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JAHRBÜCHER
DES
VEREINS VON ALTERTHUMSFREUNDEN
IM
BHEINLANDE.
HEFT LVII.
MIT 10 TAFELN UND » HOLZSCHMTTEX.
BONN.
GEDRUCKT AUF KOSTEN DES VEREINS.
BOXN. BEI A. MARCnS. 1876.
JAHRBUCHER
DES
VEREINS VON ALTERTHUMSFREUNDEN
IM
KHEINLANDE.
HEFT LVII.
MIT 10 TAFBLS VKD • H0LZ8CHXITTIX.
BONN.
GEDRUCKT AUF KOSTEN DES VEREINS.
BO.V\, BEI A. MARCUS. 1876.
JAHRBÜCHER
DES
VEREINS VON ALTERTHUMSFREUNDEN
IM
RHEINLANDE.
HEFT LVII.
MIT 10 TAFEL?^ UND 6 HOLZSCUMTTBX.
BONN.
GEDRÜCKT AUF KOSTEN DES VEREINS.
BO\X, BEI A. MARCUS.
1876.
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Inhaltsverzeichniss.
I. Geschichte und Denkmäler.
Seite Die Revision der Rheinischen Römerstrassen. Auffordernngf zur Be- theiligung an weiteren Untersuchungen vom Präsidenten . . 1
1. Der Grenzstein des Pagus Carucuro. (Hierzu Taf. I, 1. 2.) Von
Th. Bergk 7
2. Der vicus Ambitarvius. Von Th. Bergk 42
S. Der Junotempel bei Nattenheim. (Hierzu Taf. II.) Von E. ans'm
Weerth 56
4. Römische Alterthümer aus dem Oldenburgischen. (Hierzu Taf. III.)
Von Prof. Hübner in Berlin 66
5. Römische Inschrift eines Armorum custos in Bonn. Von J. Freu- denberg 70
6. Römische Inschrift aus Köln. Von Prof. Dr. Düntzer in Köln . 81
7. Römischer Matronenstein zu Enzen. Von Recior Dr. Pohl zu Linz 83
8. Kleine Beiträge zur Numismatik. Von F. van Vleuten. ... 85
9. Der Kamphof zu Köln. Von J. J. Merlo in Köln 89
10. Nekrologium von St. Maximin. Von Prof. Kraus in Strassburg . 108
11. üeber Intaglien des Mittelalters und der Renaissance. (Hierzu Taf. rV— VII.) Von Kaplan Dr. Dornbusch iü Köln ...... 120
12. Datirte Grabmäler des Mittelalters in den Rheinlanden. ' (Hierzu
Taf. VIII, IX.) Von E. aus'm Weerth 148
IL Litteratnr.
1. A propos de certaines classifications prehistoriques par E. deMeester de Ravestein. Bruxelles 1875, angez. von G. R. Prof. Schaaff- hausen in Bonn 152
2. l'^tude sur les peuples primitils de la KusRie par le comteA.Ouva- roff. St. Pütersb. 1875, angez. von Sc haaff hausen .... 158
8. Die Chroniken der niodcrrheinischon Städte. Köln. 1. Bd. Leipz.
1875, fing^'z. von Prof. Dr. Düntzer in Köln 162
4. Clements d'Archeolojjie chretiennc par E. Reusen s. T. I, II. Lou-
vain 1872—5, angez. von Rector Aldonkirchen in Viersen . . 169
5. Geschichte der bildenden Künste in der Schweiz. Von R. Rahn.
2. Äbth. Zürich 1875, angez. von Aldenkirchen 173
IIL Miscellen.
1. Wann ist die Kunst die Bronze zu löthen erfunden? Von Th. B. . 179
2. Zur Chronologie der Gräberfunde 181
3. Ein versteinertes Holzbild. Von Schaaffhansen 185
Seite
4. Die Trinksohale von München-Gladbach. Von Sc haaff hausen . 185
5. Bleierne Hämmer. Von Bildhauer Eoenen in Neuss 188
6. Erhaltung von Menschenhaar in alten Grabern. Von Schaaff hausen 189
7. Römische Würfel und würfelahnliche Spiele. Von F. van Vleuten 191
8. Ausgussröhren römischer Weinschläuche. Von Koenen . . . . 193
9. Rheinische Alterthümer beschrieben von Oisb. Cuper 194
10. Ein neuer Altar der Göttin Nohalennia. Von Dr. J. Klein in Bonn 195
11. Matroneninschrift in Spanien. Von Demselben 197
12. Weihgeschenk für Apollo Grannus 198
18. Stempelinschriften 199
14. Stempel eines römischen Augenarztes 200
15. Grabschrifb eines Priesters der Arduinna. Von Dr. Bone in Trier. 201
16. Inschrift aus einem rheinischen Kloster 202
17. Der Jungfernpfad zu Alfter und Umgegend. Von Kanonikus Dr. Kessel in Aiujhen. 202
la Alterthümer zu Bender f. Von Dr. Fries 206
19. Bonn. Trinkgefass mit Aufschrift. Von Th. B 207
20. Bonn. Zieg^el mit dem Stempel der I. Legion 208
21. Bonn. Münzfund. Von Dr. J. Klein 209
22. Bonn. Funde von Alterthümem. Von F. van V^leuten • . . 210
23. Bonn. Ausgrabung eines Ofens mit glasirten Kacheln. Von J. Froudenberg 211
24. Gobern. Alterthümer. Von Dr. Schmitt 212
25. Dalheim. Sammlung von Inschrift- und Sculpturresten. Von Dr. Bona in Trier 213
26. Dottendorf. Grabstein. (Hierzu Taf. I, 3. 4.). Von Prof. Kraus. 213
27. Elsdorf. Sarkophag. Von Freudenberg 214
28. Römische Alterthümer bei Freilingen. Von Roctor Dr. Pohl . 215
29. Alterthümer von Heinsberg. Von Schaaffhausen .... 221 80. Die LitBoh beim Kölner Domo. Von Prof. Dr. Düntser . . 222
dl. Neuss. Gräberfunde. Von Koenen 223
82. Rheinberg. Alterthümer. Von Pick 227
8& Trier. Mosaik 228
84. Wallerfaagen. Schallgeräth. (Hierzu Taf. X.) Von E. aas'm
Weerth 228
Nachtrag za Miso. 14 and 22 229
IV.
Chronik des Vereins für das Vereinsjahr 1874 (resp. Pfingsten 1874—75) . 230
V.
Vierzeichniss der Mitglieder 238
I. öeschiclite nnd Denkmäler.
Die Revision der Rlieinieclien Römerstraesen.
Aufforderung zur Betheiligung an weiteren
Untersuchungen.
Kaum eine andere der fast die Hundertzahl erreichenden Ver- öffentlichungen unseres Vereines hat eine so weittragende Bedeutung erlangt als die das XXXI. Jahrbuch bildenden Forschungen des ver- storbenen Obrist-Lieutenauts F. H. Schmidt über die Römerstrassen im Bheinlande. Nicht als ob dieselben eine überwiegend grosse Summe bisher unbekannter Thatsachen oder ganz neuer Gesichts- punkte ergäben, sondern hauptsächlich, weil die bereits vorhandenen und taglich sich mehrenden einzelnen Funde und Wahrnehmungen an dem festen Gliederbau des Strassennetzes ihre richtige. Stellung zu einander fanden und sich mit demselben erst zu einem organischen Ganzen vereinigten. Denn die Bedeutung der Rheinischen Römer- strassen beruht ebenso sehr in ihrer Zweckbestimmung allgemeiner Verkehrslinien, als in ihrem militärischen Ursprünge.
Nachdem glückliche Kriege mit den celtischen Volksstämmen der Arverner, AUobroger u. A. Rom in den Besitz des binnen 60 Jahren zur blühendsten Provinz colonisirten südlichen Galliens (Provence) gebracht; dann im Jahre 58 v. Chr. die Händel mit den Helvetiern und den die Gallier drängenden germanischen Völkern dem Statthalter von Gallien Julius Cäsar und seiner wohlerwogenen berech- neten Politik willkommene Veranlassung zur Einmischung und in deren Folge zur Eroberung des mittlem und nördlichen Galliens bis zum Rheine gegeben, verlangte die militärische Behauptung dieser Länder vor allen anderen Einrichtungen sofort die Herstellung der zu ihrem Schutze, besonders ihrer Rückverbindung mit Italien, nothwendigen
1
2 Die Revision der Rheinischen RömerstnuiBen.
Etappenstrassen. Unter diesen Strassenzügen nimmt die erste und vor- nehmste Stelle die grosse Strasse ein, welche von Turin über die Alpen nach Lyon führte, und sich über Metz nach Trier fortsetzte. Hier theilte sich dieselbe: ein Arm ging zu dem mittleren Laufe des Rheines über Bingen nach Mainz, der andere durch die Eifel ^) nach Göln und dem Niederrheine. Die Verbindung mit dem Oberrheine wurdQ durch eine Strasse vermittelt, welche von Vienqa ausgebend, die Westschweiz durchschnitt. Landstrassen fand schon Cäsar in 6al- lien vor'), wäre doch auch sonst die Schnelligkeit seiner Märsche nicht möglich gewesen; aber die Anlegung von Eunststrassen, der Ausbau des Strassennetzes von Lyon aus ist wesentlich ein Verdienst von Augustus Schwiegersohn und Generalstabs-Ghef, dem einsichtigen Feldherrn Marcus Vipsänius Agrippa *), der dem gesammten Strassen- bau des Reiches eine neue Organisation gab.
Selbst wenn die grosse Bedeutung der Richtung und Lage dieses Strassen-Systems seine mit dem Beginn der Römischen Herrschaft an- genommene Entstehung nicht als eine Nothwendigkeit erscheinen licsse, so würde, von anderen Zeugnissen abgesehen^ dafür die von Tacitus (Hist. IV, 23) berichtete augusteiische Anlage der castra vetera Zeugniss ablegen. Die castra vetera, auf dem Fürstenberge bei Xanten belegen, ;so benannt im Gegensatz zu allen später in Germanien angelegten Befestigungen und in ihren letzten Thürmen bis zum Jahre 1670 bestehend^) —entsprachen der militärischen Vorsicht, an den ausser-
1) Einer späteren Periode des stetig ausgebaaten römischen Strassen- Netzes dürften die vielfachon Abzweigungen dieser Hauptlinie, deren sich allein vier in der Nähe von Marmagen befinden, angehören.
2) Bi*ücken and Strassen bezeugt Cäsar ausdrücklich bei den Helvetiem und Remi (I, 6. 9 und II, 5), wie überhaupt das reich entwickelte städtische Leben der Kelten upd der rege Verkehr eine regelmässige Strassenverbindong voraussetzt. Für die vorgeschrittene Strassenentwicklung im Remergebiet spre- chen auch die dort wiederholt abgehaltenen Volksversammlungen, Caes. VI, 44 und Taoit. Hist. IV, 68.
3) Strabo »IV, 208.
4) Zur Gewinnung der Tufi^steine fanden die Römischen Ruinen in Xanten eine frühzeitige Verwandlung in Steinbrüche, so dass 1627 ein besonderes Edikt gegen das Tufifgraben daselbst erlassen wurde. Spenrath, Alterthüml. Merkw. V. Xanten I. 49, 108. II. 87. Der Materialgewinnung wegen unterlag einem ähnlichen Schicksal bekanntlich das Colosseum, aus dessen Quadern eine Reihe römischer Paläste- entstanden ; in Trier ebenso das Amphitheater, welches 1211 Erzbischof Johann dem Kloster Himmerode als . Steinbruch überwies.
Die Revision der Rheinischen Römerstrassen. 8
sten, den noch nicht unterworfenen Völkern zugekehrten Grenzen be- festigte Plätze zu besitzen. Ihre frühe und, um die Völker der rechtsrhei- nischen Ebene iqi Zaum zu halten, gebotene Anlage auf der den Rhein weithin beherrschenden Anhöhe setzt ganz selbstverständlich eine ge- sicherte Rückverbindung bis Rom voraus. Bedeutung und Zweck erläutern die Worte desTacitus (Hist. IV, 23) : „Augustus habe durch dieses Win- terlager Germanien in Belagerungszustand zu erhalten und niederzu- beugen geglaubt^ — die Grösse ergiebt sich aus dem Umfang der zur Aufnahme von zwei Legionen und ihrer ^ Httlfstruppen bestimmten Festung. Die castra vetera waren in ihrem offensiven Charakter der Sttttzpnnkt des Varianischen Feldzuges; in diese retteten sich die ver- sprengten Flüchtlinge der niedergemetzelten Legionen. Die Lösung der Teutoburger Schlachtfrage muss von hier als dem Schlüsselpunkte ausgehen.
Die grossen Militärstrassen waren die ernährenden Adern der auf die briegerische folgenden friedlichen Invasion, der römischen Cultivirung Germaniens. Die Angehörigen der Soldaten, die Lieferanten der Armee, die Händler und Gewerbtreibenden überhaupt erscheinen für den Transport, den Absatz und die Sicherheit ihrer Waaren an diese Militär-Strassen gebunden. Dieselben sind die festen Linien, unter deren Schutz und durch deren Verbindung sich das bürgerliche Leben festsetzte und weiter entwickelte. Die meisten unsrer Funde von Nieder- lassungen, Canälen, einzelnen Denkmälern und Gräbern gruppiren sich seitwärts der Römerstrassen und lassen stets auf die Nähe einer sol- chen schliessen. Ihre genaue Kenntniss bleibt darum die dauernde Voraussetzung jeder weitern methodischen Forschung, alles sichern, besonders topographischen Wissens unserer rheinischen Lande zur römischen Zeit
Aus dieser Erkenntniss hat der Vereinsvorstand bereits vor meh- reren Jahren den Beschluss gefasst, die Römerstrassen Schritt für Schritt erneuten, wie besonders erweiterten Untersuchungen zu unterziehen. Gegenüber der zu Grunde liegenden Schmidt'schen Arbeit, welche sich vorherrschend auf die preussische Rhetnprovinz beschränkt, musste vor Allem diese Beschränkung aufgehoben und das gesammte, in keiner Weise mit dem preussischen Rheinlande sich in Congruenz befindende römische Operationsgebiet ungetheilt berücksichtigt werden, mithin die Schweiz^ Baden, Elsass, Lothringen, Würtemberg, Bayern, Hessen, Belgien, Holland, überhaupt das gesammte Terrain von den Alpen bis zur Nordsee, ebenso aber die rechtsrheinischen Landschaften, soweit
4 Die Revision der Rheinisohen Römentrassen.
als die Römer sie in ihr Kriegstheater hineingezogen, hinzugenommen werden ').
Begonnen wurden die neuen Arbeiten mit Untersuchungen und Ausgrabungen der Rhein-Brücken-Üebergänge am Fürstenberge bei Xanten, besonders aber demjenigen Strassen-System, welches in ver- schiedenen Linien von Metz nach Trier und von dort durch die Eifel nach Cöln und Holland führt. Die stattgefandenen Ausgrabungen zu Nennig, Köllig, Brecht, Stahl, Bitburg, im Bethard . daselbst, Fliessem, Weingarten, Billig und Hemmerich, die Auffindung dreier Tempel auf der Hcihe Otrang bei Fliessem und auf dem Natten- heimer Kopf, wie die Feststellung eines bedeutsamen, wahrscheinlich militärischen Gebäudes auf dem Kirchhofe zu Wesselingen, sind einzelne Momente der Erforschung dieser viclverzweigten Strasse. Dieselben, in- sammt der damit zusammenhängenden Untersuchungen, an welchen die Herren Prof. Dr. Bergk in Bonn, Förster Krebs in Dillmar, Rcctor Dr. Pohl in Linz, Regierungs-Baurath Seyffarth in Trier, Lehrer Theisen in Bitburg, in hervorragender Weise aber Generalmajor von Veith in Bonn, femerHerr Peter Wallenbomjun. in Bitburg nebst dem Unterzeichneten lebhaften Antheil durch eigene Arbeiten oder Mittheilungen nahmen — ergeben in erster Linie die Wahrnehmung einer überraschenden Dichtig- keit der römischen Colonisation. Heutzutage gibt es z. B. zwischen Trier und Diedenhofen die Mosel entlang keine Staatsstrasse. Vollständig durch- schnitten erscheint seit der französischen Besitznahme bis zum Jahre 1870 jeglicher Verkehr zwischen Lothringen und dem angrenzenden Trier'schen Lande. Und doch war noch im 13. Jahrhundert die Cul- turströmung zwischen diesen beiden Landschaften so bedeutend, dass der idealste Kunstausdruck, in welchen sich jemals der Zeitgeist er- gossen, der im Becken von Paris entstandene Spitzbogenstil nach Deutschland zuerst durch Lothringen, und zwar nach Trier gelangte, und umgekehrt im 10. Jahrhundert gerade Trier seine höhere Kunst* bildung zur französischen Königsstadt nach Rheims ausstrahlte ^). Und das waren nur Nachklänge des früher in römischer Zeit zwischen Re- mern und Trevirern schon bestehenden bedeutenden Römischen Ver-
1) Aach hierzu hat Schmidt Vorarbeiten grelicfert, welche sich im 10. Bande der Zeitschrift für Geschichte und Altert humskunde in Westfalen be- finden.
2] Beide Thatsachcn finden sich dargelegt S. 80 und 91 der Verhand- lungen des Internationalen Archäologischen Congresscs 1868 zu Bonn, heraus- gegeben von E. aus'm Weerth. Bonn 1871.
Die ReTision der Rheinischen Bömerstrassen. 6
kehrs. Diesen erhärtet die Thatsache, dass bereits vier von Trier nach dem Innern Galliens führende Hauptstrassen nachgewiesen sind ^). Metz ist auf beiden Moselufern mit der Augusta Trevirorum verbunden, Rheims sowohl mit Trier als mit Cöln. Seitwärts bebaut durch Städte, Palläste, Villen und Niederlassungen aller Art sind aber kaum in gleichem Masse andere Strassen. Wir brauchen nur an den 7 Stunden oberhalb Trier liegenden Sommerpalast zu Nennig und das 5 Stunden unterhalb belegene Jagdschloss bei Fliessem, von denen der erstere in einer Ausdehnung von 388 Meter, der zweite von 378 Meter sich erstreckt, zu erinnern, und von der grossen Zahl aufgefundener römischer Gebäude* im Umkreise von Nennig zu Tettingen, Butzdorf (rundes Wit- thum), Sinz, Dillmar, Palzem, Wehr u.s.w. im Umkreise von Fliessem, zu Bitburg, Stahl, Oberweis, Brecht, Rittersdorf, Baden, Pickliessem, Nat- tenheim, Seffernweich, Neidenbach u. s. w. lässt sich auf die Menge einst vorhandener baulicher Anlagen schliessen. Die Romanisirung der Eifel ist so sichern und so raschen Schrittes vorangegangen, dass das Rö- mische castrum Beda (Bitburg), der erste Etappenplatz auf der Trier- Cölner Strasse, rings von Privatgebäuden umgeben erscheint, was nicht der Fall sein könnte, hätte man die Möglichkeit eines Kriegsfalles in Betracht gezogen. Dieselbe Erscheinung gewährt die Militärstation Belgica (Billig) derselben Strasse. Nach den bisher vollführten Aus- grabungen daselbst überragte wahrscheinlich die an das castrum nord- östlich sich anlehnende Civilstadt dieses selbst an Ausdehnung. Die meisten Ortschaften, welche die Eifelstrasse durchzieht, sind aus römischen Niederlassungen ersichtlich hervorgewachsen.
Nach solchen Wahrnehmungen ist es unerlässlich, für die ge- wählte Aufgabe die Theilnahme aller Local-Vereine und aller Lokal- kundigen in dem Gebiete, welches unser Plan umfasst, zu erbitten. Der Rahmen der Untersuchung sämmtlicher Römerstrassen mit ihren Ansiedelungen von den Alpen bis zur Nordsee ist zu gross, als dass er von wenigen Einzelnen überwältigt werden könnte. Darum mögen diese Zeilen eine Aufforderung an alle Diejenigen sein, welche For- schungen anzustellen gesonnen sind oder eigene W^ahrnehmungen be- sitzen, uns die Resultate derselben im Interesse der Sache freundlichst zukommen zu lassen, sich unseren Bestrebungen anzuschliessen. Keine Thatsache ist so klein und unscheinbar, dass sie nicht den Aufbau zu fordern vermöchte.
1) Schmidt S. 18.
6 Die Reyision der Rheinischen Römentrasten.
Die Tür die Römerstrassen angestellteD und anzustellenden For- scliungen sind zu umfangreich, um sie in das Werk; welches diesen gewidmet sein wird, anders als in kurzer Resultatangabe aufzunehmen; zu wichtig aber, um sie darauf zu beschränken und bis zum Erschei- nen dieser Arbeit zurückzuhalten. Wir beabsichtigen desshalb in diesem und den folgenden Jahrbüchern das uns zukommende Material sofort zu veröffentlichen, und beginnen zunächst mit drei Aufsätzen: über den Grenzstein des Pagus Carucum, über den vicus Ambitarvius, über den Junotempel zu Nattenheim. Das nächste Jahrbuch wird die Rheinbrücke bei castra vetera und ein rechtsrheinisches Lager auf der Marschroute nach Aliso bringen.
K Aus'm Weerth, Vereinspräsident
I. Der Grenzstein des Pagus Canicum.
(Hierza Taf. I.)
Der pagus Caraonm lebt fort im pagus Carascus des Mittelalters. Garnces und, Garac^tes. Der Name Garuoes deutschen Ur- sprungs. Beda und die Baetasii. DieSunuci« DieTungri und ihre Gaue der pagus Gondrustis und pagus Yellavus. Grenzstein am Yinxtbach. Grenze zwischen Ober- und üntergermanien. Der Rhein die Grenze zwuKshen der Schweiz und Bhaetien. Gaugrenze im oberen Rhonethal.
Die Inschrift, welche hier zum erstenmale veröffentlicht wird, gehört einer Glasse von Denkmälern an, die schon wegen ihrer Sel- tenheit ein gewisses Interesse erwecken. Wir besitzen Grenzsteine des Territoriums der Stadt Rom, sowie römischer Colonien, Säulen, welche öffentliches von Privateigenthum, profanen Besitz von ge- weihtem scheiden. Andere Inschriften bekunden die Regulirung der Grenzen eines Stadtbezirkes oder eines grösseren Gebietes; auch aus- führliche Urkunden über die Schlichtung von Grenzstreitigkeften sind uns erhalten ^) ; einfache Marksteine kommen äusserst selten vor ^). Im Rheinland war bisher nur eine einzige Inschrift dieser Art bekannt^
FINES. Viel.»)
1) Eine Auswahl solcher auf die Sicherung der Grenze bez&glicher In- schriften ist von Wilmanns Exempla inscr. Lat. n. 843 — 876 zusammengestellt. In spanischen Inschriften werden öfter termini Augustales erwähnt, ferner 1488 termini agr. deoumanor. restituti.
2) Hieher gehört der Markstein zwischen Arelate und Aquae Sextiae,
wo auf der einen Seite FIN« ACL*, auf der anderen FIN» AREL zu lesen ist, s. Spon. Mise. S. 165. Herzog Hist. GalL Narb. hat die Inschrift nicht.
Unecht ist die spanische Inschria HEINC PACENSES, auf d. a. S.
HEINC EBORENSES. s. CiL. ii, spur. n. ii.
3) N und £ sind ligirt. Dorow Denkm. I, S. 107 n. 662 ohne Aug. des
8 Der Grenzstein des Pagus Caracom.
ungleich wichtiger ist der neue Fund, der Markstein des Gaus der Caruces, einer Völkerschaft, die hier zum erstenmal erscheint Der Fundort (Neidenbach bei Kyllburg) beweist, dass die Caruces zu den kriegerischen Schaaren gehörten, welche am frühesten mit Weib und Kind über den Rhein zogen, sich im Keltenlande an der grossen Völker- strasse zwischen Maas und Mosel ansiedelten, und hier den Namen Germani empfingen, mit dem fortan die Römer die gesammte Nation bezeichnen. Diese Gegend, wenngleich nicht gerade günstig für An- siedelung — denn es war grossentheils Moor- und Haideland oder Waldgebirge — ward ihnen bald zur Heimath, und obwohl römischer Gultur nicht unzugänglich, wurden sie doch der angeborenen Art niemals völlig entfremdet. Zumal das gebirgige Terrain nordwärts von Trier, ehe- mals zum Ardennerwalde gerechnet, der auch das hohe Veen und dier Eifel umfasste, und insbesondere die letzten Ausläufer, wo der weit- verbreitete Dienst der geheimnissvollen Schicksalsschwestern (denn das sind die matres oder matronae) recht eigentlich seine Stätte hatte^ verdienen eine genauere Durchforschung, als bisher diesem Landstriche zu Theil geworden ist.
Der Grenzstein findet sich westlich vom Dorfe Neidenbach *) am
Fundortes. Diese znerst von Fiedler richtig gelesene Inschrift im Museum d. üniv. Bonn ist nach Overbeok Gatal. n. 88 bei Gleve gefunden. Overbeok be- merkt, es sei fraglich, ob die Inschrift römisch sei, darauf hin wird dieselbe CIR S. 861 ohne weiteres unter die gefälschten (n. 17) verwiesen. Man wird den Stein so lange für echt halten dürfen, bis nicht das Gegentheil erwiesen ist. Lersch Centralm. II, n. 76 und Overbeck behaupten, ein Mühlstein sei zum Grenzstein umgewandelt worden, der umgekehrte Verlauf wäre jedenfalls wahr- scheinlicher. Der Stein hat das Ansehen eines Mühlsteines, in der Mitte ein rundes Loch, auf der oberen nach dem äusseren Rande zu schräg abfallenden Fläche ist die Inschrift eingegraben. Lapis molaris findet sich im Yerzeich- niss der Grenzsteine, Sehr. d. r. Feldm. I, 406, 20, wo eben die Form, nicht das Material zu verstehen ist. Runde Grenzsteine, z. Th. den Meilensäulen ähn- lich, kommen häufig vor; hierher gehören insbesondere die tormini Augu- stales (ebend. I, 242).
1) Neidenbach, etwa 2 Stunden von Kyllburg entfernt, an einem klei- nen Bache gleichen Namens gelegen, heisst in einer Urkunde des Papstes Alexander III. (Venedig d. 2. Aug. 1177) Nidenbuch, ebenso in einer anderen des Erzbischofs von Trier v. J. 1204 Nidenbuoch, in dem Verzeiohniss der Güter des Domkapitels zu Trier (Mittelrh. ürk. II, S. 353) Nidinbuch. Im 0»te selbst wurde mir versichert, das Dorf habe früher auch Ernstbach geheissen* der Bach, welcher in die Kyll mündet, heisst weiterhin auch Weib ach oder schlechthin die Bach.
Der Grenzstein des Pagus CaracimL 9
Waldessaum zwischen Eichengebüsch unmittelbar an der alten Römer- strasse Ton Trier nach Cöln, die inr dieser Gegend (zwischen Bittburg und Oos, den Stationen Beda und Ausava) noch an vielen Stellen deutlich erkennbar ist 0- Einige 100 Schritte nach Westen von dieser Stelle zieht sich die jetzige Landstrasse hin, nach rechts läuft hier unmittelbar neben der Römerstrasse ein alter noch wohl erhaltener Weg hin, der mir als Pilgerweg bezeichnet wurde ^). Der Stein (rother Sandstein), 31 Cent breit, 66 Gent, hoch, etwa 51 Gent, aus dem Bo- den hervorragend, stand an dem linken Rande der Römerstrasse, die Schriftseite der Strasse zugekehrt; man schaut von dort nach Osten in die Thalmulde, in welcher Neidenbach liegt. Unmittelbar daneben steht ein neuer Grenzstein des Gemeindewaldes von Balesfeld.
Die erste Nachricht verdanken wir Hm. Limbourg in Bitburg, der uns freundlichst einen Brief des früheren Ortsvorstehers Ph. Mayers in Neidenbach mittheilte, welchem Abschriften von zwei in der Nähe jenes Ortes befindlichen Inschriften beigefügt waren. Ich erkannte sofort, dass ein Grenzstein mit dem NVmen eines Pagus aus römischer Zeit vorliege, während die andere Inschrift dem Mittel- alter angehöre. Herr P. Wallenborn in Bitburg, Mitglied unseres Vereins, untersuchte darauf an Ort und Stelle diesen Markstein und erstattete ausführlichen Bericht^). Später hat der Unterz. gleichfalls
1) In der Generalstabskarte n. 58 ist der Zug der Römenstrasse genau verzeichnet.
2) Es ist unrichtig, wenn Manche, wie Baersch, die Pilger- und Römer- Strasse als denselben Weg betrachten ; sie sind, wie die Generalstabskarte zeigt, durchaus verschieden, wenn sie auch zuweilen neben einander herlaufen^ oder, wie man mir versicherte, zusammenfallen. Die Generalstabskarte verzeichnet die Pilgerstrasse nur von Balesfeld bis Wallersheim, nicht auf der Strecke südlich von Balesfeld, also eben an der Stelle, wo der Grenzstein stand.
3) Hr. Wallenborn schreibt darüber: »Nach meiner Schätzung befindet sich die Fundstätte ungefähr 18 — 20 Minuten nordöstlich von Waxbrunn (eine Häu- sergruppe an der Chaussee) und 10 Minuten nordwestlich von Neidenbach ent- fernt Von dem Neidenbacher Flurdistrict Hausbach dicht unter Waxbrunn fuhrt eine alte Strasse (wahrscheinlich die Römerstrasse) der Banngrenze ent- lang bis in die »Sang« Flur Baleefeld. Die Strasse ist nur noch in den Wald- districten erkennbar. Auch an der Stelle, wo der Stein steht, ist Lohbestand, dem wohl auch der Schutz des Steines zuzuschreiben ist. Dort ist die Strasse ungefähr 10—12 Schritte breit kennbar: es besteht noch die untere Steiulage, keilförmig zugerichtete Sandsteine, die mit dem breiten Theil nach oben ge- richt^ sind. Dicht an der Grenze der angedeuteten Gemarkung, zugleich am Bande der alten Strasse stand der Stein aufrecht nach Art eines Grenzsteines.!
M Div Gffonlem des Pk^w
Um Lacaütit 'm Jkanpasdum genommen, wobd Hr. Majers mit gnmiffi Onafcoiuie od dem lebhaften Interesse for die Vomil n^mm^* die besten Dienste leistete; doich seine Yermitldnng wirden SKk beide Steine fAr onsere Sannnlnng erworben ^.
Afd ifoa ^fefaeitel des Steines sind zwei Krenze, ein giösams mA ein Ueineres* cxngehnaen, dies ist nicht etwa das drisüidie Symbol, sondern der decnssis (X), daher bei den ronüschen Feld- mtumm die Aosdrücke lapis decnssatas, petra decnssata miAfüfTh vorkommen *). Desselben Zeichens bediente man sidi aber aodi in heatsnükuid bei der Vermarknng, in den älteren dentadien Gesetzen wird es decaria genannt*). Die beiden Erenze sind offen- bar später eingegraben; man benutzte den alten romischen Grenzstein ab Xarkzeicfaen, nnd eben diesem Umstände ist die Erhaltung dieses aerfcwttrdigen Denkmales zn danken. Noch jetzt findet man auf den aken Marksteinen dieser Gegend ganz gewöhnlich das Zeichen X.
1) Der andere Stein ist gefunden nordöctlich von Neidenbaek im Dietrici Thffridbi (Pfkffengericht), wo öfter Oriber, Scherben ron Gpfiwen, Segel n. s. w. neb Inden. Genaa i«t die Fnndftene nicht mehr sa ermittehi, da ihn der Be- •itstr die Gmndstaekea, weil, er beim Beackern dea Feldea hinderlich war, an den benachbarten Weg geachaffi hat Et ist ein onregebniMiger BIodL von graoem Sandtteio, der an der linken Seite dorch den Pflog fut ganz abge- fcfalifEm iat. Die Schrift zeigt eine eigenthämliche Mischung Ton Majnakel nnd ICinnakel: der Ponkt fiber I scheint aaf ziemlich spite Zeit hinzudeuten (s. Taf.1, 2).
V/»:iuS JB
p a n i 8 : Z sub V n a p Lag A Lo. ci:
Die Entzifferung mnts ich Anderen überlassen, doch durfte auch hier ein Mark- stein Torliegen: loci ist wohl nicht das lateinische, sondern das deutsch-lai. Wort lach US oder lochus, d. h. Einschnitt in einen Baum oder Stein zur Bezeichnung der Grenze, daher lochbaum und lochstein, s. Grimm d. Beehtsalterth. 544.
2) Yergl. die Abbildung Sehr. d. r. Feld. I, Tal 34, n. 803.
3) Grimm d Bechtsalterth. 542. Rudorff z. den Feldm. II, 268. In der Ur- kunde T. J. 816 (mittelrh. Urk. I, n. 51) findet sich eiue genaue Grenzbeschrei- bnng des Prümerwaldes ; des Kaisers Sendbote soll eine neue Yerroarkung Tomehmen: ut TTaldnm perlatis signisque certis designareC wo wohl teclatis zu lesen ist.
Der OrenzBtein des Pagui Camoam. » 11
Der Markstein erinnert an die Form, wie sie die Zeichnungen in d6n Schriften der römischen Feldmesser (Bd. L Taf. 27, Ansg. Yon Lacbmann) Yeranschaulichen: der untere Theil, der Yon der Erde ver- deckt wurde, ist unbehauen, was mit der Vorschrift der alten Tech- niker nicht stimmt I); später, besonders in den Provinzen, wird man es in solchen Dingen nicht so genau genommen haben. Unter dem Fundamente fand sich nichts, weder Münzen noch Kohlen, Scherben oder dergleichen vor. Diese Sitte, durch geheime Merkmale für die Sicherung der Grenze zu sorgen, beschränkte sich wohl auf die Ver- markung des Privatbesitzes').
Die Aufschrift (s. Taf. I, 1):
FINIS PACI CARV CVM
A
ist unversehrt und vollkommen verständlich; das A Z. 5 unter dem M ist offenbar nur ein Zeichen: die Buchstaben des Alpha- betes vertraten die Stelle der Zahlen; denn an die Anwendung des künstlichen Systemes der Yermarkung mit lateinischen und grie- chischen Buchstaben ist hier schwerlich zu denken ^).
Z. 4^ scheint auf dem Steine C V * M zu stehen, allein der Punkt ist wohl nur durch Loslösen eines Kornes vom Stein entstanden ^). Der Singular finis st. des sonst üblichen fines hat nichts auffallen- des: nicht nur die Schriftsprache wechselt mit diesen Ausdrücken
1) Sohriften der r. Feldm. Bd. I, S. S06, Tergl. mit 8. 140; man woUte eben der Verwecheelnng mit Grabdenkmälern vorbeugen. Aber andererseits fin- den sich auch Grabsteine, welche voUständig geglättet sind.
2) Auch scheint dieser Brauch nicht aller Orten gegolten zu haben, s. ebend. 806: na'm in aliquibus locis terminos non politos posuimus et nihil illis supter addidimus.
8) Darüber handelt ausführlich der liber de litteris et notis iuris ezponendis, Sehr. d. r. Feld. I, S. 310—842. Doch müssen Reste dieser alten Ueberlieferung sich noch im Mittelalter behauptet haben. In einer Urkunde des Königs Desiderius (Grimm d. Rechtsalt. 542) werden arbores habentes litt Aas omega erwähnt.
4) Gerade so findet sich auf der andern Inschrift Lo.ci:
12 Der Greiuitein des Pag« Cameimi.
ab \, sondern auch den mschriftlichen Urknnden war dieser Gebranch (lieht frnad, wie ein )Iarkstein auä Dalinatien, welcher der 2. Hälfte des L Jahrb. ansehört zeigt (CIL, IlL 2SS3):
FINIS INTER NEOITAS ET CORINIENSES
DERECTVS MENSVRIS ACTIS IVSSV
M. OVCENI CEMINI LEG.
Paguä ist nicht eine Ortschaft, ein Dorf*), sondern der Gau: so überall im eigentlichen Gallien und den angrenzenden Ländern. Grfeere Völkerschaften theilten sich in mehrere gesonderte Di>tricte, während das Gebiet einer kleineren oft nur aus einem Gau besteht, der meirit entwerler der Völkerschaft den Namen gab oder von ihr empfing; ja es konnte sogar eine schwache Völkerschaft einem andern Gau zugewif?sen werden ^). Die Römer fanden diese Gliederung des
1) floraz Kp. II, 1. 38 excludat iargia finis d. h. termiuus, gerade wie auf d^m Grenzsteine.
2) I>eeem . pa^i, Station zwiflchen Tabernae und Ditodurum er- innert an die novem pa-zi oder forum novein pagorum in Etrurien, und iat wohl eine np&te Gründung, gerade so wie der Name der gallischeo ProTinz noTem populi. Bei Tacitus ist pagus überall ein grösserer oder kleinerer Ilistrict, wie Ann. III, 45 va^tat Sequanorum pagos, Ilist lY, 15 e pro- ximis Nerviorum Germanorumque pagis, 26 in proxitnos Gugerno- rum pagos. I>ie Ortschaft beisst vicus, daher Ann. I, 56 Chatti omissia pagis vicisqiie in siivas rlisperguntur, was nicht anders zu verstehen ist als Germ. 12 iura per pagos vicosque reddunt. Man darf daher auch nicht mit Frcudenberg (fJrkundenbuch de« röm. Bonn S. 34) aus den Worten Hist. IV, 20: tria millia legionariorum et tumultuariae Belgaram cohor- tes, timal paganorum lixarumque .... manus omnibus portia erumpunt, folgern, Itonn werde als ein pagus bezeichnet; mit gleichem Rechte könnte man auch Itr^m für einen pagus erklären, weil Sueton Galba 19 bei der Ermordung dieses Kaisers auf dem Forum schreibt: ibi equites, cum per publicum dimota paganorum turba equos adegissent. Bonn war ein vicus; pagani heissen in der .Soldatensprache Civilisten, also kann man es hier ebenso auf römische Handelsleute wie auf die einheimische Bevölkerung beziehen. Dieser Sprachgebrauch ist dem Tacitus ganz geläufig, vergl. Hist. I, 53. II, Bd. III, 24. 43. 77. Dann heisst jeder, der ausserhalb einer Zunft steht, paganus, daher nennt sich Persius, indem er bescheiden auf den Namen eines Dichters keinen vollen Anspruch macht, semipaganus, was die gelehrten Erklärer nicht vt^rstanden haben: nur Gesner urtheilt richtig, indem er passend Plinius Ep. VII, 25 vergleicht
8) Das Gebiet der Ilelvetier zerfiel in vier pagi (welche 12 oppida oder feste Orte, 400 vici amfassten, Caet. b. G. I, 5 and 12), and das römische Regi-
Der Grenzsteiii des Pagas Carucum. 13
Volkes, die mit den ersten Anfängen des Gemeindelebens zusammen- hängt, vor, und liessen dieselbe, von gesundem politischen Tact ge- leitet, im Wesentlichen bestehen, aber im Einzelnen haben. sie diese Verhältnisse mehrfach modiiicirt, bald Zusammengehöriges trennend, bald Gesondertes verbindend, hier ein kleines Territorium vergrös- semd, dort ein weites Gebiet schmälernd ^).
Der pagus Carucum führt den Namen der Völkerschaft, ein deutlicher Beweis, dass ihre Wohnsitze über die Grenzen des Gaues nicht hinausreichten.
Der Name Caruces ist neu*), was bei der Fülle von Namen, Pagus
CarasGUB.
ment bat daran nichts geändert: nach wie vor beschliesst die aUgemeine Lan- desversammlung wie die Gaugenossen in besonderen Zusammenkünften über ihre Angelegenheiten (Insc. Helv. 192: civitasHelvet. qua pagatimqua publice honores decrevit). Die Gabales mit ihrem ausgedehnten aber wohl schwach bevölkerten Gebiete in den Cevennen, scheinen nur einen Gau ge- bildet zu haben, Plinius H N. XI, 240 rühmt den casens Lesurae Gabalici- que pagi. Aus dieser Stelle hat man irrig geschlossen, dieser pagus sei von den Körnern Nemausus zugetheilt worden. Plinius selbst IV, 109 fuhrt die Oabales als selbständige Völkerschaft auf, ebenso noch später das Verzeich- niss der provinciae et civitates Galliae. Eher kann man die Worte so auffassen, dass Lesura (Bergname) einen der Gaue der Gabales bezeichnete. Verbindung kleiner Districte zu einem grösseren bezeugt Plinius IV, 106: Qromarsaci iunoti pago, qui Gesoriacus vooatur/ Anders in der alten Provinz Gallien, wo pagus in demselben Sinne, wie in Italien zu fassen ist: hier wurden ältere Namen öfter mit jüngeren vertauscht, der p. Vialosoensis bei Karbo hiess später Martialis (propter hiberna legionnm Juliana- rum, Sidon. Apollin. Ep. IT, 14).
1) Galba bestrafte die Gallischen Städte, welche gegen ihn Partei genom- men hatten, finibus ademptis Tac. Hist. I, 8, damno f^nium I. 68. Auch die Treveri traf damals dieses Geschick.
2) Natürlich darf man fremde Namen nicht nach der strengen Analogie der lateinischen Sprache beurtheilen : so lässt sich auch das Maas der vorletzten Syl1)e nicht sicher bestimmen. Volux, im Accus. Volucem, Sohn des Kö- Bigs von Mauretanien bei Sallust verkürzt nach Priscions Angabe das V. Für die Kürze des V in Harudes bei Cäsar, XnQov^eg bei Ptolemaeus spricht Augu- atus Schreibweise Charydes; hier wird das griechische Y gebraucht nur um der gedehnten Aussprache, welche die Analogie des Lateinischen nahe legte, vorzubeugen. Aus demselben Grunde schrieb Pinarius auf dem Grenzsteine von Fancigny: inter Viennenses et Ceutronas terminavit; denn in Ceutro- nes war der römische Mund geneigt das 0 zu dehnen. Die in griech. Hdschr. öfter wiederkehrende Form K€vTQO)ve^ {KitTQOiv^g) kommt nicht in Betracht, der Legat . des Vespasian, der an Ort und Stelle die Grenzen regulirte, ist der bette Zeuge
14 Der GrenEsiein des Pagas Carucam.
wdche uns in Gallien und Germanien entgegentreten, nichts auffallea- des hat: sind doch manche dieser Namen auch nur durch ein ein- liges Zeugniss beglaubigt. Aber yiie die alten Namen nicht nur an Bergen und Flüssen, sondern auch an Ortschaften und Territorien fiest haften, selbst wenn die Bevölkerung mehrfachen Wechsel erfuhr, 80 ist trotz der mächtigen Völkerbewegung, die dem römischen Beiche ein Ende machte, dieser Gauname nicht untergegangen. In Urkunden der Abtei Prüm ') aus dem achten, neunten und zehnten Jahrhundert wird mit dem Namen pagus Carouuascus, Carascus (Carras-
fÜr die richtige Aussprache des Namens dieses AlpenTolkes. Aehnlich sind aach anderwiurta die nach griechischer Weise gebildeten Accusativformen von Yöl- kemamen tu beurlheilen.
1) Niederrhein. Urkundenbuch I, n. 14, Urkunde des Abtes Asyema Ton Prüm (762 — 804) dyduno villa in pago Carouaasoo (jetzt Dingdorf); in der Urkunde König ripins vom August d. J. 762 n. 16 wird die Lage des Klosters Prüm, welches Pipin schon fHiher im J. 752 und im JnU 762 beschenkt halte, mit den Worten beschrieben: quod est positum intra terminos bidense atque ardinne. Dann heisst es: donamns . . , . res proprie- tatis nostrae in pago charos TÜla quae dicitur Romerii cor. Hier ist stt verbessern: in pago ckaro$(co ii^ rilla quae dicitur Romerii ««r(li«A d. h. Rommersheim. Dann heisst es tradimns alia dno loca ad eundea monasterium id est uuaihilendorp et birgisburias (j. Wetteindorf und Birresborn). Schenkungsurkunde Ton 777 n. 31 in pago carasco in looo qui dicitur TvaUamarviUa (j. Wallersheim); desgL Y. X 77$ n. 32 in pago Carosco ... in villa quae dicitur Bidonis- Yaim V Budes heim). Desgt t. J. 801 n. 39 in der Uebersehrifl in pago Caroasco in Didonis villa. Urk. des Kaisers Ludwig t. J. 831 n 59 in pago Oaroasco in villa quae dicitur huosa ^. Oos). Kaiser Lothar I. V. X $54 n. $6: in pago Carasco in Valemaris villa. ürk. des Abtes FturabiNrt \v>n IVüLm v. J. 943 n. 1$0 in comitatu biedensi ... et in alio pago karasco in villa Sueuerdesheim o^Schwiraheim^. Alle diese Orte Ue^ett im jetsig^n Kr«i«e Ih^m« (vergL Sprucers Atlas f. d. Gesch. des Mit- telalters n. 3^.^ Kigv^nthümlich ist« dsj^ die jän^e Urkunde Prüm nicht som pagus i'arascus K\'^hnet« sondern als in finibus Arduensem situm bM^4Me(. Die Iv4g^nde Vrkuude auf dasselbe tj^wchilt bciüglich und von gWkcWw IXfttuw nennt den Farabert («ruepositus. ist im Namen des Abtes Uildtadtt» abg^fasst* und weicht auch KMUtNosi dM* anderen eriteblich ab. lUer heisst es unter ai\derw: et aliae res. quae in pagt> carrasco sunt sitae, videlioet StephiUnes et^v'uuerdis viüa una cum castello, wah- rNfed nac^ der iNiiteu Aus<Vrt^u»g die ^iHa Stephelin in pago Heinflinse et in cosaitatu Tulpiaveusi hegt IXvh d^eee Verwirrung lu schUehten 4Ver>a<ee h^ Ander«««
Der Grenistein des Pagus Camcum. 16
ca8)f Garoscus, Carjoascus der Strick Landes zwischen dem Bit- gau und dem Eifelgau bezeichnet. Es ist ein waldiges Berg- und Hügelland, ' durchschnitten von dem oberen Lauf der Flüsse Prüm, Nims und Kyll (bei Ausonius Pronaea, Nemesa, Gelbis') ge- nannt, im Mittelalter Prumia, Nimisa, Kila). Später verschwindet der Name pagus Garascus, dieser District wird zum Bitgau ge- rechnet
Der pagus Garascus (Garoascus) des Mittelalters ist der pagus Garucum aus römischer Zeit'), nur mag dieser ein etwas weiteres Gebiet umfasst haben'): denn zu dem Gau der carolingischen Periode gehörte nur die nächste Umgebung der Abtei Prüm oder der nordöstliche Theil des jetzigen Kreises Prüm *).
Aber ich glaube der alte Volksname Garuces hat sich auch Cartoatei. noch in anderer Form erhalten. Noch vor Nero*s Tode (im J. 68) und dem Erlöschen des Julischen Kaiserhauses brach in Gallien ein Auf- stand unter Führung des Julius Vindex aus, der jedoch rasch unter- drückt wurde; aber während der Wirren und Kämpfe um den er- ledigten Thron erhoben sich im J. 69 die Bataver unter Julius Givilis, im J. 70 die Treveri unter Julius Tutor. Tacitus berichtet, wie Tutor sem Heer durch Zuzug der Vangionen, Triboker und Garacaten ver- stärkte: allein da die Sache der Aufständischen bald eine ungünstige Wendung nahm, schlugen sich diese unzuverlässigen Bundesgenossen auf Seile der Römer ^). Die Garacaten werden sonst nicht genannt, man
1) AniOD. Mos. 854: namqae et ProDaeae Nemesaeqae adiuta meaiii Sura tnas properat non degene'r ire sub undae ... Te rapidai Oelbis, te marmore clarus Erubrii Festinant famulie quam primum adlambere lympbis: Nobilibui Gelbis celebratur piscibus. Die Form Pronaea (die Hdacbr. proneao) ist befremdend, man erwartet anob in dem alten Kamen M, nicht N, vielleicht ist namque et Promaeo oder (aquis) Promae an lesen. Gelbis, wie man aus den Verderbnissen der Hdscbr. berge- •tellt bat, ist wobl richtiger mit Scaliger Gelbis za schreiben.
2) Der Abrgao (Argowe) nach der Ahr (Ära, A'rula, erst in jüngeren Denkmälern nachweisbar, s. Zoyss d. Deutschen 19), die unterhalb Sinzig in den Bhein mündet^ heisst in mittelalterlichen Urkunden pagus Ariscus oder Aroentit.
8) Auch der pagus Menapisous des Mittelalters umfasst weit weniger . als das Gebiet der Menapier zu Casars Zeit, mag aber ziemlich genau den Gren- sen dieser Yölkersohaft während der Eaiserzeit entsprecben.
4) Yergl. Eltester mittelrh. Urk. II, S. XXIII.
5) Tacitus Eist. lY, 70: Tutor Treverornm copias reoenti Yangio-
üi'M ihri^i Mi^hm Wohtuiiz^. ;(wi5i4!heD den Vangionen and TreTeri Uli *Utr Suhi', AU ';: nii^ irn Hndcu wird das Gebiet der TreTeri dorch dMf VniW^fii^u \i4zvmi7X\ die TaracaU^D werden Bewohner eines da* UU^imu ^NMVnuUtuii nordweHtlich von Trier gewesen sein, nnd sind unmhtit ^tfti d'rn i^hnm'H nicht vfirnchicden.
(UifiH',^',% und (laracatcH Hirid nur verschiedene Formen des- miIIh'M Stiiimm, hu witdiM^iln AusoncH und Aurunci, in Iberien Hi'i'f/if-i: und Hi'^f^nni, in Illyrien ^inagulg \xni u^vTagiarai, in Gal- llitn Andi^N und Andncavi, in (jornninicn Usipii (Usipi) und llM)|HifitN. I)li* AliliMtiuiKHiMidunK atos, obwohl auch in anderen H|tt)irlinn /.ur Mlldun^ von Völkrrnanion benutzt, war besonders ver- hiMltnl. in dum wiMlrn (ii^bintn dor koltischen Zuuge *), und es ist wohl
iiMiii, rMiNimliiiiii, Tri Immmi riim doloüt\i auctas voterano pedite aique mi|iiIIm rii'iiiHVti. oiii'rii|iilii Hpo aiit motu Bubactis legionariis, qui |ii-liiiit iMiliiirtniii |ii'iiiMiiiHNAtu u Soxtilio Folico intorficiunt, mox ubi ittMui« iihiii'Oihiai|iio UomuntiN proplnquahaut, honesto transfugio re- ttliuii NiMMitl« Tvibuolii Vnniriouibuvquo ot Caraoatibusr. Die Hdscbr. HiiiOi t'iMHi>nMum« roruootit ium, raoracatium; letztere Form bat liNiiiUolit )MuiiMi«M^«wAht\ mUoIu Ihm fhniuioii Ki|;oiiuameu ist darauf kein recbter V«tiU«N U\\\\\ KoU, Numou S 41 \mU dio borm Caoracates fest, die er von \W\\\ Kt'hU^Ou'u \MUv ^SobH«in nbUnlvt» uuWm or Whauptet. Carauates sei IhUwU, w«mI 0« «\o^ MX* \U'\\\ KMtiM'bon uiobt erklären lasse. Allein unsere K^muhuft« «)\'« K«'M\ih'bvi\ ut xu^l $\\ k\\\\AUim\\\\^* um jeden Eigrennamen be- l> ^^'d^v'^^^ «^^ *mH^»vu» A\\«to\\lom \\*r vUvh i'r*l su enteisen, dass dieser Völ- Wu^rtH^' l^v*\\\»\Uow l'\*j»uufAi* »v\ lu Abv.lvcher \\cUe g\jh; Glüok febL wenn er d*^* VVv*^^ \\»«M\»wo«. di^ urkwudiioh lv«<4^5 u:. »er^irtt. weU sie seiner Me-
\^ IS\^ v^^\l«wi»jC K»^ dn^r V,i{ji^V»,;^ d.*r AaSbi^^K":* :*5 für die geogrm-
^^^^^. ,' utk»^; <U'sC^. \k>«A'A vOi-^',^ >ix**^v*5 ;>:t^*tt ;i.^^f >wiJe s;i:ilx'£> roa den \*^*,^-.':* *»>fcvk*.vt» >i* V A*o> 'o*** 3Lv«v''^9 »*?. <s^«t N.&3b:'X Cji^rioua* für
* w" -A \. I ^ . •• » * ^v»^« •%■»>. ■*! itjt« v->vii>C'Jv\i Ma*t«5i;n HL .Ltfttnfl« V ^<«* •(«••<% \i« ö*fi*t :i .V» «»^i^u *. «««ks^xK«! -r'^.-'.'i^i" '^ctxiiuail •ttS!L jx ^l
Der Grenssiein des Pagas Garaoam. 17
möglich, dass die Bewohner jenes Waldcantones eben bei ihren kel- tischen Nachbarn Caracate^ hiessen Vi während sie selbst sich Caruces nannten. Denn sie gehören sicherlich zu den germanischen Stämmen, welche über den Rhein zogen und sich mitten zwischen keltischen Völkerschaften im Ardennerwalde und den angrenzenden Gebieten niederliesscn, weil nur diese schwach bevölkerte oder theilweise völlig Öde Gegend zwischen Maas und Mosel für neue Ansiedelungen noch Raum gewährte. Cäsar bezeichnet als Germanen vier Völker- schaften, welche im 2. Jahre des Gallischen Krieges sich an der «Er- hebung der Belgier gegen die Römer betheiligten, Gondrusi, Ebu- rones, Caeroesi und Paemaui^}; die beiden ersten Völker-
Cisalpina, wie Bergomates. Ebenso ist den Lig^em diese Form nicht fremd; Oenuates wechselt mit Genaenses, in der bekannten Urkunde über die Grenzstreitigkeiten von Genua Langates mit Langenses (jetzt heisst der Ort Langasco), ebendas. 0 diätes. Daran reihen sich dann die zahlreicheo kleinen Alpenvölker, wie die Nantaates, Focunates, Catenates, Li- cates u. a., die vielleicht sehr verschiedener Herkunft waren. Abgeleitet sind diese Namen in der Regel von Stadt- oder doch Ortsnamen (bei den AI- penvölkem gab es eigentlich keine Städte), allein wie der Name einer Völker- schaft nicht selten zugleich das Gebiet oder die Hauptstadt bezeichnet, so hat auch Caracates neben Caruces nichts aufiallendes. Adunicates in Süd- frankreich (Plin. in, 85), wohl nicht verschieden von den Adanates (Orelli 626), dürfte ein analoger Fall sein. Vielleicht gab es neben Caruces auch eine Form Caruci (vergl. Aduatuci, Sunuci), wie auch sonst nicht selten in gaUischen und germanischen Völkemamen die Flexion schwankt, z.B. Triboces and Triboci, ebenso bei Gabales, Mediomatrices, Santonet, Turo- nes, Carnutes, Teutones u. A.
1) Carucates bei Tacitus zu schreiben ist nicht nöthig;* die ganze Stu- ((NÜeiter des Lautwandels veranschaulicht der Name der Canninefaten auf Insohriften (von den Varianten der Hdschr. will ich ganz absehen), Can- nanefates, Cannenefates, Channinifates, Cannonefates, Cannune- fates; denn auch hier ist ates als Endung, CANNANAF als Stamm zu be- trachten, und schon deshalb die Erklärung Grimms, welcher hier eine Zusam- mensetzung mit dem gothischen faths findet, abzulehnen. Ueber die Schrei- bung des Namens der Canninefaten vergl. J. Bekker in d. Jahrb. XV, S. 98 ff. nnd Freudenberg LIII, S. 178. Den gleichen Laut Wechsel zeigt auch Tarusoo lieben Tarasco.
3) Caesar de b. G. II, 4: Condrusos, Eburones, Caeroesos, Pae- manos, qni uno nomine Germani appellantur, arbitrari ad XL millia. Dazu kommt noch eine fünfte Völkerschaft, die Segni, VI, 32: Segni Condrnsique ex gente numeroqiie Germanorum, qui sunt inter Eburones Treverosque; diese n&here Bestimmung bezieht sich auf die
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Smhx D» CA5512S- die CAcroe«: tim Pi^n-ii-l sarf *»c«iä mibe- kmm: iiB^3IktiirLrk cyliiBen de Xirie Caerc-esi ts die Caru-
ces--- c:<i s e cö*.ü>€S: sr-e tts eiiuiiä«' ra i^hfUL da Cäsar uiciht aDe VcIkssä^Lncn äcr Arj«iT:er. meJtie hü duLal« ilt: dem ge- acösaaMS; Xaz:»» Gai&as: r^sazLizK'Liass::^ *>. iisizaih.
äacL ii": Ci* 5i£i::Tt-:»n ^i*r:*i: C*r:*f:. CüTif:, Cfr;i«i*i CLTit-f £1.1 ixji äfm \&-±r-:'«:f: Ll T«r:c:Li.iz£. öJnrs JLixS. Xiii^ S 41 laust
äsnic La itsarjt'Jusa. Il^ri^fci n:BE3LZksi. Kk* s.'.'zz.i& fiiisLji.^rin Hin Bfxnp Ulf bSL nesanuBÖiSL Kiansi Ci.r&x»:i.{ */ c " r f ^ -rfm^cüisr.. I^s- Xud?
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iMsifdi T^JMBUSL JCiioift izxii yLutnL IX flZKRZL ifi^iLriiifli TfrhkT^.T» . £j; rsrmss^ mxu: Jif*;£MC!iWiBizz4f izL .Lräsui'jrv'LjSi' :jc ijis' i^ irir r.RT af? J'JLitfrx xai2. Ztn&iixim. lA*^ JrjLum, \Ajar hslz-^ 7*". -T ijf Z'^xrixü uxii C.'xirxti x^^ti'UKt T? t^t; irxn.. cüisr lu: C. iin ILuxtc Jjokr» ai.': iifa rsMcerx mit üdWTüra. |!«iii»«:i. jx iau Vthusi: ter rmfri lic-j;^. ÄL~!ifL ä« >etä.i:ä ruwr. «L en. yxssxer^j^au^^aL. icmiiss. 3113 lx fix. frffxniatfttii fri: tfa>» ^«rxkJi- xäi!;:i^ si tienii«. i'Xit ia. üit ZT^mciüi ixc rrc'irLÄC üX'^räxMnL ^f Tiäiffir.<pr>fl. iitamr '^t^maxita. -v-kTBL ▼'.r-i ^kuwi*:« iairi "»rix ia. <'i:YXr*rgr juxr^irusL |Kn«i. 5i*:a Jüotr ^ frier vjuiü: ä*r ^yqnT.trmnw Jimkx, tMirr. ii« ir t r iLt 1 . bfs "Jxftuiiui 'i«l ITimr.. Ejäl I*" 12* vfcyl IL t— ^.* *:ai£ 5«fc cm. 7 i ... tKX rfftnsMriK^iiJBmfgL ^j£i.3Liri imi ass. "^xrxrx: kjairfüirciex»^
Der Grenzstein des PagasJGaruoum. ^ 19
Alte Völker- und Ortsnamen zu deuten ist eine missliche Sache, aber Deutung cerade die Schwierigkeiten reizen zu immer neuen Versuchen, das Dunkel des Namens
^__ Garuces.
aufzuhellen. Wollte ich nach hergebrachter Weise mit dem Namen der Caruces Orts- oder Personennamen von ähnlichem Klange zusam- menstellen, so wäre damit nichts gewonnen, denn diese Namen sind meist ebenso dunkel oder vieldeutig. Wenn ich gleichwohl eine Muth- massung auszusprechen wage und Garuces von dem althochdeut- schen Worte haruc (in den Glossen durch fanum, delubrum, oder lucus, nemus erklärt, s. Grimm Mythol. 40, 1. Ausg.) *), ableite, so stimmt diese Benennung Waldleute mit den örtlichen Verhältnissen; die Caruces werden diesen Namen von ihren benachbarten Stamm- genossen empfangen haben, denn nur ausnahmsweise legt sich ein Volk den Namen selbst bei. Wenn ich den Namen aus dem deutschen Sprachschatze, nicht aus dem keltischen herleite, so folge ich nicht der herrschenden Sitte, ohne Weiteres germanisch und deutsch fQr identisich zu halten, sondern ich glaube in der That bei diesen sog. germanischen Völkerschaften zwischen Maas und Mosel deutliche Spuren eines engeren Zusammenhanges mit der deutschen Nation nach- weisen zu können*).
Der Markstein steht an der Römerstrasse, die von Trier nach Beda und Cöln führte, zwischen den Stationen Beda (Bitburg), und Ausava B^ö^^ü- (Cos*), oder vielmehr Büdesh ei m)*); hier endete offenbar das Gebiet
1) Caruces verhält sich zu haruc wie Charudes zu Harudes, Chattuarii zu Attuarii, die Aviones des Tacitus zu den späteren Cha- Yiones, Chariovalda (Cariovalda) zu Arioaldus. Die Matronae Ha- rn avehae CIR. 621 sind wohl Chamavehae. Bei Cäsar 11, i, wo dieAtuatuci zum ersten Male genannt werden, heissen sie nach d. alt. Hdschr. Catuati.
2) Ich komme nachher bei den Tungri und Condrusi darauf zurück.
3) Die in der Urkunde n. 59 vonl J. 831 genannte villa huosa im pagus Caroascus scheint Ausava zu sein, ob n. 23 (v. J. 771) Osa damit identisch, steht dahin. Oss oder Os der Abtei Echternach gehörig (n. 869 v. J. 1069 und n. 622 v. J. 1161) ist jedenfalls verschieden.
4) Die Station hat zwar von Ausava (Oos) den Namen empfangen, lag aber mehr südlich bei dem Dorfe Büdeaheim, wo die Oertlichkeit für die Anlage einer Station sich sehr wohl eignet, was bei Oos nicht der FaU sein dürfte. So liegt öfter der Ort, nach dem eine Station benannt ist, nicht in unmittelbarster Nähe. Die Heilquelle Aqnae Apollinares am lacus Sabatinus gab einer Station der Via Claudia den Namen, aber die Heilquelle lag gar nicht an der Strasse, sondern hier zweigte sich nur der Weg ab, welcher zum Bade führte.
20 Der Grenzstein des Pagus Camcam«
der Garaces; was östlich nach der Eyll und südlich nach Bitburg zu liegt, gehörte einem anderen Ganton an. Wie im Mittelalter hier der p agu s Ga ra s cus und der pagusBedensis, jetzt die Kreise Prüm und Bitburg zusammenstossen, so grenzte in der Zeit der römischen Herrschaft der pagus Garucum an einen Gau, dessen Hauptort Be da, die erste Station von Trier aus, war. Beda wird nur im Itinerar des Antoni- nus und auf der Peutinger'schen Gharte genannt ^), aber die Bewohner dieses Gaues lassen sich durch eine ganze Reihe urkundlicher Zeug- nisse nachweisen, es sind die Betas ii oder Baetasii^), die man gewöhnlich in Brabant an dem Ufer der Gette sucht'). Man versetzt sie zwischen die Nervi i und Tungri, weil Tacitus im Batavischen Kriege diese drei Völkerschaften wiederholt erwähnt*); allein aus Tacitus geht nur hervor, dass sie Grenznachbarn waren, und dies Verhältniss wird genau beobachtet, wenn wir annehmen, dass das Ge- biet der Baetasii westwärts bis an den pagus Gpndrustis, damals den Tungri zugehörig, reichte, auf die Tungri an der Maas folgten die Nervii an der Sambre. Nach einer Inschrift zu Mainz GIR. 981:
1) Itin. Ant. S. 177 Beda vicus. Bemerkenswerth ist, dass auf der Route von Trier nach Cöln sämmtliche Stationen (Beda, Ansava, Egori- ginm(?), Marcomagus, Tolbiacum) durch den Zusatz vicus ausgezeichnet werden; in ähnlicher Weise werden S. 118 Durnoma gus, Burungum, Nove- sium, Gelduba und Calo, spater auch Burginatium und Harenatium als Standquartier einer ala, Vetera als Garnison der SO. Legion bezeichnet.
2) Baetasii ist gebildet, wie die jüngeren Namen Austrasii und Neu- strasii, das Lateinische bietet in viasius, Vespasia, Yitrasius, Murra- 8 ins u. 8. w. Analogien dar.
S) In dem Namen des Fleckens Beetz glaubte man d^n alten Völker- namen wiederzufinden; nur Yalesius dachte an Beda.
4) Tacitus Hist. lY, 66: Claudius Labeo . . . accepta peditnm equitumque modica manu nihil apud Batavos ausus, quosdam Ner- viorum Betasiorumque in arma traxit, et furtim magis quam belle Ganinefates Marsaoosque incursabat. lY, 66: Claudius Labeo Beta* riorumTungrorumque etNerviorum tumultuaria manu restitit» nftm- lieh an der Maasbrücke bei Mastrioht erwartete er den Angpriff des Civilis, der von Köln kommend durch das Gebiet der Sunuci (s. nachher Seite 22) sich gegen Labeo wandte. Die Folge, in welcher Tacitus hier die drei St&mme aufzählt, stimmt vollkommen mit der vorgeschlagenen Ansetzung ihrer Wohnsitze. Plinius führt nicht gerade in bester Ordnung die belgischen Yölkerschaften auf lY, 106: Nervii,. Yeromandui, Suaeuconi, Suessiones, ülmanetes, Tungri, Snnuci, Frisiavones, Betasii, Leuci, Treveri, Lingones, wo Betasii, Treveri, Leaoi, Lingones unter allen Umstanden sachgem&sser war.
Der Grenzstein des Pagas Canioum. 21
ANNAWS OSEOA
VON IS F CIVES
BETASIV(8 eq. al.)
II FLAVIA(e) dient ein Betasier in der zweiten Flavischen Ala; diese ist nicht verschieden von der Ala Agrippiana, in der ein zu Mainz verstor- bener Trever (CIR 893) diente, wie die Inschrift von Thyateira CI Graec. II, 3497 aus der Zeit der Caracalla i'nagxov ellrjg devrigag OL l^yQinmavijg zeigt. Diese von Vespasian errichtete Ala war wohl hauptsächlich am Niederrhein ausgehoben; die Treveri, bekanntlich ausgezeichnete Reiter, dienten nicht blos in der ala Indiana, die wohl zumeist aus Treveri gebildet war, sondern* auch nicht selten in anderen Reiterabtheilungen, wie die Inschriften ausweisen.
Die 1. Gehörte der Baetasii stand längere Zeit in England, und wird mehrfach in Brittischen Inschriften erwähnt, s. CIL. YII, 386. 390. 391. 394. 395 0, sowie in zwei Militärdiplomen 1193 und 1195»}. Der tribunus Coh. I Vetasiorum zuRegulbium erscheint noch in der Notit. Dign. Occid. S. 81. Auf einer Inschrift aus Steiermark, Orelli 5263, wird T. Attius Tutor als Befehlshaber einer ala der B ata vi, einer ala der Tungri und der I COH . B£TASiO(r). be- zeichnet.
Man könnte vielleicht Bedenken tragen wegen der Verschieden- heit der Schreibung Beda und Betasii oder Baetasii zusammen zu halten; allein in jenen Itinerar finden sich auch sonst Spuren abwei- chender Orthographie, wobei es dahin gestellt bleiben mag, ob diese Formen auf das Original zurückgehen oder von den Abschreibern herrühren'). Die Statio Atrantina in Noricum, so die Inschriften
1) Die beiden VotiYsteine 894 uod 895 sind dem Mars Militaris gewidmet, ein Tempel des Mars Militaris befand sich zu Bonn, der im J. 295 von dem Prafecten der I.Legion wiederhergestellt ward (CIR. 467). Dem Mars militiao potens errichtet ein primipilus der 3. Leg. Valeriana zu Lam- baese in Africa eine Statue (Renier 4073), er führt den keltischen Namen Sattonius; Yalerianus wird die im J. 258 wiederhergestellte Legion meist aas Soldaten der Gallischen und Germanischen Legionen gebildet haben. Mars Militaris ist wahrscheinlich nur Uebersotzung eines keltischen Namens, etwa Caturix.
2) Hier ist zuerst BAElASIOR, nachher BE I AS. geschrieben.
3) Selbst auf Inschriften ist die Orthographie oft schwankend. In der
Coblenzer Inschria SEMVS I ABT, ^welche Hübner Jahrb. XLIl/62 wohl
22 Der Groiizstt'in dos Pa^^ui Carucum.
(Orolll 20:M. 5202), wird in dem Itinerar S. Gl. 266 Ad r ans oder Ilüdrans grschriebc^n, ein vollkomnii-n analoges Beispiel; aoderseits schreibt das Kincrar fehlerhaft Cainpodunum st. Cambodunum. Auch in den mittelalterlichen L'rkundcn schwankt die Schreibart; das gewöhnliche ist pagiis Bedensis, castrum Bedense (Bidense), Bidgowe, Bideburhc, aber daneben findet sich auch Betensis oder Bcthensis, Bitgouwe und Piatihgouve. Jetzt wirdderOrt Bitburg, der benachbarte Wald Bethard (in Urkunden Bitart) geschrieben ^),
Die kriegerischen Stämme der Belgier und linksrheinischen Ger- manen stellten ein sehr bedeutendes Contingent von Fussvolk und Reiterei; auch die Caruces oder Caracates wird man von dieser Leistung nicht befreit haben; wenn nun keine Abtheilung unter dem Namen dieser Völkerschaft sich nachweisen lässt, so darf man daraus schliessen, dass der Pagus Carucum mit einem anderen Gebiete politisch verbunden war: die Römer werden ihn mit den Betas ii vereinigt haben, wie im Mittelalter später der pagus Carascus im pagus Bedensis aufgeht; die Caruces dienten in einer der bei- den Cohorten der Baetasier. Wenn im Bata vischen Kriege der Trevirer Julius Tutor sein Heer durch Caracaten, der Bataver Claudius Labeo durch Baetasier verstärkt, so ist dies nicht auffallend^ in dieser un- ruhig bewegten Zeit trat eben die alte Sonderung der einzelnen Gaue und Völkerschaften wieder hervor. SunucL Noch eine andere Völkerschaft, die man nicht unterzubringen
weiss, gehört diesem Landstriche an, die Sunuci: sie stellte zwei Cohorten, kann also nicht unbedeutend gewesen sein; die 1. Coh. stand unter Hadrian in Britannien, s. das Militärdiplom CIL. VII, 1195 (Orelli 5455) und ebendas. 142. Plinius IV, 106 führt sie unter den Völkerschaften der Belgischen Provinz auf: Tungri, Sunuci, Friviavones, Betasii. Das Gebiet der Sunuci stiess wohl im Süden
riohtig dem 1. Jahrh. zuwoist, während Brambach sie für mittelalterlich er- klärt, erkemic ich den Namen eines Galliers aus Julia Apta (Orelli 197
COL. I. AP T ,j, wie auch im Verzeichniss der civitates Galliae die Hdsch. civitas Abtensium bieten. Der Name Semus ist entweder ein griechischer, wie deren im südlichen Gallien häufig vorkommen, oder Rest eines gallischen Namens«
1) Die Schreibung Beda mag übrigens die locale Aussprache getreu wiedergeben (vergl. nachher die Bemerkung über Condrnsi), und daneben konnte doch Baetasii oder Betaiii im Gebrauch sein.
Der Grenzstein deB Pagus Caracum. 23
unmittelbar an die Caruces, im Westen ward es durch die Tungri, im Osten durch die Ubii begrenzt, wie aus dem Berichte des Tacitus über den Kampf der Civilis mit Claudius Labeo hervorgeht *). Civilis bricht von Köln auf, rückt in das Gebiet der Sunuci ein, hebt hier mehrere Cohorten aus und geht dann dem Claudius Labeo entgegen, der an der Maasbrücke bei Mastricht seinen Angriff erwartete. Damit stimmt auch, dass von den beiden der DeaSunucsallis (Sunux- salis) geweihten Tafeln die eine zu Embken im Kreise Düren (CIR. 568), die andere zu Eschweiler bei Aachen (CIR. 633) gefunden wurde ^); denn der Name dieser Göttin hängt sichtlich mit dem Namen der Völkerschaft zusammen^). Das Gebiet der Sunuci mag übrigens vor der Periode der Römerherrschaft eine etwas grössere Ausdehnung gehabt haben *).
1) Tacit. Hist. lY, 66: Civilis societate Agrippinensium auctus proximas civitates adfectare aut adversantibus bellum inferre atatuit, occupatisque Sanicis et iuvcntute eorum per cohortes composita, quomlRus ultra pcrgeret, Claudius Labeo ... restitit^ fretus loco, quia pontem Mosae fluminis anteceperat.
2) Ein zu Neuss gefundenes Gefass mit einer halbbarbarischen Aufschrift Dae Sunxalis (Jahrb. LIII, 810) ist für den Wohnsitz der Sunuci nicht maaspgebend. In der zu Jülich auf einer Säule gefundenen Aufschrift CIR. 594 Deae Unciae könnte Sunciae nur eine kürzere Foim für Sunuxalis sein. Ueber die bei Düren gefundene Inschrift CIR. 588 ist jede Yermuthung unsicher.
8) Vielleicht hat sich noch eine Erinnerung an die Sunuci in dem Namen Sunderscas erhalten, welchen die Gegend von Düren in einer Urkunde V. J. 941 (Lacomblet Niederrhein. Urk. I, n. 95) führt: ecolosiam, quae est constructa in villa quae dicitur D'uira in comitatu Sun- derscas.
4) Wahrscheinlich gehörte Tolbiacum ursprünglich den Sunuci, in römischer Zeit ist der Ort den Ubii zugetheilt (Tacit. Hist. IV, 79), ebenso Marcodurum (Hist. IV, 28). Unverständlich ist die Notiz im Itiner. An. 177: Tolbiaco. vicus Supenorum (Var. supeniorum, supernorum, sopenor.) Superni d.i. supernates Oberländer konnten die Bewohner dieses Districtes von den Ubii genannt worden, doch hat diese Lesart geringe Gewähr. Die Stationen an der Strasse von Trier nach Köln sind regelmässig an Orte ▼erlegt, die schon vor der Zeit der Römer bestanden, wie die Namen beweisen; nur Belgica ist eine neue Gründung oder doch ein neuer Name eines älteren Ortes ; diese Station bezeichnet die Grenze zwischen Germania inferior und Belgica. d. h. nach der älteren Organisation; denn die Germania secunda umfass^ auch ein bedeutendes Stück Belgischen Gebietes mit der Hauptstadt Tungri-
24 Der Grenzstein des Pagos Ganumm.
CondrosL ^^^ ^^^ Name der Caruces, obwohl in der geschichtlichen üeber-
lieferung längst erloschen, doch als Gauname nach Verlauf manches Jahrhunderts in überraschender Weise wieder hervortritt, so wiederholt sich diese Wahrnehmung bei der verwandten Völkerschaft der Con- "drusi. Der Landstrich am rechten Maasufer zwischen Namur und Liittfch heisst im Mittelalter, so lange die Gauverfassung in diesen Gegenden, bestand, pagus Condrustius oder Gondrus.tensis^), und noch heute lebt der alte Name in der Form Condroz (Gon- dros) fort TongrL Die Condrusi nennt Cäsar wiederholt, nachher verschwindet
der Name^ indem er in den umfassenderen der Tungri aufgeht: so hiessen nach Tacitus') die ehemaligen Germ an 1 zwisd^en der Maas und Mosel; doch decken sich die Namen Tungri und Ger- mani nicht vollständig; Tungri sind nur die an der Maas wohnen- den Aduatuci, Condrusi, Eburones, welche die römische Ad- ministration zu einer grösseren civitas mit der Hauptstadt Adua- tuca vereinigt hatte; diese neue Organisation geht wahrscheinlich auf Drusus*) zurück. Tungri wurden sie wohl schon früher von ihren Stammgenossen in den Ardennen benannt, weil sie grossentheils flaches und sumpfiges Haideland iune hatten^). Dagegen die kleinen
1) Aach hier variirt die Form in denürkonden, es findet sich auch Co n- droscas, Condorustus, Gondrusticus, Condrosius. s. Zeyss d. Deut- schen S. 213. In dem Schreiben des Kaisers Lothar I. vom J. 861 (Mittelrh. ürk. I, n. 82) liest man in der üeberschrift in pago oondrnstico, in der Urkunde selbst: in pago oondrastio in villa nuncapante boroido super fluvio solcione. (Borcido, nicht Burtscheid bei Aachen, wie im Re- gister vermathet wird, setzt Spruner südlich von Huy an.)
2) Tacit. Germ. 2: quoniam qui primi Rhenum transgressi Gal- los expulorint, ac nunc Tungri, tunc Germani vooati sint.
3) Darauf deutet Hygin. de condit. agr. S. 123: item dioitur in Ger- mania in Tungris pes Drusianus, qui habet monetalem pedem et sescunciam. Dies wird das altgermanische Längenmaass sein (8 Fu8S=s9 röm. F.), was wohl auch bei den anderen rechtsrheinischen Germanen unter römi- scher Herrschaft sich behauptete; um so eher ist der Ausdrucken Germania gerechtfertigt, obwohl die Tungri damals zur belgischen Provinz gehörten.
4) Wo im Sumpfboden sich eine Erhöhung fand, gruben sie ihre Woh- nungen tief in die Erde und bedeckten sie mit Dünger ebenso zum Sdhuts gegen die Kälte des Winters wie gegen feindliche Angriffe; die Beschreibung des Tacitus Germ. c. 16 mag eben zunächst von den Tungri entlehnt sein. Tung, Dunk ist ein deutsches Wort, s. Holzmann Taoitui Germ. S. 208. YergL
Der Chrenzstein des Pagus Caracam. 26
WaldcEBtone der ArdenDen behaupten ihre Selbständigkeit ^), sie die- nen in gesonderten Abtheilungen unter ihrem alten Namen im römi- schen Heere, wie die Baetasii und Sunüci, und werden niemals zu den Tungri gerechnet.
Das ausgedehnte Gebiet der Tungri zerfiel wieder in mehrere Gaue, von denen einer sicher, der andere mit Wahrscheinlichkeit sich nachweisen lässt.
Die Tungri stellten 2 Gehörten und ebensoviel alae; jene hatten Pagos Con- lange Zeit ihre Standquartiere in England, die erste Gehörte am Grenzwalle Hadrians zu Borcovicium (Housesteads), die zweite jenseits des Walles in Galedonien zu Blatum Burgium (Birrens); und die inschriftlichen Denkmäler, welche sie in England hinterlassen haben, gewähren über Manches erwünschten Aufschluss. Die Inschrift von Birrens Or. 5921, GIL VIT, 1073:
DEAE VIRADES THI PAGVS CON DRVSTIS MILI IN COH II TVN
GRO SVB SI(L)V(l)0 AVSPICE PR AEF
beweist, dass damals die Völkerschaft der Gondrusr als Gau fortbe- stand, einen Zweig der Tungri bildete. Wie nach alter Sitte jede Völkerschaft gesondert zum Schlachtfelde zieht % so war auch die aus dem pagus Gondrustis zum Kriegsdienst ausgehobene Mann- schaft zu einer besonderen Abtheilung in der 2. Geh. der Tungri ver- einigt, und weiht hier gemeinsam ihrer heimathlichen Göttin Virades-
aooh Föntemann Ortsn. S. 46. Daher ^finden sich noch jetzt zahlreiche Orts- namen, wie Wachtendonk, Hermendonk u. s. w. besonders in der Gegend von Geldern, nnd überhaupt an der Niers, sowie zu beiden Seiten der Maas bis Roeremonde, also recht eigentlich im Gebiete der Eburonen; dann aber auch in Brabant. Ein^Verzeichniss dieser Ortsnamen giebt Buyx die untere Niersgegend und ihre Donken S. 12 und S. 15 ff.
1) Auch mag man mehrere Yölkerschaflen vereinigt haben, daher manche Namen ganz verschwinden.
2) Cäsar b. G. I, 61: Germani suas copias castris ednxerunt generatimqne oonstituerunt paribus intervallis, Hartides, Mar- oomannos, Triboces, Yangiones, Nemetes, Sedasios, Suevos.
96 Der Grenziieifi det Pi^mi
tlisM einen Altar. Eine Abtbeilnng der Condrasi erkenne idi anch inf ZiegelsteiLpehi von V: bot; a lEiLcheter? CIL VIL 1234: N. COND und N. CON, i i. miiDerus Condrnsomm; ihnen ge- hört vielleicht der Vctivsten n. 425:
AIRIB OLIST
CARTOVAL hier ist wöhl Tl/atr:b'us; ... et. CÄrtOTal(lensibas) zn löcn * : bei C-jitoviUcm C-C'rioTalluiö ihelie ^ch die Strasse tob Ton- gern. Eordväns ging der Weg tl<eT Teudnram nach Xanten, nord- osüich über Jülich nach Coln Irin. Act. 1T9 und 1S0»>. Das Gebirt der Condnisen beschränkte sich, vie ich ein an'lennal zeigen werde, m^prönglich nicht aof den pagns Ci-ndrastensis des Mittelalters, son- dern ej^treckie sich lördlich bis zur Mündncg der Roer in die Maas. Dagegen ist es möglich, dass der pagus Condrustis der ciTÜas TuDgrornm mit dem jetzigen Condr:»s ziemlidi zusammenfiel, indem der Lordlicbe Theil des Gebietes entweder einen eignen Gau bildete oäeT mix einem anderen District Tereinigt war.
I^r p. Condrustis entspricht formell genan dem p. Condru- stins oder Condrustensis des Mittelalters: jetzt fallt vielleicht anch Ucht auf die Bedeurang des Volksnamens. Man hat den Namen Con- dms: aus dem keltischen Eigennamen Drusns herleiten woUen');
1. MILI ift e:cM 3iiliti-s. sondern eier militant et. Auf der Tafel be PfTTiiTi fehji S. iber der Text bieiet Virmdrftliis. Die Termutliang
J.Btkker» (Berj. z. ver^L SprÄchf. IT, 164» in der Inscbrift OR. 1726 DEAE
VlRODol 5*i dieselbe Gc-tiia renÄnat liud VIROD E DI tu lesen, ist
«ikrfsisiiiff, mber iiiisi:rber.
2) Ancb i.T)dere Inschriften j^zier Gf^nd möcrn den dort itationirten Trrrr: Aüz^hören. Der prief. t q. n. 4*3 komzcAcdirte vielleicht eine ala Tzi-gruruta Der Totirstein r,. 42i deiK laitriK Lot t ib. gehört sicherlich ^enrnrischex: Scldaien %n. doch standen nicht blos Tnngri in Tinovia, wie 427 K Weist:
EX • C FRIS VINOVIE VS L M
d. i. ex ciTitmie oder wohl eher ex cohorte Frisiavonnm.
S' So Zrjrss S. 212. T^T römische Praetor Livins war der erste seines Geschlechtes, der Jen Zunsmen Drosus im J. 2Sd t. Chr. empfing, a Saeton Tib. S: Drasas hostium duce Drsuso comminos imeidato sibi po-
Der Grenzstein des Pagus Caruoam. 27
allein die Verbindung mit der Präposition CON erscheint dann nicht zulässig 0» ebenso spricht die Form Condrustis dagegen. Die Wur- zel des Namens ist deutsch, wenn auch die Weise der Zusammen- setzung keltisches Gepräge zeigt. Das Volk hiess Condrustes (Con- drusses, woraus die Römer Condrusi machten), weil die Volks- genossen sich durch einen feierlichen Eid zu treuem Ausharren im Leben und Tode verbunden hatten; für ein Volk, welches auszieht, um neue Wohnsitze zu gewinnen, um Ruhm und Kriegsbeute zu erwerben, eine ganz passende Bezeichnung^).
Ich stelle pagus Condrustis zu den deutschen antrustio- nes •), die dem Könige Treue gelobt haben, sein Gefolge bilden, sich
sterisque sais cognomen invenit. Der Name Druta findet sich in dem lateinischen Theile einer zu Vieil-Evreux gefundenen keltisch-lateinischen In- schrift Z. 7 (Mem. de la 8oc. des Antiq. XIY, p. 15) und auch Z. 5 wird
(DrjUtH Seiani SeDoBDV zu ergänzen sein; dann auf den zweisprachi- gen Inschriften von Tuder in ürabrien,; wo dem DRV T El F. des lat. Textes
TRVTIKNOS entspricht. Früher hat man diese Inschriften für Umbrische gehalten, jetzt sncht man sie richtiger den GaUiern zuzuweisen. In der Galli- sehen Mark hätte die Grabschrift eines Gallicrs in gallischer und lateinischer Sprache nichts Befremdendes, desto mehr an der Grenze von Etrurien und Umbrien in massiger Entfernung von Rom. Mommsen hat darauf aufmerksam gemscht, dass die Schriftzuge dem Alphabet der Salasser gleichen; ich vermuthe, die Inschrift ist in der Mundart eben dieses Alpenvolkes verfasst, welches durch sein räuberisches und unbotmässiges Wesen den üömem oft sehr lästig ward. Man wird daher, wie es römische Sitte war, Häuptlinge und angesehene Män- ner, die in Kriegsgefangenschaft gerathen waren, oder deren Einfluss in der Heimath gefährlich schien, nach Italien versetzt haben. So wird auch Eoisis, Sohn des Drutus> mit den Seinen bei Tuder internirt worden sein, nicht durch Augustus, sondern etwa durch Domitius Ahenobarbus, der nach glücklicher Be- endigung seines Feldzu^^es gep^eu die Allobroger im J. 121 v. Chr. nicht unter- lassen haben wird, auch für die Sicherheit der Alpenpässe zu sorgen.
1) Wenn auf einer in England gefundenen Inschrift CIL YII, n. 920 ein Soldat der 20. Legion Maximus Condraussius heisst, so hängt wohl dieser Personenname eben mit dem Y^lkernamen zusammen.
2) Die lateinischen Ausdrücke coniurati, con foederati, confoe- dusti, convoti besagen dasselbe. Tacit. Germ. 14 principem defen- dere, tueri, sua quoque fortia facta gloriae eius assignare praeci- puum sacramentum est muss man wörtlich von einem eidlichen Gelübde fassen.
3) In den Eigennamen der Tungri zeigen sich gleichfalls Spuren des
deuUchen Elementes, wie in der Mainzer Inschrift 1231 FREIOVERVS '
Yellavus.
28 Der Grenzstein des Pagns Carucum.
in truste befinden, und zudenMatronae Andrustehiae eines Votiv- Steines in Cöln (GIR. 406, wie es scheint unbekannten Fundortes). Die Verschiedenheit der Laute darf man nicht dagegen geltend machen; bei diesen germanischen Stämmen wird das D die Stelle des T ver- treten haben *). Pagus Einen anderen Gaunamen bietet die Inschrift n. 1072 dar:
DEAE RICAC/vi
BEDAE PACVCs) VELLAVS MILIT
COH II TVNC*) Der Pagus Vellavus (denn so kann man die SchriftzQge auf- lösen) *), gehört wahrscheinlich auch dem Gebiet der Tungri an. Die gallische Völkerschaft Vellavi, Nachbarn der Arvemer, kommen hier nicht in Betracht; der Name pagus Vellavus erinnert an den pagus
VERANSATI F, d. h. Freüoveras, davon ist Freio et Friatto in einer von Beger publicirten Inschrift aus dem Lüttichschen wohl nur die abge- kürzte im taglichen Leben übliche Form, wie im Griechischen *Yi//ca st. ^YifßinvXti. Qrimm Myth. 187, lehnt zwar jede Beziehung zu dem Goth. Fr au ja und Angela. Frea ab, aber die Form Freyji, die er neben dem Nordischen Freyr voraus- •etzt, steht nahe. Auch beachte man die AUitteration bei den Namen des Vaters und Sohnes. Mit Freiioverus darf man nicht die Göttin Yagdavera
zusammenhalten, CIR. 67 DEAI • VAG D AVER • CVSTI-, denn sie hiess Yagdavercustis, der Graveur, welchem der Name unverständlich war, hat
den Punkt hinzugefügt. Wie es sich mit CIR. 191 VAGE • VERCV verh<, wage ich nicht zu entscheiden. Auch neuere Epigraphiker sind öfter geneigt in- Namen dunkele Elemente zu trcnneu, statt zu verbinden. In der von Hübner im vorL Hefte publicirten Inschrift fmde ich kein Weihgeschenk für Victoria, sondern den Namen Yigdiccius.
1) Auf Münzen, welche man den Eburonen beilegt, findet sich nicht selten
der Name DVRNACOS, während die Stadt der Nervi! Turnacum heisst. Allein ich bin ausser Stand die Berechtigung dieser Attribution zu prüfen, da mir hier in Bonn die dazu nothwendigen litterarischen Hülfsmittel fehlen.
2) J. Bekker Rh. Mus. XIII, 261 glaubt hier einen Bedae pagus zu er- kennen, indem er den Zunamen der Göttin Ricomaga deutet. Dabei ist eben
VELLAVS ganz ausser Acht gelassen.
3) Doch kann man auch Tel laus gelten lassen, V ward häufig unter- drückt, so Frisaeo Orelli 175, Bataus CIR. 1517, und der Eigenname Gamidiahus (s. nachher). Der Gau der Ghamaven im Gebiet der Lingonea heisst im Mittelalter Am aus oder Em aus (Zeyss S. 584).
Der Grenzstein des Pag^ Garaonm. 29
Felaowa des Mittelalters (Förstemann, Namenb. II, 489, auch Fe- lum, Velum, Velloe, Felua geschrieben, s. Mittelrh. ürk, I, n. 22, 60, 62, 65), der bis auf den heutigen Tag unter dem Namen Veluwe in der Holländischen Provinz Geldern fortbesteht; allein auf das rechte Rheinufer hat sich das Gebiet der Tungri niemals erstreckt; dort waren wohl damals die Cham a vi ansässig. Möglicherweise dienten damals auch rechtsrheinische Germanen in den Tungrischen Cohorten, kommen doch selbst Raeti vor, wie die englische Inschrift
n. 1068 beweist: RAETI MIL IN COH II TVNCR, welche dem Mars und der Victoria einen Altar weihen. Indess wie die Völker bei ihren Wanderungen die alten Ortsnamen gern auf die neuen Wohn- sitze übertragen^ so mochte ein germanischer Stamm, der früher den pagus Vellavus nördlich von Amheim inne hatte, als er mit den Eburonen und Condrusen auf das linke Ufer übersiedelte, den Namen pagus Vellavus nach der Maas verpflanzen und dort als Zweig der Tungri fortbestehen. Und wenn in den späteren Ansiedelungen der Ghamaven im Gebiet der Lingones im pagus Amausensis des Mit- telalters eine villa quae campus Vellii dicitur erwähnt wird (Zeyss S. 584), so ist auch dies wohl eine Erinnerung an den pagus Vella- vus in Geldern, den früheren Wohnsitz der Ghamaven.
Einem Tungrischen Krieger gehört sicherlich der Votivstein n. 1065 (Crem 5892):
DEAE
HARIMEL
LAE SAC CA
MIDIAHVS
ARC X VSLLM denn der Name der Göttin Harimella erinnert an den Ort Hari- malla, welchen Spruners Karte am linken Ufer der Maas unterhalb Heristall verzeichnet 0- Die Namen anderer Gottheiten, die auf den Inschriften vonBlatum Burgium vorkommen, geben keinen weiteren
1) Gamidiahus darf man nicht mitHenzen in Gamidianus verwandebi^ der Name ist germansioh, H vertritt dio Stelle des V, obwohl Soldaten dieser
Cohorte z. Th. schon römische Namen fuhren, wie 1074 Frnmentias. ARC ist Tielleiobt ar(moram) o(astos) und X das Epbeublatt» das bekannte 2iei- eben der Interponction. Die Dea Harimella ist unverkennbar echt deutschen Ursprongs: harimella ist Volksgericht, Mahlstatt, wie noch jetzt ein Dorf in Hessen Dietmold (Dietmelle) heisst
*■
30 Der Grenzstein des Pagas Garacnm.
Aufschi uss ^); aach stand dort noch die cohors I Nervana Germa- norum (n. 1063). Die Inschriften der 1. Cohorte der Tungri zu Borcovicium verehren die Mütter (matribus n. 635), alle Götter und Göttinnen (n. 633 mit dem merkwürdigen Zusätze secundum inter- pretationem oraculi Clari Apollinis), und wiederholt den firitti- schen Dens Cocidius. Auf den Grabschriften dieser Station begegnet uns der acht deutsche Namen Dagualdus*), doch scheint dieser nicht den Tungri anzugehören^). Anklang an die deutsche Sprache
hat n. 647 SOLI HERION VLM, vielleicht Weihgeschenk eines Batavers. Wenn dagegen n. 1084 (Orelli 5943) den Matres Alatervae (viae) und M. campestres ein Altar errichtet wird, so ist der erste Theil dieses Namens unzweifelhaft das althochdeutsche alah (heilig), was sich in zusammengesetzten Orts- und Personennamen mehrfach erhalten hat, s. Grimm Myth. 39 1. Ausg. Hierher gehören auch die" Matronae Alagabiae, welche anderwärts vielfach Gabiae genannt werden. Bekannt ist der Votivstein der Alatei via in Xanten (CIR. 197), die Matronae Alaterviae zu Pattern bei Jülich (CIR. 823) beruhen auf unsicherer Vermuthung. — Ein Soldat der ala Tungror. in Brittannien weiht n. 1090 einen Altar Herculi Magusano, bekannt durch Münzen des Postumus und Inschriften in Holland. Wenn Taci-
1) Auch in Castlesteads (Petrianae?) standeii Tungri der 2. Cohorte, ilinen mögen die Inschriften 877 matribus omnium gentium und 888
N • AVC • DUO VANAVNTI gehören.
2)Dagoald, s. Förstemann Namenb. I, 826. Die Endung VS ist nicht deutUch SU erkennen; Catualda heisst der Häuptling (nobilis inter Go- tones Taa Ann. II, 62), der den Maroboduus verdrängte, aber bald das gleiche Schicksal erfuhr und bei den Römern Zuflucht suchen musste; ebenso Cha- riovalda, Anfuhrer der Bataver, Ann. II, 11. In mittelalterlichen Urkunden ist dagegen die andere Form üblich, Dagoaldus, Gisloaldus, Meroaldus, Catualdus, Magnoaldus und viele andere.
8) Man ergänzt die lückenhafte Inschrift n. 692 D • M • DACVALB MI
(L Coh. I) PAN • VIXIT A . . Vielleicht stammte dieser Soldat von dem Gefolge des Catualda oder des Maroboduus, welches die Römer jenseits der Donau an der March ansiedelten, und trat in eine Pannonische Cohorte ein. Fremdartig klingen die Namen n. 691: D. M. Hurmio Leubasni mil. Coh. I Tungror. be. praef. Capurus heres f. c. Ausserdem werden in Borco- vicium auch Soldaten ex Pr. Ger. Sup. genannt, wie n. 632 Melonius Seni- lis und 693 Delfinus Rautionis. Eine vexillatio German. weiht den deabuB matribus tramarinis n. 1002.
Der Grenzstein des Pagos Caracum. 31
tns von dem Gultus der Hercules bei den Germanen redet, mag er den Magusanus im Sinne gehabt haben.
Die Grenzen der einzelnen Territorien in den Provinzen des rö- mischen Reiches waren wohl durchgehcnds mit Marksteinen versehen; entstanden zwischen benachbarten Territorien Streitigkeiten über die Grenze, so entschied früher der Senat, später der Kaiser durch einen Bevollmächtigten '), wie z. B. im J. 74 der Statthalter von Obergerma- nien im Auftrage Vespasians die Grenze zwischen den Viennenses und Ceutrones regulirte. Nicht selten sind die Stationen der römi- schen Staatsstrassen unmittelbar an die Grenze zweier Territorien verlegt'). Kein Name kommt vielleicht so oft vor als f ine s, ad fines, nirgends häufiger als in Gallien, ein beredtes Zeugniss für die reiche politische Gliederung des Keltenlandes. Da die Marksteine längst verschwunden oder doch noch im Schooss der Erde verborgen sind, bietet diese Bezeichnung ad fines ein wichtiges Hülfsmittel zur Fest- stellung der Grenzen der Territorien dar, gleichwohl hat man darauf nicht überall geachtet oder auch irrige Folgerungen gezogen.
In unserer nächsten Nähe oberhalb Remagen unweit des Schlosses Grenzstein Rheineck am nördlichen Ufer des Vinxtbaches muss ein solcher Grenz- ^\^^^ stein ehemals gestanden haben, wie der Votivstein von 2 Soldaten der 30. Legion (GIR. 649) :
FINIBVS • ET GENIO • LOCI ET • I • O M •
bezeugt. Der Vinxtbach bildete eben die Grenze zwischen den Ubii
und Treveri; früher reichte wohl das Gebiet der Letzteren bis Bonn;
als Agrippa die Ubier auf dem linken Ufer ansiedelte, wird er ihnen
den nördlichsten Strich des Trierschen Gebietes zugetheilt haben. Un- Grenze zwi-
sere Alterthumsforscher finden hier die Grenzscheide zwischen Ger- ^^^^ ^'"
mania in-
mania inferior und superior, aber mir ist nicht bekannt, dass ferior und
superior.
1) Auf einem solchen Act in Thessalien vom J. 101 bezieht sich die In- schrift bei Heuzey Mont Olympe S. 477: fines derex(it int)er Dien(ses et Oloo)ssoni(os).
2) Die Strasse über die Cottischen Alpen fahrte von Segusio über Ocelum nach Turin; früher war Ocelum Station^ später ward dieselbe un- mittelbar an die Grenze des Gebietes des Alpes Gottiae verlegt, wie das lÜnerar des Antoninus im Vergleich mit den Stationsverzeichnissen von Yica- rello lehrt.
82 Der Orenzsiein des Pftgns Garaoimi.
man auch die Reichs- und Provinzialgrenzen mit Marksteinen versehen habe '). Wo die Grenze zwischen beiden Provinzen lag, ist nicht über- liefert: denn mit der Angabe des Ptolemaeus') ist nichts anzufangen. Am wahrscheinlichsten ist, dass ursprünglich die Nahe beide Provin- zen schied •). Sicheres wird sich vielleicht ergeben, wenn die Verthei- lung der Truppen io den rheinischen Grenzbezirken genauer festgestellt sein wird, oder neue Meilensteine mit bestimmter Datirung sich finden. Die Abgrenzung der Grenzprovinzen, wie eben Germania su- perior und Germania inferior war der Natur der Sache nach wan- delbar: mUitärische Rücksichten, Zuwachs oder Einbuisse von Land- erwerb waren maassgebend. So wird auch später die Grenze dieser beiden Provinzen anders regulirt worden sein; die Thatsache, dass zwei Meilensteine unter Elagabalus im J. 219 (gegen Ende) und unter Aurelian im J. 271 gesetzt^), beide bei Salzig eine Strecke oberhalb
1) Wenn einmal sich der Stationsname ad, f in es an der Grenze einer Provinz findet, rührt dies lediglich daher, weil die Grenze des Territoriums mit der Frovincialgrenze zusammenfiel. Wohl aber ist beachtenswertb, dass die deutschen Stämme frühzeitig die Grenzen ihres Gebietes mit Marksteinen be- zeichneten; Ammianus Marc XVIII, 2, indem er den Feldzug dos Julianus im J. 859 erzählt, sagt: cum ventum fuisset ad regionem, cui Capel- latii vel Palas nomen est, ubi terminales lapides Alamannorum et Burgundiorum confinia distinguebant, d. L in der Gegend der Jaxt und des Kochers. König Dagobert der erste liess um das Jahr 633 nach einer Urkunde ▼. J. 1156 (s. Grimm d. Bechtsalt. 542) an einen Felsen im St Galli- schen Rheinthale ein Markzeiohen einhauen, ad discernendos terminos Burgundiae et Curiensis Rhaetiae. Trotzdem dass die dentschen Stämme und Völkerschaften so häufig ihre Sitze gewechselt haben, muss doch die Sitte das Eigenthum der Einzelnen, wie die Bezirke der Gemeinden und Gaue genau abzugrenzen, hoch hinauf reichen, und ruht offenbar auf volksmässigem Grunde; wohl aber mag später die Praxis der römischen Feldmesser eingewirkt haben. Wenn König Dagobert das Bild des Mondes (similitudo lunae) eingraben liess, so erinnert dies an die römische Sitte, die Ostseite des Grenzsieines (latus limpidum) durch das Bild der Sonne, die entgegengesetzte (I. roscidum) durch den Mond zu bezeichnen (Agrim. I, 802; vergl. Taf. 29 n. 223).
2) Ptolem. II, 9.
8) Dies nimmt auch Böcking an.
4) GIB. 1938 und 1939. Irrig setzt man den ersten Stein in d. J.
220, Elagabalus wird ja als COS • (DESI)C(N)ATVS III bezeichnet Der erste Stein giebt XXIX Leugeik bis Mainz an, der zweite XXV /// , offenbar eine geringere Zahl: da beide an derselben Stelle gefunden sind, muss inzwischen der Weg durch eine Gorreotion abgekürzt worden sein. Die Zahl 29 stimmt
Der Grenzstein des Pagns Carucum. 88
Boppard gefanden, die Entfernung d^s Weges von Mainz, nicht von Cöln aus berechnen, deutet darauf hin, dass damals diese Strecke zum Grebiet des Statthalters von Obergermanien gehörte ^), und da auch
mit der Tab. Peut. welche von Mainz bis Boppard 80 Leugen berechnet (von dem Itin. d. Ant. will ich absehen); die Zahlen sind natürlich rund zu fassen. Dagegen nach dem Meilenstein von Tongern (Orelli 5286) ist der Weg von Bingen nach Wesel und dann von Wesel nach Boppard um je eine Leuge ab- gekürzt, so dass die Entfernung zwischen Mainz und Boppard nur 28 Leugen beträgt. Rössel ergänzt daher auf dem Steine von Salzig mit Recht XXy(Il). Daraus ergibt^ sich, dass der Meilenstein von Tongern, der als officielles Denk- mal Anspruch auf Genauigkeit hat, indem er die Corrcction der Strasse wieder- giebt, nach 219 errichtet wurde.
1) Wenn auf der Strasse von Mainz nach Cöln die Zählung der Meilen- steine nicht wie wohl sonst üblich von einer Hauptstation zur anderen fortge- f&hrt wird, sondern theils von Cöln, theils von Mainz beginnt, so kann dies nur mit der Provinzialeintheiluug zusammenhängen. Schwierigkeit macht die
iMchriftCm. 1965 A • COL • AVC • (T)R • M • P • LXXXVIII auf einem offenbar in der Nähe von Mainz gefundenen Steine vom J. 139; denn hier ist die Zählung von Trier bis Mainz durchgeführt ohne Rücksicht auf die Ab- grenzung der Provinzen. Die Entfernung zwischen beiden Städten beträgt ge- rade 88 r. M. (s. Schmidt Jahrb. XXXI, 174), es war dies also der letzte Mei- lenstein, der unmittelbar vor den Thoren von Mainz gestanden haben muss, wie Schmidt sehr richtig bemerkt; der Stein ist nicht mehr vorhanden, aber die Abschrift vollkommen glaubwürdig. Brambach meint, die Zahl sei fehlerhaft; aber mn die Schwierigkeit zu entfernen, müsste man mindestens LXVIII corrigireui dann hätte der Stein 2 r. M. oberhalb Bingen nach Dumnissus zu gestan- den (hier konnte die Grenze zwischen Belgica und Germania sein). Noch unglück- licher ist der Gedanke, der Stein könne der Strasse von Trier nach Strassburg ange- hören; denn die Verbindung dieser Städte ward durch die Strassen nach Mainz oder nach Metz hergestellt; eine directe Strasse von Trier nach Strassburg ist nicht nachweisbar, auch sieht man nicht ein, wie ein Meilenstein aus dem Bin- nenlande nach Mainz kam. Es liegt hier vielmehr der Fall einer doppelten Ver- markong derselben Strasse vor, wovon sich auch anderwärts Beispiele finden (z. B. am nördlichen Ufer des Genfersees, s. Insc. Helv. n. 832 nebst der Be- merkung S. 65). Die Rheinstrasse diente auf der Strecke von Mainz bis Bingen sngleieh als Militärstrasse nach Trier ; daher fand sich hier eine doppelte Reihe Ton Meilensteinen; die Zählung von Mainz rheinabwärts gehört der Rhein- fltrasse an, die Zählung von Bingen rl^einaufwärts giebt die Entfernung von Trier an. Die Anlage der Strasse von Trier nach Mainz ist älter als die Strasse zwischen Mainz und Cöln, sie gehört einer Zeit an, wo die beiden Germaniae noch nicht als selbständige Provinzen organisirt waren, daher wurde die Zäh- lang von Trier bis Mainz durchgeführt^ und diese Bezeichnung auch später bei-
8
34 Der Grenzstein des Pagus Garaenm.
der Stein von Stolzenfels (n. 1941) und wie es scheint der von Brohl von d. J. 283 (n. 1943) Mainz nennen, wird im 3. Jahrh. der Vinxt- bach die Grenze beider Provinzen gebildet haben. Die Veränderung ward wohl vorgenommen mit Rücksicht auf den rechtsrheinischen Limes, um so auf beiden Ufern des Stromes Einheit des Militär- commandos herzustellen, braucht aber nicht nothwendig der Errich- tung des Grenzwalles gleichzeitig zu sein. Die geschichtliche Ueber- lieferung besonders aus dem 2. Jahrh. ist so mangelhaft, dass sich darüber nichts Sicheres feststellen lässt. Mit der neuen Grenzlinie stimmt auch die Notitia Dignitatum; darnach erstreckte sich das Gebiet der Dux Moguntiacensis von Saletio bis Antonacum; unter ihm stehen daher auch die (Kommandanten von Boppard, Cob- lenz und Andernach; damals war also die Grenze zwischen Germania I und II unterhalb Andernach. Freilich über den Amtskreis des Gomes Argentoratensis, wie überhaupt die Organisation der beiden Germaniae und der Provincia Maxima Sequanörum erfahren wir nichts Näheres, auch darf man nicht vergessen, dass die Be- fugniss der obersten Militärbefehlshaber sich öfter über verschiedene Provinzen erstreckte ^).
Man beruft sich auf die kirchliche Diöcesaneintheilung, indem der Vinxtbach ehemals den kölner Sprengel von dem Trierer schied. Allein die administrative und militärische Organisation des römischen Reiches, die ohnedies wandelbar war, hat auf die Gestaltung der kirch- lichen Verhältnisse nur geringen Einfluss ausgeübt'). Ebenso macht man den Unterschied zwischen Sprache und Volkssitte geltend, indem auch hier jener kleine Bach die Grenzlinie markire ^). Die Thatsache
behalten, so oft man die Steine der Boate nach Trier auf der Streoke bis Bingen renovirte.
1) Yom Dax Tractus Armoricani heisst es S. 107: exten ditur tarnen tractus Armoricani et Nervlcani limitis per provinicas quinque, die dann namentlich aufgezählt werden.
2) Die Neueren pflegen diesen Factor gemeiniglich zu hoch anzuschlag en; man übersieht, dass die Kirche sich vielmehr an die Tolksmässigen Institutionen anschliesst: daher fallt die Abgrenzung der Diöcesen so häufig mit der alten Gliederung der einzelnen Völker zusammen.
8) Darauf gründet sich die volksmässige Unterscheidung zwischen Ober- und Niederland; allein dies darf man nicht mit der Germania superior und inferior zusammen halten; kehrt doch am rechten Ufer des Oberrheines dieselbe Sonderang zwischen Ober- und Unterland wieder, dort durch den
Der G^nzBtein des Pagns Garncum. 35
ist richtig, aber die Abgrenzung der Provinzen kann doch nur inso- weit auf diese VerhäRnisse einwirken, als sie mit der Völkerscheide zusammenfällt. Wenn hüben Ubier, d. h. Germanen, drüben Tre- veri, also Gallier wohnten, so mochte, obwohl die Ubier schon in ihren früheren Sitzen auf dem rechten Ufer viel von Gallischer Art angenommen hatten, und alsbald Gallier wie linksrheinische Germanen gleichmässig sich beeiferten römische Gulturelemente aufzunehmen, während der Periode der römischen Herrschaft dieser Unterschied einem scharfen Beobachter nicht entgehen; aber mir ist unverständ- lich, wie man den Gegensatz zwischen der heutigen mittelrheinischen und niederrheinischen Volksart und Sprache auf jene Sonderung zurück- führen will. Diese Bevölkerung ist durchaus deutschen Ursprungs: der Unterschied zwischen Hochdeutsch und Niederdeutsch geht durch das ganze Gebiet der deutschen Zunge hindurch, und wo sich beide Mundarten berühren, treten naturgemäss überall eigenthümliche Mi- schungen und Uebergänge hervor, wie eben am Niederrhein. Der Rest der älteren romanisirten Bevölkerung mag einen gewissen Einfluss aus- geübt haben, aber es ist dies nur ein secundäres Element.
Wie man hier willkührlich eine Territorialgrenze als Provinzial- Der Rhein grenze ansieht, ebenso meint man, die Station ad fines (jetzt Pfyn ^zwischen^ an der Thur) auf der Strasse von Vindonissa nach Ar bor felix der Schweiz (Arbon am Bodensee) bezeichne die Grenze zwischen Helvetien und ^' *® ®°' Rhaetien 0- Allein dieser Punkt erscheint völlig ungeeignet, um die beiden Provinzen abzugrenzen ; die natürliche Grenze war der Rhein : militärische wie administrative Rücksichten geboten diese Linie fest- zuhalten. Gesetzt auch die Rhaeter hätten sich im Rheinthal von Saargans bis zum Bodensee auch auf dem linken Ufer niedergelassen ^), 80 würden die Römer jedenfalls keine Rücksicht auf die Stammver- ÜBSsung eines unterworfenen Volkes genommen haben. Bei der Station
Gegensatz des Alemannischen und Frankisohen Stammes gesteigert* während hier Franken diesseits nnd jenseits des Vinxtbaohes wohnen.
1) So noch in neuester Zeit Mommsen CIL. DI, S. 706 und Planta das alte Bhaetien S. 66. Plantas Argumente beweisen nichts für die ältere Zeit, ■ondem gelten nur, ine ich zeigen werde, für die letzte Epoche.
2) Das (Gebiet der Helvetior vor Cäsar ward sicherlich im Osten durch den Rhein begrenzt; durch die Niederlage war die Macht des Volkes ge- brochen, so konnten Rhaeter sich in dieser Gegend festsetzen und Wohnsitze, die ihnen vielleicht schon in früheren Zeiten gehört hatten, wieder gewinnen. Doch ist dies nicht wahrscheinlich, s. nachher.
86 Der Örenssiein des Pagas Caracam.
ad fines an der Thur war nur eine Graogrenze; entweder begann dort ein pagas der Helvetier, welcher bis zom Rheine sich erstreckte, oder das Gebiet einer rhaetischen Völkerschaft; dann aber wären die Helvetier yollständig vom Bodensee ausgeschlossen gewesen; allein Strabo bezeugt, dass die Rhaeter nur einen kleinen Theil des See- ufers beherrschten, während das übrige im Besitze der Helvetier und Vindeliker war *). Das Gelände des Sees wird damals unt^ jene Volker ungefähr gerade so vertheilt gewesen sein, wie jetzt unter Oesterreich, die Schweiz und Deutschland.
Dass aber der Rhein in der That die Grenze der Schweiz bildete, beweist eine in Tirol zu Partschins im Etschthale oberhalb Trient gefundene Inschrift vom J. 180 (Orelli 3343, CIL. V, 1, 5090); ein Freigelassener Aetetus
1) Strabo Vü, 292: JiQoiSaTnoytai r^; Kuvn^ ^^ oliyov ulv of 'lkttro{f t6 6k nliov 'EXotv^iot xa2 Ovirdohxoi. Diese Worte sind durch Nachlässigkeit der Abschreiber entstellt, man nrnss wohl aus dem Folgenden oixovatr oQoniita hin- Eunehmen, und dies ist verschrieben für arar/;(fot'<riy oixovvrtg o^niiuiy denn der Sinn ist klar. Kurs vorher schreibt Strabo vom Bodensee: yartur^ga (f iarl Ttiy rov "fOTQav nrjywv xal avTr^f iSor* avayxtj r^ (x rif^ Kelrtxrjg ini t6v 'Egxvrtoy 6qvu6v iovu nQWTov uky Siane^aoi t^v XiiÄVtjv, iha rör "largoy. Hier iat ix Tfjg Kelux^i in jeder Hinsicht unpassend; Strabo schrieb 'Elovrirrix^s, und meint dabei eben die Ostschweiz, also jenes Gebiet, welches die Neueren den Rhaetem zusprechen: denn nur wer von hier aus zu den DonanqueUen reist mnss über den Bodensee setzen ; selbstverständlich ist der directeste Weg ge* meint. An einer früheren SteUe IV, 193 führt Strabo allerdings nur die Rhae- ter und Vindeliker als Anwohner des Sees auf; man vermisst hier die Helve- tier, um so mehr da nachher dieses Volkes wiederholt in einer Weise gedacht wird, die darauf hindeutet, dass es schon früher genannt war; auch ist die Beseich- nung der Vindeliker Owrcfoibxol tüv ^Xji€itai' ttvkg xa\ rvv vnfgtdnilt/y dnrehaua widersinnig, denn v:r€Qalnetot waren alle Vindeliker am See, die "lihiiioi konnten •eine Ufer gar nicht berühren. £s ist mit leichter Aendenmg zu schreiben Uurrp^, tii iifmioYim xtä *PmJoi xa\ OiivSoltxoi xal riäv *ElovfiTtitor ttvkg riCr vnalTriitüv. Jetzt ist Strabo mit sich selbst wie mit den thatsidhlichen Verhältnissen im Einklänge. Den Namen der Helvetier hat man freilich im Eingange des Capitels herstellen woUen, wo die Hdsohr. rify «T ijrl t^ *Pn^ ngwoi Ttiy aTtarrtov oixoi'Oiv Ahoianot^ .tcc^' ok €/<Ry ol Tniyai rov norufAOV bieten. AUein in den höheren Alpenregionen wohnten die Helvetier nichts am wenigsten an den RheinqueUen ; es ist Ttowoi rtiy 'Pa i r 10 y oixmkn uiiiMoyrtoi za lesen : denn dort lagen die Wohnsitze der Lepontier (Cäsar b. 0. IV. 10), welche Strabo selbst IV, 206 zu den Raetem rechnet, während er sie IV, 204 überhaupt zu den kleinen räuberischen Alpen Völkern zählt {xati^^iiywa r^ *ind£ay iy roTc. rt^a&fv x^oroi^j wo xararg^^^oyTa zu verbessern ist)^
Der Grenzstein des Pagus Camcam. 87
PP • STAT • MAIENS • XXXX CALL •
weiht der Diana einen Altar. Die Statio Maiensis, deren Vorstand der Genannte war, ist nicht Mais bei Meran^); denn die quadra- gesima Galliarum konnte doch nicht in Tyrol erhoben werden, sondern Magia^) an der Strasse, welche vom Bodensee nach Chur führte, jetzt Maienfeld auf dem rechten Rheinufer in Graubündten ; Magia lag in Rhaetien, das Hauptzollamt wird am linken Rheinufer auf Helvetischem Grund und Boden im Bereiche des Gallischen Steuer- districtes sich befunden haben, und ward. nach der Strassenstation be- nannt; man braucht es aber nicht gerade Maienfeld gegenüber zu suchen'). Anzunehmen die gallische Steuergrenze sei weiter vorge- rückt worden bis in das Gebiet der Provinz Rhaetien, weil man erkannte, wie unpraktisch eine Zolllinie a'd fines an der Thur war,
1) Der Name würde aUerding^ paasen, oastrum Maiense heisst der Ort bei Meran in mittelalt. ürkanden, aber die Inschrift ist nicht dort gefunden; dass ein ZoUbeamter einmal sich von seinem Posten entfernt, hat nichts Auf- faUendes, seine Station braucht man nicht in Tyrol zu suchen, sie kann ebenso- gai in einer angrenzenden Provinz sich befunden haben.
2) Die Station Magia war nach der Peutingerschen Charte 16 römische Meilen von Chur entfernt, und schon deshalb darf man sie nicht mit EeUer (BCitth. der Züricher Gesellsch. XY, S. 69) nach dem viel weiter entfernten Seh an verlegen; wenn sich dort Reste eines römischen Kastells finden, so setzt dies nicht nothwendig eine Strassenstation voraus. Die angegebene Entfernung (16 MP) wie der Name sprechen entschieden für Maienfeld, indem dem keltischen Ka- men der entsprechende deutsche hinzugefügt ward. Keller bemerkt, der ältere Name von Maienfeld sei Lupinum ; man vergl. die Urkunde über die Einkünfte des Bisthoms Chur bei Planta S. 522 c«rtis Lupinis (nachher 525 ecclesia in Lnpino), aber sollte nicht Lupinum nur der bischöfliche Hof, der zu Maienfeld gehörte, geheissen haben. — Das Itiner. Ant. S. 1S2 nennt zwischen Brigantia and Curia keine Stationen und begnügt sich den Weg auf L MP anzugeben, was mit den LI r. Meilen der Tab. Peut., aber nicht recht mit der wirklichen Entfernung (siehe KeUer) stimmt.
8) Vielleicht befand sich das Zollamt weiter oberhalb Maienfeld an der ilteren Rheinbrücke, Zollbrücke genannt, weil ehemals, ich glaube von Grau- bündten, hier Zoll erhoben wurde. Natürlich darf man sich nicht auf diesen Namen berufen, sondern auf die Thatsache, dass der Zug der alten Strassen, Flnssüberg&nge u. s. w. im Mittelalter bis auf die neuere Zeit meist unver- . ändert beibehalten ward. Da hier die Strasse vom WaUensee einmündete und die Verbindung der innem Schweiz mit Chur und mit Brigantia vermittelte, war dies die passendste SteUe zur Erhebung des Zolles.
SS Der Gr^oatein des P^us Cmmeum.
ist Didit vahrsrheiiilidi >X Die Römer mit ihiem klaren Bück fär die neakn Verfaihnisse wussten in soldien Dingen ^eich dis Rechte m treffend
Die Siaaion der Strasse an der Thor lag an einer Gangrenze; HdTeUen i^äel in 4 Gane (Cäsar b. G. I, 12); drei Namen sind bdamnt, pagas Tigarinns (Cäsar I, 12k Verbigenas (Cäsar I,2~, StimboVn. »3V Toagenns (Strabo VU. 293, IV, 192, aber nordie Lage des p. Tigurinns ist durch eine Inschrift i^Mommsen Insc. HHt. 159) ermittdt^ er amfasste den westlichen Thetl der Landschaft mit ATenticnm. Do* Tierte Drstrict. dessen Name unbekannt est« mag den Strich roa der Scatzon ad fines bis znm Rhein nm£i^ hab»: die Ostschweiz tritt natnrgemäss in der Periode der römisdien Herrschaft entschiedn znrack.
In da letzten Zeiten des romischen Reiches moss aOcfdings die Grenze der Pr^Ttnz Rhaetien Aber den Rhein bis zur Station ad fines verleg worden senL weQ nach der Xotitia dignitatnm t.Occ S. 109 der BcMkhabef der cohors Hercnlea Pann*>niornm zu Arbi^n zw den UBtCRebenen des Dnx Rhaetiae gehört. Diese Veriodanxa; trat oAenbar mter der Reetenm:? DiodetiajD^ ggawn Ende des 3. JakriL ein: denn das Itinerarinm Ant^nisr. weiches ehen üi dsesor Zeit eise afaschlies>ende Redactitxt erfahr^ kennt berects dse na» EbirlciLCnK: dije Encfienong zwischen Brigaatia und Arbor felix. eäesso zwisdien dKser Statii» izod ad Haes wtni wie her- küMBjnLeft ixach fi>flHschen Meäen bestöuBt^ Ton ad fiaes aach Vito- JEram. Viadomssa mi weiter westwärts wtni nach Leuen ge- redbKC ^ : iies beweise* •ift5i> <ier «Stäche Strick der Schweiz ucht
Froibsr •& 5di'P<ia in r^jüiL Zins 5. ?) Ims Ifonumer <lbt Ij^ps ^tü s^. X:^«Br-
ptmHBHOL. iaguL mm. ^staasmai Xa^ia t«c«igsc vmMn mdi :saomt tu iur uiia«ettnÄ ^ensBt lemün ^-ini^igpit wraazxcj:rL JL)«r «ql Zatfl^manttr tsum. yfi m»tt jrnL. «ed
r. Wf Bis nacarthmia. T^nslässime swn r=</«^aisiiii uia» aHUwäraüniA lonufiUBu ~^mäE 'S» BDxxxbc laca. A:ri«-A v»9x« ia*i 3.#yj^ inc«ra. «otir». -nur
Der Grensstein des Psgus Garaonin. 89
mehr zu Gallien gehört. Die Leuga, das alte, gallische Wegemaass, ward erst im Anf. des 3. Jahrh. officiell in einem Theile der gallischen und in den germanischen Provinzen eingeführt durch Se verus % der als eine durchaus soldatische Natur vor allem für die Wiederherstellung der Hilitärstrassen Sorge trug^). Das Aufgeben des einheitlichen Wegemaasses ist ein deutliches Symptom der zunehmenden Zersetzung des römischen Reiches, eine Goncession, welche man den separatisti- schen Bestrebungen der Provinzen machte. Die Lostrennung des öst- lichen Bezirkes der Schweiz erfolgte nicht gleichzeitig, sondern später. Während Diocletian, um ein strafferes Regiment durchzuführen, sonst
Trier in 4 Abschnitte, der 2. geht bis Angusta Yindel., der 3. bis ad fines, der letzte bis Trier; bei den ersten drei wird di^ Summe der Meilen mit MPM angegeben, bei dem letzten Abschnitte leugae hinzugefügt. Ebenso S. 111, wo die einzelnen Stationen des 4. Abschnittes verzeichnet werden: Yin- donissa leugas mpm XXX, d. h. von ad Fines bis Vindonissa sind so Lengen, mpm wird hier dorch leugae erklärt; denn S. 116, wo für die- selbe Strecke leugae und MP neben einander verzeichnet sind, beträgt die Entfernung 46 röm. Meilen. — Ebenso wird die Route von Pannonieu nach Xanten in 6 Abschnitte zerlegt; der 8. Abschnitt geht von Augsburg bisStrass- burg, S. 116 ff., dieser wird bis ad fines nach MP, von da über Winterthur und Windisch nach Strassburg nach MP und Leugen, von Strassburg bis Bonn nur nach MP, von Bonn nach Xanten nur nach dem gallischen Wegmasse be- stimmt.
1) Der Rechnung nach Lengen begegnen wir zum ersten Male bei den BCeilensteinen des Severus aus den J. 202—205, man vergl. die Schweizer Mei- lenieiger Insor. flelv. 333. 334. In der Schweiz behauptet sich jedoch daneben aooh noch das ältere System, wie die in den J. 235—8 und 240 gesetzten Meilen- steine n. 224. 225. 226 beweisen. In Germanien kommt die Zählung nach Leugen snm ersten Male auf dem Steine bei Zülpich (GIR. 1984) vor, der zwischen Fe- bruar d. J. 211 und Febr. 212 unter der Regierung des GaracaUa und Geta gesetzt ist. Irrig versetzt man diesen Stein in die Zeit des Severus (202 — 5): denn wäre Severus genannt gewesen, dann würden seine Mitregenten einfach ge- nannt, nicht aber mit dem Zusätze SEVERI AVC FiL eingeführt werden. E^ fehlt am Eingange nur eine Zeile. Schwierigkeit macht Z. 3 IMP \ COS', wie Brambaoh liest, während Eick I ^ M ^ I COS * giebt. Es müsste
IMP * II heissen, dies steht aber nicht auf dem Steine, der vielmehr iV ^ X KU bieten scheint. Das kleine Bruchstück dieses Meilenzeigers gehört, wie ich glaube, zu einem anderen Steine.
2) Zahlreiche Meilensteine bekunden die Verdienste^ welche Severus sich in dieser BeziAung erwarb.
40 Der Grenzstein des Pagus Caraonm. ^
die alten Provinzen theilt und ihren Umfang verkürzt, ward Rhaetien, dessen Gebiet bedeutende Einbusse erlitten hatte, vergrössert: doch gaben wohl militärische Rücksichten den Ausschlag; es galt die Ufer des Bodensees wirksam gegen die Angriffe der deutschen Stämme zu vertheidigen *) ; dies war nur möglich, wenn man die Einheit des Mi- litärcommandos in dieser Gegend herstellte : so ward die Ostschweiz zu Rhaetien geschlagen. l5iese neue Organisation mag dem J. 291 angehören. Gauf^enze Das Quellgebiet des Rheines und der Rhone berühren sich un-
vih ^^i^T ™t*^^*^*^5 daher ist es wohl gestattet am Schluss dieser Wanderung ' noch einen kurzen Abstecher in das obere Rhonethal zu machen. Hier weist der Name des Waldes von Pfyn oberhalb Sieders unzweifel- haft auf eine Gangrenze hin, wie ja der Wald nicht selten die natür- liche Mark zwischen Völkern oder Gauen ist. Bei Pfyn war offenbar die Grenze zwischen der civitas der^ Seduni und der vierten ver- schollenen civitas der Va 11 is Poenina*); auch hier ist der östliche Strich der am wenigsten bekannte. Vielleicht gab die Völkerschaft der Viberi oder Vberi, welche nach Plinius an den Quellen der Rhone sesshaft war^), diesem Districte den Namen; dafür spricht
1) Wenn Eumenios Paneg. auf Constantius c. 8 im J. 296 schreibt: por- rectis usqne ad Danuvii capat Germaniae Rhaetiaeque limitibus, so ist dies rednerische Aussohmückang. Ebenso wenn Mamertinus Paneg. 9 von Diodetian sagt: ingi^essus est nuper illam, quae Raetis est objecta Germaniam, similiqne virtute Romanum limitem protulitt oder im G^nethL 5: transeo limitem Raetiae repentina hostiam clade pro- motum. Hier wird momentanen Erfolgen eine Bedeutung beigelegt, die sie in der That nicht hatten.
2) Woranf Marqnardts Angabo (Rom. Staatsverwaltung I, S. 128 n. 7), die 4. civitas sei Yilleneuve am Genfersee gewesen, sich gründet weiss ich nicht.
8) Plinius m, 134: Lepontiorum qui Vberi (dieHdschr. auch Viberi oder nachher Juberi) vocantur fontem Rhodani (accolunt) eodem Alpium tractu, d. h. wo auch der Rhein entspringt, den Plinius vorher nennt; es ist daher unzulässig Aeni st. Rheni zu schreiben. Der Name Vberi verbirgt sich wohl in einer Stelle des Cato, welche Nonius (gelu) aus dem 2. Buche des Origines anfuhrt: libri (oder libyi) qui aquatum et lignatum videntur ire. Es ist vielleicht zu schreiben Viberi, quum aquatum eunt^ lignatum videntur ire: securim atque lorum ferunt, gelum cras- sum excidunt, eam loro conligatum auferunt. Dass hier der Name eines Volkes genannt war ist klar, aber der Vorschlag Libui ist unzulässig, denn diese wohnten in der Ebene des Po; hier war von einem Volke in den Hoch-
Der GroDzstein des Pagus Gftraoum. 41
einigermassen die Aufzählung der von Augustus besiegten Alpenvöl- ker in der Inschrift, welche Plinius mittheilt: Lepontii, Vbojri, Nantuates, Seduni, Veragri; nur mussten die Nantuates nach den Seduni genannt werden, vielleicht hat Plinius oder ein Abschreiber die richtige Folge der Namen geändert.
Nachträglich sei bemerkt, dass Hr. Mayers die ursprüngliche Stelle des S. 10 Anm. 1 erwähnten Steines jetzt genau ermittelt hat. Wegen der Inschrift selbst, die sich wegen der Unklarheit einzelner Buchstaben durch den Druck nicht genau wiedergeben liess, verweise ich auf die Zeichnung Taf. I, 2.
Bonn.
Theodor Bergk.
alpen die Rede, welches Cato nur von Hörensagen kannte ; denn dies Mittel sich Wasser zu verschaffen mochte t^ohl unter üinst&nden angewendet werden, war aber natürlich nicht tägliche Gewohnheit. Cato hatte in jenem Bache genauer über die Alpenvölker gehandelt, Plinius, der ihn zweimal im 8. Buche anführt, scheint ihm hier vorzugsweise gefolgt zu sein.
2. Der Vicus Ambitarviu8.
Ueber die Lage des Vicus Ambitarvius, der nur einmal bei Sueton mit Berufung auf den älteren Plinius erwähnt wird, ist viel- fach verhandelt worden, ohne dass die Frage bereits endgültig ent- schieden wäre. Ein neuer Versuch das Problem zu lösen dürfte wenig- stens nicht von vornherein als überflüssig erscheinen.
Durch Sueton erfahren wir 0, dass es über den Geburtsort des
1) Die Stelle des Sueton Calig. c. 8 ist für die ganze üntertuebong von hervorragender Bedeutung, ich füge sie daher hier bei: C. Caesar nattM est pridie Kl. Sept. patre suo et C Fonteio Capitone coss. Ubi natus sit, ineerhim diversitas tradentium facit. Cn. Lentülus GaettUicus Tibttri genitum scrUnt, PU- nius Secundus in Treveris vico Ätnbitarvio supra confluentes: addit etiam arffu- mento, araa ibi ostendi inseriptas: oh Agrippinae Puerperium, Versiculi impe- rante mox eo divulgati apttd hiberruM legianes (richtiger Beroaldus apud hi- berna legionum) procreatum indieant:
In caetris natus, patriis nutritus in armis ^
lam designati principis omen erat, Ego in actis Änti editum invenio. Gnetulicum refeüit Plinius quasi mentitum per adtdationem, ut ad laudes iuvenis gloriosique principis aliquid etiam ex urbe HerciUi sacra sumeret, ahusumque audentius mendaeio^ quod ante annum fere natus Germanico fUius Tiburi fuerat, appeUatus et ipse C. Caesar; de cuius amabüi pueritia immaturoque obitu supra diximus. Plinium arguit ratio tempo- rum, Nam qui res Äugusti memoriae mandaverunt, Germanicum exacto consu- latu in Gääiam missum consentiunt, iam nato Gajo, Nee Plini opinionem in- scriptio arae quicquam adiuverit, cum Agrippina bis in ea regione ßias enixa sitf et qualiscumque partus sine uüo sexus discrimine puerperium vocetur^ quod antiqui etiam pueUas pueras sicut pueros pueUos dictitarent Extat et Augusti epi- siukkf ante paueos quam obiret menses ad Agrippinam neptem ita scripta de Gaio hoe (neque enim quisquam iam alius infans nomine pari tunc supererat): ^Puerum Gaium XV. Kl. lun. si dii wleni ut ducerent Talarius et AsiüiuSy heri cum iis constitui. Mitto praeterea cum eo ex servis meis medicum, quem seripsi C^ermanico si veUet ut reti- neret. Välebis, mea Agrippina, et dabis operam ut välens pervenias ad Germa- nicum tuum.* Abunde parere arbiträr, non potuisse ibi nasci Gaium, quo prope bimülus demum perductus ab urbe sit, Versiculorum quoque fidem eadem hcuc
Der VicuB Ambitarvius. 48
C. Galigola sehr abweichende Nachrichten gab : Tibur, Antium, endlich ein kleiner Flecken im Lande der Treveri, der vicus Ambitarvius werden genannt Lentulos Gaetulicus, ein Zeitgenosse des Caligula, hatte aus Schmeichelei, wie Plinius behauptet, Tibur als seine Vater- stadt bezeichnet ^) ; zugleich liegt wohl eine nicht ganz absichtslose Verwechselung mit einem älteren früh verstorbenen Bruder des Gali- gula Tor, der ebenfalls Gajus hiess, und wirklich in Tibur geboren war *). Plinius, der seinen Vorgänger berichtigt, irrt in anderer Weise ^); indem er der frühzeitig aufgekommenen Vorstellung folgt ^), Caligula sei im Feldlager seines Vaters Germanicus geboren und aufgewachsen, verlegt er auf eigene Gefahr die Geburt des nachmaligen Kaisers in den vicus Ambitarvius. Dort hatte Agrippina zweimal ihrem Gatten ein Kind geschenkt, wie inschriftliche Denkmäler an eben dieser Stätte be- zeugten '^). Plinius, der mehrere Jahre im germanischen Heere gedient hatte, kennt die Oertlichkeit offenbar aus eigener Anschauung, und berief sich auf jene Inschriften zur Unterstützung seiner Hypothese, die jedoch mit der Chronologie unvereinbar ist, wie Sueton zeigt, der sich hier, wie anderwärts als gründlicher und gewissenhafter Forscher bewährt*). Caligula ist den 31. August des J. 12 zu Antium ge-
ekvant et eo facüius, qtwd %i sine auctore sunt. Sequenda est igitur, quae sola restat, publiei instrumenti auctaritaSf prttesertim cum Gaius Äntium, omnihus semper locis atque secessibus praelatum, non cUiter quam natale solum dilexerit, tradeUurque etiam sedem ac domicüium imperii taedio urbis transfere eo de8t%^
1) Wahrscheinlich in einem Gedichte, wo sich Gelegenheit darbot, die •agenhaften Anfange der Stadt Tibur mit der Geburt des Fürsten zu verknüpfen.
2) Die Stelle des Sueton ist durch Ausfall eines Wortes verdunkelt; man niuss lesen: quod ante annum fere natus Germanico filius Tiburi (mortuus) fuerat. Dieser durch seine Schönheit ausgezeichnejbe Knabe starb im Alter von 6 oder 7 Jahren (puerascens, Sueton c. 7) im J. 11, war also ongefahr im J. 4 geboren.
3) Plinius wird in der Geschichte der germanischen Kriege, die er schon als Reiterofficier in dieser Provinz (um d. J. 46 ff.) begann, aber erst nach dem Tode seines Freundes Pomponius Secundus herausgab, über den Geburtsort des Gali- gola gesprochen haben.
4) Schon beim Regierungsantritte des Caligula war dies in den anonymen Versen, die Sueton anführt, ausgesprochen.
6) Diese wohl der Juno Lucina geweihten Altäre hat wahrscheinlich Ger- manicus selbst aus Piet&t gestiftet, nicht wi# Hübner (Jahrb. XLII, S. 148) an- nimmt, ein Legat aus Devotion gegen das kaiserliche Haus.
6) Tacitus folgt dem Plinius, dessen Geschichte der germanischen Kriege
44 Der Yicos Ambitanriiu.
boren i), wie Saeton aus dem römischen Staatsanzeiger berichtet, der in solchen Dingen volle Glaubwürdigkeit beanspruchen darf. Germanicos, nachdem er im Herbst des J. 11 mit Tiberius aus Germanien nach Bom zurückgekehrt war'), bekleidet im Jahr 12 das Gonsulat und geht erst im folgenden Jahre als Statthalter nach Gallien *), folglich kann auch Galigula nicht im Gebiet der Treveri oder im Lager am Rhein geboren sein, wie Sueton sehr richtig bemerkt ^).
Unmittelbar nach Ablauf seines Gonsulates im J. 12 begab sich Germanicus wieder an den Rhein, um die Verwaltung der gallischen und germanischeft Provinzen zu übernehmen. Hier verweilte er 4 Jahre von 13—16 mit kurzer Unterbrechung; denn den Winter 13/14 hat Germanicus oflTenbar in Rom zugebracht'). Im Frül^'ahr 14 kehrt er in seine Statthalterschaft zurück ; im Laufe des Sommers folgte ihm seine Gemahlin mit dem jüngsten Sohne Galigula *), und blieb fortan seine treue Begleiterin. Im Spätjahr 14 ist Agrippina an der Seite ihres Gatten mitten unter den meuterischen Soldaten in Cöln '^, und fügt sich nur ungern den eindringlichen Vorstellungen des Ger- manicus und seiner Freunde, welche ihre Entfernung forderten. Im folgenden Jahre 15 verweilt Agrippina in Xanten, da sie natürlich an
er Ann. I, 69 anfuhrt and fleissig benutzt haben wird, wenn er den Knaben, der eben erst mit seinen Aeltern das Lager der germanischen Legionen be- treten hatte, als Liebling der Soldaten schildert, s. Ann. 1, 44 rediret legio- nnm alumnus, und noch bestimmter I, 41 infans in castris genitns, in contubernio legionum ednctus, quem militari vocabulo Caligu- lam appellabant, quia plorumque ad ooncilianda vulgi studia eo tegmine pedum induebatur.
1) 8. Sueton. Der Geburtstag ist auch in einigen Galendarien verzeichnet, 8. G. Inscr. Lat. I, S. 400.
2) Dio Cassius LVI, 25.
8) Sueton: Germanicum exacto consulatu in Galliam missam oonsentiunt.
4) Galigula war beinahe zwei Jahr alt (prope bimnlus), als er Rom mit seiner Mutter verliess.
5) Dies ist nicht überliefert, ergiebt sich aber mit voller Sicherheit dar- aus, dass Agrippina im Spätjahre 14 eines Kindes genass.
6) Im Mai ist Agprippina noch in Rom. die Abreise war auf den 18. Mai festgesetzt. Augustus Färsorge zeigt sich in dem Briefe, welchen Sueton mit- theilt; er wählt selbst für den jui^^en Sohn des Germanicus zwei Begleiter aus, und giebt ausserdem einen seiner Aerzte mit. .
7) Taoit Ann. I, 40 ff.
Der Vions Ambitarvius. 45
dem Feldzuge nicht theilnehmen konnte, und bewährt ihren männ- lichen Math, indem sie in einem gefährlichen Momente das Ab1)rechen der Rheinbrttcke verhinderte ^). Die beiden Töchter, welche Agrippina während dieser Zeit ihrem Gatten schenkte, worden im vicus Am- hitarvius geboren. Hier befand sich offenbar eine kaiserliche Villa, ein sogenanntes Praetorium, welches dem Statthalter und seiner Familie jeder Zeit, besonders während des Winters einen behaglichen Aufenthalt darbot').
Germanicus hinterliess drei Söhne und ebensoviel Töchter, Agrip- pina, Drusilla und Livilla, alle drei rasch nacheinander geboren*), LiviUa im Frühling des Jahres 18 auf der Insel Lesbos an der Küste Eleinasiens ^), da Agrippina ihren Gatten auch auf seiner letzten Reise in den Orient begleitete, die beiden anderen in der kaiserlichen Villa im fernen Keltenlande ^). So berichtet Sueton, während Tadtus Göln als Geburtsort der jungem Agrippina bezeichnet *). . Auch hier liegt eine abweichende Ueberlieferung vor, und es wäre vergebliche Mühe diesen Widerspruch auf künstliche Weise auszugleichen 7). Wir wer-
1) Tacit. Ann. I, 69. Dass das wachsende Ansehen der Agrippina beim Heere den Argwohn des Tiberius erregte, dürfen wir dem Tacitus wohl glauben.
2) Der Ort ward als der geeignetste fQr Agrippinas Znstand gewählt; dass sie hier zweimal die Wochen abhielt, schliesst jeden Gedanken an zufaUige Ueberraschung auf der Reise aus.
3) Sueton: continuo triennio natae. Agrippina ist als die älteste nach der Mutter benannt. Zur Bestätigung dient auch die Bronzemünze des CaUgnlat welche seine drei Schwestern darstellt, Drusilla steht in der Mitte, Agrip- pina zu ihrer Rechten, Julia (Livilla) zur Linken, s. Cohen Eaiserm. I, S. 148, 13.
4) Taoit. Ann. II, 54 (uovissimo partu edidit). Bei dem Triumphzuge am 26. Mai d. J. 17 war Germanicus von 6 Kindern begleitet (currus quin- queliberis onustus), 3 Söhnen und 2 Töchtern; Tacit. II, 41. Drusilla wird damals bereits im zweiten Jahre gestanden haben.
5) Die Worte des Sueton: cum Agrippina bis in ea regione filias enixa sit weisen auf das Vorangehende: in Treveris vico Ambitarvio ■ npra conflnentes zurück.
6) Taoit. Ann. XII, 29: in oppidum Ubiorum, in quo genita erat, ▼eteranos coloniamque deduci impetrat.
7) Man müsste annehmen, dass Agrippina drei Töchter während der J. 14«-16 geboren habe, im yious Ambitarvius im Spätjahr 14 ein Kind, wel- ches alsbald gestorben sein müsste (nach Sueton c. 7 waren allerdings von den 9 Kindern des Germanicus duo infanies adhnc rapti) und wieder im Spät- jahre 16 ebendaselbst die Drusilla, dazwischen am 6. Nov. 16 die Agrippina zu Coln. Allein aus Tadtus Ann. II, 26 geht herror, dass Germanicus im Spät-
46 [ Der Yicoa AmbiiaryiaB.
den uns auch hier für Sueton entscheiden, der die Geschichte des kaiserlichen Hauses sorgfältig studirt hatte, während Tacitus nur be- richtet, was man sich im Jahre 50 zu Rom erzählte ^). Das lebhafte Interesse, welches Agrippina für die Ansiedelung römischer Golonisten bei den Ubiern bezeigte, leitete man daraus ab, dass die Fürstin in der Stadt, welcher sie damals ihren Namen gab, geboren sei. In* direkt bestätigt übrigens Tacitus selbst, die Richtigkeit der andern Ueberlieferung durch seine anschauliche Schilderung des Au&tandes der Legionen am Niederrhein im J. 14.
Das Geburtsjahr der Agrippina ist nicht überliefert, wohl aber ihr Geburtstag der 6. November ^. Die gewöhnliche Ansicht, Agrippina sei im J. 16 geboren, ist unstatthaft, denn dann müsste ihre jüngere Schwester Drusilla früher geboren sein *). Als Augustus am 19. August des J. 14 gestorben war, brach sofort in den Lagern Pannoniens und Germaniens die Meuterei aus. Dem Aufstande der pannonischen Legio- nen machte die Mondfinstemiss des 26. "September rasch ein Ende. Am Rhein kostete es mehr Zeit und Anstrengung den Aufstand zu däm-
jähr 16 nach Rom zurückkehrte, den Feierlichkeiten, welche fine anni ihm zu Ehren statt fanden (II, 41), wohnte er offenbar persönlich bei. Aach sprechen die arae, welche ob Agrippinae Puerperium im vicus Ambitarvius errichtet waren^ gegen einen ungünstigen Ausgang.
1) Es wiederholt sich derselbe Irrthum, den wir bei der Geburt des Cali- gula finden. Das Andenken an den Grossvater Agrippa, der mit Recht als der Gründer der übierstadt gelten konnte (vergl. Tacit. German. 28, wo auch der Name der späteren Colonie im Widerspruch mit den Annalen von Agrippa, nicht von Agrippina abgeleitet wird, denn es ist unzulässig conditor von der Enkelin zu verstehen), sowie eigene Erinnerungen aus der ersten Jugend, (Agrippina wird mit ihrer Mutter öfter in Göln gewesen sein), reichen voll- kommen ans, um dies Interesse zu motiviren.
2) Der Kalender von Antinm verzeichnet an diesem Tage AGRIPP '
IVL • N AT •
8) Nor Froitzheim (PhiloL 31, S. 185) bestimmt das Geburtsjahr richtig, w&hrend Ritter (in d. Jahrb. XX XY, S. 1 ff.) für Agrippina das J. 18, für Dru- silla 14, für Livilla 15/16 ansetzt, um die Ansprüche Cölns und des vicus Ambi- tarvius aof die Töchter des Germanicus gleichmässig aufrecht zu erhalten; aUein die Thatsache, dass Livilla im J. 18 auf Lesbos geboren wurde, ist so vollgültig bezeugt, dass man daran nicht rütteln darf. Das triennium con- ti nu um, von dem Sueton spricht, ist als runder Ausdruck zu betrachten, es reicht vom 6. Nov. 14 bis zum Frühjahr 16, urofasst also drei volle Jahre (15, 16, 17) und auiterdem einige Monate.
Der Yioas Ambitarvius. 47
pfißD. Germanicus wurde dadurch, sowie durch den kurzen Feldzug gegen die Germanen während des Septembers und Oktobers am Rheine festgehalten. Die Gattin hatte er etwa im Anfange des Oktober ^) nach Gallien ins Trierische geschickt ; dort gebar sie ein Eind^ dies ist eben die ftlteste Tochter Agrippina; diese ward den 6. November des Jahres 14 im vicus Ambitarvius geboren'); etwa ein Ja^r später, gegen Ende des J. 15 oder Anfang 16 ebendaselbst Drusilla.
Diese Ortschaft sucht man allgemein in der Nähe von Coblenz, da Sueton die Lage des vicus durch den Zusatz supra con- fluentes näher bestimmt, und von dieser Voraussetzung ausgehend schreibt mau ohne weiteres Confluentes, als ob ein unzweifelhafter Eigenname vorliege : allein confluens, confluentes bezeichnet jede Stelle, wo sich zwei Flüsse vereinigen. Es ist dies eine nicht unge- wöhnliche Benennung von Halteplätzen an römischen Staatsstrassen, so gut wie ad aquas, ad fines, ad stabulum, ad no vas u. s. w. Erst indem solche Orte allmählich Bedeutung gewinnen, wird die Be- zeichnung ein wirklicher Eigenname. Ad confluentes hiess die Station der Militärstrasse, welche von Mainz nach Xanten fahrte % ge-
1) Tacit. Ann. I, 44: ob imminentan partum et hiemen.
2) Froitzheims Yersnch, den Widerspruch zwischen Ann. I, 44 und Xll, 29 SU löten iitt unzulässig; er meint, nachdem der Aufstand beschwichtigt war, habe Oermanicus seinen Vorsatz, die Gattin zu den Treveri zu senden, aufge- geben; allein dies streitet mit der sehr bestimmt ausgesprochenen Erklärung: reditum Agrippinae excusavit ob imminentem partum et hiemem,. venturum filium (dies letztere Versprechen kam schwerlich zur Ausführung). Es wäre zwecklos gewesen, die Agrippina, welche ihre Beise bereits angetreten hatte, nach Cöln zurückzurufen, da Oermanicus selbst alsbald nach Xanten ging, um dort den Aufstand zu dämpfen, and dann mit sämmtlichen Legionen über den Rhein zog. Der vicus Ambitarvius wird von Anfang an für den Winter- anfenthalt in Aussicht genommen worden sein, unklar ist, was im PhiloL 81, S. 187 bemerkt wird, es sei kein Grund mehr vorhanden gewesen, die Gattin so weit fortzuschicken, »wenn Germanicus es auch für ihren Zustand rathsam hielt, sie aus dem Getümmel des Lagers zu entfernen. c Damit kann doch nicht wohl der vicus Ambitarvius gemeint sein, denn so bliebe die Differenz mit XII, 29 ungelöst, sondern irgend ein beliebiger Ort in der nächsten Umgebung Cölns. — Uebrigens wohnte Germanicus nicht in einem der beiden Winterlager zu Cöln, sondern in einem Hause der Stadt (Ann. I, 89), ob dies ein öffentliches Ge- bäude war oder der Statthalter die Gadtfreundsohaft eines vornehmen Ubiers in Anspruch nahm, steht dahin.
8) Diese Bheinstrasse existirte sicherlich schon in den letiten Jahren der
fe -.^
48 Der Yioas Ambitarvias.
wiss von Anfang an, aber wann aus dieser Station eine ansehnlichere Ortschaft ward, wissen wir nicht 0- Wenn man daraus, dass Sneton es unterlässt die Namen der Flüsse zu nennen, folgert, der Ort, d. h. CoblenSy mQsse schon zur Zeit des Plinius oder doch des Sueton eine gewisse Berühmtheit erlangt haben, so ist dies ein fehlerhafter Schluss.
Die Neueren werden freilich bei der Erwähnung von confluen- tes im Gebiet der Treveri sofort auf Goblenz und die Vereinigung der Mosel mit dem Rheine verfallen; allein ein unterrichteter Romer im ersten und iweiten Jahrhandert dachte sicheiüch dabei nicht an den schmalen Streifen des trierischen Landes, welches der Hilit&r- grenie einverleibt war, sondern an das blühende und reidie Trier mit seitttMT unmittelbaren Umgebung, war doch Trier schon damals eine der «rsten Städte in der Gallia Belgica*).
«Dass Cobleni gemeint sei bestreitet Niemand*, sagt man^>. ind^iss Ober die liSge des vicus Ambitarvius sind dielfd- auBgen sehr getheilt ; die Einen suchen die Ortschaft in unmittdbarer Kihe vttt CVibleni^V Andere bei Reuse oder im Gebiete der Mosd bei MUnstermaifeld. ja sogar bei Ems an der Lahn. Die letzte H^>ih<t$e wild w^hl nicht leicht Jemand ernstlich in Schutz nehmen*); wie w^it damals die rüonische H^rschaft sich über diesen Thefl des
Rifiwwi^ «Im Aii^!««li« v». TWtu Ann. L 4^V «^na m ndi ipiler angelegt wu^ ak «ift« Stouiw» xvm Trier bmIi CöIb «nd Msiu: das SUck iwiaehen F»ym «»I Na^mt. w^^cAm ra«M»i <l«r T^nercr i^rasae aBgeftMi. «ar der
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Der YiouB Ambitanrios. 49
rechten Ufers erstreckte wissen wir nicht, ' jedenfalls würde den 0er- manicus der Vorwurf der äussersten Unvorsichtigkeit treffen, wenn er die Hofhaltung seiner Gattin in dieses jedem Angriffe ausgesetzte Grenzland verlegt hätte. Nicht minder Bedenken erhebt sich gegen Münstermaifeld. Die Nachbarschaft der Vorberge der Eifel war wohl für B&ren- und Wolfsjäger, aber nicht für eine Frau in der Lage der Agrippina, zumal in der winterlichen Jahreszeit, ein geeigneter Auf- enthalt ^).
Unter allen Umständen wäre es seltsam, wenn Germanicus sich gerade für die Gegend von Coblenz, fern von jeder grossem Stadt, fem von allen Bequemlichkeiten der civilisirten Welt entschieden hätte. Wenn Germanicus beabsichtigte seine Familie auch während des Win- ters in Germanien zurückzuhalten, so hätte er sicher einen Ort in unmittelbarer Nähe der befestigten Winterlager am Nieder- oder am Oberrhein gewählt. Am allerwenigsten aber wird Germanicus in einem Augenblicke, wo der Aufruhr der Soldaten am wildesten tobte, und er sich genöthigt sah seine Familie aus Cöln zu entfemen, die Seinen nach der Gegend von Coblenz geschickt haben ; denn dort hätten sie sich im Bereiche der aufständischen Legionen befunden ; Agrippina
1) Für Coblenz selbst Hesse sich anfubron, dass es gerade in der Mitte swisohen den Winterquartieren von Cöln und Mainz lag; dieser Vortheil ging wieder verloren, sobald man die Hofhaltung seitwärts in eine Gegend verlegte, wo es damals an Strassenanlagen noch gänzlich fehlen mochte. Auf Münster- maifeld ist man nur verfallen, weil diese Gegend im Mittelalter den Namen pagus Ambitivus geführt zu haben scheint, der an den vicus Ambitar- ▼iui oder (wie man bei Suetou früher gegen das Zeugniss der besten Hdschr. las) Ambiatinus zu erinnern schien. In einer Urkunde König Pipins vom J. 7^ (Mittelrh.' Urk. I, n. 12} heisst es: acoclesiam S. Martini in pago Ambitivo construotam. Diese Urkunde ist nicht gefälscht, aber sie lieg^ nor in einer Copie nach einem vermoderten Original vor, so dass auf Einzel- heiten kein rechter Yerlass ist. In einer späteren Urkunde vom J. 964 (I, n. 217) findet sich dafär der Ausdruck: ad basilicam S. Martini confessoris Christi, quae Ambitivvm vocatur, während in einem Documente weit Uteren Datums bereits der Maiengau genannt wird, Urkunde des Königs Dago- bert V. J. 684 (Mittelrheinische Urk. I, n. 6): basilicam S. Martini in pago Magninse. Wie es sich auch mit dem pagus Ambitivus verhalten mag, die Form des Namens selbst verbietet, ihn mit dem vicus Ambi- iarviuB zusammenzuhalten. Ist übrigens der Name richtig, dann geht der- selbe sicher auf einen Keltengau aus römischer oder vielmehr vorrömischer Zeit zurück.
60 Der Vicus Ambitanrias.
war dann völlig schutzlos, gleichviel ob dort ein Detachemeot stand, oder die Gegend von Truppen entblösst war.
Wollte Germanicus für die Sicherheit der Seinen sorgen, so musste er sie nach Gallien senden; hier bedurfte es nicht des unzu- verlässigen militärischen Schutzes. Auch sagt Tacitus mit ganz be- stimmten Worten, dass Agrippina sich nach Gallien zu den Treveri begab ^). Eben dies, dass die Gattin des früher hoch geehrten Führers bei Fremden Schutz vor ihren Landsleuten suchen musste, machte tiefen Eindruck auf die Gemüther der Soldaten und bewirkte einen Umschlag. Die aufständischen Legionen fordern die Rückkehr der Agrippina; Germanicus gibt nicht nach, die Soldaten vollziehen als- bald selbst die Strafe an den Rädelsführern und kehren zum Gehor- sam zurück.
Den vicus Ambitarvius darf man also nicht in Germa- nien am Ufer des Rheines, sondern nur an der Mosel suchen*).
1) Tacitus Ana I, 41 schildert die Abreise der Agrippina mit den deni» liehen Worten: feminas illustres — non centurionem ad tutelam, non militem, nihil imperatoriae uxoris aat comitatus soliti ~ pergere ad Treveros et externae fidei (so sind die Worte zu intcrpungiren) ; dann gleich nachher: sed nihil acque flexit, quam invidia in Treveros: orant, obsistunt, rediret, maneret, pars Agrippinae oceursantes, plurimi ad Germanicum regressiv und c. 44: revocaretar coniax, rediret legionum alumnus, neve obses Gallis traderetur. Man tieht^ Ag^ppina verl&sst mit ihrem Sohne Grermanien und zieht nach Gallien zu den Treveri, um dort ihre Niederkunft abzuwarten ; dadurch ist jede Beziehung auf Coblenz und Umgegend ausgeschlossen. Tacitus hat den vicus Ambitarvius im Sinne, wenn er auch nicht genannt wird, und dieser muss in der (Jallischen Provinz gesucht werden.
2) Nur Ritter (Jahrb. XXXV, S. 1 ff.) verlegt den v. Amb. in die Saar- gegend; aber man vermisst den Nachweis, dass dieser Ort nicht am Rheine, überhaupt nicht in Germanien» sondern in Gallien liegen müsse, wie ich hoffent- lich zur vollen üeberzeugung jedes Unbefangenen ausgeführt habe. Auf die DarsteUung der Vorgänge in Cöln bei Tacitus, die für diese Frage entscheidend ist, hat man eben bisher gar nicht geachtet Ritter l&sst sich nur durch eine gewisse Aehnlichkeit der Namen leiten und findet den v. Ambita rv ins in Zerf an der Saar wieder, indem er darauf hinweist, dass anlautendes T im Deutschen sich in Z verwandelt. Allein Zerf heisst in den älteren Urkunden regel- mässig Cervia oder Cerve, wie Zeltingen Celtanc oder Celding, Zelle- Gel le. Dann bleibt unerklärt, was aus dem ersten Theile des Namens (ambi) geworden ist Dass bei Zerf sich Reste römischer Gebäude vorfinden, ist natfir- lioh ohne fielang. — Nachträglich sehe ich, dass schon Aeltere auf Cons ge-
Der Vicas Ambitarvias. 61
Hier aber giebt es keine Stelle, auf welche die Beschreibung des Pli- nios so gut passt als Conz, auf einem massigen Hügel unmittelbar am Zusammenfluss der Saar und Mosel gelegen ^). Von hier aus überschaut man weithin das Thal der Mosel wie der Sa^r:^ vor sich hat man die Vereinigung beider Flüsse und die schon von Ausonius erwähnte Brücke über die Saar; gegenüber liegt Igel, im Hinter- grunde ist Trier sichtbar. Das freundliche anmuthige Landschaftsbild, was sich hier dem Beschauer darbietet, mochte für die Römer grossem Beiz haben als der Ernst nordischer Natur, der anderen Stätten eigen ist'). Für Anlage eines grösseren Gebäudecomplexes bot der Rücken des Hügels ausreichenden Raum dar. Allein auch sonst erscheint die Wahl dieses Ortes höchst zweckmässig ; in geringer Entfernung von Trier ^), einer bedeutenden und volkreichen Stadt, konnte hier der
ratben haben: Ortelius (Itiner. per nonnnllas Galliae Belgicae partes 1584, S. 55) schreibt diese Ansicht Einigen (nonnulli) zu, und Wilh. Wiltheim historiae Lucilib. ant. disquis. Lib. III (bandschriftlich in der Bibl. zu Trier) nennt ebensowenig einen bestimmten Gewährsmann, sondern beruft sich ausser auf Ortelius auch auf Braunius Thoatr. Urb. Tom. V, wo derselbe Ausdruck nonnulli wiederkehrt. Ortelius kennt auch die Urkunden, in denen der pagus Ambitivus vorkommt, weiss aber nicht, wo die Kirche des St. Martin zu suchen sei.
1) Die Beschreibung beiSueton: in Treveris vico Ambitarvio supra eonfluentea passt wörtlich auf diese Stelle. Man wird einwenden, Sueton habe dann die Namen der Flusse hinzufugen müssen: dies verlangt allerdings die Deutlichkeit der Schilderung: aber bei Plinius ergab sich vielleicht aus dem Zusammenhange, dass Saar und Mosel gemeint sind; Sueton begnügte sich ein- fach den Ausdruck seines Gewährsmannes zu wiederholen, um nicht zu viel Worte zu machen. Auch anderwärts vermisst man in diesen Dingen absolute Genauigkeit In der Notit. Dign. Occ. p. 103 lesen wir, unter dem dux Uaetiae stehe der praefectus numeri barcariorum confluentibus sive Bre- cantiae; wie bei Sueton die Neueren an die Stadt Coblenz, so könnte man hier an das Dorf Coblenz am Zusammenfluss der Aare mit dem Rheine denken, wäre nicht die Vorstellung eine Flotille zum Schutze des Bodensees unterhalb des Rheinfalles aufzustellen gar zu abenteuerlich, abgesehen davon, dass das Aargau nicht zum rhaetiechen Bezirk gehörte. Confluentes ist hier die Mün- dong des Rheines in den Bodensee bei Rheineck.
2) Von dem Kirchhofe und dem Pfarrgarten aus hat man den freiesten Ueberbliok der Gegend, hier stand das Hauptgebäude der späteren Villa, mit der Front gegen Westen zugekehrt.
S) Die Entfernung beträgt ungeföhr 2 Stunden, alle Verkehrsverhältnisse wareo so günstig als möglich.
52 Der Vicus AmbitanriaB.
Feldherr mit seiner Familie ungestört dem Genüsse ländlicher Stille sich hingeben, welche für den vielbeschäftigten Römer Bedürf- niss war, ohne in. der Ausübung der Pflichten seines Amtes gehindert zu werden; denn von Trier führten die grossen Militärstrassen, deren erste Anlage unzweifelhaft der Regierung des Augustus verdankt wird *), nach dem Ober- und Niederrheine ; hier befand sich der Statt- halter von Gallien in seiner Provinz, die Verbindung mit Rom war wesentlich erleichtert.
Diese Villa muss geräumig und mit allen Bequemlichkeiten aus- gestattet gewesen sein*). Dorthin begab sich Agrippina mit ihrem Sohne und den Frauen der Begleiter des Germanicus ^), sowie einer zahlreichen Dienerschaft. Auch Germanicus wird mit seinem Gefolge dort den Winter zugebracht haben, wobei militärische Begleitung (die germanische Leibwache) gewiss nicht fehlte. Eine so umfangreiche Anlage liess sich nicht improvisiren ; wahrscheinlich hatte Germanicus bei seiner früheren Anwesenheit in diesen Gegenden im J. 11 den Bau begonnen^ ja vielleicht hatte schon Augustus während seines Aufenthaltes in Gallien in den Jahren 16—13 v. Chr. diesen Ort zur Anlage eines Praetoriums ausgewählt, so dass Drusus und Tiberius dort verweilt haben könnten^). So ist Conz auch später kaiserliches Lust- schloss geblieben, und namentlich in der Zeit, wo Trier Residenz ward, vielfach benutzt worden^).
1) Strabo lY, 208 ncnut unter den vier Strassen, welche Ag^rippa in €kd- lien anlegte^ deren Ausgangspunkt Lugdunum war, an zweiter Stelle die Strasse nach dem Rhein (r^v ini tov *Pfjvov)y welche sich im Gebiet der Lingonen von der Strasse nach der Nordsee abzweigte, nach Trier ging und von hier aus sich theilend den Mittel- und Niederrhein erreichte.
2) Anlagen für Bäder, ein unerlässliches Bedürfniss, werden nicht ge-' fehlt haben.
3) Tacit Ann. I, 40: incedebat muliebre et miserabile agmen, profuga ducis uxor, parvulum sinu filium gerens, lamentantea circum amicorum coniuges, quae simul trahebantur. Die amici et comites hatte sich Germanicus theils selbst gewählt, theils der Kaiser ihm beigegeben.
4) Dass Germanicus erst nach Antritt seiner Statthalterschaft im J. 1$ den Bau dieses Praeloriums anordnete, ist wenig wahrscheinlich.
6) Auson. Mos. 367 schildert, wie die Saar Angesichts des Eaiserpalaatet ihr Gewässer mit der Mosel vereinigt: Naviger undisona dudum me mole Saravus Tota veste vocat, longum qui distulit amnem, Fessa sab augustia ut volveret ostia muris. Dass gerade hierbei Goms .sich ein kai-
Der Yioas AmbiUrvius. 53
Die Villa erhob sich auf dem Hügel, während die Ortschaft den- selben umgab. Wie neue Ortsnamen im Verlaufe der Zeit nicht selten die älteren verdrängen (gerade Gallien bietet für solchen Namens- wechsel zahlreiche Beispiele dar), so empfing auch der vicus Ambi- tarvius oder wohl richtiger Ambitarvium später den Namen Contionacum, der sich bis auf den heutigen Tag behauptet hat 0*
serliches praetoriam mit voller Bestimmtheit nachweisen lässt, ist in Ver- bindung mit den übrigen Anzeichen, welche auf diese Gegend hinfahren, ein immerhin beachtenswerthes Moment, während in und um Coblenz nicht die ge- ringste Spur auf die Existenz einer kaiserlichen Villa zu irgend einer Zeit hin- deutet.
1) Wenn Sueton schreibt in Treveris vico Ambitarvio (so der cod. Memm., früher las man Ambiatino) supra confluentes, so ist es, da bei vicus nicht selten ein Adjectivum oder ein Genitiv steht, zweifelhaft, wie eigentlich der Name der Ortschaft lautete, wie mau auch anderwärts auf gleiche Bedenken stosst; z. B. in den Schriften der R. Feldm. I, 241: praetereo vioum Saprinum et Glinivatium. Der Ort hiess wohPAmbitarvium; vico Ambitarvio bei Sueton ist gerade so zu fassen, wie in der Inschr. Or. S548 natus reg. Serdica vico Magari (andere Beispiele Marquardt R. Staatsverw. I, S. 15, n. 2. S. 130. n. 5). Doch habe ich von der einmal bei den Neueren hergebrachten Bezeichnung vicus Ambitarvius nicht abweichen mögen. Ambitarvium ist ein echt keltischer Name. Ambi 'kommt häuüg in zusammengesetzten keltischen Eigennamen vor, bei Völkerschaften Ambarri, Ambivareti, Ambitouti (ein Gau der Kelten in Eleinasien, Plin. V, 146), besonders wenn sie als Anwohner eines Flusses bezeichnet^ werden^ wie Ambi- dravi, Ambisontes, 'AfißiXixoi^ aber auch in ^Personennamen, wie Ambi- re nus (so heisst ein Rauracus, d. i. am Rhyn) oder in Apellativis, wie ambactus ist die gleiche Bildung nachweisbar. Der zweite Theil des Namens kehrt öfter in keltischen Namen wieder, wie Tarvenna (Stadt der Morini), Tarvessedum Station in Raetien, die montes Tarvisani und die Stadt Tarvisium im Venetianischen Gebiet. Man darf Ambitarvium nicht mit dem Flussnamen Saravus in Verbindung bringen, denn S ist hier gewiss ursprüng- lich und nicht aus T erweicht, auch wäre die Ausstossung des langen A be- firemdHch (denn ponte Sarvix im Itin. Ant. 177 ist nur Schreibfehler st. ponte Saravi), ausserdem wäre eine solche Bezeichnung passender für den Gau, in welchem die Ortschaft lag; noch weniger darf man vico in pago verändern, obwohl Sueton nachher die Oertlichkeit mit den Worten in ea re- gio ne bezeichnet. — Der Name Ambitarvium wird später mit Contionacum vertauscht, wie ja neue Ortsnamen im Laufe der Zeit öfter die älteren ver- drängen. Contio scheint in örtlicher Mundart wie eben bei den Treveri und auch wohl anderen Belgischen Stämmen die Vereinigung von zwei Flüssen be- saichnet zu haben, was die Gallier condate, die Römer confluens, oon-
64 Der Vicns Ambitarvius. .
Aber auch der ehemalige Kaiserpalast ist nicht spurlos verschwun- den; von den früher nicht unbedeutenden Trümmern des umfang- reichen Gebäudes ist jetzt freilich nur noch am südlichen Abhänge ein grösserer Mauerrest sichtbar ^), allein überall im Boden nimmt man die Spuren von Maueni wahr, die sich bis ins Dorf verfolgen lassen. Ausgrabungen, welche man vor einigen Jahren vornahm, haben einen ansehnlichen Theil der Fundameute biosgelegt; da die Kirche und der Pfarrgarten über dem Römerbau liegen, war man genöthigt, auf eine weitere Nachforschung zu verzichten ^). Man darf natürlich hier nicht die Reste des Praetorium, in welchem einst Germanicus mit seiner Familie verweilte, zu finden glauben. Das ursprüngliche Ge- bäude, gewiss in massigen Verhältnissen und ohne überflüssigen Luxus aufgeführt, genügte den Ansprüchen einer späteren Zeit nicht mehr^ und ward durch einen Neubau ersetzt 3).
flaentes nenneD. Dass in Britannien neben Gondate auch Cunetio (Itin. Ant. 233) sich findet, ist nicht auffallend. Contionacum ist für diese am Zq- sammenfluss der Saar und Mosel gelegene Ortschaft ein ganz schicklicher Name. — Ob in der Aufschrift eines Gefasses von terra sigillata in Cöln
(Lorsch Centralm. I, S. 63) CONTIONIC der Fabrikort bezeichnet wird,
oder CONTI OFFIC zu lesen ist (dieser Stempel findet sich in dem Inscr. Helv. 352, 34) vermag ich nicht zu entscheiden. Die mittelalterliche Form Cunzcun (Mittelrh. UrL U, S. 430) veranschaulicht den üebergang zu der jetzt üblichen.
1) Dieser halbkreisförmige Ausbau an der schmalen Südseite des Haupt- gebäudes wird gewöhnlich als Thurm oder Warte bezeichnet. Die alteren Be- schreibungen der Ruine erwähnen Ziogelbogen, Wandnischen u. s. w. ; ich verw. auf AI. Wiltheim Lucilb. l, S. 326 (der übrigens das alte Contionacum an eine ganz andere Stelle verlegt) und die Abbildungen II, t. 99, n. 481. 482. Vergl. auch Schneemann Jahrb. V. VI, S. 186 ff.
2) Einen kurzen Bericht über diese Ausgrabungen, welche auf Anlass der Erweiterung des Kirchhofes vorgenommen wurden, enthalten die Jahresber. der Ges. f. nütz. Forsch, in Trier 1865—8, S. 46. - In den letzten Jahren ist die Kirche neu aufgebaut und vergrössert worden, nur der untere Theil des Thur- mes gehört noch dem früheren Gebäude an. Ob bei dieser Gelegenheit Reste des Römerbaues, welche nach älteren Berichten sich in der Kirche und der sie umgebenden Mauer befanden, zum Vorschein kamen, ist mir unbekannt.
3) Man legt gewöhnlich (so auch v. Wilmowsky in seiner phantasiereichen Schrift die Mosel vi llen von Trier bis Nennig S. 31 ff.) nach einer ganz unsicheren Vermuthung die Erbauung dieses Palastes dem Kaiser Valentinian d. Ersten bei. Bei den Ausgrabungen hat sich nur ein Ziegel mit dem Stempel
Der Vicus Ambitarvius* 65
Die hier vorgetragene Ansicht über die Lage des vicus Ambi- tarvius beruht auf* sorgsamer und unbefangener Erwägung aller Momente, wird jedoch schwerlich überall günstige Aufnahme finden. Coblenz büsst das älteste Zeugniss für seine Existenz ein und sinkt wieder in das Dunkel, was seine Anfänge verhüllt, zurück; Agrippina bleibt zwar als Gründerin der römischen Colonie der ersten Stadt des Niederrheines eng verbunden, aber gehört der Ära Ubiorum nicht durch Geburt an, ohnedies eine zweifelhafte Ehre, da die jüngere Agrippina ihrer edlen Mutter durchaus unähnlich war. Indess eine gewissenhafte Forschung geht nicht darauf aus, einen an sich löb- lichen Localpatriotismus zu befriedigen, sondera sucht lediglich die Wahrheit zu ermitteln.
Bonn.
Theodor Bergk.
MflA gefunden; derselbe Stempel kommt Bowohl in den sog. Bädern (MHA und ARM) als auch in der Basilika zu Trier (ARM, ARMO, ARMOTI) Tor, und wenn im Museum zu Wiesbaden (CIR. 1491, e) sich die Marke ARM einmal findet, so wird dieser Ziegel ebenso wie ein anderer CAPI nicht aus
o
dortiger Gegend, sondern aus Trier stammen. Jene Marke MflA deutet darauf hin, dass die noch yorhandenen Ruinen der kaiserlichen Villa zu Conz der grossen Bauperiode von Trier angehören. Auch t heilt Hr. Regierung^srath Seyf- farth mit, dass die Construction des Mauerwerkes der YiUa grrosse Aehnlichkcit mit der Thermen in Trier hat; es ist Kalksteinfullmauerwerk, welches auf bei- den Seiten mit kleinen zugerichteten Kalksteinen verblendet ist. Von Inschriften wurde nur das Bruchstück eines Sandsteines
fATVRI
Bu Tkge gefördert.
58 Der Juno-Tempel bei Nattenheim.
suDgsiiuiuer parallel mit derselben eine zweite Mauer. In dieser be- findet sich eine Thür, vor welcher eine Stufe von Werkstacken liogt. Der Grundriss des Bauwerks zur rechten Hand, das am meisten vor- steht, zeigt auch ein Viereck, aber ein 10' grösseres, nämlich von 35' Länge und Breite, in dessen Innenn wie beim vorigen in einem Abstände von 7 ' Parallelmauern laufen. Hinter diesem li^ das dritte kleinere Gebäude in einer Entfenmng von 52'; es war 29' lang, 23' breit In seiner vordem Frontmauer sieht man noch den untern Theil der ThüröfiFhung mit einer vorliegenden Treppenstufe von Werkstücken.* Diese Beschreibung wie die freie Hühenkige des Bauplatzes lass^i wohl keine Zweifel für die Annahme bestehen, dass wir hier einen ummauerten Tempelbezirk vor uns haben, in welchem sich um dn bewohntes, wahrscheinlich der Priesterschaft zugewiesenes Gebäude drei einzelne Tempel gruppiren, von denen die beiden ersteren, dem nachstehend abgebildeten Grundriss des Nattenheimer Tempels ent- sprechend, aus einer geschlossenen Cella bestanden, um welche nmd herum ein offener, wahrscheinlich von Säulen umstellter Umgang lief. Dass diese Gebäude wirkUch Tempel waren, erhärteten die weiteren Funde, indem man in demjenigen zur linken Hand den Torso eines Hercules, nebst einem Oberschenkel und Oberarm wie Bruchstöcke von Säulen, alles aus rothem Sandstein gearbeitet: in dem grossem Tempel rechts ein 2 " grosses Backofchen (?; von Bronze, MQnzen, eine Menge zer- brochener ägyptischer Figuren von Thon und eine Weihe-Inschrift ent- deckte, wonach M. Victorius Pollentinus der Dea calva den Tempel zur Zeit der Consuln Glabrio und Torquatus erbaute^).
Drei weitere Tempel wurden im vorigen Jahre gelegentlich der weiteren Ausi:rabungen der sogenannten Jagdvilla zu Fliessem aufge- deckt und zwar zwei, welche nach Massgabe der Bildnissfragmente der Diana und Minerva geweiht waren, auf der vor der Fronte des Pa- lastes liegenden Höhe Otrang.
Gleichfalls auf freier Höhe wie die vorigen lag, V« Stunde in gerader Linie davon entfernt, auf dem sogenannten Nattenheimer
1' In drm UÜ5 Torlieg'ondec Bericht« hoisst es. die Fundstöcke seien nmch li.-T re'Ecrr.men, w^ «ich aiich die Inschrift befindet. Zu den Bereichenmg<en d^ Eorrer Mas^e'sms worden im Jahre 1S43 iber auch eine ansehnliche Zahl tob T*rrk.^:-'*LcL. FisTirer.. darur.ttr eine kleine Isis, und Köpfe am dem T^pel der I>ea Caira enr^hri (JäLrb. III. <K« . Vcrgl. auch die Kh. FroTinzialblitter 1833. T. B. d. p. 267 und VI 61. Brambach S3S.
Der Juno-Tempel bei Nattenheim.
59
Kopfe in der Flur Hetterbüsch der dritte. Nur diesen letztem wollen wir heute eingehend besprechen *).
Dicht an der Römerstrasse und an der Grenze des Pagus der Betasier und Carucer, wie auch deijenigen Stelle, wo man 1825 bei Umwandlung dieser Strecke der Römerstrasse in die jetzige Trier- Aachener Staatsstrasse die beiden in der Porta nigra zu Trier be- findlichen aus den Jahren 121 und 139 herrührenden Meilensteine der Kaiser Hadrian und Antoninus Plus entdeckte ^), stand auf der zweiten Terrasse des ansteigenden Terrains ein kleiner Tempel'). Die Ver- anlassung zu seiner Entdeckung gab bei Durchforschung der Um- gebungen des Vliessemer Palastes die Mittheilung eines Landmannes, im Gelände seines Ackers liege ein herausgepflügtes mit Buchstaben versehenes Stack Stein. Sofort begab ich mich, es war ein regnigter Octobertagy an Ort und Stelle und fand an der Grenze einer Acker- parcelle des Landwirthes N. Neuerburg aus Nattenheim das nachstehende Fragment aus Jurakalk.
^renvIbvs
f^DAMKNTIS |tMPENSA
«UHililiililHP^IIITIÄul'ii
Seine Form ergibt auf den ersten Blick die Nachahmung jener tragbaren, durch ihre Berahmung und besonders ihre Handhaben ge- kennzeichneten Bronzetafeln, wie wir sie auf den Reliefs des Titus- bogens mit den Namen der Siege und eroberten Städte im Triumph- zuge emporgetragen sehen ^), und die eben von vom herein den feier-
1) Die beiden Tempel auf der Höhe Otrang werden zusammen mit dem JagdpalaBte von Fliessem besprochen werden.
2) Lersch, Centralm. III, 1 und 2. Brambach 1936 und 37.
8) Die Stelle liegt zwischen den Chausseesteinen 34,2 und 84,3. Die Oert- liofakeit eines röraischon Wohngebäudes, welche Schneider (Jahrb. III, 68) öst- lich von der Strasse bezeichnet, muss sich dem Tempel gegenüber befinden. Derselbe liegt westlich der Strasse.
4) Eine ähnliche Steintafel bei Brambach 52. Ebenso auf dem kl. Sarco- phag von Bandorf (Jahrb. LIY, Taf. XIV, 2) und auf vielen Consular-Diptychei^.
r'.^ ■ Z.
60 Der Juno-Tempol bei Nattenheim.
liehen Charakter der Inschrift verkündigen. Und diesem entspricht auch der auf die Errichtung und Weihung des Tempels bezügliche Inhalt. Die Ergänzung des Textes wird abhängig von der Restauration der Tafelform bleiben^ ob man dieselbe mehr im gleichseitigen oder mehr im länglichen Viereck beliebt. Im erstem Falle wird eine geringere, im zweiten eine grössere Anzahl von Buchstaben hinzu genommen werden müssen. Die architectonische Voraussetzung passender An- bringung lässt vermuthen, dass die Tafel über der Tempelthür einge- lassen war und gleichsam deren Bekrönung bildete. Sie dürfte sich dann der Breite der Tbüre angeschlossen und gleich den Bronze-Tafeln eine oblonge Form, also etwa die doppelte Länge der 48 Cm. messen- den Höhe gehabt haben. Für diese Anbringung spricht die technische Bearbeitung des Steines. Derselbe ist nämlich unten flach und sorg- fältig behauen, so dass er zum horizontalen Auflagern bestimmt er- scheint; während an der Seite in der halben Tiefe des Steines sich ein roher Vorsprung bemerkbar macht, der nur den Zweck haben konnte, beim Einrahmen als Widerhalt zu dienen.
Wir werden uns aber für die Grössenbestimmung an vorhandene, locale Analogien halten können. Die beiden erwähnten Tempelinschriften des Mercur zu Idenhelm und der Dea calva zu Gerolstein, wie die dritte vom Tempel des Ziegengottes Ca prio bei Mürlenbach besitzen ganz ähnliche Umrahmungen und scheinen wie sie aus einer Landschaft stammen, so auch nach Material, Schriftform und Zeit eine Gruppe zu bilden '). Alle drei Tafeln haben oblonge Form : die erste misst ungefähr V* mehr in der Länge als in der Höhe; die beiden anderen sind um die Hälfte länger als hoch. Nehmen wir für die Nattenheimer Inschrifttafel nun ein ähnliches Grössenverhältniss von 1 zu 17« au, so wird sich der nachfolgende Versuch der Text- herstellung in den gegebenen Raum wohl einfügen. Freilich reichen die erhaltenen Reste zu einer mit Sicherheit zu gebenden Ergänzung nicht aus. Die erhaltenen Theile der beiden letzten Zeilen mit ihrer sich von selbst ergebenden Vervollständigung; restauravit oder besser restituit a fundamentis — — — sua impensa lassen keinen Zweifel
1) Alle drei Steine befinden sich neben einander eingemauert im linken Saale der Gesellschaft für nützliche Forschungen zu Trier. Das genauere Mass beträgt nach gefälliger Mittbeilung unseres auswärtigen Secretärs des Herrn Dr. Bone in Trier für die Tafel der Dea calva 0,73 und 0,51; für diejenige des Mercur 0.635 und 0,41; für den Mürlenbacher Stein 0,313 und 0,61 der jetzi- gen verkürzten Länge.
Der Jano-Tempel bei Nattenheim. 61
darüber bestehen, dass das templum vetustate collapsum war ^). Grössere Schwierigkeiten bereitet die Herstellung der ersten Zeilen, welche die Namen der Götter^ denen das Heiligthum geweiht war, wie denjenigen des Weihenden enthielten. Auf die Feststellung des Letztem, den die 3. Zeile^ vielleicht mit seinen Eltern und Würden nannte, werden wir von vorn herein verzichten müssen. Hingegen ge- statten uns die beiden Endungen A£ in Zeile 1 und 2 den weiblichen Gottheiten näher zu treten, welche im Gebiet der Trevirer nachweis- bar verehrt wurden. Die Tempel bei Fliessem waren nach den ge- fundenen Bildwerken der Minerva und Diana geweiht und man würde bei dem in jenen Gegenden weit verbreiteten Culte der Diana oder Deana, wie sie die Inschriften häufig nennen, an die Göttin der Jagd zuerst denken müssen, wenn nicht der Fund eines sitzenden weiblichen Idols aus Jurakalk innerhalb der Tempeicella, welches sich durch den an der Seitenlehne des Thrones angebrachten Pfau als Junobild kennzeichnet (Taf. II), für diese Göttin entschiede. Auch ohne den weitem Fund der oben erwähnten Reste einer Aedicula des Jupiter an der gleichen Strasse vor Bitburg wird es nahe liegen, das olympische Götterpaar hier zur Verehrung der Umwohner vereinigt zu denken, und demgemäss die Inschrift also zu ergänzen:
(In honorem domus divin)AE*) (Jovi 0. M. et Junoni Regin)AE«) -_-_--- VS (templum vetustate collaps)VM (vicanis conf)EREN(ti)BVS *)
1) templum olim vetustate coulabsum. Jahrb. XYIII S. 289 und templum ▼etuste oonlabsum. Jahrb. XXI S. 88 u. s. w.
2) Die übliche Formel ebenso auf der Inschrift von Mürleubach bei B&rsch ni, 2 S. 296, Florencourt, Beiträge sur Kunde alter Götterverehrung S. 54. Trier 1842. Bei Brambach 849 fehlen in der obersten Zeile die letzten Buch- ataben.
8) Bei der häufigen Gruppirung von Jupiter, Juno und Minerva könnte in Rücksicht des nahen Fliessemer Tempels dieser Göttin in der 2. Zeile es auch Junoni Minervae gelautet haben.
4) Die meisten Schwierigkeiten bereitet die Herstellung dieser Zeile. Wenn in der 1. und 2. Zeile die Formel pro salute des Kaisers, der Kaiserin und des kaiserlichen Hauses gebraucht war, könnte man hier auch den Namen der Gottheit zu finden glauben:
(Nemesae et Nymphis p)EREN(ni)ByS, wie auf einer Inschrift des Pesther Museum (Monum. Epigr. du Mut6e Nat.
62
Der Juno-Tempel bei Nattenheim.
(restituit a fun)DAMENTIS
(exornavitq. sua) IMPENS A. Die aus der Ausdrucksweise der Tempelinschrift sich ergebende Wahrnehmung, dass der Junotempel zu Nattenheim in der späteren Kaiserzeit verfallen war und desshalb von frommen Bewohnern des Pagus Betasius wieder hergestellt wurde, unterstützt die Thatsache eines 299 Stücke betragenden Münzfundes. Derselbe besteht mit Ausnahme einer einzelnen Silbermünze lediglich aus Kupfermünzen, und zwar 1 Gross-Erz, 49 Mittel-Erze und 248 Klein-Erze *). Die
Hongr. Nr. 80) Nymphis perennibus M. Val. Earus za lesen ist; aUein es ist weder die Nims, noch die Kyll. noch überhaupt eine Quelle in der Nähe. In der Yoranssetzung, dass die Umwohner sich beim Aufbau betheiligten, haben wir desshalb vicanis conferenlibus ergänzt. Auf eigene Kosten sua impensa folgt dann die Ausschmückung durch den Weihenden. Gemeinsame Betheilignng meh- rerer an einem öffentlichen Baue ist nicht ungewöhnlich. Vergl. Insor. Hely. 241, Benier Inscr. de FAlgerie 3571 u. s. w.
1) Herr F. v. Vleuten war so gefallig, die Münzen folgendermassen eu bestimmen :
Maximian Herc.
Helena
Licinius sen.
Constantinus Magn.
ürbs Roma
Constantinopolis
Maximinus Daza
Crispus
Constantinus II
Constans
Constantius II
Magnentius
Decentius
Julian Apost.
Valentinian I
Valens
Gratian
Valentinian II
Thoodosius
Mag. Maximus
Arcadius
Unbestimmte
251 Stück. Letztere gehören ausser einem Grossere (Faustina jun. oder LucilU) und
August US (?) |
2 M.B. |
|
Caligula |
1 > |
|
Claudius |
4 |
|
Nero |
1 1 |
|
Vespasian |
1 |
|
Titus |
2 ' |
|
Domitian |
2 > |
|
Trajan |
4 j |
|
( Hadrian \ Sabina |
9 1 |
|
1 ] |
||
C Antoninus Plus ) Faustina sen. |
8 |
|
G , |
||
( Marc Aurel 1 Faustina jun. |
5 |
|
1 1 |
||
Lucius Verus |
1 1 |
|
Erste Periode |
48 Stück. |
|
Gallienus |
4 Kl. B. |
|
Postumus |
1 » |
|
Tetricus |
12 |
|
(mehrere type barbaro) |
||
Claudius Goth. |
8 > |
|
Probus |
1 » |
|
Diocletian |
l |
> |
1 KL B.
3
1 17
3
6
1
2
3 17
9
6
4
1 Silber 14 Kl. B. 12 21
4
5
1
3 95
Der Juno-Tempel bei Nattenbeim. 68
meisten wurden in der Nähe der Thürschwelle gefunden, als habe* man dort Spenden für die Erhaltung des Tempels dargebracht. Ob- gleich ich nicht zu behaupten wage, dass ungeachtet des gezahlten Finderlohnes alle Münzen in meinen Besitz gekommen sind, reicht der erlangte Vorrath doch zur Gewinnung eines bestimmten Ergeb- nisses aus. Die Münzen theilen sich nämlich scharf in zwei Perioden. 48 Stück mit Augustus beginnend, enden mit Lucius Verus, darunter ragen der Zahl nach H ad rian und sein Adoptivsohn Antoninus Pius hervor. Der zweiten Periode von Gallieuus bis Arcadius gehören 145 Münzen an; 95 unbestimmte Stücke meist den Söhnen Constantins und den Valentinianen. In dieser Gruppe steht der Zahl nach Gra- tian voran. Aus dem Zwischenraum von 84 Jahren, der beide Gruppen trennt, findet sich keine einzige Münze vor. Wir dürfen denselben desshalb wol als die Verfallzeit des Tempels ansehen, der dann wahrscheinlich unter Hadrian erbaut und etwa nach Julians offener Rückkehr zum Heidenthum wiederhergestellt wurde. Für diese durch die Fingerzeige des Münzfundes zunächst begründete Annahme, sprechen ausserdem bezüglich der Erbauungszeit die im Eingang er- wähnten von Hadrian und Antoninus Pius im Zusammenhang mit einer Vermessung der germanischen Provinzen hier errichteten Meüensteine, bezüglich der Wiederherstellung die erneute Bedeutung, welche die ganze Gegend unter den Valentinianen und besonders imter Gratian als kaiserliches Jagdrevier erhielt. Wir werden dar- auf bei Besprechung der neuen Ausgrabungen des Fliessemer Jagd- palastes zurückkommen.
Andere Funde, zwei eiserne Spitzhämmer, ein Hufeisen, ein Blei- gewicht an kleiner Kette, eine grössere offene, indess gewöhnliche Lampe ohne Bild und Stempel, ein silberner Fingerring gehören dem umhegten Tempelbezirk an und sind ohne weitere Bedeutung.
Die architectonische Gestaltung des Heiligthums ist von grosser Einfachheit. Im Gegensatz zum griechischen Oblongum hält sich der Grundriss mehr an die fast quadratische Form der altrömisch-etrus- laschen Ueberlieferung ; ja annähernd an die Vorschrift Vitruvs, wo- nach das Verhältniss der Breite zur Länge beim tuskanischen oder toskanischen Tempel sich wie 5 zu 6 verhalten soll ^).
einem Mittelerz alle der 2. Periode an, und zwar zum grösseren Theile der Zeit der Valentiniane.
1) Vitruv lib. IV, c. VII.
Der Jono-Temp«! bei Natteuheim.
Eine durch geschlossene Wände festummauerte, aaalartige Gella von 6,67 und 6,15 M. im Gevierte, welche sich der Strasse entgegen nach Saden ') für den Einblick der VorObergeheDden *) durch eine breite
^r— »«r«*> ». Thlire öffiiete, diente zur Aufnahme
von Altar und Götterbildern. Um die Tempel-Cella läuft ein schmaler, nur 1,4 bis 1,5 M. breiter Gang, der nach den gefundenen Resten einer Anzahl Säulen von^ rothem Sandstein aitswärts , von diesen umstellt war und somit den Junotempel zu Nattcnbeim als frü behandelten Peripteros erscheinen lässt Die äussere ßrustungsmauer war in- dessen hüher wie der Estrichboden des Umganges aufgeführt, und bezeigte dadurch, dass die Säulen nicht auf der Bodenfläche selbst, sondern auf dieser « ^Um^ ■> erhöhten äussern Mauer standen, wo-
1) Wenngleiob ntoh den Dirlegongen vod NÜBen: l>u Templam, Berlin 1B69, die Oriontimng der Tempel im AllgemeineD von Osten nach Wetten (in eine T^- und NacbtMite) gcaobab, ao iat diei keineiwegs feste Beitel. Die «It- etruikiaohcn Tempel lind von Norden nach Süden orienlirt und da »ich die Orientirang der Tempelaxe nach dar Stellung des Sonnenaufgangs am Orön- dnngstage de« Baues, neloher auch der Geburt«- und Bauptfeat-Tag des Gottes war, richtet« — so gibt dies schon eine groate Wandelung der Lage de« De- II der Windroae. 3) Vitruv I. IV f. 5.
Der Jano-Tempel bei Nattenheim. 66
durch sich auch ihre geringe Höhe erklärt i). Vitruvs Bestimmung, dass die toskanische Säule in ihrer unteren Dicke gleich dem 7. Theil ihrer Höhe, ihre Höhe gleich dem 3. Theil der Tempelbreite sei, ihre Verjüngung aber den 4. Theil der unteren Dicke betrage, trifft also hier nicht zu.
Das allgemeine Bewusstsein des Canon^s der römischen Bauord- nung leuchtet zwar noch durch; aber die freie Behandlung wie die Profilirung der Säulen verweisen in eine sehr späte Zeit. Der auf hoher Brüstung stehende Peripteralmantel mag vielleicht das Wesent- liche der zweiten Bauperiode sein.
Jahreszeit und Zerstörung Hessen weitere einzelne Wahrnehmun- gen nicht zu. Auf einigen Profilstücken aus gebranntem Thon fand
sich der Fabrikstempel IVSTINV(S).')
Schon während der Abfassung dieses Berichtes wird im Kreise Bitburg ein weiterer Tempel in geringer Entfernung des vorigen im Banne von Neidenbach oder wie der neuentdeckte Grenzstein besagt im Pagus Garucum signalisirt. Nach einer Mittheilung des frühern Ortsvoi'Stehers, des einsichtigen Herrn Ph. Mayers zu Neidenbach, fand daselbst 1825 Herr Dechant Becker in Schweich, damals noch Gym- nasiast, innerhalb von Bauresten den oberen Theil eines kleinen Altars des Apollo *), dessen Fundort ein halbes Jahrhundert nach seiner Auf- findung nunmehr die erste Ausgrabung des neuen Jahres veranlassen wird*). E. aus'm Weerth.
1) Die Säulen haben 0,8 M. Verjüngung und erreichen selbst bei achtmal genommenem Durchmesser der Dicke des unteren Schaftes nur eine Höhe von 1,68 M., können also nur auf einer erhöhten Brüstungsmauer gestanden haben.
2) Der Töpferstempel I V S T I N V S steht bei Fröhner Nr. 1275, bei Schürmans Nr. 2859 aus Christnach im Luxemburgischen.
8) Durch gef&llige Auskunft des Herrn Dechant Becker konnten wir fest- stellen, dass es der bei Brambach unter Nr. 816, bei Lersch III, 8 ohne Fund- ort mitgetheilte Stein mit der Inschrift Deo Apollini Iniicius lassi ist.
Herr Becker schenkte denselben der Ges. für nützl. Forschungen, und Herr Dr. Bone war so freundlich ihn nach Hervorsuchung durch den gefalligen Custos dos Trierer Museums, H. Zeitler, als ara festzusteUen.
4) In Schriftstellern oder Inschriften erwähnte Tempel kommen hier, wo es sich um faktische topographische Naöhweisungen handelt, nicht in Betracht. Solche werden für Nymwegen^ Qualburg (Brambach 166 a), Xanten (Brambach 210) Cöln, Trier und im besprochenen Gebiet für Bittersdorf (Tempel des Hercules) n. s. w. beansprucht.
4. RSmitche Atterthflmer aus dem Oldenburgischen.
(Hierzu Tafel UI.)
Im Amte Löningen bei dem^Dorfe Marren, im sfidwestlichen Winkel des Grofsherzogthums Oldenburg an den Grenzen von Fries- land und Osnabrück, und wohl in den Niederungen der Hase und Jager, ist im April d. J. ein interessanter Fund kleiner römischer Alterthümer aus Erz gemacht worden. Eine kurze Notiz über den- selben, von Herrn Oberkaromerherm von Alten in Oldenburg an Professor Virchow gesendet, ist abgedruckt in den Verhandlungen der Berliner anthropologischen Gesellschaft für 1875 S. 92; mit der Erlaubniss des Herrn Einsenders soll hier eine genauere Beschreibung des Fundes gegeben werden.
Nicht in einem Hügelgrabe, sondern zerstreut zwischen rund- lichen und eiförmigen Steinen (also wohl in dem trockenen Bett eines Baches?) fanden sich daselbst beim Umpflügen einer Haide nach dem gegebenen Berichte die folgenden Gegenstände:
1. (Fig. 1.) Erzstatuette des Mars, etwa 12 Cientimeter hoch; sie bildet eine hübsche Ergänzung zu der im Jahrgang 1873 ver- öffentlichten und von C. Dilthey gelehrt erläuterten Reihe von Ares- bildem. Der Gott ist völlig nackt dargestellt, nur auf dem Haupt trägt er den Helm mit reichem Busch und Minervenkopf geziert; die hoch gehobene Rechte bielt den Speer, die Linke, soweit sich erkennen lässt (da sie verstümmelt ist),' wohl das Schwert mit dem Parazonium. Die etwas derb behandelte Musculatur lässt immerhin ein gutes Vor- bild erkennen, das sich in entfernter Weise noch an den lysippischen Typus anlehnt. Der Kopf ist mit besonderer Sorgfalt behandelt und von schönem Ausdruck. Die Arbeit könnte recht wohl noch dem zweiten Jahrhundert angehören ; ich möchte sie mit Bestimmtheit f&r nicht jünger erklären. Aber sie kann auch recht wohl beträchtlich älter sein ; etwa bis zur Mitte des ersten Jahrhunderts kann man sie
Römische Alterthünier aus dem Oldenburgiscben.
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meines Erachtens fdglich hinaufrücken. Haltung und Geberde erinnern mich an die schöne, in Deutschland wenig bekannte Marsstatuette aus Lincoln im brittischen Museum (die Nachweisungen im C. I. L. VE 180); nur dass diese, sicher ein Werk des zweiten Jahrhunderts, ebenfalls das Weihgeschenk zweier Nichtrömer, wahrscheinlich brita- nischer Kaufleute, und das Werk des Erzgiessers Celatus, von feinerer Arbeit ist.
2. (Fig. 2.) Eine zweite Erzstatuette des Mars, von derselben Höhe (einschliesslich des unförmlich hohen Helmbusches), in voller FanzerrüstuDg, mit Helm und Beinschienen. Der Helmkopf zeigt eben- falls ein Minervenantlitz ; das Ornament auf der Lorica zwischen den Blüthenranken ist nicht deutlich (es sieht fast aus wie der leere Stän- der eines Tropäums) ; auf den hinten mit drei Riemen festgeschnallten Ocreae ist ein geflügelter Donnerkeil. Die erhobene Hechte hielt auch hier den Speer; die Linke vielleicht den Schild. Der Typus ist der bekannte des cömischeu Mars Victor, wie er auf den kriegerischen Denkmälern der nördlichen Provinzen, z. B. in Britannien, oft mit der Victoria vereint, häufig vorkommt. Aehnliche, zum Theil gröfsere Marsbilder, alle von dem Typus des sogenannten Pyrrhus im capito- linischen Museum, kommen ebenfalls in den westlichen und nördlichen Provinzen häufig vor. Das vorliegende ist ein sehr handwerksmäfsig hergestelltes Exemplar dieser offenbar beliebten Sorte. Die Zeit wage ich nicht genauer zu bestimmen. Zu allen Zeiten ist schlecht und roh gearbeitet worden.
3. Auch der Besitzer dieses Larariums, zu wt^lchem die beiden Marsstatuetten gehörten, scheint die Victoria mit dem Mars vereint verehrt zu haben. Denn zugleich mit jener fand sich die hier in natür- licher Gröfse im Holzschnitt abgebildete Basis einer dritten Statuette, welche nach der Inschrift eine Victoria war.
Oben sieht man noch die Vertiefung, in welche die wohl mit langem Gewand beklei- dete und geflügelte Statuette eingelassen war. Die Inschrift in, wie es bei Erzplätt- chen häufig ist, punktierter aber ganz deut- licher Schrift, lautet, wie schon Mommsen sie für Virchow las, so: VIC ÖICCIVS
CAMICCI
V S L M
•«. • •• ••••••••
■•••
• • •
66 Römische Alterthümer aus dem Oldenburgischen.
Das ist Vic(toriae) Diccius Caöiicci (filius) v(otum) 8(olvit) l(ibens) m(erito). Die Punkte, welche die Querlinie durch das D bilden, treffen hart mit denen des C von VIC zusan)- men; doch ist die Lesung sicher. :Punkte, welche die einzelnen Wörter trennen, fehlen, wie so häufig, hier überall. Die nicht ge- rade gewöhnliche Abkürzung des Namens der Göttin erklärt sich zur GenUge daraus, dass sie im Bilde selbst auf der Basis stand. Das durchstrichene D ist nicht ohne Interesse; Jac Becker hat Aber sein Vorkommen in keltischen Namen lateinischer Inschriften aus- führlich gehandelt (in Kuhns Beiträgen zur vergleichenden Sprach- forschung 3 S. 207 if.). Im Anlaut scheint es bisher nur in dem Namen der Göttin Dirona (oder Sirona) gefunden worden zu sein; im Inlaut und besonders in der Verdoppelung (wie in Biliceddni, Boddu, Caddarenses, Garaddouna, Garaditonu, Goneddi,
Geddi, Medd (in verschiedenen Abwandlungen) Fedd iat ins u.s.w.
ist es häufiger. Es scheint einen dem s verwandten, sibilierenden Laut des d bezeichnet zu haben. Diccius des Gamiccius (oder auch Gamiccus) Sohn (beide Namen sind offenbar peregrinen Ursprungs und scheinen, so weit sich so etwas behaupten lässt, hier zum ersten Mal vorzu-
0
kommen), der die Statuette geweiht hat, scheint, wie auch das Fehlen der Bezeichnung filius anzeigt, ein Mann keltischer Herkunft ge- wesen zu sein, etwa ein incola irgend einer der römischen Städte am Rhein, der vielleicht als Kaufmann den römischen Heeren folgte oder Reisen in den Gegenden jenseits des limes machte. Doch braucht er natürlich nicht identisch zu sein mit dem letzten Besitzer des sigil- lum Victor iae; leicht kann sich dasselbe auf Descendenten vererbt haben oder auch durch Kauf in fremde Hand gelangt sein. Also auch wenn sich aus den Schriftformen die Zeit, in welcher Diccius das sigillum weihte, annähernd bestimmen lässt, so ist damit für die Bestimmung der Zeit, in welcher der Fund an den Ort der Auffindung gelangt ist, nichts gewonnen. Die punktierten Schriftformen geben aber auch an sich, soweit ich darflber bis jetzt zu urtheilen vermag, durch- aus keinen sicheren Anhalt für die Zeitbestimmung. Die im ganzen quadratische Fonn der Schriftzüge (nur das durchstrichene D ist etwas schlanker ausgefallen) und das breite M weisen eher auf das erste als das zweite Jahrhundert.
4. (Fig. 3.) Der vierte Gegenstand des Fundes ist ein Greifen- kopf (die Maafise sind nicht angegeben), ebenfalls von Erz; innen hohl. Die grof^en Ohren und die borstige Mähne nebst Halslocken
Römischo Alterthümer aus dem Oldenburgischen. 69
zusammeD mit dem Adlerschnabel scheinen allerdings dies Fabelthier zu kennzeichnen. Es wird vermuthungsweise als ^ Helmzier ' bezeichnet ; ich wage ohne Ansicht des Originals keine Vermuthung über die Be- stimmung, für die auch die Gröfse entscheidend ist; mancherlei Ver- wendungsarten lassen sich denken.
5. (Fig. 4.) Ebenfalls von Erz ist ein Löwenkopf in ziemlich hohem Relief mit einem kreisrunden wulstigen Rand ; man vermuthet darin einen Schildbuckel. Die Maafse sind auch hier nicht angegeben ; allein für einen umbo, deren ja manche bekannt sind, scheint mir der Kopf nicht zu passen. Man könnte eher an eine der bekannten phalerae denken; doch sind dergleichen runde Zierrathstücke ja auch sonst in mannigfachster Weise zur Verwendung gekommen.
6. Eine eiserne Speerspitze von jetzt noch 23 Centimeter Länge — doch fehlt ein Theil der Tülle — und
7. Eine Münze des Decentius bilden die letzten Fundstücke, von denen jedoch Abbildungen nicht mitgetheilt worden sind.
Der Fund von Marren kann zu irgend einer Zeit innerhalb der ersten vier Jahrhunderte unserer Zeitrechnung (vorausgesetzt dass die Münze des Decentius nicht[ zufällig mit demselben vereint worden ist, muss man ja die Zeitgrenze so Mceit hinabrücken) auf sehr verschiedene Weise in jene nördlichen Gegenden gelangt sein. Seit uralter Zeit führte wohl auch schon ein Weg durchs Land von den einst bernsteinreichen friesischen Küsten an den Rhein in die römische Provinz; an kriege- rische Unternehmungen als Veranlassung zu seiner Verschleppung wird man vielleicht mit nur geringer Wahrscheinlichkeit denken dürfen. Sobald solch ein vereinzelter Fund auftaucht, vermisst man schmerzlich das Vorhandensein einer sorgfältig bearbeiteten Karte aller der Orte in Deutschland, innerhalb wie ausserhalb der Grenzen der römischen Pro- vinzen, an denen überhaupt Alterthümer gefunden worden sind. Es ist ja bekannt genug, dass nur wer alle monumentalen Thatsachen mit möglichster Vollständigkeit vor sich hat, im Stande ist, auf diesem dunkelen Gebiet Vermuthungen zu wagen, die nicht auf blofsem Rathen, sondern auf wissenschaftlicher Methode beruhen. Wann wird die Kraft (oder die Kräfte) gefunden, sein, die solch eine Arbeit, etwa unter der Leitung und mit den Hülfsmitteln unseres Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinland, unternimmt, richtig anlegt und mit stetiger Energie zu Ende führt?
Berlin. E. Hübner.
Römiflolie Inschrift eines Armorum costos aus Bonn. 71
der Stelle, wo in den Jahren 1870 und 1873 die beiden im vorigen Hefte uiräerer Jahrbücher ^) abgebildeten und besprochenen Steine mit Darstellungen von phalerae zu Tage gekommen, und zwar diesseits der für die noch im Bau begriffene, grossartige Provinzial-Irrenanstalt errichteten Directorialwohnung, auf einem den Erben Erupp zu Bonn gehörigen Grundstück ausgegraben und sofort fQr die Sammlung unseres Vereins käuflich erworben worden.
Ausser dem Grabdenkmal fand man noch ein aus vier grossen Ziegelplatten construirtes, mit einem Deckel versehenes Grab, welches haibverbrannte Knochenreste und Asche enthielt, und in der näheren Umgebung zahlreiche zum grossen Theil verschleppte Beigaben : grössere und kleinere Erüge^ darunter einer von schwarzer Farbe (wahrschein- lich ein Trinkbecher), eine Schüssel von Thon, ein Lämpchen, eine Fi- bula und endlich eine stark oxydirte römische Münze des M. Agrippa.
Der Grabstein besteht aus Jurakalk, ist 1,42 G. lang, 62 C. breit und 14 G. dick. Das Giebelfeld, welches mit Leisten umrändert und auf beiden Seiten von einem epheuartigen Blätterornament ausgefüllt ist, schmückt eine sechsblätterige Bosette mit ähnlichem Blätteromament. Die schön und kräftig eingehauenen Buchstaben der ersten ^eile des Monuments sind 8 Millim., die der zweiten 7, die der dritten und letzten Zeile 6, die der übrigen 5 Millim. hoch.
Das einem Waffenwart der ersten Minervischen Legion, die von Domitian an Stelle der aufgelösten Leg. XXI Bapax errichtet, so lange wir sie verfolgen können, mit kurzen Unterbrechungen, am Nieder- rhein und zwar die längste Zeit in Bonn stationirt war, gesetzte Grab- monument bietet im Einzelnen so viele Eigenthümlichkeiten und Ab- . weichungen von den herkömmlichen Formen, dass eine etwas eingehendere Besprechung derselben geboten erscheint.
Z. 1. L • MAGVIS • L • Dem Vor- und Gentilnamen des Ver- storbenen : Lucius Magius, welcher letztere sich auch auf einem Sarg- trog 2fu Trier mit der Inschrift L • MACIO PVDENTI - Lorsch, Central-Mus. III, 21 — so wie auf zwei Steinen aus Spanien: C. I L. n 709 und 916 findet, folgt die Bezeichnung der Abstammung von
dem gleichnamigen Vater mit Auslassung der gewöhnlichen Sigle F(ilius). Diese Ellipse vor dem Genetiv des väterlichen Namens ist meines Wissens in Inschriften nicht nachweisbar, obgleich sie in der Schrift-
1) Heft LV u. LVI S. 177 ff., H. XLIX p. 190 f. und LHI u. LIV. a 182 ff.
72 Römische Inschrift eines Armoram oasios aas Bonn.
spräche nicht selten und in Bezug auf fremde Namen sogar häufig vorkommt, z. B. Faustus Sullae bei Cicero pro Gluent. 34, Fabius Ae- milianus Pauli*), Darius Hystaspis, Hannibal Gisgonis, Seleucus An- tiochi. Dagegen finden wir die Auslassung von uxor bei dem Namen des Mannes sowohl in der Schriftsprache, z. B. Terentia Ciceronis, Fabia Dolabellae, als auch auf Inschriften ; so auf drei Steinen aus Mainz (Bramb. C. I. Rh. 999, 1003 und 1025)«).
Z. 2. OVF • DVBI VS. Der Beigesetzte, welcher den höchst selten
vorkommenden Beinamen Dubius führte, gehörte zur tribus OVFentina,
auch OFentina oder OFFentina geschrieben, in welche die Bürger ton Mediolanum in Gallia Gisalpina eingetragen waren ^). Auf rheinischen Inschriften kommt diese Bürgerklasse vor in Xanten (Vetera) Bramb. 218, in Bonn Br. 479, dreimal in Mainz Br. 1216, 1222 und 1225, so wie einmal in Strassburg Br. 1884.
Z. 3. MEDIOLAlSl. Auffallend erscheint die Genetivendung Me- diolant statt des gebräuclilichen Ablativs. Gewöhnlich geht bei der
Heimathsangabe DOMO oder bloss D(omo) voran, wobei der Heimaths- ort bald im Ablativ^ bald im Genetiv steht Jedoch ist auch ohne diesen Zusatz der Genetiv nicht selten. So findet sich in einer der eben angeführten Mainzer Inschriften (Br. 1216) Mediolam und in der oben genannten StrassburgerMediolanni; ebenso auf einem Mainzer
Stein (Br. 1207) Bononiae. — MIL. Magius heisst miUs, obgleich er, wie wir gleich sehen werden, eine Charge bekleidete, üeberhaupt nannte man alle Chargirten abwärts vom centurio (Hauptmann) ent- sprechend unseren Leutenanten, ünterofficieren, Gefreiten, mit und ohne den Zusatz principales, milites*).
Z. 4. LEG . T • F . M • PF • D . AR — Hier treten dem Erklärer^ in Bezug auf zwei räthselhafte Siglen: F nach I und 0 nach PF
Schwierigkeiten entgegen, welche mit voller Sicherheit zu überwinden uns kaum gelingen möchte. Doch wagen wir den Versuch, durch Com- bination und Vergleichung der sämmtlichen ehrenden Beinamen, welche die Leg. I Minervla während ihres Bestehens erhalten hat, der Lösung
1) RuhnkcD, zu Vell. Patcrc. II, 5.
2) J. Becker, die rüm. Inschriften des Mus. der Stadt Mainz. S. 131.
8) Vorgl. C L. Orotefend, Imperium Uomanum tributim descriptum p. 63; 4) C. Zell , Anleitung zur Kenntniss der röm. Inschriften S. 804; Becker- Marquardt, llandb. der rüm. Alterth. III, 2 p. 418 und Yeget. II, 7.
Römische Insohrifb eines Armonim custos aus Bonn. 73
der Frage möglichst nahe zu kommen. Von den bisher in den Rhein- landen gefundenen inschriftlichen Denkmalen dieser unzweifelhaft vom Kaiser Domitianus errichteten Legion, welche ihren stehenden Beinamen Min er via einer besonderen Verehrung Domitians fdr die Minerva verdankt, wie diess auch die grosse Anzahl von Münzen des Kaisers mit dem Bilde dieser Göttin beweist^), zeigt die grössere Hälfte der einige 30 betragenden Gesammtzahl keinerlei Beinamen, sondern bloss die einfache Bezeichnung LEG * I M und zwar letztere Sigle mit den verschiedenen Variationen ME, MEN, MI, MEN, MINER(via). Der
vreifere Beiname P(ia) findet sich angeblich auf zwei stark verwitterten Steinen: auf einer Votivara des Praefectus leg. I M. Aurelius Sintus, welcher unter Diocletian einen durch Alter verfallenen Tempel des Mars Militaris zu Bonn (Bramb. 467) wieder herstellen liess, so wie auf einem Matronenaltar aus Kirchheim (Br. 519 und Addenda p. XXIX), doch ist die Lesart auf beiden Steinen nicht sicher, während auf Ziegelstempeln aus Holland und Xanten die Sigle LIPM oder MINE mehrfach vorkommt. Diplomatisch sicher ist ein zweiter Beiname der Leg. I M., nämlich F auf einer Herculesara aus Andernach (Br. 680)*), welche die Vexillarii L T M F(idelis) in Gemeinschaft mit den Vexill.
der Leg. VI VICTrix und Leg. X G(emina) Pia geweiht haben. Die- selbe Sigle zeigen zwei erst nach der Herausgabe von Brambachs Insc.
Rh. in Bonn zu Tag gekommene Ziegelstempel: LECTFM, doch mit dem Unterschiede, dass auf beiden das F dem M(inervia) vorgesetzt ist'), was wohl daher rühren mag, dass die Ziegler bei den Stempeln beweg- liche Typen gebrauchten *), während die Töpfer meist hölzerner Formen glich bedient zu haben scheinen. Da nun die auf den beiden Ziegel- stempeln, wie auf dem Andernacher Herculesdenkmal vorkommende
Sigle F unbedenklich durch Fidelis zu deuten ist, so sind wir, wie es
1) Dio CasB. LV, 24 und LXVII, 1. ^ebv yuQ t^v Udr^vav ig la fiahata
2) YergL meine Abhandlung * Denkmal des Hercules Saxanus im Brohl- ihaf im Winckelmannsprogramm 1862 p. 4, 2 und Näheres über die Zeit der Errichtung der ara p. 22 ff.
3) Yergl. ürkundenbuch des röm. Bonn. Von J. Freudenberg, in d. Fest- schrift zu d. internal. Congress f. Alterthumskunde u. Geschichte zu Bonn im Sept. 1868. p. 26.
4) Mommsen Inscr. Neap. p. 850 und C. Zell a. a. 0. p. 386, Not. 9 und 16.
74 Römische Insehrift eines Armomm oastos ans Bonn.
scheint, zu der gleichen Erklärnng dieses Beinamens anf unserer fn- Schrift berechtigt
Dieser Annahme tritt aber der Umstand entgegen, dass unmittel- bar darauf die Siglen PF folgen, welche sich auf einem starken Diittel der uns erhaltenen Denkmäler, sowie auch auf zahllosen Ziegelstempeln der 1. Minervischen Legion finden und nach der Analogie vieler anderen
Legionen keine andere Erklärung zulassen als Pia Fidelis. Wir müssen uns daher nothwendig nach einer stichhaltigem Deutung umsehen, indem wir in Beziehung auf die verschiedenen ehrenden Beinamen und namentlich auf die Stelle, welche die einzelnen in der Regel einnehmen, andere Legionen zur Vergleichung mit der unsrigen heranziehen. Bd einer solchen Umschau ergibt sich, dass unmittelbar hinter der Nummer der Legion häufig ein vom Namen des Gründers derselben gebildetes Beiwort steht So tragen die vom Kaiser Claudius gestifteten Leg. VII und Leg. XI den Beinamen Claudia, die Leg. IUI und XVI betsst nach ihrem Stifter Vcspasianus Fla via, die Leg. U Traiana, die . Leg. XXX V. V. d. h. Vlpia V(ictrix), da beide den Kaiser Ulpius Trajanus zum Gründer haben. Zu diesen von den Stiftern der Legionen hergenommenen Beinamen, welche stehende geworden sind, fügten später regierende Kaiser und zwar zuerst Antoninus Caracalla, um einzelne Legionen zu ehren, oder für sich zu gewinnen, ein nach ihrem Namen gebildetes Beiwort hinzu*); so erhielt die Legion III Augusta noch den Zunamen Maximiana und Alexandriana, die Leg. XXX. V.V den Doppelnamen Alexandriana Severiana, und so finden wir bei der Leg. I Min. selbst ausser den zwei letztgenannten Bei- namen auf Ziegelsteinpein aus Nimwegen noch den von Antoninus Garacalla herrührenden Zunamen Anton(iniana). Uebrigens waren die^ spätem Beinamen nur zeitweilig in Gebrauch und unterscheiden sich von deu vorhergenannten schon dadurch, dass sie unter den ehrenden Beinamen gewöhnlich die letzte Stelle einnehmen.
Wenden wir nunmehr diese durch vergleichende Combination der verschiedenen ehrenden Beinamen der Legionen gewonnenen Er- gebnisse auf die zwei so seltsamen Siglen unserer Inschrift an, so halte
ich mich zu der Vcrmuthung berechtigt, dass das Zeichen F nach Ana- logie der 1. Siglc F bei der Leg. IUI. FF = F(lavia) F(elix) «) durch Fla via aufzulösen und auf den Stifter der 1. Minerv. Legion
1) nooker-MnrquaiHlt, Handb. d. rdxn. Alterth. III. 2. S. 274. Note 24. li) Vergl Orolli-lleuxon n. S049 u. ».
Bömische Insobrifb eines Armorum custos aus Bonn. 75
Flavius Domitianus zu beziehen sein möchte. Dieselbe Sigle hat Prof. Becker auf einem Mainzer Grabsarg eines Soldaten von Hülfs- tmppen: COH - 1 - F * 0 statt des frither angenommenen F(idae) mit Becht durch Flaviae O(amascenorum) gedeutet^). In Bezug auf die
von mir aufgestellte Erklärung des F sei mir noch die Mittheilung gestattet, dass der Sekretär des archäologischen Instituts in Rom, Prof. W. Henzen auf eine dessfallsige Anfrage sich brieflich dahin aus- gesprochen hat, dass dieselbe, wenn sie auch nicht absolut sicher sei, doch richtig sein könne.
Wenden wir uns nunmehr zu der letzten Sigle auf unserer In- schrift, dem auf PF folgenden D, so erscheint die Annahme, dieselbe
in IBezug auf Fla via durch D(omitiana) zu erklären, schon desshalb als anstatthaft, da die Inschrift den Schriftzügen und der Erwähnung der Tribus naich jedenfalls in eine frühe Zeit zu setzen ist, in welcher es, wie wir oben nachgewiesen haben, noch nicht üblich war, der Le- gion eine Benennung nach dem Namen des Kaisers beizulegen.
Eine andere Möglichkeit ergäbe sich, wenn wir die beiden Buch- staben F • D als Abkürzung des Wortes FiDelis betrachten dürften, und allerdings scheinen zwei rheinische Yotivaltäre aus Andernach, die von Soldaten der CL ASSIS AVC. GERMANICA PF geweiht sind*), hiefür einen Anhalt zu bieten, indem Prof. Henzen bei einer früheren
genauem Besichtigung beider Steine auf dem ersten die Lesart FID
herausgefunden hat und auf dem zweiten den Ausfall eines kleinem i vermuthet Da sich jedoch auf unserer Inschrift an dieser Stelle keinerlei Verletzung findet, sondern beide Buchstaben durch ein deut- sch erkennbares Punctum getrennt sind, so möchte die Annahme einer so ganz ungewöhnlichen Sigle auf dem Bonner Stein, wenn nicht ganz ausgeschlossen, so doch sehr bedenklich erscheinen.
Noch ein Ausweg scheint uns oflen zu stehen, wenn wir ver- suchen, ob nicht das 0 zu dem Folgenden zu ziehen und in dieser Sigle eine zweite niedrige Charge, die der Verstorbene neben der eines Annoram Custos bekleidet habe, zu suchen sei. Hierbei scheint uns
1) J. Becker röm. Ins. d. M. d. St. Mains N. 220 u. ebend. Verbesserangen S. 119.
2) Die eine bei Overbeck, Katalog des Mus. vaterl. Alterth. Nr. 50 = Orelli-Henzen 6866 = Bramb. 677, die andere Overb. Katai. Nr. 152 = Or.-Henz. 6866 = Br. 684.
76 Römische Inschrift eines Armorum custos aus Bonn.
eine von Renier publizirte Inschrift aus Lambäs in Algerien^) will- kommenen Vorschub zu leisten. Auf derselben finden wir nämlich unter einer langem Reihe von Soldatennamen mit verschiedenen niedem
Chargen eine durch EX D bezeichnet, das Renier in EX D(ispensatore),
Henzen dagegen mit Beistimmung von Wilmanns durch EX D(uplario) auflöst. Es möchte daher nicht allzu gewagt erscheinen, diese Deutung auch für unsere Inschrift geltend zu machen, zumal da wir im Stande sind, die Verbindung der zwei Chargen eines Armorum Custos und Duplarius durch eine Parallel-Inschrift aus Aquincum^) zu bestäti- gen, auf welcher ein Miles leg. II adi. als ARMOR * CVST • ET
DVPLARIVS ausdrücklich bezeichnet wird, üebrigens ist daran, dass die beiden Chargen in unserer Inschrift asyndetisch stehen, kein Anstoss zu nehmen; so wird z. B. auf einem Steine aus Lessenich
(bei Bonn) ein Soldat der Leg. I. (Min.) PB • EX ' CA d. h. P(rinci-
palis) B(eneficiarius) Veteranus EX • C (ustode) A(rmorum oder C(arce- rario) genannt. Ueber die Zulässigkeit unserer Vermuthung stellen wir die Entscheidung kundigem Epigraphikern anheim.
Z. 5. ARMORVM CVSTOS • D Was die Stellung des Anno- rum custos betriift, so gehörte er zur Zeughaus- und Magazinverwaltung und war dem Praefectus Castrorum {Platzcommandanten) untergeben. Am eingehendsten hat jungst Professor Becker^) bei Besprechung einer Mainzer Inschrift über die Functionen des Armorum Custos, so wie über die mannigfachen Abkürzungen beider Worte gehandelt, und auf Grund der Thatsache, dass auf einem Stein aus Wachenau mit
Nachsetzung des in der Regel vorangehenden ARMORVM ausge- schrieben custos armorum steht, in einer Reihe von rheinischen
Inschriften die Sigle C • A treffend durch Custos Armorum . gedeutet. Bisher hat man inschriftlich diese Charge nur bei den Legionen, z. B. auf drei Steinen von Soldaten der Leg. XXII aus Mainz*), bei
1) Wilmanns Exempla inscript. latin. N. 1489.
2) Vergl. C. I. L. Tom. III 3556. Ueber den Duplarius s. Becker-Mar- quardt, Handb. d. röm. Alt. III, 2, S. 426. N. 93 und Orelli 3536, wo nach
DVPLAR noch der Zusatz steht, diurni stipendii X * II, d. h. denariorom binorum.
3) Bonn. Jahrbb. LIII— LIV S. 145 ff. und Becker, Die röm.Inschr. des Museums zu Mainz Nr. 72.
4) Becker, röm. I. d. Mus. zu Mainz Nr. 72, 94 u. 210.
Komische Insohrifb eines Armorom castos aaa Bonn. 77
den equites singalares Aug. und bei der Flotte (classis) zu Mi- senum (Or. ^30) nachgewiesen; sie findet sich aber auch bei andern Truppengattungen. So wird sie für die Reiterei der Auxiliar- truppen beglaubigt durch eine Inschrift aus Traismaur ^), wo ein VET(eranu8) EX-ARM(orum) CVST(ode) AL(ae) T AVC(ustae) thrax genannt ist; und wenn es erlaubt ist, die auf einem verloren
gegangenen Steine eines MIL •COH(ortis) I • PR(aetoriae) LEC-
TVSEX (leg.) XIII. FACTVS • DICEST(or) ARMORVM^)dieBe. Zeichnung Digest or mit Armorum custos zu identificieren, so wäre sie auchfürdie prätorianischen Cohorten nachgewiesen. Dass diese Functionsbezeichnung auch bei kleinern Truppenabtheiluogen, den so- genannten numeri, vorkomme, hält Prof. Becker'), mit Berufung auf
eine Pfäizer Inschrift*), wo ein Soldat mit dft Bezeichnung CA • IIX
(=ex) NVMIIRO erscheint, für wahrscheinlich; doch möchte ich eher
der Ansicht Steiners ^) beipflichten, dass bei den Numeri die Sigle CA nicht durch Gustos Armorum, sondern durch Campi Doctor aufzulösen sei, da diese kleineren Corps gewöhnlich noch einexerciert werden mussten. • Dagegen halte ich eine weitere Vermuthung Becker's, dass man auch ausgedienten Soldaten (Veterani) diesen Posten Übertragen habe, für begründet; denn wenn auch auf mehreren Inschriften, wo
ein Veteranus vorkommt, die Bezeichnung EX • C • A folgt, d. h. ' ge- wesener Custos Armorum und dann Veteran \ wie in den oben angeführ- ten Inschriften aus Lessenich und Traismaur, so sprechen Inschriften, wie Or. 3500 (aus Como) C • VIRIVS | SABIN VS | VETERANVS I ARMO- RVM CVSTOS I LEG. Xllll CEM • MART • VICT. und C. I. L. T. m, 5106 (aus St. Veit) VET • LEG • II ITA(licae) CVSTOS
ARMORVM, entschieden für die Richtigkeit der Annahme, dass auch Veteranen diese Stelle bekleiden konnten.
Nach dieser die Stellung des Armorum custos erläuternden Ab- schweifung kehren wir zur Erklärung unserer Inschrift zurück und be- merken, dass das Schlusszeichen 3, ein umgekehrtes C mit Punkt in der Mitte der Oefifnung, wofür in Inschriften gewöhnlich die Form 7
1) C. I. L. Tom. III. B665.
2) Bramb. 1017 = Steiner 344.
3) Bonner Jahrbb. LIII. LIV. p. 147.
4) Bramb. 1762 r= 8teiner 804.
6) Cod. Inso. rom. Rheni et Danubii Vol. II. p. 382.
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Vrtiitü wir schl^^Iich nach der Zk; der Besseczug osseRS Mai^a«, fto la»eD, wie sthriD oben aogedeoset worden, die Grtsse and SeUittfaeit der BodisUben wie die Form der Xamensbezekiinang kanm esnen Zweifel dbrig, dai» nnsere Imcfarift in eine firäbe Zot nnd m^i^ücber Wetse noch m da.^ en^te Jahrhundert n. Gir. zu setzen seL Im F'rrichtang der Leg. I M:n. fallt nlmlich nach der scharfsinnigen Oimbination Orotefend's, za welcher ihm die Yerdeicfanng der oben angezogenen Hercnlesara aas Andernach ') mit der Inschrift des Her- cnlea .Saianoa im Brohlthal *) die Handhabe bot, kurz tot oder nicht lange nach dem 90 n. Chr. Za dieser Annahme fährte ihn die That- Sache, das^ anf beiden Steinen derselbe Name des Commasdirenden Yon 3 Trappenkorpem, der Leg. VI Victrix nnd der Leg. X 6(emina) P(ia;, Q. Acatias erscheint, nur mit dem Unterschiede, dass auf
1) Becker, rom. Inscbr. etc. p. 125.
2) Leneb, Central-Miu. II, 55 = Br. 457.
3) Bnmb. C. L Rh. 680. Bonn. Jabrb. XI, p. 77 und XXXYI, p. 100.
4) Wtnckelmtontprogr. y. 1862, S. 16.
Bömitohe Inschrift eines Armorum costos aus Bonn. * 79
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dem Brohler Denkmal an der Stelle der Leg. I Min. F(idelis) die Leg. XXn PB(imigenia) P(ia) getreten ist, woraus Grotefend die weitere Folgerung zieht, dass Q. Acutius, den er mit dem in Plinius' Briefen Ol, 12) als Cionsal designatus und in den Fasten des Jahres 100 n. Chr. vom November an als Consul genannten Q. Acutius Nerva für identisch hält, vor seinem Consulate die Stelle eines Legatus Pro Praetorein Germania inferior verwaltet und als solcher zuerst die Leg. XXn und darnach die Leg. I M. kommandirt habe. Demnach wflrden also beide Parallelinschriften unter Domitians Regierungszeit (81—96) zu setzen sein.
Abweichend von dieser Hypothese, welche ich bei Erklärung des Herculesdenkmals im Brohlthal gutgeheissen habe, jetzt aber nicht mehr festhalte, nimmt Prof. Urlichs ^) an, dass umgekehrt die XXII. Legion auf die I. während der Verwaltung des Acutius gefolgt sei, da dieser der gewohnten Beihenfolge dieser hohen Posten gemäss erst nach seinem Consulate die in der Begel drei- jährige Verwaltung von Germania inferior erhalten, und wenn anders die Legio I. Min. den ersten Dacischen Feldzug (101 — 102) nicht mitgemacht hat, nicht vor 101 oder 102 dieselbe antreten konnte. Diese ansprechende Vermuthung findet die erwünschte Unterstützung, abgesehen von dem Zeugnisse des Spartianus '), durch den zuerst von Lersch veröffentlichten merkwürdigen Matronenstein ^), den ein Soldat der Leg. I M., welcher unter dem Befehle des nachmaligen Kaisers Hadrian an dem zweiten Dacischen Feldzuge (104 — 106) Theil genommen, gemäss eines an der Aluta (ad Alutum flumen) gemachten Gelübdes, nach glücklicher Rückkehr an den Rhein, den Aufanischen Matronen geweiht hat. Wir glauben nicht zu irren, wenn wir diesen Stein nach Vorgang A. Eick's^) noch der Regierungszeit Trajans (96—117) zuweisen. Dadurch aber, dass in dieser Inschrift die Leg. I M. bereits die beiden ehrenden Beinamen PF trägt, während auf dem Andemacher Steine der zweite Beiname F noch fehlt, gewinnen
1) Bonn. Jahrb. XXXVI, p. 100.
2) Hist. Aug. vit. Hadriani c. 3: secuDda expediiione Dacica TraianuB eom primae legioni Minerviae praeposuit secumque duxit, quandoquidem muHa egregia eins facta daruerant. quare adamante gemma quam Traianus a Nerva acceperat donatus ad spem sacoessionis erectus est.
8) Bonn. Jahrbb. V— VI, p. 316 und XXIII, 79. Düntzer, Ver«. d. röm. Alterth. des Mus. Wallraf-Bichartz p. 44. Brambach 405. 4) Bonn. Jahrbb. XXIII, p. 80.
80 Romische Inschrift eines Armornm custos ans Bonn.
wir ein wichtiges Kriterium für die Zeitbestimmung des Bonner Denk- mals, auf welchem die Leg. I M. gleichfalls schon PF genannt wird. Es wird darnach die Annahme gerechtfertigt erscheinen, dass auch dieses noch unter Trajan zu setzen sei, und dass Trajan selbst der Leg. I Min., welche er selbst während seiner Statthalterschaft in ün- tergermanien commaudirt und sein Feldherr Licinius Sura als Legat befehligt hatte ^), wegen ihrer aufs Neue im zweiten Dacischen Kriege bewiesenen Treue und wohl auch mit besonderer Rücksicht auf die persönlichen Verdienste ihres Befehlshabers Hadrian, den er durch ein aussergewöhnliches Ehrengeschenk, eine kostbare Gamöe, aus- zeichnete, den zweiten Beinamen Pia verliehen habe.
Bonn.
J. Freudenberg.
4) Urliohs, Bonn. Jahrb. XXXYI, p. 104. Hensen 5448.
6. Römische Inschrift aus K6in.
Ende October 1875 wurde auf der Maximinenstrasse in Köln ein mit einem Deckel versehener Steinsarg von festem Sandstein gefunden und in's hiesige Museum geschafft. Derselbe ist 2,17 lang, 0,77 breit, 0,67 hoch, der dachförmig in der Mitte zulaufende Deckel bis zur Spitze 0,31 hoch. Der Deckel, wie die hintere und die beiden vorderen Seiten sind glatt behauen ohne Verzierung. Auf der vorderen Seite halten zwei geflügelte Genien mit abgewandtem Gesicht oben und in der Mitte die Inschrifttafel, die an den Seiten eine in der Mitte die weiteste Biegung machende, an den Enden zurückgezogene Schlangen- linie bildet. Die Form der reliefartigen Tafel ist dieselbe wie bei Nro. 204 unseres Museums, wo aber die Genien nach der Tafel hin- schauen; mit abgewendetem Gesichte, wie hier, stehen sie auf 228, an welchei* die Seiten der Tafel gerade laufen. Die schon in der Köl- nischen Zeitung vom 1. November von anderer Seite gegebene In- schrift lautet:
T • FL- SVPERO 3 LEG XXX T • FL- CONSTAN S 3 PROT E C F RATRi-F C
Tito Flavio Supero centurioni legionis tricesimae Titus Flavius Gonstans centurio protectorum fratri faciundum
curavit. Die legio tricesima, die erst im Jahre 359 n. Chr. aus Nie- dergermanien abberufen wurde, steht hier ohne nähere Bezeichnung, wie auf einem bei Xanten gefundenen Weihesteine vom Jahre 210 (Brambach 220). Unsere Inschrift gehört auch wohl dem dritten Jahr- hundert an. Die Buchstaben sind meist mit Sorgfalt eingemeisselt. Bei dem E und F reicht der obere Strich etwas über den geraden Strich nach links hin. Der Herausgeber in der Kölnischen Zeitung be- merkt: „Der Titel protector, den der eine der beiden Centurionen
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82 Römische Inschrift aus Köln.
fahrt, ist in Militärinschriften nicht selten/ Ich gestehe, kein Beispiel davon zu kennen. Mir ist ftur ein in Köln gefundener, jetzt im Bonner Museum befindlicher Stein bekannt, der hierher zu gehören scheint (Brambach 318), wo wir lesen: Dis manib'us Superini Romani centuria (so liest Brambach nach dem Index) oder centurionis protect(orum?) domini nostri^).
Die ersten geschichtlichen Erwähnungen der protectores finden sich bei Spartianus im Leben de^ Caracalla. Von des Kaisers Ueber- fahrt vonThracien nach Kleinasien heisst es (5): Naufragii pericu- lum adiit, antenna fracta, ita ut in scapham cum protecto- ribus descenderet. Getödtet wurde er (7): cum inter protecto- res suos, coniuratos caedis, ageret. Dann gedenkt auch Capito- linus derselben im Leben der beiden Maximine (14): Inde (Gordia- nus) Carthaginem venit cum pompa regali et protectoribus et fascibuslaureatis. Herodian bezeichnet sie durch owfiaroqwlcmeg. Wurden auch einzelne protectores später mit besonderen Aufträgen in die Provinzen geschickt, so scheint doch ein centurio (oder eine centuria) protectorum domini nostri in Köln eher auf eine Leibwache der gallischen Kaiser Postumus und Victorinus an diesem Sitze ihrer Herrschaft zu deuten. Wir haben so auch den tribunus praetorianus einer hier in Köln auf dem Cunibertskloster gefunde- nen Inschrift (184 des Museums) auf Praetoriani in Köln gedeutet^ obgleich wir Mommsen (Jahrb. XL, 7 f.) zugestehen mflssen, dass hier auch der Tribun einer prätorischen Cohorte gemeint sein könne. Nicht ohne Bedeutung scheint es, dass wir nun auch auf einer zweiten in Köln ausgegrabenen Inschrift einen centurio (oder eine centuria) protec- torum finden, wobei es nichts verschlägt^ dass wir hier den Zusatz do- mini (oder wie es früher hiess Äugusti) nostri nicht finden. Einen protector divini lateris Augusti nostri zeigt eine im alten Ocricu- lum gefundene Inschrift aus Heliogabals Zeit (Or. 1869), dagegen setzte zu Rom ein Fl. Viator protector seinem Sohne einem eques Roma- nus einen Grabstein (Or. 3050) und eine Inschrift zu Spoleto (Or. 3391) nennt einen Fl. Baudio vir ducenarius protector ex ordi- nario legionis II Italicae Divitensium. Dagegen gedenken zwei Steine (bei Marini Iscriz. Alb. 70) eines protector praefecti prae- torio. Freilich könnte man meinen, es sei nicht ein centurio pro-
1) Vergl. Moh die Inschria bei Orelli SOOl: T. Petronio . . . trib. eolL primae praet. proteot AVGG . NN. (nach d. J. 961). D. R.
BÖmi0ohe Insohrift ans Köln. 88
tectorum zu verstehen, sondern protector könne neben centurio stehen, wie man auf der Inschrift Or. 143Ö jetzt liest centurio C. 1. Egnatiani, aber man erwartet dann bei diesem centurio doch auch die Angabe der Legion wie bei dem Bruder. Eine centuria protectorum finden wir freilich nicht in späterer Zeit, wo uns die protectores auch bei Ammian und Symmachus mehrfach begegnen. Nur ein primicerius und decemprimi nebst ihrer matricula kommen vor, wie bei den verwandten domestici oder protectores . domestici, deren ordo, schola oder consortium genannt wer- den, aber dass es centuriae protectorum gegeben, ist bei der Lückenhaftigkeit unserer Eenntniss nicht ausgeschlossen; die In- schriften ergänzen hier, wie so oft sonst, die mangelhafte Ueber- lieferung. Die erste uns bekannte kaiserliche Verordnung über die eigentlichen protectores ist vom Jahre 416. Die Kaiser Honorius und Theodosius sagen diesen darin ähnliche Würden zu, wie sie kurz vor- her den protectores domestici gegeben. Die Zusammenstellung von Oodofredus zum Cod. Theodos. Paratitlon zu lib. VI tit. XXIV §. 2 gibt über sie noch immer die beste Auskunft. Vgl. auch Boecking zur Notitia diguitatum II, 397. Köki.
Dr. Düntzer.
7. Römischer Matronenstein zu Enzen.
Im Herbste 1874 wurde in einer der Gemeinde Enzen gehörigen Sandgrube am Schiefeisberg im Kreise Euskirchen ein aus grauen und rothen Sandsteinen zusammengesetztes fränkisches Grab mit we- nigen Knochen gefunden. Zu diesen Steinen gehörte auch der folgende mit einer Inschrift versehene, 0,52 Meter breite, 0,94 M. hohe, jetzt 0,11 M. dicke, welcher, gegenwärtig in der Behausung des Finders Wil- helm Steinhausen zu Enzen aufbewahrt, wohl bald dem neuen Provin- zial-Museum zu Bonn einverleibt werden wird. Derselbe ist oben be- krönt» hat auf den beiden schmalen Seitenflächen je einen Baum im Selief, von welchem bloss die Hälfte vorhanden ist, weshalb der Stein
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84 Römischer Matronenstem sa Enxen.
zur Gewinnung von Material, wie anch sonst vorkommt (vgl. Bonner Jahrbb. XII S. 43), spater moss gespalten worden sein. Die in guten grossen Buchstaben eingemeisselte Inschrift lautet:
MATRONI(S) HIHERAIIS MANTONIVS KlLARIOV S L • M
Matroni(s) Hiheraiis M. Antonius Hilario v(otum) s(olvit) Ifibens) m(erito). (S) am Ende von Z. 1 ist bis zur Un- kenntlichkeit abgeschliffen. In Z. 2 war H. Prof. aus'm Weerth, der mit mir den Stein untersuchte, geneigt, den drittletzten Buchstaben I für ein abgeschliffenes R zu halten; ich selbst schwankte zuerst zwi- schen I, P und B, habe mich aber schliesslich für I entschieden; der vertikale Strich ist kräftig und deutlich, einige unbestimmte Vertie- fungen zur Rechten desselben sind wohl zufällig.
Bei der grossen Zahl von Matronensteinen, die in der dortigen Gegend gefunden sind, würde der unsrige wenig Interesse bieten, wenn nicht auf demselben der bisher nicht bekannte Beiname Hihe- raiac stände. Ich vermuthe, dass sich derselbe in dem Namen des Vs Meile von dem Schiefeisberg liegenden Weilers Irresheim erhalten hat. Dass überhaupt in Ortsnamen fremde Grundwörter sich mit deut- schen Endungen vielfach verquickt haben, ist bekannt, nicht minder, dass Matronen-Namen noch hin und wieder in heutigen Ortsnamen an- Uingen. Als Beispiel für beides sei hier nur Wachendorf angeführt, dessen Name mit den auf mehreren in unmittelbarer Nähe gefundenen Inschriften erwähnten Matronae Vacalinehae offenbar zusammen- hängt. Es ist also bloss zu fragen, ob Irre — denn s ist Genetiv- zeichen, oder doch nach Art eines solchen verwendet — dem Stamme Wher richtig „angedeutscht'' worden. Die Richtigkeit des hier vor- ausgesetzten Lautprozesses wird man zugeben, wenn man erwägt, wie leicht der blosse Hauchlaut H sowohl im Anlaut als im Inlaut er- scheint und schwindet (vgl. Corssen, Ueber Aussprache etc. P 96 ff.). Beispiele seien: Illerich = Hilariäcum (s. Esser, üeber einige gallische Ortsnamen auf -äcum in der Rheinprovinz, Progr. des Progymn. zu Andernach 1874 S. 10; Bacmeister, Alemann. Wande- rungen I, S. 114), Enzen = Hencena (Lacomblet, ürkundenbuch I
Bömisoher Matronenstein zu Enxen« 85
n. 478 aus dem Jahre 1181)0, Irnich = Herenniäcum (Lacom- blet a. a. 0. U n. 162. 163 aus dem J. 1229: Ernich), Irmenach = HermiDi&cum (die beiden letzteren von mir durch Analogie er- schlossen). — Ob auch das unmittelbar bei Irresheim liegende Dorf Frauenberg dem Gultus der Matronen den ersten Theil seines Na- mens verdankt, wie ja ein Gleiches von Eick, die römische Wasser- leitung S. 104 für Müddersheim behauptet wird, oder, wie Eatzfey, Gesch. der Stadt Münstereifel II, S. 76, will, der seligsten Jungfrau als der Schutzpatronin der uralten Pfarrkirche daselbst, ist eine Frage, die sich nicht so leicht mit Gewissheit wird entscheiden lassen. Doch selbst zugegeben, letztere Ansicht sei die richtige, so wäre damit noch immer nicht ausgeschlossen, dass sich auch hier, wie anderswo, christliche Beligionsübung an heidnischen Localcultus angeschlossen habe «).
Linz a. Rh.
Joseph Pohl
8. Kleine Beiträge zur Numismatik.
In Heft LV— LVI (S. 228) unserer Jahrbücher hat Herr Merlo darauf hingewiesen, dass es wünschenswerth sei, auch kleinere Ab- weichungen von den durch Cohen beschriebenen Münzen zu publiciren. In vollständigster Uebereinstimmung mit dem von ihm Gesagten bringe ich im Folgenden die Beschreibung einiger Varietäten meiner Sammlung.
1) Im J. 1166 wird es Enoena genannt (Laoomblet a. a. 0. I n. 421). Data übrigens dio Ortsnamen in den lateinischen Urkunden des Mittelalters sehr frei umgeformt werden, lässt sich an tausenden von Beispielen nachweisen. Oder will man im Ernste glauben, dass Irresbeim im Jahre 1186 Irinsheim (Laoomblet a. a. 0. I n. 824) geheissen habe, im Jahre 1140 aber Irloshem (ibid. I n. 841)? — Nebenbei noch die Bemerkung, dass der YoUcsmund bei der Aussprache von Irresheim in der ersten Silbe nicht i, sondern ein kurzes e boren lässt.
2) BeiLacomblet 1. 1. I n. 209 aus dem Jahre 1067 heisst der Ort einfach Berche. Der Zusatz >Franen-c ist jedenfalls erst behufs Unterscheidung Ton dem in der Nähe von Fmuenberg gelegenen Niederherg nöthig geworden.
86 Kleine Beiträge rar Komitmaük.
1. Augostus. Denar.
Av.) Kopf des Kaisers nach rechts mit Eichenkranz, ohne Um- schrift. Ry.) Schwebende Victoria, den Kopf nach links gewendet, vor sich
einen Schild haltend, worauf die Buchsttften CLV ; im Felde SPQ R. Cohen, Suppl. No. 44, beschreibt dieselbe Münze ohne Eichen- kranz.
2. Von Claudius und Agrippina besitze ich einen gefütterten
(fourr6e) Denar, welcher die Legende T. CLAVD u. s. w. zeigt, während Cohen Tl. CLAVD hat. 8. Severus I. Denar. Av.) Belorbeerter Kopf des Kaisers nach rechts.
SEVERVS. AVC. PART. MAX.
Ry.) Gybele sitzt auf einem nach rechts laufenden Löwen; sie hält in der Rechten einen Donnerkeil und in der Linken einen Stab (Scepter); unter dem Löwen Wasser, welches aus einem kleinen Felsen zur Linken entspringt Umschrift:
INDVLCENTlA • AVCC und im Abschnitt:
IN CAMA. Cohens No. 131 ist unserer Münze am ähnlichsten. Sie hat auf dem Ay. die Legende:
SEVERVS PIVS AVC. und auf dem Ry.:
INDVLCENTlA AVCC IN CARTH.
Es würde am nächsten liegen, die Form GAMA einfach für einen Fehler des Stempelschneiders zu erklären, wenn nicht auch der Av. der Münze Verschiedenheiten der Titel zeigte. Die datirten Münzen des Seyer mit Part. max. kommen yon den Jahren 198—204 vor (Cohen No. 289), doch ist dieser Titel nur bis zum Jahre 201 häufig, oder besser gesagt der gewöhnliche. Im Falle wir es nicht mit einem Stempelfehler zu thun haben, müsste sich Gama auf eine Stadt oder Proyinz beziehen, und finde ich in Paulys Real-Encyclopädie der Al- terthumswissenschaft mit GAMA beginnend nur zwei Namen, woyon der erstere auf zwei Städte in Palästina Bezug hat:
L »Gamala . . 1. feste Stadt auf einem Hügel am östlichen
Sleiae Beitrftg« zur Numismatik. 87
Ufer des Sees Genezareth, Tarichaea gegenüber, in Ganlanitis inferior, dass von dieser Stadt auch Gamalitica hiess. 2. Stadt auf einem hoben Berge in Samaria.*' n. „Gamarga Landschaft im südlichen Medien.^ Gamarga kann hier nicht in Betracht kommen, wohl aber die Stadt Gamala (denn es gab nur eine Stadt dieses Namens) und der nach ihr benannte Bezirk in Palästina. Nach dem Parther- Kriege, wo Sever den Titel PART. MAX. annahm, zog derselbe nach Aegypten. Auf diesem Zuge kann er leicht Gamala und die Gamali- tica berührt und dort ein Werk der Milde ausgeübt haben, welches würdig erachtet wurde auf Münzen verewigt zu werden ^).
Die datirten Münzen mit Indulgentia in Carthaginem sind vom Jahre 203 (Cohen No. 520), also aus einer Zeit, wo der Titel Par- thicus maximus vorkommt (wenn auch selten). Es würde also bei An- nahme eines Stempelfehlers kein Widerspruch zwischen Av. und Rv. stattfinden, wenn man die Münze einfach auf Carthago bezieht. 4. Gallien. Billon. Av.) Beiorb eerte Büste nach rechts:
ENVS AVG.
Rv.) Stehende Felicitas nach rechts gewendet, in der Rechten einen Gaduceus, in der Linken einen langen Stab haltend.
FELICIT AVG.
Cohen beschreibt die Münze No. 120 nur in Gold, No. 119, 121 und 122 haben alle die Strahlenkrone. Diese Münze ist kleiner und viel leichter als die gewöhnlichen Billonmünzen des Kaisers, ohne ein Quinar zu sein; sie gehört zu den Münzen, von welchen Cohen S. 354 Anm. 2. spricht.
» 6. Numerian. Eleinerz. Von Numerian Cohen No. 22 besitze ich ein Exemplar, welches
auf dem Av. NVMAERIANVS anstatt Numerianus hat.
6. Von Crispus besitze ich ein Kleinerz wie Cohen Suppl. No. 5, dessen Av. auf dem Schilde des Kaisers eine auf einem Stuhl sitzende Figur zeigt.
Gonsecrationsmünzen von Claudius II. und Constantius I. in
1) Der Biograph des Severus, Aelius Spartianus, bezeugt aasdrücklioh, daifl der Kaiser auf seiner Reise yon Syrien nach Aegypten den Bewohnern von Palistina mancherlei Priyüegien verlieh, c. 18: in itinere Palaestinis plu- rima iura fnndavit.
66 Klaiiie Baitrige tat Namknutik.
KleJnerz baben als Rt. dieselbe Darstellung mit der Umschrift: reqoies optimor. merit oder'reqaies opt. mer., woraus erhellt, dass dort, wie auch wahrscheinlich auf unserem Schilde, der sitzende Kaiser dargestellt ist. 7. Valens. Silber-Medaillon.
Av.) B^te des Kaisers nach rechts mit Diadem D. N. VALENS P. F. AVC. Rv.) Stehende Victoria nach rechts, den linken Fqss auf einer Kugel, statzt mit der linken Hand einen auf einer Säule ruhenden Schild, mit der rechten schreibt sie auf denselben: VOT X MVLT XV. Umschrift: VICTORIA AVCVSTORVM. Im Abschnitt: S. M. K. A. P.
Cohen gibt No. 16 eine ähnliche Münze; hier schreibt 'aber die Victoria:
VOT
V
MVLT
X.
Dann sind die Buchstaben im Abschnitt interessant, denn Cohen foibri
dieselben bei keiner MQnze des Valens an.
Die Münze ist etwas grösser als das Cohen'sche Exemplar, sie hat Grösse R des Cohen "sehen MUozmessers.
Dieses Medaillon wurde im April d. J. bei Poppeisdorf gefondeo. Bonn.
F. Tan Vlenten.
9. Der Kamphof zu Köln.
Ein Beitrag zur Geschichte des Domhofes daselbst.
Die am Schlüsse zum Abdruck gelangenden drei Urkunden werden das Interesse des vaterländischen Geschichtsfreundes dadurch anregen, dass sie zu einer für das Rechtswesen einer längst vergangenen Zeit bedeutsamen Oertlichkeft führen : zu dem auf der Westseite des Dom- hofes, dieses an geschichtlichen Erinnerungen reichsten Platzes unserer Stadt, unmittelbar neben dem vogteilichen Gefangnisse, der Hacht^), goldenen nEamphofe**, und zwar insbesondere dadurch, dass sich in ihren Inhalt jedesmal eine ausdrückliche Angabe über dessen Be- stimmung aufgenommen findet. Es erhellt daraus, dass der Eamphof seine Benennung von den gerichtlichen Zweikämpfen geführt hat, die eine Stelle unter den Ordalien (von Ordel, Urtheil), den sogenannten Gottesurtheilen oder Gottesgerichten, einnahmen, so dass die moderne Sprechweise ihn als den Kampfhof zu bezeichnen hätte. Diese vom Richter angeordneten, gewöhnlich die Blutrache verfolgenden Zwei- kämpfe gehörten zu den Mitteln, deren man sich zur Erforschung der Wahrheit da bediente, wo es an directen Beweisen für Schuld oder Unschuld, Recht oder Unrecht mangelte, so dass man zu dem Aber- glauben seine Zuflucht nahm, die Gottheit, in ihrer Allgerechtigkeit, zum Eingreifen in die schwebende Frage und zur Kundgebung der Wahrheit vermögen zu können.
Die erste und älteste der drei Urkunden ist vom Jahre 1356. Sie enthält die seitens des Edelvogts Gerard und seiner Gemahlin
1) Nar aasnahmsweise ündet sich eine lateinische üebertragung dieses Wortes in den Urkunden. Eine der frühesten Belehnungen, um 1285, betrifft ein eubioulnm qnod iacet inxta clansnram sab porta, auch ist ein Gnnradus in dausnra genannt. Hier ist die Hacht gemeint, die jedoch gewöhnlich als haghta Utinisirt erscheint. Jener Cunradas w&re demgemäss für den „Hachtere'' oder „Heohter", d. h. den Hausmeister der Hacht zu halten.
*
X
90 Der Kamphdf xu Köln.
Gada geschehene erbliche Verleihung eines zunächst der Hachtthttre unter dem Bogen des Saals gelegenen Gadems oder Eramgehäuses nebst dem Durchgange, der von dort an der Maaer des Kamphofes Torüberfahrte und in seiner Tiefe auch eine Mauer berührte, welche zu der in der benachbarten Strasse Am Hofe, dem Hause des Herzogs von Brabant gegenüber, gelegenen Behausung des Propstes von Xanten gehörte. Man ist bemüht gewesen, die Beschreibung der übertragenen Realitäten, ausfuhrlich und genau abzufassen; dennoch Uetet eine Stelle, nämlich da wo es heisst, dass das Gadem .vnder deme bogen des sayltz" stehe, dem heutigen Verstandniss Schwierig- keit, denn der Saal, d. h. der erzbischöfliche Palast (palacium domini Episcopi, auch schlechtw^ palacium) schloss, gemäss dem urkund- lichen Material, welches die drei letzten Jahrhunderte hinteriiessen, sowie gemäss dem topographischen Bilde, welches der Domhof nodi vor wenigen Lustren veranschaulichte, mit der dem h. Thomas ge- wdhten Palastkapelle (Stelle des Jetzigen erzbischöflichen Diöcesan- Museums) ab und war durch mehrere Häuser (man nennt „zum Spiegel' und «Yimeburg*> und Gademe von der Hacht getrennt. Ganz anders sah es indessen noch nnu die Mitte des vierzdinten Jahr- hunderts hier aus. Ein Lehen-Register für den Zdtraum von 1285 bis 1361 kennt die Häuser Spiegel und Vimeburg noch gar nicht, wdst aber nach, wie die Vögte bereitwilligst fortfuhren nicht nur die Erlaubnis zu festen Bauten auf dem Boden bisheriger Erambuden und Standplatze zu ertheilen, sondern auch neue Grundflächen daza hernigoben. Eine Menge derselben sind als novi loci, loci noviter fiwtl, loci noviter parati bezeichnet : auch weitlen areae übertragen, die sich sofort beim nächsten Wechsel der Personen in Häuser verwandelt haben. Es winl demnach angenommen werden dürfen, dass sidi inte- grirende Thoilo des enbischöflichen Palastes westwärts neben der Thomaskapelle fortsetzten, und dass zur Zeit unserer Urkunde, im Jahrv^ l:v^(>, m^h d^nui fest^^^halton wurde, den ganzen Gebäude- iVmplcx, welchen die Sitdseite des Domhofes zwischen Drachenpforte und H;icht aufwies, m;t Einschluss des reberb,^ues am Hachtthore '), als ix^Utium Kp:sc\^pi Ovior Saal iii be^ichiHrn. Mit mehr Bestimmt- heit lasst sich dies aus einipfn .^Itorvn Belehnungea entnehmen, worin
1^ IW HAchith,^r, d;;iv)i >k\r*o>iM cor We^ j^a IV^ce ftt&rt« ist östliok uipKm d#r UacKi ^i«^« u:^i xUrf r.tch: sin d^r H*ck;tb«re \\
Der Kttuphof «r Eölii. 91
die anter dem Hachtthore errichteten Gademe häufig als unter dem Saale liegend bezeichnet sind, und zuweilen wird die Hachtpforte so- gar als nporta palacij*' uod „Salportze" vorgeführt. Als Beispiele f&hre ich an: nCubiculum quod stat sub porta palacij iuxta clausuram ubi transitur de summo (vom Dome) versus domum dominj ducis brabancie", »gadem dat steit vnderme sale da man geit an des her- zogen hus van brabant"^, 1343 „eyn gadem dat gelegen is vnder der salportzen bi der hachten*^, 1350 „gadem dat gelegen is vnderme sale vnder der haitportzen alreneiste zo sent thomaes wart, da der wech gejt zume duem wart'' ^). Was nun aber die Lage unseres Gadems betrifili so scheint eine Beschreibung der Hacht, welche die Belle- tristischen Beilagen Nr. 95 und 96 zu den Kölnischen Blättern von 1861 gebracht haben, zur Erkenntniss derselben geeignet Diese Be- schreibung stQtzt sich auf ein Modell der Hacht, welches im Jahre 1726 angefertigt worden und jetzt noch im Stadtarchiv aufbewahrt ist, und in ihren^ Verlaufe berichtet sie, dass sich auf dem Domhofe westwärts ausserhalb des Hachtthores ein 15 Fuss hoher Bogen be- fand, unter welchem zwei Gademe errichtet warep. Hier wird das 1356 übertragene Gadem zu suchen sein, das mit dem den Kamphof berOhrenden Wege in Verbindung stand. Bei einer Schreinseintragung vom 15. Mai 1399 (Hacht, lib. III), welche den Uebertrag von Reali- täten betrifft, zu denen auch das Object der Belehnung von 1356 ge- hört, ist dagegen die in Rede stehende Bezeichnung „vnder deme bogen des sayltz** in Wegfall gebracht: „Kunt sy dat wir Gomprecht vaede za Goebe belent haen ind belenen Johanne elige son Fien die elich wyff was Gobels van Stralen an deme gadem vnder hachtportzen neist der hachte aen (ohne, ausgenommen) ein gadem Item an deme gadem neist der deren der hachte an deme durweege de beneden deme gadem dorghgeit vort an den gebuchten die bynnen den muren ind hoef- stat gebuwet synt Eyuer (ferner) an deme huysse gelegen intgaen des herzogen huysse van Brabant dat wilne (weiland) des alden Johans swertveigers was.''
Johann von dem Walde, seines Gewerbes ein Schwertfeger, und Liveradis seine eheliche Hausfrau sind in der Urkunde von 1356 die
1) Am 18. Deoember 1427 (Schrein Hacht, liber III) eracheint hier noch ein kleines Gadem angebaut: „dat oleyne gedemgin dat gelegen is ynder der haiohtpoirtzen up dem orde (Ecke) zo sent Thomais Capollen wert intgaen der kaydcB euer gelegen." Kaycks, später Ea^, ist ein Schandpfahl, der, wie man hier erfthrt, auf dem Domhof errichtet war.
92 Der Kamphof zu Köln.
Belehnten und übernehmen dafür die Entrichtung einer j&hrlichen Rente von sechszehn Mark Pfennige kölner Währung, nebst einem Pfunde Pfeffer und einem Pfunde Kümmel. Geld und die beiden letzt- genannten 6ewüi*ze („peffer ind kom, piper et cuminum^) waren die gewöhnlichen Abgaben für vogteiliche Belehnungen. Der Umstand, dass sich innerhalb des mitübertragenen Durchweges die Thüre be- fand, welche in den Kamphof führte, veranlasste einen Vorbehalt des YogteS) wodurch hauptsächlich die Urkunde interessant erscheint Wäre es Sache — heisst es daselbst — dass jemand den anderen nun, nachmals oder zu irgend einer Zeit zum Kampfe heische, so dass man den Kämpfer oder Vorgänger in dem Kamphofe lehren solle, alsdann müsse die Thüre des Kamphofes geöffnet werden, so lange und nicht länger als man den Kämpfer oder Vorgänger in dem Kamp- hofe lehren solle; nachdem aber die Lehre beendet, übernehme der Vogt die Verpflichtung, die Thüre, welche durch die Mauer in den Kamphof führe, zumauern zu lassen. Gemäss dieser Urkunde war die Bestimmung des Kamphofes darauf beschränkt, dass die zum Zwei- kampfe bestimmten, in geregelter Führung der Waffe wohl nicht selten unerfahrenen Personen hier in den vorbereitenden Uebungen unterwiesen wurden. Dass an diesem Orte auch das entscheidende Gottesgericht selbst stattgefunden, ist in keiner Weise auch nur an- gedeutet Charakteristisch ist die erste Erwähnung des Ortes als des „kampengras^, statt des im weiteren Verlaufe der Urkunde ange- wandten Ausdrucks Kamphof, woraus sich nicht mit Unrecht folgern liesse, dass derselbe nur ein Grasplatz oder Grashof gewesen sei, wenn nicht etwa das Kampengras nur einen Theil des Kamphofes ausgemacht hat. Die Anwendung der Ordalien, auch in der Form des gerichtlichen Zweikampfes, scheint übrigens schon damals in Köln nur nivch äusserst selten zur Anwendung gekommen zu sein; man würde sich sonst wohl nicht die Belästigungen, welche aus der Ver- gebung einer dazu unentbehrlichen Stelle an einen Privatbesitzer ent- standen, um eines kleinen jährlichen Gewinnes willen aufgebürdet haben, und es mag nur eine Vorsicht gewesen sein, dass man einen darauf IU>zug habenden Vorbehalt einschaltete.
Der Voiit (lerard. ein Herr von Alpen *), tritt in der Urkunde einfach als Voj^t« nicht aber als Edelvogt auf. Hierin li^ indessen
1) IM^HK'm ()c»ohl^«'ht« sinU dio Ritter von Eppeudorf als Vögte Torlier-
Der Eamphof zu Köln. 9B
keineswegs eine Bestätigung der in jüngster Zeit aufgestellten Be- hauptung, dass sich gegen Ende des dreizehnten Jahrhunderts der Zusatz nobilis in dem Titel des Vogtes verloren habe und derselbe seitdem nur unter dem Namen Erbvogt, advocatus hereditarius, er- scheine. Zur Widerlegung und als Beitrag zur Vogtei-Geschichte führe ich die mir durch Urkunden bekannt gewordenen Edelvögte aus den ersten drei Vierteln des vierzehnten Jahrhunderts hier vor:
1. Gerard, Sohn des 1268 erschlagenen Vogts Rutger von Alpen, liess 1285 ein neues Lehen-Register anfertigen mit der üeber- schrift: „In nomine domini amen Anno eiusdem Millesimo CG. Octo- gesimo quinto mense aprili Nos Gerhardus nobilis Aduocatus Colo- niensis notum esse volumus, quod hoc libellum nouum innouari feci- mus ad memoriale super hereditate nostra spectante ad Curiam Go- loniensem Ita quod concessiones predicte hereditatis ratas et firmas babemus sicut in presenti libello continetur, uidelicet illis qui heredi- tatem uel domum aliquam a nobis uel certo nostro nuncio receperint, et hoc coram nostris hominibus iuratis qui husgenosin uocantur.^ Eine Urkunde von ihm aus dem Jahre 1313 habe ich im 23. Hefte der Annalen des bist. Vereins^ für den Niederrhein S. 271—272 mit- getheilt; er nennt sich darin „Gerardus nobilis aduocatus coloniensis**. Bald nach seinem Tode finde ich einen seiner Söhne, mit des Vaters Taufoamen, als Mitglied des kölner Domcapitels genannt: ^Notum sit vniuersis quod nos Juratj siue husgenosen dieimus et testamur quod nobis notorium est et euidenter constat quod ille tres domus que iacent 8ub domo claustralj dominj Gerardi de summo Canonici Goloniensis ante Judicium sunt hereditas aduocacie Goloniensis, et quod quondam dominus Gerardus nobilis aduocatus Goloniensis bone memorie easdem tres domos dedit ad subsidium filio suo dicto Gerardo Canonico Colo- niensi predicto quo ad viueret, et post mortem suam dicta heteditas ad nobilem aduocatum Goloniensem et ad suos heredes absque omnj ambiguitate libere reuertetur." (Undatirt; um 1320.)
2. Gerard's Nachfolger ist Rutger, den ich bis 1344 antreffe. Hier ein paar Belehnungen: „Gont sy dat Rutgyr der Eydelvaet ge- lawen hait Eatherinen eren (Herrn) Johans Theylduncs dochter, dat hus dat steyt inme winkele bi der pelenze zo eynre haut . . . Inde geldend al Jair van deisme hus xxx. solidos coeltsch paymentz da man gilt vleysch inde broyt mede . . . beheltnisse eyn punt peffers inde eyn punt coems vp sente thomaes dach al jair. In dem Eydelin vayde sins rechtz. Actum anno dni. m^ ccc<^. xlij^. crastino brixii
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episcopi/ — ,,Cunt sy dat. dat has. dat ouerste van den dryn wonen- gin. dat was beirtyn vander vcttir hennyn Inde droden Jacobs wiif vander trappyn, dat hus haynt freyze inde bele van mailstorp. zo jrre beyder lyue. (auf Lebenszeit) weirdt dat dese vurgen. vreze kindere gewönne so sal man van ere neinyn als des hoifs gewoente is. Is eaer dat sy sunder gheburt stirft so salt eruallen los inde ledieh up vrauwen alurait vedynne Inde jr erfuen. beheltinisse deym Eydelin vayde syns rechtz. Actum ipso die beati bernardi abbatis. anno dni. m^ cccf^. xliij<»." Die Vögtin „Alurait" (Alveradis) war Ru««er'8 Gemahlin.
3. Gerard, vermählt mitGuda, der Aussteller unserer Urkunde, kam bald nach 1344 an die Vogtei ; er hat im Jahre 1350 den Schwert- feger Johann von dem Walde mit dessen in der Strasse Am Hofe ge- legenem Wohnhause belehnt, auf welches eine Stelle in der Urkunde von 1356 als hinten anstossend hinweist. „Cunt sy gemeynlichen dat wir her gerart eyn Eydyl vait van Coclne hain geleint drudegin eilige doichter vamme dämme inde Johan deme swertueyger van me Walde ind leyurayde koygenbechers synre husfrouwen irre eykirlicher eyne haut ayne deyme hus intgeygen des hertzogen huis van brabant dat meister Johans des swertuegers was Inde geldent alle Jairs deme
« Eydelin vaide eyn punt peffers up sente mertyns dage . . . datam anno dni. m^. ccc^ quinquagesimo dominica die post natiuitatem bte. marie virginis." Wir lernen hier Frau Liveradis, des Schwertfegers Ehegattin, als Betreiberin eines besonderen Geschäftes, der Kuchen- bäckerei. kennen, imd gerade hierfür wird die Kramhaltung auf dem Domhofe wünschenswerth und so die nächste Veranlassung zu der neuen Erwerbung von 1356 gewesen sein.
4. Nach Edelvogt Gerards Tode ging 1359 die Vogtei auf sdne Wittwe Guda. nunmehr mit dem Namen Guytgin van Swalme (von Schwelm) auftretend, über« die in den Jahren 1359 bis 1361 Belehnungen ertbeilt hat. Ein Lehenbüchlein hat folgende Ueberschrift : yAnno dni. m^ ccc^. lix^. tempore domine Guytginis de Swalme. Ich Guytgin van Swalme.. euch husfrauwe wilne was vaedtz Gerardtz zu Coelne^ deme got genado, doyn kunt. dat ich van weegen Eynts Vaedtz van Coelne lud dat gelichi^er wijs as eyn Vaedt van Goelne, also as ich gewedumt byn an dat Hoefguyt vpme Doyme hoeue zu Üoelne, So hayn ich vsgoleeut ind gedayn dit erfue ind guyt dat herna in dcser quatemen (lieft von vier DoppelbULttem) beschreuen stdt,
' Der Eamphof Ea Köln. 95
beheltenisse deme Vaede van Coelne syns rechtz drayn na myme dode, ind mir myns rechtz drayn also lancge as ich leeaen."
Erst bei den nan folgenden Vögten finde ich den Titel Edelvogt aufgegeben and mit Erbvogt vertauscht, und die im fünfzehnten Jahr- hundert an die Vogtei gelangenden Grafen von Neuenar, so wie ihre Nachfolger die Orafen von Bentheim, nennen sich beständig so. Letz- tere Hessen sich durch einen Hofrichter und Statthalter vertreten.
Wir kehren zum Kamphofe zurück. Anders als der Lehenbrief von 1356 stellen die um mehr als ein Jahrhundert jüngeren beiden Uiinmden von 1466 den Sachverhalt hinsichtlich der Bestimmung desselben dar. Sie sind an einem und demselben Tage vom Grafen Gumprecht von Neuenar ^), dem damaligen Erbvogte von Köln, unter Betheiligung seines Sohnes des Junggrafen Friedrich von Neuenar und dessen Gemahlin Eva von Lynnep (Lennep), ausgestellt. In der einen wird ein auf dem Kamphofe vor der Hacht gelegenes Gadem, in der anderen der Kamphof selbst gegen erblichen Zins (Fahr) von je vier oberlindischen rheinischen Goldgulden vergeben, jährlichs am St. Ja- cobstage zahlbar. Das Gadem erhält Johann von Seendorff und seine Frau Catharina, der identisch zu sein scheint mit dem „Johan van Seendorp", den ich einer jener Zeit angehörigen Meisterrolle der hie- sigen Goldschmiedezunft eingereiht finde. Den Kamphof erwirbt Hein- rich von Boele mit Hylgyn (Helena) seiner Frau. Die SeendorflF'sche Belehnung erwähnt bei der Localbeschreibung eines Ausganges des Herzogs Stephan von Bayern, der das Würdneramt eines Küsters (costos) beim Dome bekleidete; dieser Gang gehörte zu dem ehemals domstiftischen grossen Hause am Hofe, welches vor der Säcularisation zuletzt von dem Dompropste Grafen Franz Wilhelm von Oettingen, dem in ehrendem Andenken fortlebenden warmen Freunde und För- derer der Künste und Wissenschaften, bewohnt war (alte Nummer 2198 und 2198Vs) und gegenwärtig als Haupt-Steueramt für inlän- dische Gregenstände benutzt wird (neue Nummer 5). Bei der Ueber-
1) Er starb lu Köln am 9. März 1484 nnd wurde im Chor der Kloster- kirche TOQ Biariengarten beerdigt. Seine Gemahlin Margaretha, Gräfin von lamborg, die yor ihm gestorben war, ruhte nebst drei Kindern an seiner Seite. (t. Hüpschy Epigrammatographie, II, S, 29—80. Die Grabschrift ist hier mit einer Unrichtigkeit abgedruckt, da, nach obigem Sterbetage Gumprecht's, seine Gemahlin nicht am 14. März 1484 »ante obitum prefati dni. Gumperti« ver- ■dneden fein kann. Eine andere Inschrift sagt von ihr: »Haeo quinque lustris •nie (Gumpertom) sepnlta fiiit.<)
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tragung des Gadeins sowohl als des Eamphofes ist im Jahre 1466 ebenfalls ein auf den gerichtlichen Zweikampf hinweisender Vorbehalt ausbedungen, der jedoch diesmal nicht auf einen den Kämpfern zu ertheilenden Unterricht lautet, sondern den Fall in's Auge fasst, wenn etwa in zukünftigen Zeiten auf dem Kamphofe ein Kampf wirklich abgehalten werden sollte: „dat man eynen kamp da halden soulde''. Heinrich von Boele verpflichtet sich und seine Erben beim Eintritt eines solchen Falles, den Kamphof^ und was etwa auf demselben er- baut worden, zu räumen, und ebenso übernimmt Johann von Seen- dorff fUr sich und seine Erben die Verbindlichkeit, das Gadem, und was man etwa noch dazu gebaut hätte, alsdann abzubrechen und die Stätte frei zu legen. Nachdem aber der Kampf vorüber, soUen Beide die Stellen wieder wie zuvor in Gebrauch nehmen dürfen. Es ist ein- leuchtend, dass sowohl der Vogt als seine Mitcontrahenten im Jahre 1466 völlig beruhigt waren, dass der vorgesehene Fall niemals mehr eintreten werde ~ die Anwendung der Gottesurtheile hatte aufgehört ^ und das scheussliche Mittel der Folter, der sogenannten peinUchen Frage, war in das Gerichtsverfahren eingeführt worden. Viel mehr noch als beim Jahre 1356 wird in diesen späteren Urkunden der Vor- . behalt als eine Formalität ohne ernste Bedeutung anzusehen sein. Und was den Widerspruch betrifft, den über die Bestimmung des Kamphofes die jüngeren Urkunden der älteren entgegenstellen, so wird man im Jahre 1356 jedenfalls zuverlässiger darüber unterrichtet gewesen sein als hundertundzehn Jahre nachher. Diese beiden Belehnun- gen sind in kurzer Frist nach ihrem Vollzuge, am 22. August 1466, auch in das Schreinsbuch Hacht, liber tertius, eingetragen worden. Dass der Kamphof zu dieser Zeit seitens des Vogts verlehnt worden, ist bereits im Jahre 1783 von Hofrath J. T. Füllen in seiner „Betrach- tung der stadtkölnischen Banierfahne*" 0 berührt worden; doch geht derselbe zu weit, indem er aus dem Vorbehalt hinsichtlich etwa in der Folgezeit noch abzuhaltender Kämpfe schliessen will, „dass das Faustrecht bis zum Jahre 1466 in der Stadt Köln gedauert habe." Dagegen lässt sich nicht verkennen, dass sich noch in der Gegenwart zwei dem Ordal verwandte Erscheinungen in der Eidesleistung und in dem Duell erhalten haben, wovon die erstere wohl nie aus dem Processverfahren verschwinden wird.
l) M. t. Mütoriali^u lur greist- und weltlichen Statistik des niederriiei- nisoheu und westphlLlisohen Kreises, Jahrg. 11, Bd. I, S. 66.
i)er Kaxnphof zu Köln. » d7
Die beiden Liegenschaften, welche der Vogt 1466 gegen Erbzins austhat, finden sich in dem gedruckten Einwohnerverzeichnisse von 1798 unter der Rubrik „Aufm Domhoff" mit den alten Nummern 2588 und 2589 angegeben. Zwei Häuser waren daselbst erbaut, Nr. 2588 auf den Kamphof, Nr. 2589 auf die Stelle des Seendoi-fiTschen Gadems.
Des letzteren harrte nicht lange nach der Belohnung von 1466 eine Bestimmung, die vorzüglich geeignet ist, ein erfreuliches An- denken an die Stelle zu heften. Nach dem kurz nach jener Erwerbung erfolgten Tode der Eheleute Seendorff schritten ihre Kinder zur Thei- lung des älterlichen Nachlasses. Ihrer sind acht genannt: 1. „Cathrin- gin Cloister Junflfer zo zissendorp**, 2. „Arnt Canonich zo Bonne", 3. „Broider Jacob monich zom Aldenberge", 4. Johann, 5. Peter, 6. Greitgin, 7. Neesgin und 8. Thomas. Das Gadem erhielt der bei 5. genannte Feter mit seiner Ehefrau Gatharina. Dem Familiennamen ist diesmal die Schreibweise „Siendorp" gegeben. Die neuen Besitzer be- lasten das Gadem mit zehn oberländischen rheinischen Gulden erb- lichen Zinses zu Gunsten „Virichs Zelle van Haenauwe", und dann erfolgt seitens des Vogtes .eine neue Belehnung an diesen Gläubiger mit dem Pfandobjecte: „Vort mit der haut die an dem vurss gadem (up dem kamphoue vur der hacht steit alrenyest beneuen dem vss- gange onss heren hertzouch Steffens van Beyern custers zom Doyme) oeuermitz doit Johan Siendorps seliger gedacht versuympt was, hain wir gumprecht Erffaidt zo gesynnen Peters vurss nu weder beleent Virich Zellen vurss in behoiflf der rechter eruen. Datum ut supra (15. November 1478)." Wir sehen hier die verehrungswürdige Persön- lichkeit des ersten Ueberbringers der Buchdruckerkunst nach Köln vor uns, den in der Pfarre Maria-Lyskirclien den ehemaligen Ritter- sitz Constantin's von Lyskirchen nebst dem daranstossenden, gleich neben der Kirche gelegenen Hause Birkelyn bewohnenden Meister Ulrich Zell von Hanau, der in Mainz dem Erfinder nahe gestanden und in der Officin des Peter Schöfi'er thätig gewesen. Diese schöne Besitzung bot ihm ausgedehnte Räumlichkeit für seine grossartige typographische Thätigkeit ; auch war und blieb hier der Haupt- und eigentliche Sitz für den merkantilischen Betrieb des Geschäfts, wie man aus der häufig in der Schlussschrift' der Druckwerke, sowie auf dem in Holz gescimittenen Signet angegebenen Adresse „apud Lys- kirchen" ersieht. Da er aber in diesem südlichen Stadttheile von dem reVgiösen und wissenschaftlichen Leben Kölns, und namentlich von
98 Der Kamphof zu Köln.
dem Fremdenverkehr, ziemlich entlegen wohnte, so wnsate er die Vortheile sehr wohl zu erkennen, welche eine Annäherung an den Centralpunkt für alles Dieses auch in Betreff des Feilhaltens der Er- zeugnisse seiner Pressen mit sich führte, und errichtete desshalb eine Niederlage derselben an der gangbarsten Stelle des Domhofes. Am 4. Februar 1488 überträgt Meister Ulrich „mit willen und stedehalden Cathringyns synre eliger huysfrauwen* die vorhin erwähnten zehn Gulden Erbzinses an Butger Seibach, so dass er nunm^r der Zins- pflichtige wurde. Im Lehenbesitz des Gadems erhielt er sich bis zum Jahre 1493 ; dann gab er die Verkaufsstätte auf, wie man aus folgen- den unter seiner Belehnung stehenden Vermerken erfährt: „Dese vurss ha|it is verwandelt ind gesät vp fygyn un elige huysfrauwe Johans van Boele Anno etc. xciij die xij martij." -— „Wir Gumprecht Er£Eut hain mit der doider hant fygyns vurss belient Gathringin des vurss Johans dochter Anno xv^ die tertia augusti.'*
Im Jahre 1543 sah man eine Buchhändlerin untergeordneten Ranges an dem Hachtthore feilhalten ; es war Cäcilia, die Ehefrau des von Köln nach Bonn übergesiedelten Laurenz van der Mülen, die da- selbst verbotene (lutherische) Bücher verkaufte und desshalb vom Rathe ausgewiesen wurde ^).
Von Malern nenne ich den rühmlichst bekannten Anton von Worms, der 1532 eine Belehnung empfing, zu welcher „eine Statt vnderme bogen" gehörte. Darüber an anderer Stelle ein Mehreres.
Anfangs des siebenzehnten Jahrhunderts fand auch der Eupfer- stichhandel auf dem Domhofe eine Niederlassung. Gerhard Altzenbach, der Verleger des werthvoUen Prospectes der Stadt Köln von Wenzes- laus HoUar, so wie mancher localgeschichtlich interessanten Blätter von Abraham Aubry und den Gebrüdem Löffler, erwirbt am 4. Fe- bruar 1609 „eine Stat mit der Hallen gelegen vp dem Doemhoue vnd ist die negste an der Doeren da man geit von dem Doemhof in des Landtgrauen kemenade zu St. Margriethen warf' (Schrein Hacht, liber II.) Seine eigentliche Wohnung war auf der Maximinenstrasse ; auch im Klosterumgange der Minoritenmönche hatte er eine Ver- kaufsstelle.
Welch ein buntes Gemälde von Kramhaltem aus allen Gattungen
1) Näheres in meinen Beitrugen zur Geschichte der kölner Buchdrucker und Buchhändler des 15. und 16. Jahrhunderts, in den Annalen des histor. Vereins f. d. Niederrh. Hoft 19, S. G7— 72.
Der Eampbof zu Köln. 99
des Kleinhandels der Domhof in den Zeiten darbot^ wo die Scharen unzähliger Pilger zu den seit dem 23. Juli 1164 im Dome aufbe- wahrten Reliquien der hh. drei Könige herbeiströmten, lässt das be- reits bezogene Lehenregister aus den Jahren 1285 bis 1361 einigcr- massen erkennen — ich sage einigermassen, weil bei der grossen Mehrheit der mit Gademen, Hallen und Standplätzen belehnten Per- sonen die Standesangabe fehlt. Es erscheinen da:
Goldschmiede und Goldschläger (darunter eine „Sophie die goilt- sleychersse").
Schildmaler (schildere, clippeator; darunter eine „Alueradis clippeatrix").
Gürtler (gurdilsleger, gurdilbesleeger, cingulator; darunter eine „Lena factrix zonarum". Ihr Standort war bei der Drachen- pforte : „by der drachginportzin by den hallen da dey gurdel veyl sint").
Spangenschläger (spanginsleegere).
Handschuhmacher (henschmeggir, henscheworter, cyrothecarius, factor cyrothecarum. Sie sind zahlreich vertreten und waren dem Dome gegenüber gelagert, da zur Bezeichnung einer an- derweitigen Kramstellc gesagt ist: „ante summum ex oppo- sito cirothecariorum supra aquaductum*').
Beutelmacher (budilmechger, parator oder factor bursarum).
Wamsmacher (wanbaystickere, wambasiator).
Mützenmacher (factor mitrarum).
Hüllenmacher (hullenwortere, factor peplorum).
Seidespinnerinnen („golda sidcspenrisse").
Puppenmacher („henricus becginenmegger et Femina uxor sua**).
Tirtey-Tuchhändler (tirteygere, tirteimenghere).
Sar- oder Waflfenrockmacher (factor sarrocarum).
Hamischmacher (Sarewerechpre).
Schwertfeger (swertueghre, gladiator, purgator gladiorum).
Speermacher (schechtmegger, scheichter^ hastarius).
Spommacher (darunter „Aylkyn spoyrwoirterse").
Spiegelmacher („Suenoldis spegilmechersse*^).
Scheidenmacher (factor vaginarum).
Rosenkranzmacher (paternostermechär).
Stiefelmacher (caligator).
Kinderschtthmacher (kinzschomeggere).
Nadelmacher („Gertrudis naylmechgerse").
100 Der Kamphof za EöIil
Spuhlenmacher (Cactor instrnmentoram dictomm SpoyleD).
Rietflechter (reitsezzer).
Drechsler (dresillere, tomator).
Bleigiesser (bligizere).
Zinngiesser (fasor amforarum stangneamm).
Kannengiesser (dupengyzere, fasor ollanun).
Kupferschläger.
Messermacher (metzmecher. Viele sind genannt; ihnen war eine
besondere Stelle angewiesen: „locos nbi cnltelli venduntar
prope gramen Episcopi"). Bechermacher (beggirmeggir, Cactor crateranim). Schleifer (slyffer, scherfinecher). Barbiere (bartscher, barbitonsor, rasor). Orgler, Glöckner, Lauten- und Cimbelnmacher (luthmegchir, cita-
rista, fusor cimbalorum). Possenreisser (ioculator). Kerzenmachcr (kerzwortere. candelator). Kistenmacher (kistm^ger, cistarius). Plattenmacher (platenmechgir, factor tabulamm). Althandler (aide cley denmengker). Müller, als ^lehlhändler. Backer.
Kuchenbäcker (koTgenbecher). Aepfelkräraerinnen i^Mettele eppilmengersse). Obstkrauthändler (krudener, kruydemenger). Köche. Brauer. Methbrauer.
Weinzäpfer (tractor vini). Specereihändler (Tenditor specierum). Wildprethändler (wilpretmenggerX Holzhändler i^hoiltzmengerej. Schmiede, welche eine bestimmte Stelle für den Verkauf der
Eisenwaarvn hatten: ,iaxta palaUum prope dansuram nbi
ferrum venditur.*" Kleinschmiede ^kleynsmit, fabriculus). Nagelschmiede vfiiber clauorumV Kosseischläger ^keccelslegen^. fabricator caldarioram). auch ein Dachdecker uTheylman husdechger).
Der Eamphof zu Köln. 101
sogar ein Pferdehändler („Wilhelmas roskamp"; er benutzte
eine Halle „neist des lantgreuen kamenade**) and zuletzt nenne ich die Steinmetzen Meister Thilman, Meister Reynard, Meister Andreis und den Dombaumeister Johann, von dem auch mehrere Töchter sich unter den Belehnten be- finden; einmal ist er „dominus Johannes magister operis maioris ecclesie'' genannt. Auch erscheinen unter den Belehnten auf dem Domhofe viele Namen aus den vornehmsten Geschlechtern Kölns, z. B. Over- stolz, vom Spiegel, Lyskirchen, Gryn, Schoynweder, Jude, Hardevust, vom Cranze, Kleingedank, vom Leopard, Hirzelin, Gyr, Benesis, von Royde, von der Ehren, von Cusyn und von Troya. Das Nutzungsrecht an einer Verkaufsstelle auf dem Domhofe wurde als Belehnung mit einer Hand bezeichnet; geräumigere Plätze wurden von zwei und drei Händen gemeinsam erworben. Das Lehen- büchlein gibt die Zahl der vergebenen Hände im Jahre 1314 auf un- gefähr dreihundertunddreissig an : „Summa manuum Trecente et Tri- ginta manus uel circa hec uel plures.'^ Auch sind die Abgaben, welche der Edelvogt davon bezog, wie folgt zusammengezogen:
„Summa denariorum x marce sex solidi iüj^'^ oboli
„ „ xj marce et iij oboli
Summa piperis Centum talenta „ „ xxvj talenta
„ „ et dimidium talentum
„ „ et tertia pars talenti
Summa Cuminj sex talenta „ „ Iviij talenta „ „ et tertia pars talenti.'' Eine grobe Verunzierung wurde späterhin dem Domhofe dadurch zu Theil, dass man ihn für den 'Ochsenmarkt hergab, wodurch die Anwohner vielfach belästigt und zu Klagen veranlasst wurden. Solches geschah z. B. 1634 seitens des in der Quentelei wohnenden Buch- händlers Johann Krebs, wie folgende Rathsregistratur vom 1. No- vember des genannten Jahres meldet: „Vff suppliciren Johansen Krebs wegen der Ochssensteile auffm Tbumbhoff, welche gegen Altherkhom- men vnd Verordtnung einwendig der Stanketten nit gehalden werde, mit Bit darüber nothwendige anstatt machen zu lassen, damit die ge* meine Strasse zum gehen vnd stehen frey gehalten werde . , /
102 Der Kamphof zu Köln.
Dem Kampbofe wurde in späterer 2^it der Xame „Morian*' gegeben, wie man aus den Schreinseintragnngen ersieht. Im Bande Hadit, über secundus, erwerben am 1. April 1733 Johann Rohr (Goldschmied) nnd seine Frau Catharina Brewers „den allingen Camphoff so wie der ge- legen bcy der Hacbt vnndt nunmehr zum Morian genandt wirdt'', denen mit der letzten Anschreinung am 26. Februar 1773 ihre vier Kinder im Besitze folgen ; zu diesen gehört der Bathsverwandte und Gold- und Silberarbeiter Johann Heinrich Joseph Kohr, der im Adressbuche von 1798 als derzeitiger Bewohner genannt ist. Er war vermählt mit Maria Catharina Blanckart, Tochter des bonner Hofmalers L. Blanckart, und hat die vergoldeten und ciselirten Metallverzierungen an 'dem damals entstandenen neuen Hochaltare im Dome ausgeführt Einen von seiner Hand beschriebenen Zettel folgenden Inhalts hat er dem Strahlenau&atze in der Höhe des Altars eingelegt „1772 11. Decem- bris hab ich den altar fertig gemacht und in fewer flberguldet und die übergüldung hab vor die 3 Altar bekommen dausend Ducat Joan Henrich Joseph Rohr Ratz Yerwanter der Goldschmidszunft me facit Collen auf dem Dohmhoff wohnt im Morian an der Hachf
Domwärts folgte auf den Kamphof, durch einen Gang getrennt» die grosse Besitzung zum Palast (Pelence^ Peylenze) und Hirtzhom, berühmt als der Sitz der Quentel'schen Buchhandlung und Buch- druckerei, woher sie einige Zeit auch den Namen „Quentelei** fahrte. Die ältesten Belehnungen geben das Haus zum Palast an die Edeln von Lyskirchen; um 1300 liest man: „Johannes filius Constantini de ecclesia LisolfL et Bliza eins uxor. et Bruno eomm filius. habent ad tres manus quilibet ad unam manum illam domum que pelence ap- pellatur. et dant thome apostoli talentum cumini.^ Undatirt Die nächstfolgende Belehnung ist von 1349: „Cunt sy dat franco van lisinkirchgin vnd Johan der elzste de canoynch is zo santen vnd her Rutger de monich is veren blysen sun i). yr eywelich halt eyne haut an deme hus dat de peylenze is genant vnd geldent dan ayue alle jair eyn punt peffers vnde eyn punt coyms vp sente Thomaes dach deyme Eydelin vaide van Coelne . . . Datum anno dnj. m9. ccc^. xl
1) „Yeren blisen Bvax" heisst Fraa Bliza's oder Blithildens Sehe. In den kölner Urkunden werden vomelime Frauen, namentlich im Wittwenstande, h&ofig mit Ter etatt Frau bezeichnet, z. B. Ter Ike, Ter Druda, Yer Hanne, Ver Sela, Yer Ida. Ich vermuthe, dass die Abbreviatur Yr. statt Yrauwe den Anlass gegeben hat
Der Kamphof zu KöId. 108
nono feria, sexta post medium quadragesimum.*' Zu den Besitzern im fünfzehnten Jahrhundert gehörte Johann Helman, der mit Elisa- beth Yom Cuesyn verheirathet war. Eine Tochter dieses Ehepaares, Elisabeth, heirathete den aus Strassburg stammenden Typographen Heinrich Qaentel (er schrieb gemeinlich Quentell), dessen erstes Druck- und Verlagswerk im Jahre 1479 von hier ausging ^). 1798 war hier ein Ballhaus, dann fortwährend Gast- und Weinwirthschaften. Es darf daran erinnert werden, dass der grosse Saal daselbst das erste und manche Jahre fortbestandene Local für die musikalischen AuflFährungen! der Goncert-Gesellschaft (ursprünglich Familienconceite genannt) war, so wie auch, dass er oftmal der Versammlungsort der grossen Carnevals-Gesellschaft in ihrer schönsten Zeit gewesen ist. In den dreissiger Jahren d. Jh. wurde der Weinwirth Franz Wilhelm Horst Eigenthümer ; dieser kaufte das ehemalige Rohr'sche Haus, den Kamp- hof oder Morian, und hat dasselbe seinem grossen Hause mit über- einstimmender Fronte eingebaut^ das dadurch die Doppelnummer 7 und 9 erhielt.
Das hachtwärts daneben gelegene Haus Nr. 2589 (neue Nr. 5), andauernd das Gadem auf dem Kamphof genannt, hatte 1798 den Perrttckenmacher Franz Joseph Wilcken zum Bewohner, der auch Kircbmeister und Bürgeriahnrich war. Mir vorliegende Familienpapiere bekunden, dass er dasselbe mit Urkunde vom 14. April 1757 von Wilhelm Glehn ftlr achthundertfünfzig Reichsthaler ad 78 Albus köl- nisch angekauft habe, und dass, statt der ursprünglich an den Vogt zu erlegenden Abgabe, nunmehr eine „zur hochlöblichen Bönnischer Hoff-Cammer jährlichs termino Martini fällig weidende Grundfahr ad zwantzig gülden Cölsch" auf dem Hause lastete, und zwar für die „eine handt, womitten Verkäuffer Wilhelm Glehn belehnt ist.** Wilcken verkaufte später das Haus für dreizehnhundert Reichsthaler an seinen Schwiegersohn und Fachgenossen, den Perrückenmacher Johann Bap- tist Wagener, der schon 1798 als Mitbewohner in's Adressbuch auf- genommen ist. Und eine Laune des Zufalls hat es gefügt, dass im Jahre 1859, als das Haus seine Selbstständigkeit verlor, nochmals ein Haarkünstler, der Hof-Friseur M. Haeffelfinger, sein letzter mieth- wdser Bewohner war.
1) Für die Genealogie der Familien Qaentel and Helman sind einige Ein- tragnngen aot den Jahren 1582, 1584, 1537 and 1588 im Schrein ^acht, Lib. 1. bcionden beaohieniwerih.
104 Der Kamphof zu Köln.
Die Häuser Palast und Hirtzhorn nebst dem Kamphofe oder Morian waren unterdessen Eigenthum des Hotelbesitzers Herrn Theodor Metz geworden, der hier das rühmlich bekannte Hotel du Dome noch gegenwärtig führt und dasselbe durch mehrfache Ankäufe und Ein- verleibungen von Nachbarhäusern nach beiden Seiten hin zu einem der grössten und besuchtesten Gasthöfe Kölns erhoben hat In seinen Besitz ist auch das Haeifelfinger'sche Haus übergegangen und für den 1860 in einem Neubau als Kaffeehaus eingerichteten südlichen Flügel des Hotels verwendet worden.
Auch die einem anderen Eigner zugehörige Hacht selbst ist nun- mehr in freundliche Wohnräume umgewandelt, und nichts lässt mehr eine Ahnung aufkommen, zu welcher düsteren Bestimmung einst der südwestliche Theil des Domhofes ein gutes Stück seiner Bodenfläche hat hergeben müssen.
Köln. J. J. Merlo.
Urkunden.
I.
Wir gerart vaoyt zö Coelno. Ind güide syn Eylich wyf doyn kunt allen luden Ind bekennen dat wir mit güiden vurdachtcn iiiüyde Ind willen vür vus vnsso wiislichgo erfuen, Erfuen ind nacomeliucge erflichgen nü ind zu ewegen dagen geleint gedayn ind ghegeuen hauen, besebedenen luden. Johanne van dem Walde deme swertueghre Ind leyucrait synre eylichgber hiisfrouwen. bürgere zu Coelne. yren gerechten erfuen ind naconielincgben, dat gaydym dat nteit ind gelegen is alreneist der docren vander hachten so wie dat gelegen is vnder deme bogen des sayltz vnden Ind oyuen binden Ind vür neit viss gheschoiden, mit deme durwegh de beneuen deme gademe dürgcit an der muren des kam- pengraa lud so wie der durganck vort dürgeit alle die m&re lanxs recht vort vp die mure des hoifs, da der proist van santen nü zer ziit ynne woent, Ind van der muren vort in den wynkcl des hüs da der bartscher Johan nü zer ziit ynne woynt, aychten zo, Ind van deme wynkcl vort rürende ayohten lanxs des Bwortueghers hüs bis vort binden zu vp die mure der hachten, Ind so wat vp der hofstat binnen den veyr müren vnrghescreuen gelegen is mit den hnssinghen die vp der hofstat steent, Ouen ind vnder binden Ind viir Ind mit allen vrme zobe- beeren neyt vysghescheden, Also dat vns vnssen gerechten Erfuen ind nacome- lincghen der vurgescreuen Johan. leyuerayt syn wiif. yre gerechte erucn ind naco- melincghe erflichgen nu ind zo ewegen daghen alle jairs zo zween ziiden binnen deme Jare genen ind wale bezalen solen. Seyszeen marck pennincghe coelscbe payroentz as alle Jaire erflichge zu der ziit der bczaluncgen gencge ind geae Bolen syn, Dat is zu wissen. Echt marck zo bezalen so wie sy vargescreuen
Der Kamphof zu Köln. 105
steent vp sente JoLaxw dach baptisten as hey gheboren wart zu mytz somer nft neist zft körnende, Ind die ander echt marck so wie ey vurghescreuen steent lud dar zo eyn punt peffers ind eyn punt koms. dar na alre neist alle jairs erflichgen zft bezalen vp kirsdach ind na ekerlichme termpte vier wechgeH vn- beuanghen mit alsnsteynre vftrwerden, Oft sachge were dat de vurgescreuen Johan, tyn wiif yre gerechte eruen Ind nacomelincge versumelich of verbnicht Heb vonden wurden an der bezaluncgen der vurgescreuen Seyszeen niarcke mi. dem peffer ind koemen vp eincgen der vurgescreuen termpte in eynchme deylo of alzomale so sal ind is dat Erfne so wie id vurscrcuen steit mit alle synre besseruncgen, an vns, an vnsse ghercchto erfuen ind nacomelincgho los Icedich ind sftnder eynoher künne wederreede of werwort geuallen sal sin. also dat wir vnse gerechte eruen ind nacomelincgho mit deme vurscreuen erue vnsen eygen vrien wille mögen doyn, as mit eynchme anderme vnsme erfue ind güide, dat vnse were, vortme so wie dat vurscreuen erfue arstirft ind geuelt an des vur- screuen Johans, leyuerayt syns wiifs gerechte erfue ind nacomclincghe, so solcn sy id in alle der wiis buwelich haldcn, Euer mo so in sal Johan, syn wiif yre gerechte erfuen ind nacomelingho geynon bA vp deme vurghescreuen erfue höre buwen dan gelich der müren ho dey stcyt an deme kamphouc noch euch den vinsteren die an deme h&s van der hachton us geent noch nft zcrziit vp dat vurscreuen erfue vre licht noch dach neit bcnemen en solcn , vort mo wirt tachge dat vns, vnssen gerechten erfuen ind nacomelincghen dat vurscreuen erfue los ind lecdich emele so sal mcyster Johan lieaerayt syn wijf yre ge- rechte erfuen ind nacomelincge die d&er van vrme hüs die vp dat vurghe- screuen erfue gencge zo doyn machgen in alle der wys so wie dat hus beslut was vur data dis breifs, vortme wirt sachge dat yeman den anderen nü namayls, of go eyncher ntt, zo Jcampe eysche also dat man den kempe of vurgencgher in detne 1tamp7u>ue leren solde so sal vns vnsen gerechten erfuen ind nacomelincgen der fmrsereuen Johan, leyuerait sin wif yre gerechten erfuen ind nacomelincge die dtr vur an deme dvrweghe offenen bis an die dtr van der mtren die geit inden "kamphof also langhe ind neit lanchger as man den kempe of vurgcncger eynchen in dem houe leren sal, Ind dat xrü doyn as ducke as vns des noit ghehurt, Ind sowanne d(U eynich kempe of vurgencger geleirt is, so solen wir, vnsse gerechte erfuen ind naeomelincghe die dur die durch die mtre inden kamphof geyt zo doyn mbren, Ind wir vnsse gerechte erfuen ind nacomelincge solen meister Jo- hanne, leyuerait synen wiif» yren gerechten eruen ind nacomelincge die vurderste dm pan deme dtrwege, vur ind na^ as die kempe of vurgencger geleirt sint sumder eyneher kunne recht of gebeiden zo yren willen beslut of offen laisseh stayn, alle argelist vsz ghescheiden in alle desen vurghescreuen dinghen. Datum anno domini M^ ccc° Ivi^. feria secunda proxima ante feslum beati thome apostoIL
II.
Wir Gumprecht Greue zo Nuwenair Erffaidt zo Coelne etc. Dein kunt ind bekennen, dat wir vnseren ind vnser Eruen vrber ind natz mit flysse vur-
106 Der Kamphof zq Köln.
bedacht ind geproifft hain Ind vns ind ynen vnse Erffiidiafii zo besteren ind natzliger zo machen Ind hain wir darvmb mit wissen ind Consent Tnss lienen gemynden soens frederiebs Janggreuen van Nuwenair ind der edelre Eaen Tan Lynnep synre eliger huysfrouwen vnser Heuer doiohter, den bescheidenen luden Johan van Seendorff ind Trynchyn synre eliger haysfronwen ind yren Eruen erlaissen zo eynre hant na rechte ind gewonheit des schryns an der hacht byn- nen Colne vnse gadom up dem kamphoue vur der hacht steit alreneist beneaen dem yyssgange vnss heren hertzoug Steffaens van Beyern Gasters zom doyme etc. Ind wir hain den vurg. eluden van snnderlinger gnnst ind fruntschafll gegont ind zogelaissen dat- sy dat seine gadom wyden moegen laissen an der syden zo dem kamphoeue wert In vnden an der soelen eynen voess ind eyne hantbreit Ind an der andere syden in dem wynckel zom doyme wert eynen haluen voess Ind moegen oach dat gadom In die lacht na redelioheit buwen, Doch also dat sy der hacht noch nyemantz geyne Lacht en benemen, Onch moegen sy zwae vynsteren doin machen an der syden zo dem kamphoeue wert In die so hoege stain sollen dat man van der erden nyet dar oner gesien könne ind mit eynre glase fynsteren allzyt zo stain, ind geyne fynsteren me en snllen sy machen doin dair ane in den kamphoff dienende, Ind sullen die yar|^. Johan ind Trynchyn elude ind yre Eruen vns ind vnseren Eruen Jairs np sent Jacobs dach Apostels off bynnen vier wechen dar na neist folgende vnbeuang^n laueren ind wael betzalen vier oeuerlentscbe Rynsche gülden up fare Also, were Sache dat die vurg. elude off yre Eruen der betzailongen In maissen vurs. nyet en deden, ind da ane zo eynchem Termyne suymlich off bruchich wurden in deile joS zo maile, dat asdan dat vurs. Gadom vns ind vnseren eruen weder eruallen ind yn vnuerbunden syn sal, vnse beste da mit dan dar achter moegen zo doin sunder ymantz Indracht hinderniss off wederrede, Ind sullen die Jaere angain vp sent Jacobs dach neistkompt na dato dis brieffs, Ouch ist i>erdedinfi were sache dat in zokomenden zyden gefiele dat man eynen kamp da holden seuide, dat asdann die vurg. elude ind yre eruen, dat Gadom ind buioe vurs. van dem kampTMeue affhrechen ind ruymen süUen gdych anderen äla sich dat geburt Ind wanne dan der kamp geschyet ist, stiUen ind moegen sy des Gadoms ind buwes in maissen vurs, weder gebruchen as vur Sunder aUe argeUst, Ind dia zo vrkunde der wairheit so hain wir Gumprecht Greue vurg. vnseren Segel mit vnser wist her an doin hangen Ind wir frederioh Junggreue van Nuwenair Ind Eua van lynnep syne elige huyssfrouwe vurg. bekennen dat dit wie Vurs. ist, vnse liue here ind vader mit vnseren willen ind Consent gedain hait Ind des zo getzuge hain ich froderich myn Segel vur mich myne huysfrouwe ind vnse eruen an desen brieff gehangen, Gegeuen im Jaere vnss heren Duysent vierhun- dert Seesindseesstzich vp sent Ambrosius dach des heiligen Confessoirs.
m.
Wir Gumprecht Greue zo Nuwenair Erffaidt zo Coelne etc. Doin kunt ind bekennen dat wir vnseren ind vnser Eruen vrber ind nutz vurbedacht ind
Der Kamphof zu Köln. 107
geproifiEl hain Ind vns ind ynen vnse Erffsohafift zo besseren ind nutzb'ger zo nmcbon Ind haaen darvmb mit willen ind Consent vns lieuen gemynden Boens frederiohs Junggreuen van Nuwenair ind der Edebe Euen van lynnep synre eliger haysfroawen vnser Heuer doichter, den bescheidenen luden Heynrich van boele ind hylchyn synre eliger hnysfrouwen ind yren Ernen, erlaissen zo eynre hant na rechte ind gewonheit vnss schryns an der bacht bynnen Colne, vnseren kamphofif so wie der gelegen ist by der vurs. hacht, be- halden doch Johannen van Seendorff ind Trynchyn synre huysfrouwen des 6a- doms dar vp gebawet des zo gebruychen ua loyde der verschryuongen wir yn dar oner gegeaen hauen, Ind sullen die vurg. heynrich ind hylchyn elude ind yre eruen des kamphofifs vurs. gebruychen ind dar up buwen na yrre noitdurfft, doch dat sulchs nymantz hinderlich sy noch syne lucht en benome, Ind vns ind vnseren eruen Jairs vp sent Jacobs Apostoli (dach) off bynnen den neisten vier wechen dar na neist volgende vnbeuaugen teueren ind wael betzalen vier oeuer- lentsohe Bynsche gülden vp faere Also were sache dat sy off yre eruen der betzalongen in maissen vurs. nyt en deden ind da ane zo eynchem Terroyne somplich off bruchich wurden In deyle off zo maile, so sullen die elude vurs. ind yre eruen alle ind yecklichs daghs na den vier wechen vurs. vns ind vn- seren eruen zo dem acbterstedigen ersehenen Termyne schuldich syn zo be- tzailen eynen haluen oeucrlentschen Kynschen gülden zo eynre verwilkurdcr penen Ind liessen sy die pene vplouffen so lange bis dat eyn Tei*myn den an- deren vnbetzailt erfolghde So sal asdann der vurs. kamphoff ind wat dan dar up gebawet were, vns ind vnseren eruen dar zo ouch weder eruallen ind ynen vnnerbnnden syn, vnse beste da mit dar achter moegen zo dein, sunder ymantz indracht, hindemiss off wederrede, Ind sullen die Jaere angain vp sent Jacobs dagh neistkompt na Datum dis brieffs, Ouch ist verdedingtt were sacihe dat in zokomenäen gyden gefiele dat man eynen kamp dair halden soulde, dat asdann die vwrg. elude den katnplioff ind wes van yn dar vp gebouwet were gelych an- deren ruymen suüen as sich dat geburt, Ind wanne der kdmp geschiet iSy sullen sy des kamphoffs in maissen vurs, weder gebruychen Sunder alle argelist, Ind dis 10 vrkonde der wairheit hain wir Gumprecht Greue vurg. vnseren Segel her an doin hangen Ind ich frederich Junggreue van Nuwenair Ind Ena van lynnep syne elige hnysfrouwe vurs. Bekennen dat dit wie vurs. is, vnse liue here ind vadw mit vnserem wissen ind Consent gedain hait Ind des zo getzuge der wairheit,' hain ich firederich myn Segel vur mich myne huysfrouwe ind vnse eruen mit an desen brieff doin hangen, Gegeuen im Jaere vnss heren Duysent vierhundert Seessindscesstzig up sent Ambrosius dach des heiligen Confessoirs.
10. Necrologium von St Maximin.
Die Bibliothek des Museam BoUandianum zu Brüssel bewahrt eine Pergament-Handschrift des 10. bis 11. Jahrhunderts auf, welche ehedem der St. Maximiner Abtei bei Trier gehört hat. Der Codex, den, wenn ich nicht irre, bereits Bethmann gesehen, enthält ein Ne- crologium von St. Maximin, das jedenfalls zu den interessantesten rheinländischen Denkmälern dieser Art zählt. Es stellt sich bei näherer Untersuchung als identisch mit dem ältesten derjenigen vier Nekrologien heraus, welche Hontheim in der Abtei St. Maximin gesehen und aas denen er das Prodrom, bist. Trev. II 966 ff. herausgegebene zusammen- geschweisst hat. Uebrigens scheint er das Original dieses ältesten Todtenbuches in unserer Brüsseler Handschrift nicht vor sich gehabt zu haben, vielmehr dürfte letztere schon damals den Bollandisten mit- getheilt gewesen sein, welche das Wiedergeben vergassen; vermuthlich hat Hontheim ein jüngeres, aus jenem abgeleitetes Exemplar benutzt.
Soll die Benutzung der Todtenbücher in erschöpfender Weise ge- schehen, so muss stets auf die ursprünglichsten Aufzeichnungen zu- rückgegangen werden; schon aus diesem Grunde würde sich der Ab- druck des Brüsseler Nekrologs rechtfertigen. Dasselbe enthält indessen eine namhafte Anzahl von Eintragungen, welche ein örtliches Interesse beanspruchen, und über diese hinaus mehrere von allgemeinerm Werthe, welche bei Hontheim fehlen. Herr Prof. Dr. Dümmler in Halle, welchem ich behufs seiner Studien zum 9. und 10. Jahrhundert eine Abschrift des Todtenbuches zur Verfügung gestellt, hebt Nachstehendes hervor :
»Zum 13. Jan. Karl III. 888, denn so ist (Karo)lus imperator zu ergänzen ; zum 20. März der Chorbischof Thegan, Geschichtschreiber Ludwigs des Fr., dessen Todesjahr ebenso unbekannt ist, wie bisher sein Todestag; zum 26. April Bischof Ldutbert von Münster, vgl. Annal. Xantens. 871 (Mon. Uerm. SS. 11234). Räthselhaft ist mir zum 8. April
Kecrologium von St. Maximin. 109
Kaiser Karl und zum 9. Kaiser Ludwig, wahrscheinlich Karolinger, deren Todestage öian nicht mehr wusste, auch Kaiser Arnolf am 17. Aug. ist gansL falsch angesetzt, lieber die meisten Würdenträger gibt Hontheim ganz gute Nachweisungen, bisweilen irrt er freilich, so starb 2» B. Erzb. Theoderich von Trier am 5. Juni 977 (nicht 965), Erzb. Luthold von Mainz am 1. December 1059 (nicht 1214). Adelbero (I) von Metz starb am 26. April 962 (nicht 1005), III. am 13. Nov. 1072. Dagegen ist der Adelbero zum 14. Dec, der IL, f 1005, und Theode- rich I. von Metz zum 8. Sept. starb 984, Theoderich IL am 30. April 1047. Ausser den Trierer und Metzer Bischöfen findet sich fast nur noch Adelbert von Magdeburg, weil er aus St. Maximin stammte, Anno und Bruno von Köln und dessen Lehrer der schottische Bischof Israel zum 26. April (vgl. Necrol. Merseburg. Hildesh. bei Leibniz Ser. rer. Brunsvic I), Ogo und Wazzo von Lüttich, Ruoht von Paderborn. Die Aebte scheinen meist den Klöstern des Trierer Sprengeis angehört zu haben und dürften zum Theil schwer nachzuweisen sein, wie auch Hontheim hier viele Lücken hat. Selbst so bekannte und nahe liegende Klöster wie Gorze sind nicht vertreten. Herding zum 3. Mai ist der aus St Maximin stammende Magdeburger Abt, s. Thietmari Ghron. in c. 8, Necrol. Merseburg., Magdeburg., Luneburgense. Die Nachricht über die Einweihung zum 13. October (942) findet in anderweitigen Angaben ihre Bestätigung, s. Annal. St. Maximini (Script. lY) und Contin. Reginonis. Bei einigen Namen, wie z. B. dem des Herzogs Frie- drich zum 18. und 22. Mai würde man gerne wissen, welcher Zeit die eintragende Hand angehört hat, um danach den Zeitpunkt zu finden. Es läge sonst nahe, an Herzog Friedrich von Ober-Lothringen, im J. 978 gestorben, zu denken. Ganz unklar bleibt mir auch die Königin Hildegard zum 3. März, da Karls des Gr. Gemahlin am 30. April 783 starb. Der von Hontheim zum 19. Mai zweifelnd bezeichnete Rupert ▼on Trier ist ganz richtig, vgl. Necrol. Weissenburg. bei Boehmer Fontes IV.«
Ich gebe im Nachstehenden einen einfachen Abdruck der Brüsseler Handschrift, wobei ich bemerke, dass die Eintragungen, wo nicht das Gegentheil bemerkt ist, dem 10. bis 11. Jahrhundert angehören, die Randbemerkungen fast alle dem 12., einige dem 13., letztere sind mit verschiedenen Tinten eingetragen.
110
Necrologium von St. Maximin.
lANR
II NON O Ganterus Süsas 7 hengelradus puer 7 Megingandua
diac. et &. nre congregationis. Simplex.
Auf dem Rande:
ErhmrdnB diac. et &• Waco ... connenras et
A» noatrae eongreg
tems 4 et &. nostrae
congreg.BadolfoB aubd.
et mon.
*lTia imfit et Amoldas yVIII Kai aac. ot & nre oongr.
Hildibertna diac. et Sx
noatrae congr.
Heinricua laicus intcr-
llectua.
yni ID Willebolmus diaconus 7 monaclins nre cong^.
VI ID O Heinricua diac. 7 & nfe congr.
ni ID O Lisigerus subdiac. nre oongr.
IDVS Immo pr^ 7 fh. n. congr.
DIES AEGYPT O Ruotpertus prsi). et A. nre oongr.
XVn KAIi. O Vdo abb. nre congre. pr. et &.
XVI Eal. Marcolfus conuersus n congr.
Gonatantins et Triber- tna prbi et monaohi.
V Buotpertat pf et m n. eongreg.
I>fithardii8 prtr et &. nostrae congr.
Ottoinromanomm Im-
perana. qni Aqois est
aepnltiiB.
Poppo abb. u. congr.
Ogo abb. hnine loci, po- atea tiing(r)en8i8 epa. qui hoo monasterium a nindamentia reparanit et locnm isttim pone poBsnndatmn renonanit
Id V LX
et nnmcmm fratrum et religionem amplianit.
XIIII KAL.
Dagobertu« rex pius qui dedit 5co Maximino decem cortesy id est Thenne. Criske. Juncwibe. Riola. Vallis. Policbo. Bndelach. L Al- mane. Lova. Deoima. ea ratione ut . . . ribus post nonam per totam estatem idem . . .
XII Ka). O Rnotpertns prosb. et A. nre congre,
X EAL. Obitus Ga....dand. mon. n. congr.
Villi EAL. WalteruB A. nae congr.
VIII EAL. Gudelinus prt>. et abb. bic sepultna. VII EAL.
ima. mul-
Karolus magone qui locum hnnc tnm dllexit et plorima bona iUi (con)tnlit lu- terqne iata dedit Stein. Oofflpe Vhc WimeiB- k(iroh ?)
VI EAL. O Thietgaudus. Euwinus 7 Ilungerus prbi et &. n.
congr. V EAL. O Amalricas conuersus nre eongreg. IUI EAL. O EngelmanuB conuersus nrae congr. II EAL. O Albricus conuersus nostrae eongreg. //// ///// memoria propinetur a Purificatione scilioet sce marie usque in festiuitatem sei Martini et in capite omnium kalendarum, id est (pri)mo XII mensium pro eo et pro omnibus fidelibua cbristianis plenum officium in uigilia et missa celebretur. et fratribus plena karitas in ipsis amrainistretur. Pauperibas elemosina pro (requ)ie eius et parcntum et omnium fidelium defuQctomm tribuatur.
Necrologiuin von Si. Maximin.
111
FEBR.
U
EAL Q- An8b(er)tao pr!>. 7 &. nre. cggr.
NON O Johannes diac. et &. n. congr.
NON 0- Adelwinus leuita et &. n. egg, 7 Bertolfus War-
nerus prt^i et &. ID Verls Initium habet dies XGI. ID DiesEgypt. O Megenoldus diaconns et £1. nfe... ID Obitus Adalgarii. KL MARX. Q- Poppo archiep. 7 Sergios cü. EL Q- Gisla imperatrix 7 Reginfridus nre congr. lä.
7 Barchardas pr et ift. nrae congr. O Rodulfas pr et A. n. congr. obiit Cristian(u8).
Obiit Pippinas. Adam hie peccanit. Romani oratores a Sar«
racenis occisL KL O Rioheras pr. et A. 7 Remigins connersus nre congr. kl VER ORITUR. kl Dies Egypt.
kl O Wirioas pil^ de Remiche. qui ded(it) fratribns
uineas et terras. n kl O Winricns atsb. nre congr. prb. et &.
7 Adalbertas nre congr. &. 7 Heinricas dux beatp
memorie.
VII VI III
XVI
XV
xnn (kl)
xnKL
XI
vm
VII VI
■Ml. BT. eongr. q
HüdiCBTt vegbuk
lUKw pvlK. «t A.
MART.
KAL.
VI NON Hilarius pil). .7 ift. 7 Geroldus cuersus n. congr.
.. acelat(?) (acoluthus?) V NON O Hartwinns et Op(er)tus prbi 7 iL 7 Eaerhardus
pner nre congr. IIII NON Depositio Basini ffpt. f. (12. Jh.) III NON Q- Sambo prb et ift. nfe congr. n NON O Düdo prb 7 ä. nre congr.
NON MART ORDINATIO O Helemb(er)tus diac. et
WINRICI ABB. A. nre congr.
nn ID O Wecel snbdiac. 7 *• are congr. 7 Düdo cuersus
n. congr. m ID O AmelonguB et Aldradns prbi et &. et Adelbertus
diac. et id. 7 Aldradus. n ID Hildericns prb. et A. 7 Wamerus diac. et A. nre. congr. IDVS O Adelgaudus prt). 7 ft. 7 Benedictus x&. nre congr. XV KL Obiit Huodalb(er)tus prti. 7 A. n. congr. Xin KL Obitus Thegani e^t. O Adelbertus prb. et A. nre.
congr.
^^
112
Necrologiam von St. Maximin.
CrisUuiiifl abbM pil;. A. nre cougr.
GermanaH prb. et ih. nre cougr.
Heinricns qnartus rci ffi LXXX aniio incarua- donia domlnicae ordi- natua et iu imperJum a CylGmcnto papa ipso die paaoh^ id eni U kl. april.
In qua ordiuatione
... fratribuH huins loci plenam karitatem c(ou-
Htitnit?) ex cnrti-
bna^Hiibbeim. EucmlH- heim. Bricinlicim. qua» ■CO Bf aximino magna hI-
bi in uian apparcn
necesaitate conHtrictns
roddiditctUciu-
rico et post
mortem Ruam ipaam karitatem in annivor- uario suo fleriFolcmaro abbati prcccpit et co- ram principibua banc
sit{illo oonflr-
mauit
XII kl
XI kl Marquinus prb et ih. nro congreg. X kl O Adelungus jir. abb. nre congr. pil*». et m. Vdel-
beii.us diac. et ifi. nre congr. Villi kl DiesEgypti. O Meginwardus subd. et A. nre congr. VIII kl Annunciatio... et dns criicifixus est. O Ste-
phanus 7 Bertolfiis diac. et ui. nre congr. VII kl O Adalbertus puer nre congr. 1
VI kl Resurrectio dnl nri ihn xpi. V kl O Ostherus nre congr. prb. et m. 7 Ernestus cuersus
nre congr. IUI kl Grimoldus conucrsus nre congr. III kl Obiit Diidac. O Wocelinus diac. et &. nre congr. II kl O Ilazzo subd. et i!i. 7 Wecel prstJ. et ifi. nre coni^r.
APR
IUI II
VIII
VII
VI
NON
ID ID ID
V ID
IUI ID |
III ID |
11 ID ID |
XVIII kl |
XVII kl |
XV kl |
XII kl |
XI kl |
X kl |
Villi kl |
VIII kl |
O Rugorus prtJ. et lö. nro. congr. NON O Olgenis prti et m. nrö congr. NON Finis lunae emboli8mi(flic!). xxx. O Huoza prb
et ^. nr. congr. O Bemerus pi^} et i!i nre congr. 7 Wernerua
* prt) et äi nv&e congr. 7 abbas Limburgensis.
O Moinsinda 7 Cristina laica. I> Ludolfus archicp. O Luitfridus diäc. 7 m. nre congr. O Karolus
impf. 7 Vda comitissa. 0 Ilatto pit». et Äi. nre congr. 7 Hadewihc laica de Betriüga. O Ludewicus impr. (qui) multa bona bZio Maxime c(once88it). O Ogo Bubdiao. et ifi. ni'o congr. O Ilabonus diäc. 7 ^1. nfc congr. ID APR O Winricus aW. iudensis prb. et ifi. nro congr. IDVS O RupertuB subd. et iB. n. cougr. Rabortus prt».
7 m. nre congr. O Berninus prb. et iSi. ü. congr. O Euerbardus treuirorum archicp. qui
caritatcm fratribus ordiuauit. 0 Johannes atJl3. prl3. 7 iS. n. congr. O Razo pi-b. 7 Ä. nre congr. 0 Thietmarus prt). et mon. nre congr. 0 Wolfheimus pie memorie brunwilrensis atrti prt».
7 1I1. nre congr. Gumpertus prb. 7 abbas ii. congr. O Hugo sac(crdos) 7 ili. s. Marie in lacu (2.7. Jh,) 0 Adelbnro Mctensis eps.
Necrologium von St. Mazimin.
118
vn kl |
|
VI kl |
|
V kl |
|
mi kl |
|
m kl |
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TI kl |
|
MAT |
kl |
Herdingna 9,Vt 7 Ad(al)- nodus Bnbd. OUolfoB 7 EngelbertOB presbyteri 7 ä. nre con. gr. ^ Lotharlus imp. |
V NON in NON |
Otto primna Imperator qnl deoem carte« YalliB et deeimam onm rais pertinentili diu »blatM rMtitalt et multa bona ecdeaiQ feeit(l) et pri- nilegUa «nla conflnna- yit. Megidebnrg. sepul- tns est.
Wikeme saoerdoB et ab- bas nre congreg. qui monanterium apnd Ta- nana oonstroxit et prae- dla eidemlooo delega- uit. 7 XX f^trcs prae- bendarloe ibidem con- ■titalt
e ADA ancilla O^i pi« memoria fllia Pippini regiB. Boror magnl im- peratoriB Earoli. qn^ mnlta bona ciroa et in- ftra Mognntiam 7 Wor- Tnatiam et in pago Na- chowe sico Mazimino contnllt et textum enan- gelii anro conscriptnm 7 anro deooratnm dedit poat flnem nit^ hie se- pult* in pace quiescit.
O AflolfoB abb. 7 sacer- doB nre congr.
BnpertUB arcbiepisco- puB
O Reginpertus diac. 7 &. nrae oongr.
Obiit Luitbertos eps O larahel eps A. n. congr.
O Folkerus sabd. 7 &. 7 Folcardus puer n. congr..
O Wibimannas presb. 7 &. n. congr.
O^ Begimboldus 7 Aldradus paeri n. congr.
Q- Theoderioos Meiensis epL
O Reineras puer huius loci.
NON O Azzo pri) 7 ifi. sct. Nikolai Hido puer.
EUopie memoria presb. / m. nre congr.
# Teodericns abb. presb. 7 A. nro congr.
VIII ID YII ID Aestas (sie!) initium habet dies XII. O Otgis
sac. et &. nre. congr. VI ID MAI O LupertuB prb. 7 &. nre. cotigr.
V ID MAI SCI MAIOLI abbatis coenobii Cluniensis. O EIlo prb. et Sa., n. congr. nil ID O Hezel pr et &. btA Remacli apud nos est se-
pultiis. II ID FolmaruB prb. 7 &. n. congr. 7 abb. Wizinb(urgensi8). ID MAI Primum pentecosten. XVU iim O Nideroldus pr 7 &. nre congr. 7 Adalbero subdiac. XVI kl O HereuuinuB diäc. et m. 7 Eongo (?) pf .
7 Dominicas conversus nre congr. Fridericus duz.
O AdelbertuB diäc. 7 ifi. nre congr. O Beringer US prb. 7 &. nre congr. O Thidolfus diac. 7 i&. n. congr.
7 Fridericus dux iuuenis. Estas oritur. O Iseuardus diac. nre coogr. DiesAegypti. Benno
subd. 7 &. nre congr. Wioelinus prb. 7 Ä. nre congr. O GubertuB conuersus 7 Adelo puer nre congr. O Hiltiboldus prb 7 ili 7 atJb. n. congr. O Herimannus diac. 7 ßi, n. congr.
XV kl |
xmi w |
XllI kl |
XIT kl |
XT kl |
villi kl |
VIII kl |
VII kl |
VI kl |
IUI kl |
II kl |
8
lU
Necrologium von St Mudmin.
IVN.
Kh O Liutenis prb et & nre congr. 7
Mannus prb 7 ift uro congr. O Johannes pil) et & nre congr. O RadolfuB 7 Inolfus diac. et &. nre congr. O CnonradoB imp. ang. 7 Hildewinus sac. et i& n.
congr. Tidericus Trevirorum archieps. O Rupertns 7 Sigihelmus pi1>i et ifi nre congr. Dies Egypt.
O Amelongus custos hnios loci diaö. 7 A. \ O Adelo subdiac. et ä. 7 Tnringas cu(er)- \ (ig. j^.) 808 nre congr. 1
O Ydo pr 7 i& nre congreg. Agilbertus cu(er)8a8. O Euerhardus p r 7 A nre congr. Beringerus cusus nre congr. O Adelbertus tt(iaconu8) 7 & nre congr. O Poppo Trevirorum archieps. 7 Ostradas alSb. nre
congr. O Isinhardus subd. 7 &. 7 Wolframus pr 7 & 7
Anselmus diac. 0 Adelbertus archiepiso. Magdeburgensis. 7 A. nre
congr. 7 Nizo pr 7 & nre eongr. O Engilboldus subd. 7 & nre congr. O Heinricus atrtT. pr. 7 A. nre congr. q(ui) ih . . . solimam tendens. in itinere apud Myrrham obiit pe- regrinus. 7 ad pedes sCt Nicolai honorifice ibidem est sepnltuB. VI 11 kl O Snelgerus pr 7 fii. 7 Azko cuersus nre congr. V kl O Hubertus diac. 7 &. nrae congr. III kl O Becelinas pr 7 ili. O ;Herelandu8 pr. 7 &. nre
congr.
nil NON |
III NON |
II NON |
NON |
VIII ID |
V ID |
HI ID |
II ID |
IDVS |
XVIII kl |
XVH kl |
XVI kl |
XHI kl |
XII kl |
XI kl |
X kl |
IVL
Heiirieni rcz primiii do Bazonla
Umrloua TreTirorum archicpi.
W«^le«nndia UIca Ka*
rltan di« KiiU»l«'i|i« ul-
nram «IchIU (i.Y. Jh.)
na|»ertUH «llat^onu« . li.
Otto (lux liau«MiltrnT«Mi- ai«
VI NON
V NON
IH NON II NON VIH ID VH ID VI 1I>
V H>
O Cftno abti. pie memorie de monte S. Dysibodi.
{12.— 13. Jh.) 0 Luthardus acolythus H congr. Et depositio Winifridi pr 7 &i. nre congr. Wazzo Leodiensis episoopus. <) Hadawinus pr 7 iL iL congr. Egilolfus pr 7 iti. nre congr.
Johannes pr 7 lu. nre congr.
Neorologiam yon St Maximin.
115
fleinriciifl hniua nomi-
nis prlmtia imp. vag,
qai . . .
Thietfridn« «M. dilS et £. nrc congr.
Auf dem Rand:
Jnramentnm Dnl abba- tia 8. Hbxlmini, a. 1683.
III ID Lupo pt1> 7 A nre congr.
IDYS Q Pie memorie Ruopertus pr 7 canonicus et pposi-
tu8 Magontiae (19. «77^.). 7 Heib(er)tu8 cüsüs n congr. XVII kl AVG O Gerehardus prü 7 i& nfe congr. XYI kl O Minia laica diues.
O Adelboldos pr 7 fh nre congr.
O Megingaudos 7 Walterii8 pr% 7 & n. congr.
O Ezzo prb 7 lä n. CQngr.
O Heimo puer nre congr.
O OpertuB pil!^ 7 &. nre congr. 7 Radolfus prb 7 i*b
nre congr. 7 Goaemannus conuersus. O Hnoecchinas cüsus qui uitam scT Maximini scripsii. O M&there pr 7 A n. congr. O Lamberta8 puer nre congr.
XU kl
XI kl
Xkl
vniiki
Vn kl
mi kl
III KL
n kl
AVG.
kl Obitus Adalhardi diaconi. O Herradus di(aconus)
nre congr. III NON O Hildradus d 7 lu. 7 Heribertus pr 7 i&. n. congr. II NON O Frideuuinu8 prb 7 *&. nre congr.
NON S. Afre mr. O Heinricus quartu8 rex tcrtiu8 inipr.
aug. qui
VI ID Q CuonraduB comes aduooatus süt Mazimini q buo
tempore multum profuit huic eccl(e8ie).
y ID O Honemannus pr 7 & nre congr. 7 Berta laica.
III ID O Ydo sacerdos 7 i&. nre congr. pie memorie.
7 Rudolfiis.
II ID O Odilia t... O Hubertus abbas 8. Willibrordi pr et
i&. nre congr. qui religionem et monasterium ibidem
reparauit.
a Beneagenifl tfc^. ii?5 XVIII kl AVG O Sigifridus comes qui dedit isti ecclesie Morsche oongr. pj 7 fi. ,. .. . ^. ., . , ,.. «
^ Hartwlniu pF 7 sM» 0. congr.
O Folcnumu »bbaa nR oongr. f(» 7 mdB. 7 Gl- idlbertns fST 7 ft ^. v.
e AmIo pt 7 ^ks.
cum appendiciis suis. 7 Gisibertus comes dedit Sue- pesinge. 7 Lezenihe. XVI kl O Amolfus impr. qui dedit isti ecolesie Riuinacba
cum appendiciis suis. XV kl ^ Tietfridus pr 7 Ä. nre congr. O Hildradus adao- catus 8. Maximini. 7 Zondebolt rex pie memorie. Xni kl O Bemardas pr 7 iSi, uro congr. XI kl O Rüpertus abt5. s. Eucharii pr 7 iä. nre oongr.
7 Theodericas pr il. congr. X kl Autumnus oritur.
116
Keerologiom von St. Maximin.
Villi kl O Engilbertus laicus de Bes&nzia
Ri
moa.
O Sandradus alTb. nreqü oongr. yil kl O Tetmaras d 7 & nfe congr. VI kl O Sigeliardus atFb. nreqae congr. &. V kl O Hildemannas pr 7 &. nfe congr. III kl O Meginherus pr 7 & nre congr. 7 Hadeauich laica de Remiche. Wiricus clericus nineas 7 terrae dedit. II kl O Gerardus nfe congr. d 7 A.
SEP
EgUbertna Trerlroniin
plns arohiSpfl. 7 Heri-
mumQB pF 7 abbM b.
Mwio «d Utas.
IUI NON III NON
vni ID vn ID
VI ID V ID
iniiD
EnerwiniiB do Bettlngo XI ID
laiOQB intcrfectns ad- noeatUB sancti Maxi- IDVS
mini, qnl sno tcmporo
boiraa defcnnor fuit XVII I kl Oct. Imic eoclcsiv. .
XV kl
xm kl
XI u
villi kl
VIII kl
VII kl
VI kl
V kl
VIII kl
III kl
H kl
Wariniis archie|(>5 GoloDiciuiis
Lothaiiua ixnp. 7 Lnit-
gardi« laica pi^ mc-
moiif
O RegimbertuB cusiiB n. c.
O Rudolfas diaö. 7 A. n. c.
O Tietpertus &.
Erfo. 7 Hubertus möo. n. c.
O Richerus laicus qui dedit . . .
Obitus Gobabardi.
O Helisens pr 7 &. 87!t Liutwini.
Tancradus pr 7 ä. ii. c.
O Ricbardus pr 7 lä. 7 Franco
cusus n. o.
O Eueruuinus adnocatus sct Maximini et laicus.
O Regimundus pr 7 äi. n. c.
O Gunterus at1>. n. c. &.
Obit(us) Liutardi. O Widego subd. 7 111. n. ö.
i O £rib(er)tus in,
O Ascolfus pr 7 &. n. c.
O Regimbertus pie memorie prt). 7 &. nre congreg.
praepositus 7 decanus.
O Fridericus pr 7 fii. n. c.
Concoptio sei Jobis Bapt.
O Gisilbertus pr 7 &. 7 Amalbertns subd. 7 i!i. n. c.
O GundolfuB puer n. ö.
O Gristianus pr 7 m.
O Bemardus pr 7 &. 7 HAzechinus puer n. ö.
DiesAegypt. O Magnus conuersus ü. c.
Obit(us) Berengarii.
OCT
Kl O Lickcrnus conuersus n. c. V NON Dies Aegypti. O Dagobertua cusus n. c.
III NON |
NON |
711 ID |
VI ID |
V ID |
Neorologium von St. Maximin. 117
IUI NON O Bertricus pr 7 &. n. c.
III NON -0 HeinriouB scdä Romanorum impr. aug. qui mona-
sterium sce Marie apud Spiram fccit in quo sepcliri
86 iussit.
O Adolhaidus pr 7 i&. n. c.
Q Willems pr 7 atJb. n. c. qui post Ogonem epm (?)
mouasterium 7 clauetrum perfecit et tabulam auream
ante altare parauit.
Woluerad pr 7 &. 7 Betto inclusus n. c.
O Ramnaldus conuersus.
Recordatio fratrum. O Bruno arcbiep.
Coloniensis. Tide puer n. 0. III ID Dedicatio eoclesie s. Maximiui. O Emicho
puer n. c. II ID O Hupertus n. c. diac. 7 ifi. O Heinricus dux Ba-
wariorum aduocatus sZTi Maximini, qui dedit huic
ecclesie uillam Schittringa cum omnibus appendiciis
suis. 7 ecclesi^m Viclinchirida cum omnibus deoi-
macio ....
O Sigifridus pr 7 iS n. c. 7 Bruno diäc 7 pp sCt p.
O Gozilo comes qui multa bona s. Maximino dedit.
O Obit(us) Udonis. Dies Egypti. O Ogo abb. n. c. diac. 7 m. 7 Gisilbertus diac. 7 lä n congr.
Obitus Rotgarii. O Cristianus subd. 7 &. ü. ö.
O Witerus pr n. c.
O Regimbaldus lä n ö.
O Folcmarus distc. 7 & n c.
SABB. VITE NOV. O Opertus diac. 7 ni. n. c.
O Gerbertus presto. 7 i&. n. ü.
O Vdilliertus acol(ythu8) n. c.
Obitus Vualdonis Abbatis prt 7 monachi ad quem
scQs Lupus eps de Tr. uitam sei Maximini scripsit. II kl O Hartmannus diac 7 i& 7 Rüthardus conuersus n
congr.
IDVS |
XV KL |
XIIII kl |
XIII kl |
XII kl |
Villi kl |
VIII kl |
VI kl |
IUI kl |
III kl |
NOV.
EL O Reginerus prb 7 & ii c 7 abbas süt Martini ad
litus. 7 Zirboldus pr 7 & n. c. NON O Horibertus diac. et mön. et Etcelinus subdiac. n. c. iSi Pad(er)brannen3is opi. 7 Erembertus conuersus n. o. VIII ID O Rücbt eps. n c. O Irunbertus ex laioo conuer- sus n ö. AdAio pr 7 i& SIS VII ID O Op(er)tu8 acolitns n c.
J_-
118
Neorologiam von St.
in.
O Vdo Troulrorum arohiol).
«; Vdft anoilU xpl
B Adalboro Meteiuds iertiuM oia.
XVI kl. <lGr. ftadltnin
tat tonitruiun ot ful-
tfur» viflft Htint
HciurioiiR ■acerdon 7 in. n. C. «bbaM u. Blar- cclUuI ot Totri in 8e- llgeiutat. roqnieBcat in paoo. Muon,
VI ID |
VID |
IUI ID |
UIID |
II ID |
ID |
XVIII kl. |
XVII kL |
XVI kl. |
XV kl. |
XIIII kl. |
VIDI kl. |
VIII kl. |
VI kl. |
VkL |
IUI kl. |
III kl. |
II kl. |
O Oneratus pr 7 iSi n ö. O Emelricas p7 f ift n c. O Endo pr 7 & n 0 O Giflilboldus pr 7 ift n ö
O Hildiberins & n ö
DEC O Rihowinos i& n c.
O RafriduB pr 7 ift n c.
O Azzo ib 7 pr do Malmundario.
O Walterus abb. de Gladebach. (13. Jahrb.)
O Lutgardas pr 7 & n ü. (12. Jh.) Walierus sac. 7 &.
8. Marie in lacu. {13. Jh.)
O Wichmut l, O Adalrodus pr 7 i& u c.
0 Rfizo abb. ii. c. ift.
0 Rnpertus abb. n. c. &. 7 Raudoldos ift. ü. c.
Hiemps oritnr.
O Willems diac. 7 ift. n. c.
O AdalbertuB pr. 7 A. n. o. ' O Buuo pF. 7 &. n. ö. 7 WilhelmuB diac. 7 ift. n. c-
O Rihcnninns pr. 7 &. S. ö.
O AnsclmuB pucr n. c.
DEC.
IUI II
VII ID
VI ID |
V ID |
IUI ID |
III ID |
II ID ID^ |
XVIIII KI |
XVIII kl |
XVII kl |
XVI kl |
O Walahc pr 7 ift. n. ö. NON O Emicbo pr 7 ift. iL c. 7 Folko diau. 7 &. ü. c. NON O Anno Coloniensis archiep. 7 Udo pr 7 &. n. c. NON S. Nicecii äpi toiius sanctitaiis uiri. {13, Jh.) Q Lu-
dewicus pr 7 & ü. c.
O Otto secundus Romanomm imperator 7 aug. qui
cum Sarraconis pugnauit. O Lutpoldus archiepc.
Magontiensis. O Henricus i.
O Wemerus pr 7 ift n c.
Eckebertns Trevirorum archiepc.
O GorBonus pr 7 & 7 Engilricus diac. 7 A. n. c.
O Ritthardus pr 7 iSi n. c.
Dies Aegypti. O Adalhardus cüersus. IDVS O llcinricus iunior abbas II prb 7 H\ n c •
7 Alb(e)rico8 at ii o &. KL lAN O Wemerua pr 7 iä n c.
O IleinricuB ift et prbr n c. O Folcinarus abbas pr
7 ift u c. q O Moginfridus 7 Quirellus pri 7 & n. c. Obiit HeurarduB. O Ratwinus pr 7 & n. ö.
Neorc^ogium von St. Maximin. 119
XIIII kl Dies Aegypti. O Thietwinas pr 7 mon. n. ö. 7 Reginoldus 7 Gk)debertu8 pri 7 i& n. ö. O Agnes imperatriz. O Rupertus pr 7 d^ n. o. O Martinus pr 7 ift n. c. Q Boddo pr 7 & n o. O Cänradus rex. 7 Richardus pr 7 & n. c.
O Megingaudas Treuirorum archieps. 7
Meginzo pF 7 &. 7 Benno diac. 7 & n. c. O £ilberta8 pr 7 & n. c.
O Botboldus conuerios n. c. 7 Franko saoerdos n. c. O O Ada anoilla xpi.
O Wamerus 7 Gozbertus pft 7 & u. c.
7 Gancelinus puer ü. c. O, Thietwinus & u. ö. O Oiramos pr 7 &. 7 Eueruiniis diac. 7 i& n. c.
XUIkl |
XII kl |
XI kl |
X kl |
VIIU kl |
VIII kl |
VII kl |
VI kl |
V kl |
III kl |
II kl |
Strassburg.
Prof. Dr. F. X, Kraus.
11. Ueber Intaglien des Mittelalters und der Renaissance.
ffierzu Tafel IV— VH
Id den letzten Jahrzehnten hat sowohl die kunsthistorische For- schung als auch die moderne Kunstindustrie den Kunstgewerben des Mittelalters und der Renaissance ihr Interesse in erhöhtem Masse zu- gewendet So manche treffliche Monographien über einzelne Zweige des KunsthandwerkeSy wie auch die Errichtung von Gewerbe-Museen Ic^n Zeugniss davon ab. Gleichwohl ist aber in diesen Gebieten noch V^ielcs zu erforschen und klar zu stellen. Dürftig sind z. B. zumal auch die Nachrichten über die meisten Arten kunstgewerblicher Fabri- kation in Köln und dem Rheinlande überhaupt. Was wissen wir heute von der Herstellung jener kostbaren Gläser und Schmelzarbeiten, der ornamentirten Kacheln und Fliese, der Kunstgewebe und Sticke- reien, der gepressten Thonfiguren und der verschiedensten Arten von Hetallarbeiten, welche Köln im Mittelalter und in der Zeit der Re- naissance in hoher Vollendung und grösster Menge fabricirt hat? Weder über die Genossenschaften, welche alle diese trefflichen Arbeiten hergestellt haben, noch über die Fabrikate selbst ist bis heute mit Ausnahme einiges Wenigen irgend etwas Erschöpfendes publicirt worden. Und beklagenswert h ist auch die Thatsache, dass, wenn wir uns über die bessern Fabrikate heimischen Kunstfleisses unterrichten wollen, wir diese weit mehr in auswärtigen Kunstsammlungen, als in denen des eigenen Landes zu suchen haben.
Von erheblicher Bedeutung für eine allseitige und erschöpfende Klarstellung der verschiedensten Kunstgewerbe ist aber auch ganz besonders die Eruirung und l>enut2ung der urkundlichen Nachrichten. Kunstobjokt und Künstler dürfen nicht von einander getrennt werden. Er^t die genaue Kenntiüss der Geschichte und Sututen der einzelnen Kunstgilden l^t uns ihiv Fabrikate richtig beurtheüen und von än- derten g\'nau uiterscheiden. Zudem hat die kunstgesschichtliche For-
IIS Ueber IntagUen des MiUelaltera und der RenaUsuioo.
prMsti theib in Stein geschnitten. Häufiger finden sich die in ge- branntem Thone hergestellten. Mehrere derselben sind in der AnlgasM bei 8i^[burg, einer ehemaligen Töpfiemiederlassung, an^efonden wor^ den. Eine solche von sehr schöner Arbeit ist viereckig, 6'' hoch and Inreit und von gelblicher gebrannter Thonmasse. Sie ist vermittels eines Modelles ausgeprägt (Taf. VI, No. 10). Auf geblümter Basenbank sitsen ein Jfingling und eine Jungfrau ; zwischen beiden steht ein Ambos. Er, der Jünglingy ist, wie die Thiersymbole, der Hase, Hund und die Taabe zu seinen Füssen andeuten, ein furchtsamer, treuherziger, einfältiger Mensch, sie, nach der am unteren Saume ihres Kleides kriechendea Schlange zu urtheilen, eine verschmitzte Person. Ueber den Kdpfen beider winden sich Spruchbänder in gothischer Minuskelschrift Indess sie mit einer Zange sein Herz auf den Ambos legt und sich anschickt, mit einem Hammer darauf zu schlagen, hebt er die Hände flehentlich empor und spricht:
itn ir ntgr M an mrimt |eri^en • Sie antwortet:
imt man Tol^t fmerijc*
Eine andere, an gleichem Orte gefundene und derselben Zeit, etwa der Mitte des 15. Jahrhunderts, angehörige Form von 6" Höhe und 4" Breite zeigt einen Pelikan, der seine Brust öffnet, um die Jun- gen zu fttttem. Der Hintergrand ist mit Epheu omamentirt. Durch das Ganze schlingt sich ein Spruchband mit der Legende in gothi- schen Minuskeln: nrnor* (orl^* nos* xth* (cruor cordis nos rc- demit) (Taf. IV, No. 5).
Eine weitere, gleichfalls in der Aulgasse aufgefundene runde Thon- form von 3" Durchmesser enthält die Kreuztragung Christi. Das Bild des Heilandes, wie auch das der beiden anderen Personen ist trotz der Kleinheit von schönster Zeichnung und trefflicher Modellirung. Die Form gehört dem Ende des 15. Jahrhunderts an (Taf. VH, No. 17).
Die drei besprochenen Formen befinden sich in meiner Sammlung.
Es fragt sich nun: wozu haben diese Formen gedient? Der Ort der Auffindung der drei letztbeschriebenen spricht dafür, dass sie zur Ausschmückung von Töpferarbeiten verwendet worden sind; denn es lässt sich wohl kaum annehmen, dass die Siegburger ZunftgedOssen der Töpfergilde sich mit Anfertigung von Formen für firemde Kunst-
124 üeber Intaglien des Mittelalters und der Beoaissanoe.
sollen bestimmte Eruggeächenke, von denen die üitanden reden, mit Bildern verziert waren, zu deren Ausprägung die vorher besprochenen und ähnliche Formen gedient haben. Dass heute derartige ErOge nicht mehr bekannt sind, beweist allein Nichts. Jedenfalls sind sie nur in geringer Zahl hergestellt worden, und diese wenigen m((gen wohl im Laufe der Zeit zu Gründe gegangen sein. Finden sich ja auch auf den Bildern altdeutscher Meister vielfach bis in's Detail ge- naue Darstellungen von Gefässen mit aufgemaltem Schmucke, von denen heute so gut wie Nichts mehr erhalten ist^ obgleich es nicht bezweifelt werden kann, dass derartige Gefässe nicht blos in der Phan- tasie des Künstlers, sondern auch in Wirklichkeit vorhanden waren. Es finden sich allerdings noch einige Exemplare von Steingut-KrQgen mit reichem Schmucke in gothischer Stylisirong, allein sie kommen fär unsere Untersuchung nicht in Betracht, da die Zeit ihrer Herstellung zweifelhaft ist, und auch die Art ihrer Verzierung mit den oben er- wähnten Formenbildem Nichts gemein hat. Von Krügen mit einer Gattung von Bildern, wie sie diese Formen zeigen, ist heute, soweit meine Forschung reicht, Nichts mehr vorhanden.
Wenngleich es nun auch wahrscheinlich « ist, dass jene drei For- men zur Herstellung von Krugverzierungen gedient haben, so lässt sich dies jedoch nicht von vielen anderen in Form, Darstellung und künstlerischer Ausführung ähnlichen Formen derselben Zeit annehmen. Manche derselben dienten zur Ausprägung von Reliefbildem in Wachs, Thon, Papiermasse und Marzipanteig. Man verzierte mit ihnen Schach- teln, Kästchen, kleine Flügelaltäre und Backwerk. Solche mit Relief- bildern von grosser Schärfe und Schönheit in Papiermasse verzierte Schachteln und Kästchen aus dem 15. und 16. Jahrhundert kommen in einigen Kunstsammlungen vor ^). Im Utrechter Diöcesan - Museum wird ein kleines, mit Emailfarben belegtes Reliefbild von gebranntem Thon aufbewahrt, welches mit einer der hier besprochenen Formen ausgeprägt ist. Kleine Altärchen mit bemalten Reliefbildern aus Thon- masse findet man häufiger. Sie sind gleichfalls mit derartigen For- men hergestellt. Auch sind mir Bruchstücke von Wachsbildern zu Gesicht gekommen, zu deren Anfertigung ähnliche Intaglio's können
1) Hr. Domyicar Schnütgen in Köln besitzt eine der ersten Hälfte dei 16. Jahrhnnderts angehörige Papierschachtcl, deren Deckel eine figurative Dar- stellung in Belief zeigt. Dieselbe ist wahrscheinlich yermittels einer Thonform in Papiermasse ausgeprägt.
üeber Iniaglien des Mittelalters und der Renaissanoe. 125
gedient haben. Unzweifelhaft wurden aber auch manche solcher For- men zur Verzierung von hartem Backwerke benutzt. Welcher Luxus 1>ezQglich der Ausschmückung von Essenswaaren im späten Mittelalter flblich war, beweisen uns so manche in alten Urkunden beruhende De- tailbeschreibungen von Gastmählern, wie auch einzelne noch vorhan- dene Waffeleisen aus jener Zeit Es sind bisweilen Ornamente von grösster Schönheit und künstlerischer Vollendung, welche mit Aufwand ▼on Zeit mid Mühe in eiserne Platten, die den besagten Zweck hatten, eingeschnitten wurden. Es ist jedenfalls eine Art von Marzipangebäck gewesen, welches man mit Bildern von so scharfer Detailausführung, wie diese Formen sie zeigen, verzierte.
Manche dieser Gattung von Formen aus dem 15. und dem An- fange des 16. Jahrhunderts sind in künstlerischer Beziehung wie auch rQcksichtlich ihres Inhaltes von hohem Interesse. Sie enthalten nicht blos religiöse Darstellungen, sondern auch mancherlei satyrische und komische Bilder aus dem Leben des Volkes.
Eine meiner Sammlung angehörige runde Form von gelblicher, hartgebrannter Thonmasse und 7" Durchmesser zeigt in einem Vier- passe ein mit einem Schleier theilweise bedecktes, üppiges Weib. Neben ihm rechts steht auf einem Hügel ein Schloss, zur Linken erhebt sich ans einem Grabe em die Hände mahnend gegen das Weib ausstrecken- des Todtengerippe. Zu Füssen des Weibes sitzt ein Hündchen, den Kopf mit offenem Munde dem Gerippe zugewendet. Bings um die Bogen des Vierpasses schlingen sich in zierlichen Windungen zwei Sprachbänder mit gothischer Minuskelschrift. Das gegenüber dem Kopfe des Weibes beginnende Sprüchlein lautet:
U^ bin frifi^ mb ni0l ^tt^m
Ott) Itbt lün$t fnv^tt wvx^). Die Antwort enthält die am Kopfe des Gerippes beginnende Bandrolle. Sie heisst:
m^ btt orm^r r^ nm txitn
nüB Ui Utt hüB mnfin mtthtn (Taf. IV, No. 6).
Das Weib mit dem Todtengerippe ist eine auf Thonformen jener Zeit mehrfach in verschiedenen Variationen vorkommende Darstellung. Eine andere Form, von der mir ein Abdruck vorliegt, zeigt dieselben Figu- ren in ähnlicher, aber grösserer Ciomposition. Dort spricht das Weib:
Ün gcnitüif geholt ttittdit tttU^ ixamt mi alt.
1) Wfthn, Beunruhigung.
IM Uaber Intaglien des Miiteklten nnd der Beailnwnep*
Das Gerippe antwortet:
hu fiß arm ulfr rh^
f0 mtxhtftii mir sli^. Eine ähnliche Darstellung zeigt eine im Mainzer Moseom befindliehe Thonform. Sie enthält ausser den besprochenen Figuren noch das Bild eines jungen Mannes in der Stutzertracht seiner Zeit Er sdüiesst das Gespräch zwischen Weib und Gerippe also:
hnht bmt ^tit snnai^
wk mnütn lebfit mmu^en ins.
Eäne demselben Museum angehörige Form zeigt in sitzender de- stalt einen Mönch, eine Jungfrau und ein Hündchen. Gemäss den In- Schriften der Spruchbänder klagt die Jungfrau Aber Untreue, die ihr so weh gethan; der Hund tröstet sie damit, dass er ihr treu sdn wolle als Ersatz, der Mönch verweist sie auf Gott, auf den allein man vertrauen mttsse (Taf. VH, No. 15). Eine andere in meiner Sammlong befindliche runde Thonform von nur 5" Durchmesser zeigt einen Sikng^ ling und eine Jungfrau beim Brettspiele. Die sehr klein ausgefohrte Legende der Spruchbänder ist wegen der eng aneinander hängenden Minuskelschrift schwer leserlich ^) (Taf. IV, No. 2). Eme vielleicht noch dem 14. Jahrhunderte angehörige runde Thonform von vorsfigUcher Schönheit besitzt der bekannte Eunstsammler Hugo Garthe in Eöku Sie hat 1" Durchmesser. Frau Venus schreitet stolz, mit einem leichten Schleier theilweise bedeckt, einen Apfel ') in der ausgestreckten Hand haltend, über blumigen Grund. Die Männerwelt in Narrenkappe und Schellenbesatz rings um sie her in knieender und flehender Stellung. Im Hintergrunde ist eine gezinnte Mauer, von der zwei Alte verdriesB- lieh herabsehen. Neben ihnen schlägt ein Mann mit einer Hand die Trommel •) (Tat IV, No. 1).
In der Sammlung des Herrn Domvicar Schnütgen in Eötai be- findet sich eme runde Thonform verwandten Inhaltes. Sie zeigt zwei
1) Der Jüngling spricht: „ach wi bat . bin ich Ton ewer firawen belati.^ Sie antwortet: „din wol ge . . . hat dich "
2) Ueber den Apfel als Symbol der Liebe und Ehe und auch der aiaii- liehen Lust im Alterthume und im Mittelalter vgl. MüUer und Mothes, Archio- logisohes Wörterbuch der Kunst des germanischen Alterthums, des Mittelaltert und der Renaissance S. 67.
8) Herr Garthe behauptet, diese Form sei in Siegburg aufgefunden wor- den. Die rüthliche Thonmasse, aus welcher dieselbe hergestellt ist, kömmt in Siegburg nicht vor. Das macht mir die Angabe xweifelhafl.
196 Uebcor Intogiien dee BfitielailterB und der Bfloainuioe.
welche diese Formen zeigen, lassen auf einen bedeatenden Meister scbliessen. Das Aachener Münster besitzt eine Anzahl von Silberplatten mit den getriebenen Bildern der Apostel. Diese sind den genannten Formenbildem bezüglich der Stylisirang und Behandlung so ^Hnlirb, dass höchst wahrscheinlich derselbe Meister sie angefertigt hat Es waren gewöhnlich Goldschmiede, welche Metallgravuren und Aehnliches im Mittelalter anfertigten. Dass ein Goldschmied die be^rochenen Farmen hergestellt hat, dafür dürfte auch der Umstand sprechen, dass der Stern, welcher dazu benutzt wurde, derselbe ist, den die Gold- schmiede zum Probiren der Metalle gebrauchen. Es lag dem Anfertige somit die Benutzung dieser Steinart nahe.
Eine in Stein geschnittene Form von ähnlicher feinet Arbeit der- selben Zrit wurde beim Neubau eines Hauses in Köln aui|;efnnden. Sie ist 10 *" hoch und 6 " breit Zwischen vier einen Teppich halten- den Engeln das nackte Christkind. Oben und unten Spruchbander mit •glirit il tfCfl^ it$ etc."" in gothischer Minuskelschrift (T. ¥L No. 9). • Alle diese der gothischen Kunstperiode angehorigen Intaglien zachnen sich aus durch schöne correcte Cömpoätion und sorgfaltige Ausführung. Es scheint foist unglaublich, dass man derartige kunst- rnche und immerhin kostspielige Formen, zumal die in harten Stein geschnittenen, zur Verzierung von Backwerk sollte verwendet haben. Allein es muss dabei auch in Betracht gezogen werden, dass diese Formen sehr dauerhaft und, wenn einmal vorhanden, vide Jahre konnten gebraucht werden, ohne abzunutzen. Herr Ganonicus Bock theilt mir mit^ dass in Aachen ehemals die Sitte bestanden habe, sich zu Weihnaditen sogenannte «Kirstkuchen* zu schenken. Man habe dieselben sehr geschmackvoll verziert Ob am Rhein überhaupt dieser Brandt allgemein war, l&ssl sich nicht «weisen. In dem reichen Ma- tefial für Cultuigeschichte, welches das grosse Siegbmyr Kirrhenarchiv bewahrt habe ich Nichts darauf Bezügliches gefundoL Wohl bestand in Siegbui^ die Sitte, dem Abte auf Kosten der städtische Kasse zu Ken jähr zwei sogenannte Schedenkuchen zu varehrcD, die in der Regel von K(^ln bezogen wurden und immer einige Mark kosteten. Sie m$geii wohl mit solcliem Bildwerke verziert gewesen sein.
In süddeutsiclien Kunstsammlunfien. so l R im germanisdien Mtts^nm zu Nftrabex^r, wenlon noch Thonformen aufbewahrt die zur Aus^e6:sun$ wm Mixlailkü stheinon gedient lu haben. Sie zagen Por- trmits mit und ohne rmschrift und sind von sokher Schirfe, daas Abgösse in SchwvfM den in Metall gepragtn Medaillen gleidi kxmtr
130 üeber InttgUen de« MiUelalten und der Beaaitsance.
nöthige Härte; sie nutzen sehr schnell ab und geben auch bdm er- sten Abdrücke niemals ein so scharfes Bild wie die besprochenen Thonformen. Darin liegt aber auch der Grund, wesshalb die moderne Industrie trotz aller Bemühung bis heute noch nicht im Stande war, auf ihren Thonfabrikaten so feine, haarscharfe Ornamente herzustellen, wie die Töpfer der alten Zeit dies vei'standen haben. Man gibt sich heute alle Mühe, die prächtigen Steingutfabrikate der alten Zeit genaa zu imitiren, und Merkelbach in Orenzhausen liefert Krüge, gleieh schön in Form und Schmuck, allein es fehlt ihnen eben die Schärfe und Glätte der Detailverzierungen, weil man zu deren Herstellung nur Gipsformen zu verwenden versteht.
Die Siegburger Töpfer benutzten zur Ausprägung ihrer herr- lichen Krugverzierungen nur Formen aus leicht gebranntem Tbon. Ich besitze dieser Formen eine grössere Zahl von verschiedener Ge- stalt und Grösse. Sowohl die reichen scenischen Darstellungen und complicirten Wappenbilder, wie auch die kleineren inhaltlich unbe- deutenden Reliefomamente ^) wurden mit solchen Formen aasgeprägt. Nur Formen aus Thon sind bisher in Siegburg aufgefunden worden. Und welche herrlichen, haarscharfen Bilder jene Töpfer mit diesen Formen auszuprägen verstanden, davon legen die vielen noch vorhan* denen weissfarbigen Krüge Zeugniss ab, von denen einzelne schöne Exemplare mit mehreren hundert Thalem bezahlt werden. Die in Siegburg benutzten Thonformen sind vermittels Modellen hergestellt. Man fertigte also erst eine scharfe Modellplatte an. Auch diese Mo- dellplatte bestand aus gebranntem Thone. Ich besitze deren mehrere. Sie wurden je nach der Art des Bildes entweder mit freier Hand mo- dellirt oder mittels einer Matrize von Buchsbaum ausgeprägt und dann sorgfaltig nachgearbeitet. Grössere Bilder mit breiten Formen modellirte man in Thon, so z. B. Maskaron's (Taf. VI, No. 1 1) *), feinere dagegen mit sehr scharfen Details schnitt man in Buchsbaum. Ver- mittels der Modellplatte wurde dann eine grössere Zahl von Formen hergestellt. Die Jahrzahl fügte man der Modellplatte nicht bei, sie
1) Id meiner Sammlung befindet sich eine Form mit einem sehr ein- fachen kleinen sternförmigen Ornament. Sie hat eine Handhabe glcichfaUs von Thon. Dieses Ornament würde sich bequemer in Holz haben herstellen lassen.
2) Das anter Nr. 11 der Abbildungen gegebene Maskaron ist in Thon vermittels eines Instrumentes nicht ganz fertig modellirt. Das Original wurde in der Aulgasse aufgefunden.
Ueb«r iDtagiien des Mittelalteni nnd der Renaissanoe. 131
wurde, wo sie in Bildern sieb findet, erst in die fertige Form einge- druckt. Die Siegbarger Töpfer pflegten gewisseubaft allzeit die Zahl des laufenden Jabres und nicbt die eines früberen ibren Fabrikaten beizufügen. Einzelne Sprücbe kommen ausscrbalb der Bilder auf Sieg- burger Steingut äusserst selten vor. leb kenne nur e i n Gefäss, welcbes einen frei stebenden Sprucb obne zugehöriges Ornament enthält. Er steht auf einem sparrenförmigen Bande über der Bauebwand und lautet : VCH GOTT WIE GERN ICH WISSEN WOLT • VUR WEME ICH MICH HÜTEN SOLLT. Diese Legende ist mit einer einzigen Form, nicht vermittels einer Reihe von einzelne Buchstaben enthaltenden Formen, ausgeprägt. Ueberhaupt fügten die Siegburger Töpfer im Unterschiede von denen anderer Zunftstätten die Inschriften den For- men bei. Sie prägten die Worte nicht, wie dies z. B. in Frechen ge- scbahf mit einzelnen Typen aus. Die Frechener Töpfer hatten für jeden Buchstaben eine besondere Form. Sie verwendeten aber auch hättfigcnr einzelne Sprüche zur Verzierung ihrer Waare. Bekannt sind die braunen Krüge mit Maskaron am Halse, und abwechselnd Köpfe in Medaillon und Eicbenblätter auf der Bauebwand. Rings um den Bauch des Kruges läuft ein Spruch. Häufig kommen vor: DRINKT VND EST, GOTS NTT VERGEST. GOT THÜ DICH ERBARMEN, OVER MICH ARMEN. Eben dem Umstände, dass jeder Buchstabe der L^ende mit besonderer Form aufgedrückt wurde, ist auch die Thatsache zuzuschreiben, dass die Sprüche oftmals so unortbographisch und bisweilen ganz unverständlich sind. Die des Lesens in der Regel nidit kundigai Werkleute hatten zwar die' aufzudrückende Legende vor sich ; weil dieselbe jedoch für sie ohne Sinn war, nahmen sie es in der Eile des Geschäftes mit der Auswahl der richtigen Buchstaben nicht immer genau und setzten so öfters ganz sinnloses Zeug zusam- men. So konnte es denn wohl kommen, dass ein Pfarrer Lambrecht za Dentekom in einer der Societät für Wissenschaften zu Harlem 1792 vorgetegten Denkschrift mit Abbildung den Sprucb auf einer Frechener Kanne als altgalliseh bezeichnete und übersetzte : „ Juckde- lNck(Name) hat das juk(Jocb) untergangen*' i), und dass die Inschrift auf einem ähnlichen Frechener Krug in den M^moires de l'Acad. Cel- tiqoe T. n p. 306 PL VI für baskisch erklärt und übersetzt wurde : .Die Vase ist viel zu klein für die ausländischen Hermen.'' Unter
1) Jahrbücher des Vereins von Alierthumsfreanden im Rheinlande, XIX, 149. 160.
182 üeber Intaglien des Mittelalten and der Renaissanoe.
den rheinischen Töpfergilden war die Frechener diejenige, welche am frühesten ihre Fabrikate mit kunstschSnen Reliefomamenten schmQckte. Jone bauchigen braunen .und grauen KrQge mit Maskaron und rings um die Bauchwand laufendem Geranke von Eichen- oder sonstigem liaubwerk sind, wie Funde von brüchiger Waare beweisen, in Frechen angefertigt worden. Vor einigen Jahren wurde in Frechen ein noch halb mit Waaren gefüllter verschütteter Ofen ausg^raben *). Er ent- hielt Krüge der eben beschriebenen Art, einzelne mit Maskarons, de« ren Bart in zierlichen Windungen die ganze vordere Bauchwand be- deckte, andere mit Laubwerk. Unter ihnen befand sich ein kleinerer Krug, dessen Geranke den Stammbaum Abrahams darstellte. Die Zweige trugen statt der Früchte Köpfe. Der Fund gehört der gothi- schon Kunstperiode an. Was die Herstellung dieses Blattwerkes be- trifft, so wurden die Ranken besonders angeklebt, die Blätter, FrOchte und Köpfe prilgte man mit Formen aus.
In den noch vorhandenen Statuten der Siegborger T^erinnoiig sind die l^se der verschiedenen Arten von Waaren genau bestimmt. Selbst in Berücksichtigung des hohen Creldwerthes jener Zeit erschei- non diese Preise auffallend gering. Es ist das am so merkwfirdiger, wdl die Siegburger Töpfer dne so überaus reiche Auswahl von Bil- dern tur Aussciimückung ihrer Fabrikate verwendeten. Die von än- derten /unftstatten hergestellten braunen und blauen Kruge weisen nur einen kleinen Kreis von bikllicher Veraerung auf. Die verschie- denen Varietäten dei^lben ei^(^pfen sich in Form und Schmuck gar KUd« von der grössten Mannigfaltigkeit und Verschiedenheit sind da- $e^n die Vertieniugen« welche auf dem in Siegbarg fiabritirten weiss- f;irbi,ceii Steingute vorkommen. Die in dm dortigen Scherbenlagem beniheiiden bUdliehen Damellungen auf Krogfragmoiten des 16. . Jahrhunderte t^ihlen nach Tausi^nden. Es ist dies am so aoflUle&der, da d)e Uev^ellunc der n<5thigen Form« jedesfiaUs mit erlieUidie& K^^^n vtrbunden w;9ir. In den Rechnungen der Stadt SiegiMiig finden sich (WVH NetisxHi« wekhe übmr den Pieis der lor Aosschnftckang ^<on Krit$en benutzen Fanaen eia^ Aoskonft gehnt la der Bechnnag vxM\ UV^T )kr^ man: altern n«ii D Wilhelm la S^eir 6 l\^t viul Kalbe«! reater, mit j^aem Wappen mackea bsaea, ^kxv^t svKa KVMvk. Itim n>m Wappen ta siectai S^^S^ben eia halber
Ueber Iniaglien des MiitelalierB and der Renaissanoe. 1S5
die Töpfergilde dem Untergänge nahe gekommen, und Handel und Industrie auf Jahrzehnte hin gänzlich ruinirt waren, hörte die Fabri- kation kostbaren Steingutes in Siegburg auf. Von da an wurden* keine Formen mit neuen Bildern mehr angefertigt; man nützte die vorhan- denen alten aus oder fertigte mittels scharfer Krugbilder neue an, die aber natürlich an Schärfe den Original-Arbeiten lange nicht gleich kommen. Die alten Jahrzahlen liess man auf den mit Ornamenten auf KrQgen hergestellten Formen stehen ; * gleichwohl verrathcn die damit verzierten Arbeiten ihren späteren Ursprung deutlich. Die späteste Jahrzahl auf Siegburger weissfarbigem Steingute ist 1631.
Entsprechend der Aus- oder Einbiegung der Gefässstelle, für welche das Bild bestimmt ist, ist auch die Form convex oder concav gestaltet Bei der Ausschmückung der Krüge wurde auf einer mehr oder wmiigcr dicken, der Grösse des Bildes entsprechenden Thon- schiehte das Formen-Ornament ausgeprägt, und dann diese geschmückte Ttaonplatte auf den fertigen, an der Luft gehärteten und an,der zu oma- mentirenden Stelle mit Wasser angefeuchteten Krug aufgelebt. Es gehörte keine kleine Geschicklichkeit dazu, die in den Formen ausge- prägten Bilder sauber und fest auf dem Gefässe zu placiren. Die heu- tige Fabrikation sucht diese beschwerliche und zeitraubende Manipu- lation zu vermeiden. Man bringt das ganze Gefäss mit sämmtlichen Ornamenten in eine Form von Gips und presst dann in ihr die ein- zelnen Exemplare auf der Drehscheibe fertig aus ^). Der Töpfer Hanke in Höhr, welcher sich mit Imitation der alten Steingut-Gcfässe be- scbäftigty hat die Herstellangsweise der Alten beibehalten. Er lässt für jedes Ornament besondere Gipsformen anfertigen und mit diesen in der oben beschriebenen Art seine Krüge schmücken. Der Vergleich dieser mit den älteren Fabrikaten beweist aber genugsam, wie sehr die Geschick- lichkeit der alten Töpfer die der neueren übertraf. Die besten Imita- tionen alter Steingutgefässe liefert Merkelbach in Grenzhausen. Sie würden den älteren Arbeiten nahe kommen, wenn er statt Gips ge> brannten Thon zur Anfertigung seiner Formen verwendete. Gestalt
1) Mcjrkwürdiger Weise haben die Römer in ähnlicher Art ihre mit Ro- liefbildeni geschmückten Thonwaaren hergesteUt. Bereits wurde erwähnt, dass Herr Eduard Herstatt in Köln eine Thonform aus römischer Zeit besitzt. Sie ist aus terra sigilata angefertigt und bildet den unteren Theil einer Ma- trise^ in welcher ein ganzes Gefass mit sammtlichem Schmucke in einem Male ausgeprägt vrurde.
136 Ueber Intaglien des Mitielaliert und der Boniii— aco.
der Gefässe aud Scböcheit der Ornamente lassen wenig za wonachen übrig.
Einer von der in Siegburg benutzten durchaus yerschiedenen Art von Formen bedienten sieh die Töpfer des sogenannten Kannenbäcker- ländchens im ehemaligen Herzogthum Nassau 0. Nachweislich seit der Mitte des 16. Jahrhunderts^) beschäftigten sich eine ganze Reihe von Dörfern jenes Landes mit Anfertigung omamentirter Steingut- Waaren. Höhr und Grenzhausen bei Ehrenbreitstein waren die Hauptorte jener Fabrikation. Wie alle alten rheinischen Töpfergilden, so war auch die durch einheitliche Statuten verbundene Nassauische streng in sich abgeschlossen. Kein Fremder fand in ihr Aufnahme, und kein ZunA- mitglied durfte andere Werkstätten besuchen, um dort in Arbeit zu treten. Daher auch die einer jeden Zunft eigenthümliche Fabrikation^ Man hat in neuester Zeit sich vielfach Mühe gegeben, nachzawdsen, wie die Arbeiten vieler heute noch bestehender ländliche Fabrikar tionsorte von Thonwaaren und Schnitzwerk traditionell alte Eanstp formen als Schmuck zur Schau tragen. Ganz besonders zeigt sich dies in den Fabrikaten der Nassauischen Töpfereien. Noch heute wird dort in manchen Dörfern, wie ehemals, Steingut fabricirt, und die Ausschmückung desselben lehnt sich enge an die ehemals gebräocb- liehen Kunstformen an. Die gesetzlich zur Pflicht gemachte und streng gewahrte Exclusivitat hat aber auch bewirkt, dass während in allen anderen niederrheinischen Töpfemiederlassungen das allgemeine Schwin- den des Verständnisses für das Kunstschöne im Volke und das Ab- handen-Kommen der edlen Kunstformen im 17. Jahrhunderte semen Einfluss ausübte, und die alte Fabrikationsweise fast überall unter- ging, sich die Nassauischen Töpfereien bis tief in das 18. Jahrhundert hinein auf der ehemaligen Höhe künstlerischen Schaffens hielten und damals noch Arbeiten lieferten, die denen des 16. und Anfanges des 17. Jahrhunderts an Kunstwerth nahe stehen. Wie keine andere Töpfer- gilde verstand es die Nassauische, ihre Fabrikate mit Farben zu
1) üeber dieso und die übrigen niederrheiniscben Kunstgilden der Töpfer gedenke ich demn&chst ein grösseres Werk lu veröffentlichen.
2) Die älteste Jahnmhl, die ich bis jetit auf Ervigfragmenten ans den Scberbenlagem von Grenibausen aufgefunden habe, ist 15i88. Dass aber die K nigfabrikation in jenen Ortsohaften bereits viel früher ist betrieben worden, beweisen sahlreiohe Funde jener rohen Steingutvaare, die vor 1500 fabricirt ist Urkundliche Nachrichten über die ältere Z^U in der jene Töpfisrgilde be- reits thitig war, habe ich bisher nicht auffinden können.
138 Ueber Iniaglien des Mittelalten und der Bentissance.
von gebranntem Thone, welche in allen übrigen nieden-heiiiischen Töpfereien üblich war, scheint den Nassauischen Töpfern unbekannt geblieben zu sein. Zur Herstellung von Formen mit scenischei Dar- stellungen und reichem Schmucke benutzte man einen weichen, po- rösen, grauen Stein. Die mitui\ter sehr feinen und haarscharfen Ornamente wurden in diesen Stein eingeschnitten. Meine Sammlung besitzt mehrere derartige Steinformen mit Wappen, Portraits, Ara- besken und anderen zum Theil sehr reichhaltigen Ornamenten. Die Herstellung muss eine mühevolle und kostspielige gewesen sein; denn wie leicht konnte bei der Eingravirung ein Stückchen ausbrechen, und dann war die ganze Arbeit verdorben. Auch besass man in einer sol- chen Steinform das Ornament nur einmal. War die Form stumpf ge- worden oder sonst lädirt, so musste eine neue angefertigt werdra. Bei Thonformen war der bedeutende Vortheil, dass die einmal terge* stellte Modellplatte die leichte und kostenlose Anfertigung einer be- liebigen Anzahl neuer Formen ermöglichte. Auch standen solche Stein- formen denen aus Thon gefertigten an Schärfe der Detailornamente bedeutend nach. Auf einzelnen dieser Steinformen linden sich anf der ' Rückseite die Initialen der Stecher mit Jahrzahl beigefügt Eine solche Form mit Brustbild und der Umschrift „WILLEM • FRIESO • PRINS • VND • STATHALTER • VON • FRIESLANTH •** hat die Ini- tialen und Jahrzahl Wi 1610 auf der Seitenwandung.
Zur Herstellung mancher einzudrückender Aufschriften und Mar- ken bediente man sich in den Nassauischen Töpfereien Stempel ans Steingut. Das einfache Ornament und die Legende wurden in weichen Thon eingeschnitten und der Stempel zu Steingut gebrannt. Meine Sammlung hat solche Stempel mit der Inschrift KVRMAINZ, SEL- TERS und Anderem. Sie dienten im 17. und 18. Jahrhunderte zur Stempelung von Mineralwasser-Krügen, die ehemals, wie auch heute noch in einzelnen dieser Dörfer in grosser Menge fabricirt wurden. Wie bemerkt, war der Abdruck vertieft, nicht erhaben. Eine vielfach heute noch in Kunstsammlungen vorhandene Art von Nassauer gros- sen Krügen zeigt auf der Bauchwand Laubgeranke mit stylisirten Blättern. Die Rauken wurden eingeschnitten oder wenig erhaben auf- gepresst, die Blätter prägte man mit Formen aus. Eine zur Herstel- lung eines solchen erhabenen- Blattornamcntes dienende Form ist in meinem Besitze (Taf. VI, No. 13) ^).
1) Das Bi)d dieser Blattform wird dem Kenner eine ganze Gattung koei-
üeber Intaglien des Mittelalters and der ReBaissance. 199
Im Allgemeinen verwendeten die Nassaaischen Töpfer weniger grosse, inhaltlich bedeatende Bilder zur Ausschmückung ihrer Fabri- kate, sie verzierten dieselben häufiger mit reichem Farbenschmuck und kleinen, inhaltlich unbedeutenden, in der symmetrischen Zusam- menstellung aber effectvoll wirkenden Ornamenten. Eine grosse Gre- schicklichkeit und einen ausgebildeten Geschmack bekunden manche der nur mit eingeritzten Verzierungen geschmückten Krüge, Teller und Schüsseln. Die kleineren erhabenen, wie auch vertieften Ornamente stellte man her mit Formen aus Buchßbaum. Es sind das in der Regel einige Zoll lange Holzstäbe, die an beiden Enden ein Ornament zeigen. Ich besitze deren verschiedene. Ein solcher grösserer Holz- stempel hat zwei Ornamente, Blattjßeranke von strenger, edler Styli- sirung. Sie erinnern an die Kunstformen der romanischen Zeit (Taf. V, No. 8. TbS. vi, No. 14). Schwerlich würde Jemand die Zeit der Anfertigung zu bestimmen vermögen, wenn nicht die Platte selbst die Initialen I. W. R und die Jahreszahl 1755 trüge. Es ist nicht anzunehmen, dass man die Jahrzahl später beigefügt hätte. Es beweisen eben diese Or- namente, wie so viele andere derselben' Zeit, dass die alten Kunst- formen traditionell in den Nassauischen Töpfereien bis in's 18. Jahr- hundert fortgelebt haben. Viele derartige Holzformen tragen die Ini- tialen der Formstecher.
Wie abgeschlossen die Nassauischen Töpfer sich nun auch be- züglich der Fabrikationsweise und des Verkehrs mit anderen Gilden allen anderen Töpferinnungen gegenüber verhielten, rücksichtlich der Fabrikate zeigten sie sich den Leistungen fremder Zunftgenossen gegenüber nicht exclusiv. Sie ahmten schöne Fabrikate anderer Werk- stätten nach. So findet sich der bekannte Bauemtanz, der in den Raerener Steingutfabriken zuerst als Schmuck verwendet wurde, auch auf Nassauer Krügen mitsammt der Inschrift in bekanntem nieder- deutschem Dialekte. Er kommt z. B. vor auf sogenannten Wurstkrü- geDy die im 17. Jahrhurfderte in Nassau und soviel bekannt, nur dort fiibricirt wurden. Die Herstellung der dazu nöthigen 1^'ormen in Stein mu88 ihnen nicht wenige Schwierigkeiten bereitet haben.
Eine besondere Art von Waare, welche in Nassau in grosser Menge hergestellt wurde, waren die Dinten- und Salzfässer. Sie zeigen häufig gothisirende Ornamente von durchbrochener Arbeit, gothisches
barer blaaer Krüge als nasBauisches Fabrikat kennzeichDen, so allgemein hat man dieses Ornament zur AusschmückuDg der Daucbwand von Krügen benutzt.
142 Ueber Intaglien des Mittelaliert und der BenaitBanoe.
im Rheinlande bisher Nichts wissen. Und doch sind diese Arbeitoi hier in grosser Menge und vorzüglicher Qualität angefertigt worden. Die italienischen Thonwaaren weiss man nach Oii; und Schule geaau zu bezeichnen, und das Land ist stolz darauf, so Tr^liches in alter Zeit geleistet zu haben. Wie steht es dagegen mit der Bestimmung der ähnlichen Fabrikate unseres deutschen Vaterlandes? Einige land- läufige Namen, wie Nürnberger Fayencen und Erensener Kr&ge laufen durch die Kataloge und kunsthistorische Schriften, und bei eingehen- der Forschung überzeugt man sich, dass es zum Theil rheinische Fabrikate sind, deren Herkunft Niemand kennt, und die dann ohne Weiteres nach süddeutschen Fabrikationsorten verwiesen werden. Der Name Kreusener Knlge ist eine ähnliche Mythe, wie das jetzt at^ge- thane „flandrische Steingut* ^).
Vor einiger Zeit wurde in Lorch am Rhein eine Anzahl von beim Brennen verdorbener Kacheln und andere Ofentheile, sowie von FUesen ausgegraben, ausserdem auch einige Bruchstücke von Thonformen, die inr Anfertigung der Kacheln dienten. Ein solcher Fund ist ein un- trüglicher Beweis, dass in der Nähe der Fundstelle Fabriken denelbea Waare in Betrieb waren. Es fällt nämlich Niemanden ein, werthloae Sdierben Stunden weit zu trai^portiren, man schüttet sie bei Seite in nächster Nähe. Die in Lorch aufgefundenen Bruchstücke gdiören dem 16. Jahrhunderte an. Die auf ihnen ausgeprägten Bilder der ver-
1) Die mittdalierliofa« KerAmik liegt nberbaapt bis heate Boeli gw nlir ia Ar^peiL Es gibt kein Gebiet der arebiologiachen Fondumg, wddiee noch •o wenig klar gesteUt ist, wie jene. Es bmt das seinen Grund hanptsicUieh darin, weil bb gegen die Mitte des 15. Jahrhanderts die Steingat&brikmtion und auch die HersteUung der Gefasse für den Herdbedarf auf einer sehr tiefen Stufe der Atwicklung standen. Gi^fässe aus der Zeit der Pfahlbauten seigen in Form und Schmuck tum Theü weit mehr Geschmack und Gesbiicklichkeit als die fkst durehgingig rohen Arbeiten des Mittelalter«. Diese Geflase geben in Bsng auf den Kunststyl, der in allen anderen Gebieten des Knnsthandwerha» tei Forscher suTerl&ssige Anhaltspunkte für die Datimng daibteiet, €ut kaiaa Merkmale nr Beurtbeüung an die Hand. Für ihn» Bestimmung können daher im AUgemeiuea nur die bei- oder einliegenden Gegenstande, wie Munaen und oraamentirte Utensilien massgebend sein. Leider werden aber bä Fundan die n>hen Gelisse tu wvnig beachtet. Vielfach finden sich Munaen des Mittelalten in Gt'flbee eingeechlossen» und diese Munaen bestimmen die Zeit der Geftaaa aMsalich «eher. Ks wirv daher im Interesse der archäologisdiai Forschung mikr tu wunichen, vUts man bei Funden den mittelalterliehen Geftasen eine besondere Aufy»erkfamkeit «ehenktew
Ueber Inia^lian des Miitelalten und der Resaiasanoe. 143
schiedensten Art sind von so vorzüglicher Schönheit, dass sie zum Besten gerechnet werden müssen, was in diesem Genre in der Re- naissance-Periode ist geleistet worden. Sie sind theils ohne Glasur, theiis bräunlich gefärbt Die Formen bestehen aus gebranntem Thonc und sind mit Modellen ausgeprägt Auch in Köln sind P'abriken derselben Industrie in Thätigkeit gewesen. Beim Neubau eines Hauses auf dem Hnnnenrücken fanden sich Brüchlinge,, d. h. bei Seite ge- worfene, im Brennen verunglückte Waare, von Ofentheilen theils ohne Glasur, theils grün gefärbt Es sind gleichfalls treifliche Arbeiten des 16. Jahrhunderts ^). Damit hätten wir also zwei Fabrikationsorte die- ser Thonwaaren-Industrie mit Sicherheit bestimmt und kennen zugleich auch die Waare, die dort angefertigt wurde. Weitere Fabrikorte, zu- mal am oberen Rheine, werden sich unzweifelhaft noch nachweisen lassen, wenn man den Scherben-Funden einige Aufmerksamkeit schenkt Ein Theil der eben beschriebenen Funde mitsammt den Kachelformen sind in meinem 'Besitze. Im Anschlüsse an das Vorige mag hier noch erwähnt werden, dass Paffrath bei Düsseldorf bereits im 13. Jahrhun- derte Fliese zur Bodenbeplattung anfertigte. Die dort noch vorhande- nen Scherbenberge dürften interessante Aufschlüsse über die rheinische Thonwaaren-Industrie in Jener Zeit darbieten.
Eine andere Gattung von Thonwaaren, die weissen Figuren, worden gleichfalls mit Doppelformen aus gebranntem Thon hei^e- stellt Hier in Köln und überhaupt am Niederrheine kommen bei Omndarbeiten öfters Thonfigürchen zum Vorscheine. Vor zwei Jahren wurden in der Nähe des neuen Theaters in Köln beim Neubau eines Hansee mehrere hundert meist lädirte Figuren aus gebranntem weis- sem Thone aufgefunden^). Die Beschaffenheit der Figuren bewies, dass dort eine Fabrik dieser Gattung von Thonwaaren gestanden hatte. Eb sind Darstellungen von Heiligen, Rittern, Edelfrauen, Bürgersleuten u. s. w. Styl und Tracht sprechen für die spätgothische Kunstperiode. AUe flguren sind vortrefflich in Zeichnung und Modellirung. Einige
1) Nach Fertigstellung vorliegender Abhandlung geht mir die Nachricht xa, dass auch in Coblenz Brüchlinge von Kacheln und Formen zur Herstellung denalben sind aufgefunden worden. Traditionell iet die dort verbreitete An- flidit, dass langes der, Mosel vor Coblenz Thonwaaren -Fabriken ehemals in Be- trieb gewesen seien. Bruchstdcke der dort aufgefundenen Kachelformen mit Bildern von grosser Schönheit sind in den Besitz des Herrn Dr. Rnnen in Köln ftbergefMBgen.
8) Der grossere Theil jener Figuren ist in meinen Besita übergegangen.
üeber Intaglien des Mittelalters und der Renaissance. 147
verladen wurde, wie auch, dass Köln überhaupt als Hauptmarkt für omamentirtes Steingut im Auslande bekannt war^ bewirkte, dass das niederrheinische Steingut in England jenen Namen bis heute noch führt
Zum Schlüsse verdient noch Erwähnung, dass unter den mir zu- letzt zugekommenen Formen sich auch eine befindet, welche in Kupfer geschnitten ist. Es ist ein runder Stempel, welcher zur Signirung von Mineralwasserkrügen gedient hat. Er zeigt unter einer Krone die Ini- tialen H N und die Umschrift SELTERS. Der Abdruck giebt ein ver- tieftes Bild. Es ist dies die einzige Krugomamenten-Form in Kupfer, welche mir zu Gesicht gekommen ist.
Was die der Abhandlung in natürlicher Grösse beigegebenen helio- graphischen Abbildungen betrifft, so lassen dieselben zu wünschen übrig. Sie sind nach Abgüssen in Gips und Siegellack von Anbei, dem Erfinder eines neuen Verfahrens, hergestellt. Reliefdarstellungen lassen sich in gleicher Grösse bis jetzt nur mangelhaft durch den sogenannten Aubeldruck im Bilde wiedergeben. Die Erfindung ist noch neu und wird sich wahrscheinlich auch nach dieser Richtung hin für die Folge vervollkommnen.
Göln.
Dr. J. B. Dornbusch.
12. Datirte Grabmäler des Mittelalters In den Rheinlanden.
(Hienu Taf. YIU und IX.)
L
Die grosse Zahl durch ihren bildlichen Schmuck heryorragrader Grabmäler und Grabplatten des Mittelalters, welche sich in fast allen älteren Rheinischen Kirchen noch vorfinden; die grössere Zahl dersel- ben aber« die im Verlaufe der Zeit in barbarischer Weise ssertriimmert und als Baumaterial, besonders zu Fussbodenplattungen in Kirchen, Kreuzgangen und Kirchhöfen verwendet wurden •— mahnen daran, die noch vorhandenen Denkmäler dieser Art zu erhalten und zu registriren. Es wird aber zugleich itir die mittelalterliche Kunstgeschichte eine werthvolle Grundlage bilden, wenn die fest datirten dieser Grabsteine in chronologischer Anordnung und mit Abbildungen zur Veröflfent- lichung gelangen.
Die Absicht^ dieselben zunächst so wie sie zur Hand sind in diesen Jahrbüchern nach und nach in Holzschnitten mit kurzen sach- lichen Notizen bekannt zu machen, darf desshalb gewiss auf vielseitige IVtheiligunJr hoffen. Erscheint nach einer Reihe von Jahren der Denk- mäler-Vorrat h auf diese Weise beschafft, so lässt es die stete Ver- wendbarkeit der gewonnenen Holzstöcke jederzeit zu, dieselben alsdann in chn>noKvi^*her Folge geordnet im Ges;ammten als besonderes Werk herauszugeben-
1459. Grsibplatte des Graien Bemhani von Solms zn Altenberg
an der Lahn.
In der nördlichen Chv^rwand des im 12. Jahrhundert gegründeten l>StriOuslratenstT Nounenkloster? Altenber^ aa der Lahn befindet sich die aufnvhtsteheude Grabplatte vier beifolgenden Abbildung (Tat Vlll). Pies^^bo besteht aus ivthem Sv^nds:e:n, is; i93 M. hoch, vortrefflich ge- arbeitet utHi enthalt unter einem weit vvxrs^eheiideii godüschen Bai-
Datirte Grabm&ler des Mittelalters in den Bheinlanden. 149
dachin die Beliefdarstellung des auf seinem Helm knieenden Verstor- benen in voller Rüstung. Vor ihm lehnt der quadrirte Schild — es ist charakteristisch für die späte Zeit, dass er eben so viel Raum ein- nimmt als die ganze Figur — mit dem Solms* sehen Löwen und dem Falkenstein-Minzenberger getheilten Felde, überdeckt von dem Solms'- schen Helmschmuck, einem sitzenden Löwen zwischen zwei Adler- flügeln. Getrennt wiederholen sich beide Wappen als Bernhardts Ah- nenschild in den oberen Ecken neben dem reich gegliederten und des Eselsrückens nicht entbehrenden Baldachin. Unter demselben zu beiden Seiten des Hauptes befindet sich die Darstellung der Verkündigung: Maria wie der Engel knien auf vorstehenden Gonsolen. Die segnende Halbfigur Gott Vaters scliaut auf die Scene herab, ist aber auf unsrer Abbildung nicht sichtbar, weil sie vom Baldachin verdeckt wird. Die Umschrift in latemischen Majuskeln lautet:
Anno domini MCGGGLIX ipsa die sixti obiit Magnus generosus Bemhardus comes in Solmßz et dominus in Mintzeberg. Requiescat in pace. Amen ^).
Graf Bernhard v. Solms war der Sohn des Grafen Otto v. Solms (t 1409) und der Agnes v. Falkenstein und Minzenberg, Erbin der Herr- schaften Falkenstein und Minzenberg in der Wetterau (f 1409), welche nach dem Tode des Erzb. Werner (v. Falkenstein-Königsstein) Kur- fOrsten von Trier f 1419, als letzten Mannes dieses Geschlechtes, an die Grafen v. Solms fielen.
Bernhard und sein jüngerer Bruder Johann theilten in den Jah- ren 1420 bis 1436 ihr reiches väterliches und mütterliches Erbe, und ist Bernhard der Stifter der noch blühenden, seit 1742 fürstlichen Linie Solms-Braunfels, wie Johann der Ahnherr des seit 1792 fürst- lichen Hauses Solms-Lich geworden. Von Bernhard v. Solms ist zu verzeichnen, dass er ein friedliebender und wohlthätiger Herr war. Er vermählte sich mit Elisabeth Gräfin von Isenburg-Büdingen, mit der er 4 Söhne und 2 Töchter zeugte und starb am 6. August 1459.
1500. Epitaphium der Frau Margarethe von Eltz in der Carmeliter-
Kirche zu Boppard. Vorbezeichnetes Epitaphium, ein umrahmtes, flaches Relief aus
1) Wenn Eugler (EU. Schriften II, S. 180) und Lotz (Eunsttopographie Deatsohlandfl) dem V^erke keine besondere künstlerische Bedeatung beimessen, so kann ich dem nicht zustimmen.
150 Datirte Grabm&ler des Mittelalters in den Rheinlanden.
alabasterartigem weissem Marmor, ungefähr 1,82 M. hoch, befindet sich in der Carmeliterkirche zu Boppard, und zwar in der nördlichen Chorwand derselben. Es gewinnt eine besondere Bedeutung durch den Umstand, dass der ausführende Künstler darin Albrecht Dürer's bekannten Holz- schnitt der Dreifaltigkeit wiedergab, mit Hinzufügung der knienden Gestalten der Verstorbenen und ihres Sohnes Georg, welcher das Denkmal errichten Hess. Die Darstellung der Dreieinigkeit in dieser Auffassung Gott Vaters im Papstcostum, den todten Heiland auf dem Schoosse und die Taube des h. Geistes über dem Haupte, führt mit- unter auch die Bezeichnung Gnadenstuhl und kommt seit dem 16. Jahr- hundert nicht selten vor ')• Die fi'eie Nachahmung Dürer's ist minder geistvoll und brüchig im Faltenwurf wie das Original, aber sehr zart ausgeführt Als Meister nennt sich auf dem untern Rahmen der In- schrift Loy. H. in Eigstet, Lojren Hering in Eichstädt, ein Künstler, von dem mir ausser dem Marmordenkmal des Bischof Georg III., Schenk von Limburg, f 1522, im Dom zu Bamberg nichts bekannt geworden ist*). Das Werk ist im Jahre 1519 entstanden, wie die auf der untern Leiste des Rahmens befindliche nachfolgende Lischrift in gedrängten Minuskeln bekundet:
«Nach gotlichem willen iXt die Edell vn Arüm fraw Margreth von Eltz geporn von Helmftat des 18. tags des Monats marcij jm jar 1500 geftorbe der gott genad vn hat ir Eltefter fon Georg des teütfohen Ordeni* Oberfter Marfckalck vnd landkomenthur der Balley Elfal^ rc (et cetera) der heyligen triüaltigkayt zu lob zum troft allen glaubige A^len dife gedechtnus machen laflen jm 1.5.1.9. Jar.*'
Margaretha von Eltz kniet in dem reichen Costüm einer Edelfrao. Ueber dem Unterkleid mit gepufften und geschlitzten Aermeln trägt sie don kostbaren mit Pelz verbrämten Mantel aus Seiden-Damast, die sogenannte Schaube, auf welcher eine schwere goldene Kette ruht. Den Hals und fast das Kinn verhüllt eine hohe Krause und den Kopf
1> Ein sohr merlrwürdigtes Yorkommen dieser ausdrücklich als GDadenstohl iHMeiohneteu Darstellung leigt im Museum zu Berlin ein von der Mosel stam- mendos, flaches, in Holz geschnitztes Relief mit dem in einander geschlangeoeD Monogramm P D und der Jahreszahl IMS.
'St) Knglsr. der zuerst auf dieses Epitaph und sein Yerhaltniss in Dürer aufmerksam machte (Kl. Schriften IL S. 274) bringt Näheres über den Künstler auch nicht bei Ebensowenig die späteren Erwähnungen ron Lotz, Kanst-To- pographie. Ölte» Handbuch der Kunstarchäologie IL S. 736. und L. Kanfinann in Müller*« Zeitaohr. für deulMbe CultargeMhiohU 1873» S. iTa
Datirte QrabmSler des Mittelalters in den Rheinlanden. 151
schmückt die reich in Goldstickerei verzierte Haube. Margaretha, ge- bome von Hehnstatt, die Tochter von Jacob von Helmstatt und Adel- heid von Flersheun, war seit 1471 mit Johann Hm. zu Eltz^ Ritter, vermählt und starb mit Hinterlassung von 6 Söhnen im J. 1500. — Der vor ihr kniende bärtigej Deutschordensritter Georg ist ihr ältester Sohn. Er trägt über dem goldenen Harnisch den weissen Damastrock mit schwarzem Kreuz seines Ordens, als Wappenrock. Anfänglich Domherr zu Trier, wurde er später Mitglied des deutschen Ordens, oberster Marschall in Preussen, Landcomthur im Elsass und Comthur zu Mainz, wo er noch 1527 vorkommt.
Die Wappen oben und zu beiden Seiten des mit braun- gelbem Marmor eingelegten Rahmens sind: Oben das volle Wappen von Pirmont und von Ehrenberg an der Mosel quadrirt, welches nur in indirecter Verbindung zu ;der Verstorbenen steht, da ein Bruder des Gemahls der Margaretha, also ihr Schwager^ Philipp Hr. V. Eltz die Erbin von Pirmont und Ehrenberg, Elisabeth, heirathete *). Bechts stehen ganz richtig die Wappen der 4 Ahnen von Johann V. Eltz, Gremahl der Margaretha: nämlich zu oberst v. Eltz mit dem halben goldenen Löwen in Roth, dann die Windmühlenflügel der Waldbott V. Bassenheim, die Adler (richtiger blos 3 statt 6) der Bomlian v. Gobern und die 3 Schnallen der Boos v. Waldeck. Links stehen die 4 Ahnenschilde der Margaretha, nämlich : von Helmstatt der Babe, der Pfahl von v. d. Leyen, der Balken von v. Flersheim und der Balken mit 3 Lilien der v. Randeck*).
E. aus'm Weerth.
1) Dieser unzureichenden Verbindung des oberen V^appens zum Epita- phium entsprechend, bemerkt nachtraglich unser verehrtes Mitglied Hr. Notar Bendermacher in Boppard: »Das in der Mitte befindliche Wappen gehört nicht som Denkmal und stammt von den .Chorstühlen der Kirche. £s wurde bei der Beetanration derselben zugefügt, um die Lücke auszufüllen und ist von be- maltem Holz.c
2) Die genealogischen und heraldischen Bestimmungen verdanke ich der gewohnten einsichtigen Güte unsres auswärtigen Seoretairs in Ooblenz, Herrn Aichivrftth L. v. Eltester.
n. Litteratnr.
£. de Meester de Ravestein: A propos de certaines classi- fications prehistoriques. Broxelles, 1875.
Der Verfasser, welcher schon in dem Catalogue deseripiif seiner Sammlung I, 1871 p. 325, 407 und 509 seine Bemerkungen gegen die übliche Annahme einer Aufeinanderfolge der Stein-, Bronze- und Eisenzeit gemacht hatte, stellt, in dieser kleinen aber inhaltreichen Schrift seine Bedenken gegen die fast allge- mein angenommene Eintheilung der Vorzeit in die genannten Perioden, die man ¥rieder in sich abg^etheilt hat, zusammen, und sucht sowohl durch zahlreiche Anfuhrungen alter Schriftsteller als durch den Hinweis auf neuere Funde seine abweichenden Ansichten zu begründen. Er will zunächst das Steinalter nicht in eine paläolithische und eine neolithische Periode eintheilen, weil es nicht mög- lich sei, eine bestimmte Grenze zwischen der Zeit der rohzugehauenen und der geschliffenen Geräthe zu ziehen. Er meint, das Schleifen sei so natürlich und so leicht herzustellen, dass es nicht einer langen Vorbereitung zu dieser Erfin- dung bedurft hätte. Der reiche Maim habe die besseren Steingeräthe besessen, während dem Armen die rohen und schlechten genügten; dieser habe noch mit steinernem Werkzeug gearbeitet, während jener schon solche aus Bronze oder Eisen hatte. Auch wurde von Anderen schon die Meinimg geäussert, die rohen Steingeräthe seien solche, die nicht fertig geworden seien, denen der Schliff noch fehle. Es sind indessen nur die ungeschliffenen Feucrsteinmosser, die sich bis in die römische Zeit finden, die späteren Steinbeile sind stets geschliffen, und bieten nie solche rohe Formen dar, ^-ie sie Abbeville, Spiecnes und andere Orte geliefert haben. Da nun die Fundorte dieser auch im geologischen Sinne oft die ältesten sind, nämlich die Diluvialgebilde, und neben den rohen Keilen und Beilen geschliffene niemals vorkommen, so ist die Unterscheidung einer älteren Steinzeit nicht ungerechtfertigt. Doch dürfen die Feuersteinmesser nicht auf diese beschränkt werden. Der Verfasser giebt selbst an, dass das späte Vorkommen von Steinwerkzeucren, wie die auf der Akropolis von Athen gefun- denen Messer und Sägen, auf einen gottesdienstlichen Gebrauch derselben be- zogen werden könne. Damit wird aber ihr höheres Alter bewiesen. £Ir hat selbst
A propos de certaines claBBifications prehistoriquee. 158
in Nocera (Catal. I, 439) in einem Grabe^ welohes er für das eines Priesters hielt, zur Seite der Bronzegeräthe solche aus Stein gefanden. Der gleichzeitige Fnnd von Stein-, Bronze- und Eisengeräthen in manchen Fällen, wie in den Gräbern von Hallst^idt, kann nicht gegen die Annahme einer Aufeinanderfolge der Stein-, Bronze- und Eisenzeit in Europa verwerthet werden. Er beweist nur, dass nach der Einführung der Metalle die Steingerathe noch einige Zeit in Gebranch blieben. Es ist sogar wahrscheinlich, dass zuweilen Steinbeile nach dem Muster von Bronzebeilen gearbeitet wurden. Die Angelsachsen sollen nach Guill. de Poitiers noch bei Hastings 1066 steinerne Pfeilspitzen, die Schotten 1298 unter Wallace noch Steinäxte geführt haben. Die auf der Ebene von Ma- rathon gefundenen Pfeilspitzen aus Stein schreibt man aber wohl richtiger den Persem als den Griechen zu. Herodot (YII, 69) erzählt uns sogar, dass die aethio- pischen Bogenschützen der Perser steinerne Pfeilspitzen hatten, womit sie auch die Siegelzeichen schnitten. Man darf also nicht mehr jede Steinwafife für prähistorisch halten, wie durch zahlreiche Funde dargethan ist. Rosollini fand die Feuerstein messer in ägyptischen Mumienkasten, Longperier unter dem Palast von Ehorsabad, Layard in den Ruinen von Nimroud, Mariette in den griechischen und römischen Gräbern von Saqquarali. Joly fand bei Renaix polirte Steingerathe im Kreise am ein Grab gelegt, das der römischen Zeit angehörte. In den fränkischen Gräbern von Samson bei Namur lag ein Steinbeil und neben einer belgisch- römischen Urne im Torf von Herkenbosch eine steinerne Pfeilspitze. Wir wissen femer, dass Schliemann die Steingerathe zwischen den trojanischen Alter thü- mem fisuid, dass Fenersteinmesser in westfälischen Höhlen bei den Resten noch lebender ThiergeschlecHter liegen, und dass die schönen Jadeitbeile, die bei Mainz und Bonn gefunden wurden, der römischen Zeit angehören. Den Gebrauch der Steinmesser bei der Mumienbereitung der Aegyptcr geben Herodot II, 86, undDiodor J, 91, an. Dass die Juden die Beschneidung damit vollzogen, zeigen die Bibelatellen B. Josua Y, 2 und Exodus lY, 25, und eine dritte, Josua XXIY, 29, die im hebräischen Texte fehlt. (Vgl. meine Bemerkungen über J. Lubbock's Darstellung der Urgeschichte, Archiv für Anthropol. YIII, S. 255.) Die Römer ge- brauchten, wie der Yerfasser in seinem Cataloge I, p. 439 angibt, den Lapis lilex beim Opfer und beim Schwören. Livius I, 24, sagt vom Pater patratus: yorcum saxo silice percussit, er tödtete es mit den Worten: so möge Jupiter das römische Yolk treffen, wenn es den Frieden nicht hält. Im Buche IX, 5 wird dasselbe vom Fetialis berichtet. Yon Hannibal heisst es XXI, 45 : agnum laava manu, dextra silicem retinens caput pecudis saxo elisit, und XXX, 48 er- fiüiren wir, dass Lapides silices und heilige Kräuter mit nach Carthago genom- men werden, um dort ein Bündniss zu schliessen. Wichtig ist noch, wie Prof. Bergk mir mittheilt, eine Stelle bei Festus, 115, wo gesagt ist, dass, wer ■ehwört, den Kieselstein in die Hand, nimmt und ihn dann wegschleudert mit den Worten: so möge er aus seiner Stadt geworfen werden, wenn er den Sehwur breche, und eine bei Plautus im Miles gloriosus, 1414, wo es heisst: juro per lapidem. Yom Kaiser Claudius wird berichtet, dass er bei Bündnissen die fremden Yölker dem Fetialis schwören Hess, wobei gewiss der Lapis silex in
154 E. de Meester de Ravestein:
Anwendung kam. Auch der Ausdruck: foedus feriro stammt von dem Gebrancfae, bei Verträgen das Opferthier su schlagen; daher hat auch Jupiter Feretriiis den Namen, lieber andere Schriftstellen der Alten, die sich auf den geheiligten Gebrauch der steinernen und eihemen Werkzeuge beziehen, vgl. wie oben: Archiv für Anthropol. YIII, S. 256. Das Jus fetiale, also auch den Grebrauch beim Stein zu schwören, hatten die Römer von den Aequem entlehnt, die Yirgil, Aen. YII, 746, eine gens horrida nennt. Dos Schwören beim Stabe oder beim Soepter ist vielleicht nur eine spätere Ausbildung des Schwörens beim Stein. Bergk maefat mich darauf aufmerksam, dass auf dem von Frangois entdeckten Yasenbild zu Florenz, wo die Hochzeit des Peleus und der Thetis dargestellt ist, jener die Hand an den Stab zu legen scheint, den die Göttin Iris ihm entgegenh<. Auch im Deutschen erinnert der Ausdruck einen Eid staben an diesen Ge- branch. Die viel besprochene und schwer zu deutende Inschrift auf römiscben Grabsteinen: sub ascia dedicavit, die zumal in Gallien und auf celtiaohem €^ biete angetroffen wird, erinnert gewiss an die Steinverehrung. Der Yerfasser thcilt unter No. 569 des Catalogs die Ansichten Deville's und de Boissieu's dar- über mit. Der erste glaubt, dass damit gesagt sein soll, dass das Grab neu sei, dass darin nicht schon ein anderer bestattet gewesen. Dieser meint, da das Bild des Hammers zuweilen eingebanen ist, dass der Yerfertiger des Grabsteins, der Steinhauer, sein Werkzeug als Symbol darauf angebracht und damit den Steinblock für seinen Zweck geweiht habe. Wichtig scheint mir, was Isidor, ein Schriftsteller des 7. Jahrhunderts (Origines, XIX. 19) davon sagt: ascia est manubrio brevi, ex adversa parte referens vel simplicem malleuro aut eavatum, vel bieome rostrum. Die hier zuerst angegebene Form erinnert an alte Dar- stellungen des Thorhammers. Holtzmann erklärt in seiner deutschen Mythologie^ herausg. von A. Holder, Leipz. 1874: »icli zweifle nicht, dass die Ascia nichts als der Hammer des Thor selbst ist und wir haben hier wieder einen recht auffallenden Beweis, dass die Religion der alten Gallier dieselbe war wie die der Germanen und der nordischen Völker. Diese richtige Erklärung ist zuerst von Mone« Geschichte des nordischen Heidenthums, II, 373. gegeben worden, c Man hat kleine Bronzeheile, die durch ihre Invchrif^ sich als Weibgcschenko erkennen lassen, für die Ascia gehalten. Zu Allmendingen bei Thun wurden deren 6 ge- funden, sie sind fast dreieckig, mit gekrümmt<'m Stiel und 70 Cm. lang; sie tni- gen die Inschriften : Jo>i, Matribus, Matronis, Minervae, Mercurio, Neptuni. Bei Solothum wurde ein ähnlich gestaltetes Votivtäfelchen. dessen Inschrift mit den Worten: Jovi vot. beginnt, im Jahre 1857 gefunden und noch einmal bei Nyon mehrere kleine Bronzebeile derselben Art Vgl. Mitth. d. Züricher Antiqu. Gesellsch. B. 10, S. 89. B. 15. 5. S. 216 und Muller, ebendas. Hft 89. 1675, S. 216.
Wenn de Meester de Ravestein (Cat. I. p. 325) erklärt, dass die we- nigen Funde von Geräthen aus Kupfer in Europa nicht gestatteten, für du- selbe ein Kupferalter anzunehmen, so wird diese Thatsache durch den jetzt ge- führten Nachweis, dass man in den verschiedensten Ländern auch einzelne Waffen und Geräthe aas reinem Kupfer gefunden, nickt geändert. So spraoh
156 £. de Meester de RaveBtein:
mmint. Nor bleibt es aucb hier wahr, dass sein allgemeiner Ctebrauch su Waf- tea und Geräthsobaften in Europa dem der Bronze gefolgt ist. Die Annahme, dasB bei vielen alten Fanden das Eisen nur desshalb fehle, weil es durch Oxy- dation zerstört sei, ist nur in sehr beschranktem Masse zulässig. Wenn ein Eisengeräthe durch Rost sich in Eisenoxydbydrat verwandelt hat» ao hat et dadurch nur seine Gestalt vielleicht ganz verloren, hat aber an umfang auge- nommen und ist desshalb nicht weniger auffindbar. Nur kleinere Gegenstände mögen dadurch ganz verschwinden, gprössere Rostklumpen werden eine ebenso unbeschrankte Zeit lang sich in der Erde erhalten können, vde die darin vor- kommenden natürlichei^ Massen von Brauneisenstein. Lepsius glaubt, dass die Aeg^pter den Gebrauch des Eisens schon 4000 J. vor Chr. kannten und dass die Worte ba ne pe, Eisen vom Himmel, auf Meteoreisen deuten. Allerdings giebt es manche Gründe für die Annahme, dass dieses, welches die Eigenschaften des ' Metalls im gediegenen Zustande besitzt und sofort gehämmert werden kann, auch in allen Ländern vorkommt, viel früher zur Verwendung kam, als das aus eisen- haltigen Steinen geschmolzene Metall, welches eine Hitze von 1000 ^ R. erfordert. Auch Wilde verwenden Meteoreisen. Stas hat eine Eisenwaffe der Malayen wegen ihres Nickel- und Chromgehaltes für Meteoreisen erklärt. Die Griechen schreiben die erste Bearbeitung des Eisens bald den Cyclopen, den Chalybem, den swerghafien Dactylen zu, die vom Berg^ Ida in Phrygien später nach Creta kamen. Diese Namen beziehen sich unzweifelhaft auf Gegenden, welche reich an Eisenersen waren. Herodot nennt I, 25 den Glaukos von Chios als den ersten, der das Eisen gesohweisst habe; auch fragt er II, 125, wie viel wohl das Eisen beim Bau der * Pyramiden gekostet habe. Die vortreffliche Bearbeitung der härtesten Granite durch die Aegypter lässt schon vermuthen, dass sie eiserne Werkzeuge hatten, doch will man in der glatten Behandlung, in dem Fehlen der scharfen Gr&ten an vielen ihrer Bildwerke erkennen, dass sie den Stahlmeissel erst später be- nutzten. Wiewohl schon Seber in seinem Index vocabulorum etc., der im J. 1604 gedruckt ist, gezählt hat, dass Homer in der Odyssee 24 mal, in derllias 22 mal, in anderen ihm zugeschriebenen Gedichten 5 mal vom Eisen spricht, und die Stelle: Od. IX, 391 auf die Stahlbereitung bezogen werden darf, so war es jeden- falls noch selten ; denn wenn II. XYIII, 474 Vulkan die Waffen des Achill schmie- det, werden Kupfer, Zinn, Gold und Silber '^aber nicht Eisen angeführt. Auch eine Wurfscheibe, die als werthvoller Kampfpreis dient, ist von Eisen, IL XXIII, 826. Weil Homer sie avioj(6Mi'ov nennt, glaubt der Verfasser, dass diese Scheibe, >von Natur gegossene vielleicht Meteoreisen gewesen seL Bergk hält diese Aas- legung für möglich, doch könne das Wort auch »roh gegossen«, d. h. »nicht fein ausgearbeitet« bedeuten. Die vom Verfasser angeführten Stellen beweisen, dass das Eisen bei den Griechen später häufiger ward. Schon Lykurg hatte in Sparta eisernes Geld eingeführt, um den Luxus der edlen MetaUe zu beseitigen. Weim nun Xonophon ertählt. dass von diesem Eisengeld 10 Silberminen (=s 250 rblr.) von 2 Ochsen gezogen werden mussten, so geht daraus ein geringer Werth hurvor. Doch bezieht sich diese Schätzung wohl auf Xenophons Zeit (um 400 und *|»äter), Thucydides erwähnt Goräthc aus Erz und Eisen, die man 429 v. Chr. in
158 A. Oavaroff:
Für die Lehre von dem Ursprünge der menscliliehen Bildung ans einem Zustande der Rohbeit, die zwar in unseren Tagen nicht zuerst ausgesprochen, aber auf das Neue bewiesen worden ist, lassen sich bei den alten SohrifUtellem schon manche Belege finden. Am häufigsten wird Lucrez, V, 1282, dafSlr angeführt. Wenig bekannt ist ein Ausspruch des Anazimander von Milet, der 610 Tor Chr. geboren war, den de Meester nach Plutarch, Pladt. philoa. Y, 19, mit folgenden Worten mittheilt: »Im Anfang wurde der Kensch hervorge- bracht von Thieren, deren Formen verschieden waren von den heutigen. Dies wird dadurch bewiesen, weil die anderen Thiere von selbst sich ernähren können. Nur der Mensch hat eine längere Entwicklung als Säugling nöthig, so dass er in der Kindheit sich nicht würde erhalten haben können als der, wel- cher er ist.€ Schleiermacher üasst in seiner Abhandlung über Anaximandros (Abhandl. der K. Akad. d. Wiss. aus d. J. 1804-11, Berlin 1815) diese Soh^ pfungslehre des ältesten jonischen Philosophen, wie man sie sich aus dem Be- richt des Plutarch bei Euseb. Praepar. I, 8 ergänzend zusammensetzen kann, in folgende Worte zusammen: »Der Organisationsprocess begann im Wasser in rohen und abentheuerlichen Gestalten, die auf dem trockenen Lande nur ein kurzes Leben fristen konnten. AUmählig aber vervollkomnmete sich der orga- nische Bildungsprozess und nachdem andere Thiere schon beständiges Leben und Erneuerung aus sich selbst gewonnen an der Stelle der ursprünglichen Erzeugung aus dem Feuchten, ist auch der Mensch entstanden, zuerst aber auch ohne Selbstständigkeit, von anderen Thieren wahrscheinlich auch nur für ein kurzes kindliches Leben ernährt, bis endlich auch er zur Emährungs- und Zeugungsfähigkeit allmählig heranreifte.« Schleiermacher fügt dieser Darstel- lung hinzu: »Denn was im Plut. Sympos. YIII, 8 steht, dass gerade der Fisch der gemeinsame Vater der Menschen sei, ist gewiss aus jenen beiden Sätzen vom ursprünglichen Hervorgehen aller Thiere aus dem Feuchten und von der anfanglichen Unbehülflichkeit des Menschen spottend zusammenge- bildet, t Plutarch meint noch, dass dasRathsel desHesiod: welches Wesen seine Eltern verzehre, wobei dieser an das Feuer dachte, nach Anaximander aach auf den Menschen passe, weil er Fische isst! Wir sind Herrn de Meester für den Hinweis auf die Philosophie des Anaximander, die mehr ^wie irgend eine andere der heute sich Bahn brechenden Naturanschauung entspricht, jedeniklls zu Dank verpflichtet
Schaaffhansen.
JHudesur les pouples primitifs de la Russie. Les M6riens, par le oomte A. Ouvaroff, trad. par F. Malaque. St. Peterbourg, 1875.
In den Jahren 1851 — 54 wurden in dem alten Fürstenthume Souzdal und den benachbarten Distrikten nicht weniger als 7729 alte Grabhügel an 168 verschiedenen Orten geöfifnot^ die dorn alten Volke der Meria's angehören, welche der 1056 gestorbene russische Mönch Nestor in ihren Wohnsitzen an
l^tnde 8ur les peuplee primitifs de la Rassie. 169
der Wolga schildert. Die den Todten mit in das Grab gegebenen Gegenstände sind so sahlreich and mannigfaltig, dass es dem Verfasser gelingt, nicht nar Yon Waffen and Kleidung, Schmacksachen and Hausgerathen, sondern von der ganxen Lebensweise dieses alten" finnischen Yolksstammes ein vollständiges and tireae« Bild sa entwerfen. Die sorgföltige and genaue Arbeit ist ein werthvoller Beitrag zur Kennt uiss der ältesten Bevölkerung Busslands und die hier ge- machten Grabfande geben mannigfache Veranlassung zu Vergleichen mit den alten Caltnrzaständen des Orients, Skandinaviens and Deutschlands. Als älteste Sitae der Meria's werden die Seen von Pereslaf und Bostof bezeichnet. Das Volk bestattete seine Todten auf den Hügeln des Landes uud vorzugsweise auf den erhöhten Ufern der Seen und Flusse. Es waren gleichseitig der Leichen- brand and das Begräbniss in Gebrauch, die «ich zuweilen in demselben Tu- mulos übereiaander befinden, aber durch die gleichen Münzen dasselbe Alter erkennen lassen. Die Namen vieler Ortschaften dieser Gegend verrathen noch heute ihren Zusammenhang mit den Meria's, diese Namen sind aber nicht rus- sischen oder slavischen Ursprungs, sondern finnisch. Schon vor der geschicht- lichen Zeit hatten sich die Meria's mit den Slaven gänzlich vermischt, und nach 907 kommt der Name der Meria's in den Annalen des Landes nicht mehr vor. Wiewohl am See Bostof nach früheren Angaben eine Münze Pfiilipps von Maoedonien and eine von Domitian gefunden worden sind, so fehlen doch grie- chische und römische Alterthümer in diesen Gegenden gänzlich. Die meisten Münzen, sowdhl die aus dem Orient, welche die häufigsten sind, als die euro- päischen gehören dem 10. und dem Anfang des 11. Jahrh. an. Viele der erste- ren sind am Caspischen Meere geschlagen ^und wohl durch den Zwischenhandel der Bulgaren hierher gelangt. Die älteste Münze ist von 699. Mit dem Ende des 10. Jahrb. werden die kufischen Münzen seltner, an ihre Stelle treten dä- nische, deotsche, normannische, friesische. Es sind im Ganzen über 800 Münzen gefunden, darunter 80 deutsche, 27 angelsächsische. Mit dem 11. Jahrh. hört die Leichenverbrennnng auf, man begegnet christlichen Symbolen und byzantini- schen Münzen, die durch die Waräger hierher gekommen sein mögen. Die spä- teren Gräber sind an Funden ärmer, doch sind die den Todten mitgegebenen Gegenstände dieselben. Die bei den Aschenresten gefundenen Sachen zeigen oft die Einwirkung des Feuers, der Todte wurde also mit Schmuck und Waffen auf den Holzstoss gelegt; die Hitze des Brandes war oft so gross, dass eiserne CFeräthe geschmolzen sind. Der Araber Ihn Dast berichtet darüber: >am andern Morgen begaben sie sich an den Ort, wo der Todte verbrannt war, sammelten die Asche, legten sie in eine Urne und stellten diese in den Hügel.« Die Beste der Schmuckgeräthe sind gewöhnlich in einer zweiten Urne enthalten, die neben der Aschennme steht; auch leere Urnen finden sich, die wohl Speise und Trank enthielten. Diese fehlen auch bei den Begrabenen nicht und stehen am Haupte oder zu Füssen derselben. Auch kommen in einem Hügel mehrere Vasen vor, die übereinander stehen. Zuweilen fanden sich neben der Urne Thierknochen mit Menschenknochen vermengt. Sind das vielleicht Sparen des Menschenopfers ? Oavaroff sagt es nicht; doch sollte man bei so vielen Gräbern Beste dieses
160 A. Ouvaroff:
Gebrauchs vermuthen. Ibn Foszlan beschreibt als Augenzeug^e ein Menschenopfer, das er bei der Bestattang eines russischen Grossen nm 921 an der Wolga sah, und die Sarmaten im Norden des Gaspischen Meeres verbrannten noch im An- fang des 17. Jahrh. den Diener mit seinem Herrn. Die Todten der Meria's sind mit dem Gesicht nach Osten gewendet, die Arme 'haben sie gerade gestreekt oder einen über die Bmst gelegt oder beide auf der Brust gekreuzt. In den Gräbern der Vornehmen ist auch das Pferd bestattet, es giebt auch Hügd f&r das Pferd allein. Der letzte Tumulus scheint 1216 auf dem Schlachtfeld bei Lipetz über einem Todten errichtet worden zu sein. Nägel und Holzreste kön- nen nicht auf Särge bezogen werden, da sie sich auch bei Gräbern mit Aschen- resten finden. Aber der Todte könnte in einem Holzsarg auf den Scheiterhanfan gestellt worden sein. Ein Ereii von Steinblöcken umgiebt nicht immer den Tumulus und scheint in den ältesten Wohnsitzen dieses Volkes zu fehlen. Die Verehrung der Steine ist indessen acht finnisch und wird noch heute bei den Bewohnern des Altai gefunden. Dem Verfasser ist das Vorkommen christlicher Symbole, das Kreuz und Medaillen mit Heiligen, noch kein Beweis dafür, data die, welche sie trugen, diesen Glauben bekannten. Die Vermischung heidnischer mit christlichen Gräbern verbiete diese Auslegung. Von einem Bischof in Pom- mern ist das Verbot erhalten : ne sepeliant mortuos christianos inter paganos in sylvis aut in campis. (Recueil histor. deRussie IV, 1, p. 182.) Diese Verordnung erinnert an ähnliche von Karl dem Grossen. Solche Bestimmungen würden aber nicht eingeschärft worden sein, wenn man sie nicht oft übertreten hätte, unter 411 Hügeln bei Veskovo enthielten nur 3 christliche Symbole, eines davon war sogar ein Aschengrab. Eigenthumlich ist den Gräbern der Meria's, dass Hais- und Armringe, auch Ohrringe und die an einem Lederband an den Seiten des Kopfes getragenen Ringe bei Männern und Frauen sich finden. Beide trugen auch Perlschnüre um den Hals. Auch bei Weibern findet sich ein Messer und der Wetzstahl sowie der Feuerstahl am Gürtel hängend, der Stein in einem Säckchen. Das Feuerzeug fehlt auch nicht in den Gräbern von Ascheraden. Die wollenen Kleider sind auf der Brust, am Gürtel und an der Schulter mit dreieckigen Zindeln besetzt oder mit Schellen. Das Dreieck soll für den orien- talischen Zierrath charakteristisch sein nach Worsaae. Auch kommen Anhängsel in Gestalt eines Pferdes vor, die sonst nicht bekannt zind. In einem Hügel fand sich ein kleines Götterbild von gebranntem Thon, wie nach Castren die Lappen solche in die Erde begraben. Es hat den zugespitzten Kopf, den die Ostiaken und Samojeden auch ihren Idolen geben, und ist mit einem Wamms bekleidet; das zweite, aus Kupfer gegossen, ist nackt, hat einen breiten Kopf und ein nach unten zugespitztes Gesicht, aber keine mongolischen Züge. Be- merkenswerth sind als Gegenstände des Aberglaubens andere Sachen aus Thon, der nicht gebrannt ist; es sind Ringe, Kreise, Hände, Thiertatzen mit Klauen, einige deutlich die des Bären, den die Finnen besonders verehren. Auch die kleinen Trinkbecher bei den Urnen sind nur aus Thon geknetet und nicht gebrannt. Als Amulette finden sich sowohl durchbohrte Zähne und Klauen als auch kleine Nachbilder derselben aus Metall. Einige Funde von steinernen Pfeilspitzen,
162 Die Chroniken der niederrheinischen Städte.
Mehrere 100 Schädel aus diesen Gräbern der Meria*s sind der E. Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg übergeben und sehen einer wissenschaft- lichen Untersuchung noch entgegen. Früher untersuchte C. von Baer (Bullet, de la Soc. archaeol. II, SOO) zwei Schädel von Dobroie, er nennt sie tartarifich und findet sie mit Schädeln von Kasan übereinstimmend. Er bemerkt, dass bei eini- gen tartarischen Stämmen der Schädelbau dem der Finnen gleiche, bei anderen vom mongolischen Typus wenig verschieden sei. Die ihm vorgelegten Schädel waren mehr finnisch als mongolisch. Fünf von Ouvaroff ausgewählte Schädel hat Prof. Landzert in St. Petersburg untersucht, einer mit einem Index von 83 ist brachycephal und zeigt den Typus der Grossrussen, die anderen sind Dolichocephalen mit Indices von 74, 75 und 76. (Vgl. Beiträge zur Eenntnisa des Grossrussenschädels: Abb. der Senkenberg. Gesellschaft, VI, Frankfurt a. M. 1867.)
Schaaffhansen.
Die Chroniken der niederrheinischen Städte. Köln. Erster Band. Auf Veranlassung und mit Unterstützung seiner Majestät des Königs von Bayern Maximilian II. Herausgegeben durch die historische Commission bei der Königl. Akademie der Wissenschaften. Leipzig, Verlag von S. Hirzel, 1875.
Der erste Band der kölnischen Chroniken, der zwölfte der unter Leitung von Prof. Hegel erscheinenden Chroniken der deutschen Städte, enthält ausser Gotfrid Hagens »Reimchronik >Dat is dat boich van der stede Colnec das Bruchstück »Die weverslaichtc, den die für Köln so stürmische zweite Hälfte des vierzehnten Jahrhunderts im Auftrage des Bathes darstellenden Bericht >Dat nuwe boichc und unter dem Titel: »Memoriale des 15. Jahrhunderts« sieben kleinere Stücke aus der Stadt- und Bisthumsgeschichte. Die sprachliche Behand- lung des Textes war in die Hände des Dr. C. Schröder aus Schwerin gelegrt, der sich leider durch zeitweilige Abwesenheit genöthigt sah, vor dem Beginne des Drucks zurückzutreten, worauf Prof. Birlinger in Bonn mit der Durchsicht der Druckbogen des Textes und mit der Abfassung des Wörterbuchs betraut wurde. Die geschichtliche Erörterung und Erläuterung übernahm Pri\'atdocent Dr. Cardauns in Bonn, dem bei der ganzen Ausgabe, wie Prof. Hegel in. der Vorrede bemerkt, das grösste Verdienst bei der Herausgabe zukommt. Gotfrid Hagens Reimchronik war längst aus der einzigen diese nebst der weverslaicht enthaltenden nicht bloss fehler-, sondern auch lückenhaften Papierhandschrül aus dem Anfange des fünfzehnten Jahrhunderts bekannt, vollständig herausge- geben erst 1834 von E. von Groote. Dem neuen Herausgeber lagen zwei Per- gameutblätt4}r des dreizehnten Jahrhunderts vor, die leider nur 125 Verse der Chronik umfassen, aber nach der hier fest durchgeführten ursprünglichen Wort- Schreibung konnte das ganze Gedicht sprachlich seiner frühem Gestalt naher gebracht werden. Dann bot die Koelho£Psche Chronik, welche viele Stellen
Dxe Chroniken der niederrheinischen Städte. 163
Hagens wörtlich wieder gibt, ein sehr willkommenes Hülfsmittel zur Berich- tigimg and selbst zur AosfüUung von Lücken. Bei der wevers laicht musste der Heraasgeber sieh näher an die einzig vorhandene Handschrift anschliessen, die aach yon der Zeit der Dichtung nicht so weit entfernt liegt wie Hagens Chro- nik. >Dat nuwe boichc ist aus der ursprünglichen im Kölner Stadtarchiv be- ruhenden Handschjift bereits von Ennen herausgegeben worden. Yon den sieben kleineren, den Schluss bildenden Stücken war nur eines, tDie vernicher Fehde 1460c, noch nicht benutzt worden; alle erscheinen hier zum ersten Male voll- ständig. Yon umfassender Sachkenntniss und eingehendem Yerständniss zeugen die geschichtlichen Einleitungen, Anmerkungen und Beilagen, mit denen Car- dauns die Ausgabe reich ausgestattet hat, so dass hier eine wahrhaft wissen- schaftliche Einsicht gewonnen ist ; freilich konnte nicht alles so festgestellt wer- den, dass für eine abweichende Meinung nicht hie und da Raum blieb. Auch die den zweiten Theil der allgemeinen Einleitung bildende »Uebersicht der Ge- schichtschreibung« der Stadt von demselben Yerfasser ist höchst werthvoU, da sie den Stand der Sache klar in's Licht setzt, wenn sie auch bei den neueren Leistungen nicht den strengsten Massstab anlegt.
Die erste Abtheilung der allgemeinen Einleitung bildet Hegels Abband-- lang »Zur Geschichte und Yerfassung der Städte, von der aber, um den Band nicht zu umfänglich zu machen, die zweite Hälfte dem folgenden Bande aufbe- halten werden musste, obgleich der Yerfasser gedrängte Kürze und Beschrän- kung auf das Hauptsächliche erstrebte. Besonders die Geschichte der Yerfassung ist mit besonderer Klarheit entwickelt, dagegen möchten wir gegen die Behand- lang der Geschichte zuweilen Widerspruch erheben. Was über das römische Köln S. I — lY bemerkt wird, scheint uns nicht zu genügen. Die höchst wich- tigen Ergebnisse der Ausgrabungen an der Ost- und Nordseite des Domes, die in diesen Jahrbüchern LIII. LIY, S. 199 ff. gegeben sind, scheinen dem Yer- fasser völlig unbekannt geblieben sein, und doch bieten die dort entdeckten Beate (ur die Geschichte der römischen Stadt eine ganz neue Grundlage. Ebenso wenig finden wir die mancherlei Aufklärungen benutzt, welche die in Köln er- haltenen römischen Inschriften gewähren, üeber die gallische Kaiserherrschaft in Köln wären genauere Mittheilungen an der Stelle gewesen. Dass die Römer- ftadt im regelmässigen Yiereck erbaut gewesen, dürfte doch kaum mit solcher Bestimmtheit zu behaupten stehen, und wie es mit dem einen Arm des Rheines, der neben ihm herlaufend eine Insel gebildet, zur Römerzeit sich verhalten, ist nicht so zuverlässig zu sagen. Jedenfalls lag doch die Stadt am Flusse, so data hier ein Hafen gebildet werden konnte; denn die Römer werden ihre Ko- lonie nicht fem vom Flusse, bloss an einem hier eine Insel bildenden und dann 68 verlassenden Arme desselben gebaut haben. Hegel selbst erwähnt der stei- nernen Brücke des Constantin über den Rhein, die doch eine bedeutende Breite des Rheines voraussetzt, und die Ubier werden sich einen auch zum Handel ge- legenen, nicht vom Flusse entfernten Ort gewählt haben. Freilich hat man die Behauptung gewagt, Köln habe keinen Hafen gehabt, aber das scheint uns un- möglich, wenn auch zuföllig ein solcher nicht genannt wird. Wenn der Rhein
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vor einem Theile der alten Römerstadt eine Insel bildete, so flose er doch selbst an Köln vorüber, ^in näheres Eingehen wäre hier wohl erwünscht gewesen«
Hegel gedenkt der ältesten geschichtlich nachweisbaren Bischöfe, ohne irgend über dio älteste bischöfliche Kirche sich zu erklären. Dass ein conventica- lum ritas christiani zuf&llig beim Jahre 355 von Ammian erwähnt wird, war kaum erwähnungswerth, da ja schon 313 Matemus als Bischof von Köln bezeugt ist. Nicht bloss ein conventicujum, sondern eine bischöfliche Kirche muss es damals gegeben haben. Wenn Ammian XVI; 3, 1 Agrippina ante Caesaris (Juliani) in Gallias adventum excisa nennt, so reimt sich damit doch schwer Hegels Behauptung, sdie Zerstörung sei nicht sehr bedeu- tend gewesen.! Dass Julian die Stadt durch Vertrag mit den Frankenkönigen wiedergewonnen zu haben scheine (S. IV), widerspricht den deutlichen Worten Am- mians, Julian habe die Stadt betreten^ die er nicht eher verlassen, bis er duroh Schrecken, welchen er bei den Franken, deren Wuth sich besänftigt» erregt (Francorum regibus furore mitescente perterritis), den Frieden be- festigt. Was ich über die Worte urbem reciperet munitissimam, Jahrb. LIV. LV, 227 f., bemerkt habe, mag ich hier nicht wiederholen. Dass Ammian I Agrippina auch nach ihrer Wiedereinnahme eine stark befestigte S^adt nenne c, kann man nicht sagen; erst als Julian sie wieder verliess, war sie munitis- sima, da er neue Befestigungswerke anlegen Hess. Auch was Hegel über den Bericht des Salvian sagt, lässt sich den deutlichen Worten gegenüber nicht halten. Vgl. a. a. 0. 210. Dass die Franken sich der Stadt ohne (Gewalt be- mächtigt, kann nicht bezweifelt werden. Eine zweite Zerstörung der Stadt haben die Ausgrabungen am Dome erwiesen, und wir können diese nur in die Zeit der ZorstöruDg durch die Hunnen setzen, welche eben durch diese Entdeckung eine Bestätigung erhält. Die Nachweisung, dass der fränkische Bau über der zerstörten Stätte am Dome erst geraume Zeit später sich erhob, deutet darauf, dass Köln sich erst langsam von diesem Sturm erholte. Dagegen spricht es nicht, dass der ripuarische Frankenkönig hier im Anfange des sechsten Jahr- hunderts seinen Sitz hatte; bei der allgemeinen Zerstörung konnte die Königs- burg verschont geblieben oder binnen mehr als einem Menschenalter wieder hergestellt sein, wenn auch der Wiederaufbau der Stadt eine viel längere Zeit bedurfte. Die Erzählung des Gregor von Tours, wie der h. Gallus fanum quoddam zu Agrippina verbrannt habe, worüber die Barbaren höchst un- willig geworden, kann unmöglich beweisen, dass »die fränkischen Eroberer dort zuerst noch ihre germanischen Götter verehrten« ; war es ja doch, wollen wir auch dem Bericht Gregors wörtlich glauben, nur ein Tempel, wogegen der Heilige, wäre unter den Franken der heidnische Glaube noch allgemein ge- wesen, viel mehr Tempel hätte verbrennen müssen, um etwas auszurichten. Selbst die wunderliche Beschreibung des fanum: in quo barbaries opima libamina exhibens usque ad vomitum cibo replebatur, spricht nicht 'für einen getreuen Bericht.
üeber den Dorobau würde Hegel wohl anders geurtheilt haben, wäre ihm unsere Erörterung Jahrb. LI II. LIV, 212 bekannt gewesen. »Dem ersten Em-
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bisdhof (EKldebold) von Köln wird gewöhnlich die Erbauung von St. Peter zu- geichrieben,« lesen wir S. X, wobei auf Gelen und Ennen verwiesen wird, wel- cher letztere seine Meinung jetzt etwas geändert hat. Wir werden eben nicht angenehm dadurch berührt, dass ein gründlicher Gesohichtschreiber, statt auf einen entscheidenden locus classicus sich zu stützen, auf neuere Darstellun- gen verweist, wo eben solche Beweisstellen fehlen. Dass die Zeugnisse für den Hildeboldsdom sehr spät sind, hatte ich schon in einem früheren Aufsatze in Heft XXXIX. XL nachgewiesen; um so mehr musste Hegel, wenn er an diesen Bau glaubt, diesen Punkt thatsächlich feststellen. Wie leicht ein »wird ge- wöhnlich (soll heissen später) zugeschriebene vor der nur gut verbürgte Thatsachen annehmenden Wissenschaft wiegt, bedarf keines Wortes. Dass es sich ganz eigenthümlich mit dieser späten Stiftssage verhält, glaube ich a. a. 0. 215 £L schlagend gezeigt zu haben. Hegel gibt zu, es sei auffallend, dass Alcuin in einem Gelegenheitsgedichte nur erwähne, Hildebold habe auf Anordnung Karls des Grossen den Petersaltar mit edlen Metallen schmücken lassen, im Falle wenn er schon mit dem Plane einer neuen bischöflichen Kirche sich trug; dieses Auffallende zu erklären, macht er gar keinen Versuch, behauptet nur, jedenfalls sei der Neubau der Kathedrale um diese Zeit begonnen worden. Wir vermissen den geschichtlichen Beweis dieses » Jedenfalls <? Und wie hätte denn Alcuin, wenn Hildebold einen Neubau für nöthig hielt, die alte Kirche preisen können als alma domus donis solidata superbis? Auch einen Medardus- altar hatte Hildebold nach einem Gedichte Alcuins Christus, Maria und diesem Heiligen zu Ehren geschmückt — und doch soll er einen Neubau im Sinne ge- habt haben. Die neue Kathedrale, bemerkt Hegel, sei schon um die Mitte des Jahrhunderts im öffentlichen Gebrauch gewesen, da sie 857 vom Blitze getroffen worden; er hätte hinzufügen können, die Kirche sei mit Glocken versehen ge- wesen und nicht die geringste Andeutung vorhanden, dass sie damals noch nicht vollendet gewesen. Warum, fragen wir, muss denn Hildebolds basilica aanoti Petri ein Neubau sein? Nun eben, damit Hildebold einen solchen be- gonnen habe. Aber nein, wir wissen auch, dass die Kirche erst 873 feierlich eingeweiht worden. Freilich fand damals eine dedicatio in Gegenwart der Bischöfe von Mainz und Trier und der sächsishen Suffraganbischöfe statt. Erz- bisohof Willibert spricht von dem synodalis conventus, quem nobiscum collectnm habuimus obnostrae ecclesiae dedicationem faciendam et ob plurima divina tractanda negotia. Konnte aber die dedicatio sich nicht darauf beziehen, dass die Kirche wegen der durch den schismatisohen Günther geschehenen Entweihung wieder geweiht werden musste, oder konnte nicht ein Neubau zur Kirche hinzugefügt oder eine umfassende Wiederherstel- lung gemacht worden sein und deshalb eine feierliche Einweihung vorgenom- men werden. Ich habe hierüber ausführlich a. a. 0. 214 gehandelt. Hegel wirft mir vor, meine Beziehung auf die Entweihung unter Günther (er kennt, wie bemerkt, nur meinen ersten Aufsatz, den er auch nicht genau erwogen hat, da ich nicht bloss dieser Entweihung gedenke) gehe nicht mit den unzweideutigen Ausdrücken und Beweisstellen. Nun kann aber die dedicatio sehr wohl damit
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bestehen, ja ich firage^ wie soll eine dedicatio im strengen Sinne gedacht werden können. Die basilica sancti Petri, wie sie sie 857 heisst, mose damals dem heiligen Petrus, dessen Namen sie f&hrt» geweiht gewesen sein, nnd mir ist es überhaupt unbegreiflich, dass eine Kirche, welche dem öffentlidien Gottesdienste übergeben war, erst sechzehn Jahre später ihre Weihe empfangen haben soll. Hegel aber beruft sich auf dieAnnalesFuldenses, die anter dem Jahre 870 berichten: Habita est autem et synodus in ciyitate Colonia iussu Hludovici regis YI die Ealendarum Octobrium, praesiden- tibus Metropolitanis episcopis provinciarum, Luitberto Mogon- tiacensium, Bcrtulfo Treverorum, Williberte Agrippinensiam, cum ceteris Saxoniae episcopis, ubi plurima ad utilitatem eccle- siasticam pertinentia ventilassent, etiam domum sancti Petri eatenus minime consecratam dedicaverunt. Hier wird consecrare dem dedicare geradezu gleichbedeutend gesetzt, und wunderlich angenommen, die Kirche sei bis dahin noch nicht geweiht gewesen. Ja wir finden hier Aach berichtet: Feruntur etiam in eadem nocte, quando basilica mane erat consecranda, voces malignorum spirituum inter se loqnen- tium.et valde dolentium, se ab obsessis diutissime sedibus ex- pelli debere. Wäre die Kirche schon längst zum Gottesdienste gebraucht ge- wesen, so konnten unmöglich hier noch die bösen Geister hausen, die ja Tor dem blossen Namen Gottes fliehen, unser Berichterstatter setzt also nothwendig voraus, die Kirche sei noch nie zum Gottesdienste gebraucht, hier hätten nr> sprünglich die Götzen ihren Sitz gehabt, sie sei auf heidnischer Stätte erbaut und sollte jetzt zum ersten Male geweiht werden. Das steht aber eben im schreienden Gegensatze damit, dass die Kirche schon 857 in vollständigem gottes- dienstlichen Gebrauche sich befand, was eine vorhergehende Weihe bedingt. So ergiebt sich also die völlige Unglaublichkeit des Berichtes der Annales Fnl- denses. Allein diese sindMoch, wie Dümmler (Geschichte des ostfränkisohen Reichs I, 806. Note 27) hervorhebt, »eine so glanbwürdige Quellet. Wie aber kann das unmögliche, '^tenn es auch von einem sonst noch so glaubwürdige Zeugen ausgesagt würde, dadurch möglich werden! Doch sehen wir uns unsere Quelle genauer an.
Die Stelle findet sich nicht mehr im zweiten von Rudolf geschriebenen Theile der Annales, sondern im dritten, den man freilich im Ganzen für eben so glaubwürdig hält als die beiden früheren, über dessen Verfasser man aber nur haltlose Vcrmuthungen hat. Nun wird hier die Provinzialsynode in das Jahr 870 gesetzt, während sie nach den Urkunden Williberts, Liutberts und Bertolfa unzweifelhaft drei Jahre später fiel. Harzheim erkannte, dass es sich hier nm dieselbe Synode handelt — aber neuerdings ist man in solchen Dingen scharf- sinniger, und so will man zwei Synoden unterscheiden, ja nach Binterim würden wir sogar drei in den Jahren 870, 873, 874 zu setzen haben. In den Urkunden Liutberts und Bcrtolfs ist das Jahr 874, in der Williberts 873 angegeben. Dummler hat die Unmöglichkeit des Jahres 874 nicht allein durch das Nicht- stimmen der Indiction, sondern auch durch den Umstand erwiesen, dass awei
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der in den Urkunden als anwesend genannten Bischöfe am 28. September 874 nieht mehr am Leben waren. »Zwei Synoden für die Jahre 873 und 874 anzu- nehmende bemerkt er mit Recht, »ist ganz unthunlich, da nicht bloss der Tag (27. bis 28. September) und die Personen, sondern auch der Zweck der Yer- Sammlung ganz gleichlautend in den drei Aktenstücken angegeben werden' < Und doch hält er an den beiden Provinzialsynoden von 870 und 878 fest, ob- gleich hier ganz derselbe Fall ist, da auch bei der von dem Annalisten in das Jahr 873 yersetzten Synode dieselben Bischöfe von Mainz und Trier und die Soffraganbischöfe zugegen waren, der Tag derselbe ist und sowohl die dedi- eatio der domus sancti Petri als die Berathung über kirchliche Ange- legenheiten als Zweck beider Versammlungen angegeben wird. Die Annahme in den Jahren 870 und 873 sei an denselben Tage dasselbe von einer Kölner Synode gethan worden, spottet jeder Wahrscheinlichkeit; alle Versuche, beide festzuhalten, machen die Sache nur schlimmer. Binterim meint, die de- dicatio der Kirche habe nur einmal stattgefunden, wonach denn der Annalist darin geirrt haben würde, dass er die dedicatio drei Jahre zu frühe gesetzt und die beiden Synoden zu einer gemacht hätte. Liegt es aber nicht viel näher nnd erklärt sich weit leichter, dass er die Synode drei Jahre zu frühe gesetzt, als dass er die von 870, die einzig auf unserm Annalisten beruht, dem man jedenfalls einen Irrthum zuschreiben muss, mit der drei Jahre spätem ver- wechselt habe. Dass auch nicht an zwei verschiedene Peterskirchen, sondern nur an die Kathedralkirche gedacht werden könne, beweist schon Dümmler. Wenn derselbe aber meint, die Einweihung sei drei Jahre später an demselben Tage ¥riederholt worden, weil Willibert erst in diesem Jahre das Pallium von Rom erhalten habe, so ist es mir unbegreiflich, dass dieselben Bischöfe noch einmal dieselbe Einweihung drei Jahre später wiederholt und dadurch'die frühere för nichtig erklärt haben sollten, da doch eine Einweihung dadurch nicht ihre Kraft verlieren konnte, dass der eine der die Weihe vollziehenden Bischöfe noch nicht vom Papste anerkannt worden war, vielmehr angenommen werden muss, dass die Provinzialsynode nicht eher zusammenberufen wurde, bis Willibert dorch Empfang des Palliums die päpstliche Bestätigung* erhalten, und wie kommt es, dass der Annalist nur die als nichtig erkannte Synode und Weihung, niqht die wirklich gültige erwähnt? Hegel bemerkt, nachdem er Dümmlers Mei- nung angeführt: > Vielleicht! es sind noch andere Möglichkeiten denkbar«; wir aber möchten im geraden Gegensatze dazu behaupten, weder Dümmlers noch ein anderes zu ersinnendes Auskunftsmittel, deren ich eben keines irgend an- gezeigt sehe, sei irgend möglich. Hegel lässt auch hier die Schwierigkeit unge- löst liegen, ja er verdunkelt die Sache, indem er, als ob die Synode von 870 anch ans anderen von dem Fuldaer Analisten unabhängigen Quellen feststände, über dieselbe auf Binterim verweist^). Eine offene Kritik muss hier den ofien-
1) Alle übrigen Angaben einer Synode von 870 oder 871 beruhen offenbar auf den Annales Fuldenses. Dümmler meint freilich (I, 743, Note 7), Aven» tinoB scheine Akten dieser Synode vor sich gehabt zu haben; aber stände dieses
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baron Irrthum der Annalen Fuldenses anerkennen, nnd nach einer möglichen Erklärung suchen.
Die älteste Handschrift der Annales soll dem neunten oder zehnten Jahrhundert angehören. Man hat mit Recht angenommen, dass die arspr&ng* liehe Abfassung mit dem Frühling 882 abgeschlossen worden, aber ¥rir haben eben nicht die ursprüngliche Handschrift Zuerst fragt es sich, sind die Angaben des dritten Theils der Annales, von dem es sich hier aliein handelt, gleich im betrefifonden Jahre eingetragen worden oder haben erst nach Verlauf einiger Jahre die Aufzeichnungen begonnen? Im letztem eben nicht sehr wahrschein- lichen Falle wäre es eben klar, dass bei der Nachholung der früheren Jahre die Synode zu Köln, über welche die bestimmt auf das Jahr 873 hindeutenden Urkunden vorlagen, durch Versehen drei Jahre früher versetzt worden, waa unmöglich, wenn die Eintragungen gleichzeitig erfolgten. In den Handschriften 8, 4 und 5 finden sich mehrere Zusätze, welche in den beiden älteren fehlen, so z. B. die Köln betrefifenden Stellen 864. 865. Wäre es nun nicht möglich, dass auch die älteste Handschrift, welche wir nicht vor das zehnte Jahrhundert, ja gegen dessen Endo setzen können, bereits ähnliche Zusätze erhalten hätte, und ein solcher späterer Zusatz gerade unsere Stelle wäre, die durch Versehen in ein falsches Jahr gerathen wäre? Dann würde sich auch eher erklären, wie der mit den Verhältnissen der Kölner Kirche unbekannte Verfasser davon hätte sprechen können, dass die Kathedralkirche noch gar nicht geweiht gewesen und damit die Legende von den maligni Spiritus verbunden hätte. Die ganae Stelle: Habita est autem et synodus in civitate Golonia inssn Hln- dovici regis — expelli debere scheidet sich leicht aus. Durch iussu Hla- dovici wird sie als zum Kreise der Fuldaer Annalen gehörig gleichsam einge- führt; von einem Einflüsse des Königs auf die Berufung der Synode ist sonit nicht die Rede. Ein Späterer konnte sich leicht veranlasst fühlen, die fnr die Ordnung der kirchlichen Verhältnisse am Rheine so wichtige Kölner Synode einzufügen, wobei er die Zeitfolge in Bezug auf den Monat innehielt, nur sich um drei Jahre versah. Diese Annahme der Entstehung der falschen Verlegung der Synode in das Jahr 873 scheint uns wenigstens möglich, die Falschheit jedenfalls erwiesen.
Fest steht hiernach nur, dass im Jahre 873 eine dedicatio der domus sancti Pctri erfolgte, das schon 857 längst dem öfifentlichen Gottesdienste ge- öffnet war, dass Hildebold schon am Anfange des Jahrhunderts einen Altar des h. Petrus in der Peterskirche und einen des h. Medardus geschmückt hatte; von einem Dombaue Hildebolds findet sich in alten zuverlässigen Quellen nicht die geringste Spur, und eine Bestätigung desselben kann unmöglich in der de- dicatio von 873 liegen. Hildebold besass, wie seine Vorgänger, eine Kathedral- kirche da. wo später der neue Dom sich erhob, ja zu seiner Zeit wird auch schon das von den Normannen zerstörte Gebäude gestanden haben, das wahr- wirklich fest, so könnten diese leicht, wie manche andere, untergeschoben ge- wesen sein. Dümmler selbst nimmt daran Anstoss, dass Aventinus einen Adal- win von Salzburg als bei dieser Synode anwesend nennt
170 £. Reusens:
der christlichen Archäologie im Zasammenhang behandelndes Handbndh hin- weisen, welches zwar noch nicht vollständig vollendet vorliegt, aber doch andh jetst schon ein Urthoil über seinen Werth zalässt Auf den ersten Blick mödiie CS zwar scheinen, als ob der Verfiasser sich mit der Wahl des Titela eine so weitgehende Aufgabe gestellt habe, dass dieselbe unmöglich in einem nur anf zwei Bände von massigem Umfang berechneten Werke in genügender Weise gelöst werden könne. Bei näherer Durchsicht haben wir uns aber übersengt, dass, von einigen weiter unten näher anzugebenden Puncten abgesehen, im Grossen und Ganzen die Deutlichkeit nicht auf Kosten der Vollständigkeit, nnd umgekehrt, hintangesetzt wurde.
Der Verfasser präeisirt in der Einleitung das seiner Arbeit gestellte Ziel des Näheren dahin, dass er in diesen »Anfangsgründen der christlichen Archäo- logie c die Beschreibung der kirchlichen Gebäude und der Kirchengeräthe bieten, und zugleich der Iconographie, d. h. der Besprechung christlicher Malereien und Sculpturen, den ihr gebührenden Platz einräumen wolle. Mit mindeatent dem gleichen Rechte darf aber neben der Iconographie auch die Epigraphik in einem solchen Handbuch eine Berücksichtigung beanspruchen, zumal alle Archäologen heutzutage über deren ungemeine Tragweite und Bedeutung einig sind.
Die vom Verfasser beliebte Eintheilung des Stoffes ist die hergebrachte, er unterscheidet fünf g^rosse Entwicklungsperioden der religiösen Kunst, nnd theilt dem entsprechend sein Werk in fünf Theile : die Periode der Katakomben, die lateinisch-byzantinische, die romanische, die gothische Periode und dieje- nige der Renaissance. Vorausgeschickt ist ein Capitel, in welchem, wegen des von ihr auf die christliche Kunst geübten Einflusses eine kurze Charakteristik der classischen Kunst geboten wird.
Auf de Rossi's bahnbrechenden Arbeiten fassend gibt Prof. Reusens im zweiten Capitel einen ziemlich vollständigen Ueberblick über den heutigen Stand- punkt der Katakomben -Forschung, indem er deren Ursprung, Geschichte und Topographie in Kürze bespricht, und daran eine in's Einzelne eingehende Würdigung der in denselben zu Tage tretenden Kunstthätigkeit durch Vorfüh- rung der sich findenden Schätze anreiht. Es würde zu weit führen, wollten wir dem Verf. hier in's Detail folgen, zumal wir seine meisten Ausführungen als durchaus correct anerkennen können. Nur in Betreff der so interessanten, auch in unseren Jahrbüchern (Heft 50/51, S. 275 ff.) bereits durch Hm. G. R. Schaaffhausen besprochenen Streitfrage, ob die in vielen Katakombeng^ra- bem sich findenden Phiolen mit röthlichem Niederschlag wirklich ein »sicheresc Zeichen dafür seien, dass der in dem betreffenden Grabe beigesetzte Leichnam derjenige eines Märtyrers sei, müssen wir das Vorgehen des Verfassers ent- schieden tadeln. Mag das religiöse Gefühl sich immerhin bei dem bezüglichen Decrete der Congregatio Rituum vom 10. Dec. 1863 beruhigen, welches die be- zügliche Frage bejaht, und in den Phiolen ein wirkliches Zeichen des Marty- riums sieht, vom wissenschaftlichen Standpunct sind Aeusserungen wie die (S. 115) vom Verf. gebrauchten »sans contredit«, lune preuve certaine« u. s. f.
Clements d'Aroheologie chretienne. 171
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um BO weniger zu billigen, als es ja überhaupt gar nicht feststeht» ob denn der rotbe Niederschlag wirklich Blut, und nicht vielmehr von den Agapen herrüh- render Wein seil und ob, wenn Blut, nicht die le Blant'sche Ansicht doch auch manches für sich habe, dass nämlich der Inhalt dieser Phiolen allerdings Martyrerblut sei, welches man, gleich anderen geweihten Gegenständen, den Gräbern geliebter Todten, die aber selbst nicht Märtyrer waren, beigefügt habe? Der Verf. hätte mindestens diese Frage als eine offene bezeichnen und doroh Anfahrung des bis in die neueste Zeit herabreichenden literarischen Ma- terials die sich für dieselbe näher Interessirenden zur eigenen Orientirung an- regen sollen. Er würde dadurch seiner »Eirchlichkeitc nichts vergeben haben!
Die häuslichen Geräthe der ersten Christen, die sich mit Kinderspielzeug und Toilettegegenständen in den Katakomben finden, hätten bei dem ihnen ge- bührenden allgemeineren Interesse eine etwas ausgiebigere Besprechung ver- dient^ und das Gleiche müssen wir bezüglich der historischen Entwicklung des Monogramms Christi (S. 118 ff.) bemerken.
Das dritte Capitel ist dem »lateinischen c und »byzantinischenc Styl ge- widmet, deren ersterer in Italien, Gallien, Deutschland und Spanien bis in's YIII. Jahrhundert geherrscht hat, der andere im Orient bis zum Beginn der mohammedanischen Herrschaft. Der Leser erhält in demselben bei äusserst knapper Form das Wissenswertheste über Basiliken, Rundkirchen, Baptisterien nnd Grypten, wird sodann über die characteristiscben Merkmale der einzelnen Baaglieder, über die Kirchenausstattung* (Altäre, Ambonen, Sitze u. s. f.), sowie über das gesammte Kirchengeräth jener Epoche belehrt, woran sich dann die Besprechung der Baudenkmale byzantinischen Styls unter den gleichen Gesichts- ponoten anschliesst.
Irrig ist die (S. 147 und 154 vorgetragene) Ansicht, dass der christlichen Basilika die forensischen Profanbasiliken als Muster gedient hätten. Es darf vielmehr nach den neueren, namentlich auch von Deutschen angestellten For- schungen als erwiesen angenommen werden, dass die christliche Basilika mit den heidnischen nur den Namen und natürlich auch die hergebrachte Technik gemein hatte, dass sie aber, was Eaumdisposition und den dadurch bedingten Gmndriss betraf, sich an die mit absidenartigen Ausladungen versehenen Pri- vaibasiliken hervorragender Christen anlehnte, in welchen ja auch anfangs die religiösen Versammlungen der ersten Christen abgehalten wurden.
S. 214 und später S. 430 ist bei Aufzählung der in Deutschland befind- lichen grossen Liehtkronen diejenige in der Stiftskirche zu Comburg bei Schwä- bisch-Hall vergessen, welche sich sowohl bezüglieh ihrer Technik als ihres herr- lichen ÜSmail-Schmuckes den Kronen von Aachen und Hildesheim würdig zur Seite stellt.
Im vierten, mit ungemeiner Sorgfalt bearbeiteten Capitel gibt der Verf. in drei verschiedenen Abschnitten (S. 449 muss es statt »article lYc >article nie heissen) eine Schilderung des Entwicklungsganges des sog. romanischen Styls vom YIII. bis X. Jahrhundert und während des XI. und XU. Jahrhan- derts, sowie seiner Produotionen auf dem Gebiete der bildenden Künste. Einzelne
172 £. Reusens:
Partien, so namentlich diejeni|^ über die Emailkunst, sind mit lobenswertfaer Vollständigkeit und namentlich auch mit gewissenhafter Berücksichtigung unae» rer deutschen, vorzüglich rheinischen Werkstatten behandelt, und wird hier wiederholt erfreuliches Zeugniss dafür abgelegt, dass der Verl sich aach in Deutschland, sei es persönlich, sei es in der einschlägigen Literatur (die er freilich fast nie dtirt), umgesehen habe. Einiges ist ihm aber doch entgangen, anderes irrthümlich aufgefasst worden. Nicht erwähnt wird die Deutschland eigenthümliche Bauweise der Doppelkirchen, deren untere meist als Grabkirdie benutat wurde, und deren heute noch eine ziemlichn Zahl erhalten sind, wotob wir als die bekanntesten nur diejenigen von Schwarz-Rheindorf und Viandea anfuhren. S. 814 S. werden die ebenfalls in Deutschland vorkommenden Vor. haUen-Bauten gänzlich ignorirt, obgleich wir deren doch höchst charaoteristisohe am Patrocii-Dome in Soest, am Dome und an der Bartholomei-Eapelle zu Pap derborn, an der Kirche zu Fischbeck in Westfalen und anderwärts beaitsen« S. 298 begegnen wir der durchaus falschen Behauptung, in Deutschland sei in der romanischen Epoche der Gior der grösseren Kirchen nur selten von niedri- gen Umgängen umgeben, niemals aber finde man dort sog. AbsidenkapeUen. Für das Vorhandensein der letzteren verweisen wir auf den noch erhaltenen Chor der Cisteroienser-Ordenskirche in Heisterbach bei Bonn und die St. GMe- hard-Kirche in Hildesheim, sowie auf die Domkirche zu Limburg a. d. Lahn, wo freilich nur eine Absidenkapelle angebracht ist. Ausser diesen drei Kirchen, welche Chorumgang und Kapellen zeigen, sind aber als Kirchen mit blossem Chorumgang hier anzuführen Maria im Capitol zu Köln, das Münster zu Basel und der Dom zu Münster, sowie die Ordenskirchen zu Marienfeld, Amelunxbom, Riddagshausen und Kbrach, so dass also von > seltenem c Vorkommen dieser Anlage, die bei den lotztg^enannten Onlenskirchen sogar eine geradlinige ist, nicht fu^lich die Rodo sein darf.
Irrthümlich worden S. 8GS die Wandmalereien der romanischen Periode als al fresco ausgeführt erwähnt, woneben nur »zuweilenc auch sog. Tempera- MaltToi zur Anwoudung gekommen seL Es ist aber feststehende Thatsache, flaNN während der ganzen romanischen Zeit die sog. Secco-Malerei in Leimfar- Imui, Rpütor mit Z\ihilfenahme von vegetabilischen und animalischen Bindemitteln, hr«rrNt)hond war, und dass erst gegen Ende des XIV. Jahrhunderts die Fresco- i0()hiiik in Aufnalimo gt^langte. Die rheinisch-westfälischen Wandmalereien zu Mcihwar/rhuindorf, Hnuiweilor (nicht Braunweiler S. 377), Soest, Mettler sind »fämuitlioh al socoo auf sorgfältig hergerichtetem Verputz ausgeführt, die präoh- i)((«M Bilder in der Michaelskin^he zu llildesheim sind aber nicht, wie der Verf. arMilmmt, Wand- sondern llolzmaleriuen an der gretäfelten Decke des Mittel- «tihlfl*«*«. iMti Ausführungon über Kreuz und Kreuzigung in den verschiedenen ^uhrUuui\t*r\Aii sind im (lansen recht interessant, lassen aber doch an Vollstän- i1l|ib«M, lind (Jfinauigkeit Manche« zu wünschen.
HdKÜglioh des der Kntwioklung des gothischen Styl es gewidmeten #w«)t(in Bandes müsson wir, da hiervon bis jetzt nur die erste der drei in AMMMiht g0nommonou Lioforungon erschienen ist, eine eingehendere Würdigung
174 Dr. J. Badolf Bahn:
über der Majestät and Herrlichkeit der sich dort seinem entsuckten Blicke dai^ bietenden Natur den Producten der Kunst nur geringe Aufmerksamkeit sohenktei woran freilich da selbsteigenes Schauen und Suchen nicht Jedersmanns Saohe ist, die meisten Reisehandbücher ihr gutes Theil der Schuld tragen« welche wohl schöne Aussichtspuncte, Hotels und Bierhäuser, nicht aber Denkmale mit- telalterlicher Kunst mit »Sternchen« auszuzeichnen pflegen!
Zwar hat, wie der Verfasser wiederholt hervorhebt, die Schweiz nicht ^den Anspruch zu erheben, den grossartigen Schöpfungen, welche die bildende Kunst anderwärts, beispielsweise am Rhein, zu Tage förderte, den wohlverdienten Rang in der Kunstgeschichte streitig zu machen. Aber sie bietet in ihren bescheide- neren Werken doch immer des Merkwürdigen und Eligenartigen so unendlich viel, und sie liefert für die Stetigkeit wie für die Mannig^faltigkeit der Entwick- lung aller Künste so überaus lehrreiche Beispiele, dass jeder Freund arohiolo- gischer Forschung weit über die Grenzen des schönen Schweizerlandes dem Ver- fasser für sein Werk zu hohem Danke sich verpflichtet fahlen wird.
Anknüpfend an die Besprechung der I. Lieferung durch Sohnaase geben wir im Nachfolgenden zur näheren Elrhärtung des Gesagten ein gedrängtes Referat über den Inhalt der uns vorliegenden U. Lieferung, der sich die Schlusslieferung bereits angeschlossen haben würde, wenn nicht der Verf durch eine leidige Krankheit und die Fülle seiner Berufsgeschäfte an der rechtzeitigen Fertigstellung des Manuscriptes gehindert worden wäre.
In dem ersten Buche der I. Lieferung hatte d. Verf. die Kunst des helveüseh- römischen Zeitalters, im zweiten Buche diejenige der altohristliohen Jahrhun- derte besprochen, und sodann im dritten Buche die Schilderung der romanischen Kunst bereits in drei Capiteln begonnen, deren letztes in unserer Lieferung Zu Ende geführt wird. Daran schliesst sich nun Cap. IV (S. 222—244) der Be- sprechung romanischer Monumente in der Westschweiz gewidmet. Ein kurzer geschichtlicher Ueberblick über die Geschichte von Transjuranisch-Burgund, das sich im Jahre 888 aus dem Zusammenbruch des karolingischen Weltreiches er- hob, ergibt, dass auch in kunsthistorischer Beziehung die Westschweiz schon in jener Epoche auf französische Einflüsse angewiesen war, die. sich denn auch in den verschiedenen noch erhaltenen Denkmalen zur Genüge nachweisen lassen. Dahin gehört namentlich der höchst interessante, auch am Schlüsse der roma- nischen Periode in Spitzbogenform nochmals wiederkehrende Gebrauch von Ton- nengewölben far das Mittel-, und Halbtonnengewölben für die Seitenschiffe, den die Cluniacenser, deren Verdienste eingehend erörtert werden, durch ihre Bauten zu Romainmotier und Payorne (Peterling^n) populär machten. Bezüg- lich der vom Verf. (S. 237 f.) aufgestellten Vermuthungen über den Zweck der doppelgeschossigen Vorhallen dieser Kirchen verweisen wir auf die von uns (die mittelalterliche Kunst in Soest, Festschrift zum Winckelmannsfest 1876, 8. 7) beigebrachten Notizen über die Verwendung einer solchen Vorhalle an dem Patrodi-Dome zu Soest.
Ln fünften Kapitel, welches die Denkmale jener Periode jenseits der Alpen (3. 244—253) behandelt, muss sich der Verf. sehr kurz feuMen, weil dort
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Geschichte der bildenden Künste in der Schweiz. 175
trotz der N&he Italiens keine Bauten von irgendwie erheblichem Kunstwerth sich finden. Die flachgedeckte Basilika mit Verzicht auf jegliche horizontale Gliederung im Aussenbau und gänzlichem Mangel plastischer Details an den Ziergliedem ist in jenen Gegenden herrschend geblieben.
Um so reichere Ausbeute können wir aber dann im sechsten Kapitel halten, welohes der Besprechung romanischer Plastik und Malerei einge- räumt ist, und seinem reichen Inhalt entsprechend, erklecklichen Raum (S. 253-— 811) einnimmt. Einige allgemeine Erörterungen über die Bedingungen, unter welchen die Plastik des Mittelalters im Yerhältniss zu jener der Antike sich weniger frei und selbständig entwickeln und darum auch nicht zur glei- chen Vollendung wie die letztere gelangen konnte, sind der kunsthistorischen Würdigung der in den Schweizer Cantonen befindlichen Einzeldenkmale voraus- geschickt. Dahin gehören die jetzt im Hotel de Glnny zu Paris befindliche gol- dene Altartafel von Basel und die an letzterem Orte noch erhaltene, wahrschein- lich ursprünglich zu jener gehörende Aposteltafel, das Relief mit Scenen aus dem Martyrium des Vincentius und die Gallenpforte des Baseler Münsters, die Reliefs am Züricher Grossmünster und Fraumünster und den dortigen Kreuz- gängen. Damit sind aber auch die grösseren Werke dieser Kunst sämmtlich erledigt und ihnen als viel einfacher gehaltene die Portalsculpturen d^ Stifts- kirchen von Neuchätel; 8. Ursanne und Romainmotier anzufügen. Die Bildwerke in der Vorhalle der letztgenannten Kirche sowie in der Abteikirche von Payeme sind deshalb von ganz besonderer Wichtigkeit, weil sich in ihnen ein eigen- thümlicher localer Stil erhalten hat, der in keiner Weise von dem Studium der Antike beeinflusst scheint, vielmehr aus den rohesten Anfängen sich allmälig entwickelt. Da der Verf. bei Besprechung der Stuck reliefs im Erdgeschosse der Doppelkapelle zu Münster im Münsterthale die allerdings naheliegende Ver- mnthung ausspricht, dass der Gebrauch solcher Verzierungen aus Italien in jene und einige benachbarte Gegenden herübergekommen sei, so wollen wir nicht unerwähnt lassen, dass wir auch in Norddeutschland öfter solchen Stuckreliefs an Orten begegnen, bei denen ein italienischer Einfluss, wie z. B. an der Mi- chaelis- und Godehardkirche zu Hildesheim und der Liebfrauenkirche zu Hai- berstadt, sich nicht nachweisen lässt. Reicher als an monumentalen Werken ist die Schweiz auf diesem Gebiete an Werken der Kleinkunst, der Elfenbein- nnd Holzschnitzerei, der Goldschmiedearbeiten und Emails. Der Ter£ vermittelt uns die Kenntniss der höchst interessanten romanischen Holz- scolpturen von Chur und Sitten. Unbedeutend sind die noch erhaltenen Bronzen und Erzgüsse, wichtiger schon die Emails, die sich aber, nach der S. 280 ff. gegebenen Beschreibung der einzelnen Stücke zu urtheilen, auf Ausfuhrung in ömail champlev^ zu beschränken scheinen. Zahlreicher sind die noch erhaltenen Werke der Goldschmiedekunst, die mit besonderer Vorliebe gepflegt wurde, wovon ■ich eine Reihe recht interessanter Belege in dem Schatze von S. Maurice im Guiton Wallis aufbewahrt finden, während sie auch anderwärts vertreten sind und mitunter (wie z. B. das Vortragekreuz im Kloster Engelberg) schon ein Sireben nach naturalistischer Formengebung bekunden. Von romanischen Wand-
Oesobiohte der bildenden Künste in der Schweiz. 177
einnnder liegenden Beihe von spitzbogigen Qaertonnen überwölbt werden, die zugleich die Widerlager für das Gewölbe des Mittelschiffes bilden.
Die erste eigentlich gothische Kirche, bei welcher das neue constructio- nelle Princip zur DurchfubruDg gelangte, ist die Kirche S. Peter zu Genf, welche urkundlich Ende des XII. Jahrhunderts begonnen wurde. Ihr reiht sich dann als i zweites Hauptmonument des Landes« die Kathedrale von Lausanne an, welche der Verfasser sehr eingehend bespricht, wobei er die Yermuthung ab ob der französische Architect Villard de Honneconrt bei ihrer Erbauung thätig gewesen, wie uns scheint mit triftigen Gründen widerlegt, aber doch einen französischen Einfluss auf dieses Bauwerk zugibt, das seinerseits wieder einer ganzen Reihe kleinerer Kirchen zum Vorbild diente.
Die nördliche und östliche Schweiz, welche dem französischen Geist weit weniger zugänglich war, zeigt die Anwendung der Gothik um einige Jahr- zehnte später als die Westschweiz, und hat hervorragende Denkmale nicht auf- zuweisen.
Ehrenvolle Erwähnung lässt der Verf. den Orden der Franciskaner und Dominikaner zu Theil werden, welche sich im Laufe des XIII. Jahrhunderts, bald nach ihrer Entstehung, in der Schweiz niederliessen und sich entschiedene Verdienste um die Einbürgerung des neuen Stils erwarben, wofür noch heute monumentale Zeugen in Zürich, Basel, Klingenthal, Freiburg uns erhalten sind.
Interessant und jedenfalls zu näheren Untersuchungen anregend ist die S. 894 gegebene Notiz über die mit reliefirten Darstellungen versehenen Back- steine, welche in Stücken von beträchtlicher Grösse während des letzten Jahr- zehnts in den Cantonen Solothurn, Bern, Aargau und namentlich Luzem (S. Ur- bau) sporadisch gefunden wurden, ohne dass eine einheitliche Verwendung der- selben zur Herstellung ganzer Bauwerke nachweislich wäre.
Das vierte und letzte Kapitel der vorliegenden Lieferung beschäftigt sich mit den Monumentalbauten des XIV. und XV. Jahrhunderts, in welchen das mächtige Emporblühen der städtischen Gemeinwesen einen edlen Wetteifer unter den einzelnen Städten hervorrief, dem fast jede derselben die Erbauung einer Pfarrkirche verdankte. Die den Seitenschiffen in jener Zeit vielfach sich an- schliessenden Kapellenreihen sind nicht zunächst, wie H. Rahn annimmt, dem Streben einzelner Familien und Corporationen, sich durch Stiftung kirchlicher Heiligthümer zu verewigen, zuzuschreiben, sondern dem Princip thunlichster Baumausnützung, gemäss welchem man die ja doch in der Gothik nur als Fül- lungen dienenden Mauern zwischen den Strebepfeilern möglichst nach Aussen rfickte, so dass die Hauptmasse der letzteren in die Kirche hineingelegt wurde, wo dann der zwischen ihnen befindliche Raum eben jene kleinen Kapellen bil- dete, während Aussen die doch so kolossalen Streben an den Wänden der Sei- tenschiffe fast nur andeutungsweise sichtbar werden, wie u. A. Fig. 115 (Mün- ster in Bern) zeigt.
Mit der Verallgemeinerung der Bauthätigkeit hielt auch in der Schweiz die Ausdehnung der Bauhütten gleichen Schritt, sie wuchsen zu immer grösse- rer Macht heran. Die geistlichen Baumeister und Steinmetzen waren den von
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178 Dr. J. R. Rahn: Gesch. d. bildenden Künste in der Schweiz.
allen Seiten sich häufenden Aufträgen nicht mehr gewachsen, und worden all- mälig von dem laioalen Element ganz verdrängt, welches sich jetzt profesaiona- mässig mit der Bau- und Steinmetzkunst befasste. Neben vielen Licht- hatte aber auch der Einfluss der Bauhütten mit ihren traditionellen Eigenheiten manche Schattenseiten im Gefolge, weil die in den Hütten gewonnene technische Sicherheit der Lust zu allerhand Wagnissen Vorschub leistete, ¥rie sie nament- lich in den Details der Bauten jener späteren Periode zu Tage tritt, und eu Spielereien ausartend, besonders an den zur inneren Eircheneinrichtung ge- hörenden Requisiten (Altären, Taufbrunnen, Sacramentshäuschen u. s. £.) sich findet.
Den Schluss der zweiten Lieferung bildet eine Besprechung des mittel- alterlichen Profanbaues, der freilich, von den Befestigungszwecken dienenden Gebäuden abgesehen, wenige hervorragende Denkmale aufzuweisen hat, sich aber durch mancherlei Abweichungen von den einschlägigen Bauten inDeutacb- land unterscheidet.
Wenn Schnaase schon a. a. 0. bezüglich der ersten Lieferung die reiche Ausstattung derselben mit einer grossen Zahl von Holzschnitten rühmte, so ver- dient diese zweite Abtheilung das gleiche Lob in noch höherem Masse, da den damals gebotenen 59 Illustrationen sich jetzt weitere 86 ganz trefflich aus- geführte Holzschnitte anschliessend von denen nur einige wenige bekann- teren Werken entlehnt sind, während die meisten auf Originalaufnahmen zu be- ruhen scheinen. Trotz dieser Reichhaltigkeit haben wir doch an einzelnen Stellen (z. B. bei den Reliefs von Romainmotier, der romanischen Hobsschnitzerei von Chur oder Sitten, den Goldschmiedearbeiten von Kloster Engelberg und S. Maurice) Abbildungen höchst ungern vermisst, zumal die wiederholt citirten Werke, namentlich Blavignac, architecturo sacree und Aubert, Tresor de Tabbaye de S. Maurice d'Agaune bei uns wol nur in grösseren Bibliotheken gefunden werden.
Wir können nur wünschen, dass das mit gründlichster Sachkennntniss und dabei doch in einer auch dem archäologisch weniger Gebildeten verständ- lichen Sprache verfasste Werk über die Schweizer Grenzen hinaus einen recht zahlreichen Leserkreis finden möge. Es wird sich bald als ein ganz un- entbehrlicher, weil bisher schmerzlich vermisstor Begleiter für diejenigen Alter- thumsfreunde erweisen, welche es lieben, auf ihren Erholungsreisen das Nütz- liche mit dem Angenehmen zu verbinden, und dies umsomehr, wenn der ge- schätzte Verfasser demselben am Schlüsse einen kunsthistorischen Weg- weiser beizufügen nicht verabsäumen wollte.
Viersen.
Aldenkirchen.
in. Miseellen.
1. Wann ist die Kunst die Bronze zu löthen erfanden? Früher glaabte ich, diese Frage lasse sich bei der Mangelhaftigkeit unser histo- rischen Quellen gar nicht beantworten, später nahm ich zu meiner üeber- raschung wahr, dass Andere besser unterrichtet waren : nicht nur in deutschen, sondern auch in englischen und französischen Büchern und Zeitschriften ward die Thatsache so aufgefasst, als ob sie an ein bestimmtes Datum sich anknüpfe; ich fand sogar Jahreszahlen, da aber dieselben bedeutend differirten, macht« mich dies wieder irre ; endlich erfuhr ich, Glaukos von Chios habe diese Kunst erfanden. Da über das Zeitalter dieses Künstlers die Ansichten getheilt sind, erkürte sich die Differenz hinsichtlich des Datums der Erfindung. Von Glaukos wosste ich, dass ihm Herodot das Verdienst zuschreibt, zuerst die Kunst das Eisen zu löthen erfunden zu haben *). Ein vielbewundertes, alterthümliches Werk von seiner Hand, ein eiserner Untersatz für einen silbernen Mischkrug
1) Herodot I, 25: os fxovvog Sr^ navjfov ttv^oinwv at^rJQov xolXriaiv i^€vQe, Alle übrigen Zeug^nisse (zusammengestellt von Oyerbeck d. antiken Schrift- quellen S. 47) gehen auf die Aussage des Herodot zurück und haben keinen selbständigen Werth: nur machen Einige nach einer anderen üeberlieferung den Künstler zum Samier; so auch Stephanus Byz. unter Al^alri, der noch einen anderen Glaukos' kennt: ^vo yäg rjattv' elg raiv r^y xollriatv at^vjQov (vq6vt(ov (aus diesen Worten darf man nicht schliessen, dass auch Andere auf das Verdienst dieser Erfindung Anspruch erhoben hätten« sondern der Grammatiker schrieb ^ 6 Tiiv xollijaiv atdfjgov €vq(6v)' ovtos fikv Zufitos, oorig xal t^ov aotSifima- xoy avi&rixev iv ^eUpöis, tag 'Hgo^otog' 6 dk hegog Arifivtog^ äv^Qtavronotbg Staarifiog, Der Bildhauer aus Lenmos ist vielleicht nicht yerschieden von dem Glaukos, welcher um Ol. 76 blüht, denPausan. V, 26 einen Argiver nennt. Aus der Stelle des Flutarch de def. orac. 47 darf man nicht schliessen, der ältere Qlaokos habe die Kunst das Eisen zu härten und zu erweichen erfunden oder Tervollkommnet, sondern Flutarch setzt nur voraus, dass ihm diese Technik wohlbekannt war.
180 Miscellen.
in Delphi, erhielt das Andenken an Glaukos und seine Erfindung lebendig. König Alyattes von Lydien hatte um Ol. 42 das Weihgeschenk nach Delphi ge- stiftet, daher man gewöhnlich den Glaukos zum Zeitgenossen des Alyatte? macht, während Eusebius, freilich ein wenig verlässiger Zeuge, ihn in viel frühere Zeit, in Ol. 22 versetzt Es war dies die einzige Arbeit des Glaukos, welche das Alterthum kennt; alle Augenzeugen, wie Herodot, Hegesander von Delphi und Pausanias sagen einstimmig, der Untersatz sei aus Eisen zusammengelöthet gewesen. Woher stammt also die Nachricht der Neueren, welche in den alten Quellen keine Unterstützung findet, Glaukos habe die Kunst Bronze zu löthen erfunden?
Offenbar müssen vnr die Gewähr für diese Notiz bei den modernen Eunstbistorikem suchen, und wirklich schreibt H. Brunn Geschichte der griech. Künstler I, 29 im J. 1853: »Sein Ruhm ist die Erfindung der Löthung des Erzes.c Dies ist offenbar nur ein Schreib- oder Gedächtnissfehler ^), der aber verhäng^nissvolle Folgen hat: denn alsbald wird auch der eiserne Untersatz zum ehernen, und in der Beschreibung des Kunstwerkes nach Pau- sanias ist von Verbindung des Erzes und ehernen Querstäben die Rede, wo der Grieche ^artv avTi] r^ aiSr^gip Seofioq und ilaa/itaa rov atSiJQov sagt. Für diese Verwirrung ist also Brunn verantwortlich zu machen, doch ist diese gelehrte Geschichte der griechischen Künstler wohl nur dem engem Kreise der speciellen Fachgenossen bekannt, jener weit verbreitete Irrthum wird nur indirect auf Brunn zurückgehen, und zwar, wenn nicht alles täuscht, auf ein populäres, allgemein verbreitetes Werk, auf E. Curtius griechische Geschichte I, S. 441 (ersch. im J. 1857, aber die späteren Ausgaben weichen nicht ab). Hier wird ausgeführt, man habe schon längst verstanden Erzstücke durch Stifte und Nägel zu verbinden, aber erst in Chios habe man die Kunst erfunden, das Erz zusammen zu löthen, und dies sei eben das Verdienst des Glaukos. Bei Curtius liegt kein Schreibfehler vor, sondern er folgt eben allzu vertrauensvoll der Führung Brunns und sucht sogar recht scharfsinnig nachzuweisen, dass diese Technik des Löthens gerade in Chios^ der Heimath des Mastixbaumes, vor- zugsweise mit Erfolg ausgebildet werden konnte.
Ich hoffe dieser weit verbreitete Irrthum ist damit ein für allemal be- seitigt'). Wenn Glaukos, gleichviel ob Ol. 22 oder 42 die Kunst das Eisen zu löthen erfand, so ist man wohl berechtigt daraus zu schliessen, dass das gleiche Verfahren schon längst bei der Bronze angewandt worden war; denn die Technik der Erzarbeit geht naturgemäss der Bearbeitung des Eisens voraus und ist früher vervollkommnet worden. Dabei darf man übrigens voraussetzen, dass
1) Auch die betreffenden Anmerkungen zeigen deutliche Sparen von Flüchtigkeit.
2) Wenn es, wie hier nachgewiesen wurde, einem geachteten Gelehrten begegnet, Bronze und Eisen zu verwechseln, so darf man wohl unter Umständen alten sonst sorgföltigen und gewissenhaften Schriftstellern einen gleichen Irr- thum zutrauen. Doch darüber ein anderes Mal.
J
MiBcellen. 181
man auch, naoLdem die Kunst des Löthens erfanden war, noch längere Zeit fortfuhr nach alter Weise Bronzegefasse u. s. w. zusammen zu nieten.
Schliesslich möchte ich rathen die Data der griechischen Kunstgeschichte nicht so ohne weiteres für die allgemeine Entwicklung der künstlerischen Technik zu verwerthen : die Angaben griechischer Schriftsteller über den ersten Erfinder beruhen z. Th. nur auf unsicherer Yermnthung, zuweilen stehen verschiedene Ueberlieferungen einander gegenüber; dann abor waren die Griechen nur zu sehr geneigt, auf diesem Gebiete sich alles Verdienst ausschliesslich zuzueignen: auch wenn die Nachricht über den ersten Urheber einer Erfindung wohl be- gründet ist, beweist dies zunächst nur, dass er der erste Hellene war, der das betreffende Verfahren anwandte, dies schliesst aber nicht aus, dass anderwärts
schon längst die gleiche Kunstübung bekannt war.
Th. B.
2. Zur Chronologie der Gräberfunde. Münzen sind anerkannter- massen das wichtigste und untrüglichste Hülfsmittel, um wenn auch nicht immer ganz genau, doch wenigstens annähernd die Epoche zu bestimmen, wel- cher üeberreste der Kunst und Industrie, die eben in Begleitung von Münzen zu Tage gefördert wurden, angehören. Bekanntlich pflegt gegenwärtig eine grosse Anzahl Alterthumsforscher, wenn unter den nordischen Gräberfunden Goldschmuck oder Broncegeräthe vorkommen, welche mehr oder weniger Kunst- fertigkeit verrathen, darin Erzeugnisse etruskischer Industrie zu erblicken. Man weiss ganz genau, auf welchen Strassen der Handel diese transalpinischen Fa- bricate nach dem Norden beförderte, und sucht auch die Chronologie festzustellen, indem man solche Grabfunde ungeföhr derselben Zeit zuweist, in- welcher gleich- artige Bronzegeßlsse und Goldschmuck in Italien angefertigt wurden. Auch auf der vorletzten Generalversammlung der deutschen Geschichts- und Alterthums- vereine zu Trier im Spätjahr 1874 wurde das Thema eingehend besprochen; bei diesem Anlass warf Hr. v. Quast aus Berlin die zeitgemässe Frage auf, ob sich nicht zuweilen auch Münzen bei diesen Gegenständen, deren Ursprung man auf ausländischen Gewerbfleiss zurückführe, gefunden hätten. Die anwesenden Vertreter dieser Ansicht stellten einstimmig das Vorkommen von Münzen* in Abrede. Diese Behauptung steht jedoch mit den Thatsachen nicht recht im Einklänge. Da die Fundberichte oft mangelhaft und unzuverlässig sind, da na- mentlich bei Ausgrabungen das, was verschiedenen Epochen angehört, nicht immer sorg^ltig genug gesondert wird, so mag vorläufig nur ein vollkommen gesicherter Fall vorgeführt werden. In Brüssel in der Sammlung des Herzogs von Arenberg befindet sich ein goldener Halsring, der, wie Schürmans Objets J^trusques decouverts en Belgique (Brüssel 1872) S. 85 versichert^ grosse Aehnlichkeit mit dem Halsring von Waldalgesheim hat; derselbe ist zu Frasnes -lez -Buissenal (an der Grenze der Gemeinden Frasnes und Anvaing, arrondiss. de Tournay, province d'Hainaut) zugleich mit monnaies gauloises, fabriquees ä Limitation des didraohmes de
tA '^
182 MiMseDaL
Philippe de Macedoine aosgegpraben worden. Dieser intereesante Fond, obwohl nicht ganz neaen Datams (5. Febr. 1864), yerdient aach in weiteren Kreisen bekannt za werden; daher möge hier der Bericht, welchen alsbald Ed. Joly im l'Eoho de Renaix vom 17. Febr. erstattete, den wir der freund- lichen Mittheilang des Hm. Schürmans in Lüttich yerdanken, folgen.
„Dans l*apres-midi du 5 ferner demier, des ouvriers de M. le comte Gastave de Lannoy, bourgmestre d'Anvaing, gouvemeur de la Maison de S. A. R. Mgr. le dac de Brabant, procedant it des travaux de plantation dans le bois de Martimont (Martis mons), situe a an Eilometre environ de l'est dn chemin de fer Hainaut-Flandres, y ont decouvert, k proximite d'nn ravin, au fond duquel coule une source d'eau appclee la Fontaine de l'En fer, un d6p6t d'objets en or, remontant a la periode celtique, et compose d'une cinquantaine de monnaies et de deux magnifiques colliers ou torques d'un ohef gaulois.
Les monnaies ou medailles qui toutes, oa presque toutes, ont passe par nos mains, portent le meme type, mais sont distinctement d'antant de coina diff6rents. C*est la monnaie celtique unifaoe, k flacon concaye oü Ton yoit en gros relief, galopant kdroite, le cheyal libre ou symbolique, et qui est r^put^e par les numismates, comme la plus ancionne monnaie autonome de ces contr^es. D'apres les conjectures du sayant polonais feu Joachim Lelewel, l'emission des unifaoes remonterait au plus tard k l'annee 200 ayant Jösus-Ghrist. Elles ne seraient qu'une imitation barbare et deg^neree du statere d'or, au bigo, de Philippe de Macedoine.
On ne doit pas s'imaginer cependant que ces monnaies sont rares dans nos looalit^s, au oontraire il se passe peu d'annees, sans que les trayaux de la campagno n'en fassent snrgir de terre quelques specimens. Getto frequente apparition des nnifaoes, leurs divers degres d'usure dans un meme däpot, et sortout leur grande yariete de coins, dont les differences se sont certainement saccedö, d'une mani^re continue, pendant un long espace de temps, nous donnent la preuye que cette monnaie fnt forgee sur les lieux memes oü on la d6terre, tant i8ol6mcnt qu'en dep6t8, et qu'elle constituaf durant une longue periode d'annees, le numeraire des clans celto-belges etablis sur les bords de l'Escaut (le Scalt) et de ses divers affluents, tels qu'ici la riyiere la Rönne, dans le voisinage de laquelle a eu lieu la decouverte qui nous occupe.
Quant aux torques ou colliers, dont P^ge nous est revele par les medailles qui les accorapap^aient, ce sont deux pieces exceptionnellement rares, et in- connues jusqu'ä present dans les Annales des decouvertes arcbeologiques dans notre pays. Ils sont d'une magnificence yraiment capitale pour l'6poque oü ils furent fabriques.
Le plus grand, qui prosente un diametre de 0,20 m., est dcoor6 de dessins au repousae, figurant grossiereraent des tetes de cheval, des cygnes, des hydres ou serpents, et d'autres formes zoomorphiques et symboliques, offrant, dans leur ensemble, la plus parfaite analogie de style avec certaines configurations sym- boliques, que nous avons observees dans les monuments de provenance scandi- naye. Et c'est la, nous le declarons, une partioalarite qui nous a singuli^rement
Misoellen. 188
frappe. On se fera aisement une idee de la richesse de ces objets de pamre, si Von 86 figare qae le tore ou bondiu de Tun d'eux a prös de 0|035 m. d'epaisseur, c*e8t-a-dire an d^cim^tre de circonförence.
II est vrai qu'ils sont cretix, travailles sur une armature de fer ou d'acier, qui avait pour efifet, tout en leur donnant plus de tenacitä, de les rendre aussi plus flexibles, ei bourres de cire, laquelle, par son long sejour dans le sol, a aoquis une consistance terreuse. Ils sont d'or pur, tandis que les monnaies ne sont que d'electrum, qui est un alliage d'or et d'argent
On sait que les Gaulois possedaient des connaissances metallurgiques trds ayanc6es. L'or etait abondant chez eux, ils le deposaient dans les sanetuaires et il servait ä la parure des femmcs et des hommes. C'Stait un metal local qu'on retindt, en grande quantite,, des fieuves, des mines des C^vennes et de PAquitaine.
Le coUier ou torques etait la parure favorite du Gaulois; c'etait le plus bei ornement du guerrier. Lorsque, vaincu dans un combat^ celui-ci suc- eombait sous les coups de son ennemi le Romain, on voyait aussitot le vainqueur Ini enlever sa parure, pour s'en decorer comme d'un brillant troph^e, et prondre de la ce surnom pompeux de Torquatus. Les Colliers gaulois, pris sur l'ennemi, figuraient ainsi parmi les depouilles qui omaient la pompe triomphale des generaux victorieux.
Dans Torigine le collier n'etait form6 que d'une simple chaine, tordue comme une corde (catellae vel catenulae tortae), et c'est de lä que lui est venu le nom de torques sous lequel on le designait indistinctement. Dans la suite, on le fagonna aussi d'une seule pi^ce de metal, recourbee de maniere k former un cercle d'une dimension plus ou moins considerable, quelquefois om6 de ciselures: on donnait k ce genre de colliers le nom special de circulus auri vel aureus. C'est ainsi que Scheffer depeint ces demiers, dans son traite de antiquorum torquibus:' circuli rotundi quidem, sed duri fuere, crassioresque, ex una massa, figura orbiculari etc. YoiUi bien nos Colliers de Frasnes.
Toutefois, il n'y avait pas que des colliers d'or; il y en avait aussi en bronze et en autres metaux. Plusieurs etaient composes de pieces mobiles, et un grand nombre n'offraient qu'une espece de chapelet de grosses perles, seit d'ambre, de jais, de verre de couleur, ou meme de silex, et en autres pierres dures, taillees ou polies.
Les deux extremit^s metalliques du torques etaient tantot soudees, tantot crochetees, et la plupart du temps, simplement rapprochees : la flexibilite du metal permettait de les ecarter et d'ouvrir Vanneau. Nos torques appar- tiennent k cette demiere categorie; une espece de fermoir globuleux en serrait les extremites, et marquait ainsi artistement le defaut de la jointure.
Kons avons dit qu'il y avait deux colliers. II se pourrait cependant que le plus petit anneau qui n'a que 0,12 m. d'ouverture en diam^tre (le plus grand en a 0,13 m.), et qui est travaille avec moins d*art düt etre ränge dans la dasse des armillae ou bracelets, mais il aurait fallu un bras d'une dimension for- midable pour y faire tenir semblable ornement; il est vrai que les Romains nous
184 Miscellen.
reprösentent let Ganlois comme 6tant de baate statare et de formea colosmles. Le doute n'exisierait plus, t'il y avait eu dans la trouvaille, an troisi^me anneaai fonnant la paire avec celai que nous envisageons.
Une chose regrettable, c'est quo les ouvriem, ne soapgonnant pas Timportanee
de lear troavaille, ni meme qu^il y ait eu do Tor, aient trait^ les objets d6oott«
verts ayec si peu de menagemexits. Les Colliers ont 6t6 demembr6s, inSme miitil6s
on pariie, et plasieurs pieces, entr'antres un anneau d'an travail merveÜleuz,
ainei qae le fermoir dont il faisait partie, ont ete detacbos da grand ooUier.
On prenait tous ces restes poar la depoaille d'un eveqne des temps anciens,
sa Crosse, son anneau et les boutons de son vetement. Si le trouveur n'avait ea
rheurease inspiration d'aller consulter M. le notaire Degreze, d'Anyaing, et de
lui faire voir les objets recueillis, ceux-ci auraient eu probablement le sort de
tant de restes precieox de l'antiquite, et seraient alles s'eteindre sans broit
dans le creuset de l'orfövre qui engloutit tout sans pitie. Anjoard*hai,
confies aux mains habiles d'an ouvrier intelligent, ils pourront etre ais6ment
r6tablis dans leur etat primitif, et faire ä l'avenir le principal omement d'an
Musee ou d'une bibliotheque.
II est certain que le depot tenait ä nu dans le sol, et sealerfient de qael- ques centimetres (de 0,05 m. ä 0,10 m.) de sa superficie. La, pas de vase, pas de pierres qui le protegeaient contre la pression ou la souillure des terres environnanteSf comme cela se presente le plus ordinairement ; une inspeciion des terres de dcblai, jointe au temoignage des ouvriers, ne nous a pas laissö le moindre doute k cet egard. Nous en avons aoquis en outre la oonviction que le depot n'appartient pas k une s6pulture, car nous n'avons apergu ni traces de cendres, ni d'ossements calcines, ni restes bumains, ni rien enfin qui indi- quät une tombe, et une fouille operee recemraent, sous la direction du comte Ch. de Lannoy, a pleincment confirrae notre Observation. Seulement k peu de distance du lieu de la decouverte (a quelque cent metres au sud), on remarque une eminence regulierement arrondie, qui pourrait bien etre une tombelle.
Les circonstances denotent que le depot a ete effectue avec precipitation, seit au moment d'une alerte, par un guerrier expirant, 8*il n'est plutot le butin d'un Soldat, tue au combat, avant d*avoir pu relever son tresor.
NoDS avons appris, que les principaux objets de la decouverte, d'abord deposes au chäteau d\\nvaing, ont ete depuis remis par le trouveur lui-meme, le nomme Fidele Teintenier, de Forest, aux mains de M. le comte Gustave de Lannoy, a Bruxelles, qui, nous n'en doutons pas, en fera un noble usage.c
(signe) Ed. Joly. Zur Vervollständigung dieses Fundbericbtes (eine kurze Notiz findet sich auch in der Revue de la Numism. Beige 1864, S. 141) dient der Aufsatz des engUscben Numismatikers J. Evans: on some gold omaments and Gaulish coins found togetber atFrasnes, im Numiamatic Chronicle 1864, S. 96— 101, Wo auf T. V sowohl der Goldschmuck als auch drei der keltischen Münzen ab- gebildet sind. Diese Goldmünzen von einseitiger Prägung mit dem Typus des laufenden Pferdes finden sich vorzugsweise im Gebiete der Scheide, dann aber
Mifloellen. 185
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»ach bei Rheims und SoissonB; die (jk>ldpragang in Britannien stellt damit in imyerkennbarem ZusanimenhoDgey was sich durch die Einwandemng belgischer Yölkersohaften genügend erklärt. Das äasserst rohe, verwilderte Gepräge dieser Münzen berechtigt nicht, ihnen ein besonders hohes Alter beizulegen. Evans bestimmt die Zeit ungef^ir 80 Jahre v. Chr., und findet ebensowenig wie Franks die Rohheit der Münztypen mit der Kunstfertigkeit, welche der Goldschmuck zeigt, anvereinbar ').
3. Ein versteinertes Holzbild? Es int mir am 18. Dezember 1875 durch Herrn Hugo Garthe in Köln ein versteinertes Stück Holz von 212 Cm. Länge und 60 Cm. Breite zur uähem Untersuchung übergeben worden, an dem ein menschliches Gesicht, wie es den Anschein hat, vor der Versteinerung mit rohen Zügen eingeschnitten ist. Dieser Fund ist einzig in seiner Art. Die Versteinerung ist, nach der Analyse des Hm. Prof. Mohr eine ächte Verkiese- long, 0,362 grm. der ausgeglühten Substanz enthielten 0,360 grm. Kieselerde. Das Holzstück hat genau das Aussehen der im Diluvium vorkommenden versteinerten Hölzer, denen man ein tertiäres Alter zuschreibt. Sie fehlen auch in unserm Siebengebirge nicht. Bei dem geringen Gehalt unserer Quellwässer an Kiesel- erde ist eine Versteinerung organischer Körper in geschichtlicher Zeit fast un- denkbar, und es giebt keine sichere Angabe über ein solches Vorkommen, die Einwirkung heisser Quellen abgerechnet. Schon Lyell hatte sein Bedenkon gegen .de Behauptung, es seien die Pfahle der Trajansbrücke über die Donau bei Seigrad theilwcise verkieselt gewesen. Das Holz, dessen Gefüge an einigen Stellen noch erkennbar ist, und das vor der Versteinerung wurmstichig war, ist 'yron einer Conifere, deren Holzzellen durch das Mikroscop noch deutlich zu sehen «ind. Gegen eine Fälschung, * an die man zunächst denkt, spricht das ganze JLussehen des Holzbildes sowie der umstand, dass dasselbe von einem Grund- mrbeiter in der Nähe von Nymwegen in einer Tiefe von 6 — 7' gefunden und -für 5 Cents = 10 Pf. verkauft worden sein soll. Auch lässt sich nicht anneh- Tnen, dass in alter Zeit an dem schon versteinerten Holze die Züge eines :3nenschlichen Gesichtes angebracht worden sind. Eine ausführliche Mittheilung über diesen merkwürdigen Fund behalte ich mir vor.
Schaaffhausen.
4. Die Trinkschale von München-Gladbach. Die aus einem Menschenschädel gefertigte Trinkschale wurde mir im April 1875 von Hm. C. Koenen in Neuss zur wissenschaftlichen Untersuchung übergeben. Ich zeigte sie und sprach darüber in der Sitzung der Niederrhein. Gesellschaft vom 8. Mai und stellte die mir bekannten Nachrichten über den alten Gebrauch, aus Men- schenschädeln zu trinken, Zusammen. Später machte mich Prof. Bergk auf eine
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1) Wir werden demnächst auf diesen Fund zurückkommen. D. R.
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6, Bleiern« Himmer Im Jtni «iw J^iuies ld7i wurde beim Lehm- «iecfa^D za <ta«T ZKfr^IeL ridlidi rr/a XeitJL ^if derWleee Tor dem Oberthore, f(eg«nkäVi«r d^T ätu^ 'i« 4btf»mAli^e& O^j^rkk^ters. ein bleierner Hammer ge- (undtiü, »Ad zwar ;n einer Tie^e Ton 2LI5 3Cetiir icd amgeben Ton Brmndspnren. Kr bat eine Gr»o«e tob 0,126 SCie^iUET. «^nd wiegt cahezn 1,5 Kilo; die Gettmlt d/:0«eU>en gleiche einem Cjii&der, der oaen anten etwa« breiter wie naeb oben iat, wo er in zwf;i Schiagarme aruiaj'ift. die, Tom Cjiinder Tierkantig aoigehend, •ich nach aussen etwa« erweitem. A::.f beid>!:n Seiten dea Cylinden nebt man X wischen den beiden Sehla^anri<A ein erhaben gegouenea Emblem: dai eine einer linlUt, das xnder^ einem Auireaskreaz ihTiMfh Den unteren Theil des- selben umgibt ein wulstiges Band, und im Innern, wo er hohl ist« zeigt er uns drei aus Blei l^est^faende Zapfen, welche darajbf iondeaten, dasa der Hammer ehemals auf einem Stiele befestigt, and so durch die bleiernen 2^pfen ge- halten wurde.
Die Frage, welcher Zf^i der Fond angehört, lieaa sich nicht dorch die Gestalt, nicht dorch das Meull, sondern nor durch eine genaue Untersuchung der Fundstelle und die spätere Auffindung dreier weiterer Hanmier beantworten. Die Erde nämlich, in der der F*und gemacht wunle. ist, worauf noch Ur- kunden d/iuten, unzweifelhaft das nach dem 13. Jahrhundert entstandenen Pro- dukt der Scfalammal#*ätze des sich verändernden Bheinlaufs. Ebenso können die erwähnt'.'n Brandspuren nach meinen Untersuchungen, die ich seit einigen Jahren in der nächsten Umgebung der Stadt bei Gelegenheit der Gnmdarbeiten Yorgenommen hal^, nur Reste von Lagerfeuern der Burgunder sein, die bei der Belagerung von Neuss im Jahre 1474 in Laufgräben sich gegen die feind- lichen Gefichosse sicherten. Die Fundstätte deutet somit auf das Ende des Mittel- alters und die burgnndische Belagerung von Neuss, als Zeit und Ort des Gebrauches; hingegen sch^rint der schmuck- und werthlose bleierne Hammer als Waffenstück, und die Gestalt des Hammers überhaupt auf eine altere Zeit hinzudeuten. Die beiden Embleme des Cvlir.-ders sind burgundisch, das eine ist das burgundische An- dreaskreuz, da< andere der Fäsil Philipps von Burgund. Der franz.. Consnl in Dusseldorf, Fierr Vicomte de Fontenay. ein Kenner Ton Wafienzeichen, bezeichnet das letztere ;n einem Briefe an mich als: tle fusil frappant 'la pierre ä fiuil du bon Dac Philippe de Boargogne.c
Nach dffr rj^rdvichen Sage fuhrt Thor einen Hammer mit kurzem Stiele, Miölner genarjAt, als Waffe. Wegen der Gestalt des Hammers, wie auch noch aus anderen Onändeo, die sich mir aus meinen Untersuchungen über den €re- brauch der Hammer nl^erhaupt ergeben haben, fühle ich mich veranlasst, den bleierr»*?r* H*fr*m^r *!« .Thorhammer* anzunehmen. Es liegt in der Natur des menvihlie.V'r. Oei^V?. 'J^m Zeichen der höchsten Gottheit eine höhere Kraft zoza- schreiVi'rn h^hr ^/i!d wird die Waffe, die. vom zürnenden Thor geschleudert, den Blitz und fior,rier 'rzefjgte, zuerst zu religiösem, dann zu profanem Gebrauche eingeführt worden zu sein. Es ist bekannt, dass vielen Objecten, welche eine sym- Uili%che Bede'jt'in;^ hziU-n. eine ihnen eigenthümlicho Form gegeben wurde, und dass sich solche erhalten hat bis in die späteste Zeit So ist auch unserem Ebm-
MisceUen. 189
mer jene alte Form eigen, die uns an einer Waffe vom Ende des Mittelalters in Staunen versetzt. Auffallend ist das zu dieser Waffe angewendete Metall. Vielleicht hat man erst gegen Ende des Mittelalters Blei deswegen zur Herstellung verwendet, um den Rüstungen jener Zeit eine wuchtige Waffe entgegen zu setzen, wozu es besser sich eignete, wie jedes andere Metall.
Ich habe den Hammer bald nach seiner Auffindung dem Hrn. Geheim- ratb Prof. Schaaffhausen in Bonn übergeben; er hat denselben dem internatio- nalen Congresse für vorhistorische AVchäologie in Stockholm vorgelegt. Prof. Schaaffhausen stimmt mit mir darin überein, ^^dass dieser Bleihammer sowie die anderen, die ich gleich erwähnen werde, burgundische Waffen sind, und von der Belagerang der Stadt Neuss durch Carl den Kühnen herstammen, dass aber ihre Form eine alte ist, und als Thorhammer gedeutet werden darf.*' Er hat dieselben zum Gegenstand einer ausführlichen Untersuchung gemacht und wird darüber eine Arbeit veröffentlichen.
Einige Zeit nach der Auffindung des ersten Hammers machte ich noch swei weitere Hämmer ausfindig, die durch charakteristische Merkmale das oben ausgeführte hinsichtlich der Fundstelle und der beiden Embleme bestä- tigen. Auch diese Waffen wurden in der nächsten Umgebung der Stadtmauern gefunden. Einer wurde mir von Kaufmann Wolter aus Neuss geschenkt, der ihn vor mehreren Jahren von einem Arbeiter gekauft hatte. Der Hammer hat die- selbe Grösse und Schwere wie der erste, die Form ist jedoch ausgebildeter, und zwar dadurch, dass der Cylinder nach der äusseren Seite sechs Ebenen zeigt, welche in der Mitte und nach unten von einem wulstigen Stäbchen umgeben sind. Auch zeigt er Spuren der Embleme und im Innern die bleiernen Zapfen, sogar noch Holzreste vom Stiele. Als ich die Fundstelle dieses Hammers be- sichtigen wollte, fand ich auf der Oberfiäche eines Ziegelfeldes einen dritten bleiernen Hammer. Er war am vorhergehenden Tage bei dem Lehmstechen ge- funden, und von dem Arbeiter als werthlos weggeworfen worden. Auch er hat die Form des ersten Hammers, jedoch fehlen im Innern des Cylinders die bleier- nen Zapfen, wohingegen auf der Aussenseite desselben in das zum Schneiden einladende Blei eingeritzt, eine Inschrift in gothischen Lettern, dem Ende des 15. Jahrhunderts angehörig, sich befindet — Den vierten Hammer fand ich im Besitze des Herrn Dr. Sels, der ihn auch vor mehreren Jahren von einem Arbeiter gekauft hatte. Die Form gleicht wiederum dem ersten Hammer, auch die Zapfen und Embleme sind vorhanden, jedoch ist zwischen den beiden Schlagarmen in dem Auslaufe des Cylinders eine eiserne Lanzenspitze einge- lassen, die den Charakter der Waffen des 15. Jahrhunderts zeigt.
Neuss. Koenen.
6. Erhaltung von Menschenhaar in alten Gräbern. In der Sitzung der Niederrh. Gesellschafl vom 5. Juli 1875 legte ich Schädel- und Knochenreste eines Erwachsenen und eines Kindes und einen Haufen wohl erhaltener, röthlich gefärbter Menschenhaare aus dem bei Rondorf unfern
Misoellen. 191
liattft. Er hatte sich tapfer gegen seme Mörder gewehrt Auch in den 800 Jahre alten Gr&bern der Meria's an der Wolga fanden sich nach Ouvaroff nicht selten noch Reste des Kopfhaares. In den von Frl. J. Mestorf zusammengestellten 12 Moorleichenfunden wird das meist erwähnte Kopfhaar zweimal als röthlioh be- zeichnet.
Noch einmal konnte ich bei der Winkelmannsfeier am 10. Dez. vor. Jahres über einen solchen Fall berichten. In dem nicht lange vorher in der Johannisstrasse in Köln am AUerheiligen-Convent ausgegrabenen Steinsarge, der jetzt im WallraTschen Museum sich befindet uud laut seiner Inschrift die Ge- beine eines römischen Hauptmanns der Kaiserlichen Leibgarde enthielt und etwa in das dritte Jahrb. n. Chr. gesetzt werden, darf, fanden sich neben den sehr stark verwitterten Knochen ansehnliche Reste des Kopf- und Barthaares. Sie waren röthlich, das feinere und hellere Kopfhaar hatte nur Vi der Dicke des Barthaares, welches noch in der Gegend des Backenknochens lag und IVt Zoll s=3 40 Cm. lang war. Bei der mikroskopischen Untersuchung zeigte sich der ganze Haarschaft gelbröthlich, die Epidormisschüppchen waren nicht mehr er- kennbar, auch die Zellen des Markcylinders waren in eine krumeliche Masse verwandelt, die sich aus dem Haarkanal herausdrücken liess, aber noch deut- liche Kerne enthielt. Der Markkanal war vielfach wie im Leben mit Luft er- füllt. Durch Salpetersäure zerfiel der Schaft sehr bald in seine Zellen. Sowohl die helle Farbe des Kopfhaars als die ungewöhnlich starken Knochen sprechen dafür, dass der Bestattete ein Germane war, aus denen man gern die kaiser- liche Leibwache wählte. Vom Schädel war ausser Bruchstücken nur der Unter- kiefer erhalten, er hat ein vorspringendes Kinn und die Zähne deuten auf mitt- leres Alter. Das erhaltene Ellenbogenbein war 27,2 Cm., das Oberarmbein 33^8 Cm. lang. Aus diesem Maass lässt sich nach den Angaben 'von Carus, wonach der Oberarm l*U und der ganze Körper OVa Modul misst, ein Yerhältniss wie 10:57, die Grösse des Mannes zu 193,8 Cm. oder 6' 2" Rh. berechnen. Legt man die am Skelet genommenen Zahlen von Langer zu Grunde, wonach das Maass des Oberarmbeins ^^^/looo i^^* "<> erhält man für die Körpergrösse dieses Germanen 196 Cm. =6' 2" 10'" Rh. Die mittlere Grösse des Menschen in Belgien ist nach Quetelet 168 Cm. Herr Oberbürgermeister Dr. Becker, der bei der Eröffnung des Sarges zugegen war, theilt mir noch mit, dass derselbe nicht mit Erde gefüllt war und ausser der Leiche und einem Glase nur etwas Kalk za enthalten schien. Ueber dem lose daraufliegenden Deckel lag die Erde noch 1^/4 BL hoch. Der Sarg stand zwischen Ost und West, das Gesicht des Todten war nach Osten gerichtet. Hinter demselben an der Westseite fanden sich die Scherben einer grossen irdenen Henkelume. Soha äff hausen.
7. Römische Würfel und würfelähnliohe Spiele. Unser Verein erwarb gleichzeitig ein Trinkgefass mit Aufschrift (s. die Mise. 19) und einen kleinen Gegenstand ans grünem Stein, welcher mich veranlasste, den
192 MiieelleD.
Würfeln nnd würfelähnliehen Spielen unserer SsBimliuig meiBe Aufmerkaunkeü zozawenden, nnd gebe ich im Folgenden eine knrze Beedneibung dendben.
Zuerst besitzen wir 3 Worfelt 2 ans Knochen oder Elfenbein nnd einen aas grünem Stein, welche sich hinsichtlich der Anordnung and Besaidmnng der Zahlen von den jetzt gebrauchten nicht unterscheiden ^ nur sind die ein- zelnen Punkte einer Zahl durch überaus zierlich hergestellte Dop^ielkreise ge- bildet. Wir haben dann einen grösseren Ton schwarzem Stein, bei welchem die 6 Hauptflächen nicht durch die Zahlen Ton 1 bis 6 ansgefnllt werden, sondern durch je zwei Buchstaben, und zwar TA, LS, SZ, NG, M), hEL Ausserdem sind an diesem Würfel durch Abschrägnng aller Kanten 12 neue Felder ge- wonnen, in welchen die Zahlen 1 — 12, durch Punkte angedeutet, stehen. Es konnten also in Folge des Wurfes entweder eine der obigen Buchstaben-Zu- sammenstellungen oder eine Zahl nach oben zu liegen kommen, und bot aomit der Würfel 18 verschiedenen Chancen.
In der Anordnung der einzelnen Zahlen konnte ich eine bestimmte Reihen- folge oder ein System, wonach dieselben geordnet, nicht aasfindig machen, nnd gebe ich im Folgenden die Art, wie sie zu den einzelnen Buchstaben stehen:
Oben |
Unten |
zur Rechten |
zur Li |
|
TA |
5 |
2 |
9 |
3 |
LS |
6 |
5 |
10 |
4 |
SZ |
12 |
6 |
8 |
7 |
NG |
2 |
12 |
1 |
11 |
M) |
3 |
7 |
11 |
4 |
hH |
9 |
8 |
10 |
1 |
die Fläche natürlich immer nur schräg anstossend.
Herr Garthe in Köln besitzt einen ähnlichen Würfel. Die Buchstaben sind dieselben, nur ist die Stellung der einzelnen Zahlen eine andere. Sie gprup- piren sich, wie folgt:
TA |
11 |
10 |
5 |
6 |
LS |
1 |
2 |
6 |
7 |
SZ |
12 |
9 |
7 |
8 |
NG |
2 |
3 |
10 |
9 |
^D |
3 |
4 |
5 |
8 |
m |
1 |
4 |
12 |
11 |
Hier ist schon eher ein Plan in der Zusammenstellung zu erkennen, indem in den meiMteii Fällen oben und unten und rechts und links 2 aufeinander fol- gend« Zahlen sind.
Nun komme ich zu dem vor dem Kölnthor gefundenen Gegenstande, der das liruoliHtilck oinos Kreisels zum Hazardspiel zu sein scheint. Es ist ein 1,4 Cm. Iioh»«, smjhssöitijfos Süulchon (Durchm. 2,5 Cm.). Die obere wie die untere Seite in's rundlluhe übergehend und couisoh zulaufend zeigen beide in der Mitte einen runden
l) Auiih II r. (larthe besitzt dorgl. Würfel, darunter einen von Amethyst, elnuit »ndurmt von (Has.
Miscellen. 193
Brach von etwa 0,6 Cm. Durcbm. Ich denke, dass der Bruch oben durch das Abbre- chen eines Stieles als Handhabe zum Drehen entstanden ist, während bei dem unteren eine Spitze abbrach, worauf sich der Kreisel drehte, bis beim Aus- laufen eine der 6 Seiten nach oben zu liegen kam. Diese zeigen dieselben Buch- ^ itaben wie die oben beschriebenen Würfel, nur mit dem Unterschiede, dass hier ND und NH keine Ligatur haben. Kreisel ahnlicher Art (auch mit Buch- staben) sind bei uns als Kinderspiel noch im Gebrauch. Ueber die Bedeutung der einzelnen Buchstaben-Zusammenstellungen habe ich nichts Bestimmtes er- mitteln können; NH könnte z. B. nihil bedeuten.
In unserer Sammlung findet sich endlich noch ein würfelahnliches Spiel- zeug: es ist aus Erz und zeigt 12 aus gleichseitigen Fünfecken construirte Fl&chen (Pentagone, Dodekaeder), welche mitzählen von verschiedenem Werthe bezeichnet sind. Die Verwitterung ist leider ziemlich stark, und kann ich nicht genau die vorkommenden Zahlen angeben. Die höchste nachweisbare Zahl ist die 6, da ich diese aber 3 mal zu erkennen glaube, so bin ich zweifelhaft, ob der Würfel überhaupt zum Spiele benutzt wurde, bei regelmassiger Vertheilung dürfte bei 12 Flächen die 6 nur 2 mal vorkommen. War es vielleicht, ein falscher Würfel?') van Yleuten.
8. Ausgussröhreu römischer Weinschläuche. In der Nabe der von den Römern benutzten alten Strasse, die von Köln über Neuss und Ve- tera nach dem Lande der Bataver führte, diesseits Grimlinghausen, fand man vor einiger Zeit mehrere thöneme Röhren. Sie sind unter sich der Gestalt nach gleich, gegen 7 Gm. lang, 3 Cm. 7 Mm. breit, und nach der oberen Oeff- nung zu, die bei einigen mit einem, der römischen Ziegelerde gleichenden Kalke vermacht ist, geziert durch einen überragenden Rand. In Bonn am Vierecksplatz fanden sich innerhalb einer römischen Hausanlage eine grosse Zahl ähnlicher, aber grösserer thönemer Röhren, von denen jedoch keine zugespundet ist; 8. Jahrb. LY, VI, 240. Als wasserausspritzende Röhrchen, zum immerwährenden Feuchthalten der Schnecken, können die bei Neuss gefundenen des festen Ver- schlusses wegen nicht betrschtet werden; vielmehr ist dieser und die Construc- tion der Objecto der der amphorae gleich, so dass sie wahrscheinlich an kleineren Schläuchen (utriculi) befestigt, und gleich den Hälsen der ampho-
1) Es wäre wünschenswerth, wenn auch andere Sanimlungen ihre in dies Gebiet fallenden Gegenstände veröffentlichten. Erst wenn man ein reicheres Material überschaut, wird es vielleicht gelingen, das Princip und die Methode der complioirten Glücksspiele aufzufinden. Im Museum zu Wiesbaden findet sich ein Würfel, der hinsichtlich der Buchstaben TA u. s. w. sowie der Zahlen den oben beschriebenen gleicht (s. Brambach CIR. 2006) ; im Museum zu Mainz kommen runde Spielsteine von Bein vor, theils mit römischen Ziffern, theils mit Buchstaben bezeichnet, welche an diese Würfelaufschriften erinnern; auf einem steht TA, auf einem anderen N, ein dritter hat S, ein vierter RM (hier ist jeder Buch- Stabe von einem Kreise umgeben). Vei^gL J. Becker, Inschr. des M. Mus. S. 116.
13
194 MiBoeUen.
rae sum bequemen Ein- nnd Aotgiessen und zum Verstopfen der FlfiBsi^^eit beim Transporüren dienten. ^
Der Schlauch ist wohl einer der ältesten Gegenstände xum Aufbewahren und IVansportiren von Flüssigkeiten. Völker auf niederen Culturstufen, denen die Töpferei noch unbekannt, bedienen sich der Thierblasen und Haute sum Holen und Aufbewahren des Wassers ; wie z. B. die Australier, die Patagonier u. s. w. Der Sohlauoh erwies sich so dienlich, dass man ihn neben den Thongefassen verwendete und wie diese mehr und mehr ausbildete. Noch heute benutzt man ihn in Italien, Spanien und anderen Gegenden. In der h. Schrift finden wir Ihn mehrfach erwähnt. Der Prunksucht der Romer ward auch der Schlauch »um Gegenstände des Luxus. Mehrere, bei den Ausgrabungen in Pompeii und llttroulanum gefundene, bildliche Darstellungen zeigen den Schlauch in der Ge- stalt kleinerer Thiere, die im geöffneten Rachen ein Röhrchen zeigen, das nun Ausgiessen der Flüssigkeit diente. Elleinere Schläuche, die im Innern wohl verpioht waren, sind für militairische Transporte geeigneter wie Amphoren. Wenn nun auch Oel und Wein aus Italien in -die Provinzen vorzugsweise in Amphoren versendet wurde (daher stammen die zahlreichen Henkel, welche Hiuh überall finden), so mochte man doch für das Militair den Wein u. s. w. in kleinere Schlauche fallen, die sich bequemer und sicherer transportiren lies- »en; man vergl. Plinius Hist. Nat. VII, 19. Denn an Schläuche, welche die Holdaten auf dem Marsche bei sich fahren konnten, ist wegen des festen Ver- ■uhlusses nicht zu denken.
Neuss. Eoenen.
9. Rheinische Alterthümer beschrieben von Gisb. Guper. Der fVoundlichen Mittheilong des Hm. Schürmans in Lüttioh verdanken wir nachfolgende Notiz aus dem handschriftlichen Nachlasse Cupers. Hr. Seh. schreibt :
„Je pense ä un objet arriere entre nous, en copiant pour vous le passage i|ue voici, extrait d'itn manuscrit de Gisbert Cuper, recemment donne ä la Hlhlioihöquo de La Haye. Cuper rend compte d'un manuscrit de toumaisier VilJttriiis, Ms qu'il a vu ä Bruxelles chez un M. de Cocq; il en extrait Pobser- VHtioti suivante: >I1 y avoit outre cela dans le livre de M. Cocq les dessins (l*ufiH liicorna, d'un annulus cui insculpta Venus equo insidens, Signa «t Hermae eruta in agro Sanctorum et in confiniis teteris Asoohurgi, collecta asservataque quondam a comite Nuenario Mniir« * . . domino, ubi situs pagus Asburg, et quidem Rhenus ftai'ha valde longa, incumbens sinistro brachio vasis, ex quo aqua fluH'; additur cornucopia et inscriptio deus rheni.t"
IMnsi) aus Xanten und Asberg stammenden Alterthümer befanden sich mImii iiliornal« im Besitz des bekannten Hermann von Neuenaar. Die Inschrift an i|i<r l^iiftir des Rheines war auch nicht unbekannt, sie findet sich bei Broel- ifiniiti, N. Jl> <lo Wal Mythol. Septentrion. monum. epigr. S. 169 n. 234. Die \f\Hiir iUn Klussgottes, deren spätere Schicksale unbekannt sind, mag alte ro-
Miscellen. 196
nds^e Arbeit ^wesen sein, die AufBchrift ist unzweifelhaft eine moderne Za- thaV und man darf den deus Rheni nicht mit J. Becker (Jahrb. XLII, 8. 111) in einen DEYS RHENYS verwandeln.
10. Ein neuer Altar der Göttin Nehalennia. Im Spätherbst des Jahres 1870 legte der Wellenschlag der Nordsee in Folge einer ungewöhn- lich stark eingetretenen Sturmfluth, welche die Küste Hollands sehr in Mit- leidenschaft zog, auf dem Theile der Dune, welcher das sogenannte Plateau heisst, unterhalb des Städtchens Domburg auf der Insel Walcheren, Provinz Seeland, mitten im Flugsand des Strandes einen römischen Altar bloss. Nach- dem die erste Kunde von diesem interessanten Funde durch eine Notiz des Haarlemmer C!ourant vom 4. Februar 1871 in's Publikum gedrungen war, haben sowohl de Man, ein Ifitglied der Zeelandsch. Genootschap zu Middelborg, Wel- cher dieser Gesellschaft in einer , ihrer Sitzungen darüber berichtete, als auch E. J. Kiehl im Nederlandsche Spectator No. 7 vom 18. Febr. 1871 sich eifrig mit der Erklärung der auf dem Altar befindlichen Inschrift beschäftigt, ohne dass ihnen dieselbe in allen ihren Einzelheiten zur vollen Befriedigung gelungen wäre. Dies zu heben ist das Verdienst von Leemanns, des kundigen Direktors des niederländischen Reichsmuseums der Alterthümer, welcher den Altar be- sprochen hat in Yerslagen en Mededeelingen der kon. Akademie von weten- schapen. Afd. Letterkunde. 2. Serie t. II (Amsterdam 1872} p. 74 ff. Nach ihm hat ihn noch A. Reville behandelt in der Revue oeltique vol. II (Paris 1878) p. 18 £
Der Stein, welcher 30 Gentim. hoch und 16 Gentim. breit ist, hat eine achteckige Form mit einer einfachen Randleiste unter der oberen Oberfläche, auf welcher Früchte eingemeisselt zu sein scheinen, und als Basis einen ziem- lich stark hervortretenden Sockel. Auf den beiden Seitenflächen des Altars ist ein Lorbeerbaum abgebildet, wie er wahrscheinlich auch auf einem anderen zu Dombnrg gefundenen Altar derselben Göttin sich fand. Vgl. Janssen, de Ro- meinsohe beeiden en gedenksteenen van Zeeland. Middelborg 1845 pL XYII, 30 fig. b. c. Auf der vorderen Seite des Altars ist folgende Inschrift von acht 2ieilen eingegraben, deren letzte Zeile wegen Mangel an Raum auf dem Sockel ihren Platz gefunden hat.
N E H A.ENN iE • INGENV INIVSIANV ARI VS EX • PRECEPTO ARAM • POSVIT PROSA-VTE
PILI SVi
196 Misoellen.
Kehalenniae Ingenuinios Januarius ex pr(a)ecepto ajfam posuit pro salute fili(i) sui. Die Göttin Nehalennia, deren Namen auf den uns erhaltenen Inschriften verschieden^) geschrieben wird, scheint einen Hauptsitz ihrer Verehrung in der Nähe des holländischen Dom- barg gehabt zu haben, wo schon im Jahre 1647 bei einer ähnlichen Veranlassung, wie jetzt, eine Menge Statuen und Inschriftsteine durch das Meer zu Tage gefordert worden sind. Denn von den bis jetzt be- kannten 27 Inschriften dieser Gottheit, wobei die unserige miteingerechnet ist, sind 25 allein in und bei Dombnrg gefunden und nur zwei stammen von Deutz gegenüber Köln (Corp. inscr. Rhenan. n. 441. 442). Auf einem gössen Theile der sie feiernden inschrÜtlichen Denkmäler ist zugleich ihr Bild darge- stellt. Am häufigsten erscheint sie sitzend mit einem Körbchen Früchte auf dem linken Knie, einem Hund, welcher den Kopf zu ihr erhebt, und einem Körbchen Fruchte noch zu ihren beiden Seiten. Zuweilen befinden sich auch Füllhörner zu beiden Seiten in der sich auf ihrem Rücken wölbenden Nische. Nur auf zwei Denkmälern steht sie aufrecht und stützt bald den linken, bald beide Füsse, wie die Isis auf einen Schiffskiel, während die eben erwähnten Attribute auch in dieser Darstellung nicht bei ihr fehlen. Ihre Kleidung ist die einer römischen Matrone, ein weites unter- und Obergewand; dieselbe wird vollendet durch einen die Schultern und die Brust umhüllenden vorne dorch eine Spange zusammengehaltenen ausgezackten Kragen, wie ihn nach dem Zeug- niss von Gantrelle Revue de l'instruction publique en Belgique. Annee XXIII. (Nouvelle Serie tome XVlll) p. 104 die Frauen zu beiden Seiten der Scheide- mündung noch heutzutage zu tragen pflegen, üeber den Ursprung des Namens und das Wesen derselben gehen bekanntlich die Ansichten stark auseinander. J. H. Wolf (Bonner Jahrb. Xu, S. 21 ff.) sowie zuletzt noch Kern in Taal-en- Letterbode, Haarlem 1871, t, II, p. 89 ff. Revue celtique t. II (1873), p. 10 ff. haben sie für germanisch erklärt. Letzterer leitet ihren Namen von neihan (Graff, Sprachschatz II, 1005) = libare, immolare ab, so dass er Mundschenkin bedeute, was sie mit der Freyja und den Walküren als himmlischen Schenk- mädchen zusammenbrächte. Französische Gelehrte wollten mit Rücksicht auf den Hund als ihr stetes Attribut sie mit der gallischen Sequana identificiren, weil derselben ebenfalls Hunde geopfert wurden. Vgl. Mignard, Fouilles de la source de la Grave in Memoires de la commission archeol. de la C6te-d*0r t. III, p. 145. Mit viel grösserer Wahrscheinlichkeit hat jedoch Simrock, Handb. der deutschen Mythologie, 4. Aufl. Bonn 1874, S. 868 ff. nach dem Vorgange Schreibers, dem auch Grimm, deutsche Mythologie S. 390 seine Zustimmung ertheilt hat, in ihr eine keltische Gottheit erkennt. Er bringt ihren Namen in
1) So lesen wir Nehalenniae 12 Mal C. In. Rh. n. 27. 29. 84. 36. 37. 89-43. 48. 442. Nehalennie 1 Mal n. 50. Nehalenni 1 Mal n. 42. Nehaleniae
4 Mal n. 28. 85. 88. 45. Nehaleni 1 Mal n. 441 und Nehalaen 1 Mal n.
44. Vgl. über diese Differenz in der Schreibung Utrecht Dresselhuis, De gods- dienstleer der aloude Zeelanders, Middelborg 1845, p. 77 ff.
Misoellen. 197
Yerbindtuig mit nehal (= Nebel?), so dass der Name neha auf 1 weiter ge- bildet and mit der Ableitung ennia, wobei er an ähnliche Bildungen wie Ce- benna, Arduenna, Baduhenna erinnert, zu dem Namen der ünterweltsgötiin Terwandelt worden sei. Darauf weisen auch ihre stetigen Attribute auf den Abbildungen hin, nämlich ein Hund und das Vorder theil eines Schiffes, auf dem sie gewöhnlich sitzend dargestellt ist, sowie der Umstand, dass Neptunus häufig mit ihr yerbunden wii^. Daher wird sie von Schiffern und Eaufleuten als Glück und Segen spendende Gottheit verehrt und ihr Altäre ob merces recte con- servatas (G. I. Rh. n. 43) und ob meliores actus (1. c. n. 89) gewidmet. Alle ihre Attribute sowie der auf ihren Bildnissen dargestellte Schiffskiel erinnern lebhaft an die Isis und ihr Schiff (navigium Isidis), welche auch neXayfa bei Pausanias II, 4, 6 genannt wird, und mit welcher sie noch neuerdings Gantrelle a. a. 0. S. 106 ff. zu identifioiren versucht hat, sowie an die Marienbilder auf Schiffen, denen wir in Belgien begegnen.
Was den Wortlaut der Inschrift anlangt, so hat Leemans schon alles zur Erklärung Nöthige beigebracht. Zur Beleuchtung des etwas ungewöhnlichen Gentilnamens des Widmenden Ingenuinius hat Leemans auf drei schon allein auf Nehalleniaaltären zu Domburg vorkommende ähnliche Namensbildungen hingewiesen, nämlich Secundinus (C. I. Bh. n. 28), Hilarinius (n. 34), Januarinius (n. 86), sowie auf die Ingenuinia Junia zu Köln (n. 391) und die Ingenuinia Aurelia bei Gruter 871, 8. Ihnen hätte man L. Ingenuinius Sabinus aus Oden- hausen n. 517 hinzufugen können. Das Gognomen hat sicherlich Leemans richtig Januarius gelesen, wiewohl das beigegebene Faksimile es zweifelhaft lässt, ob
auf dem Steine lANVAftlVS oder lANVARVS gestanden hat. Das cog- nomen Januarius ist übrigens durch zahlreiche rheinische Inschriften vorbürgt, dagegen Januarus kommt, so viel ich das inschriftliche Material übersehe, nicht vor. — Für ex precepto, wie Leemans gibt, schlug Boot vor ex prece p(a)t(er) zu lesen, indem er glaubte, vor p einen Punkt zu sehen, und dass o hinter t auf dem Steine fehle. Vgl. Yerslagen p. 54. Allein ex precepto ist ziemlich deutlich auf dem Faksimile sichtbar und entspricht den ähnlichen Formeln ex imperio, ex iussu, ex monitu u. s. w., wobei an eine Vorschrift gedacht werden kann, welche Januarius entweder von der Göttin selbst oder von einem ihrer Priester erhalten hat. Ex praecepto findet sich auch sonst, so z. B. Muratori 126, 1 = Marini, Arvali t. H, p. 540.
Josef Klein.
11. Matroneninschrift in Spanien. Neulich ist zu Garmona in Spanien eine Matroneninschrift gefunden und von E. Huebner in der Ephe- meris voL II, p. 235 n. 307 veröffentlicht worden, deren Mittheilung in diesen Jahrbüchern durch das Interesse, welches sie für die Rhcinländischen Antiquare hat, gerechtfertigt sein möchte. Sie lautet:
196 Mizellen.
matribvs av
eanTabvs M ivl cratvs
Matribas Aafaniabus M(arca8) lal(iuB) Gratns. E za An- &ng der 2. Zeile verdankt seinen Ursprung dem IrrtAiam des Steinmetsen. Die hier vorkommende Dativform des Namens ist die gewöhnlichere: sie kommt auch ausserdem fonf Mal auf Inschriften vor: G. I. Rh. n. 73. 295. 466. 626. 648. Daneben findet sich dreimal Aufanis: G. I. Rh. 538. 546 und zu Lyon (bei de Boissieu, Inscriptions antiques de Lyon p. 69 n. XLIV) sowie Aufanibus: Gorp. inscr. Rhen. n. 405. Die hier genannten Matres oder Matronae Aufaniae, auch Aufaniae allein genannt, gehören zu den gewöhnlich eine Trias bildenden Muttergottheiten, deren Verehrung am Niederrhein, be- sonders in der £ifel und im Jülicher Land bei der Bevölkerung sehr verbreitet war. Denn es haben sich Altäre derselben zu Bonn, Gommem, Rheder bei Eus- kirchen, Zülpioh, Bürgel und Nymwegen gefunden. Von einem eigentlichen Galt dieser localen Gottheit ausserhalb der Rheinlande kennen wir bis jetzt keine Beispiele. Denn wenn zu Lyon ein Tribun der legrio I. Minervia, Tib. GUaudius) Pompeianus, den Matronae Aufaniae nebst den matres Pannoniorum et Del- matarum einen Votivstein widmete (De Boissieu, a. a. 0. p. 59 n. XLIV), so folgt daraus nichts fibr eine Verehrung dieser Gottheiten in der Hauptstadt des südlichen Frankreichs, sondern nur die Thatsache, dass jener looale Gült des rheinischen Volkes, bei den Römern namentlich den Soldaten der in den Rheingegen- den stationirten Legio L Minervia Eingang gefunden, und dass diese, in der Feme einer dort von ihnen verehrten Gottheiten gedenkend, ihnen Gelübde thaten. Aehn- lich hat ein anderer Soldat derselben Legion, G. Jul(ius) Mansuctus ein Ge- lübde beim Flusse Alutus im zweiten dacischen Kriege für diese Göttinnen übernommen, vielleicht als er sich in grosser Lebensgefahr befand, und hat sich dieses Gelübdes nach seiner Rückkehr aus dem Kriege im J. 106 p. Ghr. an den Rhein durch Setzung des jetzt im Museum Wallraf-Richartz in Köln (G. I. Rh. n. 405) aufbewahrten Weihesteines entledigt. Ebenso scheint auch, wie Huebner hervorgehoben hat, jener in der obigen Inschrift genannte M. Jul(ius) Gratus als ein Mann germanischer Abkunft im fernen Spanien seinen heimischen Gottheiten einen Altar gewidmet zu haben.
Josef Klein.
12. Weihgeschenk für Apollo Grannus. Hr. H. Garthe su Köln besitzt ein kleines Bronzekastchen bei Amheim im Rheinbette gefunden mit der Aufschrift:
Miiwelkn. 199
APOLLINI GRANN CL • PATERNX EX • IMPERIO
d. h. Claudia Paterna, denn X ist nur Versehen des Graveurs für A> in dieser Gestali erscheint der Buchstabe auch in der 1. Sylbe. Die Aufschrift ist an der einen schmalen Seite angebracht, würde aber, wenn das oben offene Kastchen dazu gedient hätte, das Weihgeschenk aufzunehmen, verkehrt zu stehen kommen. Man könnte glauben, das K&stchen sei die Basis eines Weih- gesohenkes gewesen, allein die Fläche ist vollkommen glatt, und nichts deutet an, dass darauf ein anderer Gegenstand befestigt war; man muss also wohl an- nehmen, dass das Kästchen bestimmt war über die Gabe, welche Patema dem Apollo Grannus darbrachte, gestellt zu werden, um sie zu schützen oder auch neugierigen Blicken zu entziehen; denn sie ward nur sichtbar, wenn man das Kästchen aufhob.
18. Stempelinschriften. Die Sammlung des Vereins besitzt drei Bronzestempcl, deren man sich zum Siegeln und ähnlichen Zwecken zu be- dienen pflegte '); sie sind daher mit einem Ring oder Handhabe versehen, die Schrift läuft von der Rechten zur Linken, die Buchstaben sind nicht eingegra- ben, sondern erhaben und treten meist sehr scharf hervor.
Nr. 1
POMPON VITALIS
Nr. 2
EVTICHT
IS
Nr. 3
RVF;I
Dieser letzte Stempel hat die Gestalt einer menschlichen Fusssohle, die fünf Zehen sind ganz genau wiedergegeben. In der , reichhaltigen Sammlung römischer Siegelstempel grossentheils unteritalischon Fundortes, welche Momm- sen Inscr. R. Neap. S. 358 — 63 verzeichnet (zusammen 293 Nr.) ') findet sich die Form der Fusssohle n. 166 (Neapel), 179 (ebend.), 193 (ebend.), 272.
1) In Pompeji hat man ein Brod mit den Namen des Bäckers gefunden, der mit Hülfe eines solchen Stempeis aufgedrückt zu sein scheint; s. Mommsen Inscr. R. Neap. S. 869 n. 55.
2) Die Siegelstempel des Leidener Museums theilt Janssen Inscr. Mus. Lugd. Bat n. 343 fi. mii
200 Misoellen.
290 (Neap.), noch öfter die Form des Fusses n. 68. 86. 167. 135. 201. 218. 226. 236. 258. 269. 275. 288. Aach das Maseum za Wiesbaden besitzt ein solches
Bronzesiegel in der Gestalt der Fusssohle mit der Aufschrift FLPAVLINI und dem christlichen Monogramm, s. Annalen des Nass^ Yer. VII, 2, S. 45 (Taf. y ab.); in dieser Form will J. Becker irriger Weise eine symbolische Be- ziehuDgauf die Nachfolge Christi finden; ebenso C. Müuz in dens. Ann.YlIIy 405; die Christen haben eben nur auch hier wie anderwärts die seit Alters über^ lieferte Form beibehalten, so auf dem Siegelstempel in Neapel (Momm&en n. 290)
SPES • IN • OEO •)
Auch Hr. Hugo Garthe in Köln besitzt in seiner reichhaltigen Sammlung
drei andere Bronzestempel.
Nr. 1
L- HELVI FELICIS
Nr. 2
G CESENE GAEMINI
doch wohl nur fehlerhaft für C*Caesenni(ei) Gemini.
Nr. 3
ATW |
|
VAJD |
|
Hier sind wie es scheint zwei verschiedene Stempel vereinigt, die eine Auf- schrift ist wohl rechtsläufig, die andere (CLAVdii) wie gewöhnlich linkslänfig.
14. Stempel eines römischen Augenarztes. Nachdem C. L. Grotefend in seiner sorgfältigen Monographie (Hannover 1867) die damals bekannten Denkmäler dieser Categorie zusammengestellt und eingehend erläu- tert hatte, haben neue Funde die Zahl erheblich vermehrt. Grotefends Verzeich- niss zählte 110 (111) Nummern, die Nachträge des Dr. J. Klein in d. Jahrb. LV. LYI brachten diese Zahl auf 128. Die meisten Stempel sind in Frankreich, demnächst in England und Deutschland nebst den Niederlanden, nur wenige in Italien gefunden. Die Kenntniss eines neuen Exemplars, welches am 22. Nov. V. J. im Moselbette bei Trier zum Vorschein kam, verdanken wir Hm. H. Garthe in Köln, der dasselbe alsbald für seine Sammlung erwarb').
1) Die Form des Fusses findet sich öfter auch bei kleinen thönemen Lampen in Gräbern, und auch hier wird der Name des Töpfers (wie VITALIS) zuweilen auf der unteren Fläche des Fusses angebracht, aber man darf deshalb den Stempel Nr. 3 nicht als Marke eines Töpfers betrachten.
2) Unser auswärtiger Secretär Hr. Dr. Bone in Trier hat gleichfalls die- sen Stempel sofort nach seiner Auffindung in der Monatsschrift für rhein.-we8tf. Gesch. I, S. 591 veröffentlicht. D. Red.
Miaoellen.
201
EVGENICHLOR ADDOLORESEXO
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oX3ilA*ASQVNOa OKIVIGIN39A3
Der Stempel, ein quadratisches Schieferplättchen (die Lange der Seiten betragt 4 Cm. , die Dicke 0,75 Cm.), hat wie die meisten bekannten Exemplare an jeder Seitenfläche eine zweizeilige Inschrift mit dem Namen des Arztes and des Heil- mittels; ausserdem aber findet sich auf der oberen quadratischen Fläche, die sonst meist glatt ist, in der Mitte ein Ornament, an den Seiten sind die Namen der Heilmittel wiederholt, aber die Buchstaben nur leicht eingeritzt, nicht ein- gegraben, da diese Wiederholung nur den Zweck hatte einer Verwechselung des Stempels beim Markiren der Heilmittel vorzubeugen. Auch auf anderen Exem- plaren ist diese Methode angewandt, und auch noch der Name des Arztes wie- derholt, s. Klein a. a. 0. S. 96 ff. Der Name des Ai*ztes Eugenius ist neu, die Bezeichnung der Medicamente, abgesehen von einer oder der andern Varia- tion, bekannt.
15. Grabschrift eines Priesters der Arduinna. Herr Kraus giebt Jahrb. L, S. 201 und 217 in den horao belgicae unter Epternaei die Grabschrift eines Priesters der Arduinna. Zur Vermeidung von Irrthümern be- merke ich, dass diese Inschrift nicht nach Epternach, sondern nach Italien ge- bort; sie steht bei Alex. Wiltheim im Luc. Rom. I, 8. Wilh. Wiltheim (bist. Lux. Mscr. der Trierer Bibl.) sagt darüber: >ex marmore, qnod repertum via Decia-Salaria ad septem Balneas: Msircilianum inde transla- tnm, ut habet ex P. Ligorio Julius Jaoobonius.« Dies Zeugniss ist nicht gerade geeignet, uns besonderes Vertrauen hinsichtlich der Aechtheit ein- zuflössen; die Inschrift ist übrigens schon längst publicirt, J. de Wal Mythol. Septentr. mon. epigr. n. 20 hat sie als ititulus incerto looo repertus« aus Gmters Thes. 40, 4 wiederholt.
Trier. Dr. Bone.
202 Misoellen.
16. Inschrift aus einem rheinischen Kloster. Auf einer Fuss- bodenplatte von Ziegelerde von 0,22 Gr., 0,15 Br. und 0,3 Dicke, welche in einem ehemaligen Kloster aufgefunden wurde, ist zu lesen:
S«ii0 * ttttö * Int :
17. Der Jungfernpfad zu Alfter und Umgegend. Von den älte- sten Leuten zu Alfter und Gilsdorf wird versichert, dass der durch diese Dörfer nach Brenig fuhrende Weg seit Menschen Gedenken der Jungfernpfad genannt worden sei, und noch nicht lange scheint diese Bezeichnung aus dem Gebrauch gekommen zu sein. Die Kirchenarchive von Alfter und Lessenich geben keine Aufschlüsse über Ursprung und Alter des Weges, sind aber überhaupt an histo- rischen Documenten höchst dürftig. Zwei alte Leute von Alfter und Roisdorf, Peter Krings und Elisabeth Wüschem, die beide ein Alter von 90 Jahren haben, versicherten mir im J. 1866, dass sie diese Benennung in ihrer Jugendzeit all- gemein und namentlich von ihren Grosseltem gehört hätten. Die Tradition sagt in den genannten Dörfern übereinstimmend, dass der genannte Weg zu Lüftel- berg beginne, dann nach Witterschlick, Oedekoven, Gilsdorf, Birrekoven, Alfter, Brenig, Hommerich laufe und zu Weilers wist endige. Da derselbe durch die rasch fortschreitende Feld- und Waldcultur in den genannten Dörfern in jedem Jahre mehr zerstört wird, so erscheint es mir im Interesse der Alterthumskunde zweckmäsig, die Richtung desselben genau zu constatiren und die Erinnerungen, die sich daran knüpfen, zu verzeichnen. In Beziehung auf die Strecke von Oede- koven bis Brenig habe ich dieses im J. 18G7 gethan, und theile im Nachfolgen- den die Resultate mit, indem ich zugleich daran einige geschichtliche Bemerkun- gen anknüpfe.
Von Oedekoven bis Brenig heisst der Weg, wie bemerkt, noch jetzt Jung- fernpfad oder, wie das Volk sagt, Jungfempad. Von Oedekoven bis Gilsdorf und von hier den Berg hinunter nach Birrekoven ist derselbe in einem breiten Fahrweg noch wohl erhalten. Von Birrekoven bis Alsdorf ist er nur halb un- verletzt; 50 Schritte nämlich oberhalb des Arnz'schen Häuschen, da wo er die Buschstrasse durchschneidet, wird er plötzlich ganz schmal und kaum kennt- lich, läuft dann den Knochenberg hinab über's Feld zwischen Alfter und Als- dorf und erhält am Hause der Eheleute Mömerzheim seine ursprüngliche Breite wieder. Hier liegt zu Rechten des Weges ein waldiges Bruch, worin der Alfterer Bach entspringt, welches den Namen Jungfernbruch führt. Dann läuft der Weg, die ursprüngliche Breite noch immer behauptend, an der Vogelstange vor- bei die Kämmergasse herauf bis zum Buschweg, der von der Alfberer Burg in den Ilanbusch führt. Nachdem er diesen durchschnitten, wird er wieder schmal und läuft, den Dauwen Weyer zur Rechten lassend, den Berg hinan bis zum Buchholz. Die Strecke vom Jungfernbruch bis hierhin heisst auch, und zwar im Munde des Volkes der Heideweg. Vom Fusse des Buchholzes an ist er eine Strecke weit ganz zerstört. Er lief nämlich nicht mit dem jetzigen Wege auf die Höbe,
MisoeUen. 208
wo man die lohöntte Fernsicht einerseits nach Bonn und dem Siebengebirge, anderseits über den Rhein und seine Ufer-Landschaften bis nach Köln geniesst, sondern wendet sich rechts ab am Saum des jetzigen Waldes vorbei, wo noch eine grabenartign Vertiefung seine Spur bezeichnet, bis zur Koisdorfer Busch- Strasse. Sobald er diese durchschnitten, gewizmt er wieder seine ursprüngliche Breite und l&uft am Abhänge des Vorgebirges vorbei, ungefähr 50 Schritte tiefer als die Plateauhöhe, bis an die Botzdorfer resp. Bomheimer Buschstrasse. Von hier ist der Weg wieder schmal, bis er auf die nach Brenig fuhrende Chaussee kommt; dass er aber früher breiter gewesen, zeigt schon der bedeut- same Name Hellweg, den er hier führt.
Es hat sich im Kirchenarchiv von Lessenich ein Rentenverzeichniss der Kapelle von Gilsdorf aus dem J. 1646 erhalten, aus welchem hervorgeht, dass der letztgenannte Name für den Jungfempfad auch zu Gilsdorf und Birrekoven ehedem gebräuchlich gewesen ist. Dort heisst es nämlich:
»Henrich van Brynich zu Gilstorp van einer pinten wingart im Ipendall längs den Helpath vnd zur ander Seiten er selvs gilt 3 q. wins.
Bemdt Leffels Erben van einer hofirechten in der Blechgassen längs den Helpath neben ihnen selvs gelden 2 q. wins.
Henrich Leffel zu Byrekboven van einer hofifrechten uff dem Ruffacker längs den Helpath neben Herman Nuissgens Erben gilt alle Jahrs 3 heller.«
Es stellt sich also heraus, dass der so genannte Jungfempfad von Oede- koven bis Brenig bis in die neueste Zeit Hellweg resp. Heideweg genannt wor- den ist, eine Bezeichnung, die auf ein hohes Alter dieses Weges hinweist, da nach den bisherigen Resultaten der historisch-topographischen Forschung ge- rade dieser Name den ältesten Wegen in Deutschland zukommt. (Vergl. E. Pau- lus, die Römerstrassen. Stuttgart 1857, S. 217.)
An die Jungfern, womach dieser Weg benannt ist, knüpfen sich mehrere Sagen an, von denen ich folgende in Alfter und Umgegend aus dem Munde des Volkes vernommen und aufgezeichnet habe.
1. Hochgeachtet lebte in Lüftelberg die h. Lüftildis. Der Ruhm ihrer Gottseligkeit und der guten Werke, die sie dort übte und wodurch sie die Heiden zur Bekehrung veranlasste, war bis nach Rom gedrungen. Dort lebten 3 Schwestern, Fides, Spes und Charitas, deren Herz vor Sehnsucht brannte, der gottseligen Dienerin Christi nachzufolgen und zur Ehre Gottes und für das Heil der Seelen sich aufzuopfern. Lüftildis kam ihrem Wunsche entgegen, in- dem sie dieselben einlud nach Weilerswist zu geben und dort um Christi willen für das Wohl der Menschen zu wirken. So kommen sie von i'.om. Ihr Weg f&hrte sie zuerst nach Lüftelberg, um die Gottesmagd zu bermchon und ihr au danken.
2. Als die drei Schwestern von Lüftelberg Abschied genommen hatten, reisten sie über Alfter nach dem Orte ihrer Bestimmung. Da zeigte Gott, dass er mit ihnen sei; denn der Weg, den sie zu gelien hatten, ebnete sich und worde blank vor ihren Augen, Blumen sprossten hervor, wo ihre Füsse traten,
204 ' Büsoellen.
und als sie in die Nähe von Brenig kamen, begannen dort die Glocken von selbst zu läuten ^).
8. Auf dem Geschwisterberg, so heisst noch jetzt Weilerswist im Munde des Volkes, nahmen die heiligen Schwestern im Schwisterhof daselbst Wohnung und begannen sofort den Leuten viele Wohlthaten zu erweisen. Kein Stück Vieh wurde mehr krank und die Feldfrüchte gediehen nach Wunsch. Weit und breit nahmen daher die Landleute, um dem Unglück der Yiehkrankheiten oder Missemten zuvorzukommen, ihre Zuflucht zu den heiligen Schwestern, die auf diese Weise in der ganzen Gegend ein übergrosses Vertrauen gewannen; ja manche Gemeinde zu Lcssenicb, Lengsdorf u. a. verpflichtete sich sogar durch bin Gelübde, alle Jahre zu diesem Behuf eine Wallfahrt nach dem Geschwister- berg zu halten und den Heiligen ein Opfer zu entrichten ^). Einst wollte sich die Gemeinde Lengsdorf, so erzählt man weiter, über dieses Gelübde hinweg- setzen, musste aber ihre Verwegenheit schwer büssen, indem dort Viehkrank- heiten überhand nahmen und Misswachs und Hagelschlag eintraten.
Nach Angabe der Richtung des Jungfempfades und einiger Sagen, die sich daran anknüpfen, fragt es sich, welche Bewandtniss hat es mit demselben?
Dass der Name von den zu Weilerswist verehrten heiligen Schwesten be- nannt ist, unterliegt wohl keinem Zweifel, da die Richtung des Weges, die Tradition der an demselben gelegenen Dörfer und die Sagen dies bekunden. Nach unserer Ansicht ist derselbe nichts Anderes als ein seit alter Zeit von Lüftelberg nach Weilerswist führender Wallfahrtsweg. Die Wallfahrten waren nämlich im Mittelalter viel häufiger und feierlicher als heute ; man wallfahrtete sogar von einem Gnadenort zum anderen und unterzog sich auf diese Weise öfters den härtesten und beschwerlichsten Bnssübungcn. In den Jahrbüchern des Domdechanten Oldecop von Hildesheim heisst es: »In dusscm Jar was de Acksche Fart, de ummhe dat sevede Jar eynsten kümpt vnd .... vele borgere borgerschen vnd orhe Kyndere Megede vnd Knechte togon erst nha Treir, van dare nha Acken vnd to anderen hilligen steden vnd verleten huss vnd hoflf wyff vnd kynth vnd bek enden syck op düsscra Ertrycke alse pclegrymenc u. s. w. (Floss, Aachener Hciligthüraer, S. 382). Der grosse Wallfahrts-Cyclus, von dem hier die Rede ist, erstreckte sich über folgende Gnadenorte: Trier, (Scbillings) Capcllen. Köln, Gräfrath (bei Solingen), Düsseldorf, M. -Gladbach, Aachen. Erst im vorigen Jahrhundert ist diese Wallfahrtsübung untergegangen. So waren auch Lüftelberg und Weilerswist zwei Gnadenorte, die seit alter Zeit von den Bewohnern, namentlich den Landleuten des Bonn- und Argaus stets fleissig be-
1) Brenig war schon im Jahre 941 eine Pfarrkirche (occlesia, vergl. La- comblet 27. B. I, 93) und gehört zu den ältesten Kirchen des Bonngaus. An diese Kirche knüpft sich noch eine höchst interessante Sage an, die ich in einem späteren Artikel mittheilen werde.
2) Die Wallfahrten nach dem Gescbwisterberg sind auch heute noch in Uebung; man unterscheidet im Volke die Gemeinden, die dazu durch ein Ge- lübde verpflichtet sind, und diejenigen, die dieselben freiwillig abhalten.
Miscellen. 205
sucht worden sind. In Lüftelberg wird bekanntlich die h. Lüftildis, wahrschein- lich eine Heilige der karolingischen Zeit, verehrt nnd als Patronin gegen ver- schiedene körperliche Leiden angerafen. Für diese Verehrung legt schon Cäsa- rius von Heisterbach im Jahre 1222 Zeugniss ab (dial. miracul. dis. YIII, c. 82 und 88). Auch die Verehrung der heiligen Schwestern in Weilerswist ist uralt. Von der dortigen Kirche ist Bede in einer Urkunde vom Jahre 1342, womit Hermann und Aleidis von Saffenberg dem Markgrafen Wilhelm von Jülich ihre Gerichte, Hofeshörige, Lehnleute, Patronate und Besitzungen zu Yernich und Weilerswist als Mannlehen auftragen ') (Lacomblet, Ü.-B. III, 378). In dieser Urkunde wird die Kirche zu Weilerswist Kirke ze Wylre, die zu Vemich Ka- pelle ze Veimich genannt; erstere wird also wohl eine Pfarrkirche gewesen sein, was auch der romanische, noch existirende Thurm derselben durch seine Grösse andeutet. Das Dorf wurde aber auch schon damals, wie heutzutage, nach den heiligen Schwestern benannt; denn in dem alten Weisthum von Bös- berg, dessen ursprüngliche Abfassung laut eigener Angabe in's Jahre 1304 fällt, heisst es: »Noch eyn gemeyn straess gebet uyss hemberger herlicheit durch vnse herlicheit bis In Swister herlicheit genant die herstraessc (Annalen des historischen Vereins XX. S. 386 und eine alte Copie in meinem Besitz). Also war das Dorf den heiligen Schwestern geweiht, während die Pfarrkirche dem h. Mauritius dedizirt war, wie sich dieses auch anderwärts häufig findet; z. B. in Güsten bei Jülich ist das Dorf der h. Justina, die Pfarrkirche den hh. Apo- steln Philippus und Jacobus geweiht; in Gerresheim ist die Stadt dem seligen Gerrich, ihrem ursprünglichen Stifter, die Pfarrkirche der h. Margaretha ge- weiht.
Was aber die historische Existenz und Verehrung der Heiligen Fides, Spes und Charitas betrifft, so wird es der Zusammenhang und das Interesse des Gegenstandes rechtfertigen, wenn ich darüber noch einige Worte hinzufüge.
Naoh den hagiologischen Untersuchungen des Bollandisten SoUicr (act. Sanct. Augusti tom. I, p. 16) ist an der historischen Existenz dieser Heiligen nicht zu zweifeln, aber die Acten ihrer Lebens- und Leidensgeschichte sind ver- falfcht. Im römischen Martyrologium, bei Usuard, Notker und Galesinius ge- schieht ihrer auedrücklich Erwähnung, und ist ihr Fest auf den 1. August ver- zeichnet; darnach haben sie zu Bom gelebt und unter Kaiser Hadrian denMar- tyrtod erlitten. Uebereinstimmend berichten dies auch die griechischen Menäen (cf. Canisii thesaur. monum. ecclesiast. tom. HI, p. 468. ed. Basnage), nur ver- zeichnen diese ihr Fest auf den 17., einige auf den 10. September. Die kirch- liche Verehrung derselben in den Bheinlanden ist schon im achten Jahrhundort constatirt; denn Bischof Bemigius von Strassburg (779—803) erhielt vom Papst
1) Ueberhaupt scheint der Ort damals nicht unbedeutend gewesen zu sein; denn an dem Haupthofe daselbst haftete die hohe und niedere Gerichtsbarkeit und erstreckte sich sein Gerichtsbann über 16 Höfe der Nachbarschaft. Auch schrieb sich nach dem Orte ein adeliges Geschlecht, dem wahrscheinlich der in der oben erwähnten Urkunde erwähnte Gryn van Wylre angehörte.
.4
208 Misoellen.
erinnert wie manche andere an das Treiben in derTabeme. In Fatuvi ospita ist ospita, obwohl nachgestellt, wie die Interpunction beweist, als Anrede an die Wirthin zu betrachten. Aehnlich auf einer zu Paris im J. 1867 gefundenen Trinkflasche (Re?ue Archeol. 1868. II, S. 225):
OSPITAREPLLLACONACERVFS
d. i. ospita, reple lagona(m) cerves(ia) ^), während auf der andern Seite
COPOCNOKITVABESESTREPLEDA ^
ZU lesen ist, offenbar die Antwort der Wirthin. Copo darf man hier nicht als Yocativ fassen, sondern es ist wie im Drama Bezeichnung der redenden Person ; copo ist eben die ospita oder caupona, wie in der bekannten Wirthshaus- rechnung auf der Inschrift von Aesemia (Mommson Insc. R. Neap. 5078)
COPO COMPVTEMVS • denn dort ist die Scene auch büdlich illustrirt; dem Reisenden gegenüber steht ein Mädchen im Aermelchiton und rechnet mit
den Fingern. Inschriften, wie auf dem Gölner Gefässe CIR. 428, 6 REPLEME
COPOMERI oder dem Bonner ebend. 472 AVECOPO, sind doppelsin- nig. Auch auf der Pariser Flasche findet wie auf dem Stein von Aesemia ein förmlicher Dialog statt. Mit CNORI (so ist wohl zu lesen, nicht GNODI) scheint die Wirthin den Gast anzureden, wahrscheinlich eine im Rothwelsch der Kneipe übliche Bezeichnung. Repleda ist nicht, wie der französische HerauBg. meint, verschrieben für repleta, sondern = replenda, wie facieda CIL. I, 1488, faciedos Insc. R. Neap. 5366 und öfter auf Inschriften in der Yulgär- sprache. Der Sinn der Worte ist: (si) tu (li)abes, est reple(n)da, d.h. wenn du Geld hast, wenn du zahlen kannst (man muss sich die Worte von einer entsprechenden Geste begleitet denken), muss ich wohl deine Flasche füllen. Die Pariser Inschrift begegnet sich mit der Bonner in der Vernach- lässigung der Aspiration OSPITA, ABES. Die Sprache der Gelten hat eine ent- schiedene Abneigung gegen die Aspiration, die bei der celtischen Bevölkerung, auch nachdem sie romauisirt war, fortbesteht: und wenn sich einer Mühe gab, den Hauchlaut wiederzugeben, brachte er ihn verkehrt an und forderte den Spott heraus, wie das bekannte Sinngedicht des GatuU beweist.
T. B.
20. Bonn. Ziegel mit dem Stempel der ersten Legion. Da die Legio I Minervia lange Zeit hindurch in Bonn ihr Standquartier hatte, sind Ziegel mit ihrem Stempel in ansehnlicher Zahl erhalten: die meisten sind in der Nähe des Wichelshofes auf der Stelle der ehemaligen Festung, aber auch an anderen Orten gefunden worden. Im Sommer d. J. 1875 fand man beim Neu-
1) Cerves scheint auf der Flasche gestanden zu haben; dann folgte nicht sowohl ein Buchstabe, sondern ein Trennungszeichen, wie auf der entsprechen- den Inschrift.
210 MiBcellen.
Augustas reobtf gewandt mit entblösstem Haupt. — Roy. C * PLOTIVS
RVFVS 111 VIR • A- A • A • F • F . Im Felde S • C Vgl. Cohen, Mon- naies de la repabl. rom. p. 255 n. 15 pl. LXIII, Plautia, 4. üeber die Bedeu- tung dieser nicht vor d. J. 731 = 22 n. Chr. gesbblagenen Münzen für die Ge- schichte des römischen Münzwesens verweise ich auf Mommsen's Gesch. des röm. Münzwesens S. 743 f. Die zweite ist ebenfalls eine Münze des Angnstus
(Cohen, Monnaies de la repabl. rom. p. 192 o. pl. LYII. Lnria, 1): CAESAR*
AVCVST • PONT • MAX • TRIBVNIC • POT. Kopf des Augurtas. - Rev. P LVRIVS • ACRIPPA III VIR • A A • A • F • F. i« Felde
S * C« Ein gleiches Exemplar dieser Münze ist vor mehreren Jahren bei Bin- gum, Vs Stunde von Lear, gefunden worden, welches C. L. Grotefend in der Zeitschrift des histor. Vereins für Niedersachsen 1864 S. 355 und Jahrbb. d. Vereins von Alterthumsfr. im Rheinl. Bd. XXXIX/XL S. 865 besdirieben hat.
Die dritte Münze ist von Septimius Sevems und kommt häufig ^or: SEVERVS
PIVS AVG« Belorbeerto Büste des Septimius Severus rechts gewandt mit
einer Aegis. — Rev. VICTORIAE • AVCC • S • C Siegesgöttin auf einer biga mit einer Peitsche in der Hand. Vgl. Cohen, Medailles imperiales t. III, p. 318 n. 647. Diese Münze war weniger gut erhalten; denn der Bevera der Münze hat so sehr von der Feuchtigkeit gelitten, dass die Inschrift sowohl lUs die Figur mit ihrem Attribute nur sehr schwach noch zu erkennen war. Bonn. Dr. Klein.
22. Bonn. Funde von Alterthümcrn im J. 1875 und Jan. 1876. 1. Bei den Fundamentirnngsarbeiten der Neubauten in der Lennestrasso zwischen No. 5 und 9 wurden viele römische Gräber aufgedeckt. Ausser mehreren gewöhnlichen Thongefassen, wurde eine kleine Lampe von terra sigillata and eine Schale (16 Ctm. Durchmesser) aus demselben Stoff mit Fuss und einem Blätterschmuck (meist als Lotus-Blätter bezeichnet) en relief auf dem Rande ge- funden. Das bemerkenswertheste Fundstück an dieser Stelle ist aber eine Lampe von rothem Thon, welche eine Länge von 22 und eine Breite von 18,5 Ctm. hat. Lampen von dieser Grösse sind grosse Seltenheiten. Keines der Ge^Mse zeigt einen Stempel. Münzen wurden nicht gefunden.
2. Am Reuterswege wurden beim Ziegeln, etwa 20 Schritte vom Kreu- zungspunkte des Kessenicher Weges nach der Coblenzerstrasse hin, mehrere römische Gräber aufgedeckt, welche in 3 Reihen mit dem Reuterswege parallel liegen. Es wurden dort eine Menge römischer Thongefässe gefunden, deren grösster Theil schon nach auswärts verkauft war, als ich auf den Fund aufmerk- sam gemacht wurde. Der Beschreibung nach waren verzierte Gefässe von terra sigillata darunter. Von den interessantesten Fundstücken, welche Herr Bau- meister Porcher so freundlich war, uns für die Vereinssammlung zu überlasten«
MitoeUen. 211
hdbe ich eine sehr gat erhaltene Lampe von ziegelrotbem Thon mit dem sehr
deailiohen Stempel SPERA 1 I, und mit einem kleinen maskenartigen Kopf en relief vensiert, besonders hervor. Dieselbe hat wie die meisten Tlioulampen an jeder Seite einen Wulst, nnd einen dritten an der Stelle, wo sonst ein Henkel zum Anfassen angebracht zu sein pflegt. Auch fand man dort einen Teller von
terra sigillata (Durchmesser 16,5 Gm.) mit einem Stempel, welchen ich OFGIN lese (der vierte Buchstabe könnte auch ein E sein). Zur Zeitbestimmung wichtig ist ein dort gefundenes, gut erhaltenes Mittelerz von Marc Aurel (Cohen No. 418) vom J. 161 n. Chr. Der Fund ist für die Topographie des alten Bonn besonders wichtig, denn durch die Lage der Gräber wird der Reu- tersweg als römische Strasse gekennzeichnet^).
8. In der Querstrasse der Paulsstrasse, Parallelstrasse des Breitengraben- weges, ¥rarden ebenfalls römische Thongefässe gefunden ').
F. van Vleuten.
23. Bonn. Ausgrabung eines Ofens mit glasirten Kacheln zu Poppeisdorf. Zu Anfang Februar d. J. ist ein Fund zu meiner Kenntniss gelangt^ welcher *fnr eine bisher wenig beachtete Gattung der Keramik, die Fabrikation von meist omamentirten Kacheln, auf welche Hr. Dr. Dornbusch in diesem Hefte unserer Jahrbücher S. 142 fg. aufmerksam gemacht hat, von In- teresse sein möchte. Es stiess nämlich der Maurermeister Natter von Poppels- dorf beim Kellerausgraben zu einem Neubau, rechts von der Friedrichstrasse hinter dem Hause der Wittwe Hockelmann, in der Tiefe von 1^^,' auf Mauer- werk ans Bruchsteinen. Dasselbe bildete beinahe ein Quadrat von c. 15 Fuss
1) Bei Erdarbeiten auf dem Bahnhofe in Remagen wurde im Sommer 1875 eine römische Münze gefunden und der Yereinssammlung geschenkt. Der Av. dieses Mittelerzes ist vollständig unleserlich, der Rev. zeigt eine ara mit der
Unterschrift ARA PACIS, eine bei Nero nicht gerade seltene Darstellung. Nnmitmatiseh wichtig wird die Münze durch den Umstand, dass sie nicht aus Kupfer oder Erz besteht, sondern dass um einen eisernen Kern nur eine dünne Lage Kupfer gelegt ist. Ueber diese allerdings bekannten, aber seltenen alten Falschmünzen schreibt Eckhel in seinen »Kurz gefassten Anfangsgründen zur Numismatik« Wien 1788, S. 33: »Am meisten muss man sich wundern, dass sogar eherne Münzen mit unterlegtem Eisen manchmal vorkommen, da bey einer ao mühsamen Arbeit der Gewinn nicht beträchtlich seyn konnte.«
2) Im August 1874 wurden beim Ausschachten zweier Keller am Rhein- dorfer Wege auf dem Grundstücke des Architekten Herrn Kolzem mehrere Alterthfimer gefunden, anter anderen eine ovale silberne Schüssel, mit erhal)e- nen Arabesken reich verziert, 8Vi" lang, 47] " breit, 18 Va Loth schwer. (Aus- log mal der Deatsohen Beichsztg. vom 26. April 1875.)
212 Miscellen.
im DarohmeBser und ^Vs' Tiefe; es war gaoz mit Schalt angefiiUt, unter- miBcht mit gebrannten Ziegelstücken und Holzkohlen. In einer Eoke lagen xer- ■treut zahlreiche grössere und kleinere Bruchstücke von Ofenkacheln, roeiatens mit grüner Glasur, und ausserdem mehrere Fliese von brauner Farbe, beide mit Figuren geziert. Leider sind die letztem sämmtlich zerbrochen und ver* •chleudert worden. Dagegen sind mir von den Kacheln mehrere zugebracht worden, darunter eine, die mit Ausnahme eines Bruchs an einer obem Kcke, noch wohl erhalten ist. Dieselbe ist 28 Cm. hoch und 19 Cm. breit und zeigt das Bild einer jugendlichen Figur zu Pferde, mit gelocktem Haar und zierlichem Federhütchcu, in Harnisch und Panzerhemd, so wie mit Steigbügel am r. Fasse. Das Gesicht des Reiters ist umgewandt; mit der L. hält er den Zügel, die Rechte legt er auf eine hinter ihm stehende bärtige männliche Figur mit ZipfeU mutze und Mantel. Das von Säulen und einem erhöhten Rande zu beiden Seiten cingefasste Bild ist nach oben durch einen Fries abgeschlossen, über welchem in einem Halbbogen die typische Gestalt Gott des Vaters mit zum Segen aaa- gebreiteten Armen dargestellt ist. Aus der noch erhaltenen linken Ecke blickt ein Engelskopf herab. Das Ganze ist mit grauer Farbe glasirt und zeugt von mehr als handwerksmässiger Kunstfertigkeit, wenn man auch die Kenntnis« der Perspective vermisst. Unter den übrigen gefundenen Gegenständen verdienen Erwähnung der Rest eines Knchelstücks, worauf ein Mannskopf mit zierlicher Müt:;e, das Fragment eines gepanzerten Kriegers ohne Kopf von hellgrauer Glasur, ferner der untere Theil einer Kachel nut einem den Schweif ringelnden Drachen, aus dessen Rachen eine Blume hervorspriesst, daneben in eigenem Felde unter anderm das Bild einer Maske. Bemerkenswerth ist noch ein Frag- ment von brauner Farbe mit einem die Ohren spitzenden Pferdekopf.
Da nach dem Gutachten des Finders das ausgegrabene Mauerwerk ala Ofen zum Brennen der gefundenen Kacheln und Fliesen gedient zu haben scheint, so möchte die Annahme gerechtfertigt sein, dass dieser Zweig der Töpferei, der besonders im 16. Jahrhundert blühte, auch in Poppeisdorf, wo zuerst der Chur- fürst Sälen tin (1567 — 1577), der Vorgänger Gebhards, im dortigen Lustschlosae zeitweilig seine Residenz aufschlug, fabrikmässig betrieben worden sei.
Schliesslich ist noch zu erwähnen, dass nicht weit von dem Fundorte des Ofens ein Paar kleine Thoukrüge mit hübschen Medaillons, wahrschein* lieh von Sicgburger Töpferarbeit gefunden sind, davon einer mit dem 3 mal wiederholten Bilde des ein vor ihm knieendes Weib segnenden Christus and der Umschrift Matth. IX.
Bonn. J. Freudenberg.
24. Cobern. Bei Cobern ist am Abhango des Berges neben dem Faas- Wege ein Sarg zu Tage getreten, der eine ganz ungewöhnliche Form hat. Daa eine Ende, wahrscheinlich Fusscndc, denn es hat die Richtung nach Osten, ragt aus der Erdwand hervor, dieses ist eingestossen und man kann bis in die Hälfte des Sarges hineinsehen. Derselbe besteht aus Zeller Tufstein, er hat die Form
Miscellen. 218
eine« Cylinden nnd die Höhle sieht aas, wie ein Csnal. Der untere' Theil und der Deckel sind g^nz gleich, und beide bestehen aus zwei Stücken. Die Be- arbeitung ist sehr roh, die Flächen sind rauh and höckerig. An der geöffneten Stelle am Sarge befinden sich kleine Steine, die wahrscheinlich von Knaben hineingeworfen worden sind. Ich will den Sarg ausräumen lassen, vielleicht fin- det sich der Schädel in dem mit Grund gefüllten oberen Theile noch vor. Ich höre, dass der £igenthümer des Feldes schon früher einen ähnlichen Sarg dort ausgegeben hat. Derselbe befindet sich ausserhalb Cobern, etwa 15 Minuten davon entfernt, es scheint daher, dass hier ein Begräbnissplatz war.
Dr. Schmitt.
25. Dahlheim. Sammlung von röm. Inschrift- und Skulptur- resten. Zu Dalheim bei Remich befinden sich im Garten des II. Notar Majerus eine Anzahl von Skulpturstücken und Fragmenten von Inschriftsteinen zu einem Haufen zusammengeschichtet Unter den letzteren befindet sich ein geringes Bruchstück eines Meilensteines; die übrigen enthalten meist nur wenige Buch- staben. Ein Stein ohne Inschrift hat unten eine umlaufende Verzierung von sich theilweise deckenden Schilden und scheint Postament eines Bildwerkes zu sein. Bemerkenswerth ist ein kastenförmig ausgehöhlter Sandsteinblock, auf dessen Innenseite ein Reliefbild sich findet, das, soviel ich erkennen konnte, eine be- kleidete Figur zu Pferde darstellt; in der gegenüberliegenden Seiten wand ist eine thürartige Oeffnung; der Stellung des Bildes nach muss der Kasten mit seiner offenen Seite nach unten gestanden haben. Alle diese Gegenstände stam- men aus Dahlheim und dessen nächster Umgebung. Der Besitzer der Steine, der Schwager des H. Notar M., beabsichtigt demnächst diese jedenfalls beach- tenswerthen Fragpnente zu publiciren.
Trier. Dr. Bone.
26. Dottendorf. In der Kirche zuDottendorf bei Bonn ist ein Memorien- stein aus weissem Kalkstein zur Aufmauerung des Hochaltars verwendet, wel- cher nachstehende Inschrift aufweist: II id(u8) mai(i) obiit Waltbu(rgis), vergl. Taf. I, 3. Die Inschrift hat 0,27 m. Breite zu 0,50 m. Höhe und ist oben durch eine bei späterem anderweitigen Gebrauch eingefügte Rinne beschädigt, wie unten verkürzt. Sie gehört unstreitig zur Kategorie jener Steine aus der Bonner Münsterkirche, welche s.Z. Prof. aus'm Weerth Jahrb. XXXII, 114 f. Braun, Annal. d. Ver. f. Niederrh. XI, XU, 91 und Schneider eb. II, 1, 2; XII) 222 besprochen haben, und die ihrem allgemeinen Charakter nach dem 9. bis 10. Jahrh. angehören dürften. Auf den Dottendorf er Stein wurde zuerst von Hm. Friedensrichter R. Pick in der Bonner Zeitung im Jahre 1869 auf- merksam gemacht.
Die Dottendorfer Kirche zählt zu den ältesten der Gegend. Zwei durch eine eiserne Kette verbundene ziemlich schwere Steine (Taf. I, i), welche in
214 MiseeUexL
dem Reste der ehemaligen Vorhalle sich befinden, sollen der üeberlieferung nach von den Büssenden über den Nacken getragen worden sein. Alte Lente wollen eich dessen noch erinnern. Am Niederrhein war dies Denkmal das ein* zige dieser Art, welches bisher bekannt wurde. Analoges berichtet ans dem Elsass Stöber in seiuer ,Alsatia' 1850, S. 86 f.: der noch jetzt am Rathhanse zu Mülhausen aufgehängte Klapp er stein, ein steinerner Kopf mit offenem Munde und heraushängender Zange, wurde an einer Kette noch im vorigen Jahrhunderte Verläumdem und losen Schwätzern über die Schaltern gehftngt; mit dieser Jjast beladen trieben sie die Stadtknechte durch die Strassen der Stadt. >In Deutschland, fügt Stöber hinzu, brauchte man hie und da statt des Klappersteines die sogenannte Büttelsflasche; sie war aus Stein und wog von 30—40 Pfund; auf derselben war ein Kopf abgebildet mit einem Yorlege- schloss am Munde oder auch zwei sich zankende Weiber, c
Die Dottendorfer Steine waren also einfachere Elzemplare dieses ohne Zweifel sehr anerkennenswerthen Strafinstrumentes.
Strassburg. F. A. Kraus.
27. Elsdorf. In den Herbstferien 1875 hatte ich Gelegenheit, über den im Heft XXY, S. 210 fg. von mir besprochenen Sarkophag aas Elsdorf mit der
Inschrift A • • • | VI VA | SIBI ' F • C, bei dem in Elsdorf wohnenden Sohne des verstorbenen Försters Andernacher nähere Erkundigungen einzuziehen. Das kolossale Monument wurde im J. 1857 beim Pflügen auf dem Acker des ge- nannten Försters am Ende des obern Dorfes, neben dem sogen. Römerweg, auch j.Gruvensches Strässchen*' genannt, welches in gerader Richtung nach Thorr führt, ausgegraben. Der Sarg hatte in der Mitte eine IVs' hohe Oeffnang, mit eisernen Schallriegeln versehen und enthielt noch eine bauchige Urne von grauem Thon, die mit Knochenresten und Erde gefüllt war, so wie zahl- reiche Fragmente von dicken Ziegelplatten imd ausserdem drei roh gearbeitete und btark beschädigte Köpfe, welche wohl an den Enden des Sarkophags ange- bracht waren. Aus diesem Umstand ist mit Sicherheit zu schliessen, dass das Grabdenkmal der nach der Inschrift beigesetzten Frau schon in früher Zeit ent- leert worden ist. Leider hat der Eigenthümer schon vor mehreren Jahren das Denkmal, welches mit Reliefs von Genien zu beiden Seiten geziert war, zer- schneiden lassen und zu Grenzsteinen benutzt; nur von der die Inschrift tragenden Platte ist noch ein Rest im Hofe des Eigenthümers zu sehen, jedoch sind darauf nur wenige Spuren von Buchstaben zu erkennen. Aus- serdem sind die drei Köpfe gerettet; sie befinden sich in dem Garten des Bürgermeisters Esser in Niederempten, wo ich sie als Zierrath einer Grotte aufgestellt fand.
J. Freudenberg.
,1
Miscallen. 215
28. Bömische Alterthümer bei Freilingen. Durch Schenkung sind ans dem Besitze des Herrn Pfarrer Mors in Brenig in die Münzsammlung des hiesigen Progymnasinms in den J. 1871 und 1873 23 römische Kupfermünzen gelangt, welche aus einem im J. 1863 »am Stein« bei Freiliugen im Kreise Schieiden gemachten Funde stammen. Unter den 11 besser erhaltenen Stücken ist 1 Caligula (= Cohen, 25; die Rectification Toni. VII p. 23: >Vesta tieut un sceptre et non une haste«), 1 Faustina (wohl die Aeltere, Grosserz), 1 Marc Aurol
(mit 1 Ribunioiae Potestatis XXXIIII, also 180 n. Chr., Grosserz), 3 Oonstan-
tin d. Gr. (Kleinerze), 8 VRBS ROMA (»Medaille avec la tete de Rome, at- tribuee ä Constantin ou it ses fils ou ä des regnes posterienrs« Cohen; in dem »Abschnitte« haben alle 8 Exemplare, von denen das eine vorzüglich schön oxy-
dirt ist, PLGj eines zeigt oben zwischen den zwei Sternen einen Kranz), 1 Va- lens (= Cohen, Nr. 72, kleine Bronze), 1 Gratian (== Cohen, n. 56, kleine Bronze). Die übrigen minder gut oder sehr schlecht erhaltenen Stücke (unter ihnen 1 Mittelerz, Arcadius? und 11 Kleinerze, letztere mit Durchmessern zwischen 0,0115 und 0,019 Meter und Gewicht von 1,02 bis zu 2,71 Gramm) verrathen theils durch ihre Legendenreste, theils durch ihre Embleme (Büste mit Diadem, bei den Haaren geschleppte Gefangene, zw^i Feldzeichen zwischen zwei Soldaten, Labarum, Victoria nach links schreitend mit Kranz in der Rechten) ihr sehr spätes Alter.
Diese Schenkung veranlasste mich, sowohl an Ort und Stelle (in den Pfingstferien 1872), als bei mehreren Herren, die bei dem Funde unmittelbar oder mittelbar betheiligt oder zugegen gewesen waren, über die näheren Um- stände desselben genauere Erkundigungen einzuziehen. Was ich auf diese Weise durch allseitiges freundliches Entgegenkommen aus zwei von dem damaligen Pfarrer von Lommersdorf, H. Mors, am 18. Sept. 1863 und von der K. Regie- rung zu Aachen am 5. Jan. 1864 erstatteten, mit gütiger Erlaubniss des Ober- Präsidenten, Herrn von Bardeleben, mir abschriftlich mitgetheilten Berichten, femer aus den brieflichen Mittheilungen der Herren : Realschul-Lehrer H. Marjan za Aachen, Pfarrer Mors, Prof. Dr. J. M. Stahl (jetzt in Münster), Lehrer K. L. Wendland in Lommersdorf endlich aus zwei vom 18. Mai und 19. Sept. datirten Notizen in Nr. 142 und 268 (Beilage) der >Kölnisühen Blätter« v. J. 1863 ermittelt habe, ist Folgendes:
L Fundstätte auf dem »Stein«. In der ersten Woche des Mai 1863 wurden auf der ungefähr 8 Minuten südwestlich von Freilingen gelegenen etwa 400 Fuss hohen stellenweise kahlen Bergknppe, welche »der Stein« genannt wird, von Arbeitern 4 römische Münzen und ein menschliches Skelett nebst Stücken einer Urne aus der Erde gegraben. Am 17. Mai erhielt H. Pfr. Mors hiervon Kenntniss, sammelte die aufgefundenen Mfinzen und begab sich an Ort und Stelle, um weitere Ausgrabungen zu ver- anlassen. Ungefähr 1 Fuss tief unter dem Basen fanden sich noch ein wohl- erhaltenes starkes menschliches Skelett und 13 diverse grössere und kleinere römifche Münzexif Bämmtlioh mit sehr schönem Gepräge (Köln. Bl. Nr. 142).
i*
216 Miscellen.
H. Mön schreibt »aus seiner ErinneriiDg« unter dem 22. Juli 1878 hierüber Folgendes: >Es war im Sopt. 1868, wo ein Mann aus Freilingen mir eine r5- mische Münze von Antoninus Pius zubrachte. Mit diesem begab ich mich sofort auf die Fundstätte zu Freilingen. Gleich darauf wurde an dieser Stelle der Rasen entfernt, und es zeigte sich ein starker Steinhaufen von Ziegeln, nach deren Entfernung zwei gut erhaltene menschliche Skelette hervortraten. . . . Nach Aufhebung der Skelette fanden sich nach und nach eine Menge grösserer und kleinerer römischer Münzen, etwa bis zu vierzig, und diese geriethen gross-
tentheils in meine Hände < Es beruht gegenüber der eben mitgetheilten
gleichzeitigen Zeitungs-Nachricht und der Angabe des Berichtes vom 18. September, >das8 die Münzen und Skelette schon vor einigen Monaten gefunden worden seien«, offenbar auf einem Gedächtnissfehler, wenn hier die Fundzeit in den September verlegt, und der Fund der beiden Skelette als gleichzeitig angegeben wird. Ebenso wird wohl die Münze von Antoninui Pius mit der oben erwähnten von Marc Aurel verwechselt sein, auf welcher
M • AVREL ANTON IN VS steht, wobei neben den mehr verwischten vor- aufgehenden Buchstaben das letztere Wort besonders in die Augen fällt. — Marjan, der den Nachgrabungen 14 Tage lang beigewohnt und selbst soloha veranstaltet hat, spricht sich in seinem Briefe vom 9. Nov. 1878 folgender- massen aus: »Die meisten Münzen lagen fast zu Tage, selten mehr als 4 Zoll tief. Auch die gefundenen Knochen, Schädel- und I^jrm' und Beinknocben, unter letzteren einige von gewaltigen Proportionen, lagen dicht unter dem Rasen (das lockere Erdreich ist wohl nirgends mehr als 2 Fuss tief) und zwar pele-mele durcheinander. Der südöstliche Abhang lieferte fast Alles. Die ganze Fund- stelle hatte kaum eine Ausdehnung von 20—25 Quadratmeter. Ein Gebäude kann hier absolut nicht gestanden haben; denn der Boden, den ich in diesem Umfange selbst aufgehauen habe, war überall vierge, und ich stiess in einer Tiefe von 1 Fuss fast überall auf ursprüngliches Felsgestein; nirgends die ge- ringste Spur von Mauerresten. Etwaige Hypothesen weisen auf einen Begräb- nissplatz oder ein Schlachtfeld. Gegen Letzteres spricht der enge Raum der Schädelstätte, sowie der Umstand, dass fast überall die Münzen dicht unter dem Schädel oder wenigstens ganz in der Nähe von Gebein lagen. Ich muss die Stelle für den Bcgräbnissplatz romanisirter oder in römischem Dienste arbeiten- der Germanen halten; dafür spricht die ziemlich sichere Zusammengehörigkeit mit der etwa 800—400 Schritte entfernten Fundgrube im Thale. [Von dieser wird gleich unter II. „Fundstätte am steinigen Morgen" die Rede sein.] Yoii letzterer aufwärts ist noch ein tief eingehauener, jetzt allerdings ganz bewach- sener Fuhrweg zu erkennen, der in wohlberechneter Krümmung nördlich an und um die Kuppe führt. Dieser Weg kann nur als Verbindung zwischen bei- den Punkten jemals einen Zweck gehabt haben; sonst ist »der Steine von der Fundstelle im Thaje aus nur auf grossem Umwege, V« Stunde etwa, für Fuhr- werk zu erreichen Von den 80 — 40 Münzen, die ich angekauft und selbst
hervorgesucht, besitze ich keine mehr. Einen Theil davon gab ich Pro£ Ritaöhl
Misoellen. 217
in Bonn, andere venehenkte ich in Aachen. Ich las bestimmt von Hadrian bis auf Constantin. Es war meistens die bekannte kleine Münze (Grosso eines 2- Pfennigstückes). nur ein paar grössere von demselben Metall fielen in meine H&nde.« H. Wendland endlich schreibt in »Chronik der Schule zu Freilingeuc über nnsem Fund Folgendes: »Auf der felsigen Kuppe, die »am Steine genannt wird, fand man im Jahre 1863 beim Wegräumen eines Steinhaufens sehr viele römische Münzen '), und zwar aus den ältesten Zeiten des Kaiserreichs bis zu Constantin und Constantius. Auf der Mitte des Hügels fanden sich menschliche Gebeine eingescharrt und mit einem Schutt überdeckt, der sich ganz deutlich als Bauschutt von römischen Gebäuden erkennen Hess. Am Ostabhange dieses Hügels, nach ünterfreilingen zu, lagen die Gebeine häufiger und mit einem Schutt überdeckt, der zu unterst ganz deutlich die Spuren eines stattgefuudenen Brandes zeigte. In meiner Gegenwart wurden an dieser Stelle füuf überein- ander liegende Gerippe ausgegraben. Gleiche Gerippe fand man noch weiter im Felde nach Ünterfreilingen zu, alle in roh und meist muldenförmig ausgeworfe- nen Gruben, bei einem den Kopf neben den Füssen, ja, in ganz Ünterfreilingen, neben der Kapelle, der Schule, bei Kellerausgrabungen etc. fand man sie häufig. Ich habe sehr vielen dieser Ausgrabungen beigewohnt, und musste dabei auffallen, dass, wo sich immer ein Kopf fand, dieser immer eine wunderschöne, durchaus gesunde Zahnbildung zeigte. Dies Alles bestimmt mich zu der An- nahme, dass obengenannter Hügel »am Steine in sehr alter Zeit befestigt gewesen und durch von Osten heranstürmende Krieger, unter Verlust vieler Leute, er- stürmt worden ist, wobei der Bau durch die Flammen zerstört worden ist-c
Derselbe schreibt mir am 3. Nov. 1875, au welchem Tage er die Gegend noch einmal in Augenschein genommen, der von Marjan erwähnte Weg ezistire nicht, wohl aber führe ein Pfad von der Fundstelle im Thal westlich vom »Steine vorbei nach Oberfreilingen. In der Chronik nennt er die Anlage im Thal durch die Befestigung »am Stein« wie durch ein natürliches Bollwerk gegen Nordost geschützt. Ich kann seiner Ansicht, dass auf »dem Stein« eine Be- festigung gewesen, und diese nach einem Kampfe durch Feuer zerstört worden sei, aus den von ihm entwickelten schwer ins Gewicht fallenden Gründen nur durchaus beistimmen; auch der Name deutet hierauf hin, wie ich in diesen Jahrbüchern LIII. LIV S. 328 bemerkt habe. Die I^ge macht die st eile Kuppe zu einer solchen vorzüglich geeignet, jedenfalls geeigneter, als die stellenweise sogar kahle felsige Kuppe zu einem Begräbnissplatze. Wenn sich auch kein Mauerwerk mehr gefunden hat, welches übrigens eben wegen der steilen Lage leicht binabrollen konnte, so ist dagegen das Vorhandensein von Bauschutt con- statirt, da auch der Regierungsbericht sagt, »dass unter Mörtelresten und Schutt .... menschliche Gerippe vorgefunden wurden«, und ich selbst noch Mörtel-
1} Laut brieflicher Mittheilung Herrn Wendland *s wurden auch einige silberne Münzen gefunden; doch wisse er nicht, wohin dieselben gekommen. Zur Zeit hätten die Alterthumssammler stark zugesprochen.
218 MimUeiL
reate wahrgenommen zu haben glaabe. Die yon Osi^ anstürmenden Feinde mögen die Fraoken des 5. Jahrhunderts gewesen sein.
II. Fandstätte »am steinigen Morgenc.
Am 18. Sept. 18G3 fand sich etwa 450 Schritte südwestlich »vom Stein«, von diesem durch das circa 100 Schritt breite Grind elsbachthal getrennt, in der Flurabtheilung »am steinigen Morgen c »das Fundament eines Hauses und nahe bei eine Feuerresse der schönsten Bauart mit Doppelsaulen an der Mauer und inneren Säulchen von acht übereinander gelegten runden Steineif und platter Grundlage mit drei ilachen Platten zur Bildung der Kapitalere (Bericht vom 18. Sept.). »Auch fanden sich drei Eisen-Instrumente« (Köln. Bl. Nr. 268), nach Wendland »eiserne Nägel, 6 Zoll lange. »Der römische Lufbheizungsofen, voll- ständig gut erhalten, war ausgemauert in der Grösse von etwa 5 Fnss Quadrat, und fanden sich darin Doppelsäulchcn gefertigt von etwa 8 bis 10 runden Zie- geln in der Dicke von 5 Zoll rheinisch. In der Nähe lagen die Grundmauern eines Gebäudes, wobei eine Kellergrube, welche bis zu 6 oder 6 Fuss vollgefüllt lag mit Holzasche, und in dieser fanden sich zwei zweigezackte eiserne Lanzen- splisse [?] und ein paar kleine Handschaufeln, welche in ihrer Richtung ein- schliesslich der Schaufel ganz gerade ausgestreckt geformt [waren]« (Brief des H. Mors vom 22. Juli 1873). »Es fand sich eine grosse Menge Asche vor, die über 5 Fuss aufgeschüttet lag und nachher zur Düngung fortgefahren worden ist. Wahrscheinlich war es Asche von verbrannten Früchten, und es fanden sich wohler baltene Walzenkörner darunter« (Brief desselben vom 4. Jan. 1873). Der Bericht vom 5. Febr. spricht sich über beide Fundstellen kurz dahin aua, dass »Spuren höchstwahrscheinlich einer römischen Niederlassung vorgefunden worden sind, .... und das Ergebniss der angestellten Untersuchungen dahin ausgefallen ist, dass unter Mörtelrestcu und Schutt nur menschliche Gerippe vorgefunden wurden, und dass die aufgefundenen Gebäudereste wahrscheinlich von einem Ofen zum Ziegelbrennen herrühren, welche Baureste keinen archäo- logischen Werth haben.« Herr Stahl, der nur zufallig an die Fundstelle gekom- men ist, schreibt unter dem 7. Nov. 1873: »das Wenige, was blossgelegt war, war offenbar ein Heizungsraum. Hohlziegel und Canälc zur Fortleitung der er- wärmten Luft wiesen darauf hin. Von Münzen habe ich gar nichts gesehen«, [auch H. Wendlaud schreibt, dass sich am »steinigen Morgen« keine Münzen gefunden haben,] »auch sonst nichts bemerkt, woraus auf den Charakter des dortigen Römerbaus zu schliessen wäre.« — Die Schulchrouik besagt, diese Flurabtheilung sei auf einer Fläche von mehreren Hektaren mit Bruchstücken von römischen Ziegeln überdeckt Bei den im Jahre 1863 durch Ffr. Mors einige Tage veranstalteten Nachgrabungen hätten sich in weiter Ausdehnung und nach verschiedenen Richtungen weitläufige Fundamentmauern und nament- lich eine sehr schön aus feuerfesten Steinen und mit Cementdecke eingerichtete grosso Feuerungsaulage vorgefunden.
Herr Marjan schreibt Folgendes: »Als ich ankam, waren in einem um- fange von etwa 10 Meter, einige spärliche Mauerreste einen Fuss tief unter dem Ackerboden bloss gelegt. Die Linien der beiliegenden Zeichnung [es sind zwei
MisoeUen. 219
Parallel-Maaeni and swisohen diesen drei unter sich parallele, auf jene beiden senkrecht zulaufende Stücke] mögen im Allgemeinen die Form des bloss geleg- ten Gemäuers (alles Ziegel) wiedergeben. In der südöstlichen Ecke legten wir endlich einen etwa 5 Fuss im Gevierte haltenden ummauerten Raum bloss, der an der nördlichen Seite nebeneinander zwei Eingänge hatte. Der östliche Ein- gang war sehr gut erhalten. Er steht jetzt noch, wenn auch verschüttet. Er ist etwa IVs Fuss hoch, ebenso breit und erinnert ganz an unsere Backofen- thüren. Links und rechts stützen sich die kleinen Gewölbe auf 1 Fuss hohe und dicke Ziegelsteine, die am Boden ziemlich ausgebrannt und noch ganz achwarz waren. Das Innere, das ich jedoch nur auf 2 Fuss Tiefe untersucht habe, zeigte noch deutlich einen Ziegelstein estrich. Der westliche Eingang war mehr verschüttet und blieb ununtersucht. Die Tiefe von der Fläche des Acker- bodens bis zur Estrichebene beträgt kaum 4 Fuss. — Innerhalb des ummauerten Bauma fanden sich Holzkohlen, verbrannte Ziegel, einzelne Töpferscherben, graue und solche aus Ziegelerde, aber fast alle werthlos. Der Boden wurde nur einen Fuss tiefer als der Eingang bloss gelegt. Ich untersuchte alle Ziegel (und ich fand viele ganze) nach irgend einem Legionszeichen, fand aber nicht eines. .... Aus Mangel an Zeit und Mitteln wurde die Fundstelle bald wieder zum
Ackerbau geebnet Ich halte das Ganze für einen Weiler mit romanisirter
germanischer Bevölkerung und das zuletzt Beschriebene für einen Backofen, c Letzteres ist wohl vielmehr ein Hypokaustum. — Das Grundstück 9 am steinigen Morgenc hat mehrere Besitzer, unter andern den Ortsvorsteher Rittmeister, der nach H. Wendlands Mittheilung Nachgrabungen um so lieber gestatten würde, da er selber die Mauern noch beseitigen wolle. Im nächsten Sommer (1876) sei Brache daselbst.
III. Yerschiedene andere Fundstätten in unmittelbarer Nähe von
Freilingen und Lommersdorf.
1. »Vom steinigen Morgen ostwärts führt ein alter Weg in etwa 10 Mi- nuten zu einer Stelle, die ebenfalls mit Ziegeln stark untermengt ist. Letztere heisst, wenn ich -nicht irre, »an der Schweinswiese. cc (Wendland.)
2. An der Südseite des Weges zwischen ünterfreilingen und Lommersdorf, an der Ostseite des Bächleins »alte Bauten c. (Wendland).
8. »An dem Wege von Lommersdorf nach Rohr haben sich eine Menge Stücke von irdenen Urnen mit Kohlen von Menschengebeinen gefunden.« (Mors). Hier, im sogenannten Hühnerberg, einige hundert Schritt nördlich von Lommers- dorf, fand Herr Wendland im Jahre 1868 eine schöne Bronzemünze Nero*s, die in den Besitz des damaligen Schulinspectors Nelles von Zingsheim kam; »es liegt noch viel Schutt unter der Wiese.«
4. Weiter nördlich an demselben Wege, etwa 150 Ruthen von Lommers- dorf, nahe einem Kreuze, fand derselbe in diesem Sommer (1875) »Fragmente Ton Urnen nebst Knochensplittern.« Die hier gefundene Scherbe eines Gefösses ftos terra sigillata, welche mir vorliegt, zeigt auf dem Boden den Töpferstempel
VERECV(ndiia).
220 Misoellen.
6. Von letzterem Pankte etwa 200 Rathen östlich, ttark ebentoweit nord- östlich von Lommersdorf (»an der Schnarr« ) wurden nach Mittheilong desselben »Brachstücke von Urnen und sehr feinen Glaswaaren ausgegeben; et sei aber davon nichts mehr vorfindlich. Einige 100 Schritte von dieser Stelle habe er in diesem Sommer (1875) ebenfalls Ziegelreste gefunden.«
lY. Weitere Fundstätten im Umkreise von Freilingen.
H. Wendland ist der Ansicht, es müsse zur Verbindung der Hauptstrasae Trier-Marmagen-Kölu mit der Strasse Marmagen-Bonn [?] von Jünkerath (leori- gium) aus eine Strasse in gerader Richtung über Feusdorf, Alendorf, Ripsdorf, Yellerhof '), Freilingen, Lommersdorf und Wershoven, welches letztere schon in der Nähe der Strasse Marmagen-Bonn habe sein können, geführt haben; anders Hessen sich die zahlreichen römischen Niederlassungen an diesen Orten nicht erklären. Wenn »ich die Strasse noch nicht bestimmt habe nachweisen lassen, so liege die Schwierigkeit ihrer Auffindung wohl darin, dass vielleicht nicht jede römische Nebenstrasse die solide und dauerhafte Bauart der üauptstrasse ge- habt habe. Wenn wir auch diese Ilypothcse vorderhand auf sich müssen be- ruhen lassen, so verdienen doch die zur Stütze derselben ausser den bereits be- sprochenen angeführten Funde römischer Alterthümer hier verzeichnet zu wer- den. H. Wendland gibt folgende an: .»Im Jahre 16%0 erzählte mir Pfarrer Schervier in Dollendorf, dass man in Alendorf unterirdische römische Bauten aufgedeckt habe. Dieser Herr war auch im Besitze einiger schöner Münzen* — In Bezug auf Ripsdorf möchte ich auf die Eiflia illustrata aufmerksam machen, worin eines seiner Zeit in Ripsdorf gewesenen römischen Yotivsteines Erwäh- nung geschieht (vide Barsch, Eiflia ill. I. S. 451 und 452.^. Vieles hat die An- sicht des vorerwähnten Herrn Schervier wohl für sich, dass die bei Schlossthal, nahe bei Vellen stehende Kapelle, ein Octogon mit Kuppeldach, auf dem Boden eines römischen Tempels steht, dass dies vielleicht derselbe Tempel ist, von dem gedachter Stein berichtet, der dann später nach dem nahen Ripsdorf gekommen. — Auf Vellen^) waren die römischen Bauteu weitläufig und nahmen mehrere Hektaren Fläche ein. Der verstorbene Rittmeister v. Rösgen daselbst hat ein- mal auf dem Gute 3 Steinsärge ausgegraben. Diese standen an einer Steile im Ahrthale am Waldrande, und scheiut vou den Gebäuden ein Weg an diesen Särgen vorübergefuhrt .".u haben nach einer uahen Stelle an der Ahr, genannt »Nierbrück.« Von letzterer führt auf der Karte ein Weg nordab nach Frei- lingen gerade auf die Stelle »am steinigen Morgen c, wo die Ausgrabungen
1) Vergl. diese Jahrb. XIX S. 73 ff.
2) Zu Ripsdorf wurden drei romische Inschriflen gefunden, (= Brambach C, in. Rh. Xr. 637. (>3S. 639;. Vgl. Bärbch 1. 1. p. 563. 564 und Üb. XVll Nr. 62. Braml^ch hat noch die veraltete Schreibweise »Rupsdorf.«
3) lu der Schulchronik heisst es: »Auf Vellen war der g^ssere Theil des Gutes — zwischen dem Wohnhause und der Ahr — mit Gebäuden überdeckt; da;» Ilypokaustum fand sich sechsmal, drei Sarkophage von rothem Sandstein mit Fluschoheu eto. zwischen dem Walde und der Ahr.«
Miscellen. 221
■t«itgcfandeii, und wo sich die Heizangsanlage fand. Dieser Weg führte wahr- scheinlich, wie dn noch übrig gebliebener Pfad zeigt [vergl. oben], durch die Niederlassong in gerader Richtung westlich vom Stein vorbei nach dem jetzi- gen Oberfreilingen.«
»Zwischen Dollendorf andMirbach, nahe bei letzterem, wurde bei Anlage der Strasse ein Steinsarg mit Flaschen ausgegraben, und sind letztere, wie man mir sagte, nach Hillesheim gekommen.« Herr Wendland hatte die Freundlich- keit, seinen so reichhaltigen Mittheilungen auch eine westlich von Waldorf (Kreis Schieiden) gefundene kleine Kupfermünze beizulegen, in welcher ich eine Klein- erz von CONSl ANS zu erkennen glaube. Auf die Rückseite passt die bei Cohen häufig vorkommende Beschreibung : »Deux soldats casques debout, appuyes ohacun sur une haste et un bouclier; entre eux, un etendard; k Texcrgue (hier)
TAS.c Auf der Fahne steht deutlich ein M; die Umschrift lautet: GL(ORI)A
EXERCITVS.
Nehmen wir zu Vorstehendem hinzu, dass in dem nahen Rohr römische Inschriften (vgl. Jahrb. LIII und LIV S. 172 S.), dass in den gleichfalls benach- barten Orten Hillesheim, Kerpen, Stollenbach, Stöhn uud Adenau römische Mün- len, und bei Herschbroich die Ueberbleibsel eines römischen Lagers, dass end- lich nach mündlichen Mittheilungen zu Hoffeld Spuren eines römischen Castells, zu Lentersdorf eine römische Wasserleitung gefunden worden sind, so haben wir auf einem Terrain von einigen Quadrat-Meilen so zahlreiche Zeugen römi- schen Alterthums, dass wir nicht an vereinzelte Niederlassungen zum Schutze einer römischen Heerstrasse, sondern an eine völlig colonisirte Gegend zu den- ken haben werden. Um so wünschenswerther ist, dass die in Obigem gegebenen Andentungen durch systematische Ausgrabungen weiter verfolgt werden.
Linz a. Rh., im November 1875.
Joseph Pohl.
29. Alterthümer von Heinsberg. Diese Stadt liegt, nach dem mir ingegangenen Berichte des Herrn Bürgermeisters Nathan, am Ende eines wellen- förmigen Höhenzugs, der die Roer- und Worm -Niederung begrenzt. Eine halbe Stande von der Roer erhebt sich ein meist aus gelben Kiessande bestehender Berg, der die Rainen der Burg Heinsberg trägt, deren sehr dicke aus den ver- lohiedensten Bruchsteinen wie aus Backsteinen errichtete Mauern aus der zwei- ten H&lfte des 10. Jahrh. herrühren sollen. Um den Fuss des Burgberges ziehen rieh die Häuser des oberen Stadttheiles. Auf der gegenüberliegenden Anhöhe liegt die schöne St. Ghmgolphuskirche, deren älterer Thoil aus dem 13. Jahrh. stammt. Beide Anhöhen scheinen die Ausläufer des das frühere Fiussgebiet be- grenxenden Ufers zu sein. Die Heinsbergischen Besitzungen kamen 1472 an das Hersogtham Jülich. Im Januar 1858 stürzte der östliche Theil der Qurgruine ein. Jetst hat Herr Nathan das den Haapttheil derselben umgebende Terrain
222 Misoallen.
in seinen Bemts gebracht and in eine kleine Anlage umgetoliaffen. Schon früher wurden hier ein Steinkrug von 1576, die Lafette einer WaUbüchae, eine Stein- kugel, ein Petschaft des Capitels der Gangolphaskirohe aus dem 14. Jahrh.» ond kürzlich mehrere Silbermünzen der Grafen von Heinsberg, .sowie eiserne Kugeln ▼on der Beschiessung der Stadt durch die Franzosen im September 1794 gefun- den. Im Winter 1874—75 fand man bei der Korb weidenanlage in der Nahe von Heinsberg eine römische Kupfermünze, die nicht näher bestimmt werden konnte. Seit dem Winter 1872—73 wurden bei diesen die folgenden Jahre fortgesetiten Anlagen in den tieferen Bodenschichten, etwa 8 — 4' tief, mehrere polirte Stein- beile, meist aus Feueratein, sowie ein runder durchbohrter Hammer aus Sand- stein ausgegraben. In dem Cataloge der Sammlung de« Notara Guillon zu Boer- monde vom Jahre 1874 befanden sich 173 Nummern polirter Stein- WaflTen nnd Ger&the, in und bei Roermonde, Posterholt, Echt, Swolmen, Moosbracht u. a. 0., also in der nordwestlichen Fortsetzung des alten Flnssalluviums der Boer ge- funden.
Sohaaffhansen.
80. Die Litsch beim Kölner Dome. In Heft LY. LVI, 74 ff. hat Merlo sehr richtig den Kölnischen Strassennamen an oder anf der Littoh (Letsch) mit dem italienischen loggia, das sehr versi&hiedene Anwendungen in der Baukunst erhalten hat, in Beziehung gesetzt, aber die Ansicht, es beseichne eigentlich die Bauhütte und sei gerade von deutschen Steinmetzen ans dem Aue- . lande eingeführt worden, dürfte kaum zu halten sein. Finden wir ja im Sela- burgischen Letschen von Niederlagen von Wein und den Vorsteher derselben als Lätschenmeister bezeichnet, daneben auch Letschen des Eisens, vgL Schmeller-Frommann >Baieri8ches Wörterbuch» I, 1542. Am Domhofe hiess Letsch e. Lötsche. eben wie in Xanten, der bedeckte Gang, unter welchen die behauenen Steine niedergelegt wurden (sub quaponuntur lapides se- creti)f wie derjenige, unter dem man sie bearbeitete (deportantibus lapi- des paratos de ludza Qoggia] et inportantibus reliquos non para- tos ad Indzam). — Wenn Fuchs von einer Litsch am Eaufhause Gürzenich wusste. so stimmt das ganz hiermit, und beruht es wohl auf Irrthum, wenn der so verdiente Aufklarer der Kölnischen Geschichte dabei an eine »Litsoh f^r Bewegung der Waarenc dachte. Es war hier wohl wie am Dome nichts anderes als Lager, Niederlage. Der Gebrauch von loggia war ganz derselbe, wie der unseres deutschen Laube, wie wir sagen unter den Lauben sitzen und mundartlich noch Laube für Speicher (althochd.^spihhari, von spicarium) gebraucht wird. Eigenthümlich ist es, wie wir das nach Diez aus nnsenn deutschen lauba, laubja entstandene romanische Wort einmal nach der ita- lienischen, dann aber auch nach der französischen Form 0<^?®) ^^' angeeignet haben. Mit der Freimaurerloge hat die Steinniederlage der Bauhütte gar nicht« zu thun; diese wurde eben nur von dem Versammlungsorte benannt, ohne irgend eine Beziehung auf ihren Zweck. Wie so manche anf den Handel bezfigliolie
MiBcellen. 228
Anadröoke, war uns auch loggia in der besondem Bedcmtong Lager, Nie- derlage zagekommen, während wir die mancherlei andern Anwendungen des Wortes, wie aar ßezeiohnnng der Börse, der Wechselbank a. a^ uns nicht an- geeignet haben.
H. Düntzer.
81. Neuss. Gräberfunde. Vor einiger Zeit wurden bei der Funda- mentirung des neuen Stationsgebäudes römische Gräber aus der Kaiserzeit auf- gedeckt und zwar an der Stelle, wo sich zur Zeit der Römerherrschaft ein Theil des öffentlichen Begräbnissplatzes befand, welcher sich vom Münsterplatze die alte Heerstrasse entlang bis fast zur Neusser Fürth hinzog. Schon früher fand man an der Stelle des nunmehr fertig gestellten Güter- und Postgebändes in einer Tiefe von etwa einem Meter unter dem alten Terrain Spuren von Holzkohlen, sowie Bruchstücke römischer Gefasse. Diese Gefassscherben und die Beste von Holzkohlen kennzeichnen die Fundstelle als eine Leichenverbrenn*«' nungastätte. Die Holzkoblenreste sind üeberbleibsel des Scheiterhaufens. Die sohwan angebrannten Scherben lassen sich als Bruchstücke von Schüsseln oder Gefiiasen erkennen, welche, nach altrömischer Sitte mit Speisen gefüllt, in den brennenden Scheiterhaufen geworfen wurden. Gleich neben der Verbrennungs- stätte zeigte sich das eigentliche Grab des Verstorbenen. Eine flache Schale aoa einer weissen rothgefärbten Erde, ein Becher aus rother Erde, ein einhen- keliger und ein zweihenkeliger Wasserkrug aus weissem Thone und Bruchstücke eines Salbflässohens aus einem grünlichen Glase umgaben im Kreise die mit verbrannten Knochenresten angefüllte Urne aus gelblich grauer Erde. Nach altrömischer Auffassung enthielten die Gefasse, welche die Urne umgaben, Speise und Trank für den Verstorbenen, sie sollten gleich dem Obolus für den greisen Fährmann der Unterwelt, zum wirklichen Gebrauche im Jenseits dienen. Die Gegenstände, die man dem Verstorbenen mit in*8 Grab gab, sollten in der spätem Zeit nur die Pietät der Hinterbliebenen zum Ausdruck bringen. Daher finden wir auch mehrfach in römischen Gräbern Gefasse, welche keine Flüssig- keit halten können.
Bei der Fundamentirung des eigentlichen Stationsgebäudes grub man noch 'Weitere Gräber aus. Auch hier zeigten sich die Spuren des Leichenbrandes jedesmal neben der Beg^räbnissstätte, und bildete die Urne den Mittelpunkt von 4 bis 6 Beigefässen. Von diesen Gefässen sind besonders eine schöne Schale ans rother Erde mit eingepressten Figuren und ein glänzend schwarzer Trink- becher aus Thon, mit Eindrücken verziert, zu bemerken. In letzterem befand sich ein silbernes Löffelchen, welches wahrscheinlich beim Mischen des Weines zun Umrühren benutzt wurde. Ein weiteres Interesse boten zwei Ziegelgräber. Je 5 Ziegelplatten von l'/t Decimeter Länge und Breite bildeten einen kasten- förmigen Bau. Das eine Grab barg ausser verbrannten Knochenüberresten eines Schädels und anderer Körpertheile zwei vollständig erhaltene angebrannte Ober*
Miscellen. 226
Sohönheii als die oben angeführten. In der Nähe dieser Urne zeigte sich eine weitere Ton den oben beschriebenen Glasflaschen, ein thönernes Lämpchen von derselben Gestalt, wie die eben erwähnte eiserne Lampe, jedoch mit kleinem Henkel verseheni und mehrere Thongefösse. Offenbar haben wir es hier mit Fa- miliengräbern vornehmer, römisoh-ubischer Ansiedler zu than. Die Einfriedi- gungen, welche wohl die Gränzen des jeder Familie eigenthümlichen Platzes sind, sowie die Urnen nnd die Aschenkiste innerhalb derselben deuten darauf Idn. Beachtenswerth ist die ustrina, die hier auf der Begräbnissstätte an- gelegt ist.
Es verdient hier noch eine aus einem kalkähnliohen weissen Steine (Jurakalk?) gebildete Urne von 2 Fuss Grösse Erwähnung, die bis zum Rande mit Knochenresten angefallt war. Man fand dieselbe ausserhalb der Steineinfrie- digungen im J. 1874. Sie hat ein solch' barbarisches Aussehen, dass sie denen aus prähistorischer Zeit gleicht, allein stellt man sie neben die aus römischer 2ieit stammenden Steinkisten, so scheint es fast ausser Zweifel, dass auch sie der römischen Eaiserherrschaft angehört.
Vor etwa 4 Wochen fand Herr Weinhändler Franken bei den Grund- arbeiten auf seinem Hofe, der jene bekannte römische Begräbnissstätte berührt, die vom Münsterplatze ausgehend sich westlich von hier die alte Heerstrasse entlang hinzieht, und nach Münzen u. s. w. zu schliessen im zweiten und dritten Jahrhundert unserer Zeitrechnung angelegt worden ist, ein aus einem äusserst feinen festgebrannten Thon bestehendes Köpfchen einer gegen 12 Cm. grossen Statuette des römischen Vulkan. Er ist im kräftigen Man- nesalter mit vollem Barte dargestellt und trägt eine Mütze, welche der bei den Römern unter dem Namen cuoullus bekannten Kaputze ähnlich sieht. Die Durch- bildung dieses kleinen Köpfchens ist so meisterhaft, der Contour und die Form so edel, dass wir es als eine Perle derartiger Arbeit römischer Kleinkunst be- grüssen dürfen. Es gehörte zu den Beigaben eines Grabes, welches ausser einer schalenförmigen Urne, welche die Knochenreste enthielt, ein 15 Cm. grosses kugelfomiges Fläschchen mit langem Halse ohne Henkel und ein 6 Cm. grosses pokalähnliches Fläschchen, letzteres geziert durch zwei schön gewundene Henkel, barg. Ersteres besteht aus ganz hellen crystallähnlichen weissen Glase, letzteres ist ans einem grünlich blauen Glase und macht durch seine buntfarbig tchillemde Oxydation einen höchst zierlichen Eindruck.
Man könnte sich wohl geneigt fühlen diese Statuette als ein Geschenk zu betrachten, wie sie bei den Saturnalien zumeist von Eltern ihren Kindern ge- geben wurden, allein auf jener Begräbnissstätte, wo dieser Fund gemacht wurde, förderte man schon früher mehrere Bildnisse derselben Gottheit an das Tages- licht, die von verschiedener Grösse und aus verschiedener Masse verfertigt, •chwerlich als Kinderspielzeug zu deuten sind. Eines jener früher gefundenen Yulkan-Bildnisse befindet sich im Besitze des Herrn Norrenberg. Es hat eine Grösse von 17 Cm. und ist aus weissem Thon gebrannt. Der Gott ist stehend dargestellt mit der Tunika bekleidet, die die rechte Brust unbedeckt lässt, bis sa den Knieen hinabreicht nnd unter dem Oberkörper durch einen Gürtel ge-
16
Miscellen. 227
•dhenc^rippe; nnmittelbar neben diesem fand sich eine Urne. Der Schädel ist nach dem Urtheile des Hrn. Prof. Schaaffhausen ein kräftiger Germanen- sohädel; die Urne, welche unten ganz abgerundet, in ihrer Bildung einem läng- lichen Kürbis gleicht, ist aus freier Hand gefertigt.
Kürzlich fand man in Ramrath, einem Dorfe bei Gohr, in einer Tiefe von etwa 8 FusB eine altgermanische Urne, welche verbrannte Knochenre^te enthielt Die Urne ist aus freier Hand gefertigt, besteht aus einem festgebrannten Thone und zeigt eine dunkel bläulich-schwarze Farbe; sie gleicht einer plattgedrückten Kugel und hat eine Höhe von 15 Cm. und 17 Cm. Durchmesser. — In meiner Sammlung befinden sich zwei solcher Urnen, welche nicht weit von Ramrath gefunden sind. Da alle diese Grabdenkmale in der Nähe einer alten Strasse gelegen, so scheint auch hier die von Prof. Schneider nach örtlichen Unter- suchungen auf dem rechten Rheinufer gemachte Beobachtung, dass die Alten ihre Grabstätten fast ohne Ausnahme nur an ihreü Grenzwehren und Heer- strassen anlegten, sich bestätigt zu finden.
Schliesslich erwähne ich noch zwei kürzlich aufgefundene Petschafte. Siegel- abdrücke ergeben auf einem das Bildniss des Apostels evangelischer Armuth, des hl. Franziskus, umgeben von der Inschrift: S(igillum) sororum tertii
ordinis in Nussia; auf dem anderen einen Löwen umgeben von der Inschrift:
«
Sigillum 'Soabinorum * in Chor (das heutige Gohr bei Neuss). Beide Pet- schafte stammen aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, erstgenanntes ist in meine Sammlung übergegangen ^).
Neuss. Koenen.
32. Rhein berg. Zwischen Birten und Grünthal hat man wenige' Schritte seitlich von der Chaussee im vorigen Sommer beim Kiesfördern einen mächtigen Grabstein aufgefunden, aber die Oberfläche war stark verwittert und dessen Inschrift total verschwunden. Femer habe ich ca. 20 Minuten von hier eine kleine Sammlang römischer Thongefasse entdeckt, die ich in meinen Besitz ge- bracht habe. Unter den betreffenden Gegenständen befindet sich eine kleine Schüssel von terra sigillata mit dem Stempel Aprilis f. c. t. Das Ganze wurde beim Sandgraben aufgefunden, wie man sagt^vor ungeföhr 20 — 30 Jahren. Ich würde weitere Nachgrabungen an der Fundstätte veranlasst haben, aber der Eigenthümer verlangte dafür eine Entschädigung von 100 Thlr. Der Fund ver- dient besondere Beachtung, weil er mit anderen Ausgrabungen in der Gegend
1) Die im Eingange dieses Berichtes S. 223. 24 erwähnten' am Bahnhofe zu NeoM gefundenen Gegenstände (irdene Gemüse, ein silbernes Löfifelchen, drei
Bronzemünsen, darunter eine wohlerhaltene von Lucius Verus, Rev. KEX
ARMEN DAX) s'ind dnroh die Liberalität der Directionen der Rheinischen und Bergisch-Mftrkischen Eisenbahnen der Sammlung unseres Vereins über- wiesen worden. D. Red.
338 MisceUen.
in VerbiodaDg gebracht, Aafschluss über den Laaf der BömerstraMe geben dürfte, für welche man bisher eine verkehrte Richtung angenommen hat.
R. Pick.
83. Trier. Im März des verflossenen Jahres wurde in dem Esken'fchen Oftrten, welcher vor der Stadt zwischen dem Neuthor und dem Weberbaohthor liegt, der Rest eines leider zerstörten Mosaikbodens aus bunten Würfeln ge- funden. Die Arbeiter stiessen darauf beim Auswerfen einer Grube. Das Frag- ment wurde ausgehoben und zur Aufbewahrung in die römischen Bäder ge* bracht. Soviel man daraus erkennen kann, bestand die Zeichnung aus einer Anzahl durch breite Bander von Flechtwerk und aneinander gereihten Dreiecken umrahmten Feldern, in welchen sich grössere figürliche Darstellungen befanden. In einem Felde erkennt man noch das Hintertheil eines Yierfässlers (Büren?); in dem daran stossenden einen aufrecht stehenden Büren, der sich mit der lin- ken Tatze an einen Apfelbaum stammt, um mit der rechten Tatze dessen Früchte herabzuholen. Das geöffnete Maul zeigt die Begierde desThieres nach den Über ihm hängenden Aepfeln. Die Zeichnung und Anordnung des Mosaiks, das dem i, Jahrhundert angehören dürfte, ist nicht ohne Verdienst.
84. Waller fangen. In meiner Schrift über den Gräbfimd von Waldml- g«fbeim habe ich als 2^ugnis8e heimischer Metallindustrie ein bei Wallerfangen MiudVichfi* römisches Kupferbergwerk und die im Garten des Hm. A. von Gal- l4^»A davelbst gemachten Funde einer sehr grossen Anzahl von Metallringen UM-vorigtshohen, Zugleich wurde auf eine seitdem beiläufig in den Jahrbüchern f^toff*:tti\'n:\iie im Felsen oberhalb des Bergwerks befindliche römische Inschrift f^wtJ9^M, nach welcher Aemilianus dasselbe an den Nonen des März eröffnete ').
lui Jabre 1872 fand man im gleichen Garten des Hm. von Galbau ein />4M>/.;^^ v'>n drei flachen Bronze-Ringen, welche, wie die Abbildung auf Taf. Z, i n^tüi, Kus einem 21 '^ im Durchmesser haltenden grössern und zwei nur / j ^' ff^int^fttUtn kleineren Ringen besteht. Der obere Theil der Handhabe oder i^,t4.Ai,r 4^ Halters des ganzen Gehänges ist abgebrochen und nicht gefunden m*/$*>44, ^r HuU'.ra aufgenietete Theil endet in eine feste Oese. An dieser h&n- ^ii*A, }r'/f* l/ei'ii;ri Hefton an den gsossen Ring unten anschlagend, die kleineren AM/k4j^„n tf,tK ft-MUut Oesen versehenen Ringe. Die Oesen der drei Ringe greifen
HiJ^Mt^h h^M rjrif/iittolbar ineinander, sondern werden durch einen losen Mit-
)
,, 4ithfhutih JAV, 8. 841. Nachdem die im Auftrage des Vorstandes un- ^^4« y^4Krh* ftftt Mrn, Prof. Kraus veranlasste Aufgrabung der Inschrift in der >/>y4^ y^t*^***/^ JnUrf(, 1872, No. 67 und in den Jahresberichten der Ges. f. >^^y. ii'*^t»A,t, y*,u 1809-^71, S. 116 ausfuhrlich besprochen worden, haben wir v^A 4-^A4t^u tU(^i^iU'}iunff bis zur Gewinnung in Aussicht stehender weiterer
Misoelleo. 229
telring verbanden, welcher dem Gehänge eine so leichte Beweglichkeit verleiht, dass bei dessen Bewegung sofort ein Aneinandersohlagen und dadurch ein Elang- geräasoh stattfindet. Die Hervorbringung eines solchen ist jeden{^ls die Zweck- bestimmung des Geräthes, welches hiemach, wie nach seiner ganzen Erscheinung zunächst an Pferdeschmuck erinnert, ohne dass es freilich andere ornamentale Yerzierongen als beiderseitig eingravirte concentrische 'Kreise, und zwar nur auf dem grösseren Ringe besitzt. Ich würde es nach Anschauung der reichen Pferdeanschirrungen, wie sie auf Monumenten vielfach vorkommen, für ein Stück solcher zu halten kein Bedenken tragen, wenn nicht nach dem Vorkommen ähnlicher Klangbleohe auf einem Marmorrelief des vaticanischen Museums (welches meines Ersehens zuerst Gerhard in seinen antiken Bildwerken Taf. LXXXVII, 2 und nach ihm Bötticher, Baumoultus der Hellten Taf. II, 5, wie Guhl und Eoner, Leben der Griechen und Römer. 3. Aufl. Fig. 1, S. 6 publicirten) eine andere Deutung mehr Wahrscheinlichkeit gewänne. Auf jenem Relief, dessen verklei- nerte theilweise Wiedergabe Taf. X, 2 darbietet ^), erhebt sich hinter einem ge- schmückten Altare ein geweihter Baum, eine heilige Fichte, an welcher rothe wollene Binden, die in Form von Perlschnüren (Astragalen) geknotet sind und Elangbleche (Erotala) als Weihgeschenke angehängt erscheinen. Neben dem Altar sfeht (auf unserer Abbildung weggelassen) ein unbekleideter Jüngling, der vielleicht eine dieser Gaben dargebracht hat. Gerhard deutet den h. Baum auf den Cybeledienst und die Figur auf Apollo. Ich möchte mit Bötticher nach Snidas die Elangbleche überhaupt für bachisches Cultusgeräth halten') und stelle es weiteren vergleichenden Untersuchungen anheim zu entscheiden, ob das Ring-Gehänge von Wallerfangen als bacchisches bei den ausgelassenen Festen des Weingottes geschwungenes Elangblech oder als Pferdeschmuck auf- zufassen ist.
£. aus'm Weerth.
Nachtrag. Zu Mise. 14, S. 200. 201. In Regensburg sind ebenfalls zwei neue Stempel von Augenärzten gefunden, der eine mit dem Namen des L. M. Memorialis, der andere nennt den Q. Pompejus Graecinus, der bereits ans einem zu Dalheim gefundenen Stempel bekannt war. S. Ephem. Epigr. II, 450.
Nachtrag. Zu dem Mise. 22, S. 211, Anm. 2 erwähnten Funde in Bonn ist zu bemerken, dass diese Gegenstände, namentlich die silberne mit Arabesken am Rande verzierte Schüssel und ein Medusenhaupt aus gebranntem Thon, in die Sammlang des Hm. Garthe in Cöln gelangt sind.
1) Der Vorstand verdankt diese Abbildung einem von der Weidmännischen Verlagsbaohhandlung in Berlin gefälligst überlassenen Gliche.
2) Bötticher, Baumcultus der Hellenen S. 76 und die dort angeführten Stellen.
IV. Chronik des Vereins
für das Vereinsjahr 1874 (resp. Pfingsten 1874-75).
Nachdem die General- VersammluDg vom 31. Mai 1874 im Hin- blick auf die bevorstehende Errichtung der Provinzial-Museen zu Trier und Bonn und die dadurch mannigfach sich verändernden Verhältnisse auch unsres Vereins, von der Neuwahl wie Ergänzung des Vereins- vorstandes abgesehen, und die bisher in demselben sich befindenden Herren Nöggerath, aus'm Weerißi undj Freudenberg bevoll- mächtigt hatte, die Vereinsgeschäfte bis zur wirklichen Constituining der Museen weiter zu führen, war der- provisorische Vorstand nach üeberschreitung des in's Auge gefassten Termins und der nicht ab- zusehenden Verzögerung der Museums-Angelegenheit gezwungen, für den 27. Juni 1875 eine General- Versammlung einzuberufen und der- selben sein Mandat zurückzugeben. [Es schien dies um so dringender, da durch Schreiben vom 20. Juni Herr Berghauptmann Professor Dr. Nöggerath das zehn Jahre hindurch von ihm bekleidete Prä- sidium niederlegte i). Es war der ei*ste und einstimmige Beschluss der
1) Wir glauben das Schreiben nachfolgend mittheilen zu sollen.
Bonn, den 20. Juni 1875. Geehrtester Herr College!
Bei meinem hohen Alter und namentlich meiner Schwerhörigkeit mussich darauf verzichten, das mir übertragene und eine Reihe von Jahren bekleidete Ehrenamt als Präsident der Alterthumsfreunde im Rheinlande femer fortza- führen. Indem ich hiermit aus dieser Geschäftsführung austrete, bleibt mir nur noch übrig, Euer Hochwohlgeboren zu bitten, dem Verein in meinem Namen für das mir so lange Zeit bewiesene Vertrauen den verbindlichsten Dank aoa- sprechen zu woUen: Ihnen aber danke ysh hierdurch noch besonders für die
Chronik des Yereizu. 281
zahlreich besuchten General- Versammlung, den Nestor der rheinischen Gelehrten in Anerkennung seiner vielen Verdienste um unsre Provinz zum Ehrenmitglied ~zu ernennen.
Der provisorische Zustand unsrer Einrichtungen lähmte nach allen Seiten die freie Bewegung der Gesellschaft. Die unzureichenden Räumlichkeiten im Amdthause Hessen wiederum an eine endliche Ord- nung der Bibliothek sowie die öffentliche Benutzung derselben und der Alterthümer-Sammlungen nicht denken, ja selbst für die Sicherheit des Vereinseigenthums liess' sich nicht ausreichend Sorge tragen. Mit dem im Mai 1875 aus seinem Amte geschiedenen Oberbürgermeister Herrn L. Kaufmann war bereits wegen Ueberlassung eines weitern Raumes im Arndthause eine Verabredung getroffen; allein die Stadt- verordneten-Versammlung hat unser darauf gerichtetes Gesuch ab- schlägig beschieden.
Wenn die äusseren Verhältnisse des Vereins unter diesen wenig fördernden Umständen gleich günstig blieben, der Personalbe- stand ungeaciitet mannigfacher Todesfälle, unter denen wir mit der gesammten Kunstwissenschaft das Hinscheiden Carl Sehn aase's be- klagen, auf einer Höhe von 611 Mitgliedern verblieb, die Finanzen bei einer Einnahme von 7590 Mark und einer Ausgabe von 5799 M. in runden Zahlen, mit einem Baarbestand von 1791 Mark inclusive 750 Mark, welche für die Sammlungen als Geschenke einliefen, und exclusive 441 Mark rückständiger Beiträge abschlössen, so ist daraus allerdings der feste und sichere, aus dem öffentlichen Bedürfoiss ge- wonnene Grund und Boden zu erkennen, auf welchem der Verein von Alterthumsfreunden steht. Der freudigen Zustimmung zum Erfolge unsrer Sammelthätigkeit sind die Geschenke zuzuschreiben, welche der Verein in reichem Maasse erhielt. Ihre Majestät die Kaiserin, von lebhaftem Interesse für Alles, was die Rheinprovinz angeht, beseelt, sandte als Ausdruck Ihrer Theilnahme am 23. Februar 1874 ein Ge-
vielfache und umsichtige Unterstützung bei meiner Amtsführung, welche Sie mir eben so sehr im Interesse der Sache, als in Freundschaft gegen mich be- wiesen haben. Das fernere Gedeihen des Vereins liegt mir am Herzen, und wünsche ich, dass derselbe, in Anerkennung Ihrer Verdienste um denselben, Sie zo meinem Nachfolger als Präsident erwählen wolle.
Hochachtend und ergebenst
Nöggerath.
An den Vice-Präsidenten des Vereins der Alterthumsfreunde im Rheinlande
Herrn Dr. aus'm Weerth, Ritter etc.
282 Chronik des Vereins.
schenk von 600 Mark. Se. Majestät der Kaiser hatte in Folge dieser Anregung die Gnade ein Geschenk von 1000 Mark beizufQgen. Der Freigebigkeit der Kronprinzlichen Herrschaften, der Prinzen Alexander und Georg von Preussen wie des Fürsten von HohenzoUcrn Königliche Hoheit verdanken wir sechs werth volle Gemälde der älteren rheinischen Schule. Drei unserer Ehrenmitglieder beschenkten uns, nämlich der Staatsminister von Bethmann-Holl- weg mit einer in Cöln gefundenen fränkischen goldenen Fibula; der wirkliche Geheimerath Dr. von Dechen mit einer grossen römischen Bronze-Lampe, Freiherr Fr. vou Diergardt mit einer Reihe von 28 kostbaren^griechischen und römischen Bronzewaffen und Terracotten. Herr Major von Rosen in Cöln übergab eine Anzahl Gegenstände aus Grabfunden am Ikulsee, Herr Schmithals in Godesberg eine kleine Eule von Bronze, Herr Stephani in Bonn eine zierliche Thon- lampe in Form eines menschlichen Fusses. Vom Ministerium der geistlichen Angelegenheiten erhielten wir für die Bibliothek ein Exemplar des Werkes von Wilmowsky über den Dom zu Trier, und von Herrn Professor von Sybel eine Anzahl Hefte seiner histo- rischen Zeitschrift.
Durch Ankauf wurden 29 Nummern kleiner römischer Alter- thümer der Merlo'schen Sammlung in Cöln und der in diesem Hefte S. 70 besprochene Grabstein des L. Magius nebst einer Anzahl mehr oder weniger werthvoller Gegenstände erworben.
Die wissenschaftliche Thätigkeit richtete sich hauptsächlich auf die Ausgrabung an der Trier-Cölner Römerstrasse, über welche der erste Theil des Berichts des am 9. Dezember 1874 begangenen Winckel- mannsfestes näheren Aufschluss gibt, wesshalb dieser Bericht hier folgen mag.
Zum Winckelmannsfeste wurde am 9. Dezember 1874 durch die vom Professor Gaedechens in Jena im Auftrage des Vorstandes ver- fasste Schrift über den kurz vorher bei Venlo gefundenen Medusen- schild eingeladen*). Der Vicepräsident Prof. aus'm Weerth eröff- nete die Sitzung mit dem Hinweis, dass die Winckelmannsfeste nicht nur Huldigungen des Genius, sondern gleichsam Bekenntnisse für die
1) Das Medusenhaupt von Blariacum von Gaedecbene, Professor in Jena. Festprogramm zu Winckelmanns Geburtstage am 9. Dezember 1874. Herausge- geben vom Vorstände des Vereins von Alterthumsfreanden im Rheinlande. Bonn 1874.
9B0 Chronik des Yereins.
der Ilheinprovinz, in welcher grosse geschichtliche Ereignisse ihre Spuren überall zarflckgelassen haben und welche, wie wohl kein an- derer ?renm%cher Landestheil, dem antiquarischen Forscher ein er- giebiges Feld bietet, in Anregung gebracht, und es ist in Folge dessen far die im Interesse der rheinischen Alterthümer zu treffenden Em- richtungen durch den Staatshaushalts-Etat pro 1874 eine dauernde Mehrausgabe von 4000 Thalem unter der Voraussetzung bewilligt worden, dass die ProTinzialstände zu dem gleichen Zwecke eine gleiche Summe bewilligen. Nachdem Letzteres geschehen und nachdem diese Angelegenheit unter Zuziehung tob Fachmännern einer näheren Er- örterung unterworfen wtjrden ist, hat [der Herr Minister der geist- lichen, racerrchts- und Medizxaal-Anzeleeenlieiten sich damit einver- standen erklärt, iaes die Begrüadmig zweier Provinzial-Museen, näm- Ech m Eonn und Trer in Aossicfat genommen werde, weil an beiden Orten ach bereits icdit onbeiienteode Suunhmgen Ton AlterthUmem — in Btjon «ixe bei >iff Eiinigiichfli Cnireisztäl befindliche Sammlung laterändisdKsr Altärthdmer and «üe Suuaing des Yereins von Alter- thum^reunden der Rhmifciaiie. in Tr» di« in der Porta nigra unter- sebradice ^ummtimtr omi >i:e in misn Bamea des Gymnasiums auäzcstellte SamoLamr iisr trseüsdu^ vir Bfitdkhe Forschungen — befinden. w^Müne rlr üe Xxfeen ila «TnniüiCtidk würden dienen können. Ferner hiiz ier Serr MjLscar m zesnE xjf iät Orgausation der Ver^ wi&Icnng tiieser Miae^n. 13*;«: r^irh'Trai'icäragg der tod dem Rheini- schen PrQylaXiA>f a^iitUjP» £*£iisscea E«s'iiiBBK gfehmigti dass f&r ein jedes ein Ii5r<»<r4r tx::^z£i: w^tk. w^Atr anf den Vorschlag des ProTiax:aI-V«rwa!taft;£»TV.i#^ t>zi SuJSf eamt wird, und dass beiden Direct^rm eine ^fjTL'^zjLLa ass TmckMaamtn bestehende, in Bonn einzo^etzende Conrml:« vn tc^i 9 IfoJiefain nr Seite gestellt werde, welche theib über grö«seTi? Erverbwas« fir die Mnseoi, theils über die fär Conservirung der Ahenhumer n eigieiteaden Maß- regeln, über Leitung und Veranstaltung tob Avsgnbmgen beschlies- sen soll, sowie dass Ton den 9 C>mmis5ioiis-3Gitgliedeni der Vor- sitzende und 4 Mitglieder rom Staate berufen, 4 Mit^ieder aber Ton dem ProTinzial-Verwaltungsrathe gewählt werden. Bevor mit den hiemach zu treffenden weiteren Maf^nahmen rorgegangen wird, bedire ich mich den Vorstand im Auftrage desj Herrn Ministers ganz er- gebenst zu ersuchen, eine Beschlussfassung der GeDffal- Versammlung des Vereins von Altotbumirfreunden der Rheinlande darüber, ob der Verein bereit ist, erentnell unter Vorbehalt seines IjgenthumsrechtSi
%
Chronik des Vereins. 287
seine Sammlung für das Museum in Bonn zur Verfügung zu stellen, gefälligst bald herbeiführen und den Besohluss mir denmächst mitthei- len zu wollen." ' Der Ober-Präsident der Rheinprovinz,
(gez.) V. Bardeleben.
In der lebhaften Verhandlung brachten einige unserer Cölner Mitglieder den nach der Lage, Geschichte und Bedeutung Gölns gewiss berechtigten Anspruch zur Geltung, den diese Stadt an den Besitz des ProYinzial-Museums habe. Es konnte darauf nur erwidert werden, dass ^on Seiten des Ministers der Wunsch, die Kräfte der Universität zur Betheiligung heranzuziehen für die Begründung des Provinzial-Museums gerade in Bonn maßgebend gewesen sei; dass aber, abgesehen von diesem Umstände, in dem langen Zeiträume von 7 Jahren, seitdem die Frage der Provinzial-Museen sich in Verhandlung und öffentlicher Besprechung befinde, niemals in Göln dafür eine Bemühung oder nur ein Interesse erkennbar gewesen sei. Dasselbe könne in letzter Stunde nur in Göln, unmöglich aber in dieser dafür nicht competenten Gene- ral-Versammlung, bei Gelegenheit eines ganz bestimmten Antrages der Königlichen Staatsbehörde, die zudem ihre Beschlüsse nicht zur Berathung, sondern zur Notification vorlege, weiter betrieben werden.
Die General- Versammlung fasste darauf mit allen gegen zwei Stimmen folgenden Beschluss:
»Die General-Versammlang des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande vom 27. Juni 1876 besohliesst, unter Vorbehalt des Eigen- thumsrechteB des Vereins und unter den gleichen Bedingungen, wie sie von der Universität zu Bonn bezüglich der von dieser zum gleichen Zwecke abzugebenden Alterthümer gesteUt werden, die Sammlung von Eunstsacben und Alterthümern, welche sich im Besitze des Vereins be- findet, dem Provinzialmuseum zu Bonn zu übergeben. Dem Verein von Alterthumsfreunden im Bheinlande hat das Provinzialmuseum bei Ueber- weisung der Sammlungen künftig ausreichende Räume zur Unterbringung und Benutzung der Vereins-Bibliothek zur Verfügung zu stellen. c
Für das Vereinsjahr 1875 bis 1876 wählte die General- Versamm- lang einstimmig zum Präsidenten den bisherigen Vice-Präsidenten Prof. aus'm Weerth, zum Vice-Präsidenten Prof. Bergk, zu Secretären die Herren Prof. Freudenberg und Dr. Kortegarn and zum Bibliothekar Herrn van Vleuten. Bonn, im Januar 1876. Der Vorstand des Vereins von Alterthumsfreunden
im Rheinlande.
Veneiehiiss der Mitglieder.
Vorsttid.
PrXsldont: Dr. aas'm Weerth, Professor in Kessenioh bot Bonn. Yloopräsidont: Dr. Dergk, Profosaor in Bonn. Q-..-,,»^. ( Dr. Froadonborg, Prof. in Bonn, oooroiare. j ^^ Kortogarn, Roalschulvorstehor in Bonn.
Bibliothekar: Tan Vleoton.
Elirei-Iit|lieder.
S. KSnigl. Hoheit Carl Anton Meinrad Fürst zu Hoheniollern in Sigmaringeii.
Dr. Ton Bethmann. Hollweg, Excellenz, kSnigl. Staatsminister a. D., in Berlin.
Dr. Ton Deohen, Exoellenz, Wirkl. Oeh. Katb, Oberberghaaptmanna.D., in Bonn.
Freiherr Friedrich Ton Diergardt in Bonn.
Dr. Fiedler, Professor in Wesel.
Ton Moeller, Exoellenz. Wirkt. Geheimer Rnth und Ober-PrSsident in Straaaborg.
Dr. NSggerath, Berghauptmann und Professor in Donn.
Ton Quast, Geh. lteg{erungü>rath, Conscrrator der Kunstdenkmäler in Preussen,
in Kadensteben bei Neuruppin. Dr. Kit so hl, K. Pr. Geh. Regterungsrath, Professor in Leipzig. Dr. Urttohs, Hofrath und IVofessor in Würzburg. Ton Witmowsky, Domkapitular in Trier. «
VeneiolmlsB d«r Mitglieder.
289
Onientliohe lltglleder.
Die Namen der auswärtigen SecretXre sind mit fetter Schrift gedruckt.
Dr. Aolienbachi Staata-Minister in BerUn.
Achenb acli, Geh. Rath in Saarbücken.
Aohterfeldt, Stadtpfarrer in Anholt.
Dr. Achter feldt, Professor in Bonn.
Adler, Banrath a. Prof. in Berlin.
Dr. Aebi, Chorherr in Beromünster im Kanton Luxem.
Dr. Aegidi, Geh. Rath in Berlin.
Dr. A hr e n s , Gymnasial - Director in HannoTCr.
Aldenki rohen, Rector, ausw. Secr. in Viersen.
Alterthums-Yerein in Mannheim.
Antiken-Cabinet in Giessen.
Ark, L., Baurath in Aachen.
Dr. Asohbaoh, ausw. Seor.y Prof. in Wien.
Baedeker, Carl, Buchhändler in Leipzig.
Baedeker, J., Buchhändler in Essen.
Barbet de Jouy, Directeur du Mus6e des souTcrains in Paris.
Dr. Ton Bardeleben, Oberpräsident in Coblenz.
.Bartels, ausw. Seoretair, Pfarrer in Alterkulz.
Baailewsky, Alexandre, in Paris.
Dr. Bauerband, Geh. Justizrath und Professor, Kronsyndicus und Mitglied des Herrenhauses, in Bonn.
Bannscheidt, Gutsbes. in Endenich.
Dr. Becker, ausw. Secr., Professor in Frankfurt a. M.
Ton Beckerath, Heinr.Leonh., Kauf- mann in Crefeld.
Graf Beissel y. Gymnich, Richard, Kgl. Kammerherr auf Schloss Frenz*
Bendermacher, C, Notar in Boppard.
Bergan, Professor in Nürnberg.
Dr. Bergk, s. Vorstand.
Bernau, Arnold, Kreisgerichtsr ath a. D. in Caio.
Dr. Bernays, Professor u. Oberbiblio- thekar in Bonn.
Ton Bernuth, Regiertnags-Präsident in
cmn.
Bettingen, Adrocatanwalt in Trier. Bettingen, K5nigl. Rendant u. Steuer-
empfXnger in St. Wendel. TOD Beulwitz, Carl, Hüttenbesitzer
in Trier. Bibliothek, Kdnigl. in Wiesbaden. Bibliothek, FürstL in Donaueschingen.
Bibliothek der Kgl. Akademie in
Munster. Bibliot6ca-Nazionale in Florenz. Bibliothek des Etrurischen Museums
in Florenz. Bibliothek der Universität in Perugia. Bibliothek der Universität in Parma. Bibliothek der Univ. in Strassburg. Bibliothek der Stadt Düren. BlgKO» Gymnasialdirector in Cöln. Dr. Binsfeld, Gymnasial - Director in
Coblenz. Dr. Binz, Professor in Bonn. Bleibtreu, G. , Bergwerksbesitzer in
Oberkassel. BOOh, ausw. Secretair, Commerzienrath
und Fabrikbesitzer in Mettlach. Bock, Adam, Dr. jur. in Aachen. Dr. Bodenheim, Rentner in Bonn. Boecking, G. A., Hüttenbesitzer zu
Saarbrücken. Boecking, K. Ed., Hüttenbesitzer zu
Gräfenbacherhütte bei Kreuznach. Boecking, Rud. , Huttenbesitzer zu
Asbacherhütte bei Kirn. Boeddinghaus, Wm. sr. , Fabrik- besitzer in Elberfeld. Boehning, Pfarrer in Wesselirgen. Boeninger, Theodor, Commercienrath
in Duisburg. Dr. Boetticher, Professor in Berlin. Dr. Bogen, Gymn.-Dir. in Düren. Dr. Bone, ausw. Secr., Gymnasiallehrer
in Trier. Freiherr vonBongardt, Erbkämmerer
d. Herzogthums Jülich zu Burg Paf- fendorf bei Bergheim. Dr. Boot, Professor in Amsterdam. Dr. Borret in Vogelensang. Dr. Boesler, ausw. Secr., Gymnasial-
Director in Darmstadt. Dr. Bouvier, C, in Vörde in West-
phalen. Dr. Brambach, Prof. und Oberbiblio- thekar in Carlsruhe. Dr. Brasser t, Berghauptmann in Bonn. Dr. Braun, Justizrath, Rechtsanwalt in
Berlin. Freiherr von Bredow, Rittmeister im
Königs-Husaren-Regiment in Bonn. Bredt, Oberbürgermeister in Barmen. Brendamour, R., Inhaber d. Xylogr.
Instituts in Düsseldorf.
240
YeneiohnlM der Mitglieder.
Broioher, Wirkl. Qeh.-Rath Exoellenz
in Siozig. TomBruok, Emil, Com.-Raih Id Grefeld. ▼ om Bruok, Moritz, Rentner and Bei- geordneter in Crefeld. Brüggemann, Hofrath in Aachen, le Brouy Chr., Arohäolog in Brunei. Dr. Brunn, audw.^ Secr., Professor in
Münohen. Dr. Brusis, Realsohallehrer in Bonn- Dr. Bücheier, Professor in Bonn. Bücklers, Geheimer Comraerzienrath
in Dülken* Höhere Bür^gerschule in Lennep. Burkart, Stadt-Baumeister in Crefeld. Dr. Busch, Geh. Medizinalrath und
Professor zu Bonn. Dr. Bursian, ausw. Secr., Professor in
Münohen. Buyx, Geometer in Nieukerk. Graf von Bylan d t-Rheyd t, Haupt- mann a. D. und Ritte rgutsb es. in Bonn. Cahn, Albert, Bankier in Bonn. Camphausen, Excellenz, Wirkl. Geh.
Rath, k. SUatsminister a. D. in Cöln. Camphausen, August, Geh. Commer-
zienrath in Cöin. Camphauseni Steuer - Inspeotor in
Castellaun. Ton Carnap, Rentner in Elberfeld. Oauer, C, Bildhauer in Creuznach. Cauer, R., Bildhauer in Creuznach. Getto, Carl, G utsbesitzer in St Wendel. Chrescinski, Pastor in Cleve. Dr. Christ, Carl, ausw. Secretair in
Heidelberg. Das CiTÜ-Casino in Coblenz. de Ciaer, Alex., Lieutenant a.D. und
Steuerempfänger in Bonn, de C 1 a e r, Eberhard. Kentner in Bonn. Clason, Rentner in Bonn. Clay6 von Bouhaben, Gutsbesitzer
in Cöln. Dr. Conrads, ausw. Secr., Professor u.
Gymnasial-Oberlehrer in Essen. Dr. Conze, Professor in \^ien. Dr. Cornelius, Professor in München. Crem er, Regierungs- und Baurath in
Coblenz. Crem er, Pfarrer in Echtz bei Düren. Dr. Cudoll, Advocat in Lüttich. Culemann, Senator in Hannover. Dr. von Cuny, Professor in Berlin. Dr. Curtius, Professor in Berlin. Curtius, Julius, Inhaber einer ehem.
Fabrik in Duisburg. Dapper, Seminardirector in Boppard. Deiohmann, Geh. Commerzienrath in
Cöln.
Frau Deiohmann-SehsaffhaasoBy in Mehlemer-Aue.
DelhoTen, Jaoob, Gatsbe^tzer su Dormagen.
Dr. De 11 US, Professor in Bonn.
Delius, Landrath in Mayen.
Di eck hoff, Baurath in Aaohen.
Dr. Dilthey, Professor in Zürich.
Disch, Carl, in Cöln.
Dr. Dobbert, Prof. in Berlin.
Doetseh, Bürgermeistor in Bonn.
Dr. Dognäe, Eugen, in Lüttioh.
Dr. Dornbusch, Kaplan an St Ur- sula in Cdln.
Dr- D r e w k e, Advocatanwalt in C51n.
Dr. Dümichen, Prof. in Strassbarg«
Dr. Düntzer, Prof. u. Biblioth. in 05ln.
Dr. Duhr, prakt Arzt in Coblenz.
Dr. Eckstein, Beotor o. Profeasor in Leipzig.
V. Eitester, auswSrt Secr., Arehiyrath, |v Staats- Archivar in Coblenz.
Graf Eltz in Eltville.
Eltzbacher, Moritz, Rentner in Bonn.
Emundts, Joseph , Landgeriohtarath in Aachen.
Frh. V. Ende, KgL Ober-PrSsident in Cassel.
Dr. Engels, P.H., Advocat Inütreoht.
Engelskirchen, Architect in Bonn.
Dr. Ennen, ausw. Secr., ttädtisoher Ar- chivar in Cöln.
Fräulein Josephine Eskejns, Rentnerin in Bonn.
Essellen, Hofrath in Hamm.
Essingh, H., Kaufmann in Coln.
Evans, John, in Nash-Mills in England.
Frau Prof. Dr. Firmenioh-Rioharz, in Bonn.
Dr. Fleekeisen, Prof. in Dresden.
Chassot V. Florencourt in Berlin.
Dr. Floss, Professor in Bonn.
Fonk, Landrath in Rüdesheim.
Forster, Provinzialrath zu Düsseldorf.
Frank, Gerichtsassessor a. D. und Fa- brikbesitzer, in Eschweiler.
Franks, August, Conservator am Brl- tish-Museum in London.
Franssen, Pfarrer zu Ittervort, holU Limburg bei Roermonde.
Dr. F renken, Domcapitular in Cöln.
Dr. Freudenberg: s. Vorstand.
Dr. FriedUnder, Professor in Kö- nigsberg in Pr.
Frings, Eduard, Fabrikant o. Gutsbe- sitzer in Uerdingen.
Fuchs, Pet, Bildhauer in Cöln.
Graf von Fürstenberg, ErbtraoheaM aof Sehloss Herdringen.
242
YoneiohnUB der Mitglieder.
Hörn, Pfmrrer In GSIn.
Dr. HObner, aaaw» Seor-, Prof. In Berlin.
Dr. HSffert Professor In Bonn.
Dr. Halts oh, Professor in Dresden.
Dr* 'Humpertl Gyrnnftslal - Oberlehrer
in Bonn. HupertZ) Generaldirector des Meoher-
nioherBergwerksTereins in Mechemich. HutmAcher, Oberpfarrer in Crefeld. H a y s s e n, Milit-Oberpfarrer in Altona. Jentges, W., Kaufm. in Crefeld. Jo rissen, Pastor in Alfter. Joest, August, Kauftnann in G51n. Joe st, Eduard, Kaufmann in Cöln* Joest, Wilh., Geh. Com.-Rath in Cöln. Jost, J. B. Dominious in Cöln. Isenbeck, Julius, Rentner in Wiesbaden. Dr. Jumpertz, Reotor der h5h. Bür-
gersohule in Crefeld. Janker, Geh. Regierungs- und Baurath
in Limburg a. d. Lahn, Kaestner, Techniker in Neuwied. Dr. Kamp, Jos., Gymnasiallehrer in
Cdln. Karoher, ausw. Seor., Fabrikbesitzer
in Saarbrücken. Karthaus, Carl, Commerzienrath in
Barmen. Kaufmann, OberbSrgermeister a. D.
in Bonn. Dr. K a y s ^ r, Seminar-Director in Buren. Dr. med. Keberlet in Odenkirehen. Dr. Kekul6, Geh.-Rath und Professor
in Poppeisdorf. Kelzenberg, Gymn. -Lehrer in Trier. Keller, O., Prof. zu Freiburg in Baden. Dr. Kessel, Kanonikus in Aachen. Dr. Kiessling, Prof. in Greifswald. Dr- Klein, Jos., Privatdocent in Bonn. Dr. Klette. Professor und Oberbiblio- thekar in Jena. Dr. Klostermann, Geh. Bergrath und
Professor in Bonn. Knoll, Joseph, Buchdruckereibesitzer
in Düren. Koch, Theod., Gymn.-Lehrer in Trier. Koch, Franz. General-Dir. in Viersen. K olb. Franz, Gen.-Director in Viersen. Dr. KMClliy, ausw. Secr., Professor in
Heidelberg. Dr. K o e h 1 e r, Gymnasialdireotor in
Miinstereifel. Koenen, Const., Bildhauer in Neuss. Koenig. Bürgermeister in Giere. Koenigs. Commerzienrath in C5ln. Dr. Koenigsfeld, Sanitätsrath u. Kreis-
physikus in Düren. Konopaki, K. Regierungs- Präsident in
Coblenz.
Dr. Kortegarn, 8. Vorstand. Kraemer, HÜttonbesitser in Ingbert
bei Saarbrücken. Kraemer, Kommerzienrath u. Hütten-
besitzer in Quint bei Trier. Dr. K r a f f t, Gonsistorialrath u. Profeseor
in Bonn. K r a f f t, Geh. Cabinetsrath in Wiesbaden. Kramarozik, Gymnasial - Direetor in
Ratibor. Dr. KraM, Prof. und ausw« Seor. in
Strassburg. Se. Bischofl. Gnaden Herr Krementz,
Bischof Yon Ermland in Fraaenborg. Krupp, Geh. Commerzienrath in Essen. ▼ on Kühlwetter, OberprSddent in
Münster. Dr. Küppers, Kreis-Sohulinspeetor in
Mülheim am Rhein. Kyllmann, Rentner and StadtTerord-
neter in Bonn. Landau, Heinr«, Commerzienrath In
Coblenz. Freiherr ▼. Landsberg. Sie infart,
Engelbert, Gutsbes. In Drensteinfurt Dr. Lange, L., Professor in Leipzig. Dr. Lange, Kreiswundarzt in Dniabarg. Freiherr Dr. de la Valette St. George,
Professor in Bonn. Lauenstein, Historienmaler In Dtl»-
seldorf. Dr. Leemans, Dir. d. Reiehsmusenms
d. Alterthümer in Leiden. Leiden, Franz, Kaufmann u. k.niederl.
Consul in Cöln. Leydel, J., Rentner zu Bonn. Lempertz, M-, Buchhändler in Bonn. Lempertz, H. Söhne, Buchhdl. in C5ln. van Lennep in Zeist. Dr. Lentzen, Pfarrer in Oekhoren bei
Grevenbroich. Dr. Leonardy, J., in Trier. L esegesells chaft, katholische, in
Coblenz. Dr. von Leutsc h, Professor in GK(t-
tingen. Lewiä, S. S<. Professor am Corpus
Christi-CoUegium zu Cambridge, von der Leyen, Emil, in Crefeld. Liebenow, Geh. Rech-Rath in Berlin. Graf von L o S auf Sehloss Wissen bei
Geldern. Dr. Loersch, Professor in Bonn. L oeschigk, Rentner in Bonn. Dr. Loh de, Professor in Berlin. de Longp6rier. membre de Plnstitot
de France in Paris. Dr. Lübbert, Prof. in Kiel. Ludwig, Bankdireotor in Darmstadt.
YeridohniM der MhgUader.
248
Dr. T. LIbke, «osw. Seer*» Profetsor in
Sftattgart. MirtoDB, Bauinspeotor a> Q. in Bonn. M Areas, Bachhändler in Bonn. Dr. Marmor in ConsUnz. Major, Heinr. Jos., Kaafmann in Göln. Dr. Meeks R. Edaardson aas Yal*
paraUo (Chili). Frhr. t. Me d e m, Fr.L- C-, Kgl. ArchiT-
rath a- D. zu Homburg t. d. Höhe. Dr. M e h l e r, Gymnasial director in Sneek
in Holland. Mar kons, Franz, Kaufmann In Cöln. Merlo, J. J., Rentner in Cöln. llerlo, Chr. J., in Cöln. Dr. Messmer, Prof. in München. de Meeater deRayestein, zu Schloss
Rayestein. MeTlssen, Geh. Commerzienrath, Prä- sident der rheinischen £isenbahn*Ge-
sellaehafi in Cöln. Dr. Miehaelisy Prof. in Strassborg. Miehels, G., Kaafmann in Cöln. Milaai, Kaufmann in Frankfurt a. M* Dr. M il z, G7mn.-Oberlehrer in Aaohen. VTilh. Graf t. Mirbaoh, zu Sohlosa
Harff. Frhr. Ton Mirbaoh, Reg.« Präsident a.
D. in Bonn. M i t s 0 h e r , Landgerichtsrath in Strass-
bürg i. £. Graf Mörnery. Morlande in Roisdorf. Mohr, Professor, Dombildhauer in Cöln« Dr- Moll, Professor in Amsterdam. Dr. Mommsen, Professor in Berlin. Dr. Montigny, Gym .-Oberlehrer, in
Coblenz. Dr. Mooren, ausw. Soor., Pfarrer, Prä- sident des bist. Vereins f. d. Niederrhein,
in Waohtendonk. Morsbaoh, Institutsdireotor in Bonn. Dr. Mo sie r, Prof. am Seminar in Trier. Moaler, Heinrioh, Historienmaler zu
Düsseldorf. Mo T ins, Direotor des Sohaaffh. Bank-
yereins in Cöln. Dr. Müller, Albert, Gymnasial-Direotor
SU Ploen in Holstein. Müller, Pastor in Immekeppel. K. K. Münz- u. Antiken-Cabinet
Sn Wien. Museen, die KönigL in Berlin. Mas6e royal d*Antiquit^, d'Armures
et d'Artillerie in Brüssel. ▼ on Musiel, Laurent, Gutsbesitzer zu
Schloss Thorn, bei Saarburg. Dr. Nels, Kreisphysious in Bittburg. Ton Neufyillei Wilh., Qutebesitzei in
Bonn.
yon Neufyille, Bald., Bittergutsbo- sitzer in Bonn.
Neumann, Bau-Inspector in Bonn.
Niessen, Conseryator des Museums WaUraf-Richartz in Cöln.
Dr. Nissen, H., Professor in Marburg.
Nobilingy Geh. Baurath u« Strombau- direktor in Coblenz.
Freiherr yon Nordeok, Rittergutsbes. auf Hemmerioh.
Nübel, Probst in Soest
Oppenheim, Dagobert, Geh. Regie- rungs-Rath, Direotor d. Cöln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft in Cöln.
Freiherr yon Oppenheim, Abraham, Geheim. Commerz- -Rath in Cöln.
Oppenheim, Albert, Königl. Säohi. General-Consul in Cöln.
Freiherr yon Oppenheim, Eduard, k* k. General-Consul in Cöln.
O r t h , Pfarr. in Wismannsdorf b. Bitburg.
Otte, Pastor in Fröhden b. Jüterbogk.
Graf Ouwaroff in Moskau.
Dr. Ovorbeck, ausw. Secr., Professorin Leipzig.
yon P a p en, Prem.-Lieut. im 5. Ulanen Regiment in Werl.
Dr. Pauly, Rector in Montjole.
Pfeiffer, Peter, Rentner in Düren.
Peill, Rentner in Bonn.
Dr. yon Peucker, Excellenz, General der Infanterie in Berlin*
Pick, ausw. Seoretair, Friedensrichter in Rheinberg.
Dr. PlROr, ausw. Soor., Professor in Berlin.
Dr. Piringer, ausw. Secr., kaiserLRath und Gymn.-Dir. in Kremsmünster.
Plassmann, Ehrenamtmann u. Guts- besitzer in Allehof bei BaWe.
Pleyte, W., ausw. Secr., Conseryator am Reichs - Museum der Alterthümer in Leiden.
Dr. Plitt, Professor, Pfarrer InDossen- heim bei Heidelberg.
Dr. Pohl, ausw. Secr., Rector in Linz.
Poly te chnicnm in Aaohen.
yon Pommer-Esohe, Geh. Re|^e- rungsrath in Berlin.
P o e r t i n g, Bergwerksdirector in Imme- keppel.
Dr. Prieger, Rentner in Bonn.
Prinzen, Handelsgerichte-Präsident in M.-Gladbaoh.
Dr. P r o b s t, Gymnasialdireotor in Essen.
Freiherr Dr. yon Proff-Irnich, Land- gerichtsrath in Bonn.
Progymnasium in Gladbach.
Prüfer, Theod., Architect in Berlin.
242
Horn, 1 Dr. Hiibn.-%.
Dr. !! Dr.
I'r
JnMtor in
«••«».Mer in Cöln.
^. -ämand Rad- ..^.^ 3 Warmbrann.
^.^li in Crefeld. -.o>«-'>^^r Baarath in
.^,.««««ö«Mitzer o. PrSsid. «..j» -lir Kheinpreussen, ^ , •«• Cn>r©ld.
%%v^-.or> Kentner in Daia-
.. . 0 I. Valentin, Commer- ,. xvu«niaun in Trier. «.o.<* ;!4H>r., Direotor a. D. in
"^, x^H*«*. l*farrer in Bonn.
« ivkä. Kath, Director d. Rhein. ^.^\ ..g«M»U»ohaft in Cöln. ^\.. ^ V^ttiuont, Geh. Legations-
^oV Kauftnann in Neuwiel. ^, V , \ jk V «, Geheim. SaniUtorath in
y. : N N\«^Ui äeoretXr d. Soo. f. Niederi.
1 ^f^l4tMl' in I^eiden. (v.S,. \ Klgal-Grunland In Bonn. K .^ > ^ « <• iittimbre de 1 'Institut de Franoe
Koi^«^ llHiiiiielBter in Burtsoheid.
^ ,Nn )%«•■«*"• Major in Cöln.
!<,%.%'• l<t«Hl')''iJ"8Br^^^ u* Oberbürger-
,^M«Ul«*i I" <'rofeid. p, U i> ■ « '> f^ 'i ^ » Gymnasiallehrer in
TltiM
X ,iM «» I "i !'• *'•« N^otar in Düren.
pt Nnulfl'» ausw. "Secr., Professor in
HiMll
t( M li 1 1 -f M<''>b, Kaufmann in Euskirchen. |( ti itt |H}(, AjiOtbeker in Düren. liHMifi '1 <= Kiilis in Metz. flH litifi.tiUucht Fürst zu Salm-Salm
In Afill'^lt.
ihMf vi/ij iSalm-Hoogstraeten, Her- rn «in «i />i Bonn. t\rt\ 4. 1. f« li e r gl G oh. Ober - Baurath in
^ „ t, i% u n d t, Landrath in Bonn.
|ii h«<jpi>e, Ilofrath u. Professor in
|fi c, i. )j««ffhausen, Geh. Medicinal-
ji^tii li J'rofessor in Bonn. i(, i.M 4« M hausen, Theod., Rentner in
It, 1'.' '.«tofer, Prof. in Bonn.
,1. . t. m »u-t, Gräfl. Renessescher Rentm.
hiiiM der fifitglleder.
Dr. Sohauenburg, Direotor d. Real-
sohule in Crefeld. Ton Sc ha um bürg, Oberst a. D. in
Düsseldorf. Schoben, Wilhelm, in CSln. Dr. Soheere, auswärtiger Seorateir In
Nymegen. Soheibler, Leopold, Commorsienrath
in Aachen. Seheppe, Oberst a. D. in Boppard. Dr. So her er, Professor in Strassburg. S ohi ckl e r, Fordin., in Berlin. Schilling, A drokatanwalt beim Appell- hof in Cöln. Schillings-Englerth, BSrgermeister
in Gürzenich. Sohimmelbusch, H&ttendireotor In
Hochdahl bei Erkrath. Schleicher, Carl, Gommerzienrath
in Düren. Dr. Schlottmann, Prof. in Halle a.S. Dr. Sohlünkes, Probst an dem Colle-
giatstift in Aachen Schmelz, C. O., Kaafhiann in Bonn. Schmidt, Pfarrer in Crefeld. Schmidt, Baumeister in Eltrille. Dr. Sohmltt, ausw. Secr., Arzt in Mfin-
stermaifeld. Schmidt, Oberbaurath und Professor in
Wien. Seh mithals, Rentner in Bonn. Dr. Schmitz, Sanitfttsrath in Viersen. Dr< Schmitz, Dechant u. Schulinspec-
tor in Zell. Dr. Schneider, ausw. Secr., Professor
in Düsseldorf. Dr. Schneider, R«, Reotor in Norden,
Ostfriesland. Schoeroann, Stadtbibliothekar und
erster Beigeordneter in Trier. Prinz Schönaich.Carolath, Berg-
hauptmann in Dortmund. Scholl, Gutsbesitzer zu Theresien-
Grube bei Brühl. Sehorn, Kammer - Präsident in Saar- brücken. Sc hörn, Kreisbaumeister in Burgdorf. Schroeder, Landg.-Rath in Aachen. Schroers, Daniel, Beigeordneter und
Fabrikbesitzer in Crefeld. Dr. Schubart, Bibliothekar in Cassel. Schwan, städt. Bibliothekar in Aachen. Schwartze, Eduard Wilhelm, Kauf- mann in Düren. Seh wicke rath, C. J., Kaufmann in
Ehrenb reitstein. Seydemann, Architeot in Bonn. Ton Seydlitz, General-Lieutenant s.
D. in Honnef.
VergeiohiilM der Mitglieder.
246
Seyffarth, Reg..BaarAth in Trier.
Dr. Simrook, Professor in Bonn.
Dr. Baron Sloet van de Beele, L.
A. J. W., Mitglied der K5nigl. Aoad.
der Wissenschaften za Amsterdam, in
Arnheim. Se. Darchlauoht Prinz Albreoht zu
3olms in Braanfels. ▼ on Spankeren, Reg.-PrSeident a. D.,
in Bonn. Freiherr y. Spie s-B üllesheim, Ed.,
KSnigL Kammerherr a* Bürgermeister
auf Haas Hall. Spitz, Major im Kriegs-Minist. In Berlin. Dr. Springer, Professor in Leipzig. Die Stadt. Bibliothek zu Frankfurt
am Main. Dr. Staelin, Oberbibliothekarin Statt-
gart. Dr. Stahl, Professor in Münster. Stahlkneoht, H., Rentner in Bonn. Dr. Ständer, XJniv.-BibL-Secr. in Bonn. Dr. Stark, aasw. Secr., Hofrath u. Prof.
in Heidelberg. Startz.. Aag., Kaufmann in Aachen. Statz, Baurath and Diöoesan-Arehiteet
in Göln. Stedtfeld, Carl, Kaufmann in C^d. Steinbaoh, Fabrikant in Malmedy. Stier, Hauptmann a. D. in Liegnitz. Dr. Stier, Ober-Stabs- und Gamisons-
Arzt in Breslau. Die Stifts. Bibliothek in Oehringen. Stifts-Bibliothek zu St. Gallen. Stinnes, Qustay, Kaufmann in Mül- heim a. d. Ruhr. Dr. T. S tintzing. Prof. u. Geheimer
Justizrath in Bonn. GrXfl. Stollbergsche Bibliothek
in Wernigerode. Dr. Stranb, ausw. Seor., General-Seor.
des Bisthums zu Strassburg. Strauss, Bnehhäniler in Bonn. Ton Strubberg, General - Lieutenant
und Commandeur der 19. Division in
Hannover. Stumm, Carl, Geh. Commeroienrath in
Nennkirohen. Saermondt, Rentner in Aachen. Dr. Ton Sybel, Direotor der Staats-
Archive und Professor in Berlin. Tesohemaoher, Advooat- Anwalt in
Saarbrfieken. T h e i 8 e n , Clemens, Lehrer an der Acker*
bauschole zu Bitbnrg. *Dr. Thiele, Direetor d. Realschule u.
d. Progymnaeiums in Barmen. Thiiten, Domoapltolar in Limburg a.
d. Lahn.
Thoma, Architekt in Bonn.
T r i n k a u s, Chr. , Bankier in Düsseldorf.
Uckermann, H., Kaufmann in Cdln.
Dr. Ueberfeldt in Essen.
Dr. ünger, Prof. u. BibliothekseoretSr
in G^ttingen. Dr. Ungermann, Rector des Progym*
nasiums zu Rheinbach. DieUniYersit..Bibliothek in Basel. UniversitSts-Bibliothek zu Frei- burg. Die UniTersitSts-Bibliothek in
(i({ttingen. Die UniyersitSts - Bibliothek in
Heidelberg. Die UniyersitKts. Bibliothek in
Jena. Die UniyersitXts- Bibliothek in
Königsberg i. Pr. Die UniTersitKts-Bibliothek in
L$wen. Die UniyersitSts • Bibliothek in
Lüttich. K. K. UniyersitSts-Bibliothek in
trag. Dr. Xfsener, Professor in Bonn. Dr. Vahlen, Professor in Berlin. Dr. Veit, Professor u. Geh. Medicinal-
Rath in Bonn, y. Yelth, General- Major z.D. in Bonn. YerhagCQ, Jos., Rentner in Cöln. Der Verein, antiquarisch - historische,
in Kreuznach. Dr. Venneulen, ausw. Secr., ünivers.- u.
Proyinz.-Archiyar in Utrecht. Vjilleroi, Emest, Fabrikant in Wal.
lerfangen. Graf yon Vi Hers, Regier. - Präsident
in Frankurt a. d. Oder, van Vleuten, s. Vorstand» Voigt el, Bauinspeotor und Dombau- meister in Cüln. Voigtländer, Buchhdl. in Kreuznach. Dr. Waoh, Professor in Leipzig- Dr. Wagen er, Professor in Gent. Wagner, Notar in Mülheim a/R. Dr. de Wal, Professor in Leiden. Wallenborn, Peter junior, in Bitburg. Wandesieben, Friedr. zu Stromberger
Neuhütte bei Bingerbrück. Dr. Watterich, Professor an der Univer- sität in Bern. Weber, Advocat- Anwalt in Aachen. Weber, Buchhändler in Bonn. Weber, Pastor in Ilsenburg. Dr. aus*m Weerth: s. Vorstand, de Weerth, Aug., Rentn. inElberfeld. Dr. W e g e 1 e r, Geh. Medlcinalrath in
Coblenz.
%4§
V«rs4olmiM d«r ULt^ßU^u.
W * f 0 «y ProtaMr, Direetor d. k. Kapfor»
üfoUtAbinete in Berlin. W«nd«l»t«dt, Victor, Commerzienrath
fn C91n. W • r • • r, Oyninasial-Oberlehrer in Bonn. ▼» Werner, Kablnetsrath in DÜBseldorf. Werners, Borgermeiater in Dören. 6e. D vehlnaeht FOrst W i e d su Neuwied. Dr. WiMStor, nasw. Beer., Professor in
OSttingen. Wietliese, KSnigl. Baumeister in C51n. Witkop, Ptr., Maler in Lipstadt Wille, Jacob, Studiosas juris, aus Fran-
kenihal, su Bonn.- Dr. Wilmanns, Prof. in Strassburg. Dr. Wings, Apotheker in Aachen. Dr. Witten ha US, Rector der üöhern
BSrgersehnle in Rheydt Wohlers, Oeh. Oberfinanzrath u. Pro-
Tinaial-Steuerdirector in Cöln.
T. Wolff) Begierungsprisldeot In Trier*
Wolf, Caplan in Caloar.
Wolff, Raufmann in Cola.
Wolff, GommerzienrathinM. GUdbaok.
Dr. Wolters, Professor in Halle.
Dr. Weltmann, Prof. in Prag.
▼ o n Wr i g h t, General- Major in Mets.
Wuerst, H., Hauptmann a. D. und
Kreisseoretär in Bonn. Wüsten, Gutsbesitzerin zu Wfiatenrode
bei Stolberg.
Dr. Wulfe rt, Gymnasial. Dirdotor in
Kreuznach. Würz er, Friedensrichter In BUborg. Würz er, Notar In Siegburg. Dr. Zart mann, Sanitätsrath in Boiib. Zeng'eler, Kgl. Bauführer in Bonn. ZerTas, Joseph, Kauftnann in Gttn. von Zuccalmaglio, Notar in Ore-
Ycnbroich.
Au88erordeiitliohe Mitglieder.
Dr. Arendt in Dielingen.
Dr. Ars^ne de Nofie, AdTOcat in Malmedy.
C o r r e n s, Maler In Münehey.
Connestabile, Carlo, Graf in Perugia.
Eogelmanij, Baumeister in K reuznach.
Feiten, Baumelster in Cöln.
O. Fiorelli, Intendant d. k. Museen in Neapel.
Dr, Förster, Professor iu Aachen.
Gamiirrini, Direetor des etrusk. Mu- seums in Florenz.
Gen gl er, Domcapitular und General- Vfear des Bisth. Namur, in Namur.
H e i d e r, k' k. Sectionsrath in Wien.
Hermes, Dr. med. in Remicb.
P. Lanciani, Architect in Ravenna. Lansens in Brügge. Lucas, Charles, Architeot, 6ous-lj^ speoteur des tra^aux de la Tille in
Paris. Mella, Eduard, Graf in Vercelli. Miohelant, Bibliothöoaire au depk. du
Manusorits de la Bibl. Imper. in Paris. Paulus, Topograph in Stuttgart. Promis, Bibliothekar des Königs too
Italien in Turin. J. B. de Rossi, Arohäolog in Rom. Seh lad, Wilh.y Buchbindermeisterund
Bürger in Boppard. Schmidt, Major a.D. in Kreuznaeh. D. L. Tosti, Abt fn MonteCasino.
Tefseielmiss der MKglfeder.
247
Tendchniss
sämmtlicher Ehren-, ordentlicher und ausserordentlicher Mitglieder
nach den Wohnorten.
Aftohen: Ark. Bock. Brüggemann. DieckhofF. Emundts. Foerster. Georgi. Gymnasialbibliothek. Hilgers. von Geyr - Schweppenburg. Uaagen. Kes- Bol. Milz. Folyteehnicum. Soheibler. Schlünkes. Sohroeder. Schwan. Startz. Suermondt. Weber. Wings.
Alfter: JörisBen.
A 1 1 e h o f : Plassmann.
A Iterkfilz: Bartels.
Amsterdam: Boot. yan Hillegom. MoU.
Altena: Huyssen.
Anholt: Achterfeldt. Fürst zu Salm.
Arn heim: Baron Sloet.
Asbaoher Hütte: Boecking.
Barmen: Bredt. Kartbaus. Thiele.
B a « e 1 : Uniyersitätsbibliothek.
Bergh: Habets.
Berlin: Achenbach. Adler. Aegidl. von Bethmann-lioUweg. Boetticher. Braun, von Cuny. Curtius. Dobbert. Hegert. Hartwich. v. d. Heydt. v. Floren- court. GeneraWerwaltung der königl. Museen. Gilly. Hübner. Liebenow. Lohde. Mommsen. von Peucker. von Pommer-Esche. Piper. Prüfer. Salzen- berg. Schickler. Spitz, v. Sybel. Vafalen. Weiss.
Bern: Prof. Watterich.
Beromünster: Dr. Aebi.
Bi t b u r g : Nels. Theissen. Wallen- bom. Wurzer.
Bonn: Achterfeldt Bauerband. Bergk. Bemays. Binz. Bodenheim. Brassert. Brusis. V. Bredow. Bücheier. Busch. Graf V. Bylandt Cahn. AI. de Ciaer. £b. de Glaer. Clason. v. Dechen. Delius. v.Diergardt. Dötsch. Eltzbacher. Engels- kirchen. Eskens. Firmenlch-Richartz. Floss. Freudenberg. Georgi. J. Gold- schmidt R. Golddchmidt Hauptmann. Heimsoeth. Hermann. Henry. Hoch- gürteL V. Hoiningen. Hüffer. Humpert. Kaufmann. Klein. J. J. Kloster- mann. Kortegam. Krafft Kyllmann. de la Valette St. George. Lempertz. Leydel. Loersch. Loeschigk. Märtens. Marcus. von Mirbaoh. Morsbach. Bald, von NeufviUe. Wilhelm von Neufville* Neumann. NSggerath. Peill. Prieger. von Proff-Imich. Reinkens, von Reumont. von Rigal. Graf von
Salm-Hoogstraeten. v. Sandt Herm. Sohaaffhausen. Th; Sohaaffhausen, Arn. Schaefer. Schaefer. Schmelz. Schmithals. Seydemann. Simroek. von Spankeren. Stahlkneoht Ständer, von Stintzing. Strauss. Thoma. Use- ner. Veit von Yeith. yan Yleuten. Weber. Werner. Wurst. Zartmann. Zengeler,
B o p p a r d : Bendermacher. Dapper. Scheppe. Schlad.
Braunfols: Prinz Solms.
Breslau: Graef. Dr. Stier.
B rüggo: Lansens.
Brüssel: leBrou. v. Hagemans. Mus^ Royal.
Büren: Kayser.
Burgdorf: Sohom.
Burtschei d: Roen.
Calcar: Wolf.
Cambridge: Lewis.
Carlsruhe: Brambaoh.
Gas sei: Frhr. v. Ende. Schubart
Castellauzr: Camphansen.
Cleve: Chrescinski. Hasskarl. Koenig.
C 0 b 1 e n z : von Bardeleben. Binsfeld. Civü-Caslno. Cremer. Duhr. v. Eltester. Gymnasium. Konopaki. Landau. Lesegesellschaft. Montigny. Nobiling. Wegeier.
Co In: Bernau, v. Bemuth. Bigge. Camp- hausen, Exe. Aug. Camphausen. Clay6. von Bouhaben. Delchmann* Disch. Dr. Dornbusch. Drewke. Düntzer. Ennen. Essingh. Feiten. Frenken. Fuchs. Garthe. Geiger. Gottgetreu. V. Hagens. Haugh. Heimsoeth. Ed. Herstatt Joh. Dav. Herstatt Heuser. Hom. August Joest. Eduard .Toest Wilhelm Joest Jost. Kamp. Königs. Leiden. Lempertz. Mayer. Merkens. J. J. Merlo. Chr. J. Merlo. Mevissen. Michels. Mohr. Movius. Niessen. Abraham Freiherr von Oppenheim. Albert Oppenheim. Dagobert Oppen- heim. Eduard Freiherr v. Oppen- heim. Pütz* Raderschatt. Raschdorff. Rennen, von Rosen. Scheben. Schil- ling. Statz. Stedtfeld. ückermann. Yerhagen. Voigtel. WendelsUdt Wiet- hase. Wohlers. Wolff. Zervas.
Consta nz: Marmor.
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Verzeiohniss der Mitglieder.
249
Mets: Bar. de Salis. ▼. Wrigth. Monte-Caeino: Tosti. Montjoie: Pauly. Moskau: Graf Oawaroff. Mülheim a. Rh.: Küppers. Wagner. Mülheim a. d. R.: G^ahl. Stinnes. München: Brann. Barsian. Cornelius.
Correns. Halm. Messmer. Münster: Bibliothek der Akademie.
▼. Kühlwetter. Stahl. Münstereifel: Köhler. Münstermayfeld: Schmitt, üamar: Qengler. Nash-Mills: E^ans. Neapel: Fiorelli. Neunkirchen: Stamm. Neuss: Gymn.-Bibliothek. Koenen. Neuwied: Fürst Wied.Kaestner.Reusch. Nieukerk: Bayx. Norden: Schneider. Nürnberg: Bergan. Nymegen: Scheers. Ober cas sei: Bleibtreu- Oehring^en: Stifts-Bibliothek. OekhoTen: Lentzen. Odenkirohen: Qoertz. Keberlet. Paffendorf (Burg): ▼. Bongardt. Paris: Barbet. Basilewsky. de Long-
p6rier. Lucas. Michelant Robert. Parma: üniTersitäts-Bibliothek. Perugia: Bibliothek. Connestabile. Ploen in Holstein: Müller. Poppeisdorf: Kekul6. Prag: Uniyers.-Bibliothek. Weltmann. Prüm: Guichard. %u int: Krämer. Raden sieben: v. Quast. Ratlbor: Kramarczik. Rayenna: Lanziani. Rayestein: de Meester de Ravestein. Remfch: Hermes. Remscheid: Hoffmeister. Rheinbach: Ungermann. Rheinberg: Pick. Rheydt: Wittenhaus. Roisdorf: Graf Moerner. Rom: Heibig. Henzen. de Rossi. Rurich Schloss b. Erkelenz: v. Hom-
pesch. Rüdesheim: Fonk. Saarbrücken: Achenbach. Boecking.
Karcher. Teschemacher. Schom.
Sa ff ig: Haan.
Sangerhausen: Fulda.
Schieidweiler: Heydinger.
Siegburg: Warzer.
Sigmaringen: Fürst zu Hohenzollern.
Sin zig: Broioher.
Sneek: Mehler.
Soest: Nübel.
Strassburg: Universitäts - Bibliothek. Dümichen. Kraus. Michaelis. Mit- scher, von Möller. Scherer. Straub. Wilmanns.
Stromberger-Neuhütte: Wandes- ieben.
Stuttgart: Haakh. y. Lübke. Paulus. Stalin.
Süchtelen: Geuer.
Thorn: (Schloss): ▼. Musiel.
Trier: Bettingen. ▼. Beulwitz. Bone. Hagelüken. Holzer. Kelzenberg.Koch. Leonardy. Mosler. Raatenstrauch. Rossbach. Schömann. Seyffarth. von Wolff. Wilmowsky.
Turin: Promis.
Uer dingen: Frings.
Utrecht: Engels« Vermeulen.
'Viersen: Aldenkirchen. Furmans. Greef. Haas. Heckmann. Kolb. Schmitz.
Valparaiso: Dr. Meeks.
Vercelli: Mella.
Voerde: Bouyier.
Yogelensang: Borret.
IFachtendonk : Mooren.
Waller fangen: y. Galhau. Yilleroi.
Warmbrunn: Prinz Radziwill.
St Wendel: Bettingen. Getto.
Werl: y. Papen.
Wernigerode: Bibliothek.
Wesel: Dr. Fiedler.
Wesselingen: Böbning.
Weylinghoyen: y. Heinsberg.
Wien: Aschbach. Conze. Heider. k. k. Münz- und Antik.-Cabinet. Schmidt.
Wiesbaden: Bibliothek. Isenbeck. Krafft
Wismannsdorf bei Bitburg: Orth.
Wissen: Graf Lo§.
Würzburg: Urlichs.
Wüsten rode: Wüsten.
Zeist: yan Lennep.
Zell a. d. Mosel : Schmitz.
Zürich: DUthey.
Bemerkunp. Der Vorstand ersucht Unrichtigkelten in vorstehenden Verzeichnissen, Veränderungen in den Standesbezeich- nung[en2 den Wohnorten etc. gefälligst unserem Rechnungsführer schriftlich mitzutheilen.
UniTenltitB-Bnobdruckerei von Carl Georgl in Bonn.
«
,*
849
VerzelohniM der Mitglieder.
Orefeld: Ton Beokerath. Emil Yon Bruok. Morits von Braok. Burkart. Uelmendahl. HutmaoUer. Jentges. Juroperts. Ton der Leyen. von Ran- dow. Rein. Roos. Sohaaenburg. Bohmidt. Sohroers. Harntatadt: Bossler. Ludwig. 1) I • 1 i n g e n : Arendt Donauesoliingen: FSrstL Bibliotliek. llormagen: Deliioyen. 1 J o r p « t : Uamaok. Dortmund: Prinz Sohönaloh. lioesenheim: Pütt i) renstelnfurt: Frh. y. Landsberg. i)reiden: Fleokeisen. Hultsch. Dftlken: Bücklers. UUron: Bibliothek der Stodt Bogen, (lust. Hoeseh. Leop. Üoeseh. Knoll. Kttnigsfeld. Pfeiffer. Rotteis. RumpeL Bohleioher. Sohwartze. Werners. UUsseldorf: Breodamour. Forster. H*rless. Erbprinz von Uohenzollern. ¥on Heister. Lauenstein. Mosler. Ton Hobaumburg. Schneider. Trinkaus. ▼on Werner, li u i s b u r g : Böninger. Curtius. Gym- naslai-BibUothek. Dr. Lange, v. Rath. IQohtz: Cremer.
Kbrenb reit stein: .Sohwiokerath. Klber/eld: Boeddinghaus. t. Carnap. Oebhard. Gtymnasialblbliothek. de Weerth. Uli Tille: Graf Eltz. Schmidt fj o d e n i c h : Baunscheidt Richarz. KsoUweiler: Frank. K M s e n : Baedeker. Conrads, v. Uövel.
Krupp. Probst Ueberfeld. Kuskfrchen: Herder. v.d.Heydt Ruhr. Vlorenz: BibL-Nazionale. Bibliothek des etrurischen Museums. Gamurrini. Frankenthal: Wille. Frankfurt a. M. : Becker. Gerson.
Mtlani. StadtbibUothek. Frankfurt a. d. Oder: Graf Villers. Frauenburg: Krementz. Freiburgin Baden: Keller. Unirersi-
täte.Bibliothek. Frenz (Schloss): Graf Beissel. Fröhden: Otte. Fulda: Goebel. 8t Gallen: StiftsbibUothek. Genf: Galiffe., Gent: Roulez.' Wagener. G i e s s e n : Antiken-Cabinet G i n s h e i m bei Mainz : Hermann. Gladbach: Prinz en. Progymnasium.
Quack. Wolff. Goettingen: Ton Leutsoh. Sauppe. Unger. Universitätsbibliothek. Wieseler.
GrSfenbaoher Hütte: Boeoking. Greifswalde: Kiessling. Greyenbroioh: t. Zueoalmaglio. Grube Theresia: Soholl. Giirzenioh: Sohillings-Englerth. Haag: Green yan Prinsterer. Hall (Haus): y. Spies. Halle: Sohlottmann. Heydemana.
Wolters. Hamm: Essellen. Hannover : Ahrens. Culemann. y.
StrubUerg. Harff- Schloss: y. Mlrbaoh. Heidelberg: Christ Koechly. Stark.
Uniyersitäts-Bibliothek. Hemm er ich: y. Nordeok. Herdringen: Graf Fürstenberg. Hoohdahl: Sohimmelbusoh. Homburg y. d. Höhe: Freiherr yon
Modem. Honnef: jon Seydlitz. Ilsenburg: Weber. Immekeppel: Müller. Poerting. Ingbert: Krimer. Itteryort: Franssen. *
Jena: Universitäts - Bibliothek. Gaede-
chens. Klette. Kalk: Grüneberg. Kessenioh: aus*m Weerth. Kiel: Lübbert Königsberg i. Pr.: Friedlander. Uni-
yersitätsbibliothek. Kremsmünstor: Piringer. Kreuznach: Antiquariseh-historisoher
Verein. C. Cauer. R. Cauer. Engel- mann. Schmidt Voigtländer. Wulfert Ijauersfort: y. Rath. Leiden: Leemans. Pleyte. du Rieo.
de Wal. Leipzig: Baedeker. Eckstein. Lange.
Qyerbeck. Ritschi. Springer. ' Wach. Lennep: Bürgerschule. L i e g n i t z : Stier.
Limburg a. d. L.': Junker. Thissen. Linz: Pohl. Lipstadt: Witkop. London: Franks. Löwen: Uniyersitäts-Bibliothek. Lüdinghausen: Fuisting. Lüttich: Cudell. Dogn6e. UniyersiUts-
Bibliothek, m a 1 m e d y : Arsöne de Noüe. Steinbaoh. Mannheim: Alterthumsyerein. Haug. Marburg: Nissen* Marienwe rder: yon Hirschfeld. Mayen: Delius* Mechernich: Hupertz. Mehlemer-Aue: Frau Delohmann. Mettlaoh: Booh.
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JAHRBÜCHER
DES
VEREINS VON ALTERTHUMSFREUNDEN
IM
RHEINLANDE.
HEFT LVin.
HIT • TAKLN.
Ausgegeben am 30. September.
BONN.
GEDRÜCKT AUF KOSTEN DES VEREINS.
BONX, BEI A. MARCUS. 1876.
Inhaltsverzeichniss.
L OescMclite und Denkmäler.
Seite
1. Drei MetaUmedailloiw rbeinischen Fundorts. (Hienn Taf. I— lY.)
Von B. Stark • . . . . 1
2. Epigraphisch-antiqnarieche Streifzüge. Von J. Klein 67
3. Die ehemalige Renesse'sche Sammlung.
a. Geschichte derselben. Von L. von Eltester 90
b. Der Rheinische Theil derselben. (Hierzu Taf. V— VII.) Von H. Schuermans 96
4. Mains und Vindonissa. Von Th. Bergk 120
5. Der Aufstand des Antonius. Von demselben 136
6. Denkmäler des Aeon in York und Bonn. (Hierzu Taf. VIII.) Von
E. Hübner 147
7. Münzfünd'bei Bonn. Von F. v. Vleuten 155
8. Münsfond in Bertrich. Von demselben 159
9. Kleine Beiträge zur alten Numismatik. Von demselben .... 161
10. Das altdeutsche Todtenfeld im Roisdorfer Walde. Von Dr. Kessel 163
11. Romanischer Weihwasserkessel aus Oranenburg. (Hierzu Taf. IX.)
Von £. aus'm Weerth 170
«
12. Trierer Inschriften. Von Franz Büoheler . . . '. 175
IL Litteratnr.
1. Das Plateau von Ferschweiler bei Echtemachi seine Befestigung durch die Wickinger Burg und die Niederburg. Mit 8 Tafeln her- ansgeg. durch die GeseUschaft für nützl. Forschungen, von Dr. Carl Bone. Trier 1876. Angez. von von Veith 181
SL Die römischen Inschriften und Steinsculpturen des Museums der Stadt Mainz. Von Prof. J. Becker. Mainz 1875. Angez. von J. Freudenberg 183
S. Der Dom sn Trier in seinen drei Hauptperioden: der Römischen, der Fränkischen, der Romanischen. Von Domcapitular J. N. von Wilmowsky. Angez. von F. von Quast . . .^ 187
4. Geschichte des badischen Landes zur Zeit der Römer. Erstes Heft.
Von K. von Becker. Karlsruhe 1876. Angez. von Ferd. Haug . 195
m. Miscellen.
Seite
1. Adenau. Stempel auf römischen Gefasten und Legions-Ziegeln. Von
J. Pohl 201
2. Besseringen a. d. Saar. Reste eines römischen Gebäudes. Von
E. aus'm Weerth 203
3. Bonn. Fayence- und Porzellan -Fabrication in Bonn und Poppeisdorf
unter Clemens August. Von J. Freudenberg ' 203
4. Bonn. Römische Gräber aof dem Viebmarkte. VonKaus'm Weerth 204
5. Bonn. Römische Graber in der Cölnstrasse. Von demselben . . 204 G. Bonn. Grab- und Scherbenfunde am Wege vom Zollhause an der
Cublenzcr Strasse nach Kessenich. Von demselben 206
7. Bonn. Römische Gräber an der Coblenzer Strasse. Von v. V. . . 205
8. Bonn. Funde im Bereich der alten röm. Festang, sowie in der
Fürstcnstrasse 205
9. Ferschweiler. Das alte Aduatuca. Von E. aus'm Weerth . . 206
10. Gelb. Weisse Kieselstcinchen in einer Schale aus terra sigillata.
Von Koenen 206
11. Das Nymphenheiligthum bei Gohr. Von demselben 207
12. Ausgrabungen an der Mainspitze bei Hanau 212
13. Münzfund zuHausdorp im Kreise Siegburg. Von Schaaffhausen 213
14. Ausgrabungen bei Hemm er ich. Bericht des Gen. von Veit . . 214
15. Der Meilenstein von Leicester (England). Von Bone 215
10. Münstcrmaifeld. Steine, die der Tradition nach als Kelter dienten.
Von Schmitt 216
17. Neidenbach (Kr. Bittburg). Stein mit Kette, der Sage nach Büsser-
stein. Von Ph. Mayers 217
18. Fränkische Gräber >)ei Niederberg. Von Koenen 217
19. Gräber in ObercassoL Von Schaaffhausen 218
20. Grabfund bei Rondorf. Von E. aus*m Weerth 219
21. Strassburg. Die angeblichen Entdeckungen des Hm. Voulot. Von
Kraus 219
22. Taxgaetium entdeckt. Von F. Hang 221
23. Inschrift aus Un garn 221
24. Zwei römische Basreliefs bei Wallerfangen. Von Kraus . . . 222
25. Spuren eines römischen Castrums in Wesseling. Von E. ans'm
Weerth 222
26. Höhlenfunde in Westfalen. Von Schaaffhausen ...... 228
IV.
Chronik des Vereins für das Vereinajahr 1875 (resp. Pfingsten 1875 — 76) . 225
V.
Verzeichniss der Mitglieder 234
I. Gesehiclite nnd Denkmäler.
I. Drei Metallmedaillons rheinischen Fundorts und die Entwicklung der Medaillonform im Alterthum Oberhaupt*).
Hierzu Taf. I— IV.
Der dringlichen Aufforderung des geehrten Vorstandes des Ver- eins rheinischer Alterthumsfreunde an der Festsitzung, die den Manen Winckelmanns geweiht ist, Theil zu nehmen und im Namen des Ver- eins zur Festversammlung zu reden, kam ein innerer, längst gehegter Wunsch meinerseits entgegen, diesen Tag in deren Mitte einmal mit- zufeiern. Trat ich doch in einen Kreis von hochgeehrten GoUegen und Genossen einer grossen rhcinauf- und rheinabwärts sich nun mehr denn dreissig Jahre bewegenden und immer sich erneuern- den Gesellschaft, welche dieser schöne Strom und seine Nebenflüsse, die Denkmäler seiner Ufer und zugleich der an ihnen sich fort und fort vollziehende Wechsel der Dinge beschäftigt, welche dieser grossen Culturstrasse der mitteleuropäischen Welt forschend nachgehen. Der klassische Philologe, der mittelalterliche Historiker, der praktische Ar- chitekt und Ingenieur, der Mineralog und der Anthropolog finden hier ein gemeinsames Arbeitsfeld. Sie alle haben ein gemeinsames Inter- esse daran, den Nibelungenschatz der Vergangenheit, der in diesem Strom versenkt ist, zu heben.
Je mehr die grossen Agglomerationen von Gelehrten an Keiz und Bedeutung verlieren, je mehr andererseits die Specinistudien einer in das Unendliche fast sich zersplitternden Wissenschaft auseinander führen und ein Verständniss schon zwischen den nächsten Fachge-
1) Die vorstehende Abhandlung bildete der Hauptsache nach den Fcst- Torir&g des verehrten Verfassers zum letzten Bonner Winckelmannsfeste am 9. Deoember 1875, daher auch die für diese Veranlassung berechneten Ein- gangsworte. Die Kedaction.
L («»Uctae ibI I^fibiäi-r
I. Drei BetBllMiibüllBB rtniMiwJwi FmjhIi Md die OtmcUmt disr ■BdainoBfira n Martkam atorhu^ .
Hier«. 7a! 3-JT.
eil:? zu: 7-=*'t2raaiLJLiuii£: zl r«i*!L. £aiL «iL juxiw«. iaii^. ii*;ij»rK'i.rr "W"iai>.a. meu^rj^i:!.- siurtfjKL Qi*rÄL Int n. (iero. Mit"** 'sihuxha ihi> ziriej-^TL r-^a: izi umx a *fiiHa- ilreü mo. hifnui^s^iiiri.'ti U»u*5H«.
LILL l^tiL tz^-^ -üllrr XT'.'i?::"! Hrif'nmirU um, mtUiltHir ilTU bi':i iiiii. ÜÄ •jira'::l:*Ul**;r. "R-srJli- dttüe: i-IiLOH TinilL UliL MTilH; -N»r;>«jhUay-.
üjt I^eiiiOLiihf ^toirT Vh!: ihal zuc^sici üer ai iuii«^ :.*:i iwr: uüc I uiu:r*r"a55- iie: r-iti-irarrjutisrii*?! V^^r ijreviiöic iitt'-*üi^«riif:i. i/e?
rr::;.i:u^ni&*;: ^ihMOiflCUdi. ^UDetUüüu*?'
r itf' ÜHMK '-^ miTii— irmr; i^-tt^^iiu^nn bii«
2 Drei Metallmedaillons rheiniiohen Fundoris.
nossen erschweren, um so mehr scheint es geboten, auf die Natur der Dinge und Jahrhunderte lange geschichtliche Gemeinsamkeit gegrün- dete, nicht durch augenblickliche politische Constellationen gemachte, durch ihre Leistungen als lebenskräftig erwiesene Verbindungen fest- zuhalten, enger zu schliessen und durch neue Elemente zu fordern.
Endlich sei mir der Ausdruck eines gewissen gemüthlichen Antheils an der Feier gestattet, bei welcher Männer wie A. W..von Schlegel, Welcker, Böcking, Brandis, Jahn, unter den Lebenden Ritschl, Urlichs, Overbeck u. A. so oft thätig mitgewirkt haben. Und in erster Linie ist es mir Bedürfniss Welckers zu gedenken, den zugleich ein so nahes Familienband lange Zeit mit Heidelberg ver- knüpfte, eines Mannes, der in seinem Geistesreichthum, seinem Tiefsinn und seiner Frische, seiner Humanität und Offenheit schon auf mich als jungen Anfänger, der nicht sein Schüler war, unmittelbar anregend und ermuthigend wirkte, der dann bei persönlicher Bekanntschaft und bei dem fortgesetzten Verkehr mit seinen Schriften nur immer grösser und verehrungswürdiger mir geworden ist.
Der Gegenstand der nachfolgenden Untersuchung ist kein von mir aus dem Bereiche meiner jetzigen Studien frei gewählter, son- dern ein gegebener, gegeben durch glückliche Funde der Rheinlande, und schliesst sich zunächst an frühere Publikationen des Vereins, sogar an das vorhergehende Winckelmannsprogramm natürlich an. Er ist im vollen Sinne zunächst ein antiquarischer und scheint darauf angelegt, vom antiquarischen Standpunkt der Sitte, des Kriegs- oder Standesschmuckes aus oder rein nach seinem mythologischen Inhalt betrachtet oder auf die historischen bei dem Verlieren oder Verbergen der Gegenstände einst waltenden Verhältnisse hin untersucht zu werden. Ohne diese Seite zu vernachlässigen, ist es doch mein Wunsch, dass „die Seuche der Antiquare'*, die Winckelmann so sehr hasste, den seinem An- denken geweihten Tag nicht in mir entweihe. Möge es mir gelingen von der einfachsten Anschauung anhebend einiges schärfer aufzuzeigen, als bisher geschehen,vom Einzelnen zu einer geschichtlichen Betrachtung fortzu- schreiten und in dieser die ganze Reihenfolge der Denkmäler vorzufüh- ren, m welche auch diese einzelnen Objecto einzureihen sind, zur Formenlehre der Kunst einen kleinen Beitrag zu liefern, ohne an den Kunstideen, die darin ruhen, gleichgültig vorüberzugehen.
Wir haben es mit drei Metallmedaillons zu thun, die im Rheingebiet gefunden sind, das eine in der mittelrheinischen Gegend und im Museum zu Speier aufbewahrt, das andere in Bonn gefunden und
Drei MetallmedailloDS rheinisohen Fundorts. 3
im Vereinsmuseum befindlich, das dritte in der Sammlung des Herrn Guillon zu Roermonde und in den Torfmooren jenseit der Maas ge- funden.
Das erste (Taf. I, Illa.) ist bereits 1820 in einer Kiesgrube zu Schwarzenacker bei Zweibrücken in der bayerischen Rhein- pfalz mit anderen Metallgegenständen gefunden und für das damals gegriftndete Kreisantiquarium erworben worden ; es gehört dem histo- rischen Verein der Pfalz und befindet sich jetzt in der neueingerich- teten und so reichhaltigen Sammlung im Realgymnasium zu Speier. Des Fundes ist von Joh. Michael König in der Schrift über die Speierer Sammlung aus dem Jahre 1832, aber mit einer unrichtigen Beschreibung der Darstellung gedacht i), eine ungenügende Abbil- dung dabei auf Tafel I, 3 gegeben. Schwarzenacker gehört zu den für römische Kultur wichtigsten Punkten der bayerischen Pfalz, liegt zwischen Homburg und Zweibrücken, in einem Nebenthal der Blies, an dem sog. Gründelbach ; ganz in der Nähe zeigen sich die hochliegenden Ruinen des Klosters Werschweiler. Schon der Name Schwarzenacker, Schwarzenbach — so heisst eine neue Ansiedlung dabei — ist bezeichnend und kehrt oft genug wieder an Stätten rö- mischer und vorrömischer Funde ; so erinnere ich nur in der dortigen Gegend an Schwarzenbach im Saargebiet mit den wichtigen etrus- kischen Gefässfunden *), ferner an Schwarzerden im Kreise St. Wen- del mit dem MithrasdenkmaP). Schon im 16. Jahrhundert wurden dort viele Münzen gefunden sowie römische Steine, sogenannte heid- nische Bilder auf dem sog. „Heidenhübel^; die Sage, ging bei den Mönchen von Werschweiler von einer einstigen römischen Stadt da- selbst, so gross wie Worms*). Im Jahre 1729 ward ein römisches Bad dort aufgegraben mit Suspensurae und einer eigen thümlichen Con-
1) Beschreibung der römischen Denkmäler, welche seit dem Jahre 1818 bis zum Jahre 1830 im königl. bayer. Rheinkreise entdeckt wurden und in der mntiquarischen Sammlung zu Speier aufbewahrt werden. Mit 88 Abbild, auf 3 Tafeln. Gesammelt und herausgegeben durch Joh. Mich. König, Lehrer in Speier. Kaiserslautern 1832. S. 97—101.
3) GFenthe, über den etmskischen Tauschhandel, Frankfurt 1874. S. 160 f.
3) Vgl. Eor Lokalitat zuletzt Engelmann im Eilften Bericht des anti- quarisob - historischen Vereins für Nahe und Hunsrücken S. 15 ff. Zwölfter Bericht S. 18.
4) Tillmann Stella und Professor Johannes in der Schrift: Die bayerische Pfiüz unter den Römern. Beitrag zur Feststellung der römischen Topographie des linken Rheinufers. Mit Karten. Kaiserslautern, Tascher 18G5. S. 107 ff.
4 Drei Metallmedsilloni rheinisohen Fundort«.
struction der Wärmeröhren in der Wand 0- Anch dieses Medaillon ward zugleich mit einer kleinen Bronzestatue des Jupiter, einem Reiher und einer Pfanne von Erzblech gefunden.
Dasselbe hat 9 Zoll Rheinisch oder 0,17 Meter Durchmesser, es tritt im Relief durchgehend 0,05 M., an der höchsten Stelle 0,07 M. hervor. Die sehr dünne Metallplatte ist mit reicher, glänzender Pa- tina überzogen. Sie ist nicht allein eingerissen, sondern an zwei Sj^ellen bedeutend verletzt und zerbrochen, z. B. am Adlerkörper. wie oben an der Mitte der Brust des Knaben. Wichtig sind die zwei nicht unbedeuten- den mit einander correspondirenden Rundlöcher rechts und links in der Umrandung, bestimmt das Aufhageln auf einer Unterlage zu er- möglichen. Es ist umgeben von einem feinen geriefelten Rand und einem innern, einer geknoteten Wollenschnur entsprechenden Perlstabe. Der innere Raum ist durch die Darstellung selbst reich ausgefüllt, ja diese greift an den dadurch ausdrücklich charakterisirten unteren Abschluss tief in den Rand hinein. Die Technik ist eigenthümlich. Das sehr dünne Kupfer ist in den erhabenen Theilen von innen nach aussen getrieben, ja es hat sich der darauf befindliche Vogelkopf ganz vom Hintergrund abgelöst. Dazu kommt aber zweitens eine Umrandung aller schärfer markirten Theile durch Punktirung von aussen. Endlich haben wir noch eine Ciselirung mit scharfer Linien- führung, welche sich sehr sorgfältig an der Markirung der Muskeln der Arme, an Haaren, Augenbrauen, Augen, am Gefieder des Adlers zeigt.
Ein Knabe ist in seinem Oberkörper dargestellt, von den Krallen eines Adlers unter den Achseln gefasst, umschattet von den Fittigen desselben; auf ihn blickt von oben der Adlerkopf nieder. Das ovale Gesicht ist von Haaren umgeben, die fiockenweis lockig ei*scheinen, mitten über der Stirn gerade aufsteigen. Hochgezogene Augenbrauen, weit geöffnete Augen, der geöffnete Mund zeigen Erstaunen, Ueber- raschung und machen zugleich den Eindruck des Luftschöpfens. Der rechte Arm ist gehoben, die rechte Hand wie erschreckt ausgestreckt. Die Linke hält den Hiitenstab quer vor sich. Eine Ghlamys mit Buckelspangen befestigt fällt nach hinten herab, ist unter der linken Achsel durchgezogen und flattert hoch empor. Hinter dem vom Flügel umschatteten Haupt gehen perlenstabartig gebildete Strahlen aus, je zwei ' nach beiden Seiten und begränzen dadurch kleinere Abtheilungen des Rau- mes. Mit diesen Perlstäben trefien aber leicht in Bogen gehängt andere
1) Sohöpfün, Alsaiia illustiata. p. 539. Tab. XV, 8.
Drei Metallmedaillons rhciniichen Fundorts. 5
zusammen. Auch ein abwärts gewandter Zacken, wie breite gestrichelte Streifen schlicssen sich diesen Stäben an. Rechts für den Beschauer erscheint ein Hund sich nach oben rückwärts umschauend, mit Hals- band geziert ; links ist eine Hirtenpfeifc sichtbar. In den weiteren sich entsprechenden Abtheilungen befinden sich nach auswärts gewandte Köpfe mit vom Wind zurückgetriebenem Haar. Zu den Häuptern des Adlers machen jene flachen Perlstabguirlanden mit der Strichelung den Eindruck eines strahlenden Himmelsraumes in Form einer Pelta, eines doppeltgeschweiften Schildes.
Die Deutung ergiebt sich unmittelbar aus der Beschreibung, es ist Ganymed, vom Adler des Zeus emporgehoben, er, der Hirten- knabe, weg von Syrinx und Hund, unter Assistenz zweier Windgötter, er wird emporgehoben in den Lichtbereich, unter den Sternen in hel- lenistischer Zeit als Aquarius verehrt. Wir haben also hier ein in sich abgeschlossenes Bild aus dem wichtigen, später so beliebten Kreise der Götterliebe.
Das zweite uns vorliegende Relief (Taf. H, Hlb) wurde 1873 in Bonn in der Nähe der Gasfabrik und des Cölner Thores, im Bereiche der alten Römerstrasse, gefunden, und zwar isolirt in der Erde, nicht in einem Grabe. Dicht dabei aber waren die im Jahrgang 1873 (Bd. LHI. LIV. S. 321) beschriebenen Münzen zu Tage gekommen, die sich von Antoninus Pius bis Probus (f 282 n. Chr.) erstrecken, ebenso Reste eines kleinen Kästchens mit Bronzeverzierungen und Nägeln, viele Beste von Gläsern, auch mit Inschriften, wie sitio, reple me, endlich Thongefässe, Asche und auch Skelettheile. So kann man denken, es ^ sei selbst schon am Ende des Alterthums aus dem Grabe gewaltsam genommen und liegen gelassen worden; es habe irgend ein störendes Ereigniss der Flucht dabei mitgewirkt. Das Material des 10" Rhein, oder 0,18 M. Durchmesser haltenden Rundes ist getriebenes, theilweise versilbertes Kupfer. Die Erhebung des Reliefs beträgt nur 0,04 M. Hier ist von einer Gliederung des Randes kaum etwas zu sehen, wel- cher also an dem grössern Ganzen, dem das Rund angehört, sich wiederholen wird. Man hat den Eindruck, dass der Rand wie in einen Rahmen eingeschoben war. Die Oberfläche ist stark angegriffen, hat Sprünge, die Nasenspitze ist ausgebrochen, ebenso ist der untere Theil des Bruststückes sehr versehrt. In ge- sAickter Weise ist aber in die Darstellung selbst eine Bogenrun- dang eingeführt. Zwei geflügelte nackte Knaben, auswärts die Ge- sichter gewandt, halten mit je einem hochgehobenen Arm eine aus
6 Drei Metallmedaillons rheinischen Fundorts.
Lorbeerblättern gebildete Guirlande mit hochgebogeneiii flatternden Enden. Auch die Stellung der Füsse correspondirt streng unter einander, indem der eine fest auf den Boden aufigesetzt ist^ der andere wie im eili- gen Schwung zurilckgebogen ist. Zur Seite dieser Gestalten steht je ein hoher Fruchtkorb mit Aepfeln, überhaupt Früchten beladen. Man wird nach der Analogie anderer Bildwerke römischer Zeit nicht irre gehen, in diesen Knaben Bilder des Jahressegens, der Jahreszeiten zu sehen *)•
Eingefasst von diesem Bogen erhebt sich ein idealer grosser Kopf mit Theil des Bruststückes. Dieses ist mit hoch hinaufgehendem Untergewand bekleidet; über der linken Schulter bemerkt man in Bogen herabfallend ein oberes Gewandstück. Die schwungvolle Drehung des das Gesicht uns ganz zukehrenden Kopfes nach links erinnert uns an Kopfbewegungen des Apollo, des Dionysos, der Musen, bacchischer edler Figuren. Das Gesicht ist voll, nach unten abge- rundet, die Wölbung des Superciliarsbogens ist grossartig und schwung- voll, die Stirn nicht hoch, aber gewölbt und in feinen Bogen umrandet Die Nase oben breit, nach unten fein endend. Der Mund besonders klein, die Augen voll geöffnet mit ausgearbeiteten Augensternen haben etwas durchaus Ernstes. Das Haar ist wohlgeordnet, nach beiden Seiten in reichen Wülsten. In der Mitte ist ziemlich zerstört eine aufsteigende Locke wohl nicht *zu verkennen. Grosse Lorbeerblätter legen sich einfach als Kranz um das Haupt, dahinter erhebt sich ein Haarwulst, anscheinend in der Mitte durch ein breites Blatt noch ge- drückt. An den Haaren und Blättern ist eine sorgfaltige Ciselirung wahr- zunehmen, auch am Gesicht, während alles andere ziemlich weich, nur getrieben erscheint. Liegt in dem Kopf etwas Apollinisches, ja ist man vielleicht versucht gewesen ihn als Apollokopf zu fassen, so wi- derspricht eben doch die breite volle Bildung der unteren Wangen, der unbedeutende Mund, die Gewandung; man hat vielmehr an eine der jüngeren griechisch-römischen Personificationen von Segensmächten, des Friedens, der Eintracht, der Treue und Ehre zu denken, in denen ausdrücklich äusserer Segen und sittliche Tüchtigkeit und Harmonie zusammentreffen; eine Concordia Augusta, die Ovid schildert: venit Apollinea longas Concordia lauro nexa comas, liegt hier besonders nahe *).
1) Wie hier und andorswo zwei Knaben^ so crBcheinen auch vier Knaben mit den Gaben des Jahres; vgl. Petersen Annali 1861. p. 204 ff.; Bennddlf, Archäol. Zeitung 1868. S. 87 f. ; Dütschke, Oberitalien. Bildwerke I. S. 48, d. 58.
2) Ovid. Fast. VI. 91; Graefe de Concordiae et Fidei imaginibus. Petersb.
Drei MetallmedailloDs rheinischen Fundortf. 7
Das dritte trefflich erhaltene Medaillon von Silber mit theilweiser Vergoldung (Taf. IV.) befindet sich jetzt in der Sammlung Guillon zu Roermonde, ist in den Torfmooren von Helden, im sog. Peel, an der Gränze von Holland und Belgien gefunden, und zwar nahe an der von der Maas nach Belgien zu führenden römischen Heerstrasse, zwei Meilen etwa mehr südlich von Maasbree und Blerick, dem Fundort des schönen, grossen, im vorletzten Winckelmannsprogramm von Prof. Gaedechens publicirten Medaillon mit dem Medusenhaupt 0- D^i^
185a 8; vgl. Müller, Handb. der Archäol. § 406; Hirt, Mytholog. Bilderbuch, Taf. XIII.
1) Gaedechens, Das Medusenhaupb von Hlariacum 1874. Wir entnehmen den brieflichen Mittheilungen .des Herrn Pfarrers Fraussen zu Itterroort an Rektor Aldenkirchen und an den Vorstand des Vereins und den Aufzeichnungen des verstorbenen Herrn Guillon folgende für die dortigen Fundstatten wichtigen Mittheilungen. Schon auf den Karten von Karl dem Grossen oder Kahlen findet sich der Name Heldena. Der Verf. der Historia ducatus Geldriae war Land- dechant daselbst. Das alt« Helden oder Heldendorp ist Mutterkirche, wovon sich als Kapelle» zunächst dann als eigene Kirche Panningem abgelöst hat. Helden grenzt östlich an Kessel an der Maas» nördlich an Maasbree und Blerick, nord- westlich an die nordbrabantischen Orte Liessel, Deurne, Heimond. Von Kessel an der Maas fuhren Spuren einer römischen Strasse über Helden nach Breda zu, um in die grosse römische von Bavacum (Bavay) nach Lugdunum (Leiden) führende Hauptstrasse zu münden. Durch den Moor des Peel ziehen sich Brücken von Eichenbalken hin, welche jetzt meist unter dem Boden liegen. Am höchsten Rande des Maasthaies in der Nähe von Kessel hat Franssen vier römische Todtenstätten geöffnet und exploitirt. Auf den fliegenden Sand- hügeln weiterhin nach Helden zu finden sich dagegen viele hinarbeitete Stücke von Quarz, Pfeilspitzen u. dgl. und eine Menge germanischer Urnen. Jenseit Helden bei Panningen zeigen sich wieder römische Spuren, einige römische Zie- geln, GeflSissfragmente. Vor 60—70 Jahren wurden zwei kleine Broncebildchen daselbst gefunden, über deren Verbleib nichts bekannt ist. Jenseit Panningen ganz nahe am Peel liegt eine Bauerschaft Maris an einer ausgedehnten Höhe, dem sog. Tafelberge. Der sog. Houwenberg (Aujenberg, Onwenberg, Vieille Montagne) enthalt bedeutende römische Begräbnissstätten. Auf einem Raum von nahezu 30 Morgen liegen einen halben Fuss unter der £rde Stück an Stück römische Fragmente von Gefassen, Ziegeln u. dgl. Hart daran geht jener oben erwähnte römische Weg hin, zum Theil noch als Damm von 18 Schuh Breite. Man übersieht von jener Römerstätte einen Theil des Peel, das sog. Zwart- water de Peel, de Duivel; sehr bezeichnende Namen für diese gefahrlichen Moortümpfel. In diesem Moor wurden römische Münzen, darunter auch Gold- münzen mehrfach gefunden, Glocken soUen darin versenkt liegen; beim Torf- grmben in einer dieser Marc ist nun auch unser Medaillon zu Tage gekommen,
8 Drei Meiallmedailloiis rheinischen Fundorts.
Durchmesser beträgt 0,23 M. Das Relief ist hoch in Silber getrieben. Der Rand ist treiflich erhalten mit fünffacher concentrischer, abwech- selnd kettenartiger und platter Gliederung. Vier Löcher zum Be- festigen sind wohl vertheilt, in zweien stecken noch die Knöpfe darin. Der Eindruck der mittleren Darstellung ist ein durchaus anderer, als bei den zwei oben betrachteten Gegenständen; wir haben eine Bewegung von Figuren und Bilder des Kampfes im Beginn auf der Peripherie, in vollster Verflechtung im Gentrum. Es sind Thiere in sehr conventioneller aber sicherer Bildung. Auf einen Widder eilen mit geöffneten Rachen zwei gewaltige Löwen mit zurückge- schlagenem Schweife zu. Den Gegensatz dazu bilden zwei Panther oder pantherartige Thiere, die über einen Ochsenschädel, den Rest ihres Mahles^ sich in wilder Feindschaft anfahren. In der Mitte kniet ein Mann und würgt mit kräftigen Armen den fast rund gebogenen Löwen, dessen Schweif sich um den Leib geschlagen hat Von einer mythologischen Sccnc kann hier nicht wohl die Rede sein, wohl aber von einer Scene, der Anschauung der Thierkämpfe im Amphitheater entnommen. Der Bändiger im engen aber faltigen Aermelgewand, das die Arme wieder bloss lässt, mit breitem Gürtel zeigt uns eine fast carikirte Gesichtsbildung. Die ziemlich spärlichen Haare sind wie mili- tärisch geschnitten, in die Stirne gestrichen, die Nase tritt fast ha- bichtartig hervor, auf der Stirn, an Wange wie Mund Zeichen der höchsten Anstrengung. Die Thiere sind lebendig, aber sehr conven- tiouell in Bezug auf die Behandlung des Haares besonders gebildet. Es spricht sich in dem Ganzen ein fast fremdartiger, nordisch wilder Charakter bei entschiedenem technischem Geschick aus. Höchst inter- essant ist der Vergleich dieser drei Werke schon stilistisch wie in- haltlich. Sie alle drei gehören der römischen Kaiserzeit an, aber rcpräsentiren drei verschiedene Stilrichtungen und Gedankenkreise. Dort im Bronzerund von Speier geht ein spatarchaisirender Zug durch, eine spät etruskische lüchtung, wie sie in Spiegeln und Bronze- resten uns oft so wundersam berührt; auch in der Darstellung selbst liegt nichts Ilömisches, wohl aber ein Hellenistisches mit dem Etrus- kischen etwa verquickt. Wir wollen dabei nicht vergessen, dass zumal die Pfalz und ihre Nachbarschaft an interessanter spätetruskischer
welches als Geschenk an Herrn Guülon kam. Andere Theile des Peel sind reich an gormanlHchen Fundon, Steinäxten, Steinkeilon, Thongefässen, Pfeilspitzen, aber auch ein Brouzeüchwert fehlt nicht.
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Drei Motallmedaillons rheiniiobcn Fundorts. 9
Technik in neuerer Zeit so reich sich gezeigt hat ^). Das Bonner Me- daillon trägt den breiten, nobeln, aber sehr allgemeinen und stumpfen Charakter der Werke römischer Kunst der mittleren Kaiserzeit an sich. Im Fund aus der Maasgegend sehen wir geradezu schon einen Ueber- gang zur mittelalterlichen Technik, eine nordische Freude an wunder- baren wilden Thiergestalteu. Wie weit sie zeitlich aus einander liegen, ist schwer zu bestimmen, da verschiedene Kunstrichtungen oft noch lange je nach der Bestimmung des Objektes neben einander hergehen. Wir würden sie zeitlich etwa in derselben Reihe sich folgen lassen, wie wir sie beschrieben haben, innerhalb des Zeitraumes vom Ende des zweiten Jahrhunderts an bis gegen Ende des vierten.
Die nächste Frage, höre ich mir einwerfen, ist doch wohl, ehe wir vom Stil, so wie von den Gegenständen der Darstellung reden, die nach der Bestimmung dieser Metallrunde. Wo haben wir sie uns angebracht zu denken? Was haben sie schmücken, schützen oder anzeigen sollen? Gehören sie in den Bereich jener Ehrenzeichen rö- mischer Krieger, der Phalerae; deren interessantesten Fund wir am Nie- i derrhein zu Lauersfort bei Crefeld in einem Medaillon mit einer bronzenen Cista seit sechzehn Jahren kennen?^) Oder dienten sie als Phalerae im älteren Sinne zum Schmucke der Pferde des römischen Reiters, wie uns noch neuerdings solche mit Darstellungen an dem Rosse eines Ubiers auf einem Besangen entstammenden Grabsteine der Sammlung von St. Germain en Laye bekannt geworden sind? ^) Oder gehören sie in den Bereich der Umbones der Schilde, wie wir solche in den Museen zu Mainz und Wiesbaden aus rheinischen Fundorten besitzen und wie als ein wahres Prachtstück das Medusenhaupt von Blariacum mit seinem
1) leb erinnere an die Funde von Dürkhcim, besonders den Dreifuss mit Gefäss, an Hasslach; Armsheim bei Wörrstadt, an Scbwarzenbacb bei Birken- feld, Merten, Tholcy, Mettlach, Weisskireben an der Saar, Ottweiier, vgl. H. Gentbe über den etruskischen Tauscbhandel S. 169 ff.
2) Rein in Bonner Jbb. XXVII. S. 155 ff.; Annali 1860, XXXII. tav. d'agg. £. p. 161 ff. Mon. ined. YI^ 41 mit der Abhandlung von Benzen dei doni loilitari; 0. Jahn, die Lauersforter Phalerae. Mit 3 Tafeln. Winckel- mamisprogramm Bonn 1860; Lindenschmit, Altertbümer unserer heidn. Vorzeit I, 4. Taf. 6.
3) Abbildung in Indicateur de Parobeologie I, 1872, 1873, p. 436, fig. 120. Die Insohrift lautet: Albanus . Excinci . f . eques . | ala . Asturum . natione . Ubiui j stip. XII. an. XXXVII. s. est . Rufus*. frater . et aira | //////// 1. Vgl. Lindenschmit a. a. 0. I, 4. Taf. 6.
10 Drei Metallmedmillons rheinischen Fundorte.
Eichenkranz auf der tiefern Stirnfläche sich kennzeichnet? 0 Oder reihen sie sich ein in die an den Gohortenzeichen und Legionsadlem über einander an der Stange befestigten Runde mit Götter- und Kai- serbildern, deren wir in der Sammlung zu Neuwied aus rheinischer Erde ein so glänzendes Beispiel besitzen? ^) Oder haben wir endlich das Innere einer Sehale, den umbo derselben, wie sie im Hildes- heimer Fund, also auch auf deutschem Boden, in charakteristischen Beispielen erhalten sind?') Ja, können wir nicht, wenigstens bei dem Speierer Medaillon, an eine Spiegelkapsel, an den Runddeckel einer Cista denken? Und liegen nicht noch andere Möglichkeiten vor: Be- festigung an eine Thüre, als Schmuck und Griff an dem vordem Ende einer Deichsel, eines Stirnbalkens u. dgl.? An Schmuck von Spangen, von Gürteln, von bullae.zu denken, das verbietet die Grösse.
Die Beantwortung dieser Einzelfragen fahrt, sobald es sich um Feststellung einer technischen Verwendung und eines historischen Brauches handelt, nur dann zu einem gedeihlichen Ziele, sobald be- stimmte Anhaltspunkte gegeben sind für dessen Verwendung inschrift- lich oder in der Beschaffenheit des Gegenstandes oder in dem Zu- sammenfinden mit anderen dazu gehörigen Theilen. Das ist bei unseren Monumenten nicht der Fall : bei zweien ist die Befestigung auf einer Unterlage, wahrscheinlich auf einer bedeutend grösseren, auch kreisförmigen Unterlage sicher; bei dem Bonner dagegen das Einsetzen oder Einschieben in eine Umrandung. Bei diesem ist die einstige Aufbewahrung im Kästchen möglich. In Grösse sind zwei sich ganz gleich, das dritte hat 4 Centimcter mehr Durchmesser. In der Relief- höhe sind sie sich nahezu gleich, nur dass bei No. 1 dieselbe auf einen Hauptpunkt emporsteigt, der selbst wie eine Art Handhabe gebraucht werden könnte. Man verliert aber über solchen Einzel- fragen ohne feste Anhaltepunkte und bei der unwillkürlichen Vorliebe für gewisse Seiten der antiken Sitte gar zu leicht den allgemeinen künstlerischen Gesichtspunkt, der uns eine in bestimmten Zeiten zur
1) Linden schmit, Alterthümcr unserer heidnischen Vorzeit I, 5. Taf. 5 und 6, r, 9. Taf. 4; Gaedechens, Medusenhaupt von Blariacum. Bonn 1874.
2) Grotefend und Stark in Bonner Jbb. XXX VIII. S. 61 ff. 66 ff. Taf. II; Grotcfend Jahrg. XXXIX. S. 200 ff. Epigraphisches von Dr. Grotefend, offenes Sendschreiben an Prof. Stark. Hannover, Culemann 1866; Lindenschmit, Alter- thümcr uns. heidn. Vorzeit I, 7. Taf. 6.
8) Wieseler, Hildeshcimer Silberfun^. Göttingen 1868; Holzer, Hildeshci- mer antiker Silberfund. Mit 13 Tafeln. Hildesheim 1870. S. 26. 61. Taf. I. IL
Drei Metallmedailions rheinischon Fondoris. H
Herrschaft koiDmende Kunstform, ebenso die in ihr liegenden Be- dingungen für die Darstellungen, endlich den künstlerischen Ge- dankenkreis, der in dieser Form vor allem ausgeprägt wird, klarstellt. Diese ist nun gerade fQr die Form des Medaillons noch nie in grosserem Zusammenhang verfolgt worden und doch erhalten dadurch alle Einzelerscheinungen erst ihr wahres Licht, ihren allgemein blei- benden Charakter ^).
In raschem Fluge durcheilen wir die Entwickelungsstufen der Kunst der Völker des Alterthums, ausgehend von dem fernen Osten, um bereichert mit einer Reihe bestimmter Beobachtungen auf die Stätte zurückzukehren, von der wir ausgegangen sind. Aus der Vogel- perspektive sehen wir rascher und noch bestimmter das wirklich Ver- wandte. Und ich hoffe, wir bringen noch einige Hülfsmittel mit zur Erklärung des Einzelnen.
Kunstformen entstehen einerseits aus dem Bedürfniss des Men- schen, je nach Klima, Boden, nach den gesellschaftlichen Verhältnissen, aus den Bedingungen, die die Körperwclt^ überhaupt die ein bestimm- tes Material und eine gewisse Grösse an die Hand giebt, andererseits aber wachsen sie aus jenem instinctiven, nach der Natur der Racen und Völker verschiedenen Verhältnisse zum Kosmos und seinen Grundfor- men hervor, jenem Verhältnisse, das sich in der Religion am unmittel- barsten kundgiebt. Wie dem einzelnen Menschen die Farben- und For- menwelt verschieden nahetritt^ wie er von der mathematischen, der organischen Form der Pflanze, des Thieres, des Menschen, von dieser und jener Einzelform (den krystallinischen wie den Rundformen) ver- schieden angeregt, angezogen und abgestossen wird, so ganze Völker- und Gulturperioden.
Die ägyptische Kunst ist darin so gross und eigenartig, dass sie von den grossen Monumenten bis in das kleinste Detail die ge- rade Linie und Fläche in möglichster Ausdehnung anwendet, von krummen Linien, Flächen, Körpern möglichst wenig, nur den ein- fachen Rundstab, die Hohlkehle, den Cylinder, die Glockenform zur Anschauung bringt, aber wieder so, dass sie geradlinig, gebrochen oder begrenzt sich darstellen. Sie hat auch in der Sitte des Schmuckes der Menschen und der Thiere das Runde möglichst ge-
1) Blas. Caryophilus de vetemm olypeia, Lugd. Bat. 1754, 4; Massiea sur les boucliers votifs Mem. de l'Acad. des inscript. I. p. 177 ff.; Gurliti, Versaoh über die Büstenkunde. Archäol. Schriften S. 187 ff. ; Stephani, Compie renda da l'ann. 1865. p. 157 ff.; Müller, Handb. der Archäologie § 845. 8.
12 Drei Metall medaillons rheinisoben Fandorts.
mieden und parallele Stäbe in allen Richtungen, Zacken, starre Ge- hänge, steife Endspitzen angewandt — Man sehe ihre BlOthen, Knos- pen, Blätterreihen an, man sehe wie der menschliche Körper überall auf das mechanische starre Knochengerüste hin gebildet wird Oi wie ein Gesicht durch das Kopftuch oder den steifen Königshut architek- tonisch umschlossen wird. Ihre Schilde sind länglich, nur oben flach ab- gerundete Rechtecke, einzelne sogar Dreiecke *) ; die Namenschilde ihrer Könige entsprechen dem völlig. Und auch die Sonnenscheibe, welche als bedeutsames Symbol über den Eingängen schwebt, auf dem Haupte des Sonnengottes und der ihm geheiligten Gestalten ruht, ist wieder umfasst, möglichst starr durch die strenge Parallele der Flügel ein- gerahmt, diese Sonnenscheibe ist selbst wieder eine Kunstform ge- worden für zeichnende Darstellung; dagegen der Scarabaeus jenen Schildern entspricht. Dass die Aegypter vereinzelt bogenartige Con- struction und innere Scheingewölbe haben, ist allbekannt, aber ebenso, dass nirgends hier ein festes künstlerisches Princip zu Tage tritt, wie hier die Rundform als solche geregelt ist, ebenso dass erst die Zeit der Psammetiche liierin ein gewisses System zeigt'). Ganz anders die Formenwelt der assyrisch-babylonischen Cultur! Hier haben wir die Heimath des Gewölbes, der Kuppel, des abgerundeten Kegels, der Glocke, der bogenförmigen Nische, hier die der omamentalen Spirale *), den Kreis, die reiche gegliederte Rundblüthe oder Rosette, den Apfel als oberen Abschluss, die strotzende Knospe, den sichelförmigen Schild, und endlich die Rundforni als Rahmen bildlicher Darstellung zu suchen im Grossen wie im Kleinsten, dem geschnittenen Edelstein*). Wer möchte denselben künstlerischen Trieb darin verkennen, welcher auch in der Plastik, in der menschlichen und der thierischen, das Volle, Strotzende, Runde darzustellen liebt und weiss! Wer aber auch den innern Zusammen-
1) Brunn, über die Grundveracliiedenhcit im Bilduugsprincip der griech. und ägyptischen Kunst im Rhein. Mus. f. Philol. N. F. X. 2. S. 153 ff.
2) Wilkinson, Manuers and customs of the anoicnt Egyptians I. p. 293; 298 ff. 302. 334. N. Ser. III. p. 113; Weiss, Geschichte des Kostüms. I. Abthlg. Berlin 1853. S. 167 f.
3) Wilkinson, Manners and customs etc. N. F. III, S. 283.
4) Zur ethnographischen Bedeutung der Spirale vgl. Transactious of the R. Soc. of litorature. See. Ser. 1847 tav. I p. 1 ff.; Renan, Mission en Phenicie p. 161; Compte rendu du Congrcs d*archeolog. prehistorique de Paris. 1867. p. 247 f.
5) Beispiele in Thompson Photogr. of Brit. Mus., Assyrian art n. 353. 354. 364- 421. 524. 570. 569.
Drei Metallmedaillons rheinischen Fundorts. 13
hang mit dem Dienste der Sterne der himmlischen Körper leugnen! Die Assyrer haben vci*schieden von den Persem wie anderseits den Aegyptern durchaus den kreisrunden Schild, und zwar in reich concen- trischem Schmuck. Diese Schilde hängen als abschreckendes Zeichen, aber auch wie ein Schmuck über den Zinnen ihrer Stadtmauern oder den Schiffsborden herab 0- Besonders wichtig ist der reiche Rund- schmuck ihrer Rosse, ihrer Streitwagen, ihrer Köcher, ihrer Bande- liere. FühFt das BedUrfniss ein^r reichen Schirrung und Verknüpfung überhaupt dazu, diese Knotenpunkte zu markiren und zu sichern, so kommt der künstlerische Trieb dazu, sie heraustreten zu lassen, end- lich auch symbolisch zu verzieren ; ja den Stand und die Geltung des Besitzers, seine Ehren, sein geweihtes Verhältniss zu einer Gottheit daran zu zeigen. Man sehe sich nur diese Prachtstücke von Roset- ten an, von Metallblech gebildet, mit edlen Steinen oder Email ver- ziert, mit zierlicher Zeichnung an der Stiroe, an den Wangen, an dem Vorderbug, an den Hinterschenkeln der Pferde^}. Auf Reliefs von Khorsabad tragen Krieger bereits metallene runde Scheiben auf der Brust als Schluss kreuzweis gebundener Bän- der 3). Ja die Standarte auf den Wagen getragen oder befestigt begegnet uns hier zum ersten Male mit dem Rund als Schluss und Abzeichen, mit Bändern verziert; das Rund ist theils rad- förmig durchbrochen, theils in Relief mit dem Stern geschmückt, selbst auch mit dem Adler, dem altassyrischen Herrschaftszeichen, ja endlich der auf Löwen stehenden Gottesgestalt ^). Endlich spielt unter den Gefässen die flache Rundschale mit reichem concentrischen
1) Layard, Niniveh and its remains. 1849. 11. p. 372. 386; Discoveries in ihe mins of Niniveh and Babylon 1853. p. 193 (erhaltenes Bronzesohild mit Griff aus Ninive), p. 215 (Binnenfassung in Rund); p. 350 (Königsbild auf halb- nmder Stele).
2) Bekanntes Beispiel aus Khorsabad Layard Ninive II, p. 353 (Weissen- born Ninive u. s. Gebiet 1852. Taf. IL (3). Mit den überaus zahlreichen Monu- menten stimmt die Beschreibung eines persischen Heerschmuckes, worin der König von Susa vor aUen sich hervor that, bei Xenoph. Cyropaed. VI, 4. 1:
Tiovs TtDigafAriQtdioiSf rois c^' vno roic agfiaai naganXevQidioiS iate tiaT^mi fd^v /idx^, i^v^H (f^ ifotvixloi naaa 17 aiqajia. Vgl. Anabas. 1, 8. 6 ; Arrian Tact. p. 15.
3) Botta Monum. de Ninive PI. 6a 69. (Khorsabad). Thompson, Photogr. of British Mus. Assyrian art. UI n. 456 (Kojui^ik).
4) Thompson, Photogr. n. 384. 889. 394 (Nimrud).
V
14 Drei MetalfanedailloOB rheiniselien Fundorts.
Schmucke, auch Thier- und Menschengestalten als Kreis, mit dem yer- zierten Rundbuckel der Mitte, aber vereinzelt auch mit einer wild- verwirrten Fülle von Thiergestalteh, eine hervorragende Rolle, wie die grosse Reihe der aus Assyrien selbst oder aus Cypem stammenden Originale in Silber und Bronze uns zeigen ^). Auch hier ist der Ge- brauch selbst vor der künstlerisch freien Verwendung weit in den Hintergrund getreten.
Die von Assyrien ganz beeinflussten phönizischen und semi- tischen Stämme Kleinasiens haben die Rnndform und daneben aber noch weichere, geschwungene Formen der krummen Fläche noch mehr bevorzugt. Ich erinnere an die Phallusform ihrer grossen Grabdenk- mäler, an die Form ihrer Grabsteine, welche geradezu oft scheiben- ft^rmig wird, an die ausdrücklich von den Griechen dem Herakles und der Aphrodite oder dem solaren Apollo zugesprochenen, andrerseits auf Malta, in Karthago, auf Paphos nachgewiesenen Rundformen resp. Halbrundformen der Heiligthümer *), an die Rundform ihrer grossen Hafenanlagen, endlich an die Fülle weiblicher, nackter, wie aus Rund- theilen gebildeten Idole"). Dort sind unter den mannigfachen Er- zeugnissen der Kunstindustrie vor allen die runden Metalls Ipiegel zu Hause, welche uns auf diesem Wege noch besonders interessiren werden.
Auf dem Boden Kleinasiens hat der Dienst der grossen Berg- muttcr, derKybele, neben dem Löwen ihr hervorstechendstes, ältestes
1) Layard Second Series of the monumeuts of Niniveh 1858. pl. 55—67; Schale aus Idalion Revue archeol. 1773. pl. I, p. 6 — 30.
2) Naog aifaiooeiilrji T(ß a^^rjfjcai des Apollo im Lande der Hyperboreer lUod. II, 147. Hochgehaltenes Heiligtbum des Apollo auf der Insel Ikaros im ItorHischen Meerbusen Strabo XVI, p. 766.
H) Barth, Zur Kunst der Phönicier, Archäol. Zeitung 1848, p. 21. 22, Uurhard, Kunst der Phönicier, Abhdlg. d. Berl. Acad. d. Wissensoh. 1846, M f)7U fr. (Gesammelte Abhdlgn. II. S. 10 ff. bes. Anm. 48 Tafel XLIII. XLIY. \liVII); Stark, Gaza und die philistäischc Küste S. 600. (Hercules) quod coleris iiii\)t*i*t* tholo Stat. Sylv. III, 1. 3. Aphroditetempel (^olofuSrjg vaos in Kuidos und iiitf ilitiii Sohiffo dos Ptolemaeos Philadelphos (Kaliixen. Rhod. in Müller |i'i>^^iiitiiiU iliator. graec. III, p. 57). Rundformen des Saturntempels in Kar- l)iiiH«'i l^vii ("arthage 1861 p. 286 ff. Beule Joum. des Sav. 1860. Juni II ritut (Jittat Kouilles et decouvertcs II); gelegentlich der Rundform dos IUI\>u« KikUioti: il y avait Iti sans doute une nouvelle application du goüt des rml)i««i|iHi>t" |i(iur los construotions semicirculaires, goüt que j'ai constate dejä «Uti« liMtiM tohiplori, dans leurs fortifications, daus leurs citernes.
Drei Metallmedaillons rheiniscben Fundorts. 16
Symbol in der Rundscheibe, im tvfiTtavov, welches ebenso sehr in der ältesten plastischen Darstellung ^) wie in den rauschenden Tönen des angeschlagenen Tamburin sich kundgiebt. Wir werden in ihm doch das Bild des gespannten Himmelsrundes richtiger als das der Erd- scheibe zu sehen haben. Das Aufhängen der umrandeten im Felde mit Thiersymbolen bemalten oder im Relief geschmückten Scheibe wird zur allmälig festlichen Sitte, zum ästhetischen Schmuck aus einem rein religiösen Akt. Priester und Priesterinnen der Kybele, des Attis tragen besonders reiche Gehänge '). Wir können hier nicht auf die Terwickelte Frage der verschiedenen Elemente des Dionysosdienstes eingehen; jedenfalls hat er in Lydien und Phrygien unter Zusammen- wirken der phrygischen, schwärmerischen, pantheistischen Verehrung einer mannweiblichen Potenz, zweitens des semitischen Sonnen- dienstes, und endlich rein griechisch-sinniger Naturbetrachtung des Weinstockes, überhaupt der Baumvegetation seine Geburtsstätte. Neben dem Tympanon, dann den Metallbecken {nv/aßala, ^govala) der Bacchan- tinnen und Satyren ist auf Sitte und Bezeichnung aufmerksam zu machen, dass Frauen im Dienste des Dionysos auf die nackte Brust eherne Schalen binden, dass die milchgebenden Brüste selbst wohl als Schalen betrachtet werden^). Architektonisch ist dfe Rundform eine acht bakchische; ich erinnere an den berühmten Rundtempel des Liber
1) Aelteste Kybelebilder Lo Bas Yoyage aroheolog. en Grece eto. Paris 1859. Aniiquites pl. 44; Newton Halicarnassus Cnidus and Branchidae t. 46 n. 61, Stark, Niobe und Niobiden S. 107.
2) Hom. hymn. XIII, 3; Müller-Wieseler. D. d. a. K. II, Taf. 63; Stephan!
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Compte rendu p. Tann. 1859, p. 58. 1862, p. 155. 168. Ich kann nicht umbin, die Frage anfzu werfen, ob nicht bei der Artemis ymdoxos zu Theben a xi/- xidnr! ttyoQäi &q6vov (vxl^ct dtiaasi Soph. Oed. Tyr. 160, wozu derScholiast be- merkt: 9 Ti; iv ayoQ^ vttov ^x^i xvxloTfQ^, was wenigstens in späterer Zeit be- gründet war (Sery. ad Verg. Aen. II, 408), die Form durch Bezug zum Mond und Erdsoheibe wie zur oberitalisohen Artemis erklärt wird. Interessant sind die mnden Stadtmauern von Metropolis in Nordgriechenland, einer Stadt, die auf den Dienst der Göttermutter im Namen bestimmt hinweist, vgl. üssing Griecb. Reisen und Studien S. 54.
S) NonnnsDionys. IX, 125 : xa\ (piuXas yvfivötaiv inl axiQVwat xa&axfßoi xalxetag Ivoffi^ (Dionysos), XL VI, 278: (Agaue im Schmerz) Iggttjßev xal BQOfi(ov <pialas StuaMiag atfioros olx^ atri^ia tpoivC^öa^ XLYII, 9 : ifiaXag cf^ aidriQotpoQtav Sui fitttpiv attj^iat fiuatiTtoXwaiv avtCtoywvro yuvaTxig. Vgl. dazu Schoene de penonamm in fiurip. Bacch. habita scen. p. 115 fif.. 0. Jahn, Liauersforter Pha- lanx. S. 8, K. 6.
16 Drei Metallmedailloni rheinisoben FnndorU,
pater zu Teos ^), über den Hermogenes geschrieben, an die kleinen Tempel der Tripodenstrasse, an die durchgängige Rundfonn diony- sischer Altäre, an die Rundfonn der bakchischen Orchestra und der an sie sich anschliessenden Theatra.
Wir sind mit diesen Zeugnissen des bakchischen Dienstes bereits auf hellenischem Boden, und zwar in einer jüngeren Periode des griechischen Lebens angelangt Kehren wir noch einmal in die älteste Zeit zurück I Neben Lydien undPhrygien bilden Gypern und Rhodos die wichtigsten Zwischenstationen zwischen dem Orient und Griechenland und hier sind gerade die prachtvollen runden und gegliederten flachen Schalen in farbi<^em Thon und Metall mit concentrischen Ornamentstrei- fen die bedeutsamsten ältesten Zeugnisse des Kunstbetriebes und des Eintretens griechischer Gedankenwelt in die asiatische Ornamentik').
Es hat eine Zeit in Griechenland gegeben, in welcher, zunächst auf den Inseln, dann an den Küsten und besonders den von asia- tischer Cultur notorisch bceinflussten Gegenden, wie Argolis, die ur- griechischc, mit dem Norden verwandte, auf dem Holz- und Kupfer- material und der einfachen Weberei besonders ruhende Formenwelt durch diese assyrisch-phönikische Stilisirung vielfach umgewandelt ward. Es ist dies die achäische Heldenzeit. Wir werden die kreisrunden, künstlich im Innern construirten Grabliügel von Altsipylos, von Troas, wir werden die Rundbauten der Thesauren nicht ohne sie denken, wir werden in manchen hochalterthüralichen Stammsymbolen, an dem Erdnabel zu Delphi, dem konischen Stein zu Paphos, an den konischen Säulen des Apollo Agyicus den pliünikischen Einfluss nicht verkennen. Wohl reicht aber tief in die Urzeit Europas, weit vor jener üebermacht des semitischen Orients, die griechische und italische Rundform des Heerd- und Küchenraumes, des ^oAos% der fortan Hestia geweiht blieb, und zum Prytaneion, zum Mittelpunkt der Stadt ward, aber in acht griechischer Zeit durchaus klein im Vorliältuiss und einfach blieb, wäh- rend die dabei und dazu gestifteten Räume, die rechteckigen Speisesäle, die Versammlungsräume nach Grösse und Ausschmückung wuchsen.
1) Vitruv. VII, Praef.
2) Couzo, Euphorbosvase in Verhandig. d. Philo] . und Schulmänner in Han- nover 1865, p. 37 — 43, Taf. I; aus Kameiros s. Salzmaun Necropolis de Ca- miroB, auf Tafel 29. 33. 34. 50—55 (Nummern der üebersichtstafel fehlen auf den Tafeln selbst; Thompson Photogr. Grec. antiquit. n. 747: aus dem Alyattcshügel bei Sardea s. Olfers die Königsgräber, Abhdlg. der Berl. Akad. 1858, Taf. 5, 1 - - 1 1 ; aus Korinth u. a. 0. : Bonndurf griech. und sicil. Vaaenbilder I, Taf. G.
Drei MetalimedaUloiiB rheinisohen Fandorts. 17
Derselben Zeit, demselben Einfluss gehört auch der grosse argo- lische erzbekleidete Rundschild (dcTtig mit den Epitheten Ttavroa' Uat]^ «t^fxXog) an mit seinem reichen, in concentrischen Kreisen oder in Sternform gebildeten eingelegten Schmuck, seinen Metallbuckeln, wel- cher den altnationalen, länglich rechteckigen, thürartigen, zum ruhigen Aufstellen auf die Erde geschickten Schild (d^vQBoq^ y^QQovy scutum) zurückdrängte^). Als karische, von den Griechen angenommene Er- findung wird der Gebrauch der Schildwappen bezeichnet^). Es ist interessant, dass das Fussvolk des achäischen Bundes später wieder auf Philopoemen's Anordnung die Hoplitenrüstung annahm und dabei den viereckigen, lederüberzogenen Langschild mit dem argolischen Rundschild vertauschte"). Der Rundschild des Achill und des Herakles sind für den epischen Dichter die höchsten Kunstwerke überhaupt, die Schildbeschreibung bildet einen wesentlichen Bestand- theil auch der jüngeren epischen Dichtung; sie giebt uns ein Welt- bild als solches mit Centrum und concentrischen Streifen, welches von Sonne, Mond und Sternen über die Erde und ihre Bewohner bis an den Rand des Okeanos sich erstreckt^). In einer Fülle von religiösen Handlungen, von Wettkämpfen, von Processionen, von Ausdrücken ist in HellaS; speciell in Argos im Dienste der Hera wie anderswo im Dienste der Athene oder dies Mars in Rom diese kosmische Bezie- hung des Schildes ausgesprochen*). Die Vasenbilder geben uns eine
1) Der argolische Schild der Tradition nach zuerst angewandt im Streite des Proitos und Akrisios um die Herrschaft; zum Andenken waren an dem pyramidalen Gesammtgrabmal argolische Schilde im Relief angebracht Paus. II, 26. 7.
2) Herod. I, 171: xaC atpi rgt^a f^evgrjuitTa iy^vero roTai ol'ElXriveg ixQ^ aavto xa\ inX rag aanCSag tu atififiia notUa^cu, Strabo XIY, p. 661. Vgl. dazu £. Curtius, Wappengebrauch und Wappenstil im griech. Alterthum, Berlin 1874. S. 91.
3) Paus. YIII, 50 : «tt Sk ^(fij rcjvlixtxKov atpogtavitov ie avrov xal rä nana ixtivov {Si* tx€ivov) noiov^uivfov, joTg nrayin^voig aviaiv iv ry JieCv I^^T^ßaU ruiv onktfV Ttfl^ axivr[V* (poQovvrag yaQ fiixQcc dogaita xal inifirjx^arfQa onla ^era rovg KiXrixovg d^vgeohg rj lä y^^^a tu ÜiQOüiv, tniioi &(OQaxag t€ ivSviad-cu xal int- Tid-efT&tu xvrifttSag, ngog ^k aanCaiv jiQyoXixaZg xQV^^*^ *«^ ^^*^S ^ogaai fieyalotg,
4) Yerzeichniss der Literatur über die Schildbeschreibung besonders voll- •Undig bei Rathgeber, Gottheiten der Aioler S. 203 fif., 207 f., 495; jetzt vgl. bes. H. Brunn Kunst bei Homer, 1868, und desselben Zweite Yertheidigung der philostrat. Gemälde S. 93 ff.
5) Umgekehrt überträgt Ennius auf den Sternenhimmel die Ausdrücke der Prachtsohilde: in altisono cmU clipeo Iphig. I (EInn. poes. reliqu. ed. Yahlen
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t.
Drei Metaümedaillonfi rheinischen Fnndorti. 89
sie knüpfte absichtlich an jene uralten Processionen mit den Ancilia des Mars oder an die griechischen Aufzüge mit Schilden an den Heräen zu Argos, thatsächlich an jene Alexanderschilde hellenistischer Stif- tung an. So ward dem Octavian gleichzeitig mit seiner feierlichen Benennung als Angustus zugleich mit der Pflanzung heiliger Lorber- bänme an die Thüren seines Hauses, mit dem Aufhängen der Corona civica über der Thüre ein goldener Schild in der Curia Julia geweiht und inschriftlich dies als virtutis clementiae justitiae pietatis caussa ge- schehen bezeugt : so sind ihm noch zweimal Schilde mit seinem Brustbilde geweiht worden. So ward Caligula bei Lebzeiten geehrt '), so Trajan durch Hadrian, so Hadrian durch Antoninus Pius'), so dem Claudius Gothicus nach seinem Tode in die Curia das goldene Brustbild vom Senat geweiht ^. Es ist speciell die Yirtus des Kaisers, welche auf diese Weise S^^hrt wird, wie wir dies noch aus dem Munde eines Panegyrikers auf <3onstantin d. Gr. ausdrücklich ausgesprochen finden ^), wie dies die In- scshriften ausdrücklich erweisen ^). Die späteren römischen Münzmedail- 1 ons weisen mehrfach die Stiftung solcher Ehrenschilde bei den Jah- BT^tagen der kaiserlichen Regierung nach 10, 20 Jahren auf, und es siben sich bekanntlich zwei durch ihre Inschriften unzweifelhaft be-
ptis, Ton den Parthem. Der dritte im J. 15 v. Chr. ob rempablicam cum Inte imperatoris Gaesaris Angasti conservatam.
1) Suet. ▼. Calig. 16: decretus est ei clypeus aureus, quem qnotannis rto die coUegia saoerdotum in Capitolium ferrent, senatu prosequente nobilibus- e pueria ac puellis carmine modulato laudes yirtntum ejus canentibus. Vgl. rntzen ad Panegyr. Inc. Constant. c. 25.
2) Hadrian Ep. de Trajani 'honoribus bei Charis., p. 222: a vobis P. G. to et impetratum validiasime cupio, ut proxime imagrinem Angusti argenteum
X>otia8 clupeum sicut Augusto ponatis; CapitoL Anton. P. 5: dipeum Hadriano 'Kicimgmiieentissimum posuit et sacerdotea instituit.
8) Trebell. Poll. Claud. 3 : Uli clypeus aureus vel nt grammatici loquuntur, ^^^^penm anreum senatus totius judicio in Romana curia conlocatum est, ut etiam ^^onc videtur expreasa thoraoe vultus eins imago.
4) Panegyr. Inoert. Constantin. c. 25: merito igitur tibi Constantine et ^lAper aeutas signum dei et paulo ante Italia scutum et coronam conota aurea
ioanint» ut conacientiae debitum aliqua ex parte relcTarent. debetur enim naqae debebitur et divinitati simulacrum et virtuti scutum et Corona pietatL
5) GroUi-Henflen Insor. ampliss. coU. III, n. 856: swei Victorien halten den Bchild mit der Inschrift: S. P. Q. R. Augusto dedit clupeum virtutis clementiae jualätiae pietatis caussa. Borghesi Arohaolog. Zeit. 1844 p. 242, Opp. numism. U, p. 112; Mommsen Res gestae d. Aug. p. 103.
42 Dni MfftitliwiinioM
des frfihern Mittelalters, dann den giQ»cien ofalea meist Mgenertcn, Dar vereinzelt mit Bockel nnd Stern, selbst Jldkr gesehmOckten Schfld des römischen Reiters % nnd endUdi den grossen Tiereckigen, etwas gewölbten Schild oder aoch den schmalen sechseckigen Sdald des römischen Fußsoldaten ^. Dieser hat fast dnrchgdend den stark her- vorstehenden Umbo mit Haften befestigt, nmgeben vmi Blitzbudceln nach vier Richtungen, vereinzelt auch mit Lorberfcranz nm den Buckel; diese Backel selbst sind aber nicht wieder plastisch verziert *X ^^^^^ einzelt Ober oder unter denselben ein Adler, eine Schlange oder auch die Wölfin^). Nur ein einziges Mal sieht man einen völlig runden Schild in der Linken eines Standartentragers, der von einem reichen Lorberkranz geschmückt ist^); man wird hier an eine Ehrengabe za denken haben. Auf dem grossen Relief eines festlichen Opfeis zum Tempel des Jupiter Capitolinus erscheinen die römischen Soldaten (ob Praetorianer?) in reichem Schmuck ; ihre Schilde nähern sich dem Oval stark, sind aber oben breiter wie unten, sind durchaus mit UmlKmen und geflügelten Blitzen herum verziert
Man wird sich daher sehr htlten mössen Metallrunde mit plasti- scher Darstellung ohne weiteres für Cmbonen römischer Schilder aus- zugeben; es handelt sich bei den sicheren wenigen Beispielen solcher nur um Ehrenauszeicbnungen, die dem Militär verliehen werden, wie wir ausdrücklich unter den an den nachherigen Kaiser Qaudius Gothi- cus als Militärtribunen verliehenen Auszeichnungen auch zwei Scuta chrysografata finden, also doch mehr mit Gold eingelegte^ mehr gemalte als in Relief getriebene Schilde. Lindenscbmit hat mehrere einfache Metallbuckel von Schilden rheinischen Fundortes veröffentlicht, die geradezu kegelförmig oder hutformig sich erheben, und zwei von Erz mit Versilberung im Museum zu Wiesbaden, einen mit dem Adler im Kranz, den anderen mit weiblichem Brustbilde % An den Gränzen des römischen Reiches sind neuerdings interessante Beispiele plastischer
Spiralen Linien verziert gefunden s. Compte rendu du Congres arcbeol. de Paris 1867. f. 49. p. 246.
1) Fröhner a. a. 0. pl. 126. 136. 147. 173.
2) Eckige Schilde, pl. 39. Ebendas. 43. 45. 65. 78. 90. 94. 98. 121. 126. 128. 131. 137. 148.
3) PI. 7—23.
4) PI. 85. 6) PI. 145.
6) Alterthümer unsorer heidnischen Vorzeit V. Taf. 5, 1. 2. b. 110.
Drei Metallmedaillons rheinischen Fandorts. 49
Soldaten, den torques und annillae, welche auch auf der Brust respec- tive dem Oberarm und Brustbein getragen wurden, gar nicht reden wollen, welche übrigens auch aus ihrer Mitte Büsten hervortreten lassen i), ist es bisher wenig beachtet, dass auch die breiten als Aus- zeichnung gegebenen baltei, die Schwertgürtel des Soldaten, welchen wieder die Bauchgürtel des Pferdes analog sind und auch im Namen sich entsprechen, durch runde buUae geziert werden ^). Das Museum zu Neapel besitzt drei wahre Prachtrunde von Metall, welche noch mit dem balteus zusammenhängen und uns einen edelen bakchi- sehen Kopf wie den schlangenringenden Hercules zeigen^). Endlich sind es die fibulae, die Spangen, welche zunächst dem Reitermantel der trabea, der griechischen Ghlamys praktisch dienen;^), die aber, seitdem die römischen Ritter aus einer Waffengattung ein Stand wurden und mi- litärisch die höheren Offizierstellen, besonders das Tribunat der Legion besetzten, besonders diesen gehören. Als eine Auszeichnung wurden sie gegeben ^), und machten durch den kostbaren Stoff, dann durch die künstlerische Ausstattung sich bemerklich. Der Einfluss der fremden Sitte, vor allem der hellenistischen, wird nicht zu leugnen sein : nach die- ser war die goldene Spange {TtoQnr xQvaij) eine Auszeichnung der soge- nannten Verwandten {avyyBveiq) des königlichen Hauses •). So wird im zweiten punischen Krieg einem numidischen königlichen Knaben von Sdpio Africanus d. Ae. der goldene Ring, die breitsäumige tunica, der spanische Mantel (sagum) und die goldene Fibel sowie ein geschmück- tes Pferd gegeben ^). Brutus klagt in Briefen aus der Zeit der Schlacht bei Philippi über den militärischen Luxus in der Verwendung des
1) Jahn a. a. 0. Taf. III, 4.
2) Aach diese baltei bullati werden als etruskisch, von den Etruskem herüber genommene Sitie bezeichnet Yarro bei Gharis. I, p. 59 ; L. 1. V, 24.
8) Mos. Borbon. Y. t. 29.
4) Martial Epigr. Y. 41.
5) Liv. XXYII, 19: tum paero anulum aureum, tunicam cum lato davo cum Hiipano sagulo et aurea fibula equumque omatum donat; XXXIX, 31: Quinctius aUer praetor suos equites catellis ac fibulis donavit ; Plin. N. H. XXXIII, 8. 12. § 89. — fibulas tribnnicias ex auro gerL Diese fibulae hat man daher zu den tribu- nieia omamenta zu rechnen, von denen Livius YIII, 24 spricht. Mommsen (Born. Staatareoht I*, 8. 418 Note 8) berücksichtigt diese klarredenden Stel- len nicht.
6) 1 Mkkkab. 10, 89; 11, 58; Jos. Ant. XUI, 28.
7) Liv. XXYU, 19.
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, Drei Metallmedaillons rheinischen Fundorts. 51
Miniaturen durchgehen wollten '), wenn wir weiter die natürlich meist der ursprQnglichen Bedeutung unbewusste massenhafte Verwen- dung des Bundes in der architektonischen Dekoration der mosaicirten Fussböden, der Wände, der Decken, der Nischen, der Säulenhallen, der Friese, der Giebel, der Lichtöflfhungen verfolgten, und endlich die Bund- form in ihrer grossen architektonischen Ausgestaltung von Tempeln,
1) Wir greifen einzelne Beispiele aus dem gewaltigen Yorrathe herans. Fraaenschmuck, Gehänge mit Runden aus Tarsos, Fröhner Masees de France. pL 38. p. 76; aus Volterra Arneth Monumente des Kk. Münz- und Antiken- kabinets in Wien 1850. Gold Taf. XL n. 125; aus Südrussland Antiquites de la Scythie pl. XXX, 10. 12. 13; XL, 4. ß. 7. 20. Goldmedaillons zum Anhängen mit Kaiserbildnissen Arneth a. a. 0. G. XV, 1—6. 13. XVI. XVII, 18. Kleine Goldrunde mit Stier, Adler, Seeross, Rosetten Antiquites de la Scythie pl. VII, 1. 3. 4. 6. 12; zum Anheften auf Kleider 1. c. pl. VIII, 1—7. 9. 11. 12: IX. XIII, 13 — 9. TrefiHiches Goldmedaillon mit drei Oesen und der Venus Genitrix und £ros Fröhner Musees de France pl. XXXV, 5. Kästchen von Silber mit Me- daillons (Pyxides, Scrinia) Visconti lettere su di una argenteria Op. Var. I. t. XVII, 1. XVIII, 9. Silbe rgefässe, Platten, Schüssel, runde (paterae, pa- tinae, patellae, disci, lances, missoria) aus den Donaugegenden Arneth a. a. 0. G. IV, n. 18; V, 19; VI, 28; VII, 32; XIV, 12. 22; aus Südrussland Stephani Compte rendu 1867. p. 153 ff. Taf. III. Antiquites de la Scythie pl. XXIX. Livr. II. p. 106; aus Norddeutschland (Hildesheim) s. H. Holzer Hildesheimer antiker Silberfund, 1870. S. 26 ff. 96 ff. Taf. I. III ; grösser Fund von Trier aus altchristlicher Zeit, gemacht 1623, darunter acht Rundschüsseln mif Bild- niss eines Kaisers, mit Perseus und Andromeda, mit Gladiatorenkämpfen, Stier- kämpfen, Porträtmedaillons s. Wiltheim. Luciliburg. Roman, p. 120 ff., citirt von Wilmoviky Archäol. Funde aus Trier. Festschrift 1873. S. 8. Aus dem Silberfund eines Mercurtempels von Bemay gehören an dreissig Schalen und Platten mit Beliefschmuck hierher, Chabouillet Gatalogue general des camees et pierres gra- vees de la Biblioth. imperiale Paris 1858 n. 2820—2850; Fund am EsquiUn in Rom 8. Visconti 1. c. XXVHI. n. 22 — 24. Gravirtes Silberrund mit bacqhischer DarsteHung in Rom, Gollegio Romano Archäol. Zeitung 1867. Taf. CCXXV, 1 ; Arnold Festschrift d. philol. Gesellschaft zu Würzburg S. 142 ff. Bronze - runde, wahrscheinlich Spiegelkapseln im brit. Museum, Archäol. Zeit. 1873. 8. 60; aas Spanien mit Neptun und Nereide, Archäol. Zeit. 1870. Taf. XXXIV, 3; ans . Korinth mit Pan, Selene, Phosphoros Archäol. Zeit. 1873. Taf. VII, 1. Praehtezemplare der grossen fein gegliederten Münzmedaillons seit Trajan s. Cohen Descript. des Monnaies imperial. Rom II. pl. 2; pl. 15. n. 450; III. pl. 3. n.447; pl 7. n. 472 ; pl. 8. 12. 17 ; IV. pl. 7, 198 ; V. pl. 4. 13. Wichtig ist die Anwendung der aarei Ton Hädrian als emblemata für die Goldschale von Rennes s. Chabouillet p. 867 iL Reihe von Marmormedaillons in Neapel Mus. Borbon IX. t. 15. 16; XIII. t'll. 28. Elfenbein rund mit Venus, Adonis, den Chariten, Schweizer.
Drei Metallmedaillons rheiniBchen Fandoris. 55
Gewölbe des Tepidarium der kleineren Thermen zu Pompeji 0 lässt Ganymed vom Adler gefasst aufwärts schweben; sehr ähnlich auf der Bronzemünze von Dardanos ohne irgend andere Beigaben ^).
Unser Bronzemedaillon nimmt unter diesen Darstellungen, wenn auch eines der spätesten Denkmäler, doch durch die Gesammtverthei- lang und einzelne bedeutungsvolle Beigaben ein besonderes Interesse in Anspruch. Es gehört dem Hauptmotiv nach zu den älteren und ein- facheren Darstellungen: in dem Knaben nur Zeichen der Verwun- derung, des Eindrucks plötzlichen Emporhebens, keines eines zärt- lichen Verhältnisses zum Adler, in diesem dagegen durch den über- geneigten Kopf und herabgewendeten Blick Ausdruck der Sorgfalt für die ihm anvertraute Beute. Auch das seltene Packen des Knaben unter den Achseln, nicht in den Weichen oder im Oberschenkel entspricht der nicht sinnlichen Motivirung dieses Verhältnisses. Erstauntes He- ben des Armes, Halten des Pedum, flatternde Ghlamys, der auf- schauende Hund, Syrinx sind uns wohlbekannte Motive. Man könnte ja wohl versucht sein, die beiden Köpfe rechts und links als stärkste Abkürzungen für die Begleiter zu nehmen, die wir auf der Spiegel- kapsel fanden; doch sie sind beide abgewendet nach Aussen und eine solche rein starr typische Behandlung war dafür unerhört, durchaus nicht aber für die dabei thätigen Naturgeister. So gut wie Erde und Meer, Ida und Skamander auf Sarkophagen mit der Ganymedessage sich finden ®), haben die Windgötter dabei eine Bolle gespielt. Ja, es ist dies die acht ursprüngliche Form der Entrafiung des Ganymed ; heissf es doch ausdrücklich im Homerischen Hymnus auf Aphrodite ^) : onnrj oi q)ilov viov avijQTtaae d'eanig äeila. Endlich die deutlichen Strahlen und Lichtstreifen des Reliefs gehören der wohl bekannten Verstimung des Ganymed im Bild des Wassermannes (YdQoxoog) wie des Adlers im Sternbild gleichen Namens '^), Der Stern ist dem dare-
1) Jahn Neuenideckte Wandgemälde Taf. V.
2) MüUer- Wieseler D. d. K. IT. T. IV, 51.
3) Im Louvre und in Pisa Glarac. 181, 63; Lasinio 28; Dütschke Antike Bildwerke in Oberitalien I. n. 30.
4) V. 207; I, 6 mit Note von Welcker p. 233; Odyss. XX, 63. 66; IL XX, 234.
5) Eratosth. Cataster. 26. 31; Philostrat. Imagg. Hygin Poet, astron. II, 29; Sohol. Germ. 266. Herakleitos (de incred. 6. 28, yergleicht ausdrücklich Boreas und Oreithyia und Ganymed mit dem Adler.
66 Drei MetalhnedailloiiB rheinisohen FondoiiB.
Q6q>oi'vog ßovxo)^ ausdrücklich auch beigegeben auf einem geschnitte- nen Stein in Berlin.
Fragen wir endlich nach der muthmasslichen Verwendung des Medaillons, so ist an eines der militärischen oben vorübergeführten Ehrenzeichen in Rundgebilden schwerlich zu denken, umsomehr als wir es mit einem Gegenstande von Bronze ohne Versilberung oder. Vergoldung zu thun haben. Der sehr stark hervorragende Adlerkopf, der fast wie eine Handhabe erscheint, wie das Metall selbst macht es immer wahrscheinlicher, dass wir hier analog den Spiegelkapseln den Deckel eines Rundbehälters, einer Kapsel eher als das innere Emblema einer Schale vor uns haben, was sonst das Natürlichste wäre. Es stimmt dies auch überein mit den Gegenständen, die dabei gefunden sind, welche wie Seiher u. dgl. als Gegenstände eines Opferdienstes, sich kundgeben.
In Bezug auf die beiden anderen Medaillons haben wir im Ver- lauf unserer Untersuchung uns hinreichend ausgesprochen: bei dem versilberten Bonner Bronzerund stehen wir nicht an zunächst an eine Phiale an einer Standarte zu denken, bei dem vergoldeten Silberrund der Maasgegend dagegen entschieden einen Schmuck eines Ehren- schildes für Kämpfer im Circus zu erkennen.
Heidelberg im Juli 1876.
Stark.
2. Epigraphisch-antiquarische StreiftOge.
1.
HeliastentSfelehen.
«
Im Bulletino des archäologischeD Instituts zu Rom vom J. 1873 S. 4 hat Herr Kaibel in einer kurzen Notiz ein dem Herrn Alessandro Gastellani in Rom gehöriges Richtertäfelchen verö£fentlicht. Die Be- merkungen, welche der Herausgeber beigefügt hat^ treffen keineswegs alle zu und zeigen, dass ihm das einschlägige Material nicht in ge- höriger Vollständigkeit vorgelegen hat, was jedoch in dem Umstände seine Entschuldigung findet, dass diese Täfelchen mit ihren Aufschrif- ten noch nirgendwo vollständig gesammelt sind. Um so mehr mag es gerechtfertigt erscheinen, wenn ich dieselben an diesem Orte zusam- menstelle, soweit sie zu meiner Kenntniss gelangt sind. Freilich bin auch ich nicht im Stande eine absolute Vollständigkeit zu verbürgen, da mir namentlich mehrere Publikationen französischer Gelehrten, welche sich in letzter Zeit vielfach mit ihnen beschäftigt haben, nicht zugänglich gewesen sind. Doch nur ein Schelm gibt mehr als er hat.
Die für die Mitglieder des von Solon eingesetzten bedeutendsten Gerichtshofes, der Heiiaea, bestimmten Täfelchen {mvmna ^) ^kiaaziKa), von denen wir heute einige dreissig') Stück kennen, sind längliche.
1) Irrthamlieh nennt, sie Damont, Bulletin de Peoole fran^. d'Athenes, No. II (1869) p. 27 av/ußoXa. Was diese waren, werden wir spater sehen. JBiiMtweilen verweise ich anf K. F. Hermann, Griech. Staatsalterthümer § 134, 17.
2) Es muss geradezu auffallen, dass uns bloss eine so verschwindend kleine Zahl von solchen Richtert&felchen erhalten ist, wenn man bedenkt, dass sor Zeit der entwickelten Demokratie jährlieh sechstausend Bürger von den nenn Arohonten doroh's Loos zum Beisita in diesem G^eschworenengericht aua-
60 Epigpraphisch-antiqaarische Stfeiftüge.
hftt von H und £, welches die fünfte und siebente Richterdekarie bedeute; ja er ist noch weiter gegangen und hat die Verse des Aristophanes i)
^£ig dyad^ov eax^ l7ici}vvf.d(tg noXkag exeiv ovrog yag i^evQrjxev arr«^ ßioriov ovx hog aTtavreg oi dmaCovreg &afid a/t€vdovaiv kv TtoXXolg yeyQaqyS'CtL ygdfifiaaiv,
damit in Verbindung gebracht, worin der Dichter die Sitte bel^lagt, dass Heliasten, um recht häufig den Richtersold zu erheben, sich in verschiedene Dekurien einschreiben Hessen. Während Schoemann*) darin ein gesetzwidriges Verfahren gesehen hat, hat Vidal-Lablache dasselbe als ein durchaus gesetzmässiges dadurch zu vertheidigen gesucht, dass er sich auf jenes Monogramm beruft, da, wenn eine doppelte Einschreibung in zwei verschiedene Richterkollegien zugleich gesetzlich nicht erlaubt gewesen wäre, sie auch unmöglich auf einem Richtertäfelchen hätte bemerkt werden dürfen. Allein es ist, wie 0. Benndorf 3) richtig gesehen hat, noch lange nicht erwiesen, dass Jenes Monogramm in Wirklichkeit eine Einschreibung des Meidonides in zwei Richterkollegien bedeutet. Es erhebt sich nämlich sofort die Fnige, wie überhaupt eine solche Täuschung, wie sie Aristophanes behauptet, möglich war, wenn nach dem Zeugniss des Scholiasten *) des Aristo- phanes die zehn Richtersektionen den zehn Phylen entsprachen d. h. die einzelnen Sektionen aus je einer Phyle gebildet wurden. Allein hier hat schon Schoemann bemerkt, dass die Möglichkeit einer solchen Ungesetzlichkeit nur dann hat stattfinden können, wenn die einzelnen Richterkollegien aus allen Phylen ohne Unterschied zusammengesetzt wurden. Und dies beweisen heute die Richtertäfelchen aufs Schlagend- ste, wie dies Benndorf^) schon 'an einzelnen Beispielen dargethan hat Denn die Täfelchen u. 3. 11 und 21 tragen die Zahl B; ihre Inhaber stammen aus Lamptrai, Trikoiythos und Thria, drei Demen, welche
1) Plutus V. 1164 sqq. ed. Meineke.
2) De sortitione iudicum ap. Athcnienses in den Opusc. acad. 1. 1, p. 212 sq.
3) Goettinger gel. Anzeigen. 1870 Bd. I S. 276.
4) Scholia ad Aristoph. Plut. v. 277 : *'^(>/fT«t exaarog fig x6 [Sitcaar^gtov] Tuvaxiov 6/wv i/iiyfyQa/bifi^vov lo ovo/ita ttvrov xal nargoB-iV x«i tov SrifAOV aal ygafAua fv ri f^^XQ^ ^^^ *> <^'" ''^ naXai ^ixn (fvkctg ilvm U.d-rivi^ai' SujfQrjvt o yccQ xartt (fvXa s.
5) A. a. 0. 8. 276 f.
Epigraphisch-antiquarisohe Sireifzüge. ' 65
Das auch in anderer Beziehung, wie schon vorhin ausgeführt worden ist, hemerkenswerthe Täfelchen des Kalkiag (n. 12) hat allein von allen vier Stempel aufzuweisen, indem auf ihm ausser dem Stempel der Eule und des Gorgonenhauptes noch der Stempel der Doppel-Eule und der Sphini erscheinen. Was diese sekundären Stempel zu be- deuten haben, vermag ich ebenso wenig wie Dumont genauer festzu- stellen. Man könnte leicht versucht werden, dabei an das Be- glaubigungssiegel eines besonderen Magistrates zu denken, etwa der KwlcmgeTcu *), also derjenigen Behörde, welcher es oblag, den Richter- sold auszuzahlen. Allein dieser Annahme steht die ausdrückliche lieber- lieferung der alten Schriftsteller') entgegen, dass jeder Heliast beim jedesmaligen Eintritt in das Gerichtslokal, also nur immer für eine Sitzung, eine Marke {avfißoXov '), ein Ausdruck, welchen man früher irrthümlich als eine Bezeichnung für die Richtertäfelchen selbst ansah) empfing, gegen deren Abgabe er beim Verlassen des Sitzungslokales seinen Richtersold von den Kwlcncghai ausgezahlt erhielt. So weit also jetzt unsere Kenntniss dieser Gattung von Denkmälern reicht, ist es nicht möglich den Grundsatz ausfindig zu machen, nach welchem die athenischen Behörden diese verschiedenen Stempel als amtliche Beglaubigungszeichen neben einander benutzt haben.
1. Gefunden wahrscheinlich in Athen oder in der Umgebung der Stadt; jetzt im Museum der archäologischen Gesellschaft zu Athen.
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^lax[v^og ?] u4lox\vXov ?]
Kopfe der nach rechts schauenden Athene sichtbar ist. Vgl. Dumont, Inscrip- tions ceramiques de Grece in den Archiyes des missions scientif. et litt, 2™« 86rie, t. VI p. 417.
1) Vgl. Scholia ad Aristoph. Yosp. v. 695. Aves v. 1641. Boeckh, Staats- hauihaltung der Athener Bd. I* S. 239.
2) Photius lex. s. v.: av/ußolov o iXtifißavoy ol dtxaaral iig ro StxatnriQiov iiatoVTts, tha tovto dovres ro ^txaartxbv ixo(i(l^ovio. Vgl. Demosthenes, de Corona §. 210. Lex. rhet. in Bekker's Anecd. gr. p. 800, 32.
3) Solche avfjLßola hat Benndorf, Beiträge zur Kenntniss des att. Theaters (Zeitschr. f. österr. Gymn. XXVI (1875) S. 601) in einer Reihe attischer Blei- t&felchen wieder erkannt, auf denen ebenso, wie auf den eigentlichen Richter- t&felchen, die Abtheilung des Gerichtshofes durch einen Zahlbuohstaben ange- geben ist Vgl. PostolacoMh' den AnnaU delP Inst. XXXVm (1866) p. 842. 844.
5
/ /
66 Epigraphiaüh-antiquarische Sireifsfige.
Dumont in der Revue arch^ologique, Nouv. S6rie, vol. XVII (1868) p. 145.
Die Länge und Breite dieses Bruchstückes sind nicht bekannt.
So hat Dumont die lückenhaft überlieferte Inschrift ergänzt: mit Rücksicht auf das i* nach X in Z. 2 möchte ich jedoch ^lax[vkog] ^Mx[Qiovog] vorziehen. Vgl. die im Piraeeus gefundene aus guter Zeit stammende Inschrift C^W* ^QX^^oX. n. 2740) Aiaxvkog • AiaxQ^^o[g\. ^iaxQUfv \ AiaxiXov.
2.
Nach Gerhard gefunden zu Aixone an der Westküste Attika's südlich von Athen ; nach der Angabe Rangab^'s dagegen in einem Grabe beim Piraeeus.
E : ANTI KPATHS : EYKT
O A I S ß NEYC O
Eiilo Oorgoneion
^l^covevg,
Gerhard im Archäol. Intelligenzblatt n. 84 zur Hallischen allgem. Litteratur-Zeitung v. J. 1837 S. 690 n. 7 b und S. 710. — Ross, De- men von Attika S. 59 f. n. 37. — Rangabö, Antiquit^s Hell6niques vol. II (1855) p. 825 n. 1301.
Die Grösse des Täfelchen beträgt 3 Zoll, die Breite 1 Zoll.
So hat Gerhard beispielsweise den abgekürzten Namen ergänzt. Für EvKTriidcov kann natürlich auch ein anderer Name des Vaters, wie EvTCToiog, EmTlfievog, EvyjtiaTogj Euxrog da gestanden haben: ein EvY.trji.iovidrig TeleaavdQov Ai^iovBvg findet sich auf einer athenischen Inschrift ^Eq)t]iti. aQxaioX, n. 2894 = Kumanudes, l^TTixijg e7Ciyqaq>ai iTtiTVfzßLOi p. 25 n. 130.
3.
Gefunden auf der Brust eines Todten in einem Grabe im Pi- raeeus, später im Besitz von Fauvel ; jetziger Aufbewahrungsort mir unbekannt.
B |
ANTIXAPMOS A A M P |
B, l4pTixciQf,iOQ yiafi7t{TQ€vg). Fauvel in Millin's Magasin encyclopaedique, An. 1807, t! III p. 137 und p. 140. — Akerblad; Sopra alcune laminette di bronzo tro-
Epigraphiich-antiquariBche Streifzflge.
67
Yate ne' contorni di Atene in Diss. della pontef. academia Rom. di archeologia vol. I, 1 p. 41. — Dodwell, Ä classical and topographical tour trough Greece. London 1819. t. I p. 437, daher Boeckh, C. 1. Gr. I n. 209 und Fritzsche, de sortitione iudicum ap. Athenienses p. 73 n. 2.
4.
Gefunden in Attika, jetzt im Museum der archäol. Gesellschaft zu Athen.
'A'
ANTIcfrAN A AAIEYC
Dumont in der Revue archdoL, Nouv. S6rie, t. XIX (1869) p. 225.
Länge 0,12M.; Breite 0,023 M. Die Linien links und rechts vom Zahlbuchstaben zeigen, dass man denselben einfassen wollte. Das Tä- felchen, welches in jeder Beziehung gut erhalten ist, hat weder Löcher noch Spuren eines Stempels, wesshalb es wohl gar nicht gebraucht worden ist.
5.
Gefunden wie es scheint zu Athen: im Besitz des Herrn Photiades- Bey, Gesandter der Pforte zu Athen.
rn APICTO0flN:APIC
' ' o
o
EüIe
TOZlHMOY:KO©n
/'. IdQUSToqKOv l/iQunodtjfiov Ko&(a{yUdr]g).
Dumont im Bulletin de T^cole frangaise d' Äthanes No. II p. 27 f.
Länge 0,17 M.; Breite 0,09 M.; Dicke 0,0015 M.; mittlere Höhe der Buchstaben 0,006 M.
Die Buchstaben zeigen den Schriftcharakter der guten Zeit. Das Täfelchen selbst hat ausser dem grösseren Loch unter dem ^ des Wor- tes l^Qiarodi^fiov eine grosse Menge kleiner Löchelchen, deren allein vier auf den Buchstaben ^ des Wortes l^gtaroq)wv kommen.
6.
Fundort unbekannt, wahrscheinlich Athen : jetzt in der Sammlung des Herrn Alessandro Castellani zu Rom.
68
Epigraphiscb-antiqoarifche Streifsüge.
0
Eule
API€TO<DnN API
CTOAHMOYK oenK
^ /*. ldqiaToq>iav ^^QiaTodf^fwv Ko&(07({idrig),
Kaibel im BuUetino deir Inst. 1873 p. 4. — Dumont, BoUetiD de la soci^t^ des Antiquaires de France. 1873 p. 177.
Die Grössenverhältnisse sind unbekannt.
Das Täfelchen bezieht sich auf dieselbe Persönlichkeit, wie das vorhergehende. Vielleicht ist dieselbe identisch mit dem auf einer In- schrift bei Ross, Demen von Attika S. 78 n. 106 = Eumanudes, l^TTtxrjg ImyQaqKxi iniTVfiß. p. 30 n. 164 genannten l^Qunotpüv Kod'wiudrjg,
7.
Gefunden zu Athen in einem Grabe beim Piraeeus durch Dod- well, später in der Sammlung von Burgon.
o
Eule
AEINIAC AAAIEYS
□
Doppelte Eule
O
Oorgoneion
I\ Jeiviag \AXaievg,
Dodwell 1. c. vol. I p. 437. — Daher 0. Mueller in den Götting. gel. Anzeigen vom J. 1821 S. 1175; Fritzsche 1. c. p. 73 n. 3 und C. I. Gr. 1, 208.
Ein Jeiviag aus demselben Gau wird erwähnt bei Boeckh, Ur- kunden zum Att. Seewesen. Taf. n. X, d, Z. 90.
Länge und Breite des Täfelchens sind unbekannt.
Anstatt r scheint Dodwell E gelesen zu haben. — Der seitwärts des Gorgoneion abgebildete Gegenstand ist nicht deutlich zuerkennen; es scheint eine doppelte Eule gewesen zu sein mit einem Kopfe.
8. Gefunden im J. 1868 zu Athen, jetzt im Museum der archäol. Gesellschaft daselbst.
E
AHMAPXOe EPOIAAHS
E. JfjfutQxos 'EQOUtdtjS'
Epigpraphisoh-antiquarisohe StreiÜEÜge. 69
Dumont, Revue arcMoL, Nouv. S6rie, vol. XVII (1868) p. 144 pl. V, 4.
Die Angabe der Grösse und Breite fehlt.
Was den Namen des Richters anlangt, so findet sich eine In- schrift g Jrj^ioQxov ^EQoiadrjg bei Eumanudes, l^zrtxijg htiYQ.
imrifiß. p. 62 n. 462. — Vom Stempel zeigt das Täfelchen keine Spur.
9.
Fundort nicht angegeben, wahrscheinlich Athen ; darauf im Be- sitz des seit einem Jahr verstorbenen Herrn George Finlay zu Athen.
/^ A H A^
A A A
Ä. /h]^[0Tivdr]g7i ^af4[mQ€vg].
W. Vischer, Epigr. und archäol. Beiträge aus Griechenland (Basel 1855) S. 53 n. 60. Taf. VI, 10.
Länge 0,4 M.; Breite 0,02 M.
Jfjuoyivdrjg ist von Vischer beispielsweise ergänzt mit Rücksicht auf einen Lamptrer Demokydes auf einer gleichzeitigen Inschrift einer Grabstele: Jf]fioxvdfjg nagafAvd'Ov AaiinxQavg, (C. I. Gr. I, 670 = Ross, Demen S. 82 n. 117 = Kumanudes, ^Atzcxfig intyq. im%vnß, p. 97 n. 748.) Ausserdem kennen wir einen Jfjfioxleidr^g Bevo%Uidov aus demselben Gau bei Ross, Archäol. Aufsätze 11, 652 = Kumanudes 1. c. S. 97 n. 747. — Von dem Stempel der Eule unter dem Zahl- buchstaben ist nichts zu sehen.
10. Gefunden in einem Grabe beim Piraeeus zwischen den Gebeinen eines Todten, später im Mus^e Dodwell zu Rom und mit dessen Samm- lungen verkauft.
E AlOAflPOC o.,Se.oo
o * PE a::::o o
Eule
J. JiodwQog 0Q€a[^^iog'].
Akerblad 1. c. p. 73 n. 1. — Dodwell 1. c. I, p. 433 (daher C.I. Gr. In. 207; 0. Müller, Götting. gel. Anzeigen v. J. 1821 S. 1175
70
Epigrapbisoh-aniiquarische Streifiage.
UDd Fritzsche, de »ort iudicum p. 72 n. 1). — Notice sor le mosfe Dodwell (Rom 1837) p. 26 n. 90, wo JlOJiinOI gelesen wird.
Ob der Stempel links vom Gorgoneion zwei Eulen mit einem Kopfe darstellte, ist nicht ganz sicher, da das Faksimile denselben als ziemlich verwischt zeigt. Dieses Täfelchen hat die Eigenthümlicbkeit, dass die Buchstaben sowohl als der übrige freie Baum mit einer Menge vertiefter Punkte übersäet ist. — Die Form der Buchstaben weist nach Dodweirs Aussage (I, 436) auf die Zeit Alexander's des Grossen, also das vierte Jahrhundert v. Chr. hin.
11. Aus einem Grabe-; beim Piraeeus.
B |
AIONYCIOC KAEMA TPIKOPY |
O Gorgoneion |
B. Jiovvaiog KX€[i]fia{xov?) TQixoQv{atog).
Gerhard im Archäol. Intelligenzblatt n. 84 zur Hallischen allg. Litteratur-Zeitung v. J. 1837 S. 690 n. 6 und S. 710. — Boss, Demen S. 98 n. 174. — Rangab^, Antiquitfe Hell^niques t. II p, 825 n. 1300.
K).ei^iaxov oder KXeifiavdgov hat schon Franz, Elem. epigr. gr. p. 358 entsprechend vermuthet. üeber die Schreibung mit e anstatt et vgl. Keil, Anal, epigr. p. 237; Specimen onomatol. gr. p. 105. Unter dem Zahlbuchstaben fehlt entweder der Stempel oder er ist jetzt ver- wischt.
12.
Im Museum der archäol. Gesellschaft zu Athen.
z |
KAAAIAC KAAAIOXO 0 |
o |
<DA O O O |
Eulo |
Sphinx Doppel-Eule Gorgoneion |
Z. Kalkiag Ka?^h6xo[v'\ (l>a(k7jQevg).
Dumont, Revue archeol., Nouv. S6rie, vol. XVII (1868) p. 142 pl. V, 3.
Ein [K]alliag OdercuQov aus demselben Gau kommt vor bei Ross, Demen n. 180 S. 99 f. = Lebas, Monum. figur6s pl. 78,1. Kakkioxo ist der Genitiv in der alten Orthographie, welche sich nach Weschers
Epigraphisch*ftiitiqiiaritche Streififige.
71
Nachweisen bis zum Ende des 4. Jahrhunderts noch erhalten hat. Vgl. Wescher, Revue archöol., N. S., VIII, 354. XV, 40. - Merkwür- dig ist dieses Exemplar, weil es ausser dem gewöhnlichen Stempel der Eule noch 3 andere mit dem Bilde des Sphinx, def Doppel-Eule und des Gorgonenhauptes hat.
13. 14.
Beide gefunden in demselben Grabe im Piraeeus, dann im Besitz des bayerischen Legationssekretärs, Herrn Faber, in Athen; jetziger Aufbewahrungsort unbekannt.
0 KAAAIAS KH*I€ ATNOV 3
0. KaXliag Krjfpia(odioQOv) 'L^yvoviOLog),
0 KAAAIAC KH*l€OAn ^ APNOCI
Q. KakUctg Kr)ipiaodw[QOV^ l^yvo\y]ai{og).
Boss, Demen S. 54 n. 25 b. — Rangabe, Antiqq. Hellen, t. II p. 825 n. 1302.
Grössenverhältnisse unbekannt.
Bemerkenswerth ist, dass das Patronymikon, obgleich beide Täfel- chen nach der Angabe von Boss ungefähr derselben Zeit angehören, auf dem ersten Exemplar anders abgekürzt ist als auf dem zweiten, sowie dass der Gau-Name einmal ArNOY^ das andere Mal AINOSI mit Beibehaltung der alten Orthographie geschrieben wird. Den Rest des Stempels auf dem ersten Exemplar gibt bloss Rangabö an, wäh- rend der in der Form des halben Mondes unter dem Zahlbuchstaben auf dem zweiten bezeichnete Stempel nur auf der Angabe von Ross beruht — Rangabö setzt beide Täfelchen der Schriftzüge wegen in die Zeit zwischenlOl. 100—110.
15.
Gefunden zu Athen, dann im Besitz FauveFs; der jetzige Ver- bleib unbekannt.
Epigraphisch-antiquarische Streifsüge. 78
ratur-Zeitung v. J. 1837 S. 690 n. 7 u. S. 710. — Ross, Demen von Attika S. 72 n. 86.
Die Grössenverhältnisse sind unbekannt.
17.
Im Besitz der archäol. Gesellschaft zu Athen.
M_ MEIAANIAHC : MEIAA O KH0ISIEYC O
Oorgoneion
H und E. Meiäcjvidrjg M€iäa)(vog) Krjq>iaievg.
Vidal-Lablache, Bulletin de l'öcole frang. d'Athfenes n. III— IV (1868) p. 51 f.
Länge 0,11 M., Breite 0,02 M., mittlere Höhe der Buchstaben 0,006 M.
Die Buchstaben zeigen die Schriftzüge der guten Zeit. H und E sind als Zahlbuchstaben in einem Monogramm (?) vereinigt. Sollte Meidonides wirklich zweien Gerichtshöfen zugethcilt gewesen sein oder ist vielleicht E die Correktur für Hf Vgl. hierüber das oben Gesagte. — Der Stempel unter der Zahl ist nicht mehr deutlich zu erkennen.
18.
In der Sammlung des vor kurzer Zeit in Athen gestorbenen George Finlay; der Fundort ist wahrscheinlich Athen.
NIKOCTPATOC NIKOCT ^ AXAPNEYS
©. NiTtoargavog Nixoar{QaTOv) l/ixaqvevg,
Vischer, Epigr. und archäol. Beiträge aus Griechenland S. 53 n. 61, Taf. VI, 11. — Dumont, Revue archM, N. S., XVII p.l45.
Länge 0,12 M., Breite 0,02 M.
& als Nummer anstatt O hat Vischer hergestellt, da es nur zehn Richterabtheilungen gab. — Ein Nicostratos aus Achamae wird noch genannt bei Kumanudes, l^irix^g intyQ. imrvfiß. p. 50 n. 340 /?. — Keine Spur von der Existenz eines Stempels.
74 Epigimpfaisoh-ttuüqumritohe
19.
Gefunden in Athen, jetzt im Museum daselbst.
r TEAIEYS : 0EOIE
O EAEYÖNIOS o
Elevaiviog,
Rousopoulos, ^Eq>ri^eQig aQXOiioloyi^ri^ Nouv. Särie, I (1863) p. 304 n. 380 pl. 46 n. 1. — Dumont, Revue arch6ol., N. S., t XVII p. 145 f.
Länge 0,11 M., Breite 0,02 M., Dicke 0,002 M.
Das Täfelchen ist in der Mitte in zwei Theile zerbrochen. — Die Bilder der beiden Stempel sind nicht deutlich. Dumont wollte im Gegensatz zu Anderen, welche darin den Kopf einer Minerva sahen, sie für Manuesköpfe erklären, worüber nur Autopsie entscheiden kann. Nach der Angabe desselben zeigt das Täfelchen an der Stelle, wo der Buchstabenstempel sich befindet, eine ungewöhnlich starke Vertie- fung, wesshalb Dumont vcrmuthet, dass derselbe über einen früheren eingeschlagen worden sei.
20.
Gefunden zu Athen, später im Besitz Fauvers.
K, ^ü)g\TQ\ai:og
Akerblad a. a. 0. I, 1 S. 64 und S. 73 n. 3. -- K. Kell im In- telligenzblatt n. 35 zur Hall, allgera. Litteratur-Zeitung v. J. 1846 S. 282 n. U.
Die Angabe der Grössen Verhältnisse fehlt.
Das Täf eichen ist in der Mitte zerbrochen. Die Restitution der
o
Namen rührt von Akerblad her, welche Keil gebilligt hat. — Ueber die Form ' H(paiaTiadrjg neben 'Ig)iaTiadj]g haben Keil z. d. St. und Boeckh zu G. I. Gr. I n. 295 gehandelt. Ob aber Akerblad auch mit ' HqfaiaTiaärjg den richtigen Demosnamen getroffen hat, muss bei der unsicheren Lesung Geirs, nach dessen Abschrift er dies Täfelchen ver-
Epign^faisch-antiquBrisolie Streifsüge. 75
öfientlicht hat, sehr bezweifelt werden. Dazu kommt, dass der in Rede
stehende Demos auf den Inschriften und in den besseren Handschriften
der griechischen Schriftsteller einzig und allein ^I^i(niaäai heisst Die
hier restituirte Nebenform ^ HqHxiariadtjg beruht nur auf der Angabe
späterer Grammatiker und der verderbten Lesart 'HcpaiaTidr^ bei
Isaeus, negl xov l^arvqfllov hItjqov §. 5, wozu in neuester Zeit noch
eine von Lenormant zuerst herausgegebene Inschrift OegeKltjc; KqitM'
vog "HqfaiaTiadrjg (Rhein. Museum, N. F., Bd. XXI S. 232, 53 = Eu-
manudes, it4mx^g ijtiyQ, iniTVfiß. 591) gekommen ist, deren Aecht-
heit jedoch neuerdings (Hermes Bd. VII, S. 235 ff.) sehr in Zweifel
gezogen worden ist.
21.
Gefunden in der Umgebung von Athen, dann im Besitz Fauvel's,
o
bei dem der englfsche Architekt Gockerell es für Akerblad abschrieb; später von Rottiers gekauft und im J. 1826 nach Leyden geschickt, wo es sich jetzt im Museum befindet.
OorgonenhAupt
I Q I Oorgonen
L°J (DPYNOKAEHS Q
fOj 0PIACI-:- ^ qb^
JB. OQVvoyJLerjg @Qiaat(pg).
Akerblad a. a. 0. 1,1 p. 62 u. p. 73 n. 2. — Janssen, Musei Lugduno- Batavi inscr. gr. et lat. Lugduni 1842. p. 48 tab. III, 2. cf. Leemans, Animadvers. in mus. Lugd. inscr. p. 21. — Keil, Intelligenzblatt n. 35 zur Hall. allg. Litteratur-Zeitung v. J. 1846 S. 282 n. I.
Der Name 0Qvvo'Klirjg ist bis jetzt sonst noch nicht nachge- wiesen und fehlt bei Benseier. Eigenthümlich ist, dass um den Staats- stempel der Eule unter der Nummer des Gerichtshofes rings herum sich Buchstaben finden, worüber ich auf das oben Gesagte verweise. Dieses Täfelchen hat sowohl zwischen den Buchstaben als auch auf den freien Stellen eine ganze Menge von Punkten, ähnlich wie dies
bei n. 10 der Fall ist.
22.
Im Museum zu Athen seit dem J. 1864.
///// ^o^
Hill OAXAP
(xog o{v) l^xotqiyBvg),
76 EpigrraphiBoh-antiqaarisohe Streifeüge.
Pervanoglu, Archäol. Zeitung Bd. XXn (1864) S. 284* — Du- mont, Revue archtol., N. S., XVII p. 143 (n. 49).
23. Im Museum zu Athen seit dem J. 1864.
///// ///// |
0€ AP |
O OoigonenlMnpt n Doppel-Eule mit einem Kopf |
Pervanoglu, Archäol. Zeitung Bd. XXII S. 284*. — Dumont, 1. c. XVII p. 143 (n. 50).
24. Im Museum zu Athen.
///// NHcinno
///// II0A ^
ty]vi]oi7tno{v)
Dumont, 1. c. XVII p. 144 (n. 381).
Die Ergänzungen Dumont's sind unsicher. — Ueber die Ge- netivforin auf o siehe das zu n. 12 Gesagte.
25. Im Museum zu Athen.
A ///// A ///// Dumont, Revue arch6ol., N. S., XVII p. 144 (n. 97).
26. Im Museum zu Athen.
A K I ///// Dumont, Revue archäol., N. S., XVII p. 144, pl. V, Ö (n. 160). Der Zahlbuchstabe gegen die Regel erhaben; keine Spur von Stempel.
27. Gefunden in der Nähe von Vari, wo der Demos der Oogaulg lag, jetzt im Museum zu Athen.
///// AN AY
////////// AI
ü)V uiv
Epipraphisob-aniiqoarisohe Strei&üge. 77
Dumont, Beyae arch^ol., N. S., XVII p. 145 (n. 161).
&oQousig scheint Dumont richtig ergänzt zu haben, da der Demos &6qcu an der Westküste des Landes zwischen Anagyrus und Lamptrae (Strabo IX, 1, 21 p. 389 Casaubon) bei dem heutigen Vari lag,
28.
Im Museum zu Athen.
EPO
Dumont, Revue arch^oL, N. S., XVII p. 145 (n. 95).
Es ist nicht ganz sicher, ob wir in diesem Bruchstück den Rest eines Heliastentäfelchens haben. Dumont hat es hierhin gezogen, weil es in Bezug auf den Stoff und die Grössenverhältnisse den Richter- täfelchen ähnlich ist.
29.
Ausserdem enthielt die von Fr. Lenormant beschriebene Samm- lung des Herrn Eugene P . . solche Richtertäfelchen, wie ich durch gütige Vermittelung des Herrn Gh. Robert von Lenormant selbst er- fahren habe. Leider sind dieselben in dem Katalog 0 Lenormant's nicht mitgetheilt worden. Ihren jetzigen Aufbewahrungsort aufzu- spüren, muss ich einem künftigen Herausgeber dieser Täfelchen über- lassen.
Eben war diese Arbeit im Drucke vollendet, als das zweite Heft des 31. Bandes des Rhein. Museums für Philologie mir zuging, in welchem G. Gurtius vier neue Richtertäfelchen veröffentlicht hat, welche ich hier als Anhang folgen lasse.
30.
Im Berliner Museum; Fundort wahrscheinlich Athen.
. POAYKAHC ** 0AYE
u4. UoXvxXijg (Dlve(vg)
Rhein. Museum, N. F. Bd. XXXI, S. 283 n. 1.
1) Derselbe führt den Titel: GoUeotion d'antiqaites grecquet reoueiUiea duM la Grande-Grdce, l'Attique et l'Asie-Miiieare par M. Eng. P . . . Pario 1870. 8*.
78
EpignphMoh-ui
StFoinfigB.
Unser Heliast ist, wie Cortius vermuthet, yidleicht derselbe mit einem Polykles ans Phija aof einer im Piraeens gefundenen Stele (Ross, Demen n. 74b»RangaM, Antiq. Hellen. 1448).
31. 32. Fundort unbekannt ; jetzt im Berliner Museum.
nOAYMNHCTOC e *AYEY^ API
nolvfivfjinog B, OXvevg \4(fi(jivri(nov'i)
"0\^^AYMNH€TO O 0 A Y E Y
Eule
0. [JT]oAt;^yijOTo[g] Oh)€i[g\.
Rhein. Mus., N. F., a. a. 0. S. 283 f. n. 2. 3.
Beide Tftfelchen beziehen sich auf eine und dieselbe Person. Der Name des Vaters, welcher auf dem zweiten fehlt, steht auf dem ersten merkwürdiger Weisfi in der zweiten Zelle nach dem Demotikon, wäh- rend er sonst sofort auf den Namen des Heliasten folgt. — ^Aqi^viqovov hat Curtius beispielsweise ergänzt.
33.
MNHSI
TA
Rhein. Mus., N, F., a. a. 0. S. 284 n. 4.
Das Täfelchen enthielt nicht wie gewöhnlich zwei beschriebene Zeilen, sondern bloss eine.
Ausserdem hat Curtius das von mir unter n. 2 veröffentlichte Täfelchen, welches sich jetzt ebenfalls im Berliner Museum befindet, mit genauerer Wiedergabe der Gestalt der Buchstaben als von Ross geschehen war, nochmals abgedruckt. Demnach muss der Stempel des Grorgoneion ganz nahe an das T in dem Worte EYKT herange- rückt werden.
EpigraphiBch-aDtiqnarisohe SireifsAge.
79
Namen der Demen.
l/^ypovaiog 13. 14 ^l»alidrjg 24 uil^favevg 2 ^^Xaiavq 4. 7 l4%0LQVBvg 18. 22 'Elevaiviog 19 'E^oiadTjg 8 \Hq>ouaTiad7jg (?) 20 [©o^]ae[6i;rf (?) 27
Namen der
^Igx .... 1
l/tvTixQOTfjg £tW. ... 2
^drsixcLQ^og 3
l^iTi^cSy 4
l^QiaTodfjfiog 5. 6
l^QiOTOifiav ^QKnodrjftiov 5. 6
Jeiviag 7
Jrjfio^og 8
z^/u .... 9
JiodwQog 10
Jiovvaiog Klefna .... 11
'JS^o .... 28
JBüXT .... 2
0€rJ^6[vo5?] 19
KaXUag KaXhoxov 12
üCa^ag Ai79)£(rodci;[^ot;] 13. 14
KaXkioxog 12
&Qiaaiog 16. 21 Krfq)iauig 17 Ko&wyuärjg 5. 6 KoiUuvfi;^ (?) 15 AafjimQevg 3. 9 T(^ixo^i;aiog 11 0aXfjQ€vg 12 a>ii;€t'g 30. 31. 32 Oged^iog 10
Heliasten.
/iCi/^£aod€(>[^og] 13. 14
ä:£ 26
JÜU/za 11
KXeoxQiTog 15
^t; 27
Avai&Bidrjg 16
Meidwv 17
Meidwvidrjg M€idü)[vog\ 17
MvjjcTixilC^?] 33
MxooT^aroff Mxoarf^arot;] 18
[Ö]vjJ(7£7r7rog 24
ITedieig 19 iloAvxAfg 30
nolvfivrjCTog 31. 32
2ioa[TQ]aTog 20
OQvyoyclsrjg 21
juo? 22.
2.
AgredinnSy
der vermeintliche praefectus praetorio Galliarum.
Im Jahre 1786 wurde in der Kapelle des Amtsgerichts zu Nar- bonae ein Stein aofgeCunden, der dort als TrSger des Altares diente.
80 Epi^rrapbitch-aDtiqaAriich« Streifzüge.
Nachdem er herausgehoben worden war, fand er später seinen Platz im Museum der Stadt, wo er noch aufbewahrt wird. Auf dem Steine befand sich eine Inschrift, welche Toumal >), als er ein Verzeicbniss der Alterthumsreste jenes Museums anfertigte, ebenfalls aufnahm. Nach ihm haben K. B. Stark*) und Herzog') dieselbe mitgetheilt, nach deren Angabe sie folgender Massen lautet:
PONTEM • PORTAS AQVIDVCTVS QVARVM • RERVM VSVS • LONGA INCVRIA • VETVSTATE • CORRVE RAT • CIVITATI • RESTAVRAVIT ACREDINVS ET AD • PRAETVRIANAM • CALLIAE PRAEFECTVRAM IVDICIOACVSTAE REMVNERATIONIS
EVECTVS EST.
Aus dieser Inschrift hat man nun einen neuen praefectus prae- torio Galliarum mit Namen Agredinus hervorgezaubert, welcher in Wirklichkeit überhaupt nie existirt hat. Zum Glück hat derjenige, welcher das Samenkorn des Irrthums in die Welt ausgestreut hat, auch wieder zur Ausrottung des daraus entwachsenen Unkrautes sein Scherflein beigesteuert. Der leider seit einigen Jahren verstorbene trefif- liche Tournal hat seit der Veröffentlichung der ersten Auflage seines Katalogs des Narbonner Museums Gelegenheit gefunden sich noch ein- mal eingehend mit dem fraglichen Monument zu beschäftigen und die Resultate seiner Untersuchung in zwei verschiedenen für uns in Deutsch- land gleich schwer zugänglichen Publikationen ^) niedergelegt Damach hat die Inschrift in der That folgende Fassung:
PONTEM PORTAS AQVIDVCT QVARV R . . . VSVS LONGA INCVRIA VETVSTATE CO . . . RAT CIVITATI RESTAVRAVIT AC REDDI • . . ET AD PRAETVRIANAM CALL PRAEFEC ... sie ! IVDICIO AGVSTE REMVNERATIO ... sie!
EVEC
1) Catalogue da musee de Narbonne p. 62 n. 224.
2) Städteleben, Kunst und Alterthum in Frankreich. Jena 1865. S. 599. 8) GaUiae Narbonensis prov. Rom. historia. Append. epigr. p. 19 n. 77.
Herzog bemerkt zwar über die Inschrift : „Nunc vidctur extare in museo, at ego non vidi.^ Dass sie trotzdem sich dort befinde t, hat Toumal gezeigt.
4) Die eine ist Caumont's Bulletin monumental, d>^ Serie, t. IX (= yol.
Epigraphisch-antiqaarische Streifssüge. 81
Pontem, portas, aquiduct(us), quaru(m) r[erumj | usus longa incuria vetustate co[rrue] | rat^ civitati restauravit ac reddi[dit] | et ad praeturianam Gall(iarum) praefec[turam] | iudicio A(u)gust(a)e re- muneratio[nis] | evec[tus est].
Also jener Praefekt von Gallien, Agredinus, entpuppt sich in seiner wahren Gestalt als das, was er immer war, nämlich ein lateinisches ac reddidit. Er wird demnach von jetzt ab aus der Liste derselben zu streichen sein. Allein trotzdem haben wir es in unserer Inschrift mit einem praefectus praetorio Galliarum zu thun, nur hat der Name desselben wahrscheinlich an dem Fuss einer Statue des Betreffenden gestanden, zu dem jener obige Inschriftstein als Untersatz im Piedestal eingelassen war. Wer derselbe war, das lässt sich wohl schwerlich mehr bestimmen ; denn, obgleich wir eine ganze Reihe von Gouver- neuren der gallischen Dioecese des römischen Reiches aus dem Ende des dritten und dem Anfang des vierten Jahrhunderts n. Chr., dem unsere Inschrift allen Anzeichen nach angehört,, kennen, so gibt es doch keinen unter ihnen, von dem wir speciell über eine solche Thä- tigkeit vor oder während der Dauer seiner Verwaltung, sei es bei den Autoren oder durch die Inschriften, unterrichtet werden. Jedenfalls aber war derselbe eine bedeutende Persönlichkeit, welche viel für seine Provinzen that und namentlich die Einwohnerschaft der Stadt Nar- bonne zu besonderem Danke sich dadurch verpflichtete, dass er die in ihrem Gemeindebezirk liegenden Brücken, Thore und Wasserleitungen, welche durch Nachlässigkeit und Alter in Verfall gerathen waren, wie- derherstellen Hess und sie so der Bürgerschaft nützlich machte. Zum Danke dafür setzte ihm die Stadt, wie es scheint, diese Ehrenbasis, von der sich noch der untere Theil mit der auf ihr befindlichen In- schrift erhalten hat.
3.
L. Aelins Lamia.
Unter den mannigfachen Schändlichkeiten und den vielen Ehe- brüchen, welche Domitianus noch bei Lebzeiten seines Vaters Vespa-
XXIX der ganzen Sammlung) p. 840 n. 6, die zweite die neue Auflage von TournaPs Gataloguo du mnsee de Narbonne. Narbonno et Paris 1864. p. 18 n. 182.
6
82 Epigrapbisoh-aniiqaariiche Sireifküge.
sianus beging, hebt Sueton ^) besonders hervor, dass er einem Manne aus einem der ältesten und vornehmsten Adelsgeschlechter*) Roms seine Gemahlin Domitia Longina ^) entführte, zu seiner Maitresse erhob und, da sie durch ihren Geist und ihre Schönheit ihn zu fesseln ^russte, später ^) heirathete. Sie, die Tochter ^) des Gn. Domitius Gor- bulo, ein^ der berühmtesten Heerführer seiner Zeit, welche später die Veranlassung zur Ermordung Domitian's wurde, war in erster Ehe vermählt mit L. Aelius Lamia, auf dessen Lebensverhältnisse wir näher eingehen wollen. Bei Dio Gassius ^), welcher ebenfalls die Entführungs- geschichte berichtet, heisst er L. Aelius Lamia Aemilianus. Der letzte Name hat J. A. Fabricius ^) veranlasst anzunehmen, dass Lamia aus der gens Aemilia durch Adoption in die gens Aelia übergegangen sei. Diese Annahme sowie auch der Name Aemilianus bei Dio Gassius lässt sich jedoch als falsch erweisen. Glücklicher Weise erfahren wir durch ein Militär-Diplom des Titus ®) vom 13. Juni des J. ^0, dass
1) Saeton, v. Domitiani c. 1. 3. Gassius Dio LXVI, 3, 4.
2) Vgl. Horaz, Od. III, 17: Aeli vetusio nobilis ab Lamo. Tao., Ann. VI, 27: genus illi decorum. Juvenal, Sat. VI, 385: quaedam de nnmero Lamiarum ac nominis Appi.
3) Ihr war zu Gabii ein Tempel gewidmet, aus dem uns ihre Büste (Vis- conti-Mongez, Iconographie rom. I, 218 pl. 9) sowie eine Inschrift (Orelli 775) beginnend „In honorem memoriae domus Domitiae Augustae, Cn. Domiti Corbu- lonis ßlliae)** erhalten sind. Ihren Gemahl muss sie lange überlebt haben, da die Inschrift aus dem J. 140 stammt und kurz nach ihrem Tode vorfasst zu sein scheint.
4) Dies muss vor dem J. 73 geschehen sein; denn Domitia hat ihm schon in seinem zweiten Consulat (73) einen Sohn geboren (Sueton, Domit. c. 3), wel- cher im J. 88 (Oktober) als gestorben von Martial IV, 3 und Silius Italicus, Punica III, 627 sqq. erwähnt wird.
5) Ausser dieser scheint Corbulo noch eine zweite Tochter gehabt zu haben, welche an den Legaten der fünften Legion und cos. suff. a. 60, Annius Vinicianus (Tac. Ann. XV, 28; Dio LXII, 23, 6), verheirathet war. Denn dagegen, dass sie mit der späteren Gemahlin des Kaisers Domitian identisch und vor ihrer Ehe mit Aelius Lamia schon ein Mal mit dem oben genannten Annius Vinicianus vermählt gewesen sei, spricht das constante Stillschweigen des Sueton und Dio, namentlich des Letzteren, welcher dio Familionbeziohungcn immer genau angibt.
0) LXVI, 3, 4.
7) Vgl. Reimarus ad Cass. Dion. t. 2 p. 1079.
8) Tabula hon. miss. XI im C. J. Lat. III p. 854 = Orelli-Honzen 5428.
86 Epigraphisoh-antiquarische StreiMge.
Incepta Offi Gina Emiliana Nonis Mart.
Nach ihm kommt ein Herr Daubröe und richtet im J. 1860 ein Schreiben an die Revue arch^ologique *), worin er seinen Fund be- schreibt und die Inschrift in folgender Fassung mittheilt:
Incepta Offi cina Emiliana Nonis Martis.
Und wiederum nach Verlauf von vier Jahren verö£fentlicht sie der Herausgeber des Gori)us inscriptionum Rhenanarum (n. 758) nach einer Abschrift von Brusskem, ohne seine Vorgänger zu kennen. Er hat jedoch das Verdienst^ dass er den Wortlaut') der Inschrift zum ersten Male genau wiedergegeben hat:
INCEPTA OEEI
CINA EMILIAIII X NONIS MART
w
den Brambach so erklärt: Incepta ofticina cmilia 111 nonis martLiis] mit der Bemerkung, dass nach Brusskern's Versicherung in den Buch- staben X uud W zur Seite der übrigen Inschrift keine verschiedene Hand erkannt werden könne.
Und abermals sind vier Jahre verflossen und die „bisher unedirte
worauf die Inschrift steht, noch von der Gesellschaft „VieiUc Montagne** wieder befahren worden. Vgl. Jahresbericht der Ges. für nützl. Forschungen vom J. 1869—1871. Trier 1872. S. 117.
1) N. S. t. VIII (1863) p. 449.
2) Gleichzeitig mit Brambach hat Schröter die Inschriften in den Mit- theilungen des hist.-antiq. Vereins f. d. Städte Saarbrücken und St. Johann IV S. 68 veröfifentlicht mit folgender zweifelhafter Zeilencintheilung:
INCEPTA OFFICINA AEMILIANI NONIS MARTIIS
Aus dieser Publication ist sie neuerdings wieder abgedruckt worden von J. Becker in den Annalen des Vereins für Nassauische Altcrthuroskunde Bd. XIII (1874) S. 219 IL 12.
Epigraphisch-antiquarische Streifisüge. 87
Inschrift*^ kommt wieder zum Vorschein, „welche im Laufe des vori- gen Sommers in der Nähe von WaUerfangen aufgedeckt wurde^. ^Nach verschiedenen erfolglosen Versuchen", so berichtet Herr Prof, Kraus in Strassburg i), „dieselbe wieder aufzufinden, gelang es mir durch die gefällige Unterstützung des Herrn Ernest Villeroy die Lo- kalität auf dem s. g. Hanselberge, V« Stunde hinter St. Barbe zu con- statiren. Die Inschrift ist auf einem Felsen angebracht, der durch einen Bergrutsch wieder mit Erde bedeckt war, so dass die Schrift erst nach längerem Graben zum Vorschein kam. Sie ergab folgen- den Text: «)
INCEPTA OFFI CINA EMILIANI MONIS MART
— — Die paläographischen Eigenthiimlichkeiten der Schrift deu- ten auf das Ende des zweiten oder den Anfang des dritten Jahr- hunderts." Das beigegebene Faksimile der Inschrift, welches nach einem Gypsabdruck der Wallerfangener Fayence-Fabrik angefertigt ist, zeigt, dass Herr Dr. Brusskern richtig gelesen hat. Denn wirklich hat das zweite F in officina das Aussehen eines E; ebenso ist der Verbin- dungszug zwischen den beiden perpendikulärcn Linien des N in Emi- liani sehr undeutlich, so dass H. Brusskern sehr leicht die Buchstaben NI für die Zahl III ansehen konnte. Demnach ist also nicht mit Brambach Incepta officina Emilia lU Nonis Mart[iis], sondern Emi- liani Nonis Martiis zu erklären, so dass der Besitzer der officina Aemi- lianus geheissen hat. Wer aber jener Aemilianus war, das lässt sich einstweilen nicht feststellen.
Ueber die von Brusskern gelesenen beiden Buchstaben X und W zur rechten Seite der Inschrift schweigt H. Prof. Kraus gänzlich, so dass ihretwegen die Felseninschrift noch einmal untersucht werden muss, damit ihr Verhältniss zu der übrigen Inschrift ebenfalls in's Reine gebracht werden kann. '
1) In einem Artikel der Trierer Zeitung No. 67 vom 19. März 187 1, wel- cher wieder abgedruckt ist im Jahresbericht d. Ges. f. nützl. Forschungen v. J. 1869—1871 S. 116 und Taf. I, 6.
2) Hiemach ist die in den Jahrb. des Vereins v. Alterthumsfr. im Bheinl. Bd. LUX— UV S. 341 gegebene Zeilenabtheilung der Inschrill zu berichtigen.
Epigraphisch-antiquarische Streifzüge. 89
AVR(eliana) trägt, während der andere ') im J. 173 ausgebrochene und aus den damals neu eröffneten Steinbrüchen desselben Kaisers
Marcus Aurelius stammende Block mit (ex no)VIS LAPICAEDINIS |
AVRELIANIS bezeichnet ist. Und diese Bedeutung von officina wird jetzt durch unsere Inschrift von Wallerfangen vollkommen bestätigt, indem sie gerade über jener zum Bergwerke des Aemilianus führenden Gallerie in den Felsen eingehauen ist.
Josef Klein.
1) Bruzza a. a. 0. S. 188 n. 224 = Wilmanns 2774b, wofern diese In- schrift, da sie bei Gruter 1035, 2 ex schedis Ursini stammt, acht ist.
3. Die ehemalige Renesse'sche Sammlung.
a) Einleitimg : Geschichte derselben.
Die älteren Kunst- und Alterthumssammlungen der Rheinlande sind fast alle dem nämlichen tragischen Geschicke erlegen, wie die dortigen staatlichen und socialen Verhältnisse. Der gewaltige Orkan der französischen Revolution fegte nicht bloss die grösseren und kleineren geistlichen und weltlichen Potentaten von den damit zum Ueberfluss gesegneten rheinischen Fluren hinweg; diesem Wirbel folgten auch die Kunst- und Alterthumscabinette, welche der ästhetische Sinn eines nichtmilitärischen Reichsfürsten, eines Sonderlings von Grafen oder Baron, eines aus seiner Erbonkelrolle gefallenen Cano- nicus oft unter lebenslangen Entbehrungen mühsam zusammen ge- bracht hatte.
Wo sind sie hingekommen die Kunstcabinette des Domherrn Grafen von Kosseistadt zu Mainz, des Grafen Renesse zu Coblenz, des Canonicus Pick zu Bonn, des Museum Alfterianum zu Coln, des Gra- fen von Manderscheid zu Blankenheim, des Baron llüpsch zu Düsseldorf?
Die Sammlungen der Gebrüder Boisscröe und die Düsseldorfer kurfürstliche Gallerie zieren die Kunstmuseen zu München. Nur ein aussergewöhnlich günstiges Geschick, der Patriotismus zweier edlen Bürger, Walraff und Richartz, rettete dem ehrwürdigen Cöln den Rest seines alten Kunstreichthums.
Selbst noch in unserer Zeit wandern die kleinen Sammlungen massenhaft ins Ausland, weil in Deutschland weder Staat, noch Ge- meinden, noch Privaten Geld — wie Viele meinen für dergleichen unnütze Dinge — übrig haben.
Clemens Wenceslaus Graf von Renesse aus altem brabantischem Geschlechte war 1774 zu Lüttich geboren. Sein mütterlicher Gross- oheim Franz Ludwig Anselm Freiherr von Breidbach-Bürresheim,
Die ehemalige Reneese'sche Sammlung. 91
Domherr zn Trier, Kurfürstlicher Obristkämmerer, zog ihn in die Dienste des Kurfürsten Clemens Wenceslaus von Trier, dessen Pathe Renesse war. Als Gardecapitain beim Rheinübergange von Hoche bei Neuwied 1794 verwundet, nahm der junge Mann seinen Abschied und zog sich, dem Sturme der Revolution ausweichend, auf sein Schloss S'Heeren-Elderen bei Tongern zurück, wo er sich ganz seinen Lieblings- studien, der Numismatik und der Alterthumskunde zuwandte, Wissen- schaften, denen er schon als Kind durch die Sammlungen seines Va- ters zugeführt worden war.
Im Jahre 1797 fiel ihm durch den Tod seines Grossoheims des Freiherm v. Breidbach dessen grosser Gutsbesitz, die Herrschaften Bürresheim und Breidbach am Rhein und der Bürresheimer Hof zu Coblenz zu, und benutzte Renesse nun die reicheren Mittel zu eifrigem Sammeln des gewaltigen Materials von Kunst- und Alterthums- g^enständen, welche die Umwälzungszeit überall in Belgien, Frank- reich und Deutschland auf den Markt' warf, dem es damals gänzlich an Käufern fehlte.
Die Steindenkmale, Bronzen, Terracotten der römischen Zeit, die Schnitzwerke, Waffen, die Manuscripte, Urkunden und Siegel des Mittelalters stellte er im Bürresheimer Hof zu Coblenz auf, die Mün- zen, Medaillen, Porzellane, Bilder und Bücher im Schlosse zu S'Hee- ren-Elderen.
Nach den von Renesse selbst mit grossem Fleisse redigirten Katalogen, welche auch zum Theil gedruckt erschienen:
1) Description abr^g^e du Cabinet de m^dailles antiques et mo- dernes, tableaux, gravures etc. appartenant ä Mr. le comte de Renesse- Breidbach. Bruxelles. de May. 1831.
2) Catalogue d'une tres-belle collection de livres de la biblio- th^ue dölaiss^ par feu Ic comte G. W. de Renesse-Breidbach. Anvers. Ancelle. 1835.
3) Catalogue d*une süperbe collection de tableaux, dessins origi- nanx, et de plus de 20,000 gravures, faisant partie du magnifique cabinet, d61aiss6 par feu le comte C. W. de R.-B. Anvers. Rysheu- vels. 1835.
4) Catalogue de 33,500 m^dailles, monnaies et jetons, compo- sant le süperbe m^daillicr d^laisse par feu le comte C. W. de R-B. Anvers. Ancelle. 1836.
5) Analyse critique de la collection des diplömes, sceaux, cachets
-i
96 Die ehemalige Eenesse'sohe Sammlang.
b) Der Bheinisehe Theil derselben.
(ffierzu Taf. V, VI und VII.)
AfMquUes rhenanes de la coUecHon Cl. W. de Renesse-BreidhiMch.
Le comte Gl. W. de Renesse, parent et filleal de Tölectetir de Treyes Clemens- Wenceslas, forma, en grande partie aar les bords du Rhin, une magnifiqne collection d*antiquiUs^ qui fut ofiferte aox ench^res publi- ques k Anvers, en 1836 ^). II a 6t6 plusieorB fois fiait aUaaion ä cette collection dans les Jahrbücher de Bonn').
Le comte de Renosse avait fait confectionner en 1825 et en 1826 nn album-atlas de ses collections par le peintre Welcker de Coblentz: ces dessins sont anjourd'hui dans les mains du petit-fils du celebre col- lectionneur, le comte Ludolphe de Renesse-Breidbacb, chef actnel de la famille. C^est de ce recueil que sont extraits les dessins que les Ja^irhücher publient aujoord'hui, et qui fönt revivre quelques antiquit^ oubliees.
Des notes puisees dans les archives du greffier Ter Bruggen d'An- vers, qui op^ra la vente de 1836, permettent de faire connaitre ä qnel prix minime ces antiquites ont et^ vendues, et dans quelles mains elles ont passe.
Ne pouvant tout publier, les Jdlirhüclier ont voulu faire un choix, en ecartant beauconp d'objets d'une authenticite suspecte, et en se bor- nant a un certain nombre do statuettes, dont on rectifiera quelques attri- butions.
Celles des antiquites rhenanes que le comte de Renesse se plaisait a citer lui-meme^ parmi les perles de son cabiuet ^), etaient les suivantes qu'on retrouvera ci-apr^s : une 6pee ä deux trancbants, trouvöe pres de Coblentz dans un tombeau, avec des couteaux et ustensiles de sacrifice (No. 82
1) Catalogue du magnifique cabinet delami par feu M, U comte Clemens- Wenceslas de Rencsse-Breidhach (dont la vente se fera a Anvers au salon d'exposition, rue de Venus, par le greffier Ter Bruggen, le 31 Mai 1836 et jours Buivants). No. 4. Antiquites grecques, romaines, ceUes^ germaines, gauioises, etc. Anvers, Ancelle, 507 n., 32 p. in 8^
2) II, p. 7; XXIX-XXX, p. 85; XXXI, p. 86, etc.
3) Description abreget du cabinet de midaUles antiques et modernes^ tableaux^ gravures, etc. appartctiant ä M, le cotnte de Renesse-Breidbach, divisee par classes, Bruxelles 1831, 32 p. in S\ p. 17.
Die ehemalige Renesse'sche SammlaDg. 97
et 118 ci-apr^), deox bostes d'empereurs, en calcddoine, provenant du tr^sor de l'abbaye de Fulda (No. 198 et 199), des empreintes de cam^e ou p&te, exbam^es k Neuwied (No. 409 k 421), deux beaux antels votifs romains, trouv^s dans les environs de Simig (No. 462 et 463), nne tete en marbre blanc de Tempereur Commode, decouverte k Trbves (sans doute le No. 474).
I. Planche Y. Fig. 1.: Satyre, tenant dans la main droite nne coqnille et dans la gauche nne corne d^abondance, ainsi decrite dans le Caialogue de Renesse:
„No. 1. Figure de Satyre.
„Trouv^e en 1771 k Treves, pres de la cath^drale, en creusant les fondaiions d^nne maison ; d'nne süperbe conservation et d'un beau travail."
(Adjng6 k M. le baron de Vinck du Bois, k Anvers, pour fr. 80, 00.)
Le baron Jules de Vinck de Winnezeele a bien voulu faire connaitre qn'il possedait encore intacte aujourd^hui la collection de son p^re, et que ce Satyre y est encore en ce moment; aussi est-ce avec ^tonnement que Tauteur du present article a vu au Musee de Wiesbaden un Satyre en tout semblable, 6galement ränge parmi les antiquites romaines, mais sans designation d'origine.
M. le Colonel von Gohausen, directeur du Musee de Wiesbaden, manifeste quelques doutes au sujet de Tauthenticit^ de son Satyre qui, d'apres lui, est trop plein de mouvement et pourrait bien appartenir k la Renaissance seulement. On ne sache pas. cependant, que certain acces- soire quelque peu pai'en de notre fig. 1, ait 6te imite par les artistes du XVI® sieclo, bien que parfois ils aient fait abus des nudit^s feminines.
La flg. 1 est en tout cas d*utf style fort distingue, et on attendra des d^uvertes analogues d^une date certaine, avant de la coudamner comme moderne.
La patere en forme de coqnille, que notre personnage tient de la main droite, rappelle certaine coqnille d^ambre (ou de verre de la nuance de l'ambre), tronvee par M. Cam. Van Dessel dans un tumulus k Cortil-Noir- mont, et sur laquelle est represent6 un Capricorne ail^ devant une coupe ').
n. PL V. Fig. 3: „No. 11. (Catal. de Ren.) Fenune assise sur une
1) Cette decouverte fera Pobjet d*une description ult^rieuro dans le Bti^ letm des Commisaions rayales d'art et d'arch^ologie (de Belgique). II paralt que la patere est en rösine-oopal.
7
98 Die ehemalige Renesse' sehe Sammlung.
b^te ressemblant a an cbamois. Elle a sor la tSfce one esp^ de voile qni lui descend jusqu'aux genonx. Elle est attachee k l'animal par un pivot
„Trouvee pr^s de Neuivied; de fabriqae barbare."
(Adjug6e k M. Jean S^gnr, pour fr. 15, 00.)
D^une antiquit^ plus que douteuse.
III. Statuettes dont il convient de dire an mot, avec la ferme esp^- rance, toutefois, que ce sera le demier sor la question.
Ces figores se rapportent aux indicaüons snivantes du Catalogue :
;,No. 12. Figure de Vulcain, arm^ d'un marieau.^ (PI. V. Fig. 2.)
(Adjuge h M. le baron de Vinck du Bois, pour fr. 12, 00.)
„No. 13. Figure d'Hercule ayant tenu anciennement une niaasae.*' (PI. VI. Fig. 4.)
(Adjug6 au meme, pour fr. 7, 00.)
„No. 15. Figure d'Hercule, arme d'une massue." (PI. VI. Fig.* 5.)
(Adjuge k M. Hartog ^), pour fr. 6, 00.)
Ges trois numeros, indiqu^s comme pi^es de fabrique barbare, avaient, dit le Catalogue, 6t6 trouv^s k Tr^es, en mSme temps qu'une quatrieme, No. 14: „figure de Mercure teoant dans la main droite une bourse'^ (ega- lement adjug6 ä M. Hartog pour fr. 14, 00).
La collection de Renesse comprenait une quatrieme Statuette du mSme genre:
„No. 31. Figure d'Hercule d'un travail tres-barbare.
„Trouvee pres de Xanten. Le bras gauche est brise".
(Adjuge a Mlle Maes ^) pour fr. 2, 00.)
Ces quatre statuettes (meme la prcmiere, dans la main droite de la- quelle on a place non une massue^ mais vn marteau), appartiennent a une categorie d'objets pseudo-antiques, qu'on a rattaches au culte des bar- bares pour Ilercule.
La description qui est donnee de ces statuettes, les rapporte toutes, avec quelques variantes, au type suivant : „un homme nu, de petite sta- ture, mais ayant la tote grosse, de grands yeux et les pommettes des joues saillantes. De fortes moustaches viennent encadrer une barbe longue et epaisse. ün drap tordu comme une corde est noue autour des hanches, et les bouts forment une especo de tablier qui counre les parties
1) M. Hartog etait un marchand d'antiquites, dont la collection: ta- bleaux, porcelaincs, objets d'art, argenteries, Instruments, etc., a ete vecdue ä Anvers, le 9 Mai 1859, par le greffier Ter Bruggen.
2) La collection d'antiquites de Mllo Maes, a ete venduo ä Anvers, le 22 Mars 1845,- par lo meme greflfier Ter Bruggen,
100 Die ehemalige Renesse'sche Sammlang.
pourraient bien etre des idoles de la d^cadence, comme Celles qne GMgoire de Tours montre dans les mains de Clovis ^), et c^est ainsi qa*on expU- querait, d^aprös lui, le soin de voller les nuditös par rapprocbe de la re- ligion nonvelle ^).
Ce n'^tait \k qa^une d^faite': en e£fet, il est bien d6montr6 anjoard^hni quo ces statuettes appartiennent aux temps modernes, d'aatant plus qae certaines d'entre alles s'appuient sur des ^cus triangulaires, d*une forme qae n'ont jamais eue les boucliers antiques, classiques ni barbares.
Rigollot montra ces pr^tendus Hercules comme encbauteors dans les romans de chevalene, ou comme g6ants et sauvages dans Tart b^ral- dique du XIIP si5ole et du XIV® ^); c'est Tun de ceux-ci qui caract^rise les armoiries de la famille de Wiltheim *),
M. de Longperier, de son c6te, prouva, par des citations de Shakes- peare et de Tun de ses coramentateurs ^), qu^aü XVI® si^le, les statuettes de ce genre servaient de supports h des chandeliers. D'autres ont soatenu qu^elles furent employees h. des serrures, cimiers de casques, chenets ®), et mSme & des contrepoids de pendules '^)^ etc.
En un mot, le caractere rclativement moderne de ces statuettes est aujourd^hui duement constate, malgr6 les afiOrmations contraires de quelques retardataires.
Ce ne sont pas au surplus les seules statuettes d'Hercule qui aient eu de semblables destinees ; de mßme que la trouvaille de Tröves, d'apres le Catalogue de Renesse, montre un Mercure u cote de trois Hercules, de memed'autres decouvertes, si elJes sovthkn aufhentiques^), 6talent ensemble des Hercules, des Jupiters, des Mercures, etc. En outre M. de Meester de Rave- stein, dans son magnifique musee d^ITever, possede une V^nus avec bulle
1) DU quos Colitis . . . aliquo metaUo sculpti, II, 29.
2) Bull, Acad. de Belg.y 1. cit., p. 95.
3) Essai historique sur les arts en Picardie, p. 138.
4) Luxcmhurgum rovianum du P. Wiltheimy preface de Neyen, pl. pr. on rogard de la p. 7. Wiltlieim veut dire „la demoure de Thomme saiivagc."
5) Ixevue arMohgiqiie, W (1845- 1846), p. 517; voy. aussi le meme, Mem, de la Socieie des antiquaires de France, V (Nouv. serie), p. 388, et pl. XII; Bull Acad. roy. de Belg., XII, 1®, p. 545.
6) Revue nrcheohf 1. cit., p. 507.
7) Schaycs, La Belgique et les Pays-Bas arant et pendant ladominatian romaine, I, p. 287.
8) Quednow, l. cit., pl. XIV; Wagener, h cit, fig. 154 et 896; Rapport sur les colltctions d'antiquites et d^eüindogie du mus^e cantannal ä Lausanne, p. 6, etc. *
102 Die ehemalige Renesse'sche Sammlung.
archeologue digne de ce nom, en France ou en Angleterre, n'ignore qne les pr^tendaes statnettes persanes du comte de Caylns, sont des ohandelien de la fin da XIY® siecle. Ces magots, dit an aatre sayant, ne se ratta- chent pas plas k l'antiqaitö qae les bonshommes de fantaisie, qn^on troave aujourd'hui aar les toilettes et les ^tag^res de nos dames ').
IV. (PL VI. Fig. 6.) Cet objet est d^crit daiis le Catalogue:
„No. 22. Figare d'enfant, dont le baste est termine en feailies d^acanthe.
„Gette pi^e a 6ii troavee dans un sarcophage en pierre de taf, pres d* Afidemach^ lors de la restauration de la grand' roate, en 1812.^
(Adjug6 a Mlle Maes, pour fr. 11, 00.)
Des statuettes avec ane ornementation semblable ont et^ decrites aillears ^).
Avons-oous ici an ex-voto, piatot qa'un poids, sapposition qa^auto- risent les deux bras oaverts. Un poids de bäiance romaine devait en effet dtre suspenda: or on ne yoit h cette fig. 6 ni beliere ni ouyertare poor introdaire le plomb par derriöre ^). G^est k tort qae le comte de Gaylas (opinion qa'il a abandonn^ depais) voyait^} des ex-voto dans les bustes ä b^li^rc; si nombreox dans les cabinets d^antiqait6i. La beliöre est ins^- parable des poids destines ä etre suspendus; mais, si eile peut exister ohez certains ex-voto^ ceux-ci 6taient en g^n6ral places sur piedouche.
V. Deux statuettes ainsi decrites dans le Catalogue de Renesse : „No. 23. Figuro barbare tenaut dans la droite un baten, dont le
haut parait avoir et6 courb6." (PI. VI. Fig. 7 et 7 a.)
„Elle fut trouv^e pres de Neuwied en 1818; eile est toute couverte d'un vert-de-gris antique, qui forme une espöce de laque."
(Adjug6 a M. Hartog, pour fr. 6, 00.)
„No. 25. Figure de femme d'un travail tres -barbare ; les yeux qui sont creux, ont 6t^ autrefois remplis d'une pierre fine. Elle a la main droite tres-difforme." (PI. VII. Fig. 8 et 8 a.)
„Trouvee pr^s de Cologne en 1820."
(Adjuge k M. Den Duyts, ä Gand, pour fr. 21, 00.)
1) BericM XIII de Schleswig etc., p. 73.
2) Voy. entre autres de Montfaucon, L'aniiquiti expUquee, I, pl. CXLVIII, fig. 2 et GL VII, fig. 8; III. pl. XL; Jahrbücher ci-dessus, LUI, fig. 1 et 2; etc.
3) De Meester de Ravestein^ Musie de Ravesteinj CakUogue de- scriptif, I, p. 469, n. 650.
4) Becueil d'antiqmt68, etc., IV, pl. LXXIV, fig. 2, p. 217.
p«r l€4 pointi de rapprocbeoMfit mrec les antiqahei etnuqfim tfoaTcci MIX orbdx do RbiD.
htm staiaetUa de Im collection de Benesae Tiemmit ainsi mpportcr an ftppojnt de eerUise Talenr k la these d'ane drcnUtion eommeraale de« objeU etnisqaea depo» l'Italie jiuqn'i la Bahiqoe. par la SunM, la Kbin et leHanovre; orXeawied oomme Cologne se trooTent etre des ctapet de cette roate. i ajoater a celles qae Genthe a marqaees sar la carte des roaies rairies par les EtroBqaes Ters le nord.
On n'ignore paa qn*en Belgiqae meme, qoelqne ecaite qne soii ee pays d«: la rcut^^ indiqaee, on a troaT^ des objeis etmsqaes d^an caraciere ant^romaiOf aajr/ard'hiii recoona par les savants de toate rCarope '), mais nagnere conieitte par les archeol<^^€S de rAcadeniie rojale de Belgique'), qai araient omis de ee teosr au coaraot des travanx de Lindenschmit, tod Sacken, aas^m Weerth. etc.
VI. Planche VII. Fig. 9. Le Gatalogae la decrit en oes termes:
„Xo. 27. Figare d'horome tres-matilee.
„Troovee ä Xanieti: de cnivre an pea jaane.*^
(Adjag6 ao comte Lonis de Renesse-Breidbach '), pour fr. 3, 00.)
Bien qne la ressemblance ne soit pas parfaitement reconnaiasable, a raison peut-^re de la mutilation, oa de l'infidelit^ da premier copiste, ü se pourrait qae la fig. 9 f&t ane etataette dWntinoös piatot qae d'Apollon, et Ton peat appliqaer ici, en se bomant a les transcrire, les paroles suiTantes de M. de Meester de Ravestein ^) ä propos de deax figorines assez semblables de son Musee:
„II est certain, que ces denx figorines representent un seal et meme personnage. Lears formes pares et juveniles, leur attitade d'ane moUesse
1) Yoir ce qae l'auteur da present article a ecrit a ce sujet dans le Büü. des Comm. roy, d'art et d'archeol,, XI, p. 287 et 435; Xn, p. 212; Xni, p. 383.
2) Ceci seit dit sans voaloir porter atteinte au merite incontestable de Fun de ces archeologues, le savant baron de Witte, merite auquel ä Penvi tout le monde rend hommage, temoia cncore rccemment Renan, qui, dans la preface de sod Antechn'st, Ic cite avec eloge parmi ^ses meillears coUaborateurs. M. lo baron de Witte a du rcste declare depuis, qu'il cessait de considerer les objets etrusqaes d'Eygcnbilsen, comme importes Beulement ä Vcpoque romaine par un Romain, araatear d'antiquites {BulL des Comm. roy. cite, XIII, p. 400).
3) Le comte Louis, fils du comte Ch. W. de Renesse, fat lai-meme grand amatear d'Hntiquites et numismate distingue. Ses collections furent ven- daen ä Gand en 1863 et 1864 par Yerhulst.
4) Musie etc., I, p. 383, No. 502.
Die ehemalige Renesse'pohe SammluDg. 109
pleine de gr&ce, la poitrine large, qu'on remarqne aux Images d^Antinoüs, la conformite des traits du visage avec ceox du bean BithyDien, et lenr Dadit^ (car alles ne portent qa'un petit manteau attach^ aa cou et coayraDt le dos), noas fönt croire qne noas avons ici devant noas deax statnettes d^Antinoüs. EUes sont probablement du uombre de Celles qa'Hadrien fit ez^nter, en nombre infini, en Italie et en Egypte, poor calmer sa dooleur de la perte d^Antinoüs et pour 6terniser la memoire de ce favori/
La collection de Renesse poss^dait en outre, No. 44, une autre figare dliorome tres-mutilee, d^apparence semblable, trouv^e k Coblentz^ dans les foailles faites pour la construction des fortifications. Elle fut adjug^e h MUe Maes pour fr. 1, 00.
VIT. Planche VII. Fig. 10. Cette Statuette est ainsi decrite par le Catalogue:
„No. 28. Figure d'un vieillard, trouv^e en 1818, H Äiz-UhChapeUe; de cuivre un peu jaune.^
(Adjuge k M. Hartog pour fr. 6, 00.)
On se figure difficilement de quel groupe peut avoir fait partie ce vieillard peuche, qu'aucun indice süffisant ne permet de consid^rer comme on Sil^ne ivre. L^absence du masque socratique et (qu'on noas passe I'expression) de la ^^bedaine^, qui caract^risent le plus souvent le com- f^agnon de Bacchus, ferait plutdi ecarter cette supposition. .Mais la Sta- tuette est de bon style, et a bien une apparence antique. VIII. Planche VII. Fig. 11. Le CaUlogue porte: „No. 30. Figure de Mercure, tenant une bourse et une corue d'abondance.
„Trouvee prös d' Andernach.*^ (Adjug^e ä Mlle. Maes pour fr. 2, 00.)
On ponrrait croire cette pi^ce non antique, ä cause de l'attitude ]^^ench6e qui signale cette figurine comme la pr^cedente. Cependant le dessin ^n est bon, et le comucopiae dans les mains de Mercure n^est pas un Onotif pour condamner notre st-atuette, car cet accessoire se voit ailleurs ^uicore ^) dans les mains de dieu du commerce.
La collection de Renesse contenait une seconde Statuette de Mercure,
1) De Montfaueon, I, p. 130, pL LXXin, fig. 4: „La corne d'abondance trouTe assez rarement avec Mercure; eile sembie ponrtant lai convenir, tant qu'il est le dieu des marchands et du luore, qae parce qne son antre, ^omme ü est rapportö dans les vers attribu^ ä Orphöe, etait plein de toute «orte de biens.«' Cfr. Id„ pl. LXXIV, fig. 2, pl. LXXV, fig. 4, eto.
Die ehemalige Renetse'sclie Sammlang. 111
XIL Planche YII. Fig. 15. Croupe ainsi d^crit par le Catalogue:
«No. 60. Figure d'Acieon place eutre ses deux chiens, sur an diBqae, dont Tinterieur est coDcave.
„Gelte piece, qui a un vernis antique de toute beaut6, fut trouy6e en 1822 k Cologne, pres de la porte allant k Juliers, a niie assez grande profondeur.*
(Adjnge k MUe. Maes, pour fr. 18, 00.)
Un objet completement semblable, sauf las d6tails du pi^douche, a et^ decouvert k Neuss^ en 1844 ^).
Outre les objets, qui sont repr^sentes par les planches, oa auxqaels il a ete d^jk fait allusion ci-dessus, le Catalogue de Renesse comprenait les numeros suivants, egalement en hronze,
No. 20. Une Minerve, qui aurait ^te trouvee k Ehrenhreiistein en 1819, mais oü, malgre Tautorite d'£mele ^) et de Hommel ^), il ne faut voir qu'un pseudo-antique, u raison de la lance de toumoi et de T^cu-Renais- sance, dont cette Minerve a 6te orn^e.
No. 46, 47, 48. Un cheval sur charnieres, un oiseau^ et un äne respectivement trouves d^apres le Catalogue, k Cohlentz en 1821 et 1822 et pres de Mayence en 1821. Rien dans ces objets, qui rappelle lanti- quite d'une maniere bien p^remptoire; au contraire. Rien en tout cas d'assez interessant pour donner lieu k une reproduction par le dessin.
No. 45, 54. Deux guerriers de fort mauvais style, indiqu^s coume trouves k Cöbletite en 1819 et en 1820. Ces figurines sont tres-proba- blement modernes.
No. 52. Un saltimbanque faisant de T^quilibre sur une sphere, avec un style sans pointe sur Tepaule, Egalement trouv6 en 1819 k Cohlentz; Statuette de mauvais style.
No. 55. Une sorte d'Uranie sur une sphere, ayant Pair de contem- pler les astres et t«nant dans la main une lunette d'approche (?). Malgr6 Tindication des environs de Cohlentz^ comme ayant produit cet objet en 1821; il decele par lui-meme, ainsi que par la forme de son piedouche, une fabrication moderne.
1) Jahrbüelier ci-dessus, V — VI, pl. IX— X, No. 5, p. 43, note.
2) Beschreibung römischer und deutscher Älterthümer der Provinz Bhein- hessen, pl. 29, fig. 7, p. 72.
8) Jurisprudentia numisnKxtibus iUustrata, p. 54, pl. XVl (d'apres ab Ebermayer), Voy. aussi Wagtnerf Handbuch, pl. XCI, n. 912.
Die ehemalige ReDesse'sche Sammlung. 118
„No. 83. Coutean k an tranchant ayant an tres-petit manche.^
(Adjog^ poar fr. 6, 00, aa mßme.)
«No. 84. Coateaa ayant la meme forme qae le prec^ent ; le manche , est cass^, mais Taunean a M troav^ h cot^."
„No. 85. Couteaa an pea plas peÜt et sans manche.!'
(Ces deux objets adjug^s poar fr. 9, 00, aa comte Loais de Renesse- Breidbach.)
„No. 86. Petit vase d'an beaa travail, qai a 6te trouve rempli de grains brül6s, dans le mSme tombeaa oü ont 6t^ d^coavertes les coateaax ci-deßsos."
(Adjag6 poar fr. 5, 00 ä MUe Maes.)
„No. 94. Petite ecaelle dont le manche a ^te cass^; le fond, qai a constamment touch^ la pierre da tombeaa, est d^trait par la roaille.
„Troay6 avec les coateaax; voyez n. 82."
„No. 95. Palette dont ane partie est emport^e par le temps.
„Tronvee avec la pr^cedente, les nn. 82 et saivants."
(Ces deax objets adjag^s poar fr. 1, 00, H MUe Maes.)
„No. 116 et 117. Deax caillers qai ont ite trouv^es dans le meme tombeaa que les coateaax et aatres objets soas un. 82 et snivants." • (Adjuges poar fr. 6, 00 k la m^me.)
On troavera ci-apres le n. 253 qai, d*apr^ le Catalogae, a fait partie de la mdme troavaille.
L'ensemble de cette s^paltare est digne d^attention, et qaelqaes-ans des dessins de Talbum de Welcker poss^ent assez bien le caract^re 6tmsqae^ notamment le n. 82, ep6e en forme de feaille de saage, qai a ane longaear de m. 0,53 k m. 0»54, et dont le modMe se rapproche beaacoap des types L et M pabli^s en 1866 par la Bevue archSologique de Paris, et qai ont 6t6 troav^ k Lyon et dans le canton de Yand. L'original (de meme qae le n. 253) fait sans doate partie dos collect ions de rUniversit^ de Gand, poar lesquelles M. Den Dayts ^tait com- missionne.
Sealement, tandis qae la Bemie archSologique indiqae qae toates les lames de Tage de bronze sont a deax tranchantS; les nn. 83 k 85 n'en ont qa^an.
Gela est digne de former Tobjet d^nne etnde speciale, qae des croqais malheareasement incomplets ne permettent pas dUnserer ici.
„No. 118. Omements aar ane plaqae (de bronze) de T^paissear d^ane pi^ de cinq francs.
8
114 Die ehemalige Renesse'sdie Sammlung.
„TrouT^e au mdme endroit, qne le n. 82 ; eile parait avoir senri ^ ane agrafe.*'
(Adjiig6 pour £r. 1, 00, h la m§me.)
^No. 130. Amulette en forme de double Priape k {Me de bouc.*'
„Trouv^e k CohlenU dans une ume remplie d'oseemente.''
,No. 132. Estampille de potier portant les lettres fori.^
„Trouv6e, il y a plnsieurs ann6e8, prte de la peilte Tille de Breissig entre Andernach et Bown^ dans un endroit oü se sont trouv^ beaucoup de d^bris de poteries, dont une partie en terre, avec de jolis bae-relieft."
(Adjug6 ä MUe Maes, avec d^antres objete, pour fr. 11, 00.)
„No. 144. Joli petit bas-relief representant Hercule et rAmour.
„Trouy6 ä Neuwied dans les fouilles faites quelques ann^ avant 1825 par ordre de feu la Princesse '), en mtoe temps qu'un miroir de metal, des bas-reliefs, repr6sentant des tetes chimeriqnes et une tete im- periale.*'
„No. 168. Figure de Laoooon en bronze.
„TrouT^ k Cohlenigf hors de la porte du Löhrthar.*^
„No. 169. Petite Victoire en bronse. 9 „Trouyee dans le meme endroit. **
,,No. 170. Petite statue de Pallas en bronze dor6.
„Trouvee dans un tombeau ä Cologne en 1823.^
Quant aax antiquit^s en fer^ elles ne pr^sentent d^autre inter^t qua rannotation suivante confirmant ce qu'on sait de rexploitation des carrieres de Niedenncfidig des le temps des Komains :
„No. 192. Fer d^une lance, trouve en 1826 dans les environs de Brohl^ avec des debris de poterie antique. Ge village est situe pres du Rhin, a une petite distance d^ Andernach, Le fer fut trouve dans d^anciennes carrieres de pierres de tuf, ou on d6couvre encore tous les ans des antiqaites, ainsi que des medailles et monnaies romaines.^
Les antiquites en pierres prScieuses contiennent quelques statuettes et intailles provenant d^anciens reliquaires, etc., dont les suivantes:
1) Les fouilles de NiederhUber^ aux environs de Neuicied, effectuees aux frais de la famille princiöre de TFted, et decrites par Dorow, eareat liea, en efiety vers l'epoque indiquee.
Die ehemalige Rteeste'sche Sammlung. 115
„No. 198. Büste laiir^ de Pemperenr Galba, en calc^oine, plac6 gor an pi^douche non antique d^agate."
„No. 199. Büste laar6 de Temperear Titos, en calc^oine-onyz, plac6 idem."
„Ges deax statuettes proviennent de rancien tr^sor de Tabbaye de Fulda."
(Adjageefi an comte Lonis de Renesse, pour fr. 88, 00 et 80^ 00.)
„No. 200. Statue grecque en forme de Terme, en calc6doine-onyx, representant un vieillard barbu; provenant de la mSme abbaye. Belle pi^ce.*
(Adjugee pour fr. 50, 00 k Mlle Maes.)
„No. 213. Belle intaille antique de calc6doine, avec des inscriptions grecques. Elle appartenait k un reliquaire du chapitre de S^. Marie h
Cologne. Tete de la reine Anemida; dessous: ANHMI, k Pentour
VONAO lAYOT IH/
(Adjug6e pour fr. 6, 00 au oomte Louis de Renesse.) „No. 218. Petit cam6e en onyx, dont le fond est de couleur bmne et le dessus bleu. 11 represente, en intaille, nn empereur debout, tenant dans la droite un globe; derrilre lui est un g^nie ail6, qui lui place une couronne de laurier sur la t^te; le tout est mont^ en or en filigrane, avec une petite b^liere; Tor est d'une couleur blanch&tre et le travail trfes-grossier."
„Trouv6 au mois de Janvier 1826 dans des ddcombres, pr^ de Tancien chateau de Boppard.^
(Adjug^ pour fr. 25, 00, avec d'autres objets, ä Mlle Maes.) „No. 221. Belle piöce en argent gamie de pierres precieuses, ayant servi d^omement de femme; au milieu un grand medaillon en agate, re- presentant Tempereur Nerva; en baut une b61i5re pour la suspendre."
(Adjuge ä Mlle Maes, pour fr. 78, 00. Cet objet se retrouve & la vente Steenecruys le 4 Mai 1836, sous le n. 1370, y est adjug6 pour fr. 40, 00, k M. de Hert, et reparait k une vente d'antiquites qui eut lieu k Malines le 23 Mai 1842.)
La collection de Renesse comprenait plusieurs pots k lettres Manches peintes, trouv^s k CohleniZj deux avec le mot felix, un autre avec le mot reple; un de chaque sorte est entr6 dans les collections de l'unlver- Bit6 de Gaiid ^); le demier a et^ acquis par M. Steenecruys pour fr. 1, 00,
1) Buü. Acad. ray, de Belg., Y, p. 681.
116 Die ehemalige Renesse'Bche Sammlung.
et ä la vente dn cabinet de ce demier, a pass^ dans lea maina du gref&er
Ter Bruggen.
„No. 253. Belle crache en yerre, tronvee prte de Boppard^ prte de la route.**
(Adjugee avec d*aatres objets poor fr. 250, 00 k M. Den Dayts.)
[„Trouvee dans nn autre tombean (que le n. 252, antre crache de
yerre, celle-ci en verre bleu fonce), avec nne aeconde qni fat malhenreaae-
ment cass^e. Toutes deux forent trouY^es an pied de deox cadavres, dont
il ne restait que quelques os, le restant etant tomb^ en poosaiere. A
la mSme place se trouvaient aussi les pieces en bronze, d^crites au
n. 82, etc.**]
Les nn. 263 et 409 k 421 (voyez aux num^ros indiques) donnent lien k des explications du manuscrit au sujet d^une trouvaille qui aurait *ete falte pres de Neuwied^ et quUl est interessant de publier:
^No. 263 (Verre). Morceau de couleur topaze, contenant aa milieu Tempreinte en creux du huste de Tempereur Marc-Aurele.**
(A^juge pour fr. 42, 00 avec d^autres objets ä Mlle Maes).
[„L'empreinte est d'une belle conservation. On y voit tr^-diatincte- ment la couronne de laurier. Le tout parait avoir €t^ coule sur un camee antique. Cette piece fut trouvee avec d'autres dun meme travail, dans une cave proche de Neuwied^ il y a 80 ans (donc vers 1800), lors des fouilles que Ton y a faites".]
Les sigles figulhis suivants sont donn6s par le Catalogue: „No. 305. Plat de couleur ardoise: relan (Gdblentz).^ „No. 314. Plat en terre sigillee: monn (ibid.)." „No. 316. Idem: hass (ibid.)."
„No. 321. Lampe: evcarpi (ibid.)," d'apres T Atlas de Welcker. „No. 336. Lampe: (ea)ttio (ibid.)," d^apres T Atlas. „No. 347. Lampe: fcsti (ibid.)," d'apres TAtlas. Trois autres lampes, n. 364 ä 366 inclus, provenant de Treves, sont egalement indiquees comme portant des inscriptions *).
1) D'apres une annotation que je retrouve, a propos de la 1^^ collection de Rencsse, qcs marques doivent etre les suivantes: fortis, cellirs f,cia,f tivsa (ainsaWf, mauvaise lecture), que j'ai trouvecs dans l'atlas de Welckefy quand je Tai eu en mains, et qui doivent etre rapportees aux numcros corre- spondants du Catalogue cites ci-dessus.
Die ehemalige Renesse'sche Sammlung. 117
D^apres FAtlas, certains fragments de tuiles ont et6 tronv^es lors de fooilles. faites en Töglise S. Florin ä Coblethtz. Ces tuiles portent les sigles :
leg Xl/
coh IlllVin
coh ll(IVind)
coh IIIAI...TH (circulaire).
Ces demieres se rapportent ä la Colhors IUI Vindelicorum.
„No. 409 a 421. Douze empreintes en terre, mais d'one argile tres'fine, chacune entouree d*nn cercle de fer, que le temps a extremement oxyde et endommage.
„Ces pieces ont 6t^ trouvees pr^s de Neuwied il y a 30 ans, dans rinterienr d^nne cave dont Touverture avait et6 mur6e. La bätisse et le Heu, oü cette cave etait bätie, d6notent ai^e construction romaine."
(Adjuge pour fr. 7, 00 avec d^autres objets a Mlle. Maes).
[„Ces douze empreintes, qui sont toutes en relief, y ont et^ faites par le moyen d^une tres-grande pression; elles sont toutes tres-enfonc^s, afin de pouvoir contenir la mati^re fluide, que Ton coulait dessus, pour en xf- tirer un cameo en creux. Ces pieces, ainsi que beaucoup d'autres ont 6t6 trouvees pres de Neumed, il y a 30 ans .... (comme ci-dessus). Dans cette cave furent trouvees en m^me temps beaucoup de pastes en verre de diverses couleurs, dont plusieurs contenaient l'empreinte de ces modeles en terre, des creusets dont plusieurs casses. Ils ^taient en terre couleur grise; j*en possede des fragments, diverses pieces en terre cuite contenant les coins de medailles romaines, tels que Ton en voit un sur le n. 138 (lire 412); mais ce qu'il y a de plus singulier, c'est que ces coins, qui sont tous d^une terre argileuse cuite au feu ont des empreintes de chaque cot^. Celle-ci, qui est tres-fruste, me parait porter la figure de Julia Moesa ou Julia Domna, au revers de . . . ." (inacheve.)
„Les autres ne me sont pas parvenus; je ne possöde donc que ce seul coin et les douze modeles, ainsi que des firagments des creusets et quelques poteries qu^on y a trouvees. Je regarde tous ces objets comme ayant appartenu h quelques faux monnoyeurs et fabricants de faux cam6es antiqnes. C'est bien dommage que le tout n'ait pas pu rester ensemble; car quelques -uns de mes modMes sontj^d'une si grande finesse et conser- vation, quUl est etonnant que le temps ne les ait pas plus d^truits. Ce« pendant depuis qu41s ont 6t6 retires de la cave, et quoiqne je les aie plac^s sons verre, Toxydation a tres-fortement detmit les cercles dont la
118 Die ehemalige Reoeste'sche Sammlung.
hautenr est d^environ ^j^ de pouce. MSme Pargile se trouvant impr^gnee de oet ozyde, commence ä se sonlever et se . . . .* (inaohev^.)]
Le No. 446 comprenait plosienrs plctts et vases en terre sigillee, exham^s de 1818 ä 1820 dans las travaux des fortifications dd Coblente. Ces objets sont renseignes comme portant des inscriptions qoi ne se re- trouvent pas.
Quant aux inscriptions l^ipidaires No. 461 li 463, 475 iL 478 et 489, il est inntile de s*en occuper ici. Elles ont et6 ou seront l'objet de descriptions dans le Bulletin des Contmissions renales d'art et cTarchca- logie (de Belgique), qoi a repris la tÄche "non ponrsnivie par TAca- d^mie royale de Bmxelles, de pnblier tont ce qoi conceme P^pigraphie beige.
On se bomera ä citer Celles que M. de Renesse consid^rait comme bors ligne.
Qn^il snfBse de rappeler, que ces inscriptions, dont celles de Yinxt' hach^ ont £t^ vendnes k fr. 15, 00 les sept, soit un pen plus de fr. 2, 00 la pi^e, ce qui prouve combien on a eu raison de dire, ici meme ^), que 1^ prodnit de la vente n'avait pas snfß ponr payer le traiisport de Co- blentz ik Anvers.
Le No. suivant, rapprochS des enonciatioDS reproduites en tet« du pr68ent article, semble etre le huste de Commode, que le comte de Renesse estimait ä un haut prix:
„No. 474. Büste en marbre d*une süperbe conservation.
,,11 a et6 trouv6 ä Treves, pres de Tancieu palais des empereurs romains, a une assez grande profondeur en terre."
(Adjuge au comte Louis de Renesse, pour fr. 32, 00.)
Enfiu le Catalogue indique les antiquites suivantes, dites de Vage de pierre^ comme ayant ete trouvees dans les contr6e8 rhenanes: „No. 460. Coin ou hache en pierre de touche. „A et6 trouv6e en 1816 dans les fouilles d' Ehrenhreitsiein^ , (Adjug6 ä MUe Maes pour fr. 8, 00.)
IJ JahrhüeheTy XXI— XXX, p. 85; M. Steenecruys, acquereur, des mains duquel les pierrcs de Vinxtbach ont passe en celles d'autres Beiges, puis aux Musees de Bruxelles et de Liege, etait Beige lui-meme, et non Anglais, comme Tont dit les Jahrbücher.
Die ehemalige Renesse'sche Sanunlang. 119
„No. 462. Aatel romain de marbre blanc tr^bien ex6cate.
„Trouve pres de Sineig en 1809, lors de la restanration de la grand'roate/*
„No. 463. Antel romain de pierre calcaire ou plat6t de tof de Tesp^ qui se troave pr^ d^ Andernach. L'onvrage est grosfider, mais d'une belle conservation.
„Cette piece a ete tronvee dans les environs de Sineig^ en 1809, dans an champ sitae pres de la grand'roate.^
„No. 464. Hache de pierre de coalear fonc^e.
„Tronvee aa Thal-EhrenbreUsiein^ pres de CobletUe, lors de la oon- fection dn port.*^
(Adjnge ä M. Steenecrnys, poor fr. 3, 00.)
„No. 465. Espece de coin d'nne coalear olive, ressemblant beaa- ooap k la pierre k aigaiser.
„II a ete troave au meme endroit qne le precMent.'*
(Adjnge aa meme, poar fr. 3, 00.)
„No. 466. Pierre de craie, presqae carr6e, mais dont les coins ont 6te arrondis. La face da miliSa est plas crease qae les aatres faces. On regarde ces pierres pour des projectiles k dtre lances avec la pan- netiere.
„Elle a 6t6 tronvee aa mdme endroit avec beanconp d'aatres pierres pareilles.'^
(Adjag^ k M. le comte Loais de Renesse, poar fr. 1, 00.)
„No. 593. Pierre de gres, en forme de hone; aa miliea an troa poar y passer an b&ton.^
„Trouv6 k Cöhlentz, dans an tombean.*'
(Adjnge k Mlle Maes, pour fr. 4, 00, avec d'autres objets.)
Liege.
H. Schaermans.
124 Mains and Vindonissa.
Mehlis spricht in der Einleitung über die Quellen der ältesten Geschichte der Rheinlande; ob dieser Abschnitt nur zum eignen Ge- brauch oder zur Orientirung für Andere bestimmt ist^ erfahren wir nicht; fQr letzteren Zweck ist die Arbeit nicht eben geeignet, denn während Wesentliches übergangen^ Unwichtiges erwähnt wird, begegnet man hier nicht wenigen irrthümlichen Ansichten^). Hätte Mehlis nur
Btciaovo^ovQov
OvirfQa
Xiydov y OvXnC« tha ^yQinmvrivoig €iTtt liowa
XeyCaty « lidttvatxti f?T« TQtuavri X(y(üiV ihn MoxovTtaxöv, lässi sich mit voller Sicherheit hersteUcn:
BaTaoif6Sov(>ov €?ra TQaiayfj v(p tiy
XiyUov y OvXnia
fiin Uy{fin7iiviivai<;
firct liovi'ft
XtyiMV « l-l'h)ixaxri
fi'r« .Moyonictxih'
Xfyftoy {xß' n (iO)i oyorog). denn man darf dem Ptolemäus doch wohl zutrauen, dass er w<M)igsteu3 das ihm vorliegende Itinerar richtig abschrieb. Von einer Berichtigung der langen- und Breitengrade sehe ich ab.
1) Wenn Strabo IV, 194 der Rheinbrücke erwähnt, welche die Römer kürzlich [vi r)) im Germanischen Kriege geschlagen hatten, so will diess Mehlis auf den Aufstand der Trevirer und Aeduer im J. 21 beziehen, und bestimmt danach die Zeit, in welcher Strabo das vierte Buch abfasste. Allein diess war kein Ffttuinixo-; noXfttoiy sondern bellum Sacrovirianum (Tac. Ann. IV. 18), unil hier war überhaupt kein Anlass eine Rheiubrücke zu schlagen. Strabo spricht von der Uheinhrüeke boi Xanten in Jen J. 14 und 15. s. Tac. Ann. I, 49 und t>9. nur bedürfen die Worte des Geocraphen einer Berichtigung, es ist zu schreiben: lao-uxi^v-Ji roi- 'A*»~i\>i* Torionooi, n^{iav (Sh oixuif Oi\'^toi xecrtt roirov lol lo.Tol*. ot> u(Tfi}'€iyti' \4yoi:i'ms txviray f/> rr;> /lTo> tov ' Pfjyoi' ircriV ot'> if.Tei'wiff* ft) ^fi'utt v:iv TW)- Ih'jiiauoi rtii riör armti rvoi itwi- lor Ffouattxov .toUttov, während jetzt irriger Weise di" Worte «r^' oF; . . . rtoXtunr auf 7\>»;oitow folgen. Mit dieser Zeitbestimmung ist die andere Stelle Strabos IV,
Der Anfttand det Antonias. 143
Die XXI. Legion hat so lange sie bestand, wie es scheint, ohne Unterbrechung ihre Standquartiere am Rheine gehabt^). Nach der Niederlage des Varus im J. 9 n. Chr. erhielt die neu errichtete Le- gion Xanten angewiesen, vertauschte dann später Vetera mit Bonn; die erste Anlage des hiesigen Winterlagers, welches eine Legion aufzu- nehmen bestimmt war, wird das Werk dieser Legion sein ^). Abthei- lungen waren in den Tufsteinbrüchen von Brohl beschäftigt, dies wird mit den/Bauten in Bonn oder Xanten zusammen hängen. Unter Clau- dius ward die XXI. Legion vom Niederrhein nach der oberen Provinz versetzt; um das Jahr 50/51 stand sie in Vindonissa, wie der von dieser Legion dem damaligen Statthalter Obergermaniens Pomponius Secundus') gewidmete Denkstein beweist (s. nachher). In der Schweiz muss sie längere Zeit geblieben sein, es hnden sich hier zahlreiche Ziegelstempel nicht nur zu Vindonissa, sondern auch an andern Orten 0. In Vindonissa stand die Legion noch beim Ausbruche des Bürgerkrieges nach Neros Tode im J. G8. Die wechselvollen Schicksale der Legion während der Anarchie sind aus Tacitus bekannt ; ob dieselbe, nachdem
Hess Septimios Severus die Legio III Cyrenaica, obwohl sie sich für Clodios Albinos erklärt hatte, fortbestehen.
1) Die Zahl der inschriftlichen Denkmäler dieser Legion ist nur massig, aber sie kommen hier weniger in Betracht, als die Zicgclstempel, welche voll- gültiges Zeugniss für bleibenden Aufenthalt ablegen.
2) Eine einzelne cohorte oder ala kann schon früher zu Bonn in einem kleinerem Lager gestanden haben.
3) Tacit. Ann. XII, 27. 28. Auf diese Zeit fuhrt auch die zu Tibur ge- fundene Inschrift Orelli 1549: C« VIBIVS-C'F- VEL'-PVBLlLlANVS '
SCR • Q • PRAEF COH • IUI THRACVM • EQVITATAE TRI- BVN(VS) MILITVM-VS LEG • IUI MACEDONICAE ET LEG- XXI RAPACIS IN GERMANIA REVERSVS INDE HERCVLI
INVIC I ü D.D. Vibius hat offenbar nur in Obergermanien gedient, dort stand seit Claudius die lY. wie die XXI. Legion, ebendaselbst findet sich auch die vierte Cohorte der Thraker.
4) S. die Züricher Mitth. XV, S. 217. Der öfter vorkommende Stempel
LXXI G ist wohl durch Germanica aufzulösen, andere sind dunkel, wie
LXXI SCVI, wo Mommsen C VI d.h. castraVindoniss. zu finden glaubte; allein dieser Stempel kommt auch in Winterthur, Gränichen und Ufikon (im
Kanton Lucem) vor: ausserdem bleibt S unerklärt. Auf Stempeln der XXII.
Legion in Mainz liest man CV, was man cohors V erklärt, aber diese Deu- tung ist ganz unsicher.
6. Denkmäler des Aeon.
(Hierzu Tafel VIII.)
Ebiiracum, das römische York, war etwa seit dem Anfange des zweiten Jahrhunderts neben Londiuium die hervorragendste Stadt der Provinz Britannien. Das ergiebt sich mit hinreichender Deutlichkeit aus den daselbst gefundenen Denkmälern'); Eburacum war offenbar seit der Zeit Traians der militärische Mittelpunkt der Provinz. Lon- dinium dagegen scheint vermöge seiner unvergleichlichen Lage schon damals an Reichthum und Bedeutung ihm mindestens gleich gekommen, vielleicht es tibertroffen zu haben. Ein ähnliches Verhältniss zw^ischen den Garnisonplätzen, welche sich durch den eisernen Willen der Eroberer zwar überall in strategisch wohl gewählter, aber dem alten Zuge der Cultur und den natürlichen Bedingungen derselben nicht immer entspre- chender Lage befanden, und den rasch aufblühenden Handelstädten lässt sich auch in anderen Provinzen des Reichs beobachten, z. B. in Lusi- tanien zwischen Emerita und Olisipo, in der Baetica zwischen Corduba und Hispalis*). Es wäre unter diesen Umständen von grofsem Interesse, wenn sorgfältige Erforschung der Ueberreste eine genauere Feststellung dieses vorwiegend militärischen Charakters der Colonie möglich machten. In der heutigen eigentlichen Stadt, die sich, wie überall, um das Münster gruppiert, ist freilich wenig Aussicht auf neue Funde; höchstens der Umfang der alten Mauern und die Lage der Thore wird sich genauer als bisher geschehen feststellen lassen. Dafür bieten aber die nächsten Umgebungen der alten Stadt, die suhurbia, noch mannigfache Aussicht auf Ausbeute. Diese zu heben scheint sich in den letzten Jaliren eine ungemein günstige Gelegenheit zu bieten. Am südlichen Ende der heutigen Stadt nämlich, diesseits des Flusses Ot(se^ wird ein neuer
1) Vgl. C. I. L. VII S. 61.
2) Vgl. C. I. L. II S. 62 163.
Der Aufstand des Antoniat. 145
Ann. I, 45). Dem Antonius konnte es daher nicht schwer fallen, ge- rade diese Legion für seine Pläne zu gewinnen, während die anderen ihrem Eide treu blieben oder doch erst vorsichtig den Erfolg des ge- fahrvollen Unternehmens abwarten mochten.
Nach der Niederwerfung des Aufstandes ward die Legion cassirt, daher ist auf dem Denkmale, welches diese Legion dem Pomponius Secundus zu Vindonissa gesetzt hatte (Mommsen, Inscr. Helv. 248), die Zahl ausgemeisselt ^), wie dies auch sonst bei Legionen, denen ein ähnlicher Schimpf zugefügt war, vorkommt *).
Dass diese Inschrift, von der sich offenbar nur ein kleines Bruch- stück erhalten hat
AVGVSTO-
VNDOLEC AV
LECIO///
(sie ist zu Brugg gefunden, und zeichnet sich durch grosse schöne Schrift aus) dem Andenken jenes Statthalters gewidmet war, beweist ein anderer später 3) zu Altenburg bei Windisch gefundener Stein mit einer Aufschrift von gleichem Schrifbcharakter, denn hier ist der Name des Pomponius S. unversehrt erhalten*). Die Ergänzung der In- schriften ist schwierig: auf beiden geht der Name des Kaisers dem des Pomponius voran, aber diese Denkmäler sind nicht dem Kaiser zu
Ehren errichtet, wie CAESARE auf dem zweiten deutlich zeigt; ein Fehler der Copie ist, da die Buchstaben fast einen Fuss gross und wohl erhalten sind, nicht anzunehmen. Der Name des Kaisers kann nur zur Zeitbestimmung gedient haben, steht aber ehrenhalber voran, wie auf einer anderen Inschrift von Vindonissa n. 245. Man wird also die erste Inschrift etwa folgendermassen zu ergänzen haben:
Ti. Claudio Caesare AVGVSTO- trib. p. XI cos. V P. Pomponio SeCVNDOLEGAVg. pr. pr. Germaniae Sup. LEGIO(XXI).
1) Drei Stellen sind radirt, LEG ///^ diess passt nur aaf die XXI, auf keine andere der in dieser Epoche in der Schweiz cantonnirenden Legionen, wie Mommsen richtig erkannt hat.
/ 2) So bei der Legio III Gallica, welche mit ihrem Legaten sich gegen ElagabaluB empört hatte. (Dio C. LXXIX, 7).
3) S. Mittheil. d. Züricher Ges. XV, S. 211, n. 29.
4) Pomponius Secundus bekannt als Tragiker, Consul im J. 44, s, die In- schrift Orelli 6445, wodurch auch das Pränomen sicher gestellt wird, vgl. Tac. Ann. XI, 13.
10
164 Denkmaler des Aeon.
Dass mit den übrigen Bestandtheilen des Mithrascultes auch dieses Zeitgottes Verehrung durch die römischen Legionare von orientalischem Ursprung in den Provinzen des Reichs Verbreitung gefunden hat, beweist neben dem hier besprochenen Bildwerk aus York auch ein rheinisches Denkmal. Es ist das von F. Hettner in seinem Katalog der Sammlung des K. Museums der Alterthümer zu Bonn unter No. 221 beschriebene StUck ^). In seiner jetzigen Verstümmelung ist es 0,25 M. hoch, da nur der Oberkörper der Figur erhalten ist Damit aber liegen auch die charakteristischen Abzeichen vor: der Löwenkopf und die Linke mit dem Messstab ; die jetzt fehlende Rechte hielt wohl die Schlüssel; vielleicht hielt auch die Linke die Schlüssel hoch erhoben. Das Bildwerk stammt aus einem römischen Bade in Hed- demheim, dem bekannten Fundort ziemlich zahlreicher Dedicationen an den Juppiter Dolichenus und an den Mithras ^). Vielleicht dient die hier gegebene Besprechung dazu eine erneute Umschau nach ver- wandten Denkmälern in den rheinischen Sammlungen zu veranlassen.
Berlin.
E. Hübner.
1) Wir haben dasselbe, nach von der Museums-Diroction uns freundlichst gewährter Erlaubniss, abzeichnen und als No. 2 auf Tafel VIII lithographisch darstellen lassen. Die Redaction.
2) Brambach C. I. R. h. 1454 fl". Vgl. das Programm von J. Becker über die Ileddernheimer Votivhand (Frankfurt a. M. 1861 4.) S. 7 ff.
7. MQnzfund bei Bonn.
So häutig auch das Vorkommen einzelner römischer Münzen bei Gräberfunden u. s. w. in unserer Gegend ist, so sind doch grössere Milnzfunde verhältnissmässig selten. Noch seltener ist es, dass ein solcher Schatz nahezu vollständig erhalten bleibt und somit eine genaue Untersuchung ermöglicht. Die Beschreibung eines grössern Münzfnndes hat immer ein gewisses Interesse, nicht selten können daraus fQr die Numismatik wie für die Geschichte wichtige Ergebnisse gewonnen werden. Die Bedeutung wird aber am meisten ersichtlich, wenn diese einzelnen Berichte wieder ülbersichtlich zusammen gestellt werden, wie Mommsen dies in seiner Geschichte des römischen Münzwesens so erfolgreich gethan hat.
Ich gebe im Folgenden die genaue Beschreibung (nach Cohen'- schen No.) eines Fundes von über 200 Silber- oder besser gesagt Billon-Münzen, welche im April d. J. in der Luisenstrasse in Poppels- dorf bei Erdarbeiten etwa 2 Fuss unter der Oberfläche gefunden wurden. Dieselben befanden sich in einem Topfe von schwarzem Thon, welcher durch eingeritzte Schraffirungen verziert war. Es fanden sich: Severus Alexander. Cohen No. 100 (vom Jahre 223) ... 1 Stück
222—234. Gordianus III. No. 6. 15 (3 St.). 18. 25. 39 (2 St.). 43.
238—243. 53 (2 St.). 58. 77. 80. 82. 109. 114 (2 St.).
117. 138 (2 St.). 154. 166 23 »
Philippus pater. No. 9 (4 St.). 10. 15. 16 (3 St.). 20. 38.
244—249. 50. 59. 72 (5 Sh). 75 (2 St.). 86. 88 (2 St.). 23 »
Otacilia Severa. No. 7. 9 2 »
Philippus filius. No. 16. 30 (3 St.). 33. 48 6 »
55 Stttck
156 Münzfund bei Bonn.
Transport 55 Stück Trajanus Decius. No. 2. 6. 11. 20. 21. 28. 48 .... 7 • 249-251.
Plerennia Etruscilla. No. 5. 10. 12 (2 St.) 4 »
Herennius Etruscus. No. 13. 23 2 »
249—251.
Hostilianus. No. 9 (Varietät) 1 »
bis 251. Trebonianus Gallus. No. 24 (2 St.). 26. 36. 37. 41. 44
. 251—254. (2 St.). 67 ' 9 i^
Volusianus- No. 4. 12 (St.). 40. 48. 51. 70. 79. 80 (3 St.). 11 » 251—254.
Aemilianus. No 22 .' . . 1 »
253—254. Valerianus pater. No. 17 (5 St.). 19 (3 St.). 21 (4 St). 26. 253—260. 39. 40 (2 St.). 47. 64. 83 (3 St.) 105. 107.
113. 114. 126. 140 (5 St.). 142. 143 (2 St).
172 35 »
Gallienus. No. 100. 187. 188 (3 St.). 189.' 209 (2 St.). 252. 253—268. 332 (2 St.). 400. 408. 509. var. 534. 563 (?j.
571 (3 St). 573 (2 St). 008. 018. 639 (2 St). 670 (2 St.). 676 (2 St). 683. 686
(3 St) 33 «
Salonina. No. 27 (2 St). 38 (5 St). 46 (7 St). 49. 56.
78 (3 St). 85 (2 St). 89 (2 St). 93 . . 24 » Saloninus. No. 3 (2 St). 5. 8. 17 (5 St.) 27 (4 St). 35 (V).
253-259. 57 15 n
Valerianus jun. No. 2. 4 (3 St). 5 (6 St.). 9 11 »
bis 268.
Postumus. No. 166. 168. 184 3 »
258—267. Unbestimmbar 1 »
Summa 212 Stück.
Die jüngsten Münzen haben bei einem solchen Funde stets die grössere Wichtigkeit, denn der Endpunkt nach rückwärts hat immer etwas Zufälliges, während das Abbrechen der Reihe der Regenten in der Regel ziemlich genau auf den Zeitpunkt des Vergrabene hinweist Die No. 166 und 168 von Postumus zeigen uns den R. salus provin-
168 Mümfand bei Bonn.
mnfmal vor. (No. 187. 188 (3 St). 189.) Vierzehn Stück leigen
AVGC (So. 252. 332 (2 St). 400. 509. 608. 670 (2 St). 276 (2 St). 681. 686 (3 St.)), während nur No. 639, in dem R. Yirt Gallieni
ang, das AVG hat, aber in einer Legende, wo der Ploral selbst während der Mitherrschait des Valerian nnzolässig war. Da die
Münzen des Gallien mit AVG aof den R. alle nach dem Jahr 260. in welchem Valerian in die Gefangenschaft gerieth, geschlagen worden, dieselben aber in unserm Funde fehlen, so ergiebt sich hieraus wieder wie oben das Jahr 260 oder Gl als Vergrabnngszeitpnnkt des Schatzes.
Mit den Folgerungen aus diesen Thatsachen stimmt nun wenig das häufige Vorkommen des Valerianus jun. überein, Ton welchen Cohen in seiner kurzen historischen Uebersicht nur das Endjahr 268, nicht aber das Anfangsjahr seiner Regierungs- und Münzthätigkeit an- giebt. Obschon Eckhel den von vielen altern Xumismaten angenom- menen Valerianus juc. Sohn des Valerianus pater und Bruder des Gallien, aus der Kaiser- und Caesarenliste gestrichen hatte, spricht sich Cohen sehr entschieden für dessen Existenz aus; er begründet seine Ansicht einmal auf den jugendlichen Kopf der Münzen, welche die
Legende VALERlANVS PF- AVG haben, und dann auf ein Me- daillon (C. Bnd. IV Taf. XX\ welche? uns nnch seiner Ansicht die Köpfe des Valerianus pater und jun. sowie des Gallien und der Salo- nina zeigt. Da das Medaillon aber nur die rmschriften ^pietas ausrustr^- rum« und »»concordia augustorumv« hat und keine Namen aufweist, so kann hier (trotz der Gruppierung, auf welche Cohen ein so grosses Gewicht legt) nur von einer Wahrscheinlichkeit und nicht von einem zwingenden Beweise die Rede sein. Auch der jugendliche Kopf auf
den Münzen mit der Umschrift VALERlANVS -P F- AVG ist nicht immer zutreffend, denn ein Exemplar unseres Fundes (R. oriens aug.) hat einen dicken ältlichen Kopf. Für die Ansicht von Eckhel sprechen vor Allem die erwähnten Münzen selbst, denn sowohl Arbeit (Stil), wie Metall deuten auf eine Gleichzeitigkeit mit den Münzen des Va- lerianus pater, des Saloninus und den ältesten Stücken des Gallien hin. Ausserdem würde, wenn man Cohens Ansicht festhält, die Re- gierung des Valerianus jun.. da die fraglichen Münzen bereits in un- serem Funde (11 Stück) vorkommen, von 260 bis 26S sich erstrecken, während die wenigen Varianten in den Reversen nur auf eine kurze Dauer der Münzthätigkeit schliessen lassen. Gerade hierin scheint
Münzfiind in Bertrich. 169
mir die besondere Bedeutung unseres Fundes zu liegen. Die Münzen von Postumus sowohl als von Gallien geben uns unzweifelhaft das Jahr 260 oder 61 als Vergrabuogszeitpunkt an und es ist, wie eben bemerkt, unthunlich für die wenigen Typen der Münzen des Valerian jun. eine Münzthätigkeit von 8 Jahren anzunehmen. Es scheint mir hiemach die numismatische Existenz dieses Kaisers sehr fraglich, und es würden vielmehr alle diese Stücke dem Valerianus pater zuzuweisen sein. Doch wohl wissend, dass in dieser verwickelten Frage ausser den Münzen die historischen Zeugnisse und die inschriftlichen Denk- male in Betracht kommen, bescheide ich mich kurzer Hand ein end- gültiges Urtheil abzugeben, und schljesse mit der Hofihung, dass auch unser Fund bei der endlichen Regelung dieses streitigen Punktes ein kleines Glied in der Kette der Beweise liefern möge *).
F. V. Vieuten.
8. Munzfund in Bertrich.
Durch die Zeitungen wurde der Verein auf einen Münzfund auf- merksam, welcher im Mai d. J. in Bertrich gemacht worden. Ich ver- fügte mich mit Herrn Professor Bergk dorthin, um sowohl die Fund- stelle in Augenschein zu nehmen als auch die gefundenen Münzen selbst zu bestimmen. '^
Wenn man Bertrich auf dem Wege nach Alf zu verlässt, über- schreitet man um zur Fundstelle zu gelangen den Ges-Bach auf der ersten Brücke und erreicht hier nach etwa 20 Minuten Steigen einen Kartoffelacker, auf welchem man die Münzen 6 — 8 Zoll unter der Oberfläche fand. Die Flur heisst Raumland und liegt dem Kondel- walde gegenüber. Obgleich man in Bertrich häufig römische Alter- thümer findet, so wurden doch in der Nähe der Fundstelle keine römische Mauerreste aufgedeckt, auch wurden dort sonstige Antiqui- täten nicht zu Tage gefördert. Es scheint das dortige Feld, welches rings von Busch und Heide umschlossen ist, früher jedenfalls auch
1) Die meisten der oben angefahrten Stücke sind noch im Besitz des Herrn Architekten J. Natter in Poppeisdorf, der dieselben behufs n&herer Be- schreibung dem Verein mit grösster Freundlichkeit zur Verfügung gestellt hatte.
160 MüDsfund in Bertrich.
Wald gewesen zu sein. Die geringe Tiefe der Fundstelle erklärt sich aus dem Umstände, dass dieselbe in der Rinne einer Mulde liegt; luer wird das Wasser, nachdem der Wald gerodet war, Erdreich abge- schwemmt und so den Schatz allmählich so weit blossgelcgt haben, dass ihn in diesem Frühjahr der Pflug erreichen konnte. Scherben eines Gefässcs wurden bei den Münzen nicht gefunden, wohl aber nach Aussage des Finders Theile eines sackähnlichen Gewebes. Die Möglichkeit der Erhaltung eines solchen Gewebes, welches einst als Umhüllung des Geldes gebraucht, und mit demselben vergraben worden ^), nicht bestreitend, nahmen wir doch das uns gezeigte Stück mit grossem Misstrauen auf, und haben solches erworben um dasselbe Fachgelehrten zur näheren Untersuchung zu überweisen *). Die Zahl der gefundenen Münzen wurde von einer Seite als etwa 4000, und von einer andern als ungefähr 2000 Stück angegeben ; die richtige Summe mag in der Mitte liegen. Von diesen Münzen haben wir 181 Stück bestimmt, die leserlichsten Exemplare auswählend, da wir der Kürze der Zeit halber auf gründliches Putzen verzichten mussten. Hiervon waren von
Galüen (253—268) 18 Stück
Salonina 1 »
Saloninus (253—258) (R. Jovi crescenti). 1 » ^
Postunius (258--2G7) 1 »
Victorinus (265-207) 13 »
Claudius IL (267—270) 11 »
Quintillus (270) l^) »
1) Der Boden des 1)e8agten Feldes enthält eine Menge platter, schieferiger Steine, zwischen welchen ein Zeugrest beinahe hermetisch von der Luft abge- schlossen sein konnte.
2) Uerr Professor Schaa ff hausen hatte die Güte uns über diesen Ge- genstand folgende Notiz zugehen zu lassen: ,;Das Sackgewebe gleicht auffallend dem der KaiTeesäcke, indem 2 Fäden kreuzweise durcheinander gewebt sind, aber die Fasern desselben sind Leinenfasern, während die der Kaffeesäcke den Ilanffasern gleichen und mit Essigsäure behandelt das Lumen der Zellhöhle deutlich erkennen lassen, welches bei der Leinwandfaser nur wie ein Strich erscheint. Die grünliche Farbe des alten Sackrestes deutet schon auf Kupfer- gehalt, die Schwefelsäure löst daraus so grosse Mengen Kupfer, dass eine ein- getauchte Stahlnadel sich nach wenig Augenblicken mit einer Kupferhaut überzieht/'
3) Den QuintiUus sah ich in zweiter Hand und in geputztem Zustande, dooh zweifle ich nicht, dass derselbe aus unserem Funde herstammt.
Münzfand in Bertrioh. 161
Aurelian (270—275) 2 »
Tetricus pater (268—273) 88 »
Tetricus fiUus (268—273) 45 »
(Alle Kleinkupfer.) 181 Stück.
Die Zeit des Vergrabens dieser Münzen würde nach meinem Dafürhalten in oder vor das Jahr 273 zu setzen sein. Aurelian schlug im J. 273 im Einverständniss mit Tetricus die Truppen des Letzteren bei Ghälons-sur-Marne und würden die Münzen Aurelians in einem nach diesem Zeitpunkte vergrabenen Schatze häufiger sein.
Herr H. Garthe in Cöln erwarb im Anfange dieses Jahres einen grossen Münzfund in der Nähe von Ahrweiler. Ohne Herrn Garthe, der selbst diesen Fund zu publiciren gedenkt, vorzugreifen, ist es doch angebracht, hier kurz auf die grosse Uebereinstimmung der beiden Funde hinzuweisen. Der Ahrweiler Fund umfasst etwa 7000 Stück und finden sich hauptsächlich: Gallien, Salonina, Victorinus, Clau- dius IL, Quintillus und die beiden Tetricus. Hierbei ist mir besonders aufgefallen, dass im Bertricher Funde zwar sehr viele unvollständig geprägte und verprägte Stücke von Tetricus vorkommen, dass aber die Münzen dieser beiden HeiTscher von barbarischem Gepräge zu fehlen scheinen, während Herr Garthe im Ahrweiler Funde gerade die barbarischen Münzen in Unmassen vorfand. Der Grund hierfür ist schwer zu finden; sollte die Nähe von Trier, mit seiner in später Kaiserzeit so ausgedehnten Münzthätigkeit hier von Einfluss ge- wesen sein? V. VI.
9. Kleine Beiträge. zur alten Numismatik.
Im Heft L\^I. S. 85 publicirte ich eine Anzahl Varietäten meiner Sammlung. Als Fortsetzung bringe ich heute die von den Cohen'schen Beschreibungen abweichenden Exemplare der Sammlung des Herrn Raderschatt in Cöln. Die Münzsammlung des genannten Herrn, welche numerisch nicht allzu bedeutend scheint, wird dies in hohem Masse durch die vorzügliche Erhaltung der einzelnen Stücke. So sind auch die in Folgendem beschriebenen Münzen alle von grosser Schönheit und hierdurch als unbeschriebene Varietäten doppelt schätzbar:
11
162 Kleine Beiträge zar Nomitmatik.
1. aaudius n. Der Av. unseres Exemplars hat IMP CLAVDIVS P • F • AVC während bei Ciohen No. 144 das P • F • fehlt.
2. Vabalathus und Aurelian. Cohen hat als R. IMP • AVRE
LIANVS u. 8. w., während unser Exemplar IMP • C • AV u. s. w. hat. Es kann dies bei Cohen nur ein Druckfehler sein, denn die Ab- bildung auf PI. V hat das C.
3. Probas als Variante der No. 233—35 auf dem Av. Das linkssehende Brustbild des Kaisers, mit einem lorbeerverzierten Helm, hält in der Rechten eine kleine Figar und in der Linken eine Lanze und einen runden Schild. Der Av. ganz ähnlich der Goldmünze C. No. 31, abgebildet auf PI. VIU.
4. Probus. Zu dem R. Cohen No. 520 u. folgd. den nicht be- schriebenen Av. IMP • C • M • AVR • PROBVS AVC. Brustbild nach rechts mit der Strahlenkrone und dem Panzer.
5. Numerianus. Ganz wie Cohen No. 52, nur dass der Kaiser in der Linken ein Scepter trägt.
6. Diocletian. Zu dem R. von Cohen No. 165 u. f. haben wir den Av. IMP • DIOCLETIANVS • AVC. Belorbeerte Büste des Kaisers nach links mit dem Panzer, aber ohne sonstige Beigaben.
7. Diocletian. Wie No. 313 mit den Ergänzungen im Supple- ment S. 342, nur dass bei unserm Exemplar die Providentia den Zweig senkt und nicht nach oben hält.
8. Maxiraianus Herc. Silber-Münze. Av. IMP • MAXIM lANVS • P • F • AVC. Belorbeerter Kopf nach rechts. R. VIRTVS • MILITVM. Lagerthor ohne Thüren, worauf 6 Thürmchen, welche zu 2 und 2 zu- sammen stehen. Im Abschnitt RS. Keine der Cohen'schen No. passt ganz, obgleich die Verschiedenheiten nicht bedeutend sind.
9. Constantinus M. Kleinkupfer. A. FL • VAL • CONSTAN- TINVS-N-C. Belorbeerte Büste nach rechts. R. MARTI PATRI CONSERV. Mars nach rechts gewendet stehend; in der Rechten
eine Lanze, stützt die Linke auf den Schild. Im Abschnitt P T R.
10. Constantius 11. Silber-Münze. Wie No. 129, aber im Ab- schnitt P-ARL.
V. VI.
Das altdeutsche Todtenfcld im Roisdorfer Walde. 160
Urne und durch den ganzen Grabhügel bei den kleinen Urnen vorfanden, sind nach meiner Ansicht verbranntes Tannenholz, welches auch von den Römern wegen seiner leicliten Brennbarkeit zu Scheiterhaufen gebraucht wurde (Kirchmann I.e. lib. III. c. 1); jedenfalls ist es kein Eichenholz. Auf dem geöffneten Grabhügel war in der Mitte eine kleine Senkung und diese zeigt sich auch auf den noch unberührten 12 an- deren Grabhügeln ; es ist offenbar die Spur von ausgewurzelten Bäumen, die ehedem auf diesen Hügeln gestanden haben. Man pflegte nämlich auf Grabhügeln Bäume zu pflanzen, damit die Verstorbenen desto kühler ruhen könnten ; auch glaubte man, dass ein Theil vom Leben der Abgeschiedenen in die Bäume hineinziehe und daher hielten es einige altdeutsche und nordische Volkstämme für unerlaubt, von ge- wissen Bäumen auch nur ein Aestchen abzubrechen (Dorow 1. c. 2. Heft S. 61. Concil. Namnetensec. 20). Auch bei den Franken bestand diese Hain- und Baum-Verehrung ; daher gebot Gregor der Grosse der Königin Brunhilde, in ihrem Reiche keine Baumverehrer zu dulden (Üb. IX. ep. 11).
Zum Schlüsse sei noch erwähnt, dass Roisdorf den Römern wohlbekannt war, obgleich sein Name*) sich weder auf einem Denk- steine, noch sonst erhalten hat; ja nicht unwahrscheinlich ist es, dass der Ort in jener Zeit noch bedeutender als heute war; denn es finden sich annoch in der Nähe des Gesundheitsbrunnens römische Funda- mente eines 150' langen und 50' breiten Gebäudes, in welches von der Höbe des Berges herunter eine unterirdische Wasserleitung führte, auch war der dortige Gesundheitsbrunnen selbst den Römern wohlbe- kannt und von ihnen den Gesundheits-Göttinnen feierlich geweiht worden ; denn in den dreissiger Jahren dieses Jahrhunderts, wo eine Reinigung und Vertiefung desselben stattfand, wurden in demselben eine Menge römischer Münzen und Opferschalen, den gewöhnlichen Symbolen einer römischen Brunnenweihe, aufgefunden.' Später werde ich ausführlicher über die römischen Funde daselbst berichten. Dr. Kessel.
1) Die älteste mir bekannte Urkunde, welche des Ortes Erwähnang thut, datirt aus dem Jahre 1396 und beruht im Staatsarchiv zu Düsseldorf. Laut Inhalt derselben verkauft Aleyt eliche huysfrauwe wylne peters van Roysdorp .. . yre hoffstat geleigen zo Roystorp vur der . . . Ciaren hoyve (noch heute Claren- hof genannt) längs der ynvart in den hoff der Ciaren vnrss. (Die Nonnen de« St. Clara Klosters zu Köln am Römerthurm, denen der Hof gehörte.) Unrichtig deutet Lacomblei U.-B. I. 389 den Namen Rulisdorp im Stiflungsbrief von Schwarz- Rheindorf auf Roisdorf; dieser ist der ältere Name für Rülsdorf, den südlichen Theil von Beuel.
II. Kleiner Romanischer Welbwasserkeesel aus Elfenbein in
der Kirche zu Cranenburg.
Hierzu Taf. DL
Unter den reichen seit 15 Jahren zusammengebrachten, meistens noch unbekannten Materialien zu einer Herausgabe der Elfenbein- arbeiten des Alterthums und Mittelalters, befinden sich so mannig- fache und hervorragende Rheinische Inedita, dass ich bei den an- dauernden Schwierigkeiten, fQr das gesammte Werk einen vor den grossen Kosten der Herstellung nicht zui'ückschreckenden Verleger in Deutschland zu finden, mich veranlasst sehe, einzelne, besonders ge- eignete Stücke vorab und kurz zu veröfi'entlichen. Eine eingehende Behandlung wird erst der Zusammenhang zulassen.
Zu den seltenem kirchlichen Geräthen des Mittelalters aus der Zeit des romanischen Stils und zu den seltensten in Elfenbein ^) gehören jene mit Bildwerk verzierten kleinen Weihwasserkessel (Vasa lustralia), welche besonders bei feierlichen Gelegenheiten, z. B. wenn beim Eintritt in die Kirche Kaiser und Fürsten mit Kreuz, Evange- lienbuch und Weihwasser empfangen wurden, dazu dienten, denselben das geweihte Wasser zum Besprengen darzureichen. So bezeugen es inschriftlich von den vier bisher bekannten Weihwasserkesselchen aus Elfenbein die beiden ältesten, nämlich dasjenige aus dem X. Jahr-
1) Romanische mit Reliefs geschmückte Weihwasserkessel aus Bronze be- fmdcn sich im Dome zu Speyer, im Dome zu Mainz, in S. Stefan zu Mainz, in der Stiftskirche zu Berchtesgaden, im National-Museum zu Mün- chen, in der Sammlung des Fürsten Hohenzollern. Das letztgenannte Gre- fäss ist dasselbe, welches früher auf der Insel Reichenau war, was ich er- wihne, um den fortdauernden Irrthum^ als handle es sich um zwei venchiedoie Kunstwerke, zu berichtigen. Gothische Weihkessel von Metall sind häufig.
Kleiner Romanischer WeihwasserkesBel. 178
Bei dieser Annahme aber wäre in dem Vorkommen der Ringsäulen am Tragbügel unseres Gefässes, welche in der Architectur, wie schon erwähnt, erst im XII. und XIII. Jahrhundert im Uebergangsstil auftreten, ein neuer Beleg für die in der Entwickelungsgeschichte der Kunst wieder- holt beobachtete Thatsache gewonnen, dass mannigfache Formen der Architectur, ehe sie in diese eintreten, schon weit früher in den Klein- künsten ihre Ausbildung fanden ^).
Die Pfarrkirche zu Cranenburg besitzt ausser diesem Weih- kessel noch eine Anzahl kleiner Bildtäfelchen, einen kleineren Keli- quienschrein 2) und ein mit Petrus und Paulus geschmücktes Dipty- chon aus Elfenbein, sämmtlich Arbeiten gleicher Zeit und Herkunft.
Unter Kaiser Otto I. errichtete 963 Wichmann, der Graf des Hama- landes, für seine Tochter Luitgardis das adelige Fräuleinstift zu El- tenberg zu Ehren des Erlösers und des h. Vitus. Wenige Stunden davon entfernt, stiftete Wichmann's Tochter Adel a und ihr Mann Graf Balderich nach mannigfachen Fehden auf den Trümmern ihrer Burg Cellum um das Jahr 1002 dem h. Martinus ein Kloster zu Zyfflich. Herzog Adolf von Cleve verlegte dasselbe 1436 nach Cranenburg. Die dortige Pfarrkirche ist die ehemalige Klosterkirche "). Wer wollte daran zweifeln, dass die Cranenburger Elfenbeine ehemalige Besitzthümer Adela's und Balderich's, fromme Schenkungen an die von ihnen gestiftete Hosterkirche sind, in welcher sie auch ihre Grabstätte fanden. Mit der Verlegung des Klosters von Zyfflich nach Cranenburg kamen sie dorthin.
Durch diese historische Annahme gruppiren sich die bis dahin bekannt gewordenen drei Weihwassergefässe aus Elfenbein von Mai- land, Aachen und Hildesheim mit dem von Cranenburg zu einer geschlossenen Gruppe gleicher Zeit, und zwar der Ottonischen Kaiserepoche. Inschriftlich ist das Mailänder Eimerchen eine bei Ge- legenheit des Besuches Kaiser Otto U. vom Erzbischof Gotfried (973 —78) von Mailand dargebrachtes Geschenk*). An demjenigen von Aachen fand man vor einigen Jahren bei Abnahme der goldenen
1) Riggenbach über die Ringsäulen S. 53 des VII. B. der Mittheil. d. k. k. Contralcommisirion.
2) Abgebildet bei aus'm Weerth Rhein. Kanstdenkm. Taf. YI, 7 und 8.
3) Ebendaselbst im Text I, S. T und S. 14.
4) Das auf dem oberen Rande stehende, dahin bezügliche Distichon lautet:
vates Ambrosii Gotfredus das tibi Sancte,
vas veniente sacram spargendum Caesare lympham.
174 Kleiner Romanischer WeihwasserkeneL
Schmncklälnder den Namen Otto eingeritzt ^. Ebenso nennt der Künst- ler des Hildesheimer vas lustrale den Kaiser Otto ni. als den zu ehrenden Empfänger seines Werkes^). In Adela's and Bal- derich's durch eine Reihe von Gnlaeln abschreckendem Leben er- scheint die Persem Kaiser Otto in. begütigend als Hersteller des zer- störten Friedens ; der kunstsinnige Bischof Meinwerk von Paderborn war der fromme Sohn jener gottlosen^Adela.
Für die Kunstgeschichte des Mittelalters ist die Beachtung der- artiger Beziehungen von nicht zu unterschätzender Bedeutung.
E. aus'm Weerth.
1) Käntteler und Bock im Echo der Gegenwart vom 21. März 1863 and in der Aachener Zeitang vom 8. April Jahr 1863.
2) Der unterste Bandstreifen am Fusse des Gefasses lautet:
AÜXIT EZECHIE TER QülNOS QÜI PATER ANNOS. OTONI AüGÜSTO PLÜRIMA LÜSTRA LEGAT. CERKUUS ARTE CUPFF MEMORARI CESARI ALIPTES Kl. Der dem Eäe^ias mehrte um dreimale fünfe die Jahre, Gatt hämf* Lüstern noch tiel Otto dem hohen August! In EkrfUreht durch Kunst hofft Casars Gedenken, der
Bildner Kl.
176 Trierer Inschrifton.
Die Buchstaben sind auf der einen Seite in der ersten ZeUe 3, in den übrigen Zeilen 27«» am Schluss der letzten IV« Cm., auf der andern Seite 5, das I in der letzten 6^/2 Cm. hoch. Die Schrift ist auf beiden Seiten gleichartig, im Ganzen hübsch und gut, M schräg- linig, die Auf- und Querstriche feiner als die abwärts gehenden Li- nien; wahrscheinlich sind beide Seiten gleichzeitig beschriebenr worden. Hr. Bone, welcher in Picks Monatsschrift für rh.-westf. Geschichts- forschung II S. 116 die Inschriften veröffentlicht, sah auf der Kehr- seite unter dem Schluss-S von Stdpicius einen deutlichen dreieckigen Punkt; mir schien er zufällig und nicht in Uebereinstimmung mit dem gesammten Schriftcharakter. Die Verse der einen Seite sind ausLucan, der Anfang des die Schlacht bei Pharsalos behandelnden Buchs VII: segnior Oceano, ^am lex aetema vocahat, luctificus Titan numquam magis aethera contra egii equos ^}. Für die Benutzung Lucans in me- trischen Inschriften gab es schon Beispiele, aber diese Tafel liefert das erste Beispiel, wo die Inschrift bloss in einem Citat aus Lucan besteht, während öfter Verse Vergils so ausgezeichnet sind. Das weist auf ziemlich späte Zeit, in welcher die christliche Lehre und der Gedanke an die lux^ aetema so herrschte, dass sich auch Lucans Vers, für den lex nothwendig,jene vielleicht unbewusste Abänderung hat ge- fallen lassen müssen. Was soll das Citat? Läge eine Grabschrift vor, so könnte man denken, dass die Stelle, welche Sonne und Xatur vor grossem Unglück zagend und schaudernd einführt, zum Ausdruck all- gemeiner Trauer über einen besonders schmerzlichen Verlust gewählt sei. Indess die Rückseite hat kein Zeichen, dass ein Todter es ist, den sie nennt, Lenomar(us) SulpiciuSf denn so wird man den vorderen und ein- heimischen Namen zu lesen haben nach Art von Indidioniarus Virdo- marus lentumarus u. a. Dazu kommt der unfertige Zustand beider In- schriften, denn weder ist das Citat dem Sinn oder auch nur dem Me- trum nach abgeschlossen, noch ist auf der Rückseite das einzelne Schriftzeichen der letzten Zeile verstandlich, objzleich nach dem Aus- bruch und Loch, das im Stein hier offenbar vor der Inschrift gemacht war, Platz genug blieb zur Fortsetzung. Da andererseits Material und Schrift die Annahme ausschliessen, dass etwa wie man auf Ziegeln sieht, das Spiel eines Augenblicks die Inschriften hervorgerufen, so
1) Auf den ZusammenhaDg mit den Versen Lucan's, der in der Bone'schen Publication nicht erkannt wurde, hat zuerst Prof. Bergk (Köln. Zeitung Nr. 207. Zweites Blatt vom 27. Juli d. J.) hingewiesen. Darnach abgedruckt in der Trierer Landeszeitung vom folgenden Freitag. Die Redaction.
Trierer InsobriÜen. 179
I • AQVILONI ET
•ATTOSSAE-DE
FVNCTISAPROS
5 IVSVRSICIVSPA
TRIBVSETAVIS-ET
SIBIVIVSFECIT
Sowol am Ende von Z. 4 als am Anfang von Z. 5 kann nach der Zeichnung ein Buchstabe fehlen; vrar der Name bloss Aprosins, so war das Ende jener und der Anfang dieser Zeile nicht ganz con- form den nächsten. In Z. 1 sind die Namen der patres, der Eltern ver- loren gegangen; der Ausdruck kommt auch sonst für parentes vor, z. B. auf dem Grabstein eines sechsmonatUchen Kindes zu Ariminum
MofUanus et Sortita patres bei Henzen Or. 6200. Z. 2 hab' ich T ge- schrieben; die Copie gab E mit Punkt davor in der Höhe links. Der Name der Grossmutter scheint lattossa gewesen zu sein. AlsGuriosum mag beigesetzt werden, was unlängst ein Geistlicher jener Gegend schrieb: 'Die Inschrift auf dem im J. 1871 ans Licht geförderten Stein lautet Ursicius pairibus et avis et sibi vivus fecit; dieser ürsicius war, wie auf dem^ Steine ebenfalls zu lesen ist, äerarii populi Ramani socius. Die Lapidarschrift ist ^ehr schön und gut erhalten. ' Bonn im September 1876.
Franz Bücheier.
Der Vollständigkeit halber trage ich folgende Inschrift nach, welche eben E. Z. unter der Ueberschrift 'Archäologisches' in der Trierischen Zeitung vom 28. August 1876 veröffentlicht hat:
VI. Oberer Theil eines vierseitigen Steines von werthlosem Al- tena!, der eine Ära vorstellt, im Durchschnitt der Moselbahn nicht ireit von der Strasse nach Olewig in bedeutender Tiefe gefunden, 0,225 M. hoch und 0,22 breit, die Höhe des ganzen wird nach dem erhaltenen auf 0,50 angenommen. Die Buchstaben der 4. Zeile sind Tiel grösser als die übrigen.
DEO • MER
CVRIO • RES
^PECTI A VI
cto \ R I A
160 Triereir Intchiiften.
iJie drei ersten Buchstaben der 3. ZeQe, deren untere TheQe fehlen, sollen doch deutlich zu erkennen sein. Wahrscheinlich fehlt mindestens Eine Zeile und eine Dedicationsformel wie die vom Her- ausgeber angegebene v(otum) siclvit) liubens) m(ento). Mercur, der yod den üalliem meist verehrte Gott, gehört auch in den rheinischen Ge- genden zu den Gottheiten, welchen die meisten Denkmäler geweiht sind, wenngleich Niemand mehr glauben wird, dass er Patron von Trier insbesondere gewesen, auf Grund von Falsa wie deo Mercurio Trevirarum cansiervcUori) bei Brambach spur. 59 und 75.
VII. Wer sich fQr die Fälschungen der Trierischen Epigraphik interessirt, sei aufmerksam gemacht auf den von G. M. Thomas in den Sitzungsberichten der philos.-philolog. Classe der Münchener Aka- demie 1875 S. 217 f. ausgezogenen Brief des sogen. Galba viator in Handschriften des 12. Jahrhunderts, welcher erzahlt wie er in einer Vorstadt Triers einen Mercur von Eisen, den zwei Magneten in der Luft schwebend hielten, dann in derselben Stadt einen grossen mar- mornen Juppiter mit goldener Schüssel gesehen habe, in der die In- schrift gewesen sei lovi vindici Treverorum ex censu quifique cwiiaium Rfieni per tria decennia denegato sed ftdmine et cadesti terrare ex- torto — also eine sehr freche Lüge (vgl. Brambach spur. 84) aus sehr alter Zeit.
n. Litteratnr.
1 . Das Plateau von Forschwcilor bei Echternach, seine Befestigung durcli die Wickinger Burg und die Niederburg. Mit 3 Tafebi berausge- • geben durcb die Gesellscbaft für nützliohe Forscbungcn, von Dr.
Carl ßone, Trier 1876, Lintz'sche Bncbhandlung.
Unser geehrtes Vereinsmitglied, Herr Dr. Bone, giebt in obiger Schrift das klare und höchst anziehende Bild eines klassischen Terrains an der Sauer, welches durch jahrelang sorgfältig gesammelte Details für vreitere historische Forschungen die schätzenswertheste Grundlage bietet.
Die Beschreibung jenes Plateaus, vrelches bei 1000' absoluter Höhe, sich 500' über die Sauer bei Bollendorf erheben würde, ist durch eine Skizze aus der Generalstabskarte erläutert, und bezeichnet charakteristisch die Lage des ffOppidum*^ als eine natürliche Festung, die fast rings von Wasser umflossen, mit steilen Fels abhängen umgeben, mit Trinkwasser wohl versorgt, auf fast einer Quadratmeile eine Bevölkerung von 100,000 Menschen gegen feindliche Angriffe gesichert aufnehmen konnte.
Die einzelnen vorrömischen Alterthümer werden ebenso speciell aufgeführt wie die unzweifelhaften römischen Funde, zu denen das bekannte Dianen-Denk- mal am Fuss der Niederburg gehört. In Betreff der dortigen Bömerstrassen (Seite 18) erlaube ich mir den Zusatz, dass von Alttrier eine Römerstrasse ü^r Echtemach, Irrel auf Bitburg, eine zweite von Alttrier über Conzdorf, Berdorf, Bollendorf zur Wickinger Burg führte. Letztere Strasse ist im Yolksmundo als n Römerweg* bekannt, geht von der früheren Römerbrücke an der Bollen- dorfer Kirche vorbei als ein sehr« zweckmässig geführter Weg auf die Höhe, windet sich durch Felsen hindurch, wo nur ein Saumthier passiren konnte zum Fraubillenkreuz und Wickinger Burg, wahrscheinlich mit vorheriger Abzwei- gung auf Ferschweiler, wo sich die Spuren einer Römerstrasse finden. Sowohl bei Bollendorf wie bei Echtemach sind die Trümmer der Römerbrücken sicht- bar, und lässt sich annehmen, dass am linken Sauerufer eine Romerstrasse Echtemach mit Bollendorf verband.
Die Wickinger (Normannen) Burg, welche Herr Dr. Bone zunächst aus- führlich beschreibt, wird in der Generalstabskarte einfach als ^Steinbruch" be-
• •"1* m 0010^.
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IIL Miscellen.
1. Adenau. Stempel auf römischen Gefässen und Legions- Ziegeln. In den Pfingsferieu des J. 1872 fand ich zu Adenau im Besitze des Hrn. Baur daselbst eine Anzahl römischer Thongefasse und Ziegel resp. Bruchstücke von solchen. Der Fundort derselben konnte mir nicht genauer angegcfben werden; doch wird derselbe wohl in der Umgegend von Adenau zu suchen sein; wenigstens theilto mir der Vater des Besitzers, Hr. J. N. Baur in Aachen mit, dass er seiner Zeit dem Hofrath Gomes in Cochem, einem eifrigen Sammler, die in der Eifel gefundenen Gegen- stände besorgt habe; er besitze noch circa 800 römische Münzen, deren grösster Theil zu Hillesheim, Kerpen, Nollonbach, Nohn, Adenau und Kempenich gefunden worden sei. Auf dem Berge bei Herschbroich seien die Ueberbleibsel eines römischen Lagers mit vielen Grabhügeln'; letztere habe er öffnen lassen, aber, da dieselben leider schon früher durchsucht gewesen, nur zerschlagene Urnen gefunden. — Von den Bruchstücken, welche ich sah, waren folgende mit Stempel-Inschriften versehen (Nr. 4 und 7—10 sind gegenwärtig im Besitze des hiesigen Progymnasiums):
1) Bruchstück eines Ziegek |^ | FeXIIIIOKi;] 2) desgl. ^^jl^gf
3) desgl. EG
x^ciii^
5) Dicker anförnüicher Henkel aus graulichem Thon: A* GIRCI
6) Desgl. C AF
7) Der abgebrochene Boden eines Gefasses aus terra sigillata:
(CAROMA WS. F).
202 MifleeUeD.
8) Veägl (A^BBVg) 9) DeugL
10) Scherbe eines GefioKS ans terra sigillata, auf weicher in habener Arbeit ein laofendes Tbier (Hase?) and eine Aehre abgebildet iind:
Cnaii//
Bei Nr. 1, 2, 3 and 4 ist selbstTerständlich der Anfang LEG(IO)y
bei Nr. 2 und 4 die Zahl XXII ond bei Nr. 4 aasserdem wohl noch
PR P F. wofür der Baam aasreichen würde, za vervollständigen lesp. sa
ergänzen. Bei Nr. 4 moss ich die Erkläning des vrie ein Dreiasack aas- sehenden Zeichens in der Mitte Andern überlassen. Bemerkenswerth ist bei Nr. 2 die trotz der gewöhnlichen Stellang des Anfangs retro- grade Stellang der Bachstaben pr(imigenia) p(ia) f(idelis), wobei PR aadi
bei der Umstellnng, weil za dem nämlichen Worte gehörig, als miser- trennliches Ganzes behandelt worden sind.
Bezüglich der Henkel- ond Geföss-Inschriften seien nocb einige ver- gleichende Hinweisongen aof Schaermans, Sigles figalins, Braxelles 1867, und Fröhner, Inscr. terr. coct. gestattet
Zu Nr. 5 : Schaermans n. 1414 = Fröhner 735 (nicht 935, wie ver- druckt steht) hat: A. CIRGI. F, Environs de Chavannes. Sollte der Name
nicht mit dem onsrigen identisch sein, oder ein Versehen des Abschreibers vorliegen? Meine Gopie glanbe ich wenigstens als genau verbürgen so können.
Za Nr. 7: Der Buchstabe hinter A üt ausgebrochen. Es ist aof-
zulösen: CARO MA(N)V S(VA) F(EaT). Schaermans, bei welchem die eingeklammerten Buchstaben zweifelhaft sind^ 1096 hat: (CA)R(MAN)VS - ^Aarchai'qae, d. h. ohne Querbalken.) Westendorf^ vos bkfser, 44, Fig. 5.
Zu Nr. 8: In Schuermans n. 3481 (cfr. FrÖhner 1542, Steiner I 95, II 62. 342; Fundorte: Inheiden, Heddemheim, Neuwied) (ME)DVDFE sind DD ebenfalls „gestrichen** ; doch finde ich bei keinem der Beispiele eine Ligatur von |V^E angegeben, ebensowenig, dass FE(CIT) auf dem Kopfe stehen.
Zu Nr. 9: Der Stempel OF(FICINA)RVFINI ündet sich in Frank- reich, Belgien, England und Deutschland häufig; cfr. Schaermans 4769 = Fröhner 1811 = Corp. inscr. Lat VH. 1336, 935—940.
204 MisoeUen.
Bildwerk bringen wir hier noch eine Notiz, welche dem Herrn Oberbürger- meister a. D. Kaufmann verdankt wird. Aus derselben geht hervor, daas in Poppeldorf unter dem Kurfürsten Clemens August eine wahrscheinlich von ihm begründete Porzellanfabrik sich befunden hat, und zugleich auch in Bonn eine Fayence-Fabrik bestand.
Auszüge aus dem Inventarisations- Protokoll des Kaiserlichen Notarioi Joannes Caspar Trivelli am 9. Mai 1761 über das Mobiliar des churforst- lichen Residenzschlosses in Bonn:
(Clemens August starb 1761 am 4. Februar.)
„In einem Schlafzimmer des Buon Retiro^ wird unter No. 6 aufgeführt:
„In einem glassemen schank eine gamiture Th6egeschirr von Poppels- dorffer Pfeiffenerd bestehend in einer Thejere und Zuckerdosen dazu dann sechs Tassen und schahlen, einem weissen Soupe-Kömpchen. [Dazu wird bemerkt : „Das Service Th6egeschirr aber 1767 zum Verkauf ausgesetzet^] mit Unterschüsse], dann einer ronden und zwei oval telleren.''
„In derretirade."
„No. 5. in einem schank sub No. No. 5 Ein garniture Theegeschirr von der Poppeldorfer fabrique bestehend in einer Caffekanne, einer Milch- kanne, einer Th^ekanne, einer Zuckerdosen, einer Theedosen und zwölf Tassen und schahlen.*^
„No. 6. In dem änderten schank sub No. 6 dreyssig Teller von Bonni- schen faience Prob.*'
^Im neuen quartier.''
„In der ersten Anti-chambre.''
„No. 9. Ein Caminofen von Bönnischem faience. '^ Dergleichen Camin- Öfen werden drei erwähnt.
,Im Schlafizimmer.**
,No. 17. Vier stück porcelaine Von der Neuen Poppelsdorfer fabrique.''
J. Freudenberg.
4. Bonn. Bei der Fundamentirung der neuen Stadtwage adf dem Viehmarkte stiess man in einer Tiefe von ungefähr 2 Meter auf eine Brand- schicht und darunter auf römische Gräber. Ausser Scherben von Gefässen und Dachziegeln fand man eine grössere Urne mit verbrannten Knochen- resten und einer unkenntlich gewordenen Münze (Mittelerz). Daneben standen einige Krüge gewöhnlicher Gattung. aus^m Weerth.
5. Bonn. Im Jahre 1872 fand man bei der Fundamentirung des Hintergebäudes der S trau ven^ sehen Tapetenhandlung (Cölnstr. 29) ungefähr 8' tief unter der jetzigen Bodenhöhe eine schmale gepflasterte Strasse.
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«- aber dieselbe als die meiiqgs za dieser Mittbeflimg.
aos'm Weerth.
10. 0/^]k Wofn^ie Kieselsteincben in einer Schale aas terra Mf^ill«f«, ]\trTT Onntrnm zdgte mir eine Schale ans rother Erde der /^fi t{m ViwinWn ihrer Technik (d. h. nach Trajan) angehörend. Dieselbe wtinlif Jftngni in mnmn r<>mi»chcn Gralic bd dem Dorfe Gelb (Geldnba) ge-
Z^if^fn]^^ ii^ tmr khlusb.
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M^tiVMriimÜ'tiMr EtiMn ^nadi der BeadkrenMaig da Arbeiten
MiM^<m> «MierMT I^/ppelbaken, nad eixMr Anxmhi Bnicbstöcke tob GcQ—en^
wfjrttA^ $i«h «in gsuner enüienkeHg«r Trinkkrug befiuid, em imiieiiief (?)
T^fkrelMA wfjnaf ein geflfig^tei Pierd (?;, ob weiterer LudirifieniteiD
iMlmt m^ Uk^ioenk^ weibHcfcen Fignr toq geringer Grose. Es ist woU
f «wjdw, 4Mm MMl«re Gegenttiode Ton imtdiexnfaareB Aeoneroi too den Ar-
}ßtaUfm mchi W/b^ehtet worden sind.
Am 20. April d. J.bewOHgte der Verein von Aherthnnafreonden im Rhem- UauUi Ait Konten einer Aoagrabong, weil die OertHehkdt einer emeaten VnUfrnnchunf^ werth schien. Am 1. Mai wurde mit den Ansgrmbangen be- ffonnfm, f\l*: rUnn am 2,, am 3., am 8. nnd 9. Mai fortgesetzt und am 11. Mai 7Mrn Abschlass gebracht worden sind und zwar unter meiner steten l/eaufinchtjgung and Leitung.
Vm ^qtiU eine Strecke von c. 50 Meter darchgraben. Das Grund- stück des Herrn Hahn liegt auf der höchsten Stelle der Insel; dem gegen- Ober, am Abzag»gral>eD, sollte der Fond gemacht worden sein. Wir nahmen
212 MiRCoUen.
und eine unkenntliche stark oxydirtc Kupfermünze. Letzte Abhänge des östlichen Ufers in einer Höhe, wo das Wassei hatte. Brandspuren liabe ich nicht vorgefunden.
12. Ausgrabungen an der Mainspitzc bei ] September 1875 veranstaltete der Geschichtsverein zu IJan» barer Nähe der Stadt in der Gegend der Kinzigmündung ei. um festzustellen, ob in dieser Gegend eine römische Ueberg den Main anzunehmen sei. (S. den Bericht in der Hanaui Oktober 1875.) Dort treten vielfach alte Mauern zu Tage, Strecken von den Grundbesitzern bereits beseitigt sind. AI Ausgrabung ergab sich, das» die betreffenden Fundament einem römischen Bauwerke angehören, da man unter andern stücke von Terra sigillata fand. Zwei in der Richtung von parallel laufende Mauern von etwa 1 Meter Dicke wurd zwischen denen sich römische Ziegelsteine, Dachziegel, sow in Menge vorfanden. Ob die beiden Mauern, welche man von etwa 20 Schritt aufdeckte und welche 20 Schritt vo stehen, die Fundamentmauern eines gi*ossen Gebäudes bilc Befestigung dienten, liess sich nicht mit Sicherheit entscheii die ganze AnInge einen militärischen Zweck hatte, ist nie hat man doch früher an dieser Stelle zahlreiche Ziegel mi der 22. Legion gefunden. Jetzt ward es deutlich, dass eines römischen Castells von grösserem Umfange vor sie frühern Wall und Graben ist jedoch nur ein kleiner Theil Er läuft nördlich von den erwähnten Mauern parallel mit die und Westen hat die Kultur jede Spur vernichtet, l'nweit Mauer fanden sich die Reste eines Platten-Grabes, das er: welches in dieser Gegend gefunden wurde, während alle ande aus der Römerzeit sonst einfache Sandgräber sind. Die ül festzustellen wird kaum gelingen, da die meisten Fundamente ausgebrochen worden sind. Die Fundamente, welche Prof. 1 Jahre 1845 untersuchte und darüber seiner Zeit berichtete ( 13. Mai 1845) sind offenbar nicht identisch mit den jetzt au
Dieses Castell, fast am nördlichsten Ende des Mainlai war von besonderer Wichtigkeit, da es zur Deckung des Flu namentlich zum Schutze der Verbindung der am grossen Gi legenen Befestigungen mit dem linken Rheinufer diente. Abtl 22. Legion waren hauptsächlich in dieser Gegend stationirt, v.i die erste und dritte freiwillige Bürgercohorte, sowie Hülfs Vindelicier, Dalmatier und aqnitain'schen Reiter kamen. Nach
Büsoellen. 215
Stein als Stelle gilt, der Kanal selbst aber vom Bewohner nie gesehen ist. Der Kanal würde dort c. 2b' unterhalb des Altenberges liegen^ und scheint danach nur höchstens ein Abfiusskanal zu sein. Dagegen ist der eigentliche Kanal vor 40 Jahren unmittelbar am Altenberg gefunden. Dort yersichern die durchaus glaubwürdigen Gebr. Giersberg in einem jetat abgebrochenen Gehöft in dem 6' hohen Kanal oft gewesen zu sein, dessen brauchbare Steine, wie an vielen andern Orten, verschwunden sind. Nur eine Reliquie des Kanals liegt im Bohnenfelde neben dem Giersberg'schen Hause, eine rechtwinklige, äusserst feste Mörtelplatte, mit Crras über- wachsen, 5' breit, 10' lang, fast 1' stark, nach meiner Ansicht ein Stück Fussboden der Wasserrinne, die hier mit Einschluss der Seitenwände, wahr- scheinlich 5' breit war.
Die frühere Existenz der römischen Kaiserstrasse von Belgica über Mettemich und Sechtem zum Rhein bei Wesseling ist in der Nähe von Altenberg durch Nachgrabungen erwiesen, indem hier 1 bis 3' unter der Oberfläche eine 15 — 16' breite, gewölbte, sehr feste Kiesdecke sich zeigte, nicht blos auf einzeln Wegen, sondern an 3 bis 4 Stellen im Ackerland, wo das spärliche Wachsen des Korns seit vielen Jahren das Vorhandensein der Strasse angedeutet hatte.
Der Kreuzpunkt dieser Römerstrasse mit dem Kanal in der Nähe der Fundamente von Altenberg weist hiemach auf eine römische Ansied- lung in jener Gegend hin, und so gering im Allgemeinen die aufgefundenen Reste sind, so verdienen doch die uneigennützigen Bemühungen des Hm. Pf. Maassen, der den Verein zu den Ausgrabungen veranlasste, im Interesse der Alterthumskunde, den anerkennenden Dank des Vereins.
15. Ein Meilenstein in England. Der Meilenstein vonLeicester ist bereits in Orelli-Henzen (n. 5252) publicirt^), jedoch nicht ganz genau, namentlich fehlt das C Qftch RATIS :
imp caesars divti aianpath fdi vnervnep Iaianhadrianavgpmtrib
POTIVCOSIIIARATISCORITAjN
H
Vorstehende genaue Abschrift gibt Alles, was auf dem Stein noch er- kennbar ist. Das C ii^ ▼• 3 ist unbedenklich zu Ooritanor(um) zu ergänzen.
— Das H darunter bedeutet wohl ||; wäre der Stein nicht aus Britannien,
so könnte man an || mit eingeschriebenem L von Leugä denken; so aber
1) Dann auch von Hübner Insor. Brit. n. 1169. D. R.
216 MiscelleD.
kann wohl nnr ein Fehler des Steinmetasen vorliegen ; anfiallend bleibt immerfatn das Fehlen von M ' Pi während die Zahl II als Meilenzahl mit dem Fundorte
bei Leicester stimmt*). Dr. Bone.
16. Münstermaifeld. Bezüglich der Jahrb. LIY S. 315 a. LVI S. 227 besprochenen Steinblöcke von Coblenz nnd Müden theilte mir der Lehrer Holf von Poltersdorf oberhalb Cochem a. d. Mosel mit, dass sich in der Nähe dieses Ortes am Wege ein Sandsteinblock von ungefähr 4' Länge nnd Breite befinde, in dessen Mitte man eine Aushöh- lung wahrnehme, und dass man in der Cregend diesen Stein allgemein för einen alten Kelter halte.
Ich erinnerte mich vor mehreren Jahren auch vor dem Hanse eines Schmiedes in Nieder-Lahnstein, der Kirche g^enfiber, einen mäch- tigen Quader aus Diorit gesehen zu haben, dessen Länge die Breite etwas übertraf und in dessen Mitte sich eine kesseiförmige Vertiefung befand. Als ich kürzlich in Lahnstein war, wollte ich den Stein sehen, hnd ihn aber nicht vor dem Hause; ich erkundigte mich bei dem Eigen- thümer desselben und hörte, dass er den Stern in zwei Hälften habe spalten lassen und beim Neubau des Hauses verwandte. Er sagte mir, dass sich auf beiden Langseiten dem Loche gegenüber Einschnitte befunden hätten: er habe den Stein früher zum Ausbohren von Muttern zu Kelter- schrauben Wnutzt, wozu er sich durch seine Schwere und durch die Seiten- rinnon« worin er ilie Pfosten zur Befestigung der Mattem angebracht, goeiirnet habe : er glaube, dass der Stein ursprünglich zur Anbringung einer Soliraube zum Auspressen von Obst oder Trauben benutzt worden sei; auch hiesse es im Orte, dass der Stein ein alter Kelter gewesen sei.
Obgleich nun eine Aehnlichkeit mit den jetzigen Keltern nicht be- stellt r.nd die Höhlung auch zu klein erscheint, um grössere Quantitäten Trauben auszupressen, so dürfte vioch der an drei verschiedenen Orten auftretenden Ansicht, diese Steine seien Kelter, etwas Traditionelles zu Grunde liec^n. Es ist dabei zu beachten, dass die hölzernen Kelter in den brasilianischen Urwä'.dem givis» Aehnlichkeit mit unseren Steinen darbiett^n.
Aiv. Rheine und die Mv>«! hinauf werden sich wahrscheinlich noch mehrere solcher Steine aatV.tsiec lassen. Auf jeden Fall hatten dieselben civ.o Festimmur^g, rrtvi kö-n^r. nicht als blosse Werkstücke, die von irgend ciiicui RAUtr^'rko herrihrtor, betrachtet werden; sie alle sind ähnlich con- 5tn:irt ur.d r/Ar. k*r:: sioh r.:cht gut denken, wozu die kesselformige Ver- t:i<*t;i"^ mit v'.i'r,*. F:KSv'b;:iTte in der Seite bei einem blossen Werkstücke »:x\v,ox»T hAber. ?v<*te. Dr. Schmitt.
vN^e A.tw Cor^ bat ARATIS COR MP- D. R.
MiflCcUen. 217
17. Noideiibacli (Kr. Bitburg). Ein ganz ähnlicher Stein mit einer 2'/«' langen Kette wie der im LVII. Jahrb. S. 213 beschriebene von Dot- tendorf befindet sich in hiesiger Kirche. Der Sage nach diente derselbe ebenfalls als Büsserstcin. Ph. Mayers.
18. Fränkische Gräber bei Niederberg. Im Laufe des Sommers dieses Jahres stiess man bei Niederberg in einer Tiefe von 1 Meter auf fränkischer Zeit angehörende Gräber. Die Stelle, wo der Fund gemacht wurde, liegt in der Nähe der alten Strasse, die von Niederberg ausgehend die Richtung nach Ehrenbreitstein verfolgt. Sie Hess geringe Spuren eines flachen, wahrscheinlich künstlichen Erdhügels erkennen. Gerippe fanden sich in grösserer Zahl vor, die jedoch zum Theil so verwittert waren, dass eine bestimmte Richtung ihrer Lage nicht mit Gewissheit festgestellt wer- den konnte'. Wnffen, Schmuckgegenstände, thöneme GefUsse und einen gläsernen Becher hatte man einzelnen Verstorbenen mit in das Grab ge- geben.
Die Waffen bestehen aus Eisen und sind so durchrostet, dass nur zwei derselben eine Deutung zulassen. Es sind : eine 30 Cm. lange Speer- spitze (11 Cm. gehören der eigentlichen Schneide an, der übrige Theil dient zum Befestigen des Stieles) und ein Messer von 27 Cm. Länge, 4 Cm. Breite und 8 Mm. starkem Rücken ^).
Die Schmuckgegenstände sind: 10 aus porzellanähnlichem Glasflüsse gegossene Perlen, eine durchbrochene Zierscheibe, ein Armring und eine Nadel aus Erz gefertigt. — Die Perlen, von zumeist 1 Cm. Länge, sind unter sich im Charakter gleich, dagegen in der P'onn verschieden. Bei einigen ist die Form mit einem Cylinder zu vergleichen, bei andern läuft sie, nach der Mitte zu, weit aus; 2 gerippte Perlen sind offenbar Nach- ahmung römischer Fabrikate. Die Farben des Glasflusses zeigen eine der Form entsprechende Reichhaltigkeit; die grüne, in ihren verschiedensten Mischungen bis zur weisslich-grünen, ist vorherrschend. Die Zierscheibe von 8 Cm. 5 Mm. Grösse besteht aus zu Fischblasen oder Schnäusen ver- schlungenen Dräthen, die uns an die merowingische Kunstweise erinnern. Punkte die von einem Kreise umgeben sind, bilden die Augen der Fabel- thiere und sind auch sonst hin und wieder auf dem Körper vertheilt Der Armring, der in seiner Form schlicht ist, hat einen Umfang von 20 Cm. 4 Mm. und zeigt, als Verzierung auf der äusseren Seite eingetheilt, eine Reihe senkrechter Linien, die durch 2 schräg überkreuzte zu je 4 von ein- ander getrennt sind. Die Nadel hat eine Grösse von 11 Cm. und läuft
1) In meinem Besitze befinden sich zwei etwas längere' Messer, die bei der Belagerang von Neuss im J. 1474 im^eero Karls des Kühnen verwendet worden sind.
218 MiBceUen.
nach oben vierkantig aus. Hier zeigt sie nur zwei ichrftg fiberkremte Linien als Verzierung.
Der Gefasse sind 5. Sie haben eine Grösse von 10 bis 18 Cm. und zeigen unter sich dieselbe Verschiedenheit in der Form, welche noir auch schon bei den Perlen aufgefallen ist. Eben so mannigfaltig sind die eingepress- ten Verzierungen, ja, sogar die Masse der Verfertigung ist verschiedene Erde.
Die Gefasse gleichen den bei Lindenschmit (die Alterthömer unserer heidnischen Vorzeit) Band I, Heft IV, Taf. 5, aufgezeichneten; ich sehe daher von einer speciellen Beschreibung ab. Ich will nur erwähnen, daas ein 18 Gm. grosser Topf, von weisslich grauer Erde und dunkelgrsnem Anstriche mit Henkel und kleinem Ausflusse, dem aus den Grftbem in Osthofen herstammenden (siehe Lindenschmit Band I; Heft IV, Taf. 5, Nr. 5) gleicht und zwar in allen Theilen; dass ein 13 Cm. grosses Gefass mit weiter Oefinung in der Mitte kurz abbrechender Bauchung und schwarz gl&nzender Farbe auf der oberen Hälfte drei Reihen Quadrate zeigt, die aus Zellen, Halbkreisen, und in phantastischster Weise durcheinander ge- worfenen Linien bestehend, ein der Runenschrift auffallend ähnliches €^ bilde zeigen; dass ein einfach geformter Topf von 12 Cm. Grösse aas grober, röthlich-gelber Elrde bestehend, schwarz angebrannt ist und somit sich, vielleicht auch die übrigen, als früher zum taglichen Bedarfe ver- wendet, kennzeichnet.
Der gläserne Becher, der leider bei der Ausgrabung zerbrochen wurde, ist sehr dünn und hat eine Grosse von etwa 12 Cm. Er ist oben weit, wird nach der Mitte zu schmaler und läuft nach unten, wo er ab- gerundet ist, weit aus. Unter dem oberen Rande befindet sich ein 3 Mm. breiter, weisser Streifen, der aus mehreren Linien gezogen ist.
Neuss. Koenen.
19. Gräber in Obercasscl. In der Sitzung der Niederrheinischen Gesellschaft vom T.Juni 1875 berichtete Prof. Schaaff hausen über eine, wie es scheint, ausgedehnte alte Grabstätte neben der Gementfabrik in Ober- casscl, welche iam 30. März durch die Gefiilligkeit des Herrn Sade da- selbst der wissenschaftlichen Untersuchung zugänglich gemacht worden war. Es sind Reihengräber, die wie jene vor zwei Jahren in dem nahen Ober- holtdorf aufgefundenen durch Basaltplatten hergestellt sind, welche ohne Mörtel sowohl die Seitenwände als die Decke des Grabes bilden. Die Decksteine liegen 1,7 M. unter der Oberfläche; in einem Grabe war die rechte Seiten wand durch aufrecht stehende Platten, die linke durch über- (unander gelegte kleinere Basalte, die eine trockene Mauer bildeten, herge- Htüllt. Die Länge des Grabraumes war 2,17 M., die Breite 57 Cm. Das Gesicht des Todton ist gen Osten gerichtet. Eine früher, 40 Schritte von \mv nach dorn Uheine zu, gefundene goldene fibula mit eingesetzten Steinen,
22M) Misoellen.
Innerhalb der Heidenmaner sollen 6 Sarkophage mit Beigaben, theilweiie vorrömischer Zeit, ein scharfes Steinbeil und andere Gegenstände aus der Bronze- and Steinaseit, gefanden worden sein. Zwei würfelförmige aosge- höhlte Grabstatten, die wie die skandinavischen, zajr Aufnahme der Leichen in sitzender Stellung bestimmt schienen, boten Brachstücke eines Schädels von angewöhnlicher Dicke sowie Theile eines silbernen Fassringes dar. Das Wichtigste war jedoch die Entdeckung eines ungefähr 2 Meter langen Sarges, der ein fast vollständiges Skelett barg, mit einer ans Bernstein und Glasperlen künstlich zusammengesetzten Halskette, einem eisernen Opfemiesser, einem Amulett aus gebrannter Erde, einem Steinbeil, einer Glasurne und einem wunderbar erhaltenen goldenen Ringe, dessen Platte ganz mit Hieroglyphen bedeckt ist. u. s. w.
Diese „Entdeckungen^^ des Herrn Voulot aus Beifort gehören in die Kategorie der absichtlichen oder unabsichtlichen Täuschungen. Herr Voulot, ursprünglich Zeichner, (jetzt mag er eine Anstellung an einer Schule in Beifort haben und sich Professor nennen), macht seit Jahren in den Vo- gesen die abenteuerlichste Jagd auf vorhistorische und celtische Denk- mäler. Ohne irgend welche wissenschaftliche Methode, ohne die nöthigeo Vorkenntnisse, lässt er sich von seiner Phantasie zu den sonderbarsten Un- geheuerlichkeiten hinreissen. Man lese nur einige Seiten in seinem ABC der celtischen Antiquitäten im Ebass, um Dinge zu finden, die einigermassen an das berühmte Livre des Sauvages des Abbe Domenech erinnern^).
Die fraglichen „Forschungen^' auf dem Ottilienberg haben nun zwar den Erfolg gehabt, dass bei dem Suchen nach „Schwalbenschwänzen' ' eine, enorme Partie der „Heidenmauer'' geradezu demolirt und umgeworfen wurde, weshalb Herr Voulot Seitens der Behörde wegen Beschädigung öfifentlicher Denkmale verfolgt wird. Im Uebrigen war dos Ergebniss null oder wenigstens nicht zu verwerthen. Kein irgendwie glaubhafter Fand- bericht liegt vor, es scheint im Gegentheil, dass Hr. Voulot die bei den Nachgrabungen beschäftigten Personen fortgeschickt habe, als er sich an- schickte, jene famosen „Grabfunde'' zu machen. Diese Grabfunde selbst sind wieder so wunderlich, dass ein mit der Archäologie der celtischen und germanischen Gräber vertrauter Gelehrter nur ungläubig den Kopf schütteln kann; es liegen da in einem Grabe Dinge nebeneinander, wie sie kaum anders als in oder aus dem Cabinet eines Sammlers sich zu- sammen finden können. Kurz, es ist schwer zu sagen, was hier auf Rech- nung der Phautasic zu setzen, was absichtlicher Betrug ist: für die Wissen- schaft ist hier nichts zu holen. Kraus.
1) Voulot, ABC d'iine Science nouvelle. Les Vosges avant Tbistoire. Mulhousc 1874. Die uns zu Gesiebt gekommenen Abbildungen dieses Werkefl zeigen allerdings eine für die wissenschaftliche Auffassung gefahrliche Mitwir- kung der Phantasie. D. Red.
Miscellen. 221
22. Taxgaetiam entdeckt. Als ich im Mai d.J. die von Hrn. Apo- theker L einer mit bewnndernswerther Aasdauer nnd Rührigkeit ins Leben gemfene Rosgartensammlung in Constanz besichtigte, fiel mir unter anderen im vorigen Jahr bei £schenz ausgegrabenen römischen Altcrthümern besonders ein Altar- Fragment auf mit der Insclirift:
DEAE FOR TVNEVIK TA SG • POS V
Sofort vermuthete ich, dass zu lesen sei : vikani Tasg , und
dass mit diesem vicus das Taxgaition des Ptolemaeus gefunden sei. Diese Verrauthung wurde mir seitdem mehr und mehr zur Gewissheit. Doch ersah ich aus einer mir vor einigen Wochen von Herrn Leinor gütigst mitgetheilten Nummer des schweizerischen antiquarischen Anzeigers, dass Herr Charles Morel in Genf mir mit dieser Entdeckung zuvorgekommen sei. (Mitth. von J. J. Müller 1876, April, S. 672 ff.) Nichtsdesto- weniger glaube ich die Leser dieser Zeitschrift vorläufig in Eenntniss davon setzen zu sollen, indem ich mir vorbehalte, im nächsten Jahres- heft, wenn meine Zeit es erlaubt, über die Funde von Tasgaetiura zu- sammen zu referiren. Ich bemerke vorerst nur, dass Eschenz da liegt, wo der Rhein aus dem Unter- oder Zeller-See herausströmt, und zwar auf dem linken Ufer. Nicht weit davon liegt ,,Burg Stein" auf einer An- höhe, wo noch Reste eines römischen Castells nachweisbar sind ; gegenüber davon auf der rechten Seite das Städtchen Stein. Bisher suchte man hier das Ganodurum des Ptolemaeus, während Leichtlen und Mannert Tax- gaetium nach Lindau verlegten. Die oben angeführte Inschrift wirft ein ganz neues und helles Licht auf die Sache, regt aber freilich auch neue Fragen an, deren Besprechung wir uns ebenfalls vorbehalten.
Constanz. F. Haug.
23. Inschrift aus Ungarn. Von der zu Vnkovar (Teuto- burgium nach dem Itinerar des Antoninus) im Garten des Grafen Eltz gefundenen und im C. I. L. UI, 2. n. 6450 publicirten Inschrift bringt die Ephemeris Epigr. II S. 357 eine neue Abschrift: DEO | SANCTo
I HERCvLI I T • FL • NKCR | ANVS • RAE | COH I HIS | PAN EQQ I TRIB COH | li A/DAC | RTooEQQ | V SL M- Eine
neue von Hrn. Prof. Freudenberg mitgetheilte Copie stimmt grösstentheils mit jener Abschrift, dürfte aber im Einzelnen noch durch grosse Genauig- keit sich empfehlen. Z. 3 ist H mit E ügirt; (Z. 4 |FL * tACI)) Z. 5 CRA//, also PRAE (im CIL. PRAE), Z. 6 COH ' I - (Z. 7 ///QO). Z. 8
223 MisceUen.
TRIB • COH, Z. 9 I (M\C DAC, Z. 10 RF • nicht RT- , während CIL. ET liest, von Mommsen (V)ET(erana) ergänzt. (Z. 11 V 'S • L * VI).
24. Wall er fangen. Etwa eine Stunde südlich von Wallerfangen, in dem sogen. „Bii'nhäumchensloch*^, einem südlich gelegenen Einschnitte des „Blaubaches*' befinden sich zwei lüngst 8ignalisii*te, erst kürzlich durch Aushauung der betreffenden Waldpartie wieder aufgedeckte römische Bas- reliefs. In zwei wenig vertieften, etwa 3 Fuss hohen Nischen stehen je eine menschliche Figur. Aeusserst roh sind diese Figuren gearbeitet, zum guten Theil auch, namentlich an den Köpfen, verwittert; anscheinend waren sie mit der Tunica, die eine vielleicht mit dem Colobium bekleidet Vor der einen steht ein einem Leuchter ähnelnder Gegenstand, die andere hält eine Rolle in der Rechten. Auf irgend eine Ausdeutung der Dar- stellung muss ich verzichten. Ich bemerke nur noch, dass die Reliefs aus dem lebendigen Felsen (weisser Sandstein) gehauen sind und dass unge- fähr V« Stunden von ihnen jenes römische Kupfer-Bergwerk seinen Ein- gang gehabt haben muss, dessen Anlage durch die s. Z. in den Jahrbüchern mitgetheilte Inschrift: INCEPTA OFFICINA EMILIANI NONIS MART beurkundet ist '). Kraus.
25. Wesseling. Seit längerer Zeit war mir Wesseling, von wo bisher Funde römischer Alterthümer selten bekannt wurden ^), wegen des in einem mächtigen Bogen zur Strasse herantretenden Rheinstroms bedeutsam er- schienen. Als ich im Frühjahr des verflossenen Jahres mit den Herren General von Veith und Prof. Bergk in Wesseling das Dampfjschiff verliess, befragte ich deshalb den übersetzenden Fährmann nach dem Vorkommen alterthümlicher Funde. Derselbe sagte aus, dass sich auf der Höhe des Ufers, demselben entlang, durch die sämmtlichen Gärten eine mindestens mehrere 100 Fuss lange, breite Mauer im Boden befinde, auf welche man häufig bei der Gartenarbeit stosse. Diese Aussage veranlasste eine weitere Erkundigung bei Hrn. Pfarrer Boehning, nach dessen Mittheilungen man besonders beim Auswerfen der Gräber auf dem Kirchhof römisches Mauer- werk, Scherben u. dergl. wahrnimmt. Sofort wurden durch den Todten-
1) Wo Dr. Brusflkern zu Brambach n. 758 neben der Inschrift die Buchstaben X und W gelesen bat, ist mir unerfindlich. Einer neuen Ausgrabung des Denkmals, welche Hr. Jos. Klein ,.Epigr.-antiq. Streifzüge**, S. 86 dieses Jahrbuchs, um dieser beiden Buchstaben willen vorschlägt, bedarf es indessen schwerlich, da gute Gipsabgüsse desselben sowol in der Fabrik zu Wallerfangen als in der Stadtbibliothek zu Trier zu sehen sind.
2) Ich kenne von solchen nur den im Universitäts-Museum befindlichen Grabstein des Philosophen Q. Aeliua Kgritius (0 verbock No. 8. llettncr No. 112).
/
224 MiscelleD.
deutschen Anthropologischen Gesellschaft gemacht worden sind. Er be- merkte, dass nur mit grösster Vorsicht aus dem Zusammenliegen der Fossilien im Höhlenboden auf ein gleiches Alter derselben geschlossen werden dürfe, indem das Wasser, welchem die Höhlen ihre Bildung verdanken, wiederholt die älteren Einschwemmungen wieder umgewühlt haben könne. Die Blar- tinshöhle habe an Feuersteingeräthen eine reiche Ausbeute ergeben. Da diese gerade im Eingange der Höhle sich finden, so liegt der Schloss nahe, dass sie hier von den Bewohnern derselben gefei*tigt, dass sie nicht durch das Wasser von oben her eingeflötzt worden sind. Nur einzelne der meist kleinen aber zierlich von den Kernen abgeschlagenen Splitter oder Späbne lassen sich als Pfeilspitzen deuten; es ist schwer zu sagen, wozu die an« dem gedient haben mögen. Wiewohl sie zahlreich zwischen den aufge- schlagenen Röhrenknochen der noch lebenden Thiergeschlechter liegen, lassen diese doch nicht erkennen, dass sie mit Steinmessern geschabt oder geritzt sind. Vielleicht wurden sie in Holz eingefügt als Zähne einer Säge oder eines Ackergeräthes, eine Verwendung, die noch bei rohen Völkern im Ge- brauch ist. Ausserdem wurden Scherben sehr roher, aber auch verzierter Töpferarbeit, eine Schlacke von irgend einem Metallgusse herrührend, eine Glasperle aus römischer Zeit, mehrere Bronzestücke, darunter eine spiral- förmige Fibula, auch rothe und rothgelbe Farbstoffe, von denen einer deut- lich in einer runden Schale abgerieben war, gefunden; ein mit einer wie zum Einlegen des Daumens bestimmten rundlich eingeschliffenen Stelle ver« sehenes P^euersteinmesser, erinnert au ein von Blumner abgebildetes eisernes Messer, dessen sich die röraischeu Schuster zum Zerschneiden des Leders bedient haben. Sollte auch hier das später metallene Werkzeug sein Vor- bild in einem Steingehithe gehabt haben? Die hier gefundenen Feuerstein- raesser in Begleitung der Beste noch lebender Thiere beweisen wie so viele andere Funde neuerer Zeit, dasa diese rohen, ungeschliffenen, nur durch einen geschickten Schlag dargestellten Steingeräthe keineswegs immer nur der ältesten, sogenannten paläolithischen Zeit zugeschrieben werden dürfen, sondern wie die geschliffenen Steinbeile und mit ihnen lange im Gebrauch geblieben sind. Sie liegen unter den Pallästen von Khorsabad wie in den ägyptischen Mumienkasten, Schliemann fand sie bei seinen trojanischen Aus- grabungen, sie fehlen nicht in manchen Gräbern der Bronzezeit. Wiewohl wir wissen, dass man in Rumelien, in Anatolien, in Syrien im ganzen alt- osmanischen Reiche wo Getreidebau getrieben wird, solche Flintniesser zur Herstellung von Dreschmaschinen gebraucht werden und dass schon Varro I. 51 von der tabula lapidibus aut ferro asperata spricht, so hat doch die Ansicht, dass die sogenannten Feuersteinwerkstütten der Vorzeit Plätze seien, wo die Bauern einst ihre Dreschschlitten zurichteten wenig Wahr- scheinlichkeit, wie Dr. M. i\Iuch mit guten Gründen (Mitth. d. anthro|>ol. Gesellsch. in Wien 1874 p. 2—8) gezeigt hat.
IV. Chronik des Vereins
fit Üb 9trrin$iai|r 1875 (ttfp. Ißfinspn 1875—76).
Im äussern wie im Innern Leben des Vereins vollzogen sich im verflossenen Jahre mannigfache Veränderungen. Wir beklagen den Heimgang von 24 Mitgliedern, darunter den des langjährigen Vor- standsmitgliedes Professor Fr. Ritter, des Nestors der rheinischen Alterthumsforscher Professor Fr. Fiedler, welcher seit der Gründung des Vereins dessen auswärtiger Secretair und seit einer Reihe von Jahren Ehrenmitglied war, des holländischen Historikers Green van Prinsterer, des Architecten L. Loh de, des hochgebildeten Generals von Peuker, des Historikers Staelin, des um unsere Provinz ver- dienten Landtagsmarschalls Raitz von Frenz-Garrath u. A.
Ausser diesen Verlusten, die der Tod herbeiführte^ verloren wir 23 Mitglieder durch Austritt und 11 Personen mussten wegen dauern- der Unterlassung der Beitragszahlungen gestrichen werden, so dass sich der Verein um 58 Mitglieder verminderte. Gleichzeitig wurden indessen 3G neue Theilnchmer gewonnen, mithin der gesammte Prä- senzstand immerhin ungeachtet der so ungünstigen allgemeinen Zeit- verhältnisse die ungefähre Zahl von GOO Mitgliedern behauptete ')• I^ie Finanzen weisen ziffemmässig in runden Zahlen
1) Diese Angabe bezieht rieh auf das Ende des Yereinsjahres 1876 — 76, also Pfingsten dieses Jahres, sn welcher Zeit der Verein genan 604 Mitglieder z&hlte, welche sich am Ende des Jahrbuchs LVn namentlich aufgezählt finden. Von Anfang Juni bis zum Abschlnsse des Jahrbuchs LVIII, also in den 3 Mo- naten Juni, Juli und August, sind 23 Mitglieder gestorben, ausgetreten oder wegen Nichtzahlung der Beiträge gestrichen worden, dagegen 40 neue Vereins- genossen gewonnen worden, so dass die Mitgliederzahl um 17 gewachsen ist, sich also jetzt auf 621 erhebt. Diese sind am Schlüsse vorliegenden Jahrbuchs aufgeführt.
15
232 Chronik des Yereixuu
innerhalb seines Gebietes eine grondlicho Erforschung der Reste der Vorzeit nach besten Kräften zu fördern, so wie for die Auffindung, Erhaltung und Bekanntmachung der antiken und mittelalterlichen Denkmäler Sorge zu tragen sich verpflichtet.
§.2- ^u diesem Zwecke treten die Mitglieder eines jeden Localvercins von
Zeit zu Zeit zusammen, um sich über gemeinsames Handeln zu verstandigen,
ihre Erfahrungen und Ansichten auszutauschen.
Im Uebrigen bestimmen die Local vereine ihre Thatigkeit innerhalb ihres Bereiches ganz selbständig.
§.3.
Jeder Localvorein wählt sich aus seiner Mitte seinen Vorstand, welcher die Versammlungen einberuft und die Geschäfte leitet (vergl. §. 5 gegen Ende).
§. 4. Die Localvereine haben freie Verwendung der Mittel, welche ihnen der Centralvorstand ständig überweist (s. §. 6), oder welche sie selbst beschaffen
(fl. §. 6).
§. 6.
Die Localvereine, als die örtlich ständigen Organe dos Gesammtvereinos, bestehen aus den ordentlichen Mitgliedern des Bezirkes, den sie repräsentiren, und ist jedes ordentliche Mitglied des Vereins der Alterthumsfreunde im Rhein- lande berechtigt der Localabtheilung beizutreten, in deren Bezirke er seinen Wohnsitz hat.
Ausserdem sind dio Localvereine befugt, ausserordentliche Mitglieder auf- zunehmen und von denselben einen nach Massgabe der örtlichen Verhältnisse zu bestimmenden Jahresbeitrag zu erheben.
In den Vorstand können jedoch nur ordentliche Mitglieder gewählt werden.
§. 6.
Der Centralverein überweist jedem Localvereine ein Drittel der Jahres- beiträge, welche von dun ordentlichen Mitgliedern des betreffenden Localvoreins eut richtet werden. Findet dieses Drittel während des entsprechenden Jahres keine Verwendung, so fliesst es in die Centralcasso zurück.
Auch wird der Centralverein für grössere Untersuchungen, z. B. Aus- grabungen, auf deshalb gestellten Antrag, so weit es die Mittel gestatten, einen Beitrag bewilligen, über deren Verwendung der Localverein seiner Zeit Rechen- schaft abzulegen hat.
§•7- Die Jahrbücher, als das wissenschaftliche Organ des Vereines, werden
regelmässig Jahresberichte über die Thatigkeit der Localvereine bringen, und stehen den Mitgliedern der Localvereine, ordentlichen wie ausserordentlichen, offen, um ihre das rheinische Alterthum betreffenden Arbeiten zu veröffent- lichen. Von dem Jahresberichte sowie dessen Arbeiten werden Separatabdrücke nach Bedürfniss dem Vorstände des Localvoreins überwiesen.
Chronik des Vereins. 233
§. 8. Der Vorstand jedes Looalvereins ist verpflichtet
a) alljährlich im Monat Januar über die Thätigkeit des Vereins, den Be- stand der Mitglieder u. s. w. Bericht zu erstatten;
b) über besondere Vorkommnisse, z. B. wichtige Funde, sofort Mitthei- Inng zu machen;
c) auf Verlangen gutachtliche Aeusserungen zu geben und Aufträge im Interesse des Gesammtvereins zu erledigen;
d) die Vertheilnng der Veroinssohrifien und die Einziehung der Beiträge zu besorgen;
e) die Anmeldung neuer Mitglieder zu vermitteln;
f) überhaupt für die Ausbreitung des Vereins und die allseitige Förde- rung seiner Zwecke eifrig zu wirken.
§.9.
Die Vorstände der Localabtheilnngen sind zum Besuche der Sitzungen des Centralvorstandes berechtigt.
Wenn es sich um Angelegenheiten allgemeiner Natur, z. B. um Abände- rung der Statuten oder organische Einrichtungen handelt, wird der Centralvor- stand den Vorständen der Localvereine davon Mitthoilung machen und entweder ihr Gutachten einholen' oder sie zu gemeinsamer Berathung auffordern.
Zu den Generalvorsammlungen hat jeder Localverein ein Mitglied seines Vorstandes abzuordnen.
Die Generalversammlungen sollen in Zukunft von Zeit zu Zeit a«ch an den Orten, wo sich ein Localverein gebildet hat, abgehalten werden.
Indem wir diese Grundzüge für die Bildung und die Thätigkeit von Localvereinen zur Kcnntniss namentlich unserer ausserhalb' Bonns wohnenden Vereinsgenossen bringen und um die Mittheilung von Ver- besserungsvorschlägen bitten, hoffen wir, dass sich in recht vielen Orten solche Vereine bilden mögen, welche an den sich immer umfang- reicher und bedeutsamer gestaltenden Aufgaben unseres Vereines mit Liebe und Hingebung sich zu betheiligen bereit sein werden.
Bonn, den 2L August 1876.
Der Torstand des Vereins von Alterthnmsfrennden
im Bheinlande.
Vencickiits ikr litglieder.
VtrttaMl.
Präsident: Dr. •as'm Weerth, Profeuor in KoMenich bei Bonn. Tieepriaident: Dr. Bergk, Profestor in Bonn.
Siwnrtin»- f ^' P'®**^*"***'?» ProfcMor in Bonn.
) Dr. Kortegarni RemLiehalTorsleher in Bonn. BiblioihekM: Tftn Vleaten.
Elir«i-Mit|iieier.
S. KSnigl. Hoheit Carl Anton Meinrnd Forst za Hohenzollern in Sigrnaringeo.
Dr. Ton BethmaQn>Uoiiweg, Exceiienzi köoigl. Siaatsniinibter a. D., in Berlin.
Dr. TOD Dechen, Excellenz, Wirkt Och. Ratb, Oberberghauptmann a.D.| inBoon.
Freiherr FrieHrioh tod Diergardt in Bonn.
Ton Moeiler, Ezoelienz, Wirkl. Ueheimer Rath und Ober-Prasident in Strassburg.
Dr. Noggerathf Berghauptmann und Professur in Bonn.
▼ on Quast, Geh. Regiernogsrath, ConsorTator der Kunstdenkmaler in Preasoen,
in Radensieben bei Neuruppin. Dr. Ritsohl, K. Pr. Geh. Regier ungsraih, Professor in Leipzig. Dr. Urliehsy Uofrath und Professor in WSrzburg. Ton Wilmowsky, Domkapitular in Trier.
242
Tarselohnbs der MitgUedar.
Villeroi, Emest, Fabrikant in Wal-
ierfangen. Graf Yon Viüers, Regier. • Präsident
in Frankurt a. d. Oder, van Vleuten, b. VorBtand« Voigt ei, Bauinspector und Dombaa-
meister in G5in. Voigtiänder, BuolihdJ. in Kreaznach. Dr. Waoli, ProfesBor in Leipzig- Dr. Wagen er, Professor in Qent. Wagner, NoUr in Mülheim a/R. Dr. de Wal, ProfeBsor in Leiden. Wallenborn, l'eter junior, in Bitbarg. Wandeslebon, Friedr. zq Stromberger
Neuhütte bei Bingerbrüok. Dr. Watterloll, Professor u. Pfarrer in
Babel. Weber, Advocat- Anwalt in Aachen. Weber, Buchhändler in Bonn. Weber, Pastor in Ilsenburg. Dr. autt'm Weerth: s. Vorstand, de Weerth, Aug., Rentn. in Elberfeld. Dr. Wegeier, Geh. Ifedioinalrath in
Coblenz. Weiss, Professor, Director d. k. Kupfer-
stichkabinets in Berlin. Dr. Wende, Realschullehrer in Bonn. Wendelstadt, Victor, Commerzienrath
in Cöln. Dr« Weniger, Professor, Gymnasial-
Director in Eisenaoh. Werner, GymnaBial-Oberlohrer in Bonn. V. Werne r, Kabinetsrath in Düsseldorf. Werners, Bürp^erraeister in Düren. Öe. Diirohlaucht Fürst W ied zu Neuwied.
Dr. Wl6talery amw. Seer., Professor In
Gottingen. W i e t h as e, KSnigl. BanmeiBter in 05b. Witkop, Ptr, Maler In UppeUdt Wille, Jacob, Stadiosut jurU, aus Fran- kenthal, zu Bonn. Dr. W i 1 m a n n s, Prof. in Straasborg. Dr. Wings, Apotheker in Aaolien. Dr. Witten haus, Reotor der hdhera
Bürgerschule In Rheydt Dr. Wo ermann, Carl, Professor In
Düsseldorf. Wohl er 8, Geh. OberBnanzrath u. Pro-
vinzial-Steuerdireotor In Cdln. ▼. Wolff> Regierangsprüsldent In Trier. Wolf, Gaplan in Galoar. Wolff, Rauf mann in Gdln. Wolff, Commerzienrath in M. Gladbaeh. Dr. Wolters, Professor in Halle. Dr. Weltmann, Prof. in Prag. ▼ onWright, General- Major in Metz. Wuerst, H., Hauptmann a. D. und
Kgl. Steuereinnehmer in Bonn. Wüsten, Gatsbesitserln zu Wüstenrode
bei Stolberg. Dr. Wulfert, Gymnasial -DI reotor In
Kreuznaoh. War z er, Frledensriehter In Bitbarg. Wurzer, Notar in Siegbarg. Dr. Zartmann, Sanitätsrath In Bonn. Z engeler, Kgl. Bauführer in Bonn. Zervas, Joseph, Kaufmann in Cöln. von Zuocalmaglio, Justizrath inGre-
yenbroich.
Ausserordentliche Mitglieder.
Dr. Arendt in Dielingen.
Dr. Arä^ne de Noüe, Advocat iu Mal med y.
Connebtabiic, Carlo, Graf in Perugia.
CorrenB, Malerin München.
E n g e l m a n u, ßaumeiöter in Ki cuznach.
Feiten, Raumeister in Cöln.
G. Fiorelli, Intendant d. k. Museen in Neapel.
Dr. Förster, ProfeBöor in Aachen.
Gamurrini, Director des etrusk. Mu- seums in Florenz.
Gongler, Domcapitular und General- Vicar des Biöth. Namur. in Namur.
Hei der, k. k. Sectionsrath in Wien.
Herrn OB, Dr. med. in Remiob.
P. Lanciani, Architect in Ravenna. Lucas, Charles, Architect, Sous-Inap.
des travaux de la ville in Paris. Mella, Eduard, Graf in Vercelli. Michelant, Biblioth6caire au dept. des
Manuncrits de la Bibl. Imper. in Paris. Paulus, Finanzrath und Mitglied des
Königl. Wtbg. Stat.-Topogr. Bnreaus
in Stuttgart. Promis, Bibliothekar des Königs von
Italien in Turin. J. B. de Rossi, Archäolog in Rom. Schlad, Wilh., Buchbindermelster und
Bürger in Boppard. Schmidt, Major a. D. in Kreuznach. D. L. Tosti, Abt in Monte-Caslno.
Verielekiilfi d9r Mitglieder.
848
Verificliiiss
sämmtlicher Ehi*en-, ordentlicher und ausserordentlicher Mitglieder
nach den Wohnorten.
Aachen: Ark. Book. Brüggemann. Dieokhoff. Emondts. Foersier. Qoorg!. Gymnasialbibliothek. MilgerB. von Geyr • Sohweppenbarg. Kessel, von Leipziger. Mila. Polyteehnioum. Scheib- ler. Sohlünkes. Schwan. Startz. Suer- mondt Weber. Wings.
Abenteuerhütte: Boecking.
Alfter: Jörissen.
Allehof: Plassznann.
Alterkülz: Bartels.
ATDsterdam: Boot. van Hillegom. Moll.
A 1 1 o n a : Huyssen.
An holt: Aohterfeldt. Fürst zu Salm.
Arnheim: Baron Sloet.
Asbaoher Hütte: Boecking.
Barmen: Bredt. Kartbaus. Thiele.
Basel: Untversttätsbibliothok. Watterich. ,
Beienburg: Braselmann.
Bedburg: Ritter-Academie.
Bergh: Habets.
Berlin: Aohenbaoh. Adler. Aeg^di. yon Bethmann-Hollweg. Boottichor. Braun. Ton Cuny. Gurtius. Dobbert. Hegert. Hartwioh. v. d. Heydf. v. Floren- court. QeneraWerwaltung der kgl. Mu- seen. Gilly. Uübner. Liebenow. Momm- sen. Müllenhof. von Pommer-Esche. Piper. Prüfer. Salzenberg. Sohickler. Spitz. Y. Sybel. Vahlen. Weiss.
Beromünster: Dr. Aebi.
B 1 1 b u r g : Nels. Wallenborn.
Wurzer.
Bonn: Aohterfeldt Bauerband. Bergk. Bernays. Binz. Bodenheim. Brassert. Brusis. T. Bredow. Bücheier. Busch. Graf T. Bylandt Cahn. AI. de Ciaer. £b. de Ciaer. Clason. y. Dechen. Delius. Y.Diergardi Dötsch. Eltzbaoher. Engels- kirchen. Eskens. Firmenich-Riohartz. Floss. Freudenberg. Georgi. J. Gold- schroidt. R. Goldschmidt. Guilleaume. Hauptmann. Heimaoeth. Hermann. Henry. HoohgürteL Hoffmeister, y. Uoiningen. van Hout. Hüffer. Humpert. Kaufmann. Klein. J. J. Klostermann. Kortegam. Krafft KyUmann. de la Valette St. George. Lempertz. Leydel. Loersch. Loesohigk. Märtens. Marcus. Yon Mirbach. Morsbach. Bald. Yon NeufYiUe. Wilhelm Yon NeufYille* Neumann. N5ggerath. Poill. Prieger. Yon Proff-Imioh. Reinkens. Yon Reamont Yon Rigal. Graf Yon
Salm-Hoogstraeten. y. Sandt. Herrn. Schaaffhausen. Th. SchaafThausen. Arn. Schaefer. Schaefer. Schmelz. Schmithals* Seydemann. Sirarock. Yon Spankeren. Stahlknecht. Strauss. Thoma. Usenor. Veit Yon Veith. Yan Vleuten. Weber. Wende. Werner. Wurst. Zartmann. Zengelor.
B o p p a r d : Bendermacher. Dapper. Progymnasium. Scheppe. Schlad.
Braunfols: Prinz Solms.
Breslau:. Dr. Stier.
Brügge: Lansens.
Brühl: Alleker.
Brüssel: Mus^e Royal.
Büren: Kayser.
Burgsteinfurt: Rohdewald.
Burtscheid: Roen.
Calcar: Wolf.
Cambridge: Lewis.
Carlsruhe: Brambach. Conservatorium d. Alterth. Oberschulrath.
Cassel: Frhr. y. Ende. Schubart
Castellaun: Camphansen.
ClOYo: Chrzescinski. Hasskarl. Stein- köpf.
Coblenz: Yon Bardeleben. Binsfeld. Civil-Casino. Cremer. Duhr. y. Ehester. Geiger. Gymnasium. Yon Goeben. Konopakl. Landau. Lesegesellschaft Montigny. Nobiling. Wegoler.
Co In: Becker. Bernau, y. Bernuth. Bigge. Camphausen, Exe. Aug. Camp- hausen. ClaY6 Yon Bouhaben. Car- stanjen. Deichmann* Disch. Dr. Dorn- busch. Drewke. Dümont Düntzer. Ennen. Essingh. Feiten. Frenken. Fuchs. Garthe. Gottgetreu, y. Hagens. Haugh. Heimsoeth. Ed. Herstatt Joh. DaY. Herstatt. Heuser. Hom. August Joest. Eduard Joest Wilhelm Joest Jost. Kamp. Königs. Leiden. Lem- pertz. Mayer. Merkens. J. J. Merlo. Chr. J. Merlo. McYissen. Michels. Mohr. MoyIus. Mumm Yon Schwarzen- stein. Niessen. Abraham Freiherr Yon Oppenheim. Albert Oppenheim. Da- gobert Oppenheim. Eduard Freiherr Yon Oppenheim. Pütz* Raderschatt Raschdorff. Rennen. Yon Rosen. Sohe- ben. Schilling. Schnütgen. Statz. Stedtfeld. XJckermann. Verhagen. Voigtel. WendelsUdt Wiethase. Woh- lers. Wolff. Zenras.
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Frftskfttrt «. d. Oder: Graf VilUn.
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Bibliotb^k. Fr^ijx ' iyK,u\'j%%) : (jr«f Bei»*eL V r'oU^nn: Ott«, yui^m: Go«M. ht €1 « I J e D : htiruUMiotbck.
0 • n t : iioultz. VV«f(4n<sr. <ilesft«o: Antiken -CaMnct. Thei»eea.
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Ooattingen: voo LeuUeh. Saappe.
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Leipsig: Baedeker. Krfritehi Laag«. Orarbeek. BitMU. Spii^cc. Waeh.
Leaaep: Birgenekale. HardL
Liegfiiu: Stier.
Licbarf a.d. L.: Juakar. TUftMa.
Liax: PohL
Lipstadt: Witkop.
London: Frank«.
Löwen: UniTertiüU6*BibUothek.
Lüdenicheid: Bürger&chale.
Ladtngbaaten: Fnütiag.
Luttich: CadelL UniTeniau • Biblio- thek.
Malmedy: Arsen« de Noüe. Progym- naaium. Steinbach.
Mannheim: AUerthiun&Terein.
Marburg: Niaaen.
Marienwerder: Ton HirBckfold.
Verzeiohniss der Mitglieder.
245
Majen: Delius* Meohernioh: Hupertz. Meh lern er -Aue: Frau Doiohmano. Mettlaoh: Booh. Metz: Bar. de Salis. y. Wright Mo nte-Casino: Tosti. » Montjoie: Pauly.
Moskau: Graf Ouwaroff. MQlheim a. Kh. : Küppers* Wagner. Mülheim a. d. R. : Gruhl. Stinnes. München: Brunn. Bursian. Cornelius.
Correns. Messmer. Münster: Bibliothek der Akademie.
▼. Kühlwetter. Probst. Ständer. Stahl. Münstereifel: Qymnasialbibliothek. Münstermayfeld: Schmitt. Warna r: Gengier. Naugard: Schorn. Nash-Mills: Evans. Neapel: Fiorelli. Neunkirchen: Stumm. Neuss: yon Heinsberg« (lymn.-Biblio-
tbek. Koenen. Neuwied: Fürst Wiod.Kaestner.Reusch. Nieukerk: Buyx. Norden: Schneider. Nürnberg: Bergau. Nym wegen: Scheers. Obercassel: Bleibtreu* Oe bringen: Stifts-Bibliothek. Odenkirohen: Goertz. Keberlot Ostrowo: Prinz Uadziwill. Paffendorf (Rurg): y. Bongardt. Paris: Barbet. Basilewsky. de Long-
perier. Lucas. Michelant Robert. Parma: Universitäta-Bibliothek. Perugia: Bibliothek. Connestabile. Ploen in Holstein: Müller. Poppeis dorf: Kekul6. Prag: Univers.-Bibliothek. Woltmann. Prüm: Guichard. Raden sieben: y. Quast. Ratibor: Kramarczik. Rayenna: Lanciani. Rayestein: de Meester de Rayestein. Rem! oh: Hermes. Rh o in b ach: Ungermnnn. Rheinberg: Pick. Rheydt: Wittenhaus. Roisdorf: Graf Moemer. Rom: Heibig. Henzen. de Rossi. Rurioh Sohloss b. Erkelenz: y. Hom-
pesch. Rüdes heim: Fonk.
Saarbrüoken: AohenbaciL Karoher. Schomw
Sangerhausen: Fulda.
Schlei dw eiler: Heydinger.
Siegburg: Wurzer.
Sigmaringen: Fürst zu HohenzoUern.
Sin zig: Broioher.
Sneek: Mehler.
Sobemheim: Progymnasium.
Soest: Nübel.
Strassburg: Uniyersitäts- Bibliothek. Dümichen. Kraus. Michaelis. Mit- scher, yon Möller. Soherer. Straub. Wilmanns.
Stromberger-Neuhütte: Wandes- ieben.
Stuttgart: KöngL öffentl. Bibliothek. Haakh. y. Lübke. Paulus.
Süohtelen: Geuer.
Thorn (Schloss) : y. Musiel.
Trarbach: Progymnasium.
Trier: Bettingen, y. Beulwitz. Bone. Hagelüken. Holzer. Kelzenberg.Koch. Leonardy. Mosler. Rautenstrauoh. Rossbach. Schümann. Seyifarth. yon Wolff. Wilmowsky.
Tübingen: Sohwabe.
Turin: Promis.
Uer dingen: Frings.
Utrecht: Engels* Vermeulen.
1^ i e r s e n : Aldenlurohen. Furmans. (ireef. Haas. Heckmann. Kolb. Schmitz.
Valparaiso: Dr. Meeks.
Ver colli: Mella.
Voerde: Bouyier.
Vogelensang: Borret«
Wachten denk: Mooren.
Wallerfangen: y. Galhau. Yilleroi.
St Wendel: Bettingen. Getto.
Werl: y. Papen.
Wernigerode: Bibliothek.
Wesel: Gymnasial-Bibliothek.
Wesselingen: Bdhning.
Wien: Conze. Heider. k. k. Münz- und Ant!k.-Gabinet Sohmidt.
Wiesbaden: Bibliothek. Isenbeck. Krafft
Wismannsdorf bei Bitburg: Orth.
Wissen: Graf LoS.
Würzburg: Urlioha.
Wüstenrode: Wüsten.
Seist: yan Lennep.
Zell a. d. Mosel: Qrothusen* Schmitz.
Zürich: DUthej.
Bemerkung. Der Vorstand ersucht Unrichtiqkeiten in vorstehenden Verzeichnissen, Veränderungen in den Stanoesbezeich- nungen, den Wohnorten etc. gefäliiost unserem RechnungsfDhrer, Herrn Rechnungsrath Fricke, schriftlich mitzutheilen.
UalTersftfttii-Biichdruokerel yon Carl Oeorgi in Bonn.
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Flff. 5.
FlfV. Figia.
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