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CLEMENS FRFEDRICH MEYER.

Deutsche Spraclio u. Literatur, '

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ßlBlIOTniK

DES

LITTERARISCDEN VEREINS

DT STUTTGART.

Lxxxvin.

STUTTGART.

GEDRUCKT AUF KOSTEN DES LITTERARISCHEN VEREINS.

1867.

PROTECTOR

DES LITTERABISCHEN VEREINS IN STUTTGART

SEINE MAJESTÄT DER KÖNIG.

VERWALTUNG :

Präsident: Dr A. Y. Keller, ordentlicher professor an der k. Universität in Tübingen.

Kassier: Professor Dr Kommereil, vorstand der realschule in Tübingen.

Agent: Fues, sortimentsbucbliändler in Tübingen.

GESELLSCHAFTSAUSSCHUSS :

Oberstudienrath Dr Haßler , oonservator der vaterländischen kunst- und alterthumsdenkmäler in Ulm.

Dr Holland, außerordentlicher professor an der k. Universität in Tü- bingen.

Obersthofmeister W. freiherr v. Holtz in Alfdorf.

Dr G. V. Karajan, präsident der k. akademie in Wien.

Dr E. V. Kau s 1er, vicedirector des k. haus- und Staatsarchivs in Stuttgart.

Dr Klüpfel, bibliothekar an der k. Universität in Tübingen.

Dr 0. V. Klumpp, director der k. privatbibliothek in Stuttgart.

Dr Maurer, ordentlicher professor an der k. Universität in München.

Dr Menzel in Stuttgart.

Dr Simrock, ordentlicher professor an der k. Universität in Bonn.

Dr Wackerna gel, ordentlicher professor an der Universität in Basel.

Dr Waitz, ordentlicher professor an der k. Universität in Göttingen.

' A ^ - J-

BRIEFE

DER

HEEZOGIN ELISABETH CHARLOTTE

VON OßLfiMS

AUS DEN JAHREN 1676 BIS 1706

HERAUSGEGEBEN

VON

DE WILHELM LUDWIG HOLLAND

PROFESSOR DER GERMANISCHEN UND ROMANISCHEN PHILOLOGIE AN DER UNIVERSITÄT ZU TÜBINGEN, ORDENTLICHEM MITGLIEDE DER BERLINISCHEN GESELLSCHAFT FÜR DEUTSCHE SPRACHE , CORRESPONDIERENDEM MITGLIEDE DER AKADEBOE DER WISSEN- SCHAFTEN, KÜNSTE UND SCHÖNEN LITTERATUR ZU CAEN , MITGLIEDE DER GESELL- SCHAFT FÜR NIEDERLÄNDISCHE LITTERATUR ZU LEYDEN, CORRESPONDIERENDEM MIT- GLIEDE DES VEREINS FÜR GESCHICHTE UND ALTERTHUMSKUNDE ZU FRANKFURT AM MAIN.

STUTTGART.

GEDRUCKT AUF KOSTEN DES LITTEBABISCHEN VEREIKS

NACH BESOHLCSS DES AUSSCHUSSES VOM MAI 1865.

1867.

DEUOK TOH H. LADPP IH T0BI1IOBR.

1.

Pour mr le raugraflF.

St Clou den 27 Aprill 1676.

Hertzlieb Carllutzgen, weillen ich glaube, daß Ihr nun wider im lande seyt vndt derentwegen meine amme Euch wirdt zu sehen bekommen, so hab ich sie nicht weg wollen laßen, ohne ihr ein zetteigen ahn Euch mittzugeben, worinen ich Euch erinere, daß Ihr mich alß lieb behalten solt; den ich hab Euch schwartzköpffel recht lieb vndt verbleibe allezeit Ewer affectionirte freündin

Elisabeth Charlotte.

2. A mons. le raugraff.

St Clou den 8 September 1676.

Hertzlieb Carllützgen, ich habe Euch nicht auffEwere schreiben von Versaille auß geantwortet, weillen ich dorten nicht ein augen- blick vor mir selber gehabt habe; aber jetzt, da ich nun hir bin, will ich Euch völlig antwortten. Ihr bedörflft gar keine entschuldi- gung zu machen wegen vbelles schreiben, den ich kan Ewere handt sehr woll leßen vndt bin gar woll mitt Euch zufrieden, daß Ihr mir fleißig schreibt; den in Ewerem alter ist man ordinari alß ein wenig faul mitt schreiben, aber Ewer fleiß macht mich glauben, daß Ihr mich noch alß lieb habt, vndt deß bin ich fro. Derowegen so continuirt nur vndt glaubet, daß ich jederzeit Ewer affection. fretln- din verbleibe

Elisabeth Charlotte.

Ich hab Ewer compliiüent ahn Monsieur vndt Mademoisselle

Briefe der Prinzessin Elisabeth Charlotte. 1

162954

abgelegt; beyde laßen Euch wider grüßen. Ahn Ewer mama macht wider ein zirliches compliment auffs beste von meinetwegen! Ewer Schwester vndt brüderger finden hir meinen grüß.

3. A mons. le raugraff.

Paris den 2 May 1677.

Hertzlieb Carllutz, ich hab im anfang, alß ich Ewere trawerig- keit erfahren, vber Ewer mama todt Euch nicht gleich schreiben wollen, weillen ich woU weiß, daß man im ahnfangs vndt in den ersten mouvementen von einer rechtmäßigen betrübtnuß vnmöglich brieffe leßen kan; jetzt aber hoffe ich, daß Ihr ein wenig wider bey Euch selbsten sein könet; derowegen, wofern Euch meine freündtschafft lieb vndt die Versicherung, daß sie allezeit werden wirdt. Euch in etwaß trösten kan, so wünsche ich, daß dießer brieff Euch zu einigem trost gereichen möge; den glaubt, lieb Carllutz, daß ich Euch noch alß so lieb habe, alß wie vor dießem, vndt daß ich mitt freüden hir im lande die gelegenheitt suchen mögte. Euch zu persuadiren, daß ich Ewere affectionirte freündin bin

Elisabeth Charlotte.

P. S.

Monsieur kombt morgen wider von der armee, drumb ist es mir vnmöglich ahn Carolin zu schreiben. Drumb bitt ich Euch, grüst sie von meinetwegen vndt Ewre andere schwesterger auch vndt macht ihnen mein compliment!

4. A mons. le raugraff.

St Clou den 13 May 1678.

Hertzlieb Carllutz, vor dießem hette ich gesagt: «Ihr seit ein praffer bub», aber nun Ihr so groß seit, sage ich: «Kerles, daß Ihr mir so einen lustigen brieff schreibt!* Cantenac wirdt Euch sagen, wie sehr ich nach Euch gefragt. Selbiger hatt mir gesagt, wie Ihr nun so vnerhört lang geworden vndt auch jetzt einen bardt habt,

daß [macht] mich gantz zu einem alt müttergen wie mntter Anecken, wen Ihr Euch noch dießer commedie erinert. Adieu! schreibt mir hinfüro fleisig, wen Ihr der zeit habt, vndt insonderheit, wen Ihr in HoUandt sein werdt, vndt glaubt, daß ich Euch so lange lieb behalten werde, alß Ihr mich! Darauff macht Ewere rechnung vndt seit versichert, daß ich Ewere affectionirte freündin bin

Elisabeth Charlotte.

5.

St Germain den 25 d'Octobre 1679.

Hertzlieb Carllutz, vergangene woche hab ich Ewer schreiben vom 22 Sept. entpfangen. Es ist mir lieb, darauß zu vernehmen, das Ihr glücklich vndt ohne purtzelbaum ahngelangt seit, aber ich hab schon Ewere ahnkunfft durch etliche schreiben von I. G. dem churfürsten erfahren. Mich deucht abg*, so viel ich darauß vernehmen kan, so ist der churfürst nicht allerdings woU mitt Euch zufrieden vndt beklagt sich, das Ihr ihm nicht nach schuldigstem respect sprecht noch antwortet, sondern das Ihr ihn ahnschnurt undt in Euch Selbsten brumbt. Vmb gottes willen, geht ein wenig in Euch selber vndt hüttet Euch, das Euch Ewer leben dergleichen nicht mehr begegnet! Den außer dem, das Ihr dem churfürsten den grösten respect von der weit schuldig seit auß allerhandt Ursachen, so man auch er- dencken mag, so solt Ihr doch solches auch Ewer selbst wegen in acht nehmen; den denckt nur, wie viel unglük Euch aufstoßen werden, wen der churfürst nicht mitt Euch zufrieden ist! Vndt jederman wirdt Euch noch dazu vnrecht geben; den von seinen herren muß man alles leyden vndt mitt gedult ahnnehmen, welches Euch den noch desto leichter ahnkommen kan, in dem Ihr versichert seit, das I. G. der churfürst ahn nichts, alß was Ewer bestes sein wirdt, gedencken wirdt. Dmmb vmb I. G. den churfürsten in guttem willen gegen Euch zu behalten, so erweist ihm, das es Euch gerewet, das Ihr ahn dem respect, den Ihr ihm schuldig seit, man- quirt habt, vndt bittet vmb verzeyung! Dießes wirdt Euch gantz keine mühe kosten; den ich kene Ewer gutt gemüthe woU vndt bin versichert, das wen Euch ja ein wenig ungedult entfahren ist, das Ihr es nicht so böß gemeint habt; auch hab ich solches schon I. G. dem churfürsten Ewertwegen versichert. Nun Ihr aber durch dießen

1*

brieff ersehen werdet, das I. G. der chorfürst deßwegen ungehalten geweßen, so wirdt Euch obgemelte vngedalt nicht allein gereuen, sondern Ihr werdet solches I. G. dem charfürsten auch bezeugen. Ich gebe Euch hir einen raht alß Ewere beste freOndin, vndt wen ich (da gott für sey!) so anglücklich were, das mir dergleichen be- gegnet were, so wolte ich gleich auffs demütigst vmb Yerze3ning bitten; den ich weiß gewiß, das die gnade, so der chorfürst stehts seinen kindem bezeuget vndt die vätterliche affection , so er zu ihnen trägt, werden selbst die vorsprecher sein, vndt Ihr werdt sehen, das ers Euch mitt freüden vergeben wirdt. Das ist alles , was ich Euch vor dißmahl hirauff sagen werde. Was unßern ahnschlag ahnbelangt, so müßen wir gedolt haben; was ich wünsche, wist Ihr woU vndt ich habs Euch ofift gesagt, auch verzweiffeie ich noch nicht dran. Vnterdeßen aber, das ich Euch was gewißers vndt beßers davon berichten kan, so will Euch, hertzlieb Carllutz, von hir was verzeh- len, das Euch divertiren möge, vndt ob mein brieff schon dadurch gar lang werden wirdt, so glaube ich doch, das er Euch nicht desto vnahngenemer sein wirdt. Es ist mir nur leydt, das ich nicht alles schreiben kan. Wie offt hab idi Euch zu Fontainebleau gewünscht! den abendts hatte ich schöne histörger zu verzehlen vndt ärger, alß nie; aber nun ist alles klug worden, wie Wendt Euch schon wirdt geschrieben haben. Ich hab ihm auch befohlen, das er Euch den wunderlichen fall verzehlen solle, so der vetter Fana den tag vor der königin in Spanien abzug gethan, vndt wie er hernach alß wie ein schatten vndt toder mensch sich alebenwoU überall eingefunden, so woU ahn der stigen, alß commedie vndt deß königs taffei. Ich dachte, monsieur le Dauphin vndt ich müsten uuß kranck lachen, vndt die gutte königin in Spanien, ob sie zwar ahnfing, betrübt zu werden, konte sich doch deß lachens nicht enthalten, wen sie den menschen ahnsahe. Ichberuffe mich nochmahls auff Wendt vndt hoffe, das er Euch einen exacten recit vom vetter Fana vndt seinen aben- tewer schreiben wirdt. Das best aber seindt die discursen vndt das weiß Wendt nicht. Ich darffs der feder nicht trawen. Es ist recht schadt; den Ihr würdet von hertzen lachen. Die Auster ist sehr fleißig. Ich will Euch einen brieff von ihm schicken, so er ahn die Gredine geschrieben, welcher recht artlich ist, wie Ihr sehen werdet, vndt dabey will ich Euch auch sagen, warumb er ihn geschrieben. Die Gredine hatt mich gebetten, das, wen ich ahn Euch schreibe,

soll ich Euch ihretwegen grüßen vndt sagen, das es ihr deucht, das ihr etwaß fehlt, das sie Euch nicht mehr bey mir sieht. Die kö- nigin in Spanien hatt mir schon in zen brieffen befohlen, das ich Euch ihr compliment machen solle vndt sagen, das sie Euch gern noch einmahl sehen möcht. Maman (Ihr wist woll, wer es ist) ist jetzt ahm besten bey ihr dran. Sie hatt mir auch befohlen, das ich Euch das ihretwegen sagen solle. Der ertzbischoff sagt mir alle tag, das ich nicht vergeßen solle, seiner zn gedencken, wen ich ahn Euch schreibe, vndt so baldt er mich finden wttrdte, das ich solches thue, so wolle er Euch auch ein par wort in meinem brieff schreiben; heütte aber hatt solches nicht geschehen können, den er ist nach Paris dießen morgen.

St Germ, den 27 October.

Vorgestern hatte ich dießen brieff ahngefangen, hab ihn aber nicht eher, alß heute außschreiben können, weillen Monsieur eben in mein cabinet hir (welches Ihr woll kent) spiellen kam, vndt gestern bin ich mitt dem könig auf die hirschjagt, alwo ich eine zeittung vemohmen , welche mich recht dauert, nehmblich der könig hatt dem armen Yalbel befehlen laßen, seine Charge zu verkauffen. Die vr- sach dießer ungnadt ist, das der könig ihm befohlen hatte, 50 dau- ßendt francken zu geben vndt dadurch hocher zu steygen vndtleüt- tenandt zu werden. Dieße leüttenantsstelle aber hatt man in zwey Chargen getheillt. Yalbel, der schon lang die compagni allein com- mandirt hatte vndt den könig sehr woll gedint, hatt sich im kopff gesteckt, das er der erste leüttenandt sein müste vndt das es ihm ein affront seye, wen man einen über ihm setzte, vndt hatt darauff zum könig gesagt mitt einen kritlichen thon, das er lieber dem könig alß ein schlechter soldat dinnen wolte, alß im dinst bleiben, wen man einen über ihm setzte. .Das hatt den könig verdroßen vndt hatt gesagt, das er dießen kerl zwar estimire, aber weill er so hoffartig sey vndt meine, das er ihm ein affront thet, so möge er den seine Charge verkauffen vndt hinziehen, wo er will. Ich bin versichert, das diß des armen menschen sein todt sein wirdt; den er wirdt sich unerhört zu hertzen ziehen. Er dauert mich recht; den es ist allebenwoll ein guttes blutt. Ich bin gewiß, das es Euch auch leidt vmb ihn ist. Wie ich die zeittung gehört habe, habe ich gleich ahn Euch gedacht; den es ist ihm eben gangen, alß

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wie Ihr alß sagt, das wen man schon einem herren lange jähre woU vndt trew gedinnet halt vndt das man nun meint, das man ahm besten dran ist, den muß einem nur ein ungedultig wort entfahren, vmb in Unglück za konmien vndt weg gejagt zu werden, ohne das man sich der vergangen dinsten erinert. Noch eine zeittung will ich Euch verzehlen, so Euch verwundem wirdt. Vergangen dinstag hilte mr Legrand vndt mess. de Vandosme ein wettrenen. Der duc de Granmiont parirte vor mess. de Vandosme, vndt mr Legrand seine zwey brüder vndt noch viel andere parirten vor mr Legrand. Wir waren alle darbey. M. Legrand sein perdt rente Lavallee vndt mess. de Vandosme pferdt ein englischer laquay vom marechall de Bellefond, welcher auch vor das pferdt parirte. M. Legrand ge- wan. Damitt setzten wir andern unß in kutzsch vndt fuhren wider herauf, m. le Dauphin aber blieb jenseit der brück, vmb spatziren zu reitten. Indem wir weg fahren, fengt der duc de Vandosme mitt Lavallee ahn zu zancken. Chev. deLoraine, der dabey stundt, sagte halb in lacherey: «Nous parions tousjours contre desgensqui n'ont point d'argent.» Der duc de Gramont fengt ahn, zu murmellen. M. Legrand, der dabey stundt, sagt zum duc de Gramont: «A qui en avez vous? AUons nous en et laissons finir la quereile de m. de Vandosme et Lavalle !> Der duc de Gramont tritt zu m. Legrand, helt ihm die faust unterm gesicht vndt sagt: «Mort d., c'est a vous que j'en veux et il y a longtemps que j'en cherche Poccassion.» M. Legrand, nicht fauU, hebt die handt auff vndt gibt dem andern eine dachtel, das ihm die perucke vom kopff ab- fehrt. Zu allem glück hatte keiner von beyden ihre degen ahn; den sie hatten sie abgelegt, umb desto beßer den wettrenern nach zu folgen. In dem augenblick aber kommen jeder freunde vndt offriren degen ahn. Andere aber, alß m. de Marsilliac, chevallier de Loraine, kommen vndt werfen sich dazwischen, vmb alles einzu- halten. In dem augenblick kompt ein escuyer vom duc de Gramont; der zieht den degen auß vndt auff den chevallier de Loraine loß vndt meinte, es were m. Legrand. Chevallier, wie er das sieht, rent er den kerl nach, welcher, so halt er ihn gesehen vndt das es nicht m. Legrand war, ging er durch. Er erdabte ihn aber noch vndt hauete im eine balaffre ins gesicht. Einer aber von m. Legrand sein leütteu ging auff den duc de Gramont loß vndt wen ihm Beaumont nicht eingehalten, hette er ihn damider gestoßen.

Endtlich aber riß der duc de Villeroy den m. Legrand in sein kntzscfa vndt Marsillac vndt mess. de Yandosme den duc de Gramont in die ihrige vndt führten sie herauf. So baldt der könig soldies vemoh- men, befahl er Monsieur, sie wider mitt einander zu vergleichen vndt ihnen von seinetwegen zu befehlen, bey hartter straff nichts mehr mitt einander ahnzufangen, weder sie noch die ihrige noch ihre bedinten, vndt weillen sie den respect vergeben betten, den sie m. le Dauphin schuldig, vndt sich in dem selben feit gezanckt vndt gerißen betten, so selten sie beyde in die pastille biß auff weitter ordre. Sie seindt aber nur 24 stundt drin geßeßen, den gestern abendts hatt sie der könig wider hellen laßen. So gehts hir zu, alle tag was neues vndt selten was gutts. Im überigen so spricht man noch immer von den beren, wen nichts neues vor ist; den einer ist gestorben, aber der ander ist noch in frischer gesundtheit vnd gestern abendts hatt man noch von ihm ahns königs taffei ge- sprochen. Noch etwaß neues: die arme Doudou hatt abscheuliche händel mitt ilirem man. Wie sie mitt ihrem Schwager vndt Schwe- ster, dem duc vndt die duchesse d'Aumont, wie auch dem chevallier de Tilliadet wider auß dem sawerbrunen von Bourbon kommen, hatt sich das monster der duc de Yandatour im kopff gesteckt, seine fraw auffs landt zu führen , wo er sie woU lange gehalten hette, vndt wie er gesehen, das sein obgemelter schwager solches nicht hatt zu- geben wollen (weillen dem kerleß nicht zu trawen ist, indem er schon ein mahl seiner frawen thür mitt einer pistoll durchschoßen, sie auch mehrmahls mitt bloßem degen geängstigt), hatt er sich mitt dem duc d'Aumont vndt chev. Tilliadet mitt aller gewalt schlagen wollen. Dieße aber haben ihn außgelacht. Da ist er so gifftig wor- den vndt hatt getrewet, das er seine fraw mitt gewalt abheilen wolle. Da ist den armen duchessen blutsbang worden vndt haben gleich einen expressen nach hoff zur marechalle de Lamotte geschickt Selbige hatt gleich ahn könig die sache verzehlt; da hatt der könig gleich einen exempt hin geschickt (Ihr kennt ihn woll, er heist des Fourneaux vndt hatt bey der königin in Spanien zu Fontainebleau auffgewart). Den andern tag ist m. le duc de Yaudatour selber nach hoff kommen, vmb sich beym könig zu entschuldigen, vndt das endt vom liedt ist, das man sie beyde von einander scheyden wirdt; die arme Doudou aber muß vor ihr oder söin leben in ein closter, wo sie aber doch mitt ihr mutter vndt eiste Schwester etlich mahl wirdt

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heraußer dörffen. Er gibt ihr 12 daußendt (ich weiß nicht, ob es daller oder francken sein) zu ihrem vnterhalt vndt nach seines oncles todt 16 taußendt. Das ist Doudou ihre gantze histori. Es ist mir recht leydt umb sie, wie ihr woU dencken könt. Es ist auch woU einmahl zeit, das ich dieße lange epistel auffhöre. Ich habe sie nicht eher endigen wollen, weillen ich persuadirt bin, das Ihr fro sein werdet, zu vernehmen, was neues hir vorgeht, nun Ihr dießen hoff so woU kent, wie auch so glaube ich, das Euch Ewere große geschafften zu Manheim nicht verhindern werden, einen so großen brieff zu leßen. Wen Ihr mir wider schreibt, so sagt mir doch, ob Olimpe nicht vrsach hatt, jalous zu sein, indem alte liebe sich wider vemeüert, oder nicht ! Ich glaub, das Ihr mich woll verstehet, ohne das ich es weitter außlege. Ich möchte auch gerne wißen, warumb baß Amelie mir nicht auff den brieff antwortet, den Ihr ihr mittgebracht habt. Sagt ihr von meinetwegen, das ich sie frage, wie es kompt, das sie meiner so garvergist vndt das ich nichts von ihr höre ! Die Woltzogin grüst von meinetwegen vndt sagt ihr, das ich ihr baldt schreiben will vndt das ich gar content von ihr bin, das sie ein praffes medel ist, so fleißig ahn mich zu schreiben! Grüst Coppestein auch von meinetwegen vndt gebt ihm part von den zeit- tungen, die ich Euch schreibe, welche er auch woll gerne wißen möchte, weillen er die leütte alle kent, so woll allß Ihr vndt ich.

Je vous aduertis, que vous pouues venir en toutte seurete a St Cloud et marcher tant qu*il vous plaira sur la teste de Mad. de Fienne; car la vieille diablesse est morte. M. Legrand schreibt Euch dießes. Ich hatte es vergeßen, sie ist in 8 tagen zeit ahn einem 3-tägighen fieber gestorben. Die duchesse de Yillars ist wittwe; ihr man ist 3 tag nach md. de Fiene gestorben. Wen ich noch ein augenblick nachdencke, so wirdt auß meinem brieff ein buch werden. Es ist aber hohe zeit, das ich. endige. Adieu, hertz- lieb Carllutz! Seitt versichert, das ich Euch von hertzen lieb habe vndt biß in todt Ewere affectionirte freündin verbleibe

Elisabeth Charlotte.

6. Sontag abendts vmb halb 9 den 25 Februar! 1680. Hertzlieb Carllutz, ich bin all vor lengsten willens geweßen,

Euch zu schreiben, indem ich mich aber eben setzen wolte, vmb Euch zu fragen, worumb Ihr so gar nichts von Euch hören laßet, da kam der junge Boisfranc daher vndt sagt mir, das er einen großen brieff von Euch entpfangen hette vndt das Ihr mir ein com- pliment drin madiet; da bin ich böß worden vndt habe gesagt, das weillen Ihr eher ahn Boisfranc schreibt, alß ahn mich, so will ich Euch auch nicht eher schreiben, biß das ich einen brieff von Euch bekämme, hab also, wie Ihr secht, meine morgue woll gehalten biß nun, da mir die Hinderson Ewer schreiben vom 15 dießes monts überlieffert, welches man aber nicht er beantwortten kan, alß ich nun thne. Jedoch muß ich Euch sagen, das Ihr sehr verliert, das ich Euch nicht eher geschrieben; den ich hatte die schönsten Sachen von der weit zu sagen, welche aber nun sich dermaßen überheüfft haben, das sie ohnmöglich zu beschreiben sein, den ich habe die helffte vergeßen. Eher ich aber auff dießen schönen recit komme, will ich erst waß ernstlicher reden, wünsche Euch den zum ersten von gantzem hertzen glück zu Ewerer englischen reiße vndt das Ihr viel vergnügen dort haben möget; jedoch so hette ich viel lieber gewolt, das es hir hette sein können. Es ist schon gar lang, das mir I. G. der churfürst geschrieben, das er Euch in Engellandt schicken wolle, also ist mir Ewere reiße gar nicht frembt vorkom- men. Ich habe woll gedacht, das Euch der gutten Gredine Unglück recht bestürtzen würde. Ich vor mein theill bin ein gantzen tag so bleich alß ein todt drüber geweßen vndt hab in 24 stundt nicht wider zu recht kommen können; aber wie ich fest glaube, das man ihre unschuldt finden wirdt, al^o zweiffeie ich auch nicht, das ihr Unglück ein ende nehmen wirdt. Ich vor mein theill werde woll von hertzen froh sein, wen ich sie wider sehen werde, den es ist eine rechte gutte fraw, wie ihr woll wist. Die gutte Auster ist recht von hertzen betrübt über diß, aber sie austert nicht mehr, son- dern ist gantz gutt. Zur neuen zeittung muß ich Euch sagen, daß der könig vergangene woch 7 edelleüt vom hoff zu m. le Dauphin gethan, welche ihn stehtes überall nachfolgen sollen, vndt weillen es fast lautter leütte von Ewerer kundtschafft sein, will ich sie Euch alle nehnen. Daß beste vor sie ist, das der könig ihnen 2 tau- ßendt thaller pention gibt. Ich will bey denen ahnfangen, welche ich ahm wenigsten kene, damitt ich keinen vergeße, mess. de Chi- vemi, Torigni , chevallier de Grignan, Dangeau, Clennont vndt Fla-

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rensac, welcher letztere sterbensverliebt in Chateauthier ist. Noch etwaß neues: £wer hönischer freündt ist aach ertapt. Die jetzige princes von Conti hatt ihm den garauß geben. Der vetter Fana ist närischer, alß er sein leben geweßen; die kranckheit hatt nicht gedauert vndt so baldt ich wider nach St Germain bin, hab ich ihn wider in volkommener gesandtheit gefunden, was den leib be- trifft, aber das him ist dermaßen vertrehet, das es nicht zu be- schreiben ist. Ja, wen ich Euch verzehlen solte, waß es sich seider Ewerer abreiße vor discurs vndt begebenheitten zugetragen; hette ich mehr zu sagen, alß ich heütte schreiben könte, wen ich auch gleich die gantze nacht dazu antwente, vndt kan es in keinen brieff beschrieben werden, es würde ein buch drauß werden. Aber was ich Euch sagen kan, ist, das alles, was man in den romanen ließet, ist nur kinderspiel bey dießer histori. Ich weiß, das wen Ihr es wißen soltet nach einander, Ihr lachtet Euch halb kranck. Morgen vmb 6 brechen wir von hir auff, vmb nach Villecotteres zu reißen vndt von dar nach Ghaalon der md. la Dauphiue entgegen. Fetter Fana wirdt alle unßere tagreißen mitt thun. Ich bin willens, ein art Journal zu machen , worin ich auffschreiben will alles^ was sich über- zwerges zutragen wirdt, so woUvon discourssen, alß begebenheitten, vndt es Euch hernach schicken; den nun Ihr nicht mehr zu hauße seitt, haben wir nichts zu beförchten wegen der brieffe. Schreibt mir nur, ob ihr dießen sicher entpfangen habt! Vndt wen dem also ist, so will ich Euch obgemelte relation vndt Journal schicken, wel- cher all possirlich sein wirdt. Ich wolte, das ihr den armen teüffel jetzt sehen köntet. Er ist so dürr wie ein holtz vndt ich glaube, das dieße reiße die letzte sein wirdt, so er sein leben thun wirdt; Ich muß Euch doch noch eine narethey sagen, so er vergangen don- nerstag gethan. Er hatt gesehen, das die nimphe, wie Ihr sie heist, der Theobon schwartzen hundt geküst hatt, da hatt er den hundt auch ertapt vndt hatt ihn zerküst, das Theobon gemeint, er seye närisch geworden; den sie hatt den hundt nicht wider auß seinen armen grichen können. Das ist woll schnckschuck, wie mein bruder alß sagt, vndt derselben schönen Sachen gibt es hundert deß tags alß übel ärger. Was endtlich noch darauß werden wirdt, weiß ich war- lich nicht; mir wirdt schir angst darbey. Dar ist unßer prinssien von Saxen bey mir, das rast mitt Madmoissel. A propo ich hab ein hauffen complimenten ahn Euch von ihr vndt hundert amities.

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Adieu! Ich maß enden, den das eßen stehet aaff der taffei. Behalt mich alßMieb vndt glaubt, das Euch wenig leütte in der weit lieber haben, alß ich!

Elisabeth Charlotte.

7.

A mad. Louisse , raugraffin zu Pfaltz^ a Franckfort.

[Hier fehlt der anfang.] sorgen. Ich werde die zeitt woll in acht nehmen, daß mir nichts Übels drauß enstehen wirdt. Ich bin recht touchirt, d^ß Ihr mir so viel affection einweist, liebe Louisse! Kein glück in der weit wolte ich durch Ewer leben noch einige kranckheit erkauffen, könte ich Euch aber einmahls dinnen undt dadurch persuadiren, wie ich gegen Euch raugrafflichen kindern gesinnet bin, würde ich es vor ein groß glück schätzen undt mehr vergnügen alß Ihr selber dran haben. In dießem augenblick werde ich in die kutzsch undt nach Marly, alwo wir die gantze woche bleiben werden. Ich bins fro, den die lufft ist mir auß der maßen gesundt. Biß sambstag werden wir nach St Clou, alwo wir den gantzen sommer zubringen werden. In welchem ort ich sein mag, werde ich allezeit ahn Euch gedencken undt von hertzen lieb behalten.

Elisabeth Charlotte.

P. S.

Soltet Ihr die fürstin von Homburg undt die graffin von Lei- ningen zu sehen bekommen, so bitte ich Euch, macht ihnen meine ent- schuldigung, daß ich ihnen noch so baldt nicht werde auff die schreiben antwortten können, so mir der herr de Bar gestern brachte; den Marly verhinderts, wo man keine zeit zu schreiben hatt.

8.

St Clou den 25 Aprill 1681.

Hertzallerlieb Carllutz, es ist zwar war, das ich seyder unßer aller so abscheulich Unglück vndt schleunigen todt I. G. deß chur- fürstens, unßers herren vattern, 3 brieff von Euch enti5faai<5t<iv\ '^^^ss.

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6 Nouember 1680, •/«« Febrnari 1681 vndt "/«t Mertz, habe aber solche auß nachfolgende Ursachen nicht beantwortet, erstlich weillen ich damahlen, nehmblich alß ich Eweren ersten brieff entpfangen, schon ahn meinem bruder Ewer aller wegen geschrieben vndt dero- wegen seiner antwort erwarttet, zum andern alß ich solche eben nicht dermaßen gefunden, alß ich es vor Euch gewünscht, habe ich noch zwey mahl ahn meinem bruder vndt auch ahn I. G. die churfftrstin, mein fraw mutter, geschrieben vndt Euch zum besten vndt starck recommandiret, Ewere geschwisterig all ins gemein vndt Euch noch absonderlich. Dießes alles aber, wie ich sehe, hatt Euch leyder mehr geschadt, alß genutzt. Die churfärstin, mein fraw mutter, ist gar raisonable vndt scheynet gar nicht erbittert zu sein; mein bruder aber, wie sie mir geschrieben, ist gar übel mitt Euch zufrieden. In meinem letzten brieff, den ich ihm geschrieben, habe ich ein lang capitel von Euch gehalten, ihn auch gebetten, das er mir doch sagen möge, worumb er böß auff Euch seye, sintemahlen ich Euch, wie Ihr hir wahret, in solchen gutten sentimenten vor ihm gesehen, das ich unmöglich glauben könte, das Ihr seyderdem etwas gegen ihm bettet thun können, so ihm zuwider were, könte derowegen nichts änderst hirauß urtheillen, alß das er jemandes bey sich haben müste, so Euch einige böße ofPicien müste geleistet haben, hätte ihn dero- wegen, mir alle vrsachen zu schreiben, so er über Euch zu klagen hette; den ich versichert were, das ich Euch leicht bey ihm justifi- ciren würde. Auff dießen brieff hatt er mir aber gar nicht geant- wortet, auffs wenigst biß auff dieße stunde nicht. Dießes ist gar ein böß zeichen vndt alles, was ich Euch hirauff sagen kan, ist, das es mir von grundt meiner seelen leydt ist, das es Euch übel geht, vndt wen es mir möglich were. Euch beßer zu dinen, alß ich es bißher gethan, wolte ich es von hertzen gerne thun; mehr aber, alß ich bißher gethan, ist unmöglich; den ich habe mir dadurch schir meiner fraw mutter undt meines bruders Unwillen überem halß gezogen. Nun aber ist nicht änderst zu thun, alß das Ihr Euch gedulden müst; den mein fraw mutter schreibt mir selber, das sie glaubt, das mitt der zeit mein bruder gegen Euch endern wirdt. Sie sagt auch, das er Ewere Schwestern lieb hatt; drumb werden sie Euch dortten auch woU gutte officien leisten können. Vnterdeßen aber rahte ich Euch, die gelegenheit nicht auß der handt zu laßen, so Euch oncle offe- rirt, bey ihm zu bleiben. Geht derowegen nur in gottes nahmen

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nach Hannover! Yndt weillen ich glaube, das Ihr wegen Ewerer langen reiße woll waß gelt von nöhten habt, so schreibt mir nur, so baldt Ihr zu Hanover werdet ahnkommen sein, so will ich Euch ein weckselbrieffgen von 800 pistoilen schicken, welches ein rest ist von dem gelt, so mir der könig vergangenen neüjahrstag geben. Hette ich mehr, wolte ichsEüch von hertzen gerne schicken; nnter- deßen aber, hertzlieb Carllutz, müst ihr den willen vor das werck nehmen vndt gedencken, das wen es bey mir stünde, Euch glücklich zu machen, das ich kein augenblick verseümen würde. Das glaubt nur vestiglich! Den ich sag es Euch ohne complimenten. Es bleibt mir nun nichts mehr überig, alß Euch zu sagen, warumb ich endt- lich noch nicht eher, alß nun auf Ewerem 3ten vndt letzten brieff geantwortet. Die nrsach ist, das wir 9 tag den gantzen hoff hir im hauße gehabt haben. Ihr, der diß gethnns hir gar woll kent, könt jetzt leicht errahten, warumb ich in der zeit nicht geschrieben. Ein tag war bal, ander tags comedie vndt seindt 3 mahl auff die jagt. Segt jetzt, was vor zeitt mir hatt überig bleiben können ! Aber weil- len Ihr, wie schon gesagt, alles dießes gethuns eben so woll alß ich selber wist, so will ich Euch nicht lenger damitt auffhalten, son- dern von waß änderst reden. Oncle ist, gott sey danck, wider in vollkommener gesundtheit zu Hannover ahngelangt. Mir war, umb die warheit zu bekenen, bludtsangst bey seiner kranckheit, inson- derheit weillen hertzog Johan Friderich schon zu Augsburg gestorben ist; aber alles ist gott lob vorbey. Ich glaube, das der gutte Alto- viti woll fro geweßen, wie er Euch gesehen hatt. Wen Ihr jeman- des ahntrefft, so ihn wider sehen wirdt, so last ihn von meinetwegen vor sein ahndencken dancken vndt wider ein compliment machen! Das macht mich gantz ahn die uhralten zeitten gedencken. Aber apropo von den zeitten ich muß Euch etwaß sagen, so Euch wunder nehmen wirdt. Ich bin jetzt in großem commers mitt unßerm ge- weßenen obersten Webenheim vndt wir schreiben einander fleißig; seyder ein monat her habe ich zwey brieff von ihm entpfangen. Zu kunfftigen May wirdt er zu meinem bruder nach Heydelberg vndt ich will ihm schreiben, das er Ewerer dorten im besten gedencken solle; den wie Ihr woll wist, so vermag er all viel bey meinem bruder. Botzheim ist nun captein in Hollandt, wie er mir geschrieben. Dießen sommer ist er ein mont lang bey mir geweßen. Weillen ich nicht zweiffeie, das Ihr auch noch woll curieux sein möget, vmb zeittung

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za haben von dem, waß hir vorgeht, so mnß ich Euch sagen, das, was den mantel betrifft, so ist nichts verendert, sondern wie allezeit. Mitt dem vetterFana aber hatt es sich dermaßen historien begeben, das wer sie beschreiben wolte, würde es eben so viel bücher geben, alß die Amadis sein, rechte ritterliche begebenheitten. Vom Wäch- telle ist auch eine wunderliche historie ahn tag kommen. Wen ich sehen werde, das dießer mein brieff Euch recht zu banden kompt, will ich Euch von dießem allem ein theill verzehlen, welches auch, wie ich versichert, Euch wirdt lachen machen, so melancolisch Ihr auch sein möget mitt rechtmäßiger nrsach,vndt solches weiß ich bey mir selber; den gott sey mein zeug, das mir L G. deß churfürsten todt dermaßen zu hertzen gangen, das ich vermeinet, das ich mein leben nimermehr würde lachen können! bin auch lenger, alß 2 mo- nat todtbetrübt geweßen; hernacher aber, muß ich gestehen, hab ich mich doch nicht enthalten können, über alle dieße naredeyen zu lachen. Zu den alten possen, welche Ihr wist, seindt noch gantz nagelneue gekommen, welche noch viel possirlicher sein, alß die alten. Aber genung hirvon , biß das ich Euch was deüttlicher davon werde reden können. Ich habe mehr alß 10 brieff von unßerer königin in Spanien bekommen, welche gantz voller amities vor Euch sein. Apropo von ihr, ihr armer St Chaman, den sie alß maman hieße, ligt aufm todt; man meint nicht, das er davon kompt. Die ihn kenen, sagen, das er auß lieb vor sie stirbt; den seyderdem er auß Spanien widerkonmien ist, hatt er keine lustige stunde mehr ge- habt. Das dauert mich recht. Aber es ist auch woU ein mahl zeit, das ich dießen brieff schließe. Adieu, hertzlieb Carllutz! Glaubt, das niemandes in der weit Euch lieber hatt, alß ich, vndt wo ichs Euch werde erweißen können, werde ichs von hertzen gerne thun; den biß in todt werde ich Ewere trewe freündin verbleiben. Vielle vndt manche Ursachen verbinden mich hirzn, insonderheit aber das vertrawen, so Ihr mir erweist. Wen der könig fort fahret, mir alle jähr zu geben, wie diß jähr, solt Ihr es gewiß, wen Ihrs von nöhten werdt haben, mitt entpfinden. Adieu!

Elisabeth Charlotte.

P. S.

Ich muß Euch noch sagen, das mll. de Piene ein balet mitt md. la Dauphine gedantzt hatt, alwo sie so viel conquetten gethan, das

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es nicht zn beschreiben ist, von den högsten biß zu den geringsten. Der prince de la Rochesurion ist in der zahl nicht der vomehmbste, wie man sagt; Ihr versteht» mich woU, allein das glaube ich doch nicht; der duc de la Fert6 hatt eine solche passion vor sie, das er sich gantz bekehrt hatt vndt gar nicht desbanchirt mehr ist. Die andere amants seindt marqois de Nangy, mons. Harcourt vndt noch andere mehr, so mir jetzt nicht beyfahlen. Seht, wie viel rivals Ihr habt!

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St Clou den 26 Juni 1681.

Hertzallerlieb Carlatz, seit gar in keinen sorgen wegen Jasmin! Er ist gar glücklich vndt woll den 18 May hir ahngelangt vndt hatt mir Ewer paquet gar trewlich überlieffert, vndt wen es bey ihm ge- standen were, bettet Ihr ihn all vor lengsten wider gesehen; den er hatt offtermahlen ahn seine abfertignng treiben laßen, allein es ist mir unmöglich geweßen, Euch eher, alßnunzu schreiben, noch ihn also wider zurück zu schicken; jedoch versichere ich Euch, das ich ihn auff allerlengste biß morgen über 8 tag abfertigen werde. Biß dar müst Ihr Euch noch gedulden vndt nnterdeßen schreibe ich Euch dießen brieff auff die ordinär! post vndt mitt Jasmin will ich Euch die Ursachen sagen, so ihn noch dieße wochen haben hir bleiben machen ; im überigen aber so kent Ihr unßer hießiges leben nur gar zu woll, vmb nicht leicht zu begreiffen, was mich bißher ahn schrei- ben verhindert, drumb ich Euch en gros die Ursachen sagen werde, ohne selbige ferner zu particullarisiren , welche particulariteten Euch nur mühsam zu leßen vndt mir zu schreiben fallen würden. Wist den, hertzlieb Carllutz, das es hier noch eben ist, wie Ihr es ge- laßen habt, eben so voll falscher teüffel, welche mich stehts haßen undt mir so viel desagrementen zu wegen bringen, alß es inmier möglich ist. Drumb gestehe ich Euch hirmitt frey herauß, das ich seyder eine zeit her so gritlich vndt von bößem humor geweßen bin, das es mir durchauß unmöglich geweßen, auch das geringste ahnzu- fangen, vndt umb die warheit zu bekenen, so hatt mich noch dazu Ewer vndt Ewerer geschwisterig zustandt betrübt, insonderheit alß ich gesehen, das ich Euch so wenig nutz sein kan vndt das je mehr ich meinen bruder vor Euch rede, je mehr iritire ich ihn gegen

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Euch. Aber von dießem text will ich Euch in dem brieff, so ich Euch durch Jasmin schreiben werde, ein mehrers sagen vndt nun nur berichten, was mich femer ahn schreiben verhindert. Nachdem sich den der stürm, solch hiraußgestanden, ein wenig geleget vndt es wider still geworden, hab ich einen großen schnupen bekommen, welcher mir 8 oder 9 tag gewehret, das ich nicht hab auß den äugen sehen können. Damach seindt wir nach Yersaille, alwo das jagen vndt ordinari leben wider ahngangen , wobey ich desto weniger habe schreiben können, alß ich noch mehr gethnns, alß ordinari gehabt habe; den weillen md. la Dauphine sehr kranck ahn einen falschem kintbett gelegen, wobey sie hernach auch gar starck daß fieber bekommen, seindt wir, der könig, die königin, Monsieur vndt ich, 4 mahl deß tags zu ihr. Nun hatt sich ihre kranckheitt in ein 3- tägicht fieber gewent, welches sie noch hatt, vndt wir seindt erst gestem nachmittags von Yersaille herkommen. Auß dießem allem secht Ihr woll , hertzlieb Carllutz, wie unmöglich es mir zu schreiben geweßen. Vor etlichen tagen hab ich noch einen brieff von Euch entpfangen vom Vis dießes monts, worauff ich Euch hirmitt gar außführlich antwortten will. Vor den wecksei, so ich Euch durch Jasmin schicken werde vndt ich Euch in meinem brieff vom 25 aprill versprochen, dörfft Ihr Euch nicht sosehr, alß wen es ein gar groß pressent were, zu bedancken. Ich rechne solches vor nichts änderst, alß nur vor ein klein ahndencken, wor durch Ihr meines gntten wil- lens gegen Euch möget versichert sein vndt wie ich Euch von hertzen gern in etwas nützliches dinnen mögte, wen es bei mir stünde vndt möglich were. Vndt nun ich Euch gesagt, wie ich solches verstehe, will ich nicht mehr von dießer bagatelle reden. Im ahnfang dießes brieffs werdet Ihr genungsam ersehen, wie das Ihr Euch wegen Jas- mins nichts zu befahren habt vndt das er glücklich hir ahngelangt ist vndt baldt wider weg wirdt. Was meines brudern bößen humor gegen Euch betrifft, so darff ich schir nichts mehr vor Euch ahn ihn sagen; den so viel ich von ihm verspüren kan, so ist er ein wenig jalous von Euch vndt meint, ich hette Euch lieber, alß ihn, dero- wegen wen ich was sage, so mache ich übel ärger. Mitt Jasmin aber will ich Euch sagen, was vor ein mittel ich gefunden, vmb ihn zuzusprechen laßen. Das beste, so ich bey der Sachen finde, ist, das I. G. die churfürstin, mein fraw mutter, nicht gegen Euch ist, vndt sie vermag viel bey meinem bruder. Damitt Ihr aber sehen

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möget, das ich Euch hirin keine falsche hoffnung gebe, so schicke ich Euch hirmitt den letzten brieff, so ich von I. G. entpfangen, worauG Ihr auß ihrer aygenen handt ersehen werdet, wie sie gegen Euch vndt Ewere geschwister gesinnet ist. Wen ich Euch auff frant- zösch schriebe, könte ich nicht laßen, zu sagen: «Tu est bien badin, mon enfiant das Ihr Euch noch des vetter Fana vndt seinen albe- ren possen erinern könt, nachdem Ihr jetzt so ein serieuse sache im kopff habt vndt eben davon auffhört zu reden; aber nmb die warheit zu bekenen, so kan ich, ich mag auch so serienx vndt un- lustig sein, alß ich immer sein mag, mich [nicht] enthalten von sachen zu reden, so einem bißweillen lachen machen, vndt hiran sehe ich die simpathie , so Ihr vndt ich mitt einander haben. Ich habe auch letzt- mahl ahn I. G. die churfürstin geschrieben, das ich I. G. hätte. Euch doch ahm liebsten von allen Eweren geschwisterig zu haben, weillen nicht allein, wie alle menschen fünde[n], viel gleichnuß zwischen vnß beyden seye, sondern auch weill wir beyde unß sehr lieb betten, indem wir unß sehr viel simpathie befunden, vndt das ist ja war. Nun hirmitt ist es auch einmahl genung ernstlich gesprochen. Last unß nun von waß re- den, so Euch ein wenig divertiren ihöge vndt mich auch! Der vetter Fana ist wider auß seinem landt zurückkommen vndt von seiner erb- schafft, aber er ist gelber vndt dürer, alß er sein leben geweßen. Er stelt sich zwar jetzt waß erbarer ahn, alß vor dießem, allein gescheyder ist er doch noch nicht, vndt wens gelegenheit gibt, so sieht man woU, das er noch nicht curirt ist; aber auff die jagt geht er nicht mehr. St Chamand ist von seinem fieber geneßen; ob er es aber von der lieb ist, weiß ich nicht. Apropo die königin von Spanien hatt mir noch zwey oder 3 brieffe geschrieben, so gantz voller amities vor Euch sein. Ich habe Ewer compliment auffs beste wider gemacht. Was Olimpe ahnbelangt, so hatt es nun kein gefahr mehr bey ihr; den der amant qui lance la foudre, importunirt sie gar nicht vndt es hatt keine suitte gehabt. Ihr habt ein gutt gedechtnuß, die pa- sagen von den operaen so woll zu behalten. Solche kunst kan ich auch über die maßen woll, wie Ihr woU wist. Wen Ihr jetzt hir weret, köntet Ihr Euch woll wider bey der Olimpe ahnmelden, ohne die «majeste supreme», wie man im bo-let singt, zu förchten. Aber apropo vom balet, man hatt auff etliche melodeyen lieder auff die Olimpe gemacht, worinen sie nicht ist zum besten tractiret worden. Wen Ihr hir geweßen weret, bettet Ihr vielleicht auch Ewer plätz-

Briefe der Prinzessin Elisabeth Charlotte. 2

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gen in selbigen liedt gefanden; den alle ihre amants seindt mit nah- men drinnen genent. Ich möchte Euch gerne noch eine zeittung sagen, weiß aber nicht, wie ich sie vorbringen solle; den teütsch herauß mag ich es nicht sagen, will es herumbtrehen , so gntt ich kan, vielleicht werdt Ihr mich verstehen. Es ist jemandes hir, so den vetter Fana betrübt vndt in sorgen setzt, indem er meint, das selbige persohi^ seye wie er. Solches kan ich nicht glauben; den der mensch ist gar kein geschoßener wie vetter Fana; ich meine, das es nur gutte freündtschafft ist, aber dieße persohn ist gefehr- licher, alß vetter Fana; den ahn gantzen hoff ist nichts beßers ge- schaffen noch ahngenehmers. Aber vetter Fana hatt unrecht; den er ist gantz nicht wie er. Weillen dießer aber, wie schon gesagt, mein gutter freündt ist, so will ihn der vetter Fana auch vor ridi- culle passiren machen. Drumb wen Euch waß hirvon irgendts zu obren kompt, so glaubts doch nicht ! Ich wolte, das Dir dießen men- schen kenen möchtet; den ich bin versichert, das er Euch nicht übel gefahlen solte. Adieu, hertzlieb Garllutz! Ich muß schließen; den Monsieur lest mich ruffen. Glaubt, daß ich Ewere trewe freün- din biß in todt verbleibe!

Elisabeth Charlotte.

10.

Pour mons. le raugraff.

Fontainebleau den 28 October oder mittwoch abendts umb 6 uhr.

Hertzallerlieb Carllutz , ob Euch zwar möns. Polier woU wirdt mündtlich sagen können , welche eine überauß große freüde ich ent- pfanden, zu vernehmen, daß ich Euch baldt sehen werde, so hab ich Euch doch solches auch hirmitt durch etliche zeyllen selber sagen wollen. Hette woU nicht gedacht, das in den betrübten standt, Wo- nnen ich lebe, mir etwas erfreuliches hette widerfahren können, jedoch so gestehe ich, das groß verlangen trage. Euch zu sehen; habe Euch taußendt undt taußendt Sachen zu sagen, so sich nicht schreiben laßen. Kompt den so baldt, alß es Euch nur möglich sein kan, undt seit versichert, daß ich Euch von hertzen ambrassiren werde! den in der weit habt Ihr keine trewere freündin alß mich.

Elisabeth Charlotte.

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11.

St Germain den 1 Januari 1682.

Hertzallerlieb Garllatz, ma tante batt mir geschrieben, das Ihr verwundert seit, das Ihr in so langer zeit kein brieff von mir ent- pfangen habt. Dießes ist aber anß zweyen Ursachen nicht gesehen, deßen die erste ist, das ich woll weiß, das es Euch alß gar beschwer- lich ist, mitt Ewerer handt zu schreiben, drumb hab ich Euch dieße mühe ersparen wollen; die zweyte aber ist, das ich alß gewart, biß Ihr mir auff den brieff antwortet, so ich Euch etlich tag vorher geschrieben, ehe ich Euch Jamin wider geschickt, vndt welcher vom 26 juni 1681 datirt war vndt worvon Ihr gar nichts gedacht in dem, wo Ihr mir auff den antwortet, so ich Euch durch Jasmin geschrie- ben. Drumb fengt mir ahn angst zu werden, daß Ihr ihn nicht möget entpfangen haben; den es waren hundert naredeyen drinen, so eben nicht gutt were, das es von ändern geleßen würde, alß vom vetter Fana vndt dergleichen possen; da war der brieff gantz voll von; kan mir nicht einbilden, wo er muß hinkommen sein; den auff die Hanover post hab ich noch nie keinen brieff verloren, were un- glücklich, das dießer, so so doli geschrieben, der erste seye. Schreibt mir doch mitt ehestem, was Ihr davon wist, ob er in der that ver- loren, oder ob Ihr vergeßen habt, mir drauff zu antwortten! Gott gebe, das es daß letzte seye! Vndt in den sorgen, worinen ich bin, das er in andere bände mag gekommen sein, wolte ich Euch woll von hertzen gerne verzeyen, wen Ihr ihn vergeßen bettet zu beant- wortten. Drumb wen dem also ist, so gestehet mir es nur frey heraußl Hiemitt genung von dießem. Ich griche alle woche brieff von unßerer königin in Spanien, worinen Ewer gar offt gedacht wirdt, vndt seyder meiner reiß nach Fontaineblau vndt in Teütsch- landt hab ich ihrer woll 6 oder 7 bekommen, so voller complimenten vor Euch sein. Seyder dem ich wider hir nach St Germain nach unßerer reiße kommen, hab ich Ewer liebes schreiben vom 11 No- uember entpfangen. Ich glaube wie Ihr, das Ewere sache mitt mei- nem bruder entlich einmahl gutt werden wirdt vndt ich bin persua- dirt, das die vissitte, so Webenheim vergangen jähr nach Heydelberg gethan, viel dazu geholffen batt. I. G. die churfürstin, mein fraw mutter, ist gar nicht verbittert gegen Euch; contrario sie hatt mir gesagt, das sie Ewere geschwisterig alle lieb hatt. Carolline hatt

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mir auch geschriben, wie ich zu Strasburg war, vndt scheindt all content von I. G. zu sein. Ich habe mein bestes gethan, umb Euch bey mein fraw mutter zu recomandiren, ihr auch gesagt, das sie mir den grosten gefallen von der weit erweißen würde, sich Ewei* ahnzunehmen, vndt das ich Ewer gutt gemüht woll kente, das, wan sie JEüch obligiren würde, wtlrdet Ihr gar reconoissant sein, vndt das ich Euch von hertzen lieb bette, das es mir leydt were, das mein bruder nicht auch die sentimenten vor Euch hette, so ich habe, vndt das ich persuadirt seye, das es nicht Ewer schuldt seye, son- dern daß böße leütteEüch bey meinem bruder müsten böße ofTicien geleistet haben, vndt das ich Euch perfect woll kente, also woll versichern könte, das Ihr nicht capabel weret, mitt fleiß was zu thun, so meinen bruder so sehr mißfahlen könte, vndt das weillen I. G. woll wüsten, wie sehr ich meinen bruder liebte, also das, wen jemandes was gegen ihn gethan, wolte ich selbige nicht apropiren; drumb auch weillen sie sehe , das ich mich Ewer so ahngelegen sein ließe, könte sie nur woll vestiglich glauben, das Ihr nicht allein nichts gegen meinen bruder gethan, sondern auch noch gantz wil- lens seitt, alles vergangene zu vergeßen, wofern er Euch nur ju- stice thet. Dießes vndt dergleichen noch viel mehr hab ich der churfürstin vorgehalten, welche alles gar genau ahngehört, vndt deucht mich, das ich sie persuadirt habe. Also, hertzlieb Carllutz, ob ich Euch schon die zeit über nicht geschrieben, so hab ich doch nicht desto weniger fleißig ahn Euch gedacht, wie Ihr secht; auch könt Ihr woll vestiglich glauben, das wen ich gelegenheit finden könte, Euch zu dinnen vndt etwaß gutts zu wegen zu bringen, würde ich mich gar nicht verseümen. Ich hette woll von hertzen wünschen mögen, das es sich hette schicken können, das ich Euch zu Stras- burg hette ambrassiren können. Ich glaube, wir würden mitt ein- ander geheüUet haben; den wie ich bey dem ocksen bin verbey ge- fahren, ist es mir eingefallen, wie ich I. G. den churfürsten das letzte mahl dar gesehen. Da ist mir daß flenen so greulich ahnkom- men, das ichs nicht hab verhalten können, vndt der gutte Copestein vndt ich wir haben mehr alß eine stundt mitt einander geweint. Ich hab ihn gantz lieb drumb. Der arme mensch war so fro, wie er mich sähe, das er gantz bleich wie ein todt wart. Er hatt Euch von hertzen lieb; das ist auch noch eine ursach, worumb ich viel auff ihn halte. Ich zweiffeie aber nicht, das er Euch wirdt geschrie*

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beD haben alles, wie es za Strasburg Zugängen; drumb sage ich Euch nichts mehr hievon. Weillen wir aber nun wider ein neues Jahr ahngetretten haben, so bitte ich gott den allmächtigen, das er Euch langes leben, volkommene gesundtheit verleyen möge vndt alles, waß Euch nutz yndt seelig mag sein, insonderheit aber auch volkommenes vergnügen. »Dießes ist woll zu wünschen, aber schwer zu finden. Ich vor mein theill weiß nicht, wie ich dießes ahngetret- tene jähr enden werde, allein das vergangene war woll eines von den verflüchsten jähren vor mich, so ich mein leben durchbracht, auch hatt es mich so reveux vndt melancolisch gemacht, das mich schir niemandes mehr kent. Wend meinte vor ein woch 3, da ich mich waß übel befunde, das ich sterben würde, weillen, wie er sagt, ich so verendert; drumb flente er den gantzen abendt. Ich kan Euch nicht sagen, was mich ahnligt; allein Ihr kent das landt vndt den hoff hir genung, umb zuwißen, das einem allerhandt ungerech- tigkeitten widerfahren können; also auch kan einen materie genung begegenen, melancolisch zu werden, so lustig man auch von natur sein mag. Aber seyder ich verspüre, das mir dießes so sehr ahn der gesundtheit zusetzt, schlage ich mir alles so viel auß dem sin, alß mir nur möglich ist. Ja, wen Ihr hir geweßen weret, Ihr weret meinethalben doli vndt raßendt worden. Aber waß hilffts? Man muß gedult haben. Hirmitt auch einmahl genung von dießem allem 1 Adieu, hertzlieb Carllutz! Seitt versichert, das so lang Ihr conti- nuieren werdet, mich lieb zu haben, daß Ihr keine trewere noch affectionirte freündiu in der weit werdt haben, alß mich!

Elisabeth Charlotte.

12.

Pour mens, le raugraff.

Yersaille den 21 Jalli 1682.

Hertzallieb Carllutz, ich schreib Euch jetzt, ob ich zwar heütte schon so gritlich bin, wie eine wantlauß undt deßen leyder nur gar zu viel ursach habe; den es geht jetzt mitt mir von allen den leütten, die Ihr woll kent undt wovon Ihr schon etliche eschantil- lons gesehen habt, wie Ihr hir wahret, taußendt' mahl ärger, alß zu der zeit, undt dieße teüffels werden täglich doller undt raßender. Gott weiß, waß sie endtlich mitt mir ahnfangen werden. Aber von

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dießen trawerigen sachen will ich Euch nicht sprechen; den ich bin versichert, das Ihr mich lieb habt undt das es Euch also gar leydt sein wirdt, zu vernehmen, daß dieß ritterzeug so die oberhandt bey Monsieur hatt undt mir alles leydt ahnthut, so nur zu erdencken ist. Zu dem so ist auch kein mittel hirzu, derowegen ahm besten, das ich davon schweige undt die jenige nicht mitt mein chagrin be- trübe, so mich lieb haben undt ich sie, ihnen aber leyder nichts änderst nutzen kan, alß vor sie zu wünschen, undt in der zahl seit Ihr auch, hertzlieb Garllutz, undt ich hoffe, das Ihr woU daß gutte vertrawen zu mir* habt, zu glauben, daß wen ich etwas solides vor Euch thun könte, meine amitie zu persuadiren, daß ich mich darin- nen nicht seümen würde , sondern daß Ihr deßen baldt innen werden soltet. Gott gebe nur, daß dieße gutte gelegenheit mir baldt zu banden stoßen möge! Ich bittEüch, grüst unßern gutton Coppestein von meinetwegen undt sagt ihm, daß ich seinen brieff entpfangen habe! Es ist mir aber unmöglich, heütte drauff zu antwortten; den in ein augenblick gehen wir ins opera undt schreibe hir nur in aller eill. Ich habe schon gethan, waß er ahn mir begehrt, nehmblich ahn ma tante zu schreiben, wie sehr er mir die gnade gertimbt, so er von oncle undt tante entpfangen. Im überigen so muß ich Euch beyden doch noch eine zeittung sagen, so Euch wirdt von hertzen lachen machen: der fetter Fana ist mir untreue worden undt jetzt verliebt in deß königs tochter, die princes von Conti, wirdt mir jetzt singen können, alß wie im opera von Proserpine stehet: «J'ay veü Taimable Proserpine, onreconoist a Tesclat de la beaut^ divine, que du maistre des dieux eile a receu le jour. Rendes luy grace ! C'est eile qui vous debarasse de mon facheux amour», Vndt also bin ich deß vetters Fanna quit worden. Adieu! Man rufft mir alleweill, ich muß fort, kan derowegen vor dißmahl nichts mehr sagen, alß daß Ihr in der weit keine trewere freündin habt alß mich.

Elisabeth Charlotte oder Liselotte, wie Ihr wolt.

13. [Pour] mens. le raugraC

Versaille den 23 Augasti 1682. Hertzlieb Carllutz , ob ich zwar in einer solchen melancoley undt

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uniast bin, daß es nicht anßznsprechen ist, indem meine feinde Monsieur persuadirt haben, daß er die arme Theobon von mir gejagt, wie vor etlich jähren die marechalle de Glerembeanlt, wie Uir hir wahret. Ihr wist, wie schmertzlich mir solche sachen sein, undt dießer affront ist noch mitt größeren nmbständen zngangen, alß der erste, welches mich so touchirt, daß ich es unmöglich widerhoUen kan. Ich glaube, sie werden mir endtlich noch daß leben außqnel- len. Jedoch umb Euch zu versichern , daß ich Euch noch bestendig lieb habe, so habe ich doch dieße gelegenheit nicht verbeygehen wollen laßen, ohne Euch zu schreiben, undt so lang mir der prast undt Unlust nicht daß hertz abstöst, könt Ihr, mein hertzlieb Carl- lutz, versichert sein, daß Ihr allezeit eine trewe undt affectionirte freündin ahn mir habt.

Elisabeth Charlotte.

Grüst Coppestein von meinetwegen! Ich bin versichert, daß deß chev. de Beuverons undt Theobon unglttck ihm auch leydt sein wer- den. Die arme leütte haben kein ander crime, alß daß sie mich lieb hatten. Wen Ihr mich sehen soltet, so würde ich Euch jam- mern; den ich bin in meiner seelen betrübt. Ich bin doch zu nichts nicht nutz, alß denen Unglück zu wegen zu bringen, so mich lieb haben; drumb wen gott mich zu sich nehmen wolte, were es woll ahm besten, den ich bin deß lebens greulich müde undt satt.

14. Pour mens, le raugraff a Hannover.

La Fert^ sous Joar den 18 JuUi 1683.

Hertzallerlieb Carllutz, vor ein tag oder 14 hab ich zu Bocken- heim Ewern brieff vom 30 May entpfangen; daß ich aber dortten nicht darauff geantwortet, deßen ursach könt Ihr woll leicht erahten; den Ihr ohne zweyffel woll werdet vemohmen haben, daß ich I. G. mein fraw mutter dortten gesehen, undt weillen sie in einem dorff blieben 3 viertel stundt von Bockenheim, so bin ich alle tag auff- undt abgefahren, hab also occupationen genung gehabt, umb mich ahn schreiben zu verhindern. Mich wundert, daß Ihr Haxsthausen noch nicht zu sehen bekommen habt. Ich förchte, daß er erst ahn-

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kommen wirdt, wen Ihr schon mitt Ewenn rcgiment werdet mar- chiret haben, also mein brieff, so ich ihm vor Euch mittgegeben, gar alt werden. Im fall er Euch aber noch ahntrifft, werdet Ihr "meinen Tölligen zustandt von ihm vernehmen können. Unterdeßen so be- dancke ich mich sehr vor Ewern gntten wünsch, daß ich nun in beßerm humor sein möge, alß Ihr mich gelaßen hattet. Ich zweyf- feie auch nicht, daß wen es bey Euch, mein hertzlieb Carllatz, stünde, würde ich gewiß öffter lustig sein undt auch ursach dazu haben, alß ich es in der that bin, aber zum unglück so steht sol- ches bey andern, die mich nicht so lieb haben, alß Ihr mich habt, undt also auch gar nicht so woll intentionirt sein. Aber last unß nicht hievon reden ! Den klagen ist meines thun nicht. Es ist mir von hertzen leydt, daß ich Euch nicht hab in Teüschlandt sehen können. Ich hab doch, weillen ich nicht mit Euch reden können, viel von Euch gesprochen so woll mitt I. G. die churfürstin, alß auch mitt baß Amelie, welche mitt ihrem herr Max auch zu Thumfaßel bey churfürstin war. I. G. werden nun Louisse zu sich nehmen, umb allezeit bey sie zu sein. Ma tante schreibt mir, daß weillen daß freüUen von Levenstein Jungfer von md. la Dauphine wirdt, so könte Amelisgen auch woll gut dazu sein. Es ist aber meine meinung gantz nicht; den ich gestehe, daß ich nicht woll vertragen könte, Amelisgen hinter madle de Rembure undt Jamac zu trottlen sehen, welche sie «ma compagne» ruffen würden, glaube, daß Ihr auch woll meiner meinung seit. Apropo von unßerm hoff hir, eine gewiße person hatt mich gefragt, ob Ihr sie gantz vergeßen bettet. Ich hab geantwortet «nein», aber Ewer unglück wolle, daß Ihr nicht von ihr sprechen dörfft. Da sagte sie, ich solte ihr einen andern nahmen geben, alß den sie ordinari führt. Ich sagte: «Daß ist schon ge- schehen undt Ihr heist princes Toutine.» Da lacht sie von hertzen und sagte: «Je vous prie, Madame, quand vous escrires a ce peauvre raugraff, dittes luy, que Toutine luy fait ces corapliments, qu'elle ne Taime pas d'amour, comme on avoit dit, mais de bonne amitie et qu'elle souhaitte, qu'il luy conserve aussi celle qu'il luy a tes- moignes avoir.» Daß hab ich versprochen undt halte es hirmitt. "Wen Ihr mir antwort , so setzt Ewer compliment auff frantzösch, da- mitt ich es weißen kan! Den Ihr segt woll, daß dißes, so sie Euch macht, eine antwort meritirt. Daß ist alles, waß ich Euch vor diß- mahl sagen werde. Adieu, hertzlieb Carllutz! Behalt mich alß lieb

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nndt seit versichert, daß ich biß in todtEwer getrewe nndtaffectio- nirte freündin verbleibe

Elisabeth Charlotte.

Alle unßere jangfem fragen gar offt, wie es Ettch geht, nndt sagen, sie mögten Euch gerne wider sehen ; ich glaube, Toatine were anch woll damit zufrieden.

15.

Paris den 22 Decembre 1691.

Hertzliebe Louise, ich habe hetttte Eweren lieben brieff entpfangen vom 24 Nov. 8 Dec, so in ma tante von Tarante paquet eingeschloßen war, undt habe darauß mitt fretiden gesehen, daß Ihr wie auch Ewere geschwisterig mich noch alß lieb habt. Das ich groß mitt- leyden getragen über den vertust, so wir noch wider gethan von einen Ewerer brüder, solt Euch woll kein wunder nehmen; den ob ich zwar bißher noch nicht glücklich genung geweßen , umb Ettch zu erweißen, daß ich mich vor Euch raugraffliche kinder interessire, so kan ich Euch, meine liebe Louisse, doch mitt warheit versichern, daß ich solches jederzeit gethan habe undt auch allezeit thnn werde. Vorm jähr hatte ich sehr gewünscht, Ewere zwey brttder zu kenen, so ich nie gesehen hatte; aber nun, muß ich gestehen, habe ich, so zu sagen, gott gedanckt, daß ich sie nie gesehen; den ich weiß, waß ich noch vor schmertzen entpfinde, wen ich ahn meinem lieben Carllutz s. gedencke. Hatte ich dieße gekent, würde ich vielleicht sie auch so bedawert haben. Die warheit zu bekennen, so hatte unß gott der allmächtige seyder etliche jähren her erschrecklich heim- gesucht; den wir haben ja alles nach einander verlohren. Ma tante, die hertzogin, hatt mir dießen letzten raugraff, so geblieben, sehr gelobt. Wolte gott, ich könte ma tante, der hertzogin, der mühe entheben, vor Euch überige zu sorgen! Ich wolte mir eine rechte freüde drauß machen; aber es steht leyder nichts bey mir, alß nur bloß der gutte wille. Ihr thut woll, noch nicht in die Pfaltz zu gehen; den so lang der leydige krieg weren, wirdt die Pfaltz daß theatrum davon sein. Daß Ihr so content von ma tante von Tarante seydt, höre ich gar gern undt werde ich bey ma tante von Tarante eine dancksagung ablegen, daß sie Euch kinder so woll tractirt

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nndt Euch in Ewerem nnglttck tröst. Ich werde I. L. auch ni wißen thun, wie sehr Ihr mir gerttmht alles, waß sie Eflch guts er- weist, omh sie zu encouragiren, in dießem gutten tractement fort- zufahren. Ich mögte von hertzen wünschen, daß ich Ettch auch einmahl wider ambrassiren mögte. Wer weiß, waß geschehen kan? Daß Sprichwort sagt, daß berg undt thäller nicht zusamen kommen, aber woU die gutte freunde; drumb müßen wir ahn dießer hoffnung noch nicht verzweiffellen. Amelise undt Carl Moritz ambrassirt von meinetwegen wie auch Caroline! Wen Ihr ahn sie schreibt, sagt ihr auch, daß ich vor lengsten auff ihren brieff geantwortet hette, wen ich eine ttberschrifPt hette machen können ; allein sie ist nun duchesse undt ichdarff ihr nicht schreiben, alß wen sie es were, weillen man hier den printzen von Oranien nicht vor könig in Engellandt halten will undt also seine duchessen nicht will Jassiren laßen, undt.alß gräffin von Schomberg wolte ich die ttberschriefift auch nicht machen, indem ich gar fro bin, daß sie duchesse ist, habe ihr alßo nicht schreiben können. Adieu, mein liebe Louisse! Ich wünsche Euch undt Ewere geschwisterig tausendt vergnügen undt glück undt ver- sichere Euch, daß ich Euch jederzeit so veraffectionirt verbleiben werde-, alß mich das geblüdte undt Ewere amitie darzu veranlaßet, und wünschte woll von hertzen, daß ich gelegenheit finden möge, Euch zu erweißen, daß ich I. 6. dem churfürsten seliger, unßer herr vatter, nicht umbsonst versprochen, daß ich Euch allezeit lieb behalten wolte; den ich es in der that thue undt allezeit thun werde.

Elisabeth Charlotte.

16,

St Clou den 2 Septembern a. 1694.

Hertzliebe Louisse, vorgestern habe ich Ewer schreiben vom Vit Aug. mitt freüden entpfangen; den es frewet mich nicht allein, zeittung von Euch undt Ewere geschwister zu bekommen, sondern auch ich finde, daß Ihr recht woll schreibt, undt Ewere brieffe leße ich mitt lust undt divertiren mich recht, finde sie auch gar nicht zu lange. Es ist gewiß, daß wen ich nicht die gelegenheit hette. Euch durch ma tante zu schreiben, wüste ich nicht, wie ich Euch meine brieffe würde zubringen können; hette ich aber all vor lang-

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sten dießes erdendsen können , würde ich Euch nicht so lange ohne meine brieffe gelaßen haben. Daß ich noch so vielle tendresse bey Euch, lieb Looisgen, vor mich verspüre, erfreut mich sehr. Seydt versichert, daß Ihr auch allezeit ahn mir verspüren werdet, daß idi gar woll fühle, waß wir einander sein ! Undt solte sich die gelegenheit finden, solches za erweißen, werde ichs nie bey mir ermanglen laßen. Ich bin fro, daß es Carolline so woll geht undt daß mein ahndencken sie erfrewet hatt. Es ist mir aber leydt, zu vernehmen, daß sie so geendert undt nicht mehr schön ist. Die tugendt hilfft nichts zur Jalousie; wen jemandes vondemhumor ist, so meint man immer, man sehe waß, daß man doch nicht sieht, undt wan die quinte in dem him kompt, hilfft keine Vorsichtigkeit noch raison. Es ist woll ein groß glück, daß dieße kranckheit Ewerm schwager vergangen ist, ^en ordinarie werdt es, so lange die leütte leben; aber daß er seine gemahlin hatt mitt printz Louis von Baaden hatt in die comedie gehen laßen, ist doch ein recht zeichen, daß er nicht mehr ahn dießer kranckheit fest ist. Wie kompts, daß der hertzog von Chomberg nicht zu feit diß jähr ist? Ich bilde mir ein, daß könig Wilhelm ihn dort gelaßen, umb jemandes recht trewe bey der königin zu wißen. Es ist mir gar lieb, daß I. L. mein vetter, der landtgraff, meinen grüß undt ahndencken so gar güttig auffgenohmen hatt, undt bin I. L. sehr verobligirt, daß sie mich zu sehen wün- schen. So sehr ichs auch wünsche, so wenig darff ich doch solches hoffen. Es wirdt mich aber allezeit frewen, wen ich gedencke, daß I. L. sich meiner erinern undt ihre alte baß immer ein wenig lieb behalten, welches ich meritire durch die sentiementen, so ich vor I. L. undt die ihrige habe undt behalten werde. Durch ma tante von Tarante habe ich den landtgraff wahmen laßen, wo mir recht ist, mir nicht zu schreiben; den ich würde die überschriefft nicht nach meinem sin machen dörffen, sondern wie man hir will, welches all abgeschmackt ist. Wie ich sehe, so ist nun große geselschafft zu Franckfort, welches, wie ich hoffe. Euch andern ein wenig verende- rung undt divertissement wirdt geben. So alt, alß ich auch jetzt bin, gestehe ich doch, daß es mir nicht leydt sein solte, noch ein mahl spieiger undt sprichwörtter undt historien zu spiellen, wie wir in unßern jungen jähren spilten. Seyder I. G. unßers herr vattem s. todt habe ich nicht mehr gedantzt; die frantzosche däntze haben mir alles tantzen verleydt, kan also leicht begreiffen, daß man nicht

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mehr gerne dantzt. Warlich alle last ist mir auch greulich ver- gangen. Wen man so viel liebe verwantten verliehrt, alß wir ver- lohren haben, andt so viel nnglttck nndt wideriches erlel^t, ist es ohnmöglich, lustig zn bleiben. Die raison will woU, daß man sich nicht übermäßig betrüben solle, sie erfordert aber auch nicht, daß man sich ohne ursach erfreuen solle, undt ich, die gar natürlich bin, glaube, daß man sein muß, wie es die zeit erfordert, lustig, wen es einem woll undt vergnügt geht, undt trawerig, wen einem daß Unglück überheüfft. So mache ich es, liebe Louisse! Ob es zwar denen, so man regretirt, ewig woll ist, so kan ich doch nicht glauben, daß es ihnen recht leydt sein könte, wen sie wißen solten, wie sehr unß ihre abweßenheit zu hertzeh geht undt wie recht auff- richtig man sie geliebt hatt; den eine rechte freündtschafft kan nie mißfahlen. Hirvon were noch lang zu raisoniren; umb aber kurtz meine meinung hirüber zu sagen , so glaube ich , daß es nicht aller- dings bey unß stehet, unß zu betrüben oder nach gefahlen zu trö- sten, undt daß unßer temperament undt nach dem die humoren disponirt sein, viel dazu decidiren. Ich habe schon gesagt, liebe Louisse, daß mir Ewere brieffe gar ahngenehm sein undt gar nicht zu lang fallen. Ich bin fro, daß Carl Moritz so woll mitt mir zu- frieden ist; aber ich habe meine meinung, ohne ihm zu gefahlen ge- dacht, recht herauß gesagt. Daß thut den jungen leütten gutt, daß sie in krieg gehen. Ihn undt Amelisse ambrassire ich bey de hirmitt wie auch Caroline. Den Marsal kene ich gar nicht, es seye dan, wie offt hir geschieht, daß er noch einen andern nahmen hette ; aber deßen nahmen Marsal da weiß ich gar nichts von, aber es nimbt mir kein wunder, daß sich dießer kerl ahngestelt hatt, alß wen er mich kente; all die Frantzoßen seindt von dem humor undt wollen alß weiß machen, daß sie die vomehmbsten bey hoff, ob sie zwar woll nie keines von unß ihr leben gesehen haben. Carl Moritz avanture mitt der indianische dinten hatt mich von hertzen lachen machen. Es ist possirlich. Mich wundert, daß der duc de Schomberg Ewere Sache nicht ahn könig Wilhelm verzehlt; den der würde ja leicht recht schaffen können in HoUandt, undt ob schon mylord Portlandt drinen durch Ewer gegenparts fraw interessirt ist, so würde es noch mehr esclat geben, wen die gerechtigkeit drauff erfolgen würden. Ewer onde, tauten undt alle gutte pfältzische bekantten finden meinen grüß wider hirinnen undt habe gerne, daß sie meiner nicht

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vergeßen. Ob zwar wünsche undt voeux nicht viel helfen, so sindt sie doch immer ahngenehm, wen sie vongatten freunden geschehen. Ich fOrchte, Ihr flatirtmich, indem Ihr sagt , daß ich so gntt teütsch noch schreibe ; den ich rede offt in 3 monat kein wort teütsch nndt es ist alebenwoll all 23 jähr, daß ich hir in Franckreich bin; were also kein wunder, wen ichs vergeßen hette. Waß mich noch mehr fürchten undt glauben macht, daß Ihr mich flattirt, ist, daß Ihr meine schreiben ma tante , I. L. der churfürstin zu Braunsweig, ihre vergleicht, wo bey meine woU gar nicht kommen können, den ma tante hatt taußendt mahl mehr vivadtet undt verstandt, alß ich. Man rufft mir zur taffei. Zu allem glück ist Ewer schreiben völlig beantwort; darumb nichts mehr sage, alß daß ich Euch undtEwere geschwister von hertzen lieb habe undt allezeit behalten werde.

Elisabeth Charlotte.

17.

A mad. Louise^ raugrafEn zu Pfaltz, a Franckfort.

) Yersaille den 5 Mertz 1695.

Hertzliebe Louise, vorgestern habe ich zwar Ewer schreiben vom Vi6 Febr. zu recht entpfangen, unmöglich aber selbige post gleich drauff antwortten können, weillen mir selbigen tag sonsten gar zu viel zu schreiben vorgefallen ist ; heütte aber hoffe ich, keine Verhinde- rung zu bekommen, umb fleißig auff Ewer schreiben zu antworten. Ihr habt woU gethan , nicht mitt dem starcken schnupen zu schreiben, es mögte Euch sonsten den fluß in den äugen gezogen haben; son- sten aber ist es mir nicht leydt, daß Ihr, liebe Louisse, so einen starcken schnupen gehabt habt; den daß macht hemacher eine beßere gesundtheit. Der schwedische pfaltzgraff hatte mich sehr gebetten, Euch ein grüß durch ihn zu entbietten. Er kompt mir all fein vor undt redt mehr, alß unßere teütsche fürsten sonst thun. Ich bin recht fro, daß I. L. woll mitt mir zufrieden sein. Ich habe dießeu printzen keinen andern gefahlen thun können, alß mitt ihm zu reden. Wen er noch zu Hannover ist, wirdt er baldt erfahren, daß Ihr seine comission wohl vericht habt; den ich habe die hertzogin von Hannover in meinem letzten schreiben gebetten, I. L. meinetwegen

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zu dancken vor dero ahndencken durch Euch. Wen die junge lefltte ein wenig hir sein, werden sie baldt gehobelt. Wen dießes püaltz- graffens älter herr bruder größer undt beßer geschaffen ist, alß er, mag man ihn nur her schicken; man wirdt schon sorg vor ihm ha- ben; den mäner undt weiber hir sehen gerne wohl geschaffene leütte. Ich vexire undt es ist mir doch gar nicht lächerlich; den ich bin in sorgen vor ma tante. Die hatt wider daß fieber; ob daß erste acces zwar nicht starck geweßen, ist mir doch bang, es mögte wider werden wie vergangen jähr. Gott gebe, daß die zeittungen, so ich morgen oder übermorgen haben werde, gutt sein mögen ! Ich bin iro, daß daß fichu vom könig von Tripoli so wohl reussirt hatt undt admirirt ist worden. Ich habe vor dießem wohl einmahl eine chambreluche ge- sehen , kan michs aber nicht mehr erinern , wie es yrar ; den ich sehe schir nie, wie die leütte gekleydt sein, undt behalt es noch weniger. Meine eintzige continuirliche kleydungen seindt grand habit undt jagtskleydt, wen ich reitte; sonstentrag ich nichts, auch mein leben keine rohe de chambre noch manteau, habe auch in meiner garde- robe nur einen entzigen nachtsrock, nur damitt auffzustehen undt zu bette zu gehen, sonst nichts. Seindt den noch andere teütsche damens in Engellandt außer Caroline? Sagt mir doch, liebe Louise, wer die andern sein! Ich habe woll gedacht,' daß Caroline betrübt über der königin Marie todt sein würde. Alle, die dieße königin gekandt haben, loben sie über die maßen. Ich bin fro, daß Caroline nicht zur königin gekönt hatt; den daß hette der königin doch nichts geholffen undt die arme Caroline hette die blättern bekommen kön- nen undt auffs wenigst blindt davon werden, weill sie ohne daß blöde äugen hatt. Schreibt ahn Caroline, daß ma tante mir ihr compli- ment gemacht hatt undt daß ich allezeit mitt fi*eüden vernehme, daß sie fleißig ahn mich gedenckt, und daß ich sie noch alß sehr lieb habe undt von hertzen ambrassire. Der könig Jacob von Engel- landt hir hatt nicht haben wollen, daß wir vor seine £r. dochter trawem sollen, hatt starck dagegen gebetten. Er hatt dießen todt gar nicht entpfunden. Daß hatt mich wunder genehmen; den mich deucht, man kan seine kinder nicht vergeßen; waß sie einem auch zu leydt thun mögen, so rührt sich doch daß geblüdt. Wie man mir könig Wilhelm beschrieben hatte, hette ich woll mein leben nicht gemeint, daß er so tendre vor seine gemahlin sein solte. Ich weiß es ihm recht danck undt jammert mich von hertzen. Hette ich ge-

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dörfft, hette ich all lengst ahn Caroline geschrieben, ihm mein com- pliment zn machen nndt mittleyden zu bezeugen. Die campagne wirdt dießem könig wohl zu paß kommen; den daß gibt distraction, 80 die betrübtnuß vertreibt. Die arme Leonor, der fraw Schelm Schwester, ist gar kranck zu Straßbnrg. Es ist mir recht bang vor sie. Grüst den Eberfritzen, ihren bruder, von meinetwegen wider I Hatt unßer gutter graff von Wittgenstein noch etwaß? Idi meinte, alles were drauff gangen in der Pfaltz. Daß er kleine äugen macht andt in die höhe sieht, erinere ich mich gar woll ; daß Ihr es aber auch thut, wüste ich nicht. Weillen herr Keller dießen winter ge- schwitzt hatt, wirdt er woll biß in todt schwitzen. Hir habe ich nicht gehört, daß jemandes todt gefrohren seye; allein die kalte ist so abscheulich geweßen, daß ahns königs taffei der wein, so woll alß daß waßer im trincken gefrohren ist. Die avanture von dem man, so anff seinem pferdterfrohren, ist wunderlich, doch nicht gar unglaublich, weillen die erfrome gar steiff werden undt der frost auch ahnklebt. Es rechnet nun hir. Ihr schreibt mir nicht, ob Ihr bei dießem großen geweßenen schnee nicht im Schlitten gefahren seidt. Ich glau];>e, liebe Louise, daß Ihr ein wenig faulheit mitt einem exessiven, aber wenig gültigen compliment entschuldiget, daß Ihr mir nicht auff meinem brieff vom 16 December geantwortet habt; den Ihr solt woll persuadirt sein, weillen ichsEüch sehr versichert, lieb Louisgen , daß Ewere schreiben mir sehr ahngenehm sein undt dero- wegen deren nicht zu viel haben kan. Amelisgen ambrassire ich von hertzen undt versichere Euch beyde, daß ich Euch gar lieb habe undt allezeit behalten werde , undt mögte von grundt meiner seelen gelegenheit finden , Euch solches durch ahngenehme dinsten zu per- suadiren, würde mich woll gerne dazu employern.

Elisabeth Charlotte.

P. S.

Ich habe noch keines von den büchern entpfangen; habe alß gemeindt, man würde sie mir von Bassel schicken; weill sie aber noch nicht kommen sein, will ich ahn dem apotecker zu Bassel schrei- ben laßen, umb zu erfahren, wo sie hinkommen sein. Unterdeßen bin ich Euch, liebe Louisse, sehr verobligirt vor Ewere mühe.

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Paris den 14 May 1695.

Hertzliebe Louisse, wie ich vor ein par stunden eben von der hirsclyagt kommen, habe ich Eweren lieben brieff vom "Vso April entpfangen, will gleich hirmitt draaff antworten; den ich förchte, daß ich morgen nicht der zeit dazu haben werde. Ma tante ist gott lob nun so woU, daß I. L. eine reiße mitt wenig leütten nach Berlin thun werden. Gott gebe nur, daß eswoU ablaufen möge undt daß die gretQiche bewegung, in relais so viel meillen zu fahren, kein fieber wider herbey bringen möge! Dieße weit ist nicht geschaffen, ohne sorgen zu leben; ein jeder hatt die seyne, undt wen die erste jugendt verbey, findt man wenig vergnügen hernach; jedoch so bin ich Euch, liebe Louisse, sehr vor Ewere gutte wünsche verobligirt. Ich wolte, daß ein gutter langer undt beständiger frieden gemacht würde undt daß dadurch den garden vom könig verhindert würden, Übels zu thun undt zu entpfangen; aber es hatt leyder noch schlegt ahnsehen dazu. Es ist mir lieb, daß Carl Moritz mich lieb hatt, ob er mich schon nicht kent; daß geblüdt muß es thun. Daß ich ihn lieb habe, ist kein wunder ; ich habe ihn auff die weit kommen sehen undt über daß so habe ich einen solchen respect vor I. G. nnßer h. vatter s. in meinem hertzen behalten, daß ich alles lieb habe, waß I. G. kinder sein. Ich wünsche, daß der h. rittmeister Carl Moritz baldt obrister mag werden. Liebe Louisse, man stirbt nur, wen die bestimbte zeit kompt; Carl Moritz wirdt nicht lenger leben, alß sein destin ist, er mag bey hoff oder in kriegsdinsten sein. Drumb last ihn nur seine inclination folgen ; den alles, wozu einem die natürliche inclination treibt, thut man beßer, alß wozu man sich zwingt. Unter- deßen daß ich erfahre, ob ich ahn Caroline schreiben kan, so bitte ich Euch, liebe Louisse, sie doch in Ewere brieffe von meinetwegen zu ambrassiren undt glück zu ihrem söhn zu wünschen. Ewerm Schwa- ger macht auch mein compliment hirüber! CaroUine ist woll zu ent- schuldigen, daß sie ahn keine vers gedacht im niederkommen; man hatt woll änderst da zu gedencken, alß ahn vers; die, so in den gazetten wahren, habe ich gesehen undt schön gefunden. Ich kan kein englisch, allein viel leütte könnens hir; die werden mir übersetzen, waß Ihr mir geschickt habt. König Wilhelm jammert mich von hertzen, so touchirt über seine gemahlin noch zu sein, wie auch pfaltzgraff Carl von Neu-

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borg. Die £raw von Spanheim, wie sie hir war, hatt mir seiner gemah- lin contrefait gewießen, welches sie ihr geben hatte, wie sie noch mar- graffin zu Berlin war; sie war ja ein recht heßlich schätzgen. Ihr habt vergeßen zu sagen, wen der keyserliche hoff vor printz Carl de- stinirt. Ich mag woll übel verstanden haben wegen die 2 schwe- dische pfaltzgraffen. Wir haben hir einen graffen von Nassau, so gar ein wackerer ehrlicher herr ist undt von jederman sehr esti- mirt wirdt; der hatt auch brieffe, umb ein fürst zu sein, will es aber nicht sein, daß gefeit mir recht woll ahn ihm. Daß dantzen ist dan nun gantz auß der moden überal; hir in Franckreich sobaldt assambleen sein, thut man nichts alß landtsknecht spiellen, diß spiel ist ahm meisten in vogue, aber die jungen leütte wollen nicht mehr dantzen. Ich thue wedereines noch daß ander; ich bin viel zu alt, umb zu dantzen, undt seyder I. G. unßers h. vattern s. todt habe ich nicht gedantzt undt außzweyen garstarcken Ursachen spiel ich nicht; die erste ist, daß ich kein gelt habe, undt die zweyte, daß ich daß spiel nicht liebe. Daß spiellen ist hir greulich hoch undt die leütte werden wie dolle menschen, wen sie spiellen; eines heult, daß ander schlegt mitt derfaust auff der taffei, daß diegantze kammer drüber zittert, der 3te lästert gott, daß einem die haar drüber zu borg stehen, suma alle sein wie verzweyffelte menschen, welche einem bang machen, sie nur ahnzusehen. Lenor, deß oberjägermeister Veninger Schwester, ist jetzt hir bey mir mitt ihrer 2ten dochter, die gar artlich ist. Wir sprechen alle tag von den vergangenen zeitten. Weill sie ihrem vatter gleicht, bilde ich mir ein, wie Ihr ihren neuveu beschreibt, muß er ihr auch gleichen. Die fraw von Sickingen bitte ich meinetwegen vor ihr ahndencken zu dancken. Es frewet mich alß , wen unßere gutte Pfältzer sich meiner noch erinern. Ich habe durch Jeme ein brieff von h. Max bekommen; werdt eine andtwort hirbey vor ihm finden. Scheuet Euch nie, mir unßer alten gutten freunden grüße zu wißen zu thun, liebe Louisse! Den die seindt mir gar ahngenehm. Hir in dießer statt kan man wenig deß schönnen wetter genießen. Ich fahr doch auß, so viel mir möglich ist, habe auch zwey mahl den hirsch gejagt. Ihr werdet vielleicht gedencken, daß ich zu alt bin, zu jagen, undt hirin habt Ihr recht. Allein ich will lieber ridiculle, alß kranck sein, undt weillen mir nichts beßers vor meine miltzschmertzen ist, als daß jagen undt die starcke bewegung, so jage ich immer fort, undt so

Briefe der Prinzessin Elisabeth Charlotte. ^

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lange mir mein miltz keinen schummern possen spülen mag undt nicht in die andere weit führen, so seydt versichert, liehe Louisse undt Amillisse, daß ich Euch beyden von hertzen lieb behalten werde, wie auch Ewere andere geschwisterig undt alle sentiementen vor Euch alle behalten, so Ihr wünschet 1

Elisabeth Charlotte.

19.

St Clou den 29 May 1695.

Hertzliebe Louisse, der schwedische pfaltzgraff, so hir geweßen, hatt mir geschrieben undt mich gebetten, seine antwort ahn Euch zu adressiren, den er wirdt zu Franckfort sein; bitte Euch derowegen, liebe Louisse, last ihm doch dießen hir beyligenden brieff zustel- len ! Von hir kan ich Euch sonsten nicht viel neues berichten. Gestern seindt wir von Marly kommen, alwo der könig noch biß dinstag bleiben wirdt. Ich habe dorten braff gejagt undt spatziren gangen, den es ist daß schönste wetter jetzt von der weit. Mein söhn wirdt zukünfftigen donnerstag oder freitag zu der armee undt ich werde 3 gantzer monat hir sein. Daß ist, liebe Louisse, alles, waß ich Euch vor dißmahl sagen kan. Ambrassirt Amelisgen von meinetwegen undt seyt versichert^ [daß] ich Euch alle allezeit sehr lieb behaltet

Elisabeth Charlotte.

20.

St Clou den 25 Juni 1695.

Hertzliebe Louisse, in dießem augenblick entpfange ich 2 von Ewere liebe schreiben, eines vom 28 May 7 Juni, daß zweyte von 31 May 10 Juni sambt dem von Caroline, deßcn antwort Ihr auch hirbey finden werdet. Ehe ich aber auff die Ewerige völlig antworte, so muß ich Euch vorher bitten, doch ein wenig mitt schwärtzere tinten zu schreiben; den die, womitt Ihr geschrieben, ist schir gantz außgelescht undt man muß gar genau drauff sehen, die Wörter zu leßen, undt were Ewere schriefft nicht so überauß schön undt leßlich , hette ich Ewere brieff nicht leßen können, aber es ist auch zeit, daß ich antworte. Ich bin fro, daß Euch die landtgräffin von Homburg zu gast gebetten; den daß wirdt Euch doch ein wenig verenderung gegeben haben.

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Ich bin versichert, daß der gutte Pfältzer Kraut fro geweßen, daß I. L. die landtgräffin Euch mitt zu seiner gasterey genohmen hatte. Dieße landtgrafün macht micli ahn unßern gutten ehrlichen graffen von Leiningen gedencken. Mein gott, wie viel bekandten habe ich doch verlohren, seyder dem ich hir in Franckreich bin! Es schau- dert mir , wen ich dran gedencke. Last unß drumb von waß andei*st reden ! Dieße gutte fürstin ist unglücklich in ihren affairen. Ich habe mein bestes hir vor sie undt ihre Schwester gethan, aber leyder nichts guts außrichten können. Wie ich sehe, so seydt Ihr Carl Moritz intendant. Ich meinte, generaladjouttant were mehr alß rittmeister, finde also, daß der gutte Carl Moritz noch wenig ad- vancirt ist. Man muß hoffen, daß es mitt der zeit kommen. Wen es nur nicht geht wie daß holländische Sprichwort, welches sagt: «Es kompt wie Jean in wammes, der zog 7 jähr ahn eine maw.» Were man nicht persuadirt, daß alleß vorgesehen undt nicht zu endern stehet, müste man in stätter quäl leben undt allezeit meinen, man hätte sich waß vorzuwerfen; aber sobaldt man betracht, daß gott der allmächtige alles vorsehen hatt undt nichts geschieht, alß waß so lange undt zu allen zeitten von gott verortnet ist , muß man sich woU mitt gedult in alles ergeben undt kan man allezeit mitt sich selber zufrieden sein, wen, waß man thut, in gutter meinung ge- schieht; daß überige steht nicht bey unß. Von den aufgefangen wein habe ich nichts gehört; daß wirdt woU vor den h. admiral sein. Gott gebe, daß er nie nichts bekommen möge, so auß waß pfält- zisch kompt, alß dießen wein! Diß ist ein rätzel, so ma tanteEüch woU außlegen könte, wen I. L. beliebt. Daß were ja ein abge- schmackter heüraht vor einen pfaltzgraffen undt churfürsten brader alß deß feltherren inPoln tochter; daß ärgert mich recht. Ich höre alß gern, daß viel leütte nach Franckfort kommen; den ich hofe, daß daß gelegenheit gibt, daß Ihr, liebe Louisse undt Amelisgen, Euch ein wenig lustiger machen könt. Ich wüste woU, daß die bewe- gung gutt vor daß miltz ist; nichts in der weit ist beßer davor; jagte ich nicht, könte ich umbmöglich dauern wegen daß miltz. Von der alten churfilrstin jagtshabit habe ich nie nichts gehört; weder mein fraw mutter s. noch ma tante von Tarante haben mir nie nichts davon geschrieben. Daß Ihr ma tante von Tarante noch so sehr regretirt, ist ein zeichen von Ewerm überauß guttem ge- mühte. Von ma tante, der fraw churfürstin, habe ich alle woche

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zwey mahl schreiben, weiß also woll, daß sie gott lob wider gesandt .ist. Ich spüre auch auß dero schreiben, daß sie noch alß lustig ist. Gott erhalt I. L. noch viel undt lange jähre dabey! Ich be- klage Euch, daß Ihr daß glück diß jähr nicht haben werdt, ma tante zu sehen. Mein gott, wie sehr solte ich solches wtlnschen! Den ich habe ma tante noch so lieb, alß ich mein leben gethan habe, undt kan nie endem; drumb könt Ihr, mein liebe Louisse, auch woll versichert sein, daß ich Euch allezeit von hertzen lieb behalten werde. Biß donnerstag werde ich auffEwer zweytes schrei- ben antwortten, habe ohnmöglich der zeit heütte.

Elisabeth Charlotte.

P. S. Amelise bitte ich meinetwegen zu ambrassiren.

21.

St Clou den 26 Juni 1695, morgendts umb 11.

Hertzliebe Louisse, weillen ich heütte noch zeit habe, zu schreiben undt dießen abendt meinen brieff erst werde auff die post schicken, alß will ich nicht lenger verschieben, auffEwer zweytes liebes brieffgen vom 31 May 10 Juni zu antworten. Mich wundert, daß pfaltzgraff Gu- stave noch nicht zuFranckfort ahnkommen ist; den er hatte mir ge- schrieben, daß er gleich hin würde. Ich weiß nicht, ob ich mich be- triege, allein ich bilde mir ein, daß diß jähr in Savoyen ahm wenigsten vorgehen wirdt, welches mir wegen hertzog Max lieb ist; den ich weiß, wie hertzlich lieb ma tante ihre kinder hatt, fürchte also sehr vor sie, daß es wie mitt dem gutten ehrlichen undt lieben printz Carl undt Friderich August gehen möge. Gott behütte unß davor! Ich höre gern, daß Ihr so viel gutte freündt [habt], alß wie alle die gräff- liche personnen, so umb Franckfort herumb wohnen ; den gutte freunde seindt ein großer trost im leben, wen man sonsten nicht ahm glück- lichsten ist. Es müßen sehr viel gräffliche personnen umb Franck- fort herumb sein, daß 6 sich auff einmahl zu Homburg eingefanden haben. Ich muß lachen, daß Ihr, liebe Louisse , sagt, daß daß ge- nung zu schnadem wirdt geben. Habt doch nie keinen scheu, mir lange brieffe zu schreiben, es seye dan, daß es Euch selber zu be* schwerlich falle, aber mir können sie nie zu lange sein undt habe

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viel lieber lange, alß kurtze brieffe. Mein söhn hatt seine campagne übel ahngefangen , ist gleich kranck worden, hatt mir große ängsten eingejagt. Nun ist er gott lob wider gesandt. Ich dancke Euch sehr, liebe Lonisse, vor alle gutte wünsche, so Ihr mir vor meinem söhn todt [? thnt]. Ohne gottes ehre kan nichts vorgehen, den weillen alles durch seinen willen geschieht, wie es auch ablaufen möge, ist es doch allezeit seine ehre, aber nicht allezeit, wie wir menschen es wün- schen mögen. Zum frieden, deucht mir, ist leyder wenig aparentz, undt solte einer werden, wirdt es, wie mich deucht, wie ein mirackel sein. Ich habe noch hir die fraw von Ratzamshaussen bey mir imdt weillen eben sich eine von meinen Jungfern (freüUen, glaube idi, muß man nun sagen, den nun seindt keine Jungfern mehr in Teütsch- landt wie zu meiner zeit) weillen dan sich eine von meinen fipeüUen geheüraht hatt, habe ich Lenor ihr dochter ahn ihrem platz bey mir genohmen. Daß ist eine zeittung, so Ihr der Gret sagen könt, den ich glaube, daß sie noch mitt ihrem man, mons. Schelm, zu Franckfort ist. Adieu, liebe Louisse ! Ich muß heütte noch 7 brieff schreiben, schließe derowegen undt ambrassire Euch von gantzem hertzen.

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St Clou den 17 JuUi 1695.

Hertzlieb Louisse, in ma tante paquet habe ich Ewer liebes schreiben vom 22 Juni— 2 JuUi zu recht entpfangen, bin gar nicht in sorgen gewehßen vor meinem brieff ahn pfaltzgraff Gustaff ; denEwere exactitude ist mir bekandt. Aber waß mich verdriest, ist die ent- schuldigung, so Ihr mir macht, liebe Louisse, daß Ihr mir geschrie- ben undt glaubt, daß wen Ihr mir öffter, alß einmahl deß monts schreiben soltet, daß mir solches incommode sein würde; den ich pretendire, daß Dir undt Ewere geschwisterig persuadirt sein sollet, daß ich Euch recht lieb habe, undt wen man die leütte lieb hatt, wirdt man nicht importünirt, öifters zeittungen von ihnen zu erfah- ren; also müst Ihr ahn meinen Versicherungen zweyfflen undt daß verdriest mich, bitte derowegen, liebe Louisse, sagt mir, wie ich Euch doch persuadiren könte, daß Ihr mir lieb seydt! Ich habe Lenor noch bey mir hir; der wird es frewen, wen ich ihr sagen werde, daß ihr bruder so ein schön regiement hatt undt beßere mi-

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nen, alß seine ofBcirer. Lenör ihre 2 dochter ist jetzt jnngfer (nein freüUen, glanhe ich, sagt man nun in Teütschlandt) bey mir; sie ist all artlich, sehr weiß, schönne haar undt zahn nndt fehlt nicht von verstandt. Ich glaube , der kleine Veninger ist fro ge- weßen, sich vor ein regiement zu sehen. Er, der vatter, hatt recht seinen söhn erst etwas lehrnen zu laßen, ehe er ihn in den krieg führt. Ich habe gar ein schlegt gedechtnuß undt erinere mich gar nicht, einen graffen von Nassaw L'Estourdy genent zu haben, er- inere mich auch keiner andern graffen von Nassaw, alß graff von üssingen, den man alß graff Walraht hieß undt welchen Ihr, wie Ihr. ein Mndt wardt, offt zuHeydelberg gesehen, eines jungen graf- fens, so sein vetter war undt den wir alß daß vetterle hießen, so damahlen gar lustig war, nach dem aber gar melancolisch geworden, den ich habe ihn seyder dem undt in der letzten reiße, so ich mitt dem hoff nach Strasburg gethan, zu Sarbrücken gesehen; undt zum 3ten kenne ich einen graff von Nassaw, so gar ein wackerer herr ist undt hir ins königs dinsten, aber sonsten deucht mich nicht , daß ich einigen andern kene , undt kan mich ohn- möglich erinem, den von Weilburg hir in Franckreich gesehen zu haben; aber es mag woU meines boßen gedechtnuß schuldt sein. Ich finde, daß die graffen lobenswerdt sein, so ihr fürstenbrieff verachten; dadurch werden sie in meinem sin mehr, ahlß neue für- 8ten, undt sein estimabler. Es ist mir leydt, daß ich mich seiner nicht erinem kan ; wen ich ihn sehen solte , würde es mir vielleicht woU wider einfahlen. Alles muß sehr seyder meiner abreiße in Teütschlandt geendert sein; den man war nicht sehr curieux von meublen zu meiner zeit, wie ich höre, daß man nun ist. Es ist mir recht leydt, daß herr Max so übel auff ist; wünsche sehr, daß er baldt wider zu volkommen gesundtheit gelangen möge ; bitte, ihm solches sambt meinem grüß zu sagen, auch Amelisgen von meinet- wegen zu ambrassiren. Alle gutte Pfältzer von alter kundtschafft bitte ich auch von meinetwegen zu grüßen. Heütte verfluche ich den krieg woU mehr, alß nie. Mein armer söhn, so wider kranck geweßen undt noch daß quinquina braucht, hatt marchirt undt ist bey einem charmützel geweßen. Der marechal de Villeroy ist dem printz de Yeaudemont auff seine arieregarde gefahlen , hatt ihm 4 batallionen geschlagen; mein söhn war bey alles undt man verfolgt den feyndt noch, hab also doppelte angst en; den ob mein söhn

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schon ohne wunden davon kompt, ist doch zu sorgen, daß ihn daß fieber wider ahnstoßen wirdt, indem er sich woU greulich wirdt er- hitzt haben. Ein gutter frieden were wohl zu wünschen. Ich bin des kriegs woll müde. Ich bitte, liebe Louisse, informirt Euch doch, obs war ist, daß man bey Gießen einen halm gefunden, so der land- graff von Darmstatt bewachen soll laßen, worauff 11 ähren sein sollen, undt ob man einen dergleichen gefunden zu endt deß 30jäh- rigen kriegs! Alß ich Euch letztmahl geschrieben, habe ich ver- geßen, dießenhir beyligenden brieff zu schicken. Er ist von meinem teütschen koch, welcher gar ein gutter mensch undt von welchen ich sehr woll gedint bin, habe ihm also den gefallen thun wollen, dießen brieff in mein paquet zu schließen. Ihr werdt woll jemandts zu Franckfort finden, so ihn werdt zu recht bestellen können. Sol- ten seine verwanten ihm wider schreiben, bitte ich, schliest den brieff in mein paquet undt schickt mir ihn! Adieu, hertzlieb Louisse! Ich ambrassire Euch von hertzen undt habe Euch recht lieb.

Elisabeth Charlotte.

23.

A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Paris den 23 Julli 1695.

Hertzliebe Louisse, ich bin heütte herkommen undt bin in einem closter, so le port royal heist. Ich komme alle woch ein par mahl her, eine von meinen gutten fretindinen zu sehen; entpfange eben Ewer lieb brieffgen vom 29 Juny 9 Julli; habe nie kein frischers von Euch, liebe Louisse, bekommen. Mich deucht auch, daß daß meine, so ich Euch den 25 undt 26 Juni geschrieben, gar geschwindt über- kommen ist. Mein söhn hatt unß nach seiner ersten kranckheit noch einen zweyten schrecken eingejagt, indem ihm daß fieber wider ahngestoßen undt noch 2 starken acces bekommen. Daß quinquina aber hatt es ihm wider verdrieben, aber alß man ihn etlich tag her- nach purgirt, hatt er gleich andern tags marchiren müßen undt ist 2 mahl vier undt 20 stundt geweßen, ohne zu schlaffen uudt tag undt nacht marchirt, jedoch so hatt er sich nicht übel drauff befun- den, welches woll zu verwundem ist. Nun ist er bey der belage- rung von Neuport. Gott gebe, daß es dortten woll ablauffen möge!

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2 posten, alß die gesterige nndt beütte, haben gefehlt. Gott gebe, daß es nichts böß bedeütten möge! Die zeittung hatt nicht gelogen. Were mein söhn kranck geblieben, were ich zu ihm gefahren, umb ihn in seiner kranckheit zu wortten. Ich meinte nicht, daß die bäder gutt vor husten undt brustwehe sein. Derselbe humor, so Carolline vor dießem auff den äugen hatte, muß einen andern vreg genehmen haben undt auff die brüst gefallen sein. Wen ich dießen abendt wider zu St Clou sein werde, will ich Lenor sagen, daß ihre Schwester Gret sie so galant findt, undt will sie braff ungedultig mitt machen. Gret bitte ich wider meinetwegen zu grüßen, herrn Max auch glück zu seinen 2 döchtern zu wünschen. Die zwey wer- den aber woU nicht leben; den esistrahr, daß zwilling beyde leben bleiben. Ich wolte lieber, daß der gutte herr Max seines sandts undt Steins woll geneßen were, alß seine fraw ihrer zwilling. Wie viel kinder hatt den jetzt die lamdtgräffin von Gassel? Ich meinte, mein vetter, der landtgraff, were ip .der armee. Made de Savoye hatt mir viel gutts von dem eisten landtgraffen geschrieben, sagt, er seye lebhafft undt gar artlich undt hette ihr gesagt, daß er mich zu sehen wünscht. Drumb, liebe Louisse, solt ihr dießen printzen zu sehen bekommen, bitte ich Euch, sagt ihm, daß es mir recht leydt seye, daß der krieg verhindert, daß er nicht herkommen ist. Des printz Carls von Brandenburgs historie ist eine wunderliche begeben- heit, wie die teütsche comedianten alß pflegen zu sagen. Ich war die erste, so ahn ma tante dießeschönne zeittung geschrieben; den unßere hertzogin von Savoye, welche mir gar fleißig schreibt, hatte mir es geschrieben. Daß nun Casal über undt geschleyfft sol werden, werdet Ihr ohne zweyffel schon erfahren haben. Wie es zu Namur zu- geht, weiß ich nicht. Ich glaube, hertzog Max ist noch nicht in Savoyen ahnkommen, [wird] also gott lob kein gefahr außstehen; den allem ahn- sehen nach wirdt woll diß jähr nichts dort mehr vorgehen. Hertzog Christian wirdt mehr gefahr außstehen. Hertzog Max ist der eintzige von meinen vettern von Hannover, welcher mir unbekandt; weillen er aber seiner fraw mutter so lieb ist, wünsche ich ihm alles glück undt guts. Ich glaube, man muß gott auß Schuldigkeit bitten, loben undt dancken, alß weillen wir sein geschöpff sein; allein ich kan nicht glauben, daß daß betten einen ewigen schluß endern kan. Daß Ihr sagt, daß Ihr unleßlich schreibt, Hebe Louisse, ist eine falsche demut, so ich Euch nicht kan verbeygehen laßen; den es ist

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nicht möglich , daß Ihr nicht seiher secht, daß Ihr gar eine schönne nndt leßlich handt habt; daß aber dietintenzu weiß wäre, ist kein fehler von Ewerer handt. Ich schreibe woU jetzt eine heßliche handt; daß vielle frantzosche schreiben hatt mir das teütsch schreiben gautz verdorben. Ich bin fro, daß Ihr so viel freunde gemacht habt, wo- mitt Ihr corespondirt; daß ist immer gutt, daß haußhalten aber waß langweilliges , wie ich mir einbilde. Es ist kein wunder, daß Carl Moritz in der arme^ gelt von nöhten hatt. Wolte gott, ich were in einem standt, ihm dazu zu helffen undt Ewer menage bey- zuspringen! Wie glücklich wolte ich mich schätzen! Es schmertzt mich recht, daß es nicht sein kan. Umb gottes willen, liebe Louisse, verschondt mich mitt complimenten ! Sie seindt meines thuns nicht undt mag sie weniger leyden, alß nie. Ich habe Euch vielmahl ge- sagt, daß ich gerne Ewere brieffe habe; also schreibt mir nur fleißig ohne weitter facon undt seydt versichert, liebe Louisse, daß ich Etlch undt Ewere geschwister recht lieb habe undt allezeit behalten werde!

Elisabeth Charlotte.

Amelisgen ambrassire ich hirmitt von hertzen.

St Clou den 24 Julli umb 11 morgendts.

Gestern abendts, wie ich wider von Paris komme, erführe ich ohngefehr eine historie, da ich mein leben nicht von gehört hatte. Ich bitte Euch, liebe Louisse, schreibt mir, ob Ihr etwaß davon wist ! nehmblich daß L G. unßer herr vatter nach Ewerer fraw mutter todt einen söhn solle bekommen haben von einer schweytzerischen Jungfer, so bey der fraw raugräffin solle geweßen sein undt Hollän- derin geheyßen haben, undt daß der churfürst seelig gelt solle in die Schweitz geschickt haben, daß kindt dort zu erziehen laßen, undt daß der bub dort erzogen wirdt undt gar artig sein solle undt viel verstandt haben.

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Yersaille den 8 September 1695.

Hertzliebe Louisse , hirbey findt Ihr eine andtwort vor Carolline. Ich glaube, daß man Carl Moritz eine compagnie geben, weill er sich so woU helt, undt daß freüdt mich recht. Ma tante, die chur- fürstin, schreibt mir, daß sie Carl Moritz gantz änderst undt beßer

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gefanden, also schlegt ihm in alles der krieg woU zu. Oott erhalte ihn ferners! Es jamert mich, daß er seinen wagen nndt pferdt verlohren. Weillen man ja auff dießer seyten dem schloß von Na- mnr nicht zu hülff kommen kan, wolle ich, daß es sich noch dießen gantzen mont halten könte, damitt dieße campagne damitt zu endt gehen möge undt nichts neues vorgenohtnen werden. Wen Ihr die landtgräffin von Homburg wider sehen werdt, so sagt ihr doch von meinetwegen, daß sie mir recht justice thut, zu glauben, daß wen es bey mir gestanden were, ihre fraw mutter sach änderst abgangen were. Ihr freüllen Schwester scheindt ein gar gutt mensch zu sein; die wirdt ihr noch persuadiren können, daß ich mein bestes bey der sach gethan habe. Sie jammert mich von hertzen. Alle die fürst- liche undt gräffliche leütte thun gar woll, sich auffs best, als sie können, zu divertiren. Daß frettllen von Wittgenstein ist sie unßers graffen undt Westerwellers Schwester oder von einer andern linie? Es were woll zu wünschen, daß der liebe frieden einmahl käme; daß were vor jederman gutt. Ich glaube, daß wen printz Carl von Neüburg wider bey seinem herm bruder, dem churfürsten zuPfaltz, sein wirdt, wirdt man ihm von wider heürahten sprechen. Ihr dorfft nicht sorgen, daß daß leßeu mir beschwehrlidi feit; den ich höre recht gerne von Teütschlandt undt Carpline brieff hatt mich auch recht divertirt undt habe ihn gar nidit zu lang gefunden. Amelisgen ambrassire ich von hertzen undt behalte sie so wöll, alß Euch, alle- zeit lieb.

Elisabeth Charlotte.

25. A mad. Louisse, raugräffin zu Ffaltz, a Franckfort.

St Clou den 17 September 1695.

Hertzliebe Louisse, ob wir zwar heütte ein solch gethuns hir gehabt, daß mir der kopff schir dauselicht drüber ist, so vdll ich doch noch auff Ewern lieben brieff vom 27 Aug. 6 September, so ich dießen nach- mittag entpfangen, antwortten; den wer weiß, waß unß morgen vor verhindemüßen noch vorfahlen können. Ehe ich aber antworte, will ich Euch doch verzehlen, waß wir hir gehabt haben, seyder ich Ewer schreiben entpfangen. Erstlich so ist ein schwärm duchessen her- kommen, weillen ich eine audientz ahn die venetianische ambassa-

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drice heütte geben müßen; hernach war die andientz, so all zimb- lieh lang gewehrt; den es geht mitt gravitet und ceremonien her; hernach wie diß auß war, ist mons. le Dauphin mitt der princes de Conti herkonunen; wie die weg wahren, ist made la duchesse de Brachane kommen, abschiedt zu nehmen; den sie geht nach Rom; hernach ist die gutte fraw von Klenck in mein cabinet kommen; dieße war nicht so baldt weg, so kam der surindentent von mein bauß, wegen ein affaire mitt mir zu sprechen; suma alle augen- blick dießen gantzen tag durch bin ich interompiret worden. Gott gebe , daß ich jetzt doch einmahl dießen brieff außschreiben möge ! Ich bitte, sagt mir doch, waß ein staltet ist! den ich weiß es nicht undt habe nie nichts davon gehört. Dießmahl ist Ewer schreiben, liebe Louisse, auch gar frisch ahnkommen undt nur 10 tagen unterwegen geweßen. Ich habe Euch letzmahl geschrieben, wie daß mein söhn nun ahnkommen. Die freüde, ihn wider zu sehen, ist mir ein wenig versaltzen worden, indem er seyder dem wider 2 acces vom Stagigen fieber bekommen. . Ich habe ihm dero- wegen sein quinquina gantz abgeschafft. Heütte hatt der tritte acces, gott sey lob undt danck, gantz manquirt. Ich weiß nicht, in wel- cher gazetten Ihr gesehen, waß mitt meinem söhn vorgangen, aber es war alles wahr, wie Ihr es drinen geleßen habt. Mich deucht, alle gazetten außer die Parisser sagen seyder eine zeit her all zimblich war. Ich gestehe, daß mein söhn den krieg sehr liebt, undt die, so ihn dort sehen, sagen, daß er sich sehr apUcirt undt sein handtwerck woll lernt, aber mir ist nicht allezeit wohl bey der sach ; den in dem handtwerk verliehrt man offt arm undt bein, wo nicht gar daß leben. Were die campagne nicht zum endt, betten wir meinen söhn nicht her gekricht. Es ist schon lang, daß daß schloß von Namur über ist; wundert mich, daß Ihr es nicht eher, alß den 5ten erfahren. Ich weiß nun auch, daß keine Schlacht mehr vor- gehen wirdt. Man kan woll nicht leugnen, daß es eine abscheu- liche Sache urab den krieg ist. Es wundert mich sehr, daß pfaltz- graff Carl unßerm herr vatter s. gleicht; den sie wahren ja einander nicht verwandt, wiewoll von einem hauß. Ich bin fro, recht zu wißen, wie es mitt der Holländerin beschaffen undt daß alles falsch ist, waß man davon außgeben hatt. Es wundert mich , daß der gutte herr Fabritzius sich hatt in seinem alter hatt auß einer großen kranck- heit ziehen können; den er kan gar nicht jung mehr sein, den

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ich fange schon ahn, alt zu werden, nndt wie ich noch ein gar klein kindt war, hahe ich den he. Fahritzius hey mons. Lonis, den haron von Seltz, gesehen, daß er schon nicht gar jung schiene, kan es also woll itzunder nicht sein. Ich hitte Euch, liehe Louisse, wen Ihr den he. Fabritzius wider secht, so grtist ihn von meinetwegen undt sagt ihm, daß es mir lieb seye, daß er wider gesandt ist! Vor herr Max bin ich recht in sorgen. Die obren selten ihm heütte billig gescheit haben; den mon maistre Jeme nndt ich haben heütte lange von ihm gesprochen. Ich bitte, liebe Lonisse, sagt ihm dießes sambt meinen grüß! Daß die beyde bücher nicht seindt von Bassel hergelieffert worden, ist Ewer schuldt nicht. Ihr habt Euch nur schon gar zu viel mühe davor geben. Ich fürchte, daß weillen der apotheker Frey nicht auff die brieffe antwort, so ich ihm schreiben laße, daß er vielleicht muß gestorben sein undt die bücher also ver- lohren worden, welches mir desto leyder ist, weillen Ihr mir sie gegeben undt ich sie Ewerthalben all mein leben habe behalten wollen. Bedanke mich gar sehr vor der obligeante offre, so Ihr mir, liebe Louisse thut, mir ferner einigen gefahlen zu erweißen, wie auch alle amitiö, so Ihr mir bezeugt, welches mich recht tou- chirt. Seydt versichert, liebe Louisse, daß ich Euch auch recht von hertzen lieb habe undt allezeit behalten werde undt nichts mehr wünsche, alß gelegenheit zu finden. Euch undt Ewere geschwisterig dieße warheit durch einige ahngenehme dinsten zu versichern!

Elisabeth Charlotte.

Amelisgen ambrassire ich von hertzen; ihr ahndencken ist mir allezeit gar ahngenehm.

. 26.

Fontainebleau den 27 September 1695.

Hertzliebe Louisse, heütte morgen habe ich Ewer schreiben vom ■/i8 dießes zu recht entpfangen. Ich bitte Euch, helfft mir doch eine nohtlügen thun undt schreibt ahn pfaltzgraff Gustave, daß ich ohnmöglich der zeit gehabt habe, auff sein schreiben zu antwortten, weillen ich es eben entpfangen, wie der englisch hoff herkommen, undt daß ich ohnmöglich werde schreiben können, biß ich wider zu Paris sein werde. Die warheit aber ist, unter unß gerett, daß ich gantz vergeßen habe, wie ich ihm letzmahl geschrieben habe, habe aber

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die copie davon zu St Clou in einer Schubladen , kan also nicht wider schreiben, ich hette es den zuvor überleßen, muß also wartten, biß ich wider zu Paris sein werde. Daß er mir nicht eher geschrieben, kan mich ohnmöglich verdrißen; den mein brieff war nur eine ant- wort auff den seinen, undt wolte gott, er hette es dabey gelaßen ! Den ich weiß ja dem gjOJtte^ printaien nichts zu sagen undt er bitte[t] mich doch, ich solle Uim schreiben^ nsdt daß mitt solcher höfflichkeit, daß ichs ihm nicht abschlagen darffi werde es auch thun, wen ich wider zu Paris sdn werde. Ich bitte Ettch, liebe Louisse, bringt ihm doch die sach so vor, daß es dem galten herrn nicht verdrießen mag, daß ich ihm nicht ^gleich antworte! Ton der fraw abtißin von Herfordt hatt mir ma taqte poffdi'licbe historien geschrieben. Wir haben auch einen Courländer hir in den troupen, so pretendirt , daß er greulich bey dießer abtißin in gnaden ist, hatt mir brieff von ihr gewießen, worinen ich sehe, daß sie sich sehr vor ihm interessirt. Er heist Ambotten. Sie hatt mir ihn auch durch die fraw von Platten sehr recomandiren laßen. Es ist ein junger mensch von 20 jähren, zwar nicht heßlich von gesicht noch übel geschaffen, aber gar nicht ahn- genehm, hatt verstandt undt schreibt gar woU, allein ein wenig voller einbildung. Sie hette ihn gern wider bey sich; Ambott will aber nicht hin. Hirauß secht Ihr woU, liebe Louisse, daß ich viel voq dießer abtißin humor gehört. Ich bin fro, daß mein baß, die fr. landtgräffin, änderst ist. Ich fürchte auch, die gutte pfaltzgraf- finen werden nicht wohl zu Herfort sein, es seye dan, daß der churfürst von Brandenbourg eine davon coadjoutterin machte, so were es nicht schlim. Die vers, so man der princes de Conti auß Engellandt geschickt, habe ich nicht zu sehen bekommen. Namur wirdt alle vaine poetique sehr exertziren auff alle sprachen. Hir macht man nichts, alß lieder gegen jederman; den könig selber spart man nicht, aber insonderheit ist man deschainirt gegen den armen duc de Villeroy. Es geht kein tag verbey, daß man nicht ein neue liedt auff ihn hört. Ich bin versichert, daß viel leütte die ihrigen vor Namur verloren haben. Wen der printz von Hom- burg nicht von seinem trepan stirbt, wirdt es ihn sonst nicht heß- lich machen. Ich habe viel leütte hir gesehen, so trepanirt sein worden undt gar nicht von gesicht verendert sein. Ich- bin recht fro, daß der gutte herr Max außer gefahr ist. Ich glaube, ich hette ihn auch beweint, wen er gestorben were; den er ist doch ja mein

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alter gntter freOndt. Ob ich nach Ewerem wünsch, liebe Lonisse, lange leben werde, weiß ich nicht, vergnügt aber yirdt schwerlich sein können; bin Euch aber doch über die maßen verobligirt, mir solches ZQ wünschen nndt wünsche Euch selber hergegen alles, waß Ewer hertz begehren mag, nndt ahn Amelisse auch undt werde Euch beyden alle mein leben hertzlich lieb behalten.

Elisabeth Charlotte.

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A mad. Louisse, raugräffin zu Pfito; a Franckfort.

Fontainebleaii den 8 October 1695.

Hertzliebe Lonisse, heütte morgen habe ich Ewer schreiben vom 10 20 September entpfangen. Es ist mir lieb, darauß za sehen, daß meine brieff so richtig gehen. Es fengt mir aber ahn, bang vor den gutten herr Max zu werden; den weillen er so offt umbschlegt, fürchte ich gar sehr, daß es endtlich mitt ihm hapern wirdt. Caro- line wirdt baldt zwey von meinen schreiben entpfangen ; den wie mir mad. de Bouillon zu St Clou sagte, daß sie ahn ihr Schwester, mad. de Mazarin, schreiben wolte, gab ich ihr einen brieff vor Caroline, umb in ihr paquet zu thun. Ich lobe sehr an Euch, liebe Louisse, daß Ihr dem h. Max so in seiner kranckheit beystehet, undt daß ist gar eine legi[ti]me excusse, umb nicht zu schreiben. Herr Max sein zustandt jammert mich von hertzeu. Ich wünsche, daß er wider geneßen möge undt Euch nicht verhindern. Euch braff lustig in der meß zu machen. Franckfort wirdt jetzt, wie ich sehe, der rende- vous von allen Teütschen fürsten. Der gräffin von Hohenlö hauß ist den der rendevous du beau monde, wie ich sehe. Ich habe ein contrefait von pfaltzgrafFs Carls gemahlin gesehen, wie sie noch mar- graffin von Brandenburg war; daß war gar nicht hübsch. Solte daß kleine princessgen, so sie hinterlaßen, nicht schönner werden, wirdt ihre Schönheit nicht zu rühmen sein. Ich wolte, daß sie die princes Amalie von Hannover zur fraw mutter bekämme. Mich deucht, der churfürst zu Pfaltz thäte beßer, sein gelt ahn die arme verderbte Pfältzer ahnzuwenden, alß ahn carnavalsdivertissement ; daß were löblicher vor gott undt der weit. Warumb werdt Ihr nicht nach Düßeldorff? Weillen Euch pfaltzgraff Carl eingeladen, könt Ihr ja

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woU hin. Wie Ihr mir dießen printzen beschreibt, bilde ich mir ihn gantz galt ^in, mögte ihn derowegen kenen. Ich wolte, daß der chnrfürst von Saxsen schon wider zu Dresen were; den es ist mir bang vor I. L. , insonderheit aber vor seinen geweßenen hoff- meister Haxsthanssen , der mein alter nndt gar gntter freündt ist. Ich dancke Euch sehr, mitt mir über meines sohns ankunfft zu er- freuen. Er ist noch etliche zeit kranck geweßen, seyder er aber hir ist, hatt er sich mitt mail spiellen nndt jagen conrirt undt ist nun, gott sey danck, in volkommener gesnndtheit. Ich glaube nicht, daß einige arme6 jetzt waß weitters vornehmen kan. Freyllich hatt man den marechal de Bouffier auch zu Paris gesungen; hir ist sein liedt sur Tair de la joconde:

1.

Quoy Bouffier duc? on a grand tord, c^est insulter la France; Guilleaume roroit fait milord, c'est sa vray recompense. jl anroit mesme snpl4e qu'on le fit grand d'Espagne, ayant servie les allies toutte cette campagne.

2.

Nous le verons Pannen qui vient nous Commander en Flandre et que nous perdrons avec soini les places de la Sambre, et si par vn rare bonheur jl pert Tne bataille, le roy Consultant son grand coeur le fera connestable.

Da secht Ihr woU, daß man alles hir singt. Ihr werdt mir einen großen gefahlen thun, mir waß lustiges zu schicken, so Ihr waß findt, liebe Louisse! Mich wundert, daß Dupin, den ich doch offt sehe, wen ich zu Paris bin, mir nicht gesagt, daß er zwey bücher vor mich bekommen hatt. Ich will heütte noch nach Paris schreiben, daß man ihn drumb fragen solle. Wie mir Caroline letztmahl geschrieben, so scheyndt es, alß wen sie noch vor den frieden in Teütschlandt wolle. Wir werden aber woll einander leyder

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so baldt nicht zu sehen bekommen. Ihr redt mitt mir von Eweren gesiebt, so Ihr altfranckisch heist, nndt denckt nicht, daß ich 10 jähr älter bin alß Ihr. Es kompt mir nicht zu, von gesiebtem zu reden, auch werde ich mein leben niemandes haßen oder lieben wegen der schönne oder heßlichkeit, allein wir müßen sagen wie Jodelet: „Maistre valet, si nous estions artissans de nous mesme, on ne veroit partout que des beautes extreme," weillen wirs aber nicht sein, müßen wir so mitt durchlauffen, wie es gottes wille ge- weßen, unß zu machen; allein waß mir allezeit ahn Euch gefallen wirdt, ist Ewere tugeudt, liebe Louisse, undt guttes gemüthe. Da sehe ich mehr nach, alß schöne gesiebter, welche doch nicht laug schön bleiben. Die kleyder, so Euch Ewer seh wager, der duc de Schonberg geschickt, seyndt es kleyder oder robe de chambre? Wie ich sehe, auß waß Ihr mir hirauff sagt, mercke ich woll, daß man verpichter alß nie in Teütschlandt auff der moden ist. In meinem sin ist diß eine große thorheit. Ich wolte, daß es ahn dem were, daß man wider commers in Franckreich hette undt ein gutter frie- den were. Ich glaube nicht, daß der Spiegel wider her in Franck- reich darff; er hatt etlich starcke schulden gemacht undt gar übel bezahlt. Solte er herkommen, würde man ihn bey dem kopff krie* gen, raht ihm, nicht herzukommen; den es würde mir unmöglich sein, ihn auß der justice handt zu retten. Der könig ist auch per- suadirt, daß er wunderliche comerse hir hatt, undt hatt mir vorm jähr befohlen, Haxsthaussen deßwegen zu schreiben, damitt er hin- tern möge, daß dießer cammerdinner nicht wider kommen möge; also glaube ich nicht, daß er sich bey hoff wirdt weißen dörffen. Solte seine mutter zu Franckfort sein, solt Ihr sie deßwegen war- nen; den es were mirleydt, daß einem Pfaltzer Unglück hir begege- nen solte. Hirmitt ist Ewer brieff beantwort undt weillen ich einen starcken schnupen habe, werde ich vor dießmahl nichts mehr sagen, alß daß ich Euch allezeit sehr lieb habe wie auch Amelise, welche ich hirmitt ambrassire.

Elisabeth Charlotte.

28. A mad. Louisse, raugräffin zu Ffaltz, a Franckfort.

Fontainebleau den 19 October 1695. Hertzliebe Louisse, heütte morgen habe ich Ewer schreiben

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vom 24 Sept. alten st. entpfaogen, werde aber nicht gar ordendtlich darauff antwortten können; den wir werden gleich ahn taffei nndt nach dem eßen mitt dem könig auff die schweinsjagt; nur dero- wegen in eyll sagen, daß ich fro bin, daß Ihr jetzt so viel veren- derung zuFranckfort habt, wünsche Euch alles vergn^en undt daß Ihr Euch recht lustig machen möget. Hefitte übete8 tagen werden wir hir weg undt ich in daß trawerige undt langwemige Paris, wo wir 3 gantzer wochen bleiben werden. In dießem angenblick kompt man mich zur taffei raffen , kan derowegen nichts mehr sagen , alß daß ich Euch undt Amelisse von hertzen ambrassire undt Euch von hertzen lieb habe.

Elisabeth Charlotte.

29.

Paris den 30 October 1695.

Hertzliebe Louisse, ehe ich auff Ewer schreiben vom V" October antworte, muß ich Euch erst vor die zwey Virgillius dancken, so ich endtlich gestern entpfangen habe. Ob es zwar die nicht sein, so ich einmahl geleßen undt ahn Garllutz wahren undt, wie schon vor dießem gesagt, in ungereimbte vers sein, so seindt sie mir doch ahngenehm, weillen sie von Ewer handt kommen, liebe Louisse, undt werde sie leßen, umb mich in der teütschen sprach zu unter- halten undt selbige nicht zu vergeßen; also werden mir doch die Virgillius nicht unutz sein. Ich glaube undt bin persuadirt, daß ma tante, die churfürstin, gar nicht übel nehmen wirdt, daß Ihr I. L. mein paquet schickt; drumb schickts nur geraht hin undt nicht mehr an frl. Offen! den ihr bruder, so jetzt hir ist, sagt selber, daß sie gar faull ist. Weillen pfaltzgraff Gustave Euch keine adresse gelaßen, were es ohnnöhtig, daß ich schriebe, welches mir eben nicht leydt ist; den ich wüste nicht mehr, waß ich dem'gutten printzen sagen solte, den ich kene I. L. nicht genung, umb eine gar particullire correspondentz mitt ihm zu halten. Ich fürchte sehr, '^ es vattert sich ein wenig bey ihm; insonderheit glaube ich dießes wegen der händel, so er mitt seinem edelman gehabt hatt. Wen sein elster bruder auch so ist, wunderts mich nicht, daß sie nicht zu recht kommen. Ich bin persuadirt, daß niemandes thun kan, was er will, undt daß jedermanein verhencknuß oder destin^e hatt^

Briefe der Prinzessin Elisabeth Charlotte. ^

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80 er nieht flber8chreiUe& kan aadt welcher man absotatte folgen muß, maa mag auch daiige[ge]n streuten, wie man wilL Ich glaube, daß der landtgraff von Homburg erschrecklich betrübt sein muß, so einen schönnen nndt wackem prinizen verlohren zn haben. Es mnß Eflch doch j^tzt nngewont thni , nach so Wellen gethnnsEflch wider in der großei^insambkeit za findea Ewer letzter brieff, ob er zwar in eyll ^schrieben worden, war doch gar leßlich. Hirbey schicke ich eine andtwort anff herr Fabritzius billiet, welches ich recht artig gefunden. Daß herr Max wider beßer, erfrewet mich von hertzen; wen es nach meinem wünsch ginge, würde er baldt in Yolkommener gesnndtheit sein. Caroline habe ich anff meinem letz- tem brieff die rechte überscbriefft ihres Standes gemäß nach gemacht, wirdt also kein ambaras mehr geben, wen es nur dieße nrsacb ist; solte aber eine andere vorhanden sein, so last michs recht herauß wißen! so werde ich nicht mehr durch madeMazarin schreiben. Ihr hatt vergeßen, die vers, so Ihr mir schicken wollen, in Ewer pa- quet zn thun. Es war nichts drinnen alß monsr Fabritzius billiet nndt habe vor dießmahl, liebe Louisse, keine mühe gehabt, die vers zu leßen. Ich hoffe, daß wen Ihr verspüren werdt, daß Ihr ne nicht ins paquet gethan, werdet Ihr mir sie noch widerschicken. Hein söhn hatt heütte ein schön pressent von oncle bekommen, nelymblich 10 schönne Issabellen kutzscheupferdt; die haben woll eine hertzlich freüde bey meinem söhn verursacht. Es ist spät, ich muß nüber ins apartement, werde derowegen vor dißmahl nicht mehr sagen, alß daß ich Amelisie von hertzen ambrassire undtEüdi beyde all mein leben sehr lieb behalten werde.

Elisabeth Charlotte.

P. 8.

Nach den festagen werde ich meine dochter vor Caroline mahlen laßen, so ihr contrefait begehrt.

30. A mad. Louisse ; raugräffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Marly den 1 Decembre 1695. HertzaßerHebe Louisse, idh habe zwar vergangenen samhstag

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scbon Ewer lieben brieff vom Vi» Nbr entpfangen, aber ohn« möglich sontagg drauff antwortten können; den wtiUen es der erste sontag im advent war, habe ich in die predig gemüst; gleich nach der predig ist der prince de Galle zu mir kommen nndt hatt mir eine vissitte geben, habe also nur der zeit gehabt, etwaß nohtwen- diges nach Paris undt ahn ma tante nndt onßer hertzogin von Han- nover zu schreiben ; den mein brieff war so baldt nicht zupitschirt undt daß paquet gemacht, so muste ich nach dem apartement. Heütte aber hoffe ich, daß ich zeit genung haben werde, zu ant- wortten; den zu allem glück so hatt die königin in Engellandt undt ihr könig gestern ihre vissitten abgelegt undt hir zu nacht geßen, werden also woll heütte nicht kommen undt sonsten ist es gar nicht nöhtig, daß ich bey dem spiel seye, undt man ist woll gewont, daß ich nachmittags ein stundt 4 oder 5 alleine bleibe. Es ist aber auch woll einmahl zeit, daß ich auff Ewer schreiben andtwortte. Ob zwar die Virgillius die nicht sein, so ich einmahl geleßen undt gerne wider gesehen bette, so meritirt doch Ewere mühe, liebe Louisse, so Ihr deß wegen genehmen, erkandtnuß nndt dancksagung. Waß zu Heydelberg undt Friderichsburg geweßen, ist woll alles zu schän- den gangen undt weder stumpff noch stiel davon geblieben ; also kein wunder, daß monsr de Tesse Euch nichts rechts geschickt hatt. Ich habe ein perfect gutt undt gleich contrefait von Carllutz in mei- nem cabinet zu St Clou. Wen Ihr wolt, will ich Euch eine gutte copie davon machen laßen undt schicken. Es ist gewiß, daß monsr de Tesse einer von den hoffligsten menschen ist, so hir bey hoff undt der ahm besten zu leben weiß. Ich estimire ihn sehr. Ihr habt groß Acht, zu glauben, daß schencken undt widergeben, waß einem zugehört, hir im landt etwaß so rares ist, daß es gar nicht geschieht. Oncle hatt meinem söhn pferde geschenckt; den hir kricht er gar keine pressenten von niemandes. Er undt ich beschencken einander etlich mahl; vor 3 tagen hatt er mir gar ein gutt reitt- pferdt geben, womitt ich vergangen dinstag den wolff gejagt habe. Die jouwellen, so graff Jullius von Hohenlo seiner gemahlin verehrt, müßen den änderst eingefast sein, alß man die edelgesteine hir tregt, sonsten würde sie sie ja nicht unrecht ahnthun können. Ahn unßern graffen von Nassaw werde ich gar nichts hirvon gedencken. Er ist noch nicht wider bey hoff; bilde mir ein, daß er ein tour in Teütsch- landt gethan, seine fr. mutter zu besuchen, welche eine gar estimable

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llame ist. Es ist desto beßer, daß wir nicht wißen, wo pfaltzgraff Gustave; den daß kan mir immer zur entschuldigung dinnen, daß ich nicht auf sein schreiben geantwort; bin recht fro drüber; den ich wüste nicht, waß ich ihm sagen solte. Last die sach nur dabey bleiben! Wen dieße zwey brüder deß vatters humor haben, wirdt woU nie nichts rechts auß ihnen werden. Daß ich die vers ent- pfangen, werdet Ihr auß meinem schreiben auß dem port royal er- sehen haben. Waß da begangen, bedarff keiner entschuldigung undt ist leicht zu verzeyen. Ich hoffe, daß herr Max biß es frieden wirdt, seine perfecte gesundtheit wider erlangen wirdt, wünsche es sehr undt würde sehr fro sein, ihn wider zu sehen undt von den alten gutten zeitten zu sprechen. Daß ich herr Max wider sehe, wirdt er geschehen können, alß herr Fabricins, ob er zwaa^ schreibt, daß er gedencke, wens frieden were, zu St Clou zu spatziren. Ich habe heütte der zeit nicht, anff sein billiet zu antworten; bitte, ihn doch davor zu dancken undt zu sagen, daß ich fro sein würde, ihn zu St Clou zu sehen. Unter unß geret aber, wen der gutte man herkämme, müste er mich nicht altesse heyßen; der tittel ist nur vor die prince du sang, wir aber undt unßere kinder heist man altesse royale; außer les petits enfants de France führt niemandts dießen titel. Vergangen montag habe ich ein schreiben von Carol- line entpfangen, welches mir gar ahngenehm geweßen. Es war von denselben datnm wie daß Ewerige, liebe Louisse, habt also viel- leicht auß simpathie in einem tag undt stundt dießelbe occnpation gehabt, eine wie die andere. Amelise arabrassire ich von hertzen undt behalte sie undt Euch von hertzen lieb.

Elisabeth UMrlotte.

31. A mad. Louisse, raugräffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Yersaille den 11 Deceihber 1695.

Hertzliebe Louisse, mich deucht, daß mein letztes schreiben gar lang unterwegen geweßen ist, wie ich auß Ewerm vom "/ss Nbr ersehen, so ich heütte entpfangen, welches, wie Ihr secht, dißmahl auch nicht gar frisch ist; bilde mir ein, daß daß gethuns von der princessin (jetzt hertzogin von Modene) beylager verursachet, daß man Ewern brieff vielleicht eine post vergeßen hatte. Die vers, so

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Ihr mir, liebe Lonisse, geschicket hattet, waren nicht schwer m rah- ten, daß es ein pfarer müste gemacht haben; den sie seindt gar devot. Dießen pfarer mögte ich gerne sehen; den ich habe viel von ihm gehört. Ma tante von Tarante hilt all viel von geistlichen. Monsieur hatte ein premier ansmonier, so esvesqae da Mans ist, so auch sehr ma tante gatter freündt wäre. Es ist mir, anter anß gerett, recht leydt, daß wir einmahl erfahren haben, wo pfaltzgraff Gastave ist; den ich sehe woll, daß ich ihm werde antwortten müßen. Heütte aber kan es noch ohnmöglich geschehen ; den ich habe kaam der zeit, daß ich dießen brieff aaßschreibe; den gegen 5 maß ich in die kirch andt nmb 3 virtel auff 7 ins apartement. Eweib undt meine excusse ahn dießen printzen habt Ihr, liebe Lonisse, recht woll gemacht, derowegen weitter nichts zu sagen. Wie ich dießen gutten herren sehe, forchte ich, daß er nirgendts große fortune machen wirdt. Die hahr tregt man nicht gar hoch hir, aber alle da|S andere zeug ist noch hoch, doch nicht so sehr, wie es war; den man tregt jetzt die coeffaren vorwertz gebogen andt nicht so strack wie vor dießem. Daß man aber solle ein tax anff die coef- faren gesetzt haben, ist nicht war; daß hatt jemandes anß poßen erdacht. Ich bilde mir ein, daß Ihr jetzt wie hir müst coeffirt sein; den man hatt mir gesagt, daß man in Engellandt über 2 finger höher auffgesetzt seye, alß hir; dramb müst Ihr jetzt eben recht sein. Von Spiegel habe ich noch nichts gehört, glaube also nicht, daß er kommen ist. Ich finde, daß seine matter recht gesprochen, undt halte es vor ein groß lob , wen man sagt , daß ich ein t^ütsch hertz habe' undt mein vatterlandt liebe. Diß lob werde ich, ob gott will, suchen biß ahn mein endt zu behalten. Ich habe nur gar zu ein teütsch hertz; den ich kan mich noch nicht getrösten über waß in der armen Pfaltz vorgangen; darff nicht dran dencken, son- sten bin ich den gantzen tag trawerig. Biß sambstag werde ich leyder wider in daß widerwertige Paris. Da werde ich erfahren, ob der kauffman Perichon vom churfürsten von Saxsen ist bezahlt wor- den oder nicht. Ihr schreibt mir woll von dem heüraht vom printzen von Siegen undt wer er ist, aber nichts von pfaltzgraff Carls historie mitt seinem freüllen von Hohenlo, wie dießer heüraht erstlich ge- schloßen undt hernach gebrochen worden. Ich finde, daß Ihr recht habt, liebe Louisse, eine kleine undt ahngenehme geselschafft einem großen schwärm vorzuziehen. Wie Ihr mir, liebe Louisse^ den %^t^^

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»rlioiien herr Mar beschreibt, fttrchte ich sehr, daG er es nicht lang mehr machen wirdt; den allen apetit verlohren zu haben tmdt taglich abznnehmen, seindt schlime zeichen zur geneßnng. Wen ich Euch be- zettge, daß es mir leydt, Euch nicht za dinnen können, ist nicht zu sagen, daß ich glaube, daß Ihr ahn meiner affection zweyffelt; den ich weiß, daß genereasse gemühter nach kein interesse nicht fragen ; allein so kan man mir doch nicht verdencken, daß ich meinen versicherangen gerne einen gutten nachdmck geben mögte andt solches von hertzen wünsche. In dießen angenblick ruft man mir, umb in die kirch zn gehen. Za allem glflck ist Ewer brieff beantwort, werde dero wegen nichts %)ehr sagen, alß daß ich Euch andt Amelisse von hertzen ambrassire andt Eflch allezeit sehr lieb behalten werde.

Elisabeth Charlotte.

82.

Yersaille den 1 Janoari 1696.

Hertzliebe Loaisse, weillen ich Euch eben heütte schreibe, da wir ein neues jähr ahnfangen, so wünsche ich Euch andt Amelisse ein glttckselliges andt freudenreiches neues jähr sambt allem ver- gnügen andt waß Ihr selber wünschen undt begehren möget. Gestern abendts, ehe ich von Paris bin, habe ich Ewer schreiben vom V«» Decbr 1695 entpfangen. Ich piquire mich, sehr exact in andtworten za sein; also deucht es mir billig, die ursach zu sagen, wen ich eine post verseüme. Erster tagen werde ich ein brieff vor pfaltzgraf 6a- stav schicken. Sein begehren ahn mir ist jetzt nichts änderst, alß daß ich ihm za zeitten schreiben möge. Sein elster herr brader hatt nicht von nohten, viel wort za machen, amb za sagen, daß ihm seine soldatten darchgangen sein undt daß er sein bestes thun will, sein regiement wider auff einen beßern standt zn setzen ; daß kan ja ein jedtweder sagen. Lenor hatt mir schon pfaltzgraffs Johans Carl gemahlin todt berichtet. Man sagt, ich hette sie vor dießem zu Strasburg gesehen; ich erinere es mir aber gar nicht mehr. Von dem comissari Lasalle habe ich gar nichts gehört; er hett mir ge- fahlen gethan, wen er mir Ewere contrefait bracht hette. Ich will mich informiren, wo der kerl hinkommen ist. Ich will Euch mein contrefait schicken undt in jagtskleydt, weillen die mir beßer glei- chen, oder, umb die warheit zu sagen, beßer geglichen haben

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alß die andern; den seyder da& ich die kinderblattern^ gebab(t, lialM^ ich mich ni^ht mahlen laßen ondt bin noch viel abschettJieher worden. Heütte habe ich noch ein groß planet [? paquet} mitt klagten von den kauffleütten bekommen wegen deß Spiegels schulden, werde es biß mittwoch ahn c. A. h. schicken, nmb zu sehen, ob man waß wirdt bekommen können. Weillen aber Spiegel nicht herkommen, kan, so schreibt mir, ahn wen man daß contrefait wie aiieh meiner kinder ihre soll adressiren. In Östereich seindt die gräffinen nicht thewer, also mag woU vielleicht deß charfOrsten von Saxsen maistresse nichts gar besonders sein. Mich wundert, daß daß freülein Eönigsmarck nicht jalous ist nndt noch gedenkt, ditßeu charfUrsten,, wes er wider zu Dreßen sein wirdt, za divertiren, da er doch so unbe- ständig gegen sie ist. Ich glaube, daß balet wirdt etwaß gar pos* sirliches sein. Herr Max jammert mich von hertzen^ auff krückea zu gehen; daß ist aber doch noch beßer, al& gar sterben. Der gutte herir Fabritzius hatt sich nur verschrieben,^ da ist akht viel ahn gelegen. Ich habe Euch gelernt, wie man Monsieur seine Inur der tittelirt, damitt wen ihr einmahl rnitl Frantzossen reden mögt, sie nicht drüber lachen mögen. Fraw von Schelm hätte ich ¥Qbi meinetwegen wider zu grüßen undt ihr zu sagen, dai^ ihre niece, so Jungfer bey mir ist, gar ein artig medgeik ist^ so fleißig auffwart. Amelisse ahngedencken davor bitte ich auch zu dancken undt ver* sichere Euch bey de , daß ich Eüx^h diß jähr so lieb alß^ daß ver* gangene haben werde.

Elisabeth Chariotte.

33. A mad. Louisse , raugraffin zn Pfaltz, a fVanckfort.

Versaille den 11 Februari 1696.

Hertzliebe Louisse, ich habe hetttte Ewer lieben brieff vom *Vj8 Jan. zu recht entpfangen undt muß gleich drauff autwortten; den morgen werde ich ohnmöglich der zeit haben; den den gantzen nachmittag werden wir mitt dem könig auff die falckenjagt reitten undt abendts wirdt apartement sein, habe also kein augenblick überig. Weillen ich leyder jetzt keine beßere gelegenheit habe, Euch, liebe louisse, undt Ewer geschwisterig meine amitie m beweißen, alß

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durch fleißig schreiben ahn Efidi, so werde ich solches woll nidit ermanglen laßen, hirin aber pretendire idi nichts, alß W/tme schd- digkeit zn thnn, also nichts, so admiration wfirdig ist; den daß käme schön beranß, daß mir Franckreich mein offenhertziges ondt trew gemühte geendert hette. Nein, liebe Louisse, daß wirdt man, ob gott wül, mein leben ahn mir nicht spüren. Ich bin recht fro, daß Ihr meiner offt mitt den gntten Eberfiritzen, den jegermeister Yeninger, gedenckt; bitte, wolt ihn doch wider von meinetwegen grüßen ondt ihm sagen, daß seine niepce, so ich bey mir alß fireül- len habe, ein artig medgen ist ondt daß wir alle hir große sorg vor sie haben. Ich würde recht fro sein, den gntten Yeninger wider zu sehen, aber gott weiß, wen es einmahl wider frieden wirdt. Lenor hatt mir geschrieben gehabt, wie kranck ihre Schwester, die Schelmin, seye; sie meinte, der man were aach so kranck. Ich bitte, sagt doch der Oret, daß ich fro bin, daß sie dem todt ent- loffen ist! Wir haben hir daß schönste weiter von der weit wie im frühling. Ich mag mirs braff zu nutz nndt jage, so viel mir möglich ist; daß erhelt mich auch bey gntter gesnndtheit. Ich finde, daß pfaltzgraff Carl wohl thnt, von seiner doUen lieb abzustehen; daß er sonst auch den heüraht scheuet, kan ich I. L. nicht ver- dencken, wie sehr ich doch wünschen mögte, daß er unßer princes Amalie bekommen mögte. Etlichmahl glücken heürahten, allein es ist rar undt unter taußenden seindt nicht zwey, so waß deügen, undt weillen es, wie ich gar gewiß weiß, so gar eine rare sache ist undt die hertzogin von Parme schon glücklich in Itallien geweßen, fürchte ich, daß es unßere hertzogin von Modena nicht sein wirdt. Gutte heüraht seindt alß wie daß, so man vom phenix sagt, man findt nur einen in einem seculo. Nichts ist unglücklicher in der weit, alß königin in Spanien; ich weiß es durch unßer königin s., so mir von tag zu tag ihr leben beschrieben; Portugal soll noch ärger sein. Da kan man woll daß teütsche Sprichwort zu sagen: „Es ist nicht alles golt^ waß glentzt." Man spilt doch alß mitt jüngere, alß man ist. Wie ich in Franckreich kam, muste ich alle tag spilger mit monsr le Dauphin spülen, ob ich zwar 10 jähr alter bin, alß I. L. Je lenger man lebt, je mehr art leben erfahrt man; allein so einem frembden hoff zu Heydelberg undt Friderichs zu sehen, muß doch schmertzhafft vorkonmien sein. E[we]r raisonement ist raisonabel, gutt, auch woll gesagt, aber schwer ins werck zu stellen,

6T

liebe Louisse, ondt leiditer zu sagen, alß zu thun. Ich bin fro, daß I. L. il0 landtgräffin von Homburg mitt mir zufrieden ist. Ihre fraw mntter undt Schwester jammern mich woU von hertzen. Waß ist daß vor eine graffin von Schonburg, so nun zu Franckfort ist? Ist sie unßem Schonburgen verwandt? Wie ich sehe auß waß Ihr mir von den teütschen jungen cavaliren sagt, so müßen sie gewor- den sein, wie sie nun alle hir sein, da gar wenig rechts bey zu finden ist. Ich glaube, der krig ist schuldig dran; der macht alle junge leütte so ungehobelt, daß sie alle werden wie die gemeine soldatten in der corps de garde. Es ist mir leydt, daß der gutte herr Fabritzius auff den todt ligt. Hiemitt ist Ewer brieff völlig beantwort, liebe Louisse, undt nichts mehr überig, alß Euch von hertzen sambt Amelise zu ambrassiren undt zu versichern, daß ich Euch allezeit lieb behalten werde.

Elisabeth Charlotte.

34. Pour mad. Louisse, raugräffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Yersaille den 8 Mertz 1696.

Hertzliebe Louisse, Ewern lieben brieff vom Vis Febr. habe ich zwar schon vergangen sambstagentpfangen, ohnmöglich aber ver- gangen sontag drauff antwortten können, weillen ich nach Paris muste, Monsieur zu besuchen, welcher sich ein tag 8 dortten auff- gehalten hatte. Monsieur le Dauphin kam auch ins palais royal undt mitt unß zu mittag; nachmittags muste ich mitt I. L. ins opera undt nach dem opera muste ich wider her; den ich hatte I. M. dem könig versprochen, daß ich wider bey I. M. nachteßen sein würde; also segt Ihr woll, liebe Louisse, daß mir gar keine zeit zu schreiben überblieben ist. Ma tante hatt mir auch geschrie- ben, daß Carl Moritz zu Hannover ist. Den wünsch, so Ihr vor ma tante gesundtheit thut, liebe Louisse, da sage ich von hertzen amen zu. Man schreibt mir doler historien von den schwedischen princessinen. Es vattert sich greulich bey ihnen, welches zu erbar- men ist. Ich hoffe, daß der cameval von Venedig printz Gustave wirdt vergeßen machen, daß ich ihm nicht geantwort habe. Ich bin recht fro, daß der gutte ehrliche her Max wider gehen kan. Ich

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hoie, diß achönne sanfifte weiter wirdt ihn gantz wider zu kräfften helfen. W^ Ihr aach ahn hem Ferdinant nach Yene^ schreibt, bitte ich £üch, ihn Yon meinetwegen za grttßen. Es ist gar war, daß die lofft viel bey der gesandtheit that; die Parisser lafft ist mir gantz schädlich, kan keine 2 standen in Paris sein, ohne kopff- wehe zu krigen. Mdn faß ist gar nicht verretnckt. Ich will hoffen, daß der schmertzen, so mir ahm großen zehen kompt, nur ein flaß andt kein podegra ist; allein es ist gar ein angemachlicher flaß. Ich habe daß he. Fabridas todt in der hollandischen zeitung geleßen. Es ist mir leydt amb den gatten mau; den erhatt gatten verstandt gehabt andt war noch ein alter dinner von anßer papas s. Der kaoffman hatt einen brieff vor Haxsthaassen von mir; wünsche, daß es woll abgehen möge andt sie alle contentirt werden mögen, da- mitt Spiegel wider in repatation mag kommen wegen seiner gatten matter wegen. Man hatt eine abscheuliche mühe, von den mablers hir za bekommen, waß man ihnen befiehlt, kan aläo die contrefait noch nicht schicken; sie werden aber doch nicht gantz aaßbleiben. Ma tante hatt mir aach eine von den schönnen braatmedaillen geschickt. Unßere hertzogin von Hsuinover kan mir nicht genang aaßsprechen, wie glücklich ihre fraw dochter zu Modene ist andt wie magnific alles dortten ist. Gott gebe, daß es wehren möge! Ich will den könig sondiren, wen es apropo kan kommen, ob er Euch Ewerer gütter würde in der Pfaltz genießen laßen, andt Euch darnach gleich die antwort berichten. Liebe Loaisse, bey mir soll es nicht liegen andt würde mich eine rechte fretide machen, wen ich Euch andt Ewere geschwister einigen dinst than könte; waß mich aber ftlrchten macht, daß es der könig nicht erlaaben wirdt, ist, weillen Carl Moritz in brandenbargischen dinsten ist; will dero- wegen nar vor Euch andt Amelisse sprechen undt Euch dernach die antwort berichten. Ich werde keinen menschen nichts davon sagen, nar dem könig sprechen, alß wens von mir selber käme, daß ich aaß vorsorg vor Euch gedacht bette; also com[prom]ettire ich Euch in nichts. Ich schicke Euch keine antwort ahn die fürstin von Hom- barg; den ihr schreiben ist nar eine dancksagang, daß ich ihr ge- schrieben hatte. Ihr werdt nan baldt ihre fraw matter undt freullen Schwester zu Franckfort sehen, so Euch viel von hir werden ver- zehlen können; den sie seindt offt zu mir kommen. Hiemitt ist £wer schreiben völlig beantwortet, liebe Loaisse, undt ich habe

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nodi andere brieffe mtkat tu adureiben, miift derowegfta sdüeßan, doch nidit ohne ventcherang, daß ich Eüeh von heriawD lieb habe uDdt behalten werde. Ameliase ambrassire ich hirmitt.

Elisabeth Charlotte.

P. S.

Ich habe noch YergeGen, m sagen, daß ich noch den könig nicht habe spredien können; den der könig hatt die gantze woche nicht geflogen ondt aoßer dießer jagt sehe ich I. M. nur ahn taffei. Morgen aber werden wir mitt den föglen nauß; da hoffe ich ge- legenheit zu finden, mitt dem könig zu sprechen.

35. Pour mad. Louisse, raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Versaille den 25 Mertz 1696.

Hertzliebe Louisse, idi beklage Eflch sehr, daß Hu* mitt flüßen auff den zänen geplagt seidt; den man sagt, es wehren abscheüUche schmertzen. Ich habe, gott sey danck, mein leben kein zahnwehe gehabt, weiß es also n^r von hören sagen. Daß ich Euch schreibe, bedarf keine dancksagung. Es geschieht gur gerne. Ich wäre schon zu alt, wie ich in Franckreich kämme, umb von gemühte zu endern; mein grundt war schon gesetzt undt hiran ist gar nichts zu admi- riren. liebe Louisse! aber ich were unerhört zu blamiren, wen ich falsch were undt die nicht liebte, die ich zu lieben schuldig bin. Daß Ewer hertz sich bewegt, wen Ihr meine brieffe lest, daß muß daß geblüdt thun undt seindt wir einander ja nahe genung, umb deßen regungen zu endtpfinden. Ihr habt recht, zu glauben, daß ich schreibe, wie ich rede; den ich bin zu naturlich, umb änderst zu schreiben, alß ich gedencke. Ma tante hatt die venitianische gesandtschafft auch zu Hannover gehabt; junge lefitte, so erst auß < dem nest kommen, scheinen allezeit einfaltig zu sein, aber man findt wenig Italliener, so es in der that sein. Wie ich sehe, so habt Ihr Ewere faßnacht all trawerig zugebracht. Ich habe meine fasten gar trawerig ahngefangen. Die gutte ducbesse de Guisse, deß königs undt Monsieur baß, feu Monsieurs dochter, ist unß hir in meiner nachbarschafft in 5 tagen weggestorben; es hatt mich recht gejam- mert. Es wäre eine rechte gutte undt gottefürchtige fOrstin. Wk

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aßen alle tag mitt einander; meine antichambre war nnr zwischen meiner cammer ondt ihr cabinet, habe sie also biß in ihr endt gesehen. Sie hatt biß in dem letzten angenblick gesprochen, ist gar ruhig undt ohne regret gestorben ahn einem starcken fieber, brustwehe nndt seytenstechen. Sie hatte ihren todt vorhergesagt nndt woU gewnst, daß sie in dießer zeit sterben würde, hatt aber nicht gesagt, woher sie es wüste. Wie sie kranck wurde, war mein söhn kräncker, alß sie, hatte ein starck continuirlich fieber mitt redoublementen und brustwehe, wie auch starcken husten. Ich habe aber nicht zugeben, daß man ihn viel medicamenten geben; den weillen ich woU gesehen, daß seine krankheit nur von unordent- lichen leben käme, so er den camaval übel zu Paris geführt, habe ich ihn nur hübsch warm halten laßen undt braff zu eßen geben laßen undt waßer drincken laßen, umb sich wider« zu erfrischen. So ist mein söhn in 5 tagen wider gesundt worden. Die gutte mad. de Guisse aber, so man 6 mahl in ihrer kranckheit zur ader gelaßen, ist gestorben. Idi meinte, daß deß hertzog von Schonburg elster bruder sich gantz mißheüraht hette undt eine frantzösche singerin genehmen undt daß ihn deßwegen sein herr vatter nicht mehr hatt sehen wollen undt endterbt hatt. Die muß den schon todt sein, weillen er nun deß generals Span tochter hatt. Ich habe allezeit gehört, daß dießer graff von Schoüburg seine zwey bruder nicht geglichen hatt. Warumb wolt Ihr mir, liebe Louisse, keine große brieffe schreiben? Ihr wist doch wohl, daß ich sie gerne habe undt daß sie mir allezeit ahngenehm sein. Amelise ambrassire ich wider von hertzen undt verbleibe biß in todt Euch beyden mitt wahrer freündtschafft ergeben. ,

Elisabeth Charlotte.

P. S.

Ich glaube , die gräffin von Leiningen mitt ihrer freüUen tochter wirdt nun baldt bey Euch zu Franckfort sein. Es verlangt mir, zu vernehmen, waß sie Euch werden verzehlt haben. Ich habe meine tochter heütte braff außgefiltzt; sie hatt einen starcken husten, aber nichts exträordinari dabey, weder fieber noch kopffwehe. Ich hab sie heütte gefunden, daß sie die bittem treuen weint undt meint, weillen mad. de Guisse gestorben, müste sie auch gleich sterben. Ich habe sie braff mitt außgelacht, daß sie noch so kindisch ist.

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36. Pour mad. Louisse, raugrälBn zu Pfaltz, a Franekfort.

Versaflle den 8 Aprill 1696.

Hertzliebe Lonisse, ich habe wider meinen willen 2 posten müßen verbeygehen laßen, ohne auff Eweren brieflf vom *V2o Mertz zu antwortten, so ich vor 8 tagen entpfangen hatte; den ich habe den abscheulichsten schnnpen gehabt, den man jemahlen gesehen, war keine halbe stnndte ohne 6, auch offt 8 mahl ahn einem stück zu nießen, nndt die äugen threnenten mir so abscheulichen, daß ich nicht sehen konte, hatte anch hitze undt kopffwehe dabey, konte also unmöglich schreiben. Mein doditer ist schnldt ahn dießem schönnen schnnpen; sie hatte daß fieber starck mitt redoublementen undt einen abscheulichen husten dabey. Ihr apartement ist gar weit von dem meinen, muß durch die capel, umb zu ihr zu gehen. Ich bliebe alß lang bey ihr; ihre cammer war warm; den in solchen kranckheitten muß man sich warmb halten. Ich, die auch allezeit, wen es kalt ist, mich gar warm kleyde, funde eine solche hitze, daß ich schwitzte, muste hernach, umb mitt dem könig zu nacht eßen, wider durch die abscheuliche kalte capel gehen undt durch alle den marmel, so im großen apartement ist; daß hatt mir den schweiß in- getrieben undt den abscheulichen schnnpen verursachet, deßen ich nun, gott seye danck, gantz wider quit bin. Den vergangen don- nerstag abendts ist mir meine zeit ahnkommen; daß hatt alles weg- geführt. Macht mir keine complimenten übers schreiben, liebe Louissei Ewere brieffe seindt mir gar lieb undt ahngenehm. Ich beantworte sie gar gern, thue es auch, wen ichs kan; thue ichs aber nicht, so seydt versichert, daß es mir ohnmöglich sein muß. Caroline hatt groß recht, mir nicht in dießen troublen zu schreiben; sie mögte sich händel dadurch machen. Schreibt ihr nur, daß sie mir durch Euch mag zu wißen thun laßen, wie viel gelt sie vor mir außgeben undt wem ichs zahlen solle hir; ambrassirt sie dar- neben von meinetwegen! Es ist mir etwaß widerliches widerfahren. Ich hatte mein contrefait vor sie machen laßen undt eines von mein tochter von einem gutten mahler bestehlt. Dießer verspricht mir, daß er es machen wolle. Wie ich meine, daß alles fertig ist undt zu dem mahler schicke, lest er mir antworten, er bette es nicht

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gemacht; den er hette eines vor Monsieur gemacht, so er ihm nicht gezahlt hette, undt weillen er glaube, ich zahle nicht beßer, hette er daß contrefait nicht gemacht; muß also einen andern suchen laßen, umb meiner dochter contrefait zu machen. Sie ist nun, gott lob, leider in volkoBaiaeBer gesundtheit, aber noch gar mager undt sieht noch gar ttbel auß. Sie ist zu St Clou, umb sich in ihrer geburtslufft wider zu ersetzen. Die conspiration von Engellandt wirdt starck hir geleugnet undt man gibt vor, könig Will sprewe diß geschrey nur auß, beyde könige hir schwartz zu machen. Wen ich meine meinung davon sagen sol, so glaube ich weder eins nochs ander, sondern nur, daß die, so die coi\juration in £ngellandt ge- than, die sach ohne der könige hir ihr wißen so heßlich gemacht haben undt unter ihren nahmen außgebreit; den es ist gewiß, daß der könig hir leütte 2 jähr im gefäncknuß gehalten hatt, so, ihm nur die proposition gethan, könig Wilhelm zu ermorden, kan also

solch ordre nicht geben haben undt könig Jacob ist auch zu fromb dazu; also muß es bloß von den conspiranten Engellandts herkom- men sein. Es ist eine rechte fatalitet über daß fliegen kommen; den daß ist die eintzige jagt, wo ich den könig von waß sprechen kan, undt sayder einem monat her habe ich nur einmahl mitt dem könig auff die jagt gekont undt eben selben tag hatt sich der könig selb 8 in die kutzsch gesetzt, habe also noch nicht mitt I. M. reden kön- nen, aber mitt der zeit hoffe ich noch gelegenheit zu finden. Waß ich I. M. sagen werde, wirdt mir gar keine ungelegenlieit zuwegen bringen können, aber wen es auch schon were, würde ich solches gar nicht schewen, wen es Euch raugräfflichen kindem zu nutz kom- joaen könte, deß könt Ihr woU versichert sein; den nicht allein daß geblüdt gibt mir einen natürlichen trieb zu Euch allen, sondern auch ich werde mich all mein leben erinern, wie sehr mich I. G. der churfürst, unßer herr vatter s., mich Euch alle recomandirt hatt, cüiß ich zu Strasburg abscheydt nähme; also alles, waß in meinem ver- mögen jemahlen wirdt kommen können, Euch meine affection zu bezeugen, da werde ich nie ahn fehlen. Wir gehen in ein par stunden nach Marly , alwo ich hoffe gelegenheit zu finden, mitt dem libmg zu sprechen. Hir sehe ich I. M. nie, alß an taffei abendts, aber dorten sieht man I. M. öfft^r, hoffe also ein gutt moment zu finden, unßera sache vorzutragen, werde Euch gleich nachricht da- von geben. Weillen Ihr mir nichts von herrn Maxs gesundtheit

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BSigt, hoffe ich, daß er gaatz ynäer wohl ist, erirewe mich deß- wegen. Den £berfritz mögte ich gern in eine beGere nndt fried- fertigere occassion sehen , alß dardi gefangen werden. Seine Schwe- ster, dk Kotzenheasserin, wirdt baldt wider hir sein. Seydt rer- sichert, liebe Lonisse, daß Ihr mir nie besehweiüch nütt sciMreiben fallen könt! Amelis ambrassire ich wider von hertzen undt yersichere Euch beyde, daß ich £üch sehr lieb habe.

Elisabeth Charlotte.

37.

Pour mad. Lonisse , raugrafiSn zu Pfaltz, a Franckfort.

Paris den 28 Aprill 1696.

Hertzliebe Lonisse, gesteni bin ich mitt Ewern schreiben vom Vii Aprill erfrewet worden. Wefllen ich aber morgen ein abschiedt- andientz ahn «nvoyes von Portugal geben muß nndt anch ahn ma tante zu schreiben habe, alß förchte ich, daß ich keine zeit gennng finden werde, auff Eweren brieff zn antwörtten. Drumb thue ich es jetzt; den wen ich anff die andere post versdiieben solte, were ich auch nicht sicher, wider sdireiben zn können; den biß donnerstag werde ich zu Meudon sein, wo wir ohne zweyffel jagen werden; also umb keine posten gar nicht zn versettmen, schreibe ich hefltte. Es ist mir lieb, daß ich allzeit so sehr in Ewenn gedädhtnuß bin, wie auch daß die gutte gräffin nndt freüUen von Leiningen so woU mitt mir zufrieden sein undt I. L. der landtgrä£^ zeQgnnß geben, daß ich mein bestes hir vor sie gethan habe. Franckreich wirdt mir woll mein gemüht nicht endern, undt je mehr ich hir böße undt falsch« gemühter sehe undt finde, je mehr will ich mich befleißichen, ihnen nicht gleich zu sein; es kompt mir gar zu abscheulich Tor. Ich bitte, liebe Lonisse, danckt doch die gräffinen sehr von meinet- wegen Yor ihr ahndencken! Mein dochter ist nun, gott sey dandc, wider in volkommener gesundtheit nndt denckt nicht mehr ahn ster- ben. Gott gebe nur, daß wen sie wider zu Versaille sein wirdt, ihr die angst nicht wider ahnkommen mag! den sie soll nun in mad. de Guisse apartement logiren, weillen es so gar nahe bey mir ist undt muß in eben derselben kammer schlaffen, wo dieße gutte fürstin gestorben ist; also sehr zu besorgen, daß sich die forcht wider ein- stellen wirdt. Herr Max jammert mich sehr , eines Ton seinen kin-

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dern verlohren zu haben; nichts ist schmertzlicher. Ich bitte, klagt ihm daß leydt von meinetwegen! Es ist mir lieb, daß diß unglück ihm nicht ahn der gesnndtheit geschadt hatt nndt daß er nnn wider anßfahren kan. Weillen man in der festen nichts gethan, aiß cartten spiellen, mögte man woU die beüttel lehren nndt also singen kön- nen, wie die haben zu Heydelberg thaten vom berg, wen sie den Sommer nndt Winter herumb führten:

Nun sin wir in der fasten, da lehren die bawern die kästen. Wen die bawern die kästen lehren, wolle unß gott ein gutt jähr beschehren ! Sti^ strü stro , der Sommer der ist do. *

Ich bin versichert, daß es Euch wandern wirdt, daß ich mich noch dießer schönnen sach so woU erinere. Es hatt mir gestern eine person in vertrawen gesagt, daß pfaltzgraff Carl printzes Amelie von Hannover heürahten wirdt; weillen ma tante mir aber nichts davon schreibt, kan ichs nicht glauben, wünsche es aber all vor leng- sten nndt deucht mir gar eine sortable sach zu sein ; daß daß hohen- loische freüllen lustig sein kan, da sie doch durch den korb gefah- len, wundert mich gar nicht, den ich habe gehört, daß sie gar coquet sein solle, undt die coquetten fragen nach nichts; wen sie nur viel admirateurs haben, ist schon alles gutt. Es ist mir lieb, daß mein grüß herr Ferdinandt von Degenfeit so ahngenehm geweßen. Scheuet nie, mir meiner alten bekandten undt freunden ahndencken zu wißen zu thuni den daß erfrewet mich recht, in ihrem gedechtnuß zu bleiben, undt bitte Euch, liebe Louisse, alle die, so Euch conmiis- sion vor mir geben, wider von meinetwegen zu grüßen. Sagt ahn die Gret, daß ihr Schwester Lenor baldt hir bey mir sein mrdt. Wie kompts, daß der oberjagermeister jetzt zu Franckfort undt nicht bey Churpfaltz ist? Ich glaube, daß Ihr fro geweßen seydt, die fraw von Brun wider zu sehen. Wo ist aber nun die fraw von Wollmershaußen undt freüllen Charlotte? Adieu, hertzlieb Louisse! Ich ambrassire Euch undt Amelisse von hertzen undt be- halte Euch von hertzen lieb.

Elisabeth Charlotte.

* Vergl. Ublands Scbiiften znr Geschiebte der DichtuDg nnd Sage. III. Stattgart 1866. 8. S. 17. 40.

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38.

Pour mad. Louisse, raugräffin zu Pfaltz.

Yersaille den 13 May 1696.

Hertzliebe Looisse, gestern bin ich mitt Ewer schreiben vom "/24 April erfrewet worden. Seyder ich Etlch geschrieben, habe ich eine reiße von 12 tagen nach Paris thun müßen, welches mir wie ordinarie gar übel bekommen; den die Infft ist mir gar unerträglich. Es hatt mich dortten ein Stägig fieber ahngestoßen. Im 3ten acces bin ich dortten weg, undt nachdem ich wider anß der bößen Infft, hab ich nur noch 3 acces bekommen; sie haben aber dermaßen ab- genohmen, daß sie endtlich gar außgeblieben sein, undt 2 haben mir schon gantz gefehlt, bin derowegen gestern wider auff die jagt undt befinde mich nun gantz perfect wohl. Hirauß secht Ihr, liebe Louisse, aber woll, daß der starcke schnupen undt husten die ge- sundtheit nicht befestiget. Die fraw von Schelm hatt recht; in meiner jugendt war ich immer gar kranck ahn husten undt schnupen. Vor alle gutte wünsche zu meiner gesundtheit dancke ich Euch sehr. Meine dochter ist. nun, gott sey danck, in volkommener gesundtheit, ' aber nicht sehr gewacksen noch fett. Daß wacksen hatt sie nicht mehr von nöhten; sie ist groß genung, einen halben kopff lenger, alß ich undt nicht übel geschaffen, hatt auch, unter unß gesagt, keine boße minen. Mein söhn aber ist klein undt hatt gar keine gutte minen, ob er zwar in seiner taille nicht übel geschaffen ist. Ich habe nun einen andern mahler gefunden, hoffe also, daß ich Euch mitt der zeit undt ahn Caroline auch die 3 contrefaitten werde schicken können. Der mahler, so mir abgeschlagen, ist nicht plum- per, alß ein anderer Frantzoß; plump sein ist die gröste mode hir undt auch daß die grösten alles von den geringsten leyden müßen. Hir ist in der that kein hoff, alß des königs seiner; der unßer ist vor keinen hoff zu rechnen; den es seindt gantz andere maniren, alß in Teütschlandt. Man kans sichs unmöglich einbilden, man sehe es dan. Die contrefaitten vor Caroline undt Euch werden woll kommen undt ohne mich zu incommodiren , aber es gehört zeit dazu; den man kan hir wenig thun, waß man will. Es ist gar ge- wiß, daß die könige hir den assassinat von könig Wilhelm nicht befohlen hatten, sondern ist nur ein dessein von den conspirateurs

Briefe der Prinzessin Elisabeth Charlotte. 5

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geweßen. Es scheindt woU, daß könig Wilhelm gar nicht crnel ist, indem er selber sorg gehabt, daß sein schwiger herr vatter mitt seiner gantzen famülien davon kommen ist. Ich bilde mir ein, daß er dem duc de Barwick nichts übels gönte, weillen selbiger so sehr ahn seine verstorbene gemahlin gleicht. Unßere königin vonEngel- landt hir hatt ein contrefait von ihrer verstorbenen stieffdochter; wie sie es mir wieße, meinte ich, es were der duc de Barwick, den man in weibskleyder gemahlt hette ; sie seindt einander ja nahe ge- nung geweßen, nmb einander zu gleichen. Daß könig Wilhelm hertz genung [hat], weiß man jetzt gar zu woll hir undt daß ich groß recht hatte, wen ichs bestritten. Ich glaube, Carolline würde beßer thun, sich nur der gutten lufft zu bedinnen undt kein waßer zu gebrauchen. Weillen, mit dem könig zu reden, so langsam zugeht, secht Ihr woll, liebe Louisse, daß ich mich nicht übereylle undt die zeit in acht nehme. Hir kan man, wie schon gesagt, nicht reden, wie man gerne wolte; den man sieht den könig gar selten, undt wen man ihm waß zu fragen hatt, muß man sehr die zeit in acht nehmen, daß er von guttem humor ist, sonsten rieht man nichts auß; drumb so seydt nur in keinen sorgen! Ich werde die zeit woll in acht nehmen, daß mir nichts übels drauß enstehen wirdt. Ich bin recht touchirt, daß Ihr mir so viel affection erweist, liebe Louisse ! Kein glück in der weit wolte ich durch Ewer leben noch einige kranckheit erkauffen, könte ich Euch aber einmahls dinnen undt dadurch persuadiren, wie ich gegen Euch raugrafflichen kindern gesinnet bin, würde ich es vor ein groß glück schätzen undt mehr vergnügen alß Ihr selber dran haben. In dießem augenblick werde ich in die kutzsch undt nach Marly, alvvo wir die gantze woche bleiben werden. Ich bins fro, den die lufft ist niir auß der maßen gesundt. Biß sambstag werden wir nach St Clou, alwo wir den gantzen sommer zubringen werden. In welchem ort ich sein mag, werde ich allezeit ahn Euch gedencken undt von hertzen lieb behalten.

Elisabeth Charlotte. P. S.

Soltet Ihr die fürstin von Homburg undt die graffin von Lei- ningen zu sehen bekommen, so bitte ich Euch, macht ihnen meine entschuldigung , daß ich ihnen noch so baldt nicht werde auff die schreiben antwortten können, so mir der herr de Bar gestern brach- te; den Marly verhinderts, wo man keine zeit zu schreiben hatt.

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St Clou den 11 Juni 1696. Hertzliebe Louisse, wen ich nicht schon auß eines von ma tante schreiben gesehen hette, daß Ihr in Hollandt gereist seydt, würde ich sehr verwundert geworden sein, Ewer werthes schreiben auß dem Haag datirt zu sehen. Meine gesundtheit ist nun, gott seye danck, wider gar yolkommen undt ist meine kranckheit bei 6 kleinen ac- cessen vom fieber blieben, habe es wie ordinari mitt jagen verjagt. Daß Caroline sich so übel befindt, ist mir hertzlich leydt. Gott gebe, daß Ihr sie in einen beßern standt finden möget, wen Ihr in Engel- landt ahnkommen werdet! Ambrassirt sie doch hundert mahl von meinetwegen undt sagt ihr, wie sehr ich wünsche, daß sie baldt wi- der zur volkommenen gesundtheit kommen möge, ich dörffte ihr aber nicht schreiben, sie berichte mich dan zuvor, daß es ihr keine händel wirdt ahnmachen können. Es ist gewiß woU ein zeichen von einer trewen schwesterlichen liebe, daß Amelisgen undt Ihr Euch resolvirt, über die see zu gehen, Caroline zu besuchen; mir kompt daß seereißen sehr abscheulich vor. Es were eine poßirliche sache, wen wir auff dieße weiße zusammen kommen selten. Ihr könt woU gedencken, daß wen ich wißen könte, daß man Euch auffgefischt hette, daß ich keine ruhe haben würde, biß wir Euch hir haben würde[n], da Ihr woU viel hören undt sehen soltet, so Euch woU son- sten unglaublich vorkommen würde. In den ersten schlagten, so vor- gangen sein, habe ich daß glück gehabt, etlichen gefangenen zu dinnen undt zu helffen, wen sie hir ins landt kommen sein. Daß mag woll andern die hoffnung geben haben, daß ich ihnen auch bey- stehen würde. Ich vermag wenig, thue aber doch mein bestes, wen ich landtsleütte finde, so meiner von nöhten haben. Wen man in sorgen were, waß wir einander schrieben, mag man nur unßere brieffe auflf- machen, wirdt man baldt sehen, daß es keine staadtssagen sein. Ich erinere mich noch gar perfect vom Haag, finde dießen ort sehr ahn- genehm, allein ich glaube, daß unßere pfältzische lufft viel gesunder ist. Jederzeit ist alles gar thewer in Hollandt geweßen. König Wilhelm ist nun nicht mehr zu Loo, sondern bey seiner armee. Gott gebe nur, daß es auff keiner schlagt möge außgehenl den es ist mir gar zu bang vor meinem söhn. Ich kene weder die gräffin von Hörn noch die von Friß; von der ersten habe ich gehört, aber nie von der letzten. Es were eine betrübte sache, wen nur allein

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die schönheitten in dießer weit, fortkommen könten undt daß ver- standt undt tugendt nie ahngesehen würde. Ich wüste nicht, daß Dangeau Schwestern in HoUandt hatte. Ich erinere mich noch gar viel von allem, waß ich in meiner jugendt gehört undt gesehen habe. Ich darff aber ahn die gnttePfaltz nicht gedencken; es macht mich zu trawerig undt ich kan nichts helffen. In dießem augenblick rafft man mir; viel letttte wollen mich besuchen, muß also schließen. Ich wünsche Euch , liebe Louisse , eine glückliche reiße undt Ihr werdt mir einen rechten gefahlen thun zu continuiren, mir fleißig zu schreiben; den seydt versichert, daß ich Euch aUe von hertzen lieb habe undt behalte 1

Elisabeth Charlotte.

40.

St Clou den 22 Julli 1696.

Hertzliebe Louisse undt Amelisse, gestern abendts habe ich gantz ohngefehr, aber mitt nicht weniger bestürtzung auß der hol- ländische gazetten gesehen, wie daß gott der allmächtige Caroline zu sich gezogen hatt. Ich versichere Euch, daß ichs recht entpfinde, beklage Euch auch daneben von grundt meiner seelen; den ich leicht gedencken kan, waß Ihr beyde bey dießem trawrigen fall auß- stehen müßet. Gott de'r allmächtige wolle Euch trösten undt dießes hertzenleydt mitt taußendt freüden ersetzen! Ich weiß nicht, ob Ihr inHollandt noch seydt, oder ob Ihr bei dießem trawerigen spectade Euch in Engellandt gefunden habt, welches woU etwaß abscheuliches noch were. Ich will Euch nicht lange mitt meinem schreiben auf- halten, liebe Louisse undt Amelisse ! den ich woll gedencken kan, daß Ihr in keinem standt jetzt seydt, [welcher] daß leßen vertragen kan; derowegen bitte ich Euch nur, dießen beyliegenden brieff ahn dem duc de Schomberg zu schicken, welchen ich auf frantzösch schreibe; den ich weiß nicht, wie ich einen duc auff teütsch tractiren soll undt waß vor einen tittel ich ihm geben könte. Adieu, liebe Louisse undt Amelisse! Seydt versichert, daß ich Euch alle recht lieb habe, woran Ihr woll nicht zweyfflen soltet, wen Ihr sehen köntet, wie viel thronen mir Carline todt kost. Gott der allmächtige wolle Euch erhalten! Macht doch auch meine condolentz ahn Carl Moritz von meinetwegen undt ambrassirt ihn!

Elisabeth Charlotte.

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41. A mad. Louisse, raugraffin zu Pfaltz, a Einsington.

St Clou den 12 Angnsti 1696.

Hertzliebe Louisse, vorgestern abendts spät habe ich Ewer schreiben vom V^? J^Ui entpfangen, aber nicht eher, alß heütte drauff antwortten können, weillen ich gestern mitt monsr le Dauphin auff die jagt gemüst habe. Ich hoffe', Ihr werdet nun mein schrei- ben vom 22 Julli entpfangen haben undt darauß ersehen, wie es mir so sehr zu hertzen gangen, daß Carolline gestorben, tindt wie ich Euch undt Amelisse woll von grundt meiner schien bedawert habe, dießen Unglück beyzuwohnen undt diß trawerige spectacle vor Ewern äugen gesehen zu haben. Viel ungemach auff der see auß- zustehen, umb ein soldi trawerig spectacle zu finden, ist woll waß abscheuliches; ich kan ohne threnen nicht dran gedencken. Wie kompts, daß die arme Caroline nicht eher auß der schädlichen lufft undt nach HoUandt undt Teütschlandt ist gereist? Hirauß erscheindt woll, wie in alles, waß in der weit geschieht, daß ein verhencknuß ist, worüber niemandes schreitten kan. Die gutte Caroline s. hatt woll ein schön endt genohmen undt ist ihre fermet6 zu admiriren. Wen die leütte so auß dem naturel schlagen, ist es allezeit ein bößes zeichen. Ich finde sehr löblich ahn dem duc de Chomberg, daß er so touchirt ist. Er jammert mich auch von hertzen undt seine liebe kinder. Gott der allmächtige wolle Euch alle trösten! Sagt ihm von meinetwegen, daß ich mich vor glücklich schätzen solte, wen ich ihm undt seine kinder durch eittige ahngenehme dinste erweißen könte, daß ich ihn estimire undt die liebe kinder ihrer mutter wegen sehr lieb habe, undt wen ich gleich Caroline nicht so lieb gehabt hatte, alß ich in der that gethan, wehren mir doch die kinder lieb, weillen sie ja meines berrn vattern s. enckel sein. Also kan der duc de Chomberg woll versichert sein, daß ich ihnen all mein leben woll gewogen sein werde undt es ihnen erweißen, wo es in meinem vermögen wirdt stehen können. Adieu, hertzliebe Louisse! Ich wünsche, daß Euch gott der allmächtige dießes leydt undt schmertzen mitt taußendt freüden undt vergnügen ersetzen werde. In deßen schütz befehle ich Euch undt seydt versichert,

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daß ich Euch allezeit von hertzen lieb behalte undt Amelisse

auch!

Elisabeth Charlotte.

42. A mad. Louisse , raugraffin zu Pfaltz , a Oxebridge.

Paris den 22 Augusti 1696.

Hertzliebe Louisse, vorgestern habe ich Ewer schreiben von Oxbridge zu recht entpfangen undt noch mitt threnen geleßen. Nichts ist abscheüllicher in der weit, alß die zu verliehren , so man lieb hatt; in alles ander kan man noch radt finden, aber in dießes ist nichts zu hoffen, undt ob zwar die ersten schraertzen vergehen, geht es einem doch all sein leben nach. Derowegen beklage ich Euch , Amelisse undt den duc de Schomberg woll von grundt mei- ner Seelen. Daß ich Caroline s. vertust beweine, ist gar nichts genereux, sondern gantz naturlich; wir seindt ja von einem ge- blüdte undt über daß so habe ich ja die arme Caroline s. allezeit lieb gehabt undt durch ihre letzte schreiben hatte sich, so zu sagen, unßere freündtschafft wider verneüert. Es hatt mich also recht tou- chirt, sie so auff einmahl zu verliehren, da ich mich doch eine freüde gemacht hette, sie einsmahls hir zu ambrassiren, welches gar leicht hette geschehen können; den ihr rang war gantz regullirt hir. Aber es scheindt, daß mir gott der allmächtige in dießem leben wenig freüde bestimbt hatt. Vor alle gutte wünsche, so Ihr undt Amelise mir thut, sage ich Euch von hertzen danck. Niemandes ist vester persua- dirt, alß ich, daß gott der allmächtige alle menschen ihr ziehl gesetzt hatt undt daß niemandes in der weit solches überschreitten kan. Hette sie geneßen sollen, hette sich alles dazu fertig befunden, sie auß der bößen lufft zu bringen. Nun Caroline aber hatt sterben sollen, haben sich so viel obstaclen gefunden. Den pasport hette ich ihr leicht zu- wegen bringen können; aber wie Ihr gar woU sagt, gott hatt es änderst geschickt. Es soulagirt mich doch, daß die gutte Caroline noch vor ihrem todt den trost bekommen, Amelise undt Euch zu sehen undt zu ambrassiren. Ich finde wie Ihr, liebe Louisse, daß Caroline endt vor sich zu wünschen ist, finde, daß sie mitt rechter fermete ge- storben ist. Wer einen festen glauben auff jenner weit haben kan, ist woll glücklich; den in dießer ist wenig trost undt vergnügen weder zu hoffen noch zu finden. Die seindt auch nicht die Unglück-

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seeligsten, den [? die] ahm ersten fortgehen. Mich deucht, daß wir aHe, 80 I. G. deß churftirsten s. kinder sein, unß alle wenig vom zeitlichen glück zu berühmen haben. Gott gebe, daß wir daß ewige finden möge[n]! Ich nehme gar nicht übel, daß mir der duc de Ghonberg noch nicht geantwortet hatt. Sagt ihm von meinetwegen, daß wen er meinen solte, daß ahn mich zu schreiben ihm die geringste un- gelegenheit oder soubgon bey könig Wilhelm verursachea solte, solle er es unterwegen laßen! Wen er nur von meinen sentiement persua- dirt ist , so ich über Garoline sehl. verlust gehabt undt die ich noch vor ihn undt seine kinder behalte, bin ich schon zufrieden. Garl Moritz wirdt diß jähr eben so wenig in der campagne gesehen haben, alß seine compagnie; den es ist gar nichts vorgangen. Daß geschrey geht starck hir, daß könig Wilhelm die churprintzes von Brandenbourg heürahten wirdt. Wen dem also ist, werdet Ihr baldt eine königin in Engellandt sehen. Nun Garl Moritz bey dießem köuig alß volontaire ist undt die campagne nun aufhören wirdt, bilde ich mir ein, er wirdt zu Euch in Engellandt kommen. Ich wolte, daß ich so glücklich sein könte, ihm undt Euch allen einige ahngenehme dinst zu thun können, würde mir eine rechte freüde drauß machen; den seydt versichert, daß ich Euch alle sehr lieb habe undt allezeit behalten werde!

Elisabeth Charlotte. P. S. Ihr werdt mir gefahlen thun, mir die strumpf undt steck- nadellen zu schicken, so die gutte Garoline s. mir bestehlt hatte. Schreibt mir auch, waß es kost! Ich bin Garoline s. auch noch ein par strumpf schuldig; sie hatte mir nie geschrieben, waß es gekost hatte. Drumb, liebe Louisse, schreibt mir alles, so werde ich es mitt danck bezahlen. Ich kau leicht begreifen, wie daß der duc de Chomberg nicht wider nach Eingsington mag. Solche örter geben gar zu trawerige ermahnungen. Adieu, hertzliebe Louisse! Ich am- brassire Euch von hertzen. Ich bin nur hergefahren, eine von meinen freündinen zu sehen; dießen abendt werde ich wider nach St Clou.

43.

Versaille den 10 Dec. 1696. Hertzliebe Louisse, ich glaube, Ihr werdt meinen, ich seye

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toiLt, daß Ihr in so ewiger langer zeit keine brieffe von mir ent- pfangen habt, will Euch aber hirmitt die rechte warheit sagen. Ich entpfinge Ewer liebes schreiben vom 13 Oct. alten st zu Fontaine- blean eben, wie die princes von Savoye, welche man nun hir gantz kurtz la princesse nent, ahnkamme. Da war so ein gethuns, daß ich ohnmöglich schreiben konte. Gleich über 2 tag hernach käm- men wir hieher, den andern tag gingen wir nach Paris, alwo ich nach meiner uhralten gewohnheit gleich einen abscheulichen husten, schnupen undt kopffwehe bekäme, welches mir nie zu Paris man- quirt, daß ich nicht auß den äugen sehen konte, dazu ein geschwer ahn der naßen, habe also die 3 wocben über, so ich zu Paris ge- weßen, ohnmöglich schreiben können. Seyder die 9 tag, daß wir- wider hir sein, habe ich auch noch nicht zum schreiben gelangen können; den erstlich so habe ich sontags undt freytags ahn ma tante schreiben müßen nach Hannover undt die überige tage habe ich so viel leütte gehabt, ins apartement gemüst, in die comedie, jagen undt noch sonsten zu thun bekommen, daß ich außer heütte ohnmöglich zum schreiben habe gelangen können. Seyder etlichen tagen hatt mir madle de Malosse noch ein schreiben von Euch ge- schickt, welches ich aber erst beantwortten werde, wen ich wider von Marly werde kommen sein, wo wir übermorgen hin werde[n] undt biß sambstag wider herkommen. Morgen muß ich der königin in Engellandt eine vissitte geben, worauf der gantze tag gehen wirdt, derowegen kan es morgen nicht geschehen. Ich komme aber auch einmahl auff Ewer schreiben, habe darauß mitt freüden ersehen, daß Amalisse undt Ihr so gerne von meinen brieffen habt undt daß

es Euch beyden zu einigem trost dint, wen Ihr sehen soltet, mitt waß freüden ich Ewere schreiben entpfange, so köntet Ihr woU nicht zweyfflen, daß sie mir gar ahngenehm sein. Ewere brieff bedörffen eben keiner großen eloquentz nicht, umb mich zu persuadiren, daß Ihr mich lieb habt; den wir seindt einander ja nahe genung dazu undt Ihr wist woll, daß ich Euch raugräffliche alle allezeit lieb gehabt habe; also kan ich mich auch woll mitt recht flatiren, daß Ihr mich auch lieb habt. Vor alle gutte wünsche, so Ihr mir thut, dancke ich Euch sehr undt versichere Euch, liebe Louisse, daß wen Euch undt Ewere geschwister begegenen solte alles, waß ich Euch wünsche, würdet Ihr gar gewiß nichts zu begehren haben. Mein credit hir, unter unß gerett, ißt alß gangen, nachdem die

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damen, so in faveur geweßen, mich gehast haben oder nicht; weft- len die jetzige mir nicht holt, bin ich nicht in faveor, welches mir nur leydt in dem ist, daß es mich verhindert, gatte freunde zu dinnen; sonsten frage ich, unter nnß gerett, kein haar darnach. Ich gebe mein gerahten weg fort undt habe mir, gott lob, nichts vorzuwerffen. Mein parthie ist gantz gefast, es mag gehen, wie es wolle. Eompt endemng, werde ichs mitt freüden ahnnehmen, kompt keine, werde ich mich nicht zu todt grämen; kompt mir etwaß vor- handen, meinen freündin zu dinnen, rechte [rede ?] ich gehertzt herauß undt ohne scheu; thut mans, bin ich fro; thut mans nicht, so thun, die mirs abschlagen, injustice, also desto schlimmer vor ihnen. Den duc de Schomberg grüst freündtlich von meinetwegen undt ambras- drt Amelisse! Ich habe brieff vop monsr Amyrault bekommen, wie daß die schachte!, so Caroline s. bestehlt, ahnkommen im Haag; werde ihm hirmitt berichten, wie es herzuschicken ist. Ihr schreibt mir aber nicht, waß es Caroline gekost hatt, daroitt ich es bezahlen möge; bitte, schreibt mirs doch! Ich wolte, daß könig Wilhelm mein tochter bette undt daß wir dadurch einen gutten frieden bekämmen. Adieu, hertzliebe Louisse! Es ist spät, ich muß schließen, ambras- sire Euch von hertzen undt habe Euch recht lieb.

Elisabeth Charlotte. 44.

A mad. Louisse, raugraffin zu Pfaltz, a Londre.

Yersaille den 5 Januar! 1697.

Hertzliebe Louisse, ich zweyffle nicht, daß Ihr meinen brieff nun schon werdet entpfangen haben, so ich ahn monsr Amyrault adressirt habe. Seyder dem habe ich ohnmöglich wider zum schrei- ben gelangen können, noch auff Ewern lieben brieff zu antworten, so ich durch madle de Malose bekommen. Es were zu langweilig. Euch alle Ursachen zu berichten, so mich ahn schreiben verhindert haben, allein nur sagen, daß ich wider 11 tag zu Paris geweßen undt dort krencker, alß nie geworden. Ehe ich auff Eweren brieff antworte, liebe Louisse, kan ich nicht laßen, Euch nach guttem alten teütschen brauch ein glttckseeliges friedt- undt freudenreiches neues jähr zu wünschen undt daß Euch gott der allmächtige so viel trost undt freüden iq dießem jähr beschehren möge, alß Ihr ver^

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gingen jähr creütz undt hertzenleydt ahn Caroline s. todt bekommen habt ondt daß Ihr noch viel jähr mitt gesundtheit uudt Zufriedenheit zubringen möget. Amelisse wünsche ich daßelbe gleichen. Nun komme ich auch endtlich auff Ewer schreiben. JIdadle de Malose hatt hir allezeit vor so ein tugendtsam mensch passirt, daß ich ge- dacht, das es Euch ahngenehm sein würde, eine solche kuntschafft zu bekommen undt daß Ihr in der frembte fro würdet sein, jeman- des rechtschaffnes zu haben, da Ihr mitt umbgehen könt. Wolte gott, liebe Louisse, daß ich mich Ewer recht annehmen könte, wie ich es wünschte! Alßden würdet Ihr erst verspüren, daß ich Euch recht lieb habe, bin aber leyder in dem standt nicht, also seydtihr, gutte kinder, nur gar zu gutt, meinen willen vor daß werck zu nehmen. Dießen brieff werde ich durch madle de Malose wider schicken; den ich werde ihr jetzt gleich auch schreiben. Made de Gouverne ist auch gar eine gutte fraw, aber ihr qualitet undt madle de Malose ihre seindt gar unterschieden. Die letzte ist von gar guttem hauß. Mich wundert, daß die printzes in Denemarck lieber in manteau dantzt, alß gantz gekleydt. Die großen rock pariren viel mehr undt stehet fürstlicher. Spiegel ist hir undt ohne pasport kommen. Ich habe ihn drüber außgefiltzt. Er sagte, seine Sachen wereu nun gantz richtig. Danckt dem duc de Schomberg vor sein ahudencken undt macht ihm mein compliment! Amelisse ambrassire ich von hcrtzen uudt versichere Euch, liebe Louisse, daß ich Euch all mein leben recht lieb behalten werde.

Elisabeth Charlotte.

45. Pour mad. Louisse, raugraffin zu Pfaltz, a Lenden.

Versaille den 22 Januari 1697.

Hertzliebe Louisse, vor etlichen tagen habe ich Eweren lieben brieff vom 22 Decbr 96 zu recht entpfangen. Ich erinere mich nicht, mein leben die madle de Pressenville gesehen zu haben; den die Jungfern von duchessen kommen nie, wo wir sein, noch weniger in der königin kammern; glaube, daß sie Euch nicht viel von dem hoff wirdt (alß von hören sagen) verzehlen können. Mons. Amyrault muß ein gutter ehrlicher man sein; den er ist recht sorgfältig vor unßere brieffe. So ist man hir im lande nicht; wen kein interesse

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bey eiaer sagen ist, hatt man vor nichts sorg und lest alles schlen- dern. Ihr seydt gar zu demütig, liebe Louisse, nicht zn preten- diren, daß ich Euch fleißig antworten sole auf Ewere schreiben; aber seydt versichert, liebe Looisse, daß wen ich nicht so fleißig schreibe, alß es billig, daß es mir recht leydt ist, undt offt ver- hindern mich Sachen, so ich viel ungerner thoe, alß ahn Euch zu schreiben, daß könt Ihr woU versichert sein. Der schnupen ist nicht ungesnndt, aber ich kan nicht glauben, daß daß continuirliche husten gutt zu etwaß ist. Ich bin zwar beßer, alß ich zu Paris war, aber von dem letzten husten, so ich die letzte reiße dortten auffgesapelt, noch nicht courirt; drumb hatt mich Monsieur vorge- stern, da I. L. mitt meinen kindem nach Paris sein, nicht mittge- nohmen. Sie werden noch biß sambstag über 8 tag dortten bleiben, ich werde ihnen aber ein par vissitten geben uudt doch wider her schlaffen kommen. Mich deucht, es seye noch nie keins von Eweren brieffen verlohren gangen. Man hatt woll groß recht, sich bey jetziger kälte warm zu halten. Ich bin fro, daß Amelise ihres husten quit ist. Ich beklagen den duc de Ghomberg von hertzen, sein kindt auch verlohren zu haben; bitte, wolt ihm doch daß leydt von meinetwegen klagen, undt ich mache Euch mein compliment auch drüber. Ihr sagt mir aber nicht, ob es ein medgen oder bub war. Frey lieh seindt die kinder woll glückseelig, so so jung sterben; den denen ist der himmd woll gewiß undt stehen nicht alles Un- glück undt betrübtnuß auß, so denen woll nicht fehlt, so lang in dießer weit bleiben. Daß man einen tag beßer sein unglück er- tragen kan, alß den andern, ist gar gewiß undt war; ich verspüre es auch, aber doch gewehnt man sich entlich dran, die sachen nicht so gar mehr zu hertzen zu ziehen. Es ist eine verdrießliche sache, daß die pfaffen machen, daß die Christen einander so zuwider sein müßen. Die 3 christliche religionen, wen man meinen raht folgte, selten sich vor eine halten undt sich nicht informiren, waß man drinen glaubt, sondern nur ob man nach dem evangellion lebt, undt dagegen predigen, wen man übel lebt, aber die Christen unter ein- ander heürahten laßen undt in welche kirch gehen, alß sie wollen, ohne es übel zu finden; so würde mehr einigkeU unter den Christen sein, alß nun ist. Ich habe eine solche estime vor könig Wilhelm, daß ich den viel lieber zum Schwiegersohn hette, alß den römischen könig. Ich kan meiner tpchter da(i mitt warbeit nachsagen, 4ftß

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sie gantz nndt gar keine pente zur ooqnetterie andt gallanterie hatt; auf dießem article gibt sie mir gar keine mühe nndt glaube, daß wer sie auch bekommen mag, hirin nichts wirdt zu fürchten haben. Schön von gesicht ist meine dochter nicht, hatt aber eine schönne taille, gutte minnen undt hübsche hantt undt ist ein gntt gemtthte. Vor Ewerm gutten neüjahrs wünsch, liebe Louisse, dancke ich Euch von hertzen, wünsche Euch hergegen alles, waß Ewer hertz wünscht undt begehren mag, wie auch ahn Amelis undt duc de Schonberg, welche ich Euch bitte sehr vor ihr ahndencken zu daucken, ambras- sire Euch undt Amelis undt versichere, daß ich Euch beide von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

P. S.

Die strumpf undt stecknadelen haben wegen der frost noch nicht überkommen können. Ich werde lang ahn die 8 par haben undt allezeit ahn die arme Caroline s. undt Euch geJencken, wen ich sie tragen werde. Ich glaube , daß Ihr jetzt mein brieff , so in madle de Malauze paquet war, werdet entpfangen haben. Wen Ihr madle de Malauze secht, so macht ihr doch mein compliment!

Heütte habe ich ein schreiben von I. L. ma tante, die chur- fürstin, entpfangen. Die schreibt mir, daß Carl Moritz nun obrist- leüttenandt geworden; deß bin ich fro, hoffe, daß er baldt ober- ster werden wirdt. Ma tante sagt, daß er gantz klein geblieben ist; daß ist mir leydt. Wen Ihr ahn Carl Moritz schreibt, so grüst ihn von meinetwegen!

46.

Pour mad. Louisse, raugraffin zu Pfaltz, a Londen.

Yersaille den 18 Februari 1697;

Hertzliebe Louisse, madle de Malose wirdt Euch sagen, waß mich verhindert hatt, Euch eher alß nun zu antwortten. Ich wün- sche, daß dießer brieff so geschwindt alß der letzte durch eben dieße gelegenheit gehen möge. Es ist kein wunder, daß madle de Malose adresse geschwinder geht, alß monsr ArajTault; den diß geht geraht nach Engellaudt, da jenes erst in den Haag geht. Auff Ewer letztes schreiben durch mr Am^rauU habe ich geant-^

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wortet. In dießer weit, liebe Louisse, kan man nicht alles thon, waß man gerne wolte, undt so ungern ich auch zu Paris bin, muß ich doch biß sambstag wider hin undt daß noch, umb 12 gantzer tag wider dortten zu bleiben. Es wirdt mir übel genung bekom- men. Aber waß hilffts? Mein Schuldigkeit erfordert, daß ich hin- gehen muß, also ohnnöhtig, ahn meine gesundtheit zu gedencken. Ob meine affection Euch , liebe Louisse undt Amelise , zwar gar sicher dießes jähr ist, so sehe ich doch leyder nicht, wozu es Euch nutzen kan noch glück bringen. Ich glaube, daß es unß alle papa s. kinder ahngebohren ist, entweder jung zu sterben, oder un- glücklich zu leben ; den keines von unß allen ist es änderst gangen ; aber wie Ihr gar recht sagt, so muß man sein bestes thun, sich von. den betrübten zuschickungen nicht daß hertz zu viel ein- nehmen zu laßen; auch thue ich mein bestes, kein schlaffkap zu werden, welche fräse mich hatt lachen machen. Ich habe daß la- chen hoch von nöhten, den bey dießen abscheulichen wetter kan man kein exercitzien thun undt nicht jagen, also ist mein miltz in einem bößeu standt. Die ängsten, so ich vor oncle habe, machen mich auch gantz trawerig. Hette madle de Malose nicht so ein gar guttes lob, hette ich sie nicht gebetten, freündtschafft mitt Euch zu machen. Ihre nahe baß hatt mir nie gefahlen, hatt auch bey weittem hir keine so gutte reputation gehabt alß dieße. Die Romy (den die ists, glaube ich, von welcher Ihr sprecht) ist mir alß noch dabey ein wenig spottisch undt hönisch vorkommen undt solche leütte seindt ordinari falsch. Danckt made de 6ouvern6 sehr vor ihr abndencken undt offre! Dieße ist auch eine gutte fraw, so allezeit eine gutte reputation behalten. Spiegel ist nun vergangenen sambstag einmahl wider weg. Gottlob! Ich habe ihm ein brieff ahn meines brudern gemah'lin mittgeben. Er hatt zwar alles hir bezahlt, waß er schuldig war, aber vor noch ein- mahl so viel wahren auffgenohmen ; hoffe, daß weillen er daß erste hatt bezahlen können, daß er auch woll gelt zum letzten finden wirdt. Ihr habt gar woll gethan, nicht zu der printzes von Dene- marck zu gehen, weillen sie Euch nicht saluiren will ; sie hatt un- recht, so hoffärtig zu sein; den ihre fraw mutter war viel weniger, alß Ihr seydt. Es kan außerwerdts nicht übel lautten, daß Ihr nichts gegen Ewere pretentionen in Engellandt gethan habt, finde also, daß der duc de Schonberg Euch gar recht gerahten ^ä-U» Vw.

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habt vergeßen, liebe Louisse, daß ich Euch schon offt gesagt habe, daß ich gerne lange brieffe habe, indem Ihr mir entschuldigung macht, daß Ewer schreiben zu lang ist. Verstehet Ihr daß eng- lische genung, umb last in den comedien zu nehmen können? Die frantzösche plenipotentier haben ihre pasports entpfangen, werden nun baldt weg. Gott gebe, daß es baldt einen gntten frieden geben möge! Den dnc de Schonberg grüst wider freündtlich von meinet- wegen undt ambrassirt seine kinder nndt Amelissel Man spürt hir nicht, daß man im camaval ist; den es ist kein entzig divertisse- ment bey hoff. Monsr le Dauphin ist mitt der printzes de Conti, die verwitibte, undt viel damens undt cavalier undt mein söhn nach Meudon, sich dar lustig zu machen. Monsieur ist heütte nach Paris, umb deßgleichen zu thun, ich aber sitze hir gantz allein undt habe vor die lange weill manlaffen feil. Daß ist alles, waß ich Euch, liebe Louisse, vor dießmahl sagen werde undt daß ich allezeit Euch undt Ewere geschwisterig von hertzen lieb behalten werde.

Elisabeth Charlotte.

47.

Paris den 4 Mertz 1697.

Hertzliebe Louisse, vor zwey tagen habe ich Ewern brieff vom 2 Februar st. v. zu recht entpfangen, andern tags aber eine zeitung erfahren, so mir woU von grundt meiner seelen leydt ist, nehmblicb daß der gutte ehrliche he. Max endtlich gestorben ist, undt weillen ich nicht zweyffle, daß dießer todt Euch undt Amelisse auch sehr zu hertzen gehen wirdt, alß versichere ich Euch bey den hiemitt, wie sehr ich Euch hirüber beklage. Es scheinet, alß wen Ihr schir nicht aufhören köntet, die zu verliehren, so Euch lieb undt ahngenehm sein. Wen. daß unglück einem einmahl überfeit, klet- terts ahn wie kletten, man wirdts nimmer loß; deßen habe ich auch leyder nur zu lange probe gethan, kan also diejenigen desto mehr betawern, so ich im selben standt sehe; weillen aber lenger hiräuff zu morallisiren weder Euch zum trost dinnen kan noch leyder nichts endern , so will ich weitter nichts hirvon sagen , son- dern nur auff Ewern brieff antwortten. Dießen werde ich Euch

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durch monsr Amirault schicken, Euch aher vorher noch bitten, madle de Malauze meinetwegen fretindtlich zu grüßen undt Ihr zu sagen, daß ihre stecknadellen einmahl ahnkommen sein. Ich habe aber den zettel nicht dabey gefunden, waß sie kosten; bitte also, sie wollen mir solches zu wißen thun, damitt ich es mitt danck be- zahlen möge. Alles ist woU abscheulich schelmisch hir im landt undt alles stielt; auff der doane haben* sie mir die helflFt von den stecknadellen gestollen, haben jedes papier halb abgerißen, es ist recht possirlich zu sehen. CaroUine s. paquet habe ich noch nicht entpfangen; den monsr Amyrault hatt es nicht schicken können, so lang alles gefroren geweßen. Ob ich schon dießen monsr Amyraut nicht kene, so halte ich doch viel auff ihn wegen seiner großen exactitude undt fleiß; er muß ein ehrlicher man Sein. Ihr habt woU recht, liebe Louisse, zu sagen, daß es etwaß rares ist, je- mandes zu finden in dießen zeitten, so nicht interessirt ist. Es ist noch viel rarer in Franckreich, alß in keinem ort von der weit; den wie sehr Tinterest hir regirt, ist nicht außzusprechen , aber es ist der Frantzoßen naturel; der krieg hatt sie gar nicht hirin verdor- ben. Es ist jetzt 11 tag, daß wir wider hir sein; kan mich also gar nicht berühmen, gesundt zu sein; heütte ist es etwaß abscheu- liches, wie ich huste; dran sterben werde ich woll nicht, aber man leydt viel ungemach dabey. Morgen werden wir, gott lob, wider weg undt nach Marly, wo mir die lufft gar gesundt ist, hoffe also, baldt beßer zu werden. Betterthel kan man hir nicht drincken; man hatt gar zu schlegt hier in Franckreich, es ist schlap undt so sewer, daß mans nicht drincken kan; den vor dießem habe ichs versuchen wollen. Ich erinerte mich noch gar woll, wie ich es zu Heydelberg getruncken hatte, aber, wie schon gesagt, es lest sich hir nicht trincken; zudem so ist mein husten kein rechter husten, sondern nur eine gesaltzene pituitte, so mir hir continuirlich vom haubt in den halß feit undt so husten macht. Man meint hir, daß die viellen caminen schuldig dran sein undt daß der rauch die lufft dick undt versaltzen macht. Hatt der duc de Schomberg den kein hauß auffs landt, da Ihr Euch auffhalten könt, weillen Euch die lufft von Londen zuwider ist? Habt acht, daß es Euch keine Im- pression macht, wie die arme Caroline s. 1 Worumb sagt Ihr: «mitt respect den schnupen> ? den nent man ja tiberall ohne fagon, wie auch alle kranckheiten außer den durchlauff.. Der srhnupen, hoffe

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ich, wirdt Euch daß haopt reinigen andt alles höße wegführen, ' wünsche es allezeit. Wie i<ih sehe, so hatt madle Pressenville gar recht gesprochen , der arme adel wirdt gar ühel hir in Franckreich gehalten; es jammert mich offt. Ihr sagt nicht, an welcher kranck- heit Ewer kleiner neuvea gestorben ist. Die pfaffen können nie ohne zanck bleiben; haben sie nicht gegen andere religioneq zu streitten, so dispnttiren sie unter einander, wie ich alle tage hir sehe. Ich halte es mitt dem, waß der gutte ehrliche oberster We- benheim mir alß pflegt zu sagen: «Es ist nur eine gutte undt rechte religion in der weit undt die kan sich in allerhandt religio- nen undt sprachen finden, nehmblich die von den ehrlichen leütten; den die seindt überall einer meinung undt weillen man nicht durch- auß ehrlich leben kan, man lebe dan nach den precepten von evangellion, also ist daß gar gewiß die rechte religion;« aber daß heüfflein darvon ist gar klein. Ich bin gantz persuadirt, daß mein tochter ein alt jungfergen bleiben wirdt, nach aller aparentz; Ewer könig wirdt woU die princes von Denemarck bekomen, der romische könig, bilde ich mir ein, die zweyte princes von Savoyen, der hert- zog von Lotheringen, deß keyßers dochter, also ist nichts mehr überig vor die meine. Die plenipotentiere seindt nun weg nach HoUandt. Waß sie außrichten werden, wirdt sich baldt weißen. Ich glaube nicht, daß mehr ein mensch in der weit kan gefunden [wer- den], so nicht eine große estime vor könig Wilhelm hatt; ich vor mein theil habe nie verhehlt, daß ich ihn estimire. Ich wünsche sehr, daß Carl Moritz je mehr undt mehr avanciren möge. Die reflection, so ihr über Ewer bruder gemacht, haben ma tante undt ich auch woll schon gar offt gethan. Es were mir woU ein rechter trost geweßen, wen der allmächtige mir undt unß allen unßern lieben Carllutz bette leben laßen. Carl Edewart habe ich weniger geliebet, weillen er nie kein vertrawen hatt zu mir haben wollen, haben die wortten so zu sagen mitt gewalt außpreßen müßen, wen ich mitt ihm gesprochen. Carllutz war woll nicht so, sondern hatt alß mitt. lust undt recht offenhertzig mitt mir gelebt, regrettire ihn auch all mein leben , kan nicht ohne threnen von im reden. Die andere zwey habe ich mein leben nicht gesehen, aber sehr loben hören. Wen Ihr ahn herr Ferdinand schreibt, bitte ich, ihü doch von meinetwegen zu grüben undt ihm von meinetwegen daß leydt zu klagen über den verlust von herr Max, wie auch ahn seine schwe-

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Stern. Amelisse ambrassire ich undt behalte Euch beyden von hertzen lieb.

Elisabeth Charlotte.

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Versaille den 17 Mertz 1697.

Hertzliebe Louisse, dießmahl werdet Ihr eine frische antwort bekommen; den hetltte morgen habe ich Ewern wehrten brieff vom 23 Feb. st. v. zu recht in madle de Malauze paquet ent- pfangen. Madie de Malauze habe ich nie hönisch noch spöttisch gesehen; ihr bäßgen aber kan dießes braff, wo ich gar nichts von halte. Die gutte madle de Malausse erzeigt mir eine solche freüde, daß ich ihr schreibe undt freündtlich zuspreche, daß ich recht tou- chirt davon bin. Auß meinem letzten brieff, so ich Euch durch monsr Amirault geschrieben, werdet Ihr ersehen haben, daß ich leyder deß gutten ehrlichen he. Max todt schon gewust habe, undt versichere Euch, daß er mir threnen gekost hatt; kan also leicht begreifen, wie es Euch muß zu hertzen gangen sein undt auch Amelisse, daß er Euch noch vor seinem endt geschrieben undt von Euch abscheydt genohmen; jammert mich von hertzen. Er ist doch glücklich geweßen, zu glauben können, daß er die gutte baß Amelie in jenner weit zu sehen bekommen könte; daß hatt ihm deß todes bitterkeit versüst. Ma tante schriebe mir einmahl, he. Max heu- rahte sich wider, weiUen er sich eingebildt, dieße zweyte gleiche der erste frawen. Ewer reflection ist woll war, daß ein freündt nach dem andern fortgeht. Wens einmahl ahngefangen hatt, kans nicht mehr aufhören. Ich habe dieße experientz leyder auch nur gar zu viel experimentirt undt gott weiß, waß ich noch täglich drüber entpfinde. Wie könt es möglich sein, daß wir alle I. G. deß churfürstens s. kinder änderst dencken können, alß daß wir alle unglücklich sein, da ja keines glücklich geworden ist! WeiUen unß gott so viel undt mancherley hertzenleydt zuschickt, so scheyndt es woll klar, daß er unß nicht lustig haben will; den es ist gegen der natur, unglücklich undt lustig zu sein. In der ersten jugendt undt wen man noch nicht recht reflectieren kan, könnte es woll geschehen, daß man noch in unglück lustig ist, wen man einen lu- stigen humor gehabt hatt; allein wen man in meinem alter k<^\s^7i^\.

Briefe der Prinzessin Elisabeth Charlotte. ^

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undt 80 viel außgestanden, den vergeht einem alle lust. Ander leütte, 80 noch unglücklicher sein, alß wir, können nicht trösten; den man kan noch förchten, auch in selbigen standt zu fallen. Mich deucht, daß nicht selber schuldig ahn seinem Unglück zu sein, ist desto schlegter trost, daß man noch, so zu sagen, eine Ungerech- tigkeit außstehet; sich aber in den willen gottes ergeben, ist eine andere sach undt die beste parthie. Ich habe gestern ein schreiben von ma tante vom 5 dießes monats hießigen stiel erhalten. Mich deucht, ma tante ist noch in sorgen vor oncle undt trawet dem beßer werden nicht. Daß setzt mich in sorgen; den ich bin ver- sichert, daß I. L. die sach gar genaw examiniren. Ich kan nicht begreiffen, wie freüllen Offen von vatter undt mutter seytten der fraw von Degenfeit stieffschwester sein kan. Explidrt mirs doch! den ich verstehe es gar nicht. Wie ich sehe, so seindt die großen herrn in Engellandt ebenso verquackelt, alß die hertzogen hir, deren kaum zwey sein, so 4 äugen erweißen können. In heü- rahten muß man sich selber examiniren, wie man meint, daß man ahm glücklichsten sein kan. Ich kan mir nicht einbilden, wie man Euch raugraffliche kinder vor reich halten kan, da man doch woll weiß, wie die Pfaltz leyder ist zugericht worden. Daß Ihr Euch nicht heürahten wolt, ohne offenhertzig herauß zu sagen, wie es mitt alles bestelt ist, finde ich sehr löblich. Es ist keine so lustige complexion, so nicht endtlich endert, wen daß unglück dawerhafft ist; kan also dem gutten ehrlichen h. Max s. kein unrecht geben, daß er trawerig geworden, noch Euch auch. Ich weiß nicht, ob Ihr Euch noch erinern könt, wie lustig ich in meiner jugendt geweßen; nun bin ichs gar nicht mehr, bin woll 6 wochen ohne lachen. Die made de Gouverne jamert mich von hertzen, ihre dochter noch zu beweinen; grüst sie von meinetwegen! Ich meinte nicht, daß musiq (außer etliche geigen, die acten zu unterscheiden) in den englischen commedien wehren. Die comedie ist, waß ich noch ahm liebsten von zeitverdreib habe. I. G. unßer herr vatter s. pflegte zu sagen, daß keine schönere comedien in der weit wehren, alß die eng- lische; hoffte also, daß sie Euch ein wenig verenderung geben wür- den. Die frantzösche plenipotentier seindt all lengst hir weg, aber so lang die englische nicht dazu kommen, habe ich schlegte hoff- nung vom frieden. Baldt wirdt man sehen, waß auß dießem allem wehren wirdt. Auß waß ich Euch auß Paris geschrieben, werdet

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Ihr, liebe Louisse, ersehen haben, daß mir Paris nicht beßer, alß ordinari, bekommen ist. Nun aber bin ich, gott lob, wider in vol- kommener gesundtheit; gehe morgen in eine lufft, welche mir gar gesundt ist, nehmblich nach Marly. Wir werden biß auff zukünff- tigen sambstag dort bleiben, den wider her;. biß donnerstag werden wir nach St Clou rutzhen, also immer auff undt ab undt seindt schir unßer leben keine 3 wochen ahn einem ort ; ist mir all eins, wo ich bin, wens nur nicht zu Paris ist. Ich wolte Euch gQrne noch lenger entreteniren , liebe Louisse, allein dieß ist schon der 5te brieff, so ich heütte schreibe, also schwindelt mir der kopff ein wenig; den ich habe eine starcke vissitte von Jungfer Catherin seyder 4 tagen, muß also wider meinen willen schließen; ambras- sife Euch undt Amelisse von hertzen undt werde Euch biß ahn mein endt lieb behalten.

Elisabeth Charlotte.

49.

A mad. Louisse, raugraffin zu Pfaltz, a London.

St Clou den 15 May 1697.

Hertzliebe Louisse, vor 8 tagen habe ich zwey von Ewern lieben brieffen auff einmahl entpfangen, vom 6 April st. v. undt vom ^Vae Mertz. Ich hette gern eher geantwortet, ist mir aber durchauß ohnmöglich gefahlen ; den ich entpfing Ewere schreiben eben, wie wir in kutzh steygen wolten, umb herzufahren. Wie ich herkamme, wäre meine schreibkist nicht ahnkommen, kämme so spät, daß ich nicht schrei- ben konte. Donnerstags war es mein schreibtag nach Hannover, wo ich so lange brieffe hin schreibe, daß ich hernach zu müde bin, weitter zu schreiben. Freitag führe ich ins port royal, bliebe aber nicht lang dortten ; den Monsieur , so im palais royal , hatte mir rendevous ins opera geben, fuhren auch erst dort weg, wie es zum endt war, kämmen umb halb 10 erst wider her. Sambstag fuhr ich umb 8 morgendts hir weg, 5 meil von hir den wolff zu jagen, kämme erst umb 5 wider; umb 6 ich zu nacht und fuhr her- nach mitt Monsieur spatziren. Sontags wars wider die post von Hannover undt muste auch in kirch, montags war die post von Sa- voyen undt kämmen viel leütte zu mir, unter andern die ^q(L-

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hertzogin von Florentz, daß hinterte mich wider; abendts bekam- men wir zeittung, daß meines sohns tochtergen anff den todt lege, seindt also gestern nach Paris ondt den gantzen tag dort geweßen. Monsieur hatt ihr von den englischen tropffen geben laßen, seyder- dem ist sie ein wenig wider beßer. Ich zweyffle noch, daß sie da- von kommen kan; den daß arme kint ist in einem gar eilenden standt, man hatt sie zu frühe endtwendt. Auß alles, waß ich Euch hie yerzehle, segt Ihr woll, liebe Louisse, daß ich Euch ohnmöglich eher, alß heütte, habe antwortten können; fange jetzt bey dem frischsten von Ewern brieffen ahn. Ich wolt, daß Ihr mir ein* wenig einen weittem bericht gethan bettet von der ceremoni, so Ihr zu Windsor gesehen; den solche sachen, so indifferent sein, helffen mir hir trefflich zur conversation , da ich offt große mühe habe, waß hervor zu sappeln. Man hatt woll recht, daß man sagt, daß man vor nichts schweren soUe, alß nahßen abbeyßen undt eUen- bogen küßen; den wer hette woll jemallen gedencken können, daß ich Euch auß Franckreich undt Ihr mir auß Engellandt schreiben würdet? Freyllich geht es wunderlich in der weit her. Ich weiß nicht, ob Ihr Euch noch der Jungfer Colbin erinert, so meine hoff- meisterin war; die pflegte alß zu sagen: «Es geht nirgendts wun- derlicher her, alß in der welt> undt hierin hatte sie groß recht. Ich bin fro, liebe Louisse, daß mein warhafftes mittleyden über den Verlust deß gutten ehrlichen herm Max Euch zu einigem trost gedint hatt. Ich kan nicht begreiffen, wie es leütte finden kan, so ihre gutte freunde nicht lieb behalten; den ich kan nie endern; wen ich einmahl freund bin, ist es vor mein leben, es seye dan, daß man gantz undt gar gege^ mir endere. Madie de Romy ist eben nicht abgeschmackt, aber sie ist falsch; daß ist ärger, alß ab- geschmackt. Madie de Malauze die ist auffrichtiger undt auch tugendthaffter, habe also allezeit mehr estime vor sie gehabt, alß vor ihre baß. ümb gottes willen, liebe Louisse, sagt mir doch nie, daß Ihr furcht, mir mitt Ewern brieffen beschwehrlich zu fallen! Den daß seindt complimenten, die mir unleydtlich sein. Ihr wist ja woll, daß ich gantz naturlich bin. Wehren mir Ewere brieffe nicht ahngenehm, so würde ich ja nicht sagen, daß sie mirs sein, würde auch nicht exact drauff antwortten, wie ich thue. Schreibt man dan nur ahn seine gutte freunde undt verwandten, umb etwaß ar- tiges undt lustiges daher zu machen? Ich meine, es seye viel mehr,

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nmb zu erweißen, daß man fleysig ahn sie denckt, nndt daß weil- len man nicht mündtlidi mitt ihnen reden kan, so erweist man doch den willen, sein yertrawen zu volführen, indem man änffs papir setzt, waß der mundt nicht sagen kan; alßo ist man lustig, müßen die brieffe lustig sein, ist man trawerig, deßgleichen, damitt unßere freunde part nehmen können in alles, waß unß betrifft. Wen Ihr wißen soltet, wie alles hir ist, solte es Euch gar kein wunder nehmen, daß ich nicht mehr lustig bin. Ein andere in meinem platz, so nicht so auß dem grundt lustig geweßen were, würde vielleicht vor kummer lengst gestorben sein; ich aber werde nur dick undt fett darvon. ^s ist nicht ohn, daß, wen ich daß glück hette, bey ma tante zu sein, so glaube idi, daß ich noch etlich mahl recht lustig würde sein können; aber hirzu sehe ich leyder gar keine möglichkeit. Hir habe ich wenig comerce, lebe gantz apart wie ein reichstättel, kan nicht sagen, daß ich über 4 freündinen in gantz Franckreich habe. Ma tante von Tarante hatte ich zwar sehr lieb, aber nichts in der weit geht mir über ma tante, die churfürstin. Oncle ist leyder noch nicht so woll, alß ich es wünschen mögte, undt so lang der Schwindel wehrt, wer[d]e ich nicht recht in ruhen vor I. L. gesundtheit sein. Diß compliment der entschuldigung, liebe Louisse, daß Ewer brieff confus geschrieben, war woll ohnnöhtig; den er war gar wöll geschrieben undt aprobire alles, außer die überflüßige complimenten ; damitt, bitte ich, ver- schondt meiner! den ich kan sie nicht vertragen; wen sie offt käm- men, würde es mir den Schwindel geben wie onde hatt. Amelisse undt den duc de Schonberg bitte ich vor ihr ahndencken zu danc- ken undt sie wider gar freündtlich von meinetwegen zu grüßen. Hirmitt ist Ewer letztes schreiben durchauß beantwort. Ich komme jetzt auff daß erste. Vom gutten ehrlichen herr Max will ich nichts mehr sagen, umb Eweren schmertzeu nicht zu verneüem. Alle Ewere gedult im unglück ist sehr tugendtsam undt loblich, aber schwer zu imittiren, liebe Louisse! Wolte gott, ich wüste waß, so Euch trösten könte, zu sagen! Allein ich weiß nichts änderst, alß part zu nehmen in alles, so Euch betrifft. Vor alle gutte wünsche, so Ihr mir thut, sage ich großen danck, liebe Louisse! Wen wün- schen waß helffen könte, würdet Ihr undt Ewere geschwisterig glücklicher sein; den daran laß ich es nicht fehlen. Madie de Ma- lose muß sich wegen der stecknadlen nicht chagriniren; den waß

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kan sie davor, waß man zn Paris anff der doane thnt? Ich hoffe, sie wirdt mir schreihen, waß sie gekost haben, wen sie mir die goutte d'Engleterre schicken wirdt, wommb ich sie bitte. Ich weiß nun, wo monsr Amyrauds stecknadelen hinkommen. Ich werde sie baldt haben, ohne daß sie auff die doane gehen; werde Euch alß- dan berichten, wie sie überkommen werden sein. Meine gesundt- [heit] ist nun nur gar zu perfect; ich werde so dick wie ein kügel- reütter undt gar keine menschliche figur schir mehr. Alleweill lest mich Monsieur hoUen, umb spatziren zu fahren ; kan also ohnmoglich dießen brieff so völlig wie den ersten beantwortten, diß nur noch in eyll sagen, daß waß Ihr mir von armen Carl Edewart s. ge- schrieben, mich dermaßen Vor ihn attandrirt undt gejamert hatt, daß mir die threnen drüber in den äugen kommen sein. Ahn Carl- lutz darff ich nicht dencken; den deßen todt habe ich noch nicht verschmertz[t]. Adieu! Man treibt mich, umb zu schließen; kan mein brieff nicht überleßen. Entschuldiget die fehler, liebe Louisse, undt glaubt, daß ich Euch von hertzen lieb behalte!

Elisabeth Charlotte.

50. A mad. Louise y raugraffiu zu Pfaltz, a Londeu. *

St Clou den 21 Juni 1697.

Hertzliebe Louisse, vor ein tag oder 14 habe ich Ewern lieben brieff vom "/21 May zu recht entpfangen, konte aber ohnmoglich drauff antwortten; den ich wäre noch nicht fix genung, mitt der lincken handt zu schreiben, undt dem freüUen von Rathsamshaussen die brieffe zu dictiren, were ein wenig beschwerlich, den sie orto- graffirt bludtsübel. Ihr werdet vieleicht gedencken, liebe Louisse, das dießes freüUens handt nicht schwehrer zu leßen, alß meine lincke würde gewest sein, undt das mag woU sein; allein ich denck, das heßliche schrifft vor heßliche schrifft Ihr doch lieber die mühe nehmen werdet, mein heßlich gekritzel zu erahten, alß eines andern seines; will Euch derowegen selber alles verzehlen undt meinen zustandt berichten. Es ist just heütte vier wochen, daß ich mitt monsr le Dauphin den wolff jagen wolte. Es hatte gerechnet undt

* Dieser brief ist, jedoch durchaus nicht unleserlich, mit der linken hand geschrieben.

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war gar glat. Wir hatten 2 stundt lang einen wolff gesucht nndt nichts gefunden, wolten derowegen in eine andere enceinte reitten, da man meinte, das der wolff hinkommen were. Wir gingen den gantz gemachen schrit, auff einmahl rent einer ongefehr bey mir, daß gibt meinem pferdt lost, anch zu renen. Es erhebt sich ein wenig undt mitt den hindern füßen kompt es auff daß naße graß; da glitschen ihm die beyde hinderfaß auff einmahl auß undt feit gantz gemach auff die rechte seitte, mein rechter ellenbogen findt just einen stein, damitt ginge mir der große knochen vom arm auß einander. Man suchte gleich deß königs balbirer, konte ihn aber nicht finden. Er hatte ein huffeyßen verlohren undt war in ein ander dorff geritten, sein pferdt beschlagen zu laßen. Ein bawer, so eben da war, sagte, daß zwey meil von dar ein gar geschickter balbirer were, so alle tag arm undt bein einrichtete. Wie ich hörte, daß er eine so große experientz hatte, setzte ich mich in calesch undt führe hin, litte große schmertzen unterwegens; so baldt er mir aber den arm wider eingericht hatte, fühlte ich gar keine schmertzen mehr, setzte mich derowegen wider in calesch undt führe im vollem drab her. Andern tags kämmen Monsieur undt meine balbirer die curiositet ahn, zu sehn, ob mein arm recht eingericht war (ich glaube, es mischte sich auch ein wenig neidt mitt unter, daß der bawer es so woU gemacht hatte), gehen undt machen dießen armen man weiß, das, wen er nicht gleich nach meinem arm sieht, könte der kalte brandt dazu schlagen. Der arme bawer lest sich von den bößen balbirer überreden, macht mir den arm loß, so 9 tag hette sollen verbunden bleiben, bewegen mir den arm hin undt her, verbinden mich so übel, daß man andern tags wider alles auff- machen muß , welches mir eine solche abscheuliche geschwulst auff die handt undt den arm gezogen, daß ich noch auff dieße stunde die faust nicht zu thun kan, noch die handt zum mundt führen; konte doch bey des thun, wie die verfluchte balbirer mir den ersten apareil abgethan hatten. Seyder gestern nimbt die geschwulst ein wenig ab, aber ahnstatt das, wen die balbirer meinen bawern betten gewehren laßen, ich jetzt gantz courirt würde geweßen sein, werde ich noch lenger, alß einen gantzen monat, in der verfluchten bal- birer bände sein müßen. Außer aber dießer geschwulst, so ich noch habe, bin ich im tiberigen in gar volkommener gesundtheit. Hirmit, liebe Louisse, wist Ihr nw^^^ perfect meinen zustandt.

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Ihr habt mir, liebe Lonisse, einen rechten gefallen gethan, zu be- richten, waß Ihr in Engellandt gesehen. Über die wunderliche commedie von Psiche habe ich recht lachen müßen. Schreibt mir, ob Ihr diß gekritzel recht habt leßen können! Danckt den duc de Schonberg von meinetwegen vor sein compliment, wie auch Amelisse, undt ambrassirt dieße von meinetwegen! Mein arme lincke potte ist müde, kan also nichts mehr sagen, liebe Louisse, alß daß in wel- chem standt ich auch sein mag, so werde ich doch, so lang ich lebe, Ettch von hertzen lieb behalten.

Elisabeth Charlotte.

P. S.

Auß was ich Euch im endt meines Schreibens gesagt, werdet Ihr, liebe Louisse, ersehen haben, das ich so woll Ewer schreiben vom 25 May v. st. zu recht entpfangen, alß daß vom "/«« May; ist mir recht leidt, das ich nicht völlig drauff andtwortten kan.

51.

A mad. Louisse, raugrävin zu Pfaltz.

St Clou den 19 Julli 1697.

Hertzliebe Louisse, vergangenen sontag abendts bin ich mitt. zwey von Ewern lieben brieffen erfrewet worden vom "/«s Juni undt vom 25 st. v., habe aber ohnmöglich eher, alß heütte, drauff andtwortten können; den weillen ich noch gar große schmertzen ahn meinem arm habe, kan ich ohnmöglich viel brieffe auff ein- mahl schreiben. Vergangenen montag war die post von Savoyen, dinstag kämme mein herr von Marly wider undt hatte den gantzen tag vissitten, alle envoyes kämmen zu mir, mittwogen war die post von Modene undt gestern die hannoverische, ist mir also kein tag alß heütte zu schreiben überblieben. Umb nicht zweymahl von einerley zu reden, will ich bey dem frischten brieff meine antwort ahnfangen. Ich wüste woll, daß ich nicht hübsch mitt der lincken handt schreiben konte; befliße mich also nur, es so zu madben, daß es leßlich sein konte. Freylich were es beßer geweßen, wen man den gutten bawem hette gewehren laßen, so were ich all lengst courirt; nun aber werde ich vielleicht all mein leben lahm

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bleiben; den die stärcke kompt nicht wieder undt fühle continnir- liche schmertzen. Wie man mir daß erste mahl den arm so unö- htiger weiß auffbundt, war der schmertzen so groß, daß, ob es zwar selbigen tag gar nicht warm war, schwitzte ich doch gar starck vor schmertzen; suma, die herren balbirer haben ihr mühtgen ahn mir gekühlt undt ich were es noch gar lang entpfinden. Die umbstän- den von meinem fall will ich Euch gar baldt sagen; wir waren 2 stundt gewest, ohne einen wolff zu finden, gingen den schrit, einen andern zu suchen; einer zu pferdt rent ohngefehr bey mir vorbey, daß gibt meinen pferdt ardeur, es will folgen; ich halte es ein, es will sich cabriren, ich laßen zügel schießen undt threhe die handt, umb weitter zu reitten. Mein pferdt war auff einer kleinen höhe mitt den hindern flißen auff daß naße graß, die zwey hinderfüß glitzschen dem pferdt auß, es feit sagte auff die rechte seytte, ich finde just einen stein, worauff mein ellenbogen mitt der schpitze kompt, daß verengt mir den großen knochen undt setzt mir ihn mitten im arm. Man sucht deß königs balbirer, den arm wider einzurichten; selbigen fnnde man nicht, den er hatte ein huffeißen verlohren, war weit in ein dorff geritten, sein pferdt beschlagen zu laßen. Ein bawer sagt mir, sie hetten in seinem dorff ein balbirer, so die arm woll einrichte. Ich fuhr hin; in der that, dießer bawer richtet mein arm gar woll ein undt were in 14 tagen geheyllet ge- weßen, wen die hoffbalbirer ihre kunst nicht ahn mir versucht het- ten, wovon ich glaube, daß ich lahm bleiben werde. Daß eintzig, daß mich nur noch tröst, ist, daß ich die finger genung rühren kan, umb die feder zu halten undt zu schreiben; habe also nicht von nöhten, mich einiger andern handt zu gebrauchen. Weillen ich glaube, daß Ihr nun in Hollandt sein werdet, so werde ich dießen brieff ahn mr Amirault schicken. Mich wirdt sehr verlangen, zu vernehmen, daß Ihr glücklich in Hollandt werdet ahngekommen sein; den daß meer ist ein ellement, von welchem ich gar nichts halte. Seekranck sein, geht woll hin; den wen man zu landt ist, wirdt man nur desto gesundter hernach; aber stürm außzustehen undt nicht sicher zu sein, mitt dem leben davon zu kommen, daß ist etwaß heßliches. Ihr undt Amelisse, liebe Louisse, werdet alß gereiste leütte viel verzehlen können, wen Ihr wider in Tetitsch- landt sein werdet. Der printz undt die princes von Denemarck reißen sie nach Ronebridge wegen ihre gesundtheit undt umb in

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der that den sawerbranen zu drincken oder nur vor divertissement, wie man in Teütschlandt thut? Daß Euch daß Teütschlandt noch über andere länder geht, liebe Louisse, ist gar naturlich; waß man gewohnt, gefeit einem immer beßer, alß waß frembt ist, undt daß vatterlandt steht unß Teütschen allezeit ahm besten ahn. Amelisse ambrassirt von meinetwegen! Hirmitt ist Ewer letztes schreiben durchauß beantwortet, liebe Louisse ! ich komme jetzt auf daß erste vom "/s8 Juni. Ich sage nichts mehr über daß Ihr Euch eingebildt, eher von Londen zu ziehen, weillen ich schon weiß, daß es noch nicht geschehen, alß Ihr mir den 25 st. v. geschrieben. Ich habe schon gesagt auch, daß ich dießen brieff ahn monsr Amirault adressiren wolle. So baldt Ihr mir von Franckfort auß werdet ge- schrieben haben, wirdt meine antwort nach Hannover geschickt wer- den, will aber auch mitt einem einen andern brieff ahn Euch schreiben undt über geraden weg nach Franckfort schicken; wir wer- den alßdan [sehen] , welcher von beyden brieffen ahn geschwinsten ahnkommen wirdt, undt alßden dießen weg behalten. Von meinem arm werde ich weitter nichts sagen ; den ich habe schon volligen nachricht davon geben. Madie de Malauze deucht mir in ihren brieffen recht betrübt zu sein , Ewere geselschafft zu verliehren. Es ist mir recht lieb, daß Ihr so content von einander seydt undt ich Euch also keine böße kundtschafft geben habe. Ich bin versichert, daß es Euch gantz wirdt attandrirt l^aben, Ewere neuveus undt niesen zu quittiren. Meledy Straffort kene ich gar wenig, habe sie nur zwey oder 3 mahl gesehen, habe sie aber von die, so sie kenen, sehr estimiren hören; solle gar gotsförchtig sein. So ein man, me sie gehabt, were woU vor Euch andern zu wünschen. Es ist ein schlim zeichen vor die lander, wo man fragt, ob die, so sie heürahten können, reich sein; den daß weist, daß man w^nig nach tugendt fragt. Ich glaube, daß Engellandt nicht der eintzige ort ist, wo böße eben undt wunderliche männer sein; wer die nicht finden will, müste die weit räumen, undt wer lust zu heürahten hette, müste mich nicht consultiren; den ich bin nie vor den ehe- standt. Ich wünsche, daß gott der allmachtige, liebe Louisse, vor Euch undt Amellisse möge vorsehen haben, waß zu Ewer beyder- seits volkommenen glück undt vergnügen gereichen möge; ich aber werde jederzeit meine freündtschafft noch s^ection vor Euch be- hüten, wie es so woU die estime, so ich vor Euch habe, alß auch

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daß geblüdte erfordert; könt also, so lang ich lebe, auff meine &eündtschafift bawen.

Elisabeth Charlotte.

52. A mad. Louisse, raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort.

St Clou den 4 September 1697.

Hertzliebe Louisse, vergangenen freitag zu Marly umb 9 abendts habe ich Ewer schreiben vom Vit Augusti zu recht in ma tante pa- quet entpfangen, aber ohnmöglich die sontagspost drauff antwortten können, weillen ich selbigen tag einen gar großen [brief] ahn ma tante, die fraw churftirstin, undt noch einen ahn ma tante, die fraw ab- tißin von Maubisson, zu schreiben gehabt habe undt noch einen noht- wendig nach Paris, undt wen ich zu viel mitt meiner rechten handt schreibe, welche noch niatt ist, thut es mir hernach wehe im arm; habe also ohnmöglich ahn Etlch schreiben können eher, alß nun. Ist mir lieb, zu vernehmen, daß Ihr einmahl wider glücklich zu Franck- fort ahngelangt sejdt Mons. Amyrault hatt mir geschrieben, wie es mitt meinem paquet gangen ist. Ich kan mir leicht einbilden, daß bey Ewer ahnkunfft alle Ewere gutte freunde zu Franckforlgn nicht w;erden manquirt haben, zu Euch zu kommen. Es ist ml^' leydt auff alle weiß, daß Ihr nicht lenger habt im Haag bleiben können. Ich erinere mich deß Haags noch gar perfect undt habe es allezeit einen gar^ ahngenehmen ort gefunden. Den vorwitz. Reis- sewick mitt den plenipotentier zu sehen, bette ich auch woU gehabt. Gott gebe, daß sie einen gutten undt beständigen frieden außwirc- ken mögen! Ewere neuveus undt niege dauern mich recht, so be- trübt bey Ewerm abschidt geweßen zu sein, undt noch viel mehr, daß sie in eines so wunderlichen vatters handt verbleiben. Es würde mir gar nicht beschwerlich gefallen sein, wen Ihr, liebe Louisse, mir die umbständt berichtet bettet von Ewer dortiges leben. Daß er gar wunderlich ist, weiß ich lengst; sein eigener bruder, graff Carl s., hatt mir es gesagt. Ich meinte aber, daß dießes nur seiner gemahlin, aber nicht seinen geschweyen ahngehen könte. Es ist woU war, daß der ledige standt der beste ist, undt der beste man deucht den teüffel nicht. Amelisse reflectionen habeq

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mich von hertzen lachen machen undt die wehren woll gutt, wen e8 hey unß stünde, nicht geheüraht zu werden, undt Wir unßern freyen willen hetten; allein ich bin persuadirt, daß alles destin ist undt es gar nicht bey unß stehet, zu thun, waß man gerne wolte. Liebe in den ehestandt ist die mode gar nicht mehr; die einander recht lieb haben, passiren vor ridicuUe. Die catholischen hir laßen den hettraht in ihrem cathegisemus vor ein sacrement passiren, in der that aber leben sie mitt ihre weiber wie die, so nicht glauben, daß es ein sacrement seye, undt noch waß ärger; nichts wirdt mehr aprobirt, alß daß die mäner galanterien haben undt ihre weiber verachten. Aber umb nicht zu weit in dießem text zu kommen, so will ich lieber von meinem arm sprechen; meine handt ist noch schwach undt leyde täglich schmertzen in der axsel, kan auch den arm nicht auff den rucken legen noch herumb trehen, jedoch so verspricht man mir, daß ich werde mitt der zeit courirt werden undt nicht lahm bleiben; ich aber zweyffle dran undt furcht sehr, daß ich all mein leben bleiben werde, wie ich nun bin. Solte auch mein leben drauff bestehen, würde man mich woll nicht in ein badt außer dießes königreich reißen laßen, undt über daß so seindt noch viel bäder hir in Franckreich, so gutt sein; dgirff mich also gar nicht flattiren, daß man mich in Teütschlandt reißen ließe. Barege dt Bourbonne seindt die bäder, so man hir zu lande braucht, fürchte, daß es sich schicken könte, daß ich woll madle de Ma- lauze eher, alß Euch, zu sehen bekommen konte; zum exempel wen durch den frieden geschloßen würde, daß freyheit der religion in Franckreich were, würde alßden madle de Malauze nicht wider- kommen, da ist woll nicht ahn zu zweyfflen; aber wie wir einander einsmahl widersehen könten., were, wen mein dochter in Teütsch- landt oder Lotheringen würde verheüraht werden undt ich sie be- suchen solte; alßden könte ich Euch rendevous geben. Daß würde mir ein rechte freüde undt trost sein, wen ich Euch undt Amelis ambrassiren könte undt mündtlich versichern, daß ich Euch von hertzen lieb habe.

Elisabeth Charlotte,

^hi

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53.

A mad. Louisse, raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Fontainebleau den 9 October 1697.

Hertzliebe Louisse, vergangenen sontag habe ich Ei/ver schrei- ben vom "/jT September in ma tante paquet gefunden, bedancke Euch sehr vor daß mitleyden, so Ihr mir vor meinen boßen arm bezeuget. Seyder ich ein öhl drauff schmire, so man mir auß Ital- lien undt von Florentz geschickt, ist mein arm ohne vergleichung beßer. Freylich hatte mich nichts änderst verdorben, alß die bal- birer hir. Ich fange doch nun ahn, zu hoffen, daß ich nicht lahm bleiben werde. (Jestem habe ich ein wenig versudien woUen, ob ich daß reitten nicht vergeßen; es kämme aber ein so abscheulicher regen, daß ich kaum eine halbe stundt zu pferdt sein konte. Daß schreiben incommodirt mich gantz undt gar nicht ; den ich fdhle gar keine schmertzen in der handt, sondern nur in der axel, wo ich keinen schaden gehabt; kompt nur, daß die balbirer mir den arm verkält haben; werde also selber auff Ewern lieben brieff antwortten. So lang man lebt, muß man nicht verzweyfflen, einander widerzu- sehen; den es kan sich hundertley zutragen, daß es geschehen könte. Ich glaub, Ihr spottet meiner, wen Ihr von Ewerm alter sprecht, liebe Louisse! Habt Ihr den vergeßen, daß ich 10 jähr älter bin, alß Ihr? Seydt, also ein kint bey mir zu rechnen. Ich würde allezeit eine große freüde haben, Euch zu sehen undt von allem zufrieden seyn, wen Ihr nur, wen wir einander sehen solten, mir keine complimenten machtet undt frey undt offenhertzig mitt mir umbgeht; daß were alles, waß ich ahn Euch undt Amelise wünsche, ünßer lieber ehrlicher Carllutz s. (welchen ich noch re- gretire undt offt beweine) hatt es so mitt mir gemacht; drumb habe ich ihn auch noch in seinem todt lieb. Mein glück in dießem leben ist eben nicht so unermeßen, daß ich die unglücklichen vor abge- schmackt halten solle; nein, liebe Louisse, nein, ich weiß, waß Unglück ist, kan also mehr mittleyden mitt unglückliche haben, alß ein anders, insonderheit wen sie mir so nahe zugehören wie Ihr. Nichts stehet in unßer gewalt, wir seindt alle einem verhengnuß unterworffen; also ist es zwar woll gethan, zu suchen, sich in Un- glück zu faßen, allein es geschieht nur, waß gott der allmächtige

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unß all lengst vorsehen hatt. Von hir kan ich nicht viel neues sagen. Daß der frieden zwischen Engellandt, Holland! undt Spa- nien geschloßen, werdet Ihr schon wißen. Man meint, daß der mitt dem keyßer undt reich baldt folgen werde. Daß ist alles, waß ich vor dißmahl sagen kan, undt daß ich Euch, liebe Louisse, undt Ewere geschwisterig von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

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54.

A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Paris den 10 November 1697.

Hertzallerliebe Louisse, vergangen freitag habe ich Ewern lieben brieff in ma tante paquet gefunden, vom *Vs6 October. Mein arm ist nun so weit wider woU, daß ich ihn zwar wider regen kan undt threhen wie den andern, allein wo mir die balbirer den arm so verkält haben, alß nehmblich oben in der axel, habe ich noch einen wettercallender; insonderheit wen es regnen will, so laßen sich noch ein wenig schmertzen entpfinden, aber sonsten thut er mir gar nicht mehr wehe. Ich hoffe, daß das florentinische öhl, so mir bißher so woU bekommen, mich femer couriren wirdt. Nun es überal frieden ist, könt es sich gar woll zutragen, daß wir ein- ander wider zu sehen bekommen könten. Man muß nie die hoffnung verliehren. Wen in der that solte war wehren, waß vor ein par monat in geschrey gangen, nehmblich daß mein tochter hertzogin von Lotheringen werden solte, so könte es sich ja leicht zutragen, daß wir einander rendevous zu Nancy geben könten; zweyffele gar nicht, liebe Louisse, daß Ihr, Amellisse undt ich gar woll mitt ein- ander zu recht kommen würden. Ihr werdet nun albereits erfahren haben, wie daß der frieden mitt dem keyßer undt reich nun auch geschloßen undt unterschrieben ist. Es muß ein sonderliche vermal- ledeyung auff den generalfrieden sein, daß er schir nirgendts mitt freüden ahngenohmen wirdt, ob er zwar schon so gar lang ist ge- wtinschet worden; den der pöpel zu Paris hatt sich auch nicht drü- ber erfrewen wollen, man hatt sie schir dazu zwingen müßen. So baldt glaube ich nicht, daß der krieg wider ahngehen wirdt. In Poln, glaube ich, wirdt auch kein großer krieg werden; den man sagt, daß es nicht woll dortten vor unßem printz de Conti gehe,

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I. L. mögten woU baldt wider herkommen, worin ich I. L. vor glückseeliger sehatzen würde, alß wen er könig in Poln würde; den es ist ein schmatzig nndt wildt landt nndt die große herren gar zu interessirt. Wir haben den churfürsten von Saxsen zwey jähr lang hir gehabt, kene also seine stärcke woU, allein es ist wunderlich, daß man davon in den zeittungen spricht. Man könte nicht so viel von printz de Conti sagen; den ob er zwar länger von person, alß der churftirst ist, ist er doch gar schwach. Ich glaube nicht, daß es dazu kommen wirdt, daß Carl Moritz in Poln muß; die sach wirdt sich eher schlichten. Ich werde ordre ertheyllen wegen der contre- faitten. Warumb habt Ihr mich nicht eher dran gemant? Ich ge- stehe, daß ich es gantz undt gar vergeßen hatte. Nun es überall frieden, wirdt keine difficultet mehr sein, wie ich glaube, die con- trefaitten nach Franckfort zu bringen, wen es gleich nicht durch den graffen von Hannaw ginge. Ich glaube auch, daß ich hinfüro meine brieffe nur geraht nach Franckfort werde schicken können undt daß sie geschwinder gehen werden. Versucht es undt schreibt mir ein brieff auff die post! undt ich werde drauff andtwortten; alßden werden wir sehen, ob es geschwinder gehen wirdt, alß über Han- nover, undt werden unß darnach richten können. Wie ich sehe, so liebt Ihr daß spiellen eben so wenig alß ich. Lombre ist sehr a la mode hir; man spilt nichts alß landsknecht undt lombre hir im landt. Daß dantzeh ist waß rarers; glaube aber, daß es wider auffkommen wirdt; den die zukünfiftige duchesse de Bourgogne dantzt über die maßen woll. Man kan woU bey dem bal sein ohne dantzen. Schreibt mir doch, liebe Louisse, wie der hertzog von Lotheringen außsicht undt waß vor einen humor er hatt! Ihr sagt zwar, daß er viel gedantzt hatt, aber nicht, ob er woll dantzt undt gutte minen hatt. Der cavalier, so die blinde kühe proponirt, bin ich versichert, ist nicht der von der compagnie, so daß schlimbste gemühte hatt, muß von unßem zeitten sein; den zu unßer zeit spilte man lang spieiger. Etlich mahl seindt avanturen, so diver- tiren, ob man schon die leütte nicht kent; drumb schreibt mir nur fort, waß newes vorgeht! Die große mode hir nun ist, einen star- cken husten zu haben; ich bin 8 tag hart dran fest geweßen, habe nicht auß der cammer gekönt, Monsieur hatt es nun auch. Mir war es kein wunder; den hir zu Paris kan ich nie gesundt sein, habe daß exempel seyder 26 jähren. Aber man rufft mir in dießem au.-

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genblick, vmb in die kirch zu gehen; den es ist sontag heütte. Nach der Mrch werden wir monsienr le Dauphin hir haben, so mitt unß zu mittag eßen kompt, wirdt hernach landsknecht spiellen undt abendts werden wir alle mitt einander ins opera. Daß, so man jetzt spilt, ist zwar nur ein balet, aber recht artig. Es heißt L'Europe galante. Man erweist drin, wie die Frantzoßen, Spanier, Ittalliener undt Turquen amour machen; der nationen humor ist aber so per- fect drin observirt, daß es recht possirlich ist. Adieu, liebe Louisse! Ich ambrassire Euch sambt Carl Moritz undt Amelisse von hertzen undt versichere Euch, daß ich Euch von hertzen lieb be- halte.

Elisabeth Charlotte.

55. A mad. Louise, raugräfin zu Pfaltz, a Franckfort.

Yersaille den 5 Dezember 1697.

Hertzliebe Louisse, gestern habe ich in ma tante paquet Ewer schreiben vom V»» November gefunden, aber waß mir ma tante von ondes leyder so gar eilenden zustandt beriebt, macht mich fürchten, daß I. L. noch nicht recht außer gefahr sein, undt daß setzt mich in rechten sorgen. Zu Ewerm wünsch vor oncle undt tante sage ich woU von grundt meiner seelen amen. Nach allem ahnsehen wirdt der frieden nirgendts große freüde erwecken. Wen wünschen waß helfen könte, würde alles woU änderst hergehen, alß man nun sieht. Ich weiß nicht, ob es nicht beßer vor mich undt vor meinem söhn were, daß er noch einige campagne thun könte; den diß landt ist greulich verführisch vor junge leütte undt sie er- werben mehr ehre im krieg, alß hir nichts zu thun, alß herumb zu schlendern undt zu desbauchiren , wozu, unter unß gerett, mein söhn nur gar zu viel inclination hatt, undt meint, weillen er nur die weiber lieb hatt undt nicht von der andern desbauchen ist, so jetzt gemeiner hir ist, alß in Ittallien, so meint er, man solle ihn noch dazu loben undt danck wißen; mir aber steht sein leben gar nicht ahn. So baldt ich Ewer schreiben gestern entpfangen, bin ich gleich bey Monsieur zu raht gangen, umb zu sehen, ob nichts bey S. M. dem könig zu erhalten seye. Er hatt mir aber leyder blat herauß gesagt, daß es der könig nicht thun würde; den er

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woU von kein dedomagement sprechen hören, hatt auch seinen am- bassadeurs befohlen, ehe den frieden zu brechen, alß von einig de- domagement «zu reden hören, darffe also jetzt nichts davon reden; allein schickt mir ein frantzösch memoire mitt größerm detail, alß diß teütsche ist, von Ewern pretentionen ! Daß will ich behalten undt wen ich den könig einmabl in guttem humor finden werde, will ich ihm in lachen sagen, er solte mir woll wider restutieren [? restituieren], waß er meinen armen raugraffinen geschadt hette, undt ihm daß memoire weißen. Wer weiß, ob daß nicht waß nutzen wirdt? Waß Monsieur ahnbelangt, so habe ich ihm blat herauß [gesagt] , daß er Euch noch schuldig seye. Er sagt, ich solle ihm ein memoire geben, er wolle es examiniren; werde also ein extrait auß Ewerm zettel ziehen undt solches I. L. geben undt es starck ahm cantzler undt meines herm rähte recommandiren. Daß ist alles, liebe Louisse, waß ich bey der sachen thun kan. Wolte gott, alles stünde bey mir! so würdet Ihr baldt in alles ein völlig vergnügen haben; den seydt versichert, daß ich nie meine Interesse Ewer freündtschafft vorziehen werde! Die unßer armes vatterlandt so lange jähren ein- gehabt, haben sich woll dabey befunden; drumb wollen sie nichts wider davon geben von dem, so sie gezogen haben. Ich allezeit habe keinen heller davon bekommen; waß Monsieur auch in mei- nem nahmen bekommen, da werde ich auch wenig von zu sehen be- kommen. So seindt die frantzösche heüraht; die mäner seindt alle- zeit herr undt meister über alles, waß ihre weiber gehört; ich bins gewahr worden. Daß memoire, so Ihr mir auff frantzösch schicken werdt, muß sich ahn den könig adressiren undt gar respectueux geschrieben sein, aber es muß expresse drin stehen, daß Ihr nichts von dem Ewerigen genoßen, so lang der könig die Pfaltz gehabt hatt. Schickt mir es, so baldt möglich sein wirdt! Mich deucht, es were auch nicht übel gethan, die ambassadeurs im Haag drüber zu sondiren, damitt die sach dem könig nicht zu neue vorkommen möge, wen ich I. M. davon sprechen werde. Daß ist alles, waß ich Euch vor dißmahl Sagen kan; ambrassire Carl Moritz undt Amelis undt behalte Euch alle 3 allezeit sehr lieb.

Elisabeth Charlotte.

Briefe der Prinzetisin Elisabeth Charlotte.

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56. A mad. Loiiise, raugräffin zu Pfaltz, a Franckfort

Marlj den 4 Februari 1698.

Hertzallerliebe Louisse, ich bitte Euch taußendtmahl umb ver- zeyung, daß ich noch bißher auff keines von Ewern lieben andt ahngenehmen schreiben geantwortet habe, ob ich zwar deren 4 nach einander gar woU entpfangen andt gar richtig überkommen sein. Es ist eben, alß wen der teüffel sein spiel mitt gehabt bette; den keine woche ist vergangen, daß ich mich nicht sambstags undt mitt- wogs (welches die tage sein, so man nach Franckfort schreibt) nie- dergesetzt habe, umb Euch zu antwortten, ist mir aber allemahl waß darzwischen kommen, so mich dran verhindert hatt; schäme mich recht drüber. Ich habe eine zeit hero andt seyder daß meiner dochter heüraht mitt dem hertzog von Lotheringen g^schloßen ist, so viel leütte taglich gehabt, so gekommen, amb glück zu wün- schen, daß ich schir gar keine augenblick vor mich selbsten habe haben können. Nun aber alle diß gethuns vorbey, verspreche, hin- füro viel fleißiger zu sein. Ihr könt woU gedencken, liebe Louisse, daß es mir ohnmöglich feit, dießen abendt auf Ewere 4 liebe brieffe zu antwortten; will nur vom nöhtigsten sprechen. Ahn Monsieur habe ich, so baldt ich daß memorial entpfangen, I. L. überreichen wollen; er hatt mir aber befohlen, solches zu verwahren, biß er mitt seinen rähten raht halten würde, umb gleich eine decissive antwort zu geben können. Der raht ist noch nicht gehalten wor- den, drumb kan ich hirauff noch nichts antwortten. Waß daß kö- nigs memorial ahnlangt , so will ich solches erst überreichen , wen monsr Spanheim hir wirdt sein, weillen ma tante mir geschrieben, daß selbiger ordre von seinem churfürsten hatt, vor Euch zu spre- chen, undt daß ist gar gutt; den bir thut man nichts vor nie- mandes auß generositet, sondern nur, wen jemandes vor einem spricht, so sie hir von nöhten haben, undt weillen sie dem chur- fürsten von Brandenburg nun von nöhten haben, so hofife ich viel von seiner vorsprach vor Euch andern, will also in selbiger zeit Ewer memorial dem könig pressentiren ; es ist nicht unrecht ge- schrieben. Es wirdt nicht lang ahnstehen, daß Spanheim hir wirdt sein; den man erwart ihn alle tage. Wen wünschen waß helffen könte, würdet Ihr gar gewiß völlig contentement vom könig undt

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Monsieur bekommen; den ich wünsche es von grnndt meiner seelen. Es fehlt nichts in Monsr memoria!, alß ein r bey einem altesse, umb altesse royale zu machen; aber seydt in keinen sorgen deß- wegen! Ich will es schon dazu setzen. Seydt auch in keinen äng- sten, daß der könig mich abschlagen! Undt wen er es schon thete, so wäre doch diß so keine große sache; ich bin schon ahn alles ge- wont hir undt nehme nichts mehr frembt. Aber könte es reussiren, würde es mir gar eine große freüde sein, dazu geholffen zu haben; werde also mein bestes dabey thun. Daß ist alles, waß ich auff Ewer schreiben vom Vi« J&i^- sagen werde. Ich komme jetzt au£f daß, so ich gestern abendts entpfangen vom 15 Jan. st. v. Der fraw von Bernstein macht meine entschuldigung! Ich kan ihr ohnmöglich dießen abendts antwortten; den ersten brieff aber, welchen ich Euch, liebe Louisse, nach dießem schreiben werde, da wirdt ihre antwort bey sein. Die glückwünschung vor meiner dochter heüraht kompt gar apropo, bin Euch sehr davor verobligirt. Unter unß gerett, weillen ich viel einen schlimmem heüraht vor mein tochter zu förchten, keinen aber beßer zu hoffen hatte, so ist mir dießer sehr ahn^enehm. Man hatt mir deß hertzogen humor sehr gelobt undt mein tochter wirdt nicht so weit weg, daß ich nicht hoffen könte, sie wider zu sehen, undt daß ist doch noch ein trost, wen man sich scheyden muß. Ihr habt mir letztmahl einen rechten ge- fallen gethan, die Franckforter gazet zu schicken. Ich bitte, liebe Louisse, schickt mir sie doch alle woche! Es ist nun zeit, daß ich nüber zu der geselschafft muß, wolte warhafftig lieber fortschreiben undt auff Ewere andere beyde schreiben auch antwortten; den daß spiellen sehen divertirt mich nicht; den ich liebe daß spiellen gar nicht mehr, die spieler seindt verdrießlich. Adieu! Ich muß wider meinen willen enden undt vor dießmahl nichts mehr sagen, alß daß ich Euch, Louisse, Amelisse undt Carl Moritz hirmitt von hertzen ambrassire undt Euch allezeit von hertzen lieb behalten werde.

Elisabeth Charlotte.

57. A mad. Louisse , raugräffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Versaille den 12 Mertz 1698. Hertzallerliebe Louisse, wie ich eben auß der predig kommen

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andt mich hieher setzte, nmb Eficb zn schreiben, entpfange ich Ewer liebes schreiben vom 22 Februar 4 Mertz, werde also bey dießem letztem meinen brieff ahnfangen. Es ist war, daß ich zu Paris gar übel geweßen ahn einer miltzcoliq, welche gar starck wäre; monsr Polier aber, den Ihr woll kent, hatt mir eine essence eingeben, so mich unten undt über sich hatt gehen machen eine gantz grüne galle; dadurch bin ich gantz geneßen. Zu Paris kan ich ohnmög- lieh sein, ohne kranck werden. Zu allem glück habe ich dieße starcke evacuation etlich tage bekommen, ehe ich die trawerige zeittung von oncles absterben bekommen; ich glaube, daß, wen mich die betrübt- nuß in der zeit bette ahngestoßen, so bette ich bersten müßen. So lang alß ich zu Paris geweßen, habe ich immer gekränkelt; so baldt ich aber wider dort weg, ist es mir wider woll worden undt bin nun, gott sey danck, in gutter gesundtheit; sage Euch, liebe Louisse, großen danck vor die vorsorg, so Ihr mir bezeugt. Die kälte ist seyder ein tag 14 nicht mehr hir undt wir haben daß schönste Wetter von der weit gehabt; habe es mir zu Marly sehr zu nutz gemacht undt meine trawerige gedancken viel zu fuß undt zu pferdt spatzirt, aber bin nie mitt dem könig außgefahren, alß gestern. Da habe ich die zeit nicht manquirt undt vor Euch gesprochen, auch Ewer memorial überreicht, aber keine andere antwort vom könig bekommen, alß: «Je vaires.» Monsr Spauheim werde ich zu wißen thun , daß daß memorial überreicht ist , damitt er auch jetzt vor Euch spricht, wie er es ordre hatt. Waß Monsieur ahnbelangt, so glaube, daß Ihr mehr contentement von dießer Sachen entpfangen werdet, alß vom könig; ich habe ahn alle rahte vor Euch solicitirt, der cantzeller ist schon gantz vor Euch undt Monsieur sehr woll disponirt. ^ Ich werde suchen, die andern, alß den surindenten undt secretari, auch auff unßere seydte zu bekommen; bey mir soll es nicht liegen, daß Ewere sache nicht woll von statten gehe. Waß ahnlangt, daß Ihr mir schreibt, daß jemandes zu Paris Euch offrirt undt volmacht begehrt, Ewere sach zu solicittiren, so bitt ich Euch, schreibt mir, wer es ist! Den man muß gar genaw acht nehmen, wen ein Frantzos Tempresses macht; den unter unß gesagt, es seindt gefahrlich leütte. Schreibt mir dan geschwindt, wer es ist! 60 will ich baldt sehen, ob es jemandes ist, dem Ihr trawen könt. Unterdeßen aber seydt versichert, daß ich keine zeit in Ewere sache verliehre, undt so baldt wir zu St Clou sein werden, wo wir ZQ künff-

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tigen dinstag hin werden, alwo ich alle den gantzen raht wider bey- sammen finden werde (den her kompt er nicht), so werde ich Euch possitivement die conclussion berichten. Ewer compliment andt ent- schnldignng, mir abermahlen von Ewer sach zu sprechen, ist ohn- nohtig. Waß mich von ma tante zastandt angstert, ist, daß I. L. nicht schlaffen können. Gott der allmächtige woll unß ma tante gnedig erhalten! Diß nnglück, sie zu verliehren, were nicht außzu- stehen. Daß die fürstin von Ostfrießlandt bey ma tante ist, er- frewet mich; den die wirdt doch noch distraction geben. Vor die überschickte zeittung dancke ich sehr; daß wirdt mich dießen abendt im apartement amassiren. Dieß ist alles, waß ich Euch auff dießen letzten brieff sagen werde. Ich komme jetzt anff die zwey vom ^Vs Februar, dancke Euch sehr, liebe Looisse, daß Ihr mir erweist, wie sehr Ihr part in meine leyder nur gar zu rechtmäßige betrübtnuß genehmen über meines lieben oncles s. absterben; muß gestehen, daß es mich woll von grundt der seelen betrübet hatt, undt ob oncles ellendiges leben zwar trösten solte, daß I. L. auß dießer quäl sein, so habe ich doch große mühe, mich drin zu er- geben. Ich tuh, waß ich kan, mir dießes auß dem sin zu schlagen, aber es ligt mir noch schwer auff dem hertzen. Vor alle gutte wünsche, so Ihr mir, liebe Louisse, thut, dancke ich Euch sehr. Ich mögte von hertzen gern ferners noch antwortten auff waß Ihr mir in Ewer zweytes vom "/s schreibt, allein man rufft mich, umb in daß träwerige apartement zu gehen; muß derowegen in großer eyll wider meinen willen schließen undt nichts mehr sagen, alß das ich Euch undt Amilisse von hertzen ambrassire undt Euch recht

lieb behalte.

Elisabeth Charlotte. P. S.

Entschuldigt die fehler von meinem brieff! den ich habe ohn- moglich der zeit, in zu leßen undt zu corigiren. Ihr werdet, liebe Louisse, woll bey nahem erahten, waß ich sagen will. Ich schicke hirbey die antwort ahn die fraw von Bernstein.

58. A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Franckfort.

St Clou den 26 Mertz 1698. Vergangen moijtag habe ich Ewer liebes schreiben, hertzliebe

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Lonisse, vom Vn Mertz zn recht entpfangen imdt in dießem äugen- blick entpfange ich daß vom Vis, habe auß dem ersten mitt schrec- ken gesehen, daß die arme Amelisse ahn den kinderblattern liegt; beklage sie desto mehr, indem ich nur gar zu woll ¥^eiß, waß es vor eine abscheuliche kranckheit ist. Weillen ich aber nun sehe, daß sie sich nach dem 9ten tag beßer findt, so hoffe ich, ob gott will, daß sie die gefahr wirdt tiberstanden haben nndt mitt dem leben darvon kommen. Ich bitte Etich, liebe Looisse, sagt ihr doch von meinetwegen, daß ich recht in sorgen vor sie geweßen! Ihr habt auch gar woll gethan, mir baldt wider zu schreiben, wie es mitt Amelisse stehet. Ich hoffe auch, daß, weillen Ihr in den neun tagen dieße heßliche kranckheit nicht bekommen undt I. L. meine fraw baß, die landgräffin. Euch ein preservatif geschickt hatt, daß Ihr Etich davon salviren werdet; wünsche es von hertzen. Ich will dem heßischen envoyes hir sagen , wie sehr Ihr Euch dießer landtgräffin berühmbt. Ich hoffe, daß Ihr nunmehr mein schreiben vom 12 dießes monts werdet entpfangen haben. Es ist meine schuldt nicht, daß Ihr mein undt meiner kinder contrefait noch nicht habt. Ich hatte es dem surindenten befohlen, die contrefaitten mitt fleiß ma- chen zu laßen, wolte sie aber nicht wegschicken, ohne sie zu sehen. Wie man mir sie bringt, waren sie abschetiHch undt deüchten gar nichts. Wie ich drtiber ztimte, gestehet mir Bechamel, sein söhn bette ihn gebetten, die contrefait durch einen mahler zu copiren laßen, so vor ihm arbeit, undt dießer mahler deucht durchauß nichts. So geht es hir zu; habe ihm also meine meinung dichte gesagt undt befohlen, andere machen zu laßen von einem beßern mabler undt die sollen nun baldt fertig sein ; will sie Euch so baldt schicken, alß sie fertig sein können, werden also baldt in Ewerer cammer, liebe Louisse, mitt oncle s., tante undi der churftirstin von Brandenburg figuriren können. Wir seindt jetzt in der osterwogen, wo wir wenig letitte sehen, habe also nicht mitt monsr Spanheim sprechen können, umb zu sehen, waß vor eine antwort er bekom- men; ich höre noch von nichts. Wir werden biß sambstag nach Paris, umb 11 tag dort zu bleiben; da werde ich fleißig vor Euch sollicitiren, Etich auch von dortten auß berichten, waß endtlich daß resuitat sein wirdt. Vor alle zeittungen dancke ich Etich sehr, liebe Louisse! Es ist war, daß ich wider kranck bin zu Paris geweßen; die lufft ist mir so zuwider, daß ich woll nicht werde dortten ge-

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sandt sein könkien; werde woU wider einen Strauß dortten anßzn- stehen haben, muß aber woU gedult nehmen, weillen es nicht än- derst sein kan undt es meine Schuldigkeit erfordert, hin zu gehen. Die gutte madle de Malausse schreibt mir sehr fleißig undt immer die obligenteste brieffe von der weit; ich habe sie recht lieb. Sie wirdt nun baldt mein contrefait in klein bekommen; ich habe es einen von meinen leütten mittgeben, so mitt dem hießigeu ambas- sadeur nach Englandt ist. Mich deucht, es gleicht mir nicht recht. Man findt mich schwer zu mahlen; den ich kan die gedult nicht haben, woU zu sitzen, umb mich mahlen zu laßen. Von hir kan ich Euch wenig neues berichten ; den Ihr kent ja niemandes hir. Adieu, hertzliebe Louisse! Ich ambrassire Euch von hertzen undt behalte Euch undt Ewere geschwister allezeit recht lieb.

Elisabeth Charlotte.

69.

St Clou den 10 May 1698.

Hertzliebe Louisse, wie ich gestern abendts umb 9 von Paris kämme, entpfinge ich Ewer schreiben vom 23 April 3 May, er- frewe mich von hertzen, darauß zu ersehen, daß Ihr nun wider bey voUkomener gesundtheit, gott sey danck, seydt. Ich weiß nur gar zu woll, waß vor eine abscheuliche vpdt verfluchte kranckheit die kinderblattern sein, bin dero wegen sehr in sorgen vor Euch geweßen undt habe Euch sehr beklagt. Mich wundert gar nicht, zu vernehmen, daß, Ihr so gar kranck dran geweßen seydt, daß Ihr eben in Ewerer kranckheit nicht so fleysig ahn unßern herr gott habt gedencken können, alßlhr gewünscht; were doch nicht gefehr- lich geweßen, indem waß Ihr gefabelt, wider Ewern willen ge- schehen, Ewer sonst tngendthafftes leben aber geschieht mitt Ewe- rem willen ; also würde unßer herrgott, der gerecht ist, dießes alles ohne zweyffel betracht haben undt Ihr nicht desto weniger seelig geworden sein, wen Ihr gestorben weret, undt wie im Heydelberger cathegismus stehet, wen wir nur wahre reue undt leydt über unßere Sünde haben, mitt wahrem glauben daß leyden Christi ahnnehmen, so werden alle unßere überige schwachheitten mitt dem leyden undt sterben Christi bedeckt werden ; also hattet Ihr ja nichts zu fürch- ten, liebe Louisse! Es ist aber doch beßer, spät alß frühe zu him-

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melen; die weit deucht wenig, es ist war, aber sterben ist doch auch waß abscheuliches nndt wir wißen leyder wenig, waß wir nach dießer zeit sein werden. Ich bin fro, daß Ettch dieße heßliche kranckheit nicht so übel wie mich zugericht hatt. Ich habe Arne- lisse letztmahl gebetten, mir doch daß recept auff frantzösch zu schicken, im fall, da gott für seye, meine dochter dieße leydige kranckheit, so sie noch nicht gehabt, bekommen solte, daß ich ihr es aach brauchen mögte. Ich kan nicht begreiffen, waß benjole ist, wovon daß öhl gezogen wirdt. Der fra^ von Bernstein kan ich ohnmöglich heütte wider aaffwartten; es wirdt ein andermahl geschehen. Ich beklage sie, ihre Schwester, die gütte Helmstätterin, verlohren zu haben. Die zwey Veningen bitte ich von meinetwegen zu grüßen. Augustin hatt mir seinen söhn vor pagen ahngebotten, er ist aber noch zu klein ; lest mich aber gott der allmächtige noch etliche jähr erleben, so mögte es woll geschehen können. Ich bin recht fro, daß meine brieffe Euch erfrewen undt ahngenehm sein; deren werde ich Euch nicht manquiren laßen. Ma tante generositet ist mir bekandt. Wolte gott, es stünde bey mir, Euch auch meine affection zu bezeugen, wie ich gerne wolte! so würdet Ihr nicht zweyfflen können, daß ich Euch geschwister von hertzen lieb habe undt behalte.

Elisabeth Charlotte.

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St Clou den 17 Juni 1698.

Hertzliebe Louisse, seyder ich Ewer schreiben vom "/«» May entpfangen, seindt mir so viel verhindernüße zugestoßen, daß ich ohnmöglich eher, alß nun, habe antwortten können. Diß landt ist den contretemps sehr unterworfen. Daß ich mittleyden mitt Euch, liebe Louisse, gehabt habe, wie Ihr die kinderblattern gehabt, be- darff woll kein danckens; den hiran habe ich nur gethan, waß billig undt meiner Schuldigkeit gemäß, zu dem aber so ist dieße kranckheit eine solche sache, daß wer sie gehabt, seinen eygenen feindt bedaweren könte, will geschweygen personen, so man lieb hatt undt vor welche man sich recht interessirt. Waß ich in mei- ner jugendt guttes gehört, werde ich nicht vergeßen undt, ob gott will, im hertzen bebalten. Es ist gar gewiß, daß man eher vergist,

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waß man hört andt sieht, wen man erwaeksen ist, alß wen man noch ein kindt ist. Zum sterben habe ich eben keinen gar großen trost von nöhten. Ich wünsch den todt nicht nndt scheu ihn auch nicht; ohne den heydelbergischen cathegisemus kan man woU lehr- nen, sich nicht zu sehr ahn die weit za attachiren, insonderheit hir im landt, da alles so voller falschheit, neydt nndt boßheit ist und alle laster slo unerhört im schwang gehen; allein weillen ster- ben gantz wider die natur ist, kan maus doch nicht wünschen, ob man gleich die weit nicht liebt. Hir ahn dießem großen hoff habe ich mich schir zum eynsidtler gemacht undt es seindt gar wenig leütte hir im landt, mitt welchen ich offt umbgehe, bin auch gantze lange tage gantz allein in meinem cabinet, worinen ich mich mitt ]eßen undt schreiben occupire; kompt jemandes, mich zu sehen, sehe ich sie ein augenblick , rede vom wetter oder zeittungen , den wider in meine einsambkeit. 4mahl die wog habe ich schreibtag, montag in Savoyen, mittwog nach Moden e, donnerstag undt sontag schreibe ich große machtige brieffe ahn ma tante nach Hannover, von 6 biß 8 fahre ich mitt Monsieur undt unßern damen spatziren. 3mahl die woch fahre ich nach Paris undt alle tag schreibe ich ahn meine freündinen , so dort sein ; ein oder 2mahl die woch jage ich. So geht mein zeit hin. Ihr seydt woU lobenswehrt, Ewer Schwester undt Ihr, daß Ihr Euch mitt wenigen vergnügen könt. Ahn he. cantzeller Wießer habe ich Euch sehr recommandirt; er hatt mir auch versprochen, sein bestes vor Euch zu thun. Alle die, so auß Teütschlandt kommen, rühmen Euch beyde unerhört, wie tugendt- sam Ihr lebet; daß höre ich mitt freüden. Was Ihr im überigen pignoli heist, sehe ich woll, daß es ist, waß man auff frantzößch de piguon heist. Danke Euch sehr, liebe Louisse, daß Ihr mir die beschreibung davon gethan habt. Franckreich ist der ort von der [weit], wo man ahm wenigsten gutte remedien hatt; die abtecken deügen gar nichts, auß[er] clistirmedednen undt gar gemeine sirop haben sie gar nichts undt wißen auch nichts rechts. Hettet Ihr mir nicht geschrieben, daß man die pignoli in pastetten thut, hette ich nicht gerahten, waß es ist; das hatt es mich errahten machen. Ist es möglich, daß die pfarer so alber zu Franckfort sein, commedien vor Sünde zu halten? Ihre ambition, über die menschen zu regiren wollen, ist viel eine größere Sünde, alß ein unschuldig spectacle zu sehen, so einem ein augenblick lachen macht; so poßen kan ich

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allen pfaffen nicht verzeyen. Adieo, hertzliebe Lonisse! Ich habe noch 3 brieff zu schreiben, muß derowegen schließen, versichere Euch doch noch, daß ich Euch von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte. 61. A mad. Louise , raugraffin zu Pfaltz , a Franckfort.

Marly den 4 JuUi 1698.

Hertzliebe Louisse, den abendt vorher, wie wir hieher kommen sein, habe ich zwar Eweren lieben brieff vom ^V« Joni entpfangen, ohnmöglich aber eher, alß heütte, antwortten können; den hir kan man nicht alzeit thon, waß man gern wolte. Ich kan nicht begreif- fen, wie es kommen maß, daß meine brieffe lenger unterwegens sein , alß die Ewerige. Ewer schreiben ist just 10 tag unterwegens geweßen. Heütte morgen habe ich eines von Louisse [?Amelisse] ent- pfangen, so eben so lang unterwegen geweßen ; den es ist vom ^Vi4 Juni undt ich entpfange es heütte. Mich deucht, ich habe etliche von Euch undt Amelisse bekommen, so frischer geweßen mn. Die, so sich die Sachen hir nicht so schwer einbilden, alß sie in der that sein, meinen, der könig undt der hoff seyen noch, wie sie vor die- ßem geweßen, aber alles ist leyder derniaßen geendert, daß wer seyder der königin todt von hoff geweßen were undt nun wider her- kämme, würde meinen, er komme in eine gantz andere weit; hir- auff were noch viel zu sagen, aber es ist der feder nicht zu ver- trawen; den alle brieffe werden geleßen undt wider zugepitschirt. Ma tante pflegt zu sagen: «Einer ist des andern teüffel in dießer weit» undt daß ist woll wahr. Wir wißen woU, daß alles von gott kompt undt sein alimacht von ewigkeit resolvirt, wie die Sachen sein sollen ; weillen der allmachtige unß aber nicht mitt ihm [? in] raht genehmen, so lest er unß auch nicht wißen, warumb alles geschieht; müßen unß also nur seinen he. willen ergeben. Ich zweyffle gar nicht, daß Carl Moritz manche disputten mitt monsr Hehnont haben wirdt zu Hannover. Ich wünsche Carl Moritz alles guts undt langes leben, allein ich zweyffle, daß er mitt aller seiner gelehrtigkeit mir jemahlen so lieb werden kan, alß mein lieber CarUutz s. mir wahr. Ich kans Carl Moritz nicht verdencken, den krieg in Ungarn zu suchen wollen. Ich hoffe zu ßwerm trost, daß der frieden mitt dem Türe-

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ken möge gemacht werden. Ich bin woll Ewer meinnng, daß, ob man zwar klarlich siebet, daß onß zeit undt stunde gesetzt sein, daß man doch darauff nichts wagen solle. Nach Nancy werde ich woll so baldt nicht kommen; den der gutte hertzog dortten hatt woll nicht von nöhten, daß ich ihm einen solchen onkosten mache; aber käme ich dort hin, könte Ewere reiße gar woll ahngehen; den ich wolte schon woll mittel nndt weg finden, daß Ihr mich ohne ambaras sehen köntet. Meiner dochter beylager wirdt vor deß endts September nicht geschehen können; kntzscben, liberey undt waß sie von nohten hatt, kan nicht eher fertig werden, also wirdt die heimführung erst im October sein können. Jodelet sagt: «Si nous estions artissans de nous meme, on ne veroit par tout que des beautes extreme»; aber weillen wir es nicht sein, muß man woll bleiben, wie uußer herrgott unß hatt werden laßen. Mir gebürts nicht, nach andere leütte zu sehen, ob sie heßlich oder schön sein, nachdem mich der almachtige so gar heßlich hatt sein laßen; aber ich bin jetzt in einem alter, wo man* sichs desto leichter zu ge- trösten haben kan, indem, wen ich schon schön geweßen were, müste ich doch jetzt schon heßlich geworden sein, geht also mitt einem hin; freylich halte ich mehr von innerlicher, alß ettserlicher Schönheit. Ich habe Euch schon letztmahl meine meinung geschrie- ben über die pfaren undt pfaffen , so die comedien verbietten , sage also weyter nichts dranff, alß nur, daß, wen die herrn ein wenig weitter, alß ihre naß, sehen weiten, würden sie begreiffen, <}aß der gemeinen leütte gelt ahn den commedien nicht übel ahngelegt ist. Erstlich seindt die comedianten arme teüffel, so ihr leben dadurch gewinnen; zum andern so macht die comedie freüde, freüde gibt gesundtheit, gesundtheit stärcke, stärcke macht beßer arbeyten; also selten sie es mehr gebietten, alß verbietten. Ihr habt woll groß recht, liebe Louisse, über solche bagatelien Euch kein gewißen zu machen. Ich liebe die comedien sehr undt werde es nicht leicht müde. Die hitze aber ist eine gutte ursach, umb sich nicht in einen so warmen ort einzusperren. Spatziren gehen ist gesundt ; mitt meiner dicken corpelentz gehe ich doch noch braff, aber daß steygen kompt mir nun schwehr ahn. Von welchem hauß ist der fürst von Siegen? Ich habe daß schlimbste gedechtnuß von der weit, alles schon vergeßen. Die fraw von* Schelm bitte ich von meinetwegen zu grüßen. Ich habe ^re Schwester, die Lenor, zu

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St Cloa; sie ist lastiger, alß nie; ich admirire sie täglich, wie sie noch so lustig sein kan. Es scheindt aber, wie Ihr mir von ihrer Schwester Gret sprecht, daß sie es so de race haben, lustig zu sein undt gutte einfäll zu haben. Ich glaube, Ihr habt kein un- recht, erst zu sehen, wie es in der Pfaltz zugehen wirdt, ehe Ihr wider hingehet. Hirmitt ist Ewer schreiben völlig beantwortet, bleibt mir also nichts überig zu sagen, alß daß ich Euch von hertzen am- brassire undt lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

P. S.

Vor Amelisse gebe ich keine comission; den ich werde ihr gleich in dießem augenblick selber schreiben.

62.

A mad. Louisse, raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort.

St Clou den 8 JuUi 1698.

Hertzliebe Louisse, gestern habe ich Ewer wehrtes schreiben vom 25 Juni 5 Julli entpfangen, also frischer überkommen, alß einiges, so ich noch von Euch entpfangen habe. Ihr werdet auß meinem letzten schreiben ersehen haben, daß ich Amelisse brieff zu Marly entpfangen habe undt gleich beantwortet. Ewere schreiben, liebe Louisse, können mich nie importuniren. Vom Persius habe ich noch nichts gehört, muß noch nicht ahnkommen sein. Es gibt jetzt dolle edelleütte bey den hoffen, wie ich sehe. Zu meiner zeit war Persius nur ein patricius undt die Fabricius docktorsleütte, nun passirt daß alles vor . edelleütte. Deß Grootens bruder, den Ihr zu Franckfort gesehen undt herkompt, ist schon lengst hir; sie seindt zwilling. Er ist dießen gantzen morgen bey mir geweßen. Wen sie waß schönnes zu Franckfort finden, mögen sie es nur woll besehen; den hir werden sie wenig schönnes finden. Der Harenberg ist vielleicht unßer Harenberg verwandt, so bey meines brudem gemahlin cammerjungfer zu meiner zeit war undt hernach Clames- busch geheüraht hatt. Vor dießem haben ich auch cavalier gekent, 80 Elß geheißen haben. Ich sage woll von grundt meiner seelen amen zu dem gutten wünsch, so Ihr ma tante, der churfürstin, zu I, Jjr gesuQdtheit thut. 2 mah) die wocl^e s^reibe ich nach Hau-;

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nover undt bekomme brieffe. Der hoffcantzeller Wießer muß nun all lengst wider bey Ghurpfaltz sein; den es ist schon gar lang, daß er hir auffgebrocben ist; wünsche, daß Ewere forderung ahn Ghur- pfaltz zu einem gutten endt gereichen möge; von bloß gotten wort- ten ist man sich nicht satt. Ich erinere mich nicht mehr, wie die kellerey zu Weinheim beschaffen ist, kan mir aber nicht einbilden, daß man dortten woll logirt sein kan, insonderheit ein gantzer churfürstlicher hoff. Ich bin Euch, liebe Louisse, sehr verobligirt vor die offre, so Ihr mir thut, mir etwaß guts auß den Franckfor- ter apotecken zu schicken. Wen ich waß werde von nöhten haben, werde ich Euch drumb bitten; so lang ich mich woll befinde, brauche ich nichts. Kirschenbrandenwein ist, waß man ahm besten hir [? haben] kan, bedancke mich also davor, brauche es auch nicht ; allein wen Ihr mir ein klein flascheigen von keyßers Carls kopffwaßer schicken wolt undt dabey schreiben, waß es kost, werdet Ihr mir einen großen gefahlen thun. Das ist einig, waß mich dießen winter in Paris erhalten hatt, undt wen ich nein fahre, halte ichs unter die naß, so verhttts mir daß starcke kopffwehe. Adieu, hertzliebe Louisse! Ich ambrassire Euch von hertzen undt versichere Euch, daß ich Euch allezeit recht lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

63. A mad. Louisse, raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort.

St Clou den 2 Augusti 1698.

Hertzliebe Louise, es ist schon etliche zeit, daß ich IS wer lieben brieff vom 5 15 Julli entpfaugen habe, aber unmöglich eher, alß nun, drauff antworten können. Es ist eben, alß wen der teüffel sein spiel mitt hett; allemahl undt so offt ich mich niedergesetzt habe, ahn Euch zu schreiben, bin ich geruffen worden, undt es haben sich allezeit verhindernuße gefunden. Gott gebe, daß ich hetttte einmahl völlig andtwortten möge! Es war gar nicht nöhtig, liebe Louise, daß Ihr mich umb verzeyung bitt, daß Ihr einen brieff vor die fraw von Ratzamhaussen von ihrer Schwester, der fraw von Bernstein, in mein paquet eingeschloßen habt ; den ich bin der fraw von Ratzsamhaussen ordinari secretarius undt bestehle [? bestelle] alle ihre brieffe, zu dem so zancken wir nicht umb die besoldung.

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Ich wüste woU, daß der Bernsteinen dochter bey meines bmdem s. gemahlin ist; dieße junge Bernsteinin kan woll verstandt, tngendt, an dt meritten haben, aber sie kan nicht hübsch sein, wen sie ihrem guten ehrlichen vatter, meinem Bernstein, gleicht. Ich glanb, daß es der Gret ant tbnn wirdt, wen sie Euch wirdt quittirt haben. Ich kan nicht begreiffen, wo der gantze pföltzische hoff sich wirdt zu Weinheim auffhalten können; den es ist ja ein kleiner ort. Waß die pretentionen ahnbelangt, waß man noch vor den armen zu Hey- delberg schuldig ist, so kan ich hirauff nichts ordoniren; den alles, waß von der gantzen erbschafft kommen ist undt auch noch zu hoffen ist, wirdt woll unter meinem nahmen gefordert; so lang Monsieur aber lebt, bekomme ich nichts davon; den Monsieur alß maistre de la comunaute, wie man es heist, ist, so lang I. L. leben, herr undt meister über aber alles; ich kan von keinem heller or- doniren noch disponiren, den mein heürahtscontract ist auff Paris- ser brauch eingericht worden. Derowegen müßen alle die, so pre- tentionen haben, sich ahn Monsieurs conseil adressiren. Ihr habt gar recht geantwort, daß, wen es bey mir stünde^ die sach baldt außgemacht sein würde. Waß Ewere sach ahnbelangt, so soUicitire fleißig vor Euch. Es ist war, daß die Sachen mitt Churpfaltz zu Franckfort sollen tractirt werden, undt man verspricht mir, daß Euch dortten auch soll recht geschafft werden, undt man hatt mir gar nicht gesagt, daß man Euch ahn Churpfaltz zu weißen gedencke; contrarie sie haben gesagt, daß man nur gelt erwartten wolle. Churpfaltz muß woll schulden machen; den sein hoff solle über die i^USen magnifiq sein, des königs envoyes hatt mitt Verwunderung davon geschrieben. Seydt in keinen sorgen, daß Ihr mir von dießen schulden geschrieben! Den ich werde Euch woll keine händel mitt machen undt ahn niemandts nichts davon sagen. Vor die getruckte zeittungen dancke ich imer sehr, liebe Louissei Ich habe noch ge- stern schreiben von der gutten hertzogin von Hannover auß Modene entpfangen. I. L. sagen mir aber kein wort von dero fr. tochter heüraht mitt dem romischen könig, fürchte also, daß es noch nicht richtig ist. Daß die hertzogin von Modene mitt einem printzen nieder- kommen ist, werdet Ihr nun schon woll wißen. Die complaissance, so die princes von Ahnspach hatt, mitt ihrem her bruder auff die jagt [zu gehen}, ist nicht schwer zu vohsiehen. In meinem sin, wie Ihr mir dießen margraffen [schildert], so muß es schir ein art von humor

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sein, ¥rle der alte hertzog von Lotherin^en, deß unßerigen groß-

oncle, weillen er verstandt hatt undt doch so viel possen ahnfangt.

Apropo von Lotheringen, meiner dochter heüraht ist noch ein par

Wochen verschoben worden. Vor Amelisse sage ich hirmitt nichts,

liebe Louisse! den ich werde ihr selber schreiben. Vor etlichen

tagen ist etwaß wunderliches undt neues hervorkommen: der printz

#

de Conti undt der grand prieur de Vandosme haben zu Meudou handel bekommen, der grand prieur hatt den printz de Conti her- auß fordern wollen ; sie haben sich aber so lautt gezanckt, daß man dazwischen kommen; der könig hatt den grand prieur in die BastiUe setzen laßen; wie laug er drioen bleiben wirdt, weiß man [? nicht]. Die quereile ist gekomen über spiellen, weillen grand prieur hatt stechen laßen a lombre, wie der printz de Conti spilte undt codille damitt gewonen hatt. Printz de Conti sagte, der grand prieur spille mitt zu groß avantage; daß hatt dießem verdroßen undt an- dern tags drauff den printzen herauß gefordert, weillen ihm gar übel gelungen ist. Gestern (nein, ich betriege mich, es war vor- gestern) hatt mir Jierr docktor Clöter Ewer schreiben vom 28 May a. St. bracht. Ich habe ihm gleich ein recomandationschreiben nach Metz einhändigen laßen, wie er es begehrt, undt in waß bey mir steht, werde ich Euch, liebe Louisse, nichts abschlagen; den ich habe Euch von hertzen lieb.

Elisabeth Charlotte.

64. A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Franckfort.

St Clou den 12 Augusti 1698.

In dießem augenblick, hertzliebe Louisse, komme ich von Marly ahn, wo wir 8 tag geweßen, nachdem wir durch Versaille seindt undt der duchesse de Bourgogne undt meines sohns gemah- lin, so nicht zu Marly mitt geweßen, eine vissitte geben hab^n. Heütte morgen, ehe ich von Marly weg, hatt [man] mir ein paquet mitt zwey von Ewern lieben brieffen gebracht, ich kan aber ohnmoglich vor dießmahl eine gar exacte antwort drauff machen; den es ist schon zimblich spät. Vor daß keyßer Carls kopffwaßer bedancke ich mich schon zum vorauß. Vergest nicht, dabey zu setzen, waß es kost! werde es mitt danck bezahlen. Der postmeister von Franck-

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fort muß ein gritlicher grober gesel sein, die brieffe liegen zu laßen. Ich bin gewiß, daß wen Ihr mich jetzt sehen wQrdet, Ihr micli (wo Ihr änderst Euch meiner noch erinern kOnt) mehr ver- endert undt veralt, alß freüllen Anne Catherin, die gntte Wollmers- hetkrin, finden. Ich weiß nicht mehr, von welchem hauß die itzige landtgraffin von Darmstatt ist; bitte, mich solches za berichten. Seindt doch nicht so voller ceremonien, liebe Loaisse, aiidt glaubt, daß, weillen ich £üch einmahl gesagt, daß £were schreiben mir ahn- genehm, daß es die pure warheit ist! Anff Ewer morallisch raisonne- ment kan ich heütte ohnmoglicli andtwortten; es ist zu spätt. Ich schreibe in gretQicher eyll, doch daß sagen, daß nicht alles golt ist, waß glentzt, daß man ahn keinem ort in der weit weniger thnn kan, waß man will, alß hir in Franckreich, wen man Ma- dame ist; also werde ich woll schwerlich zn meiner dochter kom- men, wen sie zn Nancy sein wirdt. Hiranff were noch viel zu sa- gen, aber die brieffe gehen nicht richtig genung, sage derowegen nur, daß ich Ettch undt Amelisse sehr lieb habe.

Elisabeth Charlotte.

65. A mad. Amelie Elisabeth, raugräffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Port royal den 22 Augusti.*

Hertzallerliebe Amelisse, vergangen montag habe ich Ewer lie- ben brieff vom V^s dießes monts zu recht entpfangen, aber ohnmög- lich andern tags, ob es schon der posttag war, drauff antwortten können. Ich hatte zu starck geweint gehabt; den vergangen mon- tag ist zu Versaille auf einen stutz eine von meinen gar gutten freündiuen ahm schlag gestorben, sie hieße la priucesse Despinois. Es war ein dame, die große meritten hatte, gar gutten verstandt, eine politesse, so über die maßen war, undt daß beste gemühte von der weit; sie dachte ahn nichts, alß ihre freunde undt verwanten zu dinnen; sie war von gar gutter geselschafft. Suma, es ist ein rechter Verlust, daß die gutte princes gestorben, undt mir sehr zu hertzen gangen. Wen ich nur weiß, daß Ihr beyde vergnügt undt gesundt lebt, daß ist mir artig genung, liebe Amelisse 1 Die mühe

TM

Die Jahrszahl fehlt.

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ist nicht groß, vor Euch za solicittiren ; aher alles, worin ich mich interessire, leüfft nicht allzeit ahm besten ab; bey mir solle es nicht liegen, daß Ihr nicht ahm pfaltzischen hoff mögt ahngewießen werden. Es ist schadt, daß Chnrpfaltz nicht viel einkommens hatt, weilten I. L. so gern große despence machen. Es muß sich bey der churfürstin vattem nndt mnttern; den keines von beyden liebt die ohnnöbtige despence. Die gntte leütte za Weinheim jammern mich recht, so große despence zu thun, ihren herrn zu entpfangen. Waß ist aber die fraw Heinze vor eine? Sie muß vielleicht von Dasseldorf sein ; den in der Pfaltz habe ich mein leben nicht von dem nahmen gehört. Die Gret Veningen, jetzt Schelmin, muß die vivacitet mitt den jähren gekommen sein ; den wie sie noch ledig war, hatte sie keine vivacitet nicht. Lenor war allein die, so ahm lustigsten war; sie ist lustiger alß nie, macht mich offt zu lachen undt wirfft mir doch offt vor, daß ich zu serieuse geworden bin. Woher ist aber daß stetige weinen der Bernsteinen ahnkommen? Vor dießem mogte sie lieber cartten spiellen, alß weinen. Wen man schon schön ist, wehrt es doch nicht, undt ein schön gesiebt endert baldt, allein ein gutt gemüht ist zu allen zeitten gutt. Ihr müst meiner sehr vergeßen haben, wen Ihr mich nicht mitt unter den beßlichen rechnet; ich bin es all mein tag geweßen undt noch ärger hir durch die blättern worden; zu dem so ist meine taille monstreuse in dicke, ich bin so viereckt wie ein würffei, meine hautt ist rot- lich, mitt gelb vermischt; ich fange ahn, graw zu werden, habe gantz vermischte haar schon, meine stirn undt äugen seindt sehr runtzelicht, meine naße ist ebenso scbeff, alß sie geweßen, aber durch die kinderblattern sehr brodirt, so woll alß beyde backen; ich habe die backen blat, große kinbacken, die zän verschlißen, daß maul auch ein wenig verender t, indem es größer undt rontzel- licber geworden; so ist meine schöne figur bestehlt, liebe Amelisse! Ich glaube, sie werden mich endtlich närisch mitt den contrefetten machen; ich kan sie nicht von den leütten bekommen, so sie haben. Wovon kommen Euch die blöden äugen? Mich deucht, wie Ihr kinder wahret, war es Caroline alleine, so blöde äugen hatte. Ich muß lachen, daß Ihr sagt, daß ich beßere occupationen habe, alß zu arbeitten. Wen Ihr meint, daß der himmel hir voller geigen hengt, betriegt Ihr Euch sehr; die langeweill regirt so starck hir, alß in keinem ort von der weit. Viel leütte hir drincken the undt

Briefe der Prinzessin Elisabeth Charlotte. ^

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caff6 nndt chocolat, aber ich nehme gar nichts von dießem zeug, bilde mir ein, es seye nicht gesandt Ich spielle auch nie, sehe nar etlichmahl zn, wen man abendts a lombre spielt. Ein spiel, wobey man lachen undt reden kan, würde hir sehr veracht werden. Unter dem grand prieur undt dem printz de Conti ist nie gar große freündtschafft geweßen; den der printz de Conti nndt des grand prieurs brnder, der duc de Vandosme, pretendiren jeder, monsieur le Dauphins favorit zu sein. Ich habe letztmahl schon zum vorauß vor keyßer Carls kopffwaßer gedanckt. Vergest nicht, den zettel dabey zu schickien, von waß es kostl Ich weiß woll, daß man von printzes Amelie vor den römischen könig spricht; es kompt aber noch nichts gewißes hirvon. Mein dochter ist so persuadirt, daß sie mitt dem hertzog von Lotheringen glücklich sein wirdt, daß ich es gantz hoffe. Wen sie nur zufrieden ist, werde ich es auch sein; bedancke mich sehr vor den part, so Ihr drinnen nehmen wolt, undt erfrewet mich recht, Ewer affection zu verspüren. Seit versichert, daß ich Euch kinder alle recht lieb habe! Von hir kan ich nicht viel neues sagen. Madame de Chartre hatt unß wider ein metgen daher gesetzt, biß dinstag solle es getaufft werden; monsieur le Dauphin undt die duchesse de Bourgogne werden sie äuß der tauff halten. Die eiste, so nun 3 jähr alt worden, ist froh, daß man sie mademoiselle d'Orleans heist undt ihr schwestergen mademoiselle de Chartre ist; die eiste wirdt all artlich. Adieu, hertzliebe Am- lisse! Ich ambrassire Euch von hertzen undtLouisse auch undt ver- sicher Euch, daß ich Euch lieb behalte.

Elisabeth Charlotte. »■

66. A mad. Louisse, raugraflSbi zu Pfaltz, a Franckfort.

St Clou den 26 August 1698.

Hertzliebe Louisse, gestern abendts habe ich Ewer schreiben vom Vi» dießes monts entpfangen. Es deticht mir, es seye ge- schwinder kommen, alß die andern ordinari kommen. Lenor bildt sich ein, daß ich ihr 300 francken erspare, indem ich ihr secre- tarius bin. Mein leben habe ich nicht reimen können; wie ich aber vergangen jähr den arm außeinander gefahlen hatte undt sonsten nichts thun konte, ist mir daß liedermachen ahnkommen, habe

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deren 3 oder 4 auff frantzosch, all schlim genung, gemacht undt ahn ma tante, der churfürstin von Braunsweig, geschickt. Mitt dem armwehe ist meine vaine poetique wider vergangen. Deß keyßer Carl kopfPwaßer ist mir noch nicht zu händen kommen, dancke Euch aber, liebe Louisse, vor die mühe, so Ihr Euch deßwegen ge- ben habt. Daß, so ich so gutt finde undt mir madame Magercroon, deß dänischen envoyes fraw, geben, ist gar nicht rohtlich, sondern weiß wie brunenwaßer; es ist daß eintzige, welches mich zu Paris erhelt, wo ich allezeit kopffwehe habe. Etwaß vor den schlagfluß were hir woll von nöhten; den dieße kranckheit wirdt gar gemein hir. Vor 9 tagen ist eine dame hir ahn Einem stutz dran gestorben, welche ich woll von hertzen beweinet habe; den sie war gar meine gutte freündin. Sie hieße la princesse Depinois undt war von hauß de Rohan. Hir seindt die cavaliers nicht so verhiebt auff die daraen, daß sie sie enleviren. Ich meinte, die Engellander wehren auch wie die Frantzoßen. Dem trierischen residenten ist es mitt seiner tochter gangen, wie daß holländisch Sprichwort raht und sagt, man soll den pot scheümen oder er scheümbt sich selbst, seine tochter trawen oder sie traut sich selbst. Es ist billig, daß alle Pfältzer undt Pfaltzerinen so ihrem churfürsten gehen. Waß pretendirt den dießer churfürst, mehr zu sein, alß mein herr vatter war? Daß kompt mir possirlich vor. Man kan, glaube ich, in jetzigen [zeiten] woll völlig außsprechen, wie der apostel Paulus sagt : «Schicket euch in die zeit! den es ist böße zeit». Die churfürstin zu Pfaltz gleicht ihrer fraw mutter nicht, wie ich sehe; den die hatt gern, daß man lustig ist. Der fraw von Schelm raisonement ist gar raisonabel. Ihr werdet mir einen gefahlen thun, eine rela- tion von Ewer Weinheimer reiß zu thun. Heütte haben wir ein greulich gethuns ; den man wirdt mademoiselle de Chartre, madame de Chartre letztes dochtergen, hir tauffen ; monsieur le Dauphin undt die duchesse de Bourgogne werden es auß der tauff heben; unßer kö- nig, der könig undt die königin in Engellandt undt der gantze hoff werden sich dabey befinden. Weillen es baldt ahngehen wirdt, werde ich Euch vor dießmahl nichts mehr sagen, alß daß ich Euch von hertzen ambrassire undt Amelisse auch undt Euch allezeit lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

^*

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67.*

Ich habe niemablen keinen alten margraffen von Ahnspacb gekandt. Der, so meines bruders s. gar gutter freündt war, war noch ein gantz janger herr; ich glaube nicht, daß er 30 jähr alt war, wie er gestorben ist. Er wahr woll geschaffen, allein sein verstandt stimbte nicht mitt seiner figur überein; den es war der abgeschmackeste undt soteste herr, den ich mein leben gesehen habe. Ich fürchte, sein söhn wirdt nicht mehr verstandt haben, alß der herr vatter. Ich habe ihn noch nicht gesehen, allein ein sou- verain macht schlime figure in Franckreich. Ihr thut woll, den pfaltzischen hoff zu meyden, weillen man Euch so wenig distinguirt. Ich habe schon meine meinung hirüber ahn Louisse geschrieben, wie Ihr auß meinem letzten brieff werdet gesehen haben. Daß pau- cken undt trompetten ist ein alter teütscher brauch; dieß finde ich nicht übel eben. Bey dem alten hertzog August von Braunsweig stundte der bauker in einer galerie vor deß hertzogs cammer undt so baldt der hertzog auß seinem apartement ging, paukte man; daß funde ich zu viel, aber im außfahren stehet es nicht übel. Daß keine cadets von fürstlichen hetißern mitt dem churfürsten eßen, finde ich recht unbillig. Mein gott, weß wegen habt Ihr doch miß- gönners? Den Ihr steht ja niemandes in den weg. Ich habe der churfürstin zu Pfaltz juwellen gesehen, auff papir gemahlt, darauff scheinen sie über die maßen schön sein; man sagt aber, daß sie nicht rein noch perfect sein. Ich bin fro Ewerthalben, liebe Ame- lisse, daß man die comedien zu Franckfort erlaubt hatt; wünsche, daß Ihr Euch woll in der meß divertiren möget. Ihr werdt mir einen rechten gefahlen thun, mir zu berichten, wie es dort hergehen wirdt. Ich habe gehört, der churfürstin zu Pfaltz liebe gegen ihrem herren were so starck, daß es offt auff eine Jalousie außlaufft; drurab folgt sie dem churfürsten gewiß so überall nach. Ich weiß dem churfürsten danck, nicht mistrawisch zu sein undt einen refor- mirten docktor zu haben. Waß sagen aber die herrn Jessuwitter hirzu? Mein gott, liebe Amelisse, seydt doch nie in keinen sorgen, wen Ihr mir naturlich schreibt! Daß kan man nie abgeschmackt heißen, contrarie, daß ist woll geschrieben undt so habe ichs recht gern. Da kommen viel leütte undt wollen mich sprechen, meine 2

* Diesem briefe fehlt wol der anfang.

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vettern von Heßen, wie anch pfaltzgraff Christian, madame la princesse undt zwey von I. L. dochtern, muß derowegen in großer eyll schließen, habe nicht einmahl der zeit, mein gekritzel zu überleßen undt zu corigiren. Adieu, liebe Amelisse! Ich ambrassire Euch undt Louisse von hertzen undt habe Euch recht lieb.

Elisabeth Charlotte. St aou den 27 September 169a

68.

A mad. Amelie Elisabeth, raugraffin zu Pfaltz , a Franckfort.

Fontainebleau den 10 Octobre.*

Hertzliebe Amelisse, vor etlich tagen habe ich Ewer schreiben vom "Vso September zu recht entpfangen. Ich war eben zu Mon- targie, von wo wir gestern wider kommen sein; haben den courir hir gefunden mitt meiner dochter heürahtsdispence; also wirdt ohnfehlbar daß beylager biß montag sein, gehen selben tag gleich nach Paris undt zwey tag hernach wirdt sie weg. Ihr könt leicht gedencken, liebe Amelisse, daß mir daß hertz jetzt schwer ist undt daß ich näher bey dem weinen, alß bey dem lachen, bin; den mein dochter undt ich haben einander nie quittirt, werden aber nun woll vor langer zeit geschieden sein, welches dan ein wenig zu hertzen geht; kan also vor dießmahl gar nichts lustiges sagen. Ich habe die äugen alle augenblick voller threnen, muß es doch inmier ver- beyßen, umb nicht außgelacht zu werden; den die seinige recht lieb zu haben, verstehet man in dießem landt nicht. Ich weiß, das, wen Ihr recht wißen soltet, wie mirs umb hertz ist, würde ich Euch recht jammern. In welchem standt ich aber sein mag, so werde ich doch Euch undt Ewer Schwester allezeit lieb behalten.

Elisabeth Charlotte.

69.

A mad. Amelie Elisabeth, raugraffin zu Pfaltz , a Franckfort.

Fontainebleau den 18 October. "i""

Hertzliebe Amelisse, es ist schon 3 oder 4 tag, daß ich Eweren lieben brieff sambt der commedie von Carl Moritz entpfangen habe,

* Die jahrszahl fehlt. ** Die Jahrszahl fehlt,

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habe Euch aber ohnmöglich eher, alß nun, davor dancken können. Ich habe sie gleich geleßen; sie endet waß kartz, allein es seindt Sachen drinen, so nicht schlim sein, zum exempel der poet ist gutt, der marquis ist auch nicht schlim, aber es ist kein recht endt dran. Ich sehe woU, worauff Fagotin gem^fcht ist; daß ist auff Mezetin gemacht, weillen ihn der könig in Poln zum tresorier de la chambre gemacht hatt; die überigen personnage kan ich nicht so woll alß dieße errahten. Wen die teütsche nicht schlimmer, alß die frantzösche, ist, wirdt sie noch woll der mühe werdt sein, daß man sie lest. Man schreibt mir, daß die reiß nach Preussen zu Berlin gebrochen seye. Daß fretidt mich, daß sich weiber undt Jungfern umb unßern printzen von Birckenfelt geschmißen haben ; da will ich ihn braff mitt plagen, wen I. L. wider hir sein werden. Waß wirdt aber Fanchon Moreau vom opera hirzu sagen, welche die- ßes printzen heroine ist? Sie wirdt singen müßen, daß die Unbestän- digkeit der männer ihr gemeines laster ist, aber a bon chat bon rat, sie wirdt ihm nicht getrewer sein, alß er sie; den die dame hatt gar eine mittelmäßige tugendt undt schlegt niemandt nichts ab. Ich wolte, daß die teütsche ftlrstinen ihm die frantzösche öperatrice auß dem kopff bringen mogten. Ich habe beyde fürstinen zu Hannaw sehr rühmen hören. Die Ratzsamsheusserin wirdt mir baldt eine relation von dießer fürstin thun. Ich wolt I. L. nicht rahten, nach Paris zu kommen; die wohnung ist nicht avantageuse dort vor teütsche fürstinen; den alle damens werden pretendiren, vor sie zu gehen, sie mögen tittel haben oder nicht. Ich glaube, daß ihr herr, so woll weiß, wie es hir ist, ihr dieße thorheit nicht wirdt thun laßen. Ist dieße fürstin nicht schön, so muß sie ihren beyden herrn brüder nicht gleichen; den sie seindt beyde recht schön. Es ist mir leydt Ewerthalben, wen ich höre, daß alle geselschafPten so von Franckfort weg reißen; den daß gibt Euch doch ein wenig verenderung. Ich sehe daß kleine gi'äffgen von Leiningen sehr selten, aber wen ich ihn sehe, caressire ich ihn doch sehr, filtz ihn auch etlich mahl ein wenig. Graff Reus, so [er] bey ihm hatt, feit nicht von verstandt, ist raisonabel. Sie seindt einmahl mitt mir auff der jagt geweßen; selbige jagt war heßlich, wir verlohren sie. Ich habe mitt meinen obren gehört, daß Monsieur seinem secretaire des comandemant, deß abe de Thesut bruder, befohlen, vor Euch ahn h. Obrecht zu schreiben. So baldt wir wider zu Paris sein wer-

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den,. werde ich ahn die sach treiben. Ach, ich werde leyder biß donnerstag wider in daß widerliche Paris ondt daß liebe Fontaine- bleau quittiren, welches mir woU hertzlich leydt ist; mögt drüber flenen. Hir bin ich hertzlich gern, befinde mich immer woU hir undt divertire mich undt in dem yerfluchten Paris bin ich immer kranck undt stehe bitter lange weill dort auß. Hertzog Christian wirdt meinen, ich hette auß der schul geschwetzt undt Euch sein leben beschrieben; den ich plag ihn auch immer mitt; den ich weiß I. L. gantze historie. Sein herr bruder hette es woll bleiben kön- nen laßen, so einen doUen heüraht zu thun. Die lieb, so hir weg gejagt wirdt, hatt sich, wie ich sehe, nach Franckfort retirirt. Man rufft mir alleweil; es ist zeit, in die comedie zu gehen, muß also schließen. Adieu, liebe Amelisse! Ich ambrassire Euch von hertzen undt behalte Euch undt Ewer geschwister recht lieb.

Elisabeth Charlotte.

70.

A mad. Amelie Elisabeth y raugraffin zu Pfaltz y a Franckfort.

» Yersaille den 12 December 1698.

Hertzliebe Amelisse, ich habe alleweill ahn Louisse geschrieben undt ihr außführlich alle Ursachen gesagt, weß wegen ich Euch bejden in 2 monat nicht geschrieben habe, undt weillen Ihr einander Ewere brieffe weist, will ichs hirmitt nicht widerhollen, sondern Euch nur sagen, daß ich, seyder ich Euch nicht geschrieben, 3 liebe schreiben von Euch entpfangen habe vom */** October, 1 November 22 October undt heütte morgen einen vom 24 November 4 December, auff welchen ich hirmitt antwortten werde. Auß dießem bericht werdet Ihr sehen, ob ich alle Ewere brieffe entpfangen; Ich sage auch ahn Louisse die, so ich von ihr entpfangen habe. Daß durch den jegermeister undt herrn Wießer geschickt worden, ist gantz verlohren gangen; weder Lenor noch ich haben keinen bustabei davon zu sehen bekommen. Alle Ursachen meines langen stillschweygens habt Ihr, liebe Ame- lisse, gar recht errahten. Abe de Thesseut ist gar ein ehrlicher edelman, den ich sehr estimire; ich zweyffle nicht, daß er auff mein gar starcke recomandation Ewere interesse sich ahnnehmen nVirdt, in waß Monsieur vermag; allein bey dem könig, unter unß gesagt, ist wenig zu hoffen; zu recompensiren , waß man durch den

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krieg gelitten, da will er nichts von hören. Der könig hir.hatt woU, wie man sagt, gar keine seyde bey dem krieg gespunden. Solte der könig einen kleinen krieg (wie ich doch nicht hoffen will) mitt Churpfaltz ahnfangen, wirdt es baldt zum ende gehen, weillen im reißwigischen friedenstractat stehet, das, wen der könig gleich feindtseeligkeitten gegen selbigen charfürsten verüben solte, im fall dießer meinem herrn nicht bezahlte, waß er mitt ihm ist eines worden, so soll dießes vor keine interuption deß generals- frieden gehalten werden andt sich niemandes der sach ahnnehmen; also könte selbiger krieg nicht lang wehren. Da segt Ihr woU, daß ichs mage wie Jodelet. «Prince, j'ay response a tont, hors a qui va la», sagte er; so mache ich es auch. Wir haben hir kein schönner Wetter, alß Ihr andern zu Franckfort. Meinem miltz ist nicht beßer dabey, daß ich so lang ohne jagen sein muß. Ich wüste nicht, daß Ihr reißen kont. Liebe Amelisse, Ihr thut gar woU, Euch mitt etwaß ahngenehmes zu occupiren. Ob ich zwar 3 mahl die woch große brieffe von meiner dochter bekomme, so habe ich doch zeit genuug, andere zu leßen, so mir auch lieb sein. Drumb last Euch diß, liebe Amelisse, gar nicht zur entschuldignng dinnen! undt ich verspreche, daß ich Euch hinfüro gar fleißig andtworten werde. Wie es meiner dochter geht undt wie vergnügt die nun lebt, werdet Ihr auß Louisse brieff außführlich sehen. Es fangt ahn undt wirdt spät; ich furcht, daß, wen ich nicht aufhöre, zu schreiben, daß mein brieff nicht zu rechter zeit noch auff die post kommen möge, muß also wider meinen willen schließen; den ich were noch woll im humor, zu blandem. Ich ftlrcht, daß Ihr dießen brieff noch lange nicht bekommen werdt; den die geweßer seindt so abscheüllig groß, daß alles überschwomen ist; die Courier haben mühe, zu reitten. Meine vetterh, die printzen von Cassel, seindt, so zu sagen, vom waßer belagert; sie können nicht von Paris, ob sie zwar schon vor 10 tagen abschiedt genohmen haben. Adieu, liebe Louisse! Ich ambrassire'Eüch von hertzen undt werde Euch all mein leben lieb behalten.

Elisabeth Charlotte,

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71. A mad. Amelie Elisabeth, raugräffin zu Pfaltz, a Pranckfort.

Versaille den 80 Januari 1699.

Hertzliebe Amelise, auß Louisse brieff werdet Ihr ersehen, waß mich abennahlen ahn schreiben verhindert hatt; allein ich kan mich nicht resolviren, ob ich zwar heütte schon gar viel geschrieben, ahn Louisse allein zu antwortten, ohne Ettch auch zu dancken vor alle brieffe, so ich von Euch entpfangen, liebe Amelisse, Euch daneben versichern, daß mir Ewere schreiben sehr ahngenehm sein. Auff ein ander mahl will ich Euch lenger entreteniren , nun kan ichs aber obnmoglich; den die bandt ist mir so müde, daß ich kaum die feder halten kan; werde dero wegen vor dießmahl nichts mehr sagen, alß daß ich Euch von hertzen ambrassire undt allezeit lieb behalten werde.

Elisabeth Charlotte.

72. A mad. Amelie Elisabeth, raugräffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Marly den 6 Februari 1699.

Hertzliebe Amelise, ich habe mich von der geselschafft, so zu sagen, weggestollen, umb auff Ewern lieben brieff vom "/a? Januar zu antworten, so ich vorgestern entpfangen, ehe wir von Versaille weg sein; den ich sehe woll durch waß mir schon etlichmahl be- gegnet, daß, wen man einmahl ans auffschieben kompt, hatt man große mühe, ehe man wider zum schreiben gelangen kan. Gott gebe nur, daß ich dießmahl auch nicht wider möge verstöret wer- den, welches leicht geschehen könte! Den der könig undt die kö- nigin von Engellandt werden dießen abendt herkommen, den bal en masque zu sehen; sie werden auch hir zu nacht eßen. Es ist aber auch woll einmahl zeit, daß ich auff Ewer schreiben komme. Es ist mir recht leidt, das der arme ab6 de Thesseut kranck ist. Ihr habt recht woll bedacht, die brieffe so zu partagiren. Ewere brieffe gefallen mir recht woll. Continuirt nur, imer natürlich undt ohne fagon zu schreiben! Den complimenten kah ich gantz undt gar nicht vertragen. Wolte gott, Ihr kontet mir waß schreiben, so mich konte zu lachen machen! Den daß ^chen wir^t seyder etlichen

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jähren her sehr rar bey mir, entwehne es schier gantz andt gantz nndt mein miltz beüudt sich nicht beßer dabey. Glaabt nicht, liebe Amelisse, daß der verstandt in complimenten bestehet! In meinem sin erscbeindt er viel mehr, wen man woll undt naturlich schreibt, wie Ihr thut. Die alberste leütte von der weit können ein compli- ment behalten nndt schreiben, aber woll von alles zu reden undt einen conlanten stiel haben, daß ist rarer, alß Ihr woll meint; derowegen hatt Ewere große demutt unrecht. Euch glauben zu ma- chen, daß Ihr nicht woll schreibt. Ich glaube nicht, daß die fraw von Ratsamshanssen ihr versprechen wirdt halten können, nach Franckfort zu gehen. Es ist ihr ein schaden ahm fuß undt knie kommen von einem fall, so sie gethan, wie sie auß Lotheringen kommen. Die fürstin von Hannaw wirdt ihren herrn vatter nicht zu Strasburg gefunden haben; er ist noch zu Paris, sein printz aber ist nach Strasburg. Niemandes würde Euch mehr von mei- nem leben verzehlen können, alß eben die Rotzenheusserin; den sie ist alle jähr 5 oder 6 monat bey mir undt quittirt mich nicht, biß ich schlaffen gehe. Es frewet mich von hertzen, daß unßere gutte landtsleütte so woll mitt mir zufrieden sein, allein ich habe doch niemandes einigen dinst thun können. Monsieur Hunefelt ist gar ein feiner mensch, ist, wie er gesagt, gar fleißig zu mir kommen mitt monsieur Polie, welcher noch eben ist, wie Ihr ihn gesehen, gantz undt gar nicht verendert, geht strack, hatt alle seine zahn, sieht undt lest die reinste schriefft ohne brill, hört wohl undt hatt den verstandt, wie er ihn all sein leben gehabt hatt, undt ist doch jetzt 78 jähr alt. Wen ich ihn wider sehen werde, will ich ihm sagen, daß es Euch frewet, daß er noch bey leben ist. Mein dochter ist zwar sehr content in ihrem ehestandt, allein sie ist nun schwanger undt erschreklich kranck dabey mitt Ohnmächten undt übergeben. Wer nicht im zwang leben will, muß Franckreich meyden. Wie Ihr mir Ewer leben beschreibt, finde ich es recht ahngenehm. Hir gereüht es einem baldt, wen man frey gesprochen hatt; drumb lebe ich so einsam. Mich wundert, daß der keyßer dem romischen könig seine leütte hatt selber wehlen [laßen] ; daß müste hir monsieur le Dauphin nicht unterfangen, es ging nicht ahn. Es ist mir leydt, daß man der romische königin eine intrigante fraw gegeben; daß wirdt ihr übel zu pas kommen, welches mir sehr leydt were; den ich habe die l^tte königin recht lieb, Die Fflugin wirdt aber 9'Uch genung zu

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thnn bekommen. Den wie Ihr, liebe Amelisse, recht remarqoirt, es ist keine geringe arbeit, freüllenhoffineisterin zu sein. Ab6 de Tbesseut ist von natur mager; glaube nicht, daß er sein leben fett kan werden. Ich wolte ihm gern ein pfuudt 50 fett überlaßen, ich hette noch genang ahm überigen. Es ist war, daß es gar ein ehrlicher man ist; aber waß er vor mich außricht, da werde ich woU wenig von genießen. Ob gott will, so wirdt Monsieur, so gar gesundt, lenger leben, alß ich, undt so lang I. L. leben, habe ich nichts von meinen gutt zu pretendiren, werde auch nichts be- kommen. Alle abendt seindt hir bal im masquen; die sehe ich woll mitt zu, divertiren mich aber nicht, schlaff schir drüber ein. Nun rufft man mich; die königin kompt, ich muß I. M. entgegen. Adieu, liebe Amelisse! Ich ambrassire Euch von hertzen undt habe Euch recht lieb.'

Elisabeth Charlotte.

73.

A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Marly den 6 Mertz 1699.

Hertzliebe Louise, ich habe seyder ein tag 14 3 liebe brieff von Euch bekommen, einen durch die post, ^Vss Januar, einen durch monsieur Persius von Lohnsdorff undt vor 3 oder 4 tagen ei- nes durch abe Thesut. Auff die ersten habe ich ohnmöglich dießen carnaval über antwortten können, war gar zu viel gethuns. Ich hette es auch heütte nicht thun können, wen unß daß schlimme wetter nicht von der jagt abgehalten hette, undt ich will mich dießen tag zu nutz machen, ahn Euch undt Amelisse zu schreiben. Ihr könt aber woll gedencken, liebe Louisse, daß es mir ohnmög- lich sein wirdt, auff alle 3 zu antwortten; nur dießes sagen, daß ich monsieur Persius eben gefunden, wie Ihr mir ihn beschrieben habt, daß mir alle Ewere schreiben sehr ahngenehm sein. Damitt ich mich aber einsmahls wider recht ahns andtwortten gewöhnen möge (den ich hoffe, daß ich in der fasten mehr zeit finden werde, zu schreiben), so will ich Ewer letztes schreiben durchauß beantwortten, so ich durch den ab6 de Thesut entpfangen habe. Ihn selber habe ich zwar noch nicht gesehen; darff nicht zu mir kommen, biß er erst mitt deß königs minister gesprochen. Wolte {[ott^ Jhx hett«^^

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80 anff der post herkommen können! Bin versichert, daß Ihr Euch nicht bey die königliche minister würdet aufgehalten haben. Hir würde man nicht sehr verwundert sein, eine dame in chaisse de poste reißen za sehen; den ich weiß ihrer viel, so nie änderst reißen. Ich begreiffe leicht, wie fro ab6 de Thessnt sein mnß, von Franckfort weg zu sein, da er kranck geweßen nndt die loft dort nicht vertragen kan. Ich kans bey mir selber abmeßen undt nur gedencken, wie fro ich immer bin, wen ich auß Paris wegfahre; den dar bin ich auch immer kranck undt habe bitter lange weill dortten. Ich werde aber leyder in ein tag 8 hin vor eben so lange zeit schir. Es ist mir schon gantz schwer drüber, aber es kan nicht änderst sein; den in der zeit wirdt der könig die duchesse de Bourgogne herführen, wo niemandes bey sein darff alß ihre da- mens undt die madame de Maintenon wehlet; weder monsieur le Dauphin noch keine von deß königs naturliche döchter werden hir sein dörffen. Monsieur le Dauphin wirdt mitt der printzes de Conti nach Meudon, madame de Chartre wirdt Initt unß nach Paris, ma- dame la duchesse mitt ihrem man undt seiner gantzen famillen auch nach Paris ; wen der könig aber wider nach Versaille wirdt, werden wir unß alle wider dort einfinden. Ich habe dem abe de Tbesut schon wißeh laßen, daß Ihr seine geselscbafft regretirt. Ich halte ihn auch vor einen ehrlichen menschen; er hatt aber einen bruder, so gar nicht so woU zu trawen ist undt ein falscher gesel ist. Ihr spot meiner, liebe Louise, zu sagen, daß man meine hohen quali- tetten erkenen kan. Ich kene mich selber woll, weiß also nur gar zu gewiß, daß ich keine hohe qualitetten habe, aber man muß sein, wie unß unßer herrgott gemacht hatt; kan mich keiner qualitetten piquiren, alß von hertzen auffrichtig zu sein. Es ist mir leydt, daß unßer vatterlandt sich verdirbt undt die rechtschaffene leütte auch dortten rare werden. Ihr bettet Euch nicht schämmen sollen, dem ab6 zu sagen, daß der alte herr von Degenfeit die acten verlegt hatte; in seinem alter ist es erlaubt, eben kein gar gutt gedacht- nuß mehr zu haben. Ihr betriegt Euch sehr, wen Ihr meint, daß ich groß Interesse in den pfaltzischen sachen habe. Mitt der zeit kans meinen kindem zu gutt kommen, aber ich werde woll mein leben keinen heller noch pfening davon zu sehen bekommen. Wie mein heürahtscontract gemacht ist, ist Monsieur herr undt meister VQn ^es undt es hatt schon woll geschienen ; im die 2 mahl hun-

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dert taußendt tfaaller, so er schon auß der Pfaltz bekomen, hatt er verthan, ohne mir einen heller davon zu geben; also würde es, wen mehrers komen solte, nicht beßer gehen. Also fordert nur frey, waß Ihr zu fordern habt! Mir geschieht gar kein tord dabey. Vom könig werdet Ihr woll nichts bekommen, er will von kein de- domagement hören. So offt ich nach Paris gehe, ist es sicher, daß ich kranck werde, aber so baldt ich wider auß dießer bößen lufft weg bin, wirdt es mir wider woll; den ich bin gar nicht krancklich von natur. Ich muß gestehen, Paris ist mir unerhört zuwider. Mein dochter ist ein wenig beßer, alß sie, seyder sie schwanger, geweßen. Sie haben einen artige faßnacht gehalten von Turquen, Moren, alten Teutschen undt Spanier, seindt in triomphwägen durch die statt gefahren zu Nancy undt haben wägen mitt verklejrten mussicanten bey sich gehabt. Die damen saßen in den wagen undt die cavalier zu pferdt, jede quadrille umb ihre nation damen he- rumb; die gantze statt hatt man mitt lichter vor den fenstern be- leücht. Etwaß, daß mich noch hoffen macht, daß meine dochter keine dochter bekommen wirdt, ist, daß ich noch kräncker, alß sie, war, wie ich mitt meinen eisten söhn s. bin schwanger gangen. Ihr habt woll recht, gottlob zu sagen, nicht in dem stände zu sein, so etwaß zu erfahren durch eygene experientz. Ich dachte nicht, daß die Engellander, so sonsten doUe köpff genung haben, so com- mode vor ihre weiber wehren; ich estimire sie drüber. Es ist den gutt, einen Engellander zu nehmen. Die hir im landt sein, seindt eben nicht so docille, müßen schon von den Frantzosen verdorben sein worden. Ihr habt mir einen rechten gefallen gethan, liebe Louisse, mir deß jungen herrn von Degenfelts relation zu schicken; finde sie sehr exact auffgesetzt vor einen so jungen menschen undt woll geschrieben. Wer sich resolvirt, zu heürahten, muß sich zu viel Unglück resolviren, undt je höher man ahm bret ist, je entpfind- licher seindt die Unglück; den man hatt viel weniger trost, alß an- dere leütte; ich förchte, die gutte römische königin wirdt es baldt entpfinden. Wen man mir ihre jugendt, ihren standt undt noch dazu tonen golt deß jahrs geben könte mitt dem beding, daß ich so wie sie in stetten ceremonien leben solte, wolte ichs nicht ahn- nehmen; den ich würde in 8 tagen vor lange weille sterben; gran- deur halte ich vor bloße chimeren, wen keine große macht dabey ist, undt konte mich gar nicht in daß leben schicken. Gott ^eh^., ^^

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nnßere römische königin einen andern hnmor alß ich haben möge! Die keißerin muß übel erzogen sein, überlautt ahns keyßers taffei zu knotern. Es hat! mich recht sonlagirt, wie ich geleßen, daß der verlohme demant widergefanden worden. Morgen wirdt es 8 tag sein, daß man hir die trawer vom chorprintz von Bayern ge- nohmen; daß hatt aber ahn kein divertissement verhindert; alle, die gedantzt, haben die trawer bey dem ball abgelegt. Der churfürst von Bayren Liebten jammert mich woU von hertzen. Ich hette nichts erfahren von waß zu Venedig bey der königin in Poln ein- zug vorgangen, wen Ihr mir den gefallen nicht gethan bettet, mirs zu schreiben. Sie hatt zwey ungezogene söhn; die mögen ihr woll händel in Ittallien machen. Der könig in Poln, ihr herr, war eben so karg, alß sie; darumb haben sie auch so viel bar gelt gesamblet. Ma tante, die fraw churfürstin zu Braunsweig, schreibt immer recht possirlich undt artlich. I. L. hatten mir auch geschrieben, daß ihre fraw dochter, die churfürstin von Brandenburg, Carl Moritz so lieb hatt. Schon kan ich mir ihn auch woll nicht einbilden, wen ich gedencke, wie er war, wie er ein kindt war, undt wie sein aug ist; aber ein gutt gemühte solle man doch über alles schätzen; die Schönheit vergeht, daß gemüht aber bleibt. Ich meinte, ich würde heütte noch ahn Amelisse auch schreiben können, es kan aber ohn- moglich sein; bitte, macht ihr meine entscbuldigung! Ein andermabl werde ich ihren brieff beantwortten. Ab6 de Theöut hatt mir ein fläßgen in einer schachte! bracht; Ihr schreibt mir aber nicht, waß es ist; bitte, schreibt mir doch, was es ist, undt auch dabey, wie es zu gebrauchen ist! Dancke Euch gar sehr davor. Hiemitt ist Ewer schreiben, liebe Louisse, völlig beantwortet. Amelisse BXf^- brassire ich von hertzen undt werde vor dißmahl nichts mehr sa- gen, alß daß ich Euch allezeit recht lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

74. A mad. Amelie Elisabeth, raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Yersaille den 14 Mertz 1699.

Hertzliebe Amelisse, ich hatte meine resolution fest gefast, Euch zu Marly auch zu antworten vor 9 tagen, sowoll alß ahn Louisse; weillen ich aber selbigen tag schon ohne daß gar viel ge-

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schrieben hatte, wurde mir die handt zu müde, länger zu schreiben, undt seyder dem habe ich nicht wider dazu gelangen können, undt noch einen lieben brieff von Euch entpfangen vom 21 Februar 3 Mertz, worinen Ihr mir alle fretidenfest beschreibt, welches mir einen rechten gefahlen gethan; dancke sehr davor. Wir haben heütte den gantzen tag den wolff gejagt undt auch gefangen. Es ist zu spät, ordendtlich auff Ewere liebe brieffe zu antworten; habe doch nicht lenger wartten wollen, zu schreiben. Hinföro will ich mein bestes thun , Ewere brieff einen nach dem andern zu antwortten, wo es mir möglidi sein wirdt; den wir werden biß montag leyder nach Paris, die gantze woche dort zu bleiben. Ich gehe zwar in volkommener gesundtheit hin, werde aber woll keine 24 stundt dort sein, ohne kopffwehe zu bekommen. In welchem standt ich aber auch sein mag, so werde ich doch Euch allezeit von hertzen lieb behalten.

Elisabeth Charlotte.

75. A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Fratickfort.

Port royal den 20 Mertz 1699.

Hertzliebe Louisse, gestern habe ich Ewern lieben brieff vom 28 Februar 9 Mertz entpfangen; will heütte gleich drauff antwor- ten, damitt es mir nicht gehen möge wie schon unterschiedtliche mahlen undt immer möge verhindert werden; drumb schreibe ich Euch hir im closter. Letzt mahl hatte ich mir vorgenohmen, Ame- lise einen großen brieff zu schreiben undt ordentlich auff ihre 3 schreiben zu andtworten; allein es kämmen mir so viel verhinder- nüßen, daß ich nur mitt mühe ein klein brieffgen schreiben konte; hir aber, da ich niemandes sehe, alß meine gutte freündin, die comtesse de Beuveron, da kan ich schreiben, so lang ich will, werde also gar exact auff Ewer schreiben antwortten. Durch meine antwort werdet Ihr ersehen haben, liebe Louisse, wen abe de The- sut hir ahnkommen. Alle abendts spilt er mitt damens hir vor mir a lombre. Es ist kein wunder, daß Ihr bey dießem, so zu sagen, wider gantz nagelneuen winter verschnupt seyt; den seyder 14 ta- gen ist der winter undt die kälte stärcker eingefahlen, alß nie«

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Amelisse hat gar exacte relation gethan von waß zu Franckfort bey den freüdenfest vorgangen; daß hatt mich recht amussirt. Ich mnß gestehen, daß es mich recht von hertzen erfrewet hatt, daß unßere printzes Amelie, jetzt römische königin, so woll reussirt undt eine so große passion bey ihrem könig verursachet hatt. Ich dachte woll, daß, wen I. M. dero gemahlin tngendt undt verstandt ein- mahls kenen würden, daß sie sie alßdan lieben undt estimiren würden; aber daß ihre figure so eine passion verursachen würde, daß, gestehe ich, habe ich mich gar nicht versehen. Gott gebe, daß dieße passion lange jähren dauern möge! Wen wünschen waß dazu thun könte, würde dieße königin gewiß nie unglücklich werden. Wie Ihr undt Amelise mir Ewere assambl^en beschreibt, ist es gar nicht langweillig; den ich sehe nicht, daß Ihr vill zwang dabey habt. Ihr sagt nicht, welche spieiger man gespilt hatt; es wirdt ja nicht blinde kuhe undt versteckeis geweßen sein, wo man frey undt schwetzen undt lachen darff; da macht man sich viel lustiger bey, alß wen man bey großen festen ist, wo man nicht lacht undt gar stammig sein muß. Wie Ihr mir den landtgraffen von Rheinfels beschreibt, unter unß gerett, so muß er ein wenig geschoßen sein. Daß erfrewet die compagnien, wen sich etliche zancken, alß wie dießer landtgraff undt die alte gräffin von Hohenloh. Wie kompts, daß diß jähr alles stiller zu Düßeldorff hergangen ist? Die mes- alliangen choquiren mich immer. Es ist schadt vor daß wittgen- steinsche hauß, daß sie sich so mißheürahten; den sie seindt doch gar gutte alte graffen. Man sichts dem Wießer woll ahn, daß er undt seine fohrfahren mehr mitt der feder, alß mitt degen, gefoch- ten haben, aber solche heüraht gerewen meistentheils. Es were schadt, wen dieße mode in Teütschlandt aufkommen solte; den daß haben die teütschen heüßer über andere nationen, daß daß geblütt nobler undt purer ist. Von der saxsischen prophezeyung habe ich nichts gehört, allein es wirdt keine geringe arbeyt sein, den Türeken auß Grichenlandt zu jagen, umb keyßer dort zu werden. Die entre- prisse ist rumblich, die sach aber, glaube ich, ist nicht leicht ins werck zu stellen. Ich glaube, das die EönigsmarcMn sich eyllen muß, wo sie noch gefahlen will; den sie ist nun die jüngste nicht mehr. Vielleicht bringt sie dem könig seinen söhn in Poln in hoff- nung, einen Amadis auß Grichenlandt auß ihm zu machen. Apropo von Amadis de Grece, wir werden nun baldt ein opera bekommen,

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so dießen nahmen fOhrt. Ich glanhe leicht, daß Ihr der König- marekin gar nicht mißgönt, deß königs in Pohl maistresse zu sein. Wo ist Carl Moritz nun? Ist er wider zu Berlin, oder noch zu Wien? Wir hahen hir nun viel teütsche fürsten; vorgestern hatte ich ein stück 6 umh mich herumh, pfaltzgraff Christian, den cardinal von Fürstenberg, den hertzog von Mecklenburg, ein printz von Sacksen Gotha, deßen fraw mutter, des fürsten von Waldecks doch- ter, den kleinen printzen von Anspach undt ein printz von Würt- tenberg, deß administrators söhn, 4 teütsche graffen undt sonsten noch viel teütsche cavalliere; wir wahren 21 Teütschen in meiner cammer undt wurde mehr teütsch, alß frantzösch, gesprochen, wie Ihr woU gedencken könt. Morgen werde ich wider nach Versaille. Daß ist alles, waß ich Euch vor dißmahl sagen werde. Amelisse ambrassire ich von hertzen undt behalte Euch bejderseits sehr lieb.

Elisabeth Charlotte. 76. A mad. Louisse, raügraffin zu Ffaltz, a Franckfort.

Versaille den 3 April 1699.

Hertzliebe Louisse, gestern habe ich Ewer schreiben vom ^Vsi Mertz zu recht entpfangen; wiU nicht lenger verschieben, drauff zu antwortten, ob ich zwar jetzt mitt husten undt schnnpen so sehr geplagt bin, daß ich nicht mitt Monsieur nach Paris gekönt habe ins opera; allein ich habe wahrgenohmen , das, wen man mitt dem schreiben einsmahls ins auffschieben kompt, hatt es kein endt hernach undt kommen alß so viel verhindemüßen, daß man nie recht auff die brieffe antwortten kap. Die jagt ist jetzt die Zeit- vertreib nicht, so ich ahm meisten liebe, sondeili die comedien. Auff der jagt gehe ich nunmehr nur wegen meiner gesundtheit; den wen ich keine staxcke bewegung habe, so habe ich abscheuliche miltzschmertzen. Ein wolff ist viel weniger, alß ein hirsch, zu förch- ten; den wen sie gejagt, attaquiren sie die menschen nie. Ich weiß woll, daß I. Gr. unßer herr vatter s. nie hatt leyden wollen, daß man jagen solle undt reitten; daß habe ich auch erst hir gelernt. Ich bin woU 4 oder 25 mahl gefallen, daß hatt mich aber gar nicht abgeschreckt. Die Rotzenheusserin hatt ohnmoglich mitt den graffen von Hannaw nach Franckfort gekönt; sie hatt sich in eüv&\s^.

Briefe der Prinzessin Elisabeth Charlotte. ^

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fall mitt der kutzschen gar einen großen schaden alin einem bein undt fuß gethan, wie sie auß Lotheringen kommen; es ist noch nicht heill. Ich bin woU Ewer meinung, daß eine kleine compagnie von gutten freunden hundert mahl ahngenehmer ist, alß der große tumult; auch gantz undt gar allein zu sein, haß ich nicht, bring schir mein leben so zu. So übel ich auch die frantzösche ordonance in dem heüraht fundt, so muß ich doch woll folgen, waß sie mitt sich bringen, indem man mich leyder auf Parisser brauch geheü- rahtet hatt. Ich will Euch, liebe Looisse, noch woll waß ärgers darvon sagen: es kan geschehen, daß, ob man mir zwar viel gutt zuspricht, daß ich einsmahls bloß von deß königs gnaden werde leben müßen; den verthut Monsieur sein gutt undt mein gutt undt kompt vor mir zu sterben, so habe ich nirgendts nichts zu nehmen; den daß apanage kan mir nicht kommen, indem, wen mein söhn ohne söhn sterben solte, kompt es dem könig wider zu, wie mans- lehen, bleibt mir also weder heller noch pfening überig undt daß apanage kompt meinem söhn zu; da hab ich nichts ahn zu preten- diren. Man muß ein wenig ein philosoph hir werden; sonsten müst man in stedem angsten leben undt könte nie ruhig sein. Gutte Worte zu geben, helffen hir "nichts, man gibt einem kein heller mehr, alß einem verschrieben ist. Im testament kan kein man sei- nem weib noch ein weib ihrem man waß geben. Die gesetze seindt sehr hart vor die weiber hir im ehestandt; daß macht auch so viel bößen eben hir im landt. Solte ich millionen erben können, könte ich keine pistoUe davon disponiren. Die letzte reiß ist mir Paris nicht so übel zugeschlagen wie ordinari. Ob Ewere feder zwar ein wenig gröber geweßen, alß ordinari, so war doch Ewere schriefft schön undt sauber undt meritirte keine entschuldigung. Ich förchte, Ihr werdet meinen großen brieff von Marly nicht entpfangen haben, worinen ich Euch hatte, mir zu schreiben, waß vor ein waßer Ihr mir durch den abe de Thesut geschickt undt wie man -es brauchen muß; den hirauff habt Ihr mir nicht geantwortet, liebe Louisset Von hir kan ich Euch nicht viel neues sagen. Die jagt ist das eint- zige divertissement, so wir nun haben; den daß apartement undt die commedien haben aufigehört, werden zu Fontainebleau erst wi- der ahnfangen. Adieu! Ambrassirt Amelisse von meinetwegen undt seydt versichert, daß ich Euch beyde von hertzen lieb habe!

Elisabeth Charlotte.

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77.

A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Port royal den 14 April 1699.

Hertzliebe Louisse, vergangen donnerstag abendts habe ich Ewer liebes schreiben vom "Vsi Mertz zu recht entpfangen, es war aber zu spät, umb drauff zu antwortten. Freitags bin ich mitt monsieur le Dauphin auff die wolffsjagt, nach der jagt seindt wir nach St Clou, umb dort biß auff zukünfftigen sambstag zu bleiben, habe mich also dort einrtlsten müßen; es war auch zu spät, umb zu schreiben. Sambstag bin ich hieher undt habe ahn mein dochter geschrieben, hernach wider nach St Clou. Vergangen sontag seindt wir morgendts von halb 10 biß umb halb 1 in der kirch geweßen, nachmittags habe ich wider nein gemüst; den es ist Palmensontag geweßen, habe nur der zeit gehabt, ahn ma tante, die fraw churfOrstin, undt madame de Beuveron zu schreiben. Gestern schrieb ich ahn mein dochter, ahn die hertzogin von Savoyen, ahn pfaltzgraff Christian, ein ordre ahn mein secretarius undt einen langen brieff ahn die contesse de Beuveron. Die handt wurde mir zu mtlde, mehr zu schreiben, habe es also auff hetltte verschieben müßen. Wen ich kan, antworte ich gern exact; den mich deucht, es macht ein beßer commerce, alß wen man nicht antwort, undt ist, alß wen man mitt die, so man lieb hatt, spreche. Ihr undt Amelisse sejdt woll zu beklagen, wen Ihr keine ahngenehmere Zeitvertreib habt,' alß meine albere brieffe zu leßen. Von Amelisse habe ich gar lang keine brieffe bekonmien. Daß man einen tantzmeister beym bal auffzicht, wer nichts de consequence; wen der bal im masquen ist, thut mans allezeit; den die machen die leütte beßer dantzen; aber ohne mas- quen pratidrt sichs nicht, es seje den, daß eine dame einen dantz dantzen wolte, so die cavalier vom dantz nicht wüsten. In dem fall kan die dame, wer sie auch sein mag, woll einen dantzmeister auffziehen; den das ist sans consequence; aber dem dantzmeister ist nicht erlaubt, sich zu den cavalliren zu setzen, alß wen er zum bal gehört, darff doch woll wider jemandes auffziehen, sich aber hernach reteriren undt nicht pretendiren, daß man ihn ordentlich wider nehmen solle. Carl Moritz hatt mir auch große complimenten durch die fraw von Ratzsamshaussen entbietten laßen. Es verlauf

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mich, zu vemehmen, ob er content von seiner strasborgischen reiß ist. Ich bitte Euch, liebe Louisse, danckt doch Carl Moritz sehr vor sein ahndencken undt sagt ihm, daß, ob ich zwar nicht von ihm bekandt, daß ich ihn doch lieb habe undt daß er mir nahe genung ist, umb mich allezeit vor ihm zu interessiren , undt daß es mir leydt, daß ihn die curiossitet nicht gar hergeftlhrt hatt! Wie mir ma tante, die fraw churfürstin, alß von Carl Moritz schreibt, so sehe ich woU, daß sie ihn recht lieb hatt undt die churftlrstin von Brandenburg auch. Apropo von ma tante, ich bin recht in sorgen vor I. L.; den sie hatt zwey acces vom fieber gehabt mitt einem rotlauffen; nach große trawerigkeitten kommen ordinari kranckheit- ten undt unßere liebe churfürstin ist die jüngste nicht mehr. Ob daß fieber I. L. zwar, gott sey danck, gantz verlaßen, werde ich doch nicht in ruhen sein, biß ich erfahre, daß das rottlauffen undt kopffschmertzen auch wider gantz verbey sein mögen. Ich habe heütte zwey brieff auff einmahl von I. L. entpfangen, seindt doch lustig bey dero kranckheit; will also hoffen, daß es, ob gott will, woll ablauffen wirdt. Vom landtgraff Carl von Reinfels werde ich nichts mehr sagen, alß daß es mir leydt ist, daß er von Franckfort weg, weillen er Euch lachen machte undt divertirte. Carl Moritz thut woll. Euch die haußsorg zu laßen; den ich glaube, daß Ihr es beßer verstehet, alß er. Im krieg lernt man mehr verthun, alß haußhalten. Der printz von Saxsen, so hir ist, hatt mir gesagt, daß seine tante gestorben. Wie meine zwey vettern von Cassel hir weg sein, haben sie mir schon gesagt, daß ihr elster herr bruder herkommen würde; meinte, es würde eher, alß dießen sommer, ge- schehen. Seyter etlichen tagen haben wir eine dolle histori hir: ein conseiller de la grand chambre hatt einen von seinen gutten freunden besucht undt weillen der freündt sein naher nachbar war, wolte er zu fuß wider nach hauß. Ein großer kerl, weißgraw ge- kleydt, trifft ihn. ahn, sieht ihn unter daß gesiebt, sagt zu ihm: «Ah, c'est vous, monsieur Hiketl il y a longtemps que je vous at- tants», schiest drauff mitt der pistol nach monsieur Hiket, die pistol fahrt ihm durch die haar, rührt ihn aber nicht. Er meint, er thete woll, sich ahnzustellen, alß wen er erschoßen were, rufft: «Ah, je suis mort» undt wirfft sich auff den boden. Der den schuß gethan, antwort: «Tu n'est pas mort, puis que tu parle», geht wider zu ihm undt noch ein ander mitt ein grawbraun kleyd undt ziehen die de-

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gen nndt geben dem armen man noch 26 stich, 4 aber seindt im leib, die andern seindt nur in den kleydern. Die nachbam lieffen herzu, man führte monsieur Hicket in seines freündts hauß. Man hofft, daß er davon kommen solle. Man hatt ihn gefragt, wer seine feindt sein; er sagt, er hette keine, alß seine fraw undt sein portner. Vorgestern wurde der portner in verhafft genohmen. Der muß auff die fraw bekendt haben; den gestern ist die fraw auch eingezogen worden. Dieß ist die neuste historie, so wir hir haben. Weillen Ihr gerne lange brieffe habet, habe ich Euch dieße begebenheit geschrieben. Adieu! Ich ambrassire Euch sambt Carl Moritz undt Amelisse von hertzen undt behalte Euch alle 3 von hertzen lieb.

Elisabeth Charlotte. 78. A mad. Amelie Elisabeth, raugraffin zu Ffaltz, a Franckfort.

St Clou den 16 April 1699.

Hertzliebe Amelisse, ich entpfange jetzt eben Ewer lieben brieff vom V«e April undt damitt es mir nicht gehen möge, wie schon zu unterschiedenen mahlen geschehen, wod ich ein wenig mitt schreiben auffgehalten, daß ich hernach nicht wider dazu habe gelangen können, so will ich hirmitt gleich wider antwortten. Es ist schon ein gantzer mont, daß ich wider von Paris weg bin, aber die letzte reiße bin ich eben nicht so gar kranck dortten geweßen, alß ordinarie, undt seyder eine zeit her bin ich, gott sey danck, in gar volkommener gesundtheit. Wolte gott, ma tante, die fraw churfürstin zu Braunsweig, were so gesundt alß ich! Sie ist es aber leyder nicht, wie Ihr auß meinem brieff werdet ersehen haben, so ich vergangenen dinstag ahn Louisse geschrieben habe. Es verlangt mich woll von hertzen auff morgen, daß die post von Hannover ahnkommen solle. Biß sambstag werde ich nach Paris, ein tag 12 dort zu bleiben. Seyder 14 tagen kan man sich deß schönnen frühlingswetter hir gar nicht berühmen; den es frirt stärcker undt ist viel kälter, alß es im januwari war, undt «olche scharffe durch- dringende winde, das man sich nicht zu behelffen weiß. Große stette liebe ich nicht, bin viel lieber auffm landt, beklage Euch also sehr, liebe Amelisse, wen Ihr meinen sin hirin habt, daß Ihr gezwungen seydt, in der statt zu bleiben; bin doch fro vor Euch

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nndt Lonisse, daß Ihr wider geselscha£ft habt. Ihr nndt Looisse thut mir einen rechten gefahlen, fleißig zu schreiben. Es wundert mich, daß Carl Moritz noch nicht wider zu Franckfort ist; den er ist doch all lengst wider von Strasburg weg. Ich hette wünschen mögen, daß ihm eine lust ahnkommen were, einen randt herzu- thun; dazu bedarff keine ahnstalt nicht; den man weiß woU, wen man die post reidt, daß man nicht viel mittnehmen kan. Lenor ist charmirt von seinem verstandt undt woll reden, sagt auch, das er woll gekleydt seye, hette also gar woll konmien können. Es ist kein wunder, daß unßer printz von Birckenfelt die blättern bekom- men hatt; die junge leütte, wen sie zu Paris sein, erhitzen sich sehr undt schlaffen wenig. Es nimbt mich sehr wunder, daß der margraff von Ahnspach die churprintzes von Brandenburg bekompt; den ich hatte gehört, daß selbige meinen vettern, den eisten printzen von Cassel, haben würde. Daß der margraff mademoiselle d'Armag- nac nicht gewolt hatt, daß kan ich nicht übel finden ; allein er hette woll einen hohem heüraht thun können hir, alß obgedachte d*Ar- magnac, undt zweyffle, daß er mitt der churprintzeß von Branden- bourg bekommen wirdt, waß er mitt dießer hette haben können; denn ich glaube nicht, daß ihm der churfürst 8 mahl 100 tausend francken geben wirdt. Heüraht seindt wie der todt, stundt undt zeit ist dazu bestimbt; daß kan man nicht entgehen; wie es von un- ßerm herrgott verhengt ist, so muß es geschehen. Außer ahn Ewer geschwister sagt ahn niemandes, waß ich Euch vom margraffen von Anspach geschrieben habe! Dießer margraff hatt sich hir überall beliebt gemacht undt eine große despence gethan. Es ist gar ein schönner herr. Viel seindt hinter ihm her geweßen undt betten ihn gern desbauchiren wollen, aber er hats recht artig gemacht; er hatt ihnen blat herauß gesagt, diß laster were seine sache nicb^ undt hette einen solchen abscheüen darvor, daß er nicht davon wolle re- den hören, hatt sich bey allen ehrlichen leütten ein groß lob da- durch zuwegen gebracht. Ihr thut Ewerem brieff groß unrecht, ihn vor alber zu schelten ; den er ist es gar nicht. Ihr werdt mir einen gefahlen thun, mir daß neue buch zu schicken (die allgemeine schau- büne der weit) undt dabey zu setzen, waß es kost; werde es Euch mitt danck bezahlen. Adieu, liebe Amelisse! Ich ambrassire Euch von hertzen undt behalte Euch allezeit sehr lieb.

Elisabeth Charlotte.

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Paris den 24 April 1699.

Hertzliebe Louisse, vorgestern habe Ewer schreiben vom Vi 4 dießes monts zu recht entpfangen. Ihr werdet nun sehen, daß ich mein parolle halte undt fleißig antworte. Ich habe jetzt keinen rechten husten, aber dieße lufft schlegt mir wie ordinari gar übel zu, bin keinen eintzigen tag ohne kopffwehe geweßen; hernach feit es mir in den halß undt macht mich starck husten, aber daß schreiben thut mir nichts. Ich war schon lengst von dem rechten husten undt schnupen courirt undt bin in gar perfecter gesundtheit herkommen, aber ich bin keine zwey stundt hir geweßen, so ist mir gleich daß kopffwehe ahnkommen. Die fiüße undt halßwehe re- giren jetzt starck hir undt gar viel leütte sterben dran zu Paris. Ihr werdet schon auß einem [von] meinen brieffen ersehen haben, in waß ängsten ich vor ma tante, die fraw churfürstin von Braunsweig, ge- weßen bin. Gott sey danck, daß I. L. wider gesundt sein, undt erhalte sie viel undt lange jähren! Ich wolte lieber selber sterben, alß diß Unglück zu erleben, meine hertzliebe ma tante zu verlieh- ren; den nichts in der weit ist mir lieber; sehe, daß Ihr hinnen auch seydt wie ich undt eben denselben respect undt affection vor I. L. habet. Wie ich nicht gewust, welch waßer es war, so abe deXhesut mir geben, habe ichs noch nicht gerochen, werde es aber, so baldt ich wider zu Versaillen sein werde, riehen undt Euch be- richten, wie ich es fanden.

Paris den 26 April.

Wie ich gestern eben hir ahn war, muste ich in die statt irgendts fahren ; wie ich widerkam, fandt ich meinen söhn, so wider von Meudom kommen war undt hatte daß fieber. Es hatt ihm die gantze nacht gewehrt undt hatt es noch, daß macht mich gantz leü- nisch; komme wider auff Ewer schreiben, liebe Louisse, wo ich gestern geblieben war. Den brieff von Amelisse , worinen sie mir nachricht vom waßer gibt, habe ich nicht entpfangen. Ich habe nicht in acht genohmen, ob Ewer pitschafft drauff ist, aber ich zweyffle nicht dran; den der gutte abö hatt gar große sorg davor getragen. Hette ich gewust, daß es keyßer Carls kopffwaßer seye,

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hette ichs mitt hergenohmen; den hir habe ich es mehr alß nir- gendts von nöhten; den so lang ich hir bin, habe ich keinen tag verbey gangen, ohne kopffwehe zu haben, habe es noch in dießem augenblick. Vor das knpfferstück von Czaar sage ich großen danck, liebe Looisse! Ich werde es hübsch in meine cupfferstückbuch ein- kerben; ich glaube, der czaar were all gutt von natur, ist aber granßam anß gewohnheit seines landts. Ich habe vergeßen, wer die fürstin von Itstein ist; den ich habe daß schlimbste gedachtnaß von der weit; daß aber die meß zu Franckfort im Römer ist, erinere ich mich noch gar woU. Ihr werdet auß meinem letzten schreiben ersehen haben, wie die fraw von Ratzsamshaussen mir geschriben, daß Carl Moritz zu Strasburg geweßen ist. Ich mögte Euch von hertzen gern lenger entreteniren, allein der kopff ist mir zu dau- mellicht dazu undt meines sohns kranckheit macht mich gar zu leü- nisch; kan derowegen nidits mehr sagen, alß daß ich Euch bitte, Carl Moritz undt Amelis von meinetwegen zu ambrassiren undt zu glauben, daß ich Euch allezeit sehr lieb behalte.

Elisabeth Charlotte. 80. A mad. Amelie Elisabeth^ raugräffin zu Ffaltz, a Franckfort.

Port royal den 1 May 1699.

Hertzliebe Amelisse, vorgestern habe ich Ewern lieben brieff vom "/«< April zu recht entpfangen. Freylich müßen etliche von Ewern brieffen verlohren gangen sein , den Louisse schriebe mir neüllich, das Ihr mir berichtet bettet, wie deß keyßers Carls kopff- waßer zu gebrauchen seye; dießen brieff habe ich auch nicht ent- pfangen. Ich kan nicht begreiffen, wie es kompt, das ich Ewer Schwester brieff richtiger entpfange, alß die Ewere, liebe Ame- lisse! den ich glaube, daß Ihr sie beyde doch ahn einem post- meister schickt. Jedoch so ist es gar walir, das ich keines von den Ewern entpfangen habe, worauff ich nicht geantwortet habe, undt gar lang geweßen, ohne von den Ewerigen zu entpfangen; habe endtlich ahn Louisse die ursach deßwegen gefragt. Ihr habt woll groß recht, liebe Amelisse, zu glauben, daß ich nicht ohne ursach capabel bin, zu endem. Ihr seydt auch gar zu raisonabel, umb mir waß zu schreiben, so iiiich verdrießen könte; i^ber wen es aucl^

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gleich möglich geweßen were, so würde ich doch deßwegen nicht anffgehört hahen, zu schreiben, sondern ich würde Euch gantz offen- hertzig heranß gesagt haben, mir nicht davon zu schreiben; den protzen ist meine manir gantz nndt gar nicht; also habt Ihr, liebe Amelisse, groß unrecht gehabt, Euch zu quellen. Daß kompt aber nur daher, daß Ihr Euch meiner nicht genung erinern könt undt zu Ewerm glück gar zu jung wahret, wie ich auß der Pfaltz weg bin, umb Euch meinen humor recht zu erinern ; den sonsten würdet Ihr woll wißen, daß mir nichts beßer gefehlt, alß'wen die, so ich lieb habe, frey undt offenhertzig mitt mir sprechen, wie Ihr thut, liebe Amelisse! Drumb bitte ich Euch, last Euch doch hirin nie irren undt glaubt nie, daß ich übel zufrieden mitt Euch bin, biß ichs Euch selber schreibe! Freillich müßen Ewere brieffe in andere bände gerahten sein, weillen ich sie nicht entpfangen habe. Wie matsht es aber Louisse? den ihre brieffe werden nicht verlohren. Fragt sie doch, wie sie es macht! Ma tante kranckheit hatte mich auch in rechten sorgen gesetzt. Gott seye danck, daß es verbey ist! Ohrensaußen kompt nicht allemahl vom alter, ist aber, gott sey danck, nichts gefährliches. Ich weiß leütte, so es über die 20 jähr gehabt haben. Gott der allmächtige yerley, daß I. L. ma tante, die fraw churfürstin, es noch so lang haben mögen! I. L. haben Carl Moritz recht lieb, wundert mich also gar nicht, daß sie ihn zu sich wünschen. Lenor ist sehr von seinem verstandt charmirt. Lenor, unter unß, hatt allezeit mehr verstandt gehabt, alß ihre Schwester, die fraw von Schelm, aber sie ist ebenso naturlich undt nimbt, wie man sagt, gar kein blat vors maul. Sie wirdt nun baldt wider zu unß kommen. Ich werde sie vielleicht wider zurück begleidten; den wens der könig erlaubt, wolte ich gern zu meiner dochter kintbett; den die ist ein wenig neu in dießem handtwerck, mögte also gern zu ihr. Ich glaube, daß die comedie, so Carl Moritz machen wirdt, possirlich werden solle ; werdet mir also einen großen gefahlen thun, selbige zu schicken. Wen daß buch, wovon Ihr mir geschrieben, nicht außgeschrieben ist, so schickt mirs nicht! den daß erstickt mich , wen ich ein buch leße , so nicht außgemacht ist. Ich habe vor dießem einen Loudolff hir gesehen mitt einer rohten peruke, ein gar magerer kerl; der war aber ein rechter außbündiger narr; den wtlrde der könig von Poln nicht zum ressidenten genehmen ha- ben. Jedojt^ waß Ihr mir von dießem sagt, ist eben auch nicht

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zum gescheütsten, daß er heüschrecken vor Wachteln zn eßen gibt. Hir haben wir nun gar nichts neues. Mein söhn hatt mir seyder 8 tagen her greuliche ängsten eingejagt; vor 8 tagen stieß ihm ein fieber ahn, daß wurde fievre oontinüe avec 3 redonblements par jonr ; daß kan ich nicht anff teütsch sagen, habe alle Teütschen, so hir sein, gefragt, wie man es auff tetltsch sagt; niemandes hatt es mir sagen können. Damitt ich aber wider aoff meinen söhn komme, so habe ich nicht leyden wollen, daß man ihm weder zur ader laßen möge, noch einig remediom geben, ist auch, gott lob, so wider gantz geneßen. Junge leütte, insonderheit hir im landt, wollen alß stärcker sein, alß sie in der that sein, divertiren sich zu viel nndt matten sich ab, biß ihnen daß fieber drüber ahnkompt; lest man sie zur ader, müßen sie sterben; braucht man ihnen andere remedien, haben sie die stärcke nicht, es außzustehen; also gedult undt sie außruhen laßen ist daß beste remedium. Mein söhn ist so woll jetzt wider, ob es zwar nur 4 tag ist, daß ihn daß fieber quitirt, alß wen er nicht kranck geweßen were. Wie ich sehe, so ist daß dantzen noch gar im schwang in Teütschlandt. Ich zweyffle sehr, daß es war ist, daß der graff von Waldeck die princes von Bireken- feldt bekommen wirdt. Ihr herr vatter undt herr bruder seindt meine gutte freunde; die haben mir nichts davon gesagt. Wo mu- siquen in den kirchen sein außer bey hoff, da gehe ich nicht hin; den es werdt zu lang. Ich halte vor lang, wen ich zwey stundt in den kirchen bin; wo aber musiq ist in der carwochen, da wehrt es 4 undt 5 stunden; daß ist meine sache gar nicht. Hir im landt hatt man keine heylige gräber undt in Teütschlandt haben die ca- tholischen viel albere possen, wo man hir nur über lacht. Carl Moritz ambrassirt von meinetwegen undt danckt ihn vor sein ahn- dencken! Er solte sich vor die geselschafften hütten, wo man sanf- fen muß; daß macht eine schlimme gewohnheit undt bringt sein le- ben nichts gutts mitt sich. Die mathematiquen stehen leütte von qualitet woll ahn; bin fro, daß Carl Moritz sich drauff gelegt hatt. Solte ich in Lotheringen dießen herbst gehen, so könte Carl Moritz zu Bar zu mir kommen, weillen er sich doch scheut, in Franckreich zu kommen. Sagt ihm dießes von meinetwegen! Hirmitt ist Ewer brieff von wort zu wort beantwort, nur daß noch sagen, daß mich Paris dieße reiße sehr übel tracktirt hatt, befinde mich recht übel; )nor|y;en aber werde ich, wilß gott, wider weg, also wirdt es baldt

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wider beßer mitt mir werden. Wünsche, daß Euch dießer brieff in volkommener gesondtheit finden möge nndt daß Ihr persuadirt sein möget, liebe Amelisse, daß ich Euch recht von hertzen lieb habe*

Elisabeth Charlotte.

81. A mad. Louisse, raagraffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Versaille den 7 May 1699.

Hertzliebe Lonisse, gestern habe ich Ewer lieben brieff vom "/s8 April zu recht entpfangen nnd weillen wir morgen nach St Clou werden, wo man alß, wen man ahnkompt, viel zu thun hatt, drumb schreibe ich heütte. Seyder ichs versprochen, bin ich nun gar exact mitt antwortten, wie Ihr woll secht. Ich habe mich zu geschwindt berümbt, daß Paris mir woll zugeschlagen; den dieße letzte reiße bin ich gar übel dort tractirt worden. Mein söhn ist noch kräncker geweßen, alß ich, aber nun wider gantz woll. Vor alle gutte wünsche dancke ich Euch von hertzen, liebe Louisse! aber außer ma tante, meiner kinder undt gutten freunde, worunter ich Euch undt Ewere geschwister auch rechne, langes leben undt Vergnügung wünsche ich nichts in der weit. Ich war woll von hert- zen in sorgen vor ma tante, die fraw churfürstin von Braunsweig. Gott seye danck, daß sie wider gesundt sein! Es ist nicht möglich, daß I. L. nichts entpfinden solten von aller mühe, sorgen, wachen undt betrübtnuß, so ihnen oncles kranckheit undt leyder zu ge- schwinder todt verursachet hatt, hoffe aber doch, daß daß saußen in den obren mitt der zeit vergehen wirdt. Ma tante ist, gott sey danck, von starcker gesunder natur, hoffe also, daß gott der all- mächtige unßer hertzliche wünsch undt betten erhören wirdt undt I. L. noch lange jähren erhalten. Ich habe hir unterschiedtliche personnen gekent, so über 80 gelebt haben. Es wundert mich nicht, daß daß landt I. L. lieb- hatt; alle, die sie kennen, lieben sie. Daß Carl Moritz exact ist, sein parolle zu halten, aprobire ich sehr. Ich würde gar fro geweßen sein, wen ich ihn bette sehen können. Schreibt ihm dießes undt ambrassirt ihn daneben! Daß er gern spricht, darin gleicht er mir nicht; den ich rede nicht gern. Ich habe noch keine zeit recht gefunden, den ab6 de Thesut zu entre- teniren, hatt mir alsp nichts von der gräffin Friß verzehlt. DJQ

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donna haben ordinär! verstandt nndt vivacitet, aber nicht allemahl viel jugeraent. Sie thun woU zu Franckfort, sich auffs best zn di- vertiren. Daß steht beßer in meinem sin, wen mehr manner alß weiber in einer compagnie sein. Der graff von Waldeck, so hir geweßen, sieht sturisch drein; es wundert mich gar nicht, das er der printzes von Birckenfelt gar nicht gefeit. Ich glaube nicht, daß ihr herr vatter sie zwingen wirdt, dießen graffen zu nehmen, wen er gleich reich werden solte, wen sie ihn nicht will. Ich muß schließen; den ich will alles vor morgen vor mir zu recht laßen ma- chen, waß ich mitt nach St Clou nehmen will, undt weillen Ewer brieff beantwort , will ich vor dießmahl nichts mehr sagen , alß daß ich Euch undt Amelisse von hertzen ambrassire undt Euch recht

lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

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A mad. Amelie Elisabeth, raugräffin zu Pfaltz, a Franckfort.

St Clou den 19 May 1699.

Hertzliebe Amelisse, vor 3 tagen habe ich Ewer schreiben vom 25 April 5 May entpfangen, aber nicht eher, alß nun, beantwortten können; den wir haben alle tage gar viel leütte gehabt, so unß complimenten gemacht undt glück gewünscht wegen der gebührt des printzen von Savoyen, haben auch gar viel brieffe dorthin schreiben müßen. Gestern fuhr ich nach Paris, also keinen tag überig zum schreiben gehabt, alß heütte. Es ist war, daß ich nie zu Paris sein kan, ohne mich übel zu finden, fahre auch nie von hir hin, ohne kopffwehe zu bekommen. Mein söhn ist, gott sey danck, wi- der in volkommener gesundtheit, hoffe also, daß es nach dem eng- lischen Sprichwort königlich ablauffen wirdt, sage Euch sehr großen danck, liebe Amelisse, vor Ewere gutte wünsche hirzu. Mein söhn wirdt erst nach Pfingsten in Lotheringen zu seiner Schwester. Es ist mir recht unglücklich mit dem keyßers Carls kopffwaßer gangen; ich wolte es riehen undt auß dem schranck herauß nehmen, wie ichs aber lange, wurde ich nicht gewahr, daß eine andere boutteille von Reine d'Hongrie mir an dem ermel hencken bleibt, undt wie ich heraußziehe, schlegt eine bouteille ahn die ander undt brechen beyde so geschwindt, daß mir nur der oberth^il in der bandt

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bleibt; halt mir also za Paris nicbt nutzen können. Ab6 deThessut ist gar gewiß nichts übelles zozutrawen; er hatt es gar woll gelief- fert. Der könig (unter unß gerett) will nicht, daß Monsieur sach durch seine leütte solle fortgeführt werden, sondern durch deß kö- nigs seine; also wirdt ab6 de Thesut nicht wider nach Franckfort. Er selber hatte gemeint, widerzukommen, undt Monsieur war es auch willens; des königs befehl hatt es aber geendert undt deß königs bruder hir im landt hatt keinen andern willen, alß des kö- nigs seinen. Waß ist es, liebe Amelisse, wovon Ihr melden wolt undt es nicht sagt? Schreibt mirs nur recht herauß undt seydt ver- sichert, daß alles, waß auß freündtschafft gesagt wirdt, mir nie- mahlen mißfahlen kanl Monsieur dlberville kene ich nicht, glaube nicht, daß ich ihn mein leben mehr, alß einmahl, gesehen habe, kan Euch also gar nichts von ihm sagen. Wen Ihr daßelbige wetter zu Franckfort hettet, alß wir dießen gantzen frühling durch außer ge- stern undt heütte hir gehabt haben, so würdet Ihr nicht haben spatziren fahren können; den wir haben nichts alß windt undt re- gen gehabt undt war dabey recht kalt wie zu endt deß herbst. Daß carttenspil undt insonderheit daß landtsknecht rieht doUe handel hir ahn; seyder dießen winter seindt 4 wackere offecirer in einer solchen verzweyflFlung geratten, daß sie sich selber umb leben gebracht haben. Der letzte, so sich mitt seiner eygenen pistol er- schoßen, war ein Lotheringer, hieß monsieur de Permilliac, schiene ein gescheyder mensch zu sein, hatt mir vor 6 wochen brieff von meiner dochter gebracht, war cammerjunker bey dem hertzog. Dieße 4 officirer betten beßer gethan, sich bey den teütschen Zeit- vertreib zu halten undt spieiger zu spiellen undt milch zu trincken, so wehren sie nicht in die verzweyfiflnng gerahten, sich selber zu erschießen undt zu vergiften, wie dieße gethan haben. Ma tante, die fraw chnrfürstin, hatt mir geschrieben, daß Carl Moritz nun bey I. L. ist. Ean der kleine churprintz von Brandenburg schon brieffe schreiben? Daß nimbt mich wunder, er ist doch ja noch gar ein kindt. Man sagt hir, der könig in Schweden wolle die chur- printzes von Brandenburg nehmen; wen dem so ist, glaube ich, daß der churftlrst, ihr herr vatter, lieber eine königin, alß mar- graffin, auß I. L. machen wirdt. Ich kan nicht glauben , daB könig Wilhelm sich sein leben wider verheürahten wirdt;' hatt genung mitt seinem parlement zu thun, ohne sich noch mitt einer gemahlin

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zu. beschwehren. Die englische nation ist widerlich mitt ihrer gro- ßen falschheit undt onbestandigkeit. König von Engellandt jammert mich, in solchen bänden gefahlen zu sein; den wen er mitt seinem verstandt könig von einem andern volck geworden were, glaube ich, daß er eine glückliche regirung würde gehabt haben. Ich kan nicht begreiffen, liebe Amelisse, wo Ewere andere brieffe müßen hingekommen sein; den ich habe sie noch nicht entpfangen. Der junge graff von Nassau ist noch nicht hir ahnkommen. Ich erinere mich nicht mehr, den graffen von Nassaw undt unßern graffen von Sarbrucken hir gesehen zu haben; es ist aber kein wunder; den ich habe daß schlimbste gedachtnuß von der weit. Daß unßer graff von Sarbrucken geheüraht ist, habe ich gar nicht gewust, erst durch Ewern brieff erfahren. Ich glaub, er furcht, ich werde ihn außlachen; den er hatt alß sehr versichert, daß er sich nicht beü- rahten würde. Es verdriest mich recht, wen ich höre, daß die mißheürahten in Teütschlandt einreißen, insonderheit wen es in so vornehme heüßer einreist wie die graffen von Wittgenstein. Ich glaube, in ein tag 14 werden wir die Rotzenheüsserin wider hir haben. Unßer teütsche graffen undt graffinen thun gar dolle heü- rahten, wie ich sehe; da konte man auff singen, wie in den teüt- sehen possenspiel: «0 Pfudian, hinauß, hinauß mitt dir, pfui, pfui, 0 Pfudian hinauß undt all, die solche sein!» Es wirdt recht woU ahngewendt sein, wen es allen den interesheürahten übel gehen wirdt. Last Eüchs nie gerewen, liebe Amelisse, lange brieff zu schreiben! den ich habe sie recht gern so. Wen Ihr meint, daß ich importanten affairen habe, betriegt Ihr Euch woU sehr, liebe Amelisse! Niemandes in der weit hatt deren weniger, alß ich. Noch eine sach, die mir nicht gefeit, ist, wen die uhralten graffen sich zu fürsten laßen machen; daß ärgert mich auch. Last Euch nicht bang sein! Ich werde dem graffen von Nassau nichts sagen, so Euch wirdt handel können machen ; den ich piquire mich von dis- cretion. Hirmitt ist Ewer liebes schreiben durchauß beantwortet. Ich werde noch ein par wordt ahn madame de Beuveron schreiben, hernach ein wenig spatziren gehen; den es ist heütte zimblich fein Wetter. Adieu den, hertzlieb Amelisse! Ich ambrassire Euch undt Louisse auch undt versichere Euch , daß ich Euch von hertzen lieb habe undt all mein leben behalten werde.

Elisabeth Charlotte.

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83. A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort.

St Clou den 22 May 1699.

Hertzliebe Louisse, gestern bin ich mitt Ewerm lieben brieff vom */ij May erfrewet worden. Wie mir Amelisse schreibt, so muß sie mehr alß einen brieff geschrieben haben, so ich nicht ent- pfangen. In kleinen andt großen Sachen sieht man nur gar zu woll, daß alles ein sort oder verhengnuß hatt. Amelisse ist glück- lich, keine brieffe von gar großer importantz zu schreiben zu ha- ben, sonsten würde ihr manch anglük zustoßen, weillen sie so unglücklich mitt ist.

Sambstag den 23 May 1699.

Wie ich gestern biß hirher geschrieben hatte, kämme der hol- ländische abgesante undt sonsten noch viell leütte, daß ich ohn- möglich fortschreiben konte. Vor halber 9 konte ich nicht wider in mein cabinet kommen undt hernach war es zu spät, mein paquet auff die post nach Paris zu schicken. Gott gebe, daß mir ferner keine hinternuß zustoßen möge undt daß ich heütte außschreiben mag !

St Clou, montag den 25 May, umb halb 11 morgendts.

Mein wünsch wurde vorgestern gar nicht volzogen; den in sel- bigen augenblick, wie ich ahn dem letzten wort von «mag» wäre, kämme Monsieur hir ins cabinet undt rieff mich, umb mitt I. L. spatziren zu fahren. Die promenade wehrte biß umb halb 9, konte also ohnmöglich außschreiben. Gestern führe ich nach Paris ins Port royal undt schriebe dort ahn ma tante, die fraw churförstin, undt weillen ich I. L. alß alles schreibe, waß hir vorgeht, wurde mein brieff von 5 bogen, konte hernach ohnmöglich mehr schreiben; den die Parisser lufft stieg mir im kopff undt mein kopffwehe hatt biß umb 11 abendts gewehrt, da mir etliche tropffen bludt auß der naß gangen sein; damitt hatt mein kopffwehe auffgehört. Heütte habe ich zwey postage, alß nehmblich den von Savoyen undt von Lotheringen, bin aber ein halb stündtgen eher auffgestanden, alß ordinari, damitt ich dießen morgen dießen brieff einsmahl auß- schreiben möge. Ehe ich aber wider auff Euerm brieff komme, liebe

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Loaisse, so maß ich Euch sagen, daß die graffen von Nassaw zu Paris ahnkommen sein an dt haben mir gestern durch Jeme daß große buch undt Eweren lieben brieff vom 5 May 25 April ge- schickt. Ihr schreibt mir aber nicht, waß daß buch kost; bitte, mir es doch mitt der ersten post zu berichten, werde es mitt danck bezahlen. Die junge graffen von Weilburg werden morgen zu mir kommen. Heütte ist ihr hoffmeister zu mir kommen; dem habe ich schon gesagt, wie sehr Ihr Euch der freündtschafft berümbt, so der graffen fraw mutter undt tante Euch erwießen. Ich habe dem hoffmeister monsieur Meüvius schon gesagt, wie ein ellendt undt gotslasterliches leben die jugendt hir führt undt wie er woU acht haben muß, daß seine zwey junge herrn hir nicht verführt werden ; den die bursch seindt greulich über junge artig leütte .verpicht ; undt weillen sie so Ewere gutte freunde sein, will ich mein bestes thun, sie hir vor alles übel zu wahrnen; auch alles, waß zu sehen kan sein, da will ich ihnen zu helffen, alß landtsleütten undt auch weillen sie Ewer undt Amelis recomandation haben. Im überigen so wirdt mich deß herrn Ludolfs buch sehr amussiren, finde die kupfferstück hübsch. Wer hatt sie aber gestochen? So baldt daß zweyte buch undt 3 buch in truck kommen werden, bitte ich, liebe Louisse, mir sie auch zu schicken. Daß ist alles, waß ich Euch auff den brieff mitt den graffen von Nassau- Weilburg sagen kan. Ich komme jetzt wider auff Ewer erstes schreiben. Amelisse, glaube ich, wirdt es recht piquiren, so unglücklich mitt ihren brieffen zu sein; den wen ich in ihrem platz were, verdroß es mich recht. Man kan aber doch das lachen nicht drüber halten, wen so etwaß wunderliches geschieht. Aber thut es ihr vielleicht jemandes von ihren gutten freunden zum poßen? Ma tante hatt mir gleich ge- schrieben, wie Carl Moritz zu Herrenhaußen ahnkommen. Sie ha- ben ihn in eine Turquin verkleydt, sagen, er sehe viel beßer so, alß in manskleyder, auß undt alß in seine eygene kleyder. Sie hatt ihn recht lieb undt die churfürstin von Brandenburg auch. Ich sage von hertzen amen zu alle gutte wünsche, so Ihr vor ma tante gesundtheit thut. Wen meine reiße nach Bar (wo meine dochter ins kindtbett kommen solle) gewiß were, so würde ich Euch mitt freüden rendevous dorthin geben. Es ist aber noch gar nicht si- cher; den man ist sehr dificulteus hir undt man hatt seinen freyen willen nie; were es aber sicher, daß ich hin könte, so würdet Ihr

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ohne fagon incognito hinkommen können, aber wie schon gesagt, ich bin gar nicht sicher von meiner reiß. Einen tag sagt man, es könne woU sein, andern tags finden sich hundert difficulteten ; den sagt man, es were noch zu frühe, die sach zu resolviren; den weillen ich ja in 3 tagen hin könte, were es genung, die sach 3 tag zuvor zu resolviren; suma nichts ist noch sicher, also will ich Euch auff nichts ungewißes bescheyden. Gehe ich hin undt bleibe etliche zeit da, den wirdt es .zeit genung sein. Euch berichten, zu kommen, aber gantz incognito. Mein söhn ist, gott sey danck, in gantz per- fecter gesundtheit; were ein hitzig fieber drauß worden, würde ich ihm gleich daß meledy-Kent-pulver geben haben. Die Parisser lufft kan ich weniger, alß nie, vertragen. Morgen werde ich die zwey junge graffen von Nassau sehen. Tregt der herr Ludolf seine rotte peruque noch, die er unten knüpfft? Ich glaube, ich bin nicht in seinen gnaden ; den ob er zwar zimblich lang in Franckreich geweßen, ist er doch nur einmahl zu mir kommen. Es ist ein wunderliche sache, daß die gar gelehrten so narische maniren ahn sich haben undt nicht wie ander leütte sein können. Es ist etwaß rares, jemandt zu finden, wie Ihr den schwedischen gouverneur be- schreibt. Ich bin fro, daß Ihr so eine ahngenehme societet habt undt keine langeweille. Vor daß contrefait von Churpfaltz dancke ich Euch sehr. Ob I. L. zwar, wie ich sehe, ein wenig veralt sein, so hette ich ihn doch sehr woU gekendt, undt das kupffer- stück gleicht über die maßen woU; werde es in mein buch kleben, finde es "woll gestochen. Wen noch mehr dergleichen kupffer undt andere conterfaitten zu Franckfort wehren, würdet Ihr mir, liebe Louisse, einen großen gefahlen thun, selbige zu schicken. Wie der graff von Wittgenstein von seinem hieiüraht spricht, so mögte ihm die sach gerewen; würde nicht übel thun, selbigen zu brechen. . Man rufft mich alleweill , umb in die kirch zu gehen, muß also schließen. Nun seindt auch Ewere brieff durchauß beantwortet, undt die großhertzogin kompt herein, weiß also schir nicht mehr, waß ich sage. Adieu, hertzliebe Louisse! Ich ambrassire Euch von hertzen undt habe Euch von hertzeu lieb undt Amellisse auch.

Elisabeth Charlotte.

Briefe der Prinzessin Elisabeth Charlotte. ^ ^^

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Louisse, so muß ich Euch sagen, daß die graffen von Nassaw zu Paris ahnkommen sein undt haben mir gestern durch Jeme daß große buch undt Eweren lieben brieff vom 5 May 25 April ge- schickt. Ihr schreibt mir aber nicht, waß daß buch kost; bitte, mir es doch mitt der ersten post zu berichten, werde es mitt danck bezahlen. Die junge graffen von Weilburg werden morgen zu mir kommen. Heütte ist ihr hoffmeister zu mir kommen; dem habe ich schon gesagt, wie sehr Ihr Euch der freündtschafft berümbt, so der graffen fraw mutter undt tante Euch erwießen. Ich habe dem hoffmeister monsieur Meüvius schon gesagt, wie ein ellendt undt gotslasterliches leben die jugendt hir führt undt wie er woU acht haben muß, daß seine zwey junge herrn hir nicht verführt werden ; den die bursch seindt greulich über junge artig leütte verpicht; undt weillen sie so Ewere gutte freunde sein, will ich mein bestes thun, sie hir vor alles übel zu wahrnen; auch alles, waß zu sehen kan sein, da will ich ihnen zu helffen, alß landtsleütten undt auch weillen sie Ewer undt Amelis recomandation haben. Im überigen so wirdt mich deß herrn Ludolfs buch sehr amussiren, finde die kupfferstück hübsch. Wer hatt sie aber gestochen? So baldt daß zweyte buch undt 3 buch in truck kommen werden, bitte ich, liebe Louisse, mir sie auch zu schicken. Daß ist alles, waß ich Euch auff den brieff mitt den graffen von Nassau- Weilburg sagen kan. Ich komme jetzt wider auff Ewer erstes schreiben. Amelisse, glaube ich, wirdt es recht piquiren, so unglücklich mitt ihren brieffen zu sein; den wen ich in ihrem platz were, verdroß es mich recht. Man kan aber doch das lachen nicht drüber halten, wen so etwaß wunderliches geschieht. Aber thut es ihr vielleicht jemandes von ihren gutten freunden zum poßen? Ma tante hatt mir gleich ge- schrieben, wie Carl Moritz zu Herrenhaußen ahnkommen. Sie ha- ben ihn in eine Turquin verkleydt, sagen, er sehe viel beßer so, alß in manskleyder, auß undt alß in seine eygene kleyder. Sie hatt ihn recht lieb undt die churfürstin von Brandenburg auch. Ich sage von hertzen amen zu alle gutte wünsche, so Ihr vor ma tante gesundtheit thut. Wen meine reiße nach Bar (wo meine dochter ins kindtbett kommen solle) gewiß were, so würde ich Euch mitt freüden rendevous dorthin geben. Es ist aber noch gar nicht si- cher; den man ist sehr dificulteus hir undt man hatt seinen freyen willen nie; were es aber sicher, daß ich hin könte, so würdet Ihr

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ohne fagon incognito hinkommen können, aber wie schon gesagt, ich bin gar nicht sicher von meiner reiß. Einen tag sagt man, es könne woU sein, andern tags finden sich hundert difficulteten ; den sagt man, es were noch zu frühe, die sach zu resolviren; den weillen ich ja in 3 tagen hin könte, were es genung, die sach 3 tag zuvor zu resolviren; suma nichts ist noch sicher, also will ich Euch auff nichts ungewißes bescheyden. Gehe ich hin undt bleibe etliche zeit da, den wirdt es .zeit genung sein, Euch berichten, zu kommen, aber gantz incognito. Mein söhn ist, gott sey danck, in gantz per- fecter gesundtheit; were ein hitzig fieber drauß worden, würde ich ihm gleich daß meledy-Kent-pulver geben haben. Die Parisser lufft kan ich weniger, alß nie, vertragen. Morgen werde ich die zwey junge graffen von Nassau sehen. Tregt der herr Ludolf seine rotte peruque noch, die er unten knüpfft? Ich glaube, ich bin nicht in seinen gnaden ; den ob er zwar zimblich lang in Franckreich geweßen, ist er doch nur einmahl zu mir kommen. Es ist ein wunderliche sache, daß die gar gelehrten so narische maniren ahn sich haben undt nicht wie ander leütte sein können. Es ist etwaß rares, jemandt zu finden, wie Ihr den schwedischen gouverneur be- schreibt. Ich bin fro, daß Ihr so eine ahngenehme societet habt undt keine langeweille. Vor daß contrefait von Churpfaltz dancke ich Euch sehr. Ob I. L. zwar, wie ich sehe, ein wenig veralt sein, so hette ich ihn doch sehr woll gekendt, undt das kupffer- stück gleicht über die maßen woll; werde es in mein buch kleben, finde es "woll gestochen. Wen noch mehr dergleichen kupffer undt andere conterfaitten zu Franckfort wehren, würdet Ihr mir, liebe Louisse, einen großen gefahlen thun, selbige zu schicken. Wie der graff von Wittgenstein von seinem heiüraht spricht, so mögte ihm die sach gerewen; würde nicht übel thun, selbigen zu brechen. Man rufft mich alleweill, umb in die kirch zu gehen, muß also schließen. Nun seindt auch Ewere brieff durchauß beantwortet, undt die großhertzogin kompt herein, weiß also schir nicht mehr, waß ich sage. Adieu, hertzliebe Louisse! Ich ambrassire Euch von hertzen undt habe Euch von hertzeu lieb undt Amellisse auch.

Elisabeth Charlotte.

Briefe der Prinzessin Elisabeth Charlotte. ( ^^

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84. A mad. Amelie Elisabeth, raugraffin zu Pfaltz, aFranckfort.

St Clou den 28 May 1699.

Hertzliebe Amelisse, gestern abendts habe ich Ewern lieben brieff vom Vi9 dießes monts zu recht erhalten. Meine reguUaritet im schreiben ist kein danckens wehrt, thue hierin nichts, alß waß billig ist. Ich lebe hir, gott lob, in gar volkommener gesundtheit, lufft undt waßer bekommen mir woll hir undt allezeit übel zu Pa;ris. Die jungen graffen von Nassau Weillburg haben mir versprochen, daß sie Euch berichten wollen, wie es hir zu St Clou ist; den ich habe sie überall herumb gezodelt undt daß gantze hauß gewießen. In dießer jahrszeit, deucht mir, ist es viel beßer auff dem landt, alß in der stadt zu sein, aber nur vor ein par stunden hinzufa}iren, ist nicht genung. Daß schönne teütsche compliment (daß man einem zu einer kalten milch ladt undt waß der löffel noch mehres geben wirdt) muß erfunden sein worden, seyder ich auß Teütsch- landt weg bin; den zu meiner zeit habe ich es nie gehört. Ihr seydt woll glücklich, noch lachen zu können; mir ist es gantz ver- gangen, ob ich zwar vor dießem mehr alß jemandts gelacht habe. Wer daß lachen vertreiben will, mag sich nur in Franckreich heü- rahten, es wirdt einem baldt genung vergehen." Die fraw von Schelm muß sehr verendert sein ; den wie sie noch gantz jung war, wäre sie bey weittem nicht so poßirlich alß ihre Schwester Lenor ; nun aber wie ich sehe auß waß Ihr undt Louisse mir von ihr sagt, muß sie auff den schlag geworden sein. "Wen ihr bruder, der Eberfritz, nicht so brutal were, so were er ein feiner mensch. Der Augustin, so nun woll der oberstleüttenant ist, hatt allezeit einen sanfftern humor gehabt. Lenor hatt mir doch geschrieben, daß ihr elster bruder sehr verendert seye undt nicht mehr so em- portirt wie vor dießem. Ich halte viel auff sie alle,, weill sie noch von unßerm hoff sein; bitte, grüst beyde bruder von meinetwegen undt die Gret undt ihren man auch ! Ihr habt woll recht, zu sa- gen, liebe Amelisse, daß man mitt seiner negsten schwachheitten gedult haben muß , wen nur der grundt gutt ist undt rechtschaffen Bein. Es ist nur zu war, daß niemandes in dießer weit ohne fehl

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ist. Wie mir die graffen von Nassau Carl Moritz beschreiben, so ist er viel kleiner, alß ich, undt kan doch nicht mehr wacksen; den er ist ja nun woll 29 jähr alt. Ich glaube , daß er so klein blieben, weillen er so eine alte seügamme gesetigt hatt; ich erinere mich ihrer noch woll, sie hatte keine zän mehr im maul. Ich bilde mir ein, daß seine commedie possirlich sein wirdt. Ihr seydt recht? lobenswerdt, liebe Louisse, raillerie zu verstehen; hir im lande lacht man die leütte braff auß, man raillirt aber selten. Ich habe I. G. den churfürsten offt daß Sprichwort sagen hören , so Ihr Euch noch erinert; I. G. sagte, er hette es in einem alten stam- buch gefunden. Alle die, so Euch undt Louissen kenen, bezeugen, daß Ihr I. G. lehren woll behalten undt auch praticirt. Ihr seydt gar zu obligent, liebe Amelisse, zu glauben, daß Ihr betrübter sein würdet, wen Ihr mich mehr gekendt bettet, ehe ich von hauß weg bin; so hatte ichs aber nicht gemeint, wie ich Euch gesagt habe, daß Ihr glücklich seit. Euch der zeitten nicht recht zu erinem können, indem dießes ein zeichen ist, daß Ihr 11 oder 12 gutter jähr jünger seydt, alß ich; den das alter ist eine verdrießliche Sache undt es geht mir wie mutter Anecken im possenspiel, daß liebe alter kompt mir mitt manche gebrechen ahn. Ihr müst ein gutt gedachtnuß haben. Euch noch zu erinem können, wie ich Euch ins closter Neüburg geführt habe. Ich thafe es gare ungern, I. G. der churfürst, unßer herr vatter, wolte es aber durchauß haben. Ich sehe auß Ewern brieffen, daß Euch nun vivacitet kommen ist; daß hattet Ihr nicht in Ewerer kindtheit, müst also viel zu Ewer avantage verendert sein. Ich muß Euch gestehen, daß ich recht verwundert geweßen, alß Ihr mir- daß erste mahl geschrieben, zu sehen., daß Ihr so einen coulanten undt gutten stiehl schreibt, dachte gleich in meinem sin: «Amelis muß mitt den jähren viel zu- genohraen haben undt verständiger worden sein». Ich, sage Euch hir gantz natürlich meine meinung, undt änderst, alß ich eine sach gedencke, kan ich nicht reden. In dießem augenblick rufft man mir; den monsieur le Dauphin kompt ahn, muß also schließen undt vor dießmahl nichts mehr sagen, alß daß ich Euch von hertzen ambrassire undt gar lieb habe.

Elisabeth Charlotte. 10*

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85. A mad. Louisse, raugräffin zu Pfaltz, a Franckfort

Port royal den 9 Juni 1699:

Hertzliebe Lonisse, dießmahl habe ich nicht so geschwindt andt^orten können, alß ich gerne gewohlt; den es seindt mir hun- dert undt hundert hinderniißen vorgefahlen, hir aber hoffe ich, nicht interompirt zu werden. Wie ich letztmahl hir war, war mein Intention,, zu schreiben, nehmblich vergangen donnerstag ; allein nachdem ich ahn ma tante,'die fraw churfürstin von Braansweig, geschrieben hatte, kämme mir von der hießigen lufft ein solch ab- scheulich kopffwehe ahn, daß ich ohnmöglich mehr schreiben konte, war auch den gantzen abendt recht kranck; wie" ich aber wider nach St Clou kämme, spatzirte ich so lang in der gallerie herumb, biß mir endtlich inein kopffwehe verging. Die überige tage habe ich auch nicht wider zum schreiben gelangen können wegen der Pfingstfest, habe also biß heütte verschieben müßen. Nun aber will ich, liebe Looisse, ortendtlich anff Ewerem lieben brieff vom *•/«» May antwortten. Ich versichere Euch, daß Ihr mir nicht mitt größern freüden [briefe] schreiben könt, alß ich sie entpfange, undt Ewere affection touchirt mich recht, auch sein wir einander ja nahe genung, umb unß lieb zu haben ; auch schreib ich Euch ja nicht, umb neue zeittung za haben, sondern nur amb zu erfohren, wie es mitt Euch undt Ewer geschwister stehet; derohalben seydt in keinen sorgen, ob Ihr mir zwar nichts neues berichten könt! Es ist doch löblich von den hohenlohischen freüUens, daß sie zu hauß bleiben , da ihre mutter kranck ist, halten doch also doch noch einen decorum. Ihr thut woU , liebe Lonisse , offt spatziren zu fahren ; den die stattlnfft kan im sommer nicht gesundt sein. Wan es ahns geben lege, Carl* lutz wider lebendig zu machen, so würde er es baldt sein; den ich würde nichts dran sparen undt ich werde ihn woU mein leben re- grettiren; den ich ihn woll hertzlich lieb gehabt habe undt kan nicht lang ahn ihm ohne threnen gedencken. Ihr sagt woll, daß Carllutz seines oberstleüttenants fraw eine adelliche dame aaß der Pfaltz ist, aber Ihr, sagt nicht, von waß vor einem geschlegt sie

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ist: Wen sie Euch vom türinischen hoff gesprochen, so wirdt sie Euch ohne zweyffel auch verzehlt haben, waß vor eine tugendtsame fürstin unßere hertzogin von Savoyen ist. Ich habe sie so lieb, alß' wen sie mein eygen kindt were, habe mich also recht erfrewet, wie ich vernohmen, daß sie eines printzen geneßen; dancke Euch sehr, daß Ihr Euch mitt mir drüber erfrewet, undt vor den gutten wünsch, so Ihr meiner dochtet* thut. Ich gestehe, daß ich gern hette, daß sie anß auch einen söhn gebe. Die hertzogin von Sa-^ voyen ist nicht kräncker ahn ihrem printzen, alß ahn ihren print- zessinen, geweßen, wie I. L. mir geschrieben haben; alles ist so glücklich abgeloffen, daß meiner dochter nichts beßers zu wünschen ist. Ich mögte wißen, ob die hertzogin von Holstein Gothdorff ihrer

fraw Schwester, meines brudern s. gemahlin, gleicht. Hir ist es diß jähr die mode auch sehr geweßen, ins badt undt sauerbrunen zu ziehen; monsieur le duc undt madame la duchesse seindt nach Bourbon, wie auch die geheürahte princes de Conti, undt sehr viel leütte vom hoff undt von qualitet seindt auch etliche nach Bourbon, andere nach Vichi, etliche nach Bourbonne, so nahe bey Lothe- ringen ist, andere nach St Amand. Ich habe schon von viellen die fraw landtgräffin von Cassel sehr loben hören*, aber apropo det- eiste *printz, so her kommen solte, kompt ja nicht. Woran ligts dan? Ich bin fro, daß Ihr zu ihnen ins badt werdet; den daß wirdt Euch doch ein wenig verenderung geben; wünsche, daß Ihr Euch recht lustig dort machen möget. Bitte tßüqh, macht mein compliment ahn meinen vettern, den herrn landtgraffen, undt auch ahn die fraw landtgräfQn ', wie ' auch ahn printz. Carl undt printz Wilhelm, wofern sie dort sein! Mein söhn undt Ich seindt nun, gott sey danck, in gar volkommener gesundtheit .undt Euch sehr verobligirt von Ewere gutte wünsche. Ich bin .versichert, daß. Ihr ma tante so woU aJß ich von hertzen werdet beklaget haben, den chagrin gehabt zu haben, die gutte fürstin von Ostfrießlandt , ihre gutte freündin, so zu sterben sehen zu Bruckhaussen. Es ist mir noch desto leyder umb dieße fürstin , weillen sie immer waß er- dencken konte, ma tante lustig zu machen undt dero melancoley zu vertreyben. Nichts ist verdrießlichers in der weit,* alß die zu ver- Hehren, so man lieb hatt. Hirvon habe ich leyder einQ lange undt nur gar zu offt widerholte experientz; biß aber die reye auch ahn mir kompt, fort 2U wandern, könt Ihr,' liebe .Louisse, sambt

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Amellisse woll versichert sein, daß ich Euch recht lieb behalten werde.

Elisabeth Charlotte.

86. A mad. Amelie Elisabeth, raiigräfGbi zu Pfaltz, a Franckfort.

Port royal den 12 Juni.

Hertzliebe Amelisse, gestern abendts habe ich Eweren lieben brieff. vom 23 May 2 Juni zu recht entpfangen, «ndt ob es zwar schrecklich heiß heütte ist undt noch kein stundt, daß ich von St

Clou hir ahnkommen bin, so werde ich Euch doch gleich andtwört- ten. Wie ich sehe, so kommen meine schreiben viel geschwinder über, alß die Ewerigen; den nach meiner rechnung so müst Ihr meinen brieff 'vom 19 donnerstag den 28 entpfangen haben, also just den 9 tag '-anterwegens geweßen. Ich glaube, die greuliche hitze macht mich* '-extravagiren ; den ich h^be nicht betracht, daß Ewer .liebes, schreiben vom 2 Juni auch ist undt 'nicht allein' vom .^3 May, also eben so woll in 9 tagen überkonnmen ist alß das meinige. Alles ist verhengnuß in dießer weit, also kein wunder, daß es nicht einem geht, wie dem hindern. Ich muß aber lachen, daß Ihr die fortune so delicat außsprecht undt nur fordune heist: wen di'eße ^fordune dan .Euch nur in andern Sachen fa- vorabel ist, werdt' Ihr Euch woll endtlich getrösten können, daß Ewere brieffe. tibeller, alß Louisse ' ihrer , bestehlt werden. Ich . glaube, liebe Amellisse, daß Ihr vel'suchen wolt, ob ich noch filtzen kan, daß'Ihr ipir so was abgeschmacktes dahersagt, nehmblich 4aß. Ewere brieffe mir zu offt kommen undt daß sie mich importu- niren; den wen die, so ich lieb habe, mir riiitt solchen discoursen hervorkommen, so zürne ich recht. Last Euch diß vor dießmahl zur wahrnung ^nnen, liebe Amelisse, undt kompt mir nicht mehr damitt äuffgezogen! sonsten werde ich zörnen! Ich glaube, daß Ihr daß frantzosch sehr delicat außsprecht; den schir überall, wo tnan ordinarie ein t setzt,' setzt Ihr ein d, alß bonne fordune, indention, imporduniren ; deä-hir'im landt sagt man fortune, Intention, impor- tuner; es muß also* sehr delicat heraußkommen, mögte es gerne hören. Ich höre gärne neue zeittungen, allein ob schon keine in

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Eweren brieffen, werden sie mir doch nicht desto weniger abnge- nehm sein; den Ihr undt Ewere geschwister seydt gar gewiß, liebe Amelisse, wo ich mich ahm meisten vor interessire. Ich pretendire Euch nicht Ewer frantzosch umbsonst alß zu torigiren, corigire es mitt dem beding, daß Ihr mir meine teütsche frassen, im fall ich etwaß mögte vergeßen haben, auch CQrigiren mögt; den wie Ihr secht, so bin ich sehr interessirt. Die auffs landt ziehen, haben woll groß recht.; den bey dießem schönnen undt warmen wetter ist es nicht gutt noch ahngenehm, in einer Stadt verspert zu sein. Der sawerbrnnen ist hir im landt auch sehr a la mode geweßen. Man kompt aier nun schon wieder; gestern undt vorgestern käm- men I. L. monsieur le duc undt madame la duchesse. Hatt man aber mäner feil in den teütschen sawerbrunen, daß daß Sprichwort sagt, daß mah deßwegen in sawerbrnnen zieht? Kinder bekommen ist ein trawerig handtwerck. Wie ich aber von mein fraw baß, der fraw landtgräffin Libden, vernehme, so wirdt die ursach, umb kin- der zu krigen, sie* nicht in. den sawerbrunen führen; den sie hatt deren' genjing. Ich bin fro, daß Ihr undt Louisse ins Schlangenbadt geht; daß wirdt Euch ein wenig verenderung geben. Ich kan mir nicht einbilden, waß monsieur d'Iberville so offt zu Cassel thun muß. Ich bin ihm sehr verobligirt, guts von mir zu reden; den es bloß sein gutter wille sein muß; den ich erinere mich nicht, mein leben ein wordt jnitt ihm gesprochen zu haben. Wen es jemandes were, mitt wem ich bekandt, könt Ihr woll gedencken, daß ijch ihn würde gebetten haben, offt zu Euch zu kommen. Daß misrgen von dem tug erinere ich nrich gar nicht, mein leben gehört zu haben; diß landt macht einem manch mergen vergeßen. Ich habe all mein le- ben die commedien sehr geliebt undt liebe sie noch; ist also kein wunder, daß mir daß possenspiel im gedächtnuß blieben ist. Es 'ist nur seyder meinen kinderblattern, daß ich mein gedächtnuß ge- schwächt finde. So baldt ich einen ameishauffen finden werde, werde ich daß remedium versuchen, welches ahngenehm ist; den es rieht wie eßig undt ich riebe gerne eßig. Hir im landt seindt die ameisshauffen nicht in den wießen, sondern nur in den Wäldern, aber so offt ich deren finden werde, will ich es thun; dancke EüCh, liebe Amelisse, zum vorauß davor. Ich bin alle tag, die gott gibt, 3 stundt in der lufft. Seydör etlichen jähren her bin ich sehr me» lapcolisch worden, liebe nichts mehrers, alß die einsamkeit, ündt

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gestehe, daß ich allezeit die geselschafft fliehe. Man wirfft mirs offt genung vor, ich kans aber nicht endern. Ich finde- mich selber so langweillig, daß ich förchte, die geselschafft zu ennyren; bin dero- wegen lieber allein, bringe alle tag 5 gantzer stunden allein zn. Deß envoyes von Denemarck fraw, die fraw von Magercroon, hatt mir keyßer Carls kopffwaßer versprochen; gebt Euch also die mühe nicht, solches vor mich zn machen ! Es ist warlich meine schnldt nicht, sondern monsiear de Bechamel, Monsieur surintendenten, schuldt, daß Ihr die contrefait noch nicht habt; er hatt mir schon zwey- mahl so abscheuliche contrefait machen laßen, daß. ich sie nicht habe schicken dörffen. Ich versprech Euch aber, c|iß ich wider auffs neue dran treiben werde. Daß vertrawen, so Ihr mir erweist, touchirt mich recht, liebe Amelisse, undt habe eine rechte reco- noissance davor. Ich bin Euch auch sehr verojbligirt, daß Ihr wünscht, zu meinem vergnügen zu helffen, allein mein lauff ist baldt zum endt; ich fange ahn undt werde sehr alt; verzweyffelt noch verzagt bin ich nicht, aber durch manche -gar traWerige ex- perientzen der weit sehr satt undt müde. Ich lebe, ohne. nichts zu fürchten noch zu wünschen; außer meine kinder, ma tante. Euch undt noch etliche gutte freunde, sonsten nehme ich in nichts part, waß auch in der weit vorgehen mag. Vor mir -selber wünsche ich nichts, alß gesundtheit, undt hirin erhört mich gott der allmächtige woU; den ich bin gar gesundt, gott lob! Cal*l Moritz solte die milchchur brauchen, daß würde ihn erfrischen undt den greulichen durst benehmen. Der könig kan daß landtknechtspiel nicht ver- bietten, so lang sein eintziger söhn undt bruder, "alß monsieur le Dauphin undt Monsieur, nichts änderst spillen wollen. Viel leütte seindt doch Ewerer meinüng. Es ist mir immer bang darbey, wen ich kinder so witzig vor dem rechten alter sehe; den es ist ein zeichen, daß sie nicht lange leben, ist mir also bang vor dem^ kleinen churprintzen von Brandenburg. Ich erinere mich deß obersten Degenfelts gesiebt noch gar woU ; er hatte ein kurtz vier- eckelt gesiebt, aber nicht schmahl. Wie haben die damen Carl Moritz nicht ahn seinem aug ^ekendt ? Daß kan doch der jetzigen damen coeffure nicht verbergen. Ihr, liebe Amelisse, müst sehr seyder Ewer kindtheit geendert sein, wen Euch der manshabit nun woU stehet; den wie Ihr ein kindt wahret, sähet Ihr einer damen viel toehr, alß einem cavalier, gleich; Ihr glichet unßerer verstor-

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benen königin s. Oourage ist nur eine gewobnheit; wen man bey leütten ist, so nicbt furchtsam sein, lernt mans auch. Unßer berr vatter s. pflegte mir zu sagen, er wolle micb nicbt reitten laßen, weillen I. G. nicht wüsten, ob der man, den ich bekommen würde, gerne bette, daß seine gemablin reitten möge; allein vor criminel hatt er mirs nie passiren machen. Den hnmor, wie ich den duc de Chomberg kene, hette ich nie gedacht, daß er Euch daß schie- ßen undt reitten proponiren würde. Mich deucht, es seindt jetzt so wenig lutterische princessinen vorhanden , daß die lutterische könige sich woU mitt den reformirteri werden behelffen müßen. König in Engellandt glaube ich nicht sehr pressirt, zu heürahten. Dießer könig ist gewiß durch seine meritteü einer von den grösten königen, so jemahlen gecrönt worden, aber uAter unß will ich Euch woU gesteben, daß, wen ich ledig were oder witwe undt er mir die gnade thete, meiner zu begehren, so wolte ich lieber ledig bleiben, alß die gröste königin von der weit werden undt einen man haben; da(^ heürahten ist mir abscheulich verleydt, dancke doch vor den wünsch, welcher, allen andern außer mir gefahlen würde. Auß dießem discours secht Ihr woll, daß ich Euch sehr woU verstanden habe. Ich' estimire den könig von Engellandt sehr, ich erkene seine merittep; ich wolte, daß er mein tocht^rman hette können werden, dazu bette ich ihn' lieber^ gehabt. Ewer brieff war gar leßlich undt auch nicht langweillig. Ihr secht woll, daft ich ihn gar woll geleßen, indem ich gar ^xact drauff geantwortet habe, undt weillen die ant- wort.zum eödt, bleibt mir nichts mehr überig, alß Euch zu bittign, liebe Amelisse, persuadirt zu sein, daß ich Euch von hertzen lieb behalte.

* -

Elisabeth Charlotte. ,87.

>

A mad.' Louisse^ raugraffin' zu Pfaltz, a Franckfort.

St Clou den '23 Juni.

«

Hertzliebe Louisse, vergangen donnerstag habe ich Eweren lieben brieff vom 9 Juni 30 May zu recht entpfangen, aber ohn- möglich. eher,* alß nun, beantworten können; den freitag war ich den gantzen tag auff der jagt, sambstag schrieb ich ahn mein toch-

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ter, hatte aadientz vpm envoyes von Savoye, mäste io kirch; den maQ ist in der octave vom st sacrement, wie mans hir heist, da muß man alle abendt in kirch; hernach bin ich mitt Monsieur spatziren gefahren, habe also nur ahn mein tochter undt madame de Beuveron schreiben können; sqntag bin ich nach Paris, habe dort ahn ma tante, die.fraw churfürstin von Braunsweig, geschrieben, hernach in kirch undt wider her, also auch kein zeit gefanden. Gestern mugte ich nach Savoyen undt Lothering«n schreiben, 2 brie'ff nach Turin, zwey nach Nancie; die handt war mir hernach zu müdcj umb mehr zu schreiben, habe es also auff heütte verschoben. Euch undt Amelisse zu schreiben, incomodirt mich gar nicht; den wie Ihr secht, so nehme ich m6ine zeit dazu. Dieß bedarf aber keiner dancksagung; den 'es erstlich recht billig ist, zutn andern aber so habe IchEödh beydeauch li^b, ist mir also selber ein ver- gnügen, schriftlich mitt Euch zu sprechen, weillen ich es leyder nicht mündtlich thun kan. Die grafen von Nassau scheinen gutte kinder zu 'sein ; ich hof e, sie werden nichts übels hir lehrnen. Ich wejß unßern gutten ehrlichen Teütschen recht danek, nicht in daß abscheuliche lauter zu fallei;), so hir so sehr im schwang geht, daß es gantz ofendtlich ist; man vexirt' die juoge kerls hit, daß dießer ündt jener verliebt von ihm' ist, eben wie man in Teütschlandt*eihe ungeheürahte Jungfer vexirt. Waß noch m^ehr ist; 4ie weibsleütte sein in einander verliebt, v^elches mich noch mehr.eckelt« alß alles. Man kan wpll von hif im landt sagen, wie in der 'he^lligen schriefft stehet: «Alles fleisch hatt sich verkehret». Es ist mir alß bang, daß man -mitt den moden die laster von hir auch wirdt in tmßer. vatterlandt bringen ; den. wen "die Frantzoßen einen hübschen Teüt- schen sehen, laufen sie ihnen so lang nach,' alß sie können,, uinb sie zu ertappen. Ich weiß ihrer viel, so sich nicht haben persna- diren laßen undt mitt ehren davon kommön sein, andere aber seindt ärger worden, alß die Frantzosen selber, undt haben eiii solch gotslästerliches leben geführt, daß es nicht 'anßzusprechen ist. Ich muß lachen, daß Ihr glaubt, daß mansleü.tte sein, so gar keine desbauche haben; daß müßen phenix sein, undt glaube idi, daß die , so* Ihr beschuldiget, keine galanterie ^u haben , es Euch' mehr undanck ^ißen würden, ^Iß die, so Ihr beschuldiget, des" bauchirt zu sein , oder die Teütschen müßen sehr dif erent von den Frantzoßen sein; den sie halten sichs vor eine rechte «1»:; desbaut

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chirt zu sein; andt wer sich piqniren solte, seine fraw allein zu lieben, würde vor ein sot passiren undt würde von jederman ver- spot ondt veracht werden; so ist es hir beschaffen. Ich dancke Euch sehr, liebe XiOaisse, vor die gntte wünsche, so Ihr meiner dochter thnt. Meine reiß nach Bar ist gar ansicher; den man fengt ahn, zu sagen, daß es viel kosten würde undt nnnöhtige kosten sein; zweiffle also sehr, daß man mich hin wirdt laßen, ob ich es zwar sehr wünschte.. Vergangenen freitag bekamme ich ein schrei- ben von nixßerer hertzögin von Hannover von Modene. I. L. sag^ ten jnair aber nicht, daß ihre fraw tocht^r niederkommen seye, kan

es also schwerlich glauben. Wie man mir der römischen königin .

ihr schwangersein beschreibt, sO' ist große aparentz«, daß I. M. einen printzen bekommen werden. Ich. glaube nicht , wie ich *Eüch schon gesagt, liebe Louisse, das Ihr vernehmen werdet, daß ich zu Bar werde sein; den meine reiße ist gar unsicher. Waß Ihr mir sagt, worumb Ihr fro'seit, wen ich Euch nicht sehen werde, daß heist man auff gutt frantzösch «vne fausse humilit^»; den ich sehe woll auß Ewere brieffe, daß Ihr verstandt habt undt nicht abge- schmackt seydt.- Waß ' aber ahiibelangt, daß es Euch schmertzen ' solte, mich wider za verlaßen, so deucht mich aber, daß, wen man einander wider ^ipht undt dadurch keine Unmöglichkeit findt, ein- ander, zu sehen, so kan man getröster von einander scheyden, w&ill •die hoffnung^ einander wider zu sehen, die trawerigkeit mindert. Es ist woll war, daiß wenig freüden in der weit völkommen sein, die Unglücke aberseindt gar völkommen. Ma tante ihr Un- glück, ihre gutte freündin, die fürstin von Ostfrießlandt, verlohren zu haben, habe ich gleich 8 tag hernach erfahren undt bin recht drüber erschrocken;, den' ich mir leicht einbilden kan, wie dißer todt all I. L. Unglück undt bQtrübtnuß wirdt vernewet haben. Die hert/ogin' von Eyßenach ist woll zu beklagen, aber wen man ein- mahl ins trawern kpmpt, kan man nicht wider herauß kommen; ich habe .es leyder nur zu sehr experimentirt. Nichts in der .weit endert mehr den humor undt inacht melancolischer; man wirdt nie trawerig, umb etwaß damitt außzurichten, sondern nur, weillen man es nicht endern kan; daß man selber sterblich ist, ist gar nicht tröstlich. Ich habe vor etliche jähren eine alte dame hir ge- kent, so madamede Fienehieß, die war gar natürlich. Einnfahl starb jemandes von ibrfer kuudtschafft, madame de Fiene weinte bit-

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lieb. Jemandes sagte zn sie: «n n'a pas parn, qne yoqs ayes tant aimes cette per sonne, qni vient de moarir, pandant sa vi6, poar la tant plenrer presseptement, qu'elle est morte». Madame de Fiene andtwortete: «Mon dien, que tu est sot, de creire, qne je plenre cette personne ! Ce n'est pas eile que je plenre, mais bien moy mes- me, puls qu'il fant, que je meure anssi bien qu^elle, et sa mort m'en fait souvenir.» Hiranß secbt Ibr woll, liebe Lonisse, daß wenig leütte den todt vor einen ti;ost halten können. Mich deucht, es were beßer, daß ich Euch jetzt deß herm Ladolff.bncb zahlte undt hernach die überigen auch zu ihrer zeit. Es wandert mich, daß man sein contrefait nicht hatt in sein buch eingebunden; den

das were billig. Wir haben nun nichts neues hir. Man spricht jetzt "voq nichts, alß von deß conseilliers fraw, so ihr man hatt assassiniren lassen , wie standthafftig die den todt außgestanden, aber jämmerlich ist gerichtet worden; den der hencker hatt ihr 5 oder 6 mahl in den kopff gehawen, ehe er ihr den kopff hatt ab- bringen können; es ist eine solche menge leütte geweßen, so die execution haben sehen wollen, daß man die fenster 50 Louis d'or geheure t hatt Sie hieß madame Ticket; sie hatte sich ihre ge- hurt stellen laßen undt man hatte ihr gesagt undt geprophezeyet, daß, wen sie sich nur vor eine manshandt hüttetei,. so ihr eygenen nahmen 'führt, so würde sie unerhört lang leben undt glücklich sein; &ie hieße mitt ihrem zunahmen Carlier undt es findt sich* just, daß' der hencker, so sie gericht, denselben nahmen hatt; daß.

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ist doch etwaß remarquables. Man rufft mich zur taffei.* Adieu, liebe Louisse! Ich werde vor dreßmahl nicht mehr sagen, alß daß ich Euch allezeit von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

68. A liiad. Amelie Elisabeth, raugräffin zu Pfaltz, a Fränckfort.

St Clou den 26 Juni 1699.

Hörtzliebe Amelise, vorgestern abendts alß ich von^ Paris weg fuhr, entpfinge ich Ewern lieben brieff vom •/" dießeS monts; habe von' hertzen lachen müßen, daß Ihr so rühmblich findt, daß ich ordendtlicb auff Ewere brieffe antworte, Ihr hß-bt gar woll gethan,

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dem tropffig sein, auffznsagen; den daß firantzöscbe Sprichwort sagt: «Qui ce fait brebis, Je loup le mange». Carllutz batte Eücb den nabmen von Albertingen auffgebracbt. Es ist woll war undt nur zu war, daß die weit so schlim ist, daß, wen man sie einmahl kent, hatt man mühe, bey der gütte zu bleiben, undt wen mau noch so viel äugen undt obren bette, alß man hatt, wehren deren noch nicht ge- nung, umb alles zu lehren undt in acht zunehmen, waß man nohtwen- dig wißen soll. Wen man ahnfangt, waß zu wißen, ist daß halbe leben fort, also ein ellendt sach umb unß arme menschen. Aber daß zeüg- nuß kan ich Euch mitt warheit geben, daß ich mein leben nicht gedacht hette, daß Euch so viel vivacitet kommen solte, alß ichs in Ewern brieffen verspüre; müst also sehr zu Ewer avantage geendert^ sein. Die jungen graffen von Nassau haben mir vorgestern au Port royal eine vissitte geben, ich habe sie aber nur ein augenblick ge- sehen, den ich hatte den tag viel zu schreiben nach Nancie undt nach Modene. Ich habe aber doch gleich gehoffmeisterirt, welches dem hoffmeister sehr einen großen gefahlen gethan ; den die junge bursch hatten ihm nicht glauben wollen, waren gantz penau; es war nur eine bagatelle,sie wollten stock tragen; daß stehet jungen leütten übel, die macht ich weg thun. Ich bin fro, daß ihre fraw mutter so woll jzufrieden mitt mir ist. Wolte gott, liebe Amelisse, ich konte so glücklich sein. Euch undt Ewere geschwister in etwaß zu dinnen, so danckens werdt sein könte! So glücklich aber bin ich leyder bißher noch nicht geweßen. Ewer inemorial habe ich schon ahn cantzler Scradt recomandirt. Ewer erster bogen ist all serieux^ aber deßwegen nicht abgeschmackt. Ich muß nun, waß serieux ist, nicht mehr blasmiren; den ich bins unerhört geworden, man lernt hir braff sein. Die fraw von Ratzamshaussen ist zu Nancie, wirdt in 8 tagen hir sein. Mein dochter hatt sie nicht ehr von sich laßen wollen; den sie hatt sie sehr lieb. Ihr habt ja Lenor hun- dert undt hundert mahl gesehen. Wie kent ihr sie den nicht? •Augustin Weriinger thut woll, nicht mehr zu sauffen; den nichts ist abscheulicher. Ich' höre nie Manheim neuen ohne seüfftzen. Mein gott, wie hatt mich der ort gejammert! Ich kans dem jetzigen churfürsten nicht gutt heißen, so einfaltig in der religion zu sein undt die Juden den Christen vorzuziehen. Die werden woll. thun, nachts zu stehlen, waß sie tags geben. Hirmitt ist Ewer

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liebes schreiben beantwort. Es ist auch jetzt spatziren zeit. Adiea dan, liebe Amelisse! Ich ambrassire Euch von hertzen.

Elisabeth Charlotte.

89. ^

A mad. Amelie Elisabeth, raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort.

St aou den 10 Jolli 1699.

Hertzliebe Amelisse, vorgestern habe ich Ewern lieben brieff vom 'Vso Juni zu recht entpfangen; würde gestern gleich drauff ge- antwortet haben, wen ich nicht ein klein reißgen? frantzöscher meillen von hir gethan hette nach Maubisson, ma tante, die fraw abtißin, dorten zu besuchen, welche ich, gott seye danck, in vol-

kommener gesundtheit gefunden habe. I. L. gleichen sehr I. G. onßerm herrn vattern s., bin also recht gern bey ihnen undt were es nicht so weit von hir, ginge ich öffter hin. Sie sprechen noch gutt teütsch, können perfect teütsch, frantzösch, englisch undt holländisch; Ich habe lachen müßen, daß Ihr Louisse ihren tag habt verseümen laßen undt hernach den £werigen nicht sediren wollen; bin Euch darvor verobligirt, liebe Amelisse! den daß er- weist mir, wie lieb Ihr mich habt. Es ist kein wunder, daß ich das Frantzösche corecter weiß nach 28 jähren , daß ich in Franck- reich bin, alß Ihr, die nie in Franckreich geweßen. Im Teütschen habe ich Euch aber in keinem eintzigen brieff fehlen sehen. Ihr tröst mich sehr, liebe Amelisse, mir zu sagen, das ich mein Teütsch noch nicht vergeßen habe undt noch corect schreibe; den in weh- rendem krieg habe ich wenig teütsch gesprochen*, würde also gar kein wunder sein, wen ich etliche frassen vergeßen hette. Zu meiner zeit war es schon der brauch, daß man frantzösche Wörter mitt den teütschen mischte; thue es auch etlichmahl, den man muß woU hirinen den brauch folgen; allein waß mich verdrießen kan, ist, wen es auß affectation geschieht. Diß wort könt ich auch* ohnmöglich änderst auff teütsch sagen, glaube auch nicht, daß ein ander wort auff teütsch dazu ist. Ich gestehe auch ^rn, das mir. alle complimenten bludtszuwider sein; ich kan sie nicht außstehen. Alle, die meine gutte [freunde] sein, dönen verbiette ich die complimen- ten, also wen Lenor mir in ihre lange brieffe complimenten schreiben wolte*, würde ich braff zürnen; es ist hir der brauch auch gar

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nicht, in frantzösch^ brieffen macht man keine complimenten nicht. Herr Obrecht ist gar ein ehrlicher verständiger man; Ihr thnt woU, ihm Ewere sach zu recommandiren. Monsieur sagte mir letztmahlen, der könig wolle sich der sach nun gar ernstlich annehmen; wie es abgehen wirdt^ wirdt die zeit lehren. Die gutten Politzer seindt böße visionomisten, daß sie den monseigneur vor auffrichtig teütsch ahngesehen haben^ Freündtlich undt höfflich ist er woll, wen er will, allein nicht exact gennng in waß er . verspricht undt unter- schreibt; den es ist den armen Heidelberger undt Manheimern übel nach. seinem überschreiben gangen, aber nicht, ohne daß ich ihm meine meinung . dichte drübar gesagt habe. .Ich muß lachen, daß Ihr monssigneur le Dauphin vor monseigneur le Dauphin g,e- schrieben habt; wir haben auch offt über die gutte ehrliche undt liebe madame laDauphine s. gelacht undt sie geplagt;. den sie sagte auch immer monsigneur. Monseigneur ist seyder 11 jähren sehr verendert von gesiebt; wie er jünger 'war, gliche er der königin, seiner fraw.mutter, undt da mochte er nicht der churfürstin zu Pfaltz, soijdem der ersten churfürstin von Bayren geglichen haben; den die gliche perfect ahn unßere königin; ab^r ahn die churfürstin zu Pfaltz habe ich nicht gehört, daß er jemahlen geglichen hatt. Es könnte doch woll sein ; den si6 seindt einander verwandt.undt ander geschwisterkindt mitt einander; den die großhertzogin ist -leiblich ge- schwisterkindt vom könig, so ja ihre fraw mutter ist. Mein gott, wie .müst Ihr, liebe Aroelisse, verendert sein, wofern Ihr nun I. G. dem churfürsten, unßerm herm vattern, gleicht! den wie ich Euch ge- seheq, war kein eintzig liniament in Ewerm gantzen gesiebt, so dazu die geringste aparentz hatte. Caroline s. aber gliche I. 6. viel, Sie hatt allezeit verstandt gehabt, wundert mich also nicht, daß sie es biß in ihren todt gehabt hatt. Man kän sagen wie in der commedie von Jodelet: .«Si nous estions artissans* de nous mesme, on ne. veroit par tout que des beaut^s extremes*^ Weillen es aber nicht beyunß stehet,, müßen wir woll sein, wie unß gott. der allmächtige geschaffen hatt, 'undt unß welttei* nicht drumb bekümern. Ich g.estehe, daß ich nicht lang von denen reden kan, deren todt mich betrübt hatt, ohne wi.der aaff neue trawerig zu werden. Gutte cbnversationeü seindt gar waß rares hir. Es ist die mode nicht, zu conversiren,. noch zu raiSQniren, .man' lacht einem mitt aüß undt daß spülen mag ich nicht leyden<; drumb

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bin ich lieber allein. Die fraw von Ratbsamshanssen wirdt erst dießen abendt hir sein; den der hertzog von Lotheringen helt so viel von sie, daß er sie 3 wochen zu Nancie behalten undt nicht hatt weg wollen laßen; mein tochter hatt sie auch gar lieb. Ich dancke Euch von hertzen , so viel gutte wünsche vor meine con- servation zu thun, allein ich bin zu nichts nicht nutz in dießer weit, were also gar kein verlust, wen ich drauff gehen solte. Gutte wünsche halte ich vor kein compliment noch ceremonie, son- dern vor freündtschafft, aDer weillen ich niemandes dinnen kan, sehe ich nicht, womit ich jemandes trösten könte. Mitt halben wortten verstehen , daß lernt man hir über die maßen woll undt hijrauff, deucht mir, bin ich gelehrt genung. Ich wünsche, daß Ihr undt Louisse Euch woll im Schwalbacher ^ brunen bey I. L. der fraw landtgräffin divertiren mögt. Aber wie Ihr undt Louisse mir von Ev^erem humor sprecht, glaube ich nicht, daß Ihr, umb ein Hansel außzusuchen undt sein Gredel zu werden, nach Schwal- bach zieht. Schwalbach ist ein artiger undt glücklicher ort, wen man dort frey leben kan, ohne daß man dort übel findt, waß man thut. Solchen ort kan man hir in Franckreich nicht finden. Die frantzösche damens last über Ewere inocente lust lachen, wie sie wollen! Siei.habe keine so warhaffte freüde nicht; man mag sie nur bey ihrem spiel von 24 stunden sehen, umb davon, zu judiciren; wie verzweyffelt sie außsehen! eine weint die bittern threnen, die ander ist fewerrodt undt gehen ihr die äugen -im kopff , alß wen sie in die gichter fallen wolt, die 3te ist bleich wie der todt undt wie halb ohnmächtige undt mäner undt weiber sehen auß wie be- ßeßene, können niemandes bey noch umb sich leyden. Das seindt hießige freüden, aber warlich nicht die. meinen; wolte lieber mitt gutten freunden im grünen graß bey einem brunen eßen, wie Ihr undt Louisse, die fraw von Degenfeit undt Schelm gethan habt. Diß landt, hat noch über dem englischen, das alle- desbauchirten mäner undt weiber politisch sein undt dem boff gefahlen wollen, welches manche üntrew undt veräliterrey gibt, aber in welchen landt es auch sein mag, so muß man, wen man geheüraht ist, die Jalousie auß dem hertzen banissiren; den daß kan nie kein gutt thun. Seine händt in unschuldt wascHen gibt woll vor sioh selber ein ruhig gewißen,. allein es gibt kein ahngenehm comerse undt mitt einem ruhigen gewißen* kan einem doch ' die zeit bitter lang

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fallen undt manche sehr langweillige standen hahen. Ich heküm- mere mich nicht über der weit weßen, aber es macht mich die weit genung verachten, umb. wenig last zu nehmen, in geselschafift zu sein. Man hört von nichts, alß tragiqnen avanturen; baldt wer- den 5 weiber noch gericht werden, so ihre mäner umbs leben ge- bracht haben, noch etliche haben sich selber umbs leben gebracht; sonsten geschehen auch viel unglück. Ihr werdet vielleicht die contesse de Roye in Engellandt gesehen haben. Deßen elster söhn, der conte de Rouey, wolte zu Meudon vor etlichen tagen, wo er bey dem monseigneur war, eine kleine calesch führen, fürte aber so übel, daß er mitt dem fordersten raht ahn eine große wurtzel vom bäum so gewaltig ahnstieß, daß er selber, so gantz geraht in dem kleinen wagen stundt, zwischen die pferde fiel, undt die leidt- seyller wickelten sich dermaßen umb in herumb, daß, wie er wi- der auffstundt , zog er die pferdt so starck ahn sich , daß sie kurtz threheten undt ihn gegen einen bäum wurffen. Daß bludt schoß ihm gleich auß der naßen. Man hatt ihn 4mahl zur ader gelaßen, er hatt aber das gedächtnuß verlohren undt weiß nicht, waß ihm widerfahren ist; man weiß noch nicht, ob er davon kom- men wirdt. Daß ist alles, waß wir hir neues haben. Adieu, liebe Amelisse! Ambrassirt Louisse von meinetwegen undt seydt ver- sichert, daß ich Euch beyde sehr lieb habe !

Elisabeth Charlotte. <

90.

A mad. Louisse, raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort.

St Clou den 17 Juli 1699.

Hertzliebe Louisse, vor 2 tagen habe ich Ewer schreiben vom 27 Juni 7 JuUi zu recht entpfangen. Amelisse hatt mir letztmahl geschrieben, wie es zugangen, daß Ihr nicht eher auff meinen letzten brieff geantwortet habt; bin fro, daß Ihr beyde, Ewer Schwester undt Ihr, liebe Louisse, so woU zufrieden mitt mir seydt über meinen fleißigem schreiben. Wen Ihr wißen köntet, waß vor ein stättiges gethun hir ist undt wie viel .ich sonst zu schreiben habe, so würdet Ihr mirs noch mehr danck wißen, wen Ihr von meinen schreiben entpfangt. Weillen die Sünde so gemein

Briefe der Prinzessin Elisabeth Charlotte. ^^^

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bey den heyden, ja gar bey den ersten menschen wsur, so jetzt bir im lande im schwang geht, so ist es sich wenig zn yerwandern, daß es noch so ist; den gewiß seyder dem die menschen nicht beßer geworden nndt seyder die ersten Christen ondt martirer sehen wir wenig unterscheydt leyder zwischen der heyden andt unßem zeitten. Wie es zu Augustns zeitten bey den hoffen zuging, so geht es hir auch, nndt nichts ist rarer in Franckreich, alß der christlich glaub. Ich weiß nicht, ob etlich leütte ihre laster noch vor Sünden halten; allein vor keine schände wirdt kein laster mehr gehalten. Wen Ihr herr von einem landt wehret, würdet Ihr ebenso ambarassirt sein, die laster außzureütten, alß ein anderer; wehren sie nicht so gemein, könnte es ahngehen, aber weiUen es so gar gemein, waß will man thnn? Solte der kOnig alle die ab- straffen nach verdinst, so lasterhafft sein, würde er ohne fürsten, edelleütte nndt bedinten bleiben, ja kein hauß in Franckreich würde ohne trawer sein. Wo ich ahm ersten erfahren, daß wei- ber einander unzüchtiger weiß können lieb haben, daß war, wie ich von Iburg widerkam undt die alte abtißin von Herford gestor- ben war, so viel ahn eine von ihren Jungfern, ein Donep von ge- schlegt, gelaßen hatte. Da wolte sich I. G. unßer herr vatter s. halb kranck lachen undt sagte so doUe Sachen von dem dinst, so die Donnepen dießer abtißin geleist, in welcher platz ma tante» die printzes Lisbet, kommen war, daß ich woU merckte, daß waß Unrechts dahinder sein müste; hatt mich also kein wunder geneh- men, wie ich wider davon gehört. Der duc de Chonberg hatte recht; diß laster ist sehr gemein in Franckreich, aber in Teütsch- landt hört man doch, gott lob, selten von dergleichen wustereyen. Ich kan leicht begreiffen, waß eine solche wißenschafft in einem soubgoneussen undt argwohnischen menschen, wie Ewer schwager ist, muß zu wegen gebracht haben. Diß laster ist noch viel ge- meiner in der Türekey, alß hir; da seyndt die weiber im serail so verhiebt auff einander, daß sie gar nichts nach den mänern fra- gen. . So seindt sie hir nicht; den alle, die von dem humor, lie- ben auch die mäner; aber in der Türekey haben sie solche Jalou- sien von einander, daß sie sich unter einander poignardiren. Ich gestehe, daß ich diß laster durchauß nicht begreiffen kan; ein weibsmensch kompt mir noch taußendtmahl eckelhaffter vor, alß ein mansmensch. Waß Ihr aber sagt, ist woll war, daß einem

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die mansleütte beschul digen , daß man die weiber liebt, wen man nach ihnen nichts fragt. Die mode von den weibern wirdt so baldt nicht in Teütschlandt kommen, alß die mänerlieb; den daß lernen die jungen bursch hir in den coligium undt accademien mitt andern kindern; die teütsche medger kommen aber nicht inFranck- reich, undt in Teütschlandt ist dieße inclination nicht, seindt also sicher. Ihr seydt mir ja lieb undt nahe genung, umb daß mir Ewere recomandationen mögen ahngelegen sein; hirüber ist weder zu dancken noch sich zu verwundern. Solte der gutte fürst von üssingen noch zu Franckfort sein, wen Ihr dießen brieff entpfangen werdet, so bitte ich, macht ihm doch mein compliment undt sagt ihm, daß ich woll sehe, daß er seine alte freunde gantz vergist, weillen er mir nichts durch Euch entbotten, daß ich aber nicht so seye, sondern allewege, wo ich weiß, daß meine gutte freunde seyen, sie grüßen laße! Von graff Lutz bin ich sehr content; den bitte ich wider von meinetwegen zu grüßen undt zu sagen, daß ich gantz verwundert bin, zu vernehmen, daß er in den h. ehestandt getretten; bitte, er solle mir doch wißen laßen, wie er sich da- bey befindt, undt daß ichs ihm recht danck weiß, daß er keine Frantzößin genohmen hatt. Wen hatt er aber genehmen? Daß mögte ich gern wißen. Ich habe dießen graffen in allen ehren recht lieb. Es ist ein recht gutter ehrlicher herr. Er wirdt Euch viel von dießem hoff verzehlen können; den er kent undt weiß alles woll, wie es hir zugeht. Ich glaube, daß es ohngefehr ge- schehen, das er nicht zu Euch kommen; den er ist zu raisonabel, umb zu meinen, daß man in die leütte verliebt müste werden, so man sieht. Ich habe lachen müßen, daß Ihr sagt, daß unter dem besten hudt ein naumb sitzt; daß ist warlich woll war. Hettet Ihr mir aber daß naumb nicht außgelegt, bette ichs nicht recht ver- standen. Ich weiß Sachen von dießem graff Lutz, so admirabel sein, aber zu lang zu verzehlen wehren. Es seindt wenig leütte so, wie er; er hatt viel undt manche gutte qualitetten ahn sich, wirdt hir von jederman estimirt, undt waß man hir lobt, kan man glauben; den man redt eher bößes, alß guttes, von seinen negsten. Worumb nembt Ihr daß gelt nicht, so Ihr von dem alten Malthes- ser comenter gewint? Er verliehrt nichts von den seinen. Waß er hatt, gehört dem orden, undt der orden ist ja reich genung. Auff mein wort, habt hirin gar kein scrupul! undt weillen Ihr mirs ge-

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belebt, gib ich Euch gantz undt gar die absolution drüber, könts auff mein wort thun. Die wüste pfaffen seindt reich geüung. Wir haben nun gar nichts neues hir undt Ewer brieff ist beantwortet, liebe Louissei Schließlich versichere ich Euch nur, daß ich Euch undt Ewere geschwisterig von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

91. A mad. Amelie Elisabeth, raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort.

St Clou den 24 Jolli 1699.

Hertzliebe Amelisse, gestern habe ich auff dem Port royal Ewer liebes schreiben vom "/ss Julli zu recht entpfangen, ich fuhr eben nach dem Port royal, sehe auß Euerem schreiben, das Ihr nun zu Homburg seydt. Wie kompts aber, daß die eiste princes- sin von dar nicht bey ihrer fraw mutter, sondern bey I. L. der fraw landtgräffin von Cassel ordinarie ist? Daß Schlangenbaadt muß dießer landtgräffin nicht woU bekommen sein, weillen I. L. so sehr wider davon weg eyllen. Ich wüste woll, daß der fürst von Ussingen ein freüllen von Leüenstein geheürahtet hatte; madame Dangeau hatt mirs gesagt Die arme madame Dangeau ist übel dran; man furcht, sie bekomme einen krebs ahn einer brüst. Ich hatte Louisse letztmahl gebetten, den fürsten von Ussingen zu re- prochiren, daß er mir nichts entbotten hatt, da ich doch seine alte freündin bin. Ich finde die fürstliche personnen zu Homburg glücklich , ahn nichts alß dantzen undt springen zu gedencken ; sie müßen kein chagrin haben; hoffe, daß dieße reiße Euch undt Louisse ein wenig verenderung geben wirdt. Es ist nicht gar schlim, ein wenig gezwungen sein, zu raßen; den daß schüdelt daß miltz, macht schwitzen undt vertreibt dadurch die bößen hu- moren undt verhindert, kranck zu werden. Caningen nacht da er- hitzt man sich nicht bey. Die thierger, so die caninger fangen, seindt keine wießelger; man heist sie. fürets in frantzosch; sie seindt größer, alß die wießelger, haben die mäuller noch spitziger undt seindt viel bräuner. Ich kan keine caninger eßen. Sonsten eße ich viel lieber auff englisch, alß auff frantzosch ; ich habe mich daß frantzosch eßen gar nicht ahngewehnen können, kan keinen eintzigen ragoust eßen undt ich eße gar kein fleischbrühe noch

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supe, kan also gar wenig hir eßen, eße auch nichts, alß hammel* Schlegel, gehrattene hüner, nierenbratten , rindtfleisch undt salat. In Hollandt habe ich auch kiwitzeyer geßen; ich aße aber so viel, daß ich mich übergeben muste; seyder dem habe ich keine mehr eßen }i[önDen. Es geschieht gar offt, das man gott danckt, daß ein heüraht, so hette geschehen sollen, nicht geschehen ist, undt offter, alß daß man gott danckt, daß man geheüraht ist. Die ar- muht ist eine böße qualitet zum ehestandt; den wie Molli^re sagt, so lebt man wenig d'un «ma vi6» et man ist nicht von «mon amour». Man hatt viel mehr exempel, daß man sich arm, alß reich mitt dem goltmachen gemacht hatt. Mich deucht, die windt undt gestirn zu erkenen, kompt eher einem mathematicus zu, alß einem man von qualitet undt einem reichsgraffen ; den die haben ordinari die zeit nicht, so auß dem fundament zu studieren, wie die, deren handtwerck es ist.- Ordinari wißen die gelehrten nicht zu leben undt ob sie zwar gescheydt in ihren künsten sein, sein sie doch wie gecken unter die leütte; also der personnen von große qualitet sache nicht, so erschrecklich gelehrt zu sein; den es ist ihnen hoch nöhtig, die weit zu kenen undt wie sie mitt jedermandt leben müßen undt sollen, welches man nur durch experientz undt nicht in den büchem lernt. Ihr thut mir einen rechten gefahlen, liebe Amelisse, mir alß zu verzehlen, waß vorgeht. Ich muß la- chen, daß ich erstlich ein wordt hir in Ewerm brieff übel ge- leßen; Ihr hattet Franckfort in abreg6 geschrieben, daß nahm ich nicht recht in acht undt laße, daß Ihr mein antwordtschreiben zu pferdt bettet entpfangen. Wie aber hernach stehet, daß Ihr nicht eher, alß von Hpmburg, bettet schreiben können, da habe ich woll gesehen , daß ich übel geleßen undt daß Ffort seye in ab- rege. Ich bitte Euch, liebe Amellisse , danckt doch der fraw landt- gräffin Liebten undt die gräffin, ihre Schwester, vor dero compli- menten! Der ritz hatt gar nichts auff sich; bettet Ihr nicht davon geschrieben, hette ich nicht einmahl wahrgenohmen. Wir haben jetzt gantz undt gar nichts neues hir, weder bey hoff noch in der statt, muß derowegen schließen. Adieu den, liebe Amellisse! Ich ambrassire Euch von hertzen undt habe Euch allezeit vonhertzen lieb.

Elisabeth Charlotte.

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92.

A mad. Louise , raugräffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Port royal den 31 Julli 1699.

Hertzliebe Louisse, gestern alß ich wider von Maubisson käm- me, wurde ich mitt Ewerm lieben brieff vom "/»^ J^lü erfreuet. Ihr secht nun woll, daß ich mein versprechen halte undt fleißig antworte; bin Etlch, liebe Louisse, sehr verobligirt, Euch so vor meine ge- sundtheit zu iuteressiren. Ich bin fro, daß meiner ammen dochter, die gutte Nanon, wider gesundt ist; es ist ein gutt, trew, ehrlich mensch, so verstandt hatt. Es ist mir leydt, daß sie nicht halt bey mir bleiben können. Ihr habt sie gar gewiß offt zu Manheim bey mir gesehen so woll, alß Suzon, ihre Schwester; dieße ist noch bey mir undt dint mir woll. Ich könts Nanon nicht verdenc- ken, wen sie fro were, auß Franckreich zu sein; den die Verfol- gung ist abscheulich, so man den armen reformirten hir ahnthut, jammern mich von hertzen. Die arme Nanon wirdt ambarassirt sein, den hoff nicht zu Cassel zu finden. Ich glaube nicht, daß L L. die fraw landtgräffin woll gethan, den sawerbrunen mitt dem fieber zu drincken. Wen man vor die gesundtheit ahn einem ort geht, ist es nicht nöhtig, sich zu informiren, ob andere damens dort sein oder nicht; wolte also ahn Ewerm platz den brnnen lie- ber gedruncken haben, wo er einem ahm besten bekompt. Der junge graff von Leiningen ist noch nicht hir; wen er aber sich bey mir wirdt ahnmelden, werde ich nicht unterlaßen, ihm meinen raht trewlich mittzutheillen. Daß bitte ich Euch I. L. der fraw landtgräffin von Homburg sambt viellen complimenteu zu versi- chern. Sie* bette ihm keine severer hoffmeisterin geben können, alß mich; den ich laße den jungen leütteu, vor welche ich mich interessire, nicht vorbey gehen. Es ist war, daß ich sehr viel auff seinen (ich will sagen des jungen graff von Leiningen) h. vatter gehalten haben, würde derowegen sorg vor den jungen graffen ge- tragen habe; wen man mir ihn gleich nicht recomandirt hette, will geschweygen den nun, daß seine fraw mutter Liebten daß ver- trawen zu mir hatt, ihren söhn zu recommandiren. Ich werde alle- zeit fro sein, wen ich ehrlichen Teütschen werde in etwaß dinnen

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können nndt gntt hir sein. Von meinen Warnungen kan ich woU versprechen, allein denen ich sie gebe, müßen sie auch folgen wol* len. Ich beklage den armen monsieur Bar, so betrogen nndt be- stollen geworden zu sein. Knechten ist wenig zu trawen. Monsieur Legrand hir hatte einen cammerdinner, so ihm 20 jähr trew ge- dinnet hatt undt doch hernach abscheulich bestoUen. Diebe hatt es allezeit geben, aber so gar wunderliche historien nicht, alß man hir hört von weibern; daß deucht mir nicht so gemein zu sein in an- dern örtern, wie hir. thr habt woU groß recht, nicht gerne richten zu sehen; es ist etwas abscheuliches. Ich bin fro, wen ich ver- nehme, daß viel frembden gräfliche undt fürstliche personnen zu Franckfort sein; den ich hoffe, das es Euch verenderung geben wirdt undt divertiren. Es muß der fürstin von Nassau Itzstein er- stes kint sein, womitt sie schwanger geht, weillen sie meint, daß sie dran sterben wirdt; weillen sie aber so woU außsicht, ist zu hoffen, daß es woll ablauffen wirdt. Ich begreiffe woU, daß man nicht gern außgehet, wen die erste jugendt vorbey ist, es seye den auß nohtwendigkeit; allein Amelisse undt Ihr seydt doch noch jung genung, umb keinen reiße zu scheuen. Wir reißen hir, so zu sagen, continuirlich, seindt keine 8 tag ahn einem ort. Wir haben nun nichts neues hir, alß viel, so gestorben; weillen sie Euch aber unbekandt sein, drumb sage ich nichts davon. In ei- nem augenblick werde ich ins palais royal fahren, umb mitt Mon- sieur ins opera zu gehen. Ich finde mich aber heütte so abscheu- lich schläfferich, daß ich glaube, daß ich daß gantze opera durch schlaffen werde, wie mir schon mehrmal geschehen ist. Ich furcht, Ihr werdet dießen brieff nicht leßen können, allein ich habe so schlimme federn hir, daß es mir ohnmöglich ist, sauberer zu schreiben. Adieu, hertzliebe Louisse! Ich ambrassire Euch von hertzen undt werde Euch all mein leben lieb behalten.

Elisabeth Charlotte.

93.

A mad. Amelie Elisabeth, raugräffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Biarly den 7 Augusti 1699.

Hertzliebe Amelise, vorgestern, wie ich eben in kutzsch saß, umb herzukommen, entpfunge ich Ewer schreiben vom 'Vso JuUi.

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Gestern fuhr ich mitt dem könig auff einer revetie von seiner leib- quard, heütte stehle ich, so zu sagen, eine stundt, omh zu schrei- ben; den ich bin schon zu St Germain geweßen, habe dort von den englischen königlichen personnen abschiedt genehmen; den mein reiß nach Bar, welche so offt ahngefangen undt wider einge- fitelt worden, wirdt endtlich einmahl volzogen werden, es sey dan, daß seyder jetzt undt biß sontag über 8 tag noch eine verhinder- naß dazwischen kommen möge, so man jetzt nicht vorsehen kan. Ich werde den 16 aufifbrechen nndt hoffe, den 18 zn Bar zu sein; den ich gehe mitt viel relais. Monsieur wirdt mich hernach dort abheilen kommen. Ich fürchte, daß ich Euch nicht eher wider werde schreiben können, noch ahn Louisse, biß ich wider von meiner reiße werde kommen sein; werde alßden wider einbringen, waß ich auff meiner reiße werde verseümbt haben. Seyder meiner reiße, wovon ich Euch geschrieben hatte, die ich nach Maubisson gethan, habe ich I. L. ma tante, der fraw abtißin, noch eine vissitte ge- ben undt, gott seye danck, I. L. noch frischer undt lustiger ge- funden, alß die andere reiße. Sie ist lustiger, hatt mehr vivacitet, sieht, hört undt geht beßer, alß ich, undt all ebenwoll ist sie just 30 jähr älter, alß ich; den den 11 April seindt I. L. 77 jähr alt worden; ich hoffe also, das sie noch lang leben wirdt. Sie mahlt jetzt ein schön stück vor ihre fraw Schwester, unßere liebe chur- fürstin zu Braunsweig ; es ist daß gegoßene kalb, nach dem Poussin. Sie wirdt ahngebett in ihrem closter, führt gar ein streng, aber doch ruhig leben , ist nie kein fleisch , sie seye dan gar kranck ; sie ligt auff harte matrassen wie ein stein, hatt nur strostuhl in ihrer cammer, steht umb mitternacht auff, umb zu betten. Vor dießem gliche ma tahte, die fraw churfürstin, gar nicht ahm churfürsten 8.; wundert mich, daß sie ihm nun gleicht. Mein gott, liebe Ame- lisse, Ihr müst Euch selber gar nicht mehr gleichen, wie Ihr ein kindt wahret, wen Ihr der königin, unßer groß fraw mutter, gleicht. Ich erinere mich ihrer noch, alß wen ich sie heütte ge- sehen bette; allein sie hatte ein gantz ander gesiebt, alß Ihr, wie Ihr ein kindt wäret ; den da hattet Ihr blunde haar, ein breit gesiebt undt schonne färben; die königin in Böhmen aber hatte schwartze haar, ein lang gesiebt, stracke naß, suma, gantz ein ander art von gesiebt Der churfürst, unßer herr vatter s., gliche der köni- gin, seiner fraw mutter, viel Wen man geschwindt schreibt, setzt

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man leicht ein wort vors ander, allein daß ist nicht fibel geschrie- ben. Waß vor Frantzößin kent Ihr den, wo Ihr ahn schreibt, lieb Amelisse? Den außer die gutte mademoiselle de Malauze dachte ich nicht, daß Ihr frantzosche leütte kent. Gezwungenheit ist con- trainte undt nicht affectation, aber daß rechte wort hirvon auff teütsch weiß ich nicht. Habt Ihr niemandes von der fruchtbrin- genden geselschafft zu Franckfort, dem mans fragen könte? Es kan auch nicht steiffigkeit sein; den viel affectirte leütte halten sich nicht steiff, sondern threhen sich undt wispeln den gantzen leib ohne auffhören. Ich kan nicht begreiffen, wie es möglich sein kan, mehr alß eine sprach zu reden undt neben seiner muttersprach zu behalten. Ma tante von Maubisson kan leichter englisch, alß teütsch, behalten; den alle tag kommen Englender zu I. L.; sie hatte auch englische nonen im closter. Die gräffin von Traun ist zu beklagen; were sie hir, sagte man, sie hette vapeurs. Ich wüste nicht, das der graff von Benebourg geistlich ist. Die Jes- suwitter haben ordinär! verstandt. Die zu große devotion macht manche zu nähren; ich glaube nicht, daß ich jemahlen hirvon närisch werde. Der Jessuwit hatt recht, nicht zu leyden, daß die gräffin Traun ihren dement vor ein gemähls gebe. Die keyßerin hatt vielleicht ihr wacksen heylligbildt ins fewer geworffen, wie sie gesehen, das es von sich selber auffhörte zu brenen. Der conte de Rouy ist wider heill. Ich halte auch viel von milord Fevers- ham, ist der beste von seinen brüdern. Mademoiselle de Malausse hatt mir auch madame de Mazarin todt beschrieben, sie ist mitt großer fermete, aber schlechten glauben gestorben. St Evremont solle hertzlich betrübt sein. Er wirdt sie woU baldt folgen; den er solle nahe, wo nicht gar über die 90 jähr alt sein. Das sauffen ist gar gemein bey die weiber hir in Franckreich undt madame de Mazarin hatt eine dochter hinterlaßen, so es auch meisterlich kan, die marquisse de Richelieu. Hirmitt ist Ewer schreiben durchauß beantwortet, undt weillen ich heütte schon außer dießem 4 große brieff geschrieben, ist mir die handt ein wenig müde, muß dero- wegen schließen. Ambrassirt Lcfuisse von meinetwegen undt seydt versichert, daß ich Euch alle beyde recht lieb habe!

Elisabeth Charlotte.

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94.

A mad. Louisse, raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort.

St Clou den 18 Augosti 1699.

Hertzliebe Louisse, ich habe Ewern lieben brieff vom 25 Jalli 4 August schon vor etlichen tagen entpfangen, aber ohnmöglich eher, alß heütte, drauff antworten können; den ich war gar zu betrübt, daß meine reiße nach Bar entlich gantz zurückgangen. Ob mir zwar diß landt woU genung bekandt undt leyder nur gar zu woU weiß, daß man sich hir auff nichts, so einem ahngenehm sein kan, spitzen muß, so muß ich doch gestehen, daß ich gemeint, dieße reiße konte nicht mehr fehlen, indem der erste relais von kutzschenpferden schon weg war geschickt worden; der teüffel aber, so nie ruhet, wen er einem kan ungedultig machen, hatt unß eine verfluchte ceremonie in den weg gebracht, so meine reiße leyder gantz gebrochen. Aber last unß nicht mehr hirvon reden! den es macht mich nur trawerig. Ich komme ,auff Ewer schreiben. Ich dancke Euch, liebe Louisse, vor die mühe, so Ihr genohmen, nach HoUandt durch die Wollmersheüsserin ahn graff von Ussingen zu berichten, waß ich Euch gebetten, ihm zu sagen. Graff Lutz werde ich meinen grüß baldt selber sagen können, weiUen er her- rein in Franckreich kompt. Er hatt recht, mehr im heürahten auff ein gutt gemühte gesehen zu haben, alß auff Schönheit; dießes letzte vergeht baldt, ein gutt gemüht wehrt aber, so lang man lebt. Ahngenehm undt ein gutt gemühte ist im heürahten der Schönheit weit vorzuziehen in meinem sin. Es geschieht offt, daß Schwester undt bruder einander in gar nichts gleichen; nimbt mir also kein wmider, daß die gräffin von Hohenlo undt der graff von Castel einander nicht gleichen, ob sie zwar brüder undt Schwestern sein. Ich habe alzeit hören sagen, waß Ihr mich hirmitt bestättiget, nehmblich daß graff Castel ein falscher interessirter herr seye. Unßer graff von Nassau undt die hohenloische graffen seindt den dopelt verschwägert. Ist graff Lutz fraw mutter nicht auch eine gräffin von Hohenlo? Mich deucht, wo mir recht ist, so ist sie.es auch. Graff Lutz wirdt estimirt von alle die, so ihn kenen. Es war zeit, daß der kleine krieg zwischen dem graffen von Nassau Weilburg undt dem landtgraffen von Darmstadt zu endt ging; den

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oft ein klein fewer einen großen brandt verorsachet. Ich habe der Lenor in Ewerm brieff gewießen, wie ihr brader, der Angnstin, schir versoffen were. Ich weiß schir nicht, waß ich sage; den seyder ich dießen bogen papir außschreibe, hatt man mich schon 4 mahl interompirt; daß erste mahl war es Monsieur, daß zweyte mahl cardinals undt ertzbischoffe, daß 3te mahl die envoyes von Lotheringeri undt alleweill geht der envoyes von Modene auß mei- ner cammer undt ein ittallienscher graff, so mir brieff von unßer hertzogin von Hannover gebracht hatt. Damitt ich aber wider auff Ewerm brieff komme, liebe Louisse, so muß ich sagen, das es mir leydt ist, daß mein fraw baß, die landtgraffin von Gassei, so kranck ist. Wie gehts aber unßem gutten lieben printzen , alß printz Carl undt printz Wilhelm? Die consomption ist eine schlim- me kranckheit, wo man selten von kompt. Dießer tag ist recht verdrießlich mitt allen den überlauffen; man rufft mich abermahlen, muß also schließen. Adieu, hertzliebe Louisse! Ich kau meinen brieff nicht überleßen, muß in eyll schließen undt vor dießmahl nichts mehr sagen, alß daß ich Euch allezeit von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

95. A mad. Ämelie Elisabeth , raugraffin zu Pfaltz , a Franckfort.

Fontainebleau den 1 October 1699.

Hertzliebe Amellisse, ich habe alleweill ahn Louisse die Ursa- chen geschrieben, weß wegen ich so gar lang geweßen, ohne auff Ewere liebe schreiben zu antwortten. Sie wirdt Etlch vielleicht meinen brieff weißen; derowegen, umb nicht zwey mahl einerley zu sagen, widerhoUe ich es nicht, sondern will nur gedencken, auff Ewere zwey liebe schreiben noch vor der comedie zu antwortten, so umb halb 8 ahnfangen wirdt. Ewer erstes schreiben ist vom 29 August 8 September. Vor alle gutte wünsche, so Ihr mir undt meinem enckel thut, bedancke ich mich sehr, gestehe aber, daß der verdruß, daß meine reiße zurückgangen, größer geweßen, alß die freüde über meiner dochter sohngens gehurt; den ich hatte noch regret, nicht dabey zu sein haben können, umb mich mitt

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yatter nndt matter über die ahnknnfft dießes so gar jungen cava- liers zu erfreuen. Ich schreibe ahn Louisse die rechte gründtliche nrsach, weß wegen die reiße zurück. Last es Euch weißen! undt dadurch werdet Ihr woli ersehen, daß es die ursach nicht war, so man zu Franckfort gesagt hatte. Die fraw von Ratzamshaussen ist vor 4 Wochen wider nach hauß. Sie hatt es auff einen fuß gesetzt, alle jähr herzukommen; bin recht fro, wen sie kompt; den sie hatt gar einen lustigen hunior, jederman mag sie woll leyden. Ich wolte, daß ich Carl Moritz hette sprechen können; mich deucht, ich wolte ^ ihn einen solchen abscheü vors sauffen gemacht haben, daß er sich vielleicht davon würde corigirt haben; den ich ver- nehme leyder, daß er zu Berlin alle tag voll ist undt den gar dolle Sachen solle vorbringen. Er thete beßer, nur commedien zu machen. Ma tante ist, gott seye danck, wider in volkommener gesundtheit, I. L. gutt temperament hatt sie erett. Der allmächtige verleye, daß in langen jähren keine Unpäßlichkeit mehr kommen möge! Alles, waß man vor mir gibt, kan ich nicht bekommen; den wie die heürahtscontracten hir gemacht werden, so ist der man herr über alles, gibt nur, waß er gutt findt; also hatt man mir eine schuldt von 2 taußendt pistollen bezahlt undt meine menus plaisir vermehrt. Ihr wirdt vielleicht nicht [wißen], waß menus plaisir ist; es ist, waß man bey unß spielgelt heist; also habe ich doch ein wenig von der sach profitirt. Ich habe Ewere sach starck . ahn Monsieur recomandirt; der hatt befohlen, daß man herrn Obrecht davon schreiben solle, welches geschehen. Ich weiß nicht, ob die königin in Portugal zu beklagen ist; den ich glaube, sie ist glück- licher, todt zu sein, alß königin in dem landt undt bey dem könig geblieben zu sein, undt ich glaube, daß ihr die lust in Portugal woll vergangen wirdt seiin vor ihrem todt. Vorgestern hatt man hir die trawer vor dieße königin genohmen. Der könig in Portu- gal solle gar ein bößer herr sein, hatt seine gemahlin vielleicht so gezercht, daß sie endtlich auch böß geworden ist. Man meint hir, dieße königin hette so woll alß ihre forfahrerin von ihrem könig met verlöff die Frantzosen bekommen undt were dran gestor- ben; den der geringeste ritz macht sterben, wen man die kranck- heit recht hatt. Die keyßerliche printzessin, so in Portugal muß, ist woll zu bedawern. Ich kan leicht glauben, daß es der hoffmei- sterin weder in Spanien noch in Portugal gefallen batt, glaube

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nicht, daß die princes von Parma (undt nicht Barma, wie Ihr schreibt) glücklicher ist, alß ihre fraw Schwestern. Die von Spa- nien schreibt mir etlich mahl gar hoffliche brieffe, ist mir also recht leydt, daß die gutte königin so unglücklich ist. Wen man die leütte so unerhört quält, so werden sie endtlich böß. Es were ein glück vor gantz Europa, wen die königin in Spanien ein kindt bekommen könte, bub oder medgen, alleß were gutt, wens nur ein kindt were undt leben blieb. Man muß kein prophet sein, umb zu sehen, daß es krieg geben muß, wen der könig in Spanien ohne erben sterben solte; den man weiß ja woll, daß alle hohe häubter, so dieße sucession pretendiren, keiner dem andern cediren wirdt, also woll durch den krieg wirdt müßen außgemacht werden. Hir- mitt ist Ewer erster brieff völlig beantworttet. Ich komme jetzt auflf den vom "/aa September, so ich gestern abendts entpfangen, alß ich von der hirschjagt kämme. Meine gesundtheit ist, gott lob, gar perfect. Wen mirs möglich ist, bin ich fleißig in schrei- ben, wie Ihr woll secht, liebe Amelisse, wen ich zu Paris, Ver- saille oder St Clou bin; hir aber hatt man wenig zeit wegen der jagten undt comedien, wie auch weillen wir die englische könig- liche personnen 18 tag hir gehabt haben. Nun sie aber wider weg sein, hoffe ich, hinfüro mehr zeit zu haben. Ich weiß woll, daß ma taute, gott seye danck, wider woll ist; den ich habe alle woche zwey mahl gnädige schreiben von I. L. Gott erhalte sie lange jäh- ren! Mich deucht, je mehr man vor sich geht, je schwächer wer- den die jungen leütte, kan die ursach deßwegen nicht errahten. In den alten gemähls sieht man, daß man den kopff noch mehr verdeckt hatt, alß nun; haben doch lang gelebt. Die moden ist geendert, seyder man hir ist; man tregt die rayons viel niederiger undt die junge leütte tragen gar keine mehr, nur bandt breydt undt nompareille dazwischen undt die haar gar hoch frißirt. Ich habe nicht gehört, daß die fürstin von Hanaw nur alß eine gräffiu solle im Elsaß getracktirt werden, aber die rechte warheit zu sa- gen, so wißen die Frantzoßen wenig, waß fürsten oder graffeu sein. Sicht sie die fraw von Ratzenhaussen, so wirdt sie mir woll davon schreiben. Die churfürstin zu Pfaltz hatt woll daß schießen nicht in Ittallien gelernt, sie muß es in der Pfaltz gelernt haben. Ich gönne es den gutten Pfältzern woll, daß sie einen gutten herbst haben. In dießem augenblick kompt jemandes auß Lotteringen;

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ich muß ein wenig hören, wie es dort zugeht, kan ich also vor dießmahl nichts mehr sagen, alß daß ich Euch allezeit von hertzen lieb behalte. Ich kan mein brieff nicht überleßen. Entschuldigt die fehler !

Elisabeth Charlotte.

96.

A mad. Louissey raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort.

FoHtainebleau den 1 October 1699.

Hertzliebe Louisse, dießer ort hir ist der, wo ich ahm wenig- sten zum schreiben gelangen kan wegen der viellen jagten, com- medien undt apartements. Zu dem so haben wir den englischen königlichen hoff 18 tag hir gehabt, habe also offt zur königin ge- mtLst, also ohnmöglich eher, alß nun, auf Ewere zwey schreiben vom *•/«» August undt Vis September zu antworten können. Ich würde es heütte auch noch nicht gekönt haben, wen der englische hoff nicht hetltte morgen umb 10 verreist were. Es ist aber auch einmahl zeit, daß ich auff Euere schreiben komme. Von meiner trawerigen reiße, so ich nach Bar habe thun sollen undt welche zurückgangen, will ich nichts mehr sagen, alß daß ich Euch, liebe Louisse, sehr verobligirt bin, so sehr part drinnen genohmen zu haben. Weillen der könig nicht hatt erlauben wollen, daß man ein mittel finden möge, der ceremonie zu entgehen, so darin be- stundt, daß der hertzog von Lotteringen pretendirt, eine chaisse a bras vor Monsieur undt mir zu haben, weillen der keyßer ihm selbigen gibt; der könig aber antwort hirauff, das der keyßer einen cermonial habe undt der könig einen andern, alß zum exem- pel der keyßer gibt den cardinals chaissen a bras, die dörffen hir nie vor den könig sitzen. Der könig hatt deß hertzogs vorfahren zum exempel ahngezogen, so hir geweßen undt nie kein chaisse a bras pretendirt haben; ob der alte hertzog von Lotheringen zwar feü Monsieur sein leiblicher schwager war, hatt er doch weder vor Monsieur noch seyner leiblichen Schwester nie nichts, alß ein ta- bouret, gehabt. Monsieur will woU eine chaisse a dos geben undt der könig consentirt drin, aber der hertzog pretendirt, wie ein churfürst tractirt zu werden , undt daß will der könig nicht zuge-

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bei). Monsieur hatte proponirt, daß mans machen solte, wie bej dem könig von Engellandt; der pretendirt, unß keine chaisse zu geben, wir aber pretendiren, eine vor ihm zu haben; derowegen setzt er sich nur, wen wir dar sein, auff ein tabouret. So wolten wir es auch machen; daß hatt aber der könig durchauß nicht ley- den wollen undt wir haben nicht nach Bar gewolt, umb de hautte lutte unßerm hertzog ein affront ahnzuthun, also die reiße gebro- chen worden. Da wist Ihr nun recht den grundt von der sachen. Ich würde fro gewest sein, wen ich Carl Moritz gesehen hette. Wen er es aber gemacht hette, wie ich höre, daß er es nun zu Berlin macht, wtLrden wir nicht lang gutt freündt geblieben sein undt ich würde braff gezürnt haben; den wie man mir bericht, so seüfft er sich alle tag blindt voll undt bringt den ein häufen toll zeug bey I. L. der churfürstin von Brandenburg vor; daß ist doch eine rechte schände. Wen ich glauben könte, daß ein ernstlicher verweiß in corigiren könte, wolte ich ihm schreiben. Daß macht mich meinen lieben Carllutz noch mehr regrettiren; den der stehlte so nichts ungereimbts ahn. Von wem hatt er daß sauffen? Den papa s. trunck ja sein leben nicht. Es verdriest, das der eintzige söhn, so von meinem h. vatter s. überbleibt, ein volseüffer sein solle. Umb gottes willen, thut doch Ewer best, Carl Moritz zu corigiren! Wen ich zeit habe, mache ich mir eine rechte freüde, ahn Euch undt Amelisse zu schreiben. Ich werde wider fleißiger sein, wen wir wider zu Paris undt Versallien sein werde, hir aber kan ichs nicht versprechen ; den wie schon gesagt, wir haben [keine] zeit zu schreiben undt die zeit, so mir überig bleibt, wende ich ahn, ma tante , mein tochter undt die hertzogin von Savoye zu schreiben. Jedoch seydt versichert, daß, wo es mir möglich wirdt sein können, werde ich auch ahn Euch undt Amelisse schreiben ! Waß muß dan die arme landtgräffin von Cassel vor einen eilenden zustandt haben, daß die gelehrsten docktoren sich nicht drein finden? Ich weiß es danck ahn dem docktor Bruner, seine unwißenheit gestanden zu haben; den ordinari stellen sich die herrn docktoren, alß wen sie die kranckheitten recht kenten, geben remedien undt wißen doch nicht, waß es ist, undt schicken manchen so in jener weit. Der erbprintz von Cassel hatt all lengst herkommen sollen, weiß nicht, warumb es nicht geschieht. Der graff von Hannaw hatt mir ge- schrieben undt part von seinem hetLraht geben; ich habe ihm aber

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noch nicht antwortten [können], hahe lieber dießen tag ahnwenden wollen, ahn Euch undt, wo ich kan, ahn Amelisse zu antwortten. Es ist die groß fraw mntter von der printzes von Anspach, so dießen heüraht gemacht hatt. Es stehet in den hollandischen gazetten, daß man wider zn Heydelberg bawet. Ich mögte wißen, ob es war ist. Ihr habt groß recht, nicht nach hoff zu gehen, wen man Euch dortten nicht tractirt wie billig. Hirmitt ist Ewer erstes schreiben völlig beantwortet. Ich komme jetzt auff daß vom Vi8 September, bedancke mich gar sehr vor alle gutte wünsche, so Ihr meinen kindem undt kindeskindt in Lotheringen thut. Recht le- bendig zweyffle ich sehr mein enckel zu sehen, aber mein dochter wirdt mir ihn in waxs possirt schicken; er solle schon so groß undt starck sein wie ein kindt von 6 mont. Ich weiß all lengst, daß ma tante, gott seye danck, wider gesundt ist; den I. L. thun mir die gnade undt schreiben mir alle woche 2 mahl. Umb die warheit zu sagen, so war mir auch nicht woll bey der sach, wie I. L. kranck wahren; allein, gott sey danck, daß temperament ist gutt, also woll abgeloffen. Gott der allmächtige stehe ferner beyl Ich weiß nicht, ob meines brudern gemahlin sehr betrübt wirdt sein über des königs in Denemarck todt; sie hatten einander lang * nicht gesehen undt mich deucht, die vertrawlichkeit war nicht son- derlich groß zwischen beyde geschwister. Es steht noch dahin, ob ich umb dießen könig trawern werde; den man nimbt die trawer. nicht, man gibt einem erst part, undt es stehet noch dahin, ob man unß part geben wirdt; den dießer itzige könig in Denemarck will sein ceremonial endern, dem könig hir änderst schreiben, alß sein herr vatter undt groß herr vatter gethan; der könig will den brieff nicht ahnnehmen, also kan der envoy6 kein audientz haben, stehet also noch dahin, ob wir trawern werden oder nicht. Vor 3 tagen haben wir die trawer vor die königin in Portugal ahngelegt. Der wünsch, so Ihr mir thut, daß mir nichts nähers absterben möge, ist woll gutt; bin Euch, liebe Louisse, sehr davor verobli- girt. Ich gestehe, daß ich gar nicht fro geweßen were, daß mein dochter nach Portugal gemüst hette. Mein dochter ist gar glück- lich mitt ihrem hertzog; er thut ihr, waß er ihr ahn den äugen ahnsehen kan, sie haben einander beyde von grundt ihrer schien lieb. Ich kan die thorheit nicht begreifen, so die leütte haben, nach Bom zu ziehen. Den w^ß vor eine lust kan es sein, ein hauffen

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pfaffcn in den kirchen hemmb zu lauffen sehen? Deßwegen ginge ich nicht von meinem tisch zum fenster, will geschweygen nach Rom. Die Holländer thun woll, sich nach landts brauch zu richten. Ihr habt recht, liebe Louisse, man rechnet hir die Holländer offt unter die Tetitschen. Ich meinte, in Engellandt lebe ein jeder, wie es wolle. Hatt vielleicht Ewer schwager Euch wegen seines jaloussen humor weiß gemacht, daß man mitt niemandts reden darff? Hir- mitt seindt Ewere beyde schreiben, liebe Louisse, völlig beantwor- tet undt bleibt mir nichts mehr überig, alß Euch von hertzen zu ambrassiren undt zu versichern, daß ich Euch allezeit von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

97. A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Fontainebleau den 14 October 1699.

Hertzliebe Louisse, es seindt schon etliche tage verfloßen, daß ich Ewern lieben brieflf sambt den schönnen kupfferstücken zu recht entpfangen habe, aber nicht eher, alß nun, davor dancken können \^egen der viellen jagten undt commedien ; sie werden aber mein buch sehr ziehren, bin Euch, liebe Louisse, recht davor verobligirt; den ich habe die kupfferstück recht gern, vertreiben mir manche zeit. Es ist war, daß unßere churfürstin von Brandenburg nicht woll gleicht; daß vom selbigen churfürsten ist gantz perfect wie daß contrefait, so ich von L L. habe undt welches, [wie] mir monsieur Spanheim versichert, gar gleich ist. Ich habe auch ein contrefait lebenslang vom römischen könig gesehen; dem gleicht daß kupffer- stück wenig, daß contrefait aber viel ahn den letzt verstorbenen chur- fürst zu Pfaltz, wie ich ihn noch [als] hertzog von Neüburg gesehen, welches kein wunder, weillen er deß königs groß herr vatter war. Den könig in Poln habe ich lang hir gesehen, ist zwey jähr zu Paris geweßen; man sieht woll im kupfferstück, daß er es ist, aber man macht ihm daß gesiebt zu klein. Der kirschnerin ihr söhn Spiegel hatt mir, wie er zu Paris war, contrefaitten vom könig undt der königin gewißen, wo ich woll sehe, daß die kupfferstück

Briefe der Prinzessin Elisabeth Charlotte. 12

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nach gemacht sein werden. Daß houqnet muß schön sein von 60000 thaller sein, glaube nicht, daß man schönnere blamen in der Hesperiden ga-rten gefunden hatt. Seine zwey maistressen, alß die Eönigmarckin undt gräffin Isterle können singen alß wie Andro- mede undt Merope im opera von Persee:

Ynissons nos regrets! Le mesme amour nous lie. Qu^mporte, a qui de nous Persäe ofi&e de voeux? KouB l'allons perdre touttes deux; . Son peril nous reconcillie.

Man sagt, die Eönigmarckin solle sehr divertissant sein, aller- handt lust undt allezeit waß neues erdencken können; damitt hatt sie gewiß ihren könig charmirt. Wie kompts, daß so wenig letitte auf der Franckforter meß sein? ünßer graff von Hannaw ist gar ein gutter ehrlicher mensch; ich glaube aber nicht, daß er sehr capable ist, eine compagnie zu divertiren; er hatt eine doUe sprach, ich plag ihn immer mitt. ünßer printz von Birckenfelt, wofern den die kinderblattern nicht verdorben haben, ist er ein hübscher woll- gestalter herr, aber ein wenig blödt, wen I. L. bey leütte sein, so sie nicht kenen. Pfaltzgraff Christian ist gar ein gutter herr; er hatt recht j wir schreiben einander zimblich oflft. Ich finde nicht, daß dießer alte pfaltzgraff endert; deucht mir, er ist, wie ich I. L. all mein leben gesehen habe. Es ist war, daß der printz gern undt woll dantzt. Ich kan nicht begreiffen, wie die printzes von Anspach lieber den graffen von Hannaw, alß printz von Birc- kenfelt, genohmen hatt. Der graff ist reicher, daß ist gewiß, aber die personnen seindt sehr unterschiedtlich , undt ob graff von Han- naw zwar von guttem hauß, so ist der printz doch noch vom beßerm. Sie hatt daß hollendische Sprichwort gefolgt: «Liefften ist liefften, maer kacken gat vor all». Die princes von Anspach muß ihrem herrn bruder nicht von gesiebt gleichen; den es seindt wenig damens, so so schön gebildt sein, alß I. L. Man kan kein schön- ner gesiebt nicht mahlen, alß dießer marggraff hatt, undt eine schönne taille dabey. Ich weiß aber nicht, ob der humor gar gutt ist undt ohne caprissen; da wolt ich meine handt nicht vor ins fewer legen. Mir hatt er einen dollen tour gethan. Man hatte mich gebetten, ihm ein heüraht vorzuschlagen; wie ich ihm die sach proponire, sagt er ja, es stehe ihm nicht übel ahn, hatte

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mich, ich solle ihm doch schreiben, ob die sach ahngehen könte undt ob gewiße personnen drin consentiren würden. So baldt ich erfahren, wie es mitt der Sachen beschaffen, schreibe ich ihm. Er hatte mir versprochen, mir gleich zu antwortten. Es ist 9 monat, daß ich I. L. geschrieben habe; habe hoch kein antwort, daher judicire ich, daß etwaß überzwergs im hirnkasten sein muß. Nichts ist beßer, umb die conversation zu meyden, alß daß spülen, wer es kan; den ich könte es ohnmöglich. Der gutte pfaltzgraff von Birckenfelt muß woU seine fr. dochter geben ahn wen sie nehmen will; den der gutte herr ist eben in keinem standt, zu wehlen. Ich finde, daß die printzes kein groß unrecht hatt, den graffen von Waldeck nicht gern zu nehmen- er ist gar. nicht ahngenehm. Ihr werdet auß meinem letzten ersehen haben, daß ich gar nicht übel zufrieden mitt Eweren schreiben geweßen bin undt daß mich nur daß hiesiche gethuns ahn schreiben verhindert hatt. Ich habe Ewere sache noch starck ahn Monsieur recomandirt, welcher auch ahn herrn Obrecht vor Euch hatt schreiben laßen. Ihr habt woll groß recht, gridtlich zu sein, mitt protzessachen umbzugehen. Aber woruipb hatt Ewer Schwager nicht jemandes expresse, so seine Sachen führt? worumb müst Ihr eben mitt geplagt sein? Ihr thut Ewern brieffen, liebe Louisse, groß unrecht, sie vor confus zu halten; sie seindts gar nicht, sondern recht woll geschrieben. Ewer brieff ist hirmitt ordentlich beantwortet undt ich muß heütte noch 3 brieff schreiben, kan Euch derowegen nichts mehr sagen, alß daß ich Amelisse undt Euch hirmitt von hertzen ambrassire undt Euch beyde allezeit von hertzen lieb habe.

Elisabeth Charlotte.

P. S.

Ich weiß nicht, ob ich letzmahl die zeit gehabt habe, zu be- richten, daß wir landtgraff Carl von Reinfels mitt seinen zweyen printzen hir gehabt haben. Er lobt Euch undt Amelisse über die maßen, Carl Moritz aber gibt er schlegt lob, sagt, er seye ein crackeller, foUseüffer undt lache alle menschen auß; daß seindt 3 schlime qualitetten, thete woll, sich davon zu corigiren. Der durch- lauff hatt den landtgraffen hir weg gejagt, also seine reiß, met verlöff, mitt einem dreck besigelt worden. Sein klein printzgen ist

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ein schön kint, aber bitter übel erzogen; es ist schadt vor daß kint. Der eiste scheindt ein gutter herr zu sein, aber ist auch der durchdribenste nicht , wie mir deucht. Der alte herr beklagt sich hir unerhört tlber seinem herrn bruder undt verzehlt seine Uneinigkeit mitt seinem herrn bruder ahn jederman. Daß lag mir schwer ahn, undt ob sie zwar meine nahe vettern sein, bin ich doch froh, daß sie wider weg sein.

98.

Paris den 7 Nouember 1699.

Hertzliebe Louisse, ich habe, seyder wir hir sein, zwey liebe schreiben von Euch entpfangen vom V" 'indt ^Vs« October undt eines von Amelisse, aber ohnmöglich drauflf antwortten können; den Paris tractirt mich so übel undt die lufft nach der schlimmen gewohnheit schlegt mir so bitter übel zu, daß ich noch keinen eintzigen tag geweßen bin, ohne starck kopffwehe zu haben, undt wen ich zwey brieff geschrieben, kan ich schier ohnmöglich mehr schreiben, undt heütte ist diß doch der 4 brieff, so ich schreib. Der kopff der entpfindts auch starck genung; bitte dero wegen, macht doch meine entschuldigung ahn Amelisse, daß ich ihr heütte noch nicht andtworte! Es ist mir aber nicht möglich; erster tagen werde ich es thun. Ich kan auch vor dießmahl nicht ordendtlich auff Ewere schreiben antworten, den der kopff ist mir gar in einem zu eilenden standt; nur daß sagen, daß ich Euch bitte, mir zu berichten, waß Carl Moritz auff meine lange predig wirdt gesagt haben. Ich weiß nicht, ob er davon profittiren wirdt, allein ich spreche gar offenhertzig undt nehme, wie man sagt, kein blat vors maul. Es ist mir recht leydt, daß ich Euch nicht lenger entre- teniren kan, aber mein armer kopff kans nicht mehr außstehen; ich sehe kaum mein papir. Adieu, liebe Louisse! Ich ambrassire Euch von hertzen undt habe Euch undt Amelisse von hertzen lieb.

Elisabeth Charlotte.

99. A mad. Amelie Elisabeth, raugräffin zu Pfaltz , a Franckfort.

Paris den 13 November 1699.

Hertzliebe Amelisse, Ihr werdet auß waß ich vor zwey tagen

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ahn Lonisse geschrieben, ersehen haben, waß mieh bißher von schreiben abgehalten hatte. Selbigen tag, da ieh ahn Ewer bruder undt Schwester geantwortet, war mir ohnmöglicB, Euch, liebe Ame- lisse, auch zu schreiben; den Louisse ihr brieff war der 6te, so ich den tag geschrieben hatte, undt Monsieur ließ mich gleich her- nach hellen, umb in daß ^langweillige apartement zu gehen. Carl Moritz habe ich gar exact geantwortet undt starck gepredigt. Gott gebe, daß er davon profitiren möge! Er wirdt vielleicht finden^ daß ich ihm zu hart zugesprochen, allein ich habe es gethan, damitt es desto mehr impression geben undt er von dem heßlichen laster ablaßen möge; den daß sauffen ist etwaß unleydtliches. Waß die teütsche commedie ahnbelangt, hatt sie keine eyll. Ich bin gewiß, daß ich die frantzösche errahten habe. Daß ist doch eine dolle fantesey von den herrn zu Franckfort, daß sie keine commedien leyden wollen. Waß könte ihnen doch daß schaden? Die fraw von Rotzenhaussen sagt, daß der herr Obrecht von gar gutter gesel- schafft ist, wen er will. Ich wünsche, daß alle Ewere affairen nach wünsch außschlagen mögen, undt niemandt interessirt sich mehr in alles, waß Euch ahugeht, alß ich. Wen der schwedische envoyes auch von so gutter geselschafft ist, alß wie der herr Obrecht, so werdet Ihr doch Eweren winter nicht so gar übel zubringen. Der herrn geistlichen conversation , glaube ich^ wirdt die langweil- ligste sein. Ich wüste nicht, daß der herr Fabritzius geheüraht geweßen; mich deucht, er wäre es nicht, wie ich noch zu Heydel- berg war, sondern nur sein bruder war geheüraht. Ist es viel- leicht deßen witwe, die Ihr besuchen wolt? Mitt wen habt Ihr comerse, umb zeittung von allen orten her zu haben? Wie lustig man sich in der Leibziger meß gemacht, habe ich auß relationen gesehen, so mir ma tante, die fraw churfürstin von Braunsweig, geschickt. Aber wie es auß dießen relationen lautt, so hatt der printz vott Bereit die printzes von Weissenfelt nur auß purer lieb undt nicht auff ahngeben seiner fraw Schwester genehmen. Die polnische dame jammert mich, mitt gekommen zu sein, umb so einen großen affront außzustehen. Vor zwey tagen habe brieff von pfaltzgraff Christian entpfangen. I. L. sagen, Teütschlandt were seinem herrn söhn gar woU zugeschlagen, fürchte aber, die hießige lufft würde alles wider verderben. Ich bin versichert, daß der printz von Birckenfelt sich braff hatt in Teütschlandt auß-

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lachen machen , der Fanchon contrefait im sack zu tragen; alle

rechtschaffene letttte lachen ihn hir auch genung mitt auß, seine

heroine voti einer dfmreassen zn machen. Ich hahe ihm auch meine

meiuung gar dichte drüher gesagt; es hilfft aher nichts, die junge

leütte müßen außraßen. Dieße leichtfertige stücker kosten mehr,

alß etwaß recht. Fanchon ihr preiß ist gemacht, sie kost üher

taußendt pistollen; den der grand prieur de Yandosme erhelt sie

undt ist jalons von ihr, undt wen er etwaß erfährt, soll er sie

preüglen; also müßen die andern woU die puffe hezahlen; jedoch

so hatt sie der printz von Birckenfelt viel wollfeiler, alß andere;

den sie hatt eine starcke inclination vor ihm. Weillen Franckreich

gar voll von coquetten weibern ist, hette der printz beßer gethan,

eine zu nehmen, so ihn braff gelt geben könte, alß eine, so er

thewer bezahlen muß. Carl Moritz thut woll, solchen Sachen müßig

zu gehen. Ambrassirt ihn von meinetwegen, wie auch Louisse!

Hirmitt ist Ewer letztes schreiben vom 26 October 5 November,

so ich gestern entpfangen, durchauß beantwortet. Ich komme jetzt

auff daß erste vom "/a* October, Ich weiß keine ander ursach,

warumb Eflch landtgraff Carl von Keinfeltz so gelobt, alß das

I. L. vielleicht selbigen tag im humor waren, die warheit zu sagen.

Ich meinte, daß waßer zu Fontainebleau hette ihm den tribsdrill

geben; aber weillen es sein ordinarie ist, so hatt daß waßer keine

schuldt. Auff alle article, so man mir gesagt, welche nicht zum

besten bey Carl Moritz sein, habe ich ihm starck gepredigt undt

nicht verhelt, waß man davon sagt, daneben auch geschrieben,

waß man mir guts von ihm gesagt, damitt er sieht, daß ich eins

undts ander weiß. Aber weillen Carl Moritz doch gutte qualitetten

hatt undt willens ist, die bößen zu corigiren, werde ich ihn nie

haßen. Weillen ich glaube, daß ich ihm kein beßer noch entpfindt-

licher exempel vor die äugen stellen kan, alß I. G. unßer herrn

vatter s. sobrietet, so stelle ihm dießes ein par mahl in meinem

brieff vor, aber ich glaube, . er wirdt Euch undt Louisse meinen

brieff gewfeßen haben. Die freüllen von Zettern haben mir weiß

gemacht, sie betten Processen mitt leütten, so mir gantz unbekandt.

Hirauff habe ich sie dem könig pressentirt, wie ich alle teütsche

leütte von qualitet thue; hette ich aber gewust, daß ihr proces

gegen Ewerem schwager undt neuveux ist, were ich gautz gegen

ihnen geweßen. Es ist war, daß dieße freüllen sich gar zu bundt

183

vor ihr alter kleyden; sie seindt glitte medger sonst. Schreibt mir, wo der proces hir von Ewerm seh wager ist! so will ich vor ihn solicittiren laßen; das ist etlich mahl nicht ohnnöhtig. Ich furcht, unßer printz von Birckenfelt spart die warheit, wen er sagt, daß Teütschlandt ihm beßer, alß Franokreich, gefeit; den er hatte sich sehr hir gefrancisirt. Wolte gott, er were, wie er sagt! Mich deucht, es were beßer, daß der marckgraff von Anspach eine vom königlichen hauß hir nehme, so catholisch undt gar reich, alß sich gar nicht zu heürahten. Sein artig brüdergen, so hir ist undt nach Ittallien gesolt hatt, hatt nun die kinderblattern, ist doch außer gefahr. Ich hoffe, daß Carl Moritz noch bey Euch wirdt geweßen sein, wen mein brieff vor ihm wirdt ahnkommen sein. Ich werde Euch nun in 3 wochen nicht schreiben können, noch ahn Louisse auch nicht; den morgen werden wir nach Versaille undt weillen wir lang nicht dort geweßen, werde ich viel letitte sehen müßen. Biß mitwoch werden wir wider Weher, freitag her- nach fahren wir meiner dochter undt ihrem herrn entgegen undt so lang die bey unß sein werden, werde ich ohnmöglich zeit, zu schreiben, finden können; so baldt sie aber wider weg sein werden, werde ich schreiben. Adieu, liebe Amelissel Seydt versichert, daß ich Euch undt Ewere geschwister von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

100.

A mad. Amelie Elisabeth , raugräffin zu Pfaltz , a Franckfort.

Versaille den 12 Januar 1700.

Hertzliebe Amellisse, ich habe alleweill ahn Carl Moritz undt Louisse geschrieben, undt ob mir die handt zwar schon waß müde von schreiben ist, so will doch, daß Ihr Ewern brieff auch haben sollet. Ihr seydt vielleicht verwundert, daß ich Euch in so langer zeit nicht geschrieben habe; aber wen Ihr wißen soltet, waß ich seyder der zeit außgestanden , so woll wegen meiner dochter kranck- heit, alß auch daß ich mich selber wegen der Parisser lufft gar übel gefunden, so würde es Euch woll kein wunder genohmen ha- ben. über daß seindt noch hundert undt hundert verhindernüßen dazu geschlagen täglich, eben wie in der commedie des facheux. *

* Von Moliöre,

184

Nun aber will ich mich wider fleißig einstellen nndt hinfüro aaff alle Ewere schreiben, ob gott will, gar ortontlich andtwortten. Von hir kan ich Euch nicht viel neues berichten, weillen Ihr die leütte nicht kent. Ich nehme die freyheit undt gebe. Carl Moritz noch einen kleinen advis en passant, weillen er mir geschrieben, daß er wünschte, engelrein zu sein; sage drauff, daß ich nichts ohnmöglich von ihm fordere, sondern nur, waß bey ihm steht, nehmblich seinen verstandt zum gutten zn threhen. Ich forchte, es wirdt ihn verdrießen, allein waß ich ihm sage, ist gutt ge- meint undt nicht, umb ihn zu plagen. Ich habe heütte den wolff gerent undt diß ist schon der 4te brieff, so ich schreibe, habe doch noch nohtwendig einen zu schreiben, muß also dießen schlie- ßen; wünsche nur noch zum neuen jähr, daß Euch gott der all- mächtige alles geben möge, waß zu Ewerem besten undt volkom- menen vergnügen gereichen kan, worunder eine gutte gesundtheit mitt begriffen ist; ohne dießelbe kan man kein vergnügen haben. Adieu, liebe Amellisse! Seydt versichert, daß ich Euch recht lieb habe undt behalte!

Elisabeth Charlotte.

101.

Versaille den 12 Januar 1700.

Hertzliebe Louisse, Ihr habt groß recht, zu glauben, wie Ihr in Ewerm lieben brieff vom "/a« December ahnfangt, daß ich nicht übel finde, daß Ihr mir schreibet, undt ich sage mehr, Ewer undt Amellisse schreiben erfrewen mich, aber es ist mir ohnmöglich geweßen, zu schreiben; den die 4 wochen, so ich mitt meiner dochter bin eingespert geweßen, habe ich so viel zu thun gehabt, daß ich ohnmöglich habe zum schreiben gelangen können. Kaum habe ich der zeit gefunden, ahn I. L. die churfürstin, meine liebe tante, zu schreiben. Nachdem sie gantz courirt, seindt wir von vissitten geben undt nehmen accablirt worden, undt seyder sie wi- der zu Nancy undt ich hir, seindt mir hundert undt hundert ver- hindernüßen zugestoßen undt seyder 2 tagen kommen wir erst wider von Marly, Heütte habe ich aber nicht lenger auffschieben wollen, hette doch dazu noch woll eine gutte ursach gehabt; den

185

ich habe hentte 3 standt den wolff gejagt, nndt weillen ich eben nicht in athem bin (den es ist zwey gantzer monat, daß ich nicht gejagt habe), so bin ich müde genung; jedoch so will ich heütte ahn Euch, liebe Louisse, undt Ewere geschwisterig schreiben. Ich habe es Euch, liebe Louisse, zu danckeii, daß meine dochter keine mahler bekommen; den ich habe Ewer recept mitt dem pinonohl ahn sie versucht, welches gar woU gerahten, dancke Euch von hertzen davor. Ich bin zu keinen freüden geboren, also kein wun- der, daß meiner dochter reiße hir so gar trawerig abgeloffen ist. So baldt es meiner dochter möglich geweßen, ist sie wider nach Nancy zu ihrem herrn. Ich hoffe, die römische königin wirdt es machen, wie I. M. fraw Schwester, so mitt einer princessen ahn- gefangen, aber das jähr hernach einen printzen bekommen; den ich wünsche der lieben königin alles guts. Der ertzhertzog solle nun die kinderblattern haben, so gar starck auch zu Wien regie- ren; solte dießer ertzhertzog zu sterben kommen, würden die Oste- reicher noch mehr entpfindeu', daß kein ertzhertzog geboren wor- den. Mein dochter hatt auch daß glück, sehr von ihrem herrn geliebt zu werden undt ihn tiberauß zu lieben; ich hette es nicht gemeindt, wen ichs nicht bey nahem, gesehen hette. Schickt mir ein memorial vor Ewers Schwagers Interesse, so sich ahm könig adressirtel so werde ich es tiberreichen undt die sach apuiren; den der könig würde die gedult nicht haben, daß ich ihm mündt- lich davon spräche undt die sach explicirte. Wie Ihr mir geschrie- ben, mitt dem hertzog von Lotheringen Ewers Schwagers gütter wegen zu reden, da war ich schon eingespert undt konte unßern hertzog nicht mehr sein.* Schickt mir auch ein memoire! so will ichs ihm schicken undt sehr bitten, Ewerm schwager favorabel zu sein. Bin fro, zu vernehmen, daß madame Brun, freüllen Charlotte undt die gutte fraw von Wollraershaussen noch gesundt sein; bitte, sie von meinetwegen zu grüßen. Es ist hir eine gar machtige dame, so madame Brun gleicht undt mich viel ahn sie gemandt Vor Eweren gutten neüjahrswünsch dancke ich Euch von hertzen, liebe Louisse, undt wünsche Euch hergegen alles, waß Ewer hertz begehrt. Ich will noch ahn Amelisse undt madame de Beuveron heütte schreiben; derowegen kan ich Euch vor dießmahl nichts

* ? sehen.

186

mehr sagen, alß daß ich Euch so woU in dießem neuen jähr, alß in den vergangenen jähren, recht lieh hahe undt hehalte.

Elisaheth Charlotte.

102.

A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Marly den 21 Januari 1700.

Hertzliehe Amelisse, oh ich zwar hir wenig zeit zu schreihen hahe, so will ich doch heütte auff Ewern liehen hrieff vom 20 De- cembris 1699 10 Januar 1700 andtwortten; den wen man ein- mahl ins aaffschiehen kompt, kan man nicht mehr zum schreiben gelangen undt kompt alß etwaß darzwischen. Baldt werdet Ihr nicht mehr den alten stiehl datiren; den wie ich vernehme, so wirdt gantz Teütschlandt den netten den 1 Mertz ahnnehmen. Ewer Schwester neüjahrshrieff hahe ich nicht entpfangen, dancke Euch aber sehr vor alles gnts, so Ihr mir wünscht. Wen man ahnfängt, so alt zu werden, wie ich nun hin, findt man wenig vergnügen mehr in der weit. Der schnee zu Franckfort ist ohnhofflich, nicht liegen bleiben zu sein, damitt man im Schlitten hette fahren kön- nen. Ich weiß nicht, ob mein brieff ahn Ewerm hmder wirdt ahn- kommen sein, ehe er vereist ist. Ma tante hatt Carl Moritz recht lieh, wirdt fro sein, ihn hey sich zu haben. Nichts, alß Ewer recept, habe ich meiner dochter gebraucht zu ihren blättern ; es hatt, gott lob, sehr woll geglückt, mein dochter behelt keine eintzige narve. Ich hin Euch woll recht verobligirt, mir daß re- cept geschickt zu haben. Meiner dochter hatit ist eben, wie sie vor, undt daß ist, waß sie ahm besten im gantzen gesiebt hatt. Es schcindt nicht ahn madame Brun ihr haut, daß sie jemahlen die kinderblattern gehabt hette; djß ohl muß sie auch salvirt haben. Ich war immer bey meiner dochter nacht undt tag, hatt sich also nicht kratzen dorffen. Mein dochter ist wider frisch undt gesundt bey ihrem herrn zuNancie undt die lieb auff beyden seyten . größer, alß nie. Mein lieber duc de Bery ist noch ^u jung, umh zu heü- rahten; dem duc d'Anjou aber könte es heßer gelten. Es ist gar kein mergen, daß der könig von Maroc die printzes de Conti zur königin begehrt, aber der könig hatt es rundt abgeschlagen. Die

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printzes de Conti ist gar schön geweßen , ehe sie die blättern ge- habt, seyder aber ist sie verendert, doch noch eine perfect schönne taille nndt gar hohe minen, tantzt überanß woll. Ich habe kein eint- zig kupfferstück von der printzes de Conti gesehen, so ihr gleicht. Daß man nach Rom geht, antiquitetten zu sehen, wie mein vetter, der landtgraff von Cassel, daß kan ich woll begreiffen, aber nicht, daß man alle daß pfaffenwerck sehen will; nichts ist langweilliger ; viel seindt vielleicht auch hin, die 30000 galande damen zu sehen, aber wer von dem zetg curieusitet hatt, mag nur nach Franckreich kommen, da wirdt er eben so viel finden. Wer seine stinde recht bere wen will, hatt nicht nohtig, nach Kom zu renen; in der cam- mer ist die rewe eben so gutt. In Franckreich fragt man nicht viel nach Kom noch nach dem papst; man ist persuadirt, daß, wie auch war, man woll ohne ihm seelig werden kan. AUeweill bringt man mir einen brieff von Paris, so ich nohtwendig beant- wortten muß; kan dero wegen vor dießmahl nichts mehr sagen, alß daß ich Euch von hertzen ambrassire, wie auch Louisse, undt Euch allezeit recht lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

103. A mad. Auaelie Elisabeth , raugräfin zu Pfaltz, a Franckfort.

Versaille den 23 April 1700.

Hertzliebe Amelisse, Ihr habt groß recht, in Ewerm letztem schreiben vom 11 dießes monts zu sagen, daß es eine gerauine zeit ist, daß ich Euch nicht geschrieben habe. Wen ich ahn geister glauben könte, würde ich mir einbilden, daß ein poltergeist oder esprit folet expreße aufflawert, wen ich Euch schreiben will, umb mir verhindernüße zu schicken; den es ist unglaublich alles, waß mir hirinen begegnet ist. Ich weiß nicht, ob ich alle Ewere schrei- ben entpfangen habe, allein seyder ich nicht geschrieben, seindt mir 4 von Louisse undt 4 von Euch, liebe Amelisse, zu bänden kommen; die von Louisse seindt vom "/«s Januar, 4 Februar, Vis Februar undt 11 Mertz; die Ewerigen vom 10 Januar, "/27 Januar, 18 Mertz undt 11 April, sonsten habe ich keine. Die andern seindt zu alt, umb jetzt beantwortet zu werden; auch müste ich ein buch undt kein brieff schreiben, wen ich die 4 brieff beant-

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Worten wolte, halte mich derowegen nnr ahm letzten. Ich bin Euch undt Louisse recht verobligirt, mir nnahngesehen meines stilschweygen zn schreiben; habt mir einen rechten gefallen dran gethan. Ihr betriegt Euch sehr, liebe Amelise, wen Ihr nndt Louisse meint, daß Ewere schreiben mir alber vorkommen; con- trarie, ich finde, daß Ihr beyde sehr woU schreibt; glaubt auch, daß wir hir nichts beßers haben, alß Ihr mir bericht! War mon- sieur Muller nicht hoffmeister bey jemandes junges hir? Ich erinere mich gar woll, ihn hir gesehen zu haben, aber ich erinere mich nicht mehr, bey wem er ho£fmeister war; den ich habe daß schlimbste gedachtnuß von der weit; eins aber weiß ich woll, nehmblich, daß er viel beßer tantzte, alß sein pupil. Ich bin fro, daß er so content von meiner dochter ist, welche nun woll hertzlich betrübt über den Verlust ihres söhngens ist. Ich schreibe ahn Louisse, wie er gestorben ist. Sie hatt auch sonst noch dieße woche ein trawerig spectacle gehabt. Ihr herr schwigervatter hatt in seinem testament ahn seinen söhnen begehrt, daß, so baldt sie wider possession vom hertzogthuro Lotteringen bekommen mögten, seinen cörper hellen zu laßen undt zu Nancie zu begraben; daß hatt mein schwigersohn Libden gethan; großvatter undt enckel werden also mitt einander begraben, welches ein trawerig spectacle ist. Mein arme dochter ist woll zu beklagen. Daß erweist woll, daß man in dießem leben nicht ,volkommen glückseelig sein kan; den im überigen ist sie, gott sey danck, das glückseeligste undt ver- gnügste mensch von der weit. Mein dochter hatt gar nichts von mir, bin aber monsieur Müller obligirt, mir zuzumeßen wollen, waß ahm besten ahn mein dochter ist. Die kleine Rotzenhaussen ist all artlich, aber keine große Schönheit; sie hatt keine schönne taille, ist klein von person undt hatt waß hohe axellen, allein eine schönne haut, färben, äugen undt zahn, singt undt tantzt woll undt ist ein gutt ehrlich metgen. Die gräffin von Fürstenberg ist possirlich mitt ihrem schmincken; sie hats keine scheu, sagt blat herauß, daß sie die kinderblattern so verdorben betten, daß, wen sie ihr gesiebt nicht mitt schminck reparirte, würde jederman bang vor sie werden undt weglauffen. Rotzenhaussen ihre fai*ben seindt gantz naturlich. Ich bitt Euch, sagt mir doch, ob deß Ve- ningers söhn seiner mutter, dem Evegen, gleicht! Freillich wirdt deß Jägermeisters söhn beßer zu Straßburg, alß zu Rorbach sein.

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Vor dießem war deß herrn Woltzogen hauß zu Rorbach nicht schön; wen Veningers seines nicht schönner wirdt, so wirdt er nicht gemachlich logirt sein. Wen sein söhn herkompt, will ich mein best thun seiner vatter undt mutter wegen , ihm gutten raht zu geben. Wie ich eben Ewer schreiben, liebe Amelisse, zu Paris laße, stundt der printz von Birckenfelt bey mir, könte also woU nicht zu Franckfort sein. Ich glaube nicht, daß es zu Franckfort stiller her kan gehen, alß hir. Hatt Euch mein vetter, der landt- graff von Cassel, nicht gesagt, ob er content von seiner römischen reiß ist? Es were, deucht mir, beßer, daß die liebe zwischen dem printz von Cassel undt der churprinces von Brandenburg später ahnfing undt lang wehren mögte, alß jetzt ahnfangen undt viel- leicht, wie offt geschieht, nach der jouissance enden. Wie solte der nordischen königen krieg den heüraht hindern können? Waß haben sie damitt zu thun? Ich kan nicht glauben, daß dießer krig, so hefftig er auch ahnfengt, dawern mag; den wie ich gehört, so will die polnische republick gar nicht leyden, daß ihr könig den krig lenger gegen Schweden führt. Wie Ihr mir von landtgraff Carl von Rheinfels sprecht, so were es woU kein schadt geweßen, wen der durchlauf, so er hir gehabt, ihn in jene weit geführt hette; er muß endtlich gar narisch werden. Der landtgraff von Cassel solte auß charitet seine princessinen zu sich nehmen. Solche leütte, wie landtgraff Carl ist, solt man einsperen. Hirmit ist Ewer brieff beantwortet. Adieu, liebe Amelise! Ich ambrassire Euch von hertzen.

Elisabeth Charlotte.

104.

Versaille den 23 Aprill 1700.

Hertzliebe Louisse, ich will mein leben nicht mehr auffschieben, ahn Euch undt Amelisse zu schreiben; den ich hatte es gethan, weillen Ihr mir berichtet hattet, daß Ihr nach Coblentz geht, undt seyder dem habe ich ohnmöglich wider zum schreiben gelangen können undt allemahl, wen ich mich niedergesetzt, umb zu schrei- ben, seindt mir verhindemüßen darzwischen kommen; will aber nun eine feste resolution nehmen, einen eigenen tag in der wochen ahn Euch undt Ewere Schwester zu schreiben. So, hoffe ich.^ vR^tda

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ich nicht so offt verhindert werden; wir wollen sehen, waß drauß werden wirdt. Ewer seh wager, der duc de Chonburg, hatt mir geschrieben; ich erwarte nur sein homme d'affaire, so die papiren hatt, umb dem könig davon za sprechen, werde Euch undt ihm hernach andtwortten, waß der könig mir gesagt. Ich werde woll gar gewiß mein bestes ^abey thnn, allein ich kan nicht hoffen, daß mein vorsprach viel guts wircken wirdt; den, unter unß, die alte dame, so so sehr in gnaden ist, hast mich wie den teüffel undt ist mir in alles entgegen; also kan ich mir nichts guttes von meiner vorsprach hoffen. Zu dem ist dieß weih ein ertzfeindin aller reformirten; fürchte also, daß sie dieße ursach dem könig noch vorwenden wirdt undt dadurch verhindern, daß mir der könig vor dem duc de Chonburg accordirt undt warumb ich ahnhalten werde. Gott gebe, das ich mich betriegei Monsieur de la Rongere will ich gar ernstlich zusprechen, sich nicht in die sach zu mi- schen; er ist mein Chevalier d'honneur. Es wirdt ihm leicht ahn- kommen, sich nicht in die sach zu mischen; den er hatt selber jetzt so viel Processen , seyder seine fraw todt ist , das er sich nicht in andern sachen wirdt mischen; daß verhindert ihn, hir bey mir zu sein. Im überigen so habe ich noch fest bey Bech3ineil getrieben, umb die contrefaitten zu haben, so ich ihm schon seyder 6 jähr her ahnbefohlen undt schir alle reißen widerholle. ünßer disput kompt, daß er seinen mahler brauchen will, so nichts nutz ist undt welchen ich alle jähr abschlage, undt er hatt mühe, sich ^ zu resolviren, einen beßern arbeitten zu machen, aber ich glaube doch, daß ich endtlich die sach gewinen werde. Daß ist, liebe Louisse, alles, waß ich Euch vor dißmahl sagen kan. Schließlich versichere ich Euch, daß ich Euch alß recht lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

P. S.

Ich glaube, daß Ihr nun woll werdet erfahren haben, wie daß unßer herrgott mein enckel, den printzen von Lotheringen, leyder schon zu sich genohmen hatt. Des hertzogs docktor hatt daß kindt umbs leben bracht. Es war ein groß starck kindt, bekamme die gichter, weillen 4 zähnger ihm auff einmahl durchbrechen wolten; der docktor gab ihm in 12 stunden zeit 4 clistir chicorewaßer mitt

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rubarbe, ein pulver gegen die gicht, gar viel vom starcken mellissen- waßer undt englische tropffen; daß maß daß armie kindt erstickt haben; ist woll schadt, es war ein überauß schön kindt. Mein dochter ist schwanger. Gott gebe, daß der verlast wider ersetzt möge werden!

105. A mad. Amelie Elisabeth; raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort.

St aou den 18 Juni 1700. Hertzliebe Amelisse, wie ich eben aaff Ewerem lieben brieff vom 5 dießes monts antworten woHe, entpfange ich einen von Louisse, welche mir sagt, daß Ihr wider ambgeschlagen seydt undt Euch wider übel befindt, welches mir von hertzen leydt ist; wünsche von hertzen, baldt zu vernehmen, daß Ihr wider woU sein möget. Auß meinem letzten werdet Ihr ersehen haben, wie daß ich Ewern vorigen brieff gar woU habe leßen können, waß Ihr mir geschrieben, auch gar woU verstanden. Ihr habt gar woU gethan, zu wartten, biß der landtgraff wider zu Cassel sein wirdt undt den erst von den demanten sprechen, so ma tante von Tarante ihren herrn söhnen hinterlaßen hatt. Dieß ist eygendtlich keine schuldt, sondern nur zwey demanten, so ein kauffman unter banden hatt undt ohne deß landtgraffen urlaub nicht auß bänden laßen will. Es ist mir lieb, daß mein junger vetter so einen gutten hetiraht gethan hatt. Gott gebe nur, daß das ordinari Sprichwort sich nicht bey ihnen erfülle! Den man sagt ihmer, daß, wen ge- schwisterkindt einander heürahten, das es unglück bringt. Gott gebe, daß daß contrario sich bey ihnen einfinden möge! Keichthumb ist nicht allezeit, waß ahm meisten vergnügen gibt; humoren, so sich zusammenschicken, machen glücklicher. Wen die devotion nur nicht in bigotterie außschlegt, so ist sie sehr löblich, allein daß rechte mittel ist schwer zu treffen. Ich hoffe, daß Ihr undt Louisse zu der heimführung nach Cassel werdt; den daß wirdt Euch doch waß verenderung geben. Monsieur Polier kämme gestern zu mir. Ob er zwar schon 80 jähr alt, so endert er doch gar nicht, geht noch eben so strack wie vor dießem undt hört undt sieht woll, hatt auch alle seine zahn undt geht woll. Ich habe ihm gesagt, daß sein freündt Hunefelt sich geheüraht hatt. Ihr sagt nicht, wie der commandant von Manheim geheißen, deßen dochter mon-

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sieur Hunefelt genohmen. Zu meiner zeit war kein anderer com- mandant zu Manheim, alß der oberste Wilder; der kan aber keine so junge docbter binderlaßen baben, es seye dan von seiner sob- nen kindern eins. leb wünscbe, daß Ibr Eücb bey der boebzeit woll divertiren möget. Daß ist eine wunderlicbe mode, daß man niebt eßen darff, waß man auff seinen tbeller batt. Wir baben bir seyder 10 oder 12 tagen ein abscbeülicb wetter, regendt alle tag, ist feücbt undt ungesundt. leb solte jetzt aueb scbon zu Marly sein, babe aber niebt bingekönt* wegen eines floß, so mir den lincken backen abscbeülicb batt gescbwellen macben; beütte aber werde icb bin, den icb bin wider beßer. Der sawerbrunen muß Eücb, liebe Amelisse, übel bekommen sein, weillen Ibr, unabnge- seben, daß Ibr ibn gebraucbt, wider übel geworden seydt. Zu meiner zeit war die fraw Scbelm niebt so poßirlicb, alß ibr scbwe- ster Lenor; daß muß ibr den aucb gekommen sein. Über zeben tagen boffe icb, daß wir Lenor bir baben werden; sie ist scbon zu Nancie bey meiner docbter. Icb glaube, daß es beßer ist, den brunen bey der quel zu braueben; den die spritus, so in dem waßer sein undt allein krafft geben können, verliebren sieb niebt, alß wen daß waßer gefübrt wirdt, nacbdem es gescböpfft worden. Baden ist gar gewiß gutt vor daß grieß; die königin in Engellandt bir braucht nicbts änderst. Wen Ibr seben soltet, wie die damen bir von Ewerm alter sieb vor jung balten, so würdet Ibr Eücb woll keine alte scbacbtel neuen. Icb bin woll Ewerer opinion, liebe Amellisse, daß man niebt artzneyen soll, man babe es den bocb von nöbten, allein wen man kranck ist, muß man bülff sucben. Icb habe beütte daß bertz gantz schwer, die gutte madame la prin- cesse, meine baß, batt ibr liebstes kindt, raademoiselle de Conde, so auff den todt ligt. Sie ist so erschrecklich betrübt, daß mein Wendt, den icb beütte hingeschickt habe, umb zu wißen, wie es mitt mademoiselle de Cond6 ist, in vollen threnen widerkommen, nur mademoiselle la princesse in den eilenden standt gesehen zu baben, worinen I. L. sein. Sie jamert mich woll von grundt meiner Seelen. Icb habe aucb noch eine gutte freündin gestern verlohren; daß macht mich gantz trawerig, kan also vor dießmabl nichts mehr sagen, alß daß ich Euch allezeit von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

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106. A mad. Amelie Elisabeth, raugräffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Port royal, dinstag den 13 Julli 1700.

Hertzliebe Amelisse, vorgestern habe ich Eweren lieben brieff von 4 dießes monts zu recht entpfangeu, eben wie man mir einen elexir brachte, so ich vor Euch hatte machen laßen, welcher viel- len über die maßen woU bekommen, so daß grieß gehabt. Nun ich aber sehe, daß Ihr, gott lob, daß grieß nicht habt, werde ichs jemandes änderst zu gutt kommen laßen. Ich hoffe, daß schönne Wetter wirdt Euch wider zu kräfften helffen. Führen jetzt die da- niens die braute? Daß geschähe zu meiner zeit nicht. Deß herrn von Hunefelts propossition- hatt mich also recht wunder genohmen. In welchem laudt ist daß Schlaugenbadt? Da habe ich mein leben nicht von gehört. Eine hochzeit wehrt ja nur einen eintzigen tag, also deucht mir, Ihr köutet den gutten leütten, so es so hertzlich verlangen, woll dießen gefahlen thun, bey ihrer hochzeit zu sein. Ich erinere mich nicht, ahn unßerm hoff jemandes gesehen zu ha- ben, so Heyliger geheyßen. Er muß wie viel andere erst nach meiner abreiß nach Heydelberg kommen sein. Mich deucht, die teütsche edelletitt sehen nicht viel mehr auff die angen. Vor mei- nem alter habe ich die äugen noch gar gutt, gott sey danck! leße noch alle morgen in der kleinen handtbibel, so so reine schriefften haben. Es muß etwaß extraordinarie sein, so Euch dip äugen ver- dorben; den sonsten ordinari weiß man in Ewerm alter noch nicht, waß böße äugen sein. Die herrn docktorn zu Franckfort müßen eben so schlijn sein, wie hir, daß sie eine kranckheit vor die an- der nehmen undt draiiff ihre remedien geben. Ich versichere Euch, liebe Amelisse, daß ich recht in sorgen vor Euch geweßen bin. Daß unbeständige wetter, so wir ein zeit lang gehabt, ist, wie ich glaube, ursach geweßen, daß ich so einen starcken husten bekom- men habe. Ich schreibe ahn Louisse, wie bedutelt baron Willich geweßen, nachdem er seinen proces verlohreu; die wirdts Euch sagen können. Ich würde fro sein, wen ich Ewern neuveu einsmahls ambrassiren könte. Wie Ihr sagt, daß daß artige kint den groß- papa nachschlegt, hoffte ich, es würde etwaß von papas s. haben;

Briefe der Prinzessin EUsabeth Charlotte. IS

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den daß es dem alten Schonberg nachscblegt, frage ich nichts nach. Der duc de Schonberg solte allen seinen kindcrn teütsch undt frant- zösch lehren laßen. Ich höre recht gern von Carline kinder re- den, dörfft also deßwegen gar keine entschnldigang zu machen, undt es ist loblich ahn Euch, Ewere schwesterkinder zu lieben. Waß vor ein spaß kan der duc de Schonberg haben, mitt seinen eygen kinder lombre zu spiellen? Daß ist, alß wen man mitt der rechten handt gegen der lincken spilt, bludtslangweyllig. Der alten marechalle demoisselle habe ich nie gekandt; solche leütte kommen nicht, wo wir sein. Zu meiner zeit war die Helmstatterin Jungfer bey Ewer fraw mutter undt die St Pol war Ewere hoff- meisterin. Oberstern Sparr habe ich gar woU gekendt; er ist ambt- man zu Bretten geweßen zu meiner zeit. Ich habe seinen vatter undt Schwester auch gekandt zu Hannover; die Schwester war frettUen bey ma tante, sein vatter war auch oberster. Ich wün- sche, daß Ettch daß badt woll bekommen möge. Vor die mühe, so Ihr nehmbt vor meiner vettern demanten, dancke ich Euch sehr. Hirmitt ist Ewer brieff exact beantwort, bleibt mir nichts über, alß Euch zu versichern, das ich Euch von hertzen lieb habe.

Elisabeth Charlotte. 107.

A mad. Louise ^ raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Port royal deil 13 Julli 1700.

Hertzliebe Louisse, vergangen donnerstag habe ich Ewer liebes schreiben von 1 dießes monts zu recht entpfangen undt hette gleich freitags drauff geantwortet, allein ich käme selbigen tag her undt hatte nur der zeit, ein wordt ahn pfaltzgraff Christian zu ant- worten; den ich muste gleich hernach ins palais royal, umb mitt Monsieur ins opera zu gehen. Sambstag war die lotheringische post, hatte ahn meiner dochter undt ihrem herru zu schreiben, sontag nach Hannover, montag nach Turin undt Lotheringen, ist mir also dießer augenblick allein überblieben; den ich muß baldt wider ins palais royal, Monsieur will wider ins opera. Es ist et- waß rares, daß die eine gutte zeitung so geschwindt ahnkompt; den ordinär! seindts nur die bößen, so so gar geschwindt gehen; bin von hertzen fro, daß ich Euch dadurch so eine große freüde

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geben. Waß Ich dabey gethan, ist nicht danckens werht; den es ja meine Schuldigkeit ist, vor Carline kinder zu sorgen undt Ihnen zu dinnen, wo es mir möglich sein kan. üntrew schlegt seinen eigenen herrn, wie daß Sprichwort sagt; so ist es baron Willich auch mitt dem proces gangen. Er wolte sich nun gern accommö- diren, wie Ihr, liebe Louisse, auß meinem letztem schreiben werdet ersehen haben. Ich weiß nicht, wer vor baron Willich solicitirt hatt; ich habe hir nichts davon gehört. Ich habe mein leben nie- mandts so descontenancirt gesehen, alß baron Willich war, wie er letzt zu mir käme undt ich zu ihm sagte: «Warumb.lest der herr Urlaub fodern, zu mir zu kommen? Ich scheue ihn gar nicht; den ich habe erhalten, waß ich gewolt habe, bin also sehr woU zufrie- den». Ich sagte diß mitt lachen, der baron wurde fewerrodt undt descontenancirt, daß er eine zeit war, ohne die sprach zu finden. Er wolte doch endtlich die sach in plaissanterie threhen, sagte, ich hette die sach auff meinem gewißen. Ich andtworte: «Ich glaube, daß Ewer gewißen Euch mehr vorwerfen wirdt, nicht zu helffen, daß zwey brüder einig werden, alß ich mir, daß ich vor eine ge- rechte sach gesolicitirt habe». Da würde er noch beschamb- ter, sagte: «Es ist meine schuldt nicht. Wen die raugräffin Louisse will, so werden die brüder verglichen werden. I. L. haben die charitet undt schreiben ihr, daß sie sich vergleicht!» Ich sagte: «Louisse wünscht nichts mehr, alß einen gutten vertrag. Ich will ihr also woU deßwegen schreiben, allein, baron Willich, es muß auffrichtig zugehen». Er wirdt gemeint haben, ich wüste schon, waß sein advocat zu Wetzelar gethan hatt. Mich verlangt, zu erfahren, waß er nun ahnfangen wirdt. Ich glaube, er wirdt forchten, daß daß exempel zu Paris ihm ungltick zu Wetzelar brin- gen mögte, undt jetzt ernstlicher ahn dem accomodement gedenc- ken. Last Euch nicht gerewen, daß die sach vor mir kommen! den ich bin fro geweßen, gelegenheit zu finden. Euch zu gefahlen undt Eweren neuveux undt niep^en zu dinnen. Wie ich schon ge- sagt, ich glaube, daß daß truckene reden le sort de nostre sang ist; den ich kans auch braff. Ich begehre nichts, alß waß gut undt vortheilhafft vor Ewerm schwager undt seinen kindern sein kan. Liebe Louisse, umb die warheit zu bekenen, so verstehe ich die procedurensachen gantz undt gar nicht, kompt mir vor, wie eine frembte sprach. Alle die papiren habe ich eüt^^^xi^'Oi., ^^js«Ä^.

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aber nicht mehr nöhtig, weillen nichts mehr hir zu thon ist. Schreibt mir, ob ich sie. Euch wider schicken solle! Ich bin viel beßer von meineui husten, ist doch noch nicht gantz vorbey. Es frewet mich recht in grundt meines hertzen, daß Ihr, liebe Looisse, 80 content von mir seydt; hofife, daß, waß ich vor deß dacs de Schomberg kinder gethan. Euch andt Amellisse persnadiren wirdt, daß ich Euch recht lieb habe andt allezeit lieb behalten werde.

Elisabeth Charlotte.

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A mad. Louise , raugräffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Port royal den 27 JuUi 1700.

Hertzliebe Louisse, es ist schon länger alß 14 tag, das ich Ewern lieben brieflf vom 10 Julli entpfangen habe. Es war mir aber unmöglich, eher, alß nun, drauff zu antwortten; den es seindt mir hundertley verhindernnßen zugestoßen, bin auch ein wenig kranck geweßen, ein art von colera iftorbus gehabt, so mich hatt ober undt unter sich gehen machen. Man sagt, daß es mir eine beßere gesundtheit hernach machen wirdt. Seyder Ewer schreiben vom 10 von Schwalbach habe ich keine brieffe weder von Euch, noch von Amellisse bekommen; das macht mich forchten, daß der sawerbruuen Amelisse nicht woll zugeschlagen ist. Ich glaube nicht, daß Ihr, liebe Louisse, woll thut, den sawerbrunen auch zu trinc- ken; den wen man gesundt ist, solle mau keine remedien brauchen, den daß macht kranck. Ich habe den fürsten von Ostfrislandt ge- sehen, wie er noch gantz jung war undt hir zu Paris; sähe da- mahls sehr gesundt auß, solle aber nun gar ellendt geworden sein. Den jungen hertzog von Wolffenbüttel habe ich auch hir gesehen; war ein heßlich schätzgcn undt erschrecklich desbauchirt, wurde verliebt von Carllutz s., der entpfing ihn aber übel, hette ihn schir den halß gebrochen. Alle andere ftirstliche personuen kenne ich gar nicht, so zu Schwalbach sein. Den herr von Stein glaube ich nicht, daß ich jemahlen gesehen habe, aber die fraw von Stein estimire ich sehr; sie hatt verstandt undt meritten. Solte Ihr sie noch sehen, wen Ihr dießen brieff entpfangen werdet, bitte ich Euch, liebe Louisse, sie doch von meinetwegen freündtlich zu

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grüßen. Ich kan nicht hegreiffen, warumb Amelisse wegen schwä- che der fuße nicht zu den fürstlichen personnen wirdt; sitzt Ihr andern den nicht bey ihnen in Ewern vissitten ? Ich habe vergeßen, wer die fürstin von Itstein ist. Mich deticht, das gemeine undt qrdinari fieber steckt nie ahn. Schwalbach ist jederzeit in reputa- tion geweßen, daß man sich woU dort divertirt hatt. Es ist leicht zu errahten, warumb baron Willich von bößem.humor ist; er meinte vestiglich, seinen proces hir zu gewinen, undt er hatt ihn verlohren. Mich deucht, es ist beßer vor dem duc de Schomberg, daß baron Willich propossitionen thut, so desraisonabel sein, alß wen sie raisonabel wehren; den dadurch wirdt er desto eher seinen proces zum zweyten mahl verliehren; dießer baron ist ein rechter chicaneur, ich wünsche, daß er nicht glücklicher mitt seinem teüt- schen, alß frantzoschen proces sein möge. Ich bin recht fro, daß Ihr undt Ewer Schwager, liebe Louisse, so woll mitt mir zufrieden seydt; wünschte sehr, daß waß hir vorgangen, in Teütschlandt nut- zen möge. Er ist all lengst wider nach hauß, wie Ihr auß meinem letzten brieff werdet ersehen haben; werde also nichts mehr von dießem baron sagen. Wir haben hir vergangene woche eine ab- scheülliche sache gehabt: die duchesse d'üssay ist von den, met ver- löff, met verlöff, Frantzoßen verfault gestorben. Sie war des prince de Monaco tochter, eine tugendtsame ehrliche gutte dame; ihr wüster man, den sie adorirte, hatt sie so zugericht. Ich kan nicht he- greiffen, wie j^iß mensch ihren man hatt lieb haben können; er ist abscheulich heßlich, stinckt wie ein bock, ist alle tage voll undt seüfft mitt laquayen undt thut noch waß ärgers mitt ihnen, da er ohne zweyffel dieße wüsterey auffgefischt hatte; jedoch so hatt in seine gemahlin so lieb undt wehrt gehabt, daß sie im sterben solle gesagt haben, sie stürbe content, wen sie ihn nur noch einmahl sehen könte. Sie war schwanger undt von den remedien ist sie im 8ten mont niederkommen; ihr söhn ist eine halbe stundt nach der gehurt gestorben undt sie 4 tag nach der niederkunfft. Ihr herr vatter jammert mich von hertzen, wirdt erschrecklich betrübt sein. Morgen werden wir nach Marly, umb 10 tag dort zu bleiben; her- nach werden wir wider nach St Clou. Ich wolte, daß die zeit schon umb; den ich bin hertzlich gern zu St Clou. Ambrassirt Amelisse von meintwegen undt seydt versichert, daß ich Euch beyde recht Heb behalte !

Elisabetk GVl;^xV^\X>^.

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I

P. s.

Weillen ich nicht weiß, ob Ihr noch im Schwalbach seydt, werde ich dießen brieff nach Franckfort adressiren.

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Marly den 29 JulH 1700.

Hertzliebe Amelisse, ich entpfange in dießem augenblick Ewer werdtes schreiben vom 17 dießes monts von Schwalbach. Meine sorge vor Ewere gesundtheit ist kein danckens werdt, es ist ja meine Schuldigkeit; bin recht fro, zu vernehmen, daß Euch die cur so woU zuschlegt; den die sawerbrunen haben daß, entwetter thun sie viel gutts oder viel übels, also woll gott zu dancken, wen es woU zuschlegt. Ihr seydt noch zu jung, liebe Amellisse, lang wehe in den schencklen zu haben; daß ist gutt vor alte mütter, wie ich jetzt bin. Ich muß lachen, daß Ihr sagt, Ihr bettet in der cammer sitzen müßen wie eine heydex. Wie ist Euch daß eingefallen? den nichts leüflft ja geschwinder, alß eine heydex. Printz Carl von Rheinfels, deucht mir, ist mehr capabel, wie mich deucht, einem ungedultig zu machen, alß jemandes zu erfrewen undt lachen zu machen. Monsieur le duc de la Trimouille ist in der auffwarttung undt hir, werde ihm dießen abendt sagen, wie woll Ihr in seiner sach reussirt, wovor er Euch sehr verobligirt wirdt'sein. Ich er- inere mich nicht, außer von dießer sach einigen zettel geschickt zu haben. Ihr thut woll. Euch Ewer gemächlichkeit zu bedinnen, so viel Ihr könt, liebe Amelisse l ZuHeydelberg hatten wir die bergen auch nahe genung. Schwalbach muß ein enger ort sein, wofern die berg noch näher sein, alß dortten. Ich rahte Euch, nicht zu leyden, daß Euch ein berg auff die naße sitzt; es würde Euch gar nicht woll ins gesicht stehen. Mich wundert, daß ahn einem ort, da so viel leütte versamblet sein, wie zu Schwalbach, es so gar wenig neues gibt. Man sagt hir eine große zeittung heütte (wen sie war ist, wirdt manches mitt einer langen naßen davon ziehen), nehmblich, daß die königin von Spanien schwanger von 2 monat ist. Von der abtißin von Herford, so eine princes von Churlandt ist, habe ich freylich woll gehört, solle eine doUen capriceussen kopff haben undt sehr coquet sein; wundert mich also gar nicht, daß Ihr ihrer gern müßig geht. Die hitze schläffert mich gantz

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ein, muß derowegen schließen; der kopff ist mir schon zweymaU aaffs papir genickt, muß also vor dießmahl schließen. Ewer brieff ist doch dnrchanß beantwortet. Adieu, liebe Amelisse! Ich ambras- sire Euch von hertzen undt habe Euch nndt Looisse allezeit recht lieb.

Elisabeth Charlotte.

HO.

A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort

Marly den 6 Aagosti 1700.,

Hertzliebe Louisse, seyder etlichen tagen habe ich zwey schrei- ben von Euch entpfangen, von 20 undt 29 Julli, werde sie beyde hirmitt auff einmahl beantworten, den ich habe ohnmöglich der zeit gehabt, eher, alß nun, zu schreiben; will bey dem frischten ahnfangen, umb daß offte widerhohlen zu verhütten. Es ist schon gar lang, daß baron Willich von Paris weg ist, solte also billig nun all langst zu hauß sein. Wie er mitt mir sprach, wolte er lachen undt konte nicht, machte gar ein descontenancirt gesiebt. Ihr könt woll gedencken, liebe Louisse, daß ich gantz auff Ewer undt Ewers schwager seyte bin undt nichts begehre, alß waß zu Ewern neuväs besten sein kan in dießer sache; also möcht Ihr es noch machen, wie Ihr wist, daß es ahm besten sein wirdt. Es were recht possirlich, wen baron Willich seinen proces auch in Tetitschlandt verliehren solte. Ich habe mein bestes bey der hie- ßigen sach gethan undt es hatt mir, gott lob, geglückt. Hir sehe ich Monsieur nie, ahn taffei sitzen wir nicht beysamen, den gant- zen tag spillen I.L. undt nachts ist jedes in seiner canmier. Mon- sieur hatt die Schwachheit, zu glauben, daß man ihm unglück bringt, darff also nie bey I. L. spil sein; aber zu St Clou werde ich Ewere dancksagung ablegen, den da spilt er daß große landts- knecht nur zwey mahl die woch. Monsieur hatt unß hir einen schrecken eingejagt, hatt zwey acces vom 4tagigen fieber bekom- men; heütte ist sein tag, hatt aber, gott lob, noch nichts undt spilt drüben im salon. Gott gebe, daß sich dießen abendt nichts ahnmelt! Wo mir recht ist, so kenne ich keinen . eintzigen pfaltz- graff von Sultzbach, erinere mich gar nicht, dieße pfaltzgraffen

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gesehen zu haben. Hir in Franckreich ist man nicht scrnpnlens, die mansleütte, insonderheit wens große herrn seindt, zu besuchen. Wen man geschafften hatt, kan man nicht ahn divertiren gedencken; wundert mich also nicht, daß Ihr die gutte geselschafft zu Schwal- bach verlaßen habt. Die princes von Homburg muß die weit noch nicht recht kenen, weillen sie so gern unter den leütten ist; wer aber der weit falschheit versucht hatt, kan man nichts alß die einsamkeit lieben. Ihr seydt doch, liebe Louisse, nicht alt, umb ein chaperon zu agiren, aber Ewere erbarkeit kan Euch zum grand chapron machen. Es ist doch artig ahn der princes, nicht haben außgehen wollen, ohne jemandts raisonabels bey sich zu haben, so von ihrer conduitte rechenschafft geben könte. Ich muß lachen, daß Ihr sagt, daß die 4 fürsten nicht gefährlich wahren, weillen sie geheüraht; daß were hir kein obstacle, gallant zu sein. Wen der junge graff Castel her solte kommen , würde er woll leütte fin- den, so über ihn lachen würden, aber auch viel, so seines gleichen sein würden undt affectirt undt geschminkt sein. Spilt er braff, so wirdt man hir eine merveille auß ihm machen ; den daß [ist] eine von den grösten perfectionen itziger zeitten. Mich wundert, daß ma tante , die fraw churfürstin , mir nichts von Carl Moritz zustandt berichtet hatt. Es ist gutt, daß Ihr es erst nach der sauerbrunen- cur erfahren; den sonsten hette es Euch schaden können, liebe Louisse! Im werenden krieg sprechen sie doch immer von frieden; der könig in Denemarck ist nicht glücklich im krieg, solte also woll frieden machen. Ich bitte Euch, liebe Louisse, wen Ihr ahn Carl Moritz schreibt, so sagt ihm doch von . meinetwegen . daß ich recht fro bin, daß er wider geneßen ist, wünsche, daß es vor lang mag sein. Hirmitt ist Ewer letztes schreiben durchauß beantwortet. Ich komme jetzt auff daß erste, sage nichts mehr vom proces zu Wetzelar; den wir haben genung davon gesprochen schon. Ich wünsche, daß Ihr mir baldt schreiben möget, daß Ewer proces ge- wunen ist. Ihr habt woll groß recht, die Processen zu haßen; den es deucht mir eine verdrießliche sache zu sein. Ich höre hir so sehr über die Processen klagen, daß ich glaube, daß sie eben so verdrießlich, alß in Tetitschlandt, sein. Warheit in itzigen zeitten hatt leyder wenig die oberhandt. Ich glaube, baron Willich, der Euch so offt mitt Franckreich getrewet hatt, wirdt nun beschambt sein, wen er Euch wider sehen wirdt, daß all sein trewen zu waßer

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worden ist. Ich habe noch einen großen brieff heütte za schreiben wegen ein affaire, worumb man mich gebetten, werde Euch also vor dißmahl nichts mehr sagen, alß daß wir gar schönne jagten hir gehabt haben undt daß ich Euch allezeit von hertzen lieb habe.

Elisabeth Charlotte. P. S.

Bin recht fro, daß Amelisse wider woU ist, ambrassire sie von hertzen hirmitt.

111. A mad. Amelie Elisabeth, raugräffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Port royal den 20 Augnsti 1700.

Hertzliebe Amelisse, gestern habe ich Ewern lieben brieff vom 12 dießes monts zu recht entpfangen. Ewere entschuldignng , mir nicht anff meine zwey brieff geantwortet zu haben, ist nur gar zu gültig. Ich habe noch alß den elexir von monsieur Beloti vor daß grieß; gebt mir "nur gelegenheit, wie ichs Euch schicken könte, undt nent mir jemandes, dem ichs geben könte! so werde ichs Euch schicken. Es solle über die maßen trefflich sein undt hatt hir viel viel leütten geholffen; wünsche von hertzen, daß es Euch auch couriren möge. Es solle gar nicht zu starck sein; allein wen Ihr es haben werdt, so last es erst ahn andere probiren! so wer- det Ihr just den effect darvon sehn. Es ist doch ein zeichen von einem gutten grundt, daß Ihr Euch so baldt wider erhollen könt undt daß die parthie noble nicht ahngegrieffen sein. Meine incom- moditet hatt mir zur größern gesundtheit gereicht, bin nun, gott lob, sehr gesundt, wolte, daß Monsieur sich so woll befinden thete, alß ich; er hatt aber daß potagram so starck, daß I. L. nicht auß der stelle gehen können ; kämme ihm vergangen sontag auff einen stutz in der kirch ahn, hatte es vorher sein leben nicht verspürt. Es muß ein astrologue sein, so Ewere gehurt muß gestelt haben, so Euch versichert, daß Ewere kranckheit von der sonnenfinsternnß kompt; den die sonne muste sich just in Ewer s. hauß gefunden haben. Mich deucht aber, ordinari seindt die docktoren keine astrologuen. Die weiber sollen die mutterkranckheiten woll kenen; den es seindt vielle mitt behafft; grieß undt bößer magen gehen offt zusamen. Ich wünsche von hertzen, daß Ihr nun gantz courirt

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mögt sein ondt keiner remedien mehr Ton nöbten haben. Wem solt Ihr von Ewerer gesondthelt reden, liebe Amdisse, so sich mehr davor interessirt, alß eben ich? Ich ivolte, daß Ihr zo St Clon seiü köntet; dorten wQrdet Ihr anßsicht genong haben ondt gar nicht Ton den bergen incommodirt sein. Ihr verantwortet EOch gar woll, liebe Amelisse, eine h^ydex vor einen dax gesagt zu haben. Ich bin verwundert, wie Ihr jetzt so mager sein könt, da Ihr doch so fett wahret, wie ich EQch ein kindt gesehen. Ich wäre damah- len sehr mager nndt nnn bin ich nur gar zu dick nndt fett, recht monstreux, welches mir leyd gennng ist, aber ich kan sagen wie Jodellet: «Si noas estions artissans de nons mesme, on ne veroit par tont qne des beantes extreme»; weillen idi aber sein muß, wie gott will, nndt nicht, wie ich will, so mnß ich so monstrenx blei- ben. Ich wönsche, daß daß opera von Strasburg Euch woU diver- tiren möge ; ich vor mein theil liebe die commedien mehr. Die herrn geistlichen haben unrecht, sich gegen Sachen zu widersetzen, so nicht sOnde sein; den daß erweist, daß sie nidit so sehr unßers herrgotts Interesse ahnsehen, alß daß sie selber regiren wollen uudt nicht leydon wollen, daß man waß ohne ihr consens thut. Wen die operaen undt comedien endem, deficht ohnedem nichts; den, wie in der h. schriefft stehet, den reinen ist alles rein; also förcbt ich gar nic^, daß die operaen Euch schaden werden. Von monsieur de la Trimoüille stein werde idi nichts mehr sagen, Efich nur hirmitt versichern, daß ich Ettch von hertzen lieb habe.

Elisabeth Charlotte.

112. A mad. Louisse, raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Port royal den 20 Augnsti 1700.

Hertzliebe Louisse, ich habe Ewer lieben brieff vom 5 August schon vor etlichen tag entpfangen, aber obnmoglich eher, alß nun, beantworten können; den wir haben alle tag zu viel leütte zu St Clou gehabt, den könig einmahl, 2 mahl monseigneur undt die duchesse de Bourgogne; den Monsieur, so sein tag deß lebens keinen ahnstoß vom üeber gehabt hatt, hatts vergangenen sontag auff einmahl so unerhört starck bekommen, daß er keinen faß vor

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den andern setzen kan. Er kan zwar hefltte noch nicht gehen, es ist doch viel beßer mitt I. L. Gestern habe ich ein schreiben von Amelisse bekommen, werde also nichts mehr von ihrer kranckheit sagen, sondern ihr selber antworten; nur daß nur, daß ich nicht weiß, woher der docktor judicirt, daß sie daß grieß hatt, da doch kein sandt von ihr geht. Ich wolte, sie hette daß grieß; den ich habe eine elixir, so ein ittallienischer docktor hir macht, welcher viel leütten, so daß grieß haben, miracle gethan hatt undt gantz cou- rirt. Es solle auch gutt vor den machen [sein]. Hette ich nur eine gelegenheit, wolte ichs ihr schicken. Ich will ihr schreiben, daß sie mir eine ahnweißen solle. Abricosen können sie nicht kranck gemacht haben; obst ist mehr gesundt, alß ungesundt, wen man es reiff undt nicht zu viel ist. Daß macht mich glauben, daßAme- lise den stein oder auffs wenigst daß grieß haben muß, weillen sie daß fahren nicht vertragen kan undt sich übel davon befindt. Der Bar ist er den noch immer bey dem freüllen von Leiningen? Die medissance wolte, daß sie ihn zum mary de consience genohmen hette. Ich kene ihn woU, habe ihn hir bey dem cardinal von Fürstenberg in dinsten gesehen. Er ist in dem sehr loblich, wie sehr er sich der gräffin von Leiningen ahngenohmen hatt. Wa- rumb, liebe Louisse, macht Ihr die fagon, mir eine große excusse daher zu machen, daß Ihr mir von Amelisse zustandt sprecht? Daß were gutt vor frembte personnen, aber vor mich dettcht daß nicht, den Amelis ist mir ja nahe genung, umb mich vor sie zu interessiren; also wist Ihr ja selber woll, daß ich in sorgen vor sie geweßen undt daß Ihr mir also einen gefahlen thut, mir exac- tement zu verzehlen, wie sie sich befindt; undt zum andern so wist Ihr auch woll, daß complimenten mein sach durchauß nicht sein, also war dieße entschuldigung undt excusse gantz ohnnöhtig. Ich bin fro, daß Carl Moritz auch wider beßer ist. Ich glaube, daß es jetzt schir überall die nioden, ohne zeittuhgen zu sein; hir ha- ben wir auch nichts; man redt aber viel von dem schleunigen todt deß jungen hertzogs von Glocester. Meins brudeni s. gemahlin ist unglücklich in neuveux; 4 von ihre neuveux krigen gegen einander undt der 5te stirbt I. L, gar weg. Ich kene den herrn Tolnern nicht, bitte aber doch, ihn zu dancken, daß er mir sein buch schicken will, welches mir ahngenehm wirdt sein, wen ich es werde leßen können. Ist es aber in Latein, werde ich nichts davon be*

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greiffen, er habe den die charitet, mir es zu verteütschen; den ich verstehe keine eintzige sprach, alß teütsch andt frantzösch. Eönte ich die pfaltzische historie leßen, were es mir gar ein ahngenehm pressent, mir daß buch zu schicken. Adieu, hertzliebe Louisse! Vor dießmahl werde ich Euch nichts mehr sagen, alß daß ich Euch undt Ewere geschwisterig allezeit recht lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

113.

A mad. Louisse , raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort.

St aou den 31 August 1700.

Hertzliebe Louisse, vergangen donnerstag habe ich Ewern lieben brieff von 19 August zu recht entpfangen, bette auch gleich freitags drauff geantwortet, wen ich selbigen tag nicht mitt Monsieur zu Paris ins opera gemüst bette, habe es also biß nun verschieben müßen. Den sambstag muste ich niitt Monsieur, nachdem wir ahn mein dochter geschrieben hatten, in ein closter, wo ein fest war, weillen es sanct Augustinus tag war; von dar seindt wir hir ahm endt deß dorffs ein gar schön hauß gehen sehen, wo wir den gant- zen abendt spatzirt. Sontags war die post von Hannover undt muste auch in kirch. Gestern fuhr ich nach Paris au Port royal, alwo ich ahn die hertzogin vonSavoyen undt mein dochter schriebe, undt besuchte hernach madame la princesse undt ihre fraw dochter, mademoiselle de Cond^; sie seindt b^yde kranck, madame la prin- cesse aber nicht wie ihre dochter; den I. L. haben nur ein colera morbus gehabt undt deßwegen gestern medecin genohmen, made- moiselle de Gonde aber ist so übel, daß ich nicht glaube, daß sie davon kau kommen; sie hatt ein art von schwindt- undt lungensucht, sie sieht erbärmlich auß,- ich glaube nicht, daß sie noch 2 monat zu le- ben hatt. Nachdem ich dieße vissitte abgelegt, fuhr ich wider her. Auß dießem allem secht Ihr woll, liebe Louisse, daß ich nicht eher, alß heütte, habe schreiben können. Es ist mir von grundt meiner seelen leydt, zu vernehmen, daß Amelisse wider umbge- schlagen undt übel ist. Ihre excusse ist nur gar zu gültig. Ich mögte ihr gern waß schicken, so gar gutt vors grieß ist undt viel- len hir geholfen, allein ich weiß keine gelegenheit nicht; den so

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eine bouttaille kan man nicht auff der post schicken. Sacht den einige gelegenheit undt last mirs wißen, liebe Louisse! Wen Ihr einige gelegenheit werdet gefunden haben, so werde ich es schicken mitt sambt der beschreibung vom ittallienschen docktor, wie man es brauchen muß. Meine gesundtheit ist, gott sey dank, gar per- fect nun, außer daß mir daß mutz etlich mahl geschwelt, welches aber nichts gefahrliches ist, gott lob! Vor alle gutte wünsche, so Ihr vor meine gesundtheit thut, dancke ich Euch sehr. £s wundert mich nicht, daß Amelisse trawerig ist; nichts in der weit ist ver- drießlicher, alß kranck sein undt schmertzen leyden; sie jammert mich von hertzen. Ich bitte Euch, liebe Louisse, ambrassirt sie doch von meinetwegen undt sagt ihr, wie leydt es mir ist, daß sie so schmertzlich kiauck ist! Es ist mir lieb, zu vernehmen, daß Carl Moritz wider woll ist. Pfaltzgraffs Philips von Sultzbach vis- Sitte ist in dem alter, wo I. L. sein, sans scandalle. Alle die frembdten fürsten, so nach Franckfort kommen, sollen doch den ort lebendiger machen. Der herr von Vicedom ist noch nicht hir erschienen. Vom bayrische hoff habe ich hir unterschiedtliche ca- vallier gesehen, so weiß undt rodt ahnhatten undt dazu noch ge- machte augbrauen, aber sonsten sieht [man] wenig dergleichen leütte. Es ist hir eine fürstin von Nassau. Ich habe sie nicht sehen können ; den der könig hatt nicht erlauben wollen, daß ich sie alß eine fürstin tractirt. Daß ist gemachlich vor Euch, daß Ihr niemandts zu fliehen habt undt bey geselschafft sein könt. Den krancken undt schwachen personnen, wie Amelisse, solte es doch woll erlaubt sein, ohne reverentzen ihre vissitten abzulegen. Diß laster, so der hertzog von Wolffenbüttel hatt undt welches nun so gar unerhört gemein hir im landt ist, davon corigiren sich die leütte niemahlen, wundert mich also gar nicht, daß dießer hertzog noch so ist. Gott verzeye mirs! aber ich finde, daß verliebt von seiner Schwester zu sein, noch etwaß abscheülichers ist. Mich deucht, die weit wirdt je lenger je ärger, jedoch so kan solche lieb auch unschuldig sein. Von madame d'üsses werde ich nichts mehr sagen, alß nur, daß sie gar nicht von verstandt gefehlt hatt, aber von denen gutten leütten, die alles entschuldigen. Ihr man hatt gar kein verstandt, ist heßlich undt stinckendt dabey. Maner nehmen hir im landt ist gar eine gewagte sach, die rewe folgt baldt. Ewere raisonementen seindt mir gar nicht verdrießlich, glaube auch vielmehr, daß Ihr

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müde vom schreiben wahret, alß geglaubt habet, daß Ewor schrei- ben mir bescbwehiiich. Ma tante, die fraw churfürstin, hatt mir schon bericht, daß der nordische frieden anterschrieben ist. Hir haben wir vor dießmahl gar nichts neues. Vor 14 tagen bekamme Monsieur vor daß erste mahl daß potagram. Wir haben unß alle drüber erfrewet; den es solle ein zeichen von langen leben sein, wen sich daß potagram so spät ahnmelt. Adiea, hertzliebe Louisse! Ich ambrassire Euch undt Ewere geschwisterig von hertzen andt

behalte Euch allezeit lieb.

Elisabeth Charlotte.

114.

A mad. Louisse, raugräffin zu Pfaltz, a Franckfort

Port royal den 21 September 1700.

Hertzliebe Louisse, ich habe seyder eine zeit her 3 liebe brieffe von Euch bekommen vom 28 August, 4 undt 12 September, aber ohnmöglich beantwortten können; den wen man so nahe bey einer abreiße ist, finden sich alß gar viel Verhinderungen. Morgen wer- den wir von hir auffbrechen undt ins Chevalier de Loraine gutt schlaffen geben undt den andern tag nach Fontainebleau ; habe doch nicht von hir gewohlt, ohne Euch, liebe Louisse, zu schreiben. Es ist mir recht leydt, daß Amilisse noch alß kranck ist undt sich nicht wider recht erholt. Ab6 de Theseut werde ich vor Euch beyde eine kleine St Oiouer kirbe laßen, so er Euch schicken wirdt, worinen Ihr eine alte dicke bagode werdet gemahlet finden, welche über die maßen gleich ist; bin versichert, daß Ihr es niemandes werdet weißen können, so es nicht gleich kennen wirdt. Ernst- licher davon zu reden, so hatt man mich nie gleicher gemahlt, alß Ihr mich in den schächteigen finden werdet, so Euch abe de Thes- seu schicken wirdt, nachdem ich hir weg werde sein; auffs wenigst hoffe ich, daß alles morgen fertig sein wirdt. Wist mirs danck, daß ich vor Euch beyde die gedult gehabt habe, mich mahlen zu laßen 1 den ich thue nichts ungerners; aber weillen ich weiß, daß Ihr mein contrefait so verlangt undt monsieur de Bechameil die großen nicht außmachen lest, so habe ich doch dieße kleine machen laßen, so beßer, alß kein großes, gleicht; wünsche sehr, daß dieße kleine kirbe Euch ahngenehm sein möge undt ahn Amelisse auch.

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Ich wolte Euch von hertzen gern lenger entreteniren, allein ich habe heütte noch, weillen wir morgen weg, gar viel brieff zu schreiben; diß nur noch sagen, daß es mir auch leydt ist, daß Carl Moritz so augenwehe hatt. Ich kan nicht bcgreiffen, waß ihm ahn den angen muß gekommen sein, daß man ihm fleisch weg ätzen muß; da habe ich mein leben nichts von gehört, förchte, daß er gar blindt werden wirdt; er jammert mich recht. Ich bitte Euch, liebe Louisse, schreibt ihm doch, wie sehr ich ihn beklage! Adieu, hertzliebe Louisse! Ambrassirt Amelisse von meinetwegen! Ich wünsche von hertzen, daß dießer brieff. sie wider in volkom- mener gesundtheit finden möge. Seydt versichert, daß ich Euch allebeyde recht lieb behalte!

Elisabeth Charlotte.

115.

, Fontainebleau den 30 September 1700.

Hertzliebe Amelisse, gestern habe ich Ewer schreiben vom 23 dießes monts zu recht entpfangen, will heütte gleich drauff ant- worten; den morgen wirdt es mir ohnmöglich sein, den ich werde morgen auff die wolffsjagt, nach der jagt, wils gott, ahn mein dochter ondt auch ahn ma tante schreiben nndt abendts werde ich in die commedie gehen. Es ist zwar mein ordinari schreibtag mor- gen nicht von hir ahn ma tante, die fraw churfürstin, allein weil- len ich übermorgen mitt Monsieur vereyßen werde undt 11 meil von hir mitt relayen werden undt dortten die post nicht geht, alß muß ich woU morgen abendts schreiben. Ihr habt mich gar nicht umb Vergebung zu bitten, liebe Amelisse, daß Ihr mir nicht ge- schrieben; den es ist ja Ewer schuldt nicht, daß Ihr kranck ge- worden seidt undt so viel heßliche sachen habt einnehmen müßen. Es ist mir leydt, daß Ihr daß opera nicht habt sehen können; den daß freüUen von Fürstenberg, daß zu Nancy ist, undt die Ratzen- haussen, der Lenor dochter, welche vor dießem bey mir geweßen undt nun bey meiner dochter ist, haben diß opera zu Metz gesehen undt finden es nicht uneben, es muß also nicht schlim sein; den sie seindt ja ahn den operaen von Paris gewont, wißen also woU, waß gutt ist. Waß daß schmincken ahnbelangt, so findt man hir wenig weiber, es seye auff den theatrum oder bey hoff, so es nicht

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sein; den UDtzern solle maiis wenig ahnsehen, wen ihnen eiwaß im gesiebt fehlt; den sie haben ja allezeit masqaen ahn. Ich hatte schon boren sagen, daß sich die kaofifkfitte zn Franckfort sehr bescfiwebrt hatten, daG sie keine keOffer finden in der meß; idi glanbs, daß kompt, weiUen alle leQtte weniger gelt haben, alß vor dicßem. Apropo Ton kirben, ich hatte Lonisse letzmahl geschrieben, daß ich £Qch ondt ihr eine St Clouer kirbe schicken wolte nndt solches ahn abe de Thessat geben laßen, aber der goltschmidt hatt es so gar fiberzwerg gemadit gehabt, daß ich es ohnmöglich so habe schicken können. Nach onßer reiß Yon Montargis wirdt man mirs herschicken, werde es, wo es recht, ahn abe Thessut erst geben laßen; es ist eine indianische Imitation. Sagt ahn Lonisse, daß der baron Willich einen rechten impertinenten brieff ahn dem abe de St Piere, meinem premier anmonier, geschrieben hatt, nmb mich zn persoadireu, Ewers schwagers, des dncs de Schonberg, Interesse zu abandoniren. Ich schicke Euch hirbej, waß idi anff dießen scbönnen brieff habe antworten laßen. Er schreibt, auch graff Friderich wolle herkommen , nmb den proces wider ahnzn- faiigen. Ich glaube aber, daß [er], wen er meine andtwort sehen wirdt, mehr alß 'einmahl die sach betrachten wirdt. Es ist mir leydt, liebe Amellisse, daß Ihr Euch nicht mitt allen den fürst- lichen uudt gräfflichen leütteu habt lustig können machen. Wie ich auß ma tante, der fraw churfürstin, schreiben sehe, so divertirt sie sich gar woll auff dero reiße mitt dero fraw tochter; sie haben schön auff ihrer reiße. Hir haben wir auch gar schön wetter; ich mags mir auch braff zu nutz, einen tag jage ich, den andern gehe ich Spatziren. Wir haben auch umb den andern tag commedie; die comedianten spiellen gar woll. Wie ich sehe, so ist die erb- printzes von Cassel noch in ihrem brautschmück; mich deucht aber, daß sich diß nicht zu dem inconito reißen schickt. Ich finde die glücklich, so hin dorffeu reißen, wo sie wollen. Es ist woll löblich, daß die pfaltzgraffen so hofflich sein. Der churfürst zu Pfaltz wirdt sein meßgelt ahngewendt haben, die pressenten ahm keyßer- lichen hofi" außzutheillen , wirdt also, wie ich glaube, nicht mehr, alß andere, kauffen zu Franckfort. Ihr habt groß recht, liebe Ame- lisse, daß es Euch verdriest, gelt ahn docktoren undt balbirer Ewer gelt zu geben. Waß ich Euch vor daß grieß habe schielten wollen, wirdt, wie. ich glaube, mademoiselle de Malose zu nutz

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kommen; den sie ist sehr damitt geplagt, batt neulich 2 stein von sich geben. Ich wünsche sehr, daß dießer brieff Euch bey gut- ter gesundtheit ahntreffen möge, liebe Amelisse, undt daß Ihr viel jähr lang gesandt bleiben möget. Daß elexir, so ich habe machen laßen, gibt mir gar kein incommodit nicht; es kost mir nichts undt ich habe lachen mtißen, daß Ihr mich deßwegen umb verzeyung bitt. Adieu, liebe Amelisse! Ich ambrassire Euch von hertzen undt behalte Euch allezeit sehr lieb.

Elisabeth Charlotte.

116.

Fontainebleau den 1 Octobre.

Hertzliebe Louisse undt Amellisse, hirbey kompt meine kirbe; man bringt mir die schachtelger. Ich kan nichts mehr sagen in

eyll, alß daß ich Euch beyde bitte. Euch meiner zu erinern undt mich alß lieb zu behalten undt, wen Ihr mich ansecht, zu glauben, daß ich Euch auch recht lieb habe allebeyde.

Elisabeth Charlotte.

117. Fontainebleau den 7 November 1700 umb 3 viertel auff 7 abendt8.

Hertzliebe Amelisse, ich bitte Euch, lest, waß ich ahn Louisse geschrieben! Da werdt Ihr die Ursachen meines langen stillschwey- gen sehen, repetire es also hir nicht wider, sage nur, daß ich von hertzen fro bin, daß Ihr wider gesundt seydt undt meine dorffkirbe Euch ahngenehm geweßen. Aber ich schämme mich, daß Louisse undt Ihr so viel wercks davon macht, den es ja nur eine bagatelle undt mehr, umb drüber zu lachen, alß vor ein pressent zu halten; habe Euch nur weißen [wollen], wie man hir arbeit, undt mitt einem auch mein beren-katzen-affengesicht schicken, umb zu sehen, ob Ihr es noch kenen würdet, undt auch umb mich in Ewern sack zu tragen, damitt Ihr desto fleißiger ahn mich allebeyde dencken möget. Carl Moritz hatt mir geschrieben undt ein groß compliment gemacht, daß ich nach ihm gefragt undt vor ihm in sorgen geweßen. Ich habe ihm geantwort, werde aber den brieff ahn monsieur Span- Briefe der Prinzessin Elisabeth Charlotte. W

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heim schicken, wirdt also geschwinder nach Berlin kommen, alß wen ich es ahn Euch nach Franckfort schickte. Ich habe heütte noch 3 brieff nach Lotteriugen zu schreiben. Mein tochter ist ein klein accident geschehen; im schlaff hatt sie sich die brast auff ein holtz gelegt, so ihr eine böße brnst geben, ist doch, gott lob, wider gantz woll. Adien! Ein ander mahl werde ich mehr sagen, jetzt Euch, liebe Amelisse, aber nur bitten, zn glauben, daß ich Euch sehr lieb habe undt allezeit behalte.

Elisabeth Charlotte.

P. S.

Ich habe in so erschrecklicher eyll geschrieben, daß ich selber schir nicht weiß, was ich sage, werde es ein ander mahl beßer machen.

118. A monsr le raugraff zu Pfaltz a Berlin.

A Fontainebleau ce 7 de Nouembre 1700.

Mon eher rangraff, jl y a deja quelque temps, que j'ay regeüe vostre lettre du 16 d'octobre, jl y a bien 8 jours, mais jl m'a estes impossible de vous faire plus tost responce que dans ce moment; car on est fort occupes dans ce pais cy par les frequendes chasses et commedies. Ainsi je vous advoue, que le peu de temps, qui me reste, je l'occnpe a escrire deux fois la semaine a ma taute, madame Telectrice, a ma fille 3 fois la semaine et vne fois a la dnchesse de Savoye et vne a la dnchesse de Hannover, a Modene, sans ce que j'ay a escrire a Paris. Vous voyes, qu'on ne demeure pas oysif, mais pour aujourdhuy je remets quelqu^nes de mes lettres pour vous respondre. II est vray, que j'ay est^s fort en peine de vous et de vostre sante, mais cela ne me doit pas estre cout^s pour generosite; car vous m'estes asses proche, pour que je m'interesse pour vous sur toutte sorte de chapittre, mais a vous voir 8i touch^s de ce que je prend part a vostre sante, me marque bien vostre hon naturel, dont ma tante, madame de Telectrice, m'a souvend parles. Si vous aves de Tamitie pour moy, ce ne peust estre que le sang, qui vous le donne, ne me conoissant pas. U n'en est pas de mesme de moy; je vous connois, sans que vons me

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conoissies, poar ainsi dire, car je vons ay veüe naistre. Je vons ay veüe tendrement aimes de monsiear Telectenr, nostre pere, et cela me suffit, pour avoir toutte ma vie de Tamitiö pour vous. Contes donc la desus, mon eher rangraf, et soyes persaades, que vostre ainiti6 me fait plaisirl Continues la moy et contes tonsjoars 8ur la miene!

Elisabeth Charlotte. P. S.

Vous ne parles pas de vostre sant6; mandes moy, si vostre oeüile est gueris et coment vous vous portes!

119. A mad. Louissei raugräffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Fontainebleau den 7 November 1700.

Hertzliebe Louisse, ich weiß nicht, wie der teüffel abermahl sein spiel gehabt hatt, aber seyder 5 wochen habe ich weder hir, noch zu Paris ein augenblick finden können, auff Ewere liebe brieffe zu andtwortten, alß nun. Erstlich, wie wir hieher kämmen, kam der englische hoff auch her, undt wen der hir ist, kan man ohnmoglich schreiben; zu dem haben wir in der zeit eine reiße nach Montargis gethan. Wie wir wider kämmen, war der englische hoff noch hir. Nachdem er weg, seindt wir just 2 tag hernach nach Paris, alwo wir meinten nur 2 oder 3 tag zu sein undt daß madame de Ghartre ins kindtbett komen würde; allein wir sein 11 gantzer tag dorten geweßen undt erst 8 tag nach unßer ahn- kunfft hatt sie unß nur ein großes dickes metgen daher gesetzt. Hernach haben wir ein traweriges spectacle gehabt. Madame la princesse hatt daß liebste von allen ihren kindern verlohren, nehmb- lich mademoiselle de Cond6. Waß daß vor eine betrübtnuß ist, ist nicht außzusprechen; i£h glaube nicht, daß es sich madame la princesse ihr leben wirdt getrösten können. Seyder wir wider hir sein, habe ich gedacht, ich würde endtlich einmahl schreiben kön- nen, aber ich habe ebensowenig zeit gefunden, alß zu Paris. Gantz Franckreich ist unß kommen complimenten machen auff meine zwey enckelger gehurt. Mein dochter ist ein tag vor madame de Chartre ins kindtbett kommen, hatt es aber nicht beßer gemacht, sondern

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auch ein medgen bekommen. Dießes alles sambt den jagten halt mich bißher ahn schreiben verhindert. Ich weiß nicht, bey welchem von Ewern schreiben ich ahnfangen solle zu andtwortten; den ich kan sie ohnmoglich ordentlich beantworten, den es ist heutte noch der lotteringische posttage, undt weillen ich nie keinen versaumbt, würde mein dochter meinen, ich were todt, wen sie eine post were, ohne ihr zu schreiben; maß derowegen nur in aller eyll sagen, daß ich recht fro bin, daß mein bawernkirbe Euch undt Amelisse so ahngenehm geweßen. Es wundert mich, daß Ihr mein beren-kat- zen-affengesicht noch habt erkenen können; den ich bin doch uner- hört verendert undt nicht kenbar mehr. Die freöde, so Euch dieße bagatelle geben, erweist mir Ewere affection, wovor ich Euch recht verobligirt bin; wolte gott, ich bette eine rechte gelegenheit, Euch die meine zu persuadiren können! Daß Ewere sach mitt baron Willig noch nicht außgemacht ist, wandert mich nicht. Es ist der wunderlichste kopff von der weit; fürchte, er wirdt Euch noch lang zu schaffen geben. Ich wolte Euch von hertzen gern noch lenger entreteniren , ' allein es ist nahe bey 7 uhren undt ich will noch ein par wort auch ahn Amelisse schreiben undt hernach muß ich in Lotteringeu noch 3 brieff schreiben undt alles muß vor 10 fertig sein, kan also in eyll nichts mehr sagen, alß daß ich Euch von hertzen ambrassire undt allezeit recht lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

120. A monsr le raugraff zu Pfaltz a Hannover.

Paris den 30 December 1700.

Hertzlieb Carl Moritz, es war so viel zu thun bey deß königs in Spanien abreiß, daß ich ohnmoglich ein augenblick habe finden können, auff Ewer schreiben zu andtwortÄn. Ihr habt mir nicht umb verzeyung zu bitten, daß Ihr mir letztmahl frantzösch geschrie- ben; den es ist mir all eins. Ich bin fro, daß ma tante, die fraw churfürstin, mich versichert, daß Ewer auch nicht solle geschnitten werden; den da war, würde mir recht bang vor Euch. Mir kompt nicht argers vor, alä blindt werden; wolt lieber sterben; undt wer nur ein aug batt, kan leicht blindt werden; kan nicht begreiffen,

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wie Ihr es so wenig acht. Worumb meint Ihr, lieb Carl Moritz, daß Ihr mich nie sehen werdt? Daß könte doch noch woll einmahl ge- schehen ohne miracle. Ich wünsche von hertzen, daß Ihr perfect couriren mögt nndt alles, waß Euch nutz, lieb undt . ahngenehm ist, undt versichere, daß ich Euch undt Ewer Schwestern allezeit lieb behalte,

Elisabeth Charlotte. 121.

A mesd. Louisse et Amelisse^ raugraffinen zu Pfaltz^ a Franckfort.

Versaille den 21 Januari 1701.

Hertzliebe Louisse undt Amellisse, hetitte ist es mir unmög- lich, daß ich ahn jede von Euch beyden a part schreibe; den ich bin noch zu mat von meiner kranckheit, umb viel zu schreiben können. So lang der könig in Spanien hir geweßen, habe ich ohn- möglich schreiben können. Nach dem seindt wir nach Paris, alwo ich einen gar starcken husten gleich selbigen abendts bekommen, so mir die gantze zeit gewehrt. Hernach ist mir ein schmertzen in der lincken seyte undt ein starck lendenwehe ahnkommen mitt solchen schmertzen, daß ich offt gedacht, ohnmachtig zu werden. Endtlich hatt mich daß fieber mitt frost ahngestoßen, habe es zimblich starck 7 tage gehabt; man hatt mir 2 clistir geben undt mich 2 mahl purgirt, also ist daß fieber endtlich just vor 8 tagen außgeblieben. Ich bin aber noch unerhört matt, den es ist nun über 4 Wochen, daß ich continuirliche leyde undt recht übel bin. Ich habe accessen von 12 stunden gehabt undt 2 stundt frost. Ich hoffe, daß es nunmehr zu endt sein wirdt, bin heütte zum ersten mahl wider in die kirch gangen. Ich hoffe, ^Ifät ich allegemach wider zu kräfften kommen werde, alßden fleißigef^schreiben. Wie ich ahn Carl Moritz schriebe, dachte ich, Euch auch zu schreiben, konte aber nicht dazu gelangen. Ich bin &o, daß er woll von den rottlen kommen undt sein aug auch heilleo >wirdt, Ohne geschnitten zu werden. In welchem standt ich auch sein mag, werde ich Euch alle allezeit recht lieb haben.

Elisabeth Charlotte.

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122.

A monsr le raugraf zu Pfaltz a Hannover.

VersaiUe den 30 Jannari 1701.

Hertzlieb Carl Moritz, es ist schon etliche zeit, daß ich Ewer schreiben vom 14 dießes monts entpfangen habe. Ich habe aber nicht drauff antwortten [können], weillen ich kranck geweßen undt 7 tag nach einander alle tag daß fieber gehabt habe. Seyder 17 tagen hatt mich daß fieber verlaßen, habe aber medecinen brauchen müßen; so mir daß schreiben verwehret; vorgestern habe ich die letzte, gott lob, genohmen. Vor alle gutte wünsche, so Ihr mir zu dießem neuen secalo thut, dancke ich Euch sehr, lieber rangrafif! Es ist schwer, in dießem leben gar vergnügt zu leben, undt viel- leicht noch schwerer ahn dießem hoff, alß ahn andere orter. Ich würde mich glückseelig schätzen, wen ich betrübte bey konte undt nnglückscelige helffen, allein unßer beüttel ist ordinari nicht ahm besten gespickt, welches viel Vergnügung benimbt. Deß jungen kö- nigs in Schweden victorie hatt einen großen esclat geben. Er hatt sich einen unsterblichen rühm erworben; ist mir lieb-, weill er von unßerm hauß ist. Ihr sagt mir kein wort, wie es mitt Ewerm aug stehet undt wie Ihr Euch nun nach den rodtlen befindt. Ich bitte Euch, schreibt mirs! Ich habe auß ma tante brieff ersehen, daß I. L. wider von Zelle gekommen sein. Ihr habt groß unrecht, mich omb verzeyung zu bitten, mir zeittungen zu schreiben; den daß habe ich gern. Mitt complimenten ist mir durchauß nicht gedint. Schreibt mir den nur, waß Ihr neues wist, wie Ewere Schwestern thun, undt seydt versichert, daß ich Euch alle von bertzen lieb habet

Elisabeth Charlotte.

123. Ä mad. LouiBaei rangraffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Paris den 22 Februari 1701* Hertzliebe Louise, ich glaube, es ist ein sonderlich esprit folet,

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so sich divertirt, mir allemahl verhindernüßen zu schicken, wen ich ahn Euch oder Amelisse andtworten will; den es ist gewiß, daß, so offt ich mich [in] der intention niedergesetzt, nmb ahn Euch beyde zu schreiben, ist mir alß eine verhindemuß dazwischen kom- men. So baldt ich wider gantz gesandt worden, seindt wir nach Marly, alwo ich ohnmöglich zum schreiben habe gelangen können, ob wir zwar sieben tag dort geweßen. Den sontag, alß wir hin sein, ging man nach dem eßen in die predig, hernach schriebe ich ahn ma tante, die fraw churfürstin zu Braunsweig, fuhr hernach nach Marly, gegen 8 war bal. Andern tag, alß montags, schriebe ich ahn mein dochter undt die hertzogin von Savoyen biß gegen 6, da kämmen die königliche personnen von St Germain, umb 8 war bal, umb halb 11 man zu nacht. Dinstags wolte ich schreiben, aber es kämmen so viel leütte zu mir, daß ichs nicht konte, undt muste abendts mit monsieur le Dauphin in die mnßiq, so biß zum nachteßen wehrte. Mitwogs schriebe ich ahn mein dochter undt die hertzogin von Hannover undt muste auch noch nach Paris schreiben, also ging der tag vorbey. Donnerstags schriebe ich ahn ma tante, die churfürstin, undt fuhr hernach nach St Germain; den ich hatte den könig undt die königin von Engellandt noch nicht gedanckt, so fleißig in meiner kranckheit vor mich gesorgt zu haben. Wie ich wider kam, war es zeit, zu der mussiq zu gehen, damitt ging der tag auch hin. Freitags jagten wir den gantzen tag ein dänhirsch mitt deß comte de ThouUousse hunden; die jagt war nicht schön, aber daß wetter war gar sanfft. Abendts war wider musiq. Sambstag gingen wir auff die hirschjagt, die war gar schön; abendts fuhren wir wider nach Versaille. Sontag schrie- be ich wider nach Hannover undt muste auch in die predig undt es war auch salut. Montag kämmen wir hiefier undt muste gleich ahn die hertzogin von Savoye undt mein dochter schreiben, hernach ins apartement Dinstags fuhr ich au Port royal; hernach, alß ich wider kam, bin ich mitt Monsieur Libden ins opera. Mitwogs war wider der schreibtag von Lotheringen undt Modene, donerstag nach Hannover, opera undt apartement. Freitags war Port royal, alwo viel leütte zu mir kämmen, hernach wider opera undt apartement. Sambstag schrieb ich ahn mein dochter, fuhr hernach ins große Garmelittenkloster ; abendts war, wie alle tag, apartement. Sontags , fuhr ich in die kirch, schriebe hernach ahn ma tante, die churfür-

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seiD; den tantzern solle mans wenig ahnsehen, wen ihnen etwaß im gesicht fehlt; den sie haben ja allezeit masquen ahn. Ich hatte schon hören sagen, daß sich die kauffleütte zu Frauckfort sehr bescHwehrt hatten, daß sie keine keüffer finden in der meß; ich glaubs, daß kompt, weillen alle leütte weniger gelt haben, alß vor dicßem. Apropo von kirben, ich hatte Louisse letzmahl geschrieben, daß ich Euch undt ihr eine St Clouer kirbe schicken wolte undt solches ahn abe de Thessut geben laßen, aber der goltschmidt hatt es so gar überzwerg gemacht gehabt, daß ich es ohnmöglich so habe schicken können. Nach unßer reiß von Montargis wirdt man mirs herschicken, werde es, wo es recht, ahn abe Thessut erst geben laßen; es ist eine indianische Imitation. Sagt ahn Louisse, daß der baron Willich einen rechten impertinenten brieff ahn dem abe de St Piere, meinem premier aumonier, geschrieben hatt, umb mich zu persuadiren, Ewers Schwagers, des ducs de Schonberg, Interesse zu abandoniren. Ich schicke Euch hirbey, waß ich auff dießen schönnen brieff habe antworten laßen. Er schreibt, auch graff Friderich wolle herkommen , umb den proces wider ahnzu- fangen. Ich glaube aber, daß [er], wen er meine andtwort sehen wirdt, mehr alß 'einmahl die sach. betrachten wirdt. Es ist mir leydt , liebe Amellisse , daß Ihr Euch nicht mitt allen den fürst- lichen undt gr äff liehen leütten habt lustig können machen. Wie ich auß ma tante, der fraw churfürstin, schreiben sehe, so divertirt sie sich gar woU auff dero reiße mitt dero fraw tochter; sie haben schön auff ihrer reiße. Hir haben wir auch gar schön wetter; ich m.ags mir ^uch braff zu nutz, einen tag jage ich, den andern gehe ich spatziren. Wir haben auch umb den andern tag commedie; die comedianten spiellen gar woU. Wie ich sehe, so ist die erb- printzes von Cassel noch in ihrem brautschmück; mich deucht aber, daß sich diß nicht zu dem inconito reißen schickt. Ich finde die glücklich, so hin dorffeu reißen, wo sie wollen. Es ist woll löblich, daß die pfaltzgraffen so hofflich sein. Der churfürst zu Pfaltz wirdt sein meßgelt ahngewendt haben, die pressenten ahm keyßer- lichen hoff außzutheillen , wirdt also, wie ich glaube, nicht mehr, alß andere, kauffen zu Franckfort. Ihr habt groß recht, liebe Ame- lisse, daß es Euch verdriest, gelt ahn docktoren undt balbirer Ewer gelt zu geben. Waß ich Euch vor daß grieß habe schielten wollen, wirdt, wie. ich glaube, mademoiselle de Malose zu nutz

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kommen; den sie ist sehr damitt geplagt, liatt neulich 2 stein von sich geben. Ich wünsche sehr, daß dießer brieff Euch bey gut- ter gesundtheit ahntreffen möge, liebe Amelisse, undt daß Ihr viel jähr lang gesundt bleiben möget. Daß elexir, so ich habe machen laßen, gibt mir gar kein incommodit nicht; es kost mir nichts undt ich habe lachen müßen, daß Ihr mich deßwegen umb verzeyung bitt. Adieu, liebe Amelisse! Ich ambrassire Euch von hertzen undt behalte Euch allezeit sehr lieb.

Elisabeth Charlotte.

116.

Fontainebleau den 1 Octobre.

Hertzliebe Louisse undt Amellisse, hirbey kompt meine kirbe; man bringt mir die schachtelger. Ich kan nichts mehr sagen in eyll, alß daß ich Euch beyde bitte. Euch meiner zu erinern undt mich alß lieb zu behalten undt, wen Ihr mich ansecht, zu glauben, daß ich Euch auch recht lieb habe allebeyde.

Elisabeth Charlotte.

117. Fontainebleau den 7 November 1700 umb 3 viertel auff 7 abendts.

Hertzliebe Amelisse, ich bitte Euch, lest, waß ich ahn Louisse geschrieben! Da werdt Ihr die Ursachen meines langen stillschwey- gen sehen, repetire es also hir nicht wider, sage nur, daß ich von hertzen fro bin, daß Ihr wider gesundt seydt undt meine dorffkirbe Euch ahngenehm geweßen. Aber ich schämme mich, daß Louisse undt Ihr so viel wercks davon macht, den es ja nur eine bagatelle undt mehr, umb drüber zu lachen, alß vor ein pressent zu halten; habe Euch nur weißen [wollen], wie man hir arbeit, undt mitt einem auch mein beren-katzen-affengesicht schicken, umb zu sehen, ob Ihr es noch kenen würdet, undt auch umb mich in Ewern sack zu tragen, damitt Ihr desto fleißiger ahn mich allebeyde dencken möget. Carl Moritz hatt mir geschrieben undt ein groß compliment gemacht, daß ich nach ihm gefragt undt vor ihm in sorgen geweßen. Ich habe ihm geantwort, werde aber den brieff ahn monsieur Span- Briefe der Prinzessin Eliflftbeth Charlotte. 14

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heim schicken, wirdt also geschwinder nach Berlin kommen, alß wen ich es ahn Euch nach Franckfort schickte. Ich habe heütte noch 3 brieff nach Lotteriugen zu schreiben. Mein tochter ist ein klein accident geschehen; im schlafif hatt sie sich die brast aufif ein holtz gelegt, so ihr eine böße brast geben, ist doch, gott lob, wider gantz woU. Adieu! Ein ander mahl werde ich mehr sagen, jetzt Euch, liebe Amelisse, aber nur bitten, zu glauben, daß ich Euch sehr lieb habe undt allezeit behalte.

Elisabeth Charlotte.

P. S.

Ich habe in so erschrecklicher eyll geschrieben, daß ich selber Bchir nicht weiß, was ich sage, werde es ein ander mahl beßer machen.

118. A monsr le raugraff zu Pfaltz a Berlin.

A Fontainebleau ce 7 de Kouembre 1700.

Mon eher raugraff, jl y a deja quelque temps, que j'ay regeüe vostre lettre du 16 d'octobre, jl y a bien 8 jours, mais jl m'a estes impossible de vous faire plus tost responce que dans ce moment; car on est fort occupes dans ce pais cy par les frequendes chasses et commedies. Ainsi je vous advoue, que le peu de temps, qui me reste, je Toccupe a escrire deux fois la semaine a ma taute, madame l'electrice, a ma fille 3 fois la semaine et vne fois a la duchesse de Savoye et vne a la duchesse de Hannover, a Modene, Sans ce que j'ay a escrire a Paris. Vous voyes, qu'on ne demeure pas oysif, mais pour aujourdhuy je remets quelqu^nes de mes lettres pour vous respondre. II est vray, que j'ay estes fort en peine de vous et de vostre sante, mais cela ne me doit pas estre cont^s pour generosite; car vous m'estes asäes proche, pour que je m'interesse pour vous sur toutte sorte de chapittre, mais a vous voir 8i touch6s de ce que je prend part a vostre sante, me marqne bien vostre hon naturel, dont ma tante, madame de l'electrice, m'a souvend parles. Si vous aves de l'amiti^ pour moy, ce ne peust estre que le sang, qui vous le donne, ne me conoissant pas. II n'en est pas de mesme de moy; je vous connois, sans que voos me

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conoissies, ponr ainsi dire, car je vons ay veüe naistre. Je vons ay veüe tendrement aimes de monsieor relectenr, nostre pere, et cela me snfifit, poar avoir toutte ma vie de Tamitiö ponr vous. Contes doDc la desus, mon eher rangraf, et soyes persuades, qae vostre ainiti6 me fait plaisir! Continues la moy et contes toasjonrs 8Qr la miene!

Elisabeth Charlotte. P. S.

Vous ne parles pas de vostre sant6; mandes moy, si vostre oeüile est gueris et coment vous vous portes!

119. A mad. LouissOi raugräffin zu Ffaltz, a Franckfort.

Fontainebleau den 7 November 1700.

Hertzliebe Louisse, ich weiß nicht, wie der teüffel abermahl sein spiel gehabt hatt, aber seyder 5 wochen habe ich weder hir, noch zu Paris ein augenblick finden können, aufif Ewere liebe brieffe zu andtwortten, alß nun. Erstlich, wie wir hieher kämmen, kam der englische hoflf auch her, undt wen der hir ist, kan man ohnmoglich schreiben; zu dem haben wir in der zeit eine reiße nach Montargis gethan. Wie wir wider kämmen, war der englische hoflf noch hir. Nachdem er weg, seindt wir just 2 tag hernach nach Paris, alwo wir meinten nur 2 oder 3 tag zu sein undt daß madame de Chartre ins Mndtbett komen würde; allein wir sein 11 gantzer tag dorten geweßen undt erst 8 tag nach unßer ahn- kunfft hatt sie unß nur ein großes dickes metgen daher gesetzt. Hernach haben wir ein traweriges spectacle gehabt. Madame la princesse hatt daß liebste von allen ihren kindern verlohren, nehmb- lich mademoiselle de Cond^. Waß daß vor eine betrübtnuß ist, ist nicht außzusprechen; i£h glaube nicht, daß es sich madame la princesse ihr leben wirdt getrösten können. Seyder wir wider hir sein, habe ich gedacht, ich würde endtlich einmahl schreiben kön- nen, aber ich habe ebensowenig zeit gefunden, alß zu Paris. Gantz Franckreich ist unß kommen complimenten machen auflf meine zwey enckelger gehurt. Mein dochter ist ein tag vor madame de Chartre ins kindtbett kommen, hatt es aber nicht beßer gemacht, sondern

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auch ein medgen bekommen. Dießes alles sambt den jagten halt mich bißher ahn schreiben verhindert. Ich weiß nicht, bey welchem von Ewern schreiben ich ahnfangen solle zu andtwortten; den ich kan sie ohnmoglich ordentlich beantworten, den es ist heutte noch der lotteringische posttage, nndt weillen ich nie keinen versaumbt, würde mein dochter meinen, ich were todt, wen sie eine post were, ohne ihr zu schreiben; muß derowegen nur in aller eyll sagen, daß ich recht fro bin, daß mein bawernkirbe Euch undt Amelisse so ahngenehm geweßen. Es wundert mich, daß Ihr mein beren-kat- zen-affengesicht noch habt erkenen können; den ich bin doch uner- hört verendert undt nicht kenbar mehr. Die freüde, so Euch dieße bagatelle geben, erweist mir Ewere affection, wovor ich Euch recht verobligirt bin; wolte gott, ich bette eine rechte gelegenheit. Euch die meine zu persuadiren können! Daß Ewere sach mitt baron Willig noch nicht außgemacht ist, wundert mich nicht. Es ist der wunderlichste kopflf von der weit; fürchte, er wirdt Euch noch lang zu schaffen geben. Ich wolte Euch von hertzen gern noch lenger entreteniren , * allein es ist nahe bey 7 uhren undt ich will noch ein par wort auch ahn Amelisse schreiben undt hernach muß ich in Lotteringeu noch 3 brieff schreiben undt alles muß vor 10 fertig sein, kan also in eyll nichts mehr sagen, alß daß ich Euch von hertzen ambrassire undt allezeit recht lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

120. A monsr le raugraff zu Pfaltz a Hannover.

Paris den 30 December 1700.

Hertzlieb Carl Moritz, es war so viel zu thun bey deß königs in Spanien abreiß, daß ich ohnmoglich ein augenblick habe finden können, auff Ewer schreiben zu andtwort£n. Ihr habt mir nicht umb verzeyung zu bitten, daß Ihr mir letztmahl frantzösch geschrie- ben; den es ist mir all eins. Ich bin fro, daß ma tante, die fraw churfürstin, mich versichert, daß Ewer auch nicht solle geschnitten werden; den da war, würde mir recht bang vor Euch. Mir kompt nicht argers vor, ali blindt werden; wolt lieber sterben; undt wer nur ein aug hatt, kan leicht blindt werden; kan nicht begreifen,

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wie Ihr es so wenig acht. Wonimb meint Ihr, lieb Carl Moritz, daß Ihr mich nie sehen werdt? Daß könte doch noch woll einmahl ge- schehen ohne miracle. Ich wünsche von hertzen, daß Ihr perfect couriren mögt undt alles, waß Euch nutz, lieb undt . ahngenehm ist, undt versichere, daß ich Euch undt Ewer Schwestern allezeit lieb behalte,

Elisabeth Charlotte. 121.

A mesd. Louisse et Amelisse^ raugrafSnen zu Pfaltz^ a Franckfort

Versaille den 21 Januari 1701.

Hertzliebe Louisse undt Amellisse, heütte ist es mir unmög- lich, daß ich ahn jede von Euch beyden a part schreibe; den ich bin noch zu mat von meiner kranckheit, umb viel zu schreiben können. So lang der könig in Spanien hir geweßen, habe ich ohn- möglich schreiben können. Nach dem seindt wir nach Paris, alwo ich einen gar starcken husten gleich selbigen abendts bekommen, so mir die gantze zeit gewehrt. Hernach ist mir ein schmertzen in der lincken seyte undt ein starck lendenwehe ahnkommen mitt solchen schmertzen, daß ich offt gedacht, ohnmachtig zu werden. Endtlich hatt mich daß fieber mitt frost ahngestoßen, habe es zimblich starck 7 tage gehabt; man hatt mir 2 clistir geben undt mich 2 mahl purgirt, also ist daß fieber endtlich just vor 8 tagen außgeblieben. Ich bin aber noch unerhört matt, den es ist nun über 4 wochen, daß ich continuirliche leyde undt recht übel bin. Ich habe accessen von 12 stunden gehabt undt 2 stundt frost. Ich hoffe, daß es nunmehr zn endt sein wirdt, bin heütte zum ersten mahl wider in die kirch gangen. Ich hoffe, dM^ ich allegemach wider zu kräfften kommen werde, alßden fleißigepä* schreiben. Wie ich ahn Carl Moritz schriebe, dachte ich, Ettch auch zu schreiben, konte aber nicht dazu gelangen. Ich bin J^o, daß er woll von den rottlen kommen undt sein aug auch heillen -wirdt, ohne geschnitten zu werden. In welchem standt ich auch sein mag, werde ich Euch alle allezeit recht lieb haben.

Elisabeth Charlotte.

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122.

A monsr le raugraf zu Pfaltz a Hannover.

Versaille den 30 Januari 1701.

Hertzlieb Carl Moritz, es ist schon etliche zeit, daß ich Ewer schreiben vom 14 dießes monts entpfangen habe. Ich habe aber nicht drauflf antwortten [können], weillen ich kranck geweßen undt 7 tag nach einander alle tag daß fieber gehabt habe. Seyder 17 tagen hatt mich daß fieber verlaßen, habe aber medecinen brauchen müßen; so mir daß schreiben verwehret; vorgestern habe ich die letzte, gott lob, genohraen. Vor alle gutte wünsche, so Ihr mir zu dießem neuen seculo thut, dancke ich Euch Sehr, lieber raugraff! Es ist schwer, in dießem leben gar vergnügt zu leben, undt viel- leicht noch schwerer ahn dießem hoff, alß ahn andere orter. Ich würde mich glückseelig schätzen, wen ich betrübte bey konte undt unglückseelige helffen, allein unßer beüttel ist ordinari nicht ahm besten gespickt, welches viel Vergnügung benimbt. Deß jungen kö- nigs in Schweden victorie hatt einen großen esclat geben. Er hatt sich einen unsterblichen rühm erworben; ist mir lieb-, weill er von unßerm hauß ist. Ihr sagt mir kein wort, wie es mitt Ewerm aug stehet undt wie Ihr Euch nun nach den rodtlen befindt. Ich bitte Euch, schreibt mirs! Ich habe auß ma tante brieff ersehen, daß I.L. wider von Zelle gekommen sein. Ihr habt groß unrecht, mich umb verzeyung zu bitten, mir zeittungen zu schreiben; den daß habe ich gern. Mitt complimenten ist mir durchauß nicht gedint. Schreibt mir den nur, waß Ihr neues wist, wie Ewere Schwestern thun, undt seydt versichert, daß ich Euch alle von hertzen lieb Label

Elisabeth Charlotte.

123. A mad. Louiasei raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Paris den 22 Februari 1701, Hertzliebe Louise, ich glaube, es ist ein sonderlich esprit folet,

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so sich divertirt, mir allemahl yerhindernfißen zu schicken, wen ich ahn Euch oder Amelisse andtworten will; den es ist gewiß, daß, so offt ich mich [in] der intention niedergesetzt, nmb ahn Euch beyde zn schreiben, ist mir alß eine verhindemuß dazwischen kom- men. So baldt ich wider gantz gesundt worden, seindt wir nach Marly, alwo ich ohnmöglich zam schreiben habe gelangen können, ob wir zwar sieben tag dort geweßen. Den sontag, alß wir hin sein, ging man nach dem eßen in die predig, hernach schriebe ich ahn ma tante, die fraw churfürstin zu Braunsweig, fuhr hernach nach Marly, gegen 8 war bal. Andern tag, alß montags, schriebe ich ahn mein dochter undt die hertzogin von Savoyen biß gegen 6, da kämmen die königliche personnen von St Germain, umb 8 war bal, umb halb 11 man zu nacht. Dinstags wolte ich schreiben, aber es kämmen so viel leütte zu mir, daß ichs nicht konte, undt muste abendts mit monsieur le Dauphin in die mußiq, so biß zum nachteßen wehrte. Mitwogs schriebe ich ahn mein dochter undt die hertzogin von Hannover undt muste auch noch nach Paris schreiben, also ging der tag vorbey. Donnerstags schriebe ich ahn ma tante, die churfürstin, undt fuhr hernach nach St Germain; den ich hatte den könig undt die königin von Engellandt noch nicht gedanckt, so fleißig in meiner kranckheit vor mich gesorgt zu haben. Wie ich wider kam, war es zeit, zu der mussiq zu gehen, damitt ging der tag auch hin. Freitags jagten wir den gantzen tag ein dänhirsch mitt deß comte de ThouUousse hunden; die jagt war nicht schön, aber daß wetter war gar sanfift. Abendts war wider musiq. Sambstag gingen wir auff die hirschjagt, die war gar schön; abendts fuhren wir wider nach Versaille. Sontag schrie- be ich wider nach Hannover undt muste auch in die predig undt es war auch salut. Montag kämmen wir hie&er undt muste gleich ahn die hertzogin von Savoye undt mein dochter schreiben, hernach ins apartement Dinstags fuhr ich au Port royal; hernach, alß ich wider kam, bin ich mitt Monsieur Libden ins opera. Mitwogs war wider der schreibtag von Lotheringen undtModene, donerstag nach Hannover, opera undt apartement. Freitags war Port royal, alwo viel leütte zu mir kämmen, hernach wider opera undt apartement. Sambstag schrieb ich ahn mein dochter, fuhr hernach ins große Carmelittenkloster ; abendts war, wie alle tag, apartement. Sontags fuhr ich in die kirch, schriebe hernach ahn ma tante, die churfür-

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Sun, nndt ma tante, die firaw abtißin Ton Manbisson, ging hernach ins opera. Gestern, alß moDtag, fobr ich nach dem Port royal, schrieb dort ahn mein dochter ondt die hertzogin von Savoyen, hernach moste ich zu madame la princesse, welche kranck ist. Wie ich wider kämme, ginge man eben ins apartement Also secht Ihr woll, liebe Looisse, daß mir kein anderer tag zum schreiben fiber- geblieben, alß eben dießer; ah, da findt sich schon wider eine Ver- hinderung, man melt mir die printzes von Zwejbrücken ahn. Nach dem opera werde ich dleßen brieff außschreiben.

Donnerstag den 24 Febmari.

Es kämmen vorgestern nach dem opera so viel leütte, daß ich ohnmöglich dießen briefif außschreiben konte. Gestern schrieb ich wider in Lotheringen undt nach Modene, hernach fuhren wir au iaubourg St Germain, die seildantzer dort zu sehen; daß werte von 5 biß umb 8, konte also wider nicht schreiben. Ich bin hefitte nach dem Sten acten auß dem opera gangen, umb dießen brieff auß- zuschreiben. Ein ander mahl werde ich ahn Amelisse schreiben, heütte ist es ohnmöglich. Ewer schwager hatt mir geschrieben undt geklagt, daß er gar übel mitt seiner niece zu&ieden ist, fQrcht, mehr Processen, alß nie, zu bekommen. Ich meinte, alles würde mitt seines brudern todt auffhören. Man rufft mir, ins apartement zu gehen, muß schließen undt Vor dießmahl nichts mehr sagen, alß daß ich Amellisse undt Euch, liebe Louisse, von hertzen ambrassire undt Euch allezeit sehr lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

124. A monsr le raugrafif zu Pfaltz a Hannover.

Versaille den 27 Februari 1701.

Hertzlieb Carl Moritz, letzte post konte ich nicht auf Ewer schreiben vom 11 Februari oder onzieme de Fevrier andtworten, wie Ihr geschrieben hattet, weillen ich zu Paris so viel leütte alß habe, daß man die helffte nicht thun kan, waß man will. Ihr werdet von I. L. die fraw churfürstin vernohmen haben, daß ich

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all lengst wider in volkommener gesundtheit, gott lob, bin; dancke Euch, lieb Carl Moritz, Euch *deß wegen zu erfrewen. Wie ich höre, so werdt Ihr woll geneßen können, wen Ihr nur selber sorg vor Euch tragt, undt daß aug wirdt schon truckenen, wen Ihr nur die gargel nicht so offt feucht. Ich habe schon ahn ma tante die andere post geschrieben, wie sehr Ihr Euch ihrer undt I. L. deß churfürsten gnaden berümbt; aber umb Euch derselben würdig zu machen, so gehorcht ihren befehlen undt thut nicht, waß ihnen mißfahlen undt Euch schädlich sein kan! Ich kan nicht begreiffen, wie Ewere truckerey muß beschaffen sein; den ma tante sagt, Ihr konte es im sack tragen; es muß eine neue invention sein. Daß Ihr so gern bey unßerer lieben churfürstin seydt, gefält mir woll; dan daß erweist Ewer gutt gemtihte. Ich mißgönne Euch nichts, alß dießes glück, welches ich woll von hertzen wünschen mögte. I. L. haben mir alle beschreibungen von der crönung Eweres kö- nigs undt königin geschickt. Ich habe noch zwey oder 3 große brieffe heütte zu schreiben, den morgen werde ich mitt dem könig auff die jagt reitten, kan also vor dießmahl nichts mehr sagen, lieb Carl Moritz, alß daß ich Euch von hertzen ambrassire.

Elisabeth Charlotte.

125.

Versaille den 8 Hertz 1701.

Hertzliebe Amelisse, so fest ich mir auch vorgenohmen hatte. Euch gleich einen tag hernach zu schreiben, wie ich ahn Louisse geschrieben hatte, so habe ich doch ohnmöglich dazu gelangen kön- nen undt die 14 tag haben sich noch verfloßen, ehe ich dazu habe gelangen können. Wir seindt vergangen sambstag 8 tag wi- der herkommen. Den sontag war predig undt mnste ahn ma tante, die fraw churfürstin zu Brauns weig, schreiben, welche brieff alle- zeit gar lang sein. Montag fuhr ich mitt monsieur le Dauphin auff die wolffsjagt, funden aber nichts, ob wir zwar lang suchten. Dinstag renten wir den danhirsch zu St Germain, damitt ging der tag vorbey undt abendts war commedie. Mitwogen schriebe ich nach Lotheringen undt Modene undt ginge in die predig, donners- tags wider auff die wol^agt; die wehrte 4 gantzer stunden undt

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mehr, aber ich fuhr nach 4 standen nach hanO, hatte nnr der zeit, abendts ma tante brieff, so ich frfihe morgendts ahngefangen hatte, außzQSchreiben. Freitag war wider predig undt hatte den gantzen tag affairen; den mein premier escayer ist gestorben. Seine witwe hatt ein brevet de retenüe; also wer ahn deß verstorbenen platz den dinst haben will, maß der witwe die Charge abkaaffen, so von 42000 thaller ist. Daß macht viel gethans, daramb habe ich coa- rir über coarir bekommen andt wider andtworten müßen; damitt ist mein tag hingangen. Sambstags fahren wir wider aaff die wolffjagt. Wie ich wider kam, schriebe ich ahn mein dochter; abendts war comedie wider. Sontags schribe ich nach Hannover andt ginge in die predig, welche gar lang wehrte, schriebe auch nach Paris. Montag, alß gestern, schriebe ich ahn mein dochter andt in Savoyen; daß führte mich, biß ies wider zeit war, in die commedie za gehen, welches die letzte is( biß aufif Fontainebleaa ; es war la Mort de Pompee et le Medecin malgre lay. Also secht Ihr woll, liebe Amelisse, daß mir kein zeit alß heütte überblieben, za schreiben. Es würde za lang fallen, aaff alle Ewere liebe brieffe za antworten, unterfange also nar den letzten, vom 27 Febraari. Meine gesandtheit ist, gott seye danck, nun gar perfect; daß jagen ist mir über die maßen woll bekommen. Es ist gewiß, daß, wen man ein wenig kranck geweßen, lernt man kenen, waß gatt oder Bchädtlich za der gesandtheit ist ; also wirdt man ein halber docktor mitt. Ich lachte woll hertzlich gestern abendts in der commedie; den der comediant, so der vatter von Lacinde spilte, wolte aaff einmahl raffen, wie er den thun solle: «Ah, ma fille parle». Ich weiß aber nicht, waß ihm im maal kam, schriebe ahnstatt parle: «A, ma fille pette»; daß gab ein praff gelächter. Carl Moritz ja- mert mich recht amb waß er ahn seinem aug aaßstehet; den es that mir nar wehe, zo gedencken, daß man etwaß in ein aag schneyden maß; den kein gliedt deß menschen ist entpfindtlicher. Ich fürchte, er drinckt zaviel, andt daß ist den aagen sehr schädt- lich. Ich habe ma tante geschrieben, wie sehr Carl Moritz sich der gnaden rümbt, so er von I. L. andt dem charfürsten von Braansweig entpfängt. Ich hoffe, ma tante wirdts machen wie ihre fraw Schwester, die fraw abtißin von Maubaisson, welche den 11 April in ihr 80 jähr tretten wirdt andt sieht die kleinste schriefften ohne brill, hatt noch ihre zän, zwar verschließen, aber doch noch

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alle im mundt nndt geht beßer, alß ich, ist immer lustig nndt recht possirlich so auflF den schlag, wie I. G. unßer herr vatter, der churfürst s., war, wen I. G. s. von gutten humor wahren. Die zwey pfältzische damen von Walbruu haben woll ungleiche heürah- ten gethan. Man kan hiraufif sagen, daß der hertzog von Saxsen undt seine geschwey beyde nicht recht gescheydt sein müßen, sich so zu mißbeürahten. Aber deß hertzogs braut glaube ich nicht, daß sie jemablen wirdt glückseelig sein können, ihren versprochen edelman vor den hertzog auß ambition zu verlaßen. Daß man den menschen hatt assassiniren wollen, ist etwaß abscheülicheis. Zu meiner zeit war man nicht so boßhafft in Teütschlandt undt man mißheürahte sich auch nicht so leicht; kan die neuen moden im vatterlandt gar nicht gutt heißen, noch aprobiren. Der marschalck von Homburg, monsieur von Baer, hatt mir gestern ein brieff von Louisse gebracht, kan ihn aber ohnmöglich heütte beantworten. Macht ihr meine entschuldigung uudt ambrassirt sie von meinet- wegen undt seydt beyde versichert, daß ich Euch recht lieb habe!

Elisabeth Charlotte.

126. A mad. Amelie Elisabeth, raugraffin zu Pfaltz, a Franckfordt

Marly den 15 Mertz 1701.

Hertzliebe Amellisse, ob es zwar noch kein 8 tag ist, daß ich Euch einen großen briefif geschrieben habe, so kan ich doch den ab6 de Thesseut nicht weg ziehen laßen, ohne Euch zu schreiben. Ich weiß aber nicht viel zu sagen. Daß man meint, daß der könig in Engelland t, so zu St Germain ist, zwey attaquen von dem schlag gehabt undt baldt nach Bourbon wirdt, daß waßer dort zu drinc- ken, da fragt Ihr wenig nach; daß wir heütte den hirsch gejagt undt nicht gefangen, da ist Euch auch wenig ahn gelegen, undt sonsten weiß ich nichts; den abe de, Thesseut wirdt Euch schon verzehlen, wie alles hir ist. Man spricht von nichts alß krieg undt kriegsgeschrey nun, welches gar nichts ahngenehmes -ist. Adieu, liebe Amelisse! Ich ambrassire Euch von hertzen undt versichere Euch, daß ich Euch allezeit lieb behalte.

Elisabeth Charlotte,

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P. S.

Louisse brieff ist größerer, alß der Ewere, weillen ich auflf 3 von ihren brieffen andtworte.

127.

A mad. Louise^ raugräffin zu Pfaltz, a Franckfordt.

Marly den 15 Mertz 1701.

Hertzliebe Louisse, weillen Fab^ de Thesseut nun morgen wider nach Franckfort wir dt, alß habe ich ihn nicht weg wollen laßen, ohne ahn Euch undt Amelisse zu schreiben. Ich habe ihm Ewere interesse sehr ahnbefohlen undt wünsche, daß er Euch nützlich sein möge. Ich habe seyder kurtzer zeit 3 liebe brieff von Euch zu recht erhalten, einen vom 20 Februar durch monsieur von Baar undt zwey durch die post, einen von gleichem datum undt den andern vom 6 Mertz. Es ist woll war, daß die mäner viel glück- licher, alß die weiber, sein undt nicht nöhtig haben, so im zwang zu leben, sondern hinreißen können, wo sie wollen. Aber von Ewerem alter, liebe Louisse, könt Ihr nicht reden, ohne mich de- crepit zu machen; den ich bin über 9 jähr alter alß Ihr, auch kene ich hir leütte von Ewerm alter, so noch gantz vor jung pas- siren wollen, voller bunde bandl sein, haben rodt weiß mouchen undt allerhandt schönne Sachen ahn undt pretendiren , sehr char- mant zu sein; die bleiben warlich nicht hinter den offen; also secht Ihr ja woll, liebe Louisse, daß Ihr groß unrecht habt, über Ewer alter zu klagen. Ich habe der zeit noch nicht gehabt , lang mitt dem marchalck von Homburg zu sprechen können; daß wirdt sich aber noch woll finden. Daß ist alles, waß ich auff dießen brieff sagen werde, kome jetzt auff selbigem von gleichem datum. Ich bin nun, gott seye danck, all lengsten in gar volkommener gesundtheit, dancke Euch sehr vor den gutten wünsch, daß es bestandt mög haben. Ich kan ohnmöglich evittiren, nach Paris zu gehen, weil- len Monsieur den ort so sehr liebt, muß also nur gedult haben. Alle die, so ihre freyheit zu Paris haben, können den ort woll lieben, allein ich nicht; den ich lebe dort gar gezwungen undt langweillig. Mich deucht, Churpfaltz hatt einen dollen ahnstalt,

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keine schulden zu zahlen undt einen so gar großen hoffstatt zu halten. Es hatt mir nicht geschienen, alß wen ab6 de Thesseut einen so gar großen Widerwillen hette, nach Franckfort zu reißen. Den envoyes von Gotha habe ich schon 2mahl gesehen , aber seine fraw nicht. Ich weiß nicht, ob er sie wirdt nach hoff laßen; den die weiber von envoyes werden schlegt bey hoff tractirt. Wen da- men von qualitet herkommen, können sie mitt unß eßen undt in kutzschen fahren; so baldt sie aber envoyes- weiber sein, so könne sie es nicht mehr pretendiren; daß macht, daß gar wenige nach hoff kommen. Von staadtssachen höre ich nichts, alß waß in den gazetten stehet, undt misch mich auch in nichts, gehe überall mei- nen geraden weg fort. Es ist kein hermit, so einsamer lebt, alß ich, wie Euch abe Thesseut wirdt sagen können. Von 1 biß 8 uhr bin ich allezeit muttersallein in meiner cammer undt die zeit wirdt mir gar nicht lang, finde alß etwaß zu thun. Nach allem ahnsehen nach wirdt es nun baldt krieg werden undt glaube nicht, daß, wen diß fewer einmahl wider ahngebrent sein, daß man es wider wirdt leschen können, glaube nicht, daß meiner kindtskinder kinder den frieden wider sehen werden. Ich komme jetzt auff Ewer liebes schreiben von 6 Mertz undt werde solches gleich mitt einem filtz beantwordten. Daß Ihr, liebe Louisse, Euch einbildet, daß Ihr mir zu offt schreiben könt, daß seindt quinten; den weillen Ihr ja woll wist, daß ich Euch lieb habe, also müst Ihr ja ge- dencken, daß ich gern von Euch höre undt brieff von Euch habe Meint Ihr dan, daß dießer hoff hir nichts, alß lust undt freüden ist? 0 weit gefehlt, liebe Louisse! Wer alles lust hir im landt ohne boßheit undt falschheit, würde ich mein leben nicht einsam zubringen, wie ich thue; aber genung von dießem trawerigen text. Ich weiß all lengst, daß man sagt, daß der von Baar der freüllen von Leiningen mary de conscience ist; sie haben mir bey de einmahl davon gesprochen undt gesagt, daß Ihre feinde daß geschrey auß- breitten, ambarassirten mich recht mitt. Es ist löblich ahn der landtgräffin, so charitabel zu sein. Es ist lenger, als 6 monat, daß ich den kleinen graffen von Leiningen nicht habe zu sehen bekom- men. Er scheut mich; den wen er es zu grob macht, filtz ich ihn braff auß. Die graffen von Nassau brauchen keine filz, seindt gar artig. Dem eisten ist ein groß Unglück widerfahren; sie seindt mitt der kutzhen umbgeworffen worden undt dießer eiste graff von

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Nassau halt sich den arm gebrochen nndt anßeinander gefahlen, nndt die andere handt da seindt ihm die gebrochene gläßer von der kutzh nein kommen, leydt sehr ahn einem finger. Die historie vom könig in Poln ist recht possirlicb. So lang Carl Moritz aug nicht gantz heill sein wirdt, wirdt mir immer bang vor ihm sein, daß er daß aug verliehren möge; den ein aag ist eine delicatte sache. Es wundert mich, daß Ihr meinen briefif noch nicht entpfangen habt, so ich Euch von Paris anß geschrieben habe. Hirmitt seindt alle Ewere briefife exact beantwortet Ich will jetzt ahn Amelisse schrei- ben nndt sie nndt Euch versichern, liebe Louisse, daß ich Euch beyde allezeit von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

128.

A monsr le raugraff za Pfaltz a Hannover.

St aou den 24 Mertz 1701.

Hertzlieb Carl Moritz, weillen meine briefife Euch ahngenehm sein, werde ich Euch alß fleißig andtworten. Bißher ist Ewer wünsch erhöret; den ich bin, gott sey danck, in gar volkommener gesandtheit. Ich glaube nicht, daß, wofern es krieg wirdt, daß es aufif die teütsche freyheit wirdt ahngehen, noch deß wegen krieg werden, sondern nur wegen daß hauß Östereich, so daß königreich Spanien pretendirt. Wegen deß frantzöschen datums war nicht nöhtig umb verzeyung zu bitten; den daß ist all eins, habe nur drüber lachen müßen, daß unßere Teütschen die sprach so gern mischen. Ich gestehe, daß ein jeder seinen fehler hatt, aber ein jeder ist obligirt, sein bests zu thun, seine fehler zu corigiren, in- sonderheit wen sie der gesundtheit schaden können. Es were mir woU leydt, lieb Carl Moritz, wen Ihr Ewer leben vor mir aufifopfifern soltet; wolte lieber, daß ich Euch helfifen könte, lang undt ver- gnügt zu leben undt persuadiren, daß ich Euch undt Ewere Schwe- stern allezeit lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

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129.

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A monsr le raugraff zu Pfaltz a Hannover.

Versaille den 17 April 1701.

Hertzlieb Carl Moritz , gestern morgen habe ich Ewer schreiben vom 8 dießes monts zu recht entpfangen. Ich hatte all lengst hir vernohmen, daß ma tante zur sacession von der cron Engellandt beruffen ist, andt hatt es I. L. geschrieben, bin recht fro drüber. König Wilhelm ist kräncklich undt die princes Anne nicht gesandt; sie solle, wie man sagt, zu viel hitzige wein trincken, hoffe also, daß I. L. unßere churfürstin nicht lang mehr wartten werden, umb auff dero groß herr vatters thron zu sitzen, alwo ihr gott der all- mächtig glück undt seegen verleyen wolle! Ich hoffe, ob gott will, daß alle preperatorien zum krieg ambsonst sein mögen. Deß könig in Preussen eintzug solle gar magnifiq sein; ich hoffe, daß Breton mir eine relation davon schicken wirdt. Ewere Schwestern haben mir gar ein ahngenehm pressent geschickt, etliche medaillen von dem könig in Preussen, unter andern eine, so über die maßen woU geprägt ist. Helfft mir ihnen dancken! Ich habe es gestern ent- pfangen. Ihr sagt mir nichts von Ewerem aug. Ma tante schriebe mir letztmahl, daß es noch nicht gutt mitt ist, welches mir sehr leydt; wünsche, das es beßer werden möge, undt versichere Euch, lieb Carl Moritz, daß ich Euch undt Ewere Schwestern sehr lieb habe undt allezeit behalten werde.

Elisabeth Charlotte.

130. A mad. Louise^ raugräffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Versaille den 19 April 1701.

Hertzliebe Louisse, vor ein par tagen habe ich in deß abe de Thesut paquet daß Ewerige gefunden mitt den schönnen medaillen, wovor ich Euch von hertzen dancke; ist ein recht ahngenehm pressent; den ich habe ein requeüil von den neuen medaiUen, bettet mir also nichts ahngenehmers schicken können. Daß kleine

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vom könig in Preussen ist über die maßen woU geprächt, die anti- quen seindt nicht schönner. Der arme ab6 Thessut jammert mich, so wenig geselschafft zu Franckfort zu haben ; den eine, conversation mitt dolmetscher kan nicht lang bestandt haben. Ich admirire alle- zeit die leütte, so von großer conversation sein; den ich kan nie nichts rechts zu sagen finden in der conversation undt kan auch nicht spülen; den ich liebe daß spiellen gar nicht mehr. Mich deucht, im lombre wirdt man alß gefiltzt wegen übel spillen; daß möchte Euch auch woll widerfahren sein, weillen Ihr es so vergeßen' hattet. Wen man keine -inclination zum spillen hatt, spilt man allezeit übel. Ich kan nicht begreiffeii, wie man in den statten dawern kan; auff dem landt findt man viel eher waß, so einem amussiren kan, es seye dan, daß man gutte geselschafft im hauß hatt, da man frey mitt ist, wie Ihr andern mitt der fraw von De- genfeit. Daß kompt mir possirlich vor, daß die fraw von Wolmers- haussen schon eine geheürahte dochter hatt. Mein gott, wie geht die zeit vorbeyl Wie nahe ist die junge Riedtin der Rieden ver- wandt, da mein brnder s. so viel von gehalten? Man hatt mir die historie von dem keißerlichen obersten, so graff Evergenie solle ge- heyßen haben, auch von Strasburg geschickt etliche tag vorher, ehe ich Ewer schreiben endtpfangen; aber umb die warheit zu bekenen, so habe ichs gantz undt gar nicht geglaubt. In den getruckten zeittungen habe ichs nicht gesehen. In jener weit werden wir viel- leicht wißen, waß der teüffel thun kan, in dießer aber verspürt man nur die boßheit von boßen menschen. Ich habe gehört, umb es auff gutt teütsch zu sagen, daß die churfürstin zu Pfaltz sehr jalous von ihrem herrn sein solle, aber damitt rieht man wenig auß. Monsieur Jordan, der polnische gesandte, war heütte morgen bey mir; der will nicht gestehen, daß seine königin solle ohnmachtig geworden sein, alß sie die zeittung vom verbrandem schloß vernoh- men. Den churprintz hatt man gleich in den gartten getragen, wie man den brandt verspürt. Waß wunderlich ist, ist, daß es oben ahm tach ahngangen ist. Ich habe noch mehr undt unterschiedt- lich brieffe von Euch, liebe Louisse, undt von Amelisse entpfan- gen , aber phnmöglich beaptwortten können ; den ich habe eine kurtze zeit her sehr viel gejagt. Ambrassirt Amelisse von meinet- wegen undt sagt Ihr, daß, so baldt es mir möglich sein wirdt, werde ich ihr auch schreiben 1 Diß ist heütte schon der 6te brieff,

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den ich schreibe, habe also die handt waß müde undt werde yof dießmahl nichts mehr sagen, alß daß ich Euch beyde von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

131.

A mad. Louisse^ raugraffin zu Pfaltz^ a Franckfort

Port royal den 15 May 1701.

Hertzliebe Louisse, ich habe zwar seyder eine kurtze zeit 2 liebe brieff von Euch entpfangen, aber ohnmöglich eher, alß nun^ andtwortten können. Daß erste vom 23 April habe ich durch die post entpfangen undt daß. vom 28 hatt mir der abb6 de Thesseut vergangen sontag überlieffert. Ich werde hiemitt auff beyde zu- gleich andtwortten, aber in großer eyll; den in ein stundt muß ich au palais royal fahren, umb ein kindt dort mitt meinem söhn zu halten, ein söhngen von einer dame, so von meinen freüUen ge- weßen; zu unßern zeitten hette man Jungfer gesagt, aber alles en- dert sich in dießer weit. Aber hirauß segt Ihr woU, daß ich nicht änderst alß in großer eyll werde schreiben können. Es ist war, daß ich seyder kurtzer zeit gar oft gejagt habe mitt dem könig. Der frühling kompt hir auch gar spät ahn undt alle gar alte leütte sagen, daß sie ihr leben so kein jähr gesehen, wie dießes ist, da alles so gar spät grün wirdt. Zu St Clou seindt nur die maronier undt Palisaden grün, die große buchen, eychen undt birckenbaum seindt es noch gar nicht. Ahn die Pfalte^darff ich nicht gedencken, so sehr jammert sie mich. Ich weiß nun schon, daß die Sachen, so in meinem nahmen zu Franckfort sein tractirt worden, nach Eom gewießen sein. Der herr Binder hett seinen aydt sparen können; den ich glaube, daß er nur nach seine ordre vom keyßer judicirt hatt, auffs wenigst wie man mir versichert; den ich verstehe die affairen gar nicht. Zu Ewerm wünsch hette ich von hertzen con- sentirt; den es mir aU mein leben leydt geweßen, ein weibsmensch zu sein, undt churfürst zu sein, wehre mir, die Wahrheit zu sagen, beßer ahngestanden, alß Madame zu sein; aber weillen es gottes willen nicht geweßen, ist es ohnnöhtig, dran zu gedencken. Daß

Briefe der Prinzessin Elisabeth Charlotte. 1^^

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landt hette ich nicht geschunden, wie dießer churfürst thut, nndt alle religionen woll in ruhen gelaGen. Ich wolte lieher churfürst, alß könig in Englandt, sein. Der Engländer humor undt ihr parle- ment stehet mir gar nicht ahn, gönne es ma tante heßer, alß mir; die wirdt auch heßer mitt ihnen umbzugehen wißen, alß ich y^ürde gethan haben. Ich finde gar kein difficultet, daß Ihr die offre ahnnehmen soltet, so ma tante, die fraw churfürstin. Euch thut. Es ist weniger schandt vor Euch, liebe Louisse, dieße churfürstin, so Euch so nahe ist, zu dinnen, alß die keyßerin selber. Gott gehe nur, daß Ihr es lang sein möget undt unßere liebe churfürstin noch mehr alß 30 jähr leben möge undt Ihr uudt Amelisse bey ihr sein bleiben! Ich werde Euch woll vor glücklich schätzen, bey I. L. zu sein können. Die churfürstin von Bayren solle gar einen wunder- lichen humor haben; wundert mich also nicht, daß sie sich nicht hatt sehen laßen im vorbeyreißen. Hiemitt ist Ewer erstes schrei- ben völlig' beantwortet, ich komme auff daß zweyte. Ich verstehe die Sachen, so man in meinem nahmen vor Monsieur macht, eben so wenig undt noch weniger, alß Ihr, liebe Louisse! Ihr verstehet noch, waß Processen sein, ich aber gar nicht, mögte aber sehr wünschen, daß etwaß dem vatterlaudt zum besten gesehen könte. Es ist mir leydt, daß meine recomandation Euch nichts hatt nutzen können; habt doch meinen gutten willen gesehen. Abbe Thesseut hatt schlime opinion von Ewerer sache. Mein bruder s. war ein gutter mensch, bin woll versichert, daß man ihm Ewer sach übel muß vorgebracht haben, wofern Euch tort geschehen. Ich wolte von hertzen, daß ich Euch dinnen [könnte], wolte es gern thun. Daß macht mich unerhört alt, der fraw von Wollmershaußen gtoße enckel zu wi- ßen. Wollmerhaußen kan auch nicht gar jung mehr sein, sölte also woll nicht ahn widerheürahten gedencken , wen gleich seine fraw zu sterben kommen solte, welches mir leydt were; den ich halte noch allezeit viel auff sie. Wolte gott, der hertzog von Zelle hette sein leben so keinen ungleichen heüraht gethan, so alles unglück ins hauß Brauns- weig geführt hatt! So Sachen glücken nie. Hette mein söhn so viel taußendt thaller, alß ihm sein heüraht gerewet, so were er steinreich. Gott auffrichtig zu dinnen, ist überall loblich. Ich glaube, daß ein jeder sein destin hatt, daß er nicht übergehen kan. Ich wolte gerne noch lenger blandem, allein es ist lang, daß ich nicht ahn Ame- lisse geschrieben ; will ihr doch auch ein par wort sagen, muß dero«

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wegen vor dießmahl schließen undt nichts mehr sagen, alß daß ich Euch von hertzen amhrassire undt sehr lieh habe.

Elisaheth Charlotte.

P. S.

Ich mögte wißen, ob es war ist, daß mein baß, die printzes von Cassel, deß königs in Preussen fraw dochter, todt ist, wie man hir sagt. Last michs wißen undt wovon sie gestorben 1

132.

Port royal den 15 May 1701.

Hertzliebe Amelisse, Ihr werdet gedencken, daß ich mein wordt wie ein anderer schelm gehalten habe, indem ich Euch schon lengst versprochen, zu schreiben, undt es doch nicht gethan; aber ich habe ohnmöglich gekönt, werde h^titte auff zwey [schreiben] auff ein- mahl andtwortten, alß nehmblich auff daß vom 29 April, so ich vergangen sontag durch abb6 de Thessut entpfangen, undt eines durch die post vom 20 Aprill; werde bey dem frischten ahnfangen. Ich verzehle Euch nicht alle verhindernüßen, so mir zugestoßen seindt, daß würde Euch nur langweillig fahlen undt viel zeit neh- men; den heütte muß ich auch noch in großer eyll schreiben; den wie Ihr auß Louisse brieff, so ich ihr schreibe, sehen werdet, so muß ich heütte noch mitt meinem söhn ein kindt auß der tauff heben, undt wir werden hernach mitt einander ins opera, muß also nur in großer eyll schreiben. Ihr habt groß recht, zu glauben, liebe Amelisse, daß complimenten gar meine sache nicht sein, finde nichts langweilligers. Abb6 Thesseut sagt, daß es zu Franckfort gar langweillig seye. Vielle hir glauben den frieden, ohnahngesehen alles zum krig bereydt wirdt. Gott gebe es! Mich deucht, man verstehet die sach nicht recht in Teütschlandt undt alle haubter seindt nicht einig genung, umb die freyheit recht zu mainteniren; aber ich glaube nicht, daß man sie zu stewern begehrt; den mich deucht, daß man ahn allen orten den frieden wünscht undt hir mehr, alß nirgendts. Daß Louisse mir von ma tante, die fraw churfürstin, propossition geschrieben, aprobire ich sehr. Ihr werdt in ihrem brieff sehen, waß ich drauff andtworte. Ich muß lachen, daß Ihr sagt, daß Ihr Ettch zu keiner hoffnärin schicken könt; da-

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Za begehrt Euch auch ma tante woU nicht, aber man könte es ma- chen, alß wie in Franckreich, da man survivancen gibt, undt so können beyde eine Charge haben; also könte Louisse hoffmeisterin werden undt Ihr die survivance haben undt ihre stelle allezeit be- tretten, wen sie entweder kranck oder abweßendt ist. Nie kan man schände haben, diejenigen zu bedinnen, so unß so nahe sein undt so viel meritten haben, wie unßere liebe churfürstin von Braunsweig ist. Ich bin verwundert, wen Ihr mir sagt, daß Ihr jetzt mager seydt; den wie Ihr ein kindt wahret, da wahret Ihr ja recht fett; daß macht mich glauben, daß Ihr es noch einmahl werden werdet. Ich bin erst nach 41 jähr fett worden; also mögte es Euch auch noch woU geschehen, liebe Amellisse! Ich apropire sehr, daß Ihr nach Hannover geht; bey der churfürstin zu sein, kan Euch nie änderst alß repetirlich sein. Mich deucht, es braucht nicht viel gentillesse, bey hoff zu sein; man ist natürlicher bey hoff, alß in den provintzen undt Stätten, undt wen man so raissonabel ist, alß Louisse undt Ihr, liebe Amellisse, seydt, kan man sich überal durchbringen. Ewer brieff ist gar nicht alber. Ewer vertrawen touchirt mich recht, undt umb zu reden, [wie] man hir sagt, so ist es recht mein foible; drumb last Eüchs ja nicht gerewen! Hirmitt ist Ewer letzter brieff exact beantwortet. Ich komme jetzt auf den ersten durch ab^ Thessut oder bloß auß der post, ist all eins, alle brieffe werde geöffnet, so in Franckreich kommen undt dort weg gehen. Ich weiß es gar woll, frag aber nichts darnach, schreibe doch alles, waß mir im kopff kompt. Der krieg kan unßer comerce nicht auff- heben. Waß geht unß der krieg [an]? Weder Ihr noch ich seindt nicht mitt in dem geheimen raht undt die stadtsachen gehen unß nicht ahn. Wir können also sans consequence sagen alles, waß wir wollen. Ich habe dem eisten graffen von Nassau Weillburch heütte ein ohl gebracht, welches mir über die maßen woll bekom- men, wie ich den arm auß einander gefahlen hatte; es sterckt die nerven undt ädern undt senen; ich hoffe, daß es ihn baldt wider seinen arm zu recht bringen wirdt. Es ist nicht nöhtig, zu spre- chen vor dieße 2 junge graffen; sie können zu Paris sein, so lang sie wollen. Dießer eiste graff ist in volkommener gesundt[heit] undt wirdt nicht lahm werden. Sie sagten mir vorgestern, daß sie baldt weg würden. Lenor ist noch nicht hir, wirdt aber nun baldt kom- men. Die mißheüraht verdrießen mich immer, ist nnßeru Teütschen

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recht scbimpfflich; den sie hatten daß über andere nationen, ihre heüßer pur zu behalten, undt, gott verzeye mirs, ich glaube, ich vergebe einer damen er 10 galants, alß einen mißheüraht. Hir- mitt ist Ewer zweytes schreiben auch völlig beantwortet undt die zeit kompt heran, daß ich weg muß, kan derowegen nichts mehr sagen, alß daß ich Euch ambrassire undt recht lieb habe.

Elisabeth Charlotte.

133. A mad. LouissOi raugraffin zu Pfaltz^ a Franckfort.

Versaille den 15 Jolli 1701.

Hertzliebe Louisse heütte ist es erst 8 tag, daß mich daß lieber quittirt hatt; habe nach meinem Unglück noch 18 acces vom üeber bekommen, hoffte schir, daß mein eilendes leben einmahl endigen würde. Es ist aber gottes wille nicht geweßen, bin ohne remedien courirt. Es ist mir aber, noch eine gar große mattigkeit geblieben undt Schwachheit in den schencklen, welches mir gar spanisch vorkompt; den niemandts ahm hoff ist, so beßer gehen konte, alß ich; aber nun wirdts woU mitt auß sein; den in meinem alter kompt man selten wider zu kräfften. Meine letzte kranckheit ist schuldig, daß ich Euch, liebe Louisse, nicht eher auff Euere schreiben geantwortet habe. Wen man 8 wochen kranck ist undt 28 acces vom fieber gehabt hatt, ist man unerhört schwach, 14 ac- cessen von Stagigen, 7 vom continuirlichen fieber undt 7 alle tag. Waß ich glaube, daß mir noch so wehe in den schencke- len thut, ist, daß der abscheuliche schrecken, so mir Monsieur s. so schleuniger todtesfall verursachet, in den schenckeln gefallen, welche mir 24 stundt gezittert haben, alß wen man im stärcksten frost vom fieber ligt. Man kont auch nichts erschrecklichers sehen; umb 9 abendts geht Monsieur in voller gesundtheit lustig undt la- cheudt auß meiner cammer, umb halb 10 rufft man mir, da finde ich I. L. s. schon ohne sprach, kandte [mich] doch noch undt sagte etlich wort mitt großer mühe. Die gantze nacht biß andern morgen umb 6 bracht ich da zu, biß gar kein hoffnung mehr wahr; da wurde ich wie ohnmächtig undt man trug mich weg. Ich bin Euch

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sehr verobligirt, liebe Louisse, vor allen part, so Ihr in mein Unglück genohmen, welches woll abscheulich ist, undt dancke auch vor alle gutte wünsche. Ich bitte Euch, last doch I. M. der ver- witibten königin von Denemarck wißen, daß ich sehr touchirt bin, daß I. M. mir die gnade gethan, meiner in meinem unglück zu ge- dencken! sage auch demütigen danck davor undt wünsche von hert- zen, daß I. M. allezeit vor allem unglück undt betrübtnuß mögen befreyet bleiben. Die königin hatt Euch tractirt, wie Ihr es überall soltet sein, undt es ist ridicul von der churfürstin zu Pfaltz, daß sie es nicht thut. Ich glaube, mein großer schrecken hatt mir vor 4 tagen daß fieber auflFgehalten ; den nach dem ist es ärger kom- men, alß vorhin. Ich glaube, liebe Louisse, daß Ihr mich woll lieb genung habt, umb mir einen großen dinst zu erweißen, welcher were, Euch unter der handt zu erkundigen, wem Moras seine des- charge geben von waß er vor mich in der Pfaltz entpfangen, undt selbigem menschen zu bitten. Euch eine copie davon zu geben, undt mir es zu schicken; den daß wirdt mir sehr nöhtig sein in meinen affairen mitt meinem söhn. Der könig thut mir viel gnaden seyder meinem unglück; von seinen gnaden werde ich hinfüro bloß leben müßen undt ist Amelisse woll übel bericht geweßen, daß ich so woll versorgt solle sein; weillen aber lamantiren meine sach gantz undt gar nicht ist, so will ich hirvon schweygen, nur daß sagen, daß es mir deß jahrs ahn 80000 francken fehlen wirdt, daß mein hauß nicht haben kan, waß nöhtig, will geschweygen daß, waß zu meiner lust oder vergnügen überbleiben solte. Daher secht Ihr, wie glücklich ich hinfüro sein werde, aber genung hirmitt von dießen verdrießlichen Sachen; den davon zu reden macht nur trawerig undt hilft zu nichts. Adieu, liebe Louisse! Ich ambrassire Euch von hertzen undt werde Euch allezeit von hertzen lieb behalten.

Elisabeth Charlotte.

134.

A mad. Amelie Elisabeth, raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Versaille den 15 Julli 1701.

Hertzlieb Amellisse, ich habe Ewere zwey schreiben vom 3 Julli undt 23 Juni zugleich entpfangen vor etlichen tagen, sage

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Euch großen danck vor daß mittleyden, so Ihr mir üher meinem Unglück bezeugt. Ich weiß nicht, ob es nicht beßer geweßen wehre, daß ich undt nicht Monsieur gestorben wehre; den I. L. s. betten glücklich undt vergnügt noch lang leben können, ich aber werde deßgleichen nicht thun können. Monsieur Obrecht ist übel informirt, wen er sagt, daß ich so ein groß wittumb habe; den die warheit ist, daß ich nur von deß königs gnaden werde zu leben haben. Ich weiß nicht, wer der monsieur de Sperville ist, habe den nah- men mein leben [nicht] gehört; allein er hatt keine gutte corespon- dentz hir im landt undt wirdt tlbel bericht; den denselben tag, alß Monsieur s. starb, setzt ich mich in kutzh undt fuhr hieher undt bin nicht seyderdem auß dießem schloß kommen, habe nie gedacht, in ein closter zu gehen; den daß closterleben ist gar nicht mein sach. Wie es mitt meiner gesundtheit stehet, kont Ihr, liebe Ame- lisse, auß Louisse brieff sehen, der ich einen volligen bericht davon ertheylle. In der Pfaltz werden wir einander woll nie wider sehen; den meine bißen zu schmahl sein , umb zu reißen können ; zu dem so darff ich nicht auß dem königreich. Hiemitt ist £wer erstes schreiben völlig beantwortet; ich komme jetzt auff daß zwoitte. Es ist war, liebe Amelisse, daß ich unerhört viel schreiben auff mein Unglück bekomme. Ich bin fro, daß Euch die königin in Dene- marck so woll entpfangen. I. M. seindt woll glücklich, bey die ihrigen einmahl wider zu sein können. Die königin hatt Euch trac- tirt, wie es sein solte, aber die churfürstin zu Pfaltz ist ridiculle, es nicht auch so zu thun. Ich bin gantz verwundert, daß herr Obrecht so übel von meinen affairen instruirt ist, zu glauben, daß ich ein gntt wittumb habe. Er weiß vielleicht nicht, wie viel zu meinem hoffstadt gehört, oder glaubt vielleicht den holländischen gazetten, so schon braff hirauff gelogen haben, undt umb die rechte warheit zu bekenen, so versehe ich mich in dießem leben keines großen glucks; den wer von puren gnaden lebt, kan kein gar groß glück zu hoffen haben. Wir seindt alle der verenderungen zu sehr unterworffen in dießer weit, umb allezeit auff gnaden zu vertrawen können, aber bißher habe ich mich deß königs gnaden sehr zu rühmen sowoll vor mich, alß meinen söhn, welchen I. M. zu einem großen herrn gemacht haben. Von meinem söhn bin ich sehr con- tent. I. L. leben gar woll mitt mir; er ist ein gutter buh undt hatt ein gutt gemühte. Hirmitt seindt Ewere beyde schreiben

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durchanß beantwortet. Es ist jetzt eßenzeit, muß also schließen. Adieu den, liebe Amellisse! Ich ambrassire Euch von hertzen undt habe Euch recht lieb.

Elisabeth Charlotte.

135.

Marly den 29 JulU 1701.

Hertzliebe Louisse, gestern abendts habe ich Ewern lieben brieff vom 21 zu recht entpfangen, will geschwindt drauff andtwor- ten; den schiebt man nur einen tag auff, so kommen hernach tau- ßendt Verhinderungen dazwischen, undt habe mir fest vorgenbhmen, fleißiger zu schreiben, nun ich, gott lob, wider vom fieber befreyet undt gantz gesundt bin. Es war einmahl zeit, wider gesundt zu werden nach 28 accessen. Ich habe meine gewohnliche stärcke undt kräfften noch nicht, allein ich werde doch taglich beßer. Ich habe alllengst auff daß schreiben geantwordtet, worinen Ihr mir der königin mutter in Denemarck compliment gemacht, undt gebetten, meine demütigste dancksagung abzulegen; wundert mich, daß Ihr den brieff nicht entpfangen habt; habe so baldt geschrieben, alß es mir nur immer möglich geweßen; den ich bin nach meinem ungltlck noch 4 gantzer wochen kranck geweßen, sonsten bette ich gleich geantwortet. Den ich bin recht touchirt, daß I. M. die königin meiner so gnädig gedacht haben, undt würde mir recht leydt [sein], wen die königin meinen konte, daß ich nicht alle schuldigste er- kandtnuß davor habe; kan nicht begreiffen, wo meine brieffe müßen hinkommen; den ich hatte ahn Euch, liebe Louisse, undt auch ahn Amellisse geschrieben, ahn jede apart. Es ist mir recht lieb, daß die königin Euch so woU tractirt hatt undt der churfürstin zu Pfaltz daß exempel geben, wie man mitt Euch umbgehen solle. Mein gott, wie finde ich die königin in Denemarck so glücklich, die lieben ihrige noch zu haben undt bey ihnen zu sein können! Ich hette hoch von nöhten in meinem betrübten standt, waß zu finden, so mich divertiren konte; außer daß spatziren gehen ist mir jetzt nichts erlaubt. Mein gröster trost stehet in deß königs gnaden, welche noch continuiren. I. M. seindt mir entgegen kommen undt haben mich mitt sich spatziren geführt. Ich bin erst seyder sontag hir, .der könig aber war schon seyder mittwogen hir. Ich habe

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nicht eher her gedorfft,, weillen leyder vergangen sambstag Monsiear s. begrabnuß war, welcher tag, ob ich zwar nicht dabey, [mich] doch hatt hertzlich weinen machen, wie leicht za erachten ist. Man rafft mich alleweill, weillen viel damen mich sprechen wollen; muß derowegen schließen andt nichts mehr sagen, alß daß ich Euch bitte, Amelisse von meinetwegen [zu] ambrassiren andt per- suadirt zu sein, daß ich Euch beyde allezeit sehr lieb behalten werde.

* Elisabeth Charlotte.

P. S.

Ich bitte, sagt mir doch, wie kompts, daß Carl Moritz mir nicht daß leydt geklagt hatt! den ich habe kein schreiben von ihm bekommen. .

136.

Marly den 11 Augusti 1701.

Hfrtzliebe Louisse, vor etlichen tagen habe ich Eweren lieben brieff vom 28 Julli zu recht entpfangen. Meine gesundtheit ist nun wider gutt, habe nur ein wenig husten, so mehr eine scharpffe pi- tuitte, alß rechter husten, ist; wolte lieber einen rechten husten haben, wehre er zu couriren; jedoch so hoffe ich, daß dieß auch nicht gar lang mehr wehren wirdt. Meine kräfften seindt wider- kommen, aber mein miltz plagt mich noch offt. Ma tante, die fraw churfürstin, ist, gott sey danck, viel gesunder undt stärcker, alß ich bin; glaube nicht, daß ich in ihrem alter kommen werde. Ich brauche gantz undt gar nichts mehr. Daß englische pulver ist mir sehr woU bekommen, habe es offtermahlen in meinem fieber ge- braucht; kein gerstenschleim konte ich drincken, daß were mir ohn- möglich; fasten aber kan ich braff. Es seindt gar viel leütte jetzt kranck. Die duchesse de Bourgogne were gestern schir gestorben undt hatt man ihres endts erwahrt, ist aber nun, gott lob, außer gefahr. Sie hatt ein continuirlich fieber sehr starck mitt redouble- menten sey der vergangen sontag. Dinstags abendts, dinstags alß vorgestern, ließ man I. L. zum ersten mahl von ihrem leben zur ader; gleich drauff kämme I. L. wie eine schlaffsucht ahn, undt wen man sie erweckte, schlug sie umb sich undt kente [keinen]

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menschen mehr. Daß hatt so die gantze nacht gewehrt, daß man nur ihr endt erwahrt; morgen dts hatt man ihr2mahl nach einander Temetiqae geben, da ist sie wider zu sich selber kommen nndt hatt unß alle wider gekent. Daß r^onblement ist nicht gekommen, ist also nan außer gefahr; hatt doch noch ein wenig daß fieber. Ihr herr, der duc de Bourgogne, wolte verzweyfflen, wie sie so übel war; hatt mich woU von hertzen gejammert, habe braff mitt ihm geweint; den daß hatt mich meines Unglücks wider gantz er- inert. Ich weiß nicht, wo her Obrecht die falsche zeittung von mei- nem wittumb auffgefischt hatt. Hatt der gntte man vielleicht ge- fabelt, wie er es geschrieben? Den er ist auch todtkranck, welches mir sehr leydt ist. Ich habe mir nie einbilden können, daß ich eine wittib werden solte; den Monsieur s. war viel starcker undt gesunder, alß ich, habe also nie daß gebett gethan, so Ihr thut undt welches mir doch hoch nöhtig geweßen were; bin Euch sehr verobligirt, liebe Louisse, daß Ihr vor mich betten wolt, halte viel auff ehrlicher leütte gebett. Freuden kan ich wenig in dießer weit genießen^ würde content sein, wen nur keine neue plagen kommen selten. Ich bin fro, daß I. M. die königin in Denemarck meine demütige dancksagung noch vor dero ruckreiße endtpfangen. Mein gott, wie glücklich finde ich dieße königin, ihren herrn bruder noch zu haben undt ihn undt seine gantze famille zu sehen können ! Die descharge von Moras muß woll ein art von inventary sein. Ab6 Thesut war vielleicht schon nach Rom vereyst, wie Ewer schreiben ahn ihm hir ahnkommen, hatt also nicht andtwortten können. Ihr habt woU gethan, keinen expressen weg zu schicken; den daß hette Euch Unkosten gemacht undt die sach pressirt eben nicht so gar sehr. So offt ich bey Monsieur s. lebzeitten ein in- ventarium begehrt von waß monsieur de Moras mittgebracht, hatt man mirs allezeit abgeschlagen. Ich sehe auch nun nur gar zu woll, warumb es geschehen. Ich bin fro, zu vernehmen, daß herr Fer- dinant von Degenfeit noch in gutter gesundtheit ist undt sich mei- ner noch erinert, auch mittleyden mitt mir gehabt hatt; bitte, Ihr wollet ihm doch von meinetwegen sehr dancken vor sein christliches mittleyden. Freylich hette ich trewe leütte von nöhten, allein bey mir steht es nicht, leütte ahnzunehmen; den der könig hatt mir auß seinem raht einen man geben, so vor mich sorgen soll. Der frantzösche gesante wirdt den Beyer in der Schweitz nicht examl-

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niren, der könig befehls in den, undt in solchem detail kan sich der könig nicht einlaßen. Baron Bar hatt nie nichts sagen wollen. Abbe Thessat hatt sein bests dabey gethan , aber nie nichts anß ihm kriegen können; daß weist woll, daß Churpfaltz nicht will, daß er sprechen soll. Der abb6 hatt Euch vielleicht nicht auff dießen text geantwortet, weillen er die sach schon unverichter sachen pro- pirt hatt. Sonsten schreibt Ihr gutt genung auff frantzösch; den ich habe von Eweren brieffen gesehen. Wie man Euch gesagt, daß die orleanische gelder geliefert wahren, hatt man sie blat abge- schlagen; seyder dem man aber gesehen, daß der könig die sach in ernst niembt undt exequiren will, hatt mans hergeben. Ich werde aber nicht reicher davon werden; den es nur helffen wirdt, just mein hauß undt staadt zu erhalten, aber in meinen bänden wirdt nichts davon kommen. Hirmitt habe ich gar exact auff Ewer schreiben geantwortet, liebe Louisse, undt weillen wir itzunder den englischen hoff hir erwartten, werde ich Euch vor dißmahl nichts mehr sagen, alß daß ich Euch allezeit von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

137. A mad. Amelie Elisabeth, raugraffin zu Pfaltz, aFranckfort.

Marly den 18 Augusti 1701.

Hertzlieb Amelisse, es ist 10 tag, daß ich [mich] alle tag daher setze, umb Euch zu schreiben, ist mir aber allemahl eine Verhinderung dazwischen kommen; heütte aber hoffe ich, einmahl dazu gelangen. Der gutte herr Obrecht hatt nun weder recht noch unrecht; den er ist nun todt, wie Ihr schon werdet erfahren haben. Waß mich ahnlangt, so verlaß ich mich auff den lieben gott undt deß königs gnaden undt schlendere so meinen weg fort. Ich bin noch zimblich gesandt, habe aber seyder vergangenen sontag ein wenig den durcblauff, welches die große mode zu Marly ist. Vor alle gutte wünsche dancke ich Euch von hertzen, liebe Amelisse! Ah, monsieur dlberville da habe ich woll von gehört Ihr hattet erst Sperville geschrieben undt den nahmen kente ich nicht. Daß ordre, so er tregt, wirdt nur daß von St Louis sein, womitt mau

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gar nicht geistlich ist, sondern wirdt denen nar gegeben, so dem könig 20 jähr im krieg gedint haben. Iberville mag woll von den Parisser stadtleütte sein, die schnadern so lautt, wie Ihr dießem beschreibt ; wollen alß JFom hoff reden nndt wißen nichts darvon. So närisch bin ich nicht, mich in ein closter zn speren; daß ist mein sach gar nicht. Der himmel kan über mich nichts änderst vorsehen haben, alß mein leben algemach hir hinzubringen nndt hernach zu sterben. Ich kene die weit zn woll, bin anch zu alt, umb große deseins za haben; nur in ruhen mein leben hinzubringen ist meine eintzige ambition; also wen ich nur ruhig bin, wirdt Ewer gutter Wunsch ahn mir erfühlt sein; den alßden werde ich vergnügt leben. Die Pfaltz werde ich woll mein leben nicht mehr zu sehen bekommen, noch außer Franckreich reißen. Hir im landt fragen die kinder gar wenig nach den eitern. Es ist etwaß gar rares, wen man einen findt, so seine mutter lieb hatt undt sie nicht ver- acht nach seines vatters todt; mein söhn hatt also hirin mehr meritten, alß man woll meint. Es ist nun zeit, ahn taffei zu gehn; nach dem eßen werde ich dießen brieff außschreiben.

Nun komme ich von der taffei undt werde folendts auff Ewer schreiben andtwortten, liebe Amelisse! Wir wahren zuvor ahn mei- nem söhn geblieben. Glaubt mir, daß es viel ist, daß mein söhn mich lieb hatt! den dazu ist er wahrlich gar nicht erzogen worden; den man hatt von seiner zarten jugendt ahn mitt fleiß gearbeytet, ihn von mir abzuziehen; jedoch so hatt sein gutt naturel die ober- handt genehmen, aber hirvon wer noch viel zu sagen, derowegen beßer, zu schweygen. Gott gebe, daß die keyßerliche envoyes alles nach ma tante contentement außmachen mögen wegen deß 9ten churfürstenthum! Ma tante hatt mir geschrieben, daß der graff Eck unßers baron Ecks bruder seye. Mitt dem graff Rabach undt sei- ner gemahlin ist ma tante, die fraw churfürstin, sehr woll zufrie- den, sehe also, daß sie alle gar woll mitt einander zufrieden sein. Ich bin fro , daß ma tante so woll außsicht ; den daß macht mich hoffen, daß I. L. noch lang leben werden. In meinem sin finde ich ma tante viel glücklicher, alß wen I. L. königin weren; den die Engländer haben unbeständige undt doUe köpff. Ewer Schwester war nicht übel bericht; den man lest meine gelder erfolgen, undt thun woll , den sonsten wer ihnen der könig teüffelsdings über den halß gefahlen. Ich habe gestern brieff von Rom bekommen. Meine

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sach ist dort ahngefangen, dancke Euch sehr vor die gntte wün- sche, so Ihr dazu thut; hett es hoch von nöhten, daß es woU ab- laufen möge. Adieu, liebe Amelisse! Ambrassirt Louisse von mei- netwegen undt sagt ihr, daß ich alleweill ihren lieben brieff vom 11 Augusti entpfange! kan aber ohnmöglich heütte andtworten, son- dern nur Euch beyde versichern, daß ich Euch allezeit recht lieb behalten werde.

Elisabeth Charlotte.

138. A monsr le raugraff zu Pfaltz a Hannover.

Yersaille den 4 September 1701.

Hertzlieb Carl Moritz, gestern habe ich Ewer schreiben vom 24 August zu recht entpfangen. Es ist gar nicht gegen dem re- spect, zu erweißen, daß man sich vor die interessirt undt part nimbt in waß denen begegnet, so unß nahe sein undt keine schandt ahnthun. Im überigen kan ich von Ewerem brieff sagen, alß wie Sosie in der commedie vom Amphitrion : «Le seigneur Ju- pitter sait derer la piluUe». * Aber Ihr kendt mich nicht genung, lieb Carl Moritz , umb zu wißen , ob ich großmühtig bin oder nicht, habe also von hertzen über Ewere entschuldigung lachen müßen. Ahn eine sach könt Ihr nicht zweyfflen, nehmblich daß ich natur- lich bin undt frey herauß sage, waß ich dencke, wie Ihr auß allen meinen brieffen werdet ersehen haben. Vor alle gutte wünsche, so Ihr mir thut, dancke ich Euch sehr undt hoffe, daß Ihr, wen Ewere gutte wünsche werden volzogen werden, auffs wenigst part ahn meinem glück werdet nehmen, weillen Ihr es doch nicht ahn meinem unglück habt nehmen wollen. Adieu , lieb Carl Moritz ! Wir werden nicht desto weniger gutte freunde bleiben.

Elisabeth Charlotte.

139. A monsr le raugraff zu Pfaltz a Hannover.

Fontainebleau den 28 September 1701. Hertzlieb Carl Moritz, in der nachricht, so man Euch von dießem

^ Molidre, Amphitryon, acte Ili, sc^oe 11.

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hoff geben, muß man Euch gesagt haben, daß man die fiatterie liebet; den ich kan daß frantzösche Sprichwort sagen: «Yous m'en donnes et tont da long de leaolne». Darin bestehet zwar eine große politesse ondt were sehr apropo ahn alle andere meines- gleichen, die Euch, lieb Carl Moritz, nicht so nahe wehren, alß ich Euch bin, aber mitt mir müst Ihr natürlicher sprechen. Ich bin (hette schir leyder gesagt) von denen leütteu, da man weder viel guts, noch viel bößes von sagen kan, nndt der mühe nicht wehrt, daß man viel von mir spricht. Ich zweiffle gar nicht, daß, waß Ihr mir sagt, nicht gutt gemeint ist; allein, wie schon gesagt, so müst Ihr naturlicher undt ungezwungener mitt mir sprechen, wie Ewere Schwestern thun undt Carllutz s. gethan hatt; den wie ich Euch, lieb Carl Moritz, gern lieb wolt haben, so will ich Euch auch instrui- ren, wie Ihr mitt mir leben solt, damitt ich Euch lieb behalten möge. Meint Ihr, daß ich den gautzen Stadt hir regire, daß Ihr mich umb verzeyung bitt, daß Ihr mir bagatellen schreibt? Daß hatt mich lachen machen. Bagatellen kommen mir gar woll zu; schreibt mir nur deren undt alles, waß Euch im kopff komptl Ich kene der ittallieuischen commedianten maniren gar woll, allerhandt sprachen so durcheinander zu reden; haben mich offt mitt lachen machen. Es ist lang, daß ich nicht von hertzen gelacht habe; den wir haben lautter trawerige scenen hir gesehen seyder 4 mont; hette hoch von nöhten, wider waß guts undt lustigs zu sehen. Adieu, lieb Carl Moritz! Seydt versichert, daß ich Euch lieb habet Sonsten würde ich Euch, waß ich gedencke, nicht so teütsch her- auß sagen; aber ich bin Euch zu nahe verwandt, umb nicht offen- hertzig mitt Euch zu reden.

Elisabeth Charlotte.

140.

Fontainebleau den 12 October 1701.

Hertzliebe Amellisse, wie ich vor etlichen tagen ahnXouisse schriebe, war mein ernstlicher vorsatz. Euch gleich andern tags zu schreiben, habe aber ohnmöglich dazu gelangen können; bin allemahl dran verstöret worden, entweder daß mich der könig mitt sich auff die jagt in seiner calesch geführt, oder vissitten, oder meine affairen, allezeit ist waß dazwischen kommen, welches mir recht

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leydt geweßen. Ich habe Ewere wehrte schreiben hlr vom 4 andt 22 September zu recht entpfangen. Meine gesondtheit ist nun, gott lob, sehr volkommen, undt damitt sie so bleiben möge, fahr ich so offt anß, alß mir möglich ist, nndt es ist auch, amb sie zu erhal- ten, daß mich der könig anff die jagt führt etlich mahl, wen mein miltz zu starck rast. Alles, waß hir ist, geht alle tag anff die jagt andt zweymahl die woch in die commedie, außer ich, wie Ihr leicht gedencken könt. Ich mnß gestehen, anter anß gerett, daß es mir nicht eine kleine mortification ist, dießer beyden divertisse- menten zn entberen müßen. Zu fuß gehe ich gar offt spatziren andt jedesmahl eine gntte frantzösche meill durch den waldt durch; daß vertreibt die melancoley, welche sonsten hart nachsetzt, inson- derheit wen ich von affairen reden hören, da ich mein leben vor dießem nichts von gehört. £s were mir hoch von nöhten, daßT ich die Sachen so woU alß Louisse verstehen könte. Wen ich dan von Sachen höre, so ich nicht recht begreiffen kan (den im 50ten jähr zu lernen, ist waß spat), den werde ich bludtsleünisch undt krit- lich wie eine wandtlauß. Apropo von wandtleüße, sie hetten schir die königin in Spanien, die junge, in den spanische gall^en gefres- sen; man hatt sie gantze nachte bewachen müßen. Sie ist vor et- lich tagen zu Tonllon ahnkommen, wirdt von dar zu landt nach Barcelonne. I. M. können nicht lenger auff der sehe daweren, wie sie mir geschrieben haben. Ich mögte nicht in dießer königin platz sein. Königin sein ist überall beschwerlich, aber königin in Spa- nien ist noch ärger, alß alles. Mich deucht, ma tante, die fraw churfürstin, würde sich beßer dazu schicken können, alß ich. Kö- nig Wilhelm endert offt von favoritten, solle jetz, wie man sagt, wider einen neuen ahn Albermale platz haben. Daß die königin, seine gemahlin, bey ihren lebenszeitten keine rivalle bekommen, ist nicht zu verwundern. Die von könig Wilhelms inclination sein, fragen nach keine weiber nichts. In dießer sach bin ich so gelehrt hir in Franckreich worden, daß ich bücher davon schreiben könte. Ibr habt mir, liebe Amelisse, einen rechten gefallen gethan, mir alles zu schreiben, waß Ihr in der meß gesehen ; daß gibt mir ver- enderung undt vertreibt die melancolische gedancken. Mich deucht, der kleine graff von unßers graff Hans Lutz söhngen hatt keinen dicken buch; der muß ihm den erst auff der reiße gekommen sein, sehe auch nicht, daß es hir die mode ist, wie monsieur Bar gesagt

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halt. In dießem angenblick bringt man mir Eweren lieben brieff vom 6 dießes monts, woranff icb gleicfi andwortten werde. Die kleine princes, pfaltzgraff Carls dochtergen, wirdt woll jetzt ihr mnttergutt haben; dnimb maß sie ohne zweyffel so viel leütte bey sich haben. Dießes pfaltzgraffen zweyter heüraht steht mir nicht ahn; den es seindt nur princessinen in id^en in Poln, in der that aber nur gutte edelleütte; finde also, daß der pfaltzgraff sich mes* allirt. Ich bin alß verwundert, daß man bey jetzigen zeitten keine rechte kinder mehr sieht; den kinder von 9 jähren wißen nun zu reden undt zu leben wie menschen von 30 jähren. Daß war artig undt recht conform, wie der burgemeister daß kleine printzesgen getracktirt hatt; bin gewiß, daß I. L. es ihm ihr leben werden danck wißen. Ich habe hoch von nöhten, daß man mir ein wenig disttaction gibt, wie Ihr thut, liebe Looissel Den ich habe seriensse Sachen genong im kopff undt bins so satt, wie die gutte fraw von Harling alß pflegt zu sagen, alß wen ichs mitt löfflen gefreßen bette. Ich maß gestehen, daß mir könig Jacobs todt alle trawerig- keit wider in kopff gebracht. Die königin ist in einem standt, so einem stein erbarmen mögte. Der gutte könig Jacob ist mitt einer solchen st£|,ndthafftigkeit gestorben, die nicht zu beschreiben, ganz ruhig, alß wie einer einschläfft. Den tag vorher, ehe er starb, rieff er lautt: «Ich verzeye von grundt meiner sehlen meiner toch- ter alles, waß sie mir übels gethan hatt, undt bitte gott, daß er ihr es auch vergeben möge , wie imgleichen dem printzen von Ora- nien undt allen meinen feinden». Der fraw von Brun todt hatt mich recht gejammert. Ich mögte gern wißen, wie alt sie gewor- den ist. Wie ich sehe, so bettet Ihr gern, daß Ewer tauten geist auff Euch ruhen mögte, wie der geist deß prophetten Elias auff den prophetten Eliss6e. Ich weiß nicht, ob Ihr Euch noch deß alten Gapten erinert, so meines brudern s. Silberdinner war, wie er noch churprintz war. Der sagte immer zu den pagen: «Wiltu nicht alt werden, so laß dich jung hencken!» Daß frantzösche Sprich- wort aber sagt: «L'home proposse et dieu disposse». Drumb muß man ihn gewehren laßen, wie Ihr gar recht sagt, liebe Amelissel In deßen schütz befehle ich Euch auch undt verbleibe gewiß die person von der weit, so Euch undt Louisse ahm liebsten hatt.

Elisabeth Charlotte.

241

P. S.

Ich muß doch noch sagen, daß, wen Carl Moritz mir schreibt, macht er mir alß complimenten a perte de veüe. Ich habe aber dagen protestirt undt gebetten, er möcht mich damitt verschonen ondt nur wie Ihr undt Louisse schreiben.

Ul.

A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Franckford.

Fontainebleau den 13 October 1701.

Hertzliebe Louisse, vor ein par tagen habe ich Ewer schreiben von 1 dießes monts zu recht entpfangen, undt ist mir recht von hertzen leydt geweßen, darauß zu ersehen, daß die gutte fraw von Brun gestorben; bitte, wolt doch ahn die fraw von Weldten undt die von Wollmershaußen mein leydt hirüber bezeugen undt ihnen mein compliment über ihrer Schwester verlust machen. Die gutte fraw von Brun muß alt geweßen sein; den so lang, alß mir ge- denckt, habe ich sie ein "gestanden mensch gesehen. Wo ist Amlis* hagen? Von dem ort habe ich mein leben nichts gehört Die freül- len Charlotte bette ich woU nicht ahn den nahmen von fraw von Welten erkandt; den ich wüste nicht, daß sie geheüraht worden; glaube nicht, daß sie viel kinder bekommen. Es ist nichts betrüb- ters in der weit, alß gutte freunde zu verliehren. König Jacob wahre nicht zu bejammern; den I. M. haben mitt freüden dero le- ben geendiget; aber wer zu beklagen ist undt mich recht betrübt halt, daß war die gutte königin. Die ist in einem standt, daß es einen stein erbarmen mögte, kan sich deß königs todt nicht ge- trösten, ob sie zwar ihr leydt gar christlich nimbt. Vor Ewere gutte wünsche, liebe Louisse, dancke ich Euch von hertzen. Ich wüste nicht, daß die cron Denemarck hülff in Ittallien schickt; sie habens dort nicht von nöhten, es geht nur gar zu woU vor die keyßerlichen dort. Ich weiß der königin mutter in Denemarck recht danck, daß sie so viel von Euch helt. Ich glaube, daß I. M. nun wider bey dem könig, ihren herrn söhn, sein. Ich kan mir leicht einbilden, wie betrübt der abschidt von dießer königin undt ihrem herrn brudern Liebten geweßen. Man weiß woll, wen man sich quittirt, aber nicht, wen man sich wider sieht. Von hir kan

Briefe der Prinzessin Elisabeth Charlotte. V^

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ich Euch gar nichts neues sagen. Ich gehe spatziren, leße undt schreibe nndt eilich mahl fi(lhrt mich der könig auf die jagt in seiner calesch. Alle tag jagt jemandes hir; sontags jagt mein söhn nndt auch mittwogen, montag nndt donnerstag deß könig hnnde, dinstag nndt sambstag jagt monsienr le Dauphin den wolff, freitag nndt dinstag jagt der monsienr le Comte die rehethier, montags monsienr le dnc du Maine, sein herr hruder, den hirsch nndt din- stag monsienr le duc den hirsch. Man sagt, daß, wen man alle esqnipagen znsamen führen solte, würde man 900 hunde auff ein- mahl sehen, wo nicht gar tanßendt. Daß ist alles, waß ich von hir sagen kan. Zweymahl die woche ist commedie, aber Ihr könt woll gedencken, daß ich nicht nein gehe, welches mich genung mortificirt; den ich gestehe, daß die commedien noch der gröste spaß ist, so ich in dießer weit habe, nndt die eintzige last, so mir nicht verleydt ist. Es fengt ahn seyder 2 tagen zu regnen; fürchte sehr, daß es gar lang wehren wirdt nndt daß die schönne zeit, so so lang gewehrt, nun gantz vorbey sein wirdt. Adieu, liebe Louisse! Ich ambrassire Euch von hertzen undt versichere Euch, daß ich Euch allezeit lieb behalte.

a

. Elisabeth Charlotte.

T. S.

Ich weiß nicht, liebe Louisse, ob Ihr meinen ersten brieff ent- pfaugen habt, so ich Euch den 26 September geschrieben habe. Ich habe noch keine antwort drauff bekommen.

142.

A monsr le raugra.ff palatin a Hannover.

Fontainebleati den 29 October 1701.

Hertzlieb Carl Moritz, wie ich ahnfangs daß historgen laße, so Ihr mir schreibt, umb zu beweyßen, wie die complimenten zu nichts deügen, meinte ich, es were Ewere eygene historie, wie mir I. L. ma tante, die fraw churfürstin, vor ein par mont verzehlt, daß es Euch, lieb Carl Moritz, ergangen, wie Ihr den könig von Preussen habt unterwegen sehen wollen undt mitt einem blawen aug wider nach Hannover kämmet, weyllen Ihr die stiege herunder gefahlen

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wahret, indem Euch ein gutter freündt auf die stiege ambrassiren wolte, aber zu endt sehe ich doch, daß es dieße historie nicht ist. Ich bin recht content von Ewerm jetzigen brieff; den ich habe gern, daß die, so mir nahe sein ondt ich lieb haben will, ohne fagon nndt lustig ahn mir schreiben, wie es ihnen im kopff kompt. Diß jähr haben wir gar keine starcke wetter hir im lande gehabt; vor ein par jähren aber kämme eines undt rassirte ein artig mensch, daß kein balbirer es bette so schön machen können, war vielleicht ein butzen vor deß schwartzen Cäsperles hochzeit. Ben perucken- macher kene ich woU, so wider zu Hannover ist ahnkommen; er ist fleißig zu mir kommen, wie er hir war. Wer seine eygen haare tragen kan, den desaprobire ich sehr, daß er frantzösche perucken tregt, aber wer keine haar hatt, thut woll, frantzösche perucken zu tragen; den man macht sie gewiß beßer hir, alß ahn andern örtern. Wir haben jetzt hir eben so wenig neues, alß Ihr andern zu Hannover. Brumb sage ich Euch vor dießmahl nur schließlich, daß ich Euch allezeit lieb behalte. Wolte gott, wir könten gewiß sein, daß wir nach unßern todt lieben oder haßen könten! so solte einem daß sterben leichter ahnkommen. Dem seye aber, wie ihm wolle, so kan ich Euch nur versprechen, so lang ich lebe, Euch lieb zu haben.

Elisabeth Charlotte.

143.

A mad. Louisse, raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Fontainebleau den 8 November 1701.

Hertzliebe Louise, ich bin gantz beschambt, daß, nachdem ich Euch so sehr versprochen, .daß ich fleißig schreiben wolte, doch abermahl aüff zwey von Ewern lieben brieffen zu andtworten habe, alß nehmblich auff das vom 8 undt vom 22 October; fange bey dem ersten ahn, dancke Euch sehr vor waß Ihr mir geschickt, will aber weitter nichts darauff sagen; den dießer text ist gar zu trawerig undt betrübt, umb ohne große nohtwendigkeit davon zu sprechen. Vom könig Jacob werde ich auch nicht viel mehr sagen; der gutte könig ist seines eilendes quit undt hatt sein unglück mitt solcher gedult außgestanden, daß ich nicht zweyffele, daß er nun im himmel ist. Die Parisser gehen weitter undt bilden sich ein, er thue miracle,

16*

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aber so weit erstreckt sich mein glaab nicht. Ich habe woll gleich gedacht, daß die erklärnng deß printzen von Wallis vor könig den krieg nach sich ziehen würde; allein wen war ist, waß man hir sagt, mögte die sach sich noch woll endern, nehmblich daß der arme könig Wilhelm anch anff den todt liegen solle. Wen die Engelländer eine nation were wie andere leütte, so were zn hoffen, daß sie fest in der resolntion vor ma tante nndt ihre kinder blei- ben würde, allein es ist eine ontrewe nndt falsche nation, woranff man nie bawen kan. Ich weiß nicht, ob Ewere gedancken der fraw von Ratsamshaassen ihre sein; wen es aber die sein, kan ich nur dranff antwortten, daß ich zu alt bin, umb ahn waß änderst zu gedenken, alß meine tage in ruhen zu schließen. Niemandts denckt ahn mich undt ich kan woll einen thewem eydt thun, daß ich eben so wenig ahn waß gedencke, außer waß ich alleweill ge- sagt habe; bin Euch doch, liebe Louisse, verobligirt, mir zu wün- schen, waß Ihr meint, daß gutt seye. Ich werde mein leben nicht können boß werden, daß Ihr g^legenheit sucht, mir zu schreiben, es mag auch mitt wem sein, alß es wolle. In Franckreich ist man nicht so scrupullos auff der mansleütte leben; wen sie nur nicht stehlen noch falsch zeugnuß geben, alles ander lest man passiren undt geht nicht desto weniger mitt ihnen umb, ob sie gleich mitt männer oder weiber desbauchirt sein. Ich habe, ich muß gestehen, glat vergeßen, deß graffen von Brockdorff söhne ahn mein dochter zu recomandiren , bitte Euch deßwegen umb verzeyung, werde es aber ohnfehlhar morgen thun. Es ist noch nichts verlohren dran; den bißher ist mein tochter nicht zu Nancy, sondern zu Bar gewe- ßen, erst letztvergangen sambstag von Bar weg, thut aber gar kleine tagreißen undt wirdt auch, weillen sie so grob schwanger undt auch weill ihr herr zu StMiel jagen will, sich etlich tag dort auffhalten. Mein brieff wirdt also eben ahnkommen, wen sie nach Nancie kom- men wirdt, also noch zu rechter zeit. Ihr sprecht mir von dem Wollmershaussen , alß weti ich ihn nicht kente. Ich habe ihn offt gesehen, aber selten nüchtern; hirauß werdet Ihr woll sehen, daß ich ihn kene. Ich bin nun woll mitt Carl Moritz zufrieden. Er hatt mir einmahl einen natürlichen undt ungezwungenen brieff ge- schrieben. Es ist woll ein unglück undt schade, daß Carl Moritz in der Gregu bänden gerahten undt hernach in der heßlichen acca- demie zu Wolffenbüttel. Ich habe ahn ma tante geschrieben, daß

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I. L. Carl Moritz verderben, so hertzlich zu lachen, wen er voll ist; den daß macht ihm glauben, daß es artig ist, undt alle tag sauffen. Sauffen ist ahngenehmer, alß kranck sein, wundert mich also gar nicht, daß Carl Moritz daß erste erwehlt hatt; allein zu seinem eygen besten hette er daß letzte wehlen sollen undt Ewern raht folgen. Hir im landt haben die weiber eben so große fehler alß die mäner; dan eben alle laster, so die mäner haben, folgen sie mitt weniger scheu, alß die mäner. Hirmitt ist Ewer erstes schreiben völlig beantwort; ich komme auff daß zweyte. Ich mögte von hertzen wünschen, daß mein mittleyden freüllen Charlotte undt insonderheit freüllen Anna Catherine trösten möge. Die gutte fraw von Brun hatt zu Amlishagen woll eine betrübte vissitte abge- legt. Ihr sagt aber nicht, wovon sie gestorben, obs vom schlag oder sonst ein accident geweßen. Es ist mehr zu verzeyen, daß der fraw von Wolmershaussen dochter einen braffen undt reichen soldatten genehmen, alß wens ein gelehrter geweßen were; den ein generalmajor macht doch schon eine figur in der weit, kans ihr also eben nicht sehr verdencken. Durch freüllen Charlotte sieht man woll , daß man sein verhengnuß nicht entgehen kan , weillen sie so fest resolvirt war, nicht zu heürahten, undt doch dazu ge- kommen ist; aber waß, under unß gesagt, mich noch mehr wun- der nimbt, ist, daß man so verliebt hatt von ihr sein können. Ihr leben ist wie ein kleiner roman. Ich kan aber nicht glauben, daß sie mitt dem alter hübscher geworden ist. Daß rechte mittel, sich nicht zu heürahten, ist, keine resolution zu faßen, sich nicht zu heürahten; den fast alle Jungfern, so die resolution nehmen, heü- rahten sich endtlich. Wir haben hir die schönste tage von der weit; ich mache es mir braff zu nutz, spatzire alle tag ein par stundt im walt. Die menge von hirschen ist gar groß hir. Ich liebe die hunde so sehr, daß keine menge hunde, so groß sie auch sein mag, mich erschrecken kan. Ich fürchte, ich werde auch endtlich vor dicke nicht mehr gehen können. Von affairen werde ich vor dießmahl nicht sprechen, gestehe, daß mich diß alles be- trübte gedancken macht, undt die habe ich nicht nohfig zu suchen, kommen mir ohne daß genung. Ich hoffe, unßern Frantzoßen wirdt daß hertz einmahl wider in Ittallien kommen; den sie haben zwey partheyen gethan, so die keyßerliche geschlagen. Es ist schwer zu glauben, daß krancke soldatten sich haben schlagen können; da

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gehört woll ein zetteigen zu, wie stein Callenfels alß pflegt zu sagen. Ich bin woll Ewerer meinong ondt finde, daß der krieg eine heßliche sach ist. Wen man meinen raht folgen wolte, würde man imer frieden halten. Hiemitt seindt Ewere beyde schreiben völlig beantwortet. Ich bitt, ambrassirt Amelis von meinetwegen! Morgen werde ich anff ihr schreiben andtworten, dießen abendt aber kan ich ohnmöglich mehr schreiben, sondern nur noch sagen, daß ich Each allezeit lieb behalten werde.

Elisabeth Charlotte. P. S.

Ich kan ohnmöglich dießen brieff überleßen, bitte, die fehler, 60 sich drin finden werden, zu entschuldigen.

144. A mad. Amelie Elisabeth, raugräffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Fontainebleau den 4 Novembris 1701.

Hertzliebe Amelise, gestern habe ich auff Louisse brieff geant- wordet undt heütte werde ich anff die Ewere antwordten, so vom 15 undt 28 October sein. Es ist war, daß ich ein zeithero von gar ernstlichen undt recht langweilligen sachen mitt Louise habe sprechen müßen, welches mir leydt genung. Ich habe hoch von nöhten, daß man mich lachen macht; den diß wirdt sehr rar bey mir. Ma tante, die fraw churfürstin von Braunsweig, hatt mir, es ist noch nicht lang, eine von den pasquilles geschickt auff den it- tallienischen krieg, welche mich hatt lachen machen; den es ist so perfect geschrieben, wie die Frantzosen alle teütsch reden, daß maus nicht ohne lachen leßen kan. Den jungen vettern, so Ihr in Ittallien alß volontaire habt, ist er des obersten Degenfelts söhn, oder deß baron Hanibals? Den ich glaube, daß dießer auch geheü- raht worden. Kompt herr Ferdinand den gar nicht mehr iuTeütsch- landt? Er muß doch auch jetzt nicht gar jung mehr sein. Ich bitt, wen Ihr ihm schreibt, so grüst ihn doch von meinetwegen undt klagt ihm auch daß leydt wegen seiner Schwester, die fraw von Brun, welche mich warlich recht gejammert hatt! Ich fürchte, zu kunfftig jähr werdet Ihr den krieg näher haben, alß in Ittallien.

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Wer in dießem landt nicht spilt, muß all sein leben die parthey nehmen, nicht hinter dem offen zu sitzen (den es seindt keine offen hir im landt), aber woll camin; dahinter sitzt man, gantz einsam undt allein, undt wer es noch waß, wen man artige rätzelger hören könte. Bißher haben wir hir daß schönste wetter von der weit gehabt; ich habe es mir auch braff zu nutz gemacht, bin alle tag im walt spatziren gangen. Weillen ich nicht weiß, waß man alß im herbst thut, noch wie man sich dort divertirt, so kan ich nicht sagen, ob es mir gefallen könte oder nicht. Viel trauben eßen gereütt man etlich mahl, wen man einen braffen tribsdrill bekompt, welches schir allemahl geschieht, wen man zu viel trauben frist. Biß jähr ist dieße kranckheit sehr gefährlich undt wirdt leicht eine rotte rühr drauß; es seindt unerhört viel leütte ahn der rühr diß jähr hir in Franckreich gestorben. Hiemitt ist Ewer erstes schrei- ben, liebe Amelisse, vollich beantwortet; ich komme jetzt auff daß zweyte vom 28 October. Ich bin Euch sehr verobligirt, liebe Amel- lisse. Euch so sehr über meine, gott seye danck, perfecte gesundt- heit zu erfrewen. Der könig continuirt, mir große gnadt zu er- weißen. Den gutten wünsch, so Ihr thut, daß gott deß königs hertz regiren möge, damitt ich noch ferner* vergnügt leben möge, meritirt noch eine absonderliche dancksagung. Wen man so alt ist, alß ich bin, vergeht alle lust von sich selber; den man wirdt alles müht, aber gridtlich zu sein, kan man sich woll endtwehren. Es ist woll gewiß, daß große trawerigkeit sterben macht; hirin hatt der könig Salomon groß recht. Meint Ihr, liebe Amelisse, daß ich die bibel nicht mehr leße, weillen ich hir bin? Ich leße alle morgen 3 capittel. Ihr müst nicht meinen, daß die frantzösche catholischen so alber sein wie die teütschen catholischen; es ist gantz eine an- dere sach mitt, schir alß wens eine andere religion were. Es lest hir die heylige schriefft, wer will; man ist auch nicht obligirt, ahn bagatellen undt abgeschmackte miracle zu glauben. Man helt hir den papst nicht vor unfehlbar; wie er monsieur de Lavardin zu Rom excomunicirte , hatt man hir nur drüber gelacht. Man bett ihn nicht ahn, man helt nichts auff wallfahrten undt hundert der- gleichen, worinen man im landt gantz different von den teütschen catholischen ist, wie auch von den Spaniern undt Ittallienern. Ich komme aber wider auff waß Ihr von der melancoley siigt. Es ist nur gar zu war, daß die trawerigkeit zu nichts nutz ist; allein es

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stehet nicht allezeit hey anß, lustig oder trawerig m sein, andt es ist schwer, lastig zu sein, wen man sein leben einsam zubringen muß, nichts hatt, so einem eygendtlich erfrewen kan, undt in der that manche trawerige Sachen auf dem hals hatt. Die last runtzelt eben so sehr, alß der chagrin, undt wen man offt in die son undt in den windt geht, runtzelt man ohnfehlbar; daß lachen runtzelt eben so sehr, alß daß weinen. Ich finde die glücklich, so affairen ver- stehen können; mir seindts lautter spanische dörffer. Die menage begreif ich auch gar übel, komme spät dazu, etwaß zu lernen, doch werde ich es so gutt machen, alß ich kan. Ewer hauß wirdt eher in richtigkeit gebracht werden, alß daß meine; den Ihr gar gewiß weniger leütte zu versorgen habt, alß ich; aber genung hir- nütt von dießen verdrießlichen Sachen; den alle affairen, wie sie auch sein mögen, kommen mir verdrießlich undt langweillig vor. Ich versichere Euch, liebe Amelisse, daß ich gantz undt gar keine ambition habe undt nichts weniger wünschte, alß königin zu sein. Je höher man ist, je gezwungener muß man leben, undt wehre die stelle von Madame eine Charge, so man verkauffen könte, hette ich es lengst gar wollfeill weg geben, will geschweygen den, daß ich eine königin zu sein -wünschen solte. Die princes von Savoye kompt nicht unschuldig zum königreich; sie ist ja von dem rechten Stoff, da man die königinen von macht, undt von vatter- undt mutterseytten nichts ahn ihr zu tadlen. Sie ist Monsieur s. enckel, aber die meine nicht, wie Ihr woU wist; aber daß gutte kindt schreibt mir mitt solcher amiti^, alß wen sie in der that mein enckel were. Daß kompt, weillen ihr fraw mutter kaum zwey jähr alt war, wie ich in Franckreich kämme, wüste also nichts von ihre eygene ft-aw mutter, hatt mich also so lieb bekomme, alß wen sie mein leiblich kindt wehre. Ich habe die gutte hertzogin auch von hertzen lieb undt mache keinen großen unter schiedt unter meinen kin- dern undt I. L. Die hatt ihrer fraw dochter, der königin, dießes ein- gepregt, daß sie mich lieb haben solle« Die wir hir haben, ist zu jung von ihrer fraw mutter kommen, hatt also ihre sentiementen nicht. Die junge königin thut ihr reiße zu landt. Der könig in Spanien undt seine gemahlin seindt freylich junge eheleütte, sie machen nur 31 jähr zusamen; den der könig wirdt dießen December 18 jähr alt werden undt die königin ist 13 jähr alt seyder dem September. Daß zwey bruderzwey Schwestern nehmen, ist nirgendts

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verbotten, aber woU, daß man zwey bruder oder zwey Schwestern nach einander nimbt. Engellandt ist gar nicht ihr weg, weder znwaßer noch zu landt, geweßen. Man sagt hir, könig Wilhelm bette die waßersucht nndt seye todtkranck; ich werde es aber nicht glauben, biß ichs anderwerts her erfahre. Es were schadt, daß so ein ver- standiger könig so wenig leben solte. Waß man ihm aber be- schuldiget, ist nur gar zu war. Alle junge Engelländer, so mitt mylord Portlandt ambassade herkammen, alß sie sahen, daß es zu Paris eben zugeht wie bey ihrem hoff, haben sie keine scheu gehabt, alles gantz natürlich zu verzehlen, wie es hergeht. Solle von dem Albemarle verliebt gewest sein wie von einer damen undt ihm die händt vor alle menschen geküst haben. Daß große zeichen noch, daß dießer könig verliebt von jungen mänern ist, ist, daß er nichts nach weiber firagt; den glaubt mir, liebe Amelisse ! die mäner seindt so, sie müßen eines oder daß andere lieben. König Carl s. hatt allein die weiber geliebt. Es seindt aber noch vielle, die bey de lieben; deren findt man hir gar viel undt mehr, alß von denen, so nur von eine inclination sein. König Carl ist nicht verliebt von madame Mazariu geweßen, sondern von madame de Portsmuth undt von einer commediantin. Die mäner glauben, die weiber können nicht sein, ohne waß zu lieben, weillen sie selber so sein; drumb muß man ihnen dieße fragen zu gutt halten. Ich glaube, daß lieben oder nicht lieben nicht allerdings bey unß stehet, aber die haben gott zu dancken, denen er hirinen einen ruhigen sinn gibt undt vor solch Unglück bewahrt, so taußendt andere unglfick nach sich zieht. Drumb muß man mittleyden mitt denen haben, welche gott in solch Unglück fallen lest, nndt ihn fleißig bitten, unß davor gnädig zu be- wahren. Ewer art von schreiben, liebe Amelisse, gefehlt mir recht woll undt bin gar content darvon. Carl Moritz machts nun auch beßer, alß er ahnfangs gethan, bin woll mitt seinem letztem brieff zufrieden geweßen. Complimenten seindt gutt vor leütte, so man nicht kenen will undt welchen man nicht lieb haben will undt also nichts änderst zu sagen hatt; die speist man mitt einem compliment ab, aber die man lieb hatt, denen sagt man, waß man denckt, wie wir jetzt thun. Ma tante hatt mir von Carl Moritz reverentzen ge- schrieben. Glaubt nicht, liebe Amelisse, daß Ihr mir nie zu frey schreiben könt ! Wir seindt einander ja zu nahe , umb die fagon zu machen. Wir haben gar nichts neues hir, werden in 10 tagen wi-*

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der nach Yersaille, sage Euch also adiem von Fontainehlean. Ich maß heütte noch ahn mein dochter nndt sonsten ahn jemandes von meinem leütten nach Paris schreiben, kan Euch dero wegen nichts mehr sage, alß daß ich Eflch nndt Ewere geschwister von hertzen lieb habe.

Elisabeth Charlotte.

145. A monsr le raugraff zu Pfaltz a Hemhaussen.

Fontaineblean den 5 November 1701.

Hertzlieb Carl Moritz, Ihr mflst Euere briefife 8 tag vor ma tante ihre schreiben ; den I. L. der fraw chorfflrstin ihre seindt vom 28 October ondt der Ewerige ist vom 21. Ich hatte schon von I. L. ma tante vernohmen, wie Ihr einen pfarer geärgert habt mitt der vergleichnng der religionen mitt Ewern banden. Mich hatt es gar nicht geärgert; den weiUen mau onßem herm Christas woll hatt dem lewen aaß Jada vergleichen können, so solle sich die christlichen kirchen ondt religionen nicht verdrießen laßen, hübschen hündtger verglichen za werden; ein handt ist woll so gutt alß ein lewe, bin also in Ewer dispat vor Euch. Wir haben hir auch nichts neues, versichere Euch also nar, daß ich Euch recht lieb habe.

Elisabeth Charlotte.

146.

Fontaineblean den 13 Novembris 1701.

Hertzliebe Louisse, ich dancke Eflch sehr vor daß abcopirte testament, so Ihr mir sambt herr Ferdinants von Degenfeit brieff geschickt. So baldt ich zu Versaillen werden, werde ich sie gegen die andere confrintiren laßen, wie auch mitt dem, so Bourgois hatt. So viel ich ingnorent von der sagen judiciren kan, so wirdt alles woll auff die lange banck kommen, wie man im Sprichwort sagt. Alles ist recht verdrießlich hirinen, aber dazu bin ich, so zu sagen, gebohren, mehr von verdrießlichen, alß ahngenehmen sachen zu hö- ren. Vor dießem ondt zu Monsieur lebzeitten fragte ich lüchts

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nach dießen affairen auß (in meinem sin) sehr raisönablen nrsachen, erstlich weillen ich kein heller noch pfening davon zn sehen be- kämme, undt zum andern weillen Monsienr absolute nicht haben wolle, daß ich mich drin mischen solte. Jetzt aber hatt es eine andere beschaffenheit; ich maß es haben, omb mein leben nndt standt zu erhalten können; daß macht aufsehen. Es were mir sehr nohtig, liebe Louisse, daß ich Ewern verstandt in affairen hette; ich glaube aber, ich fange zu spat ahn, umb gelehrt drinnen zu werden; den im 50 jähr ist man zu alt, waß recht zu lehrnen, wovon man sein leben zuvor nichts gehört hatt. Ich werde thun, so gutt ich kan, im überigen den lieben gott walten laßen. Es wirdt mir doch nichts geschehen, alß waß von ewigkeit verordnet ist. Ich kan nicht begreiffen, [daß] Carl Moritz, so doch gutten verstandt hatt, sein laster nicht so abscheulich findt, alß es in der that ist. Ich glaube, daß, weillen ma tante, die fraw churfürstin, über seine possen lacht, macht es ihm glauben, daß es nichts auff sich hatt, wen er gesoffen hatt, undt bildt sich ein, er werde artlich davon. Er hatt woU viel verlohren, daß I. G. der churfürst, unßer herr vatter, nicht lenger gelebt hatt; der würde ihm daß sauffen braff verdrieben haben. Waß ich in Engelandt vor Ewrem neuveu fürchte, ist, daß, wen er unter die leütte kommen wirdt, daß er nicht in daß laster falle, so in Engellandt ebenso gemein alß hir undt in Ittallien ist, nehmblich mitt mansleütten zu thun zu haben; den der duc de Schomberg, sein herr vatter, so dießem laster nicht zugethan, wirdt es nicht mercken, wen man seinen söhn desbauchiren wirdt. Es ist mir leydt, daß Ewere niepce die kinderblattern gehabt hatt; den ob sie zwar nicht zeichnen, endern sie doch die hautt undt die phisionomie. Der söhn muß verstandt [haben], so artig zu antwortten. Ich bin fro Ewertwegen, daß der graff von Löwenstein, der keißerliche gesante, wider zu Franckfort ist; den ich hoffe, daß es Euch mehr verenderung geben wirdt. Ich beklage den armen graffen von Solms, einen proces wider willen zu bekommen; sein lustiger herr bruder muß ihn trösten. Ewer schrei- ben, liebe Louisse, ist mir weder alber noch zu lang vorkommen; Ihr sechts ja woll, indem ich hirmitt gar exact drauff geantworttet habe. Im überigen so habe ich einen großen brieff von dem notary Zweyffel bekommen mitt ein hauffen rechnungen; pretentirt, ich seye ihm viel schuldig, undt begehrt, ich möge Euch meine resolu«

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tion hiranff berichten, welches ich hinnitt leicht than werde. Zweyf- fei maß die frantzösche affairen darchanß nicht verstehen, daß er mir gelt fordert. Erstlich so weiß ich nicht, ob mans ihm schuldig ist, indeip er selber gestehet, den 3ten theil von seiner pretention entpfangen zu haben, andt daß der raht Beyer ihm daß überige abgesprochen, da maß selbiger raht Beyer seine arsachen za gehabt haben. Wofern er, nehmblich Zweyffel, waß dargegen ein- zuwenden gehabt bette, solte er es damahls gleich gethan haben undt nicht jetzt. Dem seye nan aber, wie ihm wolle, so kan mich die/ sach darchauß nichts ahngehen, indem, so lang Monsieur s. ge- lebt, alles, waß man auch in meinem nahmen gethan, allein auff I. L. kommen alß maistre de la comuneaut^, undt weillen ^eine schuldt zu Monsieur lebzeitten gemacht worden, habe ich darchauß nichts dran zu bezahlen, muß sich derowegen ahn monsienr de Moras ahnmelden, damitt, wo selbiger gestehet, daß man obgemel- tem Zweyffel waß schuldig, solches, wie er weiß, daß sichs gebührt, ahn gehörigen orter vorzubringen. Waß sein nnglück ahnbelangt, daß seine gütter seindt verbrendt worden, so ist es mir leydt, aber ich bin nicht schuldig, zu ersetzen, waß der krieg undt deß königs armeen vor nnglück nach sich gezogen. Ich müste reicher, alß Cresas, sein, wen ich diß alles bezahlen müste. Ich bin auch leyder in keinen standt, pressenten zu geben. Meine affairen undt they- lung mitt meinem söhn ist noch nicht regllrt. Man muß erst sehen, wie man sich nach seinem standt erhalten kan, ehe man sich auff generositet undt pressenten legt. Also wirdt mich herr Zweyffel vor dießmahl vor entschuldigt halten, schicke ihm hirbey alle seine, mir ohnnöhtige, paprassen wider. Er bette sich erst der frantzöschen maniren undt rechten informiren sollen, ehe er mir seine papir ge- schickt, die mich gar nicht ahugehen, undt die propossition bey itzigen zeitten ist weder aprop noch höfflich. Daß ist alles, waß ich ihm andtwortten kan; bitte, wolts ihm doch deüttlich berichten, liebe Louisse, undt ihm alle seine papir wider zuschicken. Wir haben nichts nettes hir. Es frirt abscheulich; ich fürchte, wir wer- den eben so einen kalten winter haben, alß wir einen heißen som- mer gehabt haben, welches mir gar nicht ahnstehen solte; den ich fürchte die kälte unerhört. Morgen werden wir nach Seaux, so dem duc du Maine zukompt, undt biß mittwog werden wir nach Versaille; wo ich aber auch sein mag, so werde ich fleißig ahn

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Euch gedencken andt Euch nndt Ewere geschwister allezeit von hertzen lieb behalten.

Elisabeth Charlotte. P. S.

Amelisse ambrassirt von meinetwegen, andt wen Ihr ahn herr Ferdinant schreibt, so grüst ihn sehr von meinetwegen 1

147. A mad. Louisse , raugräffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Yersaille den 10 Decembris 1701.

Hertzliebe Louisse, vor etlichen tagen habe ich einen lieben brieff von Euch entpfangen vom 19 November, aber ohnmöglich eher, alß heütte, drauff andtwortten können; den wegen der ver- drießlichen sach zu Rom habe ich dieße woche so viel zu thun andt zu schreiben gehabt andt auch noch die vergangene woche, daß ich Euch ohnmöglich habe schreiben können, noch ahn Amelisse, aber ich hoffe, daß ich nun baldt ahn Euch beyde werde andtwortten können, fange bey Euch, alß die älste, ahn; umb alles in der ort- nung zu verichten, fange bey Ewerm ersten ahn. Ich glaube, ich kan gar leicht errahten, waß Ihr gedacht, so eben nicht just das- selbige ist, waß Lenor gedacht meinetwegen. Ihr werdet, liebe Louisse, auß meiner andtwort sehen, ob ich recht gerahten habe oder nicht, waß ich gedencke, daß Ihr änderst denkt alß Lenor undt doch auff eines ahnkompt. Darauff sage ich, daß, wen ich dießes jemahlen im sin gehabt hette, so würde ich jetzt von dießen gedancken abstehen, weillen sie ma tante schädtlich sein könten, deren ich alles in der weit schuldig bin. Waß aber den wünsch ahnbelangt, daß gott mir schicken möge, waß meine zeitliche undt ewige Wohlfahrt ahnbelangt, so bin ich Euch gar sehr davor ver- obligirt, aber in dießer weldt erwarte ich gar keiner wolfahrt mehr, bin zu alt, etwaß zu genießen können; waß die ewige ahnbelangt, so hoffe ich, daß, weillen ich gott trewlich ahnruffe, mein bestes thue, nach seinen gebotten zu leben undt ihn ohne aberglauben zu dinnen, daß nach viellen trübsaablen, so er mir in dießem leben zugeschickt, meine sünde genung hatt büßen machen undt daß vertrawen, so ich habe auff den verdinst unßers herrn Jesu Christi,

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mich nach dießem leben in himmel bringen wirdt, bin also weder vor dießer noch jener weldt in sorgen. Mylord Oastack kene ich gar woll; er hatte hier viel conquetten, mans- undt weibspersonnen gefiel er gar woll, es seindt schon etliche davon todt. Mademoiselle de Malauze hatt mir auch geschrieben, daß könig Wilhelm gantz gesandt wider ist. Millord Oastack habe ich gar ein artig barschen gefunden; wen er nur daß grimassiren laßen könte! Ich weiß nicht, ob er es seyder dem abgewohnt hatt. Man hatte mir gesagt, er were, seyder er hir geweßen, gantz taub geworden, welches woll schadt vor den artigen Jungen menschen were. Ich bin fro vors vatterlandt, daß es mylord Oustack in Teütschlandt woll gefahlen, da er doch schon Franckreich, Engellandt undt Hollandt gesehen. Hir hatt er nicht viel last in geselschafft gesehen. Alles geht gar stämig hir her, mäner undt weiber begreifen keine lust, alß gar ernstlich groß spiel zu spiellen, aber umb lustig sein undt nur spiellen, umb zu lachen, daß können sie nicht begreiffen. Der graff von Solms, so so lustig ist, muß ein gutter artiger herr «ein. Es ist, wie ich glaube, le sort de nostre sang, unglücklich im spiellen zu sein; wen ich spielle, welches mir woll selten geschieht, verliehre ich allezeit. Nahe freündt undt verwandten thun allezeit woll, sich zu accordiren undt keine proces zu haben. Wen baron Willig sich nicht in seiner Schwester sach mehr mischen wirdt, hoffe ich, daß Ewer proces zum endt gehen wirdt undt Ihr Euch werdet accordiren können. Dießer baron hatt hier viel papras- sen ahn den comte de Gesseau geschickt, umb den proces wi- der ahnzufangen; weillen er aber dießen comte Gesseau schon offt selber betrogen undt umb daß seinige gebracht, hatt dießer gar nichts mehr mitt seinen affairen wollen zu thun haben. Ihr habt groß recht, liebe Louisse, die sach zum endt zu bringen wollen, damitt Ihr nicht mehr mitt mögt gequelt sein. Der baron von Wylich ist in ein mansperson, wie die contesse de Pembesch, Or- besch etc. in der commedie des Plaideurs eine weibsperson ist, weil- len er seine gröste freüde in Processen sucht. Ewere brieffe ge- fahlen mir allezeit, liebe Louisse, wen Ihr mir natürlich sprecht, wie Ihr thut. Wen man sich gar woll divertiren will, geht man in eine commedie; wen man aber mitt freunden undt verwanten spricht, sagt man, waß man weiß undt einem ahngeht; mitt fremb- ten aber macht man complimenten, welches aber langweillig ist,

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nndt nichts abngenehfner, alß wen man natürlich spricht in mei- nem sin allezeit. Solche humoren, wie der graff von Solms ist, ge- fahlen allezeit. Hette er keinen verstandt, konte er nicht so pos- sirlich sein; er muß den gutten humor von seiner fraw mutter her haben. Meine dochter hatte mir deß graffen von Brockdorfs avan- tare geschrieben; ist zn beklagen. Daß testament von mein herr vatter s. ist mir gar woll zu paß kommen; es solle, wie man mir versichert, mir gar nöhtig geweßen [sein], dancke Euch also noch- mahlcn von hertzen davor. Vom Zweyffel werde ich nichts mehr sagen; Ihr wist nun woll, wie alles gangen. Ohne eydt undt schwnr kan nndt will ich Euch, lieb Lonisse, woll glauben, daß Ihr nicht gern bettelt. Herr Jesus, wo soltet Ihr daß gelernt ha- ben? Hiemitt ist Ewer erstes schreiben völlig beantwortet; ich komme jetzt auff daß zweyte. Ich habe woll gedacht, daß Euch Zweyffels propossitionen undt mitt einem wordt bettelleyen nicht gefahlen würden. Mein heürahtscontract hatt man so ellendt auf- gesetzt, alß wen ich ein burgersdochter were; kan nicht begreif- fen, wie I. G. der churfürst s. mich selbigen hatt unterschreiben machen. Aber mein hauß ist so groß, daß, ob der könig mir zwar 250 taußendt francken pension giebt undt man mein heürahtsguht undt alles dabey regnet, so fehlt es noch ahn noch einmahl so viel, alß der könig mir gibt, umb mich nach meinem standt gemeß zu unterhalten, undt daß, weillen auff alle Chargen gerechtigkeitten seindt, alle erkaufit sein undt ich also nicht retranchiren kan, auch hir im landt so thewer undt außer preiß ist. Es ist also gar weit gefehlt, daß ich die pfaltzische gelter frey undt zu spielgelt, so zu sagen, haben solte; ich muß sie haben, meinen standt zu erhalten, undt werde nichts davon apart zu legen haben. Were es, wie Ihr es gemeindt, würde ich gar gewiß vergnügt leben, aber ich bin leyder weit davon. Wen die Sachen woll gehen, ist es ein spaß, davon zu reden, aber wen sie übel gehen, ist es warlich gar keine lust, sondern macht recht gridtlich. Die docktoren in recht ma- chens den eben auch, wie ich sehe, alß die von der medecin. Ich kan leicht gedencken, wie Ihr wünscht, von dießen leütten befreyet zu sein. Ich bin fro, daß mein compliment der fraw von Wol- merhaußen ahngenehme geweßen. Es ist mir leydt, daß die gutte fraw so alt wirdt; sie ist doch, wie ich glaube, nur 84 alt; es were mir recht leydt, wen sie sterben solte. Ich wüste schon durch

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ma tante, die fraw churfürstiD, daß mein neuveo, der junge landtgraff, wider zu Cassel ahnkommen. Alleweill entpfangt Susson auch die zeittung von ihrer Schwester todt; unßer herrgott hatt ihr woll ge- than. Ich hin fro, daß deß graffen von Brockdorf kinder mitt mein dochter zufrieden sein, undt Ihr secht, daß ich Ewere comission woil vericht. Mein dochter undt ihr herr seindt rechte kälber; es ist eine schandt, daß sie so kindisch sein. Mein dochter hatt sich bleßirt, weillen sie mitt ihrem herren gespilt, so ihr die arm ver- threhet, ist den 4ten tag drauff ins kindtbett kommen. Vor alle gutte wünsche dancke ich Euch von hertzen, liebe Louisse! Ich miß- gönne Euch zwar die gnade nicht, so Ihr haben werdet, ma tante auffzuwartten, ich mögte es aber auch gern thun. Man rufft mich; es ist zeit, nüber zum könig zu gehen. Ich kan ohnmoglich dießen briefif überleßen; bitte, entschuldigt die fehler, liebe Louisse, undt glaubt, daß ich Euch undt Amelisse allezeit von hertzen lieb behalte!

Elisabeth Ciharlotte.

148.

Yersaille den 18 December 1701.

Hertzliebe Amelisse, es mögte mir heütte woll gehen, alß ver- gangenen sambstag, wie ich ahn Louisse schriebe undt so offt in- terompirt wurde, daß ich zuletzt selber nicht mehr wüste, waß ich sagte. Ich glaube nicht, daß sie meinen briefif wirdt haben leßen undt noch weniger begreififen können, aber sie wirdt doch meinen gutten willen gesehen haben undt wie ich im sin gehabt, exact aufif ihr schreiben zu antwortten, wie Ihr jetzt auch thun müst, so doli es auch heraußkommen mag. Ich will bey dem frischten ahnfangen, umb nicht zu offt einerley zu sagen; es ist vom 26 November dat- tirt undt eine andtwort auff daß meine vom 4 ist. Ich halte es allezeit vor ein gutt werck, wen ich die entretenire, so ich lieb habe, aber nicht von denen wercken, welche gott mir vergelten solle; bin von hertzen fro, daß meine schreiben Euch so ahnge- nehm sein; daß wirdt mich Euch desto fleißiger schreiben machen. Von Louisse habe ich schon andtwort erhalten auff meinem brieff, worinen ich deß Zweyffel ohnhöffliches begehren geschickt, werde also nichts mehr hirauff sagen. Ihr habt recht, liebe Amelisse,

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Ewern tag nicht zu cediren. Der junge herr von Degenfeit ist just deß herrn Degenfelts söhn, den wir den obersten Degenfeit hießen; den er hieß Ghristofifel, hatt waß ahn einem aug. Ich habe ihn gar woll gekendt, er war immer in meiner cammer; den er war ein wenig charmirt von die Woltzogin, daß efifel, daß hernach den Eberfritz, den Veninger, bekommen; diß seindt aber alte geschieh- ten. Herr Ferdinant muß nun woll nicht weit von daß 70 jähr sein; den ich glaube, daß er woll 20 jähr älter ist, alß ich. Ich habe ihn allezeit recht estimirt undt viel von ihm gehalten; es deuchte mir auch, daß er mich nicht haste. Er ist all sein leben ein wenig dick geweßen; drumb solte er reißen, umb ein wenig magerer zu werden. Man sagt, daß in Ittallien in den operaen die stimmen undt die decorationen beßer sein, alß hir; allein daß or- questre, die simphonien, kleyder undt täntze sollen zu Paris beßer sein, alß in Ittallien. Mylord Oustack ist schön, wen er nicht gri- massirt, aber mitt dem grimassiren verdirbt er sich ofift, daß er gantz änderst außsicht. Hir hatt er viel conquetten gehabt, unter ander eine große dame, so nun todt ist, welche ihn hertzlich gern gesehen uudt die bittere threnenbey seinem abschidt vergoße. ümb gefahr bey den mausleütten außzustehen, hatt er nicht nöhten, in Ittallien zu gehen; in Engellandt wirdt er es genung außstehen. Mylord Albermare sach will ich Euch leicht begreiffen machen; den könig hatt mylord Albermale lieb umb sein gelt undt faveur, die dame aber umb ihre person. Von könig Wilhelm ist nur gar zu wahr, waß man von ihm sagt, aber alle heros wahren auch sehr, HercuUes, Thessee, Allexandre, Gezar; dieße alle wahren so undt hatten ihre favoritten. Die von dem laster seindt undt die h. schriebt glauben, bilden sich ein, daß es nur sünde geweßen, wie noch wenig leütte in der weit wahren undt waß sie thetten den menschlichen geschlegt schaden konte, indem es verhindert, mehr menschen zu werden; aber nun, daß die weit gantz peupürt ist, hal- ten sie es nur vor ein divertissement, halten es aber heimlich, so viel sie können, den gemeinen man nicht dadurch zu ärgern, aber unter leütte von qualitet reden sie öffendtlich davon, halten es vor eine gentillesse, wißen auch woll zu sagen, daß seyder Sodom undt Gomora unßer herrgott niemandt drumb gestrafft hatt. Ihr werdet mich gelehrt finden in dießem text; etlich mahl habe ich davon reden hören, seyder ich in Franckreich bin. Wer gott in

Briefe der Prinzessin Elisabeth Charlotte. VI

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der warheit undt nach seinem wordt dinnen will, muß woll alle tag die heylige schrifiFt leßen, sonsten würden wir in finsternuß sein. Ich bin persuadirt, daß die rechte religion die ist, so ein Christ in seinem hertzen hatt undt auff gottes wort gegründet ist; daß üherige seindt nur pfaffen-geschwetz. In welcher religion es auch sein mag, man kan allein durch die wercke von rechten glau- ben judiciren; wehr woll thut, liebt gott undt seinen negsten, daß seindt die gesetz undt prophetten, wie unßer herr Christus unß lehrt. Alle abergläubische meßen werden hir dermaßen gestrafft, daß ein priester, so vor meüße die meß hir leßen würde, gebn^nt würde werden wie ein zauberer. Carl Moritz wundert mich, ge- schmehlt zu haben, daß Ihr mir frey schreibt. Ean er den glauben, daß ewige complimenten ahngenehme brieffe machen könnte undt daß es ein spaß sein kan, mitt leütte, so man lieb hatt undt denen man so nahe ist, alß im zwang zu reden? Daß wundert mich vor einem menschen, wie er ist, so verstandt hatt. Er hatt sich doch selber jetzt gecourigirt, schreibt aber gar selten. Ich dachte woll, daß Ihr es änderst mitt der jungen königin in Spanien müstet gemeint haben, alß es gelaudt hatte. Der churfürst von Bayern hatt seine maistresse nicht mehr bey sich, die contesse d'Arcot; sie ist jetzt zu Turin. Daß teütsche Sprichwort schickt sich nicht hieher, aber stille hirvon! Es ist mir recht leydt, daß es krieg wirdt; ich mögte friede zu unßem zeitten sehen. Die gottloßen seindt nicht gezeichnet; gibt es krieg, so trifft es gutte undt böße. Es ist kein wunder, daß der churfürst von Cöln vor seinem leib- lichen neuveu, den könig in Spanien, ist. Wie ich sehe, so macht Ihr es nicht wie ich, weill Ihr die predigen behalt; ich kans aber nicht laßen, ich schlaffe sie von einem endt zum andern auß. Hir- mitt ist Ewer letztes undt liebes schreiben durchauß beantwortet; ich komme jetzt auff daß vom 12 November. Wir haben jetzt hir auch gar heßlich wetter; es nebelt continuirlich, ist aber nicht kalt. Wie ich sehe, so seydt Ihr undt Louisse nicht glücklicher im spiel- len, alß ich. Es ist gar gewiß, daß die, so daß spiellen nicht lieben, offter verliehren, alß andere. Daß würde man Euch hir nicht erlauben, bey dem spiel zu discouriren. Bätzeiger auffgeben ist all artig; da amussire ich mich etlichmahl mitt, ehe ich schlaf- fen gehe. Ich wolte, daß Ihr mich mitt nach Hannover nehmen könte. Daß ist daß eintzige, so ich erdancken kan, so mich in

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dießer weit noch freüde geben könte; weillen es aber leyder nicht geschehen kan, so wünsch ich Euch ein glückliche reiß ondt lüsti- gen carnaval. Ihr müst unerhört geendert sein, Amelisse, wen Ihr jetzt ein schmahl gesicht nndt dicke naße habt; den wie Ihr ein kindt wahret, hattet Ihr ein zimblich breydt gesicht undt schmahles näßgen. Man erlaubt in Franckreich nicht, daß man anß dem 1^ nigreich geht. Ich bin nicht Carllutz meinung; ich will woU waß schlimes haben, wen nur waß guts dabey ist, undt allezeit, wens bey mir stehet, die sehen, so ich lieb habe. Ich kan nicht ahn Carllutz gedencken, ohne daß mir die threnen in den äugen kom- men; den ich habe ihn woU hertzlich lieb gehabt. Den tordt wolte ich ma taute nicht thun, mich in einem standt zu setzen, ohne ge- heüraht königin in Engellandt zu sein können. Ihr secht woll, daß ich Euch gar woU verstanden habe, bin Euch doch verobligirt vor den gutten wünsch. Ich dencke ahn nichts mehr, alß mein leben so ruhig alß möglich zuzubringen, biß ich sterbe, welches woll baldt geschehen mögte; den ich werde sehr alt. Ich wünsche, noch fürchte den todt nicht; so lang ich aber leben werde, werde ich Euch undt Ewere geschwister recht lieb behalten.

Elisabeth Charlotte.

149.

Yersaille den 23 December 1701.

Hertzliebe Amelisse, vor etlichen tagen habe ich Ewern lieben brieff vom 10 December zu recht entpfangen, will hiemitt geschwindt drauff antwortten, damitt es mir nicht gehen möge wie schon gar offt undt daß ich auff zwey schreiben zugleich antwortten müße. Ich hoffe, Ihr werdet nunmehr mein letztes erhalten haben, welches von der taille war, wie Ihr sie gern habt, welche Euch meinen zustandt berichten werden. Ich lebe all dmblich vergnügt, allein ursach, content zu sein, helt viel in sich, welches allezeit nicht so genau zu examiniren ist. Monsieur de Saint Morice undt nicht Si- moris, wie Ihr ihn heist, wirdt Euch gar wenig von mir haben sagen können; den er sieht mich gar selten. Ich muß auch noch den nahmen von dem ort corigiren, wo er hin wirdt, welches nicht Turinge heist, wie Ihr sagt, liebe Amelisse, sondern Turin. Daß gemandt mich ahn eine commedie von Molliere, wo einer allezeit

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Turin vor Tunis sagt *, hatt mich also lachen machen. Eines hatt St Maurice recht gesagt, nehmblich das mir der könig viel gnade erweist. Waß meine gutte fireündin ahnbelangt, so konte ich sie schon vor meines herrn todt sehen, wen ich wolte; in meiner weh- render kranckheit käme sie nach St Clou undt besuchte mich undt sähe Monsieur auch, also ist diß nichts nettes. Sie hüte sich auch nie in einem closter au£f, aber wen ich gesundt war, sähe ich sie offt im closter vom Port royal, weillen ich gewondt war, sie dort zu sehen. St Maurice hette Euch mehr zeittung von deß hertzog von Savoyen fraw mutter verzehlen können, alß von mir;.mitt de- ren ist er vor dießem sehr woll gestanden. Ich glaube nicht, daß, wen unßer könig waß zu negociren hette, daß er dießen Savoyer dazu gebrauchen würden, den I. M. wenig kenen; thut er etwaß, so muß es vor seinen landtsfürsten sein. Die contesse d'Auvergne ist noch nicht todt, aber sie ist noch. gar übel; solle nun die Was- sersucht haben undt man will ihr daß waßer außzepffen; wie diß ablauffen wirdt, werden wir sehen. Sie solle gar gallant im Haag geweßen [sein], hir aber helt sie sich sehr modest. Die warheit zu bekenen, so glaubt jederman, daß es ihr sehr gerewet, den comte d'Auvergne geheüraht zu haben. Wie sie noch gesundt war, ginge er nie ein schritt von ihr. Die, so St Morice kenen, sagen alle, daß er ein großer schwetzer ist; solle auch nicht von vanitet fehlen; ich kene ihn wenig. Mademoiselle Spanheim ist gar ein artig med- gen, sowoll von gesicht, alß von taille. Er hatt recht, sie wäre sehr a la mode, ging auch mitt großen schmertzen weg. Ich ver- sichere, liebe Louisse, daß diß junge medgen sich gar woll bey alles, waß in Engellandt artig ist, wirdt weißen dörffen. Ihr em- brouillirt die marquisse de Bichelieu mitt der duchesse; die du- chesse ist lengst todt, aber die marquisse ist auff allerhandt weiß abscheulich desbauchirt, legte sich einsmahls hir in monsieur le Dauphins bett, ohne daß er sie drumb gebetten, umb bey ihm zu schlaffen. Wie er in sein cammer kam, sagten die cammerdin- ner: «Monseigneur , vne dame est dans vostre lit, qui vous at- tand; eile n'a pas voulu ce nomer». Er ging hin, sach wer es war; wie er sähe, daß es die marquisse de Richelieu war, schlieff er bey ihr, sagte es aber andern tags ahn alle menschen. Dieße

* Möllere, L'^toordi, acte IV, scdne 8.

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marqoisse ist jetzt in einem closter bey ihrer Schwester an Lis nahe bey Fontainebleau. Solte die gräffin von Sintzendorff eine galan- terie gehabt haben mitt St Morice, kan es nur sein, umb ihren man zu bezahlen vor alle untrewe, so er ihr hir erwießen; den er solle mitt mans- ondt weibspersonnen zu thun gehabt haben; aber ich bin woll Ewerer meinuDg, daß man den St Maurice ohnmöglich lieb kan haben. Von allerhandt so zu sprechen, ist gar nicht ver- drießlich uDdt macht nicht müde. Wir haben wenig neues hir itzunder hir bey hoff, aber von Paris hört man gar wunderliche geschichten. Ein burgersmättgen , so zimblich reich war undt von 14 Jahren, wurde von einem jungen menschen ahngeführt undt wurde schwanger. Sie war schlaue genuug, die sach zu verhehlen undt heimblich niederzukommen, bekam einen söhn; den trug sie gleich aux enfants trouves, alß wens ihr kindt nicht wer, zeichnete es aber, umb es mitt der zeit wider zu kenen können. Ein par jähr hatte sie große sorg vor daß kindt undt gab ihm alles, waß ihm nöhtig war. In der zeit wirdt ein reicher kauffman von Paris verliebt von diß mensch undt heüraht sie. Sie, die, wie schon ge- sagt, schlau war, dachte, daß, wen sie aux enfants trouves gehen solte, daß es ihrem man einen argwöhn geben mögte, insonderheit wen sie gelt hintrüge, resolvirt sich auff einen stutz, nicht mehr hinzugehen. Sie lebt so 20 jähr mitt ihrem man, welcher ihr all sein gutt gibt undt stirbt. Sie hatte eine große inclination vor ihres mans erster ladenknecht; er hatte sie auch lieb; sie heüraht ihn dießen sommer. Wie ihr man außgezogen bey ihr war, wirdt sie auff einmahl gewahr, daß er daß zeichen ahm leib hatt, so sie ihrem söhn gemacht. Sie erschrickt, lest sich aber nichts mercken, leüfft aux enfant trouves undt fragt, wo der jung hinkommen seye, so sie zu ihnen gethan. Sie sagen, er hette inclination gehabt, wie er ahnfangen, groß zu werden, umb ein kauffman zu werden; er hette daß weßen gelehrnt undt were in dem laden von einen rei- chen kauffman gangen, nenten ihr darauff ihren ersten man. Da konte die fraw nicht mehr zweyfflen, daß ihr zweyter man nicht ihr söhn were. Sie lieff gleich zu ihrem beichtsvatter uudt gestundt ihm den gantzen handel. Der beichtsvatter sagte, sie solte die sach heimblich halten, nicht mehr bey ihrem man schlaffen , biß die sach in der Sorbonne vorgetragen würde sein. Man weiß noch eygendt- lich nicht, waß die Sorbonne drüber ordonirt hatt; erfahre ich es,

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werde ichs Euch [schreiben]. Es sein dt vor 8 tagen noch 2 dolle historien zu Paris vorgangen. Ein jalousser man hatt sein weib auffgepast, nndt wie sie mitt ihrem galand ahn taffei war, ist der man kommen undt hatt erstlich sein weih erstechen wollen; sein degen ist aber in die kohlpfan kommen, so vor ihr stundt nndt zerbrochen; den amant aber undt confidenten hatt er mitt einem poignart erstochen. Die 3te historie were zu lang zu beschreiben. Adieu , liebe Amelisse ! Ich ambrassire Euch undt Louisse von hert- zen undt behalte Euch allezeit recht lieb.

Elisabeth Charlotte. 150. A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Yersaille den 28 December 1701.

Hertzliebe Louisse, vor etlichen tagen habe ich Ewern lieben brieff vom 17 dießes monts zu recht entpfangen. Ich bins nicht geweßen, so schir im bett verbrent were; ich leße nie im bett, gehe nur zu bett, umb zu schlaffen. Der duchesse de Bourgogne ist es auch nicht begegnet, sondern madame d'Orleans, meines sohns gemahlin. In Franckreich heist man mich nicht Madame la duchesse d^Orleans, sondern nur gantz kurtz Madame undt in den acten undt affairen Madame, duchesse d^Orleans, aber nicht la du- chesse d'Orleans , die Teütschen aber , die dießen unterschiedt nicht wißen, nehmen offt eins vors ander. Ich l)in, gott seye danck, in volkommener gesundtheit. Es geschieht selten, daß ein heüraht so woU sortirt wirdt, alß der vom ftirsten von Naßaw Siegen undt die princessin Francisca von Heßen Homburg. Dießer fürst muß endt- wetter eine ungemächlichkeit haben, so nicht zum hetirahten taug- lich ist, oder ein Phenix sein ; den ich glaube nicht, daß ein junger mansmen^ch in der weit sein kan, ohne inclination vor desbauche zu haben, es seye vor mäner oder weiber, aber etliche seindt schamhafftiger, alß andere, undt können ihr spiel beßer verbergen, alß andere, seindt auch offt die gefährlichsten undt bey welchen die laster ahm lengsten kleben bleiben. Die fürstin von Nassaw, so hir zu Paris geweßen, habe ich nicht zu sehen bekommen. Man hatt woU von dießer fürstin gesagt, daß sie gar große vivacitet hette; man hatt ihr sonsten nichts Übels nachgesagt, contrarie, sie

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hatt jederman hir gar woll gefahlen, aber ihr herr hatt ahn nie- mandts gefahlen. Daß macht ihn vielleicht jetzt so wunderlich; den die warheit zu sagen, so hatt man ihn, wie man mir yerzehlt, hir zimblich verracht; er hatt mich schir drüber gejammert. Wer einmahl unglücklich geboren ist, wirdt selten glücklich; so geht es dießem fürsten auch. War dießes fürsten stieffmutter den keine gräffin oder fürstin, daß dießer fürst seine halbbrüder nur vor edelleütte will passiren machen ? Wen er dieße herrn, seine brtider, selbst alß printzen tractirt, wirdt er gar gewiß seinen proces ver- liehren; den daß zeuget von sich selbsten gegen ihm. Seydt Ihr klein, liebe Louisse? Ich meinte, Ihr werdet gar groß. Alle, so Euch sehen, finden, daß Ihr ahn Carllutz s. gleicht; so würde ich Euch nicht heßlich finden. Es bekompt einem recht woll, waß man einem in der jugendt vorwirfft, daß man nicht hübsch ist; den daß macht, daß man sein parthie baldt nimbt undt nichts mehr darnach fragt; so ist es mir auch gangen. Ich sehe, liebe Louisse, daß Ihr greulich in der moralitet begriffen seydt; Ihr köntet nicht mehr morallisiren, alß Ihr thut, wen Ihr auch gleich in der einsambkeit undt von allen freüden entfernt leben soltet, wie ich thue. Ich höre alle tage: «Heütte ist ein neu opera, morgen wirdt eine neue commedie sein>. Diß jähr, welches noch nie geschehen, hatt man 6 neue comedien undt 3 neue operaen. Ich glaube, der teüffel thuts mitt fleiß, umb mich in meiner einsambkeit ungedultig zu machen, aber ich bin der sach zu gewont, umb recht ungedultig zu werden. Wir haben jetzt wenig neues hir; zum wenigsten, ist waß neues, so weiß ich es nicht. Weillen diß der letzte brieff in die- ßem jähr ist, so ich Euch schreibe, so kan ich nicht laßen, Euch, liebe Louisse, ein glückseeliges neues jähr mitt gesundtheit undt allem vergnügen zu wünschen undt waß Ewer eygen hertz wünscht undt begehrt, undt ich werde Euch nic'ht weniger lieb im 1702ten jähr haben, alß jetzt Behalt mich auch lieb!

Elisabeth Charlotte.

151.

Yersaille den 8 Januari 1702.

Hertzliebe Amelisse, gestern abendts, alß ich wider von Marly kommen, hatt man mir Ewer schreiben vom letztem December ge*

2C4

bracht, worauff ich hiemitt gleich andtwortten werde undt Euch meine meinung recht von hertzengmndt sagen. Im hefirabten, deucht mir, müßen erstlich 2 hauptpunckten betracht werden; der erste, ob der man in einem standt ist andt mittel genung hatt, nach seinem standt zu leben, znm andern, ob die person einem nicht gantz zuwider ist andt man, wen die mittel da sein, vergnügt mitt einen menschen leben kan. Gegen den standt habe ich nichts zu sagen. Ich weiß, wer die graffen von Wittgenstein sein, finde also dießes sehr sortable, aber noch eine refiection ist zu machen, nehmblich ob Ihr Euch anch resolviren könt , die gedult zu haben, so man im heüraht haben muß, undt Euch einem man so zu soa- mettiren, daß man mitt allen seinen schwachheitten gedult haben kan undt sie mitt. gedult ertragen, ohne welches nie kein glück im ehestandt sein kan. Wen Ihr dieße resolutionen faßen könt, liebe Amelisse, so will ich Euch rahten, zu heürahten. Ich lobe Euch, die Sache nicht acceptirt gehabt zu haben , so lang deß graffen ei- tern gelebt undt keine Charge gehabt hatt; aber nun sie todt sein, er herr von seinen guttern ist undt eine seines standts gemäß Charge hat, sehe ich nicht mehr, wie Ihr die sach abschlagen könt. Ich gestehe zwar, daß ich woU glaube, daß ein lediger standt nicht widerlich ist undt vielleicht glücklicher; allein wen man alt wirdt, fält doch so eine Verachtung auff die alten Jungfern, daß sie selber ihren standt nicht mehr ertragen können undt den mäner suchen, wen es nicht mehr zeit ist, undt werden darnach nur außgelacht; ist also beßer, noch jung heürahten. Ihr werdet zu Berlin ahn einem ahngenehmen hoff sein, welches beßer ist, alß gantz allein zu Franckfort haußhalten. Ich bin recht touchirt von Ewer ver- trawen, liebe Amelisse! Ich sage Euch auch meine gedancken recht von hertzengrundt , wie ich es dencke. Ihr secht auch woU, daß ma tänte meinung wie die meine ist. Überwegt alles, waß ich Euch hir geschrieben, undt nembt Ewer parthey hirauff! Ich bitte gott den allmächtigen von grundt der seelen, daß er Euch eingeben möge, waß zu Ewer glück undt avantage gereichen kan. Die heü- raht, so auß raison geschehen, seindt offt viel glücklicher, alß die auß amour undt liebe geschehen; den liebe (ich verstehe verliebt sein) undt hymen sein undt bleiben selten beysammen. Heürahten, wen alle gutte raisons sich dabey befinden, ist keine naredey. Ma tant hatt mir gar nichts von der sach geschriben. Ich habe auch

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nichts davon gesagt undt nicht gethan, alß wen ichs wüste. Wen glückwfinschen zu waß helfen könte, so würdet Ihr gewiß gar glücklich werden; den ich versichere Euch, liebe Amelisse, daß ich Euch ein volkommen vergnügen wünsche; dancke Euch sehr vor Ewern neüjahrswunsch undt versichere Euch, daß, in welchem standt Ihr auch sein möget, so werde ich allezeit eine rechte trewe freündtschafft undt liebe zu Euch tragen, wie es daß geblüdt in unß erfordert.

Elisabeth Charlotte.

P. S.

Es verlangt mich recht, zu wißen, welche parthey Ihr werdet genohmen haben.

152.

A mad. Louise, raugräffinzu Pfaltz, a Franckfort.

Yersaille den 1 Februari 1702.

Hertzliebe Louisse, die Überbringerin dießes brieffs ist eine von meinen cammerweyber, eine witwe. Ihr man hieß du Fresne, sie aber ist meiner ammen döchter undt die, so ich allezeit Suzon hieße. Sie geht nach Cassel wegen ihrer Schwester erbschafft. I. L. der landtgraff hatt durch repressaille seinem secretarie der Nanon Ber- teaut erbschafft geben; aber ich hoffe, daß, wen I. L. erfahren wer- den, daß erstlich der secretarius in dem stück gelogen, daß seiner frawen gutter gar nicht seindt confisquirt worden, undt zum andern, daß weillen Suzon eine Pföltzerin undt nicht zu Metz gebohren, so wirdt er ihr recht schaffen, wie sie es mitt mehren umbständen erweißen wirdt; bitte Euch derowegen. Euch ihrer ein wenig ahn- zunehmen undt sie zu Cassel zu recommandiren , damitt sie audientz haben möge. Sie ist gar eine gutte fraw undt dint mir sehr flei- ßig, allein sie hatt eine gar dolle sprach, sowoll in teütsch, alß in frantzösch. Lenor, die fraw von Rotzenhaussen , hört sie recht gern reden undt sie allein kan ihre art von reden behalten, macht mich offt von hertzen drüber lachen. Sie wirdt Euch viel von hir verzeh- len können, wen Ihr sie verstehen könt. Ich glaube, daß sie lang

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unterwegen sein wirdt undt sich noch ein wenig zu Metz auffhalten ; derowegen werde ich vor dießmahl nichts mehr sagen, [als] daß ich

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Euch bitte, ihr glauben zu geben, wen sie Euch versichern wirdt, daß ich Euch allezeit von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

153. A mad. Amelie Elisabeth, raugraffin zu Pfaltz , a Franckfort.

Versaille den 1 Februari 1702.

Hertzliebe Amelisse, ich habe Suzon, meiner amen dochter, so eine witwe ist undt madame du Fresne heist, nicht weg wollen laßen, ohne ihr auch ein brieff ahn Euch sowoll, alß ahn Louisse mittzu- geben; bitte, Ihr wolt sie doch auch zu Cassel recommandiren; den es ist eine rechte Ungerechtigkeit, so deß landtgraffen secretari ihr thun will. Den erstlich so ist sie keine Metzerin, sondern in der Pfaltz geboren, zum andern so ist es nicht war, daß man deß secretarie frawen gütter cpnfisquirt hatt; also kan er ja nichts ahn Suzon ihrer erbschafft pretendiren, so allein ihr undt ihrem bruder gehört. Sie wirdt Euch viel von hir verzehlen können, den sie ist allezeit bey mir undt dint mir gar fleysich; sie ist gar eine gutte fraw. Ich bin gewiß, daß sie Euch mitt ihrer wunderlichen sprach sowoll in teütsch alß in frantzösch wirdt lachen machen; den ich glaube nicht, daß Ihr Ewer leben eine solche gehört. Sie könte weder in der frantzöschen accademie noch teütschen fruchtbaaren geselschafft kommen, hatt eine rechte rare sprach, wie Ihr hören werdet; sie ist gewont, daß man drüber lacht. Lenor, die Rotzen- heusserin, kan perfect reden wie sie; wen sie mitt ihr spricht, spricht sie imer ihre sprach, macht mich offt recht lachen. Adieu! Seydt versichert, daß ich Euch allezeit von hertzen lieb behalte!

Elisabeth Charlotte.

154. A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Meudon den 16 Februar! 1702.

Hertzliebe Louisse, es ist schon lang, daß ich Ewer schreiben vom 14 Januar entpfangen habe, aber ohnmöglich eher, alß nun, drauff antworten können; den ich bin 14 tag lang recht accablirt

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mitt affairen geweßen. Erstlich die mitt meinem söhn, welche, gott lob, nan beynahe zum endt sein; darnach auch habe ich viel zu thun gehabt, mich nach der hießigen moden zu richten undt meine freüllen abzuschaffen undt ihnen, weillen sie die letzten seindt, so mir aufFgewahrt, Pensionen zu geben. Ich bin fro, daß Ihr Euch zu Homburg so lustig gemacht habt undt woll seydt endtpfangen worden. Die hochzeitten ohne ceremonien da kan man sich doch woll lustig bey machen. Amelisse hatt woll gethan, braff mitt he- rumbzuspringen. Wen Ihr, liebe Louisse, nun schon den freüden absagen wolt undt Euch vor alt halten, waß werdet Ihr den erst thun, wen Ihr von meinem alter sein werdet? Ich bin verwundert, daß noch ein ledig freüllen von Lewenstein ist; ich meinte, sie wehren alle geheüraht. So viel gutte eben, alß Ihr mir da schreibt, wirdt man , wie ich glaube, nicht in gantz Franckreich finden. Daß man einander von hertzen lieb hatt, wen man geheüraht ist, daß aprobire ich sehr, aber nicht, daß man sich vor die letitte cares- sirt; daß choquirte mich sehr, wen ichs sehen solte. Ich habe vor dießen alß ein Sprichwort hören sagen, so Euch die bewunderung benehmen solte, daß man heßliche personnen lieb kan haben; man sagt: «Die liebe ist wie der thau; sie feit so baldt auff einen kühe- fladen, alß auff ein roßenbladt». Die leütte, so die jagt lieben, fragen wenig nach butzen. Wen mein bett schon wie madame d'Orleans ihres gebrent hette, so soltet Ihr doch nicht wegen mei- nes schrecken in sorgen gewest [sein]; den ich erschrecke gar sel- ten. Ich bin gar woll mitt Madame ohne weittem tittel zufrieden; den ich führe ihn allein. Die fürstin von Siegen hatt gar woll zu Paris gefallen. Wen Ihr wie die fraw raugräffin seidt, so müst Ihr gar groß sein; den sie wäre es. Baß Amelie war nicht klein; seydt Ihr großer, alß sie, so müst Ihr groß sein. Ich bin klein, trag aber die schuhe gantz blat. Ich bin fro, daß Amelise wider so ge* sundt ist. Ich dancke Euch sehr vor Ewerm neüjahrswunsch undt wünsche Euch alleß, waß Ewer hertz begehrt. Ich werde meine brieff ahn Euch undt Amelisse in ma tante paquet thun, wünsche, daß Ihr Euch woll zu Hannover divertiren moget dießen carnaval. Meiner amen dochter, die Suzon, ist nach Cassel; ich habe ihr brieff vor Euch beyden mittgeben, allein sie wirdt Euch, wie ich glaube, nicht zu Franckfort finden. Es ist ein geringer Verlust, daß Ihr die brieffe nicht bekompt, die Elüch doch sowoll, alß dieße

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versichern solle, daß ich Euch, liehe Loaisse, allezeit lieh he- halte.

Elisaheth Charlotte. 155. A mad. Amelie Elisabeth ; raugraffin zu Pfaltz , a Franckfort.

Meadon den 16 Febmari 1702.

Hertzliebe Amelise, ein frantzösch Sprichwort sagt: «II veaat mieux tard que jamais». Also schreibe ich jetzt. In Loaisse briefif werdet Ihr sehen, waß mich bißher ahn schreiben verhindert hatt, aber umb nicht zweymahl einerley zu repetittiren , so sage ich es hirmitt nicht. Wolte gott, liebe Amelisse, meine glückwunsch könte reussiren! Den ich es woll von gantzen hertzen thae. Ich aprobire allezeit alles, waß raisonable ist. Heürahten ist keine ahngenehme sach. Aber waß will man ahnfangen? Sich nicht zu heürahten, ist nicht viel beßer. Alle stände in dießer weit seindt viellem Verdruß unterworffen; daß ist die weit Jedoch ist es beßer, in einem standt zu sein, da man einem beklagt undt nicht außlacht, alß in einem zu bleiben, da man nicht viel glücklicher ist undt noch dabey außgelacht wirdt, undt man hatt doch dem trost im heürahten, daß man ander leütte raht gefolgt hatt, so es gutt mitt unß meinen. Daß der graff ein gutt gemühte hatt, ist gutt; den da ist man ordinarie raisonabel bey. Es ist ein glück, daß deß graffen bru- der ein pietist geworden, nur zu fürchten, daß man ihn desabus- siren möge. Mitt einem wort, liebe Amelisse, es ist ein recht ver- hengnuß im heürahten; die es sein sollen, werden es, sie mögen es wollen oder nicht. Ich glaube, der könig in Preussen, dem Ihr ja nahe genung seydt, wirdt lieber haben wollen, daß dießer graflf Euch nimbt, alß ein andere ; ich hoflfe es allezeit. Mich verlangt, zu hören, waß drauß werden wirdt. Ich bin nicht Ewerer mei- nung, daß Ihr Euch eher in Stauffeneck einsperren solt, allß in der weit eine alte Jungfer zu leben. Nein , wen man die resolution ge- fast, nicht zu heürahten, so muß maus vor keine schände halten undt gerade vor sich weg leben. Wer weiß, ob es Louisse destein nicht auch ist, einmahl zu heürahten? Den müst Ihr sie wider außlachen. Hir hört man von keine hochzeitten, sondern nichts, alß von sterben undt umbkommen. Ich bitte, schreibt mir doch

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baldt, wie es mitt Ewerm heüraht stehet, andt seydt versichert, liebe Amelisse, daß sich niemandts mehr in Ewer glück interessirt, alß ichl den ich habe Euch recht lieb.

156. A mad. Amelie Elisabeth , raugraffin zu Pfaltz , a Hannover.

Marly den 2 Mertz 1702.

Hertzliebe Amelisse, vergangenen sontag war es mir ohnmög- lich, aufif Ewerm lieben briefif vom 18 Februar zu andtworten; den ich hatte selben tag nohtwendig 7 große briefif zu schreiben. Ich vernehme mitt freüden, daß Ihr ma tante, die fraw churfürstin, in einem so gar gutten standt gefunden. Gott der allmachtige erhalte I. L. viel undt lange jähre dabey, wie auch die liebe königin in Preussen! Daß carnaval ist hir zum endt, ich verliehre nichts da- bey; den ich war nicht von den divertissementen. Ihr könt nicht beßer thun, alß bey ma tante zu bleiben; wen sie Euch behalten will, werdt Ihr nicht incommodiren. Waß ist den dem grafiF von Warttenberg vor eine quint ahnkommen, daß er dem graffen von Wittgenstein daß heürahten verbiehten will? Er ist ja weder sein bruder noch sein vatter noch sein vormundt. Ich hofife, die liebe königin wirdt die sach schon wider zu recht bringen undt ma tante auch. Adieu, liebe Amelise! Ambrassirt Ewern bruder undt Schwester von meinetwegen undt seydt versichert, daß ich Euch allezeit recht lieb behalte!

Elisabeth Charlotte. 157.

A mad. LouissOi raugraffin zu Pfaltz^ a Hannover.

Yersaille den 9 Mertz 1702.

Hertzliebe Louisse, ich habe zwar Ewer liebes schreiben vom 24 Februar schon vergangene post entpfangen, aber selbigen tag so unerhört viel zu thun gehabt, daß ich ohnmoglich eher, alß nun, aufif Ewer schreiben habe antworten können. Ich bin noch nicht gantz von den afihiren befreyet, alle tag gibt es waß neues undt selten waß gnts. Ich glaube, solche Sachen können nie kein endt nehmen; freylich ist es gar nicht divertissant. Ich schreibe ahn

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Carl Moritz den eintzigen last, so ich dießen carnaval gehabt habe, drumb repetire ich es hir nicht. Ihr könt es in seinem brieflf sehen. Ich bin recht fro, daß Ihr mir confirmirt, waß Amelisse mir schon geschrieben, nehmblich daß raa taute, die fraw churfürstin, so in voller gesundtheit ist. Gott der allmächtige erhalte I. L. noch viel undt lange jähren dabcy! Man rufft mich in die kirch, nach der kirch werde ich dießen brieff außschreiben. Ich komme jetzt wider auß der kirch. Ich kan bey mir Selbsten leicht ermeßen, waß vor eine frewde es Euch sein muß, bey ma tante zu sein; mich deucht, wen ich diß glück nur noch einmahl haben könte, würde ich hernach getröster sterben können. Ewers Schwagers affairen können ja nicht ewig wehren undt müßen einmahl zum endt gehen undt ich glaube, daß ma tante Euch woll erlauben wirdt, solche außzuma- eben. Weder ahn königin noch keyßeiin bette ich Euch nicht ge- rahten, Euch zu engagiren, aber mitt ma tante hatt es gantz eine andere beschaffenheit; dem können wir andern I. G. deß churfür- sten s. kinder nie nichts abschlagen, den v\dr haben ihr all zu große Obligation. Ma tante schreibt mir selber alle divertissementen , so sie dortten haben. Ich habe heütte kopffwehe undt habe doch schon 5 briefif ohne dießen geschrieben undt habe noch 2 zu schreiben, muß derowegen nur ahn schließen dencken. Suzon wirdt Euch woll meine brieffe schicken. Es ist gewiß kein platz im schloß zu Hau- nover, daß man Euch in die statt logirt hatt; wen die frembten weg sein werden, wirdt man Euch woll wider ins schloß nehmen, hoffe ich. Ich kan ohnmoglich mehr schreiben. Adieu, liebe Louisse! Seydt versichert, daß ich Euch allezeit von hertzen lieb behalte!

Elisabeth Charlotte.

158.

Versaille den 9 Mertz 1702.

Hertzliebe Amelisse, ob ich zwar heütte ein starck kopffwehe habe, so kan ich Euch doch nicht allein zurück laßen, da ich ahn Ewer bruder undt Schwester geschrieben. Der ahnfang von Ewerm brieff hatt mich ahnfangs erschreckt, aber hernach habe ich woll gesehen, jdaß Ihr Euch verschrieben habt; den Ihr sagt: «Ich habe vergangen so sehr geheildt»; so meinte ich, es were gewed&dt, habe aber hernaeh woll gesehen, daß es «geeyllet> hatt heißen sollen.

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Ich * habt recht, zu glauben, daß ma taute mir alles geschrie- ben, waß in den redoutten vorgangen. Ma [tante] hatt mir auch jetzt von Ewerer sach geschrieben, davon I. L. bißher nichts. Weillen sie mir nichts davon gesagt hatten, habe ich auch gethan, alß wen ichs nicht wüste. Der graff von Warttenberg vergist sich abscheulich undt weiß nicht mehr, wer er ist, aber er solte gedenc- ken ahn daß alte Sprichwort, daß hofifart allezeit vor den fall kompt, mag sich also woll in acht nehmen. Er solte gedencken, daß seine Schwester Euch nie nichts disputirt hatt undt doch von beßerer qualitet war, alß seine fraw. Solche sachen machen mich allezeit ungedultig, wen sich die leütte so vergeßen. Wie können andere die gnaden begehren, so ma tante Euch thut, undt drüber eyffern? den sie seindt ja ma tante nicht so nahe, alß Ihr undt Louisse. Ich bin Euch, liebe Amelisse, recht verobligirt vor Ewer vertrawen; nichts ist mir ahngenehmer undt erweist mehr, daß Ihr mich lieb habt; daß habe ich taußendt mahl lieber, alß compli- menten; wolte nur, daß ich Euch trösten könte. Louisse ist, glaube ich, so müde von Ewers Schwagers affairen, daß sie furcht, noch mehr zu thun zu bekommen , wen sie sich hetirahten solte. Alles wirdt geschehen, wie es unßer hergott von allen zeitten verbeugt. Er gebe Euch beyden alles , waß Euch nutz undt seelig sein mag ! Die frantzösche Wörter können mir nicht frembt vorkommen ; den Ihr könt ohne hexerey leicht gedencken, daß ich deren ein wenig hir deß tages höre, sie also gar woll verstehe. Wen ich nur mein Teütsch nicht vergäße! den ich rede es gar wenig nun. Fehle ich im Teüt- schen, 80 corigirt mich! Ich werde Euch deßgleichen im Frantzöschen thun. Adieu, liebe Amelisse! Ich habe Euch von hertzen lieb.

Elisabeth Charlotte. P. S.

Ich kan ohnmoglich mein brieff überleßen undt corigiren ; den ich muß noch 2 brieff schreiben.

159. A mad. Louisse, raugräffin zu Pfaltz, a Hannover.

Versaille den 12 Mertz 1702.

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Hertzlieb Louise, wie kompts, daß Ihr madame de Segure * ? Ihr.

272

Monbron madame de Leare nent? So heist sie ja gar nicht. Die gutte fraw scheindt alt undt ist es auch in der that; den sie ist viel älter , alß ich. Sie war schon eine gestandene Jungfer , wie ihr bruder, der Stubeuvoll, haußhoffmeister wardt, undt ich war ein recht kindt. Sie muß aufifs wenigst nach meiner rechnung ein jähr 8 oder 9 älter sein, alß ich, undt wie Ihr woU wist, so werde ich im Mayen 50 jähr alt werden. Sie bezeugt mir in ihrem schreiben eine große freflde, Euch beyden zu sehen. Der gutten fraw von Harling todt ist mir recht zu hertzen gangen. £s macht mich gäntz trawerig, undt ob der gutten frawen zwar woll geschehen, indem sie niemahlen recht hette geneßen kön- nen undt nur gelitten hette, so ist es doch allezeit betrübt, gutte freunde zu verliehren. Ich glaube, daß es I. M. der königin in Preussen auch wirdt leydt geweßen sein; den die gutte fraw hatte sie auch sowoll alß mich erzogen. Die umbständen von der gutten frawen todt weiß ich nicht. Ich bitte, sagt mirs doch! Ich sage von hertzen amen aufif den gutten wünsch, so Ihr, liebe Louisse, vor ma tante conservation thut. Wolte gott, ich könte durch meinen todt ma tante unsterblich machen! ich würde ohne mühe gleich sterben. Es ist offt sehr gefährlich, den hülsten zu negligiren; ich habe leütte dran sterben sehen. Es ist ein glück, einen gutten hu- mor zu haben; den daß stehet nicht allezeit bey unß. Ich erinere mich deß spils a la guere nicht mehr; gar zu hart zu schlagen in spieiger, da ist doch kein spas bey undt macht leicht händel unter die cavalirs. Hettet Ihr, lieb Louisse , nicht gesagt , daß ein feh- ler in Ewerm brieff, ich were es nicht war geworden. Die ver- fluchte pfaffen zu Born haben mir meinen proces gantz verliehren machen, aber die sentens ist, gott lob, so doli auffgesetzt, daß man versichert, daß man sie vor nul kan passiren machen; also helt man hir die sach noch nicht zum endt, ich aber werde daß endt von dem proces woll mein leben nicht sehen. In gottes nahmen! wens meinen kindern nur zu gutt kompt, bin ich schon zufrieden. Ich muß heutte noch zwey oder 3 brieffe schreiben, kan Euch also vor dießmahl nichts mehr sagen, liebe Louisse, alß daß ich [Euch] allezeit recht lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

273

160.

A mad. Amelie Elisabeth , raugraffin zu Pfaltz , a Franckfort.

Marly den 16 MerU 1702.

Hertzliebe Amellisse, Ewere schreiben können mir nie anabn- genehm sein, undt je mehr ich von Euch allen höre, je lieber es mir ist; habt also gar woU gethan, Ewer erste gedancken nicht zu folgen undt mir Ewern brieflf zu entziehen. Ich wolte gern, daß Ihr undt Louisse noch eine zeit lang nach der königin in Preussen abzug bey ma tante bleiben möget, damitt I. L. nicht gleich so gar allein sein mögen; den daß gibt gar trawerige gedancken, wen man daß alleinsein nicht gewohnt ist. Die gutte fraw von Harling s. hatt ihre stelle zu ihrer zeit gar woU vertretten undt dar ist gar nicht über zu lachen. I. L. der churfürst von Braunsweig hatt daß, daß er unleydtlich drucken undt kalt ist in seinen reden oder redt gar nicht; aber umb ihn zu attrapiren, muß man seinen raht folgen undt thun, waß Euch in der that vergnügt. Ich fürchte, daß die Separation von der königin in Preussen sehr hart bey ma tante halten wirdt, furcht mich drauflf; ma tante verbeyst allezeit, wen Ihr etwaß leydt thut, undt daß ist bitter ungesundt. Ich glaube nicht, daß die weldt jemahlen doller undt verkehrter geweßen, alß nun, undt daß ahn allen orten. Wendt Monsiner weiß nicht, waß er sagt; er schreibt mir sehr selten. Aber Ihr seydt woU demütig, daß Ihr meint, daß meines pagen briefif mir ahngenehmer, alß die Ewerigen, sein wtlrden. Hirmitt ist Ewer schreiben völlig beant- wortet, liebe Amelisse! Schließlich will ich nur noch sagen, daß ich Euch alles wünsche undt ahn Louisse, waß Euch vortheilhafft nutz undt ahngenehm sein mag, undt so lang ich lebe, werde ich Euch allezeit von hertzen lieb haben.

, Elisabeth Charlotte.

161. A mad. Louise ^ raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Yersaille den 19 Mertz 1702. Hertzliebe Louisse, ich will jetzt noch auff Ewer liebes schrei-

Briefe der Prinzessin Elisabeth Charlotte. VA

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ben vom 10 Mertz andtworten durch die Hannover -post; den nach meiner rechnung wirdt Euch mein brieflf noch dort ahntreffen, undt in allem fall, soltet Ihr verreist sein, wirdt Euch ma tante mein brieff woll nachschicken. Ewer neuen muß Euch woll v^obligirt sein, liebe Louisse, daß Ihr so viel mühe vor ihn nembt, Euch so sehr mitt seinen affairen zu 5)lagen. Ich kan nichts von Ewer sach sagen, weillen ich die dificulteten nicht weiß, so sich dabey finden können. Ich hoffe, daß diß jetzige sanfftes undt schön wetter ma tante gantz von ihrem husten couriren wirdt; auffs wenigst wünsche ich es von grundt meiner seelen, Monsieur Polier pretendirt, daß der husten gar gesundt ist undt daß sich die natur dadurch purgirt von allen boßen humoren. Ich bin gewiß, daß, wen Ihr monsieur Polier sehen soltet, würdet Ihr ihn sehr wenig verendert finden, geht, noch so geschwindt undt strack, alß ipr sein leben gangen ist, hatt noch seine zahn, ob zwar gar schwartz wegen daß vielle ta- packdrincken, sieht ohne brill undt den verstandt gantz wie ordi- narie, ist all eben woll nun 82 jähr alt. Ich hoff, ma tante, die fraw churfürstin, wirdt auch so in dem alter sein. Ihre fraw Schwe- ster, die fraw abtißen von Maubisson Libdeu, kan reinere schrifft ohne brill leßen alß ich, hatt den verstandt gutt undt lustig undt lebhafft, allein sie bückt sich sehr. Ich glaube, daß daß späte eßen undt schlaffen gehen nur eine gewohnheit ist. Wen unß unßer her- gott nicht schön macht, muß man sich woll getrösten; den man were noch heßlicher, wen man sich drumb hencken solte. Den trost hatt [man], daß die schönnen mitt der zeit auch heßlich sein werden. Die gesundtheit ist ahm besten. Wir haben hir nichts neues, werde Euch, liebe Louisse, also vor dießraahl nichts mehr sagen, alß daß ich Euch undt Amelisse undt Carl Moritz allezeit recht lieb behalten werde.

Elisabeth Charlotte.

162. A mad. Amelie Elisabeth, raugräf£n zu Pfaltz, a Franckfort.

Menden den 8 April 1702.

Hertzliebe Amelisse , vor ein tag oder 10 habe ich Ewer liebes schreiben vom 19 Mertz zu recht entpfangen ; erfrewet mich, darauß

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zu sehen, daß meine schreiben Euch ahngenehm geweßen. Ich glaube, Ihr werdet meine caminerfraw, die madaroe du Fresne, so ich allezeit noch Sason heiße, noch zu Gassei finden, undt wehrt mir einen rechten gefahlen thun, sie ahn I. L. meinen herrn vet- tern, dem laiidtgraffen , zu recomandiren. Ich fürchte, daß, weillen Ewer Schwager die naredey begangen, sich wider zu heürahten, daß alle die mühe, so Louisse vor seinen proces genohmen, andern kin- dern, alß Ewerer Schwester kinder, zu nutz kommen wirdt. Ich glaube, daß Ihr nicht übel thun werdet, eine reiße in Engellandt, umb zu sehen , ob Ihr dießen armen kindern waß werdet salviren könnep. Dieße arme kinder jammern mich recht. Ich glaube, daß er sichs baldt gerewen wirdt, eine so junge fraw genohmen zu haben; den dazu schickt sein jalousser humor gar nicht. Zu meiner zeit war der adel zu Hannover nicht so stoltz undt gaben den reichsgrafifen alle die ehre, so ihnen gebührt. Seyder wan hätt sich den daß geendert? Sagt [man] jetzt im Teütschen hoffenhertzig, wie Ihr es schreibt? Zu meiner zeit sagte man offenhertzig. Ihr tröst mich recht, mich zu versichern, daß ich mein Teütsch noch nicht gantz vergeßen habe. Ich rede aber jetzt so selten , daß ich förchte, daß ichs baldt vergeßen werde; jedoch so hoffe ich noch auff die fraw von Rotzenhaussen, so nun baldt herkommen wirdt undt mitt wel- cher ich allezeit teütsch spreche. Ich kene madame de Bellemont woU; es ist war, daß sie eine rechte gutte fraw. Hette ich nicht so fest auff ihr sachen gedrungen, betten sie Monsieur s. letttte umb daß ihrige gebracht. Ich habe ihren söhn nie gesehen. War er artig? Die äugen zu undt den mundt auff zu halten, steht gar nicht woll. Ihr soltet auch schir sagen, wie die gutte Jungfer Col- bin pflegt zu thun: «Nirgendts geht es wunderlicher zu, alß in der welt>. Ich werde gar kein überiges gelt herauß bekommen von der papstlichen sententz; den man muß abschlagen, waß ich ent- pfangen, welches hoher kompt, alß die 3 mahl hundert taußendt thaller. Die verfluchte pfaffen haben sich durch den großhertzog mitt gelt bestechen laßen; ich habe aber mein parthey gefast undt bin der sachen gantz getrost. Monsieur hatt wider meinen willen den proces nach Rom geschickt. Ich wolte, daß die reichsfürsten es judiciren selten; daß wolte Monsieur nicht. Man hofft noch hir, daß mein sohns einsmahls wider zu dießen pretentionen gelangen wirdt können; daß geht mich aber nicht ahn, werde alßden lengst ver- f 18^

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fault sein, bekümere mich also weitter nicht hirtlber. Es ist seyder 4 tagen ein so abscheulicher kalter windt ondt frost hir eingefallen, daß man sich nicht zu behelffen weiß. Dieße nacht sollen alle wingerten ondt obst erfroren sein. Ich frir, daß ich kaum die feder halten kan. Ewer brieff, liebe Amilisse, ist beantwordet andt ich weiß nichts netles. König Wilhelms todt ist nun schon waß altes, sage derowegen nichts mehr, alß wie, daß ich Euch allezeit von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

163.

A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Franckfort«

Menden den 8 Aprill 1702.

Hertzliebe Louisse, es ist zwar schon über 14 tagen, daß ich Ewer liebes schreiben von Zelle vom 16 Mertz zu recht entpfangen habe; es ist mir aber ohnmöglich geweßen, eher, alß nun, draufif zu antwortten. Worumb meint Ihr, liebe Louisse, daß Ihr mir zu offt mitt Ewerem schreiben kompt? Den ich bin allezeit fro, wen ich zeittung von Euch undt Amellisse habe, dürft also gar nicht fürch- ten, zu offt zu schreiben. Gestern entpfunge ich einen brieff von ma tante. I. L. halten den 31 noch den husten, welches mir sehr mißfehlt ; den ich sorge, daß, weillen daß wetter bißher zu Hannover eben wie hir geweßen, daß jetzt die grimmiche kälte dortten wie hir wirdt eingefallen sein, so seyder 4 tagen ist. Alle weingartten sollen erfroren sein undt alles obst zu schänden gangen sein. Es kombt einem nun desto unahngenehmer vor, weillen wir lenger alß 14 tag daß schönste frühlingswetter von der weit gehabt haben, recht warm, wie zu endt deß Mayen; undt auff einen stutz kompt ein rauer windt; der bringt eine solche kälte mitt sich, daß man nicht dawern kan, undt es hagelt undt schneyet alle augenblick; fürchte also sehr, daß dieß böße wetter ma tante, der fraw chur- fürstin, husten vermehren undt leuger wirdt dawern machen. Ma tante scheindt sehr touchirt zu sein von deß königs in Engellandt todt, welcher jederman mehr verwundert hatt; allein mich deucht, es ist mehr zu verwundern, daß er so lang hatt leben können, so krancklich, wie I. M. s. wahren. Der gutte hertzog von Zelle wirdt auch woU betrübt über dießen todtsfall sein; den er hatte dießen

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könig hertzlicfa lieb. Beym hertzog von Zelle nndt ma tante kan man sagen, wie im alten Sprichwort: «Alte liebe rostet nicht». Dießer hertzog ist woU der beste herr von der weit. Ich habe ihn recht lieb, aber seine gemahlin kan ich nicht estimiren. Es ist immer schadt, daß der herr so mißheüraht, nndt ich kan [nicht] leyden, daß ein solcher hertzog eine gemahlin hatt, die sich glücklich hir geschätzt bette nndt allen ihren möglichsten fleiß ahngewendt hatte, umb einen von Monsieur s. ersten cammerdinnem za heürahten, des- sen söhn noch in meinen dinsten ist. Es ist ein zeichen von der königin in Prenssen gutt natnrel, daß sie die hohen ihrigen so un- gern quittirt hatt. Wie ich auch von ihrem hoff höre, muß es doli dort hergehen. Ich bin fro, daß dieße königin Euch undt Amelisse so gnädig ist. Es ist leicht zu glauben, daß daß tantzen auffge- hört hatt, wie die königin weg ist. In meinem sin hatt Ewer Schwa- ger auff alle weiße eine große thorheit gethan, sich ahn ein jung metgen von 17 jähren zu heürahten; ich glaube, es wirdt beyden gerewen. Caroline kinder jammern mich recht deßwegen; den daß wirdt die arme kinder unglücklich machen; den es ist nicht zu glau- ben, daß dießen armen kindern kein tord geschehen wirdt, undt ich fürchte, daß alle Processen, so Euch so viel kosten, frembten kindern zu nutz werden können undt Ewerer Schwester kinder nicht. Drumb wen Ewer schwager will, daß Ihr Euch der sachen weytter ahnnehmen solt, so soltet Ihr ihn persuadiren, daß er dießen armen ersten kindern waß gewißes versichert undt Ihr also gewiß sein möget, daß Ewere mühe woU ahngewendt ist. Wir haben jetzt nichts neues hir, schließe also nur mitt meiner ordinarie Versiche- rung, daß ich Euch von hertzen lieb habe.

Elisabeth Charlotte.

164. A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Versaille den 22 April 1702.

Hertzliebe Louisse, es seindt schon etliche tage verfloßen, daß ich Ewer schreiben vom 6 April zu recht entpfangen, habe aber ohnmöglich eher, alßnun, drauff antworten können wegen der oster- fest, alwo man hir den gantzen tag in den kirchen sein muß, undt die tage nach den festagen gestehe ich , daß ich , umb mich der

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langen weill ein wenig za ersetzen, so ich in den kirchen außge- Btanden mitt allem dem (anter nnß gesagt) lateinischem gepler, so habe ich mich deß schönnen wetters ein wenig zu nutz gemacht undt bin nach Trianon spatziren gefahren, welches woU der schön- ste gartten ist, so man mitt äugen sehen kan. Wen Ihr nur mein 'schreiben Tom 12 Mertz entpfangen, liebe Lonisse, so fehlt EOch so eins von den meinen; den 8 dießes monts habe ich Euch wider geschrieben. Der neue proces wirdt mich woll nichts ahngehen, sondern meinen söhn. Der abb^ Thessat ist viel betrübter, alß ich; den mein parthey hirin ist lengst gefast geweßen. Ich verstehe die Sachen gantz andt gar nicht; waß mich aber glaaben macht, daß mein recht nicht schlim war, ist, daß man meine comissarias 50000 thaller geben hatt, mir meinen proces verliehren za machen; also, bette ich kein recht gehabt, deucht mir, daß die sach wolfeyller hette können aaßgesprochen werden. Cardinal Janson hatt die brieffe in original, so erweißen, daß diß gelt ist gegeben worden. Were es mir zugesprochen worden, hette es anß der könig nicht genohmen, oder doch, wen er es genohmen hette, so wOrde es anß hir mitt andern gfittern ersetzt sein worden andt es hette mich gar in einem gatten standt gesetzt, ahnstatt daß ich itzander nur gar genaw vor meinem standt za leben habe; andt wie man hir im landt gar interessirt ist andt die leütte nar ahnsicht, nachdem man ihrer nöhtig haben kan, also, hette viel einkommen gehabt, würde mich jederman considerirt haben, welches nun, da man nichts zu hoffen hatt, eben nicht so sein wirdt; aber in dießem allem ist mein parthey gefast. Die Sttibenvoll hatt mir geschrieben, ihr man hieße Segure Monbran , welches ein geschlegt , so bey hoff bekandt ist. Von dem andern nahmen, nehmblich de Leare, hatt sie mir kein wort gesagt; es mag woll der nahmen von einem gatt sein; den nichts ist gemeiner hir in Franckreich, alß daß man seinen nahmen vor ein gutsnahmen fahren lest. Die gatte madame de Leare kan woll nicht jung sein; den wie ich ein kindt war, war sie schon eine alte Jungfer, andt ich werde ja jetzt zu künfftigen May 50 jähr alt werden, welches gar keine jugendt noch kinder- werck ist. Ich glaube, daß sie nicht weit von 70 jähr ist, mag also woll alter, alß ma tante, die fraw churfürstin, scheinen; den es offt geschieht, daß die, so nur 2 jähr alter sein, ahm jüngsten scheinen. Zu dem wünsch, so Ihr thut, liebe Louisse, daß gott der

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allmachtige ma taDte erhalten möge, sage ich woll von hertzen amen. Nichts in der weit geht einem mehr zu hertzen, alß die- jenigen zu quittiren, so man ehret undt liebet. Mir ist bang, wie ich Euch schon letztmahl geschrieben, daß, ahnstatt vor Eweren neuveux zu arbeitten, Ihr alle die mühe vor andere kinder nembt, wen es ja war ist, daß Ewer schwager wider verheüraht ist mitt ein metgen von 17 jähren. Die herren rechtsgelehrten seindt fro, daß ein proces langsahm gehet; daß spickt ihnen ihre küche undt kelLsr. Ich wünsche, daß die sach baldt möge zum endt gehen. Nun der könig in Preussen mitt dem graffen undt die gräffin von Warttenberg zu Hannover geweßen, mogte ma tante vielleicht waß vor Amelisse bey ihnen außgerichtet haben; so konte sich den alles schicken. Es ist recht impertinent von den adellichen damen zu Hannover, daß sie den reichsgraflfinen disputtiren wollen; daß ist ja nicht erhört worden. Ich weiß nicht, wo der churfürst von Braunsweig ahn deiickt, daß er solche sachen leydt. Er mag es auch threhen, wie er will, so seydt Ihr doch geschwisterkindt mitt ihm. Man kan glücklich geheüraht sein, man kan glücklich ledig sein undt auch unglücklich in bey den ständen; alles ist, wie die Sachen sich threhen, undt es threhet sich, nachdem es über unß vorsehen ist; aber ordinaire, wen man von sich allein zu dependiren hatt, ist es ein glück. Ich hoffe, es wirdt Euch undt Amelisse nicht so gehen; den Ihr seydt beyde zu raisonabel dazu; allein man pretendirt, daß ordinarie den alten Jungfern eine rewe ahnkompt, welches sie hernach trawerig undt gridlich macht. Die arme Suzon jammert mich; den ich fürchte, sie wirdt ihre reiße umbsonst ge- than haben, weillen Euch mein vetter, der landtgraff Liebten, nichts geantwort hatt; den lob auf mein woll schreiben pretendirte ich gar nicht, sondern nur, daß der armen Suzon oder madame du Fraine recht möge geschehen. Wie ich von I. L. der landtgräffin höre, so muß sie gar eine raisonable undt gutte fürstin sein. Ich bin I. L. sehr verobligirt, sich der armen du Fraine ahngenohmen zu haben ; bitte, wolt doch bey I. L. meine dinstliche daucksagung deßwegen erstatten. König Wilhelms todt hatt mich recht gejammert. Lenor hatt mir einen augsburgischen callender geschickt vergangen herbst, so auf diß jähr gericht ist; darin stehet dar dießes königs todt mitt dießen wortten NBqffiO den 20 Mertz 1702:

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„Ein potentat reist in daß grab, deß thun sich andere frewen; so gehts, wen einer danket ab undt machet platz dem neuen. **

Ich kan leicht gedencken, wie alle allirten sich über könig Wil- helms todt werden betrübet haben. Mich verlangt, zu erfahren, waß Ewer Schwager wirdt geantwort haben auff seinen heüraht. Es were ridiculle, wen er den heüraht gethan hette, ohne Euch ein wordt davon zu sagen, da Ihr Euch so viel mühe vor seine Proces- sen gebt, hette er den heüraht gethan. Von dem humor, wie er ist, konte man woll sagen, daß er sich eine ruhte auff den hindern gebunden hette. Man stirbt ordinarie, wie man gelebt; so wirdts, fürchte ich, dem duc de Chomberg auch gehen. Wir haben nichts neues hir. Man hört von nichts alß krieg undt kriegsgeschrey. Der duc de Bourgogne wirdt zu künfftigen dinstag zu feit ziehen. Man sieht überal leütte, so abscheydt nehmen. Der hoff wirdt baldt sehr lehr sein; daß ist aber meine geringste bekümmernuß, den es geht mir keine geselschafft dran ab, den ich bin den gant- zen langen tag allein in meinem cabinet undt die zeit wirdt mir nicht lang, findte die tage zu kurtz, habe viel blumen vor meinem fenster, viel hündtger, so ich recht lieb habe, gegrabene steinger, viel bücher; damitt kan ich mich gar woll amussiren undt damitt geschieht weeder gott noch der weit Verdruß. Eine von meinen schönsten hündinen ist im kindtbett hir in meinem cabinet. Adieu, liebe Louisse! Ich will auch ahn Araelisse schreiben, von welcher ich gestern ein schreiben entpfangen, ambrassire Euch also nur hir- mitt undt versichere Euch, daß ich Euch allezeit lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

165.

Versaille den 22 April 1702.

Hertzlieb Amelisse, ob ich zwar alleweill erst einen großen machtigen brieff ahn Louisse geschrieben, so will ich doch dieße post nicht vorbey gehen laßen, ohne auch ahn Euch [zu] schreiben undt auff Ewer lieben brieff vom 13 zu antworten, mitt welchem ich ges- tern bin erfrewet worden; den ich bin recht content von Euch, liebe Amelisse, daß Ihr mir so offenhertzig schreibt. Ich bin fro,

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daß Ihr noch 14 tag bey ma tante nach der königin abreiße gewe- ßen seydt undt I. L. in der trawerigen zeit nicht allein geblieben seyndt. Es ist eine abgeschmackte sach mitt den Processen undt ich fürchte noch dazu, daß es Ewerer Schwester kinder nicht zu nutz kommen wirdt, alle mühe, so Louise sich umb deß ducs de Chönburg processen gibt, wen es war ist, daß er sich ahn ein jung medgen von 17 jähren geheüraht hatt, so ihm gantzß cammern voll kindern daher setzen wirdt. Ich weiß kein glück, so dießem bey- kommen kan, bey ma tante, die fraw churfürstin von Braunsweig, zu sein können. Ich habe woll gedacht, daß eine solche ursach, alß wie die von deß churfürsten zu Braunsweig metres allein ur- sach sein könne, daß man Euch nicht wie billig zu Hannover trac- tiren wollen. Daß der churfürst ein struckener störiger herr ist, habe ich gar woll ahn I. L. verspürt, wie sie hir wahren; den so viel amiti6 ich ihm auch erwießen, hatt er doch nie kein vertrawen in mir faßen wollen, noch mitt mir reden, habe ihm alle Wörter außpreßen müßen, welches eine gar ohnahngenehme sach ist. Wo- rin en er aber daß groste unrecht hatt, ist, mitt seiner fraw mutter so zu leben, deren er doch all^n respect schuldig ist. Mißtrawen, hochrauht undt kargheit machen dießen churfürsten, wie er ist. Sorgt nicht, daß ich Euch händel ahnmachen werde! Ich werde mein leben nicht nachsagen, waß Ihr mir geschriben habt. Ich mercke es offt auß ma tante schreiben, ob sie schon nichts sagt, daß sie übel zufrieden ist. Daß schlimbste ist, daß dießer chur- fürst kein gutt naturel hatt, welches man woll ahn dem verspürt, wie er auch mitt seinen herrn brüdern umbgeht. Es ist mir leydt, daß der churfürst Carl Moritz so verdirbt ; den daß sauffen kan kein gutt auff die lenge thun, er wirdt sich mitt umbs leben brin- gen undt vorher noch daß hirn schwechen, daß er all seinen ver- standt drüber verliehren wirdt. Ihr habt doch recht woll gethan, liebe Amelisse, ihn davon zu rahten; den daß ist ein recht zeichen, daß man seine verwandten lieb hatt, wen man sie corigirt. Ich wolte, daß daß hauß Wolffenbüdcl mitt den hannoverischen ver- eyniget were; den es bringt kein glück, wen man gegen sein eygen hauß krig führt. Ich zweyflFle nicht, daß alle hohe verwanten undt allireten von könig Wilhelm sehr bestürtzt undt betrübt über seinen todt geweßen sein; mich hatt er auch gejammert, ünßere königin in Engellandt hir hatt in dießem fall sich recht genereuse undt

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christlich erzeigt. Viel Engelländer, alß sie die zeittnng von könig Wilhelms todt erfahren, weiten freüdcnfewer machen; allein die Kö- nigin ließ es außleschen undt überal verbietten, daß uieroandts freüdenzeichen über dießes königs todt geben solte; sie selbsten auch sprach davon ohne einige annimositet. Ich habe sie recht drüber admirirt. Es ist gewiß, daß dieße arme königin ihr anglück nicht meritirt undt recht tagendtsam ist. Ich bin persuadirt, daß ma tante jetzt glücklicher ist, alß sie sein würden, wen sie königin in Engellandt sein werden; den die Engellander seindt falsche undt wunderliche köpffe. Wolte gott, ma tante könte wie die ertzvätter leben! so würde 72 jähr nur eine jugendt sein. Ich dancke Euch sehr, liebe Amelisse, Euch vor die armeSuzon, madame du Fraine, bemühet zu haben. Sie spricht eben so doli frantzösch alßr teütsch, sie macht mich lachen, wen sie spricht; aber waß ahm possirlich- sten ist, ist, wen die Lenor, die fraw von Rathsamshaussen , mitt ihr spricht; die kan eben reden, wie sie; man kan sich deß lachen ohnmöglich enthalten. Die arme fraw, die du Fraine, wirdt mühe haben, wider durch zu kommen; den alles ist voller troupen nun. Man hört von nichts alß krieg undt kriegsgeschrey undt leütte, so abschiedt nehmen; aber wie ich schon ahn Louisse gesagt, so geht mir gar keine geselschafft dran ab; den ich bin von 2 uhr nach- mittags biß 9 abendts allein in meinem cabinet undt die zeit feit mir gar nicht lang, findt alß etwaß zu thun, so mich amussirt; aber wens schön wetter ist, fahre ich spatziren. Ewer schreiben ist völlig beantwortet, liebe Amelisse, undt ich weiß gar nichts neues; derowegen will ich ahn schließen gedencken undt vor dieß- mahl nichts mehr sagen . alß daß ich Euch von* hertzen ambrassire undt all mein leben recht lieb behalte.

Elisabeth Charlotte. P. S.

Louisse wirdt Euch sagen können, wie ich einen callender von Augsburg habe , so könig Wilhelms todt prophezeyet hatt.

166. A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Marly den 29 April 1702. ßertzliebe Louisse, vorgestern habe ich Ewer liebes schreiben

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tom 20 April zu recht entpfangen. Ma tante hatt mir selber ge- schrieben, daß ihr husten, gott lob, vorbey ist. Ich komme alle- weill von St Germain. Die kOnigin in Engellandt ist sehr kranck ahm hnsten; man hatt I. M. heütte deßwegen zur ader gelaßen. Die armme konigin sieht so bitter übel anß undt hatt so ein starc- kes hertzklopffen, daß ich fürchte, daß sie ihrem könig baldt folgen wirdt. Daß ma tante der apetit wider kommen, ist ein gntt zeichen. Viel leütte seindt persuadirt, daß der hasten gar gesundt ist, wen er nicht zu lang wehrt, noch auff die brüst feit. Ich bin in rech« ten sorgen wegen den conseillier d'estat, so mir der könig geben, umb sorg vor meine affairen zu haben. Es ist ein gar ehrlicher man undt der über die maßen viel verstandt hatt undt recht ahn- geuebm in der conversation ist. Es ist ihm ein fluß auff die brüst durch einen starken husten gefahlen, er speyt bludt undt ist ein alter man; furcht unerhört, er mögte drauff gehen, welches ein recht Unglück vor mich were ; den meines sohns raht ist gar nicht woll vor mich intentionirt. Es seindt lautter leütte, die bey Mon- sieur s. zeitten ihre bände braff gefült haben; fürchten nun, mein söhn mögte ihre conduitte examiniren undt ihnen rechenschafft fo- dem, wollen derowegen sich auff alle weiße einschleichen, wen er auch zu kurtz kommen möge. Dießer man aber, monsieur de Po- mereu, lest nichts verbey gehen undt examinirt alles genau, waß mich betrifft, bin also recht bang, daß er sterben niögte. Gott be- hütte mich davor! den trewe leütte, so es auffrichtig mitt einem meinen, seindt rar hir zu landt. Ma tante hatt groß recht, nicht gern zu hören, daß man von diet spricht, den es ist recht langweillig. Saladt ist nicht so ungesundt, alß man meint; es erfrischt. Hert* zog Gorg Wilhelm habe ich auch recht lieb, vernehme also von hertzen gern, daß I. L. noch so gesundt sein. Meine meinung ist, daß man sich selber im eßen examiniren muß, laßen, waß man findt, daß einem schaadt, undt sich nicht zwingen in dem, wo man die experientz von hatt, daß es einem keinen schaden thun; den ge- iieralreguln können so woll schaden alß nutzen. Der menschen na- turen seindt eben so different, alß die gesiebter. Es ist ein groß Unglück nfiitt den mißheürahten, es wirdt nie nichts guts drauß. I, L. meines vettern, des churfürsten von Braunsweigs, heüraht hatt viel liiehr bößes, alß guttes, zu wegen [gebracht] undt auff alle weiße eine ewige schände. Die hertzogin hatt mehr ursach, alß niemandts,

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betrübt über ibrer docbter unglück zu sein; den bette sie sie nicbt in ihrer erster jngendt zu der coqnetterie nndt gallanterie erzogen, so were sie nicbt in daß unglück gefablen, worinen sie nun steckt. Es seindt leütte bir, so nicbt sagen, daß sie nicbt cri- minelle geweßen, undt ein jong menscb, wie sie war, so sich küßen nndt begreifen lest, thut woll alles überige auch. Ihr habt ihr gar recht geantwortet, es were woll zu wünschen, daß nicht geschehen were, tn geschehen ist. Dieße hertzogin ist von gar geringer ber- kunfft undt es were ihr eine ehre geweßen, Monsieur premier valet de chambre zu beürahten. Denckt nun, wie sich daß zu einem hertzog von Braunsweig schicken kan! undt waß ihr geschehen, ist freylich vor ein groß glück zu reebenen; insonderheit ist es rar, daß ein verstandiger herr, wie hertzog Georg Wilhelm ist, ein mensch beüraht, mitt welcher er so viel jähr ohne beüraht gehaust batt. Daß der fürst von Anhalt seine apoteckers- dochter vor eine fürstin gern wolte passiren machen, kan ich woll glauben. Aber seindt woll andere fürsten närisch genung, die sach passiren zu laßen undt eine solche creatur vor eine fürstin zu erkennen? Daß were ja gar zu abgeschmackt. Der hertzog von Holstein ist noch raisonabeller. Die arme du Fresne wirdt mühe haben, durch zu kommen können; den der krieg fengt starck undt gefährlich ahn. Die du Fresne oder Suzon, wie ich sie alß heiße, ist in dem fall possirlicb, daß sie keine spräche recht kan undt also nie recht weiß, waß sie sagt. Ich werde meiner dochter zu wißen thun, wie con« tent die graffen von Borckdorff von ihr sein. Der hertzog von Lotheringen undt mein dochter dencken ahn nichts, alß sich woll zu divertiren. Ich erfrewe mich Ewertwegen, daß es nun zuFranck- fort wider lustig zugehen wirdt. Hir ist es nun gar still undt trawerig; man sieht lautter trawerig leütte, deren mener, kinder, verwantten oder freunde in den krieg gezogen sein; der krieg ist leyder nur gar zu rechter ernst. Brieffe gehen alzeit ihren weg undt ich boife, Euch allezeit zu versichern können, daß ich Euch recht von hertzen lieb hab^.

Elisabeth Charlotte,

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167.

Marly, sambstag den 6 May 1702.

Hertzliebe Ameiisse, gestern habe ich Euer schreiben vom 27 April zu recht entpfangen, will noch drauff antwortten, ehe ich wider nach Versaille fahre; den hetitte gehen wir alle wider hin. Dieße reiße sein wir lang hir geweßen; den es war vergangenen mitwog 8 tag, daß wir herkommen sein. Gestern, wie ich Ewer schreiben entpfonge, käme ich eben von der jagt mitt I. M. dem könig. Die jacht war perfect schön. Der könig hatt kleine calesche nndt kleine pferdtger; die renen aber so starck, daß man allezeit bey den banden ist undt die jagt schir nie verliehrt, eben alß wen man zu pferdt were. Die jagt wehrte nur anderthalb stuudte undt die hunde ersoffen den hirsch alleruegst hirbey in einem weyer. Es war recht schön, alle die hunde mitt dem hirsch ins waßer zu sehen, alle die leütte, maguifiek gekleydt, so drumb herumb wahren, undt alle die jager, so auff den jagtshörner sehr woll blaßen. £s war ein recht specktackel, aber genung hirvon! Ich komme auff Ewer liebes schreiben. Suzon ist noch nicht hir ahnkommen; ich habe aber zeittung von Nancie gehabt, daß sie dortten ist. Die fraw von Rathsamshaussen ist auch dort, glaube, daß sie mitt ein- ander kommen werden. Die fraw von Bathsamshaussen ist gar kranck zu Nancie geweßen, hatt also nicht eher kommen können. Ich habe, wie Ihr den woll secht, liebe Ameiisse, Ewer schreiben noch nicht entpfangen. Man versichert mich aller ortten her, daß der romische könig gar gewiß auff dem Rhein kommen, habe aber nicht gehört, daß I. M. biß auff Franckfort werden, sondern man hatt mir gesagt, er würde zu Heydelberg bleiben. Die königin, wie man mir versichert, solle gar gewiß nicht mittkommen; also wirdt Franckfort nicht so sehr im glantz sein. Daß man sich zum krieg preparirt, ist kein wunder; den es ist ein außgemachte sach, undt glaube nicht, zu sehen, wie der krieg ahufengt, daß meine kindtskinder nie den generalfrieden wider sehen werden. Louise hatt mir schon geschi'ieben , wie content die graffen von Brockdorf vom lotteringischen hoff sein. Ich habe es meiner dochter auch geschriben. Die kleine Rotzenhaussen ist all artig, aber kein große Schönheit; sie gleicht ihrem vatter sehr undt schlegt viel mehr ins rotzenhetlssisch alß veningerisch geschlegt. Es wundert

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mich nicht, daß der fraw von Schelm ihre kinder nicht schön sein; den Schelm ist all heßlich nndt die Gret nicht schön. Wo solten den die kinder die Schönheit her nehmen? Sie müßen übel erzogen nndt brutal sein, wen sie so geschwindt mitt den wörttern herauß wischen. Worumb verwundern sich die leütte, daß Ihr der Schel- min kinder undt sie selber vor freunde halt, da Ihr doch alle landtsleütte seydt undt von jugendt auff mitt der mutter bekandt seydt? Wir haben gar nichts neues hir, kan Euch also, liebe Ame- lisse, nichts änderst sagen, alß daß ich Euch allezeit recht lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

m %

168. A mad. Louisse, raugräffin zu Pfaltz, a Franckforth.

Yersaüle den 12 May 1702.

Hertzliebe Louise, heütte morgen bin ich mitt Ewerm lieben brieff vom 4 dießes monts erfrewet worden. Ich bin fro, daß alle meine brieffe zu recht ahnkommen sein undt nicht verlohren wor- den. Ich habe auch auff Ewere undt Amelisse schreiben eine zeit her sehr fleißig geantwortet. Ich muß lachen, daß es Euch frewet, daß ich von dem lateinischen geplär nicht eingenohmen bin. Außer bludtseinfältige leütte sonsten lest sich niemandes davon einnehmen; man geht nur ahn solchen orten, den pöpel nicht zu scandalisiren, aber sonsten macht niemandes groß werck drauß. Von dem zeügs aber gar befreyet zu sein, ist ohnmöglich; mein beruff undt kindt- licber gehorsam haben mich her gebracht; hir muß ich leben undt sterben undt mein verhengnuß völlige erfüllen. Meinem gott dinne ich, wie ichs kan undt verstehe, laß ihn im überigen walten.. Sey- der 8 tagen haben wir gar schön wetter gehabt, ich habe michs auch braff zu nutz gemacht undt bin alle tag außgangen undt zu fuß spatzirt. Heütte aber ist es wider recht heßlich, windt undt regen. Die 8 tag her bin ich außer morgendts undt nachts ohne fewer; nun aber wirdt man woll wider fewer machen müßen. Ich fürchte, zu sehen, wie wenig die schönne tagen daweru, daß wir deren dießen frühling gar wenig haben werden; der krieg aber, wie ich glaube, thut wenig darzu. Überall ist mehr krieg, alß gelt.

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Eeyßerswehrt helt sich noch zimblich; die zeit wirdt lehren, waß drauß werden wirdt. Ich habe woll gehört, [daß] die keyßerlichen bey Landaw sein, aber noch nicht, daß man es ein soll haben; bitte, berichtet mich doch alles, waß Ihr neues [hört]! Hir erfahrt man woll die zeittungen, wen sie gutt sein, aber selten, wen sie böß sein, undt ich mögte doch gern alles wißen. Ma tante, die fraw churfürstin, glaubt nicht, daß die römische königin nach Hey- delberg kommen wirdt, aber woll der römische könig. Seyder ges- tern geht daß geschrey zu Paris, der römische könig werde nicht zu feit gehen; in kurtzem wirdt man sehen, waß drauß werden wirdt. Man hatt mir gesagt, die cammerherrn, dern 12 sollen sein, so mitt dem römischen könig ziehen sollen, betten zwar eine große despence thun wollen, allein der keyßer hette es ihnen verbotten undt ihren train limittirt. Der krieg kan nirgendts nichts guts auß- richten. Die comissarie, so zu Rom meinen proces unter banden gehabt, haben fünfftzig daußendt thaller bekommen. Abbe Thessut hatt die quittancen in original gesehen ; wie ers dem papst sagte, andtwortete der papst: «Beklagt mich, daß ich mitt solchen gott- loßen undt falschen bößen leütten umbzugehen habe, die daß recht umb gelt beygen Aber daß unrecht zu ersetzen , da sprach er nicht von. Der abbe de Thessut ist viel betrübter umb die sach, alß ich; den so baldt ich gesehen, daß Monsieur die sach nach Rom geschickt, habe ich sie vor verlohren gehalten, also mein parthie so woll gefast, daß ich gar nicht drüber erschrocken, wie die zeittung ahngekommen ist. Ist dan keines von Ewern neuveux oder niepce raisonabel gennng, umb Euch zu schreiben können, ob ihr herr vatter geheüraht ist oder nicht? Den eswere ja einerechte verdrieß- liche Sache, vor andere kinder alß Ewerer Schwester ihre zu arbeitten undt mühe zu geben. Die faulle Schreiber seindt recht verdrießliche leütte ; meiner dochter herr ist auch so. Solte der duc de Schonburg geheüraht sein , werdet Ihr ihn schwerlich persuadiren können, seine teütsche gütter Caroline kinder zu laßen ; den die, so ihn heürahten wirdt, wirdt auch waß vor ihre kinder haben wollen undt ihren accord im heüraht machen. Wie ich sehe, so geht Ewer proces gar langsam. Ich gestehe, es hatt mich auch recht gefrewet vor zwey jähren, daß auff meine solicittation der krumbfüßige Willich seinen proces ver- lohren hatt. Es ist leicht zu gedencken, daß, so baldt der krieg mitt Eugellandt ahngehen wirdt, daß Ewer Schwager wenig von

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Loubert genießen wirdt. Ich habe nicht gehört, daß der fürst von Nassaw Siegen herkommen seye, aber woll, daß er im Haag, dem könig in Preussen seine erbschafft zu dispattiren. Hir seindt noch mehr, alß der printz de Conti, so ahn Orauien pretendiren; der dac de Yilleroy, messieurs de Matignon undt der duc de Lesdi- guiere pretendirens auch. Gott weiß, wem es endtlich bleiben wirdt. Daß der könig in Preussen den tittel genohmen, hatte mir ma tante schon geschrieben. Ich meinte, der graff von Warttenberg würde ma tante nicht abschlagen dorffcn, wen sie von dem heüraht von Amclise gesprochen hette, man kan nicht ahntragen heyßen, weil- len der graff von Wittgenstein die sach erst selber gewünscht undt begehrt hatt. Es were nur die obstaclen aplaniren gewest, welches sehr different ist. Ich glaube nicht, daß es bey unß menschen stehet, unß glücklich zu machen. Denen, die unßer herrgott zum glück vorsehen hatt, den wirdt nichts in ihrem standt schwer vor- kommen; die aber, so unglücklich sollen sein, wirdt nichts in ihrem standt gefallen können; so gehts hier, liebe Louisse! Ich dancke Euch sehr vor die vers, so Ihr mir geschickt habt. Ich findte es artig undt nicht so schlim, wie Ihr es findt; contrarie, es ist pos- sirlich gegeben. Soltet Ihr noch mehr dergleichen pasquillen be- kommen, bitte ich, sie mir zu schicken. Hir haben wir nun gantz undt gar nichts neues undt, umb wie die Hinderson zu sprechen, kan man sagen, daß alles nun gar schlapies ist. Morgen hoffe ich die Lenor bey mir zu haben; die wirdt mir woll waß neues mitt- bringen. Adieu, liebe Louisse! Seydt versichert, daß ich Euch undt Ewere geschwister allezeit lieb behalten werde!

Elisabeth Charlotte. P. S.

Ich weiß nicht, ob Ihr die hunde lieb habt undt woll werdt begreiffen können einen rechten chagrin, so ich just den tag gehabt, alß Ihr mir geschrieben; den mein liebtes hündtgeu von allen, so Mione hieße, ist mir gestorben.

169.

Madame, haben ihro königliche hobelten mir alergenethigst befohlen, Ihro genathen in dero nahmen zu berichten, wie daß ihnen for dieseß mahl vnmöglich fale, seibesten Dero schreiben zu

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beantworten, indeme ein starckeß dreidagenteß fieber ihro könig- liche hoheit iberfalen, so daß sie hart seint angekrifen werten, man ale augenblick geförchtet, kent gar ein hitzigeß fieber darauß werten; in suma ich kan Ihro genathen wohl mit Wahrheit sagen, daß ich ihro königliche jhoheit noch nie so gefehrlich ynd schwach gesehen, hofe aber zum lieben got, durch fleisige forsorge wirt sich fon dage zn dage böseren. Indesen seint ihro königliche ho- heit deglich so mit artzney geblagt vnd haben anch ather gelasen, welcheß sie sehr geschwecht, daß sie for dieseß mahl ohnmöglich seibesten schreiben könen, aber so halt alß sie sich witerum werten ein wenig starcker vnd frei fon artzney befinten, werten sie Ihro genathen witer schreiben. Beneben befehlen ihro königliche hoheit, Ihr genathen zu berichten, daß sie gar nicht rathsam befinten for dißmahl, daß die heren krafen fon Bruckdorf alhero komen, indeme gar schwer seie, einen baß zu erhalten, welcheß aleß zu berich- ten auß genethigestem befelch ihro königliche hoheit zu berichten in vnderthenigkeit Ihro genathen nicht vnderlasen wolen, diesel- ben in schütz gots zu befehlen, vnd ferbleie mit alem ersinlichem resbegt Ihro genathen

Fersalien den 26 Maij 1702.

gantz schultigeste vnderthenigeste magt Leonor von Rathsamhausen.

' Daß fiber hatt mich erst gestern verlaßen. Man hatt mir vor- gestern zur ader gelaßen undt heütte medecin geben, se mich gar sehr abgematt, kan ohnmöglich weder ahn Euch, liebe Louisse, noch ahn Amellisse andtwortten, nur hirmitt versichern, daß ich Euch allezeit lieb habe.

Elisabeth Charlotte.

170.

Hochgebohrne genethige krefin, Dero genethigest antwortschrei- ben fom 8 Juny habe ich mit höchsten freiten in vnderthenigkeit erhalten, vnd weillen Ihto genaden so genethig seint vnd mir erlauben , witer -zu schreiben , so due ichß mit kroser freiten vnd berichte, daß, dem lieben got seie danck, ihro königliche hoheit witer felich fom fieber genesen. Wolte got, daß die gemitsgesunt-

Briefe der Prinzessin Elisabeth Charlotte. V^

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heit so gut bei ihnen wehre alß die leibßgesnntheit, welcheß daß fürnemhste bei meiner königlichen hoheit ist! Dan die draurich- keit, die sie haben, die schwecht gar fihl, doch aleß hat, wo man ist, seine vrsach. Mit artzney vnd docktern lasen sie sich gar nicht fihl ein, got lob^ welcheß mich noch dresten dut; dan beten seine königliche hoheiten den docktern gefolget, so beten sie la meticke genomen, weiches ohnfehlbar wer ibel abgelofen; aber, got lob, sie haben nicht gethan. Vnd aber daß ather lasen spiret man' gar kreit, daß ihnen die kreften, zu gehen, ge- schwecht; dan beten sie nach der hiesigen moten blut gelasen, so wer noch ibeler abgelofen. Aber ihro königliche hoheit haben so fihl gelasen, alß ihnen genug geteicht, vnd seint sie keiner dockter schlaf, wiß hir der gebrauch ist. Ich due aleß, waß ich kan, ihro königliche hoheit aufzumuntern, aber will bißweillen fast nichts helfen. Got erhalte ia nur die gar zu gute nature ihro königliche hoheit! so wirts aleß wohl gehen. Daß ist dero ansieht. Ich winsche wohl noch, for mein ente die grose genathe zu haben, Ihr genaden einmahl die hent zu kisen ; aber der böse krig, der hats aleß bißhero verhintert, sonsten bete ich einmahl diese reise mit meim kint, so zu Nansie ist, gethan vnd bete wie in vnderthenig- keit aufgewart. Ich bin wohl vnklicklich, daß ich meineß lieben fa- terlants so muß beraubet sein, ia fihl mehr, nur nicht ein eintzigeß kint darin zu haben, sehe auch kein hofnung mehr darzu; dan weter briter mir nie darzu haben helfen wolßn vnd der alte bunt der beiset mich anfangen so, daß ich noch hofnung mehr, lang zu leben, fihl weniger fihl reisen wert könen. Wen nur mein got mir so fihl genathe dut, daß ich zu meiner alergenethigesten könig- lichen hoheit reisen kan, so ferlange ich nichts mehr in dieser weit. Sie seint gar zu genethig, daß sie fihl guts von meiner dochter zu Nansie klauben. Wolt got, sie könt einmahl die ge- nathe haben , in vnderthenigkeit aufzuwarten ! Meine schwester Schälmin hat daß krose klick, nahe bei ihnen zu sein. Ich hab mich vnterfangen, ein brief an Ihro genaden zu schreiben, in dem der her fon Schelm mir ein dik brief zugeschriben , wegen seineß ferstorbenen eltesten sohneß, bite derentwegen gantz vnderthenig vm fergebung; dan durch Heitelberg gehen keine hosten mehr her vnd sehe also nichts fon alen den meinichen; bite, Ihro genaden wolten mein langeß schreiben nicht in ibel aufnem, sontern

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klauben, daß geschieht auß höchst vnderthenigestem reßbegt vnd daß ich leben vnd sterben werte Ihro hoch genathen

Fersalien den 16 Juny 1702.

alerschultigeste vnderthenigeste magt

Leonor.

171.

A mad. Amelie Elisabeth, raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Versaille den 17 Juni 1702.

Hertzliebe Amelisse, seyder eine zeit bin ich sehr unfleißig im schreiben geweßen; es war aber meine schuldt nicht, wie Ihr nun woll wist. Ich bin noch gar schwach. Die letze reiße habe ich woll nicht gejagt, aber daß fieber hatt mich gar starck gejagt. Alles wer woll hingangen, wer ich nur nicht so geck geweßen undt hette mich zur ader gelaßen; seyder dem kan ich nicht wider zu kräfften kommen undt bin gantz languissant, welches mir mitt meiner dicken corpelentz sehr übel stehet. Ahn die Pfaltz darff ich nicht gedencken, es jammert mich zu sehr. Der oberjagermeister Venin- ger wirdt ohnen zweyffel daß jägerregiemendt commandiren. Ich kene monsieur de Varene gar woll, aber er hatt keine Schwester in Teütschlandt geheüraht, noch hatt keinen bruder, alßo kan der graff von Vehlen sein schwager nicht sein. Von den Casque habe ich mein leben nicht gehört. La Varene ist ein hofflicher wackerer man. Eine von seinen baßen ist meine dame d'atour, die ich sehr lieb habe. Man thete woll, die gefangene officirer von den Frant- zosen woll zu tractiren ; den man hatt die tetitsche officirer hir ahm hoff sehr woll tractirt, wie Euch der graff von der Lippe undt monsieur Zebel, so in heßen-casselische dinsten, wirdt sagen, wo- fern sie noch leben. Keyßerswehrt helt sich noch braff; monsieur de Blainville hatt recht ehre von seiner deffence. Es jammert mich, daß so viel ehrliche leütte auff beyden seytten dort bleiben. Ich beklage die, so freündt undt verwanten im krieg verliehren. Ich kan weder freündt oder verwandten im krieg verliehren; den ich habe keine drinen. Ich glaube leicht, wie sehr es Euch schmertzen wirdt, wen Ihr nach Heydelberg werdet, die römische königin auff- zuwaHten; den daß wirdt Euch ahn die gutten zeitten erinern, so leyder so sehr geendert sein. Ich mögte von hertzen wünschen,

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daß es sich schicken konte, daß wir einander wider sehen mögten, würde Euch von hertzen ambrassiren nndt mnndtlich versichern, daß ich Euch von hertzen lieb habe undt behalte.

Elisabeth Charlotte.

172.

Yersaille den 17 Juni 1702.

Hertzliebe Loaisse, es wirdt mir ohnmöglich fallen, heütte auff alle Ewere liebe brieffe zu antworten, so ich in meiner wehrenden kranckheit entpfangen undt noch seyderdem; den ich bin zwar ge- sundt, aber noch unerhört matt. Seyder meiner aderlaß kan ich mich nicht erhollen; wen ich nur ein par hundert schridt gehe, muß ich mich gleich setzen undt bin matt undt müde; wen ich 4 oder 5 bogen schreib, werde ich auch matt, werde also nur auff Ewer letzten lieben brieff andtwortten von 8 dießes monts, aber hinfort fleißig schreiben. Meine kranckheit ist kurtz geweßen, ich habe aber viel dabey gelitten. Daß 3tagige fieber ist hir sehr a la mode. Monsieur le Dauphin hatt auch 3 acces gehabt undt ist da- bey geblieben; er hatt sich durch daß quinquina courirt Noch viel andere personneu mehr habens auch bekommen, alß mademöi- selle de Lislebonne, monsieur de Duras undt noch andere mehr, deren nahmen Ihr nicht kent. Die duchesse de Bourgogne hats auch, aber nur ein acces gehabt, undt madame la duchesse d'Or- leans zwey, wie maus in den gazetten gesetzt hatt, undt Ihr habt gar recht gedacht. Es gerewet mich recht, die complaisance ge- habt zu haben, ader zu laßen; den die 23 acces vom fieber, so ich vergangen jähr gehabt habe, haben mich nicht so sehr abgematt, alß dieße aderlaß dieß jähr. Ich kan nicht wider zu kräfften kom- men. Gott weiß, wens wider kommen wirdt, undt mein leben hatt mir nichts mehr gerewet, alß die complaisance vor dem docktor gehabt zu haben. Mitt schaden wirdt man weiß ; man wirdt mich woU nicht mehr ertapen. Weillen ich kein fieber mehr habe, habe ich daß meledy-Eendt-pulver nicht mehr von nöhten. Der hunger ist mir gar nicht nach dem fieber kommen, eße weniger alß niemandts in Frauckreich undt werde durch zu viel eßen nie kranck werden. Eonte ich mein miltz so woll vor melancolie be- wahren, alß mein magen von zu yiellen speyßen, würde ich gesunder

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sein, alß ich bin. Vor alle gntte wünsche dancke ich Euch von hertzen. Man sagt, der schnnpen seye gar gesandt. Ich wünsche, daß Ihr es verspüren möget, liebe Louisse! Die Frantzoßen haben mich, weillen sie bey Euch wahren, auß politesse gelobt, nmb Euch einen gefahlen dran zu thnn, weillen Ihr mich lieb habt; der leütte hir im landt ihrer liebe aber habe' ich mich nichts sonders zu be- rühmen. Ich schicke Euch zwar ein schreiben von Lenor, allein hinftiro werde ich fleißig auff Ewere schreiben andtwortten undt nicht nöhtig haben, daß jemandes änderst vor mich schreibt. Gutte nacht, liebe Louisse! Seydt versichert, daß ich Euch allezeit recht lieb habe!

Elisabeth Charlotte.

173. A mad. Amelie Elisabeth, raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Versaille den 3 Julli 1702.

' Hertzliebe Amelise, gestern habe ich durch ein schreiben von ma tante, die fraw churfürstin von Braunsweig, wie auch durch eines von Ewer Schwester leyder erfahren, daß der arme Carl Mo- ritz gestorben, welches mir von hertzen leydt ist, undt beklage Euch von grundt meiner seelen; den ich mir leicht einbilden kan, wie Euch diß ungltick zu hertzen gehen wirdt, Ewern lieben bruder verlohren zu haben; undt ich bin versichert, daß Euch dießes noch ahn alle die andern erinern wirdt, so Ihr verlohren. Ich habe es nicht so baldt gehört, so ist mir gleich mein bruder seelig undt mein lieber Carllutz dabey eingefahlen, welche bey mir noch gar rieht vergeßen sein. Gott der allmächtige, so allein in solchen fällen trösten kan, wolle Euch, lieb Amelis, auch trost verleyen undt daß hertzenleydt mitt taußendt freüden ersetzen! Ich will aber nichts mehr von dem Unglück sagen, alß nur, wen er mich undt Euch geglaubt bette undt nicht so viel gedruncken, glaube ich, daß er lenger gelebt bette. Jetzt komme ich auff Ewer schreiben vom 15 Juni, so ich vor ein tag oder 10 entpfangen habe. Hette ich Euch aber damahlen geschrieben, hette ich Euch gar keine gutte zeittung von meiner gesundtheit geben können; den ich habe 5 starcke acces vom fieber gehabt mitt einem gar starcken undt truc-

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kenen husten. Es finge doli ahn. Ich wüste schir nicht, waß ich darvon dencken solte. Ich hahe nichts gebraucht undt bin doch so von mir selber wider courirt. Ich hatte die fraw von Ratzsams- haussen gebetten, Euch meinen zustandt zu berichten, welches sie, wie ich glaube, gethan halt. Daß kalte wetter hatt mir geschadt, daß heyße wetter hatt mich wider zu recht gebracht. Daß zittern, so Ewer armer bruder in den gliedern gehabt, käme gewiß von viellem weindrincken. Ihr habt woll gethan. Euch zu Ewerm Un- glück zu bereit ten; allein ich bin versichert, so bereydt Ihr auch mögt geweßen sein, so wirdt es Euch doch unerhört geschmertzt haben; den welche resolution man auch nehmen mag, so kan ein gutt gemühte solche Unglück nicht mitt indifferentz ahnsehen, daß geblüdt regt sich in unß undt lest sich fohlen. Die Lutzenburgin, so Ihr gesehen, ist der madame des Alleure ihre Schwester. Es ist war, daß sie ein doli leben zu Strasburg geführt hatt undt also kein wunder, daß sie die mansleütte cavallierement tractiren. Man kompt mir aUeweill sagen, daß meine kutschen kommen sein. Ich werde ein wenig spatziren fahren; daß ist die eintzige artzeney, so ich brauche, undt ich befinde mich gar woll darbey. Biß mitwog werde ich nach Marly, alwo der hoff seyder vergangen mitwog ist. Adieu, liebe Amelisse! Seydt versichert, daß ich Euch allezeit von hertzen lieb behalte!

Elisabeth Charlotte.

174. A mad. Louise , raugräffin zu Pfaltz , a Franckfort.

Versaille den 3 Jolli 1702.

Hertzliebe Louise, gestern abendts habe ich Ewern lieben brieff vom 22 Juni zu recht [empfangen], worinen Ihr mir leyder Carl Moritz todt berichtet, welches mir von hertzen leydt, undt beklage Euch undt Amelise von grundt meiner seelen deßwegen. Ich wüste es schon, alß ich Ewer schreiben entpfungen; den morgendts hatte ich brieffe von ma tante, die fraw churfürstin von Braunsweig Liebten, entpfangen, so mir es bericht, welcher dießer fall auch sehr zu hertzen gangen. In solchen unglück ist nichts zu sagen.

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Gott nndt die zeit können allein trösten, in deßen schätz ich Euch befehle undt bitte, daß Euch gott der allmächtige, dem alles mög- lich ist, dieße betrübtnuß durch taußendt freüden ersetzen mögen, undt umb Euch Ewer leyd nicht wider zu verneüen, will ich weit- ter nichts mehr vom armen Carl Moritz sagen, alß nur, daß ich glaube, daß er lenger gelebt hette, wen er weniger getruncken hette; aber es war sein verhengnuß so, auff dieße weiße zu sterben. Ich bin noch seyder meinem 3tagigen fieber recht kranck geweßen undt 5 acces vom fieber auff allerhandt art; weillen ich aber nicht weiß, wie man solche fieber auff tetitsch weiß; den wie Ihr woU wist, liebe Louisse, so bin ich selten in Teütschlandt kranck ge- weßen, habe mich also wenig bekümert, wie die kranckheitten heißen; hir heist man aber, waß ich gehabt, acces de double quarte tierce et double tierce, sambt einen gar truckenen husten undt durchauß die stim verlohren. Ich habe gar nicht gebraucht, alles ist von sich selber vergangen; ich huste zwar noch undt rede gar heyßer , allein ich huste nicht mehr 'trocken undt werffe braff auß, hoffe also, daß ich baldt wider in volkommener gesundtheit sein werde, insonderheit weillen ich gar kein fieber mehr habe. Biß mitwog werde ich nach Marly. Der fraw von Batsamshaussen hatte ich in meiner kranckheit ahnbefohlen. Euch von allem nachricht zu geben, welches sie auch, wie ich glaube, gethan wirdt haben. Es ist woll gar nicht zu blamiren, daß Ihr betrübt über den todt Eweres eintzig tiberbliebenen bruder seydt undt solchen beweindt; daß er- weist Ewer gutt naturel, welches etwaß rares bey itzigen zeitten ist , da man schir nirgendts kein gutt naturel mehr findt. Gott der allmächtige wolle Euch trost verleyen! Waß eine solche betrübtnuß noch Übels hatt, ist, daß es einem alles wider verneüert, waß man in seinem gantzeu leben vor betrübte zufalle gehabt hatt, alß wens derselbe augenblick wider were. Ich weiß nur gar zu woll, wie einem zu muhte ist, beklage Euch desto mehr undt wünsche, daß es gott der allmächtige beystehen möge, in deßen schütz ich Euch befehle, undt behalte Euch, liebe Louise, allezeit von hertzen lieb.

Elisabeth Charlotte.

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175.

A mad. Amelie Elisabeth^ raugräffin zu Pfaltz, a Franckforth.

Marly den 12 JulU 1702.

Hertzliebe Amelise, vorgestern habe ich Ewer schreiben vom 1 dießes monts zu recht entpfangen. Ich bin Euch sehr verobligirt, daß Ihr Euch über meiner beßerong erfrewet habt, allein wie Ihr anß meinem letztem schreiben werdet ersehen haben, so bin ich wider ambgeschlagen; seyderdem ich aber vom letztem üeber wider loß bin, habe ich mich, gott lob, all zimblich woU befanden. Ein zeichen, daß mir die aderläß gar nicht woU bekommen, ist, daß mir daß fieber wider kommen ist nach aller meiner mattigkeit. Mich wan- dert, daß Ihr der fraw von Rotzenhaussen letzten brieff noch nicht entpfangen habt, den sie Each in wehrendem meinem fieber geschrie- ben hatt. Da sitzt sie bey mir andt spindt seyden; den die damen, so arbeitten, macht man sitzen, ob sie schon den tabouret nicht haben; waß die damen spinen, daß haßpelle ich. Ich habe Euch schon letztmahl daß leydt geklagt wegen Carl Moritz todt. Ich kan leicht begreifen, wie man deß lebens satt kan werden. Ich wün- sche mir zwar den todt nicht, allein wens ahns sterben gehen wirdt, werde ich baldt meine parthey nehmen können andt ohne nichts in dießer weldt sonderlich za regretiren. Wie konte aber Carl Moritz daß hoffleben so beschwerlich sein, da er doch allezeit so gar las- tig dabey wahre? Madame Grega hatt ihn umbs leben gebracht, ihn so ahn den wein gewondt za haben in seiner kindtheit. Ich weiß, daß er wie ein rechter philosoph mitt großer fermete gestor- ben ist. Die ein gatt leben führen, ist es all eins, ob sie aaff ein bett sterben oder niedergeschoßen werden. Ich mochte wißen, ob es der eiste oder jüngste von den graff Güldenlowen ist, so in It- tallien erschoßen worden; ich kene beyde brader. Ihr setzt da ein neu wordt, so ich mein leben noch nicht gehört hatte, nemblich wen Ihr sagt, liebe Amelisse : «Er war ein großer despochant». Waß heist daß? Ist es desbauchirt, wie man zu meiner zeit sagte? Wens daß ist, so mag es woll der eiste sein; den er war sehr desbau- chirt, wie er hir war, auff allerhandt gattung. Er hatte einen hoff- meister, der hatt ihn mitt fleiß dazu ahngeleydt. Von welch hauß ist seine gemahlin? Weillen er so doli lebte, wirdt sie leicht zu

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trösten sein; den ordinarie die desbanchirte männer leben gar übel mitt ihre weiber. Landaw wirdt leicht können genohmen werden, weillen man es nicht deffendirt. Wen man den wüsten Melac ein wenig den buben batzen mögte, were es mir gar nicht leydt; ich kan ihn nicht leyden, weillen er so gar barbarisch nndt cruel ist. Wie man mir auß Lotheringen schreibt, so wirdt monsienr de Va- rene baldt loß werden. Er ist dem zu Berlin gar nicht verwandt; ich weiß deßen historie; den ma tante, die fraw churfürstin von Braunsweig, hatt mirs geschrieben, wie es geschehen; allein, unter unß gerett, ich glaube nicht, waß auch die herrn geistlichen sagen mögen, daß sein zweyter heüraht recht sein kan. Nettanconr kene ich nicht, es seye den vielleicht madame de Lenonconr, meiner dochter dame d'atour bruder. Apropo von meiner dochter, sie flat- tirt sich, daß Ihr undt Louise auff den camaval zu ihr kommen werdet; sie sagt, sie bette Euch beyde dazu eingeladen. Wir ha- ben gar nichts neues hir, alß daß eine abscheuliche conspiration ist gegen unßerm jungen könig in Spanien endtteckt worden, gott sey danck! Die Ittallienner seindt falsche undt schlime leütte, inson- derheit die Napolitaner. Ich wolte, daß dießer gutte könig auß der Ittalliener handt weg were; ich trawe ihnen kein bahr. Gott be- wahre daß arme kindt! Adieu, liebe Louisse! Ich kan Euch vor dißmahl nichts mehr sagen, alß wie daß ich [Euch] allezeit von hert- zen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

176.

A mad. Louise, raugraffin zu Ffaltz, a Franckfort.

Marly den 14 JuUi 1702.

Hertzliebe Louise, gestern habe ich Ewern lieben brieff vom 6 dießes monts zu recht erhalten, bin Euch sehr verobligirt, liebe Louise, Euch so sehr vor meine gesundtheit zu interessiren, daß es Euch zu einigem trost hatt in Ewerer betrtibtnuß dinnen können; daß ich wider woU bin. Meine kräfften seindt mir zwar all zimb- lich wider kommen, allein ich huste noch undt der gantz halß bin- den schlegt mir auß, wie ein art rodtlauffen, hoffe, daß alles Übels dadurch fortgehen wirdt; allein wen man in meinen alter ist, muß

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es woll ahnfangen, überall ein wenig zn hapern. Bißher habe ich mir meiner aderläß gar nicht zu rühmen gehabt; die mattigkeit hatt über einem mont gewehrt. Seyder ich auß der Pfaltz weg, ist mir der apetit gantz vergangen ; ich habe nicht vier mahl deß jahrs banger, undt waß gar rar ist, ist, daß, da ich viel ondt 3 mahl oder gar vier mahl deß tags aß, da war ich mager wie ein stück holtz, undt nun, da ich gar wenig undt nur zwey mahl deß tags eße, bin ich so fett, daß ich mich nicht zu behelffen weiß. Daß macht mich glauben, daß es kein recht gesundt fett ist. Waß auch noch gar wunderlich ist, ist, daß, ob ich schon daß fieber starck gehabt habe, zur ader gelaßen, purgirt, so nehme ich doch nicht ab undt werde nicht mager davon; diß alles aber setzt mich in gantz kei- nen sorgen, ich werde gedultig erwartten, waß gottes will sein wirdt. Alle woche bekomme ich gar richtig zwey gnadige schreiben von ma tante, die fraw churfürstln zu Braunsweig Liebten, weiß also, wie es mitt der königin in Preussen stehet. Sie ist, gott lob, courirt, drumb hatt Euch ma tante nichts mehr davon gesagt. Den fehler, so der arme Carl Moritz s. gehabt, hatt ihm leyder daß leben gekost; den ich bin versichert, daß er sich mitt dem vielem weintrincken die leber verbrent hatt; aber ein jedes hatt sein ver- hengnuß, undt waß vorsehen ist, daß muß geschehen. Es ist nicht zu zweyffelen , daß ihm sein fehler nicht solle leydt geweßen sein, also woll zu hoffen, daß er der ewigen freüden jetzt theilhafftig sein kan; die gelehrten aber, wie er war, haben ordinarie nicht die stärcksten glauben. Daß er deß lebens müde war, war ein zeichen von ungesundtheit ; daß macht daß leben sadt undt müde. Daß miltz schlegt sich allezeit zu allerhandt kranckheitten, da kan ich auch woll von sprechen; den ich leyde viel ahm miltz, gibt mir aber nie keine disperate gedancken undt begehre gar nicht, zu ster- ben; aber wen es ahn dem kommen wirdt, daß ich doch werde sterben müßen, werde ich gar woll meine parthey faßen können undt auff gottes barmhertzigkeit mich verlaßen, getrost in jene weldt reißen. Mich deucht, daß nie kein jähr geweßen, alwo ahn 3 ortten krieg undt armeen sein, wo man weniger neues erfahren, alß nun. Nach dem fieber bin ich nicht schwehrmüttiger, alß vor- hin. Es ist lengst, daß meine lust, wie man sagt, in brunen ge- fahlen undt vorbey ist. Ich glaube, ich stecke die fraw von Rat- samshaussen ahn; den mich deucht, sie ist diß jähr nicht so von

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hertzen lustig, alß die andere jähr. Daß sie verobligirt ist, all ihr vieh zu verkauffen, weillen die armee ihr all ihr körn undt heü ab- gemehet hatt, mag auch woU ursach dran sein, undt sie ist auch noch in ängsten, daß ihr scblößel mögte abgebrent werden. Es ist leyder leicht zu errahten, liebe Louise, wie Ihr noch nicht lustig sein könt. Der soldat, so wider zurticlcgeloffen kommen, hette auch woll gesagt, wie der von der historie, so die fraw von Wollmers- haußen alß verzehlte, so bang war undt alß zu seinem captein sagte: «A, mon capitaine, vn pourpoint de toille double, de toille! a, qu'il y fait grand froid!» Er zitterte aber nicht vor kälte, son- dern vor angst. Man hatt zu Paris zwey tag gesagt, printz Louis were vor Landaw erschoßen worden; hernach haben sie gesagt, es were ein printz von Baaden Durlach; aber weillen nichts davon in den gazetten stehet, so Ihr mir geschickt undt wovor ich sehr dancke, glaube ichs nicht. Ich glaube, daß es Euch graust, daß schießen von Landaw zu hören; den man dencken kan, daß es .leütte umbbringt. Es schlegt zwölffe, ich muß in kirch. Adieu, liebe Louisse! Seydt versichert, daß ich Euch allezeit recht lieb behalte !

Elisabeth Charlotte.

177. A mad. Amelie Elisabeth, raugräffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Versaüle den 22 JulU 1702.

Hertzliebe Amelise, von meiner gehabten kranckheit will ich gar nichts weitter sagen; den ich bin, gott lob, nun in volkomme- ner gesundtheit undt habe vorgestern Ewern lieben brieff vom 13 dießes monts zu recht entpfangen. Daß mir Carl Moritz todt zu hertzen gangen undt leydt geweßen, wie auch daß ich Euch undt Louisse von hertzen drüber beklagt, davor merittire ich gantz undt gar keine dancksagung; es ist nur meine Schuldigkeit. Ihr thut gar christlich undt woll. Euch in den willen gottes zu ergeben; den sich viel dawider zu speren, hilfft zu nichts, alß sich selber kranck zu machen. Daß weibsleütte, so ordinarie all zimblich unglücklich, nichts nach dem sterben fragen, wundert mich nicht; aber daß Carl- Moritz so gern gestorben, nimbt mich wunder. Wen Carl Moritz s. den wein nicht so sehr geliebt hette, were er ein perfec-

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ter philosophe geweßen. Er hats aber thewer gennng bezahlt; den ich bin sicher, daß daß sanffen sein leben verkürtzt hatt. Daß er nicht ohne drincken sein konte, erwieße, wie seine leber verhitzt undt yerbrendt war. Ich wolte, daß er mir sein gatt gedachtnuß hette vermachen können; daß hette ich hir hoch von nöhten. Ich weiß woll, warumb man Carl Edewart nicht so woll hatt leyden können undt lieb haben, alß Carl Moritz. Er war zu tockmaußisch undt wolte sein leben seine meinung über nichts sagen; ich habe mein leben nicht auß ihm krigen können, waß er hast oder liebte, waß ihm gefeit oder mißfeit. Ich sagte ihm taußendtmahl: «Sagt mir, waß Qir gern thut, waß ihr gern habt!» Da machte er nur ein reverentz, lachte verhont, aber sonst konte ich nichts auß ihm kriegen; daß ist langweillig undt macht ungedultig anff die lenge, habe ihn also bey weitem nicht so lieb Haben können alß Carllutz. Ahn den kan ich nicht gedencken, ohne daß mir die threnen noch in den äugen kommen. Man mag sich auch zu Un- glück prepariren, wie man will, so entpfindt maus doch, wens kompt; insonderheit wan man so gar nahe verwanten verliehrt, so rührt sich daß geblüdt. Es ist gewiß, daß man hoch von noblen hatt, von gutten freunden zugesprochen zu werden in solchen fallen; bin fro, daß clJe Ewerigen ihre Schuldigkeit vericht. Lenor werde ich die mühe nicht geben, zu schreiben; den nun ich wider gesundt bin, werde ich es selber fleißig thun. Mein dochter macht sich eine große freüde, hofft, daß Ihr anff daß carnaval zu ihr kommen werdet; aber gott weiß, wo sie undt ihr herr in der zeit sein wer- den; den nach aller aparentz wirdt daß arme landt daß theatrum vom krieg werden. Gott gebe, daß ich mich in meiner meinung betriege! Ma tante hatt mir geschrieben, daß, wen die römische königin nach Franckfort kommen würde, wolle sie auch hin. Ich glaube aber nicht, daß I. L. sich resolviren werden können, nach Heydelberg zu ziehen. Waß Melac sagt, hatt mich lachen machen; mich deucht, ich sehe ihn mitt seinem rodten gesiebt. Man hatt hir gesagt, printz Louis were todt, hernach, es wer ein margraff von Durlach umbkommen undt nicht .der printz Louis; weillen aber nichts davon in den teütschen Zeitungen stehet, so Ihr mir ge- schickt, so glaube ich es nicht. Monsieur de Varene weiß gar woll zu leben undt ist ein feiner man. Netancour kene ich gar nicht, ist, glaube ich , vom lotheringischen hoff undt nicht von dießem hoff.

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ob er zwar ins königs dinsten. Monsieur de Yarenes piqnirt sich nicht, galand zu sein. Der graff von Brockdorf wirdt eine rechte thorheit thun, seine kinder her zu schicken, nach dem ichs ihm widerrahten; er könte keine schlimmere zeit dazu finden, alß eben nun, auß hundert Ursachen ; widerrahts ihm doch noch! Daß sie herrein kommen in Franckreich, ist leicht, aber nicht, wider herauß zu kommen; den man gibt gar keine pasport mehr seyder 14 tagen, da die declaration von krieg geschehen. Were der frantzösche hoff noch wie vor dießem, da man hir zu leben konte lehrnen! aber nun aber, da niemandes mehr weiß, waß polites ist, außer der kö^ nig undt monseigneur, da alle junge leütte ahn nichts alß pure ab^ scheüliche desbauchen gedencken, da man die ahm artigsten findt, so ahm plumbsten sein, da wolte ich niemandts rahten, seine kinder bey zu schicken; den ahnstatt daß sie waß guts solten lehrnen, werden [sie] lautter untugendten lehrnen; also habt Ihr woll groß recht, übel zu finden, daß die Teütschen ihre kinder itzunder in Franckreich schicken wollen. Dieseindt gewiß allezeit zu estimiren, die ihr gutt undt bludt vors vatterlandt geben, undt bin ich auch hirin Ewer meinung. Ich wolte, daß wir bey de mansleütte wehren undt im krieg; aber diß ist woll ein ohnnohtiger wünsch, man kans aber öfft nicht laßen. Wen der römische könig den 13 zu Wehrt- hem geweßen, muß er all lengst vor Landau sein. Wir haben hir gar nichts neues, will derowegen schließen. Louisse ambrassire ich von hertzen undt versichere Euch, liebe Amelisse, daß ich Euch allezeit recht lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

178.

Marly den 27 JulH 1702.

Hertzliebe Louisse, gestern wie ich eben von Versaille weg bin, habe ich Ewer schreiben vom 20 dießs monts zu recht entpfangen. Es were woll etwaß frembts, wen ich nicht part in den Verlust von Carl Moritz genohmen bette, der mir ja nahe genung war, umb mich seines Verlust zu hertzen gehen laßen, undt darnach auch so ist es mir leydt umb Euch undt Amellise geweßen. Carl Moritz war desto beßer zu entschuldigen über der Schwachheit, so er ge- habt, so ihm sein leben gekost, daß es seine schuldt nicht war

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undt die abgeschmackte Gregu, so ihn erzogen, ihn in diß onglück gestürtzt hatt undt er selber nicht; kan doch leicht begreiffen, wie es Euch zu hertzen gangen ist; den ob ich ihn zwar nie nicht ge- sehen noch gekendt, so ist es mir doch zu hertzen gangen, daß er bey dem churfürsten von Braunsweig nichts gethan, alß sich vol sauffen undt bouffoniren, welches einen graffen von seiner gehurt gar nicht zukam. Solche Sachen, so auß keiner boßheit geschehen, vergibt unßer herrgott ehr, alß die weit; habt also groß recht ge- habt, Ewer bestes gethan zu 'haben, im dießes abzugewehnen. Ich habe ihm auch etlichmahl meine meinung teütsch herauß geschrie- ben, wie Ihr woU wist, aber es war so geschrieben, daß dießes sein todt sein solte; also muste es sein, daß er nichts nach unßem predigen fragen solte. Weillen er sich selber die mühe nicht geben wolte, vor seine affaire zu sorgen, konte er nicht beßer thun, alß Euch solche zu übergeben, weillen Ihr doch solches woU verstehet.

Marly, donnerstag den 2 Augusti.

Es ist just 8 tag heütte, daß ich, wie Ihr, liebe Louisse, segt, dießen brieff ahngefangen, ohne ihn außzuschreiben können. Ich wardt donnerstag durch vissitten interompirt, freytag führte mich der könig auff die hirschjagt, kamen zu spat von der jagt, umb zu schreiben. Den wie ich mich nun viel zu alt finde, umb den gant- zen tag im justaucorp undt peruque zu bleiben, mich also von haubt zu fußen wider änderst ahnkleyde undt ich ordinarie sehr schwitze, so muß ich gar lange zeit haben, mich wider ahnzukley- den; daß nimbt die zeit zu schreiben weg. Sambstag besuchte ich die königin in Engellandt zu St Germain, käme auch zu spät wider, umb zu schreiben. Sontags wars die Hannover- undt lotteringische post, alwo ich genung zu schreiben habe; montag schrieb ich in Spanien ahn unßere liebe königin undt ahn I. M. fraw mutter, die hertzogin von Savoyen; wir schreiben einander ordinarie sehr lange brieffe. Dinstag hatte ich einen gar betrübten tag; den ich fuhr nach St Clou, die großhertzogin, mein söhn undt seine gemahlin zu besuchen undt meine enckel. Ich war noch nicht wider in dieß hauß gekommen seyder meinem Unglück. Es hatt mich also alles wider dran gemandt undt bitterlich weinen machen, hatte abendts so ein starck kopffwehe deßwegen bekommen, daß ich nur ein par wort ahn mein dochter schreiben konte. Gestern habe ich nohtwen-

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diger weiß müßen 5 große brieffe schreiben, also ist mir nar der heutige tag überig blieben, ahn Euch zu schreiben; komme nnn wider, wo ich geblieben war. Es ist leyder nur alzu wahr, daß Ewere bruder wenige jähren gelebt haben. Carllutz macht mich noch die princes von Allen haßen; den bette die ihn nicht so mitt ihrer verfluchten coquetery verfolgt, were er zu Hannover blieben undt nicht umbkommen. Ich habe in meinem leben so manche verlust gethan, so mir zu hertzen gangen, daß ich nur gar zu woU weiß, wie es einem dabey ist. Man meint alß, es seye unßer raisone- ment, so unß wider zu recht bringt, undt es ist änderst nichts, alß die zeit. Wen man trawerig ist, ist es gar nicht vor den spaß; den wen man es endern könte, thete maus gleich. Es ist etwaß gaf abscheulich, gewacksene ^kinder zu verliehren. Die fraw von Schelm jamert mich recht. Meine dochter macht sich eine rechte freüde in der hoffnung, daß Ihr auff den carnaval zu ihr werdet, sagt, sie wolle Euch so woli entpfangen, daß Ihr content von ihr sein werdet. Itzunder würde es sich nicht schicken, aber im car- naval wirdt Ewere große trawer vorbey sein, den konte es gar woU geschehen. Mein dochter undt ihr herr seindt noch so kin- disch undt kalberisch, daß mir alzeit bang, wen sie schwanger ist. Gott gebe, daß sie unß dießmahl einen hüben geben magt Ich bin nun, gott seye danck, in gar volkommener gesundtheit. Ich gönne es ma tante, der fraw churfürstin zu Braunsweig, so wohl vergnügt zu Lützenburg zu leben. Mich deucht, es geht sehr lang- sam vor Landau her, dörfften nicht so in sorgen sein, zu baldt fertig zu werden. Man rufft mich zur taffei. Nach der jagt werde ich dießen brieff außschreiben.

Marly, mitwog den 9 Augusti.

Es ist ein frantzösch Sprichwort, so sagt: «Lliomme proposse et dieu disposse». So ist es mir auch gangen. Ich bin abermahl die gantze woche geweßen, ohne zum schreiben gelangen können. Ob ich zwar willens geweßen, nach der jagt vergangenen donners- tag meinen brieff außzuschreiben , so habe ich ohnmöglich dazu ge- langen können; die jagt wehrte mehr, alß 2 gantzer stunden, es war halb 7, wie wir widerkammen."" Ich habe schon gesagt, wie ich

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* Im original sind hier vier seilen dnrebgeBtricben.

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mich wider ahnkleyden muß. Mein boß gedachtnnß hatte es mir vergeßen machen, habe es also hir gantz aaßgewischt. Gott weiß, ob Ihre werdt leßen können. Würde erst umb 8 fertig, da muste ich ahn ma tante anßschreiben undt auch ahn mein söhn die gntte zeittung, wie monsieor de Vandosme 3000 von des generals Hani- bal Visconti troupen geschlagen, welchen man nnn hier Pannimal Yisconte heist, weillen er sich so braff hatte bntzen laßen. So baldt . ich anßgeschrieben, kämmen viel damens zn mir, konte also ferner nichts schreiben. Freitags ginge ich mitt dem könig spatziren undt abendts war die lotheringische post. Sambstag jagten wir den hirsch wider nndt die jagt wehrte noch eine halbe stondt lenger, alß letztmahl, war gar schön, benahme mir auch wider die zeit, zu schreiben. Sontags-post schriebe ich 20 bogen (seyten will ich sa- gen) papir ahn ma tante, die fraw churfürstin, 10 in Lotheringen, 10 wegen ein affaire, 12 ahn meine gutte freündin, war so müde hernach, daß ich nimer schreiben konte. Montag muste ich auff 4 bogen, anff alle seytten geschrieben, ahn madame de Savoye andt- worten, ich bekamme vissitten, muste also noch mitt Ewerm brieff einhalten. Gestern wahren wir vor undt nach dem eßen drunten im gartten mitt dem könig, gar schönne statuen placiren zu sehen; sie kosten 100000 francken die beyde. Eine ist die Renom^e, die sitzt auff ein geflügelt pferdt, alles ist von einem eintzigen stück weißen marber; daß ander ist ein Mercurius, der sitzt auch auff einem pferdt, man kan nichts schönners sehen. Ich glaube nicht, daß man in der weit einen schönnern garten finden kan, alß dießer hir ist. Ich komme aber auch einmahl wider auff Ewer schreiben, liebe Louisse! Es ist mir leydt, daß unßer hanoverische printzen vor Landaw sein; daß wirdt ma tante lust troubliren undt I. L. in sorgen setzen. Den graff von Vehlen kene ich gar woll ; wen seine Schwester ihm gleicht, kan sie woll gutt, aber nicht schön sein. Ich bilde mir ein, daß der printz von Saxsen Weißenfelß, so Ihr zu Franckfort gesehen, der ist, so wir lang hir gehabt haben; hatt ein rundt gesiebt, blatten lefftzen undt ist gar blundt. Ich wünsche, daß daß Schlangenbaadt Amelise woll bekommen möge. Ich glaube, es wirdt ihr andt thun, ohne Euch zu sein, den Ihr separirt Euch selten von einander, wie mich deucht. Ich kan jetzt den nahmen nicht finden von dem man, so Ewers schwager affairen hir in bän- den hatt; der hatt gleich coupert außgebetten, mir aber durch seine

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fraw Versicherung gethan, daß er es nur Ewerm schwager zum besten außgebetten hatt. Die fraw ist artig, weiß gar woll zu leben undt hatt verstandt. Wegen Caroline kinder bin ich fro, daß Ewer Schwager nicht geheüraht ist; den wen er auch beürahten mögte, kan es doch seinen kinder nicht vortheilhafftig sein. Man sagt, die königin Anne ist nun gar gesundt, also nicht, weiß wegen der Engländer humor nicht, ob ich 'sagen soll zu hoffen, oder zu fürch- ten ist, daß ma tante baldt in Englandt komme. Wen man woll undt content, thut man woll, keinen andern standt ahnzunehmen. Hette der gutte könig in Poln dieße maxime gefolgt, stocke er nicht in dem unglück, worinen I. M. nun sein; den man hatt hir zeittüng bekommen, daß der könig in Schweden mit 12000 man deß königs in Poln armee im grundt geschlagen, so noch eiumahl so starck war. Der könig in Poln solle verwundt undt darneben verlohren sein, daß man nicht weiß, wo I. M. hinkommen sein. Were er hübsch churfürst von Saxsen geblieben, so were ihm diß nicht wi- derfahren. Lenor sagt hirauff: «Wens der geiß zu woll ist, geht sie auf eyß undt bricht ein bein». Hirmitt ist eiumahl Ewer erstes schreiben völlig beantwortet. Ich komme jetzt auff daß vom 27 Julli, worauß ich sehen, daß Ihr meine schreiben entpfangen habt. Es ist ohnnöhtig, zu gedencken, welch baadt oder sawerbrunen mir gutt thun könte; den ich bin nicht in einem standt, hin zu gehen können. Mein halß ist nun überall außgeschlagen , ahm nicken auch, biß auff die brüst; aber es muß so seinen weg fortgehen lindt drauß wehren, waß gott will. Sonsten bin ich doch, gott lob, gesundt undt ist mir nirgendt wehe. Ordinari eßen die magern mehr, alß die fetten. Es ist war, daß gar junge leütte alzeit ape- tit haben. Chagrin macht nicht allezeit -mager, sonst müste ich wie ein spönhöltzel sein. Wen man hertzenleydt undt wider trost dabey hatt, so ersetzt man sich leycht: Glaubt mir, liebe Louissei wen wir keine andere betrübtnuß betten, alß unßere sünde, wehren wir gar lustig. Wist Ihr, waß unß betrübt? Wen unßer verheng- nuß unß ein unglück über daß ander schickt undt unßer tempere- ment miltzsüchtig ist, so zieht man sich alleß zu hertzen undt wirdt melancolisch. Aber bey unß selber stehts wenig, lustig oder trawe- rig zu sein. Zum exempel der Lenor temperement ist lustig, dabey hefft die trawerigkeit nicht; die hecks, wen sie zu hauß ist, kan sich auch mitt ihren gutten freunden lustig machen, wen sie wiU,

Briefe der Prinzessin Elisabeth Charlotte. "^^

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undt [wenn] sie bir auß freündtschafft vor mich lange weill aaß- stehet, kans sie es doch wider den winter zu hauß ersetzen. Da sitzt sie nndt spindt seyden undt lacht über alles, waß ich schreibe. Sie will auch gutt davor sein, daß Ihr keine sünde habt, worüber Ihr £üch jemahlen betrüben mögt, es seye den, sagt sie, daß Ihr ein wenig von dem darmstättischen hoff von der pietisterey mögt ahngesteckt geworden sein. Auß dießer plaissanterie werdt Ihr sie woll erkenen. Ich habe lachen müßen, daß Ihr sagt, daß der rö- mische könig nachmittags nmb 4 die meß gehört; daß kan nicht sein, den man sagt keine nachmittags; es muß daß salut gewest sein. Man sieht woll, daß Ihr die catholische kirch engebrauch nicht wist. Ich habe noch nicht gehört, daß Landaw über seye; jedoch so ist es über 14 tag, daß es über sein solte. Wie kan daß arme Heydelberg der römischen königin nun gefahlen in dem standt, wie es nun ist? Ich kam nicht ohne schmertzen dran denc- ken. In allen armeen giebt es deserteurs; in Ittallien kommen die deserteurs auß den dänischen troupen mitt fumfftzigen undt hundert. Melac ist gar nicht blessirt worden; er ist ein braver undt gntter Soldat, aber greulich cruel. Mich deucht, wie ich schon gesagt, daß die Teütschen ihre belägerungen gar langsam führen. Die Lotheringer seindt ordinarie nicht gar woll gezogene leütte,- wun- dert mich also gar nicht, daß der Nettancourt Euch nicht gefeit. Varene weiß beßer zu leben undt ist von einem alter , wo er noch die politesse bey hoff gesehen, also nicht wie die junge leütte. Ist man bey rechten königlichen hoffen, kan man ohnmöglichen , ohne respect zu manquiren, in manteaus erscheinen, wundert mich also, daß es die königin in Denemarq gelitten. Sie undt ihre damen konten woÜ so sein, weillen sie reißetten; aber andere, so nicht reißen, solte nicht so erscheinen. Wen man zu Versaille, welches vor die residentz passirt, so ist jederman, so vor den könig undt unß erscheindt, alß in grand habit; aber hir zu Marly nndt zu Menden undt St Clou ist man allezeit en manteau, auch auff den reißen. Ich finde le grand habit viel gemächlicher, alß die man- teaus; die kan ich nicht leyden, den es ist ein dopelte kleydung, undt haße die cornetten, wo gar nichts ahngenehmes ahn ist; sie hencken überall ahn. Hirmitt ist Ewer letzter brieff, liebe Louisse, auch gantz völlig beantwort. Ich habe heütte noch 5 große brieff zu schreiben, will Euch derowegeu nichts mehr sagen, alß daß ich

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Euch bitte, Amellisse meinetwegen zu ambrassiren, undt seydt beyde versichert, daß ich EQch allezeit lieb behalte!

Elisabeth Charlotte.

179. A mad. Amelie Elisabeth, raugräffin zu Pfaltz, aFranckfort.

Versaille den 18 August 1702.

Hertzliebe Amelise, durch den letzten brieff, so ich ahn Louisse geschrieben, werdt Ihr, wo sie ihn Euch gewießen, ersehen, wie schwerlich man zum schreiben hir gelangen kan; deßwegen habe ich auch nicht eher auff Ewer schreiben vom 3 andtworten können. Es ist kein wunder, wen man selten frantzösch spricht, daß man etlich mahl einen bustaben vor den andern setzt. Ich halte mein versprechen, Euch Ewer Frantzösch zu corigiren, aber Ihr undt Louisse corigirt meine teütsche fraßen nicht, welche doch, wie ich glaube, der corection offt von nöhten haben; den ich rede selten teütsch undt verspüre woll, daß es mir nicht mehr so leicht ahnkompt wie vor dießem; also wen man mir nicht hilft, werde Ichs gewiß vergeßen. Den ob ich zwar alle tage in der teütschen bibel leße, einem psalm undt ein capittel im alten undt eines im neuen testament, so thut es doch nicht, alß wen man taglich spricht. Bey der Rotzenheüssern kan ich auch nicht recht reden lehrnen, den sie redt selber bitter tlbel teütsch ; ich lerns ihrs eher, alß sies mir. Es ist sich nicht zu schämmen, daß man eine frembte spräche nicht recht kan; die muß man gehertz reden, umb corigirt zu werden, so lernt maus desto beßer. Mich wundert, da jetzt in Teütschlandt jederman frantzösch reden undt schreiben will, daß nicht beßer die ortograffe in acht nehmen. Wie kompts, daß Ihr ein frantzösch freüllen habt? Den daß seindt«ordinarie gar schlegte edelleütte, so gar nicht mitt unßerm teütschen adel zu vergleichen sein; den wen hir ein burger ein Charge de secretaire de roy kaufft, passirt er gleich vor ein gentilhome, undt zudem so nehmen sie nie die mißheürahten in acht, sondern heürahten allerhandt burgersmetger, auch woll gar bawerinen, wen sie nur gelt haben, seindt also offt mitt allerhandt handtwercksleütte verschwägert; die gemeine noblesse ist hir selber gar wenig geacht.

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Sontag den 20 August.

Ich hatte dießen hrieff schon vergangen freitag ahnfangen; es seindt mir aher so viel verhindernüße dazu gestoßen, daß ich ihn ohnmoglich habe außschreiben können. Gott gebe, daß es nun geschehen mag! Coquetten weiber seindt nichts rares, ich glaube, man findt deren Qberal. Aber seyder wan ist man in Teütschlandt so gednltig geworden? Den die eitern zu meiner zeit betten ihrer dochter in ihrer gegenwart so nichts gelitten. Ich erinere mich noch, wie man den vicekantzler Mieg anßgelacht hatt, daß er sei- ner dochter Amelie alles gelitten hatt. Ich weiß nicht, ob der obermarschalck, deß churfürst von Maintz bruder, dern herrn Schem- born vatter ist, deren wir 3 hir gesehen haben, recht feine leütte tmdt die recht wollzu leben wißen; sie wahren thumherrn zu Maintz. Die seiltantzerin , so Ihr gesehen , heist sie nicht Sqninquinelle ? Vor 2 Jahren habe ich eine gesehen, so so heist undt gar woU tantzt. Landtgraff Carl von Reinfels schwürmbt den alß herumb, wie ich sehe. Die Dingenheim hiesen wir vor dießem alß Manisch; sie ist bey der printzes von Gassei. Ich glaube, daß die Dingenheim nndtEwer freüllein ihre angen gleich werden beweißen können. Ich biü von hertzen fro, daß Euch daß Schlangenbaadt so woU bekom- men. Ich habe nun keine remedien von nöhten, bin, gott lob, in gar gutter gesundtheit; aber wen ich auch ein baadt von nöhten hette, würde es mir nicht erlaubt sein, ins Schlangenbaadt zu ziehen. Mein dochter erwahrt Euch undt Ewer Schwester nicht eher, alß auff zukomenden carnaval, habt also noch zeit, Euch drauff zu bedencken. Es ist kein eintzig contrefait von meiner dochter, daß gleicht; vom hertzog von Lotheringen seindt auch keine gar gutte, aber noch beßer, alß von meiner dochter. Hir- mitt ist Ewer schreiben einmahl völlig beantwort, mir also nichts mehr überig, alß Euch undt Louisse von hertzen zu ambrassiren undt Euch zu versichern, daß ich [Euch] allezeit von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

180.

Fontaineblean den 29 Septembris 1702. Hertzliebe Louisse, ich glaube, daß Lutzifer expresse teüffelger

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bestehlt, ahn schreiben zn verhindern, nmb die letttte braff doli zu machen; den bißher ist es mir dnrchauß ohnmöglich geweßen, ahn Euch noch ahn Amelisse zu schreiben, noch anff Ewere zwey liebe brieffe vom 2 September undt 10 Augnst zu andtworten. Heütte aber habe ich mir fest vorgenohmen, daß mich nichts dran hindern solle, undt umb Euch zu erweißen, wie fest ich es vorgenohmen habe, so schreibe ich Euch nun; ob zwar eine duchesse kommen, mich zu besuchen, so schreib ich doch immer fort, umb den wehr- teüffel auch einmahl doli zu machen. Ich komme auff Ewere schrei- ben. Ihr embrouillirt immer meines sohns gemahlin mitt mich we- gen den nahmen, so sie nun führt, von duchesse d'Orleans. Ich bins nur, wen man Madame sagt. Die duchesse d'Orleans ist alle- zeit meines söhn gemahlin, dieße ist zu St Clou bey 3 wochen ge- weßen mitt ihrem herrn, mitt der großhertzogin undt sonst noch viellen damen. Ich habe sie nur einen nachmittag besucht; es er- neuerte mir aber so erschrecklich daß abscheuliche spectacle, so ich dortten vorm jähr gesehen, daß ich ohnmöglich dort bleiben könte. Seyder meiner letzten kranckheit, die ich Euch berichtet, bin ich nicht kranck geweßen. Von monsieur de Varene werde ich nichts sagen. Ich glaube, daß er daß Teütsche wunderlich auß- spricht; den unter hundert Frantzoßen findt man kaum einen, so man auff tetitsch verstehen kan, undt meinen alle, sie könnens per- fect. Von Landau sage ich nichts mehr; daß ist. Nettancour ist es woll bekommen, daß sein regiement in Landau geweßen; den sie haben ihn nehmblich ihren obersten loß gebetten. Die römische königin hatt noch ursach, in neuen sorgen zu sein, weillen der rö- mische könig, wie man sagt, dem churfßrsten von Bayren endt- gegen geht. Weillen ma tante, die fraw churfürstin, nichts mehr von ihrer reiß spricht, glaube ich nicht, daß I. L. nach Heydelberg werden. Weillen Ihr von Ewern leben noch in Ewern 2ten brieff sprecht, will ich es biß da versparen. Wie ich zuvor ahn dießem ort von meinem brieff wäre, kämme man mir sagen, daß die kutz- schen kommen wahren, habe im waldt spatziren fahren wollen, wie ich allezeit thue. Wir seindt aber kaum nauß gekommen, so hatt unß der kutzscher über undt über geworffen. Eine von meinen da- mens ist daß gebrochene glaß in die axel kommen undt hatt ihr die axel in 2 orten ein fingersbreydt auffgeschnitten, sie hatt auch einen kleinen schnit in den backen. Ich hatte 7 hundt in der kutz-

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sehen, keinen eintzigen ist nicht daß geringst leydt widerfahren. Ich komme jetzt auff Ewer schreiben vom 2 dießes monts. Ich fürchte, liebe Louisse, daß der leydige krieg alles wider verderben wir dt, waß Ewere bawern seyder 15 jähren wider gutt gemacht haben; den die dorchmarchen können nie nichts ^ts thun. Ihr macht mir gar ein avantageux portrait vom jungen herrn von De- genfeit; den Carllatz war gar nicht heßlich, undt hübschr, alß er, muß gar waß hübsches sein. Amelisse schreibt mir in ihrem letz- tem brieff, daß sie hoffnong hatt, daß Ihr Ewer leben widerbekom- men werdet. Ich glaube, daß daß teüffelgen, wovon ich zuvor ge- sprochen, unß hatt umbwerffen machen; den seyder ich wider habe fortschreiben wollen, ist der könig zu mir konunen, weillen er ver- nohmen, waß unß begegnet ist, hernach die duchesse de Bonrgogne, hernach princesse de Conti undt ein par hauffen damen; es ist wie eine procession, muß dero wegen wider meinen willen schließen undt vor dießmahl nichts mehr sagen, alß daß ich [Euch] allezeit lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

181.

A mad. Amelie Elisabeth, raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort

Fontainebleau den 12 October 1702.

Hertzliebe Amelisse, weillen ich noch ein stündtgen habe," ehe ich in die commedie gehe, so will ich es ahnwenden, umb ahn Euch zu schreiben. Gott weiß, wen ich wider so viel zeit finden werde. Ich habe zwey von Ewere ahngenehme schreiben schon zu Yersaüle entpfangen, ehe wir hir weg sein, aber ohnmoglich beantwortten können, ob sie mir zwar sehr Heb geweßen. Ich glaube auch nicht, daß ich jetzt mehr zeit haben werde, alß nur daß letzte zu beant- worten, so vom 28 September ist undt ich vergangene woch ent- pfangen. Ich habe woU gedacht, daß Ihr wider zu Franckfort sein würdet; den ich habe meinen letzten brieff ahn Louisse dorthin adressirt. Ich bin fro, daß jetzt so gutte geselschafft zu Franckfort; die Ihr aber vor fürsten anßgebt, kan man sagen, wie daß hießige Sprichwort ist: «Ils sont des princes a gros grain». Deß landtgraff von Darmstat gemahlin ist gar keine princes. Ich kene ihre fraw mutter gar woll, sie ist deß dnc Pavres dochter. Es seindt leütte

Sil

Yon qualitet, aber (anter unß gerett) es ist gar nichts fürstliches in ihrem hanß, seindt nicht mehr, alß alle hießige ducs auch sein, undt glaubt mir! der landtgraff ist gantz verquackelt mitt dießem heüraht. Ihr mutter ist gar übel geschaffen, hatt aber gar großen verstandt. Ich habe ihren vatter auch gekendt, war ein wackerer man. Ich muß lachen, wo man daß fürstenthnm von Gosaea anßge- fischt hatt. Es heist nicht pat a Foeuil, waß die weiber en desa- bill6 tragen; sondern battant Poeuil, weillen es auff die äugen schlagt. Es seindt hir damen, die gar gutte minen haben, ich weiß aber nicht, ob sie zu Brüssel so sein. Der fürst Taxis daß ist auch wider ein doli fürst enthum; wen Ihr daß vor fürsten zehlen wolt, werdet Ihr woU bey dutzenden finden. Die Lockowitz seindt gar neue fürsten; vor 4 jähren wahren 2 brüder hir, hatten aber den rang nicht. Die sich so geschwindt wider heürahten, wollen die weldt wider ersetzen in waß der krig umbbringt. Ich hoffte, daß die römische königin die * Heydelberg bleiben solte undt dortten einen pfaltzischen ertzhertzog machen, weillen I. M. ja schwanger sein. Ob wir pfaltzgräffinen zwar die grösten heübter von der weit, so zu sagen, gemacht haben, so will man hir kaum glauben, daß wir von guttem hauß, undt kompt ein pfaltzgraff her, wirdt ihm ein lumpener duc den rang disputtiren. Daß kan mich offt so doli machen, daß ich auß der hautt mögt fahren; mein sohns gemahlin aber findt, daß sie groß recht haben. Ich habe manche disputte schon mitt ihr drüber gehabt. Ich verliehre schir die hoffnung, ma tante, die fraw churfürstin, königin in Englandt zu sehen; den die königin Anne solle sich nun woU befinden. Mich wundert, daß man der römischen königin daß reißen erlaubt; obs zwar en chaisse geschieht, so kan ein träger leicht fallen. Die rö- mische königin wirdt leicht roht, ist all ihr leben so gewest. Lest man sie dantzen, da sie schwanger ist, daß deucht auch nicht. Nun der dicke thurn nicht mehr zu Heydelberg leyder ist, kan ich mir nicht einbilden, wo man daß opera spülen wirdt, es sey dan im keyßerssahl unten im Otto-Henrichs-bau. Ich bitt Euch, liebe Amel- lisse, schreibt mir, wo die römische königin zu Heydelberg logirt hatt! Unter unß gerett, der churfürst zu Pfaltz bette beßer gethan, die 20000 thaller ahnzuwenden, daß arme schloß wider zu bawen,

in.

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alß vor ein opera; daß ist gar nicht apropo in jetziger zeit. Ich habe jetzt nar 9 hondtger in meiner cammer; daß ich aber ahm liebsten gehabt, ist dießen sommer gestorben. Die mobsger seindt ordinarie gar trew, ich habe aber die espaniealger lieber; alle meine hunde seindt espanieniger nndt von einem geschlegt. Ewere liebe brieffe, liebe Amellisse, seindt mir nie zu lang, leße sie recht gem. Von der römische königin höre ich gern viel; den ich habe sie recht lieb. Hette ich nicht so starck ahn ihrer wegreiße ge- triben, wehren I. M. jetzt nicht römische königin. Ich mnß lachen, daß Ihr so possirlich sagt, daß die herrn von Franckfort forchten, daß es ihnen wie denen von Ulm gehen mögte. Da kompt mein söhn herein undt sagt, es seye zeit, in die commedie zn gehen, muß also schließen wider meinen willen; den ich bin noch woll im ha- mor, zu blandem, hette gern noch eine stündgen geblau ttert. Ich habe aber nicht einmahl der zeit, mein brieff zu überleßen. Endt- schuldigt die fehler, liebe Amelisse, undt seydt versichert, daß ich Euch von hertzen lieb habe!

Elisabeth Charlotte.

182.

A mad. LouissC; raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Versaille den 81 December 1702.

Hertzliebe Louisse, vorgestern habe ich ein paquet von ma tante bekommen, worinen ich ein schreiben von Euch entpfangen vom 12 dießes monts. Es ist nahe bey 3 monat, daß ich nichts weder von Euch, noch von Amelisse, entpfangen; daß hatte mich glauben machen, daß Ihr mir nicht mehr schreiben dörfft; drumb anß forcht, Euch in verdacht zu bringen oder händel zu machen, habe ich auch nicht schreiben dorffen. Wen Ihr mir seyder 3 monat ge- schrieben, müßen alle meine brieffe auffgefischt sein worden; den es ist gewiß, daß ich keinen eintzigen seyder der zeit entpfangen habe. Durch ma tante, die fraw churfftrstin, gehen die brieff si- cher, wie Ihr segt; können einander also noch durch dieße gelegen- heit sehreiben. Es ist doch eine abgeschmackte sach, daß man nicht leyden will, daß wir einander schreiben; den wir wißen ja die secretten vom stadt nicht undt mischen unß in keine staadts- bändel. Waß ist dem keyßer dran gelegen, daß wir einander sa*

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gen, daß wir nnß lieb haben, ob ein hettraht oder kindttanff ist, ob eine commedie woU oder übel gespilt wirdt undt dergleichen, welches ja weder demkeyßer noch dem reich nichts ahngeht? noch wer lebendig oder todt ist, können wir einander anch noch sagen, ohne niemandes zu oSendiren. Hir verbiedt mans nicht, in Teütsch- landt zu schreiben. Worumb verbiedt man den in Teütschlandt, nach Franckreich zu schreiben? Aber waß ich anch sagen mag, wirdt es doch nicht endern, will derowegen nur mitt Euch der gantzen christenheydt zum besten wünschen, daß es baldt frieden möge werden. Die officirer stehlen sich ahn, alß wen sie den frie- den nicht wünschen, aber ich glaube es nicht; den bey dem krieg kommen sie umb, weren blindt undt lahm. Es ist nicht naturlich, daß man daß wünscht. Von Monsieur de Oasqu6 habe ich mein leben nichts gehört, es muß nichts besunders sein. Varene aber kene ich gar woU. Der graff von Hohenloh ist zu bedawern. Der krieg wirdt noch manche witwe machen. Ich finde nicht, daß es ein glück vor die graffin von Hohenloh geweßen , bey ihrem herrn biß ahn sein, endt geweßen zu sein; den daß spectacle wirdt sie nur noch mehr betrübt haben. Ich bitte Euch, liebe Louisse, danckt doch hertzog Christian dinstlich meinetwegen vor die ehr, so I. L. mir thun, sich meiner noch zu erinem, undt versichert I. L. , daß ich gar fleißig ahn sie gedencke! Die grösten fest seindt nicht, wo man sich ahm lustigsten macht; wo man mitt gutten freündin ist, denen man trawen kan, da macht man sich viel lustiger mitt, alß in den großen geselschafften; also kan ich leicht glauben, daß hert- zog Christian gern bey Euch ist. Er ist doch auch ein Heydel- berger, erinere mich seiner gehurt, alß wens heütte wehre. Hert- zog Max muß daß geraß mehr lieben, wo er nicht bey Euch an- dern bleiben kan. Hirmitt ist Ewer lieber brieff völlig beantwortet, liebe Louise! Weillen wir aber nun gantz zum endt von dießem jähr sein, so kan ich nicht schließen, ohne Euch undt Amelisse ein glückseeliges neues j^hr zu wünschen, daß Euch gott der all- machtige bey gesundtheit erhalten undt alles geben, waß Euch ahn leib undt sehl nutz undt seelig mag sein, auch alles, waß Ewer hertz wünschen undt begehren mag. Adieu! Ich ambrassire Euch von hertzen, wie auch Amelisse, undt versichere Euch beyden, daß ich Euch allezeit sehr lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

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183. A mad. Amelie Elisabeth, raugraffin zu Pfaltz^ a Hannover.

Versaille den 7 Januari [1703].

Hertzliebe Amelisse, mein wollsein ist eben nicht, wie Ibr woll meint, undt werdet nun woll schon erfahren haben, wie ich beynahe 4 Wochen einen so schlimmen fall gethan,daß ich, weillen ich einen fuß gantz verstancht, noch die cammer hütten muß undt nicht mitt dem hoff nachMarly geköndt; bin hir in einer gar großen einsamb- keit. Es wirdt aber nicht lang wehren; den biß sambstag kommen sie alle wieder her. Vor Ewern gutten neüjahrswunsch, liebe Ame- lise, dancke ich Euch sehr. Ich glaube, daß alles, waß in der weit ist, unßerm herrgott zukompt ündt alles, so gering es auch sein mag, nicht zu verrachten ist, wen es ein gutte Intention hatt undt so auff tugendt gericht ist. Der abscheü von den comedien kompt nicht von wie sie nun sein, sondern wie sie geweßen vor dießem, da allerhandt Unzucht drinen getrieben wardt. Weren sie geweßen, wie jetzundt, würde man es eher befohlen, alß verbotten haben, weillen sie, wen man es nimbt, wie man es nehmen solle, es mehr guts, alß bößes, zuwegen bringen kan undt', ich sage es noch, es mehr capable ist, die tugendt zu animiren, alß eine schlechte predig. «Wie schickt sich Christus mitt Bellial?» ist baldt gesagt. Es ist aber schwer zu expliciren. Der alte Adam muß sich finden in waß böß ist, aber waß zum gutten leyten kan, da verspürt sich der alte Adam nicht. Augen undt obren kitzeln ist nicht schlim, wens nur, wie schon gesagt, zum gutten führt. Die Prediger bestraffen die commedien, weillen sie vor dießem seindt bestrafft worden, da sie straffens würdig wahren. Es ist aber ein zeichen von ihrer ingnorentz, daß sie nicht examiniren, ob sie noch straffens würdig sein. Man wendt allzeit sein serieux zu gottes ehr, wen es die tugendt zum grundt hatt. Waß woll gereti undt schön ist, braucht kein lachen, sondern nur, waß ridiculle ist, undt kan ich nicht begreiffen, worumb mich etwaß ridiculles mehr vergnügen solle, alß etwaß serieux, so mir den weltlauff erweist, deßen man in dießer weldt woll zu studiren hatt. Aber in dießem allem liegt viel, wie man erzogen ist worden. Daß starcke lachen, insonderheit wen es ohne ursach geschieht, kompt vom miltz eben

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so woU, alß weineD. Ich höre viel tod der Philosophie, die weldt vor Dichts zu schätzen; aher in der pratica findts sichs n^enig nndt ich habe offt gesehen, daß, die sichs ahm meisten bernmbt, offt die schwächsten in der noht gefandcD. Ich gestehe meine Schwachheit; geht mirs nach meinem gefallen, bin ich lustig; kommen mir Ver- drießlichkeit, bin ich unlustig, biß es vorbey ist. Ich strebe nicht wider dem allerhögsten , ich verzage nicht; ich dencke aber, daß er mich züchtigt, damit ich es entpfinden mag, bin also nach seinem willen lustig oder trawerig, nachdem es gottes wille ist; daß hin- dert weder seine Vorsehung noch barmhertzigkeit noch daß ver- trawen, so man dazu haben solle. Unßer humoren gehen auch, nachdem es unßer herrgott verbeugt hatt, also muß einer woll mitt dem andern gedult haben ; zudem so begreifft ein jeder nach dem verstandt, so ihm gott geben hatt. Ich muß lachen, daß Ihr sagt, damitt die damen auch plaisir haben mögen, so bey Ettch zu gast wahren, so bettet Ihr 3 messieurs dazu gebetten undt von 3 diferenten nationen. Ich wolte, daß die ministre d*estat mittel fin- den könten^ dieße 3 nationen so woll zu vergleichen, alß Ibr ge- than, so würden wir baldt einen gutten frieden haben. Da kompt meines sohns gemahlin mitt ihrer eisten dochter herrein, muß also schließen undt vor dißmahl nichts mehr -sagen, alß wie ich Euch allezeit lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

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Yersaille den 18 Januari 1703.

Hertzliebe Amelisse, Ihr werdet auß waß ich vergangen ahn Louisse geschrieben, ersehen haben, warumb ich Euch nicht mehr durch die Franckforter post geschrieben habe. Daß könt Ihr woll versichert sein, liebe Amelise, daß, ob ich Euch zwar nicht schreiben könte, daß ich Euch doch allezeit würde lieb behalten haben. Den daß man wegen deß kriegs daß schreiben verbiet, waß geht unß daß ahn? Worumb selten wir einander deßwegen haßen? Daß kan nicht endern, daß wir einander sollen so nahe sein, noch daß wir einander sein, noch daß wir einander guts gönnen. Waß haben wir mitt stadtsachen zu thun? Durch Hannover werden wir doch continuiren können, einander zu schreiben, undt ob die brieff

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zwar anff dieße weiße nicfat so frisch sein, so ist es doch beßer so, alß gar keine zu haben. Freylieb macht der leydige krieg nirgendts nichts guts, aber in brieffen ist nicht gntt dranff zu raisoniren. Ich vernehme gern, daß Ihr ruhig lebt undt Euch mitt unßere ha- noverische hertzogen lustig macht. Hertzog Max ist der eintzige von meinen hanoverischen vettern, den ich die ehre nicht habe zu kenen. Hertzog Christian aber, bitte ich, macht mein compliment! Ihr seydt dießen hertzogen nahe genung, ohne niemandts zu scan- dalisiren, mitt ihnen zu eßen können. Wolt Ihr die zwey hertzogen ahn die königin in Engellandt geben, damitt wirdt sie woU versorgt sein. Ich habe heütte die handt ein wenig müde; den ich habe ma tante ein brieff von 23 seytten geschrieben, wie dieße sein, kan Euch, liebe Amelisse, also vor dießmahl nichts mehr sagen, alß daß ich Euch sehr vor Ewern gutten nefljahrswunsch dancke undt Euch hergegen wünsche alles, waß Ewer hertz wünscht undt be- gehrt, undt werde Euch so woU in dießen jähr alß im vergangen von hertzen lieb haben.

Elisabeth Charlotte. P. 8.

Ich muß noch sagen, daß Ihr mir in postscriptum schreibt mitt dießen wortten: «Enpfehl sich underthänig undt widerholt auch mein wünsch in tiffen respect». Ihr setzt aber nicht dabey, wer es thut; dancke also, weiß aber nicht, wem. Muß auch noch sa- gen, daß die posten so bitter übel hir gehen, daß es eine schandt ist. Ich bin 12 tag geweßen, ohne brieff von ma tante zu bekom- men, undt heütte schickt man mir 3 paquet auff einmahl; darumb antworte ich so spät auff Eweren brieff.

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VersaiUe den 4 Mertz 1703.

Hertzlieb Louisse, vor 8 tagen habe ich Ewer lieben brieff vom 10 Februari zu recht entpfangen, aber ohnmoglich drauff andt- wortten können; den morgendts kamen so viel leütte zu mir, daß ich nicht zum schreiben gelangen koute, undt nachmittags muste ich in die predig, konte erst hernach ahn ma tante, die fraw chur- fttrstin, mein dochter undt ma tante, die fraw abtißin von Mau-

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buisson, welche gar kranck geweßen, schreiben, welches biß zum nacbteßen wehrte, nndt vergangen donnerstag, da ich Euch eben schreiben wolte, wurde ich gantz interompirt, habe also biß auff heütte verschieben mäßen, welches mir recht leydt. Ich schreibe Euch heütte, ob ich zwar schon 3 große brieffe geschrieben nndt noch 4 zu schreiben habe undt den nachlaß zu ersetzen. Wens mir möglich sein kan, werde ich heütte noch ahnAmelisse auch schrei- ben, weillen meine brieffe Euch beyden noch immer ahngenehm sein. Der krieg ist eine widerliche sache, alle corespondentzen zu hin- dern. Deß keyßerlichen abgesanten undt seiner gemahlin exactitude kompt mir abgeschmackt vor ; den waß haben ihrer dochter brieff mitt den krieg undt staadtweßen zu thun? Mich deucht, es ist ein exes drinen; wen der keyßer wißen solte, waß wir einander alß schreiben, ich bin gewiß, daß er nicht ttbel nehmen konte, daß wir unßer comers behalten; den waß

186.

A mad. Louisse , raugraffin. zu Pfaltz, a Franckfort.

händel mitt ahn. Die kleine

geselschafften seindt offt nichts die schlimbsten. Ich habe weder große noch kleine, alß meine hündtger, lebe vor mich gantz allein, wie ein reichsstättel, wie daß tetttsche sprichwordt sagt. Die kleine Spanheim ist ein schön medgen undt woU geschaffen, allein glaubt mir! last Ewere niepce nicht viel particulier mitt ihr haben! den sie hatt hir Sachen gelernt, welche nicht nöhtig sein, daß Ewere niece wißen mag. Vor den neveu ist sie gutt, der mag woll mitt ihr umbgehen. Madame Spanheim ist nie so artig geweßen, alß ihre dochter. Meine wünsche vor Euch undt Amelisse seindt woll sincere. Ihr müst Euch wundern, daß ich noch die teütsche neü- jahrs wünsche weiß; den ich erinere mich viel beßer, waß ich in meiner jugendt gehört undt gesehen habe, alß waß ich vor 10 jäh- ren gehört undt gesehen. Es ist so mitt mir kommen, daß ich schir nichts vor mir selber wünsche, bin Euch undt Amelisse doch sehr verobligirt, mir so viel guttes zu wünschen. Ich will ihr ein par wort schreiben. Adieu, liebe Louissei Ich ambrassire Euch von hertzen undt behalte Euch recht lieb.

Elisabeth Charlotte.

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187.

VersaiUe den 4 Mertz 1703.

Hertzliebe Amellisse, gestern habe ich Ewern lieben brieff von 17 Februari in ma tante paquet gefunden. Ich hoffe, daß wir durch dieße gelegenheit unßer comerce fortführen können. Wie ich sehe, so macht maus nicht in Teütschlandt wie hir in Franckreich, da alle brieffe auffgemacht uudt geleßen werden. Ihr solt Euch, liebe Amelisse, nicht schämen, Euch ein wenig verschrieben zu haben; daß geschieht jederman, insonderheit die so geschwindt schreiben. Da ist nur ttber zu lachen; hette ich gedacht, daß es Euch beschämen würde, hette ichs Euch nicht gesagt. Ich schreibe auch immer gar geschwindt undt man verspürts woll in meinen brieffe, ohne daß ich es sage. Hertzogs Christian ahndencken ist mir allemahl sehr ahngenehm. Ich bin fro, daß I. L. zu Franckfort bleiben; den daß ist eine gutte geselschafft vor Louisse undt Euch. Man muß endtwetter sterben oder alt werden, aber daß solt Ihr Euch noch nicht beschwehren; da last mich vor sorgen, so nun baldt 51 jähr alt werde sein! Louisse hatte mir nichts von ihre re- solution geschrieben. Mich deucht f Louisse ist all gesundt undt fatiguen seindt nicht ungesundt; daß dissipirt die bößen humoren undt ist gesunder, alß ein ruhigers leben; zudem so ists Louissen repetirlicher, in ma tante dinsten zu sein, alß bey der römischen köuigin, auch gar der keyßerin. Ihr undt Louisse sagt der weit zu geschwindt ab, seydt noch zu jung dazu; daß ist gutt vor ein alt müttergen, wie ich bin. Solte sich Ewer seh wager wider hefl- rahten, kämme ihm eine Portugaillen beßer, alß keine andere; den die seindt ahn jaloussen humoren gewont, wie auch eingespert zu sein. Worumb wolt Ihr nicht lieber Ewere niece in Teütschlandt zu Euch nehmen, alß zu ihr in Engellandt zu ziehen? Ach, mein gott, es ist zu wünschen, daß Louisse lange bey ma tante möge bleiben undt I. L. so lang leben mögten, alß ich es wünsche, allein sie seindt nicht jung mehr. Ewer schreiben ist ortendtlich beant- wortet. Dießes ist schon der 5 brieff, den ich heütte schreibe, undt ich habe noch 4 zu schreiben, kan dero wegen nichts sagen, alß daß ich Euch allezeit von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

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188. A mad. Louise^ raugräffin zu Pfaltz, a Hanover.

VersaiUe den 18 Mertz 1703.

Hertzliebe Louisse, hetitte morgen habe ich Ewern lieben brieff vom 9 dießes monts in ma tante , der fraw churfürstin, paquet ge- funden, bin von hertzen fro, daß Ihr nun bey I. L. seydt; den ich bin versichert, daß Ihr sorg vor sie tragen werdt undt daß ich durch Euch I. L. zfustandt recht eygendtlich werde erfahren. Waß ich seyder 14 tagen außgestanden , da ich keine brieffe gehabt, seyder ich erfahren, daß ma tante daß 3tagige fieber bekommen, ist nicht außzusprechen. Nun bin ich, gott lob, wider ruhiger. Ich hoffe, daß der husten die überige böße humoren, so daß fieber verursa- chet hatten, verzehren wirdt undt ma tante also wider eine vol- kommene gesundtheit erlangen wirdt. Daß gebe gott der allmäch- tige! Ihr habt recht woll gethan, ohne weitter ordre zu erwartten, nach Hannover gereist zu sein; den es hatt ma tante recht er- frewet, daß Ihr zu ihr kommen seydt. Es wundert mich nicht, daß Ihr mühe gehabt habt; den die wege seindt überall abscheulich nun. Daß ma tante husten wie 3tagig ist, wundert mich gar nicht; ich bin nie änderst, weh ich den husten habe. Wen man desgoustirt ist, muß man eßen, waß man kan. Ma tante ist nicht allein daß lüstre vor dero hoff, sondern von allen hoffen. Wo findt man je- mandts, so so viel verstandt undt tugenden hatt, alß unßere liebe churfürstin? WeiUen Ihr wider nach Franckfort werdt, wen ma tante in volkommener gesundtheit sein wird, so wünsche ich, baldt zu erfahren, daß Ihr wider weg seidt. Ewer seh wager solle Euch woll verobligirt sein undt seine kinder, so fleisich vor ihre affairen zu sorgen. Ich kan leicht begreiffen, wie es Amelise so andt nach Euch, liebe Louisse, thun muß, indem Ihr all Ewer leben beysa- men gewest seydt. Daß ist woll etwaß rares, daß Euch mein herr Vetter, der churfürst, woll entpfangen hatt; den der wirdt unßerm herrgott keine rechenschafft geben über seine überflüßige Wörter. Ma tante bezeugt mir eine rechte freüde über Ewere ahnkunfft, zweyffle also nicht, daß sie es Euch auch wirdt erwießen haben. Ewer schreiben ist beantwort undt ich habe noch 3 große brieffe

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zu schreiben nach Lotheringen nndt auch nach Paris, kan Euch derowegen vor dießmahl nichts mehr sagen, alß daß ich Euch allezeit von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

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189.

A mad. Louise^ raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Versaille, den gründonnerstag 5 April 1703.

Hertzliebe Lonisse , vergangen sontag entpfing ich zwar - Ewer liebes schreiben vom 19 Mertz in ma tante paquet, konte aber ohn- möglich drauff andtwortten; den wir musten, weillen es palmen- sontag war, lang vor- undt nachmittags in der kirchen sein nndt hernach hatte ich ahn ma tante zu andtworten, ahn mein dochter^ ahn die königin in Spanien undt ahn ma tante von Maubaisson, schriebe auch noch 3 andere brieff nohtwendig nach Paris, konte also ohnmöglich Eweren lieben brieff eher, alß dieße post, beant- worten. Da ich mitt noch einen von Ewern lieben brieffen bin er- frewet von Zelle vom 26 Mertz, werde sie hiemitt beyde auff ein- mahl beantworten. Ma tante große brieff seindt mir ein große^ trost. Ich habe nicht so baldt einen beantwortet, daß ich den an- dern gleich mit großen verlangen wider erwarte, überleße aach dero gnädige schreiben mehr alß einmahl; den . ahngenehmer kan man woll nicht schreiben, alß 1. L. thun. Gott sey danck, daß die lieb churfürstin wider in so perfecter gesundtheit ist! Ma tante, die fraw abtißin, ist auch, gott sey danck, wider gantz woll. Dieße fürstinen haben, gott lob, starcke naturen, hoffe, daß sie es weit bringen werden. Die hertzogin von Zel kene ich nicht, aber des hertzogs gutte ist mir lengst bekandt. Ich habe den herrn recht von hertzen lieb. Der nähme de la Roche ist sehr gemein in Franckreich, kan also nicht wißen, wer die ist, so bey der hertzo- gin von Zelle ist. Wie Ihr mir die hertzogin von Zelle beschreibt, muß sie gar nicht mehr schön sein. Ich habe all lengst gehört, daß sie ihre zahn verlohren; daß veralt sehr. Dieße hertzogin kan woll alt außsehen , den sie ists ; aber die königin in Engellandt , so noch kein 40 jähr alt ist, daß ist etwaß wunderliches , daß die alt außsehen kan. Mylordt Wustock habe ich nie dantzen sehen, allein

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durch seinen gang solle ich woU jadiciren, daß er nicht woll dantzt. Ihr spot meiner, lieben Louissen, mir zu dancken wollen, daß ich Euch amiti^s mache; daß ist ja gantz natürlich, also kein compli- ment drüber za machen. Hirmitt ist Ewer letztes schreiben völlig beantwortet, ich komme auff daß erste. Von ma tante kranckheitt will ich nichts mehr sagen, weillen sie, gott lob, vorbey ist, nar wünschen, daß I. L. gesundtheit lang dawern möge. Wen ich den husten habe, eße ich gar offt salat, daß seübert den halß inewen- dig; aber bücking ist ärger, den daß gesaltzen macht, ohne verkält zu sein, husten. Wen die Engländer nicht so ohnbestandig wehren, were woll waß von ihrer affection. So lang ihre fürsten nicht kö- nige sein, haben sie sie lieb; so baldt sie auff den thron steigen, werden sie ihnen feindt. Daß mißfeit mir ahn ihnen, undt so gnä- dig ma tante ihnen auch sein mag, fürchte ich doch, daß, wen es ahn dem konmien solte, daß sie nicht mehr so viel affection finden würde. Ich bin fro, daß Euch I. L. der churfürst von Braunsweig gern bey seiner fraw mutter sieht undt es Euch selber versichert, wünsche, daß Ihr allezeit vergnügt leben möget, undt seydt versi- chert, liebe Louisse, daß ich mich allezeit in alles interessiren werde, waß Euch begegnen kan! den ich Euch von hertzen lieb habe uaidt allezeit lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

190.

Versaille, Ostertag den 8 April 1703.

Hertzliebe Amelisse , gestern habe ich in Louisse paquet Ewern lieben brieff entpfangen. Waß gehens unß die kriegstroublen ahn? Wir disputiren nicht gegen einander wegen der cron Spanien. Ewer man wirdt baldt wider zu Euch kommen, wirdt Euch aber hernach lenger witwen laßen. Es bedorffte keine außlegung, daß Ewer Schwester Ewer man ist; den daß verstehe ich woll. Ihr thut gar woll. Euch die zeit nicht lang zu laßen werden. Ich bin I. L. hertzog Christian woll verobligirt, daß I. L. so fleißig ahn mich gedencken; bitte, Ihr wollet ihn doch gar dinstlich davor dancken. Es ist nichts betrübters, alß gutte freunde weg zu ziehen sehen. Waß ist daß vor ein tittel der reichs-schuldtheis? Da habe ich

Briefe der Prinzefsin Eliiabeth Charlotte. ^V

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mein [leben] nicht von gehört nndt weiß auch nicht, wer es ist. Ewer leben, wie ich sehe, ist nicht so solitaire, wie daß meine; den ich bringe ordinarie meine zeit gantz allein mitt leßen nndt schreiben zn. Ihr soltet einen zeiter nehmen nndt zum chorftlrsten von Bayron reitten nndt ihm sagen, daß ein braver ritter die freül- len beschützt nndt ihnen kein leydt thnt, wie die damen im Amadis; aber nein, raillerie apart, Ihr soltet ein brieff ernstlicher weiß ahn I. L. dem chnrfürsten schreiben, damitt er Euch Ewer schloß nicht brenen möge. Wo habt Ihr den den churfttrsten von Bayren ge- sehen? ist er zu Ffanckfort geweßen? Den Ihr seydt, wie ich glaube, nie zu München noch Brüssel geweßen. Ich glaube leicht, daß dießes churfürstens freündlichkeit in allen ehren herr Johanes geweßen ist. Der leydige krieg macht alles übels. Ein gutter frieden were woll zu wünschen, es ist aber noch schlechter ahnstalt dazu. Ich bin fro, daß Euch mein gekritzel nicht mißfeblt, ist mir alß bang, ich könne daß Teütsche nicht recht mehr. Ihr soltet woll die charitet haben, liebe Amelisse, daß, wen ich darinen fehlen solte, mich wider ia recht zu helfen undt corigiren. Ich habe Jetzt niemandts mehr, mitt wem ich teütsch reden; mein Wendt hats gantz vergeßen. Ich leße fleißig in der luneburgische bibel, alle tag ein capittel auß dem alten testament, ein psalm undt ein capittel im neuem; daß erhelt mich noch, daß ich es nicht ver- geße. Hirraitt ist Ewer liebes brieffgen völlig beantwortet; hernach werde ich ahn Louisse auch schreiben. Ich habe schon ahn ma tante undt ahn die königin in Spanien geschrieben, muß noch' heütte, ehe wir zum nachteßen werden, 5 brieffe schreiben, werde Ettch also vor dießmahl nichts mehr sagen, alß daß ich Euch von hertzen ambrassire undt recht lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

191.

Versaille den 8 Aprill 1703.

Hertzliebe Louisse, gestern habe ich Ewer paquet in ma tante, der fraw churfürstin, ihres gefunden, wie auch Amelisse brieff, auff welches ich Euch hirbey meine andtwort schicke. Ich wünsche, daß Euch dießer brieff noch zu Hannover finden möge. Es ist billig, daß Ihr Eweres Schwagers Sachen endigt; den Ihr kont ja nidit

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immer sein intendent sein. Gott sey danck, daß ma tante Y^ider so woll ist, andt erhalte I. L. lange jähre bey volkommener ge- sandtheit undt zufridenheit ! Lastig sein macht lang leben. Zu Ewerm gntten wünsch vor ma tante sage ich von hertzen amen. Ma tante von Maubuisson ist nun wider woll. Ich schicke I. L. der churfürstin ein brieff, so die fraw abtißin Liebdten mitt eygener handt geschrieben; sie werden also nicht mehr in sorgen vor sie sein. Der krieg muß die pfältzische lufft geendert haben undt daß vielle brenen; den zu meiner zeit wahren unterschiedtliche letttte zu Heydelberg, zu Manheim, auch im gebirg hinter closter Neüburg, so über 100 jähr alt wahren. Ich fandt ein man bey dem closter Neüburg, so noch ins holtz ging undt hundert undt 10 jähr alt war; zu Manheim war ein man von 102 jähr undt sein fraw war hundert jähr alt ; bey Meyßenheim, hatt mein bruder mir gesagt, daß er einen bawer gesehen, so 124 jähr alt war; also segt Ihr woll, daß man vor dießem viel dergleichen exempel gehabt hatt, wie Ihr nun zu Zel segt. Sich umb nichts zu bekümern, wie der Jäger Marcus sagt, ist leicht zu rahten, aber schwer ins werck zu stellen. Ihr thut mir einen rechten gefallen, liebe Louisse, mir so eygendt- lieh zu verzehlen, wie ma tante die zeit zubringt. Ich wüste nicht, daß I. L. der churfürst auch mitt von der zellischen reiß war. Ich wolte Euch, liebe Louisse, von hertzen gern lenger entreteniren, allein ich habe heütte gar zu viel zu schreiben noch undt es ist schon 7 abendts; den wir seindt lang in der kirch geweßen, noch dießen nachmittag 2 gutter stundt; die predig hatt ein stundt ge- wehrt undt die vesper ein stundt. Adieu! Ich ambrassire Euch von hertzen undt behalte Euch allezeit recht lieb.

Elisabeth Charlotte. P. S.

Excussirt die fehler von dießem brieff! Ich kan es ohnmoglich überleßen.

192.

A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Marly den 26 April 1703. Hertzliebe Louisse, ma tante, der fraw churfürstin, paquet ist

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mir erst gestern zu bänden kommen sambt Ewerm lieben brieff vom 11 April. Es ist mir leydt, daß Ibr nicbt lenger bey ma tante babt bleiben können; den sie batt wenig geselscbafft nnn, dmmb ist es mir desto leyder, andt batt Eficb gern bey sieb. Spatziren kan I. L. nichts sebaden; es were viel ungesunder, wen sie nicbt exercitzien tbeten. leb sagen von bertzen amen zu dem wunscb, so Dir tbnt, I. L. wider in ein par monat in volkommener gesnndtbeit zu finden. Ibr werdt woU tbun, Eficb braff zu eyllen, umb desto geschwinder wider zu kommen. Ich glaube, daß esAme- lisse eine große frefide sein wirdt, Eficb die par mondt wider bey sieb zu baben. Ich bin fro, daß man Eficb zu Hannover so lieb batt. Hiemitt ist Ewer brieff in eyll beantwordet. leb muß nfiber in den salon, wo man die englische königliche personnen entpfangen wirdt, kan derowegen vor dißmabl nichts mehr sagen, alß daß ich Eficb undt Amelisse von hertzen ambrassire nndt Eficb recht lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

193. A mad. Louise , raugräffin zu Pfaltz , a Franckfort

Yersaille den 10 May 1703.

Hertzliebe Louisse, vorgestern habe ich Ewern lieben brieff vom 24 April in ma tante paquet gefunden, worauß ich sehe, daß Ihr meine zwey schreiben auff einmahl entpfangen habt; weiß nichts me es kompt,.es seye dan^/daß ma tante eine post vergeßen, meine brieffe weg zu [schicken], oder daß, wie offt geschieht, L L. vielleicht meine zwey brieff, wo die Ewerige in wahren, auff ein- mahl entpfangen batt. Vor 9 tagen bin ich zu Manbuisson geweßen undt habe dort mitt ma tante, der fraw abtißin, zu mittag geßen, habe I. L. in recht gutten standt undt gantz lustig gefunden , seindt auch nicht mehr so mager, alß sie wahren. Es ist recht zu ver- wundern, wie sie sich wider erholt haben; ist doch den 28 Aprill 81 jähr alt worden! Noch jemandts, so zu verwundem ist, wie er sich bey seinem 83 jähr befindt, daß ist monsieur Polier. Außer daß seine augbrawen graw geworden, sonsten ist er gantz undt gar nicht verendert; den er geht noch so strack wie allezeit undt list

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ohne brill, hört auch noch woU, ist in allem, wie wir ihn all nnßer leben gesehen haben. Gott gebe, daß anßere 2 tanten es ttber die hundert jähr bringen mögen! Da gehört bey mir kein eydt za, wen man mir sagt, daß man gern bey ma tante, die fraw chnrfürstin, ist; den daß ich so leicht glanben, daß ich schir allen, so bey I. L. sein, diß gltlck andt die gnade mißgönne. Der hannoverische hoff maß sehr geendert sein; zu meiner [zeit] hette man sich drumb geschlagen, nmb bey der lieben churfürstin zu sein; aber wie ich jetzt von Teütschlandt reden höre, so muß sich alles ttberall ge- endert haben, seyder ich in Franckreich bin. Daß glaube ich auch leicht, daß Ihr Euch auß affection undt nicht auß Interesse engagirt habt; den Ewere reputation ist woU establirt, daß Ihr, liebe Louisse, genereus seydt. Abb6 de Thesseut hatt viel hir davon gesprochen. Ich bin versichert, daß es Amelisse sehr andt nach Euch thun wirdt; aber wen Ihr die handt gutt zum heürahten habt, soltet Ihr Ewerer Schwester so woll einen man schaffen, alß Ewerer niepce, ich will sagen Ewers Schwagers niepce. Wie kompts, daß Franckfort nun gantz ohne geselschafft? Da müßen die sawerbru- nencouren schuldig ahn sein; den es nun die rechte zeit darvon wirdt. Es wirdt jetzt von Nürnberg nicht gar sicher reißen sein, nun Ohurbaym undt der marechal de Yillar zusamen gestoßen sein. Der graff undt die gräffin von Letiwenstein werden schwer- lich wider nach Franckfort komen. Mich wundert, daß hertzog Christian noch nicht in der armee ist. Dem neuen englischen resi- denten wirdt bey der einsambkeit zu Franckfort die zeit gar lang werden. Ich mogte mehr wünschen wegen ma tante, daß man in Braunsweig lenger lebt, alß in der Pfaltz; aber dem vatterlandt zu ehren habe ich doch sagen müßen, waß ich selber gesehen. Ich bin persuadirt, daß der wein gesunder, alß daß hier ist; den nembt war! leütte, so allezeit hier drincken, stincken eher, alß die, so wein undt waßer drincken. Die fraw im posthauß macht kein lust, zu leben wünschen, weillen sie immer weindt. Ich muß heütte noch 2 oder 3 große brieffe schreiben undt ich habe schon- 9 blatter ahn ma tante gantz über undt über geschrieben ; muß derowegen schlie- ßen. Ewer brieff, liebe Louisse, ist völlig beantwortet; werde, so viel mir möglich wirdt sein können, fleißig sein mitt schreiben. Wir haben hir nichts neues, alß daß die duchesse de Bourgogne ßich blessirt batt undt umbs kindt kpmmen. Sie war nur 8 tag

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aber ihre zeit, dachte also nicht, schwanger za sein; sie hatt sich blessirt, sie weiß selber nicht, wie; den sie ist weder gestolbert noch gefallen. Ich bilde mir ein, es seye vom starcken fahren; den die letzte reiß zu Marly haben I. L. in caleschen gar starck ge- rent undt den hirsch gejagt. Den 9ten tag drauff hatt sie sich Übel befanden nndt groß lendenwehe gehabt nndt den 11 ist sie niederkommen. Adien, liebe Lonisse! Ambrassirt Amelise von mei- netwegen undt seydt versichert, daß ich Euch allezeit sehr lieb behalte !

Elisabeth Charlotte.

Ich habe der zeit nicht, dießen brieff za fiberleßen. Entschul- digt die fehler!

194. A mad. Amelie Elisabeth, raagraffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Versaille den 27 May 1703.

Hertzliebe Amelise, wir kommen jetzt eben auß der predig undt vesper, alwo eine solche abscheuliche hitze war, daß wir schir alle verschmoltzen sein. Ich glaube, es wirdt baldt ein wetter kom* men; den es ist schwul warm. Unahngesehen der hitze will ich Euch doch andtwortten, liebe Amelisse, auff Ewer schreiben vom 13 May, so ich gestern entpfangen. Louisse hatt mir schon Ton Franckfort auß geschrieben undt auch, wie sie von Hannover weg ist, weiß also ihre reiße. Ob sie zwar wider nach hoff eylt, so liegt Ihr ihr doch sehr ahm hertzen, wie ich auß ihrem letztem schrei- ben gesehen , undt quitirt Euch gar ungern. Von sich selber undt von sein hauß herr undt meister zu sein, ist eben kein nnglttck. Mich deucht, daß Ihr nun gar offt östereichsche geselschafften habt; ist doch gutt, wen die geselschafften, wo man mitt umbzugehen hatt, ahngenehm sein. Solte hertzog Christian noch bey Euch sein, wen Ihr dießen brieff entpfangen werdet, so bitte ich, Ihr woldt I. L. doch gar dinstlich dancken vor dero ahndencken, welches mich allezeit recht erfrewet. Ich weiß nicht, ob der hertzog von Mei- ningen, welchen Ihr zu Franckfort habt, derjenige ist, welchen wir vor etlichen jähren hir gehabt haben ; ist mittelmäßiger lenge, mehr fett, alß mager, eine blande peruque, einen gar blatten mundt,

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dmlich dick andt rnndt gesiebt, woll manirt, aber ein wenig m complimentiscb alzeit vor micb. Die princes von Abnspacb jammert mich von hertzen. Ihr herr bruder s. war der abngenehmbste herr, den man sehen mögt, schön wie ein engel von haubt biß zu fußen. Ich glaabe, daß der jetzige margraff, welchen ich auch woll kene undt lang hir geweßen undt gar ein gntt kindt ist, woll nichts wirdt gegen dem chorfürsten von Bayrn thun undt fro sein, daß sein laudt verschondt mag bleiben. Nun bin ich völlig instruirt, waß ein reichs-schultes ist. Hertzog Christian ist woll in der that ein hertzog von Braunsweig, allein er ist auch ein Pfältzer, weillen I. L. ja zu Heydelberg im Otto-Henriches-bau gebohren sein. Ich wolte lieber mitt leütte zu thun haben, so mir gutte metwürst, knackwtlrst undt breühan machten, alß mitt naßenweißen, wie man hir hatt, denen man nichts zu recht sagen kan. Von hir kan ich Euch nichts nettes sagen, alß daß der duc de Bourgognien morgen auffbrechen wirdt, umb nach Strasbourg zu reißen, wo I. L. zu feit gehen werden. Waß es weitter geben wirdt, soll die zeit lehren, Louisse ambrassire ich hirmitt so woll, alß Euch, liebe Amelise, undt versichere, daß ich Euch aÜQ beyde allezeit sehr lieb behal- ten werde.

Elisabeth Charlotte.

195. A mad. Amelie Elisabeth , raagräffin zu Pfaltz , a Franckfort.

Versaille den 17 August! 1703.

Hertzliebe Amelise, vor zwey tagen erst habe icb Ewern lieben brieff in ma tante paquet entpfangen. Die posten gehen nun so unrichtig undt langsam, daß es ein recht ellendt ist, undt ich werde je lenger, je verdroßener auff dem leydigen krieg; aber über wem ich wpU recht böß bin, ist über die keyßerlichen minister, so all comerce haben verbietten machen; denen, ich muß gestehen, wünsch ich alles übels von der weldt. Ich weiß nicht, ob meine brieff nicht ahn Euch undt Louisse gelangt sein; allein ich kan Euch, liebe Amelisse, mitt warheit versichern, daß ich kein eint- ziges von Ewern schreiben habe unbeantwortet gelaßen undt nur auffgehört, alß ich keihe schreiben mehr von Euch beyden bekom-

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men; habe gedacht, daß Ihr nicht mehr schreiben dörfft nndt daß ich Euch händel machen solte, wen ich femer schriebe; aber wen Ihr schreiben dorfft, werde ich fleißig andtworden. Meine gesandt- heit ist, gott lob, gar gntt, starck andt dick; wünsche, daß Louisse nndt Ihr Euch so woU befinden möget alß ich. Wie die zwey graf- fen von Nassau hir wahren, war der eiste beßer geschaffen, alß der jüngst; allein der jüngste ist lebhaffter andt spricht mehr, alß sein herr brader; bin fro, daß sie content von mir sein. Louisse wirdt nun baldt wider zu unßer lieben churfürstin, wie I. L. mir schreiben, umb mitt nach Berlin zu gehen. Gott gebe, daß die reiße glücklich möge abgehen ! Ich werde heütte ein tour nach Paris thun, aber abendts wider herkommen, muß also noch ahn mein dochter schreiben, undt weiUen auch Ewer brieff, liebe Amellisse, völlig beantwortet ist, werde ich vor dießmahl nichts mehr sagen, alß wie daß ich [Euch] allezeit von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

196.

Yersaille den 7 September 1703.

Hertzliebe Louisse, ich bin zwey mahl auff den todt gelegen. Man sagt, daß ich dem todt nun entgangen bin. Es ist doch heütte 22 tag, daß mich daß fieber kein augenblick verlaßen, undt habe alle abendts umb ,5 ein redoublement; aber mein halßschmert- zen ist vorbey, mein durchlauf hatt aufgehört undt geht kein bludt mehr von mir; habe mitt aderläß undt sonsten bludt, so durch den nachtstuhl gangen, 28 paletten verlohren, daß matt mich sehr ab. Ich kan weder wein noch fleisch eßen, noch trincken, habe, einen Widerwillen zu allen speißen außer brodt, wovon ich lebe. Man sagt doch, daß ich außer lebensgefahr bin, aber genung hirvon. Wie mich hertzog Christian todt zu hertzen gangen, kau ich nicht außsprechen; aber ma tante setzt mich in erschreckliche sorgen, den ich kenne sie woll; sie lest sich die helfft nicht mercken, waß sie schmertzt, undt darnach bricht es durch Ohnmacht auß. Umb gottes willen, liebe Louisse, continuirt, mir fleißig ihren zustandt zu berichten! Den meine angst vor I. L. ist unaußsprechlich. Meine schwachheitt erlaubt mir nicht, mehr zu sa^en. Adieu, liebe

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Loaisse! Ich ambrassire Ettch von hertzen ondt werde Eflch biß ahn mein letzt ende lieb behalten.

Elisabeth Charlotte.

197. A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Luxeburg.

Versaille den 16 September 1703.

Hertzliebe Lonisse, ich habe einen großen brieff ahn ma tante, die fraw churfarstin, geschrieben, werde Euch also nicht lang en- treniren* können; den mein kopff ist noch schwach von den 80 ontzen bludt, so ich verlohren, daß mir daß hirn gleich schwindelt, wen ich nur ein wenig letttte sehe undt reden höre. Gott seye danck, daß ma tante sich noch woU befindt, nndt erhalte dießelbe viel nndt lange jähren in gesundtheit ! Daß sie einige stnnden oder tagen traweriger sein, ist gewiß, wen I. L. zeit haben, ahn dero Unglück mehr zu gedencken. Gott der almächtige wolle I. L. starc- ken undt beystehen! Adieu! Ich kan nichts mehr sagen, mein kopff thut mir wehe. Ich behalte Euch allezeit von hertzen lieb.

Elisabeth Charlotte.

198.

Versaille den 13 November 1708.

Hertzliebe Louisse, seyder ich von Fontainebleau kommen, habe ich 4 schreiben von Euch entpfangen vom 1 undt 18 Septem- ber, 8 undt 13 October, alß zwey undt zwey auff einmahl; ich habe aber ohnmöglich drauff andtworten [können], hatte kaum der zeit, ahn ma tante zu andtworten. Den wie ich die 8 ersten sambt Eweren bekamme, war just daß fest von allerheylligen, alwo man hir lang in der kirch muß sein. Den 2 tag nach dem fest seindt wir nach Marly, wo lustigere Ursachen mich ahm schreiben verhindert, nehmblich die jagt undt die mussiq, habe auch ein reißgen nachMau- buisson gethan. Die königliche personnen von Engellandt seindt nach Marly emen tag kommen. Ich habe auch einen andern tag nach

* entretenir^n.

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St Germain gemflst, also in den 9 tagen, so wir zuMarly geweßen, ohnmöglich schreiben könen. Wir seindt nun sey[der] vergangen samb- 8tag abendts wider hir, bin aber alß interompirt worden an dt habe ohnmöglich eher, alü nun, zum schreiben gelangen können; heütte aber hoffe ich, aaffs wenigst aaff ein par von Ewern schreiben zu andtwortten, fange bey dem frischten ahn vom 13 October. Ich weiß nicht, liebe Looisse, ob Ihr alle meine brieffe entpfangen habt; allein ich habe nicht manqoirt andt aaff alle Ewere schrei- ben gar exact geantwortet. Ihr habt gar recht errahten, liebe Loaisse! den ich bin nan, gott seye danck, wider in gar volkom- mener gesondtheit ondt den 13 October hatte ich za Fontainebleaa schon wider braff gejagt andt gar kein fieber noch einige kranok- heit mehr gespflrt, were aach vergnügt dort geweßen, wen ich nur zeittang von ma tante, die fraw charfürstin, hette haben können. Daß ich aber nur einen eintzigen brieff andt schir gantz zaletzt dortten entpfangen, hatt mir alles dort verlait andt gemacht, daß ich keine rechte freüde in nichts habe nehmen können; den ich war za sehr in sorgen vor I. L. Gott sey danck, daß der unmaht I. L. nicht, wie ich farcht hatte, kranck gemacht hatt! Ich habe eine gatte natur, weillen ich mich nie mitt za viellen aderläßen andt me- decinen geschwächt habe; ich kan braff kranckheitten aaßsteheiL habe deren schon viel hir gehabt; der übelle halß war mein gr(P^ ter schmertzen. Ihr habt gar wqII gethan, liebe Loaisse, ma tante za persaadiren , daß es kein gefahr mitt mir hatte ; den I. L. seindt mir so gnädig, daß ich versichert bin, daß es ihnen sehr würde gejammert haben, wen sie mich so übel gewast betten, alß ich in der that geweßen bin. Es ist woU war, daß in dießer weit nidblM beßers ist, alß die gesundtheit, wie Ihr es gar recht sagt; sie stehet aber nicht bey anß, sie za behalten, so lang wir es wünschen mögten. Es seindt wenig leüttediß jähr gestorben ahn kranckheitten; hir wahrem 2500 krancken za Versaillen, von dießen allen seindt gar wenig ge- storben. Grott sey danck, daß sich unßere liebe charfQrstin so woU befindt, andt erhalte I. L. lange jähren dabey ! Vor den gatten wanscfa, daß anßer herrgott ma tante ferner vor anglück bewahren möge, sage ich von hertzen amen. Es ist mir lieb, daß hertzog Max so glücklich von der letzten gekommen ist; seine zeit war nicht kom- men, wie deß gatten hertzogs Christian seine. Waß gott za allen jseitten vorsehen hatt, maß woU geschehen, es sey zam leben oder

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todt. Es ist war, daß ma tante eine rechter trost nndt erqniclning vor mir sein. Ich glaabe, daß der general Fleming, hey welchem Ihr zu mittag geßen mitt allen den hofffreüllen, deß Flemings vat- ter ist, den wir lang hir gehabt haben undt welcher gar ein gutter mensch ist. Er ist auch, wo mir recht ist, ins königs vonPreussen dinsten, werdt ihn also woll ohnen zweyffel bey seinem vatter ge- sehen haben. Carttenspiellen wer mein sache nicht; es ist mir gantz verlait, spille nie, ob es zwar hir im landt so sehr der brauch ist, daß, wen man nicht spilt, sagt man einem ins gesiebt, daß man zu nichts nutz ist. Daß ich Euch, liebe Louisse, in meiner wehrenden kranckheit geschrieben, daß meritirt keine dancksagung; den weillen ich persuadirt bin, daß Ihr mich so lieb habt, alß ich Euch habe, war es ja billig, daß ich Euch berichte, wie es umb mich stunde. Hiemitt ist Ewer letztes schreiben völlig beantwortet, ich komme Jetzt auff daß vom 8 Octobris. Ich bin lengst außer gefahr, werde also hirvon nichts mehr sagen. Man kan in keiner beßern undt volkommener gesundtheit sein, alß ich, gott dem allmächtigen seye danck, nun bin. Vor den gutten wünsch, so Ihr mir thut, liebe Louisse, daß es möge bestandt haben, dancke ich Euch sehr. Ich verfluche taglich woll von hertzen die, so ursach sein, daß die pos- ten gebrochen sein worden, undt es ist mir recht unleydtlich, nach- dem ich gewondt geweßen, daß die brieffe von ma tante undt die Ewerigen, so vor dießem nur 7 tag alt wahren, jetzt gantze monaten alt sein, undt noch dazu bekompt man sie nicht. Man muß die gedult nehmen, wie papa s. alß pflegt zu sagen, nehmblich jl faut prendre patiance en enragent. Die fraw von Rotzenhaussen hatt dieße reiße nicht her kommen können; sie ist zweymahl selber auff den todt gelegen, hatt all ihr bludt verlohren durch pirlen, welches zu starck undt sie schir umb leben gebracht bette. Es ist war, daß ihre dochter, so bey mir geweßen, mitt einer gräffin von Nassaw nach Franckfort geweßen; nun ist sie wider zu Luneville bey meiner dochter. Durch Lotheringen werde ich Amelisse brieffe eher bekommen; wie ich glaube, kan es ahngehen. Ob ma tante mir zwar schreibt, waß zu Lützenbourg vorgeht, so werdet Ihr mir, liebe Louisse, doch einen gefahlen thun, mir auch eine relation davon zu machen; den die Ewerige seindt alzeit gar exact undt ich entpfange gern große brieffe. Solch ein ruhig gemüht zu haben, wie ma tante, daß ist nicht leicht zu thun undt ist eiue rechte gab^

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gottes. Hiemitt ist Ewer zwejtes sehreiben aoß völlig beantwortet, liebe Loaisse! bleibt mir also nichts mehr überig, alß Euch zu versichern, daß ich Euch all mein leben von hertzen lieb behalten werde.

Elisabeth Charlotte.

199. A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Hannover.

Versaille den 23 Novembris 1703.

Hertzliebe Lonisse, vergangenen dinstag habe ich Ewern lieben brieff vom 30 Octobris in ma tante paqnet gefdnden. Ich bette aach gleich draaff geantwortet, allein deß marechals de Tallards söhn kämme eben ahn nndt brachte die zeittnng, wie Landau capitnlirte undt sein h. vatter eine schlagt gegen meinen vettern, dem erb- printzen von Gassei, gewonnen; aber es seindt anff beyden seytten sehr viel leütte nmbkommen. Des marechals dac de Noaille dochter ist wittwe nndt noch nicht 17 jähr alt Ob der jange landtgraff, mein vetter, zwar die schlagt verlohren, so gesteht man doch, daß es nnr seye, weillen anff dieüer seytten viel mehr tronpen wahren; aber sie loben unerhört dießen printzen, sagen, man könne nicht mehr hert^ erweißen, alß er erwießen hatt, sie machen einen rech- ten heros aaß ihm. Daß solte ihn doch in seinem nnglück trösten, daß er seine feinde obligirt hatt , sein lob . fiberall aaßzubreitten ; der könig hatt ihn selber gelobt. Damitt ich aber wider anff daß komme, welches ich erst habe sagen .wollen, so hatt mich alles. daß gethons ahn schreiben verhindert, habe es biß heütte versparen müßen; nnn aber will ich schreiben, so lang es mir möglich; den es ist schon nahe bey 9. Ich habe heütte schon 4 große briefie geschrieben, dießes ist der 5te. Von meiner kranckheit werde ich nichts mehr sagen, den daß ist all lengst vorbey. Ob ich schon 28 Paletten bludt verlohren, bin ich doch zu Fontainebleau, alwo mir die lufft alß gar woll zuschlegt , gar geschwindt wider zu kräfften kommen; ich hatte in allem nur 2 fischbein breit abgenohmen. Es ist ein ellendt, wie die brieffe gehen; wen nur dieße ursach were, solte man deß kriegs mfide sein; ich sehe aber leyder noch gar keinen ahnstalt zum frieden. Wie mir ma tante schreibt, so ist die printzes von Churlandt nicht sehr von ibrein breutigam cbarmirt,

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Es ist ein schlegt exempel vor die(k princes, zn sehen, daß dießer herr schon 2 mahl verliebt gevveßen; mögte ihr auch woll nnbe- standig vverden nach dem beylagier undt wen sie vielleicht ahnfan- gen wirdt, ihn lieb zn bekommen. Daß gntte gemühte, so dießer margraff hatt, wirdt ihn doch allezeit woll mitt seiner gemahlin leben machen. Ich höre recht gern, wen man sich lustig macht; daß kan ich mich nie berühmen, den mittags eße ich gantz allein undt abendts bey dem könig, wo es stiller hergeht, alß in einem closter. Weillen ma tante ja versichert ist, daß die liebe köi^igin dießen camftval wider bey I. L. wirdt sein, also die Separation nicht lang wehren, deucht mich, daß sie sich woll ohne threnen scheyden solte. Wolte gott, liebe Louisse, ich könte sehen, wie ma tante undt die liebe königin einander begegenen! Aber zn sol- chem erwünschten glück bin ich leyder nicht gebohren. Ich bin fro, liebe Louisse, daß Ihr so content lebt. Teütschlandt muß un- erhört geendert sein seyder meiner abreiße; aber machen sie mehr ceremonien, so wirdt die teütsche vertreülichkeit auffhören undt sich selber in zwang setzen. Man kompt mir sagen, daß es zeit nüber zu gehen ist. Es ist mir leydt, den ich war im laun, noch braff zu blandem; muß wider meinen willen schließen undt ein ander mahl auff Ewere zwey überige schreiben vom 7 September andtwortten. Nun aber ambrassire ich Euch nur von hertzen, liebe Louisse, undt versichere Euch, daß ich Euch allezeit lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

200. A mad. Amelie Elisabeth, raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort.

VersaiUe den 25 Novembris 1703.

Hertzliebe Amelise, vergangen freitag habe ich Ewern lieben brieff vom 6 November gar woll entpfangen in der Rotzenhaussen paquet, bin fro, daß Ihr so woll mitt dießem freüUen zufrieden seydt; den ich interessire mich noch alß vor sie, weillen sie bey mir geweßen undt auch wegen ihrer mutter, die, wie Ihr woll wist, meine gutte freündin allezeit geweßen ist Ewere brieff kom-

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men frischer Aber darch die Rotzenhaassen, alß über Hannover. Es ist war, daß ich einen mont lang erschrecklich kranck gelegen ondt anff den todt gelegen bin, allein ich bin dem todt all lengst wider entloffen undt bin nun, gott seye danck, all lengsten wider in volkommener gesnndtheit. Vor Eweren galten wünsch zu meiner gesondtheit dancke ich Euch sehr, liebe Amelise! Dem armen Rotzenheasserle habe ich leyder keinen gefahlen thnn können, hette es sonsten woll gern gethan. Wolte f^ott, liebe Amelisse, wir kon- ten. einander einmahl wider sehen! Daß würde mir eine große freü- de sein. Ich sehe aber leyder wenig aparentz dazu. * Der leydige krieg ist weil eine abscheulich sach. Ihr werdet non schon wißen, wie erschrecklich mein vetter, der erbprindtz von Cassel, ist ge- schlagen worden; hatt aber darneben ein großes lob erwehren nndt alle Frantzosen loben ihn so unerhört, daß es nicht zu sagen ist. Man sagt auch, daß einer von dießes printzen herrn brüder umb- [kommen]. Es ist mir bitter bang, daß es printz Wilhelm ist, wel- ches mir woll recht von hertzen leydt sein würde; den ich habe den artigen printzen recht lieb. Ich bitte, schreibt mir doch, wel- cher es ist, so umbkommen! Ich bin versichert, daß Ihr auch woll hertzlich betrübt umb hertzog Christian werdet geweßen sein. Ich habe I. L. s. auch woll von hertzen beweint. Im überigen, hertzlieb Amelisse, so ist es mir von hertzen leydt, daß ich Euch die brieffe vor monsieur de Yerth undt Fomeront noch heütte nicht schicken kan; allein ich kan solche brieffe nicht mitt eygener handt ahn sol- chen leütten schreiben undt es ist meinem secretarius ein fluß auffs aug gefallen, daß er wie halb blindt seyder ein par monat ist. Es wirdt doch taglich beßer mitt ihm. So baldt er wirdt schreiben können, will ich die brieffe machen laßen, welches nur auff ein par tag außleüfft; so werde ich sie Euch schicken. Gott gebe nur, daß es Euch nützlich sein mag! Undt worinen ich Euch werde dinnen können, werde ich es nie vor einige beschwerliche sach ahnnehmen, sondern es mitt freüden thun. Die fürstin von Ussingen ist, wo mir recht ist, ein freüUen von Lowenstein, also madame de Dan- geau Schwester. Die Tauische famillie kene ich nicht; wen sie Euch nur woll divertiren, bin ich schon mitt ihnen zufrieden. Daß Ewer brieff ein wenig geknikt ist, daß schadt nicht; ich formalissire mich nicht so leicht. Hirmitt ist Ewer liebes schreiben ordentlich beantwortet; bleibt mir nichts mehr überig, alß Euch V09 hertzen

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za ambrassiren andt versichern, daß ich Euch, liebe Amelisse, alle- zeit lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

201.

Versaille den 28 December 1703.

Hertzliebe Amelisse, ich bin recht fro, daß anßere corespon- dentz Dan eingericht ist. Ich habe schon vor lenger, alß 8 tagen, Ewern lieben brieff entpfangen, aber wegen hundert verhindernüßen nicht zam schreiben gelangen können. Daß heßliche nebelichte Wetter hatt mir ein wenig den husten verursacht, aber es gebt doch noch woll hin; bin doch sonsten, gott lob, gar gesundt. Mein se- cretarius fengt wider ahn, zu sehen; also habe ich ihm die reco- mandationschreiben sehr ahnbefohlen ahn monsieur de Vert et de Fomeront. Der graff von Nassau Weillburg hatt schlegte ehre ein- gelegt, hergegen erschalt meines vettern, deß erbprintzens von Hessen, lob allerseits. Ich glaube, der printz von Homburg, so geblieben, war der, so einmahl so eine kurtze reiße hieher that undt welchen ich einmahl gesehen. Daß arme gi^äffgen von Nassau jammert mich recht. Sein herr vatter hatt ihn schändtlich vfer- laßen undt ist der erste durchgangen. Sein söhn rieff ihm, er solte ihm helffen; er ließ aber den söhn im stich undt ging durch, muß ein schlechter krieger sein. Graff von Frissen hatt sich über die maßen woll gehalten. Ich bin woll Ewerer meinung, daß nichts in der weldt geschieht, alß waß vorher verbeugt ist. Ich wüste woll, daß der fUrst von Vssingen ein frewen von Lowenstein geheüraht hatte, aber nicht, daß es eben dieße sey, so jetzt zu Franckfort ist. Gebt ihrer Schwester, so hir ist, viel einen größern nahmen, alß den, so sie fahrt. D'Anjou daß seindt deß königs brüder oder enckeln, die dame aber heißt Dangeau, also gar ein großer unter- schiedt; den dießer ist gar kein färst, sondern nur ein edelman. Ich kene den jungen fürsten von Ussingen gar woll, er ist hir zu Paris geweßen. Es ist ein gutt kindt, aber nicht artig, sondern ohne einige vivacitet, ist, wie man alß vor dießem in Tetttschlandt sagt, ein gutter frommer herr. Es wirdt aber seine schuldt nicht sein, wo der friden nicht gemacht, wie eine gräffin von Greiffenstein

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alß pflegt za sagen, wen sie jemandts sähe, so eben nicht viel geist hatte. Ich muß lachen über die vergleichnaü, so Ihr macht von denen, so aaß der arm^e kommen, ahn daß alte Sprichwort: «Wo kompt ihr her? Von der hochzeit». Daß mnß langsam gesagt wer- den andt «za der hochzeit» geschwindt Die vers anff St Evremont seindt nicht jast; den wolte er nur die weit undt künsten kenen, so hatt er gott nicht gesacht, wäre also nicht a Pescole poar cognoistre dien. Ich habe St Evremont nie gesehen, aber woU sein contrefait, daß, aaßgenohmen die loape andt gewecks, so er im gesiebt ge- habt, viel ahn Cheyrean gleicht. Ich glaabe, in dem alter, wo- rinen dießer man war, hatt ihn madame Mazarin woll ohne scan- dalle aaff ihren halß können liegen laßen. Wer der allein draaff gelegen, bette man nicht so übel von ihr gerett. Vom lieben hert- zog Christian s. will ich nichts mehr sagen, es ist za betrübt. Es ist woll leyder schlegte aparentz,daß wir einander wider sehen, alß im thal Josaphat. Wen man einander so nahe ist, wie wir ein- ander sein, so betracht man sich nicht amb die Schönheit, sondern nar, weillen man sich lieb hatt. Ma tante, die fraw charfürstin von Braansweig Liebten, entpfangt so selten brieffe von mir, alß will ich versuchen, ob sie dießen eher darch Franckfort bekommen möge; bitte Euch, lieb Amelisse, ihn fleißig za bestellen. Adiea, liebe Loaisse! Ich glaabe, Ihr werdt all wißen, daß Charbayren Aagsbarg bekommen; daß ist alles, waß ich weiß. Adiea! Seydt versichert, daß ich Euch allezeit lieb behalte!

Elisabeth Charlotte.

202. A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Hannover.

Versaille den 30 December 1703.

Hertzliebe Loaisse, ich habe Ewern lieben brieff vom 5 dießes monts zwar schon seyder 8 tagen entpfangen, aber ohnmöglich eher, alß nan, beantworten können; hundert verdrießliche verhindernttße seindt mir zukommen, unter andern auch einen braffen husten, welchen ich vergangen freytag 8 tag zu Paris auffgefischt habe. Ich schewe der mühe nicht, zu schreiben, wen ich nur der zeit habe; die zeit fehlt mir offt, aber nicht der gutte wille. Gott seye

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danck, daß ma tante wider woU ist! So geschwer im mondt thnn etlich mahl sehr wehe ; hin fro, daß es bey ma tante ohne schmert- zen Zugängen. Ich mache es wie I. L.; muß sehr kranck sein, wen ich die kammer hütte. Ich bin auch persuadirt, daß man ehr cou- rirt, wen man sich weniger schondt. Ma tante hatt, gott lob, eine gutte starcke natur. Gott erhalte I. L. noch lange jähren darbey ! Sie seindt mir zu gnädig, sich über meine brieffe zu erfrewen, so nun woU gar alber wehren; den ich lebe je mehr je einsamer, kan also weder waß neues noch artiges vorbringen. Es seye dan, daß man den carnaval zu Hannover erlengert, sonsten wirdt er diß jähr sehr kurtz werden undt die fasten nahe vor der thür sein. Gott gebe, daß ma tante ihn mitt freüden undt vergnügen zubringen möge undt Ihr auch, liebe Louisse! Der könig hatt mir selber ge- sagt, daß printz Philip von Homburg geblieben ist. Den alsten graffen von Nassau beklage ich recht; den es war ein recht gutt kindt. Wer solte die hunde nicht lieben nach dem exempel von landtgraff Philips hundt von Homburg? Heütte morgen umb 4 hatt eine von meinen hundinen 7 jungen bekommen. Ich komme aber wider auff Ewer schreiben. Der krieg ist woll eine abscheuliche sach; man kans nicht müder sein, alß ich es bin. Ich habe ahn den Intendanten vom Elsaß geschrieben wegen Ewere gütter undt bin versichert, daß er sein bestes thun wirdt; den es ist ein gutter ehrlicher man, der mir allezeit gefahlen thut, wie er kan. Er hatt über alles zu Landau undt im gantzen Elsaß zu befehlen; hoffe also, daß es Euch nützlich sein wirdt. Ich wolte gern noch viel blandem, ich habe aber noch zwey große brieff in Lotheringen zu schreiben; werde dero wegen nur in eyll sagen, daß die princes von Homburg, so ihren herrn bruder, den sie so sehr geliebt, verlohren, mich schrecklich jammert. Es ist mir auch leydt, daß der gutt Eberfritz verwundt ist. Ich werde nun baldt seine Schwester Lenor wider hir bey mir haben. Adieu, liebe Louisse! Ich ambrassire Euch von hertzen undt werde Euch allezeit lieb behalten.

Elisabeth Charlotte.

Brief» der Prinxesain Elisabeth Charlotte. ^

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202.

Marly den 8 Januari 1704.

Hertzliebe Amilise, vor 3 tagen habe ich Ewer wehrtes schrei- ben vom 20 December 1703 zu recht entpfangen. Ihr werdet aaß meinen andtwortten ersehen haben, daß ich alle die Ewerige zu recht entpfangen habe durch die kleine Rotzenhaussen. Apropo von sie, ihr vetter, der Bernstein, ist hir in der accademie undt bekompt kein eintzig schreiben von seinen verwanten, noch von sei- ner matter, er ist in todtesängsten vor seine zwey brüder. Ich bitte Euch, informirt Euch doch bey die fraw von Schelm, wie es ihnen gangen, ob sie davon kommen oder geblieben sein! Grüst anch die fraw von Schelm von meinetwegen! Ihr werdet hirbey ein schreiben vor ma tante wider finden, welches ich Euch bitte, so baldt möglich, weg zu schicken; den die brieffe seindt so lang on- terwegen, daß es ein ellendt ist. Waß närische leütte seindt doch die, so nicht wollen, daß wir einander schreiben sollen! Meinen sie dan, daß Ihr undt ich staadtssachen tracktiren werden? Waß geht unß der krieg ahn? Ich haß den krieg wie den teüffel undt wolte, daß schon frieden were. Waß kan den Teütschen undt keyßer- liehen, noch den Hollandern, noch den Englandern schaden, daß wir einander sagen, ob wir kranck oder gesundt sein? Weillen monsieor de Verth undt Fomeront unter dem intendanten von gantzen Elsaß, monsieur de la Houssaye, stehen, habe ich gemeint, es were ge- nung, daß ich dem Ewere sache recommandirt ; den ich kenne ihn woU undt thut mir gern gefahlen. Schreibt mir, ob keine erleich- terung erfolgt! Undt wen daß ist, will ich noch ahn die andern schreiben undt in alles, waß bey mir stehet, will ich Euch, liebe Amelisse, alß gern erweißen, daß ich Euch undt Louisse recht von hertzen lieb habe.

Elisabeth Charlotte. P. S.

Macht mein complimeut wider ahn meine zwey vetem, die printzen von Gassei, undt bezeugt ihnen, daß ich von hertzen fro bin, daß sie so woU davon gekommen sein undt so viel lob er- worben haben!

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203.

Versaille den 20 Januari 1704.

Hertzliebe Louisse, vergangen mitwog habe ich Ewer lieben brieff vom 29 December zu recht entpfangen; donnerstags konte ich nicht drauff andtworten, hatte kaum zeit genung, ein par wort ahn ma tante zu schreiben, fuhr hernach nach Paris, meine encke- len zu sehen, undt bliebe im opera. Freitags hatten wir commedie, habe es also biß auff heütte verschieben müßen. Glaubt nicht, liebe Louisse, daß Ihr mir jemahlen importun sein könnet! undt habe lieber, daß Ihr mir schreibt, alß still schweygt; den ich interessire mich ja genung in alles, waß Euch betrifft, umb gern zeittung von Euch zu wißen undt wie Ihr lebt undt es Euch geht, liebe Louise! Ma tante hatt mir auch, von dem schönnen Engländer geschrieben, so auß Denemarck kommen ist. Es ist eine dolle sache, waß der könig in Denemarck ahügefangen. Mich wundert, daß seine pfar- hern es leyden undt sich nicht gegen ein solch scandal gesetzt ha- ben. Wen die königin betrachten wolte, daß sie doch die rechte königin ist undt bleibt undt nur einen heßlichen herrn weniger im bett haben wirdt, deucht mir, daß sie woll ursach, sich zu trösten, haben könte. Jungfer Colb, so meine hoffmeisterin war, wie Ihr Euch noch woll werdet erinern können, pflegte alß zu sagen: «Ihr kinder, es geht nirgendts wunderlicher her, alß in der weit». Hirin hatte sie kein unrecht, wie Ihr secht. Ich dancke Euch sehr, liebe Louisse, vor Ewerm gutten neüjahrswunsch undt wünsche Euch her- gegen sambt volkommener gesundtheit alles wolergehen undt vol- kommen vergnügen, so Ihr Euch selbsten wünschen undt begehren moget, undt seydt versichert, liebe Louisse, daß ich Euch nicht allein dießes neue jähr, sondern alle die, so gott der allmächtige mich wirdt leben laßen. Euch werde von hertzen lieb behalten! Es ist mir nur leydt, daß ich Euch solches nicht beßer persuadiren kan, alß mitt bloßen wordten, mögte Euch von hertzen gern zu waß nutz sein.

Elisabeth Charlotte.

P. S. Ich schicke Euch hirbey die andtwort vom intendenten vom

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Elsaß, worauß Ihr sehen werdet, daß ich Euere sach, lieb Louisse, ihm sehr recomandirt habe.

204.

Versaille den 17 Febmari 1704.

Hertzliebe Amelisse, ich habe schon vor 6 tagen Ewern lieben brieff vom 31 Janaari entpfangen, aber mitt fleiß nicht eher, alß nun, beantwortet, weillen, wen ich eher, alß nun, geschrieben hette, mein brieff zn Luneville hette müßen liegen bleiben; wirdt also jetzt frischer überkommen. Die arsach, warumb ma tante nicht durch Euch geantwortet hatt, ist, daß mein brieff, weillen er zu Luneville liegen blieben , alter ist worden , alß der , so über die Schweitz geht. Drumb schicke ich jetzt dießen zu rechter zeit, damitt ma tante sehen mag, daß die über Franckfort noch geschwinder gehen; bitte Euch, liebe Amelise, derowegen dießen beyliegenden brieff so baldt zu überschicken, alß möglich sein wirdt. Waß albere possen seindt doch daß, daß man zu Franckfort soubgoneus ist über waß Ihr mir schreibt? Vertrawen sie Euch den alle stadtssachen, daß sie meinen , daß Ihr sie verrahten werdet ? Sie mögen ja nur unßere brieffe sehen, so werden [sie] woll finden, daß man von keinen staadtssachen spricht; also mögen sie woll unßere brieffe lauffen laßen. Ich gestehe, daß ich offt verwunder bin, zu hören, wie es in Teütschlandt nun zugeht; alles muß in den 32 jähren, so ich hir bin, erschrecklich geendert sein. Mich wundert, da doch so viel leütte zu Franckfort sein, wie man sich nicht beßer dort in dem letzt verwichenen carnaval divertirt hatt. Zu Hannover macht man sich bräff lustig. Gott gebe, daß es lange weren möge undt erhalte sie alle bey gutter gesundtheit! Ich bin woll Ewerer meinung, liebe Amellisse, daß man der divertissementen woll ent- beren kan , wen man nur seine zeit ohne verdruß undt ruhig pas- siren kan; allein in dießer weldt gehts nicht so gladt ab, der Ver- druß kompt undt findt sich offter undt eher, alß die freüde. Ihr würdet einen gutten prediger sein, liebe Amelisse! Den alles, waß Ihr da sagt , ist eben so gutt alß eine fastenpredig, undt da schlaff ich nicht bey, wie bey alle andere predigen hir; den man geht hir eine halbe stundt nach dem eßen in die predig, kan mich also ohumöglich deß schlaffens enthalten, undt es ist keine eintzige

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predig, wo ich nicht Id schlaffe ; heütte noch hahe ich so geschlaf- fen, daß mir [der] kopff davon schwindelt. Hir findt man gar we- nig weibsleütte, so nicht von natur coquet sein, nndt ist es recht rar, wen man eine findt, so es nicht ist. Vor gott mag es woU schlim sein, aber vor der weldt ist es lustiger, daß ist gewiß. Die coqaetten flattiren sich, weillen man in der heylligen schriefft findt, daß unßer herr Christus so viellen von ihren gattungen gnädig ge- weßen, daß er sich ihrer Schwachheit auch erbarmen wirdt, alß nehmblich der Marie Magdelaine, der Samaritin, dem weih, so im ehebruch begriffen war; daß flatirte sie. Ihr meindt, Ihr wtlrdet der coquetterie baldt müde werden; allein ich habe ahn viellen hören sagen, daß wer einmahl verliebt geweßen ist, kan sonst kein spaß mehr ohne den leyden undt daß mans nie mtlde wirdt. Wie ich sehe, so ist Ewer humor jalous, liebe Amelisse! Wolte Euch also nicht rahten, coquet zu sein; Ihr müstet zu große quäl auß- stehen. Der gutte Bernstein ist gantz wider getrost. Ich kene den hertzog von Saxsen-Meiningen woU. Er hatt sich eine Zeitlang hir auffgehalten, er gefiel mir nicht, er war zu complimentisch; Ich muß heütte noch 4 brieff schreiben ahn dem könig undt die königin in Spanien, ahn mein dochter undt ahn die kleine Rotzenhaussen^ damitt sie dießes paquet woll bestehlt. Es ist jetzt eine große freüdt in Lotheringen, daß mein dochter, gott seye lob undt danck, einen printzen bekommen; bin versichert, daß Ihr Euch auch deß- wegen mitt mir erfrewet. Adieu, liebe Amellisse! Seydt versichert, daß ich Euch biß ahn mein endt wie auch Louisse recht lieb be- halte!

Elisabeth Charlotte. 205.

A mad. Amelie Elisabeth , raugraffin zu Pfaltz , a Hannover.

Versaille den 17 Febmari.

Hertzliebe Amelise, vergangen dinstag habe ich Ewel'n lieben brieff vom 6 entpfangen ; ich glaube aber , daß Ihr Euch ein wenig im datum verschrieben habt; den es kam mitt nnßerer lieben chur- fürstin schreiben ahn, so nur vom 4 dadirt war; aber daß schadt nichts. Der printz von Moeursburg ist es nicht der, den könig Augustus hatt wollen zum naren machen ? Wens der ist, so ist es

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kein wunder, daß er nicht gar ging ist; aber Hannover ist ein gatter ort, zu deniaissiren. Taschenspillen sehen amussirt. Ich bin fro vor Euch, daß Ihr mitt ma tante nach Braunsweig geht; daß gibt Euch ehr nndt plaisir. Ich hoffe, Ihr werdet mir eine schönne relation davpn machen. Wirdt der churprintz seinem herrn Schwa- ger woll erlauben, seine fraw Schwester im kindtbett zu sehen? Da wolt ich nicht vor schweren, so wunderlich alß der churprintz ist. Meindt der churprintz, man werde seinen printzen freßen, wen man ihn sehen solte? Es ist etwaß wunderliches in deß churprintzens hirnkasten. Da braucht kein schwur zu, daß Ihr woll ohne ungedult wartten könt, biß der churprintz erlaubt, daß Ihr seinen neügebor- nen printzen sieht. Wolte gott, es were so leicht, daß wir ein- ander wider sehen könten! Würde Euch undt Louise woll von hertzen ambrassiren; aber allen ahnsehen nach werden wir einander erst in thal Josaphat wider sehen. Ich glaube, Ihr würdet mich jetzt eben so wenig kenen, alß dortten; den ich gleich mich selber gar nicht mehr, so sehr bin ich geendert; aber wie ich auch sein mag, so behalte ich Euch von hertzen lieb.

Elisabeth €harlotte. 206. A mad. Louise , raugräffin zu Pfaltz , a Hannover.

Yersaille den 6 Mertz 1704.

Hertzliebe Louisse, vergangen sontag habe ich Ewern lieben brieff vom 8 Februari entpfangen, aber ich glaube, Ihr must Euch verschrieben haben; den ich habe auch einen von ma tante bekom- men , so vom 18 war. Es ist mir >oll zu paß kommen, daß ich so viel brieff nach einander von ma tante bekommen, umb mich auß den abscheulichen ängsten zu ziehen, worinen mich die verfluchte Pariser gazette gesetzt hatte, welche im article von Brüssel vom 14 Februari geschrieben, daß ma tante gefahrlich kranck were. Ich habe gleich zu dem gazettier geschickt, so sie so trucken lest, umb mich zu erkundigen, wo er die zeittung her hette; hatt er geant- wortet, er hette einen corespondenten in Lotheringen, der hette es ihm mitt dießen umbständen berücht, daß die königiu in Preussen bey ma tante wehre undt ihrer fraw mutter große Forge undt dinst leistete. Ich bin in dießen ängsten vom sambstag biß dinstag ge-

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stocken, konte weder eßen noch schlaffen, biß endtlich der gutta ehrliche monsieur Cronstrom, der schwedische envoyes, mich wider zu recht gebracht, indem er mir versichert, daß er brieff von Han- nover vom 16 entpfangen undt daß ma tante, gott sey danck, nicht kranck geweßen were. Ich wurde so erfrewet, daß ich ihn schir ambrassirt hette. Ich glaube warlich, man hatt mirs zu leydt in die gazette setzen laßen; den es gibt gutte leütte hir, wie Ihr auß dießer avanture judiciren köut. Ihr secht auch woll hirauß, wie hoch nöhtig es ist, daß Ihr fortfahren raöget, mir zu schreiben. Liebe Louisse, Ihr thut gar nicht woll. Euch vor der zeit alt zu machen undt schon der lust abzusagen; den glaubt mir! daß alter, wanß kompt, ist ahn sich selber langweillig genung; last Euch also die lust noch nicht vergehen, so lang Ihr jung seydt! Wen Ihr Euch jetzt so alt macht, waß werdet Ihr den thun, wen Ihr in meinem alter sein werdet? Die lust macht leben, die langeweille veralten, kranck werden undt sterben. Habt acht auff alle die, so ein groß alter erreichen! Sie werden alle einen lustigen humor ha- ben. Spätt eßen thue ich auch nicht gern, jedoch ist man spät hir undt ist offt halb 11, wen man zum nachteßen geht. Alles, waß ma tante, die fraw churfürstin, da gethan, ist I. L. gesunder, alß ruhig sein undt langeweill haben undt ahn trawerige Sachen ge- deucken. Die königin in Preussen ist daß leben gewohnt, so sie führt, undt die gewohnheit ist eine zweyte natur; schadet I. M. also nichts. Ma tante hatte mir nicht geschrieben, daß die liebe königin, dero fraw dochter, wie ein träum masquirt geweßen ; also secht Ihr woll, daß I. L. Euch noch waß zu schreiben überlaßen. Hir haben wir diß jähr gar keine masquen zu sehen bekommen, weillen L L. die hertzogin von Bourgogne schwanger sein. Daß ich ahn den inten [danjten vor Ewere gütter geschrieben, bedarff nicht so viel danckens, liebe Louise! Ich thue nur meine Schuldigkeit, wen ich mein bestes thue. Euch beyden zu dinnen. Ich habs Ame- lise selber geschrieben. Durch Lotheringen schreibe ich ihr auch etlich mahl. Wir haben nun gar nichts neues hir, werden baldt in den (gott Verzey mirs!) verdrießlichen woche kommen, wo man hir so unerhört lang in den kirchen stecken muß, umb nichts alß latei- nisch zu singen hören, welches, unter unß gerett, eine langweillige Sache ist; aber genung hirvon. Waß solle ich Euch nun weitter guts sagen? Ewer brieff ist ordentlich beantwort undt ich weiß gar

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nichts nefles, will also vor dieGmahl schließen nndt nichts mehr sagen, alß Euch bitten, liebe Louise, zn glauben, daß ich Eflch allezeit von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

207. A mad. Amelie Elisabeth, raugraffin zu Pfaltz , a Hannover.

Yersaille den 30 Mertz 1704.

Hertzliebe Amelisse, ich habe zwar vergangen woche zwarEwer liebes schreiben vom 1 Mertz zu recht entpfangen, aber nicht drauflF [geantwortet]; den ob ich zwar drauff geantwortet hette, würdet Ihr meinen brieff nicht eher, alß dießen, entpfangen haben; den er were zu Luneville liegen blieben. In dem augenblick bekomme ich noch eins von Ewern lieben brieffen , werde auff beyde heütte zu- gleich andtwortten undt ahn daß frischte ahnfangen. Ma tante hatt nicht auff daß schreiben geantwortet, so Ihr ihr, liebe Louisse, von mir geschickt, weillen I. L. es nicht frischer gefunden, alß daß, so sie von mir über die Schweitz bekommen. Es bedarff keine danck- sagung, daß ich ahn den intendenten la Houssaye vor Euch ge- schrieben; den daß ist meine Schuldigkeit, daß ich Euch in alles dine, so in meiner macht stehet. Ich habe daß gutte werck, die fasten zu halten, nicht gethan; ich kan daß fisch eßen nicht ver- tragen undt bin ich gar woU persuadirt, daß man beßere wercke thun kan, alß seinen magen verderben mitt zu viel fisch eßen. Waß kans schaden, daß ich weiß oder nicht weiß, wer in deß Franck» forter meß ist? Man ist woll scrupulos zu Franckfort, wen man daß übel finden kan. Weillen ich die ehre habe, den könig in Pöbln zn kenen, jammert er mich; aber daß kan niemandts leugnen, daß er eine große thorheit gethan, sich zum könig in Poln zu machen; da kont man woll mitt warheit sagen: «Hoffart kompt vor dem fall». Ich habe keine mühe, eine liste zu leß[en], die Ihr mir nicht schickt; allein wen Ihr zu fürchten habt, daß es Euch handel ahn- macht, thut woll, die sach nicht zu wagen; den es were mir gar zu leydt, wen ich schuldig were, daß Ihr ungelegenheit bekämbt umb meinetwiDen. Hirmitt ist Ewer letztes schreiben völlig beant- wortet. Ich komme auff daß erste. Pießer erste ist nicht so frisch

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ahnkommen, alß der zweyte; den entweder habt Ihr Euch ver- schrieben, oder er muß nnr 10 tagen nnterwegen gewest sein. Daß freüllen von Rotzenhaussen bestehlt Ewere brieff gar fleißig. Ihre matter ist nun hir seyder 8 tagen undt lustiger undt vom beßern humor, alß nie. Wen die zu Franckfort so wenig secret mitt ihren affairen sein, so wollen sie woU, daß jederman ihre rahtschläg wißen solle. Warumb solle man dan secreter sein, alß sie selber? Aber umb die warheit zu bekenen, so deucht mich, daß es nun so doli in Teütschlandt zugeht, alß wen die Teütschen keine Teüt- schen mehr wehren, undt wie ich davon höre, kene ich nichts mehr undt alles muß unerhört geendert sein. Ihr sprecht woU von der coquetten ihre quäl, aber nicht von ihrer lust. Man leydt mehr umb die menschen, alß vor die seeligkeit,' weillen menschen lieben sich zu unßere Schwachheit schickt, die seeligkeit aber eine solche unbegreiffliche sache ist, daß es schwerlich ins menschen hertz kommen kan. Ich bin nicht coquet von meiner natur, daß kan man mir woU zettgnuß geben; aber ich begreiff, waß die mensch- liche Schwachheit vermag, undt beklag die, so in solch Unglück fahlen mehr, alß ich sie condamnire. Die prediger sagen auff den cantzlen, waß sie sagen müßen, aber nicht allemahl, waß sie denc- ken oder wißen. Ich gestehe^ daß daß zeitlich nicht viel wehrt ist, aber daß ewige undt himellische ist schwer zu verstehen undt halte ich es vor eine pure gnade gottes, wen der almachtige er- leOcht, daß himmelische zu verstehen undt die seeligkeit dazu zu erlangen. Ich glaube, man muß gott fleißig drumb bitten, hernach aber auch sich nicht viel quellen, waß andere thun. Ein jeder hatt in dießer weit seine plag. Gott weiß allein, warumb er alles ver- ortnet hatt undt wie er jedem seine zeit undt stunden gesetzt hatt; dem ergieb ich alles. Ich dancke Euch sehr, liebe Amelisse, Euch mitt mir wegen meines zweytten enckels gehurt zu erfrewen. Lenor

sagt, daß alle meine kindtskinder nicht heßlich sein. Warumb

*

schreibt Euch daß Wilhelmel frantzösch? Ihr seydt doch beyde Teütschen. Adieu, liebe Amelisse! Ich ambrassire Euch von hertzen undt bitte Euch, zu glauben, daß ich Euch allezeit von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

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208.

Versaille den 17 April 1704.

Hertzliebe Louisse, vorgestern habe ich Ewer liebes schreiben vom 30 Mertz entpfangen. Von meinem gehabten schrecken wegen der falschen zeittung will ich nichts mehr sagen. Gott seye danck, daß es nicht war geweßen, ondt erhalte ma tante noch lange jäh- ren in volkomener gesundtheit! £s ist woll ein ellendt, daß die brieffe so gar langsam gehen. Es mag woll sein, daß der ge- schwinde todt von der hertzogin von Wolffenbttttel den mißverstandt verursacht hatt. Wen daß wetter nicht schönner zu Herrnhanßen ist, alß hir, so werden 1. L. nicht viel spatziren können. Hir ist es recht kalt nun undt frirt alle nachte. Ich glaube, ma tante geht nun beßer, alß ich; den ich bin so schwer undt dick, daß ich kaum mehr gehen kan. Hertzog Jörg Wilhelm ist so gar ein gutter herr, daß ich also leicht glauben kan, daß es zu Zelle ahngenehm sein muß. Ist es möglich, liebe Louisse, daß Ihr lieber schreibt, alß in die commedie geht ? Ich bin über 9 jähr älter, alß Ihr seydt, undt mögte doch nicht gern eine comedie verseümen. Die proces weren lang, wie ich sehe. Gestern habe ich dießen brieff entpfangen, den Ihr hirbey findt. Schreibt doch ahn Ewerm ambtman, daß er es so macht, daß die catholischen sich nicht so sehr über ihn wer- den zu beschwehren haben! Sonsten würde ich den armen einwoh- nern zu Altorf nicht so wol helffen können, alß ich es wünschte; den Ihr könt woll gedencken, liebe Louisse, daß ich Euch allezeit gern mitt freüden dinne; aber waß mitt baron W^illich vorgangen, ist nun eine alte historie. Ich will mich informiren, wie es mm mitt Coubert stehet, undt es Euch berichten ; aber ich zweyffele nicht, daß es in frieden wider Ewern neueus werden wirdt; den ich habe

alß gesehen, daß in frieden alles den rechten herrn wider zu theil

geworden ist. Es ist woll war, liebe Louisse, daß es seyder eine zeit her gar doli in der weit hergeht mitt allen doppelten königen. Dem in Poln ist seine ambition übel gelungen. In Spanien wirdt man nicht acht haben, welcher von beyden pretendanten ahn der cron ahnziglich ist- oder nicht ; der dem andern die beste stoß gibt, wirdt woll könig bleiben. Ich habe noch 5 brieff heütte zu schrei- ben, muß derowegen wider meinen [willen] schließen undt nichts

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mehr sagen, alG daß ich Euch, liehe Lonisse, allezeit von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

209. A mad. Amelie Elisabeth, raugraffin zu PfaltZ; a Franckfort

Versaille den 29 April 1704.

Hertzliebe Amelisse, vergangen sontag hatte ich zwar Ewern lieben brieff vom 17 April zn recht entpfangen, allein ich habe selbigen tag so viel zu thun gehabt mitt dem kirchengehen undt sonsten viellem schreiben, daß ich ohnmöglich daß Ewerige habe beantwortten können. Sejdt Ihr den so einfältig, daß Ihr meint, daß [die] catholischen keinen rechten grundt des christenthnms haben? Glaubt mir, liebe Amelisel der Christen grundt ist bey allen christlichen religionen derselbe. Waß den unterschiedt ahnlangt, ist nur pfaffengezäng, so die ehrliche leütte nie ahngeht; aber waß unß ahngeht, ist, woU und christlich zu leben, barmhertzig sein undt unß der charitet undt tugendt befleißen. Darauf solten sich die herrn prediger befleißen, dießes den Christen einzuprägen undt nicht nachzugrübeilen auff alle punckten, wie sie verstanden wer- den ; aber daß würde dem herrn autoritet mindern. Drumb legen sie sich nur auff dießes undt nicht auffs vornehmbste undt nohtwen- digste. Ihr folgt, liebe Amelise, den rechten grundt, also solt Ihr Euch nichts weiß machen laßen vom überigen. Ich muß lachen, daß Ihr Euch scheütt, frantzösche wortter in Ewere brieffe zu set- zen, da ich ja mein Teütsch schir selber vergeße. Daß kompt mir alber vor, daß unßere gutte Teütschen alß frantzösch schreiben wollen, alß wen man nicht auff Teütsch schreiben könte. Ich fürchte, daß Teütsche wirdt sich endtlich so verliehren, daß es keine spräche mehr sein wirdt. Daß Euch daß freüllen von Rat- zamshaussen letzt nicht geschrieben, wundert mich nicht; den sie ist kranck, hatt wie ein geschwer im kopff, butzt bludt undt materie undt hatt solche abscheuliche kopffschmertzen, daß sie weder leßen, schreiben, noch nichts thun kan, wie mir mein dochter schreibt; den sie, die Ratzamshaussen, hatt mir auch nicht geschrieben, noch schreiben können. Ich kan mich nicht genung [wundern], wie alles

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in Teütschlandt geendert ist. Mich deucht, es war alles beßer re- gnllirt za meiner zeit. Ich würde gar altfranckisch sein, wen ich in Teütschlandt kommen; den die neue art von reden würde ich mühe haben zu lernen. Daß sauffen ist nur gar zu sehr in der mode unter den jungen weibspersonnen undt von der besten qua- litet, aber genung hirvon. Ich glaube nicht, daß Franckfort gefahr leydt; allein erdapt man Euch dortten, so last Euch gleich her- führen! Ich verspreche Euch gutt quartir. Ich habe vor wenig ta- gen Ewere sache auff neue ahn den intendenten vom Elßaß reco- mandirt. Ich werde nicht weit logiren von meinem apartement; den ich komme in daß, so mein herr s. gehabt hatt, welches größer ist, alß daß meine, welches vor der duchesse de Bourgogne kinder pre- parirt wirdt werden. Ich bin fro, daß, die von lotheringischen hoff kommen, mitt meinen kindem dort zufrieden sein. Die Lenor ist da bey mir undt bitt mich, ich solle Euch, liebe Amelis, sagen, sie bitt Euch, nicht zu andachtig zu sein; den sie wolle mitt Euch auff einen wagen nach himmel fahren. Auß dießen text secht Ihr woU, daß ihr humor nicht geendert ist. Gutte nacht 1 Ich muß ahn mein tochter schreiben, nachdem ich Euch versichert, daß ich Euch, liebe Amelisse, allezeit lieb behalte.

Elisabeth Charlotte. 210. A mad. Louise , raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Versaille den 10 Juni 1704.

Hertzliebe Louisse, es ist mir von hertzen leydt, daß Ihr kranck seydt; wünsche von grundt meiner seelen, baldt zu verneh- men, daß Ihr wider woU sein möget. Aber wünschen hilfft leyder zu nichts, undt weillen ich glaube, daß ein langer brieff Euch im itzigen standt nur beschwerlich sein würde, sage derowegen vor dießmahl nichts mehr sagen, alß wie daß ich Euch allezeit von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

211.

Versaille den 29 Juni 1704. Hertzliebe Amelise, ich habe Ewer lieben brieff schon vor 8

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tagen entpfangen; die post kam aber so spät ahn, daß ich ohnmög- lich antwortten konte. Es were . ohnnohtig geweßen, Euch eher, alß heütte, zu schreiben; den mein brieff were nur zu Luneville liegen blieben. Der comandant von Landau, deßen geraahlin Ihr besucht, hatt große ehre eingelegt; man estimirt ihn sehr hir. Man spricht nun änderst, alß zu meiner zeit; den da hette man gemeint, ein forsten zu offendiren, wen man ihm seine kriegschargen zum tittel gebe, wie ich sehe, daß Ihr dem margraffen von Baden thut. Wie ich sehe, so liebt Ihr die kinder eben nicht sonderlich, weillen es Euch frembt vorkompt, daß die fraw margraffin von Baden Liebten so occupirt mitt den ihrigen ist. Ach, lieb Amelise, wen Ihr mich nur in Teütschlandt sehen wolt, werden wir einander woll unßer leben nicht mehr sehen; den auß dießem landt kah ich nicht weg, so ist mein verhengnuß. Man muß nie vor kein landt kein antipa- thie nehmen; den wir wißen nicht, wo unß gott der almachtige hin vorsehen hatt. Von der religion gebührt mir nicht zu reden. Ich bin nicht gelehrt genung zum predigen; ich lebe meines glaubens undt laß ein jeden den seinen leben. Ihr dorfft nicht forchten, mir scrupul zu geben; die nehme ich gar nicht. Lenor geht meinen undt nicht Ewern weg; liebe Amelise, wir werden woll beynahe ahn einem ort kommen. Wen wir die sach zu decidiren betten, were es gutt, ernstlich zu sein; aber, liebe Amelisse, waß drauß werden wirdt, da wirdt man weder Euch noch mich drumb fragen. Hirbey schicke ich Euch eine andtwort vor die fraw von Bernstein. Lenor recomandirt sich Euch auch gar schön undt ich bitte Euch, die Bernsteinen von meinetwegen zu grüßen undt ihr sagen, daß ihr söhn, welchen ich hir habe, sich gar woll, redtlich undt ehrlich helt undt daß ich gar woll mitt ihm zufrieden bin. Grüst auch die Gret von meinetwegen ! Ma tante hatt mir Louisse reiß geschrieben ; sie meint aber, sie gehe ehe weg, Euch wider zu sehen, alß we- gen ihre gesundtheit. Nun ist Ewer schreiben völlig beantwortet. Ambrassirt Louisse von meinetwegen! Den ich glaube, daß Ihr nun besamen seydt. Adieu! Seydt versichert, daß ich Euch allezeit recht lieb behalte!

Elisabeth Charlotte.

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212. A mad. Louisse, raugrafin zu Pfaltz, a Hannover.

Yersaille den 3 Jolli 1704.

Hertzliebe Louisse, biß sontag werde ich gar exact auffEweren lieben brieff andtwortten, aber nun nur in großer eyll sagen, daß es mir von hertzen leydt ist, daß Ihr noch kranck seydt; wünsche, daß dießer kleinre brieff Euch in gesundtheit ahntreffen möge, undt versichere, daß ich Eflch allezeit lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

213. A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Hannover.

Yersaille den 6 JuUi 1704.

Hertzliebe Louisse, ich werde hirmitt mein wordt halten undt auff Ewern lieben brieff vom 15 Juni andtworten, wie ich Euch vergangenen donnerstag versprochen. Ich beklage Euch woU von hertzen, daß dreytagige fieber zu haben. Ich weiß nur gar zu woU, wie es thut; den ich habe es 3 jähr nach einander gehabt Aber nein, ich sehe jetzt, wie ich Ewern brieff wider überleße, daß es ist, waß man hir double tierce heist, nehmblich wens alle tag kompt undt den 3ten tag stärcker. Meine accessen wahren lenger; den ich hatte von 20 stunden. Ihr seydt, gott lob, noch jung undt starck undt in dießer jahrszeit seindt die fieber nicht ge- fahrlich wie im herbst undt dawern nicht so lang; wünsche, daß Ihr es machen mögt wie ich vor 2 jähren; da ich mir mein fieber mitt kirschen weg. Es ist ein rotlauffen, waß ma tante, die fraw churfürstin zu Herrnhaussen, im gesiebt gehabt hatt, seindt aber nun wider woll, wie sie mir gnädigst geschriben. Daß eyß- drincken thut mir gar keinen schaden, ich drincke es sommer undt Winter; ich habe also mühe, zu glauben, daß Euch daß daß fieber hatt geben können, liebe Louise! Es ist war, liebe Louise, daß ma tante mir viel von den Lappländer verzehlt; werde, wie ich glaube, ihn hir zu sehen bekommen; den er solle her kommen wol- len undt hatt recomandationschreiben vor hir. Ihr beschuldigt Ewern

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brieff mitt unrecht, fibel geschrieben zu sein ; ich wolte, daß ich so woU alß Ihr schreiben könte. Hirmitt ist Ewer schreiben völlig be- antwortet undt bleibt mir nichts mehr über, zu sagen, alß daß ich JSüch, liebe Lonisse, allezeit von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

214. A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Yersaille den 16 August! 1704.

Hertzliebe Louisse, ich bette gerne ehe auff Ewer schreiben vom 24 JuUi geantwortet; allein wir seindt so umbher geschwebt, daß ich ohnmöglich eher, alß heütte, dazu habe gelangen können. Ich bin fro, daß Ihr meine andtwortten entpfangen habt undt nun wider gesundt seydt. Es ist eine eilende sach mitt dem Stagigen fieber; ich hab es 3 jähr nach einander gehabt, bin also nur gar zu gelehrt in dießem stück. Ihr wer[det] nun woll wißen, daß der churfürst zu Braunsweig Ewer kranckheit auch bekommen, seyder Ihr weg seydt. Eine kreütterbrühe könte ich ohnmöglich nehmen. Ich weiß nicht, ob Ihr Euch noch erinern könt, daß ich gar kein bouillon noch einige fleischbrühe nehmen kan, ohne mich biß auffs bludt zu tibergeben. Habt acht, daß Ihr den magen auch nicht gar zu sehr verkühlt! den daß ist auch gefehrlich. Ma taute, die fraw churfürstin , hatt, gott seye danck, eine gutte undt starcke natur. Der allmachtige erhalte I. L. noch lange jähren dabeyl Ich kan mir leicht einbilden, wie ich den churfürsten zu Hannover kene, daß ohne ma tante der hoff nicht ahngenehm sein könte. Man sagt hir, Ewer schwager bette sich nicht mitt den andern general- len in Portugal vergleichen können, seye also wider nach Engel- landt geschickt worden. Ich glaube, daß, wie sein humor ist, so würden seine Sachen woll nie außgemacht werden, wen Ihr, liebe Louisse, Euch nicht drin mischte. Mich wundert, daß Ihr Ewere Schwester nicht bey Euch bey hoff haben könt; alle hoffmeisterinen ahn allen hoffen undt die bey weittem Eweres standts nicht sein, ist es erlaubt, von ihren verwanten bey sich zu habeil. Ewer rang ist den der nicht alß reichsgräffinen reglirt? Waß kans dan vor diffi- cultetten mitt den ceremouien geben? Es deucht mir, daß es repe-

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tirlicher were, daß Amelisse bey Euch logirte. Die Teütschen ha- ben keinen großen gewin noclf vortheil dabey gehabt, die retrancbe- menten in Bayrnzn forciren, den viell hohe undt rechtschaffene leütte geblieben; anff dießer seytten ist kein eintziger mensch vqn qaalitet nmbkommen. Ich glaube, es geht mitt dießem krieg, wie daß frantzösche sprich wordt sagt: «Bien rira, qui rira le dernier». £s geht ein geschrey, alß wen man von einem 20jährigen stilstandt spräche. Gott gebe, daß es geschehen mögel Den unter der zeit werde ich woll meinen lauff vollendet haben, also keinen krieg mehr zu sehen bekommen. Man lebt hir wie im vollen frieden, man denckt nur, die duchesse de Bourgogne zu erfrewen mitt colationen, pressenten, fewerwerck undt dergleichen. Ich habe ma tante, die fraw churfflrstin, eine relation davon gethan. Ich muß noch ahn Amelisse andtwortten undt es ist spätt, will derowegen nur noch sagen, daß ich nun einmahl wider Teütschen hir gesehen habe, einen jungen graffen von Wied, so schön wie eine dame ist, ein oberstleüttenandt , so Salmuth heist (die sein in den pfaltzischen troupen bei Speyger gefangen worden) , undt einen Hattenbach von Cassel. Monsieur Hattenbach ist ein rechter gutter feiner mensch; ich mag ihn recht woll leyden. Er scheindt noch auff den rechten alten teütschen schlag zu sein, wie die leütte, so gutt wahren, zu meiner zeit sein geweßen. Adieu, liebe Louisse! Ich muß schließen undt kan nichts mehr sagen, alß daß ich Euch allezeit lieb behalte.

Elisabeth Charlotte*

215. >■ A mad. Amelie Elisabeth , raugraffiu zu Pfaltz , a Franckfort.

Versaille den 16 August 1704.

Hertzliebe Amelisse, ich kan Euch nicht änderst, alß durch die sontagspost, schreiben; den sonsten blieben meine brieffe zu Lüneville liegen. Also habe ich so spät müßen ahnfangen; den die andere zwey sambstagen undt sontagen seindt mir so viel hinder- nussen zugestoßen, daß ich ohnmöglich habe zum schreiben ge- langen können, habe also biß nun wartten müßen. Entweder müst Ihr Euch verschrieben haben oder Ewer Schwester; den Ewer brieff ist vom 19 dattirt undt Louisse ihrer ist vom 24 Julli; also secht

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Ihr ja woll, daß eines von beyden nicht recht sein kan. Ich hatte mein leben nie von der cur der grünen brühe gehört, daß könte ich nicht nehmen. Louisse ist ja nicht alt. Waß kan ihr dan daß l^HPIeben schaden? Daß Ihr mitt ihr geht, wandert mich nicht, aber woll , daß Ihr in der statt logiren solt. Daß Ihr ein haüß in der statt habt, wundert mich nicht; den man muß woll ein hauß haben vor seine leütte undt auch, wen man kranck solte werden; aber mich deucht, es were ridiculle, daß der churfürst Euch nicht bey Ewerer Schwester logirt, wie vor dießem geschehen. Ihr habt recht, daß es Euch spanisch vorkompt. Ich kan es nicht begreifen, waß daß bedeütt. Ma tante hatt mir kein wordt davon geschrieben; ich hette I. L. sonsten woll gesagt, wie frembt es mich vorkompt. Die kleine Eotzenhaussen hatt eben kein unrecht mitt madame Sande- witzsch. Sie ist mir [nicht] alß eine person von qualitet pressentirt worden, sondern nur alß .eine englische dame, so ich en passant gesehen. Sie hatt mir nie keine vissitte en forme geben undt ist -nie ahngezogen zu mir kommen, noch mitt mir geßen, wie alle andere damen, hatt nur apart in mein sohns apartement sans consequence mitt ihnl geßen. Ich habe nie mitt ihr gerett undt nie keine famil- liaritet mitt ihr gehabt, aber Monsieurs, hatt sie offt gesehen, wen ich nicht zu hauß war. Hir hatt dieße dame passirt vor eine, so viel verstandt hatt, aber gar leichtfertig ist undt ihr sexe lieber, alß mäner, sieht.

Sontag den 17 Augostii

Wie ich gestern ahn dießem letztem wordt war, käme man mir sagen, daß es zeit were, zu deß königs nachteßen zu gehen, habe also geschwindt abbrechen müßen undt biß auff heütte verschieben. Ich habe Euch gestern von madame de Sandewitzsch [geschrieben]. Die fraw von Rotzenhaussen kent dieße dame gar nicht; den wie ich Euch schon gestern gesagt, so habe ich sie nur ein eintzig mahl en passant gesehen, wie ich alle leütte sehe, so nur daß hauß sehen kommen. Ist Manheim jetzt wider woll genung gebawet, daß man drinen wohnen kan? Daß ist mir lieb zu vernehmen; den weillen monsieur Schelm undt sein fraw nach Manheim sein, muß man ja woll dort wohnen können. Die fraw von Bernstein wirdt nun baldt die freüde haben, ihren söhn wider zu sehen; den wen wir nach Fontainebleau werden, wirdt er mitt seiner tauten wider weg. Es

Briefe der Prinsessiii Elisabeth Cliarlotte. ^^

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ist ein rechter ehrlicher feiner mensch, so sich hir überall beliebt gemacht hatt andt über die maßen woll gehalten. In dießem angen- blick entpfange ich ein schreiben von ma tante, der fraw chnrfür- 6tin, welches ich gleich beantwortten werde; derowegen yor di|(- mahl nichts mehr sagen, alß daß ich Euch allezeit lieb behalte.

Elisabeth Ghariotte.

216.

Fontaineblean den 14 September 1704.

Hertzliebe Amelise, es ist schon woll ein tag 14, daß ich Ewern brieff vom 10 Augnst entpfangen, aber ohnmOglich drauff habe andtwortten können; den wir seindt wenig ahn einem ort ge- blieben, seindt etliche tag zn Menden geweßen; von dar bin ich nach Paris undt St Clou; hernach seindt wir wider nach Yersaille; von dar habe ich ma tante, der fraw abtißin, eine vissitte geben zu Maabuisson. Ein andern tag bin ich zn den unglücklichen könig- lichen personnen von St Germain, also so viel zu thun, daß ich. Euch unmöglich habe schreiben können. Ich habe der fraw von Bernstein durch ihren söhn geantwort, welcher ein rechter ehrlicher gutter mensch ist. Dißmahl hatt die kleine Rotzenhaussen meine brieffe nicht liegen laßen. Ich habe mitt freüden gehört, daß Louise alle tag beßer wirdt; hoffe, daß daß Schlangenbaadt sie gantz cou- riren wirdt. Ich glaube, daß diß baadt auch machen wirdt, daß Euch dießer brieff noch zu Franckfort ahntreffen wirdt; drumb schicke ich ihn noch ahn daß freüUen von Rotzenhaussen. Ich zwejffle sehr, daß es baldt frieden wirdt werden. Gestern kam eine zeitung, so unß trost über waß mitt Tallar vorgangen; der admiral, meines sohns gemahlin herr bruder, hatt eine große schlagt auff der see gewunen; es ist abscheulich hart auff beyden sejtten abgangen. Man rufft mich, umb in kirch zu gehen; den es ist sontag heütte; muß schließen. Adieu, liebe Amelissel Ambrassirt Louisse von meinetwegen undt sejdt versichert, daß ich Euch alle- zeit lieb behalte !

Elisabeth Charlotte. P. S. Wie ich ahn der kirchthür war, hatt man mir ein paqnet von

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meiner dochter bracht, worinen ich ein schreiben von Lodsse ent- pfangen. Ich kani ihr aber ohnmöglich andtwortten, den es ist schon nahe bey 7 uhr nndt ich habe noch 3 große mächtige brieffe zu schreiben. Über 8 tagen, wilß gott, werde ich ihr ohnfehlbar andtworten. Eher were es ohnnöhtig; den die brieffe würden zu Luneville liegen bleiben, indem die post nur alle frejtag dort nach Luneville geht. Sagt ihr diß meinetwegen 1

217. Fontainebleaa den 21 September 1704.

Hertzliebe Louisse, seyder etlichen tagen seindt wir wider hir, alwo wir unßer ordinarie leben führen, nehmblich 3 mahl die woch commedie undt jagten. Vor etlichen" tagen habe ich Ewer schreiben vom 4 dießes monts zu recht entpfangen, aber nicht eher, alß nnn, beantworten können. Weillen ma tante, die fraw churfürstin, nichts mehr vom churfürsten, ihren herrn söhn, sagt, habe ich woll ge- dacht, daß I. L. wider gesandt sein würden. Alle menschen, so ma tante sehen, sagen wie Ihr, liebe Louisse, daß I. L. dero alter gar nicht scheinen. Zu Ewerem wünsch, daß sie der almachtige noch lange jähren bey gesundtheit erhalten mögen, sag ich von hertzens- grundt amen; den es woll mein groster wünsch ist. Daß seindt dolle moden, daß man kinderhoffmeisterinen den reichsgraflßnen vorzihet; da ist kein rime noch raison bey. Ich kene die Lamotten gar woll, sie seindt unßers herr vatter oberstalmeister Lamot niece. Eine ist Jungfer (freüllen solt ich sagen) bey der churfürstin, meiner fraw mutter, geweßen. Die ander ist bey ma tante, der princes von Taraute, geweßen, hernach zu ma tante kommen. Wen ahn den churfürstlichen hoffen man die hoffmeisterin so hoch brin- gen will, selten sie den lautter reichsgraffinen zu hoffmeisterinen nehmen, so thate man keine ungerichtigkeit. Amelise hatt groß recht, alle ceremonien zu hütten undt sich nicht dabey zu finden, da es so bestelt ist. Ich finde auch, daß Ihr woll todt, ''^ Ewer hauß zu Franckfort zu behalten, im fall es nicht zu Hannover ge- fahlen solte, dieße retraite zu haben. Ich bin alß verwundert, wie Ihr die affairen undt processachen habt lehrenen können, welches mir gar schwer vorkompt. Ewer schwager passirt vor ein we- nig gritlich undt incompatible, solle sich dero wegen wider auß

* ? thnt.

356

I^ortngal gezogen haben. Ruffignie tuht woU übel, gegen seinen könig ZQ krigen, von welchem er so manche gnaden erlangt halt, anch noch seyder er hir weg undt inEnglandt. Der könig hatt ihm seine gnade nie entzogen, biß er gegen ihm gedint hatt; finde also gar abscheulich, daß er sich daza resolvirt. Ob er schon einen andern nahmen genohmen undt mylord Galoway heist, so ist er doch derselbe Euffiguie, den der könig vor so vielle andere distin- giret hatt; solte also mehr erkandtnuß haben. Wofern Ewer Schwager in Portugal geblieben, hatt er ehre davon; den es geht nun beßer dort, alß im ahnfang. Daß die letzte schlagt bey Hoch- städt gewohnen, daß ist war; aber ich glaube, daß, wen man er- fahren wirdt, wie es auff der see zugangen undt unßer grand ad- miral die große victorie erhalten, wirdt daß die freüde bey den Englendem undt Holländern sehr vermindern. Den conte de Mon- fort, der zu Franckfort ist, kene ich gar nicht, aber monsieur de Pri6 kene ich woll; der ist von qualitet undt der marechalle deLa- motte neueu. Ich habe den zettel von den gefangenen verlohren, so Amelisse mir geschickt; mich deucht aber, es war nur noch ein bekandter auff dem zettel. Ich gebe Euch keine commission vor Amelisse; den ich werde ihr gleich selber andtworten, nachdem ich Euch werde ambrassiret undt versichert haben, daß ich Euch von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

218. A mad. Amelie Elizabeth^ raugraffin zu Pfaltz , a Franckfort.

Fontainebleau den 21 September 1704.

Hertzliebe Amilise, ich habe Ewer Schwester brieff undt den Ewern in zwey posten entpfangen zwey tage nach einander. Ewer schreiben beyderseydts seindt mir nie beschwerlich zu leßen, leße sie mitt lust. Ich glaube, der englische resident (weillen er so viel von madame de Sangvitsch helt) wirdt finden, daß ich gar zu na- turlich andt Worte, waß man mir fragt; aber waß ich geschrieben, ist die pure warheit. Die Engländer können woll nicht intriganter, alß die Frantzoßen, sein. Ich bin aber nicht politischer, alß Ihr, liebe Amelise, wie Ihr woll auß meinen schreiben verspüren könt; ich nehme selten ein bladt vors maul, wie man bey unß sagt. Ich

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habe die liste verlohren, so Ihr mir geschickt; aber so viel ich mich deren erinern kan, so kene ich nur zwey von allen denen, so dranff stehen; die andern sein, wie ich glaube, nicht viel besnnders. Monsieur de Pri6 ist von qualitet. Ich kene ihn woll, war vorm jähr aide de camps vom duc de Bourgogne undt ist der marechalle de Lamotte naher vetter; madame de Yantadonr ist also auch seine baß. Dieße dame ist mein dame d'honneur geweßen. Sie ist die erste duchesse von Franckreich ; also kan sie keine dame d'atour sein. Sie ist nun sambt ihrer mutter kinderhoffmeisterin des en- fants de France; daß ist gar eine große Charge bey hoff; aber ich sehe woll, daß Ihr wenig von dem handel hir wist. Es seindt we- nig leütte bey hoff, so ihre haar tragen; es ist aber war, daß monsieur de Prie seine noch hatt. Wen sie gemeint, sie könten nicht geschlagen werden, so solten sie sich beßer gewehrt undt nicht ergeben haben, wie sie gethan. Der könig hatt die hart ab- straffen laßen, so sich so übel gehalten haben. Die Engländer, deucht mir, seindt ordinarie ahn schönsten; milord Malbourug war vor dießem schön undt woll geschaffen. Man rufft mich; ich muß in kirch. Dießen abendt werde ich Ewern lieben brieff ferner be- antworten, nun aber betten gehen.

ümb 6 abendts.

Ich komme jetzt eben auß der kirch undt halte mein voriges versprechen. Es ist kein wunder, daß man den Frantzoßen ihr qua- litet nicht ahnsicht; es seindt gar gemischte wahren. Monsieur de Prie ist der eintzigste, so hir von hoff ist; also kein wunder, daß er manir- licher, alß die andern, ist. Man hatt die fürstin vonHannaw schon todt gesagt;. sehe doch, daß sie es noch nicht ist. Solte sie zu sterben kommen, were ihr herr ein gutte parthey; den man hatt recht, ihn einen fetten brocken zu heißen; den er ist gar reich, hatt auch ver- standt, aber die person ist nicht gar ahngenehm. Jedoch, wen Ihr ihn bekommen könt, wolte ich Euch nicht rahten, ihn außzuschlagen ; den die parthie ist gutt undt sortable ; aber waß ihm bestimbt ist, wirdt er bekommen. Es ist woll war, daß, wer sich in seinen standt vergnügen kan, beßer ledig, alß geheüraht, ist; aber wer sich heürahten will, thut woll, einen reichen man zu nehmen. Hie- mitt ist Ewer schreiben völlig beantwortet, wünsche Euch eine glückliche undt vergnügte reiße nach Hannover undt werde Efich

allezeit lieb behalten.

Elisabeth Charlotte.

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Wie ich eben mein paqnet machen wolle, entpfange ich Ewer schreiben von 11 dieües monts, will gleich dranff andtwortten. Ihr tuht mir einen rechten gefahlen, fleißig zu schreiben. Ich habe alleweil] Ewere liste geleüen; dieüe alle seindt leütte von qnalitet nndt vom hoff. Damitt Ihr aber beßer noch wißen mögt, waß sie sein, so schicke ich eine andtwort anff Ewere liste. Wen Ihr mitt Yalsem^ sprechen wolt, werdet Ihr ihn vor keinen Frantzosen hal- ten; er kan nndt redt beßer teütsch, alß ich. Grüst ihn von mei- netwegen! Er ist mein gutter freündt nndt ein ehrlich mängen. Er ist der eintzige Frantzos, so recht gatt teütsch kan, im palais royal erzogen. Sagt ahn Valsem6, daß ich Euch gebetten, ihn za distinckiren alß mein gntter frefludt! Es ist war, daß viel hir ge- schminckt sein; es seindt aber auch viel, so es nicht sein. Die mäner lachen über schminck, nichts gefehlt ihnen doch beßer. Ich will madame de Yantadour sagen, daß ihr vetter, monsienr de Pri6, so zu Franckfort brillirt. Daß wirdt ihr wnnder nehmen; den hir brillirt er nicht so sehr. Hirmitt ist Ewer letzter brieff völlig beantwort , werde jetzt ahn mein tochter schreiben.

Marechal de Tallart, monsienr de Monperonx, monsienr de Blanzac (ist contesse de Roye ihr söhn), monsienr de Valsem^, monsienr deLass^, dieße alle seindt von gutten heüßern, Sassenage gntter edelman, aber nicht von so großen hauß, alß obgemelte. Monsienr de Sessac kene ich nicht Chevalier de Croissy ist des ministers brnder. Leone ist des verstorbenen minister söhn. La- valliere ist geschwisterkindt mitt der printzes de Conti nndt deß marechal dncs de Noailles dochterman. Sepeville ist deßen brnder, so abgesanter vom könig zn Wien geweßen, ein edelman. Ich glaube , daß Ihr Sessac vor Jassac geschrieben ; ist madame d'Or- leans, alß sie noch mademoiselle de Bleis war, ihrer hoffmeisterin söhn. Den Ihr Hauteville heist, mag woll Hanttefeüille sein, ist auch von condition; sein oncle war abgesanter von malteyschen ordre zu Paris. Mich deucht, ich sehe Tallart allein sprechen; daß hatt er all sein leben gethan nndt macht darbey abscheuliche gri- massen.

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219.

Versaille den 15 November 1704.

Hertzliebe Louise, vor 3 wocbeD, jast den dinstag, wie wir den donnerstag bernacb von Fontaineblean anffgebrochen , habe ich abendts nmb 9 ein schreiben von Euch vom 9 October entpfangen nndt auch eines von Amelise, beyde von einem datnm. Dem mit- wog konte ich ohnmöglich andtwortten; den wir thaten noch eine hirschjagt nndt abendts mäste ich packen, weillen man andern tags weg warde. Donnerstag fahren wir nach Sean, da blieben wir freytags; sambstag abendts kämmen wir her. Sontag mnste ich ahn ma tante, ahn die königin in Spanien undt mein dochter schreiben, auch in kirch gehen, konte also noch nicht andtwortten. Montags kämmen mir sonsten viel verhindernüß, dinstag fahr ich nach Paris za meinen enckeln andt blieb im opera. Mittwog bekäme ich brieff von meinem intendenten, so za Montargis war, wegen meiner wal* der andt mein holtz za verkaaffen, aach sonsten viel sachen zu schlichten, war gantzen tag in affairen. Donnerstag schrieb ich ahn ma tante andt hatte vissitten, anter andern die priuces d'Harcoar, 60 mir 6 oder 7 brieff brachte, die sie wolte, daß ich leßen, ließ mir aach keine rahe, biß es geschehen; den man hatte sie beschul- diget, ihrem söhn kein gelt geschickt zu haben; darumb wolte sie sich bey mir justificiren; daß werde biß zum nachteßen nicht ohne sehr lange weill. Freitags wahren wir den gantzen tag in der kirch andt abendts zur beicht. Sambstag ging ich zum h. abendtmahl undt wahren wider gar laug in der kirch. Sontag muste ich wider den gantzen tag schreiben, auch wider in kirch. Montag fahren wir nach Marly, alwo wir biß auff heutigen tag geweßen. Einen tag habe ich zur königin in Engeliandt nach St Germain gemttst; dießer hoff ist auch ein tag nach Marly kommen. 4 mahl haben wir den hirsch gejagt, 6 mahl maßick gehabt, habe also ohnmOg- lich auffEwere wehrte schreiben andtwortten können eher, alß nun. Ich muß auch noch sagen, daß den donnerstag morgendts, alß ich von Fontaineblean auffgebrochen, habe ich Ewer liebes schreiben vom 2ten October entpfangen. Wo daß aber so lang mag gesto- chen haben, mag mein gott wißen. Dießes ist nun zu aldt zu be- antworten, komme also nur auff daß vom 9 October. Unßere brieffe

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geben gar langsam, da ist der leydige krieg ahn schuldig, welcher noch mehr unheill ahnricht. Ich habe heütte ein schreiben von ma tante, der fraw churfürstin, vom 4ten bekommen. I. L. sagen, daß sie den montag hernach von Lutzenburg wider anffbrechen undt in 3 tagen nach der Ghör zn hertzog Görg Wilhelm werden. Es ist mir alß bang, wen ma tante, die fraw charfürstin, die königin, ihre fr. dochter, qnittirt; den daß helt hart. Der heüraht mitt der printzes von Ahnspach wirdt woll nicht vor sich gehen; den die printzes kan sich nicht resolviren, catholisch zu werden. Ich habe alleweill Ewer schreiben vom 2ten überleßen. Es maß mir noch eins von den Ewerigen fehlen; den Ihr sagt, ich würde auß Ewerm letzten ersehen haben, daß ma tante zu Lutzenburg ist undt die princes von Ahnspach, von welcher Ihr mir kein wort geschrieben habt; also muß daß verlohren sein. Vor seeschlagt danck ich Euch sehr, die unßere lautt änderst. Ich bin Ewer meinung, daß nichts ist auff ein noch ander seytt verlohren worden, alß viel tapffere leütte. Es ist wahr, daß monsieur de Seppeville sehr fleißig zu mir kompt undt einer von meinen älsten bekanten ist; er ist pos- sirlich, wen er will. Hirmitt ist Ewer schreiben durchauß beantr wort, nur noch sagen, daß ich Euch allezeit von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte. - P. S.

Sontag den 16 Nouember 1704. .

Ich hatte gestern gehofft, auch noch ahn Amelise zu schreiben können, allein die zeit ist mir zu kurtz gefahlen; es kan ohnmog- lich dißmahl sein. Ambrassirt sie doch meinetwegen, liebe Louisse! Ich habe auch noch vergeßen, auff monsieur Salmuth zu andtwort- ten. Er mag nur machen, daß man monsieur de Refuges dochter- man herschickt, so bin ich versichert, daß man ihn dießer seytten

wirdt vor frey halten undt die mühe nicht geben, wider herzu- kommen.

220. A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Versaille den 20 November 1704. Bertzliebe Louisse, ich habe Euch zwar vergangen sontag über

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Laneville einen großen brieff nach Franckfort geschriben, fürchte aber, daß Ihr ihn noch in langer zeit nicht bekommen werdet, beu- len Ihr schon weg sein werdet, wen er ahnkomen wirdt. Seyder dem habe ich einen von Ewereu lieben brieffen durch den printzen de Maubeck entpfangen, der sehr rtimbt, wie höfflich Ihr ihn ent- pfangen, undt seine fraw mutter hatt mich sehr gebetten, ihre dancksagung davon bey Euch abzulegen, welches ich den hiemitt thue. Heist Ihr offt schreiben, liebe Louisse, wen ich in 5 wochen 3 brieff von Euch entpfange? Ewer schreiben vom 24 October ist eben nicht so gar frisch ahnkommen; den der prince de Maubeck hatt sich in Lotheringen auffgehalten sowoll bey hoff, alß bey sei- nem herr vätter, den prince d'Harcourt. Weillen ich glaube, daß Ihr nun schon zuHanover seydt, thue ich dieße brieffe in ma tante paquet. Ma tante thut woll, zum hertzog von Zel nach der Ghör gereist zu sein; den daß wirdt ein wenig distraction geben undt die trawerige gedancken vertreiben, so der abschidt von der lieben kö- nigin wirdt verursacht haben. Ich kan leicht begreiffen, daß, wen man lang sein eygen meister geweßen undt gantz nach sein sin ge- lebt hatt, daß daß hofflebeu mühe kosten muß, alwo man allezeit nach anderer leütte sin leben muß; aber bey ma tante, der fraw churfürstin, zu sein, ist ein großes vergnügen, so woll viel unge- mach versüßen kan. Der prince de Maubeck ist woll ein printz von Lotheringen, aber nicht der printz von Lotheringen. Dießer tittel gehört meinem euckel allein. Junge leütte von deß prince de Mau- beck alter salviren sich eher von wunden, alß die, so älter sein. Seine fraw mutter stelt sich gar fro , ihn wider zu sehen ; allein die medissance will, daß' sie wenig nach ihre kinder fragt; ob es war ist, laß ich dahin gestelt sein. Ich bin fro, daß monsieur Hattebach mitt mir zufrieden ist; den ich halte recht viel von ihm undt estimire ihn; scheindt ein rechter ehrlicher auffrichtiger cava- lier zu [sein] undt noch ein Teütscher von der vielle röche. Daß ohl, so ihm so woll zu seinem arm bekommen, ist eben daßselbe,/ womitt ich den armen graffen von Nassaw auch geheylt. Ihr habt den menschen gesehen, so es gemacht hatt; es ist der gutte erliche Altoviti. Ich weiß nicht, ob Ihr Euch seiner noch erinert; aber er ist lang zu Heydelberg zu meiner zeit geweßen. Dießer lebt nun wie ein heylliger, er hält sich bey Florentz auff undt denckt nur, den armen guts zu thun. Er undt einer seiner vettern haben diß

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ohl erdacht, midt wie ich den arm aaßeiiiander gebhlen hatte» schickte er mir diß ohl, daß mir sehr wohl bekommen ist; hatt« noch etliche boateillen dar?0D, welche monsienr d*Hattebach auch woll bekommen sein. Hiemitt ist Ewer schreiben Tollig beantwor- tet, bleibt mir nor flberig, zn versichern, daß ich Eflch, liebe Lonise, allezeit recht lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

221. A mad. Amelie Elisabeth, raagräflSn zu Pfaltz, a Hannover.

Yersaille den 20 November 1704.

Hertzliebe Amelisse, vergangen sontag habe ich ein brieff in meiner dochter paqaet vor Lonisse gethan; ich dachte, ahn Eflch auch zn audtwortten, aber die zeit warde mir zn knrtz. Seyder dem habe ich noch ein schreiben von Euch dnrch den prince de Maabeck, deß prince d'Harcour söhn, entpfangen, woranß ich sehe, daß Ihr nun woll anffs wenigst in der zeit, wen mein paqaet za Hannover ahnkommen, anch dort sein könnet; derowegen thne ick dießen brieff in ma tante paqaet, welcher, wie ich glanbe, eher fiberkommen wirdt, alß der, so in meiner dochter brieff ist ahn Lonisse. Ich werde hirmitt aaff zwey Ewer schreiben andtwortten, fange bey dem frischten ahn. Deß printz d*Harcoar söhn ist zwar ein fürst vom lotheringischen haaß, fflhrt aber den namen von prince de Loraine nicht ; dießer nahmen gehört allein meinem enckel, deß hertzogs printzgen von Lotheringen. *Dießer heist, wie schon gesagt, le prince de Maabeck. Seine zwey eiste brflder heist man Tabbe d'Harconrt andt le prince de Monlor. Dießer jüngste rümbt über die maßen, wie hofflich Ihr ihn tractirt habt. Seine fraw matter hatt mich sehr gebetten. Euch nndt Lonise ihretwegen aaffs best za dancken. Ein jedes hatt sein ziehl gesetzt nndt ehe die Stande kommen, stirbt man nicht, wie es ahn dießem printzen dar erscheindt. Ich glanbe festiglich, daß diß jähr ein camaval za Hannover sein wirdt; den ma tante ist expres nach Lntzenbarg, aaff daß die kOnigin, ihre fraw dochter, aaff den camaval nach Han- nover darff; also zweyffele ich nicht, daß man sachen wirdt, die königin woll za divertiren. Ich weiß nicht, wie es kompt, daß

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meine brieffe über Ltmeville so alt werden ; den ich «chicke sie, wie man mir gesagt, daß ich sie schicken maß, nmb baldt überzakom- men. Hiemitt ist Ewer schreiben mitt dem printzen de Maubeck durchauß beaiitwordtet. Ich komme jetzt auff daß vom 9 October, so ich zwar den tag vorher entpfangen, alß wir von Fontainebleau aufgebrochen, aber ohnmoglich eher, alß nun, beantworten können. Valseme war eben bey mir, wie ich Ewern brieff bekamme. Mein gott, wie ist der mensch geendert! Hatt vor 2 jähren noch, ehe seine zahn außgefahlen, ein schön gesicht gehabt, daß sieht man ihm woll nicht mehr ahn. Die lufft in Ittallien hatt ihn so znge- richt. Vielle, so ihn woll kenen, seindt bey ihm vorbey gangen, ohne ihn zu kenen. Er sagt, sie wehren alle gar ungern von Franckfort gangen. Alle, die deß königs ungnadt beförgt, haben gnaden entpfangen, Tallar ein schon gouvernement , Valsem^ ein ordre, so im mehr alß 2000 thaller eintregt, andere haben sonst waß bekomen; also secht Ihr woll, daß sie keiner vorsprach von nöhten haben. Ich bin fro, daß unßere Pfaltzcr mitt mir zuMeden sein. Ich erinere beßer meiner jungen jahrn undt der Pfaltz, alß waß vor 10 jähren hir passirt. Wie ich den Salmuth gesehen, hatte er den degen ahn der seytte; aber daß ist war, daß sie nicht hin dorffen, wo sie wollen. Hirmitt ist Ewer altes schreiben auch be- antwortet; werde jetzt ahn Louise audtwortten, nachdem ich Euch, liebe Amelise, versichert, daß ich Ewere trewe freündin bin undt bleibe.

Elisabeth Charlotte.

222.

A mad. Louise , raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Marly den 13 December 1704.

Hertzliebe Louise, vergangen donnerstag war es mir ohnmog- lich, auff Ewer liebes schreiben vom 28 November zu antwortten, so ich den vorigen tag entpfangen, ein augeriblick vorher, ehe ich von Versaille weg fuhr,umb her zu kommen. Damitt es mir morgen aber nicht wider wie donnerstag gehen mag, so will ich heütte schreiben ; den morgen muß ich ahn ma tante, ahn die königin in Spanien undt ahn mein dochter antwortten, welches zeit genung nimbt, ohne noch etliche brieffe, so ich nach Paris schreiben muß; will also jetzt ordentlich andtworten, mein paqnet aber erst morgen

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machen, im fall waß neues vorgehen möge, Euch solches noch zn berichten können. Ich fürchte, daß der brieff, so ich Euch über Lotheringen geschrieben, verlohren gehen wirdt; den weillen ich ihn in der kleinen Rotzenhaussen paquet gethan, hatt mein dochter ge- meint, sie müste es ihr nach Strasburg schicken, undt hatt es auch gethan; den die Rotzenhaussen war schon mitt dem freOllen von Furstenberg nach Strasburg gereist. Gott weiß, wo der brieff noch herumb zottlen wirdt; doch hoffe ich, daß, wen es nach Franck- fort kompt, daß mans Euch schicken wirdt. Ich weiß schon lengst, daß Landau über ist. Ich habe es durch mein dochter eher er- fahren, alß unßer könig selber, aber nicht sagen mögen; den ich breitte nicht gern die bößen zeittungen auß. Es ist ein großer trost, eine Schwester zu lieben undt bey sich zu haben. Ich kan nicht begreiffen, wie ein regulirter rang, alß der Ewerige sein solle, zn Hannover fehlen kan. Es ist ein gutt zeichen, daß ma tante fetter geworden ist; den in I. L. alter nimbt man mehr ab, alß zu, also ein zeichen, daß alles noch woll stehet; hoffe, ob gott will, daß I. L. gar alt werden. Mylord Malbouroug muß geendert [sein]; vor 24 Jahren war er einer von den schönsten mänern, so man mitt äugen sehen mag. Amelisse andtwort auff mein schreiben habe ich heütte zu recht entpfangen, werde noch drauff andtwortten. Die princes d'Harcour hatt eine neue betrübtnuß; ihr zweyter söhn, der prince de Monlor, ist durchgangen zu den Holländern. Der gleicht seinem herr vatter wie zwey tropffen, monsieur de Maubeck aber der rautter undt seinem groß vatter auff der fraw mutter seytten. Es war meine schuldt nicht, daß monsieur Hattenbach so spätt nach Gassei. Ich habe gar offt vor ihn solicitirt. Er gefeit mir recht woll, ist wie die leütte, so wir alß gutt hießen, ein rechter ehrlicher mensch noch von den rechten alte röche von den Teüt- schen undt von denen, so noch auff den schlag, wie zu unßern zeitten. Sonsten solle nun alles in Teütschlandt geendert sein, man wirdt sich aber nicht beßer dabey befinden , alles geendert zu ha- ben; den waß gutt ist, solle man laßen, wie es' ist. Ich sehe woll, daß Dir Euch deß gutten ehrlichen Altovitis noch gar woll erinert. Ich muß noch ahn Amelisse vor der mußiq andtwortten undt es schlegt 8, kan also nichts mehr sagen, liebe Louise, alß daß ich' Euch von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

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223.

A mad. Amelie Elisabeth, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Marly den 13 December 1704.

Hertzliebe Amelise, vergangen mitwog habe ich Ewern lieben brieff vom 26 November entpfangen undt heütte daß vom 2 De- cember, werde auff beyde heütte andtworten, wo mirs möglich ist; den es ist schon 8 uhr geschlagen undt umb ^^^ ^ muß ich in die musiq , muß mich also sehr eyllen, damitt mirs nicht geht wie vergangen donnerstag. Ich fange bey dem frischten ahn. Die andt- wört auff mein schreiben hatte keine eyll, konte woll biß auff die andere post verschoben werden. Ich habe von hertzen gelacht, daß Ihr, liebe Amelise, sagt, daß Ihr dem prince de Maubeck nichts extra gethan habt. Waß weitet Ihr ihm den extra thun? Ich weiß nicht, ob seine fraw mutter ihn wirdt weg laßen können; den sie hatt ein groß hertzenleydt , ihr zweyter söhn ist durchgangen nach Mastricht zu den Hollandern. Daß ist nicht polie von meinem vet- tern, dem churfürsten, daß er hofflicher ahn mansleütten, alß vor die damen, ist. Ma tante hatt mir selber bericht, wie es mitt my- lord Malbouroug undt dem cronprintzen von Preussen hergangen. Ich kenne madame Bellemont woll, habe sie hir gesehen. Sie redt possirlich frantzösch, Monsieur s. wolte sich alß kranck über ihr gesprach lachen; man darff nicht nachsagen, den sie sagt nicht zwey wort, ohne eine große wtisterey hervorzubringen. Valsem6 scheindt gar content von Euch zu sein. Hirmitt ist Ewer letztes schreiben völlig beantwortet. Ich komme jetzt auff daß zweyte, so daß erste ist, von 26 November. Es ist mir recht lieb, daß ma tante nicht geendert ist. Louisse schreibt, I. L. wehren starcker worden, welches auch gar ein gutt zeichen ist. Daß ist ja woll billich, daß man Euch woll tracktirt undt vissitten gibt. Man kan so hofflich nicht gegen die sein, so man taglich sieht, alß wen man neu ahnkompt. Were ich in Ewerm platz, hette ich lieber keine vissitten, alß so viel; den es ist .doch ungemach darbey. Es heist im krig: «Chacun a son tour»; die Frantzoßen haben lang die Eng- lander undt Hollander geschlagen, nun sindts sie es auch einmahl. Die zeit wirdt woll widerkommen, daß sie wider schlagen werden.

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Adieu! Man rafft mich, in die musiq zu gehen; kan nur sagen, daß ich Euch, liebe Amelise, lieb behalt.

Elisabeth Charlotte.

224.

A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Versaille den 24 Januari 1705.

Hertzallerliebe Louise, ich bin recht beschambt, daß ich hefltte erst auff Ewer liebes schreiben vom 23 December 1704 andtworte, aber ich habe ohnmoglich eher dazu gelangen können; den in dießem mont ist man mehr geplagt, alß nie, mitt brieffen undt auch leütte. Wegen deß neue jähr habe [ich] auch im hauß mehr zu thun; den man muß in dießer zeit alles vemeüen, die rechnungen sehen, or- denancen undterschreiben , suma, man hatt in dießem monat mehr zu thun, alß sonst daß gantze jähr. Ich komme aber auff Ewer schreiben, liebe Louisse! Bin fro, daß mein brieff nicht verlohren gangen. In dießem augenblick bekomme ich ein gnädig schreiben von ma tante von 16, worauß ich sehe, daß I. M. die königin in Preussen den selbigen abendt zu Hannover sein solle, welches woÜ eine große freüde sein wirdt; hoffe, daß Ihr undt Amellisse mir eygendtlich alle divertissementen berichten werdet, so man im car- naval haben wirdt, insonderheit wie die liebe königin sich mas- quiren wirdt. Man meint, daß der princes d'Harcourt zwejrtter söhn geraht nach Wien ist. Er beschwehrt, daß sein herr vatter undt fraw mutter ihn haben wider seinen willen geistlich machen. Von Trarbach werde ich nichts «agen, daß ist zu alt. Ich glaube, die liebe königin ist eher kommen, alß man I. M. erwahrt. Gott gebe, daß daß carnaval mitt lautter lust, freüden undt ver- gnügen möge volbracht werden! Ich höre gern, daß man sich lustig macht; bin fro, daß es Eflch so ergangen ist bey dem herrn Fris- sendorf, hoffe, daß es eben so woll bey dem englischen envoyes mag abgangen sein. Englische cavallier so woll alß frantzosche sehen offt lieber maus-, alß weibsletttte^, undt seindt nicht desto erbarer. Vor den gutten neüjabrswuusch dancke ich Euch von hertzen , liebe Louisse, undt wünsche Euch hergegeu im zeitlichen undt ewigen alles, waß Ewer bertz wünscht undt begehrt, undt versichere Euch,

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hertzliebe Louisse, daß ich Euch all mein leben von hertzen lieb behalten werde.

Elisabeth Charlotte.

225.

A mad. Amelie Elisabeth^ raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Marly den 28 Januar 1705.

Hertzliebe Amelise, es mnß mir gangen sein wie monsieur Jonrdain , so unwißendt presse macht * , wofern ich einen philoso- phischen brieff geschrieben habe. Madame de Bregie, so viel ver- standt hatte andt vor 13 jähren gestorben, pflegte alß zu sagen: «Noas vainqaons ce qui est plus foible que nons, mais ce quUl y a de plus fort, nous snrmonte», nndt sonsten, sagte sie, hete sie nichts gesehen, aber die eygenlieb macht die menschen glauben, sie betten über affecten undt passionen triomphirt. Ich sehe woll, Ihr [wollet] gottes ahngesicht schawen, w^illen Ihr so demütig seydt undt glau- ben woldt machen, daß Ihr viel schwachheytten habt. Über andere leütte zu lachen, ist oft sehr apropo; man gibts einem aber dichte wider. Weilien Ihr aber findt, daß alles in der weit außlachens wehrt ist, ist Ewere Philosophie von Democritte secte. Ich bin woll Ewerer meinung, liebe Amelise, daß alles, waß zu gottes ehre geschehen soll, serieux muß sein; aber alles in der weldt ist zu gottes ehere, auff unßer weiß zu reden; den nach tler gottheit zu nehmen, so kan man gott nicht ehren; den die menschen seindt zu schwach undt gering gegen gott, umb ihn ehm zu können; aber nach unßere art zu reden, müßen wir unßerm herrgott woll men- schentugendten geben. Also kan man sagen, daß alles, guttes undt bößes, zu gottes ehre gereicht; den wie er die bößen strafft, so gegen ihm stlndigen, darauß enstehet seine gerechtigkeit; waß gutts geschieht, kompt von ihm undt erweist seine gütte; also geschieht nichts, alß zur ehre gottes. Wer kan mitt lust lachen,^ thut woll, zu lachen; aber es muß nicht gezwungen sein, sonst stehts übel. Waß Ihr vom camaval cittirt, habe ich geleßen; ich wüste aber

*

* MolUre, Le bonrgeois (eutilhomwe, acte 11, scdne 6 gegen den schloß.

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nicht mehr, wo ich es geleßen hatte; den ich habe gar ein schlecht gedächtnaß. Hir were man nicht so difficille undt die cavalier trunken so woU mitt der canrmermagt, alß ihrem freüllen, wen sie nur coquet ist. Saufen haben sie auch gern; aber die warheit zu bekenen, so seindt es nicht mägte, so sich hir voll sauffen, sondern leütte von gar großer qualitet. Daß zigen undt zehren ist all zimb- lieh der masquen art, drumb habe ich dießen spaß nie sonderlich geliebt. Mich deucht , daß^ madame de Bellemont in einem alter ist, worineu sie die masqueraden woll cntberen könte. Mitt dem heüraht habe ich gehört, bette oncle Rupert sie betrogen; da hatt er nicht woll ahn gethan, solle einen camerdiher wie einen pfarher gekleydt haben undt sie so geheüraht haben. Sie war gar jung, wie sie so ahngeführt worden ; oncle Rupert logirte in 4hres vatters hauß. Engländer haben mirs so verzehlt; aber die zeit kompt, daß ich in die mußiq muß; werde also vor dißmahl nichts mehr sagen, alß daß ich Euch, liebe Amelise, allezeit lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

226. A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Versaille den U Februar! 1705.

Hertzliebe Louise, wie unerhört ich erschrocken bin^ auß ma tante undt Elfterem schreiben vom 3 dießes monts, so ich heütte morgen entpfangen habe, zu vernehmen, welch ein abscheuliche Verlust wir alle ahn der lieben s. königin in Preüssen gethan, kan ich Euch nicht außsprechen. Liebe Louise, es betrübt mich woll von grundt meiner seelen undt setzt mich in solchen erschrecklichen sorgen wegen ma tante, die fraw churfürstin, daß ich weder rast noch ruhe haben kan. Die äugen thun mir so wehe, daß ich sie nicht mehr auffthun kan, undt der kopff auch; den seyder heütte morgen uftib ein viertel auff 12 biß nun, da es nahe bey Ö ist, habe ich nicht aufgehört zu weinen. Ich kan ahn ma tante ihren standt ohne graußen nicht gedencken undt sie erbarmbt mich so erschrecklich, daß es mir schir daß hertz bricht, undt bin noch darzu in continuirlichen sorgen. Gott der allmächtige wolle unß bejstehen undt ma tante trost verschaffen undt I. L. diß unglück

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helffen überstehen UDclt sie erhalten! Ach, mein gott, die liebe kö- nigin s. hatt mir in allen occassionen so viel gnadt undt freündt- schafft erwießen, daß ich sie recht von grundt meiner seelen lieb hatte undt regrettire. Sie ist nicht unglücklich, ruhig undt seelig gestorben zu sein ; aber wen sich nur ma tante trösten könte ! Wen> ich ahn dero großen verstandt undt fermet6 gedencke, so hoffe ich, daß I. L. diß abscheuliche Unglück überstehen werden ; wen ich aber gedencke, daß mitt dießem todt alle ihre freüde dahin ist undt welche eine unaußsprechliche tendresse sie vor die seelige königin gehabt, so förchte ich, daß ihr hertz es nicht würde außstehen können. Gott wolle unß gnädig davor bewahren I Ich wolte lieber gleich in dießem augenblick sterben, alß dießes Unglück zu erleben. Ewer brieff war gar nicht confüs geschrieben, ob Ihr zwar so viel zu thun habt, wie ich leicht gedencken kan. Ich bitte Euch, liebe Louisse, wen Ihr I. L. den churfürsten von Braunsweig wider sehet, macht ihm doch mein compliment undt sagt I. L., wie hertz« lieh ich mitt part in dießem abscheulichen unglück nehme, wie auch ahn patte undt hertzog Ernst August! Es ist, so zu sagen, ein glück, daß ma tante nicht bey dießem trawerigen spectacle gewe- ßen; sie hette es ohne sterben nicht außstehen können; zudem so würde es der sterbenden königin auch zu nahe gangen sein, undt glaube nicht, daß sie ihre fermet^ gegen ma tante threnen hette halten können. Ach, liebe Louisse, ich acceptire die offre gern, daß Ihr mir fleißig schreiben mögt.. Man helt mir meine brieffe auff hir; daß, so ich gestern hette haben sollen, ist noch nicht ahnkomen undt die, so ich heute entpfangen, hette ich schon ver- gangen montag oder dinstag haben sollen. Ewere schreiben, liebe Louisse, seindt so exact, daß man gantz in ruhen ist undt woU sieht, daß man recht erfahrt, wie die Sachen stehen; also wirdt es mir ein rechter trost sein, brieffe von Euch zu bekommen. Mein gott, warumb hatt gott der almächtige mich. nicht eher, alß dieße liebe königin, genohmen, woran ma tante noch lang trost undt freüde hette haben können? Undt ich bin ja zu nichts nicht nutz undt habe lang genung gelebt. Aber man muß woll wollen , waß gott will, undt sich in seinem h. willen ergeben, in deßen schütz ich Euch hirmitt befehle undt versichere Euch, liebe Louisse, daß ich Euch allezeit von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

Briefe der Friiuessin EUeabeth Charlotte. «2A^

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P. S.

Ich sage nichts aaff Ewer schreiben vom 30 Jannari, so ich vergangen sontag entpfangen; den es ist leyder nichts mehr dar- anff zu sagen.

227. A mad. Amelie Elisabeth; raugrafin zu Pfaltz, a Hannover.

Vers&ille den 14 Februar 1705.

Hertzliebe Amelisse, ob ich zwar so betrübt undt erschrocken bin über der betrübten zeittung von dem unvermuhten undt schleu- nigen todtsfall der seeligen kOnigin in Preüssen, so ich heütte mor- gen durch ein brieff von ma taute. undt Ewer Schwester erfahren, daß ich schir nicht weiß, waß ich thue oder sage, so will ich doch auff Ewer liebes schreiben vom 30 Januar andtwortten. Mein gott, welch ein carnava! ist dießes undt wie bin ich in sorgen vor ma tante, die fraw churfürstin! Also könt Ihr woll gedencken, liebe Amelisse, daß ich ohnmöglich auff comedien undt alle lustige sagen andtwortten kan. Alieweill spilt man drunten commedie, aber Ihr könt woll gedencken, daß ich nicht lust habe, hin zu gehen; habe ohnmöglich eßen können zu mittag , bin recht von grundt der See- len betrübt undt in sorgen, kan Euch also vor dießmabl nichts mehr sagen, alß wie ich Euch allezeit von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

228. A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz^ a Hannover.

Marly den 19 Februari 1705.

Hertzliebe Louisse, vergangen dinstag habe ich erst Ewer lie- bes schreiben vom 6 dießes monts entpfangen. Es ist ein ellendt, wie man mitt den brieffen umbgeht. Zu monsieur de Louvois zeit- ten laße man alle brieffe sowoll alß nun, aber man liefferte sie doch zu rechter zeit. Nun aber daß cröttel der Torcy die post hatt, zergt es einem unerhört mitt den brieffen undt ich habe mein leben keine größere ungedult gehabt, brieffe von Hannover zu ha- beD, alB nun; den es ist mir gar zu bitter angst vor ma tante,

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die fraw churfürstin, in dießem Unglück, so I. L. begegnet ist. Es ist woll kein wunder, daß dero miltz geschwollen ist; wie könte daß änderst sein bey einer so erschrecklichen - betrübtnuß ! Gott seye danck nur, daß daß fieber außgef)lieben ! Den kein härterer stoß hette in der weldt kommen können. Zu Ewereu gutten wünsch, liebe Louisse, zu ma tante gesundtheit sage ich von hertzen amen, undt gott wolle unß gnädig erhören undt I. L. noch lange jähren erhalten] Es ist leicht zu begreifen, daß der könig in Preüssen betrübt über seiner gemahlin Verlust ist; sie meritirte es woll. Wen die printzes von Anspach in ihrer kranckheit diß unglück vernimbt, mögte der schrecken hirüber woll den garauß machen. Gott gebe, daß Ewer erster brieff mir bericht, daß ma tante wider beßer ist! Bitte, schreibt mir alß fleißig undt seydt versichert, daß ich Euch von hertzen lieb behalte !

Elisabeth Charlotte.

229. A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Marly den 22 Februari 1705.

Hertzliebe Louisse, ich kan Euch nicht genung dancken, mir so fleyßig zu schreiben; den ma tante, die fraw churfürstin, spricht selten von I. L. gesundtheit. Es ist woll kein wunder, daß ma tante mattigkeit verspürt. So lang der husten gewehrt, glaube ich, daß I. L. woll gethan, keinen wein zu trincken; nun der husten gantz vorbey, wirdt der wein I. L. beßer bekommen.^ Clistir seindt gutt vor daß miltz; Ihr sagt aber nicht, womitt man ma tante ge- schmirt hatt. Nichts in der weldt ist ungesunder, alß die betrüb- [nis]; deßwegen bin ich auch so sehr in sorgen von I. L. Nichts ist touchanter, alß eine rechtmäßige betrübtnuß zu sehen; kan also leicht begreiffen, wie es Euch zu muhte geweßen, ma tante so el- lendt thun zu sehen. Listige leütte von natur jamern noch mehr ; den da sieht man so gerade den zwang, so die betrübtnuß der na- tur ahnthut, undt waß schmertzen man entpfinden muß. -Mich wun- dert, daß I. L. der churfürst ma tante nicht anderwerts hinge- führt hatt nach der königiu todt ; den in demselben hauß zu bleiben, wo der todten cörper ist, muß all augeiiblick die betrübnuß ver-

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netten; den man muß allezeit etwaß hören oder sehen, so dieße trawerige sach betrifft. Patte hatt groß recht, zu wollen, daß ma tante nach Zelle solle. I. L. seindt woll der beste herr von der weit. Es ist mir lieb, za vernehmen, liebe Loaisse, daß Ihr Euch so woll von Ewerm bößen halß courirt habt; hir klagens auch viell leütte. Wen aber der königin s. kranckheit von ihrem fall kommen von vorm jähr, so war da kein mittel zu. Der schnupen ist nicht nn- gesundt, wirdt Euch eine kranckheit salviren. Es ist mir auch lieb, daß Amelisse auß gefahr ist; bitte, woldt es ihr sagen undt sie von meinetwegen ambrassiren. Von kleinen mittein halte ich mehr, alß vom purgiren undt aderlaßen, aber mitt allen den reme- dien entgeht man der stunde nicht, die einem der allmächtige be- stimbt hatt. Sich in die Schickung des allerhögsten zu ergeben, ist daß beste, in deßen schütz, liebe Louisse, ich Euch auch befehle, undt so lang ich lebe, seydt versichert, daß ich Euch recht lieb be- halten werde!

Elisabeth Charlotte.

230. A mad. Louise ^ raugräffin zu Pfaltz, a Hannover.

Marly den 26 Februar! 1705.

Hertzliebe Louise, gott dem allmächtigen seye ewig lob undt danck, daß es sich so woll mitt ma tante, der fraw chnrfllrstin, wider beßert! Es ist gewiß, daß, wen man gutte mittel apropo braucht, daß sie woll bekommen können. Ma tante ist von einem so gar guttem temperament undt haben ihr leben so wenig ge- braucht, noch zu brauchen nöhtig gehabt, also alleß, waß ihnen gutt ist, gleich operiren kan; fange also ahn, wider trost zu faßen undt mich nicht mehr nacht undt tag zu angstigen wegen I. L., wie ich im ahnfang gethan. Ich wolte, daß mau zu Hannover gethan hette, wie es hir im landt der brauch ist; da, so jemandts stirbt, bleiben keine verwanten im hauß, man fährt gleich weg. Wolte, daß man ma tante auch gleich weg geführt hette undt nicht wider ins hauß gebracht, biß die leiche weg ist. Ich förchte die entre- veüe vod cronprintzen von Prettssen. Es ist woll ein zeichen von einem gutten gemüht, daß dießer printz so touchirt ist über seiner fraw mutter; junge leütte von dem alter seindt ordinari nicht so

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entpfiodtlich. Ich kan nicht wißen, wo meine brieffe bleiben; den ich manquire keine eintzige post, za schreiben; aber, liebe Louisse, meine brieffe können nicht auffmuntem. Wan mans recht bedenckt, weiß man gar nicht, waß aaß einem wirdt nach dießem leben, undt (den glauben apart) so ist es gar kein trost, sicher zu wißen, daß man baldt wie die sein wirdt, so man todt vor sich sieht; contrarie, es ist betrübt. Raisoniren hiifft nichts bey den betrübten; man muß gott undt die zeit walten laßen, nur suchen, offt von andern Sachen zu reden undt die betrübte gedancken zu interumpiren; daß ist, waß man ahm besten thun kan. Ich muß mich aber eyllen; den ich habe dießen abendt noch 4 große brieff zu schreiben undt es schlegt alleweill 7 uhr. Der könig hatt heütte gar spät zu mit- tag geßen; es war 2 uhr geschlagen, wie I. M. sich ahn taffei ge- setzt. Sie haben den hirsch dießen morgen gejagt, die jagt war lang undt nicht hübsch undt der windt sehr kalt. Adieu! Ich am- brassire Euch, liebe Louisse, undt Amelisse auch undt behalte Ej!kch beyden von hertzen lieb.

Elisabeth Charlotte.

231.

A mad. Amelie Elisabeth , raugraffin zu Pfaltz , a Hannover.

Versaille den 5 Mertz 1705.

Hertzliebe Amelise, vergangenen dinstag, wie ich zu Paris bey meinen kindtskindern wäre, habe ich Ewer schreiben vom 26 Fe- bruari zu recht entpfangen. Louise hatte mir geschrieben, daß Ihr nach dem s. absterben der lieben undt schönnen königin in Preüssen auch kranck geweßen seydt. Daß, meinte ich, bette Euch ahn schreiben abgehalten; bin fro, daß Ihr wider gesundt seydt. Mein leben hatt mich nach Monsieur s. todt nichts mehr erschreckt undt bestürtzt, alß dießer schönnen königin so geschwinder todt, welchen ich woll von grundt meiner seelen beweint habe. Es ist woU war, liebe Amelise, daß dießes sehr moralisiren macht. Waß Euch da- bey eingefallen, gemandt mich ahn daß lutherische todtenliedt, daß ich offt gesungen, wie ich zu Hannover war.

Heütt seindt wir schön, gesundt und starck^ Morgen todt und ligen im sarck»

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HeQtt blühen wir wie die roßen rot,

Baldt kranck undt todt.

Ist allenthalben müh undt noht.

Ich kan nicht begreiffen, warumb man ma tante nicht gleich anß dem hauß geführt hatt, so baldt sie ihr nnglück erfahren; den in demselben hauß zu sein, wo der todten corper ist, daß ist et- waß abscheuliches, so die betrübtnuß stündtlich verneüern muß. Ich bin lenger, alß 10 nachte, geweßen, daß ich nicht habe schlaf- fen können auß ängsten vor ma tante, die fraw churfttrstin, biß ich vernohmen, daß es, gott lob, beßer wirdt. Es ist beßer, liebe Amelisse, daß ma tante sich nicht zwingt undt ihre threnen fließen lest, alß wen I. L. sich verhalten solte, welches gar ungesundt were. Ach, hette ich die wähl können haben, würde ich auch woll vor dieße liebe köuigin gestorben sein; den die königin hette ma tante über mich trösten können, ich kan I. L. aber nicht über dieße ahngenehme königin trösten, leyder; aber gott der allmach- tige hatt es so vorsehen, dem man woll still halten muß undt sich in seinem h. willen ergeben. Es graust einem, wen man ahn die- ßem carnaval gedenckt. Es ist keine albertet, nichts lustiges vor- zubringen, liebe Amelisse, wo nichts alß trawerige sujetten vor- handen sein. Es wäre unmenschlich, solch unglück nicht zu ent- pfindten. Adieu, liebe Amellisse! Seydt versichert, daß ich Euch recht lieb behalte werde! Aml)rassirt Louise von meinetwegen!

Elisabeth Charlotte.

232.

A mad. Louise , raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Yersaille, sambstag den 7 Mertz.

Hertzliebe Louise, heütte morgen habe ich zwey von Eweren lieben schreiben auff einmahl bekommen, daß vom 24 undt 27 Fe- bruar! ; werde heütte auff daß frischte andtwortten. Finde ich, wen meine andtwort fertig wirdt sein undt ich auch ahn Amelisse werde geschrieben haben undt mir noch zeit überig bleibt, werde ich daß erste auch beantwortten, wo nicht, so werde ich es vor zukünfftigen donnerstag sparen. Ihr macht mich gantz stoltz, daß Ihr mir sagt, liebe Louisse, daß mein woUmeinendt compliment, so ich Euch ge*

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betten, ahn I. L. den cbnrfttrsten nndt hertzog Ernst Angnst zn machen, so gar güttig ist auffgenohmen worden. Es ist war, daß hertzog Ernst August sich überall sehr beliebt macht; hir hatt man auch mehr von I. L. gehalten, alß vom churfürsten; sein herr bru- der. Es ist woU kein wunder, daß er über die königin, seine fraw Schwester, betrübt geweßen. Wen es auch nur daß spectacle ge- weßen were, ein schön jung mensch so in 3 tagen gesundt undt todt zu sehen, so solte es einem zu hertzen gangen sein, will ge- schweygen dan eine geliebte Schwester. Ich bin froh, daß der chur- fürst undt dießer hertzog sich wider erholt haben; den also werden sie desto fähiger sein, ma tante, der fraw churfürstin, trost einzu- sprechen. Die Posten gehen bitter übel, man kan sich gar nicht drauff verlaßen. Daß tröst recht, daß Ihr mich versichert, daß ich nun ruhiger sein kan. Ich wolte aber gern, daß ma tante nicht zu Hannover im hauß were, wen die betrübte ceremonie vorgehen wirdt, daß man den königlichen cörper hohlen wirdt. Ich bin fro, daß ma tante wider unter die leütte kompt; den sie ist der ein- sambkeit nicht gewont undt einsam sein erhelt die trawerigkeit. Sagt man nun die audientzcammer? Zu meiner zeit sagte man die pressentz; oder ist es noch etwaß änderst? Gott bewahre unß gnädig vor ferrierm unglücklichen fall ! Ich forchte abscheulich vor ma tante die trawerige ahnkunfft vom marchalck von Berlin undt man hatt groß recht, ma tante zu persuadiren, nach Zel zu gehen. Ich hoffe, Hamerstein wirdt mich nicht vergeßen bey seinem herrn; den ich bin ja von seiner allerälsten kundtschafft undt habe ihn offt, wie er noch ein kindt war, herumbgeschlept zu Iburg undt zu Os- sen. Amelisse brieff ist fertig, aber morgen hoffe ich auff Ewer erstes liebes brieffgen zu andtwortten nach der predig; den heütte ist es zu spat, ich muß nüber zu nachteßen bey dem könig.

Sontag den 8 Mertz umb 6 abendts.

Ich habe alleweill mein brieff ahn ma tante, die fraw churfür- stin, außgeschrieben.- Nun will ich mein versprechen halten undt auff Ewer schreiben vom 24 Februar andtwortten, liebe Louise! daß nur noch sagen, daß ich heütte auch noch einen großen briöff ahn die königin in Spanien geschrieben habe. Wie konte es änderst möglich sein, liebe Louisse, alß daß ich große ängsten vor ma tante außstehe, I.L. in einen so gar erschrecklichen undt erbarmb^

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liehen standt zu wißen, welches gar gefahrlich ist? den nichts ist dem menschen schadtlicher vor die gesundtheit, alß übermäßige [betrübnis]. Zudem so war mirs auch recht leydt vor die köni- gin 8. selber; I. M. hatten mir in allen occassionen große freündt* schafft erwießen. Zudem so ist es genung, daß sie oncles undt mein hertzlieb ma tante tochter war, umb sie herzlich lieb zu ha- ben. Es ist woll eine große gnade, so unß gott der allmächtige gethan, unßere liebe tante, die fraw charfürstin, zu erhalten. Gott stehe unß ferner bey ! Det nahmen von Sybourg ist mir nicht unbe- kandt, ich mag ihn vielleicht gesehen haben. Ich bin in einer un- gedult, daß ichs schir nicht außstehen kan, alle die trawerige cere- monien zum endt zu wißen, undt wolte gern, daß ma tante eine reiße nach Zel thäte. Ich kan leicht begreiffen, wie Dir alle mitt ma tante geweint habt; von dem recit sein dt mir gleich die äugen übergangen, will geschweygen den, wen ich es selber gesehen hette. Ich bin doch fro, daß mav tante sich resolvirt, wider leütte zu sehen undt pressentz zu halten. Ma tante ist der elnsambkeit nicht gewont, weren gewiß kranck vor melancoley geworden, wen sie daß betten gewohnen wollen. Es stundt in Ewerm letzten brieff vom 27 Februar, daß ma tante beßer were. Ihr thut gar woll, I. L. nie allein zu laßen ; den es ist gar gewiß, daß sich die trawe* rigkeit mitt der einsambkeit vermehret; leßen ist nicht so gutt, alß sprechen. Ich dancke Euch, liebe Louise, meine commission bey I. L. den churfürsten undt hertzog Ernst August abgelegt zu haben; bin fro, daß es Euch ein freündtlicher gesiebt vom churfürsten zu wegen gebracht hatt. Ich habe I. L. nun lieber, ^Iß ich sie gehabt, habe. Weillen er so viel sorg undt freündtschafft ahn seine fraw mutter erweist, muß der herr doch ein gutt gemühte haben; bin also fro, daß er wider woll ist. Verstandt hatt der churfürst, d^ß ist gewiß; er ist aber trucken undt mißtreüisch undt daß zieht die leütte nicht ahn sich. Ihr habt woll recht, zufrieden zu sein, daß der churfürst keinen Widerwillen gegen Euch hatt. Gar vergnügt wirdt ma tante nach dero Verlust nicht leben können. Wen sie gott nur gesundt erhelt undt daß sie nicht melancolische werden! Li«be Louise, ich führe so ein stilles traweriges leben, daß ich es ohne regret quittiren könte; insonderheit wen es ma tante nutzen könte, würde ich warlich mitt freüden sterben, undt die liebe s. königin würde schon mittel gefunden haben , ttber miph zu trösten,

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wie vor 2 jähren über hertzog Christian ; aber ich kan leyder ma tante mitt nichts trösten. Es ist war, daß ich gar einen knrtzen athem bekomme; daß macht meine unerhörte fettigkeit. Ich erwart, wie es der allmächtige mitt mir schicken will. Ich hoffe, ob gott will, ohne mühe zu sterben, nndt habe auch keine [lust], zu leben. Ich bin Euch näher, alß die s. königin Euch war, liebe Louise! also billig, daß Ihr mich ungerner verliehrt, aber die s. königin war ma tante naher, alß ich ihr bin. Jedoch glaube ich, daß sie sie [nicht] mehr geehret undt respectiret hatt, alß ich thue undt all mein leben thun werde. Euch habe ich von hertzen lieb, sage Ettch großen danck vor E.were gutte wünsche. Gesundt kan ich woll hir leben, aber vergnügt ist eine andere sach; aber man muß woll allezeit mitt dem standt zufrieden sein, wo unß gott der allmäch- tige in setzt. Ich bin der trawerigkeit so gewondt, daß sie mir weniger schadet, alß ahn andere leütten; es ist mir damitt gangen wie Mytridatte mitt dem gifft, es kan mich nicht mehr umbs leben bringen. Aber Ihr, liebe Louisse, die nicht so sehr dran gewont seydt, schondt Euch beßerl Alles ist von ewigkeit her von gott ordinirt, waß unß menschen geschehen solle. Gutte tage zu haben oder nicht, stehet nicht bey unß, sondern wie unßer herrgott es über unß vorsehen hatt, in deßen schuts ich Euch befehle, liebe Louise, undt so lang ich in dießec eilenden weit leben werde, werde ich Euch von hertzen lieb .behalten.

Elisabeth Charlotte.

233.

A mad. Amelie Elisabeth, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Versaille den 7 Mertz 1705.

Hertzliebe Amelise, heütte morgen habe ich Ewern lieben brieff vom 27 Februar zu recht entpfangen. Es ist woll waß rares, wen man mir die brieffe so baldt überliffert. Mein gott, wie gern wolte ich, daß man der lieben s. königin cörper schon mitt allen ihren leütten weg geführt hette undt daß ma tante nichts mehr davon sehen mögte! Auch wolte ich, daß ma tante auß dem hauß sein könte, wen die letzte ceremonie vorgehen wirdt; den daß, fürchte

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ich abscheulich, wirdt alle trawerigkeit wider vernettern. Man muß nichts gegen der trawerigkeit sagen; den daß hilft zu nichts, alß nur die betrübten oDgedaltig zn machen. Man muß ihnen von gantz waß änderst vorsprechen, damitt man sie nnvermerckter weiß von den trawerigen gedancken abzieht. Aber waß madame de Lon- geOil gesagt, konte woll war sein; allein es ist doch hart zn sagen, deucht mir. Die hertzogin von Hannover hatte keine große nrsaeh gehabt, betrübt über ihren herrn zn sein; er hatt übel mitt I. L. gelebt. Daß die königin s. gern lastig mitt ihren herrn bmder war, daß ist ja billig geweßen. Alles hatte seine zeitt nndt sie hatte ja auch die ihrige , bey ihrer fraw mutter zu sein. Es jam- mert mich, daß der könig in Prenssen so betrübt ist. Ich zweyffle sehr, daß der könig in Preüssen noch zwey söhn bekommen solle, wie ich von dießem könig habe reden hören. Reich nndt könig wirdt mehr gewünscht, alß eine schönne taille; den von gesiebt ist der könig in Prenssen nicht heßlich, ich habe sein contrefait. Ich glaube wie Ihr, daß er sich wider heürahten wirdt, undt mögte woll die witwe von Schweden nehmen. Alles, waß Ihr mir sagt, liebe Amelise, ist gar nicht doppelt. Ewer Schwester hatt mir kein wordt davon gesagt undt Ihr thut mir den grösten gefallen von der weit, frey zu reden, bin Euch davor verobligirt; den daß halte ich vor ein vertrawen, so Ihr zu mir« habt, welches mich Euch noch lieber macht haben. Drumb bitte ich Euch, liebe Amelise, last Euchs nicht gerewen undt continuirt, so zu schreiben! Ich gestehe, daß dießer königin todt mir recht zu hertzen gangen ; nun ich aber sehe, daß ma tante, gott sey danck, wider woll wirdt, gebe ich mich auch wider zufrieden undt in den willen gottes. Es muß ein gelehrter man geweßen sein, der der königin in Prenssen oroscope gestelt hatt; aber ich wolte, daß, weillen diß unglück ja hatt sein sollen, daß es zu Berlin geschehen were. Ich bin fro, daß#Ihr Ewers bößen halß quit seydt; man hatt ja so viel gutts gurgel- waßer, daß soltet Ihr brauchen, liebe Louisse! Hiemitt ist Ewer schreiben durchauß beantwordt; hoffe undt wünsche, daß mein brieffEüch in gutter undt volkommener gesundtheit ahntreffen möge, undt seydt versichert, daß ich Euch von hertzen lieb behalte undt apabrassire !

Elisabeth Charlotte,

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234.

A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Yersaille den 15 Mertz 1705.

Hertzliebe Louise, Ihr tuht mir einen rechten gefallen, fort zu fahren zu schreiben undt mir ma tante standt undt gesundtheit zu berichten. Daß I. L. noch taglich weinen, ängstet mich; den ob sie schon nun nicht kranck sein, kan es doch auff die lenge kein gutt thun; den es ist gantz gegen ma tante natur, trawerig zu sein. Miltzsüchtigen , wie ich bin, denen kans nicht so viel schaden; den es feit in ihre natur; aber die, so von natur gar lustig sein, greifit es viel harter ahn. Ich wolte, daß sie von ort endern könten undt irgendts hingehen, wo sie die liebe königin nie gesehen. Ich zittere vor ängsten, wen ich dencke, wie der abzug von der königlichen leiche alles wider verneüern wirdt. Mich verlangt unerhört, wie daß wirdt abgelpffen [sein]. Ich bitte, liebe Louise, schreibt mirs doch, so baldt möglich sein wirdt! Nichts in der weldt endert den humor, alß große Verlust undt betrübtnuß. Seyder ich I. G. den churfürsten, mein herr vatter s., wie auch meinen armen bruder undt fraw mutter, verlohren, finde ich woll in mir selber, daß ich nicht mehr bin, wie ich vorher geweßen. Mein söhn, so ich ver- lohren, ginge mir auch abscheulich zu hertzen. Zu alle wünsche, so Ihr, liebe Louise, vor ma tante thut, sage ich von hertzen amen. Ich bin Euch auch sehr verobligirt, mir so viel guts zu wünschen. Gott behtitte mich nur vor ferner betrübtnuß! ahn freü- den dencke ich nicht mehr. So lange ich aber leben werde, seydt versichert, daß ich Euch sehr lieb behalten werde!

Elisabeth Charlotte.

235. A mad. Louise , nraugräffin zu Pfaltz, a Hannover.

Yersaille den 19 Merte 1705.

Hertzliebe Louise, die posten gehen doller, alß nie. Gestern habe ich Ewern lieben brieff ^n 3 erst entpfangen, nachdem ichi

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schon auff daß vom 6 vergangen sontag geantwortet habe; aber weillen es nicht zu endern stehet, will ich weytter nichts davon sa- gen. Seydt versichert, liebe Louise, daß, wen es mir möglich sein wirdt, werde ich allezeit fleißig auff Ewere schreiben andtwortten! Amelise brieff habe ich lengst beantwortet. Ich werde Euch aber heütte nicht lang entreteniren können; den es ist schon 2 tag, daß ich die cammer halte, habe einen abscheulichen husten, schlaffe keine 2 stundt deß nachts, huste abscheulich; daß wirdt aber woll baldt wider vergehen. Oott erhalte unß nur unßere liebe churfür- stin undt gebe I. L. wider trost! Alles, waßihr auff den trost sagt, so man alß Christen nehmen solle, ist gar woll gerett, aber schwer zu praticiren. Mich verlangt unerhört, zu vernehmen, wie es mitt der trawerigen ceremonie, so den 9ten hatt geschehen sollen, wirdt abgeloffen sein; aber gott weiß, wen man mir dieße brieffe wirdt zukommen laßen; den es ist ein ellendt, wie man mich mitt der post zercht^ Ich wolte gern mehr schreiben, aber mein husten plagt mich so erschrecklich, daß ich vor dißmahl ohnmöglich mehr sagen kan, alß wie daß ich Euch allezeit von hertzen lieb behalte. Wen ich wider beßer sein werde, will ich mehr schreiben. Amelise am^ brassirt von meinetwegen 1

Elisabeth Charlotte.

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A mad. Louise , raugraffin zu Pfaltz, a Hanover.

VersaiUe den 26 Mertz 1705.

Hertzliebe Louise, wen Ihr die ursach wißen wolt, warumb ich Euch vergangen sontag nicht auff Ewern lieben brieff vom 10, so ich selbigen tag entpfangen, geantwortet habe, so lest den ahn- fang von Amelise brieff! so werdet Ihr es erfahren. Gott dem all- mächtigen seye lob undt danck, ma tante in dero Unglück so bey- gestanden zu sein i^ndt I. L. wider zu dero gesundtheit geholffen zu haben, wobey er I. L. lange jähre erhalten möge! Ich gestehe, ich bin nun ruhiger, nun ich weiß, daß alle die betrübte undt trawerige objetten einmahl weg sein. Ich weiß nicht, wer bedacht batt, dieße gelehrte m&ner zu ma tante m führen, unterdeßen da(^

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die trawerige ceremonie vorgangen; allein es war recht woll be- dacht. Ihr habt daß gröste recht von der weldt, keinen adtlichen zu cediren wollen. Mich deucht, zn meiner zeit wahren die rangs beßer reglirt, nndt da dachte keine adliche dame den reichsgräf- finen zu dispattiren. Seyder wan ist dan dieße mode gekommen ? Ihr seydt ja dem chnrfürsten von Braunsweig nahe gennng ver- wandt, nmb Euch zu souteniren, wobey er Selbsten gewinen würde; den es gibt ihm selbsten mehr respect. Wir haben nichts neOes hir, alß viel tragiquen avanturen, so ich alle ahn ma tante schrei- be, I. L. dadurch za amussiren nndt ahn waß änderst, alß dero betrObtnnß, gedencken zn machen. Der prince de Maabeck, der printzes d'Harconr söhn, den Ihr zu Franckfort unter den gefange- nen gesehen, ist dieße nacht auff einmahl todtkranck worden; man meint, er wirdt die kinderblattern bekommen, welches seinem näß- gen nicht schönner stehen wirdt. Man hört im überigen nichts, alß von schleunige todtsfäll; die leütte gehen frisch undt gesundt zu bett, andern tag findt man sie todt. So lang ich mich nicht in dießer reye befinden werde, könt Ihr, liebe Louise, versichert sein, daß ich Euch allezeit von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

237.

A mad. Amelie Elisabeth, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Versaille den 26 Mertz 1705.

Hertzliebe Amelise, vergangen sontag habe ich zwar Ewern lieben brieff entpfangen, aber ohnmoglich drauff antworten können, indem ich gar zu viel zu schreiben gehabt habe; den ich muste ahn ma tante, die fraw churfürstin, andtwortten, ahn ma tante, die fraw abtißin, schreiben, umb ihr ihrer fraw Schwester brieff zu schicken, auff zwey große brieffe von der königin in Spanien andt- wortten. Es geschähe mir noch etwaß verdrießliches mitt dießem brieff; wie ich schon 4 bogen geschrieben hatte undt den 5ten ahn- fing, wurde ich gewahr, daß ich den respect vergeßen hatte undt zu hoch ahngefangen zu schreiben, muste also gantz von neuem wider ahnfangen undt die 4 bogen abcopirt. Dißes undt die pre-

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dig hatt mir alle meine zeit 1>enohmen. Ich mnste auch nohtwendig noch 2 brieff nach Paris schreiben, habe also Louise nndt Ewer schreiben biß heutte sparen müßen. Nun aber werdet Ihr eine ordentliche andtwort bekommen. Ich weiß noch alle lutherische lieder undt reformirte psalmen, so ich gewust habe, nndt singe sie noch offt. Ich leße auch' alle tag in meiner teütschen bibel ein psalm, ein capittel im alten nndt eines im netten testament, bin also bibelfest genung. Die frantzösche catholische seindt bey weit- tem nicht wie die Teütsche, Spanier, Portugaisen nndt Ittalliener. Erstlich so kan man sie nicht vor papisten schelten; den sie fra- gen dem papst gar nichts nach undt halten ihn nicht vor unfehl- bar, sondern nnr vor daß haubt der geistlichen. Man list fleißig die h. schriefft bir undt es ist gar nicht verbotten. Der poper hatt aberglauben, aber die ehrliche leütte undt leütte von condition gar nicht. Daß habe ich Euch en passant sagen wollen; den ich sehe woll, daß Ihr meint, daß man hir ahn nichts rechts denckt. Es ist ^ar, daß Ewer papir eine wunderliche form hatt; solte gemeint haben, wen Ihr nicht davon gesprochen bettet, daß Ihr Ewer Schwes- ter procespapir genohmen bettet, umb meinen brieff drauff za schreiben. Man hatt recht woll gethan, die 3 gelehrte mäner zu ma tante zu schicken, I. L. waß vorzuschwetzen, so sie von den gedancken der abscheulichen ceremoni in abfUhrung deß cörpers der seeligen königin in Preussen hatt abziehen mögen. Daß spie- len ist auch gutt; den daß vertreibt auch die trawerige ge- dancken. Zu meiner zeit spilten I. L. nie im vorgemach, sondern allezeit in der pressentz. Ich hoffe, ob gott will, daß es nun über- wunden ist. Unkraut seydt Ihr ja warlich nicht, liebe Amelise! Aber niemandts stirbt, alß wen die zeit da ist. Daß endt von Ewerm brieff daß heist man hir vne belle cheutte de fin. Ohne vexiren, es ist elegant. Ich bin nicht so geschickt, werde also nur bladt herrauß sagen, daß ich Euch von hertzen ambrassire undt allezeit lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

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238. A mad. Louise, raugräffin zu Ffaltz, a Hannover.

Marly den 2 April 1705.

Hertzallerliebe Louise , vergangen sontag habe ich nicht können auff Ewerm lieben brieff vom 17 Mertz andtworten , so ich den tag vorher zu- Paris entpfangen hatte, weillen eben dieße kleine reiße, so ich dahin gethan hatte, mich verhindert, einige brieffe, so ich sontags fortschicken muß, zum vorauß za schreiben. Es vergeht kein sontag, daß ich nicht auffs allerwenigst 6 brieff zu schreiben habe; darnach muß man ja auch in kirch. Ich weiß nicht, ob ich heütte auch ahn Amelisse werde andtwortten können; den gleich nach dem eßen werde ich auff die hirschjagt undt abendts haben wir mussiq hir; man wirdt zwey acten von Proserpine singen, wo- bey ich auch sein muß; daß despendirt von dem, wie lange die jagt wehren wirdt. Die posten gehen übel. Man helt mir immer ma tante paquet auff undt bekomme sambstags zwey auff einmahl, aber eins wirdt alß zurück gehalten. ^Waß ragous man hirin findt, weiß ich warlich nicht. Daß ich Euch schreibe, liebe Louisse, ist kein dancken werdt, sondern gar zu billig. Gott sey danck, daß ma tante, unßer liebe churfürstin, wider bey gutter gesundtheit ist, undt erhalte unß dießelb& noch viel undt lange jähren! Es ist kein wunder, [daß^ie] mager geworden ; es ist viel mehr zu bewundern, daß sie noch gesundt sein können nach einer solchen erschrecklichen be- wegung undt betrübtnuß. Es ist hir nun wider kalt wie im winter; aber wen daß samffte frühlingswetter widerkommen wirdt, wolte ich, daß I. L. nach Hernhaussen gingen; den daß spatziren undt gutte lufft erhelt die gesundtheit. Ich glaube, daß alle die betrübte leütte, so die königliche leiche folgen, nicht viel werden geßen haben; den wen man betrübt ist, mag man auch die besten speißen vor sich haben, man kan nicht eßen. Ich habe woll von ebulution deß gebltidts gebort, aber nie von keiner ömulution, wie Ihr es heist; weiß also nicht, ob es daßelbe ist, so die churprintzes von Braunsweig gehabt hatt. Im frühling undt herbst hatt man offt solch zeug. Die princes muß ein gutt gemühte haben, ma tante so suchen zu gefahlen; sie muß verstandt haben, sich so suchen be- liebt zu machen.

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Donnerstag den 2 April umb 6 abendis.

Wie ich heOtte morgen dieß letzte linie oben schriebe, käme die princes de Conti undt sonst viel damen herein; darnach ging man zum eßen undt gleich nach dem eßen auff die hirschjagt. Es ist eine standt, daß ich wider kommen bin; habe mich von kopff zu fußen änderst ahngethan, werde erst fertig. Ich bin fro, daß der chnrprintz einen Instigen hamor hatt; hoffe, daß er ma tante divertiren wirdt. Hiemitt ist Ewer lieber briff völlig beant- wortet. Ich habe noch gar viel zu schreiben, kan also nicht mehr sagen, alß daß ich Euch allezeit lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

239.

A mad. Amelie Elisabeth , raugräffin zu Pfaltz j a Hannover.

Marly den 2 April 1705.

Hertzliebe Amelise, vergangen sambstag habe ich Ewer schrei«- ben vom 13 Mertz zu recht entpfangen, aber gleich sontags nicht drauff geantwortet auß eben den Ursachen, so ich Euch vor 8 ta* gen gemelt Nun muß ich auch in gar großer eyll schreiben; den es ist schon 6 geschlagen, umb halb 9 muß ich zur mussiq undt in dieß anderhalb stunden muß ich ohne dießem noch 4zimblich große brieffe schreiben. Von der s. königin will ich nichts mehr sagen undt sie in ihrer ewigen ruhe laßen. Gott wolle ma tant trost verschaffen! Die historie, so Ihr mir von dem astrologue verzehlt, ist woU wunderlich, aber nicht ohne exempel. Ich sage alß, es seyei woU eine ohnnohtige sach, daß oroscope zu stellen laßen; den ist nnßer verhengnuß so, daß maus nicht endern kan, so ist es ohn- nöhtig zu wißen; den man kan kein unglück endtgehen. Ist aber ein oroscope falsch, so ist es die groste laperey von der weit, also allezeit zu nichts nutz. Diß ist nur gutt, ohne glauben sich damitt wie ein spiel zu amussiren; den es divertirt recht, wen man die naß drin steckt. Wir haben unßern hirsch gefangen, aber weder die jagt noch daß wetter war schön. Adieu, liebe Amelise I Seydt versichert, daß ich Euch allezeit lieb behalte!

Elisabeth Charlotte.

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240. A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Hannover.

Yersaille den 8 April 1705 umb 9 abendts.

Hertzliebe Louisse, es ist mir bang, daß wegen der so gar langen devotionen, so wir morgen vor- undt nachmittags haben, ich keine zeit werde finden können, auff Ewern lieben brieff von 27 Mertz zu andtwortten können ; den vergangen sontag viel mir die zeit zu kurtz. Die neßelsucht ist keine kinderkranckheit; ich habe sie vor 4 jähren gehabt, aber nichts änderst dazu gethan, alß eine gutte prisse von meledie-Kendt-pulver einzunehmen, braff zu schwit- zen ; andern tags war ich wider frisch undt gesundt. Bin fro, liebe Louise, daß Ihr auch wider courirt seydt, undt gott der allmäch- tige erhalte Euch lang bey volkommener gesundtheit! Es seindt etlichmahl jähren, da dieße kranckheit sehr im schwang geht undt a la mode ist. Es preservirt aber von nichts; den selbiges jähr hatte ich noch 2 mont daß 3tagige fieber; wünsche, daß es Euch beßer preservirep mag. Daß so gar unbeständige wetter macht, daß alle husten verneüern; bey mir ist es eben kein rechter husten, sondern nur eine gesaltzene pituitte, wie man es hir heist, so mich, ohne recht den husten zu haben, husten macht, wen ichs mich ahm wenigsten versehe. Ich mag aber nichts brauchen, meine kranck- heitten müßen weg, wie sie kommen sein; den ich kan nichts brau- chen noch mich dockteriren laßen; bin fro, daß die kleine mittel ma tante courirt haben. Ich kan gar nichts süßes leyden; man raht mir viel, ich höre alles ahn, brauche aber gar nichts, alß waßer drincken ohne safft. Ich betrübe alß meinen docktor recht, daß ich nie nichts brauchen will, befinde mich aber nicht übel dabey. Zu solche unglück, wie ma tante leyder hatt, ist die zeit allein, so die betrübtnuß moderiren kan. Gott seye danck, daß sie doch wider gesundt sein! den es war mir woll erschrecklich bang bey der sach. Zu die gutte wünsche, so Ihr vor unßere liebe chur- fürstin thut, sage ich von hertzen amen. Wofern graff Carl von Nassau Weilburg noch zu Hannover, bitt ich Euch, Ihr wolt ihn doch vor sein compliment dancken. Er ist lebhafter, alß sein herr bruder war;' er dantzt gar woll. Ich habe auch schon gehört, daß nicht viel besonders ahm vatter ist. Es ist 3 virtel auff 10, ich

Briefe der Prinzessin EHsabeth Charlotte. ^^

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muß nüber zum Dachteßen, kan also vor dießmahl nichts mehr sa* gen, alß daß ich Euch all mein leben von hertzen lieb behalten werde.

Elisabeth Charlotte.

241. A mad. Louise , raugräffin zu Pfaltz , a Hannover.

Marly den 16 April 1705.

Hertzliebe Louise, vergangen sontag, alß ich Ewer schreiben von 3 dießes, mont entpfangen, habe ich woll nicht gedacht, idaß ich es hir beantwortten würde; den wir solten erst zu kttnfftigen mitwog herkommen. Waß unß aber vergangen dinstag hergeführt hatt, ist der unerwarte todt von dem kleinen duc de Bretagne, wel- chen, unter unß gerett, die herrn docktoren, wie ich allezeit glau- be, umbs leben gebracht haben. Er hatte nur den husten undt zahnwehe; montags stießen ihm die gicht dabey ahn, da gaben sie ihm gleich 2 prissen emetique umb 11, umb 1 ließ man ihm zur ader undt umb 3 viertel auff 7 starb daß arme kindt, welches überal eine große betrübtnuß verursachet. Umb die trawerige ge-r dancken zu vertreiben, jagt man braff hir. Heütte haben wir 2 hirsch gefangen mitt deß königs hunden, morgen jagen mir mit monsieur le comte seine undt übermorgen mitt deß duc du Maine seine, montag wider mitt deß königs hunden. Es ist aber auch ein- mahl zeit, daß ich auff Ewer schreiben komme, liebe Louisse! Pfui, Louise, waß seindt daß vor fagon, daß Ihr mir nicht mehr so flei- ßig schreiben wolt, weillen ich mitt eygener handt andtwort! Mein secretarius kan weder Teütsch leßen noch schreiben, aber gesetzt, er koute es, meint Ihr, liebe Louisse, daß ich mich seiner handt vor Euch oder Ewere Schwester gebrauchen wolte? Daß wer schön« Nein, liebe Louisse, die leütte, so ich lieb habe, denen schreibe ich nie durch secretarie handt. Es ist ein gutt zeichen, wen ich nichts von meiner gesundtheit sage; den daß bedeüt, daß sie per- fect ist; den wen ich kranck bin, sage ichs denen, so sich vjor mich interessiren. Vor alle gutte wünsche, so Ihr mir thut, dancke ich Euch von hertzen. Gott seye danck, daß unßer hertzliebe chur- fürstin wider woll ist, undt erhalte sie unß noch lange jähre undt

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gebe I. L. wider waß, so dero hertz erfrewen mag! Were der mahler gntt gewest, hette ich gebetten, mir auch ein contrefait [zu machen]; weillen er aber nicht gutt ist, habe ich geschwigen. Der printz de Maubeck hatt nur die angst nndt aparentz von den kioderblattern gehabt, ist wider gantz frisch undt gesundt. Die schleunige tödt seindt nicht allein hir a la mode, sondern auch in Spanien; den die königin schreibt mir, man höre von nichts änderst zu Madrit. Monsieur Schleünitz fraw habe ich nie gesehen, aber ihn oft. Mich deucht, er sähe nicht so unglücklich auß, alß sein endt geweßen; seine historie ist abscheulich. Wer ich so nahe, alß der bischoff von Osnabrück, würde man mich offter zu Hannover sehen. So alt ich auch bin, hette ich ma tante hoffmeisteriren noch hoch von nöhten. Ich kan nicht leyden, daß unßer Teütschlandt so in übel geendert ist. Ein herr müste woU desraisonabel sein, wen er übel fünde, daß reichsgräffinen nicht hinter adliche gehen wollen. Wo landt- graff Carl auch stecken mag, da wirdt nichts gescheydts sein. £r ist warlich recht närisch; ob er zwar mein naher vetter ist, kan ich es nicht leugnen. Hiemitt, liebe Louisse, ist Ewer brieff völlig beantwort; bleibt mir nichts mehr überig, alß nur, Euch zu bitten, Amelise zu ambrassiren undt persuadirt zu sein, daß ich Euch alle- zeit lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

242.

A mad. Amelie Elisabeth, raugräffin zu Pfaltz, a Hannover.

Marly den 18 April 1705.

Hertzliebe Amellisse, heütte morgen habe ich Ewer wehrtes schreiben vom 7 dießes monts zu recht entpfangen, will gleich wi- der drauff andtwortten; den morgen mOgte ich woll der zeit nicht haben; den alle sontag habe ich 6 große brieff zu schreiben, ahn ma tante, die fraw churfürstin, ahn die königin in Spanien, ahn mein dochter, ahn eine von ihren damens undt zwey brieff nach Paris ahn 2 von meinen gutten freündinen dort; also ist es ahm sichersten, bettle zu schreiben, da ich sonsten weniger zu schrei- ben habe. Ihr werdet, liebe Amellisse« schon wen dießer brieff ahnkommen wirdt, von ma tante erfahren haben, warumb wir nun

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hir zu Marly sein an dt wie der arme kleine dnc de Bretagne ver- gangenen uiontag gestorben ist. Ich glaube vestiglich, die dock-

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toren haben daß arme printzien mitt ihrem emetique undt aderläß umß leben bracht. Daß will man aber hir nicht glauben, drumb laß ich jederman in seine meinnng undt bleibe bey der meine. Es ist aber auch einmahl zeit, daß ich aufif Ewer schreiben komme. 0 nein, liebe Amelisse , Ewer letzt papir war nicht von einer extra- ordinari form, contrarie, es ist gar recht; bin Euch sehr verobli- girt, daß Ihr Euch erfrewet undt gott dancket, daß ich wider ge- snndt bin. In der bibel zu leßen, da feie ich nie ahn, laße gestern den 54 undt 55 psalm, daß 14 undt 15 capittel in sanct Matheus undt daß 3 undt 4te capittl in sanct Johanes; den ich müste vor heütte undt morgen leßen, den heütte hette ichs nicht gekönt; den wir haben morgendts den hirsch gejagt. Daß man die reformirten hir im landt übel tractirt hatt, apropire ich nicht, allein man sieht woU, daß die politic allein schuldig dran ist. Aber dießes alles seindt materien, die gutt teste a teste sein, aber in postbrieffen deucht es nichts; will derowegen Ewerm gutten exempel folgen undt von waß änderst reden. Der printz de Maubec hatt nur die angst vor die blättern gehabt, es ist aber nichts drauß worden undt ist wider frisch undt gesundt. Waß ihm weitter geschehen wirdt, solle die zeit lehren. Die generals undt ofificirer fangen auch ahn, hir weg zu ziehen. Der duc de Yandosme hatt nun Yerüe einbekom- men, hatt sich auif discretion ergeben. Ich muß lachen über daß jiedt, so Ihr cittirt. Wer kan Euch daß gelernt haben? Daß ju- billee hatt noch nicht alle abbes bekehrt; man mögte zu Paris noch woU ettliche finden, so sich vor den damen schicken. Daß habe ich mein leben nicht begreiffen können , wie man verliebt von geistlichen leütten sein kan. Weder Ewer Schwester noch Ihr habt gar die reputation nicht, coquet zu sein. Daß Ihr nicht dissimal- liren könt, liebe Amellisse, da könte ich woll sagen : «Je reconois mon sang». Daß habe ich auch nie lehrnen können, ob es mir zwar woll hoch nohtig gewest were in dießem landt, da man gar wenig sinceritet findt. Waß mich hir ahn freündtschafft zu machen verhindert, ist, daß man schir keine mitt jemandts hir haben [kann], daß man nicht gleich sage, man seye verliebt in Euch oder Ihr seydt verliebt in jemandts. Daß hatt mich alle conmierce brechen ma* chen undt habe gar keine freunde mehr, bringe mein leben ein-

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sabm, zimblich langweillig, aber docb in ruben zu. leb sebe, daß Ibr von der opinion seydt, wie man im opera von Alceste singt:

Je n^ay ppint de choix a faire. Songeons a aimer et a plaire et vivons toujours en paix ! L^hymen destruit la tendresse, il rend Pamour sans attraix. Youlles vous aimer sans cesse, amants, n^espousses jamais! Youles vous aimer sans cesse, amants, amants, n'espousses jamais!

Undt ein cavalier, so vor ein jabr gestorben, sagte alß: «Qnel amour qu'on pnisse avoir, dais qn*on entre au lit d*bimen, Tamonr sort du coeur». Da segt Ibr, liebe Amelise, daß Ihr nicbt allein von Ewer opiliion seydt. leb weiß nur gar zu woU, wie silaneieux mein vetter, der cburförst von Braunsweig, ist; den ieb babe die experientz davon, babe I. L. nie niebts außpreßen können, sprach mitt niemandts bir, alß immer mitt monsieur Wey. leb werde nieht manquiren, morgen ahn ma tante zu rühmen, wie eontent Ihr vom ehurfürsten, ihren herrn söhn, seydt. Es muß aber Ewfer selbst wegen sein, daß dießer herr mitt Euch gesprochen; den mitt mir selber hatt er ja nie sprechen wollen, wie I. L. bir wahren. Es ist kein wunder, daß ich Euch undt Amelisse lieber babe, alß der churfürst Etlch hatt; Ihr seydt mir näher undt über daß so seydt Ibr ja in Ewern kindtsjabren bey mir erzogen, daß macht auch noch viel dazu. Seydt versichert, daß ich Euch undt Louisse recht lieb habe! undt ambrassire Euch beyde von bertzen.

Elisabeth Charlotte.

243.

Marly den 25 April 1705.

Hertzallerliebe Louise, ich will dießen abendt ahnfangen, auff Ewerm lieben brieflf vom 14 April zu andtwortten, so ich beütte morgen entpfangen; den morgen werde ich es gewiß nicht ^hun können, da ich ahn ma tante, unßere liebe churförstin, ahn die königin in Spanien, ahn n^ein dpchter und noeb ahn 3 personnen

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za Paris zu schreiben habe. Mein husten ist, gott lob, lengst vof- bey. Mir ist nichts gesonders in der weit, alG die bewegung; bin aber ein wenig faul geworden; den es kost mühe, so einen dicken bauch zu schlepen, wie der meine ist. Wir haben etlich tage schön Wetter gehabt, nun aber regnets wider. Wir haben hir don- nerstags, freytags, sambstag undt montag gejagt; seyderdem aber ist dem könig daß pottagram so starck ahnkommen, daß sie daß bett hütten müßen, also die jagt zum endt. Wir haben heütte wider nach Yersaille, die reiße ist aber vor 8 tag aufgeschoben. Gott gebe nur, daß der könig tlber 8 tag fort kan! Wen ma tante daß Wetter von jener woche hatt, hoffe ich, daß sie sich mitt spatziren werden zu nutze machen. Es erfrewet mich recht von hertzen, daß ma tante wider gelacht hatt undt sich woU befindt. Gott wolle ferner helffen! Burnet hatt ma tante allezeit divertirt. Daß freflllen von der fürstin von Hohenzoldern erweist, daß die heüraht in dem himmel gemacht sein; alles ist verhengnuß, liebe Louisse! Es ist kein wunder, daß der admiral Laeque Pointi geschlaß^n. * Pointi hatte nur 12 schiff, davon 8 vom wind separirt wahren; hatt sich mitt 5 schiff gegen 35 wehren müßen. Dießer schönnen knnst hatt sich Lacke nicht hoch zu berühmen; daß könte woll ein onge- Bchickter, alß er, thun. Es ist woll war, daß der krieg eine heß- liche Sache ist. Die keyßerliche haben noch alle die spanische gra- vitet, können also nicht so geschwiudt undt hurtig sein, wie die Engländer. Die diejhrige verliehren, jammerQ mich allezeit, auif welche seydt es auch sein mag. Es ist artig von herrn Max sohn- gen, daß es so jung in den krig will; ist mir leydt, daß der herr Max ahm meisten gleicht, nicht auch dieße inclination hatt. Ich habe herr Max s. recht lieb gehabt, werde mich also allezeit vor seine kinder interessiren , auch weillen sie Euch so nahe seindt. Hiemitt ist Ewer schreiben voUig beantwortet; werde auch ahnAme- lisse schreiben, nachdem ich Euch versichert, daß ich Euch rechtt lieb habe.

Elisabeth Charlotte,

*

* ? geschlagen.

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244. A mad. Amelie Elisabeth, raugraffin zu Pfaltz, a Hanover.

Marly den 26 April 1705.

Hertzallerliebe Amelisse, alleweill habe ichLouisse geantwortet, Duu will ich Euch auch entreteniren. Ich mögte wißen, welch liedt man in der lutherischen kirch gesungen, wie Ihr nein seydt gangen. Ich weiß nicht, ob ma tanteEüch gesagt, daß mein söhn gefunden, daß die melodey «Von gott will ich nicht laßen» ein entr^e von balet ge- weßen ist, von Gharle 7 ist. Es ist lenger, alß 4 jähr, daß ich nicht mehr zu pferdt jage, sondern fahre, wie der könig, in kleinen caleschen mitt 4 pferdten, die gar geschwindt renen; man sieht oder hört die jagt immer; es schudelt daß miltz braff. Ich habe keine fasten ge- halten; den ich kan es ohnmöglich außstehen. Hir seindt pfaffen nicht so gehertzt, den teüffel zu den damen zu schicken; die damen seindt zu sehr gedeniessirt hir undt wenige fürchten den teüffel. Man kont von dem dragoner mitt recht sagen, daß man einen ar- men tetlffel arestirt hatte; den pfaffen solte maus vor die schönne invention schencken. Ich bin fro, daß ma tante nach Zel geht; den daß reißen bekompt I. L. woU, werden auch mehr verenderung dort haben, alß in dem jetzt trawerigen Hannover. Es ist etwaß rares, daß pirlen wider kompt„ aber zeichen von einem großen alter, wel- ches gott der almachtige bey ma tante wolle wahr machen. Adieu! Ich muß mich erkundigen, wie es mitt unßerm könig stehet, so daß pottagram ahn beyden fttßen hatt; will Euch doch versichern, liebe Amelisse, daß ich Ettch von hertzen lieb habe undt allezeit behaltten werde.

Elisabeth Charlotte.

245.

A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Marly den 2 May 1705.

Hertzliebe Louise, heütte morgen habe ich Ewern lieben brieff vom 21 April zu recht entpfangen, hette ihn schon vergangenen

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dinstag haben sollen. Ich andtwortte heütte; den morgen wirdt es mir zu schwer fallen; den ohne den Ewerigen, liebe Louisse, muß ich morgen 7 brieffe schreiben, undt damitt ich die morgende post nicht yerseümen möge, schreib ich heütte; den Ihr seydt nicht cnrieux genung, nmb zu wißen, waß hir geht. Zudem so werde ich auch erst mein paquet morgen machen, also im fall waß rares vor- gehen solte, so ich doch nicht glaube, könte ich es noch hinzu- setzen. Letzte post habe ich Ewer undt Ewer Schwester briff zu- gleich bekommen, auch beyde vor 8 tagen beantwortet. Mein husten ist weg gangen, wie ichs gedacht hatte. Ich bekümere mich wenig umb der docktoren ungedult. Wie ich den meinen ge- wehlt, habe ichs ihm zum vorauß gesagt, daß er keinen blinden gehorsam von mir zu fordern bette, daß ich ihm zwar erlaube, seine meinung zu sagen, sich aber nicht zu ärgern, wen ich sie nicht allemahl folge, daß meine gesundtheit undt mein leib mein seye, wolle ihn also gouverniren, wie ichs selber apropo finde. Die dock- toren mtlßen woU waß daher sagen von ihrer kunst, umb sich nölh- tig zu machen; ich finde aber nichts gelehrters, alß die natur, laße also selbige walten; wen sie fehlt, alßden hatt sie hülff von nohten undt noch zeit genung, daß man sich mitt quackleyen plagt.. Die docktor können kaum kranckheytten heyllen; wie weiten sie den selbige vorkommen! Wen man sich ahn daß docktoriren gewohnt, wirdt die natur faul undt man findt sich gezwungen, alle jähr wi- der daßelbe zu thun, welches ein eilendes leben macht. Alle artze- heyen seindt mir so zuwider , daß , wen ich eine medecin nehmen muß, kau ich die gantze nacht nicht schlaffen, undt wen ich sie genehmen, bin ich gritlich wie eine wandtlauß. Ich abrobire, daß. man waß braucht, wen man kranck ist; aber ehe ich kranck bin, bringt man mich nicht dazu. Daß aderlaßen kan ich nicht ver-. tragen, es benimbt mir gleich alle kräfften; ich muß gar kranck sein, wen ich zur ader laß. Mich deucht, in ma tante alter lest man nicht mehr ohne große nohtwendigkeit zur ader. Gott gebe, daß die zelische reiße glücklich undt woll ablauffen möge! Die frische lufft wirdt ma tante eher die hauptschraertzen benehmen, alß hundert aderläß. Eine contesse de Fiesque, so über 80 jähr alt geworden ist, hatt ihre zeit gehabt, wie ma tante, die fraw churfürstin. Ich estimire den hanoverischen hoffdocktor, ma tante frey herauß zu sagen, daß sie die aderläß nicht von nöhten haben;

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den soDst die docktoren seindt so h'O, wen sie waß zu ordonnireü bekommen, daß sie es woll nicht auß der bandt schlagen. Es ist keine kranckheit, die ma tante den schlaff verwehrt; es ist leyder noch die betrübtnuß, daß kan allein die zeit wider bringen. Vom graff von Nassau- Weilburg sage ich nichts mehr; es ist eine rechte ungemachliche sache mitt der neßelsucht. Ich bin fro, daß Ihr ein wenig verenderung gehabt habt, bey dem englischen envoyes zu eßen. In meinem sin undt nach meinem schmack richten die eng- lische koche beßer zu, alß die frantzösche. Man macht sich offt lustiger in eine kleine, alß große geselschafft. Ich muß lachen, daß Ihr Euch in meine protextion recommandirt ; es ist etwaß gar vor- theilhafftiges. Ich kan mich nicht dran gewohnen, daß reichsgräf- finen ihren rang nicht mehr in Teütschlandt [haben]; daß is.t recht ridicule. Hiemitt ist Ewer brieff, liebe Louise, gar exact be- antwortet ; bleibt mir nur Überig, Euch zu versichern, daß ich Euch allezeit von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

246. A mad. Louisse, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Marly den 10 May 1706.

Hertzliebe Louise, gestern habe ich Ewern lieben brieff von Zel vom 25 April entpfangen. Ey, liebe Louisse, umb gotteswillen, macht mir nicht so viel complimenten! Wir seyndt einander zu nahe, umb so sehr zu complimentiren. Daß were schön, wen ich Euch undt Ewere Schwester nicht beständig lieb bette. Ihr habt mir beyde Ewer leben nichts zuwider gethan; ich habe Euch von Ewer kindtheit ahn lieb gehabt undt wie solte ich Euch den jetzt nicht lieb haben, da Ihr Euch beyde durch Ewere tugendt von alle estimiren macht, so Euch nichts ahngehen, wie viel mehr von mir, die ich Ettch ja, wie schon gesagt, so nahe bin undt nichts alß zeichen einer wahren freündtschafft von Euch beyden entpfange! Mitt wem fährt den I. L. der churfürst von Braunsweig nach Zel, daß I. L. nicht in dero fraw mutter kutsch sein? Ich glaube, daß es nicht gemächlich ist, in der Ipitsch cartten zu spillen; den die cartten fallen leicht, Es ist mir bang vor dem hertzog von Zel

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Libten; den wen die leütte von seinem alter ahnÜEingen za endern, ist es gar ein schlim zeichen. Gharprintz nndt printzes thon woll, sich lustig zu machen. Ich habe daß lachen gantz verlernt, ist gantz anß der moden hir. Schachspiel ist ein recht spil vor dem chiirfürsten von Brannsweig; den da denckt man nur andt spricht nicht. Daß kompt mir wunderlich vor, daß die hertzogin Zel den nachmittags bett Ich bin fro, daß mein compliment patte nicht unahugcnebm geweßeu; den ich habe den gutten herrn von hertzen lieb. Deß duc de Bretanien aderläß hatt übel zugeschlagen. Hir laßen sie kindem von 3 mont zur ader. Der duc undt die duchesse de Bourgogne seindt so jung, daß sie allem ahnsehen nach viel kinder bekommen werden. Ich dancke Euch sehr vor Ewerm gut- ten wünsch, undt nachdem Ewer lieber brieff durchauß beantwortet ist, sage ich nichts mehr, alß wie ich Euch allezeit von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Chaiiotte.

247.

A mad. Amelie Elisabeth, raugraffin zu Pfaltz, a Hanover.

Marly den 16 May 1705.

Hertzliebe Amelise, heütte morgen habe ich Ewer liebes schrei- ben von 5 dießes monts zu recht entpfangen. Es ist ma tante gar woll erlaubt, uußer secretten zu leßen. Ich weiß nicht, waß eia breytiegel ist, undt habe nie davon gehört. Es ist nicht ohn, daß es eine betrübte sache ist, andere weg zu reyßen sehen, wo man gern bey ist, undt allein zu hauß zu bleiben. Jedoch so sehe.ieh, daß Ihr Euch in der abweßenheit vom hofif zimblich lustig gemacht habt, welches ich Euch von hertzen gönne. Daß [kann] ich mich hir nie berühmen, mich mitt gutten freunden lustig gemacht m haben; den daß geschieht mir nie, undt ob wir zwar hir 14, 15, 16, ja 17 personnen ahn einer taffei eßen, geht 6s stiller her, alß in einem nonenrefectoir. Ein jedes ist vor sich weg undt wirdt kein wordt gesprochen, noch ahn kein lachen gedacht. Der Wandt, so mitt Euch geßen, war es mein Wendt oder ein Wein, so ma t^nte page geweßen? Wens der meine ist, mögt ich wißen, ob ^r

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sein Tetttsch wider gelernt hatt; den hir hatte er es gantz ver- geßen, verstundt kein eintzig wordt mehr. Monsieur Ortance ist noch von meiner kondtschafft. Wie ich zu Hanover war, hatte ich ein waschmagt, die hieß Felitz; da wurde signeur Ortence sehr verlieht von. Daß Sprichwort: «Es ^seindt keine poßen, wen alte weiher tantzen», hatte ich noch nie gehört, hatt mich lachen ma- chen; daß geschieht mir nicht offt. Ich weiß nicht, ob monsieur Frissendorf die cittatiou vom opera von Alceste vor gültig helt. Es wer eine große kunst, wen Ihr I. L. den churftirsten zahm machen kontet. Ihr seydt dem churfürsten undt churprintzen ja nahe ge- nung, umb Euch zu besuchen können. Zudem so war seine fraw mutter, die printzes von Allen, ja wie Ihr auch; hatte sie ein beßer glück gehabt, so hatt sie es doch nicht so woll meritirt alß Louisse undt Ihr. Soubliciren ist ein nagelneu wordt, hir sagt man solicittiren. Waß ist der licent? Daß verstehe ich gar nicht, liebe Amelise! Waß mögt Ihr den woll zu Hannover geben müßen? ist es kopfifgelt, wie hir vielleicht? Ich weiß nicht, wie Ihr nun seydt; aber wie Ihr ein kind wahret, wäret Ihr gar nicht heßlich; weiß nicht, wie Ihr geworden seydt. Es ist etwaß rares in dießem siecle, sich zu berühmen können, daß man viel gutte freündte [habe]. Weret Ihr hir, würde Euch daß zahnbleckeu greulich vergehen; den alles ist bludtsserieux undt daß lachen gar nicht mehr a la mode. Daß Ihr Euch nichts ahnfechten laßet, da thut Ihr gar woll ahn; nichts ist gesunder. Ich habe Eweren brieff, liebe Amelisse, gar nicht zu lang gefunden undt habe recht gern, daß Ihr naturlich undt ungezwungen mitt mir sprecht. Außer der kirch bett ich nie in einen buch, mache alle meine gebetter selber. Ich wolte doch daß buch woll sehen; den es muß eine große ar- beydt sein. Es ist kein Garteyßer, so ein stiller undt einsamer le- ben führt, alß ich. Ich glaube, ich werde endtlich daß reden ver- lehrnen, jedoch werde ich nun hinfüro ein wenig mehr reden; die fraw von Botzenhaussen kompt heütte abendts oder morgen ahn, mitt der überlege ich noch woll die alten geschichten unßerer ju- gendt. Ich will Euch woll mein leben hir sagen. Alle tag, außer sontag undt donnerstags stehe ich umb 9 auff, hernach knie ich nieder undt verichte mein gebett undt leße mein psalm undt capit- tel in der bibel. Hernach waß ich mich, so sauber ich kan; nach dem schelle ich, den kommen meine cammerweiber undt zielten

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mich ahn, amb V4 anff 11 bin ich ahngethan; den leße ich oder schreib. Umb 12 gehe ich in die meß, welche keine halbe stunde wehrt; nach der meß rede ich mitt meinen oder andern dameii. Uinb 1 precis geht man zur taffei. Gleich von der taffei gehe ich in mein cammer ein viertelstundt auff undt ab, darnach setze ich mich ahn meine taffei andt schreibe. Biß amb halb 7 laß ich meine damen hollen, gehe eine stnndt oder anderthalb spatziren, den wider in mein cammer biß zum nachteßen. Ist daß nicht eine rechte einsidelley? Etlich mahl fahr ich auff die jagt, daß wehrt eine stundt, 2 auff bögst, den wider in meine cammer. Auff der jagt bin ich gantz allein in einer caleschen, schlaff offt ein, wen die jagt nicht zam besten geht. Man ist umb 10 zu nacht, umb auff 11 geht man von [der] taffei ; den zihe ich meine uhren auff, thue mein sackzettg in einem korb, ziehe mich auß. ümb 12 gehe ich wider, wo ich morgendts hingehe, leße dort undt den zu bett. - Daß ist mein gantz leben, welches eben nicht gar lustig ist. So lang es wehren wirdt, werde ich Euch allezeit recht lieb behalten.

Elisabeth Charlotte. 248.

A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Hanorer.

Marly den 16 May 1705.

Hertzliebe Louisse, hetttte morgen habe ich Ewer undt Amel* lisse brieff zugleich entpfangen. Mich wundert, daß Ihr so regnigt Wetter habt; den hir haben wir seyder 14 tagen daß schönste Wet- ter von der weldt. Ich leße alß mitt freüden, wen ma tante -auß- fahrt; den die lufft dissipirt die trawerige gedancken. Es were mir leydt, wen ma tante in Hemhaussen wohnen solte, ehe daß gebäu drocken wehre; den in der weldt ist nichts ungesundets. E9 ist ein graff Brockdorff hir geweßen unter den gefangen. Der hatt mir gesagt, Ihr bettet mir Tor ihm undt seinen bruder ge- schrieben; er were page bey der churfürstin zu Pfaltz geweßen. Dießer graff ist gar nicht klein, ein langer raner mensch. Er sagt, seine fraw rautter were der Leschenbrandt Schwester geweßen. Ich bin fro, daß es der Schlennnitz nicht geweßen, so ich gekandt, so so eine abscheuliche that gethän hatt. Wen mich die fraw von Pegenfelt kenen solte, würde es Ihr woll kein wunder nehmen^ daft

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ich mich interessire in waß herr Max s. ahngehen kan, den ich allezeit vor meinen gutten freündt gehalten. Ich glaube, daß der armen fraw von Degenfeit greulich an dt nach Euch undt Amelis thun muß. Alles zerstrewet sich zu Franckfort, wie ich sehe. Ich finde, daß es ein rechter trost ist, zu gedenken, daß alles verhengt ist undt daß man nicht selber schuldig an sein unglttck ist, sondern unß alles von einer allmächtigen handt herkompt, daß wir also nichts zu thun haben, alß unß in seinem willen zu erge- ben, in deßen schütz ich Euch befehle. Wen Ihr mein gantz leben wißen woldt, so lest mein brieff ahn Amelisse! Adieu, liebe Louise! Seydt versichert, daß ich Euch von hertz lieb habe!

Elisabeth Charlotte.

249. A mad. Amelie Elisabeth, raugräffin zu Pfaltz, a Paris. *

Versaille den 23 May 1705.

Hertzliebe Amelise, ehe ich von Marly weg bin, habe ich Ewern lieben brieflf vom 15 dießes monts entpfangen, will gleich drauff antwortten; den morgen werde ich so viel zu schreiben ha- ben, daß ich nicht weiß, ob ich zeit würde finden können, Ewern lieben brieff zu beantwortten ; derowegen werde ich es dießen abendt thun. Ich hoffe, daß der starcke schnupen, so Ihr gehabt. Euch eine größere kranckheit verhütten wirdt; den daß nimbt viel Übels weg. Ich meinte, man singe zu Hannover nur noch alß die alten geistliche lieder, so in dem hannoverischen gesangbuch sein undt deren ich noch viel weiß. Ich admirire, wie Ihr eine predig ohne schlaffen hören könt; daß were mir durchauß ohnmöglich. Ich glaube undt zweyffle nicht, daß ich eine seele habe; allein ich weiß nicht, wen sie lustig oder trawerig ist, aber müht von der weit sein, daß weiß ich gar perfect, aber ich wünschte eben nicht, zu sterben, sondern nur, daß^^ man, waß tibels in der weit ist, endern möge. Wen unßer könig deß keyßers kranckheit hette, solte ihm billig bang sein; aber der keyßer hatte daß pottagram nicht undt der könig keinen stein, also nichts zu fürchten, ünßer könig ist zwey jähr älter, alß der keyßer ist. Die itzige keyßerin

ünDQoyer.

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habe ich recht lieb; bin fro, daß sie Euch auch gatt ist. Ach, ich wolte lieber, daß I. G. meines herr vatters bludt in der Pfaltz noch regieren könte; aber ich göute es doch ma tante woll, köni- gin zu sein; den sie es mehr, alß niemandts in der weldt, meritirt. Allein ich habe doch ein Interesse, so den wünsch, ma tante köni- gin zu sehen, balancirt; ich furcht, man würde mir alßden nicht mehr erlauben, briefif mitt I. L. zu wexlen, nndt daß ist mein gröster, undt kan mitt warheit sagen, eintzige trost ondt freüde in dießer weldt. Daß die jetzige keyßerin großen yerstandt hatt, daß ist gar gewiß. Ich habe gehört, der itzige keyßer schiäfft nicht mehr bey seiner gemahlin; so kan sie ja keinen söhn bekommen. Offt geschichts, daß die so gar desbauchirte männer wenig kinder bekommen. Ein docktor hir sagte einmahl, alß man ihn fragte, warumb der königin ihre kinder nicht gesundt weren, wie gemeine kinder, andtwortete er: «G'est que le roy n'aporte que la rinsure de ces veres a la reine». So mögte mitt dem römischen könig auch woll gehen. Es ist nichts heimbliches, daß der itzige keyßer galant a onttrance ist; die gantze weldt redt davon, aber Ihr könt woll sicher sein, daß ich nicht sagen werde, daß Ihr, liebe Ame- lisse, davon gesprochen habt. Ich sehe nicht, waß zu lachen, daß eine printzes hoffiich war undt viel reverentzen machte. Man ist genung ahn denen gerochen, so so mal apropo lachen, indem sie ihre impertinentz völlig erweißen undt also sich selber ridicuUer machen, alß die, so sie außlachen wollen. Frey lieh finde ich, daß die römische königin meritirt, keyßerin zu sein. Daß ist auch war^ liebe Amelisse, daß ich der keyßerin fraw mutter, unßer hertzogin, kein rast noch ruhe gelaßen habe, biß ich sie von hir weg ge- bracht habe; den es war mir alß vor, daß es ihr glück sein würde.* Wie Ihr Euch verhalt, liebe Amelisse, kan nichts raisonablers sein. Daß Sprichwort: «Traw! schaw, wem!» ist nur gar zu nöhtig; aber waß gantz ohnnohtig war, ist Ewer compliment, so Ihr mir macht Yertraweu zu einem zu haben, ist gar zu obligent, alß daß man hernach eine entschuldiguug drüber machen solte. Also last EOchs nicht gerewen, diß compliment nicht eher gemacht zu haben! Hie- mitt ist Ewer briff, liebe Louisse, völlig beantwort undt werde nichts mehr sagen, alß daß ich Euch, liebe Louisse, von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

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250. A mad. Amelie Elisabeth , raugrafiSn zu Pfaltz , a Hannover.

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Versaille den 11 Juni 1705.

Hertzliebe Amelisse, daß buch, so Ihr mir schicken wolt, muß nicht groß sein, weillen es auff der post kommen kan. Ich werde Euch sagen, wie ich es finde, wen ich es gesehen werde haben. Nun begreiflf ich woU, waß der licent ist. Ich habe nicht in acht genohmen, daß Ihr Veiut geschrieben hattet; meinte, es were Wendt geweßen. Es ist kein wunder, daß signeur Ortance in seinem alter nicht mehr verliebt ist; da hatt er zu gutten venstandt dazu. Daß alter bringt leicht Verdruß undt trawerigkeit mitt, ich spüre es nur zu woU. Monsieur Frissendorf frawen oncle ist gar ein ehr- licher gutter man, er heist monsieur Cronstrom. Ich halte recht viel von ihm, hatt verstandt undt ist recht dinstbar, thut einem allen gefahlen, so er nur kan undt mag. Ihr seydt glücklich, .mitt menschen umbzugehen können undt Euch lustig machen; «J^en cog- nois de plus misserable» , wie in versen stehet. Daß wetter ist eben nicht gar heßlich hir, aber es ist so kalt, daß alles die nachte erfrirt. Von dem spiel, daß man in ein eck pfeifift, habe ich mein leben nichts gehört. Liebe Amelisse, rechnet Ihr die freyheit, zu thun, waß man will, vor nichts, undt in keinen sorgen zu stehn, ob man woU oder übel thut? daß thut doch viel. Von ordenung halte ich auch viel, wen sie gutt ist. Lachen ist eine gewohnheit; man gewehnt sichs ab, wie man sichs ahngewendt hatt. Die fraw von Rotzenhaussen thut ihr best, aber die gewohnheit vom lachen ist bey mir vorbey. Meine gesundtheit ist seyder acht tagen nicht zum besten geweßen, bin nicht außgangen, habe einen starcken husten gehabt; daß thut daß unbeständige wetter. Die gottloßen betten, glaube ich, auß gewohnheit undt leben übel, weillen sie ein böses naturel haben; aber ich bette eben nicht mitt dem eyffer, so ich betten solte, bin in allem ein wenig indollent. Hofflich sein ist allezeit gutt; freündtlich sein ist nicht so nöhtig. Niemandts leydts thun, ist löblich. Ihr hettet nicht nöhtig, gutts von Euch zu sagen; den andere leütte sagens gennng. Die churprintzes zu Hannover thut woll, sich recht lustig zu machen. Chevallie de St

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Vill kene ich nicht, undt wen er auch bey hoff were, wüste ich nicht, ob er lustig oder trawerig; den ich gehe mitt niemandts mehr umb. Meine gesundtheit drincken wirdt mir den husten ver- jagen. Adieu, liebe Aroelisse! Ich habe Etlch recht lieb.

Elisabeth Chariotte.

251.

A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Versaille den 11 Juni 1705.

Hertzliebe Louisse, es war mir vergangen sontag ohnmOglich, auff Ewern lieben brieff zu antwortten, erstlich weillen ich zu viel zu schreiben hatte, undt darnach auch weillen ich einen abschefi- liehen husten mitt kopffwehe hatte, welcher nun, gott lob, wider viel beßer ist. Deß monsieur Burnets brieff hatt mich von hertz^n lachen machen, er war recht artig. Ja, liebe Louise, legt Ihr Euch auffs complimentiren , so erwahrt keine andtwortl den compli- mentiren kan ich durchauß nicht. Ich bin persuadirt, daß Ihr mich lieb habt, Ihr glaubt es auch von mir; waß bedarffs weitter viel umbschweiff? Ich fürchte, ma tante wirdt sich mitt ihrem aderlaßen schwächen; den mich deucht, daß es in I. L. alter gutt ist, sein bludt zu behalten. Gott gebe, daß es woU ablauffen möge! Ich muß lachen, daß der churfürst von Braunsweig lieber allein mitt monsieur Wey fährt, alß mitt seiner fraw mutter. ümb Euch nicht zu ärgern , will ich nicht sagen , waß ich davon gedencke. - £9 ist kein wunder, daß bey dem gar kalten wetter (den es frirt alle nacht) der husten sich wider mercken [läßt]. Der meine vergeht, ohne daß ich waß änderst dazu thue, alß nachts waßer drincken undt ein wenig von dem indianische cachou, so mademoiselle de Ma- lauze mir geschickt, unter die zunge lege. Daß warm hier, wo- von Ihr sprecht, ist es nicht bederdeel, wie wir alß abendts zu Heydelberg druncken? Ich glaube, daß, wan ein mittel getroffen würde zwischen den alzustarcken serieux von den hannoverschen damen undt daß wilde leben vom lotheringischen hoff, solte es waß gar rechts sein. Ich versichere Euch, liebe Louisse, daß ich mitt leütte gesprochen, so gar nicht partialisch gegen die Gamissaren sein; die haben mir geschworen, daß es etwaß abscheuliches seye,

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wie die Gamisaren mitt den letttten ambgangen sein/ Es ist mir verbotten, auf nichts von religionsachen zu raisonniren; nur daß sa- gen, daß die dem jungen keyßer rahten werden, sich mitt den revoltirten zu vergleichen, werden I. K. M. keinen schlechten dinst thun. Daß Sprichwort sagt alß: «Es kompt selten ein beßer her- nach» ; aber wen er nur mitt seiner keyßerin woll lebt , werde ich schon von ihm zufrieden sein. Meine protextion, liebe Louisse, ist eine schlegte sach; aber seydt versichert, daß ich Euch allezeit von hertzen lieb behalten werde!

Elisabeth Charlotte.

254.

A mad. Louisse, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Versaille den 17 Jörn 1705.

Hertzliebe Louisse , vergangenen sontag war es mir ohnmöglich, auffEwerm lieben brieff zu andtwortten, so ich sambstags entpfangen hatte; habe es biß auff nun versparen müßen. Amelisse brieff habe ich auch zugleich entpfangen ; den man bringt mir diß jähr alß die zwey posten zugleich. Daß incommodirt mich doch nicht, liebe Louisse! den ich weiß woll, daß Ihr nicht übel nembt, wen ich nur nach gelegen- heit schreibe. Weitter weiß ich nichts vom graffen Brpckdorf, so wir hir gehabt haben, alß waß ich Euch schon davon geschrieben habe. Meines brudern s. gemahlin hatt mir deß armen Leschen- brandtels todt geschrieben; sie ist ahm schlag gestorben, gar sanfft; meines brudern gemahlin ist recht betrübt umb sie. Ich habe recht gern, wen ma tante außfahrt; den daß ist gutt vor I. L. gesundt- heit. Mich verlangt, zu vernehmen, waiß daß oracle von der für- stin von Zollern geweßen; hoffe, daß Ihr mirs erste post berichten werdet. Der regen ist nun hir eingefahlen , es regnet schon 3 tag ohne auffhören. Den husten kan man diß jähr nicht quit werden, ich habe ihn schon zum 5 mahl diß jähr bekommen. Es hatt hir ein mont lang alle nachte eyß gefrohren. So ein doli wetter, wie es diß jähr ist, habe ich mein leben nicht gesehen. Hiemitt ist Ewer lieber brieff beantwortet, werde auch ahn Amelisse andtwort- ten; den morgen habe ich der zeit nicht, es ist ein festag> man muß in kirch undt abendts wirdt man nach Trianon, wo wir etliche

Briefe der Prinxessin EÜMbeth Oharlotto. 26

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tage bleiben, welches mir leydt genang ist, den ich bin lieber hir, wo ich gar woll logirt nndt alle meine gemachlichkeit habe; aber dem könig auffzuwartten , weill es I. L. beliebt, daß ich hin soll, werde ich hin. Adien, liebe Louissel Ich ambrassire Euch von hertzen andt versichere, daß ich Euch von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

255.

Versaille den 18 Juni 1705.

Hertzliebe Amelise, Ihr thut gar woll, mir fleysig zu schreiben. Es ist nicht allezeit nöhtig, waß neues noch artiges zu sagen; wen es kompt, ist es desto beßer; aber wen ich nnr weiß, daß Ihr ge- sandt-sey dt nndt wie Ihr lebt, bin ich schon zufrieden. Man hatt mich nie geflitzt, in der kirch zu schlaffen; habe mirs also so starck ahngewont, daß ich es nicht wider abgewehnen kan. Wen man morgendts predig, schlaffe ich nicht, aber nachmittags kan ich es ohnmöglich laßen. In den commedien schlaff ich nie, aber gar offt im opera. Ich glaube, daß der teüffel wenig dran denckt, ob ich in der kirch schlaff oder nicht; den schlaffen ist eine indifferente sach, welche keine Sünde, sondern nur eine menschliche Schwach- heit ist. Wir sehen wenig prediger, so die kunst haben, unßere passionen zu demffen; seindt sie starck, so werden sie unßer mei- ster; seindt sie schwach, werden wir meister. Aber die herm pre- dicanten thun nichts davon, noch darzu, sie seindt menschen eben wie wir undt haben genung mitt sich selber zu thun. Wen Ihr predigen wolt, versprech* ich Euch versprechen, in Ewer predig nicht zu schlaffen, undt weillen Ihr ein lustige Christin seydt, so hoffte ich, Ihr wurdtet auch den himmelsweg mitt geigen beheno ken. Dießes gebett ist nicht schlim, von einen frolligen geist ent- halten zu sein. Man sieht in dießem landt so viel lustige alß trawe- rige boßhafftig, also darauff gar nicht zu bawen ist. Unßer herr- gott gibt daß temperament, umb lustig undt trawerig zu sein, aber hernach so thut die zeit undt daß alter auch viel dazu. Ich bin viel lustiger geweßen, wie ich jung war, alß nun. Nun bin ich schir alles müht. Wen die fraw Kilmanseck ihrer matter koch

* ? will. *

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hatt, Werdt Ihr woU bey ihr eßen; den sie sollen gutt sein. Grüßt sie von meinetwegen! Es hatt ein mont lang hir ahn einem stück gefrohren undt seyder 3 tag regnets continuirlich. *

256. A mad. Louissey raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Trianon den 1 Julli 1705.

Hertzliebe Lonisse, seydt Ihr nicht mitt I. L. der churfürstin von Braunsweig zu Zel geweßen? Den mich deucht, Ihr sprecht nur von Amelise , daß sie dort geweßen mitt ma tante. Seyder 14 tag ist daß wetter gar nicht unbeständig hir, sondern abscheulich warm. Ich bin fro, daß ma tante Libten zu Hemhaussen ist bey dießem schönnen wetter; den ich hoffe, daß es I. L. woll zu dero gesundtheit thun wirdt undt die trawerigkeit ein wenig dissipiren. Weillen ma tante in ein kammer schlafft, wo kein frisch kalck noch gibs ist, kan es I. L. nicht schaden ; ^ wen einem der gerucb von färb nicht zuwider, schadet es nichts. Ich habe zu Paris zwey jähr in einer cammer geschlaffen, wo es nach färb gerochen, daß kein mensch hatt drinen dawern können, aber mich hatts gar nicht ge- schadt; hoffe also, daß es unßer lieben churfürstin, so kein Wider- willen dargegen hatt, auch nicht schaden wirdt. Ich glaube, daß die princes betrübt wirdt geweßen sein, wider allein nach Hannover zu gehen; den in den jähren betrübt nichts mehrers. Daß es so gutt u^dt höfflich zu Zel hergeht, wundert mich nicht. Ich kene den hertzog woll, der ist woll der beste herr von der weit; seine gemahlin kene ich nicht undt finde sie nicht gar estimable, daß heist maußdreck under dem pfeffer. Ach, ich hatte daß ende von Ewerm briff, liebe Louisse, nicht recht in acht genohmen, sehe, daß Ihr auch zu Zel geweßen seydt undt daß Euch die iseit dort nicht lang gefahlen ist, welches mir sehr lieb. Die zeit geht zwar ge- schwindt vorbey, es gibt aber offt gar lange stunden, insonderheit hir im landt. Adieu, liebe Louisse! Seydt versichert, daß ich Euch allezeit lieb behalte!

Elisabeth Charlotte.

*

* Der Schluß fehlt.

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257. A mad. Amelie Elisabeth , raugräffin zu Pfaltz , a Hannover.

Marly den 9 JuUi 1705.

Hertzliebe Amellisse, ich habe zwar Ewer liebes schreiben vom 24 Juni vergangen sambstag entpfangen, aber sontags kan ich ohn- möglich ahntwortten ; den selbigen tag habe ich nohtwendig 6 brieffe zu schreiben, einen ahn ma tante, einen ahn die königin in Spanien, einen ahn mein dochter nndt 3 nach Paris. Zudem so bin ich letzten sontag wider von Yersaille nach Trianon, habe Euch also nicht eher, alß dieße post, andtwortten können. Es ist war, daß Lonisse mir schon geschrieben gehabt, wie Ihr mitt zu Zell geweßen undt beyde gar content von Ewerer reiße seydt. Wie ich sehe, waß Ihr mir von die junge leütte schreibt, daß sie eben jetzt so unahngenehm in Teütsch- landt sein alß hir. Hertzog Jörg Wilhelm ist noch , wie I. L. alle ihre tage geweßen sein. Die hertzogin thnt nicht zu viel, zu Euch zu kommen; den ich bin versichert, daß Ewer Jungfer von beßerm hauß ist, alß sie. Wie sie in Franckreich war, war alle ihr am- bition, einen ersten cammerdinner von Monsieur zu heürahten, der sie nicht gutt genung vor sich fandt. Ich schäme mich recht, wen ich davon reden höre. Wie ist es möglich, daß Ihr alle* tag ein bouillon nehmen könt? Daß verdirbt den magen, wie ich glaube. Daß Wetter muß zu Zell nicht sein wie hir; den seyder 3 wochen •haben wir daß schönste wetter von der weit undt haben eine ab- scheuliche hitze anßgestanden ; seyder gestern aber, da es gerech- net, ist daß wetter gantz abgekühlt. Hett ich gewüst, daß Ihr bey dem marchalck Bulau eßen würdet, wolte ich Euch, liebe Amelisse, gebetten haben, dießen meinen alten gutten freündt zu grüßen. Ich heiß ihn noch alß Jochem Henderich, wie in unßern jungen jähren, die leyder nun lengst verbey sein. Solche art leütte, wie monsiear de Laissecour, deren Schwestern siebt man nie hir ahm hoff. DaiS verstehen die Frantzoßen auff ein endt, auff einem stutz artige lieder zu machen. Ich meinte, monsieur Bornet blaudert immer ins ge- lach hinnein. Seine avanture ist eben wie in der commedie von George Dandin ; es fehlt nur dran, daß er gesagt : «Que la est doax !

U me semble manger des confitm'es». * Der nähme von Canstein ist

*

* Moli^re, George Dandin, acte III, scdneS: „Qa« cela est doux! U me ßemble que je mange des cunfitures.''

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mir nicht unbekandt. Ich bilde mich ein, daß, nun I. L. der chnrfürst zu Brannsweig mitt seinem train n^ch Pirmont ist, daß ma tante Euch so woll, alß die printzes wirdt nach Hem- haussen hoUen laßen, nmb dort zu bleiben. Hiemitt ist Ewer lieber brieff völlig beantwortet. Nach dem eßen werde ich Euch nicht schreiben; den wir fahren gleich an£f die hirschjagt; Wir mögten woll ein wenig getauft werden; den die wolcken ziehen sich undt- es geht ein starcker windt. Adieu, liebe Amelisse! Seydt versi- chert, daß ich Ettch allezeit von hertzen lieb behalte!

Elisabeth Oharlotte.

258. A mad. Amelie Elisabeth, raugraffin zu Pfaltz, a Hemhaussen.

Trianon den 23 Julli 1705.

Hertzliebe Amelise, auß Louisse brieff werdet Ihr ersehen kön- nen, warumb ich so lange nicht auff Ewern lieben brieff von 5 dießes monts geantwortet habe. Ich habe woll gedacht, daß Ihr auch nach Hernhaussen würdet. Wie Ihr mir ma tante gehen be- schreibt, so würde ich I. L. nicht mehr folgen können mitt meinem schwehren wanst. Versaille ist ein überauß schonner [ort]; die- ßer aber hier giebt Versaille nichts nach. Wolte gott, ma tante könte hir spatziren! Wie ich sehe, so lieben I. L. daß spatziren mehr, alß nie, weillen sie so allein im gartten gehen; hir vergehen einem die reflectionen, den man darff nicht raisoniren. Ich wolte lieber, daß es möglich sein konte, daß ich Euch zu Hernhaussen oder Hannover sehen konte, alß hir im landt; man kan daß wün- schen nicht laßen, ob schon die Sachen ohnmöglich scheinen. Von madame Eilmansec will ich nichts mehr sagen. Daß buch hatt aber kein große eyll. Daß ist alles, waß ich auff Ewern ersten schrei- ben sagen werde; jetz komme ich auff daß zweytte vom 10 Julli. Ich weiß nicht, wie ich Ewer buch mitt der postkutschen bekom- men werde, den es geht keine postkutsch von Paris nach Hannover. Daß ma tante in perfecter gesundtheit ist, ist woll die beste zeit- tung, 80 man mir sagen kan, undt die ahngenembste. Groben spey- ßen seindt nicht ungesundt undt geben gutte nahrung undt beßer, alß viel bouillongeschlegs. Ich wünsche, daß die occupation, Herrn*

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haussen zu ziehren, I. L. die trawerige gedancken benehmen möge. Wie gern mogte ich alle die contrefaitten sehen 1 Diß bringt mich wider anff meine vorige wünsche. Hirmitt ist Ewer schreiben auch völlig beantwortet. Ich muß mich heütte erschrecklich eyllen; den in ein par stunden werden wir den englischen hoff hir haben , werden hir zu nacht eßen. Ich muß vorher noch 3 große brieff schreiben, kan also vor dießmahl nichts mehr sagen, alß daß ich Euch von hertzen lieb habe.

Elisabeth Charlotte.

259. A mad. Louisse, raugraffin zu Pfaltz, a Hemhaussen.

Trianon den 28 Julli 1706.

Hertzliebe Louisse, es ist schon 12 tag, daß ich Ewer liebes schreiben vom 30 Juni entpfangen, aber ohnmöglich drauff andt- wortten können; den zu Marly, wo ich es entpfangen, war gar zu viel gethuns dißmabl mitt jagten undt musiq, habe auch in der zeit ein reißgen nach Maubuisson gethan, auch ein tag nach St 0er- main, also ohnmöglich schreiben können Ich habe nichts Übels mehr, bin, gott sey danck, in gar volkommener gesundtheit nun. LungensQchtig bin ich gar nicht undt auch kein brustwehe; sie ist zu breydt, nmb schaden zu leyden können. Daß wetter ist unbe- ständiger, alß nie; zu Marly war die gröste hitze undt nun seyder sontag ist es so kalt undt wehet so ein starcker nordwindt, daß man woU ein fewer im camin leyden könte. Gott seye danck, daß ma tante rothlauffen so woU abgeloffen, undt erhalte I. L. ferner noch viel undt lange jähren! Es ist gewiß, daß I. L. ein gutt tem- perament haben. Ich mache es wie ma tante, klage nicht, wen ich kranck bin; habe auch bitter ungern, daß man, nicht gern, daß man mich fragt*, wie mirs ist; den daß macht bludtsungedultig. Mich wundert, daß man** tante nicht lieber mitt dem meledy-Kendt- pulver geschwitz hatt, alß mitt einem andern; daß erhitzt nicht, wie andere sachen auß den apotecken, undt nimbt alles böße vom hertzen. Ich glaube, daß es ma tante nicht leydt wurde gewest sein, zu wißen, daß der chnrfürst, I. L. herr söhn, die sorge vor

* ? bitter OD^ern, daj> man mich fra^. ** ? ma»

iÄriL^'^i

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Bie gehabt, seinen docktoren von Pirmont za schicken ^ so baldt er erfahren, daß I.L. unpäßlich wahren. Were solches mir geschehen, würde ich braff gefiltz [haben], nicht, weill man den docktoren hollen lest, sondern weiilen es heimblich geschehen nndt wie eine kleine betriegerey, welche ich nicht vertragen könte. Daß Eüdi bang be}' der sach geweßen, kan ich leicht glauben; were mir auch so geweßen, wen Ichs gewust bette; den nichts in dießer weldt ist mir lieber, alß ma tante; meine kinder undt kindtskinder kommen da nicht bey. Ich hoffe, daß die gutte lufft nndt schönne wetter ma tante woU bekommen wirdt zu Herrnhanßen. Ich kan mir leicht einbilden, wie die princes von Hannover lieber zu Hemhaus- sen bey ma tante ist, alß allein zu Hannover. Ma tante bekompt die princes sehr; sie muß verstandt haben, sich so ahn ma tante zu attachiren; daß ist ihre beste seydt, auch wo sie ahm meisten ehre von hatt. Hirmitt habe ich Ewer schreiben, liebe Louisse, exact beantwortet; bleibt mir nichts mehr tiberig, alß Euch zu ver- sichern, daß ich Euch von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Oharlotte.

260.

A mad. Louise , raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Marly den 80 Julli 1705.

Hcrtzliebe Louisse, keinen sontag kan ich ohnmöglich auff" Ewere liebe brieff andtwortten ; den die tage habe ich gar zu viel zu schreiben; muß es alß, wie Ihr secht, auff die sontagspost spa- ren. Ich glaube, daß sich die princes getrost bette, wen ihr herr vatter lenger außblieben undt sie noch lenger bey ma tante zu Herrnhaussen bette bleiben können. Ist es ein rohtlauffen, so Ihr ahn den backen habt, daß Ihr waß davor braucht, liebe Louisse? Gott seye danck, daß ma tante undt alle ihre kinder so frisch undt gesundt sein, undt erhalte sie lange jähren dabey ! Wahrens mario- netten daß oracle, so die fdrstin von Soldenen gemacht hatte? Sie muß gutt hertz haben, ahn divertissementen zu gedencken in dem Unglück, wo sie steckt. Ihre dochter soll schön sein; ist zu be- klagen undt desto mehr, daß man ihr recht unrecht thut; den ich bin versichert, daß sie kein commerse in Franckreich hatt. Daß die von Nassau-Sigen von ihrem herrn ist, nimbt mich nicht won-

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gewogen ist. Wirdt den daß beylager nicht zuAnspach geschehen? Alle alte brauche kommen den in Tetttschlandt ab, wie ich sehe, weillen die princes vor dem beylager nach Hannover solle. Es ist kein wunder, daß ma tante oft kopffwehe halt; sie seindt deO wei- nen gar nicht gewont undt weinen jetzt alle tag undt nichts in der weit macht mehr kopffwehe undt zieht mehr flüße nach sich. Ma tante hatt all ihr leben die geselschafft undt daß gethuns geliebt; den schadt daß geraß weniger, alß denen, die,, wie ich, gern allein sein. Mich wundert, daß ma tante sich resc^vBrt, waß einzunehmen; da brächt Ihr mich nicht zu. Hirmitt ist £wer erstes schreiben, liebe Louisse, so gutt beantwortet, alß es mir daß abschettltche heiße wetter erlaubt; komme jetzt auff den zweytten vom 31 Julli. Gott seye danck, gott seye danck, daß ma tante wider woU ist! Es war weniger gefahrlich, daß unßere liebe chnrfürstin in der hitze mitt dem dicken backen gangen, alß in der kühle; den die hitze dissipirt die flttße. Mich defleht, es stehet nicht fflrstlich, sich in manteau wie alle burgersletltte undt cammermagt zu heütten, undt ich finde ein manteau viel ungemächlicher, alß ein grand ha- bit; insonderheit seindt mir die cornetten unleydtlich. Ach, liebe Louisse, ich muß auffhören, ich schwitz gar zu unerhört; werde derowegen nichts mehr sagen, alß wie daß ich Eflch im sommer, windter, herbst undt frflhling, so lang ich lebe, allezeit lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

263* A mad. Louise, raügraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Marly den 20 August!.

Hertzliebe Louisse, Ewer liebes schreiben vom 4 habe ich ver- gangen sambstag in ma tante paquet zu recht entpfangen just auff halb weg Paris in ein dorff, so Seve* heist. Ich fuhr nach Paris, weillen mein söhn seyder donnerstag sehr kranck war; hatt es nnß aber erst umb 10 nachts wißen laßen. Ich dachte, daß er die kinderblattern bekommen würde; er hatte alle die zeichen davon, kopffwehe, halßwehe, naßeblutten , übergeben, ein gar starck fieber mitt redoublementen (ich weiß nicht, wie man diß auff Teütsdi sagt), die äugen so dick, daß er sie kaum auffthun konte. Maa

? SÄvre.

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hatt ihm nicht gebraucht, alO zwey clistier undt eine aderläße; da- mitt hatt alles, gott lob, auffgehört Gestern hatt er medecin ge- nöhmen undt morgen abendts wirdt er herkommen. Gott sey ewig danck, daß ma tante wider gesundt ist, undt erhalte I. L. lange Jahren dabey! Die betrügerey ist nur eine kleine betrügerey, aber ich konte es nicht vertragen. Daß Ihr aber dem churfürsten ma tante zustandt bericht, kan, wie ich glaube, L L. nicht verdrießen; den daß ist billig; auch versichere ich Ettch, liebe Louisse, daß ich Euch deß wegen nicht vor betrigerisch halten werde; den ich weiß woll, daß man bey kindern undt krancken allezeit so thut, undt bin sehr persuadirt, daß Ihr in alles gar den geraden weg gehet. Amelise andtwort habe ich schon entpfangen. Braune flec- ken auff den halß zu bekommen, ist nichts ungesundtes; daß ist naturlich undt wirdt durch baaden der princes nicht vergehen. Ich admirire, wie die docktoren, wen man sie gewehren lest, allezeit waß zu thun undt zu brauchen haben wollen. Ich habe im sin, daß, wen der junge margraff von Anspach ahnkommen wirdt sein , daß vielleicht woll eine doppelte alliance werden wirdt. Adieu, liebe Louisse! Ewer liebes schreiben ist völlig beantwortet. Ich werde nun zur taffei undt nach dem eßen werden wir im parq den hirsch jagen. Er wirdt sehr schön jagen sein; den es hatt gestern ge- nung geregnet, umb den staub auffzuhoren machen, undt daß wetter ist abgekühlet. Sey dt versichert, daß ich Euch allezeit lieb behalte!

Elisabeth Charlotte.

264.

Idarly den 20 August 1705.

Hertzliebe Amelise, es seindt hir viel leütte, so I. L. die prin- ces von Anspach gesehen, undt loben sie alle sehr. Ich will hoffen, deß churprintzens heüraht wirdt glücklich, weillen es so lustig ahn- fengt. Freyllich muß so ein hettraht den hoff auffmuntem. Alles hatt seine zeit, wie der könig Salomon sagt, traweren undt freüden; daß trawern hatt lang gewehrt, nun ist es auch zeit, daß die freflde widerkompt. Es ist ein groß glack, wen ein hettraht mitt jeder- mans vergnügen geschieht; den 'daß geschieht nicht allemahl, wie ich nur zu woll erfahren; wünsche sehr, daß dießer heüraht alle- zeit glücklich sein möge. Mein söhn hatt mir einen braffen schrec»

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ken eingejagt, hatt sich mitt seinem doUen leben kranck gemacht, mitt ballen spülen, baaden nndt seine metres zu offt zu besuchen; es fing starck ahn, hatt aber doch baldt aufgehört, gott lob! den er ist, gott lob, nun wider gantz gesundt. Der churprintz undt die princes seindt eben nicht so gar jung, umb zu heürabten; den sie seindt beyde 22 jähr alt, wie der durchleüchtigsten weit stehet. Im selbigen buch macht man die princes 7 mont älter, alß ihren bretttigam. Ihr herr bruder keneich woll; er ist gar ein gutt kindt. Es kam ihm hir wie ein heimwehe ahn nach den kinderblattem. Ich bilde mir ein, wen er zu Hanover sein wirdt, mogte woll ein doppelter heüraht geschehen. Der verstorbene margraff war schön wie ein enckel * von kopff biß zu füßen ; er hatte mehr verstandt, alß sein herr vatter gehabt hatte, eben keine große vivacitet; waß er aber sagte, war de bon sens, undt hatte mehr verstandt, alß der itzige margraff ^ ^ sein herr bruder. Man rafft mich , in kirch zu gehen; muß schließen undt vor dießmahl nichts mehr sagen, alß wie ich bin undt bleibe, wie ich Ettch schon offt versprochen, nehmblich Euch, liebe Amelise, recht lieb zu behalten.

Elisabeth Charlotte. 265. A mad. Louise, raugräfSn zu Pfaltz, a Hemhaussen.

Marly den 27 Augusti 1706.

Hertzallerliebe Louise, ich habe zwar Ewern lieben brieff ver- gangen sambstag entpfangen, aber wegen woll bewusten Ursachen sbntag nicht drauff antwortten können. Ewere brieffe kommen mir nie abgeschmackt vor, Ihr schreibt recht schön, auff alle weiß, Bchönne handt undt stiel; aber Ihr habt mir einen rechten gefahlen gethan, mir zu berichten, liebe Louisse, waß ma tante, die fraw churfürstin, taglich zu Hannover thut undt wie I. L. dero zeit zu- bringen. Ihr seydt noch jung, nur die gemächlichkeit zu lieben; last dießes unß alten leütten, den es beßer, alß den jungen letttten, zukompt, undt wie im opera stehet: «Les plaisirs les plus doux sont faits pour la jeunesse>. Ich hoffe, daß die princes von An- spach alles wirdt ahn Eweren hoff wider munter machen undt auch die trawerigkeit auß ma tante sin vertreiben. Es ist mir aber nur

* ? engel.

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bang vor eine sache, nehmblich daß, weillen I. L. dieße princes nie ohne die liebe königin s. gesehen, daß es gar eine zu starcke erinnerang wirdt im ahnfang geben, so alteration verursachen mogte. Gott gebe, daß es änderst mag hergehen! Mich deucht, zu meiner zeit wehrte die taffei nicht so lang undt man war nicht lenger, alß eine stundt, ahn taffei. Ich habe ma tante ein korbgen gemacht, ihre seyde drin zu thun; den schwere arbeydt, wo man geschickt bey sein muß, kan ich nicht machen. Es ist auch in der ordre, daß die solitairen körb machen. Ob hir zwar nur die princessinen undt duchessen den tabouret haben, so macht man doch jederman beym spiellen undt wen sie arbeytten, sitzen. Die Rotzenheüssererin, so spint, sitzt iilso den gantzen tag bey mir. In der promenade ist es doch ein rechter hoff. Man weiß nicht, waß nun hir ist; scheindt, alß wen unterschidtliche particulirs in einem hauß wohn- ten, da eines dort, daß andere dahin geht undt nichts mitt ein- ander zu schaffen haben. Gott erhalte ma tante l^nge jähren bey dero gutte gesundtheit! Es ist mir bang vor die fürstin von Mau- buisson. Ich besuchte L L. gestern; sie nehmen so erschrecklich ab undt werden so dttr wie ein scheydt; fürchte sehr, es wirdt baldt habern. Wir haben hir gar nichts neues und ich muß in kirch; werde also vor dieß mahl nichts mehr sagen, alß wie ich Euch recht von hertzen lieb behalte, liebe Louisse!

Elisabeth Charlotte.

266. A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hanover.

Yersaille den 6 September .1705.

Hertzliebe Louisse, ich kan heütte kein exacte andtwort auff Ewern lieben brieff vom 28 August machen; den ich habe heütte gar zu viel zu schreiben; werde nur in eyll sagen, daß Ihr mir einen rechten gefahlen thut, mir so exact zu schreiben; bitte, zu continuiren ; den ich bin gar in sorgen vor ma tante, die fraw chur- fttrstin. Bitte, auch mein compliment ahn I. L. den churfürsten undt hertzog Ernst August über dießen trawerigen todtsfall von hertzog von Gel zu machen, welcher mich woU recht betrübt; den ich habe dießen herrn von hertzen lieb gehabt. Ich muß jetzt gleich ahn mein dochter undt ihren herrn schreiben. Ihr schwager, printz

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Joseph, ist ahn seinen wanden gestorben, ist verwahrloßet worden.

Adieu, liebe Louise! Seydt versichert, daß ich Euch allezeit von

hertzen lieb behalte!

Elisabeth Charlotte.

267. A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz.

Marly den 17 September 1705.

Hertzallerliebe Louise, Ihr habt mir einen rechten gefahlen gethan, zu schreiben, obs zwar ahn -Ewer Schwester zu schreiben war; den ich muß gestehen, daß ich recht in sorgen war, wie es mitt ma tante würde sein, wen L L. die zeittung von deß gutten hertzogs von Zel todt erfahren würden haben. Gott seye lob undt danck, daß es so woU abgangen ist! Were ich dabey geweßen, wie die ministren deß gutten hertzogs todt verzehlt, bette ich braff mittgeweint; den ich regrettire dießen gutten herrn recht von hert- zen. Der churprintz, wie ich sehe, tröst sich über seinen groß herr vatter, wie der Isaack über seiner mutter; den Euch devotten muß man biblische exempel geben. Ahn weniger devotten bette ich die Serenade von Chambor'*' cittirt, worinen stehet: «Quand deux coeurs s'aiment bien, tout le reste, tout le reste n'est rien». Ewer schreiben ist völlig beantwortet undt ich weiß nichts neues; versi- chere Euch nur, liebe Louisse, daß ich Euch von hertzen lieb

behalte.

Elisabeth Oharlotte.

268- A ma4. Amelie Elisabeth, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Marly den 17 September 1705.

Hertzliebe Amelisse, mir nent Ihr den hertzog von Zel woU recht ; den er war mir recht lieb undt es ist mir von hertzen leydt, daß er todt ist. Nach seiner gemahlin frag ich nichts; da hatt man mehr unehr, alß ehre, von gehabt, will also nichts von ihr sagen. 3 tag freüde, wen sie warhafftig ist, finde ich viel; den in dießer weit deucht mir die freüde rar zu sein undt daß leydt ist gemeiner. Weillen der churfürst von seinem oncle erbt, muß die

*

* ? Cbampfort.

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trawer woll ein jähr werden. Aber es schlegt alleweill 12, ich mnß in kirch, werde Ettch aber vor dießmahl nichts mehr sagen, alß daß ich biß dinstag von hir mitt dem hoffe anffbreche nndt nach Seaux werde nndt von dar nach Fontainebleaa. Wo ich aber auch sein werde, so werde ich Euch von hertzen lieb behalten.

Elisabeth Charlotte.

269. A mad. Louise , raugräffin zu Pfaltz, a Hannover.

Marly den 20 September 1705.

Hertzliebe Lonisse, gestern habe ich Ewern lieben brieff vom 8 zu recht erhalten; bin fro, daranß zu sehen, daß unßer commerse so richtig geht. Waß mich doch ahn deß ghurprintzen heüraht frewet, ist, daß, ob woll ma tante mehr ahn ihr onglück gedenckt, so habe sie 4och anch freüde dabey. Ihr bettet mir keinen Ver- druß gethan, liebe Lonisse, wen Ihr mir auch eine relation vom beylager geschrieben bettet; den Ihr seydt gar exact in Ewern be- schreibung, undt bin gewiß, daß Ihr mir circonstantien würdet be- richt haben, so ma tante nicht gesagt hatt. Daß bundt ^ehen hatt ma tante doch ein wenig verenderung geben, gott lob! Es were gar zu trawerig, ein schwartze hochzeit zu halten; daß bette unglttck bracht Ich bin fro, daß die churprintzes Euch lieb hatt. Ich halte es vor ein verlust, daß man Euch, liebe Louise, verhindert hatt, mir mehr zu schreiben. Ewer brieff ist beantwort undt ich muß in kirch; ambrassire Euch also nur von hertzen undt versichere, daß ich Euch recht lieb behalte.

Elisabeth Charlotte. 270. A mad. Amelie^ Elisabeth , raugräffin zu Pfaltz ^ a Hannover.

Fontainebleau den 30 Septembris 1705.'

Hertzliebe Amelise, vergangenen sambstag habe ich Ewern lie- ben brieff vom 18 zu recht entpfengen. Sontag, msi Ihr woll, kan ich ohnmoglich andtworten. Die sontagpost ist hir den sambstag; den die brieff mtßen nach Paris. Ich bin fro, daß meine schreiben 80 richtig gehen. Daß bettbuch laße ich einbinden. Ich gehe wenig

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mitt nonen omb nndt bin mein leben nicht bey denen von St Cire geweßen. Eine von meinen cammerweiber hatt mir die körbger machen lernen. Ich kan nicht leugnen, daß man nicht woll von den Jessuwittercolegiam spricht; allein dortten wie anderwerdts, wer selber nicht desbanchirt ist, leydt keine gefahr, nndt printz Tal- mont hatt mehr angst, alß gefahr, anßgestanden. Nichts ist aber ordinarier in Engellandt, alß dießes laster, wie ich von Englander selber weiß. Anch alle die, so mitt mylord Portlandt nach Paris kamen, haben ein abscheulich leben mitt eben den desbauchen zu Paris geführt. Mylord Westmerland, mylord Raby undt noch 3 oder 4 andern haben sich hir nicht gescheut, zu sagen, waß vor inclinationen sie hatten, wie man mir verzehlt. Wen Ihr Euch vor den leütten grawen wolt, liebe Amelisse, müst Ihr mitt wenig leüt- ten nmbgehen. Bibel leßen thnt dazu gar nichts. Ruffigny, der ein elster von der kirch von Gharanton war, ist einer von den ärg- sten von dießem handtwerck, nndt sein brader, la Caillemotte, welche reformirt wahren nndt die bibel immer laßen, wahren ärger, alß keine, so hir sein, undt verstanden gar woll raillerie, wen man sie mitt vexirt. La Caillemotte sagte : «II fant bien quQ j'aime les hommes; car je suis trop lait pour estre aismes des dames>. In Teütschlandt seindt auch viel, so ahn dießem laster hangen. Der graff von Sintzendorf, so envoyes vom keyßer hir geweßen, wen er einen wolgeschaffenen pagen sähe, endert er von färb undt war so außer sich selber, daß es eine schandt zu sehen war. Ihr fragt, warumb sie so verbottene freüden nehmen wollen; aber seyderAdam ist es so, daß die menschen lieber verbottene, alß erlaubte, speyßen genießen mögen, undt glaubt mir! in allen landen seindt solche Benjametter. Wir kommen alleweille von der hirschjagt undt werden gleich in die commedie vom Tartuffe. Adieu, liebe Amelisse! Seydt versichert, daß ich Euch recht lieb habe undt allezeit behalte werde so woll alß auch Louisse!

Elisabeth Charlotte.

271. A mad. Amelie Elisabeth^ raugraffin zu Pfaltz, a Hemhaussen.

Fontainebleau den 7 Öctober 1705. ' Hertzliebe Amelise, ich bin fro, daß Ihr so ungern die post

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yerseümbt. Es ist nicht nöhtig, allemabl waß artigs zu schreiben; ich bin schon zufriden, wen ich nur weiß, wie es Ettch nndt Louisse geht. Gott gebe, daß die einigkeit zwischen beyden jungen fürstlichen eheleütten imer wehren mag! Ich wünsch es mehr, alß ich es hoffen darff; den die weit ist so beschaffen, daß, waß gntt ist, selten lang wehrt. Ich admiri^e in Euch, liebe Amelisse, der menschen prevantion undt daß Ihr vor so gar übel haltet, [welche] vielle vor so gutt halten. Ich bin in der sache neutral. Ich laße je- derman seine fantesien undt halte weder guts noch böß davon. Ich sehe, daß es ein alter glaub ist; bin verwundert, daß so viel leütte daß vertrawen drauff setzen können; aber ich bin nicht so verwun- dert über diß alles wie Ihr; den ich bin persuadirt, daß ein starc- ker glaub undt jmagination viel zu wegen bringen kan , wie man ahn den schwangern weibern sieht. Wir armen menschen wißen wenig, wie alles zu [geht]. Ich bin aber woU Ewerer meinung, daß es beßer were, spitäller zu bawen, alß reliquien zu ziehren; glaube auch, daß es den heylligen selber beßer gefallen solte. Aber wen der papst I. L. dem churfürsten die reliquien gar thewer abkauffen solte, finde ich, daß I. L. gar woll thetten, sie nach Rom zu schicken. Thun die pfaffen naredeyen mitt, ists vor sie; daß geht dem churfürsten gar nicht ahn. Adieu, liebe Amelise! Seydt ver- sichert, daß ich Euch von hertzen lieb behaltet

Elisabeth Charlotte.

272. A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Fontainebleau den 14 Oetober 1706.

Hertzliebe Louisse, last Euch nicht gerewen, mir deß bertzogs Jerg Wilhelms todt natürlicher weiß gesägt zu haben! Ich kan nicht leyden, daß man umb den pot herumb fahrt; habe lieber, daß man eine sache recht herauß sagt. Nie ist eine hochzeit mehr zu pas kommen, alß die vom churprintz. Etlich mahl ein wenig zu raßen, ist gesundt, vertreibt daß blähen deß miltz. Es ist schon Ö ge- schlagen undt umb halb 7 muß ich in die comedie, muß unter- deßen noch 2 brieff schreiben, einen ahn ma taute, die fraw ab- dißin von Maubuisson, schreiben undt ahn eine dame zu Paris; kan

Briefe der Prinzessiii EUiabeth Charlotte. 37

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derowegen vor dießmahl nichts mehr sagen, alß daß ich einen ab- scheulichen hasten habe ; hoffe, ihn zu verjagen. In welchem standt ich auch sein mag, werde ich Euch allezeit bestendig lieb behalten.

Elisabeth Charlotte. 273.

A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hemhaussen.

Fontainebleau den 24 October 1705.

Hertzliebe Louisse, vergangen dinstag habe ich zwey von Ewern lieben schreiben auff einmahl entpfangen sambt der relation, so ich recht woll geschrieben gefunden, habe Euch aber ohnmoglich eher, alß nnn, davor dancken können wegen jagten undt comedien. Nun hatt die freüde ein endt; den übermorgen werden wir wider von hir weg undt in 3 tagen nach Yersaille. Montag schlaffen wir zu Villeroy, dinstag zu Seau undt mitwogen zu Yersaille. Ich muß lachen, daß Ihr sagt, daß die letttte sagen, sie sehen woll, daß sie ungelegenheit nrachen, undt bleiben doch sitzen. Man muß solchen leütten weiß machen, daß sie gar zu sehr Ewere gutte freunde is^in, umb sich vor sie zu contraigniren, undt immer fort schreiben. Dafi ist, waß ich auff Eweren ersten brieff sagen kan. Ich komme auff den zweytten von 6ten dießes monts. Ewer erstes schreiben konte singen wie Aleide im opera von Alceste: «J'ores beau me presser, je partires trop tard». Ewere relation konte ich hir ahn nie- mandts weißen, niemandt kan teütsch. Die Rotzenheusserin ist wider nach Strasbourg; ich glaube aber, sie wirdt baldt wider kommen. Es hatt mich woll von hertzen erfrewet, daß ma tante alle laperejen, so ich geschickt, so gnädig ahngenohmen haben. Daß schörtzgen war so schlegt, weillen es mitt dem manteau figu- riren muste. Wie ich sehe, so schenckt I. L. der churfürst seiner fraw dochter wenig. Außer leütte, so man von hertzen lieb hatt, deucht mir, hatt man nicht gern geschencke. Hir schenckt man nichts, alß obst. Ich wolte gern noch lang blauttern, aber es ist mir ohnmoglich ; den wir seindt erst nach 7 von der jagt kom- men, es ist über 8ten nun undt ich muß noch zwey brieffe schrei- ben; kan derowegen ohnmoglich mehr sagen, alß daß ich Euch von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

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274.

A mad. Amelie Elisabeth , raugraffin zu Pfaltz y a Hannover.

Marly den 5 November 1705.

Hertzliebe Amelise, mich deucht, unß[er] commers ist nun gar reglirt; Ihr enpfangt gar just meine bfieffe undt ich die Ewere. Meine andtwort kompt aber waß langsam, weillen ich ohnmöglich sontags andtwortten [kann], undt ma tante paquetten kommen diß jähr nur sambstags ahn. Es geht doch noch geschwinder her, alß wie Ihr noch zu Franckfort wahret. Ich muß lachen, daß Ihr so über der manßleütte leben verwundert seydt. Wen man Euch hir so ver- wundert drüber sehen soltet, würde man Euch [sagen]: «Vous n'aves donc veüe le monde que par le trou d'une bouteill€>. Den die weit ist allezeit so gewest zu allen zeiten undt wirdt auch woll so bleiben biß ahns endt. Heyden öder Christen, wo menner seindt, da ist desbauche. Wer ohne man leben kan, ist nicht die unglück- lichste. Ma tante mag alß eine' witwe vielleicht nicht so viel ha- ben, eine graffin zu erhalten können, aber es were eben I. L. dem churftirsten eben keine sündt im h. geist, wen er eine reichsgräffin, wie Ihr seydt, undt sein geschwisterkindt ernehrte undt ahn sei- nem hoff desfrairte; da könte er keine schandt von haben, ist auch jetzt reich genung dazu. Schenckeii ist gutt undt genereux, es muß aber mitt maß geschehen undt wie daß alte Sprichwort lautt, so in meinem teütsch schreibbuch stundt: «Es muß sich ein jeder strec- ken nach seiner decken». Es ist eine rechte schandt, daß Euch Churpfaltz nicht bezahlt. Gott gebe baldt einen gutten friden, daß I. L. kein pretext mehr haben mögen. Euch daß Ewerige auffzu- halten! Ich habe nie gedacht, [daß Ihr] auff nia tante Unkosten lebt. MoUiere hatt viel artige commedie gemacht, ich glaube aber wie Ihr, daß Tartuffe die beste ist. Le missantrope ist auch gutt undt Les fammes savantes. Pourceauniac undt monsieur Jourdain da muß man diß landt beßer kenen, umb es artig zu finden, insonderheit Paris. Hirmitt ist Ewer brieff völlig beantwort. Seydt versichert, liebe Amelise, daß ich Euch allezeit lieb behalte!

Elisabeth Charlotte.

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275.

A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Marly den 6 November 1705.

Hertzliebe Louise, Ihr wist all lengst die ursach, warumb ich Euch nicht sontags schreiben kan, werde es a.lso nicht widerhollen. Ich meinte, der margraff von Anspach würde umb die printzes von Hannover ahngehalten haben; ich wünschte sie aber lieber dem könig in Schweden. Worumb will die churprintzes nicht glaaben, daß ihr herr bruder die princes von Darmstat heürahten wirdt? Der printzessinen heüraht wirdt selten auß liebe geschehen, son- dern nur durch raison, undt dazu that Schönheit nichts; tugendt undt verstandt seindt gutt genung dazu. Daß werdt lenger, alß die Schönheit, welche vergänglich ist undt baldt verschliest, wie wir noch neulich ahn die schönne Moscowittin gesehen, so nun zu Paris ist. In Saxsen, habe ich gehört, seindt noch gar schönne printzes- sinen. Ich weiß, wie die curprintzes ein pressent von ihrer groß schwiger fraw matter bekommen hatt. Es ist war, liebe Louisse, daß ma tante mir kein wordt von ihrem fall geschriben; weillen sie aber den von Glef so woll überstanden undt der kopff nicht blessirt worden, hoffe undt wünsche ich, daß es keine böße. nach- folg haben wirdt; bitte aber, liebe Louise, mir doch fleißig I. L. znstandt zu berichten. Vor daß sie erschrocken mögen sein, ist mir nicht [bang]. Ich kene ma tante, sie hatt hertz wie ein mansch- mensch '", so coarage hatt ; nichts erschreckt sie leicht. Ich habe sie einmahl zu Klopenbarg aaß einem brandt im nachtsrock salviren sehen, da die flam schon alle seytten in die cammer schlag; sie wahren grob schwanger undt erschraeken gar nicht, lachten nur. Noch ein ander mahl hatten wir neue pferdt ahn einer calesch, die gingen mitt uuß durch undt rederten den kutscher; oncle sprang von der calesch undt hilt die pferdt, ma' tante war auch damahlen nicht erschrocken, ob schon große gefahr vorhanden; bin also si- cher, daß der fall I. L. gar nicht erschreckt. Aber wie dießer fall doch eine commotion verursachen können, betten I. L. nicht übel gethan, ein par tag folltranck zu trincken, weillen sie^waß im rücken gefühlt. Der serein ist in Teütschlandt nicht gefährlich, wie

^ *

* ? mansmenscb.

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hir im landt, zn dem so ist es ma tante gewohnt andt die gewohn- heit thut viel bey solchen Sachen. Ich habe nicht gern vernohmen, daß der königin in Preassen freüllen wider zu Hannover sein; den daß gibt ma tante, der fraw churfQrstin, gar zu betrübte erinne-- rangen. Es wandert mich nicht, daß daß freüllen Schwartz krank aaß betrübtnnß geworden, daß ihre seh wester gantz raßendt worden; nichts ist betrübter in der weit andt ärger, alß wen sie gestorben were. Ey, liebe Loai^se, glaubt nicht, allemahl die, so viel von devotion andt gotsfurcht sprechen, seindt die devotesten! In itzigen zeitten dint es offt nur zu einem deckmantel, viel boßheitten zu verbergen, undt wie ich Euch sehe, würdet Ihr hir im landt offt betrogen werden. Von devotion reden ist nicht nöhtig, wen man nur christlich lebt. Zu dem so ist die wahre devotion eine gnade von gott, die er nicht alle menschen gibt; man muß also die mehr beklagen, alß condemniren, so es nicht haben. Auch kan man gar woll devot sein andt nicht* serieax von seine devotion sprechen; die wahre devotion sieht man auß den christlichen wercken mehr, alß auß den wortten. Die freüllen Schwartz, so so betrübt über ihrer Schwester ungltick ist, solte suchen, sich von ihrer betrtibtnuß zu distrairen, damitt es ihr nicht wie ihrer Schwester gehen mag. Ich erinere mich deß barons von Heberstein nicht mehr. Mich deticht,^ Carl Edewart kam alß gantz allein zu [mir] undt zu meinen kin- dern, mitt welchen er den gantzen tag spilte. Adieu, liebe Louisse! Seindt versichert , daß ich Euch allezeit von hertzen lieb behalte i

Elisabeth Charlotte.

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Marly den 12 November 1705;

Hertzliebe Amelisse, ich hatte gehofft, heütte eine exacte andt- wordt auff Ewern lieben brieff zu schreiben können vom 30 October, so ich vergangen sambstag entpfongen hatte; allein wir haben heütte so unerhört spät geßen, erst umb 3 ahn taffei, undt nach dem eßen , muß ich gestehen , bin ich ein wenig entschlaffen , habe also gar spät ahii ma tante geantwort, werde Euch also nur in großer eyll schreiben können. Mein husten ist lengst verbey, gott sey danck! Aber wen die grimiche kälte so fortfährt, wie sie seyder acht tagen hir ahngefangen, wirdt es woll wider neue hasten

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geben. Ich drinck all mein leben über eyß, aber nicht gar er- schrecklich kalt. Der churprintz ist ja noch in keinem alter, se- rienx zu sein. Wen ein sach so gar starck ahnfangt, hatt man wenig exempel, daß es dawerhafft ist. Gott gebe, daß meine mei- nong hirauff nicht war werde«! Es ist groß aparentz, daß die chur- printzes schwanger ist, weillen I. L. bey dem eßen übel werden; Werdens woll baldt gewahr werden. Madame Haaw gefehlt unßerer churfftrstin recht woll. Sie ist woll raisonabel, nichts nach butzen zn fragen, weillen sie nicht schön ist. Mein gott, wie gehen die Sachen in dießer weldtl Die hertzogin von Zel war gebohren, Ame- lise ondt Euch auffzuwartten können; nun wahrt Amelisse ihr auff. Hirmitt ist Ewer liebes brieffgen doch völlig beantwort. Ich bitte, liebe Lonisse, last mich doch wißen, ob es nicht möglich were, ein par schachteln mitt nürnbergisch pflaster za bekomen nndt mir auff der post zu schicken! Suzon, madame Leclair, meiner amen doch- ter, hatt viel leütte hir mitt geholfen, sie hatt aber keins mehr; dmmb hatt man mich sehr gebetten, mehr hollen zu laßen. Schreibt mir auch, waß es kost! werde es bezahlen. Adieu, liebe Louisse! Seydt versichert, daß ich Euch recht liebe behalte!

Elisabeth Charlotte.

277. A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Versaille, mitwog den 18 November 1705.

Ich werde morgen früh eßen, hertzallerliebe Louisse, undt den nach Paris fahren, habe dort ein wenig zn thun undt werde auch ins opera; also will ich dießen abendt noch auff Ewern lieben brieff vom 6 November andtwortten. Es were meine undt nicht Ewere schuldt geweßen, wen mich Ewere relation nicht gefahlen bette; den sie war recht woll geschrieben. Wir hatten so schön Wetter zu unßer reiß, daß sie gar nicht unahngenehm war. Ich haße daß reißen gar nicht, liebe Louisse! Bey dießem hoff schi- melt man nicht, man reist immer von einem ort zum andern. Die blätter seindt wegen der große hitze , so den sommer geweßen, eher abgefallen, alß die ander jähre. Ma tante, die fraw churfürstin,

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mag die gräffin zu Backebarg sehr woll leyden. Aber sagt mir 'doch, ich bitt, waü ist geschehen, daß ma tante gesteht, daß sie gritlidi ist? Daß kompt nicht vom temperement; furcht also, es seye etwaß widerliches geschehen, oder ist es vielleicht auch, daß freüllen Pelnitz zu viel trawerige erinerungen thut. Daß würde betrübt undt nicht gridtlich machen. Die einbildang thut viel bey den kranckheitten ; steckt sich freülen Pelnitz daß sterben im kopffj möchte sie woll drauff gehen. Amelisse hatt mir ihre reiße von Zel beschrieben. Ich weiß bey mir selber, wen man von natar ein wenig trucken za sein gewont ist, kompt einem daß freündtlich sein ohne freündtschafift sawer ahn. Hiemitt ist Ewer schreiben völlig beantwortet; bleibt mir nur überig, zu sagen, daß ich Euch, liebe Louisse, von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

278.

A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Hannover.

VersaiUe den 26 November 1705.

Hertzliebe Louise, weillen ich so woll weiß, daß ma tante nichts erschrickt, also habe ich woll gleich gehofft, da ich erfahren, daß der kopff nicht auffs pflaster gerührt hatte, daß es, ob gott will, woll ablauffen würde undt keine gefahr. Gott seye ewig danck, daß ich nicht in meiner hoffnung bin betrogen worden! I. L. seindt der lufft so gewohnt, daß ihnen die nie wirdt schaden können ; contrarie, daß dint zur gesundtheit, braff zu spatziren. Waß man mitt großen apetit ist, schadt selten. Ma tante hatte groß recht. Euch wider zurück zu schicken; den zu einem steyffen ha[l]ß ist der kalte windt schadtlich. Monsieur Benise undt Galli seindt nicht von meiner zeit bey ma tante, kene sie nicht; aber ich bin alß fro, wen gatten leütten waß guts geschieht. Freüllen Pelnitz, wie Ihr mir sie beschreibt, muß viel vivacitet haben. Wen dieß freüllen nicht devotion genung hette, umb seelig zu werden, were sie zu beklagen. Aber ich sehe nicht, daß man sie destoweniger lieben solte; den daß ist ja ihre sache undt die unßerige gar nicht. Unßere sach ist, daß die, wo man mitt umbzugehen hatt, weder

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falsch noch nntrew sein. Man spricht offt gegen waß, nmb es beßer zu erfahrn; aber glaubt mir, liebe Lonissei denen ist nicht ahm besten zu trawen, so so offt von der devotion sprechen; den devotion ist ein gefahrlicher deckmantel, ich werde es hir täglich gewahr. Ich gestehe, daß es beßer were, daß man allezeit roitt respect von der christlichen religion spreche, aber die seindt die schlimbsten nicht, so vexiren; die ärgsten seindt die heüchler undt hypocritten. Unter dießen vorwandt geschieht ahm meisten ttbels; die verzeyen nie, seindt inplaöable feinde undt in dem verwandt, daß sie ihre negsten corigiren wollen, declariren'sie alle medissan- cen undt halten sie vor war. Die wahre devotion bestehet, glaube ich, in gott lieben undt charitet vor den negsten haben. Gott aber lieben ist über unßer vermögen, weillen wir eine zu verderbte na- tur haben, undt können allein gott lieben durch seine gnadt; also glaube ich, daß man die nicht blasmiren solle, so gott dieße gnadt nicht geben, sondern viel mehr mittleyden mitt ihnen haben, umb auff wenigst den zweyten punckten zu exerciren, uehmblich die charitet. Ich bin gantz Ewere meinung, liebe Louisse, daß mon- sieur Brauns unrecht hatt undt nicht ehrlich gethan, daß arme freüUen Schwartz in einen so gar eilenden standt zu setzen; es wirdt Unglück bringen. Adieu, liebe Louisse! Ich behalte Euch allezeit von hertzen lieb.

Elisabeth Charlotte.

279.

A mad. Amelie Elisabeth, raugraffin zu Pfaltz, a Hanover.

Versaille den 26 November 1705..^

Hertzliebe Amelise, vergangen sambstag habe ich Ewer schrei- ben zu recht entpfangen, aber wie Ihr woll wist, so kan ich nie alß donnerstags antwortten, weillen ich den sontag alß gar zu viel zu schreiben habe. Es passirt hir nicht viel mehr neues, alß zu Han- nover, undt mein leben haben ich dießen hoff [nicht] stiller ge- sehen , alß er nun ist. Ob Ihr mir zwar nichts neues schreibt, seindt mir Ewere schreiben doch ahngenehm; den wen ich vernehme,

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daß es Efich woll geht nndt gesandt seydt nndt mich noch lieb habt, bin ich schon zufrieden. Ich muß lachen, daß Ihr Ettch in meine protection recomandirt. Daß ist eine schlegte sach undt ich bin, wie man hir im Sprichwort sagt, «de ces saints qni ne gue- rissent de den», nndt die nichts, alß bloße wünsche, vor die than kan, da sie sich vor interessiren. Dieße gantze woche, umb vom Wetter zu reden, ist es warm undt feucht geweßen; nun heütte hatt es gehagelt undt gereifft undt scheindt, alß wens friren wolte. Daß die Eillmanseck verstandt hatt, habe ich woll auß ihren brief- fen gesehen. Wie man mir aber die freüllen Pelnitz beschreibt, hatt dieße noch mehr vivacitet, alß die erste. Es seindt wenig leütte gantz ohne religion, aber ein jeder hatt die seine auff seinen schlag undt wie er glauben oder begreiffen kan. Unßer herrgoü lest alle menschen mitt so unterschiedtlichen humoren geboren wer- den, daß es ohnmöglich ist, daß eines wie das ander dencken kan. Dem er eine pure devotion ohne heücheley verleyet, daß halte ich vor gnaden gottes, so über deß menschen macht gehen; den es steht nicht bey unß, zu thun, was wir wolten, oder selten, sondern nur denen gott die gnade gibt; daß wünschen stehet nur bey unß. Aber, liebe Amelisse, ich kan mich nicht genung verwundern, daß Ihr undt Louisse so chocquirt seydt, wen jemandts vexirt undt sich nicht devot stelt. Unßer hoff zu Heydelberg muß sehr nach meinem abzug verendert sein; den unßer papa s. hatt ja allezeit vexirt mitt allen religionen, nur in schertz, umb sich zu divertiren, wie unßere liebe churfürstin auch thut. Ich bilde mir ein, daß freüllen Pelnitz bey hoff logirt alß domestique von der s. königin in Preüssen. Von hir kan ich nichts neues sagen; den Ihr kendt die leütte [nicht]. Wir haben jetzt schlegte lufft hir. Es sterben unerhört viel leütte ahn den kinderblattern undt fleckfieber, welches ordinarie zusamen kompt undt die leütte in jene weldt führt. Daß ist alles, so ich vor dießmahl sagen werde undt daß ich Euch allezeit recht lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

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280.

A mad. Amelie Elisabeth, raugrafBn zu Pfaltz, a Paris.*

Versaille den 8 December 1706.

Hertzliebe Amelisse, vergangen sambstag habe ich Ewer schrei- ben vom 19 November zu recht entpfangen, aber wie Ihr woll wist, 60 kan ich ohnmöglich gleich sontags dranff andtwortten. Sagt man jetzt in Tetttschlandt ein bar tagen? Zn meiner zeit sagte man ein par tagen. Ich bin Ettch sehr verobligirt, vor meine gesundtheit zu sorgen. Ich bin, gott lob, gar nicht krancklich undt glaube, daß ich meine gesundtheit erhalte, weillen ich nie nichts brauche undt weder durch precantion aderlaße noch pnrgire, wie andere thun, so nicht gesunder sein, alß ich. Ich halte, daß nun, da die churprint- zes wider beßer undt daß wetter so gar abscheüllich ist, daß der hoff nun woll wider zu Hannover sein wirdt. Wo seydt Ihr undt Louisse den gestocken, daß Ihr die weldt so wenig kendt? Mich dettcht, man bedarff eben nicht lang ahn hoff sein, ohne sie baldt zu kenen; aber wer alle die haßen woldt, so die junge kerls lieben, würde hir kein 6 menschen lieben können oder auffs wenigst nicht haßen. Es seindt deren allerhandt gattungen; es seindt, die die weiber wie den todt haßen undt nichts alß mansleütte lieben kön- nen ; andere lieben mäner undt weiber, von denen ist mylord Raby ; andere lieben nur kinder von 10, 11 jähren, andere junge kerls von 17 biß 25 jähren undt deren seindt ahm meisten; andere des- bauchirten sein, so weder mäner noch weiber lieben undt sich allein divertiren, deren ist die menge nicht so groß, alß der andern. Es seindt auch, so mitt allerhandt desbauchiren , vieh undt menschen, waß ibnen vorkompt. Ich kene einen menschen hir, so sich be- rümbt batt, mitt alles zu thun gehabt haben, biß auff krotten; seyder ich es weiß, kan ich den kerl ohne abscheü nicht ahnsehen. Er war in meines herrn s. dinsfen undt ein rechter boßer mensch, hatte gar keinen verstandt. Da segt Ihr, liebe Amelisse, daß die weldt noch schlimmer ist, alß Ihr nie gemeint habt. Ich muß über der fretillen Pelnitz einfal doch lachen; den hir seindt wir zu sehr ahn solche Sachen zu hören gewont, umb drüber zu erschrecken; man lacht nur über solche Sachen hir, wie man ordinarie lacht,

* * ? Hannover.

- 42T

wen man von etwaß eckelhafftigs spricht. Ich habe von hertzen gelacht, daß Ihr, liebe Amelisse, sagt, daß Ihr noch lieber hett- rahten wolt, alß sonsten waß begehen. Nach gottes gesetzt ist es freylich viel beßer, allein menschlich davon zu gedencken, wie viel andere thun, so gibt der heüraht mehr ambaras; den es ist vor sein leben, daß man sich heüraht, die coquetten aber, wen sie einen müht sein, so nehmen sie einen andern, daß ist ihnen leich- ter. Aber wer die tugendt im hertzen hatt, wie Ihr, liebe Ame- lisse, kan daß übel nicht begreiffen, welches eine gnade gottes ist. Adieu! Ich behalte Euch allezeit von hertzen lieb.

Elisabeth Charlotte.

281.

Versaille den 9 December 1706.

V

Hertzliebe Amelise, ich glaube, daß Ihr fro seydt, daß der hoff wider zu Hannover ist; den bey itzigem wetter ist kein spaß, offt hin uudt her zu fahren. Wens unglück nur attff die coeffure feit, gehts woU hin; man könte aber auch bey dem schlimen feuch- ten wetter woU einen scheffen kopff oder gesiebt durch flüße be- kommen. La mort de Pomp^e"*" ist ein schön stück undt baron de la Crasse** recht artig; deß königs leves, wie man es hir heist, ist woU recht naturlich beschrieben, wie es dort hergeht. In den se- rieussen commedien kan ich Ewere meinung gar nicht sein. Die commedianten übel recittiren, wen sie sprechen, wie man list. Einerley posturen sollen sie auch nicht machen, sondern die mouve- menten agiren, wie man die passionen fühlt. Wen man die pas- sionen regiren solte, wie sie in den serieussen commedien von Cor- neille regirt werden, wehren sie mehr zu loben, alß zu schelten. In der kirch lehrt maus unahngenehm, aber in den commedien wirdt es ahngenehm vorgestelt, wie die tugendt belohnt undt laster gestrafft werden. Einen kerl, den man nie widersprechen darff, eine gantze stundt allein zu hören ruffen , mag woU gutt sein , aber gar nicht ahngenehm. Wen man blandem will, hatt man nicht nohtig, in commedien zu gehen; den wen man blaudert, hört man nichts, undt also unnöhtig, in der commedie zu sein. Einfähl zu hören, gerewet einem offter, alß commedien zu hören. Es ist woll

* * Tragödie von Pierre Corneille. ** Kom5die von Polseon.

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war, daß niemandt größere vivacitet in der weldt batt, alß ma tante, die fraw churfttrstin. Bier trincken thnt dazu nichts; daß seindt gebortsstück , daß gibt sieb niebt andt nimbt sieb nicbt, alß darcb todtiicbe kranckheitten. Hiemitt ist Ewer liebes schreiben völlig beantwortet; bleibt mir nichts überig, alßEttch zu yersichem, daß ich Ettch allezeit von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

282. A mad. Louise , raugraffin zu Pfaltz, a Hanover.

Yersaille den 9 December 1705, um Sten abendts.

Hertzliebe Lonisse, ich schreibe Euch heütte, ob es zwar erst morgen mein schreibtag ist. Allein weillen mich mein miltz bey dem schlimen wetter ein wenig plagt undt mir ordinarie keine ruhe lest, biß ich es braff geschudelt, alß werde ich morgen ein tour nach Paris thnn, meine enckelen besuchen undt daß opera sehen undt nach dem opera wider her. Ich kan also morgen ohnmöglich ahn Euch schreiben. Ich dancke Euch, liebe Louise, vor daß pflaster von Nürnberg, so Ihr mir geschickt; es solle daß rechte sein. Ich bette gern getrucktes, wozu es alß gutt ist. Ihr schreibt mir nicht, waß es kost. Man bitt mich noch umb mehr; werdt mir also gefahlen thun, mehr zu schicken undt vom besten. Exer- citzien ist ma tante allezeit woU bekomen. Die comedien gefahlen mir woll oder übel (wen sie ahn sich selber gutt sein), wie sie ge- spilt werden; werden sie woll gespilt, sehe ich gern eine serieusse, so mich touchirt, undt darnach habe ich auch gern waß zu lachen wieder. Nach die kleyder sehe ich nie nicht, weiß nie, wie sie gekleydt, es seye den etwaß ridicuUes. Die serieussen Sachen in der weldt werden nicht so ahngenehm vorgebracht, alß in den com- medien. In den historien seindt mehr lügen, alß in den commedien; den da raisonirt man undt gibt Ursachen von den evenements, woran kein mensch nie gedacht hatt. Die commedien seindt, wie die weldt geht. La mort de Pompee ist ein recht schön sttlck. Solche noble sentiementen nehren die seel undt thun mehr guts, alß eine predig; den man meint, der prediger seye davor bezahlt, über die laster zu schmehlen; aber durch exempel zu sehen, waß lob die tugendt erwirbt undt waß Verachtung daß laster nach sich zieht, daß tou-

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chirt mich mehr. Ihr betrigt Ettch woll, wen Ihr meint, daß kein Zusatz in den historien ist; nichts ist partialler. Mich verlangt auff die zukünfftige post , umb zu erfahren , ob ma tante vapeur za kei- nen fieber geworden sein. Die vapears möchten woU kommen, daß ma tante etliche trawerige erinerungen verschlackt, so Hannover I. L. geben hatt. Waß mich diß glauben macht, war die rohte naß undt äugen, so Ihr sagt, liebe Louisse, daß I. L. gehabt hat- ten, daß sie also woU threnen mag verbißen haben, welches sehr ungesundt ist. Gott sey danck, daß sie sich andern tags beßer befunden haben undt wider woll wahren ! Daß gibt mir wider hoff- nung, daß nichts übels folgen wirdt. Daß Amelis undt Ihr zugleich schreibt, bedarff gar keine entschuldigung ; denEwere beyde brieffe seindt mir allezeit ahugenehm. Adieu, liebe Louisse! Seydt ver- sichert, daß ich Ettch allezeit recht lieb behalte!

Elisabeth Charlotte.

Ich bitte Euch, schickt doch hir beyligenden brieff ahn mon- sieur Harling !

283. A mad. Louise*, raugräf&n zu Pfaltz, a Hanover.

Yersaille den 17 December 1705.

Hertzliebe Amelise, Ewer Schwester schreiben habe ich 8 tag nach daß Ewerige entpfangen, andtworte auff beyde heütte. Alles, waß unßern herrgott betrifft, daß lest sich nicht vexiren; waß aber seine dinner betriefft, die menschen seindt wie wir undt etlich mahl noch mehr Schwachheiten haben, alß andere, da, glaube ich, ist woll erlaubt über zu lachen, wen es auch nur were, sie von ihre fehler zu corigiren. Ich mache mich nie kein gewißen über waß mich; den deucht es nichts, so ist es deren schuldt, so es sagen, undt nicht die meine; ist es indifferent, so gibt es keine rewe. Die herrn prediger seindt ordinari nicht sehr zeitvertreiblich. Mich deucht, man verliehrt den respect vor die geistlichen, wen man sie so nahe undt offt sieht; aber es ist gewiß, daß es leütte wie an- dere sein. Gott gebe, liebe Amelisse, daß ich in der gnade gottes stehen möge! Ich fürchte aber, ich sey von den lauen leutten, so

* ? Amelie Elisabeth.

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gott außspeyen will; den ich tbae weder guts noch böß. Unßer herr vatter hatt alles woll gethan, waß einen regenten zukompt; aber sie liebten die predigen bey weittem nicht so sehr, alß Ihr nndt Louisse. Ich" gestehe , daß es billiger undt beßer ist , nie alß mitt respect nndt soumission von religion undt himmel zu reden; allein ich glanbe, wen nur auß lustigem hnmor undt nicht anß boß- heit oder Verachtung der religion einem einige vexirerey entfahret, daß es eben keine todtsundt ist undt daß es schir übeller gethan ist, medissance von seinem negsten zu sagen, alß mitt religions- sachen possen zu treiben; den wen man mitt religionsachen possen treibt, macht maus zu grob, ist es nur schlim vor sich selber; waß aber den negsten betrifft, daß gibt inpression, man glaubts undt benimbt dem negsten die ehre, welches doch in allen religionen so hoch verbotten ist undt daß zweyte große gebott in sich helt. Aber ich glaube, daß in allen sachen ein unterschiedt muß gemacht wer- den, daß man über den negsten lachen kan, wen es nicht gegen die ehre geht. Le malade imaginaire ist nicht von Moliere com- medien, so ich ahm liebsten sehe; Tartuffe gefehlt mir beßer. Daß ist sehr ordinarie, daß schwangere weiber kein fleisch riehen kön- nen ohne übel werden. So war ich auch. Man ist gern, was man in seiner jugendt zu eßen gewohnt ist. Es ist nun 34 jähr , daß ich in Franckreich bin undt habe mich noch nicht ahn daß eßen hir im landt gewohnen können , es mein leben kein ragoust. Ewer brieff, liebe Amelise, war gar nicht übel geschrieben, bedörfft keine entschuldigung. Louisse wirdt £üch sagen, wie daß ich jetzt ein wenig lahm bin; aber in welchem standt ich auch sein mag, so werde Ich Euch doch allezeit lieb behalten.

Elisabeth Charlotte.

284. A mad. Amelie Elisabeth *y raugraffin zu Pfaltz^ a Hannover.

Versaille den 17 December 1705.

Hertzallerliebe Louisse, Ihr habt groß recht, zu glauben, daß mich verlangen würde, zu vernehmen, wie es mitt ma tante, der fraw churfürstin, gesundtheit stehet. Ihr habt woll gerahten, daß

* ? Louise.

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es ein rohtlauffen werden würde. Gott lob, daß es woll abgeloffen nndt I. L. sich woll davon befinden! Umb sich warm zu halten, bedarff man eben nicht, im bett zu sein ; wen man nur einen watten nachtsrock ahntuht undt nicht, anß der cammer geht, hatt man warm; aber umb zu schwitzen, muß man zu bett liegen. Ich kan woll begreiflfen, wie man daß bett nicht leyden [mag] ; den mitt dem continuirlichen fieber muß ich auff sein; bin nur im bett, so lang ich schwitz, sonsten immer auß dem bett; den daß bett, wen ich nicht schlaffe, kan ich nicht drin dawern; gesundt oder kranck, wen ich nicht schlaffe, muß ich herauß; den es gibt mir sonst ab- scheulich kopffwehe. Ich klage mich auch nicht, wen ich. kranck bin; den daß ist nur widerlich vor sich selber undt vor andere undt dint zu nichts. Ich bin auch gantz von ma tante opinion, daß man sich mitt keine docktoren plagen solle, wen man sein ordinarie remede hatt. Wen die leütte so gutten verstandt haben, wie ma tante, kan man selber judiciren , waß gutt oder böß ist. Bey LG. unßern herr vatter s. habt Ihr daß vertrawen zu den docktoren nicht gelehrnt. Wo ist es Euch den ahnkommen? Zu meiner zeit wäre ma tante garderobe gantz nahe bey dero cammer; gestehe, daß ich es auch vor gefahrlich halte, daß die cammerweiber so weit sein. Ich schlaffe zwar allein in meiner cammer, aber die erste cammerfraw schlafft im cabinet undt ein camerknecht in der Vorkammer; also wen man waß von nöhten hatt, kan maus leicht bekommen. Nichts in der weldt ist ungemächlicher, alß jemandts in der cammer zu schfaffen haben; aber nahe dabey incomodirt nicht. Ma tante zweyffelt nicht ahn Ewern zele vor dero gesundt- heit, haben aber nicht gern die fagon von einer kranken; auch ist es woll nicht ahngenehm. Der gantz hoff ist seyder montag zu Marly. Ich habe allein hir bleiben müßen; den vergangen sontag habe ich mir einen fuß vertretten undt so einen braffen burtzel- baum Qiuffs knie gethan, daß ich montags weder auff einen noch andern fuß habe tretten können; so sehr war mein recht knie undt lincker fuß geschwollen. Es wirdt doch nun täglich beßer; hoffe, baldt wider gehen zu können. Daß man die feformirte kirch ein- geweyet hatt, ist ein rechtes ahngenehmes fest vor Euch uudtAme- lisse geweßen, weillen 4 predigen wahren, die Ihr so gern alle beyde hört. Alles ist nun so trawerig in der weldt, daß man der lustigen leütte, wie die freüllen Peluitz ist, hoch nöhtig hatt. Vor

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dießem war hertzog Ernst Aagast sehr lebhaft nndt lustig, solle aber nun gar philosophisch geworden sein. Ich hoffe aber, nun er die gastereyen wider ahnfengt, daß I. L. wider lastig werden werden. Adieu, liebe Louissei Seydt versichert, daß ich Euch allezeit von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

285.

A mad. Louise , raugräffin zu Pfaltz, a Hannover.

' Versaille, donnerstag den 24 December 1705.

Hertzliebe Louise, yergangenen sontag habe ich Ewer schreiben von 10 December zu recht entpfangen. Es bedorffte keine entschul- digung, daß Ihr mir nicht gleich wider geantwortet haben; ich weiß, wie es ist, wen frembte bey hoff sein.' Ich kene den mylord Marlbouroug, war vor dießem gar ein schönner mensch von taille undt von gesiebt, solle sich aber nun sehr geendert haben. Es ist gewiß, daß er gutte qualiteten [hat]; er hatt aber auch böße undt seinen herm verrahten zu haben, dem er die groste Obligation von der weldt hatte, deßen favorit er war, daß kan ich ihm gar nicht loben noch gutt heißen. Wen mylord Sunderlandt der ist, so hir abgesanter geweßen, so könne ich ihn auch. Die sach vom mon- sieur Brauns mag ma tante woll gritlich gemacht haben; so sagen verdrießen etlich mahl mehr, alß etwaß rechts. Ich weiß nicht, wie man dem menschen die sach gutt heißen kan. Were es zu Heydelberg geschehen, bette der cavalier fort gemüst. Wie Ihr mir den monsieur Braun beschreibt, kan man woll von ihm daß Sprich- wort sagen: «Die liebe ist wie der thaw, feit so halt auff einem kühtreck alß einem rosenbladt». Adieu, liebe! Ich habe noch ein par brieff zu schreiben, hernach werde ich mich auff morgen pre- pariren, umb zum h. abendtmahl. Die mitternachtsmeß ist mein sach nicht, ich schlaff drüber ein. Geht die post recht, so ent- pfangt Ihr dießen brieff den neüjahrstag; wünsche Euch derowegen langes leben, gesundtheit, vergnügen undt waß Euch ahn leib uudt seellenntz undt seelig mag sein, und behalte Euch von hertzen lieb.

Elisabeth Charlotte.

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286. A mad. Louise ^ raugräffin zu Pfaltz , a Paris. *

Yersaille den 31 December 1705.

Hertzliebe Louise, vergangen sontag babe icb Ewern lieben brieff vom 18 entpfangen, aber ehe ich drauff antworte, muß ich Euch sagen, daß ich seyder weinnachten gantz wie lahm bin. Ich glaube, ich bin zu viel mitt tineinem verstauchten faß gangen; den er ist so abscheulich geschwollen, daß ich gar nicht mehr gehen kan undt die kammer gantz hütten muß, welches eine verdrießlich Sache vor mir ist. Ich fürchte, daß ich noch lang mitt werde zu thun haben undt dieße zukünfftige reiße wider nicht nach Marly können. Außer lahm zu sein , befinde ich mich woU ; aber es ist doch trawerig, so eingespert zu sein müßen. Ich dancke Ettch, liebe Louisse, mein brieff ahn monsieur Harling so^woÜ bestelt zu haben. Er jammert mich , so ellendt ahm potegram zu sein. Mein miltz entpfindts woll, daß ich kein exercitzien thun kan; mitt dem schlimen wetter rast es, alß wens unsinig were. Man hatt hir vor dießem capernohl auff miltz geschmirt, hatt mir aber nichts geholf- fen; die bewegung allein bekompt mir woll. Es ist gewiß, daß wen daß miltz rast, daß man alßden alles betrübter findt. Die Ursachen machen woll betrübt, aber wen daß miltz nicht tournirt, findt man trost ; tournirt' es aber , so kompt einem alles verzweyffelt vor. Es ist woll war, daß es schwer ist, lustig zu sein, wen man rechte ursach hatt, übel zufrieden zu sein. Daß die humoren endern, weiß ich nur gar zu woll durch eygene experientz; aber wen man waß findt, daß von hertzen lachen macht, so findt sich doch daß milt^ erleichtert. Gott gebe, daß es Euch offt geschehen möge, ursach zu finden, von hertzen zu lachen! Ihr thut mir gefallen, liebe Louisse, historger zu verzehlen; man hatt offt solche distraction von nöhten. Adieu, liebe Louisse! Da bringt man mir 4 brieffe, so ich noch heütte beantworten muß; kan derowegen nichts mehr sa- gen, alß daß ich Euch von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

*

? Hannover. Briefe der Prinzessin Elisabeth Charlotte. 2B

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287.

A mad. Amelie Elisabeth, raugräffin zu Pfaltz, a Hannover.

Yersaille den letzten December 1705.

Hertzliebe Amelisse, ich kan mich meiner gesnndtheit nicht so well nun rühmen, alß letztmahl; den mein verstauchter fuß ist gar schlim worden, darff nicht mehr gehen; glaube, daß ich noch lang mitt werde zu thun haben, fange morgen mein nefijahr betrübt ahn- fangen ohne außgehen. Vor Ewern gutten wünsch vor meine ge- sundtheit dancke ich Euch sehr, wünsche Euch hergegen alles, waß Ewer hertz begehrt. Ey, liebe Amelisse, glaubt mir! wems heü- rahten so gar zuwider ist, hatt nichts im kopff ; wem aber der kopff einmahl eingenohmen ist, der findt nichts schweres mehr. Es ist war, daß ma tante, die fraw churfftrstin, gern sieht, daß man heü- raht. Mich dettcht aber, daß, wen man zu einem heüraht raht, bekompt man nur undanck von beyden seytten; rahte also mein leben zu keinem heüraht. Wen es im himmel geschrieben ist, daß man soll geheüraht werden, wirdt es sich schon schicken ohne mei- nen raht. Ein Englander ist Euch vielleicht beschert, weillen Ihr mehr inclination vor dieße nation habt, alß vor ein andere. Daß laster, daß Ihr so sehr scheut, ist jetzt dermaßen gemein in der weldt, daß Ihr wenig leütte werdet finden, so nicht mitt behafft sindt, ündt wen man alle die brenen solte, so von dießer seöten sein, würde die weldt zu lehr werden. Euch, die Ihr ein mensch seydt, kan vor etwaß grawen, aber die gottheit hatt keine menschliche affecten, kan also vor nichts grawen; aber er kan straffen. Es ist war, daß deß abb^ de Thessut bruder ein falscher bößer mensch ist undt auch von deren gattung, aber nun gar kranck. Der abbe geht immer seinen schlenderian fort, ist zimblich gesnndt nun. In gantz Paris geht es im carnaval zu wie in der redoutte, ist nie meine lust gewest. Die apartements seindt hir all vor etlich jähren abgeschafft; die ersten wahren all ai'tig, hernach aber würde es sehr langweillig. Ich admirire unßere liebe churfürstin , allezeit so lustig undt von guttem humor zu bleiben undt in alles lust zu neh- men können. Gott- erhalte I. L. noch lange jähren dabeyl Adieu,

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liebe Amellisse! Ich habe Euch in dem zukünfftigen jähr nicht we- niger lieb, alß in dießem, so wir schließen.

Elisabeth Charlotte.

288. A mad. Louise; raugräffin zu Pfaltz, a Hannover.

Yersaille den 14 Januari 1706.

Hertzliebe Louisse, ich weiß, wie viel die große fest zu thun ist bey hoff; nimbt mich also nicht wunder, daß Ihr mich nicht habt schreiben können. Mein fuß, den ich vertretten hatte, ist noch nicht heill; er geschwilt noch gar starck des abendts undt thut mir noch ein wenig wehe. Daß rechte knie auff der andern seytte ist auch noch nicht heill, thut mir aber nur im knien wehe, sonst nicht. Es ist war, liebe Louise, daß sich mein miltz gar nicht woll von dem stetten sitzen befindt undt mich zimblich nach- denckisch macht. Kopffschmertzen habe ich selten, aber gar offt miltzwehe. Vor etlichen tagen war mein miltz so dick, daß man meinen solte, ich bette ein kindtskopff in der seytte; hatt mich ahm schlaff gehindert. Wie der churfürst undt hertzog Ernst August mir beschrieben worden sein, glaube ich nicht, daß ma tante, die fraw churftirstin, mehr geselschafft hatt, wen sie dar sein, alß wen sie nicht zu hauß sein. Mein vetter, der landtgraff, hatt mir durch seinen agenten hir part geben laßen von der erb- printzessin todt. Der könig in Preüssen hatt sein jähr übel ahn- gefangen undt übel geendt. Mein vetter, der witwer, muß sich durch einen andern heüraht trösten. Ich glaube nicht, unter unß gerett, daß der könig in Preüssen zugeben wirdt, daß die printzes den chronprintz bekompt ; den so groß auch I. L. meritten ist , so schlegt seindt die angen auff der mutter seydt, undt der könig in Preüssen ist hochmüttig, wirdt seinen söhn nicht mißheürahten wollen. Ich heiß mißhettraht, seine angen nicht zu machen kön- nen. Ich dancke Euch sehr vor Ewern neüjahrswunsch undt wün- sche Euch auch alles, waß Ewer hertz begehrt. Ich habe mein jähr übel geendt undt übel ahngefangen; wie es weytter gehen wirdt, mag gott wißen. Aber waß Ihr, liebe Louise, woU sicher

28*

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sein kont, ist, daß, es mag mir geben, wie es will, so werde ich Euch von bertzen lieb behalten.

Elisabeth Charlotte.

289. A mad. Aniilie Elisabeth , raugräffin zu Pfaltz , a Hannover.

Yersaille den 21 Januari 1706.

Hertzliebe Amelise, meine geschwnlst ahm faß wehrt noch; dancke Euch sehr, daß Ihr Euch es leydt sein laßet. Ich branche daß Nornberger pflaster nicht; weillen es zieht, fürchte ich, daß, wen ich es anff meinen geschwollen faß thete, mögte es ein ge- schwer zigen. Man weiß hir nicht, waß froschley-pflaster ist. Ich glaub, daß daß ej mitt frische batter gutt ist, wen mans gleich aaff den vertrettenen undt verstanchten faß thut, aber 6 wochen hernach, glaube ich, daß es zu spät ist; .den biß sontag wirdt es just 6 wochen sein, daß ich gefallen bin. Wen man alt wirdt, en- dert man von natur; wie ich noch jung undt in Ewerm alter war, liebe Amelise, heilte ich geschwinder, alß jemandts; nun aber gehts langsam her. Es seindt offt geringe mittel, so beßer helfen, alß all der balbir ihr geschmier. In dießer weldt, liebe Amelise, ist es nicht zu rechnen, daß man ein volkomen vergnügen haben könte; wen nur nicht alles übels geschieht, so geschehen könte, hatt man woU gott zu dancken; bin Euch nicht desto weniger sehr verobli- girt, mir so viel guts zu wünschen. Ich wüste, daß Ihr so ein gutter docktor seydt. Ich gehe ein wenig beßer nun, aber ich kan noch nicht woU stejgen. Ich habe die masqueraden hir auch nicht geliebt, bin doch wider meinen willen bey manche geweßen. Gott gebe, daß diß carnavai lustiger abgehen möge, alß daß vom vergan- genen jähr ! Ich habe von [herzen] gelacht über waß Ihr mir von deß Schusters fraw verzehlet habt, die sich einbildt, man vissitire die leütte auß der redoutte. Ihr thut woU, nur hin zu gehen, wo Euch gefehlt. Waß divertissementen betrifft, muß [man] ja den freyen willen haben. Adieu, liebe Ameiisse! Ich ambrassire Euch von hertzen undt behalte Euch allezeit lieb.

Elisabeth Charlotte.

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290. A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Hanover.

Versaille den 21 Janaari 1706.

Hertzliebe Louise, ich zweyffle, daß ich Euch heütte eine exacte andtwort werde schreiben können; den ich habe heütte noch gar viel zu schreiben undt muß, ehe wir in die comedie gehen, gegen halb 8 außer dießen brieff noch 5 andere fertig haben ; muß mich also sehr eyllen. Ihr werdt zu viel zu thun haben, wen Ihr, liebe Louisse, allezeit vor meine brieffe dancken wolt; ich schreibe ja jetzt zu fleißig dazu; aber vor alles gutts, so Ihr mir wünscht, habe ich woll zu dancken. Man mag nur der Englander historien leßen, umb zu sehen, wie unbeständig sie sein. Wie ich den chur- printz beschreiben höre, weiß ich nicht, ob assambl^en undt hals I. L. gefahlen, seyder sie eine gemahlin haben. Ich glaube, sie betten woll so gern , daß die gemahlin bey ihm zu hauß bliebe. Vor die schachteln vom nurnbergischen pflaster dancke ich Euch sehr, liebe Louisse! 4 schachteln seindt genung vor mich. Ich habe es ahn mein fuß nicht wagen wollen; den wie er sehr geschwollen ist, fürchte ich, diß pflaster mögte zu sehr ziehen undt mir einen offenen fuß machen, welches mir nicht ahnstehet, ob man zwar sagt, daß es lang leben macht. Ey, pfui, liebe Louisse! Waß fas- sen macht Ihr doch undt complimenten, ein paquet in mein paquet gethan zu haben! Daß kan mich ja in gar nichts schaden. Ich kene zwar den cavalier nicht; aber wie alle teütschen reformirten undt Lutteraner alle sontag bey den envoyes vonDenemarck in die predig gehen, also wirdt dießer auch woll hin; habe es also ahn monsieur Mayercroon geschickt, so es fleißig bestellen wirdt, wie ich ihn drumb gebetten habe. Es ist gemachlich, schranck zu ha- ben; flndt also, daß ma tante wohl gethan, Euch einen zu geben. Ich bin eben' so verwundert , alß Ihr , liebe Louisse , daß der chur- fürst nichts änderst, den camaval zu passiren, erdacht, alß die re- doutte, so ihn doch selber trawerige erinderungen geben solte. Adieu, hertzliebe Louisse! In eyll kan ich nichts mehr sagen, alß daß ich Euch allezeit lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

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P. S.

Ich habe vergeßeD, zu sagen, daß ich Ewer paquet vom Ö erst vergangen montag entpfangen.

291.

A mad. Louisse, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Yersaille den 81 Januari 1706.

Hertzliebe Louisse, ich hatte schon willens, Euch vergangenen donnerstag auf Eweren lieben brieff von 12 dießes monts zu andt- wortten. Allein wie ich nngefehr erst ahn Amelisse geschriben hatte undt eben die feder wider nähme, ahn Euch auch zu schreiben, ließ mich monsieur le Dauphin in die mussiq hollen, hatte also nicht mehr zeit, alß meine paquetten zu machen, habe es also biß heütte auffschieben müßen; werde also heütte auff zwey von Ewere lieben schreiben auff einmahl beantworten. Ich dancke Euch vor die 4 letzte schachteln von Nürnberger pflaster. Ihr schreibt mir aber nicht, waß es kost. Ich laße es nicht vor mich kommen; den ich brauche selten pflaster, noch andere remedien; aber viel leütte haben mich drumb gebetten. Ahn meinen fuß habe ich es nicht wagen wollen, weillen es zieht, undt mich deucht, wen man so übermäßig fett ist, alß ich bin, solle man keine humoren auff die beine zig^n, es mogte etwaß übels drauß werden. Mein fuß will noch nicht heyllen, ist noch alle abendt sehr geschwollen. Ich brauche daß italienisch wurmöhl, welches mir so woU ahn meineiü verrenckten arm bekommen ist. Ich befinde mich auch sonsten nicht zum besten, habe einen abscheulichen husten mitt von Marly bracht, aber daß wir dt schon wider vergehen. Ich sage von hertzen amen auff den wünsch, so Ihr, liebe Louisse, thut, daß ma taute lange jähren in gesundtheit möge erhalten werden. Die masque- raden werde ich baldt müdt, wen nichts possirliches dabey ist. Es war ein bal en masque vergangenen freytag nach dem nachteßen zu Marly, aber ich sähe ihn nicht, ging hübsch nach bett. Von commedien halte ich mehr, war auch gestern hir in Rodogune undt le Soldat habile, so sie zimblich woll spilten. Ma tante hatt ge- schriben, wie dem gutten baron in gartners kleydt. gefrorn; dem wirdt auch woll der husten nicht gefehlt haben. So seindt die

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plaisir ahngenehm, wen sie gantz ohne zwang sein. Le 13 habe ich vor dicßem gespilt. Ich weiß nicht, wer der alte oberst Ha- merstein ist. Ist es vielleicht der, den wir alß Fräntzgen hießen nndt cammerjancker bey meins brndern gemahlin geweßen? In meine sin ist eine kleine geselschafft, wo man frey mitt ist, ahn- genehmer, alß ein großer schwärm, wobey man gezwangen sein maß. Le treise kene ich woU, habs vor dießem gespilt. Man kompt mir alleweill sagen, daß es 8 geschlagen. Ich maß ahn ibein dochter schreiben undt noch 2 andere brieff nach Paris, kan also noch dießmahl meine Intention nicht volführen, aaff Ewere beyde brieff za andtworten ; werde den vom 19, so ich gestern entpfangen, biß aaff donnerstag sparen ; ambrassire Euch von hertzen nndt ver- sichere Euch, liebe Loaisse, daß ich Euch allezeit von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

292.

A mad. Amelie Elisabeth, raugräffin zu Pfaltz, a Hannoyer.

Versaille den 4 Februari 1706.

Hertzliebe Amelise, Ihr habt gar recht errahten, daß kalte Wetter, der frost nndt schnee, so nan regieren, laßen sich sehr ahn meinem verstangten bein undt knie fühlen; glaube nicht, daß ich vor dem frühling couriren weredt.* Ich dachte nicht, daß wildt- bratt angesandt were; ich meinte, zahm Schweinen fleisch were schlimmer. War es pirlen, daß Euch so lang gewehrt hatt, oder ein durchlauff? Ich glaube, in der kalte zu gehen, wen man nur warm gekleydt ist, ist nicht ungesundt; den man entpfindt die kalt weniger, wen man starck gehet, alß wen man still sitzt. Man hatt exempel, daß letltte in kutzschen erfrohren sein. Ma tante schreibt mir, sie habe ein wenig husten andt schnapen, aber daß haben alle menschen jetzt. Ich bin Ewere meinang in alles, waß Ihr von der redoatte sagt; die comedie ist auch mehr mein sach. Man kan über ein mergen gar woll weinen; den alle tendre sentiementen attandriren die gatte gemtlther. Wen ihnen dergleichen sentiemen- ten zu Ohren kommen, stelt man sich in selben platz undt denckt, wie einen in solchen fall zu muhte; finde also nicht, daß es lacher-

*

? werde.

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lieh ist, die weinen za sehen, so sich anff ein so iendre objet, alß eine matter ist, so ihre dochter opffern wirdt sehen, zu attan- driren. Daß hatt nichts ridicuUes nndt ich bin versichert, daß deß noble Venitianers pfaff, so durch ein solch specktacle ist touchirt worden, kein böß gemOht hatt; also kan man ihm dieße Schwachheit durch ein gutt motif entschuldigen; |den Iphig^nie ist ein gar tou- chant stück, hatt mich offt weinen gemacht, undt wen ich in die commedien mich nicht attendrirte undt touchirt fände, würde ich keine lust davon haben. Adieu, liebe Amelise! Hiemitt ist Ewer lieber brieff völlig beantwortet; habe noch 4 große brieff zu schrei- ben vor dem nachteßen, werde Euch also vor dießmahl nichts mehr sagen, alß wie daß ich Euch allezeit recht lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

293.

A mad. Louise , raugreffin zu Pfaltz, a Paris. *

YersaiUe den 4 Februari 1706.

Hertzliebe Louise, hirmitt komme ich mein wordt halten undt auf Ewer wehrtes schreiben vom 19 Januari andtwortten, wie ichs Euch vergangenen sontag versprochen habe. Vor die schachteln mitt dem Nürnberger pflaster habe ich schon gedanckt. Ich habe nun genung undt vor lange zeit, kan viel leütten mitt gefahlen thun; ich aber brauche es selber nicht. Ich habe Euch letzte post die ursach deß wegen gesagt, derowegen widerhoUe ich es nicht. Daß schlime wetter will mir meinen fuß nicht couriren laßen. Er ist noch gantz nicht belli, er geschwilt noch alle abendt starck undt thut mir offt wehe, mein knie auch. Es frirt undt schneyet heütte sehr starck undt bey solchem wetter lest sich mein gantzer fall braff fühlen; dazu ist mir (pour surcroit d'agrement) noch, ein praffer husten kommen. Ewer liebe schreiben, liebe Louisse, diver- tiren mich allezeit; den ich höre gern, wie es Euch gehet. Mein gott, 21 punckten zu beantworten, muß ein unerhört langer brieff undt lenger, alß den ich alleweill ahn ma tante geschrieben, so doch 24 seytten hatt. Die Engländer seindt sauber in eßen undt ihr eßen ist mehr nach meinem schmack, alß der Frantzoßen ihres. Es ist nun 34 jähr, daß ich in Franckreich bin, undt habe mich

* ? Hannover.

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noch ahn kein eintzigen frantzöschen ragoast gewehnen können, und! wen Ihr Euch meiner noch erinern könt, so wist Ihr woll, daß ich mein lehen kein supen nicht eße. Ma tante halt groß recht, Euch den frejen willen zu laßen, in die redontte zu gehen, oder nicht; den wen die divertissementen gezwangen sein, deügen sie den teüffel nicht. Die kälte ist granßam jetznnder. Es wandert mich, daß daß anßgehen ma tante nicht incommodirt. Die com- medien können nicht incommodireu , da ist es warm. Sie haben schon den hasten, aber alle menschen habens jetzt. Wen I. L. der margraff von Anspach wirdt ahnkommen sein, bitte ich Euch, liebe Louise, I.vL. mein compliment za machen. Ich glaube, ich habe die Ittalliener hir gesehen, so Ihr nan za Hannover habt undt welche nach Dusseldorf werden. Es wirdt spat. Ich habe hetttte noch 5 brieff zu schreiben, werde also vor dießmahl nichts mehr sagen, alß wie daß ich Euch allezeit von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

294.

A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Yersaille den 11 Februari 1706.

Hertzliebe Lonise, worumb dörfft Ihr mir nicht gleich andt- wortten, wcns ahn Amelise zu schreiben ist? Es kan ja gar nichts schaden, wen Ihr mir gleich beyde zugleich schreibt. Ich glaube, daß etliche ädern ahn meinem fuß verrenckt sein oder gar gebro- chen; den es thut mir noch wehe undt geschwilt alle abendt. Die gelenck seindt nicht auß einander; den wen daß were, könte ich nicht so fest auff den fuß tretten, alß ich thue. Waß mich ahm wehesten thut, ist wie ein circle just umb den fuß herumb hinter den hacken undt oben, wo man den schue zumacht, so gantz rings herumb. Es thut mir nicht weher im gehen, alß wan ich nicht gehe. Morgendts, wen ich aufstehe, ist mein fuß undt bein schir wie daß ander, aber alle abendt geschwildt es sehr; je mehr ich gehe, je ärger es wirdt; es ist wunderlich. Ma tante, die fraw churfttrstin, hatt mir dißmahl gar exact ihren zustandt bericht undt wie sie übel über taffei worden sein. Ihr thut mir aber doch, liebe

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lieh ist, die weinen za sehen, so sich anff ein so tendre objet, alß eine matter ist, so ihre dochter opffern wirdt sehen, zu attan- driren. Daß hatt nichts ridicnlles nndt ich bin versichert, daß deß noble Yenitianers pfaff, so durch ein solch specktacle ist touchirt worden, kein böß gemOht hatt; also kan man ihm dieße Schwachheit durch ein gutt motif entschuldigen; [den Iphig^nie ist ein gar tou- chant stück, hatt mich offt weinen gemacht, undt wen ich in die commedien mich nicht attendrirte undt touchirt fände, würde ich keine last davon haben. Adieu, liebe Amelise! Hiemitt ist Ewer lieber brieff völlig beantwortet; habe noch 4 große brieff zu schrei- ben vor dem nacbteßen, werde Euch also vor dießmahl nichts mehr sagen, alß wie daß ich Euch allezeit recht lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

293.

A mad. Louise , raugreffin zu Pfaltz, a Paris. *

Versaille den 4 Februari 1706.

Hertzliebe Louise, hirmitt komme ich mein wordt halten undt auf Ewer wehrtes schreiben vom 19 Januar! andtwortten, wie ichs Euch vergangenen sontag versprochen habe. Vor die schachteln mitt dem Nürnberger pflaster habe ich schon gedanckt. Ich habe nun genung undt vor lange zeit, kan viel leütten mitt gefahlen thun ; ich aber brauche es selber nicht. Ich habe Euch letzte post die ursach deßwegen gesagt, derowegen wider)iolle ich es nicht. Daß schlime wetter will mir meinen fuß nicht couriren laßen. Er ist noch gantz nicht belli, er geschwilt noch alle abendt starck undt thut mir offt wehe, mein knie auch. Es frirt undt schneyet heütte sehr starck undt bey solchetti wetter lest sich 'mein gantzer fall braff fühlen ; dazu ist mir (pour surcroit d'agrement) noch . ein praffer husten kommen. Ewer liebe schreiben, liebe Louisse, diver- tiren mich allezeit; den ich höre gern, wie es Euch gehet. Mein gott, 21 punckten zu beantworten, muß ein unerhört langer brieff undt lenger, alß den ich alleweill ahn ma tante geschrieben, so doch 24 seytten hatt. Die Engländer seindt sauber in eßen undt ihr eßen ist mehr nach meinem schmack, alß der Frantzoßeu ihres. Es ist nun 34 jähr, daß ich in Franckreich bin, undt habe mich

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* ? Hannover.

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noch ahn kein eintzigen frantzöschen ragoust gewehnen können, und! wen Ihr Euch meiner noch erinern könt, so wist Ihr woU, daß ich mein lehen kein snpen nicht eße. Ma tante halt groß recht, Euch den freyen willen zu laßen, in die redoutte zu gehen, oder nicht; den wen die divertissementen gezwangen sein, deügen sie den teüffel nicht. Die kälte ist granßam jetznnder. Es wundert mich, daß daß außgehen ma tante nicht incommodirt. Die com- medien können nicht incommodireu , da ist es warm. Sie haben schon den husten, aber alle menschen habens jetzt. Wen I. L. der margraff von Anspach wirdt ahnkommen sein, bitte ich Euch, liebe Louise, I.vL. mein compliment zu machen. Ich glaube, ich habe die Ittalliener hir gesehen, so Ihr nun zu Hannover habt undt welche nach Dusseldorf werden. Es wirdt spat. Ich habe hetttte noch Ö brieff zu schreiben, werde also vor dießmahl nichts mehr sagen, alß wie daß ich Euch allezeit von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

294.

A mad. Louise , raugraffin zu Pfaltz , a Hannover.

Yersaille den 11 Februari 1706.

Hertzliebe Louise, worumb dörfft Ihr mir nicht gleich andt- wortten, wens ahn Amelise zu schreiben ist? Es kan ja gar nichts schaden, wen Ihr mir gleich beyde zugleich schreibt. Ich glaube, daß etliche ädern ahn meinem fuß verrenckt sein oder gar gebro- chen; den es thut mir noch wehe undt geschwilt alle abendt. Die gelenck seindt nicht auß einander; den wen daß were, könte ich nicht so fest auff den fuß tretten, alß ich thue. Waß mich ahm wehesten thut, ist wie ein circle just umb den fuß herumb hinter den hacken undt oben, wo man den sehne zumacht, so gantz rings herumb. Es thut mir nicht weher im gehen, alß wan ich nicht gehe. Morgendts, wen ich auffstehe, ist mein fuß undt bein schir wie daß ander, aber alle abendt geschwildt es sehr; je mehr ich gehe, je ärger es wirdt; es ist wunderlich. Ma tante, die fraw churfttrstin, hatt mir dißmahl gar exact ihren zustandt bericht undt wie sie übel über taffei worden sein, Ihr thut mir aber doch, liebe

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Looisse, einen rechten gefahlen, mirs anch zn schreiben; damitt sehe ich doch, daß es nicht schlimmer ist, alß I. L. mirs sagen. Ich hoffe, daß, weillen ma tante so braff außgespeihet, daß dießer hasten undt schnapen zu dero gesundtheit dinnen wirdt. Gott gebe es! Sr Ortance bitte ich, liebe Lonisse, sehr zu dancken, daß er noch ahn mir denckt. Fragt ihm von meinetwegen, ob er seine Lissette jetzt so lieb<hatt, alß er zu meiner zeitFelitz gehabt hatt, nmb welcher willen er mir zu Hannover offt vissitten geben hatt! Leütte, so so viel verstandt haben, alß er, können alles woU threhen. Wen ich ihn sehen solt, würden wir offt von nnßern hflndtger sprechen; den ich liebe sie so sehr alß er; ^iner von ihnen, so Titti heist, ligt immer auff meiner taffei, wen ich schreibe. In ein par standen werden wir nach Marly, werde dero wegen schließen; den ehe ich weg fahre, maß ich noch 6 brieff schreiben. Adiea den, liebe Looissel Seydt versichert, daß ich Ettch allezeit lieb behalte!

Elisabeth Qharlotte.

295.

A mad, Amelie Elisabeth, raugraffin zu Pfältz, a Hannover.

Marly den 14 Februari 1706.

Hertzlieb Amelise, ob ich zwar heütte gar viel zu schreiben habe, so kan ich doch noch woU auf Ewern brieff vom 2 Februar, so ich gestern entpfangen, antworten; den er ist gar kurtz. Mein fuß ist noch einmahl wider umbgeschlagen undt übel worden; sey- der ich aber hir bin, wirdt es täglich beßer; glaube, daß ich baldt gar keine remedien (mittel wolte ich sagen) werde von nöhten ha- ben. Ich kene den margraffen von Ahnspach woll. Es ist daß beste kindt von der weldt; ich habe ihn auch lieb. Ich bin ver- wundert, daß man nicht mehr hofflich zu Hannover ist; den zu oncle uudt hertzog Gorg Wilhelms zeitten war man es sehr; man kan in der weldt nicht hofflicher sein, alß die zwey herrn wahren. Meine vettern werden sich gar nicht beliebt machen, wen sie ihres herrn vattern undt onclen s. exempel nicht folgen. Ma tante käme mir nicht so lastig in ihrem letztem schreiben vor alß ordinarie;

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daß ist mir leydt. Ich furcht, daß die erinerung, so ihr die re* doutte von der s. königin, ihrer fraw dochter, gibt, sie innerlich quelt. Ich bin schir fro, daß die faßnacht verbey geht, deß wegen. Adieu, liebe Amelise! Seydt versichert, daß ich Euch von hertzen lieb behalte!

Elisabeth Charlotte.

296.

A mad. Louise , raugräffin zu Pfaltz y a HannoTcr.

Marly den 18 Februar! 1706, umb 7 abendts.

Hertzliebe Louisse, die posten gehen wunderlich. Vergangen dinstag habe ich erst ma tante paquet sarobt Ewer liebes * schrei- ben vom 2 bekommen undt sambstag hatte ich daß vom 5 undt daß ich naturlicher weiß montags haben solte,helt man mir zurück. Amelise schreiben habe ich im letzten paquet fanden, war auch vom 2 datirt; es muß ligen blieben sein worden. Ihr habt groß recht, zu glauben, liebe Louisse, daß Ihr mir großen gefallen thut, fleißig zu schreiben undt ma tante zustandt zu berichten. Ich thue nichts mehr auff meinen fuß, alß von den florentinischen erdtwurm- ohl. Die redoutte ist pun zum endt; den wir sein in der fasten. Ich war willens, gar eygendtlich auff Ewer liebes brieffgen zu andt- worten; aber man kompt mir sagen, daß musiq ist, undt ich habe noch 3 brieff zu schreiben undt es ist schon ein virtel auff 6. Wir haben umb 3 zu mittag geßen; den man hatt den gantzen morgen gejagt; muß wider willen enden undt nur sagen, daß ich Euch von hertzen lieb habe..

Elisabeth Charlotte.

297.

A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz , a Hannover.

Yersaille den 25 Februar! 1706.

Hertzliebe Louisse, vergangenen dinstag habe ich Ewer liebes schreiben vom 12 dießes monts zu recht entpfangen ; bin fro , daß meine schreiben so woll überkommen uudt Euch in so gutter gesel-

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schafft gefanden haben. Ihr habt woll gethan, liebe Looisse, EOch ein wenig rahe zu schaffen ; taglich andt stündtlich lefltte zu ha- ben, ambarassirt unerhört; 2 tag dieße quäl in der woch zu haben, ist woll genang. Zu meiner zeit war man nicht so delicat zu Han- nover, contrari, man lebte frey undt formalisirte sich nicht; alles muß sehr geendert sein, so woll alß daß schloß, welches ich nicht mehr würde keneti können. Ich habe einen Englander hir gekandt, so auch Lincon hir.'*' Ich weiß nicht, ob es derselbe ist, so nun zu Hannover. Er kam gar offt zu mir. Wendt fragt ihn einmahl: «Estes vous catholique?» ««Non, monsieur!>» sagte Linien. «Luthe- rien?» ««Encore moins»», antwortete er. «Vous estes dont re- form^», sagte Wendt. ««Point du tout, monsieur!» sagte Lincon. «Mais qu'estes vous donc?» sagte Wendt. ««Je m'en vay vous dire, monsir, j'ay vn petit religion apart moy, qui n*est rien de tout^cela»>, wolte aber seinen glauben nicht kundt thun. Umb wie hir zu sprechen, konte man selbigen tag zu Euch sagen: «Madame, vous aves vne grosse cour>. Daß cafö ist nicht so nöhtig vor pfa- rer, alß catholische prister, so nicht heürahten dorffen; den es solle keusch machen. Mich deucht, die reformirte pfarherrn brin- gen nicht viel zu lachen, seindt gar stämich. Die geschwulst hatt sehr von meinem fuß abgenohmen, allein ich kan die stiege noch weder auff noch ab gehen undt es ist mir noch, wen ich eine stige herun- der gehen will, alß wen ich spereyßen ahn hette; den es drückt mich hinder die hacke undt in beyden knocheln deß fuß. Mein husten ist, gott sey danck, lenkst verbey. Ich thue alle tag von monsieur d'Altovitis ohl ahn meinem fuß; daß sterckt zwar, es kan aber die verenckte ader nicht wider ahn den rechten platz setzen. Ich findt die feldtscherer nicht so geschickt, alß man mir gesagt, daß sie wehrn. Alles, waß ich gebraucht, ist nichts gefahrliches, alß zum exempel de pomade d'Iverne, warmen wein, worin rotte roßen gekocht undt etliche kreütter, saltz mitt waßer undt nun diß ohl; daß ist alles, waß man mir gebraucht hatt. Gott seye danck, daß unßere liebe churfürstin weder zahn- noch kopff- wehe mehr hatt, undt erhalte I. L. lange jähren gesundt! Ich kan weder caffe, th6 noch chocolatte drincken. Ich bin auch fro, daß Ihr, liebe Louisse, wider woll sey dt. Daß ist ma tante waß neues,

* ? hieß.

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schlafferig zu sein; daß habe ich nie gesehen, we're mir auch angst dabey worden. Gott sey danck, daß es woll abgegangen ist! Mon- sieur Imhoff kene ich woll, habe ich hir gesehen, wo er envoyes von seinen hertzog war; käme mir sehr fein fohr. Die zwey heüßer konten nicht beßer thun, alß sich mitt einander wider zu verglei- chen. Ich habe noch 5 große brieff zu schreiben undt es schlecht 6, muß also enden undt nichts mehr sagen, alß daß ich Euch allezeit recht lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

298.

A mad. Amelie Elisabeth , raugraffin zu Pfaltz , a Hannover.

y ersaille den 25 Februar 1706. .

Hertzliebe Amelise, ich habe zwar Ewern lieben brieff vom 9 dießes monts schon vergangenen sambstag entpfangen, allein wie ich schon etlich mahl gesagt, die sontags-post kan ich schwerlich andtworten. Ich schreibe alß große brieff ahn ma tante undt habe 3 ordinarie posten selbigen tag, alß nehmblich Hannover, Madrit undt Luneville ohne waß ich sonst nach Paris zu schreiben habe; den alle tag muß ich 4 brieff nach Paris schreiben. Donnerstags aber habe ich zwey brieff weniger zu schreiben; den den tag geht die post weder in Spanien noch Lotteringen; kan also selbige post allezeit ahn^Eüch undt ahn Louisse schreiben, wie ich auch ordi- när! thue undt heütte wider thun werde. Ihr seydt gar zu obli- gent, waß ahn mir zu rühmen wollen; allein ich kene mich selber gar zu woll undt weiß, wie wenig rühmenswürdig in mir ist; dero- wegen lieber von waß änderst sprechen, alß nur zu hören, wie ich sein solte undt nicht bin. Ewer liebes sehreiben ist zu eloquent vor mich. Unßer carnaval ist nun verbey, habe mich den letzten tag auch masquiren müßen in meinen alten tagen. Alle meine mas- querade war ein grüner taffet; den habe ich auff einen stock mitt einer gabel binden laßen, eine große roß von couleur-de-rose-bandt drauff, der taffet war offen vom kopff ahn biß unter dem magen. In dießen taffet bin ich nein geschloffen mitt meinen kleydern, habe es umb den^ halß zugebunden undt den stock in die handt genoh- men. Man sieht keine figur nicht undt wegen der hohe scheint ich schmahl, es hatt mich also kein mensch kenen können. Den könig

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machte idi gantE nngedaltig; den allemahl, so baldt er mich ahn- Rahe, beugte ich den stock; daß schiene, alß wen man ihm eine rererentz machte. Der könig wurde endtlich gantz nngedaltig undt sagte der dachesse de Boargogne: «Mais qui est donc ce grand masqne, qai me salae a toat moment?» Sie lachte andt sagte ihm endtlich: «G*est Madame». Ich meine, der könig würde sich kranck Aber meiner masqnerade lachen. Ich that ihm aber wider einen poßen. Man nahm mich anff, zu dantzen, ich nahm den könig anff. Der dac de Bery hatte sich possirlich masqairt mitt 3 andern, le Yidame, monsiear de Chevreasse söhn, der printz de Rohan, ma- dame de Vantadour dochterman, nndt der junge Seignlay ; sie wah- ren mitt goltstück, goltene masquen, silberne scharpffen, eben wie die goltgeschnitzte geridons sein; hatten lustre auff den haüb- ten undt stelten sich in die 4 ecken vom salon. Monsieur le Dau- phin wahr recht *possirlich; er war wie eine dame en cornette et andriene, man konte ihn nicht ohne lachen ahnsehen. Es ist eine verdrießlich sach, nahe bey einem bal zu schlaffen; ich weiß, waß es ist. Ich reterirte mich umb 12, wie ordinarie nach bett zu geben; allein umb 4, wie der bal zum endt ging, biß alles fort war, welches 2 gutter stundt werdt, konte ich ohnmöglich schlaf- fen. Divertissementen können ma tante, der fraw churfürstin, nichts schaden; den daß hindert, ahn trawerige gedancken zu ge- dencken, welche I. L. viel gefahrlicher undt schadtlicher sein. Waß schlaffen gehn betriefft, thut die gewohnheit viel dazu. Die sich so sehr zärtlcQ undt delicattiren, leben nicht langer. Wer mich obli- girte, daß bett zu hütten, würde mir gleich kopffwehe undt fieber geben. Viel meinen, es seye artig, sich so delicat zu stellen, undt ich finde es abgeschmackt. Adieu! Ich muß [schließen]; den ich habe noch 6 brieff zu schreiben. Seydt versichert, daß ich Euch allzeit recht lieb behalte!

Elisabeth Charlotte. 299. A mad. Amelie Elisabeth , raugraffin zu Pfaltz , a Hannover.

Versaille den 4 Mertz 1706.

Hertzliebe Amelise, vergangenen sambstag habe ich Ewer liebes schreiben vom 19 Februar zu recht entpfangen, aber wegen deß

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sontage vielle schreiben, wie schon offt gemelt, nicht andtwortten können. Ma tante, die fraw chnrfürstin, hatt mir anch geschrie- ben, wie der königen Anne von Engellandt geburtstag ist celebrirt worden. Ich kan nicht begreiffen\ waß gala heist; den es ist kein teütsch wordt. Ich kan nicht errahten, warumb der churfürst von Braunsweig nicht bey dem fest geweßen. Ma tante findt die. frettl- len von Degenfeit schon, welches leicht zu glauben; sie seindt von schonner race. Tantzt man gar nicht mehr teütsche dantz in Teütschlandt, daß man jetzt drüber lacht? Ich finde keine thorheit im lustig machen; den daß ist gesundt. Die thorheit ist in trawe- rig sein; den daß macht krank undt ist zu nichts nutz. Mein fuß ist noch nicht recht heyll, lest sich noch fühlen. Ich liebe daß frantzosche dantzen gar nicht; ein ewig menuet ist mir unleydtlich, habe also mein carnaval zugebracht wie den carfreytag, mitt schreiben, leßen undt corbmachen. Commedien aler sehe ich gern, dem habe ich kein eintzige verfehlt; etliche wahren gutt, ander schlim. Man hört von nichts, alß plötzliche tödt. Vergangen son- tag sprach ich umb 4 abendts mitt einem man, so deß haußschney- ders oncle war; montag abendts fnndt man ihn todt im garten. EiQ cammerknecht von hertzog von Bourgogne geht auß seiner cammer, wirdt gleich von schlag gerührt. Ahn allen enden hört man von geschwinde todtsfall. Biß die reyeahn mir kompt, werde ich Euch, liebe Amelise, von hertzen lieb behalten.

Elisabeth Charlotte.

300. A mad. Louise ^ räugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Yersaille den 11 Mertz 1706.

Hertzliebe Louise, vergangenen sambstag habe ich Ewern lieben brieff vom 23 Februar sambt dem von Amilise von 26 zugleich entpfangen. Die posten gehen nun gar doli undt seindt gar nicht eingericht; daß beste ist doch, daß keine brieffe verlohren werden. Gott seye danck, daß unßere liebe churfürstin den carnaval so woU außgestanden, undt gebe ihr noch manche so I. L. erfrewen möge! Ich hoffe, daß sie bey dem jetzigen so gar schönnen wetter wider zunehmen werden. Madame hatt woU groß recht, deß churprintzen

448

eztravagansen nicht zn hertzen za ziehen. Daß roarqnisisch frant^ zosch geblfldt lest sich in ihm spflren, daß, wen er woU thet, grefilich verhehlen solte; den es gibt ihm gar keine eher. Man thnt dem printzen daß groste unrecht von der weit, ihm seine so- tissen zn verbergen undt es seinem hcrrn vatter nicht zu sagen; den er ist noch Jung genung, corigirt zu werden, undt bleibt er, wie er ist, wirdt er kein lob erwerben. Brutalitet steht jederman Abel, aber großen herrn noch mehr. Sein herr vatter solte sich selber informiren, ob er mitt seiner groß fraw mutter lebt, wie er solle, undt ihm solches expresse einbringen; den der churprintz thut sich selber tord, wo er nicht den grosten respect vor ma taute hatt. Die princes hatt vielleicht den verstandt, exempel ahn ihrem herrn bruder zu nehmen undt sich dadurch zu corigiren. Ich glaube nicht, daß signeur Ortance seine Lissette lieber hatt, alß ich meine hfindtger. Mein fuß ist noch nicht wider gantz heyll, doch viell beßer. Ich habe aber einen abscheulichen husten, so mir komen, weillen ich eine wattedecke abgethan undt im schlaff gar kalt be- kommen. Adieu, liebe Louissei Seydt versichert, daß ich Euch recht lieb behalte 1

Elisabeth Charlotte.

301.

Versaille, mitwog den 17 Mertz 1706.

Hertzliebe Amelisse, Ihr werdet von Louise vernehmen können,

worumb ich Euch heütte ein tag eher schreibe, alß ordinari;

drumb widerholle ich es nicht. Mitt meinem fuß gehet es nun

zimblich woll, gott lob! Ihr habt recht, Le grondeur monsieur Gri-

chart* artig zu finden; den er ist es in der that. ümb gutt zu sein,

muß es aber woll gespilt werden. Daß original von dießera stück

war ein docktor, so monsieur Lebel hieße undt welchen ich vor

dießem gehabt habe. Ewer scb wager ist gritlich, daß es war recht

incompatible. Es ist kein marquis, sondern ein conte de, der nun

zu Hannover ist. Ich kene ihn woll undt alle seine verwanten, so

er hir hatt. Seines brudern gemahlin ist erst kurtzlich gestorben,

war deß duc de Rohans dochter. Die gräffin von Furstenberg, seine

fraw mutter, wondt auff ihre gütter, so sie hiiT'hatt. Sie hatt nun

* * KomSdie von Braeys und Palaprat.

449

keine galanterie mehr, [ist] aber sehr galandt geweßen. Ich glaube', es were ihr schwer, ihrer kinder vätter zu nehnen. Der eiste gleicht viel mehr ahm cardinal, alß der jüngste graff, so nun zu Hannover. Seinen humor kene ich nicht, kene viel mehr seine zwey älste brüder, deren einer todt ist; hatte einen dollen heüraht ge- than, ehe er gestorben. Daß der jüngst einen duel gehabt undt deß wegen auß dem landt gemüst, daß ist war. Ich glaube, daß mein söhn der einig junge mensch in der weldt ist, dem sein eygen haar übel stehet; man kan ihn nicht mitt leyden. Nachdem die gesiebter sein, stehet die peruque woll oder übel; aber ordinarie gehts, wie Ihr, liebe Amelise, gar recht sagt, daß sie die alten leütte jünger undt junge leütte älter macht. Adieu, liebe Amelisse! Diß ist der 6te brieff, den ich heütte schreibe; die handt ist mir müde, sage derowegen nichts mehr, alß daß ich Euch von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

302. A mad. Louise , raugräffin zu Pfaltz, a Hannover.

Yersaille den 17 Mertz 1706.

Hertzliebe Louisse, ich schreibe Euch heütte; den ich förchte, daß ich morgen nicht der zeit dazu finden werde, weillen wir mor- geü die letzte commedie haben werde, welche früher, alß ordinarie, ahngehen wirdt, undt ich morgen auch noch Tor übermorgen schreiben muß. Den übermorgen fahr ich nach Paris, wo ich et- liche wenige geschafften 'habe; werde im opera bleiben, erst gegen 11 abendts wider her kommen, undt weillen ich doch die post nicht verseümen will, ahn Euch undt Amelise zu antwortten, so thue ich es dießen abendt. Ich weiß gar woll, wie es kompt, daß ich meine brieffe so unrichtig entpfangen undt die meinen auch so doli. Es ist der postmeister schuldt nicht, sondern deß ministre; der ober- postmeister ist schuldt, der will allezeit alle meine brieffe leßeu, umb den könig davon ahnzutragen, waß ihm beliebt. Er kan nicht viel teütsch, man muß ihm unßere brieffe übersetzen, deßwegen gehen sie so unrichtig; den er lest sie nur nach seiner gelegenheit wider zu machen undt lieffern; dadurch aber erlangt er meinen se-

Briefe der Prinzessin Elisabeth Charlotte. 2ld

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gen nicht. Gk)tt verzey mirs! aber ich verflache diß mantgen offt. Ich glaube, es hatt ihm anglttck bracht; den er ist nun kranck. Ich versichere Eflch, liebe Louise, daß deß gutten ehrlichen nionsiear d^Altoviti wannohl trefflich ist undt hatt mir die schmertzen vom fuß benohroen. Erinert Ihr Euch deß Altovitis nicht mehr? Ihr habt ihn so lang zu Heydelberg gesehen, ein gutter ehrlicher [mann], aber gar heßlich, ein lang schmahl gesiebt, gar große naße, die angen klein undt nahe bey der naße undt dane lefftzen, schwartze augbrawen undt sehr mager, trug eine blunde peruque. Waß mir noch gar woll ahn meinem fuß gethan, ist ein fußbadt, so mein dockter mir verortnet, waßer, wein undt von den braunrohte roßeo sambt allerhandt kreütter, alß rossemarin, lavendel, thimian, salbey, camillen; ich weiß nicht, waß noch mehr drin ist. Daß bekombt mir recht woll undt ^terckt mir den fuß. Oott seye danck, daß ma tante, die fraw churfttrstin, sich so woll befindt, da nun überall alles voller husten undt schnupen ist! Gott erhalte I. L. lange bey gutter undt volkommener gesundtheit! Daß geschieht mir auch offt, daß mir die brüst pfeyfft; es seindt windt, daß vergebt baldt wi- der. Ich habe seyder 10 tagen ein braffen husten gehabt, fengt nun ahn, wider zu vergehen. Ich habe nichts davor gebraucht, im ahnfang nur ein par schallen waßer gedrunken, undt wen der hu- sten ahm starcksten , ein wenig von dem indianischen cachou ge- eßen; dadurch ist er verfault, werff braff auß. 'Le grondeur ist baldt gespilt, hatt nur 3 acten ; man spilt es hir zum poßenspiel. Wen man zamen sprechen will, ist nicht nohtig, in die commedie zu gehen. Ich kan nicht leyden, daß man in der commedie relit, mache alß alles umb mich herumb schweygen. Wie Ihr mir von der fraw von Degenfeit sprecht, muß sie recht gutt sein undt ein recht gutt gemühte. Euch zu besuchen kommen sein. Ihre zwey töchter sollen recht schön sein. Es ist noch beßer, daß scheyden wehe thut undt man die sieht, so man lieb hatt, alß nie nicht. Freyllich höre ich gern von h. Max kinder reden; den er war ja mein gar gutter freündt. Hirmitt ist Ewer schreiben, liebe Louisse, völlig beantwortet; bleibt mir nichts mehr überig, alß Euch zu versichern, daß ich Euch allezeit von hertzen lieb behalte.

' Elisabeth Charlotte.

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303.

A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

V^rsaille den 25 Mertz 1706.

Hertzliebe Louisse, vergangen sambstag habe ich ma tante, der fraw churfürstin, undt Ewere schreiben auflf eine manir ent- pfangen, alß wen man eine probe geben wolte, waß ich Euch letzt- mahl davon geschrieben, nehmblich, daß sie alle geleßen werden; den man bracht mir mein paquet gantz zerißen undt mitt einer kleinen cordel oder bindtsfaden zusamen gebenden. Ich müste drü- ber lachen, ob es mir gleich nicht gar woll gefiel. Daß so gar schlimme wetter macht mir meinen fuß noch fühlen undt geschwilt noch gegen abendt; ich gehe doch gar woll ohne hincken; ist es aber schön wetter, fühle ich nichts. Ich finde es so gemachlich, sich die stiege auff undt ab zu tragen . laßen , daß ich mich noch nicht habe resolviren können, auflf undt ab zu steigen ^ndt meinen fuß undt knie zu exerciern. Wens warmer wirdt werden, will ichs beßer machen. Wen der mylor Lincoln seine nahmen geprononcirt hette, wie Ihr ihn, lieb Louisse, schreibt, so würde einsmahls ein leibguarde von Monsieur zu St Clou nicht geantwort haben, wie er that. Es war.umb* sommer umb halb 10 abendt, wir wahren ahm fenster, Monsieur undt ich, undt wartten, daß man ahngericht hatte, umb zu nacht zu eßen. Auff einen stutz sehen wir eine kutzsch mitt 6 pferden daherkommen undt einen man außsteygen. Monsieur rieff: «Qui est ce cela, qui arive?* Ein guarde andtwortet: «Ma foy, Monsieur, je n'ose le dire a V.A. royale». Monsieur sagte: «Quelle sotisse! Je veux savoir, qui s'est». Der guarde sagte: «He bien, Monsieur, puisque vous le voulles savoir, son nom est vne sotisse; car il y a du con en son nom». Ich meinte, Monsieur würde sich todt la- chen. In dem kompt , der monsieur Lincoln, so übel frantzösch sprach, in den salon undt fengt ahn: «Monser, vostre atesse reale trouve, que moy vient tard, mais ce que moy a cheval neuff, qui prende mortaudent, c'est enfuy; moy ly cherches dans sti bois di Boulogne et moy pences mourir cent fois ; enfin mon chival tröuves, moy suis venus rendres respect». Ihr kont woll glauben, daß daß lachen mitt dießem schonnen discours nicht auflfhorte. Es kan der

* * ? im.

29*

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Dicht sein, von welchem Ihr sprecht, weillen der ein junger mensch ist. Er * betrigt Euch nicht in waß Ihr vom conte de Lamarq glaubt, den von seiner zartten jugendt ahn hatt er vor malicieux passirt undt von seiner eygen matter übel gerett. Er war in seiner ersten jugendt sehr heßlich; weiß nicht, wie er nun ist. Sein bruder klagt, daß er zu viel spilt. Er konte woll zehlen; den sein herr bruder hatt mir gesagt, er habe ihm kürtzlich 4000 thaller geschickt; kan also seine 300 ducatten woll bezahlen. Es ist be- trübt, gutte üudt trewe freunden adieu zu Sachen, wen man nicht weiß, wen man einander wider sehen wirdt; kan also leicht be- greifen, wie schwer es Euch sein muß, liebe Louise, die fraw von Degeufelt mitt ihren tochtern weg zu ziehen sehen. Wer von natur tendre ist, kan nicht indifferent werden, undt wen maus schon konte, wolte man sich doch nicht endern, weillen es von einem gutten gemühte herkdmpt. Ma tante hatte mir schon die andere post alles verzehU, wie es mitt dem brandt zugangen. Ich bin fro, daß I. L. nicht gewust, in welche gefahr printz Ernst August geweßen. Gott seye danck, daß I. L. so glücklich davon komen sein! Daß würde ma tante geängstiget haben, wehren nachts auffgestanden undt daß hette vielleicht ahn dero gesundtheit geschadt. Ich fürchte, daß der churprintzes kindt den schrecken woll etitpfinden wirdt. Wens nur mitt keine gichter auff die weldt kompt! Es fehlt nie in solchen fällen, es kompt alß etwaß possirliches dabey, so la- chen macht. Ihr habt daß jugement, wie ich sehe, nicht in der gefahr verlohren, daß Ihr Ewere sachen gepackt undt in die statt geschickt habt. Meines bruders gemahlin hatt mir der Bernstein heüraht schreiben laßen. Bonicau ist der Leßschenbrand ihr neuen. Ich habe 3 Bonicau hir gesehen, weiß aber nicht, ob dießer, den die Bernstein geheüraht, einer von denen ist. Adieu, liebe Louisse! Ich will ahn Amelisse andtwortten, nachdem ich Euch versichert, daß ich Euch allezeit von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

? Ihr.

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304. A mad. Amelie Elisabeth, raugräffin zu Pfaltz, a Hannover.

Versaille den 31 Mertz 1706.

Hertzliebe Amelise , ich muß heütte abendt auff Ewern lieben brieff andtwortten; morgen kan ich ohnmoglich, wir mtißen zu lang in der kirch sein. Waß die comedien ahnbelangt, so spilt man sie bey hoff undt zu Paris biß in der wochen vor der heylligen; alß zum exerapel vor 8 tagen haben alle comedien undt spectacle auff- gehört, fangen zu Paris den montag nach Quasimodo wider ahn, aber bey hoff erst zu Fontainebleau im herbst. Seyder ich so gar dick geworden, sehe ich lieber comedien, alß daß ich spatziren gehe; wen man/ so schwer undt alt wirdt, wirdt man faull. Ich wünsche, daß hertzog Anthon Ulrich sich woll genung befinden mag, umb nach Hannover zu kommen können, undt daß ma tante mitt gesundtheit nach Wolffenbüdel , wirdt. Mich deucht, daß die starcken husten weniger dauern j alß die kleine; die experientz habe ich bey mir selber. Ihr segt durch meine 2 brieff, daß ich fleißig andtworte. Mein husten ist lengst weg; mein fuß wirdt beßer, seyder ich mehr gehe. Ich halte die fasten nicht, ich kan die fisch nicht vertragen. Wer sonst mortification haben will, kan genung hir finden, ohne sie zu suchen. Ich admire Ew^re forsichtigkeit undt prüdentz; den es ist leichter, gar zu schweygen, alß vorsichtig zu sprechen. Hirmitt ist Ewer schreiben beantwortet.' Adieu, liebe Amelise ! Seydt versichert , daß ich Euch lieb behalte I

Elisabeth Charlotte.

305. A mad. Amelie Elisabeth, raugräffin zu Pfaltz, a Hanover.

Versaille den 11 April 1706.

Hertzliebe Amelise, gott sey danck, daß ma tante husten so geschwindt undt baldt geendet hatt ! Seyder 14 tagen haben wir daß schönste wetter von der weldt hir, mache es mir so viel zu nutz, alß ich kan. Mein fuß thut mir nich gar wehe; ich gehe auch

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woll eine gatte standt mitt spatziren, abendts aber geschwilt er noch. Ihr seydt sehr devot, den sontag nicht außzugehen; aber ich halte eine vissitte gefahrlicher, alß eine comedie; den es ist schwer, nicht in vissitten von seinem negsten zu reden, welches eine größere Sünde, alß ein spectacle zuzusehen. Ich wurde nicht aprobiren, daß man den sontag in die comedie ginge, ahnstatt in kirch; aber wen man seine Schuldigkeit bey gott abgelegt, finde ich, wie schon gesagt, daß ein spectacle weniger gefahrlich vor daß gewißen ist, alß die conversation. Louisse nieindt, daß graff Brockdorf 25 jähr alt ist; daß wer 10 jähr alter, alß seine braudt. Ich habe nicht gewust, daß er verliebt von dem Wilhelmel geweßen. Es ist doch ein gutt vertrawen, so der graff zu Euch tregt, daß er Euch bitt, seine fraw zu ziehen ; also werdt Ihr ihr Ewer gutten raht nicht versagen können. In dem alter hatt man raht von nöhten; daß kan ohne zwang geschehen; den wen man daß seine gesagt hatt undt maiT Eweren raht nicht folgt, seydt Ihr nicht mehr schuldig, weitter zu rahten. Man rufft mich, umb in die kirch zu gehen; muß also enden vndt vor dießmahl nichts mehr sagen, alß wie daß ich Euch allezeit von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

306. A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hanover.

Versaille den 11 Aprü 1706.

Hertzliebe Louisse, vergangen donnerstag schriebe ich einen so unerhörten langen brieff ahn I. L. die churfürstin, daß ich ohnmög- lich ahn Euch noch ahn Amelisse andtwortten konte; werde es derowegen heütte thun. Die posten gehen abscheulich unrichtig, machen mich recht ungedultig. Mein husten ist, gott sey danck, lang weg; habe ihn mitt nichts, alß waßer drincken, courirt. Ich kan keine milch vertragen , drumb kan ich kein posset drincken ; die milch wirdt mir gleich zu käß im magen. Seyder 14 tagen ha- ben wir hir daß schönste frühlingswetter von der weit; man macht kein fewer mehr im camin undt die fenster bleiben offen biß umb 11 uhren nachts; es ist recht warm, daß man schwitzt. Daß kan nicht so dawern; ich forchte sehr, es solle noch ein frost kommen;

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were woll schadt, den alles ist grün undt alle hecken in blüdt; man sagt auch, die nachtigalle laß sich schon hören. Man meint hir im landt, daß, wen pirlen sich bey einer schwangern frawen ahnmelt undt sie dabey schwanger bleibt, wie es mitt der chur- printzes von Hannover gangen, daß sie ohufehlbar mitt einem söhn schwanger geht. Es ist viel, daß der churprintz sein unrecht er- kendt, undt es ist woU loblich ahn ihm, sich zu corigiren. Mein gott, wo kompt dießes printzen hochmuht her? Mag nur ahn seine mutter gedencken, wie auch ahn seine großmutter von mutter seyt- ten, so wirdt er ursach genung zur demutt finden. Ihr sagt woll, daß graff Brockdorf sich heüraht, aber nicht, wen er nimbt. Ist es vielleicht auch ein mißheüraht, so in Teütschlandt jetzt auch so gemein werden? Wir werden nun baldt eine princes de Tarante hir sehen, so deren, so Ihr gekandt habt, in nichts gleichen kan. Ihre großmutter ist schlegte camermagt gewest bey einer simplen dame. Ich habe meinem vettern de Latrimouille meine meinung tetttsch herauß drüber gesagt. Er andtwort aber, es seye ja in Franckreich der brauch, nach keine ahngen zu sehen, undt er hette große schulden, also reichtum von nöhten undt mademoiselle de Lafayete were gar reich. Wie ich gesehen, daß es nicht mehr zu endern stehet, habe ich nichts mehr dagegen gesagt. Ich finde die glücklich, so reißen dorffen undt hingehen können, wo sie wol- len. Were es mir erlaubt, wie den graffen von Bruckdorf, würde ich baldt in Lotheringen undt von dar nach Hannover. Aber daß kan leyder nicht geschehen, muß mich also nur contentiren, Euch die woch einmahl zu versichern, daß ich Euch von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

307. A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Hannover.

Marly den 15 Apriliis 1706.

Hertzliebe Louisse, vergangen dinstag habe ich erst Ewer liebes schreiben vom 31 Mertz entpfangen; die posten gehen uner- hört übel. Ich bin so ahn alles verdrießliche hir gewohnt, daß ich picht eiumfthl dran gedenck, daß man meine brieffe list; auch co-

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mantaire draaff weiß ich gar woll, aber ich dencke alß ahn waß in meinem schreibbuch stundt undt ich so manchmahl abschreiben mflßen, wie ich noch jnng war:

Waß nicht za endern stehet, Laß gehen, wie es gehet!

Aber wen man mir ma tante paqnet zu lang auffhelt, werde ich doch böß undt sage die warheit dichte. Ich habe nie gefragt, ob schreiben erlaubt oder verbotten ist, immer hin geschriben. Altoviti ist gar heßlich, daß ist war; er ist aber so gar ein gutter ehr- licher mensch, daß sein gattes gemühte ihn ahngenehm macht. Er hatt sich in Flandern geheüraht, lebt nun in seiner famille zu Flo- rentz, hatt sich von hoflf retirirt undt lebt in einer großen gotts- furcht, gibt, waß er hatt, den armen. Mein fuß geschwilt noch alle nacht, jedoch so thut er mir nicht mehr wehe undt gehe wie ordinarie. Es ist nie kein rohtlauffen dazu kommen, daß hab ich mein leben nicht gehabt. Ich habe, gott lob, schon lengst keinen husten mehr. Man hüdt die kammer nirgendts, umb heyßer zu sprechen. Ich weiß nicht, ob der samet hir leichter ist, alß in Teütschlandt; allein. den ich getragen, der war nicht schwerer, alß ein drap de St Maur. Wir haben 15 tag das schönste wetter von der weldt gehabt, nun aber wirdts wider kalt. Ich habe meine winterkleyder noch nicht abgelegt undt bekompt mir woll. Es geht mir wie unßere liebe churfürstin, ich kan keine schwere kleyder tragen. Ich glaube, daß ma taute nicht übel gefunden, das Ihr vor sie in die kirch seydt; aber es schlegt alleweill 5 undt Ewer lieber briff ist beantwortet. Ich habe noch 3 große brieff zu be- antworten; werde derowegen vor dießmahl nichts mehr sagen, alß daß ich Euch von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

308.

A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Marly den 22 April 1706.

Hertzliebe Louisse, die posten gehen so unrichtig, daß ich nicht habe verspüren können, ob Ihr mir die fest über geschrieben habt oder nicht; den bettet Ihr mirs nicht selber gesagt, würde

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ich es auß obgemelter nrsach nicht gespürt haben. Wen man hir jemandts schaden will, ist es nicht genung, nichts in den briffen zu finden, man legt einem seine eygene worter änderst anß undt macht doli commantaire; den lügen kost hir nichts. Von mylord Lincoln haben wir genung gesprochen. Die historie von deß herrn von Degenfelts camerdinner Harsch ist bößirlich. Daß erinert mich, waß meinem söhn einmahl begegenet ist. Es geht ihm, wie allen Frantzoßen, so nie recht teütsch lehrnen. Ich hatte ihm einen teütschen sprachmeister geben laßen. Nachdem er 4 gantzer jähr gelehrnt, sagt ich zu meinem söhn: «ümb eine sprach zu lehr- nen, so muß man sprechen; drnmb redt etlichmahl mitt mir!» Einsmahl waren wir in der gallerie. Ich weiß nicht, waß wunder- liches dort .vorging, so wolte mein söhn daß teütsche Sprichwort cittiren «Art lest nicht von art», kompt mitt ein amphase daher undt prononcirt wie eine sententz: «Arsch lest nicht von arsch.» Ich erschrack, meinte, er wolte mir etwaß wüst sagen. Ich rieff: «Bub, schweig still!» examinirte, waß er sagen wolte; meinte in der that, wie es dan hir gar gemein ist, er hette etwaß abscheu- liches gesehen. Nachdem er mir aber in frantzösch explicirt, waß er hette sagen wollen, lernt ich ihm den unterschiedt. Er wolte sich kranck lachen, sagte aber doch, er sehe woll, daß er daß Teutsch nicht lehrnen könte; hatt es auch gantz negligirt seyder dem. Wo ist de? alte herr von Degenfeit nun? Ich bitte, wen Ihr ihn schreibt, so grüst ihn doch von meinetwegen! Er muß nun auch nicht jung mehr sein. Carllutz s. hatt mir dolle historgcr von der madame Bar verzehlt, wie sie noch hofffreüllen war. Graff de Lamarck, so Ihr zu Hannover gesehen, da ist wenig besunders ahn; sein elster bruder aber ist fein undt ein ehrlicher man. Hir- mitt ist Ewer schreiben völlig beantwort; werde noch vor der jagt ein par wort ahn Amellisse schreiben, nachdem ich Euch werde versicheirt haben, daß ich Euch von hertzen lieb habe, lieb habe.

Elisabeth Charlotte.

309. A mad. Amelie Elisabeth, raugraffin zu Pfaltz , a Hannover.

Versaille den 29 April 1706. Hertzliebe Amelise, es geschieht wenig gar artiges in dicßen

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zeitten; wer nicht schreiben wolle, biß man etwaß gar artiges fünde, mQste lang ohne schreiben sein. Der nahm von Hosiander ist mir gar nicht nnbekandt, ich erinere mich aber der person gar nicht mehr; man sieht so viel leütte, daß man sie nicht behalten kan. Mich deucht, daß ohne böß sein thut man nichts a lombre, alß zancken, undt mein leben habe ich diß spiel nicht ohne zanck spülen sehen. Die böße spieller können nicht woU leyden, daß man lacht. Ich bin so ungeschickt' undt habe lombre nie recht lernen können; ich kan es genang, umb es spillen zu sehen, aber nicht genung, umb selber zu spillen können. Madame de Longettil, wo hatt die den papa s. gesehen? Sie muß den gar alt [sein], wo sie ihn hir im landt gesehen undt sich seiner erinem kan; den es muß woll 60 jähr sein, daß ]^ 0. s. in Franckreich ge?;veßen; den es war, ehe sie die Pfaltz wider hatten. Wen ich die freüde hette. Euch zu sehen, wolte ich Euch woll baldt sagen, ob Ihr I. G. unßem herr vatter gleicht oder nicht; den I. 6. id^e werde ich woll mein leben nicht verliehren. Es ist woll etwaß rares, so einen betrübten witwer zu sehen, wie der landtgraff von Darm- stat ist. Ich glaube, daß es nicht gar rar ist, daß der chur- fürst mitt freüUen Schallenberg spilt. Ich habe einen von ihren brüdern gekandt, der ein schön gesiebt hatte; wen 'die Schwester ihm gleicht, ist es der mühe woll werdt. Er war hir mitt einem hertzog von Holstein , so in Turquey mitt der keyßerlichen ambas- sade geweßen war. Ich glaube, sie hattens in Turquey gelehrnt, allezeit beysamen zu sehen. Selbiger herr hatt hernach eine print- zes von Wolffenbüttel geheüraht, ist nun schon todt. Adieu, liebe Amelisse! Hiemitt ist Ewer schreiben beantwort. Ich muß dießen abendt noch 4 brieff schreiben; kan Euch derowegen nichts mehr sagen, alß wie daß ich biß ahn mein endt bin undt bleibe, wie ich Euch alß versprochen, nehmblich daß ich Euch von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte,

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310.

A mad. Louise , raugrafin zu Pfaltz, a Hannover.

Meadon den 6 May 1706.

Hertzliebe Louisse, von meinem husten ist nichts mehr zu sa- gen. Die temperamenten seindt unter den menschen so unterschiedt- lich, wie die gesichter. Daß wetter ist seyder ein par tagen sehr unbeständig, baldt regnets, baldt ist es schön. Warm werden im spatziren geschieht mir gat leicht. Ich erinere mich noch perfect, wie schönne frühling wir zu Manheim undt zu Schwetzingen gehabt haben. Ihr werdt mir einen großen gefallen thun, mir eygendtlich zu berichten, waß alß zu Braunsweig vorgangen undt wie man unßere liebe churfürtin dort divertirt halt. Ich habe noch eine bitt ahn Euch. Ich erinere mich, daß man zu Bacherach tabletten von schifferstein mach, so gar gemachlich sein; man sagt, man verkaufft auch derselben zu Franckfort. Also bitt ich Euch, liebe Louisse, last mir doch ein par kleine dablettger kauffen undt schickt mirs durch die post undt den zettel dabey, waß es kost! will es mitt danck bezahlen. Bitte, fest zu glauben, daß ich Euch allezeit von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte. 311. A mad. Amelie Elisabeth, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Marly den 18 May 1700.

Hertzliebe Amelisse, Louisse hatt mir geschrieben gehabt, daß Ihr mitt von der braunsweigische reiß geweßen seydt; drumb hatt es mich nicht frembt genehmen, kein schreiben letzte post von Euch zu bekommen. In engen kutschen ist nichts ungemächlichcr» alß ein estrapontin. Ich sehe, daß Ihrs in reißen macht wie ich, nehmblich braff in der kutsch zu schlaffen; daß kan ich unmöglich laßen; matante schiäfft selten in kutsch. Wer saß den gegenüber ma tante, daß Ihr auff dem estrapontin wahret? Hertzen* An thon Ulrich ist der beste herr von der weit undt hatt ma tante, die fraw chur- fürstin, allezeit hertzlich lieb gehabt; wundert mich alfto nicht, daß

* ? Herzog,

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I. L. fro geweßen, ma tante nach 15 jähren wider zu sehen. Drnmb habe ich den gntten hertzog lieb, weillen er so viel affection Yor ma taute hatt. Es kan leicht sein, daß dießer hertzog viel frantzöß silbergeschir hatt ; den er ist lang gatt frantzösch geweßen, da mag er woll viel pressenten bekommen haben. Ma tante ist auch sehr content von alles, waß sie im Salsthal gesehen. Unßers kOnigs contrefait, wo es gleicht, werdet Ihr gntte minen gesehen haben, welches onßer könig noch Ober alle menschen hatt. Der ertzhertzog muß erst anß Barcelonne sein, ehe I. L. die schonne princes bekommen. Vor jenner weldt, wer woll lebt, hatt hoffnung, seelig zu sterben; aber in dießer weldt, wer nichts hatt, muß hun- gers sterben, undt daß ist keine gutte sach. Ich habe allezeit ge- hört, daß man gar höfflich ahm' wolffenbüttelischen hoff ist. Zu oncle s. zeitten war man es auch zu Hannover undt dadurch haben sich die herrn bey gantzer weldt beliebt gemacht. Ich höre aber nicht, daß der itzige churfürst noch hertzog Ernst August in dieß fnstapffen tretten; es wir dt ihnen mitt der zeit gerewen. Ihr habt gar woll gethan, dem adel nicht zu cediren. Der churfürst thut sich selber -tord, wen er Euch den adel vorzieht; den wie er es auch macht, so kan er doch nicht hindern, daß Ihr nicht geschwis- terkindt mitt ihm seydt; also beschimpfft er sich selber, wen er Euch beschimpfft, undt man wirdt sehen, daß er sich von adlichen personnen gouverniren lest, wen er den reichsgraffen ihr recht nicht gibt. Es ist leyder nur alzu war, daß meines brudern s. gemahlin gestorben. Ich habe L L. woll von hertzen beweindt. So lang ich in Franckreich, haben wir einander allezeit geschrieben, aber mitt dem churfürsten von Braunsweig habe ich kein com- merse. Aber der churfürst wirdt woll schon sehen, waß ich Euch schreibe undt Ihr mir; den ich bin persuadirt, daß man unßere brieffe zu Hannover lest wie hir. Ich glaube, ich werde mein le- ben nicht auß trawer kommen; den da bin ich ja nun wider vor 6 mont in trawer. So baldt es apropo kan kommen, werde ich woll ahn ma tante waß von Ewern rang melden; aber wie schon gesagt, so wirdts der churfürst schon in dießem brieff gesehen haben. Wie kan eine Pfältz^rin so frech sein undt begehren, vor Euch undt Louisse zu gehen ? Daß nimbt mich frembt. Haben sie den ver- geßen, wer Ihr seydt undt wer I. G. unßer herr vatter geweßen? Haben sie den schon den respect vergeßen, so sie ihrem landts-

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herren schuldig sein? Daß seindt keine albertetten, sondern raiso- nable Sachen. Adieu, hertzliebe Amelise! Seydt versichert, daß ich Euch von hertzen lieb [behalte]!

Elisabeth Charlotte. '

312. A mad. Amelie Elisabeth, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Marly den 20 May 1706.

Hertzlieb AmeJisse, es were woU ohnnohtig zu schreiben, wen kein post geht. Ich müste den kopfif kurtz auffgesetzt haben, wen ich böß solte werden, wen man eine post ist, ohne mir zu schrei- ben. Ihr wolt, wie ich sehe, liebe Amelisse, den himmel durch demulit gewinnen, daß Ihr Euch eine nichts würtige scheldt. Der landtgraff jammert mich, so untrostbar über seine gemahlin zu sein; daß ist etwaß rars. Ist es möglich, daß Ihr glaubt, daß unßer junger könig in Engellandt ein falsch kindt undt nicht der königin söhn ist? Da wolt ich woU mein kopff zu pfandt vor setzen, daß er daß rechte kindt ist. Erstlich so gleicht er" seiner fraw mutter, der königin, wie zwey tropffen waßer; zum andern so ist eine dame bey. seiner gehurt geweßen, die der königin gar nicht gutt ist, aber umb der bloßen warheit hatt sie mir verzehlt, daß sie expresse da geweßen, umb alles woll in acht zu nehmen, hatt daß kindt ahn der nabelschnur gehefft gesehen undt kan nicht zweyff- len, daß es nicht der königin söhn ist. Die Engländer gehen doli genung mitt ihre könige umb, umb nicht frembt zu nehmen sollen, daß man kein empressement genung hatt, ihr könig zu werden. Ma tante hatt groß recht, zu glauben, daß diß kindt der rechte erb ist. Es were eben so ein groß übel, einen rechtmäßigen erben vor ein vertauscht kindt zu halten wollen auß partialitet, alß wen man ein kindt vertauscht bette; den eines undt anders übel be- stehet nur in der Ungerechtigkeit, die geschieht. Pfaffen seindt leütte wie andere menschen, worunter viel gutte undt viel boße sein. Wen der keyßer die keyßerin recht lieb hette, wirdt er schon hütten, daß I. E. M. nichts übels geschieht. Niemandts kan beßer wißen, obs war ist, daß die frantzosche hebame die keyßerin die mutter versehret hatt, alß die keyßerin selber; aber ich habe^

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all mein leben sagen hören, daß man mitt einer Versehrten mutter nicht leben kan; sie were all lengst todt, wen daß were. Daß alle unßere brieff geleßen werden , daß ist gar sicher ; aber ein jedes sagt, waß es denckt. In Lotteringen hat( man auch eine wurst. Hir ist man zu grayitetisch , es ging nicht ahn. Etwetter halt man hir, daß alles dranter andt drttber ohne messure geht, oder eine steiffe gravitet Adieu, hertzliebe Amelise! Seydt versichert, daß ich Eflch allezeit lieb behalte! '

Elisabeth Charlotte.

313.

Marly den 20 May 1706.

Hertzliebe Louise, vor meine andtwortten dörfift Ihr mich gar nicht dancken; den ich schreibe Euch von hertzen gern. So lang der krieg wehrt, wirdt man nichts gutts von der post zu hoffen haben. Es war nicht Monsieur s., so so doli tetttsch gesprochen, sondern mein söhn, den man den duc d'Orleans undt nicht Mon- sieur heist; dießer nahmen gehöret allein der könige brüder undt enfants de France zu. Der Frantzoßen Tetttsch finde ich gar nicht artig, sie reden widerlich in meinem sin; es ist ein ick undt ack, daß ich nicht leyden kan, eben so wenig undt noch weniger, alß wen jemandts übel frantzösch spricht. Madame Bellemont ihr reden finde ich possirlich; die fraw von Rathsamshaussen redt auch gar possirlich. Ich habe einmahl ein frantzösch dialogue zu St Clou zwischen dieße beyde gehört, das war nicht schlim. Seyder 13 tagen ist die Rotzenheusserin wider hir undt allzeit lustig, da sitzt sie undt arbeyt; den die, so kein tabouret haben, dorffen sitzen, wen sie arbeytten. Waß dieße beyde damen gutt haben, ist, daß man über ihr schlim reden lachen darf, so viel man will; sie wer- den nicht böß drüber, sondern lachen mitt. Es ist mir lieb, daß Ihr meint, daß mein grüß undt ahndencken dem herrn Ferdinant von Degen- feit ahngenehm sein. Wen er wegen dicke nicht reißen kan, muß er unbeholffener seiii, alß ich. Es ist woll gewiß, daß ihr dießen oncle nicht sehen werdt, wo er zu Venedig bleibt; den da werdt Ihr woll nicht hin. Meines bruders gemuhlin todt ist mir recht zu hertzen gangen. Sie hatt gar einen saufften todt gehabt, wie mir monsieur Yos geschrieben, der mir auff befehl der churfürstin von

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Saxsen eine gantze relation davon gethan. Ich glaube festig- lieb, daß, waß die arme cburfürstin zu Pfaltz umbs leben gebracht hatt, ist, daß I. L. s. sich nicht genung bewegung geben haben. Es ist war, daß sie recht gern gestorben ist. Daß, wens ahns ster- ben kompt, man sein parthie nimbt undt sich eben nicht närisch im sterben stelt, kan ich woll begreiffen; aber fro zu sein, zu sterben, daß begreiffe ich nicht woll, jenne weldt ist mir zu unbekandt da- zu. Ich bin von hertzen fro, daß dießer todtsfal ma tante nicht sehr zu hertzen gangen; den nichts ist schadtlicher vor die ge- sundtheit, alß betrübtnuß. Vor Ewern gutten wünsch danck ich Euch sehr. Er ist doch ein wenig interessirt; den wofern mir gott behütt, waß mir nahe ahngehört, werdt Ihr auch bewahrt. Adieu! Seydt versichert, liebe Louise, daß ich Euch allezeit lieb behalte 1

Elisabeth Charlotte.

314. A n;iad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Hannover.

Yersaille den 3 Juni 1706.

Hertzliebe Louisse, ich werde heütte auff zwey von Ewern lieben schreiben auff einmahl andtworten; den wie Ihr schon lengst wist, so kan ich Euch ohnmöglich deß sontags antworten; also alle schreiben, so ich deß sambstags entpfange, können erst deß don- nerstags beantwortet werden. Ich weiß woll, wie es ist, wen man sich so auff der jagt von der sonnen verbrendt; den daß ist mir gar offt geschehen, daß ich von morgendts umb 5 biß abendts umb 9 in der sonnen geweßen, daß ich wider roht wie ein krebs nach hauß kommen undt daß gesiebt gantz verbrendt hatte; drumb habe ich auch jetzt so eine braune raue hautt. Hir haben wir kein gar kalt wetter gehabt. Man fährt hir nicht auff der wurst, aber in Lotteringen fahren sie drauff. Vor den staub sorgt man hir nie; ich habe in reißen gesehen, daß so ein staub war, daß man sich gar nicht in der kutschen sehen konte, undt der könig befahl doch nicht, daß man nicht neben der kutschen reytten solte. Zu Ha- nover denckt man noch ahn, sich lustig zu machen, undt man thut woll, den daß erhelt daß leben; aber hir ist dieße mode gantz

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verbey. Nachts in der lafFt zu sein, schadt gar nichts; zn Marly gehe ich offt im monschein spatziren. Wen man gedolt hatt, heilt man offt eher, alß mitt viellen reroedien. Alle, die viel brauchen, seindt bey weyttem nicht so gesundt, alß die, so nichts brauchen, uudt ich sehe, daß die den docktom glauben, allezeit waß brau- chen müßen; drumb brauche ich nichts, ich seye den recht kranck, undt laß den docktor predigen, so lang er will. Wen der envoyes kommen wirdt sein, mylord Allifax, so wirdt der hanoverische hoff woll noch mehr Engländer bekommen. Wen sie alle so reich seyn, wie der, so Euch recomandirt worden, werden sich die damens zu spitzen haben; aber sie müßen nicht versprochen sein, wie der, so deß duc d'Ormonts dochter heürahten solle. Es ist schwer, in pä- stel geliehen zu machen. Hiemitt ist Ewer erstes liebes schreiben völlig beantwortet, so ich aber daß letzte entpfangen. Ich komme jetzt auff daß vom 21 May , so ich erst entpfangen mitt den zwey tabletten, wovor ich sehr dancke; mögte aber gern noch ein par haben, den hir kan man gar keine bekommen, wen man ahnstatt einen halben gülten taußendt gebe. Sie schönner zu faßen, war gar nicht nöhtig, sie [sind] gar gemächlich so. Zu * hatte ich schönne, so von Bacherach kämmen, roht vergült mitt vergülten schlößer; daß ist aber hir nicht nöhtig, vor waß ich sie brauchen will. Es ist in meine bücherschrank zu thun; den waß ich bücher verlohren, kan man nicht außrechen. Nun schreib ich auff, waß ich lehne; bringt man mirs wider, lesch ichs auß. Ich dancke Euch auch, mir deß hertzogs vom Weysenfels standt geschickt zu haben; hatt mich von hertzen lachen machen. Es wundert mich, daß ma tante mir nichts vom graffen von Rossenberg geschrieben hatt; den solche art leütte divertiren L L. Wie ich sehe, so hatt er Ewere gunst nicht erworben. Hir hört man von nichts, alß trawerige Sachen, Stätte, SO sich dem feindt ergeben, leütte, so die ihrige beweinen, SO in der Schlacht umbkommen, andere, so trawerig philosophiren, suma, gar nichts zeitvertreibliches. Drumb will ich schließen undt vor dießmahl nichts mehr sagen, alß wie daß ich Euch allezeit von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

* 7 Zu Heidelberg.

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315. A mad. Amelie Elisabeth, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Marly den 17 Juni 1706.

Hertzliebe Amelise, ob die pitzschire zwar unversehrt scheinen, so seindt die brieffe nicht desto sicherer ; den man kan sie gar woll auff undt wider zu machen; ich ,weiß die kunst, mein söhn hatt mirs gelehrnt. Ahn allen hoffen ist man mißträwisch undt list die brieffe, es seye dan, daß ein expresser sie in eygenen bänden überlieffert. Alle künsten wißen sie hir auch. Ich habe alle böße bücher undt historien geleßen; nichts ist alberer, den sie stecken letitte zusamen, so ihr leben lang nicht mitt einander gesprochen. Patter Petters buch ist so falsch, daß es gantz ungedultig macht, undt andere mehr, so so übel gemacht, daß man kein eintzig" au- genblick muß bey dießem hoff gewest sein, daß man nicht gleich sieht, daß kein eintzig wordt war dran sein kan. Uir im landt können solche bücher gar nicht schaden; den man sieht gleich, daß es jemandts geschrieben, so keine seele hir kent. Ma tante hatt mir woll geschrieben, daß der könig in Preüssen nach Hannover mitt seinem cronprintz kommen werde, aber kein wordt vom heü- raht; so habe ich auch gethan, alß wen ich nichts davon wüste. Ich hoffe, liebe Amelisse, Ihr werdet mir ferner berichten, wie es abgehen, wen der könig in Preüssen dort sein wirdt. Mylord Ha- lifax ceremoniel wirdt I. L. dem churfürsten nicht gefahlen; den daß wirdt kosten. Hirmitt ist Ewer liebes schreiben beantwortet, undt weillen ich dicßen abendt noch zwey, ja gar 3 zu schreiben habe, kan ich vor dießmahl nichts mehr sagen, alß das ich Euch, liebe Amelise, allezeit von hertzeb lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

316.

A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Marly den 17 Juni 1706.

Hertzliebe Louise, vergangen sambstag habe ich Ewer schrei- ben vom 4 dießes monts zu recht entpfangen, aber Ihr wist woll,

Briefe der Prinzessin Elisabeth Charlotte. 30

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daß die antwortten alß auff den donnerstag müßen verschoben wer- den. Heütte hette es schir gefehlt; den ich habe zwey extraordi- narie brieffe bekommen undt beantworten müßen, einen ahn meine dochter darch einen expressen coorir undt einen von dem residen- ten vom landgraffen von Cassel, so mir meines vettern todt notifi- cirt; aber daß ist hiemitt geschehen. Es ist mir lieb, daß Ihr meine brieffe so richtig entpfangt. Nichts ist ungesunder, alß nie zn gehen; davon werden die fraw von Rotzenhanssen undt ich hir nicht kranck werden; den wir spatziren alle abendt 5 viertelstundt. Dem eisten herrn von Degenfeit ist es woll zn verzeyen, nicht starck zn gehen; den es ist keine Inst, zu gehen, wen man nicht sieht; aber die andern zwey betten woll gehen können. Gar dick sein undt hündtger lieben daß gleicht mir wie zwey dropffen wa- ßer. Lenor ist gar naturlich undt nicht gezwungen; es wundert mich offt, wie sie noch so von hertzen lachen kan. Melancolisch bin* ich nicht, aber ich kan ni<jht mehr so von hertzen lachen, wie ich vor dießem gethan, undt die occassionen, von hertzen zu la- chen, seindt rar hir; alles ist gar serieux. Ma tante rOmbt den mylord Halifax sehr. Von mylord Dorset sagen I. L., er were rohe, hette von nohten, daß die son ihn reiif macht. Ich finde, daß der graff Rosenberg kein unrecht hatt, lieber zu Hannover zu sein , alß auff der universitet zu Utrecht. Ich beklage die allezeit auff beyden seyden, so die ihrige verliehren. 4 printzen in Hessen were genung, wen sie nur leben blieben. Ich habe noch heütte 3 große brieffe zu schreiben undt habe schon 4 geschrieben; werde Euch also, liebe Louisse, vor dießmahl nichts mehr sagen, alß daß ich recht fro würde sein, wen ich Euch persuadiren konte, daß ich Euch von hertzen lieb habe.

Elisabeth Charlotte.

317. A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Paris.*

Marly den 24 Juni 1706.

Hertzliebe Louisse, eines von den schreibtäffelger habe ich zu recht entpfangen , dancke sehr davor ; sie kommen mir gar woll zu paß. Es wundert mich, daß Ihr Euch papa s. tabletten nicht mehr

^ *

* ? Hannover.

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erinert, die allezeit auff der hohen taffei lagen, wo I. 6. s. anff- schrieben, gantz stehent. Wen ichs im sack tragen wolte, würde ich es so zu recht machen laßen, wie jene; aber in den schräncken ist es nicht nöhtig. Mein ruhiges leben wirdt nun l)aldt in großen sorgen verwandelt werden; den mein söhn geht über 8 tagen nach Ittallien, alwo er die arm^e comandiren wirdt. Monsieur de Van- dosme wirdt die Flanderische comandiren unter Churbayem, mein söhn wirdt den marechal de Villars unter sich haben. I. L. der churfürst muß sparsam sein undt die Unkosten scheuen, daß er nichts lustigs ahnstehlt wegen der victorie, so man Ewerer seydt erhalten. Wie kompts, daß man die ceremonie von englischen ordre auff zwey unterschiedliche tage hält? Es konte ja woU in einem geschehen. Ma tante hatt mir den mylord Halifax auch über die maßen gelobt. Ich bin fro, daß mein grüß dem eisten herrn von Degenfeit nicht unahngenehm geweßen. Es ist hetitte so eine abscheuliche hitze, daß einer schmeltzen mögt; es ist mir so heiß, daß ich im wehrenden schreiben entschlaffen bin. Ich glaub, es wirdt ein wetter kommen. Adieu, liebe Louissei Ich muß bey dießem wetter noch 4 brieff schreiben, kan Euch also vor dießmahl nichts mehr sagen, hertzliebe Louise, alß daß ich Euch allezeit von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

318. A mad. Louise ^ raugräffin zu Pfaltz, a Hannover.

Versaille den 8 Julli 1706.

Hertzliebe Louise, vergangen sambstag, ehe ich von Marly, habe ich Eweren lieben brieff von 22 Juni entpfangen. Es ist zwar war, daß ma tante, die fraw churfdrstin, mir von der verlob- nuß geschrieben; allein ich höre so gern von dieß alles, daß es mir gar nicht leydt sein kan, daß Ihr mir auch davon sprecht; den waß eines von den umbständen vergist, behält daß ander. Ich höre viel gutts von brautt undt breüdigam. Gestern habe ich der princes contrefait entpfangen; finde, daß I. L. viel ahn dero herrn vattern gleichen, wie I. L. der churfürst vor den kinderblattern wahren, undt die churprintzes gleicht viel ahn ihren artigen oncle s.,

30*

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den printzen von Eyßennacb. Es ist woll naturlich, daß Ihr Eflch über der printzes glück frendt, weillen Ihr I. L. lieb habt. Alles, waß mir ma tante von ihrem enckel, dem cronprintz, ver- zehlt, gefeit mir recht woll. Wolte gott, ihr ander enckel were auch so raisonabel undt von guttem gemüht 1 Ma tante schreibt mir auch gar viel guts von generalmajor Funck. Graff Gaunitz kene ich gar woll; er hatt gutten verstandt undt weiß woll zu le- ben. Adieu, liebe Louisse! Ich ambrassire Euch von hertzen undt behalte Euch allezeit lieb.

Elisabeth Charlotte.

319.

A mad. Amelie Elisabeth , rangraffin zuPfaltz, a Hannover.

Versaille den 16 Julli 1706.

Hertzliebe Amelisse, eben, wo man ahn einem hoff mißtrawisch ist, da macht man auch die brieffe auff. Glaubt daß sicherlich! Daß ist eine dolle mode, daß freüUen mitt dem churfürsten herumb reißen, v^ßn ihre churfürstin nicht dabey ist. Mein gott, wie wer- den der churprintz undt die churprintzeß einander so müdt werden, allezeit so beysamen zu stecken! Ich glaube, sie hette gern, daß er eine metres hette, umb ihn vom halß zu bekommen; drumb helt sie den discours; aber es ist doch nichts dabey zu gewinen. Alles hatt seine zeit. Man muß hoffen, daß unßers königs glück wider kommen wirdt undt der Marlbouroug wider wirdt gebutzt werden. Solte unßerm könig unglück durch weiber zukommen, ist es nicht die königin Anna. Ich weiß woll, wer; es heist aber: «Stille, monckes!» Last unß alle den frieden wünschen! Adieu, liebe Ame- lise! Ich habe noch 3 brieff zu schreiben undt schon 24 bogen ahn ma tante geschrieben, muß also enden; behalte Euch allezeit lieb.

Elisabeth Charlotte.

320. A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Hanover.

Versaüle den 15 Julli 1706. Hertzliebe Louisse, heütte morgen habe ich Ewern lieben brieff

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vom 6 dießes monts zu recbt entpfangen. Mein söhn ist nun bey seiner arm6e, also fangen meine sorgen ahn. Meinem söhn ist es recht leydt geweßen, alß er vemohmen, daß unßer vetter, der erb- printz, auch in Ittallien geht. Mein söhn, wie alle menschen, esti- mirt I. L. recht. Die fraw landtgraffin hatt schon so viel nnglück ahn ihre printzen erlebt, daß sie recht zu beklagen sein, dießen wackern herrn auch wider weg zu ziehen sehen. Gott verleye baldt frieden! Es ist zeit. Es wer mir leydt, wen die zeittung.von könig in Poln wahr sein solte. Es ist eine große charitet von ma tante, die hertzogin von Zelle zu besuchen, undt ein rechte genero- sitet; den sie hatt es nicht ahn ma tante verdint. In kutschen starck fahren undt die frische lufft nehmen ist ma tante gesundt; daß wirdt I. L. mehr starcke geben, alß benehmen. Frantzösche weiber seindt nie so kräncklich, alß sie sich ahnstellen. Daß dint zur conversation , sich zu klagen; ich sehe es taglich hir. Adieu, liebe Louisse! Ich ambrassire Euch von hertzen undt behalte Euch lieb.

Elisabeth Charlotte.

321.

Marly den 29 JuUi 1706.

Hertzliebe Amelise, vergangen sontag habe ich zwar Ewer schreiben vom 13 entpfangen; aber Ihr wist woll, daß es mir nicht möglich ist, selbigen tag zu andtwortten, undt daß ich es alß auff donnerstag versparen muß. Wie ich sehe, so preparirt Ihr Euch recht meine ambassadrice agiren. Wie ich auß ma tante gnädiges schreiben vergangen sontag gesehen, so ist der hoflf undt churfürst mitt seiner sequelle nun wider zu Hannover. Es ist mir bang vor den chronprintzen ; den es geschieht offt, daß die die arm^e sehen gehen, waß übels davon tragen. Der könig in Preössen sucht alles herfor, waß möglich, umb mehr ceremonien zu haben. Daß kan ich woll nicht begreiffen; den wie Ihr woll \yist, so bin ich der ceremonien erbfein dt. Daß ist aber kein wunder, daß man bey ein königlich beylager en robe sein wirdt ; es were recht ridicuUe änderst undt solte man meinen, es wehren nur cammermagte, so sich heürahten, Den der churfürst oder ma tante herschicken wollen, ^

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ist noch nicht ahnkommeQ. Ich habe ma tante anterdeßen einen Unterrock gewehlt, so nicht heßlich ist, natürliche blummen mitt gölte feston auff einen schwartzen grondt. Die teütschen figuren seindt nicht änderst, alß die frantzoschen ; den man^tregt ja keine andere tracht in Teütschlandt , alß hir. Ich muß lachen, daß Ihr meinen söhn noch den duc de Chartre heist; so heist man jetzt seinen söhn, meinen enckel, undt mein söhn heist le duc d'Orleans. Dancke Euch, liebe Amelisse, mir glück zu wünschen, wie auch Tor alles guts, so Ihr ihm wünscht, welches gott der aimächtige erhören wolle. Es war meinem söhn recht leydt, wie er vernoh- men, daß mein vetter, der junge landtgraff, auch inittallien würde. Es ist possirlich, daß die Heßen Ittallien so fürchten; aber in Teütschlandt seindt die catholischen viel abergläubischer, alß in Ittallien selber. Ich fürchte, liebe Amelisse, daß wir einander nir- gendts mehr sehen werden, alß im thal Josaphat; die abweßenheit wirdt aber nicht verhindern, daß ich Euch irecht lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

P. S.

Ich habe ein brieff von Lonisse dießen abendt bekomen, kan ihn aber heütte nicht beantworten; den ich muß zur königin in Engellandt, so her kompt.

322. A mad. Louise ^ raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

^ Versaille den 5 August! 1706.

Hertzliebe Louisse, ich habe heütte auff zwey von Ewere liebe schreiben zu antwortten , aber ich werde es ohumöglich gar regulirt thun können; den es ist mir heütte gangen wie in der commedie des Facheux, ich bin woU hundert mahl im schreiben interompirt worden. Es ist allezeit lustiger auff dem landt, alß in den statten, nach meinem sin allezeit. Ihr werdt mir einen rechten gefallen thun, liebe Louisse, mir eine exacte relation vom beylager zu thun. Ma tante hatt allezeit großer lust, zu geben, alß andere, zu neh- men; finde magnifiq alles, waß sie vor pressenten geben; bin fro, daß Ihr auch Ewer part davon habt. Gott gebe glück zu dem

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artigen heüraht! Es ist mir recht bang, daß der cronprintz im krieg ist; ein unglück ist baldt geschehen. Gott behütte davor! Daß ist alles, waß ich in eyll auff Ewer erstes liebes schreiben sagen vom 20 Julli. Ich kome auff daß vom 27. Wo mirs mög- lich, werdt ich hetitte auff Amelise ihren brieff andtworten. Mein söhn ist zimblich beliebt; hoffe, daß nicht mehr so viel durch- gehen werden. Sein armee ist nun versamblet, er campirt zu St Benedetto. Ich wünsche, wie Ihr leicht dencken kont, den frieden mehr, alß nie. Die hertzogin von Zel ist zu loben, ihre Schuldig- keit bey ma tante abzulegen; den sie würde sehr blasmirt werden, änderst zu thun. Es ist auch woU billig, daß sie ihr enckel waß schenckt. Frantzösche weiber klagen immer. Vergangen frühling war ein solch wetter, wie daß Ihr mir beschreibt, zu Montargie; hatt mir vor 200 gülden fenster eingeschlagen. Angst zu sein, hatt man unß zu Heydelberg nicht geiehrnt. Adieu, liebe Louisse! Ich habe schon 4 große brieffe geschrieben undt noch 3 zu schreiben, muß also endigen; ambrassire Euch von hertzen undt versichere, daß ich Euch recht lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

323.

A mad. Louise, rangräffin zu Pfaltz, a Hannover.

Yersaille den 12 Augusti 1706.

Hertzliebe Louisse, ob ich zwar ein brieff von 18 seydten ahn ma tante geschrieben, will ich doch auff Ewer wertes schreiben vom 3 dießes montß, so ich gestern entpfangen, andtworten undt hernach noch 3 frantzösche brieffe schreiben. Es ist, gott lob, nicht war, daß es so gar übel mitt ma tante, die fraw abdißin von Maubuisson, ist. Ich schickte I. L. gestern den brieff von unßer lieben churfürstin. Mein valet de pied fandt I. L. in ihrem gartten. Sie seindt beßer, alß sie wahren, wie ich letzt dort war. I. L. haben ein groß alter; den seyder dem April seindt sie in ihr 85 jähr getretten. Sie sehen noch ohne brill, haben daß gehör gutte undt den verstandt auch; aber wen der mont im abnehmen ist, haben sie mühe, zu reden, undt stameln sehr, auch mühe, zu gehen; den ein schenckel ist schwach; aber sie eßen woll, schlaffen

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woU ondt sein lustig; hoffe also, ob gott will, daß es noch so baldt nicht zu einem endt kommen wirdt. Wer alter ondt yiel frischer ist, alßl.L., daß ist der gatte ehrliche monsienr de Polier. Wen er die augbrawen schwärtzen wolte, würde er sein, wie vor 50 Jahren. £r ist woll , geht so strack , alß nie , hatt seine zahn noch, list ohne brill nndt ist, wie Ihr ihn all Ewer leben gesehen habt, geht doch jetzt in sein 87 jähr; wen man ihn sieht, kan man kein scheu vor dem großen alter haben. In dießer zeit ist der dnrchlauff nicht ungesundt, wen kein rohte rur drauß wirdt. Nichts macht übeller anßsehen, alß der durchlauff. Ma tante hatt, gott seje danck, eine gatte natur. Morgen werde ich expres nach Paris, mitt dem monsiear Schultes die Stoffen vor der printzes brautkleyder zu wehlen. Adieu, liebe Louise! Seydt versichert, daß ich Euch allezeit lieb behalte !

Elisabeth Charlotte.

324. A mad. Amelie Elisabeth, raugraffin zu Pfaltz , a Hannover.

Marly den 19 August! 1706.

Hertzliebe Amelise, gestern habe ich Ewern lieben brieff vom 9 August entpfangen. Ihr habt unrecht, zu wartten mitt dem schreiben; den wen Ewere brieff mir ungemach, wolte ich Euch recht teütsch herauß gestehen; den ich weiß ja woll, daß Ihr mir deß wegen nicht schreibt. Ich dancke Euch, liebe Amelise, vor die getruckte vers; sie haben mich lachen machen undt werdt mir ge- fahlen thun, mir dergleichen possen mehr zu schicken. Ich bitte, sagt doch ahn Louisen, daß es mir recht leydt ist, daß sie kranck, undt schreibt mir doch alle posten, wie es mitt ihr ist! Viel leütte werden nun kranck. Die arme fraw von Rotzenhaussen hatt auch seyder sontag ein starck fieber : mitt halßwehe bekommen ; montag hatt man ihr zur ader gelaßen, nun ist sie wider beßer undt ist da wieder bey mir. Ich dachte nicht, daß der churfürst vonBraun- sweig so lustig sein könte. Ich habe offt war genehmen, daß, wen alte leütte, wie madame Bellemont, ins raßen undt in die lust kom- men, seindt sie ärger, alß junge leütte. Deß envoycs von Engel- landts fraw ist niadame Bellemonts stiefftochter , selten also gutt

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freQndt mitt einander sein; die Engellander aber können einander nie leyden, daß sehn yfir ahn dem englischen hoff zu St Germain, da seindt sie alle wie die hundt nndt katzen gegen einander. Ma tante wirdt sehr parirt scheinen, in so langer zeit kein golt getra- gen zu haben, alß nun bey dießem beylager. Gott gebe, daß sie noch bey dießer printzes kinder hochzeit sein mag! Es muß le sort de nostre sang sein , allezeit scheff coeffirt zu sein ; den unter hundert tagen bin ich 99 scheff undt frag eben so wenig darnach, alß Ihr, ob ich zwar nicht so gottsfürchtig bin. Hiemitt ist Ewer schreiben völlig beantwort; sage derowegen nichts mehr, alß daß ich Euch von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

325. A mad. Amelie Elisabeth, raugräffin zu Pfaltz, a Hanover.

Versaille den 26 August! 1706.

Hertzliebe Amelise, vergangen sontag habe ich Ewern lieben brieff vom 13 August zu recht eutpfangen; aber Ihr wist, woll, daß ich sontags nicht andtwortten [kann] undt letzten sontag weniger, alß nie; den wir hatten den gantzen englischen hoff zu Marly, mitt welchen wir spatziren gehen musten, undt sie aßen auch zu Marly zu nacht; hatte also wenig zeit vor mich. Ich bin recht fro, daß Louise daß fieber nicht mehr hatt; wünsche, daß sie baldt wider in volkommener gesundtheit sein mögen. Dar ist nicht vor zu sor- gen, Ewere schreiben können mir keinen schaden bringen. Es ist viel gewohnheit im schreiben; wen maus einmahl gewohnt ist, kan man viel schreiben, ohne ungelegenheit davon zu haben; große mühe habe ich eben nicht; den ich schreibe nie nichts, so schwer ist undt viel nachsinnens braucht. Ma tante hatt einen so lebhaff- ten geist, daß I. L. alles leicht vorkompt; solche vivacitet da komme ich bey weittem nicht bey. Im bett könte ich ohnmoglich schreiben, ich schlieff gleich drüber ein. Ich habe nie von dem Philosophen Spinosa gehört. War es ein Spanier? Den mich deucht, der nahm ist spanisch. Daß ist woU gewiß, daß der churfürst von Braunsweig selten freündtlich ist; wundert mich recht, daß I. L. Louisen^ besucht haben. Er ^will sigh vielleicht corigiren, wcIt.

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ches woll gethan were. Es ist meiDe scholdt Dicht, daß die Bachen von Paris nicht za rechter zeit undt zu spät nach Hannover kom- men werden. Schuttes ist zu spat komen, derselbe ist ein grober gesel; man sieht ahn seinen maniren woll, daß er ein laqnay ge- weßen. Er hatt eine cousturiere, so eine von den besten von Paris ist undt welcher ich gesagt, daß sie zu ihm gehen solte, die man- teaux zu machen, bey den axellen auß seinem hauß gejagt, undt wie sie ihm gesagt, sie käme auß mein ordre, hatt er geantwortet: «Je n'ay point d'ordre a recevoir ici ny a obeir a personne». Ich habe ma tante den brieff geschickt von der cousturiere ihre klagen. Ich hette gern, daß ma tante nach Braunsweig ginge in die meß; den daß wtlrde I. L. divertiren; allein ma tante schreibt mir, daß der hertzog von Braunsweig ins Schlangen badt reißen wirdt; daß mögte dieße lust verhindern. Adieu, liebe Amelisel Ambrassirt Louisse meinetwegen undt seidt versichert, daß ich Euch beyde von hertzen lieb behalte!

Elisabeth Charlotte.

826. A 9iad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Versaille den 2 September 1706.

Hertzliebe Louise, wen ich Euch nicht schreibe, könt Ihr woll gedencken, daß es mir absolut ohnmöglich geweßen. Heütte über 8 tag werde ich Euch rechte zeittung von ma tante, der fraw abtißin, be- richteü können; den biß montag, ob gott will, werde ich mitt I. L. zu mittag eßen. Es ist zu hoffen, daß gott der allmächtige unßere liebe churfürstin noch lange jähre erhalten ; wünsche es woll von grundt meiner seelen. So wunderlich durch einander zu eßen, koute ich auch nicht außstehen. Wie ich vor drey jähren kranck wurde, habe ich mir eiugebildt , ' daß der wein von Piedmont mir daß fieber geben hatt. Melonen seindt eben nicht gar gesundt; sie geben mir aber eher den durchlauf, alß daß fieber. Bey dem döbelten tertianfieber fabelt man ordinari braff undt hatt starcke kopffschmertzen dabey. Ma tante, unßere liebe churfürstin, schreibt mir auch, daß Ihr gar bleich außsecht; aber daß kompt baldt wider, wen man nur ohne fieber ist. Man wirdt itzunder geschafftig zu Hannover sein, nun alle frembdefi dort sein. Man sagt im sprichwordt hir: «A quelque cbose

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malheur est bon»; also wirdtEüch Ewere kranckheit manche mühe ersparen. Ich werde dem gutten ehrlichen monsieur Polier heütte Ewern brieff schicken; den wirdt ihn von hertzen frewen, daß Ihr Euch seiner noch erinert. Womitt er sich ahm meisten erhelt, ist mitt dem tabackrauchen ; alle tag nimbt er etliche pfeyffen taback. Vor ma tante war nicht zu fürchten; den die älter sein, erben sel- ten eine kranckheit von einer Jüngern person. Louisse hette es eher bekommen können. Es ist kein wordt war, daß mein söhn die armee nicht hatt ahnnehmen wollen. Er ist leyder nun yor Turin undt ich fürchte sehr, der printz Eugene, so ihm folgt, undt er werden einander teüffelsdings in die haar kommen; bin in rech- ten ängsten deßwegen undt dieße zeittung, so gestern ahnkommen, hatt mich mehr, alß einmahl, dieße nacht geweckt. Adieu, liebe Louisse! Ich wünsche, daß, wen Ihr dießen brieff entpfangen wer- det, daß Ihr wider in volkommener gesundtheit sein mögt undt Ewere gutte naturliche färb wider haben. Seydt versichert, liebe Louisse, daß ich Euch allezeit lieb behaltet

Elisabeth Charlotte.

327.

A mad. Amelie Elisabeth, raugra£Sn zu Pfaltz, a Hannover.

Versaille den 9 September 1706.

Hertzliebe Amelise, vergangen sontag habe ich Ewern lieben brieff vom 27 August zu recht entpfangen ; aber wie ich Euch schon offt gesagt, sontags kan ich ohnmöglich schreiben, weillen ich sel- bigen tage sonsten zu viel zu schreiben habe undt auch in kirch gehen muß; schiebe es also allezeit auff den donnerstag auff. Louise hatt mir seyder ihrer kranckheit wider geschrieben. Wen daß Wetter zu Hannover ist undt zu Hernhaussen wie hir, fürchte ich, daß sie es entpfinden wirdt; den nach der greulichen hitze ist es auff einmahl so erschrecklich kalt worden, daß ich nun bey dem fewer sitze. Es geht ein gar durchtringender scharpffer kalter windt undt regendt alle augenblick, ein recht feucht ungesundt Wetter. Man hört von nichts, alß krancken; meine fraw baß, ma- dame la princesse, ist auch kranck. Ich werde morgen nach Paris, J. L. zu besuchen. Man sagt im sprich wordt hir: «A quelque chos^

476

malheor est bon», so geht es Louissen auch; den daß sie kranck geweßen, wirdt ibr alle die fatigoen salviren, so sie bey dem bey- lager würde gehabt haben. Die fraw von Eotzenhaossen ist wider frisch undt gesandt. Sie hatte vor 8 tagen weg gesolt; weillen wir aber nicht nach Fontainbleau sein, habe ich sie hir behalten, biß wir wider ernstlich hin werden. Den wirdt sie nach Luneville ZQ meiner dochter andt von dar nach Strasburg biß aaff den früh- ling; den wirdt sie wider her, wilß gott. Mein dochter verliehrt keine zeit, kinder zu bekommen; es wirdt nun 8 jähr, daß sie ge- hettraht ist, undt sie geht mitt dem 8ten kindt schwanger. Vor-- gestern dachte ich noch an Eflch, liebe Amelise! Den alle meine leütte kämmen alle undt zopfften ahn meinem auffgesetz; den es war gantz scheff. Es geschieht mir offt, wen ich einmahl gerade aufgesetzt bin, macht man mir complimenten drttber, aber es ist rar. Ich muß lachen, ob ich zwar wenig lust dazu habe, daß Ihr ampasade vor ambassade geschrieben. Ampassade heist man hir einen sergenten, welches schön were, umb die churprintzes abzn«^ fordern. Der braudtrock undt alles ander gerähte wirdt woll baldt von hir weg. Ich werde ihn aber nicht vor seiner abreiße sehen;

den der Schuites ist so impertinent mitt mir umbgangen, daß ich nichts mehr von dem flegel hören will. Wie heist der cammerpre- sidendt, zu welchem Ihr zu gast gefahren seydt? Liebe Amelisse, Ihr habt in Ewer verzehlung von den pressenten ein bouquet ver- geßen mitt einem rubinenring, so ma taute mir schreibt, daß der könig in Preüssen ahn seines herrn sohns braudt geben. Mich deucht, laq undt porcelaine seindt zu saubere Sachen, umb vor ein kackstuhl zu dinen, es müste den ein schauscheiß sein, wie man in den gastereyen vor dießem schaueßen hatte in Teütschlandt. Ich bin gantz unlustig; den erstlich so bin ich in rechten ängsten undt sorgen vor meinem söhn, der biß über den obren in der belage- rung von Turin steckt undt sich so wagt, daß es ein wunder, daß ernoch beym leben ist, undt zum andern so hatte ich mich heütte auff brieff von ma tante gespitzt undt habe keine entpfangen. Daß macht mich so leünisch undt ich vor dießmahl nichts mehr sagen, alß daß ich Euch recht lieb behalte, liebe Amelisse!

Elisabeth Charlotte. »

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528. A mad. Louise , raugraffin zu Pfaltz, a Hemhaussen.

Yersaille den 16 September 1706.

Hertzliebe Louisse, freyllich hatt mir Amelise geschriben, waß ihr der könig in Preussen geantwortet hatt. Sie war damahlen gar lustig; den sie hatt mir damahlen viel vexirerey geschrieben, wo ich eine andere zeit auff selbigen thun * würde geantwortet ha- ben; aber •Beyder vorgestern habe ich alle last zu lachen undt vexiren verlohren, indem ich die betrübte zeittung bekommen, daß man meines sohns raht nicht hatt folgen wollen undt haben sich in den linien forciren laßen. Mein söhn hatt zwey große wunden davon getragen, eine ins dicke fleisch an den hüfften undt ein andern musquettenschuß in dem lincken arm biß auff den knochen; doch ohne denselben zu zerschmettern. Der balbirer versichert, daß gar keine gefahr dabey ist. Gott gebe es! Ich dancke Euch, liebe Louisse, mein compliment bey I. L. dem cronprintz abgelegt zu haben. Alle , die dießen printzen sehen , loben I. L. über die maßen. Es ist mir recht lieb, daß Ihr wider gesundt seydt; glaube, daß Ihr beßer thun werdt, liebe Louisse, außzugehen, alß der cammer zu hütten. Die kräfften komen ehr wider, wen man in die lufft geht, alß wen man einsitzt. Ich habe ahn ma tante geschrieben, worumb Schultes so plump geweßen undt wie man ihn erdapt hatt. Niemandts weiß beßer zu leben undt hatt mehr poli- tesse, alß monsieur Göritz; glaube also, daß er Schultes plumbe maniren nicht aprobiren wirdt. Waß mich ahm meisten dran ver- drist, ist, daß ich der braut nicht habe nach ma tante befehl din- nen können. Hette er gebracht, waß ich geschickt, were sie gewiß beßer gebutzt geweßen. Ich kan nicht vertragen, daß der könig in Poln so vindicatif ist undt seinem so nahen vettern nicht ver- zeyen will. Ma tante schreibt, die churfürstin von Saxsen werde nach Magdeburg gezogen, die königin aber in Saxsen blieben. Adieu, liebe Louisse! Ich werde ahn Amelisse schreiben undt auff zwey von ihren brieffen andtworten, habe noch über daß 4 brieff zu schreiben; den man accablirt mich mitt brieffen wegen meines

? ton.

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sohns UDglflck. Adien, Hebe Lonisse! Ich aihbrassire Euch von hertzen andt in leydt so woll 9\& in lust behalte behalte ich £üch von hertzen lieb.

Elisabeth Charlotte.

329.

Yersaille den 16 September 1706.

Hertzliebe Amelise , ich werde hetitte aufiF Ewere zwey schrei- ben andtworten, ob ich zwar ein wenig mühe [habe], z|i schreiben; den ich habe zwey tage lang nichts gethan, alß weinen über meins sohns Unglück nndt wanden; den ob man mir zwar sehr versichert, daß kein lebensgefahr dabey ist, so schmertzen mich doch seine schmertzen. Ich habe die angen so roht nndt dick, daß ich schir nicht drauß sehen kan, wie leicht zn glauben ist. Ihr secht woll, liebe Amelisse, daß ich in dem standt, wo ich nun bin, daß ich nicht vexiren kan, wie Ihr. Were mir Ewer briefiF in einer [an- dern] zeit kommen, würde ich brafiF draufiF geantwortet haben; aber heütte kan [es] nicht sein, daß hertz ist mir zu schwer. Ich schicke Euch aber meine andtwort aufifs königs von Preussen compliment aufif ein bladt apart, wie Ihr es begehrt. Daß ist alles, waß ich Euch auff Ewer erstes schreiben sagen kan. Ich komme aufif daß zweyte vom 7 dießes. Meint Ihr dan, liebe Amelisse, daß ich keine vexirerey verstehe, daß Ihr in sorgen vorEwerm ersten briefiF seydt? Ach ja, undt wen ich in guttem humor, vexire ich gern; aber wen ich trawerig bin, wie nun, kan es nicht rutschen. Im thal Josaphat werden wir einander wider sehen, aber in dießer weldt ist wenig aparentz dazu. VomSchultes werde ich nichts mehr sagen. Er wirdt baldt weg, werde ihn vergeßen, alß wen ich ihn mein leben nicht gesehen bette. Die Westpfälinger seindt ordinari nicht so plumb. Ihr habt woll gethan, nichts durch ihn hoUen zu laßen. Er bette es überzwerg gebracht; den er seüfift sich so voll mitt die kaufiFleutte, daß es ihm schir daß leben gekost hette; den er ist erschrecklich gefahlen, so daß man ihn hatt müßen zur ader laßen. Jederman lobt den cronprintz, aber der churprintz wirdt nicht so sehr gelobt. Ich bin nicht wie der chronprintz, ich rahte selten zum hetiraht; den es sindt wenig, die gelingen. Alleweille schlagt es 8te; ich muß also schließen, umb mein paquet noch nach Paris

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bey zeit m schicken; kan also nichts mehr sagen, alß daß ich Euch, liebe Amelise, allezeit lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

330.

A mad. Louise^ raugräffin zu Pfaltz^ a Hanover.

Yersaille den 30 September 1706.

Hertzliebe Lonisse, wie Ihr mir Amellisse bein beschreibt, mögte es woll ein wenig potagram sein. Solte es aber die rose sein, maß ich Euch sagen, daß monsieur de Polier meine geweßene hoffmeisterin von dießer kranckheit courirt mitt nichts, alß ihr viel gläßer waßer zu drincken geben. Sagt ihr doch, daß mir ihr kranckheit leydt istl Ich wolte, daß ich anch bey der gatten gesel- schafift bette sein können, so Amelisse besucht. Meinem armen söhn hette die belagerang von Turin undt deßen entsatz schir daß leben gekost, ist abscheulich verwandt, doch hofft man, daß er seyder dem 24sten außer gefahr ist; wirdt aber zwey finger lahm bekommen. Diß alleß macht mich woll nach dem frieden seüfftzen. Ich bin 3 tag so anruhig undt in sorgen geweßen, daß ich glaube, ich were von sinnen kommen, wens lenger gewehrt hette. Ich habe schon 5 große brieff geschrieben undt werde noch 3 schreiben ; kan derowegen nichts mehr sagen, alß daß ich Euch vor alle gutte wünsche sehr verobligirt bin undt Euch von hertzen lieb habe.

Elisabeth Charlotte.

331.

A mad. Amelie Elisabeth, raugräffin zu Pfaltz, a Hanover.

Yersaille den 7 October 1706.

Hertzlieb Amelisse, ich habe seyder vergangen sontag 2 liebe brieff von Euch entpfangen, vom 23 undt 28 October, will bey dem frischten ahnfangen. Es wäre nicht nöhtig, umb verzeyung zu bitten; den ich war gar nicht offendirt über waß Ihr mir geschrie- ben; contrarie, Ihr habt mir hirin mehr ehre gethan, alß ich me- ritire, undt ich habe Ewer motif zu woll gesehen, liebe Amelisse,

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amb böß drüber zu werden; contrarie, ich bin Ettch davor oblig^rt. Meines sohns wunde ist so gefährlich geweßen, daß er beym haar dran gestorben wehre. Er wirdt nicht wider kommen, sondern so baldt möglich wider zn feit gehen nndt in Ittallien einbrechen. Ey, liebe Amelisse, worumb sagt Ihr «mitt urlaub, die föße»? Daß sa- gen nur die burgersieütte. Ich were eben nicht sonderlich verwun- dert, wen Ihr daß potegram bettet; den viel gar erbare personnen habens hir; die dame d^honneur von der duchesse de Bourgogne hatt es so starck, daß sie nicht auß der cammer gehen kan; also segt Ihr woU, daß, wan Ihr es bettet, daß es keine entschuldigung bedarfif. Madame de Guisse hatte es auch, die gar eine gotsfürch- tige frome fftrstin war; wünsche, daß Ihr Euch woll aufif dem bey- lager divertiren mögt. Ma tante habe ich außführlich bericht, wie höfiflich sich Schultes bey mir gestehlt. Er leügt abscheulich, wen er sagt, daß man ihm alte stoff hatt aufifdringen wollen. Glaubt mir! es ist kein wordt dran war. Nichts hatt mich dran verdro- ßen , alß der braudt nicht nach ma tante befehl zu dinnen ; den den flegel habe meine meinung gesagt, wie er es meritirt. Meines sohns wunde in der seydt ist klein, aber die ahm arm ist großer, alß eine handt, undt wirdt ahn zwey finger lahm bleiben. Mein söhn kompt leyder nicht wieder. Mein vetter, der landtgraff, hatt auch groß lob in seinem unglück erworben. Hiemitt seindt Ewere beyde brieff beantwort; bleibt mir nichts mehr überig zu sagen, alß daß ich Euch, liebe Amelise, von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

332. A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Versaille den 7 October 1706.

Hertzliebe Louise, vergangen sontag habe ich Ewer liebes schreiben vom 24 September zu recht entpfangen. Den schwangern weibern verhehlt man nur ihr unglück, damitt sie sich nicht bles- siren; aber raisonablen leütten die müßen ja woll wißen, waß ihnen zukompt, undt denen verhelt man nichts. Ich habe es auch gar nicht gern, daß man mir waß verhehlt. Es setzt mir noch einmahl so sehr in sorgen; den ich glaube nichts mehr, waß man mir

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hernach sagt, uudt mein alß, man verhehlt mir noch waß. Ich dancke Euch sehr, vor meinem söhn erschrocken zu sein. Die wandt an der seydt war nichts gefahrliches, ahm arm were mein armer söhn aber bey einem haar gestorben; den er hatt sich zu wenig geschondt, hatt geritten ondt ist dabey so betrübt geweßen, daß er nacht noch tag keine ruhe gehabt; also ist der kalte brandt in die wunde kommen. Man hatt es so apropo abgeschnitten, daß, gott lob, nichts Übels drauß entstanden. Er [hat], gott lob, gar einen gatten docktor undt feltscherer. Mein söhn bleibt bey seiner arm^e undt wirdt dießen winter nicht wider kommen. Mein söhn hatt, gott lob, daß glück, daß man woll weiß, daß, wen sein raht gefolgt were worden, so bette der könig Tarin andt der feindt were geschlagen. Ich glaab, daß, wen mein söhn gewust, wie es mitt der ittallienschen armee beschaffen, bette er sie nicht ahn- genohmen; aber da die sach geschehen, hatt er nicht zurück ge- wohlt. Ich habe. noch heütte 4 brieff zu schreiben undt habe schon 28 bogen ahn ma tante geschrieben; kan dero wegen nichts mehr vor dieß sagen, liebe Louisse, alß daß ich Euch allezeit recht von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

333. A mad. Louise ^ raugraffin zu Pfaltz ^ a Paris. *

Yersaille den 14 October 1706 umb 9 abendts.

Hertzallerliebe Louisse, ich habe dießen nachmittag Ewern lieben brieff vom 5 zu recht entpfangen. In dießem augenblick be- komme ich auch brieff von meinem söhn , von seinem docktor , bal- birer undt geweßenen precepter. Er ist, gott seye ewig danck, so woll, daß er kein pflaster mehr in der seytten tregt, undt seine finger ahn der bößen handt fengt er wider ahn zu rühren, ist in völkommener gesundtheit, ist woll, schlefft woll undt geht alle tag 2 stundt spatziren. Ich finde, daß er nur gar zu woll ist; den so baldt er wider wirdt reytteu können, wirdt er wider zur arm^e undt zu feit gehen. Gott weiß, waß ihm weitter begegenen wirdt. Daß setzt kein gutt geblütt bey mir. Ich weiß woll, daß man ihn schon

* * ? HannoTer.

Briefe der Prinzessin Elisabeth Charlotte. 31

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fiberall todt gesagt; za Paris ging daß verflachte geschrey anch; ich erfahrs, wie ich schon briefif hatte, hatt mich also nicht er- schreckt. Ich bin Euch nndt Amelisse recht verobligirt, meinen sehn beweint za haben. Mein söhn hatt nichts von seinem esqai- page verlohren; ob er bar gelt verlohren, weiß ich nicht. Daß der kOnig viel gelt verlohren, ist gewiß. Mein söhn that die gantze campagne aaff seinen kosten, niemandt gibt ihm keinen heller daza. Fretülen Pelnitz wirdt sie ihre Charge widerbekommen andt bey der cronprintzessin sein? kompt deßwegen vielleicht nach Hannover? Ich kene mylord Raby; aber wie ich hir von ihm gehört, so wirdt er sich woU seiner metres antrefl mitt dem ersten pagen, den er hfibsch finden wirdt, trösten. Adiea, hertzliebe Loaisse! Seydt ver- sichert, daß ich Efich von hertzen lieb behalte!

Elisabeth Charlotte.

334. A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Hemhaussen.

Versaille den 28 October 1706.

Hertzliebe Louise, waramb ich alß gern alles wißen will undt nicht leyden kan, daß man mir waß verhehlt, ob ich zwar denen nicht helffen kan, vor welchen ich in sorgen mag kommen, so kan ich doch nicht leyden, daß man einen wie einen naren daher lest gehen andt lastig sein andt lachen, wen man recht arsach hatt, traue- rig za sein ; jederman sieht einem ahn andt man wirdt jederman zum Schauspiel; daß ist mein sach gantz andt gar nicht. Daß sprichwordt «Waß ich nicht weiß, macht mich nicht heiß» kompt er auff die Jalousie. Dießen chagrin solte man mänern undt weibern verhehlen, so viel möglich ist; aber waß seinen kindern begegnet, meine ich, daß man allezeit wißen muß. Von meines sohns unglück werdt ich nichts mehr sagen. Es ist, gott lob, verbey undt er ist frisch undt ge- sundt; allein wie Ihr auß Amelise briefif, so ich ihr schreibe, er- sehen werdet, so were ihm beynahe wider ein groß Unglück begeg- net, indem er mitt dem pferdt gefahlen in seiner reiß nach Grenoble. Mein söhn meint , es seye einem man eine schandte , wen er sich nicht hart stelt; hatt also wider alles einrehten reitten wollen undt dieße reißo von Piguerol nach Briancon bette ihm schir daß leben

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gekost. Noch eine andere sotise batt mein söhn gethan, so ihm sehr ahn der wunden geschadtet hatt, nehmblich eßen zu wollen. Bin Euch sehr verobligirt, hertzliebe Louisse, so part in meine schmertzen genohmen zu haben. Wo es möglich ist, werden meine angsten wider ahngehen; den .mein söhn pretendirt, wider in Ittal- lien einzufallen. Er ist diß jähr so erschrecklich unglücklich, daß woU alles zu fürchten ist. Ich habe lengst gesagt, daß man die zwey spanische könige mitt einander solte schlagen laßen; unßer bette vortheil, den er ist starck, hatt greuliche fäust Ich würde christlicher finden, daß die zwey könige sich umb ihr königreich schlügen, alß so viel Christenbludt vergießen zu machen. Die fürs- tin von Frantzhagen hatt woU ursach gehabt, ma tante lieb zu haben, die ihr allein ehre erwießen. Ihre printzen müßen ihr nicht nachschlagen, weillen sie so alber sein undt kein verstandt haben. Die armuht macht schmutzig. Die printzen müßen übel erzogen sein worden. Ich weiß nicht, waß sie zu Hannover gesucht haben. Es ist eine rechte schandt von Churpfaltz, Euch nicht zu zahlen; könte es nun beßer, alß vorhin, da er ja meines brudern gemahlin nichts mehr zu geben hatt. Wir haben eben so schön wetter hir, alß Ihr zu Hernhaussen; jedoch so scheindts heütte, alß wens endem wolte; der baromettre ist 7 staffeln höher, alß er geweßen. In dießem augenblick kompt ein Courier von meiner dochter; muß wider andt Worten, kan also vor dießmahl nichts mehr sagen, alß daß ich Euch allezeit von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

335. A mad. Amelie Elisabeth , raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Versaille den 28 October 1706.

Hertzliebe Amelise, vergangen sontag habe ich zwar Ewern lieben briefiF vom 12 zu recht entpfangen, aber ohnmöglich drauff andtworten können; den es war ein courir von mein söhn hir, mustc also ahn ihn undt seine leütte schreiben, dazu noch ahn ma tante, «ahn die königin in Spanien, ahn mein dochter undt 3 briif nach Paris, wäre also zu müde, umb mehr zu schreiben, habe es biß aufif dieße post verschieben müßen. Mein söhn ist, gott seye danck, nun wider woU von seinen wunden. Es ist ihm aber wider

31*

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ein nefl anglück zugestoßen. In seiner reiße von Briangou nach Qrenoble ist sein pferdt mitt ihm gefallen undt hatt sich wehe ahm fuß gethan; den im anfifstehen ist daß pfördt ihm anfif den fuß nndt banch getretten; doch ein groß glück, daß er nicht anff dem arm gefahlen, wo die wandt ist, noch daß das pferdt nicht drauff getretten hatt. Von der suma gelts, davon Ihr sprecht, habe ich nichts gehört. Der könig mag woll, wie ofift geschieht, gelt vor die troapen geschickt haben ; aber ich bin gewiß, daß meinem söhn kein gelt ist geschickt worden. Langwirige kriege machen allezeit daß gelt rar. Frieden were vor jederman zu wünschen. Hette die generallen meinem söhn folgen wollen, wer gantz Ittallien deß kö- nigs; aber es war änderst im himmel beschloßen, undt wen daß ist, muß sich alles dazu schicken. Mein söhn ist glücklich, daß man ihm doch die justice thut, zu sagen, daß es seine schuldt nicht ist. Ich bin Euch, liebe Amelise, sehr verobligirt, daß Ihr mich zu trösten sucht Nun mein söhn wider woll, bin ich schon getrost. Gott bewahr nur vor ferner Unglück! Den mein söhn ist recht unglücklich diß jähr. Solte er also wider in campagne gehen, wie leicht geschehen könte, würde mir wider recht bang vor ihm wer- den. Gott wolle unß beystehen! Adieu, hertzliebe Amelisse! Ich ambrassire Euch von hei*tzen undt versichere, daß ich Euch allezeit von hertzen lieb behalte.

i

Elisabeth Charlotte.

336. A mad. Amelie Elisabeth^ raugraffin zu Pfaltz, a Paris. *

Marly den 4 November 1706.

Hertzliebe Amelise, vergangen montag habe ich Ewer liebes schreiben vom 22 October zu recht entpfangen. Die posten gehen arger, alß nie, wie Ihr secht; den ich hette ma tante paquet schon den freitag haben sollen. Heütte habe ich daß vom 22 October ent- pfangen, es war aber nichts drin, weder von Ewer Schwester noch von Euch ; bilde mir ein, daß daß beylager Euch beyde zu geschäftig macht. Ich habe vor einige zeit ein i^chreiben von Euch, liebe

* ? HannoTer. ? Herrenbausen.

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Amelisse, vom 24 August durch Lavigne bekommen. Er ist ver- gangenen montag wider weg, ich habe aber nur der zeit gehabt, ahn ma tante zu andtwortten durch ihn; den es wahr allerheyl- igenfest, muste in kirch. Lavigne hatt woll gethan, seinen nah- men hir in Weinberg zu vertrehen; den sonsten bette er vielleicht keinen pasport bekommen, wie er ihn nun hatt; ich habe ihm daß secret gehalten. Ich komme jetzt aufif Ewer liebes schreiben vom 22 October. Mein söhn ist nun nicht allein gantz außer gefahr, sondern auch in volkommener gesundtheit, gott lob, undt wirdt zukünfftige woge wider hir sein. Er wirdt gar nicht lahm bleiben. Es bette übeller ablaufifen können; den mein söhn schondt sich nicht. Ich wünsche woll von hertzen mitt Euch, liebe Amelise^ daß daß heßliche kriegsweßen einmahl ein endt nehmen möge; ich sehe aber leyder gar schlegten ahnstahlt dazu. Waß mich glauben macht, daß man kein unrecht hatt, zu glauben, daß Schweden gutt freündt mitt Franckreich ist, ist daß unerhörte lob, so man dießem jungen könig hir gibt. Lobenswehrt ist er, daß ist woll wahr; allein man lobt hir nicht, wen man nicht auif dieße seydt glaubt. Ma tante, die fraw churfürstin, schreibt mir, daß die churfürstin von Saxsen gar einen artigen cavalier nach Hannover geschickt bette. Keine reverentz zu machen, ist ein bawernstoltz , damitt man sich selber mehr dort ahnthut, alß ahn andere; den je hoher [man] ist, je hofflicher muß man sein, damitt andere ein exempel [nehmen]. In der weldt kau man nicht hofflicher sein, alß unßer könig ist; aber seine kinder undt kindtskinder seindt es nicht. Eönte ich mitt ehren nach Teütschlandt, würdet Ihr mich baldt sehen. Teütschlandt war mir lieber undt finde es nach meinem sin viel ahngenehmer, wie es weniger pracht undt mehr auffrichtigkeit hatte; nach pracht frag ich nichts, nur nach rßdtlichkeit, auffrich- tigkeit undt warheit. Es schickt sich leyder nicht, daß ich wider in Teütschlandt soll. Man hatt mich, unter unß gerett, wider mei- nen gutten willen hieher gesteckt; hir muß ich leben undt auch sterben, ich mag woll oder übel sein, undt woll kein aparentz, daß wir einander in dießem leben wider sehen. Waß in jenem ge- schieht, weiß gott allein. Ich bin Euch doch recht verobligirt, solches zu wünschen, undt werde Euch allezeit von hertzen lieb behalten,

Elisabeth Charlotte»

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337.

A mad. Louise, raugrafi&n zu Pfaltz, a Hannover.

Yersallle den 11 NoTember 1706.

Hertzallerliebste Louise, ich kan Euch nun sichere zeittungen von meinem söhn sagen; den vergangen montag umb 3 ahr käme er gantz unvermuhten anff der post hir ahn. Er ist, gott lob, nnn gesandt; aber er wirdt all sein leben lahm bleiben, er kan nur den daumen undt ersten finger regen , die 3 andern seindt ein- wardts gebogen, wirdt sie sein leben nicht strecken können. Aber es ist viel, daß er noch bey leben ist; den hette er kein hämisch ahngehabt, hette er 15 todtlich wanden bekommen. Mein söhn hatt gar nichts von sein esqaipage verlohren. Ich wünsche den frieden woll von grandt meiner seelen, wie leicht zu erachten ist. Man sieht hir die verenderang deß glucks; aber weillen daß glück anff einer kagel oder raht stehet, so maß man hoffen, daß es wi- der vor hir auch threhien wirdt. Ich finde, daß freüllen Pelnitz za loben ist, niemandts mehr nach ihrer königin za dinnen, weillen sie zu leben hatt. Sie machts auch, wie St Paulus sagt: «Wer heüraht, thut woll; wer nicht hetlraht, thut beßer». Daß were auch woll mein sin geweßen, wen es sich hette schicken können; aber es ist mein destin nicht geweßen. Buben zu lieben, vergeht selten bey den mansleütten; aber wie mylord Raby verstandt hatt, helt er die sach gewiß heimtich. Wen man jung ist undt verstandt hatt, lernt man alles baldt, also wirdt monsieur Poltney baldt in alles schicken zu Berlin. Ich habe ahn Amelise vergangen woche ge- schrieben, war in sorgen vor Euch; den Ewere regullaritet ist mir gar zu bekandt, umb nicht zu fürchten, daß ihr übel aufif seydt, wens ahn Euch zu schreiben ist, liebe Louise, undt daß ich kein schreiben von Euch entpfange. Danckt ma tante demütigst voT die gazette, welche recht curios zu leßen war! Ihr werdt mir einen gefahlen thun, wen Ihr mir die schicken woldt, so Amelise alle woch bekompt. Ich erfrewe mich mitt Euch, daß die königin mutter in Deneniarck Euch ein schön contrefait geschickt; allein sie hette Euch woll selber dabey schreiben können. Hirmitt ist Ewer schreiben völlig beantwortet, undt wir haben nichts neues hir;

487

werde also nichts mehr sagen, alß wie daß ich Euch, liebe Louisse, vo^ hertzen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

338.

A mad. Amelie Elisabeth, raugräffin zu Pfaltz, a Hannover.

Versaille den 18 November 1706.

Hertzliebe Amelise, vergangen sambstag habe ich zwar Ewern lieben briefiF vom 2 November zu recht entpfangen, aber sontag nicht draufif andtwortten können, weillen ich selbige tage gar zu viel briefife zu schreiben habe, wie ich Euch, wie ich glaube, schon mehrmahlen zu wißen gethan. Niemandts hatt Schultes bößere ofiFice geleist, alß er selber durch sein plumpes verfahren; aber ich bin so müde, darvon zu reden. Ich muß von hertzen lachen, liebe Amelise, daß Ihr findt, daß ich in meinem contrefait, so ich ma tante geschickt, schon undt woll außsehe. Wen ein groß dick ge- siebt, plat maul undt kleine enge äugen waß schons sein, so bin ichs gar gewiß undt werde noch alle tag schönner; den ich werde noch alle tag dicker. Hertzliebe Amelise, jein jeder muß sein ver- hengnuß folgen; daß meine hatt mich in Franckreich geführt, da habe ich gelebt, da muß ich auch woll sterben. Teütschlandt ist mir noch allezeit lieb undt ich bin so wenig propre vor Franck- reich, daß ich mein gantz leben mitten im hofif in einer großen einsamkeit zubringe. Weillen ich aber woll sehe, daß es gottes will ist, daß ich hir sein undt bleiben solle, habe ich mich drin ergeben, bin Euch aber sehr verobligirt, nach mir zu verlangen; daß muß daß gutte gemühte undt geblüdte in Euch verursachen. Es seindt viel Sachen in der weldt, so man verlangen solte, aber durch die umstanden unmoghch werden; so ist es mitt mir auch. Es ist nichts verdrießlichers , alß wen man einem den kopfif voll schwetzt, wen man schreiben will. Es ist eine thprheit, zu glau- ben, daß man nichts hübsches, noch magnifiques, alß in Franck- reich, machen könne. Es seindt mitt den vertriebenen reformirten schir die besten arbeydtsleütte auß Franckreich gangen; also leicht zu glauben, daß man jetzt in Teütschlandt eben so schönne Stoffen undt allerhandt zeug wirdt haben könnet}, alß man hir hatt. Man sieht nicht mitt einem schmutzigen maul zum fenster nauß, man

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habe den einen reichen witwer geheflraht; vielleicht wirdt Eflch dießes begegenen. Es kan Euch, liebe Amelise, nie so viel glttck nndt vergnügen zukommen, alß ich Eflch von gnindt der schien wünsche; den ich habe Euch nndt Looisse von hertzen lieb.

Elisabeth Charlotte.

339. A mad. Louise ^ raugrafBn zu PfaltZ| a Hannover.

VersalUe den 2 December 1706.

Hertzliebe Louisse, dießen nachmittag habe ich Ewern lieben brieff vom 23 November zu recht entpfangen nndt vergangenen montag den vom 19 November, werde heütte auf beyde zugleich andtwortten, fange bey den frischten ahn. Ich dancke Euch sehr, Eflch mitt mir wegen meines sohns ahnknnfft zu erfrewen. Seyder er ins balhans spillen geht, ist seine handt so viel beßer worden, daß er nnn wider alle finger regen kan nndt auff der flotten spiel- ten; hofife also, daß, wen er daß badt von Bourbone wirdt ge- braucht haben, wie dießen frflhling geschehen solle, das alßden alle kräfiften wider kommen werden undt mein söhn nicht lahm blei- ben. Aber wen auch gleich ein finger lahm bleiben solte, ist es doch schir vor nichts zu rechnen, waß sonst hette geschehen ki^n- nen. Wen mein söhn gleich nicht wider in Ittallien geht, ist doch woU zu vermuhten, daß, so lang der leydige krieg werden wirdt, er woll nicht zu hauß bleiben wirdt; wflnsche also den frieden recht von hertzen. Ich bin fro, daß ma tante jemandts hatt, so L L. divertirt; den wie sie von der freflUen Pelnitz spricht, muß sie sehr amussant sein. Vor dießem, defleht mir, hatte ma tante die graffin Platten lieber, alß die Eielmanseck. Ich habe vor dießem einen herrn von Ketteier gekendt, so eine wackere artige fraw hatte. Ich weiß nicht, ob es der ist, so nun marchalck zu Cassel, ein klein mäntien voller kinderblatternmähler. Es ist mitt dem churfflrstenthum von Braunsweig gangen, wie daß sprich- wordt sagt: «Tout vient a point qui peust attandre». Morgen werde ich durch mein dochter erfahren, ob der margraff von Baden todt oder lebendig. Vorgestern bekam ich ein brieff von mein tochter; die schrieb mir, daß sie ein schreiben von dem freüllen von Fflrs-

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tenberg bekomen, so nun zu Rastat ist, weilten printz Louis sie hatt hollen laßen, umb sie noch . einmahl vor seinem endt zu sehen. Die sagt, daß dießer herr ohnmöglich davon kommen kan; war doch ein wenig wider beßer. Zu Paris hatt man ihn todt gesagt, er war es aber nicht. Ich will glauben, daß man ihm unrecht ge- than hatt. Wir haben ein Schwester undt niege hir vom graff Frieß; die niepce ist ein schön mensch undt die mutter hatt ver- standt, brilliren sehr hir. Ma tante undt Ihr beschreibet mir die princes mitt solchen meritten, daß es kein wunder ist, [wenn] man sie regretirt zu Hannover. Gott gebe, daß' sie lenger, alß ihre tante, die konigin s., leben möge! Es ist recht verdrießlich, wen man im schreiben gehindert wirdt; daß geschieht mir offt auch, Monsieur Oberg kene ich woU, er war mitt dem lieben printz Carl s. hir. Ich habe in meinem sin mein leben von nichts ab- scheülichers gehört, alß den frieden, so könig Augustus gemacht. Er muß voll undt doli geweßen sein, wie er die articlen eingangen ist; vor so ehrvergeßen hette ich ihn mein leben nicht gehalten. Ich schäme mich vor unßer nation, daß ein tefltscher könig so un- ehrlich ist. Ihr werdet mit der zeit noch ein contrefait von ma tante bekommen. Es ist gewiß, daß die contrefait keine freüde geben, wen sie nicht gleichen. Daß ist alles, waß ich aufif Ewern letzen brieff sagen werde; ich komme jetzt auff den vom 19. Ihr habt gar woll gethan, der madame de Sasstot nicht nach zu gehen, insonderheit weillen sie den graffinen zu Berlin cediren wirdt. Wie hatt man Euch daß zumuhten können? Ich habe woll gedacht, daß ma tante Ewere conduitte apropiren würde. Es war doch hofflich ahn madame de Sastot, Euch compliment zu machen; daß gibt mir gutte opinion von dießer damen. Es ist auch recht artig von der cronprintzes, mitt aller gewalt Euch adieu zu sagen wollen; sie muß meritten haben. Ich finde keine Schwachheit, zu weinen, wen man ursach dazu hatt. Hiemitt seindt Ewere beyde schreiben be- antwortet; bleibt mir nur überig. Euch zu bitten, die fehler dießes brieff zu endtschuldigen ; den ich kan ihn nicht überleßen , habe noch 3 große brieff zu schreiben undt es ist schon 8, kan also nichts mehr sagen, alß daß ich Euch von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte,

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340. A mad. Amelie Elisabeth, raagra£Sn zu Pfaltz, a Hannover.

Venaille den 2 December 1706.

Hertzliebe Amelisse, vergangen montag habe ich Ewern lieben brieff vom 16 Novembris zu recht entpfangen, dancke Euch sehr vor die relation vom beylager. Von hir kan ich Euch nichts schon- ner; man hört von nichts, alß^kinderblattern undt fleckfieber, wel- ches gar nichts artiges^ ist. Ich finde possirlich , daß sich die statt« undt hoflfdamen so gestoßen haben. Die daß freüllen Schullenburg so hart gestoßen, maß sich nicht pickiren, politiqae za sein. Solche art von predigen, wie man bey solchen occassionen macht, kommen schir allezeit alber hervor. Es hatt mich gefrewet, zu sehen, daß man noch nach alten teütschen brauch mitt fackeln gedantzt hatt. Ich wünsche Euch glück dazu, liebe Amelisse, die cron bekommen zu haben. Ma tante hatt mir zwar auch eine relation geschrieben, aber gar in einem kurtzen begrieff. Adieu, hertzliebe Amelisse! Ich ambrassire Euch von hertzen undt behalte Euch recht lieb.

Elisabeth Charlotte. 341. A mad. Amelie Elisabeth, raugräffin zu Pfaltz, a Hannover.

Marly den 9 Decembris 1706.

Hertzliebe Amelise, ich bitte Euch, nembt nicht mehr so gar weiße dinten! den nun ich alt geworden, habe ich mühe, so weiße tinten zu leßen. Ihr halt Ewere ordenung gar richtig, jedoch so habe ich heütte nichts von Louisse entpfangen. Weinberg wirdt nun wöll wider bey Euch sein. Ihr könt woll gedencken, liebe Amelise, daß ich allezeit mein bestes vor die thun werde, so Ihr mir recommandirt. Ich dancke vor die gedruckte zeittung; dadurch sehe ich, wie es in Teütschlandt zugeht, ob es zwar nichts neues mehr ist; es ist noch beßer, waß altes zu wißen, alß gar nichts. Ich habe auch schon dran gedacht, daß der könig [in] Schweden viel von meinem armen bruder s. hatt. Seyder könig Augustes so einen liederlichen undt leichtfertigen frieden gemacht, kan ich ihn nicht mehr leyden, Daß ist woll ein großer irtum, wen man

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meindt, die gantze weldt zu corigiren; man hatt ja mtthe, sich selber zu corigiren nndt zu beßern, will geschweygen andere, undt wie Ihr gar woll sagt, daß kompt gott allein zu. Ewere tinten ist so weiß, daß man daß gekletter nicht sehen kan, undt meritirte nicht, wider abgeschrieben zu werden. Nun Louise sieht, wie lustig die cronprintzes ist, solte sie sich ihrer abweßenheit trösten. Adieu, liebe Amelise! Ich habe schon 22 bogen ahn ma tante ge- schrieben, muß noch ahn die von Maubuison schreiben undt 2 brieff nach Paris; kan dero wegen nichts mehr sagen, alß wie daß ich Euch allezeit von hertzen lieb behalte.

Elisabeth Charlotte.

342. A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Hannover.

Versaille den 16 December 1706.

Hertzliebe Louise, dießen nachmittag umb 4 habe ich Ewern lieben brieff zu recht entpfangen, dancke vor die dabey ligende zeit- tung, wie auch die copie von^ der königin in Denemarck brieff. L M. schreiben woll undt reden gutt mitt Euch; scheindt woll, daß sie Euch recht lieb hatt, undt daß ist mir lieb. Wen daß wetter zu Hannover undt dort herumb ist, wie hir, werden L L. der chur- fürst nicht schön zu jagen haben; wir haben nichts, alß nebel undt regen. Der churprintz muß die jagt nicht lieben, weillen I. L. zu Hanover geblieben sein. Mein gott, wie wirdt der churprintz undt die churprintzes einander so müde werden, allezeit so beysamen zu stecken! Ihr seydt gar zu demtttig, liebe Louisse, zu sagen, daß Ihr der königin in Denemarck schreiben nicht wehrt sein ; leütte von Ewer gehurt undt tugendt seindt alles werdt. Adieu! Es wirdt spät undt ich habe noch dießen abendt 4 brieff zu schreiben, es ist schon 7 geschlagen. Ich ambrassire Euch von hertzen undt be- halte Euch allezeit lieb, liebe Louisse!

Elisabeth Charlotte.

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343. A mad. Amelie Elisabeth, raugraffin zu Pfaltz, a Hanover.

Versaille den 28 December 1706.

Hertzliebe Amelise, dießen nachibittag habe ich Ewern lieben brieff sambt der zeitnng nndt daß pietist-büchelgen zu recht ent- pfangen; dancke vor beydes, habe aber noch der zeit nicht gehabt, eines noch anders zu leßen, habe nur Ewern briff geleßen. Ich sehe gern so waß neaes, wirdt mich also divertiren. Ich glaube, Ihr habt Euch ein wenig in Ewerm datnm betrogen ; den Ihr datirt vom 14 undt ma tante brieff ist nur vom 12 dadirt undt I. L. ha- ben die gewohnheit nicht, 2 tag vor der post zu schreiben; glaube also, daß Ihr Euch ein wenig verschrieben habt. Mich deucht, daß die trenung vom hannoverischen hoff gar oftt geschieht. Es ist keine unahngenehme ursach , so den churfürsten nach Zel führt. Alle hanerey müßen dem pietisten eine pension machen, weillen er so sehr gegen den ehebruch schreydt. Wen ihm auch nur ein jeder einen thaller geben solte, würde er baldt gar reich werden wegen der menge. Daß er aber gegen dem könig in Preussen geschriben, meritirte woll corection. Der hoff hir ist gar still, doch haben wir vorgestern comedie gehabt, Les Horaces undt L'escole des fa- mes; wegen der fest aber werden keine mehr gespilt werden, alß nach weinachten. Hir ist auch ein art pietisten, so man quietisten heist; sie seindt nicht so schlim, wie die ordinarie pietisten, so in Tetltschlandt sein; man hört nicht, daß sie desbeanchirt sein. Der pfarher, so sich so mitt dem nierenbratten nK)rtificirt hatt, meint woll, waß schönnes gethan zu haben, nndt ich finde, daß es eine thorheit ist; hette beßer gethan, davon zu eßen undt seiner frawen danck zu wißen, daß sie vor ihm sorgt, undt sie also erfreüdt, daß sie waß gethan, so ihm ahngenehm geweßen; aber wie man im sprich wordt sagt: <So viel köpff, so viel sin». Der verstorbene könig von Siam, alß unßer könig ihm sagen ließ, er bette ihn, die christliche catholische religion ahnzuuehmcD, andtwortete er, er glaube, daß man in allen religionen könte seelig werden, undt gott liebe nichts mehr, alß die verenderung; drumb gleiche sich nichts in der weit, jede grüne blätter wehrn different undt daß also

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anßer herr aaff anterschiedliche maniren wolle ahngebett sein; dramb mäste anßer könig fortfahren, gott dem allmachtigen aaff seine weiß, wie er es gelehrnt, za dinnen, er aber wolle gott aaff seine manir loben ondt dinnen, andt wen es gottes wille sein solte, daß er ihm änderst dinnen solte, würde er es ihm schon ins hertz geben. Ich finde, daß er hirin nicht anrecht hatte. Hiemitt ist Ewer lieber brieff völlig beantwortet. Ich glaabe, daß noch eine gatte zeit dahin ist, ehe der jüngste tag kommen; wir haben den Antechrist noch nicht gesehen. Ehe er kompt, werde ich Euch noch offt versichern könen, daß ich Euch recht lieb habe, liebe Amelise !

Elisabeth Charlotte.

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NACHWORT DES HEßAUSGEBERS.

Die briefe der herzogin Elisabeth Charlotte von Orleans an ihre halbgeschwister die raugrafen Karl Ludwig , Karl Moriz und die raugräfinnen Luise und Amalie Elisabeth er- scheinen hier in zweiter ausgäbe , welche jedoch kein bloßer Wiederabdruck der ersten Sammlung ist, wie sie Wolfgang Menzel im jähre 1 843 für den litterarischen verein veranstaltet hat. Es haben mir vielmehr durch die gewogenheit der herren grafen von Degenfeld, welche hierin mit nicht genug zu rüh- mender liberalität einem ihnen von dem Präsidenten des littera- rischen Vereins ausgesprochenen wünsche entgegengekommen, die im gräflich degenfeldischen familienarchive verwahrten ori- ginalhandschriftcn der seltenen frau selbst vorgelegen und mein verfahren bei der herausgäbe ist ein anderes geweseo, als dasjenige, welches von meinem Vorgänger befolgt worden ist. Ich habe die aufforderung erhalten, die schreiben der herzogin vollständig zu veröffentlichen, während die so über- aus verdienstliche erste Sammlung sich auf auszüger aus dem reichhaltigen briefwechsel in der art beschränkt, daß sie für die von mir auf einunddreißig bogen mitgetheilten briefe aus den jähren 1676 bis 1706 nicht ganz acht bogen in an- spruch nimmt. Wie hinsichtlich des inhaltes weicht meine ausgäbe auch in der behandlung des textes von der früheren publication ab ; ich habe mich der mühe unterzogen, den briefen, in welchen nur ausnahmsweise einmal ein Unterscheidungs- zeichen steht, eine sorgfältige interpunction angedeihen zu

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laßen. Die Orthographie habe ich, da mir mehr nicht erlaubt schien ; wenigstens in dem einen puncte regeln zu sollen ge- glaubt, daß ich den großen buchstab nur fiir eigennamen und den satzanfang gestattete, während er in den mit fester hand in deutscher schrift geschriebenen originalien bei jeder Wortgattung willkürlich gesetzt ist, wobei übrigens doch der kleine anfangsbuchstab vorherrschend bleibt. Fehlende Wör- ter habe ich öfters in eckigen klammem ergänzt, für un- richtig scheinende hin und wieder unter dem texte eine beßemde vermuthung vorgeschlagen. Erläuterungen von ein- zelheiten habe ich in anmerkungen, häufiger noch in dem register gegeben, welches den vorliegenden band beschließt und das ich, um die auffindung von Wörtern und sachen zu erleichtern, so ausführlich wie möglich, als einen index locupletissimus angelegt habe. Neben den deutschen habe ich hier auch französische Wörter aufgenommen, um in einem allgemeinen überblicke das maaß erkennen zu laßen, in welchem die in Frankreich lebende deutsche frau von der fremden spräche gebrauch gemacht hat. Eine hauptaufgabe bildete sodann für das register die richtigstellung der zahl- reichen namen , welche von der herzogin in mehr oder minder falscher Schreibung angeführt werden. Daß ich, wenn nicht alle, so doch die meisten in ihrer gehörigen form eintragen konnte, dafür bin ich hauptsächlich einem französischen werke verpflichtet , das unter folgendem titel herausgegeben worden ist : »Journal du marquis de Dangeau , publik en entier pour la premifere fois par mm. SouliÄ, Dussieux, de Chenneviferes, Mantz, de Montaiglon, avec les additions inädites du duc de Saint-Simon, publikes par m. Feuillet, de Conches.« Paris 1854 ff. 8. Von ganz besonderem werthe ist fiir mich na- mentlich der im jähre 1860 veröffentlichte, eine »table gin^rale alphab^tique« enthaltende neunzehnte und letzte band dieser wichtigen Sammlung gewesen.

Was Elisabeth Charlotte in den vorliegenden briefen über sich selbst äußert, sowie die urtheile, welche sie über das

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verschiedenartigste ausspricht , habe ich in der nachfolgenden Übersicht zusammengestellt:

über ihren titel 62. 262. 267. 80d.

ihr bUdnU 54. 55. 103. 206. 487.

lüßt sich ungerne malen 206.

mnß sechs Jahre lang anf die anfertignng Ton bildnissen warten 190. Tergl. 8. 58.

über ihr nnschSnes äußere 48. 107. 118. legt sich ein „beren-katzen- affengesicht'' bei 209. 212. 263. 487.

hat eine branne rauhe hant; denn sie ist oft auf der Jagd von mor- gens um ffinf bis in den abend in der sonne gewesen und roth wie ein krebs nach hause gekommen 463.

ist Ton den kinderblattern übel zugerichtet worden 55. 104. 118.

über ihre beleibtheit 85. 86. 107. 128. 202. 438. nennt sich „eine alte dicke bagode*" 206. 228. 245. 291. über ihre trotz ihrer mü^igkeit ein- getretene beleibtheit 298. vergl. s. 305. ihre beleibtheit hindert sie am gehen 846. 390. 405. 458. 462. 466. 487, verursacht ihr einen gar kurzen athem 377.

war früher mager wie ein stück holz 298.

ist klein, trägt aber die schuhe ganz platt 267.

gleicht sich selber gar nicht mehr, so sehr ist sie geändert 342.

nennt sich ein alt mütterchen 318.

ihre kleidung 80. 806. 456; justaucorps, perücke 302.

über das perückentragen 248. 449.

ist unter hundert tagen neunundneunzig schief coiffiert, fragt aber nichts darnach 478. Tergl. 476.

bestellt Strümpfe und Stecknadeln in England 71. 73. 76. 79. 85. 86.

hat ein kupferstichbuch 186. 145. 177, eine Sammlung der neuen medaiUen 223, viele blumen, gegrabene steine, viele bücher 280.

hat durch ausleihen eine menge bücher verloren, schreibt nun auf Schiefertafeln die geliehenen auf 464. vergl. s. 466. 467.

hat alle böse bücher und historien gelesen 465.

hat einen Widerwillen gegen unvollendete bücher 187.

läßt sich Zeitungen schicken 110. 299. 486. 490. 491. 492.

über ihre lebensweise 105. 242.

gibt eine genaue nachweisung ihrer lebensweise und zeiteintheilung vom morgen bis in die nacht 395. 896.

hat einen deutschen koch 89.

konnte sich an die französische küche nicht gewöhnen 164. 480. 440. 441. ihre kost 165. vergl. s. 474.

^ieht die englische küche der französischen vor 393. 440.

ist außerordentlich mäßig im eßen, seit sie aus der Pfalz weg ist, 292. 29o.

el>enszeit um mittag 896.

ißt mittags ganz allein und abends bei dem könig, wo es stiller her- geht, als in einem kloster und in einem nonnenr^fectoire 333. 894.

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sieht in Yeisailles den könig nur abends an der tafel 62. 66.

über die eßenszeit am hofe 843. 873. 385. 386. 421.

über die wähl der speisen 283.

grobe speisen sind nicht nngesnnd und geben gute nahrang nnd beßer, als viel bonillougeschlecks 405.

ißt nie suppe 441.

trinkt keinen thee, keinen kaffee , keine chocolade 113. 114. 444.

kann gar kein bouillon, keine fleischbrühe nehmen 351. 853.

kann keine milch und keine biermolken ertragen 454.

trinkt sommer und winter eis 350.

hat von jeher eis getrunken, aber nicht gar erschrecklich kalt 422.

über den vorzug des weines vor dem biere 325.

schlaft allein in ihrer kammer, hat aber dienerschaft in der nähe 431.

hütet auch in krankheiten das bett nicht, in welchem sie nur dauern kann, wenn sie schläft 431. 446.

liest nie im bette 262.

schläft in der kutsche 459.

hat keine importante aftären 142. 238.

über ihre wechselnde Stellung am hofe 72. 73.

klagt über anfeindung 15. 21. 22. 85.

hat sich der liebe der Franzosen nichts sonders zu befühmen 293.

ist gehaßt von madame de Maiutenon 190.

über ihre unfreie Stellung in Frankreich 112.

darf das königreich nicht verlaßen 231. 236. 259. B49. 455. 485.

darf in kein deutsches bad reisen 92. 305. 308. darf nicht nach ihrem- wünsche ihre tochter in Lothringen besuchen 144. 145. 170 175.

darf keine diener annehmen 234.

hat einen stets wechselnden aufenthalt 83. 167. 854. 422.

ist viel allein 51. 130. 151. 152. 159. 160. 161.. 221. weiß sich aber wol zu beschäftigen, wovon sie eine ansprechende Schilderung gibt 280.282. 317. 322. 388.

' ist sehr vereinsamt 337. 399. 487.

hat nicht über vier freundinnen in ganz Frankreich 85. 105. 122.

kein Carthäuser führt ein stilleres und einsameres leben, als sie, und so glaubt sie, sie werde endlich das reden verlernen 395.

geht mit niemand mehr um 400.

weiß, was unglück ist 93.

das Jahr 1681 war eines der schlimmsten, die £. Ch. verlebt 21.

ist unerhört ernst geworden 21. 157.

hat die heiterkeit ihrer Jugend verloren 82. 85. 121. 122. 402. ihre lust ist längst in den brnnnen gefallen 298.

ist des lachens ungewohnt geworden 121. 122. hat das lachen verlernt 146. 238. 246. 895.

lachen ist eine gewohnheit, bei ihr ist sie vorbei 399.

ist nicht melancholisch , kann aber niclit mehr so von herzen lachen,

Briefe der Prinzessin Elisabeth Charlotte. 32

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wie sie TOT diesem gethen 466.

hat wenig freode in diesem leben 70. 71. 77. 81. 105. 121. 122. 185. 186. 221. 250. 876. 377. 379. vergl. 259. 298.

denlct nur daran, ihre tage in rulie zu schlieiSen 244; wOnscht nicht, kSnigin von England zn sein 248. 253. 259.

ist des lebens mflde 23. 152. 229. 376. 377 ; ist von der weit mOde 397. 402.

hat lang genng gelebt 369.

nennt sich zu nichts nutz 23. 369.

Hebt kleine gesellschaft 53. 130. 160, die einsamkeit 200. 410.

liebt das spiel nicht 33. 95. 99. 114. 159. 160. 179. 224; muß des- halb allein hinter dem camin sitzen 247. 331. vergl. 439. hat lombre nie recht lernen können 458.

ist onglflcklich im spielen 254. 258.

verabscheut den krieg 38. 43. 246. 256. 284. 310. ansprechender eiiifall hinsichtlich des friedens 315. 322. 334. 337. 338. 352. 468. 469. 471. 479. 484. 485. 488.

fOrchtet , daß der drohende krieg von langer dauer sein werde 221. 285.

äußert sich sehr bescheiden über sich selbst 446.

erinnert sich gar vieler dinge ans der Jugendzeit 64. 104, beßer, als dessen, was sie vor zehen jähren gehört und gesehen 317. 363. vergl. 323. 419. 457. 459.

klagt über schlechtes gedächtnis 38. 107. 136. 142. 151. 188. 300. 304. 368.

ist von natur ein wenig trocken 423.

redet nicht gern 139. vergl. 395.

ist nicht gewandt in der conversation 224.

erschrickt gar selten 267.

angst zu sein, bat man sie zu Heidelberg nicht gelehrt 471.

klagen ist ihres thuns nicht 24.

bleibt sich in der freundschaft gleich 64.

ist discret 142.

breitet nicht gern die bösen zekungen aus 364.

findet stete ceremonien unerträglich 125.

ist der ceremonien erbfeind 469.

ist natürlich 59. 84. 237. 238.

über sich selbst, ihre aufrichtigkeit 124. 160. 238.

liebt freien und offenherzigen verkehr 56. 137. 237. 243. 249. 254. 878. 395.

nimmt selten ein blatt vors maul 356.

hat nicht dissimulieren lernen können . ob es ihr zwar wol hoch nöthig gewesen wäre in Frankreich 388.

kann nicht ertragen, daß etwas hinter ihrem rücken geschieht 407. 411.

hat es gar nicht gern , daß man ihr etwas verhehlt. Es setzt sie noch

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einmal so sehr iu sorgen ; denn sie glanbt nichts mehr, was man ihr hernach sagt, und meint als, man verhehle ihr noch was 480. 481. 482.

formalisiert sich nicht so leicht 834.

ist nicht coqnet von natur nnd beklagt die coqnetten mehr, als sie sie vernrtheilt 345.

fragt nichts nach pracht, nur nach redlichkeit , aufrichtigkeit und Wahr- heit 485.

glaubt nicht an geister 187.

hält viel von Ordnung, wenn sie gut ist 399.

versteht die manage nicht 248.

über das haushalten 41.

fürchtet die kälte unerhört 252.

hat kein gefallen an Paris 49. 53. 119. 124. 125. 220.

kann die Pariser luft nicht ertragen 58. 65. 72. 73. 75. 77. 79. 82. 83. 95. 100.102.103; gebraucht gegen dieselbe kaiser Karls kopfwaßer 109. 115. 119. 124. 125. 127. 130.133. 135. 136. 138. 140. 143. 145. 148. 180. 183.

hat ohne schaden zu Pari? zwei jähre in einem zimmer geschlafen, wo es nach färbe gerochen 403.

zieht den landaufenthalt großen Städten vor 133. 224. 470.

liebt den aufenthalt in Marly 11. 66. 79. 83, in Fontainebleau 119. 332 , in St Gloud 197.

ist nicht kränklich von natur 125. 426. 488.

hat eine gute natur nnd kann gut Krankheiten ausstehen 830.

war iu der jagend häufig krank 65. vergl. indessen 295.

leidet an der milz 33. 84. 35. 77. 100. 120. 122. 129. 205. 238. 239. 292. 298. 379. 428. 433. 436, an kopfwehe 270, vergl. 435, an der neßelsucht 385.

leidet am fleber' 65. 67. 218. 214. 229. 230. 289. 291. 292. nach- theilige Wirkung einer aderläße dabei 289 bis 292. 296. 298. weiß die deutschen benennungen der fleberanfälle nicht und führt deshalb die französischen an 295. ist am fleber auf den tod gelegen 328, erfährt dabei großen blntverlust 329. 332. 334. 350. 351. 385.

leidet am husten 380. 885.392.399.400.401.418.438.440.448. 450.

muß sehr krank sein, wenn sie das zimmer hütet 337.

vermeidet den gebrauch von arzueien 385. 464. 426. 438.

klagt nicht, wenn sie krank ist 431.

hat auch bitter ungern, daß man sie fragt, wie es ihr ist 406.

ist gar nicht lungensüchtig, hat eine breite brüst 406.

bat nie an zahn wehe gelitten 59.

Verhältnis zu ihrem arzte , äußerungen gegen denselben , über die ärzte überhaupt, die arzneien , die hilfe der natur 392. 398. 410. 411. 431. 436.

ist keines arztes Sklavin 290. 385.

über die doctoren 175.

über die schlechten apotheken in Frankreich 105.

über den gebrauch von arzneien 192.

32*

500

über die durch das alter herbeigeführte abnähme der heilkraft der natnr 436.

findet es abgeschmackt, sich so delicat za stellen 446.

ist nach dem verlnste ihrer eitern nnd ihres bruders nicht mehr , wie sie vorher gewesen; auch der verlust ihres sohnes Alexandre Loois d'Or- l^ans, dac de Yalois, geb. zu St Gload 2 Jnni 1678, gest. zu Paris in der nacht vom 15 auf den 16 Merz 1676, gieng ihr abscheulich zu herzen 379.

über ihren vater 425. 430. 431.

über den tod ihres vaters 14. vergl. 20.

ihre achtnng vor ihm 32.

verliert nie die idee ihres vaters 458.

über ihren heirathscontract 255.

hat bei lebzeiten ihres gatten nichts von ihrem gute anzusprechen 123. 124. 125. 130; muß nach dem tode ihres gatten vielleicht bloß von des k9- nigs gnaden leben 130. 230.

sieht in Marly ihren gemahl nie 199.

über den tod ihres gemahls 229. 230. 281. ihr leben nach diesem ereignisse 232. 233. 239. 242. 267. 269. 270. 278. über die dadurch herbei- geführte beschrankung ihrer einkünfte 230. 231. vergl. auch 285. 250. 251. 252. erwidert Karl Moriz spitzig auf seine verspätete beileidsbezeugung 237. ihr erster besuch in St Cloud nach dem tode ihres gemahls und ihr erneuerter schmerz 302. 309. empfindet es sehr, während der tranerzeit den neuen ko- mödien und opern nicht anwohnen zu können 239. 263. besucht die komödie wieder 310.

bezieht das zimmer ihres gemahls 848.

rühmt die gnade des konigs nach dem tode ihres gemahls 230. 231. 232. 285. 247. 26a über die pension, die ihr der könig gibt 255.

über monsieur de Pomereu, den ehrlichen conseiller d'^tat, welchen ihr der könig nach dem tode ihres gemahls gegeben 283.

. über den aufwand , den ihr haushält in anspruch nimmt 255. > schafft nach dem tode ihres gemahls ihre . fräulein ab und gibt ihnen Pensionen 267.

verliert ihren process in Rom und gibt den pfaffen die schuld 272. 275. 278. äoßerung des papstes hierüber 287.

über den lebenswandel ihres sohnes 96.

rühmt das benehmen ihres sohnes gegen sie 231. 236.

ist aufs tiefste bekümmert über die Verwundung ihres sohnes vor Turin 478. 479.

wünscht, daß könig Wilhelm von England ihre techter hätte 73. 75. 153, möchte ihn aber nicht selbst heirathen 153.

über ihre tochter Elisabeth Charlotte 60. 61. 62. 63. 65. 75. 76. 80. 107. 114; über die trennung von ihr 117. 122. 125. 144. 145; über eine krankheit derselben 183. 184. 186. 188, einen Unfall derselben 210. 211. 212. 303 ; ihre vielen kinder 476.

über die verheirathung ihrer tochter Elisabeth Charlotte mit dem herzog

501

Leopold Ton Lothringen 99. 107. 111. 114. 117.122.176.186.187.266.303.

über die bildnisse ihrer toohter and deren gemahls,- des herzogs von Lothringen 308.

fiber den durch unrichtige ärztliche behandlong herbeigeführten tod eines enkels, des prinzen von Lothringen 190.

Ober eine enkelin 84.

fiber den tod ihres oncles 100. 101. yergl. 442.

fiber ihren brnder 226. 293.

beweint den tod der gemahlin ihres seligen brnders , mit der sie alle- zeit brieflichen verkehr nnterhalten 460. 462.

verwendet sich ffir Carllotz bei ihrem bmder nnd ihrer matter 12. 13. 15. 16. ■—'.

erhalt vom konig ein nenjahrsgeschenk , womit sie Garllatz nnterstfitzt 13. 14. 16.

kann den tod von Carllotz nicht verschmerzen 86. 93. 148. 176. 259. 293. 300.

hat Karl Moriz anf die weit kommen sehen , er aber kennt die Schwes- ter nicht 32. 210. 211. vergl. dagegen 302.

tadelt die falsche demuth von Lnise 40. 165.

bemfiht sich beim konige zn gansten von Luise and Amalie 68. 62. 96. 97. 98. 100. 101.

ist empOrt fiber die nichtbeachtang des ranges von Amalie and Laise za Hannover 460. 461. vergl. 489, s. auch reichsgräfln.

nimmt sich der neffen and nichten von Laise in einem processe an 194. 196. 199.

berichtet ein gesprach mit baron Willich 196.

nichts in der weit geht ihr fiber ihre tante, die karffirstin Sophie von Hannover 85. 135. 407. vergl. 258. 259. 270. 272. 281. 282. 325. 328 bis 331. 342. 343. 361. 368. 369. 374. 375. 376. 377. 379. 380. 386. so alt sie auch ist, hätte sie ihrer tante hofmeisterieren noch hoch von nSthen 387. briefe mit der karffirstin za wechseln, ist E. Oh. gr5ster and, wie sie mit Wahrheit sagen kann, einziger trost nnd flreade in dieser weit 398.

spricht ihrer tante, der karffirstin, tausend mal mehr vivacitSt und verstand zu , als sie selber besitze 29.

kann keine schwere arbeit machen, wobei man geschickt sein muß, macht aber der karffirstin ein körbchen, ihre seide drein za than 413. vergl. 416. 418.

haspelt, was die damen spinnen 296. vergl. 306.

besorgt ffir ihre tante, die karffirstin, einen Unterrock, so nicht häß- lich ist; natfirliche blumen mit goldenen festons auf einem schwarzen grnnd 470.

wählt zu Paris stofTe ffir die brautkleider der princessin Sophie Doro- thea von Hannover 472. 474. vergl." 476. 477. 480.

fiber den tod ihrer erzieherin , der frau von Harling 272.

liebt die komfidien 82. 107. 129. 151; zieht dieselben den opern vor 202. 242. "

\

502

behält einseloe Btollen ans den opern sehr gut im gedäehtnis, wotoü sie denn auch im verfolge manche beispiele gibt 17.

zieht die komödien den redonten vor 439. möchte nicht gern eine kom5die versäumen 346. 447. schläft in den komödien nie, aber gar oft im opera 402. vertheidigt die komödien gegen die geistlichen 105.106. 107.202. 314. * Qber den besuch der komödien am sonntag, den vorzug der komödien vor Visiten nnd conversationen 454.

über den sittlichen werth der komödien ; vergleichnng mit den pre- digten 427. 428, mit den historien 428.

erklärnng des abscheoes vor den komödien, lob nnd empfehlnng der- selben 814.

über die anfgabe der komödianten 427. £. Gh. achtet auf gutes oder schlechtes spiel, sieht aber nie nach den kleidern 428, vergl. 30; sieht gerne eine s^rieuse komödie, welche sie tonchiert, und darnach hat sie auch gerne was zu lachen wieder 428.

über die rührung durch mährchen und komödien 489. 440. E. Gh. wird durch Iphig^nie zu thränen gerührt 440.

äußert sich über mehrere komödien von Molidre und gibt dem Tartuffe den Vorzug 419. 430, über stücke von Pierre Gorneille und Poisson 427. 428, von Brueys und Palaprat 448, über Iphig^nie 440.

über die Spielzeit der komödien zu Paris und Fontainebleau 453, zu Versailles 492.

in den komödien soll man nicht plaudern 427. 450.

über die historien 428. 429.

hat gefallen an rätbseln 247. 258.

über Statuen im garten von Marly 804.

hat kein gefallen an maskenbällen 123. 368. 436. 438.

muß sich in ihren alten tagen maskieren; ergetzliche Schilderung da- von» sowie anderer masken; dauer des balles; bemerkung über die Verdrieß- lichkeit, in der nähe eines balles zu schlafen 445. 446.

liebt das französische tanzen gar nicht; ein ewig menuet ist ihr un- leidlich 447.

gibt audienz an gesandte von Portugal 63.

hat jagen und reiten erst in Frankreich gelernt und hat sich durch häufiges fallen nicht abschrecken laßen 129. 153.

befleißigt sich des reitens 98. 100.

geht auf die jagd wegen ihrer gesundheit 129. 289.

reitet auf die falkeojagd 55.

geht auf die jagd 5. 82. 83. 34. 56. 65. 215. 219. 224; jagt mit dem Dauphin 69. 217 , mit dem könig 217. 225. 288. 239. 242. 285. 302. 808. 804.

jagt zu pferde den wolf 51. 207.

jagt zu pferde mit dem Dauphin den wolf 86. 87. 89. 131.

jagt den wolf 83. 127. 184. 185.218; jagt einen tag um den andern 208.

fällt bei der Wolfsjagd den großen knochen des armes aus einander, der

503

ihr sofort von einem baoern eingerichtet wird 87. 89. yergl. 861. 862. 438. 448. 444.

fürchtet, an einem arme lahm zu werden 92.

geht anf die hirschjagd 383. 384. 386. 888. 890.

jagt länger, als vier jähre, nicht mehr zn pferde, sondern fShrt, wie der konig, in kleinen caleschen mit vier pferden 891. 396. 411.

liebt die hüodchen sehr 245. 280. 288. 817. 837. 448. 466.

hat bei einer Spazierfahrt im walde von Fontainebleau , anf welcher sie umgeworfen wird, sieben hunde in der kutsche 809. 810.

eines ihrer hündchen liegt immer anf ihrer tafel, wenn sie schreibt 442.

hat nur nenn hündchen im zimmer 312.

niemand am hof kann beßer gehen, als sie 229. 239.

ist täglich drei stunden In der Inft 151.

spaziert alle tage ein paar stunden im wald 245. 247. 286.

fährt im walde von Fontainebleau spazieren 809.

über den günstigen einfluß von anstrengnngen auf die gesundheit 818.

über die nothwendigkeit der bewegung ; E. Oh. spaziert mit frau von Rotzenhausen alle abend fünf Viertelstunden 466.

geht zu Marly oft im mondschein spazieren 464.

hat einen schlimmen fall gethan und ist in einer gar großen einsam- keit zu Versailles 814.

vertritt sich den fuß 431. 438. 436. 486. 437. 438. 440. 441. 442. 444. 450.

läßt sich nach einem Unfälle am fuße die stiege auf und ab tragen 451.

über die bedeutung des brieflichen Verkehrs 84. 85. 181.

schreibt, wie sie redet 59.

ihre briefe machen ihr eben keine große mühe 478.

über ihre handschrift 41 ; schreibt, immer gar geschwind 818.

schreibt einmal mit der linken band 86.

bedient sich unter umständen für ihre briefe eines secretärs, der übri- gens weder Deutsch lesen noch schreiben kann 884. 335. 886.

schreibt viele briefe 87. 83. 88. 91. 105. 181. 179. 180. 181. 184. 194 204. 207. 210. 212. 215. 216. 217. 224. 270. 271. 272. 802. 308. 804. 306 816. 817. 318. 319. 320. 822. 325. 332. 841. 845. 855. 363.378.381.382 hat Jeden sonntag aufs allerwenigste sechs briefe zu schreiben 388. 884. 404 887. 389. 390. 392. 406. 408. 409. 488. 437. 439. 440. 441. 442. 448. 445 ; abermals über die vielen sonntagsbriefe 445; ihre schreibtage nach Frankfurt sind mittwoch und samßtag98, donnerstag ist der tag für die briefe an Ama- lie und Luise 445. 446. 449. 456. 465. 466. 467. 468. 469. 471. 475. 477. 479. 481. 483. 489. 491.

schreibt lange briefe nach Hannover 88. 91. 105. 108. 109. 148. 217. 804. 816. 408, einen brief von 24 selten 440. 454, abermals einen brief von 24 bogen (? selten) 468, einen brief von 18 selten 471, einen brief von 28 bogen (? selten) 481, einen brief von 22 bogen (? Seiten) 491, sehr lange briefe an die herzogin von Savoien, die mutter der kSnigin von Spanien 302. 304.

504

sehreibt einen fransSsischen brief an Karl Moria 210. 211. liebt lange briefe 36. 37. 142. 312. 331.

ist ezact im beantworten der briefe 54. 131 ; liebt das anfscbieben nicht 121. 129. 133. 186. 189. 232; Udelt die faulen Schreiber 287.

hat häoflg nicht die zeit, ihre briefe za fiberlesen 86. 101. 117. 171. 174. 246. 256. 271. 312. 323. 326. 489.

spottet über das Französisch ¥on Amalie mit dem beding, dafi diese der herzogin DeuUch corrigiere 150. 151. 159. vergl. auch 173. 259. 270. 271. 275. 296. 307. 311. 322 347. 883. 395. 426. 476.

verbittet sich complimente 41. 84. 85. 93. 112. 116. 121. 122. 150. 158. 159. 203. 214. 227. 241. 271. 827. 393. 398. 400. 408. 437. von complimenten überhaupt 249. 254. 255. 258. 841. verbittet sich Schmeiche- leien 238.

hat in Fontaineblean keine zeit zum schreiben 178. 174. 175.

empfangt drei mal in der woche große briefe von ihrer tochter 120, zweimal in der woche von ihrer tante, der knrfürstin zu Braunschweig 173. 176. 298 ; über die ausführlichen briefe der kurfürstin, die E. Ch. ein großer trost sind und die sie mehrmals liest 320.

darf in briefen nicht von religionssachen sprechen 401.

über die Verletzung des briefgebeimnisses 449. 451. 455. 456. 457. 460. 462. 465. 468.

lißt sich durch die Verletzung des briefgebeimnisses in ihren mitthei- lungen nicht beengen 228. 456. 460. 462 , ebensowenig durch den krieg 228.

über die abgeschmackte beeintr&chtigung , die wfihrend des krieges ihr brieflicher verkehr in Deutschland erfährt 312. 318. 315. vergl. 317. 327. 381. 338. 340. 344.

mischt sich nicht in Staatsaachen 221. 228. 238. 338.

mischt sich in keine staatsh&ndel und weiß die Staatsgeheimnisse nicht 812. vergl. 323.

vergißt bei einem schreiben an die königin von Spanien den respect, indem sie zu hoch anfängt, und schreibt deshalb vier bogen nochmals ab 381.

besorgt die briefe der frau von Bathsamshausen 109. 114.

scherzt über teufelchen, die am schreiben hindern 309. 310.

könnte im bett unmöglich schreiben, schliefe gleich drüber ein 473.

Umwege, welche die briefe nehmen 340. 344.

ist wider ihren guten Tillen nach Frankreich gesteckt worden 485. vergl. 286. 487.

hätte lieber nicht gebeirathet, wenn es sich hätte schicken können 486.

über die heirathen der princessinnen 420.

wäre lieber kurfürst, als Madame 225.

möchte ein mann sein und im krieg 301.

hält es für ein groß lob, wenn man sagt, daß sie ein deutsch herz habe und ihr Vaterland liebe 53.

ist nicht propre für Frankreich. Schöne äußerung über ihre verliebe für Peutschland und ihre daraus hervorgehende Vereinsamung mitten im fran*

605

xSsiscben hofe 487.

das Vaterland 6teht den Deutschen allezeit am bebten an 90. Frankreich hat ihr offenherziges und treues gemüth Ihr nicht ge&ndert

66. 69.

bleibt sich in Frankreich gleich 56. 59. 63.

spricht selten Deutsch 29. 271. 275. 322; verspürt wol, daß es ihr nieht mehr so leicht ankommt wfe vor diesem 307. 347.

will das Deutsche nicht vergeßen 49. 158. 271. 275. 307. vergl. 322:

kann kein Englisch 32 ; versteht Oberhaupt nur Deutsch und Franzö- sisch 204. vergl. auch 169. 271.

macht französische linder 114. 115.

liest einen deutschen Yirgilius 49. 51.

hört recht gerne von Deutschland 42.

sieht viele deutsche färsten bei sich 129.

tadelt die modesucht der Deutschen 48.

tadelt die Deutschen, welche Französisch schreiben-, fürchtet, das Deutsche werde sich endlich so verlieren, daß es keine spräche mehr sein wird 347.

tadelt die uralten grafen, die sich zu fürsten machen laßen 142, vergl. 33. 38.

über das erlernen fremder sprachen 307, über die schlechte birtho^ graphie der französisch schreibenden Deutschen ebendas. »

über die einmischung französischer Wörter ins Deutsche 158. 222.

über die thorheit, zu glauben, daß man nichts hü^bsches, noch mag- niflques , als in Frankreich, machen könne 487.

über die einreißende Verderbnis in Deutschland 124. 219. 416.

über die misachtnng deutscher Fürstinnen in Paris 118. 205, insbe- sondere der pfalzgrafen und pfalzgräflnnen , unwille E. Gh. darüber 311.

kann sich nicht trösten über die vorHUle in der Pfalz 58. 68. 157. 225. 291. 306. vergl. 311. 312.

freut sich des andenkens der Pfälzer 33. 38. 64. 122. vergl. 363.

hat von den französischen erwerbungen in der Pfalz nichts bekommen 97. 110. 124. 125. vergl. 230. 234. 250. 251. über anspräche, die in folge der Verheerungen durch den krieg an sie erhoben werden 252.

versteht die sachen nicht, die man in ihrem namen für Monsieur macht 226.

versteht die procedurensachen ganz und gar nicht 195. 226. 355.

versteht nichts von aifären 248. 261. 278.

nimmt sich der landsleute an 67. 166.

möchte gerne unglücklichen helfen, aber es fehlt ihr an geld 214. vergl. 25. 33. 41.

über die englische nation 142. 226. 244. 236. 321. 437. 461. 473, ihre sittenlosigkeit 251. 257. 282* 366. 416.

über die sittenlosigkeit am englischen hofe 249.

die Engländer sind ordinarie am schönsten 357*

506

Ober das benehm»ii der Englinder gegen ihre fraoen 12K.

bÖM eben and wonderlicbe minner in England 90.

ortheil Ober die Franiosen 28. 51. 65. 79. 100. 115.

Franzosen sind intrlgnant 856, falsch 388.

eigennatz der Franzosen 74. 75. 98. 278; treoe leote darunter ßlnd rar 283.

Aber den mangel herzlicher heiterkeit im geselligen leben der Fran- zosen 254.

Ober die Französinnen, die sich der conversation halber gerne krinlc- lich anstellen 469. 471.

über die coqaetterie der Französinnen 841, ihre trostgrfinde ebendas.

über die französischen eben 92. 180, die Seltenheit guter eben in Frankreich 267, benachtheiligang der firauen durch die gesetze 130. 172.

über das benehmen der kinder gegen die eitern in Frankreich 236.

über die sittenlosigkelt in Frankreich 144. 154. 155. 160. 161. 162. 257. 366. 409. 426. 427; befOrchtong, daß sie nach Deutschland Terpflanzt werde 163. 244. 245. 88a

über das sanfen unter den Jungen Weibspersonen und von der besten qMliat 848. 36a

über die französischen weiber, die nach leichtfertiger Jugend im alter de^ot werden 40a 409.

über die verinderung, welche der königliche hof seit dem tode der könlgiu erfahren 106.

über den am firanzösischen hofe herrsohendeu ton, der Ton einem ex- trem ins andere fillt 462. 468. 464. 466.

über den französischen hof, Terschwinden der politesse an demselben, überhandnehmen der sittenlosigkelt, über die thorheit, dai& Deutsche ihre kioder nach Frankreich schicken 801.

über die langeweile am hofe 118.

über den niederen französischen adel, der mit dem deutsehen adel gar nicht zu Tergleichen ist, misachtung des ersteren in Frankreich 307.

über Deutsch redende Franzosen 246. 809, vergl. 457 ; hübsche bemerknng über solche 462.

Franzosen geben den eigenen namen auf und nehmen den eines gutes an 278.

fertigkeit der Franzosen, artige lieder zu machen 404.

urtheil über M^lac 297. 806.

über die Italianer 59. 297 , ihre sittenlosigkeit 251. 257.

über die Lothringer 306.

religiöses 40. 76. 80. 103. 106. 251. 271. 286. 288. 302. 314. 315. 330. 331. 385. 345. 349. 367. 377. 890. 897. 421. 429. 430. 434.484.487.

über unsere Schuldigkeit gegen gott 40.

ihre gottergebenheit 369. 372. 374. 877.

ihr gottvertrauen 845. 397.

über daa beten 40.

507

betet nicht mit dem eifer, mit dem sie BoUte, ist in allem elD wenig indolent 399. vergl. 429. 430.

betet außer der ki^che nie in einem baob, macht alle ihre gebete

selber 895.

hält viel auf ehrlicher lente gebet 234.

über die ehrftircht vor gott nnd . der religion , über den scherz in religionssachen , verglichen mit der Verleumdung 429. 430.

führt ans, daß alles in der weit zn gottes ehre ist 37« 367.

die gottheit hat keine menschlichen affecte, Jcann also vor nichts grauen, aber er kann strafen 434.

über ihre hoffiiung auf das ewige leben 258. 254.

über disseits and jenseits 460.

über die Seligkeit 845.

über den rechten grund des christenthums 347.

über die rechte religion 80. 258.

über devotion 191.

über die erheuchelte und die wahre devotion 421. 424. 425.

wird nicht närrisch aus zu großer devotion 169.

über den großen irrthum, die ganze weit zu corrigieren wollen, was gott allein zukommt 490. 491.

über die nothwendigkeit, täglich die h. schrift zu lesen 257. 258.

liest alle morgen in der kleinen handbibel 193.

liest alle morgen drei capitel in der deutschen bibel 247, einen psalm und ein capitel im alten und eines, im neuen testament 307. 822. 382. 868. 395.

weiß noch alle lutherischen lieder und reformierten psalmen, die sie gewust hat, und singt sie noch oft 382.. vergl. auch 891. 397.

liebt es nicht, viele stunden in der kirche zn sein 138. 343.

ist lange in der kirohe 131. 277. 820. 328. 329. 359.

schläft während der predigten, die eine halbe stunde nach dem eßen stattfinden 258. 840. 341. 397. .402; wenn man morgens predigt, schläft sie nicht 402; reflexion über ihr schlafen in der kirche 402; steht wegen des lateinischen geplärrs langeweile aus in den kirchen 278. 286.

über die prediger 345. 847. 429.

über die reformierten pfarrherren 444.

über die Seltenheit der prediger , welche die kunst haben, unsere pas- sionen zu dämpfen; über die prediger überhaupt 402. vergl. 867.

hält die fasten nicht, äußerung darüber 344. 391. 453.

das klosterleben ist gar nicht ihre sache 231. 236.

geht wenig mit nennen um und ist ihr leben nicht bei denen von St Gyr gewesen 415. 416.

ihre religiöse duldsamkeit 349. 492. 493.

über die drei christlichen religiooen 75.

über deutsche, spanische, portagiesisohe, italiänische und französische Katholiken 188. 247. 882. 470.

über die geringe achtung des papstes in Frankreich 187. 247. 882.

508

über die Romfahrten 176. 177. 187.

aber die reliqoieD; E. Gh. ist der meinong, et wire beOer, spitller in btnen, tlt reliqoien zn zieren 417.

billigt nicht die allein dnrch die polItik herbeigeführte üble behtnd-« Inng der Reformierten in Frankreich 888.

über die mehrheit der religionen 492. 493.

über die yerglelchnng der religionen mit hnnden 250.

über der gelehrten mtngel an glanben 298.

über die zwecklotigkeit , das horotkop stellen zn laßen 884.

lebensansichten 28.82. 35. 37.49. 50. 69. 70. 76. 82.92.93.94.107. 148. 150. 165. 157. 226. 245. 263. 298. 802. 805. 840. 845. 849. 890. 422. 487.

über weltverachtnng in theorie nnd praxis 815. vergl. 828.

lebensregeln 899.

über die wähl beim nmgange 428. 424.

höflich sein ist nöthiger, alt frenndlich sein 899. rergl. 486.

über brntalit&t, die Jedermann übel tteht, aber großen herrn noch mehr 448; Je höher man ist, Je höflicher mnO man sein, damit andere ein exempel nehmen 485.

über die falschheit tpöttischer nnd höhnischer lente 77.

über tchweigen nnd Torsichtig sprechen 458.

Tom lachen 867.

über diejenigen, welche mal k propos lachen 898.

vom lachen über den nichsten 429- 480.

über das weinen 489.

über lastif nnd tranrig sein 28. 247. 248. 808; über den einflnO der zeit anf mindemng der betrübnis 808. 305; „wen wir keine andere betrübt- nnü betten, alß nnßere sflnde, wehren wir gar Instig" 806. 816. lastig sein ist gesund, traurig sein macht krank 447. 468. lastig sein yerlangert das leben 348. nachtheiligkeit der betrübnis 371. 876.

über die behandlung betrübter 873. 376. 378. 882. 885.

das leben bietet mehr yerdruß, als freude 340. 397. 402. 414. 436.

über Vorbereitung anf nnglück 800, Über die dabei nöthige theilnahme von freunden ebendas.

über den werth der freunde 86.

Über das anhalten des einmal eingerißenen angifickes 78.

über possierliches bei Unglücksfällen 452.

über abschied nehmen 241. 279. 821. 394. 450. 452.

über den verlnst derer, die man lieb hat 70. 149. 241.

über die traaer um tbeure verstorbene 28.

über den ledigen stand und die männer 91. 249. 262. 264. 268. 279. 419. 486.

über das heirathen 56. 82. 90. 125. 184. 158. 165. 205. 246, über die hauptpuncte dabei 264. 268. 279. 357. 389. 890. 411. 420. 434.

über armuth im ehestand 165, über liebe im ehestand 264. 267. 889,

509

über caressiereD vor den leuten 267.

tadelt die mIsheiratheD 128, bedauert ihr aufkommen in Deatscbland 142. 219. 228. 229. 277. 288. 284. 307. 455 , begriff der misbeirath 436.

über das anglüclLlicbe loß der frauen 299.

über lieben und nicht lieben 249.

über äußere Schönheit 48. 67. 68. 107. 113. 126. 170. 274. 336. 420.

über die coquetterfe 345.

über coquette weiber 308. 341. 427.

über große feste und Icleine und große gesellschaften 813. 817. 898. 489.

über die betheiligung von männern und frauen an der gesellschaft 140.

findet, daß man am hofe natürlicher ist, als In den provinzen und Städten 228.

über das hofleben 361.

über grandeur ohne große macht 125.

über die hoffahrt von leuten, die sich in posten finden, die ihnen nicht zukommen 409.

hält die mathematik für ein passendes Studium für lente von qualität 188.

über die rechtsgelehrten 279.

über die belästigung durch allzu häufige besuche 444.

über die behandlung störender besuche 418.

über geschenke; sie sind in Frankreich nicht üblich 418- 419.

über die seefahrt 89.

über das alter 343. 399.

wollte lieber sterben, als blind werden 212.

über das sterben 104. 105. 243. 259. 296. 298. 299. 862. 372. 378. 877. 382. 397. 468.

Über die lebensverhältnisse der erlauchten frau, deren briefe ich mittheile, darf ich mich hier wol auf eine ganz kurze notiz beschränken.

Elisabeth Charlotte wurde als tochter des kurförsten Karl Ludwig von der Pfalz und seiner gemahlin Charlotte von Heßen-Cassel 17/27 Mai> 1652 zu Heidelberg geboren. Im jähre 1671 wurde sie gegen ihren willen mit dem herzöge Philipp von Orleans, dem bruder Ludwigs XIV, zu Chälons vermählt. Aus dieser ehe giengen drei kinder hervor, Ale- xandre Louis d'Orlöans, herzog von Valois, geboren 1673, gestorben 1676, Philipp, herzog von Orleans, der nachma- Uge übel berüchtigte prinz regent von Frankreich, und Eli- sabeth Charlotte, die wir später als gemaUin deis herzogä

510

Leopold von Lothringen finden *. Unsere herzogin Elisabeth Charlotte von Orleans starb am 8 Oetober 1722. Über ihre weiteren verwandtschaftlichen beziehungen, über die Schick- sale ihrer nachkommen, durch welche Elisabeth Charlotte mit so vielen ftirstenhäusem in Verbindung steht, sehe man den lehrreichen „Vorbericht", mit welchem W. Menzel seine ausgäbe geschmückt hat.

Eine biographie unserer herzogin hat Fr. Karl Jul. Schütz geliefert in seinem „Leben und charakter der Elisabeth Charlotte, herzogin von Orleans, nebst einem auszuge des denkwürdigsten aus ihren briefen; ein beitrag zur Charak- teristik des französischen hofes Ludwigs XTV. Leipzig 1820. 8. Eine wesentlich auf Menzels ausgäbe unserer briefe be- ruhende, äußerst ansprechende Charakterschilderung der her- zogin Elisabeth Charlotte hat Ludwig Häusser entworfen in seiner „Geschichte der rheinischen Pfalz nach ihren politi- schen, kirchlichen und literarischen Verhältnissen.'^ II. Heidel- berg 1845. 8. s. 712 bis 734. Man vergleiche auch Ludwig Ölsner, „Elisabeth Charlotte , herzogin von Orleans", in Fr. von Raumer „Historischem taschenbuch", vierte folge, fünfter Jahrgang, Leipzig 1864. 8. s. 105 bis 162.

Das bildnis der herzogin Elisabeth Charlotte von Orleans haben Charles Simonneau 1714 und Maria Magdalena Horte- mels in demselben jähre nach einem gemälde des berühmten Hyacinthe Rigaud gestochen **. Eine copie des porträts der herzogin ist in das sechste heft der von C. M. freiherm von Aretin veröffentlichten „Alterthümer und kunstdenkmale des bayerischen herrscherhauses. Herausgegeben auf befehl Sr Majestät des königs Maximilian II, fortgesetzt auf befehl Sr Majestät des königs Ludwig II." München 1865. folio. auf- genommen worden.

* Yergl. Histoire g^n^alogique et chronologique de la maison royale de France u. s. w. par le p. Amselme u. s. w. I. Paris 1712. fol. s. 95. ** Yergl. 6. E. Nagler, Neues aUgemeines künstierlexikon VI. Mün- chen 1838. 8. 8. 315. 316. XVI. Manchen 1846. 8. s. 442. 443.

511

Die halbgeschwister, an welche die gegenwärtigen Briefe der herzogin gerichtet sind, entstammen dem zweiten ehe- bündnisse, in welches ihr vater, nachdem er sich von seiner ersten gemahlin getrennt, zu Frankenthal am 6 Januar 1658 mit dem fräulein Luise von Degenfeld getreten ist. Ich habe im register über diese halbgeschwister einige bemerkungen gegeben und verweise im übrigen auf Häusser a. a. o. H, s. 684. 685 imd ganz insbesondere auf ,,Luise, raugräfin zu Pfalz, geborne freiherrin von Degenfeld. Von dem ver- faßer des lebens Friedrichs von Schomberg" [J. F. A. Eazner]. II. Leipzig 1798. 8.

Vollständig scheinen die briefe der herzogin an ihre halb- geschwister nicht mehr erhalten zu sein , da auf ein schreiben vom 18 Juli 1683 sogleich ein solches vom 22 December 1691 folgt, während noch Eazner a. a. o. III, s. 98 bis 102 einen von ihr an Luise und Amalie gerichteten brief d. d. Versailles d. 17 JuU 1685 und a. a. o. II, s. 143. 144 die vom 12 Januar 1700 datierte Zuschrift an Karl Moriz geben konnte, deren in unserer numer 100 erwähnung geschieht.

Über die anderweitig gedruckten und die sonst noch handschriftlich übrigen briefe von Elisabeth Charlotte hat Menzel in seinem „Vorbericht^ s. IX bis XI auskunft gegeben. Demjenigen, was dort verzeichnet ist, habe ich noch hinzu- zufügen, daß Leopold von Ranke im fünften bände seiner „Französischen geschichte, vornehmlich im sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert", Stuttgart und Tübingen 1861. 8. s. 282 bis 442 einen theil der briefe der herzogin an die kurfürstin Sophie von Hannover dem publicum dargebracht hat. Auch eine Übersetzung habe ich zu nennen , die „Corre- spondance compl^te [?] de Madame, duchesse d'Orl^ans, näe princesse palatine , m^re du r^gent. Trad. par m. Q-. Brunei. Accompagn^e d'une annotation historique, biographique et littäraire du traducteur." 2 vol. Paris 1857.

In neuester zeit wurde unsere herzogin zur heldin eines

512

dramas erwählt. Ich meine ^yEUsabeth Charlotte. Schaaspiel in fünf acten von Paul Heyse." Berlin 1864. 8.

Es sei mir gestattet, mit einigen der sätze za schließen, durch welche Licopold von Ranke seine mittheilungen aus der correspondenz der herzogin eingeleitet hati Er sagt a. a. o. s. 280:

»Mit dem bruder Ludwigs XTV, herzog Philipp von Orleans vermählt fühlte sich die herzogin Elisabeth Charlotte an dem französischen hofe doch niemals eigentlich zu hause; auch den fremden gesandten fiel ihre einsame und exceptio- nelle Stellung an demselben auf. Um so lebendiger war die theilnahme und Zuneigung, die sie ihren deutschen freunden und verwandten bewahrte ; in unzähligen mittheilungen erhielt sie sich mit denselben in vertraulichem verkehr. Darin be- steht der Charakter und fiir uns Deutsche der reiz ihres brief- wechsels, daß. sie in sich selbst vollkommen mit denen lebt, an die sie schreibt/ während ihr die demente des äußern lebens, in deren kreißen sie sich bewegt, allezeit fremd und selbst widerwärtig bleiben. Sie ist nicht ohne alles Verständ- nis filr dieselben, aber die Unvereinbarkeit des deutschen und französischen geistes in dieser epoche hat sich nirgends so prägnant ausgedrückt, wie in ihren briefen.«

Und so möge denn meine arbeit, die ich auf den wünsch des Präsidenten und des ausschußes des litterarischen Vereins unternommen habe, dem wolwoUen und der nachsieht der leser bestens empfohlen seini

Tübingen 3 Mai 1867.

WILHELM LUDWIG HOLLAND.

513

BEMERKUNGEN.

Brief nr 7 ist, wie sieb erst später ergeben hat, die fortsetzung Ton brief nr £8.

S. 93 lies: Seydt also statt Seydt, also.

183 am sclilaße von brief 99 lies: behalte! statt behalte.

200 nach genesen ist sollte! stehen.

208 nach abandoniren sollte! stehen.

210, z. 4 V. u. lies: dont ma tante, madame relectrice.

0 221, z. 15 V. u. fehlt das pnnct nach habe.

230, z. 12 V. u. ist vielleicht zu lesen : will geschweygen, daA wafiu

246, z. 1 ist vielleicht zu lesen: Stein.

297 lies: dame d'atonr, brnder.

y, 308 statt Manisch ist vielleicht zn lesen : ^manisch.

312, z. 4 V. n. lies: schreiben statt sehreiben.

416, z. 3 V. 0. heilet es in der handschrift ohne zweifei: nicht doli von.

8. 417, z. 7 V. 0. ist wol zu lesen: haltet, [was].

437, z. 4 V. 0. sollte das komma vielleicht nach 8, statt nach gehen stehen.

Briefe der Prinzessin £lisabeth Charlotte. ^"^

5U

REGISTER.

AbHB sind nicht alle dorch das Ja-

biläum bekehrt 888. Abendmahl, h. 359. 482. Aberglauben; in Frankreich hat nnr

der pöpel aberglauben , aber die

ehrlichen lente nnd lente Ton con-

dition gar nicht 382. Ablaufen, praet. abgeloffen 380. 406.

481. Abscheulich 11. 368. 369. 882. Acces 30. 89. 43. 292. 298. 295. 350. Adam, der alte 314. Adel, der arme, in Frankreich 80,

der niedere 307. Aderlaß 292. 296. 828. 830.372. 386.

888. 892. In Frankreich laßen sie

kindern von drei monaten zur ader

394. 400. 411. 426.

Änderung der gewohnhoiten bei be- jahrten ein schlimmes zeichen 394.

Affeetation, das deutsche wort dafür, 158. 169.

Ahnziglich 346.

Akademie, die franzosische 266.

Albemarle, mylord 239. 249. 257.

Alber 17. 134. 138. 188. 228. 247. 251. 337. 340. 347. 465. 483. 490.

Albertet 374. 461.

Albertingen, Scherzname 157.

Alceste, oper, stelle daraus 389.

395. 418.

Alcide 418.

Alexander 257.

Allebenwol 4. 5. 29.

Allifax s. Halifax.

Allen (? Ahlden) , prinzessin von, ver- folgt Carllutz mit ihrer roqnetterle 808. 395. Es ist wol Sophia Doro- thea gemeint, die tochter des her- zöge Georg Wilhelm von Zelle, die am 18 November 1726 auf dem schloße zu Ahlden gestorbene un- glückliche gemablin des kurprinzen Georg Ludwig, des nachmaligen ko- niges Georg I von England. Vgl. W. Havemann , Geschichte der lande Braunschweig und Lüneburg III. Gottingen 1857. 8. s. 354. 502.

Alt, sehr alte leute 323.

Altesse 52, altesse royale 52 ; vgl. s. 55.

Altfränkisch 48. 348.

Altorf 346.

Altoviti 13; hocbgerühmt, verfertigt ein heilsames ol 361. 362. 364. 438. 443. 444. 450. 456.

Amadis, roman von 14. 322. Vergl. Amadis, erstes buch, nach der ältes- ten deutschen bearbeitung heraus- gegeben von A. von Keller. Stutt- gart 1857. 8. Bibliothek des litter. Vereins b. XL.

Amadis de Gr^ce 128.

515

Amadis de Gr^ce, op^ra 128. 129. Die miisik dieser oper ist tod Destouches (Daogeau , Jonrnal VIT, s. 54).

Ambotten, ein Eurländer 45.

AmbrassiereD , am schluße der briefe.

Ameishanfen 151.

Amelie, Amelisse, d. 1. Amalie Elisa- beth , rangräfln . halbschwester von £. Ch. 81 ; ist eine lastige Christin 402 ; hat eine yorliebe für die Eng- länder 484; ihr aussehen in der kindbeit 168. 259; heirathsplan mit dem grafen von Wittgenstein 264. 265. 268. 288 ; scherz über ihre from- migkeit 348. 367.461.473. Amalie Elisabeth wurde 22 Merz/ 1' April 1663 zu Heidelberg geboren und starb ebendaselbst 13 Juli 1709.

Amelie , prinzessin, d. i. Wilhelmine Amalie, tochter des herzogs Johann Friedrich zu Braunschweig-Hanno- ver, seit dem jähre 1699 gemahlin des späteren kaisers Josef I, 56.64. 114. 125. 126. 128.

Amen sagen 57. 438.

Amiishagen (pfarrdorf mit einem alter- thtimlichen ritterschaftlichen schloße im heutigen wirtembergischen ober- amte Gerabronn) 241. 245.

Amour und liebe 264.

Ampassade 476.

Amphitryon, komodie von Moli^re 237.

Amüsieren (durch mittheilung von tra- giqnen aventuren) 381.

Amyranlt, monsieur 73. 74. 76. 79. 81. 86. 89. 90. 91.

And thun 319. 325. 397.

Andrienne 446.

Audrom^de 178.

Anecken, mutter, komodie 3. 147. Angen = ahnen 808. 485. 455.

Angst, adj. 471.

Anhalt Dessau , Leopold , fQrst von (der alte Dessaner), seine, übrigens glückliche, heirath mit der apo-

thekerstochter Anna Lnise F5hse ge- tadelt. Vgl. Menzels ausg. b. 70, anm.

Anjon, d* 335.

Anjon, duc d* 186.

Anklettern 78.

Anmachen, händel, 344.

Anna, kSnigiu von England 805. 311, sieht alt aus 820. 447. 468.

Anna, prinzessin 223.

Anna Katharina, fräulein 245 ; b. Woll- mershausen.

Anschnnrren 3.

Anspach 410.

Anspach, markgraf von 110. 111. 116. 134. 183. 327.412.420, der junge 411. 412. 441. 442.

Anspach , prinz von 129, durch Schön- heit ausgezeichnet 327.

Anspach, Karoline, prinzessin von (die nachmalige prinzessin von Wales, mit der E. Ch. in späteren jähren so viele briefe wechselte. Menzels ausgäbe s. 92, anm.) 110. 176. 178. 327. 860. 409. 411. 412.

Anstoß vom fleber 202.

Anstoßen, vom fleber 39. 65. 100. 213, von den gichtern 886.

Antechrist 493.

Antichambre 60.

Anton Ulrich , herzog von Brann- schweig-Wolfenbüttel 453, ist der beste herr von der weit 459. 460.

Antragen 449.

Appartement 50. 51. 58. 55. 61. 72. 101. 130. 174. 181. 215. 216, ab- geschafft 434. „On disait qn'il y avait appartement lorsque le roi recevait le soir (de 6 h. ä 10) toute la cour dans son grand appartement; alors le roi jonait an billard en public, il y avait musique, jeux de toutes sortes, et rafratchisse- ments; Tappartement se terminait quelquefois par un bal. Of. Mer- cure galant, d^cembre 1682, etc.

516

Relation des assemblees faites k Ver- sailles dans le grand appartement da roi pendaut le caroaval de 1683 et des divertissements que Sa Ma- Jest^ y avait ordoDn^s. Paris, 1683, 1 Tol. in 12; St Simon, t. 1, p. 45 et 46, ^dit. in 12." Dan- gean, Journal I, s. 56, anmerkang.

Arco, gr&fln von, maitresse des kur- fQrsten von Baiem 258.

Armagnac, mademoiselle d' 134

Armnth macht schmutzig 483.

Arsch 457.

Artlich 33. 38. 40.

Arzt &ußert sich über die Ursache der kränklichkeit der kinder der k5- nigin 398.

Arzte 892.

Astrolog 201. 384.

Attraction , beispiele der 246. 247. 298. Vergl. J. Grimm, Ober einige fälle der attraction , in Kleinere Schriften III, Berlin 1866. 8. s. 312 bis 348.

Andienzkammer 375.

Auffischen 312. 336.

Aufgesetz 476.

Aufnehmen 446. -

Aufsapeln 75.

Aufsetzen 53. 476.

Aufsetzen (den köpf kurz aufgesetzt haben) 461.

Augsburg 336.

Augustin Veninger 104. 146. 157. 171.

Augustinus , San et 204.

Augustus 162.

Augustus, konig 841. 489. 490.

Aumont, duc d' 7.

Ausfllzen =r schelten 60. 74. 221.

Ausfischen 811.

Ausquälen 23.

Ausspeien 480.

Auster 4. 9.

Austern 9.

Auszäpfen , einer waßersüchtigea das waOer 260.

Auvergne, comtesse d' 260. Bacherach a/Rh. (die dort gefertigten

tabletten von schieferstein) 459. 464. Baden , prinz Louis von 27. 299.

300. 489. Baden-Durlach , markgraf Karl von

349. 488, markgräfln von 349. Baden-Durlach, prinz von 299. 300. Baer, herr von, marschalk von Hom- burg 219. 220. 221. 239. Bären 7.

Bären-katzen-affengeslcht 209. 212. Baiern, knrfurst von 258. 309. 322.

327. 836. 467. Baiern, kurfQrstin von 226. Baiern, kurprinz von, die trauer um ihn

verhindert kein divertissement 126. Baireuth, prinz von 181. Balafre 6. Balbirer 87. 89. 93. 208. 243. 436.

477. 481. Ballen spielen 412. Ballhaus 488. Ballet 96.

Bank, die lange 250. Bar, de 11. 66. 167. 203. 235. Bar, madame 457. Bar, in Lothringen 138. 144. 155.

168. 170. 174. 175. 244. Barcelona 289. 460. Bardge, bad 92. Barometer 488. Baron de la Crasse, le, komodie von

Poisson 427. Basel 81. 44. Bastille 7. 111. Battant l'oeuil 811. Bauerokirbe 212. Bauernstolz 485. Beaumont 6. B^chamel , surintendaut von Monsieur

102. 152. 190. 206. Bederdeel , wurde abends zu Heidel- berg getrunken 400. Bedutelt 193.

517

Begebenheit, wunderliche, wie die deutschen komSdianten als pflegen zu sagen 40.

Begriff 490.

Beichtsvater 261.

Beispiele ans dem neuen testament 341 , aus dem alten testament 414.

Belial 814.

Bellefonds, mar^chal de 6.

Belmont, madamede275, redet pos- sierlich franzosisch 865. 368. 462. 472.

Beloti, monsieur, ein italiäuischer arzt , verfertigt ein elixir gegen das grieß 201. 203. 204. 205.

Benedetto, San 471.

Benise, monsienr 423.

Benjametter 416.

Benjole 104.

Berlin 32. 172. 175. 210. 264. 297. 328. 375. 486. 489.

Bernstein 338. 341.

Bernstein, fran von, schwester der frau von Rathsamshausen 99. 101. 104. 109. 118.349. 363. 354, ihre tochter 110. 452, ihr sehn 349. 353, sehr gelobt 854.

Berry, Charles de France, duc de, dritter söhn des Dauphin 186. 446.

Berteaut, Nanon 265.

Berwick, duc de 66.

Betbuch 415.

Betterthel 79.

BeuvroD , Chevalier de 23.

Benvron, comtesse de 127.131.142. 154. 185.

Bibel, die lOneburgische 322.

Bibel . in Frankreich Ton Jedermann gelesen 247. 882.

Bibelfest 382.

Bibelsprüche 154. 202.240.247.314.

411. 468. 486. Bier in Frankreich 79, weniger ge- sund , als wein 825. Bier, warmes 400.

Bigotterle 191.

Binder, herr 225.

Bindfaden 451.

Birkenfeld, Christian, pfalzgraf von 178. 179.

Birkenfeld, prinz von 118. 134. 178. 181. 182. 183. 189, prinzessin von 188. 140.

Bißen, schmale 231.

Blainville, monsienr de 291.

Blansac, monsienr de 858.

Blattern 80. 186. 888.

Blind, sich, voll saufen 175.

Blinde kuh spielen 95. 128.

Blois, mademoiselle de, Fran^oise Marie de Bourbon, duchesse de Chartres, nachher d'Orl^ans 858.

Blotsangst .13.

Blntsbang 7.

Blntseinfältig 286.

Blutslangweilig 194.

BlutsIeQnisch 239.

Blutss^rieux 395.

Blutsnngedultig 406.

Blntsübel 86. Bockenheim 23.

Böhmen, k5nigin von 168.

Boinebnrg 169.

Boisfranc 9.

Bonican 452.

Botzheim, captein 18.

Bouffiers, mar^chal de, spottlied auf

denselben 47. Bonffonnieren 802. Bouillon , verdirbt den magen 404. 405. Bouillon, madame de 46. Boulogne, bois de 451. Bouquet mit einem rnbinenring 476. Bourbon, Sauerbrunnen von 7, 149. 219. Bourbonne, bad 92. 149. 488. Bourgeois 250. Bourgeois gentilhomme, le, komödie

von Moli^re 867. 419. Bourgogne, Louis de France, duc de 234. 280. 327. 857. 394. 447.

518

Bonrgogne, Marie Adelaide de Saroie, dachesse de 114. 115. 124. 233. 234. 262. 292. 310. 325. 826. 843. 84a 352. 394. 446. 480.

Bracciano s. Brachane.

Braohane, dacbesse de 43. Unter Brachane, wie aachDangeau, Jour- nal Vi, 8. 337 schreibt, ist Bcac- ciano gemeint

Brandenbarg, Karl, prinz von 40. „Karl Philipp, ein jüngerer söhn des großen karfQrsten Friedrich Wilhelm, verliebte sich zu Turin in die schöne gr&fln Solmeur und heirathete sie heimlich. Sein bruder, könig Friedrich I von Preußen, ließ sie gewaltsam trennen, wobei sich Karl ritterlich wehrte un^ verwun- det wurde. Bald darauf starb er aus gram. Die gräfln wurde aus dem kloster, wohin man sie ge- bracht, wieder entlaßen und hei- rathete den sächsischen marschall grafen von Wackerbarth ^. Menzels ausgäbe s. 9, anm. Dangeaa, Journal V, s. 219, ndnnt des prin- zen „pr^tendue femme ou maitresse^ „la comtesse de Salmour^.

Brandenburg, kurfQrst von 98. 177.

Brandenburg, kurfQrstin von 126. 144. 175. 177.

Brandenburg, kurprinz von 141, ist vor dem rechten alter witzig , wird also nicht lange leben 152.

Brandenburg, kurprinzessin von 71. 134. 141. 189. 383.

Brauns, monsieur 424. 432.

Braunschweig 342. 459; die messe daselbst 474.

Braunschweig, herzog von 474.

Braunschweig , kurfurstenthum von 488.

Brautmedaille 58.

Brautreck 476.

Br^gis, madame de (ein dictum von

ihr -über die macht der leidenfchaf- ten) 367; vergl. s. 402.

Breitiegel 394.

Brennkolben, schwitzen wie in einem 409.

Bret, hoch am, sein 125.

Bretagne, dnc de, der kleine, söhn des duc de Bourgogne, sein tod in folge unrichtiger ärztlicher behand- lung 386. 388. 394.

Bretten 194.

Breton 223.

Brevet de retenue 218.

Brian^on 482. 484.

Briefgeheimnis wird nicht geachtet 106. 228. 318. 370. 388. 449. 451. 455. 456 , in Deutschland nicht ver- letzt 318, in Hannover nicht ge- wahrt nach der Überzeugung von E. Oh. 460. 462. 465. 468.

Brockdorf, graf von 244. 255. 256. 284. 285. 289. 300. 396. 401. 454. 455.

Brocken, ein fetter 357.

Br^bahn 327.

Brackhausen 149.

Brneys, dichter 448.

Brun, frau von 64. 185. 186. 240. 241. 245. 246.

Bruner, doctor 175.

Brunnen, in den, fallen (sprich- wortliche redensart) 298.

Brutalität 448.

Brüssel 311. 322.

Buben, den, putzen 297.

Buch , auf der post geschickt 399.405.

Bücherschrank 464.

Bückeburg, gräfln zu 423.

Bücking 321.

Bülow, Jochem Henderich, marschalk 404.

Bunt gehen 415.

Burnet 390. 400. 404.

Butzen, verb. 304. blut und materie 347.

519

Batzen 243. 267. 422.

Cabinet 51. 60.

CachoQ, iodianiscber 400. 450.

Caesar 257.

Gäsperle , des schwarzen , hochzeft 243.

Caf^, seine Wirkung 444.

Caillemotte , La, sein sittenloser Wan- del 416.

Calescbe 420.

Callenfels 246.

Camisarden 400. 401.

Canstein , ?on 404.

Cantenac 2.

Capernöl , auf die milz gescbmiert 433.

Capten 240.

Carlier 156.

Carnaval, 267, das 269. 300. 303. 308. 340, zQ Hannover 362. 366. ^370, zu Paris 434. 436. 437. 445. 447.

Carnaval, kein divertissement bei hof während desselben 78.

Carmeliterkloster 215.

Casale 40.

Gasq[a^, inousieur de 291. 313.

Cassel 265. 266. 267. 488.

Gassei , landgraf von 187. 189. 191. 256. 265. 279.

Gassei, landgraf Cajl von 387. 435. 466.

Gassei, landgräfln von 149.171.173. 279. 469.

Gassei, prinzen von 120. 132. 149. 171. 338.

Gassei, Wilhelm, prinz von 334.

Gasse! , Friedrich , erbprinz von He- iden-Gassei, der spätere konig von Schweden 175. 189, seine verm&h- Inng mit Ulrike Eleonore, der Schwester Karls XII von Schweden 191 ; geschlagen bei Speyerbach von marscball Tallard, aber um seiner tapferkeit willen als held gefeiert 332. 334. 335, geht nach Italien

469. 470. Gassei, erbprinzessin von 208. 227.

308, ihr tod 435. Gastel , graf von 170. 200. Gavaliere, Junge dentsche, orthetl

über sie 57. Geremoniell 174. 175. 176. Geremouien nehmen in Deatscbltnd

überhand 333. Ghagrin macht nicht allezeit mager

305. Ghaise (zum tragen) , reisen en chaise

311. Ghaise k bras 174. Ghaise k dos 174. Ghälons 10.

Ghambrelnche , wol = fanfreluche 30. Ghampfort, stelle aus einem seiner

gedichte 414. Gharenton 416. Gharität 424. Gharlotte, kurförstin von der Pfalz,

die matter von E. Gh. 12. 16. 17.

19. 20. 35. Gharlotte, fräulein 64. 185.241.246,

ihr leben ist wie ein kleiner roman

245; t. Weldten. Ghartres, dnc de, enkel von E. Gh.

470. Ghartres, madame de 114. 115. 124.

211. Ghartres, mademoiselle de 114. 115. Ghateaathiers , mademoiselle de 10. Ghevreau 336. Ghevreuse, monsieur de 446, sein

söhn ebendas. Ghiverny, monsieur de 9. Gholera morbus 196. 204. Christian, herzog von Braunschweig

40. 119. 313. 316. 318. 321.325.

326. 327, sein tod 328. 330.334.

336. 377. Ghristian, pfalzgraf 117. 129. 131.

178. 181. 194. Christus 250. 253. 314. 341.

520

Chnte de fln, une belle 382.

Circle 441.

Glamesbüsch 108.

Gl^rembaalt , mar^challe de 23.

GlermoDt 9.

Cleve 420.

Clistier 371. 411.

Cldter, doctor 111.

Goadjutorin 45.

Goblenz 189.

Golffare 53. 427.

Golbin, Jungfer, bofmeisterin von £.

Gh., ein dictum von ihr 84. 275. 339. Gommerce 13. 48. 415. 419. Gommotion 420. Gommanaut^ , maltre de la 252. Gomplimeote 122. CompIimeDtisch 341. Gond^, madamela prineesse, frao von

Henri Joles de Bourbon 117. 192.

211. 216. 475; ihre tochter 204,

stirbt 211. Gonsomption , krankheit 171. Gonspiration yon England 62. 65. Gonte, mousieur le 242. 386. Gontrefait 33. 46. 50. 51. 54. 55.

308. 336. 387. 406. 460. 486.

487. 489. Gonty, prinz von, hat keine erfolge

in Polen 94. 95; hat einen streit-

handel mit Philippe de VendCme,

grand prienr de France 111; prs-

teudirt an Oranien 288. Gonty, Prinzessin von 10. 22. 78.

124. 186. 187. 310. 358. 384. Goppestein 8. 20. 22. 23. Goquet 341. 427. Gordel 451.

Gorneille, P. 218. 427. 428. 438. 492. Gornette 306. 410. 446. Gosaea, fürstentham von 311. Goubert (soll wol heißen Loubert) 346. Gourage ist nnr eine gewohnheit 153. Gouturi^re 474. Cr^gut s. Qregu.

Groissy, Chevalier de 358.

Cronstrom , gesandter des kSnigs von Schweden 343. 399.

Grnel 306.

Gor der grünen brühe 353.

Gzaar, der 136.

Dachs 202.

Dtcbtel 6.

Dinemark, k5nig von 176. 200. 339, die verwitwete kSnigin von 230. 231. 232. 234. 241. 306, die kö- nigin matter 486. 491.

Dänemark, prinz von 89.

D&nemark , prinzessin von 74. 77. 80. 89.

Dänemark schickt hilfe nach Italien 241.

Dänemark , envoye von (alle deutsche Beformierte und Lutheraner gehen alle Sonntage bei ihm in die pre- digt) 437; s. Meyercroon.

Dame d'atour 291. 297.

Dame d'honneur 357. 480.

Damens, plur. 30. 464.

Damhirsch 215. 217.

Dangeau , Philippe de Gonrcillon, mar* quis de, geboren 21 September 1638, gestorben 9 September 1720, 9. 68. 164.

Dangeau, madame de, eine geborene gräfln Sophie von Loweustein, seit ende Merz 1686 die zweite gemah- lin des marquis de Dangeau 164. 334. 335. Vergl. Notice surlavie de Dangeau et sur sa famille , in Journal du marquis de Dangeau I, Paris 1854. 8.

Darmstadt, landgraf von 170. 458. 461.

Darmstadt, landgräfln von 112. 310, ihre miitter 310. 311.

Darmstadt, prinzessin von 420.

Darmstädtischer hof pietistisrlu 306.

Dauern 35.

Daumellicht 136.

Dauphin , monsienr le 56. 78. 96. 114.

521

115 , darf seine lente nicht selber w&hlen 122. 124. 215. 260; leidet am fleber 292. 438; auf dem mas- kenballe 446.

Dauselieht 42.

Davres , duc 310.

Decorom 148.

Degenfeld, herr Ferdinand von 58. 64. 80. 124. 152. 234. 246. 250. 253. 267. 457, ißt zu Ve- nedig, kann wegen dicke nicht reisen 462. 466. 467. Über die- sen ausgezeichneten mann vergl. [Eazner, ] Luise, raogräfln zu Pfalz, III. Leipzig 1798. 8.

Degenfeld, Christoffel (Christoph Mar- tin), der junge herr von, der söhn des obersten Degenfeld 125. 257. 310, gefangen 409.

Degenfeld , herren von 466.

Degenfeld, frau von 82. 224. 396. 397. 409. 450. 452; fräulein von, sind von schöner race 447. 450. 452.

Delioat 444. 446.

Delicatieren 446.

Demokritos 367.

Desalleurs, madame 294. Von ihrem gatten, dem capitaine aux gardes Desalleurs, sagt Dangeau, Journal V, s. 374 unter dem 3 Merz 1696: „II s'est mari^ depuis qnelque temps h, Strasbourg; il a ^pous^ par inclination mademoiselle de Losboorg, Alle de coudition , mais qui ue lui a rien apport^ en ma- riage". Vergl. Lutzenburgin.

Deserteurs 306.

Despochant 296.

Deutsch, am hofe kann niemand deutsch 418.

Deutsche führen ihre belagerungen gar langsam 306.

Deutschland, alles daselbst ge&ndert, seit £. Ch. in Frankreich 88. 325.

833. 340. 346. 347. 348. 349. 364. 387. 393. 410; war E. Ch. lieber, wie es weniger pracht und mehr aufrichtigkeit hatte 485. 487.

Devot 53. 409. 414. 421. 425. 454.

Devotion 191. 385. 421. 423. 424. 425.

Diät 283.

Diamant 169. 191.

Dicht 102. 159. 182. 367. 456.

Dienstlich danken 313. 321. 326.

Dingenheim 308.

Dinte, indianische 28.

Docturen 392.

Doctoren im recht 256.

Doctorieren 385. 392.

Donep 162.

Dorfkirbe 209.

Durset, mylord 466.

Douaue, die Pariser 86.

Double tierce 350.

Doudou 7. 8.

Dreck 179.

Dresden 47. 55.

Druckerei, die man in der tasche tragen kann 217.

Duc, gering geschätzt von R. Ch. 311.

Dürr wie ein holz 10.

Düßeldorf 46. 113. 128. 441.

Duell, der; ein graf von Fürstenberg

^landesflüchtig wegen eines solchen 449.

Dufresne, madame 265. 266 ; s. Suzon.

Dupin 47.

Duras, monsieur de 292.

Durchlauf 179. 189. 235. 328. 439. 472. 474.

Durchleuchtigste weit, die 412. (Die Durchlauchtige Welt, Oder Kurtz- gefaßtQ^ Genealogische , Historische und Politische Beschreibung, meist aller jetztlebendeu Durchlauchtigen Hohen Personen, sonderlich in Eu- ropa, Als Käyser, Konige, Chur- und Fürsten, Ertz - Bischöfe , Bi-

522

Bchdfe, Äbte vnd Äbtißinnen, wie aach Grafen dea HeiL R5m. Reichs, nebst den vornehmsten und be- kandtesten Regenten im übrigen Tbeilen der Welt . . . abgefasset ▼011 einem der solche Wissenschaff- ten Sehr Hoch Sch&tzet . . . Ham- burg, bey Benjamin Schillern, Buch- händlern im Dohm, 1699.

Der Dnrchl. Welt, Anderer Theil. Oder Kurtzgefaßte Geuealogiache, Historische und Politische Beschrei- bung, sämtlicher Grafen des Heil. R5m. Reichs . . . Hamburg .... 1699.)

Durchtrieben 180.

Eberfritz Veuinger, bruder der frau ▼on Schelm 31. 56. 63. 146. 257, verwundet 337.

äbuUition des geblüts 383.

£coIe des femmes , 1* , 4Eom5die von Moli^re 492.

Edelgestein 51.

Effel (äff! ein) 257.

Ehebruch, häuflgkeit desselben 492.

Ehrlich 33. 35. 36. 54. 57. 343. 354. 361. 364. 382. 399. 450. 456. 472. 475.

Ehrliche lente 291. 347.

Eifersüchtiger mann ersticht den ge- liebten seiner frau und den confl- denten 262.

Eigentlich 366. 443. 459.

Einbringen 448.

Einkerben 136.

Einrüsten 13l.

Einsitzen 477.

Eistrinken 350.

Eck , graf 236.

Ehebrecherin , die im neuen testa- ment 341.

Ehehinderuis 248. 249.

Einladung, deutsche zum ei^en 146.

Eisenach, herzogin von 155, prinz von 468.

Eleonore Magdalena Theresia, kaiserin, dritte gemahlin Leopolds I, tocbter des kurfürsten Philipp Wilhelm zo Pfalz und der Elisabeth Amalia, der tochter des landgrafen Georg II zo Heßen- Darmstadt 126.

Elias, prophet 240.

Elisa, prophet 240.

Elixir 193. 201. ^03. 209.

ElsaiS 178. 337. 338. 340. 348.

ElO 108.

^metique 290. 386. 388.

Enfants de France 462.

Enfants, petita, de France 52.

Enfants trouv^s 261.

England , könig und königin von, Ja- kob II und seine gemahlin Marie Beatrix Eleonore von Este 51. 72. 115. 121. 174. 192. 215.219; der konigin benehmen beim tode von könig Wilhelm 281. 282, die kö- nigin erkrankt 283. 302. 470. S. auch St Germain.

England, der junge könig von, Karl Eduard, der söhn Jakobs II, ist nicht untergeschoben 461.

Englische tropfen 84. 191.

Englisches pulver 233.

Entlaufen, prset entloffen 56.

Envoy^s, frauen von, werden bei hof schlecht tractiert 221.

^pinoy , princesse d', ihr vortrefflicher Charakter, stirbt am schlag 112.115.

Erben (die älter sind, erben selten eine krankheit von einer Jüngern person) 475.

Erdwurmol, flerentinisches 443. Yergl. Altoviti.

Ermahnung =: erinnerung 71.

Ersaufen 285.

Ersetzen = erholen 62. 278. 305.

Ersticken 137. 191.

Erzväter 282.

Eßen, Sitte dabei 192.

Espanieulger (huude) 312.

523

Esprit folet 187. 214.

Estrapontin 459.

^tourdi, r, komödie von Moliöre 260.

EageD, prinz von Savoien 475.

Earope galante, \\ ballet 96. „G'est un ballet compos^ de cinq entr^es, dont la premi^re entre Y^nos et la Discorde seit de prologue. La Motte est Taateur des paroles , et Campra celui. de la musiqu«. G'est la premier op^ra de ce deinier, et le piemier qui eüt para depais Lully.*^ (Dictionnaire des Th^ätres, par de L^ris.) Dangeau , Journal VI, 8. 217 anm. -

Evegen 188.

Evergenie, graf, kaiserlicher oberst 224.

Exempt 7.

Fabeln 474.

Fackel, tanzen mit fackeln, alter deutscher brauch 490.

Fabricios, .T. L., herr 43. 44.50.52. 55. 57; sein tod 68. 108. 181.

Fl^cheux , les , com^die - ballet von Moliöre 183. 470.

Fagotin 118.

Faible 228.

Falkenjagd 55.

Falltrank 420.

Fana 4. 10. 14. 17. 18. 19. 22.

Fanchon s. Moreau.

Faßnacht 59. 443.

Faßnacbtaufzug in Nancy 125.

Fastenpredigt 340,

Fehleu 38. 364.

Feldsoherer 444. 481.

Felitz 396. 442.

Femmes savantes, les, komödie von Molidre 419.

Fermet^ 296. 369.

Fert^, duc de la 15.

Fest 27.

Fett 438.

Feuchten, die gurgel 217.

Feuerwerk 352.

Feversham de Dnras , mylord 169.

Fichu 80.

Fieber 17. 30. 39. 60. 199. 202. 213,

dreitägiges 8. 16. 43. 292. 350.

351. 385. 472. 474. Fiennes, madame de 8. 155. 156. Fiesque, comtesse de 392. Filz 221.

Filzen 118. 150. 224. 402. 407. Fischbein 332.

Flecken, braune auf dem hals 411. Fleckfleber 425. 490. Flegel 476. 480. Fleming, deutscher general 331. Flennen 20. 21. Fliegen =: mit den falken auf die

jagd gehen (das franz. voler) 69. 62. Florensac 9. Florenz 361. Fluß 58. 69.

Fomeront, monsieur de 334. 335. 338. Fontainebleau 206 , tagereisen von da

nach Versailles 418; Spielzeit der

komodien daselbst 453. Fourneaux, des 7. Francisca, prinzessin von Heßen-Hoin-

burg 262. Frankfurt 27. 108. 189. 205. 220. 221.

224. 227. 264. 285. 300. 310. 318.

319. 825 840. 348. 858, die herren

von 312. Frankfurt, apotheken daselbst 109,

die messe 178 208. Frankfurt, doctoren daselbst 198. Frankfurt, der postmeister von 111.

112. Franzhagen, fürstin von 483; ihre

prinzen ebendas. Franzosen, die, krankheit 172. 197. Französinnen, dem trunke ergeben 169. Fräulein 56.

Fräulein statt Jungfer 37. 38. 225. 355. Fräulein , von E. Gh. abgeschafft 267.

524

FriDlelnboftneisterln 128.

Freiheit 227.

Fremd 460. 461.

Frey, »potheker zu Basel 44.

Friederich , gnif 208.

Fried er! ch August 86.

Friederichsburg 51. 66.

Frieß, graf, seine Schwester und nichte 489.

Friß, grSflo von 67. 139.

Frissen, graf von 885.

Fdssendorf, herr 366. 895. 899.

Froschlei-pflaster 486.

Frachtbare gesellschaft 266.

Fruchtbringende gesellschaft 169.

Frühling, später, im jähre 1701 225.

Fürsten, deutsche, reden nicht viel 29.

Fflrstenberg, cardinal 129. 208. 449.

Fflrstenberg, fräulein von 207. 864. 488. 489.

Fürstenberg, grafen von 448. 449.

Fürstenberg, gräfln von 188, ihr leicht- fertiger wandel 448. 449.

Fürstenbrief Sa Vergl. 88.

Funck, generalmajor 468.

Faß, auf einen, setzen 172.

Fuß, offener, macht lang leben 437.

Faßbad (aus waßer, wein und aller- hand kräutem) 450.

Gala (ein E. Ch. unverständliches wort) 447.

Galles, prince de 61.

Galli, monsieur 428.

Galloway, mylord 856; s. Ruvigny.

Gazetier 342.

Gazette, die Frankfurter 99.

Gazette, die verfluchte Pariser 43. 342. 486.

Gazette , holländische 58. 68. 176- 231.

Gazetten 32. 43. 221. 292. 299.

Geblüt 26. 30. 32. 59. 294. 800. 481.

Geburtsstück 428.

Geck 165. 291.

Gedeniaisiert 391.

Geige, den bimmelsweg mit geigen

behenken 402.

Geistliche, ihre conversation 181.

Gelehrte , drei , müßen der karfür-« stin zu Braunschweig zu abziehang ihrer gedanken etwas vorschwatzen 882.

Gelehrte haben nicht die stärksten glauben 298.

Gelehrte, ihre närrischen manieren 145.

Gelehrte wißen nicht zu leben 165.

Gelehrtigkeit 106.

Gemachlich 487. 451. 459. 464.

Generalmajor einem gelehrten vorge- zogen 245.

Gehertz 307.

Gekletter 491.

Gekritzel 322.

Generaladjutant 35.

Gentilhomme 307,

Gentillesse 228.

Georg Wilhelm, herzog von Braun- schweig-Zelle , großvater des knr- prinzen 288. 284. 846. 860. 861. 404. 408. 417, durch höfllchkeit ausgezeichnet 442. S. auch Zelle.

George Dandin, komödie von Mö- llere 404.

Geplärr, lateinisches in den kirchen 278. 286. Vergl. 848.

Geras 313. 410.

Geridon 446.

Gerstenschleim 283.

Gesangbuch, das hannoverische 897.

Geschenke 418.

Geschichte, eine gar wunderliche 261.

Geschoßen 128.

Gescboßener, ein 18.

Geschwei 91. 219.

Geschwellen 435. 440. 441. 451. 454. 456.

Geschwisterkinder sollen einander nicht heirathen 191.

Gesseau , conte de 254.

Gesundheit geht über alles 830.

Gethuns 13. 16. 42. 50. 52. 72. 98.

625

116. 123. 161. 179. 218. 332. 406. 410.

Ghör, die (schloß zur Göbrde) 860". 31.

Gichter, die 190. 386. 452.

Gießen, über einen in der nähe ge- wachsenen halm mit elf ähren 39.

Gleichen, wie zwei tropfen waßer 461. 466.

Glocester, der junge herzog von, sein schleuniger tod 203.

Glück , das, steht auf einer kugel oder rad 486.

GSritz, monsieur 477.-

Goldmachen 165.

Goutte d'Engleterre 86.

Gomorrha 257.

Gotha, envoy^ von 221.

Gouvernet, madame de 74. 77. 82.

Gouverneur, der schwedische 145.

Grain, des princes k gros 310.

Qramont, duc de 6.

Gravität 462.

Gredel 160.

Gredine 4. 9.

Gregu, madame 244, hat Karl Moriz an den wein gewohnt in seiner kind- heit 296. 302. Vgl. [Kazncr,] Luise, rangräfln zu Pfalz, II, s. 46 bis 48. Die erzieherin von Karl Moriz war hiernach die frau eines pfarrers der franzosischen gemeinde zu Heidel- berg namens Gr^gut.

Greifenstein , gräfin ^on, eine redens- art von ihr über leute, so eben nicht viel geist haben 335. 336.

Grenoble 482. 484.

Gret, frau von Schelm, 37. 40. 56. 64. 108. 110. 113. 146. 286. 349. S. auch Schelm.

Grieß , das 192. Das baden ein mit- tel dagegen ebendas. 193. 201. 203. 204. 208.

Grignan , Chevalier de 9.

Grob schwanger 244. 420.

Grondeur, le, komddie von Brueys

and Palaprat, näheres über dieselbe

448. 450. Groot 108.

Groß frau mutter 168. 176. 448. Groß herr vater 176. 177. 223. 414. Groß schwieger firau mutter 420. Guerre, k la, spiel 272« Guise, J^lisabeth d'Orleans, duchesse

de 59. 60. 63. 480. Gurgelwaßer 378. Gustav, pfalzgraf 36. 37. 44.49. 62.

63. äi. 57. Güldenlowen,graf, in Italien erschoßen

296.

Guter frommer herr, in Deutschland vordem übliche bezeichnung 335.

Haag 76. 260. 288. Lobendes urtheil über diese Stadt 67. 91.

Habit, grand 30. 306. 410.

Hacke, des fußes 441. 444.

Hansel 160.

Hahnrei 492 , scherz über solche ebendas.

Halifax , mylord 464. 465. 466. 467.

Halten, die kammer 380.

Hanau, fürstin zu 118. 122. 173.357.

Hanau^ graf von 95. 129. 175. ,178.

Hannibal, baron 246.

Hammersteiu 375 ; der alte oberst 439.

Hannover, Ernst August, herzog von 369. 375. 376. 413. 432. 436. 460,

Hannover, prinz 452.

Hannover , Sophie , kurfürstin von, gemahlin Ernst Augusts von Han- nover, schreibt alle wochen zweimal an E. Oh. 29. 35. 36; kr^inkheit 132. 133. 135. 137. 139.144.168.181; E. Gh. briefe an die kurfürstin 217. 223. 228. 233. 236. 253. 269. 270. 273. 282. 293. 294. 295. 297. 300. 303. 304. 306. 309.311. 318; lei- det am dreitägigen fleber 319; ist das lüstre von allen hofen wegen ihres Verstandes und ihrer tugendeu 319 ; ihre briefe 126. 298. 320. 321. 350.

526

851.360. 861. 862. 864.365. 368. 369.371. 372. 374. 376.376.377. 878. 879. 880. 381 ; gelehrte, zur zer- streoQDg bei ihr eingefOhrt 380. 332. 883. 390. 896. 398. 403. 405. 406. 407. 409. 410. 412.413.414.416; hat einen fall gethan 420; nichts erschreckt sie leicht, beispiele dafDr 420. 428. 425. 428.480.431.432. 484. 435. 441. 442. 448.444.445. 446. 447. 452. 459. 460. 463. 464. 465. 466. 467. 468. 469 ; gibt präch- tlge präsente 470; bat eine gate nator 472; hat einen so lebhaften geist , daß ibr alles leicht vorkommt ; solcber vivacität kommt E. Ch. bei weitem nicht bei 473. 474. 485. 488. 489. 490. 492.

Hannover, Georg, knrfOrst von, der nachmalige könig Georg I von England, ist unleidlich trocken und kalt in seinen reden oder redet g|ir nicht 273. 279. 281. 819. 821. 351.369. 375. 376.381. 889. 393. 394. 395. 400. 405. 406. 407. 413. 414.418.419. 435. 437. 447. 458. 460. 465. 467. 468. 469. 472. 473. 474. 491. 492; seine mis- heiratb 288. 448. 455 ; E. Gh. hat kein commerce mit ihm 460.

Hannover, kurprinz Georg Augnst,nach- mals konig Georg II von England, ist wunderlich 342 ; seine heirath mit der Prinzessin von Anspach 409. 411. 412. 415. 422. 437. 447. 448. 478; hat einen lustigen humor 384, 395 ; tröstet sich über den tod seines großvaters , wie Isaak über den seiner mutter 414.

Hannover , kurprinz und kurprinzessin von 394. 399. 420. 422. 448. 452. 455. 467. 468. 476. 489. 491.

Hannover, Max, herzog von 24. 33. 86. 38. 40. 44. 45. 46. 50. 62. 54. 55. 67.62. 63. 78. 80.81.82.313; E.

Gh. kennt ihn nicht persönlich 316.

330. 397. 450; einer seiner sOhne

890. Hannover, herzogin von 378. Hannover, prinzen von, vor Landau

304. Hannover, prinzessin von 407. 420. Hannover 13. 29. 80. 210. 228. 267.

270. 279. 475. 488; stolzer adel

daselbst 275. 279. 819. 840. 881.

460; carnaval daselbst 862. 866;

das allzu starke s^rieux der da-

men daselbst 400; verschwinden

der hoflichkeit daselbst 442. 460 ;

änderung, die das leben daselbst

überhaupt erfahren 444; lustiges

leben daselbst 463. Hans Lutz , graf 239. Hapern 46. 298. 413. Uarcourt, abb^ d' 362. Harcourt, monsieur 15. Harcourt, prince d' 861. Harcourt, priuc«sse d* 859.861.362^

364. 366. 381. Harenberg 108. Harling , monsieur 429 , leidet am

Podagra 438. Harling, frau von, erzieberin von £.

Gh. und der königin von Preußen

240. 273, ihr tod 272. Harnisch 486. Harsch , kammerdiener des herrn von

Degenl'eld 457. Hattenbach , von Gassei, scheint noch

auf den rechten alten deutschen

schlag 352. 361. 362. 364. Uausschneider 447. Haut, aus der, fahren 311. Hautefeuille , monsieur de 858. Hauteville 858. Hauw, madame 422. Haxthausen 23. 47. 48. 58. Heberstein, baron von 421. Hechse 305. Heidelberg 51. 56. 64.79. 110. 176.

527

181. 198. 198. 285. 287. 291. 800. 806. 309. 811 ; der dicke tarm und der kaisersaal im Otto-Heinrichsbau 811; über hundert jähre alte leute daselbst 828. Vergl. 825. 861. 425. 482. 450. 471.

Heiligen, die 417.

Heinze, fran 118.

Heirath , der 85. 58. 56. 269. 280. 287. 288. 411. 420.427.485.449. 465. 471 ; E. Gh. räth nie za einem heirath 484, räth selten znm heirath 478 ; über die nicht häufigen guten heirathen 56.

Heirathen sind in dem himmel ge- macht 890. 484.

Heiser 456.

Helfen, danken 228.

Helmont 106.

Helmstädterin 104. 194.

Heraußer 8.

Hercules 257.

Herford, äbtissin von 45. 162. 198.

Hernacher 29.

Herrenhausen 144. 250. 846. 850. 888. 396. 403. 405. 407. 475. 488.

Herumbzodeln 146. 864.

Hervorsappeln 84.

Hesperiden, garten der 178.

HeOen, landgräfln yon 102.

Heßen, prinzen von 466.

Hel&en-Homburg , prinzessin Francisca von 262.

Heßen fürchten Italien 470.

Heuchler 424.

Heulen 20.

Heuren 156.

Heut seind wir schön, gesund und stark 873. 374. Vergl, 382. 391.

Heydex 198. 202.

Heyliger 198.

Hiket B. Tiquet.

Himmeln 108. ^

Himmelsweg, den, mit geigen be- henken 402.

Hinderson 9. 288.

Hirnlcasten 179. 342.

Hirsche in menge im walde von Fon-

tainebleau 245. Hirschjagd 383. 884. Historie 428. 429. 465. Historien spielen 27. Hitze im sommer 1705 408. 409.

410. 422; im sommer 1706 467.

476. Hobeln 80. Hochzeit , darauf bezügliche redensart

886. Hochzeit, schwarze, bringt unglück 415. Hochstädt, Schlacht bei 856. Hoflich 865. Hofbalbirer 89. Hofdoctor 392. Hofmeisterieren 387. Hofmeisterin 228. 351. 365. 358. 479. Hofnärrin 227.

Hohenlohe , fränlein von 53. 64. 148. Hohenlohe, graf Julius von 51. Hohenlohe, graf von 818. Hohenlohe, gräfln von 46. 128. 170.

313. Hohenzoliern ,. fQrstln von 390; Ihr

fräulein 390. Holland 67; theures leben daselbst

67. 68. 89. Holländer werden in Frankreich oft

unter die Deutschen gerechnet 177. Holländerin, eine Schweizerin 41. 43. Holstein, herzog von 284. 458. ' Holstein-Gottorf, herzogin von 149. Homburg 86. 164. 165. 267. Homburg, landgraf von 50. Homburg, landgraf Philipp von 337. Homburg, landgräfln von 34. 85.

42. 57. 166. Homburg, prinz von, trepaniert 45. Homburg, prinz Philipp von 835. 887. Homburg, prinzessin von 200. 887. Homburg, Heßen-, fürstin von 11.

58. 66.

528

Hongrie, Reine d* 140.

Horaces, les, tragödie tod Corneille 492.

Hörn, grSflu von 67.

Horoskop 378. 384.

Hosiauder 458.

Houssaye, monsieur de la, intendant vom ganzen Elsaß 337. 338. 339. 340. 343. 344. 348.

Humor 15. 16. 27. 28. 40. 45. 52. 191. 226. 255. 272. 274, jalooser 275. 280. 315. 319.341.343.379. 384. 430. 433. 434. 438. 478.

Hund, der alte = das alter 290, hu od und katzen 473.

Hunde, neunhundert bis tausend bei den Jagden 242.

Hunefelt 122. 191. 192. 193.

Husten darf nicht negligiert werden 272, ist gesund 274. 283. 319. 321.

Hymen 264.

Hypokriten 424.

Iberville, monsieur d' 141.151.231. 235. 236.

Iburg, schloß zu 162. 375.

Idstein, fürstin ^n 136. 197.

Imhof, freiherrvon, envoy^ des her- zogs von Wolfenböttel 445.

Indianisch 28. 208. 450.

Iphig^nie, tragödie 440.

Isaak 414.

Isabellenpferde 50.

Isterle, grfifin 178.

Italiäner, urtheil über dieselben 59, insbesondere über die Neapolitaner 297; sitteulosigkeit 251. 257.

Jakob II, könig von England', em- pfindet den tod seiner tochter Marie, der gemahlin Wilhelms III von Oranien , gar nicht 80. 62 ; sein tod 240. 241. 243. 244; die Pariser bilden sich ein, er thue miracle 243 ; seine gemahlin 241.

Jagd, Schilderung einer solchen 2S5.

jAgden 242.

Jagdhabit 35.

Jagdkleid 30. 54.

Jalousie, ihr wesen 27. 482.

Janson, cardlnal de 278.

Jarnac, mademoiselle de 24.

Jasmin 15. 16. 19.

Jeme 33. 44. 144.

Jesuiten 116. 169.

Jesuitencollegium , übel beleumundet 416.

Jodelet, maitre valet, komödie von Scarron 47. 107. 120. 159. 202.

Der diener Jodelet hat sein eigenes porträt statt dessen seines herrn Dom Juan d'Alvarade an des letzteren geliebte Isabelle ge- schickt. Darüber entspinnt sich acte I, sc^ne 1 folgendes Zwiegespräch :

Dom Juan. Et qn'aura-t-elle dit de ta face eomu87 Chien, qa'aora-t-elle dit de ton ne> de blereaa? Infame!

Jodelet. Elle aara dit, que tous n'estea paa bean, Et qne si nons eation« artiaana de nous-mesmea, On ne verroit par tontqae dea beautea extrdmes, Qn'an chacon se feroit le nes effemini, Et que Tous Payes tel que dien youa Ta donn4.

Le Jodelet, ou le maistre valet, com^die de monsieur Scarron. A Paris, chez Qoillaume de Luyne, libraire Jur^, au Palais, en la gal- lerie des merciers, ä la Justice. 1684. Avec privilftge du roy. 12. Seite 7.

Johann |>fa]zgraf 54, seine gemah- lin 54.

Johann Frlderich, herzog 13.

Johannes, herr 322.

Josaphat, thal, sich wiedersehen im 336. 342. 470. 478. Vergl. Joel, cap. 8, V. 7.

Josef, erzherzog von Österreich , rö- mischer konig , der nachmalige kai- ser Josef I. S. könig , der römische, kaiser, der römische.

Josef, prinz ▼on Lothringen, stirbt an seinen wunden, wurde verwahr-

529

lost 413. 414.

Jooissance 189.

Joardain , monsienr, in Molidres Bour- geois gentilbomme 867.

Joardain, Monsieer, d. h. Le bour- geois gentilhomme , komSdie von Moliöre 419.

Jourdan, polnischer gesandter 224.

Jungfer 25. 55 , nicht mehr gebräuch- liche bezeichnnng 37.88.225.355.

Jungfern, alte, verachtet 264. 268. 279; gestandene 272.

Jussac, monsienr de 858.

Justaucorps 302.

Kackstuhl 476.

Kälber 256.

Kälte, in der kälte zu gehen, ist nicht ungesund 489; im jähre 1695 31, späte im jähre 1702 276.286, im jähre 1705 401. 403. 406.

Kaiser, der römische, Leopold I, hatte den stein 397.

Kaiser, der römische, Josef I 398. 401.

Kaiserin, die, Cleonora Magdalena Theresia, dritte gemahlin Leo- polds 1, ihre schlechte erziehung 126.

Kaiserin , die. Wilhelmine Amalie von Hannover, gemahlin Josefs I, 398. 401.

Kaiserliche haben noch alle die spa- nische gravität 390.

Kaiserswert 287. 291.

Kalender, der neue, in Deutschland angenommen 186.

Kalherisch 803.

Kamin 247. 406. 454.

Kamine , ihre Wirkung auf die luft von Paris 79.

Kammer =: zimmer 33. 60. 74. 9^. 102. 129. 198. 199. 221. 257. 260. 281. 312. 387. 380. 396.403.420.431. 433. 447. 456. 480.

Kammerdiener 48. 457.

Kammerfrau 275. 481.

Kammerherren 287.

Kammerknecht 481. 447.

Kämmermagd 368. 410. 455. 469.

Kammerpräsident 476.

Kammerweib 265. 395. 416. 431.

Kaninchen 164.

Karfreitag 447.

Karl, konig 249.

Karl XII von Schweden 485. 490.

Karl, erzherzog, der nachmalige kaiser Karl VI 488.

Karl, prinz von Brandenburg 40; s. Brandenburg.

Karl, prinz 33. 36.

Karl, prinz von Neuburg 42.

Karl von Neuburg, pfalzgraf 32.

Karl , pfalzgraf 48. 46, seine gemah- lin 46.

Kari, pfalzgraf 53. 56. 64. 240, sein tochterchen 240.

Karl von Heßen-Rheinfels, landgraf 808.

Karl August, raugraf, Elisabeth Char- lottens halbbruder 25. „Er fiel (Sept. 1691) als neunzehnjähriger jQngling im französischen kriege.^ Häusser II, s. 684.

Karl Casimir, raugräf, Elisabeth Ohar- lotteus halbbruder 25. „Karl Casimir (geb. 1675), der jQngste der fQnf söhne Karl Lodwigs, kam auf der ritter- akademie zu Wolfenbuttel in einem unglOcklichen Zweikampf um, ehe er das siechzehnte jähr vollendet hatte. "" Häusser II, s. 6S4.

Karl Eduard, raugraf, Elisabeth Char- lottens halbbruder 80. 86 , sein ver- schloßenes wesen 800. 421. „Karl Eduard starb als zweiundzwanzig- jäbriger jflngling (Januar 1690) im Türkenkrieg den soldatentod.** Häus- ser II, 8. 684.

Karl Eduard, Jakobs II söhn, der junge könig von England 461.

Briefe der Prinzessin Elisabeth Charlotte.

E4

530

Karl Ludwig, karfQrtt von der Pfalz, der vater Elisabeth Gharlottent 41. 219. 251. sein aufenthalt in Frank-i reich 458.

Karllutz, d. i. Karl Ludwig, raugraf zu Pfalz , halbbruder von E. Gh. 25. 80. 86. 106. 148. 157. 175. 196. 238. 263. 293. 800. 303; sein blld- nis 51 , war gar nicht häßlich 310. 457. ^Karl Ludwig (geb. 1658), dem vater ihnllch und deshalb von ihm vielfach vorgezogen , starb nach einem bewegten leben und in ehren- vollen kriegsdiensten als general- major (1G88).'' L. Häusser, Ge- schichte der rheinischen Pfalz II, s. 684.

Karl Moriz, raugraf zu Pfalz, halb- bruder von E Gh. 28. 32. 35. 41. 57. 58. 68. 71, wird obristlieutenant; ist ganz klein geblieben 76. 80. 95, will in den krieg nach Ungarn 106, eine komodie von ihm 117. 118. 126. 129. 131.132.134. 136. 137. 147, vor dem saufen gewarnt 138. 139. 141. 144. 147. 152. 172. 175. 179. 180. 181. 182. 183. 184. 186. 200. 203. 205. 207. 209. 213. 218. 222. 233. 241. 244.245. 249.251. 258. 281 , sein tod 293. 294. 295. 296. 298. 299. 300. 801. 302. „Karl Moriz, der dritte von den überlebenden söhnen Karl Lud^vigs (geb. Dec. 1670), war durch geist, keuntnisse und lebenssitte ausge- zeichnet, aber eine schlimme lei- denschaft des trunks zerstörte schon im 32sten jähre das leben des kräf- tigen mannes." Häusser II, s.684.

Karoline, raugräfln, balbschwester von £. Gh. (geb. Dec. 1659, gest. 7 Juli 1696 und den 11 Juli in der West- minsterabtei beigesetzt) , vermählt mit dem herzog Meinhard, dem söhne des marschalls und herzöge Fried-

Hrh von Schomberg 19. 26. 27. 28.

30. 31. 32. 47. 50. 52.61.66. 66.

67. 68. 69. 70. 71. 74. 76. 194.

195. 287. Kartenspiel 141. 331. Katechismus, der heidelbergische 105. Katherin, Jungfer 83. Kannitz, graf 468. Keller, herr 81. Kensington 69. 71. Kent, mylady, pulver 145. 292.

3S5. 406. Kerles 2. 7.

Ketteier , herr von , und seine fr«u488. Kibitzeier 165. Kielmansegge, frau von 402. 405*

425. 488. Kindbett, falsches 16. Kindbett, von einer hündin gebraucht

280. Kinder, frühreife 240. Kinderblattern 55. 102. 103. 104. 178.

183. 185. 186. 188. 251. 381. 387,

die zeichen davon 410. 412. 425.

467. 490. Kinderblattemmäler 488. Kinderhofmeisterin 356. Kinderhofmeisterin des enfants de

France 357. Kirbe 206. 208. 209. Kirche , reformierte , einweihung einer

solchen 431. Kirschenbrauntwein 109.

Kleider 48.

Klenck, frau von 43.

Kluppenburg 420.

Knackwurst 327.

Knoterii 126.

Köln, kurförst von 258.

Konig, der romische, der nachmalige

kaiser Josef I, 80. 110. 122. 177.

2S5. 287. 301. 306. 309. 398 ;

s. Josef. Konigin, die römische, Wilhelmine

Amalie von Hannover, gemahlin

531

Josefs I, 122. 125. 126. 128. 185.

285.287. 291. 300. 306.309.311.

£. Gh. verdienst nm ihr glück

812. 398. Könige, doppelte 346. Königsmark, Mnlein Aurora yon, 56.

128. 129. 178. Körbchen 413. 416. Kommen zu sterben 130. 185. 226.

357. Komödie von Karl Moriz 117. 118.

181. Komödie von Psyche 88. Komödien, englische, musik in den- selben 82. Komödien, Spielzeit 171. 208. 217.

218. 417, die letzte 449. 453,

drei mal in der woche 355; sechs

neue komödien und drei neue opern

in einem jähre als etwas unerhörtes

bezeichnet 263. 312. 339 ; in den

komödien ist es warm 44h Komödien werden von den pfarrern

in Frankfurt für süude gehalten 105.

107. 181 , werden dort erlaubt 116;

ihr sittlicher werth 427. Komödianten, deutsche^40, italiSni-

sche 238 , aufgäbe der komödianten

427. Kopfgeld 395. Kopfputz 173. Kopfwaßer, kaiser Karls 109. 111.

114. 115. 135. 136. 140. 152. Korb 418. Korbmachen 447. Krakeeler 179. Kräuterbrfihe 351. 853. Kraut, der Pfälzer 85. Krebs, rotb wie ein 463. Krieg und kriegsgeschrei 219. 280.

282. Kriegschargen als titel eines fürsten

349. Krittlich 5. 15. 179. 247. 255. 279.

855. 423. 432. 448, wie eine

wandlaus 21. 239. 892. Krösus 522. Krücken 55.

Kügelreiter, dick wie ein 86. Kurbaiern 325.

Kurland , Prinzessin von 198.332.338. Kutsche 6. 7. 11. 294. 393; karten

spielen in der kutsche ebendas.,

erfrieren darin 439; mit sechs

Pferden 451. 459. 463. 469. Lachen über andere leute 367. 398. Lacherei 6. Lack 476. Lacke, englischer admiral (das ist

Leak) 390. Ladenknecht 261. Lafayette, mademoiselle de, 455. Laissecour, monsieur 404; seine

Schwestern ebend. Lamarck, comte de, 452. 457; sein

bruder 457. Lamot, Oberstallmeister von £. Gh.

vater 355. Lamotte, mar^challe de 7. 356. 357. Landau 287. 297. 299.301.303.304.

306. 309. 364 , capituliert 332. 837,

der commandant von 849. Landsknecht spielen 33. 95. 96. 141.

152. 199. Lappen 408. Lapperei 418. Lappländer, ein 850. Lasalle, commissaire, 54. Lassay, monsieur de 358. Laster, jetzt gemein in der weit 434. Lau 429. Laun, der 333. Lavall^e 6. Lavalli^re 358. Lavardiu, marquis de, vom papste

excommuniciert 247. Vgl. L. Rauke,

Französische geschichte , zweite

aufläge, lY, s. 25. Lavigne 485, ändert seinen namen in

Weinberg, um einen pass zu erhal-

34*

532

ten, ebend. 490.

Leak, eoglischer admiral 890.

Lebel, eio arzt von £. Cb., das ori- ginal yon „Le grondear^ tod Brueys Dnd Palaprat 448.

Leclair, madame 422.

Lefze 304. 450.

Lrgrand 6. 8. 167.

Leid, das, klagen 233. 246. 296.

Leiningen , grafvon 35. 118. 166. 221.

Leiningen, gr<Au Ton 11. 60. 63. 66. 203. 221.

Leipzig, die messe daselbst 181.

Leuoucoart, madame de 297.

Lenor, scbwester des oberjägermeis- ters Yeuinger 83. 64.

L^on 858.

Leonore von Rathsamshansen , der frau Schelm Schwester 31. 87. 38. 40. 66. 107. 113. 114. 184. 137. 146. 171. 192. 207. 228. 263. 265. 266. 293. 300. 305, ihr tempera- ment 306. 306. 387. 346. 848. 349. 466.

Leopold I, römischer kaiser] s. Kaiser, der romische.

Le^chenbrand 396. 452.

Leschenbrandel 401.

Lesdigui^res, duc de 288.

LeQnisch 136. 136. 476.

Leure, madame de 272. 278.

Leute, Junge, jetzt ebenso unange- nehm in Deutschland, als in Frank- reich 404.

Lever des königs 427.

Licent, der 396. 399.

Lieder, lutherische 373. 382. 391.

Lincoln, mylord, eine von ihm Ober seine religion mit Wendt geführte Unterhaltung 444, eine ihn betref- fende unsaubere anekdote 451 ; E. Ch. ahmt sein schlechtes Franzosisch vortrefflich nach 451. 457.

Lippe, graf von der 291.

Lisbeth, Prinzessin, tante von £.Ch.l62.

Liselotte 22.

Lisette 442. 448.

Lislebonoe, mademoiselle de 292.

Lobkowitz, forsten von 311 ; sind gar neue fOrsten ebend.

Löffel , mit löffeln gefre Aen haben 240.

Löwenstein, graf von, kaiserlicher ge- sandter 261 , graf und grafla von 825.

Löwenstein, friulein von 24. 164. 267. 334. 335.

Lohnsdorf 123.

Lombrespielen 95.111. 114. 127. 194. 224; immer findet zank dabei statt 458.

Londen 90. 79.

Longueuil, madame de 878. 468.

Loo 67.

Lorraiue, Chevalier de 6. 208.

Lothringen, herzog von 80. 96. 98. 111. 174. 175. 176.166.303, her- zog und herzogin 284.

Lothringen , große freude daselbst über die geburt eines priuzen 341.

Lothringen , der prinz von 861. 862.

Lothringen , das wilde leben des hofes daselbst 400.

Lothringen, s. Josef.

Lothringer, urtheil über sie 806.

Loubert 288, vielleicht auch 346.

Louis, prinz von Baden 299. 300.

Louise, raugräfln, halbschwester von E. Ch. (geboren den 16/26 Januar 1661, gestorben zu Frankfurt 6 Fe- bruar 1733), ihr äuüeres 263. 267, ein wenig pietistisch 306, vgl. 414; über die außerordentliche ehre, die ihr durch den dienst bei der kurfürstin von Braunschweig widerfahrt 318; sorgt für ihres Schwagers und seiner kiuder affären 319. 322. 323, geliebt zu Hannover 324, löbliche eigenschaft 326, ist neun jähre Jünger, als £• Ch. 846,

533

schreibt schSne hand und schSnen Stil 412.

Loupe 836.

LoQTois, moDsieur de 370.

Lucifer 308.

Lodolf, yerfaßei der Allgfmeinen BohaDbrihne der weit, geboren zu Erfurt 15 Juni 1624, gestorben 8 April 1704 zu Frankfurt a. M., gibt heuscbrecken für wachtein zu eßen 186. 137. 144 145. 156.

LQtzenburg 303. 331. 360. 362.

Lumpen , adj. (ein lumpener duc) 311.

Ludwig XIV 62, will Ton keiner ent- schädigung der Pfalzer hören 96. 97. 119. 120. 125; weiß, was po- litesse ist 301 ; besucht E. Gh.. nach einem Unfälle 310; sein schönes äußere 460. 468; in der weit kann man nicht hoflicher sein, als er, aber seine kinder und kindskinder sind es nicht 485; fordert den k5- nig von Slam auf, die christliche katholische religion anzunehmen, was dieser ablehnt 492. 493.

Lustig sein macht lang leben 323. 843.

Luneville 331. 340. 344. 349. 852. 355. 361. 363. 445. 476.

Lutheraner 437.

Lutz, graf 163. 170.

Lutzenburgin (mademoiselle de Lutzel- bourg), Bchwester der madame Des- alleurs 294; s. Desalleurs.

Mädel 8.

Mährchen 151. 439.

Männer, in Frankreich ohne anstand besucht 200.

Madame 262. 267. 809, die stelle von 248.

Madame, duchesse d'OrMans (E. Oh.) 262.

Madame la duchesse d'OiMans 292; vergl. 262.

Madame d'OrMans , gemahlin des Soh- nes von £. Ch. 262. 267.

Madrid 387. 445.

Magdeburg 477.

Magercroon, s. Meyercroon.

Mailspielen 47.

Maine, Louis Augnste de BonrboD,

duc du 242. 252. 386. Maintenon , Frangoise d*Aubign^, mar-

quise de 124. 190. 468. Mainz, Lothar Franz SchSnborn, knr-

fürst von 808. Makresse 468. 482. Malade imaginaire, le, komödie von

Moli^re 430. Malause, mademoiselle de 72.73.74.

76. 77. 79. 81. 84. 85. 90. 92.

103. 169. 208. 254. Maler laßen lange auf ansfOhrung der

bestellungen warten 56. 61. 62. Malteser comthur 163. Malteser ordeu 358. Maman 5. 14. Manisch 808.

Mannheim 8. 157. 166. 191 ; über hun- dert jähre alte leute daselbst 822.

353. 459. Mannsmensch 420. Manquieren 43, an dem respect 8. Mauteau 30. 74; Ist am hofe gegen

den respect 306. 410. 418. 474. Marcus, der Jäger 323. Mari de conscience 203. 221. Maria Magdalena 341. Marie , königin, tochter Jakobs II und

gemahlin Wilhelms III von Ora*

nien 30. Marionetten 407. Marlburough, mylord, seine Schönheit

857. 364. 365. 482. 468. Marly 192. 215. 285. 294. 295; der

garten daselbst 304. 829.330.359.

431. 433. 438. 442. 464. 467. 473. Marocco , könlg von, begehrt die prin-

zessiu von Conty zur gemahlin 186. Marronnier 225. Marsal 28.

534

Marsillae, monsiear de 6.

Masken 208.

Maskenbälle 121. 123.

Mastricht 365.

Matbematiqoen , die, stehen lenten Ton qualitit wol an 138.

MatignoD, messieors de 288.

Maubeck, prince de, söhn des prince d'Harcoart 361. 362. 363. 364. 365. 381. 387. 388.

Maubuisson 158. 166. 168. 406. Die ibtißsin von, Looise Hollandine von Baiern, Schwester der karfür- stin Sophia von Braonschweig 158. 168. 169. 216. 218. 219. 274. 316. .317. 320. 323. 324. 329.354.381, wird so dürr wie ein sebeit 413; Schilderung ihres alters, einfluß des mondes auf ihr befinden 471. 472. 474 (vergl. Hayemann III, s. 241, aum. 1).

Maul , mit einem schmutEigen maul zum fenster hinaussehen, Sprich- wort darüber 487. 488.

Maulaffen feil haben 78.

Mausdreck unter dem pfeffer 403.

Mazarin, madame de 46. 50. 249. ihr tod 169 , übler ruf 336.

Mecklenburg, herzog von 129.

M^decin malgr^ loi, le 218. Unge- schick eines der Schauspieler bei derauffuhrung dieses Stückes ebend.

Medicamente 190. 191.

M^disance 430.

Meiuingen, herzog von 326.

Meisenheim , ein bauer von 124 jähren daselbst 323.

M^lac, der wüste, urtheil über ihn 297. 306; sein rotbes gesiebt 300.

Melonen sind eben nicht gar ge- sund 474.

Meusrh, neutr., aber nicht yerächtlich 42. 74. 188. 197. 241. 243. 261. 375. 489.

Meuus plaisirs = Spielgeld 172.

Mercnrins , statae Im garten Ton Marlj

304. Meriten 196. 228. 236. 435. M^rope 178. Messe 306. Messen, abergläubische 258, für

mause 258. Mettwurst 327. Metz 207. 265. Meubles 38. Meudon 63. 78. 111. 124. 185. 161.

306. 354. Meüvius, monsieur, hofmeister der

grafen von Weilburg 144. Meyercroon , monsieur de, envoy^ yon

Dänemark 437; a. Dänemark, en-

voy^ von. Meyercroon, madame de, frau des

envoy^ von Dänemark 115. 152. Mezetin 118. Mieg, vioekanzler 308, seine tochter

Amalie ebend. Milchcur 152. Milz, das, 35. 371. 391. 417. 433.

435. Milzschmerzen 33. ^ilzsüchtig 379. Milzwehe 435. Minen 37.

Mione, ein hündchen 288. Miracles, in Frankreich kein glau-

bensartikel 247. Misanthrope, le, komSdie von Mo-

li^re 419. Misheirath 435; in Frankreich nicht

selten 455. Misbeirathen 435. Mithridates, seine gewohnung an das

gift 377. Mitternachtsmesse 432. Moden 53. Modena, herzogin von 52. 56. 58.

110. 210. Modest 260. Moeursburg, prinz von 341.

535

Moliire 165. 183. 218. 218. 237. 259. 260. 367. 404. 416. 419. 430. 470. 492.

Monaco, prince de 197.

Monckes 468.

Mon]or, prince de, zweiter söhn des prince d'Harconrt 362; geht darch zu den Holländern 364. 365. 366.

Monseigneur, d. 1. Louis de France, Dauphin, söhn Ludwigs XIY, 159. 301.

Monsieur, Ober diesen titel 462.

Monsieur 22. 23. 55. 57. 141, sein närrischer aberglaube, daß ihm seine gemahlin beim spiel Unglück bringe 199. 215. 451 ; liebt Paris 220. 226 ; schickt einen process gegen £. Gh. willen nach Rom 275. 287; hat zweimalhunderttausend thaler aus der Pfalz erhalten und yertban 124. 125. 234. 250. 251. 252; sein tod 229. 353. 365.

Montargis 117. 208. 211. 359, ein Wetter schlägt hier £. Ch. für zwei- hundert gülden fenster ein 471.

Montfort, comte de 356.

Montpeiroux, monsieur de 358.

Mops (hnnd), pl. mobsger, ordiuarie gar treu 312»

Moras, monsieur de 230. 234. 252.

Moreau, Fanchon, sangerin 118.182.

' Sie gieug nach Dangeau, Journal YIU, s. 391 später in ein kloster.

Morgue 9.

Mort de Pomp^e, la, tragodie Ton Corneille 218. 427. 428.

Mortlficatiun 239. 453.

Mortiflcieren 242. 492.

Moscowittiu, die schone 420.

Mouche 220.

Müller, monsieur 188.

Manchen 322.

Musik 215. 364. 365. 368. 408. 438. 443.

Mutter heiratet, ohne es zu willen,

ihren söhn 261. Mutter 461. 462. Muttern 113. Muttersallein 221. Nachdenkisch 435. Nachteßen des konigs 57. Nachtigall 455. Nachtrock 30. 420. 431. Nähren, die seele 428. Namur 40. 42. 43. 45. Nancy 94. 107. 112. 125. 160. 184.

185. 186. 188. 192. 207. 244.

285. 290. Nangis, marquis de 15. Nanon 166.

Nase, die, in etwas stecken 384. Nasen abbeißen und ellenbogen kOs-

sen 84. Nassau, fürst von , in Paris ziemlieh

verachtet 263. Nassau, graf von 33. 38. 51. 142.

144. 170. 861. Nassau, grafen von 154. 157. 221.

222. 228. 328. Nassau, fürstin von 205. 262; griftn

von 331. Nassao-Idstein , fürstin von 167. Nassau-Siegen, fürst von 262. 408.

fürstin von 267.288; verläßt ihren

gemahl 407. 408; s. Siegen. Nassau-Usingen 38. Nassau- Weil bürg, graf von 38. 144.

146. 170.228; legt schlechte ehre

ein 335; sein söhn, vom vater in

der Schlacht verlaßen 335. 337;

graf Karl von 885. 393. Naturel, aus dem, schlagen, ein bö- ses zeichen 69. Naturel, gutes, sehr selten 295. Naumb 163. Neapolitaner, nrtheil über dieselben

297. Nfßelsucht 385. 398. Nettanconrt, monsiear de 297. 300.

301. 306. 309.

636

Neabvrg, herzog tod 177. Neobarg, kloster 147; ein hondert

und zehn Jahre alter maDn da^

selbst 823. Neujahr, die dadurch yeraDlaßten ge-

sch&fte 866. Neujahrswunsch 21. 54. 73. 184. 268.

266. 267. 318. 814. 816.817.839.

866. 432. 435. Nicken, der 805. Nierenbraten 492. Noailles, mar^chal de 882. 868, seine

tochter 832, sein tochtermann 858. Nonpareille 178. Nothinge 44. NOrnberg 325. 428. Nanibergisch 422. 486. 487. 438. 440. ' Oberf?, monsieur 489. Oberpostmeister 449. Obrecht 118. 159f. 172. 179. 181.

231. 284. 285. Dangean, Journal

VI, s. 299. 300 nennt ihn „M.

Obreicht, prdteur royal de Stras- bourg". Obst 418.

Oder 28. 274. 298. Öl, Florentiner 98. 94. Öl , heilsames 361. 862. 438. 448. 444. Österreich macht anspniche auf das

konigreich Spanien 222. Österreich , gräflnnen sind dort nicht

theuer 55. Ofen, hinter dem, bleiben 220.247. Offen, frSulein 49. 82. Offlcien 12. 20. Offlcirer 88 , stellen sich an, als wenn

sie den frieden nicht wQnschten,

was E. Gh. nicht glaubt 813. Ofüciere, gefangene, liste derselben

358. Ohrensausen 187. Ohsen, schloß 375. Olimpe 8. 17. Op^ra 22. 57. 88. 96. 129. 167. 194.

202. 204. 207.215.216.227. Ver-

gleiehnng der opem in Italien und derer zu Paris 257. 263; in Heidel- berg 311. 389. 402; stelle ans einer oper 412. 418. 422. 449.

Oracle 401. 407.

Oianien 288.

Oranlen, prinz Ton 26. 240.

Orltfanische gelder 285.

Orleans, duc d*, Ober diesen titel 462. 470.

OrMans, madame d', 858; s. Blois.

Or]<^ans, madame d', (duchesse d*Or-> l^ans) die gemahlin des sohnes Ton £. Gh., beinahe im bette verbrannt 262. 267. 309.

Orleans, mademoiselle d* 114.

Ormond, duc d* 464; seine toohter ebendas.

Ortauce , monsieur 895. 899. 442. 448.

Osnabrück, bischof von 887.

Ostfriesland, ffirst von 196; fflrstin von 101. 149. 155.

Otto-Heinrichsbau in Heidelberg 811. 827.

Oustack, mylord 254. 257.

Oxebridge 70.

Page 104. 278. 896.

Pagode 206.

Palais royal 57. 83. 167. 194. 225.

Palaprat, dichter 448.

Palette 828 882.

Paperasse 252. 254.

Papist 882.

Papst, eine äußerung desselben Ober die gottlosen leute in seiner nähe 287.

Papst, der, seine geltung in Frank- reich 382.

Paris, das traurige und langweilige 49; das widerwärtige 58.

Paris, der carnaval daselbst 434.

Pariser stadtleute 286.

Parma, herzogin von 56, prinzessin von 173.

Pasquille 246. 288.

637

PMf»-port SOli 485.

Pastell, Schwierigkeit, ähnliche bild- nisse damit herzastelleo 464.

Fat i Toeuil 811.

Patte 369. 372. 894.

Pankeu und trompeten, ein alter deut- scher brauch 116.

Paulus der apostel 115. 486.

Perichon, ein kanfmann 53.

Permillac, monsienr de 141.

Pers^tf, op^ra 178.

Persius 108. 123.

Perficke 6. 243. 802, am hofe sehr allgemein 857. 449.

Peter, pater, ein buch von Ihm ge- tadelt 465.

Pfaffen sind schuld an der Uneinig- keit der Christen 75. 80; schicken den teofel nicht zu den damen 891. 417; sind leute wie andere menschen 461.

Pfaffen, die verfluchten, zu Rom 272. 275.

Pfaffengeschwätz 258.

Pfaffengezank 347.

Pfalz 25. 236.

Pfalz, Karl Ludwig, kurfürst von der, E. Ch. vater 8. 4. 9. 11. 14. 20. 26. 27. 82. 38. 41. 48. 58. 168. 460. 466. 467.

Pfalz, Karl, kurfQrst zu 12. 18. 15. 16. 19. 20.

Pfalz, Johann Wilhelm, kurfQrst zu 64. 145^ wegen aufwandes getadelt 46. 118.115, vergl. 110.220.221. 811. 812; hat einen reformierten doctor 116; zieht die Juden den Christen vor 157; auf der Frank- furter messe 208; schindet das land 226. 285. 419. 488.

Pfalz, knrförstin zu 12. 16. 17. 19. 20. 23. 24. 116. 178. 224. 280. 281. 282. 896; ist recht gertie ge- storben; mangel an bewegung Ur- sache ihres todes 468.

Pfalzgraf, der schwedische 29. 38; 34,

Pfalzgräflnnen haben, so zu sagen, die grSsten häupter von der weit gemacht 311.

Pfälzische gelder 255.

Pfalzische luft geändert, Ursache da- von 823.

Pfarrherr, der sich mit dem nieren- braten mortiflciert hat 492.

Pfarrherren, reformierte 444.

Pfeife taback, eine, nehmen 475.

Pfeifen (von der brüst) 450.

Pflaster, ufirnbergisches 422. 428. 436. 437. 438. 440.

Pflngin 122. 123.

Pfudian 142.

Philippe, dnc d*Orl^ans, der söhn von Elisabeth Charlotte, geht zur arm^e 34; wird krank 36. 88. 39. 60; gibt seiner mutter ein gar gu- tes reitpferd 51 ; bei der belagerung von Neuport 39, liebt den krieg 43. 47; sein äniVeres 65, sein le- benswandel 96; leidet am fleber 135. 188. 140; bereut seine heirath 226; sehr krank durch sein tolles leben 410. 411. 412; sein eigen haar steht ihm übel 449; lernt trotz vierjährigen unterrichte das Deutsche nicht, derbe anekdote hierüber 457. 462; geht nach Ita- lien, die arm^e zu commaudieren 467. 469. 470; E. Ch. hofft, daß um seiner beliebtheit willen nicht mehr so viele durchgehen werden 471 ; camplert zu San Benedetto ebendas., ist vor Turin 475, steckt bis über die obren in der belage- rung von Turin 476, wird verwun- det 477. 480. 481. 485. 486. E. Ch. hat zwei tage lang nichts ge- than , als weinen über ihres sohnes Unglück 478. 479. Philippe thut die ganze campagne auf seine kos- ten 482. 484; fällt mit dem pferde

538

anf tetner r«lte nach Greooble 482. 463.464; die lohold seiner nieder- lage vor Turin durch prinz Eugen wird nicht ihm beigemei>en 484 ; geht ins ballhans und spielt auf der flOte 488.

Philipp y, konig von Spanien 483.

Philipp, landgraf von Homburg 337.

Philipp, pfalzgraf von Sulzbach 205.

Pliöuix 66. 164. 262.

Piemont, wein von 474.

Piennes, mademoiselle de 14.

Pietist 268 492.

Pietist-büchelchen 492.

Pietisterei 306.

Pignerol 482.

Pignoli 105.

Piiionol 165.

Pirlen 331. 891. 489. 456.

Pltschaft 135.

Pitschier (die kunst, trotz derselben die briefe zn lesen) 466.

Pitnite 233. 385.

Plaideurs, les, komCdie von Racine 264.

Platen, frau von 46, grafln 488.

Podagra 68 ; Ludwig XIV leidet am 390. 391. 397. 433. S. auch potagram.

Polnitz, fräulein 423. 425.426. 431. 482. 486. 486.

Poigoard 262.

Puintilleux 406.

Pointis 390.

Poisson, dichter 427.

Pulen, urtheil Ober land und lente 95. 240.

Polen, Friedrich August I, knrfürst von Sachsen, könig von 126. 177. 222. 305. 344. 846. 469. 477; ent- rüstet» äußerungeti Aber den ehr- vergcßenen Altranstadter frieden, den er gemacht 489. 490; seine gemahlin 126, bei der nachrirht vom schloßbrande 224. 477 ; seine zwei söhne 126.

Polier, abb4 de, Tertranter rath Ton £. Ch. und von früher Jagend an ihr viterlicher freond 16. 100, über sein kräftiges alter 122. 191. 274. 324. 325. 472; erhilt steh am meisten mit dem tabackranchen, alle tage nimmt er etliche pfeifen taback 475. 479.

Politesse 301. 306.

Poltergeist 167.

Poltney, monsienr 486.

Pomereo, monsienr de, c-onaeiller d*etat von E. Gh. naeh dem tod« ihres gemahls 283.

Pommade d*Iverne 444.

Porcelaine 476.

Port royal 89. 52. 83. 127. 143. 148. 150. 157. 164. 196.202.204.215. 216. 260.

Portland , mylord 26. 249. 416.

Portsmonth, madame de 249.

Portugal, könig von 172, königin von 176.

Portugal, das loß der königin da- selbst nicht beneidenswerth 56. 172.

Portugal, envoy^s von 63.

Portugiesinnen sind an eifersucht nnd eingesperrt werden gewöhnt 318.

Possenspiel, deutsches 142.

Posset 454.

Possierlich 10. 2a 45. 55. 452.457. 462. 470. 490.

Pot , um den pot hernmb fahren 417.

PoUgram 201. 479, ist ein zeichen von lADgem leben, wenn es sich spät anmeldet 206. 433, haben viel gar ehrbare personen 480. 6. auch podagra.

Potte = band 88.

Pourceangnac , monsienr de, fcomödie von Möllere 419.

Poussin, der maier 168.

Praceptor 481.

Präsenz 375. 376. 382.

539

Prast 23. PredicaDt 402.

Prediger 345. 347. 402, got, aber gar nicht angeDehm 427. 428.429.

Predigt 51.217.218. 340.430. 431. 490.

Pressenyille , mademoiselle de 74.60.

Preußen , Friedrich I, kdnig von 223. 224. 227. 242.268. 279. 288.331. - 371. 376 , ist hocbmüthig 435. 465. 469. 476. 477. 478. 492.

Preußen, Sophie Charlotte, kSnigin Tou, tochter der knrffirstin Sophie ▼on Hannover 269. 272. 273. 277. 296. 333. 342. 343; wie ein träum maskiert 343. 360. 361. 362. 366. 413 ; ihr plötzlicher tod 368, £. Gh. ist untröstlich dar&ber 368. 869. 370. 373. 376. 377. 378. 380. 382. 384.

Preußen, kronprinz von, der nach- malige könig Friedrich Wilhelm I, 365. 372. 435. 465; seine Verlo- bung mit Sophie IXorothee, der tochter des kurftirsten Georg von Hannover, des sohnes der knrfür- stin Sophie (ma taute) 467. 468. 469. 471. 477. 478.

Pri^, monsieur de 356. 357. 358.

Princes k gros grain 310.

Princes du sang 52.

Princesse, madame la; s. Condä.

Processe 200.

Processpapier 382.

Propre 487.

Proserpine, op^ra 22. 383.

Protection , die , von E. Gh. ist etwas gar vortheilhaftiges 398, ist eine schlechte sach 401, hübsche äuße- rung hierüber 425.

Protzen 137.

Psalmen, reformierte 382.

Psyche, komödie von 88. Es ist wol „Psycho, trap^die - ballet en cinq actes" von Moliftre gemeint, der übrigens bei diesem stücke die mitarbeiterschaft von Qainault und

Pierre Corneille in ansprach ge- nommen.

Purgieren 372. 426.

Purzelbaum 3. 431.

Patzen (gepatzt werden =r geschlagen werden im kriege) 468.

Patzen, den buben 297.

Pyrmont 405. 407.

Quacklei 392.

Quietisten 492.

Quinte 27. 221. 269.

Quinquina 39. 43. 292.

Rabach, graf 236.

Raby, mylord (Strafford], sein sitten- loser wandel 416. 426. 482. 466.

Racine, Jean, der dichter 254.

Räthsel 247. 256.

Ragout 383. 430. 441.

Raillerie 322.

Rambures, mademoiselle de 24.

Ran 396.

Randt 134.

Rasen 417, etlich mal ein wenig zu rasen, ist gesund ebendas.; wenn alte lente ins rasen und in die last kommen j seind sie ärger, als junge leute -172.

Rasen (tou der milz gebraucht) 433.

Rastatt 489.

Rathsamshausen , frau von, Schwester , der frau von Schelm 37. 109. 118. 122. 131. 136. 157. 160. 172. 244. 282. 285, schreibt im namen von E. Gh. während deren krankheit 288 bis 291. 294. 295. 298; ist wäh- rend des krieges in sorgen um ihr Schlößchen 299; redet possierlich französisch 462; s. Leonore und Rotzenhäuserin.

Rathsamshausen, fränlein von 86, ortbographiert blutsübel ebendas. 207. 347. Ratzenbausen, frau von 173. Rayons 173. Rechtsgelehrte sind froh über dM

540

langsam gehen einfs processes 279.

Redoublement 138. 283. 234. 328. E. Gh. kennt das deatoche wort dafür nicht 410.

Redoute 434. 436. 437. 439. 441. 443.

Reformierte in Franl^reich 388. 437. in Franicreich verfolgt 166, arbeiti- leote, schier die besten, vertrie- ben 487.

Reformierte pfarrherren 444.

Refuge, monsienr de 360, sein toch- termann ebend.

Reichsgraf 275. 460, reichsgrSfln 279. 351. 355. 381. 387. 893. 419.

Reichsschultheiß 321. 327.

ReichsstSdtchen, ganz apart leben wie ein 85. 317.

Reine d*Hongrie 140.

Reisen in postchaise^ 124.

Religionen, mit hunden verglichen 250.

Reliquien 417.

Remedien 308.

Renommee, statne im garten von Mariy 804.

RepublilE, die polnische 183.

Resident, der trierische 115.

Retrancbements in Baiern, von den Deutschen forciert 352.

Rens, graf 118.

Reverenz, keine, zn machen, ist ein bauernstolz 485.

Reyer, rath 234. 252.

Rhein 285.

Rhein fels , Heßen-, landgraf Karl vbn 128. 132. 179. 182. 189. 198. 30a

Richelieu, duchesse de 260.

Richelieu, marquise de 169, ihr nn« sittlicher wandet 260.

Ried in 224.

Rijswijk 91, der dort geschloßene friede erweckt nirgends große freude 94. 96, eine bestimmung dessel- ben 120.

Ritterzeog, verSchtlich 22f

Rittmeister 85.

Robe (festliche kleidnng) 469.

Robe de chambre 30. 48.

Roche, de la 820.

Roche, la vieille 861. 864.

Ruohe-snr-Ton , prince de la 15.

Rodogone , tragödie (von P. Corneille

438. Römer, der, in Frankfurt, die messe

daselbst 136. Röthein (rottlen), krankhaft 213. 214. Rohan, hans Ton 115; dnc de 448,

seine tochter ebendaselbst; prince

de 446. Rom 236. 253. 272. 275. 417. Roman 10.

Romy, mademoiselle de 77. 84. Ronebridge 89. Rong^re, monsienr de la, Chevalier

d'honneur von £. Ch. 190. Rorbach 188. 189. Rose, die, dorch waßertrinken cn-

riert 479. Rosenberg, graf von 464. 466. Rothlaufen 132. 297. 350. 406. 407.

431. 456 Rotzenhausen , frau von, frenndin von

£. Ch. 181. 265. 275. 296, ist

zweimal auf den tod gelegen 331.

338. 884. 845. 853. 895. 466. 472.

476; die kleine Wilhelmine 188.

285. 331. 833. 338.841.845.858.

854. 864. Rotzenhäuserin, die 68. 122. 129.

142 , redet bitter übel deutsch 807.

418. 418, redet possierlich fran- zösisch 462; 6. Rathsamshausen. Rotzen hiuserle 334. Roney, conte de 161. 169. Roye, contesse de 161. 358. Ruffigny (? Ruvigny), sein sittenloser

wandel 416. Ruhr , rothe 247. 472. Runzeln, Ursachen desselben 248. Ruprecht, pfalzgraf, bnidex des kur-

541

forsten Karl Ludwig , general Karls I YOD £uglaDd gegen Cromwell . seine betrügliche heirath 368.

Ratschen 478.

Rovigny, monsienr de 356 ; s. Galloway.

Saarbröcken 38, graf von 142.

Sachsen, herzog von 219.

Sachsen, kurfilrst von 47. 53. 55. seine stärke 95.

Sachsen , kurfurstin von 462. 463. 477. 485.

Sachsen Gotha, prinz von 129. 132.

Sachsen Meiningen, herzog von 341.

Sachsen Weißenfels, prinz von 304.

Sackzeug 396.

Saint Amand 149.

Saint Ghamans 14. 17.

Saint Cload 11. 302. 306. 309.

Saint Cyr 416.

Saint J^vremond, m. de, 169, verse auf ihn 336, sein äußeres ebendas.

Saint Germain , faubourg 216.

Saint Germain 168. 215.217. 219. 302. 330. 354. 359. 406. An dem eng- lischen hof zu St Germain da sind sie alle wie die hond and katzen gegen einander 473.

Saint Louis, ordre de 235. 236.

Saint Maar, drap de 456.

Saint Maurice, monsieur de, ein Sa- voier 259. 260. 261.

Saint Miel 244.

Saint Pierre, abb^ de, premier au- m6nier von E. Ch. 208.

Saint Pol 194.

Saint Till, Chevalier de 399. 400.

Salat ist nicht ungesand 283, gesund beim hasten 321.

Salmuth, Oberstlieutenant 352. 360, hat in der gefangenschaft den de- gen an der seite, darf aber nicht hingehen, wohin er will 363.

Saiomon, könig 247. 411.

Salon 324.

Salsthal (? Salzdalum) 460.

Salut 215. 306.

Samariterin, die 341.

Sammet 456.

Sandewitzsch , madame de, sehr ver- ständig, aber gar leichtfertig 353. 356.

Sang (je reconnois mon sang), s. Molidre, George Dandin, acte U, sc^ne 11) 388.

Sassenage, monsieur de 358.

Sastot, madame de 489.

Säugamme, alte, hin dernis des Wach- sens 147.

Sauerbrunnen 7. 90. 149. 151, wird bfßer bei der quelle gebraucht 192. 196. 198. 200. 305.

Sauerbrnnnencuren 325.

Saufen 245. 281.

Savoien, herzogin von 131. 149. 210. 302.

Savoye, madame de, Anne Marie d'Orl^ans, gemahlin des Victor Ama- deas 11, herzogs von Savoien and nachmaligen konigs von Sardinien, Stieftochter von £. Gh., 40. 260. 304.

Savoien, prinz von, gebart dessel- ben 140.

Savoien, prinzessin von 72. 80.248.

Scarron, s. Jodelet.

Sceaux, gehört dem duc da Maine 252. 359. 415. 418.

Schachspiel 394.

Schachtel, alte 192.

Schätzchen 33.

Schallenberg, fräulein 458; s. Schn- lenburg.

SchaubQhue, die allgemeine, der weit, von Ludolf 134.

SchaueßfU 476.

Schaasoheiß 476.

Scheir 113. 427. 473. 476.

Scheiden thut wehe 450.

Scheinen 355.

Schellen, von den ehren 44.

542

Schelm, dionsieur 87. 286. 290. 353.

Schelm, fraa von, Schwester der fran von Rathsamshansen 81. 55. 66. 65. 107. 137. 146. 192. 286. 290. 803. 338. 853; s. auch Qret.

Schimmeln 422.

Scblafkappe 77.

Schlagen , es ist schon sechs geschla- gen 884. 417. 491.

Schlag, der rechte alte deotsche852. 864.

Schlag 447.

Schlagfluß 115.

Schlangenbad 151. 164. 193. 804. 808. 854. 474.

Schleinitz, herr und frao 887. 896.

Schlendrian 434.

Schmack 398. 440.

Schminken 188. 200. 207. 208. 858.

Schlapies 288.

Schloßel 299.

Schmeißen 118.

Schnadern 86.

Schnupen 16. 29. 48. 61. 72. 75. 79. 80. 129. 185. 450, ist gesund 29. 66. 75. 298. 372. 897. 442.

Schonborn, obermarschalk 306, drei jüngere, domherreu zu Mainz 808.

Schomberg, Meinhard, herzog von, gemahl der raugräfln Karoline, der halbschwester von £. Gh. 27. 28. 48. 60. 68. 69. 70. 71. 73. 76. 76. 77. 78. 79. 85. 88. 91. 168. 190. 194. 196. 197. 208. 261, seine absieht, sich wieder za helrathen, getadelt 275. 277. 279. 280. 281. 287; unterbleiben der zweiten ehe 305; seine eifersucht 818; konnte sich nicht mit den andern genera- len in Portugal vergleichen 851, ist ein wenig krittlich und incompatible 855. Herzog Meinhard ▼. Schomberg starb zu Hillington im jähre 1719.

Die filtere seiner beiden tCchter, Friederica , vermählte herzog Mein- hard von Schomberg an den eng- lischen staatsminister lord Holder- ness, die jQngere, Marie, an den grafen Christoph Martin von Degen- feld. Über herzog Meinhard von Schomberg vergl. J. F. A. Kazner, Leben Friedericha von Schomberg, oder SchSnburg. I. Mannheim 1789. 8. s. 363 bis 371.

Schomberg, gräfln von 26. 67.

Schrank (schränke za haben, ist ge- mächlich) 487.

Schreibbach 419. 456.

Schreibkist 83.

Scbuckschuck 10.

SchOrzchen 418. .

Schulenborg, fräulein von der, mat- tresse des fcorfOrsten Georg 458. 490. W. Havemann III, s. 844. 488.

Scholtes , monsieur 472 , ist ein gro- ber gesell 474, einflegel 476.477. 478. 480. 487.

Sehwalbach 160. 196. 197. 198. 200.

Schwarz, fräulein 421, eine Schwester von ihr wird rasend ; dieses nn- glQek sei Irger, als wenn sie ge- storben wäre 421. 424.

Schwarzköpfel 1.

Schublade 46.

Schweden, der k5nig von 141. 214. 420, der envoy^ von 181.

Schweden, die witwe von 878.

Schweden , der junge konig von, Karl XII 485, hat viel von dem seligen bruder von £. Ch. 490.

Schwedische Prinzessinnen 67.

Schweinefleisch ist ungesund 489.

Schweiusjagd 49.

Schwetzingen 459.

Schwiger herr vatter 66.

Spectacle 68. 69.

Scradt, kanzler 157.

Scrupel in religiösen dingen 349.

543

Sebbeville, monslenr de 858. 360. S^gur Montberon, madame de 271.

272. 278. Seignelay, monsienr de, der joDge 446. Seiltänzer 216, seiltäozeriD 308. Sein mit accus, construiert 340. Seltz, baron von 44. S^qoelle 469. Serein 420.

SessaC| monsienr de 358. Seve (? Sövre) 410. Siam , der verstorbene kunig von, lehnt

es ab, die christliche katholische

religion anzunehmen, und äußert

sich über die Verschiedenheit der

religionen, welche gott wolgefallig

sei 492. 493. Sibourg, monsieur de 376. Sickiugen , fran von 83. Siegen , först von Nassau- 107. 408 ;

s. Nassau. Siegen , fürstin von Nassau- 267. 408. Siegen, prinz von Nassau- 53. Silberdiener 240. Simoris 259; s. Saint Maurice. Sintemalen 12. Sodom 257.

Soldat, dictum eines ängstlichen 299. Soldat habile, le, komödie 488. Soldenen , fürstin von , ihr oracle ;

ihre tochter 407; s. Zollern. Solitaire 322. 418. Sollicitieren 395. Solms, graf von 251. 254. 255. Sommer, in Heidelberg herumgeführt;

gesang dabei 64. Sonnenfinsternis Ursache einer krank*

heit 201. Sorbonne 261. Sortable 264. 857. Sosie 237. Span, general 60. Spanheim, gesandter des kurfürsten

von Brandenburg 98. 100. 102. 177.

209. 210.

Spauheim, fran von 88. 817, made» moiselle 260. 817.

Spanien, könig von 212. 218. 248. 258, der junge, conspiration gegen denselben entdeckt 297.

Spanien, die beiden thronprätenden- ten in 846. „Ich habe lengst ge- sagt, daß man die zwey spanische kouige [erzherzog Karl, den nach- maligen kaiser Karl YI, und den französischen Philipp, "den nach- maligen konig Philipp Y von Spa- nien] mitt einander solte schlagen laßen; unßer bette vortheil, den er ist starck, hatt greuliche faust. Ich würde christlicher finden , daß die zwey konige sich umb ihr könig- reich schlügen, alß so viel Ghris- tenbludt vergießen zu machen". 483.

Spanien, königin von, Marie Luise, tochter des herzogs Philipp von OrMans aus erster ehe, also die Stieftochter von E. Gh., seit 1679 gemahlin (die erste) Karls II von Spanien 14.

Spanien, königin von 173. 19S. 248, die junge , beinahe von wandläusen gefreßen 239. 258.

Spanien , unglückliche läge der köni- gin daselbst 56. 239.

Spanisch vorkommen 853. 229.

Spanische dorfer 248.

Sparr, oberst, früher amtmann zu Bretten 194.

Sparren 408.

Sperreisen 444.

Sperville, monsienr de 281. 235; s. Iberville.

Speyer 352.

Spicken 279.

Spiegel, kammerdiener 48. 58. 55. 68. 74. 77. 177. ^'

Spiel, wobei man in ein eck pfeift 899.

544

Spielen 88. 114. 200. 254; es darf

nicht dabei diecoariert werden 258,

Unsitte dabei 272, sehr fiblich in

FraulEreich 381. Spieler, ihr anssehen 160. Spielgeld 172. 255. Spinoxa, der philosoph 473. Spitzen, sich 464, sich anf 170.

476. Spouholzel 805. Spottlieder 45. 47. Sprichwörter nnd sprichwörtliche re-

densarten , deutsche , ft'anzösische,

holländische 26. 35. 56. 85. 106.

109. 112. 113. 115. 118. 119. 120.

125. 137. 140. 157. 171. 178. 180.

191. 195. 238. 24a 241.246.250.

258. 267. 268. 271. 277. 280. 292.

297. 298. 303. 305.310.311.817.

331. 385. 336. 344.352.355.356.

364. 365. 390. 895. 898. 402. 403.

417. 419. 425. 432. 457. 473. 474.

475. 476. 482. 487. 488. 492. Sprichwörter spielen 27. Sqniuquinelle, Seiltänzerin 308. Samich 444. 254. Staffeln des barometers 488. Staffet, ein Elisabeth Charlotte unbe- kanntes wort 43. Stand 464.

Statnen im garten von Marly 804. Staub 408; für den staub wird bei

reisen nicht gesorgt 463. Staufeneck 268. Stecken, in köpf 5. 7 ; prät. gestocken

342. 843. 359. 426. Stein 397.

Stein, herr und frau tou 196. Stein Callenfels 246. SterbensYerliebt 10. Stocke tragen steht jungen leuten

Übel 157. Stirig 281. Stoff, wovon man königinnen macht

248.

Strafford, mylady 90.

Straßborg 20. 21 ; gasthof zum ochseo daselbst 20. 188. 202. 327. 864. 418. 476.

Strucken 281.

StubenyoU,' haushofmeister , bmdei der madame de S^ur Montberoo 272, seine Schwester 278.

Stumpf und stiel 51.

Stunden, gar lange 408.

Sturisch 140.

Stutz 115. 201. 261. 276. 404 451.

Sulzbach, pfalzgraf von 199. 20Q.

Sunderland, mylord 432.

Survivance 228.

Sozon, madame Dufresne, kammer- frau von E. Ch. , die tochter ihrer amme 166. 256. 265, kann nicht deutsch und nicht französisch eben- daselbst, 266. 267. 270. 275.279. 282. 284. 285. 422.

Sympathie 52.

Taback 475.

Tabackrauchen 475.

Tabacktrinken 274.

Tabletten von sohieferstein 459. 464. 466.

Tabouret 174. 175. 296. 413. 462.

Tanze , deutsche 447 , französische 27. 447.

Tänzer haben masken an 208i

Tafel 11. 38.

Tag, der jfingste, noch ferne 498.

Tallard, mar^chal de 832. 854. 358, spricht för sich und macht dabei abscheuliche grimassen 358. 363; sein söhn 332.

Talmond, prince de 416.

Tanzen , abgekommen am französischen hofe 95, im schwang in Deutsch- land 138.

Tanzen aus der mode 33.

Tanzen mit fackeln, alter deutscher

545

brauch 490. TaDzmeister beim balle 131. Tarente, ma Uote von 25. 27. 85.

53. 85. 191. 355 ; princesse de

455. Tartnffe, le, komSdle von Molidre

416. 419. 430. Taschenspielen 342. Tauiscbe familie 334. Taufen , getauft werden Yom regen

405. Taxis, fürst 311; ein doli ffirsten-

thum ebend. Temperament 469. Tendre 452.'

Tertianfleber, doppeltes 474. Teseu, abb^ de 119. 121. 123. 124.

126. 127. 130. 135.139. 141.206.

208. 219. 220. 221.223.224.225.

226. 227. 228. 234.235.278.287.

325. 434. Teseu, secr^taire des commandements

du duc d'OrMans 118, ein falscher

gesell 124, ein falscher böser mensch

434. Tess^, monsieur de 51. Testament 130, des yaters von E. Gh.

250. 255. Teufel 170. 211. 224.263.338; we- nige dameu fürchten den teufel

391. 402. Teufel, falsche 15. Teufels, plur. 21.

Teufelcben, die am schreiben ver- hindern 308. 309. 310. Teufelsdings 236. 475. Theatrum 207, vom krieg 25. 300. Theobon 10. 23. Theseus 257. Th^sut s. Teseu. Tborigny , m. de 9. Thumfaßel 24. Tilladet, Chevalier de 7. Tiquet, conseiller du parlement, an-

schlag auf sein leben 132. 133. 156;

vergl. Dangeau, Journal VII, s. 61. 94.

Titti, name eines hündchens 442.

Tockmaosisch 300.

Todtenlied, lutherisches, vers daraus 373. 374.

Todt, plural 447.

Tüll 294.

Tolner 203. Es ist Karl Tolner ge- meint, geb. 1660 zu Kreuznach, gest. 3 Oct. 1715, verfaßer einer Historia palatina.

Torcy, monsieur de, „daß cröttel", hat die post 370.

Toulon 239.

Toulouse, Louis Alexandre de Bour- bon, comte de, grand amiral de France 215.

Toutine , prinzessin 24. 25.

Trarbach 366.

Trauben eßen 247.

Trauerzeit, dauer derselben 414. 415.

Trauu , gräfin von 169.

Treize, le, spiel 439.

Tr^mouille, duc de la 198. 202. 455.

Trepan 45.

Trianon 401. 402. 404, gibt Versailles nichts nach 405, der herrliche gar- ten daselbst 278. 408.

Tripoli, konig von 30.

Trippstrill 182. 247.

Tropfig 157.

Trotteln 24.

Truckenen 217.

Türkei, unsittlichkeit daselbst 162.

Türken , ihre verjagung aus Griechen- land 128.

Tunis 260.

Turin 194. 259. 260. 475. 479. 481.

Turinge 259; s. Turin. .

Turnieren (von der milz gebratiätt) 433.

Überzwerg 10. 179. 208. 478.

Briefe der Prinzessin Elisabeth Charlotte.

^^

546

Ulm, die berreü von 312«

Umherschwebon 351.

Umschlagen 46* Ungehobelt 57.

Uugemachlich 68.

Unkraut 382.

Unterrock 470.

Urlaub^ „mit nrlaub, die fQße*' das sagen nur die burgersleute 4€0.

Usingen, graf von Nassau- 38. 170, fürst von 163. 164. 834. 335.

Utrecht, die Universität zu 466.

Uzds, duchesse d' 197.205, ihr sit- tenloser gemahl ebendas.

Überwegen =: Qberlegen 264.

Yaine poetique 45.

Yalbel 5.

Yalet de pied 471.

Yalseme, monsieur de, der einzige Franzos, der recht gut deutsch kann 358; die Veränderung, die sein äußeres erfahren; eine gnade, die er vom kouig erhalten 363. 865.

Yanität 260.

Yapeurs 169. 429.

Yarenne, monsieur de la 291. 297. 300. 306. 309. 313.

Yattern 49. 57. 113.

Yaudemont , prince de 38.

Yelen, graf von 291. 804, seine Schwester ebend.

Yeindt 399.

YendCme, Philippe de, grand prieur de France, 6. 114. 304. 467; hat einen Streithandel mit d^m prinzeu von Conty 111. 114. 182. 388.

Yenedig, carnaval von 57. 68. 462.

Yenetiauische ambassadrice , ceremo- uiöse audieuz an dieselbe 42. 43. 59.

Ydlinger , oberjägermeister 33. 38. 56. 64. 188. 189. 291.

Yeninger, Augustin ; 104; s. Augus-

tin und Eberfritz.

Yentadour, duo de 7, duchesse de 357. 358. 446.

Yeränderung 27. 34. 49. 149. 151. 164. 167. 191. 239. 251. 391. 393. 415.

Yeralten ^ alt machen 320, die zahne verlieren veraltet ebend. 343.

Yeraltet 145.

Yerbeißen 273. 429.

Yerfaulen (vom husten gebraucht) 450.

Yerhitzt 300.

Yerhont 300.

YerkOhlen 351.

Yerjagen = durch jagen vertreiben 418.

Yerlüff 172. 179. 197.

Yerquackelt 82. 311.

Yersailles 250. 252. 285, gilt für die residenz 306, sehr große zahl von kranken daselbst 330. E. Gh. ist dort gar wol logiert und hat alle ihre gemächlichkeit 401. 402. Yer- sailles ist ein überaus schöner ort 405. 418.

Yerschließen 420.

Yerschnupt 127.

Yerstauchen, den fuß 314. 433.434. 436. 439.

Yersteckels 128.

Yerth, monsieur de 334. '335. 838.

Yertreten 431. 435. 436.

Yerue 388.

Yerwandte bleiben in Frankreich nach einem todesfalle nicht im hause 372.

YerzÄhien 4. 6. 7. 14. 28. 42. 68. 323. 860. 384. 414. 416. 433. 436. 452. 457. 461.

Yerzähluug 476.

Yetterle, das 38.

Vexieren 30. 382. 424. 425. 429.

477. 478. Yexiererei 430. 477. 478. Yicedom (? Vizthum), herr von 205. Yichy 149.

I

547

Yidame, le 446.

Yiereckelt 152.

Yillars, marquis de, später herzog und mar^chal de France 325. 467.

Yillars , duchesse de 8.

Yillecotteres 10.

Villeroy, duc de 7. 45. 288; mar^- chal de 38.

Yilleroy, schloß von 418.

Yindicatif 477.

Yirgilius, deutsch, 49. 51.

Yisconti, Annibale, befehlshaber der kaiserlichen truppen 304 ; Wortspiel mit seinem namen ebend.

Yisite 51. 365. 408. 442. 454.

Yivacität 29. 168. 262. 335. 412. 423. 425. 428. 473.

Yolkslied, deutsches, beim herum- führendes Sommers und Winters 64.

Yoll und toll 489.

Vollsäufer 175. 179.

„Yon gott will ich nicht laßen", über die melndie dieses lieded 391.

Yorgemach 382,

Yorkaramer 431.

Yorwenden 190.

Yos, moiisienr, berichtet auf befehl der kurfürstin von Sachsen an E. Ch. den tod der gemahlin ihres seligen bruders 462. 463.

Wäclitelle 14.

Walbrun, fräulein von 219.

Walderk, graf von 138. 140 179.

Wandlaus 21. 233; wandläuse haben die junge königin von Spanien bei- nahe gefreßen ebend. 239. 392.

Waldeck, desfdrsten von, tochterl29.

Wales, prinz von 244.

Walraht (Volradus), graf von Nassau Usingen 38.

Wanst 405.

Warteuberg, graf von 269. 271.279. 288, gräfln von 279.

„Was ich nicht weiß, macht mir nicht beiß** bezieht sich eher auf die Ja-

lousie 482.

Was nicht zu ändern stehet, laß gehen, wie es gehet 1 456.

Wattedecke 448.

Watten 431.

Webenheim, oberst 13. 19. 80.

Wechsel 16.

Wechselbriefchen 13.

Wehrteufel 309.

Weibsmensch , nicht in yerächtlichem sinne 225.

Wftilburg, grafen von 144.

Wein gesünder, als hier 325.

Wein, früher page bei der kurfürstin zu Braunschweig 394.

Weinberg s. Lavigne.

Weinheim 109. 110. 113. 115.

Weisen, sich 48.

Weißenfels, herzog von 464, Prin- zessin von 181.

Weldten, frau von 241; s. Charlotte.

Welt, ganze (ganze weit = tont le monde) 460.

Wendt 4. 21. 192. 273. 394; hatte sein Deutsch ganz vergeßen 395. 399; eine Unterhaltung von ihm mit Lincoln über dessen religion 444.

Werk machen 209. 286.

Werk, ins, stellen 323.

Wertheim 301.

Westmoreland , mylord, sein sitten- loser wandel 416.

Westfälinger, die 478.

Wetter = gewitter 467. 471.

Wetterkalender 94.

Wetzlar 195. 200.

Wey, monsieur 389. 400.

Wied , graf von, schon wie eine dame 352.

Wien 185. 366.

Wießer, kanzler 105. 109.119. 128.

Wildbrät ist ungesund 439.

Wilder, oberst, commaudant von Mannheim 192.

35*

548

Wilhelm, knoig tod England 27.28. 30. 31. 32.62; anschlage auf sein leben verhindert 62. 65. 66. 67. 71. 73. 75. 80. 141. 142. 153. 223. 239. 244; sein unsittlicher wandel 249. 254. 257; sein tod 276, Prophe- zeiung desselben im augsburgischen kalender 279, 280. 281; 282. Wilhelm , prlnz von Gassei 334. Wilhelmel, das (? Wilhelmine tou

Rathsamshausen) 345. 454. Wiihelmine s. Amalie. Willich, baron 193. 195. 197. 199. 200. 208. 212. 254, der krumm- fußige 287. 346. Windsor 84. Winter, in Heidelberg herumgeführt;

gesang dabei 64. Wirtemberg, Karl Alexander, geb. 24 Januar 1684, gestorben 12 Merz 1737, prinz von, des administra- toTs, herzogs Friedrich Karl, lohn 129. Wispeln 169. Wittgenstein, graf 81. 146. 264.

269. 288. Wittgenstein, fräuleln von 42. Wittgensteinisches haus 128. 142. Wolf ist weniger zu fürchten, als ein

hirsch 129. Wolfeubüttel , herzog von 205, der junge herzog von , Aognst Wilhelm, sein sittenloser wandel 196 ; herzogin von 346, Prinzessin von 458; die häßliche akademie zu 244. Wolfenbüttel 458, der dortige hof durch feine sitte ausgezeichnet 460. Wolfenbüttel, das haus 281. Wollmershausen 226. 244 ; frau von 64. 185. 224. 226. 241. 245. 255. 299. Wollmersheu[se]rin, fräuleln Anna Katharina 112. 170. 245; s. Anna Katharina.

Wolzogen, herr 189.

Wolzogin 8 , frau von Eberfritz Ve- ninger 257.

Woodstock, mylord 320. 821.

Wünsche und voeux 29.

Wüsterey 162. 197. 365.

Wurmol, iUliänisrhes 438.450; vgl. Altoviti.

Wurst (wurstwagen) , in Lothringen bräuchlich, am franzQsiscben hofe seiner gravitat halber nicht gestattet 462. 463.

Zärtlen, sich 446.

Zahnblecken 395.

Zebel , monsieur, in heßencasselischen diensten 291.

Zeitung 5. 6. a 9. 26. 30. 87. 40. 224, die holländische 58.

Zelle 214. 276. 320, alte leute da- selbst 323. 346. 372. 375. 376. 403. 492; herzog von 226. 276, hoch belobt 277. 283. 820. 346. 893. 394. 403, sein tod 418.414. B. auch Georg Wilhelm; seine ge- mahlln , Eleonore d'Olbreuse, gest. 5 Febr. 1722 (vgl. über sie Have- mann III, s. 252 f. 287 f. 505 f.), nicht estimiert von E. Gh. 277. 283. 284. 320. 394. 403. 404. 409. 414. 422. 469. 471 ; ihre tochter Sophie Dorothee, geb. im herbste 1666, mit dem kurfürsten Georg von Hannover vermählt, wegen ei- nes ihr schuld gegebenen liebes- verständnisses mit dem grafen von Köiiigsmark lebenslänglich einge- sperrt 284 ; vergl. W. Havemaun, Geschichte der lande Braunschweig und Lüneburg 111, s. 287. 842 bis 354. Zelter 322. Zerchen 172. 370. 880.

Zettelchen 246.

Zettern, die fräulein von 182.

Zinzendorf I graf von, kaiserlicher ge-

549

sandter, sein unsittlicher wandel Zopitsohieren 51.

261. 416, gräfin von 261. Zweibrücken , prinzessija von 216.

Zollern, fnrstin von, ihr orakel 401; Zweyfel, notar, erhebt ansprOche an

8. Soldenen. E. Gh. 251. 252. 255. 256.

Zöpfen 476. Zwillinge bleiben nicht am leben 40.

550

BERICHTIGUNG.

Als todestag der herzogin Elisabeth Charlotte habe ich s. 510 den 8 October 1722 bezeichnet, wie Schütz in seinem oben ange- ftihrten buche s. 145 and, wahrscheinlich diesem folgend, anch Häusser, Geschichte der rheinischen Pfalz II, s. 733 angegeben haben.

Dieses datum ist indessen unrichtig. Elisabeth Charlotte starb am 8 December 1722, nachdem sie noch kurz zuvor, am 3 De- cember, in Saint Cloud ihren letzten brief an die raugräfin Luise geschrieben.

Über den tod unserer herzogin findet sich im «Mercure histori- que et politique . . . Mois de D^cembre 1722. Tome LXXIII. Ä la Haye 1722.» 12. s. 686 bis 688 folgende meidung:

«Madame la duchesse douairi^re d^Orl^ans, apres une indispo- sition de plusieurs jours, et apres avoir regu tous ses sacremens le 5 de ce mois, jour auquel le roi lui alla reudre visite, mourut le 8 ä 3 heures du matin ä Saint Cloud, agee de 71 ans. Mon- seigneur le regent qui avoit passe deux nuits aupres de sa personne et'qui lui a rendu tous les devoirs d'un bon fils, aussi bien que madame la duchesse d'Orleans, et monsieur le duc de Chartres, retourna ä Versailles quelques heures avant sa mort, par le con- seil des medecins, qui lui dirent qu'elle n'avoit plus que quelques momens ä vivre. S. A. R. a senti vivement cette perte et a pass6 24 heures sans voir personne. Cette princesse a quitte cette vie avec toute la fermet6, la resignation et la constance possible. Elle parla fort long tems avec monseigneur le r^geut la veille de sa

551

mort, et Ton dit qne son disconrs fut des plas tendres et des plus co^enables ä son ^tat. Comme eile avoit ordonn^ que son corps ne fut point embaum^ et qu'on lui fit un convoi sans c§r6monie, eile fut transportee le 10 au soir ä, Saint Cloud, pour y ^tre ia- humee dans la chapelle d'Orleans aupres de feu Monsieur, son 6poux, fr^re unique de Louis XIV. Le 13 la cour devoit prendre le deuil pour 4 mois et demi. On a fix^ par un arr^t du ^ conseil d'etat le prix des plus beaux draps noirs ä 29 livres Taune et les autres draps et Stoffes ä proportion.»

Wie der Mercure historique gibt auch der herzog von Saint Simon als den todestag von Elisabeth Charlotte den 8 December 1722 an.

Dieser merkwürdige autor hat überdiß in seinen bericht ein Charakterbild der herzogin verwoben, welches das interesse vorzüg- lich in anspruch nimmt. Einer beurtheilung dieser Schilderung darf ich mich um so mehr enthalten, als die leser in den offenherzigen briefen unserer fürstin, in der, wie Ranke sagt, kein falsch ist, den besten maßstab selbst besitzen, um zu entscheiden, ob Saint Simon in seinem gemälde licht und schatten richtig angebracht hat. Des herzogs erzählung, die indessen vollständig mit dem Mercure hi- storique nicht allenthalben übereinstimmt, lautet folgendermaßen:*.

<Madame fut d'autant plus touch^e de la perte de cette an- cienne et intime amie [la marechale de Clerembault] qu'elle savait que les petits points ** avaient toujours predit qu'elle la survivrait, mais que ce serait de fort peu. En effet, eile la suivit de fort

* M^moires complets et aathentiqnes dn duc de Saint Simon sur le siicle de Loois XIV et la r^gencQ, pobli^s pour la premi^re fois sor le manuscrit original, enti^rement ^crit de lamain de Taatear, par m. le mar- qais de Saint Simon, pair de France. Tome vingti^me. Paris 1829. 8. s. 841 bis 343. Über diese denkwurdigkeiten von Saint Simon vergleiche man Leopold von Ranke, Franzosische geschiebte V, s. 443 bis 469.

** Saint Simon bemerkt hierüber s. 339: La mar^cbale de Glerembanlt croyait avoir une grande connaissance de Tavenir par Tart des petits points; et comme, Dien merci, je ne sais ce que c'est, je n'expliquerai point cette Operation, en laquelle Madame avait aussi beaacouj) de conflance. Eile cou- sulta donc la marechale sur le vnyage de Reims, qui lui r^pondit fermement: „Partez, Madame, en toute süret^I je me porte bien." C*est qu*elle pr^- tendait avoir vu par ces petits points qu'elle mourralt avaut Madame, qui sur cette conflance alla ä Reims.

552

pr^s. L'hydropisie , qni se d^clara tard, fit en tr^s pea de joars un tel progr^s qu'elle se prepara ä la mort avec beaacoup de fermetö ei de pi6t6. Elle voulut presque toujours avoir auprös d'elle Tan- cien 6v4que de Troyes, fr^re de la mar Schale de Clerembault, et lui dit: «Monsieur de Troyes, Yo'ilk une etrange partie que nous avons faite la mar^chale et moi.» Le roi la vint voir, et eile regut tous les sacremens. Elle monrut ä Saint Cloud le 8 de D6- cembre, ä quatre heures da matin, ä pres de soixante et onze ans. Elle ne voulut point ^tre ouverte, ni de pompe ä Saint Cload. Ainsi des le 10 du m^me mois, eile fut portee ä Saint Denis dans an carrosse sans aucun appareil de deuil, le carrosse pr^c^dö, en- vironn^ et suivi des pages des deux §curies da roi, des gardes et des Suisses de M. le dac d'Orleans, et de ses valets de pied avec des flambeaux. Mademoiselle de Charolois et les duchesses d'Ha- mi^res et de Tallard accompagnaient dans un autre carrosse, ^tait madame d^ Chäteaathiers , dame d'atour de Madame, avec mesdames de Tavamies et de Flamarens. Madame tenait en toat beaacoup plus de Thomme que de la femme. Elle etait forte, cou- rageuse, allemande au dernier point, franche, droite, bonne et bienfaisante, noble et grande en toutes ses manieres, et petite aa dernier point sur tout ce qui regardait ce qui lui etait du. Elle 6tait sauvage, toujours enfermee ä ecrire, hors les courts temps de cour chez eile; du reste, seale avec ses dames; dure, rüde, se pre- nant aisement d'aversion, et redoutable par les sorties qu^elle fai- sait quelquefois, et sur quiconque; nulle complaisance; nul tour dans Tesprit, quoiqu'elle ne manquät pas d'esprit; nulle flexibilit^, jalouse, comme on Ta dit, jusqu'ä la derniere petitesse, de tout ce qui lui etait du; la figure et le rustre d'un Suisse, capable avec cela d'une amitie tendre et inviolable. M. le duc d'Orleans Taimait et la respeetait fort. II ne la quitta point pendant sa maladie, et lui avait toujours rendu de grands devoirs, mais il ne se conduisit jamais par eile. II en fut fort afflige. Je passai le lendemain de cette mort plusieurs heures seul avec lui ä Versailles, et je le vis pleurer amerement.

Les ambassadeurs et la cour se presenterent devant le roi en manteaux longs et en mantes, ainsi que les princes et les princesses du sang, et pareillement chez M. et madame la duchesse d'Orleans, qui les regut de m^me, et madame la duchesse d'Orleans au lit,