstadt: Restaurant Merl. Sitzungen jeden 1. und 3. Donnerstag abends 6 Uhr. Berlin. „Hertha“, Vereinigung für Aquarien- und Terrarienkunde (E. V.) Zusammenkunft jeden 1. und 3. Donnerstag im Monat im Restaurant des 1) Aufnahme (selbstredend kostenlos) erfolgt nur auf Antrag. Weitere Vereinsadressen stets willkommen 1 Auf besonderem B 1 a 1 1 1 Ergänzungen, Aenderungen, Richtigstellungen werden um- gehend erbeten! Dr. Wolterstorf f. der Vereine.1) Thalia Theaters, Dresdenersrasse 73/74 statt. Brief- adresse: Carl Schmidt, Berlin NO 55, Treskowstr. 32. Gäste willkommen. Berlin. „Triton“, Verein für Aquarien- und Ter rarienkunde (E. V.). Vereinslokal : Restaurant Karls- garten, Karlstrasse 27. Sitzung: Jeden 2. und 4. Frei- tag im Monat. Briefadresse: F. Gehre, Schön- berg-Friedenau, Beckerstrasse 2- Berliu. „Verein der Aquarien- nnd Terrarienfrennde“. Briefadresse: Max Pulvers, Vorsitzender, Berlin S. O. 36., Elsenstrasse 54. Bernbnrg a. S. „Aquaria,“ Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Göhres Restaurant, Karlstrasse 5. Versammlung jeden ersten Mittwoch im Monat. Briefadresse: Lehrer Hermann Wiehle, Latdorf bei Bernburg. (Fortsetzung folgt.) Tagesordnungen. Leipzig. „Nyinphaea“. Tagesordnung für die V ersammlung am 14. September 1909. 1. Geschäftliches. 2. Vortrag des Herrn Böttger über „Die Mans- felder Salzseen.“ (Vorbereitend auf die Ex- kursion am 19. September). Zur bes. Beachtung: Vereinsexkursion am 19. September nach den Mansfelder Salzseen. Abfahrt früh 520, Berliner Bahnhof. (Nach- zügler mit D-Zug 555 bis Halle). Fahrt bis Wansleben. Der Vorstand. Für den Anzeigenteil: Fritz Lehmanns Verlag, Stuttgart. — Verlag von Fritz Lehmann, Stuttgart. Druck der Verl ags b u ch d rucke rei Otto Sautter, Stuttgart. Ueber das gleichzeitige Vorkommen verschiedener Aussenschmarotzer auf einem und demselben Fisch. Nebst einer kurzen Mitteilung über einen bisher nicht beschriebenen Fischparasiten. Von Dr. Wilhelm Roth - Zürich. (Mit sechs etwas schematisch gehaltenen Zeichnungen des Verfassers.) (Schluss.) II. Wenn ich im Nachstehenden das auf den mit den verschiedenartigsten Ektoparasiten ver- seuchten Fischen in ziemlich grosser Anzahl aufgefundene, meines Wissens noch nicht beschriebeneparasitischelnfusor etwas genauer schildere, so möchte ich in erster Linie darauf hinweisen, dass der Schmarotzer in mehrfacher Beziehung eine beträchtliche Aehnlichkeit mit dem Apiosoma piscicola Blan- chard1) zeigt. Vielleicht als das hauptsächlichste, wenigstens schon bei oberflächlicher Betrachtung ins Auge springende Unterscheidungsmerkmal dürfte das Fehlen der zierlichen, übrigens für das Apio- soma nicht charakteristischen, weil auch bei einigen anderen Infusorien2) vorkommenden Querst reifung hervorzuheben sein. Das Tierchen ist ziemlich klein ; es besitzt schätzungsweise eine Länge von 70 — 80 und eine Dicke von 30 — 40 Tausendstelmillimeter. Der Körper hat Aehnlichkeit mit einer etwas plumpen Keule, welche an ihrem untern Ende mit einer mehr oder minder stark ange- deuteten Fussplatte auf der Epidermis des Fisches festhaftet. Im Innern des Infusoriums bemerkt man im Bereiche des vorderen Drittels meist 2 — 3 runde oder leicht ovale Z e 11k e rn e, ein paar kleine kontraktile Vakuolen und vereinzelte N ah r u n gs kö r p e r ch e n. Am vorderen Körperende stehen eine Anzahl, auch *) „Blätter“ 1909, Nr. 9, Seite 133, Dr. W. Roth, „Ein seltener Fischparasit ( Apiosoma piscicola Blan- chardj“. 2) Vergleiche Abb. 1 Scyphidia rugosa in der zitierten Arbeit. am lebenden Tiere ziemlich deutlich sichtbarer, starker Wimperhaare; sie sind, soviel ich feststellen zu können glaubte, wie beim Apiosoma auf die Ausdehnung eines Halbkreises beschränkt und werden von einem lippenförmigen Randwulste eingesäumt (Abb. 1 und 2.) Das Infusor besitzt die Fähigkeit, die Wim- pern einzuziehen; sie werden hierbei zugleich vom Randwulste überwölbt, wodurch das Vorder- ende des Tieres, die sogenannte Mundzone, halbkugelig abgerundet wird. (Abb. 5). Eine Zusammenziehung des übrigen Körpers findet, wie sich leicht feststellen lässt, hierbei nicht statt. Kurze Zeit nach der plötzlichen, offen- bar durch eine äussere Veranlassung bewirkten Einziehung der Wimperhaare entfaltet sich die Mundzone wieder und zwar geschieht dies sehr behutsam, indem ein Wimperhaar um das andere zum Vorschein kommt. Während sie anfangs in völliger Unbeweglichkeit verharren, tritt bald da und dort unter ihnen eine zuckende, scheinbar tastende Bewegung auf, und nun be- ginnt ziemlich plötzlich ein lebhaftes Wimper- spiel, das nur noch an den herangestrudelten Fremdkörperchen zu erkennen ist. Die genaueren Verhältnisse bezüglich des Mund- bezw. Schlundorganes sind erst noch festzustellen; ich glaube mehrfach rechter- seits eine trichterförmige oder spiralige Ein- senkung im Bereiche der Mundzone wahrge- nommen zu haben. Zu meiner grossen Ueberraschung — denn es handelte sich dabei um eine mich sehr interessierende Uebereinstimmung mit dem Apio- soma — , entdeckte ich bald an immer häufigeren Individuen einen das Tierchen ungefähr zwischen 602 Dr. Wilhelm Roth: Ueber das gleichzeitige Vorkommen verschiedener Aussenschmarotzer usw. dem obersten und mittleren Drittel umsäumenden feinen Wimperkranz Aconronne de cils Blan- cbard) (Abb. 2.) Ich habe schon bei der Schilderung des Apiosoma auf dieses bemerkens- werte Vorkommnis liingewiesen, dessen Be- deutung mit Hinsicht auf die festsitzende Lebens- weise des Infusors nicht von vornherein er- sichtlich ist, und im Anschluss an diese Be- merkung eine ziemlich befriedigende, von dem bekannten Infusorienforscher Professor 0. Bütt- schli aufgestellte Erklärung für das Vor- handensein dieses zweiten, nicht bei allen Indi- viduen vorhandenen W i m p e r k r a n z erwähnt. Indem der genannte Autor auf eine diesbezüg- liche interessante Beobachtung des englischen Forschers Saville Kent hinweist, welcher „bei einem ähnlich gebauten, festsitzenden In- fusor, der Rkabdostyla arenicola, in der Mitte Einziehung des oberen Wimperkranzes. Abb. 6. Parasitisches I n f u s o r. Freischwim- mendes Exemplar. Die Mundzone ist in der Ent- faltung begriffen. des Körpers einen Wimperkranz hat auftreten sehen, welcher zur Fortbewegung des sich vom Stiele ahlösenden Tieres dient“, äussert er die An- sicht, „dass der in der Mittelregion des Apisoma ge- wöhnlich beobachtete Wimperkranz wohl sicher nichts anderes war, wie der untere Wimper- kranz in Ablösung begriffener Individuen“. Die Bichtigkeit dieser Ansicht konnte ich nun für unser Infusor voll und ganz bestätigen und zwar vor allem auch an abgetöteten Exem- plaren (Abb. 3 und 4). Die meisten derselben zeigten unmittelbar unter dem Cilienk ranze eine nicht zu verkennende, z. T. deutlich ein- schneidende Trennungslinie zwischen dem obersten und mittleren Drittel des Körpers, d. h. zwischen dem sich ablösenden Tier- chen und dem zurückbleibenden Stumpfe. Ein einziges Mal ist es mir auch gelungen, ein noch in lebendem Zustande befindliches Exem- plar zu beobachten, das sich offenbar kurz vor- her losgelöst hatte (Abb. 6). Ich bemerkte nämlich zufällig ein ungewöhnlich kurzes und plumpes Tierchen, dessen Wimperkranz nicht zwischen dem oberen und mittleren Drittel ge- legen war, sondern abnorm weit gegen das untere Ende gerückt erschien. Es war ferner sehr auffallend, dass es zum Unterschiede von allen anderen Exemplaren, welche ich genauer untersucht hatte, nicht mit einer Fussplatte auf der Epidermis festsass, sondern vom Wimper- kranze an in einen sehr kurzen, etwas abge- stutzten Kegel auslief. Eine sehr bemerkens- werte Erscheinung war es endlich auch, dass sich das Tierchen mehrmals in kurzen Phasen herumdrehte , ungefähr wie ein rotierender Kreisel, der nach- dem Umfallen seine Kreis- bewegungen einstellt. Da lag nun natürlich der Gedanke für mich sehr nahe, dass ich ein Individuum vor mir hatte, das sich offenbar vor nicht langer Zeit losgelöst hatte und vielleicht eben im Begriffe war, sich aufs neue auf der Oberhaut festzusetzen. Bezüglich der Vermehrun gsart unseres Infusoriums konnte ich nichts feststellen ; ich habe weder in Teilung begriffene noch einge- kapselte Tiere gesehen. Ueber seine Bedeutung als E kt o parasit lässt sich vorläufig wohl nicht viel sagen. Augenscheinlich handelt es sich doch wohl wie beim Apiosoma piscicola um einen selteneren Parasiten, sonst wäre er gewiss schon öfters auch von anderer Seite beobachtet worden. Was ich über den Parasitismus des Apiosoma geäussert habe, dürfte wohl auch mit Bezug auf unseren Schmarotzer in Frage kommen, nämlich, ob das zu den „einstrudelnden“ In- fusorien gehörende, auf einem starren Stiele unbeweglich festsitzende Tierchen überhaupt die Fähigkeit besitzt, auf der Fischepidermis grössere Verheerungen anzurichten oder ob die Lebensweise desselben nicht vielleicht eher einen symbiotischen Charakter trägt.“ Was die Aufstellung bezw. Bestimmung der Gattung und Art unseres zur Familie der Vorticelliden gehörenden Infusoriums anbetrifft, so möchte ich als INTichtfachmann eine solche natürlich auch nicht vornehmen, zumal ich mir wohl bewusst bin, dass das Tierchen eigentlich erst noch einer viel genaueren Untersuchung unterworfen werden muss. Durch eine solche wird in erster Linie festzustellen sein, ob das Infusor als neue Spezies der Gattung Apiosoma eingereiht werden darf, etwa unter einer Artbezeichnung, welche einem auffallenden H. Honigmann: Zur Leidensgeschichte unserer Süsswassermuscheln. 603 Unterscheidungsmerkmal gegenüber dem Apio- soma piscicola Rechnung trägt, wie z. B. Apio- soma glabrum , das „glatte“, im Gegensatz zu dem quergerunzelten, oder ob man nicht etwa doch eine neue Gattung aufzustellen hat, viel- leicht zweckmässiger Weise mit einem ähnlich- gebildeten Namen wie z. B. Cordylosoma (von xÖQÖvfo) = Keule und om/m = Körper). Ich bin gerne bereit, einem even- tuellen wissenschaftlichen Arbeiter die „Bezugsquelle“ für unseren Schma- rotzer mitzuteilen und ihm das mir noch verbliebene, in Formalin konservierte Material zur Verfügung zu stellen. Zur Lebensgeschichte unserer Süss- wassermuscheln. Von H. Honigmann -Magdeburg. Mit acht Originalzeichnungen des Verfassers. (Schluss.) Wenn man eine lebende Muschel näher be- trachtet, so wird man an dem hinteren, der Spitze des Fusses entgegengesetzten Ende der Schale, das gewöhnlich auch langgestreckter ist, als das Vorderteil, hei allen unseren Muscheln zwei Oeffnungen bemerken, die überall als längere oder kürzere Röhren sich aus den Schalen heraus- strecken. Es sind dies die sogenannten Siphonen oder Atemröhren, und zwar ist die obere die Kloakenröhre, aus der die Exkremente, sowie das verbrauchte Atemwasser ins Freie gestossen werden, in die untere tritt das frische Atem- und Nahrungspartikelchen enthaltende Wasser ein, sie heisst daher kurzweg Atemröhre. Bei Unio und Anodonta (vergl. Abb. 1) sind diese Röhren kurz und die Atemröhre mit Cirren besetzt, die Sphaerimn , Calyculina und Dreyssensia sind sie dagegen länger (vergl. Abb. 2 B, 3 und 4), und zwar ist immer die Kloakenröhre kürzer als die Atemröhre, bei Pisidium sind beide Atemröhren zusammengewachsen und kurz. Diese Atemröhren sind kontraktil, sie werden durch besondere Muskeln zusammengezogen, die links und rechts von der Atemöffnung an der Schale ansitzen. Die Atmung selbst vollzieht sich durch zwei innerhalb der Schalen links und rechts vom Fuss aufgehängte Kiemen, die sich jeder- seits in ein äusseres und inneres Kiemenblatt teilen, so dass deren im ganzen vier vorhanden sind. Auf nähere anatomische Einzelheiten über den Bau der Kiemen, so interessant sie auch sein mögen, hier näher einzugehen, verbietet mil- der Raum, das Notwendigste hierüber findet man in B. Wichands Arbeit „Beobachtungen heim Fortpflanzungsgeschäft einer Anodonta mutabilis Clessin“ in diesen „Blättern“ 1906, Heft 35 und 36. Die Nahrung wird dem am vorderen Teil des Körpers liegenden Munde durch Ciliar- bewegung zuge- führt und besteht aus den im W asser suspendierten organischen Sink- stoffen. Der Darm liegt in seiner grössten Ausdeh- nung im Fuss und mündet oberhalb T , Abb. 5. Honzontalschmtt durch der Atemöffnung die Perlmutterschicht der Schale durch die Kloa- von Margaritana margaritifera L . Stark vergrossert. kenröhreinsFreie Ueber die Emhryonalentwicklung der Muscheln brauche ich hier nichts zu sagen, ich verweise nur auf die oben erwähnte Arbeit von Wicliand und auf die vorzügliche Arbeit von Dr. Roth „Ueber das Glochidium parasiticum “ in dieser Zeitschrift, 1906, Heft 11 — 13. Es bleibt mir nur noch übrig, einige Worte über die Schalen zu sagen. Die Schale be- steht aus kohlensaurem Kalk mit Spuren von phosphorsaurem Kalk, aufgebaut auf einer dem Chitin ähnlichen organischen Grundlage, dem Conchiolin oder Conchin. Sie ist zusammen- gesetzt aus drei Schichten. Die innere, die Perlmutterschicht, besteht aus sehr dünnen, Abb. 6. Horizontalschnitt durch die Prismenschicht der Schale von Mar- garitana margaritifera L. Stark vergrossert. wellenförmig gefalteten Kalkhlättchen (Abh. 5), die durch Interferenz den Perlmutterglanz er- zeugen. Darauf folgt eine aus senkrecht zur Schalenoberfläche stehenden Kalkprismen be- stehende Schicht, die sogenannte Prismenschicht (Abh. 6). Diese endlich wird bedeckt von der Epidermis oder Oberhaut, die den Muscheln ihre Farbe verleiht. Zusammengehalten werden 604 J. Müller jr.: Ueber Gestaltungs- und Anpassungsfähigkeit der Wasser- und Sumpfpflanzen. die beiden Schalenklappen durch das Schloss- band (Ligament). Das Schloss selbst dient da- zu, die Verbindung der beiden Schalenklappen zu einer innigeren zu machen. Anodonta und Dreyssensia besitzen überhaupt kein Schloss, bei Uuio (Abb. 7) zeigt die linke Klappe zwei, m Abb. 7. Utiio pictorum Linne. Linke Schale. Natürliche Grösse. Cz Kardinalzahn, Sz Seitenzahn, Vf Vordere Fussmuskel, Vs Vordere Schliessmuskel, B Bauchsackhaftmuskel, Ml Mantellinie, Hs Hintere Schliessmuskel, Hf Hintere Fussmuskel. in Abb. 6 bei b nur die hintere gezeichnet ist. Bei allen Muscheln endlich finden wir die Mantellinie (Abb. 7 Ml, Abb. 2 d), die die An- wachsstelle des das ganze Tier umhüllenden Mantels bezeichnet. Hiemit wäre in kurzen Zügen ein Ueber- blick über das Leben und das Aus- sehen unserer Süsswassermuscheln gegeben, wer mehr verlangt, möge sich irgend ein Spezialwerk wie Clessius „Deutsche Exkursions- Mollusken- Fauna“ oder Kobelts klassische „NassauischeMollusken“ vornehmen; wer noch tiefer be- sonders in das Gebiet der Ana- tomie dieser Tiere, die des Hoch- interessanten Vieles bietet, ein- dringen will, dem empfehle ich zum eingehenden Studium die von Hescheler bearbeitete Lieferung „Mollusken“ von Längs „Lehrbuch der vergleichenden Anatomie der die rechte einen Kardinalzahn, die linke zwei wirbellosen Tiere“ (Jena, Fischer 1900). Dem und die rechte einen Seitenzahn, Margaritana Anfänger, der sich erst in die Systematik hinein- (Abb. 8) zeigt nur die Kardinalzähne, keine Seitenzähne, Sphaerium, Calyculina und Pisi- dimn zeigen Kardinal- und Seitenzähne. Ausser diesen Schlosszähnen bemerken wir noch ver- schiedene andere Eindrücke in der Schale, die wichtige systematische Unterscheidungsmerkmale ausmachen. Es sind das zuerst die beiden Schliessmuskelnarben, bei allen unseren Muscheln mit Ausnahme von Dreyssensia liegt die vordere Narbe vor den Wirbeln (Abb. 7 Vs), bei Dreys- sensia liegt sie zwischen den Wirbeln (Abb. 2 A, a ) ; die hintere Scliliessmuskelnarbe liegt Abb. 8. Linke Schlosshälfte von Margaritana rnarga- ritifera Linne. Natürliche Grösse. Cz Kardinalzähne. immer am hinteren Ende (Abb. 7 Hs, Abb. 2 Ac). Dicht über den Schliessmuskelnarben befinden sich bei allen unseren nicht festsitzenden Muscheln die vordere und hintere Fussmuskel- narbe (Abb. 7 VJ und Hf). Ausserdem findet sich hei JJnio usw. eine Bauchmuskelhaftnarbe im Vorderteil der Schale (Abb. 7 B ), bei Dreys- sensia zwei Byssusmuskelhaftnarben, von denen arbeiten will, rate ich, sich Geyers kleines, aber mit prächtigen Tafeln Versehens, auch im TJeb- rigen vorzügliches W erk, „Unsere Land- und Süsswasser-Mollusken“ (Schriften des deutschen Lehrervereins für Naturkunde. Herausgegeben von Dr. R G. Lutz, II. Band. Stuttgart 1896) sich zuzulegen. Ich selbst würde ferner auch gern bereit sein, in vorkommenden Fällen die Bestimmung von heimischen Mollusken zu über- nehmen. Ueber Gestaltungs- und Anpassungs- fähigkeit der Wasser- und Sumpf- pflanzen. Vortrag gehalten im Verein „Salvinia“- Hamburg Von Julius M ü 1 1 e r jr. Das scheinbar so friedliche Leben der Pflanzen ist doch nur ein äusserlich kampfloses. Wie überall, so auch hier, wirken die Naturkräfte in der mannigfaltigsten Weise auf das Pflanzenleben ein, hier zerstörend, dort aufbauend. Gross ist die Zahl der Mittel, die der Pflanze zur Ver- fügung steht, um den ungünstigen Einflüssen zu wehren oder die günstigen Verhältnisse voll aus- zunützen. Hier sollen uns nur einige wenige Faktoren in ihrer Wirkung auf die Wasser- und Sumpfpflanzen interessieren. Dem Aquarium- und Terrariumfreund ist es bekannt, dass manche Pflanzen sich mehr oder J Müller jr. : Lieber Gestaltungs- und Anpassungsfähigkeit der Wasser- und Sumpfpflanzen. 605 weniger gut als Wasser-, Sumpf- oder Landpflanzen eignen und oft je nach den Umständen, unter denen sie zu wachsen gezwungen sind, ein ver- ändertes Aussehen annehmen. Ueber die Wirkung des einen oder anderen Faktors einmal Beobach- tungen auzustellen, ist wohl der Mühe wert und zeigt oft ebenso interessante Resultate, wie sie die Lehenseigentümlichkeiten der Fische und anderer von uns gepflegter Tiere bieten. Als Aquarienliebhaber interessieren uns haupt- sächlich die Wirkungen, die das Wasser oder der Mangel an solchem auf das Gedeihen dieser Pflanzen ausübt. Doch kommt das Wasser nicht allein in Betracht, sondern der Einfluss des Lichtes, der Wärme, die Beschaffenheit des Wassers seihst und andere Faktoren üben ihre Wirkung aus. Strenge Unterschiede zwischen Land-, Wasser- und Sumpfpflanzen lassen sich nicht machen, denn überall in der Natur finden wir Uebergänge und viele Pflanzen treten oft in der einen oder anderen Form auf, je nach den an sie herantretenden Lebensbedingungen. Im Frühjahr, wenn, durch die Schneeschmelze verursacht, Bäche und Flüsse über ihre Ufer treten, müssen die am Ufer wachsenden Pflanzen sich wohl oder übel eine Zeitlang bequemen, ihr Lehen als Wasserpflanzen zu fristen. In trockenen Sommern führen Gräben und Teiche oft wenig oder kein Wasser, wodurch die in ihrem Bette vegetierenden Pflanzen eine Zeitlang als Land- pflanzen leben müssen oder sich sonstwie gegen die Trockenheit zu schützen suchen, wenn ihnen ihr Fortbestehen lieb ist. Häufig erreicht die Vege- tation im Sommer auch eine solche Ueppigkeit, dass die Wasserpflanzen sich gegenseitig Raum, Licht und Nahrung wegnehmen; aus dem Wasser herausgedrückt werden oder die Schwimmpflanzen unter den Wasserspiegel gelangen. Hier entspinnt sich dann häufig ein Kampf auf Lehen und Tod, und nur der Stärkere, der sich über die anderen emporzuheben weiss und der den ungünstiger werdenden Verhältnissen sich anpassen kann, bleibt Sieger. So kommt es auch, dass wir viele Pflanzen, die sich in alle Verhältnisse finden können, überall vorfinden, andere nur dort, wo ihnen die Lebensbedingungen besonders günstig sind und der Kampf ums Dasein sie auf eine nicht allzu harte Probe stellt. Der eine oder andere der oben aufgeführten Zustände tritt auch in den Aquarien des Lieb- habers auf, und dem eifrig beobachtenden Natur- freund wird hier und da das verschiedenartige Aussehen von Pflanzen ein und derselben Art auffallen, das von den Umständen abhängt, unter denen die Pflanzen kultiviert werden, z. B. dem Standort, oh hell oder dunkel, ob viel oder wenig Pflanzen im Becken vorhanden sind ; wie der Bodengrund beschaffen ist, ob Fische im Aqua- rium gehalten werden, hoher oder niedriger Wasserstand und viele andere Faktoren mehr. Doch auch durch zielbewusste Versuche und Vergleiche der dabei gewonnenen Resultate kann der Beobachter die Natur oft in ihrem Wirken und Schaffen beobachten und manchen tiefen Einblick in ihre Werkstatt gewinnen. Die sich zeigenden Veränderungen und Umgestaltungen sind dann oft so zahlreich und vielseitig, dass es zu weit führen würde, hier alles aufzuführen. Ich habe in diesem Jahre einige Wasser- pflanzen nach der oben angegebenen Richtung hin beobachtet und auch einiges Material darüber gesammelt. Aus diesem wenigen Material lassen sich über die Bedeutung der Veränderungen natürlich keine allgemeingültigen Schlüsse ziehen, denn dazu bedarf es einer grossen Menge Materials. Manchmal wird das Resultat ein anderes, als man erwartet. Es hängt das dann häufig von noch mancherlei anderen Faktoren ab, die man nicht in Rechnung gezogen hatte oder die nicht ohne weiteres klar zutage liegen. Neben der äusseren Umgestaltung spielt auch die Aenderung des inneren Organismus eine grosse Rolle, die zur Beobachtung häufig die Zuhilfenahme des Mikroskops erforderlich macht. Nun zu dem Material selbst: Sagittaria natans (?). a) Wasserpflanze. Ist für die An- stellung von Versuchen besonders geeignet, weil sie schnell wächst, ausdauernd und mit jedem Verhältnis zufrieden ist. Je nach den Umständen, unter denen sie vegetieren muss, bildet sie ver- schiedene Blätter aus, nämlich erstens mehr oder weniger breite schwertförmige Blätter, zweitens Blätter mit ausgeprägtem Stiel und Blattscheide, drittens Uebergänge zu beiden Formen. Die schwertförmigen Blätter, die besonders häufig bei der Sagittaria als Wasserpflanze Vor- kommen, dienen meines Erachtens hauptsächlich dazu, die für die Pflanzen nötige Nahrung aus dem Wasser zu- beziehen. Sie erreichen meistens eine weniger grosse Länge als die Schwimm- blätter , die auf alle Fälle die Oberfläche zu erreichen suchen und denen hauptsächlich die Assimilationstätigkeit zukommen wird. Die schwertförmigen Blätter sind II — 13 cm lang, die Schwimmblätter 30 — 35 cm, also bedeutend 606 J. Müller jr.: lieber Gestaltungs- und Anpassungsfähigkeit der Wasser- und Sumpfpflanzen. länger. Solche Pflanzen, die diese beiden Blatt- formen ausgebildet batten, fand ich gewöhnlich in dicht bewachsenen Behältern, die dadurch oder durch ihren Standort nach Norden Mangel an Licht hatten. Oh meine Vermutungen über die verschiedene Bedeutung dieser beiden Blattarten richtig sind, hätte die Anatomie und weitere Untersuchung zu ergeben, aber sie sind einleuch- tend. Fehlen hingegen die Schwimmblätter oder sind sie in der Minderzahl vorhanden, so werden die Unterwasserblätter grösser (zirka 20 — 25 cm) und übernehmen wohl die Rollen beider Blatt- formen. Diese Blätter können verschieden breit sein, wenn sie auch aus derselben Kultur stammen, vielleicht haben hierbei Belichtungsverhältnisse mitgespielt. Die Kultur stammt aus dem Januar, Standort nach Norden und geheiztes Zimmer, am Tage etwa 12 — 15° Celsius, nachts etwas kühler. Bei einer meiner Versuchspflanzen zeigt sich ein kleines Blatt, das eine Zwischenform zwischen einem Wasserblatt und einem Schwimmblatt zeigt. Dieses Blatt kann noch von der Landform her- stammen, denn unter den neuen Lebensbedingungen behalten die einmal angelegten Blätter ihre Form, und eine Umgestaltung findet erst all- mählich statt. Ein anderes Exemplar zeigt ausschliesslich Scliwimmblätter (Länge 25 — 30 cm). Die Pflanze stammt aus einer hellstehenden Kultur (siehe oben). Oh hier vielleicht die im Vergleich zu den anderen Pflanzen sehr entwickelten Wurzeln die Rolle der Wasserblätter übernehmen, d. h. zur Nahrungsaufnahme dienen? — — b) Landpflanze. Ein weiteres Exemplar hat infolge der eigenartigen Bedingungen, unter denen es kultiviert wurde, sich gewissermassen zu einer Landpflanze entwickelt. Die Pflanzen, die den Sommer über in einem Kübel im Garten als Wasserpflanzen hauptsächlich Schwimmblätter gebildet hatten, wurden Anfang Oktober in den Keller gebracht, wo es kalt aber frostfrei war. Der Keller liegt auch nördlich und ist nur mässig hell. Die Höhe des Wassers blieb nahezu die- selbe, wie im Sommer. Der Wasserspiegel war zum grössten Teil mit Wasserstein bedeckt, der natürlich den Pflanzen noch mehr Licht nahm. Die Pflanzen erhoben sich nun über den Wasser- spiegel. Das erreichten sie dadurch, dass die Blätter nicht, wie ein Vergleich mit dem übrigen Material zeigt, aus einem Punkt entsprangen, sondern an einem Stamm in die Höhe gerückt waren, sich dadurch, dass sie zum Teil zusammen- gerollt ein Stück am Stamm entlang liefen, eine Stütze gebend, während sie seihst eine stärkere Konstitution als die untergetauchten Blätter an- genommen hatten. Hier haben wir bandförmige Luftblätter vor uns. Ein zweiter Versuch zeigt, eine nicht so recht gelungene Landkultur von Sagittaria. In Ermange- lung augenblicklichen besseren Materials musste ich für den Versuch schwächlichere Pflanzen be- nutzen. Die Ueberführung einer Wasserpflanze in die Landform bedeutet ein Verbringen in un- günstigere Lebensverhältnisse. Die zur Kultur verwendete Bodenmischung, Lehm, Sand und Erde schien den Pflanzen nicht recht zuzusagen, ferner wurde häufig das Regenwasser, das manchmal einige Tage im Kulturhafen blieb, ausgegossen, wodurch der Boden auch noch ausgesaugt wurde. Alle diese Verhältnisse mussten der Pflanze das Lehen schwer machen. Die schwächlichen Pflanzen bildeten Blätter aus, die eine Zwischenform zwischen bandförmigen Blättern und solchen mit ausgesprochener Spreite zeigen. Eine interessante Erscheinung ist die reichliche Ausbildung von Knollen, welche die ganze Kraft der Pflanzen in Anspruch genommen zu haben scheinen. Um die Landpflanzen zu gewinnen, muss man den Pflanzen das Wasser entziehen, was ziemlich schnell gehen kann. Dank des schnellen Anpassungsvermögens kann man dann schon in 4 — 6 Wochen Landpflanzen besitzen. Das Wurzel- werk ist stark ausgebildet, weil es zum Fest- halten und zur Nahrungsaufnahme dienen muss. Biologisch diesen Knollen gleichwertige Ein- richtungen bilden viele Wasserpflanzen aus, die in die Erscheinung treten, sobald die Lebensbe- dingungen der Pflanzen ungünstig werden, also meistens zum Herbst, wenn die Tage kürzer werden und daher den Pflanzen kein genügendes Licht mehr zum Wachsen zur Verfügung steht, ferner die kühlere Temperatur einen Stillstand in der Vegetation veranlasst und manch andere Faktoren mehr. Als Beispiele erwähne ich nur Hydrocharis mit seinen Winterknospen, Stratiotes , Myrio- phyllum, Utricularia u. a. Bei allen diesen Pflanzen treten solche Winterknospen nicht nur im Winter auf, sondern können während des ganzen Jahres gebildet werden, wie man ge- legentlich bei ungünstig vegetierenden Pflanzen beobachten kann. Bei einem Versuch der Ueber- führung von hydrocharis in die Landform passte den Pflanzen das Verbringen in die neuen Ver- hältnisse nicht, sie wurden kleiner und kleiner und hatten schon im Juli Turionen (die den Winterknospen entsprechen) gebildet. J. Müller jr. : Ueber Gestaltungs- und Anpassungsfähigkeit der Wasser- und Sumpfpflanzen. B07 Elodea densa und canadensis. Als Wasserpflanzen gezogen, ist das Wachs- tum der Wasserpest ein recht üppiges, wie ja schon der Name sagt. Ein kleines Stück dieser Pflanzen kann im Laufe eines Jahres mehrere Meter lang werden. Deren Wasserform ist jedermann bekannt, weniger bekannt dürfte jedoch die Landform sein. Der Kulturversuch zeigte, dass das Wachsen in die Länge hier be- deutend langsamer vor sich geht, was hauptsäch- lich darauf beruht, dass die Wasserform zwischen Blattquirl, z. B. bei Elodea densa , einen Zwischen- raum von 3/4 — 1 cm lässt, während die Quirle bei den Landpflanzen so dicht aufeinanderfolgen, dass sämtliche Blätter miteinander in Fühlung bleiben und oft die Blätter von 4 5 Quirlen aufeinanderliegen. Diese Form ist für die Pflanze nicht ohne Bedeutung und die Wirkung ist eine ähnliche, wie bei den Moosen. Die Blätter halten zwischen sich beständig eine Schicht Wasser, und die Verdunstungsoberfläche der Blätter ist wesentlich verkleinert, was diesen ausgeprägten Wasserpflanzen natürlich sehr zustatten kommt. Die Art der Kultur war kurz folgende: Elodea densa und canadensis mit Wurzeln wurden im Frühjahr in einen Glashafen gebracht, dessen Boden mit einer Erdschicht aus Lehm, Sand und Wiesenerde bedeckt war. Höhe des Wassers zu Beginn des Versuchs etwa 2 — 3 cm, das im Laufe der Zeit bis auf 2 — 3 mm vermindert wurde. Durch Bedecken mit Glas war eine beständig feuchte Atmosphäre vorhanden. Diese Kultur hinderte Elodea densa nicht daran, Blüten auszu- bilden, die einen angenehmen Honigduft ausström- ten. Elodea densa zeigt in meinem Versuch deutlich das Stück, das während der Landkultur ausgebildet wurde, während E. canadensis sich durch der zahlreichen kurzen Triebe auszeichnet, die die Pflanze ein gedrungenes Aussehen geben. Be- merkenswert sind die starken Wurzeln beider Pflanzen. Ütricularia. Auch diese scheinbar nur für das Leben im Wasser geeigneten Pflanzen, denen bekanntlich die Wurzeln fehlen, vermögen dennoch, wo es nötig wird, als Landpflanzen zu vegetieren, wenigstens die meisten von ihnen. Die Möglich- keit, Landformen zu bilden, trotz Mangels der Wurzeln, beruht darauf, dass einige Sprosse in das Substrat hineinwachsen und so die Bolle von Wurzeln übernehmen, indem sie zum Fest- halten und zur Aufnahme von Nahrung dienen. Diese farblosen Sprosse fallen auf durch ihre sehr reichliche Bildung von oft sehr grossen Schläuchen, während die über dem Boden wach- senden Pflanzen meistens durch den gänzlichen Mangel an Blasen ausgezeichnet sind. Die Utri- cularia sind als Landpflanzen häufig so reduziert, dass man nicht glauben möchte, eine Utricularia , sondern eher ein Moos vor sich zu haben. Der Mangel an Utrikeln (Schläuchen) ist immer ein Zeichen dafür, dass es den Pflanzen an aus- reichender Nahrung oder anderen nötigen Be- dingungen mangelt. Z. B. fallen, wenn man Utricularia in Wasser ohne Bodengrund bringt, bald die Utrikeln ab, die noch in der Anlage vorhandenen werden kleiner und kleiner, und bald hört die Bildung von Schläuchen ganz auf. Die Pflanzen sind ohne Utrikeln dann leicht mit Myriophyllinn zu .verwechseln. Nach Lektüre des interessanten Werkes von Prof. Glück in Heidelberg, betr. biologische und morphologische Untersuchungen über Wasser- und Sumpfgewächse, versuchte ich auch die Kultur der Utricularien als Landpflanze, jedoch konnte ich den Versuch nicht zu Ende führen, da ich ihn erst verhältnismässig spät aufnahm. Ein solcher Versuch muss, wenn er von Erfolg sein soll, möglichst schon hei der Auskeimung der Winterknospen einsetzen. Immerhin ist bei dem vorliegenden Material schon eine Reduktion der gesamten Teile zu erkennen. Als Material für die Anstellung von bio- logischen Versuchen sind speziell solche Pflanzen zu empfehlen, die Vertreter auf dem Lande so- wohl, wie im Wasser, haben, wie z. B. die Alis- maceen, Kanuculaceen , Droseraceen , Dentibu- larien u. a. Es liegt doch die Möglichkeit nahe, dass Drosera und Pinguicula, deren Vertreter im Wasser z. B. Aldrovandia und Utricularia sind, seihst auch im Wasser vegetieren können. Mir sind allerdings darüber angestellte Versuche nicht bekannt. Aber auch auf echte Landpflanzen hätten sich unsere Versuche zu erstrecken. Dass z. B. die Wasserkultur gewisser Landpflanzen nicht un- möglich ist, beweist Tradescantia, die bereits als Wasserpflanze gehalten worden ist. Die angeführten Beispiele könnten noch durch viele andere vermehrt werden, doch wollte ich mit diesen wenigen nur zeigen, dass die Pflanzen nicht nur als notwendige Beigabe unserer Aquarien und Terrarien dienen, um unseren tierischen Pfleglingen das Leben möglich bezw. angenehmer zu machen, sondern wie diese selbst ein gleich interessantes Beobachtungs- und Studienobjekt bilden. 608 Fritz Fraenkel: Der Schlaf der Fische. Der Schlaf der Fische. Von Fritz Fraenkel, ,, Biologische Gesellschaft für Aquarien- und Terrarienkunde“, Frankfurt a. M. Ueber das Hören, Sehen und sonstige Tätig- keiten der Fische liegen so mancherlei Beob- achtungen vor, über das Schlafen jedoch linde ich in unserer Literatur nirgends oder sehr selten Angaben. Diese Lücke auszufüllen fällt uns Aquari- anern leichter als andern Beobachtern; sind wir doch in der Lage, eine grosse Anzahl ein- heimischer und auswärtiger Fische zu jeder Zeit zu beobachten. Ich lasse nun meine Er- fahrungen über den Schlaf der Fische sprechen. Unsere einheimischen Fische mögen den Anfang machen. Der Stichling, Bitterling, die soge- nannten Flitterfische, ja ich möchte alle Ober- flächenfische dazu rechnen, schlafen nachts still und ruhig, dicht nnter der Oberfläche stehend. Im Mondschein leise sich den Aquarien nähernd, sieht man die Fische unbeweglich da- stehen, sie rühren sich nicht, reagieren nicht auf hereingeworfenes Futter, und die Brustflosseu spielen leise. Bei künstlichem Licht dauert es geraume Zeit, bis sich die Fische dem Lichte nähern. Karpfen und ihre Abarten und Forellen liegen nacbts träge am Boden, der Saibling je- doch hält sich mitten im Wasser auf, ebenso wie die amerikanischen Barsche. Grundfische sind nachts sehr beweglich, d. h. von Beginn der Dämmerung an bis gegen 11 — 12 Uhr. Von da an beginnen auch sie zu schlafen. So ver- halten sich Grundeln, Schlammbeisser, Groppen usw. Hechte stehen unbeweglich dicht unter dem Wasserspiegel. Der Aal verbirgt sich bei Tage im Sande, nachts schwärmt er umher und hängt sich dabei oft in Pflanzen, um so stunden- lang zu ruhen. Alle diese Fische verschmähen zu dieser schlafenden Zeit selbst ihr Lieblings- futter. nur der Saibling allein macht auch hier eine Ausnahme und ist stets zur Stelle, wenn es etwas für ihn zu fressen gibt. Ich kenne überhaupt kein gefrässigeres Tier als diesen und kann ihn trotzdem nur jedem Liebhaber emp- fehlen. Die ausländischen Fische bieten ungefähr das- selbe Bild. Auch hier finden wir, dass Oberflächen- fische an der Oberfläche des Wassers schlafen. Die Makropoden hängen sich mit Vorliebe zwischen die Verzweigungen der Wasser- pflanzen, legen sich sogar auf die breiten Blätter der Seerosen und schlafen dort derart fest, dass man sie mit einem Stöckchen berühren kann. Kampffische stehen mit dem Kopfe nach unten im dicksten Pflanzendickicht und bedarf es eines derben Schütteins an den Pflanzen, um sie zum Erwachen zu bringen. Zahnkärpflinge liegen still unter den Blättern, manchmal auch auf diesen. Welse stützen sich auf Brust- und Schwanzflossen und ruhen so. Chanchitoarten bevorzugen während des Schlafes den Boden. So kann man noch vielerlei Arten des Schlafes der Fische beobachten. Was nun die erwähnte Stellung des Fisches betrifft, so stimmt sie stets mit seinem ganzen Wesen überein. Oberflächenfische bevorzugen meiner An- sicht nach deshalb die Wasseroberfläche, weil ihr weisser Bauch von anderen Fischen schwer ge- sehen wird. Gestreifte Fische stellen sich zwischen Pflanzen derart auf, dass die Streifen fort- laufende Pflanzenstengel zu sein scheinen. Grundfische ähneln ja bereits in kürzerer Zeit dem Bodengrunde des Behälters, dort ist daher ihr sicherster Platz. Wir sehen also auch hier wiederum, mit welchem wunderbaren Geschicke die Natur ihre Geschöpfe derart ausgerüstet, dass sie den ihnen drohende Gefahren am besten Vorbeugen können, selbst wenn sie schlafen. Einiges über das Vorkommen von Albinoformen bei Salamandra macu- losa Laur, = Feuersalamander. Von Wilhelm S c hr e it m üll e r- Dresden 21 („Tchthyologische Gesellschaft“). Im Anschluss an die Mitteilungen Herrn Dr. Wolterstorffs über Albinos bei Salamandra maculosa Laur.1) möchte ich nachfolgend einen Fund aus meinen Jugendjahren bekannt geben. Es war im Jahre 1887, zur Zeit der grossen Ferien, als ich mit einigen Freunden eine drei- tägige Partie nach der sächsischen Schweiz unternahm. Der Tag war schön und warm, als wir uns früh 4 Uhr zum Abmarsch rüsteten. Wir fuhren mit dem Dampfschiff bis Schandau und setzten von hier aus unsere Tour zu Fuss fort. Nachmittags gegen 4 Uhr begann sich der Himmel zu bewölken, es wurde ganz windstill und schwül. Die ersten Anzeichen eines nahenden, starken Gewitters machten sich bemerkbar. Wir zogen deshalb vor, das Unwetter auf dem Prebisch- tor abzuwarten und vorübergehen zu lassen. Gegen 5 Uhr entlud sich das Gewitter, der Regen floßs in Strömen und es trat eine merk- liche Abkühlung der Temperatur ein. Nach ') Heft 21 der „Blätter“ vom 15. Juni 1909. W. Schreitmüller: Einiges über das Vorkommen von Albinoformen bei Salamandra maculosa laur. 609 zirka 2 Stunden war das Unwetter vorüber, die Sonne brach sich wieder Bahn durch die Wolken und der Himmel heiterte sich wieder auf. Ich unternahm hierauf mit einem meiner Freunde einen kleinen Spaziergang in die nächste Umgebung des Prebisclitors und fanden wir, dass das Regenwetter eine Unmasse Feuersalamander aus ihren Verstecken hervorgelockt hatte. In allen Farbenspielarten und Grössen krochen diese Nachtwandler auf Wegen, im Gras und Moos, Gesträuch und auf Steinen usw. umher, so dass man aufpassen musste, dass man die Tiere nicht zertrat. Wir mochten ungefähr 15 Minuten weit vom Prebischtor entfernt sein, als mich plötzlich mein Freund mit -dem Rufe: „Komm' mal schnell her, hier ist ein ganz weisser Salamander“, auf einen schönen, ziemlich ausgewachsenen Albino von Salamandra maculosa Laur. aufmerksam machte. Her Salamander kroch wie die typischen Exemplare dieser Art, zwischen Erdbeer- und anderem Gesträuch umher. Ich fing das Tier natürlich schleunigst (es war dies der erste und einzige Albino dieser Art, welchen ich überhaupt zu sehen bekam) und unterzog es einer genauen Besichtigung. Gestalt und Körperbau glichen ganz denen der typischen Form, seine Länge betrug zirka 15 — 16 cm, und der ganze Körper zeigte eine gelblichweisse, fast reinweisser Fär- bung, mit wenig dunklen, gelblichweissen Flecken. Wahrscheinlich markierten diese etwas dunkleren Stellen die sonst den schwarzen Tieren dieser Art eigenen, charakteristischen gelben Flecke. Nach dem Bauch zu nahm das Tier eine mehr grauweisse Färbung an. Das ganze Tier sah wie gläsern aus und konnte man bei ihm die Eingeweide durch die Haut rosafarbig durch- schimmern sehen. Die Augen zeigten eine bläulich-rötliche Iris mit dunkelroter Pupille (ähnlich wie bei Axolotln, nur bedeutend grösser). Das Ende des Schwanzes hatte eine zirka 4 — 5 nun lange, grauschwarze Endspitze. Selbstredend nahm ich das Tier (anscheinend ein Männchen), nebst einigen schönen Exem- plaren der typischen Form mit und verwahrte sie sorgfältig in meinem Rucksack. Eine weitere, längere Suche nach vielleicht noch vorhandenen weiteren Albinos blieb erfolglos. Die Tiere überstanden auch die noch zwei Tage andauernde Partie und brachte ich die Salamander glücklich mit nach Hause. Hier habe ich die Tiere bis Ende Oktober 1887 in einem feuchten Terrarium gehalten, woselbst sie sich bei Fütterung mit Regenwürmern und Nacktschnecken ausgezeichnet hielten und mich stets erfreuten. Der Albino hat sich während dieser Zeit in seiner Färbung nicht verändert. Ende Oktober 1887 bereitete ich für die Tiere ein Winterquartier vor, welches aus einer grossen Holzleiste, mit Walderde gefüllt und einer dicken Moosschicht versehen, bestand, brachte noch einen kleinen Wassernapf, sowie etwas Futter (Regenwürmer und Kellerasseln) dazu und setzte die Salamander hinein, in der Hoffnung, dass die Tiere in diesem Behälter auch gut überwintern würden und stellte die Kiste in den Keller an eine helle Stelle. Leider bekümmerte ich mich seinerzeit (ich war damals erst 18 Jahre alt und Anfänger in der Terrarienliebhaberei) nicht mehr um die Tiere. — Erst als das Frühjahr wieder kam, erinnerte ich mich ihrer wieder. Als ich dann nach nach meinen Salamandern sah , bemerkte ich zu meinem grössten Schrecken, dass in der Kiste nur noch ein schwarzgelbes Exemplar am Leben war, die übrigen Tiere hingegen lagen verschimmelt, in undefinierbaren Klumpen unter dem Moose ! Ich habe seit dieser Zeit nie wieder Gelegen- heit gehabt, einen Albino von Salamandra macu- losa Laur. in meinen Besitz zu bringen, trotz- dem ich mich eifrigst darum bemüht habe. Diese Farbenspielart dürfte demnach doch äusserst selten Vorkommen und wird wohl auch jeder glückliche Besitzer eines solchen Tieres seine Hände über dieses halten und es nicht so leicht in den Besitz eines zweiten Liebhabers übergehen lassen. Kleine Mitteilungen Scliaufensteraquarien. Da mir ein Schaufenster zur Verfügung steht, erregen meine Schaugläser immer grosses Interesse bei den Vorübergehenden. Wenn auch der Rheinländer nicht beschauen sagt; wohl „Sieh mal, guck mal“, aber desto mehr, so kann man ja nach Wahl auch — Guckglas sagen. Auf Aus- schmückung der Gläser lege ich nun weniger Wert und wohl gerade das Einfache lässt mehr Freunde gewinnen. Es freut mich umso mehr, dass meine Insassen diese Anziehungskraft ausüben und oft dicht- gedrängt die Schaulustigen stehen. Erheiternd wirken manchesmal die Unterhaltungen, wenn einer noch klüger sein will als der andere. Was da nicht alles der Axolotl sein soll: Eine Wasserratte, ja sogar ein junges Krokodil. Es macht ihm, möchte man glauben, Freude, so angestaunt zu werden. Immer ist er am Fenster und sieht beharrlich auf seine Beschauer Ampullaria gigas nebst ihrem Laich und stets zahl- reicher Jugend, sowie Marisa rotula werden auch ge- bührend bewundert. Von meinen selbstgezogenen Axolotln behielt ich zwei, die auf der Ausstellung 610 Literatur-Bericht. „Wasserrose“ den II. Preis erhielten und von Herrn Dr. Wolterstorff lobend erwähnt wurden. Leider hielt aber dann die Katze die Preisgekrönten wohl auch für Ratten. Der Deckel hatte sich verschoben und die Katze sie ordentlich geklaut. Einen büsste ich ein, der andere erholte sich und ist jetzt ein vierjähriger, prächtiger Geselle. Seinen Liebesschmerz suchte ich durch Vorspiegelung falscher Tatsachen zu lindern. Der Spiegel muss doch seinen Zweck erfüllt haben. Er äugelt nun mit den Insassen des Gesellschafts- beckens. Ob es liebäugeln ist, weiss ich nicht. Der Axolotl verschmäht Würmer stets. Interessant ist seine Flohfangmethode. Sein Maul bildet eine schmale Spalte, sein Kehlsack wird aufgebläht wie beim Frosch — und die Flöhe spazieren nur so in sein Maul, hier und da schnappt er mal zu. Niemals braucht man ihm bis zum Lahmwerden des Armes Fleischstückchen hinzuhalten. Wenn er nicht sofort zugreift, hat er keinen Hunger. Frisst er heute nicht, dann morgen desto mehr. Nur im Winter, wenn keine Wasserflöhe zu haben sind, bekommt er ausser Fleisch mal ein Fischchen. Da er im Dezember 5 Jahre alt wird, hat’s ihm doch bei mir gefallen, und meine Pflege, bei der auch zweimal die Woche das Wasser zur Hälfte erneuert wird, war nicht zum Nachteil für ihn. Bis jetzt blieb er von Krankheiten verschont. Frau Margarete Comp, „Wasserrose“, Cöln a. R. Selbsttätiger Saugheber (mit einer Skizze). Ein jeder Aquariumliebhaber wird es als einen Uebelstand bezeichnen, dass beim Ablassen irgend eines Behälters mittels Saugheber derselbe immer angesaugt werden muss, und wie oft kommt es vor, dass einem dabei irgend ein unreiner Bestandteil mit in den Mund gerät, was auch nicht sehr angenehm ist. Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, einen selbsttätigen Saugheber zu konstruieren und ist mir dies auch, wie neben- stehende Zeich- nung und fol- gende Erklärung zeigt, gelungen. Ich nahm mir eine gebogene Metallröhre, welche ich im- mer zum Ab- lassen des Was- sers benutzte, bohrte dieselbe an einem Schen- kel A an und lötete daran ein kleines Röhr- chen C.. An diesem Röhrchen C lötete ich einen Be- hälter D an, welchen ich unten mit einem Loch E in der Grösse eines Stecknadelknopfes versah. Beim Einsetzen des Apparates ins Wassers erwies sich mein Gedanke als glücklich. Der Schenkel A füllte sich bis zur Höhe des Wasserstandes schnell. Das durch die kleine Oeffnung E eindringende Wasser drückt die in D vorhandene Luft durch C in A; da- durch wird das in A befindliche Wasser nach oben und in B gedrückt, und so läuft das Wasser von selbst. Vor kurzem liess ich mir einige Saugheber nach dieser Idee von Glas herstellen und haben die- selben bei den anwesenden Vereinsmitgliedern grossen Beifall gefunden. Ich würde mich sehr freuen, wenn einer oder mehrere Liebhaber mit diesem Saugheber Versuche anstellen und von dem Resultat befriedigt sein würden. Adolf Typky, „Hertha“, Berlin. Zur Nahrung des Backflolikrebses. Man lernt nie aus, das habe ich jetzt wieder einsehen müssen. Zwei Jahre habe ich nun Bachflohkrebse gezüchtet und fast Tag für Tag teils mit freiem Auge, teils mit der Lupe beobachtet und dieser Tage wieder eine Be- obachtung gemacht, die mich höchlichst verblüffte. In einem kleinen Standgefässe hielt ich die Larve einer Libelle, anscheinend einer Aeschna-Art, die ich im Frühling als winziges Tierchen kätscherte. Sie entwickelte sich bei Cyclops- und Daphnienfutter sehr gut und ist jetzt über zwei Zentimeter lang. Ich setzte sie, da ihr Glas zu klein wurde, in das grosse Aquarium zu den Bachflohkrebsen, vor denen sie, wie vor den Wasserasseln, erst entsetzt ausriss. Später sah ich, dass sie junge Bachflohkrebse fing und auch, wenn sie nichts anderes hatte, kleine Schnecken meuchelte. Ich fing nun kleinere Regenwürmer und warf sie in das Becken. Sofort fielen die Bachflohkrebse über die Würmer her; ein besonders grosses Stück schnitt einen Wurm mitten durch und zog damit ab. Ich hatte die Bachflohkrebse, da ich über ihre Nahrung in der Literatur so gut wie nichts fand, überhaupt nicht gefüttert und nach meiner Ansicht nährten sie sich von Hornkraut, Algen und vielleicht auch von Infusorien und sonstigen kleineren Lebewesen. Seit- dem ich die Libellenlarve mit Regenwürmern füttere, weiss ich, dass der Bachflohkrebs kein so harmloser Bursche ist, als es erscheint. Mag der Wurm sich noch so sehr winden und drehen, es hilft ihm nichts, die Krebschen halten ihn fest und fressen ihn nach und nach auf. Diese Beobachtung ist vielleicht für solche Herren von Wert, die Bachflohkrebse als Futter- tiere für Barsche, die sie sehr lieben, züchten. IL. Löns. Literatur-Bericht Nicht besonders gezeichnete Referate stammen von Paul Kämmerer. — „W.“ = „Wochenschrift für Aquarien- und Terrarienkunde“, „Lac.“ = „Lacerta“, Zeitschrift für Terrarienkunde (Beilage zur vorigen). Arnold, Paul, „Xiphophorus hellen var. gueutheri“. — „W.“, VI, Nr. 32, S. 433 — 435, 2 Zeichn. (cf1, ?) S. 433, 10. VII. 1909. — Verfasser gibt einen ausführlichen Importbericht und eine Beschreibung dieses lebendgebärenden Kärpflings nach seinem Be- stimmet-, G. A. Boulenger. Am auffallendsten ist die beim J zu einer schwertförmigen Verlängerung ent- wickelte untere Partie der Schwanzflosse („Xipho- pliorus “ bedeutet „Schwert-träger“). Die Färbung ist bei beiden Geschlechtern ziemlich gleich, nur beim Männchen satter und durch reichere Bänderzeichnung charakterisiert: Grundfarbe braunolive, nach den Seiten und dem Bauche ins Weissliche. Vom Hinterrande des Kiemendeckels zieht ein tief stahlblaues Längs- band, beim ec., besten Dank. Die Versteigerung der Fische ergibt Mk. 5.10. — In Heft 36 der „Blätter“ 09 ist uns im Literaturbericht, Seite 579, Schlussnote ]) die Mitteilung interessant, dass ebenso, wie dies unser Herr Sclneit- müller (siehe Heft 28 der „WA 09, Seite 56 [„Lacerta]“, Rubrik rechts) bekannt gab, auch ein Herr Hugo Kessler-Friedrichsrode bei seinen Ringelnattern und bei Tropidonotus ordinatus var. infernalis beobachtete, dass diese grosse, nackte Wegschnecken (Umax) frassen ! Die zweifelhafte Notiz im Literaturbericht der „Nymphaea“-Leipzig (W. Böttger), Heft 34 der „Bl.“ 09, Seite 549, Zeilen 44 — 45, ist demnach durchaus unbegründet! — Unterzeichneter zeigt zwei Männchen von Barbus conchonius Ham. Buch. = indische Pracht- barben vor, bei welchen „Bauchflossen“ nicht vorhanden sind , auch Ansätze resp. Anzeichen solcher sind nicht zu sehen. Die Bauchlinie bei diesen zwei Fischen geht ganz glatt und normal, ohne jede Unterbrechung bis zum After hin, ohne dass etwas zu bemerken wäre, dass hierselbst die genannten Flossen vorhanden gewesen wären. Ueber diese merkwürdigen Tiere wird Unterzeichneter dem- nächst einen kleinen Artikel in der „ Wochenschrift“ veröffentlichen. — Für unsere Vereinssammlung stiftet Unterzeichneter Spirituspräparate von Triton virides- cens, Tr. vulg. subspec. meridionalis , Tr. pyrrhogaster, Tr. boscai, Salamandra atra und Petromyzon planeri. — Herr Bessner meldet für die nächste Sitzung einen Vortrag über Haplochilus sdioelleri, — nebst Demon- stration an. Herr Adler verteilt Gitteralgen (= Hydro- dictyon). Willi. Schreitmüller, Schriftführer. Elberfeld. „Wasserrose“. Sitzung vom 10. September. Nach Eröffnung der Sitzung wurden die Ein- gänge erledigt. Offerte Konradshöhe, Fische ; Offerte Liebig, rote Mückenlarven für Vereinsbezug. Der Vorsitzende erklärte und zeigte dann, wie der Lieb- haber mit einigen kleinen Mitteln und Griffen leicht das zur Aufzucht der Jungfische so nötige Salat- pulver nach seinem erprobten Rezept herstellen kann. Redner schneidet zunächst aus den Salat- blättern die saftigen Mittelrippen heraus. Der Rest wird dann an der Luft angetrocknet. Da die Blätter aber zur weiteren Verarbeitung so trocken und spröde *) Ueber diese anscheinend neue Form wird Herr Dr. Wolterstorff, durch den Unterzeichneter die Tiere erhielt, gelegentlich berichten. sein müssen wie Glas, werden dieselben alsdann in der Sonne oder auf dem Ofen auf einem unterge- legten Gitter vollends getrocknet. Ist dieses geschehen, wobei zu beachten ist, dass nicht mehr Blätter getrocknet werden wie man direkt zer- kleinert, da dieselben sonst wieder Feuchtigkeit aus der Luft aufnehmen und ihre Sprödigkeit verlieren, so schüttet man dieselben in ein grösseres Drahtsieb mit nicht zu grosser Maschenweite und reibt sie mit einem Lein- wandbausch durch. Der durchgeriebene Salat wird dann in einem Mörser vollends pulverisiert. Um dieses schnell zu erreichen, muss der Mörser vorher ebenfalls tüchtig angewärmt werden. Redner bereitete mit Hilfe einer kleinen Spiritus- lampe, auf welche ein Asbestteller und Trockengitter gelegt wurde, binnen 10 Minuten eine kleine Dose (Vso Liter) dieses Salatpulvers. Dasselbe kann als- dann mit pulverisierten Daphnien gemischt werden und ergibt so ein vorügliches Aufzuchtfutter. Zu Punkt 2 „Ausstellungsnachklänge“ konnte die endgültige Abrechnung gegeben werden. Wenn auch für die unsagbar viele Mühe, Arbeit und Kosten kein nennenswerter pekuniärer Ueberschuss erzielt worden ist, so wird doch wohl der so überaus nötige Vereins- schrank dabei herauskommen. Dem Kassier konnte nach Anhören der beiden Revisoren Entlastung er- teilt werden und der Dank des Vereins für die ge- naue und pünktliche Kassenführung ausgesprochen werden. In der „Literaturbesprechung“ gelangten Thumms Ratschläge für September aus „Natur und Haus“ zur Verlesung. Unter Punkt „Verschiedenes“ wurden einige interne Angelegenheiten erledigt. Es kommen ausserdem eine Anzahl Probedosen eines von einem hiesigen Händler hergestellten Futters zur Verteilung. Wir werden, nachdem dasselbe probiert ist, Bericht darüber geben. Da nun die sogenannte Trockenperiode mit Eintritt des Winters für viele Liebhaber beginnt, bitten wir Händler und Fabrikanten von Trockenfuttern, unserer Einkaufsstelle, Herrn Hermann deHaan, Elberfeld, Malzstrasse21, äusserste Offerte bei Bezug von grösseren Quanti- täten für den Verein zugehen zu lassen. Aufgenommen wurde Herr August Bloch, Elberfeld, Augustenstrasse 151. Um Aufnahme bittet: Herr Friedr. Kann, Elberfeld, Dorothenstrasse 22. Der Vorstand. Frankfurt a. M. „Biologische Gesellschaft“. Trotz der Sommerferien war der Vereinsbesuch rege. Es wurden mehrere neue Mitglieder aufgenommen. Herr Stridde brachte von seiner Sommerreise mehrere Larven der Rinderbiesfliege ( Hypoderma bovis ) mit, ferner Süsswasserschwamm in sehr grossen Exem- plaren und einige Ameisenlöwen, die willige Abnehmer fanden. Das räuberische Wesen der kleinen Tiere konnte zu Hause trefflich beobachtet werden. Ameisen und Fliegen, die in den Trichter fielen, wurden sofort gepackt und ausgesogen. — Die Herren Wolschendorf und Heinrich schenkten dem Verein ganze Gläser voll der schönsten Seetiere , wie Quallen , Peter- männchen. Schollen, Stichlinge usw., die nun des Präparierens harren. Herr Reitz sandte in liebens- würdigerweise dem Verein mehrere Apus cancriformis in Spiritus, während Herr Fraenkel solche lebend vorzeigen konnte. Die Endiytraeus- Zucht, die Herr Fraenkel voriges Jahr im August angelegt hatte, er- wies sich so erfolgreich, dass mehreren Herren Brut- ansätze abgegeben werden konnten. Wir möchten über- haupt darauf aufmerksam machen, sich jetzt Regen- wurm- und Endiytraeus Zucht anzulegen. Bei guter Vermehrung der Regenwürmer kann man seinen Fischen stets lebendes Futter im Winter verabreichen. Die Herren Chmilensky und Schaub boten uns wie immer vorzüglich gelungene mikroskopische Präparate von Fischfeinden und Diatomeen dar. Herr Stridde sprach über die Anatomie des Frosches, indem er dabei eine Rana temporaria sezierte. Herr Fraenkel brachte mehrere Kolbenkäfer mit, von denen besonders die Männchen mit ihren Zacken an dem ersten Bein- paar auffielen. Diese Zacken dienen als Klammer- Vereins-Nachrichten. 615 organ hei der Begattung. Der Aufsatz des Herrn Professors Dr. Edinger von hier wurde eingehend be- sprochen und beschlossen, unser reichhaltiges Material über Tierbeobachtungen an geeigneter Stelle zu ver- öffentlichen. Dieser Mühe will sich Herr Stridde in dankenswerter Weise unterziehen. Ueber die vom Magistrat uns überwiesenen Plätze zur Anlegung von Pflanzenkulturen schweben noch Verhandlungen. Verschiedenen Artikeln, die sich mit der Selbst her- stellung von Aquarien und Terrarien befassen, muss auch gegenüber gestellt werden, dass es nicht an ge- eigneten Fachmännern fehlt, die uns billige und sach- gemässe Behälter bauen. Die Firma A. Frank, Speyer a. Rhein, liefert uns und vielen anderen Liebhabern Behälter jedert Art, genau nach Angabe, in tadelloser Qualität und feinster Ausstattung zu einem Preise, der äusserst mässig zu nennen ist. — Zur Polypen- frage, die immer und immer wiederkehrt, schwören unsere Liebhaber auf Limnaea stagnalis. Konnte doch erst neulich wieder Unterzeichneter konstatieren, dass ein mit Polypen starkbesetztes Aquarium in kurzer Zeit durch eine grosse Schlammschnecke gereinigt wurde. Will man verhindern, dass die Limnaea Pflanzen im Jungfisch-Aquarium frisst, so pflanze man Myriophyllum- Arten, die sich ja überhaupt zur Ei- ablage und Jungfischzucht hervorragend eignen. Wir wenigstens haben noch keine Limnaea gesehen, die Myriophyllum- Arten gefressen hat. — Während des letzten heftigen Gewitters wurden Fisch Verluste be- obachtet. Beim Unterzeichneten wurde ein grosses Kalikobarsch-Pärchen vor und bei Ausbruch des Ge- witters weiss, so dass Unterzeichneter schon glaubte, die Tierchen gingen ein. Durch stärkere Durchlüftung erhalten sich jedoch die Fische wieder. Nachzucht erhielten die Herren Lenk, Riese, Wolschendorf, Chmilensky, Kronis, Heinich, Sattler, Funk, Volk an: Acara, Danio, Gambusen, Poecilia reticulata Peters, Polyacanthus spec. / und II, Gambusia nicargu, Geophagus taeniatus, Pfauenaugen und Scheibenbarschen, Cenops , Barbus conchonius und ticto, Zwergbarben, Formosa, Pauchax, Gurami, Diamantbarsch, Kampffische usw. Bei Herrn Fräenkel laichten im Gesellschaftsaquarium, das zum grössten Teil besetzt ist mit Raubfischen : Steinbarsche, Diamantbarsche, Makropoden, Barbus ticto, ausserdem ein Weibchen Geophagus brasiliensis mit einem Männchen Geophagus gymnogenis. Letzteres war fast drei Jahre ohne Weibchen. Fräenkel, I. Schriftführer. Leipzig. „Nymphaea“. (801.) Sitzung vom 24. August. Ueber eine Exkursion soll später Beschluss ge- fasst werden. Herr Brandt berichtet anschaulich über seinen Aufenthalt in China. Er führt uns über Gibraltar durch das Mittelmeer nach Port Said und dem Roten Meer und von da zur Gewürzinsel Ceylon, über Singapore und Hongkong nach Scbantung und dem Golf von Petschili. Mannigfach hatte der Rei- sende Gelegenheit, die Natur des Landes und den Charakter seiner Bewohner kennen zu lernen. Führten ihn doch seine Reisen bis über die grosse Mauer hinaus und war er viel mit den Einwohnern allein, sodass er sie ungestört beobachten konnte. Jeder der Zuhörer konnte sich ein Bild vom Lande und dem Leben in China machen. Wenn auch der Vor- trag nicht direkt auf unsere Liebhaberei Bezug hatte, so nahm der Vorsitzende, Herr Winzer, doch Veran- lassung, Herrn Brandt für die interessante V/i stiin- dige Unterhaltung zu danken. W. Böttger. (802.) Sitzung vom 31. August. Eingegangen ist eine Karte des Herrn Buschkiel- München, der den Verein zu seinem Literaturbericht („Blätter-*, S. 549) beglückwünscht, zu demselben Be- richt, der merkwürdigerweise vom Verlag der „Wochen- schrift“ abgelehnt worden ist. Herr Brandt zeigt zwei Krötenechsen (Phrynosoma cornutum) vor. Herr Jesch berichtet von einer Kröte, bei der ectoparasitäre Fliegenlarven von der Nasenhöhle zum Munde durch- gebrochen waren. Unterzeichneter hat ähnliches bei Laubfröschen gesehen. Herr Hampe berichtet dann lobend über die Altenburger Ausstellung, LTnter- zeichneter über die Haifische. Er lobt die heimat- liche Fauna, die schönen systematischen Kollektionen, vor allem auch die ausgestellte Präparatensammlung. Beiden Vereinen sei für freundliche Aufnahme und Griisse gedankt. Dann berichtet er kurz über eine Exkursion an die Mansfelder Salzseen. Man durch- wanderte das Tal des früheren Salzigen Sees, stieg über die Wasserscheide zum Süssen See, beobachtete die salzliebende Flora, die Schilfgebiete mit Cordylo phora lacustris, kam an Schloss Seeburg vorüber zu den Weinbergen von Rollsdorf zum Lindersee und ging von diesem an einem andern Seerest vorüber nach Wansleben. Der Verein beschliesst für den 19. Sept. eine Exkursion in diese Gegend. W. Böttger. Nürnberg. „Seerose“. Sitzung vom 23. Juli 1909. Die von 23 Mitgliedern besuchte Sitzung wurde vom I. Vorsitzenden um 9 Uhr eröffnet. Protokoll- verlesung und Genehmigung. Einlauf: Zeitschriften, Brief unseres Kassiers Herrn Schedel. Ueber den Artikel von E. Nieselt, Dresden in Nr. 29 der „Wochen- schrift“ (Durchlüftungsapparat mit Uhrwerk betr.) referierte Herr Prell. Nach den Ausführungen des Referenten ist es vollständig ausgeschlossen, Luft- pumpen, welche doch eine grössere Kraft benötigen, um Luft in die Aquarien durch die Ausströmer zu pressen, mit einem Uhrwerk, das ein Kind imstande ist aufzuziehen, auf 8 — 14 Tage, mit einmaligem Auf- zug, wie Herr Nieselt angibt, in Tätigkeit zu setzen. Sonstige Schilderungen wie Zerplatzen der Rohr- leitung oder des Ventils, kann Herr Prell nur mit Kopfschütteln beantworten. Es wurde hierauf zu dem von Herrn Schedel an die Gesellschaft gerich- teten Brief, in welchem er infolge Arbeitsüberhäufung sein Amt als Kassier niederlegte, übergegangen. Auf Antrag des Vorsitzenden wurde für diesen Fall von einer Einberufung einer ausserordentlichen Mitglieder- versammlung (laut § 17 unserer Satzungen) abge- sehen und gleich in heutiger Sitzung eine Neuwahl vorgenommen. Nach Aufstellung einer Wahlkommission bestehend aus den Herren Petrich, Lude und Fries wurde zur Wahl geschritten. Vorgeschlagen wurden als Kassier die Herren Bösner, Lude und Petrich. Gewählt wurde Herr Bösner, welcher auch dankend die Wahl annahm. Für das nun frei gewordene Amt als Büchereiverwalter, welches bis jetzt Herr Bösner inne hatte, wurde per Akklamation Herr Lude ge- wählt. Auch dieser Herr nahm die Wahl an. Herr Kalb, welcher heuer kolossale Zuchterfolge von Barbus chonchon. hat, teilt mit, dass das Zuchtpaar nur in mit Myriophyllum bepflanzten Behältern ablaicht ; in solchen mit Ludwigia und Cabomba setzt es aus. Herr Lude fragt an, wie man Blattläuse vertreiben könnte. Herr Kalb empfiehlt die Bernsteinschnecke, sowie Tabaksaft. Herr Prell gibt bekannt, dass sein Scheibenbarschmännchen vom Weibchen nicht mehr zu bewegen ist, seiner Pflicht als Ehegemahl nachzu- kommen. Letzeres warf infolgedessen sich selbst eine Grube aus, und laichte allein darin ab. Die Eier verpilzten natürlich. Der Antrag des Herrn Horn- dasch, eine Vorschlagstafel anzuschaffen, wurde ab- gelehnt. Der Vorsitzende ersuchte noch die Mit- glieder, sich an dem am 8. August stattfindenden Familienausflug nach Kloster Pillenreuth zahlreich zu beteiligen und schloss hierauf die Sitzung um 12 Uhr. Sitzung vom 14. August 1909. Anwesend 21 Mitglieder. Eröffnung durch den I. Vorsitzenden um 9 Uhr. Protokoll wird wie ver- lesen, genehmigt. Einlauf: Grusskarte unseres Herrn Bösner, eine weitere Karte eines Herrn Eduard Lechner mit der Bitte um Uebersendung der Vereins- papiere, sowie diverse Drucksachen. Herr Kalb be- richtet über die quantitative Vermehrung von Barbus conchon. und Danio rerio. Bei letzteren Fischen empfiehlt er wiederholt, nur ganz kleine und wenig bepflanzte Behälter zur Zucht zu verwenden. Hierauf zeigte letzgenannter Herr einige neue Arten Fische und Schnecken vor. Bei der nun folgenden Gratis- verlosung von Haploch. chaperi, Poecilia retic. Peters, 616 Vereins-Nachrichten. Fundulus pallidus, Platypoecil. maculat. Polyacanth. cup an. und Peratilap. multic. waren Gewinner die Herren: Prell, Dürmeyer, Lude, Hess, Petrich, Rein, Vollrath und Mederer. Herr Prell berichtet über folgendes Vorkommnis eines Bekannten von ihm : Ein trächtiges Poecilia reticulata- Weibchen sprang über Nacht aus dem Behälter heraus. Am andern Morgen fand man es aut dem Boden liegend, daneben zirka 30 Stück Junge. Der Geburtsakt ging wahr- scheinlich infolge des Aufschlagens vor sich. Ob die Jungfische gelebt hatten, konnte betreffender Herr nicht bestimmt angeben, doch war es dem Ansehen nach nicht ausgeschlossen. Herr Barby brachte ein Glas mit, in welchem sich 20 Stück verendete, halb ausgewachsene Girard. caudimac. befanden und fragt zugleich über den Grund des Sterbens an. Am Abend tags zuvor wurden sie von ihm in das Glas gebracht, am andern Morgen waren sie tot. Jedenfalls gingen die Fische infolge Sauerstoffmangel ein. Eine längere Debatte entspann sich nun über das rasche Absterben von Daphnien; in der verschiedene Herren ihre An- sichten kund gaben. 100 Stück Futterbüchsen spendete Herr Horndasch und stellte zugleich den Antrag, bei Entnahme einer solchen 5 Pfg. einzusetzen bis zu deren Rückgabe. Der Antrag wurde einstimmig an- genommen. Der Vorsitzende sprach dem Spender den Dank der Gesellschaft aus. Hierauf Schluss 12 Uhr. Die Verwaltung. Ausstellungskalender Steht den verehrlichen Vereinen kostenlos zur Verfügung. Alle näheren Angaben sind natürlich in den Inseratenteil zu verweisen 1 Altona. „Verein Altonaer Aquarien -Freunde“ E. V. 18. — 26. September 1909 im Velodrom Altona. Adressentafel der Vereine.1) Brandenburg a. Havel. „Hydrophilns“, Verein für Aquarien-, Terrarien und Naturfreunde. Vereins- lokal: „Ressource,“ Steinstrasse 9. Sitzungen jeden 1. und 3. Freitag im Monat. Briefadresse: Dr. Zimmermann, 1. "Vorsitzender, St. Annenstrasse 13. Brannschweig. „Brunsviga“, Verein der Aquarien- und Terrarienfreunde. Versammlungen alle 14 Tage Freitags. Briefadresse: Robert Melzer, Radeklint 6, 2 Vorsitzender. Breslau. Aeltester Breslauer Verein für Aquärien- und Terrarienkunde, „Proteus“, gegründet 1900. Die Adressen sind : für Geldsendungen Herr Gon- stantin Franz, XIII, Schillerstrasse 15 III; für den ersten Vorsitzenden Herr Dr. Eckhardt, XIII, Kaiser Wilhelmstrasse 51. Sitzungen jeden Dienstag abend pünktl. 9Uhr im Schulfheiss-Restaurant, Neue Gasse. Crefeld. „Verein für Aquarien- und Terrarienkunde“. Adresse für den Vorsitzenden: Wilhelm Nelissen, St. Antonstrasse 201; für den Schriftführer: Wilhelm Hecker, Lüderstrasse 5. Darmsladt. „Hottonia“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Gegründet 1897. Vereinslokal: Restaurant „Malepartus“, Waldstrasse 8. Sitzungen: Jeden 1. und 3. Samstag im Monat. Briefadresse: Adolf Zachmann, Bleichstrasse 46. Dortmund. „Triton“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Sitzung jeden 1. und 3. Freitag im Monat, abends 9 Uhr. Vereinslokal: „Gewerbe- verein“, Kuhstrasse. Briefadresse: Oberlehrer Ger - noth, Alexanderstrasse 19. Dresden. „Fauna“. Briefadresse: Georg Gerlach, Vorsitzender, Dresden 21, Niederwaldstrasse 37. Dresden. „Iclithyologisclie Gesellschaft“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde, sowie Naturdenk- malpflege. Zusammenkünfte: Jeden Donnerstag, Vereinssitz ugen alle 14 Tage, abends 9 Uhr Hotel „Reichspost“ (vis-ä-vis der Hauptpost). Briefadressen: Hugo Bessner, Dresden-A„ Arnold- str. 1 Hi; I. Schriftführer: Willi. Schreitmüller, Dres- den 21, Bärensteinerstr. lpart.; I. Kassierer: Walter Pabst, Werderstrasse 37. Separate Vereinszimmer. Gäste willkommen. Dresden. „Iris“, Verein für Aquarien- und Terrarien- kunde. Briefadresse: J. Grohmann, Dresden 5, Altonaerstrasse 12. Dresden. „Wasserrose“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Vereinslokal: Restaurant Viktoria- haus, Seestrasse. Versammlung jeden 1. und 3. Sonnabend im Monat, an den dazwischen liegenden Sonnabenden zwanglose Zusammenkünfte. Brief- adresse : Paul Lehnert, 1. Vorsitzender, Dresden-A. 16, Wintergartenstrasse 57. Düsseldorf. „Verein für Aquarien- und Terrarien- kunde“. Sitzung jeden Donnerstag, abends 872 Uhr 1) Aufnahme (selbstredend kostenlos) erfolgt nur auf Antrag. Weitere Verefnsadressen stets willkommen! Auf besonderem Blatt! Ergänzungen, Aenderungen, Richtigstellungen werden um- gehend erbeten! Dr. Wolterstorff. im Vereinslokale Prinzenhof, Grafenbergeralle 50. Gäste stets willkommen! Briefadresse: Dr. K. Ebner, Bismarkstrasse 83. Elberfeld. „Wasserrose“. Gesellschaft für Aquarien- und Terrarienkunde. Vereinslokal: Hotel „Vier Jahreszeiten“. I. Vorsitzender: Wolfram Boecker, Barmen, Haspelerstrasse 7. Jeden 2. und 4. Freitag im Monat Versammlung um 9 Uhr. Gäste willkommen. Erfurt. „Aquarien- und Terrarienfrennde“. Ver- sammlungen jeden 1., 3. und 5. Freitag im Monat im Cafe Roland am Fischmarkt. Briefadresse : Fr. Schneider, Michaelisstr. 30. Gäste willkommen. (Fortsetzung folgt.) Tagesordnungen. Elberfeld. „Wasserrose“. Tagesor.dnungfürdieSitzungam24. Sept. 1909. 1. Vortrag des Herrn Schoenebeck: „Ueber lebend gebärende Zahnkarpfen“. 2. Bestellung von Photographien unserer Aus- stellung. 3. Literaturbesprechung. 4. Verschiedenes. Frankfurt a:- M. „Biologische Gesellschaft“. Tagesordnungen. Dienstag, 21. September. Literaturreferate. Dienstag, 28. September. Diskussionsabend. Dienstag, 5. Oktober. Vortrag und mikro- skopische Darbietungen von Herrn R. C h mi 1 e w s k y „Algen“ — Gratisverlosung. Zu den Vortragsabenden sind auch Damen freund- lichst eingeladen. Zusatz: Frau B. Kuhnt, die Inhaberin der Vereinigten Zierfischzüchtereien in Conradshöhe wird Dienstag, den 14. September unserer Vereinssitzung als Gast beiwohnen, über Fischneuheiten berichten und einige derselben ausstellen. Der Vorstand. Cölu. „Wasserrose“ Tagesordnung zur Sitzung am Mittwoch, den 22. September, abends 9 Uhr. 1. Geschäftliches, Aufnahme neuer Mitglieder. 2. Allgemeine Frage aus dem Gebiete der Lieb- haberei, u. a. das Konservieren von Fischen usw. 3. Tausch- und Kaufecke, Verlosung. Gäste stets willkommen. Die Mitglieder werden nochmals aufmerksam ge- macht, dass an diesem Abend der letzte Termin zur Entrichtung des Zeitungsgeldes ist. Eine Weiterlieferung der Zeitschriften erfolgt ohne Bezahlung auf keinen Fall. Der Vorstand. Für den Anzeigenteil: Fritz Lehmanns Verlag, Stuttgart. — Verlag von Fritz Lehmann, Stuttgart. Druck der Verlagsbuchdruckerei Otto Sautter, Stuttgart. Die Atmung der Fische. Vortrag gehalten am 7. Juli 1909 in der „Wasserrose“- Cöln von I)r. med. Fritz Reuter. Mit neun Abbildungen. ]) Die Fische stehen auf der untersten Stufe der Wirbeltiere im System, sie bilden den Ueber- gang von den Würmern, die noch kein Innen- skelett besitzen, zu den Wirbeltieren, die ein in der Längsachse des Tieres verlaufendes Innen- skelett, eine Wirbelsäule auf weisen. Der Uebergang geschieht von der schon eine Rücken saite ( Chorda dorsalis) aufweisenden Würmerfamilie der Appendicularien, über den bekannten Amphioxus (das sogenannte Lanzett- fischchen, das trotz seines Namens noch nicht zu den Fischen, sondern zu den Aszidien und mit ihnen zu den Tunicaten gehört) zu den niedrigsten Fischen, den Neunaugen und dann weiter über die Haifische und die Knorpelfische zu den echten Knochenfischen. Unter den Wirbeltieren unterscheiden wir nach der Art ihrer Atmungsorgane einmal L ungenatme r (dazu neben den Reptilien, den Vögeln und den Säugetieren vor allem der Mensch), ferner Kiemenatmer (dazu die Fische) und schliesslich Doppelatm er (die Amphibien), die abwechselnd durch Kiemen und durch Lungen atmen, wie z. B. der Frosch als Kaulquappe durch Kiemen, als erwachsenes Tier durch Lungen. Was verstehen wir nun überhaupt unter Atmung? Bei den Tieren die Aufnahme von Sauerstoff, der zum Lehen des Tieres unbedingt notwendig ist. Jeder Lehensprozess ist eine Verbrennung, d. h. ein chemischer Vorgang, bei dem es zu einer Vereinigung der wichtigsten Nährstofte, besonders des Stickstoffes mit Sauer- stoff, also zu einer Oxydation kommt. J) Die Klischees aus Bade, „Süsswasseraquarium“, wurden vom Verlage Fritz Pfennigstorff in Berlin, jene aus Hentschel, „Leben des Süsswassers“, vom Verlage E. Reinhardt in München freundlichst zur Verfügung gestellt! Dr. Wolterstorff. Während nun die Lungenatmer den nötigen Sauerstoff direkt der Luft entnehmen, wo sie ihn in reichem Masse finden, müssen die Kiemen- atmer ihn aus dem Wasser aufnehmen und zwar können sie nur den dem Wasser in geringen Mengen aus der Luft beigemischten Sauerstoff verwenden, nicht aber den im Wasser chemisch an Wasserstoff gebundenen. Da das Sauerstoffbedürfnis des Tieres umso höher ist, je energischer der Lebensprozess vor sich geht, also je höher die Bluttemperatur ist, so ist es hei den Fischen, da sie wechselwarmes Blut haben, im allgemeinen verhältnismässig nur gering; höher natürlich hei den Warmwasser- fischen, bei denen wir, da ja das wärmere Wasser weniger Sauerstoff enthält, deshalb auch am häufigsten Ergänzungsmassregeln getroffen sehen, die neben der Sauerstoffaufnahme aus dem Wasser eine solche aus der Luft bezwecken. Betrachten wir nun zunächst die nur mit Kiemen atmenden Fische. Die Kiemen liegen am Anfänge des Verdauungskanals und bestehen aus Reihen feiner Blättchen, in deren Innerem zahlreiche Blutgefässe verlaufen. Sie werden getragen von den knöchernen Kiemenhogen und finden sich entweder frei in einer einzigen grossen Höhle, der Kiemenhöhle liegend, welche durch einen engeren oder weiteren Spalt mit der Aussenwelt, also mit dem Wasser in Ver- bindung steht, oder sie sind, jede einzelne für sich, in besondere Taschen eingebettet. Das Wasser, das durch das Maul in die Kiemenhöhle gelangt, fliesst, nachdem es bei der Umspülung der Kiemen seines Sauerstoffgehaltes entkleidet wurde, nach aussen ab. Der von den kleinen Blutgefässehen aufgenommene Sauerstoff wird vom Blute durch alle Teile des Körpers geleitet, wo er genau wie bei den Warmblütern, die 618 Dr. med. Fritz Reuter: Die Atmung der Fische. Oxydationsprozesse ermöglicht. Die Endprodukte dieser Oxydationsvorgänge sind neben manchen unwichtigeren vor allem der Harnstoff, der durch den Urin nach aussen befördert wird und die Kohlensäure, die vom Blute zu den Kiemen zurückgeleitet wird, wo sie durch die Wandung der feinen Blutgefässchen hindurchtritt und durch die Kiemenhöhle ins Wasser gelangt. Die Bluttemperatur ist bei den Fischen (Kaltblüter oder wechselwarme Tiere) sehr ver- änderlich, sie richtet sich nach der des umgebenden Wassers, beträgt aber immer einige Grade mehr Kopf des Hechtes. Der Kiemendeckel ist entfernt, so dass die Kiemen sichtbar sind. Aus Hentschel, „Leben des Süsswassers". als die Wasserwärme, während sie bei den Vögeln und Säugetieren, also auch beim Menschen (Warmblüter oder dauerwarme Tiere), die eine eigene Heizvorrichtung in ihrem Körper haben, nahezu unabhängig von der Temperatur der Um- gebung und wesentlich wärmer ist, als bei den Fischen. Eine Folge dieser geringen Eigen- wärme der Fische ist dann wieder die Lang- samkeit des Blutstromes und die dadurch be- dingte geringere Lebensenergie, aus der das verhältnismässig geringe Sauerstoff bedürfnis der Fische sich ableitet. Bei einer alleinigen Sauer- stoffaufnahme aus dem Wasser, wo dem Tiere in einem Baumteil nur 20 g gelöster Sauerstoff zur Verfügung stehen, während es beim Atmen in der Luft im selben Raumteil 300 g zur Ver- wendung vorfindet, würden warmblütige Tiere garnicht in der Lage sein, ihr Sauerstoff bedürfnis im Wasser hinreichend zu decken. Warmblütige Tiere sind daher, wenn sie im Wasser leben, wie die Wale, die Seehunde u. a. einzig und allein auf die Luftatmung angewiesen. Das Sauerstoffbedürfnis der Fische richtet sich nun im einzelnen Falle nach den Bedingungen im Wasser, bei denen sie gewohnheitsgemäss zu leben pflegen, also nach den Oertlichkeiten, an denen sie sich ihrer Natur nach aufhalten. Fische, die ständig im fliessenden Gebirgsbache leben, wo durch die strudelnde Bewegung des Wassers immer neue Wasserpartien mit der Luft in Berührung kommen und aus ihr Sauer- stoff aufnehmen, während andererseits das stets verhältnismässig kühle Wasser ziemlich viel Sauerstoff gelöst zu halten vermag, werden naturgemäss gewohnheitsmässig ein grösseres Sauerstoff bedürfnis besitzen, als solche, die in stillen Tümpeln ihr Leben zu verbringen pflegen. Da im wärmeren Wasser weniger Sauerstoff gelöst werden kann, so werden diejenigen Fische das geringste Sauerstoffbedürfnis besitzen müssen, die in den von der Tropensonne durchglühten Tümpeln der heissen Regionen zuhause sind. Hier kann allerdings der Sauerstoffgehalt des Wassers mitunter so niedrig w'erden, dass er selbst den bescheidensten Ansprüchen nicht mehr genügt, daher werden wir hier am ersten Ver- suchen begegnen, die durch geeignete Ersatz- vorrichtungen bei fehlendem Wassersauerstoff dem Fische die Aufnahme von Sauerstoff aus der Luft ermöglichen. Diese Ersatzvorrichtungen können nun verschiedener Art sein. Die einfachste ist wohl die Darmatmung, wie wir sie bei einheimischen Fischen, z. B. beim Schlammbeisser, bei fremd- ländischen u. a. beim Panzerwels Anden. Bei Sauerstoffmangel gehen diese Tiere an die Ober- fläche, nehmen mit dem Maule Luft auf und pressen sie in den Darm, wo ihr durch die feinen Blutgefässe der Darmwand der Sauerstoff ent- zogen wird. Die verbrauchte Luft wird durch den After wieder ausgestossen. Besonders beim Schlammbeisser kann man das recht gut im Aquarium beobachten. Befinden diese Tiere sich in kühlem, also sauerstoffreichem AVasser, so steigen sie nur sehr selten , oft nur alle paar Stunden einmal an die Ober- fläche, ist das Wasser aber wärmer, sein Sauerstoffge- halt mithin geringer, so kommen sie recht häufig, oft alle paar Minuten zur Luftaufnahme an die AVas- serfläche. Besonders un- ruhig werden sie, wenn vor einem Gewitter infolge des niedrigen Luftdruckes das AVasser den grössten Teil seines Luftgehaltes verliert (daher der Name „Wetterfisch“ für den Schlammbeisser). Im all- gemeinen findet sich die Darmatmung nur bei Schema eines Kiemen- blättchens. Unten der durchschnittene Kie- menbogen, darüber v die Vene; a die Arterie mit zu- u. abführenden Gefässen. Aus Hentschel, „Leben des Süsswassers". Dr. med. Fritz Reuter: Die Atmung der Fische. 619 solchen Fischen, die keine Schwimmhlasebesitzen. Diese Darmatmung ist aber nun noch eine recht unvollkommene Ersatzmassregel, deshalb musste die erfinderische Natur auf weitere Verbesse- rungen sinnen. Diese finden wir in der Benutzung der Schwimmblase zur Atmung. Luftgang in Verbindung stehen. Der Luftgang mündet genau an derselben Stelle in den Darm aus, wo auch bei den Haifischen der Blindsack seinen Anfang nimmt. Aus dieser Schwimmblase entwickelte sich Stück einer Molchkiemenlarve mit Blutkörperchen, deren Bewegung durch die Pfeile angedeutet wird. Aus Hentsche!, „Leben des Süsswassers". Die Schwimmblase bildet eine Art luft- gefüllten Ballon im Leibe des Fisches, der zu- nächst nur dazu dienen sollte, das Körpergewicht des Fisches herabzusetzen und dem des um- gebenden Wassers gleich zu machen, wodurch ihm das ruhige Schwimmen erst ermöglicht wird. Um nun dem Fische zugleich auch die Möglich- keit zu geben, durch Vergrösserung oder Ver- kleinerung der in der Schwimmblase enthaltenen Luftmenge sein Körpergewicht zu erhöhen oder zu verringern, um sich so jeweils dem Gewichte des umgebenden Wassers anpassen oder das Körpergewicht gegenüber dem Wassergewichte nach Bedarf verändern zu können, was für ihn naturgemäss beim Aufsteigen und Absteigen im AVasser sehr von Vorteil sein musste, haben sich viele Fische die offene Verbindung der Schwftnmblase mit dem Darme erhalten und benutzen sie in diesem Sinne. Bei manchen Fischen wurde dann aber dieser beliebig füll- bare und entleerbare Luftsack dazu herangezogen, die Blutgefässe seiner AVandung mit Sauerstoff zu versorgen (also gewissermassen eine Art innere Hautatmung) und so im Notfälle dem ganzen Körper den fehlenden Sauerstoff zu beschaffen. Die Entstehung der Schwimmblase bei den Fischen ist in ganz ähnlicher AVeise vor sich gegangen, wie die Entwicklung der Lunge noch heutigen Tages bei jedem menschlichen Embryo vor sich geht. Die Schwimmblase fehlt zunächst bei Aniphioxus und bei den niedrigsten Fischen, den Neunaugen, noch vollkommen. Bei den Hai- fischen finden wir nur eine kurze Ausbuchtung im oberen Teile des Darmrohres. Die Knorpel- fische haben dann schon in grosser Verbreitung vollständig ausgebildete Schwimmblasen, die Knochenfische fast allgemein. Bei den Knorpel- fischen finden wir die Schwimmblase in Gestalt einfacher oder paariger Säcke, die mit dem Schlunde durch einen längeren oder kürzeren dann allmählich die Lunge der höheren AVirbel- tiere, und zwar war diese Lunge ursprünglich ebenso wie die Schwimmblase nur einfach und wurde erst später paarig, wie wir sie denn hei 620 Dr.med. Fritz Reuter: Die Atmung der Fische. allen höheren Wirbeltieren und beim Menschen finden. Noch heute gibt es einen Fisch, der eine derartige unpaarige, zu einer Lunge aller- einfaclister Art umgebildete Schwimmblase auf- weist. In einigen kleinen Flüsschen des östlichen Australiens (Queensland) findet sich ein Wesen, das äusserlicli ganz den Eindruck eines grossen Lachses oder Karpfens macht. Bei einer ge- naueren anatomischen Untersuchung ergibt sich aber, dass es auch eine zwar einfache, aber doch vollkommen brauchbare Lunge besitzt. Der Zweck dieser doppelten Versicherung geht aus seiner Lebensweise klar hervor. In der dürren Jahreszeit trocknen nämlich die Flüsschen fast vollkommen aus, nur wenige wasserarme Tümpel bleiben bestehen, in denen sich dann die Fische zusammen drängen und sich gegen- seitig den geringen Sauerstoffvorrat streitig machen. In dieser Zeit der Not geht der Ceratodus — so heisst das Tier — an die Ober- fläche, nimmt Luft in seine zur Lunge umge- staltete Schwimmblase auf und atmet so nach Art eines echten Lufttieres, das überhaupt kein Wasser zur Atmung mehr braucht. Das Ge- schlecht des Ceratodusxst aber keineswegs jüngeren Datums, sondern schon ein sehr altes, das sich an Hand der erhalten gebliebenen V ersteinerungen bis in die urentlegene Primärzeit zurückverfolgen lässt und früher auf unserer Erde weit verbreitet war. Er selbst ist nur ein letzter Ueberrest einer aussterbenden Familie, wie wir es bei solchen Uebergangsformen häufig finden. Seine zur Luftatmung dienende Lunge ist zellwandig, sie besteht aus einem unpaaren langgestreckten Sack, der über dem Darm gelegen ist. Lebend ist der Ceratodus bei uns leider noch nicht ein- geführt, sodass über sein Gefangenleben keine Beobachtungen vorliegen. Eine weitere Ausgestaltung der Lungen- atmung beim Fisch finden wir dann bei den eigentlichen Lurchfischen und zwar beim Die Entstehung der paarigen Lunge aus der einfachen ist derart vor sich gegangen, dass sich die Wandung vom hinteren Pole aus in der Längsrichtung nach innen zu einstülpte. Auf diese Weise entstand eine äusserlicli einfache, im Inneren durch eine Scheidewand in zwei Längshälften geteilte lungenartige Schwimm- Schemata, um die Entstehung der Lunge aus der Schwimmblase durch Faltung der Wände zu zeigen. Aus Hentschel, „Leben des Süsswassers“. blase, wie wir sie noch heute bei dem mit dem bekannten Schlammfisch verwandten ameri- kanischen Knochen he cht ( Lepiösteus ) finden. Beim Schlammfisch ( Amia calvd) selbst ist die Molchfisch ( Protopterus ) und dem Schuppenmolch (Lepidosiren), die beide schon paarige Lungen- säcke besitzen, mit einem paarigen Luftgang, der also ganz unseren Bronchien entspricht. Larve von Lepidosiren. (Nach Kerr). a. After; b. Bauchflosse; c. Brustflosse; d. Saugorgan; e. Mund; /. Kiemen. Aus Bade, „Süsswasseraquarium“, 3. Auflage. zeitige Schwimmblase durch eine Falte geteilt und läuft nach vorne in zwei kurze Hörner aus. Im Verlaufe der weiteren Entwicklung finden wir beim Schuppenmolch (Lepido- siren), der trotz seines Namens noch zu den Fischen gehört, aber doch schon dicht auf der Grenze zu den Molchen steht — er bewohnt vorwiegend die sumpfigen Niederungen des A.mazonen- stromes und seiner Zuflüsse — schon zwei voneinander getrennte, nebenein- ander liegende Luftsäcke, ganz ähnlich wie bei den eigentlichen Molchen , wo wir bei den Perennibranchiaten, die ihre äusseren Kiemen zeitlebens beibehalten, nur wenig Ober- flächenvergrösserung im Inneren finden, ähn- Dr. med. Fritz Reuter: Die Atmung der Fische. 621 lieh auch noch bei den Triton- Arten, unseren einheimischen Wassermolchen, während die Proteus- Arten und besonders Cryptobr anchus schon zahlreiche maschenförmige Vorsprünge in den Wandungen ihrer Lungen aufweisen. Ebenso wie heim Schuppenmolch finden wir auch bei dem in den schlammigen Gewässern des tropischen Afrika heimischen Molchfisch ( Protopterus ) eine paarige Lunge, die im Inneren durch zahlreiche Vorsprünge und Balken wieder in kleinere zellige Hohlräume zerfällt und damit schon eine ziemlich bedeutende Oberflächenver- grösserung darbietet. Wenn das Organ hier in seinen äusserlichen Verhältnissen auch immer noch mit einer Schwimmblase übereinstimmt, so hat es doch durch diese Innenteilung und vor allem durch das Auftreten zuführender Venen und abführender Arterien eine so wesent- liche Aenderung erfahren, dass es von nun an als echtes Atmungsorgan gelten lassen. So finden wir denn die ganz allmähliche Entstehung der Lungen aus der Schwimmblase lückenlos auch heute noch bei den verschiedenen Tierarten vor uns. (Nicht bei allen Organen ist diese stufenweise Entwicklung so ohne Lücke an noch heute lebenden Wesen nachweisbar!) Während der australische Molchfisch, der Cer ci- to dus^ seine Schwimmblase wohl nur zeitweilig als Lunge gebraucht, finden wir diese Benutzung schon viel regelmässiger bei Amia oalva , dem amerikanischen Schlammfisch und am ausgeprägte- sten bei den den Molchen nahesteh- enden eigentlichen Lurchfischen (Le- pidosiren und Pro- topterus ), die, wenn ihre Wohngewäs- ser austrocknen, sich in den weichen Lehm einbohren und dann mit Hilfe ihrer Lungen durch den offen bleiben- den Gang im Lehmboden Luft einatmen und so B.F. Brustflossen ; B. Bauchseite. . . , Aus Bade, „Süsswasseraquarium, 3. Aufl. ^ einem 1C&C rechten Sommer- schlaf 6 — 8 Monate lang verharren können- Hochinteressant ist übrigens auch, dass diese Molchfische in ihrem Jugendstadium schon einen regelrechten Larvenzustand durchmachen, in welchem sie, wie die Larven der Amphibien mit äusseren Kiemen atmen. Hätten sie nicht Schuppen und Flossen wie die Fische, man könnte sie wirklich mit gutem Recht für Molche ansehen. Aber nicht bei allen Fischen hat die Schwimm- blase diese Entwicklung zur Lunge genommen, bei der grossen Mehrzahl und zwar gerade auch hei denjenigen Arten, die den Fischtypus am Larve von Protopterus. 17 Tage nach dem Ausschlüpfen, etwas vergrössert. H. Brustständiges Haftorgan; Br. Brustflossen, darüber die kammförmigen äusseren Kiemen; B. Bauchflossen. (Nach Buddgett). Aus Bade, „Süsswasseraquarium 3. Auflage. vollkommensten darstellen, bei den Knochen- fischen, ist sie stets Schwimmblase geblieben und hat vielfach sogar ihre Verbindung mit dem Darm, den regulierenden Luftgang, nachträglich wieder eingebiisst. Es ist das wohl hauptsächlich bei solchen Fischen eingetreten, die im tieferen W asser leben und nicht an die Oberfläche zu kommen pflegen, für die daher auch eine Nach- füllung von Luft in die Schwimmblase unmög- lich ist. Aber auch bei den Labyrinthfischen ist diese Verbindung zwecklos geworden und daher in Wegfall gekommen. Die Darmatmung und ihre weitere Ausgestaltung, die Atmung mittelst Schwimmblase und Lunge ist nämlich nicht der einzige Weg geblieben, den der tastende Schritt der Natur zu geben versucht hat, um dem Fische die Sauerstoffaufnahme direkt aus der Luft zu ermöglichen. In ihrem fortwährenden Drange nach Verbesserung hat sie auch noch einen zweiten Weg eingeschlagen durch Ent- wicklung eines besonderen, neben der Kiemen- höhle liegenden Organs, des sogenannten Laby- rinthes. Dieses Organ findet sich in seinem Anfangsstadium bei den Ophioceplialiden, den indischen Schlangenkopffischen, die ja auch schon mehrfach im Aquarium gezüchtet wurden. Diese Tiere haben eine über der Kiemenhöhle gelegene sackförmige Ausstülpung, derenWandung reich mit Blutgefässen versehen ist und auf diese Weise einen Luftaustausch ermöglicht. Etwas weiter entwickelt findet sich das Organ bei den eigentlichen Labyrinthfischen, bei der Familie der Osphromeniden, zu der alle jene s.r In der Kapsel ruhender Protopterus. M. Mund ; A.S. Schwanz ; 622 Dr. L. K e i 1 hac k : Bemerkungen zur Fortpflanzungsweise der Kladozeren. Fische gehören, die wir -als Labyrinthfische in unseren Becken pflegen ( Osphromenus , Tncho- gaster, Polyacanthus , Betta und Ctenops). Bei ihnen fehlt der die Schwimmblase mit dem Darm verbindende Luftgang völlig, dafür ist aber die bei den Ophiocephaliden nur sackförmig ange- deutete Ausstülpung zu einem aus zahlreichen Windungen bestehenden, einer menschlichen Ohrmuschel nicht unähnlichen Organ geworden, das die Sauerstoffbeschaffung direkt aus der Luft zu besorgen hat. Die einzelnen Windungen dieses Organs werden gebildet aus feinsten Knochenplättchen, die einen Ueberzug von zarter Schleimhaut tragen, in der die feinsten Gefäss Verästelungen liegen, genau wie sie in unseren Lungen die Wand der Lungenbläschen umspinnen. Von Zeit zu Zeit nehmen die Tiere Luft an der Oberfläche des Wassers in dieses Organ auf und halten dieselbe dort fest, bis ihr der Sauer- stoff entzogen worden ist. Dann geben sie die- selbe durch Maul oder Kiemen wieder nach aussen ab. Auch ausserhalb des Wassers können diese Tiere daher ohne Schädigung ihrer Ge- sundheit leben, wenn sie nur die nötige Feuchtig- keit behalten, damit sie nicht vertrocknen und die Möglichkeit finden, Atem zu schöpfen. Man kann sie daher ganz gut in feuchtem Moos oder in einen nassen Lappen gewickelt verschicken. Auch in dem schlechtesten Wasser halten sie ohne weiteres aus, weil sie ihren Sauerstoff- bedarf dann einfach aus der Luft decken. Diese Labyrinthatmung ist bei ihnen nun nicht nur eine zeitweilige, vielmehr nehmen sie ständig Sauerstoff aus der Luft auf, ja ohne die Mög- lichkeit Luftsauerstoff’ zu atmen gehen sie schnell zugrunde. Man hat den Versuch gemacht und Makropoden und Guramis in einen Behälter gesetzt, in dem sie durch ein Gitter von Dralit- gaze von der Oberfläche abgeschnitten waren. Sie gingen in kurzer Zeit, nach heftiger Atem- not, zugrunde, sie ertranken, weil sie gehindert waren, Sauerstoff aus der Luft in das Labyrinth aufzunehmen. Am vollkommensten finden wir endlich dieses fächerige, luftführende Organ bei den Anaba ntidae , den indischen Kletterfischen, ausgebildet. Aber der Weg, den die Natur mit der Labyrinthatmung eingeschlagen hat, war ein Abweg, er war einer weiteren Ausgestaltung nicht fähig. Er führte nicht zur Höhe, wie es die Lungenatmung berufen war, die wir vom Molche an bei allen höheren Wirbeltieren und auch beim Menschen finden. Nur noch andeutungs- weise finden wir bei den höheren Tieren die Beste des verschwundenen Labyrinthes in dem bei uns zwischen Nasenhöhle und Schädelbasis gelegenen Siebhein. Die Lungenatmung dagegen hat sich als vorzüglicher Ersatz der Kiemen- atmung allgemein bewährt. Bemerkungen zur Fortpflanzungsweise der Kladozeren. Von Dr. L. Keilhack. — Mit sechs Zeichnungen Den Lesern der „Blätter“ ist durch einen Aufsatz von A. Czepa (in Heft 16 des laufenden Jahrgangs) die Entwicklung unserer Anschau- ungen über die eigenartige Fortpflanzungsweise der Kladozeren ausführlich geschildert worden. Besonders eingehend sind dabei die Versuche von Issaköwitsch behandelt, die ich deshalb hier nicht noch einmal zu schildern brauche. Ahb. 1. Bosmina longirostris (0. F. M.) 5 mit Ephippium. Vergrössert 126:1, nach der Natur. Sie sind, wie Czepa im letzten Abschnitt seiner Ausführungen bemerkt, mehrfach angegriffen worden (von J. Strobl und mir). Ich will im folgenden auf diese Meinungsverschiedenheiten, die augenblicklich hinsichtlich der Deutung der „Generationszyklen“ der Kladozeren herrschen, näher eingehen, da eine Beihe von Versuchen, die zur Klärung der Frage beitragen können, für Aquarienliebhaber leicht ausführbar sind, ja vielleicht leichter als für den Fachzoologen, dem die praktische Erfahrung für die Behandlung der Zuchtbecken fehlt. Issaköwitsch hat die Ausführungen seiner ersten Veröffentlichung mit dem Satz geschlossen : „Ein zyklische Fortpflanzung im Sinne Weis- manns besitzen die Daphniden nicht“; er hat also bestritten, dass die Anzahl der partheno- genetischen Generationen (d. h. der aus unbe- fruchteten Sommereiern sich bildenden) bei den Dr. L. Keilhack: Bemerkungen zur Fortpflanzungsweise der Kladozeren. 623 einzelnen Arten normiert sei, und behauptet viel- mehr, dass sie nur von den jeweils herrschenden Temperatur- und Ernährungsbedingungen ab- hänge. Zu dieser Ansicht steht das Verhalten einiger Kladozeren im Widerspruch. Ich habe bei Polyphemus pediculus L. eine Geschlechts- periode im Frühjahr (Ende Mai) beobachtet und eine zweite im Herbst (Oktober). Im Sommer treten die Tiere meist spärlicher auf als in den letzten Wochen vor diesen beiden Geschlechts- perioden; diese Beobachtungen hat Strohl in Süddeutschland bestätigen können. Bei zwei andern Arten ist ebenfalls eine Frühjahrs- geschlechtsperiode beobachtet: Bosmina longi- rostris (0. F. Müller) und Chydorus sphaericus (0. F. Müller). Es ist auf der Grundlage der Anschauungen von Issakowitsch nicht erfindlich, wie diese Frühjahrsgeschlechtsperioden zustande kommen. Sie sind nur zu erklären als Erinnerung an frühere arktische Lebensbedingungen, unter deren Herrschaft die genannten Arten nur für Abb. 2. Bosmina longirostris g . Vergrössert 126:1, nach der Natur. eine parthenogenetische Generation Zeit hatten. Unsere meisten Kladozeren haben sich an unseren langen Sommer durch Einschiebung weiterer parthenogenetischer Generationen angepasst; nur die genannten drei Arten haben den ursprüng- lichen kurzen Zyklus beibehalten; Polyphemus wiederholt ihn zweimal im Jahre, bei den beiden andern Arten ist die hei'hstliche Geschlechts- periode weniger stark ausgeprägt als die im Frühjahr. Es gilt nun, den Widerspruch zwischen den Kulturversuchen von Issakowitsch und diesen Beobachtungen an freilebenden Kolonien zu be- seitigen. Hierzu erscheinen mir weitere Kultur- versuche erforderlich, die folgende Frage zu lösen hätten: „Lassen sich auch die Kladozeren monatelang in Wärmekulturen bei partheno- genetischer Fortpflanzung halten, deren frei- lebende Kolonien einen kurzen Zyklus haben?“ Es sind dies ausser den genannten drei noch vor allem f ol gende Arten : Die tümpelbewohn enden Arten und Kassen der Gattungen Daphne (—Daphnia) und Ceriodaphnia und alle Moina- Arten. D ie Bestimmung dieser Gattungen wird nach Czepas Ausführungen in Heft 16 leicht durchführbar sein; die Bestimmung der Arten ist für Anfänger nur nach Figuren möglich; Abb. 3. Chydorus sphaericus (O.F.M.) Vergr 78:1, nach Lilljeborg. Abb. 4. Chydorus sphaericus (0. F. M.) Hinterkörper des g. Vergrössert 190 : 1, nach Lilljeborg. ich verzichte deshalb darauf, Bestimmungstafeln für die Arten hier zu geben und erkläre mich bereit, eingesandte Exemplare (möglichst mehr als drei, in 70% Alkohol fixiert) zu bestimmen (Adr.: Wilmersdorf-Berlin, Bingerstr.), wenn der Einsender mit der betreffenden Form zu experimentieren gedenkt. Nach meiner Ansicht muss es sich zeigen, dass diese Kladozerenformen sich in den Wärmekulturen nicht viel länger parthenogenetisch fortpflanzen als im Freien, und dass in ganz gleichmässigen Wärmekulturen die von Issakowitsch an Daphne magna beobach- teten pathologischen Erscheinungen auftreten. Eine Bestätigung oder Widerlegung dieser Ver- mutung durch das Experiment würde die wichtige Frage nach der Bedeutung der Generations- zyklen der Kladozeren einen bedeutenden Schritt näher bringen. Für die technische Seite des Versuchs werden die Angaben Czepas über die Methode von Issakowitsch genügen. Für Versuche mit Poly- phemus rate ich, dasselbe Wasser zu benutzen, Vergrössert 42:1, nach Lilljeborg. in dem er im Freien lebt; das wird sich auch bei den andern Arten empfehlen. Für die Materialbeschaffung will ich folgende Hinweise geben: Polyphemus pediculus lebt am 624 Ad. Andres: Bufo vittatus Blgr. in Aegypten. Ufer grösserer Gewässer, fehlt aber in vielen Gegenden ganz.' Bosmina longirostris kommt fast in jedem See in Massen vor und bevorzugt die Uferzone. Chydorus sphaericus ist unsere verbreitetste und gemeinste Kladozerenart; sie findet sich in Gewässern jeder Art und Grösse, vom kleinsten Tümpel oder Graben bis zum grossen See. Ueber das Vorkommen der zur Familie der Daphniden gehörigen Arten hatCzepa o Auge, fl1 Vorderfühler, a 3 Hinterfühler, pl erstes Schwimmfusspaar, pl letztes Schwimmfusspaar, / Lippenanhang, d Darm, a After, p Postabdomen, sb Schwanzborsten, h Herz, br Brutraum. in Heft 16 dieser Zeitschrift (Jahrgang 20) ausreichende Angaben gemacht. Ich empfehle diese Versuche, deren Ergeb- nisse wissenschaftlich höchst wertvoll sein können, der Beachtung von Aquarienliebhabern, die sich auch für das Leben und Treiben der kleineren Süsswasserbewohner interessieren; soweit ich es kann, werde ich gern dabei mit Bat und Tat helfen. Die beigegebenen Figuren werden das Wiedererkennen der drei besonders genannten Arten und die Unterscheidung der Geschlechter ermöglichen. Bufo vittatus Blgr. in Aegypten. Von Ad. Andres, Bacos-Ramleh. Mit einer Aufnahme. Schon seit einigen Jahren habe ich in meiner Korrespondenz mit Herrn K. Lankes, des Vorsitzenden der „Isis“-Münclien, des öfteren einer Kröte Erwähnung getan (vergleiche auch Beiträge zur Fauna Aegyptens, I. Reptilien und Batrachier, Publications de la Soc. d’Historie Naturelle d’Alexandrie, von Ad. Andres), die mir durch verschiedene Merkmale von der hier gewöhnlich vorkommenden Kröte ( Bufo rcgularis ) abweichend erschien. Leider sind die von mir Herrn Lankes ein- gesendeten Exemplare teils unterwegs verloren gegangen, teils in verdorbenem Zustande in seine Hände gekommen, sodass er nie zu einer richtigen Determination der betreffenden Art kommen konnte. Umsomehr begrüsste ich es mit Freuden, als mir Herr Kapitän Flower, Direktor des Zoologischen Gartens in Gizeh bei Kairo, vor ein paar Tagen mitteilte, dass die ihm von mir vor zirka einem Jahre überbrachte Kröte von G. A. Boulenger in London als Bufo vittatus bestimmt worden sei und dass be- treffende Autorität diesen Fund als sehr be- merkenswert erklärt habe. Wie gesagt, brachte ich vor einem Jahre Herrn Direktor Flower einige Exemplare dieser mir unbekannten Kröte lebend nach Kairo. Dieselben gingen leider bald ein; doch sandte Herr Flower die in Spiritus präparierten Tiere nach London zur Bestimmung. Nach denselben stellte Boulenger fest, dass er diese Art im Jahre 1906 in den „Additions to the Herpe- tology of British East Africa“ (Proceedings of the Zool. Society, London 1906 pag. 573) nach einem einzigen aus Entebbe in Ostafrika er- haltenen ? , beschrieben habe. Interessant ist die enorme Entfernung der beiden Fundorte! Man sollte doch annehmen, dass die Kröte zwischen diesen beiden Plätzen zu finden sei. Sehr wahrscheinlich ist aller- dings auch, dass das Tierchen infolge seiner grossen Aehnlichkeit mit einer kleinen Bufo regularis dem Auge eines nicht scharfen Be- obachters entgaugen sein mag. Die genaue Beschreibung der Kröte be- findet sich an oben angeführter Stelle, Proc. Zool. Soc. London 1906, pag. 575. Ich lasse sie in Uebersetzung folgen: „ Bujo vittatus. Scheiteldach ohne Knochen- kämme, Schnauze kurz, zugerundet, mit deut- lichem Canthus, Zwischenraum der Augen kon- kav, schmäler als das obere Augenlid, Trommel- fell sehr deutlich, fast so gross als das Auge, nahe dem Auge. Finger mässig zugespitzt, erster nicht über den zweiten hinausgehend ; Zehen im ersten Drittel mit Schwimmhaut, mit einfachen Gelenkhöckern; Zehen mässig gross, keine Tarsalfalte am Fuss. Legt man die Beine nach vorn um, so erreicht die Ver- bindungsstelle des Tarsus mit den Mittelfuss- knochen das Tympanum nicht. Oberseite mit runden oder ovalen Warzen von ungleicher Grösse, welche auf den Seiten kegelförmig (konisch) sind; die Parotiden sind schmal, schwach vorspringend, in Warzen auf- gelöst. Oberseite rötlich braun, mit sechs unter- brochenen Längsbändern auf dem Rücken und Hugo Hülsen: Das Aquarium und seine Konstruktion aus Gusseisen. Querbändern auf den Schenkeln, Unterseite blass ziegelrötlich, mit grossen grünlichen Flecken. Länge 37 mm. Nur ein Exemplar, ?, von Entebbe, Britisch Ostafrika. Nahe verwandt mit Bufo funereus Bocage. Unterschieden durch den kürzeren ersten Finger und das grössere Trommelfell.“ Als ich vor einem Jahre Herrn Direktor Flower einige Exemplare übermittelte, brachte ich ihm auch einen gleichgrossen Bufo regularis mit und behielt für mich ein Pärchen des neuen Bufo vittatus. Letzterer ist noch in seinem Besitze und auf mehr als das Doppelte ge- wachsen, während meine Tiere auch heute noch ihre ursprüngliche Grösse besitzen. Photographische Reproduktion der Originalabbildung, Proc, Zool. 1906, Fig. 98, Seite 574. Ich habe Bufo vittatus oft im Freien beob- achtet: er führt ein sehr verstecktes Leben, er bewegt sich kriechend in den mit Bohr und niederen Pflanzen dicht bewachsenen kleinen Bewässerungskanälen in der Umgegend von Ramleh bei Alexandrien. In seinem ganzen Habitus gleicht er mehr einer Unke als einer gewöhnlichen Kröte. Am leichtesten ist er noch durch seine Stimme aufzufinden; aber auch dann, wenn man glaubt, sicher den Ort entdeckt zu haben, wo er sich befindet, muss man noch sehr genau suchen, um ihn zwischen den ihm gleichgefärbten Pflanzen zu unter- scheiden. Dann fällt einem gewöhnlich seine grosse orangerot gefärbte Schallblase zuerst ins 625 Auge. Die Laichzeit beginnt im April, aber auch heute noch (Ende Juni) fand ich quakende cfd* vor, aber keine Pärchen in Kopula. Seine Stimme gleicht der von Bufo regularis , nur ist sie viel zarter und höher; man könnte es am besten mit einem regelmässig abgestimmten: Krr, Krr, Krr, Krr, Krr, Krr — ausdrücken, vielmals wiederholt. — In der Gefangenschaft ist diese Kröte leicht zu halten; sie beansprucht einen mit wenig Wasser angefüllten Behälter, mit einem Stein in der Mitte als Buhepunkt. Futter wie das aller Kröten ; bevorzugt werden Fliegen, überhaupt alle Dipteren, wäh- rend Mehlwürmer weniger gern genommen werden. Mein Pärchen hat sich dieses Jahr leider nicht fortgepflanzt, sodass ich über den Jugend- zustand nichts mitteilen kann. . Das Aquarium und seine Konstruktion aus Gusseisen. Von Hugo Hülsen, Oberingenieur, St. Petersburg. Wohl ein jeder, der schon längere Zeit unserer schönen Aquariensache mit Fleiss und Ausdauer huldigt, wird die Beobachtung ge- macht haben, dass das Gedeihen unserer Aquarieninsassen ausser von unserer sachge- mässen Pflege noch von Faktoren abhängt, auf welche' wir nur einen geringen, oder auch gar keinen Einfluss ausüben können. Gar mancher wird, trotz sorgfältigster Ein- richtung und peinlichster Beachtung aller, durch die Aquarienkunde gesammelter Erfahrung, keine rechte Freude an seinen Behältern finden, ohne recht zu wissen, was eigentlich dem fröhlichen Gedeihen seines Aquarieninhaltes hindernd entgegen steht. Wohl finden sich hie und dort Bemerkungen und Vermutungen, welche solche Misserfolge bald dem Wasser, bald dem Aufstellungsort und noch viel öfter dem Pfleger selbst zuschreiben. Unter diesen und ähnlichen Aeusserungen fiel mir besonders eine auf die Nerven, welche meine eigene, langjährige Er- fahrung zu bestätigen schien. Es ist dies die Frage nach dem für die Herstellung der Aquarien geeignetsten Material. Gewiss, seit wir unsere Glaswannen haben, sind unsere Fische und Pflanzen „fein heraus“ ; etwas besseres als Glas dürfte ihnen wohl nie geboten werden. Und doch! — Beim Halten von Aquarien führen unsere Pfleglinge wohl stets das letzte Wort — und doch — und doch — immer wieder versuchen wir es, auch ein 626 Hugo Hülsen: Das Aquarium und seine Konstruktion in Gusseisen. wenig Heckt zu behalten. Was weiss so ein Zahnkarpfen oder Chanchito auch von Aesthetik. Dieser Begriff liegt für ihn total ausserhalb seiner vier Glaswände, ist für ihn die reine Metaphysik. Nun, was dem Einen Metaphysik ist, braucht es dem Andern noch lange nicht zu sein. So sieht man denn in der Literatur, wie bald hier bald dort einer versucht, die Glasbehälter noch weiter zu verbessern. Weil der erfahrene Pfleger nun aber ganz genau weiss, dass er am sichersten fährt, wenn er den Innenraum ganz seinen Pfleglingen über- lässt, probiert er immer wieder, seine Ver- besserungen von aussen anzubringen. Da findet der Eine, dass es seinen Gläsern sehr gut be- kommt, wenn sie auf einer Filzplatte stehen, der Andere verwendet dazu feinen Sand, ein dritter hat das Bedürfnis, seinem Glasaquarium einen Untersatz zu geben, noch ein Anderer beklebt die Ecken mit Leinwandstreifen, welche sich auf dem Boden kreuzen (erstens, weil es besser aussieht und zweitens kann so ein Glas doch auch manchmal platzen) — also man sieht, hier liegt ein Bedürfnis vor, welches Ab- hilfe erheischt. AVer ausserdem schon je Ge- legenheit hatte, seine Fische durch eine ebene gute Glassscheibe, oder wohl gar durch eine Spiegelscheibe zu betrachten, der wird ohne weiteres, selbst seinen Fischen gegenüber, be- haupten, dass das reine Glasaquarium unmög- lich das Ideal darstellt, welches beide Teile in gleicher AVeise befriedigt. Ja, wird nun aber gleich jemand rufen, wozu haben wir denn unsere Gestellaquarien ? — Gemach, so frage ich, wie kommen wir eigentlich zu unseren Glasaquarien? Gewiss, sie sind billig! Aber das nur allein? 0 nein, sie sind auch gesund, sehr gesund sogar! Fragen Sie nur ihre Jung- brut, oder meinethalben auch die verständigen Alten. Mein grosser Geophagus gymnogenis winkt mir aus seinem neuen Aquarium ganz deutlich zu, als wollte er sagen: Jawohl, sehr gesund, aber auch klein. Hier lebe ich auf einem ganz anderen Fusse. (Das letztere lügt er natürlich, denn Fiisse hat er garnicht.) Aber etwas AVahres ist an der Geschichte! Unsere Glasaquarien, so gut sichs in ihnen leben lässt, so unschön sehen sie von aussen aus, abgesehen von den Störungen durch die unebenen Scheiben beim Betrachten unserer Lieb- linge. So schön auch unsere Gestellaquarien von aussen verziert sein mögen, unsere Fische und Pflanzen wollen oft — oft nichts von ihnen wissen und ehe man recht weiss woran, sind sie ge- storben. AVie kommt es nun, dass dem Letzteren so ist? Meine persönliche Ueberzeugung, gestützt auf eine lange Beobachtung und Erfahrung hat mich’s immer wieder gelehrt, dass das beim Bau unserer Gestellaquarien verwendete Material die Hauptschuld daran trägt. Kupferne Heizkessel, verzinkte Eisenblech- böden, meistens ohne Glasbelag, Zinkblech- gestelle usw., das ist es, was man immer wieder antrifft und mit ihnen die alten Klagen. Als alter Aquarianer und mindestens ebenso alter Praktiker in der Verarbeitung von Eisen und anderen Metallen fragte ich mich immer wieder: Warum baut man Aquarien aus allen möglichen, nur nicht aus dem Material, was sich für seine Herstellung in aller erster Linie eignet, nämlich aus Gusseisen ! x) Es ist weit und breit bekannt, dass Gusseisen dem Bosten eiuen grösseren Widerstand entgegensetzt als alle anderen in Frage kommenden Metalle, be- sonders, wenn seine natürliche Oberfläche mög- lichst geschont wird. Ferner kommt dazu seine leichte Formbarkeit, die es ermöglicht, jede ge- wünschte Form, jede denkbare Verzierung an- zubringen, ganz wie es dem Geschmack und Geldbeutel des Bestellers entspricht. AVenn etwas seiner Verwendung bisher mit Becht entgegen stand, so dürfte es die Schwierigkeit gewesen sein, die, für dieses Material und dem später zu erfüllenden Zwecke entsprechende, solide und richtige Konstruktion zu finden. Vielleicht liegt das daran, dass in den Kreisen, welche für solche Arbeit besonders disponiert sind, wenig Liebhaber zu finden sind, vielleicht auch denkt mancher Liebhaber, der die Arbeit hätte leisten können, überhaupt nicht an Arbeit, wenn er nach vollbrachtem Tage- werk einige wenige Minuten seinen Lieblingen widmen kann. So glaube ich der Erste zu sein, der etwas über die Konstruktion gusseiserner Aquarien öffentlich in Vorschlag bringt und werde mir erlauben, die Konstruktion meiner vorhandenen und im schönsten Betriebe stehenden „Guss- eisernen“ mit Spiegelscheiben in einem weiteren Artikel bekannt zu geben. Hier kann ich nur andeuten, dass alle, die meine Aquarienanlage je gesehen, von den bis- her acht Stück „Gusseisernen“ entzückt waren. J) „Gusseiserne Aquariengestelle“ werden in Deutschland doch häufig gebaut. Aber Verfasser hat ganz Recht. Neben ihm trifft man nur zu oft Ge- stellaquarien aus minderwertigem Material an, Dr. Wolter stör ff. Kleine Mitteilungen. — Sprechsaal. — Literatur-Bericht. 627 Kleine Mitteilungen „Die Bestimmung des Alters der Fische.“ Das Alter der Fische kann durch Untersuchung der so- genannten Otolithen oder knochigen Ausscheidungen im Gehörapparat der Fische bestimmt werden. Die Otholitken nehmen während des ganzen Lebens der Fische an Grösse zu und überziehen sich jedes Jahr mit zwei neuen Schichten, einer helleren, die dem Sommer entspricht und einer dunkleren, die dem Winter entspricht. Die verschiedenen Schichten sind leicht voneinander zu unterscheiden und können somit leicht gezählt werden. Die Anzahl der Schichtenpaare entspricht also dem Alter des Fisches. Man kann aut diese Weise die Schnelligkeit des Wachstums der Fische und die Wirkungen der Fischerei auf die Be- völkerung des Meeres feststellen. Mitgeteiit vom Patentbüro J. Bett & Co., Berlin SW. 48. Zur Polypenplage. Vor einigen Jahren hatte ich in einem Becken einen Polypenteppich, der nichts anderes mehr im Glase sehen liess. Die Fische heraus — die Gelbrändkäfer hinein. Sie sollten säubern. Und das taten sie. Wie froh war ich, als sich nach und nach die Stellen lichteten, es blieb auch nicht ein Polyp sitzen. Die Käfer gebrauchten nicht einmal lange Zeit dazu. Hoffentlich sind nun nicht meine Käfer eine Ausnahme gewesen. Mögen dies weitere Versuche bestätigen. Es ist doch gewiss ein ideales Mittel und schont die Pflanzen durchaus. Frau Margarete Comp, „Wasserrose“, Cöln a. R. <^> <^> <<> Sprechsaal <^> <^> <$> Denjenigen Herren , welche für ihre Zierfisch- Liebhaberei nicht sehr viel freie Zeit übrig haben, dazu gehöre auch ich, wird es oftmals wenig angenehm und teilweise unmöglich sein, die Vereins- berichte von A bis Z durchzulesen, um diejenigen Mitteilungen, welche gerade für den Einzelnen von Interesse sind, herauszufinden. Andererseits will man auch nicht gern irgend einen praktischen Wink, der sich in den Berichten finden könnte, übergehen. Was einen Liebhaber interessiert, hat für andere Liebhaber vielleicht gar kein Interesse. Nun muss man häufig eine Stunde oder länger opfern, um alle die Vereins- berichte durchzulesen und findet dann vielleicht 1 oder 2 Absätze von Interesse, während das Uebrige unnütz gelesen ist, zumal manche Vereine sich immer noch nicht entschliessen können, für die Allgemeinheit gänzlich überflüs- sige Mitteilungen, wie Begrüssung des Vorsitzenden, Dank-Abstattungen, Zeit der Eröffnung und des Schlusses der Ver- sammlung, Verlesung der Eingänge usw. usw., in ihren Berichten f o r tz u 1 as s e n.1) Ich möchte deshalb an die Redaktion der „Blätter“ mit dem Vorschläge herantreten, dass in den Vereins- berichten solche Mitteilungen, welche speziell die Liebhaberei betreffen und für die Allgemeinheit von Interesse sind, durch Fettdruck eines oder mehrerer Wörter oder eines Satzes leicht auffindbar ge- macht werden. Solche fett zu druckenden Wörter oder Sätze wären z. B. : „Regenwurm- zucht“, „ Enchytraeus“ , „Aufzucht von Jung- fischen“, „Vertilgung von Blattläusen“, „Algenbildung“, „Laichgeschäft der . . .“, „Verpilzung derEier von.. .“, „Geschlechts- Unterschiede bei...“ usw. usw. Man braucht sich dann nicht mit dem Lesen der vielen Mitteilungen, die ohne jedes Interesse sind, aufzuhalten, sondern ') Wie oft haben wir Herausgeber gegen solches überflüssiges Beiwerk angekämpft, aber meist vergeblich! Man mag auch nicht immer wieder die gleichen Klagen schriftlich Vorbringen. Einige Vereine, wie „Is s"-München, „Vivarium“-Breslau, machen hier eine erfreuliche Ausnahme. Dr. W. findet beim flüchtigen Ueber blick sofort die- jenigen Mitteilungen heraus, für welche man In- teresse hat. Auch wird auf solche Weise das Nachschlagen in früheren Heften nach irgend einem Artikel, den man gerade gelesen hat, bedeutend er- leichtert, als wenn man, wie es jetzt der Fall ist, vielleicht 10 Nummern oder noch mehr durchlesen muss, bis man in irgend einem Vereinsberichte das Gesuchte findet. Es sollte mich freuen, wenn mein Vorschlag sich verwirklichen Hesse. F. K„ Cöln a. Rh. Zusatz des Herausgebers: Ich bitte die verehrlichen Schriftführer um die Beherzigung dieser Vorschläge! Am zweckmässigsten wird der Inhalt eines Berichtes gleich zu Beginn durch Kapitel- über Schriften, unterstrichen, hervorgehoben, wie es bei dem Breslauer Verein „Vivarium" bereits seit einiger Zeit geschieht. Ich selbst kann mich dem nicht unterziehen, da die Berichte nach rascher Durchsicht sofort zum Druck gehen. Dr. Wolters torff. Literatur-Bericht Nicht besonders gezeichnete Referate stammen von Pa ul K am m erer. — „W.“ = „Wochenschrift für Aquarien- und Terrarienkunde“, „Lac.“ = „Laceita“, Zeitschrift für Terrarienkunde (Beilage zur vorigen). Filek, E. K., „Das Terrarium. Leichtfassliche Anleitung zur Anlage desselben und zur Pflege der Tiere“. 23. Bändchen der Sammlung „Spiel und Ar- beit“, Ravensburg, Verlag Otto Maier. 40 Seiten Text, 31 Illustrationen 1 Modellbogen. Preis Mk. 1.20. Filek, E. K., „Das Aquarium. Modellbogen und Anleitung zur Selbstherstellung“, — 22. Bändchen der Sammlung „Spiel und Arbeit“. Ebenda. Preis Mk. 2. — . Diese Hefte wenden sich — sprachlich und in- haltlich — an den Anfänger, und zwar an den sehr jugendlichen Anfänger in der Aquarien- und Tf-rrarienhaUung. Beschreibungen von Tieren und Pflanzen, sowie deren Abbildungen sind dement- sprechend keine Originale, sondern aus diversen Natur- geschichtslehrbüchern und älteren Handbüchern der Vivarienkunde wohlbekannt. Ja vieles aus dem Ab- schnitt über die Tiere des Terrariums macht den Eindruck, als sei er ein verwässerter Lachmann, gleich- wie Lachmann ein verwässerter v. Fischer gewesen. Das sind natürlich Schäden, die für ein der Jtfgend gewidmetes Werk besonders bedauerlich, aber auch für die Jugendwerke aller Gebiete besonders typisch erscheinen. Weshalb ich aber jene beiden Hefte aus „Spiel und Arbeit“ hier (wohl sehr verspätet, — eine Jahres- zahl tragen sie nicht) bespreche, trotzdem sie mir nicht als Rezensionsexemplare vom Verlage zugingen, sondern ich sie dieser Tage rein zufällig in der Aus- lage einer Buchhandlung entdeckt habe, das ist ihre genaue und anscheinend durchaus brauchbare An- leitung, die Behälter selbst herzustellen. Diese An- leitung ist sowohl den geistigen, wie auch den ma- nuellen Fähigkeiten eines Kindes von etwa 10 Jahren angefangen recht gut angepasst und enthält ein zweckmässiges Novum , welches ich auch in den- jenigen Leitfäden nicht vorgefunden habe, die sich sonst sehr genau mit der Bauart der Behälter be- fassen : einen Modellbogen, der am Schlüsse des Heftes am Umschläge herausziehbar angebracht ist. In dieser einen Beziehung glaubte ich auf die genannten kleinen Kompendien sogar empfehlend hinweisen zu sollen, wie denn überhaupt die ganze Tendenz des Unter- nehmens, Selbstanfertigung von lehrreichem Spiel- zeug, sympathisch berührt. Sieghardt, Erich, „Das Plankton“. — „W. f. A.“ IX, S. 149-152, 5 Skizzen, Nr. 22, 1909. — Der Verf. hat es, statt von dem riesigen Formenreichtum der im Wasser schwebenden Kleinlebewesen eine möglichst grosse Menge aufzuzählen und kurz zu be- 628 Vereins-Nachrichten. rücksichtigen, vorgezogen, lieber einige wenige Ver- treter genauer zu beschreiben und zwar solche, welche an der Grenze zwischen Tier- und Pflanzenreich stehen : Dinobryon sertularia, Ceratium hirundinella, Pediastrum und Diatomeen. Diese Formen (von Diatomeen Dia- torna elongatum und Asterionelia) sind auch durch einfache Federzeichnungen veranschaulicht. Das er- wähnte Darstellungsprinzip ist gewiss beifällig auf- zunehmen ; dennoch eignet sich der mit sichtlichem Bemühen, ganz gemeinverständlich zu sein, ge- schriebene Aufsatz nicht besonders gut für die erste Orientierung über das Wesen des Planktons, weil er stilistisch nicht geschickt durchgeführt oder nicht sorgfältig genug ausgefeilt ist und in diesem Sinne das Verständnis für die vorgebrachten Tatsachen nicht restlos vermitteln dürfte. Für die Schriftleitung verantwortlich: Dr. W. Wolterstorff, Magdeburg-Sudenburg. An die Herren Einsender der Vereinsberichte ! Wieder und wieder gehen Vereinsberichte irrtümlich an den Verlag oder die Druckerei! Hierdurch entsteht regelmässig statt einer Beschleunigung eine Verzögerung des Abdruckes, da alle Berichte, so gut wie alle Arbeiten , von mir vor der Drucklegung durchgesehen werden müssen! Meine Adresse ist Magdeburg-S., Hellestrasse 2 a. — Nur „Tagesordnungen“ dürfen and sollen direkt der Druckerei O. Sautter, Stuttgart, Augustenstrasse 7, übersandt werden. Bei Eintreffen am Donnerstag können soldie noch in der nächsten Nummer Aufnahme finden. ^ Wolle r slurff Vereins-Nachrichten Unter alleiniger Verantwortung der Herren Einsender. Berlin. „Nympliaea alba“. Sitzung vom 16. Juni 1909. ') Herr Hipler eröffnet die Sitzung um 10 Uhr und begrüsst die Gäste, Herren C Conrad, Krebs, Schramm und Reddin. Die Eingänge wurden bekannt gegeben und zur Kassenrevision die Herren Schroeder und Hoppe gewählt. Die nächste Sitzung ist eine General- versammlung. Unser Ausschuss -Delegierter Herr Klafft berichtet, dass der Vorstand des Ausschusses wiedergewählt ist und dass das Ausschussvermögen zur Zeit 25 Mark beträgt. Sodann gab Herr Fürst einen interessanten Bericht über den Besuch einiger Mitglieder in Conradshöhe. Herr Spinder stiftet zum Besten der Kasse einige Knollen der weissgefleckten afrikanischen Kalla und werden Herrn Fürst einige Fundstellen für Wasserasseln auf Anfrage mitgeteilt. — Herr Reddin meldet sich zur Aufnahme. — Zur Verlesung gelangen zwei Zeitungsnotizen über „Fische mit vier Augen“ und über „Die Verlandung der Süss- wasserseen“, sowie ein Artikel über die Zucht von Cichliden. Bei der hierauf entstehenden Debatte gibt Herr Hipler noch hierzu einige ergänzende Ratschläge. — Freiwillig gespendet wurden 70 Pfg. K. S. Generalversammlung vom 7. Juli 1909. Als neues Mitglied wird vom Vorsitzenden Herr Reddin begrüsst und vom Kassier der Bericht des letzten Quartals erstattet, worauf ihm auf Antrag der Revisoren Entlastung erteilt wird. — Bei Besprechung eines Familienausfluges wird dieser nach kurzer Debatte auf den 18. Juli nach Rahnsdorf festgelegt. Die nicht anwesenden Mitglieder sollen benachrichtigt werden. — Hen- Hipler zeigt einen Katalog der alten und bekannten Firma Julius Reichelt, Inh. Emil Reichelt, vor, in welchem viele Neuheiten und Importe ent- halten sind. Hierauf werden Bestellungen auf Mandees Jahrbuch gesammelt, welche infolge des nicht be- sonders verfassten früheren Jahrganges nur spärlich einliefen. Wir stellen uns unter einer Jahresrevue unserer Liebhaberei denn doch etwas anderes vor! — Zum Schluss erfolgte eine Verlosung eines Pärchens Dormitator maculatus, von Scheibenbarschen, Chaii- chitos und lebendgebärenden Fischen, die zur all- seitigen Zufriedenheit und Freude der glücklichen Gewinner verlief. — Der von Herrn Bürger zum Besten der Vereinskasse wiedergestiftete Gewinn, zwei Clian- chitos, brachte, amerikanisch versteigert, Mk. 1.70 ein. K. S. Sitzung vom 21. Juli 1909. Nach Verlesung der Eingänge berichtet Herr Hipler über unsere Familienpartie, welche unter einer erfreulich regen Beteiligung der Mitglieder nebst An- gehörigen sehr hübsch verlief. — Nach längerer Be- sprechung über eine demnächstige Partie wird deren Ausarbeitung dem Vorstande anheimgestellt und vom Vorsitzenden darauf hingewiesen, dass die nächste Vorstandssitzung, zu welcher die fehlenden Vorständler schriftlich geladen werden sollen, am 00. Juli statt- findet. Der Vorsitzende regt nun din Pachtung eines Futterpfuhles an und zeigt ein zwölf Wochen altes selbst gezüchtetes Cymolebias bellotti- Männchen vor, welches schon fortpflanzungsfähig ist. Er erwähnt, dass man gut tut, bei der Zucht dieses Fisches die Elterntiere bei der Brut zu belassen, selbst wenn diese sich auch nicht mal nach den Wünschen des Pflegers richten sollten. Ferner zeigte Herr Hipler zwei seitlich zusammengewachsene Blätter von Vallis- neria spiralis vor, welche sich an der Spitze wieder teilen. — Herr Knifft berichtet über die Ausschuss- Sitzung. Um irrtümlichen Auffassungen zu begegnen, teilt er mit, dass der Schleierschwanz mit dem Teleskop ■ fisch nicht in Konkurrenz treten kann, sondern dass jede dieser beiden Arten für sich bewertet wird. Es folgt dann noch eine Aussprache über das Aus- stellungswesen und wird schliesslich noch das späte Erscheinen unserer Vereinsberichte gerügt. K. S. Berlin. ,, Triton“ E. V. Bericht über die 4. ordentliche Sitzung am Freitag, den 25. Juni 1909. J) Der Vorsitzende teilt mit, dass neuerdings wieder reichliche Klagen eingegangen sind über den be- jammernswerten Zustand, in dem bei verschiedenen Mitgliedern Heft 24 der „Blätter“ (die Urodelennummer), mit ihrer vortrefflichen Kunstbeilage eingetroffen ist. Er weist auf die uns durch den Lehmannschen Ver- lag gemachten Versprechungen hin (siehe Bericht über die 2. ordentliche Sitzung und erklärt, dass unter diesen Umständen der Vorstand auf alle weiteren Schritte beim Verlage als aussichtslos verzichtet. Wir müssen nun jedem einzelnen Mitgliede überlassen, was es in diesem Falle, sowie in Zukunft, zu tun ge- denkt. — Die Firma Sprosser & Nägele- Stuttgart hat unserer Vereinsbücherei ein Exemplar des „Jahrbuches für 1908“ von R. Mandee gestiftet, wofür wir unsern verbindlichsten Dank aussprechen. Eine Bestellliste für das Jahrbuch liegt aus und besorgen wir es unsern Mitgliedern, wie alle Jahre, zu einem ermässigten Vorzügspreise. — Herr Zahnarzt Hartmann-Münster i. W„ von dem in Nr. 25 der „Wochenschrift“ ein kleiner Aufsatz über Diestrammena marmorata, eine ') Eingegangen : 17. Sept. 1909. Dr. Wott. ') Abdruck unlieb verspätet Dr. Wolt. Vereins -Nach rieht en . 629 japanische Heuschreckenart, deren Eier vermutlich mit Lilienknollen bei uns eingeführt worden sind, erschienen ist, hat sich der Zucht und Pflege dieser gefrässigen Langbeine angenommen und empfiehlt dieselben als recht interessante Beobachtungsobjekte im Insektarium. Herr Hartmann hat sich freundlichst bereit erklärt, unseren Mitgliedern Eier zum Zwecke der Aufzucht zur Verfügung zu stellen. — Der „Fischerei- verein für die Provinz Brandenburg“ wünscht in einem Anschreiben Mitteilungen über unsere Beobachtungen, betreffend das Vorkommen der Sumpfschild- kröte in Deutschland zu erfahren. Einige Mit- glieder haben dieselbe in der Nähe Berlins in früheren Jahren beobachtet, so z. B. in der Havel und zwar nahe der Pfaueninsel bei Potsdam. Ja es gab dort Fischer, welche sich direkt mit dem Fange derselben abgaben. Immerhin dürfte es sich nur um vereinzelte Exemplare handeln, vielleicht um die Nachkommen- schaft einiger dort ausgesetzter Exemplare. Ein Mit- glied hat vor zirka 10 Jahren ein Exemplar in der Rüdersdorfer Gegend und zwar in den jetzt zuge- schütteten Sümpfen am Kriensee erbeutet, es bleibt dies aber anscheinend der einzige positiv nachweis- bare Fall. Sollte jemand in dei Lage sein, hierüber weiter berichten zu können, so nehmen wir der- artige Mitteilungen, die doch eines allgemeinen Inte- resses sicher nicht entbehren, gern entgegen. — Herr Hamann teilt mit, dass der „Ausschuss der Aquarien- und Terrarienvereine zu Berlin“ eine ausserordentliche Generalversammlung einberufen habe, um einen Antrag zu beraten, der eine Auf- lösung des Ausschusses bezweckt. Der „Triton“ hat von Anfang an den Standpunkt vertreten, dass für ihn selbst die Existenz des Ausschusses nur von minimaler Bedeutung sein, er hält jedoch im allge- meinen Interesse und mit Rücksicht auf die an Mit- gliedern schwächeren Vereine einen Zusammen- schluss, wie ihn der Ausschuss darstellt, für zweck- mässig und unterstützt und billigt daher alle Be- schlüsse, die sein Fortbestehen bezwecken. Sollte jedoch eine Mehrheit der Berliner Vereine die Auf- lösung wünschen, so wird er sich auch gern dieser Ansicht unterwerfen, da in der Tat greifbare Resultate bis jetzt noch nicht erzielt worden sind. Jedenfalls überlässt er es seinen Vertretern, bei der General- versammlung die Stellung zu nehmen, die sie für zweckmässig halten werden. — Interessante Demon- strationsobjekte bringt unser Mitglied Herr Pötschke- Berlin zur Vorzeigung: die Krötenechse (Phrynosoma cornutum), ein Chamäleon aus Kamerun und die Kugelechse ( Crotaphylus colaris) aus Nordamerika. Als eine grosse Seltenheit erweist sich die vorgezeigte Brückenechse (Sphenodon punctatus). Diese kommt nur noch auf einer kleinen Insel bei Neusee- land vor und wurde schon im Beginn des vorigen Jahrhunderts, um ihre gänzliche Ausrottung zu ver- hindern, mit einem Ausfuhrzoll von 10D0 Mk. pro Stück belegt, der noch heute besteht. So ist denn das Erscheinen dieses Tieres in Europa nur durch besondere Glücksumstände bedingt und das Tier nur unter grossen Opfern zu erlangen. Brehm sagt u. a. von ihr: die Brückenechse ist die allernächste Ver- wandte der Urbrückenechse, des im sächsischen Rot liegenden, gefundenen frühesten Kriechtieres, das wir kennen, sodass sie also als ein Ueberbleibsel des ältesten Kriechtierstammes aufgefasst werden muss, der einzige überlebende Rest einer längst ver- schwundenen Welt, ehrwürdig durch eine Ahnenreihe, wie sie kein zweites Tier der Erde aufzuweisen hat. Interessante Beobachtungen über die Lebensweise der Brückenechse berichtet noch der Importeur bei seinem Hiersein. Danach suchen die Brückenechsen im Winter, wenn das Futter knapp ist, in den Höhlen der Seemöven Zuflucht. Wenn dann diese Vögel ge- sättigt von ihren Raubzügen zurückkehren, werden sie von den Brückenechsen in die Schwimmhäute gebissen, sodass sie die erbeuteten Fische wieder von sich geben, welche nun von den Brückenechsen gefressen werden. — Wir danken Herrn Pötzschke für seine interessanten Vorführungen und wollen hoffen, dass es nicht die letzten gewesen sind. — Nach der üblichen Fisch- und Pflanzenversteigerung schliesst der Vorsitzende die Versammlung unter Hinweis auf die nun beginnenden Tritonferien im Juli und August und hofft auf ein fröhliches Wieder- sehen bei Beginn des Winterhalbjahres. Der Vorstand. Breslau. „Vivarium“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde und Naturdenkmalpflege, E. V.; früher „Proteus“ E. V„ gegründet 1908. , Aus der Sitzung vom 7. September. Polyacanthus cupanus var. Aufnahme des Herrn Bureauvorsteher Grimmich- Breslau. Demonstrationsvortrag desHerrn Strube-Bres- lau über Zucht und Pflege des Polyacanthus cupanus var. ( polys = Viel und äkanthos = Stachel, Dorn). Da nur die eigenen, vielseitigen Beobachtungen dargelegt wurden, so geben wir im folgenden einen kleinen Auszug. — Männchen und Weibchen unterscheiden sich ähnlich wie beim Makropoden. Die in lange, fadenförmige Spitzen ausgezogene Rückenflosse des Männchens ist beim Weibchen mehr abgerundet und bedeutend kürzer. Ausserdem fällt das letztere — wenn laich- fähig — durch grössere Leibesfülle auf. Die Färbung eines Pärchens während des Laichgeschäfts ist aber umgekehrt, wie beim Makropoden, denn bei unsern Fischen ist das Männchen blass und das Weibchen dunkelbraun. Der Polyacanthus spec. liebt recht altes Wasser und dicht bepflanzte, veralgte Behälter und bedarf zu seinem Wohlbefinden einer mässig hohen Schlammschicht, zumal in den Zuchtbecken. Die Temperatur ist wie beim Makropoden. Im Futter ist er durchaus nicht wählerisch, sondern frisst sämt- liche Trockenfuttermittel, ebenso gern wie Daphnien, Schabefleisch oder zerkleinerte rote Mückenlarven. Ein ganz besonderer Leckerbissen für ihn ist Fisch- rogen, in kleine Fetzen zerrissen. Trotzdem ist er mässig und bald gesättigt. Nur als Jungfisch im Alter von 10 — 20 Wochen ist er sehr gefrässig und vertilgt dann unglaubliche Mengen von Daphnien und Cyclo/is. Er laicht ausserordentlich leicht, schon bei zirka 20° C. und ist absolut nicht wählerisch in seinem Weibchen. Seine Jungen lässt er unbehelligt und auch die Jungen fressen sich nicht gegenseitig auf. Man kann getrost die Alten mit mehreren Gene- rationen Jungtieren Zusammenhalten, ohne dass man eine Abnahme der kleinsten Tiere bemerkt. Er hat aber auch schlechte Eigenschaften ! Er ist nämlich einer der gefährlichsten Springer, der die kleinsten Schlitze zwischen Deckscheibe und Aquarium ge- schickt herausfindet. Zumal ungefähr 3 — 4 Monate alte Jungfische leisten im Springen ausserordentliches. Tritt man z. B. an den Behälter heran, so springt plötzlich nach einer scheinbaren Ruhe ein Fischchen laut klatschend gegen die Deckscheibe, und wie auf ein Signal folgen im nächsten Augenblick sämtliche Insassen seinem Beispiel. Wir möchten hierzu noch bemerken, dass man zumal bei Labyrintfischen einen herausgesprungenen Fisch — selbst wenn er unbe- stimmte Zeit schon an der äusseren Luft gelegen — nie zu früh für tot erklären soll. Auf jeden Fall setze man das Tier in eine flache abgedeckte Schüssel mit Altwasser und durchlüfte ausserdem. Dem Referenten war vor einiger Zeit ein Rivulus poyei herausgesprungen und hatte sicher schon einige Stunden auf dem Erdboden gelegen. Er machte vollständig den Eindruck eines toten Tieres und doch war er nach zirka zwei Stunden wieder vollständig munter. — Der Polyacanthus hat aber noch eine andere unangenehme Eigenschaft. Er ist gegen andere Fische (nicht gegen seinesgleichen !) sehr bissig und rauflustig. Deshalb ist dringend davor zu warnen, ihn im Gesellschaftsaquarium zu halten. Zerfetzte Flossen, herausgerissene Augen (bei Danio rerio von Herrn Heinrich beobachtet) sind die Spuren seiner Tätigkeit. — Der Laichakt verläuft unter äusserst zärtlichen Umschlingungen. Als geringste Menge wurden 15, als grösste 40 Stück Eier bei jeder Laichablage gezählt. Im ganzen wurden ungefähr 350 Stück abgelegt. Abweichend vom Makropoden 630 Ver eins -Nachrichten . verhält sicli der Bau des Schaumnestes. Dieses wurde nie vor dem Laichakt angefertigt, sondern die Eier wurden im Wasser abgelegt und sanken so- fort im Gegensatz zum Makropoden zu Boden. Nacli jeder Umschlingung suchten Männchen und Weibchen den Grund sorgfältig ab und brachten die Eier an die Oberfläche. Erst dann entstand nach und nach das Schaumnest. Von jetzt an war das Männchen eifrig bemüht, das Nest zu vergrössern und zu festigen, sodass es etwa eine Hohe von 2 cm und einen Durchmesser von 6—7 cm erreichte. Das Männchen stand eifrig mit den Brustflossen fächelnd unter dem Nest und übernahm auch hier die ge- samte Brutpflege. Das Weibchen braucht aber nicht entfernt zu werden, denn es ist auch nicht untätig; baut sogar mitunter selbst ein Nest in der gegenüber liegenden Ecke des Beckens, um auch dort noch Eier unterzubringen. Bei 22—26° C. schlüpfen die Jungen nach zwei Tagen aus. Sie waren etwas kleiner als Makropodenbrut, wuchsen aber schneller heran. Zur Erzeugung von Infusorien wurden getrocknete Riccien und Fadenalgen — staubfein zerrieben — aufs Wasser gestreut. Später wurde der Saft von zerdrückten Daphnien verfüttert, wobei die Jungbrut sehr gut ge- dieh, sodass nach sechs Wochen schon Daphnien und Cyclops genommen wurden. Die Alten wurden acht Tage nach dem Ausschlüpfen der Jungen herausgefangen und schon nach zwei Tagen laichten sie wieder. So ging es im Laufe des Sommers noch siebenmal, sodass schätzungsweise im ganzen zirka 2000 Eier abgelegt wurden. Gross gezogen wurden hiervon 250 Stück Jungfische. — Herr Sindermann demonstrierte sein Zuchtpaar Poecilia reticulata Peters nebst Jungen, Herr Heinrich ein Pärchen Trichogaster fasciatus. Dr. Deupser, Deutsch-Lissa. Cöln a. Ith. „Wasserrose“. Protokoll der Sitzung vom 26. August 1909. Die Sitzung wurde um 974 Uhr durch den ersten Vorsitzenden eröffnet. Unter den zahlreich erschienenen Gästen befanden sich u. a. auch die Gründer unseres Vereins, die Herren Bieler und Steinbüchel. An Ein- gängen lagen vor Grusskarten von den Mitgliedern Reindl und Wessel, sowie Offerten der Firmen Härtel, Dresden und Menz, Wien. Der Verlag der „Blätter“ hatte eine Anzahl Freiexemplare gesandt, welche an die Gäste verteilt wurden und willige Abnehmer fanden. Infolge eines Missverständnisses waren die Mitglieder in den Fachzeitschriften zu Mittwoch den 25. August anstatt zu Donnerstag den 26. August eingeladen worden. Hier galt es nun rasch zu handeln und gelang es unserem zweiten Schriftführer Herrn Hamacher, auf den wir in allen Lagen rechnen können, durch kostenlos gedruckte Rundschreiben die Mitglieder im letzten Augenblick auf den Irrtum aufmerksam zu machen. Das Protokoll der letzten Sitzung wurde genehmigt, worauf der Vereinsleiter die Anwesenden zu einem am Sonntag den 5. Sept. stattfindenden Ausflug einlud und zwar soll der herrliche Königsforst durchstreift werden. Herr Dr. Reuter wird die Führung übernehmen. Hierauf begann letztgenannter seinen Lichtbildervortrag über „Einheimische Wasserpflanzen II. Teil“ und zwar „Ueberwasser- und Sumpfflanzen“. Nachdem er die Lebensgewohnheiten und Aufenthaltsorte dieser Gattungen näher erläutert hatte, erklärte er an Hand der Reproduktionen die einzelnen Pflanzen, ihre Fundorte in hiesiger Gegend und ihre Kultivierung in Sumpfaquarien, Freilandbecken und Terrarien. Ausserdem hatte der Vortragende eine grosse Anzahl dieser Pflanzen zur Ansicht und Gratis Verteilung an Interessenten mitgebracht. Anschliessend hieran zeigte er noch eine grosse Serie aus der Praxis her- rührende wohlgelungene hochinteressante Röntgen- aufnahmen. Die Anwesenden dankten Herrn Dr. Reuter durch wohlverdiente Beifallsbezeugungen für seinen schönen und lehrreichen Vortrag. Die Bedienung unseres Projektionsapparates hatten in dankenswerter Weise die Herren Caroly und Hondrich übernommen. In der sich anschliessenden Diskussion wurden an den Vortragenden verschiedene Anfragen gerichtet, welche derselbe bereitwilligst beantwortete. Die im Fragekasten aufgetauchte Frage über Aufzucht von Jungfischen gab Veranlassung zu einer längeren Debatte über Infusorienbildung. Herr Ehnle befür- wortete Infusorienerzeugung mittels Salat, während Herr Hondrich und der als Gast anwesende Herr Tropitz die mittels Plankton erbeuteten Infusorien empfahl. Herr Steinbüchel als alter Praktiker ver- wendet zur Aufzucht nur stark veralgte nicht zu kleine Aquarien. Zur Verlosung hatten die Herren Dr. Reuter schwäre Axolotl, Ehnle Poec. mex., und Münch Gambusen gestiftet, ausserdem waren noch hinzugekauft worden Zuchtpaare von Polyacant. spec., Gamb. hoolbr., Hapl. lutex. und Fundulus pallidus. Frau Jos. Comp überwies der Projektionskasse den Betrag von 3 Mk. hoffend, dass dies viele Nachahmung finden möge. Wir schliessen uns diesem frommen Wunsche gerne an und danken im übrigen der Spenderin herzlich für die Bereicherung unserer Kasse. Schluss der Sitzung 12 Uhr. Der Vorstand. I. A.: P. Rudow. Dresden. ,,Iris“. Sitzung am 8. September 1909. Eingänge, die üblichen Zeitschriften. Herr Wolf, Dresden-Cotta, meldet sich als Mitglied an und wird einstimmig aufgenommen. Der Artikel über einge- salzene Daphnien von Dr. Georg Rupprecht, Hamburg, ist sehr zu begrüssen, zumal sich auf diese Weise jeder Liebhaber eine eiserne Portion für den Winter zurecht machen kann, die besonders dann ihren Zweck erfüllen wird, wenn infolge grosser, lang- anhaltender Kälte lebendes Futter nicht zu erreichen ist. Die Mendelschen Kreuzungsgesetze von Franz Knopfle, Augsburg, geben uns Liebhabern einen Fingerzeig insofern, als wir selbst konstatieren können, ob uns rein rassige Tiere verkauft worden sind. Zum Artikel „Aquarienbau“ von Eberhard Stoffel, Bremen, möchten wir, trotzdem es jedem Liebhaber überlassen bleiben wird, seine Aquarien so zu bauen, wie es ihm beliebt, bemerken, dass ein auf die an- gegebene Weise gefertigtes Aquarium für manchen entschieden zu teuer werden wird. Zu einem Aqua- rium von 1 m Länge, 50 breit und hoch würden wir raten, doch lieber schon Winkeleisen zu nehmen und zwar 35 mm breit und 3 mm stark, als Boden 1 mm verzinktes Eisenblech. Spiegelscheiben sind erstens sehr teuer und zweitens gar nicht nötig. Es genügt in diesem Falle das sogenannte 6/4 höchstens 8/4 starkes Glas, nur muss man beim Einkitten darauf achten, dass die Wölbung der Scheiben nach aussen kommt, auf diese Weise werden Zerrbilder vermieden. Man sieht den Fisch genau so gut wie durch eine Spiegel- glasscheibe und der Anschaffungspreis ist ganz be- deutend billiger. Auch kann ein Aquarium aus Winkeleiseu zierlich aussehen, wenn man oben und unten einen Holzrahmen anbringt, welcher nicht ein- mal besonders befestigt sein muss, sodass man den- selben abheben kann. Dieses Aquarium hat noch den Vorzug, dass es geheizt werden kann, wenn man will und wenn es nötig ist. Der Artikel: „Unsere einheimischen Süsswasserfische“ von Paul Kämmerer, Wien, in Heft 33 der „Blätter“, interessierte uns sehr und es ist sehr zu begrüssen, wenn derartige Beob- achtungen an unseren einheimischen Fischen gemacht werden. Immerhin hiesse es, Eulen nach Athen tragen, wenn man die Liebhaber, die Exoten pflegen, dazu bewegen will, sich mehr den einheimischen Fischen zuzuwenden. Sind es doch in erster Linie gerade die Importen von fremdländischen Zierfischen, wodurch die Zahl der Aquarianer die heutige Höhe erreicht hat und mit der Zeit, wo die Einführung von Neuheiten nachlässt, oder dass es etwas neues nicht mehr gibt, dürfte auch die Zahl der Liebhaber abnehmen, wenn auch nicht in demselben Masse, wie sie gestiegen ist. Es hat auch unter den Exoten schon manchen Fisch gegeben, der alles andere war, nur nicht farbenprächtig, und doch heute noch ge- pflegt wird. Schliesslich muss es auch Liebhaber geben, die sich eine Neuheit zulegen auf gut Glück; es würde wohl sonst mancher Liebhaber manchen Vereins-Nachrichten. 631 interessanten Fisch nicht so bald zu sehen bekommen haben, z. B. Ctenops , welcher alle durch seine knurrenden Töne seinerzeit entzückte, oder Tricho- gaster lalius und andere mehr, die einem jeden Lieb- haber das Herz höher schlagen lassen, wenn er sie zum ersten Male sieht. Einer muss schliesslich die Neuheit zuerst haben und diesem Ersten verdanken wir sehr oft die weitere Verbreitung und dass der Fisch in nicht zu langer Zeit zu annehmbarem Preise zu haben ist. Wer rastet, der rostet, heisst ein Sprichwort, und bisher haben die Neueinführungen unserer Sache nicht geschadet, im Gegenteil, sie er- neuern das Interesse und bringen neue Liebhaber. Einheimische Fische sind sehr sauerstoffbedürftig und schwerer zu halten als mancher Exote. Wäre dem nicht so, würde man ja zum grössten Teil ein- heimische Fische bei den Liebhabern vorfinden, da dieselben viel leichter und bedeutend billiger zu er- reichen sind. Ebenso verhält es sich mit den Wasser- pflanzen, doch jedem das Seine. Schliesslich pflegt jeder die Fische, die ihn interessieren und bepflanzt seine Becken, wie es ihm beliebt. J. Grohmann. Leipzig. „Nympliaea“. (803.) Versammlung vom 7. September 1909. Anwesend sind 35 Mitglieder und ein Gast. Zu Eingang der Sitzung beglückwünscht Herr Wicliand unser verdienstvolles Mitglied Herrn Klemenz zu der ihm verliehenen Ordensauszeichnung. Auch ehrt die Versammlung das Andenken eines kürzlich ver- storbenen früheren Mitgliedes unseres Vereins, des Herrn Dr. Eugen Reh, durch Erheben von den Plätzen. Längere Zeit nimmt die Erledigung der zahlreichen Eingänge in Anspruch. Aus dem „Naturalienkabinett“ werden drei Aufsätze vorgelesen: Der erste, über- schrieben „Eidechsen gegen Schlangengift“, berichtet, dass man in Südwestafrika ein aus der Springeidechse ( Lygosoma Sundevali) bereitetes Heilmittel mit Erfolg gegen Schlangenbiss anwendet, während im zweiten, betitelt „Eigentümlicher Fischfang in der deutschen Südsee“, von den Eingebornen der Karolineninsel Yap neben andern Fangweisen erzählt wird, dass sie mittels einer Seewalze , die einen rosafarbenen Saft aus- scheidet, die Fische zwingen, halb betäubt an die Oberfläche zu gehen, wo sie leicht erbeutet werden; der dritte Aufsatz endlich wendet sich gegen die An- sicht, dass der Kreuzotternbiss tötlich sei, wobei er sich auf Aufzeichnungen, die innerhalb der letzten 20 Jahre gemacht wurden und aufAngaben von Bandisch stützt. Weiter wird aus der „Gartenlaube“ ein Aufsatz über die Brückenechse vorgelesen. Herr Böttger zeigt das vom deutschen Lehrerverein für Naturkunde herausgegebene Käferbuch von Reitter vor und tut die Absicht des genannten Vereins kund, ein Taschen- buch für Naturfreunde erscheinen zu lassen. Herr Brandt erfreut uns durch die Mitteilung, dass er seine Anolis bei der Paarung angetroffen hat und dass sich das Männchen dabei durch besondere Farbenpracht auszeichnete. Herr Wichand erstattet nun den Be- richt über die der Versammlung vorhergegangene Vorstandssitzung, die sich namentlich mit Massregeln gegen säumige Zahler der Vereinssteuern und mit der Vorbereitung des kommenden Stiftungsfestes befasste. Herr Klemenz widmet dem an Blinddarmentzündung verstorbenen Hern Graichen in Dresden anerkennende Worte für seine Verdienste um unsere Liebhaberei. Nachdem weiter Herr Waldmann sein neues heiz- bares Aquarium, dessen Heizkegel abgeschnitten und mit einer aufgekitteten Aluminiumkapsel überdeckt ist, vorgeführt hat, wird Herr Kassenbeamter Scheit- hauer in den Verein aufgenommen. Zuletzt erfolgt die Verlosung zahlreicher Pflanzen und Fische, wie Hemichromis bimaculata , Haplochilus chaperi und Polyacanthus spec.; auch das von Herrn Waldmama gestiftete Aquarium findet auf diesem Wege seinen neuen Besitzer. Reinhold. Nürnberg „Heros“ E. V. Ausserordentliche Mitgliederversammlung am 15. Juni 1909. Herr Dr. Kraft gibt bekannt, dass er den von ihm angesetzten Vortrag „Ein Streifzug durch die mikroskopische Kleintierwelt“ fallen lassen müsse, da er verschiedene Präparate infolge Alter, Ver- färbung usw. zur Veranschaulichung nicht mehr ge- eignet befunden habe und eine Neubeschaffung der- selben im letzten Augenblick nicht mehr ermög- lichen konnte. Um eine Lücke in der Tagesordnung zu vermeiden, habe er ein Thema über ein in der Aquarienliebhaberei unentbehrliches Instrument ge- wählt „Das Thermometer“. Redner scheidet seinen Vortrag in zwei Teile, deren ersten „Erfindung, An- wendung und Gestaltung im 17. Jahrhundert“ er uns heute vor Augen führt. Die durch eine Anzahl Hand- zeichnungen veranschaulichten Ausführungen fanden vollen Beifall der Anwesenden. — Der Bücherei werden einige von unserem Ehrenmitgliede Herrn Seitz und Herrn Dr. Vogt gestiftete Werke übergeben, wofür auch an dieser Stelle verbindlichster Dank ge- sagt sei. Anfgenommen als ordentliches Mitglied wird Herr Bernhard Stöckert. Hierauf wird zur Wahl des zweiten Schriftführers geschritten; als solcher wurde Herr Postsekretär Georg Bätz gewählt. — Von den von O. Preusse gesandten Fischen wird ein Teil verkauft, ein anderer zur Gratisverlosung be- stimmt. Zur Vorzeigung gelangen durch Herrn Fahren- liolz schöne Stücke von Kalmusblüten und Wasser- nabel mit entsprechender Erklärung. Bei den Ver- handlungen über lebendes Futter wird das Verhalten eines sächsischen Mückenlarvenlieferanten gegeisselt. Eine bei demselben aufgegebene Bestellung wurde nur zum Teil ausgeführt, der Betrag aber trotz wiederholter Mahnung nicht zurückerstattet. — Im weiteren Verlauf der Sitzung schildert Herr Gruber seine Beobachtungen beim Ablaichen eines Poecilia reticulata- Weibchens, wobei besonders auffällt, dass die zuerst geborenen vollkommener entwickelt waren, als die letzten, die noch den Dottersack mit zur Welt brachten. Aehn- liches hat Herr Haage bei Girardinus caudim. be- obachtet; die letzten wurden auch in kürzeren Zwischenpausen geboren Im Anschluss hieran wird auch die Tatsache bestätigt, dass Uocc/üü-Weibchen der allgemeinen Annahme entgegen nicht selten ihre Jungen auffressen. Herr Gruber konnte einmal von einer Brut nur ein einziges Junges retten, Herr Koch vier. Herr Riegel beobachtete, wie ein Poec. ret.- Weibchen fünf Junge auffrass, während es die übrigen 15 unbehelligt liess. Geber reiche Zuchterfolge bei Danio rerio spricht Herr Baumann ; er empfiehlt be- sonders dichte Bepflanzung mit Tausendblatt und niederen Wasserstand. Herr Gruber spricht über seine Terrarien ; als auffallend führt er an, dass er in dem Wasserbecken eines Terrariums wiederholt un- bestimmbare fettige Gebilde gefunden habe, die er allen- falls als Mehlwürmerhäute ansprechen könnte. Herr Haage berichtet über Stichlingsnestbau. Hierauf gibt der erste Vorsitzende einen Bericht über den ge- lungenen Verlauf des Vereinsausfluges nach Dachsen- dorf am 20. Juni. Besprochen wird das Vorkommen des Apus caneriformus yi der Gegend von Herolds- berg. Die amerikanische Versteigerung von zwei Acara brachte der Vereinskasse 2 Mk. 20 Pfg. Nach- dem der erste Vorsitzende noch darauf aufmerksam gemacht hat, dass in den Monaten Juli und August die ordentlichen Sitzungen ausfallen und an deren Stelle gemütliche Zusammenkünfte treten, schliesst er die Sitzung um 123/ Fragen und Antworten Neben anderen Aquarien aus Glas besitze ich ein „Ideal“-Aquarium von Andersen, welches mir vielen Kummer bereitet. Abgesehen davon, dass dieser sehr leicht veralgt (sogen. Schmiergalge. braun), erhält die Wasseroberfläche einen fettigen Ueberzug, der mit Fliesspapier vorsichtig entfeint, sich nach 2—3 Tagen immer wieder erneuert und nicht fort- zubringen ist. Dieser Ueberzug erscheint schillernd, wie eine alte, verstaubte Fensterscheibe und bezieht die Oberfläche, wenn nicht entfernt, schliesslich mit einer dicken, zusammenhängenden, schmutziggrauen Schicht. Dieser tritt immer auf und habe ich das Becken wiederholt ganz entleert, den Inhalt fortgeworfen und das Innere mit Salzsäure ausgebürstet und reich- lich wieder nachgewaschen (unterm Brunnen) und neu bepflanzt. Jetzt steht das Becken seit ca. 3 Wochen eingerichtet und mit Girardinus reticulatus (= Girar- dinus januarius var.?) besetzt (auch Junge seit 2 Tagen) und schon zeigt sich die lästige Erscheinung von neuem, sodass ich schon ganz verzweifelt bin. Ich glaubte, diese auf einen Einfluss der mit Oelfarbe gestrichenen Zinkoberfläche zurückführen zu können und habe mir die Mühe gemacht, diese mit einer 2 mm starken Schicht von Zement zu be- legen, welche nachher wieder mit Oelfarbe sorgfältig gestrichen wurde, aber auch dies war vergebens. Trotz alledem bleibt das Wasser klar, nur verhin- dert der Ueberzug den Luftzutritt und erstickt alle Schwimmpflanzen. Ich heize mit einer im Heizkanal befindlichen, elektrischen Birne (20 u C). Das Becken steht an einem nach NO gehenden Fenster und erhält nur wenig Morgensonne. A. St., Berlin S. 42. Antwort: Um die Entstehung der bekannten Fettschicht zu verhüten, empfiehlt sich die Anlage eines Springbrunnens oder einer Tropfvorrichtung. Oft genügt auch, die Wasseroberfläche einigemal am Tage mit einem Löffel oder dergleichen zu peitschen. Durch die Bewegung der Wasseroberfläche wird das ') Die Gefährdung der Naturdenkmäler und Vorschläge zu ihrer Erhaltung. Wachstum der die Fettschicht bildenden Bakterien gestört. Einige Gyrinus (Taumelkäfer) leisten den- selben Dienst. (Häufig verschwindet die Staubschicht, wenn die Lebensbedingungen für die Bakterien sich irgendwie vermindert haben, nach 2 Wochen oder Monaten von selbst.) Dr. Zimmermann, Brandenburg a. Havel. Trotzdem ich noch nicht Mitglied eines Vereins für Aquarienkunde bin (der Oertlichkeit wegen l) er- laube ich mir, weil vielleicht von allgemeinem Inte- resse, Ihnen folgende Beobachtung mitzuteilen. Am 1. Oktober ds. Js. kaufte ich bei Herrn Voss, Köln, Neumarkt ein Paar „ Poecilia reticulata“ (die ich jedoch für Girardinus januarius var. — ? halte). Da mir das Weibchen trächtig scheint, setzte ich es am 10. Oktober in ein viereckiges Elementglas (20 cm lang, 28 cm tief, 8 cm breit. Das Glas hatte niemals gleichen Zwecken gedient und war vorher mit Salz- säure ausgespült worden. Bodengrund: gewöhnliche Ackererde (sehr lehmhaltig) darüber 2 cm ge- waschenen, gewöhnlichen Sand von mittlerer Körnung. Pflanzen: je ein Exemplar Elodea densa, Myriophyllutn nitschei, Myrioph. eggelingii, Cabomba caroliniana. Seit einiger Zeit nun macht sich in diesem Wochen- stübchen ein etwa 1 mm langer, weisser Wurm be- merkbar, der besonders abends bei Durchleuchtung an den Scheiben krie- chend, als auch das Wasser durch- schwimmend, und zwar ähnlich dem Essigälchen, beobachtet werden kann. Es gelang mir heute, ein Exemplar desselben auf ein Glasplättchen zu bekommen und ich nahm ihn sofort unter das Mikroskop (300 fache Ver- grösserung) dabei erhielt ich folgen- des Bild :2) Der Kopf war spitz wie beim Regen- wurm, doch nur, wenn er umhertastete. In der Ruhe legte er sich flach auf und verbreitete sich, wie es das Hin- terende des Regenwurmes oft zeigt. Ob die Mundöffnung vielleicht in einem Saugnapf bestand, konnte ich nicht sehen. Der Darm ging fast durch den ganzen Körper. In der Mitte des Leibes war der Darm sackartig erweitert und hatte einen gelblichscheinenden Inhalt (b). Kurz vor dieser sackartigen Erweiterung sass(beia) ein ebenso gefärbtes Körperchen in der Form eines Paramaecium caudatum (Pantoffeltierchen). Am Hinter- leib konnte ich bei einer Drehung des Wurmes deut- lich fünf Borstenbüschel erkennen. Ob dieselben in grösserer Anzahl vielleicht am ganzen Unterleib des Tieres vorhanden waren, konnte ich bei seiner Be- weglichkeit nicht unterscheiden. Als die es umgebende Flüssigkeit eintrocknete, krümmte es sich hufeisen- förmig zusammen und starb. Es wäre mir nun lieb, zu erfahren, ob ein anderer Leser der „Blätter für Aquarien- und Terrarienkunde“ oder vielleicht ein Verein ähnliche Beobachtungen gemacht hat und ob diese Würmer, die in -ziemlicher Anzahl auftreten, dem Fischbestande schädlich sind. Einer meiner Freutide, der Girard. caudimaculatus und Makropoden hält, behauptet, in seinem Aquarium beobachtet zu haben, dass die Fische, (welche von beiden sagte er leider nicht) diese Würmer, die auch er beobachtete, gefressen hätten. G. F., Wiesdorf (Niederrhein). Es handelt sich bei dem von Ihnen beobachteten, offenbar mit den Pflanzen eingeschleppten Würmchen um einen in unsern Aquarien häufig vorkommenden Vertreter der zu den Borstenwürmern gehören- den, fast durchweg sehr kleine Tiere umfassenden Familie der Naididen, und zwar ergibt sich aus Ihrer kleinen Skizze, dass es wohl zweifellos der bloss drei deutsche Arten umfassenden Gattung Aeolo- *) Unsere Zeitschrift ist doch nicht nur für Vereine und ihre Mitglieder bestimmt, sondern soll allen Aquarien- und Terrarien- freunden dienen! Wolterstorff. 2) Wir geben die Skizze zur Orientierung wieder, obwohl manche Details nicht hinreichend deutlich sind. Insbesondere fehlen die vor- deren Borsten. Die Redaktion. Aeolosuma sp Sprechsaal. — Eingesandt. 761 sotna beizuzählen ist. Für diese Annahme spricht die seitlich verbreitete Oberlippe, welche den Mund überragt, ferner die auffallend lange Speiseröhre, welche bei (a) offenbar einen Nah rungsbissen enthält, ferner der kräftige Magen, welcher meist mit einer gelblichen Masse (faulende Pflanzenreste) gefüllt ist. Ein für die genauere Be- stimmung des Tierchens wichtiges Merkmal scheint Ihnen bei den völlig durchsichtigen Würmchen ent- gangen zu sein, nämlich das Vorhandensein von gelblichen oder rötlichen in die Haut ein- gelagerten Oeltröpfchen. War das letztere der Fall, was sehr wahrscheinlich ist, so hatten Sie es offenbar mit dem höchsten 1 — 2 mm lang werdenden Aeolosoma quaternarium zu tun. Das Tierchen ist ein durchaus harmloser Aquariumgast, der häufig von den Fischen verschmäht wird, ln dem von Ihnen erwähnten Falle dürfte er vom Makropoden gefressen worden sein, da er sich namentlich in Aquarien, die mit den vorwiegend vegetarischen Kärpflingsarfcen besetzt sind, reichlich zu vermehren pflegt. Ein naher Verwandter des Aeolosoma, der auf Limnaeen und Plano rben schmarotzende Chaetogaster limnaei, ist in diesen Blättern schon mehrfach erwähnt worden. Dr. H. Roth-Zürich. Als Abonnent der ., Blätter für Aquarien- und Terrarienkunde“ bitte mir mitteilen zu wollen, ob der Zinkboden eines Aquariums sich im Wasser zer- setzt und schädlich ist für die Fische. In dem Pro- spekt einer Aquarienfirma wird dieses bestätigt. Wenn solches der Fall sein soll, mit welchem unschäd- lichen Mittel kann ich den Boden des Beckens an- streichen? J. W. B., Brebach a. Saar. Achtung! Um Antwort aus dem Leserkreise wird gebeten. Dr. W. Wolterstorff. Auf welche Ursachen ist wohl das plötzliche Absterben grosser Bestände von Girardinus Janua- rius var. ?. sogenannte Poecilia reticulata zurückzu- führen ? Haben andere Liebhaber auch grosse Verluste zu verzeichnen? „Heros*, Nürnberg. Um Antwort wird gebeten ! <$><^> <$><§> Sprechsaal <^> Schon seit Jahren habe ich mich über die Art des Inserierens vieler Kaufleute und Aquarienband- lungen geärgert. Anstatt jedesmal ganz kurz und klein einzusetzen, was an Tieren im Augenblick wirklich an Lager ist, liest man seit Jahren dieselben Inserate, wie „führe nur Importen usw.“, die direkt ein Unlustgefühl erregen. Schreibt man nun hin, so ist im Augenblick wenig an Lager, nach 3 — 4 Wochen vielleicht viel, der Lieb- haber hat aber keine Ahnung davon. So habe ich seit Jahren Leopardfrösch e aus Nord-Amerika gesucht um zu versuchen, sie hierein- zubürgern ; durch Zufall hörte ich vom Direktor des „Zoo“ in Frankfurt, dass in diesem Jahre viele an- geboten wären, im Augenblick sind wieder keine da! Alles dieses unangenehme Suchen würde ver- mieden, wenn die Händler so klug wären und jedes- mal einsetzen, womöglich mit Preis, was an Lager ist. Nichts reizt so sehr zum Kaufen, als viele schöne Sachen, die einem bequem angeboten werden. Hat man irgendwo Tiere gekauft, so werden einem die nächsten Monate wohl noch Angebote ge- macht, aber das hört naturgemäss, wenn man nicht gleich etwas kauft, auf. Es wäre bei verständigem Inserieren allen ge- holfen, die Händler hätten nicht immer an einzelne Personen zu schicken, die Liebhaber wüssten, was positiv da ist und auch die „Blätter“ gewännen be- trächtlich an Reiz für den Leser. Vielleicht würde sich bei solchem Betriebe der Verlag entschliessen, die Insertionskosten etwas zu erniedrigen. Dr. Schubert, Wiesbaden. Zusatz des Herausgebers: Vorstehendes ist ganz in meinem Sinne geschrieben. Aber manche Hand- lungen ziehen die gleichartigen Jahresinserate vor (bei Wechsel des Satzes erhöhen sich die Druck- und Insertionskosten natürlich), ohne zu bedenken, dass solche weit weniger anziehen als bestimmte Ange- bote, sofort lieferbar. Beispielsweise sucht auch ein Bekannter von mir seit langem den Leopardenfrosch, aber nie fand ich in irgend einem Blatte eine ent- sprechende Annonce. Dr. Wolterstorff. <§><$> I Eingesandt <$>$>^> Katursclmtzpark. Am Samstag, den 23. Oktober fand in München unter zahlreicher Beteiligung ange- sehener Vereine und Privatpersonen aus Deutschland und Oesterreich, u. a. des Dürerbundes, der Gesell- schaft der Naturfreunde, des Oesterreichischen Reichs- bundes für Vogelkunde und Vogelschutz, des Wiener Tierschutzvereins, des Vereins für Vogelschutz in Bayern, der Bayerischen Botanischen Gesellschaft, verschiedener Lehrervereine für Naturkunde und vieler Vereinigungen für Heimat- und Tierschutz die Gründung eines „Vereins Naturschutzpark“ statt, mit dem Sitze in Stuttgart, der Deutschland und Oester- reich umfasst und die Schaffung von Naturschutz- parks sich zum Ziele setzt. In diesen Naturparks soll die Natur im urwüchsigen Zustande erhalten und unserer von der fortschreitenden Kultur mit dem Untergänge bedrohten Tier- und Pflanzenwelt eine sichere Zufluchtsstätte geboten werden. Damit ist ein bedeutungsvoller Schritt in der Entwicklung der Heimatschutzbewegung getan, und die verbrü- derten Völker sind vor grosse, gemeinsame Aufgaben gestellt. Es wurde ein engerer Arbeitsausschuss von 15 deutschen und österreichischen Persönlichkeiten und ein weiterer Arbeitsausschuss von 50 Damen und Herren gewählt. Alle Freunde der Lleimat- und Na- turschutzbewegung werden gebeten, gegen spätere Leistung eines Jahresbeitrags von mindestens Mk. 2. — oder Kr. 2.4U h ö. W. sich vorläufig auf Postkarte an- zumelden bei der: „Geschäftsstelle des Vereins Na- turschutzpark, Stuttgart“ die gern jede gewünschte Auskunft erteilt). Für die Schriftleitung verantwortlich: Dr. \V. Wolterstorff, Magdeburg-Sudenburg. Zur Beachtung! Die besten Tage zur Einsendung der Vereinsberidüe für die nächstfolgende Nummer sind Donnerstag, Freitag, Sonnabend. Alle an diesen Tagen eingehenden Berichte werden sorgfältig durdigesehen und unterliegen einer ersten. ort auch einer zweiten Korrektur! Beispielsweise werden Berichte, die mir am Freitag , den 16. April zugehen , am Dienstag, den 27. April pünktlich und korrigiert ersdieinen. In soldten Fallen ist auch Korrektur durch den Verfasser möglidi und bedarf es sodann nur eines entsprechenden Vermerks (mit Adressenangabe) am Kopfe des Berichts. — Alle später, bis Dienstag, eingehenden Berichte werden gleichfalls piinktlidi zur Druckerei befördert, hier kann aber weder für Korrektur noch sofortigen Abdruck garantiert werden. Kurze Beridite , die ich Mittwochs erhalte, können ausnahmsweise noch am nächsten Dienstag ersdieinen. Für eilige Tagesordnungen usw., die direkt an die Druckerei gehen müssen (siehe Inserat!) ist Schluss der Annahme Donnerstag früh oder mittags, spätere Einsendung ist zwecklos : Dr. Wolterstorff, s Magdeburg-S., Hellestrasse 2 a. Ver eins-N achrichteu . 7.G2 Vereins-Nachrichten Unter alleiniger Verantwortung der Herren Einsender. Augsburg. „Wasserstern“. (Fortsetzung). Aufliegend diverse Neuerscheinungen des Bücher- marktes, darunter das Jahrbuch 1910 von Mandee und das Schmittsche Seewasseraquatikbändchen „Wie pflege ich Seetiere im Seewasseraquarium“. Schon die Einleitung des letzteren erfordert einiges Kopf- zerbrechen. Wenn in dieser Einleitung der Autor be- kennt, dass noch manches zu verbessern gewesen wäre, so ist das anerkennenswert; weiteres mag als Milderungsgrund gelten, dass es Verfasser versteht, durch seine brillante Ausdrucksweise herzerquickende Lachsalven auszulösen. Man wird lebhaft an Karl Ettlingers „Gouvernante Tugendschön“ erinnert. Haben Sie schon, sehr verehrte Herren Seetierpfleger, von einer leichtlebigen Aktinie gehört? oder wissen Sie, dass der Seeigel Glasscheiben frisst? Wir wollen das Büchlein schon deshalb durchblättern, weil der Ver- fasser die Ansicht ausspricht, dass alle bis jetzt er- schienenen Artikel und Bücher „keineswegs in der Weise massgebend sind, dass sich Liebhaber und Pfleger des Seewasseraquariums voll und ganz darauf verlassen können;“ mit anderen Worten, „dass sie allesamt nichts taugen“. Ergo: auf das uns vor- liegende Schmittsche Werkchen müssen wir uns nun also voll und ganz verlassen können! Ein Buch, das derartig angepriesen wird, muss uns doch an- ziehen. Wir lesen also: Seite 2 „Algen wurzel n an Steinen“. Auf derselben Seite empfiehlt der Verfasser zur Felsenanlage den kalkhaltigen porösen Tuffstein. Von anderer Seite wurden stets harte, wenig lösliche Steingattungen, wie beispielsweise Granit, angeraten. Auf Seite 3 hätte die Abbildung des Seehundes, weil nicht hereinpassend, drausbleiben können. Nicht leicht wird einer unserer Seetierpfleger in die Lage kommen, sein Seebecken mit einem solchen an und für sich ja recht interessanten, aber für unsere Ver- hältnisse doch etwas zu korpulenten Geschöpfe zu bevölkern. Seite 4 empfiehlt der Verfasser bei Fütte- i ung der Aktinien, Fische und Krebse 1 cm lange Wurm- und Fleischstückchen zu verwenden ; und zwar füttert er Aktinien zweimal, Fische und Krebse 3— 4 mal wöchentlich. Schon öfters wurde betont, dass See- tiere ganz respektable Portionen zu bewältigen ver- mögen. Wer Gelegenheit hatte, den Drachenkopf, den Skorpion, die Schwarzgrundel, das Petermännchen, ebenso eine kräftige Gürtel-, Zylinder- oder Wachsrose fressen zu sehen, der wird unserer Ansicht, dass solche Rationen zu klein bemessen sind, beipttichten. Erst kürzlich haben wir von einer Gürtelrose erzählt, die in einer Nacht zwei ausgewachsene Stichlinge ver- schlungen hatte, gewiss eine respektable Leistung. Bei Fütterung mit Fleisch mögen kleinere Stücke immerhin zweckmässig sein; dagegen kann man sich die Mühe der Zerkleinerung bei Wurmfütterung er- sparen. Werfen wir beispielsweise einem Drachenkopf einen ansehnlichen Wurm in das Wasser. Sofort sehen wir ihn aus seinem Schlupfwinkel, einer Nische des Felsens, an die er sich so anzuschmiegen versteht, dass ihn nur ein ganz geübtes Auge zu finden vermag, wie von der Sehne geschnellt, direkt auf sein Ziel losschiessen und beobachten, dass ein ganz respek- tabler Wurm in dem ungeheuren Maule anstandslos Platz findet. Seite 5 wird die Durchlüftungsfrage unserer Ansicht nach vollständig ungenügend be- handelt. Unbedingt wäre es wenigstens nötig ge- wesen, auf unsere beiden neuesten, durchaus brauch- baren Erfindungen, die Systeme Kindel undStössel und Lindstädt hinzuweisen. Seite 6 hätten die neuesten Arbeiten über die Herstellung künstlichen Seewassers Berücksichtigung finden können. Seite 7 lesen wir zum Gegensatz (s. Seite 5 — 1 cm lange Wurmstückchen) „Die Blumentiere ziehen die bekannten Futterstücke in den unersättlichen Magensack; oder: trotz dieser kolossalen Gefrässigktit“ ; ferner auf der gleichen Seite: „Allerdings verzeiht man diesen Tieren eine solche Gehässigkeit“ usw. Verfasser spricht von Fühlern bei Aktinien und von einer nessel- artigen scharfen Betäubungsflüssigkeit. Seite 11 heisst es: „Unzählbar sind ihre Arten und infolge ihrer Leicht- und Langlebigkeit sind sie sehr dankbare Bewohner unserer Seewasseraquarien“. Auf Seite 13: .Die Vermehrung der Purpur-, Sonnen, Faden, Zylinder und dickhörnigen Rose habe ich trotz 14jähriger Pflege leider nicht beobachten können und scheint es mir, dass diese nur in der Freiheit zu einer Vermehrung schreiten. Eine Purpurrose gebar Junge bei unserem Herrn Katlnnann, eine Sonnenrose sprosste vor Jahren beim Referenten ein Junges (seinerzeit im Sitzungsbericht des Wassersterns publiziert), Anthea cereus brachte ein einziges 1 Markstück grosses Jung- tier bei unserem Mitgliede Herrn Direktor Lederle (noch nicht mitgeteilt) zur Welt. Seite 14 ist zu lesen : „Jedoch fehlen dem Seemannsliebchen die Warzen und sind diese nur in ganz geringer Grösse sichtbar.“ (Also fehlen sie doch nicht). Seite 17: .Der Erdbeer- rose entschlüpfen mindestens 15 — 20 erbsengrosse Junge.“ Die Zahl ist häufig von der Grösse derselben abhängig. Grössere und wenige, kleine und viele. Unterzeichneter beobachtete sie in der Grösse des Kopfes einer Glasstecknadel und vereinzelt auch im Durchmesser des Tentalkranzes wenig kleiner als ein ausser Kurs gesetztes silbernes Zwanzigpfennig- stückchen. Ein Tier gebar einmal lediglich drei Stück auffallend grosse, vollständig entwickelte; ein anderes etwa 30 winzig kleine in Schleim eingehüllteEmbrionen. Seite 19 heisst es: „Im Stadium des Wohlbefindens entnimmt die Fadenrose [Wachsrose ( Anthea cereus)\ den Futterstücken nur die Kraft, das heisst, sie saugt diese Stücke vollständig aus und lässt sie dann fallen.“ Anthea cereus macht hier keine Ausnahme von anderen Aktinien. Es Kommt allerdings vor, dass Regen- würmer in Knäuel geballt und in Schleim gehüllt wüeder ausgestossen werden, aber das ist keinesfalls die Regel und höchstwahrscheinlich auf Uebersättigung oder Unbehagen zurückzuführen. Seite 24 müssen wir bezüglich der Fütterung von Cerianthus mit „kleinsten Stückchen Wurm- und Fischfleisch“ auf unsere An- schauung über die Fütterung der Aktinien überhaupt zurückgreifen. Es heisst weiter: „Das Seewasser ist bei richtiger Behandlung und Schützung vor Lichtalgen stets kristallhell.“ Offenkundig meint Verfasser damit Schwimmalgen, die bei einigermassen starker. Besonnung, speziell im Seewasseraquarium sehr leicht auftretende Wasserblüte. Um Verwechs- lungen vorzubeugen: Keinesfalls die an den Scheiben sich ansetzenden Algen, die bekanntlich zur Klar- erhaltung des Wassers nur zweckdienlich sind. Seite 27 sagt Verfasser: „Die Pflege sämtlicher Aktinien wie auch der übrigen Seetiere ist sehr einfach, diese sind fast durchweg sehr zäh und ausdauernd : Ein Satz, den wohl unsere gewiegtesten Seetierpfleger nicht ohne weiteres unterschreiben. Anthea cereus , Thalia, Adamsia , Sagartia sind für unsere Verhältnisse immer noch nicht leicht zu pflegen, — auf das starke Sauerstoffbedürfnis von Anthea cereus hätte hinge- wiesen werden können — von den Schwierigkeiten, die die Haltung gewisser Fische und anderer Tiere mit sich bringen, gar nicht zu reden. (Forts, folgt.) Breslau. „Vivarium“, (E. V.) Aus der Sitzung vom 9. November 09. Der Vorsitzende demonstriert die Triumph- Lampe von Heinrich Drenkhalm-Charlottenburg. Durch einen absetzbaren und leicht auswechselbaren Glasapparat mit seitlich angebrachtem Zuführungs- kanal wird der Flamme reichlich Sauerstoff zugeführt und durch einen von aussen aufgeschraubten Hebel ist eine bequeme Regulierung der Flamme möglich, sodass der ewige Aerger mit den Dochtschrauben wegfallt. Eine genaue Gebrauchsanweisung ist jeder Lampe beigegeben, in der u. a. die gänzliche Geruch- losigkeit beim Brennen hervorgehoben wird. Das stimmt nach den Beobachtungen des Referenten, aber man muss auch bei dieser Lampe folgende Vor- sichtsmassregeln beobachten: Gutes Petroleum ein* Vereins-Nachrichtcn; 7 b.'l fällen, Lampe und Docht sauber halten und die Flamme bei Benutzung eines Heizkastens ca. 5 cm von der Heizfläche entfernt aufstellen. Verfährt man aber nach dieser Vorschrift, dann brennen andere Systeme auch geruchlos, denn das Riechen der Lampe beruht immer auf mangelhafter Luftzuführung oder Kohlen des Dochtes. Diese kleine Lampe mag nun genügen, um 1—2 Behälter zu heizen. Wer aber mehrere und grössere Aquarien zu heizen hat, stelle sich eine Heiztreppe her, in der eine grosse Petro- leumlampe als Zentralheizquelle steht. Werden hierbei die obigen Bedingungen an Luftzufuhr und Sauberkeit erfüllt, dann merkt man nicht mehr Ge- ruch als beim Brennen irgend einer Zimmerlampe. — Zu Versuchszwecken wurden einige Päckchen des Tr o c kenf utters „Aquar in“ von M. Joh. Breuer- München-Gladbach verteilt. Bei dieser Gelegenheit fragen mehrere Mitglieder an, wie man ein milben- haltiges Futter zu beurteilen hätte; wir sind der Meinung, dass Milben in ein Trockenfutter nicht hin- eingehören, ebensowenig wie Maden in den Käse oder ins Fleisch. Das Vorhandensein von Milben be- dingt immer eine gewisse Verderbnis des Futters und sein Nährwert wird dadurch illusorisch, zumal wir garnicht wissen, ob die Fische die Milben mitver- zehren. — Der Vorstand teilt mit, dass am Sonn- abend, den 6. November der erste Sitzungsabend unserer Schülerabteilang stattgefunden hat. Nach- dem die notwendigen Vorarbeiten erledigt sind und höheren Orts kein Widerspruch erfolgt ist, haben wir die endgültige Trennung des jungen Nach- wuchses von dem Gros des Vereins vorgenommen, indem wir von der Voraussetzung ausgehen, dass bei den Schülern auf einer viel breiteren Basis aufgebaut werden muss, als es bei den älteren Mit- gliedern angängig ist. Da wir vorläufig nur die höheren Lehranstalten berücksichtigen, und von diesen nur die Klassen von Tertia aufwärts, so ist für die Vortragenden schon das Bildungsniveau ge- geben und sie wissen, was sie ihren Zuhörern zu- muten können. Den Vorsitz führt jedesmal ein Vor- standsmitglied, der Schriftführer wurde aus der Zahl der anwesenden Schüler in der ersten Sitzung für ein Jahr gewählt. Wir sehen wesentlich darauf, die Vorträge durch Demonstrationen und Gratisverlo- sungen anziehend zu gestalten und auch die sich freiwillig meldenden Schüler zur Selbsttätigkeit heran- zuziehen. Ueber jeden Vortrag wird eine Diskussion eröffnet, in der wir darauf achten, dass die Grund- lagen der Vivarienkunde, die mancher der älteren nur noch schwer nachholen kann, nämlich die natur- wissenschaftliche Begründung aller Beobachtungen und praktischen Handgriffe besonders ausführlich durchgesprochen werden. Wir wollen uns hier keine Mühe verdriessen lassen, denn da wir sehen, mit welchem Eifer unsere Jugend an unseren Bestrebungen teilnimmt, so glauben wir auch, dass wir hier eine Saat streuen, die später einmal gute Früchte tragen wird und einen Stamm von Liebhabern heranziehen wird, die später im Leben sich noch gern der Hilfen, die ihnen unser Verein zur Erreichung ihrer Ziele gegeben hat, erinnern. Der erste Vortrag handelte über die „Geschichte der Aquatik“ (Dr. Deupser ). Der nächste Abend wird am 27. November, abends von 7 Uhr ab stattfinden und es wird über das Thema,, Das Aqua- rium und seine Hilfsgeräte1 verhandelt und diskutiert werden. Für einen der nächsten Schülerabende haben die Herren Wassner und ihmann einen Demonstrations- vortrag zugesagt über die Selbstherstellung von Aquarienbehältern. Es sollen hierzu die Herstellungs- materialien z. B. Blech, Glasscheiben nebst den zur Bearbeitung notwendigen Apparaten mitgebracht und dann sämtliche Handgriffe bis zur Fertigstellung vor den Augen der Zuhörer vorgeführt werden. ~ Die fertigen Behälter sollen zum Schlüsse unter die An- wesenden verlost werden. Dr. Deupser, Deutsch-Lissä. Elberfeld. „Wasserrose“. Die Eingänge wurden verlesen. Unter ihnen be- fanden sich auch die Danksagungen der Schüler für die übersandten Bücher, welche ihnen als Anerken- nung für die Beteiligung an unserer Ausstellung über- wiesen worden waren. Schreiber dieses sprach dann über: „Die eierlegenden Zahnkarpfen und zwar heute über die Gattung Haplochilus, die vier Gattungen, Rivulus, Fundulus, Cynolebias und Cypri- nodoti wurden wegen der zum Schluss der Sitzung stattfindenden Verlosung vorläufig zurückgestellt. Redner besprach zunächst das allgemeine, und zwar das Alter des Zahnkarpfengeschlechts, die Verbreitung, den Bau der Fische, Vorkommen, Pflege und Zucht, streifte auch die vielen Uebergangsformen der Hapl. pcinchax und die dadurch hervorgerufene Verwirrung in den Benennungen und ging dann zur Beschreibung der einzelnen Arten und ihre Eigenheiten über. Er pflegte selbst eine grosse Anzahl der eingeführten Arten. Die Literaturbesprechung wurde allenfalls bis zur nächsten Sitzung verschoben. UnterPunkt „Ver- schiedenes“ ermahnte Herr Schoenebeck die Mitglieder, auch mal in hiesiger Gegend auf das Vorkommen der roten Mückenlarven zu achten, welche in der Gegend Dresdens so häufig sind. Er gab eine Be- schreibung der in Frage kommenden Fundorte. Zum Schluss der Sitzung fand die Verlosung statt, zu welcher extra per Karte eingeladen war. Dieselbe ergab einen Ueberschuss von 33,38 Mk. zu Gunsten der Schrankkasse, Um Aufnahme in den Verein bittet Herr Rud. Jacoby, Elberfeld, Kleeblatt 12. Der Vorstand. Leipzig. „Verband der Zierfischp Heger“; freie Ver- einigung deutscher und ausländischer Aquarianer, speziell zur Neuimportierung und Neueinführung ’ exotischer Zierfische. Statuten, Mitteilungen, Of- ferten an derztg. Geschäftsstelle: Ernst Marre, Leipzig 67. Der schon länger bestehende Verband tritt jetzt an die Oeffentlichkeit und versendet an Interessenten kostenfrei Näheres. Er verfolgt Ziele, die jeder Aquarianer sucht und trotz der vielen Vereine selten erreicht. Daher können nicht nur Liebhaber und Händler, sondern auch Vereine dem Verband bei- treten. Vom Verbände werden alle Neuheiten er- worben und diese wie Nachzuchten gratis an die Mitglieder abgegeben, sodass er in Wirklichkeit — noch dazu ihm schon seit langem immer erstklassige Neuheitenofferten vorliegen — positiven Nutzen bringt. Jahresbeitrag 16 Mark. Schwerin i. M. „Verein der Aquarien- und Terrarieu- frennde^, Sitzung vom 24. September 09. Anfang 9 Uhr; anwesend 8 Mitglieder. Proto- kollverlesung und Genehmigung. An Eingängen liegen verschiedene Fischofferten vor. Vorzugsweise wurde Bestellung auf Jungfische gemacht. Herr Tiede sprach über Pflanzen, die im Aquarium auch während des Winters vorzüglich grün sind. Der Antrag des Herrn Richter, auf der nächsten Versammlung das Stifungsfest festlich zu begehen, fand allgemeinen Beifall. Herr Rollender will alles in die Wege leiten. Anfang präzis 9 Uhr. Bei einer Verlosung — junge Goldfische — flössen der Kasse 35 Pfg. zu. Sitzung vom 5. Oktober 09. Die Sitzung trug festlichen Charakter; \\ir feier- ten unser 2. Stiftungsfest. Der Besuch war gut, 22 Personen mit den Damen und ein Gast. Die Feier bestand aus Festessen mit nachfolgendem Tanze. Die hübsch geschmückte Festtafel — Herr Grassmann hatte in gewohnter Liebenswürdigkeit einige blühende Bäumchen aufgestellt — gewährte einen herrlichen Anblick. Das Verdienst gebührt Herrn Hollender, in dessen Hand auch die Arrangements bei dem Tanze lagen. Die aufopfernde Tätigkeit wurde rück- haltslos durch Ueberreichung eines prachtvollen Kot- tillonordens, gestiftet von Frau Wahnschast, gewür- digt. Die Festrede hielt Herr Tiede, er liess sie aus- klingen in ein Hoch auf den Verein. Das Essen machte der Küche der Frau Griebcka, alle Ehre, Nach einer Pause begann der Tanz. Leider hatte das Mahl die Bewegungsfreudigkeit der Tänzer und Tänzerinnen sehr beeinflusst. Bei den einzelnen 764 Vereins -Nachrichten. Tanztouren kamen reizende, von Herrn Hollender beschaffte Ueberraschungen zur Verteilung, welche teilweise nette Andenken an das schöne Fest bilden. Eine lustige Kaffeetafel beendete die Sitzung. Schluss 7*3 Uhr. Der Vorstand. Sitzung vom 19. Oktober 09. Anwesend 7 Mitglieder. Protokollverlesung und Genehmigung. An Eingängen liegen vor: 1. Kriech- tiere und Lurche Deutschlands von Dr. Kurt Flöricke. 2. Kalender für Aquarien- und Terrarienkunde von demselben Verfasser. 3. Liste von Importen von der Hamburger Zierfischzüchtervereinigung. — Verkauf von Jungfischen — 2 Chanchitos und 10 Danios brachten der Kasse 3,80 Mk. Es wurde eine Exkursion nach Rogahus Daphnientümpeln angeregt. Unser Mitglied, Herr Kunzemann, will den teilnehmenden Herren sein Fuhrwerk zur Verfügung stellen. Ueber den von Herrn Tiede angeregten Ankauf von Postgläsern zwecks Schneckenzucht will Herr Baade gelegentlich Nachfrage halten und der Versammlung dann Mittei- lung machen. Die Versammlung genehmigte nach- träglich, dass die Festmusik aus der Vereinskasse bezahlt werden soll ; auch erklärte sie sich einver- standen, dass Herr Hollender für die für „Eis“ be- willigten 3 Mk. Ueberraschungen gekauft hatte. Schluss 11 Uhr. Der Vorstand. Adressentafel der Vereine.1) Erfurt. „Aquarien- und Terrarien freunde“. Ver- sammlungen jeden 1., 3. und 5. Freitag im Monat im Cafe Roland am Fischmarkt. Briefadresse: Fr. Schneider, Michaelisstr. 30. Gäste willkommen. Frankfurt a. Main. „Biologische Gesellschaft“ für Aquarien- und Terrarienkunde. Vereinslokal: „Dom- restaurant“, Braubachstrasse, Ecke Domstrasse. Sitzungen: Jeden Dienstag, abends 9 Uhr. Jeden ersten Dienstag im Monat Vortrag nebst Gratisver- losung. Auskunft über Tier- und Pflanzenflege usw. an jedermann. Gäste stets willkommen. Briefadresse: Herr G. Stridde, 1. Vorsitzender, Habsburger Allee 24. 1. Schriftführer: Fritz Fraenkel, Liebfrauenweg 21. • Frankfurt a. M. „In®“* Verein für Aquarien und Terrarienkunde. Vereinslokal: „Schlesinger Eck“, Gr. Gallusstrasse 2. Sitzung jeden 2. und 4. Donners- tag im Monat. Briefadresse: W. Gravelius, I. Vor sitzender, Eschersheimer Landstrasse 110. Fürth. (Bayern.) Gesellschaft „Iris“. Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Gegründet 1903. Vereinslokal: Gasthof „Zum schwarzen Kreuz“, Königsstrasse. Vereinssitzungen jeden 2. und 4. Dienstag im Monat, abends 7^9 Uhr. Gäste stets willkommen. Briefadresse: Georg Herrmann, Vor- stand, Theaterstrasse 9. Preislisten erwünscht. Görlitz. „Aquarium“. Vereinslokal: Beckers Restau- rant, Jakobstrasse 29. Sitzungen alle 14 Tage und zwar Freitag, 9 Uhr abends. An den dazwischen liegenden Freitagen: Vorstandssitzung. Briefadresse: Dr. Finster, Vorsitzender, Hospitalstrasse 31. Graz (Steiermark). „Neptun“. Vereinsheim: Körens Weinst ube, Kaiser Josef-Platz. Zusammenkunft jeden Freitagabend. Briefadresse: A. Meuth, Li^benau 161 bei Graz. Halle a. S. „Daphnia“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde (E. V). Vereinshaus : Dresdener Bier- halle am Kaulenberge. Sitzungen alle 14 Tage Frei- tags. Adresse: K/Poenicke, Herderstrasse 12 1- Halle a. S. „Hallisclier Verein der Aquarien- und Terrarienliehhaber“. Gegründet den 9. März 1909. Vereinslokal: „Zum Aquarium“, Herrenstrasse 19. Sitzungen jeden 1. und 3. Dienstag im Monat Gäste stets willkommen. Gefi. Offerten an den I. Vor- sitzenden Herrn Robert Muff, Halle a. S., Schreiber- strasse 10, erbeten! Hamburg. „Ludwigia“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Vereinslokal: Haases Restaurant, Eimsbütteler Chaussee 17. Versammlungen jeden r zweiten und vierten Dienstag im Monat. Gäste stets r willkommen. Hamburg. „Humboldt“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde (E.V.). Vereinslokal: Grosse Allee 45. Hamburg. „Rossmässler“, Verein für Aquarien- und Terrarienfreunde zu Hamburg (E V.). Versamm- lungen jeden l.und 3. Mittwoch im Monat in Paetows Restaurant, Kaiser Wilhelmstrasse 77. Briefadresse: M. Strieker, Hamburg 26, Pagenfelderstrasse 30. Hamburg. „Salvinia“, Verein für Aquarien- und Ter- rarienfreunde (E. V.). Briefadresse: O. Tofohr, Ham- burg 6, Bartelsstrasse 74. 1) Aufnahme (selbstredend kostenlos) erfolgt nur auf Antrag. Weitere Vereinsadressen stets willkommen! Auf besonderem Blatt! Ergänzungen, Aenderungen, Richtigstellungen werden um- gehend erbeten! Dr. Wolterstorff. Hof i. 0. Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Vereinslokal: ehemalige Hundhammersche Restau- ration (Lugert), Theaterstrasse. Zusammenkunft jeden 1. und 3. Mittwoch im Monat. Briefadresse : Karl Fr. Klotz, I. Vorsitzender, Theaterstrasse 10. Hohensteiu-Erustthal i. S. „Sagittaria“, Verein für Naturfreunde. Vereinslokal: Restaurant zur Gar- küche. Briefadrese : AlbinAngermann, 1. Vorsitzender. Karlsruhe. „Verein von Aquarien- und Terrarien- freunden“. Lokal: „Landsknecht“, Herrenstrasse. Briefadresse: K. Eberbach, Direktor, Hirschstr. 120. Korueuburg (N. -Oest.). „Naturwissenschaftliche Ge- sellschaft“, gegründet 1907 unter besonderer Förde- rung der Aquarien- und Terrarienkunde. Sprech- abende jeden 1. Dienstag eines Monats im Rats- keller; Vorträge periodisch im städt. Kaiser- Franz- Josef - Realgymnasium. Obmann : Bürgermeister Anton Schleidt; Naturhistoriker: Prof. Dr. Adalbert Domaschko. Leipzig. „Humboldt“. Verein für volkstümliche Naturkunde. Sitzung jeden Donnerstagabends 9 Uhr im Restaurant „Kamtz“, Peterssteinweg, Ecke Münz- gasse. Briefadresse: R. Albrecht, Leipzig -Gohlis, Heinrothstrasse 1, III. — Der Verein bezweckt die Ausbreitung volkstümlicher Naturkunde im Sinne E. A. Rossmässlers. Leipzig. „Nymphaea“, Verein für Aquarien- und Ter- rarienhunde. Versammlung jeden Dienstag. Vereins- lokal: „Mariengarten“, Kar(strasse. Briefadresse: Bernhard Wichand, 1. Vorsitzender, Scharnhorst- strasse 55, part. Magdeburg. „Aquaria“, Verein für volkstümliche Naturkunde. Vorsitzender Fr. Maue, Regierungs- strasse 24. Versammlungen jeden 1. und 3. Dienstag im Monat, abends 97« Uhr, im Restaurant „Kaiser- bräu“, Breiteweg 1. (Fortsetzung folgt.) Tagesordnungen. Berlin. Ausschuss der Aquarien- und Terrarien- Vereine. Generalversammlung am Montag, den 6. Dezember 09, abends 872 Uhr im Restaurant Schultheiss, Berlin, Behrenstrasse. Tagesordnung: 1. Bericht des Vorstandes. 2. Bericht des Kas- sierers. 3. Neuwahlen, 4. Anträge. Elberfeld. „Wasserrose“. Tagesordnung für die Sitzung am 26. Nov. 09. 1. Fischfang mit Kormoranen. Vortrag des Herrn Sclioenebeck. 2. Literaturbesprechung. 3. Ver- schiedenes. Der Vorstand. Leipzig „Nymphaea“. T a g e s o r d n u n g für die Versammlung am 23. Nov. 09. 1. Geschäftliches. 2. Literaturreferat. 3. Vor- trag des Herrn W. Böttger: „Winterfutter und Win terfütterung“. 4. Verschiedenes. Zahlreichen Besuch erbittet der Vorstand. Für den Anzeigenteil : Fri tz Lehmanns Verlag, G. m b. H., Stuttgart. — Fritz Leh manns Verla g , G. m. b. H., Stuttgart. Druck der Verlagsbuchdruckerei Otto Sautter, Stuttgart. Geophagus taeniatus vulgo Heterogramma corumbae? Auszug aus einem Vortrag „Ueber Geophagus- Arten* von Ernst Marre, Verband der Zierfischpfleger, Leipzig 67. Mit einer Abbildung. .... Und nun noch eine andere Geophagus- kleine Cichlide noch nicht; in Leipzig konnte Art, Geophagus taeniatus. Als ich von meiner mir damals auch kein Liebhaber Näheres darüber Nordafrikareise zurückkehrte, bei der ich selbst mitteilen. Uns waren zwar mehrere laich- Heterogramma corumbae Eigenmann und Ward, rechts Männchen, links Weibchen. Wiedergegeben aus „Blätter“ 1909, Nr. 20. an den Ufern des obern Nils einige recht lederne und lederfarbene Cichliden, den Bolti, Tilapia mlotica , von 6—15 cm Länge genetzt habe, studierteich die in diesem Halbjahr angesammelte Literatur. Hier stiess ich zum ersten Male auf einen kleinen Chromiden, Heterogramma corum- bae , den „ungleichgezeichneten“ Chromiden. Ueber ihn kann ich einmal nur als Theoretiker, zum andern nur als „Anseher“, dem jedoch viele dieser beiden Cichliden unter den Händen gewesen sind, sprechen. Hecht beliebt ist der reife Paare zu je 2 Mk. angeboten; leider hatten wir Becken nicht mehr frei, die Neu- heiten erschienen ja zu „massenweise“ in diesem Jahre. Ich nahm an, dass Heterogramma für den Laien ziemlich identisch mit G. taeniatus er- scheint, unbedingt kleiner und — wenn auch nur wenig — abweichend in Form, Farbe und Zeichnung ist. Leider — fühlt man vielen Taeniatus- und Heterogramma- Züchtern auf den Zahn — herrscht hier ein furchtbares Tohuwa- 766 L. Hartweg: Schulaquarien oder Schüleraquarien. bohu, denn man bat beide verwechselt, falsch er- halten und bringt nun fröhlich alles durcheinander. Mir erschienen namentlich kleinere Tiere, die be- sonders kräftig schwefelgelb und intensiv schwarz gebändert im Erregungstadium werden und — last not least — - einen metallischen Glanz nach Art von Paratilapia multicolor aufweisen, als Heterogramma , denn eine derartige intensive Färbung habe ich vor zehn Monaten bei ver- schiedenen G. taeniatus noch nicht beobachten können. Diese schwarze und gelbe Färbung bei H. coruvibae ist wunderbar prächtig; sonst ist Pflege und Zucht die gleiche wie bei anderen Cichliden, insbesondere wie bei den vorher be- handelten Geophagus- Arten. Die Wissenschaft hingegen unterscheidet sehr zwischen heterogramma und Geophagus. Hier liegt ein gleiches vor wie Poecilia reticulata Pet. und Girardinus guppyi . Dass beide Fang- orte geographisch so nahe liegen, kann uns nicht von anderen „Heimatstätten“ überzeugen (vergl. meine Bemerkungen, Sitzungsberichte der „Nymphaea“, Leipzig), wir haben in Flora und Fauna der Südsee Artengleichheit oder ge- ringe Abweichungen, die sich auf weit grössere Erdstrecken ausdehnen. So auch hier: was tut es, dass Taeniatus aus Para oder vom Parana stammt. Dazwischen liegt Matto grosso (siehe w. unten) und das brasilianische Wassernetz ist gerade hier undurchwirrbar. Wir finden über unsere Fische einige Literatur in den Mai- nummern 1909 der „Blätter“, auch hatte ohne Spezialisierung des Namens uns schon die „Wochenschrift“, ausgangs 1908, über sie be- richtet, während im 25. Band von „Natur und Haus“ über G. taeniatus gesprochen wurde. Für den Laien in der Ichthyologie und 90°(O aller Aquarianer sind es noch, trotzdem sie 10 oder 20 Sorten Fische halten, sind aber beide Tiere ziemlich identisch (ein Analogon wie Guppyi ), noch dazu sie gleiche Pflege und gleiche Zucht erfordern. Heterogramma ähnelt recht dem altbekannten Maulbrüter, Paratilapia ( Chromis ) m, vornehm- lich besitzt er schillernde Kiemendeckel, so wie sie die mir bekannt gewordenen G. taeniatus nicht aufzuweisen hatten. Beide Arten führe ich Ihnen zur Erläuterung in natura hier vor. — Betreffs der ausgezogenen Flossen sind bei beiden — wie sonst vielfach bei den Cichliden — die Spitzen als Erkennungsmerkmal der Männchen immer Variationen unterworfen, so- dass man (oft sind sie ja auch abgebissen) sagen kann, die spitze Rücken- und Afterflossen sind ein typisches, nicht aber spezifisches Maskulin- charakteristikum. Bei den anderen Geophagen — wohlgemerkt nur im wirklich ausgewachsenen Stadium — haben wir sie aber unbedingt. Heterogramma corumbae hat seinen Namen einmal von heteros „anders, ungleich, entgegen- gesetzt“ und graphein „schreiben“, also der anders, der ungleich gezeichnete Fisch, sodann nach der Stadt Corumba im südlichen Brasilien unterm 19. Grad südlicher Breite, eine Stadt im Staate Matto grosso, im südlichen grossen Brasilianischem Wassernetz bezw. Sumpfland. Hier sind diese Cichliden zuerst gefangen, natür- lich ziehen sie sich durch das ganze umliegende Flussgebiet. Taeniatus bedeutet gebändert, gea Erde, phago ich esse, Erdwühler, da sie nicht allein aus sexuellem Instinkt oder aus Langweile im Schlamm wühlen, sondern wohl auch, um ihre Nahrung aus diesem zu suchen. G. taeniatus ist grösser als Heterogramma , jedoch auch höchstens ca. 6 cm lang, schon mit 3 cm wird er geschlechtsreif. Auch er kann schön goldgelb mit schwarzer Querstreifung werden; er liebt eine höhere Temperatur als 20° C, als kleiner Cichlide beansprucht er na- türlich kein grosses Bassin Wir haben diese Stelle dem Vortrag entnommen auf An- regung des Vereinsberichtes „Rossmässler“, Hamburg („W“. Seite 627) und glauben, dass hier eine Aehnlichkeit wie in der kürzlichen Guppyi- Frage vorliegt. Schulaquarien oder Schüleraquarien. Von L. Hart weg, „Triton“, -Dortmund. Die Aquarien- und Terrarienausstellung Pfingsten 1908, die der Verein „Triton“-Dort- mund veranstaltete, war mit einer Lotterie ver- bunden. Der ITeberschuss der Lotterie, bei- läufig 550 Mk., wurde dazu benutzt, 200 Aquarien an Schüler Dortmunds zu verteilen. Die Ver- wendung des Geldes hat vielfach nicht den Beifall der Liebhaber gefunden; siehe „Wochen- schrift“ 1908, Seite 358. Herr Buschkiel in München meint, dieser Gedanke, dem Schüler selbst ein Aquarium zu geben, hätte bis jetzt wenige Anhänger gefunden. Die Schau- aquarien in der Schule würden den ge- wünschten Zweck besser erfüllt haben. Wenn sich ein Aquarienverein an die Jugend wendet, so verfolgt er doch den Zweck, wenigstens an erster Stelle, in der Jugend die Liebe zur Natur zu wecken, sie zu stärken und zu er- halten. Wir wollen auch unsern Teil dazu bei- L. Hart weg: Schulaquarien oder Schüleraquarien. 767 tragen und versuchen, ein Geschlecht heran- zubilden, das wieder mit offenem Auge und frohem Gemüte durch die herrliche Natur geht. Betrachten wir die Freuden und Genüsse, die unsere moderne Jugend, besonders in den Gross- städten sucht, so sehen wir ein, dass es anders werden muss. Durch die Aquarienliebhaberei können wir nun ganz besonders im Kindes- gemüt die Naturliebe wecken. Es ist eine eigen- tümliche Sache mit dem Wasser. Wer wollte sich den Empfindungen entziehen, die auf ihn einstürmen, wenn er träumerisch auf das Rauschen eines vorbeiziehenden Flusses lauschte oder von einer Brücke auf strömende Fluten hinabsah ! Unsere Jungen haben aber eine ganz besondere, den guten Eltern oft unheimliche Vorliebe, sich an den Ufern der Bäche, Flüsse und Teiche herumzutreiben. Das Wasser allein zieht nicht; der Junge empfindet, oft unbewusst, dass an ihm, in ihm und auf ihm eine ganz andere Welt ist. Da gibt es ganz besondere Pflanzen, da hausen ganz andere Tiere, die man nur hier und anderswo nicht zu sehen bekommt. Diese Vorliebe der Jugend für das Wasser ist die Grundlage, auf der die Aquarienvereine aufbauen können, und es ist nun die Frage, ob wir durch Schulaquarien oder durch Schüleraquarien unsern Zweck am besten erreichen können. Das ist auf jeden Fall klar, dass beide Wege zum Ziel führen. Durch das Schulaquarium oder wie man besser sagt, durch das Schauaqua- rium in der Schule kann vor allem die Liebe zur Natur geweckt werden in allen Schülern der Klasse oder der Schule; die Kinder lernen fast ohne Mühe die meisten Wasserpflanzen und fast alle Wassertiere unserer Heimat kennen und auch wohl lieben, der naturwissenschaft- liche Unterricht kann ganz anders fruchtbringend gestaltet werden, wenn (ja, da ist das ver- zwickte „wenn“) der Lehrer ein Aquarienlieb- haber, mindestens aber ein so grosser Natur- freund ist, dass er sich in die Sache hinein- arbeitet. Wir können uns da nicht mit dem schönen Satze behelfen: „Jeder Lehrer sei ein Naturfreund.“ Doch nun, mein Lieber, eine ernste Frage: „Ist wohl von 50, na, sagen wir von 100 Menschen einer da, der soviel Lust und Liebe zur Natur hat, dass er auf die Dauer ein gut eingerichtetes Aquarium in Ord- nung hält?“ Nun stellte ich die kühne Behaup- tung auf und sage : „Lehrer sind auch Menschen.“ Glaub’ es nur ruhig, so furchtbar es klingt. Komm, ich sage dir etwas ins Ohr: „Ich bin ja doch eener.“ Was wollen wir aber von den 50 oder 100 mit dem Einen? Der hat schon sicher ein Aquarium in der Schule, und wenn nicht, dann würde ihm jeder Aquarienverein, der Dortmunder an der Spitze, ein fertig ein- gerichtetes für seine Klasse zur Verfügung stellen. Ich unterschreibe die Worte des Vereins für Aquarien- und Terrarienfreunde in Karls- ruhe: „Um die Jugend in die Aquarienkunde einzuführen, ist eine sachkundige Leitung un- bedingtes Erfordernis.“ Würde man jeder Ober- klasse etwa ein fertig eingerichtetes Aquarium zur Verfügung stellen, dann würden die Kinder auch etwas lernen; sie würden lernen, wie man es nicht machen soll. Bei nicht sachkundiger Leitung hat ein Schulaquarium absolut keinen Nutzen. Ich kenne zwei Schulaquarien in einer Oberklasse in D. bei Dortmund; 10 cm mit Muscheln und Schneckenhäusern belegt, keine Pflanzen ; Goldfische, Karpfen, Stichlinge, die mit trockenen Ameisenpuppen gefüttert werden, quälen sich darin ab. Wenn ein Aquarienverein Schulen Aquarien zur Verfügung stellte, dann müsste er auch wohl oder übel die jährlichen Unterhaltungskosten tragen. Man kann doch nicht gut vom Lehrer verlangen, dass er in seine Taschen greift. Wieviel Regierungen und Gemeinden würden aber wohl bei uns in Preussen Geld für Schulaquarien auswerfen ? Schwamm darüber! Auch müssten in den meisten Schulen die Aquarien in den Klassen aufgestellt werden. An unserm System sind acht Klassen, kein Lehrerzimmer, und unsere Fluren, unsere Flurfenster? Na, der Schwamm liegt ja noch. In unsern neuen Schulgebäuden freilich Hesse sich wohl ein Plätzchen ausser- halb der Klassenzimmer finden, wo ein Aquarium gut aufgestellt werden könnte. Wenn sich nun „Triton“-Dortmund entschloss, die Aquarien an geeignete (nicht die besten) Schüler zu verteilen, so war man sich von vornherein klar über die ernsten Bedenken, die gegen eine solche Verteilung sprechen. Aber der Versuch sollte gemacht werden, und die Zukunft wird zeigen, ob er glückt. Das Schlimmste war wohl, unter den vielen Schülern des Volks- und höheren Schulen die richtigen herauszufinden. Natürlich musste sich dabei der Verein hauptsächlich auf die Vorschläge der betreffenden Oberlehrer und Lehrer ver- lassen. Es wird hei der Auswahl der Schüler auch mancher Irrtum unterlaufen sein, aber im allgemeinen kennt der Lehrer, der den Unterricht in den Naturfächern erteilt, wohl soweit seine Schüler, dass er die geeigneten 768 Fritz Fränkel: Eine zweckmässige Heizung für Aquarien. herausfinden kann. An einem Nachmittag nun wurden alle Jungen in einem grossen Saale zu- sammengetrommelt. Auf langen Tischen vor ihnen standen die Gläser, einige Zentimeter mit Wasser gefüllt, mit verschiedenen Pflanzen belegt und mit 2 — 3 Fischen besetzt. Wegen der leichteren Pflege wurden ausländische Pflanzen und Fische genommen. Von den Fischen wurden hauptsächlich Makropoden und Kärpf- linge genommen, welche die Vereinsmitglieder billig überlassen hatten. Herr Oberlehrer Ger- noth, der Vorsitzende des Vereins, besprach nun in einem, den Kindern angepassten Vor- trage die Pflege eines Aquariums und richtete vor ihren Augen sachgemäss ein grösseres Aqua- rium ein. Es war ein Vergnügen zu sehen, mit welcher Begeisterung dann die Kinder ihre Aquarien in Empfang nahmen. Nach einem Jahr etwa sollen die Knaben ihre Gläser wieder vorzeigen. Wer seine Pflanzen und Tiere ge- hegt und gepflegt hat, der soll durch ein grösseres Glas, durch seltenere Pflanzen, durch schönere Fische dann belohnt werden. Nun ist es ja leider sicher anzunehmen, dass nach verschiedenen Wochen manches Aquarium trocken in einem Winkel steht. Aber der kleine Besitzer ist darum doch noch nicht für unsere Sache ver- loren. Es bedarf nur eines kleinen Anstosses, er holt sein Glas aus der Ecke, um es nach vier Wochen wieder hineinzusetzen. Aber nach zwei oder drei Versuchen wird er doch bei der Sache bleiben. Der Grund, dass wir Schüler durch das Aquarium vom Studieren abhalten, schien uns nicht stichhaltig. Wohl jeder Junge, die sogenannten „Musterknaben“ ausgenommen, treibt in den Freistunden seinen besonderen Sport. Der eine sammelt Briefmarken, der andere Münzen, hier wird Ball gespielt, dort geturnt und geschwommen; dieser trinkt Bier, spielt Skat, jener schmökt Karl May oder Liebesromane und der dritte erlebt sie gar. Die Aquarienliebhaberei erhält uns die Jugend gesund an Leib und Seele. Haben wir aber einmal einen Knaben für uns gewonnen, dann ist er bei seinen Kameraden für die Aquarien- liebhaberei ein gewichtiger Agitator. Ueber den Erfolg unseres Versuches, an Knaben Aqua- rien auszuteilen, wollen wir nach geeigneter Zeit berichten zur Nachahmung oder zur War- nung für die Vereine. Eine zweckmässige Heizung für Aquarien. Von Fritz Fränkel, „Biologische Gesellschaft“- Frankfurt a. M. Auf unserer letzten Ausstellung und in Stuttgart sah ich Aquarienheizungen aller Art, Rund- und Flachbrenner für Petroleum, Gas- heizungen, Spiritusbehälter, selbst elektrische Heizvorrichtungen waren da vorhanden. Alles schön und praktisch in seiner Art und doch nicht das Richtige. Wir selbst hatten hier in unserem Vereine schon alles mögliche probiert, um zu einem Resultate zu gelangen, uns eine tadellose Heizung bei geringsten Kosten, grösster Wärmeerzielung und, eine wichtige Frage, gutes Aussehen des Behälters zu verschaffen. Ein- hängeapparate genügen nicht zur Erzielung einer konstanten Wärme. Elektrische Heizung ist zu kostspielig, Aquarien mit eingebauter Heizvorrichtung erwärmen den Boden, der ja immer mit einer Sandschicht, meistenteils auch mit einer Erdschicht, bedeckt ist. Es ist altbekannt, dass die Pflanzen unter dieser Art Heizung leiden. Heizkegel, in das Aquarium eingebaut, erfüllen zwar ihren Zweck, jedoch zeigen sie die allen Aquarianern be- kannten Uebelstände und sehen unschön aus. Meistenteils brennen sie in kürzerer oder längerer Zeit durch. Lange Schornsteine, durchs Aquarium durchgeführt, Siederöhren usw., alle diese Hilfsmittel habe ich hersteilen helfen und kenne den Nutzeffekt genau. Nichts befriedigte mich und ratlos stand ich vor der Aufgabe, einen Behälter von 1,20 Meter gut lind sicher zu heizen. Da kam Freund „Zu- fall“, diesmal in Gestalt unseres „Dicken“. Unsre Mitglieder kennen ihn ja alle, den Lesern sei er aber als einer unserer tüchtigsten ein- heimischen Fischkenner und Mann der Praxis vorgestellt. Ich klagte ihm meine Not. Lächelnd hörte er zu, dann bat er mich um eine Ziga- rette, die er sonst aber auch bekommen hätte und — um einen grossen Blumentopf. Ich war ganz sprachlos, da rief er schon „dalli, dalli!“ Ich holte also das Verlangte und führte ihn in mein Atelier. Nachdem er sich eine neue Zigarette angesteckt, verlangte er Hammer und Stemmeisen, meisselte mit letzterem einen zirka 5 cm hohen Rand des Blumentopfes durch stetes Weiterführen des Stemmeisens kunstge- recht ab, feilte den nun offnen Ring mittelst einer Feile rund und — stellte mir damit meine neue Heizung vor. R. Schweizer: Allerlei aus dem Vipernterrarium. 769 Neugierig begaben wir uns ans Aquarium, die Nische schauten gerade so verwundert drein als ich, wie der „Dicke“ nun begann, in der Mitte des Aquariums den Tonring einzudreben, bis er glatt auf dem Boden auflag. Dann musste ich Schlauch und Eimer holen und den Sand und die Erde aus dem Ring mittelst Schlauch und Saugen kerauszusckaffen. Das Ansaugen überliess er freundlichst mir, sonst hätte er sich ja keine Zigarette anstecken können. Nun stand der Ring im Aquarium, innen befreit von Sand und Erde, bei dem vorsich- tigen Abziehen gab es nicht einmal trübes Wasser. Jetzt schaffte ich auf Geheiss des „Dicken“ einen Petroleum-Lampen-Rundbrenner, 24 Stunden lang brennend, für 85 Pfg. an, eine sogenannte Küchenlampe, bog sie am Ge- stell um und hing sie unter den Eisenboden des Aquariums. Der Erfolg war ganz überraschend. Zuerst stiegen sämtliche Fische zu unserm gi’össten Gaudium in die Grube, besahen sie von allen Seiten und wärmten sich darin. Dann nach Ablauf von 4 Stunden zeigte das Aquarium statt der 15 Grad Celsius 19 Grad, ein uner- hört schneller Erfolg. Meine Geophagen usw. halten sich mit Vor- liebe in dieser Vertiefung auf, die Polyacanthus stehen darüber, alle Fische sind munter und fidel. Der eingelassene Ring, den man kaum sieht, da er bis an den Rand von Sand um- geben ist, stört nicht im geringsten den guten Gesamteindruck, gibt ausserdem noch einen vorzüglichen Schlammkasten ab. Die Wärme des Wassers ist ziemlich gleichmässig, differiert um 1V2 Grad in den Ecken von der Mitte aus. Am nächsten Tage brannte die Lampe von morgens 8 Uhr bis gegen 21/2 Uhr, dann musste ich auslöschen, das Wasser war 27 Grad warm, fiel nachts über im ungeheizten Zimmer auf 22 Grad. Da mir diese Temperatur zu warm erschien, legte ich mir Gasheizung an und heize jetzt mittelst eines kleinen Flämmchens, Bunsen- brenner, Tag für Tag das Aquarium. Es ist ständig auf 20 Grad Celsius erwärmt, lässt sich im Gegensatz zu Petroleum spielend leicht und geruchlos regulieren, und brachte ich die Tem- peratur auf 29 Grad und höher. Will man oder muss man Petroleum nehmen, dann richte man die Lampe derart, dass sie höher und niedriger gehängt werden kann. Dadurch er- spart man ein Niedrigerschrauben des Brenners und erzielt absolute Geruchlosigkeit. Der Kos- tenpunkt ist sehr gering. 85 Pfg. für die Lampe (eine kleinere genügt für kleinere Be- hälter), ein Blumentopf, das ist alles, was man braucht. Gaskosten 30 Pfg. per Monat. Der verzinnte Eisenboden brennt nicht durch, die Wärme ist gleichmässig, das Aus- sehen gefällig, das Kondenswasser sehr gering. Ich würde sogar raten, an Stelle der Heizkegel einen verzinnten Eisenring einzulöten, wer den Blumentopf nicht haben will. Alle aber, die nur einmal diesen Versuch mit der neuen Heizung gemacht haben, werden sich gleich mir freuen über den guten Erfolg mit solch einfachen Mitteln. Es ist ja klar, dass die Heizung hier direkt das Wasser erwärmt und in stärkste Zirku- lation bringt, ohne den übrigen Boden zu er- wärmen. Fische und Pflanzen gedeihen vor- trefflich, was ja die Hauptsache ist. Mit gleich gutem Erfolge heizen mehrere Mitglieder ihre nach obigem eingerichteten Aquarien. Allerlei aus dem Vipernterrarium. Von R. Schweiz er -Basel. I. Von allen Giftschlangen (im engeren Sinne) ist die Sandviper (Viper a ammodytes L.) die- jenige, die noch am häufigsten in den Terrarien der Liebhaber angetroffen wird. Sie ist auch in der Tat ein schönes und interessantes Reptil, sowohl was Gestalt und Zeichnung anbetrifft, als auch hinsichtlich ihres Verhaltens in der Gefangenschaft. Die Ansprüche, die die Sand- otter an Grösse und Einrichtung ihres Behälters stellt, sind ziemlich bescheiden ; ans Futter geht sie bekanntlich meist sehr bald. Sandvipern, welche einem in sehr hungrigem und abgemagertem Zustande geschickt werden, machen oft augen- blicklich nach der Ankunft in ihrem Terrarium Jagd auf Futtertiere, wobei dann aus der regen Fresslust der Schlangen eine ernste Gefahr er- wachsen kann (für die Schlangen selbst nämlich !). So erhielt ich z. B. letzten Sommer, Ende Juni, zwei dieser Vipern, die sich in ziemlich schlechtem Zustande befanden. Kaum batte ich die Tiere in das für sie bestimmte Ter- rarium gesetzt, so waren die beiden auch schon lebhaft hinter den vorhandenen Eidechsen her, und am andern Tag waren diese letzteren denn auch richtig sämtlich verschwunden bis auf eine Blindschleiche, die sich im Gestein den 770 R. Schweizer: Allerlei aus dem Vipernterrarium. Nachstellungen der Schlangen entzogen hatte. Bald aber wurde nun auch sie von einer der den Behälter unablässig durchsuchenden "Vipern beim Schwänze erwischt und unter sichtlicher Kraftanstrengung ans Tageslicht gezogen. Die Echse, deren Schwanz trotz des heftigen Hin- und Herzerrens nicht abbrach, wehrte sich ver- zweifelt, indem sie sich mit dem Vorderkörper zwischen den Steinen einklemmte und festhielt. Alles Sträuben half ihr aber nichts; nach einer Stunde etwa war sie im Bachen einer Schlange verschwunden. Der Bissen musste dieser aber nicht gut bekommen sein, denn einen Tag später wurde die Blindschleiche wieder ausgespien. Nach etwa einer Woche nun brachte ich sechs weisse Mäuse in das Terrarium, fünf halb- wüchsige (ca. 4 — 5 Wochen alte) und eine bei- nahe ausgewachsene. Die andere Sandviper, die kräftigere von den beiden, machte sich so- fort an diese alte Maus, tötete sie und würgte sie auch ziemlieh rasch hinunter. Am andern Morgen aber lag die Viper tot im Behälter. Das Futtertier war wohl für die geschwächten Verdauungswerkzeuge der Schlange zu gross gewesen, und das Tier hatte nicht mehr die Kraft besessen, den Bissen wieder auszuwürgen, wie sein Gefährte es mit der Blindschleiche gemacht hatte. Dieser hatte sich übrigens als- bald der fünf kleineren Mäuse angenommen, befand sich dabei auch ganz wohl und erholte sich zusehends. — Die beiden Tiere waren offenbar gleich nach dem Erwachen aus dem Winterschlaf gefangen worden, bevor sie noch Zeit gehabt hatten, sich durch Nahrungsauf- nahme neu zu kräftigen, lagen dann noch einige Wochen bei verschiedenen Händlern herum, wo sie natürlich nicht gefüttert wurden und hatten somit gegen drei viertel Jahre gefastet (vom Herbst 1907 bis Juli 1908). Der jämmer- liche Zustand, in dem sie bei mir eintrafen, bestätigte diese Vermutung auch vollkommen. Im Juli des letzten Jahres erhielt ich noch zwei andere Sandvipern aus Dalmatien, beides W eibchen, wie sich später herausstellte. Die eine davon wollte absolut nichts fressen, magerte aber trotzdem nicht besonders ab, aus dem einfachen Grunde, weil sie trächtig war. Ende September wurden dann drei Junge geboren; zwei davon verendeten bald, während sich das dritte noch heute ganz wohl befindet. Mit dem alten Tier ging es von nun an aber rasch ab- wärts. Ich versuchte alles, um den Appetit der Viper zu reizen, und sie zur Nahrungsannahme zu bewegen, setzte ihr junge Eidechsen vor, alte Eidechsen, junge Mäuse, alles war ver- gebens. Da schritt ich zur Zwangsfütterung. Das Tier wurde aus dem Terrarium heraus- genommen und dicht hinter dem Kopf gefasst. Alsdann schob man ihm mit Hilfe einer Strick- nadel, eines dünnen Stäbchens oder dergleichen eine junge (tote) Eidechse so tief als möglich in den Schlund hinab. Häufig entledigte sich die Viper gleich nach dem Loslassen wieder des aufgedrungenen Bissens, manchmal aber war sie doch so vernünftig, ihn vollends zu ver- schlingen. Langsam aber sicher erholte sich die Schlange nun wieder; zur freiwilligen Futter- annahme konnte sie sich aber bis heute noch nicht entschliessen , weshalb die Zwangsfütte- rung immer noch fortgesetzt werden muss. Das Experiment erfordert allerdings einige Vor- sicht, denn die Sandviper leistet ihr möglichstes, sich durch allerhand Drehungen und Windungen zu befreien und die langen Giftzähne in Tätig- keit zu setzen. Am besten ist es jedenfalls, wenn zwei Personen sich gegenseitig unter- stützen, wobei eine den Schwanz der Schlange in der Hand behält, sodass der Körper des Tieres in eine gestreckte Lage kommt. An Stelle der Eidechsen sind in den letzten Monaten junge (höchstens zwei Wochen alte) Mäuse getreten. Diese eignen sich insofern besser, als man sie (durch massierende Be- wegungen) ganz in den Schlund hinabbefördern kann, was bei den langgestreckten, schlanken Eidechsen nur selten gelingt. Die Sandotter gedeiht bei dieser Behandlung, wie gesagt, ganz gut und sieht jetzt bald ebenso wohlgenähit aus, wie die übrigen, freiwillig fressenden Vipern. Einen Winterschlaf hielt das Tier unter den obwaltenden Umständen natürlich nicht. Das Nahrungsbedürfnis der Vipern scheint mir nicht besonders gross zu sein. Oft sieht man sie freiwillig viele Wochen lang fasten; manchmal aber nehmen sie dann wieder er- staunliche Mengen von Futtertieren zu sich. So verschlang z. B. letzten Winter eine kaum 50 cm lange Sandviper nach mehrwöchent- lichem, freiwilligem Fasten zuerst eine alte Hausmaus, die zwei Monate lang mit der Schlange im gleichem Terrarium gelebt hatte, nach Verlauf einer Woche kurz hintereinander vier halbwüchsige weisse Mäuse und zum Schluss nochmals eine alte Hausmaus. Man kann sich denken, wie das Tier nun dreinsah! Das Kriechen war ihm fast zu einem Ding der Unmöglichkeit geworden; es vermochte sich nur noch mühsam fortzuhaspeln. Erst nach Ein Besuch bei Herrn Kayser, München. 771 und nach kehrte die Beweglichkeit wieder zurück. Tote Tiere nehmen fast alle meine Vipern anscheinend ebenso gern an wie lebende; be- sonders die alten Juravipern (Viper a aspis L.) machen da sehr wenig Federlesens. In den Behälter geworfene tote Mäuse, Eidechsen, auch blosse Schwänze von letzteren, alles wird willig entgegengenommen. Ein besonderer Leckerbissen sind für viele Viperiden ganz junge Mäuse; die Schlangen nehmen sich da- bei natürlich nicht erst die Mühe, die Dinger einzeln zu töten, sondern schlingen eins nach dem andern, mitunter auch zwei zugleich, lebend hinunter. Der Mundfäule, jener berüchtigten und gefürchteten Schlangenkrankheit, scheinen unsere Ottern, meinen bisherigen Erfahrungen nach, nicht so sehr unterworfen zu sein, wie manche andere Ophidien. Mir ist bis jetzt nur ein einziger Eall vorgekommen. In Nr. 1 der „Lacerta“ („Wochenschrift“ Nr. 2, 1909) erschien ein Artikel von Herrn Dr. E. Werner, betitelt: „Nur Ruhe!“; den- selben sollte eigentlich jeder Anfänger und auch noch mancher Vorgerückte in der Reptilien- pflege täglich einmal durchlesen. Ruhe ist in der Tat ein Hauptfaktor in der Terrarienpraxis, vor allem eben auch bei der Pflege unserer Vipern. Dazu kommt dann noch die natur- gemässe Einrichtung des Terrariums, die be- sonders bei der Eingewöhnung frischgefangener Ottern eine Rolle spielt. Aspisvipern z. B. gewöhnen sich offenbar eher an die veränderten Verhältnisse und an die mancherlei unbeab- sichtigten Störungen, welche ihre Pflege ja trotz allem mit sich bringt, und gehen folglich auch schneller ans Fressen in einem Behälter, dessen Inneres ihrem früherem Aufenthaltsort ent- spricht, als in einem solchen, dessen ganze Einrichtung aus einigen umhergestreuten Tuff- steinbrocken und Korkrindenstücken besteht. Später, wenn sich die Tiere einigermassen an das Gefangenleben gewöhnt haben, ist die Frage der Käfigeinrichtung nebensächlicher: die Vipern fressen dann meist auch in Behältern mit mangelhafter Ausstattung. So recht heimisch fühlen sie sich darin aber nicht, und einen be- friedigenden Anblick bietet ein solches Terrarium auch nicht dar. Am gedeihlichstenundlohnendsten gestaltet sich die Pflege und Beobachtung unserer so interessanten Ottern eben dann, wenn beide Punkte, Ruhe und naturgemässe Behälter- einrichtung, gleichmässig berücksichtigt werden. Ein Besuch bei Herrn Kayser, München.1) Suchet, so werdet ihr finden im ersten Aquarium auf dem Tische: 2 Stück Callich- tkys punctatus (Importfische), 2 Stück Callich- thys calliclithys , das eine Stück erhielt ich erst vor kurzer Zeit voll Pusteln. Die roten Planorbis sind Futter für Tedro- don cutcutia. Sie sind nicht ganz tadellos in Farbe, der Dreck am Boden beeinflusst die Färbung. Bei sauberem Aquariumhoden ist die Färbung eine reichlich schönere, aber die Zucht nicht so ergiebig. Die Jungschnecken suchen ihre erste Nahrung mit Vorliebe in diesem Mulm. Im Kasten links im Eck: Ein Clarias vom Kongo, jedenfalls Clarias robechi? Der gleiche Clarias soll in ganz Afrika gemein sein, auch im Nil Vorkommen. Ich erhielt den Clarias August 1907. Länge damals inkl. Schwanz- flosse 4 cm. Sehr anspruchslos, nur sehr wärmebedürftig, die Anlagen in seinem Aqua- rium schont er leider nicht. Im Aquarium am Fenster : 4 Stück Call, punctatus (Nachzucht [Graffi]), 3 Stück Tinea aurata. Seit einem Jahr in Pflege, wegen Ver- suchs der Schleierbildung der Flossen ; 2 Stück Ottocinclus flexilis, hängen an Pflanzen oder Scheiben, sehr kleine Fische. Wenn man sie nicht gleich sieht, suchen unnütz. Manchmal sitzen sie auf dem veralgten Stein, der sich in der Nähe (rechts) vom Cyperus befindet. Stellage rechts. Oberer Glaskasten ; 1 Stück Pimelodus sapo, leider nur ein kleineres Exem- plar, doch bei Wohlbefinden sehr schöner Far- benschmelz der Haut. Grosses Aquarium oben: 2 Pimelodus spec.? Bei Wohlbefinden metallischer Glanz der Haut. Als Jungfische (1906) allerdings bedeutend augenfälliger gefärbt. (Die Makropoden sind Kümmerlinge und sind als Jungfische eingesetzt worden als Frass, wurden aber bis heute ver- schmäht.) Unteres Aquarium : Tedrodon cutcutia. links T , rechts das kleinere ¥. Zum Aufblasen fangen folgendermassen : man treibt den Fisch mit der Hand ruhig in das Eck, lässt ihn ruhig in fl Gelegentlich meines Aufenthaltes in München, September 1909, machte ich unter dankenswerter Führung des Herrn Lorenz Müller die Runde bei den „Isis“-Mitgliedern. Herr Kayser, welcher zur angekündigten Besuchsstunde nicht zu Hause sein konnte, hinterliess einen so ausführlichen „Führer“ oder „Katalog“ seiner Aquarienanlage, erfüllt von so vielen interessanten Details, dass ich ihn bat, sein natürlich nur in Schlagworten abgefasstes Schriftstück veröffentlichen zu dürfen. Dr. P. Kämmerer. 772 W. Schreitmüller: Beobachtungen über den Kampf zwischen Kreuzotter und Igel. die Hand schwimmen und hebt ihn ruhig hoch in der hohlen Hand über Wasser, kitzelt ihn am Bauch, dann bläst er schon. Das Weib- chen reagiert fast besser. Das Bangen muss sehr ruhig geschehen, dann ist es kinderleicht, gelingt es nicht gleich, dann gelingt es über- haupt sehr schwer; wenn der Fisch nervös ist, da werden Sie staunen wie er springt (Vor- sicht!). Er ist mindestens so gewandt wie ein anderer Fisch. Legt man ihn aufgeblasen auf die Wasseroberfläche, dann verschwindet er nach kurzer Zeit wieder in seiner normalen Form. Glaskasten unten : 4 Stück Plecostomus co- mersoni , Algen absichtlich, da er sie mitfrisst. In einigen Aquarien, besonders im Glas- kasten oben : Planorbis trivolvis, in der Jugend- form interessant. Wegen der starken Belich- tung im allgemeinen, der grossen Fische oder der starken Beheizung im besondern lässt die Bepflanzung etwas zu wünschen übrig, doch wird das nächste Jahr verschiedenes zweckent- sprechender und damit schöner. OOOOOOOOOOOOO NATUR UND HAUS OOOOOOOOOOOOO Beobachtungen über den Kampf zwischen Kreuzotter und Igel. Von Wilhelm S c h r e it m ü 1 1 e r- Dresden 21 („Ichthyologische Gesellschaft“.) Mit zwei Originalaufnahmen nach der Natur von Otto Hau cke- Dresden und einer von P. Sch malz -Leipzig Schon längere Zeit trug ich mich mit dem Gedanken, Versuche mit genannten Tieren an- zustellen. Am 16. Juli erhielt ich nun durch die Liebenswürdigkeit des bekannten Geologen und Mineralogen Herrn Rudolf Zimmermann in Rochlitz i. Sa. einige frischgefangene Kreuz- ottern (Abbild. 1) zugesandt, welche ich für meine Versuche zu verwenden gedachte. Schon lange vorher war ich auf der Suche nach Igeln, konnte jedoch längere Zeit solche nicht auf- treiben. — Endlich am 17. Juli 09 gelang es mir, gelegentlich eines Abendspazierganges im hiesigen Königlichen Grossen Garten zwei aus- gewachsene Igel (anscheinend ein Pärchen), welche auf einer Wiese daselbst nach Nahrung suchten, zu erbeuten. — - Nachdem ich die beiden Tiere längere Zeit beobachtet hatte, fing ich, kurz entschlossen, die beiden Stacheltiere ein, band das eine, so gut es ging, in mein Taschentuch und trug das andere auf dem Arm nach Hause. Zu Hause angelangt, steckte ich die beiden Mäusejäger in eine grössere Kiste und gab ihnen vorläufig einige Kirschen, Semmelmilch und zwei abgetötete Frösche hinein. Am folgenden Tage begab ich mich zu einem mir bekannten, hiesigen Händler1) und kaufte daselbst noch einen dritten, schon längere Zeit in Gefangenschaft gewesenen Igel dazu, um auszuprobieren, wie sich auch ein solcher der Kreuzotter gegenüber verhalten würde.2) 9 M. Simm-Dresden, Dürerplatz 19. 2) Die Versuche mit diesem Tier blieben erfolg- los, der Igel vergriff sich nicht an den Ottern, auch Wieder zu Hause an gekommen, wuchs mein Interesse von Minute zu Minute, ich konnte das Ergebnis meines Versuchs kaum abwarten. Zuerst machte ich am 18. Juli einen solchen mit einer kleineren der vorhandenen Kreuzottern, einem Weibchen, und mit dem stärkeren der beiden frischgefangenen Igel (anscheinend ein Weibchen). Das Resul- tat war folgendes: Ich setzte den Igel mitten in die Stube, woselbst er etwas eingezogen liegen blieb. Hierauf brachte ich die Kreuzotter, ca. 1 Schritt entfernt von ihm, in seine Nähe. Letztere rollte sich, als sie den Igel sah, augen- blicklich zusammen und nahm Angriffsstellung ein.Al Der Igel rührte sich nicht vom Platze. Nach ca. 5 Minuten streckte letzterer seine Schnauze etwas unter seinem Stachelfell her- vor, seine Nase vibrierte lebhaft, — das Tier sicherte, — es hatte anscheinend die Schlange bemerkt. Ich zog mich hierauf behutsam ein Stück zurück, beide Tiere im Auge behaltend. Nach weiteren 2 Minuten rollte sich der Igel ganz auf und streckte seinen Kopf weit hervor. Die Schlange lag, mit nach ihm gerichteten, er- hobenem Kopf regungslos da und züngelte leb- haft, hierbei fortwährend mit dem Schwänze katzenartige Bewegungen ausführend. - Einen frass er von den Stücken, welche ein frischgefangener Igel von einer Kreuzotter übriggelassen hatte, nichts. In was dies seinen Grund hatte, kann ich nicht an- geben. Diesen Igel setzte ich nach meinen Ver- suchen wieder in die Freiheit. — Anscheinend war das Tier zu schwach, da schlecht genährt und noch nicht völlig ausgewachsen. Der Verfasser. W. Schreitmüller: Beobachtungen über den Kampf zwischen Kreuzotter und Igel. 773 Laut (gezischt oder gefaucht) gab sie nicht von sich, doch zeigte mir ihr stark aufgeblasener, auf- und niedergehender Leib, dass sich das Tier in grösster Erregung befand. Nach einer Weile setzte sich der Igel in Bewegung und lief in einem Umkreis von ca. 1 Meter zweimal um die Schlange herum, letztere drehte sich hierbei zusammengerollt; der in der Mitte ihrer Körperringe befindliche Kopf war erhoben. Es war ein äusserst spannender Augenblick, den zu einem kleinen Haufen zusammengerollten Körper der Schlange, sich in dieser Weise so um sich selbst drehen zu sehen und gleichzeitig den das Tier umkreisenden Igel zu beobachten. Der Anblick war genau derselbe, als wenn man im Freien eine Otter stellt und um diese herum- läuft, das Tier bleibt hier- bei ebenfalls zusammen- gerollt liegen, erhebt den Kopf aus der Mitte seiner Leibesringe und dreht sich um sich selbst, hierbei den Verfolger nicht aus den Augen lassend. Beim Umkreisen der Schlange von seiten des Igels kam dieser ersterer immer näher. Plötzlich rannte er auf die Schlange zu und fasste sie kurz vor dem Schwänze in der Aftergegend, zog sofort den Kopf ein und spreizte seine Stacheln nach allen Seiten hin. Die wütende Schlange biss nach Leibes- kräften zu, indessen jedesmal nur in die Stacheln des Igels, welcher sich hierdurch jedoch nicht im geringsten stören liess, sondern ruhig an seinem Opfer weiterbiss, dieses mit dem rechten Vorderfuss fest gegen den Boden drückend. Beim Angriff auf die Schlange bediente sich der Igel einer ganz besonderen Laufart. Diese war nicht eine solche, wie er sie gewöhnlich schnell trippelnd ausführt, wobei seine Beine und Kopf sichtbar sind, nein, eine ganz andere Art der Fortbewegung zeigte das Tier, wie ich eine solche noch nie bei einem Igel wahrge- nommen habe! Der Igel hatte beim Angriff auf die Schlange seine Schnauze fast eingezogen, die Stachel- partie seines Kopfes war nach vorn gestellt, seine Beine waren nicht sichtbar und es sah aus, als sich das Tier fortbewegte, als ob es auf dem Boden dahinrutsche oder -gleite. - Momentan fällt mir kein passender Vergleich mit einer derartigen Fortbewegungsart anderer Tiere ein, es sah ungefähr entfernt so aus, als wenn eine Kreuzkröte, (= Bufo calamita L.) schnell auf dem Boden dahinhuscht! Nachdem die Kreuzotter von dem Igel so erfasst war, biss sie schnell hintereinander mehrere Male zu, richtete sich hierauf zirka 20 — 25 cm hoch auf, zischte und fauchte stark und wollte entfliehen, woran sie jedoch der Igel verhinderte. Trotzdem die Otter schon stark am Maule blutete, biss sie immer wieder in die Stacheln des Igels, welcher beim Zubeissen der Schlange jedesmal einen grunzenden Ton von sich gab und der Schlange mit den Stacheln ruckweise entgegenzufahren schien. Was mich am meisten gewundert hat bei der ganzen Sache, war, dass die Otter nie versuchte, dem Igel von unten her beizukommen, d. h. ihn in die Beine resp. Füsse oder Bauch zu heissen, sie fuhr stets nur nach dem Kopfe, welcher jedoch unter dem Stachelpanzer Deckung fand. Im Uebrigen wäre ihr ein Angriff auf andere Teile des Igels ebensowenig gelungen, da er Beine und Schnauze sorgsam zurückge- zogen hatte und den Zwischenraum zwischen dem Boden und seinem Unterleib seine^Stacheln ebenfalls völlig ausfüllten! Vorerst frass der Igel nicht von der Otter, sondern ich konnte bemerken, dass er ihr, vom Abb. 1. Vipera berus L. (= Kreuzotter.) Aufnahme von P. Schmalz. (Aus „Blätter“ 1908 wiedergegeben.) 774 Kleine Mitteilungen. After ausgehend, weiter nach der Mitte ihres Körpers zu, nach und nach das Rückgrat zerbiss. Als er zirka 16 — 18 cm über die Mitte des Körpers der Schlange hinausgekommen war, biss diese nicht mehr so oft um sich. Aus dem Maule der Otter quoll Blut hervor. Von Zeit zu Zeit öffnete sie ihren Rachen sehr weit, als wolle sie heissen oder gähnen, dabei den Unterkiefer wellenartig bewegend; ihr Abb. 2. Restteile der von einem Igel getöteten und aufge- fressenen Kreuzotter. Originalaufnahme von O. Haucke-Dresden 21. Schwanz jedoch führte nach wie vor katzen- artige Bewegungen aus. Plötzlich liess der Igel von dem Tier ab, ging schnell zirka 75 cm weit zurück und rollte sich etwas ein. Die Schlange wand sich wie ein Wurm am Boden, erhob sich jedoch nicht mehr mit dem Vorderteile ihres Körpers in die Höhe. Ihr war das Rückgrad vom Igel, von einem Stück vor dem After bis über die Mitte ihres Leibes hinaus regelrecht durchbissen worden, ohne dass dieser aber von ihr gefressen hätte. Der Igel kroch ungefähr 3 Minuten hierauf ganz langsam, ohne Beine und Schnauze zu zeigen, fast ruckweise, rutschend auf die Schlange zu. Bei der Mitte des Leibes dieser angekommen, beschnupperte er das Tier, wobei die Schlange starke Zuckungen wahrnehmen liess und sich vergeblich bemühte, das Vorderteil ihres Leibes zu erheben; hierbei jedoch krampfhaft ihre Kiefer auf und ab bewegend, wahrscheinlich wollte sie beissen. Dieser Anblick, hervorge- rulen durch die wutsprühenden Augen der Otter, den wütend um sich heissenden, blutigen Kopf und durch die konvulstischen Zuckungen ihres Leibes, war ein schauerlicher und abschreckender. Mit einem Male schoss der Igel plötzlich nach dem Kopf der Schlange zu, hierbei eben- falls seine Kopfstacheln ganz nach vorn richtend und seine Beine und Schnauze unter dem Leib bergend, dann fasste er diese hinter dem Kopfe im Genick und biss ihr die Halswirbel durch. Erst nachdem dies geschehen war, machte sich der Igel daran, seine Beute zu verzehren. Er fing hierbei ungefähr 4 — 5 cm vor dem After der Schlange an^(nach dem Leibe zu), weiterfressend bis zirka 3 — 4 cm vor deren Kopf. Diesen, sowie das zirka 3 — 4 cm lange Stück vom Halse und Vorderkörper und den Schwanz nebst dem^4 — 5 cm langen Stück vor dem After liess der Igel liegen. (Abb. 2.) Letztere Teile des Reptils brachte ich in die Igelkiste zu dem zweiten (frischge- fangenen) Igel, dieser rührte die Reste der Otter jedoch nicht an, so dass ich diese am folgenden Tage herausnahm und konservierte. J) Der ganze Kampf zwischen beiden Tieren, von Anfang an bis zum Gefressen- werden der Kreuzotter dauerte l3/4 Stun- den. Gebissen wurde hierbei der Igel nicht, d. h. nicht in fleischliche Körper- teile. Den Biss der Otter parierte er jedesmal mit seinem Stachelpanzer. — Dies am 18. Juli. (Schluss folgt.) J) Das Präparat befindet sich im Besitz der „Ich- thyologischen Gesellschaft“ zu Dresden. Kleine Mitteilungen Ein Beitrag: zur Frage vom „überständigen Laich“ 2) Zur Veröffentlichung nachfolgender Zeilen veranlasste mich eine Notiz im Vereinsbericht (20. März) der „ Wasserrose“-Dresden 3), nach welcher die in nachfolgendem behandelten beiden Fälle doch wohl nicht so bekannt sein dürften, wie ich bisher annahm. Aus letzterem Grunde schwieg ich über die jetzt ca. 2 Jahre zurückliegende Angelegenheit. Ein zweijähriges Makropodenweibchen entledigte sich freiwillig und selbständig seines Laiches, wobei es genau dieselben Stellungen einnahm und Gebärden ausführte, wie sie beim normalen Laichakt üblich sind. Da sich dieser interessante Vorgang häufig wiederholte, wurden meine Frau, wie auch einige mir befreundete Herren Zeugen desselben. Als ich später dem fraglichen Weibchen einen Ehemann zu- gesellte, suchte ersteres bei Bedürfnis stets eine ruhige Ecke auf, um daselbst allein abzulaichen, ohne sich im geringsten um das Männchen zu küm- mern. Dennoch unternahm ich die zwar überflüssige Prüfung der Eier, welche stets, wie man sich wohl denken kann, unbefruchtet waren. Vielleicht war dieses abnorme Weibchen „geistig nicht ganz nor- mal“, lehrte mich aber, dass weibliche Makropoden (Labyrintfische) sehr wohl in der Lage sind, ohne Beisein des Männchens abzulaichen. Im selben Jahre besass ich etliche junge Makropoden, die zum Beginn des Herbstes geschlechtsreif wurden, jedoch der niederen Temperatur wegen nicht laichen konnten. Auch während des Winters mussten sich die Fische mit einer Wasserwärme von 12 — 15° Celsius be- gnügen. Die Weibchen (vielleicht 12 Stück), welche 2) Eingegangen 15. Mai 09. Abdruck versehentlich verspätet. Dr. Wolterstorff. 3) „Wochenschrift“ 1909. Nr. 18. Seite 248. Kleine Mitteilungen. 775 von Laich strotzten, gingen im Winter innerhalb einiger Wochen sämtlich zugrunde, während sich die Männchen tadellos befanden. Die Oeffnung einiger Leichen ergab, dass die Tiere hochträchtig, aber im übrigen völlig gesund waren. Ich konnte also die Todesursache nichts anderem als der Lege- not zuschreiben. An obige Tatsachen möchte ich noch Vermutungen knüpfen. Ich glaube kaum, dass alle Arten Fische in der Lage sind, die Produkte ihrer Eierstöcke im Notfälle zu resorbieren, vielleicht ist auch hier das Stadium der Trächtigkeit mass- gebend. Dagegen mag das freiwillige Ausstossen der Eier, sowie das totbringende Zurückhalten derselben von der Geistesstufe der Tiere abhängen. Während die einen Weibchen „auf den Gedanken kommen“, sich einfach der drückenden Last zu entledigen, fühlen sich die anderen ohne die stürmischen Wer- bungen der Männchen, welche ihren Stumpfsinn et- was heben, durch nichts zu dieser Tat veranlasst, und gehen an den Folgen ihrer Dummheit zugrunde. Louis Schulze, Kassel. Spielende junge Girardinus januarius var. ? Anfang Oktober ds. Js. bemerkte ich in einem reich- bepflanzten Freilandbecken bei 9—10° Celsius Was- serwärme eigenartige Spiele bei den ca. 10—12 mm grossen Jungtieren von Girardinus januarius var.? Die Mehrzahl der Fischchen blieb ruhig an einer Stelle, während einzelne blitzschnelle Vorstösse gegen die Leibesmitte eines anderen quer zu ihnen stehen- den Fischchens vollführten, unmittelbar davor jedoch plötzlich stehen blieben. Das so angerempelte Fisch- chen antwortete damit, dass es im gleichen Augen- blick die ßauchkante seinem Gefährten zuwandte, also etwa eine Viertelsschwenkung um seine Längs- achse mit dem Bauch nach aufwärts vollführte und unmittelbar darauf davonschoss. Das Spiel wieder- holte sich unter der kleinen Schar ununterbrochen und war auch nächsten Tages noch zu beobachten. Dann trat kühle Witterung ein, die die Ueberführung in geschützte Räume nötig machte. Späterhin habe ich die Spiele nicht wieder gesehen. Geyer. Meine Fliegenzucht. Seit mehreren Jahren schon züchte ich für meine Terrarienpfleglinge Stubenfliegen und habe verschiedene Versuche in dieser Richtung angestellt, da immer noch Mängel bei der Fliegenzucht auftreten, und zwar nicht nur hinsichtlich des Ertrages der Zucht, sondern auch in hygienischer Hinsicht. Die in der Terrarienliteratur beschriebenen Methoden, tierische Exkremente zn verwenden, sind nicht nur durch ihren Anblick ekelerregend, sondern sie stellen auch die Geruchsnerven auf eine harte Probe. Einige Zeit hindurch verwendete ich mit Wasser angefeuchtete Weichfresserexkremente, mit welchen ich aber üble Erfahrungen machte. Die Exkremente gingen schnell in Verwesung über und entwickelten dadurch derart enorme Mengen von Ammoniakgasen, dass mir stets die Augen zu tränen begannen, wenn ich näher in das Glas hineinsah. Diese stechenden Gase verdich- teten sich infolge der durch die Verwesung hervor- gerufenen Wärme zu feuchten Niederschlägen, welche sich an den Glaswänden ansetzten. Die Fliegen konnten auf diesen klebrigen Wänden nicht mehr in die Höhe kriechen, da die Saugballen ihrer Füsse verunreinigt wurden, ich sah dieselben daher immer- während die Beine putzen. Die Fliegen blieben an den Wänden kleben und starben eines jämmerlichen Todes, sodass die Fliegenzucht in diesem Falle das direkte Gegenteil zur Folge hatte. Jeden Tag fand ich eine Unmenge Fliegenleichen mit dem Rücken oder mit den Beinen an den Wänden klebend vor. Mehrmaliges Reinigen der Glaswände mit einem feuchten und später mit einem trockenen Tuch hatte keinen Erfolg, am nächsten Tage war wieder dieselbe Erscheinung. Auch das Lüften des Behälters am Fenster fruchtete nichts, da die Ammoniakgase in- folge ihrer Schwere nicht gut entweichen könnten. Den Maden schien diese Feuchtigkeit nicht zu schaden. Ich räumte nun mit dieser Zucht auf und begann eine neue, zu welcher ich als Bodenbelag weder Pferdemist noch Exkremente von Weichfres- sern benützte. Ich wende mich speziell gegen die letztgenannten Exkremente, da ich vor längerer Zeit zu meinem Erstaunen in einem Vereinsbericht des „Proteus"-Breslau las, dass Herr Musshoff diese ver- wendete und nichts über ähnliche Erfahrungen, wie ich berichten konnte. Im folgenden will ich eine Beschreibung meiner neuen Fliegenzucht geben, die die oben angeführten Mängel auf ein Minimum setzt. Anfangs November be- ginne ich mit der Zucht. Ein Einmachglas von fünf Liter Inhalt wird zur Hälfte mit Irischer Kleie angefüllt, die, mit etwas Zuckerwasser angefeuchtet, den künftigen Maden als Wohnung und Nahrung dienen soll. In breiten Streifen geschnittenes Fleisch kommt auf die Kleie zu liegen, aut welchem die trächtigen Fliegen- weibchen ihre Eier legen. Vorher unternommene Versuche, statt des Zuckerwassers mit Zucker ver- süsste Milch der Kleie beizumengen, bewährten sich nicht, da sich infolge des durch die Wärme bedingten, schnellen Gerinnens der Milch eine käseartige Masse bildete, was eine enorme Vermehrung der Miluen zur Folge hatte, welche die Fliegenzucht stark be- einträchtigte. Dann stecke ich, wie allgemein üblich, einige Holzstäbchen in den Bodengrund, welche an den Wänden schräg angelehnt werden, um den Fliegen als Ruheplätze zu dienen. Ein dichter, doppelt zu- sammengelegter Tüll dient als Deckel. Zirka 30—40 trächtige Fliegen weibchen kamen im November in dieses reinlich eingerichtete Glas als Zuchttiere. In einigen Tagen schon konnte ich kleine Maden in der Kleie sich bewegen sehen, die die Fleischstückchen allmählich in die Tiefe hinabzogen, und sich zahl- reiche Gänge in der warmen Kleie machten. Von Zeit zu Zeit gab ich frisches Fleisch hinein. Auch die Kleie musste in einigen Monaten nachgefüllt werden. Im Verlauf von 3—4 Wochen kommen, falls das Glas an einem warmen Orte steht, bereits die ersten Fliegen heraus, die mit Milch und Zucker gefüttert, schnell sich voll entwickeln. Seit Beginn der Zucht (Novemberl bis März hatte ich zirka 8 — 12 Generationen erzielt, keinerlei Verluste erlitten oder andere Nachteile wahrgenommen. Das Glas steht in einem mit Wellsand angefüllten Behälter, in dem die ausgewachsenen Maden, die aus dem Zuchtglase ent- weichen, sich fangen. Sie werden gesammelt und kommen in feuchten Sand, so wie es Tofohr-Ham- burg in den „Blättern“ (1907) seinerzeit beschrieben hatte. — Vor einigen Monaten machte ich eine Be- obachtung, die mich in den Stand setzt, auch im Winter ohne eine besonders angelegte Fliegenzucht auszukommen. Ich züchte nämlich seit geraumer Zeit für meine Schlangen Mäuse. Der Mäusebehälter, eine Holzkiste, ist teils mit Glas, teils mit einem aus Quadratzentimetern grossen Maschen versehenem Drahtnetz zugedeckt. Durch den Geruch angelockt, gelangen manchmal einige der zur Froschfütterung bestimmten, aber entwichenen Fliegen durch das Drahtnetz in den Mäusebehälter und legen an den von den Mäusen verunreinigten Sägespänen ihre Eier ab. Da die Mäuse ziemlich oft und viel exkremen- tieren, ist den aus den Eiern schlüpfenden Larven eine hinreichende Menge Nahrung geboten, sodass in kurzer Zeit nicht nur erwachsene Maden, sondern auch Puppen in den Sägespänen sich vorfinden. Da die Wände des Mäusebehälters aus Holz sind, ist ein Entweichen der Larven ausgeschlossen, da sich dieselben beim Emporkriechen an den Wänden schnell abtrocknen und daher wieder zurückfallen. Ich fülle nun diese mit den Maden und Puppen vermischten Sägespäne in ein Glas, stecke einige Holzstäbchen hinein und schliesse dieses dann mit Tüll zu. Nach einigen Wochen, wenn sämtliche ausgeschlüpften Fliegen verfüttert sind, so schütte ich den Inhalt des Glases aus und gebe wieder Sägespäne hinein, die während dieser Zeit wieder mit Maden versehen wurden. Moritzj!Czermak, Wien. Patent-Anmeldungen. 45 h, W. 30582. Einsatzkasten für Aquarien zur Trennung der Mutterfische von der jungen Brut. Max Weise, Breslau, Friedrich- Wilhelmstr. 93. 23. 9. 08. 776 Literatur-Bericht. Y ereinsnachrichten. Gebrauchsmuster-Eintragungen. 45 h. 396295. Selbstansaugender Schlammheber für Aquarien. F. W. Becker, Karlshorst, Köpenicker Allee 1. 25. 8. 09. B. 44196. 45h. 396463. Aquarium mit Standrohr, Filter und Luftzuführungsvorrichtung. Henry A. Rogers, Pagosa Junction, V. St. A. Mitgeteilt vom Patentbüro J. Bett & Co., Berlin SW. 48. Literatur-Bericht Katechismus für Aquarimiliebhaber von Wilh. Geyer, Magdeburg 1909, Creutzsche Verlagsbuch- handlung. Preis geheftet Mk. 2,20; geh. Mk. 2,80. Bereits in sechster Auflage tritt dieses Werk vor den Leser. Für den Anfänger in der Aquarienlieb- haberei bietet es nach allen Richtungen eine recht gute Anleitung. Die Art und Weise der Abfassung in Fragen und Antworten wirkt allerdings etwas ermüdend und erscheint nicht mehr ganz zeitgemäss. Wie überhaupt verschiedene ältere Angaben hätten fortbleiben dürfen, ich verweise auf das mit See- muscheln verzierte Pflanzengefäss auf S. 14, auf die empfohlene Einrichtung von Springbrunnen und Tuff- steinfelsen! Den Pflanzen ist ein grosser Raum gewidmet, der Text dieses Abschnitts ist mit viel Sachverständnis und Wärme geschrieben, die Abbildungen sind gut. Dagegen kommen die Fische nicht zu ihrem Recht, die kurze oberflächliche Beschreibung der einzelnen Arten genügt selbst einem Anfänger kaum. Die Trennung in Fischbeschreibung, Pflege und Fütterung, sowie schliesslich Zucht der Fische in drei verschiedene Kapitel, ist äusserst unpraktisch. Bei jeder Fischart müsste Beschreibung, Pflege und Zucht zusammen- gefasst sein. Die Züchtung der Fische überhaupt auf wenige Schlussseiten zusammenzudrängen, wobei bei- spielsweise eierlegende Kärpflinge und Barben über einen Kamm geschoren werden, das dürfte den heutigen Bestrebungen unserer Liebhaberei nicht entsprechen. Immerhin bietet das Werk dem Anfänger vieles und dürfte daher angehenden Liebhabern und Vereins- bibliotheken zur Anschaffung zu empfehlen sein. M. Striecker- Hamburg. Für die Schrittleitung verantwortlich: Dr. W. Wolterstorff, Magdeburg-Sudenburg. Vereins-Nachrichten Unter alleiniger Verantwortung der Herren Einsender. Augsburg. „Wasserstern“. (Fortsetzung). Bei Beschreibung der Fische gebraucht Verfasser zur Benennung verschiedener Körperteile Ausdrücke, die nicht gebräuchlich sind, er sagt z. B. : , an den Backen (Wangen) erheben sich beim Schmetterling aufrechtstehende zierliche Fühlfäden (Hautlappen, Hauttentakeln). Seite 31 heisst es Coris julis oder Julis pavo für den Regenbogenfisch. Die Gattungen Julis und Coris sind nach Günther, wenn auch eng verwandt, doch streng geschieden. Julis mit mässig grossen, Coris mit kleinen Schuppen, Julis mit 10, Coris mit 9 Rückenstacheln Labrus mixtus ist der gemeine Lippfisch. Das R1 ist gewöhnlich mit blauen Streifen geziert, während das Weibchen zwei oder drei grosse schwarze Flecken quer über den Rücken des Schwanzes trägt. Die Bezeichnung Streifenlipp- fisch wäre also wohl nur für das Männchen gebräuch- lich. Loaces viviparus wäre besser in der Reihenfolge, da zu den Schleimfischen gehörig, nach den Blennius- arten beschrieben werden. In der Reihenfolge herrscht überhaupt eine grosse Willkür. Neben Gasterosteus spinachia ist G. pungitius angegeben. G. aculeatus aber fehlt. Warum? Callionymus doaco ist als Ley er- fisch bekannter. Seekarausche (Carassius vulgaris)? Dornen und Katzenhai werden sehr rasch für unsere Behälter zu gross, doch hätte, wenn diese aufgeführt werden mussten, auch Raja clavata vermerkt werden können, da dieser Rochen in kleinen Exemplaren eventuell dann ebenfalls für unsere Behälter in Frage kommen kann. (Unterzeichneter besass vor Zeiten ein Stück, das aber leider bald einging). Die Ent- wicklung des Embryos vom Katzenhai im durch- sichtigen Ei zu beobachten, ist allerdings recht interes- sant. Referent beobachtete heurigen Herbst 3 Mo- nate lang diesen Vorgang. Leider ging das bereits 5 cm lange Tierchen durch Versagen der Durchlüf- tung an Sauerstoffmangel zugrunde. Interessant ist es, wie der Fisch in seinem Ei auf äussere Berührung reagiert. Um offenkundig einen steten Wechsel des Wassers im Ei herbeizuführen, befindet sich der Em- bryo häufig in schwingender Bewegung. Berührt man nun lediglich das Stäbchen, an welchem das Ei befestigt ist, so werden schleunigst diese Bewe- gungen unterbrochen. Ganz vermissen wir ein über- aus ausdauerndes, hochinteressantes Fischchen, den Ansauger ( Lepadogaster ) seinerzeit vom Unter- zeichneten in den „Blättern“ beschrieben und ab- gebildet. — Einmal ist die Heimat angegeben, ein andermal nicht. — Seite 41 belehrt uns der Autor über das Seepferdchen, dass es an die Springer des Schachspiels erint ert, ein andermal (Orangeschwamm), dass die Orange auch Apfelsine genannt wird. Ueber das Seepferdchen sagt er weiter: „Die Rückenflosse, welche stets in Bewegung ist, versieht die Dienste der Schraube beim Dampfschiff.“ Von einer wöchent- lich viermaligen Fütterung des Seepferdchens zu sprechen, halten wir nicht für richtig, hauptsächlich, wenn, wie Verfasser empfiehlt, mit Daphnien ge- füttert wei den soll. Da diese Kruster sehr rasch ab- sterben, kommen diese langsamen Fische nicht zu ihrem Bedarf, um davon leben zu können. Ja, wenn sie an rote Mückenlarven gehen, dann ist eher etwas zu erwarten, da diese viel länger am Leben bleiben und auch mehr ausgeben. Dass die Seepferdchen ziemlich lange leben — das heisst hungern können — hat noch niemand bezweifelt. Die Erhaltung dieser hübschen, eigenartigen Geschöpfe erfordert immer noch grosse Mühe und Sorgfalt. Der Autor spricht von ca. 25—26° Salzgehalt und erzählt von Serpulas. Nur noch einige Stilblüten: Seite 44. „Die Seespinne ist rauh und mit spitzigen Erhabenheiten bedeckt, ähnlich einer riesigen Spinne.“ Seite 58 „Ueber die Seeigel“: „Vermittelst den Saugfüsschen kriecht derselbe ebenso an den steilen Felsen herum, wie an den Glasscheiben und benützt diese gleich- falls zum Fressen“. Seite 60: „Die Nahrung der Sabellen besteht aus mikroskopisch kleinen Tieren und ist ein ausdauernder Bewohner des Aquariums“. Noch ein Druckfehler: „Die Wollkrabbe hat die Ge- wohnheit, eine Art Schutzdach vermittelst der Rückenflosse (auf dem Rücken wohl) herumzu- tragen“. Seite 61 heisst es: „Die Weichtiere leben in unseren Behältern nur sehr kurze Zeit, ziehen sich in ihr Haus zurück und sterben ab.“ Gleich vier Zeilen weiter unten aber: „Längere Zeit aus- dauernde und nützlich sind folgende“. Ferner: Die schwarze Strandschnecke übertrifft alle anderen Arten an Ausdauer infolge ihrer „amphibiotischen“ Beschaffenheit“. Ferner: Nassa reticulata sehr zählebig.“ Seite 67 lesen wir bei Beschreibung der Seescheiden: „Infusorien, sogenannte Wasser- nahrung. Das Schlusskapitel handelt von der Seeschildkröte. Der Autor hielt 1 m lange Tiere in einem 2 qm grossen Bassin 1 1/a Jahre lang. Ob bezüglich der Lebhaftigkeit dieser Tiere ein für die Süsswasserschildkröten ungünstiger Vergleich be- rechtigt ist, können wir nicht entscheiden, aber wir wissen, dass auch gewisse Süsswasserschildkröten, vorausgesetzt, dass ihnen ein genügend grosser Raum zum Ausschwimmen zur Verfügung steht, ungemein lebhafte Geschöpfe sind. Die Reichhaltigkeit der Abbildungen des Werkes muss anerkannt werden. Bekannt tüchtige Kräfte haben den Bilderschmuck geliefert, Czerny -Wien und Müllegger - Augsburg. Vereins-Nachrichten. 777 Ersterer ist uns aus den „Blättern“ mit seinen präch- tigen Bildern erinnerlich gewesen, das Buch selber kündet eigentümlicherweise seinen Namen nicht. Diese Illustrationen zeigen, dass es die Absicht des Verlegers war, etwas Reichhaltiges, Gutes zu bieten; schade, schade, dass der Text weitaus nicht auf gleicher Höhe steht. Wir erfahren aber auch rein gar nichts Neues und die Sichtung des Alten, Be- kannten ist dem Verfasser auch nicht befriedigend gelungen. Ueber eine Aufzählung der bekannteren Arten geht das Bändchen im allgemeinen nicht hin- aus. Im Jahrbuch 1910 heisst es auf Seite 56 : „Diese Art der Schuppensträubung darf jedoch keinesfalls mit der von Dr. M. Plehn beschriebenen ansteckenden (kontagiösen) Schuppensträuber (Lepi- donthosis contagiosa) verwechselt werden, welch letztere auf einer Infektion mit Krebspestbazillen zurückzuführen und bei unseren Aquarien- fischen noch nie konstatiert worden ist. Wenn im Aquarium zur Welt gekommene und dort herangezogene Hechte als Aquarienfische im Sinne Mandees angesprochen werden dürfen, so ist letzterer Satz unrichtig. Referent hat in seinem Artikel „Meiue Hechte“ („Bl.“ f. A. u. T.“ K. 7 1908, Nr. 4 und 5, Seite 5 und 6) von einer infektiösen Erkrankung seiner Hechtsetzlinge erzählt, die von Frl. Dr. M. Plehn als durch Krebspestbazillus hervorgerufen, einwand- frei bestimmt wurde. Wir ersuchen um diesbezüg- liche gelegentliche Korrektur. Riedel. (Fortsetzung folgt.) Berlin. „Hertha“ iE. V.) Aus den Sitzungsberichten vom 7. und 21. Oktober und 4. November 1909. „Nymphaea alba“ Berlin sandte uns ein Schreiben bezüglich Pachtung von Tümpeln durch den Ausschuss der Berliner Aquarien vereine. Wir sind im Prinzip für diese Idee, wenn die Unkosten durch Ausgabevon Karten für die tümpelnden Mitgieder gedeckt werden. Herr Dr. Deupser hat uns den Sektionsbefund des eingesandten Danio rerio mitge- teilt. Der Fisch litt an chronischem Darm- katarrh, der auf das Bauchfell fortgeschritten ist und dem Leben des Tieres ein Ende machte. Unser Vorsitzender hielt einen Demonstrationsvortrag über das Präparieren von Fischen usw. Die zu präparierenden Tiere müssen gespannt in einer 3 pro- zentigen Formalinlösuug liegen; nach 3 — 4 Wochen erst kann man sie in das eigentliche Präparatenglas bringen. Zu der dauernden Konservierung benutzt man eine nur 2prozentige Formalinlösuug, da diese die natürlichen Farben der Tiere und Pflanzen am besten erhält. Zu dem Artikel „Zur Kreuzotter- frage“ von Max Weigmann möchten wir bemerken, dass es nach unserer Ansicht sehr geboten ist, beim Fangen der Kreuzotter die grösste Vorsicht anzu- wenden. ln der Liebhaberei bemerkt ein Mitglied, dass mehrere seiner Reticulata- Weibchen im Alter blind werden. Die Mitglieder werden gebeten, bei ihren lebendgebärenden Zahnkarpfen nach blinden Weibchen zu suchen. Ein Herr hält 10 Girardinus reticulata- Weibchen mit ca. 30 Makropoden zusammen ln einem Becken. Erstere, die sonst immer einzeln im Aquarium umherschwimmen, halten sich zusammen. Bezüglich Danio rerio wird noch erwähnt, dass dieser Fisch sehr degeneriert, die .lungen der dritten Nachzucht von Importpaaren sind häufig schon Bücken- märker. R. Typky. Cöln a. Rh. „Wasserrose“. Protokoll der Sitzung vom 27. Oktober 1909. Die Eröffnung erfolgte um 9l/2 Uhr. An Eingängen lagen vor Offerte der Vereinigten Zierfischzüchtereien Conradshöhe. Ferner machte der Vereinsleiter be- kannt, dass die Bibliothek revidiert und neu geordnet worden sei und ersucht, die entliehenen Bücher bald- möglichst wieder zu retournieren. Das Protokoll der vergangenen Sitzung wurde genehmigt, worauf der Vereinskassierer den üblichen Quartalskassenbericht in bekannt mustergültiger Weise abstattete. Der über- aus günstige Stand der Kasse wurde allseitig freudig begrüsst. — In Nr. 43 der „Wochenschrift“ ist ein von unserem Mitglied Oskar Wessel teils in humoristischer Weise verfasster Artikel über die seinerzeit von ihm angeregte Verteilung von Aquarien an Schulkinder erschienen. Wir werden, wie bereits geplant, in nächster Saison dieser Angelegenheit näher treten. — Nun folgte der Vortrag des Herrn Ho nd rieh über Aquarienheizung. Der Vortragende verstand es wie gewöhnlich, so recht wieder seine reichen Er- fahrungen auf diesem Gebiet den Anwesenden mit- zuteilen. Er erklärte an der Hand von Lichtbildern die Vor- und Nachteile der einzelnen bis jetzt be- kannten Systeme und manche von ihm gemachte dies- bezügliche Erfindung fand Anklang und Verständnis bei den Zuhörern. Anschliessend hieran wurden die von unserem Paul Unger gestifteten Ansichten von Tümpeltouren usw. im Bilde vorgeführt und dadurch manch schöne Erinnerung wieder aufgefrischt. — In der nun folgenden Diskussion ging es sehr lebhaft zu. Fast jeder hatte eine besondere Heizungs- methode, auf welche er schwört und natürlich für die beste und praktischste hält. Als Heizquellen wurden Spiritus, Petroleum und Gas erwähnt, doch ist ersteres von vornherein auszuschalten, da der Ver- brauch sich zu teuer stellt und ausserdem auch nicht geruchfrei brennt. Petroleum und Gas haben noch immer die meisten Anhänger. Besonders das letztere muss als das reinlichste bezeichnet werden und soll nach verschiedenen Angaben auch die billigste Heizung sein, zumal wenn bei einer grösseren Heizanlage die Regulierung der Flammen durch einen sogenannten Thermoregulator erfolgt. Ueber diesen erstattete Herr Dr. Reutier eingehend Bericht und empfahl ihn sehr, da er das erfüllt, worauf es hauptsächlich an- kommt, nämlich eine ganz gleichmässige Wärme zu erzeugen, welche man bei einer Petroleumheizung niemals erreichen kann. — Zur Gratisverlosung an die Mitglieder gelangten rote Mückenlarven, ferner von den Herren Keller und Rudow gestiftete Ueber- und Unterwasser pflanzen. — Zur Verlosung gelangten Zuchtpaare von Maulbrüter, Poecilia reticulata Peters, Platypoecilia , Poecilia mexicana Steind, Polyacanthus spez., Panzerwelse und Girardinus ret/culatus, welche teils von den Herren Ehnle und Bergmann dem Verein geschenkt, teils aus der Vereinskasse angekauft wurden. Ferner wurde ein von Herrn Hamacher gespendeter Rabe ausgelost, welcher viel dazu bei- getragen hat, dass die Lose guten Absatz fanden. Schluss der Versammlung 12 Uhr. Der Vorstand. I. A. : P. Rudow. Dresden. „Iclithyologische Gesellschaft“. Sitzung vom 18. November 09. Literatnrrefera' : Lacerta agilis L. im Kampfe mit einer Henne. Lebender l asctienkretis (= Cancer pagurus) in den Kiemen eines toten SchMlflsclies. Die i\eiz- oder G ttei alge (= Hydrodictyon ). Eingänge: Die üblichen Zeitschriften, diverse Offerten, Briefe, Karten usw. Beitrittsaulforderung zum „Verband der Ziei fischpfleger Leipzig“. Unter- zeichneter übermittelt dem Verein Grüsse von Frau Bertha Kuhnt, welche genannte Dame ihm gelegent- lich seines Besuchs in Conradshöhe zu überbringen bat, wir danken Frau Kuhnt für diese Aufmerksam- keit bestens und erwidern die Grüsse aufs herzlichste. In Heft 45 der „Blätter“ interessieren uns die Ar- tikel von Rud. Zimmermann Roclilitz, Dr. Zimmer- mann-Brandenburg und Pauline Wehrenpfennig-Wien. Der Artikel von M. Simm-Dresden ist beachtenswert, und haben wir zu diesem zu bemerken, dass ver- schiedene unserer Mitglieder die roten Mückenlarven in ähnlicher Weise aufbewahren, indem sie das Ab- laufwasser ihres Durchlüftungsapparates in gleicher Weise wie Herr Simm verwenden. Bezugnehmend auf den Artikel des Unterzeichneten in gleicher Nummer der „Bl.“, Seite 726 „Zauneidechse im Kampf mit einem Star“, tedt Herr Rud. Zimmermann- Roclditz i. Sa. dem Unterzeichneten am 13. Nov. 09 mit, dass er einen ähnlichen Fall im Sommer 08 er- lebte. Herr Z. war von einer Exkursion in sein im Walde gelegenes Elternhaus zurückgekehrt und hatte 778 V ereins-N achrichten . u. a. auch eine besonders grosse und schöngefärbte Lacerla agilis (= Zauneidechse) mitgebracht. Beim Sortieren der Beute im Freien entwischte ihm das Tier; ehe er es aber wieder eingefangen hatte, war schon eine Henne da, die auf einer Entfernung von 8 Meter die Echse bemerkt hat und darauf in des Wortes wahrstem Sinne herbeigestürzt kam und der Eidechse einen kräftigen Schnabelhieb versetzte. Hochaufgerichtet und mit aufgerissenem Maule setzte sich letztere zur Wehr und biss sich, als die Henne den einen Fuss etwas hob, blitzschnell in eine Zehe fest. Die Henne versuchte durch Scharren und Schnabelhiebe sich des Gegners zu entledigen, die Eidechse aber liess nicht los, bis sie in eine formlose Masse verwandelt war und als willkommene Beute in den Magen der Henne wanderte. Das Ganze hatte sich in so kurzer Zeit abgespielt, dass Herr Z. gar nicht recht zur Ueberlegung kam. — Eine bekannte Tatsache ist, dass grössere Vögel, wie: Dohlen, Häher, Elstern, Krähen, Raben, Bussarde, Störche, Enten, Würger u. a., Eidechsen angreifen und fressen, dass sich jedoch auch Hühner, Amseln und Staren an solchen gelegentlich vergreifen, war uns neu. — In Heft 45 der „W.“ findet der Artikel von P. Arnold- Hamburg Interesse, ebenso derjenige von Frau Dr. Ziegeler-Spandau. — Unterzeichneter zeigt einen Taschenkrebs (= Cancer pagurus) vor, wel- chener zwischen den Kiemen eines toten Schell- fisches, den seine Frau zwecks Zubereitung gekauft hatte, noch lebend vorfand. Das Tier wurde präpariert und unserer Vereinssammlung einverleibt. — ln Heft 46 der „Bl.“ interessieren uns die Artikel von M. Wiedemann-Wien, P. Schmalz-Leipzig und Dr. W. Endriss-Konstantinopel. In Heft 46 der ,,W.“, jene von Herrmann-Beuthen. Richard Gröning-Gum- binnen und M. Wiedemann-Wien. — Herr Minkert teilt mit, dass er in ein total veralgtes Aquarium (enthaltend die Fadenalgenarten usw.) zu Kultur- zwecken auch die sogenannte Netz-Gitter alge (= Hydrodictyon ) einbrachte und hierbei die interes- sante Beobachtung machte, dass, nachdem sich die Gitteralge kräftig entwickelte und vermehrte, nach und nach die Faden-, Schleim- und anderen Algen gänzlich abstarben, sodass heute das Wasser im Aquarium kristallhell und -klar ist und bleibt. Herr Minkert glaubt, diese eigenartige Erscheinung darauf zurückführen zu dürfen, dass sich die Gitteralge ziemlich schnell und stark entwickelt und demnach wohl auch die zur Aufbauung ihrer inneren Zellen und Gewebe, die für denselben Zweck auch für andere Algen so nötigen Stoffe dem Wasser in grösseren Mengen entzieht und somit ein Vegetieren der anderen Algenarten unterdrückt. Nach Erledigung interner Angelegenheiten wird die Sitzung 3/412 Uhr geschlossen. Wilhelm Schreitmüller, Schriftführer. Magdeburg. „Yallisneria“. Bericht der Sitzung vom 9. November 1909. Entwicklung von Aalbrut betreffend. Ersatz der zoologischen Namen durch deutsche. Stichlinge im Seewasseraqua- rium. — Eine Umfrage über die Entwickelung der uns durch Vermittelung von Herrn Dr. Kluge vom Fischereiverein für die Provinz Sachsen zu Beob- achtungszwecken im Mai dieses Jahres überwiesenen Aal-Montee ergibt übereinstimmend, dass die Auf- zucht der Tiere im Aquarium keine Schwierigkeiten geboten hat. Die grössten Tiere haben in 6 Monaten die Länge von 20 cm erreicht. Die Mehrzahl ist er- heblich kleiner geblieben, im Durchschnitt ungefähr 12 cm. Von den grössten sind einige infolge zu gierigen Fressens zugrunde gegangen, weil sie zu grosse Nahrungsmengen verschluckt hatten, die sie nicht verdauen konnten. Gefüttert wurde mit C.yclops, Daphnien, Regenwürmern und gehacktem Fleisch. Die jungen Aale haben sich den beschränkten Ver- hältnissen des Aquarienlebens ausserordentlich gut angepasst. Die einzigen weiteren Verluste sind auf Zufälligkeiten zurückzuführen. Herr Possögel be- richtet, dass in seinem Seewasseraquarium eine Stachel- schnecke (Murex) lebende Junge abgesetzt hat und dass es ihm jetzt nicht mehr gelingen will, Stich' linge in seine Seewasseraquarien einzugewöhnen, während ihm im vorigen Jahre die Umsetzung ohne weitere Umstände geglückt sei. Es scheint das auf eine Veränderung des über ein Jahr im Aquarien- betriebe befindlichen Seewassers zurückzuführen sein. Ferner wurde die Frage aufgeworfen, ob die wissen- schaftlichen Namen der Aquarien- und Terrarientiere in unserer Literatur durch deutsche Namen ersetzt werden können. Eine solche Forderung ist undurch- führbar und ein Bedürfnis dazu auch gar nicht vor- handen. Wenn man sich von einem Tier keine be- stimmte Vorstellung machen kann, dann nützt auch der deutsche Name gar nichts. Es ist besser, wenn man sich den zoologischen Namen, der allein die Art unzweideutig bezeichnet, wie eine chemische Formel merkt. Eine Uebersetzung der wissenschaft- lichen Namen ins deutsche ist meistens nicht an- gängig und oftmals geradezu unmöglich. Was würden da wohl für schöne Namen zustande kommen! Zum Stiftungsfest empfiehlt es sich dagegen zur Erheite- rung der Aquarianer sehr, ein Paar Dutzend der schönsten wissenschaftlichen Namen ins deutsche zu übersetzen. Das würde die Wirkung auf die Lach- muskeln der Beteiligten nicht verfehlen. Bei den- jenigen zoologischen Namen, wo die Uebersetzung einen Sinn hat, werden in der Regel sehr bald gute deutsche Benennungen gefunden; z. B. Pfeilschnabel für Mastacembulus. Aber schon, wenn wir die einzelnen Pfeilschnabelarten bezeichnen wollen, kommen wir mit unserer Muttersprache in die Brüche. Die Cich- liden haben besonders unglückliche Namen, die sich schlecht ins Deutsche übersetzen lassen. Kein einziger hat bis jetzt das deutsche Bürgerrecht erworben, obschon uns die Tiere ganz familiär geworden sind, wie z. B der „nacktbackige Erdfresserfisch" Geophagus gym- nogenys. Hemichromis mit Halb-Chromide zu bezeichnen, ist Unsinn. Auch bei den Zahnkarpfen hat es seine Bedenken. Der Zahnfleckkärpfling und der Einfleck- kärpfling haben wohl als einzige ihr deutsches Examen mit genügend bestanden, aber die andern, woran der älteste, die schon vor 12 Jahren importierte „breit- flossige Einfachlippe“, Haplodiilus latipes, sind noch nicht aufnahmefähig. Die nordamerikanischen Centrar- chiden haben sich besser eingeführt, weil die Ver- wirrungstiftenden Namen Silberbarsch, Erdbeerbarsch, Mondfisch und andere nach kurzer Zeit zum alten Eisen geworfen sind. Sie können sich daher mit ihren deutschen Namen Sonnenfisch, Diamantbarsch, Steinbarsch, Forellenbarsch, Schwarzbarsch schon sehen lassen. Dem Umstande, dass diese letzteren, so zu sagen, ein Handelsartikel geworden sind, ist es wohl hauptsächlich zu verdanken, dass sich die deutschen Namen einbürgerten. Bei denjenigen Fischen aber, die für uns einen wissenschaftlichen oder einen Liebhaberwert besitzen, werden wir uns wohl in den meisten Fällen auf den wissenschaftlichen Namen beschränken müssen. Sobald mehrere deutsche Namen für einen Fisch im Gebrauch sind, ist es zur Vermeidung von Verwechselungen unbedingt not- wendig, den wissenschaftlichen Namen beizufügen. Für sämtliche deutsche Reptilien und Amphibien sind übrigens deutsche Namen vorhanden, die voll- kommen ausreichen zur genauen Bezeichnung der betreffenden Arten, was leider bei unsern Süsswasser- fischen nicht der Fall ist. Bei den niederen Wasser- tieren, die nur einen wissenschaftlichen Wert haben, sind wir wieder ganz auf die zoologischen Namen angewiesen. J. München. „Isis“ E. V. Bericht über den Monat Juli 1909. Neuwahl des Protokollführers. Besondere Ein- ladung war ergangen. Die Wahl fiel auf Herrn Schinabeck, welcher sich auch zur Annahme bereit erklärte. — Herr Rembold bringt unterm 1. Juli das seinerzeitige kulante Angebot der Firma Preusse betr. Auswahlsendungen an Fischen in Erinnerung. Die Gesellschaft wird einen Versuch machen. Vom Verlag der „Blätter“ liegt ein längeres Schreiben be- züglich der uns noch immer fehlenden Nr. 13 des Vereins-Nachrichten. 779 Gesellschaitsorganes vor. Diese Nummer der „Blätter“ soll nachgedruckt werden. Der Vorsitzende führt aus, dass es gelungen sei, das Werk F. Day, „The Fishes of India“ unter der Hand für die Bibliothek zu erwerben. Die Firma Preusse sandte unterm 7. Juli an Herrn Feichtinger eine dreiteilige Kanne mit einer Anzahl von Fischen, nämlich: Pfauaugen- barsche, Panzerwelse, Poecilien und Hemichromis, alles in ganz kleinen Stücken. Es fanden sich nur wenige Abnehmer. 30 Stück selbstgezüchtete, weisse, Mäuse werden durch Herrn Rembold gratis an Schlangen pflegende Mitglieder verteilt, durch Herrn Schwab eine Anzahl Rana esculenta ebenfalls zu Futterzwecken. — Herr Diplom-Ingenieur Karl Geiss- ler meldet sich unterm 8. Juli zur Aufnahme in die Gesellschaft an. Unterm 15. Juli erfolgte die Kugel- abstimmung über Herrn K. Geissler. Diese ergab die Aufnahme des Genannten. Der Vorsitzende begrüsste Herrn Geissler als Mitglied der Gesellschaft und bat ihn um rege Mitarbeit. Herr Geissler dankte in kurzen Worten für die Aufnahme. Angekauft wurde das Werk Ditmars Raymond L. „The Reptile Book“ für die Bibliothek. Der Vorsitzende macht die trau- rige Mitteilung von dem Ableben unseres Mitgliedes Herrn Eduard Leipold. Am Grabe des Genannten hat die Gesellschaft einen Kranz niederlegen lassen. Herr Müller teilt unterm 22. Juli mit, dass Herr Jo- hannes Berg in Lüdenscheid Mitglied der „Isis“ zu werden wünscht. Es liegt auf: Separatabdruck der Arbeit: „Ueber den Schutz unserer Kriechtiere und Lurche“ von Rudolf Zimmermann. Die Kugelab- Stimmung über Herrn Johannes Berg in Lüdenscheid ergibt dessen Aufnahme (29. Juli). Die durch Herrn Dr. W. Klingelhöffer an Herrn Dr. Bruner gesandte Schildkröte wurde als Sternothaerus gabonensis be- stimmt. — Vor kurzem haben wir in der Zeitung ge- lesen, dass ein Nürnberger Apotheker aus seinem Terrarium eine Kreuzotter herausnehmen wollte, wo- bei er von dem Reptil in den Daumen gebissen wurde. Trotz sofortiger ärztlicher Hilfe trat nach kurzer Zeit Bewusstlosigkeit ein, die bis zum näch- sten Morgen anhielt. Es gelang schliesslich, die Lebensgefahr zu beseitigen. Hierzu führt Herr Rem- bold aus, dass diese Notiz den Besitzer der Noris- apotheke in Nürnberg, Sulzbacherstrasse 61, Herrn Adolf Kinkelin betrifft. Die vorerwähnte, lang an- dauernde Bewusstlosigkeit ist nicht eingetreten, da- gegen traten schon in der ersten Viertelstunde nach dem Bisse rascher Kräfteverfall ein und Lähmungs- erscheinungen in den Extremitäten auf, auch heltige Schmerzen im Kreuz. Apotheker Kinkelin hatte die Bisswunde ausgesogen; als er sodann Alkohol zu sich nehmen wollte, war das nur in geringem Masse mög- lich, denn es war kurz nach dem Aussaugen der Wunde Lähmung der Schlingmuskulatur eingetreten. Der Arzt gab Kalomel, machte Kampfer- und Koch- salzeinsprizungen, brannte die Wunde aus und wusch sie mit hypermangansaurem Kali. Nur langsam er- holte sich Herr Kinkelein von dem schweren Kollap- sus, jetzt Ende Juli ist er ausser Gefahr. Er ist schon 4 oder 5 mal gebissen worden ohne besondere Folgen ausser Anschwellungen und galt bei seinen Bekannten als immun gegen Giftschlangenbiss. — Herr Andres-Bacos berichtet unterm 9. Juli, dass ein Varanus griseus 9 Stück Eier im Terrarium abgelegt hat. Herr Andres will versuchen, die Eier zum Aus- schlüpfen zu bringen und dabei verschiedene Be- handlungsarten probieren. Weiters berichtet Herr Andres in einem längeren Schreiben an den Vor- sitzenden über Reptilien im Zoologischen Garten zu Kairo. Walterinnesia aegyptica befindet sich dort z. Zt. in vorzüglicher Verfassung. Die Mitbewohnerin ihres Behälters, eine Naja haje, ist eingegangen. Walterinnesia frisst ausgezeichnet, manchmal 4 Sper- linge hintereinander. Im Juli hat sich die seltene Schlange tadellos gehäutet. Interessant ist, dass Walterinnesia die Futtertiere nicht vorher tötet, son- dern sie bei lebendigem Leibe hinunterschlingt, die Giftzähne demnach nicht in Aktion zu treten scheinen. Herr Andres konnte bei einer Reinigung des Be- hälters der Schlange zugegen sein und Zusehen, wie sie von einer Ecke desselben zur anderen getrieben wurde und dabei wiederholt nach den sie umgeben- den Menschen fuhr. Ein Aufrichten in die bekannte Angriffsstellung der Naja erfolgte aber nie. Das Wesen von Walterinnesia ist kaum mit einer anderen Herrn Andres bekannten Schlange vergleichbar. Wird Walterinnesia gestört, macht sie mit dem Vor- derkörper und Kopf eine Bewegung, als wenn sie ins Wasser untertauchen wollte. Ueber das Frei- leben dieser seltenen Schlange sei wohl nichts be- kannt. Es lässt sich indess vermuten, dass sie viel- leicht viel im Wasser lebt. Im Wasserbecken des Terrariums liegt sie tagelang. Eine Neuerwerbung des Zoologischen Gartens zu Kairo sei ferner Eryx jagakary, die in 4 Exemplaren, welche alle aus Djedda stammen, vorhanden ist. Leider sind schon 2 Stück dieser seltenen Sandschlange eingegangen und auch die übrigen dürften wohl bald nachfolgen, da jegliche Nahrungsaufnahme verweigert wird. Von Schildkröten sei die hübsche Cyclanorbis olygotylis, eine Weichschildkröte aus dem Sudan, erwähnens- wert. — Herr Lankes teilt mit, dass Herr Mayer- hofer eine Bergunke ( Bombinator pachypus ) be- reits 17 mal überwintert hat. Das Tierchen nimmt das Futter von der Hand weg. Eine weitere Berg- unke, die Herr Mayerhofer 16 Jahre pflegte, büsste das Leben durch einen unglücklichen Zufall ein. Herr Lankes besitzt ein prächtiges Stück von Dryophis mycterizans, das am 2. Tage bereits eine ausgewach- sene Zauneidechse frass. Spilotes corais couperi hat bei Herrn Dr. Steinheil einen verhältnismässig wenig kleineren Käfiggenossen, einen prachtvollen Coluber guttatus verschlungen. Nach 8 Tagen gab die schwarze Nordamerikanerin den halb verdauten guttatus wieder von sich. Für die Zukunft ist gesorgt, dass sich die Schlange mit billigerem und leichter verdaulichem Futter begnügt. Gelegentlich der Ueberführung vom Futterkäfig ins Terrarium erhielt Herr Dr. Steinheil von der Bissigkeit seiner grossen Hufeisennatter (Zamenis hippocrepis ) einen neuerlichen schmerz- haften Beweis. Die Schlange hat sich derart in die linke Hand, zwischen Daumen und Zeigefinger ver- bissen, dass es nur mit Mühe gelang, das wütende Tier loszubringen. Bei näherer Betrachtung der stark blutenden Wunde fanden sich in derselben 2 Zähnchen vor. K. Lankes. (Fortsetzung folgt.) Nürnberg. „Heros“ E. V. Ordentliche Sitzung am 19. Oktober 1909. Züchtung von Fischfutter, Fettschicht, Fisch- gläser, Schildkröten — Nach Genehmigung des Proto- kolls vom 5. Oktober erfolgt Bekanntgabe des Ein- laufes. Aufgenommen als ordentliches Mitglied wird Herr Postsekretär Jakob Prinzing. Der I. Vorsitzende berichtet über die mit der Gartenbauausstellung in Erlangen verbundene Aquarienausstellung, die von 6 Mitgliedern des Vereins „Toxotes“ und der Real- schule mit 39 Aquarien in gelungener Weise veran- staltet worden war. Bei der Besprechung eines Artikels über willkürliche Vermehrung der natürlichen Fischnahrung wird besonders folgendes zur Beobachtung empfohlen : Im Frühjahr sammle man Land und Wasserpflanzen, auch ausge- gätetes Garten- und Feldunkraut und bringe daselbe in Erdgruben durch Uebergiessen von Stalljauche in Gälnung und vollständige Verrottung. Im letzten Stadium der Verwesung lege man dann diese Pflanzen zu kleinen, kegelförmigen Häufchen geformt, deren Spitzen 4 — 6 cm den Wasserspiegel überragen, an seichten Stellen in das Wasser, indem man Sorge trage, dass diesselben möglichst Schutz von Wind, Regen und grellem Sonnenschein finden. In das in der Nähe dieser Häufchen durch Auslaugung für die Planktont en bald nahrhaft werdende Wasser setzen die Stech- Zuck-. Fiormücken und viele Fliegen ihre Bruten millionenfach ab, aus denen sich die Maden und Larven entwickeln. Zugleich vermehren sich in dem Pflanzengewirr der Häufchen die verschiedenen Krustler wie Daphnien, Cyklops, Cypris usw. in massenhafter Weise. — Nach dem Literaturreferat 780 Vereins-Nachrichten. wird der Fettschicht eine ausführliche Besprechung gewidmet. Von verschiedenen Seiten wird dagegen Einwand erhoben, dass das Zudecken der Aquarien mit Glasplatten ein unfehlbares Mittel zur Verbünde rung derselben sei. Herr Sperber hat ein am Fenster stehendes, reich mit Myrriophylum spez. bepflanztes und mit einer Glasscheibe bedecktes Aquarium zwei Jahre sauber und rein erhalten ; plötzlich entwickelte sich indemselben die Schmieralge und bedeckte sich die Oberfläche mit der Staub- und Fettschicht, ohne dass ein Grund ersichtlich geworden wäre. Herr Naumann gibt einen Fall bekannt, dass von drei neben einander stehenden gleichmässig eingerichteten Aqua- rien das mittlere von der Fettschicht überzogen wurde, während die beiden anderen davon verschont bleiben. Herr Fahrenholtz ermahnt, nicht allzu ängstlich gegen die Fettschicht vorzugehen, wenn sonst das Aquarium sich in einem einwandfreien Zu- stand befindet. Er erklärt sie für eine natürliche Er- scheinung und weist auf die freie Natur hin. Man könne sie auf Weihern und Teichen beobachten, haupt- sächlich in den Ufereinbuchtungen, wohin sie von Wind und Wellen getrieben würde. Herr Gruber vertritt die Ansicht, dass die Fettschicht infolge ver- schiedener Ursachen entstehe und somit auch nicht gleichen Wesens sei; dies sei auch der Grund, wes- halb das eine Mittel hier helfe und dort versage. Die aus Bakterien oder auch aus Staub bestehende Schicht lasse sich vielleicht durch Abdecken mit Glasplatten vertreiben; bestehe sie aber aus fettigen Substanzen, wie es bei Fleischfütterung vorkomme, so müssen hier andere Mittel angewendet werden. Im weiteren Verlauf der Sitzung berichtet Herr Fahrenholtz, dass bislang auf den Messen die Fischhändler nur die runden, sich oben verengenden Fischgläser feilgeboten hatten. Er hat nun in letzter Zeit mit Genugtuung die Beobachtung gemacht, dass hin und wieder sich viereckige Glasaquarien darunter befinden , die auch eine geringe Bepflanzung aufweisen. Er hofft, dass diese auch auf diesem Handelsgebiet die ersteren immer mehr vordiängen möchten und so den bisher so grausam behandelten Goldfischen eine mehr natur- gemässe Behausung geboten werde. Herr Gruber gibt eine Zeitungnotiz bekannt, nach welcher bei Henfenfeld Schildkröten gefunden worden seien. Es bleibt eine offene Frage, ob dieselben hier wirklich Vorkommen oder ob es sich um ausgesetzte Stücke handelt. Dass dieselben aber in unserer Gegend fort- komm en, beweist der Umstand, dass Herrn Gruber im Jahre 1903 in Brodswinden eine Schildkröte ent- kam, die vier Jahre später auf einer Wiese einge- fangen und ihm wieder zugestellt wurde. Bei der folgenden Gratisverlosung wurden 7 Herren mit Ge- winnen bedacht. Durch Oeffnen einer Sammelbüchse konnte der Kasse der Betrag von 10 Mk. zugeführt werden. Die Verwaltung. Schweidnitz. „Aquarium“. Sitzung vom 18. November. Die heutige Sitzung, welche vom 2. Vorsitzenden, Herrn Malermeister Jacob, eröffnet wurde, war nur von neun Mitgliedern besucht. Es ist dies die zweit- niedrigste Besuchsziffer des ganzen Jahres. Der Be- schluss über Weihnachtsfeier und Ankauf des Kos- mosbändchens: „Kriechtiere und Lurche“ wurde zu- rückgestellt. Der Vortrag: Die Zucht der Acara wird gehalten werden, wenn Herr W. bessere Erfolge da- mit zu verzeichnen hat. Für die Vereinsbibliothek stiftete Herr Scharf zwei Hefte: „Einheimische Fische“. Herr Warkenthien schenkte dem Verein ein schönes Postkartenalbum, während Herr Sommer uns durch ein herrliches Diplom, welches bei einer Prämierung gut verwendet werden wird, erfreute. Vorgezeigt wurden: einige Moderlieschen, zwei Futterringe aus Kork, eine feine, netzartige Alge und ein vielarmiges Gebilde von weicher, faseriger Beschaffenheit. Letz- teres ist von Herrn Zachritz nach dem Fischzuge im hiesigen Generalteich auf dessen Grunde gefunden worden, und eine Anzahl der Anwesenden hält es für einen Süsswasserschwamm. Zum Schlüsse ent- spinnt sich noch eine rege Debatte über das Ver- kitten der Gestellaquarien. Die nächste Sitzung findet Donnerstag, den 2. Dezember ds. Js. (Hotel „Goldner Löwe“) stalt. — Voraussichtlich hält Herr Präparandenlehrer Scholz einen Vortrag: „Die Was- serpflanzen und ihre Bedeutung fürs Aquarium“. Zahlreiches Erscheinen von Mitgliedern und Gästen erwünscht! A. Freudenberg, Schriftführer. Adressentafel der Vereine.1) Magdebnrg „Vallisneria“, Verein für Aquarien- und Terrarien künde. Versammlungslokal: , Tivoli“, Kai- serstrasse, am 2 und 4. Dienstag im Monat. Brief- adresse: W. Jürgens 1. Vorsitzender, Königgrätzer- Strasse 17. Magdeburg. „Verein der Aqnarien- und Terrarien- freunde“. Sitzung jeden zweiten Sonnabend im Monat, Restaurant „Burghalle“, Tischlerkrugstr. 28. Briefadresse: G. Möves, I. Vorsitzender, Magde- burgs, Leipzigerstrasse 30. Mainz. „Cyperus“, Verein für Aquarien- und Terrarien- kunde. Briefadresse: F. v. Kittlitz, Mainz. Zusammen- kunft jeden zweiten und vierten Dienstag im Vereins- lokal: Kötherhof. Gäste stets willkommen. Mannheim. „Verein für Aquarien- und Terrarien- kunde“ (E. V.). Versammlung jeden 2. und 4. Mitt- woch im Monat. Lokal: Restaurant „Willi elmshof“, Friedrichsring. Briefadresse: Friedrich Glaser, Moll- strasse 8, III. München. ,.I>is“, Gesellschaft für biologische Aqua- rien- und Terrarienkunde. Briefadresse : Karl Lankes, 1. Vorsitzendei, Müllerstrasse 10/2. Rgb. München-Gladbach. „Verein für Aquai nn- und Ter- rarienkunde“. Vereinslokal: „Zum Deutschen Eck“, Rheydter- und Viktoriastr.-Ecke. Sitzungen jeden Mittwoch. Gäste stets willkommen. Briefadresse : Paul Laass, Siegensteg 5. 1) Aufnahme (selbstredend kostenlos) erfolgt nur auf Antrag. Weitere Vereinsadressen stets willkommen! Auf besonderem Blattl Ergänzungen, Aenderungen, Richtigstellungen werden um- gehend erbeten! Dr. Wolterstorff. Nürnberg. „Aqnarien- und Terrarienabteilung der Naturhistorischen Gesellschaft“. Briefadresse : H. Adam, 1. Obmann, Adamstrasse 6. H. Steiner, 2. Ob- mann, Hallerwiese 12. A. Schmidt, 1. Schriftführer, Rennweg 40. (Fortsetzung folgt.) Tagesordnungen. Burgstädt i. Sachsen. „Wasserrose“. Gesellschaft für Aquarien- und Terrarienkunde. Tagesordnung vom 4. Dezember 09. 1. Tauschabend (Fische mitbringen). 2. Verschie- denes. W. Peukert. CliaiTottenburg. „Wasserstern“. Die Vereinsversammlungen finden am Mittwoch, den 1. und 15. Dezember 09, abends 9 Uhr statt. Tagesordnung u. a. am 1. Dezember: Wahl der Kassenievisoren. I. A. : der Schriftführer Franke. Leipzig. „Nynipliaea“. Tagesordnung für die Versammlung am 30. Nov. 09. 1. Geschäftliches. 2. Diskussion über „Ueber- winterungsaquarien und Heizapparate“. 8. Bericht des Vorsitzenden über die 1. Versammlung des „Ver- bandes der Zierfischpfleger“. 4. Verschiedenes. NB. Dienstag, den 30. November, abends 8 Uhr: Vorstandssitzung im Vereinslokal. B. Wichand, I. Vors. Für den Anzeigenteil: Fritz Lehmanns Verlag, G. m b. H., Stuttgart. — Fritz Lehmanns Verlag, G. m. b. H., Stuttgart. Druck der Verlagsbuchdruckerei Otto Sautter, Stuttgart. Ein Beitrag zur Pflege des grünen Leguan. Von Dr. Karl Brun er, „Isis “-München. Ueber die Ernährungsweise des grünen Leguan (Iguana tuberculata) lesen wir in Be- richten von For- schungsreisenden und Beobachtern, dass er als „Pflan- zenfresser kat’ exochen“ [= mit Auszeichnung] in der Freiheit vor- nehmlich von beerenartigen Früchten lebe ; Blätter fänden sich stets unver- daut im Yerdau- ungstraktus, und von den Vorgefun- denen Regenwür- mern nahm man an, dass sie nur zufällig mit der Pflanzennahrung aufgenommen worden seien. In der Gefangen- schaft konnte fest- gestellt werden, dass am liebsten wiederum Wald- beeren verzehrt wurden, während die meisten übri- gen pflanzlichen Nahrungsmittel — wahrschein- lich je nach dem individuellen Ge- schmacksinn oder Anpasssungsvermögen — mehr oder minder ungern angenommen wurden, wobei die Tiere dann mehr oder minder langsam ein- gingen. Seltener gelang es, wie z. B. Herrn Dr. Werner in Wien, Herrn L o - renz Müller- Mainz in Mün- chen, grössere Le- guane einiger- massen zu Kultur- tieren heranzu- ziehen und ihnen gekochte Speisen beizubringen ; aber auch diese erreichten, wie man annimmt, in- folge der künst- lichen Kost und von Mangel an ge- nügender Bewe- gung, relativ keine lange Le- bensdauer. Ein junges männ- liches Tier von nicht ganz 50 cm Totallänge, das ich im Frühjahr dieses Jahres er- warb, frass in der Hauptsache auch nur Walderd- beeren, später auch Himbeeren, die im Garten ge- zogenen Ananas- erdbeeren schon viel weniger gerne; in zweiter Linie Kirschen, lieber noch Amorellen und Weichsein, spärlich Trauben, Grüner Leguan (Iguana tuberculata). Aelteres Männchen etwa V5 natürlicher Grösse. (Aus Krefft „Das Terrarium“.) Vom Verlage Fritz Pfennirlgstorff zur Verfügung gestellt. 782 Dr. Karl Brun er: Ein Beitrag zur Pflege des grünen Leguan. das alles nur hei grosser Wärme des Behälters (30 — 40° C.) und in eingermassen ausreichenden Mengen auch nur an sonnigen Tagen. Die Stengel der Erdbeeren und Kirschen wurden auch mit verspeist und trotz der Mühe, die dem etwas ungeschickten Fresser das beim Schlucken machte, liess er sie sich nicht so leicht aus dem Maul wieder entreissen; es waren in den sehr regelmässig morgens entleerten Exkrementen auch nie Reste davon zu erkennen. Alles andere Obst, auch Stachel- und Johannisbeeren, ebenso Salat und Gemüse, Blüten wurden verschmäht, merkwürdigerweise auch Bananen, die ihm auf alle mögliche Weise im Terrarium angebracht wurden; weder aufgehängt, noch gespalten, noch ausgelöst oder zerkleinert, auch nicht von der Pinzette weg, deren Bequemlichkeit er sonst sehr rasch kapiert hatte, reizten sie seine Ess- lust, Ich glaube aber nicht falsch beobachtet zu haben, dass das Tier, nachdem es etliche Tage in seinem Behälter heimisch geworden war, tatsächlich jeden Tag Fressbegier zeigte, offenbar war das Angebotene eben noch nicht das Richtige. Trinken sah man es nie, nur nach dem Besprengen der Pflanzen wenige Tropfen auflecken. Diese relativ geringe Nahrungsaufnahme bei anscheinendem Hunger machte mich nach- denklich, zumal wenn ich den kräftigen Bau des schönen jungen Tieres, die staunenswerte Elastizität seiner Bewegungen, seine Kletter- gewandtheit betrachtete. Abgesehen von der Sorge um dauernde Beschaffung solchen exqui- siten Futters in unserem Klima, konnte man es sich auch als fraglich vorstellen, ob selbst in den Tropen das ganze Jahr hindurch Beeren, also reife Früchte von der dort verschwende- rischen Natur zu Gebote stünden. Kurz, diese Spekulationen nach passendem, naturgemässem Futter brachten mich wieder auf den Gedanken an die Regenwürmer. Nach einem Regen konnte ich mir rasch welche verschaffen, sie wurden sofort gefressen. Dann hatte ich grössere Mengen nur von der foetiden Art aus einer Gärtnerei zur Verfügung; auch auf diese ging der Leguan prompt los, schnappte sie gewandt vom Moos und Felsen auf, doch schien nach Genuss von einigen Stück sein Appetit vorbei zu sein, scheinbar war er Schmackhafteres ge- wöhnt. Zur Hebung aller Zweifel beeilte ich mich darum, die dicken Lumbricus lumbricoides von einwandsfreiem Geschmack aus einem Park zu erlangen, und es war gewonnen. Zehn der aller grössten Exemplare verspeiste der lang schon Darbende gierig und flink, mehr gab ich aus Vorsicht nicht. Welche Sorge bei dieser Entdeckung mit einem Schlage geschwunden war, wird mir jeder Reptilienfreund nachfühlen. Mit einer seit vorigem Jahre jung aufgezogenen Tiliqua nigrolutea teilt der Leguan ganz ein- trächtig ein geheiztes, bepflanztes, mit einem ca. 60 cm hohen Kletterast ausgestattetes Ter- rarium, welches in einem Erker nach Südosten, also bei günstiger Belichtung und Besonnung aufgestellt ist. Die omnivore Tiliqua frisst ausserordentlich gerne Schnecken aller Art, und da war es denn nicht selten zu beobachten, wie der Leguan nach diesem Futter hinschielte, schliesslich es auch mit anscheinendem Interesse beschnupperte und beleckte. Es blieb also, zu versuchen, was wieder aus dem Geschlecht der Schnecken nach seinem Geschmack sein möchte- Bis jetzt konnte ich ihm in grösserer Menge nur die kleine nackte Acker schnecke ( Limax agrestis) beibringen. Da er von Schalenschnecken mit Vorliebe die einfarbig hellgelbe Strauch- schnecke {Helix nemoralis) beschnupperte, so enthäuste ich mehrere Stück, welche fix- ver- zehrt wurden; andere Arten nahm er nicht an, dagegen packte er kleine braune Avion auf, spie sie aber wieder aus, die arge Schleim- absonderung dieser Tiere schien ihn zu irri- tieren. Immerhin kann man beobachten, dass der Leguan die ihm zusagenden Schneckenarten ganz gewandt frisst, doch macht es den Ein- druck, als ob er Regenwürmer weitaus allem anderen vorziehe. Bei Zufuhr solcher tierischer Nahrung war aus dem jungen Leguan in wenigen Tagen ein ganz anderer Kerl geworden, und ob das zur natürlichen Ernährung der Leguane — wenigstens im Jugendstadium — gehört, möchte vielleicht eine Schilderung des Verhaltens des Tieres vor und nach dem Einsetzen dieser Fütterung lehren. In den ersten Tagen nach seiner Ankunft schien er sich für nichts besonders zu interessieren , nahm keinerlei Nahrung an; nur Salatbüschel sah ich ihn gleich am ersten Morgen und wieder- holt unter Tags beschnuppern, doch nie fressen. Feldsalat konnte man damals nicht haben, aber ich erkläre mir die Sache jetzt so, dass der Leguan eine Witterung nach Regenwürmern, mit welchen Salat ja fast stets verunreigt ist, hatte und diesen nachsuchte. Bei Annäherung war er natürlich scheu und ungestüm, unge- berdig bei jeder Berührung (auch durch vor- gehaltenes Futter), sonst aber durchaus nicht von bösartigen Eigenschaften, wie dies häufig Dl1. Karl Brun er: Ein Beilrag zur Pflege des grünen Leguan. 783 von Leguanen geschildert wird. Bei Tag hockte er schläfrig und teilnahmslos, meist mit ge- schlossenen Augen auf den Boden des Terrariums, bei Nacht stieg er zu höchst auf den Kletter- baum unter das Laub. Die Pinzette scheute er nie, ungemein aber die Annäherung mit der Hand; Berührungen wurden mit heftigen Reflex- bewegungen beantwortet, das allein brachte Leben in den stumpfen Kameraden. Nach ver- geblichen Versuchen mit den schon oben er- wähnten landläufigen Pflanzen gelang es zuerst, ihm Ananaserdbeeren beizubringen ; ich holte mir natürlich sofort Walderdbeeren, bis sie in grösserer Menge käuflich zu haben waren. Das blieb einstweilen sein regelmässiges Futter, alles andere reizte ihn nie besonders stark an, — eine für die Zukunft nicht erfreuliche Aussicht! Wenn dem Leguan etwas genehm oder be- achtungswürdig erscheint, so wird zunächst sein Blick lebhafter, die Augen glänzen und beginnen rasche, dem Eindruck nach forzierte Bewe- gungen, unter ruckweisem, auch recht forziertem Kopfheben schlägt er die rosarote, fleischige Zunge heraus, und steigert sich dann das Inte- resse, so kennzeichnet sich die Ueberwindung des letzten Misstrauens regelmässig, dass der zu prüfende Gegenstand nach drolliger Papa- geienart in verschiedenen Richtungen einseitig beäugt und angeblinzelt wird, — jedesmal ein Heiterkeit erregender, komischer Anblick ! End- lich wird unter immer lebhafteren und inten- siveren Kopfbewegungen und nach wiederholtem Beschnuppern und Belecken das genusswürdig befundene Futter ungestüm gepackt. Solche ge- nauere Prüfungen nahm er gewöhnlich bei nicht ganz reifen oder schon überreifen Früchten vor. Während der Periode der ausschliesslichen Pflanzenfütterung ging der Fressakt ziemlich ungeschickt vor sich; die Nahrung wurde recht langsam verschluckt, schon nach drei, vier Beeren eine grössere Ruhepause (10 Minuten und dar- über), häufig unter Schliessen der Augen an- scheinend auf die Nahrung vergessen, die Pin- zette musste dann das Interesse wieder an- fachen. So wurden beispielsweise B bis höchstens 10 kleine Erdbeeren verzehrt und mit etlichen Pausen im Laufe eines Vormittags 30 bis 50 er- reicht. Bei Kirschen ging es natürlich noch langweiliger, mehr als drei frass er nie. Die Fresslust war auch nur früh morgens gross, nachmittags und abends frass er ungern und nur naschender Weise. Nach der gewaltsamen Anstrengung des Kirschengenusses waren dann meist die Glasscheiben des Terrariums ausgiebig mit rotem Saft bespritzt, als ob eine Schlacht zwischen den Insassen geliefert worden wäre, — auch gerade keine Freude für den Pfleger! Herunterfallende Früchte oder abgebissene Stücke derselben wurden nur ausnahmsweise aufgelesen, wenn nicht die Pinzette unterstützend eingriff, es war also diese Fütterung mittelst Pinzette recht zeitraubend. Nur bei recht warmem Sonnenschein kam soviel Temperament über ihn, dass er sich hie und da zum freiwilligen Auflesen einer Anzahl Erdbeeren, aber von nichts anderem entschloss; bald jedoch musste immer wieder Bedienung, resp. Anreizung ein- treten. Gegenüber den verschiedenen pflanzlichen und tierischen Nahrungsmitteln, welche seine stets Adele und bereits ganz zahme Mitbewohnerin in reichlichster Auswahl und Quantität vertilgte, verhielt er sich gänzlich indifferent; wurde ihm etwas davon angeboten, was für ihn nicht ge- niessbar war, so war er ohne stärkere Reizung nicht aus seiner lethargischen Ruhe zu bringen. Und wenn er etwas perhorreszierte, so Hessen die komischen forzierten Augen- und Lidbe- wegungen, das heftige Zurückziehen des Kopfes und darauffolgende rasche Seitwärtsbiegungen bis aufs äusserste seinen so auffällig zur Schau gebrachten Widerwillen gar nie verkennen. Bei Fortsetzung der Aufdringlichkeit, selbst mit den Erdbeeren, erfolgte mehr oder minder schleunige Flucht auf den Kletterbaum, und oft genug schien er dann so gekränkt oder ängstlich, dass er denselben den ganzen Tag über nicht mehr verliess. Es ist klar, dass bei dieser Lebens- weise das Sorgenkind keine üppigen Fortschritte in seiner Ernährung machen könnte. Gleichwohl wurde er allmählich munterer (wohl mit Zu- nahme der Sommerwärme) und magerte nicht sichtlich ab. Nun, bei der Regenwurmfütterung! Wie der Leguan ohne weitere Ueberlegung mit sicht- lich glänzenden und Begier zeigenden Augen auf den ersten vorgelegten losging und ihn mit dem Maul aufgriff, wie er auch von der ihm nicht zusagenden stinkenden Art eine Anzahl gierig frass, habe ich schon erwähnt, ebenso wie er bei den willkommenen grossen dicken Lumbricus keine Spur mehr von Zaghaftigkeit, Widerwillen oder Ungeschicklichkeit an den Tag legte. Die ganze Art und Weise, wie er nach den Würmern .schnappte, nach ihnen flink suchte hinter Steinen, unterm Moos, vor allem wie er sie — ganz im Gegensatz zu pflanzlicher Nahrung — geschwind verschluckte, 784 Dr. Karl Brun er: Ein Beitrag zur Pflege des grünen Leguan. selbst zuweilen zwei auf einmal oder' auch con- duplicato corpore , wenn er einen gerade so er- haschte, — das alles liess keinen Zweifel, dass der junge Leguan hier mit etwas gewohntem, alltäglichem umzugehen wusste, ganz instinktiv, wie man früher zu sagen pflegte. Wenn die Tiliqua ihm früher von seinen Vorgesetzten Erdbeeren oder Kirschen den grössten Teil wegfrass, der Leguan kümmerte sich mit keinem Blick darum. Wollte sie ihm aber einen Regenwurm, von welcher Kost sie auch keine Verächterin ist, streitig machen, so ging er vermöge seiner Gewandtheit regelmässig als Sieger aus dem kleinen Kampf ums Dasein hervor. Als ich nach drei Tagen, um ihn nicht zu überfüttern, die Regenwürmer versagte und nur Pflanzenkost reichte, eilte er jedesmal bei meiner Annäherung an das Terrarium sofort von seinem felsigen Lieblingsplatz mit grossen Schritten herunter, auf die seitlich angebrachte Tür des Behälters zu; und wenn diese scherz- weise geöffnet wurde, streckte er sogar den Kopf suchend heraus und guckte nach den leeren Händen. Das machte uns natürlich Spass, man gab dem verzogenen Pflegling wieder ein paar kleinere Würmer, allein er bettelte weiter. Hatte er dann sein Quantum (10 bis 12 Stück), so liess er von aller Zudringlichkeit ab und verhielt sich ruhig. Dieses Experiment verlief regelmässig in gleicher Weise, so oft die Regenwurmfütterung ausgesetzt wurde. Als weiteres Charakteristikum war nun zu beob- achten, dass der Leguan von da ab erst am Boden des Terrariums zu scharren und zu wühlen begann, sobald er einen Tag keine Würmer erhielt; alle Winkel suchte er ab und scharrte sie mit ausgiebiger Ungeberdigkeit auf, Warum hatte er das nicht früher schon der Tiliqua abgesehen, die es ihm stets fleissig vor- machte? Nach dem Genuss seiner Lieblings- speise, wie ich die Regenwürmer nach den seitherigen Erfahrungen wohl bezeichnen darf, war der Leguan immer wieder den Tag durch ruhig, während die nimmersatte Tiliqua beständig gräbt. Und wenn man die langen, elastischen mit so kräftigen Krallen bewehrten Zehen des Leguan betrachtet, so kann man sich leicht vorstellen, wie er diese recht wohl zum Graben gebrauchen kann, nicht bloss zur Kletterfertig- keit. Nicht unerwähnt mag schliesslich bleiben, dass auch die Exkremente nach Regen wurm- und Schneckenfütterung, wie bei der rein vege- tabilischen Ernährung, trocken und geformt blieben, sich als vollkommen verdaut und wenig übelriechend erwiesen. Es düi’fte darum kein Zweifel bestehen, dass die angeführten Beob- achtungen uns dazu berechtigen; auch Regen- würmer und Schnecken als natüidiche Nähr- mittel der Leguane anzusprechen. Ebenso interessant wie erfreulich war es ferner, dass er nach Beginn der Regenwurm- fütterung nunmehr auch an die pflanzlichen Nahrungsstoffe viel lieber heranging; er las Beeren und Kirschen freiwillig vom Boden oder aus der schweren zinnernen Futterschale auf, jetzt auch in erheblich grösserer Menge, wäh- rend man ihn vordem stets mit der Pinzette hatte animieren müssen. Jetzt frass er auch, wenn einmal die Temperatur im Behälter etwas niedriger geworden war; selbst kühleres und Regenwetter machte ihn nicht verdriesslich und phlegmatisch, Regenwürmer frass er immer, auch noch abends, wenn ich einmal gerade unter Tags nicht Zeit zum Füttern gehabt hatte, auch an Regentagen. Er ist auch bei Tag nicht mehr träg und schläfrig, sondern beob- achtet alles, was um ihn her vorgeht, sucht sich immer wieder einen anderen Platz im Ter- rarium, dasselbe mit dem elastischen Gang und der stolzen Haltung, wie sie dem Leguan eigen ist, durchschreitend. Sogar auf die Strasse lugt er aus dem zweiten Stockwerk hinunter, sobald sich dort irgend ein aussergewöhnliches Geräusch hörbar macht. Er lebt sehr regel- mässig, genau die Hälfte des Tages verbringt er unten, die andere Hälfte nachts oben auf dem Baum, den er um 7 Uhr abends zu be- ziehen pflegt. Früh 7 Uhr steigt er herunter, entleert pünklich seine Exkremente und wartet auf Futter. Selbstverständlich ist er nun auch besser gediehen, ein prächtiges farbenschönes Tier mit hübsch gerundetem Bäuchlein und üppigen wohlgeformten Gliedmassen. Heimlich ist er aber nur insoweit, als sein Interesse für Regen- würmer in Betracht kommt. Sonst ist mit ihm nicht viel Freundschaft zu schliessen ; höchstens an der Schulter lässt er sich streicheln, auch beim Herausfangen daran ganz ruhig ergreifen, wobei man zum Schutz vor peitschenartigen Schlägen den Schweif recht feinfühlig umfassen muss. Sonst darf man an keiner Körperstelle ankommen; länger währende Vertraulichkeiten werden mit Kratzen, Schweifhieben und un- gestümen Fluchtversuchen abgewiesen. Die Fütterungsversuche bei dem jungen Leguan können natürlich nicht als abgeschlossen gelten, namentlich nicht in Bezug auf tierische Dr. F r. K nau e r : Ortssinn heimischer Schlangen. 785 Nahrung. Gleichwohl glaubte ich im Sinne aller Reptilienfreunde zu handeln, wenn ich die Kenntnis meiner Beobachtungen ihnen nicht länger vorenthielte. Die Haltung des grünen Leguan war bislang kein leichtes Problem, be- sonders in den Wintermonaten, und einen Schritt dürften wir mit dem Gesagten doch wieder vorwärts gekommen sein. Bei einer abwechs- lungsreicheren, vollkommen naturgemässen und auch im Winter ausreichenden Kost, welche den Verdauungsorganen ganz zusagt, den Stoff- wechsel mehr anregt und auch die Zufuhr von Kalksalzen besser fördert, möchte ich der Hoff- nung Raum geben, dass wir aus dem herrlichen Ignaniden einen dankbareren Pflegling machen können, welcher der Gefangenschaft nimmer so leicht durch Unterernährung, Stoffwechsel- Störungen, Knochenerkrankungen und dergleichen zum Opfer fällt. Sondern eine Freude soll er für den Pfleger werden, nicht bloss durch sein prächtiges Aeusseres, mehr noch durch Bekun- dung seiner höheren Intelligenz, durch Ent- faltung seines angeborenen Temperamentes. Auch aus Mitteilungen des Herrn Tofohr ist zu entnehmen, dass herabgekommene Leguane durch „Stopfen“ mit Fleisch und anderem tie- rischen Futter wieder in die Höhe zu bringen seien, und Herr Dr. Krefft erwähnt in seinem „Terrarium“, dass bei Leguanen Fleischkost nicht ausgeschlossen sei. Immerhin bleibt es unsere Aufgabe, bei allen Tieren das ihnen an- gemessene natürliche Futter ausfindig zu machen. — Zur Vollständigkeit wäre noch an- zufügen, dass mein Leguan mit zunehmendem Wachstum auch junge Arion (hellbraune Weg- schnecken) gerne verzehrte, von Gehäuse- schnecken die an sumpfigen Ufern gemeinen Bernsteinschnecken (Succinea putrio L.), die er gleich mit ihrer dünnwandigen Schale ver- schluckte. Sehr gerne frass er Engerlinge. In der Pflanzenkost hielt er sich mit der fort- schreitenden Saison an die jeweiligen Wald- beeren, also Heidelbeeren, besonders gerne Preisselbeeren und im Spätherbst vor allem Brombeeren, aber auch Hagebutten von wilden Rosen. Ortssinn heimischer Schlangen. Von Dr. Fr. Knauer. Dem kundigen Beobachter des Freilebens unserer Schlangen wii'd nicht entgangen sein, dass sich die Schlingnatter ( Coronella austriaca Laur J und die Aeskulapnatter ( Coluber longissimus Laur.) da, wo sie über- haupt Vorkommen, zu bestimmter Zeit an ganz bestimmten Plätzen sehen lassen. Das gilt auch von der Kreuzotter (Viper a berus Laur.) Ich kenne seit vielen Jahren bei Neuwaldegg ( Wien) auf dem Wege zum Hollländerdörfl eine auf sonnigem Wege stehende alte Eiche, an deren Fusse ich in den ersten Vormittags- stunden, solange die Sonne nicht gar zu heiss herniederbrennt, immer wieder ein paar Schling- nattern sich sonnend getroffen habe. Etwa eine Wegstunde von diesem Platze entfernt, wenn man vom Holländerdörfl nach Weidling- bach abgestiegen ist und sich der alten Schiess- stätte gegenüber befindet, kenne ich am Wald- saume nahe dem Bachufer einen zweiten solchen sicheren Aufenthaltsplatz, auf dem sich regel- mässig eine Schlingnatter einfindet. Ein leb- haftes Beispiel des Wiederaufsuchens einer passenden Stelle seitens der Schlingnatter bot sich mir vor kurzem. Am 17. Juli, nachdem ich erst einige Tage vorher zum so und so vielten Male der immer wieder auftauchenden Behauptung, dass sich im Allander Gebiete Kreuzottern vorfinden, entgegengetreten war, verbreitete sich in Alland das Gerücht, dass der Chauffeur Rauch des Postautomobils mit seinem Volontär, einem Sohne des Rauchfangkehrer- meisters von Alland, auf einem Hügel des Weidenbachwaldes eine wirkliche Kreuzotter entdeckt habe. Als ich nun am 18. Juli im Automobil nach 10 Uhr vormittags diese Stelle passierte unh wieder Herr Rauch den Wagen lenkte, auch sein Famulus zugegen war, er- zählte mir letzterer von dem Funde mit den Worten: „Dort oben liegt eine Kreuzotter“, was der Chauffeur auch sofort bestätigte. In der Meinung, es handle sich da um ein er- schlagenes Exemplar, das wohl noch auf dem- selben Platze liegen werde, keinesfalls aber eine Kreuzotter sein würde, liess ich den Wagen halten und mich von den beiden Entdeckern nach dem Fundorte führen. Uns schlossen sich zwei Fahrgäste und zwei Holzhacker an. Erst als wir den Waldhügel hinanstiegen, klärte es sich auf, dass da nicht von einem toten Tiere die Rede sei, und hatte ich wenig Hoffnung, die Schlange zu Gesiebt zu bekommen, liess mich aber doch hinfi^hren. Auf der Waldblösse bei dem Baumstumpfe angekommen sehe ich aber wirklich die Schlange, auf den ersten Blick als weibliche Schlingnatter von ganz statt- licher Grösse erkennbar, in ziemlich engem Ringel in der Sonne liegen. Gegen alle sonstige 786 Dr. Fr. Knauer: Ortssinn heimischer Schlangen. Gewohnheit liess sieh die Schlange von uns Umstehenden mehr als drei Minuten lang ruhig beobachten, ehe sie Miene machte, den Ringel zu lösen und sich aus dem Staube zu machen. Ich griff nun zum Entsetzen der Zuschauer rasch zu und brachte die Schlange im Sack- tuche nach Alland, wo mich schon eine Ge- sellschaft erwartete, um mir von dem Auffinden einer Kreuzotter in der nächsten Umgebung Mitteilung zu machen, worauf ich zur Ueber- raschung aller mit der vermeintlichen Kreuz- otter aufwarten konnte. Ich benützte die will- kommene Gelegenheit, um sofort bei Kauffrau Kaiser dieser Gesellschaft, dann in der Restau- ration Jahn den herbeigeholten Lehrern und anderen Personen, schliesslich auf der Schiess- stätte den Schützen und dem anwesenden Forst- personale die Aehnlichkeiten der Schlingnatter mit der Kreuzotter und die Unterschiede ad oculos zu demonstrieren. Dr. Sorgo, Direktor der bekannten Lungenheilstätte Alland, nahm die Schlange sofort in die Hand, wurde dabei gebissen, was mir wieder ein willkommener An- lass war, zu zeigen, dass der Biss ganz unge- fährlich ist und nur bei ängstlichem Zurück- fahren eine ganz kleine Ritzwunde zurücklässt. Schon am nächsten Tage fing eine Dame der Gesellschaft ein junges Exemplar der Schling- natter nicht weit von der Schiessstätte ein, hatte also die Demonstration schon die ge- wünschte Wirkung. Im Verlaufe des vorjährigen Sommerstauchten auf einem und demselben Platze, im Garten- hause des Försters von Gross-Krottenbach (Kausen-Leopoldsdorf), sechs an zwei Meter lange Aeskulapnattern auf, von welchen drei nach einander eingefangene Exemplare mir zugebracht und von mir Ende August wieder freigelassen wurden, während drei andere wieder- holt in dem Gartenhause betroffen wurden. Heuer gleich am Tage nach dem oben er- wähnten Fange der Schlingnatter wurde ich vormittags eiligst in die Villa Waldeck (Alland) ge- holt, da Oberleutnant v. Mestrovich eine grosse Schlange im Garten gefangen habe und dabei stark gebissen worden sei, worüber die Damen der Villa ganz entsetzt seien. Hingekommen besichtigte ich zuerst die Schlange, die sich als harmlose Aeskulapnatter entpuppte, beruhigte den Oberleutnant und die Damen bezüglich des ganz ungefährlichen Bisses und liess mir dann die Stelle des Fundes zeigen. Ich erfuhr da- bei, dass sich die Schlange fast täglich, be- sonders in der Nähe eines der Bassins, gezeigt habe und erst am Vortage von der zu Besuch weilenden Postmeisterin von Unter- Waltersdorf wieder gesehen worden sei. Das Heim der Natter befand sich jedenfalls in einem von locker über einander gehäuftem Gestein aufge- richteten, mit Gebüsch bewachsenen künstlichen Felsen des Gartens. Von hier aus ging die Natter den Mäusen nach und nahm wohl auch gerne in einem der Bassins ein gelegentliches Bad. Noch am nächsten Tage erhielt ich in Klausen-Leopoldsdorf einen weiteren Beweis da- für, dass die Aeskulapnatter gerne bestimmte, ihr passende Oertlichkeiten immer wieder auf- sucht. Schon im Vorjahre hatte sich in Hain- bach (Ortsrotte von Klausen-Leopoldsdort) in dem von der Familie Knoil aus Wien den Sommer über bewohnten Hause gegenüber der Villa Sharich immer wieder eine grosse Aeskulapnatter eingefunden, die bald auf dem Dachboden, bald im Keller auftauchte. Am 20. Juli d. J. nun kam Frau Knoll mit ihrem Sohne, Sextaner des St. Pauler Gymnasiums, zu mir und brachte, ganz erfreut, dass ihr und ihrem Sohne der Fang gelungen, eine stattliche Aeskulapnatter, die sie anlässlich der Neu- eindeckung des Daches auf dem Boden ge- fangen hatten. Zwei Wochen darauf wurde von Knolls auf dem Boden desselben Hauses eine zweite Aeskulapnatter eingefangen. Ziehe ich eine ganze Reihe ähnlicher Funde — ich habe in den zwei letzten Jahren in Klausen-Leopoldsdorf allein weit über 30 Aes- kulapnattern lebend oder erschlagen gesehen oder zugetragen erhalten — mit in Betracht, so hat es ersichtlich den Anschein, dass die Aeskulapnatter in einem Teile des Wiener W aldgebietes zur wirklichen Hausnatter wird. Die vielen Mäuse, die sich besonders zu Aus- gang des Sommers in die überwiegend mit einem Teile fast in den Erdboden hineingebauten Häuser zurückziehen, dann die Wärme der Kuh- ställe, die hier mit den Wohnhäusern in direkter Verbindung stehen, sind die Anlockung. Betrübend ist es nur, dass der Landbevölke- rung die Furcht vor diesen ungefährlichen Tieren nicht abzugewöhnen ist, sie daher jede ihnen in den Weg kommende Natter mit Auf- wendung ihres ganzen Heldenmutes erschlagen. In den neun Jahren, die ich zum grössten Teile in diesem Winkel des Wienerwaldes verbringe, habe ich es kaum bei drei oder vier Ortsan- sässigen dahin gebracht, dass sie die Tiere un- behelligt lassen, gegebenen Falles sie ungescheut mit den Händen ergreifen. Leider gibt es auch Ru d. Zimmer mann: Aus meiner naturphotographischen Praxis. 787 unter den Forstleuten Personen, die jede Schlange erschlagen und sich dessen noch rühmen. Dagegen freut es mich, dass ich eben in der Sommerfrische jedes Jahr gute Gelegen- heit habe, die aus der Stadt Kommenden mit dieser harmlosen Tierwelt zu befreunden und in ihnen weitere Fürsprecher für unsere Kriech- tierwelt zu gewinnen. Aus meiner naturphotographischen Praxis. Von R u d. Z i m m erma n n • Rochlitz i. Sa. VI. Ein Fall von Mimikry bei der Berg- oder Waldeideehse. Mit zwei Abbildungen nach Originalaufnahmen des Verfassers. Wenn man draussen im Walde ein Eich- hörnchen überrascht, es vom Erdboden aufstört, wird man fast immer auch beobachten können, wie es sich auf der Flucht dem Auge des Be- obachters zu entziehen trachtet dadurch, dass es an der dem Beschauer ab- gewandten Seite der Bäume emporklettert. Dieses Empor- klettern geschieht dabei fast immer ruckweise; das flüch- tende Tier kommt, nachdem es ein Stück geklettert ist, mit seinem Kopfe hinter dem Stamme hervor und schaut nach der vorhandenen oder der eingebildeten Gefahr aus, um sofort wieder zu verschwinden und höher zu klimmen, wenn es die Luft noch nicht für rein hält. Aehnlich verhalten sich auch andere kletternde Tiere. Unter den Vögeln tun es die Kleiber und Baum- läufer dem Eichhörnchen nach und die Spechte nicht minder. Ich habe den Eremit un- serer Wälder, den stattlichen Schwarzspecht, gar manches- mal schon beobachtet, wie er bei meinem Kommen zuerst an der mir entgegengesetzten Seite der Bäume verschwand und Sicher- heit suchte und blieb ich stehen — da auch ziemlich lang ausharrte, nur dass er von Zeit zu Zeit mit dem rotbehaubten Kopfe hervorlugte und sichernd Ausschau hielt. Auch kleinere Tiere, von verschiedenen aus- ländischen Vertretern der Eidechsen und Ge- konen angefangen bis herab zu einigen Insekten- arten laufen, wie uns Dr. F. Werner mitteilt, beim Ansichtigwerden von Feinden in Spiral- touren an Baumstämmen hinauf, um sich dann an der entgegengesetzten Seite ruhig zu verhalten. Von diesem Verhalten äusserlich zwar ab- weichend, wohl aber im Wesen damit über- einstimmend war das, das ich im Frühjahr 1908 an einem Männchen der bei uns heimischen Berg- oder Waldeidechse, Lacerta vivipara Jaquin, beobachtete. Ich hatte das Tierchen aus dem Terrarium ins Freie gebracht, um es hier zu photographieren und es dabei, wie ich das in derartigen Fällen fast immer tue, zunächst sich selbst überlassen. Als ich ihm nach einiger Zeit mit der Kamera zu Leibe ging, kletterte es behend an dem Stamme einer Kiefer empor und schmiegte sich, in einer Höhe von etwas über einem Meter angelangt, eng in einen Borkenriss ein — fast, als ob das kleine Tierchen sich des grossen Schutzes bewusst war, den es in der völligen Uebereinstimmung seines braunen, rindenfarbeneu Kleides mit dem Kiefernstamme besass. Unbeweglich verhielt es sich, unbe- weglich und wie leblos, sodass ich bequem erst die Kamera auf das Stativ aufschrauben konnte, um das Bild möglichst schai’f und gut auf die Platte zu bekommen. Diese Anpassung der braunen Eidechse an den rissigen Stamm war eine so vollkommene, dass ich selbst — als ich mich zur Auswechslung der Kassetten abgewandt Abb. 1. Lacerta vivipara Bergeidechse, sich an einem Baumstamm in einem Borkenriss verbergend. (<^><^> Sprechsaal <$><>><$><$> Mehr Wert anf das Aeussere! Wohl selten ist in unseren Fachzeitschriften von der äusseren Aus- stattung der Vivarien die Rede gewesen, und so ist es denn auch in diesem Punkte mit unseren Aqua- rien und Terrarien im Allgemeinen sehr schlecht be- stellt. Es ist dies ja auch sehr erklärlich, weil der Vivarienliebhaber, als begeisterter Naturfreund, sein Hauptaugenmerk auf die innere Einrichtung und Be- setzung richtet, und demzufolge wird er zumeist dem billigsten Behälter den Vorzug geben, um auf Kosten desselben für die Besetzung etwas mehr ausgeben zu können. Wenn nun auch das Aquarium oder Terrarium in erster Linie einen Quell der Unter- haltung und Belehrung darstellen soll, so darf man meiner Ansicht nach seine Bestimmung als Zimmer- zierde, doch nicht so ganz unbeachtet lassen. Es soll, als schönes Gesamtbild, auch auf den, der Lieb- haberei fernstehenden wirken, und der Behälter muss demgemäss hier die Rolle des Rahmens, als Uebergang zum Bilde, spielen, wenn beide ein in sich abgeschlossenes, künstlerisch Ganzes bilden sollen. Wie sehen aber nun die meisten unserer Vivarien, mit den Augen des Nichtliebhabers betrachtet, in dieser Beziehung aus? Bei Elementgläsern usw. ist ein Uebergang von dem umgebenden Milieu zu dem Inhalt, gar nicht vorhanden, es ist dies aber immer noch besser, als wenn man dieselben, (was leider sogar ein Werk über die „Aquarien- und Terrarien- kunde“, als ästhetischer aussehend empfiehlt), mit zackigen, grellfarbigen Bleirahmen versieht. Und bei den Kastenvivarien zerstören glatte, oder mit mehr oder weniger unschönen Verzierungen versehene, Metall- oder Holzteile in schreienden Farben die schöne Illusion der Miniaturlandschaft. Oder wie kann es z. B. etwas Widersinnigeres geben, als ein Aquarium mit tropischen Fischen, auf dessen Ecken — Eisbären thronen. Derartigen Geschmacklosig- keiten begegnet man leider noch auf Schritt und Tritt. Es wäre daher sehr zu begrüssen, wenn man bei der Fabrikation von Vivarien ihre zukünftige Be- stimmung etwas mehr berücksichtigen und die Aus- stattung darnach einrichten würde. So würden z. B- bei Gestellaquarien Ornamente mit Wasserpflanzen- motiven eine sehr gute Wirkung hervorrufen, eben- so an Terrarien Schlinggewächse usw. Auch nehmen sich mit Grotten oder Steinen bekleidete Aquarien sehr gut aus. Jedenfalls dürfte eine etwas geschmack- vollere Lösung der Behälterfrage, nicht allzu schwer fallen. Möge also die Parole lauten: „Mehr Wert auf das Aeussere.“ W. Bahr. Für die Schriftleitung verantwortlich: Dr. W. Wolterstorff, Magdeburg-Sudenburg. Zur Beachtung ! Die besten Tage zur Einsendung der Vereinsberichte für die nächstfolgende Nummer sind Donnerstag, Treitag, Sonnabend. Alle an diesen Tagen eingehenden Berichte werden sorgfältig durchgesehen und unterliegen einer ersten, oft auch einer zweiten Korrektur! Beispielsweise werden Berichte , die mir am Freitag , den 16. April zugehen , am Dienstag, den 27. April pünktlich und korrigiert erscheinen. In solchen Fällen ist auch Korrektur durch den Verfasser möglich und bedarf es sodann nur eines entsprechenden Vermerks (mit Adressenangabe) am Kopfe des Berichts. — Alle später, bis Dienstag, eingehenden Berichte werden gleichfalls pünktlich zur Druckerei befördert, hier kann aber weder für Korrektur nodi sofortigen Abdruck garantiert werden. Kurze Berichte, die ich Mittwochs erhalte, können ausnahmsweise noch am nächsten Dienstag erscheinen. Für eilige Tagesordnungen usw., die direkt an die Druckerei gehen müssen (siehe Inserat!) ist Schluss der Annahme Donnerstag früh oder mittags, spätere Einsendung ist zwecklose Dr. Wolterstorff, Magdeburg-S., Hellestrasse 2 a. V ereins-Nachrichten Unter alleiniger Verantwortung der Herren Einsender. Breslau. „Vivarium“. Aus der Sitzung vom 16. November 09. Winke für (len Aquatiker. Gibt es „Dampf- züchter“? „Neubeitenkoller“ ist nützlich! Aufnahme des Herrn Kaschner Il-Breslau. — Da die bestellten Seetiere noch nicht eingetroffen waren, fiel der Vortrag des Herrn Sindermann aus. Herr Heinrich machte dafür aus dem reichen Schatze seiner Erfahrungen einige Mitteilungen, benützte aber zugleich diese Gelgenheit, um Kritik an manchen landläufigen, oft ganz verkehrten Be- lehrungen, die man häufig den Anfängern in der Liebhaberei zuteil Averden lässt, zuüben. Die dichte Bepflanzung der Behälter z. B., die oft empfohlen wird, sieht zwar schön aus, hat aber auch ihre Schattenseiten. Es fehlt uns in einem solchen Aquarium völlig die Uebersicht. Polypen und sonstiges schädliches Gesindel kann ungestört in den Verstecken hausen; erkrankte Fische ver- enden, ohne dass wir. etwas davon merken. Wer V ereins-N achricliten 793 hätte Doch nicht davon gehört, dass sich dieser oder jener Fisch derart im Pflanzengewirr verstrickt hatte, dass er elendiglich zugrunde ging. Zumal von Schleier- fischen kennt man solche Vorkommnisse. Im üb- rigen ist eine dichte Bepflanzung auch höchstens für die Sommermonate angängig; im Winter aber streng zu vermeiden, besonders bei den Barscharten. — „Nicht zuviel füttern“ ist auch ein ziemlich dürftiger Rat, den man immer wieder hört. Der Fisch frisst nur, wenn er Hunger hat und man lernt bald durch die Erfahrung die nötige Menge kennen. Viel wich- tiger ist die Mahnung: „Füttere regelmässig zu einer bestimmten Zeit und Stunde!“ Am besten morgens frühzeitig oder zweimal morgens und mittags. Jung- fische sollten ihre Behälter nie ohne Futtertiere haben, wenn man Erfolg in der Zucht haben will, denn durch zu wenig Futter erweckt man ohne weiteres bei den schnell wachsenden, also den grösseren und stärkeren Exemplaren, kannibalische Gelüste, denen ihre kleineren Geschwister zum Opfer fallen. Beim künstlichen Futter ist allerdings Vorsicht geboten, aber für die Vertilgung von Futterresten sind uns als Gehilfen die stets hungrigen Schnecken gegeben. Der Wert des lebenden Futters wird auch oft ganz falsch und einseitig eingeschätzt. Es soll z. B. das Wasser trüben und man soll mit ihm leicht Schäd- linge einschleppen. Da es sich in der Hauptsache wohl um Daphnien handelt, so kämen eigentlich nur Hydren in Frage. Man wird aber nun nicht gleich das Kind mit "dem Bade ausschütten und das natürliche Futter ganz in Acht und Bann tun. Man untersuche einfach seinen Daphnienvorrat auf Po- lypen und zwar auf folgende Weise: Die frischge- fangenen Futtertiere werden zunächst aus dem Trans- portgefäss in einen geräumigen Behälter (Wanne, Schüssel) getan und dort einige Stunden belassen. Etwaige Hydren (Polypen) setzen sich dann an irgend einer Wand des Behälters, an Pflanzenstengeln und dergl. fest. Nun zieht man mit dem Schlauche vorsichtig die Futtertiere in ein ein über einen Eimer gelegtes Netz, ohne aber mit dem Schlauche die Seitenwände oder den Bodensatz (Schlamm) zu be- rühren. Jetzt erst dürfen die ersten Futtertiere den Fischen zur Verspeisung überantwortet werden. Glaubt man aber, dem lebenden Futter doch noch nicht ganz trauen zu können, so setze man das Quan- tum Daphnien, welches man gerade braucht, in ziem- lich starkes Salzwasser (2 Kaffeelöffel auf 1 Liter) und ziehe nach Verlauf einer Viertelstunde mit dem Schlauche — wie vorher beschrieben — ab. Auch ein Bad mit einer schwachen Lösung von überman- gansaurem Kali (2—3 Körnchen auf 1 Wasserglas) ist brauchbar, doch ist das Kochsalzbad wegen seiner Durchsichtigkeit vorzuziehen. Eine Trübung des Wassers durch Daphnien ist ausgeschlossen, wenn man nur lebende Tiere füttert und bei heiz- baren Behältern öfter am Tage kleinere Portionen hineinsetzt. Im Kaltwasserbecken dagegen halten lebendfrische Daphnien nicht nur längere Zeit aus, sondern vermehren sich nicht selten reichlich. Die Bevölkerung darf natürlich hier nicht so reichlich werden, dass dadurch Sauerstoffmangel im Wasser entsteht. — Noch mancherlei gute Ratschläge, deren Veröffentlichung wir uns für später aufheben, gab Herr Heinrich und wies zum Schluss noch darauf hin, dass man doch endlich davon ablassen sollle, diejenigen, welche Erfolge in Massenzucht hätten, immer mit Hohn und Spott zu überschütten. Er glaube, dass manchem Kritiker dabei ähnlich zu Mute sein müsse wie dem Fuchs beim Anblick der zu hoch hängenden Trauben. Hierin unterstützt ihn lebhaft der Vorsitzende, der dabei betont, dass man doch endlich mit dem Nachbeten von solch unsin- nigen Worten wie „D amp f zü ch t er“ aufhören solle. Man solle sich überlegen, dass es doch nur drei Möglichkeiten gibt. Entweder ist man Aqua- tiker ohne Aquarium und kann auch als solcher nützlich wirken, indem man seine Kraft der Lieb- haberei in irgend einer anderen Weise zur Verfügung stellt oder man „pflegt“ nur die Fische und ver- zichtet auf die „Zucht“. Auch das geht an und ist oft durch die Verhältnisse bedingt. Wenn aber je- mand sich mit der Zucht von Fischen abgibt, so sind etwaige Erfolge doch nur seiner Tüchtigkeit zu- zuschreiben, denn auf die Dauer hat nur der Tüch- tige Glück. Wir halten es da für sehr wohlfeil, mit geringschätzigen Aussprüchen von „Dampfzüchterei“ zu reden. Das ist ausserdem noch fälsch, denn Dampf, also Wärme allein tuts noch lange nicht, wäre oft garnicht anwendbar (Barsche!), sondern es sind eine Menge Kleinigkeiten zu beobachten, um Erfolge zu haben. Sollte man aber im übertragenen Sinne unter Dampfzüchter „Schnellzüchter“ verstehen, so denke man daran, dass sich die Natur doch schliesslich nicht betrügen lässt, und dass für die Zucht von grösseren Mengen auch ökonomische Rücksichten obwalten. „Wir“ nennen solche Leute Züchter von Gottes Gnaden, denn sie haben die Aufgabe, welche sie sich gestellt haben, auf das Vollkommenste gelöst und haben mit Ueberlegung hemmend oder fördernd in den normalen Naturlauf eingegriffen. Wenn es nicht solche Liebhaber bezw. solche Züchter gäbe, woher wollten denn unsere Händler ihren Bedarf decken? Hier ist wohl der Punkt, wo sich die Interessen von Liebhaber und Händler, die sich hier und dort wohl einmal kreuzen mögen, decken und sich gegenseitig ergänzen. Eben- so vorsichtig mag man aber auch in der Beurteilung derjenigen Liebhaber sein, die unrettbar dem „Neu- heitenkoller“ verfallen sind. Diese Krankheit ist bis jetzt, solange der Geldbeutel nicht streikt, un- heilbar. Die Kranken befinden sich, obwohl auf freiem Fuss, zeitlebens in Behandlung. Meistens ge- wöhnen sich Patient und Arzt schnell aneinander und beiden ist dann geholfen. Diese Leute sind weder „gemeingefährlich“ noch „vereinsgefährlich“. Sie bringen im Gegenteil immer neue Pflegeobjekte für die Liebhaber heran und haben schon sehr oft unfreiwillig dazu beitragen müssen, dass ein Fisch, der sonst überhaupt nicht importiert wäre, zu den gewöhnlichsten und billigsten Aquarienfischen wurde. Also ein gütiges Geschick erhalte uns diese nützlichen Liebhaber mitsamt ihren Aerzten, den Im- porteuren ! Dr. Deupser, Deutsch-Lissa. Leipzig „Nymphaea“. (811.) Versammlung am 2. November 1909. Anwesend 24 Mitglieder. Nach Erledigung der Eingänge verliest Herr Wicliand einen in der Zeitung „Nach Feierabend“ abgedruckten Aufsatz über das Chamäleon, der durch seinen unfreiwilligen Humor lebhafte Heiterkeit auslöst. Herr Helm erstattet Be- richt über die Exkursion am 31. Oktober. Der ge- ringen Beteiligung entsprach leider auch die Aus- beute; von dieser werden einige neotenische Quappen des Teichfrosches ( Rana esculenta) vorgezeigt. Hier- auf gibt Herr Wichand bekannt, was er des öfteren schon an einheimischen Molchen bezüglich des Farben- kleides während der Laichzeit beobachtet hat : Unter den Männchen von Triton taeniatus, Tr. alpestris und Tr. cristatus befanden sich immer auch einige, deren Zeichnung stark an die der weiblichen Tiere erinnerte. Dies veranlasste Herrn Wichand, das Werden der Zeichnung bei unseren einheimischen Tritonen von der frühesten Entwicklungsstufe an zu studieren. Er fand, dass bereits bei ganz jungen (noch im Ei be- findlichen) Embryonen sich eine Längsstreifung in der Weise zeigte, dass zwei stärkere Streifen an beiden Seiten der Rückenlinie und zwei schwächere ungefähr in der Mitte der Seiten verliefen; nur bei Larven von Tr. palmatus fehlten die Seitenstreifen. Herr Wichand gibt nun weiter nach seinen zur Zeit gemachten Aufzeichnungen bekannt, wie sich nach und nach die Zeichnung umbildet bis sie uns so er- scheint, wie wir sie bei metamorphosierten Tieren erblicken. Irgendwelche Schlüsse, die die eingangs erwähnte Beobachtung erklären, konnten bei dem verhältnismässig geringen Beobachtungsmaterial nicht gezogen werden. Herr Wichand bittet die Molch- pfleger des Vereins, ihr Augenmerk im nächsten Jahre auf diese von der Regel abweichende Zeichnungs- 794 V ereins-Nachrichten. erscheinung zu richten und die Beobachtungsresul- tate in den Sitzungen bekannt zu geben. Herrn Wichands Beobachtungen haben aber das eine Posi- tive ergeben, dass die primäre Zeichnungsform bei unseren einheimischen Molchen ein Längsstreifen ist und nicht, wie Tornier allgemein von den Am- phibien behauptet, einfarbig schwarz. — Auf Anre- gung des Herrn Winzer beschliesst die Versammlung, in jedem Monate einen Tauschabend zur Verwertung der Nachzuchtfische abzuhalten. Den Schluss der Sitzung bildet eine Aussprache über den Vorschlag, im nächsten Jahre eine kleinere Ausstellung abzu- halten. Reinhold. (812.) Versammlung vom 16. November 1909. Anwesend 25 Mitglieder und 2 Gäste. — Unter den Eingängen interessiert besonders eine vom Städtischen Krankenhause zu St. Jakob erteilte Aus- kunft über den Verlauf einer allerdings sehr un- bedeutenden Vergiftung durch Kreuzotterbiss; ein Mann war von einer jungen Schlange an der Unter- lippe verletzt worden, konnte aber nach Anwendung feuchter Verbände auf der geschwollenen Lippe schon am folgenden Tage das Krankenhaus wieder verlassen. Herr Wichand berichtet kurz über einen Besuch der in Einrichtung befindlichen Aquarien des Zoologischen Instituts und bittet im Aufträge des Herrn Professor Woltereck die neue Veranstaltung, besonders auch durch Ueberlassen von Vertretern der verschiedenen Fischgruppen, zu unterstützen. Nach einer kurzeh Aussprache beschliesst die Versammlung, die Mit- gliedschaft des neugegründeten „Verbandes der Zier- fischpfleger" zu erwerben und Herrn Wichand mit der Vertretung des Vereins zu betrauen Den Rest der Sitzung nehmen geschäftliche Angelegenheiten in Anspruch. Reinhold. Literatnrreferat: Auf Lampert, „Leben der Binnengewässer“, in dem die Ergebnisse unserer Vereinsarbeit, insbeson- dere nach der faunistischen Seite hin, leider nur wenig Berücksichtigung fänden, soll nach Abschluss des Werkes zurückgekommen werden. — In einer Kritik der Arbeit über Gyrodactylus („Bl.“ 31) ist uns der verdienstvolle Dr. Roth (Bl. 43) zuvorgekommen. — „Bl.“ S. 692 nennt die „Iclith. Ges.“ (nach Professor Böttger) die „Knörre“ — gemeint ist wohl die durch ihr Profil geologisch bekannte Knorre als N.-Grenze des Verbreitungsgebietes der Würfelnatter. In Wirk- lichkeit geht diese jedoch bis zum Golk, vielleicht sogar noch weiter nach N. Aus der Arbeit „Zur Be- kämpfung der Malaria-Erkrankungen in Leipzig“ „Bl.“ 44/45 interessiert uns nur der Zusatz (S. 725), der sich völlig mit unserer Ansicht deckt. Die Sitzung der „ Vallisneria“-Magdeburg (26. 10. 09 „Bl.“ 730) sollten sich andere Vereine zum Vorbild nehmen. Wie schlecht sind wir doch über die Verbreitung der deutschen Fische unterrichtet. „Die Kleinwelt“ S. 107 bringt aus der Feder des Hydraclinidenken- ners Viets einen lesenswerten Artikel über Wasser- milben. Im „Ko s m o s“ - Handweiser S. 359 wird die Durchlüftung eine „unerlässliche“ Bedingung für Ge- deihen und Zuchten im Aquarium genannt. Ein solcher Artikel, der den Ulmerschen Durchlüfter als unbedingt nötig für jede Aquarieneinrichtung hinzu- stellen scheint, kann nur von unserer Liebhaberei abschrecken. Sehr viel bietet unseren Interessen die neue bei Thomas erscheinende Zeitschrift die „Natur“, das Organ der „Deutschen Naturwissen- schaftlichen Gesellschaft (z. B. S. 32) über Kämmerers Salamanderversuche). — Zur „Richtigstellung“ „W.“ Seite 444 sei bemerkt, dass wir Simroths Arbeiten ebensogut kennen, wie die so verschiedenen Gebieten angehörenden Arbeiten Zimmermanns. Wir selbst haben der Verbreitung von F.rnys orbicularis in unserer Gegend immer unsere Aufmerksamkeit zugewendet und können sie an einem Fundort bis 1872 zurück- verfolgen. Freilich ist noch viel faunistische Klein- arbeit nötig, bis man ihre Verbreitung erklären kann. Es heisst erst beobachten, dann Theorien aufstellen. Dass Simroths Pendulation Zimmermanns Ansichten erst in den rechten Zusammenhang bringt, gibt er selbst zu („Zool. Garten“, Seite 59). — Dass Zimmer- mann den Vereinen, also auch uns, eine Kritik gnädig- lich gestattet, dafür sei ihm herzlichst gedankt! — Köcherfliegen zu bestimmen, dürfte „ohne Vorkennt- nisse“ („W.“ Seite 460) selbst nach Ulmers treff- lichem Werke nicht möglich sein. Auch ist es uns ganz selbstverständlich, dass in Bestimmungstabellen usw. die Tiere anders als im natürlichen System an- geordnet sind. „W.“ 41 : Die Beobachtungen der „Ludwigia“-Hamburg (S. 569) betr. Limnaea stagnalis als Polypenvertilgerin decken sich vollkommen mit den unsrigen: „Die Nachzucht ist geeigneter als frisch gefangene Schnecken“; die Herren Dr. Dahms und Kriegei bestätigen dies, auch von anderer Seite wurde schon früher in unserem Vereine darauf hin- gewiesen. — Das „Wassertopf-Protokoll“ des Ilme- nauer Vereins wurde von A— Z verlesen. — Der Kattowitzer Verein sucht eine Erklärung dafür, dass „in einem Lehmloche einer verlassenen Feldziegelei, in dem nicht eine einzige Pflanze wächst, dessen Boden usw.“ (vergl. S. 570) das ganze Jahr hindurch Daphnien in reichlicher Menge vorhanden sind. Nun, vielleicht ist das Wasser reich an Schwebealgen (Nahrung!), vielleicht haben auch die darin befind- lichen Daphnien aufgegeben, Ephippien zu bilden. Für Zusendung einer Anzahl solcher Daphnien wär n wir dem Verein zu Dank verpflichtet; wir wtird n dieselben zu Zuchtversuchen an das Zoologische In- stitut weitergeben. Seite 572 oben: Die Frage, ob unsere Gambusenweibchen den gefleckten Männchen zugehören, ist noch offen ; Herr Stoessel sollte mit seiner Behauptung vorsichtiger sein. „W.“ 42: Die Versuche, die W. Schreitmüller mit Land- und Süss- wasserschnecken austeilte, um die Wirkung der Ameisensäure, Zitronensäure und des Essigs auf sie zu erfahren, sind doch als recht zwecklos zu be- zeichnen. Seite 582 unten : Wohl jedes Trocken- futter trübt das Wasser, wenn davon zuviel genom- men wird. Im Berichte der „Wasserrose“-Köln (Seite 585) ist zu lesen, dass Hondrich bei der Zucht von Schleierfischen das eines „Kometen“ mit einem schön entwickelten Schleierfischweibchen kreuzt; wir möchten dringend abraten, Herrn Hond- rich dies nachzumachen ; denn bekanntlich fällt die Nachzucht meist nach dem aus, dass sich Tiere mit weniger schönem Behang rascher entwickeln, ist doch ganz natürlich, sie können sich schneller be- wegen, entwickeln deshalb einen weit grösseren Ap- petit, als die Tiere mit schönem Behang und kommen auf der Nahrungssuche auch viel eher auf ihre Rech- nung als diese. — „W.“ 43 : Im Berichte des Bremer Vereins ist zu lesen, dass Herrn Wehe eine Anzahl Fische an der „Drehkrankheit“ gestorben sind. So- viel uns bekannt, ist diese Krankheit bisher nur an Regenbogenforellen beobachtet worden, und zwar nur in Fischzuchten, in denen mit frischen Schell- fischen gefüttert worden war. Als Erreger der Krank- heit wurde von Frl. Dr. M. Plehn ein Myxosporid — Lentospora cerebralis (Hofer) Plehn — festgestellt, das seinen Sitz in den Knorpeln des Schädels, der Insertion der Brustflossen und der Schwanzknorpel hat. Es wäre gut gewesen, wenn Wehe erkrankte und tote Fische an die „Biologische Versuchsstation für Fischerei“ -München eingesandt hätte. — In der- selben Nummer der „W.“, Seite 602, ist im Berichte der „Wasserrose “-Köln von der Heilung der „Schup- pensträube“ durch Zitronensaft die Rede. Die eigent- liche Schuppensträube kann hier nicht Vorgelegen haben — als Erreger dieser Krankheit ist der Krebs- pestbazillus anzusehen, der im Blut usw. der er- krankten Fische seinen Sitz hat; die eigentliche Schuppensträube ist sonach nur eine Sekundärer- scheinung, die aber durch Behandlung mit Zitronen- saft nicht verschwindet ; denn wie will man dem Er- reger der Krankheit mit Zitronensaft beikommen? Nr. 45 der „W.“ : Der dankenswerte Aufsatz von Ar- nold über „ Girardinus guppyi Gthr.“ in Nr. 44 der „W.“ scheint dem „Rossmässler“-Hamburg entgangen zu sein ; die in seinem Berichte (Seite 627) sich fin- denden diesbezüglichen Begründungen sind doch zum mindesten recht merkwürdig — gerade das Gegen- Vereins-Nachrichten. 795 teil hat Arnold klipp und klar auf Seite 608 der „W.“ nachgewiesen. — Auch der in demselben Be- richt erwähnte Geophagus taeniatus ist nicht identisch mit Heterogramma corumbae; wer das behauptet, kann die Fische nur sehr oberflächlich sich ange- sehen haben ; im übrigen verweisen wir den „Ross- mässler“ auf die diesbezüglichen Artikel von Thumm in „Natur und Haus“ XV, Seite 337 — 340 und Arnold in „Bl.“ Nr. 20 und 21, Jahrg. 1909. ß. Wichand. Magdeburg. „Vallisneria“. Bericht der Sitzung vom 23. November 1909. Auf ein an Herrn Dr. Kluge gelichtetes Schreiben über die in unserem letzten Vereinsbericht erwähnte Aufzucht von Aal-Montee haben wir von dem ge- nannten Herrn, als Vorsteher der hiesigen Geschäfts- stelle des Fischerei -Vereins für die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt, Antwort erhalten, die wir auszugsweise hier mitteilen. Herr Dr. Kluge schreibt: „Empfangen Sie für die ausserordentlich interessanten Mitteilungen über das Wachstum der Montee-Aale meinen besten Dank. Dass die Tierchen bei gutem Futter so schnell bis zu 20 cm sich strecken können, hat man wohl in der ganzen Fischerei bisher nicht geglaubt. Sie erlauben doch wohl freundlichst, dass ich in der Fachpresse auf diese Beobachtungen aufmerksam machen kann usw.“ Zu dem Artikel in Nr. 47 der „Wochenschrift“ von Liebig-Dresden über Girardinus caudimaculatus können wir nicht um- hin auf das Bedenkliche des Theoretisierens in dieser Arbeit aufmerksam machen. Was soll man dazu ‘sagen, wenn der Verfasser schreibt : „Der „Gasfisch“ ist ein trauriges Geschöpf, dessen Zellen die Eigen- schaft des Sichzusammenziehens nie zu üben brauchten und darum auch nicht lernten.“ Welche Intelligenz setzt der Verfasser bei G/rard/ims-Männclien voraus, wenn er kurzweg behauptet, dass sie sich aus Eifer- sucht mit Absicht gegenseitig die Analflosse ver- letzen. Unabsichtlich mag das natürlich aus Zufall oft genug geschehen. Ebenso haltlos ist seine Theorie von der Störung des Blutkreislaufs bei trächtigen Girardinus- Weibchen. Das Herz ist gerade dasjenige Organ, welches infolge seiner weit vorgerückten Lage in der Kehlgegend (Isthmus) bei dem anzunehmenden Druck am allerwenigsten in Frage kommen kann. Allem wird aber die Krone aufgesetzt durch die gänz- lich misslungene Begründung der Annahme eines Samenkollers bei den an der sogenannten Drehkrank- heit erkrankten Girardinus Männchen. Das geht dann doch etwas zu weit. Schade um den Scharfsinn, den der Verfasser bei dieser Arbeit, die sonst so gewandt und geschickt abgefasst ist, nutzlos verpufft hat. Beim Theoretisieren versagt er vollständig. Mit um- so grösserer Befriedigung konnten wir uns dagegen mit der Arbeit von Strieker- Hamburg in Nr. 45 der „Wochenschrift“, die Ueberwinterung unserer Aqua- rienfische betreffend, beschäftigen. Darin steht nichts von Theorie, aber umso mehr Praxis, die sich auf langjähriger Erfahrung gründet. Wegen der schweren Kränkung unseres Mitgliedes Herrn Schneising in dem „wissenschaftlichen“ Diktum der„Ichthyologischen Gesellschaft“ in Dresden über die vermeintliche Idendität von G. guppyi und P. reticulata in ihrem Vereinsbericht vom 23. September dieses Jahres sehen wir uns zu unserm Bedauern veranlasst, hier eine Entgegnung zu veröffentlichen. Zu diesem Vereins- bericht der „Ichthyologischen Gesellschaft“ bemerkte Herr Dr. Wolterstorff in einer Fussnote in den „Blättern“ (Seite 646) bereits sehr richtig: „Ich möchte die Akten über diese Frage doch nicht für abge- schlossen erachten“! (Folgt Begründung). „Warten wir also weiteres ab, bevor wir bewährte Impor- teure und Züchter bewusster Täuschung zeihen“. Ueber die Selbständigkeit der beiden Zahnkarpfen- arten ist von berufenerer Seite, von Herrn Paul Arnold in Hamburg, inzwischen ein entscheidendes Wort gesprochen. Es hätte daraufhin der „Ich- thyologischen Gesellschaft“ nicht geschadet, wTenn sie Herrn Schneising auf sein Ersuchen persönlich oder in einem ihrer Vereinsberichte uns durch ein paar Worte Genügt, uung gegeben hätte. Wir müssen deshalb unser Mitglied in Schutz nehmen gegen das ihm von dem Dresdener Verein zugefügte Unrecht. Herr Schneising hat die Fische auch für teures Geld erstehen müssen und hat seinerzeit Herrn Härtel, dem die Fische zu teuer waren, wiederholt geschrieben, die Tiere zurückzuschicken. Das hat aber Herr Härtel nicht getan. Damit nun die „Ichthyologische Gesellschaft“ nicht wieder in die Lage kommt, anderen Unrecht zu tun, wenn sie künftig wieder in den geschäftlichen Angelegenheiten ihrer Mitglieder das Wort ergreift, übermitteln wir ihr hiermit in Rücksicht auf ihre Vorliebe für die Interpretierung von lateinischen Namen das Zitat : „ Audiatur et altera pars “ zur Uebersetzung ins Deutsche und für ihren Herrn Härtel : „Audacter calumniare, semper aliquid, haeret .“ J. München. „Isis“ E. V. (Fortsetzung.) Tropidonotus natrix var. astreptophorus frass unterm 19. Juli bei Herrn Dr. Steinheil 2 Aitel (Leu- ciscus cephalus), der grössere von diesen Fischen war über 60 Gramm schwer. Bei Herrn Dr. Bruner hat Psammophis schokari, die bereits einige Jahre bei ihm in Pflege steht, zum erstenmal kleine Teich- frösche gefressen. Psammophis ging bisher bei den Herren Dr. Bruner und Lankes nur an Echsen. Ein kleiner Coluber leopardinus, den Herr Dr. Bruner erst kurz von Herrn Lankes erwarb, ging ohne weiteres ans Futter (Maus). Abweichend von manchen anderen Pflegern können wir versichern, dass uns Pflege und Haltung dieser hübschen Europäerin niemals sonder- liche Schwierigkeiten verursachte. Herr Dr. Bruner macht die recht interessante Mitteilung, dass sein junger Leguan ( Iguana tuberculata) mit besonderer Vorliebe Regenwürmer frisst. Bekanntlich gilt der Leguan als Pflanzenfresser. Wie Herr Bruner be- riclitet, geht sein Leguan in einer Weise an die Regenwürmer (von diesen frisst er bis zu 1 Dutzend grosse Stücke) aus der geschlossen werden kann, dass diese sein naturgemässes Futter bilden. Auch Schnecken frisst der Leguan, aber nur Umax agrestis und die Strauchschnecke ( Helix memoralis). An Weinbergschnecken schnupperte der Leguan mit scheinbarem Gelüste herum, doch dürfte ihm der Bissen etwas zu gross sein. — „Blätter“ Nr. 27. Zu dem Aufsatz: Aus dem Tagebuch unseres Kugel- fisches von Dr. Wolterstorff macht Herr Kaiser, der schon seit längerer Zeit einen Kugelfisch pflegt, inte- ressante und ergänzende Bemerkungen, besonders in Hinsicht der Gehässigkeit dieses merkwürdigen Fisches. „Wochenschrift1! Nr. 27, S. 51. Dass Anolis distichus, chloroeyanus jetzt häufig und billig in den Handel kommen, wie Herr Falk-IIannover schreibt, ist ein Irrtum. A. crista tellus und principalis, ja. „Fischereizeitung“ Nr. 14. Diese Nummer enthält unter der Ueberschrift: „Die bayr. Schildkröte“ mehrere uns recht interessierende Bemerkungen. Der Aufsatz ist Entgegnung auf einige Ausführungen in der „Frankfurter Zeitung“ vom 24. Juni und will beweisen, dass Emys orbicularis L. „noch heute an verschiedenen Stellen in Bayern, wenn auch selten, vorkommt, so z. B. am Ammersee und an mehreren Orten längs der Ammer“. Weiter heisst es: „Hier wurden noch vor einigen Wochen von einem Münch- ner Sportfischer Sumpfschildkröten in den verschie- densten Grössen gefangen. Sie sind den dortigen Fischern wohlbekannt. Zweifellos gibt es auch noch andere Orte in Bayern, in denen die Schildkkröte in Freiheit lebt, so wie sie auch in Deutschland z. B. in der Gegend von Frankfurt, dann besonders häufig in der Provinz Brandenburg und an anderen Plätzen bekannt ist.“ Wenn mit Vorstehendem behauptet werden will, dass £>ttys orbicularis in Bayern endemisch ist, so kann dieser Behauptung nicht ohne Weiteres zugestimmt werden. Richtig ist, dass am Ammersee und an mehreren Orten der Amper von Zeit zu Zeit Stücke von Emys orbicularis gefunden werden. Herr Lankes hat vor mehr als 15 Jahren selbst ein nahezu aus- gewachsenes Exemplar der Sumpfschildkröte bei Dachau gefunden. Aber das alles kann nichts be- weisen, wenn in Erwägung gezogen wird, dass Dachau 79b Vereins-Nachrichten. seit sehr langer Zeit eine Künstlerkolonie ist, nach dort alljährlich Sumpfschildkröten in Anzahl verkauft werden, ferner dass in Dachau — wir wissen nicht seit wie lange — Herr Grassl, ja schon dessen Vater mit Teichschildkröten Handel trieb und dass wie uns Frau Grassl auf eine Anfrage mitteilte, jedes Jahr eine Anzahl dieser Tiere entweichen und von Kindern gekauft und vertragen werden. Gerade die Amper mit dem anschliessenden Moor, mit Ammersee, also das Amper- und das mit ihm im Zusammenhänge stehende Würmgebiet dürfen und können nicht als ein Beweis dafür angesehen werden, dass Emys orbicularis in Bayern endemisch ist. Freilich die Frage, ob sich unter den dort gefundenen Schild- kröten nicht auch heimische Stücke befanden, lässt sich sicher weder mit ja noch mit nein beantworten. Vielleicht hätte die genaueste Untersuchung und der Vergleich jedes gefundenen Stückes mit südeuropäi- schen Teichschildkröten Anhaltspunkte ergeben. Was die weitere Bemerkung in der .Fischereizeitung“ be- trifft, dass es zweifellos auch noch andere Orte in Bayern gibt, in denen die Schildkröte in Freiheit lebt, so ist zu bemerken, dass wir zunächst nichts sicheres darüber wissen, weshalb dieser Hinweis be- langlos ist. Bezüglich des Vorkommens von Emys orbicularis in der Gegend von Frankfurt wollen wir weitere Bestätigungen abwarten. Die Provinz Branden- burg, sowie überhaupt das Oder- und Weichselgebiet gelten als Wohngebiet der Teichschildkröte. Irrtüm- lich erscheint uns in dem Aufsatz in der „Fischerei- zeitung“ auch die Bezeichnung „japanische“ Schnapp- schildkröte, es dürfte wohl „amerikanische“ heissen. K. Lankes. (Schluss folgt.) Adressentafel der Vereine.1 *) Nürnberg. „Heros“, Gesellschaft für biologische Aquarien- und Terrarienkunde (E.V.). Gegründet 1898. Sitzungen am 1. und 3. Dienstag jeden Monats abends 728 Uhr. Vereinslokal: „Restauration Brunner“, Nadlergasse 27. Briefadresse: Aug. Gruber. I. Vorsitzender, Fürtherstr. 96. Nürnberg. „Seerose“, Verein für Aquarien- und Ter- rarienkunde. Vereinslokal: Restaurant zur Pegnitz, Insel Schütt. Sitzungen: Jeden 2. und 4. Sonnabend im Monat Briefadresse: Th. Prell. Schuck ertstr. 15,1. Planen i. V. „Tausendblatt“, Verein für Aquarien- und Terrarienfreunde. Versammlung jeden 1. und 3. Donnerstag im Monat. Vereinslokal: Hotel „Wart- burg“, Forststrasse 25. Briefadresse: Adolph Quell, Vossstrasse 6. Prag. „Akvarium“. Erster Verein der Aquarien- und Terrarienliebhaber im Königreich Böhmen. Versammlung jeden Montag im Hotel „Phatyz“ I, Ferdinandstrasse 37. Vorsitzender: Ant. Perontka, Prag I, Rytirskä nl. 31. Böhmische Verhandlungs- sprache. Regensburg. „Sagittaria“. Jusuitenbrauerei (Kloster- keller). Jeden 1. und 3. Donnerstag im Monat Vereinsabend. B riefad resse : Franz Förtsch, Drei- mohrenstrasse. Rixdorf Berlin. „Trianea“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Sitzungen jeden Freitag nach dem 1. und 15. jeden Monats, abends 72 9 Uhr, im Restau- rant „Weidmannslust“, Rixdorf, Münchenerstr. 8, Ecke Erlangerstrasse. — I. Vorsitzender : Arthur Kühl, Potsdam, Charlottenstrasse 35 II. (Fortsetzung folgt.) Tagesordnungen. Cöln. „Wasserrose“ Tagesordnung zu der am Mittwoch, Iden 8. Dezbr. stattfindenden Sitzung: 1. , Geschäftliches. 2. Besprechung über unser 1) Aufnahme (selbstredend kostenlos) erfolgt nur auf Antrag. Weitere Vereinsadressen stets willkommen i Auf besonderem Blattl Ergänzungen, Aenderungen, Richtigstellungen werden um- gehend erbeten. Dr. Wolterstorff. Weihnachtsfest. 3. Freie Aussprache aus dem Ge- biete der Liebhaberei. 4. Verlosung. Gäste wie immer herzlich willkommen. Zum zahlreichen Besuche ladet ein der Vorstand. Elberfeld. „Wasserrose“. Tagesordnung für die Sitzung am 10. Dez. 1909. 1. Mitteilung über Haplochilus diaperi. 2. Literatur- besprechung. 3. Verschiedenes. — Die Sitzung am 24. Dezember fällt des heiligen Abends halber aus. Die erste Sitzung im neuen Jahre findet am 14. Januar statt. Frankfurt a. M. „Biologische Gesellschaft“. Einladung zu den Vereinssitzungen im „Domrestaurant“, Balton- strassen-Ecke, abends 83/-t Uhr. Samstag, den 11. Dezember 1909. Bericht des Herrn Frank über seinen Besuch der Berliner Zier- fischzücht ereien. Samstag, den 18. Dezember 1909. Literaturbe- sprechung. Samstag, den 8. Januar 1910 (nur für Mitglieder). Hauptversammlung: 1. Jahresbericht, 2. Vorstands- wahl, 3. Anträge, 4. Verschiedenes. NB. Anträge zur Hauptversammlung sind satzungsgemäss 14 Tage vor- her dem Vorstand schriftlich mitzuteilen. Samstag, den 15. Januar 1910. Stiftungsfest mit gemütlichem Familienabend und Gratisverlosung. Der Vorstand. Frankfurt. „Iris“. Versammlung am Donnerstag, den 9. Dezember 1909, präzis 9 Uhr im Restaurant Härle, Goethestrasse. Tagesordnung: 1. Eingänge. 2. Protokoll. 3. Vortrag des Herrn A. Reitz über „Wegelagerer der Sumpf- und Wasser- flora“. 4. Verschiedenes. 5. Zehnpfennigverlosung von Fischen usw., darunter Haplochilus elegans, Glas- aquarum. — Donnerstag, den 23. Dezember 1909 fällt die Versammlung des Weihnachtsfestes wegen aus. Der Vorstand. I. A. : Carl Gild. Leipzig. Naturfreunde von Leipzig und Umgebung. Tagesordnung für die Sitzung am Montag, den 13. Dezember 1909 im grossen Saale des Lehrer-Vereins- hauses, Kramerstrasse, abends 9 Uhr. 1. Referat. Herr A. H. Schumann. 2. Ueber den jetzigen Stand der Vogelschutzfrage und moderner Anlagen von Vogelschutzgehölzen. Herr Prof. Voigt. 3. Ueber heimatliche Naturpflege. Herr Bernh. Riedel (Leipziger Lehrerverein). 4. Beschlussfassung, ob, wo und wann sollen die Vereinsvertreter ihre Sitzungen abhalten. 5. Diskussion. 6. Allgemeine Ausstellung der naturwissenschaftlichen und Liebhaber -Vereine von Leipzig und Umgebung. Zweck der Vereinigung ist: a) Gemeinschaft- liche Abhaltung grösserer, volkstümlicher Vorträge aus den Gebieten der Naturwissenschaften, b) Heimat- liche Naturpflege und Naturschutz. Zahlreiches Erscheinen der Herren Vertreter und der Vereinsmitglieder ist erwünscht. — Im Aufträge der Vereine „Azolla“, „Humbold“, „Nymphaea“ und „Vogelkunde“ ergebenst Verein „Azolla“ A. H. Schumann, Leipzig, Gerberstr. 12. Leipzig. „Nymphaea“. Tagesordnung am Dienstag, den 7. Dezember 1909. Tauschabend. (Fische usw. mitbringen!) Auch kommen die bestellten roten Mückenlarven und die Kalender für Aquarien- und Terrarienfreunde zur Verteilung. Der Vorstand. Zwickau i. Sachsen. Verein „Aquarium“. Mittwoch, den 8. Dezember Versammlung. Bei milder Witterung Abgabe von jungen Xiphophorus. Wir bitten die Herren, welche die „Bl.“ durch den Verein beziehen, den Bezugspreis einzusenden und dafür bemüht zu sein, der Zeitschrift neue Abon- nenten zuzuführen, bezw. uns die Adressen von Inte- ressenten gefl. anzugeben. Der Vorstand. Für den Anzeigenteil: Fritz Lehmanns Verlag, G. m b. H., Stuttgart. — Fritz Lehmanns Verlag, G. tn. b. H., Stuttgart. Druck der Verl a g s buchd r uc kerei Otto Sautter, Stuttgart. Rivulus spec. Von Georg Ger lach, Dresden 21. Mit einer Aufnahme von 0. Ilaucke. Im Frühjahr dieses Jahres teilte mir ein befreundeter Hamburger Herr mit, dass er in einem Import mexikanischer Fische auch ein kleines reizendes Pärchen Rivulus mit schwarz- weiss-roter Schwanzflosse erhalten habe. Es seien dies die zwei einzigen überlebenden Ex- emplare einer kleineren Sendung dieser Tiere. Rivulus stehen hier zu Lande gerade nicht in dem Ruf, überaus lebhafte und in ihrem Treiben interessante Fische zu sein, sehr zu Un- recht nach meinem Dafür- halten. Wenn schon der erste seines Stam- mes, der nach Europa kam, Rivulus ele- gans , als das personifizierte Phlegma gel- ten kann, so ist demgegenüber ein Aquarium, besetzt mit Rivulus povyi1), R. ocellatus ebenso unterhaltend, durch das teil- weise tolle Durcheinander seiner Insassen ebenso interessant als z. B. ein solches mit diversen Haplochilen usw. besetztes. Da der Preis für diese, nach Schilderung seines Besitzers bunte, reizvolle Neuheit sich ausnahmsweise mal nicht in der jetzt so be- liebten, für Neuheiten, wenn sie nur ein paar bunte Flossenstrahlen haben, geforderten Sphäre von 40, 50 und mehr Mark bewegte, so war ich kurz entschlossen, mir die Tierchen kommen zu lassen, um sie als sechste Spezies meiner ') Siehe „Natur und Haus“ 1908, Heft 9, meinen Artikel über diesen. Rivulus Originalaufnahme R ivulus- S am mlu n g einzuverleiben. Herr Härtel. Dresden, der zufällig in Hamburg behufs Fisch- einkauf war, war so liebenswürdig, mir das Pärchen mitzubringen, sodass ich es wohlbe- halten in Empfang nehmen konnte. Die Fische sahen verhältnismässig wohl aus, was man sonst von eben leider eingetroffenen Importen doch be- greiflicherweise nicht immer behaupten kann. Das Weibchen hatte anscheinend am meisten ge- litten, denn es hatte teilweise zerfetzte Flos- sen,ebenso war die sonst den Rivulus - Arten eigene Körper- fülle natürlich nicht vorhan- den. In einem Aquarium 37X25X25cm, mit Pflanzen reichlich aus- gestattet, Wassertempe- ratur ca. 20° R und bei reichlichem Futter (Daphnien, Culex, Corethra) erholten sich die Tierchen sichtlich, sodass ich nach Verlauf von einigen Wochen feststellen konnte, dass das Weibchen Laich angesetzt hatte. Ich tat nun Fadenalgen zum Ablaichen ins Aquarium, aber so oft ich im Anfang nach Eiern suchte, nichts war zu finden. Eines Tages nun war ich zwecks Reinigung des Bodens von sich ansammelndem Mulm, gezwungen, einen Teil Wasser abzuziehen und da fand ich denn zufällig auch den Platz, den meine Rivulus sich zum Laichplatz aus- erkoren hatten. Es waren dies die drei Scheiben des Aquariums, die ich veralgen lasse, eines- teils um einen einigermassen natürlichen Ab- spec. von O. Haucke. 798 Georg Gerl ach: Rivalus spec. Schluss nach aussen hin den Tieren zu bieten und andernteils aus Bequemlichkeitsrücksichten. Meine Aquariengestelle stehen ca. 1 — 1 ]/-2 m vom Fenster ab und halte ich, um die Fische im auffallenden Licht zu sehen, weil mir da die teilweise herrlichen Farben meiner Pfleg- linge „ins rechte Licht gerückt sind“, die Ein- blickzu gewährende vordereScheibe von jeglichem Algenansatz frei. — Der Algenansatz an den drei übrigen Scheiben mag nun den in ihrer Heimat gewöhnten Laichplätzen am besten ent- sprochen haben. Aber wer soll denn Eier von den Aquarien- scheiben ablesen ? Erstens sieht man sie erst das zehntemal im Wasser und zweitens ist eine derartige Manipulation viel zu zeitraubend. Ablesen muss man aber, sonst besorgen das in gründlichster Weise die Fische selbst, voraus- gesetzt natürlich, wenn man was ziehen will. Ich helfe mir also so, dass ich in diesem Aquarium alle vier Scheiben blank machte. Jetzt laichten meine Rivulus wunschgemäss auch in die eingelegten Fadenalgen, die ich durch Kork an der Oberfläche hielt, da diese Rivulus anscheinend am liebsten in der Nähe der Obei’fläche laichten. Die Eier unterscheiden sich weder in der Grösse, noch im Aussehen von denen der übrigen mir bekannten Arten ebenso ist die Zeitigungsdauer dieselbe. Die Jungen wachsen ziemlich rasch heran. Im ersten Stadium sehen sich Männchen und Weib- chen fast gleich, beide haben den für das weib- liche Tier im erwachsenen Zustand charakte- ristischen schwarzen, hell umrahmten Fleck im oberen Teil der Schwanzflosse. In der Grösse von ca. IV2 — 2 cm verschwindet derselbe all- mählich beim männlichen Tier und gleichzeitig fängt der untere Teil der Schwanzflosse an, sich schwach rot zu färben. Mit 5 cm scheint das Tier erwachsen zu sein. Uebermässig produktiv ist diese Art, wenig- stens nach meinen Tieren zu urteilen, nicht. Am wohlsten scheinen sie sich bei ca. 20 — 22° R zu fühlen. Bei dieser Temperatur sind sie auch ziemlich lebhaft, während sie im kühleren Wasser träge herumschleichen. Die Heimat dieses Tieres ist Mexiko und soll er nach Angaben des Sammlers in der Nähe des neuen Hafens Puerto Mexiko, im Süden der Osküste Mexikos gefangen worden sein. Wie ich dem sehr interessanten Artikel von Paul Arnold- Hamburg über Xiphophorus hclleri var. gucntheri (,, Wochenschrift“ 1909, Heft 32) entnehme, wird dieser Hafen erst in neuerer Zeit von den Schiffen angelaufen, wes- halb es erklärlich ist, dass wir das hübsche Tierchen erst jetzt erhielten. Ich weiss nicht, ob es ein grosses Verbreitungsgebiet in seiner Heimat hat, und hätten wir möglicherweise ebenso wie auf Xiphophorus helleri v. g. noch lange warten können, wenn dieser neue Hafen auch fernerhin nicht von den Dampfern ange- laufen worden wäre. Nach Annoncen von Matte-Lankwitz zu ur- teilen, hat dieser ebenfalls einen Import dieses Rivulus erhalten. Trotz des von ihm angege- benen hohen Preises wird dieses Tierchen seine Abnehmer finden und dadurch weiteren Kreisen der Liebhaberwelt zugänglich gemacht werden. Ich komme nun zur Beschreibung der Farben, erstens des Männchens: Die Körperseiten tragen ein stumpfes Blau, nach dem Rücken zu bräunlich mit einem zartgrünen Anflug. Der Rücken selbst ist etwas lichter braun gefärbt. Bauchseiten nach unten zu gelblich. Die Bauch- kante zwischen Brust- und Bauchflossen rot, ebenso wie die Keble, ähnlich wie bei Haplo- chilus chaperi , nur nicht so intensiv dunkelrot. Kiemendeckel tragen jederseits einen indigo- blauen Fleck. Ueber dem ganzen Körper sind ausserdem sporadisch rote Tüpfel verstreut. Brust-, Bauch*, und Afterflosse gelblichgrün, letztere mit zartrotem Anflug nach dem Rande zu. Die Schwanzflosse ist nun nicht gerade sch-warz-weiss-rot gefärbt wie mir mein Hamburger Lieferant schrieb, aber trotz- dem sehr schön und markant gezeichnet. Das untere Viertel ist herrlich rot, das obere Viertel weisslichgrün, während die Mittelpartie bräun- lich, von dem Rot und Grün durch ein sehr intensives schwarzes hufeisenförmiges Band ge- trennt wird. Die Rückenflosse ist an der Basis w'eisslich, dann schwarz und am Rande breit hellgrünlich gesäumt. Zweitens des Weibchens : Die Körperseiten und der Rücken " sind schwarzbraun gewölkt. An den Seiten herrscht das Schwarz, auf dem Rücken das Braun vor. Bauch weisslich. Die Kiemendeckel'tragen wie beim Männchen jeder- seits einen indigoblauen Fleck. Brustflossen farblos, Bauchflossen bräunlich. Afterflosse an der Basis weisslich mit braunen Makeln, dann folgt ein breites gelblichbraunes Band, welches von einem schwärzlichen Saum umrandet wird. Schwanzflosse auf hellem Grunde mit braun marmoriert. Die untere Partie ist fast ein- farbig braun und wie beim Männchen durch ein schwarzes Band vom übrigen Teil der Ernst Mar re: Die neuen llaplochilus-Arten. 799 Schwanzflosse getrennt. Wie bereits erwähnt, befindet sich an der Stelle, wo die Schwanz- flosse dem Schwanzstiel angefügt ist, im oberen Teil ein für alle Weibchen der bisher einge- führten Vertreter der Gattung Rivulus charakte- ristischer, schwarzer, hellumrandeter Fleck. Die Rückenflosse ist auf hellem Grunde eben- falls braun marmoriert. Eine Bestimmung dieses Tieres konnte ich leider noch nichUvornehmen lassen, da ich kon- serviertes Material nicht zur Verfügung habe. Die neuen Haplochilus- Arten. Vortrag, gehalten von Ernst Marre, Leipzig. (Verband der Zierfischpfleger, Leipzig). (Schluss.) Ehe ich nun auf die Pflege und Zucht ein- gehe, möchte ich dem vielgenannten Haplochilus elegans ein Wort gönnen, freilich elegant in der Farbe, nicht elegant im Leben, er ist ein fast träger Geselle. Ueber ihn will ich etwas bemerken, was ihn in Misskredit gebracht hat, was aber gar nicht so schwierig ist: sein Laich- geschäft. Haplochilus elegans laicht viel und leicht; das ist ein fundamentaler Satz, der auf Wahrheit beruht. Ich habe vier Paar Haplo- chilus elegans gehabt, leider haben gute Be- kannte sie mir alle abgeknöpft, sodass ich heute nur noch Jungfische grosszuziehen habe. Die Hauptsache ist bei der Zucht dieser Art, mit den Tieren kein Theater zu spielen und R,uhe ist die erste Bürgerpflicht. Man hat mit den Tieren alles mögliche aufgestellt, ohne an ihre Bockbeinigkeit im Laichgeschäft gedacht zu haben. Man gab ihnen 25 Grad — gut wollt ihr nicht, dann gibt es 28 — 30 — 32. Gings auch da nicht, riet ein guter Freund, der nie welche gesehen — und gute Ratschläge sind ja billig wie Brombeeren — erst 24 — 22 — 20 — und schön ist es: sie erst mal an 18 zu gewöhnen. Meine Herren: Wenn die Tiere bei 26 Grad, ihrer regulären Laichtemperatur, nun gelaicht haben, die Eier bekommen dann 30 und dann 20 — wo sollen da Jungfische ausgebrütet werden? Die Theorie der Nachtabkühlung in Ehren. Mir scheint es, dass diese Hypothese auf das Brutgeschäft angewendet aber keinesfalls stimmt. Die Eier müssen tagaus, tagein die gleiche Tem- peratur haben, ebenso gleich muss sie bei Fischen bleiben, die in der Laichperiode stehen. Die Nachtabkühlungstheorie — sonst huldige ich ihr auch, namentlich im Punkte der Akklimati- sierung — ist nämlich nicht wenig mit das Resultat unserer Heizung, die wir des Nachts aus verschiedenen Gründen herabstellen oder herabzustellen gezwungen sind. Ich stimme ja allen Herren bei, die da der Ansicht sind, dass das Meerwasser sich ebenfalls nachts abkühlt nicht aber in einer Tiefe von 2—3 Metern um 5 6 Grad, wie in unseren Aquarien; es genügt in dem geöffneten Heizschrank eine Mi- nute kalter Luftzug, um die Temperatur um 2 Grad zu erniedrigen. Und ganz stimmt die Theorie nichtmit denphysikalisch-geographischen Gesetzen. Mein verstorbener Lehrer Ratzel hatte eine besondere Vorliebe für Strömungen ! Meine Herren, wo unsere Cyprinodonten in der Natur Vorkommen, haben wir durch warme Ströme warmes Auftriebwasser. Ich möchte Ihnen nur den Golfstrom1) zeigen, der sein warmes Wasser von den Kanarien, Senegambien abweichend nach Guinea, nach Brasilien, An- tillen führt, den Meerbusen von Mexiko gleich- sam heizt und dann noch an der Küste von Norwegen zu spüren ist. Zur Eingewöhnung halte ich die Nachtab- kühlung für nötig und nützlich. Bei Fischen in der Laichperiode und zur Entwicklung des Embryos ist sie meines Empirismus nach zum mindesten unangebracht — für das Brutgeschäft des H. elegans aber erwiesen schädlich. Man gibt diesem Tiere 26 Grad Celsius, kann bis 28 Grad gehen, hat aber unbedingt Sorge zu tragen, dass die Temperatur nicht unter 24 kommt. So zieht man viele Jungfische, die sehr langsam wachsen, obwohl der Fisch gerade auch „viel“ vertragen kann. Und nun der zweite für das Laichgeschäft des Hapl. elegans nötige Punkt: Ruhe und Aus- dauer. Der Hapl. elegans laicht in Perioden von 4 — 8 Wochen, ruht dann gleich lange und verlangt etwas Sonne oder Reflexlicht, Hier möchte ich eine noch nicht genug geprüfte Meinung einflechten. Exemplare von Hapl. elegans , die direktes Sonnenlicht erhielten, haben bei mir nicht gelaicht, hingegen habe ich ver- sucht, in kleinen, etwa V/2 Liter fassenden Be- hältern durch Spiegelung Sonnenstrahlen hinein- zuleiten: hier haben sie gelaicht. Wo die Bodenpflanzung nicht besonders ’) Anmerkung des Verfassers. Die physikalische Geographie verfolgt heute etwas andere Hypothesen. Betreffs gleicher Bruttemperatur vergleiche Brut- maschinen: Gleiche Wärme, viel Zufuhr frischer Luft (Sauerstoff), dies trifft auch bei unseren Fischen zu, daher oft wenig Jungfische von reichlicher Eiablage. Ernst Mari'6: Die neuen Haplochilus- Arten. 800 dicht ist, treiben sie und laichen sie besser, ein Eckraum ist frei zu halten. Genügend grüne Riccia ist Bedingung. Dass die Eier sich in zersetzenden Algen, brauner Riccia usw. nicht entwickeln können, ist ja selbstverständ- lich. Aber ausser der Belichtung und Be- pflanzung kommt es ja beim Laichakt auf die tausenderlei Kleinigkeiten an, ganz abgesehen von dem Paar. Dann dauert das Auskommen 3_4 Wochen. Zu sagen: es dauert 20 Tage, halte ich für nicht richtig, wenigstens nicht für Hapl. elegans . Auch mit dem Heraus- nehmen der Eier hat es seinen Haken, trotz- dem ein Bekannter Eier vom Hapl. elegans mit den Fingernägeln herausgenommen und in einen 1/i Liter-Glashafen gesetzt hat, wo solche ausgekommen sind. Erst wenn man genau den Laichtag feststellen kann, darf man sagen bei so und so viel Grad so und so lange — und doch, meine Herren, die tausenderlei Kleinig- keiten ! Lange dauert also die Entwicklung, die Jungen wachsen auch langsam, dafür sind die Tiere bei 3 cm wieder laichreif. Die Weib- chen bleiben durchgängig in der Entwicklung zurück, bezw. werden von Natur aus wohl kleiner als die Männchen sein, die mit ihrer schönen Beflossung und in der Farbe das Auge jeden Beschauers erfreuen. Die Farbe des Weibchens ist sehr verschieden. Ich habe eins gehabt : Meine Herren : Braunbier ! Aber eins habe ich gehabt, das einen prächtigen, himmel- blauen Schein zeigte. Leider habe ich mir auch das von einem unserer Herren Mitglieder abknöpfen lassen. Und gerade das Paar laichte so vorzüglich, sodass wir in dem Verein auch auf färben- und artenprächtigen Nachwuchs rechnen können. Die neuen Haplochilus sind also alle dank- bar, wie die ganze Familie, aber sie verlangen etwas Wärme und möglichst lebendes Futter. Und doch halten sie auch eine Temperatur von 15, ja 14 Grad Celsius aus, jedoch nur vorüber- gehend. Die Eier werden an Schwimm- pflanzen angelegt, etwa 2 — 5 auf einmal, die Laichperiode dauert mehrere Wochen. Die Tiere schwimmen erregt hin und her, das P umkreist das ? , sie drücken sich au die Pflanzen und der Laichakt ist erfolgt. Von einer Uro- genitalpapille sondert sich bei der Eiablage eine klebrige Flüssigkeit ab, die das ablaichende Ei passieren muss, dadurch kommt eine Art Faden- anhaftung des Eies an die Pflanze zustande. Bei einigen, z. B. beim japanischen Zahnkarpfen, dem roten Hapl. latipes , ist dieser Vorgang be- sonders augenfällig ; die Eier haften hier oft so fest am Unterleibe, dass es dem Tier schwer wird, sie loszustreifen, so sieht man es oft stundenlang mit dem Eierklumpen umher- schwimmen. Die Weibchen haben, wie fast alle Haplo- chilus , einen dunklen Punkt, nicht in ihrem Leben, sondern auf der Rückenflosse. Ueberall finden ufir sie weniger farbenprächtig und kleiner an Gestalt bei gleich alten Exemplaren. Aber sie haben sämtlich eine Vorliebe für Kaviar, denn alle stellen den Eiern nach, auch alle Importen, die ich gepflegt habe. Die grösseren Jungfische neigen zu der unlieb- samen Erscheinung des Endokannibalismus, sie verzehren kaltblütig ihre kleineren Geschwister. Was ich vom Hapl. elega?is gesagt habe, trifft auch für die beiden anderen Haplochilus- Neuheiten zu, das Laichen im Ricciapolster, nicht so schwere Bodenbepflanzung* also wenig Unter- holz, das Auskommen der Eier bei 25 Grad in 2 — 4 Wochen. Die Jungfische sind bei Haplochilus spec., der ja an und für sich klein ist und klein bleibt, kaum 2 mm, beim Elegans auch nicht grösser, beim Rubrostigma beim Ei- ausschlüpfen 1/2 cm. Aufzucht mit kleinstem Fischfutter. Ich ziehe mir da ein Kölner- Prä- parat vor, das langsam zu Boden fällt und nicht merklich verpilzt. Es wäre gut, wenn man im Winter damit innerhalb unseres Vereins einen grossem Versuch machen würde, dann kleines lebendes Futter. Infusorienwasser gebe ich gar nicht. Da ich in punkto Salattrocknen etwas träge bin, benutze ich das getrocknete Grünzeug, das immer in dem Vereinsorgan inseriert wird und mir sonst recht bequem ist. Trockenfutter, wie auch diesen Infusorien- entwickler nehme ich mit Daumen und Zeige- finger, zereibe etwas unter Wasser und streue etwas auf das Wasser, da viele Jungfische, namentlich von X. elega?is und spec. den Boden- grund absuchen. Ziehe ich nun den Schluss auf alle drei neuen Haplochilen, so ist der Haplochilus ele- gans beinahe träge, mehr ein Bodenfisch, der Haplochilus rubrostigma mehr ein Oberflächen- fisch und der Haplochilus spec. allein die Freude des Aquarianers, obwohl die beiden andern natürlich auch tiptop sind. Aber der Haplo- chilus spec. ist gleichzeitig ein Klown unter den Fischen, er hüpft und tanzt fortgesetzt in der Mitte des Behälters, er selbst ist „klein, sein Kleidchen ist von tadellosem Schnitt und präch- Aenny Fahr: Meine Chamaeleone. 801 tiger Farbe, sein Segelzeug von herrlicher Be- schaffenheit. Seine Lebhaftigkeit und Lustig- keit stempelt ihn zum enfant terrible unserer Liebhaber, wie es der Pfleger und seine Besucher lieben. Ausserdem ist er nicht gar zu teuer, kostet er heute ausgewachsen auch noch 12 — 15 Mk., in einem Jahre wird er sicher für 3 — 5 Mk. zu haben sein. Meine erste Nach- zucht vom Importpaar ist schon fortgegeben — 8 Stück kleine Fischchen und wieder sind Jungfische vorhanden. Kann auch nicht geleugnet werden, dass die Sucht nach Neuheiten uns heute alle mehr und minder elektrisiert hat, so haben wir in den neuen Haplochilen doch farbenprächtige Tiere für unsere Liebhaberei, die jedem Freude zu bereiten vermögen und für deren Import wir dankbar sein müssen. Meine Chamaeleone. Von Aenny Fahr, „Hottonia“ Darmstadt. (Mit vier Originalaufnahmen und 2 Skizzen der Verfasserin.) Durch die Liebenswürdigkeit meines Freundes aus Kairo bin ich seit 24. Mai im Besitz von zwei Chamaeleonen. Die grosse Reise hatten die Tiere gut überstanden ; unterwegs wurden sie mit Fliegen gefüttert. In Kairos Umgebung sollen keine Chamaeleone Vorkommen, diese beiden stammen aus Alexandrien. Da ich noch nie solche Tiere gehalten habe, so nehmen diese nun mein ganzes Interesse in An- spruch. Ich werde nicht müde, die prächtigen Tiere immer wieder anzu- staunen und deern Kopfbildung, Körper- formen und Bewegungen zu beobachten. Da es bei Chamaeleonen besonders wich- tig ist, durchaus gesunde Tiere zu er- halten. so kann ich mit den meinigen. direkt importierten, vollständig zufrieden sein. Beide sind kerngesunde Exem- plare, genau nach der Angabe im „Krefft“ wie ein gesundes Chamaeleon aussehen soll: ,. wohlbeleibt (allerdings erst nach einigen Wochen), Farbwechsel lebhaft. Augäpfel stark vorgewölbt, nicht von Rinne umgeben." Anfangs nahmen sie wenig Nahrung zu sich, doch jetzt ver- fügen beide über gesegneten Appetit. Dem Aussehen und der Lebensweise, sowie den Abbildungen im „Krefft'1 nach zu urteilen, gehören die Tiere zwei ver- schiedenen Arten an, das grosse Exem- plar, ein Chamaeleon basiliscus misst 32 cm Länge, während das kleinere, Chamaeleon vulgaris , 1 4 cm lang ist.1) Chamaeleon basiliscus ist bei mir schon um 1 — 2 cm gewachsen. Beide Tiere haben nun eine kolossale Leibesfülle. Chamaeleon vulgaris nahm sofort Fliegen aus der Hand, während das andre erst am dritten Tage sich mit Küchen- schaben und Mehlwürmern begnügte. Beide sind wenig zutraulich, sobald man nach ihnen fasst, nehmen sie sofort Reissaus und das Grosse fängt an zu fauchen und zu zischen. Trotzdem liebe ich dies mehr, als wenn sie zahm sind, ich be- rühre sie deshalb auch nur, wenn es unbedingt nötig ist. ’) Auf meine und Freund Tofohrs Veranlass- ung trat Fräulein Fahr in eine nochmalige Prüfung der Artenfrage ein. Hiernach ist das gx-össere Tier tat- sächlich ein weibliches Exemplar von Chamaeleon basiliscus — der Fersensporn, welcher nur dem Männchen dieser Art zukommt, fehlt. Aber am Hinterkopf ist nur eine feine Schuppenkörnung, wie am ganzen Körper, vorhanden, das zweite charakteri- stische Merkmal des Chamaeleon basiliscus, siehe die Skizze, während Chamaeleon vulgaris am Hinterkopfe Hautlappen mit grossen Schuppen aufweist. Diesen Hautlappen zeigt auch das kleinere, als Chamaeleon vulgaris determinierte Stück. (Vergl. Skizze). Das stimmt vollständig mit O. Tofohrs Angaben in der „Wochenschrift“, 1906. Seite 477 ff. überein. Die Auf- nahme Abb. 5 zeigt ebenfalls sehr deutlich die feine Beschuppung am Hinterkopf des Chamaeleon basiliscus. Dr. Wolterstorff. Abb. 1. Chamaeleon basiliscus und vulgaris. Tagesliclitaufnabme im August 1909 von Aenny Fahr. 802 Aenny Fahr: Meine Ohamaeleone. Der wunderbare Farbwechsel ist kaum zu beschreiben und wie rasch und oft findet er mit- unter statt. Vom hellsten Grün bis zum dunkelsten Grau und Braun, bald blaugrün, bald dunkel- grün, gelbgrün, dann dunkelgrün mit schwarzen Flecken, blaugrün mit dunkelgrünen Tupfen, dunkelgrün mit hellgrünen Tupfen am Rücken, dunkler als am Bauche, mitunter hellgrau mit schwarzen Tupfen und Flecken, öfters auch beide Seiten vollständig verschieden. Chamaeleon vul- garis hat die intensiveren Farben häufiger als Chamaeleon basiliscus. Der Körper von diesem kann hellgrünen Grund mit schwarzen Punkten haben, die zwei Längsstreifen auf beiden Seiten des Körpers bestehen aus rosa Flecken, die Querstreifen dunkelbraun und hellgrün, sodass das Tier in Karo eingeteilt ist. Diese Färbung habe ich bei Chamaeleon basiliscus noch nicht beobachtet. Überhaupt haben beide nie die gleichen Farben, auch wechselt Chamaeleon basi- liscus die Farbe öfters. Bei jeder Erregung schimmert bei beiden Tieren der Kehlsack in prachtvoll hellblauer Farbe. Besonders wirkungs- voll ist der immer weisse Streifen, der sich auf der Unterseite entlang zieht und wie eine Naht aussieht. In der Sonne sind die Ohamaeleone kastanienbraun oder dunkelgrau, ihr Körper ist abgeplattet und der Kehlsack öfters aufgebläht. Sogar der Helm und die vorgewölbten Augen nehmen die gleichen Farben an. Komme ich mit der Hand in den Behälter, so wird die Farbe sofort hell. Nachts sitzen die Tiere auf Asten, der Körper ruht auf den Beinen, der Kopf ist am Ast aufgelegt und der Schwanz ist entweder aufgerollt oder um den Ast geschlungen. Abb. 3. Chamaeleon vulgaris. ^ Hautlappen mit grossen Schuppen. Beide haben fast immer den gleichen Schlafplatz. Chamaeleon basiliscus hat Nachts stets eine gleich- mässige entweder hellgrüne oder blaugrüne Fär- bung. Chamaeleon vulgaris ist fast weiss mit gelben Flecken. Ihre klei- nen Augen sind einfach herrlich. Da sie dieselben nach jeder Seite vor- und rückwärts richten können, so beobachten sie auch alles, was um sie vorgeht; während sie mit dem einen Auge nach dem Futtertiere schauen, richten sie das andere nach mir. Wenn ich mich mit dem Futter- beutel ihrem Heime nähere, so kommen sie eiligst vom Ast, d. b. nur bei starkem Hunger. Da Chamaeleon basilis- cus für grosse Bissen sehr empfänglich ist, so bot ich ihm einmal eine kleine Ei- dechse an , doch welch bösen Ausdruck nahm ich da bei ihm wahr, fast könnte man sagen „ein falscher Blick", mit hohem Rücken und auf- geblähtem Kehlsack schaute es der Eidechse nach. Ob sie ihm zu gross war und es befürchtete, einen neuen Bewohner bei sich zu sehen? An diesem Tage rührte es keine Nahrung mehr an, es hatte sich zu sehr aufgeregt. Natürlich nahm ich die Eidechse heraus und das Chamaeleon beruhigte sich wieder. Auch gegen das Kleine ist es öfters böse gelaunt, wehe wenn dieses sich auf seinen Rücken wagt, so wird es sofort mit solch heftiger Bewegung, die ich nicht für mög- lich hielt, hinunter geschleudert und mit offenem Maule geht es dem Kleinen nach, das aber immer noch rasch genug davon klettert. Ebenso ist es umgekehrt. Wie ängstlich ist das Kleine, wenn Chamaeleon basiliscus mit seinen grossen Kletter- Abb. 2. Chamaeleon basiliscus. Aufnahme (in der Sonne) im August 1909 von Aenny Fahr. G. Traber: Bemerkungen über Girardinus januarius var. ? 803 Bissen über dasselbe hinweg steigt, so fährt auch dieses mit offenem Maule nach ihm hin. Am 28. Mai wurde die Farbe von Chamaeleon bnsiliscus fast weiss und an den Beinen fing die Haut an sich zu lösen. Das Tier, das sonst ziemlich ruhig war, begann nun lebhaft zu werden, es versuchte durch schlangenähnliche Bewegungen und Reiben an den Aesten, wobei es sich mitunter ganz auf Abb. 4. Chamaeleon basiliscus. ^ Hautlappen fehlt! An dieser Stelle kleine Schuppen. Unterschiede in der Kopfbildung bei Chamaeleon vulgaris und Chamaeleon basiliscus. die Seite legte, die Haut abzustreifen. Die Haut am Kopf, besonders an den Augen, schien ihm sehr unangenehm zu sein. Die Häutung nahm einige Tage in Anspruch, die schwache Heizung dürfte wohl die Ursache der langsamen Häutung gewesen sein. Einige Wochen später vollzog sich der Häutungsprozess an Chamaeleon vulgaris, welcher bei diesem rascher von statten ging, auch dieses versuchte wie Chamaeleon basiliscus die Hautfetzen zu entfernen. Die ab- gestreifte Haut ist grauweiss. (Schluss folgt.) Bemerkungen über Girardinus januarius var.? Von G. Traber, Klotzsche. Durch den Artikel des Herrn Felix Hey in den „Blättern“ Nr. 47 über die so beliebte Poe- cilia reticulata oder richtiger Girardinus janu- arius var.? aufmerksam gemacht, möchte auch ich meine Erfahrungen hierüber veröffentlichen. Meine Beobachtungen über diesen Fisch habe ich in einem Zeitraum von über 3 Jahren an- gestellt, Im Besitz von Gambusia hoolbroki , welche ich schon mehrere Jahre pflegte, war in mir schon oft der Wunsch rege geworden, Fische zu besitzen, wo Männchen und Weibchen gleichmässig so schön schwarz gescheckt seien, als wie die // Fragen und Antworten <£> Ich habe mir ein Aquarium in der Grösse von 100 X 80 X 70 cm hergestellt und bepflanzt. Das- selbe steht in einem Gewächshaus. Bei der Grösse des Aquariums käme doch jedenfalls nur eine Be- setzung als Gesellschaftsaquarium in Betracht. Würde es sich empfehlen, dasselbe mit Raubfischen oder Friedfischen zu besetzen? (Welche Arten und wieviel Stück beiläufig?) H. K., Görkau, Böhmen. Um Antwort aus dem Leserkreise wird gebeten. Dr. Wolterstorff. Für die Schriftleitung verantwortlich: Dr. \V. Wolterstorff, Magdeburg-Sudenburg. i <#> ! Vereins-Nachrichten i Unter alleiniger Verantwortung der Herren Einsender. Berlin. „Verein der Aquarien* und Terrarienfreunde“. Am Sonntag, den 21. November wurde der für diesen Tag festgesetzte Ausflug, resp. der Besuch der bekannten Zierfischzuchtanstalt Konradshöhe, trotz ungünstiger Witterung mit zahlreicher Beteiligung programmmässig ausgeführt. Unter allen Herrlich- keiten, die uns dort, wie ja allbekannt, in grosser Menge vor Augen kamen, wollen wir die erwähnens- wertesten an dieser Stelle anführen. Barbus lateristiga, ein wunderschönes, farbenprächtiges Fischchen aus Singapore, 5 — 8 cm lang. Barbus maculatus, eine schwarz gefleckte Barbe, ebenfalls von Singapore. Barbus fasciolatus aus Hongkong, 4—5 cm lang mit scnwarzen Querstreifen an den Seiten, ebensolchen Punkten auf der Rückenlinie, Männchen lebhaft grün- schillernd. Rosbora heteromorpha aus Singapore. Ros- bora maculata, gleiche Herkunft, reizend schöne Ros- V ereins-Nachricliten. 825 bora- Art, karmosinrot leuchtend mit dunkelblauen, hellrot umsäumten Flecken. Rasbora elegans, derselben Heimat entstammend, 4 — 7 cm lang, silberglänzend mit einem rechteckigen H Fleck auf jeder Seite des Körpers und einem A. Fleck an der Schvvanzvvurzel, sehr lebhafte Tiere. Rasbora cephalotaenia ebenfalls aus Singapore, ca. 6 — 8 cm laug mit leuchtend blau- grünen, oben rot gesäumten Streifen vom Kiemen- deckel bis zum Schwanzende, Rücken rosafarben, hin- gegen der Bauch blendend weiss. Gobius scantho- zona und G. spec. ersterer Heimat Borneo, gelb und schwarz gebändert, letzterer schwarz, weiss und gelb gebändert, etwas kleiner, Heimat Malacca. Pantodon Buchholzi, der mehrfach erwähnte Schmetterlingsfisch. Hemiramphus fluviatilis (Singapore) lebendgebärendes, von uns im Sitzungsbericht bereits besprochenes hechtähnliches Fischchen nnt langem Schnabelforl- satz am Unterkiefer. Besonders ansprechend präsen- tierte sich uns Scatophagus argus. Dieses herrliche Fischchen zeigt auf leuchtend grüner Grundfärbung unregelmässig schwarze Tupfen. Heimat Singapore. Boleophthalmus viridis aus dem südlichen China be- findet sich grösstenteils wie Periopthalmus Kölreuteri ausserhalb des Wassers an der Seitenwand haftend oder auf Baumstämmen sitzend. Boleophthalmus pec- tinirostris aus dem nördlichen China kommen weniger häufig an die Wasseroberfläche. Körper sammetartig mit sehr hohen hellblau und weiss gefleckten Rücken- flossen. Acanthophthalmus Kuhlii (Malacca) 6 — 8 cm lang, dem Steinbeisser an Form ähnlich, mit 12 bis 14 dunkelbraunen Flecken in drei Reihen geordnet. Bauch blendend weiss. Monopterus javanensis, lebend- gebärender Süsswasseraal ohne Flossen, ca. 12 cm lang. Rivulus spec. aus Mexiko, ein sehr farben- prächtiger Rivulus. Funduliis Arnoldi ist leider nur in einem prächtigen Zuchtpärchen vertreten. Er- wähnenswert sind ferner : Funduliis gularis, gelbe Varietät. Ophiocephalus striatus, Etroplus maculatus, sehr schöne bunte Tiere aus Ceylon. Polyacanthus spec. aus Indien, sehr grosse Art, ebenfalls ein farben- prächtiger Fisch. Zum Schluss wäre noch Belonesox belizanos zu erwähnen, dieser aus Brasilien stam- mende Fisch gehört zu den Lebendgebärenden. Die weiblichen Tiere sind zirka 9 cm, die männlichen ca. 7 cm lang, die Jungen dieser Fische sind bei der Geburt 3 cm lang. Der ausgeprägte Hechtkopf verleiht diesen Tieren ein besonderes Interesse er- weckendes Aussehen. Ausser auf die vielen anderen bekannten Fischarten, die in grosser Menge und Arten vertreten sind, aufmerksam zu machen, kann ich auch nicht umhin, das völlige Abhanden- sein von Girardinus guppyi hervorzuheben. Die uns in grosser Zahl, als die gleichen, vorge- führten Poecilia reticulata Peters hatten absolut nicht die mindeste Aehnlichkeit mit unserer G guppyi. Die Farbenpracht, die Flossenbildung unserer Girar- dinus guppyi hat Poecilia reticulata P. absolut nicht aufzuweisen und dieser sonst so schöne Fisch er- scheint gegen G. guppyi nichtssagend und verschwindet. Persönlich möchte ich bemerken, dass es mir uner- klärlich ist, dass man diesem G. guppyi nicht aner- kennen will. Dieser Fisch, für den ja kein Loblied gesungen zu werden braucht, da er für sich selbst eine ziemlich deutliche Sprache führt, verdient wirk- lich allgemein bekannt zu werden. Die verschedenen Haplochilus- und Poecilia- Arten, aus denen selbst eine Ichthyologische Gesellschaft nicht herausfinden kann, werden nach den Bestimmungen ihrer Züchter in den Handel gebracht und als besondere Arten, die es ja einmal gewesen sein könnten, behandelt und gehalten; umsomehr ist es zu bewundern, mit welcher Hartnäckigkeit diesem G. guppyi sein Dasein erschwert wird; obwohl dieses Tierchen augenfällige Unter- scheidungsmerkmale von seinen Verwandten P. reti- culata P. aufzuweisen hat. E. S. Cöln. „Wasserrose“ Protokoll der Sitzung vom 10. November 1909, Infolge dienstlicher Verhinderung unseres I. und Erkrankung des II. Vorsitzenden wurde die zahlreich besuchte Versammlung durch Herrn Hondrich eröffnet. Da in den letzten Sitzungen immer Vorträge stattfanden, so wurde von verschiedenen Seiten der Wunsch geäussert, zwecks Meinungsaus- tausch wieder einmal eine Sitzung mit dem Thema: „Allgemeine Aussprache aus dem Gebiete der Liebhaberei“ zu veranstalten. Die rege Be- teiligung an den Diskussionen zeigte daun auch, dass dem Wunsche vieler Mitglieder entsprochen worden war. Zunächst ergriff Herr Dr. Heuter das Wort, um in einer längeren Ausführung den Mitgliedern die Anlegung eines Fischalbums zu empfehlen. Es sollen hierin die Fische nach Gattungen geordnet werden. Jeder Fisch erhält auf einem besonderen Blatte eine Abbildung, Heimatsbezeichnung, Tempe- raturangaben, Laichgeschäft sowie Bemerkungen, wo und in welcher Literatur Angaben darüber zu finden sind. Die Herren Dr. Reuter, Bergmann und Rudow erklärten sich unter Mitwirkung der anderen Mit- glieder bereit, ein diesbezügliches Album anzulegen. Da sich jetzt langsam das Herannahen des Winters bemerkbar macht, so tritt an manchen, der viel Nach- zucht hat, die Frage nach einer ordentlichen Durch- lüftung heran. Hierzu bemerkte unser Mitglied Herr Uhrmacher Münch, dass er nach mancherlei Versuchen sich auch eine Durchlüftung nach der seinerzeit in der „W.“ abgebildeten Durchlüftung mittels Uhrwerks angefertigt habe, jedoch hat eine solche in Weckeruhrengrösse überhaupt nicht funktioniert. Jetzt habe er sich eine grössere her- gestellt mit einer 5 cm breiten und 8 m langen Feder, welche allein 15 Mk. kostet. Der Apparat läuft ca. S'/st Stunden, der Druck der erzeugten Luft ist aber so schwach, dass er durch keinen Durchlüftungs- körper hindurchgeht. Er will nun einen neuen Ap- parat bauen, welcher jedoch anstatt mit Federn mittels Gewichte betrieben wird und hofft er, da- durch eine längere Betriebsdauer zu erreichen. Im grossen uud ganzen hält er diese Apparate für eine teure Spielerei, denn er rechnete aus, dass bei einer noch stärkeren Feder, welche ca. 25 Mk. kostet, sich der ganze Durchlüftungsapparat auf 50 — 60 Mk. stellt. Er wird in der nächsten Sitzung denselben praktisch vorführen. Allseitig wurde dagegen der Durchlüftungsapparat von Kindel und Stössel gelobt und auch verschiedene Gäste, welche einen solchen im Betrieb haben, bezeugten, dass der Wasserver- brauch ganz minimal, dagegen die Leistung an ge- presster Luft eine sehr grosse sei. Da niemand im Besitze eines Durchlüftungsapparates von Lindstädt ist, so konnten wir uns über diesen kein Urteil bilden. Die anderen Durchlüftungsmethoden, welche be- sprochen wurden, kommen nur für kleinere Anlagen mit gutem Erfolg in Betracht. Auch mit der auf Seite 53 der „W.“ angeführten Idee über Anfertigung eines Kaste nszum Schutze des Gefressenwerden der Eier bei eierlegenden Fischen können wir uns nicht ganz einverstanden erklären, denn die in dem Bericht gemachten Angaben finden nicht unsern Bei- fall. Es wurde nämlich dort bemerkt, man solle sich einen Blechkasten anfertigen, denselben mit weissem Emaillelack anstreichen und wenn letzterer ganz hart geworden sei, in den Boden kleine Löcher schlagen. Wird dieser Kasten nun in das Aquarium gehängt, so wird es nicht lange dauern und der Beden ist an den Löchern total verrostet, da beim Einschlagen der Löcher an denselben wieder blanke Stellen entstehen. Wir sind der Ansicht, dass, wenn sich jemand wirk lieh solch einen Brutapparat anschaffen will, er zu- erst die Löcher schlagen muss und dann erst den Kasten lackieren darf. Hierauf wurden die guss- eisernen Aquariengestelle einer Kritik unter- zogen. Wenn auch zugegeben werden muss, dass bei Gusseisen schönere Verzierungen anzubringen sind, so können wir uns doch mit diesen Gestellen aus dem Grunde nicht recht befreunden, weil dieselben für den Liebhaber, welcher sich solche anfertigen lassen will, viel zu teuer werden, denn man muss erst ein Modell aus Holz oder Metall herstellen, nach welchem das Gestell geformt werden kann. Dann glauben wir auch, dass bei grösseren Aquarien der gusseiserne Boden nicht ganz gerade wird und da- V ereins-Naclirichten. 826 durch das Aquarium umwinklig ist (welches sich bei Herstellung in Temperguss vielleicht richten liesse). Ferner werden in den dünnen Seitenlinien infolge der ungleichmässigen Abkühlung von Boden und Seitenstreben nach dem Abgiessen Spannungen ent- stehen, welche zu einem Bruche führen können, ausserdem werden diese Gestelle auch noch ziem- lich schwer. Wir halten aus vorgenannten Gründen die Aquariengestelle aus Winkeleisen für praktischer, billiger und auch sehr schön, zumal wenn dieselben autogen geschweisst werden. Da viele Mitglieder grosse Nachzuchten von Hydra besitzen, so wurde ein Feldzugsplan gegen dieselben entworfen. Verschiedene haben schon allerhand Versuche mit Essig, Seifenlauge, Alaun, Limnaea stagnalis usw. unternommen und dabei sehr traurige Erfahrungen gemacht. Herr Di'. Reuter hat mit Tabaksaft ziem- liche Erfolge zu verzeichnen, doch wurde als Radikal- mittel immer noch empfohlen, die Fische und Schnecken herauszunehmen und das Wasser des Aquariums durch tote Daphnien oder Taubenmist in eine Jauche- brühe zu verwandeln. Die Hydra gehen infolge Sauerstoffmangel unfehlbar zugrunde und die Pflanzen werden nicht in Mitleidenschaft gezogen. Nachdem noch verschiedene im Fragekasten aufgetauchte An- fragen erledigt waren, wurde zur Verlosung geschritten und hatten hierzu die Herren Linnartz ein grosses Zuchtpaar Barbus condionius, Emanns Zuchtpaare von Polyacanthus spec., Cyprinodon variegatus, Poec. reticulata Peters, Makropoden, Hemidiromis bimaculata, Gambusen nnd Girard. caud. gestiftet mit der Be dingung, dass aus dem Erlös hierfür Bartmannsches Fischfutter angeschafft werde. Die Mitglieder können nun zu Selbstkostenpreisen Piscidin, Willeckes Re- formfutter oder Bartmannsches Fischfutter im Verein bekommen. Den Hauptgewinn, ein mit verschiedenen Zuchtpaaren besetztes Gestellaquarium, gewann zur allgemeinen Freude der uns langjährig bedienende Kellner. Zur Abgabe an die Anwesenden gelangten Tubifex. Schluss der Sitzung 12 Uhr. Der Vorstand. I. A.: P. Rudow. Görlitz. „Aquarium“. Oeffentlicher Lichtbilder- Vortrag am 29. Oktbr. 1909. Dieser Vortrag mit dem Thema: „Der Bau der n ied er en Tiere“ fand bei dem zahlreich erschienenen Publikum eine freundliche Aufnahme. Unser Mitglied Herr Bülitz schilderte in klaren, allgemein verständ- lichen Ausführungen den Aufbau des Tierkörpers von der einfachen Zelle mit ihren geheimnisvollen Uran- fängen alles Lebens an bis zu den komplizierten inneren und äusseren Organen der Insekten. Eine grosse Anzahl zum Teil kolorierter schöner Licht- bilder, vorgeführt von Herrn Rüben mit seinem eigenen Scioptikon, veranschaulichten dies interes- sante Thema. Ganz besonderen Beifall fand die Vor- führung lebender Wassertiere auf der Leinwand. In einer entsprechend konstruierten Glaskasette tum- melten sich Daphnien, Cyclops und Mückenlarven in lustigem Reigen und erschienen vergrössert auf der weissen Fläche, den Zuschauern ein klares Bild gebend von dem mannigfachen Leben in dem feuchten Element. — Am Schluss des Abends begann die eigentliche Werbearbeit zur Hebung unserer Lieb- haberei. Verlost wurden nämlich unter die An- wesenden drei Aquarien, welche bepflanzt und mit Fischen besetzt waren. Ordentlicher Lichtbilder-Vortrag am 23. November. Da der vorerwähnte Vortrag eine beifällige Auf- nahme gefunden hatte, veranstalteten wir einen zweiten mit dem Thema: „Der Bau der Pflanze, be- trachtet durch das Mikroskop.“ Der Vortragende, Herr Dr. Finster, verschaffte den Zuhörern zunächst einen Einblick in den anatomischen Bau der ver- schiedensten Pflanzen und in das Getriebe jener kleinen Elementarorgane, die als Zellen bezeichnet werden. Der wesentliche Teil dieser verschieden- artig geformten Zellen ist keineswegs die feste Hülle, die Zellenwand, sondern jener zähe Schleim, der unter dem Namen Protoplasma allgemein bekannt ist. Diese plasmatische Substanz der Zellen ist das Lebendige und Schaffende im Pflanzenkörper. Auch dem Zellkern widmete der Vortragende eine kurze Betrachtung. Weiterhin lernte man die Fortpflan- zungsorgane kennen. Folgende Pflanzenklassen fanden eingehende Erwähnung und Erläuterung mittels Licht- bildes: Algen, Pilze, Moose, Farren, Schachtelhalme und Seepflanzen. Es würde hier zu weit fühi’en, be- sonders auf die Erforschung der Lebensvorgänge in der Pflanze, die der Vortragende in schönen Worten schilderte, einzugehen. Die zahlreichen Lichtbilder Hessen den durch das Mikroskop betrachteten lebens- vollen Organismus der Pflanze deutlich erkennen. Sie waren ein neuer Beweis dafür, dass für die Erfor- schung der Lebensvorgänge in Tier und Pflanze das Mikroskop von ungeahnter Bedeutung ist. Zum Schluss projizierte Herr Rüben wiederum in wasser- dichten Kassetten die lebende Kleintierwelt und einige See- und Süsswasseralgen, sowie die bekannte in- sektenfressende Utricularia auf die Leinwand. Herr Gymnasiallehrer Barthel gab hierzu die nötige Er- klärung. Beiden Rednern dankten die Erschienenen durch regen Beifall. A. M. Vereinssitzung am 10. Dezember 1909. Nach Erledigung des üblich Geschäftlichen be- grüsste der Vorsitzende Herr Dr. Finster das neu- aufgenommene Mitglied Herrn Borrmann. Die Ein- gänge, unter denen sich auch der Kalender der „Wochenschrift“ befand, zirkulierten, und es wurden auch Bestellungen auf den Subskriptions-Listen ge- macht. Hierauf demonstrierte Herr Bitterlich die neue Heizlampe von A. Baldauf in Dresden. Redner versichert, dass dieselben völlig geruchlos und sein- sparsam brennen. Eine Füllung, ca. ’/4 Liter Petro- leum, habe bei ihm für eine Brenndauer von 60 Stunden gereicht. Hierauf fanden einige Literaturreferate aus den „Blättern“ das nötige Interesse; der nun folgende Antrag des Vorstandes: Beschlussfassung über den Wechsel, der Vereinszeitschrift“ erregte eine allge- meine lebhafte Debatte. Das Fazit war, dass die Versammlung einstimmig beschloss, „vom 1. Ja- nuar 1910 ab die Blätter für Aquarien - und Terrarienkunde als Vereinszeitschrift zu wählen“. Hieran anschliessend wurde sofort eine Statutenänderung beraten und eine neue Fassung für § 4 derselben festgesetzt. Dieser letzte Antrag muss natürlich erst die Genehmigung der im Januar tagenden Generalversammlung finden und wird den Mitgliedern noch rechtzeitig bekannt gegeben werden. Unter Verschiedenem gab Herr Dr. Finster bekannt, dass sämtliche eventuelle Anträge zur Generalver- sammlung bis zum 7. Januar 1910 in seinen Händen sein müssen. Hierauf wurden verlost ein Aquarium, die neue Baldauf lampe (gestiftet von Herrn Dr. Finster), sowie ein Taschenkalender aus dem Verlage Wenzel & Sohn. — Mit dieser Sitzung schloss der Verein „Aquarium“ sein diesjähriges Vereinsjahr, reich an Arbeit und Erfolgen. Zum Schluss allen Mitgliedern ein „Herzliches Glückauf ins neue Jahr!“ A. M. Hohenstein-Ernstthal i. S. „Sagittavia“. Am 7. Dezember ds. Js. fand die diesjährige General- versammlung im Vereinslokal Restaurant zur „Gar- küche“ statt. — Nach den Eingängen erfolgte die Wahl des Gesamtvorstandes, und war das Ergebnis wie folgt: Albin Angermann, I. Vorsitzender; Emil Kupfer, II. Vorsitzender; Heinrich Ludwig, I. Kassier, Emil Vogel, II. Kassier; Herrn. Beyer, I. Schriftführer, Gustav Heinig, II. Schriftführer; Albert Spitzner, I. Bücherwart, Wilhelm Vogel, II. Bücherwart; Louis Möschke, Exkursionsleiter. Ferner folgte Beschluss- fassung über freie Benützung der reichhaltigen Bücherei seitens der Mitglieder, und zwar eines Buches auf vier Wochen, von da ab das übliche Lesegeld. Die erste Vereinsversammlung im neuen Jahre findet am 11. Januar’ statt, mit Jahresbericht und Kassenabrechnung. — In liebenswürdiger Weise über- raschte der Vereinswirt die Mitglieder mit einem gut- mundeten Imbiss. Der Vorstand. Vereins-Nachrichten. H27 Nürnberg. „Heros“ E. V. Ordentliche Sitzung am 2. November 1609. Tiefseeforschung nnd Leben der Tiefsee — Schnecken — Poec. ret. — Manlbrüter — Bastardierung. Nach Verlesung und Genehmigung des Protokolls vom 19. Oktober erfolgt Bekanntgabe des Einlaufes. Hierauf ergreift Herr Bätz das Wort zu seinem Vor- trag „Tiefseeforschung und Leben der Tief- see“, dem wir auszugsweise Folgendes entnehmen: Von Alters her war das Meer und seine Tierwelt nur bis zu den Tiefen bekannt, bis zu welchen der Gewerbebetrieb reichte; Perl-, Schwamm, Austern- fischer drangen bis zu einer Tiefe von 12 — 35 m und Korallenfischer bis zu 200 m in das Meer ein; mit Grundangeln wurden noch Fische aus einer Tiefe von 600 m heraufgeholt; aber das Leben in dieser Tiefe blieb für die Menschen ein Geheimnis. Eine planmässige Durchforschung der Meerestiefe setzte erst vor wenigen Jahrzehnten ein. Der englische Zoologe Edward Forbes kommt auf Grund seiner Forschungen um die Mitte des vorigen Jahrhunderts zu dem Ergebnis, dass sich verschiedene Regionen feststellen lassen, die bis zu einer Tiefe von unge- fähr 550 m ein immer spärlicher werdendes Leben aufweisen; darunter befände sich ein stiller, toter Raum. Die letzte Behauptung wurde schon von den skandinavischen Forschern Michael Sars und Loven widerlegt. Im wesentlichen lassen sich zwei Regionen unterscheiden, die vorwiegend durch verschiedene und physikalische Verhältnisse bestimmt werden : eine obere durchlichtete, von assimilierenden Pflanzen bewohnte und die dunkle Tiefe, in der lebende Pflanzen fehlen. Beide Regionen gehen ganz all- mählich ohne scharfe Grenzen in einander über, weil eben die Lebensbedingungen unmerklich langsam sich verändern und nicht sprungweise wechseln. So recht in Fluss kam aber die Erforschung der grossen Meerestiefen erst, als man begann, Europa durch Kabel mit anderen Weltteilen zu verbinden. Schon bei den Lotungen machte man die Erfahrung, dass die Tiefsee von zahlreichen Organismen bevölkert sei und beim Heben eines beschädigten Kabels aus einer Tiefe von 2500 m fand man dasselbe mit eigen- artigen Wesen besetzt. Die Erforschung der Meeres- tiefe erfordert einen reichen Aufwand von Instru- menten, Apparaten und sonstigen sinnreichen Werk- zeugen, wie selbstschliessende Netze, um die Entfer- nung, in der die Tiere gefangen werden, unzweifel- haft festzustellen. Durch Zuweisung von Staatsmitteln konnten die Forschungen ausgedehnt werden. Die von Chun geleitete Tiefsee-Expedion förderte noch aus einer Tiefe von 6000 m lebende Tiere und bewies so die Allbewohnbarkeit der Meerestiefe. Während in den oberen, vom Sonnenlicht durchleuchteten Schichten eine buntwechselnde Mannigfaltigkeit der Lebensbedingungen herrscht, liegen die abyssalen Regionen in ewigstarrer Gleichförmigkeit da. Die Temperatur der Meeresoberfläche ist je nach ihrer geographischen Lage verschieden, je weiter wir aber in die Tiefe hinabsteigen, desto kälter wird es, bis in einer Tiefe von 3000 — 4000 m überall eine gleiche eisige, dem Nullpunkt nahe, Temperatur herrscht. Ungeheuer ist der Wasserdruck der Tiefe; Instru- mente, zumal hölzerne, werden häufig dadurch be- schädigt. Kommen Tiefseetiere, bei denen sich im Innern des Körpers allseitig abgeschlossen mit Luft oder Gasen gefüllte Räume finden, an die Oberfläche, so verringert sich der Druck und die Gase dehnen sich so rasch aus, dass sie die umgebenden Gewebe zerreissen können. Der Kalkgehalt des Tiefseewassers ist sehr gering. Die Luft, die den zur Atmung nötigen Sauerstoff führt, findet sich auch in der Tiefe, wenn- gleich in etwas anderer chemischer Zusammensetzung und geringerer Menge als an der Oberfläche. Da- gegen fehlt in jenen Regionen jeder erleuchtende Sonnenstrahl; es gibt keinen Wechsel von Tag und Nacht, es herrscht ewige Finsternis. Dieser Mangel hat die Organisation und Lebensweise der Tierwelt wohl am stärksten beeinflusst. Sehr auffallend macht sich dieser Einfluss in der Färbung der Tiefseetiere bemerkbar. Rot ist in den Tiefen des Meeres, die nur durch blaues Dämmerlicht exhellt werden, eben- so eine Schutzfarbe, wie schwarz. Das Gleiche gilt von den abyssalen Tiefen, die von der Sonne über- haupt nicht mehr getroffen werden. Im Gegensatz zu den rötlich und selbst blutrot gefärbten wirbel- losen Tieren zeichnen sich die Tiefseefische in der Regel durch einen tiefdunklen, fast samtschwarzen Ton aus. Das ewige Dunkel erfordert eine erhöhte Entwicklung der Tastoi’gane und des Leuchtvermögens der Tiefseetiere. Die Leuchtorgane zeigen, wenn sie in Tätigkeit treten, ihrem Träger den Weg und die Beutetiere. Die Tiefsee wui’de wohl durch Einwande- rung aus den obex-en Schichten bevölkert. Im Meere findet sich die lebendige, pflanzliche Urnahrung nur in den oberen Schichten, so dass die Tiere der unteren Regionen, nur auf animale Speisen angewiesen, bald an Nahrungsmangel zu leiden hätten, wenn nicht die abgestorbenen Organismen der oberen Schichten wie ein x’eicher Regen von Nahrung in die Tiefe sänken. Diese letzteren Ausführungen lassen durch einen innigen Zusammenhang den Meei’esboden und die sich auf ihn entwickelnde Tierwelt als ein Spiegelbild der oberen Meeresschichten erscheinen. Denn alles, was oben im Spiel der Wellen und im Sonnenlicht lebt und vegetiert, muss endlich doch in irgend einer Form zur Tiefe gelangen, um in der dunklen, von keiner Welle eri’egten Riesengrabstätte des Meei’es- grundes den Kreislauf des Stoffes zu vollenden. — Herr Steiner zeigt eine Aallarve vor, indem er über die Fortpflanzung des Aales spricht. Die Laichabgabe erfolgt im Meere. Aus den Eiern entwickeln sich die Larven, die man bislang für besondere Fische, Glasaale, Leptocephalus brevirostr. angesehen hatte, bis es Gi’assi und l alandrucio gelang, sie als Aallarven zu bestimmen ; die Larven entwickeln sich in Jahres- frist zu Aalen. Die Aallarve ist ein auffallendes Gebilde. Der ungefähr 6 cm lange Leib gleicht einem durchsichtigen Oleanderblatt; der winzige, in keinem Verhältnis zum Rumpfe stehende Kopf hat kaum die Grösse einer Linse, ist aber scharf aus- geprägt und hat verhältnismässig gx-osse Augen. — Die in der Sitzung am 5. Oktober stattgefundene Besprechung über zerfressene Schixeckengehäuse hat zu keiner Aufklärung geführt. Auf eine Anfrage hin hat Herr Dr. Roth-Zürich in liebenswürdiger Weise in einem ausführlichen Brief über diese „Korrosion“ sich vei’breitet. Da eine Abhandlung über dieses interessante Thema von ihm bereits an die „Blätter“ eingereicht wui’de, sehen wir davon ab, hier weiter darauf einzugehen. — Herr Haage berichtet, dass die von ihm in ein Aquarium, welches mit Wasser aus dem kleinen Dutzendteichweiher gefüllt war, ge- setzten Physa acuta eingingen und die Schalen zer- fielen. Herr Stollsteiner teilt mit, dass ihm Girar- dinus januarius var. ?, sogen. Poecilia reticulata , in grosser Menge eingingen, und zwar nicht auf einmal, sondern in täglichen •Zwischeni’äumen : am ersten Tag 4 Stück, am zweiten 8, am dritten 14, am fünften 20, am sechsten 8, am siebenten 1 und am zehnten wieder 1; 60 Stück blieben am Leben. Hen- Stollsteiner liess täglich zweimal je einen Eimer Wasser ab und ersetzte ihn durch frisches tempe- riertes Leitungswasser. Einen eigentümlichen Fall bei der Brutpflege eines Maulbi’üterweibchens gibt Herrr Haage bekannt. Er entdeckte am Grund des Aquariums zwei schwächliche und ganz vei’blasste Maulbrüterchen, um die sich die Mutter in keiner Weise kümmert. Herr Schlemk stellt die Vermutung aut', dass das Weibchen ii'gendwie erschreckt woi’den sei und Junge ausgespieen habe. Beim Wiederauf- nehmen sind ihm wohl die zwei Fraglichen entgangen und wurden von ihm vergessen ; später hielt es sie dann jedenfalls für fremde Wesen und schenkte ihnen keine Beachtung mehr. Ueber eine auffallende Bastardierung berichtet Herr Bonnenbei’ger. In einem Ten’arium befanden sich seit vier Jahi-en zwei weibliche Tropidonotus fasciatus und ein Pärchen Eutaenia elegans. Während das Weibchen öfter Mutterfreuden ei’lebte, brachte überraschen- der Weise auch das eine Tropidonotus- Weibchen vor 828 Vereins-Nachrichten. einiger Zeit Junge zur Welt, die sich also wohl als Blendlinge von Eutaenia und Tropidonotus darstellen. Herr Steiner stiftete 25 Schleierschwänze eigener Zucht, Herr Baumann eine grosse Anzahl Wasser- pflanzen und Herr Koch ein Paar Makropoden nebst einer Anzahl Planorbis trivolvis zur Gratisverlosung. Herr Steiner verzichtete auf seinen Gewinn von zwei Schleierschwänzen, die zugunsten der Vereinskasse amerikanisch versteigert wurden. Die Verwaltung. (Schluss folgt.) Aufforderung. Alle vei ehrlichen Vereine, Avelclie aut die kostenlose Aufnahme ihrer Adresse in unserer Adressen- tafel Wert legen, werden um rasche Einsendung gebeten! Gleichzeitig bitten wir, uns von Aenderungen in der Adresse und infolge von Neuwahlen usw. baldigst Nachricht geben zu wollen! Dr. Wolterstorf f. Adressentafel der Vereine.1) Altona. „Verein Altonaer Aqnarien-Frennde“ E. V. Ver einslokal: Petersens Hotel, Altona, Königstr. 188 (Inhaber Ludwig Hensen). Versammlungen jeden ersten und dritten Donnerstag im Monat. Gäste stets willkommen. Briefadresse: H. Ostermann, Bahrenfelderstrasse 105. Amsterdam (Holland). „Triton“, Verein für Aquarien, und Terrarien-Wissenschaft, gegründet 10. Nov. 1908- Zusammenkunft jeden ersten Sonnabend des Monats- abends 81/* Uhr im Cafe-Restaurant „Oost-Indie‘\ Kalverstraat, Amsterdam. Briefadresse: W.J. Small.e- gange, I. Sekretär; Jan Pieter Heyestraat 81, Amster, dam, Holland. Antwerpen. „Lotus“. Societe pour la Vulgarisation de l’Aquarium et du Terrarium. Vereinslokal: Cafe Anselmo, 2 rue Anselmo. Sitzungen jeden ersten Samstag im Monat, abends 8 Uhr. Briefadresse : M. Piroth, Anvers, 61 rue d’Autriche. Angsbnrg. „Wasserstern“, Verein für biologische Aquarien- und Terrarienkunde (E. V.) mit Zweig- verein Ingolstadt. Briefadresse: K. Riedel, Gossen- brotstrasse 2. Briefadresse für Zweigverein Ingol- stadt : Fritz Giegold, Ingolstadt, Hohe Schulstrasse. Vereinslokal Augsburg: Cafe „Augusta“. Sitzungen jeden 1. und 8. Samstag abends 9 Uhr. Vereinslokal Ingolstadt: Restaurant Merl. Sitzungen jeden 1. und 3. Donnerstag abends 6 Uhr. Berlin. „Hertha“, Vereinigung für Aquarien- und Terrarienkunde (E. V.) Zusammenkunft jeden 1. und 3. Donnerstag im Monat im Restaurant des Thalia Theaters, Dresdenersrasse 73/74 statt. Brief- adresse: Carl Schmidt, Berlin NO 55, Treskowstr. 32. Gäste willkommen. Berlin. „Nymphaea alba“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Sitzung am Mittwoch nach dem 1. und 15. jeden Monats im „Eberlbräu“, Jerusalemer- strasse 8. Briefadresse: J. Hipler, Berlin NO. 18, Lichtenbergerstras.se 2. Gäste stets willkommen. Berlin. „Triton“, Verein für Aquarien- und Ter- rarienkunde (E. V.). Vereinslokal: Restaurant Karls- garten, Karlstrasse 27. Sitzung: Jeden 2. und 4. Frei- tag im Monat. Briefadresse: F. Gehre, Schön- berg-Friedenau, Beckerstrasse 2- Berlin. „Verein der Aquarien- und Terrarienfrennde“. Briefadresse: Max Pulvers, Vorsitzender, Berlin S. 0. 36., Elsenstrasse 54. Bernburg a. S. „Aquaria,“ Verein für Aquarien- und Terrarienkunde. Göhres Restaurant, Karlstrasse 5. Versammlung jeden ersten Mittwoch im Monat. Briefadresse: Lehrer Hermann Wiehle, Latdorf bei Bernburg. Bielefeld. „Verein fiir Aquarien- und Terrarien- knnde ‘. Sitzungen : Jeden 2. und 4. Donnerstag im Monat im „Restaurant Eibracht“ (früher Keimeyer), Ilerforderstr. 5. Briefadresse: Erich Kranz, Spin- delstrasse 63. Tagesordnung befindet sich im Vereinslokal. 1) Aufnahme (selbstredend kostenlos) erfolgt nur auf Antrag. Weitere Vereinsadressen stets willkommen 1 Auf besonderem Blatt! Ergänzungen, Aenderungen, Richtigstellungen werden um- gehend erbeten. Dr. Wolterstorff. Brandenburg a. Havel. „Hydrophilus“, Verein für Aquarien-, Terrarien- und Naturfreunde. Vereins- lokal: „Ressource,“ Steinstrasse 9. Sitzungen jeden 1. und 3. Freitag im Monat. Briefadresse: Dr. Zimmermann, 1. Vorsitzender, St. Annenstrasse 13. (Fortsetzung folgt.) Tagesordnungen. Cöln a. Rh. „Wasserrose“. Wegen des bevorstehenden Weihnachtsfestes fällt die Sitzung am Mittwoch, den 22. Dezember auf allgemeinen Wunsch aus. Unser diesjähriges Weihnachtsfest findet am Sonntag, den 26. Dezember (2. Weihnachtstag), nach- mittags punkt 4 Uhr im Quatermarktsaal des Gürzenich statt, wozu die Mitglieder nebst ihren Angehörigen und Bekannten hiermit herzlichst eingeladen sind. Gleichzeitig werden die Mitglieder gebeten, die Abonnementsgelder für die Zeitschriften umgehend an unseren II. Schriftführer, Herrn Hamacher, Cöln, Schillingstrasse 9, einsenden zu wollen, da sonst die Weiterlieferung der betreffenden Zeitschrift unter- bleiben wird. Die nächste Generalversammlung findet am Mitt- woch, den 12. Januar 1910 statt. Anträge zu dieser Versammlung müssen spätestens bis 5. Januar 1910 in den Händen des zeitigen I. Vorsitzenden, Herrn Kuban, Cöln-Deutz, Tempelstrasse 19, sein. Tagesordnung1 zu der ordentlichen Generalversammlung: 1. Jahresbericht, Kassenbericht, Inventarbericht. 2. Vorstandswahl. 3. Erledigung der eingegangenen Anträge. 4. Nochmalige Bekanntgabe der Statuten vor der Drucklegung. Der Vorstand. Frankfurt. „Iris“. Zu der am 13. Jan. 1910 stattfindenden General- Versammlung werden die Mitglieder gebeten, event. Anträge bis spätestens 31. Dez. 09 an Herrn Grawelius, Eschersheim erlandstr. 104, sowie die noch rückständigen Beiträge und amtlichen Bücher bestimmt bis zum gleichen Datum an Herrn E. Krumbholz, Weissfrauenstr. 2, abliefern zu wollen. Der Vorstand. I. A.: Carl Gild. Halle a. S. „Daphnia“ Satzungsgemäss geben wir hierdurch allen Mit- gliedern bekannt, dass die Generalversammlung Freitag, den 7. Januar 1910 stattfindet. Schriftliche Einladungen erfolgen nicht. Der Vorstand. Leipzig „Nymphaea“. Dienstag, den 21. Dezember findet keine Sitzung statt! Nächste Sitzung am 11. Januar 1910 (General- versammlun g). Bernh. Wichand, I. Vors. Leipzig. „Verband der Zierflsch pfleger“. Nächste Zusammenkunft: Mittwoch, den 22. De- zember, abends 87* Uhr, im Restaurant Kanitz, Peter- steinweg 10 (Besprechungsordnung direkt schriftlich), Für den Anzeigenteil : Fritz Lehmanns Verlag, O. m b. H., Stuttgart. — Fritz Lehmanns Verlag, G. m. b. H., Stuttgart. Druck der Verlagsbuchdruckerei Otto Sautter Stuttgart Pelmatochromis subocellatus (Gthr.) Von Johannes Thumm, Klotzsche- Dresden. Mit 14 Originalzeichnungen des Verfassers. (Schluss.) Welche Farbe die schönste ist, lässt sich wirklich nicht sagen, ich glaube die in Nr. 12 == Laichfarbe, diese ist nur selten zu sehen, etwa 2 Stunden vor und dann während des Laichens. Immer sind die Farben aber nicht die leicht irisierenden Farben, die etwa die Lebendgebärenden zeigen, wenn passende Lichtstrahlen auf sie fallen und die meist, wie z. B. das Blau von Jenynsia nur gedachte oder geahnte Farben sind, nein die Farben hier sind dicke leuchtende Farben, die helleren alle mit Metallglanz, und zwar so, als wenn Silber untergelegt wäre und nun Lasurfarbe aufge- tragen, genau als wenn man die leuchtenden Farben alter Meister auf Altarfiguren betrachtet, die fast immer mit Gold oder Silber unterlegt sind. So kommt es auch, dass z. B. die Färbung 10, die direkt von der Seite gesehen ist, schräg von hinten, wie ein Vexierbild die Farben der Skizze 11 zeigt. Das Weibchen auf der Ahb. 1, links oben, ist in der Färbung identisch mit Farbskizze 10 und 11. Die gewöhnliche Färbung von Pelmato- chromis subocellatus Gthr. ist die auf der Abbil- dung 1 wiedergegebene, wo sie kariert er- scheinen. Die Längs- und Querbinden sind bald heller, bald dunkler braun, schmutziggrün oder schwärzlich, immer verschwimmen die Querbinden nach unten völlig. Oberseits herrschen bei beiden Geschlechtern grünliche Farbtöne vor, die nach unten in Gelb und in der Bauchgegend in gelblichrosa Färbung über- gehen. Die Flossen zeigen bei beiden Ge- schlechtern goldgelbe bis grüngelbe Farben, ebenso wie die Kiemendeckel. Die spitz aus- gezogenen Bauchflossen des Männchens sind goldgelb, haben zwischen den Strahlen stahl- blaue Lichter und der erste Strahl intensiv blaugrüne Farbe. After und Schwanzflosse sind manchmal durchsichtig, manchmal schwärz- lich, manchmal leuchtend weiss, wo diese Par- tien weiss gezeichnet sind. Die dunkel ge- haltenen Partien sind von einer tief blauroten Farbe, die Schwanzflosse trägt am Bande eine karminrote bis blaurote Umsäumung. Die ho- rizontalen Striche auf After- und Schwanzflosse sind leuchtend stahlblau gefärbt, ebenso wie die Strahlen des helleren Fleckes an der Endi- gung in der spitzen Rückenflosse. Diese selbst ist beim Männchen fast stets rötlichgelb und trägt eine sehr wechselnde obere Einfassung von porzellanweiss bis blutrot. Während des Laichens ist das Männchen ebenso gefärbt wie das Weibchen (Skizze 12), nur sind die Farben unsäglich schwach angedeutet, sodass es zur Farbenpracht des Weibchens sich etwa ver- hält wie ein Kampffisch zu einer Bleie. Ein unendlich zartes Rosa, etwa wie das der Am- blystoma mexicana zeigt er oft noch einen ganzen Tag nach dem Laichen. Während der Zeit, wo die Fische ihr gewöhnliches Kleid tragen, laichen sie nicht und dann sind die schönen Farben zart, wie mit einem hauchfeinen, gold- gelben Schleier überzogen. Der Laichakt ist ein ziemlich interessanter und will ich ihn hierher schreiben, wie ich ihn unmittelbar bei einem Laichen der Tiere nieder- geschrieben habe: Am frühen Morgen schon lässt sich er- kennen, dass der Tag des Laichens hereinge- brochen ist. Da ich das Laichgeschäft schon oft genug mit allen seinen Begleiterscheinungen beobachtet habe, wusste ich schon gestern abend, dass es für heute bevorstand. Die Fische haben gestern abend und bis 1 Uhr nachts wieder geknurrt. Unzweifelhaft knurrten beide Fische. Erst stets ein feinerer, langgezogener 830 Johannes Thumm: Pelmatocüromis subocellatus (Gthr.) Ton rrrrr-rrrrr, darauf etwa 2 Töne tiefer rrr-rrr-rrr-rrr-rrr in dutzendfacher Folge. Es ist dies ein knarrender Laut, den man täuschend nachahmen kann, wenn man den Buchstaben r mit dem Gaumen ausspricht und dabei das Gaumensegel vibrieren lässt. 4-. Schade nur, dass die Fische sich bei Be- leuchtung des Aquariums nicht herbeilassen, ihre Tonkünste zum Besten zu geben, dass man ge- nauer beobachten könnnte, wie sie die Tiere hervorbringen. Stundenlang habe ich bei Be- leuchtung vor dem Aquarium gesessen, ohne mich auch nur zu zucken, — kein Ton — kaum habe ich mich mit der Lampe gedrückt und sitze 3 m davon am Tisch, da knurrt es wieder lockend und darauf antwortend. Jedenfalls hängt das Knurren mit der Dunkel- heit gewissermassen zusammen, wenigstens er- innere ich mich aus A. v. Humboldts Reisebe- schreibungen und anderen, gelesen zu haben, dass diese Töne nicht selten von den Tropen- reisenden, wenn sie abends im Boote lagen, aus der Tiefe des Wassers dringend, von ihnen ver- nommen wurden. Einer von ihnen berichtet sogar von diesen Tönen, als einem unvergleich- lichen Konzert aller nur möglichen Knurr-, Grunz- und Tremolierlauten, deren Eigenart und Wohllaut schwer zu schildern seien. Leider kann ich nicht mehr angeben, wo ich dies ge- lesen. Beide Fische sind heute in einer grossen Erregung, die sich aber nicht in Liebesspielen äussert. Nur das Weibchen kann es nicht unterlassen, das ganz fahlgefärbte Männchen, wenn es seiner ansichtig wird, fortwährend aufzumuntern. Es rekapituliert in schneller Aufeinanderfolge alle seine schönen Farbenzu- sammenstellungen. Ist es eben in hellen Farben getönt, erglänzt es im nächsten Moment schwarz- weiss-gelb, um kurz darauf kariert und dann gestreift zu erscheinen. Darauf allein beschränkt es sich aber nicht etwa, man braucht sich nur die Farbenskizzen herzunehmen, schneller als man diese durch- sehen kann, hat das Tierchen alle diese Far- benskalen und dazu noch zwanzig andere durch- laufen. Das phlegmatische Männchen hat es heute aus seinem halben Blumentopf einfach heraus- geworfen und schaufelt mit dem Maule den Sand des Bodens hinweg. Von Zeit zu Zeit schaut er mal von der Seite herein, dann zeigt ihm das Weibchen Farben, jagt ihn fort und dann geht er wieder an die Arbeit, baut Nester, wo die zu erwartenden Jungen hineinkommen sollen. Gar bald besinnt sich aber unsere Schöne, dass es doch eigentlich Unsinn ist, mitzuarbeiten, der Herr Gemahl wird schon arbeiten. Jetzt sieht sie noch zu, dann und wann mit ihm kokettierend. Hat sie ihn aufs Höchste erregt, will er der Liebe Lohn heischen und sie hindrängeln zum aufrechtstehenden grossen Plänerstein, gleich bekommt er eine kalte Douche. Mit Bissen und Knüffen treibt sie ihn zu un- ermüdlicher Arbeit an, nicht mal rasten darf er. Bei jeder Unterbrechung färbt sie sich gleich auf schwarzweiss (Abb. 2), blickt ihn wütend an und er duckt sich und arbeitet, baut Nester. Ist im ganzen Tierreich mit wenig Ausnahmen beim Fortpflanzungsgeschäft der weibliche Teil derjenige, dem die ganze Last zufällt, hier ist es wie bei allen Cichliden, die wir bis jetzt kennen, anders. Das Weibchen ist wenigstens zur Laichzeit die unbedingte Herrin des Herrn. Aber endlich, es ist inzwischen nachmittags 4 Uhr geworden, besinnt sich die Schöne und der Herr Gemahl darf sich nun gemeinsam mit seiner schöneren Hälfte an die Vorarbeiten zum Laichen machen. Der erwähnte Pläner wird an der Rückseite, nicht etwa auf der Zimmer- seite, o bewahre, gereinigt. Ich habe aber vor- gebeugt, 2 Spiegel, die ich im Winkel zu- einander schon ein paar Tage aufgestellt habe, Johannes Thumm: Pelmatochromis subocellatus (Gthr.) 831 lassen mich das Laichen ganz famos beobachten, ohne dass ich selbst gesehen werde. Die Lege- röhre des Weibchens sowohl, wie die des Männ- ?■ chens hat sich in kurzer Zeit und zwar dadurch verlängert, dass sie immerwährend damit über den Stein streichen. Sie hat jetzt beim Weib- chen eine ziemliche Grösse erreicht und ein Aussehen wie Gallerte. Deutlich sind an ihr zwei Läppchen an den Seiten zu unterscheiden und nun ruhen sich beide Tiere bis zum Ein- tritt der Dämmerung aus. Das Männchen hat fast alle Farbe verloren, unaufhörlich durch- rieseln ihn alle Schauer der Erwartung kom- mender Freuden, kenntlich nach aussen durch fortwährendes Zittern, Auf- und Zuklappen der Flossen. Die wundersame Maid hat ihr schönstes Kleid angelegt (Skizze 12), funkelnd glitzert bei jeder Bewegung ein länglicher kupferner Fleck. In seitlichen Verdrehungen, bald den Kopf nach unten, bald nach oben tragend schlängelt sie sich vor dem Männchen hin und her. Doch alles nimmt ein Ende, auch dieser Tanz. Er endet aber schlimm. Eine heftige Beisserei bildet den Beschluss, bei dem das Weibchen unterliegt und flüchten muss. Erlässt aber nicht locker, immer und immer stöbert er sie wieder auf um sie endlich doch zum Steine hinzudrängeln und im Nu ist sie dahinter ver- schwunden. Jetzt bleibt er vorn, kümmert sich anscheinend gar nicht mehr um sie. Jetzt sehe ich, dass sie laicht — sie hat noch etwas mehr Farbe bekommen, so hat jede Schuppe nun einen schwarzen feinen Rand, auch sind dunkle Vertikalbinden leicht angedeutet. Das Laichen geschieht, indem das Weibchen gerade Reihen ihrer gelbroten länglichen Eier eins neben das andere anheftet. Diese Reihen sind kreuz und quer angeordnet, sodass sie sich jedesmal in der Mitte treffen. Nachdem wohl hundert Eier in Reihen von je etwa 20 Stück angeheftet sind, kommt endlich das Männ ehern zum Vorschein, schiebt das Weibchen einfach weg und befruchtet nun, dicht an den Stein angepresst über den Eiern stehend, sodass also die Samenflüssigkeit direkt über die an senk- rechter Fläche anhafteten Eier wegläuft, diese. Dann schwimmt er mit denselben Bewegungen, die das Weibchen beim Ablegen machte, noch- mals lange Zeit über die Eier weg. Ich habe schon eine ganze Zeit Licht gemacht und es auf die Spiegel gerichtet. Jetzt stört es die Fische nicht, dass sie in heller Beleuchtung sind. Nun kommt das Weibchen wieder zum Vorschein, aber wie sieht es aus. (Siehe Abb. 2). Der vordere Teil ist blauschwarz gefärbt, der hintere Teil dagegen schwarzgrün. Der helle Teil ist von leuchtend hellgelber Farbe und der darunter liegende Bauchteil schwarzrot. -«o. PELM/aITOCH'ROMl5 5U£0CEü-HTU3(GtKr.) Die Flossen sind ebenfalls leuchtend hellgelb mit eigenartig violettem Schein, die Umran- dungen derselben goldgelb. In der Schwanz- 832 Joh. Kühlken: Das Kreuzotterterrarium. flösse wechseln goldgelbe mit schwarzen Makeln ab und die Bauchflosse glänzt grün golden an den Strahlen. Ein leuchtend ultramarinblauer Fleck, an der Ansatzstelle der Brustflosse ver- vollständigt das wunderbare Bild. Doch kaum ein paar Minuten und es zeigen sich auf dem Schwarz des Körpers goldgelbe Querbinden, denen grüngoldene Längsbinden folgen und mit einem Schlage ist die Laichfarbe wieder da (Skizze 12). Nun hat sich auch das Männchen wieder dünne gemacht und das Weibchen laicht wieder. Nunmehr dreht sie sich im Zentrum der Eiablage im Kreise herum und füllt da alle Lücken aus, wieder verdrängt vom Männchen, das befruchtet. Wieder das reizende Farbenspiel des Weibchens und dann geht es weiter bis etwa ein talergrosses Fleckchen dicht mit Eiern besetzt ist. 32 mal befruchtet das Männchen und ebensooft setzt das Weibchen mit der Eiablage aus. Nun steht das Weibchen, eifrig frisches Wasserzufächelnd, vor den Eiern. Wunderbar, erst wackeln die Eier nur, dann durch die eifrige Befächelung immer mehr lossgerissen, hängen sie nur noch an sich bis zu 1 cm Länge ausdehnenden Fäden und bei jedem Flossen- schlage baumeln sämtliche Eier an ihren Fäden hängend hin und her. Ueber die vielen Misserfolge von dem Augen- blicke des Laichens an, berichtete ich schon eingangs, fast ebensoviel Misserfolg hatte ich in der Aufzucht der Jungen, die in verschiedenen Stadien ihrer Entwicklung aus Ursachen, die ich bisher nicht einwandfrei ermitteln konnte, ein- gingen. Es ist begründete Hoffnung vorhanden, dass ich an Hand eines Nestes voller Jungen diesmal noch glücklicher bin als das vorherige Mal und deshalb will ich über die Aufzucht der Jungfische später einmal berichten, zumal hier nur die Zeit aufklärend wirken kann. Das Kreuzotterterrarium. Von Joh. Kühlken-Nürnberg. Der Terrarier und besonders der Schlangen- liebhaber ist in Deutschland übel daran, bietet unser Vaterland doch an geeignetem Material gar wenig. Wer nicht gewillt ist, sich mit der stinkenden Sippe der Tropidonotus zufrieden zu geben, pflegt meist Tiere südlicherer Landstriche und immer wieder begegnet man in den Käfigen deutscher Liebhaber der behäbigen Elaphis, der ungestümen Eidechsennatter, der eleganten Aes- kulap- und der prächtigen Leopardennatter. An einem Reptil unserer engeren Heimat aber wird achtlos vorüber gegangen. Es ist verpönt, selten öffnet sich ihm ein freundliches Gelass, sondern meist nur die Spiritusflasche des Prä- parators — der Kreuzotter nämlich. — Und der Grund? Die Kreuzotter ist hinfällig, sie frisst nicht und ihre Pflege verlangt ein hohes Mass von Kenntnissen, sagt man. Gewiss, die Ringelnatter ist leichter zu halten. Wer aber die Eidechsennatter zur Futterannahme bringt, wer Coluber leopardinus längere Zeit ernährt hat, der soll es sich nicht versagen, die Kreuz- otter zu pflegen. Er wird bald finden, dass das Tier besser ist, als sein Ruf und ein Ter- rarium, das neben der Stammform die rote und die schwarze Spielart beherbergt, gewährt einen reizvollen Anblick. Zur Eingewöhnung der Kreuzotter ist ein zweckmässig eingerichtetes Terrarium unbe- dingtes Erfordernis. Man kann, wie ich dies schon beobachtete, von dem Boden heimnehmen, auf dem die Schlange gefangen wurde, die Pflanzen der Nachbarschaft ausgrahen und sich möglichst eng an eine Nachbildung des Fund- ortes halten, ohne es, trotz aller Mühe, der Schlange recht zu machen, weil vielleicht wesentliche Punkte ausser acht gelassen sind. — Natur gemäss ist ein Terrarium, in dem die Schlange sich wohl fühlt, nicht aber ein solches, das einen Ausschnitt der freien Natur äusserlich wiedergibt. Zunächst der Behälter. — Die Bodenfläche sei möglichst gross, keinenfalls gehe sie unter etwa 70 X 50 cm mit 20 cm Aussparung für Bodenfüllung hinab. Diese Grösse genügt für etwa 6 bis 10 Kreuzottern. Als Tür richte man die ganze Vorderwand ein, dergestalt, dass diese aus einer Glasscheibe in einem Stück besteht. Die Glasscheibe läuft oben und unten in Nuten, so zwar, dass sie nach beiden Seiten bewegt werden kann. Diese Bauart ermög- licht es, von jeder beliebigen Seite in das Ter- rarium gelangen und in demselben hantieren zu können, ohne die Insassen zu beunruhigen. Für die Bodenfüllung verwende man Torfmull, wie es als Streu für Pferdeställe in Ballenform in den Handel kommt. Neben seiner grossen Aufsaugungsfähigkeit besitzt der Torf sehr schätzenswerte desodori- sierende und mufizierende Eigenschaften. Dieses Torfmull wird tüchtig mit Wasser getränkt und dann — gut ausgedrückt — in das Terrarium gebracht. Für die Auswahl der Pflanzen müssen Joh. Kühlken: Das Kreuzotterterrarium. 833 Standort und Lichtverhältnisse die Richtschnur abgeben. — Fradescantia , Selaginella , Nertcra depressa, Ficus repens , Pfennigkraut, Farren, Walderdbeere, Heidelbeere oder was immer sonst, die Auswahl ist so reich, dass man nicht in Verlegenheit zu kommen braucht. Der frei bleibende Teil der Oberfläche kann, je nach den Lichtverhältnissen, angesät, mit Rasenaus- stichen belegt, oder mit Moos bedeckt werden. Soll zur Verschönerung ein Kletterbaum ange- bracht werden, so steht dem nichts im Wege, benutzt wird er von der Kreuzotter allerdings selten oder nie. Die Bepflanzung hat als vor- nehmsten Zweck den Zwang für den jungen Terrarier, die richtige Bodenfeuchtigkeit zu er- halten und- so einem Krankwerden der Tiere vorzubeugen. Selbst in einem Terrarium in- dessen, das dekorativ wirken soll, sei die Be- pflanzung niemals zu üppig. Den Tieren selbst ist es gleichgiltig, ob sie lebende oder tote Pflanzen zur Verfügung haben, wenn sie nur sonst ihre Lebensbedingungen finden. Ich weiss sehr wohl, dass ich mich mit diesem Satze in Widerspruch setze zu einem grossen Teile unserer Liebhaber, die in Wort und Schrift die Ansicht vertreten, das Terrarium müsse einem Urwald gleichen. Die Herren folgen indessen zu sehr ihrem Schönheitsempfinden und ich glaube behaupten zu dürfen, dass in manchem dieser Urwald -Terrarien besonders scheue und furchtsame Schlangen, wie z. B. die amerikanischen Peitschenschlangen oder die dalmatinische Eidechsennatter trotz aller An- strengungen nicht zum Fressen zu bringen wären. Nach Einfügung des Trinknapfes wäre unser Terrarium nunmehr fertig, doch würde die eingesetzte Schlange durch unablässiges Umher- wandern zeigen, dass ihr das neue Wohngemach wenig gefällt. — Sie sucht ein Versteck. Um hier das Richtige zu treffen, müssen wir uns die Verhältnisse des Freilebens ver- gegenwärtigen. Wir finden das Tier dort, selbst in den zeitigen Morgenstunden, mehr oder weniger verborgen, unter Gebüsch oder dergleichen ruhend, selbst die Jagd betreibt es meist im Grase oder einer ähnlichen Deckung. Während der heissen Tagesstunden ist es ver- schwunden. Es hat sich in seinen Schlupfwinkel zurückgezogen. Für die Gefangenschaft heisst das, unterirdische und oberirdische Verstecke. Die unterirdischen Verstecke lasse ich für kleine, leichte Schlangen gern durch weisse Mäuse herstellen. Ein Pärchen derselben durch- zieht in wenig Tagen den Bodengrund mit Gängen und wird dann entfernt. Zur Schaffung oberirdischer Verstecke verwende ich Zierkork in Stücken, zwischen die Pflanzen gelegt. Die Schlangen finden so jedes Versteck, wie es ihnen zusagt, zudem schafft der Zierkork trockene Plätzchen nach dem Giessen und Besprengen. Zur Fütterung wären neben kleinen Tau- und Wasserfröschen ah und zu halbwüchsige Mäuse zu reichen und zwar weisse oder die als „japa- nische Tanzmäuse“ angebotenen Tiere in aus- gewachsenen Exemplaren. Die Maus bleibt über Nacht im Terrarium. Ist sie am nächsten Mittag nicht gefressen, so wird sie entfernt und der Versuch einige Tage später wiederholt. Sobald solche zu haben, sind einige grosse, grüne Heuschrecken einzusetzen, auch diese werden von den Kreuzottern gerne genommen. Für die Wahl des Standortes sind wiederum die Bedingungen des Freilebens massgebend. Wer seine Tiere selber fängt, wird leicht die Beobachtung machen, dass die Kreuzotter im Vorsommer und an trüben Tagen des Hoch- sommers auch über Mittag, im Hochsommer bei Sonnenschein aber nur bis gegen 10 Uhr zu finden ist. Steigt die Sonne höher, so zieht sich das Tier an schattige Plätze zurück. In die Praxis übersetzt heisst das: „Standort mit Morgen sonne“. Wer seine Tiere jetzt völlig sich selbst überlässt und dieselben auch beim Futter- und Wassergeben so wenig wie irgend möglich beunruhigt, wird die Freude haben, den bei weitem grössten Teil gesunder Kreuzottern bald und dauernd an das Futter gehen zu sehen. Der eingewöhnten, gut fressen- den Kreuzotter können später die unterirdischen Schlupfwinkel entzogen und das Tier gezwungen werden, sich dauernd an der Oberfläche aufzu- halten. Ich wäre damit am Ende meiner Ausfüh- rungen, möchte aber noch zwei Punkte be- rühren, bezüglich welcher verschiedenfach An- fragen bei mir eingingen und die auch weiteren Kreisen Interesse bieten werden. Die zwangsweise Ernährung. Nicht selten kommt der Liebhaber in die Verlegen- heit, Schlangen erwerben zu müssen, die in- folge irgend eines Umstandes — Krankheit, unzweckmässige Haltung, falsches Futter und dergleichen — so sehr herabgekommen sind, dass sie das Futter verweigern und auch den lockendsten Bissen im besteingerichteten Käfig widerstehen. Hat man ein derartiges Tier, sagen wir eine schöne schwarze Kreuzotter, so 834 Joh. Kühlken: Das Kreuzotterterrarium. ist die zwangsweise Einführung von Nahrung sehr am Platze. Zur Ausübung des Kunstgriffes drückt man der Schlange mittelst eines entsprechend langen Stabes den Kopf vorsichtig zu Boden und fasst sie dann unmittelbar hinter den Kiefern, so zwar, dass ihr kein Platz zum Wenden des Kopfes und zum Beissen bleibt. Die Kreuz- otter wird nunmehr in den meisten Fällen ihre Giftdolche prompt in den vorgehaltenen Futter- frosch schlagen. Sollte sie sich weigern und auch sanftes Zureden durch Stupfen an die Nase erfolglos sein, so muss man zur zwangs- weisen Oeffnung des Maules schreiten. Man schiebt zu dem Zwecke eine feine Pinzette oder in deren Ermangelung die Ecke einer Visitkarte in die Oeffnung des Zungenfortsatzes. Die Schlange wird auf die ihr unangenehme Empfin- dung mit Aufreissen des Maules antworten und so Gelegenheit geben, den Frosch einzu- führen. Dieser muss dann mit einem Bleistift oder dergleichen behutsam in den Schlund hin- abgeschoben werden, eventuell ist durch vor- sichtige Bauchmassage nachzuhelfen. Die Sache an sich ist sehr einfach, erfordert aber gleich- wohl ein gewisses Geschick und ich muss dringend raten, sich dies Geschick durch eine Reihe Proben an harmlosen Schlangen anzu- eignen, sonst läuft der Neuling bei so kleinen Schlangen wie der Kreuzotter Gefahr, mit den Waffen des behandelten Tieres in unliebsame Berührung zu kommen. Als Futtermittel kommt einzig der Frosch in Frage. Rohfleisch in fingerlange Stücke geschnitten , stopft sich schlecht, die Prozedur muss mit der Pinzette vorgenommen werden und zieht bei nicht ge- nügender Uebung leicht Verletzungen der Schlange nach sich, die meist zum Tode führen. Die Wiuterkiste. Der Liebhaber, der den ganzen Sommer hindurch mit Eifer und Geduld allerlei Getier fing, um seinen Pfleg- lingen einen reich gedeckten Tisch zu schaffen, pflegt im Herbste eine Kiste herzustellen, mit Draht oder dergleichen verschliessbar und mit Moos gefüllt. In diese Behausung steckt er seine Tiere, in der Ansicht, dass sie zweifelles einen tiefen und gesunden Schlaf tun werden, um im nächsten Frühling frohgemut zu er- wachen! Er bedenkt aber nicht, dass er mit seiner 'Winterkiste die natürlichen Verhältnisse geradezu auf den Kopf stellt. Im Freileben sucht die Schlange Unterschlupf in Misthaufen, tiefen Schichten faulenden Laubes, in Löchern innerhalb der Erde und dergleichen, also an Plätzen, die stets eine gewisse Feuchtig- keit enthalten. Diese Feuchtigkeit ist für die Gesundheit der Schlange unbedingtes Erfordernis und muss ihr auch in der Gefangenschaft ge- boten werden. Geschieht dies nicht, so kommt sie im Frühjahr, wenn überhaupt, meist krank zum Vorschein, matt, hinfällig, ohne Fresslust und häufig mit der gefürchteten Maulfäule. Die rationell überwinterte Schlange aber kommt eben so rund und dick, wie sie schlafen ging, mit gutem Appetit hervor und wird bald nach dem Erwachen die alte Haut in einem Zuge abwerfen. Die zweckmässig eingerichtete Winter- kiste enthält auf dem Boden eine handbreit hoch feuchten Sand oder besser noch Torf, auf diesen gut abgetropfte Hohlziegel, die mit einer Schicht lebenden Mooses zugedeckt werden. Die Schlangen suchen die Hohlziegel gern auf und drücken sich, meist zu mehreren in dem- selben Loch, sehr zusammen. Das Moos ist vor dem Vertrocknen durch Besprengen zu schützen, ebenso muss der Sand stets feucht gehalten werden. Die Tiere finden ihre natürlichen Lebensbedingungen und bleiben gesund. Die Winterkiste soll natürlich nur da Verwendung finden, wo es sich um die Unterbringung der Insassen grosser Freiland- oder Freiluftterrarien handelt, die nicht in die Wohnung geschafft werden können. In allen anderen Fällen werden die Tiere in dem gewohnten Terrarium belassen. Steht dieses im geheizten Zimmer, «o werden die Schlangen überhaupt auf den Winterschlaf verzichten, ohne Einbusse an ihrer Gesundheit zu erleiden. Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und heize meine Terrarien, mit dem Erfolg, dass die gesamten Insassen, Schlangen, Frösche und Eidechsen, jederzeit rege Fress- lust und ein ausserordentlich munteres Wesen zeigen. Ich habe auf diese Art die verschiedensten Schlangen, z. B. Eutaenia elegans , Ophibolus getulus , Spilotes corais, Ancistrodon piscivorus und viele andere lange Jahre mit Erfolg ge- halten, manche Exemplare ein Jahrzehnt und darüber. Den ersten Anstoss zu der Annahme, dass der Winterschlaf weniger unbedingtes Erforder- nis, als vielmehr eine aus dem Zwang der äusseren Verhältnisse erwachsene Notwendig- keit sei, gab mir das je nach der Oertlichkeit und Höhenlage ganz verschiedene Verschwinden und Wieder auf treten so häufiger Schlangen wie Eutaenia in ihren verschiedenen Spielarten. In der Umgegend von New-York fand ich die Dr. Jos. H. Klintz: Eine neue Cypris-Art als Aquariumtierchen. 835 letzten Tiere Anfang November, die ersten wieder im April. In Maine und den Neu-Eng- land- Staaten verschoben sich die Zeiten um etwa einen Monat nach jeder Seite und in Florida fand ich das Tier den ganzen Winter hindurch. Weiter beobachtete ich, dass tropische und subtropische Reptilien, die in ihrer Heimat eine Sommerruhe, eine Art Sommerschlaf halten, diesen Sommerschlaf im kalten Norden aufgeben, ohne in ihrem Wohlbefinden Einbusse zu er- leiden und schliesslich blieben Frösche, die frostfrei standen, munter und zeigten den ganzen Winter hindurch Fresslust. Ich verallgemeinerte nun das Gesehene mit dem besten Erfolge. Um nur ein Beispiel anzuführen, regeneriert jetzt eine meiner Lacerta muralis den abge- brochenen Schwanz tadellos. Es unterliegt wohl kaum einem Zweifel, dass ausser mir noch eine ganze Reihe von Reptilien-Liebhabern eben so handelt wie ich und mit mir die gleichen Erfahrungen gesammelt haben wird. Wenn trotzdem die Frage in unseren Zeitschriften seither nicht aufgeworfen wurde, so dürfte dies darin seinen Grund haben, dass der Standpunkt der „Naturgemässheit“ unserer Aquarier auch auf uns abfärbt und dass niemand wagt, ketzerisch an alten Vor- urteilen zu rütteln. Indessen „Eines schickt sich nicht für Alle“. Wir verfolgen andere Ziele als die Aquarier und es ist nur „natur- gemäss“ wenn wir uns anderer Mittel bedienen. Eine neue Cypris-Art als Aquarium- tierchen. Mit zwei Abbildungen von Dr. Jos. H. Klintz (Wien). Die stattliche Zahl der Berichte über die Haltung und Pflege verschiedenartigster Aqua- rium- und Terrariumtierchen möchte ich durch diese Zeilen etwas bereichern. Ich bringe zum Unterschiede von anderen Berichten nicht grosse, durch auffallende Formerscheinungen und Farben- pracht dankbare Tiere; sondern kleine, unan- sehnliche Tiere, welche, der Klasse Krebstiere angehörend, durch ihre äussere Körperbedeckung die Gruppe der Muschelkrebse ( Ostracodea ) bilden. Eine spezielle Form, oder besser gesagt, eine neue Art dieser Muschelkrebse und ihr Treiben in einem Aquarium zu beschreiben, ist meine Absicht. Ein Aquarium der Mikrofauna, das folgender- massen ausgestattet ist : verschiedenartigste Wasserpflanzen, wie Elodea, Vallisneria, Lemna usw., am Boden etwas Schlamm, als herum- tümmelnde Bewohner Daphnien mannigfachster Art, Cyclops , kleine bunte Milben, Bryozoen- kolonien, Wasserasseln usw. kann auch die Wohnstätte unserer neuen Art sein, welche sich in auffallender Weise von den übrigen, bei uns häufig vorkommenden Muschelkrebsarten oder Cypris-Arten unterscheidet. Es ist ein herrlicher Anblick, das Treiben dieser Tiere zu beobachten; ein wirres Durcheinander, ein wahrer Kampf ums Dasein. Ausser dem einen Vor- teil eines solchen Aquariums, welches schon L e d e r m ü 1 1 e r „Gesichts- und Augenergötzung“ nannte, muss ich noch erwähnen, dass die Er- haltung eines derartigen Aquariums viel weniger Zeit und Geld kostet, als eines mit Amphi- bien und Fischen bewohnten. Denn erstens braucht man kein Wasser zu wechseln und zweitens entfällt jedem Züchter die Sorge der Nahrungsverschaffung. In dem Schlamme, den man aus irgend einem Tümpel aushebt, befinden sich ausser der immensen Zahl vor- handener Aufgusstierchen, die als Futter all- mählich verspeist werden, ohne in ihrem Quan- tum erheblich geschädigt zu werden, massenhaft noch andere organische Zerfallsprodukte, die ebenfalls den Tieren als Nahrung dienen. Da ich mir die genauere Beschreibung eines solchen Aquariums samt seinen interessanten Bewohnern für einen späteren Bericht reservieren möchte, komme ich nun auf die neue Cypris-Art ( Cypris sculpta ) zu sprechen, die — wie bereits erwähnt1) — in dem weissen Nil zu Ende des Jahres 1903 gesammelt wurde. Diese Art erreicht eine Körpergrösse von 3 mm, ihre beiden, den Körper bedeckende Schalen, sind von einer länglichen Nierenform. Auf die andere genaue Körperbeschreibung hinsichtlich ihrer äusseren und inneren Organ- differenzierungen kann ich hierorts leider nicht näher eingelien, verweise aber auf meine zwei Berichte2)3), worin sich eine detailierte Be- schreibung dieses Tierchens befindet. Immer- hin ersehe ich es für notwendig, mit kurzen \V orten die beiliegende Abbildung (Abb. 1) erklären ') Dr. Paul Kämmerer: „Wiedererweckung kleiner Tiere und Pflanzen aus getrocknetem Schlamm“ in den Blättern für Aquarien- und Terrarienkunde 1907. Nr. 23—26. 2) „Ueber Schlammkulturen“ im Archiv für Hy- drobiologie und Planktonkunde. Band II. Seite 514 bis 516. 1907. 3) Josef H. Klintz: „Ueber eine neue Cypris-Art aus dem Nil“ im Archiv für Hydrobiologie und Plank- tonkunde. Band III. 1908. 836 Dr. Jos. H. Klintz: Eine neue Cypris- Art als Aquariumtierchen. zu müssen. Bei dieser Gelegenheit möchte ich sofort erwähnen, dass diese Figur infolge ein- gehender Untersuchungen von jener, in Dr. Paul Kämmerers in den Blättern für Aquarien- und Terrarienkunde veröffentlichten Arbeit beige- legten Abbildung, in manchem verschieden ist. Die Figur ist eine dreiunddreissigmalige Ver- grösserung und zeigt das Tierchen auf der rechten Seite liegend mit abgehobener linker Schale. Beobachtet man das Treiben dieser Tiere, die in Einsiedegläsern gehalten werden, in welchen der Grund ein etwa drei Finger hoher Schlammniedersatz bildet, so sieht man zuerst die wellenförmigen Kanäle, die sich die Tiere im Schlamme bauen. Au der Oberfläche des Schlammes aber bewegen sich die Tiere in Linien, welche in der Abbildung 2 festgehalten wurden. Im Wasser schwimmen sie ziemlich rasch, den langen Körper schräge nach oben haltend. An den Wänden des Glases kriechen die Tierchen langsam empor, indem sie sich mit den Füsschen an dem am Glase anhaftenden, trockenen Schlamme festhalten. Die schwim- mende Bewegung, welche bei diesen Tieren wohl bekannt sein dürfte, erfolgt durch das Herumschlagen der Antennen (Fühler) nach oben und unten. Zur Ergreifung der Nahrung und zum Kriechen im Schlamme wird sowohl das zweite Antennenpaar, als auch das erste Fusspaar verwendet; während die drei Kiefer- paare zum Festhalten und Abnagen der kleinen Nahrung dienen. Die Schwanzgabel dient zur Bewegung, sie wird entweder kräftig nach rück- wärts geschlagen und als Abstossfuss verwendet, oder dient sie zum Steuern. Wie bereits erwähnt, besteht die Umklei- dung der Tiere aus einer zweiklappigen Schale. Die Wölbung dieser ist beträchtlich stark und erstreckt sich vom Y order- bis zum Hinterende und ebenso in der Richtung der zweiten, auf dieser senkrecht stehenden Axe. In der Nähe des Auges, am oberen Schalenrande, wo die beiden Schalenhälften mit einem dünnen Häutchen verbunden sind, fängt eine eigentümliche Randstruktur an, deren Funktion aber nicht aufgeklärt ist. Wird das Tierchen gereizt, so klappt es die Schalen zusammen und wahrscheinlich spielt die ebenerwähnte Randstruktur dabei eine gewisse Rolle. Erwähnt sei noch, dass die beiden Schalen im ge- schlossenen Zustande nicht übereinander greifen. Die Form und Farbe der Schalen ist in verschiedenen Altersstufen eine verschiedene. Bei Jugendstadien er- scheinen die Schalen viel kürzer und besitzen mehr die Form einer Halbkreis- fläche, überhaupt wechselt das Wachs- tum die äussere Form dieser Tiere. Während die Farbe der Schalen von jungen Tieren noch sehr zart und hell erscheint, ist die Farbe der Schalen bei erwachsenen Exemplaren intensiv Abb. 2. Cypris sculpta Klintz. Die Linien zeigen den Weg der Fortbewegung im Wasser an. grün, gespreckelt mit gelben Flecken von ge- ringer Grösse. Ein höchst interessantes Verhalten zeigt uns die neue Form, als auch die ganze Gruppe der Muschelkrebse in Bezug auf die Häutung. Die Tiere behalten ihre Schalen bis zu ihrem Untergange, ohne sie jemals durch Häutungen Abb. 1. Cypris sculpta Klintz. I. erstes, II. zweites Fühlpaar; I. II. III. K- die drei Kieferpaare; I. Ab. F. erstes Fusspaar; II. Ab. F. zweites Fusspaar; Sch. Schwanzgabel; Sch.-R. Schalen- rand; D. Darm; Ov. Eindruck; N. Leberschläuche; M. Quer- muskel; Sch.-D. Schalendrüse; O. Auge. Jos. Reindl: Ein offenes Feld für Aquarienvereine. auf einmal zu erneuern. Dies kann ich mit umso grösserer Sicherheit behaupten, da ich nie, weder bei Jugendstadien, noch bei geschlechts- reifen Tieren totale Schalenhäutungen zu sehen bekam; obwohl ich gerade deshalb einzelne Exemplare isoliert aufgezogen habe. Die Schalen, die man sehr oft an der Oberfläche des im Glase sich befindlichen Schlammes zu sehen be- kommt, stammen von bereits abgestorbenen Tieren ab, sind aber nicht als Häutungen leben- der Tiere aufzufassen, wie man es sehr oft irr- tümlicherweise hört. Als Nahrung nehmen die Tiere, die im Wasser sich befindenden, organischen Zerfalls- produkte auf. Eine Eigentümlichkeit sämtlicher Muschelkrebstierchen ist ihre Fähigkeit, sich als Skelettpräparateure verwendbar machen zu lassen. Legt man in ein Gefäss, worin sich eine grosse Zahl dieser Tierchen befindet, ein kleines Wir- beltier nach vorhergehender Abtragung der Haut und des überflüssigen Fleisches, so über- nehmen die Tiere das weitere Abtragen der Muskelteilchen und liefern nach einiger Zeit ein vollständiges und tadelloses Skelett. Dieser Vorteil, den wir von diesen Tieren erzielen können ist vielleicht für manche Aquarien- und Terrarienliebhaber von einigem Interesse und W ert. Die Fortpflanzung der Muschelkrebse er- folgt durch Parthenogenese. Die Fähigkeit, sich während langer Dürreperioden am Leben zu erhalten, ist ebenfalls ein Charakteristikum dieser Tiere. Ein Beweis dafür, dass die Tiere mit der geringsten Wassermenge, die sich in ihren geschlossenen Schalen befindet, leben können, ist folgender: Die Schlammprobe, aus welcher diese Tierchen nach vorgegangenem Aufgiessen mit abgestandenem Wasser, hervor- gekrochen sind, wurde im Dezember des Jahres 1903 bei Khartoum in Aegypten ausgehoben und in trockenem Zustande nach Wien in die Biologische Versuchsanstalt transportiert, wo erst nach einem Jahr die obenerwähnte An- feuchtung der Probe stattfand. Ein Zeichen also, dass die Tiere imstande sind, einmal als solche, das andere Mal aber noch als Eier Dürreperioden von der verschiedensten Dauer zu überleben. Ich schliesse meinen Bericht und verspreche, demnächst ein Mikrofaunaaquarium etwas ein- gehender .beschreiben zu wollen. 837 Ein offenes Feld für Aquarienvereine. Von Jos. Reindl, „Wasserrose“ Köln. „Goldfisch pflege. Soll die Pflege des Goldfischchens gelingen, so gilt es folgendes zu beachten: man nehme stets nur eine und die- selbe Wasserqualität, und zwar auf jedes Fisch- chen ein Liter. Im Sommer wechsle man täg- lich, im Winter jeden zweiten oder dritteu Tag das Wasser. Der Behälter muss tief sein, und den Boden bedeckt man mit kleinen glatten Kieseln. Man halte ferner den Behälter in schattiger Stellung und fasse nie die Fische anders als mit einem Netzchen. Auch dürfen Goldfische nicht mit Brot, sondern nur mit Oblaten, Ameiseneiern, Fliegen, Salat usw. ge- füttert werden und nur jeden dritten oder vierten Tag und mit sehr geringen Portionen. In den kalten Monaten, also von November an bis März, brauchen sie gar keine Fütterung, von März an bis Juni nur sehr mässige, so dass die eigentlichen Fütterungsmonate nur Juni, Juli, August, September und Oktober sind.“ Vorstehender Artikel fand sich in einer, allerlei Gemeinnütziges enthaltenden Beilage einer angesehenen Tageszeitung. Der Fall ist nicht vereinzelt, allenthalben begegnet man ähnlichen Aufsätzen in den verschiedensten Zeitschriften. Ueber den Inhalt der vorstehenden Zeilen Worte zu verlieren, ist wohl überflüssig, er gibt so ziemlich die Weise wieder, wie man Fische nicht im Aquarium halten soll. Proteste bei der Redaktion bleiben wohl aus dem Grunde unberücksichtigt, weil eine Zeitung nie gerne ihren Lesern eingesteht, dass sie Unzutreffendes und Falsches in ihren Spalten gebracht hat. !) Leider gibt es viele Erdenmenschen, die solche Artikel für massgebend halten. Es hat ja in der Zeitung gestanden. Welche Fülle von Tier- quälerei kann aber ein solch „gemeinnütziger Wink“ zur Folge haben, welchen Schaden bringt er der, das Interesse an der Natur fördern- den Aquarienliebhaberei. Und doch würde man die Redaktion des betreffenden Blattes mit Un- recht verdammen. Die Tageszeitungen würden in ihrem gemeinnützigen Teil sicher gerne kürzere, allgemein verständliche Abhandlungen über Aquarienkunde aufnehmen, wenn man sie ihnen zur Verfügung stellt. Hier eröffnet sich ein weiteres Wirkungsfeld der Aquarienvereine. Jeder Verein möge seine besten Federn ver- anlassen, die Zeitungen ihres AVohnortes mit kurzen populären Beschreibungen der Einrich- tung und Haltung von Aquarien zu versorgen. Dr. Wolterstorff. ') Das stimmt! 838 Walther Klöpffer: Ein letzter Gang im Spätherbst. Nur Elementares müsste geboten werden, keine hochgeschraubten Abhandlungen über Laich- geschäfte kaum verbreiteter neuer Exoten. Die Wahl der Behälter, deren Vorteile und Nachteile mit besonderer Berücksichtigung des Marterinstrumentes „Goldfischglocke“, Ursachen der Wassertrübung, geeignete Futtermittel, Bodengrund und Wasserpflanzen müssten der Inhalt sein. Alljährlich sollte das gleiche Thema wieder aufs Tapet gebracht werden. Vielleicht Hesse sich ein Austausch der Artikel zwischen den einzelnen Vereinen und Zeitungen ermög- lichen, in diesem Falle wäre allerdings das Ein- verständnis der beteiligten Redaktionen Voraus- setzung. Zweckdienlich dürfte ein am Schlüsse des Artikels befindlicher Hinweis auf die Aqua- rienvereine der betreffenden Stadt und ihre Sitzungen sein. Man vergesse nicht, dass der- artige Veröffentlichungen einen hohen werbenden Wert haben und dass damit nicht nur der Lieb- haberei allein, sondern der Naturdenkmal- pflege im allgemeinen gedient wird. Cr NATUR 1 UND HAUS ^ oeooooooooooo ooooooooooooo Ein letzter Gang im Spätherbst. Von Walther K 1 ö p f f e r - Augsburg. Ein klarer, nebelfreier Novembertag ! Ueber den ganzen Himmel hin lagerts wie ein freier, hellgrauer Schleier ; nur da, wo die milde Herbst- sonne sich mühsam hervorkämpft, fliesst die Färbung ins Gelbliche über. Ein frischer, schneidender Luftzug fegt durchs Geäst der Chausseepappeln und nimmt ihnen die letzten Blätter aus den Kronen. Nun stehen sie weh- mütig da und strecken die dunklen leeren Hände gen Himmel. Auch den meisten andern Bäumen ist’s nicht besser gegangen. Ueberall, wohin das Auge schaut, nichts als kahles, besenartig in die Höhe starrendes Astwerk, die rechte Herbstwehmut. Wir aber wandern rüstig dahin über die Wiesen, unserm liebgewordenen Tümpel eiuen letzten Besuch abzustatteu. Das ehedem so saftiggrüne, üppige Gras hat einen falben Herbst- ton angenommen und kümmert bänglich dem kommenden Winter entgegen. Doch sieh! Ein paar zierliche Pflänzchen haben sich aus der besseren Zeit herübergerettet und unterbrechen nun das eintönige Grün mit ihrem anspruchs- losen Dasein. Da und dort steht ein verschüchtertes Mass- liebchen, hier gar eine goldiggelbe Butterblume; dazwischen duckt sich das rosenrote Sternchen des Tausendgüldenkrautes und der zierliche Augentrost. Noch ein letzter Blick auf diese späten Blumenkinder und wir schreiten dem nahen Acker zu, der uns von dem Ziel unserer Wanderung trennt. Hart und wuchtig liegen sie da, die braunen Schollen, und knirschen leise, wenn der flüch- tige Fuss über ihren Rücken hinwegeilt. Nun noch ein paar Schritte durch Gebüsch und Unterholz und der Tümpel liegt vor uns. Zwischen uralte, sturmzerzauste Weidenstrünke und Ellernbüsche hat er sich in einer kleinen Bodenmulde eingelagert. Das vielfach geknickte und dürre Binsenröhricht, das ihn einschliesst, nickt uns flüsternd zu. Da und dort liegt eine braunrote Blütenrispe quer über dem Wasser neben dem rostbraunen Blatt des Froschlöffels, dessen Wurzelstock wohlgeborgen im Schlammboden ruht und der Auferstehung harrt. Endlich sind wir an Ort und Stelle. Rasch wird das Transportgefäss und das Planktonnetz ausgepackt; denn die Kälte treibt unwillkürlich zur Eile. Bevor wir jedoch an den eigentlichen Tümpel kommen, müssen wir uns zwischen den Schilfhalmen durchwinden. Zwischen denselben liegen grosse Mengen von verdorrten Linsen, die das Wasser beim Zurückweichen nach den tiefergelegenen Stellen zurückgelassen hat. Je weiter man vordringt, desto schlammiger wird der Untergrund, sodass man bei jedem Schritt tief mit dem Schuh einsinkt. Doch so ein bis- chen Schmutz darf einen Aquarianer nicht kümmern, also mutig vorwärts. Endlich sind wir so weit. Die Wassertiefe der Senkung, vor der wir stehen, beträgt vielleicht einen halben Meter ; stellenweise hat sich schon eine ganz dünne Eiskruste gebildet, die sogleich durchbricht, wenn unser Kätscher Forschungs- reisen unternimmt. Jetzt ein paar Züge mit dem Netz und sein Inhalt wandert in das be- reitgehaltene Glas. Unsere Erwartung hat uns nicht getäuscht! Wasserasseln ( Asselus aquati- cus) und Ruder wanzen (. Noton ecta glaucä) in allen Grössen, Bachflohkrebse {Gammarus pule x), Literatur-Bericht. 839 sowie eine Menge kleiner Daphnien und Cyklops unterscheiden wir auf den ersten Blick. Nach längerem Suchen entdecken wir etliche der so seltenen Schildkiemenfüsse ( Apus cancriformis), die Gehäuse verschiedener Köcherfliegen ( Phry - ganea ), die uns zuerst wegen ihrer Aehnlichkeit mit schwimmenden Holzstückchen entgangen waren. Dazwischen schlängeln sich Pferdeegel ( Haemopis vorax ) und — die „Freude jedes Aquarienliebhabers“ — , der unvermeidliche Bachröhrenwurm ( Tubifex riviilorum ) lustig um- her. Ein paar weitere Züge verschaffen uns verschiedene Arten von Schlammschnecken ( Limnaeus stagnalis, auricularius usw.), Palu- dinen oder Sumpfdeckelschnecken ( Paludina vi- vipara) und noch mancherlei anderes Getiei’, das wir erst daheim mit Müsse entdecken und bestimmen können- Doch jetzt tun wir uns auch um Pflanzen um. Schon vorhin haben wir eine Menge dunkel- grüner Stengel der Wasserpest ( Elodea cana- densis) mit herausgezogen. Dazu gesellen sich noch das ausdauernde, dankbare Quellmoos (. Fontmalis antipyretica ) mit seinen breiteiför- migen, gekielten Blättchen, welche die Zweige scharf dreikantig erscheinen lassen, die bräun- lichen stark verästelten Stengel des Hornkrautes ( Ceratophyllum demersum ) und das ährenblütige Tausendblatt (Myriophyllum spicatum) ; ferner eine zierliche Pflanze mit leider nur allzu zer- brechlichen Stengelchen, der Armleuchter ( Chara foetidd), lauter prächtige Aquarien- pflanzen. Der Wasserschlauch ( Utricularia vulg .) dagegen, der vor einigen Monaten hier in voller Blüte stand, ist zu Boden gesunken und hat dort im Schlamm Wurzeln getrieben, die ihn bis zum Frühjahr am Grunde festhalten. Wir treten nun den Rückweg an; denn mit unserer Beute können wir zufrieden sein. Volle Freude werden wir freilich erst zu Hause empfinden, wenn wir den Inhalt unseres Trans- portgfässes in einen grösseren Glasbehälter leeren und nun mit Lupe, Pinzette und Mikro- skop bewaffnet uns ganz und ungestört ins Studium des mitgebrachten Stoffes versenken können. Dann wird jedes Zweiglein, jeder Wassertropfen zu einer Fundgrube ungeahnter Wunder und Schönheiten und es erschliesst sich uns eine neue Welt, die durch ihre Eigen- art ebenso fesselt wie sie zu ernstem und gründ- lichem Studium ihrer selbst auffordert. Den Heimweg wollen wir durch den nahen Laubwald antreten ! Zuvor geht unser Pfad durch Gebüsch und Unterholz, das dem eigent- lichen Wald vorgelagert ist. Dann und wann grüsst uns die Eberwurz in silberstrahligem, distelähnlichen Kleid, nun wieder ein paar korallenrote Beerenbüschel am nackten Ge- zweig des Weissdornstrauches. Bunt durchein- ander stehen Haselsträucher, Weidenbüsche und Schleedorngestrüpp. Dazwischen ranken sich die rotbraunen Schnüre des wilden Hopfens, verdorrte Wicken- und Windenschlingen. Als willkommene Unterbrechung kriechen die Brom- beerranken, die fast noch all ihre Blätter tragen, am Boden zwischen dem Büschelgras hin. Da endlich öffnet der Laubwald seine weiten Pforten. Welch herrlicher Geruch im Hauch der frischen Morgenluft! Fast wie würziges Heu! Und nun erst die Färbung! Das ernste, ein- förmige Grün des Sommers ist einem heiter- lachenden Durcheinander von Tinten aller Art gewichen, unter denen das Braun vorherrscht. Die Birke hat ihr sonniglichtes Haar mit gelben, wirr durcheinander hängenden Strähnen vertauscht, die vielzackigen Blätter des Ahorns sind ärgerlich zusammengeschrumpft. Der Horn- strauch hat seine Zweige blutrot gefärbt, die Blätter aber purpurbraun; ebenso die Brom- beeren, Liguster und Weissdorn. Trotzig und zernarbt stehen die Eichen da, wie stumme Krieger. Nur dann und wann huscht ein müder Sonnenstrahl über ihre bräunlichen Züge. . . . Vor uns läuft eine Waldmaus über den Weg, eine Eichel in den schneeweissen Zähnchen. Ueber uns turnt ein Eichhorn, knabbert da- zwischen Nüsse und wirft uns die Schalen vor die Füsse. Ein knackender Zweig hat einen Raben aus seiner beschaulichen Ruhe aufge- schreckt und kreischend fliegt er auf den nächsten Wipfel. . . . Jetzt tut der Wald sich wieder auf und wir schreiten hin über die sonnbeglänzte Lich- tung. Dort draussen treibt ein Schäfer in blauem Mantel seine weisswolligen Tiere in die Hürde zur Mittagsrast und schmaucht dabei sein Pfeifchen . . . ringsum herrscht tiefe Stille! Nur aus der Ferne klingt der zitternde Ton einer Glocke, die Mittag läutet. Das lässt auch uns fester ausgreifen und bald kommen wir auf belebtere Wege. . . . Kleine Mitteilungen <#><#> Das Ablaichen trächtiger Weibchen ohne vor- aufgegangene Paarung *) habe ich bei Labyrintfischen (Makropoden, Kampffischen, Polyacanthus), dann auch ’) Siehe L. Schuhe, „Blätter“ Nr. 48, Seite 774. 840 Nachrichten der Herausgeber. — Literaturbericht. bei Gambusen, Girardinus und einigen Poecilien be- obachtet, die verhältnismässig grosse Eier ohne An- zeichen einer Befruchtung von sich gaben. Ein Freund sah ebenfalls ein jungfräuliches Chanchito- Weibchen den Laich an einen Stein heften, und ihn nach tage- langer erfolgloser Pflege auffressen. Bei unseren einheimischen Fischen erinnere ich mich nicht, jemals beobachtet zu haben, dass sie sich ihres überständi- gen Laichs entledigten. Das von Herrn Geyer beschriebene „Spielen“1) glaube ich bei allen meinen lebendgebärenden Kärpf- lingen wahrgenommen zu haben und kann es jetzt bei meinen jungen Pseudo xiphophorus täglich sehen. Dr. Zimmermann. Nachrichten der Herausgeber Bitte. In den letzten Wochen war es mir trotz eifriger Tätigkeit nicht möglich, die umfangreiche Redaktions- korrespondenz glatt und mit gewohnter Pünktlich- keit zu erledigen. Als Entschuldigung für dies Ver- gehen möchte ich nur anführen, dass mich jetzt auch mein Hauptamt im Museum stark in Anspruch nimmt. Es handelt sich um Fertigstell ungder Schau- sammlung in Spirituspräparaten usw. von Reptilien, Fischen, niederen Tieren usw., einer Samm- lung, bei welcher ich mich ja reicher Unterstützung durch die Herren Aquaiien- und Terrarienpfleger er- freute und über welche ich später an diesem Orte ausführlicher zu berichten gedenke. Alle Eingänge finden inzwischen ihre Erledigung, alle druckreifen Arbeiten gelangen in die „Blätter“, aber — Geduld, wenn ich nicht umgehend antworten kann. Und nun : Frohe Feste und ein glückliches neues Jahr! Magdeburg, 17. Dezember 1909. Dr. Wolterstorff. Berichtigung. Nachtrag zu „Ratschläge“ Dezember: Wie aus dem Sitzungsbericht des „Proteus“- Breslau vom 30. November in der „W.* ersichtlich, wird dort die hier empfohlene Prämierung schon durchgeführt und wurden daselbst glänzende Leis- tungen mit Preisen bedacht. Joh. Thumm. Literatur-Bericht Di'. E. Bade. Das Süsswasser- Aquarium. Die Flora und Fauna des Süss wassers und ihre Pflege im Zimmer-Aquarium. Mit 12 Farbtafeln, 30 Schwarz- tafeln und 610 Textabbildungen nach Zeichnungen, Photographien und Mikrophotographien des Ver- fassers. Dritte vollständig umgearbeitete und ver- mehrte Auflage mit einem Anhang über das Mikro- skop. Verlag Fritz Pfennigstorff-Berlin. Preis 12,50 Mk. Wer dieses gross angelegte Sammelwerk zum ersten- male aufschlägt, dessen Blick bleibt unfehlbar auf der dem Titelblatt gegenüberliegenden Seite haften. Dort schauen uns die Köpfe von drei Männern ent- gegen, die eigentlich die Geschichte der Aquatik in sich verkörpern. Zuerst das grosse, durchgeistigte Gelehrtenantlitz unseres Rossmässler, der überhaupt den ersten Anstoss dazu gab, mit Verständnis ein Aquarium anzulegen und zu pflegen, dann W. Geyer, der mit an erster Stelle gearbeitet hat, um den aus- gestreuten Samen zur Frucht heranreifen zu lassen, und der der Liebhaberei immer neue Freunde gewann. Schliesslich der jüngste Vorkämpfer für unsere Sache, der leider im besten Mannesalter verstorbene Paul Nitsche, der verdienstvolle erste Vorsitzende des „Triton“-Berlin, der sich nicht nur um den Import ') „Blätter“ Nr. 48, Seite 775. neuer Tiere und Pflanzen, sondern ebensosehr um die Ausbreitung der Aquarienkunde, um die Hebung desselben auf einen höheren Standpunkt, grosse Ver- dienste erworben hat. Das Werk ist als Handbuch gedacht, in dem der Aquatiker über alles, was ihm begegnet, erschöpfende Auskunft finden soll. Im grossen und ganzen ist die Zusammenstellung von dem bis jetzt Bekannten dem Verfasser gelungen, wenn auch nicht verschwiegen werden soll, dass die einzelnen Kapitel etwas sehr ungleich behandelt sind. Das liegt aber daran, dass es schon heute unmög- lich ist, das gesamte Gebiet der Aquarienkunde zu beherrschen und dass deshalb bei dem doch nur von einem einzelnen bearbeiteten Werk der Spezialist manches auszusetzen haben wird. Es würde sich doch wohl bei einer späteren Neuauflage empfehlen, manche Kapitel z. B. das der speziellen Fischzucht von einzelnen hervorragenden Praktikern aus diesen Gebieten bearbeiten zu lassen. Die benützte Lite- ratur ist sehr ungenau angeführt, oft nur der Titel der Zeitschrift ohne Jahrgang oder Seitenzahl. Wer also die Angaben des Verfassers genauer verfolgen will, hat erst grosse Mühe, die Originalarbeit zu finden. Das ist ein grosser Fehler des Buches und erschwert seinen Gebrauch. Einige kleine Stichproben von dem, was Ref. zu beanstanden hat, mögen im Folgenden aufgezählt werden : Auf Seite 25 hätte notwendiger- weise zu dem Kapitel „Kesseldurchlüftung“ eine Zeichnung mit genauer Beschreibung der notwendigen Apparate z. B. des Manometers und Reduzierventils gegeben werden müssen. Wir hatten noch in letzter Zeit Gelegenheit, bei einem Vereinsvortrag zu be- merken, wie wenig die meisten Liebhaber von der Konstruktion dieser Apparate wissen und wie dank- bar sie für Belehrung sind. Die Durchlüfter von Kindel-Stössel und Lindstaedt sind noch garnicht er- wähnt. Diese wichtigen Apparate hätte man während des Erscheinens des Werkes doch wohl noch mit einschieben oder in einem Nachtrag abhandeln können. Auf Seite 106 stimmt die Bezeichnung in der Fig. 51, hellgrünes Hornkraut [Cer atophyllum submersum ) nicht mit der im Text Nr. 55 überein, in dem sich als deutsche Bezeichnung „untergetauchtes Hornkraut“ findet. Dafür lesen wir in Nr. 56 als hellgrünes Hornkraut (C. demersum). Auf Seite 118 findet sich ein Satz, in dem Wahres und Falsches miteinander vereinigt ist. Dass die Batrachium- Arten weissblühend sind, stimmt zwar, aber völlig unverständlich ist die Einschränkung „mit Ausnahme von Ranunculus aconi- tifolius“. (Siehe Mitte der Seite 118.) Erstens ist R. aconitifolius ein Landhahnenfuss, und zweitens ist er gerade die einzige deutsche weissblühende Ranunkelart, während alle andern gelbe Blumen haben. Zur Seite 356 und zur Tafel Seite 396 ist zu bemerken, dass es Cyprians carpio var. auratus nicht aurata heissen muss. Wenigstens ist es üblich, die Bezeichnung der Varietät stets zum Gattungsnamen zu konstruieren und nicht zum Wörtchen „varietas*. Auf der Tafel zur Seite 380 muss es heissen statt Barbus condronius, B. conchonius. Auf Seite 433 ist der genetzte Hecht in der Abbildung als Lucius reticulatus, im Text auf Seite 432 als Esox reticulatus Le Sueur bezeichnet. Auf Seite 529 finden wir in einer Fussnote nur kurz auf den ersten Makropoden- wettbewerb der „Ichthyologischen Gesellschaft“ in Dresden vom Jahre 1907 hingewiesen. Eine Tabelle der verschiedenen Punkte, nach denen gerichtet wurde, wäre hier am richtigen Ort gewesen. Eben- so fehlt jede Andeutung über die Bewertung des Schleierfisches. Auf Seite 605 findet sich die Wort- bildung „Apusidae" , die ich niemanden rate, in Gegen- wart eines Philologen zu gebrauchen, denn der Mann würde in Raserei verfallen ob dieser schweren Sünde gegen den heiligen Geist der griechischen Sprache. Es muss heissen „ Apodidae ebenso wie „ Branchipodidae “. Auf Seite 605 und 607 muss es heissen statt „ Artemisia “ „ Artemia salina“. Die An- gabe auf Seite 655 unter Corixa, dass sie zum Unter- schied von Notonecta und Ploa mit dem Bauche nach oben schwimmt, ist direkt falsch. Im Gegeüteil, ge- rade umgekehrt ist die Sache richtig: Notonecta und Fragen und Antworten. — Vereins-Nachrichten. 841 Ploa schwimmen auf dem Rücken, Corixa auf dem Bauch. So etwas dürfte einfach nicht Vorkommen, zumal in einem Werk, welches den Liebhaber be- lehren soll! Auf Seite 719 muss es heissen statt Ampularia — Ampullaria. Dann wäre auch hier eine Abbildung des interessanten Laichaktes sehr lehrreich gewesen. Schliesslich möchte Referent noch ganz besonders darauf aufmerksam machen, dass die kranken Fische nicht in einer 10% Ammoniaklösung zu baden sind (Seite 868), sondern in einer l°/oo. Zwar wird der Irrtum durch die nachfolgenden Aus- führungen richtig gestellt, aber mancher liest etwas oberflächlich, und das Unglück ist fertig. In dem Bericht von Müller-Brünn (S. 868) ist uns der Aus- druck „ Ammoniae purae liquidae 10, o“ unverständlich. Vielleicht ist der Ausdruck aus der Pharmacopoea Austriaca entnommen, was wir augenblicklich nicht entscheiden können. In Deutschland gibt es nur einen offizinellen Liq. Ammonii caustici von spezif. Gewicht 0,960 = 10% reines Ammoniak (NHs). — Wenn auch die textliche Behandlung zu mancherlei Ausstellungen Veranlassung gibt, so muss dahingegen bemerkt werden, dass die Abbildungen (Färb-, Schwarz- tafeln und Textabbildungen) von hervorragender Schönheit sind. Hier ist der Verfasser in seinem Element, denn er ist selber ein Künstler, der nicht nur mit der photographischen Kamera, sondern auch mit Pinsel und Palette und mit dem Zeichenstift gut umzugehen versteht. Ganz besonderen Dank gebührt aber der rührigen Verlagsfirma Fritz Pfenmgstorff- Berlin dafür, dass sie keine Kosten gescheut hat, um nun auch die Originale des Herrn Verfassers na- turgetreu zu reproduzieren. Einige kleine Schwächen in der Wiedergabe sind dadurch bedingt, dass es noch kein Reproduktionsverfahren gibt, welches alle Fein- heiten des Originals scharf wiedergibt. Dr. Deupser, Deutsch-Lissa. Fragen und Antworten An J. W. B., Brebach a. Saar („Bl.“ Nr. 47). Seit bald 30 Jahren habe ich Aquarien mit Zinkboden im Gebrauch und habe ihn niemals den Fischen schäd- lich gefunden. Ich halte es daher für durchaus über- flüssig, den Boden mit irgendwelchen Farben zu be- streichen, mit Glas- oder Schieferplatten zu bedecken oder gar mit Zement auszustreifen. Die Aquarien- firmen, die den Zinkboden in bösen Ruf bringen wollen, sind meist solche, die ihre Glasaquarien an den Mann zu bringen suchen, die bei ihrem nie fehlerfreien Glase mit den Gestellaquarien nicht kon- kurieren können. Dr. Zimmermann. Andenselben. Auf Frage „Unschädlicher Anstrich“ für Zinkboden, „Bl.“ Nr. 47, Seite 761, bemerke ich, dass ungestrichener und auch bloss mit’Oelfarbe ge- strichener Boden für fast alle Fische schwere Schä- digungen, für Kärpflinge, Barben usw. den Tod her- vorrufen kann. Ich präpariere folgendermassen: Mennige mitLeinölfirnis dick verrührt, streiche ich zweimal auf, bis das Zink nicht mehr hindurch- leuchtet, dieser Anstrich braucht ungefähr 4—6 Tage zum Trocknen, hierauf kommt ein Anstrich mit Schel- lack. Diesen stelle ich folgendermassen her: für 25 Pfg. Schellack setze ich ein wenig gewöhnlichen Spiritus zu, das Gefäss stelle ich in kochendes oder heisses Wasser (es ist streng daraufzu achten, dass kein Tropfen Wasser dazukommt). Ist der Lack auf- gelöst, ungefähr so dick wie Syrup, so streiche ich denselben in warmem Zustande solange auf, als der Vorrat reicht; dann lasse ich wieder 3—6 Tage stehen und wässere das Aquarium solange, bis der Aufstrich gelb ist und das Wasser nicht mehr nach Spiritus riecht oder weisslich aussieht. Ich habe mit diesem An- strich sehr gute Erfahrungen gemacht. A. Krätzschmar, Gera. An „Heros “-Nürnberg („Bl.“ Nr. 47). Das plötz- liche Absterben grosser Bestände von Girardinus Ja- nuarius ist einigen meiner Vereinsmitglieder und auch mir selbst vorgekommen. Vor wenigen Wochen erst fand ich eines Morgens über die Hälfte meiner ca. lOOköpfigen Girardinus- Schar tot vor, während alle andern Fische — es befanden sich in dem ca. 200 Liter fassenden Aquarium ungefähr 400 Fische — wohl und munter waren. Da in anderen Aquarien die Girardinus gesund waren, musste es sich um eine gerade in diesem Aquarium befindliche, schädliche Ursache handeln, und konnten nicht etwa Witterungs- einflüsse oder dergl. eine Rolle spielen. Es starben in den nächsten Tagen von den überlebenden Girar- dinus, in demselben Aquarium auch noch der grösste Teil. Leider habe ich keine Zeit gefunden, der Ur- sache mit der dazu nötigen Sorgfalt auf den Grund zu gehen, doch sah ich, dass alle Leichen einen ein- gefallenen Leib und einen rötlich gefärbten Fleck am After hatten. Jetzt habe ich keine Leichen mehr, um sie untersuchen zu lassen, doch besteht für mich kein Zweifel, dass es sich um eine Infektionskrank- heit handelt, die gerade diesen Fisch bevorzugt. Uebrigens erinnere ich mich, dass auch die PoeciLia unimaculata mehrmals plötzlich in grossen Mengen bei mir abgestorben sind. Dr. Zimmermann. An G. L., Zwickau in S. (Seite 792). Hierzu wird uns noch geschrieben : Kleine Landschildkröten etwa im Keller oder im kalten Zimmer in Kisten mit Moos oder Laub, wie es oft empfohlen wird, zu über- wintern, halte ich nach meinen Erfahrungen nicht für empfehlenswert. Ich habe wenigstens in der Regel trotz aller Sorgfalt nach Ablauf des Winters nur Leichen in den Kästen gehabt. Während grössere Exemplare ganz gut auch bei uns in Deutschland im Freien überwintern, wenn man ihnen Gelegenheit bietet, sich unter Laub- oder Komposthaufen zu ver- graben, gehen jüngere Tiere im Freien ebenfalls meistens zugrunde. Am besten habe ich die Tiere — und in der Anfrage handelt es sich vermutlich um junge Schildkröten — überwintert, indem ich sie in ihrem warmen Terrarium beliess und ihnen so einen ewigen Sommer vortäuschte, so dass sie gar nicht ans Schlafen dachten, Dr. Zimmermann, Brandenburg (Havel). Für die Schriftleitung verantwortlich: Dr. W. Wolterstorff, Magdeburg-Sudenburg. V ereins-Nachrichten Unter alleiniger Verantwortung der Herren Einsender. Berlin- ,,Yerein der Aquarien- und Terrarien- freunde“. Sitzungsbericht vom 1. Dezember 1909. Nach Erledigung der einleitenden Massnahmen machte der Vorsitzende die zahlreichen Eingänge bekannt. Besonders erwähnenswert erscheint die Einladung des „Verbandes der Zierfischzüchter“ zu Leipzig, welche sich mit den verschiedenen Reklame- beilagen als, jedoch unrentables, Geschäftsunternehmen kennzeichnet. Wir glauben von diesem Angebot keinen Gebrauch machen zu können.1) Die schon vielfach erwähnte Mitteilung des Vereins „Aquarium - Zürich bestätigen wir, erhalten zu haben. Den Ausführungen der Vereine „Neptun“- Braunschweig und „Wasserrose“- Dresden in „W.“ 47 (Vereinsberichte), bezugnehmend auf die langatmigen Berichte der „Ichthyologischen Gesellschaft“, sowie Artikel Schreitmüller- Dresden über Wirkung der ver- schiedenen Säuren auf Schnecken, möchten wir nur voll und ganz beistimmen. „Wasserr ose“- Es sen wünscht eine rücksichtslose Bekanntgabe der un- reellen Geschäfte in den Fachzeitschriften, welchem Gedanken wir schon mehrfach Ausdruck verliehen haben, wir wünschen aber auch, reellen Geschäften ') Wir würden raten, mit einem Urteil noch zurückzuhalten. Dr. Wolterstorff. 842 Vereins-Nachrichten. unsere Empfehlungen, resp. Anerkennungen, wie solche in den Sitzungen bekannt gegeben werden, aus- sprechen zu dürfen. Leider sind derartige Erwähnungen in unseren Vereinsberichten mehrfach vom Verlag gestrichen werden. Wozu denn diese Berichte unter Verantwortung der Einsender? Diese Angelegenheit rief abermals eine lebhafte Debatte hervor, in welcher event. Schutzmassnahmen beraten und in Aussicht fenommen wurden. — Aufgenommen wurden die lerren C. Richter, W. Baumgart und G. Jena. Zur Aufnahme gemeldet Herr G. Breuer. Fr. Kierich, II. Schriftführer. Sitzungsbericht vom 15. Dez. 09. Das vom 2. Schriftführer verlesene Protokoll wurde wegen seines scharfen, jedoch berechtigten Tones in einigen Punkten geändert und angenommen. Zahlreiche Eingänge wurden bekanntgegeben. Eine grössere Anzahl Bestellungen für die „Blätter“ wurde aufgegeben, ebenso gelangten diverse Aufträge betr. Kalender in die Hände des Schriftführers zur weiteren Erledigung. Alsdann musste eine unliebsame Aus- stellungsangelegenheit zur Sprache gebracht werden, zu welcher geeignete Massnahmen in Aussicht ge- nommen wurden. Herr Schnitzler erstattete den Be- richt des Ausschusses der „B. A. V.“, welchen Aus- führungen sympathisches Interesse in jeder Weise entgegengebracht wurde. Nach dem Bericht der Tümpelkommission erfolgte Schluss der Sitzung 127» Uhr. Breslan. „Vivarium“, (E. V.) Barbenseuche — Spaltung bei einer Fadenrose — Gammarus fluviatilis — Ausströmungskörper. — Schiilerabteilung. Aus der Sitzung vom 7. Dezember. Herr Kreisel hält seinen mit vielem Humor gewürzten Vortrag über das Thema „Ein Jahr im Dienste der Aquatik“. Seine Ausführungen wurden der Diskus- sion über verschiedene Fragen aus der Liebhaberei zugrunde gelegt und in manchen Teilen ergänzt. Da- bei wurde hervorgehoben, dass Maulbrüter nicht so wärmebedürftig sind, wie man gewöhnlich annimmt, dass aber Girardinus januarius var.? (reticulatus) doch empfindlicher ist, wie man oft schildern hört und zum Wohlbefinden mindestens 12° C haben will. Werden Zahnkarpfenarten in grösserer Anzahl in einem Behälter zusammengehalten, so soll man Durch- lüftung anwenden. Die Tiere scheinen bewegtes Wasser haben zu wollen, denn ihr Verhalten ändert sich nach Einsetzen der Durchlüftung sofort, d. h. sie schwimmen nicht mehr an der Oberfläche hin und her, sondern verteilen sich im ganzen Aquarium. Das gilt auch natürlich für die gescheckten Girar- dinus, denen ein wöchentlicher Wasserwechsel sehr gut zu bekommen scheint. — Ueber eine eigenartige Barbenseuche berichten die Herren Heinrich und Sindermann. Jungfische und alte Tiere der Barbus conchonius bekommen ohne erkennbare Ursache dicht hinter der Kiemenspalte jederseitig einen einige Milli- meter breiten blutroten Streifen. Ebenso sind auch bei manchen die Ansatzstellen der Brust- und Bauchflossen blutig rot gefärbt. Ein dem Referenten zur Untersuchung übermitteltes Tier zeigte diese Er- scheinung in ausgeprägtem Masse, daneben ange- strengte Atmung, bei der aber nur das Maul abnorm oft und weit geöffnet wurde, während die Kiemen- deckel kaum merklich sich hoben. Die Fresslust war nicht vermindert. Die Untersuchung mittelst Lupe, nachdem das Fischchen im Netz festgehalten und der Kiemendeckel etwas abgehoben war, ergab starke Blutüberfüllung der Kiemen. Abstrichpräparate von den Kiemen und deren Umgebung zeigten bei mikroskopischer Besichtigung nichts abnormes. Nach einigen Tagen verblassten ohne jede Behandlung die blutroten Streifen hinter dem Kiemendeckel, die Mundatmung kehrte zur Norm zurück und das Tier blieb gesund. Aehnlich war der Verlauf bei den Barben der beiden Referenten, Ein Todesfall trat auch hier nicht ein. Ueber Art und Ursache dieser Erkrankung, die ansteckend zu sein scheint, konnten wir nichts in Erfahrung bringen, doch wollen wir nicht unerwähnt lassen, dass Bade in seinem „Süss- wasseraquarium“ auf Seite 871 von einem „Kiemen- bluten“ spricht, welches namentlich bei Goldfisch- abarten Vorkommen soll. Die Teile in nächster Nähe der Kiemen sind dann blutrot, die Tiere kommen nach Luft schnappend häufig an die Oberfläche. Hier haben wir scheinbar dasselbe Krankheitsbild vor uns. — - Herr Sindermann teilt mit, dass die letzte Sen- dung der Nordsee- und Adriatiere bis auf ein paar Fadenrosen schon wieder völlig vergriffen sei. Die Liebe zur Haltung von Seetieren scheint also immer an Ausdehnung zu gewinnen, bedingt durch unsere bequemen Bezugsbedingungen. Bei einer Fadenrose (grüne Seerose) Anthea cdrea ( dnthos Blüte, und cäreus, a, um wachsgelb, von cdrea (griechisch keros) das Wachs) oder Anemönia sulcäta ( anemöne Windrose von änemos Wind, weil die Anemonenarten im Früh- jahr zurzeit des Windes blühen und sulcdtus, a, um gefurcht, mit Längsstreifen versehen von sülcus die Furche), hat Herr S. eine Vermehrung durch „Spal- tung“ beobachtet. Das Tier teilte sich plötzlich der Länge nach in zwei Teile, die sich bald schlossen und zwei normale Individien bildeten. Hierzu be- merken wir, dass von einigen Aktinien die Spaltung neben der Knospung und geschlechtlichen Vermeh- rung bekannt ist, dass uns aber über die Fortpflan- zungsverhältnisse der Aktinien die gewöhnlichen Handbücher entweder ganz im Stich lassen oder nur allgemeine Andeutungen geben. — Der Vorsitzende demonstriert und bespricht zwei ihm von einem Mit- gliede zur Bestimmung überwiesene Flohkrebse Gäm- marus fluviätilis) die in einem Breslauer Tümpel massenhaft sich vorfanden. In Deutschland kommen zwei Arten vor: der Gämmarus pulex (gdmmarus viel- leicht zusammenhängend mit den griechischen Buch- staben y (= gamma) wegen der Aehnlichkeit der Ge- stalt, pulex der Floh, und der G. fluviatilis (in oder am Fluss vorkommend von flüvius der Fluss). Wie der Artname des letzteren schon andeutet, kommt dieser in Flussläufen und stillstehenden Gewässern vor, während G. pulex die schuellfliessenden Gebirgs- bäche liebt und dort unter Steinen verborgen haust. — Ausgezeichnetbewährt haben sich beiuns zur Vergrösse- rung der Luftausströmungsfläche Einkerbungen in das Ausströmungsrohr (Sende, Rohrkolbenstengel) einzuschneiden, wie es K. Auer in den „Blättern XIX. Seite 886“ beschreibt (siehe auch Mandees Jahrbuch 1909, Seite 107). Nur muss man genau darauf achten, dass die Einschnitte klein beginnen und erst nach dem Ende zu etwas grösser werden, und dass das Ende auf irgend eine Art, (z. B. Gummischlauch mit angestecktem zugeschmolzenen Glasrohr) abgedichtet wird. Schüler-Abteilung. Aus der Sitzung vom 11. Dezember. Es fand der Demonstrationsvortrag über die Selbstherstellung einfacher Gestellaquarien statt (Herr Wahsner). Die übrige Zeit wurde ausgefüllt durch einen Vortrag über die Einrichtung des Aqua- riums (Schüler Schauder), an den sich eine Bespre- chung anknüpfte, bei der physikalische und chemische Fragen eingehend erörtert wurden. (Spezifisches Ge- wicht fester und flüssiger Körper, Assimilation und Atmung der Pflanzen, Herstellung von Lötwasser und dessen chemische Zusammensetzung). Dr. Deupser, Deutsch-Lissa. Dresden. „Ichthyologische Gesellschaft". Sitzung vom 16. Dezember 09. Literatnrreferat : „Neptun“-Braunschweig und „Vallisneria“-Magdeburg contra „Ichthyologische Ge- sellschaft-Dresden, Emys orbicularis L. (— enrop. Sumpfschildkröte) im Freien gefunden. Eingänge: Die üblichen Zeitschriften, diverse Karten, Briefe und Offerten. Austrittserklärung unseres Herrn Thiele, dem es fernerhin nicht mehr möglich ist, unsere Versammlungen zu besuchen, da er ein Engagement als Beleuchtungstechniker am Kgl. Hoftheater erhalten hat und demnach keinen freien Abend mehr zur Verfügung hat. Wir bedauern den Austritt des Herrn Thiele umsomehr, als er eines Vereins-N achrichten . 843 unserer ältesten und eifrigsten Mitglieder und längere Zeit als II. Schriftführer tätig war. Um nochmals auf die unerquickliche Angelegenheit, „Neptun"- Braunschweig contra „Ichthyologi sehe Gesellschaft“ Dresden zurückzukommen, so möchten wir nur noch bemerken, dass wir die wenigen, dem „Neptun“ zustimmenden Vereine, auf unsere Protokolle in den Heften 51 der „W.“ und „Bl.“ 09 verweisen, aus welchen zur Genüge hervorgehen dürfte, wie sich die ganze Sache in Wirklichkeit ver- hält. Hiermit schliessen wir die Akten über diese Sache und möchten nur noch erwähnen, dass wir künftighin auf derartige durchsichtige Anzapfungen nicht mehr reagieren. — Jeder mag vor seiner Türe kehren! — Der im Protokoll der „Vallisneria“- Magdeburg (23. Nov. 09, Heft 49 der „W.“ und „Bl.“ 09) enthaltene Satz: „audacter calumniare, semper aliquid, haeret “, passt weniger auf unseren Herrn Härtel, wie die „Vallisneria“ betont, vielmehr möchten wir gerade diesen Satz dem Verein „Neptun“- Braunschweig zum Studium empfehlen und demselben raten, sich diesen Satz einzuprägen! Bezüglich des von Cicero stammenden Satzes: „ audiatur et altern pars * (im gleichen Bericht der „Vallisneria“) bemerken wir, dass wir selbstredend ebenfalls derselben Mei- nung sind, „dass man beide Teile hören muss“. — Wir haben deswegen auch bereits auf die Anzapfungen des „Neptuns“ hin geantwortet (Hefte 51 der „W.“ und „Bl.“ 09) und verweisen wir auf diese beiden Protokolle von uns. Von Herrn Härtel wurde vor einigen Tagen gelegentlich des Daphnienfanges im „Cottaer-Teich“ (bei Dresden) eine junge europ. Sumpfschildkröte (= Einys orbicularis L ) ge- funden. In diesem Falle steht es fest, dass es sich bei diesem Exemplar nur um ein entlaufenes oder ausgesetztes Tier handelt, da der betreffende Teich absolut nicht geeignet ist, diesen Tieren einen natur- gemässen Aufenthaltsort zu bieten. — Unsere Vereins- sitzungen werden von Neujahr 1910 ab nicht mehr Donnerstags, sondern Dienstags, und zwar alle 14 Tage stattfinden. Die nächste Sitzung (ordentliche Hauptversammlung mit Vor- standswahl usw.) ist demnach D i e n st ag, den 4. Januar 1910. Eventuelle Anträge von Seiten der Mitglieder sind 14 Tage vor der Hauptversammlung an den I. Vorsitzenden, Herrn Hugo Bessner, Dres- den-A., Arnoldstrasse 1 III, schriftlich einzureichen. Als Kassenrevisoren werden gewählt: die Herren Giesemann, Mauersberger undJSchaarschmidt. — Laut Vereinsbeschluss wird fernerhin die „Wochenschrift“ als Vez-einsorgan nicht mehr gehalten und treten an ihre Stelle die „Blätter“. — Schluss der Sitzung 8/4l2Uhi\ Wilh. Schreitmüller Schriftführer. Das Sitzungsprotokoll vom 2. Dezember 09, für Nr. 51 bestimmt, ging, wie sich erst jetzt herausstellt, bedauerlicherweise auf dem Wege vom Redaktions- tisch zum Setzer auf unaufgeklärte Weise verloren, es wird daher in Nr. 1, 1910 nachgeholt wei’den. Dr. Wolterstorff. Dresden „Wasserrose“. Versammlung vom 4. Dezember. In Vertretung des I. Vorsitzenden, Herirn Lehnert, eröffnet Herr Markus die Versammlung und begrüsst die anwesenden Gäste und Mitglieder. Die letzte Niederschrift gelangt zur Vorlesung. A. Baldauf em- pfiehlt eine neue, geruchlos brennende Aquarienheiz- lampe. Die Herren Stinner und Gast haben die Lampe als gut brauchbar befunden. Eingegangen ist ferner Preisliste von Joh. Breuer, M.-Gladbach; An- frage eines Herrn W. Frost, Plauen mit dem Ersuchen um Zusendung der Satzungen; Zeitschriften. — Zur Aufnahme gelangen die Herren Dr. J. Haas, Göttingen und Erich Lorenz, Dresden, Martin-Lutherpl. 7. Uebfer das Absterben von Schnecken, speziell Schlamm- schnecken im Aquarium und die durch die Fäulnis- produkte hervorgerufenen schädlichen Einflüsse auf die Fische berichten verschiedene Herren, gleichzeitig wird vor dem unmittelbaren Einbringen fi-isch ge- fangener Schnecken ins Aquarium gewarnt. Auch hierfür führten einige Redner Beispiele an, dass dies für die Insassen von recht nachteiligen Folgen be- f leitet sein kann. Es ist eine gewisse Vorsicht am 'latze und nicht von der Hand zu weisen. Ueberdies wird jeder vorsichtige Liebhaber, wie dies schon in älteren Lehrbüchern der Aquarienkunde verzeichnet ist, Schnecken, welche er aus irgend einem Gewässer, ins Becken bringen will, vorher in reinem Wasser „abschleimen“ lassen, um nicht nur etwa anhaftende Schlamm- und Schmutzteile zu entfei’nen, sondern wie die Erfahrung gelehrt hat, sind die Tiere auch Träger von Krankheitserregern, die unter Umständen den Fischbestand schwer gefährden können. — Herr Nieselt als Gast demonstriert hierauf einen neuen Aquarienboden. Ausgehend von dem Standpunkte, dass zur Genüge erwiesen sei, dass die jetzt meist gebräuchlichen Aquarienböden, wie Zink, verzinktes Eisenblech, überhaupt Metallböden, in gewissem Grade durch die Einflüsse des Wassers zersetzt würden. In geheizten Aquarien wird ausserdem, wenn die Heizung als Bodenheizung ohne weitere Vorrichtung tätig ist, ein schädlicher Einfluss der Bodenwärme auf die Pflanzen nicht ausbleiben. Um beregten, ohne Zweifel mehr oder weniger sich geltend machenden Uebelständen vorzubeugen, hat sich Herr Nieselt eine kräftige Schieferplatte, die für wenige Pfennige beim Schieferdecker erworben wurde, in eigener Weise für seine Zwecke nutzbar gemacht. In die Schieferplatte sägte Redner mittels einer Stichsäge unter sorgfältiger Sammlung des Schiefer- staubes ein viereckiges Loch, welches mit einer Kapsel aus reinem Nickelblech überdeckt wurde. Die Kapsel ragt, je nach Bedarf oder Geschmack des Liebhabers, einige Zentimeter über die Platte hinaus. Der Bodengrund wird nun am besten bis zum oberen Teil, dem Deckel der Kapsel, ins Becken gebracht, sodass im Becken von der ganzen Vorrichtung nichts zu sehen ist. Befestigt wird die Kapsel mittels des mit einigen Tropfen Leinölfirnis zu einem guten Kitt verrührten Schieferstaubes, welche Mischung in einigen Tagen soweit getrocknet ist, dass das Becken in Ge- brauch genommen werden kann. Um gleichzeitig bessere Ausnutzung der Wärme zu erzielen, wird der unten offene Teil der Kapsel mit einem glatten Boden aus gleichem Material verschlossen, welcher ausser einem grösseren Einführungsloche für die Wärme noch ein oder mehrere Abzugslöcher für die verbrauchten Gase enthält. Zum besseren Schutze der Flamme kann man am Einführungsloch einen senkrecht nach unten verlaufenden, 2 — 3 cm langen, ringsum geschlossenen Metallzylinder (Zinkblech usw.) anbringen, in welchen die Flamme hineinragt und vor Luftzug völlig geschützt ist. Herr Nieselt liess einen solchergestalt angefertigten Aquariumboden mit fest eingekitteter Heizvorrichtung in der Ver- sammlung herumgehen. Der vorgezeigte Gegenstand fand Anklang, da die vom Redner geltend gemachten Vorteile eines solchen Bodens ohne weiteres ein- leuchten dürften. Neben seiner unbegrenzten Wider- standsfähigkeit dem Einflüsse des Aquarienwassers gegenüber, da er weder rostet noch sich zersetzt, kommen als weitere Vorteile eines solchen Bodens seine Billigkeit, leichte Verwendbarkeit und Bearbei- tungsmethode in Betracht, sodass u. E. Herr Nieselt mit diesem Gedanken der Liebhaberei einen Dienst erwiesen hat. Der Schieferboden wird sicher bei manchem Liebhaber mit der Zeit den Metallboden verdrängen. Der Vorsitzende dankt dem Redner am Schlüsse seiner interessanten Ausführungen namens der Versammlung. — Herr Renz gibt hierauf seine Beobachtungen und Erfahrungen bei der Zucht von Enchytraeen bekannt, die von Herrn Hartlich be- stätigt werden. Beide Herren verfüttern nach den Ratschlägen von Dr. Wolterstorff Milch, womit sie beste Resultate erzielen. In Bezug auf unsere noch immer ohne Antwort gebliebene Eingabe vom Mai ds. Js. an die Königl. Amtshauptmannschaft Meissen, Schutz des Sörnewitzer Grabens als Naturdenkmal betreffend, werden wir nunmehr energische Schritte tun, um zu erfahren, wie weit die Angelegenheit ge- diehen ist, bezw. ob unsere Beschwerde überhaupt geprüft worden ist. Hierauf interne Angelegenheiten. 844 Vereins-Nachi-ichten. Der Literaturbericht wii’d zurückgestellt. Druck- fehlerberichtigung: Im letzten Vereinsbericht vom 20. November in Nr. 49 der „W.* heisst es in Bezug auf Erkennung der Geschlechtsunterschiede junger Scheibenbax’sche natürlich nicht 2 mm, sondern 2 cm lange. P. Engmann, Schriftführer. Leipzig. „Nymphaea“. (816.) Versammlung am 7. Dezember 1909. Anwesend 26 Mitglieder. Der Abend galt als „Tauschabend“; es wurde darum keine besondere Tages- ordnung erledigt. Nach Bekanntgabe der Eingänge gab der I. Vorsitzende noch folgende Erklärung ab: Von der Geschäftsstelle des „Verbandes der Zierfisch- pfleger“ sind an auswärtige Vex’eine Statuten versandt worden, worin es in § 8 heisst, „dass Leipziger Mitglieder gehalten sind, sich der „Nym- phaea“ oder „Azolla“ an zuschli essen.“ Dieser Satz muss den Anschein erwecken (und hat ihn tatsächlich auch bei einem auswärtigen angesehenen Verein erweckt, wie ein an uns gerichtetes Schreiben beweist!), dass wir mit dem genannten „Verband* eine Art Uebereinkommen geti-offen haben und dass uns näheres über „die Gründungsvorgänge und die Zuverlässigkeit der für die Lei- tung in Aussicht genommenen Personen bekannt sei“. Ich erkläre hiermit, dass auch uns (der „Nymphaea“!) die Gründung des „Vei'bandes der Ziei’fischpfleger“ völlig überi’aschend kam und dass auf unseren Voi-halt hin der betr. Passus in § 3 der „Verbands“-Statuten (soweit unserVerein darin ge- nannt ist!) als gestrichen zu gelten hat.“ Wichand. (817.) Versammlung vom 14. Dez. 1909. Nach Eidedigung der Eingänge erfolgt die Auf- nahme des Herrn cand. rei\ nat. Mertig. Der übrige Teil der Sitzung wird durch einen Bericht des Herrn Wichand über die Versammlung des Vereins der Naturfreunde und durch Erledigung geschäftlicher Angelegenheiten ausgefüllt. Reinhold. Unseren Mitgliedern, den uns angeschlossenen Vereinen, allen Förderern und Freunden unserer Liebhaberei die besten Glückwünsche zum neuen Jahre! Leipzig „Nymphaea“. Nürnberg. „Heros“ E. V. Ordentliche Sitzung am 16. November 1909. Aufgenommen als ordentliche Mitglieder werden die Herren Chi’istian Denzler, Peter Mössliuger, Heinrich Burkhard, Peter Brettinger und Leonhard Fischer. Der I. Vorsitzende, Herr Gruber, ergreift hierauf das Wort zu seinem Vortrag : . Haplochilus chaperi “. Einleitend verbreitet sich der Redner über die Vor- und Nachteile der zahlreichen Neuein- führungen und geht dann über zu allgemeinen Mit- teilungen über die artenreiche Familie der lebend- und eigebärenden Zahnkarpfen, um weiteres aus- führlich über Haplochilus chaperi zu berichten. Ganz ins einzelne gehend beschreibt er dieses hübsche, aus Westafi’ika stammende Fischchen nach Körper- beschaffenheit und Farbe und vei’säumt nicht, be- sonders die Abweichungen zwischen Männchen und Weibchen auffällig hervoi-zuheben. Beachtenswert in der Lebensweise des Haplochilus chaperi ist, dass er im Gegensatz zu den meisten Haplocliiden, die sich an der Obei’fläche oder in den obei’en Schichten des Wassers aufzuhalten pflegen, die unteren und mittleren Regionen bevorzugt ; nur während der Nacht, oder wenn er sich tüchtig vollgefressen hat, kommt er an die Oberfläche. Eingehend schildert Redner das Brutgeschäft und die Aufzucht der Jungen. Insbesondere ermahnt er auf Grund eigener Er- fahrung, die grösseren Jungen aus dem Zuchtbehälter zu entfernen, da diese unter ihren kleineren Artgenossen kannibalisch aufräumen. Haplochilus chaperi liebt vor allem lebende Nahrung, besonders Corethra- Larven und Enchyträen, frisst aber ausser den ge- bräuchlichen Ti’ockenfuttermitteln auch sehr gerne geschabtes Fleisch und gehackten Regenwurm. Der als Gast anwesende Herr Müllegger vom „Wasser- stern“-Augsburg zeigt eine grosse Anzahl selbstge- fertigter photographischer Aufnahmen von Seetiei’en vor. Er weist auf die Schwierigkeiten, die dem Pho- tographieren von lebenden Tieren im Wasser ent- gegenstehen, sowie auf sie Unmöglichkeit, unter Wasser zu photographieren hin. Da diese Aufnahmen an Tieren in ihrem Lebenselement gemacht wui-den, finden sie infolge ihrer naturgetreuen Darstellung lebhafte Beachtung und Bewunderung. Zur Sprache kommt die riesige Vermehrung der Wasserpest im Dutzendteich. Von den von berufener Seite vorge- schlagenen Mitteln zur Bekämpfung dieses auf die Teichwirtschaft einen ungünstigen Einfluss aus- übenden, ungebetenen Gastes dürfte die Anwendung von Aetzkali eines der radikalsten sein. Es wäre aber bedauerlich, wenn durch die zu treffenden Mass- nahmen die übi’ige Floi-a, zumal die prächtigen Seerosen, in Mitleidenschaft gezogen würden. — Ueber die Zählebigkeit des Rivulus poyei berichtet Herr Gruber. Während er im Warmhause hantierte, sprang das Fischchen aus seinem Behälter und wurde erst nach ungefähr zehn Minuten auf dem Fussboden in einem erbarmungswerten Zustande aufgefunden, ln das Aquax-ium zurückverbracht, ei-holte sich der Rivu- lus poyei vollständig. Herr Fahrenholtz spricht über die gelbe Teichrose und ihre Verwandte Nuphar puni- lum. Es ist ihm gelungen, von letzterer Samen zu ziehen. Durch Vorzeigung einer Samenkapsel ver- anschaulicht er seine Erörterungen. Herr Gruber zeigt einen Polyacanthus spec. vor, dessen Bauch voll- ständig zerrissen ist. In Ermanglung von lebendem Futter gab Herr Gruber einmal Ti-ockennahrung, die gierig aufgenommen wurde. Unmittelbar darauf platzte in seiner Anwesenheit der Fisch mit hörbarem Knall. Zur Erprobung des von Ed. v. d. Moolen-Adenau aus- geschriebenen Präpai’ates zur Infusorienbildung wird von Vereinswegen eine Bestellung gemacht. Die Verwaltung. Tagesordnungen. Leipzig. „Nymphaea“. Tagesordnung für die Generalversammlung am 11. Jan. 1910. 1. Geschäftliche Mitteilungen. 2. Jahx-esbei-icht, erstattet vom 1. Vorsitzenden, sowie Berichte der übrigen Verwaltungsstellen. 3. Anträge (Statuten- änderung betr., usw.). 4. Neuwahl des Vorstandes. — Alle Anträge betr. Statuteuändei'ung sind bei dem 1. Vorsitzenden bis spätestens zu Beginn der Gen.- Versammlg. schriftlich einzureichen. Beginn der Sitzung pünktlich 9 Uhr! Allseitiges Ei-scheinen erbittet der Vorstand. Berlin. „Verein der Aquarien- und Terrarienfreunde“. Montag, den 3. Januar 1910 Vorstandssitzung. Um vollzähliges Erscheinen wird wegen der Wichtig- keit der zu erledigenden Angelegenheiten gebeten. Sonntag, den 16. Januar Demonstrations- Abend. Gieskes Vereinshaus, Landsbergerstr. 89. Anfang 5 Uhr. Nähere Bekanntmachung folgt. Für den Anzeigenteil: Fritz Lehmanns Verlag, G. m. b. H„ Stuttgart. — Fritz Lehmanns Verlag, G. m. b. H., Stuttgart. Druck der Verlagsbuchdruckerei Otto Sautter Stuttgart. vv • ... \ WW^" ' v.