FRIDERICI

RITSCHELII

OPUSCULA

PHILOLOGICA: AD LITTERAS LATINAS

Friedrich Wilhelm Ritschl, Curt

Wachsmuth

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FRIEDRICH MTSCHL'8

KLEINE

PIIILOLOGISCHE SCIIRIFTEN.

DRITTER BAND:

zur roemischen litteratur.

LEIPZIG

DRUCK und vkulag von b. g. teubner.

1877.

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FRIDERICI RITSCHELII

OPVSCVLA PHILOLOGTCA.

VOLVMEN III:

AI) LITTERAS LATINAS SPECTANTIA.

LIPSTAK

IN AEDIBVS B. O. TEVBNERI. MDCCCLXXVII.

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VIRO KXOE LLENTI8SIMO

IOANNI PAVLO DE FALKENSTEIN

GRATI^. AC VENERABVNDI - ANIMl DOCVMENTVM DVM INTER VIVOS ERAT

EXSTARE VOLVIT

FRIDERICVS RITSCHELIVS

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Der vorliegende tlritte Band der kleinen Schriften von Friedrieh Kitsclil umfasst zusammen mit dem zweiten ire- mass dem in der Vorrede zu dem letzteru aufgestellten Pro- granini alle auf romische Litteratur beziiglichen Abhand- lungen. Jedoch erstrecken sich die Plautinischen Studien, denen schon der ganze zweite Band (18G8) gewidmet war, auch noch in diesen Band, da nicht weniger als sechs Plautus betreflende, seit dem Jahre 1868 neu geschriebene Abhand- lungen hier aufzunehmen waren, zu denen aus den hinter- lassenen Manuscripten Ritschls noch eine siebente hinzutrat: der Anfang der nun auch ihrerseits ein Bruchstiick bleiben- den eingehenden Behandlung der Fragmente des Plautus, die er selbst iu den Acta soc. philol. Lips. VI (1876) p. 365 bei Mittheilung einer Probe derselben mit den Worten er- wahnt: 'deperditaruui 1'lauti fabularum fragmenta ante com- plusculos annos disponi emendari enarrari coepta.'

Nur die drei ersten Aufsatze fanden sich in abschliessen- der Bearbeitung fQr den VViederabdruck hergerichtet vor, nnd zwar sammtlich mit zahlreichen und zum Theil ausftthrlichen Zusatzen und Erweiterungen versehen. Auch der Suetonischen Terenz-Vita und den 'Quaestiones onomatologicae comicae' war bereits vielfache Arbeit zugewandt. Ueber den Zustand, in dem die Quaestiones onomatologicae sich befanden, und

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iiber das von rair bei der Redaction eingeschlagene Ver- fahren ist gehorigen Orts speciell berichtet worden. Fiir die vita Terenti standen erneute Collationen sammtlicher Handschriften des Donat, welche in der ersten Ausgabe be- nutzt waren, zur Verfiigung; die betrachtlichen Ergebnisse die- ser Collationen habe ich an Stelle der friiheren irrthumlichen Angaben in den kritischen Apparat (ohne irgend ein iiusseres Zeichen) kurzer Hand eingesetzt, auch im Commentar ein paar Zusiitze gemacht, dio durch den jetzt genauer bekannt gewordenen Thatbestand der handschriftlichen Ueberlieferung nothig wurden.

Alle andern Nummern erscheinen unveriindert, abgerech- net ganz geringfiigige Zusiitze oder Verbesserungen, wie sie in RitschTs Handexemplaren hinzugeschrieben waren. Somit fehlen hier ganz 'die nutzlichen Verbindungsfiiden zwischen dem iiltern Stadium der Forschung und den spatern Fort- schritten', welche aiich fiir diese Aufsiitze ius Auge gefasst, aber iiber die ersten Anfiinge gelegentlich beigefiigter litte- rarischer Hinweisungen noch nicht hinausgediehen wareu. Einer tiefergreifenden Hevision, wie sie wiederholt im zweiten Bande und ab und zu auch in den ersten Aufsiitzen dieses Bandes erfolgt ist, wiirde sich Ritschl hier iibrigens ent- halten haben. Die allmiihlicheu Fortschritte der Erkenntnisse, das heisst nothwendig auch manigfache fruhere Irruugen treten ja freilich in dem Hauptstttck dieses Theiles, den Varronianis, sehr deutlich zu Tage. Aber solches Wachs- thum der Forschung zu verwischen war durchaus nicht die Aufgabe dieser Sammlung und lag am wenigsten im (ieiste Ritschls. Und gerade fiir die Varroniana fand sich von seiner Hand folgende Notiz vor: ?Die Varroniana bieten so recht im Sinne der Vorrede zu Band I eine successive Reihe von Actenstiicken iiber die Varronische Litteratur dar und haben das auch so bleiben sollen. Daher sie auch in rein chronologischer Folge gegeben wecden, gerade wie die Ho- merico-Alexandrina in Band I.'

Dieser Wink und einige iihnliche sind beiliiufig auch bei der Anordnung des ganzen Stoffes massgebend gewesen.

Bei den bereits friiher gedruckten Stiicken sind ent-

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sprechend dem in den beiden ersten Biinden angewandten Verfahrcn alle jetzt hinzugekomnienen Zusiitze in eckige Klammern eingeschlossen : sie rUhren fast silmintlich von Ritschl selbst her; in den seltenen Fallen, wo ich etwas hinzugeftigt habe, ist dies immer (ausser bei einfachen Citaten) durch ein hinzugefUgtes C. W. kenatlich gemacht.

In Bezug auf Aeusserlichkeiten des Drucks, der Ortho- graphie, Interpunction, der Citir- und Abkiirzungsweise ist nach den Grundsiitzen, die Ritschl selbst in den letzten Jahren sich festgestellt hatte, eine gewisse Gleichmassigkeit erzielt worden, und infolge dessen sind namentlich die iilteren Ab- handlungen manigfachen formellen Aenderungen unterzogen worden. Ftir dieses ganze Gebiet hatte ich mich der kun- digsten Unterstiitzung von Prof. Fleckeisen zu erfreuen, der sich bei der mit Ritschl gemeinsam getragenen Last der Correctur der ersten beiden Biinde dieser Opuscula voll- kommen in seiue Art eiugelebt hatte und mir mit Rath und Hiilfe bei der Correctur dieses Bandes unermudlich zur Seite stand, so dass mit grosser Sicherheit die vorgenommenen Aenderungen als Ritschrs Intentionen entsprechend bezeichnet werden konnen.

Die diesem Bande vorgesetzte Widmung war vou Ritschl selbst seit liingerer Zeit beabsichtigt; einem vertrauten Freunde gegenuber bezeichnete er sie einmal als 'grosstes innerliches Bcdurfuiss': es war ihra aber nicht mehr vergonnt, diesen Herzenswunsch selbst zu vollziehen oder auch nur in Worte zu kleiden.

Im iibrigen habe ich nur noch hinzuzufiigen, dass der Druck des vierten Bandes, der die gesammten auf latei- nische Inschriften- und Sprachkunde beztiglichen Abhand- lungen umfassen wird, unmittelbar bevorsteht und ein ftinfter Band, ftir den noch reiches Material, gedrucktes wie unge- drucktes, vorliegt, sich bereits in Vorbereitung befindet.

Einem Wunsche, der mir von befreundeter Seite ausge- sprochen worden ist, bei djeser Gelegenheit den Nachruf wieder abdrucken zu lassen, welchen ich unmittelbar nach dem Tode Ritsehls in der Beilage zur Augsburger Allgemeinen Zeitung Nr. 335 (30. November 1876) verdffentlichte, habe ich nicht

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ohne Zogern nachgegeben: denn er enthiilt ja nichts als eiue karge Skizze, von vorn hereiu auf bestimmte Seiten der Betrachtung beschriinkt. Da wir aber von berufenster Hand eine umfassende Schilderung der ganzen Personlich- keit RitschVs und ilirer gesauimten Wirksamkeit binnen kurzem erwarten diirfen und ich aus vielfachen Aeusserungen entnehme, dass man in dem wenn auch noch so flflchtig gezeichneten Bilde wenigstens keinen falsehen Zug gefunden hat, so mag dieser schlichte Kranz hier recht eigentlich zu den Fiissen des theuren Mannes niedergelegt werden.

Heidelberg, 15. October 1S77.

Curt Wachsmuth.

cJn den frtthen Morgeiistunden des 9ten November d. J. ist Friedrich Kitschl, 70 Jahre alt, aus den Lebenden ge- schieden, nachdem er, schou lange von schwereu Leiden ge- peiuigt, seit einem halben Jahre in sichtbar zuuehmender korperlicher Schwiiche, geistig nicht bloss rQstig geblieben war wie je, sondern sich bis in die letzten Tage hinein eine wahrhaft jugendliche Elasticitiit bewahrt hatte. Noch das verflossene Sommersemester hindurch hatte er mit gewohnter Meisterschaft und ohne Unterbrechung seine Vorlesungeu ge- halten, und noch im September schrieb er eine langere Ab- handlung 'Philologische Unverstandlichkeiten', in dcr er sich gegen wissenschaftliche Verkehrthciten unserer Tage in so energischer Klarheit und mit so treftender drastischer Dar- stelluug wendet, dass nichts ferner liegen musste als der Gedanke, dieser Hand komie die so eben noch mit lebens- voller Kraft gefiihrte Feder bald entsinken. So bleibt mit dem Andenken Kitschl s das Bild unverwUstlicher Jugendfrische des Geistes und Herzens ftir immer verbunden.

Wie anders konnte man sich auch den Mann denken, der als akademischer Lehrer nicht seines gleichen hat, fiir dessen Lebensharmonie den von Anfang bis zu Eude durchgehenden Grundtou die akademische Wirksamkeit bildet?

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Seine eiuiuente Begabung zuui Docenten trat schon beira Begiun seiner akademischen Laufbahn in Halle, wo er selbst durch Keisig seine wissenschaftliche Ausbildung erhalten hatte, sofort auf das gliinzendste hervor. Gleich im ersten Semester nach der Habilitation (1829—1830) fesselte der dreiundzwanzigjiihrige Jiingling eine Schaar von 180 Zuhoreru an seinen Vortrag. Als Ritschl dann, nach einer kiirzern, auch durch eine wissensehaftliche Reise nach Italien uuter- brochenen Thiitigkeit in Breslau, zu Ostern 1839 nach Bonn berufen war, griindete er hier alsbald einen Hauptsitz der philologischen Wissenschaft. Die von ihm hervorgerufene Blathe classischer Studien wuchs wiihrend der sechsundzwanzig Jahre, welche er den Bonner Lehrstuhl iunehatte, von Semester zu Semester und verlieh der rheinischen Hochschule einen weit tiber die Grenzen Deutschiands hinausleuchtenden Glanz. Nahezu ein Sechziger wurde Ritschl durch amtliche Kriinkungen, deren Gediichtniss an dem noch frischen Grabe zu erneuen die Scheu verbietet, aus Bonn vertrieben, und siedelte 1865 nach Leipzig iiber. Schlagender konnte die Bedeutuug des gewaltigen Lehrers gar nicht erwiesen werdeu als dadurch, dass nun in unmittelbarer Folge dieser Uebersiedelung Leipzig fflr die Philologie das wurde, was Bonn gewesen war. Ja, die Frequenz der Philologie-Studierenden nahrn hier jetzt einen solchen Auf- schwung, dass eine gleiche Hohe der Zahl weder in der Gegen- wart noch fruher je auf einer Universitiit Deutschlands oder des Auslands erreicht ward.

Versucht man iiber die Ursachen dieser ganz einzigen Erscheinung sich klar zu werden, so findet man in Ritschl eine Reihe verschiedener Eigeuschaften und Begabungen ver- einigt, welche in der gliicklichsten Weise auf dasselbe Ziel gemeinsam hinwirkten. Sein Vortrag war durchaus originell und von der hochsten Wirkung. Er floss nicht glatt und gleichmiissig dahin, die geistige Arbeit verdeckend, sondeni die Denkoperation, deren Resultat die Rede war, wurde gleich- sam vor den Horern erst vollzogen. Unter der unmittelbaren Eiugebuug des Mouients sprechend, gauz in die Sache versenkt, war Ritschl nur darauf gerichtet, den dera Gegenstand ad- aquatesten, pracisesten, am meisten individualisirenden, kurz

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den treffendsten Ausdruck zu iinden, und wenn er ihn nicht gleich zur Hand hatte, so suchte er ihn ehen, aber er fand ihn stets. So war er in Kraft, Frische, Plastik der Sprache ein Meistcr der Rede, der deutschen sowohl als der lateinischen. Denn auch das Lateinische sprach und schrieb er nicht wie eine angelernte, classischen Vorbildern sorgfaltig nach- geahtute Sprache; sondern mit souveriiner Herrschaft fiber die Sprachraittel hatte er sich einen ganz eigenartigen Stil gebildet, der mit seiner gesammten geistigen Personlichkeit in vollkommenera Einklang staud. Und das alles wurde ge- sprochen mit einem feurigen Eifer ffir die Sache, der jeden mitriss; jedes Wort war durchdrungen und belebt von der hellen Freude an der wissenschaftlichen Arbeit, so dass auch der Laue und Triiffe elektrisirt ward. Seine Oedanken am wirksamsten zura Ausdruck zu bringen, bot sich Ritschl wie von selbst ein Mittel dar, das er spiiter rait Hewusstsein fest- liielt und zu einer charakteristischen Eigenthfimlichkeit seines Vortrags ausbildete. Er pflegte die Rcsultatc der Unter- suchungen nicht vorweg zu bezeichnen, sondern ffihrte lang- sam Schritt fur Schritt rait sicherer Hand dem Ziele zu, das der Zuhorer in der gespanntesten Erwartung niiher uud niiher riicken sah. Und wenn endlich das mit unentrinnbarer Logik vorbereitete Facit gezogen wurde, so war man auch dann noch von der Priicision und Feinheit der Schlussfolgerung fiber- rascht, wenn man bcreits das nocli halbverdeckte Endergebniss gliicklich errathen hatte. Auf diese Weise wurde jeder Horer in gesteigerte Selbstthatigkeit versetzt und jene Wechsel- wirkung erreicht, die das hijchste Ziel alles akademischen Lchrens ist, oder sein sollte.

Das eigentliche (ieheimniss der wunderbaren Wirkung Ritschra auf dem Katheder lag aber doch in dem Zauber seiner genialen Personlichkeit, und diese gab sieli stets mit einer Unmittelbarkeit und Frische, welche er seiner geliebten thuringisehen Heimat als schonste Mitgift verdankte.

So genussreich indcss diese Vorlesungen waren, so fi>r- dernde Anregung und so sichere Anleitung zu eigenen Studicn sie gaben: der Hohe- und Schwerpunkt von RitschTs wie von jeder vollen akademischen Thatigkeit liegt erst in der un-

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mittelbaren Schulung der studierenden Jugend, wie er sie im Bonner Seininar und zu Leipzig namentlich in seiner philo- logischeu Societiit ausiibte. Eine Schulung im wahren Sinne des Wortes war es, die dem Studierendeu, der so gliicklich war in dicse engeren Kreise einzudringen, geboten wurde, nieht ein iiusserliches Dirigiren, nicht einzelne nutzliche Winke waren es, sondern eine methodische Durchbildung von innen heraus, durch die der ganze Mensch gepackt und fiir sein gesammtes wissenschaftliches Leben endgiiltig ge- formt ward. Die Zucht begann vor allein damit, jeden mit dem Gefilhl seiner eigenen Unzulanglichkeit zu durchdringen, in ihm die Ueberzeugung zu erwecken und zu stiirken, dass sich in der Wissenschaft nichts im Flug erreicheu lasse, dass die Gotter vor den Erfolg den Schweiss gesetzt haben, dass man in redlicher Arbeit von dem Kleinsten anfangen miisse, weil in der Wissenschaft eben nichts klein sei, und das scheinbar Kleine, gering geachtet, auch das Grosse gefahrde. Und wer nun an die Arbeit ging, wurde ohne Gnade ge- zwungen keiner Schwierigkeit auszuweichen, jede vielniehr scharf ins Auge zu fassen und mindestens sich bewusst zu werden, wie weit ihre Bewtiltigung ihm gelungen. Mit all- gemeinen Wendungen oder mit bequemer Berufung auf Au- toritiiten durfte niemand sich beruhigen, iiberall musste selbst Hand angelegt und gepriift werden, bis alles zu voller oder doch moglichst erreichbarer Klarheit gebraeht war. Jeder, der sich Ritschl s Schule wirklich hingab und nicht nach kaum begonnenem Anfang ihr sich wieder entzog, wurde auf eigene Fiisse gestellt, und vermochte das Stuck Arbeit, das er unternahm, in freier Selbstiindigkeit durchzufiihren. Und hier nun entfaltete Ritschl seine grbssten Lehrergaben: denu . unerreicht ist die Meisterschaft, mit der er es verstand die eigenthiimlichen, oft noch ganz schlummernden Taleute der Einzelnen zu entdecken und grosszuziehen und die fiir sie passenden Aufgaben zu finden, so dass er ihre natiirlichen Fiihigkeiten geradezu steigerte, indem er dieselben zur hoch- sten Vollendung fQhrte.

Mit sicherem Scharfblick hatte Ititschl von frtih an auch die grosse padagogische Wirkung gegenseitiger Er-

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ziehung der Studierenden untereinandcr, besonders den unter- stiitzenden Einfluss der vorgeschrittenen auf noch unent- wickelte erkannt und legte desshalb grossen Werth darauf, immer einen Kern tiichtiger Krafte in seinem Seminar als anspornende Vorbilder zu halten, denen er mit besonderer Freude auch die jungsten wirklichen Talente zugesellte.

So wurde die 'Ritschl sche Schule* gebildet, die miichtig eingegriffen hat in die Cultur unseres Vaterlandes. Mehr als vierzig akademische Professoren, mehr als vierzig Gymnasial- directoren und Hunderte von Gymnasiallehrem verbreiten die Spuren seines Geistes, die Methode seiner Forschung, die Kraft und Wahrhaftigkeit seiner Gcdanken iu allen Theilen unseres deutschen Volkes.

Was so den Hauptruhm von Kitschl s akademischer Thatig- keit ausmachte, das bildete auch die Hauptfreude seines Lebens. Mit einer Hingebung ohne gleichen war er der treue Rath- geber seiner Schtiler, mit liebevoller Sorge wachte er iiber ihr ganzes Leben und forderte mit eben so viel Wiirme als Unparteilichkeit alle ihre Interessen. Es ist flir das innige Verhiiltniss, das sich hier entwickelte, iiberaus bezeichnend, dass fast die letzten zusammenhangenden Wrorte, die er unter den schwersten Leiden wenige Stunden vor seiner Auflosung sprach, warme Worte der Freude waren Uber die eben er- rungenen Erfolge eines jiingsten Lieblingsschiilers.

Man wird begreifen, dass einem solchen Lehrer seine Schttler, die ihm das beste verdanken, was der Mensch dem Menschen verdanken kann, mit Begeisterung anhiingen, dass sie sich mit Stolz zu ihm als zu ihrem Meister bekennen. Aber in ihrem wissenschaftlichen Urtheil blieben sie ihm wie allen andern Gelehrten gegeniiber in voller Unbefangen- heit stehen, er liebte an ihnen dieselbe stolze Unabhiingig- keit, die seinem eigenen und niclit bloss dem wissenschaft- lichen Leben einen vornehmen Stempel gab. Und selbst von dem geriugsten seiuer Schuler auch dieser Zug, der zugleich fiir dcn gauzeu Menschen charakteristisch ist, ge- hort in das Bild des Lehrers scheute er sich nicht zu lernen, wobei er gem seinen Lieblingsspruch citirte: Tripd- ckuj b* alei tto\X& bibctCKOutvoc So frei von Hochmuth, Kitel-

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keit oder Eigensinn war der Mann, den die philologiBche Welt als einen ihrer ersten Korvphaen verehrt, dem in seinen spateren Jahren, wie einst seinem nnvergessliehen Lehres Gottfried Hermann, unbestritten die Stellung als 'princeps philologorum Gerinaniae' zukam, und dessen Namen eine bleihende Stelle in der vordersten Reihe wissenschaftlicher Grossen gesichert ist.

Mit dem kiihnen Muth des Entdeckers hat Ritschl, ge- treu seinem Terenzischen Wahlspruch: cnil tam difficilest, quin quaerendo investigari possiet', zu weiten Gebieten des Wissens, die noch niemand betreten, oder von denen nur wenige eine dunkle Ahnung hatten, die Thore geoffnet und die Wege gewiesen. Seine bahnbrechenden Arbeiten gingen von Plautus aus. Ausgestattet mit feinstem Gefflhl, nieht bloss fiir metrischen Wohlklang, sondern auch fiir die rhythmischen Motive, die, mit seinen Worten zu reden, gleich einem pul- sirenden Geader oder einem vibrirenden Nervengeflecht den metrischen Korper beleben und durchdringen, erschloss er zuerst das Verstandniss der Plautinischen Verskunst und stellte ihre Gesetze so fest, dass nur noch berichtigende Er- ganzungen und ein weiterer Ausbau im einzelnen, aber keine Aenderung in den Grundlagen mehr moglich ist. Die Plau- tinischen Komodien selbst liegen in den Handschriften in bo massloser Verderbniss vor, dass an vielen Stellen eiue in engen Schranken sich bewegende, mit den gewohnlichen Mitteln vorsichtig operirende Kritik an ihrer Heilung ver- zweifeln muss. Ritsehl, der schon mit unermiidlicher Sorg- falt die altesten und relativ besten Quellen der Ueberliefe- rung ausgebeutet hatte, that nun den zweiten grossern Schritt: mit freiester Divination, vielfach geradezu in con- genialer Nachdichtung, stellte er, nachdem er sich ganz in das Wesen des originellen Komikers hineingelebt, das was Plautus wahrscheinlich geschrieben hatte, und wo das nicht moglich war wenigsteus das was er gesehrieben haben konnte, so wieder her, dass erst und nur in den von Ritschl herausgegebenen StQcken ein getreues Bild dieses Dichters uns entgegentritt

Noch in einem dritteu Punkte wurde Ritschl s Thatig-

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keit far Plautus erfolgreich. Vieles was maii bisher und anfanglich er selbst noch als subjective Willkiir oder als Unvollkominenheiten iu Metrik und Prosodie angeseheu hatte, vvurde von ihm als. die wirkliche, zu jener Zeit noch im Munde des Volkes lebende Gestealt der Sprache erkaunt, als er das Lateinische in seiner geschichtlichen Entwicklung eingehender zu erforschen begann. Diese ganze Disciplin der lateinischen Sprachgeschichte ward von ihm nicht bloss mit zahlreichen fruchtbaren Entdecknngen bereichert, sondern ge- radezu erst geschaffen, vorzuglich indem er eine bis dahiu ganz unbeachtete Quelle der Erkenntniss heranzog, die Inschriften, besonders der republicanischeti Zeit, welche iiber die Gesetze der Entwicklung der Sprache auf ihren verschiedenen Stufen eben so sichere wie wichtige Aufschlilsse gewahren.

Ueberhaupt aber gehorte Uitschl zu den Auserleseneu, die 'konnen was sie wollon'; wo er hingriff und seine Arbeiten bewegten sich im Laufe der Zeit auf den verschie- densten Gebieten der Alterthuuiswissenschaft, der Textkritik, der Metrik, der Epigraphik, der Literargeschichte, der An- tiquitiiten iiberall bereicherte er die Wissenschaft mit neuen Funden. Und wenn man erst die von ihm angeregten oder geforderten Untersuchungen iiberblickt, so bewundert man immer aufs neue, mit wie sicherer Einsicht und, wo ihm eindringende Kenntniss selbst abging, mit wie gross- artigem Instinct er die Probleme erkannte, die wissenschaft- lich fruchtbar waren.

Alle Schriften Ritschl's zeichnen sich aus durch eine seltene Vereinigung glanzenden Scharfsinns und geistvoller Combination mit strenger Methode und sauberer Akribie bis ins einzelne und kleinste hinein. Sie alle wenden sich in eindringlicher Rede wie an einen Zuhorer, so dass man an das bekannte Wort Platons erinnert wird: die schriftliche Darstellung sei nur ein Abbild der lebendigen Belehrung, bei welcher der Lehrer in die Seele seiner Schiiler ein wirk- liches Wissen pflanze; und alle bis auf die kleinsten gelegent- lichen Bemerkungen sind in einer Sprache geschrieben, die mit dem oben geschilderten Gepriige seiner mundlichen Rede die hochste stilistische Vollenduug verbindet.

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Aber auch das aussere Gewand wurde nicht vernach- lassigt; wie seine Manuscripte alle in den festen, freien, wahrhaft koniglichen Zugen seiner herrlichen Handschrift angefertigt waren, so legte Ritschl auch hohen Werth auf ansprechende typographische Ausstattung und insbesondere auf Genauigkeit der Correctur, in der ihm zu genUgen kaum moglich war. Das glanzendste Denkmal seiner Akribie und Meisterschaft auch auf diesem Gebiete hat er sich in dem gewaltigen Bande der 'Priscae latinitatis monumenta epigra- phica' errichtet, der von allen Seiten als palaographische Musterpublication anerkannt ist.

£s bedUrfte grosserer Sammlung , als sie so kurz nach dem betaubenden Schlage des Verlustes moglich ist, sollten wir versuchen diesen Umrissen des akademischen Wirkens und gelehrten Schaffens RitschVs auch noch ein Bild hinzuzufugen von seiner ganzen genialen und eindrucks- vollen Personlichkeit, die in ihrer seltenen und seltsamen Mischung scheinbar einander widersprechender Eigenschaften unendlich interessant, dem Fernerstehenden vielleicht oft un- verstandlich blieb, sich dem Nahestehenden aber stets in ihrer ganzen eigenthUmlichen Warmherzigkeit und Natur- . wuchsigkeit offenbarte. FUr jetzt muss es genUgen mit ein paar armen Worten an den unvergleichlichen Lehrer und Gelehrten erinnert zu haben, dessen Andenken unsterblich bleiben wird, wo immer classische Studien getrieben werden.'

FR. RIT8CHKLII OPV8CVI.A III.

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INHALT.

Seite

I. Canticuni und Diverbium bei Plautus (1871 mit Nachtragen

von 1872 und 1876) 1

II. Zur Plautinischen Glossographie (Placidus) (1-870 mit Nach-

trilgen von 1876) 65

III. Bio-bibliographisches zu Camerarius' Plautusstudien (1868.

1871. 1872. 1873 mit Xachtragen von 1876) 67

IV. Curae secundae zu Heft I der 'Neuen Plautinischen Ex-

curse' (186'.)) 120

V. Cubi=*ubi und Verwandtes bei Plautus (187C) 135

VI. Philologische Unveratandlichkeiten (1876) 144

I. Anapasten bei Plautus 144 II. Die Plautinische Sprache und Herr N. Madvig 155

VII. Deperditarura Plauti fabularum fragmenta 177

VIII. C. Suetoni Tranquilli vita Terenti emcndata atque enar- rata (1860 cum auctario a. 1860, retractata adnotatione critica) 204

IX. De emendatione fabularum Terentiauarum (1838. 1862).. 281

X. Quaestiones onomatologicae comicae 301

1. Onomatologus comicus 303 2. Quaestionum ouo- matologicarum capita duo. Caput I (1843) 333 Caput II (1856 cum auctario a. 1861) 341 3. Donatus iiber Personennamen bei den Komikern 350 XI. De M. Terentii Varronis discipliuarum libris commentarius

(1845) 352

XII. De M. Terentii Varroms logistoricis libris 11845) .... 403

XIII. Die Schriftstellerei des M. Terentius Varro (1847). . . . 418

XIV. Hieronymi index librorum ab Origene Marcoque Varrone

compositorum (1849) 506

XV. Ueber des M. Terentius Varro Imagiuum Bive Hebdoma-

dum libri 608

I. Disputatio de M. Varrouis Hebdomadum sive lma- ginum libris (1866) 608

II. Ueber des Hieronymus Varronischen Schriften- katalog (1857) 522

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INHALT. XIX

Seito

III. Ludovici Mercklini de Varronianis Hebdoma- dibus aniniadversiones (1857) 630

IV. Epiraetrum disputationis de M. Varronis Hebdo- raadum sive Imaginum libris (1858 cum auctario

a. 1861) 544

V. Zu Varro'8 Imagines (1858) 664

VI. Varronische Briefe (1858) 1. von L. Mercklin (mit Zusatz von Ritschl) 2. von H. Brunn . . 565

VII. L. Urlichs' Excurs zu Plinius XXXV, 11. ... 684 VIII. Moriz Schmidfa Bemerkung zu Varro's Heb-

domades 691 1

XVI. Emendationum Catullianarnm trias (1857 cum auctario a.

1861) 693

XVTI. Ueber Horatius Carm. II, 1 (1867) 602

Erster Brief 602 Zweiter Brief 611 Replik von Jacob Bernays 614

XVIII. Ueber Tibull'8 vierte Elegie des ersten Buches (1866) . . 616

XIX. Cicero uber die Servianische Centurienverfassung .... 637

I. (1852) 637

II. an und von E. Huschke (1852) [mit Nachtrag

846] 651

III. von L. Lange (1853) 663

IV. von L. Urlichs (1859) 670

V. (1861) 673

XX. Palimpsestblatter zu Cicero de fato 674

I. (1854) * 674

II. (1858) 683

XXI. Zur Beurtheilung Cicero's 697

I. (1856) 697

II. (1863) 701

XXII. Grammatisches bei Quintilism (1867 mit Nachtrag von 1868) 709

XXIII. Der Dichter Florus (1841 rait Nachtrag von 1841 und Zu-

satz) 729

XXIV. Die Vermessung des rOmischen Reichs unter Augustus, die

Weltkarte des Agrippa nnd die Cosmographie des so- genannten Aethicus (Julius Honorius) (1841 mit Nach-

trag von 1842) 743

XXV. Kritische Miscellen zu lateinischen Autoren (1841-1876). 789

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Canticum und Diverbium bei Plautus*).

YnpacKovT€C dcl ttoXXu oibacK6|U€ea. 1.

In der praefatio Trinunimi p. lv ff. zog ich kiirzlich die 6»9 Thatsache ans Licht, dass in den meisten Scenenuberschriften dieses Stuckes uumittelbar auf die Personennamen die Sigle C- oder C !) zu folgen pflege, fast regelmiissig im 'Vetus* codex (B), mehrere Male auch im 'Decurtatus' (C). Die Annahme, dass diese Nota die Initiale von Canticum, oder wenn nicht dieses, so doch etwa Cantor oder vielleicht (p. 163) noch lieber Cantio sei, wird wohl im Wesentlichen unanfechtbar bleiben, so lange nicht ich will nicht sagen eine bessere, sondern nur iiberhaupt eine andere Deutung gefundem wird ,a). Wenn der dortige Nachweis sich zuniichst anf den Trinummus beschriinkte, so gibt dieses Stilck aller-

♦)2Rhein. Mus. f. Phil. XXVI (1871) p. 699- G37, nebst Nach- tragen in XXVII p. 180 192 und p. 352. Aus diesen Nachtragen sind fur einige irrtbiimliche Angaben abcr den Thatbestand in B und C, die friiher eingeschlichen waren, jetzt soglcich kurzer Hand die Be- richtigungen substituirt worden, die Hinck's und Dziatzko's noch- maliger Revision der beiden Pfalzcr Handschriften verdankt wurden.l

1) Meist mit, manchmal ohne Punkt: was ich als vollig gleich- gTdtig unberiicksichtigt lasse. Ausser am Schluss der Scenenuber- schrift findet sich daa C ein einziges Mal auch noch vor dem Anfang (ier bezuglichen Scene selbst wiederholt: Trin. V, 1.

1*) [Auf so ungesunde, fast rnuss man sagen aberwitzige Traume- reien, wie trie im 'Nachtrag' p. 187 berilhrt nind, konnte man freilich nicht gefasst seiu.]

t»n. niT8riiKr.ii opvhcvla nr. 1

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CANTICUM UNI) DTVERDTUM HEI PLAVTl S.

dings die zablreichsten Beispiele jener Siglc, aber keines- weges die einzigen. Recht haufig kebrt sie iu drei andeivn Stticken wieder, im Poenulus, Pseudulus und Tru- culentus, wiederholentlich ini Mercator (und zwar hier ausuahmsweise blos in (7), sporadisch auch in Cistellaria, Epidicus und wie es scheint Persa. Dazu ist auch ihrc Auwendung im Ganzen eine durchaus gleichartige. Denn entweder steht sie vor Scenen, die wir bisher als eigent- liche Cantica im vollen Sinne zu fassen gewohnt waren: mogen es nun wechselnde Versmasse sein, oder doch die freiereu Octonare und anapastischer Rhythmus, wodureh sie in Gegensatz zu einfachen Dialogscenen treten: oder 6oo aber vor Scenen aus regelmassigen trochaischen Septenaren, die wir bisher nicht zu den Cantica rechneten. Fassen wir die erstere Klasse, in Ermangelung eines andern, nichts priijudieirenden Ausdrucks, mit dem Namen lyriseher Par- tien zusammen und stellen die zweite als trochaischen Dialog entgegen, so bietet uns der Trinummus drei C' vor lyrischen Scenen, vier vor Septenarscenen; Pseudulus zwei vor lyrischen, vier vor Septenarscenen ; Poenulus zwei vor lyrischen, drei vor Septenarscenen; Truculentus zwei vor lyrischen und dcsgleichen zwei vor Scptenarsoenen; Cistel- laria und Epidicus je eines vor lyrischen, Mercator zwei, Persa eines vor Septenarscenen. Vollig vereinzelt und oline zweites Beispiel ist es, dass im Trinummus auch eine aus iambischen Senaren bestehende Dialogscene (IV, 4) mit C* bezeichnet ist.

Jedenfalls, wie man sieht, eine hinliingliche Zahl von Zeugnissen, die, oline Zweifel Reste einer recht alten Ueber- lieferung ,b), ein niiheres Eingehen auf ihre Bedeutung und Anwendung nicht nur rechtfertigen , sondern fordern. Es steht dies aber in engem Zusammenhange mit einer andern

lb) [Wenn sie C. Steffcn fde actorum in fabuli» Terentianis nu- mero et distributione' (in den Acta soc. phil. Lip8. II) p. 150 ff. iu die Anfiinge des 7. Jahrhunderts d. St. setzt, so ist dies an sich ganz in meincm Sinue, nur dma man, um zu ihrem eigentlichcn Ursprunge zu ilringen, doch wohl wird in die Plautinische Zeit sclbst zuriickgehcn niussen.]

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CANTICUM UND DIVERBICM BEI PLAUTU8.

3

Erscheinung, die zuniichst ins Auge zu fasseu ist, [und die ich frilher nur daruni mit vorliiufigem Stillschweigen iiberging, weil mir ihre Erklarung noch nicht iiber allen Zweifel er- hoben war, Halbfertiges aber zu geben mir widerstrebte imd widerstrebt.]

2.

Den Personennamen der Sceneniiberschriften pflegt in den Handschriften mit ziemlicher Regelniiissigkeit der Cha- rakter der beziiglichen Kolle hinzugefiigt zu werden, wie SENEX, ADVLESCENS, SERVVS, LENO, MVLIER, ME- . KETRIX u. s. w. Sind es nun zwei oder mehrere Porsonen derselben Kategorie, welche die Interlocutoren der Scene bildeu, so wird dies sehr oft durch eine hinzutretende Zahl ausgedriickt, wie SENESII-, ADVLESCENTESH-, SEK- VI- II-, SORORES II., LORARII III. und dgl. Nichts natiirlicher also, als dass die jungen Handschriften des 15. Jahrhunderts diesen Zahlzeichen ihrer Quellenhandschrift (d. i. in den zwolf letzten Stiicken des Vaticanus = D) ein ausgeschriebenes duo oder duae substituirten, wie es z. B. im Trinummus I, 2. III, 2. III, 3. V, 2 geschehen ist und in zahlreichen sonstigen Beispielen, die hier vollstandig zu verzeichnen uimiitz ware 2). Ein und das andere Mal lindet sich diese Substituirung auch schon in Z>, wie Most I, 1. Sonat sind es in unseren Quellenhandschriften hauptsachlich nur die ersten acht Stiicke, welche, weimgleich ohne alle Regel abwechselnd mit der Ziffer II, ein volles DVO (oder DVAE) darbieten: z. B. wenn in der Casina vor I, 1 steht «oi SERVI DVO-, dagegen II, 8 SERVl H, oder vor III, 1 SENES-II., dagegen III, 4 SENES DVO-3). Sehr selten hingegen hndet sich in den zwolf letzten Stiicken die Zahl ausgesohrieben , und daun mit gleichem Wechsel entweder

2) Man sehe u. a. Most IV, 3. Pers. I, 1. V, 1. Stich. I, 1. IV, 1. 2. V, 4. Truc. IV, 2. Poen. IV, 2 und sonst.

3) Ohne solchen Wechael SEHVI DVO Asin. II, 2. III, 2. III, 3. Epid. I, 1; SENES DVO Aulul. II, 2. III, 5. IU, 6. Epid. II, 2. Aber daneben in demelben Stiicken TIBICINAE II Aulul. II, 4; SENES II Epid. III, 3. V, 2: wie auch in Caa. IV, 4. V, 1 ANCILLAE II.

1*

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4 CANTICUM UND DIVERBIUM BEI PLAUTUS.

r

verschiedener Hdss., wie wenn es ADOLESCENTES DVO in B, ADOLESCENS II (so 4)) in C heisst Merc. III, 4, oder ' sogar in einer und derselben Seenentiberschrift desselben Codex, wie BACHIDES DVAE- SENEX II (so *)) in B Bacch. V, 2.

Nichts schien unter solchen Umstiindeu niiher zu liegen, als ein daneben vielfach vorkommendes DV ebenfalls fiir ein nicht voll ausgeschriebeues DVO zu nehmen. Auch kann in der That kaum ein Zweifel sein, dass, wenn das entschiedene Canticura Epid. II, 2 die Uebersehrift triigt EPIDICVS SERVVS APOECIDES PERIPHANES SENES DVO C-, die unmittelbar vorhergehende ebenfalls lyrische Scene II, 1 aber, in welcher der Sklav noch nicht anwesend ist, diese: APOECIDES PERIPHANES SENES DV, das letztere nur fflr ein abgekiirztes DVO zu gelten hat. Wonach es wie- derum einleuclitet, dass auch in der weiter vorhergehenden Scene I, 2 die Ueberschrift

STRATIPPOCLES CHERIBOLVS ADOLESCENTES EPIDICVS SERVVS DV

zu lesen ist f Stratippocles Chaeribulus adolescentes duo. Epidicus servus'4*). Und offenbar so sah raan auch das PVER DV des B in Pseud. III, 1 an, wenn daraus in D PVERI-I'I- (d. h. -II») wurde5), was die Cinqueeentisten in Pucri duo iibersetzten: hier freilich mit augenscheinliehem Ungliick, da es ja zweifellos nur ein Puer ist, der den dor- tigen Monolog spricht.

4) Eine blos6C Verschreibung, die auch sonst wiederkehrt, z. H. Trin. III, 3 und IV, 4 in C, [desgl. Pseud. II, 4 in 11: a. Anm. 30»].

4*) (An aich mochte ja die natilrlichere Lesung allerdings diese scheinen: 'Stratippocles Chaeribulus adolescentes. Epidicus servus. DV. so dass die ganzen Zeilen, eine nach der andern, auf einander folgton. So noruial dann aber auch die Stelluug des DV am Ende sein wurde, 80 wird «ich doch weiterhin zeigen, dass, um diese Auffassung zuzu- laasen, es eine Senar-, nieht eine Septenarscene sein mflsste. Nachtr. p. 188 f.)

5) So ist unBtroilig zu fassen, was in der mir zugekommenen Collation als PVER III- erscheint und naturlich so in der Ausgabe wiederholt ward.

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CAKTICUM UND DIVKRBIUM BEI PLAUTU& 5

Ganz abgesehen von deni letztgenannten Beispiele mnssten sich indess docb einer nur einigermassen weiter fortgesetzten Beobachtung schon von vornherein die stiirksten Kedenken gegen die Gleiehstellung eines solchen DV mit DVO aufdrangeu. Fiir Zufall, obwobl iramerbin einen selt- samen, mochte man es allenfalls nehinen, dass, wenn wir

*oben die Beiscbriften DVO und II einander gelegentlich substituirt fanden, gleichwohl niemals in B und C derselbe Wecbsel zwiscben DV und II oder II und DV vorkomnit. AufFallender scbon musste die Wabrnehmung sein, dass, wahrend Bezeichnungen wie SENES II oder SENES DVO ibren Platz begreitiieher Weise, je nach Umstiinden, an be- 002 liebiger Stelle der bezuglicbeu Ueberscbrift finden, jenes DV immer und obne Ausnabme nur am Ende derselben stebt, niemals irgendwo in der Mitte. Geradezu unverstandlich aber bliebeu Fiille wie Trin. III, 3, wo DV und II nicht etwa mit einauder wechseln, sondern beide vereinigt nebeu einander stehen: SENES-II-DV. Und doch siud das alles noch untergeordnete Anstosse Angesichts der durchschlagen- den Thatsache, die uns diesen ganzeu Erkliirungsweg un- weigerlicb versperrt: der Thatsache namlich, dass es, mit Ausnabme der zwei Epidicusscenen I, 2 und II, 1, sowie der des Mercator III, 3, in welcher die senes Lysimachus und Demipho das Gesprach fiihren, iiberall sonst gar keine gleicb- artigeu Persouenpaare sind, die das DV binter sich haben,

^sondeni durchgiingig verschiedenartige, z. B. ein Herr uud ein Sklav, ein Leno und eine Meretrix u. dgl.

Man musste also, um die Auffassung des DV als duo aufrecht zu halten, mindestens die Modification eintreten lassen, dass die Angabe einer Zweizahl nur Uberhaupt auf die Zahl der in einer Scene zusammen auftreteuden und sicb unterredenden gehe: wozu allerdings die stete Stellung des DV am Ende der Ueberschrift sehr wohl stimmen wUrde. Und so trafe es mit unzweideutig ausgeschriebener Zabl wirklicb zu in Asin. IV, 2, wo die Ueberschrift in B lautet: ADOL ARGURIPVS & PARASITVS DVO. Ist dies auch der einzige Fall dieser Art, so dUrfte man ihn doch leicht ala massgebend ansehen auch fiir die analogen Beispiele mit

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6 CANTICUM UND DIVKKBUM UEl 1'LAUTl'S.

blossem DV •). So also wenn im Truculentus nicht weniger als vier Scenen, die aus Zwiegespriichen zwischen Diniarchus und Astaphium, Phronesium und Diniarchus, Phronesium und Stratophanes, Stratophanes uud Astaphiuni bestehen II, 3. II, 4. II, 8. III, 2 , sammtlich die Beischrift DV haben; ferner Casina IV, 2 und IV, o die Zwiegespriiche zwiachen ANCILLA SENJ5X und SERVVS SENEX, wie dort ohne die Nanien. aber mit hinzugefiigtem DV, B gibt; 603 desgleichen im Pseudulus IV, 6 7) zwischen Simo und Ballio. Widerstreben wiirden auch nicht Pseud. IV, 4 und Merc. II, 2 S), weil, wenngleich hier drei Personen zusammen auf der Biihne sind und auch in deu Ueberschriften verzeichnet stehen, doch dort die Phoenieium, hier der Lorarius inu* stumme Figuren spielen. Selbst Pseud. III, 2 braucht nicht ins Gewicht zu fallen, da es hier nur einige wenige Worte

6) Ein Ueberscharfsichtiger ktfnutc uuter diencm GeaichtBpunkte sogar auf dic Meinung verfallen, die Abkurzung DV sei absichtlich gewahlt worden, weil darin sowohl duo als duae liegen kounte.

7) Dass hier eine neue Scene nur in J57> beginnt, wahrend AC richtig die bisherige, aus dem Zwiegesprilch zwischen Ballio und Simo bestehende einfach fortsetzen, iet fflr uuseru Zweck eben bo gleich- gflltig wie die offenbare Vermischuug zweier an aich gleich richtiger Ueberechriften (entweder SIMO SENEX BALLIO LENO oder aber EIDEM), die in dem S SIMO SENEX E EIDEM DV des B zu Tage liegt. Umgekehrt fehlt in B aus reiner Nachlassigkeit j e de Scenen- abtheilung gleich vorher zwischeo lVr, 4 und 5, ganz ahnlich wic z. B. Trin. zwischen I, 2 und II, 1. Weder auf solche Irrthflmer, um uicht Fremdartiges und jedenfalls Irrelevantes in das vorliegende Thema einzumischen, gehe ich hier ein, noch auf den, ausserbalb des Gebiets des Irrthums liegenden, sehr haufigen Fall, wenn von mehrern Per- 8onen einer Sccnc am Ende uur eine allein zuruckbleibt und noch cinen Monolog spricht: ein Fall, ftir dessen Behandlung s?ich in den Handschriften geradezu zwei entgegengesetzte Syeteme oder Theoricn alter Ucberlieferung selbst erkennen lassen, wenn auch nicht ohne lnaneherlei Vermischung und Inconsequenz, indem dann bald einc neue Scene bezeichnet, bald nur die vorige obne besondere Abtheilung fort- gesetzt wird. Kurz berflhrt, vorbehaltlich gelegcntlicher weiterer Hc sprechung, ward dies in praef. Trin. p. lviii f. Vgl. Anm. 12. 16.

8) Denn hier lautet die Ueberschrift in C, exacter als es die Aua- gabe angibt, also: DEMIPHO LISIMACHVS SENES II LORARIVS DLf : worin ich indess wohl mit Recht ein DU erkeunen durfte. <-

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CANTK UM UNl> DlVKRHIl M HKI l'LAL'TL'8.

7

siud, mit denen nach einem durch huudert Verse fortge- fuhrteu Zwiegesprach des Kupplers und des Kochs auch der gauz nebensachliche Puer seine Anwesenheit bemerklich macht (Ycrs 891).

Dennoch erweist sich auch dieser Weg bei naherer Be- trachtung als undurchfuhrbar, und zwar aus dem sehr ein- facheu Grunde, weil die doppelt so grosse Zahl von Bei- spielen gegenubersteht, in denen die mit DV bezeichnete Scene gar nicht von zwei, sondern theils von mehr, theils von weniger als zwei Personen gebildet wird. Zwar die erste dieser beiden Kategorien mochte in den meisten Fallen leicht scheinen noch ^inen Ausweg olfen zu lassen, der uns dennoch die Angabe der Zweizahl festzuhalten gestattete. Nicht wenige Scenen der Komodie sind ja namlich, wie man weiss, so angelegt, dass zwar die Gesammtzahl der darin sprechenden Personen drei oder selbst mehr als drei ist, aber den Eingaug wirklich nur ein Dialog zweier Personen bildet, wiihrend dessen die dritte ungesehen bei Seite steht, auch wohl einiges still fiir sich oder zu den Zuschauern ge- wendet redet, aber zu den beiden andern crst spiiter heran- tritt, um nun auch ihrerseits in deren Unterredung eingrei- fend diese zu einem Dreigespriich zu maclien. So z. B. wenn 61* im Trinummus II, 4 Philto, vorher von Lesbonicus und Stasimus unbemerkt, mit Vers 34 zu ihnen tritt und erst vou da an sich au ihrem Gespriich betheiligt. Genau so verhalt es sich, wenn Pseud. I, 5 Pseudulus erst mit Vers 28—40 zu Simo und Callipho herantritt, Cistell. II, 3 Me- laenis erst nach 53 Versen zu Phanostrata und Lampadiscus, Poen. 111,3 Collabiscus '•') nach 65 zu Lycus und den Advo- cati, ebend. III, 5 die Advocati nach 22 zu Lycus und Ago- ra^tocles, ebeud. V, 2 Hanno mit Vers 15 30 zu Agorastocles uud Milphio 1(>). Alle diese Scenen haben ein DV an ihrer

9) Warum ich ihn nicht Collybiscus nenne, ist im Prooemiuiu iIch [nd. schol. aest. Bonn. von 1856 p. V f. entwickelt. Die Kechtfer- tigung der allein plautiniachen Namensform Pseudulus, gegenuber der von Freund FleckeiBen nicht gluckhch wieder hervorgezogenen Fonu Paeudolus, wird demnuchst an einem andern Orte erfolgen.

10) Etwaa anders geartet ist der Fall iu der Scene des Poenulus

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8

CANTICUM UND DIYKKHIUM UEI PLAUTUS.

Spitze, uiid wer dies ebeu nur auf die Zweizahl der den Eingangsdialog fuhrenden Personen beziehen wollte, wiirde sieh unbestreitbar auf etwas materiell ganz richtiges stiitzen. Aber, fragen wir wohl mit Reeht, welchen Sinn sollte es haben, welchein Zweck konnte es dienen, die Namen samint- licher Mitspieler vorauszuschicken, dann aber noch ganz ausdriicklich zu bemerken, dass von ihnen im Aufang nur zwei spriichenV Wiirde etwa ihre Gesamnitzahl mit TRES (oder manchmal QVATTVOR) augegebeu, so konnte man sich dies noch allenfalls als einen praktischen Vermerk fiir den Regisseur denken, um mit einem Blick zu iibersehen, ob das neue Auftreten ordnungsgemiiss erfolge; aber von weui uud fiir wen sollte jenes DVo sein zur Rezeichnung eines Um- standes, der sich ja eben durch die Eroffnung des sogleieh fiw> folgenden Gesprachs ganz von selbst ergab, ebensowohl fiir die Schauspieler aus ilireu geschriebenen Rollen wie fiir jeden Leser aus dem ihm vorliegenden Buche? Und musste nian nicht wenigstens erwarten, dass, wo nuu der dritte Mit- spieler zum wirklicheu Mitsprecher wird, dies doch alsdann ebenfalls durch einen hinzugefugten Vermerk wie III ange- deutet wurde? wovon sich gleichwohl nicht die mindeste Spur findet. Wie nun vollends, wenn die in Rede stehende Erklarung nicht einmal fiir alle Scenen ausreicht? So ist es aber in der Scene V, 3 des Poenulus, wo gleich von vorn herein die Amme, der Sklav und Hanno das Gesprach bilden,

III, 4, welche, nachdem am Schlusa der vorigen (wie so ungemein haufig in B: b. zu Trin. 39) noch ag&rastochs gleichwie zum Text ge- hdrig hinzugesetzt war, nun die Ueberschrift fuhrt ADVLESCENS IDEM DV und mit den IDEM meint den Lycus, deu Collabiscus und die Advocati. Wenn hier von Aufang hu vier Pereonen zugleich auf der Buhno erscheinen, so sind sie doch paarweise in zwei Gruppen ge- trennt, die in keine gegenseitige Bfu-uhrung kommen, indem Agora- stocles und die Advocati nur aus einiger Entfernung zusehen und zu- hOren, wie Collabiscus und Lycus ihr Geldgeschitft mit einander ab- machen, und erst nach deren Abgang mit Vers 11 ihr eigenes Gespriich fortsetzen. Kaum der Bemerkung bedarf es, dass, wenn ea anch raehrerc Advocati sind, die in den sechs Scenen des dritteu Actes spielen, sie doch fvir den Diaiog als solchen blos als eine Person zahlen, da naturlich immer nur einer das Wort fur alle fuhri

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CANTHTM UXD DIVERBIUM BEI PLAUTU8.

0

sehr schnell auch Agorastocles au ihra theilnimrat, und doch die Ueberschrift in B lautet:

Ciddis Milphio Agorastocles hauuo; NVTRIX SERVOS ADVLESCENS POENVS DV.

Selbst aber weun das letztgenannte Beispiel nicht emV gegenstunde, ist nun noch die endgultig entscheideude In- stanz ubrig, gegen die es keine weitere Berufung gibt: dass uns das DV vor nicht weniger als neuu Scenen begegnet, die gar keinen Dialog enthalteu, sondern die uuzweifelhaf- testen Monologe. Als da sind: der Monolog des Charmides Trin. IV, 2b = Vers 998 ff.; des Diniarchus True. I, 1 "); des Pseudulus Pseud. I, 4 und noch einmal IV, 3; des Lysi- machus Merc. IV, 2; des Parasitus Capt. III, 1; der Aneilla Cas. IV, 1; des Lampadiscus Cist. II, 2'-): wozu noch die punische Scene des Hanno Poen. V, 1 koinmt, iiber welche s. u. Anm. 25.

Unuinstosslich fest steht hiernach das negative Resultat, <m dass DV nicht duo bedeutet. Zur Beantwortung der Frage, was es bedeute, leitet uns die Erwiigung zweier weitern Umstaude: erstens, dass uns die Beisehrift DV mit einer ge- wissen Regelmiissigkeit genau in denselben Stiicken entgegen- fcritt, welche uns auch das C mit mehr oder weniger Con-

11) Hoffentlich wiiti niemand, weil hier in 7? DIMARCVS DV in C DINARCHVS DV-, in Db aber DINARCHVS ADV zu leaen ist, sich durch letzteres in Versnchung ffihren laesen, DV etwa nnr fur einen Rest von ADVlescem zn halten!

12) Dieaer Monolog iat freilich in Ji iiberschrieben LAMPADISCVS SERVVS MELENIS LENA DV, aber wie die jetzigc Scenenab- theilung einmal ist eben ao falsch wie die ntlchstvorhergehende nur mit ALCHE9IMARCHVS ADOLESCENS C ohne MELAENIS, die allerdinga erst mit Vers 16 zum Sprechen kommt. Ea geht dies eben anf die in Anm. 7 berflhrte principielle Verschiedenheit alter Scencn- abtheilnng selbst zurQck, die mehrfache Vermischung und Verwirrung zur Folge gehabt hat. Der obige Zusatz MELENIS LENA iu II, 2 gtamint aus einer Abtheilung, welche dieue und die folgende Sccne in eine zusammenzog, obwohl die letztere, mit Wiederholung desselben Namens, jetzt in B das vollstandige Personenverzeichniss fiberge- schrieben hat: PHANOSTRATA MVLIER LAMPADISCVS SERVVS MELENIS LENA DV.

10 CANTICUM UND DIVEKBIUM BEl PLAOTC8.

sequenz augewendet darboten, d. i. ausser Trinumnius noeh Poenulus, Pseudulus und Truculentus, anniihernd auch Mercator; zweitens, dass in diesen Stiicken sowohl, wie auch in denen, welche beide Zeichen nur sporadisch haben, sich nienials C luid DV zugleich, d. h. vor einer und dcr- selben Scenc verbunden linden. So wirken denn von allen Seiten alle Auzeichen zusamnien, uni die Ueberzeugung zu begriinden, dass wir iu dem DV ein Correlat des C vor uns habeu. Welches aber konnte dies fiir jeden, der sich auch uur fluchtig der auf die Terenzische Komodie beziig- lichen Traditionen des Alterthums selbst erinnert, anders seiu als der Begriff des Diverbium neben Canticum?

Man wird es, denke ich, nicht als eine Hypothese, son- dern als eine lediglich durch schlichte Combination von Thatsachcn und ihren logischen Consequenzen ermitteltc Ge- wissheit anzusehen haben, dass DV die Abkiirzung vou DiVerbium ist, Dass sie DV und nicht DIV lautet, dnrf keinen Austoss geben; dieselbe Abkiirzungsmethodc haben wir ja, weim inschriftlich P P fUr pcrpctuus steht, odcr fiir pracpositus, desgleicheu fttr prhnipilus und primipilaris. Und wenn etwa jemand auf den hier zwischengesetzten Punkt Gewicht legte, der iibrigens ein solches an sich gar nicht liat13), so entspricht vollkommen die ganz gewohnliche Ab- kiirzimg BF fiir bctwfkmrius, oder PF fiir pracfwtus bei Orelli u. 1151: um von Fallen, wie z. B. dem gelaufigeu QQ fiir (piinqucnnalis, ganz abzusehen u). Fiir das Nichteoinpositum

13) Um sich davon auf cineu Hlick zu iibcrzeugen, vcrgleiche luau nur die in den Indices zu Pr. lat mon. p. 119 f. aus den Inschriftfn zusammengestellten BeiBpicle: AD VERSVS neben ADVERSVS, SVH- LEGITO neben SVBLEGITO, PEO POSITA und PROPOSITA, *elb«t 1N PERATOR neben INPERATOR u. h. w. u. b. w.: um von dcm all- tilglicheu Wechsel zwischen PRO COS und PROCOS oder DVO VIU und DVOVIR gar nicht erst zu reden.

14) Aus christlichen Inachriften und anderweitigen Urkunden tp&. tcrer Zeiten laasen sich dic Beispiele geradezu hanfen, und zwar ho- wohl fur Composita, als fOr Nichtcomposita, deren verschiedene SyIlR'n- anfange (wie bei Qui nQuennalis) zu einer Nota zusammengesetzt wer- den. Dorthin gchoren z. B. DP dejmitus, PF perfcdt, DT duntaxat, DD dcinde, 1P imperator, P(v> postquatn, NQ numquam, QS quasi, QM

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CANTHTM rXI) DIYKKHIUM liKI VLAUTUS,

11

Canticnm geniigte das einfache C. Wenn sieh dafiir ein wi

einziges Mal, Pseud. IV, 2, CA- findet, so ist darauf darum

nichts zu geben, weil es nur in D, nicht in BC steht, D

aber uberhaupt nnr ganz dflrftige, zuui Thcil selbst hochst

unverlas8liche Reste der in B, und wenigstens in einer Mehr-

zahl von Fallen auch in C, bewahrten Ueberlieferung auf-

zeigt. <^ar nichts aber mit unserer Sigle C hat das C-

gemein, welches in demselben Pseudulus in der Scene 111,2

B als Anfangsbuchstabeu von COCVS zur Personenbezeich-

nung braucht1'): wofur CD (ohne Zweifel aus falscher Er-

iuuerung an CALVDORVS) ofter CA substituiren (Vers 798.

o

803. 828. 891), welches daun D richtig in CA corrigirt hat. [Naturlich wird auch der Name Caludorus selbst mit C- be- zeichnet, wie gleich vor der ersten Scene des Stiicks P PSEVDOLVS C CALYDORVS, und dem entsprechend wei- terhin beim VVechsel der sprechenden Personen.J

3.

Um nun die bisherigen Ermittelungen weiter zu ver- werthen, ist zuvorderst eine nach den Plautinischen Stucken geordnete vollstiindige Uebersicht iiber das Vorkommen von

quomodo, QAM fjuemadmodum; hieher KL kaleiuiae, LC lucrum, MD Mediolanum, MG magis, ML malum, MS mensis, MT matcr, NB uobilis, PV procincia, SC sacrum , SN senatus, auch sinc, TH tibi , TM testa- mentum, TP tempore, TT titulus , VG virgo; beidea gcmischt in MNF manifestum, MNM manumissum, VDL videlicet u. a. ni.

16) In der Ueberschrift selbst: B BALIIO LENO C COCVS PVEK DV: ganz wie IV, 4 S SICOPHANTA, ahnlich auch S- fiir Seruus z. B. Bacch. IV, 8 oder Sencx ebend. II, 3, oder M fvir Mulicr oder Merctrix in Most., Merc, Stich., oder L und P fiir Leno und Parasitus im Persa u. dgl. Dasa es bei derartigen Bezeichnungen an zufiilligen Versehen und gclegentlichen Verwechaelungcn nicht fchlt, i»t nicht anderH zu erwarten. Z. B. also wenn in dem Zwiegespruch zwi*eben Ballio und Cocus Pseud. III, 2 das C- auch cinmal fiir den Bailio stcht V. 880; (denn V. 891 i*t es insofern etwas auderes, al» dort der Puer ak eine ganz neue Person Qberhaupt nicht erkannt iat in den Hdas. :) wonach man sich denu iiber die einfache Verschreibuug in der Scenenuberschrift Pseud. IV, 1 P PSEVDOLVS SER C SYCO- PHANTA C nicht weiter wundern wird. Vgl. u. Anm. 42.

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12 CANTHUM IND DIVEKKIUM KEI KLAUTUS.

C und DV zu geben, und zwar filr die vier Stiicke, in denen sie niclit blos sporadisch erscheinen, rait gleichzeitiger An- gabe auch derjenigen Scenen, welche keiue derartige Be- zeichnung haben. Hinzuzufiigeu ist sodann erstens das Me- truui jeder Scene: wobei zu unterscheiden, ob es 1) iam- bische Senare, ob 2) trochaische Septenare, oder ob 3) freiere Metra sind: sei es dass iui letztern Falle die beziigliche Scene polymetrisch (namentlich auch mit Einmischuug kre- tischer und baccheischer Verse) gestaltet ist, sei es dass sie 608 sich entweder in beliebigen Versformen des anapastisehen Rhythnius bewegt oder in fortgesetzten Octonaren (trochai- schen oder iambischen) einherschreitet: welche beiderlei Alien ich, wie sclion im Eingauge bemerkt, mit dem Namen 'lyrischer Partien' zusaunnenfasse. Iambisclie Septenare, die man naturgemiiss den trochaischen Septenaren zuniichst zu stellen hat, kommen zufallig mit einer selbstandigen, un- zweideutigeu Bezeichnung gar nicht, secundiir imd mittelbar nur einmal in Betracht (Anm. 28). Zweiteus hat die nach- stehende Tabelle, aus bestimmtem Grunde, auch zu registriren, ob es Dialog oder Monolog ist, der die Scene bildet: ob- wohl dies, wie sich spiiter zeigen wird, ohne wesentliche Bedeutung bleibt. Uebrigens gehen alle nachstehenden Angaben auf die eine Handschrift B zurUck, wo nicht der Zutritt von C (nur ein paarmal auch D) ausdrilcklich be- zeugt wird. Dass der Ambrosiauische Palimpsest auch nicht eine einzige Bezeichnung dieser Art aufweist, steht iu vollem Einklange mit dem auch sonst in so mancheu Puukten zu Tage liegenden, rclativ moderuern Charakter dieser Ke- cension. Die Bedeutung des einigen Angaben vorgesetzten f wird spiiter zur Sprache kommen. In Klammern schliesse icli diejenigen Scenen ein, welche in den Hdss. oder wenig- stens in B nur darum weder C noch DV geben, weil sie uberhaupt gar keine Personeniiberschrift haben, daher auch fiir die Feststellnng des numerischen Verliiiltuisses zwischen bezeichneten und unbezeichneten Sceuen nicht mitziihleu; wobei ich eiu paar in D von jungster Hand gemachte Zu- siitze unberUcksichtigt lasse.

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CANTICITM I ND DIVKRIHUM HEI PLAUTU8.

13

Trin.

1,1 Senare

I, 2 Senare

(II, l Lyrisch

II, 2 C Lyrisch

Monolog Dialog Monolog l6)) Monolog n) Dialog) Monolog) Dialog w) Dialog Dialog

Dialog. Auch C19) Monolog

Parallele Doppelmo

(II, 2b Septenare

(II, 3 Senare II, 4 DV Senare

III, 1 C Septenare 111, 2 C Septenare

III, 3 DV Senare

IV, 1 C Lyrisch

IV, 2 Septenare

IV, 2b DV Senare IV, 3 C Septenare

nologe20); Dialog Monolog. ^Vuch C*1) Parallele Doppelmo-

flV, 4 C Senare

nologe; Dialog Dialog

1C) Wenn hier das Fehlen jeder Scenenuberschrift auf offenbarer, dem B allein eigener Abscbreibernachlassigkeit beruht, wie es praef. Trin. p. xxxix deutlich vor Augen atellt, so geht diescr Mangel ander- warts auf den principiellen Gegensatz verschiedener Scenenabtbeilung zuriick, von dem Anm. 7. 12 die Rede war: wie wenn in den gleich folgenden Fallen, Trin. II, 2b (d. h. von Vere 301 an) und II, 3, dort nnr CD (ohne A), hier nur ACD eine neue Scene beginnen, nicht aber B.

17) Dass ich diese Scene kurzweg als Monolog bezeichnet habe, wird man nur in der Ordnung finden, da die zwei kurzen Verse, mit denen sicb gleich im Anfang Lysiteles dem Pbilto prasentirt, gegen dessen lange, nicht weiter unterbrochene Moralpredigt von 23 Versen gar nicht in Betracht kommen. Den umgekehrten Fall s. u. Anm. 30.

18) Vergl. o. p. 604 [7].

19) Vergl. o. p. 602 [5].

20) In welchem Sinne diese Bezeichnung gcmeint ist, zeigen die oben p. 603 [7] f. zusammengestellten analogen Beispiele. (Ein durch die Aehnlichkeit der Typen C und C veranlasstes Versehen war es, wenn in der zweiten (nicht auch der ersten) Bearbeitung des Tri- nummus hier aus C ein angeblich hinzutretendea C vermerkt wurde. Xachtr. p. 188.)

21) fiemeint ist mit IV, 2b der Schluss der Scene von Vers 998 an, wo die Hdss. eine neue Scene beginnen lassen.

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14

CANTICUM UNI) DIVERMUM BEl PLAUTUS

Poen.

GIO

v.

1

C

Lyrisch; Septen.

Monolog *2)

v,

2

C

Septenare

Dialog

I,

1

Senare

Dialog

I,

2

Lyrisch; Septen.

Dialog

I,

3

Senare

Dialog

II

Senare

Monolog; Dialog

III,

1

c

Septenare

Dialog

III,

9

c

Septenare

Dialog

III,

3

DV

Senare

Dialog *>)

lll,

4

DV

Senare

Dialog 23a)

m,

5

DV

Senare

Dialog *3)

m,

6

Senare

Dialog

IV,

1

C

Lyrisch

Monolog 24)

IV,

2

c

Septeuare

Parallele Doppeliuo-

nologe; Dialog

v,

1

DV

Senare (puniseh)

Monolog **)

22) S. o. p. 699 [lj Anra.

22*) (Richtig gaben hier schon beide Ausgaben des Trimumnua aus C keine hinzugefugte Sigle an. Nachtr. p. 1$S.)

23) Vgl. o. p. 604 [7].

23») Vgl. p. 004 [7] Anm. 10.

24) Dass hier auf Octonare noch zwei (ianibische) Septenare folgt-n, 1 ist natiirlich, wie iihnliches anderwarts, nicht der Kede werth.

2">) Nachdem in B die vorige Scene IV, 2 geschlossen hatte mtt den (in einer Zeile fortgeschriebenen) Worten domi; hanno foenice (s. o. Anm. 10), beginnt zwar V, 1 nur mit der Ueberschrift POENVS LOQVITVlt, liisst aber, nachdem es am Ende von Vers 10 wiedermn hiess hisim; hiannio punicac, dann als neue Sceneniiberschrift folgen PHONVS DV, worauf sich ferner nach Vers 16, ohne jede weitere Ab- theilung oder Ueberschrift, die 11 Schlusssenare Deos deasque u. s. w. aiiBchliessen. Da die beiden eraten Stiicke nur parallel stehende Dop- pelganger sind, d. h. zwei verschiedeue puniBche Uebertragungen (ein«; jiingere und eine altere) eines und desselben lateinisehen Textes, wel- cher nachfolgt, so sieht man leicht, dass das zufallig nur vor dem jetzt mittlern Stflck (11 16) erhaltene DV eben so gut auch fQr das erste (1—10) und dritte (17—27) zu gelten hat. Es leuchtet hiernach ein, wie verfehlt es war, wenn Movers 'Phonizische Texte' Th. I (Brealau 1846) p. 42 in dem DV die Abkilrzung eines punischen duber = 7o- quitur zu erkennen mcinte, oder wenn vor ihm Wex rde PuniciB Plau- tinis meletemaUi' ^Lii»«. 1839) p. 11 die AuflOsong in Dictione (!) Vul-

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CANTICTM UND DIVEBBIUM BEI PLAUTUS. 15

V,2

DV

Senare

Dialog *fi)

V, 6

r\\i UV

nenare

l'iaiog )

V,4

C

Lyrisch; Septen.

Dialog *8)

(V,5

Septen.; Senare

Monolog; Dialog2*»))

(V,6

Senare

Dialog)

(V,7

Senare; Septen.

Dialog)

Pseud. I, 1

Senare

Dialog

1,2

c

Lyrisch

Monolog m. parallelem

Zwischendialog **)

I, 'A

Lyrisch; Septen.

Dialog

1,4

ov

Senare

Monolog

1,5

DV

Senare

Dialog*J)

II, 1

Lyrisch

Monolog

11,2

Lyrisch; Septen.

Dialog *»)

II, :t

c

Septenare

Mouolog

gari empfahl geraiiss seiner Unterscheiduug eines (prosaischen) Vulgiir- punisch und einer (rhythmischen) punischen Schriftsprache, welche Art der Unterscheidung von seinen Nachfolgern in der Krkliirung dieser Punica eiDstimroig zurflckgewiesen worden ist. Die neueren Bearbeiter derselben [Ewald, Schroder] gehen sicherer, indein sie iiber die Be- deutung jenea DV gar keine Meinung aussern.

2G) Vgl. o. p. G04 [7J.

27i Dic vollstandige Ueberschrift b. o. p. G05 [9].

28) Wenn wir hier Vere 29. 30 iambische, 31-55 trochaische, 57 103 wieder iambische, 104 109 abermals trochaische Septenare haben, so dflrfen wir sie doch eben sammtlich als 'Septenare' zusam- menfaaaen und gerade in solcher Abwechselung einen Beweis fflr ihre Uleichartigkeit erblicken.

28») [Was flber diese Scene Bergk p. 235 angibt und verrouthet, ist falsch.]

2Kb) [Das flber das C dieeer Sccne von Usener ira Ind. schol. aest. Gryphiswald. a. 186G p. 8 Aufgestellte wird er ja wohl lelbst jetzt nicht mehr festhalten.]

29) Vgl. o. p. 604 [7].

30) Es sind hier eo gar wenige Verse, die zuerst Harpax, und wiederum Pseudulus fflr sich sprechen, dass es sicli nicht verlohnte, 'parallele Doppelraonologe * als dem 'Dialog' vorausgehend (Anm. 20) zu verzeichncu. Was auch fflr etwaige iihnliehe Fiille zu gelten hat. Den umgekehrten Fall s. o. Anm 17.

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lr,

CANTICOM UND DIVERBIUM BEI PLAUTTS.

n,4 iii, i

III, 2

IV, 1

c

DV DV

C

Septenarc Dialog 30")

Senare Monolog ,HI)

Senare Dialog 3*)

Lyriseh Monolog; Dialog.

Auch 1)™)

IV, 2

i v,

IV, 4 IV, 5 IV, c,

IV, 7 IV. 8

c

DV DV

Septen.; Senare Dial. Auch T) (CA*)*4)

Scuare Monolog

Scnare Dialog 3:')

Senare Dialog

Senare Dialog **)

Lyrisch; Septen. Monolog; Dialog '17)

Septenarc Monolog. Blos C'37a)

DV

c

30») [Uier luutet die (fruher flbersehene) Sceneniiberschrift. in B gcnau also:

Calidoruf o harinuf ad hulifcenf. II. PSKVDOIVS S E H VOS C]

31) S. o. p. 601 [4J mit Anm. 5.

32) S. o. 1». 603 [6J und 607 [11] mit Anm. 15.

33) S. o. p. 607 [11] Anm. 15.

34) S. o. p. 607 [11]. Der sonst bei Plautus gar nicht flbliche Uebergang von Septenaren zu Senaren innerhalb derselben Scene ist hier durcb den besondern Umstand motivirt, dasa Vers 0t»8 ff, ein naturlich, wie immer in solchem Falle, in Senaren abgefaestcr Hrief vorgelesen wird und nun das daran sich ankniipfende (Jeaprach in dcmselben Metmm weitergeht. Dass andcrseits solche Accommo- dation nicht bindend war, zeigen Beispiele wie Pers. IV, 3.

35) Vgl. o. p. 603 [6].

36) Vgl. o. p. 602 [6] mit Anm. 7.

37) Ausdriicklich ist schon hier hervorzuheben, dass Hezeichnungeu wie diese keinesweges den Sinn haben, als wenn dcr Uebergang von 'Lyrisch' zu fSeptenaren' ein bei Plautus ungemein hiiu&gcr nnd der von Monolog zu Dialog nothwendig gleichzeitig eintrilten. Im Gegentheil: beides trifft in der Regel nicht zusammen. Geschieht es zufiillig einmal, wie Cist. II, 1, bo Gberwiegt doch bei Weitem die /ahl der Stellen, in denen der Diulog schon innerhalb der lyrischen Partie beginnt, wie Pseud. IV, 7. Truc. I, 2. IV, 2. Pers. IV, 3. Men.

37a) (Es ist ein reiner Irrthum bei Zumpt-Geppert, dasa hier in II stehe SIMO SENEX EIDEM DV, wonnch dieser Fall als vierter zu deu drei p. 616 [22] besprochonen hinzukame, in denen geradezu feh- lerhafte Bezeichnungen vorliegen. Die Handschrifl gibt uur SIMO SENEX uud nichts weiter. XadUr. p. 188.)

IV, 2.

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CAKTICUM UKD DIVERBIIM BEI PLAUTU8. 17

V, 1

Lvrisch

Monolog

V,2

Lyrisch

Dialog

Truc.

I, 1

DV

Senare

Mouolog. Auch C38)

Lyrisch; Septen.

Monolog; Dialog

n,i

C

Lyrisch

Monolog 39)

n, 2

Septenare

Dialog

n, 3

DV

Senare » .

Dialog; Monolog

11,4

DV

Senare

Dialog; Monolog

n, 5

Lyrisch; Septen.

Monolog

II, 6

Septenare

Monolog; Dialog

n,7

C

Lyrisch

Monolog; Dialog.

Auch C")

II, 8

DV

Senare

Dialog. BlosC

rn, i

Senare

Mouolog; Dialog

III, 2

DV

Senare

Dialog. Auch C

IV 1

c

Monoloff Auch 0

IV, 2

Lyrisch; Septen.

Dialog; Monolog

IV, 3

c

Septenare

Dialog

(IV, 4

Septenare

Dialog)

(V

Septenare

Dialog)

Merc.

n, 2

DV

Senare

Dialog. BIos Cu)

11,4

c

Septenare

Dialog. Blos 6T«)

38) Vgl. o. p. 605 [9] Anm. 11.

39) Die vorangehende Sceue schliesst hier in B mit apuduosap- peribor ZASTRAPHIVC worin ein ASTAPHIVM C- niemand ver- kennen wird, in nachstcr Analogie mit dem gleich folgenden Beispiel. Daa desscn anderweitigea Vorkommen mir iibrigens aus den Plau- tiniachen Hdas. nicht erinnerlich, ist vielleicht nur Trennungszeichen, (wahrscheinlicher indees eiu vereinzelter Reat eheinaliger Bezeichnuug der Personennanien durch griechische Buchstaben, wofiir vgl. praef. Trin. p. LVI f. Kachtr. p. 1{>9.)

40) Vollstandig ausgeachriuben ist die Ueberschrift in C: GETA PHRO NESIUM - ASTAPHIUM C abgekflrzt und, wie im vorigen Falle, miaverstanden in li: GKTA PRHONESIVM ASTARC

41) S. o. p. 603 [6] Anra. 8.

42) Wenn hier die Ueber«chria in C lautet CHARINVS E VT Y- CHV8 ADVLECENTES B II C , «o i«t nur der Zusatz den Buch- staben B ein alinlieher, in seinem Anlass hier nicht weiter nachzuwei-

KB. KITSCHKLII OPVSCVLA III. 2

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18 CANTICUM UND DIVEKHICM HEl PLAUTTS.

III, 3

DV

Senare

Dialog. Blos C 42*)

IV, 2

DV

Senare

Monolog. Blos C

V,4

C

Septenare

Dialog. Blos C

Casin. IV, 1

DV

Senare

Monolog

IV, 2

DV

Senare

Dialog •*)

f IV, 3

DV

Septenare

Dialog48)

Cist. II, 1

C

Lyrisch; Septen.

Monolog; Dialog;

Monolog

11,2

DV

Senare

Monolog 44)

II, 3

DV

Senare

Dialog ")

ci3 Asin.IV, 2

DV

Senare

Dialog 4G)

f Capt.HI, 1

DV

Septenare

Monolog

Epid. 11,2

C

Lyrisch; Septen.

Dialog 47)

? Pers. IV, 3

c

Lyrisch; Septen.

Monolog; Dialog. Blos

Z>47*)

fj-Men. IV, 2

DV

Lyrisch; Septen.

Monolog; Dial. Blos I)

sender Irrthura wie die oben in Anm. 15 beruhrten Abschreiberver- sehen. [Uebrigens hat hier B zwar kein C, aber nach CHARINVS EVTICVS ADOLESCENTES noch ein II, welches in der An^gabe aus- gefallen iat.]

42») (Diese, »owie die beiden folgenden Notirungen haben sich aus Dziatzko's Superrevision deB Decurtatua ergeben. Gerade fur den Mercator war ich auf fremdes Zeugniss angewiesen, weil mir die Collation dieses und noch ein paar anderer Stucke, als ich den Codex 1834 in Breslau benutzen durfte, aber in der bewilligten Frist nicht mit ihm fertig zu werden vermochte, von meinem Collegen K. E. Ch. Schneider freundlich abgenommen wurde, dem ich dafiir die Publication des Truculentus iiberliess. Schneider war einer der accurateaten Hand- schriftenvergleicher, die ich kennen gelerut habe: und doch ! Demus petamu8que vicissim. Nachtr. p. 352.)

43) Vgl. o. p. 602 |6J.

44) S. o. p. 605 [9] Anm. 12.

45) Vgl. o. p. 604 [7j.

46) S. o. p. 602 [6] (DVO falschlich gemacht aus ursprunglichem DV).

47) S. o. p. 601 [4].

47») (C hat hier so wenig ein C, wie vor der folgenden Menaech- menscene irgend eine Sigle, weil an beiden Stellen, wie auch sonst meistentheils, uberhaupt gar keine Scenenaberechrift, was zufallig in der Ausgabe nicht ausdriicklich vermerkt ward. Nachtr. p. 18S.)

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CANTICUM UND DIVERBIUM BEI PLAUTUS.

10

Die beiden letzten Falle sind ans Ende gestellt, weil sie von allen am wenigsten aussere Gewahr haben. Wenn, Ton ihnen abgesehen, der Vaticanus uberhaupt nur zweimal eine derartige Notiz mit B theilt (Pseud. IV, 1 und IV, 2, hier obendrein mit dem ganz singularen CA-), so gibt es sonst gar kein Beispiel, in dem B durch ihn ergiinzt wiirde, wie doch durch C nicht weniger als (mit Ein- schluss sammtlieher Mercatorfalle) siebenmal. Wahrend nun ini Persa B nur DORDALVS TOXILVS hat, gibt D aller- dings vollstandiger DORDALVS LENO TOXIL' SERV C: zwar nicht von junger, aber doch immer von zweiter Hand, von der in diesem Codex die (in C grosstentheils ganz feh- lenden ) Personenbezeichnungen in rother Schrift nachgetragen sind. Diese kann der Miniator aus demselben Archetypus, aus dem der Text selbst in D (und C) abgeschrieben war, entnommen haben. Aber es bleibt doch immer seltsam, dass das gerade nur in zwei Stiicken geschehen sei, in denen ubrigens weder B noch C etwas derartiges erhalten haben, und noch dazu das eine Mal so handgreiflich falsch, dass dadurch auch das andere Zeugniss verdiichtig werdeu muss. Denn wenn ea in den Menaechmen IV, 2 in B einfach heisst MENECHMVS MVLIER PARA8ITVS, in D dagegen ME- NECHMVS ADOLESCENS DV , so ist hier einerseits die Bezeichnung einer ausgemacht lyrischen Scene mit DV so durchaus widersinnig, wie sonst keine andere, weder in B noch selbst in C, und ist anderseits die etwaige Auffassung des DV als DVO durch Zahl und Art der auftretenden Per- sonen ausgeschlossen. Dass dagegen gerade diese Auf- fassung fttr Epid. I, 2 und II, 1 nicht nur an sich moglich, sondern dass und warum dort ein DV als blosse Verschrei- bung ftir DVO sogar durchaus wahrscheinlich (gerade um- gekehrt wie bei Asin. IV, 2), wurde schon p. 601 [4] ge- zeigt: und deshalb haben diese Stellen in die obige Tabelle gar keine Aufnahme gefunden.

4.

Schou ein rascher Ueberblick Uber die vorstehende Ta- cu belle lehrt, dass die Zahl der Beispiele fflr die beiden Siglen

2*

20 CANTICUM UND DIVERHIUM BEI PLAUTUS.

C und DV ungeilihr die gleiche ist: jener begegnen wir 28mal, dieser etwas iiber 30mal. Die gleichzeitige Anweu- dung beider theilen mit den vier Stucken, welche allein eine ziemlich durchgehende Tradition bewahren, nur noch Mercator und Cistellaria; blos C hat sich in Epidicus und (?) Persa gerettet, blos DV in Casina, Asinaria. Captivi. Selbst- verstandlich treten indess die Stiicke, die nur ein sporadisches Vorkommen aufweisen, ganz zuriick gegen die obigen vier, sofern es sich um das Verhiiltniss der unter unserm Ge- sichtspunkte iiberhaupt bezeichneten oder unbezeichneten Scenen handelt. Es haben hiernach, wenn wir, wie natiir- lich, die uberhaupt jeder Ueberschrift, d. h. auch vorgesetzter Personennamen, entbehrenden Scenen ausser Rechnung lassen,

bezeichnete unbezeichnete Scenen der Trinummus 11 3 Poenulus 11 5 Pseudulus 13 8 Truculentus 9 6

44 22

Keiner besondern Beweisftihrung wird es nun hier bedurfen, dass dieses Verhiiltniss auf keinerlei Absicht oder iniienn Grunde beruht; die einfachste vergleichende Ueberlegung lehrt, dass dasselbe lediglich auf lttckenhafte Ueberlieferung zuriickgeht, und dass die jetzt unbezeichneten Scenen ehedeui ebenfalk ihr entweder C oder DV vorgesetzt batten, da sich zwischen iluien und den bezeichneten nicht der mindeste Unterschied, der auf irgend ein Gesetz schliessen liesse, zu erkennen gibt. Es haben demnach in obigeu vier StQcken zusammengenommen imsere Handschriften die alte Tradition gerade in zwei Dritteln solcher Falle bewahrt: wiihrend sieh von nur 7 (oder mit Einrechnung von Poen. V, 7 acht) Scenen nicht wissen liisst, ob, weun deren Ueberschriften nicht ganz ausgefallen wiiren, wir vor ihnen ein C oder ein DV oder keines von beiden finden wiirden.

Viel wichtiger ist nun aber natiirlich das Verhiiltniss, wie sich die beiden Bezeichnungsarten auf die einzelnen Scenen nach der Verschiedenheit ilirer metrischen und dra-

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CANTICUM UND DIVERBIUM HEI PLAUTUS. 21

rnatischen Gestalt vertheilen. Unter diesem Gesichtspunkte «15 habeu wir 1) mit C:

lyriache

Septenar-

Senar-Sceneu

iui Trinummus

3

4

1

Poenulus

2

3

Pseudulus

2

4

Truculentus

2

2

Mercator

2

Cistellaria

1

Epidicus

1

V Persa

1

12

15

T

2) mit DV (um selbst den gar verdachtigen Fall Men IV, 2 mitzuziihlen):

lyria^he Septenar- Seuar-Scenen

im Trinummus 3

Poenulus 6

Pseudulus 7

Truculentus 5

Mercator 3

Cistellaria 2

Asinaria 1

Casina 1 2

Captivi 1

??Menaechmi 1

12 ~29

Rechnen wir somit das Gleichartige nach den drei Scenen- kategorien zusamnien, so Hnden wir unter 13 lyrischen Scenen 12 als Cantica, nur 1 (in der Menaechmenstelle) als Diverbium bezeichnet; unter 17 Septenarscenen 15 als Can- tica, nur 2 als Diverbia; unter 30 Senarscenen 20 als I)i- verbia, nur 1 als Canticum.

Dieses Zahlenverhaltniss ist, wie jeder sieht, von so flberwaltigender Beweiskraft, dass dadurch nicht nur die be- wusate und gewollte Regel ausser allen Zweifel gestellt wird,

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22 CANTICUM t'Nl> PIVERBIUM BEI PLAUTUJ5.

sondern auch die ganz verschwindende Minderheit der Aus- nahmen jede Glaubwiirdigkeit verliert. Und dies um so lnehr, als dieselben erstens unter sich vollig ungleichartig sind, so dass jede von ihnen ohne Analogon ganz fur sich steht; und als zweitens fiir keine der bezUglichen (in der Tabelle mit f ausgezeichneten) Scenen sich der geringste innere oder iiussere Unterschied von denen entdecken liisst, welche die gegenuberstehende, fast einstimmige Mehrheit bilden; wozu noch drittens koinmt, dass sie mit Ausnahme r,i6 der Trinummusscene aus solchen Stiicken sind, die keine auch nur annahernde Continuitat der Tradition, sondern nur versprengte Reste eiirtr solchen enthalten, die eine noch dazu nur in J). Wie in Casina IV, 3 der Abschreiber zu seinem DV kam, begreift sich iibrigens leicht: es war nur gedanken- lo8e Wiederholung aus beiden zunachst vorhergehenden Scenen; hatte er hier, uud zwar in recht kurzen Zwischen- riiumen, zweimal hinter einander ANCILLA-DV- und AN- OILLA SENEX DV- geschrieben, so kam ihm nun dasselbe auch das dritte Mal nach SERVVS-SENEX in die Feder, wohin es nicht gehorte. Ob man einen iihnlichen Anlass fQr das aus aller Analogie herausfallende C vor der reineu Senarscene IV, 4 des Trinummus gelten lassen will, moge dahinstehen; inoglich an sich wiire es immer, dass auch hicr dem Schreiber aus der niichst vorhergehenden Scene, zumal nach schon fiinfmaligem friihern Vorkommen im Stiick, das C in der Erinnerung und Schreibgewohnheit haftete und nun auch am unrechten Orte absichtslos eutfuhr. Wiewohl, wohin kainen wir iiberhaupt, wenn wir keine Vcrschreibung, keine Verwirmng oder Verschiebung mehr annehmen sollten, fiir die wir nicht noch heutzutage die ganz bestimmte Ver- anlassung nachzuweiseu vermochtenV Und damit werden wir uns denn wohl auch iiber das irrthiimiiche DV vor der Septenarscene Capt. III, 1 beruhigen diirfen.

5.

Als gesichertes, unabweislich in die Augen springendes Ergebniss der bisherigen Erorterungen darf also gelten, dass nach dem System, welches unserer Plautinischen Ueberliefe-

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CANTICCM CND DIVERBICM BEI PLACTCS.

23

rung zu Grunde liegt, 1) alle iambischen Senarscenen Di- verbia d. h. einfach recitirend, ohne jede musikalische Be- gleitung waren; 2) alle lyrischen, aus freiern oder ge- mischten Metren bestehenden Scenen Cantica waren d. h. mnsikalische Begleitung hatten; 3) alle troehaischen Sep- tenarscenen nicht unter jene erste, sondern ausschliesslich niter diese zweite Kategorie fallen d. h. also ebenfalls Can- tica, mindestens in weiterm Sinne, waren und einer musika- lisehen Begleitung nicht entbehrten.

Undenkbar ist es nun freilich, dass die Beschaffenheit dieses musikalischen Elements in beiden Klassen eine gleich- artige, dass sie nicht vielmehr eine erheblich verschiedene war. Brachte das, neben dem durchschlagenden Unterschiede wechselnden und einheitlichen Metrums, selbst der ethische Charakter beider Scenenarten nothweudig mit sich, so wird uns dieselbe Ueberzeugung noch sicherer durch die That- < sache aufgedrangt, dass die Septenarscenen in der ganzen Hehandlung des prosodischen Elements zu den lyrischen geradezu einen (Jegensatz bilden, indem sie darin ganz und gar nicht die den letztern eigenthumlichen Licenzen theilen, *ondern vielmehr die ganze Strenge der Senarscenen aufrecht halten: und zwar eben so wohl die iambischen wie die tro- chaischen Septenare.

Worin konnte nun jene musikalische Verschiedenheit beatehen? Die Antwort ergibt sich aus der einfachen Er- wiigung dessen, was nach der Natur der Dinge iiberhaupt moglich ist. Aller Vortrag poetischer Stttcke ist in einer nerfachen Stufenfolge denkbar. Er ist, wenn wir vom Nie- <Ieru zum Hohern aufsteigen, entweder 1) rein recitirende Declaniation; oder 2) recitirende Declamation mit musika- lischer Begleitung d. i. also nach moderner Bezeichnungs- weise melodramatischer Vortrag; oder 3) gesungene Decla- mation mit Musikbegleitung d. i. unser Recitativ; oder end- lich 4) Uber die Declamation liinausgehender, reiner Gesang i. das heutige Arioso. Diese letzte Stufe, den arienmiis- ^igen Ge8ang, wird ja wohl niemand im Ernst der romischen Komodie, insbesondere also ihren als Cantica im strengern Sinne bezeichneten Partien, zutrauen: obwohl freilich gele-

24 CANTICUM I ND DIVKKUICM BEI PLAUTUS.

gentlich auch dies in traditioneller Gedankenlosigkeit so obenhin gesagt worden ist. Was bleibt also iibrig, als dass den drei anderh Vortragsarten entsprachen die ebenfalls in der Dreizahl vorhandenen Scenenarten? d. h. sonach dass, wahrend der iambische Dialog recitirend oder declama- torisch war, zwar die lyrischen Partien recitativiscli durchcoinponirt, dagegen die trochaischen Septenarscenen nur raelodramatisch waren.

Zu dieser Auffassung stimmt auch aufs beste die An- wendung, welche von dem BegrifF 'cauticum' ofter gemacht wird zur Charakteristik des rednerischen Vortrags. Wenn es bei Cicero im Orator 18, 57 heisst: *est autem etiam in dicendo quidam cantus obscurior, non hic e Phrygia et Caria rhetorum epilogus paene canticum, sed ille' u. s. w., was Quintilian XI, 3, 58 mit frhetoras paene cantare in epilogis' wiedergibt; oder wcnn letzterer selbst ebend. § 167 von be- sonders gehobenen Stellen der Reden pro Milone uud pro Archia sagt 'cantici quiddam habent': so wollen sie doch damit gewiss nicht nachste Verwandtschaft mit Ariengesang bezeichnen; vielmehr, so wenig wir heutzutage an diesen denken, wenn wir von fsingendem Vortrage' sprechen, son- dern darunter uur eine Anniiherung an Recitativvortrag verstehen, so vollkommen geniigt dieser letztere Begriff auch zum Verstiindniss jener Vergleichungen. Sehr deutlich geht 6i8 dies auch aus Ciisar s artigem Wort bei Quintilian I, 8, 2 her- vor: *si cantas, male cantas, si legis, cantas'48).

48) Wcnn aUo, wio z. H. bei Quintilian I, 10, 23, f carinina ct cantica' vcrbunden wcrdcn, «o fallcu xwar gcwiss den carmiua allc blos declamatorischen , den cantica allc recitativischen Poesien zu; ob man aber unter jenen oder unter diesen dic 'mclodramatischen' mit- begriff, hing ganz von dem Gesichtspunkte ab, den man vorwalten Hess. Man sieht, wie weit sich die oben entwickelte Auffjissung von dcu Aufstellungen eutfernt, die kurzlich in dicsem Muscumsbaude [XXVI | p. 102 f. Dziatzko gcltend zu maehen stichte: wonach die Cantica der Komddie ganz unsern cigentlichcn fArien' entsprochen hiitten, Deverbia unsere 'Recitative' gewesen wuren, fur die blos reci- tirten Partien aber ein besonderer lateinischer Xame aberhaupt nicht existirte. Ganz abgesehen von der vfllligen Unwahrscheinlichkeit, welche die letztere Behauptung an sich hat, stent und fdllt das Ganze

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CANTICTM UND DIVEKHIUM HEI PLAUTUS. 25

Aber, worauf es fiir unsere Untersuchung ankommt, obiger Unterscheidung eines zwiefachen musikalischen Ele- ments hat die uns tiberkommene Semeiosis keine Rechnung getragen, sondern sich an dem einfachen Gegensatze musi- kalischer und musikloser Partien geniigen lassen, beide Unterarten der erstern Gattung aber gleichmiissig mit Can- ticum bezeichnet. Hat sie sich doch im Gebiet der rein re- citirenden Scenen eben so wenig auf die Unterscheidung von Monolog und wirklichem Dialog eingelassen, sondern fiir beide Arten denselben technischen Ausdruck DiVcrbium ge- braucht, der doch, genau genommen, nur auf die letztere passt.

niit der Annahrae der neugemOnzten Wortforin deverbium atatt diver- bium , an welche nicht zu glauben mich diewelben Griinde bestimmen, die bald darauf 80 biindig wie uberzeugend von Biicheler in Fleck- eisens Jahrbiichern Bd. 103 (1871) p. 273f. dargelegt wurden. [Dziatzko's scharfsinnige Vertheidigung seines deverbium, die er spater iu Fleck- eisens Jahrb. f. Phil. Bd. 103 (1871) p. 819 ff. folgen liess, hat mich nicht davon zu iiberzeugen vermocht, dass jene Form ein alter, gutor Zeit eigener Termiuus gewesen sei. Auch Bergk's (p. 231) Ableitung dea diverbium von einem duiverbium scheint mir beachtenswerther, als Dziatzko zuzugeben geneigt ist. Die Uebertragung des urspriinglichen BegrifFs 'Zwiegespriich', als dea potius, auf den des 'Gespriichs' uber- haupt, unter welchen Gattungsbegriff dann auch 'Selbstgespriiche' (so gut wie Drei- oder Viergeaprache) um so leichter subsumirt werden konnten, in je engerer Verknupfung, im Grunde nur als gelegentlieh eintretende, secundiire Moditicationen , oft schnell genug prolog- oder epilogartig voriibergeheude Unterbrechungen, Monologc iiberall zwisehen wirklichen Zwiegesprachen steheu , und je entschiedener alle diese Unterarten den wesentlichen und durchschlagenden Gegensatz zu nicht einfach Gesprocheneni theileu : dieser ganze Wandel der Bedeutungen in ihren leisen Uebergiiugeu hat fiir mich gar nichts Bodenkliches.] Was das Uebrige betrifft, so gestehe ich mir nicht die entferntestc Wstelluug davon machen zu kSnnen, wie etwa ein baccheisches Can- ticum, z. B. ' Multas res simitu iu meo corde vorso' habe konnen als Arie (mit oder ohne Coloraturen) componirt uud gesungen werden, oder ein trochaischer Dialog von 90 Versen, wie 'Semper ego usque ad hanc aetatem', in ltecitativen. Fiillt es uns doch, nach unserer heutigen Gewdhnung, schon schwcr genug, fiir ein so ungemein sedat gehaltenes Zwiegespriich wie das letztgenannte , welches doch ira Grunde nnr versificirte Prosa ist und keine Spur von lyrischer Erhe- bung oder irgendwie gesteigertem Affect aufweist, uns einen melodra- matischen Vortrag vorzustellen.

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26 CANTICUM UKD DIVERBIUM BEI PLAUTU8.

Neu fflr uns und von nicht unerheblicher Tragweite ist nun vor alleni, was wir in Betreff der trochaischen Dia- logscenen lernen. Trotz des lebendigern Schwungs, den diese vor den iambischen so fiihlbar voraus haben, hatten wir 6i9 uns doch gewohnt, sie im Wesentlichen als auf derselben Linie mit diesen stehend auzusehen, nicht am wenigsten eben wegen der erwiihnten rhythmisch-prosodischen Gleichartigkeit. Jetzt wissen wir, dass sie sich anderseits verinoge der musi- kalischen Begleitung, die sie ohne Ausnahme hatten, in einen eben so entschiedenen Gegensatz zu den Senarsceneu steilen, und vielmehr den lyrischen Partieu wenn nicht schlecht- hin zufallen, doch als eine Mittelstufe nahe zunejgen. Und insofern wiire selbst Cicero's Ausdruck in der Stelle der Tusculanen I, 44, 107 fcum tam bonos septenarios fundat ad tibiam' an sich vollkommen sachgemass, wenn nur nicht die dortigen Verse des Pacuvius mit uberwiegender Wahr8cheinlichkeit vielmehr ftir iambische Octonare zu neh- men wiiren; wobei vielleicht fiir manchen die Moglichkeit bleibt, dass sich Cicero in der Bezeichnung des Metrums in der Eile selbst versehen habe4;>).

Nicht die mindeste Schwierigkeit kann es nunmehr haben, in den vier Plautinischen Stiicken, in denen C und DV nicht blos sporadisch erscheinen, nach Massgabe des er- kannten Gesetzes die liickenhafte Ueberlieferung mit Sicher- heit zu ergiinzen. Denn es kann keine Frage sein, dass iur

49) Die zwei aus einem 'canticum' des Turpilius angefQhrten Vers- anfange bci Cicero ad famil. IX, 22 konnen naturlich eUen so gut einem Octonar wie einem Septenar angehSren. [In Betreff der Tus- culanenverse hat mich wiederholte Erwagung doch schliesslich zu der Bentley'Hchen Annahme wirklichcr Septenare zuruckgcfiihrt, die auch Bergk p. 240 f. anerkennt: nur dass ich die von beiden beliebte Zcr- theilung von prius |j (^uam zwiachen zwei Verse fur unstatthaft halte. Mit Benutzung der hier und bei Ribbeck Trag. ed. 2 p. 100 f. ge- machten Vorschlage mochte ich die Verse am einfachsten so herstelten:

Mater, te appello, quae curam s6mno suspensam leuns Neque mei te miseret, surge age 6t sepeli natum tuom,

Prius quam me ferae uolucresque

Nevi reliquias nieas sic siris d^nudatis ossibus Taetra sanie ddlibutas foede diuexarier.]

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CANTKTM CNI> DIVKRBIUM BEI PLAUTUS. 27

Diverbia zu nehmen sind: ira Trinuminus auch die unbe- zeichneten Scenen 1, 1. I, 2. II, 3; im Poenulus I, 1. 1,3. II. III, 6. V, 6. V, 7; im Pseudulus I, 1. IV, 5; im Trucu- lentus III, l 4i>*); dagegen als Cantica anzusehen nicht nurTrin. II, 1. Poen. I, 2. Pseud. I, 3. II, 1. II, 2. IV, 7. V. 1. V, 2. Truc. I, 2. II, 5. IV, 2, sondern auch die Septe- narscenen Trin. II, 2b. IV, 2. Poen. V, 5. Truc. II, 2. 0,6. IV, 4. V, 1. Nach welchem Vorbilde sich denn jeder, der dazu Lust und Zeit hat, auch in den ilbrigen sechzehn Stiicken alle einzelnen Scenen unter ihre drei Klassen ver- theilen kann: wobei er allerdings zu einem sehr verschiedenen Rcsultat gelangen wird, als es die unsicher tastenden Ver- suche G. A. B. Wolffs 'de canticis in Romanorum fabulis scenicis ' (Halae 1824) zu gewinnen vermochten, indem sie sich fiberwiegend auf die vagste subjective Reflexion statzten. Die geringfiigigen Einwendungen, die dagegen von Grysar in der Abhandlung 'ttber das Canticum und den Chor in der romischen Tragodie' (Sitzungsberichte der phil.-hist. CI. dor Wiener Akademie 1855, Bd. 15) p. 370 erhobeu wurden, bringen uns nicht weiter und treffen nattirlich, da auch er von der Fulle unseres urkundlichen Materials keine Ahnung hatte, den Kern der Sache eben so wenig wie Wolff s herum- eao rathende Vermuthungen. Es wird auf beide am Schluss des letzten Abschnitts zuriickzukommen sein.

G.

Vergegenwartigt inan sich nach allem Erorterten das

W*) [Hinzuzufiigen sind die aus Senaren be.stehenden zweiten Halffen der mit Septenaren beginnenden Scenen Poen. V, 6 und Pseud. I»i 2 (w&hrend die umgekehrte Folge in der einzigeu doppelgange- ricchen Schlussscene des Poenulus V, 7 vorkSmmt). Kh kann keinem Zweifel unterliegen, dass bei solchem, inraitten der Scene eintretenden •Vecheel auch die entsprechende neue Nota in den alten Exemplaren wigeachrieben war und sich in unsern Hdss. nur nicht erhalten hat, wcil keine neue Personennberschrift «tattfand, an die sie sich ange- scLloasen hatte. Bei dem Uebergange aus lyrischer Composition in ^eptenare war zu einer neuen Beischrift kein Anlass, da das iu dicscr Beriehung unvollkoramene Bezeichnungsavstem fiir beiderlei Partien nur eine und dieselbe Nota C hatte.J

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28

CANTICUM UNT> DIVERBIUM BEI PLAUTU8.

Gesainmtbild, in dem eine Plautinische Palliata dem schau- lustigen romischen Publicum von der Buhne entgegentrat, so gab offenbar eine solche AuffQhrung einen viel bewegtern, farbenreichern Eindruck, als wir uns wohl vorzustellen pfleg- ten, wenn wir an eine lange, einfdrinige Kette trockener Gespriichsscenen dachten, die nu* hie und da einmal von einem lyrischen Stttck wie von einem Wiirzkorne unterbrochen wiirden. Sehr im Gegentheil, wie wir nun sehen: Decla- mation, Melodram, Kecitativ losten sich in so bunter Reihe ab, dass dadurch der pikanteste Wechsel erreicht ward. Um die zur Verauschaulichung herangezogenen Be- zeichnungen moderner Kunst fortzubrauchen die, wenn man selbst ihre Berechtigung bestritte, doch jedenfalls den Vortheil deutlichster Scheidung unbestreitbarer Unterschiede gewahren , so waren (nach der der obigen Tabelle zu Grunde liegenden Scenenabtheilung)

declaraatorisch raclodramat. rccitAtivisch im Trinummus von 17 Scenen 7 6 4

- Truculentus - 17 - 6 6 5

- Pseudulus - 21 - 9 4 8

- Poenulus - 1850) - 11 4 3

Liegt schon hiernach, wenn wir einstweilen vom Poe- nulus absehen, eiu entsehiedencs Uebergewicht der musika- lischen iiber die nichtmusikalischen Partien in den Propor- tionen 10:7; 11:6; 12:0 klar zu Tage, so tritt solches noch stiirker hervor, wenn wir, wie doch nur rationell, zu den ganz selbstiindigen Septenarscenen auch die je zweiten Hiilften derjenigen Scenen hinzuziihlen, welche mit lyrischen Massen beginnend, erst im weitern Verlauf zu regelmassigen Septenaren iibergehen, [natiirlicher Weise dann aber auch mit Doppeltziihlung der von Septeuaren zu Senaren iiber- gehenden beidcn Scenen Poen. V, 5 und Pseud. IV, 2J. Denn dann stellt sich folgendes Verhaltniss heraus:

50) Natiirlich zahlt hk-r die Soeno V, 7 nicht mit, da lie nicht tn einer und dcraelben Aufffihrung mit V, G gehOrt hat.

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CANTIGTM UND DIVERBIl M BEI PLAITTUS.

29

declamatorisch melodramatisch recitativisch Trinuminus: 18 Stucke 7 7 4

Truculentus: 20 - 6 9 5

Pseudulus: 25-10 7 8

Poenulus: 21-12 6 3

d. h. also 11:7; 14 : G; 15 : 10; (9 : 12). Dasselbe Ueber- gewicht behauptet sich auch in allen flbrigen 16 Plautini- schen Kouiodien, wenngleich in sehr verschiedenen Mischungs- graden. Den verhaltnissiniissig geringsten Bruchtheil bilden die Senarscenen in Epidicus, Captivi, Asinaria, Amphitruo; uur ungefuhr ein Drittel der Gesammtzahl (naturlich mit Schwankungen herQber und hinUber) betragen sie in Casina, Cistellaria , Menaechmi, Miles, Mostellaria, Rudens, Stichus, Curculio; auniihernd, aber doch nicht ganz, halten sich bei- derlei Scenen die Wage nur im Mercator, Aulularia, Persa, Bacchides 50a). Ganz vereinzelt mit seinem gcradezu umge- kehrten Verhiiltniss steht allein der Poenulus da. Eine andere Ausnahmestellung eignet dem Miles: insofern niim- lich, als zwar seine 7 declamatorischen Senarscenen, gegen- Qber 12 musikalischen Scenen, der eben nachgewiesenen Norm im Allgemeinen durchaus entsprechen, dagegen aber die letztern ausschliesslich aus Septenaren bestehen und jeder lyrisehen Partie gauzlich entbehren M). Dcnn wenn aueh,

50*) [Einigermaasen modificireu wQrde sich dieae Statistik, wenn wir, statt Scenen zu z&hlen, ihre Verszahlen summiren: wie dies, aber alles in allem nur fiir drei Stucke, Bergk p. 239 f. that. )

51) Bemerken.swerth ist, wie diener Mangel an Mannigfaltigkeit hier auf undere Weiae mdglichst ausgeglichen wird. Es geschieht dies erutcns durch die Abwechselung von trochai«chen mit iambischen Sep- tenarscenen, welche letztern uns im Miles 4mal (gegeu 9 trochaische) begegnen, wahreud sie sonst nur noch in der Asinaria (ebenfalls 4mal) und im Rudens (sogar 6mal) vorkommen [in derAsinaria mit 320, im Miles mit 210, im Rudens mit ungefabr 200 Versen], in allen iibrigen Stucken hochBtens 1 bis 2mal oder gar nicht. Zweitens: durch die Verwendung auch des anapilstischen Septenars zu einer gauzen Dialog- scene: IV, 2, 20—101, wofur es kein zweites Beispiel bei Plautus gibt. Denn wenn auch ubrigcns der ana]>astische lihythmus in allen seinen wechsemden Versformen durchaus den lyrischen Partien anheimfdllt, »o ware es doch gewiss nicht gerathen, bloa der allgemeinen Gleieh-

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30 CANTICCM UND DIVEBBIUM BKI PLAUTU8.

mit Ausnahme der Casina, der sich darin Pseudulus, Persa und Bacchides zuniichst anschliessen, die Septenarscenen sonst fast iiberall die Ueberzahl flber die lyrischen bilden 52), so

artigkeit des Rhythmus zu Liebe eben dahin auch die ohne jeden Wechsel, in ununterbrochener Continuitat durch eine lange, mit tro- chaischen Septenaren beginnende, reine Gesprachsscene durchgeffihrten anapaatiachen Septenare von regelmiiasigstem Bau zu rechnen. Sollte jemand doch anderer Meinung sein, nun so bleibt ihm unverwehrt, immerhin eine gr5ssere Annaherung an die lyrische Gattung, eine Art von Zwischenstufe zwischen Melodram und Kecitativ, somit ein gewisses Aequivalent fflr ein lyrisches Canticum in der Scene zu seben: obwohl eine dem entsprechende Unterart von Musikbegleitung sich fflr uns kaum durfte auf einen klaren Begriff zurflckfflhren lassen.

52) In der Casina ist das Verhaltniss der Septenarscenen zu den lyrischen nur das von 7 : 9, im Paeudulus 7:8, im Persa 7:7, in deu Bacchides [freilich ohne Einrechnung der verlorenen Eingangsscenen, flber die aich nicht sicher genug urtheilen liisst] schon 7 : 6. Den diametralsten Gegensatz bietet Curculio mit 9:1, woran sich succes- sive anschliessen Mercator mit 9:2, Asinaria mit 10:2, Menaechnii mit 13:5, Captivi mit 13:8, Stichus und Rudens mit 8:3 und 16:6, Cistellaria mit 7 : 3, Mostellaria mit 7:4, und so weiter mit mehr oder weniger Annaherung an die Hiilftc Amphitruo, Epidicus, Truculentus, Aulularia, genau mit der Halfte Trinummus und Poenulus. (Wenn in aammtlichen vorstehend angestellten Verhaltnissrechnungen auch CiBtellaria, Araphitruo und Aulularia mit in die Gemeinschaft der flbrigen Stflcke gezogen sind, so ist das nur der Vollstandigkeit wegen geschehen, aber mit dem selbstverstandlichen Vorbehalt, dass in ihnen die Scenenzahluug eine exacte darnm gar nicht sein kann, weil sie so lfickenhaft auf uns gekommen sind, dass nicht zu ermessen ist, wie sich durch den Zutritt der verloreu gegangenen Scenen das Verhaltniss der drei Klassen verilndem wflrde. Von Erheblichkeit wflrde indess die Differenz keinenfalla sein. Zusatz von p. 637. Dazu aus Nachtr. p. Zu den als lflckenhaft bezeichneten Stficken Cistellaria, Am-

phitruo und Aulularia (denn der verlorene Eingang der Bacchides kOmrat hier wenig in Betracht) waren auch Casina und Stichus inso- fern hinzuzufugen , als wir beide zwar nicht durch Schuld unserer Handschriften lfickenhaft, aber in Folge einer weit altern, aus Umar- beitung hervorgegangenen Zertrfimmerung augenscheinlich nicht mehr in der ursprfinglichen Gestalt und Vollstandigkeit der Plantinischen Dichtung besitzen: wie dies in Beziehung auf die Casina (fiber den Stichus konnte nie ein Zweifel obwalten) nach Ladewig und Teuffel erst kfirzlich wieder Fleckeisen in seinen Jahrbfichern Bd. 103 (1871) p. 637 f. Anni. mit Recbt hervorhob.)

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CANTICUM UND DIVERBIUM BKI 1'LAUTUS. 31

koinmt doch das giinzliche Fehlen der letztem in allen zwanzig 622 Komodien nicht zum zweiten Male vorM).

Man begreift nun, wie in erster Linie das Uebergewicht musikalischer Scenen iiber blos reeitirende, daneben aber auch der Wechsel melodramatisch-musikalischer und recita- tivisch-niusikalischer Partien der Gesammtwirkung einer Pal- liata zu Gute kam. Wenn man mit Recht hervorgehoben hatM); die Eigenart dieser Wirkung beruhe iiberhaupt darauf, dass sich der hausbackene romische Burger fiir einige Stun- den ganz habe aus der Gewohnheit des eigenen Lebens her- ausheben und in eine fremde Welt versetzen lassen, so musste es der Absicht einer solchen Illusion, der Erregung einer doch immer iu gewissem Grade idealen Stimmung, der Schaft ung einer mehr oder weniger poetischen Atiuosphiire uber- aus gunstig zu statten kommen, dass auch das musikalische Element das seinige dazu that, um iiber die Prosa der All- tagswirklichkeit hinwegzutragen. Ist es doch ein gauz Ana- loges, was, wenn auch in sehr gesteigertem Masse, die mo- derae Oper (in unserm Falle die Opera buffa) in gewollter und berechneter Ueberbietung des recitirenden Schauspiels oder Lustspiels zu erreichen strebt: freilich mit Mitteln die, «» selbst wo es sich um phantastische, halb tniirchenhafte Stoffe

53) Wer die obige Scenenstatistik, die ich hier absicbtlich auf das fiir uuser eigentliches Thema Nothwendigste beschrilnke, noch weiter fortaeteen will, kann den fernern Gesichtspunkt verfolgen, wie sich die den streng lyrischen Partien gemeinschaftlich gegenflberstehendeu Sep- tenar- und Senarscenen unter einander selbst numerisch verhalten. Er wird dann finden, dass in 13 Stflcken die Septenarscenen das Ueber- gewicht haben uber die SenarBcenen, diese dagegen iiber jene natiir- lich in beiden Fallen mit mancherlei Abstufungen in den 7 Stiicken Poenulus, Pseudulua, Bacchides, Perea, Aulularia, Casina, Mercator. Wer derartige Berechnungen fur musaige Spielerei halten wollte, wiirde ganzlich ubersehen, welch lebendigen Einblick in die ungemeine Mannig- faltigkeit der Compotjitionsweise der einzelnen Komodien uns die Be- achtung jener sich so vielfach combinirenden und durchkreuzenden Unterschiede gewahrt. Eb wird das alles noch irgend einmal zum Gegenstande einer erschopfenden Zusammenstellung und eingehenden Betrachtung zu machen sein.

&4) K. U. Miiller, Geach. d. griech. Lit. II p. 272.

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CAKTICUM l*ND DIVERBIUM BEI PLAUTUS

handelt, dem antiken Standpunkte gewiss als unnaturlich forcirte gelten mussten.

Noch einen nicht uninteressanten Gesichtspunkt bietet die ermittelte Begriffsbestimmung des Canticum dar: indem sie namlich einen neueu Beleg dafiir gibt, wie iiberwiegend sich in antiker Kunstabung und Kunsttheorie die Herrschaft des formalen Princips geltend macht. Ihrem durch den lnhalt bedingten ethischen Charakter naeh stehen die Sep- tenarscenen zwischen den iambischen Dialogscenen und den freimetrischen oder polymetrischen Partien in der Mitte, indeni sie bald mit jenen den schlichten Gesprachston, bald mit diesen den erregten Affect theilen. Wer sollte nicht erwarten, dass sie im erstern Falle auch mit jenen, im andern mit diesen die Vortragsart theilten, zwar hier Musikbegleitung hatten, aber dort nicht hatten? Aber nein! Wie das Alter- thum alles in Hexametern gedichtete zur epischen Gattung rechnete, wie ihm alles in hexametrisch-pentametrischen Di- stichen abgefasste, mochte der Inhalt gnomisch oder threne- tisch, machetisch oder politisch, erotisch oder sympotisch seiu, Elegie warw): so fragte auch hier die antike Klassificiruug nicht sowohl nach den innerlichen Verschiedenheiten, als sie sich vielmehr an die poetische Form hielt, und schlug dem- nach alle in trochaischen Septenaren geschriebenen Scenen durchgreifend und einheitlich zum Gebiete des Musikalischeu, wenn sie auch innerhalb des letztern noch Nuancen eintreten liess. Lasst sich doch dasselbe Princip noch weiter ver- folgen auch innerhalb jeder der beiden andern Klassen. Nicht alle iambischen Scenen verlaufen ja in ruhigem Gespriichs- ton, sondern gar manche steigern sich zu ziemlich bewegter Stimmung, sogar recht heftiger Rede und Gegeurede; und ebenso geben auf der andern Seite keineswegs alle frei- oder

55) Im Vorbeigehen: sowcit im Griechischen bei Epos und Elegie Mnnikbegleitung iiberhaupt in Betracht kOmmt, tlort kithariHtische, hier auletische, werden wir nicht irren, wenn wir auch hier die oben uiit iiiodernem Auadruck als melodramatisch be/.eichnete Vortragsweise zur Anwendung bringeu: beim Epos, wo gar nichta anderea denkbiir, gan/. gewiss, wuhrend die Klegie noeli modificirte Vor»*tellungen /nl;i-~i .

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CAXTICUM UND DIVERMUM REI PLAUTUS.

88

polymetrischen Scenen den Ausdruck leidenschaftlicher Er- regtheit, sondern nicht wenige, namentlich kretische und noch niehr baccheische, spiegeln da^s ruhige Gleichmass iiberleg- samer Reflexion wider: aber dennoch sind die erstern siimmt- lidi rausiklos, die letztern sihnmtlich niusikalisch, indem eben als entscheidend und massgebend lediglich die metrische Form galt. Auch ob es Selbstgespriich oder Zwiegespriich war, bildet fUr die Vortragsweise so wenig ein wesentlich unterscheidendes Moment, wie ein solches sich heutzutage in oler dem Alterthum fremden Region zwischen (Solo-)Arie und Duett oder Terzett u. s. w. bemerkbar macht. Doch daruber weiterhin noch ein Mehreres.

7.

Die erhaltenen Reste Plautinischer Semeiosis gestatteten vermoge ihrer Zahl sowohl als ihrer Unzweideutigkeit, die l ntersuchung iiber das Wesen des Plautinischen Canticum und Diverbium durchans uuabhiingig von anderweitigeu, in dasselbe Gebiet einschlagenden Ueberlieferungen zu fahren, und mittels festgeschlossener Beweisftthrung zu Ergebnissen zu gelangen, die durch sonstige Angaben nicht mehr beein- triiehtigt werden konnen, selbst wenn diese widersprechen oder zu widersprechen scheinen. Sie geben aber zum Theil sogar die vollgultigste Bestatigung. Es sind das, wie man weiss, die auf Sueton (bei Heifferscheid p. 11 f.) zurttck- gehenden Berichte des Diomedes III p. 491 f. K., und des Donatus Einleitungen zu Terenz und den einzelnen Teren- zischen Komodien, auf die wir hier angewiesen sind.

Die erste und weitreichendste Bestatigung der oben ge- wonnenen Satze liegt nun darin, dass uns die durchgreifeude Classification , wonach die roraische Komodie zu ihren Be- standtheilen Cantica und Diverbia, und nichts weiter hatte, so ausdrQcklich bezeugt wird bei Diomedes, dass einem Zweifel \&r kein Raum gelassen ist. Deun nachdem dort p. 491, 20 zuerst im Allgemeinen gesagt war fmembra comoediarum56)

W) Offenbar wird hier mit 'comoediaruni' grieehische und rdmitsche Komddie -uBamraengefasst ., »o daas kein genugender Grund vorliegt,

FR. *ITS< HKLII OPVBC VLA III. 3

34

CANTICTM VND DIVKRBICM BEI PLACTCS.

sunt tria: diverbium, canticuru, chorus', wird Z. 29 in unver- kennbarsten Gegensatze zu den Griechen fortgefahren : *la- o«&tinae igitur57) conioediae chorum non habent, sed duobus membris tantum constant, diverbio et cantico*. Ganz dasselbe bestatigt aber, nur ohne die ausdriickliche Zahl- bestimmung, eben so unzweideutig auch Donatus, wenn er von einzelnen Terenzischen Komodien liervorhebt, dass sie aus einer gefalligen Mischung von Diverbia und Cantica be- stehen. So von der Andria: 'diverbiis autem et canticis le- pide distincta est'58); vom Phormio: ctota diverbiis facetis-

mit Grysar p. 385 Anm. an ein Verderbniss zu denken und etwa fdraraatum' oder ffabularum' als das erforderliche anzusehen.

57) Diesea figitur' zeigt deutlich, dass uns bei Diomedes nicht der unverkOrzte Wortlaut des Suetonischen Berichtes vorliegt; ein fautem' wQrden wir veratehen, aber fur figitur' findet sich in alleni Vorher- gehenden, wo ja von einem Gegensatze der Griechen und ROinSr oder von einer verschiedenen Zahl der fmembra comoediarum' nirgends die Hede war, keinerlei Beziehung.

58) (Was man hier jetzt gedruckt liest: diucrbiis et canticis lepule distincta est, iat nur Correctur von Muretus ; da aber der Parisinus deiib autenticis, die Princeps mit ihren niichsten Nachfolgerinnen de uerbis auctenticis, Lindenbmch'8 fomneB scripti libri' (schwerlich ganz genau) diuerbiis authenticis geben, so steckt darin vielmehr zwar nicht das von Lindenbruch (wenn auch in der Hauptsache richtig) vermuthete d. aut canticis, wo ein aut unveratiindlich , auch noch nicht ganz zu- treftend Bergk'8 (p. 238) d. atque canticis, sondern ohne Zweifel das langst von Schopen hergestellte diuerbiis autein et canticis. Aachtr. p. 189 f.) Durchaua unberechtigt ist Dziatzko's Interpretation, wenn er p. 105 hier 'deverbia' (gemass seiner Substitution dieser nn- haltbaren Wortform fvir fdiverbia') und fcantica' als einen 'besoudern Schmuck', der zu dem (also in seinem eigentlichen Kern aua etwas auderm bestehenden) StOcke hinzutrete, gefasst wissen will, mit eut- schiedener Verkennung dcs 1'Qr 'diatinctus' geltenden SpraehgebrauehK. Weun beispielsweise Quintilian IV, 2, 3G von einer fnarratio distincta n-bus, peraoms, temporibus, locis, causis' spricht, so meint er doch ge- wisa nicht eine (man weiss nicht aua waa sonst bestchende) narratio, zu welcher die fros, personae' u. s. w. eine besondere Zugabe bildeteu, sondern zahlt eben die Bestandtheile der narratio selbst auf. Und im Weaentlichen ebenso verhalt ea sich mit dem fornata' beim Phormio: nicht einmal fornata diverbiis et canticis' schlechthin, sondern fdiver- biia facetissimis et suaviasimin canticis', und noch dazu ftota', was jede audere Erkliirung geradezu ausschliesst.

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CA^TICVM IJil) DIVEKHH M HEI PLAVTUS.

36

liuiis . . . . et suavissiinis ornata canticis fuit\ Nie und nirgends findet sich die geringste Andeutung eines dritten Bestandtheiles, einer dritten Scenenart': wie wenn es von der Hecyra heisst 'cautica et diverbia sumuio in hac favore suscepta sunt'; oder wenn in der Einleitung zum Eunuchus mit Miverbia multa saeper>i') pronuntiata et cantica saepe mutatis modis exhibita sunt', und noch ausfiihrlicher in der zu den Adelphen, auf die Beschaffenheit der cantica und der 6*6 diverbia naher eingegangen wird ohne jede Erwiihnung eines (Iritten; und ganz eben so auch in dem Tractat fde comoedia' IgegenEnde): fdiverbia histriones pronuntiabant, cantica vero temperabantur modis non a poeta, sed a perito artis musicae factis\ In volliger Uebereinstimmung damit steht es, wenn schon Livius VII, 2, 4 in seiner pragmatisirten Urgeschichte

o9) Dasa diese Worte verdcrbt huuI, ist einleuchtend. fdiverbia iuulta pronuntiata' oder 'aiverbia saepe pronuntiata' konnte Donatus, aueh sonst ein /.ierolich ungeschickter Stilist, allenfalls sagen , in dem Sinne numlich: fes koramen in dein Stiick viele Diverbia vor', fes hat eine reichliche Zahl von Diverbien': wie er sich ja mit ahnlicher Un- behulflichkeit zu den Adelphen ausdriickt 'diverbia ab histriouibus crebro pronuntiata sunt'; aber rmulta saepe' wiire zweimal dasselbe. Entweder ist fsaepe', als aus dem gleich folgenden eingedrungen, ein- fach zu streichen, oder es steckt darin schwerlich etwa ein fsedate', soudern etwas wie ffacete' (entsprechend den fdiverbiis facetissimis' im Phormio), wenn uicht gar fmulta suavitate', oder selbst vielleicht 'multo sale' oder fmulto lepore'. Dass man damit verbuuden eher ein 'facta' als fpronuntiata' erwarten miichte, fallt bei Donatus nicht ins Qewichi Das sinnlose fprouerbia' der jungen Hdss. (die alte reicht ja leider nicht so weit) und der Ausgg. hat (nicht Hermann Opuac. I p. 297 gtillachweigend, sondern ausdriicklich) zuerst Lindenbruch p. «27 (M8 ed. II) in 'diuerbia' verbessert. (Wenn ich iu den obigen Wor- Vu der Einleitung zu den Adelphen das Crcbro, als stilistisches Un- R'l«chick des Donatus meinte vertheidigen zu durfen, so schlug Bergk 1>. 238 vielmehr vermuthungsweise crebro gcstu dafiir vor, zu desseu Etnpf«-hlung sich das diverbius /acetissimis et gestum desiderantibus tcentcunt zum Phormio vergleichen lasst. Hleibe dies dahingestellt: dariu atimmen wir iiberein, dass in dem multa saepe der Eunuchus- Einleitung eine Corruptel stetkt, und dass wir beide (ich unter andern Mdglichkeiten) eiu facete in dem verschriebenen saepe vermutheten. Da*s crebro oder saepe uicht etwa auf ein fda capo' {revocare) gehen kunne, verstaud sich fiir mich von selbst. - Aachtr. p. 190.)

3*

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36 CANTILTM l'Nl> PIVERimM BKI PLACTUS.

des romischen Drama nur cantica und diverbia unterscheidet; desgleicLen Flavius Caper in dem lehrreichen, obgleich von mehrfachen Bedenken nicht freien Excerpt bei Rufinus de metr. com. p. 2708 P. (381 G.) und Marius Victorinus II, 3, 38 p. 2524 (106 G. [79 KJ); rquod vero ad clausulas, id est minuscula cola pertinet, quot genera versuum sunt, totidem eorum membra pro clausulis poni possunt, et solent iu canticis magis quam diverbiis, quac ex trimetro niagis subsistunt, collocari, ct praecipue apud Plautum et Naevium et Afranium'60).

60) Gewiss ist, dass die drei Dicht»*rnanien sich keinesweges auf die nacbstvorbergehenden diverbia bezieheu , soudem auf den vorzugs- weise die cantica betonenden Hauptsatz, wie das auch dic unmittelbar folgendeu Worte zweifellos erkennen lassen: 'nam hi inaxime ex omni- buB membris vnrsuum colis ab his separatis licenter usi reperiuntur in clausulis'. Aber danu siud sie auch wenigstens insofern etwas will- kurlich herausgegriffen, als unter diesem Gttsichtspunkte Plautus durch- aua keinen Gegensatz zu Terenz bildet, di«-s«T vielmehr, als mit jeneni auf ganz gleicher Linie stehend. dens.-lben Auspruch mit ihm hatte genannt zu werden. Wenn es weiter heisst 'diverbiis, quae ex trimetro inagis Bubsistunt' (wo wohl jedenfalls fex' in fin' zu verwandehi ist [s. u.]), so sieht das allerdings go aus, als wenn ausser den Senarscenen auch noch andcrweitige zu den Diverbia gezahit wflrden: was doch alleu unsern obigen Ermittelungen widerspricbt. Nun liegt es freilich sehr nabe, das hier stchende rmagis' fiir nur irrthflmlich aus dem Vor- angehenden wiederholt zu nehmen und einfach fquae in trimetro sub- sistunt' zu schreiben. Aber auch danu i-t wiederum das frflhere rmagi«' noch nicht gerechtfertigt , und mflsste es dafflr wenigstens fiu canticis potius quam diverbiis' heissen, oder noch scharfer und unzweideutigt r fin canticis tantura, non in diverbnV: denn es gibt im ganzen Plautus und Tcrentius keine dialogische Senarscene, die durch einzelne kflrzere iambische (oder auch sonstige) Verse als fclausulae' unterbrochen wflrde. Zu einer festen Entscheidiipg wird schwerlich zu gelangen sein. Uebrigens hatte auch aua dieser Stelle Dziatzko fflr scin verraeintlichts fdeverbium' die Scheinbelege entnehmen konnen, dass im Victorinus bei Putschius [wie in Keil'8 Palatinus und Parisinus] wirklich fde- verbiis' gedruckt steht, im Rufinus dieselbe Form Gaisford aus der Veneta anfflhrt. (Wenn im Obigen auch Bergk p. 233 die Prapo sition ex mit in, und zwar stillschweigend , vertauschte, so hatten wir damit beide Unrecht. Vielmehr ist in der .Verbinduug des ex mit sub- sistere ein individueller Sprachgebrauch des Grammatikers anzuerkenntu, wie die von 0. Ribbeck zur Vergleichung herangezogenen Beispiele

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CANTKXM UNI) DIVERBIUM BBl PLAUTUS. 37

Hieruaeh muss auch der letzte Zweifel schwinden an 627 der Erklarung der Sigle C als Canticum, und zugleich der Gedanke an eine etwaige Unterscheidung von canticum und mntio oder cantor, wie er mir fruher in den Sinn kani, ganz- lick aufgegeben werden. Aber auch fiir die Auffassung der correlaten Sigle DV fehlt es uns nicht an urkundlicher Be- statigung. Sie liegt namlich ganz offen zu Tage in des Do- natus Einleitung zu den Adelphen, sobald die bezflglichen Worte nach Anleitung der massgebenden Pariser Handschrift (n. 71>20) richtig also gelesen werden: 'modulata est autem (fabula) tibiis dextris . . . ., saepe tamen mutatis per scenam mqdis cantata, quod significat titulus scenae habens sub- iectas personis litteras M M 0. Item diverbia ab histrio- nibus crebro pronuntiata sunt, quae significantur D- et U- litteris secundum personarum nomina praescriptis in eo loco ubi incipit scena'. Nichts kann hiernach gewisser sein, als dass uns Donatus genau dieselbe Sigle zur Bezeichnung des fdiverbium' bezeugt, die wir als DV nahe an 30mal in den Plautinischen Handschriften fanden. Denn wenn sie dort in der graphischen Gestalt DU erscheint, so ist ja das durch- aus nichts anderes, als wemi auch bei Plautus oft genug im Decurtatus U steht, wo im Vetus V, nicht nur iiberhaupt, sondern gerade auch in jenem DU, wie z. B. aus Anm. H (vgl. 40) ersichtlich61). Auch was von der Stelle be-

beweisen: p. 107 § 9 [p. 80, 5 K.J iambica metra ex iambo et spondeo et eorum solutione subsistere; p. 110 § 24 fp. 82, 34 ] iambicum autctn, quod e.r omnibus iambis nullo admixto subsistit; p. 111 § 31 [p. 83, 4] mctrum autem ex duobus colis subsistere. Nachtr. p. 191.)

61) [In allen drei Stellen des Mercator hat C nicht DV, gondern DC. Desgleichen im Truculentus II, 8 und 111, 2 nach Schneider's Abdruck. Wo im TrinummuB nach praef. Trin. p.*au.ti tf. in K ADULESC Bteht, gibt C ADULESCNS u. a. w. u. a. w. Dergleichen als Variante zu regiatriren hat sich begreif licher Weise auch die ge- wieaenhafteete Collation nicht verpflichtet gefflhlt.] In der Behand- long der Donatusstelle ist Dziatzko p. 106 ff. (vgl. p. 98), zum Theil ohne seine Schuld , nicht glficklich gewesen. Seine, von einem Nicht- philologen gemachte, Collation des Pariser Codex gab ihm als Lesart desselben an rque aignificat D "1 V litteris'. Mit den unstichhaltigsten 'irunden die Deutung dcts mittlern Zeichens nicht nur als ET, was

r

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38 CANTICUM U N D DIVERBIUM BEI PLAUTCS.

M8 richtet wird, au welcher die derartigen Beischriften angebracht wurden zum Ueberfiuss sogar zweimal: 'titulus sceuae

freilich nicht wohl denkbar, sondern auch als et zuriickweisend, will er darin eine Verschreibung fiir KI sehen d. h. I mit dem Spiritus asper als Zeichen fiir h (was iibrigens vielmehr so KI aussehen wurde) , nnd erkliirt mittels unwahrscheinlichster Kiinsteleien die ganze Sigle als Deverbium Histrionis Voce. Musste das mittlere Zeichen ein zur For- mel selbst gehoriges sein, so wvirde ich unbedingt mit Biicbeler (Anm. 48) nur ein in gar nicht uugewdhnlicher Art etwas verziertes I annehmen, die hinzugcfugten Ptuikte als irrthiimliche Assimilation an das vorausgegangene M M C ansehen, und daa Ganze hochst einfach als Abkiirzung DIV- fur diverbium auffassen. Aber meine Collation, angefertigt (wie ich schon praef. Trin. p. lvii Anm. angab) von ein$m geschulten Philologen Dr. Patzig, der seine philologische Akribie satt- sam bewahrt hat in der 'Dissertatio de Musaei grannnatici emendatione' (Lipsiae 1870), der auch von den iibrigen kleinen und kleinsteu Va- rianten des Codex, die Dziatzko p. 98 verzeichnet, keine einzige un- bemerkt gelassen hat, diese Collation gibt als Abweichung von der Vulgate fD. et M. litteris' nichta an als eben U- (nicht V •) fur M. Ihr Anfertiger las also das mittlere Zeichen einfach als die ganz all- tiigliche Abkiirzung eines et durch t, die er verstandiger Weise eben so wenig nothig fand ausdrucklich anzumerken wie que fiir quae. Von einem nachfolgenden Punkt sagt er zwar nichtB; aber wie es sich damit auch verhalte (noch vor Jahresfrist wiirde eine briefliche Anfrage in Paris binnen acht Tagen daruber Gewissheit gegeben habeu), jcdenfalls kann cs bei der ganzen Sachlage keinen irrelevantern Punkt als diesen angeblichen Ponkt geben. (Dass dic Schreibung der alten Pariser Ilds. fignificatur D c U- Jitteris, die Dziatzko'n in seiner (Bergk un- bekannt gebliebencn) Abhandlung so viel vergeblichea Kopfbrechcn ^e- kostet hat, wirklich nichts anderes besag«-n will als D- et U, ist auch daraus ersichtlich, dass das mittlere Zeichen vou jeher nicht anders gelesen ward. Denn ^n Lindenbruch 's [Fhii>, Lim>k.\ukvc.hivs nennt er sich auf dem Titel der Pariser Terenz Ausgabe von 1602, erst in der Frankfurter von 1623 LiNDKxnnor.ivs] f.Ob8ervationes in Donati coin- nientarium' p. 628 (640 ed. IP, die Dziatzko nicht einsah, heisst ea ausdrucklich: fD. &M.] Danielis cod. D. A: V.', wo nur V. ungenau fur subatituirt ist: der rCod. Dan.' ist ja aber eben der alte Parisinus 7920. Xachtr. p. JSO.) Ueber die Erkliiiung des fD et M ■' als Diverbin Mutata bei Lange fVindiciac tragocdiae Rom.' (Lips. 1822) p. 44 Anm., dem Wolff de canticis p. 7 und so ziemlich auch Grysar p. 371 f. beitraten, ist jetzt kein Wort mehr zu verlieren; lie konnte viberhaupt einen Sinn nur haben, so lange man glaubte die trochaischeu Septenarscenen (ja nach Wolff noch gar viele andere) zu den Diverbien zahlen zu diirfen. Im Uebrigen haltc auch ich mit Dziatzko die Cou-

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CANTICUM UND DIVERBIUM BEI PLAUTUS

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habens subiectas personis litteras' und 'litteris secundum per- sonarum nomina praescriptis ' u. s. w. , steht in der wtin- schenswerthesten, ausnahmlosen Uebereinstimmung mit den 1'lautinischen Thatsachen,!2).

Gegenuber diesen zwei gewichtigen Bestatigungen der 1'lautinischen durcH ausserplautinische Ueberlieferung sind nun aber auch zwei hauptsiichliche Abweichungen ins Auge zu fassen.

Die erste liegt in demjenigen Theile der zuletzt be- sprochenen Donatusstelle, der die Bezeichnungsweise der Cantica betrifft. Bei Plautus fanden wir ohne Ausuahme nur C •, Donatus gibt diese Beischrift gar nicht an, dagegen M-M-C mit Beziehung auf die 'inutati inodi', in denen sie ex* vorgetragen -worden seien: ISiglen die, wenn sie richtig tiber- liefert sind, kaum anders aufgelost werden konnen, als wie es vor bereits 60 Jahren (vgl. Dziatzko p. 99) G. Hermann that in der schunen, fur ihre Zeit sehr notliwendigen Ab- handlung rde cantico in Romanorum fabulis scenicis' (Opusc. I

atruction Tabula modulata est . . . . , saepe tamen .... cantata' fiir hin- langlich gerechtfertigt, und die Annahme eines Ausfalles von ein paar Worten nicht fur nftthig, so mflglich, selbst logisch achiirfer auch an sich eine Satzgestaltung wie diese ware: 'modulata est autem tibiis dextris id est Lydiis, ob seriam gravitatem qua fere in omnibus comoe- diis utitur hic poeta. Saepe tamen mutatis per'scenam modia cantica cantata sunt, quae significantur' u. b. w. (so doch wohl mit natiirlicberer Wortstellung als 'cantata sunt canticd*). (Der Vulgate saepe tamen mutatis per scenam modis cantiva mutauit hielt ich nicht der Mflhe werth nur Erwahnung zu thun, da sie ja durch die Ueberlieferuog des Pari- sinus s. /. m. p. 8. modis cantata, die ich schon praef. Trin. p. lvii zur Geltung brachte, grundlich beseitigt war. Vielleicht war es uur die <twas uudeutliche Fassung der Variantenangabe bei Lindenbruch: 'cantica mutauit} Cod. Pith. mutatis per scenam modis cantauit. Dan. cantata.', wodurch sich Bergk p. 131 verleiten liess, ohne die geringste Nothigung ein temperavit fflr vmtavit zu empfehlen. Nachtr. p. 100.)

62) Gryuar scheint uiemals eine Terenzische oder Plautinische KaudKchrift geseheu zu haben, wenn er p. 372 Anm. schreiben konnte: fda die einzelnen Scenen nicht wie in dem Texte unserer Dramen durch Abtheilungen und besondere Ueberschriften von einander abgegrenzt wurden' u. s. w., oder aber er machte sich von der Urschrift des Dich- ters selbst eine sonderbare Vorstellung.

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CANTKUM LM) DIVKKIilUM HEl PLAUTUS,

p. 295), ja vor nunmehr drittehalb Jahrhunderten schon Sal- masius zu den Script. hist. Aug. II p. 827 (ed. Lugd. B. 1671): rmutantur modi cantici', wofiir ich als gleich moglich 'niutatis modis cantatur' bezeichnete63). Wie ist es nun zu . erkliiren, dass die Plautinische Ueberlieferung nur DV und C, Donatus nur DV und M-M-C kenntV Hat dieser etwa die trochaischen Dialogscenen zu den Diverbia gereciinet? Man konnte sich versucht fuhlen das zu glauben, weil er ja wirklich nur von Scenen mit fsaepe mutati modi' spricht, also solchen, die wir oben unter dem Namen 'lyrischer' Partien begriffen. Aber dann gentigte ja eben das einfache C zur Unterscheidung von den mit DV bezeichneten Senar- und Septenarscenen. Ausserdem aber: wer konnte glauben, dass die in Plautinischer Zeit mit musikalischer Begleitung ausgestatteten Partien iu einer weiter vorgeschrittenen, feinerer Bildung theilhaft gewordenen Periode, wie es die Terenzische unleugbar war, jenes Reizes wieder seien entkleidet und auf ein niedrigeres Mass herabgedriickt worden? Es widerspricht dies der Natur der Dinge und dem Gange aller Kunstent- wickelung, die, so lange noch nicht Verfall eingetreten ist, nicht vom Keichern, Complicirtern zum Einfachern, Aermern fortgeht, sondern in steter Steigerung gerade den umgekehrteu Weg einschliigt. Es bleibt nichts iibrig als zu erkennen und anzuerkennen, dass der Bericht des Donatus sachlich unvollstiindig ist, dass wir in ihm ein nachlassig gemachtes

63) Denn 'mutatia modis cantici', was von Dziatzko gebilligt wird, ware die am wenigsten glaubhafte Auedrucksweiee; mindestens ver- langte doch die Formel als solche 'mutati modi cantici*. Warum mir aber auch 'mutantur modi cantici' oder 'mutatis modis cantatur' noch einiges Bedenken laast, beruht darauf, daas doch canticum im Gegensatz zu den diverbia immer der Hauptbegriff bleibt, die mutatio modorum nur eine Modification desselben ist, man also rationeller Weise vielmehr erwarten sollte 'canticum mutatis modis' zum Unterschiede von fcanticum' Bchlechtweg, d. i. also C-M M. Wenn zwischen dem 1 1 ten und 15ten Jahrhundert ein M M C in das D M E S der Princeps und der jiingeren Handschriften, aus deren einer sie geflossen, ubergehen konnte, so doch gewiss auch zwischen dem 4ten und llten ein C M M iu M M C. Zur Gewissheit liiast aich naturlich diese Vermuthung nicht bringeu.

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CANTKTM UND DIVKKBIIM UYA 1'LAITUS.

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Excerpt vor uns haben. Er geht rait einera Sprunge von «30 den 'cantica saepe mutatis modis' = M-M-C zu den fdi- verbia' = DV uber, und lasst die dazwischen liegende Stufe, die rcantica non mutatis' oder wenigstens 'non saepe mutatis modis' = C ganz aus. So tritt also die Terenzische Semeiosis i denn so durfen wir sie ja wohl kurzweg nennen) nicht in Widerspruch mit der Plautinischen , sondern erscheint nur weiter ausgebildet durch eine neue Unterabtheilung. Wahrend die Plautinische sich begniigte, nur musikalischen und nicht- musikalischen Vortrag gegenOber zu stellen, fand es jene augemessen, innerhalb des musikalischen die zwei Arten zu uuterscheiden, die wir oben melodramatisch und recitativisch benennen durften, und die so fllhlbare Ungleichartigkeit der Septenarscenen und der wirklich lyrischen Scenen auch durch zwei gesonderte Zeichen zu markiren.

Aber flber diese Donatischen Angaben noch weiter hin- ausgehend ist, was fiber denselben Gegenstand in dem Tractat 'de comoedia' (der zwar unter dem Namen desselben Donatus geht, ihn aber im Pariser Codex keineswegs tragt) berichtet wird. Da liest man namlich (p. LIX bei Wester- hov), unter Zugrundelegung des Parisinus, vollstandig also: 'Diverbia histriones pronuntiabant: cantica vero tempera- bantur modis non a poeta, sed a perito artis musicae factis. Neque enim omnia isdem modis in uno cantico agebantur, sed saepe mutatis: ut significant, qui tres numeros in co- moediis ponunt, qui tres continent mutatos modos canticia).

64) Die Varianten des Codex findet man bei Dziatzko p. 99 genau verzeicbnet, die Construction der Worto aber nicht richtig gf- fasst. Uniuoglich kann 'cantica' daa grammatische Subject zu 'ageban- tur' sein: eine Rede wie fnon omnia cantica isdem modis in uno cantico agebantur" ware selbst fflr einen Donatus oder seines gleichen zu stam- melnd. Auch zu 'saepe' ist mit nichten 'agebantur' zu suppliren, sondern 'saepe mutatis' geh5rt zubammen: genau wie zum Eunuchus 'cantica «aepe mutatis modis exhibita sunt', und zu den Adelphen 'aaepe mutatis per scenam modis cantata'. Ware dem anders, so hatten wir allerdings an Aussagen, wie rsaepe exbibita sunt m. m.\ 'saepe cantata m. p. s. m.', 'saepe agebantur m. m.' sein wtfrden, eine gauz .rwunschte Best&tigung des oben auf anderm Wege festgestollten Ver- haltnisses, wonach Cantica zwar oft haufigen VVechsel der Melodie

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42 CANTICTM CNI) DIVEKBICM BEI PLACTCS.

wi Eius, qui modos faciebat, nomen in principio fabulae, ut et scriptoris et aetoris, superponebatur'65). Was es mit diesen

hatten, aber nicht imrner, d. h. dass es fiberhaupt zwei Arteu von Cantica gab. Wie wir indeaa dafur einer weitern Bestatigung gar nicht bedurfen, »o thut gegen diese vermeintliche sehr eutschiedenen Ein- spruch die constante Wortstellung, die alle drei Male fsaepe' mit rmu- tatis' eng verbindet. Also: das Subject des ganzen Satzes ist und bleibt 'omnia\ wie et eine auf KiinstHchkeiten verzichtende Interpretation verlangt: = 'nicht alles iunerhalb eines Cauticum wurde auf gleiche Weise vorgetragen', oder scharfer: fdie sammtlicben Theile eines und desselben Canticum wurden nicht nach eincr und derselben Melodie vorgetragen, sondern nach vielfach wechselnder'. Wie leicht eraichtlich, haben auch hier, wie in der Einleitung zu deu Adelphen, dem Schreibcr die eigentlich lyrischen Cantica vorgeschwebt, wahrend von den Sep- tenarscenen, wie dort, nicht besonders die Rede ist. Denn wenn man einen Seitenblick auf sie in dem Zusatz fsaepe\ statt dea einfachen 'mutatis' finden wollte, ao ware das wohl flberfein.

65) Der Schlusssatz lautet nach der, auf der Princeps fussenden Vulgate: .... fmutatos modos cantici illius. Qui huiuEmodi modos faciebant, nomen in principio fabulae et ecriptoris * et actoris super- ponebant'. Nach den ganz verfehlten Versuchen von Vossius Instit. poet. II, 18, 9 und Wolff fde actibus et scenis apud Pl. et Ter.' 1 (Gubenac 1813) p. 19 erkannte zuerst Lange in den Vind. trag. Rom. p. 45 sowohl das Nichtssagende eines zu fcantici' hinzugefugten fillius', als das Fehlen eines Genitivs beim folgenden fnomen', und schrieb daher mit vcraudertcr Interpunction: fcantici. Illius, qui . . . . faciebat, nomen' u. s. w., was dann Wolflf fde canticis' p. 6, zugleich mit Ver- anderung dea fet scriptoris' in fut scriptoris', annahm, wie sputer Hermann p. 274. Hingegen nahm Schopen das fillius' fur ein Ver- derbniss von funius' und empfahl als Schreibung des Ganzen : fqui tres numeroa in acenis ponunt, quae trea continent mutatoa modos cantici unius. Qui huiusmpdi modos faciebat, nomen iu principio fabulae ut et acriptoris et actoris superponebant ' : im Uebrigen feinsinnig genug, wenn auch vielleicht zum Theil den Schreiber selbst, nicht die Abschreiber verbessernd, jedenfalls aber sehr hart ohne pronomiualen Genitiv zu 'nomen' (weshalb ich ebedem fcantici unius. Qui . . . fa- ciebat, eius nomen' ... schreiben zu sollen glaubte). Der alte Pariser Codex bringt, da zu fcantici' keinerlei Zusatz n5thig, mit dem foiiw' alles auf das einfachate in Ordnung, wenn man nur sein fcontinet' mit fcontinent\ dagegen f superpouebantur ' mit f superponebat u r ' vertauscht, sein ffaciebat' festhillt, sein fmutatis modos' als reinen Schreibfehler ansieht, fhuiusmodi' mit ihm ganz tilgt: worauf dann nur noch fut et' von Schopen zu adoptiren ist. Sclbstverstandlich sind mit dem Ganzeu die Notizeu der vorangestellten Didaskalie ge-

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CANTKTM USD DIVEBBIUM BEI PLAUTUS.

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ftres nunieri* fiir eine Bewandtniss habe, nieirite zuerst Sal- masius a. a. 0. p. 828 durch Herbeiziehung der verschie-63* denen Flotenarten aufzukliiren, je nachdem miinlich die mu- sikalische Begleitung entweder 'duabus dextris' oder fduabus sinistris' oder aber 'tibiis imparibus' d. i. 'dextra et sinistra* bewirkt worden sei. Wir konnen tiber diesen abenteuer- lichen Erkliirungsversuch, der dem Wortlaut Gewalt anthut, mit den •allgemeinen Angaben der Didaskalien unvereinbar ist, auch im Einzelnen gar keine durchfiihrbare Anwendung zulasst, fiiglich zur Tagesordnung iibergehen. Hermann p. 295, dem sowohl Lauge™) Vind. trag. Ilom. p. 44 als spater Grysar p. 373 ff. zuversichtlich beistimmten, nahm, anscheinend hochst einfach, an, dass (ipsi cantico suis locis addebantur numeri I. II. III. ut, ubi fieret ista mutatio, in- telligeretur', oder nochmals mit etwas andern Worten: 'ut iis cantici versibus, in quibus mutabantur modi, adscriptos putemus numeros I. II. IIF. Schwerlich ist er sich selbst recht klar dariiber geworden, worin denn eigentlich eine solche mutatio modorum bestehen sollte, oder wenn, so hat er ganz Unglaubliehes vorausgesetzt. Ist namlich nur die melodische Begleitung, d. h. also kurzweg die Melodie, ge- meint, so versteht sich von selbst, dass sie wechselnd war, aber zugleich, dass nicht nur ein dreifacher, sondern, je nach Umstundeu, eiu zehn- und zwanzigfacher Wechsel stattfand. Wer kann sich denn vorstellen, dass selbst die allerregel- massigsten baccheischen oder kretischen Tetrameter, wenn ihrer was doch das relativ seltnere ist auch nur etwa sechs oder acht auf einander folgten, mittels einer und der- selben musikalischen Phrase in unertriiglicher Monotonie

V-

ineint; 'acriptor' iwt, was Uermaun seltsamer Weiso beanstanckte, naturlich der Dichter, 'actor' der 'actor prhnaruni', wie Pollio odcr Ambivius Turpio.

66) Musik war wohl seine Sache nicht: sonst wiirde er nicht auf den wundersamen Einfall gerathen sein, eine Bestatigung und ErklSxung der ftres numeri mutatorum modorum' in einer Stelle des Aristides Quintilianus zu finden, worin die ueXoirouai uach den nicht etwa drei, sondern funf Kategorien Ytvei, cucrr|uaTi, t6vcu, Tp6my, n6€i unter- Bchieden werden, deren jede allerdings drei Glieder hat! Dennoch hat Wolff 'de canticis' p. 0 viel Gefallen an dieser Auiklarung gefunden.

44 CANTICUM OND DIVEBBI0M BKl PLAUTU8.

componirt gewesen wiiren67)? Geschweige denn die nnend- 633 liche ^Tannigfaltigkeit der, zum Theil zugleich mit bacche- ischen und kretiscben Rhythmen, im buntesten Wechsel durch eiuander gehenden iambischen und trochaischen und anapastischen Octonare und Septenare und allerhand kQr- zern Versformen wie ist denn deren musikalische Com- position nur iiberhaupt anders denkbar als mit eben so viel- fach wechselnden Melodien oder melodischen Figffren, die sich dem gleichen Wechsel von Rhythtnen und Metren, so- wie von Empfindungen und Gemiithsbewegungen der spre- chenden (d. h. recitativisch vortragenden) Personen, fort und fort anzuschmiegen hatten, und fttr deren Unterscheidung blos drei Ziffern auch nicbt entfernt ausreichen konnten? Selbst die melodramatische Begleitung der trochaischen Sep- teriare, die sich ja oft genug hundert und mehr Verse fort- setzen, wiirde, wenn nicht nur blos mit einem, sondern selbst mit drei melodischen Motiven durchgefQhrt, eine tddt- liche Langeweile bewirkt haben: so sehr ja auch anderseiis ein geringeres Mass von Abwechselung durch die Einheit- lichkeit des Metruras selbst bedingt sein musste.

Es liesse sich nun allerdiugs denken, dass nicht sowohl

67) Grysar scheiut das freilich gcglaubt zu haben, wenu er p. 374 f. den praktischen Versuch macht, den Eingang der Andriascene IV, 1 nach den ' drei verschiedenen Melodien' abzutheilen, indem er den daktylischen Anfangsvers mit .den 9 folgenden kretischen unter r I ' zusammenfaflst , daun die paar, obwohl doch unter sich ganz ver- «chiedenen trochaischen, iambischen, baccheischen Versformen als 'III* (nicht II) bezeichnet, eudlich unter fIP (nicht III) die folgenden theilx trochaischen theils iambischen Tetrameter ansetzt. Aber was wird denn nun aus dem weitern Verlauf der Scene, welche in mehrfachem Wechsel trochaische Septenare, iarabische Octouare, iambische Senare, und wiederum iambische Octonare auf einander folgen lasst? Fallen die alle zusammen noch unter die eine Melodie 'II'? Oder fing die Numerirung mit l. II. 111 wieder von vorn an? Es ist eine unglaub- liche Unklarheit der Begriffe, die in dem ganzen Spiel mit dem Namen 'Melodie* fast flberall zu Tage tritt. Ich mOchte wohl wissen, wie von der obigen Scene ganz abgesehen man es anfangen wollte, z. B. einen baccheischen Tetrameter mit einem iambischen oder tro- chaischen Septenar oder Octonar, geschweige denn etwa Dimeter, auf eine und dieselbe 'Melodie' zu setzen!

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CANTICTM IND DIVERDIUM DEI PLAUTUS.

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eine mit den einzelneu Versen eintretende Verilnderung der lnodi gemeint sei, sondern dass man grossere rhythmisch- metrische Gruppen, in die ein Canticum zerfiele, im Auge gehabt hatte. Aber dann miisste es doch Cantica, ja es mfisste eine Mehrzahl von Cantica geben, in denen eine Dreisabl von deutlich unterscheidbaren derartigen Verscom- plexen zu Tage liige: ich kenne aber kein einziges, weder bei Plautus noch Terenz, in dem ciner schlichten und unbe- fangenen, von KUnstlichkeiten absehenden Betrachtung eine solche dreifache Gliederung entgegentrate. Nur ein sehr uneigentliches Analogon gibt es, welches man moglicher Weise liieherziehen konnte. Wie iiberhaupt die ganze me- triscbe und scenarische Technik, mit der sich eine Terenzische Komodie aufbaut, eine vom Plautinischen Muster wesentlich versehiedene ist auch ein Gegenstand [vgl. Anm. 53], der eine eingehende, zusammenhiingende Darlegung gar sehr ver- «a* lohnte r'"'m) , so unterscheidet sie sich von der Plautinischeu insbesondere auch dadurch, dass sich in bewegte Scenen von tkeils wechselnden lyrischen Metren theils auch Septenaren vielfach auch iambische Senare eingemischt finden, nicht nur einzeln oder paarweise, sondern in so fortgesetzter Folge, dass sie geradezu eigene zusammenhangcnde Senarpartien bilden: eine Anordnung, welche dem Plautus fremd ist. Komnit nun eine solche Partie gerade in die Mitte zwischeu die anderartigen zu stehen, so ergeben sich allerdings drei sehr deutlich in die Augen fallende Abschnitte, die als solche mit I. II. III bezeichnet werden konnten: z. B. wenn in der Andria die Scene II, 3 mit 9 trochaischen Septenaren be- ginnt, mit 10 Senaren fortfahrt und mit 10 iambischen Octo- naren schliesst; oder III, 3 auf 4 iambische Octonare nebst 1 Dimeter folgen lasst 37 Senare und auf diese 6 iambische Septenare. Aber abgesehen davon, dass dann doch in der

67*) [Ein beachtenswerther, w^nn auoh noch nicht hinlanglich Qbereichtlicher Anfang ist dazu gemacht in dem Magdeburger Pro- ^ramm von B. Born fde diverbii apud Terentium versibuh' (1808). Im Uebrigen wird hier der Name 'diverbium' bo sehr nur im allgemein- iten Sinne von Dialog fiberhaupt genoramen, dass fflr unsern Zweck und Gesichbpunkt kein Gewinn daraus erwacbsen kann.J

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CANTKTM rxn niVERBUM BEI PLACTT8-

Mitte nicht sowohl eine rmutatio', als vielmehr, da die Se- nare gar keine Musikbegleitung hatten, nur eine 'cessatio modorum' eintrate: wie gering ist doch die Zahl der gerade in dieser foder selbst ahnlicher) Weise angelegten Scenen gegen die uugemeine L eberzahl derjenigeu, fur deren bunte Mannigfaltigkeit blus drei Abtheilungszeichen eine uberaus kiimmerliche, schlechterdings unzulangliche Signatur wiiren! Wie wollte man, um nur ein paar Beispielc aus derselben Andria anzufuhren, damit ausreichen fur die Scene I, 2, die sich aus 3 Senaren, 2 iauibisehen Octonaren mit einem da- zwischengestellten Dimeter. 2 trochaischen Septenaren. 10 iambischen Octonaren, 3 Senaren und wiederum 7 iambischen Octonaren zusammensetztV wie fur die wechselvollen Mi- schungen in T. 5. (II, 1.) III, 2. IV, 1. V, 2? lauter Scenen, die auch den etwaigen Versuch, durch massgebende Unter- scheidung von melodramatischen Septenarscenen und recita- tivischen lyrischen Scenen weiter zu kommen, scheitern lassen. Man wird es mir erlassen, noch naher dasjenige im Einzelnen nachzuweisen, wovon sich jeder durch eigene Untersuchung iiberzeugen kaim; denn rich bin des trocknen Tous nun satt' und sehne mich nach dem Ende. Genug, dass auch dieser Wreg nicht zu dem Ziele fuhrt, eine vernunftige Erkliirung der ftres numeri, zu finden, und dass die Hiilfe anderswoher gesucht werden muss.

In meiuem Handexcmplar der Hermannschen Opuscuhi fiude ich p. 294 zu 'numeros' am llande von meiner Hand ich weiss nicht aus welcher Zeit beigeschrieben fnotas': und darin wird in der That der Schlussel des RSithsels liegen. Beide Worter erscheinen so hiiufig in Abbreviatur geschrie- ben, dass man auch hier nur falsche Lesuug iiir *tres notas' anzmiehmen hat, um jeder Schwierigkeit ledig zu werden: denn dann sind eben dieselben drei notae M M C gemeint, die in des Douatus Einleituug zu den Adelphen fQr die 'cantica mutatis modis' angegeben werden. Eine unverwerf- liche Bestiitigung dafUr wurde darin liegen, dass die Prin- ceps mit fquae tres continent m. m. c' fortfiihrt: wenn nur nicht der alte Parisinus allerdings cqui' giibe, was seit Lindenbrueh zur Vulgate geworden. Dieser ganze Zusatz

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CANTItTM I ND DIVERBIUM BEI PLAITTS.

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ubrigens mit seineni ungeschiekten 'continent' ist entweder ein verungliicktes Autoschediasma des Excerptors, oder aber es ist mit Benutzung von Schopens 07 b) ansprechender Emendation (s. Anm. 65), zugleich mit Tilgung des wieder- holten (tres', der tadelloseste Sinn durch diese Schreibung herzustellen: rut significant, qui tres notas in scenis po- nunt, quae eontinent mutatos modos cantici \ **)

Nur noch eine, zweite Disharmonie zwischen der Plau- tinischen Semeiosis und anderweitigen Berichten bleibt jetzt zu erledigen, durch die wir wiederum auf Diomedes zurilck- gefiihrt werden. Bei ihm heisst es namlich p. 491, 24: lin canticis autem una tantum debet esse persona, aut, si duae fuerint, ita esse debent ut ex occulto una audiat nec con- loquatur, sed secum, si orrus fuerit, verba faciat'. War uns bisher ein conciliatorisches Verfahren gestattet, so ist uns hier dieser Weg giinzlich verschlossen ; wir stehen einer An- gabe gegeniiber, die, wenn sie sich auf unsere romische

67b) (Auf die mehrfach an niich gerichtete Frage, wo denn Scho- pen diesea und anderes dergleichen mitgetheilt habe, dieue zu wissen, dass derselbe bereita in den Jahren 1834 bis 1837 eine kritische Aus- gabe des Donatus in Angriff genommen hatte, und zwar nicht nur handechriftlieh , sondern dass bereits die ersten vier Dogen derselben, die nach siunmtlichen Einleitungsstiicken (Vita, Euanthius de fabula, Donatus de comoedia) den Commentar selbst bis zu Andr. I, 2, 34 fuhren, im Verlag von Ed. Weber in Bonn gedruckt waren, als das Unternehmen ins Stocken gerieth, bald ganzlich abbrach, und leider nie wieder aufgenommen wurde. Jene yier Druckbogeu, die in wenigen Handen sein werden, besitze ich als Geschenk meines alten Freundes, das er mir in der That *kujv d^Kovxi, oder wenn man will, d^KUJv ^k6vti Tt 8u|uuj vergOnnte. ~ Nachtr. p. 190.)

6«) Im Wesentlichen zu demselben Resultat ist Dziat/ko p. 100 gekommen, wenn auch mit Modificationen imd auf etwas anderm Wege, indem er namentlich das rnumeros' auf Misverstiindniss der drei, zu- gleich als Zahlzeichen giiltigen Buchstaben M-M-C- zurvickfiihrt : was auch mdglich ist, so grob auch der Misgriff ware. (Wie wenig ich in Betreff der tres numeri mit Bergk p. 231 Anm. 4 zusammen- gehe, und warum, ist im Obigen so ausfuhrlich dargelegt, dass ich jetzt nichts hinzuzusetzen finde. Auch Schopens ut et scriptoris et actf/ris glaube ich gegen das Bergk'Bche ut scr. et act. festhalten zu musaen, so unwesentlich auch der Unterschied ist. Nachtr. p. 190 f.)

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48 CANTICUM UND DIVERBIUM BEI PLAUTUS.

Komodie bezieheu soll, einfaeh niedergeschlagen und riick- sichtslos aus dem Wege geriiumt werden muss, weil sie ihrerseits den verbUrgtesten Thatsachen ins Gesicht schliigt Sowohl Wolff als Grysar haben sie mit Gewicht in den Vordergrund gestellt und zum Theil zum Ausgangspunkte ihrer Begriftsbestiinmung des Canticum gemacht, aber es mit der Nachweisung sehr leicht genommen. Der letztere begnUgt sich p. 309 f. einige wenige Beispiele beizubringen. auf welche die Angabe gerade passt, ohne sich diejenigen, auf die sie nicht passt, weiter kiimmern zu lassen. Wolff erkannte wenigstens p. 11 die Nichtigkeit der Behauptung, G36 dass, wenn eine zweite Person zugleich rait auftrete, sie niu* fex occulto audire nec conloqui, sed secura verba facere* diirfe, da es der Falle allzu viele gebe, in denen eine, selbst zwei Personen, vom Hauptsprecher unbemerkt, nicht nur 'secuni', sondem auch fiuter se aut interdum ad spectatores' spriichen; er trostete sich indess iibcr diesen Widerspruch der Thatsachen mit einem 'Diomedes ipse oblitus est''. Wir miissen weiter gehen und viel stiirker auftreten: der ganze Bericht bei Diomedes, mag er nun so von Sueton her- rtihren oder nicht, ist in der Ausschliesslichkeit, mit der er auftritt, grundfalsch. Er ist es erstlich darum, weil er auf die Septenarscenen , die doch, wie wir gesehen haben, sUmintlich zu den Cantica ziihlen, ganz und gar keine An- wendung erleidet: wofur ich einzelnerNachweisungen durch die p. 608 [13] ff. aufgestellte Tabelle Uberhoben bin. Er bleibt es aber auch, wenn wir ihn in favorem dahin interpretiren, dass nur die Cantica im strengem Sinne, die in lyrischen Metren 'saepe mutatis raodis' gedichteten Scenen gemeint . seien. Treten nicht z. B. im Poenulus V, 4 Adelphasium und Anterastylis gleich von vorn hereiu in lyrischera Zwiege- spriich zusamraen auf? nicht gleichfalls im Pseudulus IV, 1 Pseudulus und Simmia? nicht im Epidicus II, 2 sogar die drei Personen Epidicus, Apoecides und Periphanes? und ebenso im Truculentus II, 7, wenn auch nach einera voran- gehenden Monolog, doch dann Phronesiura rait dem Sklaven und dem Miles? Wenn uns diese Scenen als Cantica durch das urkundliche C ausdrUcklich beglaubigt sind, so lassen

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CANTICUM UND DIVERBIUM BEI PLAUTUS. 49

sich, nachdern einmal die Kriterien zur Unterscheidung vou Cantica und Diverbia gefunden sind, zahlreiche andere, die zufallig kein solehes C vor sich haben, mit gleicher Beweis- kraft ohne Mtthe hinzufilgen.

Hiiufig genug freilich und bei Plautus besonders beliebt ist, wie die Tabelle zeigt, die Anordnung diese, dass die Seeue mit einem lyrischeu Mouolog beginnt, von dem dann zu eineni Dialog in Septenareu iibergegaugeu wird. Und gerade diese Wahrnehmung mag es gewesen sein, die den- jenigen, die einmal die lyrischen Cantica und die Septenar- partien, als mit jenen nicht eigentlich homogen (was sie ja auch nicht sind), von einander ganzlich trennten, den Anlass gab zu der bei Diomedea vorliegenden Bestimmung. Man machte eben das Resultat einer Beobachtung des factisch uberwiegenden in kurzem Ausdruck zur Regel, stellte unge- nau als bindendes Gesetz auf, was in Wahrheit nur der vou der Mehrheit der Beispiele abstrahirte Usus war. Sehr moglich sogar, dass ein viel stiirkerer Nachdruck, als bisher gescheheu, auf das zweimalige rdebet' fdebent' bei Dio- 6S7 medes zu legen ist, d. h. dass nicht sowohl der factische Thatbestand historisch berichtet werden soll, als vielmehr die theoretische Vorschrift einer Poetik des Drama (oder speciell der Komodie) cut esse oportet', in Form eines Lehr- satzes mitgetheilt wird: ungefahr in dem Sinne wie die Ho- razischen Regeln fneve minor neu sit quinto productior actu fabula' und Jnec quarta loqui persona laboret', welche nicht nur nicht hindern, souderu vielmehr nothigen, auf das Vor- kommen auch des Gegentheils zu schliessen. Auf das Bedenkliche, gar nicht sehr Verliissliche , wahrscheinlich ziemlich Fragmentarische der ganzen Fassung des Diome- dischen Excerpts, in welchein nirgends mit Sicherheit zu erkennen, wo von griechischen, wo von romischen Einrich- tungen die Rede ist, will ich hier nicht weiter eingehen; gewiss ist, dass es an Klarheit, Ordnung, Vollstiindigkeit viel zu wunschen iibrig liisst .*)

*) Zusatz. Indem mir daa Voratehende jetzt im Druck wieder vor Augen tiitt, finde ich, datss uiau vielleicht eiue ausdruckliche Er- klarung dariiber vermiasen wird, wie in Absicht auf die Vortragsweise »*. VttWCBMLU OPVHCVLA iu. •*

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CANTICTM rXD DIVERKirM BEI PLAITIS.

diejenigen trochaiscben (aach iambiseften) Septenare anzaaehen seien, welche nicht in fortgeaetzter Folge ganze Scenen bilden und den obigen Entwickelungen zufolge melodramatisch waren, sonden einzeln oder paarweiae oder uberhaupt in ganz geringer Anzahl unter lyrische Verse, also recitativiach vorgetragene, namentlich Octonare, gemischt erschei- nen. Ich habe aie aammtlich um der Gesellachaft willen ebenfalU als lyrisch, also recitativisch angesehen, kann aber nichta Zwingendea entgegenstellen, wenn Bich etwa jemand lieber die Vorstellung bildet, aie hatten auch in ihrer recitativischen Umgebung doch ihren melo- dramatiachen Cbarakter bewahrt und durch solche Mischung beider musikalischen Vortragsarten den bezuglichen Scenen einen desto gros- sern Reiz verliehen: obwohl mich daa doch als eiue etwas kQust- liche Annahme anmuthet. Man musa eben nicht allea wisaen wollen, weil man nicht alles wisaen kann: denn fest etiam nesciendi ars quae- dam\ (Daaa iambische Trimeter, einzein oder in ganz geringer Zahl, entschieden lyriachen Metren wie so haufig bei Terenz eingereiht, mit den letztern den recitativischen Charakter durchaus theilten, dar- uber iat mir doch im Grunde gar kein Zweifel; um wie viel mehr also eingemischte trochaiache Septenare!]

Nachtrag*).

Auf lnehrfache Anfragen, warum ich in obiger Abhand- lung die Aeusserungen C. E. Gepperts fflber vereinzelte 187 Buchstaben in den plautinischen Handschriften' (in desseu 'Plautinischen Studien' Heft I p. 1—15) ganz unberiick- sichtigt gelassen, ist meine einfache Antwort, dass ich .die- selben damals gar nicht kannte**). Ist das eine Schuld, so muss ich sie eben auf mich nehmen. Zu bereuen habe icb,

*) [Rhein. Museum f. Phil. XXVII p. 186 ff. Die Einzelnheiteii dieaea Nachtrags sind alle schon oben betr. Orts eingereiht worden.] •*) Indem ich auf dieaen Anlass auch das zweite Hefl jener rStu- dien' kennen leme, finde ich daselbst im Vorwort p. V eiue Beschwerde daruber, daas ich zu Trinummus 295 bemerkt habe 'moribus (ohne et) Geppertus sive tacite sive caau: quod verum puto', wahrend dbch in G. 'a Commentar die Streichung dea et auadriicklich motivirt sei. Herr G. hat vollkommen Recht, und ich bedauere dies flberaehen zu haben. Wenn er aber ffast wunschen mOchte, dass mir auch aeine Ausgabe des Trinummu8, bei der geringen Riicksicht, die ich darauf nehme, uubekannt geblieben ware\ ao habe ich darauf zu erwidern, daas ea gegen meine Grundsatze geht, Gutes oder Brauchbarea n issent- lich zu ignoriren, in welcheu Umgebungen es sich auch finde.

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CANTICUM UND DIVERBIUM BEI PLAUTUS. 51

wie ich nun sehe, jene Nichtkenntniss weiter nicht, da so- wohl die Behandlungsart desselben Stofts als auch die ge- wonnenen Resultate auf beiden Seiten so grundverschieden sind, dass keiner dem andern irgend etwas weggenommen hat, und dass es kaum ein schlagenderes Beispiel fiir die Wahrheit des Satzes fduo cum faciunt idem, non est idem' geben kann.

Kaum waren diese Worte niedergeschrieben, als sich soll ich sageu eine neue Bestiitigung (wenn auch in sehr verschiedenem Sinne) oder mehr eine Widerlegung (denn beides passt hier) des eben angeftthrten Satzes darbietet in deni Bergk'schen Aufsatze fttber einige Zeichen der Plauti- nischen Handschriften \ welchen uns das 2te Heft 31sten Bandes des Philologus p. 229—246 bringt. Von einem Manne wie Bergk liisst sich natttrlich erwarten, dass er nicht die imild ausgedrttckt) so schwachen wie abenteuerlichen Vor- stellungen des f scharfsinnigen Gelehrten* theile, nach denen DV«, in seinem Ursprunge vollig unerklart, viererlei ganz V erschiedenes bedeutc, C- aber (wo es es nicht etwa, weil der dritte Buchstab im Alphabet, fttr die Zahl III stehe!) identisch sei mit der oittXti ^Etu veveuKuia < und zur Bezeich- nung eines Wechsels des Versmasses diene. Vielmehr hat \ B., gesttttzt auf die von G. mitgetheilte, ausschliesslich auf die gedachten Zeichen gerichtete Zumptsche Collation des Vetus, die mir unbekannt war, in der Hauptsache dasselbe gefunden, wovon ich p. 606 [10] sagte, 'man werde es nicht als eine Hypothese, sondern als eine lediglich durch schlichte Couibination von Thatsachen und ihren logischen Conse- quenzen ermittelte Gewissheit anzusehen haben'. Und eine derartige Uebereinstimmung kann ja im Interesse der wissen- schaftliehen Erkenntniss nur hochst erfreulich sein.

Briefliche Aeusserungen haben auch in meiner Abhand- m lung vermisst, dass das fttr die romische Komodie Ermittelte nicht zu RQckschlttssen auf die musikalischen Kunstmittel und Vortragsweisen des griechischen Drama verwendet und verwerthet worden sei, da ja hier, wie in andern Ge- bieteu alles Analoge, die romische Erscheinung nur eine Art von 'Abklatsch' des griechischen Vorbildes gewesen seiu

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52 CANTICIM UND DIVKKHICM BEI PLAUTTS.

werde. Wie hatte mir doch die Moglichkeit solcher Riick- schltisse verborgen sein konnen! Aber uian kann, und man will, und man muss doch nicht, wenn man tiber Eines schreibt, zugleich und sogleich tiber Alles schreiben, was damit zusammenhangt, und tiberliisst ja gern, eben so bil- liger wie verstiindiger Weise, manches der weitern Ent- wickelung wissenschaftlicher Forschung und Erkenntniss. Habe ich doch, sehr absichtlich, nicht einmal die romische Tragodie in den Kreis der Untersuchung gezogen, ja sclbst die Terenzische Komodie*) neben der Plautinischen nur in Seitenblicken berfihrt, weil wir hier ausschliesslich auf subjective, wenn auch immerhin an sich vielleicht ganz pro- bable, ratiocinatio angewiesen wiiren.. Zunuchst kam es doch darauf an, nur eiumal erst das urkundlich Beweisbaro festzustellen: und wie sehr wir in dieser Beziehung ftir das griechische Drama von ausreichenden Zeugnissen verlassen

*) [Ueber sie handelt sehr ausfahrlieh und eingehend das Kapitel rde canticis et tibiis fabularum Terentii' in Kduardi a Bruner 'Quae- stiones Terentianae* (rex Actorum soc. scient. Fennicae t. IX' ), Hel- singforsiae 1868. 4., p. 3- 79. Der griindliche Fleiss und die umsich- lige Sorgfalt dieser Untersuchung kann, trotz uiaucher feinen Bemer- kung, doch den Mangel nicht ausgleichen. dass sie, neben den an Zah! wie Verwendbarkoit so unzureichendeu ansdriicklichen Angaben der Alten allein auf WahrscheinlichkeitAerwilgungen uud subjective Com- binationen angewiesen, des festen Bodens einer autheutischen Ueber- lieferung von Thatsachen entbchrt, wie uns solche in der jetzt aus Licht gezogenen Plautinischeu Seraeiosis vorliegt. Erst auf dieser Grundlage wird eine, ganz von vorn beginnende, Untersuchung auch far Terenz zu befriedigendern nud, weil die Sache bei Terenz aller- dinga complicirter liegt aln bei PlautuH, wenigKtens annSherud ab- schliesseuden Resultaten fahren. Wie viel mehr werth Zcugnisne sind als Conjecturen , bestiltigte sich ja auch an den Siglcn D et U und M-M-C», deren obige Behandlung es mir als uberflOssig erscheiuen liisst, Bruners (p. 31 ff.) entgegenstehende Ausfahrungeu im Einzelnen zu beleuchten d. h. ausdracklich zu widerlegen. Manche ander- weitige Aens8crungen aber Terenzische, gelegentlich auch wohl Plau- ttnische MelopOie habe ich mit consequentem Stillschweigen entweder aus dem gleichen Grunde abergaugen, oder weil sie, nur wie im Vor- abergehen, manchmal recht gedankenlos hingeworfen und jeder Be- gnindung ermaugelnd, unserer Erkenntnisa keinerlei FOrdemng ge- wahrten.]

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CANTICUM UND DIVERBIUM BEI PLAUTUS

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sind, weiss ja jeder. Auch Bergks beiliiutige Bemerkungen gebeu dafiir nur Anfange, iiber die scbon Erorterungen, wie z. B. die von Westphal 'Gesch. der alten und mittelalt. Musik' (1864) p. 132 ff. und 'Prolegoinena zu Aeschylus' Tragodien' (1869) p. 198 206, hinausfiihrten [auch Griech. Metrik (2. Aufl.) II p. 480 f.: wozu neuerdings hinzugekommen Chr. Muff fi1ber den Vortrag der chorischen Partieen bei Aristophanes' (Halle 1872) p. 33 ff. Dass die hier fur das griechische Drama aufgestellten Behauptungen gar nicht in so durchgangiger Uebereinstimmung mit den Plautinischen Ermittelungen stehen, um sich ohne Weiteres mit ihnen zu decken, ist leicht ersichtlich. Woraus folgt, dass entweder jene Behauptungen (uamentlich gewisse Westpharsche, die Trinieterpartieen betreffende) zu modificiren sind, oder diese Ermittelungen keinen unbedingten Rttckschluss auf grie- chische Kunstiibung gestatten, vielmehr uns nur ein abge- schwachtes, feinere Nuancen fallen lassendes Nachbild des griechischen Typus vorfUhren. Am gesichertsten ist ohne Zweifel melodramatischer Vortrag der katalektischen tro- chaischen Tetrameter, uber den sich Bockh Ges. kl. Schr. VII p. 591 f. schwerlich so schwankend ausgesprochen hiitte, wenn ihm die Plautinische Semeiosis bekannt gewesen ware: so dass mir in dieser Beziehung Bergk s (p. 241- 244) Be- touung des Archilochischen auroc eEdpxujv np6c auXov Accpiov 7rair|ova, noch viel mehr aber die Interpretation der wichtigen Xenophontischen Stelle Sympos. 6, 3 als durchaus berechtigt erschcint. Zum Abschluss kann dieser ganze Gegeustand nur durch die vollstiindigste Zusammenfassung und Abwiigung all^r in Betracht kommenden Momente ge- langen:] meinerseits liebe ich, derartige Fragen entweder nach Moglichkeit erschopfend oder gar nicht zu behandeln.*)

*) Ich benutze diese Gelegenheit, um einen Druckfehler und einen Schreibfebler der zweiten Bearbeitung des Trinummus zu berichtigen. Jener i*t, da»8 zu Vers 1123 die Angabe au»gefallen ist, waa denn eigentlich in den Handachriften steht. Die Note muss (wie achon au» der Proecdoais zu ersehen) lauten: ' eo ego 32 Prohg. p. t.xxiit. eo libri. ego eo Lindemannus' u. s. w. Der leidige Schreibfehler, auf den mich eine lebhafte Interpellatiou Leonh. SpengeTs aufmerk- i:*

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OANTICUM UND DIVERBIUM BEI PLAUTUN.

sam gemacht hat, ist, dass man p. vm der ' Praemonita' vom Decur- tatus liest 'aliquando inter copias Corbeienses fuit'. Das llichtige war aehr genau schon in den Prolegomena der Ausgabe von 1848 p. xxx f. angegeben : f oiim bibliothecae S. Corbiniani Frisingemis, id quod haec in principio inscriptio testatur: lib. iflc e fcc maric. «( fcl corhi friftg.: unde per quas vicissitudines ad Camerarium pervenerit, neseitur'; ja ebenBO bereits im J. 1835 in Welcker'» und Nake's Rhein. Mus. IV p. 515 (= Opusc. phil. II p. 104), wo zugleich auf Docen's Andeu- tungen uber die Verschleppung und Zerstreuung von Freieinger Hand- schriften im 14. und 15. Jhdt. verwiesen ward. Ersiohtlicher Weise hat nur die Klangahnlichkeit von 'Corbiniani' in momentaner dirpoceEia die Verachreibung ' Corbeienses * statt f Frisingenses 1 veranlasst: ein ntitzlicher Fingerzeig fur gleiche auapTquaTa der alten librarii.

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II.

Zur Plautinisehen Glossographie (Placidus)*).

Die so sorgfaltigen wie gelehrten Mittheilungen, welche 45« flber fPlacidus, Papias und andere lateinische Glossare' im 24. Bde des Rh. Mus. p. 362 ff. 382 ff. von A. Wilmanns und H. Usener gebracht wurden**), Mittheilungen die uns zugleich zum erstenmal Ziel und Wege einer methodischen Bearbeitung der lateinischen Glossenschatze klar vor Augen legen, vielleicht auch eine solche (hoffen wir es!) in nicht allzuferne Aussicht stellen, schloss Usener p. 391 mit der nacbtraglichen Anmerkung: 'Wiihrend des Drucks weist mir ein antiquarischer Katalog einen auch Wilmanns entgange- nen Beitrag des Placidus nach, der in den Schriften der Akademie zu Pisa vom J. 1846 versteckt ist: Corsi, le ylosse latine di Placido grammatico accresc. et cmendate per un nuovo cod. del secolo XI V\

Vergeblich war alles Suchen nach 'Pisaner Akademie- scbriften' gewesen, als mich mein gleich liebenswiirdiger wie gelehrter College Moritz Voigt durch Zusendung eines ita- lienischen Druckheftchens von 13 Grossoctavbliittern iiber- raschte, welches, einen Ausschnitt aus einem Sammelwerke bildend, in der That jene Corsische Abhandlung darbot, wahrend auf der ersten Seite ein mit Tisa, Acad., 1846' be-

•) [Rhein. Muaeum f. Phil. XXV (1870) p. 456-463 ] **) [Hinzugekoramen aind seitdem Herm. Kettner'8 reicbliche und exacte glowographiBche Notizen theils im Hermea VI (1871) p. 166 ff., theils in der Druckachrift f Zur Kritik der Glossae Placidi* (Berlin 1872. 4.). Einen Beitrag gab auch Deuerling in den 'Blittern f. d. Bayerische GymnaaiaUchulwesen' Bd. 8 (Miinchen 1872) p. 160 ff.]

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56 ZUR PLAUTINISCHEN OLOSSOURAPHIE (PLACIDU8).

drucktes Papierstreifchen aufgeklebt erscliien. Daher also obige ungenaue Katalogangabe; denn erst Curt Wachsmuth gelang es, auf der nie versagenden Gottinger Bibliothek die wirkliche Bewandtniss zu ennitteln. Es sind die fAnnali delle Universita Toscane', deren Tomo I, erschienen fPisa, dalla tipografia Nistri, 1846' in seiner Parte 1 (= fSeienze noologiche') in dem die Universitat Pisa betreffenden Ab- schnitte von p. 149 bis 174 das Gesuchte unter nachstehen- dem Titel enthiilt: fLE olosse latine di lcttazio placido

URAMMATICO ACCRESCIITE ED IN 1ARTE EMENDATE PBR CH NUOVO CODICE DEL SECOLO XIV PER CURA DEL DOTT. OII -

8EPPE corsi\ Eine Anmerkung gibt dazu die Notiz fpre- sentato dal Prof. P. Capei\ Letzterer wird in dem vorge- druckten Verzeichniss der Universitatsmitglieder Pisa s p. VI als fprofessore di Pandette Pietro Capei, dispensato, auf- geftihrt; wer und wo Corsi war, wird weder gesagt noch hat es sich bis jetzt ermitteln lassen.

Voll von Bewunderung ftir Angelo Mai und dessen im dritten Bande der fClassici auctores' aus vier Vaticanischen Handschriften gezogene, im sechsten nQch anderweitig ver- raehite Publication der Placidus-Glossen, berichtet nun Corsi iiber seine eigene p. 151 folgendermassen: fMi gode pertanto Tanimo oltre ogni dire quando mi avvenni, senza cercarlo, in un Codice che queste Gloase contiene, simiglianti nel to- tale a quelle che si conservano nei primi quattro della Va- ticana, ma in varii luoghi differenti molto e piu esatte. E questo un volume in pergamena in 4°. di carte scritte 12:^, colla prima pagina adorna di ricche ed eleganti miniature, dan neggiato moltissimo, perche stato fin qui mal custodito, e chc, divenuto adesso di mia proprieta, da me si conserva diligen- 4*7 temente. Esso contiene due opere: una Grammatica in latino della lingua latina, di che non e qui luogo a parlare, e le Glosse di Placido Grammatico. Volendo far congettura circa la antichita del mio Codice, diro parermi che le due opere sieno state scritte in due tempi diversi, ed unite poscia in un corpo per 1'attinenza che hanno tra loro. Io penserei che la Grammatica non eccedesse il secolo XV, benche cer- tamente debba riporsi verso il principio di quello, e che le

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ZtR PLAUTINISCHEN OLOSSOfiRAIMUK (l»LACIDU8). 57

Glosse fossero scritte intorno al secolo XIV. Fan chiara fede della maggiore antichita delle Glosse i nessi e la forma dei caratteri, piu antichi molto che non quelli della Gram- matica, e per la eta in parecchi luoghi sbiaditi e pressoche spenti: dal che deriva che alcune pagine di tal Glossario sono leggibili con grave pena, e che moltc parole non si discernono affatto, raentre che facile e sicurissima e la let- tura della Grammatica'.

Von p. 153 an lasst der Verfasser sodann in zwei gegen- fiberstehenden Columnen, deren erste den Mai'schcn Text, die zweite (das erstemal mit der leidigen Ueberschrift fNovum Codex') die Lesarten seiner Handschrift gibt, alle Varianten beider folgen, und zwar, so weit sich nach dem allgemeinen Eindruck urtheilen llisst, mit recht loblicher Genauigkeit. Nur leider mit einer erheblichen Ausnahme. Auf p. 152 beraerkt er selbst: rSono mancanti al mio Codice diverse voci conmni ai quattro della Vaticana, e di queste era inutile che si parlasse*. Das ist nun freilich schlimm; denn man erHihrt auf diese Weise nicht, ob die unter der Rubrik fNov. Cod.' fehlenden Artikel nur darum iibergangen sind, weil sie keine Variante boten, oder ob sie in seinem Codex tiberhaupt nicht stehen. Im letztern Falle hatten wir in dieseni gar nicht den vollstiindigen Placidus, sondeni nur Excerpte aus ihni, wenn auch ziemlich reichhaltige und im Einzelnen niclit verkurzte, etwa nach Art des Vaticanus 2741, iiber den Wil- manns p. 363 Auskunft gab. Jetzt ist das uns vorliegende Verhaltniss dieses, dass unter A von 159 Mai'schen Artikeln bei Corsi nur 60 vorkommen, unter B von 36 nur 13, unter C von 112 uur 73, unter 1) von 73 nur 32 u. s. w.1). Nichts

1) AU Probe diene der Buchstabe B, aus dem ich die Corsi'8chen Glossen curbiv hersetze, w&hrend die bei Corsi nicht vorkommenden Mai schen Artikel der Vergleichung halber nicht-cursiv daneben stehen ; die Varianten in den Corsi^chen Lemmata sind eben Lesart seines Co- dex. Boni Blactit Bactioca Binare Baba («»» Boa) Baburra Babinator Baxae Buteonem Bolono Batoe Ha»cas Bulga Bibino Bubum Burrae Bardum Bcllica

- Bnmbinari Boni conaultum Byssus Babilonia Babilona

- Benivolentia Boa Balineum Beli Bitumen Blaterare

- Bipateutia Barrire Bipennem Benedicentum Balbutire

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58 ZUR PLAUTINISCHEN «LO88OGRAPHIE (PLACIDUS).

45» will anderseits besagen, was bei Corsi auf die zuletzt ange- fuhrten Worte folgt: fma alcune in esso s'incontrano che sono a quelli ignote del tutto, e queste si pongono, insieme accolte, dopo il confronto di tutto il Glossario'. Denn nach p. 174 sind es nur 9 diirftige Glossen, die sein Codex mehr haben soll: Aristophanes Accuratc Agunne Babdonia Damium Eritio Facetns Subsistentia Thos. Und von diesen sind noch dazu mehrere gar nicht einmal neue Glossen, sondern nur kleine Zusatze zu, oder Varianten oder Dittographien von langst edirten, wie Agunne (— Agi- nam), Babitonia, Damium, Eritio, verglichen mit Mai p. 434. 437. 451. 460; vollends vou dem Artikel Subsistentia hat Corsi ganz und gar iibersehen, dass er in aller Breite schon bei Mai p. 501 f. zu lesen war; desgleichen, dass die paar Worte Babilonia civitas et provincia bereits in Mai's eigenen Nachtriigen Bd. VI p. 556 stehen. Dttrften wir hiernach mit dem Ausdruck ralcune', den er fiir die (vermeintlichen) Zuthaten seines Codex braucht, parallel stellen die fdi- verse voci', welche derselbe weniger habe als der MaPsche Text, so spriiche das allerdings far einen im Wesentlichen vollstiindigen Placidus. Aber wer kann wissen, wie weit kleiner Ehrgeiz den Besitzer verftihrt habe, von den Aus- lassungen absichtlich mit mdglichst verkleinerndem Euphe- mismus zu sprechen? Alles in Allem genommen: da die Gesammtzahl der in Corsis fconfronto' erscheinenden Glossen noch nicht die Halfte der Mai schen erreicht, und da es wenig innere Wahrscheinlichkeit hat, dass in einer so grossen Anzahl von Artikeln ein sonst vielfach recht fehlerhaft ge- schriebener Codex gar keine Variante gebe, wiihrend doch zugleich dessen Herausgeber als ein iibrigens sehr beflissener Variantenverzeichner erscheint, so werden wir diesem wohl

Biremis Bilo . Die etwaige Vermuthung, ea konne die geringere Glossenzahl bei Corsi auf einen reinern Kern deuten, der nur spater durch fremdartige Zuthaten ange&chwellt worden, fande in verschie- dener Beechaftenheit der erscheinenden und der fehlenden Glossen selbst vorlaufig keinen Anhalt; weiter zn verfolgen w&re sie ohnehin nicht eher, als die Reihenfolge der Artikel des CorBischen Codex vollstandig vorlage.

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ZIR PLAUTINISCHEN OLOSSOGRAPHIE ' PLAOIDUS). 59

keine unverdiente Krankung anthun, wenn wir seinen Schatz iiberwiegend geneigt sind fiir eine blosse Epitorae des voll- stiindigen Placidus zu halten. Geschieht dem Codex darait dennoch Unrecht, nun so hat es der Besitzer durch seine unzeitige Schweigsamkeit selbst verschuldet.

Im Uebrigeu wollen wir, was das Einzelne betrifft, das dem Codex gespendete Lob, dass rda molte sue parti si rileva una piu corretta lezione', weiter nicht beeintriichtigen, so zahlreich auch daneben seine Corruptelen und Schreibfehler sind, zumal wir ja auch von Mai nicht erfahren, was in jedem einzelnen seiner Vaticani eigentlich steht. Er wird eben im Ganzen nicht besser uud nicht schlechter sein, als alle die ohne Ausnahrae jungeu Handschriften, aus denen wir jetzt den Placidus kennen: die (wie viele?) Pariser mit eingerechnet, obgleich unter ihnen Diibner (in Welcker^s und Nake s Rhein. Museum III p. 473) fduo optirai' unterscheidet*). Die Haupt- sache fiir Reinigung und Herstellung des Textes wird eben scharfsinnige Conjectur des Bearbeiters thun mtissen, dem von handschriftlicher Seite weit mehr, als die Codices des Placidus selbst, die grossen encyklopiidischen Glossensamm- lungen sehr viel hohern Alters, in denen nur unter andern auch Glossen des Placidus, und zwar mit dessen Nameu enthalten sind, zu Hiilfe kommen, wie die des Parisinus aus dem 8., des Bernensis aus dem 0., des Palatinus n. 1773 aus 4:»:» dem 10. Jahrhundert u. a. m.

Bei diesem Stande der Dinge wird man nun billig fragen, ob es denn tiberhaupt der Mtihe werth war, tiber eine so untergeordnete Handschrift, wie die Corsi sche, hier so viel Worte zu machen. Ich wiire gewiss der erste, mit Nein zu antworten, wenn nicht ein Hauptumstand, wichtiger als alles bisher Beigebrachte, noch riickstandig wiire.

Dass zu der Glossenmasse des Placidus das beste Con- tingent die achteste archaische Latinitat geliefert habe,

*) [Dass die von Pfibner benutzten Pariser Hdss. nicht mit den von A. Mai gebraachten Vaticani und dem Corsischen Codex in dieselbe Kategorie fallen, sondern vielmehr mit den 'Glosaae Salomonis', dereu altester Vertreter der Sangermanensis des 8. Jhdte ist, znsammen- gehOren, bemerkte Kettner im Hermes p. 168.]

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6*0 ZUR PLAUTINISCHEN GLOSSOGRAPUIE (PLACIDUS).

und dass gerade diese Bestandtheile bei Placidus, trotz aller spiitern Beimischungen und Erweiterungen, in dichtgedrang- terer Folge erscheinen als in jedeni andern auf uns gekoni- uienen Glossar, das konnte von Anfang an niemand verborgen bleiben, und war auch die gerechte Ursache, warum eben dieses Glossar in Deutschland gleich wieder abgedjuckt ward. Warum es gerade die 'Atellanen' und 'Varros Satiren' ge- wesen sein sollen, die als hauptsiichliche Quelle gedient hatten (nach Bernhardy Grundr. d. roni. Litt Anm. 227. 590 p. 322. 879 der 4 Bearb.), wflsste ich nicht zu sagen. Thatsache dagegen ist es, dass die Praxis der Texteskritik in wachsen- der Anzahl Plautinische Glossen nachgewiesen hat: wie denn deren Vorherrschen in der That jedem mit Plautus Vertrauten selbst bei fliichtiger Lecture sich aufdriingl Welch' iiberraschende Bestiitigung dieser liingst gemachten und be- reits vielfach verwertheten Beobachtung also, als in Corsi's Publication p. 153 folgende Ueberschrift des Ganzen vor Augen trat:

Incipiunt Glossae

LUCTATII PLACIDI GRAMMATICl IN PLAUTI COMEDIAS

Per A Utteram.

Nicht als wenn nun gleich die Placidus-Glosseu, wie sie uns vorliegen, mit Haut und Haar als Plautinisch in Anspruch zu nehmen waren, was ja Angesichts so vieler eingedrungener Spatlinge offenbarster, zum Theil recht barbarischer Er- zeugnisse des Mittelalters behaupten zu wollen reine Thor- heit wiire. Aber darum kann doch eiu urspriinglicher Kern Plautinischer Glossen der jetzigen Sammlung, als einer nur durch Ueberarbeitung mehr und mehr interpolirten, zur Grundlage gedient haben. Dass Corsi selbst, was er drucken liess, wirklich in seinem Codex so geschrieben fand, ist bei seiner Qberall hervortretenden Ehrlichkeit nicht zu bezweifeln. Diese Eigenschaft, sowie die Genauigkeit, mit der er in den beiden Bestandtheilen des ganzen Codex eine kltere und eine jiingere Schrift unterscheidet, burgt uns wohl auch dafur, dass wir es nicht etwa mit einem spatern Zu- satz zu thun haben, sondern dass die Worte in Plauti corne-

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ZPR PLAUTINISCHEN OLOSSOORAPHIE (PLACIDU8). 01

dias Yon einer und derselben Hand niit dem iibrigen Titel waren. Ein gegentheiliges Verhaltniss absichtlich zu ver- schweigen hatte er nicht einmal hinliinglichen Anreiz gehabt; denn weit entfernt, den eigenlichen Werth und die Trag- weite des neuen Zeugnisses zu ahnen oder gcbiihrend zu wurdigen, beschriinkt er sich in dieser Beziehung auf die kahle Aeusserung p. 151: 'Per questo infatti si e conosciuto lautore intorno a cui furono esse (le glosse) composte, cosa dagli altri codici non riferita, dichiarandoci il titolo che sono dirette a illustrare le Comraedie di Plauto': das ist alles- Wenn es allerdings auffiillt, dass sich die Plautinische Ur- sprungsnotiz gerade nur in dieser einen Handschrift gerettet habe (dass sie auch in keiner Pariser steht, ist aus DUbner s Stillschweigen mit Sicherheit zu schliessen), so ist doch bei solchen Ueberliefungen das Gliicksspiel des Zufalls unbe- rechenbar. Allzuviel werden wir zwar auf Corsi'8 Alters- bestunmung nicht geben; gehort sie aber wirklich dem 14. Jahrhundert an, so wiire sie vermuthlich die relativ iilteste der bis jetzt bekannten, da die Vaticanischen nach Wilmanns samnitlich aus dem 15., auch die Pariser schwerlich iilter sind? und so konnte immerhin die uns so •fiberraschend ent- gegentretende Angabe erst in den allerjungsten Abschriften allmahlich weggeblieben sein.

Wie dem allen nun in Wahrheit sei, wird sich freilich erst nach Wiederauftindung des Corsi'schen ('odex mit einiger Zuverlassigkeit ermitteln lassen. Leider sind die iu dieser Richtung angestellten Nachforschungen bisher erfolglos ge- wesen; gibt deren Fortsetzung ein besseres Resultat, so wird dieses nicht vorenthalten bleiben*). Fiir jetzt liegt offenbar die Sache so, dass einem urkundlichen Zeugniss keinerlei Beweis der Unglaubwiirdigkeit, ja kein irgendwie durch- schlagendes Bedenken entgegensteht; wer sie dennoch be- haupten wollte, fur den wiirde das ^affirmanti incumbit pro- batio' gelten. Dadurch ist aber der Standpunkt gewonnen, dass, wie mancher Zweifel auch im einzeluen Falle Platz

*) [Auch seit 1870 baben namentlich Coraparetti'8 eifrige Be- JBiihungeu nichte zu ermitteln vermocht.j

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62 ZUR PLAUTINISCBEN GLOSSOGKAPHIK (PLACIBUS).

greifen mag, doch im Ganzen und Grossen; wo irgend andere begiinstigende Momente hinzutreten, die Priisumtion fUr Plautinische Quelle spricht. Also z. B. wenn im Tri- nummus V. 652 die handschriftliche Ueberlieferung mit eineiu .wenig glaublichen Hiatus in der Diiiresis lautet:

Atque istum ego agrum tibi relinqui ob eam rem euixe

expeto,

Bergk aber in Ztschr. fUr Alterthumswiss. 1848 p. 1140 au eine Vrerwendung der Placidusglosse p. 452 *denixe, enice9 dachte: und dieses zwar mit um so grosserm Rechte, je ffihl- barer der Gedanke die rhvthmische Accentuation des eam verlangt. Aber wiihrend es bisher vollig in der Luft schwebte, auf welchen Autor oder welche Gattung der Litteratur denn der Gebrauch eines uns sonst unbekannten dcnixe zuruckgehen moge: wer wollte jetzt noch zweifeln1), dass wir eine Plau- tinische Glosse vor uns haben und der Trinummusvers mit grosster Wahrscheinlichkeit ursprunglich dieser war:

4tii Atque istum ego agrum tibi relinqui ob eani rem denixe

expeto ?

Kaum bedarf es der Bemerkung, dass enixe und denixe eben so rechtlich neben einander bestehen, wie eludere und delu- dere, evincere und devincere, evitare und dcviiare u. d. m., oder umgekehrt demirari und emirari.

Nichts kann ftir diese Auffassung bestiitigender sein, als wenn Placidusglossen, die regelmiissig ohne testimonium sind, anderwarts mit ausdrucklichein Plautinischen Citat wieder- kehren. So p. 446 caculae, lixae aut servi militum: aber bei Festus p. 45, 16 und in dem (oft Uberschatzten) *The- saurus novus latinitatis' bei Mai VIII p. 89 in etwas ver- iinderter Fassung mit dem Citat aus Trinummus 721 video caculam militarcm. Oder p. 476 inmoene, improbum, cul-

1) Fiir mich wenigstens Bchwindet jetzt die Bedeutung, die ich ehedem der Ueberlieferung deg Vetus rem menixe beilegte, in der ich einen lieBt von rein [ia]m enure zu erkennen meinte, wahrend wohl noch anaprechender Koch rem tam enire vorschlug. Wir werden eben nur einen leichten Schreibfehler vor uus haben. Sonat wiire auch an vb edm rem enixed e.rpeto zu denken gestattet gewesen.

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ZUR PLAUTINISCHEN OLOSSOfJRAPHIE (PLACIDU8). 63

pandum, vel interdnm munere tiberatum: aber bei Festus p. 109, 23 immunis, ebenfalls uiiter Beibringung beider Er- klarungen (vacans munere, aliquotiens pro improbo dicitur) zu- gleich mit dem Citat aus Trinummus 24 immune est facinus. Xicht anders p. 434 ad incitas, ad summam remm pertur- batiotwtn desperationemque1): aber bei Nonius p. 123, 20 {in- citas dicitur etjesUis) wiederum mit eiuem Citat aus Plautus, und zwar aus demselben Trinummus 537 ut ad incitas re- dactus est*). Wie denn iiberhaupt was weiter verfolgt zu werden verdient gerade der Trinummus in den Placidus- glossen vor andern Stiicken berQcksichtigt erscheint*). Mog- lich. dass Bergk a. a. 0. Recht hat auch Plac. p. 492 of- ficio migravi, ab officio recessi auf Trin. b'39 zu bezieheu, wo der Palimpsest neque mens ofjicio migrat gibt: obwohl sich hier das Bedenken geltend macht, dass man, wenn ge- rade diese Stelle gemeint ware, vielmehr migrat oder migrarc als Lemma erwarten sollte.

Ich ubergehe ftir jetzt andere Belege, um noch einen weitern Gesichtspunkt zu beriihren. Ganz klarlich liegt es namlich vor Augen, dass wir auch in unsern relativ voll-

1) Die verwandte Glosse p. 432 ad incitam [inatam cod.], a<l rstrmam fortunam ubergehe ich hier absichtlich.

2j Ea war ein Fehlgriff, wenn hier frflher, den Spureu des Palim- p8e8t'g zu Liebe, Vt ad incitast redactus aufgenommen wurde, atatt die Ton den ubrigen Hdas. und Nonius bezeugte Wortfolge Vt ad incitas redactust foetzuhalten. Wiire das erstere daa beglaubigte, ao wurde allerdings Bergk a. a. 0. p. 1128 Recht haben, daas alsdann incitast nicht als incitas est , sondern als incita est aufzufassen ware; aber im Irrthum war er , wenn er ad incita lenonem rediget von Nonius filr Poen. IV, 2, 85 bezeugt glaubte. 'incita' ist hier so gut blosser Schreib- fehler fur incitas, was bei PlautUs alle Uandschriften mit dem Palim- psest geben und das Metrum ausser Zweifel stellt, wie leonem fur leno- nem. Das Neutrum incita wird bei Noniue, ohne dass dafQr ein be- sonderes Lemma vorhergeht, erst mit den zwei nachfolgenden Beispielen des Lucilius belegt.

*) [Wie richtig dieser Eindruck war, den ich nur damals ins Ein- relne zu verfolgen keinen Anlass fand, konnen die Nachweisungen u-igen, die spater H A. Koch im Rhein. Musmim XXVI (1871) p. o49 f. gab.]

0 4 ZIR PLAVTINISCHKN GLOSSOGRAPHIK (PLACTDUS).

standigen Handschriften des Placidus mit nichten das eigent- liche Originalwerk, sondern nur einen Auszug aus einer ur- spriinglich sehr viel reichhaltigern Sammlung vor uns haben: einen Auszug, in dem nicht nur die anderwarts noch er- scheinenden Citate weggeschnitten, sondern auch eine grosse 4»J2 Anzahl von Glossen selbst giinzlich fortgefallen ist. Dafur spricht schon das augenfallige Misverhiiltniss zwischen dem Schluss des Alphabets und den fruhern Theilen: wahrend der Buchstabe S doch noch 36 Artikel hat, sind es in T nur noch 12, in V gar nur 5: ohne dass doch dieser Ab- minderung etwa der Umfang des einschlagenden Sprach- schatzes irgend entsprache. Aber den unwidersprechlicheu, urkundlichen Beweis liefern ja die init dem ausdrQcklicheu Lemma Placidi versehenen Artikel grosserer Glossencorpora, die in unserm heutigeu Tlacidus' fehlen: dergleichen es eben waren, die A. Mai den Stoff zu seinen in Band VI p. 554— 574 abgedruckten Ergiinzungen des Placidus boten, womit jetzt zu vergleichen die genauen und instructiven Mitthei- lungen, die Wilmanns p. 364 tf. 368 ff. gibt. Was Wunder also, wenn sich ganz iihnliehe Erganzungen auch ohne hin- zugefugten Namen des Placidus, vermoge ihrer speciell Plau- tinischen Verwandtschaft, aus andern Glossaren ergeben? Die Glosse des Thiloxenus' cacnla, boOXoc CTpanuJTOu bei Vul- cauius p. 32, oder ctKoAouOoc, cacula in dessen Onomasticon p. 20 (beide iu Eins gezogen bei Labb. p. 23) hatte man auf Plautus zuriickfilhren diirfen, auch weun uns nicht iu den ' oben erwiihnten Zeugnissen anderer Glossare die Plautinische Quelle ausdrilcklich bestatigt wurde. Es ist nur geringere Gunst des Zufalls, wenn solche iiussere Bestiitigung ander- wiirts z. Z. fehlt, ohne dass doch darunter die iunere Glaub- wiirdigkeit litte. So z. B. wenn Usener im Rhein. Mus. XVII p. 469 und XXIV p. 331 mit gliicklichem Scharfblick er- kannte, dass die Philoxenus-Glossen p. 187 Vulc, 162 Labb.: rulhts, miidicus, dYupTnc (d. i. dYp^Tnc) und ruUam (1. ndla), XUjpiKri, dtpoiKOC, beide auf Plautusstellen gehen, in denen nur gleichmiissig die Erkliirung rusticus, rustica in den Text gedrungen ist und beidemal den Vers ruinirt hat: Mostell. 40 und Persa 169:

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ZUR PLAUTIXISCHKX GLOSSOGRAPHIE (PLACIDUS). 65

Gerniana inluvies, rullus, hircus, hara suis: Nimis tandeni me quidera pro barda et rulld reor habitam

esse aps te.

Und zwar so friihzeitig eingedrungen, dass im ersten Verse schon Donatus zu Phorra. IV, 4, 29 rusticus las, ira zweiten Nonius p. 10, 10 (oder vielraehr sein viel iilterer Gewiihrs- mann) et pro rttstica las und ebenso der Palimpsest schrieb. Diese Glossen also staramen sicherlich aus dera noch unver- kurzten Placidus.

Ein anderes Beispiel bietet eine Glosse, die am vollstiin- digsten erhalten ist in dem Miinchener Glossar Cod. lat. G210, welches von Thomas in den Sitzungsberichten der bayer. Akademie 1868, II p. 369 ff. publicirt, -von Halm und Hof- mann ebend. 1869, II p. 1 ff. vielfach verbessert ward. Sie lautet dort p. 386: exesum, amcstum (d. i. comestum), con- smnptum, war in verstiimmelter Gestalt schon von Mai Bd. VI p. 523 (aus dem fGlossarium vetus ex membranis bibl. Va- ticanae', uber welches ich bei Wilmanns keine Auskunft finde) also mitgetheilt: exesum, excomcstum, kehrt auch in Hildebrand s Pariser Glossariura p. 132 noch gektirzter als exesum, consumptum wieder. Ohne Zweifel geht auch diese Glosse wiederum auf den Trinummus zuriick, wo es Vers 407 4G3 in den Handschriften, mit Einschluss des Palimpsests, heisst: Comessum, expotum, exutum (d. i. cxunctum), clutum in balincis, aber doch das grosste Befremden erregt, dass der Dichter der so nahe liegenden Lockung zu durchgefiihrter Allitte- ration absichtlich sollte aus dem Wege gegangen sein. Kaum «lenke ich einem Widerspruch zu begegnen, wenn ich als Plautinische Schreibung herstelle

Exessum, expotum, exdnctura, elutum in balineis, auf diesen Vers obige Glosse, diese aber auf einen vollstiin- digern Placidus zurackfiihre.

leh beschriinke mich ftir diesmal auf die vorstehenden Andeutimgen, die ich wenigstens fiir geeignet halte, zu wei- tern Forschungen in solcher Richtung anzuregen. Meiner leberzeugung nach hat es aus verlialtnissmiissig alter und guter Zeit eine urafangliche Plautinische Glossensarara- lung, mit Belegstellen und Erkliirungen, gegeben, aus der

FB. BITSCUKLIl OPVSCVLA III. 5

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66 ZUR PLAUTINISCIIEN GLOSSOGRAPHIE (PLACIDUS).

unser heutiger Placidus nur ein magerer, sehr viele Artikel ganz uberspringender Auszug ist, versprengte Reste aber sich in niancherlei andere Glossare gerettet haben. Und dafiir bietet nun eben die Ueberschrift des Corsi'schen Codex auch einen iiussern Anhalt unveriichtlicher Art. Die geliiufige Vorstellung, Placidus habe den Festus oder Paulus ausge- schrieben, ist nicht zu halten; Festus (oder sagen wir lieber gleich Verrius Flaccus) und die alte Grundlage des Placidus bestehen unabhiingig neben einander, wie sich auch im Ein- zelnen einleuchtend darthun lasst. Ein engeres Verhaltniss zwischen diesem Grundstamm und den von Sehottmuller in Symb. philol. Bonn. p. 823 ff. glaubhaft nachgewiesenen Plau- tu8-Commentaren, welche im Nonius benutzt sind, ist ebenfalls nicht erkennbar; dass Einiges auf beiden Seiten zu- flillig zusammentrifft, liegt in der Natur der Sache und ist, so viel ich sehen kann, nicht von der Art, um zur Annahme eines niihern und weitergreifenden Zusammenhangs zu be- rechtigen. [Weiterer Forschung und Ermittelung wird es anheimfallen, ob etwa doch das fin Plauti comoedias' nur eine Benennung a potiore ist: sei es dass wir in dem Corsi'- schen Codex nur eine abgekiirzte Ueberschrift vor uns hiitten, oder dass an einen ursprunglich wirklich nur Plautinischen Glossenstamm spiiter auch nichtplautinische, andern Gebieten der archaischen Latinittit angehorige Glossen angesetzt und eingereiht worden wiiren. Eine oder die andere Annahme wird nothig, wenn sich die von Koch a. a. 0. p. 551 f. gegebenen Hinweisungen auf Terenz, Pacuvius, Ennius in weiterer Ausdehnung bestiitigten: wiihrend freilich Kettner fZur Kritik' u. s. w. p. 2ff. sehr scharf fur ausschliesslich Plautinische Quelle eintritt. In ein entscheidendes Stadium wiirde die Frage treten, wenn sich die Beobachtung eines strebsamen jungen Philo- logen bewahren sollte, dass eine erhebliche Anzahl von Pla- cidusglossen auf keinen andem als Lucilius zurilckgehe. Auch die kiirzlich von Biicheler in Fleckeisens Jahrbachern f.Phil.Bd. 105(1872) p.567 besprochenen topographischen Glossen wird man wohl nicht allzu geneigt sein gerade nur aus Plautinischen Komodien herzujeiten.j

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III.

Bio - bibl iographisches zu Camerarins' Plantus-

stndien.

!•*)

Zu demjenigen, was sich bisher (Opusc. phil. II p. 113f.) gco uber das Verhaltniss des Joachira Camerarius und des Oeorg Fabricius in Beziehung auf ihre Plautusarbeiten sagen liess, ist jetzt ein vervollstandigcnder und berichtigen- der Nachtrag vergonnt. Ich entnehme ihn einer gleichzei- tigen Druckschrift, deren Kenntniss ich der Marburger Uni- versitatsbibliothek verdanke, wo sie von C. Wachsmuth aufgefunden und mir mitgetheilt ward. In Dresden, Got- tingen, Wolfenbiittel ist sie, nach Eberts und Schweigers Stillschweigen zu schliessen, nicht vorhanden; in Breslau war sie es wenigstens friiher nicht; auch beide Leipziger Bibliotheken besitzen kein Exemplar. Sie besteht aus 24 unpaginirten Blattern in Kleinoctav nnd hat folgenden Titel:

INDICATIHiONES MVLTORVMI!

QVAE AD LECTIONEM FA;| bvlarvm plavti nonniiiil; momenti afferre possint, Quae || collegit Georgius Fabriciusj; Chemnicensis. || EMENDATIONES editi exempli plavtixi a Ioachimo Camerario, de recognitionc ipius.'1

LIPSIAE II » OFFICINA VALENTINI |j PAPAE ] Anno || M. D LIII.

Ueber Veranlassung und Zweck dieser Publication gibt des Camerarius briefliche Vorrede an seinen Verleger Jo-

*) [Rhein. Museum f. Phil. XXIII (1868) p. 660 f.]

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G8 BIO-BIBLIOORAPHISCHKS

hannes Hervagius in Basel (datirt Lipsiae Cal. Quintil.) alle wunschenswerthe Auskunft. Er beschwert sich bei dieseui ttber den vielfaltig incorrecten Druck seiner Plautusausgabe (von 1552), gibt auf den letzten 12 Seiten ein eng gedrucktes Verzeichniss aller in satuintlichen 20 Plautinischen Stiickeu vorzunehmenden Verbesserungen, und legt deren Berucksich- tigmig fiir eine etwaige neue Auflage dem Buchhiindler dringend ans Herz. cNe tanien', fiihrt er dann fort, 'nimis exilis et paruus esset hic libellus si nihil nisi correctides erratorum in officina complecteretur, addidimus et Georgii Fabricii eruditiss. uiri summi nostri, incredibilis diligentiae 66i praeclariss. studio conquisita quaedam, habitura momenti et adiumenti allatura plurimum ad Plautinarum fabularum fru- ctuosam lectionem.' Auch diese Fabriciusschen Beitrage, welche nach Titel und Vorrede die ersten 29 Seiten des Buchleins fallen, an Camerarius aber laut des vorgedruckten Briefes des Fabricius (Misenae 4. Cal. Iulij) schon 1550 iibersendet waren, bittet er den Hervagius in die etwa be- vorstehende neue Ausgabe seines Plautus aufnehmen zu wollen.

Beiden Wunschen ist in der Hervagischen Ausgabe von 1558 entsprochen worden. Die Mittheilungen des Fabricius sind genau so,*wie sie das Schriftchen von 1553 gab, wie- derholt: zuerst die (sehr diirftigen) 'Testiinonia veterum de Plauto', dann die (als erster nennenswerther Versuch nicht verdienstlose) Fragmentensammlung. Desgleichen haben die Textesberichtigungen des Camerarius selbst, der Absicht nach, sammtlich Aufnahme im neuen Text finden sollen, nur dass dies leider mit neuen Druckversehen und Fliichtigkeits- fehlern geschehen ist, dergleichcn ich schon friiher notirte. Wer also ganz genau des Camerarius wirkliche eigene Meinung und Absicht kennen lernen will, kann des hier iu Rede stehenden Druckschriftchens nicht entbehren.

Ferner aber stellt sich heraus, dass des Fabricius Ver- haltniss zu der* zweiten Camerarischen Textesausgabe vou 1558 ein iiber das bisher Gcsagte hinausreichendes in keiner Weise war. Weder Fabricius noch Camerarius selbst haben an diesem Wiederdruck einen unmittelbaren Antheil genom-

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ZU CAMERARIU8' PLAUTUSSTUDIEN. 69

men, sondern nur der Buchdrucker Hervagius hat ihm deren Beitrage mittels eigener Veranstaltung zu gute koinmen lassen. Von einem personlichen Eingreifen des Fabricius findet sich nirgends die geringste Spur: wonach also von einer f Fabricius^schen' Ausgabe Qberhaupt nicht mehr zu reden ist Was aber den Camerarius betrifft, so erkliirt dieser in der Vorrede an Hervagius (1553) ausdriicklich: enani omnino decrevimus hoc quasi cuinulo studij nostri ex- tremam manum imponere ei labori que huic autori impen- diinus': und das hat er, so viel wir wissen, bis zu seinem doch erst 1574 erfolgten Tode gehalten. War er doch sogar Bchoo frtiher nicht ganz frei von Gewissensscrupeln geblieben, ob er sich denn diese Beschtiftigung mit Plautus tiberhaupt vergeben dilrfe. Ich setze hier zum Schluss die betreftende Stelle, weil sie ein gewisses psychologisches Interesse hat, aus dem Briefe an Hervagius wortlich her: *Cum enim multum tempori8 et cogitationum mearum in illius autoris scriptis recognoscendis posuissem, et non modo taediu iam quoddam in labore diuturniore, sed nonnunquam etiam dubi- tationes oborirentur, nunquid talis occupationis et profani- fatem offensuram esse diuinum numen, et tenuitatem con- temtum iri a doctis, uideretur esse pertimescendum, operaui tu dedimus ut illud quasi pensum quod mihi mea uoluntas dedisset quamprimum absolueretur, et mihi a molestia cum operae tu curae acquiescere liceret'

2.*)

In Bd. 23 p. 660 f. [oben p. 67 ff.] theilte ich aus einer 4«s seltenen Druckschrift des Jahres 1553 (/Indicationes' u. s.w.')

*) [Rhein. Muxeum f. Phil. XXVI (1871) p. 483-488.] 1) Sie fehlt nicht in dem Verzeichniss der Schriften des Camera- ruK, welches Fabricius im 13. Bde der Bibliotheca Graeca gegeben hat, p. 517. [ Vgl. u. p. 78 ] Seltsani dagegen ist es, dass Fabricius die ente Ausgabe des Plautus von 1552 selbst, auf die aich doch jenc ' Indicationes ' allein beziehcn, gar nicht kennt, sondern nur (p. 519 f.) &e zwei Sammlungen mehrercr einzelnen Stiicke aus den Jahreu 1545 nnd 1549, flber die das Nahere zu ersehen aus Opusc. phil. II p. 97 ff., um die es aidwaber in den Indicationes ' gar nicht handelt.

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BIO-BIBLIOORAPHISCHES

Aeus8eruiigen des Joachim Camcrarius iiber seine Plau- tinischen Arbeiten mit, aus denen hervorging, dass er, schon frtther in seinem Gewissen nicht ganz beruhigt iiber die Be- schaftigung mit so weltlichem Stoff, diesen Studien im Jahre 1553 formlich absagte fur alle Zukunft. Ich fiigte hinzu: 'und das hat er, so viel wir wissen, bis zu seinem doch erst 1574 erfolgten Tode gehalten*.

Letzteres verhiilt sich aber doch nicht also, wie ich jetzt aus spatern brief lichen Mittheilungen des Caraerarius ersehe, auf die raich mein verehrter College Georg Voigt freund- lich aufmerksam macht. Sie finden sich in der 1595 'Fran- cofurti ex officina Paltheniana, impensis Petri FischerT herausgekommenen Briefsamralung: 'Ioachimi Camerarii Pa- bepergensis epistolaruni libri quinquc posteriores: nunc pri- nium a filiis in hoc secundo volumine studiose collectae' etc.2) und stellen uns folgendes Sach- und zugleich Personen- verhaltniss vor Augcn.

Der alte Drucker und Verleger des Camerarius, Jo- hannes Hervagius (Herwagen) in Basel, aus dessen Officin sowohl die erste (1552) als auch die zweite (1558) Ausgabc des Plauttrs hervorgegangen, war schon vor 1560 gestorben3);

2) Die frQhcrc Sammlung: 'Ioachimi Camcrarii Bapenbergensis (sic) epistolarum familiarium libri VI: nunc primum post ipsius obitum singulari studio a filiis editi. Francofurti apud haeredcs Andr. Wechcli M. D. LXXXIIP, cnthalt nichta auf unsern Gegenatand Bezugliches. (Uebrigens macht Ebert I p. 266, wie auch Krebs 1 p. 654, beido Sammlungen zu einem einheitlicheu Wcrke, was Bie gar nicht sind.)

3) Als verstorben wird er namlich in der Orabschrift aeiner Gattin Gertrud erwahnt, welche selbst vom J. 1560 iet, bei Tonjola in der 'Basilca sepulU» (Bas. 1661) p. 119. Der Wortlaut der Grabschrtft liiast eher vermuthen, dass der Mann liingero Zeit vor ihr gestorbon, als das8 dies erst fum 1560' geschehen eei, wie man bei Stockraeyer und Reber 'Beitrilge zur Basler Buchdruckergeachichte ' (Baaol 1840) p. 85. 117 angenommcn findet. Einen bcstimmtern Anhalt wird wcnig* stena dcr Umstand kaum geben, daas, wilhrend die erste Plautusaus- galio de8 Camerarius rper Ioannem Heruagium> erschien, cs auf dem Titel der zweiten heisst rper Ioannem Heruagium et Bcrnhardum Brand', da der letztere, des alten Herwagen Schwiegersohn , ja schon* bci dessen Lebzciten Theilnehmer des Geschafts werdcn konnte (woruber etwas Sichercs nicht zu ermitteln war). Genau dasselbe Verhaltniss

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ZU CAMERARIUS' PLAUTUSSTUDIEN. 71

in dein Pestjahre 1564 folgte ihm auch seiii Sohn Johannes is* der jungere (geh. 1530). Dessen hinterlassene Wittwe nahm zu seiner dritten Frau Johaunes Oporinus, der nach Auf- gabe seiner nur zwei Jahre hekleideten Professur des Grie- chischen, in Verbindung mit einigen Andern eiu Drucker- geschaft gegrtiudet (oder vielmehr die alte Cratander sche Druckerei iihernommeu) hatte, durch das er schon um 1540 mit Camerarius iu Verbindung kam 4). Diese buchhiindle- rische Verbindung setzte sich fort durch fernere Publicationen des Camerarius in den Jahren 1545. 1550. 1551. 1555. 1561. 15b'4, wahrend zwischendurch (schon seit 1535) dessen anderweitiger Verleger immer auch Ilervagius blieb oder doch die Herwageusehe Firma, wenigstens bis 1558 6). So bildete sich zwischen beiden allmiihlich ein naheres Verhiilt- niss, dessen vollsten Ausdruck ein Brief des Camerarius vom 1. Miirz 1566 gibt, der in der obigen Sanimlung p. 520—542 stebt. Im Eingang trostet er den Oporinus in Kiirze iiber den Verlust seiner Frau, die ihm 1565 nach kaum viermonat- licher Ehe gestorben war, und geht daun naher ein auf einen Antrag desselben, den er mit den Worten bezeichnet: 'cuin raihi . . . signiticasses Te Plautina exemplaria denuo esse ex- pressurum\ In hochst ausliihrlicher Auseinandersetzung legt er seine Ansichten dar, ob und in welcheu Greuzen sich mit christlicher Frommigkeit und einer wesentlich der Betrach- tung uud Erforschung gottlicher Dinge zu widmenden Lebens-

findet flbrigens schon etwas friiher statt, da auch der Herodot des Camerariu8, 1641 riu officina Heruagiana' erschieneu, im J. 1557 'per loannem Heruagium et Bernardum Brand' wiederholt wurde.

4) Denn in diesem Jahre (nach Fabricii Bibl. Gr. XIII p. 512) oder wohl richtiger 1541 (nach Hofimarin'8 Lex. bibliograph. III p. 707) erschien bei Oporinus des Camerarius Ausgabe von Theonis sophistae ProgymnaBmata. (Es ist schon hiernach ganz falsch, wenn Falkenstein in eeioer unzuverliissigen 'Geschichte der Buchdruckerkunst' p. 270 den Bestand der Druckerei des Oporinus von 1549 bin 1566 datirt.)

5) Die Belege sammtlich aus Fabricius p. 495— 523 zu entnehmen. Xach 1558 finde ich keine Camerarische Schrift mehr aus der Her- wagenschen Officin hervorgegaugen, die letzte blos mit des Hervagius alleinigem Namen versehene sogar schon von 1551, worauf dann zu- nachst die in Anm. 3 erwahnte Doppelfirma 'Herwagen und Brand' von 1557 folgt.

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72 BIO-BIBLIOGRAPHISCHES

thatigkeit die Besehaftigung mit weltlicher 'Philosophie' und den heiduiseheu Quellen derselben, also mit dem Stu- dium der 'Humaniora' vertrage: wofur der Ennianischen Weisheit 'philosophandum est paucis, nam omnino haud placet' ein entsclieidendes Gewicht zugesprochen wird. Auf seine Plautinisclien Arbeiten Ubergehend spricht er sich so- dann (p. 537 ff.) mit eben so bescheidener wie klar bewusster Selbstsehatzung aus iiber das was er leisten gewollt und was er geleistet zu haben glaube; iiber billige und freund- 485 liche Beurtheiler und boswillige Gegner 6) u. dgl. m., bis er

6) P. 637 f. : rPlautina, quae tu curandum ut denuo exprimantur, putas, ita sunt diligentia industriaquc studii mei elaborata, ut ante mcam huius auctoris cditionem nullam uspiam emendatiorem esso con- 8poctam affirmare, et hunc conatnm ita benc processiesc, ut cum non- nullorum inuidia laudis aliquid meruerit, arbitrari posse vidcamur. Nactus fueram exemplaria duo antiqua ab iudoctis librariis exarata, Ka nequens et adhibens cogitationcs accuratas, et adiumenta undique eolligcns, ita concinnaui fabulas Plautinas, ut non quidem integras perfectasque omni bonitatc eaa cssc crederem; sed ut ista exposita a nobis pcrscriptione utilem lectionem studiosis Latini Bermonis con- ciliatuni iri statuerem. Atquc plus impendi temporis his lucubratio- nibus, occupatiorque fui iu isto operc, quam fortasse debuerim, ut non tam gloriandum ob haec eftecta, quam propter interniissa omissaquc alia poenitendum csse videatur. Quod si de nostris laboribus etiam tcstimonia, quibus illi celebrcntur ornenturque , proferri necessc est: Etsi alii quoquc doctrina crudita cxcellentes viri in suis scriptis meac industriae lau^abiliter meminerunt, unum tamcn solummodo non sine ingcnti dolore nupcr adeo amissum et morte sublatum, Adrianum Turncbum nominandum putauimus.' Hierauf cin ausgefiihrtes, warmes Lob des Turncbus (den er in ahnlicher Weise in einem Bricfe an hambin vom J. 1567 (p. 299) feiert, dem er auch direct scine aner- kennendste Hochachtung bezeugt hatte in dem undatirten Briefe p. 300 ff.), und dann : ' Adrianus igitur Turnebus et probauit multis iu locis cditionem nostram Plautinam, et quae mutauit ipse iudicio suo, illis asscrendis nunquam dixit mihi (quemadmodum hic noster auctor loquitur) inclementer. Alii quidam petiuerunt me et sunt inaectati vehcmcntiua atque insolentius, cum quibus ego non contendere, et ac- ceptas plagas potius perpeti, quam repugnando ipsis ctiam aliquas impingere volo: Ne rixa oriatur (id quod fieri solere nostrati prouerbio dicitur) referiendo'. Woran sich die Reehtfertigung einer einzelncn von ihm aufgestellten , abcr stark angefochtenen (!) Behauptung an- echlicsst: nilmlich dass der iambischc Vers kcinen Creticus statt des

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ZU CAMERARIUS' PLAUTUSSTUDIEN. 73

schliesslich seine eigentliche Willensnieinung (p. 542) nur in folgenden, nicht allzu deutlichen Worten zu erkennen gibt: 'Te autem, nii Oporine, oro, ut et ea quae prioribus adiecimus, et caetera omnia emendate exprimi studeas, ipse admini8trationem tuani ad operarum prouincias adiungens, ut quam fieri poterit incorruptissimus liber ex officina tua prodeat, et ne errata etiam expressionis causam dent ob- trectandi, id quod accidisse comperi, curiosae maleuolentiae. Haec igitur studii industriaeque tuae cura erit Est autem uiihi nota vis iugenii tui et grauitas iudicii, et doctrinae eruditio, multoque maiora tuae considerationi tuoque arbitrio committi recte tutoque posse scio.'

Was eigentlich Camerarius au Oporinus geschickt, wiirde uian hieraus kaum errathen, wenn uns nicht spatere Briefe, iu Verbindung mit einem weiterhin zur Sprache zu bringen- den Umstande, zieiulich zweifellos ersehen liessen, dass es theils ein fiir den neuen Druck durchgesehenes und viel oder wenig verbessertes Exemplar des Plautinischen Textes war, theils aber auch mehr oder weniger zahlreiche oder ausgefuhrte Anmerkungen. Geringen Aufschluss zwar gewahrt, was er ihm zunachst, fCal. VII br.' desselben Jahres 1566, schreibt7). Klarer dagegen spricht sich ein folgender 486

lambus znlasse. [Heutzutago sollto es uicht Wunder nehmcn, wenn auch der von des Camerarius gcsundem Sinn zuriickgewieseno Creticus gelegentlich wieder aufgenommen wfirde, nachdem wir das schier Un- glaubliche noch dazu von sonst so verstandiger Seito erlebt haben, daes auch statt des Anapast ein Baccheus als legitimster Stell- vertreter aufgestellt worden.] Ueber einen nicht genannten Wider- tacher (fN. illius quisquia is est'), der sich uber Camerarius' Plautus, wic es achcint bald nach desuen Erscheinen, in ziemlich gehaasigem, wenigstens sehr unfreundlichem Tono geaussort, beklagt sich C. in seiner maaavoll-reservirten und doch kernhaften Weise in einem Briefe an Petrus Victorius aus dem Marz 1561: in unaerer Sammlung p. 466 f.

7) P. 542 f. : rDe Plautina editione res est in tua manu: facies de ea, quod tuis rationibus maxime congruere putabis. Quo minus qui- dem ex tua officina liber prodeat, cur inuidiam illam, quae abs to commemoratur, metuas, causa esse mihi non videtur. (Kann sich wohl nur auf das Verhaltniss zur Herwagen^schen Firma und die dieserhalb zu uebmende Rflcksicht beziehen.) Sed, qucmadroodum dixi, id facies, quod tnis rationibus ccnBueris esse aptissimum, tibique maxime oppor-

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BIO-BIBLIOGRAPHISCHES

Brief vom 13. Juni 1568 aus, uberhaupt der letzte unserer ganzen Sammlung, p. 545. Er beginnt mit einem Gliick- wunsch zu der Geburt eines Sohnleins (deun Oporinus (geb. 1507) hatte an irei Frauen keineswegs genug gehabt, son- deru 1567 als vierte Honifacius Amerbach's Tochter Faustina geheirathet), und fahrt dann also fort: fSed heus tu de Plauto nostro, quem aliquando cum epistola ad te misi, quid h'tV aut vbi ille delitcscit? Non pudet te vt spero compel- lationis nostrae. Nequc me operae datae piget, quantumuis aliae aliorum praeclarae quasi curationes vulnerum in illo auctore exstent, et accessurae etiam deinceps esse videantur. Est enim campus iste, in quem excurrere possit studium diligentiae infinitum, Quod si forte tibi neque vacat neque libet nieas lucubrationes exprimendas typis curare, fac, mi Oporine (facile enim ct libenter istam tibi veniam damus,) vt liber ad me redeat, qui meas notationes dpxeTUTrouc habet: vt saltem intuendo hunc ego interdum me delectem, vel mea industria laetans, vel quid alii fecerint diuersum considerans. Sed exprimi nostra sane iatic velim. Totani autem rem permitto tuo arbitrio. Modo liber mihi non pereat.'

Man sieht aus allem, Camerarius hat es, trotz theolo- gisch-frommer Vorsatze, doch nicht ttber sich vermocht,. seiner alten heiduischen Plautusliebe ganz untreu zu werden, sondern hat in dem Zeitraum zwischen 1553 und 1566 in

tunum. Plautinae operae sunt praeclarae (?), et audio ab intelligenti- bus artificium istud valde eas laudari. Sane erant adhuc permulta, quac notare, indioare, exponere in illo opere potuissem, aed ita quoque nimium studii impendisse mo arbitrari, antea quoque tibi scripsi. Et relinquendum quoque est aliquid, quod tractantes hoc genua littcrarum ampliufl cxplicent, cmcndcnt, concinnent, atque adeo in nostris carpant et configant. Primum enim grammatici cst quaedam ignorare, et iu aliquibuH falli. Deinde iata diligentia vcterura scripta reiuirgandi, at- que addo ctiam inqnirendi in aliorum commentationes recentea, semper aliquid profert, quod liberalem cognitionem instruat et adiuuet. Neque me unquam quiuquam offendit rcpraehensor laborum mcorum. si enim vere repraehendit et humaniter, gratiam scilicet deberi illi confitendum : »in falao, maledice, contumcliose, meam Bcilicet vicem hac ipsa turpi- tudine se ipsum ultus ij)8c est.' (Hcutzutage uoch cben so wahr wie vor dreihundcrt Jahren.)

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* ZU CAMERAKIUS' PLAUTUSSTUDIEN.

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aller Stille diese Studien, wenn auch uur als subsiciva, imuier fortgesetzt, auch von den dahin einschlagenden Arbeiten anderer fleissig Kenntniss genommen. Mit den calii% deren 'curationes vulnerum', noch dazu 'praeclarae', er so aner- kennend bervorhebt, kann ubrigens ein eigentlicher Heraus- geber nicht wohl gemeint sein; denn wie wenig die einzige seit der Camerarischen Textesrecension uberhaupt erschienene Ausgabe, der Plautinische Druck des Ioannes Sambucus vora J. 1566, Anspruch hat auf ein so auszeichnendes Prii- dicat, ist aus dein, was iiber diese Ausgabe in Opusc. phil. II p. 114 ff. berichtet worden, leicht ersichtlich 8). Vielmehr 4*7 zielen des Camerarius Worte ohne Zweifel ganz hauptsiich- lich auf des vou ihm (s. Anm. 6) so hochgestellten Adrianus Turnebus Adversaria, deren zwei erste Theile schon 1564 und 1565 (der letztere kurz vor des Turnebus Tode) heraus- gekommen waren9), imd in denen uns, ausser zahlreichen gelegentlichen Erklarungeu, auch wohl kritischen Versuchen zu einzelnen Plautusstellen, vor allem die Beuutzung einer alten, leider seitdem vollig verschollenen Handschrift ersten Kanges entgegentritt, iiber welche a. a. O. p. 121 ff. des Nahern gehandelt ward.

Was an dem Briefe von 1568 befremdet, ist dies, dass Oporinus noch ganz und gar als activer Typograph ange- sprochen wird, wahrend er doch nach dem Bericht seiner

8) Dass ubrigens Camerariua rait Sambucus im besten Vernehmen stand, zeigt nicht nur dcr Brief an Ioanncs Crato vom 6. Nov. 1566 (in unserer Sammlung p. 378), worin es am Schluss heisst: 'Sambucum rogo officiosc saluteB verbis meis, a quo iampridem nihil accepi lite- ranim', sondern noch dcutlicher die an Sanibucus selbst seit dem Januar 1567 adressirten Briefe p. 408 ff., in welchen indcss (allerdings doch auffallend) des Plautus mit keincr Sylbe Erwahnung geschieht.

9) So mit schatzenswcrthcr (ienauigkeit allein Brunct: wahreud die deutechen Bibliographen (Georgi, Krebs, Ebert, Schwciger) hSchst un?oll«tandig und unzulanghch nur von Drucken aus den Jahren 1580 (oder?) 1581. 1599. 1604, ausser den 'Opera' 1600, zu berichten wissen. (Der erst lange nach Turnebus' Tode von seinem Sohnc heraus- gegebene dritte Theil dieser Adversaria, Buch 25 bis 30 enthaltend, tragt ubrigens wirklich, wie Brunet angibt, die Jahreszahl 1573, obwohl die Vorrede mit '12. Cal. Ian. 1572' datirt ist.)

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BIO- BIBLIOGKA PHI8CHES

Biographen die Druckerei auf Andringen seiuer vierten Frau, tlie ihn von den Muhen und Sorgen des aufreibenden und nienials eigeutlicli lucrativ gewordenen Geschaftslebeus erlost wi.ssen wollte, schon im Jahre 1567 verkauft hatte 10). Ob das Camerarius gar nicht erfahren hatte? oder ob Oporinus doch noch einen personlichen Einfluss auf das verkaufte Ge- schaft ausiibte, vielleicht sich sogar vorbehalten hatte? Wie dem auch sei: warum des Camerarius freundschaftliches Drangen auf Publication seiner Plautina keinerlei thatsach- lichen Erfolg gehabt, liegt klar genug vor Augen: deun wahrend sein letzter Brief vom 13. Juni war, musste Opo- rinus schon am 6. Juli desselben Jahres das Zeitliche segnen. Sein Manuscript hatte indess Camerarius vorher nicht zurQck- erhalten: denn noeh am 18. September 1568 schreibt er an den Baseler Professor Theodor Zwinger (p. 441 der hier immer zu Grunde gelegten Briefsammlung): 'peto abs tua humanitate, videas quid fiat de Chronologia Nicephori u) et 488 Plauto meo. Nam hos libros ad Oporinum missos perire sane nolim. Ipsum etiam Oporinum, ad quem praeposui

10) S. rAndr. Iocisci Silesii oratio de ortu, vita et obitu Joh. Opo- rini Basilieusis ', Argentorati 1569, wiedergedruckt in r Vitae selectae quomndam eruditissimoruni ac illustrium virorum' etc., Vratislaviae 1711, p. 631. Der populare Abriss in 'XVIII. Neujahrs-Blatt far Basels Jugend', Basel 1840. 4, gibt Ncues, QuellenmiUBigeg gar nicbt.

11) (Jemeint i»t 'Cbronologia secundum Graecorum rationem tem- poribus expositi!} autore Nicephoro archiepiacopo ConBtantinopohV etc. War zueret Basel 1561 ex officina Io. Oporini erschienen; aber dem Camerarius lag es, wie wiederholte Aeusserungen seiner Briefe zeigen, in denen er immer wieder auf die r Chronologia ' zurflckkommt, sehr am Herzen, eine neue und verbesserte Ausgabe davon zu besoigen. DeH Oporinus Tod verhinderte das Jahre lang, bis sie endlich 1573 in Leipzig rprocurante Ernesto Voegelioo' herauskam: s. Hoffmann's Lex. bibliogr. III p. 132. (Nicht exact genug Fabricius p. 520. Ganz fehlt die Chronologia in dem Tatalogus librorum per Ioa. Oporinum cxcusorum*, welcher beiden Drucken von Iocisci oratio (dem Breslauer p. 637 - 693) angehftngt ist: eiu Verzeichniss von nicht weniger als aehthalbhundert Druckschriften, aber weder chronologisch angeordnot, 8ondern alphabetiscb , noch auch nur die Jahreszahlen hinznfugend, aUo wie rccht absicbtlich unbrauchbar. Auch Theonis progymuasmata (8. o. Anm. 4) sucht man vergebens darin.)

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ZU CAMERARHS 1'LAl'TrSSTl'DIEN. 77

Epistolam Plautinis comoediis, celebrari velim. Non enim tam male sentio de meis scriptis, ut non existimem ab his alicui aliquid bonae opinionis conciliari posse'. Verloren gegangen siud darum die in Rede stehenden curae secundae danials doch nicht, sondern ohne Zweifel noch in Canierarius' Hunde zuriickgelangt, da sie sich Jahrzehnte spiiter als im Besitz seiner Familie befindlich nachweisen lasscn.

Dieser Verbleib geht niimlich hervor aus einer Anfiih- rung Gruters zu dem (in den Hdss. um eine Sylbe zu kurzen) Verse der Menachmen V, 9, 73 (1133): 'Frater. ME. et tu quem ego multis miseris laboribus 9 . . . , zu wel- chem die Grutersche Amerkung also lautet: ?Si repetitum interponeretur verbum Salve, esset et oratio perfectior, et numeri pleniores; qui absque hoc bicupececi sunt explicandi. Camer. in curis secundis ad Plautum, qui [sof] servantur a nepote eius V. C. Ludovico Camerario, consiliario Palatmo'. Ob dieser 'Cantzler, Hof- und geheimder Rath bei dem ChurfUrsten von der Pfaltz Friderico V, wie es bei Joeher heisst, des Grossvaters Curae secundae Grutei^n tiberlassen oder ihm nur Einsicht in dieselben verstattet hatte, wird nicht ersichtlich; anderer Erwtihnungen in Gruter's Noten eriimere ich mich aber nicht. Was weiter aus ihnen ge- worden, ist unbekannt. Ihr Verlust ist iibrigens zu ver- schmerzen, wenn ihr sonstiger Inhalt nicht werthvoller war als der obige Vorschlag, in dem Menachmenverse das voraus- gegangene saluc zu wiederholen (wo?), wiihrend vielmelir dem Metrum vollkommen aufgeholfen ist, wenn mit Bothe miseriis, laboriibus geschrieben wird, asyudetisch wie dies, noctes oder imperiis, praeeeptis im Trinummus 287. 302 und Analoges bei Laclimann zu Lucrez p. 80. » Bei welcher Gelegenheit ich zugleich nicht versaumen will die irrthiim- liche Angabe meiner adnotatio, dass cgo im Decurtatus fehle, zu berichtigen; nur der Vaticanus, nicht B und C, hut es zufallig ausgelassen, und darum fehlt es ira Lipsiensis und der Princeps.

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BIO-BIBLIOGRAFHI8CHB8

3*)

333 Als ich in Bd. 2G p. 483 ff. [oben p. 69 ff.] l) von den beiden nach Camerarius' Tode herausgekonimenen Brief- sammlungen 'Epistolarum familiarium libri VI', Franco- furti 1583, und 'Epistolarum libri quinque posteriores', Francofurti 1595 die letztere fOr die Plautuslitteratur zu verwerthen unternahm (denn die erstere enthalt gar nichts hiehergehoriges) , Qberging ich absichtlich einen eben dahin einschlagenden Brief des Camerarius, weil mir die Be- wandtniss, die es mit einigen darin vorkommenden Notizen

33-4 hatte, nicht hinlanglich klar werden wollte und ich dieselbe durch weitere Nachforschung noch zu ermitteln hoffite. Das ist nun zwar in wiinschenswerthester Weise auch seither nicht gelungen; um so mehr mogen aber nunmehr diese, wenn auch fflr den Plautus selbst sehr untergeordneten, Probleme fflr Liebhaber der Gelehrtengeschichte zu etwaiger

*) [Rhcin. Museum f. PhiL XXVII (1872) p. 333—342.]

1) Fiir das dort erwiihntc Verzeichniss der Schriftcn dcs Camera- riufl in Fabricii Bibliotheca gr. Bd. XIII ist ubrigens von letztcrm schon bcnutzt worden eine Druckschrift, dic heutzutage eben so selten oder noch seltener geworden scheint als die in Bd. 23 p. 660 f. [obcn p. 67ff.] wiedcr ans Licht gczogenen 'Indicationes' etc. : namlich eines 'Georgius Summerus' (der sich jedoch nicht auf dem Titel, 8ondern nur unter dcr Dedicationsepistel an des Joach. Camerarius Knkel Ludovicus nennt) 'Catalogus continens enumerationem omnium librorum et scriptorum tam editomm quam edendorum viri incompa- rabilis, Domini Ioachimi Camerarii, professoris quondam in academia Lipsica celeberrimi. Dantisci, praelo Hfinefeldiano. Anno M.DC.XLVl'. (40 unimginirte Bliitter kL 8.) Wenigstens in Dcutechland hat sie sich auf nahe au zwanzig flffentlichen Bibliotheken nicht vorgefunden, bis sie endlich in nachster Niihe, in der an Camerarianis aller Art reichcn Leipziger Universitatsbibliothek in einem Miscellan-Couvolut durch unseres Georg Voigt verdienstliche Bemilhungen ghlcklich eutdeckt ward, zugleich mit einem handschriftlichen Bronillon fiir die Druck- schrift, welches aber noch unvollst&ndiger ist ais die letztere selbst. Neues war aus dieser nach keiner Seitc hin zu lernen. Auch in ihr fehlt wundersamer Weise die Gesammtausgabe dca Plantus von 1552, wie spater bei Fabricius, und wie auch bei Jiicher: obgleich doch ohne Zweifel gerade sie die beueutcndste LeiHtung von allen strenger philo- logischen Arbeiten des Camerarius uberhaupt iat.

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ZU CAMERARIUS' PLAUTUSSTI DIEN

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glucklicherer Losung signalisirt werden. Und da es inson- derheit Leipziger Gelehrtengeschichte ist, die hier wesent- lich mit in Betracht kommt, so niag man ja wohl einem Leipziger Professor einen derartigen Excurs eben so nacli- sichtig zu gute halten, wie specifisch bibliographische Studien dein ehemaligen, vieljiihrigen Bibliothekar.

Es handelt sich um einen in der gedachten zweiten Sammlung p. 303 305 gedruckten Brief, den Camerarius %'lariss. Viro D. Vito Werlero Franco' schrieb, der aber leider ohne alles Datum ist. Derselbe lautet nach jener Ueberschrift vollstiindig wie folgt:

»S. D. Magno me gaudio affecerunt literae tuae, simul- que tabellarii oratio, qui de te mihi percontanti diligenter ad ea respondit, quae volebam maxime. Ego quidem de te et saepe cogitare et multum loqui soleo. Recordor enim et doctrinae tuae, quae mihi quondam puero, et in- irameris aliis profuit, et intelligo quam operam bonis literis atque artibus illis temporibus nauaueris. Laetatus igitur sum, nuntio primum valetudinis tuae, deinde etiam pro- sperae fortunae, et fuit inter haec mihi periucundum, quod te vicinum esse nobis intellexissem. Sperabam enim futu- rum aliquando, ut coram colloqui etiam concederetur, quod quidem esset eiusmodi, ut tuae humanitati nihil, mihi vo- luptatem afferret summam. Nunc vero de libris tuis quod requiris, id ut debeo et tu vis, significabo tibi. Atque feci idem ante quoque, meminisse enim videor, longo sane interuallo, adhuc viuente amico nostro opt. et honestiss.

i

viro Iohanne Sailero, literas me ad te dedisse, quibus te redderem certiorem, de tua bibliotheca relicta in patria mea, exemisse me Plautianum \so\ Codicem, scripturae veteris, de quo mihi Apellus suauiss. compater meus, qui nuper est cum ciuitatis suae et amicorum sumrao dolore raortuus, dixerat. Hunc igitur librum de plurimis tuis excepi vnum, quod incredibili iam tamen [so, offenbar tum] cupiditate tenerer, si non possem restituere auctori illi pristinum nitorem, manifestam saltem et pudendam defor- mitatem detergendi. In quo proposito atque studio, quam-

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BIO-BIBLIOfSRAPniSCHES

uis sit ab indiligente ac nou adnioduin erudito scriba ex- aratus liber ille, meam tamen assiduitatem atque atten- tionem saepe non parum adiuuit. Atque ego Norimbergae, cum vna essemus, Eobauum Hessum, (quem tu ante multos annos Lipsiae reuersum e Prussia et dilexisti vnice et fe- cisti maximi) hunc igitur habui et socium laboris istius, et meae industriae approbatorem, et admiratorem quoque in hoc genere solertiae. Operam autem huic emendationi impensam, ducerem, ut verum fatear, nimiam, nisi mihi persuasum esset, neglectam hactenus lectionem accuratam huiusmodi auctorum, discentum [so] studia impediisse, quo minus proprietatem linguae Latinae possent cognoscere. s35 Est autem spes mihi facta alterius insuper exempli Coj moediarum Plauti, qui [so] e Britannia afferatur, quod hoc si forte accideret, ne [so, statt ut] liceret coniungere cum tuo, fortasse spectandum et praeclarum istum librum edituri simus. Hanc operam tua quaeso humanitas, repetitione codicis tui, quem tibi magno usui esse non posse scio, im- pedire vel perturbare nolit, tibique persuadeas, si Deus fortu- net conatus meos, pro illo tuo vnico mediocri libro, me esse curaturum, ut complures optimi ad studiosos bonarum li- terarum atque artium perueniant, vt tu cum luculento foe- nore commodatum tuum recepturus esse videare. Vale.«

Der grosste Theil dieses Briefes bezieht sich, wic man sieht, auf den sog. 'Vetus codex' des Plautus. Etwas wesentlich Neues tiber dessen Herkunft und die Art, wie Camerarius zu ihm gelangte, erfahren wir indess hier nicht, sondern nur eine weitere Bestiitigung des bereits aus ander- weitigen Bcrichten Bekannten, die man theils aus des Came- rarius 'Epistola nuncupatoria' des J. 1545 (wiederholt vor der Ausgabe von 1552), theils aus den ergiinzenden Angaben in Pareus' Vorreden vollstiindig zusammengestellt findet iu Opusc. phil. II p. 100 ff. Das Niihere, was in dem Briefe hinzu- kommt, ware nur dann vollig klar zu stellen, wenn wir Dber den Lebenslauf und namentlich die spiitern Schicksale des VitusWerlerus besser unterrichtet wiiren-). Aber zunachst

2) Fast nur auf dic flQchtige Erwikhnung in Camerarius' 'Narratio de

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die Leipziger Uoiversituts-Acten3), von denen man Auskunft erwarten mochte, lehren uns nichts weiter, als dass er gleich 33« im Anfang des Jahrhunderts daselbst inscribirt, schon 1501 zum Baccalaureus, erst 1507 zum Magister bonarum artium promovirt wurde: worauf er aber in jenen Acten so voll-

Eobano Hesso' gehen die ganz dflrftigen bibliographischen Notizen zu- rflck, die in 'Menckenii Dissertationes academicae' VI, 18 (p. 250 ed. Lips 1734) stehen, woraus sie lediglich ins Deutsche flbersetzt sind in J. A. Weber'8 'Einleitung in die Historie der lat. Sprache' (Chemnitz 1736) p. 424.

3) Aus ihnen hat mir namlich mein verehrter Freund Geh. Hof- rath Gersdorf mit bewilhrter Gefalligkeit die uachBtehend wSrtlich wiederholten Mittheilungen gemacht: «W. wurde im Winterseinester 1500 1 'rectore Nic. Fabri Grunbergcnse' inscribirt als 'Vittus Wirle <le Sultzfeldt (nat. Bavar.)', zahlte auch die volle Gebuhr ('dedit 6 gr., totam'). Jedenfalls hatte er schon eine andere Universitat (wie z. 13. Ingolatadt, Erfurt, COln etc.) besucht: denn er wurde bereits zu Fast- nacht 1501 f decano Mart. Mcendorn de Hirschberck Siles.', als 'Vitus Werle de Sultzfeldt' zum 'Baccalaureus bonarum artium' promovirt mit der Bemerkung 'determinavit sub Virgilio' (d. i. Virg. Wellendarfler Saliaburg. nat. Bavar.). Erst sechs Jahre nachher zu Faatnacht 1507 warde er 'decano Petro Schorman Glogoviense' als 'Vitus Werler Sultz- fcldenau* bonarum artium magister ('incepit sub Georgio Meiningense' Geo. Dottanio t. t. procancellario). W. ist aber rperacto biennio' nicbt rin gremium s. concilium facultatis artium' aufgenommen wordeu die philos. Facultat bestand damals aus 24 stimmfflbrenden Mitgliedern, je 6 aus jeder Nation), folglich nie 'magister actu regens' oder mit der Function eines 'executor, claviger, examinator, collegiatus, procancella- rius, decauus' betraut, noch weuiger 'rector universitatis' gewesen. Seine Wirksamkt-it kann nnr darin bestandeu haben, dasa er junge, noch nieht genugsam vorbereitete Studiosen unterrichtete , wie man heutzu- tage sagt 'einpaukte' ; aber kein einziger unter den mehrern Himderten, «lie von 1509 28 hier promovirt wurden, 'determinavit s. incepit sub M. Vito'. Hoflentlich ist dies nicht aus Mialiebigkeit dor 'Seniores' gegcheben, sondern vermuthlich weil er es wegen allzu frflhzeitigen Todes uicht erlebte.* Dass mit der letztern Vermuthung doch nicht das Richtige getroften ist, ergibt sich aua deu Ausfflhrungen unserea Ttxtea. Aber so viel lassen die vorstehenden Notizen wohl sicher er- kennen, dass es gar keiu genauer Ausdruck ist, wenn es bei Pareus heust: fVito Verlero bonarum artium iu Academia Lipsiensi profes- lOri*. Wenn flbrigens in den actenmassigen Angaben die Namens- formeu Wirle , Werle, Werler wechseln, so tritt als vierte hinzu, dass ihn Camerarius in der Narratio de Eob. Hesso Vitus Berlerm echreibt.

fB. mSCHELII «.PVHCVI.A III. 0

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BIO BIBLIOGRAPHI8CHE8

standig verschwindet, dass nian wohl sieht, er habe wenig- stens ausserlich eine hervortretende Rolle an der Universitat niemals gespielt. Mehr in der Stille kann er demohngeachtet eine nicht unverdienstliche Wirksamkeit geiibt haben. Und in der That, nicht nur nennt ihn Camerarius in der *Nar- ratio de H. Eobano Hesso' (§11 des Kreyssigschen Abdrucks) unter denen, die damals in Leipzig Vruditionis et humani- tatis principes' gewesen seien, neben Io. Sturnus und Georgius A.ubanus, sondern bekennt auch sich selbst ausdrOcklich als seinen Schiiler, theils in unserm Briefe, theils in der Epistola nuncupatoria, wo er bezeugt ihn 'explicantem comoedias Plau- tinas' gehort zu haben. Das war also zwischen 1513 und 1518, in welchen Jahren Camerarius in Leipzig studirte ob- gleich damals noch rpuer' (bekanntlich geboren 1500), aber nach damaliger Sitte. Glaubhaft genug, dass sich von dieser ersten Anregung seine spatere so energische Plautusliebe her- schreibt. Sehr wohl passt deim auch zu diesen Daten, dass nach Pareus' bestimmter Angabe es das Jahr 1512 war, in welchem Werler den in Kede stehenden Plautuscodex von dem, ihm doch vermuthlich befreundeten, Martinus Polichius, dem ersten Rector der Universittit Wittenberg, zum Geschenk erhielt. Dass er den hohen Werth dieses Besitzes erkannte, liisst sich allerdings bezweifeln4); dass Camerarius selbst da- mals noch keine Kenntniss von der Existenz einer solcheit Handschrift erhielt, zeigt sicli spiiter (vgl. Anm. 7). Naeh diesem Zeitpunkte scheint es aber uusern Werler nicht lange 337 mchr in Leipzig gelitten zu haben. Wenigstens finden wir ihn bereits 1521 inVenedig, wie dies hervorgeht aus einem

4) Dass ihm wenigstens Caracrarius nicht die Fahigkeit zutraute, otwas Erkleckliches rait dem Oodex anfangen zu konnen, zeigt die un- verhohlene Aeusaening seines J3riefes fquem tibi magno usui ease non posse scio'. Ueberhaupt wird man nicht irren, wenn man ihm unter den Leipziger Lehrem des Camerarius doch nur einen secnnd&ren Hang anweist, im Vergleioh mit Mannern wie Georg Helt, Richard Crocus, Johannes Metzler und Petrus Mosellanus (Schade): wie denu diese auch allein, nicht neben ihnen auch Werler, genannt werden in des Andreas

Fr<»yhub fOratio in funere loachimi Camerarii' (Lipaiae 1574), dea-

gleichen in Joh. Fr. Fischer's fOratio de Ioachimo Camerario' (Lipsiae 1762) p. xii.

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ZU CAMERARIUS PLAUTUSSTUDIEN.

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in diesem Jahre von dort an Camerarius geschriebenen, mit Ter tuum Georgiuni Sturciadem Operc.,f') unterzeichneten Briefe, welcher in der von Camerarius selbst 1568 heraus- gegebenen Briefsammlung ('Libellus novus' etc.) stehtfi). Denn daselbst liest man gegen Ende des Quaternio 1): fNunc id uiitim rogo, teque libenter facturum esse certo scio: Eoba- num Hessum meo nomine et D. Viti Werleri, qui Venetiis me allocutus est, saluta'. Ob dieser Aufenthalt in Venedig ein dauernder war oder nur ein voriibergehender, wird nicht ersichtlich. Sollte es aber damals auch nur ein Reisebesuch von Leipzig aus gewesen sein, was keine besondere Wahr- sehcinlichkeit hat, so ist doch sicher, dass W. sehr bald darauf Leipzig als Wohnsitz wirklich ganz aufgegeben hatte, uud zwar noch vor 1525. Denn in diesem Jahre, wie die Epist nuncup. von 1545 (fanni iam sunt XX') genau angibt, war es ja, dass Camerarius, nach den dazwischen liegenden •Jahren seines Erfurter und Wittenberger Aufenthaltes wieder in seine frankische Heimath zuruckgekehrt , hier aus Wer- lers daselbst zuruckgelassener Bibliothek (Me tua bibliotheca relicta iu patria mea') den Plautuscodex zur Be-

i») d. i. Georg Sturtz, genannt Opercus, der humanistisch gebil- dete und gesinntc Freund von Camerarius, Melanchthon, Eoban Hessus Euriciug Cordus und Genossen, spliter, nach lilngerm Aufenthalt in Ita-, hen, Erfurter Professor der Medicin. [Zahlreiche Briefe an ihn von hobanus Hegsu*, zum Theil auch au diesen von ihm, stehen in der zu Marburg 1543 (in fol.) erschienenen Sammlung 'Helii Kobani Hessi . . . et amicorum ipsius Epistolarum familiarium libri XII'.]

6) Um leicht mogliche Verwechselnng zu verhiiten , sei hier be- ffierkt, dass es ausser den zwei erst nach Camerarius' Tode heraus- P^ommenen Briefsammlnngen vier schou bei dessen Lehzeiten er- schienene, von ihm selbst zum Druck beforderte gibt. Die erste bildet den Anbang zu der 'Narratio de H. Eobano Hesso', Norimbergae 1553: ohne die 'Narratio' 21% unpaginirte Quaternionen in kl. 8. Mit ttuck- "cht uuf gie ward die folgende betitelt 'Libellus alter, epistolas com- plecteoi Eobani et aliorum' etc, Lipsiue 1557: 10 unpaginirte Quater- niooeu in kl. 8. Weiter folgte 'Tertius libellus epi&tolarum H. Eobani Hes»i et aliorum' etc., Lipsiae 1661: 19 unpag. Quat. in kl. 8. Endlich ▼iertens der oben angezogeue 'Libellus nouus, epistolas et alia quae. dam monumentii doetorum .... coniplectens' etc, Lipsiae 1568: 21 ■W Qoat in kl. 8.

C*

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1U0-BINLI0GRAPIHSCHE.S

338 nutzung erhielt7). Dies tritt in verstandlichen Zusammen- hang durch die sich von selbst ergebende Coinbination, dass W. Leipzig und die ganze dortige Stellung verlassen, natUr- lich seine Bibliothek mitgenommen, sich (mit ihr) zunachst in seine ebenfalls frankische tieimath (vermuthlich nach NGrnberg: vgl. Anm. 7) begeben, hier jedoch sich damals nicht dauernd niedergelassen, sondern wiederum anderwarts hin gewendet hatte, aber jetzt unter Zurucklassung der Biblio- thek. Dass es Ttalien war, wohin er seine Richtung nahm, wird durch die oben beigebrachte Briefnotiz wahrscheinlich genug. Wie lange er sei es dort blieb oder sich etwa noch anderweitig herumtrieb, daruber fehlt uns (wenigstens mjr) jede niihere Kunde. Ein gutes Jahrzehnt ist jedenfalls hingegangon, vielleicht auch anderthalb, bis wir ihm zuerst wieder begegnen: eben in dem obeu an die Spitze gestellten Briefe des Camerarius.

Wir finden ihn hier in Deutschland, und zwar irgendwo in der Niihe des Camerarius ('vicinum nobis'), und in 'pro- spera fortuna', iiber welche C, wie iiber die Nachbarschaft,

7) Dasa die8 durch die Vermittelung des Michael Rotingus ge- schah, gibt die Epist. nuncup. an, indem aie diesen als rpropinquus' Werlers bezeichnet. Da Roeting ebenfalla wie Werler (s. Anm. 3) aua Sultzfeld in Franken war nach Jocbcr, so verstebt man, wie gerade ihm Werler die Anfsicht iiber seine zuriickgclassene Bibliothek anvertrante. Da wir aber ferner Roeting von 1526 au als Professor am Gymnasiuni Aegidianum in Ntirnberg finden, ao wird es nicht unwahrscheinlich, dass ea eben Niirnberg war, wohin sich Werler nach Aufgebung Leip- ziga zuniichst zunickzog und wo er, selbst in weitere Fernen schweifend, einstweilen seine Bibliothek zuriicklieas. - Wenn Camerarius in unserni Briefe seinen (rnuper cum civitatis suae et amicorum summo dolore mortuus') ^suavissimus compater Apellus' als denjenigen nennt, der ihm zuerst Kenntniss gegeben von der Existenz des Plautinischen Codex iu Werler's Bibliothek, so liegt die Verrauthung uahe, dass dies wahrend des Camerarius Aufenthalt in Witteuberg geschah, da es ja WTittenbergs erster Rector Polichius war, dem Werler den koatbareu Schatz als Ge- schenk verdankte und von dem das dort Apellus erfahren baben konnte. Denn Wittenberg als des rApe]lus' Wohnsitz geht hervor aua einem vom 23. Dec. 1626 datirten Briefe des Breslauer 'SeDator primarius' Johannes Metzlerns au Melanchthon in dem Anm. 6 erwahitten 'Tertiii!1 libellus', worin Quat. /f, 2 heinwt rsalu(a Maitinum Theologum et Apellum lurisconsultuni'.

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7X OAMERAKirS 1'LAl'TUSSTUDIEK.

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seiiie Freude ausdrttckt. Beides macht den Eindruck, als sei es noch ein ziemlich neuer Wechsel der Geschicke, der ftir Werler eingetreten war: wenn wir uns auch hescheiden miissen nicht zu errathen, ob die 'prospera fortuna' in einer er- wunschten Anstellung oder glucklichen Erbschaft oder reichen Heirath oder worin sonst bestand. Erst kiirzlich, wie mau glauben mochte, aus der Fremde zuriickgekehrt, faud er sich nunniehr veranlasst an Camerarius zu schreiben und sich von ihm die seit 1525 in dessen Hiinden gebliebene Handschrift zuriickzuerbitten. Was und wie ihm dieser antwortete, liegt uus in seinem Briefe vor Augen. Wann und von wo also ward dieser Brief geschrieben? Erstens nothwendig nach 1533, weil nur bis in dieses Jahr Eoban Hessus mit Came- rarius zusammen in Niirnberg lebte, wo sie beide gemein- sckaftlich den Plautus tractirten. Aber auch spilter als 1535, in welchem Jahre C. Niirnberg verliess, wilhrend er doch sckreibt fNorimbergae cum una essemus', wofiir er ja sonst unfehlbar fin hac urbe' gesagt hatte. Folglich ist der Brief entweder zwischen 1535, wo C. nach Tiibiugen iibersiedelte, und 1541, wo er es mit Leipzig vertauschte, oder aber nach 1541 von Leipzig aus geschrieben. Die Wahl kann nicht zweifelhaft sein, wenn man dio Art, wie C. von seinen Plau- tinischen Studien spricht, aufmerksam ins Auge fasst. Zwar schon seit 1525 bekennt er von dem Wunsche beseelt ge- wesen zu sein, den trefflichen Autor einmal in gereinigter Gestalt lesbar und nutzbar zu machen; aber in welcher Ferne ihra die Verwirklichung dieses Gedankens noch vorschwebte, zeigt doch schon das ffortasse', mit dera er von der Mog- 330 lichkeit einer kiinftigen Ausgabe spricht. Nun aber liess er ja nicht nur schon im J. 1545 fiinf von ihm bearbeitete Stucke (s. Opusc. II p. 97 N. 29) mit seinem Namen er- scheinen, sondern ohne seinen Namen, wenn auch allem Anschein nach mit seiner Bewilligung. waren deren drei andere nach seiner Recension sogar schon zelm Jahre friiher in der Hervagiana vou 1535 ans Licht getreten (ebenda p. 95 f. N. 27), ohne sein Wissen und Willen aber das Jahr darauf noch drei weitere in dem Magdeburger Druck des (ieorgius Maior von 1536 (ebend. p. 97 f. N. 31). Diesen

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8G BIO-BIBLIOGRAPHISCHE8

Thatsachen gegeniiber hatte sich Camerarius nach 1541 iiber seine Plautusabsichten unmoglich so unbestimmt ausdriicken konnen, wie er in dem Briefe an Werler thut. Und daruui ist dieser Brief nicht nur gewiss nicht erst von Leipzig aus geschrieben, sondern wir werden auch der Wahrheit um so niiher kommen, je naher wir ihn an den Anfang des Tiibinger Aufenthalts riicken, also bald nach 1535 selbst ansetzen. Nicht lange vorher war es demnach, dass Vitus Werler, ein ziemlich imruhiger Geist wie es scheint, in der Nahe von Tiibingen, also irgendwo in Siiddeutschland , wioder Ruhe und ein festes Domicil gefunden hatte.

Soweit hatten die vorstehenden Combinationen und Wahr- scheinlichkeitssehlusse gefiihrt, als ich erst des in Anm. 6 niiher bezeichneten 'Libellus alter' etc. von 1557 habhaft wurde und darin uberraschender Weise der authentischen Bestiitigung des Hauptpunktes begegnete. Daselbst findet sich namlich Quai Ey 8 der ganze, spater in der Sammlung von 1595 nur wiederholte Brief, wie er oben mitgetheilt wurde, bereits zum erstenraal gedruckt, im Uebrigen wortlicb tibereinstimmend und nur in. Ueberschrift und Unterschrift etwas vollstandiger: dort Tlariss. Viro virtute et sa- pientia praestanti, D. Vito Werlero Franco. S. D.', am Schluss aber fVale. Tubingae. loach. Camerar. T.' Und wiederum stimmt vortretflich dazu, dass in einem unmittelbar vorher- gehenden, fTubingae Idib. Sextilis. a. 1536' datirten Briefe au Eob. Hessus (wiederholt in den Epist. famil. libri VI vou 1583, p. 393) Camerarius schreibt fvel tu cogita quae nuper sint impactae secures, nunciata morte Christophori Coleri et paulo post Apelli' etc: vgl. Anm. 7.

Geantwortet muss wohl Werler zustimmend haben, da Camerarius in der Epist. nuncup. sagt cet ipse dominus libri postea ut uterer benigne perniisit\ Spiiter mag dieser danu die Handschrift wohl durch Kauf oder Tauschs) als volles

8) Auf Tau8ch ficheineu die Schlussworte des Briofes zu deutcn: fpro illo tuo unico mediocri (!) libro me cbhc curaturum ut complurea optimi* (man orwartet fad te'; aber nein, er fUhrt fort) fad stu- diosos bonarum litterarum atque artium perveniant', schliesBt abcr mit

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ZU CAMERAKirs' PLATJTUS8TUDIEN.

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£igenthum erworben haben, weil sie ja doch aus den Handen :uo seiner Erben in den Besitz der churpfalzischen Bibliothek uberging und in dieser bis zu dem schmachvollen, noch immer ungesiihnten Kaube Tillys und des mitschuldigen Papstes verblieb.

So viel von Veit Werler und seinem fCodex vetus', unsenu B: oder vielmehr so wenig. Dieses Wenige wird man sich aber wohl hOten etwa durch noch einige andere Erwiihnungen der oben benutzten Briefsammlungen vermehren zu wollen, welche zwar alle einen Vitus betreffen, der aber unser Vitus Werler unmoglich sein kann. So, wenn in dem 'Tertius libellus* Quat. J} 8 der Strassburger Professor Jacobus Be- drotus an Camerarius schreibt: fKogo te mi suauiss. Ioach. tuas (vielmehr wohl 'meas') inclusas ad Vitum Noriber- gensem mittere uelis, quamprimum id tu commode potes facere, quo is Vuitebergam illinc perferendas curet ad Mili- chiura nostrutn', und weiterhin noch einmal: eTu quaeso meas eura, ut ad Vitum perferantur\ Denn da dieser Brief schliesst: Tide igitur, ut optimo, id est Tubingensi uino nos recrees', also nach Tiibingen geschrieben ist, so konnte man auf den ersten Blick wohl meinen, Niirnberg sei es gewesen, wo sich Werler nach seiner Riickkehr ins Vaterland niedergelassen habe: wenn nicht doch die Entfernung Niirnbergs von Tii- bingen viel zu gross scheinen miisste, als dass ihn Camera- rius dort als 'vicinum' begriissen und auf solche Nachbar-

'nt tu cum luculento foenore commodatum tuum recepturus esse vi deare'. Das sieht ganz so aus, als wenn Camcrarius Werler's Person und etwa eine unter ihm gtehende Anstalt als solidarisch betrachte und ruckeichtlich der in Aussicht gcstellten Gcgenleistung identificire. Auf dif eine, von C. beabsichtigt*» Plautusausgabe , und ihren Wcrth fiir die gflrhrte Welt uberhaupt, kOnnen doch di»* 'coinplures optimi libri' unmoglich gehen. An Kauf mussten wir denkeu , wenn Pareus in seinen Worten 'e cuius [Verleri] locularaentis librariis depromptum htinc codicem Micaelus Rotingius mancupio illum (?) dederat . . . Ca- merario' das 'mancupio' im wahren Sinne alter Latinitat gebraucht niitte; da aber Roeting den Codex an C. nur lieh und nur leihen konnte (l. Anni. 7), bo muss sich Pareus eingebildet haben, dies lasse sich durch fmancupio dare' lateinisch ausdriicken.

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88 BIO - BEBLIOORAPH1BCHE8

schaft die Hoffnung eines baldigen personlichen Wiedersehens griinden konnte. Aehnlich verhalt es sich mit einem Briefe des Camerarius selbst an Henricus Urbanus (d. i. Euricius Cordus), der in derselben Sammlung Quat. T, 2 steht und diesen Anfang hat: 'Literas ad Vitum nostrum scriptas a te nescio quis attulit, eas pro beneuolentia nostra, qua ipsum complector, resignaui ac legi, statimque nactus tabellarium, curaui ad ipsum perferendas. Abest enim iam menses totos tres, quod apparet te ignorare, profectus me quoque hortante in Francos, ad gerendum munus scholasticum. Nam cum eum meeum libentcr haberem, quod homo adolescens diligen- tiss. operam discendis literis bonis tribuerit, uiderem autem non sine detrimento apud me illum tamdiu delitescere, ipsius utilitati non meis rationib. consulendum duxi, et ad munus illud, quod dixi, obeundum eum dimisi, ita tamen, ut ei po- testatem fecerim, si minus conditio bona ferretur, ad nos quandocunque uellet, reuertendi. Quam ob rem et tuas literas libentius et citius ad eum peruenire studui, ut si in Francis maneret inuitus, gemina ei uia pateret decedendi. Haec ut 341 scires, quid de tuis literis factum esset, putaui tibi a nobis scribi oportere'. Man konnte es sich ja allenfalls einiger- massen zurechtlegen, dass im J. 1535 (dem Todesjahre des Euricius) Werler, nach Deutschland zuriickkehrend, zuerst bei Camerarius in Tubingen Zuflucht und Aufnahme gefunden htitte und dann von ihm in eine frankische Schulstelle diri- girt worden ware. Aber was solche Moglichkeit sogleich vollig abschneidet, ist ja schon der Ausdruck fhomo adole- scens', mit dem C. den so viel altern Lehrer in keiner Weise bezeichnen konnte: abgesehen davon, dass er mit diesem offenbar auch gar nicht in einem so fast ziirtlichen Verhalt- niss stand, wie es dieser Brief ausdrUckt, Ich habe diese Stellen auch nur darum hier in extenso wiederholt, um jeman- dem, der in diesen Gelchrtengeschichten besser bewandert ist als ich, Anhaltpunkte zu geben zu der Ermittelung, wer denn eigentlich der hier gemeinte fVritus' war. Und zu diesem Zwecke seien denn auch noch aus einem von Micyllus aus Heidelberg an Camerarius in Niimberg geschriebeuen Briefe, der sich in dem 'Libellus novus' Quat. M, 6 Hndet, die wenig

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7X CAMKKARIUS' 1'LAUTUSSTU DIKN.

«igniticanten Worte mitgetheilt: fDe reliquo negotio, puto D. Vitnm iam olim tibi rescripsisse'..

Noch interessanter, als das den fVetus' betreffende, ist die zweite Hauptnot-iz, die der Brief des Camerarius in Be- ziehung auf den Plautus enthalt, wenn auch noch weniger sicher aufzukliiren. Er spricht am Schluss von der Aussicht die sich ihm eroffnet habe, noch eine zweite Plautushand- schrift zu erhalten, mit deren Beihiilfe er sich wohl ent- schliessen konne den Dichter in neuer Bearbeitung erscheinen zu lassen. Naturlich meint er eine alte; denn um neue, erst aus dem loten Jhdt stammende, dergleichen ja dutzend- weise vorhanden waren, war er verstiindig genug sich gar nicht zu bekiimmem. Nun hat er ja aber, wie wir alle wissen, spater neben dem fVetus' noch eine zweite alte Hand- pcbrift nicht nur fiir seine Textesrecension wirklich benutzt, sondern auch selbst besessen: den von Pareus so getauften 'Oecurtatus'!r); und von der, sei es gewussten oder auch nur vermutheten Existenz einer dritten ist bei ihm oder bei Taubmann, Pareus, Gruter nirgends die geringste Spur vor- handen10). Wer mochte es also nicht als wahrscheinlich an- sehen, dass die von Camerarius fruher erhotfte, spiiter wirklich zum Besitz erlangte Handschrift eine und dieselbe sei? Aber was uns in gleichem Grade stutzig machen muss, ist doch, dass er sie fe Britannia' erwartet! Wie soll der rDecu^tatus, nach England gekommen sein? Denn etwa gar die franzosische Bretagne hiitte Camerarius doch gewiss nicht 342 mit dem simpeln fBritannia' bezeichnet. Und durch wen, auf welchem Wege sollte er sie aus England erhalten haben? Moglich, dass er durch irgend ein falsches GerOcht, welches sich nicht bestatigte, getauscht wurde, und es ein von diesem Geriicht ganz unabhangiger GHicksfall war, durch den er

9) Hcutzutage wiirden wir ganz einfach eine 'Folio-' und eine 'Qaarthandschrift' unterscheidf n.

10) Denn die schon 1429 in Deutschland entdeckte, nach Kom ge- brachte und dor dortigen Vaticana rinverleibte (D) war in jonen Zeiten keinem Menuchen in Deutschland bekannt.

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mO-HIHLIOGRAPHISCHF.S

spater im deutschen Vaterlande selbst doch in den Besitz einer zweiteu Handschrift (unseres ^Decurtatus') gelangte. Aber anderseits: oube'v ecr' cittujuotov. Dass der 'Decurtatus' ursprunglich der Freisinger Stiftsbibliothek angehorte, con- statirte ich erst ktirzlich wieder oben p. 192 [54], wo zu- gleich daran erinnert ward, dass nach Docen s Andeutungen viele der Freisinger Handschriften iui 14ten und 15ten Jahr- hundert liederlich zerstreut und verschleppt wurden. .Tene Andeutungen sind viel zu kurz und allgemein, um einen nahern, einigermassen verlasslichen Anhalt ftir den uns vor- liegenden Fall zu gewiihren; aber ftir unmoglich kann es doch bei solcher Sachlage nicht erkliirt werden, dass ein Sttick der Freisinger Schiitze auf irgend einem Wege nach England verschlagen wurde und von da, freilich wiederum durch irgend eine nicht im gewohnlichen Laufe der Dinge liegende Verkettung von Unistanden, nach Deutschland zuriick- gelangte. Wer dartiber mehr Licht zu geben vermag, wird sehr willkommen sein.

4.*)

( Veit Werler.)

i6i Das trostliche 2?iTtiT€ xa\ eupr|C€T€ hat sich wieder ein- mal bewahrt: genauer noch im vorliegenden Falle ^pujTctTe Kai 6ibax6r|cec8€. Und zwar ist der tiberaus freundliche Be- lehrer Herr Studienrector H. W. Heerwagen in Ntirnberg, dem daftir der beste Dank gosagt sei. Seine Vertrautheit mit der Specialgeschichte des Reformations- und Huraanisteu- zeitalters vermochte die ctTropiai, welche oben p. 333 342 [78 ff.] unerledigt bleiben mussten, in wesentlichen Partien einer befriedigenden Losung zuzuftihren, und zwar vornehm- lich durch die Nachweisung zweier vorher nicht benutzten Quellen von allerdings ungleichem Wertlie: 1) Ge. Andr. WilTs ('Kais. Hof- und Pfalzgrafeu') Ntiruberger Gelehrten- Lexicon, Ntirnberg u. Altdorf 1755— 5«. 4 Bde 4; 2) Ioh. Heumanni Docuiueuta literaria varii argumenti, Altortii 1758.

*) [Hhein. Muscum f. Phil. XXVIII (1873) p. 151-170.J

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ZU CAMERARIlTg' PLAUTITSSTITDIEN.

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8. Wenn uns die in ihnen enthaltenen Notizen in erwiinschter Weise iiber die Lehensschicksale des Vitus Werlerus auf- klaren, so ist zwar damit, wie schon frtther nicht verhehlt ward, fttr die Plautusstudien selbst nichts Weseutliches ge- wonnen: desto mehr haben sich aber seine Manen bei die- sen dafur zu bedanken, dass sie der Anlass geworden, das sehier verschollene Gediichtniss eines dunkeln Ehrenmannes deun das war er ersichtlich wieder aufzufrischen. Schon der genannte Heumann (in der den Documenta vor- ausgehenden Commentatio isagogica p. 106) sagt von ihm: Me Vito Berlero siue Verlero, uiro egregie docto, immerito tacent biographi literarii\ Jedenfalls ist man es sich und Andern schuldig, einmal Angefangenes nach besteui Verniogen auch zu Ende zu ftthren: wenngleich ich zugeben muss, dass, an sich betrachtet, die nachstehenden Erorterungen ihrem grossern Theile nach sich fast eher fttr eine specialhistorische oder litterargeschichtliche, als fttr eine specifisch philologische Zeitschrift eigneten. Aber oft genug sieht man ja eben gar 152 nicht voraus, wohin ein einmal eingeschlagener Weg schliess- lich fuhren wird.

Wir wussten von Werler, dass er, aus Sulzfeld in Franken gebttrtig, gerade im Anfang des Jahrhunderts in Leipzig immatriculirt, 1501 daselbst zum Baccalaureus, 1507 zum Magister bonarum artium promovirt ward; dass er 1512 von Martin Pollich, dem ersten Rector der Universitat Wit- tenberg, den 'Vetus codex' des Plautus zum Geschenk erhielt; dass Camerarius, als er von 1513 bis 1518 in Leipzig stu- dirte, ihn daselbst den Plautus interpretiren horte; wir fanden ihn 1521 in Venedig, endlich um 1535/36 in des Camerarius Nachbarschaft, irgendwo in der Umgegend von Tubingen, sesshaft geworden: das war alles. Die Lucken zwischen diesen Stationen werden uns nun, wenn nicht vollstandig, 80 doch in den Hauptpunkten ausgefullt durch Will und Heumanu, deren Angaben zunachst mit ihren eigenen Worten vorzuftthren sind.

Bei Will heisst es in dem Artikel ttber clioting oder eigentlich Roting, auch Rotinger (Michael)' in Bd. 3 p. 410 also: rein gelehrter Philologe, ist im Jahre 1494 zu Sulz-

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WO- 1UULIOORAP11ISCHKS

feld in Franken gebohren worden, als woselbst sein Vatter ein Winzer war. . . . Um 1515 begab er sich zu seiner Mutter Bruder, Veit Worler1), der der Kechten Doctor und der Grafen von Hohenstein Hofnieister war, nach Ingolstadt, und sodann mit demselben weiter zur Beforderung seiner Studien nach Leipzig*. Dass indess hier Richtiges und Unrichtiges mit grosser Ungenauigkeit durch einander gemischt ist, wird sich weiterhin zeigen.

Weit wichtiger und zuverlassiger sind uns Heumanns Documenta dadurch, dass sie p. 287 298 zwei eigenhiindige 'Epistolac Viti Berleri' an Wilibald Pirckhcimer *) mit- theilen, die uns den Mann uuter mehrfachem Gesichtspunkte im besten Lichte erscheinen lassen. Wir finden ihn hier iui Verhiiltniss warmer Verehruug und freundschaftlichen Ver- i5s trauens zu Wilibald Pirckheiraer 3); der doch, wie wir z. B. aus Eoban Hesses Beispiel wissen, sich sehr sprode und vornehm ablehnend verhalten konnte; voll lebendiger Theilnahme an den die damalige Zeit erfilllenden liumanisti- schen Interessen und Bestrebungen, fnicht ohne sympathisehes Verstandniss fiir das reformatorische Werk Luthers 3ft)]; voll

1) Das ist also die funfte Namensform, untcr welcher der Manti erscheint: s. o. p. 336 [81] Anm. 3. Er 6elbst schreibt sich in den Brie- fen an Pirckheimer einmal Verlerus, das andere Mal Berlerui: s. u. Anm. 5 und 9.

2) r Wahrscheinlich in der Niimberger StadtVnbliothek nnter Pirck- heimer'8 schriftlichem Nachlass noch im Original vorhanden' nach Heerwagens Aeusserung. In die durch Melch. Goldast besorgte Gc- sammtausgabe von f Pirckheimeri Opera* (Francofurti 1610. foL) sind sie nicht mit aufgenommen, obwohl darin viele andere Briefe nicht nur von, sondern auch an Pirckheimer stehen. [Erklart sich nach Heerwagen^s nachtraglicher Mittheilung daraus, dass sie, mit vieleu andern Pirckheimer'schen Papieren in einer Nische des Imhofscheu Hauses eingemauert, erst um 1757 bci Gelegenheit cines Umbaues entdeckt wurden. Darauf bezioht sich auch eine AeusBerung iu Heu- mann's Dedication vor deu Documenta literaria.]

3) Dieses Vertrauensverhaltnise wird auch bezeugt durch den Eni- pfehlungsbrief Werler's fiir Tranquillus Parthenius, von dem s. u. p. 163 [107 £].

3*) [Weuigstens bis zum J. 1522. Denu in diesem Jahre ist es, dass er flich in dem BOgleich auezugsweise mitzutheilenden Wiesen-

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ZU CAMERARIIS' PLAUTUSSTUDIEN.

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Trauer Uber den Hingang Reuchlins und den vermeintlichen Tod des fihm von der Leipziger Studiengemeinschaft her be- freundeten] Ulrich von Hutteu4); vom melancholischsten Schmerz ergriffen iiber die Zerrissenheit des kampfdurch- wflhlten deutschen Vaterlandes und die truben Aussichten auf endliche Besiegung der 'barbaries': und allen diesen Empfindungen und Gesinnungen gibt er, [eine ersichtlich milde und weiche Natur von iiberwiegend friedfertiger Ge- muthsart,] beredten Ausdruck als lateinischer Stilist von einer selbst fur jene Zeiten und Kreise nicht gewohnlichen Ge- wandtheit und Frische. Der erste jener Briefe6) nun ist datirt fTicini XVI Septembr. anno XVIIir, enthiilt indess fiir unsern Zweck nur folgende Aeusserungen p. 287 f.: 'Peregrinatus sum iis (soll sein his) iam aestiuis studiorum uacationibus paulo liberius, mores hominum et urbes propius inspecturus grammaticos plerosque salutaui, audiui non parum

steiger Briefe p. 297 also ausspricht: fDe negotio Lutheri uix ausim scribere, quae sentio; ita nunc uides a plerisque ad calnmniam trahi ea, quae Hiueerissimo etiam animo sunt aut scripta aut dicta, inter- pretanturqne iu eam, quam ipBi uelint, partem, cum quo tamen homi- num genere non pugno, sint per me unicuique libera, modo recta, iudicia. Perlegi nuper illius libellum in HenricumVIII, Angliae regem, editum. Si cui iste scribendi modus placet, placeat; nihil improbo aliorum eententias, mihi certe tam acerba insectatio cum in omnibus boneatifi studiis, tum praecipue in sacris probari neque potest, neqne debet. Faueo Luthero plurimum, Euangelica lux adeo mihi cordi est, ut mihi nullo tempore unquam aliquid fuerit in uotis magis, quam ut negotium hoc, qualitercunque sit coeptum, in Iesu Christi ac euange- licae ueritatis gloriam cedat.']

4) Ueber das Verhaltniss zu Hutten s. Naheres weiter unten. Wenn in dera eben genannten Wieeensteiger Briefe vom October 1522 p. 293 des 'Geruchtes' von Hutten'» Tode Erwahnung geschieht, so war das eben eiu falsches, da Hutten bekanntlich erst im August 1523 starb. Anch in Betreff ReuchhVs ist es nicht genau, wenn es von ihm heiast fhoc proximo iam mense uitam cum morte feliciter cuimnutauit da Reuchlin's Tod schon in den Juni fiel. Dass und warum Werler gar nicht in der Lage war, uber dergleichen Ereignisse aus der Fremde exacte Kunde zu erhalten, wird unten p. 1G7 [113] ersichtlich.

5) Dieser Brief iat es, in dem er sich selbst ftuus Verlerus* schreibt, wahreud der folgende von ihm unterzeichnet ist ' Vitus Berlerus ex animo ac toto pectore tuus'. Vgl. Anm. 1.

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94 BIO-BIBLIOGRAPHISCHES

multos. Sed quid tuui? en (quod pace aliorum dixerim) solus Baptista Egnatius in Venetorum florentissima urbe in- uentus est, qui graeci latinique sermonis mira facundia reli- quis omnibus praestabat'. Wir kommen unten darauf zu- ruck. Wohl viermal unifangreicher ist der zweite Brief, der das Datum triigt cEx Wiesensteiga VIII die Octobr. a. 1522', und p. 291 S. so charakteristische Data ttber Werlers Leben enthiilt, dass ich es mir nicht erlassen darf, dieselben hier wortlich wiederzugeben, indem ich zugleich bequemer Uebersicht halber die belangreichern Stellen gesperrt drucken lasse, was sie naturlich im Original nicht sind.

« Ego, si scire cupis, alterum ferme mensem

uenationi ita strenue fui deditus, ita in opere alioqui uon 154 iniucnndo detritus, ut quum singulas res diligentius conteni- plor manumque operi nonnumquam adhibeo, factum est (so) ut uenator sim iam prope modum bonus et eques non omnino pessimus. Rides tu fortasse, dum ea legis, at rideres, sat scio, multo etiam magis, si me equo impigre terram pedibus concutienti insidentem, ceruumque pleno cursu per inuia quaeque insequentem uideres. Quo animi aestu reue- rendissimi Bambergensis ecclesiae olim praesulis mortem pertulerim, tute me etiam tacente consequi potes. Eram tuncViennae, nulli minus, quain huic rei intentus, ecce! nuncius adest, illius mortem et eam quidem ex inci- sione nobis signilicauit. Quo alii animo fuerint, nihil mo- ueor ego, sit per me suum cuique pulchrum; me certe tanto dolore afFecit, ut consolationem fere nullam essem aliquaui diu admissurus. Et quid ni dolerem, Bilibalde mi? onera- uerat ille me quondam immodicis promissis, ut Carolo, illius ex sororc nepoti, quocunque proficisceretur . studiorum gratia uel comitem uel ducem potius me ipsum exhiberem. Et Carolus calcaria, ut id agerem, in- cessanter admouebai Reuocabar ex Lipsensi Acadeinia, parebam non sine maximo mco incommodo, interim uero non aliter, quam Aeneas alter Virgilianus terra iacta- tus et alto. Quid aliud supererat, quam ut tantorum labo- rum fructum et eum quidem mihi promissum demeterem ali-

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ZlT CAMERARIUS' PLAUTUSSTUDIEN.

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quando? tam amplae spes mihi perbelle placebant, satrapam me esse putabam aliquem et aurei montes animo concepti iam me propemodum ferocem reddiderant. Sed (o fallaces hominum spes!) eam cristam mihi depressit unius capitis iactura et est haec fortunae non mediocris inuidia. Quid de Carolo mihi sperandum sit, ne te multis morer, audi, per Musas et gratias te oro. Erant sacerdotia illi mi- nuscula duo, egi cum eo per literas, quantum id fieri potuit, diligentius, fecerunt hoc, me etiam nesciente, amiculi cumplures, ut aetati meae paulatim iam ingrauescenti consuleret, post tot exantlatos labores, post tam diligentem sibi plerisque annis nauatam operam par esse, ut iam missio mihi concedatur, quo liceret per otium posthac studiis frui. Respondit illico: se habere iam, quibus sit eo beneficiorum genere gratificaturus. 0 gratum discipuli pectus! o dubiam, imo~nullam potius inter mortales fidem! ita adsunt isthic uultures, qui multis etiam ante mensibus «adauer aliquod futurum praesentiant. Vtinam hoc alieno ac non mei ipsius exemplo diligentius praeuidissem.»

Zu diesem Briefe gibt Heumaims H!ommentatio isago- gica' p. 107 nachstehende Erlauterung: 'Episcopus Bamberg. cuius fatum luget Verler. erat Georg. Pincerna, Baro de i&r» Limpurg, d. 31. Maii 1522 e vita digressus. Soror ipsius Elisabetha nupta primum Ludouico Com. ab Helfenstein, deinde Georg, Com. ab Helfeiistein' (so). Hiernach muss jedermann glauben (und Will glaubte dasselbe), ein Sohn der Elisabeth, aus erster oder aus zweiter Ehe, also ein junger Graf von Helfenstein, sei es gewesen, dem Elisabeths Bruder, der Bischof von Bamberg, unsern Veit Werler als Studienleiter und Reisebegleiter ausersehen habe. Und dieses um so mehr, als ja Werler selbst seinen Zogling Carl als einen rex sorore nepos' des Bischofs bezeichnet. Und den- noch ist das alles grundfalsch, wie mich eine genaue, so niOnsame wie zeitraubende Untersuchung gelehrt hat, fiir welche mich meines verehrten* Freundes, Geh. Hofraths Gersdorf, dankenswertheste Bereitwilligkeit durch die Nach- weisung einiger, mir selbst nicht geliiufiger litterarischer

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BIO-BIBLIOGRAPHISCHE.S

Hulfsniittel auf das Erwiinschteste unterstiitzt hat. Aus ihnen geht mit unwidersprechlicher Gewissheit hervor, dass so unglaublich das auf den ersten Anblick scheinen uiag Werler selbst, der doch ohne Frage iiber Nanien, Abstani- mung und Verwandtschaftsverhaltniss seines Zoglings auf das Unfehlbarste unterrichtet war, dennoch in seinem Briefe sich in augenblicklicher Zerstreutheit irrtbunilich ausgedruckt hat. Ich kann es meinen Lesern nicht ersparen, sie nach- stehend in das Labyrinth der dynastischen Geschlechts- register, die fur unseni Zweck in Betracht kommen, in mog- lichster Kiirze einzufiihren, indem ich fiir die Begriindung der einzelnen Thatsachen summarisch auf folgende Haupt- quellen verweise: 1) H. Preschers 'Geschichte und Be- schreibung der Reichsgrafschaft Linipurg', Stuttgart 1789. 1790, 2 Bde., von denen insbesondere 1 p. 200 und die Stammtafel zu II p. 432 hier einschliigt; 2) H. F. Kerler's 'Geschichte der Grafen von Helfenstein ', Ulm 1840 (p.94ff. 103 f. 106 ff. 126 ff.), nebst den dazu gehorigen 'Urkunden zur Gesch. der Gr. v. H.', Ulm 1840, mit angehiingter Stanim- tafel; 3) Ch. F. von Stiilin?s 'Wirteinbergische Geschichte', Th. 3 (Stuttgart 1856) p. 661 ff. 666; 4) K. Hopf fHisto- risch-genealogischer Atlas', Th. I (Gotha 1858) p. 58 f. 69.

In den Zeiten, um die es sich fiir uns handelt, bestan- den (schon seit 1356) zwei Linien der Helfensteiner: die Wiesensteiger und die Blaubeurer (zuletzt Wellenheimer) Linie. Das Haupt dcr erstern, Graf Ludwig, war der Erb- schenkin Elisabeth von Limpurg erster Gemahl, und hinter- im liess bei seinem 1493 6) erfolgten Tode als Erstgeborneu

6) Nicht H94, wie Kerler angibt: featgestellt von Stalin. - Hin- gegen bin ich Kerler gefolgt in Bezug auf Ludwigs Sohne, welehe Hopf ganz umgekehrt in dieser Heihenfolge aufziihlt: 1) Ludwig Helf- rich (schon 1522 f nach Hopf ), 2) Ludwig (f 1488), 3) Ulrich: wonach also nicht Ulrich, sondern Ludwig Helferich der Erstgebonie geweaen ware. Bei Stalin habe ich vergeblich nach einer Kntscheidung gtsucht. Mein Entscheidungsgrund ist die unten p. 1G4 f. [110] zu bespre- cheude Tiibinger Vertragsurkun^e von 1495, in welcher Elisabeth ala Vertreterin ihres niinderjahrigen Sohnen Ulrich, als erbberechtigten Herrn von Wiesenateig, auftritt, wie folgende Eiugangsworte bezeugen : „Wir Eberhart Graue zu Wirtemberg nnd zu Mumpelgart etc. der

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ZU CAMKKAUITs' PLAUTUSSTODIBN. 97

einen noch unmiindigen Sohn Ulrich, geb. 1486; daneben einen jiingern Ludwig Helfrich, welcher beilaufig gesagt derjenige ist, den 1525 im Bauernkriege die Bauem so grausam fdurch die Spiesse jagten\ Ein mittlerer, Ludwig, geb. 1488, war schon 1489 gestorben; einen Carl hatte er uberhaupt nicht. Bereits im J. 1495 verheirathete sich Eli- sabeth zum zweiten Male, und zwar mit dem damaligen Haupt der andern Linie, Georg von Helfenstein ^), der zwar aus dieser und einer fruhern Ehe unter acht Kindern zwei Sohne hatte, beide Namens Wilhelm, von denen aber keiner den Vater tiberlebte (Kerler p. 103 f.): wiederum keinen Carl, wie denn dieser Taufname im ganzen Helfenstein'schen Gesehlecht nicht vorkommt. Nach Georgs Tode gingen also dessen Besitzungen an die Wiesensteiger Linie und deren nunmehriges Haupt Ulrich iiber, der bis 1548 lebte und re- gierte. Vgl. Kerler p. 105. 132 und Vorrede p. VI.

Angesichts dieser urkundlich beglaubigten Thatsachen erscheint es also durchaus unmoglich, dass Carl von Helfen- stein ein *ex sorore nepos' des Bamberger Bischofs Schenk von Limpurg gewesen sei. Vielmehr(ex fratre nepos' musste es heissen7*). Denn Bischof Georg (1470 1522, Bischof seit 1505) und Elisabeth hatten noch zwei Briider: Friedrich, der 1521 starb, und Gottfried (1474—1530), der nach Frie- drichs Tode der regierende Herr wurde und seinerseits (ausser einem dritten Sohne Philipp, der 1545 als Domherr

Klter Ton wegen des wolgebornnen vn^ers lieben Oheim Graue Vlrichen von HelfFenstains der noch vnder sinen Jaren vnd in vunserm schutz vnd schirm ist Vnd wir Elisabethen Grauyn zu Helffenstain gebornn ^chenkin von Lympurg witwe des vorgenanten von Helffenstains mutter ^kennen offenlich fQr vns vnser nachkomen vnd erben und thue kunt allermenglich " u. s. w.

7) Ganz falsch macht Prescher Georg und Ludwig zu Briidern. Lndwig war eines Friedrich Sohn, der 1483 starb, Georg der Sohn des Courad, der Blaubeuren vcrausserte und Wellenheim erwarb (Kerler).

7*) [Dass hier nicht etwa ein Lesefehler Heumann's vorliegt, be- zeugt mir Heerwagen ausdriicklich, indem er nach Einsicht dea in der Xiirnberger Stadtbibliothek vorhandenen Originals constatirt, dass zwar Werler'* Schrift sehr schwer zu entziffern sei, aber doch iiber sorore nicht der geringste Zweifel bestehe.]

FR. R1TM« HFXII 01'VSCVLA III. 7

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BIO-BIBLIOGKAPIIISCHKS

in Bamberg starb) die Sohne Carl (1498—1558) und Eras- 157 lnus (1502—1553) hinterliess, die sich in das vaterliche Erbe dergestalt theilten, dass Carl die fruher von Friedrich be- sessene Herrschaft Speckfeld, Erasmus dagegen Liuipurg nebst Zubehor erhielt, welche beiden Herrschaften erst Gott- fricd, von Haus aus Herr von Linipurg, wieder vereinigt hatte. Seit seiner Geburt bis zuni J. 1530 war demnach Carl im engsten und formellsten Sinne /Erbschenk von Lim- purg*. Wir brauchen jetzt gar kein Gewicht darauf zu legen, dass es einen zweiten fCarl' (einfach so benannt) im ganzen Limpurg'schen Geschlecht nicht gegeben hat, um die unzwei- felhafte Ueberzeugung zu gewinnen, dass kein anderer als dieser Carl der Zogling Werler's war, welchen Will mit letzterm als seinem 'Hofmeister' in Ingolstadt zusammen sein laast. Leicht moglich, dass sich ihres Neffen Carl die (freilich erst im J. 1517 verwittwete) Elisabeth von Helfen- stein mit besonderer Fiirsorge aunahm und daraus die unab- sichtliche Verwechselung bei Werler hervorging.

Zur unumstosslichen Gewissheit wird uns das nun durch die ausdriicklichsten Angaben der Ingolstadter Universi- tats-Acten, wie sie theils in Mederer^s fAnnales Ingolsta- diensis academiae' (Ingolst. 1782) gedruckt, theils mir aus den handschriftlichen Originalen von meinem Freunde Halui auf meinen Wunsch verilicirt und vervollstiindigt sind. Es ist das Jahr 1516, unter welchem wir bei Mederer Th. I p. 96 immatriculirt finden 'Carol. Schenk de Limpurg, Baro Imperii, Can. Bamberg. et Herbipol.' 8), im Original mit deui

8) In Betreff dieser Canonicate gibt niir Gersdorfs Sachknnde folgende schatzbare Erlauterung: 'Dergleichen Cauonicate sind da- mals haufig nur uoiuinelle Pradicate, ohuc dans die Betreffenden die kirchliche Weihe erhalten hatten oder Ilenten bezogen. Diese jungen Herren hatten durch Verwandte, im vorliegendeu Falle wohl durch den Oheim Georg von Baniberg, AnwartBchaften (Exspeet&nzen) er- halten, wonach aie, zu Jahren und an die Reihe gekommen, in die Domcapitel einriicken konuten uud die erforderlichen Weihen em- pfingen'. Carl aber trat gar nicht in den geistlichen Stand, ver- niahlte aich vielmehr und wurde in zwei Ehen Vater von nicht wenigcr als 15 Kindern. Dennoch erlosch mit seinem Sohne Gottfried II seine

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ZU CAMEKAKIUS 1'LAUTUSSTUD1EN.

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Datum des 4ten Deceinber; uud daa Jahr 1517, welches uus p. 104 denselbeu Carolvs a Limbvru Baro et Rouiani liu- perii Pincerna haereditarius also den neunzelinjahrigen Stu- diosus, sogar als 82sten Rector der Universitiit aufweist: wie denn solche einer vornehmen Personlichkeit ertheilte Ehrenrectorate, woneben immer zur eigentlichen Geschiifts- leitung ein Prorector fungirte, in jenen Zeiten nichts Unge- wohnliches waren. Um aber jedem etwa rtickstiindigen Zweifel ein Ende zu machen: unter dem lOten Januar 1517 liest man in dem handschriftlichen Matrikelbuche, aus dem bei Mederer nur die Principes und Nobiles herausgehoben zu werden pflegen, als neu inscribirt 'Magister Vitus Werleus") Sultzfeldensis, etc. (iiber welches 'etc.' s. u. p. 160 [101 tf.J).

Ich weiss nicht, in welchem Rufe bei den sachkundigen Litterarhistorikem Will s Gelehrten-Lexicon steht: nach dem Artikel aber Roting zu urtheilen kame ihm eine sehr be- dingte Glaubwiirdigkeit zu Denn wenn schon aus dem Bisherigen seine Unzuverlassigkeit erhellt, so ergeben vollends die unfehlbarsten, weil durchweg urkundlichen Zeugnisse Qber des Werlerschen NefTen Roting Studienjahre , dass jener Artikel von Irrthiimern wimmelt. Aus dem Leipziger Inscriptions-Album erfahren wir (nach Gersdorfs gefiilliger Mittheilung), dass 'Michael Roting de sultzfelt* rectore Io- hanne Kogge Brunopolitauo kurz vor Johannis 1515 in

Xachkominenachaft im Mannesstamnie 1581: was uns flbrigens hier weiter nichts angeht,

9) Also dieselbe Namensforni Werle, die wir oben p. 335 f. [81] zur Abwechselung sehon in den Leipziger Universitiits - Acten fanden.

9») ['Waa Sie uber Wffl'i Unzuverlasaigkeit bemerken/ sckreibt iuir lieerwagen, 'ist vollkommen begriindet. Der Vorwurf der Kritik- loeigkeit trifft flbrigenB nicht bloss Will, sondera mit weuig Ausnahmen »Ue Scbriftsteller, welche iiber Nflrnbergische Geschichte geachriebeu baben. Kiner schreibt dem Andern nach, und man muss daher bei der Benutzung derselben mit grosser Vorsicht zu Werke gehen. Ich faabe diese Erfahrung bei einigen Nachforschungen fiber die Geschichte unseres Gyninasiums gemacht.' Belege dafiir geben Iiecrwagen's vier Programme 'Zur Geschichte der Nflrnberger Gelehrtenschulen ' aua den Jahren 1860. 1863. 1867. 1868, deren Keuntuias ich des Ver- fasnere gefdlliger Mittheilung verdanke,]

7*

100 BIO - BIBLIOGRAPH18CHES

Leipzig iuiDiatriculiri wurde; aus dem Ingolstadter hand- schriftlichen Albuui, dass dasselbe mit 'Michael Roting de Sultzfeld' am 2ten December 1517 in Ingolstadt der Fall war; endlich in dem von C. E. Forstemann publicirten fAlbum academiae Vitebergensis ' (Lipsiae 1841) p. 98 er- scheint uns im J. 1520 als immatriculirt 'Michael Roeting de Sultzfeldt Herbipo: dio: 4 oct:'. Man vergleiche hiermit WiH's Aussagen. Abgesehen davon, dass Werler nicht 'der Grafen von Hohenstein', sondern (die irrthiimliche Ge- schleehtsverwechsclung einmal bei Seite gelassen) wenigstens fdes Grafen von Helfenstein Hofmeister' zu nennen war, so konnte sich Roting nicht 1515 zu seinem Oheim nach Ingolstadt begeben, weil erstens er selbst in diesem Jahre vielmehr nach Leipzig ging, und zweitens Werler erst gegen Ende 1516 nach Ingolstadt kam. Eben so wenig konnte er sich 'sodann' mit Werler nach Leipzig begeben, weil nicht nur er selbst schou langst dort war, sondern auch Werler seit 1510 gar nicht wieder dahin kam. Allerdings ging Rdting auch zu seinem Oheim nach Ingolstadt, aber erst 1517, wie wir sahen.

Solche Kleinkritik an Will zu uben fande ich begreif- licher Weise nicht der MUhe werth, wenn ich nicht aus ihr die Berechtigung herleiten wollte, eine letzte Angabe Will s, die ich nicht gleich zwingend widerlegen kann, ebenfalls zu bezweifeln: niimlich dass Werler rder Rechten Doctor' 159 gewesen sei. An sich wiire ja das nichts weniger als un- moglich, da in jenen Zeiten der Uebergang von einer Facul- tiit, namentlich der philosophischen oder nach damaliger Benennung Artisten-Facultat, zu einer andern nichts Unge- wohnliches war und, um niit Th. Muthers Wrorten (fAus dem Universitats- und Gelehrtenleben im Zeitalter der Re- formation', Erlangen 1866, p. 234) zu sprechen, es besonders haufig vorkam, dass f lesende Magistri artium erst nach liin- gerer Lehrthiitigkeit anfingen, die Auditorien der Juristen zu besuchen'. Aber wann und wo soll denn dieser Studien- wechsel bei unserm Werler stattgefunden haben, wann ins- besondere der Sprung vom juristischen Studiosus zum Doctor iuris utriusque eingetreten sein? Namentlich was den letz-

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ZU CAHERARirs' PLAUTUSSTUDIEN. 101

tern Punkt betrifft, so ist zuniichst Leipzig von vorn herein dadurch ausgeschlossen, dass nicht nur dessen Universitats- Acten tiber ein Verhaltniss dieser Art vollig schweigen, sondern dass auch die Ingolstadter Imniatriculation wider- spricht , bei der er sich ja ausdriicklich nur als 'Magistcr* inscribiren lfisst, nicht, wie doch sonst ohne Zweifel ge- schehen ware, als fiuris utriusque doctor'. Zu dieser Witrde konnte er also jedenfalls erst in Ingolstadt zwischen 1517 und 1519 (in welchem letztern Jahre er bereits in Italien war) gelangt sein: wodurch schon die Hiilfte der Will'schen Aussage hinfallig wird. Um so verdiichtiger wird uns also auch die andere Hiilfte so lange bleiben, als iiberhaupt kei- nerlei Beweis daftir beigebracht wird. Einen solchen aber, fur oder wider, geben die Ingolstadter Universitats- Acten darum nicht, weil sich Promotionslisten der dortigen juristi- schen Facultat leider erst von 1585 an im Mtinchener Uni- ▼ereitats-Archiv vorfinden.

Es kommt aber ein Anderes hinzu. Allerdings niimlich zeigt sich die Annahme als unabweislich, dass Werler neben oder nach dem humanistischen noch einem andern Studium oblag: welches aber das theologische war. Nun fohlt es zwar bei der damaligen Mischung der Studien- und Bildungs- gebiete nicht an Beispielen, dass in einer und derselben Pereon sogar drei Facultaten vertreten waren: wie denn, um ein unserm Werler nahe stehendes Beispiel hervorzuheben, dessen Landsmann, der fruher Leipziger, spiiter Wittenberger Professor Martin Pollich zugleich Doctor der Theologie, der Rechte und der Medicin war und abwechselnd die erstc und die letzte lehrte. Aber das warcn doch Ausnahmen, und nichts berechtigt uns, solchen bevorzugten Geistern ohne bestimmten Beweis gerade auch Veit Werler beizuziihlen. Dessen Theologiestudium beruht aber nicht sowohl auf einem scheinbar ausdrucklichen, vermuthlich aber dennoch triige- rischen Zeugniss, als vielmehr auf zwei feststehenden That- ieo sachen. Das scheinbare Zeugniss ist, dass im lngolstadter Matrikelbuche auf die bereits oben mitgetheilten Namen

Magister Vitus Werleus Sultzfeldensis' noch-zwei WTorte folgen, von denen das letzte therbipolcnsis\ das vorangehende

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102 BIO - BIBLIOOUAPHISCIIES

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aber in hohem Grade undeutlich, ja nahezu unleserlich ist Bei allerdings nur fluchtiger Ansicht schien sich dem geiibten Auge Halin'8 'clericus hcrbipolensis' zu ergeben. Eine ganz ungewohnliche Bezeichnung! und zwar aus sehr nahe liegen- den Grflnden. Bedeutete 'clericus* eiu Amt oder einen Titel, dessen Erlangung oder Ertheilung sich an einen bestimmten Ort kniipfte, wie z. B. 'canonicus', so wiire die Bezeichuung wenigstens an sich verstandlich: obwohl doch auch dann immer noch unverstandlich das bliebe, wieso denn Werler zwischen seinem Abgange von Leipzig und seiner Ankunft in Ingolstadt plotzlich zu solcher Ehrenerhohung gekommen ware, und wieso gerade in Wiirzburg, da es doch dann ge- wiss naher lage, vielmehr eine Gunst des Bischofs von Bam- berg vorauszusetzen, der wiederum seinerseits Wiirzburger Priibenden gar nicht zu vergeben hatte. Aber 'clericus' gibt ja auch nur einen ganz allgemeinen Standesbegriff ohne alle locale Beschrankung, so dass ein hinzugefiigter Ortsname nur entweder auf die Geburtsstiitte oder den Wohnsitz gehen kann: wovon weder das eine noch das andere bei Werler zutrifft. Durchaus bestiitigend ist das von Forstemann pu- blicirte Wittenberger Album. So unzahlige Kleriker sich auch unter den gegen 20000 Studiosen befanden, die in dcn ersten 58 Jahren in Wittenberg inscribirt wurden und bei Forstemann auf 372 Doppelcolumnen verzeichnet stehen; so hiiufig hier auch ein Zusatz wie f licentiatus 'baccalaureus', f magister', 'doctor' wiederkehrt oder auch die Zugehbrigkeit zu einem bestimmten geistlichen Orden, Convent, Collegium angegeben wird (wie z. B. eben mit 'canonicus'): so gut wie niemals l0) findet sich doch 'clericus' beigefiigt. Kurz, in jedem Betracht erscheint es unglaublich, dass Werler sich als tKleriker,, und vor allem als (Wiirzburger Kleriker* eingeschrieben habe oder habe einschreiben lassen, und bleibt

10) d. h , wohlgezahlt, ein einoges Mal, p.25» nnter dem .1. 1508: ' Dns. georgins perndorffer de nouoforo artium et philosophie magister decretorum Licentiatus clericus Saltzburgon dioc.' Hiermit ist also der Wohnsitz bezeichnet, und soll nur ausdrflcklich hei vorgehoWn werden, dass die Person des Immatriculirten die drei Qualitaten des Artwten, dea Juristen und des Geistlichen in sich vereinigte.

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7X CAMERAKIUS' PLAUTUSSTUIHEN.

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mir sonach kaum ein Zweifel, dass in den rathselhaften Schriftziigen etwas anderes stecke11). Ist es nun aber auch iei niit dieseni Scheinzeugniss nichts, so muss doch der geist- liche Stand Werler s durch zwei Thatsachen hinliinglich ver- l»urgt erscheinen : erstens durch die Bewerbung um ein va- cantes 'minusculum sacerdotium', iiber welches Carl von Limpurg zu verfUgen hatte; sodann durch seinen schliess- licheu Ruhesitz in Wiesensteig, der nach einleuchtendster Wahrscheinlichkeit in nichts anderm als einer geistlicheu Stiftapritbende bestand. Darauf ist noch zuruckzukommen.

11) Soll ich Bagen, was mir verrauthungswcise ala das probabelste erseheint, eo ist das: dioces. [So namlich, nicht in correcter Forni diotces., weil jene Corruption als die allgemein (ibliche durch das ganze Mittelalter durchgeht und so auch im Wittenberger Album aus- * schliesslich erscheint; s. dafiir Belege bei Schuchardt rVokalismuB des Vulg&rlateins ' II p. 299, desgleichen die urkundlichen Abkiirzungen i. B. in Baringii 'Clavis diplomatdca' (Hanov. 1754) tab. 8, oder in Chaasanfs 'Dictionnaire des abbrejviations' (Fari8l862) p. 22. 26.] In Hnnderten von Beispielen wiederholt sich im Wittenberger Album der Fall, dass auf Vor- und Znnamen nebst Hcimathsangabe unmittelbar folgt ein dio. oder dioc. mit einer dazu gehQrigen Ortsbezeichnung, d. i. ohne Zweifel dioceseos, sei es dasa (verschieden nach verschiedenen Jahrgangen) das damit verbundene Ethnikon vorangeht oder nachsteht: wie, um nur ein paar Beispiele herauszugreifen, p. 48b f GeorgiuB Stael de Sultzfeldt dioc. Herbipolen.'; p. 70* 'Valentinus Gotfridus de Sultzfeldt dioc. Herbi:' (wo 'Saltzfeldt' offenbar Druck- oder Lesefehler); aberp.98* fMichael Roeting de Sultzfeldt Herbip: dio:': zugleich drei Zeugnisse dafiir,

dassSuhfeld in derThat zurWurzburger Diflcese gehorte. Vorstehende

Zeilen wnren kaum geschrieben, als wie gerufen Freund Halra in Person bei mir in Leipzig eiotrat, zwar fiber meine Conjectur bedenklich den Kopf schattelte, aber zugleich nochmalige Einsicht des Ingolstadter Acten- «tucks tusagte , deren Ergebnifs nicht vorenthalten bleiben boII. [E.s ist doch gegen die obige Vermuthung ausgefallen. Denn Halm schreibt mir jetzt: 'Die Lesung clericits im Matrikelbuch ist ganz uber alleu Zweifel tmd durch drei testes locupletissimi von neuem verificirt worden'. Eb bleibt al»o nichts ubrig als anzunehmen, dass Werler auf seiner Beise zom Bischof von Bamberg und seinem kiinftigen Zogling ver- muthlich zuerst seine engere Heimath besuchte und sich hier, in sei- nem heimathlichen Wiirzburger Bischofssprengel, bewogen fand die geistlichen Weihen zu nehmen, ehe er seine neue Mission an- trat, und dass er Grfinde hatte, sich nlsbald in Ingolstadt (ja vielleicht «cbon vorher beim jungeu Reichsbaron von Limpurg selV)st) iu seiner Wfirde als neugebackener 'tlericus Herbipolensis' zu introduciren.]

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•104 HIO-BIBLIOOKAPHISCHES

Nach allen bisherigen Feststellungen lasst sich nun des Leipziger Magisters Veit Werler weiterer Lebenslauf ab- schliessend zusammenfassen, wenn uns nur vorher noch epi- sodisch einige nachtragliche Erganzungen bezuglich des Leip- ziger Aufenthalts selbst gestattet sind. [Und zwar ersteus: Wahrend uns iiber Werlers friihern Bildungsgang etwas Ausdruckliches gar nicht berichtet wird, nennt ihn Mencke- nius in den rDissertationes academicae' p. 250 (ed. Lips. 1734) ganz kurz einen 'auditor et discipulus' des Her- mannus Buschius, welchen letztern, wie es schon p. 247 hiess, wegen seiuer Gelehrsamkeit 'multi consectati sunt, praecipuc Lipsiae Uitufl UUerlerus et Georgius Heltus'. Die lange gesuchte Quelle fiir diese Angabe sind die eigenen Verse Werler's, welche vor fHermanni Buschii Pasiphili in artem Donati de octo partibus orationis Coinmentarius ' etc. (Lips. 1511. 4) gedruckt stehen mit diesem Anfang: 'Viti Vuerleri Sultzuelten. Dactylicii Asclepiadeu in Her. Buschij Pasiphili praeceptoris sui undecuque doctissimi cometariu, que in Donati artem de octo partibus oratois studiose pubi nuper ediderat . . . : Qui mc composuit Buschius, affatim Miris commemorat scripta nitoribus, Pulchris et dccorat scnsa labori- bus, Artis Grammaticac prima docmma Kt Unguae latialis ])enetralia, u. s. w.: im Ganzen 2f> Verse. Hermann von dem Busche kam 1503 nach Leipzig und lehrte daselbst bis 1507 (s. H. J. Liessem cde Herm. Buschii vita et scriptis', Bonnae 1826, p. 31 ff. 48 f.): in welchem Jahre ihn also Werler, selbst schon Baccalaureus, in humanioribus horte, fdr deren Pflege und Vertheidigung Busch mit so mannhaftem, ja hef- tigem Feuereifer einstand. Und zwar vermuthlich auch iiber Plautus, den W. spiiter, als schon Camerarius in Leipzig studirte, selbst interpretirte. Wenigstens mochte darauf frthren, dass ja von Busch c Decimationum Plautinarum pem- ptades s. quinariae' herausgegeben sind: eine Schrift dbri- geus, die fiir heutiges Plautusstudium nicht den mindesten Werth hat. Und wenn diese Publication auch erst viel spater (1518 meines Wissens) erfolgte, so wird doch Busch s warme Plautusliebe und Bewunderung schon fiir das J. 1504 bezeugt durch zwei seiner eigenen Gedichte fin comedias

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ZU CAMERARIUS' I'LAUTU88T0D1EN.

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Plautinas', welche der in jenem Jahre zu Leipzig herausge- kommene f Epigrarumatum liber tercius' (4°) fol. C II Ib ent- halt Zweitens. Wie an Busch einen Lehrer, so hatte Werler in Leipzig einen Altersgenossen an Eoban Hesse (geb. 1488, also wohl nur wenig jttnger), mit dem er 1513 freundschaftlichen Verkehr pflog. Denn einen solchen bezeugt uns ein an Werler gerichtetes Gedicht desselben im sog. pythiambischen Metrum, welches im 4. Buche seiner 'Sylvae' steht, fol. 243 der mir vorliegenden Ausgabe von 'Operum Helii Eobaui Hessi Farragines duae etc, Halae Suevorum a. XXXIX', mit diesem Anfang: *Dutcis amicitiae nostrae comes, unica vcrac Fidelitatis gloria, Optima pars vitae mclioris, deni- qttc vita Bcate Vitc candida: Quem ncmo bonus odit, amant, venerantur, honorant Quivunque nan sunt pessimi\ Leider gebeu die Verse keinerlei positive Daten, sondern enthalten lediglich philosophische Trostungen Uber Misgunst und in- vidia, von denen selbst ein so trefflicher Mann wie Werler nicht verschont bleibe und sich gekrankt fOhle. f Vidit et in- doluit', heisst es da, *summis dc Imtdibus mauctum Ilte ille cunqttc quisquis cst. Doctus cs ct facilis, floret tibi gratia lin- (juac: Quis tivor hoc tantus ferat? Comis et urbanus cum sis ronstansciuc piusque, Vcnas miscr depascitur. Pcr fora, per tfateas, per compita, tcmpla viasque Lattdaris: hoc livor dolet. Deniqtte cuncta tibi ad votttm succedere spertans Faene eviratus amcidiV u. 8. w. Immerhin ein; wenn auch vielleicht etwas freundschaftlich oder poetisch gefarbtes, Zeugniss ftir die Schiitzung, deren sich Magister Werler in Leipzig zu erfreuen hatte. Drittens.] Mag auch Werler^s Leipziger Aufent- halt im Ganzen noch so continuirlich gewesen sein, einmal wenigstens ist er aller Wahrscheinlichkeit nach zwischen 1507 und 1513 kurzer oder liinger unterbrochen gewesen, obwohl das niemaud berichtet. Darauf fuhrt eine schr ein- fache Ueberlegung: die nahere Erwagung niimlich der That- sache, dass es ja nach bestimmtester Angabe das Jahr 1512 war, in welchem Werler von Martin Pollich die weiterhin *o wichtig und beruhmt gewordene Plautushandschrift ge- schenkt bekam "•). Pollich, aus Mellrichstadt (oder Meller-

11') iWoher Pareu» (denn auf ihn geht sie ja zuriick) die so ge-

106

MO-1iIHLIO<;]{Al*I!I.S('llKS

162 stadt) gebiirtig, war Werlers frankischer Landsmann, und ihm, dem damaligen Leipziger Professor, wurde W. ohne Zweifel schon von seiner ersten Ankunft in Leipzig an per- sonlich bekannt, vermuthlich auch wohl eben um dieser Landsmannschaft willen von ihm begiinstigt. Ein naheres Verhaltniss zwischen dem jungen Studiosus und dem hoch- angesehenen Professor konnte sich indess damals um so we- niger bilden, als letzterer schon 1502 nach der, wesentlich durch seinen einflussreichen Betrieb gegrundeten Universitat Wittenberg abging, wo er bis zu seinem 1513 erfolgten Tode verblieb. Zum Besuch konnte er ja freilich in dieser Zeit wieder nach Leipzig koinmen, und somit, wenn nian will, namentlich im J. 1512 vorQbergehend daselbst anwesend sein; aber wiirde er bei solcher Gelegenheit die kostbare Handschrift dahin mitgeschleppt haben, nur um sie hier an den ihm von 1501 her bekannten Baccalaureus, jetzt Magister Werler zu schenken? Alles spricht vielmehr dafftr, dass Werler seinerseits um 1512 einmal zum Besuch in Witten- berg gewesen sein wird, hier dem alten Landsmann Pollich naher trat, und endlich von diesem als besonderes Freund- schaftszeichen oder Andenken den werthvollen Plautuscodex empfing. Wenn nicht friiher, kehrte er sicher nach Pollich s schon 1513 erfolgtem Tode nach Leipzig zuriick, wo mittler-

naue Kenntnisa dieses Jahres hatte? Nun, aus der aichersten Quelle: aus dem Codex selbst. In diesem schlieest der Truculentns auf fol. 211\ fol. 212 ist leer, auf fol. 213r aber lieBt man in ziemlich ungeschlach- ten, zum Theil schwer und unsicher lesbaren Zugen die zwei Zeilen:

D. Doctor Martinus Mellerstat Vito Warlero dono dedit. Anno DXIl

Zwigchen 'Martinua' und 'Mellerstat' ist von spaterer Uand uberge- Echrieben 'Polichius', unter die Jahrszahl von einer andern spatem Hand gesetzt '1512'. (In f WiirU ro' haben wir al80 hier eine sechste Schreibung des Namens: s. o. p. 152 [02] Anm. 1.) Obiger Inschrift gehen fibrigen* fiinf auaradirte und nicht mehr entzifferbare Zeilen voraus, an deren SchlusBe ntu" noch 'XDVIl' zu erkennen ist : also zn erganzen f(M)XDVII' d. i. 1497. Hdchst wahrscheinlich hatten wir darin, wenn die Schrift lesbar ware, eiue recht erwunschte Angabe uber die Quelle, ans der die Handschrift in I'ollich's Bet*itz gekommen, also uber ihrc eigentliche Herknnft.J

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ZU CAMEBABIUS' PLAUTU88TUD1KN

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weile der junge Camerarius eingetroffen war oder gleichzeitig eiutraf und nun bei Werler iiber Plautus horte. Es ware naturlich genug, dass dieser zu solchen Vortriigen gerade erst durch den jungen Besitz einer so trefflichen Textesquello angeregt worden wiire. Nur dass niemand etwa an einen eigentlichen Studienaufenthalt Werler's in Wittenberg denke. Denn dass er niemals daselbst immatriculirt war, beweist das gedruckte Album. Wer vollends etwa seine vermeint- liche juristische Doctorpromotion vermuthungsweise nach Wittenberg verlegen wollte, wflrde ganz abgesehen vom Wortlaute der Ingolstadter Inscription urkundlich wider- legt durch das namentliche Verzeichniss der Wittenberger Doctores iuris, welches sich in Gottfridi Suevi 'Acadeniia W^ittebergeusis' (Witteb. 1654. 4) Sign. Fff 3 f. findet, und in welchem imser Werler nicht erscheint.

Also im J. 1516 war es, dass der Bamberger Bischof Georg von Limpurg, fur seinen Neffen Carl einen Studien- leiter und weiterhin Reisebegleiter suchend, sein Vertrauen auf Werler warf und diesen durch 'immodica promissa', d. h. unstreitig durch das Versprechen einer spiitern guten Versorgung, bewog, seine Stellung an der Leipziger Univer- sitat (non sine maximo incommodo' aufzugeben und dem bischoflichen, vom jungen Grafen selbst lebhaft unterstiitzten i6s Wunsche Folge zu leisten. Wie griindlich er bei dieser Ge- legenheit mit Leipzig fiir immer abschloss, geht daraus her- vor, dass er seine Bibliothek mit in seine Heimath fortnahm, wo er sie natiirlich, zu seinem Zogling und mit diesem weiter wandernd, vorltiufig zurUckliess. Ihren ersten Studienauf- enthalt nahmen nun beide in Ingolstadt, wo sie, wie wir sahen, Ende 1516 und Anfang 1517 immatriculirt wurden. Dass sie daselbst, wie an sich glaublich, noch 1518 weilten, lasst sich auf einem besondern Umwege beweisen. Bei Me- derer p. 105 findet sich unter dem J. 1517 die Notiz: fInter inscriptos erat Trauquillus Parthenius Dalmata Poeta'. Von diesem aber steht in Heumanns ^Documenta' p. 321 ein an Pirckheimer geschriebener Brief, der folgenden Anfang hat: Trebro meraoria mihi repetenti tuara singularem bene-

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niO-BIHLlOOilAVHISCIHES

uolentiara, qua me nuper es complexus, quum istac iter facerem, testimonio atque commendatione dumtaxat Viti Ver- leri, uiri optimi meique amantissimi et tui obseruantissimi' u. s. w. Nun ist aber dieses Schreiben datirt rex Lypsia, III Nonas Ianuarii MDXIX': folglich wird Werlers Empfehlungs- brief an Pirckheimer gegen Ende 1518 von Ingolstadt aus geschrieben sein, wo, wie wir sehen, Werler und Parthenius befreundet gewordeu waren 12). [Dazu stimmt aufs Genaueste, wenn es in (Io. Henr. Leichii) *de origine et incrementis typographiae Lipsiensis liber singularis' (Lips. 1740. 4) p. 39 heisst: fSic affluebat liberalissimis studiis Lipsia, cum an. MDXVIll. eruditissimus iuvenis, Tranquillus Parthenius An- dronicus, Dalmata, peragratis Italiae et Germaniae nobiliori- bus oppidis ad illam accederct' l2a).]

Nach zweijahrigem Ingolstadter Aufenthalte begibt sich uuser Paar nach dem altberuhmteu Studiensitze Pav ia. Von hier aus schreibt Werler den ersten, oben auszugsweise mit- getheilten Brief an Pirckheimer, in dem er berichtet, wie er schon die Sommermonate zu Ferienexcursionen benutzt habe, die ihn unter anderm nach Venedig fiihrten und daselbst mit Joh. Bapt. Egnatius bekannt werden liessen. Abermals in Venedig begegnete ihm 1521 Georg Sturtz (Sturciades, auch Opercus genannt), wie oben p. 337 [83] aus einem Briete desselben an Camerarius nachgewiesen ward. Als

12) Dass PartheniuB durch irgend ein Misgeschick aus seinein Vaterlande fliichtig geworden war, bezcugcn die Worte seines Briefes: fKrro procul a patria in extremiB terrarum partibus, nonnumquam inter inhumanas gentes; «ine spe, sine auxilio, adeo pertinaciter insequente fortuna, ut saepenumero uitae odium mihi suboriatur'. Hoffentlich eind in die 'inhumanae gentes* die Leipziger nicht mit eingeBchlossen. Auf den Brief folgt bei Ileumann anch ein elegischea Lobgedicht des Parthenius auf Pirckheirner: ganz geschickt fibrigens, nnr dass sich der Dichter mit den Nominibus propriis etwae uber den Fuss gespannt zeigt, wenn er Hcxametcr macht wie rTaenariis redeat si Titus Caesar ab oria* und Thocion, et iusto cantatus Aristides ore\

12») [Naheres iiber diesen Parthenius (was uns indess hier zn fern liegt um darauf einzugehen) gebcn die von Leich citirteu 'Euricii Cordi poemata', Tetri Mosellani cpist. ad Erasmum', rErasmi epist. ad Par- theninm'.]

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ZU CAMKHAUirs' PLAUTLSSTIDIEN. 109

Schlusspunkt der ganzen peregrinatio ergibt sich Wien18). Welche Aufenthalte oder Reisen zwischen Oberitalien und im Wien etwa mitten inne lagen, daruber fehlt uns jede An- deutung. Hatten sie sich aber auch nicht sehr weit erstreckt, auch in raumlicher Beschrankung konnen sie immerhin zieni- lich wechselnd gewesen sein, worauf doch in Werler's zweitem Briefe an Pirckheimer die Worte hinweisen: fnon aliter quam Aeneas alter Virgilianus terra iactatus et alto\

In Wien nun, wohin den vornehmen jungen Reichsbaron und Erbschenken das kaiserliche Hof lager ziehen mochte (ob- gleich freilich der Kaiser selbst damals nicht anwesend war), traf unsere Reisenden die Nachricht von dem im Mai 1522 er- folgten plotzlichen Tode des Bischofs Georg von Bamberg, in Folge dessen beide die unmittelbare Riickkehr in die Heimath antraten. Denn dass nicht etwa Werler die' letzten Touren auf seine eigene Hand unternahm, sondern immer noch als Begleiter seines jungen Herrn, verrath uns ein einziges un- scheinbares Wortlein seines Briefes: 'nuncius adest, illius

mortem nobis significauit* : denn von sich selbst spricht

er weder vorher noch nachher noch uberhaupt jemals iiu Plural, sondern immer im Singular. In den Sommer des Jahres 1522 miissen die Bemilhungen Werlers fallen, zu einigem Ersatz fiir die durch den unerwarteten Tod des bischoflichen Oheims zu Schanden gewordenen Aussichten, von dessen Neffen Carl, dem nunmehr regierenden Herrn von Limpurg, eines von zwei gerade vacanten 'minuscula sacer- dotia' zu erhalten, die derselbe zu besetzen hatte. Diese Bewerbung scheiterte an der Undankbarkeit des gewesenen Zoglings, uber die sich Werler so bitter beklagt. Bald genug muss indess die Ungerechtigkeit gut gemacht worden sein, da wir schon im October desselben Jahres unsern Werler in ersichtlich befriedigender Lage in Wiesensteig finden: sei es dass ihm Carls eigene Verwendung, oder etwa Elisa- beth s FUrsprache von ihrem Sohne Ulrich, Carl s Vetter, die

13j Denn nicht leicht wird ja wohl jemand bei 'Viennae' etwa an daa franzOsiscbe Vienne denken, waa doch Werler miodeatens wdrde mit fViennae Allobrogum' bezeichnet haben.

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V

BIO-BIBLIOGKAPHISCHES

Stelle erwirkte: denn Wiesensteig gehorte allerdings, wie wir oben sahen, nieht zu den Liinpurg'schen, sondern zu den Helfenstein'schen Besitzungeu. Welcher Art aber die Wiesen- steiger Versorgung war, kann kaum zweifelhaft sein, wenn wir dort ein geistliches Stift etablirt finden. Vermuthlich ist das fiir Specialhistoriker noch anderweitig hinlanglich constatirt: mir geniigt dafiir die Kenntniss einer schon iu Anm. 6 erwiihnten Tiibinger Vertragsurkunde vom 28. Marz 165 1495, deren Wortlaut in den Monumenta Boica Bd. XXXIV (Collect. nov. vol. VII pars 2, Monach. 184f>) p. 301 f. ab- gedruckt ist mit dieser Inhaltsangabe: 'Vertrag des Grafen Eberhart zu Wirtemberg Namens des Grafen Ulrich vou Helfenstein, mit dem Bischof [ von Augsburgl Friedrich, wel- cher desselben zu Folge einen seiner Domherrn zur Prob- stey des Stiftes zu Wiesensteig zu nominireu berechtigt seyn soll'.

Dieses ist denn nun ohne jeden Zweifel die fprospera fortuna', zu der Camerarius in seinem Tiibinger Briefe voui J. 1536") Werlern theilnehmend begluckwGnscbt, ihn zu gleich als 'uicinum nobis' begrUssend: denn zwischen Reut- lingen und Geisslingen gelegen, ist Wiesensteig nicht gar entfernt von Tiibingen. Nur muss nun die friihere Inter- pretation der Worte des Camerarius dahin modificirt werden, dass nicht Werler damals in die Nahe des Camerarius ge- kommen war, sondern dieser durch seine Uebersiedelung nach Tiibingen in Werlers Niihe, von der er jedoch, oflenbar lange Jahre hindureh ohne Verbindung mit ihm, erst Kunde er- hielt durch Werler s Mahnung an die Riickgabe der Plautus- handschrift. Seinerseits mag Werler, bei der Durftigkeit und Schwierigkeit der danialigen Verkehrsmittel, in seiner

14) Denn dass dieser Brief, wie schon oben p. 338 f . 1 86 f . J annilhernd bestimmt wurde, wirklich aus dem J. 1536 ist, nnd zwar aus dessen zweiter Hillfte, geht unzweideutig daraus hervor, dass der darin er- wiihnte, 'nuper' erfolgte Tod dea r Apellus', d. i. Johannes Apel, in den April desselben Jahres fiel. S. Mnther a. a. 0. p. 296 f. Chrietoph Coler'8 und Apel's bald nach einander eingetretener Tod findet sich auch in einem Briefe Melanchthons von diesem Jahrc erwtthnt, der im Corpus reformatorum III p. 65 f. n. 1417 steht.

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7X CAMKKAKIUS' PLAl TLSSTCDIKN.

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Wiesensteiger Abgeschiedenheit (s. u. p. 167 [1 13]), jene RQck- forderung so lange haben auf sich beruhen lassen, bis ihui eben die nunuiehr grosse Nahe des Camerarius die Anregung gab, sie geltend zu niachen.

Indem wir so auf Werlers Bibliothek und ihr unstreitig werthvollstes Besitzstiick, den Plautuscodex, zuriiekkonimen, ist zuvorderst nachzutragen, dass keine Berechtigung vorliegt m der oben p. 338 [84] geausserten Vermuthung, er habe sie beim Aufgeben seiner Leipziger Verhaltnisse gerade naeh Nflrnberg gebracht, wo ja allerdings sein Neffe Roting Gymnasialprofessor14*) war, aber doch erst seit 1526. Vielmehr, wenn Camerarius 1536 schreibt ede tua biblio- theca relicta in patria mca' (ebenso *in patria mea' aueh in der Epistola nuncupatoria), so wird das nicht von der weitern Heimath Franken, sondern im engsten Sinne von Oamerarius' Geburtsort Bamberg um so mehr zu ver- stehen sein, als er ja sonst gewiss "in patria nostra' gesagt i6G hatte. Heerwagen glaubt sogar den speciellen Anlass nach- weisen zu konnen, der Camerarius und Roting in Bamberg zusammenfQhrte: in Folge welches Zusammentreffens sich hier jener vou diesem aus der unter dessen Verwahrung betindlichen Werler'schen Bibliothek den Plautuscodex habe aushandigen lassen. Bei Will heisst es namlich S. 411 von Roting also: fZur Zeit der damaligen Bauern-Aufruhr hat er sich zu Bambe,rg eines entzQndeten Schenkels halber eine Zeitlang aufgehalten; und da ihm derselbe hat sollen ab- geschnitten werden, auch schon deswegen gebunden geweseu ist, kam ungefahr Joach. Camerarius dazu und sagte: «Nicht also, raein Freund Michael, es ist besser zween als einen Schenkel haben, ich will dir mit Hillf und Rath nach Mog- lichkeit beispringen>. Wie er ihn denn auch hernach mit der Kur ligni Guaiaci glflcklich wieder herstellen lassen'. Die chronologischen Momente passen allerdings aufs Beste. Denn wenn man bei fder Bauern-Aufruhr' doch am natttr- lichsten an das Jahr 1525 denken wird, so stimmt dazu aufs

14») [NichtfGymnasialrector\ was er uiemals war. 8. Heerwagens Nilrnberger Schulprogramm von 18G0 rZur Geschichte der Nurnberger Oelehrtenechnlen in dem Zeitraume von 14^5 bis 1526'.]

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BIO - BIBLIOORAPHISCHES

Haar, dass Camerarius in <ler Epistola nuncupatoria voui J. 1545 ausdriicklich schreibt, es seien zwanzig Jahre, dass er 'exemplum Plautinum 80^^^^' erhalten habe, welches finter libros clarissimi et uirtute ac sapientia praestantis uiri Viti Verleri FrancP befindlich gewesen, 'unde exemtum pro- pinquus ipsius, amicitiae sanctissimae uinculo et maximae familiaritatis usu mihi coniunctus Micaelus Rotingus, uir optimus atque doctissimus, qui tum forte nobiscum es- set' (d. i. nach Heerwagen: bei der damaligen Erkrankung und bevorstehenden Operation), 'mihi utendum dedit'. Ich wiederhole diese Worte mit Absicht, um sie in Verbindung mit denen des Tttbinger Briefes 'recordor et doctrinae tuae, quae mihi quondam puero et innumeris aliis profuit, et intelligo quam operam bonis literis atque artibus illis temporibus nauaueris' Zeugniss dafur ablegen zu lassen, wie hoch doch im Grunde Camerarius den Mann stellte, wenn dieser auch durch litterarische Leistungen nicht weiter hervortrat. Wenn zu Obigem in dem Tiibinger Briefe noch die weitere Notiz hinzutritt, dass dem Camerarius die Kunde vom Werler schen Codex durch seinen suauissimus ig7 compater1'') Apel geworden war, so konnte diese Mitthei- lung sehr bequem 1521/22 geschehen, wo beide in Witten- berg zusammenlebten , obwohl sie auch schon nach 1513 gleichzeitig in Leipzig waren. Dariiber, wie seinerseits Apel

15) Er war der Pathe des 1535 geborenen Sohnes des Camerarius, der des Vaters Namen Joachim erhielt. Uebrigens bedurfle es obeu p. 338 [84] Anm. nicht eines vereinzelten Beleges fur ApeTs Anwesen- heit in Wittenberg, da uns dessen ganzes vielbewegtes Leben, und so namentlich sein wiederholter, zuletzt mit hervorragender Stellung und Wirksamkeit verknupfter Wittenberger Aufenthalt in wiinschens- werthester Klarheit und Vollstandigkeit in der ausfiihrlichen Biographie vorliegt , welche Muther in dem mehrerwahnten Buche p. 230—328 und p. 455 487 von Apel gegeben hat. Dass Apel in Leipzig in denselben Jahren, in welchen dort Camerarius studirte, daselbst bei Petrus Mosellanus und Richard Crocus hOrte, trotzdem da98 er doch schon 1502 in Wittenberg als Student (einer der ersten der UnivereitSt) war immatricuiirt worden (und zwar von seinem frSnkischen Landsmano, dem Rector Pollich), das darf bei den Studienverhitltnissen jener Zeit in keiner Weise Wunder nehmeu.

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ZU CAMERABIU8 PLAUTUSSTUDIEN. 113

zur Kenntniss des Codex kam, lassen sich der Moglichkeiten zu viele denken, als dass es sich verlohnte, bei dem an sicli unerheblichen Pnnkte zu verweilen.

Seine 1516 beim Antritt der Limpurgschen Informator- stelle in Bamberg zuruckgelassene Bibliothek wird sich Werler, seit er 1522 in Wiesensteig sesshaft geworden, seiner Zeit unstreitig dahin haben nachkommen lassen, wenngleich das, wie wir sehen, 1525 noch nicht geschehen war. Denn mit so viel Behagen er auch von seinen Reit- und Jagd- vergnflgungen zu Pirckheimer spricht: dass er die gemtithliche Musse der Wiesensteiger Sinecur (denn das blieb sie doch trotz der Verpflichtung zu einigem Beten und Messelesen) zwischen munterm Lebensgenuss und stillen Studien theilte, ist daraus abzunehmen, dass er die letztern ausdriicklich als Ziel seiner Sehnsucht bezeichnet: fquo liceret per otium posthac studiis fruf. Dass er als Schriftsteller aufgetreten, daruber verlautet allerdings gar nichts. Oder doch fast gar nichts: denn bei Heumann heisst es p. 107: fViti Berleri exstant epigrammata': iiber die ich meinerseits nichts zu sagen weiss. fJetzt weiss ich es doch. Von einer eigenen Sammlung, die als solche publicirt worden wiire, kann aller- dings nicht die Rede sein; aber gelegentlich verfasster und einzeln gedruckter Epigramme sind mir wenigstens drei be- kannt geworden, die den Titel alter Textausgaben schmiicken. Davon lernten wir das eine schon oben S. 104 kennen in den auf Herm. Busch gedichteten Versen, die auf der Riick- seite des Titels von fH. B. in artem Douati . . . commenta- rius' stehen, dessen Vorderseite das Datum tragt 'Impressit Liptzk Melchiar Lotter. Anno salutifero M.D.XI.' Das zweite Epigramm besteht aus vier Distichen, die dem Druck Tlauti lepidissimi poete Aulularia ab Antonio Codro Vrceo ...pristine forme diligenter restituta: illius enim finis antea desyderabatur' (Lips. 1513. fol.) vorgesetzt sind und so lauten: 'Vitus Vuerlerus Plautum alloquitur. Anie erat informis tota fwc tua, Plaute, fabella, Non sectis ac miris corpora sccta modis. Xam capiti finem cariosa absumpscrat aetas, Neu (so) possct longa posteritate frui. Uaud tulit hoc Codrus. Codrus doctissimus itir Mox faeili amissas carminc rcddit opes, Ac laeerata boni

n. R1T9CHELH OPVSCVLA III. 8

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114 * BIO-BIBLIOGRAPHISCHES

passim monimenta podae Cogit**") et cffigiem iussit habere smuri ': (in welchen Versen er sich freilich mit der fabella etwas besser hiitte vorsehen sollen, ebenso wie in denen auf Busch uiit den dommenta). Ein drittes Epigramm endlich findet sich vor 'Valerii Maximi Ciuis Rouiaui de factis ac dictis meniorabilibus Exemploruni Libri nouem' etc. (Lips. 1514. fol.), und besteht aus 30 Hendekasyllaben mit dem Anfang ^Vitus Vuerlerus Sultzuelteri. Si VtS Candidule absoluta Lcet^ Ileus scripta Acneadnm tot et Pelasgum Vrudcns noscere* etc. und dem Schluss *Id quod rex Maecdum dedit superbus Chartis Iliacae saeris ruinae,: vollstandig abgedruckt in F. G. Frey- tags *Adparatus litterarius' t. III (Lips. 1755. 8.) p. C43 f. (wo iibrigens auch Werler s Aulularia-Verse in t. II (1753) p. 1334 wiederholt sind, wie nicht minder in den 'Matana- siana ou Memoires litteraires, historiques et critiques du

15») [Cogit hat das Original ^in dem niir vorliegeuden Exeinplar der Miinchener Bibliothek), nicht Legit, was auffallender Weise nowohl Freytag als die Matanasiana substituiren. Wer flbrigens eine Ein- wirkung Werler's auch auf die Textesgestaltung der Aulularia ver- rauthen wollte, wozn ihn ja der Besitz des alten Codex allenfalls in den Staud gesetzt hatte, wflrde sich einer Tiiuschung hingeben. Lotter wiederholte einfach, wie fflr den Plautustext selbst, so fflr des Codrus Ergilnzungen einen der altern Drucke, iu denen jene chon seit des Bcroaldus Bologneser Ausgabc von 1500 standen: wofflr 8. die Nach- weisungen in Opusc. philol. II p. 61. 94. Dass diese Snpplemente, von denen ehedem u. A. auch in (Quirini's) Specimen variae littera- turae s. de Brixiana litteratura t, I (Brix. 1739) p. 45 ff. viel zu viel, fast lucherlich viel Aufhebens gemacht wurde, weder nach Iutention noch nach Ausfflhrung irgend einen Werth zu beanspruchen haben, braucht heutzutage niemandem mehr gesagt zu werden. Eine sehr RelUame, auch von Haase mit keinem Wort berichtigte Aeussemng fiber Codrus Urceus findet sich in Keisig'8 'Vorleaungen flb. latein. Sprachwissensehaft' p. 52. Und doch sind nicht nur aeine 'Orationes, epistolae, ailvae, satyrae, eglogae et epigrammata' seit 1502 aogar vier- mal gedruckt erschicnen (wahrend z. B. J. Scaliger'» Opuacula bis zum heutigen Tage noch nicht gesammelt sind!), sondern existirt auch eine (den Opera vorgedruckte) Biographie desselben von Bartolommeo Bian- chini, sowie eine sehr ausfflhrliche Analyse seiner Schriften in der mehrerwahnten Matanasiana t. II p. 259—330. In die Sammlung der Schriften sind fibrigens die hinzugedichteteu Aulularia- S«enen nicht rait aufgenommen , wie ich aus der mir angenblicklich allein zugilng- lichen Bologneser Ausgnhe von 1502 ersehe.]

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ZU CAMERARIUS' PLAUTUSSTUDIEN.

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docteur Matanasius' t. II (La Haye 1740. 8) p. 331). Nun siiid aber, wie schon der Donat-Commcntar, so auch sowohl die Aulularia als der Valerius rper Melchiarem Lot- terum in regione foeni* erschienen, den damals namhaften Leipziger Drucker und Verleger imter dessen Drucken ttbrigens Leich's 'Typographia Lipsiensis' p. 93 f. gerade die Plauti- nische Aulularia ausgelassen hat). Auf ein personliches Ver- haltniss zu diesem Melchior Lotter geht es also ersichtlich zuriick, dass Werler, in den sptitern Jahren seines Leipziger Aufenthaltes, sich veranlasst sah fiir ein paar Lotter^sche Verlagsartikel einige einftthrende und empfehlende Verse zu spenden. Und auf eine solche Verbindung deutet auch offen- bar Leich p. 30 hin, wenn er, eben von Melchior Lotter handelnd, hinzufugt: 'Redierant tum Lipsienses in gratiam cum Poetis, et Eobanus Hessus, Vitus Werlerus, Sebast Miricius, et Hermannus Tulichius Academiam ingenii gloria non parum illustrabant\ Uebrigens hatte auch Menckenius in den Diss. acad. p. 250 f. Kenntniss von Werlerscheu fcar- niina': ob gerade von den drei obigen, ob etwa noch von andern15b), steht dahin. Er spricht dort von den zwei da- mals in Leipzig hervorragenden Gelehrten, beide 'oriundi e Franconia', Berlerus und Aubanus, und fahrt fort: Tterque iugenio et doctrina abundavit deque Lipsia, quod instaura- tiouem literarum attinet, optime meruit .... Nihil caetero- quin, quod ediderint, uidi, praeter carmina quaedam, delicata sane et nunquam satis laudanda': ein allerdings etwas ttber- schwanglicher Enthusiasmus! obwohl, wie das folgende zeigt, mehr noch auf Aubanus als auf Werler bezuglich.|

In Wiesensteig, woliin wir uns schliesslich nochmals zuruckzuwenden hal>en, lebte Werler im Uebrigen in grosser Abgeschiedenheit vom Weltverkehr, wie er selbst p. 290 klagt: fEt sunt tam alta montium cacumina, quibus medius circumdor, ut annus interim praetereat, quo nullus conce- ~

16 b) [Ob bb dergleichen ilberhaupt sonet noch gibt, wflrde viel- leicht ain eraten ermitteln, wer in der Lage wilre, «aninitliche aue der Utterschen Officin hervorgegangenen alten Drucke darauf durchzu- ieben.]

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BIO- BIBLIOGRAPHISCHES

datur ad tani eximios amicos ac patronos literis meis exitus. . . Vnde uel hoc solo nomine locum istum male odi, quod per- raro occurrant, qui aut hinc ad uos aut isthinc ad nos eoiii- meent'.16) Trotz dieser Unzufriedenheit wird er doch ver- muthlich in seiner Wiesensteiger Pfriinde haben aushalten ic8 nriissen bis zu seinem, wir wissen nicht wann erfolgten Totle. Diirfte man einem Geftihlseindruck trauen, so mochte man ihn 1545, als Camerarius die Epistola nuncupatoria sehrieb. noch am Leben glauben, da hier die Erwahnungen untl Lobespradicate Roting s und Werler's in ganz gleichartiger Weise neben einander stehen, ohne die geringste Andeutung, dass W. nicht mehr unter den Lebenden sei. Roting war das aber sogar noch bis 1588, wo er als Vierundneunziger starb. Das Reiten und Jagen in Wiesensteig, bei einer ohne Zweifel sonst sorglosen Existenz, mag Werler'n gut genug bekommen sein. Dass er schon 1522 von seiner 'aetas pau- latim iam ingrauescens ' spricht, thut natiirlich keinen Ein- spruch.

Seinen Plautuscodex, den er von 1512 an besessen, sah er seit 1516 nicht wieder17). Nachdem derselbe von 151G bis 1525 in Bamberg gelegen, blieb er von 1525 an niit Einwilligung Werler^s in Camerarius' Hfmden, kam nacli dessen 1574 erfolgtem Tode an seine Sohne, wurde von diesen (Joachim und Philipp) um 1595 an Janus Gruter verliehen, auf dessen Betrieb dann 1602 fiir die kurpfalzische Bibliothek in Heidelberg erworben, hier von Gruter und Pa- reus benutzt, 1622 durch Tillys Pliinderung mit den Obrigen Talatini' nach Rom geschleppt und der Vaticana einverleibt, 1797 durch den Unverstand der franzosischen Raubcommis- sare daselbst belassen, wiihrend sie den Decurtatus niitnah- men, daher 1815 nicht, wie dieser, nach Heidelberg zurflck-

1G) Dahcr alao die mangelhafte Kunde von dem, wae sich aus- warts begab: b. o. Anm. 4.

17) Wobei selbstverst&ndlich die Moglichkeit auf sich beruhen bleibt, daan Werler etwa den Camerarius zwischen 1636 und 1541 ein- raal in Tdbingen besucht haben konnte, wie denn dieser ein solcbes pergdnlichea Wiederaehen als ihra erwunscht bezeichnet hatte.

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ZU CAMERARIUS' PLAUTUSSTUDIEN

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erstattet, leider auch heutzutage noch nicht unter koniglich italische Verwaltung gekommen.

Als ziemlich iiberflussig erweist sich der oben p. 340 |87] f. beiliiufig gegebene Nachweis, dass und warum ein iu der damaligen Humanistencorrespondenz mehrfach wieder- kehrender, schlechthin Vitus ('Vitus noster') genannter Mann unser Vitus Werler nicht sein konne. Von theologischer Seite ward mir alsbald die Gewissheit, die nur einem mit diesem Litteraturgebiete weniger vertrauten entgehen konnte, dass kein anderer gemeint sei als der so bekannte wie ge- ehrte Vitus Theodorus oder Veit Dietrich, naher Freund der Reformatoren Luther, Melanchthon, des Camerarius u. s. w., 1549 als Pastor an der Sebalduskirche zu Niirnberg gestorben, an den zahlreiche Briefe Melanchthons im Corpus reforma- torum, desgleichen von Eoban Hessus in der Sammlung 'Helii Eobani Hessi . . . et amicorum ipsius Epistolarum familiarium libri XII' (Marpurgi 1543. fol.) stehen, an beiden Orten auch einige von ihm an jene, eine Anzahl anderer bei Hummel gedruckt ist1*).

Schliesslich hat auch in Betreff der alten Plautus- handschrift, welche Camerarius aus England zu erhalten

18) Namlich in B. F. Hummers fEpistolarnni historico-ccclesiasti- carom seculo XVI. et XVII. a celeberrimis viris scriptarum semicentu- riae' I et II: Halae 1778. 1780. 8. Obgleich uns sonach dieser Vitus fur unsera Zweck gar nichta angeht, so sei doch den auf ihn bezflg- lichen Bemerkungen Heerwagen's, da sie mir einmal vorliegen, hier anmerkungsweise darum ein Platz verg5nnt, weil man nie wissen kann, wem etwa damit gelegentlich ein nfltzlicher Dienst geschieht. <^Was den in dem 'Tertins libellus' gedruckten Brief des Camerarius an Henricus Crbanus betrirTt, so lasst mich sein Inhalt schliessen, dass er 1527 ge- schrieben ist, in welchem Jahre Camerarius' iiltester Bruder Hieronymus auf Befehl des Bischofs Weigand in Bamberg in das Gefangniss gesetzt wurde: dies scheint mir wenigstens das Privat-Misgeschick zu sein, auf welches der Brief hindeutet. VeitDietrich war 1527 gerade 20Jahre alt, konnte also allerdingB damals probeweise eine Lehrsteile in Franken angetreten haben; und der Ausdruck 'Vitus 0 08^6^' lasst vorzugsweiBe

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BIO - BIBLIOORAPH18CHB8

sich HofTnuug gemacht hatte, eine einzige Verweisung auf das Corpus reformatorum genilgt, um jeden Gedanken an eine Identitat derselben mit dem sog. Decurtatus zu besei- tigen. Daselbst namlich heisst es Bd. III n. 1086 p. 540 in einem Briefe Melanchthons an Camerarius vom 10. Juni 1538 wie folgt: fDe Plauto accurate scripsi ad Episcopum quendam Anglicum, et ad Franciscum nostrum, qui cum tuo vetere amico Bammelbergio in Britanniam missus est, ut au- diant Regis voluntatem de religione\ Den Commentar hierzu wiisste ich in nichts besser zu geben als mit Heerwagen s nachstehenden, alles aufklarenden Worten. «'Franciscus noster' 170 ist Franz Burchard, Kanzler des KurfQrsten; der 'vetus ainicus' der Edle von Boineburg. Der 'Episcopus quidam' konnte etwa Thomas Cranmer sein, denn mit diesem stand Melanchthon in Correspondenz. Ueber den Erfolg, den des letztern Bemuhungen bezflglich des Plautus hatten, verlautet in seinen Briefen nichts weiter. Die Gesandten kamen Anfang Octobers aus England zuriick, und am 6. November besuchte Camerarius Melanch- thon in Wittenberg. Dort wird er ohne Zweifel miindlich von Melanchthon erfahren haben, ob in dieser Angelegenheit etwas zu erreichen war. Es ist zu vermuthen, dass seiiie Erwartungen getauscht wurden. Hatte er die Handschrift wirklich erhalten, so wiirde er es sicherlich mit dem Aus- druck des Dankes gegen die Miinner, die ihm dazu verholfen hatten, in seiner Epistola nuncupatoria kurz erwiihnt haben. Den 'codez decurtatus' hat er ohne .Zweifel auf einem Wege erlangt, der ihn der Muhe, sich Uber seine Provenienz weiter auszulassen, iiberhob, obgleich es immerhin seltsam bleibt,

an Veit Dietrich denkeu, der iiberall gemeint ist, wo fVitus Norimber- gensia' steht. Die Briefe im Corpus reform. I n. 621 und 522 konnen mit diener Annahme in Einklang genctzt werden. Darnach hatte Veit die flbertragene Lehrstelle bald wieder aufgegeben und w&rc nach Wittenberg gegangen, von wo aus er durch Melanchthon flir Ertheilung eincs Niirnberger Stipendiums empfohlen wird. Dass an einen dritten Vitus jener Zeit, der zum Unterschied von seinem Geburtsort Wins- hoim [oder Windsheim, nicht 'Weinsheim'] in Franken fVitus Vinse- mius' heisst, nicht zu denken sei, geht schon daraus hervor, dass dieser um 1527 bereits eine Privatechule in Wittenberg hatte und sich dort bald habilitirte.»

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ZU CAMKRARIUs' PLAUTUSSTUDIEN.

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dass er ihn ganz und gnr mit Stillschweigen iibergeht» Vielleicht war jener englische Codex der die ersten acht Stiicke enthaltende des Britischen Museums mit der Signatur

~} von dem ich in den Prolegomena p. XLI sprach. Wenig-

stens scheint er der einzige in England vorhandene zu sein, der iiber das 15te Jahrhundert hinaufreicht: obgleich sich die gute Meinung, die ich ehedeni von ihm hatte, keineswegs bevvahrte, seit er mir durch Collationen meines Freundes Einil Braun und weiterhin durch mehrfache sonstige Mitthei- lungen niiher bekannt geworden war. Er wUrde also auch dem Camerarius neben dem Vetus wenig geuiitzt haben.

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IV.

Curae secundae

zu lieft I der 'Neuen Plautinischen Excurse'.*)

Was sich dem Verfasser einer Druckschrift untersuchen- den Charakters zucrst aufzudrangen pflegt, oft schon nach Wochen, irnnier nach Monaten, das liiuft meist auf Vervoll- standigung, Bestatigung, Erweiterung des Gesagten hinaus. In einem spiitern Stadium treten, gewohnlich durch Wider- spruch anders urtheilender hervorgerufeu , Berichtigungen oder aber Rechtfertigungen hinzu. Sei es mir gestattet> hier zunachst unter dem ersten Gesichtspunkte einige Nach- triige zu geben. Ich denke denjenigen, die sich flberhaupt fUr diese Fragen interessiren, wird es am bequemsten sein, wenn ich einfach die Reihenfolge der in der Druckschrift selbst behandelten Gegenstande festhalte.

G. Hermann's Abneigung gegen das auslautende d in med ted, die ich p. 8 hervorhob, konnte noch ausdrucklicher belegt werden durch seine eigenen Worte in der Vorrede zu den Bacchides p. VI f.: fEgo quidem id egi, ut verba poetae ita exhiberem, quemadmodum ab eo vel scripta esse vel po- tuisse scribi videbantur: quae si tibi et paucis illis, qui lia- rum rerum aliquem sensum habent, non displicuerint, non quaeram quid illi sentiant, qui aut devoratas cum omni squallore sacras membrana,s aut procusos ab sese confragosos numeros omnipotentemque d litteram sine cruditate concoquunt\

*) [Rhein. Mufleum f. Thil. XXIV (1869) p. 482-492.]

CVRAE 8ECVNDAE.

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Nach GrotefencTs schoner Entdeckung vom eigentlichen Wesen des auslautenden d, die ich p. 9 f. besprach, hatten zwar auch ablehnende Auffassungen erwahnt werden konnen, wie namentlich die von Osann in seiner 'Commentatio de pronominis tertiae personae formis' (Gottingae 1845), in der er sich mit lebhafter Polemik ftlr eiu vollig zweck- und be- deutungslos angehangtes d ereiferte. Ich kannte diese Ab- handlung sehr wohl, iiberging sie aber mit Stillschweigen, weil ich erstens den darin verfochtenen Standpunkt fur vollig antiquirt hielt, und zweitens Osanns in der Regel so stumpfe und verschwommene Erorterungen uberhaupt nicht ohne *m Noth citire. Dass ich jetzt docli darauf zuriickkomme, ge- schieht einzig um darauf aufmerksam zu machen, wie schla- gend jene Flachheiten schon damals von G. Curtius in einer Recension, die mir allerdings entgangen war, zuriick- gewiesen wurden in Zeitschrift f. d. Alterthumswiss. 1846 p. 754 ff.

Neben F. Bilcheler musste p. 19 auch W. Christ genannt werden, der, grossentheils mit schon von Bucheler beigebrachten Beispielen, diesem wesentlich beistimmte im Rhein. Mus. f. Phil. XXIII p. 564. Meinerseits habe ich leider diesen Aufsatz nicht nur erst nach Abfassung, sondern selbst erst nach der Drucklegung raeiner Schrift gelesen, darum weder auf angebliche Belege, wie Curc. III, 59 und Cas. II, 3, 20, die meines Erachtens nicht hieher gehoren, noch auf die Anmerkung 2 zu p. 564 Riicksicht nehmen konnen, der ich bedauere in jedem ihrer Satze von meinem Standpunkte aus widersprechen zu inilssen.

In dem Ennianischen Verse p. 33 hatte sich des med cgo esse mit Recht schon Vahlen im Rhein. Mus. XVI (1861) p. 582 angenommen gegen Ernesti's flache Aenderung memet esse.

Zu den p. 35 ff. aufgefiihrten Beispielen eines herzu- stellenden med oder ted lasst sich vorbehaltlich anderer, die ohne Zweifel nachfolgen werden fttr jetzt hinzufiigen Capi II, 3, 9 (369):

Ad ted atque illum: pr6 rota me uti licet: wo Ad te dtque ad illutn eben so wenig nothig ist wie z. B.

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122 CVRAK 6ECVNDAE

Truc. I, 1, 26 db rc atque ab animo statt db rcd atque animv, oder in ahnlichen Stellen mehr die ncuerdings ein- pfohlene und selbst aufgenommene Wiederholung der Pra- position in doppelten Satzgliederu dieser Art.

Der ebenda beigebrachte Vers Curc. V, 2, 21 (619) blieb hier besser fort, da er, mit Hiatus in der Diaresis also gemessen:

Quam ego pecuniam quadruplicem abs te et lenone auferam,

allerdings keiu ted erforderlich macht. Seine Stelle konnte er nur allenfalls in § 13 finden, wo die grossere Wahrschein- lichkeit erwogen ward, dass auch in jener Diaresis der Dichter den Hiatus lieber vermieden als gesucht oder zugelassen habe. Unbedingt wird wenigstens diese Auffassung zu gelten haben fiir den p. 36 mit aufgeztihlten Vers Aul. II, 2, 55:

fit te utar iniquiore et meus med ordo inndeat,

wo ein etwaiges iniquiore ct metis me ordo doppelt verwerf- lich ware: erstlich weil in dieser beliebten pronominalen Zusammenstellung die Betonung mcus mc u. dgl. die gewohn- heitsmiissige ist (wie gleich Aul. III, 4, 6 meus tned intus)\ zweitens weil, wenn man auch in der Zulassung jenes Hiatus noch so liberal gesinnt sein mag, doch ?der hassliche Zu- saminensto8s zweier kurzer e an dieser Stelle jedes feinere Ohr verletzen niuss', gerade wie in supretne et Capt. V, 2, 23 (976), wovon p. 41 gehandelt wurde (vergl. auch p. 47. 484 88). Der erste Grund allein ist es, der auch ein (an sich sehr wohl mogliches) iniquiored ct mcus tne ordo abweist.

Etwas unsicherer ist ein anderes ted in Capt. n, 1, 43 (240), wo ich aber doch, im engsten Anschluss an die Ueber- lieferung, glaube zwei iambische Septenare anerkennen zu mUssen:

Audio:: Et propterea saepius ted dt memineris moneo: Non ego erus tibi, sed servos sum. nunc opsecro te hoc

tfnum.

In fortlaufenden iambischen Septeuaren ganzer Scenen wure zwar eine Synizese wie audio sicher unstatthaft; aber ein anderes ist es mit solchen, die in einem Canticum inmitten

nijiiwi mij ^ +pk

ZU DEN fNEUEN PLAUTINISCEN EXCURSEN'.

123

anderweitiger Metra eingestreut werden und dann auch die freiere Prosodie der Octonare u. s. w. ganz anstandslos theilen.

P. 40 war in dem Verse Most. III, 2, 126 (813) nicht sowohl ein ausgefallenes Jms, als vielmehr liascc zu ver- niuthen:

Noli facere mentionem te hdscc emisse:: Intellego:

gemass der iiberzeugenden Beobachtung Fleckeisen's in Jahrb. f. Phil. u. Pad. Bd. 60 (1850) p. 245, wonach es fast immer haec(e) aedes, illaec aedes, nicht hae oder illae heisst.

P. 41 war mit einem Worte zu bemerken, dass in dem Trinummusverse II, 4, 181 (582) die Tilgung der Worte Quin tu schon von Hermann in der Vorrede zu seinem Tri- nummus p. XIX vorgeschlagen war, wenn man auch im Uebrigen mit der dortigen Behandlung des Verses nicht ein- verstanden sein kann.

P. 49 Anm. habe ich versaurat den sehr moglichen Fall zu erwiihnen, dass der ganze Vers Aul. II, 4, 26, den ich mit Hinzufiigung eines Ibi so schrieb: Ibi nequid animac fortc amiitat dormiens, nur die irrthumliche Wiederholung von Vers 24 sei, da auch ohne ihn die Weehselreden des Strobilus und des Congrio vollkommen verstiindlich fort- schreiten. Wiewohl anderseits auch die absichtliche Wieder- bolung derselben Worte dem Humor der Stelle gut genug entspricht

Zu den p. 52 erwahnten Beispielen eines fur sc in die Hss. eingedrungenen falschen sese liess sich weiter anftihren Trin. arg. 7 ferre se[se] d patrc. Auch Terenz Adelph. II, 3, 10 (263) wird mit Fleckeisen hieherzuziehen sein.

Das p. 54 neben profiteri anerkannte prbfiteri hatte ebenfalls schon Vahlen a. a. O. p. 482 in Schutz genom- meu.

Derselbe fiigt ebenda den p. 55 f. zusammengestellten, ausserplautinischen handschriftlichen Spuren eincs alten d den bei Appulejus erhaltenen Vers der Ennianischen Hcdy- phagetica fp. 166 V. 6 seiner Ausgabe) hinzu, in welcheni der Florentiner Archetypus mit seinem surrcnH telopcm

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CVRAE SECVNDAE

allerdings so deutlich wie nioglich auf ein Surrentid clopem hinweist. An sich konnte man zwar sehr zweifelhaft sein, ob nicht schon sehr friihzeitig das verirrte Sprachgefuhl eine ursprfingliche Locativform wie Surrenti fiir einen reinen Genitiv nahm und demgcmass mit einem angehangten d n i c h t erweiterte; aber das Gegentheil ist doch gerade eben so gut moglich und erhalt durch Formen wie rurid lucid einc Art von Beglaubigung, die, wenn auch nicht alles, doch mehr als nichts beweist. Liisst man aber Surrcntid mit localer Bedeutung gelten, so ist naturlich auch gegen das ohne handschriftlichen Anhalt in Vers 2 von Vahlen gesetzte Acnid aspra uichts Stichhaltiges mchr einzuwenden.

Wichtiger noch . fiir den Plautus sind zwei mir von

0. Ribbeck brieflich in Erinnerung gebrachte Stellen des Titinius, in denen gleichfalls die handschriftliche Ueber- lieferung selbst ein ablativisches d klarlich gerettet hat. Erstens in Vers 165 R.:

Obstrudulenti [da] aliquid, quorf pectam sedens,

wie ihn (abgesehen von dem zugesetzten da) Festus p. 193, 17 gibt. Denn dass hier in quod kein Accusativ zu sehen sei, entging weder Scaligern, noch Neukirch Fab. tog. p. 144, noch Hermann Opusc. V p. 276. Die andere Stelle ist V. 46 R.:

Desuevi ne quod ad cenani iret extra consilidm meum:

wo quod statt quo die massgebende Autoritiit der Leidener, irct statt exirct die der Bamberger imd der Wolfenbiitteler Handschrift des Nonius p. 94, 3, letzteres zugleich den Sprachgebrauch fdr sich hat, iambisches Metrum aber sehr rait Recht von Lachmann zu Lucr. p. 277 behauptet wurde.

Verhalt sich das aber mit diesem Verse also, so leistet er uns ferner den schatzbaren Dienst, dem p. 57 aus Most.

1, 4, 20 (334) beigebrachten Zeugniss fiir adverbiales quod = quo einen zweiten Beleg hinzuzufiigen, so dass die hier- von p. 79 ff. auf die gleichartigen Adverbialbildungen ge- machten Anwendungen jetzt auf eincm doppelten Grunde ruhen.

ZU DEN 'neuen plautinischen excursen*. 125

Zugleich gewinnt durch diese beiden Titiniusverse, wenn sie voratehend richtig aufgefasst worden sind, die schon fruher (Parerga p. 194, vgl. Momrasen R5m. Gesch. I3 p.906, I4 p. 920) aufgestellte annahernde Zeitbestiraraung, wonach der genannte Dichter alter als Terenz zu denken, eine er- wunscbte Bestsitigung.

Unter den p. 57 f. aufgestellten Zeugnissen fur die Schreibung nequiquam statt nequicquam war der Vers Persa IV, 3, 40 (515) besser zu streichen, da ftir ihn die einleuch- tende Wahrscheinlichkeit, dass er mit dem Palimpseat so zu schreiben sei:

Neque quam tibi Forttfna faculam ltfcrifica adlucere volt,

schon von Biicheler in Fleckeisens Jahrb. Bd. 87 (1863) p. 783 empfunden wurde, wenn auch mit unnothiger Ver- anderung des im vorangehenden Vorso stehenden instct in instat, da der Moduswechsel von quid insict und quam volt von Haupt im Hennes III p. 337 mit Recht in Schutz ge- nommen ist.

Das hier zur Sprache gekommene ncquidquam ladet aber zugleich zur Erorterung einer anderweitigen Formel der Umgangssprache der Komodie ein: einer Erorterung, die auch in dem Falle, dass sie nur ein negatives Resultat er- , glibe, nicht unniitzlich sein wird. Ich meine die so hiiufige Verbindung quid iam? welche in dem Sinne von fwie so', also = qui = quamodo, somit als Ablativ aufzufassen, nicht aber als fwas nun', rwas denn' in nominativer oder accusa- tiver Bedeutung zu erklaren, die Mehrzahl der Beispiele sebr verfQhrerisch sein kann. Ftir diesmal wurde mich indess dieses Thema bei zufallig beschranktem Kaum zu weit fiihren, als dass ich seine Ausfiihrung nicht lieber fiir die Fortsetzung dieser Curae secundae aufsparte, fiir die schon jetzt mancherlei Stoff vorhanden ist. *

Den p. 62 gesammelten Beispielen eines im nominalen Gebiet herzustellenden ablativischen d wolle man zuvorderst die nachstehenden hinzufiigen:

Amph. I, 2, 36 (498): Cum Alcumenad Uxore usuraria oder aber: Cum Alcumena uxored usuraria:

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CVRAE 8ECVNDAE

zwischen welchen beiden Moglicbkeiten die Entscheidung, wie in so manchem ahnlichen Falle, frei gegeben ist, wah- rend der Hiatus nach Cum einer ganz besondern Unter- suchung vorbehalten bleibt. Ferner

Amph. I, 3, 47 (545): Pnus tuarf opmione hic adero: habe

animdm bonum:

wo die Umstellung des iiberlieferten bonum animum ltabe unter allen Umstanden keinen Einfluss auf die erste Vers- hiilfte hat. Desgleichen

Iiud. III, 5, 38 (818): Et tfbi ille servos ciim erorf huc

advenerit.

Zweifelhafter Auffassung konnen zwei andere ebenda mit aufgefiihrte Verse scheinen, obwohl sie jedenfalls an einer von zwei moglichen Stellen ein d unweigerlich erfor- dern: namlich Amph. prol. 149 und Curc. II, 3, 61 (340), wenn sie nicht so, wie dort geschehen und wie es mir auch noch jetzt das wahrscheinlichere ist, gemessen wilrden, son- dern vielmehr in dieser Weise:

A pdrtud illic ndnc cum lanterna advenit1).

Dico rae illo venisse animi cailsa: ibi med interrogat:

der letztere ganz ahnlich wie sich auch der p. 63 Anm. *) erwiihnte Vers Poen. V, 2, 98 so lesen lasst:

Surniptus sum illiw: hic med Antidama hospes tuos.

In der Penthemimeres des iambischen Senars konnte man p. 72 die Messung des Verses Asin. IV, 2, 16 (825) Cum suo sibi f/ndtod unam ad amicam de die anfochten, wenu man Cum suo sffrt ynato unam vorziehen wollte: aber rait eiuem so in der Thesis verschwindendeu gnato und zu- gleich einem so wenig fl&ssigen Rhythmus, dass hoffentlich niemand diesen Weg ernstlich einschlagen wird.

Einen Zuwachs wOrden die hiesigen Beispiele des durch d aufgehobenen Hiatus in der Penthemimeres erhalten durch Casina prol. 73:

1) CleraUe wie auch Bacch. 11, 3, 70 (304) p. 73 zwischen exttrnplo a portud ire und extemplod a portu ire die Wahl frei blieb.

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ZU DEN fNKUEN PLAUTIN4SCHEN EXCURSEN'. 127

Maioreque opererf fbi serviles niiptiae2) 487 Quam liberales etiam curari solent,

wenn das nicht so gewiss wie moglich ein nachplautinischer 1'rolog wiire. Und doch hilufen sich allmahlich die aus sol- chen Prologen entnommenen Beispiele eines durch einfache Hmzufiigung des d verschwindenden Hiatus dergestalt, dass man sich mehr und mehr zu der Annahme versucht fiihlt, es nioge im Anfange des siebenten Jahrhunderts d. St., als jeues d im lebendigen Gebrauch bereits nicht mehr existirte, dasselbe doch noch nicht so ganz aus der Erinnerung und dem Plautustexte selbst geschwunden sein, dass nicht Plau- tinische Nachahmung es gelegentlich zur Anwendung brin- gen konnte. Ueberlassen wir die Entscheidung dariiber der reifern Erkenntniss der Zukunft, und zwar in diesem Falle uni so mehr, als ja doch auch als beabsichtigte Messung ein (wenn auch fUr Plautus selbst nicht eben wahrschein- liches) Maioreqiie opere tbi s. n. denkbar wiire, ganz ent- sprechend der in den Gesetzesurkunden des 7. Jhdts so ge- wohnlichen Schreibung ibei.

Will man die Adverbialverbindungen, in denen eine spliter nur mit dem Accusativ construirte Praposition sich noch mit dem Ablativ verband, ganz vollstiindig haben, so fDge man den p. 82 zusammengestellten Formen noch hinzu erstlich postillac, sodann aber neben (piapropter liacproptcr und propterea das dort zufallig vergessene eapropter, wenn es auch meines Wissens nur ein einziges Mal erhalten ist in dem Citat des Servius zu VirgiVs Ecl. VII, 31 aus Terenz Andr. V, 5, 3, wo es Bentley mit seiner gewohnten Einsicht zu Ehren gebracht hat.

Das hieher gehorige praeterea mit d (p. 83) wird auch noch Trucul. II, 4, 91 herzustellen sein:

Praeteread opsomiri dumtaxat mina;

das gleichartige proptcrca vielleicht (s. o.) selbst in dem Prologverse der Casina 59:

Propteread una consentit cum filia.

2) oPERis atatt opera der Paliuipsest.

128 CVRA^ SECVNDAE

Das in der Anra. zu .p. 85 f. uur kurz berflhrte quae res? ohne est (also den Opusc. phil. II p. 609 besproehenen Fallen beizuzahlen) wird wohl in dieser Gestalt als aus- schliesslich ubliche Forrael anzuerkennen sein. Haudschrift- lich beglaubigt haben wir es zunachst in den schon beige- brachten vier Beispieleu:

Foen. V, 4, 29: Quae r»\s? iara diud edepdl tuara sapien-

tiara haec quidem abtisast Asin. 11, 4, 7 1 (477): Pergin precari pessumo? : : Quae rea?

tun libero hdmini . Cas. III, G, 8: Quae res? : : Haec res : : Etiamne adstas?

Eniinve*ro TrpotYuaTd uoi Tfap^x^tc3). <«* Mil. IV, 8, 34 (1343): Quora abs te abeam : : Fer aequorf

anirao : : Sed quid hoc? quae res? quid est?4)

Zu ihnen gesellen sich aber noch folgende neue:

Aulul. III, 2, 9: Sed quid tibi, raendice homo, nos tactiost?

quae res?:')

Oas. II, 8, 18: vix reprirad labra,

Ob istanc rera quin te deosculer, voluptas mea. : : Quid? deosculerc? quae res? quae voluptas tua?c)

Nichts anderes als qunti rrs gebcn auch Casina IV, 4, 7 die Hss. mit dem Palirapsest, was demnach festzuhalten ist, wie man auch sonst fiber die Herstellung dieser ziemlich ver-

8) Die Verae aind anapiiatiache Dhnetri, wenn raan aie nicht etwa lieber zu einem Octonar verbinden will. Das haec res als Antwort ist geradc so geaagt wio bei una 'Warum?' 'Daruni'.

4) So glaube ich auch jetzt noch die schlimmen handscbriftlichen Wirreale der Stelle am wahrecheinlichsten zu bcaeitigen; aber auch wer darflber anderer Meinung iat, wird wenigatena in dem zweiten Halbveree (wie auch derselbe durch andere Pereonenabtheilung mog- licher Weiae noch zu verbessern sein mag) daa in dem haudachrift- lichen queris unverkennbar liegende quae res unangefochten lassen mflaaen.

6) Mit einziger Umatellung des nos nach Iteiz bei Hermann de metri8 p. 172.

6) So iat der Vers durch Hinzufugung einea einzigen e hergeatellt, wahrend die Has. rait dera Vetus nur deosculer geben. Aua dera letz- tern iat istanc (dr istam.

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ZU DEN 'NECEN PLAUTINISCHEN EXCUKSEN'. 129

derbten Verse denke: vgl. Brix in Fleckeisen's Jahrb. Bd. 91 (1865) p. 65. Wenn wir nun, allen diesen sichern Bei- spielen gegeniiber, in den Hss. des Persa III, 1, 32 (360) einen Senar lesen, der gar kein Vers ist: Ne fiat : : Quae hae res (oder hcrcs, oder im Palimpsest -eaeres) sunt? : : Cogita hoc verbum pater, und wenn hier keinem Verstandigen ver- borgen bleiben kann, dass sunt aus Interpolation stammt: wird sich derselbe dann wohl noch strauben, auf dieselbe Interpolation auch das hae (oder eae) zurflckzufubren und den Vers in dieser Gestalt als Plautinisch anzuerkennen :

Ne fiat : : Quae res? : : Cogita hoc verbiSm, pater ?

So gut wie einmal, konnte aber auch noch ein ander Mal das der Folgezeit fremd gewordene quae res durch quae liaec res est erklart werden, wie es gescheheu sein wird im Persa V, 2, 6f> (846), wo zwar das Metrum in dem trochaischen Octonar Hicinest, qui fuit qumulam fortis? : : Quae liaec res estf ei, colapho me icit nichts vermissen liisst, aber doch mit grosser Wahrscheinlichkeit der Dichter vielmehr geschrie- beu hat

Hicinest, qui fuit quondam fortisV : : Quae res? ei ei} c6-

laphum mi icit.

Ho ist deun, wenn mir nichts entgangen, nur noch eine Sudle ubrig, in der man heutigen Tages quae ttacc res liest: im Truculentus II, 7, 50, aber wohl zu merken nur aus Con- jectur fiir eiu Uberliefertes, jedoch unbrauchbares quae (oder que) ttercles. Darin wird nun zwar in der That nichts an- ileres stecken als eben jenes schon von den Cinquecentisten veriuuthete quae haec res [vergl. Trin. 507 J, aber iicht braucht darum natiirlich das haec ganz und gar nicht zu sein, lasst sich vielmelir oben so wie in den beiden Versen des Persa als nachplautinischer Zusatz ansehen. Fiir

7) Da dem haodscbriftlicben colaphum icit ein colaphum mi icit noch etwas niiber liegt al» colapho me icit, wird man jene Con- struction viclleicbt wagen durfen im Hinblick auf da« Terenzische colaphos infregit mitii in den Adelphen N, 1, 45 (199): wie ja auch bei unu im gemeineu Leben Redensarten vorkommen wie fer haut ibm eiue Ohrfeige'.

FK. KIT8CHELII OPV8CVLA III. 9

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CVRAE 8ECVNDAE

wen ein Inductionsbeweis dieser Art keine Ueberzcugungs- kraft hat, nun der muss sich eben d&init begnflgen, neben achtmaligem quoe res auch ein einmaliges quae Jiaec res und ein ebenfalls eimnaliges quae haec res est anzunehmen: «o wenig das auch einleuchtender Massen dem Wesen der in fonnelhaften Wendungen so zahen Uingangssprache ent- spricht.

Mit den p. 89 erwahnten (localen) Ablativen ruri, per- eqri steht ganz auf einer Linie auch luei, dem sein altes d zurflckzugeben ist in Casina V, 2, 7:

Tandem u*t veniamus lucir/: ego cras luc ero.

Fflr ein nothwendiges sed = sine habe ich zwar auch jetzt noch eben so wenig, wie frflher p. 99, einen Be- leg; aber wenigstens fflr die Form se bietet sich eine Stelle dar, die wohl kaum einem Zweifel Raum liisst: im Pseudulus I, 3, 144 (378):

Sed se argento frn"stra's qui me tui misereri postulas:

wo die Handschriften (mit A) sine argento gebeu, die Ver- kflrzung der Sylbe arg- zwar nicht schlechthin undenkbar, aber doch jedenfalls so aussergewohnlich wiire, dass dann immer uoch grossere Wahrscheinlichkeit eine Vertauschung von argento und numnw hatte, wie sie II, 2, 49 (644) that- sachlich stattgefunden hat. Sonst kenne ich im Plautus keinen Vers, in welchem die Form sine das Metrum storte, ausser weun man die von mir Proleg. p. CXXXII ff. nach- gewiesene Verkflrzungsfahigkeit der ersten Sylbe von omnis leugnet, wie daa ohne weitere Begrflndung *) Bergk gethan

8) Dass ich das von ihm iui Vorflbergehen Beigebrachte nicht fur eine 'Begriindung' ansehe, nimmt er gewia» selbst nicht flbel. Es be- steht n&mlich nur in den an 'Waaii senarius' erinnernden Behaup- tungen, dass quod omnes, quid omnes als quo omnes, qui omnes, ita omnis als ta omnis, per aU pr, desgleichen quia, sibi, eao einBylbig ge«prochen worden, also z. B. die Verse Quid hoc negdtist, qwnl omnes homines u. s. w., oder Ita omnis de Ucto u. s. w. *u lesen aeien:

Qui' hoc negotut, quo' 6mnes homines fabulantur per viam: 'ta omms de tecto de"turbavit tegulas.

Wobei man sich nur flber den unntitzen Umweg wundert, und sich

ZU DEN rNEUEN PLAUTINISCHEN EXCUUSEN'. 131

hat im Index schol. aest. Hal. a. 186G p. VI. Denn in <ao diesem Falle traten noch zwei neue Belege eines mit se zu vertauschenden sine hinzu, die ich als an sieh sehr wohl moglich keineswegs hestreiten will, ohne doch die Nothwen- digkeit ohne weiteres zugeben zu konnen:

Aul. IV, 1, 20: Nunc se onini suspitione iu ara hic ad-

sidam sacra.

Trin. III, 1,20 (G21): Quoi* tuam quom rem credideris, se

omni cura d<5rmias.

Wie p. 99 ein dreisylbiges mehcrcle geleugnet wurde, genau so urtheilte (gegen Lachmann zu Lucr. p. 162) flber ein vermeintlich viersvlbiges meherndr oder mehercides Luc. Muller in der Vorrede zu seinera Phaedrus p. XI, und cor- rigirte danach niit Recht den Vers fab. Perott. 12, 3.

Wenn in Fiillen, wie in den p. 103 f. kurz zusaramen- gefassten, ein altes Schluss-r/ zufallig einmal auch vor fol- gendem Consonanten urkundlich erhalten ist, so ist es selbst- verstandlich ganz rationell, dass wir solche einzelne Reste der vollstandigen Form schQtzen und sorgsam bewahren, so sfhr auch in der grossen Masse der analogen Falle der Ab- fall des d das iiberwiegende geworden ist, und dass wir in solcher Beziehung jedem Streben nach absoluter Gleichfor- migkeit entsagen. Von diesem Verfahren wird aber conse- quenter Weise auch auf eine Wortfonn Anwendung zu machen aein, die man sich nachgerade gewohnt hat anders zu behandeln: das ist haud (erst in jiingerer 8chreibung haut). Seit dafUr die abgestumpfte Nebenform hatt ans Licht gezogen und namentlich aus den Plautinischen Hand- schriften in zahlreichen Belegen nachgewiesen ist (vgl. Opusc. phil. II p. 591 f.), ist man immer geneigter geworden, iiberall vor consonantischem Anlaut hau zu schreiben. Aber

fragt warum nicht lieber gleich das omnes selbst fflr einsylbig crklart wird, um entweder als mnes oder nach Befinden anch etwa als omn gesprochen zo werden? Den Werth der Neuheit hat flbrigens solche Auffaaaung nicht, da (nach Waae) schon der Quedlinburger Weise gar manchea gleichartige Vorbiid geliefert hat (man erinnere sich z. B. de» fein8ylbigen, Philippis u. b. w.).

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CVKAE SECVNDAE

dass dieses Juxu in spiiterer Zeit das seltnere geworden, dagegen das urspriingliche Jiaud wieder zur Herrschaft ge- langt ist, ist doch offenbar kein Grund, um ftir Plautinische Zeit dem erstern schlechthin den Vorzug zu geben. Ver- stiindiger Weise werden wir also nicht umhin konnen vor Consonanten haud oder hau zu schreiben, ganz je nachdem das eine oder das andere das handschriftlich iiberlieferte ist: wiihrend natUrlich vor Vocal haud eben so nothwendig wird, wie (wenn nicht der Fall der Elision eintritt) mcd und ted und alles iihnliche. Uebrigens kenne ich auch kein Beispiel, dass vor Vocal in den Hss. Jiau geschrieben wiire.

Was ich p. 107 f. iiber die zur Vergleichung herange- zogenen Lutherschen Bibeliibersetzungen gesagt, habe ich mir niuhsani genug alles selbst zusammensuchen miissen. Ich hiitte das nicht nothig gehabt, wenn mir fruher ein paar Schriften bekannt gewesen waren, die erst seitdem in ineine Hiinde gekommen sind: fE. Opitz, Uber die Sprache Luthers' (Halle 18G9), und fG. W. Hopf, Wiirdigung der 491 Lutherscben Bibelverdeutschung' (Niirnberg 1847). Beide, nainentlich aber die erstgenaimte, geben massenhafte Belege, die in treftendster Analogie mit den Wandelungen des alten Latein es iiberaus anschaulich maclieu, wie sich um hier gerade diesen einen Gesichtspunkt besonders liervorzuheben die vollern Sprachformen des G. Jhdts d. St. mehr und mehr abschwiichten, kurzten, verdUnnteu. Wenn ich aber p. 107 a. E. den unverhiiltnissmiissig grossen Abstand be- tonte, durch welchen die iiltern Bibeldrucke vom J. 1524 (genauer schon von 1522) an von der Gesammtausgabe letzter Hand des J. 1545 sich entfemen, so habe ich von Opitz gelernt, dass diese Wandelung doch nicht blos durch die successiven Wandeluugen der Sprache selbst bedingt war, sondern durch die bestimmte Absicht Luther's, inund- artliche Verschiedenheiteu, die im damaligen Deutsch mit und neben einander bestanden, durch Tilgung oder Auf- nahine paralleler Formen auszugleichen, um dem Verstand- niss und Gebrauch seiner Uebersetzung moglichst weite Kreise zu offnen.

Uon p. 108 hervorgehobenen Wandeluugcn fumbe umb

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ZU DEN fNEUEN PLAUTINI8CHEN EXCUR8EN*

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um' liessen sich passend, neben prode prod pro, auch postcd (postid) poste post (nicht pos) zur Seite stellen.

Die p. 114 nachgewiesenen Beispiele des auf.is aus- gehenden Pluralnominativs der zweiten Declination kann ich durch ein ueues verinehren aus Rudens V, 2, 2(> (1313):

Nummi octingentis adrei in lnarsrfppio infuerunt.

Desgleichen die flir den Genitiv auf as (p. 115) durch Amphitruo III, 1, 12 (872) nach Lachmann's (zu Lucrez p. 161) Herstellung, Qber die ich ehedem nichts weniger als riehtig urtheilte:

ganz abgesehen von den in den Hss. selbst, und zwar vor einem consonantisch anlautenden Worte, erhaltenen Alcu- mcnas im acrostichischen Argumentum des Stiicks, ohne Zweifel aus bewusster und gewollter Nachahmung des Dicli- ters. Aber auch in dem von Lachmann durch Umstellung gebeilten Verse Mil. gior. IV, 5, 12 (1211) wird das ein- fachste sein ohne Umstellung zu schreiben:

Saltem id volup est quom ex virtute formas evenft tibi:

wo id nicht mit volup est, sondern mit evenit zu construiren ist, ein (von Guyetus empfohlenesj doppeltes id aber sogar sehr lastig ware.

Selbst der Pluralnominativ erster Declination auf as (p. 118) erhiilt einen Nachtrag, wenn nicht aus Plautus selbst, so doch aus seiuem Zeitgenossen Niivius, der gewiss nicht, f ut versum faccrct', hochst unnothiger Weise einen Hiatus wie oncrdriac amistne zugelassen hat iu seinem Bellum Punicum (V. fi2 bei Vahlen), wenu er schrei- ben konnte, wie er ohne Zweifel gethan hat,

(oder immerhin zugleich onustas).

Die p. 128 besprochene romische Iuschrift mit ambracia- cepit ist seitdem facsimilirt erschienen im Bullettino des 4.02

Si id Alcumenas innocentiac expetat:

Onerarias onustae stabant m flustris:

arehaologischen Instituts, Jan. u. Febr. 1869 p. 8. Nach

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CVRAE SECVNDAE

diesem Faesimile, wenn es, wie doch vorauszusetzen, treu ist, stehe ich keinen Augenblick an auf Mommsens Seite gegen de Rossi zu treten, indem ich in den Schriftzugen deu reinsten Typus der besten Zeit, d. h. mindestens der Sullanischen, zu erkennen glaube, keinesweges den Charakter des sechsten Jahrhunderts 9).

9) Von Druckfehlern wolle man noch verbesaern p. 9 Z. 2 v. u. covkntionld (wie ea p. 102 richtig steht) statt convkntionid; p. 74 Anm. senectad statt senectad.

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V.

cubi ubi und Verwandtes bei Plautus*).

Das in der Ueberschrift bezeichnete Thema soll zwar s<* einen Theil des zweiten Heftes der 'Neuen Plautinischen Ex- curse' bilden und kann erst dort seine vollstandigere Aus- und Durchfiihrung finden. Immerhin scheint es mir aber niitzlich, wenigstens Umrisse des leitenden Gedankens und seiner Begriindung schon hier im Voraus zu geben, um die Aufmerksamkeit mitstrebcnder Forscher auf den, wie ich meine, nicht uninteressanten Gegenstand zu lenken und niog- lieher Weise forderliche Beitrage hervorzurufen, wie sie mir schon in Folge meiner brieflichen Mittheilungen mehrfach geworden sind. Dieses namentlich von A. Fleckeisen, 0. Ribbcck, vor allen aber von H. A. Koch, der mir itir diesen, wie fiir andere wichtige Punkte der f Plautinischen Grammatik' mit der liebenswttrdigsten LiberalitSt schatzbarste 8tellensammlungen zu freier Benutzung iiberlassen hat.

Dass die lateinischen Interrogativ- und lielativbildungen pronominalen Stammes (natttrlich auch in der Anwendung als IndefinitaJ urspriinglich alle das anlautende q oder c hatten, welches die meisten fiir immer festhielten, und wel- ches uns auch im Griechischen in den dialektischen Formen kococ koioc KOTepoc KUJC k60€V u. s. w. entgegentritt, ist wohl heutzutage eine langst feststehende Erkenntniss. So einfach wie bestimmt sprach es Bopp Vergl. Gramm. H § 389 (p. 208 3. Ausg.) aus, dass nicht nur cubi cunck als die

*) [Khein. Muaeum f. Phil. Bd. XXV (1870) p. 306-312.]

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13fi CVBI = VBI UND VF.RWANDTES BEI PLAUTUS.

ursprunglichen Formen ffir spateres ubi utule auzunehnien seien, sondern eben so auch umquatn usquam uspiam usquc ihren ehemaligen Gaumenlaut nur in der jilngern Sprach- entwickelung verloren haben; dass darum auch alicubi ali- cumle nicht etwa aus aliqu- und ubit aliqu- und unde zu- samraengesetzt, sondern als ali-cubi ali-cutidc aufzufassen seien in vollkommenster Analogie mit ali-quis ali-quando u. s. w.1). 307 Wollte aber selbst daran jemand zweifeln, so schlagen doch die vou Bopp nicht berucksichtigten Composita sicubi sicutuk jeden Widersprucb nieder, da diese doch kein Mensch von sic und ubi, sic und utidc ableiten kann. Dass unter dieselbe Analogie auch die hinlanglich beglaubigten Bildungen nccubi nccunde necuter fallen, 'begnuge ich mich hier nur anzudeuten, wie ich auch das Verhaltniss von nccidlus zu ihnen ffir jetzt unerortert lasse.

Altes Latein und Plautinisches Latein fallen nun aller- dings nicht nothwendig und ohnc Weiteres zusammen; aber ob sie es thun und wie weit, ist doch in jedem gegebenen Falle eine gebotene Frage, deren Losung mit don zu Gebote stehenden methodischen Mitteln versucht werden muss. Die Inschriften Plautinischer Zeit geben uns diesmal keinen Au- halt, da sie nichts hieher gehoriges bieten als im SC. de Bacchanalibus cin zweimaliges vbei, allerdings nicht CVBEL Aber von einer ausschliesslichen Existenz archaischer Sprachformen kann ja ffir das Plautinische Zeitalter in zalil- reichen Fiillen auch gar nicht die Rede sein, sondern nur von einem Nebeueinander alter und jfingerer Formen, die eben in jener Periode mit einander in einem Kampfe lagen, der sich erst allniahlich, frfiher oder spiiter, zum Siege der jiingern Form entschied: so dass demnach Iteste der iiltern mit nichten zu beanstanden sind, wenn auch selbst nur ver- einzelte, schou im Absterben begriffene. Somit sind wir auf etwaige Zeugnissc der handschriftlichen Textestradition im Plautus selbst angewiesen. Wie also, weun hier der treff-

1) Dasa dabei nicht vou einer 'Veretuaimelung de« ali ans alio\ wie Bopp sagt, aubzugehen sei, sondcru von der altlateinischeu Decli- nation alis =- alius, wisacn wir jetzt wohl allc.

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CVBI = VBI UND VEKWANDTES BEl I>LAUTU8. 137

liche Tetus* B, der so vieles Aechte, insbesondere so vieles Alterthiiniliche allein bewahrt hat, in dem Trinummusverse IV, 2, 89 (934), wo in den ubrigen Handschriften non illa ubi tus steht, cubitus gibt fflr ubi tus, den ganzen Vers dem- nach unzweideutig also iiberliefert:

An etiam Arabiast in Ponto? : : Est: ndn illa, cubi tus

gignitur ?

Noch dazu ohne dass hier diese Form fur den Vers irgend nothwendig war, da es ja eben so gut, ohne VerkQrzung des illa, auch non illa ubi heissen durfte: ein Verhaltniss, wodurch die Glaubwurdigkeit des Zeugnisses nur gesteigert wird. Von einer weitern Spur eines alten cubi in Truc. II, 4, 9 s. u.

Wer etwa im Trinummus nur eineu zufalligen Schreib- fehler erblicken wollte, der wird sich selbst abgesehen davon, dass gerade diese Verschreibung gar nicht im Kreise des Gewohnheitsmassigen lage bald bekehren, wenn er erstens weiter unten beizubringende, sehr analoge Spuren der handschriftlichen Ueberlieferung nicht unbeachtet liisst, welche nicht ubi selbst, aber mit ubi nachstverwandte Formen hetreffen, und weim er, was die Hauptsache, zweitens hndet, dass eine Reihe Plautinischer Verse von ihrer metrisch in- correcten oder mindestens sehr verdiichtigen Beschaffenheit durch die ZurQcktiihrung des anlauteuden c mit einem Schlage hefreit werden. Als eines der kriiftigsten Beweisstucke mag vorlaufig der Vers Bacch. I, 2, 26 (134) gelten:

Ibidem ego meam operam perdidi, cubi tu tuam:

wenigstens fur jeden, der an Lachmann's Verthcidigung dieses Hiatus (zu Lucret. p. 387) nicht glaubt, die ich von jeher 3os fQr verfehlt gehalten habe und noch halte. Auch die Pause nach einer Frage mitten im Verse hat fQr mich (und Andere) nicht die Kraft, einen Hiatus zu rechtfertigon wie Cas. II, 3, 29 in ntkili? ubi: und wie einfach werden wir ihn doch los, wenn wir mit Anwendung des im Trinummusversc be- zeugten cubi als die Plautinische Gestalt des Verses diese anerkennen:

Vnde is, nihili? aibi fuisti? u. s. w. Es wird freilich nicht an solchen fehlen die hier nihili? ubt

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138 CVBI = VBI UND VERWAKDTES BEI PLAUTUS.

»

fuisti messcn zu diirfen meinen. Aber auch wer es gelten lasst, dass ubi unter Umstanden als Iambus gebraucht wurde, wie namentlich in kretischem, auch in anapastischem Metrum, wird sich doch vor dem argen Fehlgriff zu haten haben, diese Prosodie ohne Unterscheidung iiberall anzunehmen, wo sie nach blosser Sylbenzahlung moglich ware. Wer, der irgend ein an Plautinischen Versrhythmus gewohntes Ohr besitzt, wird nicht z. B. den Bau der folgenden Senare als einen ilberaus lahmen und darum unplautinischen empfinden:

Aul. IV, 7, 20: Ibo fntro, ubi de eapite meo sunt

comitia.

Pseud. I, 5, 75 (490): Memim : : Quor haec tu ubi re-

sciuisti flico.

Poen. III, 3, 89: Quid multa uerba? faciam, ubi tu

laueris.

Hud. IV, 7, 10 (1236): Fiiint transennae, ubi decipiuntur

dolis.

VVie anders klingen diese Verse, wenn sie mit Beseitigung des schwerfalligen ubl in geschmeidigen Fluss kommen durch die Aufnahme des paroxytonirten Pyrrhichius:

Ibo intro, a\bi de capite meo sunt comitia. Memini : : Quor haec tu calbi resciuisti llico. (^uid mitlta uerba? faciam, ciibi tu laueris1). Fiiint transennae, cdbi decipiuntiir dolis.

Eben so auch Mil. glor. 1107, wovon s. u. Nur dass es in Betreff des ersten und des vierten Verses durchaus fraglich bleibt, ob der falsche Hiatus gerade durch die Form cubi, oder aber uort durch introd ubi, hier durch transennas ubi vom Dichter vermieden ward (vgl. N. E. I p. 118); das eine ist in der That gerade so moglich wie das andere2). Nicht anders, als in Senaren, verhiilt es sich mit ubi auch

1) lm folgenden Verae ist nur ut zu tilgen:

Ibi b&lneator faciat unguentarium.

2) Dass Biicheler'8 Einwendungcn gegen dic Annahme cinos introd nicht stichhaltig sind, davon hoffe ich ihn demnachst in dcr Fortaetzung der 'Curae Becundae' unschwer zu uberzeugen.

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CVBI = VBI UND VERWANDTES BEI PLAUTUS. 139

in Septenaren, so dass sich also aus rhythinischein Grunde entschieden empfehlen Schreibungen wie

Capt. V, 2, 2 (955): Quid me oportet facere, cubi tu talis

uir falsum aiitumas.

Poen. IV, 2, 33: Vt enim, cubi mi uapulandum sit,

tu corium srifferas1).

Aehnliche Beispiele, die aber zugleich noch unter einen andem Gesichtspunkt fallen (Bacch. 431. Poen. IV, 2, 31. Pers. 630.3«» Truc V, 22), kommen weiterhin noch zur Sprache.

Wenn es zu den noch immer streitigen Fragen der Plau- tinischen Prosodik gehort, ob oder in welchen Grenzen die Lange des dativischen und ablativischen -bus anzunehmen sei, so werden ftir dieselbe wenigstens nicht mehr Stellen ins Feld zu fuhren sein wie Amph. II, 2, 68 (700), wo die Hinzufiigung eines einzigen c alles normal macht:

Hic in aedibus cubi tu habitas : : Numquam factumst : : Non

taces:

wonach sich auch wohl der Vers V, 1, 28 (1080) zu richten hat:

In aedibus, cubi tu habitas, nimia mira uidi : : Vae mihi,

obwohl hier BD die Wortfolge tu ubi haben.

Wem es durch das Bisherige glaublich geworden ist, dass PJautus die Form cubi auch ausserhalb der Composition nocb kannte und nach Bedurfniss oder Belieben anwendete, fur den ist es nur ein kleiner Schritt, den Gebrauch derselben Form dem Dichter auch in den Fiillen zuzutrauen, in denen dadurch der (jedenfalls doch unnothige) Hiatus in der Dia- resis, sei es trochaischer oder auch iambischer Tetrameter, sowie bei Personenwechsel verschwand. Diesen kleinen Schritt zu thun ist er aber auch berechtigt, wenn er die nicht wohl anfechtbare Argumentation gebiihrend wflrdigt, mittels deren sich N. E. I p. 44 (vgl. p. 59 ff.) ein auslautendes d fiir die- selben Falle feststellen liess; wenn gerade fur sie in den bezeugten Beispielen nicht eberi so, wie dort d, so hier anlautendes c noch vorliegt, so ist das Sache des Zufalls,

1) sit fiir est nach Noniua. est iat zu halten, wenn im PaUmpeest vrirklich TUTK steht; ich las nur TU.

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140 CVBI = VBI UND VERWANDTES BEI PLAUTU8.

Forderung der logisehen Consequenz aber, jene Analogie auch auf unser Gebiet zu ubertragen. Demnach also beispiels- weise:

Capt. III, 2, 9 (510): Eo prdtinus ad fratrem, mei cubi

sunt alii captfui1).

Bacch. IV, 4, 105 (757): Niimquid aliud? : : Hdc, atque

etiam, ctfbi erit accubitiini semel .

Most. II, 1, 33 (380): fgitur demum fddere puteum, aibi

sitis fauces tenet.

Pers. IV, 4, 78 (630): Nfliil adhuc peccauit etiam : : Cttbi

tu natas : : Vt mihi .

MiL IV, 3, 14 (1107): Vis dptinere : : C&bi matrem esse

aibat soror?

zu welchen Stellen unten noch Bacch. 431, Truc. II, 4 9 und V, 22 kommen werden. Denn wer ware so von allem rhyth- misclien Gefuhl verlassen, um in den zwei vorletzten Versen etwa ptttcum ubt und ctiam : ubt zu scandiren, vollends aber aus dem letzten das Monstrum Vis optinerc : : ubi ntatrem cssc aibdt soror zu machen? Wenn nun gar in eiuem Athem erst xuit ublj dann mit ubi gefragt wQrde, welchen aller Con- sio cinnitat baaren Vers wflrde das geben? Und so ware es in dem bereits oben beigebrachten Verse Cas. II, 3, 29, wenn man ihn lase

Vnde is, nihili? ubi fuisti? ubi lustratu's? libi bibisti?

Ist hier schon ciibi fuisti als nothwendig erkaunt worden, so tritt nun aber ferner als abennalige Forderung der Concin- nitat die hinzu, dass nicht in so unmittelbarer Nachbarschaft, bei so ganz gleichartigen Fragen, das einemal cubi, das an- deremal ubi stehe: wonach sich denn als die Plautinische Gestalt des Verses mit aller Wahrscheinlichkeit herausstellt

9

Vnde is, nihili? cubi fuisti? aibi lustratu's? cubi bibisti? und zugleich ein indirecter Beweis dafllr gewonnen wird,

1) Wofern numlich dieeer Vcre, dessen Ucberlieferunp in den Hdsp. Hchr getrubt ist, uach Acidalius1, theilweiae auch Hermauu^a Vorgjmge, dcneu im WeBentlichcu Flcckeiscn folgt, alao herzuatellen iat.

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CVBI = VBI UND VERWANDTE8 BEI PLAUTUS. 141

dass der Dicbter, wo ihm die Sprachformen selbst die Ver- meidung des Diaresis - Hiatus bequem an die Hand gaben, lieber ohne als mit Hiatus schrieb. Ganz dieselbe Argu- nientation ist auf Trucul. II, 4, 9 anwendbar, wo ein zwei- maliges cubi statt ubi vermuthet werden darf:

Pronnsi : : Oubi cenabis? : : Cubi tu irisseris:

in keinem Falle wenigstens Promtsi : ubt zu messen ist Und zwar hat es fUr diese Stelle ganz den Anschein, als wenn selbst die handschriftliche Ucberlieferung noch einen Rest des alten cubi gerettet habe. Ich meine damit nicht, dass dem ersten ubi, wo ich im Palimpsest nur den gewohnlichen kleinen Zwischenraum fur das Personenzeichen zu erkennen meinte, Studemund (bei Spengel) als mogliche Lesung PRO- misitubi angibt, was doch allzu zweifelhaft erscheinen niuss. Aber dass darauf (wo der Palimpsest mit zufalliger Auslassung zweier Buchstaben nur CENAS gibt) in den Pa- latini cenabist ubi erscheint, das sieht doch ganz so aus wie ein urspriingliches, nur unverstandenes und gelind verschrie- benes cenabis cubi. Hiernach wird man auch iiber Poen. IV, 2, 31 leicht urtheilen.

Uebrigens fehlt es auch hier nicht an C/oncurrenzen des cubi mit andern Hiatustilgern, namentlich dem ablativiachen </, die fur uns schlechthiu unentscheidbar bleiben. Z. B. wenn man fur Bacch. III, 3, 27 (431) nicht jxtlacstrad ubi, fiir Truc, V, 22 nicht introd : ubif sondern fur beide Verse diese Schreibung annimmt:

Lnde de hippodromo et palaestra nibi reuenisses domum. Accipe hoc atque auferto intro : : Ciibi mi amicast gentium:

Qber welchen Vers s. N. E. I p. 81.

Doch verlassen wir das Gebiet eiues vom Stand- punkte des conservativen Skeptikers aus nur facultativen cubi und wenden uns zu der Frage, ob denn Plautus nicht, wie neben alicubi sicubi ein cubif so auch neben altcunde und sicundc noch ein cunde gekannt liaben sollte? und im ntich- sten Anschluss daran die verwandten Bildungen cusquc cus- quam cumquam?

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142 CVBI VBI ITND VERWANDTE8 BEI PLAUTU8.

Ein so klaren handschriftliches Zeugniss, wie fur cubi in dem Trinummusverse, steht uns allerdings hier nicht zu Gebote. Aber schwerlich werden wir uns doch tausehen, wenu wir in dem Pseudulusverse I, 3, 73 (307), dessen An- fang ein, vom Gedanken gefordertes, aut kaum entbehren kann (wie denn auch der Palimpsest hier noch eine Sylbe 3i» bezeugt), in dem detque usque der Palatini ein det quusque erkennen (d. h. natiirlich nach correcter alter Schreibung quosque, nach jiingerer cusque), da doch mit einem que fiir Construction und Sinn hier gar nichts anzufaugen ist: dem ganzen Verse demnach seine urspriingliehe Gestalt so zurOck- geben:

Au*t det eusque aut, quando nil sit, simul amare desinat

Also, was dahei von besonderer Wichtigkeit ist, ein cttsque selbst ohno metrische Nothigung vor folgendem Consonanten. Vielleicht ist auch noch eine Spur aus dem Palimpsest zu gewinnen, wenn ich anders richtig notirt habe, dass der- selbe in Most. III, 2, 82 (709) zwischen necmikiumbra und USQUAMST noch 'einen oder zwei* Buchstaben hatte, welche sehr wohl QU oder Q- (oder auch c) sein konnten, so dass der Vers mit Aufgebung des friiher von mir vermutheten ihi also lautete:

Nec mi rimbra nisquamst, nisi si in puteo quaepiamst

Indessen lassen wir diese uusichern Reste immerhin auf sich beruhen; wir bedurfen urkundlicher Indicien, meine ich, gar nicht, um auf Grund des doch einmal festgestellten cubi dieselbe Bildung auch auf die verwandten Partikeln zu iiber- tragen, wofern diese nur einen Iliickhalt an solchen Versen haben, die ohne Annahme des anlautenden c des gesetz- miissigen BaUs entbehren. Und solche gibt es nicht nur, sondern sie sind darum desto unverfanglicher, weil hier nicht die Moglichkeit einer doppelten Prosodie, wie bei ubt und ubi, dazwischentritt. So also mit besonderer Deutlichkeit

Most III, 1, 155 (685): Ita mea consilia ciindique oppugnas

mala.

Mil. III, 1, 58 (649): Neque ego cumquam alienum scor-

tum siibigito in conuiuio.

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CVBI = VBI l'ND VERWANDTES BEI PLAUTUS. 143

Amph. prol. 143: Ego has habebo rusque iji petaao pi-

nulas:

wenn man anders diesen Prolog, was den Versbau betriflft, uiit Plautinischeni Massstabe messeu darf, wie es N. E. I p. 62. 72 geschah, woruit vgl. Cur. sec. in Bd. XXIV p. 487 foben p. 127]. Einer der oben p. 306 [135] genannten Freunde mochte eben dahin ziehen

Fseud. I, 1, 104 (106): Atqui ld futurum ciinde dicam

nescio:

wo seltsamer Weise in CD das unde dreimal wiederholt ist, in B wenigstens zweimal steht: welches letztere sich indess, so viel ich sehen kann, ganz wohl vertheidigen liisst. Moglich auch, aber freilich nur moglich, dass Most. III, 2, 170 (857) in dem Jiauusqmm des B nicht sowohl Jiand us- (fwim} als vielmehr ebenfalls han ntsquam steckt:

Sequere hac me igitur : : fiquidem hau aisquam a pedibus

apscedam tuis.

Desto zuversichtlicher lassen sich als durchaus wahr- scheinliche Beispiele auch in der Diiiresis und bei Personen- wechsel hinzufQgen ,

Merc. V, 2, 21 ( 862): Non concedara neque quiescam nis-

quam noctu neque dius.

Pers. IV, 3, 13 (482): Quid agis? : : Credo : :g Citnde agis

te, Dordale? : : Credo tibi.

Haben wir es bisher lediglich mit Partikeln zu thun gehabt, so tritt nun schliesslich noch ein ganz gleichartiger Nominalbegriff hinzu. Denn wie sollte nicht neben neruter si* und KOT€poc ein altes cuter bestanden haben? und wie sollten wir nicht dies, so gut wie cubi cunde u. s. w., auch dem Plautus noch zutrauen, wofern sich namlich Stellen finden, die ein solches nothwendig machen d. h. den metrischeu Fehler, ohne jede weitere Veriinderung, durch ein zugesetztes c auf das Einfachste heben? Und eine solche ist

Most. V, 2, 57 (1179): fbi oitrumque, et hoc et illud, pd-

teris ulcisci probe.

Miigen andere mehr herzubringen.

VI.

PMlologische Unverstandliclikeiten *).

An * . . . . in *

530 Ist es Marasmus oder Hypochondrie des Alters, dass wir, wie mir Ihre gelegentlichen Mittheilungen au mich und die meinigen an Sie immer aufs Neue zeigen, beide mit so vielem, was jetzt in der philologischen Welt um uns herum vorgeht ich will nicht sagen nicht einverstanden sind (das kann ja der Natur der Sache uach nicht anders sein), sondern gar kein Verstiindniss dafflr habenV Gilt auch von uns: 'Und weil mein Fasschen trflbe lauft, so geht die Welt auch auf die Neige'? PrUfen wir uns einmal darauf, indem wir uns uber Themata, filr deren heutige Behandluug wir so zu sageii gar kein Organ haben, gegenseitig fragen, ob, was dem Eincn unverstiiudlich, nicht etwa doch dem Andern eine verstandlichere Seite darbietet. Sthuuit das ablehuende Urtheil zusammen, so liegt darin immer eiu beruhigender Trost; im entgegengesetzten Falle erhiilt wenigstens jeder einen erneuten Antrieb, in sich zu gehen und die Sache nochmals in Ueberlegung zu nehmen.

L

Anapasten bei Plautus.

Unter anderm gehort zu den grossten Unverstiindlich- keiten fiir mich die wachsende Mauie, im Plautus iiberall

*) [Rhein. Museum f. Phil. Bd. XXXI (1876) p. MO 557 ]

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PHILOLOGI8CHE UNVERSTANDLICHKEITEN.

145

anapastische Verse finden zu wollen. Es ist das geradezu eine epidemische Krankheit geworden, von der auch Beson- nenere sich mehr und mehr anstecken lassen. Dass die anapastischen Verse des Plautus durch ihre prosodischen und Accentuations-Licenzen in einen unverkennbaren Gegen- satz treten zu den einfachen Dialogversrnaassen, dem iam- bisehen Trimeter und trochaischen Septenar (ich nenne diese gern die 'zahmen' gegenUber den 'wilden' Rhythmen), wis- sen wir ja jetzt alle, seit dieses Verhiiltniss, nach den kurzen Andeutungen der Prolegomena p. clix ff. und sonst, wieder- holt mit allem Nachdruck festgestellt worden z. B. Opusc. phil. II p. 190. 584. 595 ff. 610. Aber es kommt doch auf Grad und Maass der zugelassenen Freiheiten an, und davon konnen uns nur die unzweifelhaft anapastisehen Scenen ein annjihernd richtiges Bild geben, wie die Septenare im Miles glor. 1011 1093 und in den Bacchides 1087 1103, die Octonare ebend. 1076—1086, die Dimetri im Stichus 18-33. Welche Kluft aber zwischen den hier im Ganzen doch immer in bescheidenen Grenzen auftretenden Harten und den maass- losen Haufungen des Abnormen in solchen Stiicken, die zu anapastischen erst von unsern Kritikern gepresst und ge- stempelt werden! Und dies zwar, was das Unbegreiflichste ist, ohne alle Noth, wenn doch die Wahl frei stand, bei dem mildern Versbau zahmerer Rhythmen, welche dieselben Verse sehr wohl zulassen, stehen zu bleiben. Aber da ist keine noch so grelle Vocalverkiirzung, keine noch so haar- straubende Accentuation, keine noch so unnatiirliche Glieder- verrenkung in der Aufeinanderfolge von Vers- und Wort- ffisaen (die unbewussten Prosodieschnitzer ungerechnet), die nicht formlich mit einer Art von fanatischer Wollust aus- driicklieh gesucht, hageldicht gehiiuft und zu dem unerquick- lichsten Ganzen zusammengebraut wiirden: einem Ganzen, dessen beabsichtigtes Metrura ohne die daruber gesetzten Ictus schlechterdings unerrathbar bliebe und selbst mit ihnen oft genug kaum fassbar wird. Der fliichtigste Blick, den ein nur einigermaassen feinftihliger Kenner auf die Mishandlung werfen mag, die das erste Oanticum in der jiingsten Ausgabe des Trinummus erfahren hat, wird bestiitigen, dass ich nicht

FB. RITBCHKT.II OPV8CVLA III. 10

146 ' PHILOLOGISCHE UNVERSTANDLICHKEITEN.

zu viel gesagt; jedes weitere Wort dariiber ware verlorene Miihe. Indessen so geradezu ungeheuerliche Zucht- und Ziigellosigkeiten, die ein wahres Grauen einflossen und nur aus einer ganz ungewohnlichen Verirrung des Urtheils und des Geschmacks hervorgehen konnten, sind es auch nicht, iiber die ich hier eigentlich sprechen wollte; vielmehr soll mich eine allerdings einigermaassen bescheidenere Kritik be- schaftigen, ilber die sich doch wenigstens reden lasst, wenn sie auch schliesslich nicht mehr Zustimmung finden kann. Ich denke dabei augenblicklich an den Monolog des aus der Fremde heimkehrenden Charmides am Anfang des 4. Acts desselben Trinummus V. 820 841, und wahle gerade dieses Canticum, weil sich hier ausnahmsweise einmal der stricte Beweis fiihren liisst ftir die Verfehltheit anapastischer Messung.

532 Die Scene wurde seit G. Hermann erkannt als aus trochaischen Octonaren bcstehend, die ganz sauber, glatt und anstosslos fliessen. Nichts desto weniger ist auch sie neuerdings von dem pruritus anapaesticus nicht verschont geblieben. Aber um welchen Preis wurde dicse Transfor- mation iiberhaupt nur moglich! Ich miisste ermiidend weit- laufig werden, wollte ich die unzabligen widerhaarigen Ac- cente, harten und hartesten Vocal- und Consonanten - Ver- kiirzungen u. s. w. der Reihe nach vorfuhren; sie iiberragen in diesen 22 Versen an Zahl weitaus die strenger gearteten Messungen, wie sie uns Senare und Septenare, Cretici u. s. w. als das Normale darbieten; kaum ein Vers ist ohne eine, oft bis zum Unleidlichen gesteigerte Cumulation solcher wilden Licenzen, deren jeder einzelnen, vereinzelt zugelassen, ihre Berechtigung ja immerhin zugestanden wird. Gleich V. 2 lau\dcs dgo et gratis gratidsque bis zum Schluss flucttbus salsis, V. 3 potestds *) bbtiis mts, V. 4 ex locts, urbem || usquc in mit bedenklichstem Hiatus wie V. 8 co | usquc, V. 5

*) Haben denn unsere heutigen Metriker gar kein Ohr fur Rhyth- muB mehr , wenn sie nicht fiihlen, welch wesentlichen Unterschied es macht, ob in potestdtem oder pbtestatcm, voluptdtis oder voluptatis die zweite Sylbe verkiirzt wird, oder aber ob pbtestds voluptds einen wuj oder auch ^u. bildet?

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PHILOLOGISCHE UNVERSTANDLICHKEITEN. 147

deos (jrdtis ago dtquet V. 6 saevomque sevcntm u. 8. f., weiter- hin V. 8 usus sum in altot V. 9 gloriam iam dnte auribus acayeram et nobttis dpud homincst (wo homincst nach Form wie Gedanken ein entschiedener Misgriff), V. 10 atquc do- mare mit unmoglichem Versschluss -maret wie V. 18 veld u. s. w. bis an's Ende. Moge jeder selbst vergleichen und zahlen: er wird ein erschreckendes Verhaltniss finden.

Aber selbst einmal zugegeben, dass sich alle diese Mes- snngen vertheidigen oder beschonigen lassen: was in aller Welt ist denn das eigentliche Motiv, dass man sie, mit raf- finirter Lust an dem Absonderlichen, denjenigen vorzieht, die einer Vertheidigung oder Beschonigung gar nicht be- diirfen? Von C. F. W. Maller (einera dvanaiCTOcpdrfoc von stSrkster Verdauungskrafk, dem z. B., neben hundert Aehn- lichem, ein so harter Bissen wie modestus nicht das geringste Magendrucken verursacht) erfahrt man darflber gar nichts, indem er (Pl. Pros. p. 1 1 2 f .) iiber ein c tel est notre plaisir' mit keinem Worte hinausgeht. Nothgedrungen mQssen wir uns daher an seinen Interpreten Brix halten, der sich friiher strengstens gegen Anaplisten verwahrte, jetzt aber als Neu- bekehrter zwei GrOnde ftir sie vorfQhrt, von dencn indess einer nicht stichhaltiger ist als der andere. Erstens : dass 533 so *die zahlreichen, nur des Metrums halber von R. vorge- nommenen Aenderungen fast siimmtlich vermieden wtirden*. Das ist aber, mit Verlaub zu sagen, einfach nicht wahr, oder parlamentarischer zu reden, nicht an dem. Es sind ttber- haupt gar nicht viele, im Gegentheil, mit andern lyrischen Scenen verglichen, eher auffallend wenige und zugleich ge- ringfugige Abweichungen von der handschriftlichen Ueber- lieferung, auch keinesweges nur des Metrums wegen einge- fiihrte, die sich zur Reinigung des Stiicks nothig machten; was aber in Betreff jenes Arguments die Hauptsache, sie vertheilen sich auf meinen und Brix's Text zu so ziemlich gleichen Theilen, dass sie sich u^gefiihr die Wage halten. Wer sich uberzeugen will, vergleiche nur abermals und sum- mire. Ich habe den Ausfall einiger Wortchen angenommen, Brix ebenfalls V. 3. 7. 15. 17; ich habe ein paar andere Wortchen gestrichen, wie atque nach saevomquc severumqm

10*

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148 rniLOLOGisciiE unverstandlichkeiten.

V. 6, oder gleich im Anfang et zwischen salipotenti und mulHpotenti (was Plautus so gewiss nicht gesetzt hat wie Homer KCtXnv kcu xpuceinv), V. 14 das cntbehrliche me, V. 18 twt] ein paar ganz unerhebliche Umstellungen vorgenommen, wie sie sich in den Handschriften selbst fast auf allen Seiten vorfinden, z. B., und zwar aus logischem Grunde, tibi ego Neptune fQr ego Neptune fibi V. 5, oder item omnia fiir omnia item V. 15 : das sind ja, bei der Gesammtbeschatfenheit des Plautinischen Textes, nicht der Rede werthe Kleinig- keiten, von denen gar kein Aufheben zu machen ist. Hoch- stens bleibt V. 9 iibrig in Verbindung mit 12, als nach Hermann's Vorgang etwas freier, jedoch wiederum gar nicht blos des Metrums wegen, behandelt; aber was hier Brix gesetzt, ist sicher nicht empfehlenswerther*).

*) Was iat hier nicht alles in Vers 9 (828) zusainmengepackt: Atque hanc tuam gloriam iam ante auribtis acccperam, et mbilis apud homine8t (wamm nicht wcnigatens nobilist apud homines?), mit wie matt nachbinkendem, gar nichts Noues briugendem, mit steifem et uud uugefiigatem Wechscl der Construction angehangtem et nobilis apud homin€8 estl Beachtenswerth genug hingegen iat Muller'8 (p. 244) Verdacht gegen die Worte V. 12 (831) ttemper mendicis modesti sint n\& ein in dcn Tcxt gedrungenes erkliirendes Glossem. Nur dass der Verdacht, wie ich glaube, sicb noch weiter erstrecken und, wie jene Worte die spielende Umschrcibnng von pauperibus te parcere solitum waron, sich auf deren Gegensatz ditis damnare atque domare ausdehnen muss. Von dereu Erkliirung ist das nobilis apml homines in V. 831 nur ein liest; dem Sinne nach kam Hermann^s an sich sehr feines secus n. a. h. ohne Zweifel auf das Wahrc hinaus, wenn auch gerade oin sccus der Glossator nicht so gesetzt habeu wird; aber die Tauto- logie des Gedankens in V. 828 uud 831 liegt doch offen zu Tage. Das (marginalo oder interlinoare) Glossem zersplitterte sich und wurde iu seiner zweiten Hillfte zu V. 828 verschlagen, wo es durch das gleich- lautende apud homines Verwirrung stiftete und selbst Wortverstellung veranlassto. Tlautinisch sind m. E. nur folgcnde, knapp und buudig fortschreitende Verse:

Atque tuam hanc apud homines gloriam auribns iam acct{perain

ante: Puuperibu8 tc parcere solitura, ditis damnare atque domare. Abi, laudo: scis ordine, ut aequomst, tractare homines: h6c dis

dignumst.

Fulus fuiRti u. s. w. Von vorn herein don erxten Vers «0 zti bohandeln, um ihn zu einom

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PHILOLOGISCHE UNVERSTANDLICUKEITEN. 149

Wo inoglich noch hinfalliger ist der zweite Grund, der daraus entnoniinen ist, dass der Palimpsest, nachdem er noch die Verse 836—839 (das Vorhergehende ist nicht er- lialten) als Tetrameter geschrieben, nuu auf einmal die zwei letzten Verse 840. 841 in 4 Diinetri abtheilt, die offenbar anapastische sein sollen und es an sich auch sein kdnnen. Aber gesetzt, das sei richtig, wie folgt denn daraus nur das Allermindeste dafiir, dass auch die vorangehenden Tetrameter der ganzen Scene anapiistisch seien oder nach der Auffassung des Schreibers oder Kritikers sein sollten? Wenn Charmides nach V. 839 in seinen Selbstbetrachtungen plotzlich dadurch unterbrochen wird, dass die auffallende Erscheinung eines Fremden in seinen Gesicht^kreis tritt, was ist denn da mehr angebracht, was tiblicher, als dass mit dem Wechsel der Situation und der Stimmung ein Wechsel des Metrums Hand in Uand geheV Schliesse man deshalb immerhin die Scene mit 4 anapastischen Dimetern oder meinetwegen auch mit 2 Tetrametern desselben Rhythmus; warum ich es nicht gethan, sondern die trochaischen Tetrameter mit U bis ans Ende fortgefuhrt habe, gehort zwar nicht eigentlich hierher, da es mit Brixs Argumeutation nichts weiter zu thun hat; indessen hatte man doch meinen Beweggrund nicht so oben- hin bei Seite scKieben sollen. Er beruhte darauf, dass ana- piistische Messung nur inoglich wird, wenn raan cum n&vo ornatu specicque simul zusaminenconstruirt, damit aber eine gar nicht verstiindliche Begriffsunterscheidung zwischen or- iuittu; und specics macht. Denn eine sprachliche, genauer i stilistische Unmoglichkeit ist es doch einleuchtender Maassen, wenn iu dem Satze quis hic cst qui in plateam inyreditur c. n. o. s. q. simul Brix das simul mit inarediturt die Worte cum novo omatu uumittelbar mit hic oder qui verbunden wissen will. Ganz abgesehen davon, dass Charmides schon lange

trocbaiBchcn zu machen, miisste allerdings bedenklich erscheinen. Aber wenn einmal alles Uebrige die Ueberzeugung von der nicbt- anap&stischeu Messung der Scene schon befestfgt hat, ist ch mit nichten mehr Willkur, tiondern mcthodiBches Zwangsgebot, die einzige sich nicht 8ofort fiigende Stelle nach dem gewonnenen allgemeinen GeBichts- punkte zu gestalten.

*

150 PHILOLOGISCHE UNVERSTANDLICHKEITEN.

auf seinem Platze ist und keineswegs, wie Brix sagt, erst jetzt niit dem Sykophanten czugleich' die Gasse betritt Wohin dagegen, wie schon Hermann sah, simid vortrefflich passt, das ist: opperiar (et) simul animum advortam quid agat (oder gerat). Und wie dieses simul an das Ende des vorigen Verses verschlagen wurde, macht ja die Gestalt dieser Verse im B so augenfallig wie moglich. Daraus aber, dass ein Wechsel des Metrums hier ganz passend ware, folgt doch anderseits mit nichten ein Muss: wie z. B. V. 1174 unseres Stiicks zeigen kann. Ohne Zweifel haben wir hier die subjective Bearbeituug und Zurechtstellung des metrischen Correctors vor uns, dessen Spuren ja auch sonst im Palim- psest so haufig zu Tage liegen, und mehr als einmal in offenbar verungliickten Versuchen.

Alles Bisherige beruhte nur auf ratiocinatio : aber ich hatte ja einen positiven Beweis versprochen. Nun wohl: er liegt ein so nicht leicht zum zweiteu Mal wiederkeh- render Fall in einem einzigen Worte, und zwar gleich dem Anfangsworte, welches ilber das Metrum der ganzeu Scene unweigerlich entscheidet. Was soll denn das hand- schriftliche salsipotenti Neptuno (genauer ncptuni mit offen- barer Verschreibung) eigentlich heissen? Man wird ant- worten: dem cBeherrscher der Salzfluth' d. h. dem cMeeres- herrscher*. Aber nie und nirgeuds ist ja im Lateinischen das Meer mit salsa (oder gar salsttm'?) bezeichnet worden. Mit Einem Worte: salsa heisst nichts anderes und kann nichts anderes heissen als 'Gesalzenes', cEingesalzenes', ins- besondere 'Salzfisch', wie im Poenulus I, 2,32 salsa muria- tica: dasselbe was in ausgepriigterer Forra salsamenta, wovon salsanwntarius , der damit handelt, so dass ein solcher mit ganz artiger humoristischer Bezeichnung sehr wohl salsipotcns heissen konnte, wiihrend sich der niiichtige Bruder des acthcrius Iuppiter die Rolle eines Oberherrn des cMarinirten, hochlich verbitten wttrde. Gegen diese Instanz des Sprach- gebrauchs ist nun einmal nicht aufzukommen: oder es bringe einer Beispiele. Etwas ganz anderes ist es naturlich, wenn das Adjectivum salsus als Priidicat verbunden wird mit fluctns, wie sogleich im folgenden Verse, oder salsis locis im Rudens

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PHILOLOGISCHE UNVERSTANDLICHKEITEN. 151

V. 907, und sonst bei Dichtern salsa vada, aequora, undae, frettts, gurges u. dgl. Auch sal fiir Meer kennen wir ja, wie 536 dXc im Griechischen: aber hier bricht eben der speeifische Sprachgebrauch des Lateinischen mit scharfcm Kiss ab, und keine der beliebten vagen Phrasen: les konnte ja aber doch einmal', res liesse sich ja doch denken' u. s. w., kann den sahijwtens Neptunus retten*). Das aber war es, was der Einsicht des Johannes Brantz nicht entging, wenn er als das Plautinische salipotenti erkannte, ob man nun das zu Grunde liegende salum (salus bei Ennius) von salire ableite oder mit dem Etymon cdXoc (cctXn, caXeutu) in Verbindung setze. Und weim Brantz etwa gar nicht an salum dachte, Bondern kurzweg von sal = mare ausging, so musste es ja erst recht salipotens heissen**). Uebrigens konnte schon jeden das keinesweges untergeordnete Bedenken stutzig machen, ob denn die Plautinische Sprache so armlich sei, um sich in zwei auf einander folgenden Versen mit salsi- potenti und salsis fluctibus zu wiederholen.

Das also ist mein zwingender Grund ftir trochaischen Rhythmus, da zwar salsipotenti dem trochaischen nicht wider- strebt, aber mit salipotenti die Moglichkeit anapastischer Messung in sich selbst zusammenbricht. Namlich zwingend ffir jeden. Fur mich ist es kaum weniger noch ein metri- scher: dass ich einen anapiistischen Versschluss wie atgue' do-mare ftir schlechthin unzuliissig halte (gleichwie auch veld in der Diiiresis V. 837). Indessen bei der weitherzigen

*) Wenn ein spiiter Dichterling (in Riese'» Anthologie I p. 71) die Wortbildung sctisipotis (d. i. Neptuni) Umina wagte, so hat dies natorlich fur gute alte Zeit gar keine Bedeutnng: wie das auch Haupt ansah iin Rhein. Mus. VII p. 478. Sehr mOglich, ja ich mdchte sagen wahrscheinlich, dass es nur Reminiscenz eben aus unserer (damals schon verderbt vorliegenden) PlautussteUe ist.

**) In der Uerliner Zeitschrift fur Gymnasialweaen 1874 p. 808 theilt jemand den kindlichen Einfall mit, dass Virgil Aen. I, 126 in eineni gewissen Falle statt alto Prospiciens mit wuchtigerm Epitheton (nach Analogie des ignipotens \ ulcanus VIII, 628) 'gewiss zu dem riautinischen salsipotens oder multipotens ('Trin. 820 ed. Ritschl') gegriffen haben wurde* (buchstiiblich so!). Ist das auch eine Art zu citiren?

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152 PUILOLOGISCIIE UNVERSTANDLICHKEITEN.

T oleranz, die jetzt in metrischen Dingen zu herrschen pflegt, fehlt es gewiss nicht an solchen, die jenem domare sogar noch eine besondere Lieblichkeit abzugewinnen wissen. *Ha- beant sibi' ist alles, was ein Mann von der stricten Obser- vanz diesen Latitudinariern zu antworten hat*). M7 Und nun, bitte, auf eine einfache Frage eine einfache Antwort: Ist Ihncn die vorstehend gekennzeichnete Ana- piistenreiterei (die ich ttbrigens nicht sowohl fiir eine prin- cipielle, als vielmehr fiir eine aus halb unbewusstem Nach- ahmungstriebe angewohnte halten niochte) verstandlicher als mir?

Eine untergeordnete Einzelnheit will ich doch zuin Schluss nicht unerwahnt lassen. Wie konnte man (Brix zu seinem Vortheil, uachdem er sich von Bergks Uniiberlegt-

heiten **) emancipirt, neuerdings nicht mehr) im ersten Verse

*) Sind es doch dieselben, welcbe die ubcrraschende Entdeckung machten, zucrst, dass die zweite Sylbe, sodann, dass dic erste Sylbe dcs Anapitsten eine Lange sein kfinnc. Ee fehlt nur noch , dass eincr sowohl die erste wio die zweite zugleich zur Litnge macht, wodurch wir das schone Schema erhalten:

\j u _

_< _ _

- \j _

Und komrat nun noch ara Endc der rhythmisehcn Rcihc die kurze Scblusssylbe wie in domare hinzu, s<> gcwinnen wir die 4 neuen Formen

_> _• oder _ _<

U _ v$ _ u

t

_ w

Wa» mit dcn normalen Fiissen __, - o _», w* u u nicht wenigcr 10 Variationen von c ^ s gibt. Warura raan dann nur nicht kurzwrg sagt: fiir dcn aogenannten Anapiist kann jeder dreiHylbigo Fuss stehen, und ausserdem noch zwei 2- und ein 4sylbigerV Man sieht, die Metrik geht einer hflchst schiitzbaren Vercinfachung cntgegen.

**) Neuerdings hat sie Bergk, wie ich eben finde, allerdings still- schweigcnd aufgegeben, aber nur um sie durch cine neue Gedanken- losigkeit zu ersetzen. Auf Grund einer alten Glossc des sog. Philo- xcnus (p. 143 bei Vulcanius) rNcries, cSouda eaAdccnc', die er sogar als aus unserm Vers selbst geschopft ansieht, empfiehlt cr Philol. Bd. 32 (1873) p. 566 Iovis fratri ct Nerici foder Nerie oder Neriae') Nep-

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riIILOLO<iISCIIE UN VEKSTAN ULICHKEITBN. 153

Scaligers so einfache wie schlagende Verhesserung actJicrei ^ Neptuno*) wieder aufgeben, indem nian, sich an das etncrei der Hdss. haltend, den Nereus wieder hervor- und herein- zog, dem Bergk noch den Portunus zum Genossen gab? Dem lag zunachst die verkehrteste Vorstellung von dem We8en dieses Meergottes zu Grunde; denn in Gemeinschaft mit dem heitern Tochterschwarm sein seliges Dasein in harmlosem Behageu fast idyllisch fur sich dahinlebend, wird er zu den Schicksalen der seefahrenden Menschenkinder iiber- htupt so gut wie in keine niihere Beziehung gesetzt, weder als gefahrdende und schiidigende, noch als schiitzende und

tuni: was docb in seinem Sinne vielmebr tierie zu 6cbreiben war. Da nuo der lovis frater kein andcrer als Neptun ist . so besagt folglich der ganze Satz: Neptuno et Neptuni potestati maritimae gratias agoll Welche potestas hatte er denn noch? Und waa ffir ein Verhtiltniss uberhaupt zwischen den zwei durch et bo wundersam coordinirtcn Miichten Bergk sich eigentlich vorstellen mochte? Aber vor allem durfte cr die Glosse selbst nicht so vertrauen.sselig aufnebmen und so haatig znfahrend fur seinen augenblicklichen Einfall verwenden, da sie in der fiberlieferten Geetalt weder nach Form noch Bedeutung irgend einen Anknfipfnngspunkt fiir die Erklarung darbietet. Auszugehen ist von der (in Gustav L0we's demniichst erscheinendem 'Prodromus' comtatirten) Thatsache, dasa viele Glossen des sog. Philoxenus-Glossars ursprunglich gar nicht lateinisch-griechisch, sondern latcinisch-lateinisch waren und ins Lateinisch - griechische erst fibersetzt wurden, dieses aber mehrfach nicht ohne Misverstandniss und nachweisbare Ueber- setznngafehler. Nach L5we's feiner Combination hiess es, mit Ver- setzung eines einzigen Buchstaben, ursprunglich : Nereis i numen maris, ganz ahnlich wie in einer Sangallener Glosse (cod. 912 p. 179), die auch sonst wiederkehrt: Nympha l virgo caekstis, numen aquac. Der Uebersetzer fasste das numen nicht in der Bedeutung rGottheit\ eondern in der von 'potestas', und gab es danach durch *Eouda wioder.

*) Ich erinnere mich wohl einmal das Bedenken gehSrt zu haben, ob denn aethereus auch fur ein Plautinisches Wort gelten kfinne. Nun, in der gewohnlichen Umgangssprache natiirlich nicht, aber warum nicht in dem sehr fuhlbar gehobenen Tone eines schwungvollen Can- ticums? Das Substantiv aether gebraucht Pacuvius, und der Zeuc ai- (tfptoc, Iuppiter oder pater aetherius war Griechen wie Rflmern kein ungelaufiger Begriff. Was die Form betrifft, so wird die correcte der classischen Zeit allerdings aetherius sein; fiir die Plautinische Pc- riode und Sprache genflgt indess schon die allgcmeine Prioritat des e vor t zur Rechtfertigung von aethereus.

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154 PHILOLOGISCHE UNVERSTANDLICHKEITEN.

rettende Macht; kaum dass ihn seine Weissagungsgabe zu eineni gelegentlichen indirecten Eingreifen veranlasst. Hatte Charmides noch andere Gottheiten nainentlich im Sinne, so konnten es die freundlich gesinnten Helfer Kastor und Poly- deukes, Leukothea und Palaemon sein; des Nereus Mission war das ganz und gar nicht, und in Gesellschaft des erbar- mungslosen Wutherichs Poseidon wurde der milde Meergreis geradezu eine komische Rolle*) spielen. Wiederum uu- 539 begreif lich aber war die frfihere Behauptung, es hatten iin erstcn Verse mehr als eine Gottheit genannt sein miissen, wenn 1) Charmides V. 824 sollte sagen konnen tUn, Ncptune, ante alios deos gratis ego, und wenn 2) V. 822 der Plural quos penes mci fuit potestas seine verstandliche Beziehung haben solle. Ist das erstere gar keiner Antwort werth, so ist ja das quos so kliirlich wie moglich zu Ncptuno et flucti- bus salsis construirt. Endlich zu guter (richtiger boser) Letzt, wie konnte man nur einen Dativ Nerei mit dem Orpliei eines Augusteischen Dichters wie Virgil rechtfertigen wollen? Dafflr kannte ja die alte Sprache des Drama s nur Nereo. Tantae molis erat !

*) Und nun vollends C. F. W. Miiller, der den Vers bo Bchreibt: SaJsipotenti et multipotenti Iovis frdtri Nereo et 2*6riuno. Da ist Nereus plStzlich sogar zum allmaohtigen Beherrscher des MeereB ayancirt! und zugleich zum Bruder des Juppiter, wovon das ganze Alterthum nichta weiss! 80 dasa daa unachuldvolle kleine Inokind sich fast spase- haft neben ihm auBnimmt Und nachdem im Eingang allea Verdienst und allea Dankgefuhl auf Nereua und Portunua concentrirt worden, ohne den Neptunus auch nur mitzuerwahnen, eoll ea dann weiter heissen: 'Und zwar dir, Neptunua, vor allen andern GOttern bin ich den grfos- ten Dank Bchuldig» ? Welche Logik in Verbindung und Fortachritt der Gedanken! Ein wenig Nachdcnken Bollte man doch von jedem Kri- tikcr und Exegeten fordern diirfen! Uebrigcns weiss ich durchaus nicht, was die Worte p. 113: 'V. 826 iat atque bei K. in den Noten durch Druckfehler ausgefallen' irgend sagen wollen. Ee ist allea in vollkonimenster Ordnung, und nur ein Fluchtigkeitsfehler (wie auch aonst oft) auf Seiten Maller'8 zu constatiren.

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PHJLOLOGISCHE UNVER5TANDLICHKEITEN. 155

n.

Die Plautinische Sprache und Herr N. Madvig.

Ueber die Sprache des Plautus liest man nicht ohne Erstaunen in Madvigs Adversarien II p. 4 folgenden Aus-

spruch: * respondebo me . . . . intelligere, Plauti co-

inoediis ne plane nativum quidem sermonem Latinum et suopte ingenio sese moventem contineri, sed non raro Graeca vertendo, imitando, novam versus formam sequendo et ei obediendo inflexum*. So also steht dem modernen Skandi- navier das Bild des Autors vor dem geistigen Auge, dessen sprachlicbe Virtuositat und acht lateinische Farbe seiner eigenen Nation zu allen Zeiten Gegenstand der einstimmigen Bewunderung und des uneingeschranktesten Lobes war. Mag es eine poetisirende Hyperbel sein, wenn Aelius Stilo (laut seines Schttlers Varro Zeugniss bei Quiutilian X, 1, 99) sich zu dem enthusiastischen Worte erhob: fMusas Plautino sermone locuturas fuisse, si latine loqui vellent'; eine sehr ernsthaft nQchterne Ueberzeugung lag dem doch zu Grunde. Schlichter bekanntlich Gellius VI, 17, 4: Tlautus, homo linguae atque elegantiae in verbis latinae princeps', und in mo ein alles sagendes Wort zusammengefasst XIX, 8, 6: fPlau- tu8 linguae latinae decus\ Es lasst sich voraussehen, dass Herr Madvig diese Zeugnisse nicht gelten lassen, viel- mehr erwidern wird, dass die archaische Periode iiberhaupt noch keinen Maassstab der Vergleichung hatte, die archa- istische aber in einer einseitigen Geschmacksrichtung be- fangen war. Aber wie? kannte denn Madvig keinen weitern Zeugen, der aber die Plautinische Sprache ein Urtheil ab- gegebenV vergass er, oder wollte er vergessen den grossten Sprach- und Stilmeister, den Kom gehabt hat, den Cicero, seinen Cicero, und dessen beriihmte Schilderung, in der er de orat IH, 12, 45 den Redner Crassus die Sprache seiner Schwiegermutter Laelia mit Pradicaten, die nicht ehrender gedacht werden konnen, charakterisiren, zum Schluss aber hinzufagen lasst: feam sic audio, ut Plautum mihi aut Naevium videar audire'? so dass alles, was an ihr lobend hervorgehoben wird, unmittelbar auch auf Plautus seine An-

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1 56 VI 1 1 LOLOG ISCH E LT N VERSTAN DLICl 1 KEITEN.

wendung findet. Und was sind das fttr PradicateV Solche, mit denen die Madvigschen in dem denkbar schreiendsten Contrast stehen. Denn was kann widersprechender sein, als der *ne plane nativus quidem sermo latinus et suopte ingenio sese movens', der angeblich aus Uebersetzungszwang und Versnoth (beides geradezu lacherlich fttr einen Plautus*)) sich vom Natttrlichen und Aechten eutfernt, und anderseits die fcerta vox Komani generis urbisque propria, in qua nihil offendi, nihil displicere, nihil animadverti possit, nihil sonare aut olere peregrinura', wie sie der Laelia beigelegt wird, rait dem Zusatz: 'facilius enim mulieres incorruptam an- tiquitatem conservant' u. s. w. Welch priignanten Begriff das incomtpta in sich schliesst, bedarf keiner Erorterung. Aller- dings aber auch antiquitas: denn Plautus schreibt nicht wie Cicero. Wer indess darin eine Bemiingelung sahe, thate doch nichts anderes, als wer der Luther'schen Bibelttbersetzung und 8einen Liedern mangelhaftes Deutsch vorwurfe, weil Luther nicht schreibt wie Goethe und Schiller. Und welches Gewicht erhiilt Cicero's Urtheil noch weiter durch den strengen Richterspruch, den er gegen den jttngern Kunstgenossen des Plautus, Caecilius, fallt, den er zwar de opt. gen. or. 1 'summum fortasse comicura ^06^8™' nennt, aber dennoch ad mi Att. VII, 3, 10 als fmalus auctor latinitatis' bezeichnet, wie auch Brut 74, 258 fCaecilium et Pacuvium male locutos videmus*. Selbst Horaz aber, dem doch Plautus im Ganzen ersichtlicher Weise sehr wenig sympathisch war, dient, wenn man schiirfer zusieht, der Ciceronischen Werthschiitzung in- direct zur nicht veriichtlichen Sttttze. Denn was ist es eigent- lich, was er am Pl. auszusetzen hat? Erstlich (ad Pis. 270 ff.) die numcri: und darin ist er von seinem Standpunkte, dem der ars graecanica aus, ganz in seiuem Rechte. Dann die salcs, an deren drastischer Naturwttchsigkeit die welt- mannische Urbanitat des Horaz wenig Geschmack fand. Endlich (Ep. II, 1, 170 ff.) die Lockerheit der Composition %

*) Wenn ich Opusc. II p. 190 dcn PlautuB nicht nur als cincn cnt- schicdcn gcnialern, aondern selbst btrengern Verskiiustler als Tercn- tius bezcichnete, so hat mir darin spater G. Uermann ausdrucklich Recht gegeben.

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PMLOLOGISCHE UNVERSTANDLICHKKITEN. 157

(vgl. das properarc V. 58) und die sorglose Durchfiihrung der Charaktere: woran ja auch viel Wahres. Von einem Tadel der Sprache dagegen nirgends nur die leiseste Andeutung. Denn die 'nimis antique, dure, ignave dicta' (V. 66 f.) hat man, naraentlich was die beiden letzten betrifft, nicht nur kein Recht gerade auch auf Plautus zu beziehen, sondern bei einiger Ueberlegung vielmehr das Recht, sie auf ihn spe- ciell nicht zu beziehen. Ich iibergehe die LobsprQche der ioci Plautini, so wie der ihn von allen andern Kunstgenossen scharf unterscheidenden Individualitiit, da sich zwar daraus aueh fiir die Gtite seiner Sprache etwas entnehmen liisst, aber doch nur erst durch Schlussfolgerungen.

Das also ist die Stellung, die Madvig, ohne alle weitere Motivirung, in der Wiirdigung der Plautinischen Sprache dem ganzen Alterthum gegeniiber einnimmt. Gewiss eine an sich sehr unverstiindliche Stellung. Und das wird sie, objectiv genommen, auch bleiben. Aber wenigstens ein subjectives Verstandniss wird sich, bis zu einem gewissen Grade, erzielen lassen: wahrend wir bei der Besprechung des Anapiisten- Thenia's bei der absoluten Unverstiindlichkeit als odem Re- sultat stehen bleiben mussten. Es kommt hier das ganze personliche Verhiiltniss Madvigs zu den Plautusstudien in Betracht; dies erst wird uns den psychologischen Schliissel auch fiir jenes so selbstgewiss absprechende Urtheil des Mannes geben, wenn auch in keiner fiir ihn erfreulichen Weise. Reichlichen Stoff zu solcher Betrachtung bietet er ons selbst zuniichst im Eingang des zweiten Bandes seiner Adversaria.

Als 'adolescens', erzahlt er uns hier, habe er den Plautus fnon indiligenter' gelesen, d. h. natiirlich, wie einstens Gesner seinen Terentium (und wer nicht ehedem?), als Prosa. Aber da er weder 'subsidiis instnictus' noch 'metrorum proso- diaeque observatione praeparatus' gewesen, habe er sich lieber andern Gebieten der alten Litteratur zugewendet; denn iiber- haupt, heisst es an einer weitern Stelle, 'animus nec scientia nec consuetudine satis sc ad Plautinam formam ^10^6^^^. Nun, das stand ihm ja vollkomraen frei, und war sogar ein

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158 PHILOLOGISCIIE UNVER8TANDLICHKEITEN.

glacklicher Entschluss, wie die schonen Frflchte, die daraus erwachsen smd, zur Genuge zeigen. Wiire er nur der ent- sprechenden Mahnung, die er Adv. I p. 96 an Andere richtet: fne quis fines transiliat et ad ea, quibus non sufficiat, pro- grediatur' ganz ira Einklange rait dem alten Spruch: epooi tic fiv ^Kacfoc eibeirj Texvnv in seiner eigenen Praxis tren geblieben! er hiitte dann wirklich einen Beweis von Weisheit gegeben, deren Zuerkennung er jetzt griindlich verscherzt hat Aber nun kamen die in Deutschland dem so lange ver- nachliissigten Plautus* zugewendeten Bestrebungen, von denen er doch £kujv &€kovti Y€ Guuui einige nahere Kenntniss zu nehmen sich gedrungen fiihlte. (Dass er meinen Namen dabei nennt, ist fBr die Sache gleichgflltig; vor mir hatte Hermann die Wege gewiesen, der seinerseits Bentley zum Vorbild hatte, und die nach mir, unter voller,Wahrung ihrer Selbstandigkeit, meinen Spuren folgten, sind zum Theil glfick- licher gewesen als ich.) Was that Madvig also? Er ent- schloss sich (fpaucos annos' vor 1873) von den 20 Stucken des Plautus, unter Zuziehung der neuern Bearbeitungen, ihrer 5, sage funf, cpaulo lentius' durchzulesen, um, wie er sagt, ein annaherndes Bild von der neuern Plautinischen Bewegung zu gewinnen. Das mochte fur diesen Zweck, zu seiner eigenen Belehrung, allenfails geniigen. Aber welcher salto mortale (denn todtlich ist er seinem Ruhme, d. h. einem Theil desselben, in der That geworden) von so bescheidenen Vor- siitzen und Absichten bis zu dem obersten Richteramte, das er sich nun auf derselben Seite in dreistestem Selbstver- trauen auf einmal anmaasst! vermoge dessen er iiber die ganzen deutschen Plautusstudien , sofern sie sich an den Namen F. R. kniipfen, ein Verdammungsurtheil proclamirt, welches nicht schneidender und vernichtender gedacht werden kann. Zwar weiss er daran auch allerhand autrichtig zu loben: Fleiss, Sorgfalt, selbst Gelehrsamkeit, manches Ge- lungene im Einzelnen u. d. m.; aber worin schliesslich doch alles gipfelt, das ist die allgemeine vage Anklage des Mannes, der iiberhaupt nur den vierten Theil des betr. Autors genauer 5*3 gelesen zu haben bekennt*), dass die hier gefibte Kritik,

*) Was wohl Herr Madvig fur Augen machen wuTde, wenn Einer

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PinLOLOGISCHE UNVERSTANDLICIIKEITEN. 159

weil sie sich von den 'certissimis indiciis* der Hdss. kOhn- lich entferne, weil sie raittels subjectiver Conjecturen Un- sicheres an die Stelle des Sichern in den Text setze, weil sie Falsches*" und Wahres, Probables und Improbables mische, dadurch zur betrObendsten 'temeritas' werde, allen ein- fachen Wahrheitssinn untergrabe und zum ganzlichen Ver- derben aller gesunden wissenschaftlichen Methode fQhre, und wie das dort auf p. 4 a. E. und p. 5 z. A. mit warmer Be- redsamkeit weiter variirt wird. FQrwahr, viel iible Nachrede auf einmal, muss man gestehen. Und Herr Madvig hatte in der That die Genugthuung, zu erleben wie 'volgus redamp- truat illi\ Denn da war sogleich Herr Leonhard Spen- gel zur Stelle, der mit beiden Handeu Beifall klatschte (ich denke, es war in v. Leutsch's 'Anzeiger') zu der zwar gar fnicht schmeichelhaften und nicht galanten, aber nur zu wahren' Charakteristik, da fdie Folgen leider offen zu Tage lagen': worin sie bestehen, verschweigt des Siingers Hoflich- keit, Als Privatvergnflgen konnte man ihm ja seinen kp6toc xeipu/v recht gern gonnen; aber fUr ein so maassgebend auf- tretendes offentliches Urtheil fragte man doch billig nach der Legitimation (wie er sie fflr andere Gebiete, in Folge anerkannt verdienstvoller Leistungen, allerdings nicht erst bedarf). Denn die vierthalb Seiten, auf denen er im Philo- logus XVII (1861) p. 562 einige Stellen des Amphitruo be- spricht und anderes Plautinische ist von ihm nicht be- kannt geworden wird er uns selbst kaum zumuthen als Bolche gelten zu lassen. Uebrigens miissen zwischen 1861 und 1873 seine Anschauungen und Grundsatze iiber Textes- kritik eine merkwiirdige Wandelung durchgemacht haben: denn die dort im Amphitruo angewendeten Heilmittel (Um- steilungen, Streichungen, Lflckenausfiillungen u. dgl.) haben mit den jetzt, nach Madvigs Vorgang, von ihm so ent- rfl8tungsvoll perhorrescirten eine iiberraschende Familien- ahnlichkeit. Eine etwas andere Tonart, wenngleich er-

nur 9 Bucher dea Liviua ordentlich gelesen hatte und sich nun ala competenten Richter flber die 'Emendationea Livianae' aufspielte? TJnd da« w^re noch lange nicht eimnal 80 Bchlimm.

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160 PniLOLOGISCHE UNVERSTANDLICHKEITEN.

sichtlich mit derselben Tendenz, stiininte eine unserer Gym- nasialzeitschriften an (ich brauche nicht erst zu sagen, welche). Nachdem sie die Erkliirung vorausgeschickt, dass sie selbst von der Sache gar nichts verstiinde, druckte sle mit sicht- barem Behagen den ganzen Madvigschen Passus in extenso wieder ab, fweil es doch ftir weitere Kreise interessant sei zu erfahren, welche Stellung der grosse danische Philolog, dessen Verdienste in Deutschland so rflckhaltlos anerkannt wiirden, zu den in Rede stehenden Plautusstudien einnehine'. Noch interessanter 'fflr weitere Kreise* (denn an sich wiire ja der kleine Zwischenfall ganz irrelevant und gar nicht der 544 Erwahnung werth) diirfte diese Auslassung dadurch sein, dass sie einen so sprechenden neuen Beleg fiir unsere, aucli 1871 iiberdauernde deutsche Nationalschwache, das ttpockuv€iv des Auslandes, abgibt.

Aber kommen wir auf den obigen rsalto 1^0^16* selbst zurtick und suchen ihn theils in seiner Genesis, theils in seiner etwaigen, wcnn auch nur relativen Berechtigung zu verstehen. Dafiir werden zwei Hauptgesichtspunkte ins Auge zu fassen sein. Erstens tritt uns hier abermals das 80 sehr iiber den Fuss gespannte, loidige Verhaltuiss Mad- vigs zur Metrik uud insbesondere Prosodie entgegen, wie er es p. 3 im Tone der Klage selbst bezeichnet: fin eius ego operac partem ob studia alio collata venire non potui, nec animi inclinatione trahebar, ut me in minutam illam proso- diae maxime observationem in instabili fundamento trepi- dantem immergerem,, im Tone der Anklage aber p. 4: *dum R. praescriptam versuum formam legemque explere studeret omniaque ad sua praecepta non ubique certa aut vera ex- igeret' . . . u. s. w. Nun, wie man das anders machen soll, als dass man zuerst aus der Ueberlieferung Gesetz und Kegel zu ermitteln, nach den ermittelten Normen aber dann die Ueberlieferung, wo sie getrUbt erscheint, zu reinigen sucht, das hat uns Madvig zu verrathen vergessen; er selbst hat es, wo ihm etwas gelungen ist, niemals anders gemacht, wie es denn, trotz der anscheinenden Kreisbewegung, einleuchten- der und anerkannter Maassen in Wahrheit Fundamentalgesetz aller verniinftigen und gesunden Methode selbst ist. Mit

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welchem Rechte verbietet er das also Andern? Und was gebietet er denn nun eigentlich? Sollen wir Gesetze nur zum Spass aufsuchen, um sie hinterher zu ignoriren? oder sollen wir, um hinterher durch die entsprechenden 'praecepta' nicht genirt zu sein, erst gar keine suchen? Eines doch so widersinnig wie das andere. Dass bei ihrer Erforschung menschlicher Irrthum nicht ausgeschlossen ist, versteht sich von selbst; sogar Herr M. wird das in Beziehung auf sich in thesi zugeben, so schwer es ihm auch in praxi anzukom- men scheint; ein Anderer kommt eben und macht es besser, indem er auf die Schultern des Vorgangers tritt: denn ek dvfip oti Trdv9* 6pqt. Aber freilich, die Auffindung jener Nor- men hat, je nach der Art des Autors und der Beschaffenheit seiner Ueberlieferung, sehr verschiedene Grade der Leichtig- keit oder Schwierigkeit, der Sicherheit oder Unsicherheit; leichter und sicherer ohne Zweifel ist iiber Sprache und Stil des Cicero oder Livius ins Reine zu kommen, als flber den Versbau des Plautus und seiner Kunstgenossen. Sind die hier zu erforschenden Dinge zum Theil allerdings etwas ^minutioser, Art, die ja aber eben ihr Wesen ausmacht, gegen die einer indess sei es in Folge luckenhafter Vor- bildung oder mangelnder Naturanlage eine specifische Antipathie hat, nun so iiberwinde er im letztern Falle diese mit tapferm Entschluss, und im erstern setze er sich hin und lerne rechtschaffen was er nicht weiss, weil zur rechten Zeit nicht gelernt hat: oder aber er lasse seine Hiinde von einem Gebiete, fiir das er weder natus noch factus ist nnd zu dem ihn ja niemand zwingt.

Wie aber Herr Madvig? Er schaut nicht rechts, er schaut nicht links, fragt nicht was lang ist oder kurz, nicht ob ein Iambus oder Trochiius oder Anapiist am Platze ist, sondern verfahrt lediglich nach dem Recept: *Und wenn es uns glflckt, und wenn es sich schickt, so wird es' ein Vers. Ein denkwtirdiges Beispiel solcher Unbektimmertheit gab er Adv. I p. 152, indem er vermeintliche Senare des Turpilius also emendirt gab:

forte eo die Meretrices ad me de vicinitate aliquae

FB. RITfKHKI.il O^VSCVLA III. 11

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162 rniLOLOGISCHE unverstandlichkeiten.

Convenerant condixerantque caenam apud me Thais atque Erotium, Antiphila, Pythias.

Vielleicht noch niemals in der ganzen philologischen Litte- ratur standen drei Textzeilen neben einander, die sich mit grosserer Verwunderuug gegenseitig darauf ansahen, dass ihnen zugemuthet werde sich fiir Verse zu halten. Aufmerk- sam gemaeht (im Rhein. Mus. Bd. 27 p. 350 f.) auf die hier entgegenstarrenden Prosodie- und Metrumsschnitzer, mit dem guten Rathe, sich doch wenigstens die Gestaltung dieser Verse in RibbeckTs Comici anzusehen, holte er dies nach in einer Selbstberichtigung in Bd. II der Adv. p. 652, unter der unerwarteten Entschuldigung, das Geschaft der Emen- dation nur vergessen zu haben (aber den ersten Vers gab er doch eben corrigirt!). So machte er denn jetzt mit Ribbeck (den er indess als Urheber zu nennen nicht iiber sich ge- wiunen kann) iambische Octonare aus den Worten, jedooh um sich den Schein der Selbstandigkeit zu wahren, mit zwei Abweichungen von Ribbeck, deren jede an einer neuen Fehler- mc haftigkeit leidet*). Und hier handelte es sich doch gewiss nicht (wie zum Ueberfluss die Anmerkung specificiren mag) um eminutam illam prosodiae observationem in instabili fundamento trepidantem'. Ueberhaupt aber, ist einmal ein 'Fundament' seiner eigensten Natur nach 'instabile' auf irgend cinem Gebiete, so ist ja doch das Schwanken niemals ein absolutes, sondern hat seine Grenzen und innerhalb derselben scine Abstufungen: diese aber mit Hingebung, Gewissenhaf-

*) Der erete Vers fMeretrices ad me de* vicinitate aliquae con- venerant' hat keine Casur, und der letzte, von den Anfangsworten f Antiphila, PythnW fortgesetzt gedacht, bekOmmt keine. Von raliquae\ wa« schwerlich lateinisch ist, gar nicht zu reden. Ueberaus charak- teristisch iat ubrigens, mit wie iibereifriger Beflissenheit die metrischen uud proaodischen Fehler der frilhern Versgestaltung jetzt im Einzelnen nachgewieaen werden. Mit Bolchen, allerdings unanfechtbaren Beleb- rungen, dass fapud me' nicht den 6. Fma eines Senar bilden kdnne, daas fThais' die vorletzte Sylbe nicht kurz, sondern lang, fAntiphila' die Kcinige uicht lang, sondern kurz habe, wiirdcn wir glauben uusere Lescr zu beleidigen; ihm lag indess daran, zu zeigen was er von diesen Elcinentarkenntnissen sich inzwischen angeeignet habe. Eben dahin gehoreu Bemerkungen wie p. 9: 'tuis pro una syllaba est'.

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PHILOLOOISCHE INVERSTANDLICHKEITEN

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tigkeit und aufrichtigem Wahrheitssinn nach Moglichkeit zu erforschen und festzustellen, vollig gleichgiiltig ob es sich um grosse oder kleine Punkte handelt, das ist, wie auch hier wiederholt werden muss, eben die Pflicht desjenigen, der auf jenem Gebiete arbeiten will. Nichts der Art hat sich Herr Madvig zugemuthet, wie sich iiberall zeigt, In Bd. II gibt er von p. 5 bis 22 eine Reihe von 'Verbesserungen* zu Plau- tus und Terenz*), und zwar mit der Vorrede, er wiihle nur 'probabilia aut prope certa' aus fin locis nihil a versu dubi- tationis habentibus'. Diese Selbstbeschriinkuug war ja aber von vorn herein ein thorichter Vorsatz vou M., da es ihm doch eben an den Kriterien dafflr, ob eine Schreibung von Seiten des Verses Bedenken hat oder nicht, so giinzlich fehlt. Der Erfolg hat es gelehrt. Ich will gar nicht davon reden, dass er z. B. Capt. 279 ein durch Synizesis zweisylbiges Aleis fur moglich hiilt p. 5; dass er ebenda mit rumpitur, Eun. 312 (p. 13) mit suadeo (!) eine dactylische Wortform fur den Trochaus einfiihrt**): (denn wenn er nicht den Vers, obgleich mitten zwischen iambischen Octonaren, fiir einen trochaischen Septenar genommen, versteht man ihn vollends gar nicht); das sind Dinge, die iiber M. s Horizont ganz binaus liegen. Hingegen aus eigner Machtvollkommenheit Adelph. 313 folgenden Mustervers 'herzustellen' p. 21:

Satis mi id habeam solati, dum fllos ulciscar modo,

schlagt das etwa auch, ganz abgesehen von dem greulichen

*) Sebr weniges davon erweist sich bei naberer Priifung als ge- lungen oder annehmbar, und dies ist zum Theil langst von Andern vorweggenommen (denn um die neuere Litteratur pflegt sich M., sei es grundsatzlich oder RewohnheiUmasgig, wenig zu kummem); einigea immerhin beachtenswerth, obwobl von ihm fast stets als Vertum' hin- gestellt; das meiste verfehlt und unbrauchbar, und zwar keineswegs blofl oder auch nur uberwiegend aus metrisch-prosodischen Orilnden. Was naber auszufflhren hier natiirlich nicht der Orl ist.

**) Wollte man Vertrautheit mit solchen rhythraiachen Feinheiten »on M. fordern, so ware auch zu fragen, wie er denn dem Seneca (p. 118. 124) solche Senare zuzutrauen wage:

Dimissus odit. B. omne quod pium est, eat. Titana tantis Aetna ferbuit minis —V

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1G4 PHILOLOGISCHE UNVERSTANDLICHKEITEN.

Hiatus*), in die fniinutam illam prosodiae observationem in instabili fundamento trepidantem' ein? Je fadenscheiniger aber selbst fOr die scenische Poesie die von jener 'Instabili- titt' hergenommene Entschuldigung sich erweist, ein desto sichereres Auftreten sollte man nuu doch auf dem Gebiete er- warten, welches mit seiner prosodischen Stabilitat den scharf- sten Gegensatz zu jenem bildet: dem der daktylischen Poesie. Weit gefehlt! Man traut zwar seinen Augen kaum, muss es doch aber schliesslich glauben, dass in Madvigs Augen folgende, NB erst von ihm (p. 82. 93. 98. 6f>) so zurecht- gemachten Verse Ovidische und Properzische Hexameter**) sein sollen:

Stagna Palaestini credunt ndtassc tigura: Materiam vatum falsi tcrrlcula mundi: 648 Si iam deficiam suppressaque vena pahtur:

Si hoc spectas, par eamne tuam regina sub aulam

(*Luderc par impar'1): eingefuhrt zum Theil mit Versiche-

*) Dass M. richtige oder auch nur fcste Ansichten Qber den Hiatus habe, wird niemand erwarten, aich also auch nicht wundern, wenn er zwar p. 652 Anm. einen 'immanis hiatus' hdchlich misbilligt (den er ubrigens erat gewinnt, wenn er die erste Sylbe von lenitate fflr eine Kflrze nimmt!}, gleichwohl aber folgende mit ganz gleichartigen Hiaten behafteten Verse als Terenzische bez. Plautinische empfiehlt:

Indidem esso oriuntfum id, quod est consimile m^ribus: (^wofern er nicht etwa 'IndWem esse 6riundum id quod e"st' masa);

Vostrae; haec, sat scio, quamquam me habe^t male (wonn doch dies ohne Zweifel Cretici sein sollen). Aber flber allen Olauben geht doch diese Weitherzigkeit , wenn sogar p. 87 fflr einen Hexameter der Metamorphosen als richtige Schreibung behauptet wird

Neve necem Binat esse diu ultoris inultam, mit einer bo denkwflrdigen Vertheidigung, dass aie wfirtlich wiederholt zu werden verdient: 'invectum id (nilmlich victoris) est manifesta inter- polatione ad occultandum hiatum tolerabilem in arsi' (eine auch somt bei ihm beliebte Rechtfertigung,l fet in eiusdem longae vocalis concursu' !

**) Auch evocare muss er p. 131 Anm. paonisch gemessen haben, wenn er, obschon nur conditionell, bei Lucan V, 375 fflr raOglich hielt

Et cunctos evocare rates, quas avius Hydrus . Wo man hinsieht, flberall dasselbe trflgorischc Spiel kurzer und langer Irrlichter, die auf unsolidem Boden harmlos durch einander flattern.

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PHILOLOGISCHE UXVKRSTANDLICHKEITEN. 165

rungen wie 'Ovidius scripserat', fscripsit sine dubio Ovidius', wie anderwarts iiberaus hiiufig fsine dubio veruru est', oder am resolutesten 'scribendum est' u. d. m., ln inerkwttrdigeni Gegensatz zu dem harten Tadel der Plautiuischen Kritiker, die 'Unsicheres statt Sicheres' in den Text setzen! Und ist es etwa im Griechischen auders? Welche Begriffe von Metrik hier zur Auwendung kommen, zeigen z. B. (ich greife nur heraus, was mir gerade iu den Wurf kommt) die So- phokleischeu und Euripideischen Verse Adv. I p. 200. 271. 261:

Koubeic emcTaTcu uoi cuXXapeiv tottoc. BctKXOu Tfpoqpr|Ttic ujc, 6c TTaTTaiou TreTpav,

und als Krone von alleni

ui Kpeiccov f| Xotoiciv euTuxouvT* ^pTiw!

Ob er das etwa als Verbinduug von muta cum liquida ansah nach Art von dTpui? Alles moglich bei ihm.

Auch wir haben zwar unter uns ab und zu ahnliche Misgeburten erlebt, wie die bertichtigten Trimeterexemplare:

q)poupdc eTeiac urjKOC bf\ TKOtjnujfievoc.

Kai tov cov auOic Trpoc MoTpav KaciTvriTOV,

oder den Pentameter

KfjToc* Kacci6Trac d XdXoc ecr' airia.

Iudessen das waren einzelne Eruptionen unreifer juuger Can- didaten, die auf der Universitiit nichts Solides gelernt, da- gegen eine ungebtthrliche Nachsicht Seitens der, ihre Tiro- nenspecimina censirenden gelehrten Corporationen erfahren hatten. Aber mit solchen Pumilionen wird sich docli ein Mann von Madvig^s Stellung und Bedeutung nicht wollen vergleichen lassen? er, def rait seiner maassgebenden Auto- ritiit das ganze philologische Studium seines Landes be- herrscht, naturgemass also auch insbesondere den klassischen Unterricht der hohern Schule beeinflusst, der allerdings durch solches Vorbild nach der hier besprochenen Seite hin nicht anders als verflachen und verwildern kann. Denn hier muss nun wirklich alle Courtoisie aufhoren, muss es mit nackten Worten herausgesagt werden, dass die vorstehend gegebene Beispielsammlung ein Register von so groben Unwissenheits-

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166 PHILOLOGISCIIE UNVERSTANDLICHKEITEN

siinden in dem Elementaren, welches die unerbittliche Vor- aussetzung aller poetischen Litteratur ist, in sich schliesst, wie sie bei uns"jeder ordentliche Secundaner eines ordent- lichen Gymnasiums sich zur Schmach rechnen, wer sie aber Ma als fertiger Gelehrter auf sich lQde, sich fttr immer um alle und jede Reputation im Kreise der wissenschaftlichen Fach- genossen bringen wttrde. Und dem zugleich gramlichen und hochfahrenden Machtspruche eines solchen Mannes sollten wir uns respectvoll fiigen, um ohne Weiteres an die Ver- werflichkeit unseres Beginnens und Verfahrens zu glauben? Uns fehlt e8 wahrlich nicht an Selbsterkenntniss oder doch dem ernsten Streben nach ihr, um gern zuzulernen und fremder Belehrung zugiinglich zu bleiben; Herr Madvig kennt ohne Zweifel die alte Mahnung des yvwOi ccxutov ebensogut, aber ihn trifft hier das Wort: Mie Botschaft hort' ich wohl, allein mir fehlt' zwar gewiss nicht der Glaube an uud fiir sich, wohl ab*er der Glaube, dass sie auch fttr ihn gelte.

Aber ich deutete oben noch einen zweiten Gesichts- punkt an, der fttr Herrn Madvigs Wttrdigung iii Betraeht komme. Derselbe hat namlich, zeigt wenigstens gar keinen Begriff, oder doch keine lebendige Anschauung, jedenfalls fttr den gegebenen Fall kein gegenwartiges Bewusstsein von den immensen Gradunterschieden in der Ueberlieferung ver- schiedener Texte, dem entsprechend also auch nicht von dem Maasse und der Eigenart der, wie einerseits gebotenen, so anderseits gestatteten kritischen Behandlung des einzelnen Textes. Ihm steht offenbar immer das Bild vor Augen, welches sich ihm aus der Ueberlieferung des Cicero und des Livius eingepriigt hat. Auch diese bietet ja der Anstosse, der Entstellungen des Urspriinglichen genug dar, namentlieh die des Livius, wie wir das zu einem so grossen Theil gerade durch Madvig's Verdienst erst recht einsehen gelernt haben. Aber welch colossaler Abstand zwischen diesem doch immer mittlern Maasse und dem fast diametralen Gegensatz, den dazu die, besonders in gewissen Stttcken fast beispiellos ver- derbte Gestalt bildet, die wir in den Plautinischen Hand- schriften vor uns haben! Schon der Miles gloriosus, den er

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PIIIL0L0G18CHK UNVKBSTANDLICIIKEITEN. 167

doch genauer geleseu hat, musste ihm dies klar macheu mit seinen zahlreichen Versen, die, wie sie in den Hdss. stehen, kaum lateinische Worte aufzeigen; vollends aber ein Stiick wie der Truculentus, den er nicht gelesen, in dem dasselbe fflr ganze Seiten gilt, die dem Auge nur eine sinnlose, weder zu verstehende noch zu ttbersetzende Folge der abenteuer- lichsten Conglomerate von Buchstaben, Sylben, Wortfrag- menten darbieten. Glaubt Herr M. hier mit so nahe liegen- den Hausmittelchen durchzukommen, wie sie zwar keines- wegs iinmer, aber doch weit uberwiegend fiir Cicero und Livius ausreichen? Wenn aber nicht, wie gedenkt er sich solchcu grausigen Ungethiimen gegeuiiber verhalten zu sollen? 550 Durch eigenes Beispiel verriith er uns das nicht, indem er sich uberhaupt nicht in die Fahrlichkeit ihrer "Biindigung einlasst, vielmehr eingedenk des Spruches, dass Vorsicht der bessere Theil der Tapferkeit ist, sie ganz unberttlirt und unbesprochen liisst. Das war ihm auch an sich nicht weiter zu verdenken; indess auch nur als eklektischer Noten- und Adversarienschreiber konnte er das. Was aber wird er als Editor thun? als Editor, der nicht nach freieni Belieben Einzelnheiten herausgreifen darf, sondern Schritt vor Schritt in ununterbrochener Reihenfolge, ohne Spriinge seinen Text zu begleiten hat, der die Probleme, die dessen Ueberlieferung in den Weg legt, nicht durch subjectives Heriiber- und Hin- uberreden zu discutiren, sondern durch irgend ein Positives nach Vermogen zu losen hat, um der obersten Aufgabe» seinen Autor lesbar zu machen, gerecht zu werden. Viel- leicht, sollte man denken, giiben uns seine Plautinischen Schfiler Antwort: wenn sie nur nicht selbst auf den extrem- sten Wegen diametral aus einauder gingen. Denn da ist auf der einen Seite Herr J. L. Ussing in Kopenhagen, der die Plautinische Litteratur kurzlich mit einer recht kind- lichen oder sagt man, vom Standpunkte heutiger Forde- rungen aus, nicht wirklich richtiger kindischen? Ausgabe des Amphitruo und der Asinaria bereichert, wenigstens ver- mehrt hat. Welche Stellung dieser, als Editor, zu der Ueberlieferung nimmt, kennzeichnet sich hinlanglich dadurch, dass er z. B. Amph. arg. II, 9. Asin. 329 einmal einen sieben-

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168 PHILOLOGISCHE UNVERSTANDLICHKEITEN

fussigen 'Scnar', das anderemal einen sechsfiissigen 'Septe- nar', weil sie so in den Hdss. stehen, in grosster Seelenruhe auch in seiner Textesausgabe drucken lasst:

Omnera rem noscunt: geminos Alcumena enititur. Mitto; istuc quod adfers aures exspectant meae:

beidemale, wie es den Anschein hat, nicht ohne einen ver- schamten Zweifel, ob nicht gar etwa diese defecten Verse so von den Verfassern selbst herrflhren mochten*). Nun, der 551 Warnung seines Meisters, ja nichts 'Unsichercs' in den Text zu setzen, ist so allerdings grUndlich entsprochen; aber nennt man das die Bearbeitung eines Autors? Ein Abdruck der handschriftlichen Quelle genugt ja alsdann und thut bcssere Dienste: wie eine solche z. B. vorliegt in Schneiders musterhaftem Druckschrift-Facsimile des Truculentus. Das entgegengesetzte Extrem vertritt Herr Sophus Bugge in Christiania: den ich flbrigens, als einen Mann von Geist und wirklicher Gelehrsamkeit, durchaus nicht gemeint bin mit Herrn Ussings stumpfem und trivialem Dilettantismus auf eine Linie zu stellen. Er verfahrt frischweg nach dera Hip- pokratischen Satze: 'quod medicamenta non sanant, ferrura sanat; quod ferrum non sanat, ignis sanat\**) Mit heroischer Entschlossenheit und unentwegter Zuversichtlichkeit macht er von Eisen und Feuer den kiihnsten Gebrauch; in welchem Maasse, kann z. B. die Behandlung des Truculentusverses II,

*) \Venig8ten8 wenn da8 Tacilius omitteretur voc. geminos' (p. 233) correctea Latein ist, weil ja dann zu suppliren, fwenn uber- haupt etwas zu omittiren waro\ Noch unzweideutiger ist der Zwei- fel in BetrefF des andern Versea (p. 383): 'veraus pede brevior, ut ex- cidisae aliquid veriaimile (!) sit'. Bei einem dritten Verec, As. 125:

Atque ibi manebo apud argentarium

klopft ihm doch das Ilerz und er wagt nicht ihn eo wiedcrzugeben: aber dans er sich zu dem Muthe ermannte, ihn durch einc Liickenaus- fiillung herzustellen weit gefehlt! Vielmehr rfiori potest' sagt er, rut totus versuB spurius ait' und klammert ihn eiu.

**) Ein letztes Satzglied, welches im Original hinzutritt (Aphor. VII, 87. t. I p. 459 Erm.): ukoco qpdpuaKa ouk ifjTat, c(6r|POC If^Tar ika c{6rtP°c ouk tfjTa», irOp Ifyrar 6ca bi frOp ouk \r\xai, Taura XP^I v<>- \iiZk\v dvirjTa Bchcint filr Hcrrn B. nicht zu existiren.

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PHILOLOGISCHE UNVERSTANDLICHKEITEN. 169

7, 38 zeigen, wo er (Jahrb. f. Phil. Bd. 107 p. 414) die Uber- lieferten Worte oder Wortbrocken

usque adiectaculem (-um) iussit alii mansi

zu

hodie huc attulit tus et pallulam

umgestaltet (was doch noch iiber Markland s verrufenes cau- sidicus vafer hic fur perfidus hic caupo geht); oder prol. 21, wo er aus

cum anima ad eum habenti erce teritur*) gliicklich ein

unam dum habent niinani, eam ameicae deferunt

herauscurirt. Ich verfolge hier nicht weiter die Frage, welche Wahrscheinlichkeitsempfehlung solchen verwogeneji Meta- morphosen zur Seite stehe: denn ich habe es nicht mit Herrn 55* Bugge, sondern mit Herrn Madvig zu thun. Dieser aber moge doch Antwort auf die Frage geben, wo wohl die ganze, von ihm so hart angelassene deutsche Plautuskritik eiii einziges Beispiel gleich halsbrechender Hinwegsetzung uber die Westigia codicum certissimaque indicia' gegeben habe, wodurch romnia versa, quaedam ficta' seien? Es wird ihm nicht gelingen. Nach diesen seinen Worten mtisste man durchaus geneigt sein, ihn fiir einen Conservativen vom reinsteu Wasser, nach wenigstens annaherndem Ussing^schen Typus, zu nehmen, und nichts kann dieser Annahme mehr Vorschub leisten, als die Schilderung, mit der er (Adv. I p. 124), ttbrigens einseitig genug, sein Ideal eines Kritikers

*) (oder ertetcritur oder erceteritur). Ich finde diese 'Herstellung' (der allerdingt» die vorher angefuhrte weitaus den Rang ablauft) so eben in einem mir zufallig zu Gesicht kommenden Ausscbnitt aus 'Opuecula philol. ad J. N. Madvigium a diacipulis ^^88^' p. 186. M6chte doch man musa es im Interease unserer Wisaenschaft auf- Vichtigst wunschen Herr fiugge, ein bo begabter Mann, einem sehr ehrlich gemeinten Rathe, wenn er auch nicht von Kopenhagen kommt, noch zuganglich sein: dem Rathe, abzulassen von dem in neuerer Zeit «ngeschlagenen Wege, der ihn auf schiefer Ebene immer weiter gleiten laaat in solchen Schrankenlosigkeiten , und wieder zuriickzukehren zu der Maaaahaltung, die ihn im Anfange seiner Plautinischen Studien so •chdne Erfolge erzielen liesa und noch achSnere versprach.

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PHILOLOGI8CHE UNVEKSTANPLICHKEITEN.

malt: fEa vero est praeter ceteras palmaris appellanda emen- datio, quae una duabusve litteris mutatis aut trans- positis novum sententiae lumen, novam orationis formam profert et ex dissolutis et perturbatis apta et recta efficit'.*)

auf Seiten Bugges zu sein, wenn er ihn II p. 5 mit den Worten: 'non adspirans ad Buggii mei sollertissimae simul et cautae' (klingt das nicht wie reiner Spott?) fin Plauto inventionis laudem' ziemlich unzweideutig als den eigentlichen Plautuskritiker nach seinem Herzen bezeichnet. Der Wider- spruch bleibt unerkliirt (wofern man ihn nicbt auf Ver- mischung sachlicher und personlicher Motive zurtickfiihren will); desto klarer ist, dass M. gar sehr mit zweierlei Maas8 misst.

Dass man mit dem conservativen Standpunkte, deu Madvig selbst thatsuchlich einnimmt, bei Plautus nicht durchkomme, betonte auf das nachdriicklichste schon Gott- fried Hermann, indem er es wicderholt aussprach, dass man bei einer so maasslos verwahrlosten und verwilderten Textesiiberlieferung vielfaltig darauf verzichten uiflsse, zu er- mitteln was der Dichter geschrieben habe, vielmehr sich zu begniigen habe mit dem, was er probabler Weise geschrieben haben konne. Aber das ist freilich eine Autoritat, mit der man bei Madvig wenig Gliick haben wird. Die Art, wie dieser iiber Hermann urtheilt, gibt iiberhaupt eine vortreff- liche lllustration des Contrastes zwischen unserer stets be- reiten Anerkennung der Grossen des Auslandes und zum wohlverdienten Dank der Stimmung des letzteru (im vor- liegenden Falle wenigstens des danischen) gegen unsere

*) Wie in aller Welt, wiire man sehr begierig zu erfahren, mSgen sieh wohl Meister und Jfinger in Betreff der r una dnaeve litterae ' gegenseitig mit einander abfinden? Wenn iibrigens Madvig seinen Standpunkt durch den Gegensatz von Porson und Bentley illustrirt, so thut er, was zu allen Zeiten diejenigen thaten und thun, denen pru- dentia flber ingenium geht, fur dessen Wiirdigung ihnen das Organ fehlt. Waa fiir kleine Punkte und Piinkkhen sind eB doch, die Porson im Euripidea (abgesehen natflrlich von der Vorrede') rait seiner pru- dcntia gef^rdert hat, verglichen mit den nach ihm durch ganz andere Eigenschaften gewonnenen Einsichten. Talent und Geniel

wiederum mehr

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Grdssen. Eine solche in Heruiann zu sehen ist M. allerdings so weit entfernt, dass er von ihin a. a, 0. nichts anderes zu sagen weiss, als: derselbe sei der ars emendandi in dem Grade bar gewesen ('prorsus ea caruit'), dass er fnon maxi- uium numerum bonarum emendationum obruit innumerabili inanium et leviuni opinionum festinanter iactarum multitu- diue, ruraus non raro, ubi libido aut obtrectatio abripuerat, strenuus pravorum defensor'. Nun wissen wir doch, was Deutschland, was die neuere Philologie mehr als ein halbes Jahrhundert hindurch fur eine blind bewunderte und gedan- kenlos hochgehaltene Scheingrosse an G. Hermann eigentlich gehabt hat! Und hurtig macht sich der gliiubige Jttnger Ussing (p. 153) das Madvi^sche Zerrbild in compendiosester Weise zu Nutze, indem er seiu eigenes Urtheil iiber den deutschen Kritiker F. R. in das vielsagende Pradicat *Her- manni discipulus' zusammendrangt: ohne dass ihu das ttbri- gens abhielte, zum Ueberfluss seines Meisters ausgeftihrtere Charakteristik dieses Hermaun-Schfllers als getreues Echo, oder sagen wir lieber als reiner Papagei zu wiederholen *). Madvig aber, als er jeue Worte Uber Hermann nieder- schrieb, hat ihm da gar nicht das Gewissen geschlagen, wenn er an sich selbst dachte? Selbst wenn alles wahr wtire, was er mit so feindseliger, in Wahrheit bornirter Gehassig- keit von Hermann aussagt, wiegt er sich in der ahnungs- losen Selbsttiiuschung, dass es mit ihm um ein Haar auders bestellt ware? denkt er gar nicht daran, dass auf keinem Gebiete mehr, als auf dem der divinatorischen Texteskritik ein unberechenbarer Wechsel von gliicklichen Eingebungen, die niemand commaudiren kann, und uuvermeidlichen Fehl- griffen das Allen gemeinsame Menschenloos ist? Niemand, der die f Adversarien ' (um hier bei diesen stehen zu bleiben)

•) Nur mit einigen Varianten, von denen geradezu spasshaft die- j<?nige iat, wo er das Non-plus-ultra der Vermeusenheit des deutschen Kribker8 stgnalisirt. Denn nicht nur dieses und jenes Andere habe dereelbe peccirt, sondern sogar, fquod maxime vituperandum, non verborum solum sed etiam versuum ordinem (natiirlich 'iumma licentia') mutavit'. Man denke! Ist das nicht wirklich das reine Kind? schier mttchtc raan sagen 'Saugling'!

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172 PlilLOLOGISCHK UNVEKSTANPLICHKEITEN

mit einiger Aufnierksamkeit uud Sachkenntniss durchgegangen ist, hat sich noch dem Eindruck entziehen konnen, dass nehen vielen sicher bewirkten, manchen uberraschend gelun- genen, einigen genial gefundenen Heilungen, denen auch so- gleich die neidloseste, ja freudigste Anerkenuung entgegen- gebracht wurde, eine zahlreiche Meuge (c innumerabilis multi- tudo') leerer und hohler, unfiberlegter uud leichtfertiger fin- anium et levium opinionum festinanter iactaruni'), metrisch oder sprachlich falscher (was man von Ilermann nicht sagen kann), ofter recht ungeschickter, nicht selten giinzlich verungluckter Vermuthungen einhergehen. Wie es denn iiber- haupt, wenn man im Ganzen und Grossen rechnet und der Wahrheit unbefangen die Ehre geben will, nicht der speci- lisclie Begriff der eucxoxia iat durch die ein anderer (ebenfalls auslandischer) Zeitgenosse als so gliiuzendes Muster leuehtet , welcher unter Madvigs kritischen Gaben im Vordergrundc stiiude, seiner Kritik ihre eigentliche Signatur aufdrttckte. In der That ist die Zahl der Fehlgriffe, bei denen sich immcrhin Kenntniss und Scharfsinn zeigen kann, aber nicht *der Nagel auf den Kopf getroffen' wird, gross genug bei M., um einer 'Vannus critica in inanes . . . . pa- leas' iiberreichen Stoff zu bieten. Es wiire unstreitig sehr weise gewesen, wenn Madvig eine solche Wurfschaufel selbst in die Hand genommen, seinen Conjecturenvorrath mit ihr recht tuchtig durchgeschuttelt und gesichtet und alle Spreu mitleidlos zur Seite geworfen hatte; er hat das nicht tiber sich gewinnen konnen, so dass jetzt gar sehr das Lessing- sche (wennschon etwas anders gemeinte) Wort auf ihn An- wendung findet: fhiittest du weniger gesagt, so hattest du mehr gesagt'. Gleichwohl hiitten wir ja auch die tauben Korner um der guten Frucht willen in schonendcr Nachsicht wohlwollend mit in den Kauf genommen, wenn sie uns nur in etwas bescheidenerer Weise geboten worden wiiren und nicht in so gebieterischen Formen wie 'scribendum est', 'sine dubio scripsit' u. dgl., auch nicht zugleich fn Verbin- dung mit so hochmuthiger Geringschiitzung fremder Lei- stungen. Denn Hochmuth ist es, was uns aus allen vor- stehenden Mitthcilungen, in denen wir inoglichst Herrn M.

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PHILOLOGISCHE UNVER8TANDLICHKEITEN. 173

selbst sprechen liessen, als bezeichnendster Zug entgegentritt, Und zwar nicht nur eiufacher Hochmuth, sondern in Abstu- fungen gesteigerter. Dass einer Qber Dinge schreibt, von denen er nichts versteht, erleben wir alle Tage. Dass er aber weiss nichts davon zu verstehen, dies auch selbst sagt, und doch daruber schreibt, das ist frivoler Hochmuth und zeugt vou iiusserster Misachtung seines Publikums. Aber gegen einen ehrenwerthen Mitforscher, der ihm noch dazu 555 eine solche Fiille von fast rilhrenden Bescheidenheiten und verehrungsvollen Huldigungen entgegentriigt wie Martin Hertz, sich so nicht nur auszusprechen, sondern trotz der dringendsten moralischen Aufforderung auszuschwei- gen, wie Herr M. bis zu dieser Stunde gethan, das wird emporender Hochmuth*).

*) In dieser an Gellius ankntipfenden Polemik, die sich von Madvig'8 Seite (Adv. II p. 583 613) in der reinen Offengive, von der HertzBchen (Vindiciae Geliianae alterae: Jbb. f. cl. Phil. Snppl. Bd.VII. 1873;' dazn Beriehtigungen u. Zusatze in den Jbb. selbst 1875 p. 505 f.) in der reinen Defensive halt, iat es ein neuer Factor, der auf den Schauplatz tritt: nicht mehr der metrisch-prosodische, sondern der grammatische, genauer der sprachgeschichtliche. Man weiss seit Jahren, wie verdriesslich ablehnend sich M. gegen ihn verhalt. Er spricht 8ich jetzt Adv. II p. 3 f. folgender Maassen darfiber aus: fAc ri quis me, quod memini fieri' (es war ihm allerdings so laut und deatlich gesagt worden, dass das Vergessen schwer war) 'putabit ^rammaticum parum curiosum fuisse novorum grammaticae Latinae condendae initiorum, quae hic' (auf Grund der Plantusstndien in Dentschland) 'nascerentur, ei ego primum respondebo, me diligenter attendentem, si quid, quod paulo latius pateret, certa prudentique ob- servatione repertum videretur, adscivisse, non pauca minora' (immer wieder die in der Wissenschaft so unberechtigte Unterscheidung von Kleinem und Grossem!) fa communi arte arcenda putasse, nonnuila

proreug nt incerta aut falsa sprevisse' Das freie Urtheil musste

ihm «elbrtvers^ndlich unbenommen sein; aber sieht man nSlher zu, so besagen so kahle Versicherungen gar nichts, wenn denn doch thatsilch- Uch das AUermeiste unserer bezuglichen Ermittelungen entweder igno- rirt oder geradezn negirt wird. Die ganze Kritik des Hertz'schen ftellius gibt dafflr die Belege: und nicht ohne einige Heiterkeit wird man sicb erinnem, wie in der, durch iiberaus zahlreiche Beispiele «ichergestellten Endung des Nominativus pluralis der 2. Declination auf « (}i'6erM, magifstris), die freilich im Cicero und Livius nicht vor-

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174 PHILOLOGISCHE UNVERSTANDLICHKEITEN.

Es iBt keiu erquickliches Bild, in detu uns Herr Madvig erscheint Ein Mann von so hervorragenden Verdiensten neben den kritischen Arbeiten im engern Sinne erinnern wir uns nur so schoner, methodisch hochst lehrreicher Leistungen, wie beispielsweise die Abhandlungen iiber die romischen Colonien, iiber die ararischen Tribunen, flber den Didaska- liker Accius u. a. m. weiss sich gegen die Verlockungen des unheimlich schleichenden Damonenpaares Philautia und Authadeia so wenig aus eigener moralischer Kraft zo schfltzen, lasst sie dergestalt sich bei ihm einnisten und so lange fortwuchern, bis er endlich der Macht einer der bos- artigsten Feindinnen des Menschengeschlechts, der Hybris, ganz und gar verfallen isi Denn von ihr gilt in Beziehung auf Madvig in der That, was von der Aphrodite und deni Euripides Aristophanes den Aeschylus sagen lasst:

dXX' im coi toi xai toic coiciv TToXXf) ttoXXoO 'TrucaOriTO, ujct€ KauTOv ce koit' ouv ipaXev.

Sollte ihn jetzt etwa eine leise Empfindung beschleichen, dass auch heute noch, wie vor Alters, als pedisequa der

kdmmt, Madvig in dem anlautenden 8 nichts als ein in Folge "einor zufalligen und nachlassigcn Abweiehung' als Zierrath angehangtes Schwanzchen sah: woriiber das Nahere Opusc. phil. II p. 510 f. (vgl. zur Sache selbat ebend. p. 646 ff., Neue Plaut. Exc. I p. 113 f.). Wir haben kein Anzeichen dafiir, dase die alte eigensinnige Verblendung nicht auch heute noch fortdauere. Wenn M. dann fortfahrt: r. . . deinde autem me de toto grammaticae, quae scholarum et ipso- rum philologorum causa ad scriptorum intelligentiain componatur, fun- damento in sermonig exculti et confirmati usu constituendo paulo aliter sentire*, so tritt hier wieder die eines Mannes der Wiasenschaft nicht wilrdige Engherzigkeit dcr Auffassung zu Tage, die zwischen dem in seiner Begrenztheit wohlberechtigten praktischen Bedurfniua und den unbegrenzten Rcchten der nur sich Belbst gehorchenden Wis- senschaft nicht zu unterscheiden vermag oder den guten Willen hat. Auch bei uns ist es keinem Verstandigen eingefallen, die in Rede ste- henden Erweiterungen unserer Erkenntniss kurzer Hand in die SchuV granimatik einzufuhren. Das Alles ist Herrn M. schon vor fast zwan- zig Jahren eindringlichBt gesagt worden; es hat aber, wie man siebt, nichts geholfen. Seiner Natur fehlt eben aller historische Sinn auf sprachlichem Gebiete.

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PHILOLOGISCHE UNVERSTANDLICHKEITEN. 175

Hvbris die Nemesis zwar mitunter eine Zeit lang, aber nicht fQr immer auf sich warten lasst, so vergegenwartige er sich nur, durch welche Provocationen er sie auf sein Haupt herab beschworen. Hatte man in Attica Altare sowohl der Nemesis, als auch der Hybris, jedes in seinem eigenen Sinne, so mache er mit sich aus, welche von beiden Opferstatten die fur seine Lage geeiguetste gewesen ware und, symboli8ch gesprochen, noch wiire.

Und nun, um nach so langen und weiten Umwegen auf die Eingangsfrage zuriickzukommen, haben wir jetzt wohl den Schlus9el gefunden zu Madvig^s so abfalligem und ma- kelndem Urtheil Uber die Sprache des Plautus? diese zugleich lautere und naturliche, markige und geschmeidige, durch- sichtige und in sich gerundete Sprache? eine Sprache von kerngesunder Reife und doch frisehester Jugendlichkeit, voll 557 schopferisch kecker Wortbildungskraft: Tugenden, denen der Edelrost des Alterthflmlichen nur noch einen Reiz mehr verleiht. Was meinen Sie, v. Fr., gleicht M. nicht ganz dem unwirschen Knaben, der, weil er eine Aufgabe seines lTebungsbuches nicht zu bewaltigen vermag, seinen Unmuth an dem 'dummen' Buche auslasst und auf dieses losschlagt, statt sich an den Ohren zu zausen?

Leipzig, im September 1876.

Nachschrifl

VielleLcht habe ich Herrn C. F. W. Muller (0 wenn man doch den einen Hufnaraen des unbeqnemen Polyonymos wusste!) oben p. 638 f. Anra. ** [154 Anm. •] Unrecht gethan, wenn ich ihn ""aalsipotenti et moltipotenti Iovis fratri Nereo' zusammenconBtruiren liess. Aber dann iat er selbat schuld an dem Misverstundniss, weil er vor 'Nereo' kein Komma gesetzt hat. Wiewohl auch dann doch die Inconvenienz bliebt^ daaa, mit wenig Concinnitat, von drei Gottheiten die eine nur mit Pradicaten, ohne Namen, die beiden andern nur mit Namen, ohne Priidicate bezeichnet waren. JedenfalU halte una M. uicht etwa entgegen, dasa man ihm eine solche Abenteuerlichkeit, sich nicht rait

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I

176 PHILOLOGISCHE UNVERSTANDLICHKEITEN.

den zwei weltregierenden Zeusbrfldern zu begniigeu, 6ondern ihnen einen (ans der Trinitat ganz herausfaUenden) dritten beizufugen, schon von vorn herein gar nicht hatte zutrauen dQrfen. Lasst doch selbst Welcker Griech. Gotterl. I p. 620 den Nereu* ala Bruder des Poseidon ganz unbefangen gelten nur auf die verderbte Vulgate der Plantnsstelle hin! Sei dem nun wie ihm wolle: habe ich wirklich Herrn M., weun auch nicht ohnc seine Mitachuld, Unrecht gethan, so habe ich ihm auch billig Abbittc zu leisten und thue das event. hiermit.

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VII.

Deperditarum Plauti fabularum fragmenta.

L ACHARISTIO. I.

Nonius p. 157, 0: 'pauperauit, id est pauperem facit (jsic). Plautus .... Idem (item coild.) Acharistione:

Quam ego tanta paiiperaui per dolum pecunia.' 1

eAcharistione', e codicum scriptura acaristione ab Hadr. lunio restitutum, recte atque ordine ab dxdpicroc ductum servi nomen esse, ut 'Apicriujv KaXXicriwv et fortasse Kccki- ctiujv ab apiCTOC KdXXiCTOC KdKiCTOc, monebam Parerg. p. 105: quo adde p. 143 dicta. In uno Leidensi proditum acaristudio ausam dedit longe ineptissimp fabulae nomini fingendo e*Axapi studium', quod nimirum placuit Bothio.

L

Plinius Nat. hist. XIV § 92: Mautissima apud priscos uina erant myrrhae odore condita, ut apparet in Plauti fabula quae Persa inscribitur, quamquam in ea ct calamum addi iubet. ideo quidam aromatite delectatos maxime credunt. sed Fabius Dossennus his uersibus decernit: «mittebam uiuum pulcbrum, murrinam», et in Acharistione:

^ panem et polentam, uinum, miirrinam. 2

Scaenolam quoque et L. Aelium et Ateium Capitonem in eadem sententia fuisse uideo, quoniam in Pseudulo (r.TJOsq.) sit: *quod si opus est ut dulce promat indidem, ecquid ha- bet? : : rogas? murrinam, passum, defrutum, mella». quibus

FR. HITSCHELIl OPV8CVLA III. 12

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178

FRAGMENTA PLAVTINA.

apparet non inter uina modo murrinam, sed inter dulcia quoque nominatum'. Ibi npn alicuius poetae Dossenni verba proferri a Plinio, sed sive grammaticum aut antiqua- rium sive iuris consultum *) Fabium Dossennum (vel 'Dorsen- mnn ', ut est in Vaticano a pr. m.) dici, qui versuum illorum testimonio murrinae h. e. vini murra conditi apud antiquos usum probaverit, significavi in praefatione Parergon p. XIII, amice (ut pro illis temporibus) monitus a Bergkio. Nam ne quid erres, sed particulae non alia vis est nisi ut, quod alii tantum credere, idem Dossennus dicatur argumentis deceraere. Suppresso autem fabulae nomine interpositum inter Per- sae Plautinae mentionem et item Plautinam fabulam Acha- ristionem (*et in A.9) testimonium non videtur dubitari posse quin ad eundem poetam referendum sit: quare inter incertae sedis fragmenta recepi. Pristinum autem murrinae istius usum cum Plinius ait alios Pseuduli versu probasse, his accedere Varronem e saturae verbis apparet quae sunt apud Nonium p. 551, 7: cmurrina, potio confecta. Varro 'AvOpumOTToXei: «non modo uinum dare, sed etiam, ut Plautus ait, murrinam, passum, defrutum».2) Rursus ex eiusdem Varronis alio testimonio probabilis de L. Aelio coniectura fiet: quando haec nomina e codicum memoria laelius (pror- sus ut apud Gellium IIT, 3, 12) recto iudicio Van-Heusdius efiecit 'de L. Aelio Stilone' p. .'37. Nam cum apud Festum p. 158, 22 haec legantur: 'niurrata potione usos antiquos indicio est, quod feamj etiam nunc aediles per supplicationes dis addunt ad puluinaria, et quod XII tabulis cauetur ne mortuo indatur, ut ait Varro in Antiquitatum libro V9 in promptu est .de Aelii Stilonis in XII tabulas commentariis

1) Ad iuris consultum potius ipsum quo Plinius utitur 'decernendi' vcrbum, ut proprium iuris, spectare visum est doctisaimo conlegae Mauricio Voigtio.

2) NumeriB adstringens aicca Varronis vcrba Roepcrus *do Ennii Scipione' (ed. 'Gedaui a. 18C8) p. 14 fidem vix inveniet. Ceterum eodem Pseuduli versu eundcm Varronem etiam fde uita populi liomani liUro 1' usum esse ex eodem Nonio p. 551, 19 intellogitur: cuiua capi- iin turb;us componere liuechelerua studuit Musei Ithen. XI\T p. 44Hnq., ignoratus a Kottnero in fVarroni« de vita p. R.' fraginentiH (ed. Halae a. 1803) p. 20.

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FRAC.MENTA PLAVTINA.

179

cogitare. Itaque in huius societatem qui iurisconsulti Scae- vola et Ateius Capito veniant^ non minus apertum est. Quippe in testamentis siquando 'uina' legabantur, saepc subtiliter enucleateque et quaerendum erat et quaesitum est, quae tan- dem potionis genera euini appellatione continerentur' vel non continerentur: cuius rei luculento documento est Vlpiani fragmentum 9 in Digestorum XXXIII tit. 6. Vbi non tan- tum 'passuni' respicitur et 'defrutuni', sed etiam vinum 'conditum': in quo genere et ipsum 'murratum' (cui certe persimilis, si non par fuit 'murrina' testibus grammaticis) numerabatur et 'nardinum' cum aliis quae composita habes in Beckeri Reiniique Gallo t. III p. 310 ed. tert. Ceterum de Persa Plauti Plinius aut memoria lapsus est, aut quem auctorem sequebatur, oscitanter exscripsit vel perperam in- tellexit. Nec enim eius fabulae v. 87 sq. ulla mentio vel niurrinae vel murrae fit, sed 'mulsum' iubetur 'strutheis, co- luteis, calaino' commisceri: quamquam liaec ipsa emendatorem etiamnum exspectant.3)

U. ADDICTVS.

Vere Plautinam fabulam esse, quamquam non in omni- bus 'indicibus' inter Plautinas relatam, auctor Varro est rcum plerisque aliis' apud Gellium III, 3, 14: \Sed enim Saturionem et Addictum et tertiam quandam, cuius nunc mihi nomen non suppetit, in pistrino eum scripsisse Varro et plerique alii memoriae prodiderunt, cum pecunia omni, quam in operis artificum scaenicorum pepererat, in mercati- bua perdita inops Romam redisset et ob quaerendum uictum ad circumagendas molas, quae trusatiles appellantur, operam pistori locasset,' Conferenda sunt quae de hac fabula in Parergis disputavi p. 119. 128 sq. 143. 166. 'Addictum' quem esse voluerit, ipse nos poeta doceat. Qui cum in Poe-

3) f Audaciorera, sed eundem inprimis sagacem nuper nacta sunt Mauricium Voigtium, sic Bcriptum esse a Plauto conicientem Muaei Hhen. t. XXVIII p. 02: 'Commisce mulsum, st4ctea eluta adpara': quando 'stactam' vel 'fltacten' comitat ipsius myrrhae oleosum liquorem a»e. Ibidem, qnid inter murrinam et murratam affinesque potiones diecriininis intercesserit, singulari diligentia (iuaeritur.|

12*

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180

FRAGMENTA PLAVTINA.

nulo III, 1, 18 ene tuo nos amori seruos esse addictos censeas'*) dixit, et in eadem 111,4, 10 (= III, 3, 94) cquin sequere nie ergo : : abduce intro : addictum tenes', item in Bacchidibus v.1205 "sequimini : : ducite nos quo lubet tamquam quidem addictos': hic quidem eius vocis usus dubium non est quin e prisco iure civili manaverit, quod repetita e XII tabulis memoria Gellius quale fuerit declarat XX, 1, 42 sqq. conl. XV, 13, 11, e re- centioribus autem iuris Romani enarratoribus praeter alios niultos, quorum nomina Reinius cde iure privato et processu civili Romanorum' p. 935 sqq. congessit, uberius explicat Puchta Institutionum § 179 (t II p. 252 sqq. ed. quintae). Ad hanc igitur legem fabulae inscriptionem referens Forcel- linius aliquem in illa *ob aes alienum creditori addictuin' a poeta esse inductum coniciebat. Potuerat etiam de ea ad- dictione cogitare, quae non fex aeris ac debiti confessione', sed e 'furto manifesto' consequens erat testibus Gellio XI, 18, 8 Gaioque Instit. III, 189, interpretibus cum aliis tum Reinio libri s. s. p. 555 et cde iure criminali Rom.' p. 296 sqq.: quo Plautinus versus pertinet Poenuli IV, 2, 11 'fureni ac fugitiuom inuenis, uerberatum, uinctum, addictum' conlatus cum III, 1, Gl *id duplicabit omne furtum: leno addicetur tibi'. Sed haec sane furti poena in Graeciae quidem civita- tibus, quod sciamus, sui siinile institutum non habuit: ut hinc depromptum nomen vix potuerit in fabulam palliataiu cudere. Contra debitores, qui aeri solvendo non essent, etiaiu post Solonis aetatem apud Graecos in servitutem addictos esse sat certis exemplis probatur a novae comoediae tempo- ribus non nimio intervallo distantibus, quae habes in C.F.Her- manni Antiquitatibus Gr. privatis § 57 p. 46G adn. 20 coul. p. 4G4 ed. Starkianae. Huc igitur spectare potuit Menandri fabula TTujXouuevoi, e qua Caecilii 'Poluinenos' expressaui esse conieci Parerg. p. 160 adn. Quamquam etiam simplicior interpretatio in promptu haec est, ut aeris alieni notio omnino

4) Supervacaneura videri potest additum seruos, atque adeo praeter veritateni additum, si audiamus Quintilianum V, 10, 60 et VII, 3, 27: nisi tamen, 'utrum seruus efficeretur ex addictione' necne, iam a vete- ribus dnbitatum esse Gaiua doeeat III, 181). Cf. Reinium Iuris privati p. 054.

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FKAGMENTA PLAVTINA.

181

procul habeatur nec alius fAddictus' cogitetur nisi venditionis lege emptori addictus, praesertim cum cuenditum' dici ipsa latinitas vetet: sive ille servus fuit in alius domini pote- statem transiens, sive, quod magis placet, homo liber velut a piratis captus et venum datus in servitium, argumento in iioya comoedia non infrequenti. Neque enim alia ratio est Plautini versus Merc. 610 fquoii est empta? : : nescio : iam addicta atque abducta erat', item Noviani 115Kibb. fquanti addictust? : : mille nummuni', aliorumque exemplorum quae Maur. Voigtius cougessit fde iure naturali Rom.' III, 1 p. 101 adn. 245.

Servius in Vergili Georg. I, 124: 'ueterno: pigritia, otio: quia plerumque otiosos solet hic morbus incessere. Plautus in Addicto:

Opus facere nimio quain dormire mauolo: 3 Veternum metuo.

ueternus autem dicitur morbus intercus i. e. ubpuuiu, qui ho- miue8 efficit pigros'. * ueternum ' habes etiam in Menaecb- mis v. 891: fnum eum ueternus aut aqua intefcus tenet?'

IIL AGROECVS.

"Afpoixov e novae comoediae poetis Philemo scripserat, 'YttoPoXiucuov f\ "AtpoiKOV Menander. Graecam autem pal- liatae appellationem fAgroecus', vel etiam rectius ut puto 'Agroecos', a Plautinae quidem artis consuetudine alienam fuisse ostendi Parergon p. 142 sqq. : ille enim aut f Agricolam' inscripsisset ut Novius, aut fRusticum' ut Pomponius. Ab- iudicabatque hanc ipsam a Plauto Ii. Accius apud Gellium III, 3, 9 his verbis: fM. tamen Varro in libro de comoediis Plautinis primo Accii uerba haec ponit: «nam nec Geminei lenones nec Condalium nec Anus Plauti nec Bis compressa nec Boeotia umquam fuit, neque adeo Agroecus neque Com- morientes Macci Titi»'. Vbi lcnones pro lcones unus tan- tum codex servavit, in interpolatorum autem parte scriptum est gemini ncc lcones-, in fine Macci Titi (i. e. PlautiJ e

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182 FRAGMENTA PLAVTINA.

librorum memoria M. accii titi, M. accutici, M. actUitii, 31. hatrutici, M. actii, quibus nominibus interpolati scd particulam praemittunt, eflfeci Parergon p. 14 conl. p. 10 et 86: strenuus- que idemque intellegentissimus vindex eius emendationis ex- stitit Martinus Hertzius cum Berolini a. 1854 publicato de Plauti nominibus libello, tum eius disputationis 'epimetro' quod est in prooemio academico Vratislaviensi anni 1867. Ipsis autem Accii verbis constat praeclaris commentationibus duabus novam lucem adlatam esse. Postquam enim illa e 'Didascalicon* libris Accianis petita esse Madvigius docuit Opusc. acad. I p. 94, eadem non esse prosa oratione scripta, sed numeris conclusa pervidit God. Hermanni acumen edita a. 1842 'de L. Attii libris Didascalicon' dissertationc p. 5. Cuius ego exemplo in paucis derelicto trochaicos septenarios tales partim olim commendavi 1. s. s. partim nunc commendo :

Namque nec Geminei lenones nec Condalium, ndn Anus Plaiiti, nec Bis ctfmpressa aut Boeotia eius umquam fuit, Neque Agroecus neque Commorientes adeo fuit Macci Titi.

Quorum ultimo adco particula transponenda fuit, ne aut ne- cessaria caesura desideraretur aut in Agroccus antepaenultima praeter legem produceretur. Nam quod Sotadeos potius ex Accianis verbis elicere persubtili disputatione Lachmannus instituit iu prooemio Indicis lect. hib. Berol. a. 1849 p. 6, quem est Gellii editor Hertzius secutus, id etsi olim non improbabile visum est, tamen quo diutius iterum atque ite- rum pensitavi, eo mihi aegrius persuasi. Longum est et ab hoc loco alienum, genus illud universum disceptare; in ipsis Accii versibus, quales Lachmannus constituit, duo po- tissimum sunt quae meo sensu placere nequeant: primuiu parum exaequatorum emmtiatorum versuumque inconcinnitas, praeter cetera autem cum gravi oftensione in exitu versus positum ncc: *Nam nec Geminei leones nec Condaliiim nec Plaiiti Anus, nec' e.q. s., nihil ut de moleste conlocato Plauti uomine dicam; alterum, quod Meones' praetulit 'lenoni- bus', quos nimirum respueret Mex carminis': de quo suo loco dicetur sub 'Lenonibvs geminis'.

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FRAfiMENTA PLAVTINA.

Nonius p. 196, 31: 'clunes feminino Horatius . . . masculino Plautus Abroico: «quasi lupus ab armis ualeo, clunes desertos gero»': ubi 'Agroico' restitutum est ab luuio Animadversionum VI, 10, 'Aypoikuj a Vossio de analogia 1, 29 p. 499. Festi epitome p. 61, 17: 'clunes masculine Plau- tus: «quasi lupus ab armis ualeo, clunes infractos fero»:' ubi codex Barthii Advers. XLI,8 cum veteribus edd. inflalos. His inter se iunctis testimoniis Plautinum versum haud cunctanter sic reconcinnabis :

i quasi lupus ab armis ualeo, clunes infractds 4

gero:

ut ab initio v. c. Pol vel Nam fuerit, vel etiam probabilius aliqua conloquentis personae exclamatio 5). Nihili est eilim et dupliciter falsum ab Osanno Analect. p. 152 propositum Quam si lepus, non profecto felicius pro lupo substituto le- pore quam in Persae v. 436 pro lepore lupo p. 203. f in- fractus' autem cum per se possit aut idem esse atque cfra- ctus' ab infringendo (ut est in Horatii Epodonll,22 flum- bos et infregi latus'), aut cnon fractus' ut apud Symmachum, illuc tamen, non huc, Iunii interpretatio valet, quamquam ignorantis Festi testimonium et unius Nonii memoriam dc- sertos explicantis. Sic enim ille 1. s. s.: cspectat ad vulgare dictum, quo lupum armos validos habere, sed impotentem atque imbecillum clunibus praedicamus.' Id autem ubi gen- tium vel quo tandem tempore in *vulgare dictum' abierit, cum non minus quam memet etiam- eruditissimos in hoc genere conlegas Rudolphum Lcuckartum et Victorem Carum fugiat (nihil saltem eius modi vel Aristoteles vel Aelianus Pliniusve prodidere), tamen in naturam quidem lupi re vera cadere clunium imbecillitatem illam eidem affatim me docueruut

6) Nempe ne commeuiorarcm quidem hoc ut_ nimis exile, niai latius patere sentirem et ad talia poetarum fragmenta aat multa per- tinere, quibus in ipso principio jmululum deest ad veraua mensuram compiendam. In talibua enim cum minime probabile sit integrum cnuntiatum sine ulla causa esee truncatum a grammaticiH, in promptu e«t dc alteriue pereonae sive exclamatione sive interrogatione cogitarc velut Quidr vel Tmh'? Tune? vel Tace vel Quid ais? et quae alia multa facili negotio fingaa.

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FRAGMENTA 1'LAVTINA.

testesque eius rei cum alios zoologos citarunt ut Buffouem, Giebelium, tum Schreberum, cuius haec verba sunt in de- scriptione 'Mammalium' vol. III p. 350: 'im Laufe ist dcr Wolf sehr flflchtig; im Gehen schreitet er weniger als der Hund, und sein Gang giebt ihm das Ansehen, als ob er - kreuzlahm wiire\ fi) Quod cum ita sit, Plautino versiculo mihi dubium non est quin cinaedi alicuius (hominis 'fracti atque elumbis' ut cum Tacito loquar), languor et inertia notetur. Eoque fortasse ipsius 'lupus* vocabuli ambiguita* quaedam spectat. Quippe Xukov dictum esse pedicatorem exempla ostendunt ab Iacobsio Animadv. in Anthol. gr. t.II, 3 p. 123 exprompta, quam significationem, sive comparatio- nem dices, nihil profecto irapedit quominus etiam ad latinum 'lupus' vocabulum pertinuisse credamus7); pedicatores autem satis constat quam usitata nequitia etiam pathicomm partes mutuas sustiuuerint. Pathici igitur notionem subesse recte intellegens vetus aliquis interpres Plauti cum 'infractos clu- nes' explicasset 'distortos', haec ipsa interpretatio transiit in copias a Nonio expilatas. Nam ut huc potius corruptum in Nonianis libris dcsertos, quod intellegi posse nego, revocem quam ad districtos vel distcntos vel distritos vel dctritos aut dcfrictos (nihil ut de Bothiano dcfectos dicam vel vitioso di- sertos Osanni), praeter alia suadent 'extorti clunes' Petronii c. 21. Ceterum de ambiguo genere grammatico clunis cluncs vocabuli cum Nonii Festique testimoniis Charisium (in cuius verbis p. 101, 10 ipsum versum Plautinum intercidisse suspi- cor duce Keilio) atque Servium composuit Vossius 1. s. Horatii scholiastas, Phocam, Caprum cum recentis memoriae

6) Addere licebit ipsiuB Leuckarti verba: fder Wolf gilt mit Kecht fur lendenschwach ; sein Becken ist schwacher, die Hinterbeinc aind zierlicher, dio Laufe dflnner als bcim Hunde, wie dcnn iiberhaupt der ganze Hinterk5rper an Entwickelung und Kraftleistung hinter dem Vorderleibe zurt^ckbleibt.,

7) Ac fortaasc non propter solam rapacitatem Lyci nomen lenoni inipositum est in Poenulo. Lenoni autem haud ecio an ipsa Plautina verba non incommode tribuantur. Quem amicus monet serio potuissc et armos et clunea validos (h. c. non fractos) praedicaro, sed ut pcr quaesitam ambiguitatem ipae poeta voluerit fractoB intellegi a 8j>ecta- toribus: argutius puto quam simplicius.

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FUAKMKNTA PLAVTINA.

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grdmmaticis addidit Foertschius p. 376, addere potuit Pris- cianum^V p. 160, 11 et 169, 11 Htz.

IV. ANVS.

Vnius Accii apud Gellium testimouio, quod modo sub Agkoeco ponebam, innotuit. Cf. Parerg. p. 138. 147.

V. ARTEMO.

A servi nomine appellatam fabulam esse, prorsus ut 'Epidicum', 'Pseudulum', 'Stichum', dixi Parerg. p. 143. Nec infrequens id nomen Graecis fuit, ac ne Latinis quidem inusitatum, ut Inscr. Neap. 4164. Pro quo cur 'Artamon' (sic) placuerit editoribus, sana ratio nulla in promptu est. Nam quod unum 'Artamo' formae exemplum exstat in Bac- chidum versu 799, ex eo nihil profecto consequitur nisi po- tuisse hanc quoque recte fingi, sive eam cum dpidun voca- bulo compones, sive e Doriensium dialecto repetes, quibus "ApTauic fuit pro "Apieutc cum aliis similibus apud Ahrentem de Dor. dial. p. 113 sqq. Atque etiam 'Artemonam' habes Demaeneti uxorem in Asinaria, non 'Artanionam': item fAr- tema' Inscr. Neap. 4115. Cf. Parerg. p. 153 sq.

L

Festus p. 305, 27: *superstites testes praesentes signi- ficat. cuius rei testimonium est, quod superstitibus praesen- tibus i, inter quos controuersia est, uindicias sumcre iuben- tur. Plautus in Artimone (sic):

Nunc mihi licet quidufs loqui: nemo hi"c adest 5

superstes.'

Adde Servium in Aen. III, 339: "superstes praesentem significat', adiecta praetoris formula quae est apud Ciceronem pro Murena 12, 26.

n.

Festi epitome p. 164, 12: fnautea herba granis nigris, quo coriarii utuntur. a naue ductum nomen, quia nauseam facit, permutatione T et s.' Haec e quibus Festi verbis ex-

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186

FRAOMENTA PLAVTINA.

cerpta sunt, eoruiu in dimidiata pagina 165, 27 haec reli- quiae supersunt, quas cum supplementis Vrsinianis adscripsi:

Nautcam ait Opi~

lius Aurelius herbac gcnus csse granis nigris} qua coriari utuntur, cuius uideri a naue duc- tum nomen quia nauseam isicit , permutatiotie T ct S litterarum intermediarum antiquis cotisucta. Plautus in artemone: ungucntum quod naribus mu- lionum nauteam fecisset

Apparet Plautinorum verborum, quae ad exenipluni Curcu- lionis v. 99 suppleta sunt ab Vrsino, nihii certum esse praeter

6 [mu]lionum nauteam fecisset.

Ex Opilii Aurelii mentione fortasse conici posse, in eius rin- dicibus* ipsam Artemonem ut Plautinam numeratam fuisse, significavi Parergon p. 243 adn.

III.

Festi epitome p. 275, 4: 'rauim dicebant pro raucitate, unde et uerbum rauio, rauias.' Ipsius Festi servata haec sunt p. 274, 29:

Rauim anti-

qui diccbant pro raucitatc. Plautus: ubi siquid pos- camusq;adrauimposcumprius. item: experiuraui her-

7 cle omnia ad raucam rauim. et in artemoni: et

Caccilius in Hypoboliniaeo: prius

ad rauim ntam feceris

artcmoni scriptuiu esse in codice, ut supra fr. 5 artimone, testatus est Keilius Mus. lihen. n. VI (a. 1848) p. 624 et 625. De altero exemplo Plautino, quod est Cistellariae, dixi nuper Nov. excurs. p. 53.

VI. ASTRABA.

Nomen unde inditum sit fabulae, docet Probus initio commentarii iu Vergilii Bucolica p. 2, 23 ed. Keil.: fsunt autem astrabae uehicula dicta 7rapct to \it\ CTpe'qp€c6ai: quo

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FRAO.MENTA PLAVTINA. 187

titulo et Plautus fabulam inscripsit, in qua mulieres in eius modi uehiculis inducit/ Probum igitur si sequiniur, ut est consentaneum , descivit aliquantum latinus usus a graecae dapdjJnc significatione i. e. toO eVi tujv ittttujv EuXou, 6 Kpa- toOciv 01 KaGeEouevoi interpretibus Hesychio et Etymologico. £t quale quidem EuXov illud cogitandum sit, glossaria latina aperiunt communi consensu sic interpretantia fastraba: tabella, ubi pedes requiescunt': id quod vitiose scripta glossa Vul- canii p. 21, 31 etiam magis confirmat: 'astraina, cavic, utto- TTobiov'. Verum tamen iam apud Graecos eam vocem etiani ud vehiculorum notionem traductam esse cum Eustathius et scholiasta Luciani ostendere videntur a Piersono ad Moer. Att. p. 140 commemorati, qui ceXXav interpretantur, tum multo evidentius Tzetzes declarat Histor. IX, 847 sq.: 'AcTpdprj EuXov opdiov toTc biqppoic tujv dpudTUJV, €ic 6 e*TTiK€Ku<paciv nvioxoi ^Xujvrec cum v. 854 sqq.: *AXXoi be pappaptuTepov ^k tujv cocpuiv dvepujTrujv €Iboc TUTXaveiv dpuaToc Xe^touci Treqpu- Ktvar Cu be tou biqppou to 6pe6v HuXov dcTpdpnv Xe^te. Vt non sit dubium quin Plautino saeculo ad idem fere vehicu- loruni genus 'astrabae' quo posteriore aetate 'sellae' atque Mecticae' pertinuerint: de quibus conferri potest Beckerus Galli t. III p. 5 sqq. ed. teri (quamquam is ipsius astrabae non magis mentionem faciens quam Marquardtus Antiqu. priv. II p. 310 sqq. 328 sqq.). Verbosius qnam planius et distinctius de astraba Schefferus egifde re vehiculari' lib.II cap. 2 conl. I, 10. A, f clitellarum ' autem notione profectus longe infelicissima coniectura magnus Scaliger aliqliam 'Cli- tellariam' fabulam finxit, quam alio nomine eandem esse cum Astraba sibi persuasit, plurimis autem versibus e fCi- stellaria' prolatis in grammaticorum libris ditavit mira in- temperantia: non cogitans, quam sit haec ipsa Cistellaria iii todicibus nostris mutila. Parumque prudenter illum cum ceteris omnibus vel Muellerus secutus est adn. ad Varronem p. 145. Quem locum omnem tam plene videor in Parergis Plautinis p. 159 sqq. tractasse, ut verbum non amplius ad- «lam praeter laudem Ladewigio debitam ob rectissime per- spectam veritatem in Musei Khem novi t. III (a. 1845) p. 525 sqq. (conl. p. 540 adn.). Ipsius Plauti necne fuerit

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188 FRAGMENTA PLAVTINA.

Astraba etsi Gellius cum Nonio (v. fragm. v) esse incertum dixit, tamen non nimis incerta ratiocinatione Parergon p. 131 conl. p. 76. 129. 149. 152 inf. probasse videor a Varrone in eis fabulis habitam esse, quae cum non ab omnibus in Plau- tinis numerarentur, tamen tribuendae Plauto essent. Eoque spectare in fragm. i fAstraba Plautina' videri potest, si raodo ea scriptura non improbabitur. Fortasse in Servii Claudii 'indicibus' Astrabam fuisse significavi ibidem p. 243 adn.

I.*)

Varro de lingua lat. VI, 73: eetiam spes a spontc potest esse declinata, quod quis tum sperat, quom quod uolt fieri putat; nam quod non uolt si putat, metuit, non sperat. Itaque hic quoque qui dicunt in Astraba Plautina

8 A. Sequere adsecue, Pdlybadisce: nieam spem cu-

pio consequi. B. Sequor hercle equidem: nam lubenter meam

speratam c<5nsequor:

quod sine sponte dicunt, uere neque ille sperat qui dicit adulescens, neque illa sperata est.' In Varronis verbis quod quis tum scripsi pro quod tum, mox autem quom quod UOiU pro quod cum (quom) uolt cum Muellero, non cum Spen- gelio et Lachmanno in Welckeri Naekiique Mus. Rhen. VI p. 117 quod uolt quom; contra cum eodem Lachmanno p. 110 hic servavi ut adverbium, non cum Muellero ut nominativum pluralem (qui casus quod sciamus numquam hic fuit pro hice vel hiscc), nec hi substitui cum Spengelio. Proxima autem cum in Florentino codice sic scripta sint: cin astraba plauti n( (plautine Goth., plautinae Havn.) sequere adseque polyba disce meam spem cupio consequi. sequor haeredem (herclem, her- cle, hercule cet.) quidem nam libenter mea sperata conse- quor' , ne illud in nunc mutabat Spengelius, servatum autem reliquis sic a se conformatis aptabat Lachmannus 1. s. s. p. 120 et ad Lucrct p. 304: *A. Ne sequere adsccue,

- m

*) [Hanc particulam iam edidit R. in Act. socict. philol. Lips. tom. VI p. 365 368 inscriptam 'Varronianum idemque Plautinum'.

c w.j

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FRAGMENTA PLAVTINA.

189

Polybadisce. B. meam spem cupio consequi: Sequor hercle eam quidem: nam libenter mea sperata consequor.' Et egregie quidem vindicatum adsecue merito probavit Muellerus praef. Festi p. xliv, ususque eo ipse sum ad Trinummi versum 1118 instaurandum. Verum de reliquis adsensum cohibet primum metri genus: nec enim valde credibile est octonariis tam tranquillam sermocinationem inclusam fuisse. Deinde autem quod ad sententiarum rationem attinet, etsi, quae Scaliger, Spengelius, Muellerus posuerunt, commodum intel- lectuin habere cum Lachmanno nego, tamen idem nego ab hoc ipso non mediocres sane illarum difficultates satis ex- peditas esse. Qui cum prima verba fNe .... Polybadisce* mulieri tribuit, reliqua adulescenti, huius quidem et argutis- *imum responsum fingit, et in quo eadem prorsus sententia cum in principio tum in fine redeat, et praeterea cum ad- versativa particula etiam sanus ordo desideretur. Is enim talis potius futurus erat: fimmo sequor, nam meam spem cupio consequi', aut fimmo sequor, nam libenter niea spe- rata eonsequor'. Porro haec ipsa 'sperata' non levi offen- sioni sunt; nam etsi, quae spero, possum 'sperata' dicere, tamen fmea sperata' vereor ut latinum sit aut cottidiani saltem sermonis latini, cum *sperata' non item ut fdicta* facta' et similia substantivi naturam induerint. Et ipse Varro quae in fine verba subicit eneque illa sperata est', si simplicitatem interpretandi sequimur, profecto non tam 'spe- ^ato^lm, notionem spectare videbuntur quam alicuius cspe- ratae* mentionem ex ipsis Astrabae versibus repetere. Huc accedit quod in iscus exeuntia hypocoristica servorum nomina sunt ut * Collabiscus ' 'Lyciscus' fPhaniscus' ^Syri8Cus, (Xampadiscus* 'Milphidiscus' t01ympiscus,), aeque ac muliebria 'Ampelisca' 'Halisca' fPardalisca' f Sophoclidisca', nec us- quam in comoedia tali nomine, quale est f Polybadiscus', in- genuus adulescens appellatur. Ex his omnibus consequens est ut non mulier et amator conloqui credantur, sed erus i. e. erilis filius cum servo. Amicam vel quam amabat mulierem conventurus erus Polybadiscum sequi se iubet, non vetat: is autem, qui ancillam illius amicae amare putandus est, eo se libentius sequi respondet, quod erum sequendo simul suae

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190 FEAOMENTA PLAVTINA.

'speratae' consequendae occasionem sibi paratatu sentit. Scrip- tum igitur fuisse in fonte Florentini mca sperata credendum. Ita esperatam non odi tuam ' et c mecum meam speratam ad- ducere' dixit Afranius Nonii v. 174. 176 R., atque adeo c uxorem salutat speratam suam ' Amphitruo Plautinus v. G7G. Prorsusque eandem ad notionem in Astrabae versibus 'meaui spem' et ?meam speratam' revocanda esse etiam e Sticki verbis intellegere licet v. 583 fo sperate Pamphilippe, o spes mea' e.q.s., quamquam eis non sic ab ipso Plauto profectis. Nec fugit ea significatio Scaligerum, eo tantum errantem quod servata rmea sperata' verba pro vocativis esse voluit, totum versum priorem tribuens mulieri. Ita igitur e negativa in affirmativam speciem primis verbis conversis cum trochaici septenarii duo prodeant tamquam nativa facilitate quadam in aures sua sponte se insinuantes, praesertim si aliquanto numerosius hercle equidem pro liercle quidem mecum scripseris, unum hoc restat expediendum, quid praemisso in libris nc illo fiat. Quod ne prorsus perire paterer, ausus sum leniter rautatum cum Plauti nomine sic sociare: in Astraba Hautina. Non nescio in his paucis qui supersunt libris de 1. lai Varronem non alibi sic loqui: verum idem non intellego cur id semel ei non licuerit, ut ab aliis addubitatam aut reiectam fabulam a semet vindicari Plauto tamquam in transcursu significaret. Ceterum cPolybadiscus' nomen, rectius resti- tutum a Scaligero quam cum ' Lanipadiseus ' 8) comparatum (quando non exstitit 'Polybadio' ut 'Lampadio'), scrupulum autem gravissimum iniciens Lachmanno p. 121, memini Fleckeiseni suasu cum de his nugis forte sermo incidisset

8) E Cistellaria petiti nominis singularis ratio haec est, quod, cum in ipsa fabula Demiphonis servo nomen sit 'Lampadio' (II, 3, 60. IV, 1, 6. IV, 2, 102. V, 2), is non uno aliquo loco blandiendi causa Ono- KopicTiKOJC rLam]jadi8CU8, audit (II, 3, 2), ut 'Olympio' semel 'Olym- piscus' in Casina, 'Syrus' semel ,Syri8CU8, in Adelphis, item fStepha- niunr semel fStephaniscidium' in Sticho, atque adeo fMilphio' in Poe- nulo semel 'Milphidiscus', sed scaenarum omnium (etiam act. V) prin- cipiis constanter praescribitur Lampadiscvs, nusquam Lampadio. Quod quaui vim habeat, ex illis iudicandum erit quae significavi haud dis- aimilia in Kleckeiseui Annal. philol t. CIII (a. 1871) p. 639 sq. de LY8IDAMVS et (si dis placet) STALINO nominibus Casinae.

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FRAGMENTA PLAVTINA.

191

ita expediri, nullus ut dubitationi locus iani esse relictus vi- deatur. Vt enim a TToXu0ioc fit TToXuPidbnc, pariter atque ab 6upupioc *AXkiPioc 'AXe&Pioc 'Apxeflioc fiunt GupuPidbnc 'AAKipidbnc 'AXeSipidbnc 'Apxepidbnc, ita, quoniam TToXufhoc comitem habet TT6Xu($oc formain, hinc recte atque ordine duci TToXupdbrjc potuit ut Xapivdbnc AioXdbac <t>Xudbr|c CaKdbac TnpuTdbnc ab eis, quae sunt Xapivoc AToXoc <J>Xuoc cokoc •ppuTOC, id autem uiTOKoptCTiKUJC transire in TToXupabkKOC.

It

Varro de lingua lat. VII, G6 (post alia exempla ab uno Plauto petita): *in Astraba:

Axitiosae annonam caram e utli concinnant uiris.' 9

In Florentino scriptum est astriba et ac sitiosey unde aritiosae AMus. Redit 'axitiosa' in Sitellitergo.

III.

Festus p. 274, 25: 'reciprocare pro ultro citroque poscere usi sunt antiqui, quia procare est posccre. Pacuuius in Teucro .... Plautus in Astraba:

Quasi tolleno aut pilum graecum reciprocas plana 10

uia.'

Vbi toUeno Scaligero Coniect. in Varr. (V, 127) p. 58 ed. ■Steph., reciprocas Muellero debetur pro codicis memoria tollc- nijtio et reciproceis, uia pro uta sive Scaligero sive Turnebo Advers. VI, 18 et XVII, 8: quod contra eisdem probatum redproces nec veri simile est in singulari reciproceis scriptura Iatere, nec sat commodum ad sententiam videbitur. Longius autem a vero Muellerus aberrat plagas ita efficiens e plana vta: nec enim in fine enuntiati sic postpositum ita veniam habet, nec plagas potius quam altercantium convitia ultro citroque iactata intellegi crediderim. Quae 'reciprocatio' si cum alternorum motuum Uollenonis' crebritate comparatur, tenendum est duplicem talis machinae notionem esse, ut aut ad pacis artes aut ad usus bellicos spectet. Illuc pertinet Feati interpretatio p. 35G, 8: 'tolleno (tolenno cod.) est genus machinae quo trahitur aqua, alteram partem praegravante

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192

FHAGMENTA PLAVTINA.

pondere, dictus a tollendo', conlata cum Plinii verbis Nat hist. XIX, 60 'hortos uillae . . . tollenonum haustu rigatos': eodemque referendae sunt glossae veteres apud Vulcanium p. 214, 14 et 515, 1: 'tolleno KriXiwviov' (immo KnAu>v€iov) et ' KnXumov ciconia 9), tolleno \ Felicique ut videtur acumine eam vocem I. F. Gronovius ad Livii XXIV, 34, 10 duce Ptolemaeo Flavio etiam Columellae X, 25 reddidit sic: 'Ne grauis hausturis tolleno tibi ilia uellat': feliciore certe quam qua eandem Senecae Nat. quaest. II, 9 olim Erasmus incul- cabat. Hoc igitur instrumentum, cuius figuram accurate de- scribunt Dacierius ad Festum, Forcellinius, Henr. Stephanus s. v. ktiXujv Thesauri t. IV p. 1516 Par., cogitari a Plauto existimans Scaliger cum sic commentatur Castig. in Festum: fin Plautino versu « reciprocare » nihil aliud quam susque deque, gremio erecto aut depresso, gestuni ita compo- nere, ut tolleno aut pilum graecum [?] videatur', quam tan- dem rerum condicionem menti informaverit aut naturae veri- tati aut rationibus et consuetudini comoediae consentaueam, vix ac ne vix quidem divinando adsequare. Quo magis eum mirari licet alteram Uollenonis' significationem prorsus ueg- lexisse, qua id nomen constat etiam ad tormentorum appa- ratum traductum esse oppugnandis oppidorum castellorum- ve munimentis inservientium: quod genus machinamentorum cum Livius commemorat 1. s. s. et XXXVIII, 5, 4, in enar- randa obsidione Syracusarum atque Ambraciae, tum quale fuerit. ex arte describit Vegetius de re milit. IV, 21, deli-

9) 'ciconia' unde huc veniat, Isidorus docet Orig. XX, 15, 3, ubi nunc sic editur parura emendate: 'telouera hortulani vocant lignum longura, quo hauriunt aquas. et dictum telonem (sic) a longitudiuf: t^Xoc (TnXu al) enim iuxta Graecos quicquid lougum est. hoc mstru- raentum Hispani ciconiam dicunt' e. q. s. Credibile est pristinuin ftollenonem, mutata vocali ' tellenonera * evasisso postera actate, (luam quidem formam Grouovius L s. s. simpliciter dixit barbaram. [Cetemm de tollenone quae supra commentatus sum, pridera acrinta erant omnia, cum Sophi Buggei in Fleckeiseui Annal. t. CV (a. 1872) p. 106 sq. disputationem vidi, qua is veram nominis formam non toUeno, sed tollenno (vel etiara autiquius tolhndo) et documeutis et ar- gumentis probare studuit satis ad persuadendum adpositis. Cuius scri- pturae vestigium ipsius Festi codex servavit p. 356, « tolenno prodeus.J

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FRAtiMENTA PLAVTINA

103

neando ante oculos posuerunt Lipsius Poliorceticon 1. 1 cap. G, Marquardtus Enchiridii antiquit, Beckeriani t. III, 2 p. 478. De hoc autem, non de priore illo tollenone Plautum cogi- tasse duo faciunt ut credam. Primum, quod cum tollenonis mentione sociatum 'pilum graecum' item ad rem militarem atque adeo obsidionalem spectat. Non potest sane illud 'pilum* telum intellegi quod iacitur, quale est in Curculione v. G89 rfacio ex te hodie pilum catapultarium, Atque ita te neruo torquebo, itidem ut catapultae solent'; immo ne- cesse est tela iacientem machinam cogitari similem tollenoni, quamquam, qualis illa fuerit et a tollenone quo modo dif- ferat, testatum non habemus. Vt enim et 'catapulta' et 'scorpio' sive 'seorpius' et 'balLista' non tantum mittentium sagittas vel saxa tormentorum nomina sunt, sed certissimis exemplis, quae praeter lexica habes apud Marquardtum 1. s. s. p. 466 et 467, etiam missorum ab illis iaculorum 10): ita ad utrumque genus fpili' quoque appellationem pertinuisse cre- dendum est 'graecum' igitur dicitur, ne de pilo romano i. e. dKOVTiuj cogitetur, ducto haud dubie nomine a machina- rum Archimediarum inventione, de quibus Livius libro XXIV. Similiter 'graecus trochus' Horatio dicitur Carm. 111,24,57, ut originis graecae. Vides, haec si probabiliter disputavi- mus, quantum a vero aberrarint, si qui aut 'pilum' quo pinsebatur interpretati sunt ut Tuniebus Adversar. 1. s. s.,

10) Quamquam non omnibus, quibus vel Nonius p. 552 vel recen- tiores utuntur, exemplis aut probatur aut sat certo probatur quod Nonius dicit: 'catapulta, iaculum celer vel sagitta'. Velut machi- nam ipsam spectare baec possunt: Persae v. 28 'ulmeae catapultae tuom ne tranBfigant latus', Curculionis 394 'catapulta hoc ictumst mibi', Varronis apud Nonium fcum ipse catapulta ictua esaet'; non posaunt autem non spectare Curculionis v. 689 sq. verba supra posita, itein Captivorum 796 rnam meus est balliata pugnua, cubitua catapul- tast mihi, umerus aries'. Contra certa sunt Curc. 398 rnam illaec ca- tapultas ad me crebro commeant'; item ut videtur Titinii v. 126 R. 'qooniam catapulta auolat'. Kt de ballista Poenuli I, 1, 73 quoi iam infortuni intenta ballistast probe, quam cgo haud multo post mit- tam e ballistario'; Lucilii apud Nonium p. 255, 25 'ballistas iactans centenaria8' ; item de scorpione Sisennae apud Nonium p. 563, 25 scorpioa catapulta concitOB' (non item Sallustii quae praecedunt), nec aliter belli Africani c. 29 'scorpione accuratius misso'.

FB. RITSCHELII OPV8CVLA III. 13

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FRAOMENTA PLAVTINA

aut adeo 'pilam graccam' i. e. pilain lusoriam reddendam esse Astrabae versui somniarunt ut Nic. Heinsius Adversar. III, 11 p. 478, quamvis praeter mensuram vocis ipso accusativo a totius vi sententiae alieno. His autem sic expeditis al- teri quoque, quod supra significabani, argumento via parata est. Nam quod in versus exitu adiectum est 'plana uia', facilem nunc explicatum hunc habet, ut in ipso plano, ubi munimentorum obstacula nulla superanda sint, tamen ope- rosae machinamentorum contentioni locus dari dicatur. Postremo vide mihi, quani commode in propositam interpre- tationem illud conveniat, quod 'reciprocandi' notio, si non prorsus pariter, at similiter item ad telorum iactum refertur in Accianis versibus Philoctetae 545 sq. llibb.: 'reciproea tendens neruo equino concita tela\

IV.

Festus p. 30G, 31 sq. sat certo suppletus ex epitoma: '[subscudes apjpellantur cuneatae (cuntfratae cod.^corr. ScaL) ta|bellae quibusj tabulae inter se con[figuntur, qui]a, quo eae immittuntur, [succuditur. Pacjuuius in Niptris: mec ulla subscus coliibet compagem aluei». Plautus in Astraba:

U Terebratus multum sit: subscudes addite'.

sit, subscudes scripsi: sit et subscudes codex: sict ct subscudetn Bothius, ubi debebat saltem sit servare, quamquam singula- rem numerum habe*s sane in Pacuviano versu. Verba haud dubie de servo dicuntur ad supplicium dedendo. Et 'terebras' quidem apparet cogitandos esse flagrorum scor- pionumve stimulos: unde ipsas fterebras stimuleas' Mostel- lariae versui 57 restitui Parerg. p. 483. ^subscudes* autem haud scio an ad 'robustum codicem' illum Plautinum (Poenuli V, 3, 34) spectent, cui pedes, bracchia, collum adstringeban- tur, *de quo parum ad rem apposite Turuebus egit Adversar. XXIII, 21, Bentleianum de se iudicium (ad Hor. Serm. II, 2, 123) hoc quoque exemplo comprobans. Aliam in par- tem valent ab Arnobio VI, 16 iunctae rsubscudes, catenae, unci atque ansulae'. Ceterum nihil huic fragmeuto com- mune ost cum VI.

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FliAC! MENTA PLAVTINA.

195

V.

Gellius XI, 7, 4: 'Veluti Roinae nobis praesentibus uetus celebratusque homo in causis, sed repentina et quasi tuuiul- tuaria doctrina praeditus, cuui apud praefectum urbis uerba faceret et dicere uellet inopi quendam miseroque uictu uiuere et furfureum panem esitare uinuraque eructum et fetidum potare, «hio inquit «eques Komanus apludam edit et flocces bibit». Aspexerunt omnes qui aderant alius alium, primo tristiores turbato et requirente uoltu, quidnam illud utriusque uerbi foret: post deinde, quasi nescio quid tusce aut gallice dixisset, uniuersi riserunt. Legerat autem ille < apluda m> 12 ueteres rusticos frumenti furfurem dixisse idque a Plauto in eomoedia, si ea Plauti est quae «Astraba» inscripta est, po- situm esse. Item «flocces»' e. q. s: Nonius p. G9, 31 sq.: 'apludas frumenti furfures dicunt rustici ueteres. hoc in antiquis inuenitur, quorum in dubio est auctoritas. quamquam et Plautus in Astraba fabula ita dixerit, cuius incertum est an sit ea comoedia: atque ideo uersus eos ponere supersedi- mus'. Vbi nunc eos scripsi pro cosdeni, ea pru eius iam Parerg. p. 131 restitueram. Versus autem Plautinos ponere nebulo Nonius scilicet f supersedebat', quod apud Gellium nullos positos invenisset. Ad Plautum haud dubie spectant Plaeidi glossae quamvis vitiose scriptae p. 433, 14 et 433, 3: 'apluda, furfurina, alii panici* et 'abludam, paleam\ Quos- dam enim non tam furfurem quam paleam potius interpre- tatos esse, cum e Festi epitoma p. 10, 14 intellegitur: 'apluda est genus minutissimae paleae frumenti sive panici, de qua Naeuius: «non bercle apluda est hodie quam tu ne- quior»', tum Plinii testimoi>io firmatur Nat. hist. XVIII, 99: fmili et panici et sesimae purgamenta apludam (adpludam ai) uocant et alibi aliis nomiuibus'. Q uippe ipse natura sua I»roximo utramque notionem cognationis vinculo contineri rectissime monuit Muellerus adn. ad Festum. Itaque in Vul- canii Onomastico p. 12 est eappluda, KUpriPiov': sic enim emendandum Kn,po(Jiov, quod vel in Thesaurum Parisinum transiit; graeca autem vocabula haec componit Erotianus lexici Hippucr. p. 90, G ed. Klein.: KUpriPtuJV, tujv dxupiuv

13*

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19G

FHAGMENTA PLAYTINA.

kcu TUTupwv. Nihil ad Plautum pertinet, quod etiam fsor- bitionia liquidissimum genus' a quibusdam fapludam' haberi Festi epitome addit, fquod flatu deiciatur et quasi adploda- tur': pro quo fsorbitiuncula ex paleis facta' (suavis mehercule potio!) substituitur in A. Maii Novo nimirum Hhesauro' la- tinitatis p. 54.

VI.

Nonius p. 62, 32 sq.: fexterebrare est ui aliquid ex- torquere. [Plautus Persa: mumquam herclc istuc extcrebrabis, tu ut sis pcior quam ego sicm». itcm tercbrare. idem Bacchi- dibus: «lianc ucniam illis sine tc exorcm : : ut tcrebrat*. est] et scrutari aut curiosius quaerere. Plautus in Astraba, cum in curiosum iocaretur: «terebratum quidem pertundis».' Disputandi operam ut compendi facerem, grammatici verba manifesto mutila statim talia posui expleta lacuna, qualia fere olim exstitisse arbitror. 'exterebrare* verbum, translata quidem significatione, omnino nusquam exstat hodie praeter Persae v. 237, et habet ibi revera cxtorquendi vim: ad ean- demque vim proxime accedit in Bacchidibus v. 1198 ftere- brare* cui parum rectc comparant 'expalpare', rectius pote- rant 'exsculpere* Plautinum. Porro autem cum apud auctorem suum Nonius legeret etiam ad 'scrutantem et curiose quae- rentem' terebrandi notionem translatam esse, simulque levi calami lapsu tcrebratum scriptum videret, hoc consueta so- cordia homo stolidus pro participio habens exemplo esse ipsius Hcrebrare' verbi putavit. Plauto enim dubitari pror- sus nequit quin suum Turnebus sic reddiderit Adversar. XXIX, 19:

13 Terebra tu quidem pertundis

Illa quae sunt ccum in curiosum iocaretur' (ubi locaretur codd.) grammatici verba esse, non poetae, primus perspexit Lipsius Antiqu. lect, IV, 17.

VII.

Nonius p. 37G, 3: *et quoniam nonnulli ueterum pro eo, quod protinus est, protinam vel protenis conuerterunt,

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FRAGMENTA PLAVTINA.

107

eiempla de his necessaria decerpenda sunt. Afranius

Plautus in Astraba:

Dare pedibus protinara sese ab his regidnibus.'11) u

Vbi astraua vel astrauada quidam codices. De triplici forma adverbii explicatius dixi Opusc. phil. II p. 244 sqq.

VII. BACARIA.

Maerobius Saturn. III, 16 ab initio: fNec acipenser, quem maria prodigis nutriunt, illius sacculi delicias euasit, et ut liqueat secundo Punico bello celebre nomen huius piscis fuisse, accipite ut meminerit eius Plautus in fabula quae in- scribitur baccharia, ex persona parasiti: «quis est mortalis tanta fortuna adfectus umquam qua ego nunc sum, cuius haec uentri portatur pompa? uel nunc, qui mihi in mari acipenser latuit antehac, cuius ego latus in latebras reddam meis dentibus et manibus».' Non leviter corrupta verba poetae, in septenarios iambicos iam olim a me redacta in Ludovici lani praefatione ad Macrobii vol. II p. VIII, paulo etiam confidentius nunc sic reconcinno:

Quis est mortalis tam bona fortU"na adfectus um- 15

quam,

Quam ego uunc sum, quoius haec [dapsilis] uen-

tri portatur pompa!

Vel nunc hic, qui mihi fn marid acipenser latuit

antehac,

Quoius latus in latebras reddam ego meis denti-

bus et malis.

Nec enim opus est cuius in eius mutato, id quod vel minus commodum fuerit ad sententiarum enuntiationumque sese excipientium rationem atque conformationem universam. Atque adeo fieri potest ut continuatam a poeta cum senten- tia constructionem non persecutus sit Macrobius. Producta autem ultima positum dentibus si quis amplecti vereatur,

11) Soa spontt» intellegitur talia eodem iure posse pro septenario haberi cui deeit principium : quode seniel monuisae natis esto.

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FHAGMKNTA PLAVTINA

quamvis praeter exemplorura non adeo paucorum vim etiam nobis uobis formarum similitudine munitum Opusc. phil. II p. 636, non poterit non longius progredi mutando et aliquid huius modi temptare: fQuoius latus in latebras dentibus ego meis et malis reddam', vel \ . . dentibus meis reddam ego et meis nialis'. Nam Matus in latebras' inter se divelli non patitur lex adnominationis.

Ipsura autem uomen fabulae non posse 'Baccharia' fuisse, id quod libri produnt, dixi Parerg. p. 155 sq. Nec enim pallia- tae argumentura potuit ab Italis Bacchabus peti, neque Graeco- rum nova quidem comoedia similem umquam fabulam peperit, sed antiqua tantum BdKxac Lysippi, Dioclis, media Antiphanis. Igitur dubitare noli, quin adspiratio consueto librariorum vitio accesserit. Iani vero tenendum est in aria exeimtia fabularum nomina aut numquara aut vix uraquam ad mulieres spectare tali terminatione appellatas, sed a rebus duci in ipsis fabulis com- raemoratis: quod genus omne dedita opera tractavi Parerg. p. 139 sqq. Ambigi sane potest, num forte Corollaria Naevii inde vocata sit, quod in ea corollariae i. e. cre^avoTTUjXiboc vel ae- qpavr|TT\6KOu partes essent: quando fCorneliam A. 1. Acten co- rollariam' habes in titulo Pisaurensi Orellii 4173 quae sine hypocorismo 'coronaria' est in Florentino ibid. 4172 (*Kem- niae Priraigeniae coronariae'), itera apud Pliniura Nal hist, XXI, 4. Verura ne hoc quidem uno exemplo, etiamsi non suapte natura ambiguum esset, recte utare; 'baccariain' enim quam tandem tibi informabis? Noviraus XaxavoTTiuXibac, no- vimus ^TTUJpOTTUjXibac tamquara ^pomarias'; sed solas baccas exclusis pomis venditantes mulieres usu venisse non magis credibile est quam aliquas scilicet KOKKOTriuXibac ipsa liugua novit. Consequens est igitur, ut a 'bacca* vel 'baccis' ipsis fabula nomen traxerit: quod vocabulum cum non Plautino tantum saeculo, sed locupletium testium fide (velut codicum Vergilianorum) etiam posterae aetatis usu non geminatara c litteram tamquara legitimara servaverit, Bacariah malui quara Baccariam inscribere. Qualis tamen baca qualesve bacae ansam dederint sic appellandae fabulae, haud sane fa- cile dictu est. Nulli usui myrteas, laureas, oleagineas esse posse vel id genus alias, nemo non concedet. Vnum in

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FKAOMENTA PLAVTINA.

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proniptu esse video, ut margaritae iutellegantur ad orna- tum muliebrem pertinentesr quam quidem fbaca', item fba- catus' vocum significationem per multa saecula satis usita- tam multis persecuti sunt interpretes Petronii Sai cap. 55. Fatendum est sane antiquiora Horatio Vergilio Ovidio ex- einpla eius appellationis non exstare: quamquam altera ex parte responderi potest ne 'niargarita' (vel 'margaritum') quidem vocabulum antiquiorem Varrone auctorem habere. Gravius est, quod ipse margaritarum usus a Plautina aetate esse alienus videtur. Non satis quidem hac in causa Plinii testimonia valent, qui cum lib. XXXVII, 12 'Ponipei (de Mithridate) victoriam primum ad margaritas gemmasque mores inclinasse' perhibet, id in quam partem interpretan- duni sit, planius e lib. IX, 123 intellegitur, ubi margaritas fKomae in promiscuum ac frequentem usum venisse . Alexandrea in dicionem redacta' narrat auctore Fenestella, quem tamen manifesti in eo erroris arguit, quod 'primum coepisse circa Sullana tempora minutas et viles tradiderit, cum Aelius Stilo Iugurthino bello unionum nomen inpositum maxime grandibus margaritis prodat'.1*) Vnde consequitur sane iam ante illud bellum minutarum et vilium aliquem saltem, quamquam nondum promiscuum ac frequentem, Ro- mae usum fuisse. At quanto intervallo ab hoc tempore 1'lautina aetas distat! Hac autem aetate margaritis (perinde ac gemmis) nullum in mundo muliebri locum fuisse cum ex eo facile colligas, quod in eius mundi descriptionibus Plau- tinis, ut saepe auri et purpurae, ita margaritarum nusquam uila mentio fit, tum sat certo inde concludes, quod de eodem luxuriae genere non minus tacetur in lege Oppia13), qua con-

12) Permiro artificio Fenestellam contm Plinium dofendit Poethius di?s. de Fenestella (ed. Bonnae a. 1849) p. 38, immixta duce Salmasio Kxerc. Plin. fp. 748' (immo p. 822) ca runio' vocis signiticatione qna aequat caepae notionem. Mercklini de Feneatella commentationem nnmquara vidi.

13) Monet me tamen Mauricius Voigtius non pertinuisse hanc lc- getn ad jieregrinas Romae degentes, quando apud ipsum Livium cap. 7, 5 'sociorum latini nominis uxoribus eadem, quae Romanis adeinptn, ornamenta cshc concessa' dicuntur.

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FRAGMENTA PLAVTINA.

stat ab anno 539 ad 559 vetituni fuisse, rne qua mulier plus semunciam auri haberet nec vestiniento versicolori uteretur' teste Livio XXXIV cap. 1 iuxtaque eum Valerio Maximo et Orosio. Verum enim vero quid est oninino, cur in Romanorum moribus legibusve moremur, cum in fabula pal- liata versemur graeca instituta repraesentanteV In Graecia autem Asiaque minore margaritarum usum constat inde ab Alexaudri expeditione Indica magis magisque percrebruisse: cuius rei documenta praestat Lasseni 'Indische Alterthums- kunde' t. I p. 649 adn. 2 (p. 797 sq. ed. alt.). II p. 680 adn. 1. III p. 19 sq. 305 8q.14). Quid igitur impedit, quominus inar- garitae vel margaritarum in novae comoediae aliqua fabula mentio fieret, et ita quideni fieret ut inde suae fabulae nomen latinus, qui illain verteret, poeta imponere posset? Velut in promptu est de creberrima illa in veterum fabulis dvcrfvujpkci eiusque cn,U€ioic cogitare, quode multus est Aristoteles Poet. cap. . 11 et 16: cuius quidem luculenta exempla in ipsa latina co- moedia exstant. Anulum habes agnitionis indicem atque instru- mentum in Curculione, in Hecyra; cistellam cum crepundiis in Cistellaria; item in Rudente, ubi inde a v. 1156 singillatim enumerantur 'ensiculus aureus litteratus, ancipes securicula N aurea, sicilicula argenteola, duae conexae maniculae, sucula, bulla aurea'. Ecquis igitur negabit potuisse in simili causa etiam margaritae vel margaritis i. e. bacis locum esse, rei

14) Vnuni est quod non possit Lasseno concedi: quod 'unionis' nomcn ab unitate i. e. aequabilitate margaritarum duxissc Romanos Bibi persuasit t. III p. 19 sq. Nec enim ipso Plinio duce (IX, 123) dubitandum est, quin insigniores tantum magnitudine sua margaritas ut ruuiones' opposuerint minoribus vilioribusque, simili prorsus ratione atqne quae in gemmarum gencre iu bodicrnum rsolitaire' nomen cadit: eiusque appellationis planissimis verbis adeo causam idem PHnius § 112 explicat. Ceterum Theodorua Hesslingius in libro, quem rDie Perl« muscheln und ihre Perlen' inscriptum Lipsiae edidit anno 1859, cum iam inde a bellis Persicis ipsas Athenas affluxiBse margaritarum fre- quentia adseverat p. 11, id quo auctore dicat, ipse viderit. A Persis Medisve si ad Graecos illarum notitia pervenisset, Persico eas vocabulo appellassent: ab Indico autem ductum esse uapYctpmic nomen cum Pottio et Lassenus docuit et Schwanbeckius fdo Megasthenis Indicis' (ed. Bonnae a. 1846) p. 40, quamquam de ipsa stirpe paululum intcr se dissidentes.

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FRAGMENTA PLAVTINA.

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potissimum tum rarae ac pretiosae obque id ipsum ad re- cognoscendam, quae periisset, Palaestram vel Silenium ali- quam imprimis commodae? inde autem Bacariae nomen ipsi fabulae item indi ut a cistella Cistellariae? Quamquam licet profecto etiam alia comminisci, velut aliquod 'nionile bacatum* vel 'inaures' bacatas15), quali ornamento vel ama- siam amator vel semet aliquis fur beaverit et siqua sunt si- milia: quando talem margaritaruni usum iam antiquissimi testes confirmant adlegati ab Athenaeo III p. 93 B et cy Theo- phrastus Trepi XiOojv 36) et Chares Mytilenaeus iv epbourj Tiiuv Trepi 'AAeEctvbpov icropiiuv, ille quidem his verbis: ttoioOci b' 11 auToO touc TToXuTeXeic opuouc, his autem alter: KOTa- aceuaZoua b* auTujv dpuicKouc tc kcu ipiXia Trepi rdtc x^ipac xa\ touc Trobac. Haec igitur si probabiliter disputavimus, restat ut *baca' vocabuli usus Plautinus in quantum poterit defendatur. Itaque Horatium Vergiliumque quoniam nemo profecto sibi persuadebit de suo finxisse eam de qua agimus signiticationem, prorsus credibile est Romanos, ubi prima ad eos margaritarum notitia, fortasse per Punicos institores, pervenit, a figurae similitudine illis bacarum nomen fccisse, post demum successisse a Graecis receptam margaritarum appellationem , quae quidem, ut nunc res est, antiquissimos auctores Varronem et Ciceronem habet. Pristinum autem Yocabulum, haud dubie propagatum consuetudine vulgi, non est mirum servasse dactylicos poetas, ut quorum numeris refragaretur graecum nomen: huius enim antepaenultimam praeter rationem producere posteriores demum quidam ausi 8imt, quorum exempla habes apud Vngerum de Valgio Rufo p. 221 sq.

Ceterum vix esse cavendum puto, ne quis ad explican- dum 'Bacariae' veriioquium Festi glossa abutatur epitomae

16) Non ineptiat me iudice, si quis in Menaechmoruru verbis v. 541 sq. 'inauris da mihi, faeiunda pondo nummum duom gtalapmia* ipsum 'stalagmia* nomen de margaritis interpretetur, quippe figura Bua tam gimilibu8 guttarum ut nihil gupra. Quamquam necessitatem tamen fatendum est id non habere, cum in parilem figuram non lapides tau- tum (i. e. gemmae), aed aurum quoque fabricando pcrfacile redigi el potuerit ct hodie solcat.

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FKAfJMKNTA FLAVTINA.

p. 31, 2: 'bacar, uas uinarium simile bacrioui' (quam liaec praecedit: 'bacrionem dicebant genus vasis longioris manubrii'): quicum aliorum glossariorum voces 'baccariuni, vas aqua- riuni', 'bacario, urceoli genus', iam Scaliger composuit. Inde enim ductum fabulae nomen nemo non videt debuisse fBa- cararia' esse, non 'Bacaria'.

VIII. BIS COMPRESSA.

Vnum haec fabula testem habet L. Accium, a Plauto illam abiudicantem: cuius verba posui sub AoROECO. Confer de ea Parerg. p. 138. 147 dicta.

IX. BOEOTIA. L

Ad hanc fabulam Gelliani capitis III, 3 principium in- tegrum spectat, quod est tale secundum eam, quam Parerg. p. 81 sqq. commendavi, scripturam:

*Verum esse comperior, quod quosdam bene littcratos homines dicere audiui, qui plerasque Plauti comoedias curiose atque contente lectitarint, non indicibus Aelii nec Sedigiti nec Claudii nec Aurelii nec Accii nec Manilii super his fabulis, quae dicuntur ambiguae, crediturum, sed ipsi Plauto moribus- que ingenii atque linguae eius. hac enim iudicii norma Var- ronem quoque usum videmus. nam praeter illas uuam et uiginti, quae «Varronianae» uocantur: quas idcirco a ccteris segregauit, quoniam dubiosae non erant, sed consensu om- nium Plauti esse censebantur: quasdam item alias probauit adductus filo atque facetia sermonis Plauto congruentis, eas- que iam nominibus aliorum occupatas Plauto uindicauit: sic- uti istam, quam nuperrime legebamus, cui est nomen Boeo- tia. nam cum in illis una et uiginti non sit et esse Aquilii dicatur, nihil tamen Varro dubitauit quin Plauti foret neque alius quisquam non infrequens Plauti lector dubitauerit, si uel hos solos ex ea fabula uersus coguouerit, qui quoniam

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FRAGMENTA 1'LAVTINA.

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sunt, ut de illius niore' dicain, Flautinissimi, propterea et ineminimus eos et ascripsimus. parasitus ibi esuriens liaec dicit :

Vt illum di perdant, primus qui horas repperit 16 Quique adeo primus statuit hic solariuin: Qui inilii comminuit misero articulatim diem. Nam ("olimj me puero uenter erat solarium, Multo omnium istorum optumum et uerissuiuum, Vbiiibi monebat esse, nisi quom nil erat. Nunc etiam quom est, non estur, nisi soH lubet. Itaque adeo iam oppletum oppidumst solariis, Maior pars populi ut «iridi reptent faine.'

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VIII.

C. Suctoni Tranquilli vita Terenti

cinendata atque enarrata.*)

pvblivs terentivs afer, Karthaginc natus, seruiit Ro- mae Terentio Lucano senatori, a quo ob ingenium et for- raam non institutus modo liberaliter, sed et mature manu

1; p. 206, 7. p. 205, 3; p. 211, 12. Hieronymus 01. 155, 3 («. 596): Tublius Terentius Carthaginiensis (Carthaginicnscs B) comoediaruiu scribtor, ob ingenium ct forniam libertatc donutus, in Arcadia (Archa- dia B) moritur. qui primam Andriam antequam aedilibus uenderct, Caecilio (Caelio P) multum se miranti legit.* 'Metachronismus unius anni' Scal.

Vitae Tcrentianae hi codiccs pracsto fuerunt: A =- Parisinus mcmbr. 7920 sacc. XI, olim Petri Danielis. B = Parisinus chart. 7921 saec. X V. C = Ijcitlcnsis membr. Voss. 186 saec. X V. D = Dresdensis tncmbr.- chart. Elect. 539», licg. I). 101 sacc. XV. E = Vrbinas membr. 354 saec. XV. F = Beginensis mcmbr. 1492 saec. XV. G = Neapolitanus mcmbr. mus. Borbon. 411 sacc. XV. Z = cditio princeps Donati Ro~ mana anni 1472. Praetcrca Ald. nobis est Franc. Asulani anni 1517, St. Bob. Stephani Parisina anni 1529, Vet. Aldo aliqua vctustior, principe posterior. a et b notis manus pr. et scc. signatur 1 affer A karthagine G. kartagine BCD. cartagine A. cartaginense Ea, eartha- ginense Eb. carthagine cctcri seruiit Bothius. seruit A. seruiuit cc- teri romc BCDZ 2 terencio B. V. Terentio e *suo manuscripto'' Pighius Annal. II p. 347, Osannus Anal. p. 21 senatore A. om. BCD 3 et] ctiam F mature A. G. om. Ea manumis- 8UB DF

*) [Aus fC. Suetoni Tranquilli praeter Caesarum libros reliquiac edidit Augustus Reiffcrscheid ; inest vita Terenti a Friderico Ritschelio emendata atque cnarrata. Lipsiae sumpt. B. G. Teubncri 18G0' p. -Jfiff und p. 481 ff.J

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C. SVETONI TRANQVILLI VITA TERENTI. 205

raissus est. quidam captum esse existimant: quod fieri nullo modo potuisse Fenestella docet, cum inter finem secundi Punici belli et initium tertii et natus sit et mortuus. nec si a Numidis aut Gaetulis captus sit, ad dominum Romanum

5 peruenire potuisse, nullo commercio inter Italicos et Afros w nisi post deletam Karthaginem coepto. hic cum multis nobi- libus familiariter uixit, sed maxime cum Scipione Africano et C. Laelio, quibus etiam corporis gratia conciliatus existi- matur. quod et ipsum Fenestella arguit, contendens utroque

lomaiorem natu fuisse. quamuis et Nepos aequales omnes fuisse tradat et Porcius suspitionem de consuetudine per haec faciat:

Dum lasciuiani nobilium et laudes fucosas petit, 6; p. 206, 1. 8; p. 208, 8 Donatus in Adelph. prol. 15: 'homines

1 est om. EZ quidG A ullo BaCD 2 potuisse om. C inter finem A. in fine ccteri 3 belli punici EG, Vet. belli Z. punici belli natua sit F initio BF. ante initium EZ tercii A et na- taa sit et Bitschelius: natus sit et Ald. natus est et Hbri, nisi quod natus est G, prorsus om. F mortuua om. G ne BCG si ani- midig A 4 aut EF, Vet. et ceteri geturis A. gentulis (ead. tn. n dd.) F. getulia ceteri sit om. G. ad doiuinum Jac. Gronorius. ad ducem BEFG. adducem ACD. Graviora mohtus adduci Romam ibique uenire pereleganicr Schopenus, adductura Romam uenire Mommsenus 5 peruenisaere G potuisset G St commertio E. comertio BCDGZ

italiquoa A. ytalicos CD. italos FG G karthaginem G. karta- ginem BCD. cartaginem A. carthaginem eetcri cepto ABFG. capto C'7). caepto E nominibuB (ead. man. corr. in nobilibug) A 7 affri- cano BCD. aphricano EZ 8 C. A. om. D. cum ceteri lelio BCDGZ etiam] et BCD gratia om. CD. pulchritudine B conciliana E 9 et (h. e. etiam) JD(?). ex A arguitj docet B 10 maiorem natus Aa. natu maiorem F. maiorem nam E et FaG. ex A. cor. BCD. corneliua EZ. et cor. Fb, St eqnaleB AGZ 11 tra- uat A. tradit ceteri et] Sed G Porcius St. portiua Hbri, nisi quod potiufl G Buspitionem AEZ. suspicionem F. suspectionem G. om. BCD hec G 12 fecit G 13— p. 207, 3 Non satis felicem in hit restitucndis opcram Scaliger consumpsit Animadv. in Euseb. p. 144 sq. ed. aU., infeliciorem Bothius in Beckii Comm. soc. phil. Lips. I p. 34 sq., infcliassimam Walchius Emend. Livian. p. 143 sqq. Nec multum pro- fecit Rothius 13 lasciua A. lasciuiaa BCD laude8 fucosaa A, Wol- fius. fucoaaa laudea BCDG. fnscosas laudea EZ, etiam, nisi quod prius M fuscoBaa ead. man. del., F

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C. SVETONI TRANQVILLI

Dum Africani uocem diuinam inhiat auidis auribus, Dum ad Philum se cenitare et Laolium pulchrum putat, Dum in Albanum crebro rapitur ob florem aetatis suae: Suis postlatis rebus ad summam inopiam redactus est. Itaque ex conspectu omnium abit in Graeciam terrams

ultumam.

Mortuos Stymphalist Arcadiae oppido. nil Publio Scipio profuit, nil illi Laelius, nil Furius,

nobilks: Scipionem Africanum significat et Laelium Sapientera et Fu- rium Philum.' Item in v. 17: fiN bello: Scipionis. IN OTIO: Furii Phili. in NEGOTIO: Laelii Sapientis.'

1 uffricam CD uocem diuinam iuhiat Muretus. uoce dum et inhuius et A. uoce diuina inhiat ceteri, nisi quod iniat By inihat CD

auribus auidis F 2 Philum Bothius. fixum A. furium ceteri se om. F coenitare EFy Vet. coemitare Z. centare A. cantare G. coemptare BCD. coenare Wolfius se ad Furium transponens leliura ABCDZ pulchrum putat Ay Ahl. putat pulchrum ceteri 3 Dum in Albanum crebro rapitur cxpuJso fjlossemate Iiitschelius. dum se amari ab his credat crebro in albanum rapit (h. e. rapitur) A. dum se amari ab his credit crebro (craebro l,y) in albanum rapi ccttri (nisi quod ra- pido pro rapi ob G): ubi hisce Ald. Alia olim ria inita est Parerg. Phiut. I p. G37 sq. (Mus. fihen. n. J p. 148 sq.) ob A, St. ad ceteri praeter G etatis BZ "sue BEZ 4 Suia postlatis Bit- scheUus. post sublatis A. ipsus sublatis FaG, St. ipsis sublatis ceteri. Suis Bpoliatus Bezzenbergerus teste Fleckeiseno. ipsus . . . Suis ablatis (cum lacuna) Wolfius 6 ex A. e ccteri omi B abit in Grae- ciam terrara Scaliger. abit greciara in terrara A: (undc fadle abiit Graeciam in terram efficias). abiit in grcciam in terram EGZ et nisi quod graeciam F. abit (ead. man. corr. ifl abijt) in greciam B. abiit in greciam CD. abiit Graeciae in terram Bothius: pro quo potuerat etiam abit in Graeciae terram G ultimam hbri. fortasse intumam fuit 7 Mortuoa Stymphalist Bitschelius: cf. ad p. 211, 11. mor- tuus est infalo A. mortuus est in phalo BDF et nisi quod inphalo C. Mortuns est in pholo G. mortuus cst in atimphalo EZ. Mortuust Stymphalo Bothius, in inseretis jwst Arcadiae arcadiae E. Ar- cadie Z. archaide B. archadiao ceteri opido AB nichil A. nil G. nihil ceteri: ct sic propc constantcr Publio Bitschelius: quod post repcriuni est in E. Publius AJd. P. A (et pr. quidem manu,

scd pracmissum initio vcrsus), CDFZ. p. B. ei. p. G 8 Scipio

seruulus infra iterant libri p. 212, 0 Scipioni E. Sc. G profuit BCDEZ, sup. scr. Gb, mrg. Fb. om. GaFa. ci profuit A illi A. ei ccteri lelius ACDZ. lucius B. L. G nil sic E FuriuaJ F. G

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t

. VITA TERENTI. 207

Tres per id tempus qui agitabant nobiles facillume. Eoruni ille opera ne domum quidem habuit conducticiam, Saltem ut esset, quo referret obitum domini seruolus.

Scripsit comoedias sex. ex quibus primam Andriam cum ^aodilibus daret, iussus ante Caecilio recitare ad cenantem cum uenisset, dicitur initium quidem fabulae, quod erat con- temptiore uestitu, subsellio iuxta lectulum residens legisse, po8t paucos uero uersus inuitatus ut accumberet cenasse una, dein cetera percucurrisse non sine magna Caecilii ad- 10 miratione. et hanc autem et quinque reliquas aequaliter populo probauit: quamuis Volcatius in dinumeratione omnium ita scribat:

Furius tres] siministros (an sinnnistros?) A, sed furius tres mrg. m. rec. Pitfioei('t) 1 id Wolfius. idem libri, item infra qui om. BCD

agebant CD facillime A. facilllemc, tertia 1 littera deleta et priore e in u mutata, B. -facillime ceteri 2 ille sup. scr. Gb. om. Oa opcra AEZ. operam ceteri habuit] si abuit A. ille habuit G

conduccicia A. conductitiam ccteri 3 referet G seruulo A. Seruulus C. seruulus ceteri 4 comedias ABCDGZ 5 edili-

bus BCDZ Caecilio ex Hieronymo post Crinitum de poet. lat. I c. 8 Lilius Gyraldus de poet. hist. dialogo VIII p. 890 ed. Bas. a. I "j45t Muretus, ScaJiger. caerio A. cerio B. cerrio CD. cenam G. cerio EF. Acilio Pighius Annal. II, p. 389, Vossius de poet. lat. p. 10 ed. Amst. a. 1G54 recitare .... contempti om. A, nihil praeter ore serrans ricitare B. recitaase G at G cenatum G. ceuantem EV 6 dicitur Th. Mommsenus. dictum est FG. dictus est ceteri

initium E, Vet. initio ceteri quidam B fabule CDZ. fabula BC quod om. BCD contentiore BCD 7 sub sellio E lec-

u

tum F redien B 8 uero paucos G uersus incitauit

A cum quinque circiter litterarum laeuna: ut ab illo intercidisse con- icias cenassae E. coenasse F 9 dein A. deinde ceteri caetera CDEF percucurri88e A. percurrisse ceteri Caecilii item ut antea p. 28, 9. caerii A cerrii B. cerii EFZ. cerei CD. eorum G 10 et hanc] ex hac G autem] utinam CD et om. BG qu'q% B alias reliquas D equaliter ABCDGZ 1 1 probant D Volcatius Z. uolcatius EF. uulcatius ceteri, nisi quod ualerius G in dinume- ratione Schopenus. denumeratione A. de enuacone B. de enumeratione ceteri. de remuneratione Mommsetius omnium AF, St. om. BCDEZ. operum Bothius 12 ita scribit om. Fa, add. in marg. Fyb. scribat A% St. scribit ceteri

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208 C. SVETONII TRANQVILLI

Simitur Hecura sexta exclusast fabula.

Eunuchus quidem bis dei[nceps] acta est meruitque pretium quantum nulla antea cuiusquam comoedia, octo milia num- mum. propterea summa quoque titulo ascribitur. * * *

*******************5

30 nam Adelphorum principium Varro etiam praefert principio Menandri. Non obscura fama est adiutum Terentium in scriptis a Laelio et Scipione: eamque ipse auxit, numquam

. nisi leuiter se tutari conatus, ut in prologo Acfelphoruin:

1 Donatus epimetro vitae Ter. v. 11: 'Hecyra saepc exclusa, uix acta est.' Idem praef. Hec. p. 337 Lindenbr.: 'saepe exclusa haec co- moedia.' Addo comm. in Hec. prolog. I, 4. II, 3. 7. 13. 26. 29.

2 Donatus praef. Eun. p. 9G: facta est tanto successu ac plausu atqne suffragio, ut rursus esset uendita et ageretur iterum pro noua, proque ea pretium , quod nulli ante ipsam fabulae contigit, octo milia seatertium numerarent poetae'. Idem epimetro vitae Ter. v. 10: 'magno succesau et pretio stetit Eunuchus fabula.'

1 Simitur BitscheJius. sumetur A, St. sumetur F. sumeretur EGZ.

re

submet B. submeret CD post hir litteras deJetas hecyra B. hec ira A. hecyra CD. aecyra E. echira F. hechira G. Ecyra Z ex- clusast duce Donato Iiitsclielius. ex his libri, ante Hecyra conlocata a Bothio. ex hisce Ilarius fabulis G 2 eunucus CD. enunccus Ba. enuccus Bb. Enuchus Z dei[nceps] BitscJiclius. die ABCDFG. om. KZ. de i[ntegro] fuit cum placeret maeruitque E preciu A. precium F. praetium CD 3 niilla B antoa] alia EZ cuiusque ABD comedia ABCD octo Ritschelius. V1IIB et in rasura qui dem B. Ide octo A. id est octo F, St. ~ octo G. uidelicet octo EZ. l. vm CD milia numum EZ. milia nummorum AF, et, nisi quod numorum, G. nu- morum numorum sed prius vocabuJam in rasura B. numornm C . numeruni D 4 aumma quoque AF, St. sumo quoque B. summo quoque DEGZ. summoqj C asscribitur B Lacunam signavit Wolfius. intercidissc videntur qualia de fabulis ab Apollodoro et Menandro translatis Donatus prodidit in epimetro huius vitae 6 eciam B prefert AZ. profert FG. profer B 7 menandro (o ead. man. corr. in i) A 8 lelio BCDZ.

L. G cipione A. scipione (nisi quod Sci. G) Jibri ceteri: Scipione, quibus cum familiariter uixit E, Vet. (iam a 1477) e p. 205, 7 eam- que Schopenus. namque A. candemque F. eundemque G. eandem ce- teri hauxit CD. haxit Ba% axit Bb (fortasse ead. man. corr.). uixit E numquam AG. nunquam F. numquam enim ccteri, nisi quod nun- quam CDE, aenim E 9 lcniter EZ N tutari] refutare A. se

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VITA TERENTII.

209

Nara quod isti dicunt raaleuoli, homines nobiles Hunc adiutare assidueque una scribere, Quod illi maledictum uehemens esse existumant: Eam laudem hic ducit maxumam, quom illis placet s Qui uobis uniuorsis et populo placent,

Quorum opera in bello, in otio, in negotio Suo quisque tempore usust sine superbia. uidetur autem leuius se defendisse, quia sciebat Laelio et Scipioni non ingratam esse hanc opinionem. quae tum magis io et usque ad posteriora tempora ualuit. C. Memmius in ora- tione pro se 'P. Africanus' inquit ca Terentio personam mutuatus, quae domi luserat ipse, nomine illius in scaenam 3i detulit'. Nepos auctore certo comperisse se ait C. Laelium

ditari F conat' (h. e. conatus) A. conatur cetcri et G pro- logo] r 15 1 quid B. om. D ipsi ABDG. ipi C maleuoli A. male?oli (e ead. man. corr. in i) V. maliuoli ceteri 2 Hunc] Eum libri Terentiani assidue una G 3 uehemena esse F. uene niens (ead. man. corr. in uehemena) esse A. uehementer BCD. uehemens EZ existimant libri 4 Eam] Esse G duxit G maximam

Ubri quora] cum Ahl. (e Terentio). Qrt A. qd B. qd' D. q F

i quod ceteri placeat EGZ 5 qd A. q (h. e. qui) F uobis

. t.ia

om. BCDGZ tmiatu A. univenus ead. m. G. uniuersia ceteri et om. BCD placeat />(?) 6 operam G ocio in negocio CDEFG. otio. inegotio B 7 buo] X G quasque A tempore uaua est (e Tcrentio) EZ. U8ua est teinpore F. usus est ceteri 8 autem leuius se RitschcJius. autem laelius autem A. autem se leuius BCD et, nisi quod se leu in ras., F, item Ald. autem Be leniua / autem lenius E. autem leuius G Laelio et Scipioni E , Vet. ex laeliio ex scipionis A. ut lelii et «cipionis BCD. et laelii et ecipionis F. p lelii et Scipio- nis G. et Leliorum Seipioni Z. et Laelio et Scipioni Flcckeisenm 9 in griuh B. igratam G quc AZ. qui G tum Bitschelius: quod post repertum est in G. tamen ceUri 10 superiora CD C. Memmius Ellendtius Proleg. in Cic. Brut. p. LXT ed. pr. C. memius A. Q. me- mius BCD. Q. memmius EFGZ 11 se A. se ait ceteri atfricanus CD inquit a Bitschelius cum Schopeno. quia A. qi B. qui a ceteri pereonam om. E 12 que Z domi luxerat BCD. demulus erat A. domui lnserat Bothius incenara A. in scenam E. in coenam Fa. in acoenam Fb. in scenam ceteri 13 a neorecerio G. a reore (Reore C) cerio CD. a reore cer . . rio cum duarum Utterarum rasura B. auctore cerio (io m rasura alt. man.) F Q. Fa C Fb lelium BCDZ

VU. K1TSCHK1.II orvsevLA III. 14

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210 C. SVETONII TKANQVILLI

<

quondani in Puteolano kalendis martiis admonituni ab uxore, temperius ut discumberet, petisse ab ea ne se interpellaret, seroque tandem ingressura triclinium dixisse non saepe in scribendo magis sibi successisse: deinde rogatum ut scripta illa proferret, pronuntiasse uersuVqui sunt in Heauton timo-s rumeno:

Satis pol proterue me Syri promissa huc induxerunt.

Santra Terentium existimat, si modo in scribendo adiutori- bus indiguerit, non tam Scipione et Laelio uti potuisse, qui tunc adulescentuli fuerint, quam C. Sulpicio Gallo, homineio docto, quo consule |Megalens|ibus ludis initium fabularum 32 dandarum fecerit, uel Q. Fabio Labeone et M. Popillio, con- sulari utroque ac poeta. ideo ipsum non iuuenes designare qui se adiuuare dicantur, sed uiros quorum operam et in

1 quadam B. quodam E inputet lauo A Kalendis martis A. Kal. (kt F) martiia F, Vet. -k-t mart B. kl'. mart. CJ). kl. martii EZ

monitnm G 2 temparius sed a ead. man. corr. in e B. temporius sed o ead. man. corr. in e F. temparius CD petisse AB. petiiase ceteri ne se Ritschelius. ne libri interpellaret A. interpoliarttur F. interpellaretur ceteri 3 seroque A. seruius B. seruis Cl). serius ceteri tamen E. tum G ingressum A, Ald. ingressus ceteri tri- diuium Ji sepe ABZ 4 magis om. D uibi successisse A. suc- cessisse sibi ceteri, nisi quod succexse Fa deinde rogatus BG. de ifirogatna C. de interrogatus D 6 ine autonti monumeno A. in eu- tantum B. in heautontimerumeno E. in e*autontumerumeno Gtf). iu eautentumerumenos F. in eutantumerumeno CD. Versus sunt 723 (J V, 4, 1) 7 poll B Biri BCD hic BCJ). hunc EGa 8 Santra Erarnus in Frobeniana Bas. a. 1532. satra BEFZ. satra -r A. sacra CDG. Satras St. modo in ras. Fb 9 lelio BCJ)Z qui . . . . fuere om. Fa, sup. scr. Fb. adulescentuli AG. adolescentuli ceteri fuerint RitscJtelim. fuef A. fuere ceteri 10 quam om. Z C. A. Q. BCJ)FGZ. om. E, Ald. sulpicio (ead. man. littera c in t corrccta) A. sulpitio ceteri 1 1 quo consule Megalensibua RitscJteUus J^arcrg. PJ. 7 p. 300. et cuius consularibus A, liothius. et qui conBularibus ceteii, nisi quod qui in ras. ead. man. et consularibus corr. aJtera man. F. et qui Con- sualibus Muretus. et qui Cerealibus Tan. Fabcr. et qui Floralibus Momms. fabularum dandarum fecerit AF. feeerit fabularuxn danda- rum ceteri 12 quinto A labiene A 1'opillio Muretus. popillo A. popilio BCDG, St. pompilio EFZ 13 ae] et F deo A de- signare om. Fa, inter Uneam add. Fb. deaignasse EZ 14 adinuari B. adiuuaKse E. adiuuifw»' Z duantur Jfothr:*. dicuntur A. diceret C.

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VITA TEKENTII.

211

bello et in otio et in negotio populus sit expertus. Post editas comoetlias, nondum quintura atque uicesiraum ingressus annuin, causa uitandae opinionis qua uidebatur aliena pro suis edere, seu percipiendi Graecorura instituta moresque squos non perinde exprimeret in scriptis, egressus urbe est neque amplius rediit. de morte eius Volcatius sic tradit:

Sed ut Afer populo sex dedit comoedias, Iter hinc in Asiam fecit. ut nauem semel Conscendit, uisus numquam est: sic uita uacat.

10 Q. Cosconius redeuntera e Graecia perisse in mari dicit cum fabulis conuersis a Menandro: ceteri mortuuin esse in Arcadia siue Leucadiae tradunt, Cn. Cornelio Dolabella M. Fuluio «

_ m

dicerent D. dicerentur ceteri, in ras. Fb 1 ocio et in negocio

CDEF negocio B 2 aeditas F comedias ABCDZ non- dam A, St. om. ceteri quartum ead. man. corr. in quantum B ac G uicesimum Bothius. incesiniura A. trigeBsimutu CD. trigesiinum

xxx ceteri ingressus Ritschelius. egressus libri 8 annum] an- nam. animi A causa' uitandae A. ca^euitande B. causa euitandae EFG. causa euitande ceteri qua Vet. qui AB. quia ceteri 4 ae- <lm» F percipiendi BCDEGZ. percipienda A. ad percipienda F grecorum ABCDZ 5 non A, Bothius. om. cetcri ira scriptis B, (%d inecripti8 mrg. urbe Muretus: urbem St. om. libi-i 6 redite A Volcatius EZ. uolcatius F. uulcatius ceteri sic om. KGZ 7 9ex populo EZ dedit comedias BCDG et, nisi quod comoed., F. edi- dit comoedias E et, nisi quod comedias, Z. comodias de d A 8 ite hinc A. iter li B. int«?r hinc Z. inter hinc inter hinc D faecit .A ut uaucm BuccJielerus. nauem ut AG. nauim ut BCDF. nauim cnm EZ. nauem autera ut Bitschelius. et nauem ut Bothius 9 in- «cendit B nunquam BCE. nuaq F 10 Quintus A cosconius AG. conscotius B. constotius CD. conserius E. consecius Z. cossentius E e] de G. a LindenbrucJiii ed. Francofurtensis , non Parisina: quod Hothium fefellit grecia BCDEGZ. gcia A perisse AB. per- iiaso ceteri dicit om. A cum fabulis RitscheUus. cu. c. & uui fa- bulis.-l. cum c. et viii. fabulis F. cum c. et octo fabulis B. cum centum

octo (otto CD) fabulis ceteri. 1 1 e menandro F. a menandro ceten, Madvigius in Cic. de fin. I, 3, 7 caeteri ACDF. coeteri E Ar- cadia Bttschelius: utque ita llieromjmu*. archadia stimphali libri, iti- ttrpolati e p. 2()C, 7: nisi quod arcadia EZ, stymphali AC, in stym- I»hali b\ Arcadiac Stymphalo Erasmus 12 siue leucadie A. sinu leucadiae ecteri, nisi quod leucadie DZ , leuchadie B. siue Leucadia EtwtHus Cn.| c. n. A.Qm. Ba. Gn. BbCJ). Cri G cornelio AFG. cor. cetrri dolobella BCDEGZ marco E. iu A. et M Fa. et Q Fb

14*

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212 C. 8VET0NII TRANQVILLI

Nobiliore consulibus, morbo implicitum ex dolore ac taedio amissarum sarcinarum quas in naue praemisefat, ac simul fabularum quas nouas fecerat. fuisse dicitur mediocri sta- tura, gracili corpore, colore fusco. reliquit filiam, quae post equiti^ Komano nupsit: item hortulos XX iugerum uia Appias ad Martis. quo magis miror Porcium scribere: 'Scipio nihil ei profuit, nihil Laelius, nihil Furius: eorum ille opera ne domum quidem habuit conducticiam'. Hunc Afranius quidem omnibus comicis praefert, scribens in Compitalibus:

Terenti non consimilem dicas quempiam. 10

34 Volcatius autem non solum Naeuio et Plauto et Caecilio, sed

1 consulibua DEZ. conaunta A. con9 B. con*' C. cofis. F im- plicitum ex Bothius. iniplicita ac ex A. implicitum acri ceteri. impli- catum ex ttitsclielius ac] et G tedio libri praetcr B% in quo trdio et post r spatium duarum Htterarum in rasura, sed r eadem manu corr. in e 2 ammiasarum E sarcinarum A, Vet. (a. 1512). ea- tyrarum Fy St. fabularum ceteri naue JiitscJielius. naue A. nauim F. naui ceteri premiaerat DGZ. premisserat C 3 medio criatatura A 4 colere B reliquid A filiam om. BCD, add B mrg. que GZ poat A. om. ceteri 5 Ro. Z. r. F ortulos BCDF. horto8 G uia, non in uia, libri 6 Martia Schopenus. martia uil- lara libri, nisi quod matis C Porcium St. portum BCD. portium

ceteri Scipio conducticiam sic Ritschclius. Quae in librit

sic interpolata sunt e p. 206, 7sqq.: scipio nihil profuit nihil lelius nihil furiua, trea per idem tempua qui agitabant nobilea facillime. eorum Ule opera ne domum quidem habuit conducticiam, aaltem ut easet quo referrct obitum domini aeruulua. Vbi singulorum discrepantia haec est: acipio nichil proruit A. acipio fil profuit B. acipio nil profuit EFGZ. nihil Publiua Scipio profuit Ald. 7 nihil lelius fil furins B. nil Lcliua nil furius F. nichil lediua. furiua A. nihil ei leliua nihil furiua ctteri operam BCDF 8 quidera domum CDG. "domum "quidem F. quid domum B conducticia A. conclutitiam B. conductitiam ceteri referet B obitum .... acribeua om. G aframua A quid B 9 prefert Z. praeferri CF. pferi B. prefcrri. D acriberes B Compitalibua] v. 29 p. 144 Ribb. 10 Terenti non conaimilem Bit- scMius. terentii non aimilem A. terentio non similem ceteri, nisi quod sirailem non G. terentio "aimilem F, sed altera man. marg. add. "no dicaa RitscheJius. dicena Hbri. dicea Ahl. que pia A. II Volca- tiua F: apud GelHum XV, 24. uulcatina BCDEGZ. Vulcanua A neuio ABCDEFZ ex plauto excelio A. et plauto et caecilio ceteri, mri quod cecilio BCDEZ

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VITA TERENTII.

213

Licinio quoque et Atilio postponit. Cicero in Linione hac-

tenus laudat:

Tu quoque, qui solus lecto sermone, Terenti, Conuersuni expressumque latina uoce Menandruni 5 In mediuni nobis scdatis motibus effers,

Quiddara come loquens atque omnia dulcia miscens.

item C. Caesar:

Tu quoque, tu in summis, o dimidiate Menander, Poneris, et nierito, puri sermonis amator. 10 Lenibus atque utinam scriptis adiuncta foret uis, Comica ut aequato uirtus polleret honore Cum Graecis, neue liac despectus parte iaceres. Vnum hoc maceror aureolo tibi desse, Terenti.

3 Ausonius Protrept. 58: rTu quoque, qui Latium lecto sermone Tereoti Comis' -.

1 licinio A, Ald. liuio ceteri et atilio A. et astilio BCl). ct ac- cilio F. et actilio G. et Attilio Vet. om. EZ post poni B Ci. G. apud Orell. IV, 2 p. 566 lunone G. milone />(?) Lino Vngerus

Subsicicorum a. 1654 etlitorum p. 3 3 terenti post i crasa una littera F. terentii BCD 4 expressumque] expressuni BCI) menadium B 5 medium nobis A. medium populi BCDG. medio populi EZ. medium certe F motibus Barthius Advers. XXXIV, 7: nisi mori- bus males. uocibus libri affers B 6 Quiddam Pithoeus Epigramm.

(l

et poem. vet. p. 12 ed. Lugd. a. 1506. quida A. qdqd B. quidquid Vet. qdquod CD. quidq F. quid quod ceteri rome loqueris B atque A. ac ceteri dubia dicenB dulcia dicens G niiscenB Bitsclielius. dicens libri.

*•* ••••••

linquens Ciceronis edd. vett. in fragmentis. promens Scaliger Catalect. p. 221 ed. Lindenbr. a. 1617 7 item Ay St. om. ceteri cesar ABZ. Cae. G. p. 7S3 Nipperd. 8 tu in summis o St. tu in summisso t A. tam submisso EZ. non tam sumraisBO BFG, etiam CD, nisi quotl

8umi880 C, sumiso D dinudiate A. dimidietate FG 9 ponderis A

puris BCD 10 laenibus F ntinam] ut BE scriptis] uer- bis Scaliger 1. 8. s. adiuncta Ba, incta Bb nutrg. uia. comica ut

A. uis comica aut E. uis comica ut ceteri, Z. uia, Comica ut Bentleius in Ilor. art. poet. 26 , Wolfius MiscelL p. 452 sqq. uia Co- mica, ut vulgo 11 equato ABZ palleret B 12 grecis BCDZ neue hac Bothius. neque hac ABCDFG. neque iu hac EZ de- •pectuB E, Ald. despecta ex AG. despecta ex F. despecta ceteri ia- ceret Z 13 doleo et maceror G maceroy A aureolo Ritsche-

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214 C. 8VET0MI TRANQVILLI VITA TEREKTll

Uus. audoleo A. ac doleo F, liothius. ct doleo cdcri desse Ritschc- Uus. derc A. deesse ceteri

Suetoniana quae supra posita sunt ab lioc cxcipiuntur DOKATI cpimctro;

35 Haec Suetonius Tranquillus. naiu duos Terentios poetas fuissc scribit Maecius, quoruru alter Fregellanus fuerit Te- rentius Libo, alter libertinus Terentius Afer patria, de quo nuuc loquiumr. Scipionis fabulas edidisse Terentiuui Vagel- lius 10 actione ait: .s

Tuae, Terenti, quae uocantur fabulae

Cuiae suntV non has, iura qui populis dabat,

Suuimo ille honore affectus, fecit fabulasV

duae ab Apollodoro translatao esse dicuntur couiico, Phormio et Heeyra: quatuor reliquae a Menandro. ex quibus raagno io suecessu et prctio stetit Eunuchus fabula: Hoeyra saepc ex- clusa, uix acta est.

Subiccimus discrcpatUiam scripturac: 1 Hec BGA Tran. G terentias A. terentios B 2 Maccius Flcckcmnns conl. Bcnthio in Hor. art. poet. 387 9 Wcicherto Poct. lat. rcl />. 334 sqq. maetius A. mctius ceteri frcgellanus FZ. fragellanus BCJ). fiagellianus G(?). flagellanus A. flegellanus F fucrat BCl) tcrentius libo AF, St. T. libo G. tercntius libertus cetcri 3 T. afer G 4 fabulani EZ. fabulas cctcri, sed .- in ras. F aedidisse F tcrcutium A, AU. T. G. terentius cetcri Vagellius Bucchclvrus ct Hibbtckius. uallegius AaF. uallfgius Ab. ualegius cetcri , itcm codcx f vetustissimus ' Itnhis Barthii Ativcrs. VI, 20; sed valgius G. Valgius Frasmus. Valerius dubitantcr Ilcnr. Keilius Fphcm. Utt. Htd. a. 1S49 m. Mart. p. 470

5 in actionc St., Barthius, ct aut sic aut in tranislatione Vngvius de Val- gii pocm. p. 100. 443. inactioue A. natione F. uatione cctcri cum Italo. in Acteonc Frastnus. in Auctione Scaligcr 6 - H Non satis horum emcndatio vel Scaligcro succcssit vel Butgtrsio Var. hct. 1 , 7 vcl iam- bicos tetramctros comminisccnti Barthio vcl Vngcro /». loS rel Kcilio

6 Tuae Windischmannua in Wclckcri Naekiiquc Mus. Bhcn. /, p. 113, itetn Kcilius. hae Ubri cutn It., nisi qutxl be BZ [Terenti add. Fleckcisenus Misc. crit. p. 02 sq.] que BZ fabule BCDZ 7 cuiae sunt AFG, It. cuiuae euut F. cuic sunt cctcri. cuhi8 sunt St. cuiacnc sunt Bothius \ct olim Bitschclius}. cuius sunt, cedo coni. Frasmusy dic cuius sunt Oudcndorpius Terenti? non has, iura qtii populis dabat [o/t«i] BitscheUus. non has qui iura populis (populis *-!//) retentibus dabat A, scd tcrentins Ab mrg. non has qui iura populis reccnseutibus dabat cttcri, nisi quod uuxn //., populi FZ, recentionibus It. Non has qui iura

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IN VITAM TEKENTII COMMENTAKIVS. 215

IN VITAM TERENTII COMMENTARI V S.

In vita Terentii eniendanda atque adnotauda quibus Do- 4*1 nati codicibus usus sim, dixi p. 26 libri Reiflerscheidiani |supra p. 204]. De singulis sic habeto.

A antiquissinius, de quo quidem constet, Parisinus 7920 est, saeculo XI in meinbranis scriptus, olim nisi con- iectura fallit lodoci Badii Ascensii, ab hoc genero suo do- natus Roberto Stephano, post a Petro Daniele possessus. Non exiguo is usui cum editioni Stephanianae ftiit tum Lin- denbruchianae. Praeterea fieri potest ut iam saeculo xv a Terentii editore uno et item altero inspectus sit. E ceteris codicibus, quos saeculo xv scriptos uoviciorum vel deterio- rum nomine complector,

li item Parisinus est 7921, chartaceus. Vtrumque magna cum cura Ludovici Rothii caussa lacobus Hunzikerus Helvetius contulit: unde discrepantiam scripturae omuem Rothius in Museo philol. Rhenano exhibuit vol. xn (a. 1857) p. 174 sqq., selectam in praefatioue Suetonii Lipsiae apud B. G. Teubnerum a. 1858 a se editi p. lxxix sq. Eosdem autem codices cum aliquot aunis ante Ludovicus Schopenus noster, dum Parisiis degit, suos in usus solita diligentia ex- cussisset eiusque conlationis, qua est et liberalitate et comi-

Poblius gentibu8 dabat Scaligcr et Popliua dabat gentibus transponens Fleckciiicnws. leges gentibus vel reges gentibus in monstro scripturae latei'e Iiutgersio visum , regna nationibun Barthio, regibu» (ac populis) Keilio. nonne ctttn Iiutgcrsio espetentcs rcdargucbat Naekius Valcr. Cat. p. 210 8 Summo ille honor»' Tiitschelius. Hiimmo honore lihri cum It., nisi quod 8umo B. Ilonore Bummo Eratinus 9 due BCDZ appollodoro BCDE. appolodoro Z. Apollodoro Caricio (h. e. Carystio) YUa Ter. Ambrosiana (add. Hothiana in Mus. Bhen. n. XI T p. LsS): quotle cf. Varerg. VI. I p. 325 translate ABCDZ comice BCT) formio BCD 10 et om. A ekyra A. hecira BCD. aecyra h.

Ecyra Z. echira V. hechicaCr relique ACDZ 11 succensu et Ka.

nweenit et BI) precio ABF eunucus BCD aecyra E.

Ecyra Z. hechira G. haec ira A. haec echira F sepe AB 12 uixata A

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216

IN VITAM TERENTII

*

tate prorsus amabili, copiani mihi faceret exoptatissiniaui: etsi de rebus plerisque satis inter Schopenum Hunzikerumque conveuire cognovi, tamen quaedam offendebam molesto testi- moniorum discidio tain ambigua ut non mediocriter haesi- tarein. Hos igitur scrupulos ut de medio omnes tollereni, 482 de singulis discrepantiis quid tandem rei esset quaesivi e viro praestantissimo Carolo Benedicto Hasio: cuius incompa- rabili humanitate tam et prompte et plcne responsuui est, ut iam tamquam cum pulvisculo exhaustus esse cum the- saurus ille bonitatis Parisinus A tum longo ab illo inter- vallo distans B videri debeat. [Cum nihilo setius aliquot locis erratum esse in afferendis codicum A et B scripturis Froehnenis in Philol. xvn p. 357 sq. contendisset, a Ritsehelio rogatus Gustavus Meynckius utrumque codicem egregia cum industria descripsit siue depinxit atque longe aecuratissime ubicunque scrupulus etiam resedit iterum iteruiuque ad Rit- schelium rettulit, ita ut nunc sane magna cum confidcntia affirmari possit omnia ad amussim esse exacta. C. W.]

C Leidensis membraneus, in Vossianis 186: qui dubi- tatur num forte saeculi xiv sit. In Italia scriptum esse otto scriptura pro octo p. 211, 10 indicio est Hunc habui cum mihi conlatum ab Eugenio Mehlero tum a Schopeuo sibi. [Deuuo eum ipse Ritschelius excussit. C. W.]

D Dresdensis 'Elect. 539b, Reg. D. 132', partim in inembranis partim in chartis scriptus. Schopeuo loannes Vahlenus contulit [Ritschelio multo accuratius Aemilius lung- mannus et Ludovicus leepius. C. WJ.

E et F Vaticanis membraneis, illo Vrbinati 354, hoc Reginae 1492, uti potui ab Ottone Ribbeckio [iterum dili- gentissime ab Augusto Wilmannsio C. W.j conlatis.

G Neapolitanum musei Rorbonici 411 item membra- neum rogatus a me Georgius Thilo excerpsit [nupcr Henri- cus Motzius contulit. C. W.].

Accedit, sed tantuni in Donati auctario (p. 214) inspectus a Caspare Barthio Advcrsariorum lib. iv cap. 26 codex Italus ille, quem tametsi Barthius * vetustissimum, dicit, tameu non dubitabis in ceterorum nuraero noviciorum habere.

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COMMENTAKIVS.

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De Lindenbruchii copiis ras. quantum satis infra dicetur.

In his codicibus quantuni fide et auctoritate ceteris vetus Parisfnus A praestet, longum est singillatini persequi. A quo sive auctore sive duce proficisci emendatio omnis ut a certissimo fundamento debuit, quam autem diu aut profecta non est aut non satis constanter pependit, editorum operam multifariam elusit Eam praestantiam raris exemplis singuli e ceteris libri communicant: insigniore memoria Dresdensis in uigessimum p. 211, 2, leviore in scribat 207, 12 [quorum neutrum in Dresdensi legi nunc constat, C.WJ; itera aliquo- tiens vel Neapolitanus ut p. 206, 3 ob, 211, 10 cosconius, vel Reginensis ut p. 208, 1 sumctur, 205, 8 C. pro cum (quod tamen ipsum in Ileginensi legi testatur Wilmannsius. C. W.J, 200, 3 uchcmens essc, 210, 11 fabularum dandarum fcccrit, 214, 3 libo, 4 uallegius, vel sociati Reginensis et Dresdensis ut p. 207, 11 omnium, 208,4 samma quoque fne hic quidem Dresdeusem a vulgari scriptura recedere nupera collatione effectum est. C. W.], vel cum Reginensi Lei- densis et Parisinus B p. 205, 3 punki belli. Generatim enim iudicanti reliqui omnes communi vilitatis notione cen- sebuntur, ut qui vel transcribendi neglegentia vel mala corri- 483 gendi sedulitate plurimum vitiorum traxerint. Quos non est mirandum, sicubi apertissimis mendis quibusdam atque adeo monstris scripturae ipse vetus Parisinus (ut fere fit in hoc genere) inquinatus est praeter solitum, tali corruptela liberos mansisse: quae non propria virtus est potius quam fortuita vacuitas erroris. Velut in illo si peccatum est dum ct inhuius ct p. 206, 1, siministros 206, 8, comcdias dedit 211, 7, et si quae alia sunt utut per se vitiosa, at levidensia prae multi- tudine praeclararum lectionum ab eodem A solo servatarum. Non autem ipsum fontem ceterorum Parisinum esse certis- simo intellegitur hoc documento, quod gravis lacuna illa, qua in A hausta sunt verba p. 207, 5 sqq. recitare ad muzntem cnm uenisset dicitur initium quidem fabulae quod erat contempti, ad ceteros omnes non pertinuit. Ad temporum autem iniuriam et incuriam hominum quod accessisse etiam hominum iniuriam significavi, eius rei certus testis codex Vrbinas exstat, gram-

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1N VITAM TERENTII

uiatici alicuius haud indocti et curas et interpolationem ex- pertus. Vnde non est mirum alia in hoc libro vere correcta esse ut p. 207, 2 opera, 207, 6 initium, 208, 3 numuni, p. 209,8 laelio et scipioni, 213, 12 despectus, 214, 4 fSbulam: turpiter foedata alia, quo praeter cetera (in his deletuui die vocabulum p. 208, 2) gravior interpolatio illa pertinet qua p. 208, 8 verba quae sunt quibuscum familiariter uixit iterantur e p. 205, 7. Quamquam ne a ceteris quidem libris corrigendi studium alienum fuisse talia ostendunt qualia sunt in Vrbi- nati Reginensique e Terentio petitum isti p. 209, 1, vel iudidem insertum tcmporc in Vrbinati, Leidensi [in quo tamen tempore non legi nunc compertum habemus. C. W.j, Reginensi p. 209, 7, vel praeter Vrbinatem aut in solo Reginensi p. 205, 4: illa ut prorsus taceam in quibus omnes consentiunt contra A.

Z editionem principem eam dixi quae Romae anuo 1472 prodiit apud Conradum Sweynheyui et Arnolduni l*an- nartz. Nam hanc principem esse reapse, insecutam demum proximo anno 1473 quam sine loci annive notatione Vin- delinus Spirensis foras dedit, huius demum traducem eam esse quae item sine loco et anno emissa ad Mentelium Ar- gentoratensem refertur, uon paucis eam vitiis inquinatam, certis mihi argumentis Schopenus persuasit. Vt fallatur cum aliis bibliographis Ebertus n. 6333 sqq. Illa igitur vere princeps, a qua tamen non nisi perleviter Vindelini exemplum discrepat, quin e codice Vrbinatis simillimo ducta sit, du- bium esse nequit: id quod singulae fere paginae testantur sociatis EZ notis nostris. 484 Inde ab anno 1472 ad 1517 in lueeni prodita exerapla Donati cum Terentio sociati, quae non distincta inter se Veterum nomine comprehendi, etsi pauca correxerunt, tamen non correxerunt sine libris. Repositum p. 211, 3 qua nou est sane e nostris petitum: sed punici p. 205, 3 inseruerunt cum omnibus, cum Reginensi [et Vrbinatij restituerunt aut p. 205,4, cum uno Vrbinati initium p.207, 6, laelio ct scipioni 209, 8, cum eodemque etiam interpolata p. 208, 8 verba com- munia habent. Verum cum ipso adeo Parisino A eoque solo eadem sarcinarum participant p. 212, 2 (quaraquam id peti

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ctiani e vita Anibrosiana potuit), et quod gravius est, ab eodem A servata ct Attilio verba p. 213, 1: quae verba sin- gulari vel casu vel neglegentiae exemplo factum est ut post rursum praetermissa nec in Aldina nec in Stephaniana in- staurarentur, sed ab Oudendorpio demum revocarentur *).

Aliquanto longius progressus in emendando Aldinae a. 1517 editor Franciscus Asulanus (quem alii esse Andream Naugerium malunt) ne ipse quidem copiis ms. destitutus fuit. Qui etsi pauca quaedam suam secutus coniecturam reposuit, ut p. 205, 3 tiatus sit, vel praeter verum dices p. 212, 10, tameu pleraque quae novavit aliunde hausit, fonte usus modo 485 raediocri et Vrbinatis simili ut p. 213, 12 dcspcctus , modo proxime accedente ad Parisini A praestantiam ut p. 20G, 2 pttkhrum putat, 210, 3 ingrcssum, 213, 1 licinio, 214, 4 tercn- twm. Nam sua sponte intellegitur unum codicem esse potuisse, qui Asulano praesto fuerit, bona malis miscentem.

Simillima atque inter Veteres et Aldinam ratio condicio- que inter Aldinam et Parisinam editionem intercedit a Ko- berto Stephano paratam anuo 1529. Pauca fortasse e de-

*) Absunt ea verba praeter tres editioneB 'principes' a Tarvisina a. 1477 et Argentina (Ioannis Priiss) a. 1503: accesserunt in Veneta (Andreae <le Asula Bartholomeique de Alexandria) a. 1483, Brixiana a. 1485, Venetis a. 1487, 1490, 1491 (Bernardini de Choris), 1493, 1497 (lacobini de Pentiis de Leucho), 1504, 1512. In quibus quod etiam Venetaa a. 1493 et 1512 numeravi, qnarum illa num cxstaret omnino uubitabant cum Panzero t. III p. 342 Schweigerus p. 1052, hanc idem prorsu8 ignorat, feci quod exemplaria Bonnensia tractare licuit quorum indices in Epimetro posui. Ceterarum, quas bibKotheca academica nostra possidet, propterea nullus usus fnit quod Donati (h. e. Suetonii) vita omnino carent: in quo numero haec sunt: Argentinae a. 1496 et 1499, Parisina a. 1503, Lugdunenses a. 1506 et 1511, Veneta a. 1511, Lipsieum8 a. 1512, TubingenBis a. 1514, Argentinae a. 1514 et 1516. C^uarum etsi quaedam habent sane vitam Terentii, tamen non habent a Donato profectam, sed duce tantum Donato factam ab Ascensio; ipuius Ascenuii Parisina a. 1504, qnam aliquotiens Rothius commemo- ravit, in promptu non fuit. De Veneta autem a. 1492 ('per Bonetum Locatellum*) et Mediolanensi a. 1501 propterea mihi non liquet quod earutn «'xemplaria Bonnensia in ipso prineipio mutila sunt. Ceterum de Mediolancnsi dequc Parisina a. 1503, quarum nullam bibliographi notitiam habent, item dixi in Epimetro.

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IN VITAM TERENTII

teriore libro deprompta sunt ut p. 205, 10 ct cornclius, 206, 4 ipSUS sublaiis: multo plura non e perbono tantum, sed e tam siinili veteris Parisini ut non possit non pro eodem haberi. Documento haee sunto: p. 200, 3 ob, 207, 11 omnium, 12 scri- bat, 208, 1 sumetur, 3 id est, 4 summa quoque, 211,2 nondum, 213, 7 Ucm, 8 tu in summis[s]o, 214,3 Libo, 5 in actione. Quo rainus dubito ad ipsum Parisinum A referre quae de vetusto quodam exemplari suo Stephanus in praefatione prodidit. Ibi enim postquam Donati commentarios tum primum instauratos, discretos distinctosque, in ordinem suum redactos, a corrup- telis liberatos, suppletos gloriatus est, pergit in hunc modum: fPostreni6 reposita graeca prope omnia, pro quibus antehac excusi codices lacunis fere scatebant. Haec euim laboris pars operosissima fuit: cum in vetusto exemplari manu scripto (quod nobis erat ex dono Iodoci Badij optimi soceri nostri, deque optimis studijs in omni vita bene meriti) ob- scura tantum restarent vestigia graecarum literarum: quae, nisi ab homiue perito, diuinari non poterant. Quae omnia in fauorem et subsidium studiosorum praestitit quidam noster, imo communis optimi cuiusque amicus, graece ac latine du- ctissimus: qui hanc suscepit emendationem antiquo illo, quem dixi, potissimum fretus archetypo. Cuius fidem etsi in plae- risque secutus est: in plurimis tamen est usus coniectura sua: caeterura non sine acerrimo, quo in primis praeditus est, iudicio.' Vbi fQuac omnia* cum dicit, non ad Graeca tantum illa Stephanum respicere, sed simul ad ceteras emen- dationis partes antea commemoratas, res ipsa loquitur. Ce- terum illum *qufcndam nostrum, imo optimi cuiusque amicum graece ac latine doctissimum' lacobus Bernaysius suspicatur non alium nisi Guilelmum Budaeum esse.

Post Stephanum ad emendandam hanc vitam perpauca vel Desiderius Erasmus in Basileensi Frobeniana anni 1532, i»« vel in Veneta Aldina anni 1555 Antonius Muretus contulit. Huius cnim dumtaxat duae fuerunt probabiles emendationes, p. 206, 1 uocem diuinam, 211,5 urbc: illius una sola Santra p. 210, 8 inter pravas vel inutiles complures p. 211,12. 214, 4. 5. 6, quo etiam propositum in margine p. 214, 7 qui iura populis consultus dabat pertinet Has autem ne quis forte in

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Erasmianam transisse ex ea Stephaniana suspicetur quam uno anno ante Parisfis emissam prodidere bibliographorum filii inde ab Almeloveeno de vitis Stephanorum (Amst. a. 1683) append. p. 5 ad Renouardum in 'Annales de 1'impri- merie des Estienne' (Par. a. 1843) t. i p. 35: sciendum est illius anni 1531 Terentium Stephanianum nullum umquam exstitisse videri, ut quem consultae a me bibliothecae lautis- siniae prorsus ignorent, nec Germanae tantum Vindobonenses Monacensis Berolinensis Goettingensis Dresdensis Heidelber- gensis Vratislaviensis et si quae aliae sunt Borussicae, sed etiain Leidensis atque adeo ipsae Parisinae.

De Friderici Lindenbruchii curis Rothius dixit Musei Khen. 1. s. s. p. 175, ipsos codices illi nullos praesto fuisse ad adornandam editionem Parisinam anni 1602 (iteratam Francofurti a. 1623) disputans, sed excerptas tantum e variis codieibus lectiones, quas ei vel conlectanea quaedam biblio- thecae Regiae, vel typis expressa exemplaria Pithoeorum Francisci Petrique, conlata ea cum ms. codicibus Antonii Contii et Iacobi Cuiacii antecessorum Bituricensium, vel schedae Petri Danielis Aureliani praebuissent. £t has qui- dem schedas ad ipsum Parisinum A spectasse satis confirmat consensus testimoniorum. Hinc igitur est quod vitam Te- rentii quibusdam in locis, verum eis tamen non multis, emen- datiorem edidit, velut receptis quae Stephani amicus negle- xerat p. 205, 2 inter finem, 8 et C. Laelio, 208, 2 bis die, 210, 10 C. Sulpicio, 21 1, 10 Cosconius, 212, 2 sarcinanim, 4 post. De qualibus quae ipse perpauca adscripsit codicum testimonia, quoniam et valde ambigua sunt nec omni ex parte vera, quo certius aliorum errores quosdam caveas, ipsius verba infra posui*).

*) Manarunt enim tales errores ex eo potissimum, quod tefltimonia illa vel alia vel auctiora in FranoofurtenBi p. 631 sq. quam in Parisina p. 621 sq. exstant: quemadmodnm etiam Contii Cuiaciique mentio in alteriu» demum editionia praefatione accessit. Itaque Francofurtensis qoaecunque vel addidit (+) vel mutavit (=) uncis aaepsi. P. 210, 11 Et yvi CONSVLARIBV8) Mss. Cuius consularib. [= ms. r. Cuius cmisu- Itriftnt]. 211, 8 Narim cum semeT) ms. DanieliB. Narim ut semel - 211, 10 Qv. oosconivs) Tta ex mss. edidinms. vulg liactcnua fuit Con-

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IN VITAM TEKENTII

48? Paullalum est quod vitae Terentii Suetonii editores praestiterint Ioannes Schildius (qui ilhini primus vitis Cae- sarum iunxit) in Leidensi a. 1647, Ioa. Georgius Graevius in Traiectinis a. 1672. 1703, Samuel Pitiscus verbosissimis commentariis res explanans planissimas in Leovardiensibus a. 1690. 1715, Iacobus Gronovius in Leidensi a. 1698, Petrus Burmannus in Amstelaedamensi a. 1736, Io. Aug. Ernestius in Lipsiensi a. 1748. 1775, instaurata a Frid. Aug. Woltio a. 1802, his autem omnibus aliquanto praestantior Franciscus Oudendorpius in Leidensi a. 1751.

In perscrutando autem atque penitus exhauriendo the- sauro Parisino laudabiliter pergens Rothius num quid nobis reliquerit, viderint qui, quid a nobis ipsis relictum sit, doce- bunt. Modo manus suas ab his Musarum deliciis tales abs- tineant qualis nuper prodiit in Philologo Leutschiano vol.xv p. 507: qui non tantum sui ministros (sive siios ministros voluit) hoc est *ministros libidinis' Scipionem Laelium Fu- rium fecit, sed idem turpi flagitio stupri innocentissimo- rum par poetarum planeque mellitos versiculos conspurcavit ac prope dixerim constupravit.

Pag. 205, 3 Ihmici belli, quem ordinem servarunt cuiu Parisinis Leidensis Keginensisque, prorsus de more Suetouii conlocata sunt, qui inter secundum ac tertium Punicum hellum dixit de gramm. c. 2 ibidemque Nacuii Punicum bcllum, itera sceundo Punico bello d. Aug. 2, Punicis ac Gallicis bdlis

sentius. 212, 2 Amissarum sarcinarum). Nibil rectius hac lectione, quam omnes scripti codd. praeferunt. in editis libris est satyrarum. | = praeferunt, excepto uno in quo fabularum erat. Vulgo hacteuus legitur sutijrarum.] 212,11 [+ Sed Licinio) ms. sed Livio.] 213,5 Jn mcdio populi) ms. Dan. In medium nobis sedatis etc. 213, G Quid- quid come) ms. Quiddam come. [+ al. Quidquod.] 213,12 Despectus parte) MS. Dan. despecta parte. 214,6 Cuiae suntf) Sic Hb. Dan. al. atius snnf'' Quo illud accedit ceteriB gravius quod adnotationi ad p. 214, 7 Hubieci [infra p. 272]. Ad Parisinum B apectare pote^t quod in uno solo proditum p. 212, 2 fabularum teatatur: non potest, cum in rMS. R.' legi cuius dicit p. 210, 11, quod in uno A repcrtum c«t. Quarc, si modo K. notam recte interpretor Hegium, de 'collectaneii* bibliotbecae Regiae' illis cogitandum videtur.

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COMMENTAHIVS. 223

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Ner. 38. Oinninoque in plus viginti exemplis non repperi 488 nisi quinque ordinis contrarii, si modo ab unorum ciuilium bellorum (vel ciuilis bclli) mentione recesseris, in quo genere solo totiens fere, quotiens praecedit adiectivum, idem post- ponitur*).

Pag. 205, 3 ct natus sit et mortuus, pro eo quod inde ab Aldina vulgatur natus sit et mortuus, dubium vix est quin recte eruatur e librorum scriptura natus est et mortuus: ubi elapsae ab initio et particulae, quam geminatam requirit ar- gumentandi evidentia, ipse vitiosus cst indicativus indicio est.

V. 4, ubi prorsus necessaria aut particula, qui tueri Numulis et Gaetulis Rothius p. 177 potuerit, aegre intellegas.

Ibidem prodita in libris verba ad duccm romanum pcr- ucnire potuisse, in quibus ineptum est ducem potissimum commemorari, etsi ad sanam eandemque satis eleganter ela- tam sententiam Schopenus apud Fleckeisenum praef. Ter. p. v sic revocavit: adduci Romam ibique uacnire potuisse, tamen cur haud paullo leniorem Iacobi Gronovii emendationem speruamus diium h. e. dominum pro duccm reponentis, caus- sam non video. Esto ut proprium sit fde servis vaenalibus* adduci verbum: at nec uiinus proprie vel hereditate vel eniptione res quaelibet ad aliquem perucnire dicitur, nec omnino proprietate verborum opus est ubi nihil nisi hoc agitur, ut non intellegi declaretur quomodo ab Afris captus poeta servus fieri Romani hominis potuerit. Ceterum duccm vere Rothius dixit iam ab eo lectum qui epigrammatis apud Burmannum n, 220, apud Meyerum 845, hunc versum fecit

*) Quinque quae exemi exeinpla haec sunt: belluin Siculutn Aug. 10, SiciJiense 70, PhiUppense Aug. 29. Tib. 5, Vitettianum Doni. 1. Contra quae magna multitudo talium valet: Gallici ciuilisque betti et Gallici belli lul. 56, Gallicis bettis 69, Philippense bettum Aug. 13, Philippense et Siculum b. ib. 22, Cimbrico Marsicoquc b. ib. 23, Mutitiensi b. ib. 84. de rhet 1, Cantabrico b. Aug. 85, Akxandrino b. Tib. 4, liaeticum Vimlelicumque b. 9,' Mithridaiico b. 37, Germanico b. Ner. 4, Viriathini b. Galb. 3, Samnitici b. Vit 1. - Ciuilia betta vel ciuile bettum habes llll. 36. 42. 68. 83. 86, Aug. 83, Claud. 13, Ner. 2, Vesp. 7, Dom 10, de rhet. 1 : bettum ciuile vel betta ciuilia Iul. 27. 50. 64. 75, Aug. 9. 25. 32. 40, Claud. 13, Vesp. 1. 12, Dom. 6. Ceterum finitimum genus tetigi ad p. 210, 11.

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Tiomanis dncibus beUica praeda fui. Vnde rursum vita Pe- trarcae profecta a Bomanis ducibus captum dicit. Contra Schopeni coniecturae favere vita Sicconis Polentoni (Parerg. Plaut. p. 635) videretur, in qua est puer captus bello et Romam <«> ductus, nisi illa ex ipso Petrarca ducta esset. Speciosior autem quam verior eiusdem Rothii disputatio haec est: fErst dann wird ein Vorschlag befriedigen, wenn dadurch Fene- stella'8 Argumentation klarer wird; wie die Worte jetzt lauten, wili er gegen die Kriegsgefangenschaft des Dichters sprechen, widerlegt aber dessen africanische Herkunft.' Ni- mirum sic apparet Rothium ratiocinari: si nec bello captus sit a Romanis, nec commercium inter Italiam et Africam ante deletam Karthaginem ullum fuerit, non potuisse illum omnino Karthagine Romam ullo modo pervenire. Verum ne inter ipsam Karthaginem quidem et Ttaliam ullum commer- cium intercessisse quis vel contendat vel contendi a Fene- stella sibi persuadeat? Quem apertissimum est de Numi- darum Gaetulorumque, non de Karthaginiensium cum Italicis commercio cogitare. In quam ^artem verba Suetoniana Rothius nullo negotio sic potuit deflectere ut scriptum fuisse inter Italicos ct [cetcros] Afros coniceret: ita enim omnis Fenestellae ratiocinatio firma et perspicua et sibi constans prodit. Sed ne hoc quidem adminiculo opus est: nam Afros cum dicit Suetonius, non alios nisi ceteros praeter Karthagi- nienses populos cogitat. Planissime ita Livius xxvm, 44 ' Karthaginiensi nihil ciuilis roboris est: mercede paratos mi- lites habent Afros Numidasque': eandemque in partem eius- dem haec valent xxix, 3 'mercede parari auxilia ex Afris\ c. 4 'ad conducenda Afrorum auxilia': quae item opposita sunt Karthaginiensium notioni. His pridera scriptis suam nobiscum coniecturam Mommsenus communicat, qua pergens in Schopeni via, sed ad librorum iidem aliqua ex parte pro- pius accedens adductum Bonmm uenire potuisse proponit.

Pag. 205, 11 tradat . . . faciat coniunctivos constans lo- quendi consuetudo Suetonii (cuius plus viginti exempla nu- meravi) cum hic postulabat tum infra p. 207, 11 quamuis Vol- catius . . . scribat. Simillimo exemplo quamuis ipse in histo- riis suis jyrodat dixit in vita d. Claudii c. 21. Indicativum ei

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particulae semol iunctum d. Aug. 42 quamuis destinarat non debebat cum aliis Oudendorpius defendere.

Pag. 205, 13 sqq. positos Porcii Licini septenarios etsi aliijua ex parte olim tractavi Musei Rhenani t. n p. 648 sq. vel Parergon Plautinorum t. i p. (337 sq., tamen non est uiiruni novae viae ducem veterem codicem Parisinum extitisse tum parum cognitum. Cuius virtus in primis statim versi- culis enitescit, quos ille tales exhibet: dum lasciuiam nobiiium <yo et iaudes fucosas petit, dum africani uoccm dum et inhuius ci auulis auribus, dum ad ftrum [ftxum] sc ccntarc ct ttlium pnlchrum putai. Vbi numeros duriusculos fucosas lattdrs petit, quos subtili aurium iudicio F. A. Wolfius repudiabat, ceteri libri omues tuentur non minus vitiose quam in fine tertii versus putat ptdchrum, quem ordinem ^rborum primus Asu- lanus emendabat in exemplo Aldino.

Item versu proximo quamvis portentosa corruptela uocc tlum et inltuins ct scriptum sit pro eo quod ccteri servarunt uoce dtnina inluat, tamen vel hic vestigium veri in uoccm scriptura relictum est: quando accusativos requiri uoccm di- uinam iam Muretus perspexit. Ne quis enim uocei diuinc h. e. uoci diuinae potius, quod probabat Daniel Heinsius, de- litescere in uoce dum ct suspicetur, reputandum est posterio- ribus demum scriptoribus, poetis potissimum, dativuin pla- cuisse, ipsum accusativum hoc quidem appetendi significatu autiquiores probasse, velut cum hercditatem vel aurum vel bona inhiare Plautus dixit Stich. G05. Aul. n, 2, 17. 81). Mil. 715 (1199). Truc. n, 3, 18, mortem alicuius Caecilius v. 147 Kibb.: nain uberibus lupinis inhiantcm liomulum cum dicit Cicero in Catil. in, 8, 19, propria verbi notio servata est.

Insequenti versu cum e noviciorum codicum memoria

dum ad furium sc coenitarc (coemitare, cocmptare), mensurae

ut consuleret, dum se ad Furium coenare Wolfius eftecisset,

et proditi verborum ordinis et formae frequentativae tutandae

viam rursum solus Parisinus monstravit: in cuius scriptura

firit liiuuio fixu C. W.] non Furium latere, quod ex inferiore

versu p. 2(Mi, S huc adscitum est, sed ipsius Furii illius

j^uomeu Vhilum telici aeumine Kothius adsecutus est. \a mts< m i.ii <>v\ \ la iii. 15

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IN VITAM TEKENTII

Gravioribus turbis proxiina aftecta sunt. Quorum cuui haec esset in libris noviciis species: dum se amari ab his crcdit rrcbro in albanum rapi ad florem actatis suac ijisis (vel ipsus) sublatis rcbus ad summam inopiam redactus cst, quae verba duorum versuum ambitum superant, nou satis suut ad tres complendos, et Woltio et nuper Rothio et nobis olim ipsis haec via ineunda visa est ut intercidisse quaedaui pu- taremus. Quali tamen lacuuae supplendae quae vel a Wolfio vel a Kothio temptata sunt (in cuius arguuieutationibus p. 178 sq. perscriptis nihil quod probari posset inveni), eo- rum plurimis de caussis eisque satis nianifcstis nullus prorsus 491 usus est. Quod contra, si modo de lacuua cogitandum, ne nunc quidem valde displicitura sint a nobis olim commen- data supplementa, <|iia^ * ssc talia volebamus: I>um sc ab his anuiri credit db /lorcm aetatis suac, || Dum [sc eorum rcdis gc- stit J crvbro in Allxmum rapi, \\ Suis sublatis rcbus ad summam inopiam rcddctus cst. Verum tamen in hac versuum confor- matione ut hodie non acquiescamus, non leves rationes praesto sunt. Quarum gravissima haec est, quod et mirum in modum languent quae scripta sunt dum se ab his amari creditf quod saltem (jloriatur dicendum erat vel similiter, et eadem amoris notionem multo certiorem atque apertiorem produnt, quam quae in praemissa a Suetonio vcrba quadret quibus is Porcium suspitionem de consuctudinc faccre signi- ficabat. Vnde fit ut illa ipsa verba in suspitionem incurrant nec de lacuna potius quam de interpolatione cogitandum videatur. Nam ut, quo Porcii versiculi spectarent quamque vim illa potissimum haberent quae sunt ad Philum sc cenitarc ct Ladmm pulckrum putat, doceretur, sat profecto proclive erat adscribi ab interprete, quae post in verba poetae inre- pserunt, se amari ab his crcdit. Huc auteni accedit quod a ceterorum codicum memoria non leviter veteris Parisini fides discrepat: in quo, praeter crcdat pro crcdit positum, proxima in hunc modum scripta sunt: crebro in albanum mpitur olt jlorem actotis suae jx>st sublatis rcbus e. q. s. Ergo, ne moras nectam, a dum particula incipiens quartum enuntiatum se- quebatur, integrum id septenarium aequans eumque una rrcbro voce transposita tam concinnum quam quod maxime:

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Dum in Albanum crebro rapitur 6b florcm aetatis suac, in quadruplici auteni protasi constructio omnis substitit nec oninino ad quintupliceni progressa est. At vero protasiin dum coniunctione factam quid esse dicamus quod in apodosi post particula excipit? id quod nemo non videt prorsus de- stitui ratione. - Porro autem quas tandem res sublatas inter- pretabere, sive cum Wolfio cdtlatas substitueris? Quos enim esse putabimus qui res quaslibet Terentio vel sustulerint vel abstulerint? ut rcs esse bona possessa a poeta largiamur. An Scipionem, Furium, Laelium? Perversa haec sunt omnia aut abhorrentia a latinitate: sanum nihil, quamdiu quidem in hac via persistimus, nisi ut rc potius, non rebusf h. e. re familiari 'perdita' vel 'pessumdata' diceretur. Prorsus diversam notionem pluralis numerus fiagitat, quae vix alia esse potuit nisi ut, qui alienam gratiam cupidius sectaretur luxuriaeque studia cum nobilibus participaret, suis ipsius 492 rrbus 'neglectis* vel f postpositis, posthabitis' ad inopiam esse redactus diceretur. Eamque ipsam iu viara vetus nos Parisinus ducit, e cuius scriptura aetatis suae post subkitis lenissima transpositione eruitur, quod a Porcio scriptum esse pro certo affirmamus , aetatis suae, \\ Suis postiatis rebus e. q. s. Ipsum postlatus vocabulum quotiens vel usurpatum a scriptoribus vel a librariis obscuratum sit, idoneis exem- plis Oudendorpius in Suetonii vit. d. Aug. c. 77 docuit. Ceterum ad nobilium inlecebras illas ut paucis redeamus, Albanum cuius fuerit incompertum nobis. Fortasse ipsius Scipionis: cui coniecturae salteni illud non obstat quod Sci- pionis iam ante mentio facta est. Satis enim commode post Scipionem, Furium, Laelium singillatim commemoratos, ut quos in urbe poeta singulos coleret, quarto loco inferri cuius- libet villa potuit tamquam commune amicorum illorum omnium conciliabulum voluptatis deliciarumque. Quae si ratio inter v. 2. 3 et v. 4 intercedit (nam primo versu gene- ratim, quae per partes explicantur deinceps, comprehendun- tur), etiam planius intellegitur quam a veritate abhorreat Itothiana ratio, qui ipso quarto versu apodosim fieri prae- missarum protasium sibi persuasit prorsus mirabiliter.

Pag. 206, 5 qui insequitur versus, in Parisino talis est: ita-

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IN VITAM TERENTn

que ex conspcctu omnium abit greciam in terram ultimam. Vbi sic discrepaut ceteri, ut (praeter e forniani pro ex substitu- taiu) vel abiit in graeciam tcrram prodaut vel abiit in grcciam in terram vel abit (abiit) in greeiam omissa terram voce: ut incerta sede fluctuare in praepositionem appareat. Nuuieris auteni quo satis fiat, duae solae corrigendi viae patent: aut ut dbiit Gracciam tn terram probetur aut ut dbit in Graecidm terram: nullus est enim quem Rothius versum finxit. Vtruui praestet, non est difficile iudicatu: perinde vel abit praesenti tempore vel perfecto abiit dicebatur, non perinde in prae- positio vel praemittebatur vel media inserebatur. Nam poe- tico tantum artificio, quale ab hoc genere litterarum alienis- simum est, sic loqui Graeeiam in terram licuit, quem ad modum Celtiberia in tcrra Catullus 39, 17 dixit: in Graeciam terram (vel etiam usitatius in terram Graeciam) prosae ora- tionis siraplicitatem servans castitas sermonis antiqui postu- labat, sicut iu Trinummo aduecti ad Arabiam terram sumus Plautus dixit v. 933, Arabiam ad krram non magis potuit quam, qui poetam non ageret, JUienum in fluuium vel Ale- xandrum ad fdinm. Nec aliter, qui Catonis Varronisque ex- 493 emplo valde delectatur hac societate nominum, Gellius: in terra Graccia I, 1. XVII, 3. XVII, 21 § 10 et 23, tff tcrra Vmbria ni,2, in terra Africa iv, 18. xvi, 11, in tcrra Italia, in ter- ram Laeonicam xvi, 19, ex tetra Hispania xvn, 3, c terra Asia xix, 9. Contra poetico colore tinctus Taciti sermo uou refugiebat Capreas se in insulum abdidit Ann. iv, 67, et si quae sunt similiter dicta inverso ordine ut oppido a Ca- nopo ii, 00, montetn apud Erycum iv, 43. Ceterum uno verbo repellendi sunt qui Gracciae in terram commendarunt non perspecta vi appositionis quam sanissimo iudicio Carolus Nipperdeius nuper explicavit Spicileg. crit. iu Cornel. Nep. p. 35 sq. Vnum restat, quod etsi dubitationi esse ob- noxium sentio, tamen silentio praetermittere religioni duxi. Etenim numquam non oflensioni fuisse fateor quod, quo se receperit Terentius, Graecia ultima dicitur: cuius quidem definitionis vereor ut ullani certam notionem menti suae in- formare veteres ipsi potuerint: tam illa et ab usu recedit et, situm Graeciae si qualis sit reputaveris, suapte natura miruni

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in moduin vagatur. Reniotissiniae ab urbe Koma (vel etiam Brundisio) partes Graeciae navigantibus quidem non fuerunt aliae nisi Attica, Euboea, Thessalia: quarura illas duas, qui delitescere vellet, non profecto petiturus erat praeter alias, rursus autem haec, Thessalia, per Epirum iter facientibus raulto quam ipsa Attica vel Euboea propinquior erat. Ergo quocumque te verteris, cum semper aliquid insoliti multum- qne ambigui habeat Graeciae ultumae appellatio, non levis suspitio nascitur in Graeeiam terram intumam potius, quo e conspectu omnium se subduceret, Terentium recessisse auctore Porcio h. e. eam in terram in qua etiam mortem obiit, quae fuit Arcadia. Nam nihil huc pertinet, quod illum alii omnino non in Graeciam, sed in Asiam profectum tra- didere, ut Volcatius Sedi«j;itus infra commemoratus a Suetonio.

Pag. 206, 7 sic Parisinus A: mortuus cst infalo archadiac opido e. q. s. Vbi in phalo libri novicii plerique, in stim- phalo cum Vrbinati editio princeps, turpi ut apparet soloc- cismo. Quod intellegens Rothius soloecismum tamen ne ipse quidem cavit cum Porcio haec verba tribuit: Mortuust Stym- phalo Arcadiac in oppido. Tolerari potest, quam ille neces- sariam dixit praeter veritatem, ttt praepositio: non potest in bono scriptore Stymphalo forma pro ea quam antiquitas solam probavit Stymphali: quod genus accurata ut solet doctrina idem ille Nipperdeius 1. s. s. tractavit j>. 15 sq. Et certis- 494 simo indicio veri ipsa haec vita Terentiana est inferiore in loco p. 211, 11, ubi 'ccteri mortuum esse in Arcadia Stymphali siuc Leucadiae tradunt9 scriptum est in libris, ex interpola- tione autem inrepsisse Stymphali nomen infra apparebit. Ibi igitur in interpretamento fortuito servatam legitimam Stym- phali formam ubi huic in quo versamur loco reddiderimus, simul autem, quas turbas in antiquorum poetarum codicibus cst verbi aphaeresis, sive synaloepham dices, tamquam de raore creaverit, meminerimus, dubitari nequit quin ipsam Porcii manum hac demum emendatione recuperemus: Mortuos Stumplialist Arcadiac oppido. Nam ne quis hiatui patrocine- tur in medio septenario: Mortuost StympJuUi Arcddiae oppido, reputandum est praeter alia, artiore . constructionis vinculo, quam ita ut divelli possint, Arcadiac oppido verba contineri.

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IN VITAM TERKNTI!

Nec offensioni esse dactylus in quarto pede debet, ut qui satis veniae cum a nomine proprio tum ab ipsa elisione habeat. Prorsus autem simplicitati conlocandorum verborum, qua hoc genus versuum regitur, inludat si qui Mdrtuos Stym- pliali Arcddiaest dppido commendare animum induxerit*).

Pag. 206, 8 207, 3 cum exitu septimi bene factum quod non semel scriptos habemus, sed circa finem huius vitae p. 212, 6 iteratos in libris post illa quae sunt quo magis miror Porcium scribere. Itaque quo expeditior conlatio esset, utrius- 495 que loci versiculos, quales in vetere Parisino exstant, ex adverso posui, simul subiecta scripturae discrcpantia notabi- liore noviciorum librorum.

p. 206 sq. nichil P.scipio eiprofuii niliil illi lelius nihil siministros per idem tcmpus qui agitabant 3 nobilcs facillimae eorum ille opcra ne domum quidem si abuit conducciciam saltem 6 ut esset quo referret obitum domini seruulo.

1 P. vel p. vel Publio (Vrb.) vel ei p. (Neap ) scipio pro- fuit 8ine ei 2 illi] ei si- ministros] furius tres 6 si abuit] habuit 8 seruulus

*) Ceterum non fore lectu iniucunda arbitror qtiac de his versibus per prooemii academici opportunitatem proximo anno a me tractatis F. Th. Welckerus ad me peracribebat ex itineris Graeci memoria rcpc- tita: fDas Gedicht des Porcius Lic. ist hochst interessant durch die tief gehenden Andeutungen die es nach zwei Seiten hin, wie von eincm hohen Stande der Bildung, in milder und fast elegischer Satire aua- driickt. Wenn es nicht aus anderen Griinden unwahrBcheinlich iat, dass der genial anziehende Liebling der Grossen sich in Zcrwfirfniss und Verdru88 wirklich in das poetisch und politisch den Rflmern echSn klingende Arkadien zurflckgezogen hat, so war Stym])halos ein ange- nehm gelegener und kein kleiner Ort. An der aehr gelinden und raiU- sigen AnhShe, wo die weit verstreuten Ruinen den Umfang dcr Stadt zeigcn, fiihrt eiu ehmaU vortrefflicher Steinweg, in Stufen wovon noch

p. 212

scipio nichit profuit. nichil ledius furius. trcs per idcm tcmptts qui agitabant nobiles facillimc eorum illc opera ne domum quidem habuit conducticiam saltcm ut esset quo rcferct. obitum domini seruulus.

2 lcdius. furius\ ei lelius nihil furius (sine ei Par. alt., Reg.)

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Et iiiitium quideiu horum versuum longo ex terapore tale. vulgatur loco priore: nil Publius \\ Scipio profuit, nil ci Lae- lius, nil Furius: a qua specie ita tantura Rothianum exem- plum differt ut illi pro ei substituerit duce Parisino, id quod iam commcudaverat Guyetus. Talis tamen constructio non miuus ab usu quam ab elegantia reiectanea est: nec enim fieri potest ut e tribus membris orationis eisque eiusdem nil vocis anaphora aequabiliter formatis dativus solum medium occupet, qui aut soli primo conveniens erat hoc pacto: nil ei (vel illi) Scijrio profuit, nil Laelius, nil Furius, aut et primo et secundo. Quo tamen non ita utere ut simul et ci et HU pronomine suscepto e Parisino hoc genus probes: nil PtibUus || Scipio ei profuit, nil illi Laclius, nil Furius: quando absonura est diversis prouominibus eandem personam declarari. His autem incommodis qui nos expediamus, via parata est certissima. Quis enim, qui aliquem sensum elegantiae ha- beat, patienter ferat duorum versuum confiniis divulsa Publius Scipio nomina? Et ut ultra progrediar ratiocinando, quis omnino additum Publius praenomen probet, cum de alio uisi Fublio Scipione omnino cogitari nequeat? Vno verbo quid rei sit aperiam: non est P. vel p. nota Publius interpretanda, sed Publio, sic: nil Publio || Sciirio profuit, nil illi Laelius, nil Furius, h. e. Publio Terentio. Quod quidem pridem perspe- xeram, cura ipsum illud Publio exstare in Vrbinati codice *oa comperi. Non nisi simplici nomine aut Africanum aut Sci~ pionem, aut Philum aut Furium Porcius dixit: item, ut I*u- hlium ille, ita Afrum simpliciter Volcatius infra p. 211, 7.— Quodsi, qui tandem ei pronomen huc inrepserit, quaesieris, responderi poterit prorsus apposite ad persuasionem. Nec enim ullo modo credibile est inferiore loco Suetonium, post- quam hortulos XX iugerum a Terentio relictos commemoravit, mirationem de contrario Porcii testimonio suam ita prodi-

viel erhalten ist, sanft binauf; und unten am Rand sind in die niedrige zum Theil einigermassen behauene Felswand oder aus ihr heraus Kxedren auagehauen, von denen aus man das weite Thal mit dem See und dem miigsigen Bergzug gcgenuber ganz gemuthlich plaudernd be- quem uberschauen konnte., Cf. Rossii fRei«en und Reiserouten' p. 54 sq., Curtii Peloponn. I p. 204 «q.

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IN VITAM TERENTII

tlisse ul huius versiculos, quales paullo ante integros pcr- scripserat, putida tliligentia ouines iteraret: imnio consenta- neum est in eis illum substitisse quae ad ipsam rem per- tinerent, nec tam numeros versuum quam vim seutentiae curasse. Satis igitur erat haec apposuisse: qtio magis miror Forcium scriberc 'Scijrio nihil profuit, nihil Laclius, nihil Fu- rius: eorum ille Ojtcra ne domum quidcm habuit conducticiani'', nain Scipio nomen nihil praecessisse conseutieus vox codicum evincit, e quibus unus Keginensis nihil Publitts addidit e loco priore, quod post Aldinae auctoritate haesit etiam in editio- nibus fne in Reginensi quidem hoc additamentum legi nuue testatur VVilmannsius. C. WJ. Sed aliquid tainen in eo quod proposui exeuiplo desiderari senties: personae indicium, cui nihti vel summi patroni profuerint. Eoque ipsum illud ci spectat, lioc loco temere omissum, in priorem ex hoc in- latum et aut post scipio repositum ut iu vetere Parisino, aut antc p. scipio ut in Neapolitano. Quod contra e priore loco posterior interpolatus est non tantuin supervacaneis versibus (luobus adscitis, sed rursus ci pronomine inferto iu proximis nihil ci Mius nihil furius, a qua interpolatione soli liberi manserunt uterque Parisinus cum Reginensi. Consequens igitur est ex his, ut inferiore loco sic scripserit Suetonius: Scipio nihil ci }>rofuit, nihil IawUus, nihil Furius. Qnamquam, absque fide librorum esset, nescio an etiam magis placiturum esset nihii ci Scipio profuit e. q. s.

Pag. 207, 1 cum per id tempus edidit Wolfius pro eo quod in libris est per idem tcmpun, non fecit hoc nietri caussa quod dicit Rothius p. 170 (nihil enim in mctro otfensionis\ sed ipsas cogitandi leges secutus. Neque enim id agitur, ut inter se aequales aetate fuisse Scipionem, Laelium, Furium doceatur, sed ut aequales Terentii: unde illud sua sponte consectarium. Quae insequuntur qui agitabant faciUumc ne cui morae sint, unus cavere personatus Asconius poterit in Cic. divinationem § 8 p. 102 Or. sic commentatus: Uiifficul- 4y7 tatem enim paupertatem significat. Terentius c contrario: tptam uos faciUime agitis\ quae verba sunt Adelph. v. 501: recteque hoc genus loquendi iam Adrianus Turnebus expli- cavit Adversar. xx, 33.

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COMMEXTAKIVS.

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Versu 3 mimui est planissiinam sententiam negotium facessere Scaligero Guyeto Heinsio Burmanno potuisse, in- utilissimis coniecturis librorum scripturam sollicitantibus. Iosephi autem Scaligeri, qui Porcii versus a se ut ait casti- gatos animadversionibus in Eusebii Cbronologica suis inseruit p. 144 ed. alt,, quod omnino nullam in hac tota disputatione mentionem feci: fatendum est praeter unum versum sextum, tibi abit in Graeciam recto iudicio edidit, in reliquis quae sua usus coniectura proposuit omnibus ne unam quidem quae probari possit litteram esse. Quod cum libere profiteor, non esse verendum puto ne de magni viri plane divina vir- tute quicquam detrahere inreverentius videar.

Pag. 207, 5 quin recte Caccilio nomen (item ut versu 9 Caccilii) Petrus Crinitus Liliusque Gyraldus restituerint, quos praeter Pighium et Vbssium omnes secuti sunt, dubitari non patitur Hieronymi auctoritas. Verum idem cum Caecilium 'mortuum c$sc anno post mortcm Ennii ct iuxta Ianiculum scpnltnm9 tradat, gravis longo ex tempore controversia orta est, Caecilius qui audire Andriam praelegentem Terentium potuerit: quando Andriam non minus certum est anno 588 actam quam Ennium mortuum anno 585. Aut igitur duplex fuit de morte Caecilii memoria, aut corniptela latet in verbis Hieronymi. Nec enim vel de priore aliqua actione Andriae recte cogitatur, nec de annorum intervallo quod inter prae- lectiouem eius fabulae et actionem intercesserit: de quo praelegendi consilio pluribus disputatum est Parerg. p. 329. Itaque cum aliqua lacuna laborare etiam proxima Hieronymi verba C. F. Hermannus coniecerit commentatione de scripto- ribus illustribus apud Hieronymum memoratis Goettingensi anni 1848 p. 4 sq., haud scio an in eadem via paullo sit longius progrediendum librariorumque manus ad tale fere exemplum emendanda: MORTVVS EST ANNO POST MORTEM ENNH /// ET IVXTA EVM 1N IANICVLO SEPVLTVS: quando annus post mortem Ennii tertius ipse 588 fuit. Nihil enim quo temporum discrepantiam illam expediret, disputando Hermannus profecit, cum de mortis anno Ennianae levitcr taxaus Ciceronis testimonium idque duplex Bruti c. 20, 78 et Caton. 5, 14, vel adeo triplex conl. Brut. 18, 72, tum de

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aedilibus, qui praelectae Andriae interfuerint, valde impro- 4<j8 babiliter statuens. Ceterum alio modo idem Caccilius nomen infra p. 212, 11 corruptum est.

Pag. 207, 6 etsi mirum est in dictus est converti potuisse a librariis dicitur, tamen Suetonio hoc, non illud tribui ipsam sanam rationem iubere Mommsenus sensit verissime.

Pag. 207, 7 in praepositionem addebam ut proxima ucstitu voce haustam, quia subsellio residens sentiebam poetarum, non 8criptorum esse. Sed Suetonii tamen aetatem a talibus non abhorruisse ipse nunc testis certissimus prodeat, qui Calig. c.50 toro residcns dixit, Ner. 13 curtdi residcns, Claud.7 ut aquila dexteriore utnero consideret, Aug. 43 lectica cubans, 73 cubuisse toro. Non imitabitur igitur nostrum exemplum qui posthac hanc edere vitam instituerit. Diversi generis sunt m ea parte consedit Aug. 43, in orcliestra considere 44, cum in acde Vcstae resedissct Ner. 19, in donw Maecetiatis cubabat Aug. 72, in peristylio cubabat ib. 82.

Versu 9 pcrcucurrisse] Reduplicationem cum codices Suc- touiani octiens praeter hoc exemplum tueantur in accucurrc- runt CaL 58, concucurrisse Iul. 15, decucurrit Ner. 11, discu- currit Cal. 32, excucurrisset Galb. 18, percucurrit Ner. 3, pro- cucurrissent Claud. 29, transcucurrisset Cal. 24, haud scio an ea hic scriptor sit constanter usus. Quaraquam fatendum est item octiens eandem libros ignorare in accurrisse Ner. 21. 34, coticurrerunt Claud. 21. Oth. 12, coticurrissent Iul. 32, oc- currisset Aug. 96. Claud. 8, procurrit Ner. 47.

Pag. 207, 11 sqq. a veteris libri Parisini memoria quae haec est: quamuis uulcatius denumeratione omnium ita scribat 'sumetur hec ira sexta ex his fahda% ita libri novicii discre- pant ut de enumeratione et scribit exhibeant, maiore ex parte otnninm omittant, pro sumetur autem vel sumerctur substituant

vel submct vel sitmetur vel subtneret. Et numeris quidem quo satis fieret, aut ex hisce propositum est aut ex his trans- posita ante Hecyra: utrumque satis exiliter et ut ad rei summara animus ne adverteretur quidem. Nam quid taudem sibi velle illud ipsum sutnetur, sive sumatur substitueruut alii, putabimus? Quod cuni Kothius p. 180 sic iuterpretatur cmag hingenoraraen werdeu', et sanam sententiam et latini-

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COMMKNTARIVS.

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tateiu desideramus. Nec plus profecenmt si qui pro cximetur acceperunt: nec enim hanc vim sumcrc verbum habet oranino, nec unde eximenda fabula sit quave caussa quemve ad finem eximenda, intellegitur. Quod autem nexus sententiarum fla- gitat certissime, hoc est ut, cum Terentii fabulaa bnraes 499 populo placuisse narratum esset, unam solam Volcatio qui- dem teste non placuisse adiceretur planis verbis et simpli- cibus, non per aenigmatis artificium: ad eiusmodi enim op- positionem contrariorum ipsa quamuis particula manifesto spectat. Itaque talis quali opus est notio cum e sumeiur scriptura vix posse erui videatur, nec ab initio versus metrum claudicet, sed circa ipsas cx his voces quas per se aegre in- tellegi antea significavimus, consequens est ut hoc potius in loco sedes corruptelae quaeratur. Igitur quoniam, quae non fplacuisset' vel fstetisset' fabula, vel fexacta' vel fexplosa' dicebatur, facile quispiam ipsius explosast vocabuli reliquias cxhis litteras interpretetur. Verum aliud in promptu est, multo etiam graviorem vim persuadendi habens. Quotiens enim fnon placitae' Hecyrae mentionem Donatus inicit, to- tiens fere uno certo vocabulo utitur, quod cum alia exempla non habeat, vix mihi tempero quin ex ipso Volcatiano versu vitae Suetonianae petitum dicam. Quippe constanter ille cx- clusam fabulam vel cxclusum poetam dixit: cuius rei testi- monia infra scripsi. In auctario suo vitae Suetonianae quod subiectum est p. 214: fHecyra saepe cxclusa, uix acta est\ Idem praef. Hec. p. 337 Lindenbr.: fsaepe cxclusa haec co- moedia'. Idem ipsis commentariis in Hec. prol. 1 v.4: fnon quia mala, exclusa est, sed quia populus funambuli admira- tione obstupuit'; in prol. 11 v. 3: fturpe non esse Terentio exclusam esse unam illius fabulam'; in v. 7: fcum una He- cyra cxclusa sit'; in v. 13: fquia remotum et cxclusum (poe- tara) dixit'; in v. 26: fduplex caussa ad unam cxclusionem adhibetur', item fnarratio cur cxclusa sit: hoc est, non poe- tae culpa deiecta est nec iudicio populi'; in v. 29: fquia numquam alias exclustis est'. A qua ille consuetudine lo- quendi paucis exemplis recessit, paullo fortiore vocabulo in bis usus: in prol. n, 1: ftotiens expulsa fabula'; item fde Terentio, quod cxpulsus est'; item fne expettatur, non se pro-

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IN VITAM TERENTII

logum, sed oratoreni nominat'; in v.4: 'exactasJ exjndsaf. lllam igitur loquendi consuetudinem Donati caussam habeo cur in Tacobi Bernaysii partes non cedam, cecidit latere in exhis conicientis conl. Hor. Epist. n, 1, 176 'securus cadat an recto stet fabula tato'. Sequitur ut, quid in sitmefur voce delitescat, quaeratur. Ne rnulta, scriptum est a Sedi- gito: Simitur Hecura sexta exclusast fdbtda. Et reconditior quidem simitur forma (etiam antiquior illa quam frequentata wo Plauto simitu)} cuius paene intermortuam memoriam in An- thologiae lat. corollario epigraphico, quo indici scholarum aestivarum anni 1853 proludebam, resuscitavi p. XI sq., certa autem ratiocinatione etiam Plautinis versibus Most 792. Amph. 631 redintegrandis adhibui, a Volcatio eo minus aliena videbitur, quo certius est posterioris aetatis duos illos titulos (Orell. 2863. Inscr. Neap. 423) esse quorum testimoniis fides ciufl formae omnis continetur *). Ipsa autem 'simul' notio

*) In epistulis Ciceronis quot vestigia sermonia vulgaris, qui idem esse priscus solet, scrvata sint, nuper demum accurata obscrvalionc Franciscus Buechelems persecutus est Mua. Rhcn. XI p. 500 sqq. Eo igitur ille etiam hoc refert, quod ad Att. VII, 9, 2 scriptum est $i multo, ubi sententui requirit sitnul notdonem: quippe conflatam esse simiilto scripturam e vetustiore, qua hoc loco luserit Cicero, suiitu particula et eius interpretatione sjmul. Quam autem diu simitu for- mae usus manserit, etiam ex cpigrammate Anthologiae V, 1, 10 Borm. (1024 apud Meyerum) intellegi: Hinc homincs, armcnta simitu, et se- mina rerum: ita enim (sed hoc praeter alia) emaculandum videri quod vulgatur simul et. Verum etiam antiqnioris simiiur formae, in quani supra incidit disputatio, fallitur nostra sententia qui vestigium suspi- catus est in Hostii versibus relictum apud Macrobium Saturn.VI, 5, 8: Dia Minerua, simul autem inuictus Apollo \\ Arquitcnens Latonius. Ibi enim etsi prosodiae quidem videri potest sic satis fieri simitur autem i. A.: quando producta ultima pronnntiatum esse simitur iam olim dixi probabile essc: tamen a numerorum ratione vix poterunt duo versus contigui placere neglecta caesura aequaliter inconcinni. Ergo sic potius statuendum videtur, una eademque lacuna utriusque versus communi aliquid in utroque intercidisse. Velut, aliquo ut exemplo utar, in hunc modum:

JHa Minerua fruit], simtU autcm inuictus Apollo

Arquitencns [instatj Jatonius. In promptu est enim e pugnae dcscriptione bclli Histrici haec rcpdtere, cui pugnac Homcrico exemplo ipsi dei interfuerint.

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COMMENTARIVS. 237

quo spectet, nirsus planum fit e didascaliis. Quippe unis eisdemque ludis funebribus Aeinilii Paulli, quos fecere Q. Fabius Maximus P. Cornelius Africanus, L. Anicio Gallo M. Cornelio Cethego cos. h. e. anno urbis 594, et Adelphi acta est quae placuit, et iteruni data Hecyra, quae cur ne tum quidem peragi posset (nam 'exclusa' iani a. 589 erat, cuui r in scaenam primum deferretur T. Manlio Torquato Cn. Octa- vio cos.), ipse actor primarum idemque dominus gregis Ambivius Turpio exposuit prologi alterius v. 29 ad 33. Ergo brevem enumerationem fabularum Terentianarum omnium percommode Volcatius potuit velut tali exeuiplo terminare:

Qttinto loco acta Adelphoe idauaum Uidcm tttlit: wi

Simitur Hecura sexta exclusast fabula. Mirari sane licet secundam potius Hecyrae actionem a Vol- catio menioratani quam tertiam qua placita est fabula teste didascalia, cum ludis (Romanis nt videtur) a Q. Fulvio No- biliore L. Marcio Censorino aedilibus curulibus factis denuo relata est eodem anno 594. Verum non est tamen nimis uiirandum quaedam in lioc genere veteres illos pinacogra- phos saeculi vn fugisse (nam illud de ter acta Hec.yra nisi fugisset Volcatium, non profecto sic uti fecit seripsisset): quam enim nec certa nec sibi constans memoria illa omnis didascalica fuerit, cum aliis documentis apparet, tum ex eis cognoscitur quae de earundem fabularum duanim temporibus (in his ut nunc subsistam) in didascaliis libri Bembini pro- dita sunt. Levius videri potest quod ibi, prorsus ut apud Donatum, inverso ordine quinta fabula Hecyra numeratur, Adelphoe sexta: quae si eodem anno eisdemque ludis fune- bribus docebantur, liberum sane erat utra prior numeraretur, utra posterior. Quamquam vel sic tamen rursus mirere quid sit cur potius non peracta fabula respiciatur quam peracta quae sextum locum tuebatur citra controversiam. Verum longe gravius est quod omnino aliam prorsus rationem nu- merandi Bembinus codex sequitur, quippe qui non actas fa- bulas ut Volcatius, sed 'factas' numeret: quode pluribus ex- positum est Parerg. p. 263 sqq. Quodsi plerumque sane non diversa fuerunt factarum actarumque fabularuni teinpora, at singularis fuit ipsius Hecyrae condicio: quae si iam anno

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IN YITAM TKKKNTII

589 acta est vel saltein agi coepta, profecto non est quinta a poeta facta, sed secunda. Consentaneum est igitur nihil de actione illa prima ei quisquis fuit innotuisse, qui facta- rum ordinem in Bembino proditum instituit. Similique con- dicione Volcatius usus et primam et tertiam ignorabat.

Quam autem concinna brevitate in libro *de poetis' suo (nec euim de alio cogitandum) Volcatius Sedigitus inateriam illam omnem, quae ad poetarum et vitas et scripta specta- bat, complexus sit, cum ipsa de Hecyra memoria illa indicio est, tum ei qui de morte Terentii tres senarii infra positi sunt a Suetonio, tum longe luculentissimo documento trede- cim senarii illi exstant a Gellio proditi capite 24 libri xv, quibus comocdiae palliatae poetis suum singulis pretium sta- tuitur. Vnde prorsus probabile fit in tractando argumento Sedigitum id consilii secutum esse ut omissis ratiocinandi 602 disceptandique ambagibus omnibus ipsam rei summam, qua- lem animo suo informasset*), brevissimo m cqnspectu po- neret. Hinc igitur recte existimari de illis poterit quae in libris sic scripta sunt: quamuis VolcaUus de enumeratione omnium ita scribat, nisi quod denumeratione vetus PaHsinus exhibet. Quae verba omnino intellegi aliter non possunt nisi ut aliquo capite libri sui Sedigitus putetur dedita opera illud disceptasse, quo ordine singulae Terentii fabulae nu- merandae vel enumerandae essent h. e. quo se ordine sive actae siv^ factae excepissent. Id autem neminem fugit quam ab eo consilio Sedigiti, quale antea descripsimus, abhorreat. Enumeravit is ipse, non egit de enumeratione: nani de numeratione vel propterea reiectaneum est quod 'nunteratio- nem9 non novimus aliam dictam nisi solutionem pecuniae. Ergo quod requirimus non est de enumeratione, sed in enu- meratione potius. Quo tamen etsi satis fit sententiae, non

*) Quaedam autem satis illum mirabiliter sibi informaase ipsa illa censura poetarum docet, in qua expedienda defendendaque operam per- didisse Ladewigium puto. Ceternm versuum illorum septimum vehe- menter suadeo ut desinant talem exbibere Dein Naeuitis, qui feruct, pretio Mt tertiost: quo etiam peius alii qui ferret pretium t-ertium. Vna me iudice probanda haec versus forma: Dein Naeuitu, qui seruet pre- tium, tertiust.

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COMMENTARIVS.

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est fidei librorura satis factum qui de praepositionem om- nes teuent Hinc igitur profectus Schopenus subtili ut so- let iudicio Suetonii manum sic est adsecutus: Volmtius in dinumeratione omnium h. e. rubi ordine suo omnes sex recenset'. Nam quod omissa praepositione potuisse etiam (linumeratione dici simpliciter Rothius sibi persuasit p. 180, de eo fefellit eum opinio: nec quicquam alienius quam qui- bus utitur exemplis Hibello', * praefatione9 et quae sunt si- milia, quando nec liber nec certa pars libri vel iunctis *<it- nunieratio omnium' verbis vel simplici ^dinumeratw9 vocabulo appellari potuit. Ceterum quem veri dissimillimum est de enumeratione fabularum commentatum esse, is profecto longe etiam diflicilius credetur de rcmuneratione earundem dedita opera exposuisse: quam Mommseni coniecturam 1. s. s. Rothius commemoravit. Nec praeter unam Eimuchum pro- babile est omnino proditum esse memoriae et ad posteros propagatum, quodnam a ludorum curatoribus pretium sin- gulae fabulae Terentianae meruissent.

Pag. 208, 2 quod in libris et optimis et plurimis prodi- tum est eunuehus quidem bis die acta cstf rectissimo iudicio Burmannus Oudendorpiusque perspexerunt nihil aliud esse nisi fbis singulis diebus' vel 'cottidie bis': id quod satis cum aliorum tum ipsius Suetonii exemplis probatur ab eodem Oudendorpio compositis in vit. Galbae c. 4 et d. Augusti c. 31, velut cum 'liberti seruique bis die frequentes adesse' dicun- tur, vel 'compitales Lares bis anno 0^311* et quae sunt ce- tera prorsus parilia. Id autem cum absurdum esset de acta Eunucho dici, mirum non est de eicienda die voce post alios me quoque Parerg. p. 333 tum cogitasse cum eam non potui non novicio interpolatori tribuere, quippe quam typis ex- pressa exempla inde a principe omnia ignorarent: contra atque reapse esse nunc scitur. Et sententia quidem quid retjuireret, sat certo indicio Donati verba exstitere *ut iterum agcrctur pro noua\ quibus ille, quidquid legit apud Suetonium, inter- pretatus est verissime: quod ego genus universum 1. s. s. dedita opera persecutus sum. Itaque cum olim ipsa pro noua verba intercidisse post bis coniecissem, post facile intellexi potius tale quiddam scriptum fuisse qualia sunt bis [eodcm\

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IN VITAM TKRENTII

die vel bis de i\ntegro\ vel bis de\nuo] vel bis dci\nceps\. Quorum illa quae media posui esse TauToXova apparet: quod autem primo loco, eo displicet quod profecto, ut singularem gratiam fuisse Eunuchi probaretur, non opus erat eodem die iterata fabula, sed satis erat per eorundem ludorum eorum- que novas fabulas poscentium occasionem denuo efflagitatani prodiisse. Hae igitur me caussae moverunt ut praeferrem quod raaxime simplex visum, bis deinceps h. e. 'zweimal naeh einander\

Versu 3 etsi id est voculae ne a codice A quidem, sed ab uno B absunt, tamen a Suetonio scriptas esse cura Do nati auctoritas tum loquendi et ratio et consuetudo negaut. Nihil enim eiusmodi in Donati his verbis: proquc ca pretium, quod nulli ante ipsam fabulac contigit, octo tnilia sestertium numerarcnt poetae: ubi perperani et fabulam et milibus vul- gatur, Ratio autera et usus etsi id est vel hoc cst particulas nec raro nec uno modo admisit: quae genera identidem Mad- vigius explicavit in Cic. de fin. p. 72. 139. 144. 264: tamen ab eis, quae simplici appositionis grammaticae vinculo con- tinentur, segregavit constantissime. Quas ubique ita usur- patas reperies ut, quara quid vim habeat, quam vel notioneui vel sententiam aequet, declaretur: quo tit ut cura singulis r,(>4 nomiuibus et vocabulis tum ipsis rerum condicionibus expli- candis adhibeantur. Velut, in ipso Suetonio ut me conti- neam, in vita d. lul. c. 56 fper notas scripsit, id est sic structo litterarum ordine ut nulluin uerbum effici posset'; Aug. c. 88 ^orthoyraphiam, id cst formulara rationemque scribendi a grammaticis institutain'; Galb. c. 3 'quod in diuturna ualitu- dine galbeo, id cst remediis lana inuolutis assidue uteretur'. Rursus Galbae c. 8 'nec defuerunt qui interpretarentur signi- ficari rerum mutationem successurumque iuueni senem, hoe est ipsuin Neroni'; Tiberii c. 24 'statione militura, hoc est ui et specie dorainationis assumpta'. Ad horum igitur, quae ultima posui, siinilitudinem ut largiar potuisse fortasse sic scribi: 'meruitque octo milia nummura, id cst pretiura quau- tura nulla antea cuiusquam comoedia', tamen eadem inverso ordine dici fuerat putidissimum. Non est igitur dubitandum quin hoc exemplum illis accedat, quibus aut solae id cst vo-

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COMMENTARIVS. 241

culae aut haruni adininiculo adnexae integrae enuntiationes interpretamentuni nianifestum prodant: qualia cum Burman- nus Oudendorpiusque in Aug. c. 32, Vespas. c 11, Domit c. 17, tum Madvigius 1. s. s. p. 145 designarunt.

Pag. 208, 3 nummorum, quod debuit esse nummum, vix recte Rothius talibus exemplis quibusdam tutatus est quibus brevior forma nostro sensu item reddenda est, a male sedulis demum sive magistellis sive librariis obscurata: Aug. 4G singula nummorum milia, 101 singula milia nummorum. Nam etiain iu talibus forma disyllaba* servata est ib. 40 singula milia nummum. Certo autem accedente numero etsi semel proditum cvngiarium numtnorum trccenorum Dom. 4 reperio, tanien in ceteris exemplis onmibus alteri formae pepercerunt librarii: quaterna milia nummum et bina milia nummum Iul. 38, ternis milibus nummum ib. 54, tre$entis milibus nummum Aug. 68, uiginti milia nummum ib. 71, triginta milibus num- mum Tib. 34, DCC milibus nummum gramm. 3, XVI milibus nummum ib. 8, nisi quae forte me fugerunt alia.

Versu 4 inter ascribitur et nam Adelphorum principium gravem lacunam esse tam recto Wolfius iudicio adsecutus est, ut contrariae sententiae defendendae negemus viam re- lictam esse. Alienissima enim sunt quae feruntur nam par- ticulac exempla soli transitui sermonis servire: qualia in bonis scriptoribus certum est alium explicatum habere, pro- pria autem nam vocis vi destituta labentis demum la,tinitatis barbaries admisit, velut in Douati auctario huius vitae p. 214, 1. Nec pluris iam est apud Rothium p. 180 propositum. Quid intercideret cum suspicatus sum e Donati 1. s. s. verbis intellegi, ubi fduae ab Apollodoro translatae esse dicuntur coniico, Phormio et Hecyra, quattuor reliquae a Menandro', non cogitavi de eadem prorsus memoria: quam si iam rela- tam in Suetouii vita vidisset, non iterasset Donatus in auctario eius vitae: sed de simili, quando ad Graecorum ex- emplarium imitationem spectant quae insequuntur. Cete- rmn quod in lacunac suspitionem Wolfius etiam illa vocavit quae simt et hanc autetn ct quinquc reliquas p. 207, 10, prave sagax fuit: quibus nihil sanius.

Pag. 208, 8 sq. cum et conatus et camquc (id enim latere

LFk. RtTSCIIELII OPV8CVLA III. 10

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IN VITAM TERENTII

in codicis scriptura namque Schopenus pervidit) Parisinus A suppeditarit sat eleganter, tamen ab eodem pro sc tutari proditum refutare non potest non oculorum errori tribui. Nihil enim ut de omisso, quo aegre careamus, cam accusa- tivo dicam, nec verum est ullo modo vel refntare istam fa- mam Terentium vel velle refutare, qui largiatur potius alie- num auxilium idque excuset tantum, nec omnino coeunt inter se pugnantes leuiter et longe fortissima rcfutarc notiones.

Pag. 209, 2 solus Suetonius servavit Hunc pronomcn, pro quo in Terentianis libris omnibus Ad. proL 1C prodituui Eum certissimis de caussis posthabendum est. Nam primum prorsus constans est in his prologis, ut non alio nisi ipso hic pronomine poeta declaretur: cuius rei documenta habes in prologo Adelphon v. 10 hic, 18 hic, Andriae 18 hunc, 19 hic, Eunuehi 35 /m?V?*(nam paullum differt ibid. v. 3 poda hio), Heauton timorumcnu 18 hic, 23 hunc, Phormionis 18 hunc, 19 hic. Accedit autem quod in eis qui proxime prae- cedunt versibus ne mentio quidem fit poetae, ad cuius per- sonam eum pronomen referatur*).

Versu 8 quoniam sc pronomen a vetere Parisino pror-

*) Versus integros subieci, ut hac opportunitate praetcrmissum ab editoribu8 uaevum abatergam:

In Graeca adulescens est, qui lenoni eripit Merctricefti in prima fabula. eum Plauius locum Heliquit integrum. eum hic locum sumpsit sibi 10 In Addphos, uerbum de uerbo expressum extulit. Eam nos acturi sumus nouam: pernoscite, Furtumne factum existumetis an locum lieprenmm qui praeteritus neclegentiast. Nam quod isti dicunt maleuoU, Jiomines nobilea 15 Eum adiutare e. q. s. Id his enim, praeter Eum illud, aut permolesta est et expers elegan- tiae iteratio verborum quae sunt eum locum v. 9 et 10, itut (de quo facile (luispiam eogitet) dedita opera aacita est hoc consilio ut eum ipsum locum solum, nec quicquam praeterea ahud, ex Diphili comoc- dia sumpsisse sibi in Adelphos poeta significaretur. At tali couailio aprrte illud repugnat quod, in quo vocabulo ipsa vis sententiae insit opoi-teat, h. e. eum, id in pronuntiando versu adeo delitescit ut non modo ictum non habeat aed ne syllabam quidem efficiat. Ergo saltem tmu.sponendum erat: eiim locum hic sumpsit sibi. Quamquam vcl sic tamen ab elegautia quidem parum commendationis habet siue ulla ne-

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COMMKNTARIVS.

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8us abest, non est illutl cum libris interpolatis ante leuius inserendum, sed intercidisse ante defendissc credenduui, eadem ut hic conlocandi elegantia leuius $e defendissc atque paullo ante leuiter se tutari dicatur.

Ibidem in scriptura quidem librorum nihil aliud nisi ct Laelio et Scipiani latere Fleckeisenus vidit rectissime. Sed ipsi tamen id Suetonio minime tribuet qui tam pari in hac caiusa condicione Laelium Scipionemque esse reputaverit, ut non distinguendi inter se, sed communi notione comprehen- dendi sint.

Versu 9 tamen particulae ita tantum locus erat, si fal- saui esse de adiutoribus Laelio et Scipione famam illam vel Terentius vel Suetonius signiticaret, contra atque faclum vi- demus. Quare tum restituendum erat necessario.

Versu 10 non mirer si quis C. enim Mcmmius potius expetat, itemque versu 13 Nejws autem auctore : nec enim de consuetudine in continuandis enuntiatis parcum particu- larum Suetonium reperio. Sed tamen haec qui probet, cum eodem fere iure Santra tamen Terentium requirere p. 210, 8 possit, item Quintus quidem Cosconius p. 211, 10, aut fidem librorum sollicitari audacius aut acquiescendum in asyndetis intelleget.

Versu 11 quod vulgatur in orationc pro se ait *P. Afri-

canus qui a Terentio personam mutuatus dctulif, vel eo

esse suspectum debuit quod, si ab uno duntaxat exemplo discesseris vit. Tib. c. 07 (uel cum ait 'similem se scmper . . wi <?. q. s.), nusquam Suetonius ait vel inquit vocabula eis quae adscripta sunt alius cuiuspiam verbis praemisit, quinquiens (Aug. 87. CaL 30. Ner. 22. 34. Vit. 10) postposuit in fine enuntiati, ceteris in locis omnibus post aliquot ab initio verba inseruit de communi consuetudine. Uursus autem longe maior apud eundem inquit quam ait vocabuli frequen- tia est. Et huic quidem ibi potissimum locum concessit, ubi

c«-i«itate iteratum Jocutn nomen. Vnde snspitio nascitur interpreti de- teri Hcriptnmqne a poeta aic esse:

eum Plautus locum Reliquit inUgrum. eiim nunc hic sumpsit sibi In Adelphos.

16*

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IN VITAM TEREXTII

aut paullo ante praecesserat aut sequebatur paullo post in eodem genere posituni inquit: id quod apparet variaudae tantuni orationis caussa ita institutuni esse. Velut inquit... ait habes Aug. 86 et 87. Claud. 42, ait . . . inquit Tib. G7. Cal. 29. Galb. 4. Vesp. 23 : a quibus prope abest aiebat . . . inquit Oth. 10 et 11. Praeter haec igitur ipso ait verbo omnino non est saepius quam sexiens usus: Aug. 18. 65. 71. Vesp. 24. Tit. 8. de granim. 4: contra inquit verbo, si modo recte nu- meravi, triciens*). Hinc autem etiam maior fides accedit emendationi in vita Terentii factae. Vbi cum ait vocabu- lum a Parisino A prorsus abesse videreni, libemm igitur esse post P. Africanus illud reponi, tamen eo ipso iu loco scriptum in libris qui quoniam aliquid miri et incommodi habet ut et ad vim testimonii prorsus supervacaneum et e pleno enun- tiato grammatico efficiens imperfectum, probabiliter has ipsas qui litteras Schopenus interpretatus est ex inquit verbo relictas.

Versu 12 levi scribendi errore, quo dorni luserat transiit in detnulus erat in vetere Parisino, abusus Rothius domui kh serat posuit. Ego, a quo vel quando domui dictum sit pro locativo dotni, fateor me prorsus ignorare.

Pag. 210, 2 in deterioribus libris prodita firamo in Re- ginensi solo et eadem manu correcta C. W.J temporius forma quin vitiosa sit et ab ipsa antiquitate prorsus aliena, iam non dubitari putamus: communique consensu tenipeiws boui codices tuentur apud Ciceronem epist. ad. fam. ix, 16, 8, Ovidium Metam. iv, 198, Columellam II, 18, 2 et viu, 4, 3 (ubi ante excussuui Sangerraanensera item legebatur temjXh rius)f Appuleium Metam. ix, 26, Palladium m, 21, 2 et iv, 4. De positivo autem cum vel hinc satis probabilis fieri con- 508 iectura possit, tamen quoniam quosdara video praeter tem- peri etiam alteram tempori formara probare, quid huius rei sit paucis declarabo. Et a ratione quidem etsi non est saue cur necessario improbetur tempori, ut quod similium non pau- corura exemplo etiam antiquius esse altero potuerit, tamen

*) Locos cum semel in numtirato habeam, si qui volet inspiciai vit. d. Iul. 31. 32. 49. 50. 59. G6. 74. d. Aug. 51. Tib. 28. 29. Cal. 32. 4C. 49. Claud. 15. 16. 40. Ner. 10. 33. 35. 47. 48. Vit. 8. Veap. 20. 22. Tit. 6. Dom. 11. 16. 20. de gramm. 22. 23.

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COMMENTARIVS.

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aliud suadet fides memoriae. Quam si cousulimus, tam cito quam certo intellegimus inde ab antiquissiiua de qua quidem constet linguae aetate, cum suo tempore, non sero, fieri quippiam dicendum esset, aut tempcri placuisse, quod et ve- tustioris et humilioris sermonis proprium mansit, aut quod paullo leetius atque cultius, in tcmporc. Velut hoc Tereutius in sex comoediis usus est quinquiens, bis tantum (Amph. 877. Capt. 836) in viginti Plautus: (ne in hoc genere nu- merem sociata tn ipso tcmpore vel tn temporc ipso, ter qui- dem a Terentio, item bis a Plauto Cist, iv, 1, 18. Poen. v, 3, 19:) contra temperi Plautus dixit saepissime; ne semel quidem Terentius. Et Plautina quidem exempla cum sint undeviginti, in his tcmperi formam optinii libri aut aperte aut non dubiis vestigiis servarunt quindeciens: Aul. m, 3, 6, ubi Yetus a m. pr. Uem pcriij sed Temperi e correctura; Capt. 101; Cas. n, 6, 60, ubi item pr. m. Temperi, secunda demum Tempori; Most. 314; Men. 445. 464. 467, tribus locis

o

unus Varticanus a rec. m. tcmpcri; Merc. 989, ubi tempcr cum eodem Decurtatus, Temperarc Vetus; Pseud. 387, ubi etsi in eisdem tribus temjx)ri est, tamen verum cum Ambrosiano vetus glossarium testatur; ibid. 1182, ubi in tcmperi omnes quattuor consentiunt, nisi quod in Vaticano a pr. m. tempere fuit, tcmpori autem princeps demum editio invexit; Pers. 229, ubi ad Palatinos Vaticanumque rursus idem illud glossarium Plautinum accedit, tempori solus Vaticanus habet a m. rec. prorsus ut ibid. 768, ubi temperi bis est in eodem versu; Kud. 921; Stich. 654, unde temperi transiit in glossarium; Trin. 911. Haec igitur cum horum ratio et condicio sit; ecquis in uno Captivorum versu 183 tutari, quod est sane in Vctere, tempori animum inducet nec ad ceterorum potius et multitudinem et similitudinem hoc quoque accommoda- bitV praesertim cum octo post versibus in eodem serraone eademque seutentia ipsum insequatur tempcri. Nam quae praeterea tria exempla restant, in eis ne prodita quidem tcmpori forma est, sed ab editoribus demum effecta, prodita autem temporc: semel cum vitio numerorum qui creticum flagitant Epid. m, 3, 25 Edcpol nc istance tcmpcri gnato iuo Sumus praemercati (nisi nc istam nos males, quando in Ve-

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IN VITAM TERENTII

509 tere lacuna est e rasura inter istam et tempore): semel autem cum eius notionis consociatione, quacum ipsam tempcri for- mam poeta praeterea sexiens iunxit (bis in Menaechmis, sin- gulis in Captivis, Mostellaria, Sticho, Trinummo locis), quae est ucnicndi, adueniendi, aduorsum ueniendi, anteueniendi notio: unde consequens fuit ut Men. 1020 Edepol, ere, ne tibi sup- petias temperi aducni modo scriberemus. Quodsi quis in imo qui nunc relictus est Asinariae Yersu 733 servare ut tcmpore opportuneque attultstis voluerit, ne ille viderit quo iure Plau- tum poetis aequiperet, qui soli simplicem tempore ablativum, sed raris exemplis nec nisi cogente metro dactylico, sic ad- miserunt ut idem valeret atque 'suo tempore': velut cum Ovidius Her. iv, 100 tcmpore abest aberitquc diu Ncptunius lieros dixit. Nam de Cicerone dubitari noli quin is epist ad famil. vii, 18, 1 aut ego cnim renouaho commcndationem , scd in kmpore scripserit aut, quod in hoc quidem genere licebat, scd tempcri, nullo modo scd tempore. Contra nihili auteni formam tcmpori similiter atque e Plautinorum librorum me- moria licet etiam e Catonis de re rustica commentario ar- gumentari. Vbi cum in libris vulgaribus cap. 2, 1 scriptum exstet satisne tetnpori opera sient confccta, item 3, 5 si tempori facies, hoc autem loco de archetypi scriptura tempcri certo Politiani testimonio constet, numqui priore loco variandae scilicet orationis caussa praetulisse Catonem tetnpori tibi per- suadebis an aliquid sive a Politiano sive ab ipso librario neglectum? Ergo Nonii p. 369, 20 librariis, non Titiuio tribues quod in hoc senario da pensam lanam: qui non red- dct tcmpcri nunc vulgatur tcmpori, contra atque in simili sententia lcpideque coneinnatam rcferam temperi factum est iu Menaechmorum versu 467. Nec magis cum Vahleno Eun. p. 160 Ribbeckioque Musei Hhen. X p. 291 ut adsint cras tempori ad mctendum feres in Aesopi apologo Enniano, quamquam consentientibus ut videtur Gellii n, 29, 12 libris omnibus.

Pag. 210, 2 ut a Parisini A scriptura ne interpcllarct pro- fectus se potius absorptum esse proximis ne litteris censerem quam cum noviciis libris ne interpcllaretur servarem, ipsa sentcntia suadebat. Nec enim, ut ab aliis ne interpellaretur, intercedente uxore opus habebat, quod et iubere ipse posset

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et profecto nou erat petiturus tantum. Ab uxore autem pe- tendi potius quaui postulandi eo plus caussae Laelio fuit si modo fcerti auctoris' fabula vera quod Matronalioruui die (eo enira spectare Jcalcndas Martias pridem intellectura 510 est) penes matronas sive potestas et auetoritas sive gratia et libertas erat.

Versu 3 ex A repositum seroque ipsa loquendi con- suetudo Suetonii commendat, qui sero tandein etiam Aug. 04 inii Galb. 20 iunxit, scrius tandeni nusquani, nisi quid me fugit.

Versu 10 fuerint} quod vulgo corruptum in fucre, eodem Parisino duce, in quo fuer est, restitui eadem rationis neces- sitate qua p. 210, 14 e dieuntur Rothius dicantur eftecit, ubi soloece libri deteriores dicerentur.

Versu 11 diligenter pensitatis quae prolata sunt omnibus noii potoi non viam olim institutam Parerg. p. 300 tenere. Quod enim a Momm^eno propositum est apud Rotbiura p. 182 et qui Floralibus ludisf id quidem quo tandem modo tibi per- suadebis depravari in et qui consularibus ludis potuisse? Et quis tandem datas esse fabulas ludis Floralibus tradidit? Quibus actos esse mimos scimus: fabulas autem umquam dictos mimos simpliciter ignoramus. Et si forte mimis fa- bulae posteriore aetate successerint: at posteriore aetate fa- bulae etiam Cerealibus ludis spectatae sunt, ut, qui hiuc con- iecturara capere de simili iustituto liberae rei publicae velit, profecto etiam probabilius Ccrcalibus latere iu comuktribus sibi persuaderi a Tan. Fabro patiatur. Itaque cum uec co- moedias datas ludis Floralibus, nec in his quicquara vel illa aetate vel a Sulpicio Gallo novatum ullo testiraouio constet, contra testimonio certissimo idem Sulpicius cum arte Teren- tiana societur, ut quo consule primara eius poetae fabulara Andriam actam esse ludis Megale"nsibus e deperditti nunc didascalia Donatus prodiderit, non videmur egisse inconsi-

deratius cum q wmularibtis natum esse e q consxd\c mega- his]ibus contendimus veri esse simillimum. Neve quis forte ludos Meyaletises expetat pro Mcgalensibus ludis, Suetonium scito hoc ipso verborura ordine tantum nou semper usum (prorsus ad similitudinem eorum quae ad p. 205, 3 tracta-

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IN VITAM TERENTII

hara): asticis ludis Tib. 6. Cal. 20, castrcnsibtis l. Tib. 72, circen- sibus l. Ner. 7, honorariis l. Aug. 32, iuucnalcs circenscs scacnicos l. Ner. 11, magnos l. Aug. 2%, palatinis l. Cal. 56, pontifkalibus l Aug. 44, sacctdaribus l. Aug. 31. Vit. 2, scaenicos l. Cal. 18. 26. Dom. 4: qua relicta consuetudine raris exemplis ludos saccularcs dixit Dom. 4, ludorum Floralium Galb. 6: Zw7<?s sacctdarcs d compitalicios Aug. 31, ubi aliis rebus opponitur ludorum notio 5ii similiter atque in his cap. 18 urbcm Nicopolim condidit ludos- quc illic quinqucnnalcs constituit: ludos cxtraordinarios Vesp. 2 non tinito certo genere: singulariter Ittdum gladiatorium Iul. 31: nam ludis Martialibus Claud. 4 non Suetonius sed d. Augustus scripsit. Mommsenus autem cum aliquid requiri dicit quod ad ipsius artis scaenicae studia Sulpiciana spectet, in eo mmium esse recte iam Rothius iudicavit. Nihil agitur nisi ut, quibus Terentius adiutoribus uti potuerit ct aetate satis provectis et a doctrinae studiis satis valentibus, aptis exemplis ostendatur. In hanc igitur partem spectat quod homo doctus dicitur Sulpicius, poetae Fabius Labeo et Popil- lius: contra illuc valet quod, ut hi consularcs (quippe cos. a. 571. 581), ita consul eo ipso tempore, quo animum ad scribendum appulit poeta, Sulpicius fuit. Nec ea de via nos Parisini codicis memoria quamvis singularis demovet: ct cuius consularibus ludis, quando non profecto aegrius in quoi' quam in qui transire pristina quo scriptura potuit. Ipsi autem co- dicis memoriae cum Rothius ita patrocinatur ut 'quo consule editis' interpretetur, vereor ne et exemplis et ratione destitutani breviloquentiam probarit. Minime enim par est quod con- tulit loquendi genus tale cuius constdari anno: 'consularis enim annus SulpiciP ut aequat cannum consulis Sulpicii', ita fcon- sulares ludi Sulpicii' non possunt alii esse nisi fludi consulis Sulpicii' hoc est Sulpicio consule facti: non fuerunt autem illi ludi consulum, sed aedilium. Largimur igitur commode potuisSe velut sic scribi de Sulpicio: fcuius praetoriis ludis Thyestam fabulam Ennius docuit' (auctore quidem Ciccrone Bruti c. 20, 78) i. e. Apollinaribus qui a praetore tiebant: Rothianam rationem de unis fortasse ludis magnis concessuri simus. Nec aptius conferri apparet ludos funcbres L. Acmilii Paulli, quos fecerc Q. Fabius Maximus F. Corndius Africanus'

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h. e. in funere Aeinilii editos. Quamquam ne certuin quidem est in didascaliis Hecyrae et Adelphon utrum illud scriptum fuerit an hoc potius: lvdis fvnebribvs qvos l. AEMILIO

PAVLLO FECERE Q. FABIVS MAXIMVS P. CORNELIVS AFRICANVS,

quando dativum in utraque didascalia tuetur quamvis tur- batis ceteris Bembinus liber eiusdemque vestigium etiam vettis Vaticanus servavit in Hecyra. Ceterum ct particu- laui ante quo consule positam, quamvis non ineptam a logica ratione, nescio quomodo sensus meus, quotienscumque haec legi ac relegi, semper respuit ut inconcinnam ac prope dixe- rim hiulcam.

Pag. 210, 12 Popillio scripsi, quamquam quod A exhibet popillo ambiguum est utrum ad illam an ad Popilio seriptu- »« ram spectet. Modum enim prorsus excessisse Lachmannum, geminationeni liquidae in talibus damnantem ut 'vitiosam' Lucretii p. 33, non uno argumento perspicitur suoque tem- pore et loco disceptabitur explicatius. In praesenti satis erit tria monumenta epigraphica antestari vetustioris aetatis (nam inferioris multitudinem exemplorum Mommseni I. R. N. sup- peditant): miliarium Hadrianum anni 622, tractatum Musei Rhen. t. x p. 141 sqq. XIV p. 298 sqq., in quo est P-PO- PILLIVS.C-F-COS scriptum: duoque titulos POLLIO POL- L10NIS nomina exhibentes, Vaticanum P. L. M. tab. xciv 7>, Sinuessanum I. R. N. 4021. Et tamen vix expiando piaculo dici scribive 'insigne maestis praesidium reis et consulenti PolUo curiae' hodie creditur.

Ibidem si recte se habet ideo, hac vi esse dictum opor- tet: ideo quod tales, quales Sulpicius Labeo Popillius fuerunf, minime vero Scipionem Laeliumque adiutores habuerit, sic locutum esse ipsum ut viros virtute atque auctoritate pol- lentes, non iuvenes significari manifestum sit. Fuit enim qui, cum in A scriptum esse poeta deo ipsum videret, hinc efficiendum poeta. adco ipsum putaret, non id per se ineptc. Venim tamen ut dicam quod sentio; nec idco nec adco Sue- tonius scripsit simpliciter, sed si quid in hoc genere con- .suetudinis observatio certissimae valet, idcoquc potius. Nam si a tritissimis illis discesseris cum idco vocabulum insequenti vel ut vel quod particulae refertur, item adeo vel sociata

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usque adeo insequenti vel ut (quod genus in deliciis habet Suetonius) vel donec (Tib. 63) vel quoad (de gramm. 22), rursus autem ea segregaveris in quibus simplex adco fere aequat ita particulam (non adeo custodiit Aug. 88, nec adco yrauis Galb. 7, nec adco multi Oth. 5): ligandis quidem in- tegris enuntiatis adeo nusquam inservit nisi secundum locuin teuens, ut Iul. 14 obtinuissetquc adeo , Claud. 25 totnmqtic adco , ib. 37 nulla adeo suspitio , Ner. 35 nuUum adeo , Galb. 14 tnmore adco , quorum exemplo ipsum adeo vel ipsumque adco dicendum fuerat: contra in principio po- sitae ideoque particulae orationem nectunt saepissime: Iul. 45. 86. Aug. 01. Tib. 67. Cal. 50. Ner. 29. 55. Vit. 4. Vesp. 5. 7, quo etiam ncc idco pertiuet Aug. 54, sola idco particula ne uno quidem exemplo.

Pag. 211, 2 uicesimum, quod servavit vetus Parisinus, firmat Dresdensis rectissime tutatus est Rothius p. 183 sq., non 513 ille cuni aliqua couiidentia coutendeus revera tani brevi vita fuisse tamque mature ad scribendum se applicavisse, sed duplicera extitisse apud ipsos veteres meinoriam disserens. quarum in alteram ille numerus apprime quadraret. In qua disputatione cum nec probem omnia et quaedam desiderein, paucis quid mihi videatur complectar. Vna autem fuit et prorsus consentiens vox antiquitatis, familiariter usum Te- rentium Laelio et Scipione: prope consentiens memoria, ab eisdcm adiutum in scribendo: obscurior fama, 'corporis gra- tia eis conciliatum' fuisse. Hoc ultimura testabatur vel signi- ficabat saltem Porcius: negabat Fenestella, hoc usus argu- mento quod utroque maior natu fuisset. In hoc qui cum Fenestella senserit, novimus neminem: aetate aequales fuisse certo testimonio prodebat Nepos, non negat ipse Laelius apud Ciceronem Lael. c. 24, 89 ffarailiarem suuni' dicens, non negant quicumque illorum opera in scribendis fabulis usum poetam tradidere: in qua caussa unum Scipionem C. Memmius p. 209, 10, Quinctilianus x, 1, 99 et Vagellius in auctario Donati p. 214 memorant, Laelium solum Cicero in epistula ad Atticum vn, 3, 10 et Nepos p. 209, 13, utrumque 8uos auctores secutus Suetonius. Nec ullo modo Santra p. 210, 8 negat, verum aliud negat, hoc, a Scipione Laelioque

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COMMENTARIVS

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adiutuui esse: non profecto propterea quod non aequales aetate fuerint, id quod huc nihil omnino pertinet, sed ad unani consuetudinem amatoriam valere potuit: veruni hac caussa quod, quotcumque annorum Terentius fuit, eis tamen quibus huius fabulae actae sunt temporibus, i. e. ab anno 588 ad 594, ipsi Laelius et Scipio nimis adulescentuli fuerint quain qui vel talem operam praestitisse vel signiheati esse verbis Terentianis credi possint. Et horum quidem illud Santra inconsultius, hoc autem idem non profecto sine ra- tione. Nam Scipio si est anno 569 natus, annum undevicesi- mum agebat quo tempore scribere Terentius coepit, quintum et vicesimum quo desiit: nec multo maior natu Laelius fuit; ab hac autem aetate cum caussa non sit cur facultatem poe- ticam abiudicemus, praesertim in tam bene ingeniatis tam- que liberaliter institutis adulescentibus, tamen in eandem aegre sane intellegas qui illa sat commode conveniant *qui uobis tmiuorsis et populo placcnt, quorum opera in bello, in otio, in ncgotio suo quisque tempore usust sinc snperbia9. Tlacere' qui- dem populo universo Scipio iam inde ab anno 586 dici po- tait rectissime, quo ille aetatis annum septimum et decimum agens non solitae fortitudinis bellicae specimen in pugna 514 Pydnaea ediderat, paucis verbis a Livio xliv, 44 memora- tum, splendidioribus a Plutarcho descriptum in vita Aemilii Paulli c. 22, e quibus haec adposui imprimis huc facientia: irdct tap dTacToc fjv eu6uc & dpxfjc rcpoc frteM-ovtav xai tto- Xnetav ujc dXXoc oubeic tujv cutT€Vujv Kexpauevoc to fjeoc. Eundem largimur (quando factum ignoramus) potuisse iam ante annum 594 semel vel iterum in publicum prodire oratorem vel caussae patronum; largiamur similem similibus rebus gratiam inire a populo potuisse atque ludis funebribus illis quos patri Aemilio Paullo fecit, fabularum actione Terentia- narum inlustres; item largiamur a Terentio non tam Lae- lium et Scipionem, quam unum Scipionem respici in prologo Adelphon: verum haec tamen omnia non profecto satis va- lent quominus nimis magnifice illa dicta sint fquorum opera in bello, in otio, in negotio suo quisque tempore usus est', quae et ad multitudinem annorum et ad magistratuum virtutem spectant manifesto. Haec igitur cum scripsit Te-

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rentius, non potuit nisi de talibus potissimum cogitare, sal- tem praeter Laelium Scipionemque, quales exempli caussa Santra designavit Sulpicium, Labeonem, Popillium*): et tan- tum 'maximc cum Scipione Afrkano et C. Laclio9, sed eun- dem *cum multis nobilibus famUiaritcr uixissc' ipse Suetonius dixit p. 205, 7. Vt in hoc meliorem se Terentii interpretein Santra quam vel Suetonius vel hunc secutus Donatus ges- serit: quorum hic Un bclW verba spectare ad Scipionem, rm oUo9 ad Furium Philum, fm ncgotio' ad Laelium Sapienteni argutatus est. Quamquam rem ipsain non intercedam si quis menti suae sic informet, ut 'non obscura fama' ista revera ad Laelium Scipionemque potissimum spectasse nec ut videtur sine ratione spectasse putetur, ab his autem, dissimulans animi sententiam, suspitionem Terentius consulto ad alios deflectere credatur, tales quidem a quorum auctoritate et gratia publica promptior ipsi venia et gratia suppeteret. Et fortasse ita sen- tienB Suetonius supersedere se posse refutandi Santrae opera putavit. Rursus autem haec omnia quid tandem ad aetatem Terentii definiendam? Quem cum natu maiorem quam Lae- lium et Scipionem fuisse imus ex omnibus Fenestella rcon- tenderit', quid est quaeso cur lidem testimonio certissimo abrogemu*, quod est codicis antiquissimi eiusdemque optimi Parisini, jmt cditas comocdias, nondum quintum atquc ui- ccsimum annum cgressum, poetam excessisse urbe testantis? Novissimas is comoedias docuerat anno 594: mortuus est uno post anno, Cn. Cornelio Dolabella M. Fulvio Nobiliore cos., quorum nomina Suetonius p. 211, 12 posuit: natus est igitur eodem ferme quo Scipio tempore, vitae annos circiter sex et viginti sive explevit sive attigit, ad scribendum autem accessit annos fcre undeviginti natus. Quod cur niinis inira- bimur in eo, quem fob ingenium et formam non institutuui modo liberaliter, sed et mature manu missum' a Terentio Lucano senatore narrat Suetonius? Non habebunt igitnr in

*) Exclusam igitur etiam L. Furium Philum esse apparct, anno dc- mum 618 cos., quem cum Scipioni Laelioquc Donatus sociat, a solis ut facile intellegitur versibus Porcianis profectus est; item exelusum, de quo facilc quispiam cogitet, 8p. Mummium fratrem Achaici, legatum a. 608, do cuius atudiis poeticis identidem teste Ciceronc constat.

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COMMENTARIVS. 253

postenim litteratores nostri, quo 'annos xxxvi' vitae Teren- tianae tueantur, nisi dcpravatam seripturam interpolatorum librorum: quae si a Suetonio profecta esset, faceret is quod non fecit h. e. in Feuestellae partes discederet.

Pag. 211, 2 quod uicesimum ingressus scripsi, non aliam eaussam habui nisi quod concinnitatis varietatisque in dilectu verborum multo studiosiorem nosse Suetonium videor quam cui recte talis loquendi neglegentia tribuatur: notxdum quin- tum aUpie uicesimum egressus annum .... egressus urbc est. Couferri illud variandae orationis studium poterit quod supra cognovimus ad p. 200, 11. In temporum rationibus paullum est nec ullius momenti quod mutatur hac mutatione.

Versu 3 canssa praepositum suo nomini cum unum solum praeterea exemplum habeat apud Suetonium Aug. 24 caussa detreetatuii sacrammti, quae potest certa locutio esse antiqui- tus tradita (quem ad modum senati consultum de Bacchana- libus enarrans Livius xxxix, 14 antiquitatem servavit in caussa sacrorum), haud scio an illud ipsum indicio sit ver- borum a vetustiore auctore, Varrone puto, sumptorum.

Ibidem uitandae pro euitandac Suetonio reddens Rothius etsi uon debebat verbum compositum ab illo omnino abiudi- care, quod exstat Tib. 35 ad cuitandas lcgum poenas, tamen et frequentari ab eodem uitare vere dixit et percommode constnictionis exemplum simillimum e vita d. Aug. 45 pro- tulit: seu uitandi rumoris caussa quo patrem Caesarem nulgo reprdumsum commetnorabat . . . seu studio spectandi ac uoluptate qua teneri 8€ . . . professus est. Quod ipsum exemplum facit ut propemodum suspicer similiter in vita Terentii Suetonium 5ie locutum oinissumque a librariis vocabulum sic revocandum esse: scu studio percipiendi Grraecorum instituta tnoresque. Naui et durior est quam qui satis placeat simplex percipiendi genetivus e praegresso caussa aptus, et aliquid languidi habet quod e prodita in A memoria percipienda codex lteginensis eSecit : ad percipienda. Casu factum est ut in sua vita Te- rentii studia cum dcclinandi odii tutn Graeci ingenii perscrn- famU Folentonus poneret.

Pag. 211, 5 item probandus Rothius quod non perinde ex A recepit, hac sententia: 'utpote quos uondum satis ad veri-

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tatem exprimeret.' Siinplicem eniui, quae vulgatur sine ue- gatione, pcrinde particulam etsi ratio quidem non prohibet quominus sic interpretere cut eos prorsus ad veritatem ex- primeret', tamen aliud suadet usus Suetonianus. Vbicumque enini, cui quid comparetur, non subsequenti ac vel atque (semel quam Dom. 15) particula plane edicitur, hic scriptor pcrindc vocabulo ita tantum locum dedit ut, quo illud spec- taret, ex ipsis praegressis verbis intellegeretur. Velutlul.56 quartom clemetttorum litteram, id est T) pro A, ct pcritidc [h. e. fperinde atque D pro a'] rcliquas comtnutct; vel Claud. 14 nec setnpcr praescripta Jegum sccutus duritiam lcniiatetnque tnul- twum, ex acquo ct bono pcrinde ['atque ex iusto' intellege] ut afftccretur, modcratus est. Contra cum negatione sociatum jxrinde idem etiam sic admisit, ut rei comparatae notio non significata verbis esset, sed extrinsecus adsciscenda: cuius generis sat singularia exempla exstant. In vita Aug. 80 coxendicc ct fcmore et crurc sinistro non pcrindc ualebat facili sane cogitatione additur 'atque dextro': sed quae Tib. 52 posita sunt itaquc nc mortuo quidetn perindc affectus esty item Galb. 13 quarc aducntus eius non peritule gratus fuit, non possunt aliam vim habere nisi 'perinde atque debebat, atque consentaneum erat, atque exspectari poterat'. In eandemque partem de Terentio verba illa interpretanda sunt.

Ibidem egredi simpliciter etsi satis usitate dicuntur qui vel castra vel navem vel portuni relinquunt, tamen r 110^36* vel 'urbis' notio non magis omitti potuit quam cuius- libet alius loci, cuius quidem non esset in eis quae praece- dunt mentio facta ut Tib. 21. Cal. 58, alibi. Quod cum sanissimo iudicio Stephani quisquis fuit amicus sensisset, tamen interpositum ab illo urbctn vocabulum rectius etiam in ablativum Muretus mutavit, id quod non Suetonii tantum, sed communis loquendi consuetudo exigit, nisi ubi fines rei cuiuslibet transiri dicuntiu*. De quo breviter, sed adposite 5n ad rem Oudendorpius egit in vit. Aug. cap. 91, simillimis exemplis usus Tib. 40 nrbc egrediens, Aug. 53 urbc oppidottc cyrcssus: quo adde Vit. 14 urbc Italiaquc mathcmatici excedcrent*)

*) lleliqua qui cognoscerc cupiet, hacc hubcto, si forte non orani;u at pleraquc. egredi tahertuicujo Aug. 91, domo Tib. 50, uilla ib. 65,

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COMMENTARIVS.

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Pag. 211, 6 sqq. positos Volcatii senarios tales vetus Parisiuus prodidit: sed ut Afer populo sex comocdias dcdit, iter hinc in Asiam fccit, nauem ut semcl conscetulit, uisus numquam est. sic uita uacat. Quorum versuuin prinio soli casui tri- buendum est quod ille inverso ordine comocdias dedit exhibet pro eo quod ceteri libri omnes servarunt dedit comocdias. Qnod cum prae illo sprevit Rothius p. 184, non cogitavit vetereui atque antiquum poetam nullum tam elumbem exitunj iambicum probaturnm fuisse, quem tam facile vitare posset. Praeterea vix dignum inentione, in Vrbinate codice et edi- tione principe transponi scx jwjmlo, in sola principe edidit exstare. Contra tieri potest ut ab initio versus aut Scd Afer jtopido nt sex d. c. aut, quod etiam gratius ad aures accidit, Sed pojmlo ut Afer scx d. c. dederit poeta: quoruni tamen neutrum necessitatem habere concedendum est.

Altero versu ut hiatus tolleretur, praeter artem correctum est nauem cum scmel, quod rursus cum Vrbinate libro editio princeps participat. Multo lenius fccit ct nauem nt scmd Kothius proponebat, sed refragante latinitate, quae in talibus non patitur et particulam, sed autem postulat. Quid multa? finitimo nauem vocabulo absorptum est autem, sic ut poeta scripserit: nauem autcm nt semcl. Nec enim recte in ipsis ut litteris mutilam autem particulam quaeres salutemque corrupto versui hanc comminiscere : nancm auteni scmul || Con- scendit h. e. 'simul atque*. Etsi enim pristina scmul forma quotiens non intellecta librariis in senwl transierit, satis ea exempla docent quae Prolegomenon Plautinorum p. xcvn sq. composui, tamen hoc loco eam vix patitur sententia, quae, cum insequatur uisus numquamsty non ^simul atque* potius quam epostquam' notionem postulat. Ceterum quoniam necessaria sane non est vel autem vel ulla particula, etiam transponendo sanari versum posse Buechelerus monuit: fecit.

^ .11. !■ «

tridimo Cal. 36. Veap. G, spectactdo Cal. 56, theatro Claud. 13. Vit. 4: item excedere theatro Ner. 23, excedere sacrario Dom. 15. Accedit prac- poaitio Tib. 72 e conuiuio egrediens, quia convivium non habet loci aignificationem propriam, qua caussa etiam de potcstatc patris cxire dictnm c«t Vit. 6. Diversa ratione regi apparet quod cst Claud. 23 ut uUra Inpideni tertium uetaret egredi ab urbe.

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ut nauem semel vel paullo longius a libris fecit. ubi nauem

semeL

Pag. 211, 10 meuioratus Cosconius vou videtur alius esse nisi bis a Varrone de 1. lat. prolatus, in quaestione granmia- tica ad analogiam spectante lib. VI, 36, de accensus verbi signiticatione VI, 89. Et posteriore quidem loco cum 'Cosco- nius in actionibus' dicatur, fuerunt qui de Icto potius vel de oratore cogitarent: iininerito. Nam cde actionibus' scribere grammaticus Cosconius potuit eodem atque ipse Varro insti- tuto, cuius 'de actionibus scaenicis* libros fuisse cum satis constat tum pluribus a nobis disputatum est Musei Rhen. t. vi p. 516 sqq.: de actione autem Boeotiae, cuius fabulae controversa origo esset, ita idem commentari potuit, nt per aliquam occasioneui eum versum, quem ex illa Varro profert fubi primum accensus clamarat meridiem', interpretaretur (c£ Parerg. p. 208). Ad eosdem igitur 'actionum' libros haud scio an non incommode etiam Suetonii memoriam referas, quae est de fabulis Tereutii uon actis deque morte poetae cuius actae fabulae sat largam disputandi materiam prae- buerunt; cur enim a necessariis ad cognata liberius exspa- tiatum negemus? Ceterum Cosconiura, Porcium, Sedigituui, Memmium utrura Suetonius itera ut Nepotem, Fenestellam ipsos manibus tractarit an eorum testimonia aliis accepta referat, valde posse dubitari video. Varroni potissiuium (cuius modo mentionera faciebara ad p. 211, 2) non pauca eum debere iam olim suspicatus suin Parerg. p. 244. 621 sqq.: cuius fde poetis' libros permirum sit si eiusdem argumenti commentariis suis non adhibuerit. Quamquam potuerunt ei etiam Imaginura libri alicui usui esse. Quo tamen uuo loco Varronis nomen i]>se posuit p. 208, 6, ibi quouiam virtus puetica Terentii iudicatur, fortasse nec ab illis nec ab bis est profectus, sed talibus potius usus quales fuerunt *de poema- tis' libri vel fde descriptionibus' iuscripti: de quibus Mus. Rh. 1. s. s. dictum est. Nam ultra coniecturas easque satis ancipites non licet sane in hoc genere progredi.

Ibidem omisso cum A verbo finito orationem nostro sensu Hothius aspcram et hiulcara fecit ac vix dignam Sue- tonio. Fieri potest sane ut, cum ab hoc aliud verbura posi-

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tuin fuisset, velut scribit, siniili interpolatoris correcturae dicit debeatur atque p. 209, 11 ait: at nihilo tamen hoc certius quam casu in A omissani vocem ceteros libros servasse ut p. 207, 5 sq. Nec ab usu Suetoniano abhorrere in hoc genere 519 dicit perspicitur e vita d. Iul. 55 extr.

Pag. 211, 10 mirum est tam diu concoqui potuisse quod vulgatur cum centum ct octo fabulis conuersis a Mcnandro: quo nihil narrari absurdius, nihil niagis ridiculum potuit Quid enim? cuius fortasse non plures quam quinque et cen- tum fabulae exstiterunt omnino, id quod Apollodorus testatus est apud Gellium xvn, 4, eiusdemne Menandri ut octo supra centum Latinus poeta verterit? et si vel cviii vel cix fue- rint secundum alios auctores ab eodem Gellio memoratos, quibuscum Suidas facit, eas ut unius ferme anni spatio (ab a, 594 ad 595) onines transtulerit h. e. singulis mensibus circiter novenas? nihil ut de quattuor vel quinque illis dicam quas ex eodem numero Latinas iam Romae fecerat. Tam igitur prodigiosam memoriam proditam a vetere scriptore Cosconio putabimus? et si modo prodita fuerit, mentione dignam Suetonio visam? et si digna visa, sine ullo dubita- tionis indicio relatam? Apage tam incredibilia: praesertim cum fons erroris sit in propatulo. Quis enim semel monitus diftitebitur temere iteratae cum praepositioni numerum illum omnem cum deberi? Eiusque originis ipsi adeo libri ms. obscuriora vestigia servarunt. *)

*) Contrariura exemplnm in vocabulum mutati numeri habes in Soa*oriarum libro Seneeae p. 11, 24 ed. Burs., ubi Lnconibus haec verba tribuuntur: ideo (h. e. ut cum Spartae dedecore*fugiamus) Jutnc Eurotas amnis circumfluit, qui pueritiam indurat ad futurae militiac patientiam? ideo Taygeti nemoris difficilia nisi Ijoconibus iuga? ideo Hercuk gloriamur de operibus caelum merito? ideo muri nostri arma sunt? Vbi nihili esse et a latinitate prorsus abhorrens de operibus ctulum merito neminem fugit. Fuit igitur cui deo operibiis caelum me- rt/o in mentem veniret At inter deos non est profecto deus receptus, *fd bomo mortalis: operibus autem tam nude positum mirifice friget. Woid molta? natum est illud D€ ex nc, scriptumque a Seneca sexcen- operibus caelum merito. Aliud hac occasione einsdem scriptoris mendum corrigere libet, unum ex incredibili multitudine eorum quae Bursianus aliiB sananda reliquit prope nimia liberalitate. In Contro-

FR. RITSCHELII OPVHCVIJi III. 17

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Pag. 211, 11 in archadia stympliali siue lcucadie unus vetus Parisinus servavit: ubi quod libros novicios occupat sinu pro Stue, nulli usui est. Prorsus et soloecam orationem et ab- surdam sententiam Erasmus invehebat: in Arcadiae Styniphah siuc Ijcucadia, sed idem tamen in tralaticia scriptura nou posse acquiesci recte sensit. Non equidem negabo in Arca- dia Stymphali dici potuisse, ut reapse Plinius dixit N. H. II, 227 fin eo (fluvio) ut in Arcadia Stymphali enascuntur aqua tiles musculi', vel xxxn, 17 in Lycia Myris (ubi disparia miscuit Silligius): quamquam usitatius esse aut Stymphali in Arcadia sentio (quemadmodum vita Ambrosiana loquitur ab A. Maio edita Stymjihali deccssit in Arcadia) aut StympluiU Arcadiac oppido aut saltem in Arcadiac oppido Stympluilo. Verum in Arcadia Stympliali siuc Lcucadiac nonne prorsus ita posita sunt ut Leucadiam quoque urbem dici Arcadiae credas? Apage igitur molestum Stymphali nomen, quod nou cst aliunde nisi e carminis Porciani p. 206 versu 7 huc ab interprete inlatum, Suetoniumque confidenter crede sic scrip- sisse: ceteri mortuum cssc in Arcadia siue Lcueadiac tradumt Vbi insulae, vel antiquitus paeninsulae nonicn Leucadiac notissimorum normam exemplorum sequitur quae sunt Cyjtri Corcyrac Chcrsonem. Nec siuc particula, pro qua facile quis- piam ucl exspectet vel autt ratione sua caret; nam cum haec praecedant Q. Cosconius rcdcuntcm c (hraecia pcrissc in tnari dicit, ipsi mari iam opponi terram apparet, sive ea Arcadia fuit sive Leucadia. Neve quis in Arcadia verba pro insiti- ciis habeat Suetonioque haec potius tribuat ccteii mortuum essc Stymphcdi siuc Lcucadiac tradunt: ne quid dc paruni cou- cinna urbis cum insula consociatione dicam, praesto est, cuius

versiarum enim 1. vii p. 184, 12: ubi spes? in aubernaculo? nullum C8t. in remigio? ne hoc quidem est. in comite? nemo repertus est nau- fragi conves. in uelo? in arte? omnia paene instrumenta circumcisa sunt , quid sihi vclle in arte dices, ubi de instrumentis senuoV Scripscrat Seneca tn uelo? in artemone? omnia . Nam differre a velo artemonem conBtat. Et in arte in omnia habere codex Bruxel leubiH videtur. Eadem opera leviora corrige tiuitima, paullo ante v. 8 quid accusas quod inpunitatcm fratri dcdcrim, quom fato emmlkm meum uictum sit: item paullo poat v. 20 pocnarum cius pars est, non est nequitiae opus. Sed talia corrigentem dies deficiat.

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COMMKNTAKIVS

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testimonio haec quaestio omnis absolvitur, Hieronyinus, qui ipsa Suetonii verba exprimens TcrenHus iuquit in Arcadia moritur, non dixit Stymphali moritur. Nam ex Ausonii sane verbis Epist. xviii, 16 Arcadiae incdio qui iacct in gremio nihil consectarium.

Pag. 212, 1 implicatum formae, quam testatur Parisini A uienioria, non erat cur implicitum praeferret Rothius fsed in A item mpUeUam legi nunc Meynckii testimonio constat C. W.|. Recte autem idem ex dolore ac taedio: in quibus perscribendis cum librarius imprudenter anticipatam ac particulam bis posuisset ac cx dolore ac taedio, hinc profectus corrector, e cuius recensione libri novicii manarunt, effinxit nihili scri- 521 pturani acri dolore ac tacdio. Nam nihil ut dicam de ambi- gua conlocatione acri adiectivi, quod inter morbum et dolo- rem incerta constructione vagatur, ipsara cx praepositionem haec quidem sententia postulat necessario. Non sane usquam Suetonius, cum quempiam quippiam facere dolore, taedio, metu declarare vult simpliciter, id adiecta cx notione dicit (velut cum Servium pudore ac tacdio secessisse ab urbe narrat degramm. 3): sed morbum cum vellet e dolore ortura dicere, debebat profecto 'morbum cx dolore9, nisi addito participio 'dolore eflfectum' mallet vel similiter. Quod quidem sentiens Hothius cum utroque sociato vocabulo sic scripsit morbo im- plicitinn acri cx dolorc ac taedio, non magis placet. Sive enim cum nwrbo sive cum dolore struitur acri adiectivum, p^rinde inepto pondere senteutiani onerat postpositum parti- cipio ac praepositioni antepositum. Nolo enim in eo haerere quod (jrauem potius morbum solet Suetonius dicere ut Tib. 72. Vesp. 2, non acrem ut Plautus Menaechmis v. 872. Quodsi quis aliud eruere e Parisini memoria animum induxerit, unum hoc relictuin est ut mot bo implicatum prae dolore probet (utOth.12): quod num sit probabile in ac ex corruptum esse, ipsc viderit.

Pag. 212, 2 sarcinarum etiam scriptor vitae Ambrosianae legit sarcinas fabulasque in navem impositas mcmorans: ubi sarcinulas Petrarca cum Polentono habent. Nec aliud voluisse Stephanum suspicor, calami tantum vel typotlietae errore nisi fallor satyrarum exprimentem.

Ibidem tn nancm quod Rothius recepit ex A, factum

17*

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nolleiu. Nain in navem praemisisse sarcinas is tantum recte dicitur qui, in litore restans parumper, eam navem ipse coii- scensurus est: quae quomodo perire, nondum egressa porto, potuit? Rectius rem menti suae scriptor vitae Ambrosianae informabat, quantumvis is commentorum ferax. Ceterum nauc potius quam naui ex nauc efficias, ut Iul. 52. Aug. 17. Tib. 14. Tit. 5 et fortasse, de quo auceps iudicium, Iul. Gu\ Semel tantum in Memmiano codice prodituin naui reperio Aug. 98, praeterea de rhet. 1 extr.

Versu 5 in uia Appia pravissimo instituto Burmannus, quod etiam magis mirum Oudendorpium servasse. Numquam non omissa praepositione locutus Suetonius: uia Ajntia Claud. 1, vit. Persii (cuius recentior demum interpres a|>ud 5»2 Iahuium p. 239 in addidit), item in vita Ennii apud Hiero- nymum, vel Appia simpliciter Tib. 72, uia Pracncstina in vita Attae, vel iuverso ordine Aurclia uia Galb. 20, Salaria uia Vesp. 12, Latina uia Dom. 17: quae exempla prope oumia adposuit Rothius. Quamquam in sacra uia ideiu Suetonius bis d. Iul. 4G et 80. Item in uia Laurcntina Oellius x, 2, si integra scriptura.

Pag. 212, 6 ad Martis uillam libri. Nec fuisse ullam via Appia uillam Martis nec cogitari posse Schopenus vidit, uil- lam probabiliter conicieus explicandac hortulos voci adscrip- tum esse. Cuius ipsa verba habes in Fleckeiseui praefat p. vn. Quo magis miramur rursus patronum illi si dia placet villae Rothium p. 186 extitisse, Suetonii testimonio usum quod est in vita Tiberii cap. 05: pcr noucm proximos menscs non cgrcssus est nilla quae nocatur Iouis. Et tameu conlato Tacito Annal. iv, G7 pridein intcllectum est non aliam huius nominis rationem esse nisi quod duodecim in Capreis insula villis suis privatis Tiberius arbitratu suo duo- decim deorum nomina indiderat: id quod unus quisque videt ad publicum nomen aedis publicae nihil prorsus pertinere. Nec hiuc non aliena uilla Martis in Apcnnino illa, in qua Pertinacem Imj». natum Iulius Capitolinus c. 1 perhibere rre- ditur: ubi niUa matris est in Palatino codice.

Versus 7 9 in quem ambitum pinguissima interjiolationo creverint, satis supra disputatum est ad p. 20<i, 8 207, 3.

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Versu 10 Afranii senariuin niultitudo librorum taleui prodidit: Terentio non similem dicens qucmpiam. In his tamen iuiln nec dicens, nec quod pro eo iaui veteres editores sub- stituerunt dices, sat coinraode posse expediri visum est. Et tautum quidem dubitationem vix habet, quin in eodem pro- logo fabulae et illi versui locus fuerit et his quos Macrobius servavit Satum. vi, 1, 4 (apud llibbeckium p. 144): fateor, sumpsi non ab illo modo, Scd ut quisquc habuit cot\ucnirct quod mihi, Quod me non jnssc mclius facere credidi, Etiam a Latino. Ju prologo autein, quo ipsi compellantur spectatores, quorsum pertinere potuisse numerum verbi siugularem diccs putabis? Quod intellegeus Rothius cum in primae personae formas 'fatcor'* (sumpsi9 'credidi9 egregie quadrare dicens participium ratiociuatur p. 185, non magis persuadet. Nec enim ita diccns potius exspectatur, quod }>arum facundiae habiturum sit, quam ^existimans' f intellegens' 'sentiens' vel aliquid si- uiile: nec, illud si toleremus, ullo modo perspicitur quo tan- dem eonstruendi vinculo cum primae personae verbis illis coire huius in quo versamur versus sententia potuerit. Ita- que quoniam enuntiatorum talis conformatio, quae dicctis 5 participium apte admitteret, omnino in promptu non erat, satius duxi ex ea scriptura efficere, quod longe commodissi- uium explicatum haberet, dicas, praesertim cum caussam erroris satis apertam exiguo iutervallo praecedens scribens participium monstrare videretur. Verum hoc levius: multo graviori pftensioni cum dativo constructuin similem vocabulum fuit. Nec enim alium nisi genetivum casum in hoc genere antiquiores probasse, dedita opera olim demonstravi Musei uo.stri philologici vol. vn p. 584 sqq. et viii p. 159 sqq. Vbi congestis e Plauto et Terentio exemplis adde e Rib- beckianis copiis parasitorum simil est Naevii v. GO, pucri simU es Novii v. 62, sepidcri similis Laberii v. 124, veri similc Pa- cuvii v. 374, nUiil Jiorum similcst tragici incerti v. 206. Eam- que construendi legem Afranium quoque servasse certissimo documento vetus Parisinus est, in quo ipse quem expetimus genetivus exstat terentii. Quem quoniam Afranius uon potuit uisi tribus syllabis efferre, unius quae iam desideratur syl- labae iactura curandum erat ut probabili coniectura resarci-

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retur. De noenu forma non inepte cogitaretur, si cum Plauto nobis res esset vel cum antiquitatis sectatoribus Lucilio, Varrone: tersissimo togatarum poetae illam tribuere vix quis- quam ausit. Sed non litteris cura facile hauriretur con syl- laba, nihil esse simplicius visum est quam Afranii manum sic restitui: Terenti non consimilem dieas quempiam. Nec enim profecto alia construendi ratione consimilis atque similis et dissimilU reguntur. Itaque in Vopisco idem Afranius apud Charisium p. 193 v. 398 Ribb.: Vbique repentino huius consimile dccidit. Item Plautus Capt. 116 Libvr captiuos duis est consimilis ferae. Et v. 14 Auis me ferae consimUem faeiam tit praedicas. Nec yerentius aliter Heauton timor. 393 Quoius mos maxumest consimilis udstrum. Ibidem v. 382 cum vul- garetur isti formae ut mores consimilcs forentf errore tantuni iteratis isti syllabis versum Fleckeisenus sic liberavit: Id tu quom studuisti, formae ut m. c. f. Construere nesciunt qui dativum Plauto tribuunt Poen. iv, 2 init.: Sdtis spceiatumst dcds atque homines eius neclcgere grdtiamt Quoi hominist cnis consimilis uelut cgo habco hunc hiiius modi: ubi praeter lexi- cographos nostros nemo non videt ad est pertinere dativos, cum uelut sociari consimilis. Primus quod sciamus Accius, sed in rebus comparandis, non in personis, dativum admisit Medeae v. 405: Siluant melo \\ Consimilem ad auris cdnium d auditum rcfert. Apud Lucretium quidem, qui cur in con- struendo similis vocabulo dativum frequentet significatum est Mus. Rh. 1. 8. s. p. 159* consimilis tamen servavit genetivura in sueum consimilem lactis v, 813, lunam pilai consimilcm ib. 714. Atque sic olim ratiocinatus tamen oinnes mihi scru- pulos ne tum quidem exemptos sensi. Nam primum quidcra haud scio an ad vim sententiae aliquanto efficacior ipsa sim- plicitas similis notionis quain compositum consimilis vocabn- lura fuerit, quod dubitari potest utrum illo fortius sit an exilius. Plus etiam offensionis quempiam pronomen peperit cum negatione sociatum: quam societatem etsi nemo nescit suam suo loco veniara haberc, tamen in hac ipsa sententia intellegere visus'sum locum vix tueri posse, sed cedere quem- quam formae debuisse. Nec placere non particulae conlocatio poterat, quae hanc pOtius sibi posituram postulabat: Tercnti

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non dicctis qucmpiam (id quod suadebat Buechelerus): quae enim insolentioris sane conlocationis exempla Naekius tractayit in Valer. Cat. p. 295 sq., aliena vel propterea sunt quod talis licentia poetarum non cadit in hoc genus scaeni- cum. Denique e diccns scriptura non minus commode quam dkas eroi dicent Ribbeekius inonuit verissime, id autem acute vidit spectare ad adversarios et obtrectatores posse, quibus io prologo isto Afranius respoudisse videretur similiter atque Luscio Lanuvino Terentius. Harum igitur couiuncta vis co- «ntationum non potuit me non movere quin probabilius quam olim factuni est poetae manum hoc exemplo restitui con- tiderem:

Tcrcnti numnc similcm diccnt qucmpiam? Vbi si qui numnam praetulerint, optare suo arbitratu poterunt.

Pag. 213, 1 pro in Limonc aegre perspicitur quid moverit Hobertum Vngerum ut rin Lino9 suaderet Subsicivorum Brandenburgi Novi a. 1854 editorum p. 3: coniectandi vel potius hariolandi genere, ut nobis videtur, valde infructuoso. ^uam enim veteribus illa i]>sa inscriptio miscellorum libro- rum placuerit quae vel Aeiuuuv fuit vel Aeimlivec vel 'Pratum' vel *Prata9f sat certis testimoniis cum Gellii tum Flinii iu praefationibus, Suidae v. TTducpiXoc, ipsiusque exemplo Sue- tonii constat: nec e Plinianis Gellianisve verbis id quod Vngeras argutatur ullo modo consequitur. Contra f Linus' ille quid sibi velit, vix ac ne vix quidem intellegimus. Nec magis Andream Schottum moramur in Ltbonc comminiscen- tem Nodor. Cicer. III c. 10.

Versu 5 scdatis motibus] Poetae quidem Ciceroni quam- vis multa condoncmus quae in oratorem nullo modo cadant, 525 tamen tam ille expers elegantiae ne in carminibus quidem fuit ut vel haec scriberet: tu quoque, qui . . . expressum latina nocc Menandrum in mcdium nobia scdatis uocibus effcrs, vel non minus frigide proximum versura talem faceret: qukldam cotnc Joquens atquc omnia dulcia dicens. Et illic quidem etsi nihil vitii vel Valckenarius in Theocriti Adoniaz. p. 830 vel Meinekius praefat. Menandri p. xxxvn suspicati sunt, verum raro cxemplo Barthius vidit Adversariorum xxxiv, 7 scdatis motibus substituens pro sedatis uocibus, quod ne per

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se quidem sat commodum iutellectum habet. Motus enim animi h. e. concitatiores atque adeo sublimiores affectus cum gravitate descriptos satis constat a Terentio iam veteres cri- ticos abiudicasse, r\Qr\ potius illi quam 7rd6rt tribuentes: de quo et luculenta sunt et nota omnibus Varronis testimouia apud Charisium p. 215 et Nonium p. 374. Eodemque pri- dem intellectum est Horatium spectare, cum grauitatem lau- dari in Caecilio, in Terentio artem exclusa gravitate signifi- cavit His igitur Terentius TrdGeci, quae a Menandro quidem minime aliena fuerunt, non esse nisi sedatis h. e. attenuatis et ad aliquam humilitatem depressis usus dicitur. Contra scdatis moribitSy quod fuit cui in mentem veniret, ratioue oinnino caret, cum to nOtKdv suapte natura lene sit et seda- tum. Itaque in eandem partem illani interpretandum est quod dimidiatum Mcnandrum C. Caesar Terentium dixit eis qui subsequuntur versibus, h. e. Menandriae artis in duplici genere, et ethico et pathetico, conspicuae dimidiam tantuni partem adsecutum: aliter atque Meinekio visum est p. xxxvi in adnotatione. Ceterum quod apud Schottura 1. s. s. posi- tum reperio sedatis auribus, nec capio nec unde ascitum sit comperi.

[Ibidem cffcrs corruptum esse postea iudicavit Ritschelius, qui in n. Mus. llhen. XV p. 628 haec scripsit: 'ln den Ci- ceronischen Versen

Tu quoque, qui solus lecto sermone, Tereuti, Conversum expressumque latina voce Menandrum In medium nobis sedatis motibus effers, Quiddam come loquens atque omnia dulcia miscens

steckt noch ein Fehler. Mit Ilecht nimmt Fr. Biicheler Anstoss an dem 'effers'. Latina voce expressum effers liess sich sagen wie vcrbum de verbo expressum cxtulit bei Terenz: aber dann ohne tff medium (nobis), und auch so mit mattem Ge- danken. An die Bedeutung aber zu denken, in der vocem in vulgus efferre} clandestina consilia cffcrre und Aehnliches ge- sagt wird, verbietet das Sachverhiiltniss; die Meuandrischen Komodien, seit einem halben Jahrhundert den Romeni oft genug vorgefuhrt durch Plautus und Caecilius, waren doch

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eben darum zu Terentius Zeit nichts so Verborgenes mehr, dass von diesem gesagt werden konnte «du bringst sie uns in die Oeffentlichkeit heraus». Aber wohl nicht dcfcrs, wie B. vermuthete, wird Cicero geschrieben haben, sondern af- fers. Natiirlich nicht, weil zufallig so in der jilngem Pariser Hds. (nicht in der alten) wirklich steht, sondern weil er anch anderwarts ahnlich geschrieben hat, wie de offic. I, 7, 22 communcs utilitatis in medium affcrrc. Das hatten zwar auch die Vorgiinger schon gethan, aber nicht scdatis motibus} und in Ciceros Sinne auch wohl nicht latina voce.9 C. W.J

Pag. 213, 6 quiddam, pro quo quod in ceteris praeter veterem Parisinum libris exstat quid quod vel quidquid ne intellegi quidem potest, rectissimo iudicio iani Pithoeus suscepit Epigrammatum et poematum veterum p. 42 ed. Lugd. a. 1506, probavit post Nicolaum Heinsium in Ovid. Trist. v, 1, 18 Burmannus Anthologiae vol. I p. 410, miro consilio ut tot alia ante se recte inventa sprevit Meyerus Anthol. epigr. 64. atque pro ac reponendum iam Burmannus viderat.

Ibidem post hquens vocem misere languens diccns par- ticipium iam Ciceronis editoribus quibusdam antiquioribus offensioni fuit, a quibus linquens scriptum invenio: quod unde petitum sit vel quid sibi velit, ignoro iuxta cum ignarissumis. 5M Nec Scaligero dicens tolerabile visum, ut qui omnia dulcia promens tacite ediderit in Catalectis p. 221 ed. Lindenbr. a. Ifil7. Quod cum a similitudine litterarum parum commen- datioms habeat, vide num e dulciadiccns litteris rectius effe- cerim dulciaisccns h. e. dulcia miscens. Nam quod comc Cicero dicit, cum suis qui infra positi sunt versibus C. Caesar lcne mterpretetur, lenitas autein etiam arida esse et iciuna possit, iure 8uo Cicero videbitur omni suavitate mistam lenitatem in poeta praedicare, ut qui intra lenitatis quidem vel comi- tatis fines (eo enim spectat quod praemisit Suetonius 'Cicero hactenus laudat9) nihil dulcedinis omiserit, vim autem et gravitatem, quae opposita est lenitati, destituerit.

Pag. 213, 8 de praeclara emendatione, qua in Caesaris carmine a Stephani amico tu in summis o effectum est e Parisini memoria tu ifl summisso, non est quod dicatur pluribus.

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Versu 10 quod ucrbis Scaliger expetebat pro scriptis, opinatae elegantiae fallaci specie deceptus est. Satis nota sunt apud Horatium Lucili scripta Serm. i, 10, 56, spissis in- digna thmtris scripta Epist. I, 19, 42, Graecorum antiquissima scripta II, 1, 21, mm scripta Serm. i, 4, 23: ut in poetae testimoniis me contineam ad poetas spectantibus. De ipso autem Terentio non Suetonius tantum supra p. 208, 7 'non obscura fama est adiutum in scriptis a Laelio et Scipione', item p. 211, 5 'mores quos non perinde exprimeret in scri}>tis\ sed Quinctilianus quoque x, 1, 99 Micet Terentii scripta ad Scipionem Africanum referantur'. Quamquam alibi aecidit sane ut in scripta verterentur quae poeta ucrba dixisset, ut in Ovidii epist. ex Ponto I, 5, 2. In exitu versus notabile est veram interpunctionem a Bentleio Wolfioque restitutam veterem adeo Parisinum servasse.

Yersu 12 ncquc hac dcsjwcfa ex partc iaccrcs idem Pari- sinus: ubi ex a noviciis libris plerisque abest, a vetere autem correctore illo, cuius vestigia codex Vrbinas servat, sic est mutatum: ncque in hac dcspcctus partc iaccrcs. Est illud qui- dem, ncquc in hac} praeter rationem, qua ncuc liac potius commendari Rothius intellexit: suuima autem cum evideutia veritatis dcspectus pro despccta cx, cuius scripturae defendeudae via nulla patet. Quamvis enim facili constructione, si modo iaccrct recipiatur ex editione principe, superioribus haec con- tinuentur: ncuc hac dcspccta ex partc iacerct, tamen ipsa ratio 527 sententiae obstat. Quippe nihil offensionis essct, si praece- deret comica poesis vel eiusmodi quiddam: absonum est autem despectam iacere uirtuteni dici.

Pag. 213, 13 ac dolcoy quod etiam codex Ileginensis prae- buit, e Parisini scriptura audolco Rothius eruebat pro eo quod vulgatur et dolco. Sed acquiescere profecto ne in illo quidem poterit qui, quantopere langueant sic et coniuncta et conlocata maccror ac dolco vocabula uni notioni inservientia, secum reputaverit. Aliquanto plus gravitatis habiturum esse unum hoc maccror} hoc dolco concedimus, quod Buechelerus proponebat: sed vel sic tamen inverso potius ordine hoc dolco. hoc maccror ad fortius progrediendum fuisse intellegimus, ad aliquam similitudinem eorum quae sunt in Captivis v. 928

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satis iam dolui ex animo et cura satis me et lacrumis maceraui (cum quo genere miscere noli quod prorsus dispari fconfor- matione sententiarum dictum est Cistell. i, 1, 61 male mihi cst} male maceror: dolco ab animo, doleo ab octdis, dolco ab aegritudine). Recte idem Plautus et convenienter rationi ego- met me coquo et macero et defetigo Trinummi v. 225: item recte lwc me facinus miserum macerat meumque cor corpusquc cruciat Gloriosi v. 616, vel etiam simplicius et contrario or- dine Terentius in Andria v. 886 quor me excrucio? quor tne maccro?: nam has quidem notiones ut dispari origine, ita pari inter se gravitate esse omnium optime Casinae versus docet II, 8, 9 illorum mc alter cruciat, alter macerat. Vt non mirer si quis apud Suetonium secundo loco positum multo exilius doleo verbum ex interpretamento repetere Caesarique m\um hoc maceror, hoc crucior tribuere animum inducat. Ve- rum is tamen vix habebit cur illum tanto animi affectu tam- que concitato genere loquendi usum esse in tam leni et sim- plici caussa dicat. Nam ut ad perfectae artis et praestantiae exemplar aliquid deesse Terentio iudicaretur, vel unum hoc doleo dici satis erat: potuit haud dubie aliquanto fortius etiam unum hoc maccror vel unum hoc chtcior dici: sed nimium erat profecto et prope putidum vel hoc doloo, hoc maceror vel adeo hoc maceror, hoc crucior. Ergo eo ducimur ut fallere verbi h. e. prjucrroc speciem persentiscamus atque aliud quid- dam latere in memoria librorum suspicemur. Quodsi quis de talibus cogitet, qualia futura sint MfftlfM hoc maceror, Jwc docto tibi , vel hoc lccto} vel lioc dulci, et si quae sunt si- milia, haec tamen omnia suis singula incommodis eisque sat gravibus laborare facile perspicitur. Nec obliviscendum ad hoc pronomen nos delapsos ab eo prorsus aberrasse unde proficiscendum: audoleo vel audoleo. In quo aut fallor ssa aut nihil aliud nisi AUREOLO delituit:

Vnum hoc maccror aureolo tibi dcsse Tcrcnti.

aurcolum enim et ad verbum ediscendum libcllum Crantoris si potuit Cicero dicere Acad. n, 44, 135, item aureolam oratiun- culam C. Laelii de nai deor. iii, 17, 43, quidni aurcolum poetam quem in deliciis haberet CaesarV

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In eodem versu levius est quod Parisini memoriam derc non ad dccsse potius, quod ceteri prodidere, quam ad recon- ditiorem dcssc formam spectare putavi, quam Lachniaunus tetigit in Lucret. p. 20 et 134. Vnde profectus dest scriptu- ram in Bruxellensi codice servatam apud Senecam Controv. vn, 18 p. 206, 14 recte nuper Bursianus P. Syri versui 486 Ribb. reddidit: Tam dcst auaro quod habct quam quod nm habct. m Apud Vergilium pristiuam scripturam vetustissimos codices puto ubique servare: proditum est derunt Georg. ii, 200. 233, derit e Vaticano Aen. vn, 262: proditum iri a Ribbeckio dest e Palatino suspicor x, 378. Constanter apud Horatium dest Epist. i, 12, 24 Blandiuius antiquissi- mus, dcro et dcrit Gothanus Serm. i, 0, 56. II, 1, 17. n, 2, 08. In Tcrentii Phorm. 298 libri sane omnes dccrant: in Adelph. 881 correctum saltem derit ex deerit in Bembino libro. Nihil eiusmodi enotatum e codicibus Manilii miror, qui tali- bus formis sexiens usus.

Pag. 214, 2 in auctario Donati recte a Fleckeiseno re- positum Maccius nomen, spectans id ad Sp. Maeciura Tar- pam, firmavit veteris Parisini auctoritas. De nam particula quae praecedit significavi ad p. 208, 6.

Versu 4 nihili esse vel Vallcgius nomen vel, quod libri novieii praeter Reginensem exhibent, Valcgius neminem fugit. Ergo illiuc Valgius effectum est, quod inde ab Erasmo haesit in editionibus: eodemque spectat quod in vetere Parisino k litteras induxit manus recentior vel fortasse recentissima. m actione autem, pro quo natione est in Vrbinati, nationc in ceteris, cum nulli usui esse videretur, Valgius in Actacone Erasmo placuit, Scaligero Valgius in Auctiottc Et ille qui- dcm num de aliqua tragoedia cogitaverit satis sane mirabi- liter, incertum: comoediae vel fortasse Atellanae nomen Auc- tioni fuisse haud dubie alter opinabatur. Qualem fabulam ut potuisse locuin talibus versibus in prologo praebere lar- giamur, at scaenici poetae Valgii in tota antiquitate nec vola nec vestigium. Igitur novam viam Robertus Vngerus in- 529 gressus comment. de Valgii Rufi poematis p. 158 sqq. ad C. Valgium Rufum poetam eundemque rhetorem et granmia- ticum memoriam illam omnem referebat, ita quidem ut in

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Arte rhetorica Valgii, qua is Apollodori Pergaineni praecep- toris Texvriv latine enarravit teste Quinctiliano m, 1, 18, suam versibus illis sedem fuisse coniceret, sive eis ab ipso Valgio factis sive ab antiquiore poeta aliquo suniptis: haud dubie enim ultra aridos magistri commentarios liberalius ex- spatiatum multa de suo addidisse discipulum. Et talem qui- dem coniecturam poterat ille fortasse alia coniectura aliquanto saltem probabiliorem reddere: nisi enim fallit opinio, non prosa oratione Valgius, sed didactico carmine graecam Artem exsecutus est. Non desunt certe vestigia numerorunrpartim manifesta partim non spernenda in illis quae ex Valgii inter- pretatione latina Quinctilianus cap. 5 § 17 excerpsit: 'caus- sam Hnit Apollodorus, ut interpretatione Valgii discipuli eius utar, ita: caussa cst negotium omnibus suis partHyus sjrcctans ad quaestionem, aut caussa cst negotinm, cuius finis cst contro- uersia. ipsum deinde negotium sic finit: negotium cst congrc- gatio jmsonarum, locorum, tcmporum, canssarum, modorum, casuum, factornm, instrumcntorum , scrmonum, scriptorum et non scrijitorum.9 Integros ab initio senarios nulla littera mutata hos habes:

Caussa cst ncgotium amnilms snis pdrtibns Spectdns ad quaestidncm : item Negotium, cuius finis controucrsia cst.

Nec rainus commodi e proximis prodeunt, si modo Quincti- lianum concesseris praeterire potuisse, quae non necessaria ad vim sententiae vel numeris tantum sustentandis vel nec- tendae orationi inservirent:

Ncgotium autem quaedam congregdtio Et pcrsonarum est et locorum et temporum Caussdmmqne et moddrum, porro c/tsuum, Factdrum, instrumcntdrumf scrmonum quoque, Scriptdrum ct non saiptdrum.

Verum hoc quidem quocumque modo se habet, illud nunc quaerendum restat, quid fieri libri indice in actione Vngerus voluerit De quo ille sic ratiocinatur: certnm fuisse locuin artis rhetoricae quo de ea figura ageretur quae Latinis est Hrauslatio', jncTdcracic Graecis: eam translationem alio no-

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niine etiam f quaestionem actionis' dici: id igitur caput Artis Valgianae aliqua breviloquentia sive Donati sive eius quem 530 ille auctorem secutus sit *in actionc' verbis indicari: nisi forte in ea verba pristinam etw translationc' scripturam librarii corruperint. Haec autem omnia quam miro argutandi arti- ficio excogitata sint, nec quemquam fugiat qui aliquem seu- sum simplicitatis habcat, nec Henricum Keilium fugit Vngeri coniecturas sanissimo iudicio impuguantem in Ephem. litt. Halens. a. 1849 m. Mart. p. 470. Ipse autem Keilius cum de substituendo Valerius nomine suspicatur, sed suspicatur modestissime, dubito num fidei satis inventurus sit. Scriptum est sane uno in loco vitae Suetonianae p. 29, 5 Valcrius pro Vulcatius in Neapolitano codice: sed altera ex parte tam vulgare nomen quale est VaileHus in tam absconditam Val- lcyius formam transisse non est saltem valde simile vcri. Et vel sic indagandum restet, quo in libro illos versiculos Va- lerius Soranus (hunc enim suum Keilius Valerium interpre- tatur) posuisse videatur, cuius aliquam 'actionem' fuisse nec testimonio nec indicio ullo constet. Nec magis de 'satirki' constat, quas ei suo periculo Meyerus in Cic. Brut 46, 1G9 tribuit p.145: quamquam fatendum est item ad cavillanduni veterem poetam versum illum, et hexametrum quidem, spec- tare quem e ^Valerio' Varro prodidit de 1. lat. x, 70: Accins Ilcctorcni nolct facerc} Ilcctora nuilct. Superest ut cum Scho- peno sentiamus, de illis quae sunt in actionc satis et sinipli- citer et ad persuadendum apposite sic ratiocinante. Fieri enim posse ut sive Valgii sive alius cuiuslibet liber (sive finitius Mibellum' dixeris) extiterit *Actiof inscriptus, quo ille veterum poetarum furta vel nescio quas alias culpas exagi- taverit hac forma usus, ut tamquam accusator prodiret actio- nemque reis intenderet: censuram saltem poetarum etiam Ciceronem egisse videri in Limone itemque respondentem illi (*/m quoquc9) Caesarem. Sed etiam quo nomine fuerit qui talem librum ediderit, non sine probabilitate e librorum ve- stigiis Vallegius prodentium posse erui videtur. Qoippe uno eodemque tempore Vofjdlius nominis ad illa vestigia proxime accedentis et Ribbeckius et Buechelerus admonuerunt: cuius memoriam illi Tuvenalis suggesserat Sat. xm, 119 et xvi, 23,

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huic Seneca Natur. quaest. vi, 2, 8. Et nomen quidem ipsum etiam lapides quidam Bruttii hrinant in Mommseni L R. N. 15 et 53: a quo non differt VACELLIVS forma ibid. 11. ' DecJamatoris* tamen Vagellii ab Iuvenale commemorati ve- reor ut ullus in hac caussa usus sit: contra Senecae Vagel- lium sat commode huc convenire prorsus adsentior Buechelero. Sunt autem Senecae verba haec: egregic VagclJins meus in Ulo 6si inclito carminc 'si cadendum cst9 inquit 'mihi, e caelo ceeidisse ucJim.9 Quorum extrema e caclo cccidissc ucJim qui ad liexa- metri principium referat, non posse non haerere in eis quae praecedunt numero dactylico aperte refragantia. Liberius igitur poetae verbis Senecam usum talem potius in mente habuisse seuarium videri:

Si mthi cadcndum csty cecidissc c cacJo ucJim.

Senarios autem cum etiam Donati versiculos habeamus, nihil obstare quorainus et unum eundemque utriusque scriptoris Vagellium credamus et fortasse etiam 'inclitum carnien' illud non aliud esse nisi 'Actionem' suspicemur. Quae si certa non sunt, at veris propiuqua haberi poterunt. Sed de car- mine quocumque modo iudicabitur, Vagellii quidem nomen coniectura repertum esse felicissima confido, quamquam non ignarus ad omnia alia et (ut solet) aliena de Senecae verbis coniectando eundem illum Vngerum nuper delapsum esse in ea commentatione quam de Lucani Heliacis a. 1858 edidit. Nimirum blandis verborum lenociniis summam nobis lenita- tem talis permutationis litterarum persuadere studet qua e uagellius fiat uero annaeus lucamts.

Pag. 214 versuum 6—8 haec est in vetere Parisino spe- cies: hae quac uocantur fabulac cuiac sunt, non Jujs qui iura poimJis retentibus dabat summo Jionore affectus fecit fabuJas. Nec multum ceteri libri discrepant, nisi quod pro rctentibus in plerisque recensentibus exstat, rccentionibus ex Italo quodam codice 'vetustissimo' affertur a Barthio Adversar. VI, 20. In his autem expediendis dici nequit quantum se longo ex tem- pore docti homines torserint: Iosephus Scaliger Animadv. in Eusebii Clironol. p. 144 ed. alt., Ianus Rutgersius Var. lect I, 7, ipse Barthius 1. s. s., nostra autem memoria Carolus

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IN VITAM TEKKNTII

Beierus in Cic. Lael. p. 141 *), Vngerus de Valgii Rufi poe- 532 uiatis p. 154 sqq. conl. excursuum p. 443, Keilius L s. sT postremo in nitidissima Terentii editione Alfredus Fleck- eisenus. Quorum tamen nullum id quod verum liaberi possit adsecutum putamus: quod cum longum sit singillatim perse- qui, in paucis nobis subsistendum intellegimus. Ac primuni quidem eum versum qui est medius non vidimus a quoquam ita conformatum, quin aut nimis asperis aut nimis debilibus numeris incedat aut ab utroque genere laboret. Nervos non babet queni Scaligero duce plerique exitum probarunt gaiti- bus dabat; durus est et inelegans dactylico vocabulo compre- heusus dactylus Poblius, quod nomen e pqpulis idem ille Scaliger efficiebat, vel cum rcgibns ct popuUs dabat fuit qui

*) Beieri verba, quibus disputatiunculam suam conclusit, animi caussa ;i dscripsi : 'fragmentum enim corruptnm ease atque emendatione adhuc egere, sobria ingenii sollertia iudicat longe peritissimus arbiter Aug. Wcichertus in pcrerudita cominentatione de C. Valgio llufo poeta (Grimae ex offic. Goeschenia 1827. 4.) fragm. xvn.' Niminuu plane sui similis Weichertus extitit Poet. lat. reliq. p. 239 sq., remm inuti- lium strue molestus, hebes iudicio. Ceterum ne quid desideraretnr, infnictnosa emendandi conanima duorum versuum priorum iufra scripai. Hae quae uocantur fabulae Terentii, Non lias qui iura Poblius gentibus dabat Scaliger. Hae quae uocantur fabulae huius, nonn' eas Qui iura populis, leges gentibus dabat Rutgersiu9. Terentianae quae uocantur fdbulae cuiae' sient? Non hds qui iura pdpulis, regna ndtionibus dabat Barthius. Hae quac uocantur (uorantur nuper) fabuJae cuiaene sunt? Non has qui iura poputis end' hibus (endo hibtis nnper) dabat Bothiua. Cum Rutgeraio facientes in primo versu Qui iura populis implorantibus (vel etuloperantibus) dabat BeieruB, Qui iura populis, reges gentibus da- bat Vngerna. Tuae quae uocantur fabulae, non sunt tuae. Nonne has, qui iura regibus et populis dabat Keilius. Tuae quae uocantur fabtdae cuiaene sunt? Non has , qui iura Poplius dabat gpitibus Fleckeisenos. Nimirum Bothio Beieroqne fraudi fuit Lindenbruchii p. 622 ed. Far. haec adnotatio: 'Terentius dabat] Ita ex mss. restitutum est, quorura

alter sic habet end'ibus dabat.' Quae in editionc Francofur-

tensi sic mutata sunt p. 632: 'Populis end'ibus dabat] Ita mss. Da- nielis. vulg. petentibus dabat. al. recensentibus: Nulli fuerunt 'mss.' Danielia, sed unua ms. Ex eius margine (non fex mss.') adsciverat in Parisinam Terentius nomen. Quem 'alterum 1 dicit, non fuit alter Pa- risinus noster 7921, sed aut Contianus ut puto aut Cuiacianus. Prae- terea qui petentibus ediderit non magis novi quam qui uolentibus, quod in «uarum editionum novissima testatur Bothius.

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COMMENTARIVS. 273

suaderet; nihil profecto gratiae tales quales nuper placuerunt ictus habent Popliu dabat gmtibus. Praeterea nemo fuit quin cum in hoc versu tum in primo aut addendo *aut re- secando aut transponendo tines modestiae licentius migrarit tidemque librorum nimis magno intervallo reliquerit. Porro autem, Terentium esse ad quem hi versus spectent, quo tan- dem iudicio intellegi dices? quod merito offendens Scaliger cum poetae nomen sic inferret: Hac quae uocantur fdbulae Tmntii, e conflatis terentii et gentibus vocibus portentuin scripturae recensentibus repetens, aliquid vidit, rem ipeam non pervidit. Nec cum perbona coniectura Fridericus Windisch- uiannus in Welckeri Naekiique Museo Rhen. i p. 113 prin- cipium versus primi sic sanavit: Tuae quae uocantur e. q.s., illud effecit, ipsius ut significationem poetae ne desideremus. 533 Et tamen ab illa emendatione perfacilis ad veritatem aditus erat Nam nihil sane aliud in monstro scripturae retentibus (hinc enim projQciscendum, non a noviciorum codicum me- moria reccnsentibus) nisi Terentii nomen delituit: id quod iam is quisquis fuit sensit, cuius manu recenti adscriptum est in margine Parisini terentius. Nisi quod illud non e versu primo huc est aliquo casu delatum, quae Scaligeri mens fuit, sed sedem suam in alterius principio occupabat. Sic enim, nisi omnia fallunt, antiquitus scriptum fuit : Tuae quae uo- cantur fabulae, cuiaene sunt, \\ Terenti? non has, iura qui po- pnfts dabat, e. q. s. Nihil in hoc exemplo ultra mutatum praeter libros, nisi quod modestissima duarum litterarum accessione cuiaenc cum Bothio factum est e cuiae, modestiore profecto quam qua vel cuius sunt cedo Erasmus suadebat vel dic cuiu* sunt Oudendorpius: praeterea longe lenissima trans- positdone iura qui repositum pro qui iura. At ita nulla fit Scipionis mentio, a quo factas fabulas edidisse Terentium hic poeta testatus erat auctore Donato. Fatemur non nomi- nari: non potuisse intellegi negamus. An nominari contendes si Scaligerum secuti Poblius amplectamur pro pojmlis, in tanta quidem Publiorum frequentia? Recordandum est autem duos esse omnino a quibus adiutum in scribendo Terentium fama ferebat, C. Laelium et P. Scipionem: e quibus cum ille iura populis nulla ullis dedisset, nihil relictum erat nisi ut

FB. UIT8CUEL1I OPV8CVLA III. 18

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IN VITAM TKKKNTII

de uno Scipione cogitaretur. Eiusque ipsius cogitationeni ]>aullo etiam promptioreni proximo versu fieri putamus. Ibi enim traod ab initio proditum est sttmmo honorc etsi ad le- gitimam meusuram Erasmus transponendo revocavit, cuius exemplo Honorc sttrnmo vulgatur, tamen quid impedit quo- minus servato ordine verborum intercidisse potius aliquid existimemus; hiatus ut sic removeatur: Sttmmo illc honore affccttts ? His igitur argumentis moveri me passus siun ut Vagellii versiculos tales quales edidi conforniarein, nou sine spe indagatae veritatis. [Ipse tamen liitschelius postea Fleckeiseno est obsecutus ita emendanti:

Tuae, Terenti, quae uocantur fabulae, Cuiae sunt? non has cct. C. W.|

Pag. 214, 9 quod Parerg. p. 325 ratiocinatus suni Apol- lodoro Carystio a Donato scriptum esse, hinc ut duplex uo- men in vitara Ambrosianam transierit, eius me coniecturae ne nunc quideni paenitet. Nam unde tandem nisi ex Donato hausisse medii aevi seriptorern istum tam exquisitam menio- riam putabiinus, qualis haec est, Carystium esse, non Geloum. poetam cui suas fabulas acceptas referret Terentius? Quam si quis ex ipsis commentariis Donati repetat in Hecyram et 534 Phormionem scriptis, quorum in prooemiis, ubi nunc Apol- lodorus legitur simpliciter, potuerit aliquo loco pleniore no- mine ApoUodoms Carystitts dictus esse: etsi eis comnientariis est sane hic scriptor usus, velut in illis quae de Luscio La- nuvino rettulit, tamen quid est quaeso, cur probabilius hic statuatur quam in auctario vitae nomen gentile intercidisse? praesertim cum ex eo auctario finitima deprompta sint omnia.

Vita autem Ambrosiana illa (quam post liothii curas eodcm iure Parisinam dicas) etsi referta est sane additamen- tis non e Donati vel vita vel commentario petitis, tamen haec omnia ita coinparata sunt, ut suo ingenio fretus tingere scriptor potuerit quanturavis temerariae explanaudi exornandi- que libidini indulgens, ' doctrinae fontes alios habuerit uul- los: praesertini ubi illa reputaveris ad unura hoc consiliuui redire, ut itinerura rationes a poeta factorum clariore in luee conlocarentur. De quo ut certius iudicare liceret, ipsam vitain illam, inter iv saeculum et xi scriptam, scd illi nm

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COMMENTAKIVS.

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fallor quam huic propiorem, hic subicere placuit et emenda- tam aliquotiens et ex arte adnotatam. Itaque pro funda- mento esse codicem Parisinum membraneum 7002 (^4) volui, saeculi ut fertur xi, possessum olim a Petro Daniele: lacu- nosum sane et ut usu venire in tali genere solet mendosum, sed ex antiquiore ut videtur fonte ductum. Cui saeculi xv Basileensis F. III, 2 (B) et Parisinus 1441 (P) accedunt: quorum hic insigni exemplo, quomodo serpserit interpolandi licentia monstrat. Praeter hos tres, e quibus excerptam ab Hunzikero discrepantiam scripturae Rothius Musei Rhenani t. XII p. 186 sqq. proposuit, M dixi e tribus eodicibus Am- brosianis, nusquam inter se distinctis, proditam ab Angelo Maio vitain, quae est in eo libro quem ille Mediolani a. 1815 sic inscriptum edidit: *M. Acci Plauti fragmenta inedita. Item ad P. Terentium commentationes et picturae ineditae'. Vbi de libris illis sic testatus est p. 37: ?Haec Terentii Vita, nondum ut puto vulgata, extat in Ambrosianis codicibus D. 79 et 0. 109 part. sup., in quibus et dicitur excerpta e ve- tustissimo codice. Extat item iu codice F. 92 part. sup., ubi inscribitur Prohoemium uerum, ut nimirum distinguatur a Terentii Vita studio Petrarchae descripta (et edita) quae in eodem ms. proxime praeponitur.' Ceterum interpun- ctionem tacite correxi.

VITA TERENTII

Terentius, Afer genere Kartaginensis, puer captus est et a quodam Terentio Lucano emptus. litteris graecis latinis- que instructus cum liberatus esset, mox propter elegantium

1 Incipit uita Terentii A 2 afer natione, genere B. genere qui- dem extitit Afer, ciuis uero vita (Jxon. Carthagiuensis M ent etj et libri 4 liberarius B. Hbrarius M. rmox hunc librarium asciuit' P, prorima exhibens talia: qui cum familiaritate [voluit cum in faini- liaritatemj p. scipionis ac lelii perductus postea e»set e libertina tribu, in urbanis honestum ordinem tenuit. causas \ immo comoediasj egit non- Qunquam, in quibus quidem locum primum haud dubie tenuisset, mti eioa obtrectatores , cum ctiam publice eius comedius quas ediderat uituperarent, ad huiusmodi studia ardentius impulissent \immo obtrec-

1R*

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IN VITAM TERENTII

8tudiorum morumque in amicitiam perductus est P. Scipionis, s Laelii Sapientis, Furii Phili. quorum fabulas in scena dare illum inimici diffamabant: maxime autem Luscius Lanuuinus, qui aemulus eius erat, lianc opinionem diuulgabat. et cum criminarentur quidam Terentium, non uere eum Graeeorum mores exprimere, set pleraque latina facere consuetudine, ut instituta Graecorum moresque coguosceret Athenas profectus est ibique aliquamdiu commoratus Menandrum in latinum sermonem transtulisse dicitur. set cum Romam repetiturus esset, sarcinas fabulasque quas ibi conscripserat in nauem imposuit quae Malean circuitura erat. ipse terrestri itinere u 536 Patras profectus est, ubi nauem expectare constituerat, au- ditoque naufragio, aegre ferens amissas fabulas, Stymphalim decessit in Arcadia, [ubi et mortwis] publiceque sepultus est, Cn. Dolabella Fuluio Nobiliore consulibus. fabulae eius ex- tant quatuor ex Menandro translatae, Andria, Eunuchus,»

tatores etiam publice . . . uituperarent: quo tauien eum ad huiusmodi . . . impulerunt vel similiter] 6 est om. AB P. om. BM § et Laelii sapientis et M furi puli A. rupilii BM. Furii Publii ritae codex quidam a Lindenbruchio commemoratus ad Donatum in AdeJph. proJ. 15. Apud ipsum Donatum furium pilum est in cod. DanieJis et ed. princ, furium pium tn veteribus, Furium Publium post rulgatum Bceno A 7 illum om. libri autem lusiua A. autem luciua B. tur- tullius M lauiuius BM 8 eiuB aemulns M diuulgabat om. A etj sed libri 9 non uere eum] non uere M. rdgauere A. non ueros B 10 exprimere set] exprimeret A. exprimere BM (de P ta- cetur) latina facere] in latina ferre A. in latina fore BM (de R tacetur) 11 moresriue Graecorum M 12 ibique A (B?). ibi MP aliquamdiuj compluris annos P menandrum et demophilum iu P 13 setj et libri repetituruBj petiturus libri 14 nauim A. naui P

15 coraposuit P maleon BP. maricon A. maliacum sinum dicit Polentonus, sinuni Illyricum Petrarca ipse .... conatituerat om. A

16 ubi et nauem M 17 amisisse AB. amissorum scriniorum P Btimphalim AB, Petrarca. StjTnphali MP. Aut obvcrsata est menti

scriptoris Stymphalis (palus) forma, aut corrigendum Stymphalum decessitj an secessit.^ 18 archadia A ubi et mortuus veJ aliquid si- mile intercidisse puto publiceque ibi sepultus MP 19 Cn. Dola- bella .... consulibus om. A Gn. delobella B. C. Dolabella MP Fuluio NobilioreJ et fuluio honore B. Fuluio Flacco M. et fuluio P 20 quatuor ex his que rome ex menandro tranKlatae sunt P translata A andria et A

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Adelphoe et Heautontiinoruinenos: duae ex Apollodoro Ca- rystio, Hecyra et Phorniio. hic Eunuchuiu uendidisse dicitur octo niilibus nuinoruin, quod pretium ante eum neuio ac- ceperat.

21 adelphe M. adelphos A (e BP nihil notatum) autontiraoru- menoD A (e BP nihil notatum) duaa A pollodore A caritio A fet P?). caricio BM. Corinthium (pel Carinthium) Petrarca dixit 22 rcchira (hecyra) et phormio* BP. et formos A hic eunuchu* A

[B??). Eunuchum M 23 octo AM. XII B. XIII P. uiginfci Petrarca. in octo Polentonus milibus M. milia -1. 'milia vel ^1^^118' BP. raillibus Petr., Pol. qui etiam nummiun numorum pretio quod pre- tium A ame tum A accipiebat A 24 Sequuntur in P Reliquit et epitaphion sunm tale Natus in excelsis cei. (h. e. epigramma Antho- logiat illud 11, 220 Burm., S45 Mexjer.)

Non novit hanc vitani qui de Terentio futile comnienta- rioluni conscribillavit ex Oxoniensi codice ab Abrahamo Gro- novio publicatum apud Westerhoviuui praef. Ter. p. xxxn sq., ex Halensi a. 1811 a Terentii (vel potius Terentiani codicis illius) editore Brunsio p. 3 sqq. Qui scriptor praeter ipsuin Terentiuni Orosio usus, Prisciano, Rufino, Horatio, non Do- nato: ex Orosii enini lib. IV, 19 stolida confusio illa poetae Terentii atque Q. Terentii Culleonis fluxit. Vtraque vita Frauci8co Petrarcae iu prouiptu fuit, Oxonienses ineptias graviter impugnanti, nimium confiso commentis Ambrosianis: ipsum Donatum (i. e. Suetonium) ne Petrarca quidem legerat. E Petrarca autem totus pendet Sicco Polentonus, cuius vitaui ineunte saeculo XV scriptam e Florentino codice edidi Parerg. Plaut. p. 635 sq. Ccterum Petrarcanam non habui nisi ex Westerhovii praefatione p. xxxiv sq.: cuius sat scio 537 emendatiora exstare manu scripta exemplaria.

EPIMETRVM BIBLIOGRAPHICVM ad pag. 219 adnot.

Typis expressa Terentii exempla illa quattuor, de quibus bibliographos dixi praeter rationem aut tacere aut dubitare, haec sunt quorum indiccs infra posui.

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JLN VITAM TEKKNTII

Terentius cuin Donato. || In finc Finis Coniraenturiorum Aelii Donati super .P. Terentii Afri Comoediis. |j nec non Ioannis Calphurnii super Heautontimorumenon foeliciter. f| Venetiis per Philippum pin- zium Mantuami Anno dni .M. CCCC. XCIII. pridie nonas Iulias. Impante Augu stino barbadico serenissimo Venetoij, principe. Laus deo. || Sequitur Registruni. fol

(Initium deest in exemplari Bonnensi) In finc Hoc opus impressum est Mediolani per loanem Angelum Scinzenzeler. Anno doroini .M. ccccci. die || xix. Octobris. |j tiequitur Kegistrum. fol.

P. Terentii aphri Comici poetae disertissi mi Elegatissime sex come- die: cu succinetis || admodum copendiosisqi : non minus tarae fl di- lucidi8: Jodoci Badii ascesii explanatio nibus. |j Uenundatur Par- rhi8ii8 in vico Maturinorum || a M. Durando gerlier A lestrille faulxveaul. || In finc Finis elegantissimarii coinediaru Tcrentii cii auotatdnib" Jo doci Badii ascensij: ab code impensis. M. durandi gcrlier. impressioi ma datis atq: absolutis ad calendas Februa. Anni iuxta Parisien. calculos || Millesimiquingetesimitertij. 4.

Terentius cum | quinq2 comentis: vi Donati: Guidonis: Cal phur. Ascensii i Seruii. U Cum gratia ob figuras: || ut ps in ei° puilegijs.

Tn ftne Impressum Ve netiis per Lazarum de Soardis die .XXIII. Febmarii .M. D. XII. Qui a Senatu Venetorum obtinuit q. nullus imprimcrc seu imprimi facere audeat eorum in territorio 8ub raul- cta: ut suis in gratiis patet. |] Sequitur Ad Lcctorem lndex comen- tariorum distidia quattuor Ad eundem. Excusatio Lazari dittidut tria Regi8tmm. foi

llis autem quae supra posui iam typis expressis iu ma- nus meas quintum exemplum pervenit comiter transniissuni a Fleckeiseno, quod item ignorant bibliographi. Est id Lug- dunense anni 1502, persimile aliis quae circa illud tenipus prodierunt Lugduncnsibus, indice quidem hoce:

P. Terentij aphri comico2j. elegantissimi Coiuedie: a Guidone Juue- nale viro pcrq lit terato familiariter explanate : i ab Jo doco Ba- M8 dio Ascesio vnacui explana|ti6ibus rursum annotate atqi recognito: ciiqi eiusde Ascesii preno tamcntis atqi anuotametis Q suis loci» ad- hibitis qj ac curatissimc se venun dant impres se. |) In fine Publij Terentij e. q. s. ut supra . . . explanationibus suis locis adhibi tis rursum annotute atq2 recognitii : solerti cura castigate : impensaq: no leui per egregios viros Clau dium Many i Stephanvi Balan ca- racteribus mandate. Anno ab incarnatione domini .M.cccccil. I die vero decimaoctaua decembris Finiunt feliciter. 4.

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Haec quoque editio ex eis est quae vitaiu poetae habeut non a Donato factani, sed illo duce scriptam ab Asceusio.

Ab eodem autem amico suavissimo sero admonitus vi- tam 'Ambrosianani' illam aute A. Maium pridem e codice Ebneriano saeculi X a Chr. Theophilo de Mnrr editam ha- beri in rMemorabilibus bibliothecaruni Norimbergensium et universitatis Altdorlinae' (Norimb. a. 178B sqq.), part. II p. 135, non committendum putavi quin illinc excerptam scrip- turae discrepantiam hic subicerem.

1 incipit vita tkrextii 2 cartaginiensia capt et a 4 li- Warius eiua esset 5 perductus scipioui leli aapieutia furijiili 6 dare inimici 7 autem] tamen 8 diuulgabat om. et] sed 9 eum om. 10 exprimere pleraque inlatina ferre 13 set om. petiturus

16 que malleon circumitura lfi ubi et nauem 17 amiBigse stimphalim 18 inarchadia pupliceque 19 (»N fuluio honorio

20 quattuor emenandro 21 et eunuchus. Adclphos Kautoutime- rumeuou 22 duas exappollodoro caricio. Echira et phormios. Eunu- chum 23 nummomm accipiebat

Est autem hic idem codex ille, qui servavit alterum ex- itum Andriae Terentianae, vindicatum a me et tractatum iam ante plurimos annos in Parerg. Plaut. p. 583 sqq. | Rec- tiora docuit Henricus Keilius, qui haec ad Ritschelium scrip- sit: «Die codiccs Ebncriani, friiher im Besitz der Nttrnberger Familie Ebner, sind in den zwanziger Jahren in Nurnberg verkauft (wahrscheinlich otfentlich versteigert). Der grosste Theil derselben soll von einem Engliinder gekauft sein und wird sich also vermuthlich jetzt in einer englischen Privat- bibliothek befinden. Einige Handschriften sind freilich auch in andere Hiinde gekommen, wie der codex des Persius, den Jalin fiir die kleine Ausgabe des P. benutzt hat, und der sich im Besitz des vor Kurzeni verstorbenen Gymnasialpro- fessors Joachim Meyer befand. Wohin der gesuchte codex des Terentius gekommen ist, weiss ich nicht zu sagen. Am wahrscheinlichsteu ist, dass er nach England gekonimen; sicher, dass er nicht nach Erlangeu gekommen ist. Die Hand8chriften der Erlanger Bibliotliek stammen aus Ansbach,

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280 1N VITAM TERENTIl COMMEXTARIVS.

Altorf und Heilsbruiui. Eine Ebnersche Handschrift hatte nur durch Kauf erworben werden konnen, und fur solche Dinge hat die Bibliothek nie Geld gehabt.

Von den beiden codices Erlangenscs (Parerg. Plaut. p. XXX) ist der eine n. 67 (jetzt 299), wie richtig angegebeu. ein Altorfinus. Er enthalt die dort besprochene Scene aiu Schluss der Andria. Gesehrieben saec. XI oder XII. Daraus giebt Murr a. a. 0. die scena Terentiana. Der andere n. 236 (jetzt 300) staninit aus Heilsbrunn und ist in deui gedruckteu Katalog der Heilsbmnner Bibliothek von Hocker p. 67 mit dieser Nuinmer (236) beschrieben. Geschrieben theils saec. XI theils saec XII; denn die ersten Quinternionen scheinen iilter als die folgenden. Am Schluss die gewohnliche Signa- tur fmonasterii in hailsbrunn'. Schon deswegen kann der codex init einem Ebnerianus uumoglich identisch sein. Vor der Andria stehn auf eineni Blatt von spaterer Hand (^wohl derselben, die den letzten Theil der Handschrift ge- schrieben hat) einige kurze Scholien und hinter diesen die f ultiina scena in andr/. Eine vita Terentii steht in der Haud- schrift nicht. Wohl aber stehen auf den letzten 3 Seiteu allerhand Scholien, welche am Schluss des letzten Blattes schliessen: 'secundum seruiumVI titulus operis qualitas car- niinis intentio scribentis numerus librorum ordo librorum vita poetae'. Deninach wiire denu wohl moglicb, dass noch eine vita gefolgt wiire, da am Schluss recht wohl einige Bliitter fehlen konnen. Aber das miisste ein alter Defect sein, da die oben angegebene Signatur auf dem letzten Blatt steht. Also sicherlich nicht der von Murr benutzte codex Ebnerianus.» C.W.]

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IX.

De emendatione fabularnm Terentianarum *).

Etsi quae praefari scholarum indicibus in hac litterarum 2 universitate habendarum vetere et antiquo instituto solemus, pertiuere ad vos universos volunius, tamen eadem non mirum est propiore etiam vinculo ciun vestris rationibus contineri, qui cum graeeis latinisque, in quibus fere versaniur, litteris ipsi studetis, tum in seminario regio philologico exercemini. Vobis igitur posteaquam in Dionysii Antiquitatibus per ali- quod tempus elaboratiun est, ut ad Terentii fabulas trans- itum ipsi pararemus, ea nunc in medium afferre haud abs re putavimus, quae nec colligi sine ampla librorum supel- lectile posse, nec satis ex omni parte iudicari nisi ab artis criticae paullo peritiore viderentur. Ac speraveramus sane fore ut eius rei is nobis otium faceret, cuius curis ornatio- reni elegantissimum poetam proditurum rumor ex aliquo tempore percrebruerat, Reinholdus Klotzius. Veruni eam ex- spectationem dici nequit quam ille, laudatus alioqui vir, fe- fellerit. Nam cum omnis eius opera, quam emisso his ipsis diebus primo volumine publico iudicio proposuit, in eo con- sistat, ut collatis duabus vetustis editionibus, quae ex Ro- mano codice manarunt nobis probe noto, rectius aliqua ex parte Donati disiecta membra constituerit, tum ad ipsa Te- rentii verba emendanda novi propemodum nihil attulit. Nisi

•) [Proocroium indicis scholarum hibernarum Vratislaviensium anni CIDIOCCCXXXVllI.]

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282 DE EMENDATIONE

quidem illud novum est, quod seinel bisve singulis paghris in marginein reiecta Bentlei scriptura eam revocavit, quae fere legebatur ante Bentleium. Id autem cum per se nihil babeat ctur iinprobetur, tamen ab Lipsiensi editore ita institutum est, ut non profecisse Terentianae fabulae, sed aliquantuui detrimeuti cepisse merito existimentur. Quam enim spem fas est de eo concipi, qui sanas et necessarias easque explo- ratissimas prosodiae et metrorum rationes adeo perverterit, ut Andriae versum prologi 11 sic potuisse a poetae manu prodire sibi persuaserit: Non ita dissimili sunt drgnmcnto, set tamen: vel sc. I, 25 hunc probaverit: Libcrins vivcndi fnit jyotestas e. q. s., vel GO. 85. 127 hos: Diccbant aut Niccratum, nam hi tres tum simul: Quul si ipse amasset? qnid hic mihi faciet patri: Quis igitur relictus est obinrgandi locus. Quan- quam fatendum est sane non mediocriter istiusmodi elegantiis nostros nimc homines delectari, qui vel Horatio dignum hunc versiculum pronuntiarint: Bamisqnc obliquo laborat, et mox non dubito quin tales etiam numeros admiraturi sint gratia- rum dulcedine mirifice conditos et nectaream suavitatem spirantes:

s Vided, patres conscnpti, in me orunium

Vestrum ora atque oculos esse couverscis: video Vos n<5n soluiu de vestro ac rei piiblicae, Verum etiam, si id depulsum sit, de meo Periculo solhcitos esse. Est mibi :

vel Plautinum robur in talibus deprehensuri :

m Faeturusne operae pretium slm, si a primordio Vrbis res populi R<5mani perscnpserim, Nec satis scio, nec si sciam ausim dicere: Quippe qui cum veterem tiim vulgatam e^sse rem Videam, dum novi semper scriptores e. q. s.

nisi quidem v. mcdio, ne ab inviolabili auctoritate codicum usquam recedatur, prouuutiandum potius dimre ausim. Quid? quod ab beroico versu exordiri visus reruiu scriptor raani- festos senarios posuit continuos, scaenicis quibusdam (juos nuper procusos vidimus haud ullo pacto indignos:

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>

FABVLARVM TKRKNTIANARVM.

283

Vrbem Koiuam a principio reges habuSre. Libertatem et consulatuin Brutus mstituit. Dictaturae ad tempils sumebanttlr: neque Deceniviralis potestas ultra biennium, Neque tribunorum nuTtuin consulare ius. Videlicet tam facile Romanis fuit versus facere, vel potius non facere difficile.

Sed istam codices nunquam non antestautium religionem saltem coniunctam esse putes cum accurata eorundein, in quorum fidem iuratur, codicum cognitione. Verum in Terentio quidem Klotziano res longe aliter cecidit. Tametsi enim ma- luisse se libros vctustissumos pracstantissumosque a G. Faertw et K Bentlcio cxcussos quam doctorum hominum coniecturas sequi editor testatus est, tamen qui qualesque illi essent, quomodo inter se differreut, quo argumento de eorum prae- stantia constaret, qua tide viderentur collati esse, haec igitur omnia quaerere adeo omisit, ut ne uno quidem versiculo at- tigerit. Ac pertinet hoc, quod nunc dicturi sumus, etiam ad alios. Neque enim satis possumus mirari, cum tot tantisque laudibus cum aliorum Faerni codicum tum omnium vetustis- simi Bembini excellentia longo ex tempore efferatur, ut nunc fere tralaticia sit, tamen per tria ferme saecula neminem ex- stitisse, qui iisdem libris post Faerni curas denuo inspectis bene de his litteris meruerit: nec enim vel G. Fabricii vel Cocquelini (a. 1767) eo in genere opera memorabilis. Quo negotio facile intellectum esset, quod vel divinari ab uno- quoque poterat, non aliter in conferendis libris mss. Faernum atque aequales philologos cunctos versatum esse, hoc est discrepantis scripturae largam eamque bonae frugis plenam poeteris lnessem reliquisse. Ac praeterquam quod ex ipso Bernbino praeclarae, quae adhuc latuerunt, emendationes peti possunt, e sola comparatione penitus excussi Bembini certius potest de reliquorum codicum indole iudicium prodire, ac sic demum, quae sit condicio fabularum Terentianarum, quas videantur vicissitudines expertae esse, qua sit via ac ratione ad earum emendationem accedendum, aliquanto et rectius et plenius, quam adhuc factum est, definiri. Et medio quidem aevo cum pauci scriptores latini saepius quam Terentius et

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DE EMENDATIONE

lectitati et descripti siiit, evenit ut codicum niss. paene in- 4 fiuita multitudo hodieque exstet. Praeter eos auteni, quonim e solis bibliothecarum indicibus notitia petitur, nos quidem nunc illos quoque praetermittimus, si qui a veteribus edito- ribus usurpati nec descripti aecuratius, ac ne singillatiin memorati quidem sint. Nam omnino totus hic locus, qui est de fontibus et successionibus mutuisque rationibus et usu antiquarum Terentii editiouum, patet adhuc curioso studio, ac vix tenuissimis quibusdam Fr. Harii et Westerhovii initiis tractari coeptus est. Cf. Harii Addend. p. 95 sqq. eiusdem- que et Westerhovii praeff. et adde Nov. Annal. philoL et paedag. Suppl. IV p. 325 sqq. Sed quorum ab ipsis criticis mentio fit, eorum quam paucissimis verbis hunc iudicem accipite.

Quattuor Io. Rivius in Castigatiouibus (Lugd. 1538) usurpavit, Bunaviannm antiquissimum , Hassensteinianum membr. Bononiae emptum, Huteri codicem a Muslero mis- sum, D. Nicolai Friberijcnseni. Vid. Rivii praef. in editione Bergiana a. 1574 p. 106 sqq. Iteni quattuor Mureto (Venet 1555) praesto fuerunt (SchoL Eun. prol. 5. V, 8, 57), unus suus (Phorm. III, 2, G), duo bibliothecae Antonianae Venetae, olim Dominici Germani Cardinalis (Heaut. III, 1, 101), quar- tus Bernardi Ijaurctani (Eun. IV, 7, 19): nam quem praeterea memorat Vcnctnm, impressus fuit (Andr. I, 5, 3). Exstitit nunc Faernus (Flor. 1565), a quo nominatim afferuntur Ikin- bmu8 ille nunc bibliothecae Vaticanae, quarto, ut nobis vide- tur, saeculo litteris quadratis scriptus, sine ulla controversia antiquior Medicco Vergiliano: Vatieanus haud fere minore celebritate propter appictas singulis scaenis personarum ima- gines (utrumque enim confudit Bernhardyus Hist. litt. Roin. p. 196): praeterea Basilieanus, Victorianus, Decurtatus*. Quan- quam non exiguum videtur etiam aliorum numerum habuisse, illis aliquanto inferiorum. Post Faernum codices suis in Terentium Castigationibus Ge. Fabricius (Lips. 1574) ad- hibuit, Palatinum h. e. Vaticanum, et pervetustum Wcrteria- num (ed. Berg. p. 8 sqq.). Item Rcraiae inspexit Bembinum, ex eoque pauca adscripsit impresso exemplo, quo deinde Franc. Fabricius in Annotationibus usus est praeter alios tres

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FABVLARVM TERENTIANARVM.

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libros sed ue eos quidein scriptos (ed. Berg. p. 381). Ex eodem illo G. Fabricii exemplo postea quaedam excerpta sunt in Walchii Act. soc. lat, Ien. II p. 186 sqq. Deinde cum , ex aliis tum e Begio codice Parisino (de quo cf. praef. p. XXV West., et Leng. p. 475) Pithoconwiquc notationibus, quae deberi codicibus videntur duabusque editionibus ad- scriptae fuerunt, Lindenbruchius (Paris. 1602) profecit, quan- quam plus profecit ad Donatuni quam ad Terentium emen- dandum, omnium autem minime ita, ut ipsius Parisini libri hdem repraesentarit: quae mira fuit Ritteri opinio praef. in Andriam. Secutus est Pareus (Neap. Nem. 161-9) collatis quat- tuor antiquis, ut ait, membranis Palatinis h. e. Ueidelbergen- sibus: quibus e Parisino libro ms. sumpta testimonia acce- dunt. Trium librorum mss., inter quos unius Argcntoratcnsis acadeniici, scripturas Boeclerus (Argentor. 1657) memorat, duorumque Mediolancnsium in commentariis ab eodem Boe- clero editis acerrimi vir iudicii Fr. Guyetus: quas nobis co- pias dolemus aliorum tantum fide cognitas. Anglicorum co- dicum multitudo in promptu fuit Lengio Praesuli Norvicensi, e quibus ille ingentem discrepantis scripturae supellectilem congestam bihliothecae D. Catharinae legavit, unde postea utendam Harius (Lond. 1724) accepit: cuius vide praef. p. XXIV. Fuerunt autem illi codices, e quorum uberrimis copiis in ipsa editione Cantabrigiae vulgata a. 1701 pauca tantum Lengius proposuit p.475 sqq., nihil prorsus exprompsit Harius, hi quos infra posuimus. Cantabrigienses tres, collegii Corporis Christi, collegii D. Petri, et academicus; Begius biblio- thecae D. Iaeobi, cuius quidem excerpendi veniam a R. Bent- leio impetraverat; Dunelmensis longe omnium pulcherrimus; s Shipimii pervetustus; Bodlciani quinque a Laudio donati, cum aliis Oxoniensibus: quibus duo accesserunt impressi libri, alter Casauboni, alter Tan. Fabri notationibus instructi, ductis ut videtur e codicibus (Na, Np). E quibus omnibus optimos Harius iudicat quintum, primum, secundum, sextum, quartum et ultimum. Biennio post exortus Bentleius (Cant. 1726) praestitit quod annot. in Hor. Serm. 11,5, 79 sperari iusserat. Is nisi apparatum illum Lengianum ipsum usurpavit, magna certe ex parte eosdem Lengianos codices perpoliendo Terentio

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DE EMENDATIONE

adhibuit, et adhibere eo commodius potuit, quod publici eo- rum plerique erant. Quanquam quosdam accessisse Lengia- norum numero non comprehensos facile ex iis annotationibus perspicitur, quibus velut Iiegios et Academicos antestatur: ut taceamus Mcadianos aliosque ipso nomine diversos. Attamen hunc locum, qui est de Bentleianis libris, par est intactuui hic relinqui, cum hoc ipsum quale sit quaerere a Philoso- phorum Ordine nuper iussi sitis. Kestat exterorum unus, Westerhovius (Hag. Com. 1726) codicum a semet usurpato- rum longe Bentleio diligentior testis. Vsus est enim scriptis exemplis tredecim his: quinque Leidcnsibus, quorum quartum XV saeculo tribuit, quintum antiquum vocat; duobus Iusti Lipsii, quorum alter itein migravit in Leidensem bibliothecain; Traiectino academico chart. saec. XV, Oxoniensi academico e libris Iiodlei, Markiano XIII saeculi, denique Graeviano, Wf- tiano, Boetulcrmakeriano membrr. Inter nostrates autem hoc quidem saeculo codices primus circnmspexit Bothius, utrique editioni (BeroL 1806 et Halb. 1822) adhibitis tribus Berolinen- sibus, tribusque Gtielferbytanis, quorum unus fuit olim Helm- stadiensis et peculiari Facii opera collatus esse in Harlesii Opusculis fertur: quibus libris in annotatione critica poste- rioris editionis accessit omissus in praefatione Friburgensis. Halensis autem codicis fidem constat Brunsii editionem (Hal. 1811) religiosissime imitari. Tres Guelferbytanos (quartus enim scholia tantum quaedam vel glossas complectitur) habes in Perleti editione (Lips. 1821) excerptos, qui praeterea Go- thanos duos inspexit, et ex Iencnsi quaedam attulit accuratius ab I. G. Muellero in Walchii Act soc. Ien. 1. c. collato. Vtroque Gothano et Helmstadiensi etiam Boettigerus usus in Spec. nov. ed. Ter. Denique nostratium trium Behdigeranorum specimina Pinzgerus exhibuit in Seebodi Horreo phil. a, 1824 p. 816 sqq. unumque Giyphicnsetn Reinholdus Adnot. cjit in Ter. (Priinisl. 1830) habuit. Consulto autem praetermisimus, si qui semel bisve commemorantur a criticis aliud agentibus, ut in Novis Lectl Canteri codex, in Quaest Plaut. codices Gtdiclmi, alii alibi. Singulorum autem, quos euumeravimus, accuratior descriptio ex editorum sive praefationibus sive an- notationibus petatur: neque enim vel ea in re vel in corri-

FABV LARVM TE KE NTI A N A R V M.

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gendis, qui in Perleti maxime et Reinhardti narratione errores haud pauci commissi sunt, diutius immorari per angustis- simos huius prooemii fines licuit. Sequitur nunc, ut unius alicuius particulae Terentianae plena et integra, quantum (juidem fieri possit, scripturae diversitas proponatur: quod quantumvis molestum non unam ob caussam accidat, tamen oraitti eo minus potest, quo certius hac una via librorum iuter se similitudines dissimilitudinesque recte perspici per- suasum habemus et usu comprobatum. Eam ad rem elegi- raus Adelphon initium, et litteris quidem A, B, C brevitatis caussa signavimus a nobismet ipsis post Faernum denuo ex- cussos Bembinum, Basilicanum, Vaticanum: nec tamen Faerni ipsius testimonia omisimus, ut quam ille se diligentem prae- stiterit cognoscatur. His accedit Ambrosianus (D) ab A. Maio repertus unaque cum Plauti fragmentis ineditis Mediolani vulgato a. 1815 libello aliquatenus descriptus: postremo Vin- g dobonensis fragmeutum satis antiquum (F), in Endlieheri Catal. MSS. Viud. I p. 2 nuper recensitum. Quoruin omnium curabimus ut accuratior descriptio olim foras detur. Praeterea F littera notavimus Halensem: rcliquos autem cum dicimus, nostros significamus quinque cum Halensi. De his sex codi- cibus sive universis sive singulis ubi tacemus, sciendum est cum Bentlei scriptura eos consentire, Guelferbytanos autem et Palatinos nullius nomine distinctos Perletianos et Parea- nos esse.

G. Sulpici Apollinarig Periocha A. Argumentum vel Incipit Argu- mentam reliqui h. e. BCDEF 1 adolescentulos F 2 aesci-

num BK 3 sed et tesiphonem secum retinet, omisso hunc, E

cythariatriae DEF 6 celebat D. caelabat F eschinua K, etium r. 8 famam quoque] famam rei A. famamque reliqui

6 sese A. se reliqui et Bothiani transferabat D

7 phidicinam A erlpit lenoni A. lenoni eripui m. pr. C. lenoui

eripuit rell. uiciauerat E 8 Eidem A ciue A

Attioam sed paup. 1) 10 iurgare ABCFy Bothii Guelf. 1. 2.

iurgare et D, Bothii Berol. 1. 3. Helmst. iurgare ac Berol. 2. iurga- bat et E ferre] ferebat E 11 VtJ Et A 12 uitiatam

A. a se uitiatam ciuem atticam uirginem uxorem BCDF, Lindenhru- chii litgius et Pith., et fxic fere1 Bothiani. a sae uiciatam ciue uirgi- nem atticam nxorem E tesipho I) citharistriam A. citha-

ristria (cylh. CDE) exorato suo patre duro demea BCDEF, Reg. et

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DE EMENDATIONE

Pith. Lind., et rsic ferey Bothiani, e quorum Berol. 2 praeterea affertur citharistria

PBOLOGUS totus abest ab E 3 sumus paenultima Jittera

correcta C 4 Ipse de se indicio retus editio ap. Westerh.

erit BCF. eripit A. erit et D, cothl. quidam Westerhovii, Bothii HeJmst. et Frib., PerJeti Guelf. 2 iudices eritis B. iudices C, in mrg. posito eritis 6 an om. A duci it factuin A. duci factum id Bemb.

et Vict. teste Faerno, duoque Regii BentJ. dnci factum BCDF et Bo- thiani « praeter GueJferbytanum'. id om. codd. quidam West. G 8ynapothes...contes tribus litteris erasis C. sinapothnes contes F. sinapotheacontes diffili sup. scr. Gothanus 1 difili BCD co-

moediast A. coraoedia est BD. coniedia est C. comedia est F

7 plaustus C ante rasuram 8 adolescens F eripit nostri cnm

F, 'omnes fercy Faerni, duo ex retustissimis Bentl, Pcdatinus Fabricii,

IHtnehnensis et Lengii. eripuit I*ngii Shijip., Corp. Chr., Petr.,

N(l et omncs Bodlciani, ac plurimi West. 9 eum om. Mark. et pr.

m. Boendermak., Guelf. 2, Ilelmst. et Friburg. plaustus C

10 reliquid D hinc C, cod. Lind. sumait F 11 adelfos

BCD 13 existimetis nostri cum F: item v. 17 14 preteritus

B neclegentia est A. neglegentia est rell. 15 maledici A.

malcuoli BCDF nobilis A. nobiles BCDF 16 adsiduaeque 1).

assidueque F 17 Quid A esse nostri cum F, omnes Faerni

et Bentl. Omittebatur olim 18 hic om. Mark. maximam no&tri

cum F 19 nobis quidam retustissimi West. 20 ocio D

in negotio in otio F 21 usus est nostri cum F 22 exspectetis

A. expectetis C. expectetis BF. expectatis D 23 primum Guelf. 1 ii partem A. hi partem B, raliiy codd. West. hii partem CF et e corr. D. eam partem codd. plurimi et ed. vet. West. 24 partem no8tri cum F aequaniinit&s tiostri, F. ut aequanimitas duo Boe-

cleri, Guelf. 2. ut uestra aequanimitas Boend., ed. vet. West. uestra om. omnes Leng., nisi quod sup. scr. est in Shipp.

SCAEN. I. Personarum nomina consulto praetermittimus 1

Astorax A redit A 2 seruolorum C. seruulorum BE

uulgo

aduerBum A 3 dicunt Goth. 1 apsis A 4 ubi quattuor

7 Bentl., Berol 1. 2. ibi nostri, F, omnes Faemi Cesse se uenire C. ea] aea E. tibi Ilelmst., ed. vet. West. sacius E e»t om. Berol. 3 6 que E te uxor] texor A dixit E quae sup. scr. Ien. Wlch. que AE 6 que E propicii E. propitii dcclarant Ien. Perl et WJch. 7 tae E 8 tete ABCF et m. pr. IK Bemb. et Bas. Faerni, nonnuJJi BentJ. te D post ras. de te E, Vid. certc BeroJ. 2 atque nostri, F, riidem* Faerni (anie rjuem Jegebatur aut;. omnes BentJ., pJerique Leng., BeroJ. 3 in animo F 9 totum

om. A Et BDEF, omnes Faerni, pJerique BentJ. omittit GueJf. 2.

ut C sibi cum D. cum sibi reiJ., GueJf. 3 10 redit A

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FABVLARVM TERENTIANARVM. ' 289

qae E 11 Et nostri, F, omnes Faerni. om. tres Bentl, Frib.,

Guelf. 2 sollictor C aut om. len. Wlcli 12 praefregerit ACDF, omnes fere Faerni, Bentleiani , Berol. 1. 2 et m. pr. Argent. praefregeret E. perfregerit B 13 aliquit vab A. aliquid vah

BCDF. aliquid vaha E animo ADEF, tres BoecL, cod. Lips. et

tet. ed. West., Berol. 1. 2, Guelf.2.3. animum BC (sed hic u e corrJ,

Pal. Fabr. instituerc ante in animo collocat D. instiiere C. in-

stituere dignum B 14 parere F ipse est ADEF. ipse sit

BC, Guetf. 3 16 Atque nostri, F, Bemb. ret alii' Faerni, plerique

Bentl, Pal. Fabr. atqui quidam West. natus non est nostri , F,

omnes Faerni: ante quem vulgabatur non natus est sed BCDEF

ex fratre meo A. ex fratre. is adeo rell. 16 Is dissimili A. digsimilis ante ras. C, tres Bentl. (unus IX saec), Berol. 1. dissimili BDEF iam om. len. Perl. Wlch. adolescentia F. adolescencia

urbanam

E 17 ocium E. otium Goth. 1 18 sectatus sum Hassenst.

quo Guelf. 3 19 hec E 20—26 D habet in mrg., sed

m. pr. 20 agere uitam seraper vet. ed. West. 22 duo sunt

(iutlf. 2 magiorem E 23 paruulo BCDEF 24 id estj

idem E 25 item ABCEF, cod. Bivii. idem D. itidem 'pluscuh'

H re*t. idem alii West., GueJf. 1. 2 ' sedulo] ad se dulo A

26 omnia A a m. sec. om. E 28 patre Guelf. 1, codd. quidam et

bui

tet. ed. West., rvetusta quaedam exemplaria' Biv. patres E que E

adulescencia /-.'. adulescia F 29 caelet D consue.feci.

cum rasura C. ultima httera t erat 30 fallare D insueuerit

A, raliiy Bentl., Goth. 1. insuerit BCD. insueuit EF patrem aut aadebit ABCDF. patre aut audebit /'.'. aut audebit om. quidam West.

31 caeteros F. cetaeros D 32 et] aut E liberitate

D. libertate E 33 sacius E 34 hec E coueniunt C

35 ad me saepe clamitans nostri (nisi quod E sepe,), F, Bemb. Bas. Vict. *et multi alii ' Faerni, Bentleiani, omnes Lengii. clamitans affertur etiam e Guelf. 1. 2. 3. saepe ad me clamitans antc Faernum

36 adolescens E 37 putat A sumptum A, aliqui Fatrm, inter quos Bemb. sumptus BCDEF, omnes Bentl., quidam West.

38 uestitui cod. Boecl. uestitum Guelf. 2 nimium Mediol.

1. 2, Guelf. 2. nimis Berol. 2 indulgis A, Bemb. Fabr. 39

ipse sup. scr. E est durus AE, Berol. 2, Bemb. Faemi. durus

egt BCDF, omnes Bentl. aequomque et A. aequumque et BCDF. aequm et E. aequum et Guelf. 2, cod. Bodl. et vet. ed. West, tres Boecl.

40 longe] multum Beroh 3 equidem BC sentencia E

frat

et errat quidem mea longe sententia Guelf. 1 41 qui impe-

rium /.' 42 amicicia E adiugitur C 43 sic est nostri,

F, omnes Faerni, Bentl. est sic ante Faem. racio E. cet post ratio'

>B. KITSCUCLII OPV8CVXA III. 19

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290 * DE EMENDATIONE

Guelf. 2. Perl. anim C, m. sec. uddito u 44 coactus qui Buum ABEF. coactus qui C. coactu Htiura I) 45 pauet A. cauet rell

46 rursum BCDEF et pr. m. A, fere omnes Bentl. rursu3 sup. scr. Af cod. Bodl. West. rAntiqui Ubri praeter Bas. et omnes fere alii rursus. Jmmo Bemb. prius habebat rursum: ut et habet Bas.' FAEKN.

47 llle quem nostri, F, plerique Leng., pro quo olim Quem ede- batur 48 par pari referre Guelf. 3, Perl., Guelf. 1, Both. ab

8 sensqne ABDEF. absensquae C. absens Berol. 3, Frib., quidam We*t. 49 patrum E, Frib., Mark., unus l*id. et ed. vei. West. est pocius E. potius est Traiect. 50 recte sup. scr. m. rec. A. recta Goth. 1 51 nequit] nescivit pr. m. Trai. 52 nescire pr. m.

A, cod. Biv. nescire m. sec. A. nescire se E, llelmst. se nescire BCBF, codd. West. 53 Set E. Sed rell. ipse A. ipsus rell. aiebam Frib., m. pr. Bodl. West. 54 iamj id Guelf. 3 ut assolet F

55 saluom AD. saluum reU. saluo ed. vet. West. adneiuflHe E. adueniente ead. vet. ed.

SCAEN. II. 1 Ehem ABCDF, aliqui Faerni, inter quos Bemh. Bas., omnes Bentl. He em E opportune A. oportune reliqui querito E 2 rogas me A, *Bcmh. Vict. et multi alii' Faerni, sex Bentl. rogitas me BCDF, Graev. rogasne E. rogitasne unus Leid.

3 quid] nescis quid Gudf. 3 ego tristis F snra E,

tres Leid. dixin . . . hoc cum aliquot litterarum rasura B

hoc om. Guelf. 2 fore] fore ego D 4 quid ACD, Bemb. et

Bas. Faemi, veterrimus Bentl. quid is BEF, ceteri Bentl, multi West.

5 nec nostri, F, omnes fere Faerni, plerique Bentl. neque erai olim 6 que E 7 dimitto Guelf. 3 designauit A. dis-

signauit reU. 8 aedis ABC. aedes DF. edes E inruit A.

irruit rell. 10 mulcauit ABCD, omnes Faerni, duo veterrimi Bentl.. Pal. Fabr. et ante familiam positum E. multauit F, Goth. 1. mnlctauit tres Pal. Par. 11 indignissime AE 12 hoc Werter., nostri.

F quod mihi ABCDF. mihi quod E 13 orest -4. ore est

rell. omni om. Bodl. West. denique] denique ad extremum K

14 fratrem] patrem quidam West. uidit E 15 dare

operam nostri, F. operam dare ' vetustiores nostri magno numcro' BENTL. 1G simile factum A. factum simile BCDF, omnes BenU. fatum simile E. facti affertur ex Guelf. 1 hec E Micio] raio

um

A 17 corrumpis C. corripi E 18 nunquam nostri, F. nihil

Boend. Bodl. Lips. et vet. ed. West. iniustius A. iniuatius est BCDEF, Beg. Lind., omnes Bcntl, et iidem UU West. 19 qui] quia Bodl. West. nisi] sini A facit Bodl. West., Guelf. 1 nihil

nostri, F 20 quorsumnam istuc E hec E 21 credere

Guelf. 2 22 potari E non est om. E, Mark. 23 efTrigerc f haec] hec E. id GueJf. 2 ueqtie ego| ego E neque

tu neque ego fecimus Boend., duae vet. edd. West. neque tu feciraua

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FARVLARVM TERENTIANARVM. 291

neque ego Guetf. 2 24 friid A. siit Bemh. Faem. siuit BCDEF,

omnes BentJ. sinit Pritt. Par. 25 ducis nostri, F. ducea unus ex Rtgiis Bentl. tum] tu E, Guelf. 2 26 iniuriumst A. iniurium est reJJ. id nostri, F, Guelf. 2. 3. om. alii 27 tu illum nostri,

F homo rec. m. add. A 28 facere nunc E etatem E

licet m. pr. A, BCF, otnnes BentJ., onmes Palat. Par. decet m. sec. A, DE, duo Iani Guliclmi antiquissimi 29 pocius E

din

expectatum ABCDF. expectatum E 30 alieniore nostri, F,Faer-

niani, plerique BentJ. alieniori erat oJim fAl. aet» post.' GueJf. 1

etate E 'post fac. tam.' GueJf. 2 31 adigis AE, Bemb. Yict. Decurt. Faerni, *pro varia Jectione cod. e vcterrimis1 BentJei. adiges W West. rediges BCDF, Bas. Vat. Faerni, DuneJm. Corp. Chr. et Petr. Leng., pars BentJeianorum, Beg. Lind., *aJiiy West. redigis SJiipp. lacob. NmQ Leng., pars BentJ., TaJiif West., Graev. 32 flagicium E facere hec E. haec facere D 33 ausculta nostri, F. ah ausculta oJim edd.

optundas AE. obtundas reXJ. sepius DE 34 adoptatnra quidam West. 36 maximam BCF fero A. feram BCDEF.

inferam PaJ. 3 37 opsonat D. obsonat reJJ. meo] meo est

MedioJ. 1. 2. meo facit Goth. 1 38 dabitur a me argentum nostri.

dabitur ei argentum /''. dabitur argentum IleJmst., Frib. dum nostri, F. ubi olim 39 excluditur E 40 rescidit Ien. Wkh,

41 et est ADE. est BCF dis AE. diis reJJ. gracia E

42 et undej unde quidam West. non m. rec. sup. scr. A 9 modesta f». pr. A 44 te'] et te F hac re nostri, F, omnes l*ng., pJerique West. hanc rem nostri, F, quidam West. ei ABCDEF

45 patrem PaJ. 3 illis ABCDF, et fantiqui Jibri et muJti

alt»' Faern., omnes BentJ., Mss. Biv., quidam West., Graev. aliis aJii West., oJim edd. eis E. his Pal. 3 uere] uiuere vet. cod. lind.

esse Pal. 3 sciunt] sunt Trai. 47 tun consiliis A, Wert.

Bemb. Fabr., Argent. tune consulis BCDEF. consulis affertur etiam e

c

PaJ. Fabr. quiquam C a A. ah BCDF. ha E. at Pal. 3

abiero] abiero domura meara B 48 ais PaJ. 4, tres BoecJ.,

Mark. totiens ABCD, Graei ., Goth. 1 et post de eadem re coJJo- catum F. tociens E re] re te len. PerJ. WJcJi. 49 cure

cure E. cura cura Graev. 50 itein] autem E 51 ambos

curare nostri, F. ambos GueJf. 1. ambostecurare Bodl. West.

52 illum est AE. est illum reJl. atnicio A, Bemb. Faerni. ah

nucio BentJeiani. amicio D. aruicio C. ahamicio BEF, Vict. Bas. Faemi. hamicio Decurt. ah ah micio Boend., 2 edd. rct. West. 53 quid

iatic A, Bemb. Vict. Faerni, meJiores BentJ. quid istic C. quid istuc BDEF, GueJf. 2 tibi istuc nostri, F, omnes Faerni, pJerique Leng. iatuc tibi unus e Begiis BentJ. 54 perfundat PaJ. 4 perdat

om. A. potat E. pereat C pen«at] pereat,p8° E. 'pereat tn fine

19*

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292 DE EMENDATIONE

versus' Guelf. 1. 2 55 iam] iam peream unus Boecl. unum

AE. ullum BGDF, fet veteres nostri et multo plures' Bentl, Reg. Lind., quidam West., Berol. 1 post hec E 56 an non] ah non

Pal. 2 repeto A. repeton BDEF. reppeton C. repeton filium

Bodl. West. 67 aegrest A. aegre est reU. em A. hem E

et mrg. D. iam PaJ. 2. 4, Boend., Guelf. 2. otn. CDF, Graev. Bodl. et ed. vet. West., Guelf. 3 68 dis AE. diis rett. gratia] gratia habenda quidam West. 69 et iste Guelf. 2 iste] ipse E

n

ipsesesentiet A s senciet E 60 grauis C. grauias quicquam

E, Guelf. 7. 2, quidam West. 61 nil D. nihil rell. haec D

m. rec. in mrg. hec E que E 62 nihil nostri, F

molestia D sed nostri, F 63 egere E itast A. ita est rell. 64 quod A. cum rell. et rec. m. sup. scr. A placeo

'optimi' West. praef. p. II II aduorsor AE. aduereor rett.

incentor

augeam iram Aut Pal. 2 66 iam adiutor Guelf. 2 adiutor

Goth. 1 iracundie E 67 aescinus E G8 nobis sup. scr. C

faciat Guelf. 1 71 taedabat D. tedebat BCE uelle]

•M

uellem C. uelle se Guelf. 1.2 72 deferuisse ACDF. deseruisse

BE. deferbuisse Pal. 4, quidam West. deferunisse (ruelf. 2. deseruire Pal. 3. desatmisse fa/a, West. adolescentiam F. adolescenciam E 73 gaudebam] credebam PaJ. 2 autem m. sec. Bodl. West.

nisi] ni Pal. 3. sed Pal. 4, Guelf.'2 74 aput A. apud rell

forumst A. forum est rell.

Viden Faernum quam recte suorum librorum scripturas in Terentii editionem aut recepisse aut annotatione indicasse Ritterus praef. Andr. dicat? Nara ut paucis complectamur, praeter unum Halensem nullusdum Terentii Hber ms. ita a quoquam est collatus, ut certum et plenum, pauci, ut aliquod de eorum indole iudicium fieri possit. Insigne istius incuriae documentura e. c. lioc exstat, quod terni Guelferbytani a Bothio et Perleto usurpati iidemne an non sint, ex allata quidem scripturae discrepantia nullo modo apparet: cum ne illud quidem, cum quibus exemplis impressis contulerint, testatum habeamus. Et tamen plus prodesse unus mediocris solet diligenter excussus quaui leviter et promiscue inspecti boni decem. Itaque nihil potest imperitius esse, quam quod quisque suorum potissimum codicum, quos non ratio dederit io sed fors obiecerit, praestantiam iactat, minime reliqnoa per- scrutatus; nihil magis ridiculum quam quod istius nimiruui praestantiae laudem eo fere probatum eunt, ut saepe consen-

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FABVLARVM TERENTIANAKVM.

293

tirc cum Bentleianis dictitent: quasi non bonae scripturae cum in pessimos interdum codices fortuito irrepant, tum magno sane numero necessario communes pessiraorum sint cum bptimis: quasi vero non ipsorum diversissima ratio sit Bentleianorum librorum: quasi denique eorum ullus vel di- stinctius descriptus vel religiosius sit pervestigatus. Quodsi forte inter libros mss. quos supra recensuimus circiter octo- ginta unus et item alter exstet vel antiquitate vel bonitate ceteros plerosque superans (quanquam hoc ipsum qua ratione quove iure ex binis ternisve vel etiam nullis scripturae ex- emplis per CLXVI versus allatis colligas?), tamen quid tan- dem celati prosunt thesauri sive ad ipsum poetam emendan- dum sive ad mss. testes in genera et classes quasdam dis- pertiendos? Quod cum firmissimum esse criticae artis facti- tandae fundamentum soleat, in nulla tamen re magis fluc- tuare et hariolando vagari Terentii editores videas. Nobis igitur, quo nunc res loco est, quid putatis aliud faciendum, nisi ut praetermissis priorum editorum copiis omnibus in nostria, de quibus solis plene constet, subsistamus? Atque in mentem venit Boettigeranae disputationis, qua duas esse codicum Terentianorum familias eorumque capita et dpxnTouc Bembinum atque Bentlei Canfabrigiensem academicum pro- nuntiavit Opusc. p. 242. Cuius sententia pars altera vera est, falsa altera. Quid est enim, cur vel inter ipsos Bentle- ianos adeo eminere unus ilfe Academicus credatur? quod quale sit speramus fore ut Vestrum quispiam explicatius persequatur. Rursum autem quid est, cur ne reliquorum quidem ullus ab aliis usurpatorum accedere ad Cantabri- giensis illius praestantiam visus sit? Breviter dicam quod res est. Duo sunt sane codicum genera, aut ante Calliopii recensionem scriptorum aut ex ea ipsa ductorum. Ulius generis longe omnium antiquissimus Bembinus est, cui satis confidenter Victorianum, dubitanter iungimus Decurtatum: huc pertinent circa IX saeculum scripti Basilicanm, Vaticanus, Ambrosianus, Calliopii operam ipsa subscriptione testati. Praeterea autem ex eadem Calliopii recensione tanquam e communi fonte omnis propemodum reliquorum codicum mul- titudo vulgarium repetenda est, quorum quo minor aetas, eo

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294

DE EMENDATIONE

maior solet gliscente labe pravitas esse, ut aequiperandi tribus illis vetustis pauci videantur, infra eorum bonitatem, quam ipsam rectius mediocritatem dixeris, longe plurimi sub- sistant. Qui autem ex quibus per quas propinquitatis "vicis- situdines manarint, id quidem nunc accuratius sciri et sin- gillatim enucleari nequit, sed facillime indagari ascitis vel solis nostratibus aliquot codicibus poterit, velut Guelferbytanis octo (cf. Eberti Bibl. Guelf. p. 1G0 sqq.) vel Berolinensibus Rehdigeranisve, Gothanis, Vindobonensibus, Lipsiensi, aliis. Nec mirum est in quibusdam libris, ut vel ex proposita scripturae diversitate Adelphorum intellegitur, utramque re- censionem vario temperamento mixtam apparere, e. c. in Vinddbonensi: quale librorum genus cum saepe accidat ut merito sat magni aestimetur, tamen minoris vel nullius in Terentio momenti est, cuius binas recensiones liceat inter se discretas ex ipsis principibus fontibus petere. Omninoque verissime a Boettigero illud esse dictum putamus, Bembinum et alterius familiae fontes qui recte norit iisque Donati frag- menta adiunxerit, in centum fere codicibus reliquis vix quin- quaginta, quarum aliquis esse usus possit, scripturae discre- pantias inventurum: ac fortasse vel hic numerus nimius. Itaque cum critices Terentianffe, quatenus e scriptorum libro- rum memoria apta est, summa contineatur in probe perspecta Calliopii opera, de hac paucis disserendum est. Instituit autem ille (de quo copiosa exstat Barthii disputatio Advers. VI, 20) 11 non Terentii tantum, sed Plauti quoque recensionem, quo dc monuimus in Zimmermanni Diar. phil. a. 1837 p. 738. 746 [OpuscII p. 167. 179], similemque illis poetis operam atque Horatio Vettius Agorius Basilius Mavortius cum Magistro Felice, Vergilio et Sedulio Turcius Rufius Apronianus Asterius, Valerio Maximo Helvidius Domnulus, Caesari Iulius Celsus Constantinus et Flavius Licerius Firminus Lupicinus navavit: vid. Bentl. praef. Hor. p. X, Heyn. in Verg. vol. IV p. 607 sqq. ed. noviss., doctissimumque collegam Schneiderum de bell. Hisp. scr. p. 6. Ex quibus invicem inter se collatis, quae vis sit eiusmodi re- censionis, perspicietis, iidemque instituta Bembini Calliopiano- rumque librorum comparatione, quantum et cur et quomodo his ille praestet, certissimis argumentis indagabitis. Quod

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FAHVLARVM TERKNTIANAKVM.

205

ut ante quam ad ipsam accedatis interpretationem faciatis, suademus eo valdius, quo brevius ea uobis opera propter chartarum huic prooemio concessarum paucitatem defungen- dura est, quoque maior e tali diligentia fructus ad idoneam in hoc universo genere facultatem comparandam percipitur. Sic raris quibusdam exemplis veram scripturam sola Calliopii recensione proditam reperietis, ut I, 4, aliquoties ex utrius- que coniuncta memoria concinnandam, ut Per. 7. Prol. 4, alicubi inter se ipsos ita discrepantes Calliopianos, ut con- veniat parti, parti disconveniat cum Bembino, atque adeo ab uno solo verum sit servatum, ut I, 9. Item compluries nulla vel propemodum nulla auctoritate intellegetis receptam nunc et per plurimas editiones propagatam scripturam niti, ut Per. 5. II, 25. Simul autem haec et similia omnia, quae hic persequi longum est, leviora esse sentietis prae duabus rebus, in quibus ipsa natura Bembini codicis cum Calliopii recen- sione comparati cernitur: ut in singulis non haerenti, sed universe et generatim iudicanti longius ctiam a Bembini in- tegritate Calliopii recensio distare, quam illa abesse a pri- stina fabularum Terentianarum specie videatur, h. e. ut sim- plicius dicamus, longo intervallo optimum codicem Bembinum esse, ac longe plurimis Calliopianorum naevis abstergendis sufficere, sed vel sic restare, quae cum tolli Bembini ope nequeant, ultra huius fidem progrediendi et salntis e con- iectura petendae necessitatem monstrent. £a autem et maior et minor pro re comparata Bembini libri integritas etsi ad alia plura spectat, tamen praeter reliqua in uno eoque omnium gravissimo corruptionis genere cernitur, hoc est in interpolationc ex interpretamentis orta. Quemadmodum enim depravatorum in codd. scriptorum aliae aliorum caussae sunt praecipuae, nec, ut hoc utar, Plautinarum corruptelarum primo in loco glossemata habenda esse monuimus 1. c. p.748 [Opusc. p. 182]: ita in Terentii fabuiis nullum est hoc depravationis genere fre- quentius. Quod et ita esse et propemodum dixerim non posse non ita esse neminem facile fugiat, qui non prorsus hodie fugitivis oculis Basilicani, Vaticani, Ambrosiani speciem et condicionem externam intueatur: quorum singulae paginae non tantum repletae sunt et tanquam obsitae adscriptis,

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296

DE EMENDATIONE

superscriptis, subscriptis infinito numero explicationibus, sed ea8dem saepe ab ipsis poetae verbis adeo sive litteraruui forma sive locorum opportunitate non distinctas tenent, ut non raro, interpretarine aliquid librarii voluerint an ipsi fabulae, quod in verborum continuitate forte omissum esset, adicere, minime liqueat. Ac licet nonnumquam tam evi- denter talium originem glossematum ostendere, ut hercle in- currat in oculos, velut ex duplici scriptura ipsius Bembini I, 52. II, 28, ex interpretamentis Halensis libri (neque enim ex Italicis illis vetustissimis ingentem banc glossematum segetem descripsimus) Per. 5. II, 47 alibi. Quam immania autem hoc modo scripturae monstra exsistant luculento ex- emplo extremus versus periocbae docet. Quae cum ita sint, 12 quid est tandem, cur inde a quarto saeculo corrumpi et interpolari Terentianas fabulas potuisse, non potuisse ante quartum saeculum opinemur?

Nunc autem, tametsi vobis emendandi materiam prae- ripere nolumus, aliquot saltem exemplis, qua ratione eo in negotio versandum sit, significabimus, promiscue iis e quovis genere petitis. Periochae v. 5 apparet atnoris interpretamen- tum esse rei vocis, et Apollinarem huiusmodi quiddam scrip- tum reliquisse: famam rei Ex fratrc in sese transferebai, nisi niavis Ex illo, vel In sese tr. otnnetn: nam sese pro se scr- vandum necessario. Prologi v.4 quoniam crit correpta ultima usurpatum demonstrari nullo modo potest, in D autem aliis- que est erit ct, quo spectare etiam eripit videtur, deleto erit simpliciter cum Bothio ct scribendum: cuius opera etiam v. 53 et II, 41 vere restituti sunt. Alios succurrere versui sublato eritis voluisse BC ostendunt V. 5 vix est quod moneamus duci id factum oportcat scribendum esse: id quod diu factum oportuit quanquam contra Faerni testimonium, quod ipsum nunc falsum esse comperimus. Scaenae 1, 15 pridem dubitari debuerat de versus exitu, tam illo inconcinno ut nihil supra. Pristinam scripturam a Bembino sic instau- ramus: set fratre cx meo. Dissimili is stndio cst : qua ra- tione simul origo perspicitur dissimilis scripturae. Contra non est dubitandum, quin v. 30 rectissime se habeat insuerit, corruptelae autem sedes illa sit, quam nunc occupavit im-

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FAHVLARVM TKRKNTIANARVM. 297

portune inculcatum Audebit verbum. V. 48 eiciendum jxir glossema Guyetus pervidit II, 38 etiam sine libris sic col- locandum: Amat? d me an/entum ddbitur, dum erit cdmmodum. Qui versus dici nequit quam sit misere a Guyeto et Bothio deturpatus: Amdt? dabitur argentum e. q. s. Graviora quae- dam decerpsimus, pauca ex multis: de ceteris disputandi olim erit opportunitas.

[Anhangsweise mag hier mitgetheilt werden, was in dem Rheinischen Museum fur Philologie N. F. Bd. VIII (1852) p. 289—292 unter der Ueberschrift fzur Kritik des Terenz* erschien. C. W.]

Von Terenz sagt Bernhardy in der neuen Ausgabe m seiner r5mischen Litteraturgeschichte S.395: rdass wir noch keinen vollstandigen handschriftlichen Apparat besitzen, noch viel weniger eine kritische Geschichte des Textes und, was hiemit zusammenhangt, eine Charakteristik der Klassen und Abstufungen in den Mss/, sei deutlich dargethan, mit dem Zusatze:

fViele sehr alte wie die Pariser kennt man kaum dem Namen nach.'

Es wiire kein Wunder, wenn sich, durch diesen Wink gelockt, ein Liebhaber des Terenz, der den Beruf in sich fiihlte sich um seinen Dichter verdient zu machen, nach Paris aufmachte um den ungeahnten Schatz zu heben. Um einem solchen die Reisekosten zu sparen, sei hier mitgetheilt, was mir Qber den fsejir alten' Pariser Codex seit langer Zeit Erinnerung war wie sie mir geniigte, seit kurzer Gewissheit ist wie sie auch andern zur Ueberzeugung zu bringen: dass weder eine Collation desselben noch dic Bekanntmachung einer solchen die darauf gewendete MUhe lohnen wiirde.

Terenz gehort zu den Autoren, die in einer erheblichen Zahl alter Handschriften auf uns gekommen sind, so alter namlich, wie wir deren von gar manchem Texte eine einzige ubrig zu haben froh wiiren: aus dem lOten und llten Jahr- hundert. Keines der europiiischen Culturlander ist ohne eine oder mehrere solcher Terenzhandschriften, die auf den ersten Blick ungewohnliche Erwartungen zu erregen pflegen. Ich

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208

ZUK KRITIK DES TERENZ

glaube die in Deutschland, Italien, Frankreich, Holland, Bel- gien vorhandenen wohl alle gesehen, und tiber die englischen anf anderra Wege ein sicheres Urtheil zu haben: sie stam- men sammtlich aus einer und derselben Quelle*), gehoren 290 zu der Familie, der die schon von Faerni benutzten 'Vati- canus' und 'Basilicanus* angehoreh, und werden namentlich durch den gedachten Vaticanus n. 3868, den iiltesten dieser Klasse, geschrieben laut der subscriptio von Hrodogarius (denselben der die vielberufenen Miniaturen enthalt), voll- kommen iiberfliissig gemacht.

Diese Wahrnehmung war auch fiir die Pariser Hds. oder Hdss. leicht zu machen, als ich sie bereits im J. 1842 selbst durchmusterte, und sie war so unzweifelhaft, dass ich nicht einmal Belege zu notiren fiir meinen Zweck nothig fand. Um indess nach Bernhardys Hinweisung mich und andere zu beruhigen, nahm ich von Freund Keils jtingster Anwe- senheit in Paris Veranlassung, mich tiber den Sachverhalt durch urkundliche Mittheilung vergewissern zu lassen, und ihr verdanke ich die nachstehende Probe der zwei altesten d. h. allein alten Pariser Handschriften, die das obige Ur- theil lediglich bestiitigt. Von ihnen ist die eine der allbe- kannte, schon von der Dacier und von den verschiedenen Herausgeberu der komischen Maskenbilder (die eben in ihra auch stehen) benutzte *Cod. Reg. 7809 (olim 200. 5572) membr. saec. X', mit der f. 41 eingetragenen Ur^prungs- angabe 'Iste liber est ex Sancto dyonisio in francia'. Zwar M. A. Champollion in seiner 1839 zu Paris erscjiieuenen f Paleographie des Classiques latins d apres les plus beaux manu8crits de la bibliotheque royal de Paris' setzt ihn in das 9te Jahrhundert; dazu ist aber, gerade nach dem von ihm gegebenen Facsimile, so wenig Grund ersichtlich, wie zu A. Mais Altersbestimmung des Ambrosianus, der eben- falls dem 10., nicht dem 9. Jahrhundert angehort. Die andere Handschrift ist fCod. Paris. Sorbon. 507 membr. saec. X ex.

*) Das8 es sich so mit den Bentley'8chen Handschriften, und wic iin Einzelnen, verhalte, ist geniigend naehgewiesen von Job. Krauss in seinen sorgfiiltigen 'Quaestiones Terentianae criticae' (Bounae 1850) p. 17.

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Zi:U KRITIK DE8 TERENZ.

299

vel XI' nach Keil. Je mehr wir dieser Schatzung unseres

handschriftenkundigen Freundes zu vertrauen Ursache haben,

uin 80 verwunderlicher ist die Uebertreibung folgender, dem

Uodex eingeschriebener Bemerkung, die am Ende gar das

Gerucht von der 'sehr alten, kaum dem Namen nach ge-

kannten' Terenzhandschrift veranlasst hat: fle raanuscrit

peutetre aussi ancien que celui qui a ete brule lors de l in-

cendie de bibliotheque de s. Remi -de Rheims le 17

est actuellement le plus ancien du Royaume de France'.

Jedermann, der sich darum bekumniert, weiss doch welches 291

die notorisch altern, noch iiber das 9te Jhdt. hinaufreichenden

lateinischen Handschriften zu Paris sind. Uebrigens haben

beide Handschriften, wie ftberhaupt alle ausser dem Bembi-

qus, die Subscription Calliopitis recenmi. An dem Gegensatz

des Bembinus (A) einerseits, und der Uebereinstimmung des

Yaticanus (B), des Basilicanus (C) und des Ambrosianus (D)

anderseits ist das VerhSltniss und der Werth der beiden

Pariser (P und S) leicht zu messen. Mit a und b bezeichne

ich erste und zweite Hand. Ganz vereinzelte Varianten

einer der drei Hdss. BCD iibergehe ich, als unwesentlich

zur Charakteristik von PS.

Adelph. prol. 4 ekipit A. erit BCDPS eritisiudices A,Dl'S. iudicef B, eritif mrg. B. iudicef eritif C 5 an BCDPS. om. A

b irf

itfactum A. factum BBDPaS. factum Pb 6 diphili A. difili

BCDPS comoediast A. comoedia ell CDS. comedia eft B. comodia efl P 10 hiu A,CDPbS. hinc BPa 11 adelfhos A. adelfof hCDPS 14 neclegentiast A. neglegentia elt BCDPS 15 ma- leiuci A. maleuoli BCDPS nobilis A. nobiief BCDPS 10 ad- siDLK<iUE A,B. adfiduaeque DP. aflldueque 08 17 quid A. Quod

BCDPS \S duxit S 20 otio A,BCP. ocio DS 21 ufirf eft

omnes 22 exsfectetis A$b. expectetif BaCPS. expectatif D

23 11 A,PS. hii B, e corr. D. hi C Act. I. Sc. I, 1 astorax A.

Storax BCDPS redit A. rediit BCDPS 2 seruolorum A,DPS.

feruolorum B. feruulorum C aduersum A. aduorfum BCDPS 3 apsib A. abrif BCDPS 5 texor A. te uxor BCDPS que A. qoae BCDPS 7 aut te] aute Sa 9 totum versum om. A, habent BCDPS 10 redit A. rediit BCDPS 11 Et quibuf omnes

12 aliqutt A. aliquid BCDPS 13 inantmoinstituere A. in animum inftituere BbP (inftuere Ba). in animum inftituere dignum C.

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300

ZUR KKITIK DES TEKENZ.

»2 inftitucre in aniino DS 14 parere S ipseest A,DPS. ipfe fit BC

15 set A. fed BCDPS kratremeo A. fratre. if adeo BCDPS

16 isdissimili A. Diffimili BbCDPS. Diffimilif Ba ab om. Sa

h

23 faruolo A. paruulo BCDPS 25 abeat P adseihtlo A. fedulo BCDPS 26 _p . . . . mitto cum rasura S omnia

AbfBCDPS. om. Aa 30 insueuerit .4. infuerit BCDPS patrem aut audebit omncs 36 clamitanf omnes 36 amant Pa 37 Nobif cur Pa putat A. potat BCDPS sumptum J. fumptuf BCDPS

fugerif S 38 INDULGIS A. indulgef BCDPS 39 estdurus A. dumf eft BCDPS aequomq- A. aequumque BCDPS 40 qui- dem A,DPS. equidem BC 42 amiticia .S' 44 qui om. Pa offitium S 45 iri credit] incredit Pa pauet A. cauet BCDPS

n

* 47 benefitio S 62 nescire yla. nesctre Ab} fe nefcire BCDPS 53 ipse ipfuf BCDPS 55 saluom ^4,2). faluum JJCP.S

Ich denke es ist ttberfltissig in einer Zusammenstellung weiter fortzufahren, die schon so ihren Zweck, eine trQgerische Hoffnuug abzuschneiden, vollstiindig erfiillen wird: es musste denn jemandem die Uebereinstimmung beider Pariser mit dem Bembinus in gegenuber dem hi oder hii der iibrigen, und anderes dergleichen einen bedeutungsvollen Eindruck machen.

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X.

Quaestiones onomatologicae comicae.

[ Unter obigeni Gesanimttitel ist zusainniengestellt, was sich au Vorarbeiten zu einer uuifassenden und eingehenden Be- haudlung dieses wichtigen Zweiges der Onoinatologie vorfand. An erster Stelle steht der Onomatologus comicus. der mifc Ausschluss aller mythischen, historisclien uud geographischeu, sowie der punischen Namen nur die dem gewohnlichen Leben angehorigen Nanien, welche bei sammtlichen romischen Ko- niikern vorkommen, vereinigen sollte, und zwar zuniichst nur die aus dem Griechischen entnommeneu; (iiber die sehr weuigen und z. Th. zweifelhaften rein lateinischen, die sich in den plautinischen Komodien finden, war eine besondere Be- sprechung vorbehalten, von der leider ausser dem in dem tilteren Programtu Gegebenen, jetzt manigfacher Modihcation Unter- liegenden, nichts Fertiges vorliegt, nur fliichtigste Notizen, die sich zum Abdruck nicht eignen.) Dieser Onomatologus war ursprttnglich als Plautino-coniicus intendirt und fiir den ersten Band der Opuscula bestimmt, aus diesem fortgelassen (s. Bd. I p. 841), aber auch in dem zweiten, den Plautinis gewidme- ten Bande nicht erscliienen, weil er unter der Hand sich zu einem allgemeinen Onomatologus comicus erweiterte (s. Vor- rede zu Bd. II p. XXI). In alphabetischer Ordnung ange- legt, wurde er im Jahre 1808 in druckfertiger Gestalt fort- gefiihrt bis zu TTuppiac, iudem den aTraE eiprmeva ein Stern- chen vorgesetzt und die archaische Schreibung in Klammern beigefflgt war; der Schluss blieb damals liegen. Da aber Kitschl diese Untersuchungen unausgesetzt im Auge behielt, so

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302

QVAESTIONES ONOMATOLOGICAE.

war eine Reihe von Nachtriigen erwachsen, die er nur in knappsten Citaten am Rande des Manuscripts oder auf tiie- genden Zetteln notirte. Ich habe diese Zusatze durch eckige Klammern ausgezeichnet. Erst durch das von Ritschl hinzu- gefttgte Urtheil wiirden sie ja ihren Hauptwerth erhalten haben; aber sie ganz wegzulassen konnte ich mich doch eben so wenig entschliessen, als ich es fiir richtig hielt, den Re.st des Onomatologus zu unterdriicken oder in auderer Gestalt zu geben, denn wie er vorlag, namlich lediglich in Form eines kahlen Verzeichnisses der lateinischen Namen mit wenigen Verweisungen. Auch so wird dieser letzte Theil nicht unnfltz- lich sein, und eigene Arbeit in irgend einer Form hinzuzu thun hielt ich mich nicht fiir befugt.

Leider gar nicht begonnen ist die Ausarbeitung des systematiBchen Theils, bei dem tiefergreifende Untersuchungen nach verschiedenartigsten Gesichtspunkten beabsichtigt waren. Nur selten ist das, was hier gegeben werden sollte, schon in Satze gefasst, wie f Wenn die lateinischen Komiker andere Personennamen wahlten als ihre griechischen auctores, warum nicht auch (unteritalisch-sicilische) Namensformen, die mit der neuen Komodie gar nichts zu thun haben, sondern ihnen fremd wareu, wie Aristophontes, CallidamatesV Folgt also gar nichts aus Plautus fiir die griechische Komodie', oder fnec fere plus in hoc genere praestiterunt thesauri editores Lipsienses' oder fpermiram eamque ratione prorsus carentem nominum scripturam in Aululariam invexit Wagnerus'. Meist sind es ganz kurze Notizen, wie: fKaT* dvricppaciv, immo eipuuviKUJC: Misargyrides, Ergasilus, Cleareta', oder nur Zu- sammenstellungen von Beispielen fiir bestiminte Bildungs- gesetze u. dgl.

Es musste also geniigen, an zweiter Stelle dic beiden Bonner Prooemien, die quaestiones onomatologicae be- handelten, unverandert wieder abdrucken zu lassen. Angehangt habe ich noch die zwei Donat-Stellen, die sich im All- gemeinen iiber die Namen der Komodie verbreiten, da Ritschl fttr sie den handschriftlichen Apparat zusammengebracht hatte. C. W.]

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QVAESTIONES ONOMATOLOGICAE. 303

1.

ONOMATOLOGVS COMICVS.

Appoiovov Abrotonura: mulier, e coraicis cotnmeraorata Prisciano V p. 644 P. (148 H.), VI p. G88 (215). Non minus certa forma 'AppOTOviov Abrotoniuin apud eun- dem (qui fertur) de accentibus p. 1292 (523 K.), item locis ante scriptis in parte codicum, collato Menandro apud Meinekium Com. t. IV p. 300.

"'AtopcictokXtic Agorastocles: adulescens Poenuli Plau- tinae.

*'AbeXcp&ciov Adelphasium (Adelpasivm): meretrix Poe- nuli. Cf. Lobeckii Pathol. proleg. p. 435. [Cf. KOpdciov, Philocomasium].

AicxiVTic Aeschinus (Aescinvs): adulescens Adelphon Te- rentianae; trapezita, Pseuduli II, 4, G7 (757); 'Hypo- bolimaeus Aeschinus' fabula Caecilii [cf. praef. Parergon p. XV]. Mutatam terminationem tetigit post alios C. Keilius Anal. epigr. et onom. p. 22G adn. 3. Nec enim de aliqua Aicxivoc (ut 6utuxoc) forma quidquam constat Non in- frequens nomen etiam in lapidibus latinis.

*Akxpobujpa Aeschrodora (Aescrodora): meretrix, Pseu- duli I, 2, G2 (196).

•'AKaveiujv Acanthio (Acantio): servus Mercatoris. Cf. 'AkovOoc.

^'AkpottoXictic Acropolistis: fidicina, Epidici III, 4, 43. 67, quibus locis cropolistidcm scriptum in Vetere; filia Periphanis ibid. IV, 1, 41, ubi Telcstidcm Cainerarius, Huc Telestidem (pro Acropolistideni) Tacobus.

*'Akpot€Xcutiov Acroteleutium: meretrix Militis gloriosi.

*'AXicxfi Halisca: ancilla Cistellariae.

*'AXKTiciuapxoc Alcesimarchus ( Alcesimarcvs j: adu- lescens Cistellariae, ubi in Vetere constanter est akhesi- marchus. [Cf. KaXXtuapxoc.] 'AXKn,ctuoc Alcesiinus: senex Casinae.

*'AuireXtCKr| Ampelisca: mulier Uudentis. Cf. 'AjjttcXic, meretrix apud Lucianum.

**Av8paE Anthrax (Antrax): cocus Aululariae.

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304 QVAE8TIONES ONOMATOLOGICAE.

""AvTauuvtbric Antamoenides (Antamvnides): miles Poe- .nuli. Vide infra caput II § 0 [et Fleckeisenum in Annal. philol. tom. XCIII (18G6) p. 12 sq. J.

*'AvT€pacTuXic Anterastylis (Anterastvlis): meretrix Poenuli. [Falso scribitur Anterastilis.]

*'AvTtbduac Antidamas: hospes, Poenuli V, 1, 22. V, 2, 82. 87. 91. 95. Quibus locis quo certior nominis forma illa, eo magis miro errore uno versu 85 Palatinos libros invasit Antidamarchi scriptura*). Quare iam Acidalius in- serto tu pronomine sic illum conformabat: Siquidcni tu Antidamac quaeris adopMicium, simplicius Bothius Siqui- dem Antidamai q. a. suadebat. Verum aliud in Ambrosiano apparuit: ANTIDAMAII, quod non poteris non Antidamati interpretari : eamque formam licuerit fortasse collato Cal- lidamates nomine tutari. Sed gravissimus taraen scrupulus hic restat, quod vix ac ne vix quidem perspicitur, quid tandem movere poetam potuerit, ut inter tot exeinpla usi- tatae Antidamas formae, in eadem scaena atque adeo brevis- sirao ab utraque parte intervallo redeuntia, sine ulla nume- rorum vel gratia vel necessitate semel alteram illam adsei- sceret prorsus solitariam. [Of. C. F. W. Miiller in Berol. ephem. gymn. a. 1807 p. 559.]

'AvTtuaxoc Antimachus (Antimacvs): pater, Aululariae IV, 10, 49.

'AvTiqnXn. Antiphila (AntipilaV mulier Hautontimoru- menu; meretrix apud Turpilium v. 188 Ribb. [Gf. Opusc. II p. 484.]

'AvTt(pujv Antipho (Antii*o): senex Stichi; adulesceus cura Eunuchi tum Phormionis; item apud Caecilium v. 30 atque Anonymura p. 97 Ribb.

^AireXXdc Apella (Ai*ela): fabula Naevii (a servi nomine): ubi Kibbeckius codicum memoriam AjnwlUi servandam duxit Coin. p. 7. Frequentant nomen tituli latini.

^ATTOtKibrjc Apoecides: senex Epidici.

♦'AptnpiTTTTOC Argyrippus (ArgvMPVS): adulescens Asi- nariae.

*) Singulari artificio caussam eius erroris aperire Wexius studuit Musei Hheu. novi t. II (a. 1842) p. 135.

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QVAESTIONES ONOMATOLOGICAE.

305

''ApiCToqpovTric Aristophontes (Aristopontes): captivus Captivorum. Factum nomen ut 'ApTeicpovrnc BeXXepotpcWTric KXcocpovTrjc TToXucpovTric: quibus gemellae 'Apicrocpujv BeXXe- t pocpwv KXeotpujv formae.

"Aprrcrfoc Ilarpagus: uno loco Pseuduli II, 2, 70 (665), et vocativo quidem Harpage, dicitur qui per reliquam fabu- lam est

*'Ap7raE Harpax, cacula. Vide Lobeckium Paralip. gr. gr. 1 p. 135 adn., Buechelerum Mus. Rhen. XV p. 436.

^ApTduujv Artamo: lorarius Bacchidum. Cf. Parergon I p. 154.

'ApT€uujv Artemo: fabula Plauti Ca servi nomine), de qua ibidem dictum p. 153 sq. Idem nomen in titulis latinis est ut L R. N. 4164 (Artema vel Artemas in aliis).

*'ApT€uujvr| Artemona: uxor Asinariae. [Cf. 'HXeKTpuwvr).]

^ApTOTpujfoc Artotrogus: parasitus Militis gloriosi. [Cf. KuauoTpujH apud Aristoph. Equit. 41; Miccotrogus.\

*ApX€CTpdTr| Archestrata (Arcestrata) : nutrix, Curcu- lionis V, 2, 44 (643), ubi Vetus codex exhibet arthcstrata.

'ApxipouXoc Archibulus (Arctbvlvs): argentarius, Asina- riae I, 1, 103 (116). Perinde hoc atcjue 'ApxtPouXoc lingua probavit, ut 'Apxcpioc et 'Apxipioc, 'ApxebriMOC et 'Apxibriuoc, ApxcbrmibrjC et 'Apxibauibctc aliaque id genus non pauca. Quibus conferenda XatpeuevrjC Xcupiu€'vr|C cum similibus, ipsumque infra Chaeribulus. In titulis latinis et Archelaus habes et aliquando Archilaus ut L R. N. 2559.

'ApXi&rmibrjc Archidemides (ARCJDEMIDES): hospes, Bac- chiduin II, 3, 16 (250) et saepe deinceps; item Eunuchi H 3, 36 (327).

'Apxibnuoc Archidemus (Arctdemvs): amicus senis, Asi-

nariae V, 2, 15 (865). rApxuXivri Archulina (Arcvlina): meretrix Truculenti I,

% 28. Falso Archilincn scribitur.] * ApxuXic Archylis (Arcvlis): ancilla, Truculenti II, 5, 26;

-item Andriael, 4, 1. III, 2, 1 (228. 481). Cf. 'ApxuXoc.

[Cf. Buechelerum in Fleckeiseni Ann. philol. t. CV p. 570.] 'Apxujvibric Archonides (Arconides): pater, Hautonti-

moruraenu V, 5, 21 (1065).

FB. BIT8CIILLII OPVSCVLA llf. 20

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300

Q V A KSTI O N K S O N OM ATOLOG ICAK

*'AcTd(piov Astaphium (Astapivm): ancilla Truculenti. f dcraqric = CTaopic.]

^AxaptCTiuJV Acharistio (Acaristio): fabula Plauti (a ser- vi noniine), si fides Nonio p. 157, 6 (idem Acaristione.% ubi Leidensis codex acaristudio exhibet. Certius idem nomen apud Plinium Nat. hist. XIV, 92, ubi versiculus profertur ex Acharistionc fFabii Dossenni'. De Plautina fabula non dubitabam Parergon I p. 143. 154; nomen tetigi ibideiu p. 105 adnot.

BapuXwv Babylo (Babvlo): dispensator vel arcariua (aut

argentarius) ut videtur, Adelphon V, 7, 17 (915). Cf. Sal-

masium Exerc. Plin. p. 130 T). Bokxic Bacchis (Bacis): meretrix Bacchidum, Hautontimo-

rumenu, Hecyrae. BaWiujv Ballio (Balio): leno Pseuduli. Memorat Ballionis

partes Cicero Philipp. II, G, 15, actas a Q. Koscio in or.

pro Koscio com. 7, 20. *B\eq)dpuJv Blepharo (Blkparo); gubernator Amphitruonk f BoujJouaxi bn.c Bumbomachides (Bvmbomacides): fictum

uomen ducis bellici, Militis gloriosi v. 14, ubi vide adno-

tationem criticarn. BpouJa Bromia: ancilla Ainphitruonis. *re\dciuoc Gelasimus: parasitus Stichi. re*Tac Geta: servus Truculenti, Adelphon, Phormionis. (.'f.

Donatum ad Adelphon I, 1, 1. rXaGKOC Glaucus: pater, Asinariae IV, 1 (5 (751). rXuKepaGlycera (Glvcera): mulier, Militis gloriosi H,5,2G.

m, 1, 213 (436. 808). Certissimam Camerarii, Parei,

Lipsii emendationem nemo, qui sano ac simplici iudicio

utatur, eis labelactari credet, quae A. Spengelius (?T. Maccius

Plautus ' p. 30 sq.) opposuit: tam illa quidem admirabilia,

ut suspitio oriatur hidificandis lectoribus scripta esse. TXuKepiov Glycerium (Glvcerivm): mulier Andriae;

e comicis allatum a Prisciano V p. G44 P. (148 H.), VI

p. (388 (215), VIII p. 789 (376). rvdeujv Gnatho (Gnato): parasitus Eunuchi. Ciceroni

commemoratus Philipp. II, 6, 15, item Laelii 25, 03. *roTTpiuJV Congrio: cocus Aululariae.

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QVAESTIONES ONOMATOLOGICAE. 307

roptuj Gorgo: mulier, in Vidulariae versu codicis Ambro- siani, mutilo apud Angelum Maium, integriore apud nos Opusc. II p. 174: Vbi hdbitas : : Hic apiid [sorjorem Gor- ymem. Vbi corrigendum esse Gorgonem non praeteriit Maium, qui minime debebat de uirginem cogitare.

*rpi7roc Gripus: piscator Rudentis.

*[~puuiujv Grumio: servus Mostellariae. Quod ne quis a gruma ducat, memento graecae Ypuue^a vel Ypuuaia vocis, de qua Meinekius videndus Com. t. III p. 586 et IV p. 428. In promptu est praeterea fpuuaia meretrix apud Athenaeum XIII p. 583 E.

ruuvdciov Gymnasium (Gvmnasivm): meretrix Cistellariae.

[Cf. Opusc. II p. 484 sq. 500.] ♦AaibaAtc Daedalis: mater, Rudentis IV, 4, 120. 130

(1164. 1 174;.

*Aaiu6vr|C Daemones: senex Rudentis. Quamquam licet etiam aAatuoveuc proficisci latiuamque Daemones formam ad eam normam revocare qua AchiUes factum est ab 'AxiXXeiic, Amvces ab 'Auukcuc cum similibus. Atque adeo geminas formas ut vAv0nc et 'AvOeuc, Mevec8r|c et Meve- cSeuc lingua probavit. Aaifioveujc genetivum ex Antholo- giae Palatinae VI, 259 protulit L. Dindorfius Thesauri t. II p. 856: ubi tamen non ignoro AaTue'veuc (a Aaifie'vr(c) commendari a Meinekio. [Cf. Buecheleri lat. Dcclin. p. 2.] Adoc Davos: servus Andriae, Phormionis; item Amphi- truonis I, 1, 200. II, 1, 67 (365. 614); apud Plautum . Gellii XVIII, 12: apud Anonymura in Ribbeckii Com. p. 105; item fabula Caecilii: cf. Parergon I p. 143 adn. Adpbavoc Dardanus: fabula Caecilii, haud dubie a servi

noinine, quod habes in I. R. N. 6582. *Aeiviapxoc Diniarchus (Diniarcvs): adulescens Trucu-

lenti: de quo vide quaest. caput II § 3. Aeiviac Dinia: amicus senis, Asinariae V, 2, 16 (866); item senex (aut fortasse adulescens) Vidulariae, in scaenae inscriptionc quae haec est in pagina 247 codicis Ambro- siani: DINIAS NICODEMVS CACISTVS. Vbi mirum est THnias scriptum esse pro eo quod exspectatur Diniu ad si- militudinem eorum quae sunt Clinia, Demea, Hegea} Leo-

20*

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308 QVAESTIONES ONOMATOLOGICAE.

nida. Conferri tamen Callias potest, de quo v. infra p. 314. In Asinariae versu positus accusativus Diniam de nomina- tivo nihil docet.

t AeKiwv Decio: servi nomen fertur Menaechmoruni V, 1, 36 (731). J, DJcio, guaere meutn patrem e. q. s. Qaod cum tam graecam originationem quam latinam respuat ac ne proditum quidein sit in libris, de mendo scripturae du- bitari nequit. Scriptum est autem in Palatinis atque Ya- ticano Ei deceo quarc (quaere) i. e. EIDECEOQVAERE: iu quibus litteris latet, nisi fallor animi, EPIDICEQVAERE i. e. Epidice, quaere. Haec scripseram, cum suam quan- dam coniecturam Fleckeisenus mecum communicavit, qua Decco litteras ad Decso i. e. Dexo nomen revoeat, Plautus ut ei (h. e. i) Dexo, quaerc scripserit: nec enim AcEuuv tantum et AeEw, sed etiam Ae^Hujv exstare in graecis titulis a Papio commemoratis, prorsus ad similitudinem illorum quae sunt KXrjcujv Kti^cujv Aucujv Mvrjcujv TTekujv Cttcucujv cum ceteris. Fatendum est propius id a librorum memoria abesse quam quod ego proposui: quamquam idem non diffiteor paullo ininus reconditam servi appellationem raagis placituram esse.

♦AeXqnovDelphium (Delpivm): meretrix Mostellariao. Cf. AeXcpic, meretrix Luciani. |Errat Lorenzius p. 9.]

An.uaiv€TOC Demaenetus: senex Asinariae.

Anuapxoc Deraarchus (Demarcvs): senex, Poenuli V,2,1M.

Armedc Demea: senex Adelphon; item apud Caeeilium v. 21G, Afranium v. 413, Anonymum p. 99 Ribb., iteui ut videtur apud Naevium v. 6 p. f>. [Cf. Opusc. II p. 343 sq.|

ArjMnTpioc Demetrius: servus (ut videtur), Bacchidum IV, 8, 71 (912), quamquam ibi de patre potius Ed. Meienis cogitat commentarioli sub Amdpujv commemorati p. V [Opusc. acad. II p. 335J. Fabula cum Naevii tum Turpilii. Frequens sive servorum sive libertorum nomen etiam in inscriptionibus latinis.

Ariuoce^vric Demosthenes (Demostenes): amicus senis, Asinariae V, 2, 10 (8Gfi). Etiam in titulis latinis aliquo- tiens, ut I. 11. N. 147. 814.

Ariuoqpujv Demipho (DEMIPo): senex Cistellar., Mercatoris,

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QVAJSSTIONES ONOMATOLOGICAK.

Phorniionis; itein Mostellariae V, 2, 28 (1149). Nullo testimonio constat de aliqua Ar)ui(pujv foruia: nam Hygi- nus Astron. II, 40 (p. 413 sq. Munck.) cuni Phylarchuni exscribens Demipho posuit identidem, dubiuin non est quin ipsam latinam substituerit. Ergo in ea analogia acquie- scendum, de qua Fleckeisenus exposuit Musei Rhenani t. VHI p. 228. [Cf. Opusc. II p. 488.| *Aid(3oXoc Diabolus: adulescens Asinariae. Aliud agenti Diabulus sibi excidisse in editione Fleckeisenus mihi significat.

*Aia7T6vnoc Diapontius: f transmarinus hospes', Mostel- lariae II, 2, 66 (497).

*[Aivukiov Dinacium: pueri olim vulgatum nomen Stichi, sed id et per se ratione destitutum et ipsis libris antiquis- siuiis auctoribus nunc cum Pinaciiim mutatum: de quo vide praefationem Stichi p. X.]

Atobwpoc Diodorus: saltator, Persae V, 2, 43 (824). Non rarum in titulis latinis.

■Aickoc Discus: libertus, Eunuchi III, 5, 60 (608).

A6va5 Donax: servus, Eunuchi IV, 7, 2. 4 (772. 774». Alia exempla inscriptiones latinae praebent.

*A6pbaXoc Dordalus: leno Persae. Nisi ille fuit potius *A6prraXoc Dorpalus, quam formam argumentum acro- stichum servat: quando Dordahts nominis veriloquium pror- sus nullum in promptu esse dixi iam in praefatione Persae p. XI. Argutam Schneidewini coniecturam, cui *TT6pba- Xoc Pordalus non male olebat, commemoravi cap. II § 1: quam tamen nunc video Camerarii acumine occupatam esse.

AopKtov Dorcium: mulier, Phormionis I, 2, 102 (152); item apud Turpilium v. 126 R.; ~- e comicis quater com- memoratum Prisciano 1. s. s. sub 'AppOTOVov et rXuKeptov. Cf. AopKOtc meretrix Luciani et (in titulis) Dorcas.

Apo^ujv Dromo: servus Andriae, Adelphon, Hautontimoru- menu; item Asinariae II, 4, 35 (441), Aululariae II, 9, 1.

Aujptdc Dorias: ancilla Eunuchi.

AwpiTTTrn. Dorippa (DOBIPA): mulier Mercatoris.

Aujpiujv Dorio: leno Phormionis.

Avupoc Dorus: eunuchus Eunuchi. Etiam in titulis latinis

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310

QVAESTIONES ONOMATOLOGICAE.

'CXeuciov Eleusium: tibicina Aululariae II, 5, 7. fDerivatur a vocabulo eXeucic, ut a TrXavncic fit TTXavrjciov, a cppovncic <t>povr]ciov. J

fCHaipaupoc Exaerainbus: vinarius, Asinariae II, 4, 30. 32 (436. 438). Quo speetans Casaubonus in Atbenaei 111 p. 112 E fego' inquit fnon meniini eam viri appellationeni usquam apud Graecos legere: ac fortasse Sarambo scrip- serant et Plautus et graecus ille comicus, quem poeta lati- nus sequitur auctorem.' Graecum enim cauponis nomen Cdpaupoc, in quotl vereor ne Meinekius Com. t. IV p, 525 calidius animadverterit, satis vindieasse L. Dindortiuni The- sauri t. VII p. 71 putamus, quicum cf. Lobeckiura Pathol. gr. proleg. p. 298. Ac fatendum est commodissimum illud versibus Plautinis esse: Scd vina quac heri vendidi vindrio Sardmbo: Nam vidi huc ipsum addncerc IrapzHam Sa- rdmbum. Ipsam diphtbongum nisi Vetns codex servet, non fortasse inepte quispiam de Crjpaiupoc Scrambus cogitet. cuius nominis exempla Lobeckius suppeditat.

:>€tuyvujuoc Epignomus: iuvenis maritus Sticbi. Servant hoc nomen per totam fabulam non Palatini tantum, sed ipse Ambrosianus. Hic autcm liber cuni et pro sororuin quae ferebantur nominibus Pancgyris et Pinacinm, et pro inepto pueri nomine Dinacium, et vero pro fratris nomine Pam- philippus prorsus diversa haec substituat Philumena, Pam- phila, Pinacium, Pamphilus: de quo dictum est in prae- fatione Stichi p. X sq.: eiusdem condicionis societatem Fleckeisenus (editionis suae p. 233) suspicatus cst etiaui ad alterum fratrem pertinuisse pro eoque quod hodie fertur Epignomus nomine aliud ipsum poetam posuisse, idque men8uram paeonis secondi aequans velut Epistrophus. Satis id quidem per se probabiliter: quamquam altera ex partt- illud tamen parum commodum explicatum habet, quam miro casu in Ambrosianum, qui in ceteris ipsam veterem recensionem repraeseotet, unum nomen solum inrepserit e recentiore: quod contra minime mirum ex antiquiore unum pueri uomen Pinacium relictum esse in Vetere codice. Verum est unum fabulae versuni, cui aliquid deest ad le- gitimam mensuram, recepto paeonico vocabulo coramode

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OVAESTIOXES ONOMATOLOGICAE. 311

reconcinnari, qui est IV, 2, 4 (582) S4& uideon ego Pdm- philum cum frdtrc Epistropho? dtque is est (hoc ut noniine tamquam vicario tralaticii utar cum Fleckeiseno): ubi pa- rum sane nunc placet quod in editione scripsi cum frdtre suo Epignomo, pro quo aliquanto probabilius potui Se'd ui- deon' eyo Pdmphilum eccum cum fratrc E. Contra non mi- nus verum est paeonicae mensurae item unum versum re- pugnare, II, 2, 48 (371) Interibi Epignomum conspicio e. q. s., si modo ibi interibi illud iure est glossarii fide Plautini (Opusc. II p. 266) receptum. Sed etiamsi interim servaveris, conceden- dum est parum ab arte commendationis dactylicos numeros vel hoc versu habere Interim Epistrophum conspicio, vel insequenti Hem quid? Epistrophum elocidus, vel III, 2, 11 (464) Epistrophus hic quidenist qui dstat: prae quibus nemo non sentit quanto et lenius et usitatius hi fluant trochaici Interim Epujnomum et Hem, quid? Epignomum et Epigno- mus hic quidemst. Leviculum est profecto, quod I, 3, 81 (238) mihi transponenduui fuit Epignomi anciltast haec qui- dem, ubi nulla mutatione Fleckeiseno opus est Ejustrophi anciUa haec quidemst commendanti; verum compensatur hoc quicquid est commodi eo exemplo quod est II, 1, 9 (283) Quae nmera in exspectdtionest Epujnomi aduentus uiri, qui ordo verborum, contestatus etiam Ambrosiani fide, inver- tendus Fleckeiseno sic fuit Q. m. in exspcdationc Epistrophi aduentus uirist. Porro v. III, 2, 12 (465) unam sane mi syllabam ego addidi Epignome mt, ut ego nunc tc conspicid lubens; verum ad simplicem vocativum aliquid ab ipso sensu desiderari ne Fleckeisenum quidem fugit o addentem 0 Epistrophe, ut ego e. q. s. Kestat versus IV, 1, 23 (528) Quid agitur, Epigndmc? : : Qnid tu?\ . ., mihi sanus salvus- que, Fleckeiseno sic supplendus rursus admisso parum con- cinno dactylo Quid agitur, mi Epistrophe? Quid tu? Haec igitur omnia cum ita se habeant, apparet cur non mihi persuaserit amicus. Concedo non iraprobabile esse etiam pro Epignomus noraine aliud olim lectum esse: sed id aut eiusdem cum illo raensurae aut proceleusmaticum potius aequans, quale est Epigonus vel fortasse *Epi- nomus: tale enim quam leniter quamve leni vel propemo-

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312

QVAESTIONES ONOMATOLOQICAE.

dum nulla uiutatione in fabulac versus omncs intret, iam

unus quisque poterit pro se ipse experiri. [Cf. C. F. W.

MUller Tlaut, ProsouV p. 330 aunot. 'Nachtrag' p. 42.] '€ tti b i k o c Epidicus: servus Epidici; item apud Anony-

mum p. 100 Ribb. Tertium exemplum e coniectura addidi

supra sub fAeKUJJV. ^^pTOtciXoc Ergasilus: parasitus Captivorum. Non Er-

gasikm, quod sciam, sed * Ergasimum norunt tituli latini,

ut L R. N. 752. 1756. 'EpMtiuv Hermio: servus Plautinus apud Festum epitomae

p. 62, 4. Rcdit in 1. R, N. 4262. J€pujTiov Erotium: meretrix Menaechmoruin; item apud

Turpilium v. 187 R, Adde titulos latinos. Gf. '€pujTic. €u6uvikoc Eutbynicus (Bvtvnicvs): adulescens, Casinae

gregis v. 3. | Vido Benselerum.| CukXc^ujv Euclio: senex Aululariae. | Vide Benselerum.]

Cf. €uKXc'a et consimile in titulis latinis nomen Euclia

I. R. N. 5833.

€uvouia Eunomia: mulier Aululariae. Redit I. R. N. 5258.

€utuxoc Eutycbus (Evtvcvs): adulesccns Mercatoris; item apud Caeeiliuiu teste Cicerone or. pro Roscio Ara. 16, 46, quod testimonium cxstat apud Ribbeckium Coui. p. 47. Cf. Parergon Plaut. 1 p. 135. Non minus frequens nominis baec forma quam €uTuxnc Eutychcs, cum apud Graecos tum in titulis latinis. EuUjchc vocativus sexieus rediens in Mercator^ cur ne possit quidem ad Eutychcs notninativum referri, dixi Proleg. Plaut. p. lxxxviii: atque ipsum Eutychus habes 111, 4, 8 (505) praeter inscriptiones 8caenarum.

'Hrtac Hegea: saltator, Persae V, 2, 43 (824).

'HfiuJV Hegio: senex Captivorum, Adelpbon; advocatus

Pbormionis. Non rara apud Graecos 'Atiujv forma. 'HouXiov Hedylium (Hedvlivm): meretrix, Pseuduli I, 2,

54 (188); - iteiu Corniculae versu apud Nonium p. 147.

Cf. 'HbuXoc 'HbuXn. 0atc Tbais (Tais): meretrix Eunuchi; item apud Tuo--

pilium v. 187 R; item fabula Afranii: cf. Parergon I

p. 142. Non infrequens in titulis latinis nomen.

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QVAESTIONES ONOMATOLOGICAE. 313

0c6boioc Theodotus (TEODOTV8): pictor ut videtur, in

Naevii Tunicularia v. 99 K. *0€oowpour|br|c Theodoromedes (Teodoromedes): pater

Elidensis, Captivorum II, 2, 38. III, 4, 103. V, 2, 20 (288.

635. 973).

0€OTTpoTnbn.c Theopropides (Teopropides): senex Mo- stellariae. Vide quaest. cap. 11 § 4 jet Lorenzium ad Mostell. p. 233 sq.].

Ocotiuoc Theotimus (Teotimvs): sacerdos Ephesius, Bac- chidum II, 3, 72 (30(5) et deinceps saepius.

*0€paTTOVTitovoc Therapontigonus (Terapontigonvs): miles Curculionis.

*0ecTTpiujv Thesprio: (Tesprio): servus Epidici.

0€ccdXn Thessala (Tesala): ancilla Amphitruonis.

|*0rpouxoc Theruchus: nihili nomen hominis, nequam Ca- inerarii coniectura effectum Trinummi IV, 3, 14 (1021) e lihrorum meraoria truthus vel truchus, a nobis mutatum in Chiruchus, quod vide.J

*0r)caupoxpocoviKOXpoci brjc T hensauroehry sonico- chrysides (TensavkocrvsoniKOCRVSIDBS): fietus pater, Captivorum II, 2, 35. III, 4, 100 (285. 633). De The- saurocrypsonychochrysides oogitabat Heraldus, sine caussa et cum vitio numerorum, [de 0ncuupoxpucov€iKOKpuunbr|C Fleckeisenus|.

©pacuXewv Thrasyleo (Trasvleo): fabula Turpilii, a mi-

litis gloriosi nomine. ©pdcujv Thraso (Traso): miles Euuuehi. Cf. Donatum in

Adelphon I, 1, 1. *0uXaKOC Thylacus (Tvlacvs): servi nomen e comicis

commemoratur a Donato in Andriae I, 3, 21 ut inditum

fex qualitate corporis'. Vbi Chitacus ed. princeps \chi-

Incus Parisinus cod. A, thiUdus B, tytocus Dresdcnsis|, Thy-

lacus repositum a Lindenbruchio. Ioikxujv Iaccho Poenuli V, 2, 105. 112. l€pOKXn.c Hierocles: adulescens, apud Caecilium in Trium-

pho v. 228 R.

'IttttoXutoc Hippolytus (Hipolvtvs): -faber, Captivorum III, 5, 7G (733).

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QYABSTIONKS ONOMATOLOGICAE.

*KaKiCTiuuv Cacistio: Plauti fabula, a servi noniiue. Si modo recte illud restitui Parergon I p. 151 pro eo quod est in cesistionc apud Varroneru de 1. lat. VII, 67. Prorsus factum nomen ut 'Apicriurv, KoXXictiujv.

*Ko:kictoc Cacistus: servus Vidulariae, servatum in scae nae inscriptione codicis Ambrosiani: vide sub Aeiviac. Ad eamque Vidulariae personam rettuli Parergon 1. 1 p. 162 sq. Fulgentii quamvis suspitiosi scriptoris memoriam Plautnm in Cacisto commemorantem. Ceterum similia habes vApiCToc KdXXicroc propria. [Vide Benselerura.]

KaXXiac Callias (Calias): senex, Trinummi IV, 2, 71 (916) e Guyeti emendatione proditae in libris scripturae callicias: unde a Camerario efFecto Callictes nomini locus esse non potest propter v. 899.

KaXXibduac Callidamates (Calidamates): adulescens Mostellariae. Mira ac prorsus singulari transfonuandi specie factum nomen latinum: quando de KaXXibaudTnc nemo facile cogitabit. Vnura par esset Antidamatcs, nisi ei formae fidem supra subtraxissemus.

KaXXibrmibrjc Callidemides (Calidemides): senex, Tri- nummi IV, 2, 71 (916); - hospes, Hecyrae III, 4, 18. V, 3, 3. 6 (432. 801. 804).

KaXXiKXfjc Callicles (Calicles): senex Trinummi, Tru- culenti.

*KaXXi^apxoc Callimarchus (Calimakcvs): senex Tri- nummi IV, 2, 72 (917), si libros sequimur. Graecum ta- men vocabulum a xdXXiuoc compositum cum omnino nul- luin exstare viderent, alii Callimachum (addita quidern aut an aut -ne particula ad supplenduin versum) substituebant, aut Calliarchum commendabant ut Ed. Meierus faut Calti- morphum]. Verum satis tamen iirmant codicum memoriam et 'AXKnriuapxoc factum ab (dXKr|ciMoc) *AXKr|Ci)uoc, et Tcu- ti^dpxn, a tcuEiuoc ductum. [Cf. Diar. antiq. stud. a 1850 p. 335.]

KaXXiviKOC Callinicus (Calinicvs): senex, Trinummi versu eodem.

KdXXiTTTToc Callippus (Calipvs): senex, ibidem. KaXXi^ujv Callipho (Calipo): senex Pseuduli.

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QVAESTIONES ONOMATOLOGICAE

315

*KaX6bujpoc Calidorus: adulescens Pseuduli. Non miuus recte quam a KdXXoc ducuntur KaXXiviKOC *KaXXibujpoc cum similium prope infinita multitudine, ad kciXoc pauciora ex- empla redeunt qualia sunt KaXoviKrj (idque Aristophanis) KaXoKXeibac KaXoStvoc KaXoTrobioc KaXoTuxoc: adsciverunt- que eam formationem etiam Ilomani, velut KaXoKaipoc fac- tum est Calocaerus I. R. N. 6803. 0844. Kursus autem quem ad modum Ar|uoq>ujv KXcitoojujv transierunt in Jk- miplto Clitip/io, ita prorsus dvaXoTUJC e KaXobwpoc fit Ca- lidorus. Atque sic scriptum nomen per Pseudulum fabu- lam septiens exstat in Vetere codice, item septiens in Decurtato, noviens in Vaticano (nisi quod semel et hic et Decurtatus immemorabili lapsu Callidorum dicunt), bis (ut quidem visum est) Ambrosianus. Contra quater in Vetere, ter in Decurtato, semel in Vaticano Calydorus legitur, idem- que Ambrosianus et IV, 1, 2 ('906) exhibet et Argumenti alia mauu scripti versu 15. Quo cum accederet semel ex eodem Ambrosiano I, 3, 140 (38tf) proditum Caludorc, hinc profectus Fleckeisenus Musei Khen. t. VIII p. 228 non alia nisi illa ipsa Caludorus forma usum esse Plautum sibi persuasit. Non obstinatius negabo tieri potuisse ut in u transiret graeca o vocalis: sed exeinpla tamen, quae qui- (lem paria sint, desidero, nec dubitare prius desinam quam tale prodierit quale Demupho vel Clituplto vel Lemnusclenis futumra sit, vel Dionysudorus thermupolium triujucomocdia composita a Fleckeiseno Musei Rhen. 1. s. s., vel Xicubulus Xieudemus cum affinibus ceteris*). Nam de graeco aliquo KaXubujpoc noraine, quo communem cum KaXubwv stirpem habuerit, ipsum Fleckeisenum non amplius cogitaturuni crediderim, quia ita aliqua ujpoc terminatione opus sit, quae nulla fuit in nominibus propriis.

*Kav6dpa Canthara (Cantara): nutrix Adelphon; an- cilla, Epidici IV, 1, 40; - item Andriae IV, 4, 30 (769).

*) Vnum memini, quod huc quispiam referat, proditum Militia gloriosi v. 14 in libris clut umistaridisarchidis , unde facile ratiocinere ®utume*toridysarchides potius efficiendum esse quam, quod ego posui, Clvtomcstoridysarchides. Sed in tantis loci illius corruptelia apparet non esse uuius litterulae fidei nimium tribuendum.

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316

QVAESTIONES ONOHATOLOOICAE.

*Ka7TTrdboE Cappadox (CAPADOX): leno Curculionis. Kapiujv Cario: cocus Militis gloriosi. [Cf. Buechelerum ad

Petron. p. 83, 24. | *Kadvrj Casina. Vide Fleckeisenuni in Annal. philol. tom.

CIII (1871) p. 638. (Ritschelius ipse ibid. p. 639 ad Fleck-

eisenum scripsit: *Zu der gliicklichen Erledigung des die

Casina betreffendcn alien Problenis brauche ich dir und

uns nur einfach zu gratuliren.' C. W.| *KaTaYeXdciuoc Catagelasimus: ioculari acumine fictum

nomen parasiti, Stichi IV, 2, 50 (631). *|KepKoftoXoc Cercobolus: vide KpiKoXd(tocl *KepK6viKOC Cerconicus: famelicus nequam, Trinummi IV,

3, 14 (1021).

KepKoupoc Cercurus: navis, Stichi II, 2, 44 (368). Cf. KepKOupiov.

KecpaXiwv Cephalio (Cepalio): adulescens, Frivolariae versu apud Priscianum (e Capro) V p. 673 (189 11.).

KiXiH Cilix: servus, versu Plautino apud Acronem ad Horatii Serm. II, 5, 11: Cilix, Lycisce, Sosia, SticJic, Pdrmcno, Exitc ct ferte ftistis privos hi manu.

*KipKOC Circus: pueri nomeu in comoedia, fa ludo et [a] gesticulatione', teste Donato in Adelphon I, 1, 1. Vbi n- ricus est in ed. principe, Circus editum a Lindenbruchio \cirtus in Parisino optimoj, Corycus argutius excogitatum a R. Klotzio.

*KX6aipeTn. Cleaereta: lena Asinariae.

KXeiviac Clinia: adulescens Hautontimorumenu; item Bacchidum IV, 8, 71 (912); Andriae I, 1, 59 (86); - apud Anonyinuin p. 100 Ribb.; - amicus senis, Asinariae V, 2, 16 (866).

KXeiToqpujv Clitipho (CLITIPO): adulescens Hautontimom- menu. De i pro o vide ad An.MO<puJV, KaXobwpoc.

KXtopouXn. Cleobula: mater, Curculionis V, 2, 44 (643).

KXeouaxoc Cleomachus (Cleomacvs): miles Bacchiduui.

KXeocTpctTn. Cleostrata: uxor Casinae.

* KXuTOun.CTopibucapxibnc Cly tomestoridy sarchides (Clvtomestoridvsarcides): tictum nomcn ducis bellici, in parte priore ad similitudincm TToXuurjCTUJp nominis, e

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QVAESTIONES ONOMATOLOGICAE.

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codicum vix dubiis vestigiis restitutum a me Militis gla- riosi v. 14. Vbi quod A. Riesio nuper placuit Musei Rhen. t. XXI p. 478 genetivus Bumbomactiides Clutumcstoridys- archidis . . . Neptuni nepos, minime probo; nec enim fdius vocis omissio moris Plautini est (velut Diaholus GJauci filius dici- tur Asinariae v. 751, non Diabolus Glauci siinpliciter), nec pa- tris nomen ullo modo aut necessarium aut opportunum, ubi avi vel aviae mentione facta ad stirpem divinam adscen- ditur (velut Veneris ncpotem semet Pyrgopolinices dicit v. 1265 tacito patre), nec binorum nominum coniunctio aliena a Plauto (velut Thcrapontigonus Platagidorus est in Curculione, Polyplusium TJieodor&medem Captivorum ut mit- tam). Ceterum de vocali secundae syllabae cf. ad Kct- Xobujpoc p. 315 adnotata. *K6\acpoc Colaphus (Colapvs): servus, Captivorum III, 4, 124 (657).

*KoXXapicKOC Collabiscus (Colabiscvs) : vilicus Poenuli. Vide quaest. cap. II § 5.

*K6\\apoc Collabus (Colabvs): famelicus nequam, Tri- nummi IV, 3, 14 (1021): de quo rectius cap. II quam olim Proleg. p. lxxxii iudicavi.

KopaH Corax: servus, Captivorum III, 4, 124 (657).

*Kopbu\iujv Cordalio: servus, Captivorum III, 4, 124(657): quocum conteudendum

*K6pbu\oc Cordalus: libertus, eiusdem fabulae* III, 5, 77 (735). Vtrumque enim nomen hoc dubitationis habet, quod nec graeca origo praesto est nec a corde perveniri ad alus terminationem potuit. Quo factum est ut, quoniam in Vetere codice nihil discrepantiae est, aliquamdiu de in- veterato mendo suspicarer Plautumque scripsisse Cordvlvs et Cokdvlio conicerem h. e. *Kopbu\oc et KopbuMiuv [quod nomen a Kopbu\n. derivandum|. Nunc tamen haud scio an etiam propius ad probabilitatem a xop°n profectus aliquem X6pba\ov (-hordalum l e. Cobdalvm com- raendem: de quo penes alios iudicium esto. fNum Kov- bii\oc Condalus ut KOvbu\iov condaliunrt]

KpaTivoc Cratinus: advocatus Phormionis; amicus se-

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OVAESTIOXES ONOMATOLOGICAE.

nex, Asinariae V, 2, 16 (8GG); dives, Adelphon IV, 2, 42 (581).

*KpixoXd(Joc Cricolabus: fanielicus nequam, Trinummi IV, 3, 14 (1021) coniectura nostra repositum. Qui versus cum in libris talis sit: Truthus (vel truehus) fuit cerconicus erin- nus cercobulus collabus, etsi in *Cercobolus mutatum mendosum Cercobulus numeris hac condicione non repu- gnat, simul ut nihili nomen Crinnus tiat Cinnns, sic qui- dem: Chiruchus fuit, Cfrconieus, Crinus, Cercobolus, Colla- bus: tamen non posse non displicere bina nomina eodem Cerco- initio facta significavi Proleg. p. lxxxii. Contra 81 in crinnus latet potius Crimnus, id quod multo proba- bilius esse puto (nam sic - w|w dispestus dactylus facile veniam a propriis nominibus habet), ne ferunt quidem uu- meri Cercobolus syllabas. Hinc igitur est quod non esse a K^pKiu, sed a KipKiu vel, quod eodem redit, KpiKiu pro- ficiscendum existimavi, simul autem, ut commodam furis notionem nancisceremur, a pdXXeiv verbo ad Xapeiv trans- eundum. Nisi quis forte longius relicta fide memoriae *Cricoclopum praeferet.

*Kpi|nvoc Crimnus: vide modo exposita et caput II § 5..

KpiTUJV Crito: senex hospes Andriae; vicinus senex, Hautontimorumenu III, 1, 80(498); advocatus Phormionis.

*KpoKUJTtov Crocotium: ancilla Stichi.

KTnci(pujv Ctesipho (Ctksipo): adulescens Adelphou.

*Kua|iOC Cyamus (Cvamvs): cocus Truculenti II, 7, 28. GC. IV, 1, 4. [Cf. Philol. XXVII p. 463.]

*KuXivbpoc Cylindrus (Cvlixokvs): cocus Menaechmorum.

*AdppaH Labrax: leno Rudentis. [Vide Benselerum.]

| AauTrabiCKOC Larapadiscus: Cistell. II, 3, 2 hypocoristi- cura nominis quod insequitur|

Aa|iTrabiujv Lampadio: servus Cistellariae; item apud Anonymum v. 97 p. 111 R.; item fabula Naevii. Notus Lampadio graminaticus apud Suetonium. [Cf. LamjxuiiuM apud Lucret. IV, iy55, Lampadion apud Varron. sat p. 97 R.|

Adxnc Laches (Laces): senex Eunuchi, Hecyrae; item apud Caecilium v. 127 R.; bis apud Anonymos ib. p. 99

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QVAESTIONES ONOMATOLOGICAE. 310

v. 10 et 17. Adde commenioratum a Ribbeckio Ammia- num Marcellinum XXVIII, 4, 27: cumque muhium illi quid petunt, socmtos ut Miconas videbis et IxicJietas: ita enim corrigenda videntur quae vulgantur soccos et M.: quando illis cothurnatos ct turtjidos ut Heraclidas Cresphontem ct Te- menum scriptor opponit. Cf. infra Mikujv.

Acaiva Leaena: anus Curculionis. Inepte scribebatur in in- dice personarum Jjcna anus: nec minus inepte I, 1, 77 edebatur Anus hic solet cubitare custos ianitrix: Nonwn ei

est lenae. Quod cum dudum corrigi oportuisset, praesertim cum Vetus scriptum exhiberet Xomeni est leenc, tamen a Fleckeiseno demum reapse est correctum, sic quidem 1. s. s.: Xomm Lcaenaest, pariterque I, 2, 20 (113) Ecspire ad mc\ Leaena : : inpcratthr quis csty ubi sane lcna est in Vetere ceterisque libris omnibus. Redit muliercula Jjcaena apud Varronem de 1. lat. V, 100: cf. Muelleri ad Festum prae- fationem p. xuv.

Aeovtiov Leontium: mulier (meretrix), e comicis comme- moratum nomen a Prisciano VI p. G88 P. (215, 21 H.), e Caecilio a Charisio p. 80 P. (104, 2 K.).

Accpia Lesbia: obstetrix Andriae. Cf. Donatum ad An- driae I, 3, 21.

*A€c(36viKoc Lesbonicus: adulescens Trinummi.

Aeuuvibac Leonida: servus Asinariae. fCf. Linge de hiatu p. 67. j

*An.uvoc€Xn.vic Lemniselenis: meretrix Persae, cui suum nomen i pro eo quod ferebatur Lemniselene) restitui in prae- fatione eius fabulae p. x: declinatum illud a Plauto Lem- niseleni casu tertio, I^emniselenem quarto, quode non dis- sentientem video Buechelerum Musei Rhen. t. XV p. 438. Dubitari potest utrum a Afjuvoc ductum nomen sit ut a A€c(Joc factum est AecfJoviKOC*), an (((iiod praestare puto) a \n.uvoc, quod etsi nunc auctorem non habet, tamen e se procreavit deminutivam Xn.uviCKOC formam. De /' pro o vide ad Armocpujv, KX^iToqpujv, KaX6bu»poC. |Cf. Opusc. II p. 488J.

m

*) Nisi forte huc adscisceB An^vov t^v MCfdXnv \tio\\i\r\v 9c6v teste Stephano Byzantio p. 413, 10 Mein.

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.'120 QVAESTIONES ONOM ATOLOGICAE.

Aipavoc Libanus: servus Asinariae.

*Ai7Tdpiuv Liparo: Hctuui nomen regis aut ioculariter le- viterve in regem translatuin, Menaechmorum II, 3, 59 (411): de quo post alios Ed. Meierus disputavit commentarioli fde Lycurgo in Plauti Bacchidibus' (Ind. schol. hib. Ha- lens. a. 1852) p. VI fnunc Opusc. acad. II p. 336].

Auboc Lydus (Lvdvs): servus paedagogus Bacchidum; item Atilii versu p. 27 R. Incertissimum est utrum a Lydo an a ludo dicta sit Naeviana fabula Ludns inseripta*): dubitari, num forte ad Aubioc nomen Livii Andronici Lu- dius revocanda sit, propterea potest, quod y littera servata in lydio scriptum exstat apud Festum p. 330, 3. Nam ne quid erres, etiam Aubioc proprium certi hominis nomen fuisse Benselerus docet e Zosimi I, G9.

Aukickoc Lyciscus (LvciSCVS): servus in Plautino versu ad KiXiH commemorato.

Aukoc Lycus (Lvcvs): leno Poenuli.

Aukujv Lyco (Lvco): trapezita Curculionis.

AuKUJvibr|C Lyconides (Lvconides): adulescens Aululariae.

^AupKiuJv Lurcio: puer Militis gloriosi. Semel tantum per totam fabulam lectum nomen, in inscriptione scaenae se- cundae actus tertii, sed ibi LvCRIO scriptum. Id autem ipsum, ut nusquam in ipsius fabulae verbis proprium pueri nomen apparuisse credatur, tam absonum M. Hauptio vi- sum est, ut in prooemio aestivo Beroliuensi a. 1858 p. b* Oronovii coniecturam commendaret, qua is pro corrupto in III, 2, 29 (843) vocabulo uotio (uocio in uno Vaticano) pueri nomen substituit: Si fdlsa diccs, Lucrio, cjccrucidbcrt. Rectissimo id quidem iudicio, nisi quod prosodiae nulla est ratio habita. Nam Lucrio cum graecam stirpem non habeat, necesse sit a luero dici (ut in Persa Lucridis no- men): cuius paenultimam satis constat produci non posse apud Plautum. Ergo rationi ut omni ex parte satis fieret.

*) Eius fabulae fragmento apud Ribbeckium Com. p. 14 [ed. pr. = Trag. lat. ed. alt. p.278] alteri suos numeros sic restitue: J*rouevir- bant oratores ndui, stuiti adulescentuli ; in primo autem leniter trans- pone Cedo udstram qui rem publicam tantam dmisistis tdm cito.

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QVAESTIOKES ONOMATOLOOICAE.

321

evidentissimo invonto Fleckeisonus o libromm momoria in- tellexit duarum litterarum transpositiono Lurcio nomen efficiendum esse: quo cum fortasse ad Inrronis notionem allndi vellet poeta, simul tamen graecum fontem pracstant AupKOC et AupKiac nomina quae habes apud Papium et Benselerum. (Conferas nunc Fleckeisenum ipsum in Annal. philol. tom. CI (1870) p. 84C> sq.l Audbauoc Lysidamus (Lvsidamvs): senex Casinae. Senis enim in hac fabula quod fertur nomen Statino, id nondum inventus est qui, cuius tandem prosapiae cuiusve farinae esse videretur, aliqua cum probabilitate coniectando ape- riret, Nam mera somnia esse, cum de CTCtXr) Hcsychiano et inde facto cxaXnvoc, hinc autem ducto CraXnvuJV h. e. Sta- Ymo Salmasius cogitabat, non fugit profecto vel graccao vel latinae grammaticae mediocriter peritos. Quo multo con- sultius Oamerarius *Stalino qui sit* inquit *aut unde factus, tuteor me ignorare; est verbum ctcXXuj, est aliquid CTaXic: wA illr CtoXivujv quis? quaeramus igitur.' Quaerentibus autem primum omnium sciendum est bis tantum per to- tam fabulam senis nomen relictum esse iu Vetere codice idque in inscriptionibus scaenarum II, 3 et III, 3: illic quidem 8TALITK) SENEX, hic STALICIO SENEX: ceterae enim inscriptiones omnes nihil nisi SENEX servant. Huius autem nominis originem ipse Vetus codex monstrat versum V, 3, lfi, ut Opusc. II p. 244 dixi, talem exhibens: Etsi matum wen» Jiac dabo protinam rt fwjiam. heus staticio amator. Dinc enim nec ullo alio e fonte, quisquis fuit, senis nomen haustum singulis, in quibus illius partes sunt, scaenis prae- scripsit, nihil de manifesta corruptela suspicatus quam Ambrosiani codicis scriptura hcus sta ilico amator prodit. Recentiore8 autem octo fabularum priorum codices prole- tarios cum certum sit ex archetypo fluxisse Veteris simil- limo, proclivi errore velut e STALITIO scriptura oriri ^TALINO potuit, id quod transiit iu editiones typis ex- pressas. Intellegitur hiuc codices Palatinos ex archetypo aliquo ductos esse, qui personarum indicibus, quales prae- mitti singulis scaenis soliti sunt, aut omnino aut quibusdam m locis careret, sive ea vacuitas per omues fabuhis sive

aiTScEKLU OI'V8CVLA III. 21

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QVAESTIONES ONOMATOLOGICAE

per aliquot pertinebat: plane ut iu Decurtato essc faetum videmus, ox parte etiaiu iu Ambrosiani cis locis, ubi bi- noruni in scaenarum principiis versuum spatia, destinata ea actorum nominibus, vacua relicta sunt, ut suis locis diligenter aduotaviinus. Tali igitur codice utenti nec in- tegrius exemplar in promptu habenti, cjui iacturam illain quoad posset resarcire vellet, nihil reliquum erat nisi ut ex ipsius verbis poetae singula testimonia conquireret atl deperdita in scaenarum inscriptione nomina aliquo lnodo recuperanda: id(pie fecit qui e Casinac versu V, ,3, 16 senis nomen STALICIO postliniinio restituere sibi visus est. Eius- dom autem et condicionis ct consilii vis haud scio an etiam ad Stichi memorabilem illam personarum trausmn- tationem aliqua ex parte pertinuerit, quam supra tetigi sub ^Trirvujuoc : quamquam aliquantum inter utraque ex- empla interesse minime me fugit. - - Haec autem omnia si eui ariolantis potius esse, et quae fieri potuerint, non quae facta sint reapse, proponentis videantur, en, locuple- tissimus iam testis spousorque ftagitans fidem codex Am- brosianus prodeat, ipsum Plautinum senis nomen prodens a 'Stalino9 illo diversissimum. In eo enim codice duanim scaenarum inscriptiones haec ante hos XXX annos niihi apparuerunt: TII, 4 ALCESIMUS L-SDDAMUS, III, 5 PAUDALISCA L- -IDAMUS: unde certo certius intellegitur seni suo poetam nomen imposuisse Lysidamo. Cuius no- minis formam doricam satis firmat Vhilodamus Asinariae.*)

*) [Quae supra de Lysidamo scripta sunt, ea Kitschelius auno 1871 iam ad Alfredum Fleckeisenum miserat, cum ille dissertatiunculani 8uam r zur Plautinischcn oiunnatotogic* inscriptara et postea in AnnaL philol. tom. CIII p. 637 sqq. editam cum ipso communicasset. Ibi enim cum narratum esset, eadem fere de Lysidamo a Studemundo in nuperrimo prograinmate exposita esse, Ritschelius ad Fleckeigenum haec scripsit: fDeine handschriftliehe mitteilung des vorstehenden ono- 'matologicums, lieber freund, erwidere ich mit zusendung der denseltwn Lysidamus betretfenden handschriftlichen bliitter, die, bereits im jahre 1808 druckfertig, einen teil der «quaestiones ouoinatologicae» bilden, welehe schon dem ersten bande meiner opuacula einverleibt werdei) 8ollt««n , aber aus den hier s. 841 und in der vorrede zu bd. II s. XXI angedeuteten giunden zuriickgehalten wurden und nuu erst demuachst

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QVAESTIONES ONOMATOLOGICAE.

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Auduaxoc Lysimachus (Lvsimacvs): senex Mercatoris.

*Aucit6\tic Lysiteles (Lvsiteles): adulescens Trinummi.

Maxaipiujv Machaerio (Macaerio): servus, Aululariae II, 9, 1. [C£ III, 2, 1—3.]

*Mtf«otupoc Megadorus: senex Aululariae.

MeraXopuZoc Megalobyzus (Megalohvsvs): pater sacer- dotis Dianae Ephesiae, Bacchidum II, 3, 74 (309): pro quo etsi in libris est Megalobnli, tanien quod praescripsi no- men, probatum iam Meursio Hemsterhusioque, satis vindi- casse ea disputatione videor quam Parergon t. I p. 40G sqq. pertexui.

*M€Tapujvibn.c Megaronides: senex Trinummi. MeXaivic Melaenis: lena Cistellariae. *McXeHiac Melexia: servus, Turpilii v. 1 p. 73 Ribb. IMcXrjcia Melesia: apud Turpilium p. 85 K. ed. II. J MevaiXMOC Menaechmus (Menaecmvs): adulescentes Me- naechmorum.

MevebriMOC Menedemus: senex Hautontimorumenu.

*Meccn.viujv Messenio (Mesenio): servus Menaechmorum.

*Mr|vapxoc Menarchus (Menarcvs): medicus, Captivorum prol. 2G et II, 2, 85 (335). Aptius, opinor, medico nomen quam *Mevapxoc: quamquam hoc qui praetulerit, non poterit certo argumento revinci.

Mibac Mida: puer, Phormionis V, G, 22 (8G2).

Mikiujv Micio: senex Adelphon.

*Mikk6tpujyoc Miccotrogus (Micotrogvs): parasiti no-

men ioculare Stichi I, 3, 88 (242). Mikujv Mico: apud Ammianum Marcellinum supra comme-

moratum sub Adxnc, ubi Miconas ctLaclietas e codicum scrip-

im dritten erscheinen werden. das hauptresultat habe ich zwar schon ebd. II s. 381 (vgl. s. 484 anm.) in einer zeile ausgesprochen , und es leidet ja auch nach deiner erOrterung gar keinen zweifel (Studemunds von dir erwahntes prooemium kenne ich noch nicht); indeasen da es doch immer eine erwiinschte bekritftigung eines neuen ist, wenn das- selbe unabhangig von verschiedenen seiten gefunden worden, so stelle ich dir anheim, ob du etwa auch meine beifolgende ausfiihrung der sache des abdrucks unter deiner miscelle wert 6^^681.' Haec igitur epistula et quae supra p. 321 sq. leguntur ibidem p. 639 sq. in publi- cum emissa sunt. C. W.J

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QVAESTIONES ONOMATOLOGICAE.

tura micaunas ct l. restituit Valesius. Qui tainen eum

servos dici, nou senes comoediae putat, veheraenter vereor

ut verum viderit. Redit nomen I. R. N. 0196. *MiXq>ibiTr7Tr) Milphidippa (Milpidipa): ancilla Militis

gloriosi. Compositum nomen tamquam a *Mt\cptc, iboc. *MtX<pibtCKoc Milphidiscus (Milpidiscvs): Poenuli I, 3,

12, hypocoristicum eius quod sequitur nominis. *MiXqnujv Milphio (Milpio): servus Poenuli [ = GJabrio]. * *Micapruptbn.c Misargyrides (Misakgvkides): danista

Mostellariac. Cf. Donatum in Adelphon I, 1, 1. MvrictXoxoc Mnesilochus (Mnesilocvs): adulescens Bac-

chidum.

*Mocxtc Moschis (Moscis): nieretrix apud Afranium v. 136. Mocxoc Moschus (Moscvs): pater, Menaechmorura 111, 3,

76 (406). V, 9, 19. 39. 49 (1078. 1098. 1108). Muppivn, Myrrhina Murrina (Mvrina): matrona Casinae,

Hecyrae. Cf. Donatum ad Adelphon I, 1, 1. Muctc Mysis (Mvsis): ancilla Andriae. Cf. Donatum ad

Andriae I, 3, 21. *tNaYibiujv Nagidio, aut NaYtbuj Nagido: incertissimae

memoriae fabula Naevii, ab hominis vel mulieris nomine

inscripta dc Ribbeckii coniectura Com. p. 14: cuius tamen

nominis prorsus non habeo quam esse stir})em dicam. NauKpctTr)C Naucrates: cognatus Alcumenae, Amphitruonis

II, 2, 219 (849) et deinceps saepius. *NauciCTpdTn. Nausistrata: matrona Phormionis. Cf.

NauctCTpaToc.

Neatpa Neaera: fabula Licinii p. 29 Ribb.; item iu fragmento eius fabulae.

NtKaciuJV Nicasio: fabula Caecilii Nothus Nicasio in- scripta haud dubie ab adulescentis nomine: de qua dixi Parergon t. I prjief. p. XV.

NtKripaToc Niceratus: adulescens, Andriae versu I, 1, 60 (87) sic prodito in libris una cum verbis contiguis: Fhne- drttm aut CUniam Dkebant aut Nicnatum: nam hi tres tum simul Amdbant. Turpem in his numerorum labem cum Rentleius infelicissimo conatu tollere studuisset, leni- orem eamque per se satis comraodara viara Fleckeisenus

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QVAKSTIONKS ONOMATOLOGICAK.

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iugressus Nicarctum substituit pro Nicerato. Probarein, si uiodo caussa perspiceretur, cur usitatissimis Vhacdrius et Clinia nominibus taui reiuotum a communi consuetudine tertium, quam est Nicaretus, poeta sociandum putaret, cui tot alia et usitata et apta metro in promptu essent. Qua- propter haud scio an servata tralaticiorum nominum cou- gruentia ista alio modo succurrendum sit labanti versui, velut aut eiecta tum particula aut fortasse sic trausposita: Diccbant aut Niccratum: nam hi trvs simul Tum amdbant.

Nik6(3ouAoc Nicobulus: senex Bacchidum.

Nncobnuoc Nicodemus: adulesceus Vidulariae, nisi forte senis potius nomen est. Vide sub Aeivictc dicta.

*ZuctuXic Xystylis (Xvstvlis): meretrix, Pseuduli I, 2, 70 (210). Vbi libri xittilis: Xistilis iain editio princeps, Xystylis Camerarius demum.

'OXuuttikoc Olynipicus, vel 'OXuutuxoc Olympichus (Olvmpicvs utrumque): trapezitae nomen Trinummi II, 4, 23 (425) iam in Baptistae Pii 'codicibus antiquis' restitu- tum pro (drachumamm) Olympicum, firmatum a Bergkio Diar. antiq. stud. a. 1848 p. 1146.

*'OXuutuckoc Olympiscus (Olvmpiscvs): Casiuae III, 6,

1 14 Olympisce rni, mi patcr, mi patrdnc*): hypocoristicum eius quod insequitur nominis

'OXujjtuwv Olympio (Olvmpio): vilicus Casinae.

TTaifviov Paegnium: puer Persae; item Captivorum V, 3, 7 (084).

TTaXaicTpa Palaestra: mulier Rudentis.

*TTaXaiCTpiujv Palaestrio: servus Militis gloriosi.

*TTaXivoupoc Palinurus: servus Curculionis.

TTuuqnXn. Pamphila (Pampila): mulier marita Stichi teste Ambrosiano, quae miro errore Vinacium est in Palatiuis: cf. supra dicta sub 'eTriYvwuoc | cf. praef. Stichi p. X, ad Stich. I, 1 init.J; item virgo Adelphou; - item Eunuchi III, 1, 50 (440) et saepe deinceps; meretrix, Phormionis II, 1, 80. III, 2, 25. 32 (310. 510. 517).

*) Integriora enim haec Vctus servavit quara Ambrosianus, in quo est Ulympice mi patcr mi patronc.

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QVAKSTIONKS ONOMATOLOGICAK.

*TTau(piXiTTTTOC Pamphilippus (Pampilipvs): iuvenis ma- ritus Stichi iu Palatinis, qui in Ambrosiano dicitur

nriuqnXoc Pamphilus (Pampilvs): praeter Stichuni adu- lescens Andriae, Hecyrae. Cf. Donatum ad Adelphou I,

I, 1 [praef. Stichi p. XII].

*TTaviT,Yupic Pauegyris (Paxkgvris): mulier marita Stichi in libris Palatinis, quae est Phihwwtui in Ambrosiano.

TTav9r|pic Pantheris (Pantkris): muliercula, apud Varro-

nem supra commemoratum sub Aeaiva. jTTavTaXewv Pantaleo: nihili nomen fabulae Afranii, H.

lunii coniectura natum. Vide Ribbeckium Comicorum p.

165, H. Keilium ad Charisium p. 119.] *TTapbaXicKn, Pardalisca: ancilla Casinae.

TTapuevwv Parmeno: servus Eunuchi, Hecyrae; item versu Plautino ad KiXiH commemorato; itera Adelphon

II, 1, 14 (108); Parmenoncs, Syri sociati Bacchidum IV, 4, 7 (649): cf. Donatum ad Adelphon I, 1, 1.

*TTacipouXr| Pasibula: adulescentula, Andriae V, 4, 42 (946). Sed ei versui ut numeri constent, quando a Bent- leio positum Pasibula sine est repudiat sermo comicus, aut aliud nomen cum Fleckeiseno substituendum lioc exemplo: Non pdtiar. heus, Chreincs, quod quaeris, Pasiphilast. : : ipsdst. : : east (quod Pasipila scriptum antique sat com- mode intellegitur quomodo transire in Pasibvla potucrit): aut tieus in hem vel rectius em i. e. en mutandum: Non pdtiar. em, Chrcmcs, quod quacris: Pdsibula. : : ipsdst. : : east. Et fatendum est ipsi hcus voculae parum aptum locuni esse, cum per totam iam scaenam Chremes et Pamphilus prope adstiterint.

♦TTaciKOUHir) Pasicompsa: meretrix Mercatoris.

TTauciuaxoc Pausimachus (Pavsimacvs): fabula Caecilii p. 48 R.

TTeXctTUJV Pelago: senex Bacchidum II, 3, 28 (262).

♦TTepiTrXcKOuevoc Periplecomeuus: senex Militis gloriosi. Cui verum nomen certa emendatione pro vitioso Pcriplc- ctomcnes restitui Prolegomenon p. lxxxviii.

*rTtpi(pdvnc Periphanes (Pkripanes): senex Epidici;

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. QVAE8TI0NES ON0MATOLO«ICAE.

327

uiercator, Asibariae II, 4, 92 (499); paier, Curculionis V, 2, 37 (636).

*TTi0rKiov Pitheciuni (Pitecivm): serva, Truculenti II, 5, 24. [Cf. Mil. glor. 989.]

*TTivctKiov Pinacium: puer Stichi, cui vulgo nihili nomen Dimtium, quod vide supra. fEx specie forniae' dictum Donatus in Andriam I, 3, 21 docet. Memorabili auteni perturbatione, de qua in praefatione Stichi p. x sq. et supra sub 'Gttiyvujuoc exposui, in Palatinis idcin nomen in eam est sororem translatuni, quae in Ambrosiano ha- betur Pamphda.

*niCTOKXn.poc Pistoclerus: adulescens Bacchidum.

*TT\avTjciov Planesium: virgo Curculionis.

*TT\aTaTibujpoc Platagidorus: miles, Curculionis III, 38. eO, IV, 4, 5 (408. 430. 561). De TT\aTaT6biupoc cave cogites.

*TTXeuctKXtic Pleusicles: adulescens Militis gloriosi. Ke- stitutum a me nomen pro mendoso Pleusides: de quo vide ad fabulae v. 596 adnotata.

*nXn.cibiTf7T0C Plesidippus (Plesidipvs): adulescens Hu- dentis. Sic enim scriptum nomen et Ambrosiauus seiuel testatur II, 6, 70 (554) et noviens Vetus prodidit et sexiens Decurtatus; contra Pleusuiijqms semel tantum Vetus habet iu inscriptione scaenae IV, 8, constanter autem inde a ver.su III, 6, 33 (871) Decurtatus h. e. quater in verbis poetae, quo accedit per totam scaenam IV, 8 personae nota, Pleu. A Decurtato leviter discrepat Vaticanus, undc Plcu- sidiflms ad Italos atque editores mauavit. Kecte igitur auctoritati bonitatique vetustatis Fleckeisenus obsecundavit revocata Plesklipims forma. Sed quid id nominis esse dicamus, haeremus non mediocriter. Nam etsi facile quis- piam de aliquo *TTXr|ac, -iboc nomine cogitet, lacto ut Aucic, Mvricic sive Mvacic (quem ad modum ad MiXqpk, -iboc supra revocavimus Milphidippam) , tamen mirum sit a muliebri nomine componi virile. Minus etiam placiturum puto, qui ab aliquo * TTXncibTic nomine, facto ut KXn.cibTic, proticiscatur. C^uamquam fatendum est non ullo modo expeditiorem explicatum Pleusidippus formam habere.

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328

QVAESTIONES ONOMATOLOGICAE

TToXeuwv Polemo: miles comoediae teste Douato ad Adel- phon I, 1, 1.

*TTo\TOcpaYUJvibr|c Pultiphagonides (Pvltipagonides): septimo demum saeculo u. c. ioculariter fictum nomen in prologo Poenuli v. 54: quode dixi Parergon t. I p. 205. Quo noniine etsi credibile est ad latinum pultis vocabulum respici, tamen, cum in promptu sit graecum ttoXtoc, non est hibridae vocis ulla necessitas. Prima syllaba u pro o recepit ut in Bumbomachides, secunda i ut in Demipho ce- terisque exemplis supra compositis sub KaXooujpoc.

TToXupabkKOC Polybadiscus (Polvbadiscvs): Astrabae Plautinae versu apud Varronem de 1. lat. VI, 73 restitu- tum a Scaligero. Cuius nominis rationem non habere se qui satis expediret, Lachmannus fassus est Musei Khenani ab Welckero Naekioque editi t. VI p. 120. Tu videas quae in Act. soc. philol. Lips. tom. VI p. 368 [supra p. 190 sq.) exposita sunt.

*TToXurcXoucioc Polyplusius (Polvplvsivs): pater Eli- densis Polyplusius Thcodoromedcsy Captivorum V, 2, 20 (973); cf. II, 2, 27 (277) Polyplusium gcnus. Imitatus est poeta nominis cognominisque societatem moris Romani.

TTToXeuoxpdTeia Ptolemocratia: sacerdos, Rudentis II, 5, 24 (481). [De correpta paenultima cf. Lachmannus ad Lu- cret. p. 159 et G. Curtius in relat. soc. Saxon. 1864 p. 5.] TToXcuoKpaTia idem nomen scriptum est apud Appianuni b. civ. IV, 75.

*TTupY07ToXiviKr|c Pyrgopolinices (Pvrgopolinices): mi- les Militis gloriosi. Exspectatur Pyrgopolinieus potius, ut in ceteris prope oninibus quae a viKrj vel vikov ducuntur. Facile igitur putes ad similitudinem adiectivorum, quae sunt 'OXuuruoviKric TTu0ioviKr|c NeueoviKric lceuiovuoic, fac- tum nomen esse, nisi tamen etiam certorum inter Graecos hominum proprium TTu9ioviKr|C exstaret locis a Benselero allatis: quem ad modum altera cx parte 'OXuuttiovikoc TTu- 0i6vikoc etiam pro adiectivis fuisse constat. Quo accedit ut facile credatur poeta ad celebris TToXuveiKTic nominis sonum alludere voluisse.

TTu0idc Pythias (Pvtias): ancilla Eunuchi; meretrix

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CJVAE8TI0NKS ONOMATOLOOICAK.

329

apud Turpiliuin v. 188; faudax' apud Caeciliuin (non 'Lucilium') testibus Horatio epist. ad Pisones v. 238 eius- que interpretibus in Ribbeckii Com. p. 69. [Cf. Meinekii frg. com. gr. IV p. 511 et Anthol. Palat. I p. 128. 146 ]

TTi/e6otKoc Pythodicus (Pvtodicvs): servus Aululariae.

[TTuppia Pyrrhia: nihili nomen ancillae apud Titinium inc. fab. XXI, de quo vide Lachmannum ad Lucret. p. 408.]

TTuppictc Byrrhia Burria (Bvhia): servus Andriae. [Cf. Asconii argum. Milonianae p. 28 Kiessl. et Sch.]

Cafdpioc Sagarius: servus Stichi. Cf. Bergkius in Diar. antiq. stud. a. 1850 p. 337.

Sagaristio: servus Persae.

Sagario: Trinummi IV 4, 13 (1105).

Sanga: servus Eunuchi.

Sannio: leno Adelphon (Eunuchi 780).

CaTupiuJV, Saturio: parasitus Persae. Cf. Parergon p. 128. 143; Fleckeisenus in Annal. philol. t. CI (1870) p. 847.

Saurea: in Asinaria saepe.

Selenium: meretrix Cistellariae, non ut in editionibus est

Silenium. Simalio: Eunuchi 772. 775.

Simia, Simmia: sucophanta Pseuduli. Cf. Studemundus in

'Wiirzburg. Festschrift' p. 56. Simus: Hautontimorumenu 498. Simulus: Adelphon 352. 465.

Simo: senex Mostellariae, Pseuduli, Andriae; item apud Cae-

cilium inc. fabul. XXXVII et palliatae inc. iuc. 2. Scapha: ancilla Mostellariae.

Sceledrus: servus Militis gloriosi. Cf. Asinariae 882. Fal-

litur Lorenzius p. 6. Sceparnio: servus Rudentis. Scirtus: Hecyrae 78. Donatus ad I, 2, 3. Sophoclidisca: ancilla Persae: num Coq)OKXtibkKtiV Sparax: Rudentis III 2, 43. 5, 27: deest apud Benselerum. Stalagmus: servus Captivorum; item fabula Naevii (olim

de Ribbeckii coniectura Stalagmonissa inscripta). Cf. Par-

ergon p. 142 not. Cf. stalagmitim. [Stalino: senex Casinae: vide supra ad Lysidamus adnotata.]

»

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330

QVAESTIONES OXOMATOLOGICAE.

Stasinius: servus Trinuiumi. Cf. Inscr. Ncapol. CiacpuXn. Staphula (Stapbila): auus Aululariae. Stephauiuiu: aneilla Stiehi.

Stephaniscidium: Stichi V7, 54: a CrecpavicKr) ut 'AuTreXicKn. Stephanio: Adelphon 380; iteni servus apud Turpiliuiu 51.

Cf. Inscr. Neapol. Stilpo: iu Phormione saepius. StitpJto in codicibus, etiani

apud Ciceroueui orat. 47, 157. Stichus: servus Stiebi; itein Asin. II 4, 27. 31; iteiu in

fragm. Plauti 3. 61. Strabax: adulescens Truculenti. Cf. G. Hirschfeldi r Tituli

statuar.' p. 81 (u. 34); p. 115 (u. 113). Stratippocles: adulesceus Epidici. Stratopliaues: miles Truculeuti.

Stratullax, Stratillax: servus Truculenti; vide infra quaest.

cap. II § 2. Cf. Bergkius iu Diar. antiq. stud. a. 1848 p.

1126, Lobeckii Pathol. proleg. p. 128, Fleckeisenus Auual.

philol. t, Cl (1870) p. 848 sq. Strato: Asin. II 2, 77; Eunuchi 414. Strobilus: servus Aululariae. Cf. Inscr. Neapol. CiupaE Storax: Adelphon 26. Cf. Fleckeisenus Annal. philol.

t. XCIII (1866) p. 10, Corsseui tVocalismus, II p. 81. Synceraste: fragm. Plauti 1. 117.

Syucerastus: servus Poenuli; vide IV 2, 64. Cf. Opusc. II p. 728.

Syra: anus aucilla Memitoris (413), anus Hecyrae; item apiul

Caecilium 223 (Sura tvnslrix in Trucul. II 4, 51; 6, 40). Syriscus: Eunuchi 772. 775. Adelphon 763. Syrus: servus Ilautontimorumenu; item servus Adelphon; iteni

scrvus Cistellariae. Cf. Parergon p. 163. 164. 344. 554. 621. Sphaerio: Mostell. 419. Cf. Philol. vol. XXIX p. 395. Cujciac Sosia: servus Amphitruonis (305); item servus He-

cyrae, item libertus Andriae, item in Plauti fragm. 2. 45. Sosicles: Menaechmorum V 9, 6. 41. 66. Sostrata: matrona Hautontimorumenu, item matrona He-

cyrae, item matrona Adelphon. Soteris: vide n. Mus. Rhen. t. XV p. 438. Sophrona: uutrix Eunuchi, item uutrix Phormionis.

QVAESTIONKS ONOMATOLOGICAE

331

Telestis: Epidici V 1, 30. Teuximarcha: Menaechmoruui V, 9, 71. Timarchides: mercator Persae 501.

Toxilus: servus Persae. . Cf. tt^vOoc TTtvGiXoc, Giiuov OuutXoc.

Tranio: servus Mostellariae: derivatur a xpavoc, Tpavnc i. e.

perspicax, callidus. Cf. Parergon p. 466, Brixius ad Capt.

081, Buechelerus iu n. Mus. Uhen. XV p. 436, Loreuzius

ad Most. p. 9; p. 10 not. 11. TpaxaXiiuv Trachalio: servus Kudentis. Cf. Inscr. Neapol. Tyudarus: adulescens Captivonun. Cf. Lobcckii Pathol. prol.

p. 2SO.

Turbalio: Rud. III 2, 43; 5, 19.

Hymnis: fabula Caecilii. Cf. Parergon p. 142 not.

Phago: fabula Plauti? Cf. Parergou p. 151 et Opusc. II

p. 731. Num Paphlago cum Hertzio in progr. Vratisl.

fKament. Gell. mant.' (1868) p. 20? Phaedria: virgo Aulul. IV, 7, 10.

Phaedria: adulescens Eunuchi, item adulesceus Phormionis; itera apud Turpil. 93. 170. Cf. Meinekii hist. crit. com. gr. p. 385.

Phaedromus: adulescens Curculionis. Phaedrus: Andriae 86.

Phania: Andr. 934. Hec. 458. Hautont. 169. 1)29. Phanium: in Phormione saepe. Cf. Menaudri fabula <t>dvtov. Phauiscus: puer Mostellariae (= Lamimlio). Phanocrates: Hautont. 1061. Phanostrata: uxor Cistellariae. Phidippus: senex Hecyrae.

Philaenium: meretrix Asinariae. Cf. <t>iXaiviov in AnthoL

Palat. Vide C. Keilium iu n. Mus. Khen. XX p. 563. Philematium: meretrix Mostellariae. Philippa: mulier Epidici. Philodamus: Asinariae II 4, 38. Philocrates: adulescens Captivorum. Philocomasium: mulier Militis gloriosi. Philolaches: adulescens Mostellariae. OiXoTtdTUip, Philopater (-trus): fabula Turpilii.

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332 QVAESTIONES ONOMATOLOGICAE.

Philoxenus: seuex Bacehidum.

Philopoleinus: adulescens Captivoruni.

Philuuiena: soror Stichi, item fabula Caecilii (cf. Parergon

p. 142), item iu Hecyra saepe, in Andria bis. Cf. praef.

Stichi p. XI. Philtera: Hautont. 662. Philto: senex Trinummi.

Philotis, Philotium: meretrix Hecyrae (Philotis 82. 84;

Philotium 81. 89. 107). Phoenicium: mulier Pseuduli.

Phormio: parasitus Phormionis; item apud Valerium p. 72 R. Phronesium: meretrix Truculenti (I, 1, 58 60). Phrygia: ancilla Ilautontiuiorumeuu; iteui tibicina Aululariae

(II 5, 7); item Andriae II, 5, 7. Adelphon 973. Phrygis: apud Turpilium 102.

Chaerea: adulescens Eunuchi, item in Asin. V, 2, 15. Chaerestratus: fabula Caecilii (cf. Parergon p. 135 et praef.

Parergon p. XV), item in Asiuaria V, 2, 15. Chaeribulus: adulescens Epidici. Chalinus: servus Casinae. Chares: Trinummi 922. Charicles(?): Trinummi 922.

Chariuus: adulescens Pseuduli (cf. 736. 712), item adulescens

Mercatoris. Cf. Parergon p. 142 et Opusc. II p. 728. Charmadas(V): Trinummi 922. Charmides: senex ltudentis, item senex Trinummi. Charmylus(?): Trinummi 922.

Chirurchus: Trinummi 1021. Cf. supra ad Or|pouxoc ad- notata.

Chremes: adulescens Eunuchi, senex Phormiouis, item seuex

Andriae, item senex Hautontimorumeuu. Chrysalus: servus Bacchidum. Chrysion: fabula Caecilii. Cf. Parergon p. 142. Chrysis: anus Pseuduli II, 2, 64, item in Andria saepe,

item in Trabcae 3. Pseudulus, Pseudolus: servus Pseuduli. Cf. Proleg. Plaut.

p. cccxvm, praef. Menaechm. p. XV, praef. Pseud. p. VIII;

Opusc. 11 p. 499 sq- [Mus. Rhen. XXVI p. 604 Opusc.

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QVAESTIONES ONOMATOLOGICAE

333

III p. 7 adn. 9]; et L. Meyeri fvergl. Gramm.' II p. B92, Fleckeisenus in Annal. philol. t, XCIII (18(56) p. 9, Vsr~ nerus de Pseudulo p. 8, Buechelerus in Fleckeiseni Annal. philol. t. XOIII p. 242, Seyffertus in Philol. vol. XXV p. 448; XXI p. 677; XXIII p. 480.

2.

QVAESTIONVM ONOMATOLOGICARVM PLAVTINARVM

CAPITA DVO.

Caput I.*)

Meministis quanta nuper industria, id quod pridem fac- iii tum oportuerat, propria nomina graecae linguae colligi coepta sint quamque laudabile eo in genere diligentiae spe- cimen G. Papius Berolinas ediderit utilissimo parato non historiae magis quam ipsius linguae accuratius cognoscendae instrumento. Qui quamvis longo post se intervallo tcnuia G. Ch. Crusii initia reliquerit, tamen ad eam quam vclles perfectionem ne suam quidem operam adduxit. Quod nolo de singulis quibusdam nominibus forte praetermissis dictum esse: qualia cum promiscue latent tum singulis propemodum diebus ex epigraphicorum potissimum monumentorum inex- hausto fonte prodeunt. Verum quod aegrius ferimus hoc est, quod ille genera quaedam universa novorum exemplorum iv feracissima aut levius tractavit aut ne attigit quidem. Et levius quidem tractata esse facile apparet nomina Romano- rum hominum graece facta a graecis scriptoribus : quod ge- nus, recte ab ipso Papio et definitum et aestimatum praef. p. VIII, hic non licet diligentius persequi. Contrarium huic illud est, quod graecorum nominum exemplis continetur e latinis litteris petendorum; atque hanc ille proviuciae suae partem neglexit profecto praeter exspectationem. Sed quoniam ne huius quidem argumenti ubertatem praefatiuncu- lae angustiae capiunt^ nolo ad inscriptionum latiuarum intini- tas copias exspatiari, e quibus non sanc mediocris multitudo

*) [Prooemium Indicis scholarura hibernarum Bonnensium ann. CIDIDCCCXLIII et XLIV.J

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334 QVAK8TI0KES ONOMATOLOGICAE

graecorum noniinnm lexico Papiano accedere poterit: sed in eis nunc me contineo, quae propiore cum nostris studiis vin- culo coniuncta sunt. Mirum est enim nullum Papio scaeni- cae poesis latinae usum fuisse, Plautinae potissimum et Terentianae, quam e graecis esse exemplis expressam nemo ne.scit. Personarum enim nomina etsi Plautus Terentinsque non constanter eadem servarunt, quae in translatis a se fa- bulis rcppererant: quode breviter dictum Musei phil. I p. 48 [Parergon p. 278]: tamen quin ex eo genere universo petierint, tjnod Menandri, Philemonis, Diphili ceterorumque comicorum exemplo et auctoritate continetur, vix est quod dubitemus. Et ut quaedam illi nec hinc sumpserint nec e suae aetatis con- suetudine asciverint, sed ipsi finxerint vel etiam ioculariter luserint, quid refert? modo recte et rationi convenienter finxerint. Ac Papius cum ficticia nomina comoediae graecae, Alciphronis, Aristaeneti, Lucillii, alioruni*) rectissime et in lexicon susceperit et cur ex appellativorum numero exeniis- set, praef. p. VII exposuerit, quid est tandem cur, quid om- nino in hoc genere licuerit, non etiam Plautino Terentianoque

*) Nec tamen sibi ipse constitit prorsus neglecta Myobatracho- inachia. Eodem enim iure, quo velut equorum (praetermisso tamen BouK€cpdXio) aut naviuin ccrta nomina non in appellativorum, sed in propriorum lexico recensuit, buc ranae muresquc pertinent qui alicui poetae pro hominibua fuerunt. lllinc igitur his exemplis Onomatologn» PapianuB suppleudus eat: 'ApTeTdjSouXoc. 'ApTocpdTOC. Boppopo- KotTrjc. '€|npac(xvJTpoc. KaXa jit vGioc. KvicobiujKTrjc. Koito- (pdyoc (vid. librorum discrepantiam ap. Matth. ad v. 210 sqq.). Kpau- pocpdtoc. [Kpauj3oj3dTrjc v. 230 fide caret.] KpauTadorjc. A(i- Xnvujp. ActxopuXn- (AetxoTTtvaE ex Alciphrone allatum.) Aiu.vn.ctoc. Atpv6xapic. [Fide caret AtTpatoc v. 225.] MeptbdpTtaE. (OptYa- viujv v. 255 ex Autonino innotuit.) TTrjXopdTrjc. (Nec TTrjXetuJV v. 200 prorsus praetermittendum , ut quod ad tttjX6c simul et heroicum nomen spectet.) TToXu^ujvoc. TTpaccaioc. TTpaccocpdToc. TTTtp- voTXu<poc. TTTepvoTpuj KTtic TTT€pvoq>dToc. CeuTXaioc. Cito- <pdToc. TpujTXobUTtic. TpujEdpTrjc. TupoTXucpoc (Tupo<pdtoc scr. discr. v. 222). Tbpoudbouca. T6p6xapic. TnMj36ac. <I>iX- TpuToc (vid. Matth. ad v. 226). <DuctTvaeoc. YtxdpiraS. 'QKtpibnc (cf. "Qkiuov 'QKfuwv). Quac nomina etsi dubitari ncquit quin non univcrsa locum stiunt in una eadcmque carminis illitiB recensionc ha- buerint, tamen id ipsum huc quidem nihil pertinet.

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QVAE8TIONES ONOMATOLOGICAE. 335

exemplo aliquanto plenius perspicere studeamus? Scieiulum est enim Plautinarum quidem personarum longe adeo maxi- mam partem. frustra apud Papium quaeri, Tereutianarum autem idcirco tantum multo minorem, quod is poeta nec usitatissimorum nominum cousuetudinem excessit nec eorun- dem in diversis fabulis repetitionem ullo modo fugit.*) Qui- bus poetis ubi pauca aliorum fragmenta iunxeris, omissis quidem nirais vel incertis vel corruptis testimoniis, novorum nominura circiter CL raultitudineni prodire non sino aliqua miratione intelleges. Eoque nuraero illa non coraprehendi- iuus, quae cum adhuc singulari testimonio aliquo innotuis- sent, non sane supervacaneum e comoedia latina firmamen- tum obtinent. Qualia tfhnt e singulis inscriptionibus prolata ruuvctciov Cistellariae, '€puJTtOV Menaechm. et Turpilii ap. Non. 281, NiKaciujv Afranii ap. Non. 268 Caeciliique ibid. 97 et 325, 2. 11: vel e singulis nummis petita XuXtvoc Casinae. A6va£ Eun. 4, 7, 2, 0avoKpdir|C Heaut. 5, 5, 17: vel e siugulis epigrammatis AopKtov Phorm. 1, 2, 102, 'HbuXiov Pseud. 1, 2, 54 et Cornicul. ap. Non. 147, CictpToc Hecyr. 1, 3, Odviov Phorm. 1, 4, 24. 41 et Caecilii ap. Charis. 80: vel ex uno Antiphane Aujpidc Eun., ex uno Diodoro 'Apxibriutbric Bacch. 2, 3. 4, 4, ex uno Pausania Maxaipiujv Aulul. 2, 9, 1: et quae id genus alia non exiguo numero in promptu sunt. Vt nihil de eis dicam, quorum bina vel terna exempla extant. Deinde etsi non prorsus exclusimus, tamen cum delectu nec sine dubitationis signi- Hcatione recepimus, quorunt a tralaticia paullum discrepans fonna non e graeco exemplo ducenda, sed licentiae latinae linguae tribuenda videretur. Nec igitur in indicem rettuli- mus 'ApxipouXoc, XatpipouXoc forraas propter latina exerapla ('haeribulus, Archibulus Asin. I, 1, 103: nec Anuimujv [•ropter Demipho Cist. Merc. Phorni., nec AriMViceXrivr) prop-

*) Quater in sex fabularum Terentiauarum personiH Chremes redit, ter Parmeno, Dromo, Sostrata, bis Laches, Hegio, Crito, An- tipho, Pamphilua, Phaedria, Geta, Syrus, Davus, Sosia, Bacchis. Apud Plautum quattuor tantum nomina iterantnr: Calli- cles Trin. Truc, Charinus Merc. Pseud., Charmides Rud. Trin., I>emipho Cist. Merc.

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OVAESTIONES ONOMATOLOGICAE.

ter Loniniselenc, quamvis aliquo modo opitulantibus Aio- vuciKXnc, Atovudbujpoc apud C Keilium Anal. epigr. et ono- matol. p. 1G9: nec Calidorus a KaXibujpoc*) potiua quara vi a KaXobwpoc (ut KaXovtKn.) duximus: nam de KaXXibwpoc quidem fieri Calidorus vix potuit. Vnde progredi longius licebit et de Euclio forma dubitare num graecuni exemplum €ukXiujv an GukXcujv potius, ut TTaYKXc^uJV, habuerit. His exemplis quemadmodum i in c transiit, ita videndum ne con- trarium acciderit in Saurea nomine, de cuius graeca forraa Caupiac constat, de Caupcac non item: quamquam nihil est sane cur potuisse utramque usu vcnire negemus ut Xa- ppiac et Xappeac, KaXXiac et KaXXcac et quae huius generis plurima Keilius composuit 1. c. p. 71 sq. 74 sq. 152. 246* sq. Mirum autem sit, si u littera in o potius quam in u trans- ierit in Pseudolus nomine, quod nescio an 1'seudulus poeta dixerit a YeubuXoc (ut <l>€ibuXoc). Praeterea cum de Byrria**) Andr. satis constet, prorsus singularis est Stilpho forma c CtiXttujv facta Phorm. 2, 3, 42. 43, non discrepantibus codi- cibus. Certior etiam in mutanda terininationc latinorum poetarum licentia. Ineptus sit profecto, qui de Atcxivoc, Gutuxoc nominibus cogitet propter latina Aeschinus Adelpb., Eutychus Merc, quantumvis contestatam habeamus ]»r;ieter CuTuxrjc otiain Eutuxoc formam; nec Dacmones Rud. non a Aatuoveuc factum putabis, quod semel est in Anthologia. Vt autem de Aatuovnc, ita valde dubito de Tuvbapoc, etsi Tyndarus est latine. Sed exquisitius illud est quod, si qnid video, iu Captivis Aristophontes nomen non est ad 'Apt- CToq>6vTr)c formam revocaudum, quae sui similem praeter 'ApYCKpovTqc nullam habeat, sed ad 'ApicToqpuiv, -q>wvTa: quando inauditum 'ApiCTocpuJVTnc. Cui aliqua ex parte com-

*) Soli vel errori vel neglegentiae scribentium tribm-nda sunt quae perpauca oflendimus a KaXi- incipientia, qualia e vasculis Keilins 1. c. commeuioravit. Quod quidem ita esse vel latinae inscriptiones docu- mento suut, in quibua Caliope, Calippua, Calisto, Caliatua et id genua alia non sunt rara.

**) Vel potius aut Hirria aut Uurria: qucmadmodum Sura forma in optimis libris servata est Trucul. 2, 4, 61. 6, 4'J et CO (Suria), et tenuilniB quibusdam ve8tigii8 etiam alibi.

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QVAESTIONES ONOMATOLOGICAE. 337

poni Callidaiuates*) poterit, quod vix duhito quin Plau- ins non pro KaXXie.audTnc, Bed pro KaXXibduac posuerii Oavendum autein, ne cum graecis vere latina mjsceantur, qualia numero pauca suis quihusdaui fabulis Plautus, nulla adhibuit Terentius. Certa sunt Peniculus, Curculio, Sa- turio parasitorum in Men. Curc. Persa, Congrio, Grumio coquomm in Aul. Most., Liicrio servi in MiL, Liicris (gen. Lucridis) puellae in Persa 4, 4, 72.75: ambigua facile quis- piam Sanga, Turbalio et Storax (CTupa£) dixerit: ob- scurissima omnium Cuslna et Stallno, de quibus valde fluctuat iudicium nec nisi incertae coniecturae praesto sunt. vn Ceterum vix est quod moneam nullam fidera esse Pacu- vianorum, si dis placet, nominum Pseudo et Sceparnus, quae Fulgentius Expos. serm. p. 501 commentus est: mul- ttuuque dubitationis de Phaedria muliebri nomine Aul. 4, 7 rosidet, pro quo nuuc Phaedra substitutum. Alia quaedani Plantina aperte corrupta haud scio an vere restituerim. Postreino consentaneum fuit nec hypocoristicas fonnas prac- termitti, quamvis Philotium Hecyrae non diversa sit a Philotide vel Olympiscus Casinae ab Olympione vel ;i Stephanio Stephaniscidium Stichi: nec cognominos de- onuu. gentium, montium naviumve hoinines hinc segrogari ut Guvouia, McXaivic, Auboc, Mucic, AeXqnov, TTaXivoupoc, TTavrifupic.

Atqne his praemonitis iam ipsum indicem haheie infra positum.

'AtopuctokXuc adulescens 'AXki^ciuoc senex Cas.

Poen. 'AvBeuujvibric miles Poen,

'AKavftiuiv servus Merc. "AvOpaS cocus Aul.

'AXKrjciMapxoc adulescens [fAvTibduapxoc: v. supra.J

Cist. 'AvTibdjuac Poen.: v. supra.

•) Ad hanc Rimilitudincm putabam aliqnando Poen. 5, 2, 85 corvi- gendnm e8*e, ubi non potest non p<'rmirum esse quod, qni 5, 1, 22 5,2, 82. 87. 91. 98 constanter cat Antidamas, fmbito factns <-st et eemel Antidamarchus:

siquidcm Antidamarchi quacris fidoptaticium. Kt habet ibi AmbroKianua ANTIPAMAII, quod interpn-tabar Anlida mak h. c. Antidamatac. Nunc uescio an prae«tct Antidamai.

VH. MTSCBKLIl UPVSCVLA 1U. 22

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QVAESTIONES ONOMATOLOGICAE.

'ATTOiKibric senex Epid. GeobuupOMnbnc pater Capt ^ApTopiTTTTOC adulescens Asin. 2, 2, 38. 3, 4, 103. 5,2, 20.

(A ristophontes Capt.) 0€paTTOVTitovoc uiiles Curc.

"ApTraE cacula Pseud. 0ecTTpiu)v servus Epid.

'Apiduujv servus Bacch. 4, 7, 0n.caupoxpucoviKOXpuci- 1. 34 (cf. ^ApTeuwv: "Ap- bnc pater Capi 2, 2, 35. (V)

T(micX KctKiCTOc servns Vidul. cod.

^ApTOTpuiToc parasitus Mil. Aml)r (cf *ApiCT0Cj mh.

'AxapiCTiwv sorvus (ut vide- CT0C)

tur) Plin. XIV, 13, 15 (92), (CallidamStes adul. Most)

Non* li)7> r>' KaXXiMapxoc senex Trin. 4, BapuXwv servus Adelph. 5, 2, 72.

7, 15. (cf. Salniasii Bxerc KaXobwpoc (add. KaXXibujpoc)

Plin. 130 b. D.) adulescens Pseud.: v. supra.

BXecpdpwv ^mbernator Amph. KaTTTrdboH leno Curc.

BoMpoMaxibnc miles Mil. 1, KepK60oXoc nequam Trin. 4.

h 14. 3? 13.

TeXdciMOC parasitus Htich. KepKOViKoc nequam ibid.

rpiTTOC piscator Kud. KXutom bucapxibnc vnl

AidpoXoc miles Asin. miles Mil. 1, 1, 14.*)

AivdKiov puer Stich. KoXXapoc nequam Trin. 4. AopbaXoc leno Pers. 3, 13.

'eTTiTVUJMOc vir Stich. KoXXuPickoc vilicus Poen.

'epfdciXoc parasitus Capt. Kpivoc nequam Trin. 4, 3. 13.

6u0uviKoc adulescens Cas. KuXivbpoc cocus Men.

greg. 3. AdppaH leno Rud.

euKXeiuv (euKXtuJv) senex Aul. AaMTrabtwv sorvusCist., Naov. 'Ht»ujv senex Capt. Phorm. Varr. 1. 1. p. 385 Sp.

Adelph. (cf. 'Ayuuv). AecpoviKOC adulescens Trin.

*) Vulgatur liibrida vox Cluninstaridysarchidos, quac debe-

tur Camerario. In Palatinis est clutumistaridisarchidM, nisi quod non continuantur syllabae: nec fere doteriores libri diserepant, nisi quod instar pro istar exhibout. Et ab initio quidem vix dubitandum quin KXuTO- fuerit; iu reliquas litteras eonvenire eoraplut a powont: (KXuTomceapvoi^ucapxi^nc, KXuTouucTUKi&ucapxioqct) KXu TouqcTOpihucapxionc, ut do KXuToun.CTUjp eogitctur, quemadiuotlum fuit TToXuMncTUjp.

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QVAESTIONES ONOMATOLOOICAE.

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AifJavoc servus Asin. AtTrdpujv rex Men. 2, 3, 59. Auboc paedagogus Bacch.

[fAtil. Varr. 1. 1. p. 367 Sp.j AuKUJvibric adulescens Aul. Aucit^Xtic adulescens Trin.

M€Tdbujpoc senex Aul. NUrapwvibric senex Trin. Mevapxoc medicus Capt. proL

20. 2, 2, 85. (An Mn.vap-

Xoc?)

Meccriviujv servus Men. MiKKOTpujfoc parasitus Stich.

1, 3, 88. MiXqpibiTTTrri serva Mil. MtXqnujv servus Poen. MicapYupibric danista Most.

3, 1, 41. 'OXuutuckoc Cas. 3, 0, 14. OXuuttiujv vilieus Cas. TTaiYViov puer Pers.; Capt.

5, 3, 7. TTaXaicTpiujv servus Mil. TTaXivoupoc servus Curc. TTauqnX ittttoc vir Stich.

rTcpiTrXeKTOuevric senex Mil. TTepiqpdvric senex Epid. TTictokXtipoc adulescens Bacch.

TTXaTaf ibujpoc iniles Curc.

3, 38. 00. 4, 4, 5. TTAeucibric adulescens Mil. TTXeucibiTTTTOc adulescens

Kud.

TToXToqpaf ujvibrjc railes

Poen. prol. 54. IToXupabiCKOC Plaut. Varr.

1. 1. p. 249 Sp. TToXuuaxaipOTrXatibric nii-

les Pseud. 4, 2, 31 sqq.*) TTu66biKOC servus Aul. TTupTOTroXiviKr|C railes Mil.

CaYapivoc servus Stich. CaTapiCTiuJV servus Pers. CaTTapiuJV servus Trin. 4, 4, 13.

CdTTnc> Sanga Hxa Eun. (Caupe"ac servus Asin. 1, 1,

72 sqq.: v. supra.) CKcXebpoc servus Mil. CKCTrapviuJV servus Kud. |CK€Trapvoc: v. supraj CrrdpaH servus Kud. 3, 2, 43. CTdXaTUOC servus Capt., Nao v.

Don. in Phorm. 1, 2, 24. Stalino senex Cas. ix CTdciuoc servus Trin. CTecpaviuJV servus Turpil.

Prisc. nietr. coni. 1320. Ctixoc servus cotfnominis fa-

bulae.

CTpaTtXa£ servus Truc. CTpaTiTTTTOKXfjc adulesceiis Epid.

CTpaToqpdvrjc miles Trnc. CTpopiXoc servus AuL CTupaS, Storax servus Ad.

i, i, i.

*) Vulgatur Pol ym.achacroplacidcs, quod non cxpcdio; I'o- lymacJmrroplc<li<li'8 vol.d.at Salmasius : und»' profccti TrAufu fonnani asciviuius.

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QVAKSTIONES ONOMATOLOGICAE.

CufKepacioc servus Poen. CupiCKOC servus Eun. 7, 4, 2. TouXoc servus Pers. Tpaviujv servus Most. TpaxaXiujv servus llud. ( T u v b a p o c , T y ndar n s sor-

vus Capt.) TuppaXtuJV, Turbalio ser-

vus Rud. 3, 2, 43. 5, 19. Oatbpouoc aduleseens Curc.

OavicKOC puer Most. OiXoXdxn^ aduleseons Most. OiXoTToXeuoc adulesc. Capt. <J>iXtujv senex Trin. XaipepouXoc(Chaerihulus)

adulescens Epid. XpucaXoc servus Bacch. VeuouXoc servus cognominis

fabulae. (Veubujv: v. supra.]

'AbeXqpdctov meretrix Poen. 'AkpottoXictic tidicina Epid.

3, 4, 67. 4, 1, 41. 'AKpoTeXeuTiov meretrix Mil. 'AXickti serva Cist. 'AuTreXtCKrj puella Rud. 'AvTepacTuXic meretrix Pocn. 'AvTKpiXn, nieretrix Ileaut.,

TurpU. Non. 281. 'ApTeuuJvn, uxor Asin. 'ApxoXic serva Truc. 2,5,20.

Andr. 1, 4, 1. 'AcTdqpiov serva Truc. Bpouia serva Amph. AeXqpiov meretrix Most. AopiTTTrn uxor Merc. 'CXeuctov serva Aul. 2, 5, 7. Cuvouta soror Aul. OeTTaXrj serva Amph. KavGdpa nutrix Eun., Epid.

4, 1, 41. Casina.

*) Vt dnbitari de Menarchus Belena nominis: quod lieet aut a Afjuvoc, quod etsi dutjc auctorera Xn.uv(cKo( formam.

KXeaipeTn. lena Asin. KpoKUJTiov serva Stich. An,uvoceXr|vr|iLemniseIene

meretrix Pers.*) MeXatvtc lena Cist M iXcpiCHTTTTr) serva Mil. Mocxic meretrix Afran. Non.

318.

Muctc serva Andr. NauciCTpdTri m atrona Ph onn. ZuctuXic meretrix Pseud. 1. 2, 70.

TTavriTopic uxor Stich. TTapoaXiCKri serva Cas. T7 a c i p o u X rj v i r A nd r . f>, 4 . 4 2. TTaciKouuni meretrix Merc. TTivdKtov uxor .Stich. TTXavn.ciov meretrix Cttrc. TTToXeuoKpaTeta sacerdos Uud.

CetXrivtov (CtXriviov) meretrix Cist.

potest, ita do veriloquio Lemni An,uvoc dncere, ut Accpo-, aut a non babet, tamen o so procreaut

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QVAESTIONKS ON*>MATOLOUICAE. 341

CKdqpn serva Most. 0tXr>,udTiov nieretrix Most.

Co(poK\ibiCKr) serva Pers. OiXrjvtov nieretrix Asin.

CiacpuXn serva Aul. (piXoKWuctciov meretrix Mil.

Ci€(pdviov serva Stich. ^tXicpa anus Heaut. 4, 1,41).

CTcqpavtCKibtov Stich.5,4,57. OiXujtiov lneretrix Hec. 1, Cujqppovti nutrix Eun. 2, 6. 7.

TeXecTtc filia Epid. 5, 1,30. Ooivikiov meretrix Pseud.

TcuEtudpxn mater Men. 5, (J>povr|Ciov meretrix Truc.

9, 71.*) Xpuciov meretrix Caecil. j>. 6 [Oatbpta filia Aul. 4, 7.J Speng.

Horutu (juae enuuieravimus nominuiu etsi (juacdam sunt, de quurunt vel notatione vel accentu non inutiliter posse quaeri intellegamus, tamen hic desistendutu esse existimamus, quud alio nunc muneris officium nos vocat.

Caput II.**)

1. Miuimedum exhaustus discijdiuae onoinatologieae m tons Plautinus (juid eum arte reelusus conferre ad entendandatu suj»jdendamve graininaticain possit, libet uno notabili exemjdo osteudere. (v>uod quouiam longiorem disjmtationeui nec poscit nec patitur, ne in nimiae brevitatis crimen j>rogrammatarius iucurrat, caussae j>rincipali quasdam secundarias soeiabimus eiusdeiu geueris affinitate comprehensas. Certis autem atque indubitatis ut aliquid e dubiosis et coniectariis j>raeludatur, j»ritnum cum recenti dolore coniuncta recordatio facit ut le- uouis uomen recolamus quod nuuc DORDALVS scribitur in Persa. Quod cum uos potttisse DOUPALVS esse dubitanter coniecissemus, de POiiDALO potius festive cogitabat, qui- cuiu de his nugis nuper sermo incidebat per commoratio-

*) Vulgatur Theusimarche: sed teuxinarce Pall., theabinarcac deteriores libri, thtii&imarce cd. princ. Ergo acriljendum Teuxiraar- chac. Factum nomcn a xeuEiuoc, ut ab dXKn.ciuoc et KdXXiuoc AXk>i ciMupxoc, KaXXiLiapxoc.

**) [Prooemium Indicis ncholarum aestivaruiu lionnenwium a. C1313CCCLVI iterum in jrahlicuin emissuni iu Trooemioruni Uonneu- *ium decade' (Beroiini a. CI310CCCLX1) n. V.]

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342 QVAE8TI0NKS QNOMATOLOOICAK.

nis Gaxtunensis opportunitatem longe aiuoeuissimam, F. G. Schneidewinus noster tide suavitateui aequans, bumanitate fidem, litteris humanitatein : quem quo minus praesagiebat auimus mox et familiaribus atque amicis et optimis studiia tam immaturo fato ereptum iri, eo nunc acerbiore luctu ca- rissimum caput prosequimur. havk pia atq candida

ANIMA SIT TIUI TKRRA LKVIS.

2. Paullo confidentius de servi nomine iudicamus, uude Trucnletiti nomen Plautina fabula traxit, Quod nemo facile credat STRATILAX fuisse, uti in antiquis libris uno solo loco exaratum est, in inscriptione scaenae primae actus tertii: uani et in insequentis scaenae et in actus secundi primae inserip- tione tantum TRVCVLENTVS Vetus codex exhibet, ceteri ne lioc quidem servarunt. Et prorsus convenienter Veteri codiei scaenae II actua II etiam Ambrosianus liber sola TKV- CVLENTVS ASTAPIIIVM nomina praemittit. Itaque cuin in promptu sit aut CrpdTuXXoc aut CrpaTuXoc, unde eouiico hyjiocorismo aut CrpaTuXXa£ fieret aut CrpaTuXa£: (juod genus uuiversum admirabili ut solet doctrina vir iucomparabilis Au- gustus Lobeckius complexus est Paralipomenon p. 125 sqq. et Pathologiue jirolegomenon p. 446 sqq.: tamen Strutullax au Stratulax nomine Truculentum suum esse poeta voluerit, ex ipsa fabula non upparet, ut in qua j)roj>rium servoli uomen nusquain hodie legatur. Sed tamen ut bacchiacae fonuae aliquauto j>lus tribuumus, comparatio epistulae Tullianae tacit quae est ad Atticum lib. XVI, 15, ubi nunc haec leguntur ,v § 3: fLcj»tae litterarum exemjilum tibi niisi: ex quo inibi videtur CTparuXXaS ille deiectus de gradu'. Ibi quidem euui niugnis eonatibus graecuin vocabulum Lambiuus cum Mala- spiua voluerit cTpaTrjXdTn,c scribi, crpaTr|Xa£ Fischerus Ani- madv. ad Welleri gramm. II p. 25, crpaTO(puXa£ in lexico grueco Schneidenis 8axo, hodie autem illum nimiruin apa- TuXXaKa fere interjireteutur inqieratomtlum, nec uotio ipsa apa- TiyfoO (uam is imjieratur est usitate locpientibus, poetis apa- TnXdTnc) quomodo huc quadret persj)ieimus, nec qui ad eam notionem crpaTOC vocabuli stirjis traducatur satis liquet. Itaque quod Dindorfius in Stejihani Thesauro t. VII j>. 855 fnec quicquanr inquit fhue jiertinet uomen servi Stratilax

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Q V A ESTION KS ONOM ATOLOO I CAE.

343

in Plauti Truculento', td vereor ne contra se habeat. Nam nisi multum fallimur, ipsain Plautinam personam in mente habuit Cicero eandemque Attico suo revocare in mentem voluit, tamquain vivo et tralaticio exeinplo usus sive homiuis truculenti simpliciter, sive eius qui e truculento et feroce in placidum atque coramodum mutatus esset: eam enim recor- dandum est condicionem esse servoli Plautini. Et ipsam cum Pseudulo Truculentum in deliciis sibi habitam ipse Cicero iu Catone maiore testatus est. Haec igitur si non carent probabilitate, non graeea vox, sed latinum Stratyllax no- mcn latet vel potius iam non latet in Medicei codicis scrip» tura stratillax, quae in eandem, quaiu 1'lauti Vetus codex exhibet, stratdax ibrniam transiit in priucipe exemplo Ko- mauo. Nam a Ciceronis quidem vel aetate vel usu nou est cur y litteram cuni aliqua necessitate abiudicemus iu eo no- inine quod saue 1'lautum aliter atque Stratullax scrij^sisse uegandam est.

3. Fossum alia addere vel ambigua vel obscura, velut rp d in eadem fabula adulescentis nomen, quod vulgo DI- NARCHVS scribitur, et nunieri constantissime respuunt et ipsorum tides libronun extra controversiaiu ponit DINIAK- CHV8 potius scribendum esse Beptem quideni exeuiplis hisce I, 2, 56. 92. 104. II, 4, 5. 7, 32. IV, 3, f)l. 4, 4:

Quae in nos illosque, ea omnia tibi dicis, Diniarche. IVpensse eam audiui. Obsecro tace, Diuiarche. Quid iaillV Nam tii quidem edepol uoster es etiam nunc, Diniarehe. Non des amicae, Diniarche, sauium.

Dic amabo, ubi DiniarclpistV Doiui. Dic, quae ad nie

mfserit,

()l> ea dona me illum amare omnium hoiiiinum pluruuium. Ihcin' an nonV Diniarchust, quoi illam prius desponderas. Ea dixit eum Dmiarchi puerum inuentum filium.

De qua forma, cuius }»aruni sane e.\pe<lita ratio, alio l(»co dicaui quid sit statuendum kot' €mt'iv ibtav, ut loquar cum Vranio.

4. Ad certa atque plana ut transeain, primum diu est cuni intellexi verum uomen Theodori Bergkii acumiue Mo-

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344 QVAESTIONES ONOM A T OLOG I C A E .

stellariae seui reddituiu esse THEOPROPIDI, qui THEVRO- PIDES per aliquot saecula ferebatur. Nam et niinis suspeeta v est 0eujpuj7Tibr|C forina de qua Lacbuiauuus eogitnverat, ct nimis apcrta quae ad akeram illaiu spectant librorum ve- stigia, coiuposita a nobis in praefatione Mostellariae p. XVI: nou uimis auteui refractaria baecbiaca niensura versus 78,4. Quem etsi aegre credani taleni fuisse qualeni nuper Bergkiu.s counuendavit: fHeus beus, Tbeupropides. TH. beui, quis bu nominat rue': concitatior est eniin geminata inclauiatio quain pro baesitabuudi Traniouis condicioue: tauien uou luinore profecto leuitate, acceutuuui auteiu suavitate aliquanto maiore ad numeroruni legem sic revoces uua cum proximo versiculo, queiu nou satis commode videmur olim tractasse:

Heus Tbeupropides. Tll. bem, ecquis bic nominat meV Tk. Ero seruos multimodis qui fidus unust.

Nec vel insolens latinum THEOPROPVS uomen, vel sine exemplo patronymica forma apud Graecos. lllud cuni in titulo musei Borbonici babes apud Mommsenuin luscr. Neap. 6997: DM || FELICI FRATIM || OPTIMO || THEOPUO- PVS || FEC1T, tum in tessera Florentina aiini ab u. c. 700, vitio.se publicata in Cardinalis Diploin. imper. p. 121 n. 178, emcndato (praesto est enim Iulii Friedlaenderi beneficio }mru- tum exempluin stanueum) in Gorii Inscr. ant. Etr. 1 p. 2tfy. TEOPUOPV FABI " SP A D VII K OC L-DOM AP claud. Ipsum autem OeuTTpoTnbn.c nomen e titulo Sinyr- naeo (ut videtur) Corp. inscr. gr. 3140 v. 28 petitum euiu similibus iaiu Car. Keilius coinposuit Spee. onomat, gr. p, 62.

5. Nibil ofTensionis iu Poenulo COLLYBISCVS uouieu vel potius COLLVBISCVS babiturum erat, ut a KoAAuftoc factum quod esse Actttov ti vouicuotiov vel ciboc cuTtAoOc vou.tcuctTOC veterum testimoniis grammaticoruni conskt, nisi aliorsum nos librorum mss. indicia vocarent. Et fatemluui est aliquanto aptius in danistaiu vel tarpezitam, boc est koX- AupicTr|v (in quo sat egerunt Attieistae), quaiu iu vibcuui istud cognomenti conventurum esse. Nam idem KoAAujJoc sive KoAAujtov vocabuluiu quod etiam ad eduliorum siguifiea- tionem traductum esse traditur Hesycbio auctore ct scboliasta

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(JVA KST I O N ES ( >NOM ATOLOGICA E

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Aristopbauis in Pluti v. 7b"8, id ad vitiosam consuetudinem aevi iuferioris referendum esse manifestum est: quando ve- teres in hoc genere solam KoXXapoi formam probarunt. Quos uncpouc dpTicKouc vel etboc dprou jaiKpou scholia in Pacis v. 1200 et Ranarum v. 507 interpretantur: ut mittamus ibidein coniiueinoratas interpretationes dprouc touc eotKOTac Tnv TrXd- civ toic KoXXdfJoic Tfjc KiOdpac et etboc TrXaKoGvToc TeTpaYUJVou et dpToi veoi €K TTupujv. Nam eosdem cpiod vetat ipujuiCKOuc in- tellegi et ucrdXouc potius kcu puTrapouc kcu* cpaiouc dprouc dicit Eustathius in Odyss. XVII, 222 p. 1817 et a KiXikioic non diversos, eius erroris fontem magna cum probabilitate Ca- saubonus aperuit iu Athenaei III p. 110 D} doctissimum archiepiscopum docens corrupto eodice epitomae deeeptum, in quo kiXikiujv scriptum esset pro koXXikiujv: id cjuod neg- lexerunt Thesauri Parisini editores t. IV p. 1747. Ab hac vi igitur KoXXaftoc voce COLLABVS servus dictus est Trinumnii v. 1021 consociatus cum CIMMNO: quae nomina apparet consimili lusu ad famelicos spectare panicellis contentos et micis frustulisve intentos: quando Kpijnva vocata sunt Td toic uAcpiToic €Mcp€p6|ieva Trjc TrecppuYMevnc KpiGnc M^rdXa, biaTrtcpeu-fOTa bnXovoTt rnv ev Trj muXu, KaTepfactav aKpipn Oaleuo iuterprete. 8i modo rectius Crimmis nomen e co- dicuui scriptura crinnus a 8ealigero et Guyeto eHectum ent ({iiaiu ab Godofredo Hermanno Crinus: quod illum dubito utruui a Kpivov repetiisse dicam, vocabulo ad tttujxoO signi- fieationein accummodato testibus Polluce VI, 107, Hcsychio, Suida, an a Md£nc specie <|uadam Kpivov voeata secundum eundem Hesychiuin et Athenaeuiu II l p. 114 7*1 Verum hoc cuicuimodi est, a KoXXapoc recte atcpie ordine ductum KoX- ^apicKoc nomen, nou KoXXupiacoc, vilico suo Plautuni fecisse in Poenulo, id vero librorum memoria fide dignoruui facile persuadet. Nam collubiscus vel colubiscus etsi est saue I, l, 42 proditum, et collijbiscum vel collibiscum ibid. v. 00: unde profectus COLLYBISCVM priinus invexit Taubmannus: ta- nien non tantum I, 3, G et III, 1, 55 collabisco vel colabisco servatum est, sed etiam in scaeuarum inscriptionibus actus III constauter COLLABI8CV8 apparet.

0. Per Trdpepya pergimus ad eprov, quod in eadem fa-

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346

QVAKSTK >NKS ONOMATOLOOICAE.

bula Plautina versari voluimus. Ibi eniin qui niiles habetur ANTHEiMONI DES, unde tandem dictus putabitur? cum nec ab dv6€u.ov qui sana ratione 'AvGeuujvibnc fiat perspiciatur, nec ea ipsa notione quicquam excogitari ineptius possit ad trucem iudolem militis gloriosi significandam. Illud igitur sive Aldi sive ut suspicor Angelii inventum, propagatum a Cainerario, quo conlidentius missum facimus, eo certior spes est fore ut veram nominis formam, obscuratam in- curia librarioruiu/ non obrutam, probabili coniectura recupe- remus. Et iu editionibus quidem veteribus noviciisque coili- eibus cum plerumque Antamenidcs scriptum sit, uuo illu quo in ipsa fabula nomen legitur loco, qui est V, 5, 43, ANTAMONIDES Ambrosianae membranae uua cum Veteri codice praestaut, antomencdcs Decurtatus, anthomoncdcs Va- ticanus: praeterea autem in personarum indice actus II ANTAMOINIDES Ambrosianus exhibet, ANTAMONEDES uterque Palatinus cum Vaticano: postremo in inscriptione scaeuae V actus V ANTAM .... superstes est in Auibro- siano, ANTAMOENIDES servatum in Veteri. Namque ut uno verbo dicam quod res est, non aliud iu vestigiis illis latuit nisi A n t a m o e n i d e s nomen, aequatque ea scrip- tura graecum nomen 'Avia^uvibric, quo mirifiee ad veritatem militis imago dvTau.uvojuevou designatur. Quodsi qui illud liat quaeritis, cari adulescentes, ut in oc diphthongum u vo- calis transeat, nolite ulla in hanc partem vi esse ea putare, quae affiuia specie, reapse alienissima sunt: velut quod Boeo- toruni ilialecto aliquotiens oi est iu u mutatum, quode dili- geus imprimis grainmaticus H. L. Ahrens noster dixit de dial. Aeol. p. 11)1: vel quod pervulgari non librariorum tan- tuiu sed lapidariorum quoque errore cuiu eaedem litterae illae tum oc et y pcrinutatae sunt, cuius rei reconditiora exempla vuquaedain exprompsit Valesius in Harpocrat. v. TTTOidbujpoc: vel quod paucorum quorundam nominum fortasse dupliccm fonuam iani autiquitas novit ut 'AvbpoiTac 'Avbpurac, quotl genus Oar. Keilius jierstrinxit Anal. ej^igr. et onoinat. p. H33, quamquaiu certam fidem nec alia habeut et omnium miui- mam I7oi6ioi pro TTuGioi expulsumque nuper a Meinekio e Stephano p. 302 Kdpoia pro Kapua: vel quod cognuto cuni

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QVAE8TIOXK8 OXOMATOLOGICAK. 347

hoc genere iibusu postera Latinorura consuetudo iu graeco 'Afpoinoc noniine (quocura 'Aypoitcic conferendum) probavit Aynjtius scripturani, teste ipso Agroetio apud 1'utsehium p. 2265: vel denique quod a pristina oc vel oi diphthon*£> ad u vocaleni ipsa latinitas descendit in locdus mocrus mocnus cocra poenio ocnus et similibus. Eteniiu quod huc solura per- tinet et tanquain ad aiuussira quadrat praeter cetera, illud est, quod dedita opera et certae doctrinae lege sciinus u vocalem, quo propriara ipsorum Graecorum pronuntiationem imitaren- tur, latinos magistros non u vel i littera, sed oc diphtliougo expriiui 'iussisse: hoc est eam vocaleui, cuius iucunditateiu Quinctilianus XII, 10, 27 negabat ulla littera latina ex- aequari. Testis eius doctrinae Maxiiuus Victorinus p. 1D45: 'litterae peregrinae suut z et yy quae |peregrinae| pro])ter graeca quaedaiu assuraptae sunt ut llylas zcphyrns: quae si iion essent, Hoclas et sdcphocrus dicerunius': ubi sdcphocrus pro eo quod vulgatur dcphcrus multo coniidentius ampleeten- dum quani a Conr. Leop. Schneidero gramm. I, 1 p. 377 sq. factuiu est. Et in ipsis quidem Ilylas zcphyrus vocibus reapse usitataiu illara per oc scripturara unquara fuisse aut puto non voluit dicere grararaaticus aut certe uon debuit: quod contra ad longam u vocalein revera accoiuraodatara esse paucis, sed eis non dubiis exemplia credeudum. Nani priiuum vix dubium ipsum illud Antaraoenides habendum. Quo etiam gravius praesto est non in seholae umbra deli- tescens, sed publico commuuique usu iulustre Moesia no- iueu, quo coustat Tfjv ev Trj GupujTrn Muciav dictam: quoruui nouiiuura rautuara ratioueui illara sua spoute intellegitur non iufringi eo quod et Mysia haud raro a latiuis vel scriptori- ous vel librariis provincia Europaea dicta est et ad Asiae regioneiu Mocsia scriptura saltera a librariis translata talibus exemplis qualia Munckerus congessit in Uygini fab. Oi) et Dukerus in Flori IV, 12, 13: quibus Perizonius addi potest Aniiuadv. hist. p. 447 ed. Harl. Quae cuin ita sint, iam licebit a mendosae scripturae suspitione Grouoviaua (Observ. IV, 15 p. 701 sq. Platn. ) tertiuiu exeinphiui vindicare, quod est Siculae urbis noraen MuXai, producta vocali versui ira- missuni a Silio XIV, 202 (^Subsidiuin infidura fugieutibus

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1

348 QVAESTIONES ONOMATOLOOICAE.

aequora Mylae'), ad illani autem analogiaui tbruiatum apud Servium Danielis in Aeu. VIII, 682: fnain (Agrippa) et Sex. Pompeium apuil Moelas ipse devicit'.

7. Reeuperatam et ratiociuandi probabilitate satis ut opiuor iirmatam Antamoenides Formam non est taineu cur continuo ab ipsa Plauti manu repetamus. Nam hunc non brevein tantum u vocalem ut in Surus suinbolo, sed in suco- phanta Lusitilcs et parilibus etiam longain constauter u lit- viii tera extulisse euin librorum memoria suadet ut crcdamus, e quibus ne tenuissimum quidem vestigium meinini quod non aut ad u aut ad \j vel i scripturam spectet, tum de aliquot vocabulis, in his de Musia Donatus in Hceyrae I, 2, -8, ipsi veteres grammatici testautur, tuin fortiore etiaui argumeuto ea rrapovouaciac exeiupla persuadeut quae alibi insignivimus in Bacchiduni v. 120. 362:

Nou omnis aetas, Lude, ludo conuenit. Facietque extemplo Crucisalum me ex Crusalo.

Nee epigraphica monumenta saeculi ab u. c. septimi aliam iu partem ulli iudicio suut. Itaque prorsus non haberemus, utrum ad Accii aut Lucilii auctoritatem an ad Sullauam ae- tatem an ad iinperatoruiu tempora illam oc scripturam cuiu aliqua probabilitate referreiuus, nisi tamen aliquid iu eam quaestiouein lucis e Moexorum mentione redundaret. Quos qui hac nomiuis forma priinus quod nunc sciamus dixerit, nec Strabu est nec libro CXXXIV Livius, scd a Strabone coinineLuuratus Pusidouius Khodius, quem constat sub ipsuiu initium saeculi uctavi Romam venisse. Nam etsi a Strabouis usu et notitia Moicoi formain prorsus esse abiudicaudam Bern- hardyus in Diunysii Pericg. v. 322 censuit, rationem tameu aegre perspicias, cur uon potuerit ille suae aetatis consuetu- dinem Uoinanain, ubi res ferret, cum Craeca componere: iu qua sententia video etiam Meinekium es.se Vindic. Strab. p. 84. Itaque cum a lib. VII p. 205 verbis interpolationis suspitio umuis prucul habenda sit, modo recte distinguatur oratio in hunc modum: o\ toivuv '€XXnv€C touc tc TtTac 0paKac urrc- Xdupavov (ujkouv b* l(p* CKaTtpa tou "lcTpou kou outoi kgu oi Mucoi, GpcjKtc 6vTtc kcu auToi) kcu oOc vOv Moicouc KaXoO-

QVAE8TIONE8 ONOMATOLOGICAE.

840

civ: tum ne carero quidem Moicujv appellationc vel iii his possumus VII p. koi vOv oikoOciv auToOi 01 Moicoi Ka-

Xouucvoi, njoi Kai tujv rrpoTepov outuu KaXouuevwv, tv be tt) 'Ariq Mucujv u€Tovofjac0evTUJV, f| . . . . tujv ev Trj OpaKr) Mucujv KaAouuevuJV TipOTepov, vel in illis lib. XII p. f>42 init.: eipn,- Tai b' oti Kai auTOi 01 Mucoi Opoocujv dTtoiKOi eici tujv vOv XeYopevujv Moicujv. Quae si ita sunt, nihil est cur de veritate eius emendatiouis dubitetur, quam verbis lib. VII p. 296 Coraes atlhibuit: beiv oe (XeYet 6 TToceibujvioc) ev tuj Tpiocai- beKOTUJ YP«cpeiv dvTi toO «Mucujv t' dYX^MaxuJV» «Moicujv t' orfXtuaxujv>: nisi qui forte Ktictujv t' drfXCMttXwv in Hiatlis XIII versu 5 probare cum Heynio animum induxerit. Ergo Moesia forraam iam Fosidonius novit: unde intellegitur id genus iam septimo ab u. c. saeculo invaluisso, eodeinque probabiliter eonicitur cum aliis multis, quae ab ij>so poeta profecta non sunt, etiam Antamocnidcs scripturam in IMauti exemplaria intrasse.

Verum satis est nugarum, quaniquain in gonere non in- fructuoso nugarum.

[E praefatione Decadis: 'Quae p. III [342) sq. de Stratulhx vel (quod haud scio an praestet) Stratntax nomine disserui eorum summam Fleckeisenus me monuit a Hergkio occupatam esse in Diar. antiq. stud. a. 1848 j). 112G: id quod oblitus eram. P, VI [340 1 sqq. exjdicatam 0 iuiXoO et latinae oc diphthongi congruentiaiu exemi>loruin multitudine e codicum mss. memoria j>etitorum Ribbeckius in Fleek- eiseni Annal. t. LXXVI (1857) j>. 316 sqq. confirniavit: qui- bus adde ab Iahnio commemorata Act. soc. Sax. a. 1857 p. 204 sq., item a Vahleno Anal. Non. j>. 37 adn.'J

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QVAKSTIONES ONOMATOLOOICAE

3.

DONATUS

QEBER PERSONENNAMEN BEl DEN KOMIKEUN.

I Donatus ad Adelphon I, 1, 1. Nomina personarum, in comoediis duntaxat, habere de- bent rationem et etyniologiam. etenim absurdum est comi- cum aperte argumenta confiugere: uel nomen personae in- congruum dare, uel officium quod sit a nomine diuersum.

r. hinc scruus fidelis Parmeno: infidelis uel Syrus uel Geta: miles Traso uel Polemon: iuuenis Pamphilus: matrona Myr- rina: et puer uel ab odore Storax uel a lutlo et a gesticu- latione Circus: et item similia, in quibus summum poetae uitium est, si quid e contrario repugnans diuersumque pro-

io tulerit, uisi per dvritppaciv ioculariter nomen inponit, ut Mi- sargyrides in Plauto dicitur trapezita. et fere hoc modo apud alios a poetis nomina coniponuntur describenda per dvTitppa- civ, quod designat Storax.

v. 1 comediia A (i. e. cod. 1'aris. lat. 7020 m&nhran. sacc. XI) J) (i. c. codex Drcsdcnsis, mcmhr.-clwrtac. Elector. 539 h , Reg. J). 101 sacc. XV). comedia Ji (i. c. cod. Paris. lat. 7021 chartac. sacc. XV) C (i. e. codcx Lcidcnsis Voss. 186 mcmhr. sacc. XV) dum taxant C 2 ra|rationem A ekoeraologian A. ethymologijft Ji. ethi-

mologiam CJ) H confringat; NOm A. confringe ut noiu B. confrin-

i

gere uel nomen CD persone B. psene C 4 qd A a otn.

A noe A diusum A 6 uel Syrus uel] rursus A sinw 0 post Gcta add. uel CD 6 traso AJiCD polemS A.

pahmton JiCD post Pamphilus add. uel D mirrena A. mir-

rina JiCI) 7 et ab odore B. et abdore C. abedone D nel a

ludo] ut aliqud A. et a ludo CD a ante gosticulatione om. Cl) 8 cirtus A. cirus B. cirieus C. cyricus J) item om. C 9 in-

itium A post repugnans add. contrarium BCD diuerstini pcr- tulerit D 10 antifrasim D. antiphrasim C. antrifasim B. antioti- pation A ioculariter usque ad per dvdcppaciv (u. 12) om. B

nomen inponit (imponit D) ioculariter Cl) misar gyrides A. mi-

sargirides C. insargiridcs J) 11 rapezita AD. rapesita C fere o

apud alios hoc m A 12 describenda transponit post dvrJ^poctv A

ii

anthiphrasim C. antiphrasim D 13 qd designat A [num per

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QVAESTIONES OXOMATOLOGICAE.

351

II Donatus ad Antlriae I, 3, 21. Semper nomina comicorum seruorum aut a nationibus sunt indita, ut Mysis, Syrus, aut ex accidentibus, ut Lesbia uelut ebriosa, a Lesbo iusula, quae ferax est suauissimi can- didissiniiquc uini, aut a moribus et uernilitate, ut Pseudulufl, aut ex negotio, ut Cbrysalus, aut ex qualitate corporis, ut Thylacus, aut ex spccie formae, ut Pinacium.

dvruppactv deseribcndo quod dcsignat rcstituendum et hacc vcrba post trsL\H%zit& transponenda, sed Storax male iteratum lemma delendum? C. \Y.\ 1 autcni oxld. post semper cdit. 2 misis BCI) sirus C. synis

u

D utilcs. ina A 3 uelit A. nclut om. 1) quae est ferax cdit.

4 aut amoribus AC. aut moribus B. aut ab amoribus J) pae- dulus B. pscendulus I) 5 negocio CJ) chrisalns A. tusasalu.s

li. crisis salus C. crisalus J) cx om. J) 0 chilacus A. thilatus JiC. tylacus I) cxpecie fome B pinatd) 7/. pinatium CI)

ex pene add. D.

XI

De M. Terentii Varronis disciplinarnm libris

comnientarius.*)

Capvt i.

§ l.

i Emditionem prope omncm et ad humanitatem iniorma- tionem nemo nescit iis Baeculis, quae consnevimus medii aevi nomine coruprebemlere, septem libcralium artiuin orbe coartatam esse. De quibus potissiiua testimonia baec

*) [EdituH programmatc aoademico Bonnensi a. 1845 t*ic inscripto: ' Natalicia Augustissimi Regis Friderici Guilelmi IIII .... d. XV Oct. a. CIOIOCCCXXXXV concclebranda indicit F. K. Insunt Quae^tiones Varronianae'. tfibliopolae traditns prodiit in publicum, inscriptioue sic mutata: fDe M. Terentii Varronis disciplinaruni libris commentarius F. KV et praemissa hac epistula: rFridericus Uitscheliua inclutac litterarnni academiac Borussicae 6ociis claasi historicae et philologicao ascripti* s. Quod ad Vos, viri gravissimi, hanc quam nubieci opellam mlbi, id po*t- quam licere mihi Vcstra auctoritas iussit, cum opportune facere tuni debere et Vestrae gratiae et meo officio visus Bum. Nam cum nupei aniplisHimae societati Vestrae me esse cpistularum commercio iunctnni voluissetis, et si quid huberem quo augeri optimae litterae viderentur, id ut Vobiscum communicarem auctorea mihi exstitisseti»: quid migia esse const ntaneum potuit quam et Vos exHpectare tam honoritico indi<io nt saltem voluntatis prompta significatione non indiguuiu me prae- Btarem, ct me grati pro tam luculenta benevoleutia animi testificandi imputienter occaaionem captare? Igitur aequi bonique quaeso consulite quod Vobis, viri praestantissimi, levidense muuusculum obtuli: quod ?i nulla alia virtute commendabitur, haud scio an aliquam a Vobis gra- tiam ipea sit argumenti opportunitate initurum: qnando non iniucnn- dum tuerit tamquam incunabula earum artiuin respicere, quae iam adultao cuiu tanta litteratae Kuropae laudc Vcstra pracclara operi

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DE M. VARRONIS DI8CIPLINARVM LIBRIS. 353

sunt, quae infra posuimus quod eorum cortuin volumus in disputatione nostra usum esse. Exordimur ab Isidoro Orig. I c. 2: Disciplinae libcralium artium scptcm sunt. prima grammatica i. c. loquendi pcritia. sccunda rlictorica . . . tertia (Uakctica cognomento togica . . . quarta arithmetica quae continct numerorum caussas ct divisiones. quinta musica quac in car- minibus cantibusquc consistit. scxta geomctrica quac mcnsuras tlimcnsioncsque eomplectitnr. septima astronomia quae continet kgem astrorum. Ab Isidoro aliqua ex parte discrepat uno eirciter saeculo maior Cassiodorus eo libro quem dc artibus et disciptinis liberalium titterarum scripsit; sic eniui ille vol. II p. 258 b ed. Garett. in praefatione: dicendumque prins est (k arte grammatica, quae est videlicet origo et fundamentum

liberalium litterarum sccundo de artc rhetarica . . .

krtio de logica quae dialcctica nuncupatur . . . quarto dc ma- thematica quae quattuor eomplcctitur disciplinas, id cst arith- mtticam, geometrieam, musicam ct astronomicam. Eundem autem hanc quadripartitam descriptionem nec Isidorus igno- * rat, immo sequitur in libro III, ubi ad ipsam explicationem disciplinarum mathematicarum accedit: matliemaiiea . . . cuius sitecies sunt quattuor, id est arithmctiea, musica, gcomefriea, astronomia: quocum congruit ipsis Originum libris praemissa ad Braulionem episcopum epistula VI. Nisi quod priore loco illo in quibusdam libris inverso ordine ante musicam geome- trica et commemoratur et tractatur, prorsus id quidem Cas- siodori exemplo. Vulgarem tamen ordinem servat etiam Boetius initio librorum de arithmetica. Rursum autem paullo ante Cassiodorum in novem Marciani Capellae libris easdem artes hoc ordine pertractatas reperimus a lib. III ad IX: grammaticam, diateeticam, rhetorieam, geomctriam , arith- mcticam, astronomiam, musicam. Postremo commernorandus utroque prior Augustinus, his ille verbis de suis studiis ex- ponens Retractat. I c. 6: Per idem tempus quo Mcdiolani fui

liberalique cura illustrantur, coniunctis autcm Veitris illustriumquo collegarum VeBtrorum academicorum conailiis etiam eonsoci;ttionein illarn tuentnr ipHiua antiquitatis exemplo nobilitatam, qua v<lut uniu.H membra corporis pridem copulari sunt solitae. Vub te. Scribebam Bonnae vi. Kal. Quiutil. a. cioucccxxxxv.' C. W.J

n. UTBCUBI.II OPVHCVLA III. 23

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DE M. VARRONIS

baptismum (a. 387) pcrccptimis, ctiam disciplinarum libros conatus sum scribcrc .... pcr corporalia cupicns ad incorfKh ralia quibusdam qttasi passibus ccrtis vcl pcrtenirc vcl dnccrc. sed carum solum de grammatica librum absolvere potui, qum postca de armario nostro perdidi, et dc musica sex vciumma: .... inchoaveram quippc tantummodo istam apud Mediolanum disciplinam. de aliis vcro quinquc discijdinis illic similitw hi~ choatis, dc dialcctica, de rhctorica, dc gconwtrica, de arithmctica, de philosophia, sola princijiia rcmanscrunt, quae tanicn ctiani ipsa pcrdidimus: scd liabcri ab atiquibus cxistimo. Vides astro- uomiae loco prodire philosophiam: sive id Augustinus fecit arbitratu suo eique consilio convenienter quo ad incorporalw ]>crvcnirc pcr corporalia vellet, sive illius aetate nondum om- nino invaluerat certis finibus circumscriptae dtKUKXiou irm- beiac consuetudo. Idque ita esse magis etiam apparere ex eiusdem Augustini lib. II de ordine cap. 35 sqq. videtur, ubi disciplinarum (vel studiorum libcraliorum et disciplinarum c. 38) omnium inventricem et rectricem esse rationem demonstra- turus proficiscitur a grammatica, cui disciplinae accedere hi- s storiam (c. 37), pergit deinde ad dialccticam et rhctoricam, his iungit musicam simul orationis versuumque numcros com- plexani, desinit in gcomctrica et astrotogia: in eis autem disci- plinis omnibus regnare numcros dicit.

§ 2-

1. Vltra autem Augustini tempora nerao quod scianius progressus est anquirendo, si forte vestigia indagari posseut artium illarum liberalium communi societatis vinculo iaui vetustioribus saeculis coniunctarum. Nara Quintilianum con- stat sane institutionis oratoriae lib. I c. 10 strictim persefjiii orbcm illum doctrinae, qudm Graeci iyxvxhov naidfiav vocanl, idque ita instituere ut grammaticam, quae complectitur etiam cmtrrationem histariarum (1, 9, 18), excipiat musicc et gcotnctrid liaec auteni priraum divisa esse in nnmcros ct formas (I, 10, 35), paullo autem post 4G) se totkrc ad rationcm usqm mundi dicatur: quorum apparet hanc vim esse, ut unius «lis- ciplinae et nomine et ambitu comprehendantur aritlmieticd. geometria et astronomia (sive ut ipse ait II, 18, 1 astrohjia):

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DISCIPUNARVM LIBRIS.

355

quemadmoduru etiam Cassiodorus Variar. II 1, 52 de gcomctria loquitur qnac tantum dc caelcstlbus dispiitct. Sed tameu his fatendum est et dialecticam practermissani esse (nam in rhe- torica quidem explicanda totus est scriptor), nec vel singil- latim discretas vel certo numero definitas reliquas. Idemque in Graecorum eos philosophos cadit, qui de artibus libera- libus, utiles an inutiles essent et a philosophia segregandae, magna saepe cum contentione quaesierunt: e quorum dispu- tationibus quaenam cognoscantur dYKOKXia ua9n.uaTa vcl ttoi- beuuaTa, hic exponere longum est: neque enim id agiinus ut litterarum apud veteres historiam pertexamus, et satis in hoc genere Wowerius, Vossius, Meinersius, alii elaborarunt. E Homanis autom hominibus aliquanto diligentius quam Quintilianus singulas attigit Seneca epistula 88, qua de IHhi- ralilms studiis disserens (unde factum ut in quibusdam codd. ot seorsum collocata et de scptem libcralibus artibus inscripta sit) grammaticam , (jcomctriam, musicam, arithmcticam et eam * artem perstringit quae caclestium notitia continetur. Vides et plene et distincte (promiscuo enim disputandi ordine in sin- gulis percensendis utitur) ne hunc quidem liberales discipli- nas, quales insecutis saeculis communi consensu tractari so- litae sunt, descripsisse in certumque orbem coegisse. Et tamen id ipsum magno ante Quintilianum Scnecamque inter- vallo pridem factum erat longe luculentissimo eius viri ex- emplo, cuius praeclara industria et prorsus incomparabilis eruditio nihil vel humanarum vel divinarum rerum non atti- git, immo ingenii sui lumine non collustravit: M. Terentii Varronis. Cuius rei memoriam temporum iniquitate haud paullum obscuratam, hodie autem propemodum intermortuam, eo nunc studiosius operam dabimus ut quantum fieri possit redintegremus, quo persuasius habemus eis, quoruni supra testimonia composuimus, scriptoribus ipsum Varronem non exigua ex parte auctorem et exemplum exstitisse suarum de liberalibus artibus disputationum.

2. Praestitit autem illud M. Varro editis novem dis- riplinarum libris, quorum ne coniectura quidem a quo- quam significari argumentum meminimus. De quibus cora- muni testimonio Cassiodorus c. 3 p. 53G b et Isidorus II

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DE M. VARRONIS

c. 23 sic: diatccticatn ct rhehrieam Varro in novem discipli- narutn libris tali similitudinc definivit : didlcetica cf rhctorica cxt quod in manu hominis pugnus astrietus ct palma distcnsa: itla vcrba contrahcns, ista distendens, Ipsuin autem libri in- dicem ne quis ita interpretetur, ut item septenario uumero deiinitas disciplinas Varronem putet novem libris explicasse, quorum uno potuerit communitcr dc omnibus loqui, quemad- modura fecit praemisso antiquitatibus rerum humanarum libro teste Augustino de civ. dei VI, 3: statim subicimus Vitrimi vorba, e quibus certissime intellegitur singulas singulis libris disciplinas distributas osse, lib. VII praef. 14: Fufidius enhu mirmn dc his rcbus prhnus instituit cdcrc volumcti: tiem Ternt- tius Varro dc novcm disciplinis, unum dc architectura: V. 5 Septimius duo. Vt in ipsius primi libri prooeinio coniplexus esse, quae ad genus universum spectarent, videatur. Quale illud est apud Cassiodoruni p. 528 b: scirc autetn debcmus. sieut Varro dicit, ntilitatis aticuius caussa omniutn artium tX- stitissc prineipia: et haud dubie alia complura non norainato auctore vel a Cassiodoro vel ab Isidoro atque etiam a Mar- ciano Capella exposita, qualia tamen ut in coniectura posita in praesenti praetermittimus omnia.

§ 3.

1. Singulorum autem librorum arguinenta, indaganttbon praesto haec sunt partim aperta testimonia }>artim non am- bigua vestigia, per eadem illa potissimum scripta haud parvo numero sparsa. Ac de dialectica et rhetorica iam vidimus antea. Et dialeeticae quidem auctorem Varronem aperto opertorum Verborum artiticio etiam Marcianus IV p. % ed. Grot. prodidit, illani ipsam prodeuntem faciens et sic exor- dientem: Ni Varronis mci intcr Ixitialrs alorias cetebtaU miht eruditio industriaqnc suppcUrct, posscm fctnina Doricac tiatiow* apud Tiomulcae vocis cxamina aut admodum rudis aut satis barbara rcpcriri. quippc post Ptatonis aurcum ftumcn atquf ArishUlicam facuttatcm M. Terentii prima tnc in tatinam tY/- cetn pcllexit industria ac fandi possibititatctn pcr scliotas Auso nias comjtaravit. Ad eum de dialectica librum pertinet for- tasse Gellii quaedam raemoria XVI, 8: cum in discijMnas

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DI8CIPLIM*ARVM LIHRIS. 357

dialccticas induci atquc imbui vcllemus, 7tcccssus fuit adirc atquc coijnoscere quas vocant dialcctici eiaaycoyag. tum, quia in primo ji£Qt rfj-tofmrcai/ disccndum, quac 31. Varro alias profata, alias proloquia appcllat e. q. s. Proloquia ubi appellaverit, ipse paullo post nos certiores fecit Gellius, in libro de lingua latina ad Ciceronem quarto et vicesiino; unde in promptu est ex ipso dialecticae libro alterum nomen profata repetere.

2. Ad rhetoricam autem dubitari potest num Priscia- nus spectet lib. IX p. 872 P. (408 Kr.): Varro tamcn ctiam udolui protulU in III IUietoricorum: 'postquam adolucrit haec iuvcntus9. Nam Khetoricorum libri Varronifl si exstiterunt g unquam, quod esse veri simile negainus, diversi fuerunt a compeudiaria illa expositione. Ac proclivis est de librario- rum vitio suspitio: quando in Nonii codicibus non modo dc rc publica et de rc p. r. et de rcrum natura libri sola scriben- tium vel legentium oscitantia positi sunt pro rei rusticae libris, sed manifesto errore ipsorum adeo Rhctoricorum lib. XX ter (p. 59, 2. 92, 10. 14) commemoratus pro Ilcrum huma- narum lib. XX, id quod a Scaligero Popmaque eo certius intellectum est, quo probabilius ad eundem Iler. hum. librum consimili errore orti et rei publicac lib. XX (p. 101, 7) et dc re rustica lib. XX (p. 519, 22) referuntur. Quamquam ut libere quod sentimus fateamur, licet profecto illud /// Rhe~ toricorum ita tutari, ut male Priscianus in hanc partem inter- pretatus esse credatur Bisciplinarum libnirn III dc rhetorica, qua citandi forma percommode uti vetustior aliquis gram- maticus potuerat, si modo ante rhetoricam, non post eam ut Ciissiodorus Isidorusque, dialecticam Varro tractaverat. Id autem ipsum prorsus credibile est non tantum propter Au- «nistini Marciauique, antiquiorum et locupletiorum testium, exemplum secundo loco dialecticam collocautiiim, sed magis etiam idcirco quod a contrarii ordinis auctoribus Cassiodoro et Isidoro ipsius Varronis de utraque arte verba, quae supra Iiosuimus, ita produntur ut rhetoricam praecedat dialectica. Ceteruni percommode cum Prisciani extunplo comparari illud potest, quod de lingua latina libri sat multis grammaticorum locis ita commemorantur, ut afteratur Varro dc Utujua latina (i<l Ciceronem (vel simplicius etiam Varro ad Ciccronem) ad-

358

DK M. VARliONIS

iecto eo libri numero qui ad opus universuui xxiv libris eomprehensuin spectat, tametsi quattuor ab initio libri minime Bunt ad Ciceronem scripti.

§4.

Primum autem locum res ipsa loquitur grammaticae Varronem cum reliquis auctoribus omnibus tribuisse. Quo 7 libro facile perspicitur illum tamquam quibustlam lineameutis eam artem aduinbrasse, quam uberius cum in xxiv de lingua latina libris, tum eis libris persecutus est quos de lingua la- tina vel potius de sewwne latino ad Marcellum scripsit Xec desunt Varronianae doctrinae certae apud posteriores disci- plinarum scriptores notae. Isidorus enim I c. 3 primordia ait (jrammaticae artis litterae communes existunt, quas librarii ct calculatorcs scquuntur. quarum disciplina velut quacdam grammaticae artis infantia cst, unde ct cam Varro litterationtm vocat. Quocum conferendi Augustinus de ord. II, 35: nata est illa librariorum ct calcuhnum professio velut quacdam gram- maiicae infantia, quam Varro litterationeni vocat: graecc autem quomodo appeUeturt non satis in praesentia recolo; Marcianus III p. 50, ubi verba faciens Grammatica hinc inquit milti Romulus litteraturae nomen adscripsit, quamvis infantcm m Utterationcm volucrit nuncuparc, sicut apud Graecos ypaajwm- otixri primitus vocitabar;. Asper Putscbii p. 1725: quam (graui- maticam) Tercntius ctiam Varro primum ut adhue rudcm ai>- pcllatam cssc dicit lUtcraturam ; Marius Victorinus eiusdeui p. 2451 (Gaisf. Metr. p. 2): ut Varroni placet, ars gramma- tica, quae a nobis litteratura dicitur, scientiu cst corum quae a poctis, historicis oratoribusque dicuntur cx partc maiorc. citis praccipua officia sunt quattuor, ut ipsi placet, scribcre, lcgere, intcllcgere, probare.*) Atque haec omnia etsi suapte uatura talia sunt, qualia potuerint etiam in alterutris dc lingua la- tina libris tractari, tamen omnis de singulari conmientario dubitatio planissimo testimonio removetur, quod e Gn. Cor-

*) Iii alio igitur libro haec posita fuit eiusdem Varronis partitio ad graccorum exemplum magiatrorum couformata: grammntici offkia, ut asscrit Varro, comtant in partibus quaituor, lcctionc, ettarratione, cmcndatione, iudicio. Testatur Diomedea II p. 421.

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DISCIPMNARVM LIBRIS

359

nuto Cassiodorus excerpsit cap. 1 de orthographia p. 576 b (p. 2286, 3 P.): Praeterea in libro quetn de gramtnatica Varro scripsit, cum de litteris dissercrct, itetn [vulgo ita\ h inter Utteras tton esse disputavit, quod multo minus tnirutn, » quam quod x quoque litteram essc negat: in quo quid viderit nondum deprchendi. ipsius verba suhiciam: Uitterarum partim snnt ct dicuntur, ut a ct h: partim dicuntur ct tuyn sunt, ut h et x. partim sunt neque dicuntur, ut qp

§ 5.

Non minus certis, sed longe pluribus testimoniis de geo- metria constat. Primum Cassiodori de art. et disc. c. 6 p. 560 b: mundi quoque fujuratn curiosissimus Varro longae rotunditati in geometriae volumine comparaeit, formatn ipsius dd ovi sitnilitudinetn trahens, quod in latitudine quidan rotun- dum, scd in longitudine prohatur oblotigutn. Deinde Marciani VI p. 190: deniquc si Marcum Terentium paucosquc Itomulcos tmpias constdares, nullus prorsus erit, cuius ista (geometria) Umen intrarit. Praeterea Schneiderus in Vitruv. VII praef. (k (jeomctria ait lihrum ad M. Coclium Bufum scriptum laudat Iul. FrotUinus de limitihus agrorum; in commentatione autera de Varr. vita et scr. p. 234 adeo lihros IX Disciplinarum ad M. Coelium Rufum scrij)tos memorare cum aliis Vitruvium 1. ss. dicit, quod ei Fabricius praeierat Bibl. lat, I p. 125 Eru.*) Horum omnium nihil verum est. Nam apud Frontinum qui- dem p. 38 ed. Goes. haec tantum exstant: txam ager arcifinius, sicut ait Varro, ah arccndis hostihus est appellatus. Sed inde l |>. 235 per aliquot paginas perscriptum est caput groma- ticum de casis litterarum hoc praemisso indice: INCIPIT LIBER MAIiCI BARONIS DE GEOMETRIA AD liVFVM YELICITER, additis in margine his: al. SILBIVM. itcm al. HVFVM SILVIVM. Eoque spectat Ausonii Popmae anno- tatio p. 298 ed. Bip.: Huius (de geometria) lihri fragmcntum vetustissimum Latigohardicis (i. e. quadratis de certa loquendi 9 consuetudine illius aetatis) exaratutn nohis communicavit vir

*) Tcrtio modo fallit libros IX Disciphnarum ad M. CocUum Rufum scriptos memorarc Gelliwn X, 1 dicens ann. in Vitr. 1. s. b.

•)(><) DE M. VAKIIOXIS

doctus summaque humanitatc pracditus Ioanncs Arcerius, «rf ita mutilum et corruptum ut nihil, sane non multum inUrsit aut omnino jwriissc aut ita lacerum superfuisse. sic autem iw- scribitur: M. BABIWNIS LIBELLVS 1)E GEOMETHIA AD BVFVM SILVIVM. tum sequitur: . . . sequitur initiuin uon leviter diserepans a Goesiano exemplo. Suiuma autem dili- gentia neutro loco Arceriani codicis inscriptionem exhiberi nunc intellectam est F. Bluinii nostri in Mus. llhen. iur. VII p. 191 sq. narratione, qui hunc indicem testatur: Incipit liber Marci Barronis de gcomctria ad rufum fcliciter silbium. Aj>- paret igitur soli sive Popmae sive alius coniecturae eique satis incertae deberi M. Caelii Kufi nomen, clarissimi viri, de cuius rebus praeter alios Meyerus Orat. Kom. fragui. p. 458 sqq. ed. nov. et Orellius Onom. Tull. II p. 113 wjq. exjjosuerunt. Vt ad eum Kufum parum caute Meyerus qo<f que iu Cic. Brut. 79, 273 et Ellendtius hist eloqu. p. 127 ed. nov. Varronianum librum rettulerint sine ulla dubitationis significatione, corruat autem etiam temporum computatio Schneideri, quam his Disciplinarum libris adhibuit. Silvium sane Komanum hominem novimus nullum, e SiUis autem nullum Kufum. Contra P. Suillius (quod nomen non raro in codd. scribitur Suilius) Kufus praesto est consul a. u. 797, de quo Pliuius N. II. VII c. 4 et Tacitus Ann. lib. XI. XII. XIII: cuius quidni avus potuit aequalis essc VarronisV Quain- quain tali quidem coniecturae non habemus qui maiorem prubabilitatem aliunde conciliemus. Ille tamen Kufus qui- cunque fuit, huic inscriptum de geometria librum Varrouis etiam in re gromatica versatum esse non minus certum &t> quam non esse Varrouis quae ei tribuuutur in illa agriuien- sorum congerie. Immo casu intcrcidisse, quae e Varroue excerpta essent, procsus credibile est, relictaiu autem iuscrip- tionem cum alienis coaluisse. Idque cum ipsius Arccriani codicis rationes persuadent, in quo inscriptio illa ultiuiuni locuiu integri quaternionis (XI) tenet, de casis autem exjn» io sitio in summo quaternionc XII incipit, tum confirmat apo- graphum lenense, quod eandeni inscriptionem longc alio loco eoque item ineptissimo, inter medias Frontini de wloniis uV putationes (j). 117 G.) exhibet. Quo accedit, quod ne in Va-

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msnrMNAKVM libris.

361

ticiino quidcm apograpbo ea de qua agimus inscriptio et de easis expositio coniunctae sunt. Quaruui rerum testis Blu- uiius p. 191 sq. 193 et 195.

Non aliura nisi de georaetria librura Boetius qui fertur significat eo comraentariolo qui inscribitur de gcomctria: cuins quae vera ratio sit, eiysdem demum Bluraii diligentia pate- factuin est p. 228 sqq. 235 sqq. En verba personati Boetii p. 1234 ed. Bas. a. 1546: Xos tamcn, qitae dc numcris a Ni- comacho diffusius disputata sunt, vcl a Varronc dc mcnsuris ostensa sunt, modcrata brcvitatc collegimus. Vnde profectus nescio an eodeni recte baec referain Priseiani VIII p. 818l\ (403 Kr.): infit, cuius Varro in mcnsuralibus primam })onit per- sonam iufio. Et liabent bic quidam codices Varro in mcn- snris. Multum fallitur Oeblerus Varr. Sat. p. 66 logistoricum fuisse dc mensuris iuscriptum coniciens.

§ 6.

1. De astrologia quoque aperte testatur Cassiodorus c. 6 p. 560 a: stotus stcllantm cst quod Gracci ornQty^ov vocant: qnin, dum stclla scmpcr moveatur, attamcn in aliquibus locis starc videtur. nam et Varro libro qucm dc astrotogia con- scripsit, stcllam commcnwrat ab stando dictam. Eam autem Yocabuli notationem et Isidorus suscepit III c. 59 et 60, et vero Marcianus quoque VIII p. 275 ima, et is quidem qucn- dam JUnnanorum antestans non pcr omnia ignarum sibi: quem nemo non videt ipsum Varronera dici. Quo Marciani de se ijrao testiraonio profecto non mediocris fidcs ei coniecturae additur, qua illuui Varrone aliqua ex parte usum esse iam supra significabamus. Ceterum ignants mei, quod editur, vix scripsit Marcianus, sed mihi: caussa erroris compendiura scriptiouis fuit m.

2. De musica testimouiura quidera non exstat, sed aperta satis siguiticatio fit eiusdem verbis Cassiodori c. 5 u p. 557 b: quoniam hgpcrtgdius tonus omnium acutissimus scjrtcm tonis pracccdit hyperdorium omnium gravissimum. in quibus, ut Varro mcminit, tantac utilitalis virtus ostcnsa cst, ttt c.rcitatos animos scdaret. ijisas quoque 1/cstias ncc non ct scrpentcs, voitt-

- aiquc dctphinas ad audttum snae modntationis attrahcret.

362

DE M. VARRONIS

Ivursum autem in Musica quoque Varrone Marcianus utitur IX p. 314, ubi inter plurinia alia lniranda, quibus victrix vis niusicae artis apparuerit fama hominum, hoc memorat: nonne ipsws vctustatis persuasione compertiim, m Lydia nympliarum (vulgo lympharum) insidas dici, quas etiam rcccntior asserentmm Varro se vidisse tcstatur: quae in mcdium stagnum a contincnti proccdcntcs cantu tibiarum primo in circulum motac, dchinc ad Utora rcvcrtuntur.. Quibus sane per se spectatis uon ineptus etiam in geographicis locus. Sed cf. praeterea § 10 et 14.

§ 7.

Paullo impeditior de arithmetica quaestio est: tametsi de novem disciplinarum libris agens Fabricius 1. s. s. cx his iuquit librum dc arithmctica adhuc mpcrstitcm sc vidissc Bomae apud Laurentium Strozzium Cardinalem tcstatus cst Vcrtranm Maurus in Varronis vita*) De quo unusquisque existimet 12 arbitratu suo: nobis incomperta res. Nec multum tribuerini Agrimensorum eis codicibus, quos tertia classe a se compre- hensos Blumius p. 210 testatur Varroncm de arithtmtica, non de geometria coinmemorare. Sed de numeris librum Varronis Fabricius scribit a Censorino (de d. nat.) c. 2 allegari. Xihil est sane, cur. hoc indice commentarium de arithmetica nege- mus similiter posse denotari atque liber geometriae breviter dictus est dc mcnsuris. Verum in Censorini verba id cadit minime: ibi enim quod Varro commemoratur in eo libro ati titulus est Atticus et cst de numeris, is quidem fuit unus e libris lo^istoricis, et ut videtur ne vere quidem dc numcris inscriptus, sed dc muncribus potius: de quo alibi [infra p. 405J dictuiu. Item hinc segregandus Rufinus p. 2720 P. 398 Gaisf. in eis

*) De vita Varronis a Mauro ecripta nec nota res nec crodibili»- : ut aliquid tcmere mit>cuiB8C Fabriciuin suspicor [sed videas Mus. Khen. n. 8. vol. VI p. 505 adn. *J. A quo aliquantum discrepat Ausoniu* Popma in Bibliotheca Varroniana p, 497 ed. Lugd. B. a. 1601: de arithmctica lib. I, quem manu descriptum hodie quoque superatitcm et Jiomac in bibhothccis adservatum vidissc testatur M. Vcrtranius [J Alciatus hoc amjrtius sc editurum pollicctur, quod tamen cralo iuris vilis professione, in qua maxime excelluit, et graviorum discipUtuirum studiis impcditus non pracstitit. E quibus verbis indiligenter conflatis- aliquem M. Vertranium Alciatum finxit Ochlerus Satir. p. 10.

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DISCIPLINARVM L1BRI8.

3G3

scriptoribus, qui de numcris latine scripserint, referens etiam Varronera: quem locum § 13 tractabimus. Contra imprimis huc facit Incertus de grammatica, quem Augustinum ferunt, p. 2008 P., ubi adverbiorum nunleralium in uih et in o ex- euutium discrimen sic explicatur: secundo autem ad ordincm perthtet, secundum ad numerum: ut puta cum dicof sccundo facttts est consul, pertinet ut dixi ad ordincm, quod prhno alter facttis sit ct sic altcr secundo. cum autcm dicimus secundum cohsuI vel tertium vel quartum vcl quintum vcl scxtum, ad nth merum pcrtinct, quod sexies fuerit constd. . . . Hoc Varro distinxit in libris numerorum. Erratum est Jibris pro libro: Disciplinaruni autem certum librum cogitari, quo de numeris Varro egisset, luculenter demonstrare licet collato Gellio X, 1, cui sua debet Nonius p. 435: Vcrba M. Varronis ex libro Disciplinarum quinto haec sunt: aliud cst quarto practorem ficri ct quartumf quod quarto locum adsignificat ac trcs antc factos, qmrtum tcmpus adsignificat et tcr antc factum. igitur Ennius recte quod scrijisit 'Quintus patcr quartum ftt consuV, ct Pam- peius timide quod in theatro, nc adscriberct 'consul tcrtium9 aut Uertio', extrcmas littcras non scrijmt. Quodsi haec ab ipsius artis arithmeticae vel notione vel usu satis aliena dixeris, scire veliin, in quain aliam artem disciplinanive (si ab ipsa grainraatica recesseris) eadem aptius et cum maiore necessi- 13 tatis specie conveniant? Iieputandum est enim eum esse Varronem, qui in quovis genere grammaticum agat praeter cetera. Itaque variis numerorum notionibus quae indita es- sent vocabula, non incuriose eum in libro de arithmetica docuisse, alio quoque exernplo probari conicimus, quod est apud Priscianum de fig. nuin. p. 1356 P. 401 Kr.: duo asscs, (Itussis, dujxmdius, trcssis} quadrassis, dectissis, viccssis, triccssis, qttadragessis , quinquagessis , scxeigcssis, sc^Uuagcssis , octogcssis, notiagcssis, ccntussis, post qucm numcrum tcste Varrone non componuntur cum asse numcri. Ne illa quidem a tali tracta- tione arithmeticae abhorrere videntur, quae e Varrone Gel- Ims III, 14 excerpsit de discrimine dimidius et dimidiatus vocabulorum. Nam ab ipso Gellio tractatos esse Discipli- narum librps aliis quoque docuiuentis infra patetiet. Falsum est autem, quod placuit Barthio Adversar. VI, G, ex arith-

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DE M. VARRONIS

nietica Varronis hausta e.sse haec Favonii Eulogii in Soran. Scip. p. 407 Orell.: ad hunc numerum cubicum, ut Varroui placct, lunaris cursus congruit rcvolutio, quac in XXVII dicbus omnc tanti sidcris lumcn exltaurit. Quae unusquisque sua sponte intellegit locum etiam in astrologia habere potuisse, habuisse autem in geometria intelleget qui §17 a nobis dis- putata perlegerit. Krahnero igitur cave assentiare ad Heb- doinadum librum primum illa referenti comm. de Varr. anti- quit. p. 9. Quo libro, tamquam prooemio ipsis Imaginibus breviculisque earum explauationibus praeinisso, etsi de nu- ineris multa et cxquisite et frigidiuscule congesta esse e Gellii III, 10 apparet, tamen ad unum haec omnia septenarium numerum spectabant: cuius etsi aliquotiens apud Eulogium paullo ante mentio tit, tamen ipsa illa, quibus Varronis auctoritatem adhibuit, verba ad septenarium numerum nullo modo pertinent. Ceterum de arithmetica cf. etiam § 11. 13.

§ 8.

u 1. Septein disciplinarum indicia persecuti sumus: restaut duae quae in septem artium orbem novicia consuetudine tini- tarum uon sunt rece])tae. Earum unam fuisse architectu- ram (quae Quintiliano II, 21, 8 est architcctonicc) Vitruvius testatur. Cuius scriptoris quod muliis locis impressa Varro- niani sermouis et ingenii vestigia agnovisse sibi visus est Schueiderus ann. in VII praef., id etsi non potuimus dedita opera quale sit inquirere, tamen multum veremur ne leviore similitudine et quae longe alias caussas aliamque vim habeat, quam vera aftinitate nitatur.

2. Nonam autem disciplinaiii quatu putabimus esseV Non mirer si quis de ipsa phihsophia cogitet motus Au#i stini exemplo 1), apud quem magnam fuisse Varronis auctoritatem constat. Et scripsisse sane Varronem librum dc p1iiloso2)hia extra dubitationem positum est: e quo ampllUD idque satis memorabile fragmentum exstat lib. XIX de civit. dei c. 1. 2 et 3. Inter quem librum eiusdemque Varronis dc forma philosophiac sccumlum, e quo Charisiua 1 p, 79 cop jyarim fcminino gcncrc aftert, perobscuium est quae ratio iutercesserit. Schueideri enim comm. de vita et scr. p. 232

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DISdPLTKARYM LTHRI8.

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sententiae, de foruia philosopbiae fuisse secundum librorum de philosophia, diligentis in hoc geuere obstat Augustini auctoritas, qui de libro, non de libris loquitur. Cf. infra§ll.

Prorsus autem hinc alienum csse apparet a Nonio p. 171. 192. 316 proditum titulum Varro Periplu lib. II tcsqI tpiko- Co(ptccg (sic enim ubique scribendura): quam satiram esse cum e duplici iuseriptionc tum e graeco indice tum ex im- mistis versiculis perspectum est.*) Potuit autem Periplus ille, ut exemplo utar, ita bipertitus esse ut, quemadmodum ifi altera pars Ttepi qpiXocoqpiac, ita prior esset sive ncpi icropiac sive Trepi TToXiTeiac vcl ttoXitiktic. [n tale certe argumentum duo libri I fragmcnta quadrant Nonii p. . 192 et 316: in hac civitatc agros colunt harenosos; praeter hos fluit amnis quam olim Albulam dicunt vocitatam: et: in hac civitate tum re- gnabat Dionysius, honio ganulus ct accr. Nisi forte vcra per

*) Vide Oehlerum Varr. Sat. p. 61, versnuni tameu fictorem non victorem. Scribe :

Ac multa ainbrosia ac nectar, non alia, sardae, Pauis, rre iiuii. lueuns, cibu' qui purissimu' multo est. Ceterum unua est graecus index libri Varroniani, quo quid fiat difticile dictu est. Nam nec ad satiram videtur apectare posse quod exstat apud Charisium II p. 170: Varro in tcrtio ntpl ja(>axr//p<ov, nisi qui- dem de tripertita adeo 8atira cogites, nec de doctrinae studiis disputa- tiones suas Varro unquam graeco indice appellavit, ne ita quidem ut oum latino sociaret. Id si semel factum esse coucedatur, sat commode hnc conveniat Varroniani libri index de proprietate scriptorum apud Nonium p. 334: quo non inepte refrras e Gellii VII, 14 haec: vera autem tt propria huiusce modi formarum txtmpla in latina lingua M. Varro me dicit ubertatis Pacuvium, gracilitatis Lucilium, mediocritatis Teren- tium: idque eo sane probabilius, quod ipso capitia initio de tribus di- cendi generibus verba faciens Gellius graeco xaPaKTnP€C nomine usus erat. (^uamquam talium proforendorum quam varia potuerit esse op- portunitas, gravi documento sunt valde afiinia exempla haec: ijjtfi? nulhs aiiin servare convenit quam Titinio, Tcrentio, Attae, na&i] vero Trabea, Atilius, Caecilius facih moverant (de quo vid. Parerg. Plaut. I p. 194): in argumentis Caccilius poscit pahnam, in ethesin Terentius, in ser- monibus Plautus:^ quorum illud e Ub. V de latino sermone (ad Mar- cellum) affert Charisius II p. 215, hoc e satira quae inseribitur Par- nteno Nonius p. 374. Permire autem Popma p.496 tu|>i x"lHlKTMPU)v libros eosdem tsse conicit cum illis de formulin rerborum, quos se

scripturum Varro polliceatur libro nono ad Cicer m li <■

p. 563 Sp.

366

DE M. VARRONIS

varias tcrras peregrinatio, pcriplus dicta simplicitor, et oppo- nebatur et coniparabatur tamquam itineri cuidam per philo- sophiam eiusque varias regiones facto. Praeterea locos pbilosophicos tractatos esse in Antiquitatium prooemiis ipse Varro testatur apud Ciceronem Academ. I, 2: de qua re sub- tiliter disputavit Krahnerus 1. s. s. p. 14 sq. Sed praeterhos ic sive tres sive quattuor locos de philosophia Varronem, hac quidem inscriptione usum, etiam in Disciplinarum libris dedita opera exposuisse, non tantum probari nequit, sed confidentis- sime neganduin est.

§ 0.

Circumspicientibus enim nobis, quae potuerit in reliqua- rum artium societatem ascita esse disciplina, et tanquam sua sponte se offert et hunc locum firmitcr tuetur medicina. Eam non semel reperimus in ipsis liberalibus artibus ha- bitam, ut Senecae epist. 95, 9: adiec nune, qitod artes quoijuc pteracquc, immo ex omnibus libcralissimae , habent decreta $ua, non tantum praccqrta, sicut medicina. QuidV quod iam C. Iulius Caesar una coniunxit omncs nmlicinam Jlomac profcs*)* ct libcralium artium doetorcs, quos civitate donaret teste Sue- tonio c. 42. Nolo enim ad posteriora saecula descenderc, quibus mcdicos vel archiatros cum (/rammaticis, oratoribus, pkif losophiae praecq)toribns , magistris vel professoribus litterarum, artium libcralium jyrofessoribus iunxerunt Theodosiani codicis leges XIII, 3, 1. 3. 16sq.: de quibus temporibus dixerunt Gaup- pius noster comm. dc professoribus et medicis eorumque privi- legiis Vratislaviae a. 1827 cdita et Baehrius diss. de litterarum universitate Constantinopoli V p. Chr. n. saec. condita (Heidel- bergae a. 1835) p, 8 sq. Cum ipsa autem architectura nie- dicinam Cicero composuit de offic. I, 42: quilnus autcm artibus aut prudeutia maior incst aut non medioeris utilitas quacritur, ut mcdicina, ut arehitcctura e. q. s.: itcm Cassiodorus Variar. III, 52: gcomctriam . . . CJialdaei primum invenissc memorantur, qui rationem ipsius diseiplinae aencraliter colligentcs ct in astro- nomichi rebus ct in musieis ct in mcehanicis et in arehifcet\on\icis et ad mcdicinam ct ad artem logisticam . . . aptgm essc docnc- runt. Sed his tamen lcvioribus sane indiciis noli nostram de tractata a Varrone medicina sententiam superstructaui

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DISCIPLINARVM LTP.RIS.

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putare. Quam quidem gemina argumentatione hac commu- niinus. Primum enim si reputaveris quae ratio inter Varro- n nem et Mareianum Capellam intcrcedat, ut qui dialecticae auctorem Varronem commemoret in suo de dialectica libro, item geometriae in suo de geonietria, praeterea eundem de stclla vocis origine sequatur in astronomia: facilis erit de Mareiani IX p. 302 verbis coniectura, quibus. plurimum in hac caussa tribuimus. Postquam enim coram Iove deorum- que coetu sex Artes prodierunt, prius quam suas partes sep- tima agit, superutn patcr, qui probandarum numcrus supercssct, cjquirit. cui Delius (verba sunt Marciani) Medicinam suggerit Architectonicamquc in praeparatis assistcrc. scd quoniam his mortalium rentm cura tcrrenonimquc sollertia cst, ncc cum netherc quicquam habcnt sujyerisquc confinc: non incowjruc. ac si fastidio respuantur, in senatu caclico rcticebunt, ab ipsa dc- inccps virgine explorandae discussius. una vcro, quae potissima caeli siderumquc diicctior est, cxaminis huius tam favorc quam voiuptatc disquiretur tuisquc conspcctibus non jwterit sine scclcrc ridttari (h. e. Musica). Horum igitur cum haec vis sit, ut excludi a Marciano duae artes cum reliquis septem alias comprehensae dicantur: quando illarum alteram ab ipso Varrone comprehensam in confesso est, ad eundem Var- ronem medicinae spectare meutionem haud profecto obscura significatio fit. Absque quo esset, cur illas ipsas disciplinas Marcianus praeter ceteras commemoraretV cur non agricul- turara, quam suis Artium libris novimus Celsum complexum esse? cur non pingendi sculpendive artesV Firmatur autem sententia nostra altero argumento, quod petimus e gemina Nonii memoria, p. 135: luscitiosi, qni ad lucernam non rident tt uvaiteg vocantur a Graccis. Varro Disciplinarum tib. VIII: vesperi non viderc, quos appcllant luscitiosos*); et p. 551: portulaca. Varro Disciplinarum (Disciplinac codd.) Ub. VIII:

*) Pergitur apud Nonium sic: Idem Andabatis: edcpol idcm caccus, non luscitiosus cst. Mirer si prope eadem verba Varronis Plautique communia sint. Quapronter nescio an haec lacunosa int et sic inRtau- randa: Idem Andabatis: [* * 1'lautus Militc alorioso:] cdcpol \tu qu\idcm caccus, non luscitiosus cs. Habeutur enim baec Mil. II, 3, 61. Ceterum Imciosus formam tacite sustuli.

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DE M. VARRONIS

mandueala portulaca cito tottit, ubi aliquid exeidit eorum qnae manducata porcilaca sanari Plinius tradidit N. H. XX, 20, 81, velut ulcera (oris), tumorcm (gingivaruni), dolorcs (dentiuni) et quae sunt reliqua: sitim Lipsius et Popma inseruerunl Non esse casu factum apparet, quod ex uno eodemque libro ad morbos et medicamenta spectantia fragmenta duo profe- runtur: immo eo ipso libro tractatani esse medicinani vix potest dubitari. Eamque rem gravius etiam similium multi- tudo fragmentorum persuadet, quae composita habes § 21. Et usus est Varronianis etiam Isidorus in ea parte Originum, quae continuo excipiens mathematicas disciplinas est de me- dicina, IV, 8, 13: auruginem vcro Varro appeUari ait a colore auri; et 11, 4: cst cnim pila vas coneavum et medicorum aptum usui, in quo proprie ptisanae fieri ct pigmenta confici (vulgo concidi) solent. Varro autctn rcfert ct Pilumnum qum- dam in Italia fuisse, qui pinscndi praebuit artcin: nndc d Pi- lumni cxdtorcs pistores*) ab hoc igitur pilum ct pila inmiia (vulg. inventam), quibwt far pinsitur, ct cx cius nominc ita ap- petlata. Quamquam haec non intercedemus saue si quis ali- unde derivare malet, velut ex libris de vita populi Romani collatis Nonio p. 528 et Servio in Aen. X, 76.

§ 10.

1. Sequitur ut, quo ordine novem quas explorasse vi- demur disciplinas Varro disposuerit, quaeratur: quae res noo paucas habet dubitationes. Ac duo certa sunt quiuto loco 19 tractatam esse arithineticam, octavo medicinam; vix minus certum tertium hoc, ut primus, secundus, tertius liber dicati esse grammaticae, dialecticae, rhetoricae credendi siut: de quo ordine cf. § 3. Nam quod (iellii X, 1 in quibusdam exemplaribus legitur cs libro Disci2)1inarum quarto pro quinto, id a solo Stephano invectum esse contra codices mss. Gro- novius testatur. Quodsi ad reliquas transgressus id agas, ut

*) Sic correxiniua haec: unde et pilumni et pistores. collato Servio in Aen. IX, 4: Pilumnus vero pinsendi frumenti (usum invenit), undt et a pistoribus colitur. ab ipso etiam pilum ilictum est. Paullo ante pinsetuli pracbuit nrtem e cotld. recepimua pro pinsendis jtraefuit ams. quod a Popnia in hordcis mutatnm est.

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DISCIPLINARVH LIBRIS

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cum quattuor matheniaticis, quadrivii nouiine postea conexis, tamquam cognatam iungas architecturani, frustra elaboraveris: quando quattuor tantum artibus locus datus est inter tertium et oetavum librum. Mathematicas autem illas quattuor ut iam a Varrone continuatas existimemus, non potest non sua- dere Isidori, Boetii, Cassiodori, Marciani ipsiusque ut videtur Quintiliani consensus. Vt cum hac de caussa tum propter Marciani de se ipso testimonium architecturam veri sit simile ultimum locum obtinuisse: nam et magis profecto consenta- neum est ab eo, qui intueretur Varronis exemplum, resectas esse extremas quam medias quasdam, et eodem adeo ordine Marcianus a se praetermissas commemorat medicinam et architecturam, non architecturam et medicinam. Nec certe, si paenultimus locus tributus erat medicinae, hanc contendi potest aptius vel a musica vel ab astrologia quam ab archi- tectura excipi. Quod autem ad ipsarum mathematicarum inter sese ordinera attinet, sine certa sede omnium maxime vagari musicam videmus. Quam reliquis postposuit Marcia- nus, praemiserunt Quintilianus ct Augustinus, mediam inter geometriam et arithmeticam posuit Seneca, inter arithmeti- cam et geometriam Boethius et Isidorus, utrique subiecerunt idem Isidorus altero loco cum Cassiodoro. Ex his rationibus minimam fidem habent mediae, quibus divelluntur geometria et arithmetica. Quibus etsi haudquaquam incommode prae- ponitur musica utpote grammaticae et humanae linguae no- tioni valde affinis, tamen in Varronem quidem is ordo ita tantum cadere possit, ut simul geometriam praecedat arith- wetica quippe quinto libro tractata. ld autem ipsum non sine confidentia pronuntiamus carere probabilitate. Nain quan- tumvis in hoc genere inter se discrepent artium auctores, in 20 uua re non promiscue discedunt, sed saeculorum ordinem ipso dissensu servant constantissime. Posterioris vel infimae aetatis sunt, qui priorem esse arithmeticam voluerunt, Cas- siodorus, Boetius, Isidorus: a geometria ordiuntur, qui ad aieliora saecula propius accedunt, Marcianus, Augustinus, Seneca.*) Ergo post rhetoricam geometria et arithmetica

*) De bac differentia aic Cassiodorus c. 4 p. 553 a : ticriptorcs sae- cularium Htterarum inter disciplinas mathematicas primam omnium

*"k UlTiMHKLII OI-VSCVLA III. 24

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DE M. VAHRONIS

collocatis unum coutroversuin hoc restat, quo has ordine musica et astrologia exceperint. Quae res etsi est sane an- cipitis ratiocinationis, tauien quoniam praeter reliquos serip tores unus e Varrone Marcianus pependit, ex huius quam ex aliorum exemplo tutior poterit etiam de harum disciplinarum sedibus coniectura fieri. Nullam autem rationem vel ha- buimus vel habendam concedimus unius testinionii, quo vi- detur sane omnis quem proposuimus disciplinarum ordo everti. Est id Acronis in Horatii Art. poet. 203 haec annotantis: Varro ait in tertio Disciplinarum et ad Marcrllum dc lingua latina quatiuor foraminum fuisse tibias apud antiquos, ct se ipsum ait in tcmplo Marsyac vidissc tibias quattuor forammum. Non posse his in alia disciplina nisi in musica locum fuisse, haud gravate unusquisque concesserit, iis praesertira collatis quae § 14 afferentur: nemo autem, qui ei disciplinae tertius dicari liber potuerit, ulla puto ratione expediet: quando nec quomodo divellere rhetoricam et dialecticam, nec quem locum 2i divulsae alterutri tribuere qui saperet potuerit> vel perspici- mus vel aliqua coniectura assequimur. Aut igitur mendum est in numero, aut pertinet qui scriptus est numerus ad al- terum testimonium: tcrtio ad Marccllum dc lingua latina: ex- trusit autem libro vel libris. Certe non alienius a tertio ad Marcellum illud est quod de tibiis traditur quam quod apud Nonium p. 318 de epicroco communi viris cum mulieribus vestimento.

2. Quodsi id sequimur quod, licet demonstrari nequeat argumentandi necessitate, tamen a probabilitate proximo intervallo absit, nescio an universa Varroniani operis dispo- sitio haec fuerit, ut ageretur

arithmdicam esse voluerunt proptcrca quod musica et gcometria et astro-

nomia, quae sequuntur, indujent arithmetica: arithmetica vero

ut sit, neque musica neque geometria neque astranomia egere cognoscitur. VeriBaimum hoc, sed ut tamen nec uno nec tribuB ante saeculis intel- lectum vel intellectia obtemperatum esso exempla clament: pertinax enim humani errroriB natura et vis diutina. Quare quid est tandem, cur in illis scriptoribus saecularibus non posse non fuisse ipsum Var- ronem contendas? Quem suo qnodam modo multum diverso de mutua disciplinarum affinitate ratiocinari potuisse facile ex iis conicias, qui- bus quam late voluerit geometriae vim patere intellegitur.

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DISCIPLINARVM LIHRIS.

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libro I

de grammatica

II JII IV

de dialectica de rhetorica de geometria

V de arithmetica

VI de astrologia

VII de musica

VIIT de medicina

IX de architectura.

Satis nunc existimari de Ausonii Popmae iudicio poterit, qui Bibliothecae Varronianae p. 497 Disciplinarum inquit libri VIII, in quibus fuit varia et cx omni disciplinarum gcncre delibata doctrina; nam hac quae appellantur artcs sive disciplinae liberales seorsim ab hoc opere libros singulares habuerunt. De quo prorsus fefellit Popmam opinio. Qui quae ( praeterea commode affert e Claudiani Mamerti episcopi ad Sidonium Apollinarem libro II de statu animae verba, ea non dubito potiore ex parte ad ipsos Disciplinarum libros referre. Sunt autem haec cap. 8 p. 440 ed. Galland. Ven.: M. Varro sui saectdi peritissimus ct teste Tullio omnium sine dubitatione doc- tissimus, quid in musicis, quid in arithmeticis , quid in geome- trieis, quid in q>iloao(pov^(v(ov libris divina quadam disputa- a tione contcndit , nisi ut a visibilibus ad invisibUia, a localibus ad illocalia, a corporcis ad incorporea miris aeternae artis modis abstrahat animum e. q. s. Gratum nobis fecit Claudianus, quod de musica deque arithmetica libros Varronianos, testi- moniorum fide magis quam reliquos destitutos, sibi cognitos non ambigue significat. qnXococpouuevo: autem fortasse librum de dialectica dixit, ita ut libris ad priora omnia pertineat: nam Isidorus quoque ipsi de dialectica disputationi integrum caput inseruit de definitione philosophiae II, 24, ad quod adi- tum his verbis parat: solent autem philosophi} antcquam ad isagogen veniant cxponendam, definitionem philosophiae ostcndere, quo facilius ea quae ad eam pertincnt demonstrcntur. Nisi forte post musiea, arithmetica, geometrica, genere neutro elata, transiit Claudianus ad qnXococpouucvujv libros argumenti pro-

24*

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DE M. VAKRONIS

pinquitate finitiinos, voluminibus prorsus ab illis discretos, cogitavitque sive de philosophicis disputationibus quibuslibet per plurini08 commentarios Varronis sparsis, sive, quod lu- bentius ainplector, de iis libris quorum secundus erat de forma philosophiac y vel de his unaque de libro singulari illo quem inscripserat dc philosophia. Cf. § 8. Vides quam multi- plicem explicatum episcopi Viennensis ea verba habeant, e quibus, qui inconsultius agat, facile alterum argumentuui petat (alterum quidem ex Augustini exeinplo), quo ut nonaiu octo aliis discipliuis philosophiam a Varrone iunctam esse probet.

Capvt II. § 12.

23 1. Circumspiciendum nunc est, si forte ex aliis frag- nientis, quae ad Discipliuarum libros sola coniectura pruba- biliter referantur, etiam certiorem speciem singularum artiuiu a M. Terentio pertractatarum menti nostrae informare liceat.

Ac de grammatica diro^aTiKr) omnis disputatio nostra, non KOTacpaTiKn, er^. Nam cum de grammatica librum Var- rouis in Cornuti verbis indagaverimus apud Cassiodorum de orthographia p. 2286 P., tamen quae praeterea ex eodeni Cornuto Cassiodorus afifert Varronis dicta sine certi libri indicio, ea cave ad eundem de grammatica commentariuui ilico referas. Ab illis enim quae supra perscripsimus haec excij)iuntur Cornuti verba p. 2285, 35: h sicut in quacstume cst littcra sit necnc, sic mmquam dubitandum cst secundo loco a quacunquc consonante poni dcbcrc. quod solus Yarro dubitot: imlt enim auetoritate sua cfficcrc, ut h prius ponatur ea littcra quae aspirationem conferat, ct eo magis hoc tentat persuadere, quod vocalibus quoque dicat anteponi ut hcrcs, hircus. scd Yar- ronem pradcrit consonantem ideo sceundo loco h recipcrcy qiiod non possit aspirationem nisi ante vocales habere (vulgo q. n. p. ante aspirationem nisi vocales habere). itaque ct ante et post, si h tittcra cuicunque tali non adiungatur (vulgo tali adiungatur), non sonabit. haec cnim natura vocalium cst ut, sive ante sive

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DISCIPLINARVM LIBRIS

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past sc haltcant h, quoquo gcixerc cnuntiationcm non impediant. His igitur si illa continuantur: practcrca in Uhro qucm de grammatica Varro scrijisit c. q. s., ipsa profecto recte cogi- tandi ratio evincit, ut ex alio, non ex eodera Varronis libro haec atque superiora expromi credantur. Quodsi quis de Iibri8 linguae latinae cogitet, quorum primo tractari talia potuerint: etsi hoc demonstrari nequit non factum csse, u tamen non levibus indiciis quibusdam in longe aliam viam duci videmur.

2. Spectant enim et illa et alia complura testimonia Varroniana, et ea qnidem ab orthographiae potissimum auc- toribus prodita, nd eam partem grammaticae quae est de litteris deque recte scribendorum verborum ratione. Eaque caussa fuisse videtur, cur lihros dc orthographia Varroni Meyerus in Cic. Brut. 28, 107 tribueret: nullo id quidem idoneo argumento, sed pedisequo Ellendtio p. 369 ed. nov. Quos vix credi potest a vitiosa apud Priscianum III p. 122 Kr. scriptura Varro in orthographia profectos esse, quam iam Putschius p. 609 mutaverat in chorographia , rectius etiam Wuellnerus dc Varr. Atac. p. 24, cui Merkelius assentitur prolus. ad Ovidii Ibin p. 361, videtur in cosmographia mutasse. Cf. Krehlii annot. vol. I p. 276. Sed ad illud genus haec per- tinent eiusdem Prisciani I p. 556 P. 37 Kr,, ex antiquissimis codicibus redintegrata a Spengelio praef. Varr. p. 7: quod ostcndit Varro in primo dc originc linguae latinae his verbis: *ut Im scribit, quinta ct viccsima cst (qu. vic. est Sp.) littcra quam agma vocant, cuius forma nulla et vox communis cst Graecis ct iMtinis, ut his verhis: aggulus, aggcns, agguilla, ig- gerunt. in huiusctmodi Gracci ct Accius nostcr hina gg scrihunt, alii n et g.9 Ergo, Priscianum si sequimur, de litteris Varro exposuit libris de origino linguae latinae. Non igno- raraus a Varronianis criticis Priscianum existimari ipsum de lingua latina librum primum, qui esset de origine 1. lat., denotare voluisse: simili brevitate dicendi atque tcrtio Bhcto- ricorum dixisse nobis visus est supra. Verum eam quidera coniecturam multum labefactat, immo evertit Apuleius de diphthongis p. 125 Os.: hacdus scribit Tcrcntius Varro in libris de origine latinac linguac quibusdam placuissc pcr ae diphthon-

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DE M. VARROXIS

gum notari, ut a verbo edo in quibusdam suis casibus discre- paret. aliis vero visum esse ait, ut aspirationis nota hanc diffc- rentiam faceret, et maxime propterea quia Sabini, a quibus Bo- mani hoc nomen habuere, fedus dicebant certumque est Ronuinos 25 f Sabinorum in h solitos convertere. Sabini enim fircus, Bct- mani hircus, illi vefere, Bomani veherc protulerunt. Quibus adde ab eodera Apuleio de nota aspir. p. 94 (cf. p. 104) bre- vius significata: Marcus Terentius scribit hedum lingua Sabi- norum fcdum vocatum Bomanosque corrupte liedus pro eo quod est fedus habuisse, sieut hircus pro fircus ct trahere pro trafere. Quae fallitur Muellerus cum e libro V de 1. lat. § 97 his verbis satis profecto diversis hausta putat: ircus, qttod Sabini fircus; quod illic fedus, in Latio rure edus; qui in urbe, ut in multis a addito, aedus. Mirabilius etiam Muellerus Varrouis exili hac notatione § 106: hordeum ab horrido, neglegenter usum esse Apuleium p. 107 dicit: Marcus tamen Varro in libro de origine Jatinae linguae ab hardeo horreum derivatum aspirat, hordeum vero ab horrore tractum dicitur. Quo exemplo nihil nisi hoc intellegitur, quod etiam aliunde constat, vel similiter in diversis commentariis, vel adeo in aliis aliter de eodem vocabulo Varronem statuisse .*) Velut de 1. 1. V, 160 cum aedem ducat ab aditu, quod plano pede adibant, longe di- versum quiddam testatur Apuleius p. 127: aedes, quod ab edcndo seeundum Varroncm derivatum est. Hoc igitur non dubitamus ad libros de origine 1. 1. referre: quanquam plu- rimae sane Apuleii originationes Varronis noraini ascriptae (p. 129. 135. 139. 141. 142. 143) e nostris de 1. 1. libris fluxeruut: non omnes, ut p. 145 proposita, nec generaliter praeceptum p. 132. Quod autem pro libris de orig. 1. 1. uno Apuleii loco s. s. (p. 107) liber prodit singulariter, eo noli ita abuti, ut rursum ad primum de 1. 1. librum relabare coniectando. Nam libros fuisse, non librum, quibus de litte- rarum ratiouibus Varro exposuit, alius quoque grammatici testimoniis arguitur, Pompeii in commento artis Donati p.9:

*) Hoc Varroui commune est cum aliie grammaticia noXuYp&poic ut Apollonio Herodianoque, de quibus intellegenter ut aasolet Lehrsius noster in Mus. philol. II p. 119 sq.

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. . . olim XVI fuisse, postea ex superfluo additas alias litteras ct favtas XXIII. Jiabemus hoc in libris ad Accium apud Var~ ronem, et cur tot sint ct quare eo ordine positac ct quarc isdem nominibus voccntur. Item p. 27: Varro docet in aliis Ubris,i6 quos ad Accium scripsit, (littcras)XVI fuisse, postca tamen crevisse et factas csse XXIII. (Aliunde tauien manasse videntur de generibus e Varrone excerpta p. 143.) Hiscine aptior exco- gitari locus potest quam de origine latinae linguae libri? quando nec dc grammatica plures Varro libros, sed unum singularem coniposuit, nec in commentariis de lingua latina nostris ea disputatio, quae institui de litteris potuit, ultra ipsum primum librum potest producta esse. Vides quam omnia apte inter se coeant, ut Varronem de originc linguae latinae libros ad Accium scripsisse nobis persuadeamus, quibus ea pars grammaticae, quae est de litteris', praecipua cura pertractaretur. Quocirca coniunctis Diomedis, Prisciani ipsius- que Apuleii testimoniis non poterit non cedere semel tantum singulari numero commemoratus apud eundem Apuleium Uber.*) Nec vel aetas L. Accii poetae repugnat vel ingenium dis8uadet: seni enim, quein constat a doctrinae studiis mi- nime alienum fuisse, mittere Varro adulescens potuit, quem mature scribere coepisse satis est consentaneum. Quid? quod vel Ciceronem Varrone aliquanto minorem scimus cum Accio adulescentem collocutum esse. Nec illud iustae offensioni est, quod in eisdem commentariis ipsius Accii, ut e Prisciani verbis^discitur, mentio facta erat. Ex his autem magis etiam 'perspicitur, quam semet indignam coniecturam Rubnkenius " proposuerit apud Heusingerum Mallii Theodori de metr. p. 64 (Gaisf. Metr. p. 563) de Varronis ad Atticum libris cogitans, utpote cui (mirum dictu) Varronis de vita populi Romani libri inscripti fuissent. Quam coniecturam merito cum Schnei-

*) Similia Bunt exempla Ubcr epliemcridos (navalis) in Itinerario Alex. M. c. 6, a quo non diversi libri navalcs Vegetii V, 1 1 ; item apud Chariaium p. 113 'inscribit Varro librum suum dc poematia', collatis p. 82. 105. 114, ubi Varronis liber secundus et tertina de poetnotis commemorantur. Aliud exemplum recordabere e § 7. In Macrobii quoque Sat. I, 16 errore nituntur augurum Ubri: de auguribua enim ano tantum Ubro Rerum divinarum Varro commentatus est.

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DE M. VARR0MI8

derus de vita et scriptis Varr. p. 230 tura Muellerus in Varr.

27 p. 264 exploserunt. Nec magis Osannus audiendus, suura illum Ateium huc quoque intrudens Anal. p. 67. Inconsi- deratius etiam Ruhnkenium secutus Krahnerus de Varr. an- tiquit. p. 20 primura de lingua latina librum coniecit ad Atticum scriptum fuisse, eundemque a Prisciano (Apuleiuui ignoravit) vocari de origine linguae latime, a Laurentio autem Lydo de magistr. I, 5 sic significari: tujv rrpoc TTomttujviov T6TpotMMevujv: ita enini, iterum mutato nomine, scripsit pro eo quod proditum est npoc TToMrrr|iov.

3. Ad hos igitur de origine linguae latinae libros certe maiore iure, quam ad eommontariura de grammatica, praeter Cornuti illa, quae hinc ne posse quidem sumpta esse supra ostendimus, haec quoque referas ex eodem scriptore excerpta. P. 2282, 32: hanc litteram (digamma) Terentius Varro dum vult demonstrarc, ita perscribit VA V P. 2286, 31: Varroni placet r litteram, si primo loco ponatur , non aspirari. Jector enim ipse, inquit, intcUegcrc debet liodum, tamctsi h non hobct, Rhodum essc, retorem rhetorcm. Nam hoc quidem Varronis placitum cum eis, quae de anteponenda h littera in eisdem libris disputavit, facile intellegitur sat commode conciliari nec ullo modo pugnare. Nec magis dubitamus de his p. 2284, 17, quac transierunt in Isidori Orig. I, 26, 15: hcru- mae an laerimae, maxumus an maximus, ct si quae similia sunt, scribi debcant, quaesitum es/. Tercntius Varro Iradidit Caesarem per i cinsmodi vcrba solitum csse enuntiare et scri- bere: indc jn optcr auctoritatem tanti viri consuetudinetn factaw. Omnino enim Cornutum prorsus credibile est, quoniam in medio demum disputandi cursu suo, Varronis iam saepius antea mentioue simpliciter facta, semel certum eius librum antestatur et ita quidem antestatur ut prius prolatis Varro- nianis opponat, non ex hoc libro reliqua Varroniana vel ante vel post commeraorata petisse. Vix magis anceps est de Prisciani verbis T p. 544 P. 19 Kr. iudicium: aucto- ritas quoque tam Varronis quam Macri teste Censorino nec h nec q neque h in numero adhibet litterarum: quae libro I oV 1. 1. sine ulla certa caussa tribuerunt. Propius haec sane

ss accedunt ad eorum similitudinem, quae in libro de gramma-

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DISCIPLINAKVM LIliKlS.

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tica exposita esse Cornutus dicit: sed alteram tamen in par- tem non levem vim hoc habet, quod eius commentarii nulla apud Priscianum alibi mentio fit, tle origine autem 1. 1. libros sibi cognitos ipse testatur. Ceterum e Varroniana doctrina totuni pependisse Nigidium Figulum auctor est Marius Victo- rinus de orthogr. p. 2456 P. 8 G.: Nigidius Figutus in com- mentariis sttis nec k posttit nec q ncc x. idem h non cssc litteram sed notatn aspirationis tradidit. Cf. p. 2466 (22). Similiterque cum ille tum alii in aliis: quod nimc persequi longum est.

4. Imprimis diligenter et copiose de h littera deque aspiratione Varronem disputasse etsi satis documento sunt Cornuti Apuleiique quae perscripsimus testimonia, tamen ple- nius etiam idem ex aliorum scriptis grammaticorum cogno- scittir. Coniunctis8imum cum Apuleianis hoc est apud Ve- lium Longum de orthogr. p. 2230: ut testis cst Varro, a Sabinis fasena dicitur, ct sicut s famUiariter in r transit, ita f in vicinam aspirationem mutatur. Cui rursum proxime ac- cedit Servianum illud in Aen. I, 172: arena} quacritur habcat necne nomen hoc aspirationem. et Varro sic dcfmit: si ab ari- ititate dicitur, non habet, si ab haerendo, ut in fabricis ridc- mtts. habet. Ad eundem de aspiratione locum haec pertinent Charisii I p. 56: pulchrttm Varro aspirari debere negat, ne (habts consonantibus media interccdat aspiratio, quod minimc rectum antiquis videbatur. unde et seputcrttm hodieqtte manet, quod sit scorsum a pttlcro, propter recordationem doloris: nam liaec quoque postrema Varronianam sapere doctrinam viden- tur. Denique adde Charisii I p. 62: Gracctts et orttts sine aspirationc dici debere Varro ait, ct ortttm qttidetn quod in eo omnia oriantur, Graccnm atttcm a gcrendo, qttod mater citts duodccim menstbtts utero ctttn gestaverit. Quod testatur etiaui Scaurus de orthogr. p. 2256: negat Vatro etiam Gracchus asfnrandum, qttoniam a gerendo sit cognominattts: matrem enim citts, qtti primus Graectts sit dictns, dttodccim mcnsibus tttero cum (vulgo ttterum) gessissc.

5. Et haec quidem de aspiratione supersunt Varronianae 29 doctrinae frustula, magna certe ex parte, nisi fallit coniec- tura, ex libris de origine linguae latinae petita. Indidem fortasse alia quaedam sumpta sunt ad alios locos orthogra-

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DE M. VARRONIS

phicos spectantia ab ipsisque orthograpbiae auctoribus tra- dita. Ex Papiriano Cassiodorus de orthogr. haec excerpsit, quae infra scripsimus. P. 2200: nararc per unum r scribi- tur, ut Varroni placct. sccutus est cnim ctymologiam nominis eius, qua gnarus dicitur qui scit ct accipit quod loqui debeat. dcniquc compositio verbi ita scribitur, ignorarc} quaejfron per duo r, sed per unum scribitur. P. 2291: traps, ab co quod dicitur trdbis, et urjys pcr p dcbent scribi, licct Varro per h scriltcndum putct, quod in reliquis casibus b habcant. quode ple- nius Varronis rationes Scaurus de orthogr. p. 2261 explicavit: non carct quacstionc etiam plebs et urbs, ct Pelops. quac Varro ita distinguity ut pcr b et s ea nominativo casu putct csse scribenda, quae eandem littcram genetivo rcddant ut plebs plebis} urbs ur- bis, ea vcro pcr p et s, quae similiter genctivo eiusdem nutneri in pis excurrunt ut Pctops Pelopis. Praeterea Velius Longus de orthogr. p. 2233: sic etiam dclirus plaeet Varroni, non de- lcrus. non cnim, ut quidam cxistimanty a graeco tracta vox (sl iraQcc xb kriQeiv, scd est latina (insere a lira i. c.) stdco. ita- que sieuti boves, cum se a rccto actu opcris detorserint, dclirare dietintur, sie qui a recta via vitae ad pravam dcclinanty per similitudincm translationis item dclirare cxistimaniur. Naui praeter haec extrema verba non potest non ipsa quoque ex- plicatio Varronis esse. Postremo idem Velius p. 2236: nam- quc mium et commircium quoque pcr i antiquis rclinquamus, apud quos aeque et Mircurius pcr i diccbatur, quod miranda- rum cssct rerum invcntor, ut Varro dicit. nostris iam auribus [sccus placct,] scilicct per c ut ct Mercurius et commercia di- cantur. Sic enim redintegranda videntur, quae sic vulgantur: . . . inventor. et Varro dicit nostris iam auribus scilicct per c, ct lU M. c. c. d. Ceterum nihil voluimus eorum prae- termittere, quae aliquo modo possent in orthograpbicorum so societatem venire: nam talia, qualia sunt de delirus et Mir- curius disputata, sua sponte intellegitur per multarum quae- stionum occasionem tractari potuisse.

§ 13.

Numerorum tam varia iu artibus notio tamque multi- plex usus est, ut non sit mirandum in quinque minimum

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disciplinis illis enucleandis elaboratum esse, in arithmetica, geometrica, musica, grammatiea, rhetorica. Quocirca iam Augustinus 1) in omnibus regnare numeros dixerat. Quae siugularum artium mutua inter se cognatio in unam potissimum parteni valuit. Nam cum e mathematicis nu- meris suspensae sint rationes musicae, ex his autem apti numeri poetarum carminibus adhibiti, rursum autem hi nu- I meri cum aliquo temperamento ad orationem versibus non astrictam translati: consequitur eam artem, cui nomen im- positum metricae, certo societatis vinculo et cum musica et cum grammatica et cum rhetorica contineri. Velut in arithmetica locus fuit numeris liemiolio et cpitrito explicandis, de quibus Gellius XVIII, 14 disseruit ipsum fortasse Varro- nem respiciens: commemorat enim eos qui de numcris la- ttne scripserunt ', et insequenti capite alia e Varronis Disci- plinarum libris metrica expromit. Rursus autem geometriae cum arithmetica affinitas, de qua multus est Marcianus VI p. 227 sq., effecit, ut etiam cum geometricis et musicae et me- tricae rationes compararentur. Id planissime intellegitur e valde memorabili Gellii capite 18 libri XVI, ubi pars quaedam ait geometricae oitxixr\ appellatur, quae ad octdos pertinet: ^xirs altera, quae ad aurisf xavovixr) vocatur, qua mu$ici ut funda- mcnto artis suae utuntur. utraque harum spatiis et intervallis linearum et ratione numerorum constat. Et interposita 6tttiktic descriptione sic pergit: xavovixr\ autem longitudines et altitudi- nes vocis emetitur. longior mensura vocis Qv&pbg dieitur, altior \Ukoq. est et alia speeies*) quae appellatur fisrQixr], pcr quam syl- Jabarum longarum et brcvium et mediocrium iunctura ct modus si congruens cutn principiis gcometriae aurium mensura examinatur. Haec autem omnia ex Varrone sumpta esse iis arguitur quae illis Gellius continuat: sed haec, inquU M. Varro, aut omnino non discimus, aut prius desistimus quam intellegamus cur di-

*) KavoviKfjc vulgo additum abest ab optimo codice qui est Regius, recte autem cogitatione additur: dicitur enim mctrica tertia accedere rhythmicae et ei arti quae ad uAoc Bpectat i. e. harmonicae. geome- triae addiderat Stephanus: cui fraudi fuerat perversa in titulo capitis partitio: de parte geometriae quae onttnri appellatur, et itein alia quae xavonxij, et tertia itidem quae dicitur ftfrptx^.

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380 DE M. VARRONIS

sccnda sint. voluptas autem, inquit, vcl utilitas talium discijiii- narum in postprincipiis cxsistit, cum pcrfcctac absolutacquc sunt: in principiis vero ipsis ineptae ct insuavcs videntur. Quo autem morlo geometricas et metricas rationes copulaverit, uno notabili exemplo docetur ab eodem Gellio XVIII, 15 prodito: Marcns ctiam Varro in libris DiscipUnarum scripsit obscn;assc scsc in vcrsu Jwxametro, quod omnimodo quintus semipcs verbum fim- rct, ct quod priorcs quinque semqmks aequc magnam vim hafc rent in cfficicndo vcrsu aique alii posteriorcs scptem: idquc ip- sum rationc quadam gcomctrica fieri disserit. Id igitur nescio an in ipso de geometria libro fecerit potius quam eo loco quo carminum numeros dedita opera explicavit.

§ 14.

Deinde autem fieri non potuit quin communi veterum consuetudine etiam in musicis metricam artem Varro at- tingeret. Et attigit etiam Isidorus III c. 22, quod caput, dc musicis numeris inscriptum, his verbis terminavit: ciusdmi musicae perfcctione etiam mctra consistunt in arsi et thesi, id csi clcvationc et positione, coll. c. 17, 2; aliquanto autem explicatius Marcianus IX p. 327 sqq. de temporibus, pcdibus, rhytJtmicis 32 ffcncribus metrisfjue egit, non praetermissa geometricae arith- meticaeque comparatione (p. 327 ima). Augustinus quoque e musica voluit poetanim numeros nexos esse de ord. II, 40: nam in ipsis musicae libris VI ad metricae artis pertracta tionera non penetravit. Quam autem musicae partitionem Cassiodorns c. 5 et Isidorus III, 17 (alios sciens taceo) pro- posuere, illa ut tribus partibus constaret harmonica, rhylh- mica, metrica: ea etsi videtur primo aspectu, tamen reapse non pugnat cum Varronis illa divisione, qua easdem esse partes KavoviKfjc statuit. Nam haec si necessario pugnarent, indidem etiam illud consequeretur, ipsam rausicam non pe- culiarem Disciplinarum librum occupasse, sed tractatam esse in geometria, cuius pars est KavoviKn.. Atqui in georaetria consentaneum est genus universum definitum esse, enarratam autem e compluribus eius generis forniis eani tantum for- raam sive speciera, quara ]u*oprio nomine dictam georaeiriam interpretamur consueta hodieque notione: eadem autem ra-

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tione etiam ceteras formas, quae singularibus artibus mate- riam praebuerunt, singulis libris separatim explanatas. Quales sunt astronomia et inusica, eo quidem haec magis seorsum tractanda, quod, quos e geometria locos ascivit, ei ne con- suinniant quidem notionem niusicae, »ed dimidiam partem reliquam faciunt: nam eeuupnriKai sunt "rhythmica, harmonica, metrica, quibus accedere TrpctKTiKrjv oportet quae est organica. Eanique una complexum esse Varronem cum res ipsa arguit tuui tibiarum exempla docent ex Marciano scholiastaque Ho- ratiano supra prolata § 6 et § 10. Quibus iam tertium adde Servii in Aen. LX, 618: ut enim Varro ait, tibia Phry- gia dextra unum foramen habet, sinistra duo, quorum unum aatium sonum habct, alterum gravem. Quibuscum nescio an apud ipsum Varronem coniuncta fuerint quae praecedunt: tibiae aitt sarranae dicuntur, quae sunt parcs et acquales ha- hmt cavernas, aut Phrygiae, quac ct imjtares sunt et inaequales habent cavernas. Nequc organicam Isidorus in musicae enarra- tione praetermisit: quamquam miro sane consilio tripertitae divisioni illi eam expositionem subicit c. 19 sqq., qua in me- tricae locum organica tacite substituitur.

§ 15.

Tertia, in qua numerorum aliquis usus fiebat, discipliua est rhetorica: in qua quanto studio quamque subtili dili- gentia syllabarum mensuras veteres magistri exegeriut pe- dumque rationes et multiplices complexiones pensitarint, in vulgus constat. ltaque de hoc genere in rhetorica breviter praecepit Marcianus V p. 1G8 sqq. Idemque Varronem fe- cisse ex Rufini de metris oratorum commentariolo p. 2720 H. 398 G. intellegitur: latine de numeris hi (scripserunt): Ci- ccro, Victorinus, Hieronymus, Terentianus, Varro, Probus, Cha- rkius, Diomcdes, Quintilianus , Donatus, Servius. In quibus Hieronymum de Graecomm qui praecedunt societate sublatum reposuimus in Eusebii locum. De numeris autem prosae orationis loqui Rufinum luculentissime cum latinorum, quibus Varronem iunxit, tum graecorum (Thrasymachi, Gorgiae, Iso- cmtis, Theodectae, Theophrasti cet.) nomina scriptorum do- cent, oinnisque ouinino illorum multitudo exemplorum e plu-

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rimis rhetoricae auctoribus excerptorum, quibus s. s. testimo- nia Rufinus media interposuit. Contra ad poetarum numeros spectat quae Varronis in eiusdem Rufini altero commentario, qui est de metris comicis, mentio fit p. 2713 P. 387 G.:

mensuram esse in fabnlis dicunt hi: Cicero, Scaurus,

Firmianus, Varro e. q. s.: in quae verba vide quae coinmen- tati sumus Parergon Plaut. I p. 358 sqq.

§ 16.

Plene autem et accurate si quaeris ubi Varro poeta- rum metra explicaverit deditaque opera enarraverit: nec e geometrica nec e musica nec e rhetorica has disputationes nexuit, sed metricam esse partem grammaticae diaci- plinae voluit cum plerisque qui post eum in eodem siint ge- nere versati*): e quorum tamen numero et Augustinus et 34 Marcianus eximendi: nam de Cassiodoro incomperta res, quod eius de grammatica caput mutilum in fine. Sed Isidorus sane de metris integrum caput I, 38, quamquam parum id fructuosum, commentariis de grammatica suis inseruit. lllud autem Varro nec in Disciplinarum libris praestitit nec, quan- tum iudicare e grammaticorum silentio licet, in libris de lin- yua latina ad Ciceronem, verum in eis quos ad MarceUum scripsit. Planissime enim hoc e Rufini priore commentario cognoscitur, quo doctrinae Varronianae praeclara frustula haec servavit. P. 379 sq. § 6. 7 Gaisf.: Varro in VI 1: clau- sulas quoque primum appellatas dicunt, quod clauderent senten-

*) Nolo exempla congerere iu re confessa: coucinna autem praeter reliquos brevitate Seneca epist. 88 init.: grammatieus cirea curam *tr- monia versatur, et si latius evagari vult, circa historias; iam ut longit- sime fines suos proferat, circa cannina. Quae mox sic interpretatur: syllabarum enarratio et verborum diligentia , ct fabularum memoria, et versuum lex et modificatio. Nec aliud Quintilianus spectat, recte loquentii scientiae et poetarum enarrationi musicen iungens I c. 4, citra quam non posse perfectam esse grammaticen, cum ei de metris rhythmisqw dicentlum sit. Quibus addeoda sunt quae de gramraatica musicac sive consociata sive subiecta persequitur 1, 10, 17 sq. Contra M u ianu* quam voluerit a grammatica diremptam esse metricam, his verbis te- stantem facit Minervam III p. 93: tiam si rhythmicum quid nteiricum- que . . . assump8cris, profecto 3Iusiccs impetu, cuius praevertis officium, discerpseris (Grammatica).

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tiam, ut apud Accium: *an luiec iam obliti sunt Phryges9 (imiuo Bruges). nonnumquam ab his initium fit, ut apud Caecilium: fdi boni quid hoc9; apud Tercntium: \liscrucior animi9. Idem Varro in eodem lib. VII de tingna latina ad Marcellum sic dicit: aut in extrcmum senarium totidem semij)edibus adiectis fiat comirus quadratus, ut hic: rheri aliquot adulescentidi coii- mus in Piraco7. Eidem igitur septimo ad Marcellum libro etiam haec non haesitanter tribues p. 378 sq. § 2. 3: Dio- mcdes sic: septcnarium versum Varro fieri dicit hoc modo: cum ad iambum trisyllabus pes additur et fit tate: *quid im- merentibus noccs, quid invides amicis\ simititer in Terentio ver- sus cst: rnam si remittant quippiam Vhilumenae dolorcs\ ct in Plauto saepc talcs rcpcriuntur. Varro de lingua latina ad Mar- 35 cellum sic: quarc tfl huiusmodi locis poni oportet notam in transrcrsum inter syliabas, frcqucntius ad extremum vcrsum senarium ct similcs, si pro longa brcvcm habchunt, ut ttf hoc: 'amictis summus mcus ct pvpularis Geta*. Charisius sic: scpte- narium vcrsum fieri dicit Varro hoc modo, cum ad iambum trisyllabns pes additur: ut praefatum cst. Vix videtur dubitari posse, quin ex eodem Varronis libro, cui nominatim comme- morato sua Rufinus debet, etiam Diomedea et Charisiana petita sint, quibus propter ipsam argumenti propinquitatem sua excerpta ille interposuit, sive ipse Varronis libros trac- tavit sive ab alio, qui tractarat, item mutuatus est. Sed quo vinculo Diomedis cum Uufini testimonio continebatur, id ipsum recisum est. Non potest enim non hic esse utrius- que nexus, ut a modo, quo septenarius fieret e senario, transiretur ad talium septenariorum commemorationem, quo- rum media syllaba brevis haberetur: qualium constat non minorem esse multitudinem quam quorum media syllaba ad- misit hiatum. In huiusmodi igitur tocis h. e. cum in raediis septenariis tum ubicunque brevis est pro longa syllaba, ut in extremis versibus arsi terminatis, Varro poni iussit ean- dem notam metricam, qua in mediis quidem versibus (quando in extremis inutile) ad notandum hiatum reperimus etiam Godofredum Hermannum usum. Quam notam non memini a criueiujv interpretibus explicari. Ab illo autem Diomedia testimonio, quod est p. 514 P. 499 § 51 G., proficisci licet,

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DE M. VARRONIS

ut ad eundem Varronis libruni ea quae illis continuantnr referamus: quibus quae ab ipso Diomede admisceantur, fatile unusquisque dignoscet. Sic igitur ille pergit § 52: Octona- rius cst, ut Varro dicit, cum duo iambi pcdes iambico metro praeponuntur ct fit versus talis: 'pater meus dicens docendo qui docet dicit docens \ tolle hinc primos duos iambos , et erit tak quale illud est: ribis Liburnis inter alta navium\ § 53: Tri- metcr herous cx superiore hexamctro*) fit ut dutimus: sed hoc sc Varro ab Archilocho**) auctum dicit adiuncta syllaba et factum tale: 'omnipotente parentc meo\ huic si auferas ultimam sylla- bam, crunt tales tres pedes, quos prior pars hcxametri recipere consuevit. § 54: ArchilocJiium Varro illud dicit quod est tale: *ex litoribus properantes navibus recedunt\ hic superius cotnma quod est talc *ex litoi ibus propcrantcs9 simite cst illi 'Troiue qui primus ab oi isJ; inferius comma quod est tale 'navibus re- ccdunt9 simile est illi quod est talc 'machinac carinae\ Et- haec quidem exempla Varronem auctoiem aperte testantur: habent haud dubie sine testimonio alia; quae persimilia vel praecedunt vel sequuntur. In quorum tamen numerum vix venit hoc quod subicitur § 55: Dimetrum quoque, quod est ex superiore partc hexamctri, Archilochiutn una syllaba auxit et fecit tale: Kvult tibi Timocles\ Nam etsi sic scriptum in suis codicibus invenit Gaisfordius, tamen nec Archilochium illud ipsum dimetrum supra dictum est p. 494 § 32 (ubi duo exempla sunt, non unum: scribenti mihi || praanomtni dca), et ofFendit collocatio verborum: quare nescio an prae- stet editorum scriptura exemplorum ArcJiiloclius , praesertim cum insequantur haec § 56: dimctrum et illud, quod cst ex infenore parte hcxamctri, ArchilocJius auxit e. q. s. Alia tameu ratio horum § G5: Iambico novum carmen refert Varro, cuws exemplnm est tale: 'pedem rhythmumque finit\ Hic facile quis- piam cogitet de metri genere quo ipse Varro usus sit iu

*) Vnlgatur ex superiorc iambico, qui error boIo casu irrepMt. Dixerat enim p. 494 § 33: sic et trimetrum ex superiore parte hexa- metri tale: rMusae Pierides novem*.

**) At vero cum veraum cuni minime tribuerit Archilocho, ne hic quidem una syllaba auctiorem potuit ab Archilochio auctum dicere, id quod editur, sed auctum ab Archilocho potuit.

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satiris, modo eflert scribatur pro referi: et in eo sane est Diomedes, ut novas versuuni fornias a quibusdaiu poetis ex- cogitatas percenseat; verumtamen cum praetcr hoc exemplum Sereni et Arbitri poetarum mentione se contineat, teneat autem in reliquis omnibus hoc loquendi genus fecit taie, tu- tissimuni fuerit illa in hanc potius partem interpretari, ut »7 ad iambicum genus (iambico) rursus alium versum (novum carmen, nondum commemoratura) referre Varro dicatur. Sine controversia autem ad Varronis de metris commeutarium illa pertinent p. 49G § 40: Varro dicit inter rhijthmnm, qni latine numcrus voeatur, ct metrum hor inteirssc, quod inter ma- teriam et reaidam. Quocum componenda Marii Victorini me- raoria item ad generis descriptionem pertinens p. 2498 P. 72 G.: veistis estf ut Vaironi plaeetf verborum iunctura, quae per articulos et commata ac rhifthmos modtdatnr in pcdcs. Nara etsi haec quidera potuerunt sane etiam in Disciplinarum libro I , quo grammatica tractabatur, locuni habere, tamen, si modo liber VII (idem ut videtur ultimus) ad Marcellum destinatus erat metrorum doctrinae enarrandae, et facile per- spicitur non potuiBse eum notionum detinitionibus carere, et magnam profecto vim illud habet quod hunc librum tot testimoniis novimus, alterum nescimus a metricis scriptoribus usurpatura Dioinede et Rutino: nam Victorini sane paullo alia condicio, cf. § 3, 2. Postremo, quoniam cum metroruin disciplina cognata est de TTpoctubiaic doctrina, fortasse hanc quoque in illis ad Marcellum libris Varro attigit, quando id in libris ad Ciceronem factum esse ne levissimo quidem in- dicio colligitur. Quod si ita se habuit, non iinraerito huc rettuleris Gellii XVIII, 12 verba: Varro in libris quos ad Marcclium de limjua latina fccii: in priore verbo yraves jyro- sodiae, quac fuerunt, manent, reliquae mutant.

§ 17.

Transeundum est ad geometriam, de qua scitu per- digna quaedam restant. Eam discipLinam divisam esse ott- tikt) et KavoviKf] supra vidimus $ L3, abi <juas partes kuvo- viktj habuerit, ex allatis Gelliani capitia \ \ I, 18 verbis in- tellectum est. Opticam autem, quu locus ille geometriuc

»'K. RJTBCHKLll OPVSCVI \ III

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DE M. VAKKONIS

universus comprehenditur qui non ad aures, sed ad oculos pcrtinet, ibidem non item per partes suas descriptam reperi- uius, sed potius lepida quacdam mcmoratu ct cognitti (ut est 38 in praeuiisso arguuiento capitis) ex ea delibata. Sunt autem, ex Varrone ut apparet excerpta, haec: 07Ctixrj facit multa de- miranda id gcnus, nt in spcexdo uno imagines umus rei plurts appareant: item ut speculum in loco certo positum nihil ima- ginet, aliorsum translatum faciat imagines: itemy si rcetus spe- ctdum spectes, imago fiat tna huinsmodi, ut caput deorsum vi- dcatury pedes sursum. rcddit ctiam caussas ca diseiplina, cur istae quoque irisiones fallanty ut, qnae in aqua conspiciuntnr, maiora ad oculos fianty quae proctd ab oculis sunt, minom. Et haec quidem ad eam opticam pertinent, quam hac appel- latione nos quoque hodie vocitamus. A Varroniana autem 6tttuoic notione non alieniora ea sunt, quae proprio nomine dictae geometriae a nobis tribuuntur ad lineas et figuras spectantia. Eius rei luculento documento est Gellii caput 20 libri I, cuius multo plura ex Varrone petita esse persuasum habemus, quam quae ad eum nominatim referuntur. Quod quidem ipsa ratio planum facit, qua Varronis testimonium cum reliqua disputatione ita conectitur, ut ne posse quidem utraque pars certis finibus dirimi videatur: quo accedit, quod Gellium satis iam comperimus Disciplinarum libros suis ocu- lis usurpasse ex iisque non pauca alia vel tacito vel nomi- natim deprompsisse. Simul autem ex illo capite commode cum hoc perspicitur, qua partitione 6tttikt| sit in eTrmebo- ueTpiav (vel ixvotpctq)iav) et CTcpeojneTpiav divisa, quam par- titionem etiam Marcianus novit VI p. 228, tum qua ratione geometricae cum arithmeticis rationibus copulari sint solitae. En igitur integrum caput. Figurarum quae cp^axa gnme- trac ap}Manty gcnera sunt duo, planum ct solidum. hacc ipsi vo- cant fjtfatdov xal atsQeov. planum est eiuod in duas pmrtis sohnn lincas hal>cty qua latum cst ct qua longum: qualia sunt triquetra et quadratei quae in arca flunt sme altitudine. solidnm cst, quando non longitudims modo ci latitudines planas numtri linearnm efficiunty scd ctiam cxtollunt altitudines: qnales suiit fermc metae triangulae quas pgramidas appel\a%dy vcl qnalia sunt quadrata undieptc quae xv(iov$ illi, nos quadrantedia tliei-

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mus. xvfiog enim est figura ex omni latere quadrata, qualcs sunt, inquit M. Varro, tcsserac quibus in alvcolo luditur, cx quo ipsac quoque apjwllatac xvfioi. in numeris etiam similiter xvfiog dicitur, eum otnne tatus eiusdem numeri aequabiliter in sese soIviturt sicuti fit eum ter terna ducuntur atque idcm ipse numerus triplieatur. huius numeri cubum Pythagoras vim ha- berc hmaris cimdi dixit, quod ct luna orltem suum lustrct scjt- tem et viginti dicbusy qui numcrus ternio, qui gracce dieitur TQiug, tantundem efficiat in cubo. tinea autem a nostris dirifur, quam ypauuijv Graeci nominant. cam M. Varro ita drfinit: linea est, inquit, longitudo quaedam sine tatitudinc et altitudinr. Euctides autem brevius praetermissa altitudine yoauuT}, inquit, est nrjxog dirAartg e. q. s. Euclidem, qui tamen ab ipso potest Varrone commemoratus esse, sequitur Marcianus p. 228.

§ 18.

Sed his omnibus tantum abest ut vis et notio geome- triae Varronianae consumnietur, iis ut tantum praecepta artis h. e. caussae et principia e mathematicis rationibus repetita contineantur, quibus accessit pars TTpaKTiKn. ad vitae usum spectans, eaque rursum bifariam divisa. Ab ipsa enim vo- cabidi origine profectus geometriam Varro detiniit terrae metiendoe disciplinam: qua notione agris sive privatis sive publicis dimetiendis adhibita fit agrimensorum ars groma- tica (quam cum formis geometricis etiam Cassiodorus Var. III, f>2 sociat), ad terras universas orbemque adeo terramm traducta nascitur geographia. Ad utramque disciplinam Varronem voluisse suam geometriam pertinere primum per- Hpicitur e communi Cassiodori c. 6 p. 558 a et Pseudo-Boe- tii p. 1229 hoc testimonio: sed Varro jmitissimns Latinorum huius tuyminis caussatn sic exstitissc commcmorat, diccns prius quiilem dimetisiones (homincs dim. Cass.) terrarum terminis po- sitis, vagantibus ac discordantibus populis [vag. pop. Cass.) paeis utilia praestitisse: deinde totius anni circidum menstruali (ntcn- suali Boet.) numero fuisse partitutn (partitos Cass.*)), unde n>

*) Voluiane Cassiodorus videtur: priwt quidem per dimensiones ho- mines terrarum terminis ponitis .... praestitisse , deinde .... fuisse partilnm

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I)E M. VABR0NI8

(tunc Bo.) et ipsi menscs, quod annum metiantur (metinntur Bo.), dicti sunt. vcrum postquam ista rcperta sunt, provocati studiosi ad illa invisibilia cognosccnda cocjtcrunt quaercre, qtuinto spatio a terra luna, a luna sol ipsc distaret, et usque ad ver- ticem caeli quanta se mensura distendcret: qttod pcritissimts geometras assecutos essc commcmorat (verum connncmorat om. Bo.). tunc ct dimensioncm orbis terrae (dim. universae ter- rac Cass.) prolxibili rcfcrt rationc collcctam : ideoque (idco Bo.) factuni cst ut disciplina ipsa yeometriae nomcn acciperet, quod per saectda hnga custodit (constaret Bo.). Varrouis igitur ex- cmpluui Marciauus iuiitatus uon tantum haec pronuntiauteiu facit Geometriam VI p. 192: Geomctria dicor, quotl permcatam crebro admcnsamque tcUnrcm ciusfjuc ftguram, magnitttdincin, locumf partes ct stadia jwssim cum suis rationibus caplicare, ncquc uUa sit in totius tcrrae divcrsitate partitio, quam non mcmoris cursti descrqytionis absohant: sed in ipsa geometriac enarratione ita versatur, ut a p. 192 ad 227 geographicas rationes universi orbis terrarum persequatur, ac tum demuui, exposUa tcrrae acquorutnquc mensttra, ad artis praeccpta veniat, ut ipse ait p. 227 (coll. p. 192: ac dentttm cetera astrttcndae pracccpta artis apcrire), h. e. ad linearum figurarumque de- finitiones. Quamquam quod in priore parte bis ipsius meu- tiouem Varronis fecit p. 205. 214, id nullam huc vim habet propterea quod et haec duo testimouia et geographica sua tantum non omnia Plinio maiori (vel Solino) debet, cuius vide III, 5, (G), 45 et IV, 12, (24), 77. Alia Isidoro cum Varroue ratio intercedit. Is enim et geographiam sane et gromaticam, quam non attigit Marcianus, complexus, utrani- que tameu ab ipsius geometriae euarratione longo intervallo diremptam libris demum XIV et XV (ubi a cap. 13 agitur de agris, dc finibus agrorum, dc mcnsuris agrorum) Originuui 41 porsecutus est. Itaque quaerere licet num forte in Varronis gromaticis locus etiam his fuerit Orig. XV, 13, G, quae e Servianis in Georg. I init. emendata ascripsimus: omnis autctn agtr, ut Varro docct, quadrifariam dividitttr. aut cnim airtts cst agcr id est sationalis, aut consitivtts id cst apttts arboribtta. % aut jxiscutts qtti Itcrbis tantttm ct animalibtts vacat, aui flori- dus in quo sttnt horti (immo orti secundum Varronem) apilw

DISCIFLIXAUVM LIBRIS

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congruentcs. Quae sane ad libros de re rustica sine ulla du- bitatione referremus, nisi lii superstites essent. Sed hoc (juoniodocunque se habet, certo e groniatiea parte geometriae illud caput Varronianum petitum erat, cuius nunc inscrip- tionem tantum in agrimensomm collectione superstitem esse § 5 vidimus. Frontiniano autem testimonio ibidem allato addere altenuu licet e p. 215 CJoes.: limitum prima origo, skut Varro dcscripsit, ad disciplinam aruspicam (codd. rusti- ram; an aruspicinam?) noscitur pertinere, quod aruspiccs orbcm ierrarum in duas partes diviscrunt . . . et quae sequuntur magua fortasse ex parte ail ipsius Varronis exemplum dis- putata.

§ 19.

1. Quod autem universam terrarum descriptionem (b. e. Y€uiU€Tpiav Tfic oiKOU|nevr|C*)) Varronis dc gcomctria libro com- prehensam esse intelleximus, inde nova lux obscurae admo- duni quaestioni atlulget. Etenim cum nbn mediocris multi- tudo esset fragmentonim Varroniauorum ad geographiae explicationem pertinentium, identidem quaesitum est, quibus tandem hanc libris tractasset. Nam Bcrum humanarum etsi sex integri libri, ab VIII ad XTIT, fuerunt dc Jocisf tamen hos non ad exteras terras quaslibet patuisse Augustino cre- denduiu est de civ. dei VI,4: Itcrum quippe humanamm libros mn quantum ad orbcm tcrrarum, scd quantum ad solam Rn- mam pcrtincnt, scrijisit (non quantum ad solam Italiam, quod u Krahnerus 1. s. s. p. 23 posuit). Exstiterunt praeterea Epluz- meridos navalis ad Tompcium libri Varronis: de quibus non levia quaedam enucleanda restaut etiam post doctas curas Krahneri p. 18 sqq. et Bergkii in Mus. philol. Rhen. nov. I p. 367 sqq., quem ne noverat quidem eosdem nuper commen- tarios leviter tangens Oehlerus Sat. Varr. p. 64. Ab his autem libris alieuissimam totius orbis terrarum descriptio- nem fuisse, satis ex ipso scriptoris consilio apparet, quippe quem sciamus librum illum Cn. Pompeio per Hispanias mi-

*) Sic enim Protagorae geographi liber inBCriptus erat teste Fhotio Bibl. c. 188 coll. B. Fabricio in Mus. philol. II p. 372.

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DE M. VARRONIS

litaturo scripsisse teste Itiuerario Alex. M. c. 6. Quae cuni ita essent, nescire se fassus est Krahnerus p. 23, ubi tandem posita fuissent fragmenta a Plinio potissinium servata, quae ad externarum urbium, gentium, regionum, viarum cognitio- nem pertinerent. Eis nunc locus inventus est in geome- tria. Vnde primum non dubitamus Gellianam memoriam repetere X, 7: Varro autem cum dc parte orbis, quac Europa dicitur, disscrcrct, in tribus primis eius terrae fluminibus Mo- danum esse ponit. Quo tamen minime pertinent Varronis w Europa verba a Festo p. 381 M. allata tutum sub sede fm* sent, quae extrema sunt hexametri, petita autem e P. Var- ronis Atacini Chorographia sive Cosmographia, ut post Ruhnkeuium Epist. crit. II p. 200 perspexit Wuellnerus p. 23. Cf. Hertzium de Cinciis p. 37. Memorabile est enhn, triplici exemplo Reatini imitationem apparere in Atacino: Co8mographiae, Ephemeridos, de qua dixit Bergkius 1. s. s., et Satirarum, si modo fides Horatiano scholiastae in Serm. I, 10, 46.

2. Omnium autem maxime Varrouis geographicis Pli- nius iisu8 est in Naturali historia, iis quidem libris quibus contineri voluit situs, gentes, maria , oppida, portus, tnontes, flumina, mensuras, popidos qui sunt aut fuerunt, h. e. a tertio ad sextum. Eorum igitur ordinem librorum in excerpendis Varronianis testimoniis nos quoque sequimur, ascriptis prae- ter librorum capitumque numeros paragraphis Silligianis. Plin. III, 1 § 8: In universam Hispaniam M. Varro per- venisse Iberos et Persas et PJioenicas Celtasque et Poenos tra- 43 dit: lusum enim (ctiam?) Liberi patris aut kvoeav cum co bacchantium nomcn dedisse Lusitaniae, ct Pana pracfectum ms universae: de quorum scriptura cf. Silligium. III, 5, 45 (cf. Marcian. p. 205): Abest (Italia) a circumdatis tcrris Istria ac Libumia quibusdam locis centena M pass., ab Epiro d 11- lyrico quinquaginta, ab Africa minus CC ut auctor est M. Varro, ab Sardinia CXX M, ab Sicilia M CCCCC, a Corsica mkm LXXX, ab Issa quinquaginta. III, 10, 95: Patct (Magna Graecia) octoginta scx M pass., ut auctor cst Varro; pteriqHe LXXV M fecerc. III, 12, 109 (cf. Solin. c. 2 nied.): h agro licatino CutUiac lacum, in quo fluctuct insula (cf. de 1.

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DISCirLINARVM LIBRIS.

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lat. V § 71), Italiac umbilicum essc M. Varro tradit. III, 22, 142: Narona cotonia tertii conventus . . . .: M. Varro LXXXIX civitatcs eo ventitassc auctor cst. IV, 12, 62 (cf. Solhi. c. 7 uied., Isid. XIV, 6, 18): Ex hac (Co) profectatn ikiicatiorem feminis vcstem auctor cst Varro. IV, 12, 66: (Deluin insulam) ad M. Varronis aetatcm Mucianus prodidit bis concussam. Legorat igitur hoc apud Varronem Licinius Mucianus: casu auteni factuin, ut ex lioc, uon ex ipso Var- rone excerptuin Laberet Plinius. IV, 12, 77 (cf. Marcian. p. 214): Intcr duos Bosporos Thracium ct Cimmerium dircrtv cursu, ut auctor cst Folybitts, D M pass. intcrsunt; circuitu vm totius Vonii vicics scmcl ccntena quinquaginia M ut auctor est Varro ct fcrc vetcrcs. Ibideni: M. Varro ad hunc modum mditur: ab ostio Ponti Apolloniam CLXXXVII M I) pass^ Calatin tantundem, ad ostium Istri CXXVf ad Borystlienem CCL, Cherroncsum Heracleotarum oppidum CCCLXX V M pass., ad Panticajxieum, quod alibi Bosporum vocant, cxtrcmum in Eu- rojKtc ora} CCXXII M D: quae summa efficit trcdccies cen- tcna d triginta septem M D. IV, 21, 1 15: Ab Minio qucm supra diximus, CC M jxiss., ut attctor est Varro, abcst Acmi- nius. lbidem: Ab eo (Tago) CLX M pass. promunturium Sacntm e media propc Hispaniae frante prosilit, XIV cmlcna millia pass. inde ad Pyrcnaeum mcdium colligi Varro tradit. VI, 13, 38: At ubi coepit (Caspium mare) in latitudinem pandi, lunatis obliquatur comibus velut ad Macotium lacum ab u ore descendens, silieis ut auctor est M. Varro similitudine. VI, 17, 51 (cf. Solin. c. 19): Hatistum ipeim maris (Scythici) dukern esse et Alexander Magnus j/rodidit, ct M. Varro talem perlatum Pompeio iuxta res gercnti Mithridatico belto, magni- tudine haud dubic influentium amnium vieto salc. adicit idcm Fompeii ductu exploratum, in Bactros septcm diebus ex India perveniri ad Icarum flttmen quod in Oxum influat, et ex eo per Caspium in Cyrum sttbvectas qttinque non amplius dicrttm tcrreno itinere ad Phasin in Pontum Indicas posse devchi mer- ccs. Vno in conspectu posuimus omnia: quorum alia aliis esse incertiora apparet. Certa sunt, quibus mensurae tra- dimtur; dubia longe pauciora haec: III, 12. III, 22. IV, 12, 62 et 66. Quae mox signiticabitur quam multiplices sedes

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392 DE M. VARKONIS

potueriut in Varroniauoruin varietate scriptoruni habere. E quo genere etiaui hoc est, quod de vestibus Cois percommode dici iu libris de vita popidi Romani potuit. Ceteruni uu- merorum quoriuidam emendatiouem aperte corruptoruui iu Pliuiauis testimoniis sciens nunc praeterniisi.

3. Pliiiianorum multitudinem facile putet quispiam e So - liui Polyhistore augeri posse, iu quo Varrouis meutioneiu his locis habes. Cap. 11 fiii.: Vttlt Varro Icarum Crctem ibi (ad Icarum insulam) naufrayio interissc et de exitu hominis impositum nomen loco; c. 27 init.: auctor est Varro per- /labitem ibi (ad Africae oram) terram ventis penctratUibus su- bita vi (vulgo subitam vim) spiritus citissime aut rcvomere ma- ria aut resorberc; c. 33 init.: . . . rubrum nuirc, quod Erythraeum ab Erythra reye Persci et Andromcdae filio, M* soium a cotore appeUatum Varro dicit, qui affirmat in litore maris istius fontem csscf quem si ovcs biberint, mutait vclkrum quatitatem ct antea candidae amittant qucm Imbuerint \amituwt quod fecerint vulgoj usquc ad haustum ac furvo posttiwdum niyrescant colore. Ac dc primo horum testimoniorum non intercedo, de altero ct tertio valde anceps csse iudicium sentio. Naui quae de ventis maribusque orae Africae tra- « duutur, ea haud scio au de iitoralibus potius sive libro sive libris Varronis debere Solinus eo probabilius credatur, quod euni libruui alibi ipse eoinineinoravit, c. 11: Varro in o;m, guod de litoraiibus cstf ctiam suis tcmjHiribus afftrtnat sepulcrum Iovis ibi visitatum. Quae cur iii litoralibus locuin inveneriiit, colligi ex iis quae praecedunt potest: albct (Creta) iuyis mon- tium Dictynnaei ct Cadisti, qui ita cxcandescunt ut etninus m- viyantes mayis putciU nubila. practer ceteros Ida cstf qui atUe sotis ortutn sotem vidct. Quod autem libros de lihralibus, de, ora maritima, de aestuariis Krahnerus p. 18, quocuui couveiiit Merkolio prolus. ad Ovidii lbin p.361, couiecit singulas parks fuisse unius operis Varroniani, quod esse Ephancridem nava- iem ad Potnpeium voluit: id credibile non est. Nec enim illa, quae sunt de Ida Cretensi, cominode perspicitur quo- modo ad Pompeii rationos pertinuerint iu Hispania milita- turi: et hoc ut concedam potuisse fieri, repugnant profecto vel certe prorsus dissuadeut illa ipsa Solini verba in operc

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DISCIPLINAKVM I.IBKIS. 393

quod de titoralibtts est. Sed nuii diversus esse de titoralibus et de ora maritima lihrus (de ora mar. librum 1 affert Ser- vius in Aen. I, 111), id veru res ipsa suadet ut credainus. Tertiuin autem Solini testiinoniuin Varronianum etsi po- test e geonietria deproniptum esse, tamen dubitare licet umu ibi tam singularibus rebus meiuurandis lueum eoncesserit, qualia sunt de x>vium velleribus funtis liaustu mutatis. Ac fortasse haec quoque ex Lituralibus repetat, qui funtem istum in litore maris esse dici reputaverit. Verum etiam alia ratio in prumptu est, de qua paullu explicatius dicendum. Afferuutur euim cum a Solino tum a Plinio iis libris, qui dicati sunt medicinae explieundae, non pauca Varruniana commuui viuculo hoc eognata, quod in mirabili vi pernicio- >aque plerunique efficacia locoruin, fontium potissimum et aquarum versantur. Ea cum non saue abhorreant ab ipsius notioue usuque medicinae, tanien, nisi mea me couiectura fallit, pusita fuerimt umnia in eu logistorico qui inscribitur GaUus Fundanitts dc admirandis, Aristutelis exemplu cetero- rumque TrapaboEoYpaq)UJV, qui rctpi Oauuatujv vel Gauuaaujv vel 9auua£ou€VUJV scripserunt. Huius enim argumentum logistorici 46 ad utramque quam dixi partem pertinuisse, coniunctis inter se duobus apud Nonium p. 216 et 71 exemplis planissiiue ef- ficitur: secundo de stativis aquis, ut sunt lacus ct stayna et putci d maria: vinum, quod ibi natwn sit in quodam toco, si prae- gmms bibcrit, ficri ut aboriatur. Cum his igitur liaec com- >one tam herclc finitima ut nihil supra. Plinii XXXI, 2, 15: in Cilicia apud oppidum Ccscum rivus flttit Nus, ex gm bihentium subtiliorvs scnstts fieri M. Varro tradit; at in Ceo instda fontetn esse quo hebetes fiant, Zamae in Africa quo ca- norae voees. Ibid. § 21: Caclius apud nos in Averno ait etiam folia snbsidcrc, Varro aves qttac advolavcrint emori. lbid. § 27: Varro ad Soracten in fonte, ettitts sit latUudo quattttor l*dttm; sole cjcorientc ettm cxundarc fervcnti similcm; aves quae denttstavcrint ittxta mortuas iaeerc. Quo nescio an addenda shit, quae utique potuerunt in ipsa medicina memorari, ex § 0 haec: idem (ut ealculosis aqua medeatur) eontimjit in Yetmo lacu jwtantibtts; ifem in Syriae fonte ittxta Taurum montcm [utj auctor cst M. Varro. Sed confidenter adde ex

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DE M. VARRONI8

Solini, ad queui iam revertitur disputatio, cap. 7 haec: Varro perhibet fontem in Arcadia csse cuius interimat haustus: et in- ferius: Varro opinatur duo in Boeotia esse flumina (c£ Plin. II, 103, 230) natura licet dispari, miraculo tamen uou tUs- crepantc, quorum altcrum si ovillum pecus dcbibat, pullum fieri coloretn quem luibucrit [coloris quod inducrit vulgoj, altcrius haustu, quaccunque vellerum fusca sunt, in .candidum verti. addit vidcri ibi puteum pcstilentem, euius liquor mors est hau- rientibus. Vbi ad libruui dc admirandis (vel de miris) non ambigue ipsum videtur miraculum vocabulum spectare. Ceterum cum in Admirandis praeter aquas etiam bestiarum mentio facta sit, ut glirium apud Charisium p. 69. 106, jier- dicum apud Nonium p. 218, muraenarum Macrobii Saturn. II, 11: indidem Plinius videri potest haec sumpsisse VIII, 29, 104: M. Varro auctor cst a cunicidis su/fossum in His}ia- nia oppidum, a talpis in Thcssalia, ab ranis civitatcm in Gailia pulsam, ab locustis in Africa, cx Gyaro Cycladum instda in- 47 colas a muribus fugatos, in Italia Amyclas a scqjattibus dc- lctas. Alia fortasse suppeditat Valerii Maximi dc miractdis caput I, 8.

4. Magis obnoxia dubitationi, quam quae ad reliquas terras pertinent, ea sunt Varronis fragmenta geographica quae ad ipsam Italiam spectant: e quorum numero fuit etiam Pliuii illud e III, 12, 109.*) Nam etsi in Rcrum hu- manarum libris de locis eatenus tantum dictum esse, qua- tenus ad Komam, Augustinus testatur, tameu recte hoc Krahnerus 1. s. s. videtur in eam partem interpretari, ut etiam ad Italiam patere existimetur. Docent enim hoc ea quae ex Her. hum. libris VIII ad XIII forte servata sunt: velut non ad Romam profecto, sed ad Italiam pertinent quae de scfitetH iuxta Begium fluviis ex lib. X Probus profert in Bucolic. init., vel quac ex XI Macrobius Sat. II, 12: ad victum ofttima

*) Vmbilicum Italiae lacum CutilienBeni apparet non minu» com mode in Italiac descriptione (h. c. in Herum hum. libris) quam in G«'0inetria dioi potuisse; dt* lacu , in quo fluctuet ituuhi, non minus commode, quam de alii» lacubus, iu Admirandis. Coutra quac Bupr» exprompaimus Pliniana III, 5, 45 et III, 10, 95, ea quippe in interral- lorum dimenflionibus versantia geometriae imprimia apta sunt.

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DI.SCIPMNARVM LIBKIS

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fert ager Canqxtnus frunwntum, Falemus vinumy Cassinas oleum, Tusculanus fwum, ntcl Tarentinus, pisccm Tiberis. Haec igitur si uon aliena fueruiit a Reruui humanaruui libris, niulto etiani miuus alieua talia putabimus quae ad eos locos po- pulosve Italiae spectant, qui ipsius historiae vinculo cum Rouiae Latinaeque gentis antiquitatibus continentur. Qualia siuit de Latio deque Oenotria prodita apud Servium iu Aen. VIII, 322. 1,532; vel de Sabinis apud Festuin p. 343: atque persuadet imprimis, quod, quemadmoduui ad etymologiam quae sunt de Latio et Sabinis spectant, ita ipsius Italiae uouiinis stirpem in antiquitatibus rerum humanarum Varro explicasse dicitur a Gellio XI, 1. Nec quae idem ille Servius habet in Aen. I, 246 et Georg. II, 201. Aen. VII, 712 de Timavo fluvio deque lacu Velino, geometriae ausim cum ali- qua confidentia tribuere: nec haec, in Aen. VII, 5(53: scien- ta dum sane Varroncm enutnerare quot loca in Italia sitU huius- modi: nec quae de Baiis in IX, 710, de Caere Schol. Verou. iu X, 183: et si quae suiit id genus alia. Paullo probabilior res, sed paullo, de Circeio et Erycc nwntibus apud euudem in Aen. III, 386. V, 411. Praeterea non est neglegendum, de locis non potuisse omnino taceri in eis Rer. hum. libris, qui erant dc /wtninibus h. e. lib. II ad VII: quo non incommode illud ipsum Servii de Oemtro rege testimonium Krahnerus p. 17 rettulit, minus autem probabiliter quae de Massilictt- sibus trilingnibus Isidorus XV, 1, 63 cum schol. Lucani III, 339 excerpsit. Contra pertinet huc praeclarum Macrobii Sat. I, 7 (colL Lactantii Div. inst. 1,21) fragmentum de Pelasgis m Latium advectis; pertinent fortasse etiam quae de Phoco Corsicae et Sardiniae rege Servius iu Aen. V, 824, de Aeolo rege idem in I, 52 (coll. Isidoro XIV, 6, 36) e Varrone tradit, nisi Aeolias insulas maluisse eum in locis commemorare putabimus. Denique ne dc tetnporibus quidem disputaus, id quod fecit a XIV ad XIX librum, nec in quattuor de gente poptdi Eotnani libris non potuit similia quaedam attingere. His igitur omnibus ut vel alienis vel ambiguis hinc seclusis perpauca restant geographica, quae Plinianis supra compo- sitis aliquo iure addi videantur: velut quod Lactantius posuit Div. inst. I, 17: insulatn Satnutn scribit Varro i>rius Parttw-

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1>E M. VAKKOXIS

niatn nominatatn, qttod ibi Iutio adoleverit ibique ctiam lovi nupserit. Aliquanto incertior res de Libtja kunovatj rov vhv apud Servium in Aeu. I, 22. Sed de his satis.

§ 20.

Geoinetriae uotio queuiadmodum una ex parte iu terrae ratioues geographicas patuii , ita eadem ad mundum, eaeluni, sidera tralata genuit ex se astronomiain vel ut Varroui ap- pellata est astrologiam. Cuius siniilis cum musica cou- dicio, quod, quamquam pars geometriae, tamen seorsum est 49 ut peculiaris discipliua pertractata. Astronomiae autem ex geometria, cuius germanam dixit Marcianus VI p. 190, ori- gincm lion Quintilianus tantum profitetur cum Cassiodoro § 2 conimemoratus, sed uberius ipse Varro explicavit iis verbis quae e Boetio Cassiodoroque § 18 perscripsimus. Quae si sequiuiur, nec anni metieudi ratioues a sua geometria Varro exclusit, sed de temporibus in astronomia quoque, ut in Re- rum humauarum libris, commentatus est: quamquam id genus potuit strictim percurrere. Nec iuveuio quod e fragmentis ad auni, mensium, dierum vel naturales vel civiles ratioues spectantibus (cf. Censorini c. 22) Disciplinarum potius quam Antiquitatium libris cum aliqua probabilitate tribuam, praeter unum fortasse hoc: Ait cnim (Varro) apud Aegyptios pro annis menses haberi, ut non solis j>cr XII signa circuitus faeiat annum, scd luna quac orbcm illum siynifcrttm XXX dicrttm spatio illustrat: quae habes Lactautii Div. inst. II, 12. Quam- quam his si reputaveris Varronem aryuntentari nitum esse enr putarentur antiqui millc annos victitassc, nescio an non minus comiuode ad eas quaestiones illa referautur, quas de vitac aetatibtts Jtumanac instituisse Varroneui vere Krahnerus p. 26 disputat. Non uno in loco, sat commode autem in astronomia caelum potuit a caclato ducere, id quod eum fe- cisse Plinius eo libro testatur quo dc mundo ct elcmcntis ipse cxposuit, h. e. II, 4, 9. Itaque eodem pertinet fortasse Isi- dori memoria item eo libro prodita queni fccit de mundo, elctnentis, caelo similibusque rebus, XIII, 1, 2: utulc ct ani- malia Varrtmi videntur clemcnta, qnoniam per scttwt ipsa, ittqnit, moventur. Dubia magis res de eiusdem testimonio VIII, 6,21:

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DISCIPLINARVM LIRRIS. 397

muie et Yarro igncm mundi animum dicit, proindc qnod in muttdo ignis omnia gubernei sicut animus in nobis: . . . qui cum cst, inquit, in nobis, ipsi sumtis, cum cxiit, emorimur*)

2. Nec plus habeo de architectura quod dicam. Nisi forte hinc depromptuni est quod exstat apud Servium in Aen. VI, 273: vcstibuhtm, ut Varro dicit, etymologiac non habct proprictatcm, sed fit pro captu ingcnii. Nec certior de Flinianis testinioniis coniectura, quibus de dispari lapidum natura sic praecepit XXXVI, 18, 135: Vatro nigros cx Africa firmiores csse tradit quam in Italia: c diverso albos tornis duriorcs quam htrios. idcm Luncnsem silicem scrra secari, at Tusctdanum dissilire igni: Sabinum fttscum addito olco etiam luccrc. Et XXXVI, 5, 14: qucm lapidem (Parium) coepere hjchnitcn apjwl- larc, quoniam ad lucernam in cunicttlis caederctur, ut auctor cst Varro. Varroni num quid lsidorus acceptum referat in ca- pite 2 libri XV, quod est dc aedificiis publicis, incoinpertuni.

§ 21.

1. Superest ut medicinae paucula frusta ex Plinii eis libris colligamus, quibus materiam medicam complexus est vel ex herbis (lib. XX XXVII) vel ex animalibus (XXVIII— XXXII) quaesitam. Et ad historiam quidem me- dicae artis duo spectant testimonia, XXIX, 1, 4: Is (Hippo- crates) cum fuisset mos tiberatos morbis scriberc in tcmplo cius dei f Aesculapii) quid auxiliatum esset, ut postea similitudo pro- ficerct, exscripsisse ea traditur, atque, ut Varro apttd nos credit. tmplo crcmato instituisse medicinam hanc quae clinice vocatur. Altemm XXVI, 3, 14: Trahebat praeterea (Asclepiades Pru- sensis) mentcs artificio mirabili, vinttm promittendo acgris dan- doque tempestive, tttm frigidam aqttam. ct quoniam caussas mor- hortm scrutari pritts Ilerophilus instituerat, vini raiioncm ilhts-

*) Sed mutuli figuram cum lotigae rotunditati comparavit m g*o- netriac rolumine teate Caaaiodoro 5), mumlum solam est tellun-m interpretatus. In oadenique geometria, non in astrologia, lunarem esse circuiturn xxvu diernm apatio detinituni supra vidimua § 7 et § 17: coius rei caussa, quod ibi a cubi notiotie geometrici exorsus ad cubicnm numerum xxvn Varro perveuit.

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398 DE M. VARRONIS

traverat ClcopJuintus apud priscos, ipse cognominari se a (a vulg. om.) frigida danda pracfercns \d auctor est Varro, alia quoque blandimcnta excogitabai, ium suspcndcndo lectutos, r/iio- rum iactatu ant morbos extenuaret aut soninos aUiccret, iam batincas avidissinui Imninnm cupidinc instituendo, ct alia midta

5i dictu grata atque itwunda. In quibus verbis, quorum ca tan- tum quae ad iudituui Asclepiadi cognomentum spectant Var-

ronis auctoritate poni arbitramur, perineptum illud ajml priscos esse, non est diftieile demonstratu: tametsi ex eo ad aetatem adeo hominis detiniendam aliquid argunientatus est Heckerus Hist. medic. I p. 366. Nam ut taceam per se mire nec usitate apud priscos dici : si nihil aliud voluit Plinius nisi ante Asclepiadem et morborum caussas ab Herophilo et a Cleophanto vini rationem illustratas dicere, quid opus erat omnino post prius illud, iam Herophili mentioni insertum, alteram quandam temporis notationem denuo inferre? Eani- que qualem tandem? Qua profecto Herophili aetati ut maior etiam Cleophantia opponatur: id quod nec in veritatem hi- storiae nec in Plinii consilium convenire ipsum suspicor Heckerum concessurum. Nam Celsus III, 14 cum Cleophan- tum dicit qucndam ex antiquioribus medicis, non aliud tempus significat nisi tale cui et Herodicus et Cleophantus tribnendi sint. Quae cum ita sint, non hercle ine]>te coniectatum est in latinis apud priscos verbis ipsum cognomen latere Ascle- piadis a Plinio significatum. Id si ' quaerimus quale fuerit, praesto est Heckerus p. 387 u)uxpoXouTnc ponens, testimoniis subscriptis Plinii 1. s. s. et Caelii Aureliani Acnt. I, 14. Sed Caelii quidem nullus in hac caussa usus est, apud quem nihil praeter haec exstent: (Asclepiades) vchenumtcr utile dkU \aquam biberc] ct frigida lavari, quam iw%Qolov(SCav apjKllant, ct frigidam biberc: in quibus verbis dubitari nequit quiu in- siticia sint quae cancellis saepsimus. Praeterea neglexit Heckerus de danda frigida h. e. ab aegrotis bibeuda loqui Plinium, non de balneorum lavationumque usu. Ergo hac quidem ex parte multo sane et consideratius et felicius Cor- narius in apud priscos (APUTPRISCOS) latere couiecit buxi- ipuxpoc (AOCIYYXPOC, DOSIPSICROS). In quo fortasse acquievissem, nisi consultus a me amicissimus collega ideui-

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DISCIPLINARVM LTBRIS. 399

que imprimis doctus medicus Naumannus exstare a simili caussa medico impositum cognomen apud Alexandrum Tral- lianum respondisset. Ab hoc enim cum XI p.645 ed. Guinter. quidaui 'IdKUJpoc 6 u/uxptCTOC commememoratur, tum eius no- minis ratio redditur V p. 249: CKaXeiTO be unjxpncroc (sic), oti uYpcuvoucr) rpocprj e^xpnTO e. q. s. Et Iacobus quidem ille qui potuerit satis barbare uwxptCTOC dici pro umxptCTrj, quaerere supersedeo: in Asclepiadem a umxpt£fiv factum co- gnomen percoramode convenit, ut quod notione sua utrumque complectatur, et potionem et lavationftm frigidam: der Ab- kiihkr. Vide igitur num in latinis apud prtSCOS verbis vel dTToiyuxpiCTric vel fortasse etiam simplicius (XTroipuKTrjc cognomen lateat. Haec ut sit Plinianorum constructio: quo- niam . . . vini rationein illustraverat Cleopiuintus, 'ATCo^rvxrng ijise (Asclepiades) cognominari se a frigida danda praeferens ut aucior est Varro e. q. s.

2. Quae reliqua sunt, ad singula medicamenta pertinent counnendata a Varrone. A quibus tamen exclusimus iam § 19, 2 disceptata. Plinius igitur XX, 5, 43: Varro, quac mle ct aceto pjsto est arefactoquc (cafpa), vermiadis non in- fcstari auctor est. XX, 14, 152: qua de caussa dignior c pu- tegio corona Varroni quam e rosis eubieulis nostris pronuntiata est: nam et capitis dolorcm imposita dicitur levarc. XX, 20, 218: Mareus Varro coriandro subtrito cum aceto carnem incor- ruptam aestate servari putat. XXII, 24, 114: Varro regium cogtiominatum morbum arquatum tradit, qnoniam mtdso curetur. XXII, 25, 141: voci cam (fabam) prodesse auctor est M. Varro. XXV, 3, 24: tradatque M. Varro Scrvium Clodmm cquitem ttomanum magnitudine doloris in podagra coactum vencno crura perunxisse et postea cancisse sensu omni aeque quam dolorc in ea parte eorporis. XXVIII, 2, 21: Cato prodidit luaatis membris furmen auxiliare, M. Varro ptxlagris. XXVIII, 5, 57 : ob hoc Varro suadet palmam altcma man it scalpere (contra sternuta- menta). Ibid. 60: capitaautem aperiri aspectu magistratuum non venerationis caussa iusserc, sed ut Varro auctor est vafctu dinis, (juoniam firmiora consuetudine ea fierent. XXIX, 4, 05: cnnctarer in proferendo ex his remedio, nisi M. Varronem sci- rem LXXXVIII vitae anno prodidisse aspidum ictus efficaris-

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DE M. VARROXIS

simc sanari hausta a pereussis ipsorum urina. XXXIII, 4, 85: 53 auro twrrucas curari M. Varro atictor est. XXXVI, 27, 202: ad eonvulsa viscera aut contusa, ut M. Varro: ipsis enim verbis cius utar: *lix cinis est, inquit, foci; indc cnim cinis lucivius ])otus medetur, ut licct videre aladiatores, cum deluscrunt, hae iuvari iwtionc' - His adderc fortasse licebit XXXI, 2, 11: Varro auctor est Titium qucndam praetura functum marmoret siani facicm habuisse propter id vitium (vitiligines): confiden- tius autem Serviana in Georg. 1,151: nam proprie rdmjo est, ut Varro dicit, vitinm obseenae lihidinis quod tdcus vocatur. Non miuus autem confidenter a medicina segregamus non raodo Plinii XXII, 25, 151, ubi vitio scripturae Varronis olim nomen legebatur, sed etiam Apicii geminam memoriam, idem nomen III, 2 et VII, 12 cum edulium Q>etaccorttm et bulborttm) conficiendorum praeceptis sociantis, et ita sociantis ut, quid Varronis, quid ipsius sit Apieii, aegre dignoscas: de quo ut- cunque statues, rectius profecto quain de raedicina cogitabis de ea satira quae inscripta erat rrepi dbecuaTUJV.

§ 22.

Postquain permensi sumus fragmentorum inultitndinem proraiscue proditorum, non inutiliter quaeri de tempore vi- detur quo haec Disciplinarum volumina Varro coinposuerit. Et Schneiderus quidera quod comm. de Varronis vita et scr. p. 234 inter a. 099 et 700 scriptos dixit, sola confisus est Caelii Rufi memoria, quae quam sit dubiae fidei, § 5 disse- ruimus. Primum autem tantum certura est, non esse a iuvene conditos: nam et Asclepiades ille Bithynus, de quo § 21, 1 dictniu, Poiupeii aetate clarus fuit teste Plinio, et eiusdem Porapeii res Mithridatico bello h. e. anuis 689 sqq. gestas a Varrone commemoratas esse vidinius § 19, 2. Sed gravissi- mum illud est, quod Varronem de aspidum ictu sanando Plinius XXIX, 4, 05 praecepisse dicit vitae anno octavo et octogesimo. Quod si recte creditur fecisse in libro medicinae, M hunc consequitur ipso anno ab u. c. 720 esse composituui. Vnde intellegitur ex amj)lioribus quidem commentariis Var- rouis omnibus hos de disciplinis ultimos fuisse quibus ope-

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PISCIPLINARVM LIHRIS.

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ram navaret suam, quippe quos probabile sit octo novemve annis post libros de re rustica esse absolutos, de quibus ipsius exstat in praefatione testimonium. Hinc autem fieri coniectura potest, quam maturae et tamquam consummatae eniditionis thesauris hi potissimura libri referti fuerint.

Sero Koppianam editionem Marciani CapelJae nactus vidi Varronianae doctrinae vestigia iu Marciano C. F. Her- niannum quoque agnovisse praef. p. XX, ipsum autem Kop- pium pariter ac nos § G, lymplutrum insulas in nympharum convertisse p. 722.

Praeterea permemorabile quiddam addendum est § 12 disputatiouibus nostris. Forte enim fortuna in Walchii Emen- dationes Livianas incidens p. 172 sq. ea posita repperi, quae niihi non teuipero quin ascribam. Sunt autem haec: Insigne est (lacunae) cxetnplum Prisciani lib. I p. 546 Putsch. rAccidit igitur Utterae nomcn, potcstas, fhjura. Nomen , vcluti a. b. c. Et sunt ituleclinabilia elemenhrum nomina tam apud Graecos quam apxul Latinos: sive quod a Ixirbaris invcnta dicuntur (quod et ostendit VARRO in secundo de antiquitate literarum dfjcens lingua Chaldaeorum singularum nomina literarum ad eanun formas essc factas; ct cx his ccrtum fkri cos esse primos auctores litterarum:) sivc quod simplicia hacc ct stabilia esse dehmV etc. Varronis locum, quo omnes carcnt Prisciani cdi- tiones, addit MS. Gruterianum nunc Lugduno-Batavum, quod habuit quidem Putschius, sed quo (propter scripturae difficulta- tetuj negligentissimc usus est. Locum iam protulit Bondam Var. Iject. II, 13 p. 290, scd adeo corrupte, ut emcndatius cum posuisse minimc jyocniteat. Gravissimo igitur planissimoque doeumento iam utrumque confirraatur, et peculiarem operam &5 Varronem in litterarum rationibus explicandis posuisse, et eam non uno, sed pluribus libris contentam. Vtrumque autem tum prorsus in simillima testimonia illa cadat, quibus Var- ronis de origine linguac latinac libros Apuleius, ad Accium Ubros Poiupeius comraeraorarunt, quid quaeso ad probabili- tatem propius potest accedere quam eosdera libros, quos Varro

FH. RU8CHKMI OPYACVLA III. 26

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402 DE M. VARRONIS DISCIPLINARVM LIBRIS.

de origine linguae latinae inscripsisset, ab argumento ducto nomine Priscianum de antiquitatc litterarum libros dixisso? Et cum Poinpeiaua memoria Prisciani testimonium Walchii quoque coniectura nectebat: tam evidens est utrobique pro- ditorum fragmentorum propinquitas: nisi quod inconsiderate liuhnkenio assensus de libris ad Atticum potius quatn ad Accium 8criptis cogitavit.

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XII.

De M. Terentii Varronis logistoricis libris*).

Inter praeclara ingenii et eruditionis Varronianae nio- m numenta, quae temporuni iniuria nobis invidit, re quadam sin- gulari duoruui genera librorum emineut: eorum quibus non siniplicia, sed gemina nomina pro indicibus indita sunt h. e. satirarum et logistoricorum librorum. Rursuin inter utrosque indices magna consilii constantia hoc intercedit discriminis, quod binorum satirae cuiusque nominum alterum esse graecum solet, latinum alteruui, siuguli autem libri lo- gistorici biuis nomiuibus latinis appellati sunt. Et de satiris quidein nunc disputare nihil attinet, nec paucas haoc dispu- tatio vel cautiones vel dubitationes habet: tantum facile ap- paret, nullos illarum indices ad vivos homines pertinere. Quod contra logistoricorum unum nomen ductum est a re, alterum a persona, et eius quidem persona, cui liber quisque dedicatus est: in quo genere tenendum, nou gentilicium no- inen, sed propemodum constanter cognomeu idque solum in- scribi. Dedicavit autem scriptor tali homini, cum cuius in- dole factisque aliquo societatis vinculo rei tractatae argu- uientum contineretur. Praeterea consentaneum est aliquo vel amicitiae vel familiaritatis vel revereutiae vinculo ipsuni Var- ronem et illos coniunctos fuisse, quibus honorifica nominis inscriptione gratificaretur vel studium testifiearetur suum.

*) [Prooemium Iudicis scholarum hibernarum BonneiiBium a. CI0I3CCCXXXXV et XXXXVI.j

26*

404 DE M. VARKONIS

Quodsi Varronis horum aequalium et familiarium tempora inquisierimus, effici videtur eirca finem septiini saeculi octavi que initio scriptos esse libros logistoricos: nec enim intrai paucorum annorum spatium scriptos esse omnes oportet. Argumenta autem partim de ethico genere, partim de histo-- rico petita sunt. Sermonesne colloquentium esse Varro vo- iv luerit an suas ipsius continuas disputationes, non satis liquet. Sed unum logistoricum pluribus potuisse libris distribui, UDO vix ambiguo exemplo intellegitur.

Paucis rei summam universae complexi sumus Nam quae posuimus omnia nou tam certis planisque testiuioniis declarantur, quam e promiscuis ac saepe tenuibus vestigii* invicem inter se collatis colliguntur, sed ut tamen, quod ali- quot exemplis plene et evidenter apparet, non iuiuria etiam ad ea traduci videatur, de quibus memoriae fide ex parte tantum constat. Ac geminae inscriptionis consilium ipsum- que logistoricorum nomen haec testantur, quae infra scripsi- mus cum iis testimoniis composita, quibus pleni tituli quibus- que compendifacti prodeunt.

I. (iellius IV, 10: M. Varro in togistorico qui inscriptns est Catus aut dc liberis educandis. Idem XX, 11: in logistorico M. Varronis qui inscribitur Catus. Nonius septies et tricies: Varro Cato vcl dc liberis ctlueatuhs. Hinc emendandus Macrobius Sat. III, G: mcminit huius arae et Cato de liberis educandis: cuius libri prorsus solitaria memoria. Scribendum esse et Varro Cato de I. e. vidit Krahnerus de Varr. antiq. p. 11.

II. Probus in Verg. Bucol. VI, 31 p. 354 Lion.: Varro in loyistorico quem inscripsit McssaUa dc valct utlinc.

III. Idem ibidem: Varro tfff logistorico qui inscribifnr Tn- bcro de originc humana. Censorinus de die nat. c. 9: Varroni . . . in lihro qui vocatur Tubero ct intus inscribitur dc origine humana.

IV. Idem a Duebnero nuper editus in diariis Parisinis * Revue de philologie, de litterature et d'histoire au- ciennes' fasc. I p. 23: Varro in togistorico qui inscrt- bitur Curio de deornm cultn. Augustinus de civ. dei VII, 9: Varro in eo libro qucm scorsmn ab istis

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L0GIST0UICI8. 405

fh. e. Reruui divinarumj de culttt deorum scripsit. Ibid. c. 34: aptui eundem Vatronem in libro de cultu deorum.

V. Macrobius Sat. IIT, 14: Varro in logistorico qui in- scribitur Marius de fortuna. Schol. Veron. in Verg. Aen. VII, 681: Varro . . . libro qui inscribitur Marius ant de fortuna. Ex his exeniplis sat certa videtur coniectura de iis fieri, •juibus suppresso logistoricorum nomine libri tuntum binonii- nes commemorantur, plane ut a Ceusorino faetuni in Log. 111, et a Vergiliano interprete in V. Quibus statim illa iungimus, ium etiam brevius nec logtstoricus nec liber dicitur, sed ipsa g^iuina inscriptio pouitur ad similitudinem Xonii in Log. 1.

VI. Ceusorinus de die nat. cap. 2: Varro in co libro cui titulus cst Atticus ct est [i\ ct intus coll. Log. III] dc numcris. Quamquam de hoc argumento ut valde dubiteiuus taciunt quae sequuutur: id moris instituti- v quc maiorcs nostri tcnuerunty ut, cum dic natali munus annale genio solvercnt, manum a caede ac sanguinc abstinercnt e. q. 8. Quibus verbis multo couvenien- tiorem esse apparet Aldinae scripturam dc mnne- ribus, sive ea e codicibus petita est sive coniectura inventa. Sed Ausouius Popma quod voluit articulus pro Atticus, eo niliil perversius. Non autem huc pertinet Augustini qui falso fertur testimonium, de grammatica p. 2008, 47 I\: Varro in libris numerorum: ubi etsi corrigendum esse libro putamus, tamen non logistoricum dici, sed unuiu e Disciplinarum libris Varronianis, alibi deinonstrabimus [v. supra p. 3(J2J.

VII. (tellius XIII, 4: in libro Varronis qui inscriirttts est Orcstes vel de insania.

VIII. Idem XVII, 18: M. Varro in libro quetn inseripsit Pius aut dc pace.

IX. Idem XVI, 0: M. Varro in Siscnna vel de historia.

X. Nonius p. 12,22: Varro Pappo aut [de\ indigc[ntia\. Sic enim librorum mss. vestigia haud paullo proba- bilius supplere videmur quam cum Ausonio Popiua dc indigiUtmrnlis.

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DE M. VAKKONIS

XI. Servius in Georg. I, 19: Varro de scacnicis origi- nibus vcl in Scauro. Charisius |>. 67, 20: Varro de bibliothccis diccns gtutinc . . . : sed ct ghUinum in Scauro. Idem p. 106,10: Varro in Scauro 'glutinum' inquit 'fcrunt Daedalum invcnisse*. Ideui p. 82, 30: Varro autcm in Scauro palumbi dicit. Charisius p. 61,13: Varro dc scacnicis originibus. Idem p. 83, 25: Varro dc scacnicis originibus I ct III. Idem p. 103, 27 et Censorinus c. 17: Varro dc scacnicis originibus lib. I. Charisius p. 96, 32: Varro dc originibus scae- nicis sccnndo. Nonius p. 196, 8: Varro de scacnicis originibus lib. III. XII. Macrobius Sat. III, 11: Varro in libro qui inscribitur Gallus de admi randis. Nonius p. 71, 26: Varro Gallo vcl Fundanio dc admirandis rcbus. Ideui p. 217, 1: Varro Gallo vd Fundanio dc tniris. Nouius p. 205, 30: Varro Gatlo aut Fundanio*). Priscianus VII p. 759, 7 Putsch.: Varro in Fundanio. Servius Burui. et Philargyrius in Gcorg. III, 113: Varro in tibro qui Admirabdium (Mirabitium) instri- bitur. Nouius p. 218, 18 (220, 11) et Charisius p.oo, 34. 64, 13. 69, 37. 106, 15 cuni Incerto de orthogr. p. 2791,47 Putsch., iteui Arnobius adv. gent. VI, 2: Varro in Admirandis. Vnus igitur Nouius, de cuius in afferendis titulis neglegentia aliis quoque i exemplis constat (cf. Parergon Plaut. I p. XIV sq.l.

perverso loco disiunctiva particula intrusa gemina nomina imperite divulsit. Ab his exeniplis (XI. Xll),-quibus alterutra pars gemini indicis oinittitur, sive a sola persona facta appellatio relicta est sive a re ducta (ut etiani Log. IV), rursum proficisci licet, ut ad logistoricos item simplicia librorum nomina haei" reicrauius.

XIII. Priscianus X p. S87, 34 P. et Diomcdes p. 365, 9: Varro in Latcrcnsi.

*) Vides nullo prorsn^ disrriminr et rrl rt nut ]i,irHculac locnm dari in hoc penere: ut nimmni i rri frilnnr.-.' vi<l- ainur 1'art'r^on I p. 167.

LOfJISTOUiriS.

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XIV. Charisius p. 44, 7: Varro in Nepote.

XV. Servius in Aen. IX, 53: Varro in Caleno.

XVI. Macrobius de diff. et soc. verbi p. 2763, 15 Putsch.: Varro m Scaevola. Vulgatur in Scacvolam: accusa- tivo, ut apparet, e proximis orto Ciccro in Vcrrcm. Nec tamen audemus ad eandein noruiam revocare Incerti de gener. nomin. p. 99, 16 verba: simjmlutn ijeneris ncutri, ui Varro in Ncronem. Pro hoe enim rectius ad Ncroncm Hauptium suasisse, ex his intel- legitur quae subiecimus testimonia. Charisii p. 105, 14: Varro ad Ncroncm. Nonii p. 26, 14 et 167, 24: Varro epistula ad Varronem, quoruin priore Vcrroncm est in quibusdam libris, utroque Neroncm scribi ius- sum a Popma. Etiam apud Donatum in Eun. IV, 3, 7 peccatum est Varro in Marccllum pro ad MarccUum: quo tamen non epistula, sed libri dc scrmonc latino (sive de lingua latina) ad Marccllum signiticantur. Eadem enim brevitate cum alii tum Servius in Aen. I, 43 et Georg. I, 11, Diomedes I p. 377, Lactantius de opif. dei c. 5 Varro inquiunt ad Ciceronem i. e, de lingna latina ad Ciccroncm: ut mittam plurima eius- dem generis exempla addito libri numero magis etiam manifesta. Similisque ratio illius est tituli, quem ex Favorino Macrobius Sat. II, 14 memorat: Varro ad Libonem primo (h. e. ad L. Scribonium Libouem socerum Sexti Pompeii, ut recte Schnoiderus de Varr. vita et scr. p. 228): qui liber nescimus in quo arguraento versatus sit.

XVII. Macrobius Sat. III, 8: Varro dc moribus: si modo in ea scriptura codices consentiunt nec moribus er- ratum est pro mumribus.

XVIII. Servius in Aen. IV^ 45: Varro dc pudicitia. Nisi forte vel hic vcl praecedens titulus cum eorum ali- quo nominum iunctus fuit, quibus Log. XIII XVI inscripti sunt.

Nam de talibus argumentis (XVII. XVIII), quac petita sunt e rlisciplina inorum, nec probari potest nec veri est simile libris singularibus Varronem, praeter hos ipsos logi-

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DK M. VARKONIS

storicos, exposuisse. Contra fieri faciie potest, ut eoruni quidam, qui cuui iu aliis locis coiumuuibus (etiaui iu ge- uere historico) verseutur, fere pro peculiaribus habentur, fuerint in logistoricoruui numero. Velut queui ex Augustiui vn de civ. dei XIX init. uovimus Varronis de philosophia librum, ab illorum similitudine profecto non magis abhorrct quaui qui fuit dc historia, ab Augustiuo autem omissa altera in- seriptionis parte pariter commemorari potuit atque de cultu deorum ille. Scd dc rcrum natura quod logistoricum es.se cum Popma Fabricius Bibl. lat. I p. 130 voluit, fraudi ei fuit Nonii mendum p. 477, ubi de rc rustica lib. I recte Lipsius restituit. De mcnsuris autem, ne quid de hoc simile suspicere, non magis fuit logistoricus inscriptus quam de numeris: quod item alio loco quale sit explauabitur [v. supra p.3Gl j. Omuiuo- que nimius fuit Mercerus in Nonium sic commentatus p. 770: Varronis libri omncs logistorici aul Mcnippeac, ejcccjrtis illis operibus iustis ct maynis, Antiquifatum, de re rustica, de litujna latina, et si quae ciusmodi (ut Disciplinarum, de sermone la- tino). Praeter cetera autem illud in hoc genere tenendum est, ampliorum commeiitarioruin, h. e. TroXupipXiuv, non raro singulos libros siugulari iudice notari: cuius rei exeiuplis iaiu ab aliis propositis nova quaedam addi posse putamus. (^uae omnia diligenter reputata faciunt ut in enumeratis supra logistoricis subsistamus ac ne coniectura quidem ultra illorum fines evagemur. Harthiaua enim commenta Advers. VI, 6 ne digna quidem hodie quae explicatius refellantur.

Sequitur ut de iuscriptis honiinum nominibus breviter disputetur: sed breviter ut in re aperta, quam siu> quisque labore pcrsequi accuratius poterit. Apparet autem coguo- minibus Homauis Varronem magna consilii coustantia usum esse: ut nec de Atellanarum persona Vappo (cum Popma) nec de furiis agitato Oreste cogitandum sit. Immo Orestes est ille aut Cn. Aufidius Orestes Aundiauus cos. a 682, aut fortasse unus e gente L. Aurelii Orestae cos. a. G.r)0. Pappi autem etsi Varronis aetate nulli meiuorantur, tamen V et VI ab u. c. saeculo nec pauei nec ignobiles in gi-ute Aemilia exstitere, de quibus cum alii tum Livius prodiderunt: quorum e posteris quid est cur uon potuerit familiaris esse V arrouisV

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LOGISTORKIS.

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ut mittamus Sosium Pappum Hadriani Imp. amicuni. Soli a reliquorum sirailitudiue reeeduut Marius et Gallus Fun- danius logistorici. Quoruni illud exeniplura tantum abest ut propositam normam labefactet, ut confirraet potius: quaudo homo novus de plebe C. Marius carebat cognoiuine. Gallus autem cognoraini cur gentiliciura Varro iunxerit, non est dif- ficile ad divinandum. Tot enira gentiura Itomauarura Galli fuerunt et ex parte clarissimi illis teinporibus, velut Aeliae, Aquiliae, Asiniae, Caniniae, Corneliac, Fadiae, Plotiae, Iloseiae, Se*tiae, ut ad quemvis horum potius, quam ad obscuriorem aliquera Fuudaniura visa esset logistorici inscriptio speetare, nisi errorem ipse scriptor cavisset. Idque eum honoris caussa fecisse eo esse credibilius putamus, quo probabilius Funda- nium illum videmur cum Schneidero de Yarr. vita et scr. p. 217 sq. ipsius socerum Varronis interpretari: de cuius eognomine nihil prodituin est meraoriae. Huic igitur, nisi falliniur, gratificari gener voluit, librum oi inscribens quo etiam indoctior senex et ab humauitatis studiis fortasse alie- vm nior facile delectaretur, de rairabili uatura stagnorura, fon- tiiun, locorum, aliarumque rerum admirandis: id quod e fragmentis recte collegit Krahnerus de Varr. antiq. p. 15. Sibi tameu ut quantum posset constaret, non Fundankun GalUim, sed Gailutn Fundanium Varro inscripsit: quem veruin esse nominura ordineiu vel corrupta Nonii testimonia mon- straut. Nostram autem sententiara qui sequetur, uon opus habebit de duobus logistoricis suspicari duoruin noiuinibus Galloruin inscriptis: qui ut coramode inter se disceruerentur, facile quispiam putet ipsis ascriptis cognominibus prospec- tum esse.

Vel hoc exeraplo intellegitur, aliquo vinculo arguraentuni cuiusque logistorici cura inscripti homiuis persona, indole, moribus factisve contineri: idem autem per alia quoque ex- empla persequi licebit. Et Marii quidera nomine quam apte de fortuna liber sit inscriptus, res ipsa loquitur. Quaraquam minime necesse est ad ipsum C. Marium septies consulem scriptus sit, id quod apertis de caussis adeo abhorret a veri similitudine; ne ad filiuni quidem illius Marii scriptum credide- rim, qui iam a. 671 raortem obiit; sed quicunque fuit ex illius

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DE M. VARKOXIS

propinquis natu aliquanto rainoribus (fortasse ipse ille Pseu- domarius C. F. C. N. de quo saepe Cicero), non potuit ei non grata atque lionoritica ea inscriptio esse, cuius sane propria vis ad raaiorum gloriam potius quam ad ipsius res pertinerct. Non magis caussa latet, cur Sisennae libmm de historia Varro dicaverit: nec enim dubitandum quin ille clarus rerum scriptor cogitandus sit L. Cornelius Sisenna, doctus vir et studiis optimis deditus, raortuus a. 686: de quo breviter dictura Parergon I p. 376 sq. Itera ad Pium quam apte logistoricuni dc pace rettulerit, commodc intelleges ubi Q. Caecilium Metellura Piura filium Numidici, cos. a. 673, memineris hominetn satwtissimum tnodestissitnutnquc omnium Ciceroni diei pro Arcbia c.4, vel virum sanctissimum ct smnma religionc ac modestia pro Balbo c. 22, ut mittaraus alia. Ex hoc logistorieo quae excerpsit Gellius XVII, 18: M. Vtirro, in littcris atquc vita ftde homo multa et yravisy in libro quem scripsit Pius aut dc pace C. SaUustium scriptorcm scriae Utm ct seccrac orationis, in cuius historia notationes ccnsorias fieri [atquc cjcerceri] vidcmus, in adultcrio deprensum ab Annio Mt- lonc loris bene caesum dicit et} cum dcdisset pccuniam, dimissum: haec igitur valdc subtili sed eadem non improbabili coniec- tura Ausonius Popma coniunxit cura eo fragraento Sallustiano apud Macrobium Sat. 11,9, quo is scriptor effusissimae luxuriae superbiam ipsi Metello Pio exprobravit. Vt ab ea liunc criminatione Varro defendisse in Pio logistorico videatur. Quod si ita se habuit, quoniam aliquantum temporis inter niortem Metelli et historiarum editiouem Sallustii interposi- tum est, hunc quoque librum Varro non ad eum scripsit, ad quem maxirae spectare argumentum voluit, sed ad ali- ix quem e propinquis, filiura fortasse adoptatura Q. Caeciliura Metellura Scipionem cos. a. 701, cui item cognomen fuit Pio. Sed graviter idera ille Popma fallitur de Messalla, quem esse M. Valerium Messallam coniecit, qui omni tempore aetatis iirma usus valetudine ad centesimum annum vitam produxerit testibus Plinio N. H. VII, 49 et Valerio Maximo VIII, 15. Verum hi quidem de Valerio Corvo loquuntur: logistoricum suum Varro aut M. Valerio Messallae Nigro cos. a. 692 in- scripsit, aut ei M. Valerio Messallae qui ad consulatum a.

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LOGISTORICI&

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700 pervenit. Queiu etsi suspieari licet, non tamen seitur hriuitate valetudiuis excelluisse. Longe autem planissinio docuniento id quod volumus eo logistorico probatur qui fuit de s<rtcnieus originUms. Eum enim dubitari ncquit quin Scauro Varro inscripserit propter insignem ludoruin, in his scaenico- mm, magniiicentiam ab M. Aemilio Scauro acdile a. 605 editoruin: de qua ludorum opulentia vide scriptorum testi- monia a Sehuberto congesta de Roin. aedil. p. 4t9. Mirum in modum a vero Popuia aberravit, egisse Varronem in Scauro, cuius alteram inscriptionem ignorabat, de aedificiis coniciens. Hunc autem logistoricum praeter reliquorum si- militudinem non uno fuisse, sed pluribus libris comprehen- sum (tribus ut videtur), non possunt profecto non persuadere supra composita Servii, Charisii, Censorini testimonia, pror- sus ea ita comparata ut, si quid in hoc genere similium coraparatio valet, uno exemplo servatum plenum iudicem appareat aliis locis per partes suas discerptum articulatim commemorari, promiscue modo a nomine modo a re facta appellatioue. Quae inconstantia quod hoc exemplo in unuiu eundemque scriptoreui cadit Charisium, id levioris esse mo- menti in eo grammatico apparet, qui non suae lectioni pro- lata testimonia debeat, sed ab antiquioribus magistris ac- cepta qualia repperisset servarit. Tantum facile concedi pu- tamus, multo longius a probabilitate illud recedere, ut et 8iugularem librum de scaenicis originibus fecisse et iterum de scaenicis originibus ne indice quidem variato tribus libris exposuisse Varro existiinetur *). Nec mediocriter iroXupipXou

*) Ceterum quod de scaenicis originibus libros Varronero nescio quis nuj>er dixit a<l AifcacKaXiKiuv graecorum similitudinem compoBuisuc, id non magis conaiderate dictnm est quam quod Sehneiderus comm. de Varr. vita et script. p. 238 eiuHdem librum (immo libros) tic poctis ad AibacKaAiiuv imitatiouem factum putabat. Cum hoc euim tiraceorum inetitnto recte confcrri illi tantum libri posuunt, qui fuerunt de actio- nibus scaenicis: de quibus dictum Parergon I p. 179 aq. 320 sq. Horum autem paucis fragmentie e Charisio Priscianoque pridera collectis novum accessit ex Hauptii gratnmatico de gener. nom. p. 98: ScabiVum gcneris neutri, sicut scamnum, ut Varro in actionibus scatnicis. Aliud fortaese a Probo p. 1476 P. addendum: sinciput, sincipitis, Yarro posuit in Actia: quas litteraw qui nobiscum ex integro actio[nibus] vocabulo

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DK M. VARRONIS

x logistorici offensio lenitur .unius satirae comparatione, quae item sola in longe adeo maiore uovopipXujv satiraruin multi- tudine duobus fuit libris divisa, ter quidem illa ab Nonio sic coinmemorata Varro Pcripln lib. II p. 171. 192. 316. Ac fbrtasse (quamquam hoc modeste proferendum) etiam lo- gistorici bipertiti alterum quoddam exemplum in eiusdeiu Nonii p. 105 verbis latet: Varro Caci lib. II. E quo satirae titulum 'Aei AifJun, Scaliger effecit ingeniosissima sed audacula coniectura: lenius videmur una littera mutata Cati lib. II eruere h. e. Cati vcl dc libcris cducandis. Nisi quod dubita-

relietas credet, non habebit certe cur nupcro cditori suum illud in Aetia invideat. Sed de iisdeui libris nisi fallimur C. Lachmannus co- gitavit, praef. in Terent. Mauruiu p. XV Atilii Fortunatiani p. 2676 P. 319 G. haec verba ponens a semet quidem corrccta: ex quo non at mirandum quod Varro in scenodidascalico PJialaecion mctrum Io- nicum trimetrum appcllat, quidam lonicum minorem. Nam singularera librum sic inscriptum edidisse Varroneni, id vero probabile nec suapte natura est nec fit ullo indicio. Quod enim fuisBe argumcntum puta- biinus, diver8um quidem illud ab actionum scaenicarum libria? Hob autem si quis mirctur uon graeco more didascalicos simplieitcr, sed insolentcr facto nominc scenodidascalicos dictoB: ci quidem mirationi facilc quispiam ita, occurrat, ut opponi alionim, velut Accii IKdascaticis coniciat, quibus cum promiscue de omni generc poesis poetarumque actum esset, ad unam scaenicam suos voluisse libroa Varronem pertinere. Esto: sed ita quomodo usui convenienter singulari numero dici in sce- nodidascaUco de quinquc minimum libris potuerit, non magis assequi- mur si pro neutro quam si pro masculino habueris. At vero absurdam Lachmannus dixit Putschii (h. e. codicum) Kcripturam in cynodulasca- lico. Hac quidem forma, recte. Verum exigua admissa mutatione sat probabilis prodibit satirae index: in cynodidascalo, commode ille con- ferendus cum gcrontodidascalo vicies a Nonio commemorata: nisi quod graecis potins litteris Kuvooic-ticKaAoc et rcpovTobibdcKaAoc scribendum. In satira autem tractari quidvis potuit: ut no mctrica quidem quicquam caussae sit cur tangi potuisee ueges. Quae multo difficilius intellegimus quomodo locum habere vel in actionibus scaenicis potuerint vel in di- verso ab illiw scenodidascalico aliquo. Ceterum a kuujv nomine alius quoque satirae index compositus est Kuvopnruip, cuius unus Diomedes I p. 364 memoriam servavit. Contra nihili est qnod apud Philargyriura in Georg. II, 477 nomen exBtat Varro in Cynistore , pro quo in gati- rarum titulis Popma rettulit *SynistorJ. Vemm quae e scriptiB libris aflferuntur in cynistro re et in cyni/lore, ea vix falli videmur cum in banc potius partem interpretamur: Varro in Ciniflone.

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LOGISTORICIS

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tionem illud movet, quod in allatis ex eo libro vcrbis vestigia apparerc nunierorura videntur h. e. unius et diraidii hexa- raetri. Quamquam hoc ipsum satis esse incertum sentimus.

Quod tam plane et evidenter aliquot exemplis apparuit, id dubitari vix potest quin latius pateat et ad ea quoque pertinuerit, quorum nunc latet ratio. Nam quid necessitu- dinis intercesserit inter Catum et liberorum educationem, Tuberonem et originis liumanae diseeptationem, Curionem et deorum cultum, Atticum et munerum notionem, Pappom et indigentiae, Orestem et iusaniae, eo profecto incertius, qnod ne qui fuerint quidem de omnibus constat. Non sane inepte suspiceris egennni fuisse Pappum, pietate erga deos insignem Curionem: sed tamen nec laus raagna talium con- iecturarum nec fides. Et Oresti quis sibi persuadeat de in- sania librum dicatum esse honorifica voluntatis testificatione, quod in illius indolem aliquo modo notio insaniae caderet? De quo quidem exemplo sic potius statuendum videtur, ali qua saue in caussa, cur ad ltonianuni Orestem de tali argu- uiento Varro scriberet, cognominis cogitationem herois fuisse. Praeterea adventicia esse leviorum rerura varia occasio potuit: id quod adeo monstrare certo exemplo lieet. Namque eum logistoricum, e quo uberior quam e reliquis superest frag- raentorum copia, qui est de liberis educandis, ad Catum Varro xi scripsit propterea, quod de eo ipso argumento Varronis ille seutentiam exquisiverat sibique ut consiliorum adiutor esset rogaverat. Intellegitur enim hoc ex iis verbis a Nonio pro- tlitis p. 77, quibus Catum apparet in ipso libri exordio a Varrone compellatura esse: Varro Cato vel de Idteris educandis: quod petisti ut eius educationis ficrem tibi socius, quoad \totui adminiadavi tuam voluntatcni scribendo. Sed is quidem Catus quis fuerit, incompertum nobis. Nisi quod praeter Aeliam gentem Catos nullos exstitisse novimus, prisci autem Sex. Aelii Paeti Cati genus tum uon exstinctum fuisse hinc disci- mus, quod anni 756 consulem fasti produnt Sex. Aeliura Q. F. Catuin. Ceterura inveteratura eorum errorem, qui perpe- ram interpretati hauc testimoniorum formara 'Cata rel de Uh. educ.9 ad aliquem Catonem, immo ad ipsum Censorium hunc logistoricura rettulerunt, satis est hodie leviter perstrinxisse.

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I)E M. VARRONIS

Qui error (geinimis ille eius quo Catonis de liberis educandis liber prodiit apud Macrobium) ad Gellii quoque librarios (IV, 19) pertiuuit, quo uno loco etiam bonos codices Cato nominativus occupavit. Curio autem Varronianus aut est C. Scribonius pater cos. 677, mortuus a. 700, aut C. »Scri- bonius filius tribunus a. 704, a Iuba rege interfectus: de quorum rebus recte distinguens scboliasta Bobiensis dixit ad orat. in Clod. p. 330 Or. Ad patrem ut logistoricum de cultu deorum lubentius referamus, viruni bonum et oratorera sed parum a doctrina instructum, cum alia nos movent, tum illud quod pontificem maximum fuisse cognoscitur ex orat de harusp. resp. c. 6. De Tuberone controversia esse nequit, quin is sit L. Aelius Tubero, quem novimus M. Ci- ceronis et condiscipulum et contuberualem et affinem et fa- miliarcm, Q. Ciceronis in Asia a. 693 legatuin: homincm cuin ingcnio tum doctrina cxcellentem, ut est pro Ligario c. 4, cui etiam Aenesidemus Xofouc TTuppwviouc suos inscripsit teste Photio Bibl. cod. 212. Atticum unusquisque sua spoute intellegit communem esse Varronis Ciceronisque amicum T. Pomponium, ad quem etiain de vita populi Bomani libros scriptos esse constat. Kursum et Attici et Ciceronis ami- cum Cornelium Nepotem historicum sat confidenter illum Nepotem interpretamur, cui inscriptus logistoricus ignora- mus quod argumentum tractarit. Eiusdem generis quae restant nomina, eorum Calenus quoque ipsa vitae consue- tudiue officiorumque coniunctione, nisi fallimur, cum Varrone continebatur. Quem facile quispiam couiciat Q. Fulium Ca- lenum esse, tribunum a. G92, cuius frequens apud Ciceroneui mentio: propterea quidem quod ad Fufium cpistula Varronis xnmemoratur Nonio ]>. 117*). 144. 425. Sed tamen magis etiam in promptu est de C. Subernio Caleno cogitare, quem una cuui Varrone, Pompeianas partes secuto, in Hispaniam (a. 704) profectum esse Cicero scribit ad famil. IX, 13. Ad

*) Commemorato8 ibi Quintipor Clodiunus malus poeta, de qvio dictum Parergon praef. p. XII, qui potuerit post Fopmam Orellio Odoiii. Tull. II p. 504 et Meyero iu Cic. Brut. p. 193 videri Cu. Cornelius Lentulus Clodianus ease, non expedimus. Sed aequalem Varronis luisse veri sane est similc.

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LOOISTORICI8.

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eundemque Calenuin recte, ut arbitraniur, Schneiderus 1. s. s. p. 235 rettulit Appiani de b. civ. IV, 47 verba, quibus Varro, a triumviris a. 710 proscriptus, narratur a Caleno servatus esse, in cuius villa delituisset. Laterensis etsi fieri potest ut M. Iuventius cogitetur Caesarianus, tamen rectius puta- bitur longe illo notior M. Iuventius Laterensis praetor a. 702, ile quo multus Cicero in Planciana. Postremo Scaevola vix est in illustrioribus illis Muciis Scaevolis quaerendus natu aliquanto maioribus, sed si quid video Q. Mucius Q. F. Q. N. accipiendus, tribunus a. 699, Q. Ciceronis in Asia provincia comes a. 694, postea augur factus a. 704.

Quodsi in horura quos recensuimus hominum vitas ali- quanto diligentius inquisieris quam nobis nunc est concessuin pro consilii .nostri ratione ipsaque hac scribendi occasione, niemorabili documentorum et multitudine et varietate intel- legea, quam diversas ipsoque partium studio discretas ami- citias per diuturnum vitae cursum Varro coluerit: praesertim ubi eorum nomina addideris, quibus vel ampliores commen- tarios inscripsit, ut Ciceroni, Pompeio, Caesari, P. Septimio, Marcello, Liboni, Accio (de quo alibi dicetur), vel epistulas misit ut (C. Epidio) Marullo, (Claudio) Neroni, Ser. Sulpicio ^ (Galbae an Rufo?), Fabio (Sangae an Maximo an VergilianoV). Quod omne quale sit et quam vim habeat ad recte iudican- dos Varronis mores et ingenium, non sine fructu quaerere posse videmini, si qui naviter voletis in hanc disputationem incumbere. Praeterea unum exstat in librorum indicibus Varroniauorum nomen Romani hominis, idque adeo cognomen: Serramis, quo non dubitandum quin C. Atilius Serranus signi- ficetur. Sed id tamen et a logistoricorum societate seiun- gendum esse et de satira potius interpretandum, cum gemina inscriptio graeca argumento est trepi dpxctipeciujv, tum nume- rorum in duobus fragmentis vestigia, apud Nonium p. 259: et petere tmperium populi et contenderc Iwnores: ibideinque p. 455: rostmm protrudendo incesserent (sic enim cum Iunio scribendum videtur), quibus exitus fit sive senarii sive tro- chaici septenarii.

Tempora si lustramus eorum horainum, quibus logisto- ncos inscriptos deprehendimus, proximo in utrainque -partein

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DE M. VARRONIS

intervallo ab ipso anno 7<X) pluriuias illoruni vitas abesse intelleginius: ita tainen ut reliquis logistoricis recentior vi- deatur Pins esse, antiquior reliquis Sisemia, nisi quidem etiam priori aetati Gallus Fundanius tribuendus est propter eam temporuin rationem quae intercedere inter soceri et generi vitas solet.

Quod ad formam attinet commentandi, sermonis i. e. dialogi leve indicium quoddam exstat in Cati fragmento apnd Nonium p. 494: velim mehereules, inquit, ipse usu magno puerUitatis formam audire. Nimis enim ambigua. quam qui- xiii bus aliquid in hoc genere tribuas, haec sunt ex eodem logi- 8torico a Nonio excerpta p. 520: otnnia, inquam, in doccmlis ptteris, quae dempta non prohibent verum bonum fieri, mediocria sunto (ita enim haec scribenda videntur); et p. 108: mihi puero modica una fuit tunica et toga, sine fasciis cahvanuwta, equus sine ephipirio, halneum non cottidianum, alveus rarus; et e Pappo p. 12: nasturtium nonne vides ah eo diei quod nasum torqueat, vcstisjncam quod vestcm spiciat? si haec recte ita scripta sunt a Mercero.

Haec quidem pridem scripta a nobis, ut in praef. Parergon p. xxvin promissis staremus, per aliquot menses in scriniis ^ pernoctaverant, cum nobis allatae sunt Francisci Oehleri cura et cum cura collectae Saturarum Menippearum Varronis reliquiae. Collectae et pro virili parte explanatae: emendatac quidem satis modica ex parte, tam profecto modica, ut ope- rae pretium facturus videatur qui eara provinciam non denuo tantum, sed de integro suscipiat. Nara ut alia silentio praetermittamus, satirarum Varronianarum cum praecipua laus quaedam et singularis gratia in eo consistat, quod mi- rum iu modum eumque valde memorabilem distinctae sunt versuum immistorum varietate: in hoc ipso genere tam se et rudem et neglegentem novissimus editor praestitit, ut uon modo sescentis exemplis aperta et indubitata carminum ve- stigia, quae tamquam sua sponte incurrunt in oculos, ipse non deprehenderit, sed aliorum quoque (ut G. Hermanni) felicissiinis eisderaque certissirais inventis uti prorsus nescierit, et aurium iudicio hebetissimo et mentis pravissimo. Setl de

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LOOISTORICIS.

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hoc dicetur alio loco: in praemissa autem commentatione quae p. 58 sqq. de logistoricis Varronis disputavit, iis etsi satis probabiliter ipsam rei materiam congessit (ut pauca sint quae eius diligentiam fugerint), tamen digerendi acre iudicium hic quoque non uno loco desideramus. Et quod summum erat, ut cognominibus Romanorum hominum singulos libros inscriptos esse perspiceretur, id ille quoque noa perspexit, sed ab Agamemnonida Oreste appellatum esse de insania logistoricum sibi persuasit, Pappum autem aut ImUgenam (sic enim scribendum putat) de Atellanarum per- sona Pappo interpretatus satiram esse statuit p. 61 et 184. Ad Atticum de nnmeris (nihil enim ei scrupuli haec in- scriptio iniecit) non Augustini tantum locum supra comme- moratum rettulit, sed alterum praeterea quendam Kufini, quem illuc non magis pertinere nunc demonstratum est comm. de Varr. Disc. libris p.33 coll.p. 12 et30 [supra p. 381. 302. 379 J. Eadeui ratio Varroniani indicis de mensuris apud personatum Boetium: quo nequaquam logistoricum notari, ut illi visum p. 66, ibidem docuimus p. 10[361J. A Scauro dc scaenicis origi- nibus discrevit ut plane diversos libros dc scaenicis oriyinibuSj nihiJ reputans eorum quae in hac caussa respicienda esse supra signiticavimus. Corruptam Nonii memoriani Caei lib. II respexit p. 65, temerariae confidentiae laude mactans divinum xiv Scaligeri ingenium, in similemque adeo nostrae coniecturam incidit, haud paullo tamen operosius Cati (immo Cato) de liberis cducandis e proditis litteris efficiens, siraul autem al- terain emendandi viam quandam comitfendans, qua ex Varro caei lib. II erui Varro Prometheo libero iussit: e quibus ne hoc quidem ei credimus, non PrometJteum liberatum, sed libe- nan illam fuisse satiram inscriptam (p. 195 scj.). In satiras quoniam forte sumus delati, illud quoque mirari liceat, nec KuvicTojp nec KuvobibacxaXiK^v satirarum videlicet titulos quicquam dubitationis Oehlero movisse p. 55. 62. 145 coll. p. 12. Non minus mirabilis est quem p. 55 et 194 sq. tinxit satirae indicem TTXouTOpivoc vel adeo TTXouTopivoc (sic enim priore loco scriptum exstat), factum scilicet a pivoc: cui uos satirae nomen TTXouTOTopuvr] fuisse coniecimus Parergon I p. 178. Iiectiore idem iudicio statuit deSerrano p. 46sq. 203; item

IK. KIT9CHKLI1 OPV8CVLA IU. 27

I

418 DE M. VARRONIS LOOISTORICIS.

de satira cui noinen Tanaquil, quod nomen cum a logistoricis libris segregandum dicit p. 63, magis placet quam ibidem laudibus cumulata Nonii nescio qua diligentia. Proximas pagellas parum eleganter scripti libelli cum oculis lustranius, p. 64 miramur de ephemcride navali ita disseri, ut ne Berg- kianae quidem disputationis, quae inserta est Musei nostri philologi volumini I, ulla ratio habeatur. Sed p. 66 quod apud Diomedem 1 p. 372 exstans Praetoriana titulus ad eam satiram refertur quae inscripta erat Flaxtabulac, 7T€pi ^Trap- Xiujv, id non incommode excogitatum est: siquidem ea satira ab ipso argumento (rrepi eTrapxiwv, i. e. praeturis) ducto no- mine sic vocari a grammaticis potuit ad earum fabulamm similitudiuem de quibus exposuimus Parergon 1 p. 142. Quam- quam non unam ob caussam perdubia res est.

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XIII.

Die Schriftstellerei des M. Terentins Varro.*)

Qui yid' io nostra gento avrr p«r duce Vnrrone, il terzo gran lume romano, Cbe, «juanto '1 miro pift, tanto pirt luce. Petrarca, trionfo della fama, III, 37.

Untersuchungen iiber Zahl, Inhalt und gegenseitiges Ver- 48i hfiltniss der Varronischen Schriften gehorten bisher zu den missliehsten. Eine so werthvolle wie unverhotfte Entdeckung, die ich mich beeile nachstehend zu allgemeinerer Kunde zu bringen, fuhrt sie zwar nicht zum Abschluss, bietet ihnen jedoch fiir wesentliche Punkte zum erstenmale einen festen Anhalt, den man bis jetzt ganz entbehren musste.

Bekanntlich hatte Hieronymus einmal eiu Verzeichniss der Schriften des Varro entworfen, uin zu zeigen; wie weit die Fruchtbarkeit dieses grossten romischen Polygraphen denrioch zuruckstehe hinter der des Origenes. Er bezieht sich selbst darauf in dem Buche de viris illustribus (= dc SCriptorihuS ecclesiasticis) Cap. 54, wo er vom Origenes han- delnd sagt: 'et quia indicem operum eius in voluminibus epistolaruni, quas ad Paulam scripsimus, in quadam epistola contra Varronis opera conferens posui, nunc omitto'. Bei dem Verluste dieser Briefsammlung wiirde man von der un-

*) jRhein. Muaeum f. Phil. tf. F. Bd. VI (1848) p. 481 -560. Diese Abhantlluug erschien auch besonders unter dem Titel: fI)ie Schrift- stellerei des M. Terentius Varro uud die des Origenea. Nach dem un- g*?druckten Kataloge des Hieronymns. Bonn 1847. Den verehrteu Freunden und geduldigen Zuhoreru, Herren F. Argelander, G. Bischof, F. Blume, H. v. Decheu, M. Naumaun, J. Noggerath, F. (i. Welcker zum Danke gewidmet.' (83 S.)J

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DIE SCHRIFTSTELLEREI

gefahren BeschafFenheit jenes Verzeichnisses gar nichts gc- wusst haben, wenn nicht durch einen besondern Zufall Stiicke des gedachten Briefes wortlich wiiren von Rufinus in seine gegpn Hieronymus gerichtete Apologia (= Invectivac) Buch 1 1 Cap. 20 aufgenoniinen worden: Stiicke, aus denen die Her- ausgeber des Hieronymus einen luckenhaften Brief ad Vau- lam zusamniengesetzt und niit vieler Willkiir den in Haud- schriften erhaltenen Briefen des Hieronymus einverleibt haben (bei Vallarsi ep. 33). Und zwar lautet die Stelle des Ku- finus im Zusamraenhange also:

Libellum quendam scribens comprehendere quau indi- culo quodam voluit, quanta apud Latinos Varro scripserit, et quanta apud nostros Origenes in Graecis, in quo ita ait: M. Tercntium Varroncm miratur antiquitas, qtuxi aptul Latinos tam innumcrabites libros scripserit. Graeci Cftalccnterum miris efferunt Jaudibus, quod tantos libros composuerit, quantos quivis nostrum alicnos sua manu dcscribcrc non jnssit. Et quia non] otiosum est apud Latinos Graecomm voluminum indiccm texcn, de eo qui latine scripsit aliqua commemorabo, ut intcUigamus nos Epimcnidis dormire somnum, et studium, quod illi }>osuerunt in cntditione saecularium litterarum2), nos in congregandis opi- bus ponere. Scripsit itaquc Varro quadraginta quinquc libros Antiquitatum, quattuor de vita poptdi Ilomani. Et cum enu- lnerasset per singula omnia quae Varro scripsit, addidit post haec: Quorsnm Vaironis et Chaiccntcri mcntio facta sit} quac- ritis? Videlicet ut ad Adamantium nostrum*) nostrttmqnc Chal- centcrum veniamusf qui Umto in sanctarum scripturarum commcn- tariis sudore laboravit*), ut iustc Adamantii nomen accepcrit. Vutiis noscere, quanta ingenii sui reliquerit monimenta? Sc- qucns titulus ostendit. Scripsit in Gcnesim libros tredecim, Mtr sticarum homiliarum iibros duosy in Exodo exceipta, in Levitkv excerpta. Et post multa item inquit numobiblia, 5Tfp? uqiqv libros qttattuor, dc resurrcctionc Hibros duos, ct atios dc rcsnr-

1) non t'(ir das nunc der Drucke habe ich hicr anticipirt.

2) So cod. Garn. fur scripturarum.

3) tiostrum aus demselbcn cod. hinzugefQgt.

4) Anticipirte Lesurt. tanto studio in sanctarum scripturarum Ja bore 8udavit die Vulgate, und ohue studio cod. Garn.

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DES M. TERENTIUS VARRO. 421

nctione dialogos duos. Et cuin enuiuerasset ouiuia eius opus- eula, secunduui iudiculi fidem addidit et dicit: Videtisne Grae- m pariter ct Latinos unius labore superatos? (Juis enim un- pam tanta legere potuit, quanta ipse conscrij)sit? Pro lioc su- dore quid acecpit praemii? u. s. w.

Wer, der sich fUr Varronische Studien iuteressirte, hat nicht das ungluckliche Abbrecheu des Rufinus, oder wie 4*8 Manehe sich auszudriicken vorzieheu (z. B. Mai Vorrede zu Cie. de rep. p. XX), die Unvollstandigkeit des Briefes des Hierouyuius beklagt? Wer durfte hoffen, dass . er sich irgendwo in seiner Vollstandigkeit erhalten hatte? Aber Tdx' dv tic etKOC auio toOt* ewai Xexoi, ppoToici TroXXd tut- X<iveiv ouk eiKOTa. Diessmal theilen sich eine frauzosische Bibliothek, ein englischer Liebhaber und ein deutscher Ge- lehrter iu eiuen Fund, der zu den interessantesten auf die- sem Gebiete gehort. Als meiu vortrefflicher Freuud, Pro- fessor Urlichs (dessen Vortrefflichkeit leider deu lvheinlanden uicht langer gegonnt sein sollte), in diesem Sommer Englaud besuchte, lockte ihn die unter *uns durch HaneTs Manu- scripten-Kataloge bekannt gewordene Haudschriften-Samm- lung nach Middlehill: eine Sammlung, deren hospitaler Besitzer Sir Thomas Phillipps durch eine hingebende Liebe zu den handschriftlichen Scliiitzeu der classischeu Litteratur, die heutzutage schwerlich ihres Gleichen findet, den gross- artigen Sammeleifer der hochherzigen Italiiiner des fuufzehn- ten Jahrhunderts wiederzuerwecken scheint. Durch diesen kaxn ihm ein gedrucktes Doppelblatt, Folioformat, in die Hande, gedruckt in des Baronets eigener Druckerei, welchcs auf seiuen drei ersten Seiten nichts anderes enthalt als, voll- stiindig und unverstiimmelt, des Hieronymus Verzeichuiss und Vergleichung der Schriften des Varro und des Origenes, die sich in eine fVorrede zu Origenes Uber die Genesis' ge- rettet haben. Obgleich es das letzte von wenigen ul)erhaupt gedruckten Exemplaren war, gelang es dennoch den Bitten meines Freundes, sich mit demselben beschenken zu lassen: und seiner liberalen Mittheilung an mich verdankt das philo- logische Publicum die gegenwiirtige Veroftentlichung. Ob Sir T. Phillipps das Stttck selbst aufgefunden und abgeschrieben,

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422 1>1E SCHRIFT8TKLLERE1

oder die Abschrift von einem andern erhalten hat, habe ich entweder nicht erfahren oder wieder vergessen; geuommeu ist sie aber aus eincr Handschrift in Arras. Das gedruckte Blatt bezeichnet sie, wie man unten sieht, nur als Nr. 849 MSS. S. Vast. Ganz ahnlich heisst es in der Ueberschrift eines zweiten als ungedruckt publicirten Stuckes*), welches das Ende der dritten Seite fallt: PREFACE TO THE WORK OF SENECA 1N No. 689 MSS. S. VAST. Dagegeu liest mau auf der vierten Seite ein drittes uud letztes Stfick**) unter der Aufschrift: EX FRAGMENTO CODICIS, IN BIBLIO- TIIECA S. VEDASTI APVD ARRAS. 1828. Aus Hiinel p. 30 ersieht inan, dass die jetzigc 'Bibliotheque de la ville' in Arras zu einein ihrer Bestandtheile hat die 'Bibliotheque des ci-devant religieux de S. Vaast (= S. Vedastiisy: hier- mit ist also eiuem gelehrten Reisenden, der sich das Ver-

*) Es lautet *o: *'LUCIUS ENNIUS SKNECA dc Graecis fuit. Locns ejus do regione Neronis; scripsit hunc libellum et continentissi- mae vitae fuit; qui Paulo cpistolas misit, et Paulus similiter illi. Et in tempore Ncronis potentissimus fuit, et Magister illius.

Et hic ante biennium antequam Petrus et Paulus, periit incisione venarum et veneui hausto. Magisti, tilius Mantuae discipulus Neptuni, aliimniiK Senccae quid eflicit scriptio hujus libri, et ob quam caunam stripsit id aperitur et osteuditur, libcrtaH arbitrii testatur libenim ar- bitrium cssc ad opus omne, sive bonum, sive malnm.'

♦The followinp oxtract aeemi to hc eopied incorrectly from a very ancirat MH. of »ome ceritury prior to tho yc«r 600 or 700.

Der Hauptsacrn' nach ist das sehr corruptc Stiick aus dem Artikel uber Seneca genommcn, der das 12tc Capitcl dcs Hieronymus dc viris illn- stribus bihlet.

*♦) Es ffillt die ganze Seite, ist aber nicht* als ein Stiick lateinischer Uebirsetzung des Commentars zur Nikomachischen Ethik III, 8, wor- aus daa dreifache Citat des Kephisodorus, Anaximcncs und Epho- rus iiber die Einnahmo von Korouea durch Onomarchus stammt, wel- ches bei Zell p. 103 odcr in den Fragm. Histor. (ir. der Gebriider Muller p. 274 steht. Die Corruptel i* tou U€t6: toixou ist ganz naiv zweimal mit cx j>ost muro flbersetzt, statt Cpuaiov *v Koptuvda heisst es Ifcrincon in Kiro . . . ; dagegen ist Onomarchus bewahrt ftir 6 uo- vapxoc, nnd mit comprchendit richtig KUTlAafte ubersetzt statt KnTfXu- (Jov. Das Citat sclbst lautet: 'Historizant dc bclio hoc Kisissodorus in duodccimo de sacro bello, et Anaximcnes in quarto de Philippo, et Eu- forus in tricesimo.*

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DES M. TERENTIUS VARRO.

423

dienst einer, gewiss nicht flberfliissigen, wioderholten Ver- gleichung erwerben will, der nothige Anhalt gegeben.

Ich lasse jetzt das ganze erste Sttick in einem bis aui die geringsteu Kleinigkeiten, auch Druckfehler, treuen und geuauen Abdruck des Originals folgen, indem ich die Aus- schliessung des den Origenes Betreffenden, so wenig ich mich darauf einzulassen gedenke, doch den Theologen gegeniiber uicht meine verantworten zu konnen. Ohne Erinnerung wird man sehen, dass nicht alles so in der Haudschrift stehen *»b kann, was entweder die genommene Abschrift oder der eng- lische Druck gesetzt hat, uamentlich die arabischen Ziffern und das merkantile Do.: eine Aufforderung mehr, wie zu biuhstablicher Wiederholung, so zu einer nochmaligen Ein- richt der Handschrift.

COLLECTANEA INEDITA,

PER T. PUILLIPPS, BART.

PREFACE TO ORIGEN ON GENESiS.

No. 849. MSS. S Va«t. Vtllum, saxuli xii. CONTAINING A CATALOGUE OF THE WORKS OF VARRO. Jf~ Those marked* arc mentioned by Fabricius in his ' Bibliotheca

Latina1.

'Marcum Terentium Varronem miratur antiquitas quod apud Latinos innumerabiles libros scripserit. Greci Ebalte- rum* miris efferunt laudibus quod tantos libros coniposuerit, quantos quivis nostrum alienos sua manu describere non po- test. Et quia non otiosum est apud Latinos Graecorum vo- luminuni indicem texere; de eo qui Latine scripsit aliqua commemorabo, ut intelligamus nos Epimenidis dormire som- num, et studium quod illi posuerunt in eruditione secularium literarum in congregandis opibus ponere. Scripsit igitur Varro,

*45 Libros Antiquitatum. *4 Do. de Vita Populi Romani. 51 Do. Imaginum.

bic in MS.

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424

DIE SCHRIFTSTELLEREI

*76

Libros Aotioc Tottikov.

*25

Do.

de Lingua Latina.

*9

Do.

Disciplinaruni.

*5

Do.

de Sermone Latino.

*5

Do.

Questionum Plautinanarum.

*3

Do.

Annalium.

3

Do.

de Origine Linguae Latina?.

*3

Do.

de Poematis.

3

Do.

de Originibus Saeculi.

*3

Do.

de Scenicis Actionibus.

3

Do.

de Actis Sccnicis.

3

Do.

de Descriptionibus.

*3

Do.

de Proprietate Scriptorum.

*3

Do.

de Bibliothecis.

3

Do.

de Lectionibus.

3

Do.

de Similitudiue Verborum.

3

Do.

Legatiouum.

3

Do.

Suasionum.

3

Do.

de Pompeio.

10

Do.

Singulares.

*3

Do.

de Personis.

15

Do.

de Jurc Civili.

9

Ettitoutiv ex libris 45 Antiquitatum.

9

Epitomen ex libris 15 de Lingua Latina.

9

Libros de Pincipiis Nuineroruni.

*3

Do.

Rerum Rusticorum.

1

Do.

de Valetudine tuenda.

3

Do.

de Suavitate.

*3

Do.

de Forma Philosophite.

3

Do.

Rerum Urbanarum.

150

Do.

Satyraruni Menypparum.

10

Do.

Poematum.

22

Do.

Orationum.

6

Do.

Tragrediaruin.

4

Do.

Satyrarum.

et alia plura

qure enuuierare longum est. Vix medium

scripsi invicem et legentibus fastidium est. At e contrario nostra secula habent homines eruditos, sciuntque pisces in

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DES M. TERENTU'S VAUKO

425

quo gurgite nati sunt, qua? concha in quo littore creverit. De turbaruni salivis nou ambigimus, Paxauius et Apicius 8emper in mauibus, oculi in hereditatcs, sensus ad patinas, et si quis de Philosophis vel de Christianis, qui vere Pliilo- sophi sunt, trito pallio et sordida tunica lectioni vacaverit, *m quasi vesanus exploditur. Quorsum Varronis et Calcenteri uientio facta sit queritis? Ut ad nostrum f Adamantiuni nostrumque Calceuterium venianius, qui tanto in sacrarura scripturaruin commentariis sudore laboravit ut juste Adaman- tis uomen acceperit. Vultis nosse quanta ingenii sui reli- querit monimeutaV Sequens titulus ostendit. Scripsit,

Libros

14 In Genesin

Libros 1 Exeerpta in Psalm. 4.

-

2 Localium Omelia-

- 1 - 5.

rum in Exodum

- 1 - - 6.

excerpta.

- 1 - - 7.

-

10 In Leviticum ex-

- 1 - - 8.

cerpta Stromatuin.

- 1 - - 9.

-

36 In Isaiam.

- 1 - - 10.

(qu.)

36 Do. excerpta.

- 1 - - - 11.

-

t Osee de Effraim.

- 1 - 12.

Do. Commeut,

- 1 - - - 13.

2 Johel.

- 1 - 14.

6 Amos.

- 1 - 15.

1 Jonas.

- 1 - - 16.

3 Michea.

- 1 - - 20.

2 Naum.

- 1 - - 24.

3 Abacuc.

- 1 - - 29.

2 Sophonias.

- 1 - - 38.

1 Aggeum.

- 1 - - 40.

2 Zacharia? Principio.

- 2 - - - 43.

2 Malachiam.

- 3 - - 44.

29 Jezechiel.

- 1 - - 45.

Excerpta in Psal-

- 1 - - 46.

mos a 1 ad 15.

- 2 - - 50.

1 ExcerptainPsalm. 1.

- 1 - - 51.

1 ... 2.

- 1 - - 52.

1 - - 3.

- 1 - - 53.

t Origenes.

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426 DIE SCHRIFTSTELLEREl

Libros 1 Excerpta in Psalm. 57. 1 Libros 15 In Lucam.

- - 18*

- - 59.

- - 62.

- - 63.

- *- 64. 65.

- - 68.

- - 70.

- - 71.

- - 72. principio.

- 2 - - 103.

3 Proverbia. Ecclesiast. Excerpta.

- 10 Cantica.

2 Do. quos superscri- psit in adolescentia. 5 Jeremire Lamentatio- nes.

4 Periarcon.f 2 I)e Resurrectione. 2 Dialogi de Resurre-

ctione. 1 Quppstiones qua?dam Proverbiorum. Dialogus adversusCan- didum Valentinia- num de Martyrio.

De Novo Testamento.

Libros 25 In Matlueum. 32 In Johannem. 1 In partea quaedam Johannis excerpto- rum.

* Sic in MSS. pro 68, ut credo.

15 In Pauli Epistolam

ad Romanos. 15 In Epistolam ad Ga-

latbas. 3 In Epistolam ad Ephcsios.

1 InEpistolamadPhi- lippenses.

2 In Epistolam ad Co- losenses.

3 In Epistolam ad Tliessalonicenses.

1 In Epistolam ad Ti-

tum. 1 Philemon.

Omelia in Vetxis Testamcntvm.

17 Omelia?inGenesin.f - 13 Do. in Exod.f 1 1 Omelia? in Levitic.f 28 Do. in Numeris.f

13 Do. 26 Do.

9 Do.

8 Do.

4 Do.

22 Do.

7 Do.

8 Do.

2 Do. 32 Do. 24 Do. 12 Do.

in Deuteron. in Jesu Naue.f in Judicum.f in Pascha?.§ in Regum libr. 1 mum.f in Job.f in Paraemias.t in Ecclesia- sten.§

in Cantica.f in Isaiah.4 in Jereniiah.t in Ezechiel.f

0melia3 1 In Psalmum 3.

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1>ES M. TERENTirS VARRO

427

«9 Oruelia^ 1

In Psalmum 4.

Omelia? 1

In Psalmum

110.

1

Psalmiun 8.

3

Psalmum

118.

1

Psalmum 12.

2

Psalmum

120.

1

Psalmum 13.

2

Psalmum

122.

3

Psalmum 15.

2

Psalmum

123.

1

Psalmum 16.

2

Psalmum

124.

1

Psalmum 18.

1

Psalmum

125.

1

Psalmum 22.

1

Psalmum

127.

Psalmum 23.

1

Psalmum

128.

1

Psalmum 24.

1

Psalmum

129.

1

Psalmum 25.

1

Psalmum

131.

Psalmum 26.

2

Psalmum

1 32.

1

Psalmum 27.

2

Psalmum

133.

5

Psalmum 36. f

2

Psalmum

134.

2

Psalmum 37.f

4

Psalmum

135.

2

Psalmum 38.f

2

Psalmum

137.

2

Psalmum 30.

4

P8almum

138.

1

Psalmum 49.

2

P8almum

139.

1

Psalmum 51.

3

Psalmum

144.

2

Psalmum 52.

1

Psalmum

145.

1

Psalmum 54.

1

Psalmum

146.

7

Psalmum 67.

1

Psalmum

147.

1

Psalmum 71.

1

Psalmuin

149.

3

Psalnmm 72.

Excerpta in totum Psalterium.

3

Psalmum 73.

1

Psalmum 74.

1

Psalmum 75.

Omelue m Aavum lestamentum.

3

Psalmum 76.

Omelise 25

i In Matheum.f

9

Psalmum 77.

39 In Lucam.f

4

Psalmum 79.

17 In Actus.

2

Psalmum 80.

11 In2(lamEpistolain

1

Psalmum 81.

ad Corintl

lios.

3

Psalmum 82.

2 In Epistolaiu ad

1

Psalmum 83.

Thessaloniccnses.

2

Psalmum 84.

7 In Epistolani ad

1

Psalmum 85.

Galathas.

1

Psalmum 87.

1 In Epistolam Ti-

1

Psalmum 108.

tum.

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428 PIE NCHRIFTSTELLEREI

Omeliae 18 In Epistolain ad Ilebra?os.

1 Do Pace.

2 Exhortatoria ad

Pionam, de jeju- nio, de Monoga- ruis, et Trigaiuis. 2 In Tarso.

Origenis Frumiani et Gregorii.

Libros 2 Excerpta Origenis et diversaruni ad eum Epistolaruiu.

2 EsifodoriEpistola su- per causa Origeuis.

9 Epistolarum ejus ad varios.

2 Do. aliarum.

2 Epistola pro apolo- gia operuinsuornm.

Videtisne et Gnecos pariter et Latiuos unius labore superatos.

99"* Thote markcd thus f, cjcist complctc; thus + , P»rt only; atul

thus §, mt at atL

So hatten wir denn an diesem Anekdoton einen ueuen Beleg, wie tropfenweise ims eiu giinstiges Geschick seine Gaben zumisst. Also auch die unverstiiminelte Aufzahlung des Hieronymus, von dercn glQcklicher AufHndung man sich die Befriedigung jedes Wunsches versprach, noch nicht voll- standig, und damit jede Hoffhung auf ein erschopfendes Ver- zeichniss verschwunden! Wie manche Frage bleibt auch jetzt noch schwebend, deren abschliessende Losung uns vor- liige, wenn der Bewunderer des Origenes iiber das fastidium seiner Leser, das er vorschiitzt, sich hatte hinwegsetzen wollen. Wir werden uns mit den Auslassungen, um derent- willen wir alle Ursache haben ihni gram zu sein, spater besouders beschiiftigen, und vorerst den aus dem Gegebenen zu schopfenden Gewinn ins Auge fassen, der allerdings auch so noch gross genug ist. Er ist es unter vierfachem Ge- sichtspunkte: durch die neuen Titel, die uns das Verzeichniss kennen lehrt; durch die Bestiitigung schon bekannter, aber angezweifelter, sowie durch Scheidung solcher, dic man iden- tificirt hatte; durch neue oder richtigere Bestimmuug der BUcherzahl einzelner Werke; durch die jetzt erst gegebene 4oi Moglichkeit, eine annahernde Berechnung des Gesammtum- fangs der Varronischen Schriftstellerei zu imternehmen.

Unter den ersten Gesichtsjuinkt fallt, wenn nicht die fnichtbarste, doch leicht die interessanteste Ausbeute des

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I

DES M. TERENTHTS VAHliO. 429

Oanzen: die neugewonneno Einsicht, dass die weiteste Vor- stellung, die man von der Vielseitigkeit des Varronischen Talentes haben mochte, noch nicht umfassend genug war. Und zwar nicht nur innerhalb der Grenzen wissenschaftlicher Forscbung, sondern flber diese Grenzen hinaus aucli im Gebiete freier Darstellung und eigener Composition, in Prosa wie in Poesie. Schon iiberhaupt den Gebrauch raetrischer Form getraute man sich fiir Varro bisher nur in dem eugsten Kreise kurzer Epigramine zu den iMujines, so wie sparlich eingestreuter Verse in den Satirac anzuerkennen, oft auch diess kaum recht zuversichtlich: obgleich doch selbst aus diesen Resten, die ungleich erheblicher und lehrreicher sind als man gemeint, die Erkenntniss zu schopfen war, dass Varro sogar eine sehr wesentliche Stufe in der Entwickelung und Durchbildung der gesamniten lateinischeu Metrik ein- nimmt. Weder diese Reste indess, reich unter Anderm an besten Hexametern, und elegischer Distichen nicht entbehrend, noch die auf dem Wege einer hinlanglich strengen Herme- neutik zu erlangende Gewissheit, dass von Varro selbst ein ausfflhrliches Lelirgedicht verfasst seiu niiisse, konnten eiue iibereilte Skepsis von Ausspruchen zuriickhalten, wie wir sie z, B. bei Wiilluer tindeu de Varr. Atac. p. 7: fM. Varro- neni hexametris vel distichis quidquam conscripsisse omnino non constat'; p. 23: CM. Terentius Varro vel omnino nullos Tel tales certe hexametros scribere non potuit'; p. 25: 'donec erroris convincar, hoc ego statuo, M. Terentium Varronem hexametros fecisse nullos'. Im Gegensatze zu solchen Zweifeln leruen wir jetzt den Varro als formlichen und vollzilhligen Dichter in zwei, ja in drei verschiedenen Gattungen kennen. Erstlich, was niemand ahuen mochte, als Tragiker: wenn fs auch nur sechs Tragodien gewesen sein werden, die er als eben so viele Biicher (gerade wie bei den 150 Satirae) zu einer Sammlung Trayoediarum vereinigte, und wenn sie auch zur Auffiihrung weder gekommen noch bestimmt gewesen sein mogen.

Sogar zu 10 Biichern Poematum, oder vielmehr wohl 492 l*oemator um- nach Charisius p. 114, gaben den Stoff kleinere Poesien her: lyrische, epigrainmatische, elegische, dergleichen

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430

DIE SCHRIFTSTKLLEREI

unter einer Sammlung von poemata allein verstanden werden konnen, wenn sich auch der Singular poema von einem zu- sauimenhiingendeu grossern Gedicht brauchen liess; zumal ja selbst fur ihn Lucilius in deu Versen des 9ten Buchs (bei Nonius p. 428) den Begriff des Kurzen und Kleinen als den eigentlichen festhalt: 'Pars est parva poema' u. s. w., in volliger Uebereinstimmung mit Varro's ebenda erhaltener eigener Definition. Auf beide Arten fUhrt heutzutage nicht die miiideste Spur mehr; denn dass das in den Scholien zu Persius II, 36 stehende Epigramm auf Licittus, das sich allerdings zu einer subscriptio der Iniagines nicht fuglich eignet, keinem Varro mit einiger Wahrscheinlichkeit beizu- legen ist, kann nach dem, was zuletzt Madvig Opusc. acad. alt. p. 203 f. darnber gesagt hat, nicht zweifelhaft sein. Moglich indess, dass die wirklichen Elogien der Imagines in die Sammlung der Poctnata wieder aufgenommen waren.

Aber noch eine dritte poetische Art werden wir in den 4 Buchern Saturarutn suchen mUssen. Denn weun die^e neben 150 Buchern der Saturac Menippeac als eine be- sondere Sammlung bestanden, so mussen es eben von diesen verschiedene gewesen sein, folglich keine Metiippeac, die von Varro selbst geschaffene Gattung. An die alte scenische Satura wird kein Besonnener denkeu; kaum konnen wir da- her irren, wenn wir uns den Varro, der Alles versuchte, durch das Beispiel sei es des Ennius, sei es des Lucilius angelockt denken, sich auch iu derjeuigen Satira zu ver- suchen, die nicht Prosa und Vers mischte, sondern worin entweder wechselndes oder gleichformiges Metrum durch- ging. Einen reinern Gegensatz, eine eiuleuchtendere Er- ganzung der Menippeischen bot allerdings das Vorbild des Lucilius dar, wiihrend sie mit dem des Ennius, trotz aller Verschiedenheit, doch schon mehrfache BerUhnrngspunkte gemein hatte, jedenfalls mehr als mit der Lucilischen. Nun erst ver8tehen wir auch den Grund, warum selbst in Citaten, wo es sonst gar nicht nothig war, nicht Satirae des Varru Bchlechthin genaunt, sondern mit dem Zusatz Menippeae oder i»3 cgnicac (oder Varro ctjnicits, Mewppeus) bezeichuet werden. Nicht minder leuchtet jetzt ein, wie Varro, selbst zwei so

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DES M. TERENTIUS VARHO. 431

verschiedene Gattungen von Satire praktisch cultivirend, sich zu einer theoretischen Erorterung de comjiositionc satura- rum veranlasst fand, wie uns das einzige Citat des Nonius p. G7 lehrt: eine Erorterung, welche unstreitig die uns jetzt so dunkle Geschichte der Satira in ihren Stufen und Wan- delungen in das hellste Licht setzte. Gewiss ist hiernach, dass mit der Angabe des Porphyrio zu Horaz Epist. I, 3 init: fhic Florus fuit satirarum scriptor, cuius sunt electae ex Ennio, Lucilio, Varrone* (mag man dieses electae mit Weichert Poet. 4at. rel. p. 3GG und van Heusde Studia crit. in Lucil. p. 124 schiltzeu, oder rait Casaubonus de sat poesi p. 230 in sublectae, oder etwa in eineu Buchtitel Electa verandern), wenn anders unser Varro, dann nicht die Menippeischen, sondeni die schlechthin so genanuteu Satirac gemeint sind, die uns Hieronyinus kennen lehrt. Aber irei- lieh hindert auch nichts, an den Ataciner Varro zu denken, der als Satiriker durch Horaz hinlanglich bezeugt ist.*)

Ausser den durch Hieronyraus sichor gestellten Poesien aber noch ein grosseres zusainmenhangendes Gedicht des Varro anzuerkennen nothigen unabweislich die an Varro

*) Warum nennt ibn allein, nnd mit 80 scharfer Unterscheidung 'Varrone Atacino* , Horaz Serm. I, 10, 4G als seinen wenig gluck- lichen Vorganger in der Luciliachen Satire, wenn doch anch der Keatinus, wie wir nun sehen, in dernelben Oattung thiltig gewenen war? Ich denke, der Omnd ist in einer gewiBsen schonungHvolleu i?cheu zu nuchen, mit der Uoraz den Hauptvertreter denjenigen Stand- punktes behandelt, der eben durch die principiell verschiedeneu Be- strebungen einer siegesgewisaen Neuzeit iiberwunden wurde. Dieae Scheu war natiirlich genug einer PersSnlichkeit gegenQber, auf die sich als einen Koloss von Gelehrsamkeit und ein Wunder von Winsen- schaft und Bildung unstreitig eine Verehning der Zeitgenonsen con- centrirte, die dem Nationalgefiihl um bo mehr Befriedigung gewiihrte, wurdiger sich nicht nur Varro'8 litterariHche Thatigkeit den gronaeu Vorbildern griechischer Polyraathie anHchlosH und diesen deu Ruhm «ler Unerreichtheit nahm, soudern je mehr sie auch von der Idee des Rdroerthums getragen und *von acht vatcrlandischer Oesinnuug beseelt wurde. Daas es Varro nebst den Anhaugern seiner Richtung ist, gegen den deH Horaz Polemik stillHchweigend gerichtet zu denken, hat mir tiergk Comm. de rel. com. Att. ant. p. 146 f. zu voUkommener Ueber- zt-ugung gebracht.

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432 DIE SCHRIFTSTELLEREI

gerichteten Worte Cicero's in den Academica post. 3, 9: fatque ipse varium et elegans omni fere numero poeuia fecisti', die mit den Erklarern von den Menippeischen Satirae zu verstehen sprachlich wie sachlich gleich unmoglich ist Freilich bleibt so omni numero singular gesagt fiir omnilmt numeris] indess scheint Cicero absichtlich eine etwas schwachere Niiance des BegritFes gesucht zu haben, wie er sich deun auch nicht entschliessen kann, die Hoflichkeit bis zur Weg- lassung des fere zu steigern; gewiss ist, dass zu der Bedeutung eines carmen polymetrum auch nicht einmal eine in bunter Mischung gedichtete vor-lucilische Gattimg von Satira passt, da mehrere Biicher solcher Satirae nimmermehr wurden ein pocma heissen konneu. Dass aber das von Cicero gemeiute Gedicht de rerum natura uberschrieben gewesen sei oder doch gehandelt habe, liisst sich aus Quinctilian I, 4, 4 und Lactantius Div. Inst. II, 12, 4 bei weitem nicht mit der Sicherheit folgern, mit der das erstere von Oehler Varr. Sat. p. 84 gefolgert ist. Allerdings werden dort Empedokles, Varro und Lucretius als solche zusammengestellt, qui prae- cepta sapientiae versibus tradidemnt, nachdem unmittelhar vorher von quaestiones naturales die Iiede war; und noch imzweideutiger heisst es bei Lactanz: 'Empedocles, quem nescias utrumne iuter poetas au inter philosophos numeres, quod de rerum natura versibus scripsit, ut apud Homanos Lucretius et Varro': womit offenbar als ganz gleichartig die Verbindung auctores carminum Varronem ac Lucrctium bei Vellejus II, 36 zu fassen ist. Stande durch Cicero mehr als iiberhaupt ein grosseres Gedicht fest, ware mit irgend etwas auf einen Inhalt wie de rerum natura hingedeutet, so lage die Moglichkeit vor, dass Quinctilian und besonders Lactanz deu Reatiner gemeint hiitten; die Nothwendigkeit immer noch nicht, da mit mindestens gleichem Rechte auch daun an den Ataciner zu denken ware*).

*) Unter dem Titel de rerum natura hatte der Ataciner freilicb nichts gedichtet; wohl aber war solchen Inhalts ein Theil de» Stoffe* seiner Cosmographia, fQr die eben daruni der mit Recht bezweifeltf Titel Oiorographia zu eng gewesen ware. Von den Fragmeuten {xm vollstandigsten in Meyers Anthologie n. 78) haudelt eines (bei Marioa

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DES M. TERENTIUS VARRO.

433

Den# dichterischen Erzengnissen Varro's reihen sich 495 seine rednerischen an; von denen wir eben so wenig

Victorinus p. 2503 P. 79 Gaisf.) von den musikalischen Harraonien der Himmelskorper, ein zweites (bei Isidorus de mundo oder de natura rerum c. 10 und bei Beda) von den funf Zonen des aetJterius orbis: beide ohne nahere Bezeichnung aus 'Varro' citirt. Nur das letztere konute an sich dem Vcrsbau nach allenfalls von Marcus sein, die Eleganz des erstern eignet sich nur fur den Publius, dem ja die, eben- falls ohne alle Unterecheidung nur aus 1 Farro' angefiihrten, Bruchstiicke rein geographischen Inhalta unzweifelhaft zukommen. (Keinem von beiden gehort das uber die Winde an, was Meyer nicht als Varronisch wiederholen durfte, wenngleich der wahre Verfasser aus dem Ver- derbniRs iUum paconia bei Diomedes, was auch Gaisford p. 471 als handschriftlich bezeugt, noch nicht ermittelt ist.) Folglich wird schon darum auch die Spharenmusik aus dem Ataciner genommen sein. Und diess um bo mehr, wenn dessen Vorbild nach Bernhardy's Ver- muthimg zu Dionys. Perieg. 1 der *€pufjc des Eratosthenes war, dessen auf Himmelsverhaltnisse, Zonen, Gestirne und Sphiirenharmonie beziig- lichen Inhalt derselbe Eiatosth. p. 111 tt". nachgcwiesen hat, mag auch immerhin nach Meineke's Erinnerung Anal. Alex. p. 354 diess nicht den einzigen, selbst nicht den Hauptinhalt gebildet haben. - Auch das Gedicht dea Licentius an den h. Augustinus bei Wernsdorf Poet min. IV, 516 ff. kann man nicht etwa geltend machen als Zeug- niss fur ein de rerum natura handelndes poema drs R<*atiners, obwohl die Unmoglichkeit nicht zu beweisen ist. Mit uberwiegender Wahr- scheinlichkeit werden wir vielmehr gerade durch die astrorum causas clarosque meatus , obscuros quorum ille situs monstrat und durch die sacros sensus, quis numerum dedit ille tonis mundumque Tonanti disseruit canere et pariles agitare choreas wieder auf die astronomischen Partien der Cosmographia gefuhrt, wie schon Wemsdorf bemerkte. Freilich passt die.Schwierigkeit des Verstilnduisses, iiber die Licentius jammert, an sich mehr auf die Schwerfalligkeit unseres Marcus, als auf die in des Publius Bruchstucken hervorstechende Durchsichtigkeit; aber fiir den Begritf des Schwierigeu gibt die Filhigkeit des Licentins einen sehr unsichern Massstab. Dass aber gar des M. Varro Disciplinarum libri gemeint sein kftnnten, woran Fabricius dachte, ist ganz un- begrundet. Der Schein, dass zuerst V. 7 die Musica, dann V. 11 die Geomctria, zuletzt V. 13 die Astronomia bezeichnet sei, verschwindet schon dadurch, dass die Worte Jndc figurarum positas in pidrere formas posco amens aliasquc graves offendo tenebras unstreitig nichts weiter besagen als: auch mit Htilfe veranschaulichender Zeichnung vermag ich nicht in das Verstandniss einzudringen. Ueberdiess sind offenbar die beiden Verse 13. 14 Ad summam Obscuros verstellt und nach V 8 zu setzen. Endlich wird wohl niemand mehr die Anfflhrung

FR. RITSCIIEMI OPVSCVI.A III. 28

434 DIE SCHRIFTSTELLEREI

wussten, abgesehen etwa davon, dass die laudatioPorciae (Schwester des M. Cato und Gemahlin des Domitius Aheno- barbus), die Varro nach Cicero ad Att. XIII, 48 verfasste, die Form einer Rede gehabt haben werde. So wenig wie diese, so wenig brauchen die tibrigen Orationcs, deren 22 Bileher wiederum an nicht mehr als eben 22 einzelue Reden zu denken nothigen, jemajs gehalten worden zn sein; es konnten reine Uebungsstucke litterarischer Privatlieb- Haberei sein, wie denn auch Varro als wirklicher Reduer weder sonst jemals vorkommt, noch in Cicero's Brutus auch nur die fliichtigste Erwiihnung findet. Indessen sind wir doch anderseits iiber das offentliche Leben des Varro auch viel zu wenig unterrichtet, als dass sein jeweiliges Auftreten als Redner schlechthin geleugnet werden diirfte; sein getws dicendi konnte ftir Cicero ein noch triftigerer Grund zn schonender Uebergehung sein, als in einer dafur viel gleich- gultigern Zeit fiir seinen Bewunderer Augustinus zu einer Einschriinkung des begeistertsten Lobes mit den Worten 'tametsi minus est suavis eloquio' (de civ. dei VI, 2), ahn- lich wie schon bei Quinctilian X, 1, 95: fplus tamcn scientiae collaturus quam eloqueutiae'. Niiinlich der Unterschied ge- haltcuer und bloss geschriebener Reden will sicli uns fast als die einzige zureichende Erkliirung fiir den auffallendeu Um- stand darbieten, dass der Katalog des Hieronymus ausser den 22 Buchern Orationes auch noch Suasionum libros 111 auffiihrt: so zwar, dass wir unter dieser geringem Auzahl die durch wirkliche Anliisse des offentlichen Lebens hervor- gerufenen Reden des gcnus deliberativum zu verstehen hatten, unter orationes die, hauptsachlich wohl dem denumstrativum

de8 Nonius p. 477 geltend machen: Mdem (Varro) de rerum natura lib. 1: ne familiae rixentur cum vicinis*, was zwar ilcht varroniscb, aber gute Prosa aus de re rust. I, 16 ist, daher scbon Lipsiun di«> Verschreibung fiir de re rustica erkannte. Dagegen will irh eine Moglichkeit offen lassen : dass namlich eine Andeutung fflr Lucrexischrn Stoff des von M. Varro verfassteu Gedichtes in Varro^s Worten bei Cicero 2 § 6 liege: ' Nostra tu physica nosti' u. s. w. , so dass hier- auf in Cicero's CSegenrede die Erwahnuug des rpoeinay sich beioge. Wo kann Varro sonst eine Theorie der Physik entwickelt haben?

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DES M. TERENTIUS VARRO. 435

angehorigen, bloss schriftstellerisch verfassten Reden begreifen. Zu letzterer Classe wiirde dann nicht nur die erwiihnte lau- (laiio Porciac gehoren, sondern ohne Zweifel noch manche andere Imtdatio. Denn gerade laudationes sind es, die Cicero in der leider lQckenhaften*) Stelle der Academica post. 2 extr. den Varro hervorheben lasst als einen der Theile seiner Schriftstellerei, worin er philosophische (d. i. wohl vornehm- 4»7 lich ethische) Gegenstiinde behandelt habe: und passend fiir uns hat hier Davies an Seneca Epist. 102 erinnert: rnemo dicit laudem funebrem, sed laudationem: cuius oflicium oratione constat'. Leicht mag daher selbst die Mehrzahl der Varro- uischen orationes eben nur aus laudationcs bestanden haben: wofern nicht gar jemand vorzieht, neben Suasioncs und Orationcs noch getrennt als einen bei Hieronymus fehlenden Titel Lauilationcs anzunehmen, was sich allerdings so wenig widerlegen wie beweisen liesse. Uebrigens wird die Vor- stellung eines wenig fruchtbaren Stoffes von diesen lauda- tioncs fem halten, wer sich nach Niebuhr's (E. G. II p. 5 f.) Andeutung erinnert, wie der Inhalt und das Interesse solcher Gedachtuissreden eng verwachsen war mit den uiten Familientraditionen, und zugleich die gelehrten Studien damit verkniipft, die, wie wir sehen werden, Varro selbst auf die romischen Familiengeschichten gericlitet hatte. Hiitten wir es mit nachvarronischen Zeiten zu thun, so wiirden wir uns durch suasiones an suasoriae erinnern, uud vielmehr durch diese, als durch orationesy auf den Begritf* von rhetorischen Uebungsreden filhren lassen; fiir Varro konuen suasiones schwerlich eine andere Bedeutung haben, als in der Cicero von einer suasio legis Serviliae spricht. ln den paar Jahr- zehnten, in denen wir den Varro als eifrigen Anhiinger des

*) So mit viel richtigenn Blick Casaubonus de sat. poeai p. 202, ala alle die Luckenhaftigkeit leugneuden Neuern. Ganz unhaltbar iat 8chneider'a Meinung (de vita et scr. Varr. p. 232), dass mit in Jau- dationibHS philosophiae , wie Ernesti umstellen wollte, Varro'8 Schrift de phtlosophia oder de forma philosophiae bezeichnet sei. So ver- schrobeu hat aber den Cicero niemaud reden lassen, wie der neueste Erklarungsversuch der f laudationes ' (und der ' prooemia antiquitatum ') yotx Oehler Varr. Sat. p. 74 f.

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430 DIE SCHRIFTSTELLEREI

Ponipejus in Staatsgeschiiften antreffen, werden sich leicht ein paar Gelegenheiten zur Anempfehlung von Gesetzes- yorschlagen gefunden hahen; und dreimal kann Varro, ohno sich zur Tribune zu driingen, leicht deni Drange der Umstiinde nacligegehen haben, dreimal immerhin redend aufgetreten 9ein, ohne darum auf den Namen eines Redners Anspruch zu machen oder ihn zu erhalten. Auch ist es vielleicht nicht zu- fiillig, dass der Katalog die Snasiones gerade zwischen zwei Titel stellt, die obenfalls mit der staatsmiinnischen Laufbahn des Varro in niichstem Zusammenhange stohen; denn wenn es auch in andern Partien des Katalogs jetzt etwas bunt durcheinander geht, so spricht doch dafiir, dass ursprunglicb eine planmiissigere Ordnung stattfand, in der das Gleich- artige zusammengestellt war, namentlich der Schluss, worin wir die eigentlich kiinstlerischen Productionen vereinigt finden. 498 Jene zwei verwandten Titel sind Leaationum libri III und ebenfalls libri III dc Pompcio. Varros Interesse so- wohl als seine Befahigung iiber den Mami zu schreiben, dessen Partei er mit ausharrender Treue festgehalten, dessen Vertrauen er genossen, dessen Pliine er im einzeluen gekannt nnd thiitig gcfordert, dessen Erfolge und Unterliegen er getheilt hatte, diess begreift sich um so mehr, je ungiinstiger oder unsicherer das Urtheil der Zeitgenossen iiber Pompejus nach dem Siege dcs Caesar werden mochte, und je mehr dem Varro an der eigenen Rechtfertigung liegen musste. In diesem Sinne wird er denn auch keine Veranlassung gefiihlt haben, des Pompejus vollstandige Lebensgeschichte zu schreiben, wofiir nicht de Vompeio, sondern de tnta Pompei der rechte Titel wiire; vielmehr auf die Jahre wird er sich iu seiner politischen Schutzschrift beschriinkt haben, in denen sich die Geschicke Roms und die Zukunft der Republik an die Person des Pompejus kniipften: Jahre, iiber deren Ereignisse er als Augenzeuge oder doch den Handelnden zuuiichst stehender sprechen konnte. Zweimal ist es, dass unsere Ueberlieferungeu deu Varro eine Rolle in den Porapejanischen Zeiten spielen lassen, und zwar beidemale ausdriicklich als hyatns Pompeii'. zuerst im Piratenkriege G87, sodann im Hispanischen Kriege gegen Caesar 705. Von letzterm ist es aus Caesar allbekannt,

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DB8 M. TERKNTIUS VAURO.

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von ersterm clureh Appian Mithr. 94 und Florus III, (5 direct, durch Plutareh Pomp. 25. 26 indirect bezeugt. Schon diess ist vollkouinien ausreichend, um einen Buchtitel Lcgatianum (nauilich suarttm) zu rechtfertigen, uuter deui er von seinem Antheil an jenen Untemehiuungen Bericht erstattete. Wer sagt uus aber, dass diess die beiden einzigeu lcgationcs waren, vou deuen Varro zu berichten hatte? Ich will die Moglich- keit ganz aus dem Spiel lassen, dass der wissbegierige Mann, der die genaueste Kunde aller Liinder und Volker zu uiu- fassen strebte, und von solcher Unifassung noch in zahl- reiehen Bruehstucken Zeugniss gibt, das nicht inimer auf blosse Lectiire, sondera offenbar aueh auf Autopsie zuriiek- geht dass dieser als Senator sich zum Bereisen der Pro- viuzen und Grenzliinder mit Ubcrac lcgationcs konnte bekleiden lassen, die unter dem gemeinsamen Namen lcgationcs mit zu begreifen niclits hinderte; auch fiir den Begriff der eigent- 499 lichon lcgationcs fiihrt uns glaubhafte Muthmassung iiber die zwei bezeugten Beispiele hinaus. An den Piratenkrieg sehloss sich iu so unmittelbarer Folge der Mithridatische Krieg an, dass es gar nichts Wahrscheinliches hat, Pompejus werde nach der Beendigung des erstern seine siimmtliehen 24 (nach (Plutarch) oder 25 (nach Appian) Legaten, mit denen er ja gut gefahren war, plotzlich gewechselt, am wenigsteu aber gerade den Varro eutlassen haben, der, uud zwar allein, sich sogar die seltene Auszeichnung der corona navalis (rostrata) erworben hatte, wie wir aus Festus s. v. uud Pli- nius N. H. VII, 30 § 115. XVI, 4 § 7 wissen. Auch scheint auf personliehe Theilnahme an diesem Feldzuge die ebenda VI, 17 § 51 erhaltene Notiz zu deuten: 'Haustum ipsius niaris (Caspii) duleem esse et Alexauder Maguus prodidit, ct M. Varro talem perlatum Pompeio iuxta res gefenti Mithridatieo bello, magnitudine haud dubie inrluentium am- niuin victo sale. Adicit idem Pompeii ductu exploratum, iu Hactros septem diebus ex India perveniri ad Iearum flumen qudd in Oxum iufluat, et ex eo per Caspium in Cyruiu sub- vectas quinque non amplius diemm terreno itinere ad Phasin ui Pontum Indicas posse devehi merces'. Vielleicht irren wir also nieht, wenn wir uns den Stoff der drei Biicher

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DIE SGHBIFTSTELLEBEl

durch die drei Legationeu: im Piratenkriege, im Mithrida- tischen, im Hispanischen, gegliedert denken, da die beiden ersten, wenngleich factisch an einander grenzend, doch unter staatlichem Gesichtspunkte als durchaus getrennte Unter- nehmungen erscheinen, zu denen auch zwei verschiedene Beschltlsse (lex Gabinia und lex Manilia) erinachtigten. Denn seit dem Triumph des Pompejus, den dieser nach Beendiguug der Asiatischeu Kriegsziige 694 feierte, bis zum Ausbruche des Biirgerkrieges 705 kami sich dem Varro, wenn man die Zeitgeschichte darauf ansieht, kaum Gelegenheit zu einer Legation geboten haben; unmittelbar nach der Hispanisclien Legation aber, die mit Uebergabe der Legion an Caesar endete, finden wir ihn zwar dem Pompejus nach Griechenland gefolgt, jetzt in Dyrrhachium (Cic. de divin. I, 32), jetzt auf Corcyra (Rer. rust. I, 4): aber weder war diess eine besondere Legation, noch bot der kurze Zeitraum bis zu der ungliiek- soo lichen Entscheidung bei Pharsalus (706) einen an Umfang den friiheren Legationen vergleichbaren StofF dar. Uebrigeus bildete den Inhalt dieser Schrift wohl keinesweges bloss die Erziihlung von Kriegsthaten, sondern zugleich die Mittheilung der wissenschaftlichen Beobachtungen, zu denen Varro, wie schon Schneider de vita et scr. Varr. p. 220 angedeutet, gerade durch seine Legationen Anlass und Gelegenheit fand. Es gehoren dahin insbesondere geographische Bestiinmungen, fur die ich fruher de Discipl. libris § 19 [oben p. 390] nur das Buch de gcometria anzufilhren wusste. So ausser den vorhin vom Caspischen Meere angefiihrten die der schmalsten Breite zwischen dem Adriatischen und lonischen Meere bei Plinius III, 11 § 101: 'hoc intervallum pedestri continuare transitu pontibus iactis primum Pyrrhus Epiri rex cogitavit, post* eum Mv Varro, cum classibus Pompeii piratieo bello {•raeesset-, utrumque aliae impedivere curae'. Denn gerade das Adriatische Meer (Adriatieton Varro Tcrcntius obscdit, Florus) und das Ionische (ZiKeXtav bi xai tov *l6vtov eqpuXaccov auTui TTXujtioc tc Ouapoc xat Tcpc^VTioc Oudppujv MfcXPlc Axap- vaviac, Appian) bildeten die dem Varro im Piratenkriege angewiesene Station, die wohl am genauesten von ihm selbst so bestimmt wird Rer. rust. II praef. 9: fsermonibus nostris

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PKS M. TKHKNTIUS VAHKO.

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collatis cum iis, qui peeuarias habuenuit in Epiro uiagnas, tuui cuui piratico bello inter Dclum ct Siciliam Graeciae elassibus praeesseni'. Auf die Anwesenheit iu Akaruanien geht offenbar auch die Angabe bei Plinius XYIII, 30 § 307 zurflck: fIdem (Varro auctor est) fabam a Pyrrhi regis aetate in quodam specu Ambraciae usque ad piraticum Pompeii Magni belluin durasse'; auf die in Epirus, was Servius zu Aen. III, 340 hat: fVarro Epiri se fuisse dicit et omnia loca iisdem dici (dicta?) nominibus quae poeta commemorat se vidisse'. Nicht minder liisst sich auf den Piratenkrieg, in dem des Pompejus Hauptstation in Cilicien war, beziehen, was Varro Ker. rust. III, 17, 6 von eiuem Erlebniss erziihlt, das er in Ljdien hatte. Dagegen zum Mithridatischen Kriege, auch an sich uatilrlicher in die Sehrift dc Pompeio als in die Legationum libri, gehort die mit keiner Sicherheit aus Autopsie abzuleitende Angabe bei Pliuius XXXIIT, 10 § 136: fquem soi (Ptolemaeum) Varro tradit Pompeio res gerente circa Iudaeam octona milia equitum sua pecunia toleravisse, mille convivas totidem aureis potoriis mutantem vasa cum ferculis saginasse'. Namentlich aber geographische Messungen, sowolil in Griechen- land und im Orient wie in Hispanien (zusammengestellt de Discipl. libris § 19, 2 [oben p. 390 f.J), konnen sehr wohl mit den Legationen in Verbindung gestanden haben. Freilich luuss man jeden solchen Vertheilungsversuch, wo es sich um Vrarronische Bruchstiicke handelt, mit einer Verwahrung schliessen, dass es sich auch alienfalls anders verhalten konne. Wer wiirde z. B. nicht gern und mit ziemlicher Zuversicht auf die Hispanische Legation das Bruchstiick bei Nonius p. 245 beziehen: 'Caesar revorsionem fecit, ne post occi- pitium in Hispania exercitus qui erant - reliuqueret: quo se eoniceret Pompeius, ut ancipiti urgeretur bello\ Und doch ist es, wo man es am wenigsten suchte, aus dem vierten Buch dc vita poptdi Jlomani.

7a\ dieser Gruppe von Schriften, die sich auf die Zeit- geschichte beziehen, gehort aber noch ein Buchtitel, der uns bei Hieronyinus als ein neuer entgegentritt, ohne es zu sein. Bc stiaintatc drei Biicher hat Varro ganz gewiss nicht geschrieben. fLoci communes, dieser Art hat er nirgend

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DIE SCHRIFTSTELLEREI

behandelt als in deu Logistorki, und inimer nur in einera einzigen Buche. Es ist mir kein Zweifel, dass in dem Schreib- fehler steckt dc sua vita. Von der Schrift wussteu wir aus Charisius p. 69 (dc vita sua), ohue ihreu Umfang zu kennen; vennuthlich war sie eino sciner allerspiitesten.

Zwischeu den poetischen uud oratorisehen Schijpfun- gen und den wissenschaftlichen Arbeiten nehmen als ebeufalls freie Compositionen eine mittlere Stellung die Logistorici eiu. Dass in dem Aotioc Tottikov des Katalogs nichts anderes als AoYicropiKUJV liegt, sieht jeder. Musste aber schon eiue Anzahl von 150 Satirae Mcnippeae, von denen die jiingst erschienene Sammlung nur 96 Titel zu- sammengebracht hat, Verwuuderung erregen, so setzeu uns 76 Logistorici in Erstauneu. Denn nicht nur ergebeu die im Prooemium zum Ind. schol. hib. Bonn. 1845 [oben p. 404 ff.j 502 zusammengestellten Spuren, Sicheres uud Unsicheres durch- eiuander gerechnet, nicht mehr als 18 Titel, sondeni es befremdet auch auf den ersten Blick, wie Varro sich vcr- sucht fiihlen konnte, sechs und siebzig fiir positives Wissen scheinbar so wenig ergiebige Stoffe, wie dc fortuna, dc jxwr, dc pudicUia, dc moribus (freilich auch de historia, de origine hitmana, de dcorum ctdtu, dc admirandis) monographisch zu behandeln, und wie er Anlass fand, sechs und siebzig ein- zelnen Zeitgenossen eine Aufmerksamkeit durch Dedication einer populiiren Abhandlung zu erweisen, deren Gegenstand zu der Person des Empfangers in ciner nahern Beziehung stand: denn diess ist es, was a. a. 0. als Merkmal der Logistorici festgestellt worden. Daruni indessen ein Verderb- niss der Zahl 76 auzunehmen musste gleichwohl fiir eine sehr niuBsige Vermuthung gelten, da wir uns bei der Schrift- stellerei des Varro schon gewohnen miissen, den herkomm- lichen Massstab fiir wahrscheiulich und unwahrscheiulich in allen Beziehungen zu vergessen. Uebrigens wird der Titel des Katalogs dc valetudine tucnda, in einem Buche, achwerlich verschieden sein von dem durch Probus zu Virgil Buc. VI, 31 bezeugten Logistoricus Mcssalla, dc valctudhte; es beruht gewiss auf irgend einem Versehen oder Zufall, sei es des Hieronyiuus oder schon seiner Quelle, dass der eine

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DES M. TERENTirs VARRO.

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Titel von der Gemeiiischaft seiner ubrigen Genossen ver- schlagen und nun tur ein eigeues Buch genommen wurde. Sein apartes Erseheinen in deui Katalog des Hieronyuius ist um so auffallender, als es gegen die offenbare Absieht des letztem, die libri monobibli nicht besouders aufzuziihlen, als eiuzige Ausnahnie verstosst. Denn das kann, denk' ich, keineni Zweifel unterliegen, dass niit den ini Katalog auf- gefiihrten zehn*//6r* sinyularcs uicht ein wirklicher Titel eines eigenen und einigen Werkes in so viel Abtheilungen gegeben ist eine solche Ueberschrift wiire voiu Stand- punkte der Gewohuheit des Alterthuins reiner Unsinn sondern nur eine willkurliche Zusaiumeufassuug vou zehn getrennten Mouographien, die einzeln aufzuziihlen dem Hiero- nynius zu weitliiufig war. Daraus folgt aber fiir uns, dass Hieronymus in seiner Quelle wirklich nur zehu Monobiblia des Varro ziihlte, diese Form also eine sehr untergeordiiete Rolle in der Schriftstellerei des Varro spielte: keiu unwich- soa tiges Moment fiir Entscheidungen im einzelnen und Berech- nungeu im ganzen, wie solchc weiterhin anzustellen sein werden.

Indem wir, Uber die Logutorki Weiteres uns vorbehal- tend, zu den eigentlich wissenschaf tlichen Studien Varro s fortgehen, begegnen wir ausser den geretteten Rcrum rusti- carum libri tres und den nicht unbekaunten Bisciplinarum libri novcm, der ersten encyclopadischen Zusammenfassung der artes Uberaks bei den Romeru, zuniichst drei Biichern dc forma philosophiae, wahrend wir bisher nur von einem zweiten Buche wussten aus Charisius p. 70. Dass dc forma philosophiac nur eine Abtheilung (eben das zweite Buch) eines umfassendern Werkes dc philosophia sei, wie Schneider de vita et scr. Varr. p. 232 vermuthete, wurde schou de Discipl. libris § 8 [oben p. 364 f.J geleugnet, mit Recht, wie jetzt er- siehtlich ist. Augustiuus de civ. dei XIX, 1 spricht zweimal so bestimmt im Singular: M. Varro in libro dc phihsophia uud hacc dc Varronis libro, dass ausser dem obigen Wrerk in drei Bilchern nothwendig ein liber singularis dc philosophia existirt haben muss. Aber freilich ist es ebeu so gut mog- lich, dafis diess ein Logistoricus war, wie es gewiss ist, dass

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442 DIE SCHRIFTSTKLLEREI

der vo» demselben Augustinus VII, 9 und 34 auch mir einfach citirte liber de ctdtu deorum einer war (Cttfio, de dcorum cultu nach dem Pariser Probus zu Virgil); wogegen eiue Satira, niimlich 'Periplu liber II irepi (DiXocoqnac 1 (flber die Niiheres a. a. 0.), schwerlich so zusanimenhaugende Sach- erorterungen enthalten haben wird, wie aus dem Buche dc phihsophia Augustinus mittheilt. Den wuuderlicheu uud un- fruchtbaren Formalismus dieser Erorterungeh hat Madvig zu Cic. de fin. p. 838 mit nicht ungerechter Strenge beur- theilt; fast uiochte man iihnliche Spielereieu unter der Auf- schrift dc forma phdosophiac vermuthen, dennoch aber wohl annehmen diirfen, dass drei ganze Biicher Varros uber Philosophie in den Acadcmica ad Varronctn, wo Cicero oline Widerspruch zu erfahren philosophische Schriftstellerei des Varro geradezu negirt, nicht ignorirt werden kounten, sondern damals noch nicht geschrieben waren. 504 Auf neuen Gebieten zeigen uns den Varro zwei wissen- schaftliche Werke von nicht geringem Umfange. Zuvorderst neun Biicher dc principiis numcrorum, in denen wohl kaum jemaud eine Darstellung der Zahlenlehre im Sinne der Pythagoreer verkennen wird, der sich der Aufnahme erinnert, die Pytbagoreische Philosophie iiberbaupt in Rom fand, und der sichern Spuren, die auf Varro's Beschaftigung mit ihr und seine Vorliebe fiir sie hindeuten: worflber es voll- kommen geniigt auf Hertz de Nigidio Figulo p. 24 zu ver- weisen. In zusammengedrangter Fassung wird der wesent- lichste Inhalt der neun Biicher, oder ein Theil desselben, in demjenigen der Disciplinarum libri wiedergekehrt sein, welches dc arithmctica handelte, also im fiinften; Manches, was in der ofter citirten Abhandlung §. 7. 11. 13. 17 hier- auf bezogen wurde, mag mit gleichem oder grosserm Rechte jetzt dera ausfiihrliehen Werke zuzutheilen scin. Moglich. dass sich so s«lbst das Citat Varro in libris numerorum bei Pseudo-Augustinus de gramm. p. 2008 P. rechtfertigt; nicht unwahrscheinlich, dass Gellius XVIII, 14 bei der Erorterung des Jwmiolios und epitritos mit den Worten qui de mmeris latine scripserunt auch unsere Bttcher im Sinne hatte; kaum zu bezweifeln, dass das von ihm I, 20 aus Vairo mitgetheilte:

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DES M. TERENTUS VAKRO. 443

rhuius numeri (novenarii) ciibwn Pythagoras vini habere lunaris circnli dixit, quod et luna orbem suum lustret septem et viginti diebns' u. s. w. (ohne des Pythagoras Erwiihnung auch bei Eulogius z. Somnium Scip. p. 407 Or.) irr den Btt- chern de princi^nis nutnerorum vorkam, wenngleich es Gellius aus den Disciplinarum libri schoplen konnte, Bewiese ein bestimmtes Citat, dass Gellius die erstern eben so gekannt und in Hiinden gehabt wie die letztern, so mochte man au jene auch bei der Eintheiluug der gcomctrica in 6TrriKn. und Kavovucn, und den angekniipften Begriflfsbestimmungen um so mehr denken, als daselbst (XVI, 18) der principia wiederholt Erwiihnung geschieht; denn dass von einer Behandlung der numeri in dem Umfange von 0 Biichern die Besprechuug nicht nur der Geometrie, sondern auch der Musik (Harmonik, Rhythmik, Metrik) und der Astronomie nicht ausgeschlossen sein konnte, lehrt die oberfliichlichste Kenntniss der Pytha-

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goreischen Zahlenlehre. Hauptsiichlich aber wtirde es jetzt zweifelhaft werden, ob dic merkwiirdige Notiz von einer noch im sechszehnten Jahrhundert in Rom vorhandenen Hand- schrift des Varro de arithmctica nicht vielmehr auf das Werk de principiis nunurorum oder eiiu?n Theil desselben, als auf ein mitten herausgegriffenes Buch der IHseiplinae zu beziehen sei, wenn ihr nicht sehr wahrscheinlicher Weise ein reiner Irrthum zu Grunde lage.*)

*) Sie berubt auf dem Zeugniss des Vertranius Maurus in der 'vita Varronis' an seiner Ausgabo der Biichcr dc 1. 1. (Lugd. 1563), <he mir weder zuganglich war (dahcr der Irrthuni de Disc libri» p. 11 [oben p. 362]) noch ist. SpengcTs gefalliger Mittbcilung vcrdanke ich die nachstehendc wbrtlicbe Anfiihrung: f Item DE ARITHMETICA libellus eiusdera est hodie quoque superstes, divinitus a M. Varrone •criptus, uti sunt omuia ab illo profecta: euin nos Romae cum P. Fabro Augerioque Ferrario viris doctis amicieque nostris ex bibliotheca Rudolphi Cardinalis asservatum apnd Laurentem Strossium Cardiualem vidimus' (p. 205). Von Ausonius Popma wird der Znsatz gemacht: fAlciatus hoc amplius se editunim pollicetur, quod tamen credo iuris civilis professione, in qua maxime excelluit, et graviorum disciplinarum stu- diis impeditua non praestitit'. Sehr wahrscheiulich ist VVeber'» Ver- muthung r Boethii Fragmentum de arithm. im Kasaeler Prograram 1847 p. 36), dass Alciatus (und, lasnt sich hinzufugen, Maurus mit seincn

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444 DIE NCIJRIFTSTKLLEREI

Am unerwartetsteu kommen wohl die funfzehu Biicher de iure eivili, wovon unsere gelehrten Juristeu nicht die kleinste directe oder iudirecte Spur nachzuweisen wissen. Ob ius eivile als roinisches Kecht oder als roinisches Privat- recht zu fassen sei, steht dahin; fast scheint das Letztere, da das iua publicum sowohl als das ius sacrum Varro ander- wiirts, wenn aucli nicht in systematischer Erschopfuug, zu beriihren vielfache Gelegeuheit hatte, jenes in den hurna- narum, dieses in den divinarum rcrum antiquitates: wogegen die zu beiden in dem Verhiiltniss von 'hausliehen' oder f Privat-Alterthuinern' zu c offentlichen' oder (Staats-' und rgottesdienstlichcn' oder fCultus-Alterthflmern' stehendeu Bucher de vita populi Eomani der Natur der Sache nach keinesweges in gleicher Weise den iiberreichen Stoff des ius privatum iu sich fassten. Wir sind hierniit schon uiitteii 606 in eine neue Classe Varronischer Schriften gefuhrt. die «ler historischen, deren Kenntniss durch den Katalog des Hierouymus ebenfalls mehrfache Bereicherung erfahrt.

Eine triigerische ist es zuniichst, dass uns 45 Bucher Antiquitatum statt der traditionellen 41 geboten werden, und zwar in zwei Stellen ,des Katalogs. Ein blosser Ab- schreiberfehler kann es nicht sein, da dieselbe Zahl auch Kufinus gibt; aber ein Fehler, also des Hieronymus selbst, bleibt es mchts desto weniger: so unfehlbar sind wir uber den Umfaug von nur 41 Biichern durch ein so unantastbares Zeugniss vergewissert, wie das des Augustinus de civ. dei VI, 3 ist, wo uns Plan, Eintheilung imd Gliederung des luhalts auf das vollstiindigste und unzwcideutigste vor Augen gelegt wird. AVenn hiernach die erste Hiilfte des bewunderns- wiirdigen Werkcs aus "vier Thcilen von je sechs BOchern, und die zweite Ilalfte aus funf Theilen von je drei Biichern, ausser je einem Einleitungsbuche, bestand, so wiirde selbst mit dieser aussern Symmetrie der Anordnung eine Vernielirung

Frcuudcn) sich durch eine der Bchlechtern AgrimensorenhandflchrilVn tiiUHchen licssen, in denen, wie de Disc. libr. § 7 [oben p. 3621 nac^ Blunic bcmcrkt worden, statt der Ueberschrift 'VarroniB libellos de geomctria1 gelcsen wird fde arithmetica '. Selbst der Ausdruck tiMtf stimmt.

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DES M. TERENTIITS VARKO.

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um vier Biicher im Widerspruch stehen, und wenigstens eine Summc von entweder 44 oder 47 Biichern erfordert werden. Es entspricht aber auch die Biicherzahl der Epitome ex lihris Antiquitatum, von deren Existenz wir hier die erste Kunde erhalten, auf das einleuchtendste der Darstellung des Augustinus, indem wir die 4 + 5 Theile in 9 Biichern wieder- finden.

Als Ergiinzungen des grossen Hauptwerkes, und zwar der ersten die weltlichen Dinge umfassenden Ilalfte, ist eine lleihe historischer und antiquarischer Specialschriften zu betrachten, die entweder in solcher Absicht von Varro nach der Vollendung der Antiquitatea verfasst wurden, wie diess von den Biichern de inta und denen de gnde poptdt liomani durch Zeitbestimmuugen bei Schneider a. a. O. p. 234 f. feststeht, oder auch zum Theil als Vorbereitungen dazu fruher geschrieben sein kimnen. Und zwar lassen sicli diese Schriften in ein bestimmtes Verhiiltniss zu der <rlie- deruug der Antiquitates humanae nach den vier Haupt- abschnitten setzen, in denen Varro die Gesichtspunkte ver- folgte: qui agant, ubi agant , quando agant, qukl agant. Als Ergiinzung des ersten Abschnittes, de hominibus, erscheinen die von Servius zu Virg. Aen. V, 704 citirten libri quos de w>7 familiis Troianis scripsit, sowie die ebenfalls bei Hiero- nymus fehlenden libri de gente populi Romani, vier Biicher wie Arnobius V, 8 lehrt; als Ergiinzung des zwreiten, de locis, erstlich der von Varro. selbst de ling. lat. V, 56 genannte tribnum tiber (nach Spengel statt des ehemaligen libri), den mit Miiller in den Antiquitates selbst zu suchen der Umstand widerrath, dass anderwiirts (yi, 13. 18) Varro bei ganz gleichartiger specieller Veranlassung dennoch den General- titel in Antiquitatum libris nicht vermeidet ; sodann, wie man sich leicht uberzeugt, noch die Jlerum urbanarum libri tres; als Erganzung des dritten Abschnittes, de temporilms, nach glaubhafter Annahme die Annalinm libri tres\ des vierten endlich, de rebus, die libri IV de vita popuJi Romani, und vielleicht in niichster Verwandtschaft mit ihnen die Aetia.

Der Titel de familiis Troianis empfangt sein Licht

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446 DIE 8CHRIFT8TELLEBEI

*

diirch das historische Interesse der romischen Patricierfaniilieu, die auf iilteste Abstammung Anspruch machten, und steht i 111 Zusammenhange mit den Untcrsuchungen iiber romische Familiengeschichten iiberhaupt, die, wie man deutlich erkennt, sicli inRom zu einem besondernZweige antiquarischerForschung ausgebildet hatten. Hauptbelege dafiir sind des Atticus Arbeiten, geschildert bei Nepos Att, 18; des Messalla Corvinus Scbrift dc Romanis famiVtis, von der Absicht kritischer Sichtung ausgegangen nach 1'linius N. H. XXXV, 2 § ft; des Uyginus mit dem Varronischen gleichnamiges Buch de familiis Troia- nia bei Servius zu Virg. Aen. V, 389. Wie die gens Xautia, fiir welche Servius Varros Schrift citirt, bei Paulus p. 1G7 (a Troianis dicitur oriunda) wiederkehrt, so lassen sicli viel- leicht die bei Paulus als Trojanisch bezeichneten Acntilii (p. 23: fquod ab Ascanio descendat, qui dnos habuerit filios Tulium et Aemylon') und Caecilii (p. 44: cappellatos eos di- cunt a Caecade Troiano Aeneae comite') auf Varro zurfick- ftthren.*) Moglicher Weise auch was bei Servius zu Aen. 508 V, 117 vom Trojanischen Ursprung der gentes MmmUh Sergia, Cluentia steht.

Die Biicher dc gentc populi liomani mit Krahner de Varr. Antiq. p. 23 f. fttr weseutlich ehronologiseheu In- halts zu erkliiren finde ich gar keinen uberzeugenden Grond. Von alten Zeiten und Zeitperioden war allerdiugs dariu die llede, aber nur weil Varro darin und zwar sehr weit aus- holend (vom diluvium Ogggis nach Augustin de civ. dei XVM, 2. 8) die illteste Sagen- und Volkergeschichte tiberhaupt be- handelte, niimlich um die origines der Uomer bis zu den letzten Wurzeln zu yerfolgen**), nicht aber nach Servius

*) Damit steht uicbt iui Widerepruch, was in Betreff de»?eH»en Caeculus, des Griinders Praeneste'8, von deui nach Paulus Andere die Caecilier ableiteten, die Veroneser Seholien zu Aen. VII, 681 aua VaiTo'8 Logistoricus Marius aut dc fortuna anfuhren.

**) Dasa er in dem Abschnitt der Kerum humanarum (1. II— VII). der de hominibus handclte, nicht so weit ausgriff, sondern sich auf die Urg«'8cbichte des romischen Volks bescbriinkt» , iat ausdriicklich bei Augustinus zu leseu de civ. dei VI, 4: ' Ueruni quip)»e hunianarani libros non quantum ad orbem terrarum, sed quautum ad solam Romam

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DES M. TEKENTIITS VARRO

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zu Aen. VTT, 176 um nachzuweisen quid a quaqtic traxerint gente per imitationem: eine Angabe, der, wie Krahner p. 10 vollkoininen richtig gesehen, eine Verwechselung mit den Buchern dc vita P. 11. zu Grunde liegt. Das besonders bc- lehrende Zeugniss des Augustinus c. 13: rhae fabellae ad bellum usque Troianum, ubi secundum librum M. Varro de gente populi Romani finivit', beweist nichts, als dass die Anordnung des Stoffs die chronologische war, gorade wie ilasselbe von den Bilchern dc vita popidi Romani walirschein- lich geniacht werden kami, s. die Andeutungen im Prooemium des Index schol. aest. Bonn. 1845 (de tabemis) p. V f. [= Opusc. II p. 388 f.].

Dagegen von vorherrschend chronologischera Gesiehts- punkte gingen, wie angenommen werden darf, Varros Annales aus, bisher nur einmal vorkommend bei Charisius p. 81 (Idem in Annali nach der Handschrift), und darum weit weggeworfen von Krahner p. 12: fnam quis vel fando aliquid accepit de Varrone Annalium scriptore? neque tanti viri Annales deposuisset Dionysius aliique historiarum aucto- res\ Solche Argumentationen wird raan sich bei Varro ab- gewuhnen niQssen.*) Fiir einen chronologisclien Abriss aber, in der Art etwa der Annatium libri des Corneliua m Nepos, oder des Annalis des Atticus, in welchen beiden Werken Niebuhr Vortr. iib. rom. Gesch.I p. 35 (BerLAusg.) gewiss mit Kecht ihrer wesentlichen Beschaffenheit nach chronologische Tabellen erkannt hat, und nicht im Sinne

pertinent, «cripsif. Wie sich mit dieaer Begrenzung die Krwiihnuug des Konigs Erechtheua und seines Stammes f Hbro humanarum secundo 1 (Schol. Cic. Seat. II, 299 Or.) vereinigte, mussen wir uns bescheiden nicht zu wissen.

*) Auch dieae Warnnng hat freilich ihre Grenzen. So hatte gewiss Hertz in Ztschr. f. Alt.wiss. 1846 p. 394 ganz Recht, dem Varro uicht eine kritische amwtatio zu den Texten alter Dichter zuzutrauen, wozn das 'Anecdoton Parisinum de notis' verleiten konnte. Gegen die An- nahme einer Plantinischeu Textesrecension habe ich den Varro Parerga p. 80. 367 verwahrt. Glossematische Samralungen Varro's iiber Plautua, Naevius, Ennius, Lucilius sind ebend. p. 180 zugegeben, aber lhre Verarbeitung nnd Herausgabe nur fiir den ersteu Dichter: s. u. [p- 456] bei deu Quaestiones Plautinae.

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DIE SOHRIFTSTELLKUEI

altroinischer Auualisteu oder gar eiues Livius und Tacitus wird mau unstreitig Varro's Annalen sehon ura deswillen nehmen, weil eine formliche Geschichte, eine auf das Detail der Thatsachen an sich gerichtete Darstellung von Varro ganz gewiss nicht in nur 3 Biichern bestanden hiitte: auch abgesehen davon, dass ja das ganze Material tler romischen Geschichte mit planniiissiger Vollstiindigkeit eben in den Humanaruni libri von ihm ausgebreitet wurde, nur nicht in synchronistischer Zusammcnfassung aller Seiten, sondern niehr in statistischer Form unter Uubriken vertheilt, gerade wie wir jetzt ' Alterthiimer' von 'Geschichte' unter- scheiden. Auffallend und verdachtig wiire bei Charisius die (wie man jetzt weiss, nur von Putschius interpolirte) Cita- tion des dritten Buches gewesen fOr das Bruchstiick: fNum- inum argenteum flatum primum a Servio Tullio dicunt; is quattuor scripulis maior fuit quam uunc est' (woriiber Boeckh metrol. Unt. p. 347 f.). Diess staud notliwendig schou ira ersten oder zweiten: gewiss im zweiten, wenn sich das Werk nicht auf romische Geschichte beschriinkte, sondern vornV mische in seinen Kreis zog; darum also I oder II nach Annali ausgefallen ist, da der Singular ohne Zahl fur ein Werk von mehrern Biichern keine Rechtfertigung zuliisst.*) Anch 6io das ist nicht wohl moglich, dass die Geschichten von Aeneas bei der Eiunahme Biums, wofiir Schol. Veron. zu Aen. II, 717 den Varro sccundo historiarum anfiihren, im zweiten Buche der AnnaJes vorgekommen seien, an die zu denken Mai sichr wohl durch den gleich darauf fur dieselben (ie-

•) JJias Honieri et Annalis (statt Annales) Ennix hat in dem Varronischen Brachstuck bci Nonius p. 428 nur die Leidener Hand- schrift. Die einzige Vertheidigung wiire, dass anch Uber fur ein aus mehreren Biichern best«*hendes Werk, in dem Sinne von f SchrifV, bei nachlaBsig redenden Grammatikern ein paar mal vorkOmmt: b. u. jp. 454] bei Gelegenheit der Varronischen Biicher de poemaiis. Bei Gelliu» VI, 9 bezieht sich ex Pisonis annali auf das unmittelbar vorhergebende L. Piso in tertio annali zuruck. Des Atticus Annalis, bestand nach den bestimmtestcn ZeugniBsen (Nepos Att. 18. Cicero Orat. 34, Tgl Brui. 3) nur aua einem Buche: die Annales des Nepoa nach Catuirs 'onine aevum tribus explicasse cliartis'' aus drei Biichern.

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DES M. TERENTIUS VARRO.

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schichten eitirten Atticus und 1 L. Cassius Cmsoritts'*) ver- leiten liess. Dafilr war der Platz gerade im zweiten Buche der llumanarum, wie Niebuhr Ilom. Gesch. I p. 213 sah, mag dafiir historiarutn verschrieben oder; wie Krahner p. 1 1 meint, nur ungenauer Ausdruck sein. Noch weniger kann das in jenen Scholien dann folgende Itetn (?) histo- rianim libro I auf die Annales, ja uicht einmal auf das erate Buch der Hnmanarum, also (wenn kein Fehler in der Zahl steckt) vielleiclit gar nicht auf Varro gehen, da es ebenjalls von Ilium, Aeneas , Ascanius und Eurybates handelt.**)

Nicht unzweideutig ist der Titel lierum urbanarum, haltbar aber kaum eine anderc Auffassung, als dass es eigent- liehe Stadtgeschichte war: Geschichte der Entstehung lloms als Stadt, ihrer allmiihlichen Erweiterung, Eintheilung, Ver- 511 inderungen, ihrer Schicksale durch Belagerung, Einnahme, Brand u. dgl. namentlich mit Rilcksicht auf das Capitol, also mit uberwiegend topographischem Gesichtspunkte: sei es dass die Anordnung nach Art griechischer Periegesen war, worauf

*) Freilicb ist L. Cassius Hemina gemeint, wie Mai sah; aber CeQgorius hiess nicht dieser, sondern L. Calpurniua Piso, dessen Name offeubar ausgcfallen ist.

**) Da (Jellius die synchronistische Uebersicht, die er XVII, 21 gibt, so einlcitet: 'ut conspectum quendam aetatum antiquissimarum, iteni virorum illustrium, qui in iis aetatibus nati fuissent, haberemus,

excerpebainus ex libris qui chronici appellaniur, quibus tempo-

ribus tloruissent Graeci simul atque Romaui viri, qui vcl iugenio vel imperio nobiles insignesque post conditam Romam fuissent ante secun- dum hellum Carthaginiensium , easque nunc excerptiones nostras variis diversisque in locia factas cursim digessirous' ; da er im Folgenden erst 3) den Cornelius Nepos in primo Chronico (= Annuli) citirt, dann (§24) fiir das supjtlicittm des M. Manlius die Angabe des schlecht- hin geuannten M. Varro und desselben Nepos gegeniiberstellt, schliesn- lich aber 43) fur eine andere Mittheilung aus Varro ausdriicklich desseu erstes Buch dc poetis nennt, und dieses Citat nur zwei Para- grapben weiter ffir eine iihnliche Thatsache sogar vollstilndig wieder- uolt: so ist wohl die Combination nicht zu gewagt, dass neben des Nepo« und Anderer Annalen dem (iellius auch die Annales des Varro fur seiue Excerpte zur Hand wareu, und dass aus ihnen der Bericht uber dea Manlius Verriitherei genommen war.

FR. RITSCHELII OPVSCVI.A III. 29

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DIE SCHRIFTSTELLEREl

der Titel nieht eben hinweist, oder vielmehr nach der Zeit- folge, womit sich die Erwahnung des Spartacus im dritten Buche (bei Charisius p. 108, bisher das einzige Zeugniss fTir diese Varronische Schrift)- sehr wohl vertragt, wenngleieh sich nicht sagen liisst, in welche Beziehung gerade Sparta- cus zur Stadtgeschichte gesetzt sein mochte. Weder der sonst vorkommende Gegensatz von res urbanae zu den aus- sern Angelegenheiten, wie bci Caesar de b. Gall. VII, 6, noeh speciell der zur militia wie bei Gellius XTV, 7, noch der haufigsto zu den rcs rustkac, wie ja auch vita urbana und vita rustica stehende Gegensiitze bilden, bietet eine Einheit gleichartiger Dinge dar, die wir als Stoff einer, und zwar aus drei Biichern bestehenden, Schrift zu denken vermochteu; und am gewissesten wiire es eine Tiiuschung, wenn man in der Symmetrie von je drei Buchem rcrum rusticarum und rcrum urbanarum mehr als ein Spiel des Zufalls sehen wollte. Auf das erste Buch dc rcbus wbmis konnten sich hiernach, wie man sieht, Quinctilians Worte I, 6, 12: 'Varro in eo libro, quo initia urbis Romae enarrat', sehr wohl betaehen, wenn es nicht weit wahrscheinlicher wiire, dass Quinctilian das einschlagende Buch der unstreitig viel gelesenern Anti- quitates rerum humanarum meinte; eine eigene Schrift tfc initiis urbis daraus zu machen, wie noch Krahner p. 17 that, liegt nicht die mindeste Nothigung vor.

Wemi sich die speciellen Ausfiihrungen der bis hieher genaunten Ergiinzungsschriftcn (um sie so zu bezeichnen) mit der Behandluug derselben Gegenstiinde in den entspre- chenden Biichern der Antiquitates vielfach deckt^n*): (wie fm B. der von Lydus de mag. III, 74 p. 269 B. aus den 512 dvGpuiTTiva TrpdfMCtTa angeftihrte Einfall der Gallier unter Brennus nothwendig auch in den Ilerum urlxmarum libri vorkommen musste:) so war diess dagegen moglichst wenig der Fall mit den Biichern de vita populi liomani, weil das Privatleben als solches, wie es scheint, in den Bmim

*

*) Nichta i«t geeigneter, dicses Verhultniss zu verdeutlicheu, al* wor Nep08 Att. 18 von des Atticue Monographien iibor einaelnc rC> miache Familirn und ihrer Zusaminenfasaung zn einer bflndigen Oe- sannutdaratellnng berichtet.

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DES M. TERENTIUS VARRO. 451

hunmmrum liltri keine abgesonderte Behandlung fand. We- nigstens wird aus diesen eine auf Sitten und Gebriiuche des ronrischen Volks bezugliche Angabe nieiuals gemacht, wiih- rend die Menge derartiger Bruchstiicke aus jenen vier Bfl- chern (nur Biihr kennt sieben mehr als Hieronymus bei Rufinus) auffallend gross ist. Eben so wenig wird man es aber fur Zufall zu halten geneigt sein, dass alle Bruchstiicke, die aus dem nach alexandrinischem Vorbild Actia benann- ten Werke Varros erhalten sind, gleichfalls in das Privat- leben einschlagen, insbesondere aber keines etwa mytholo- gischen Inhalts ist. Auf Nuptialgebriiuche geht, was Servius zu Bucol. VIIT, 29 und 30, auf die BegrQssungssitte, was er zu Aen. I, 408 anfuhrt ('cuius rei to ctrnov i. e. caussam Varro Callimachum secutus exposuit' u. s. w.); die Erkliirung eines provcrbium wird zu Aen. VIII, 128 mitgetheilt. Nichts kann ahnlicher sein als die Form der Einkleidung in diesen

Stellen der Actia: idco faccs jvracirc, quod oder sjmr-

(jcfuiarum nucum lianc cssc rationcm, ut , und in den

uhne Buchtitel bei demselben Servius vorkommenden Varro- nischen Erkliirungen von Leichencaremonien: muliercs in cx-

scquiis ct luctu ideo solitas ora laccrarc, ut zu Aen.IIT,

G7; pijras idco cupresso circumdari, jrroptcr zu VI, 216.

Hierniichst zu XII, 603: 'Varro ait Bnspendiosis, quibus insta tieri ius non sit, suspensis oscillis veluti per imitationem mortis parentandum esse'; vielleicht selbst bei Plinius N. H. XVIII, 12 § 119: fqua de caussa parentando utique assu- mitur (faba). Varro et ob haec flaminem ea non vesci tradit et quoniam in flore eius litterae lugubres reperiantur.' Mit Vorsicht indessen alle diese Angaben auf die Actia zu beziehen mahnt Servius zu Aen. XI, 97 (vgl. zu V, 80): fVarro in libris logistoricis dicit idco mortuis Salve et Vale dici, nou quod' u. s. w.

Einen besonders reichen Beitrag zur Varronischen Poly graphie haben, wie sich erwarten liisst, seine litterarhisto- f»u rischen Studien geliefert, zu deren Betreibung er neben glQcklichster Musse neueu Anreiz und wiinschenswerthcste Hulfsmittel finden musste, seit er, von Caesar mit der Eiu richtung einer otfentlichen Hibliothek beauftragt (Sueton

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452 DIE SCHRIFTSTELLEREI

Caes. c. 44), doch wahrscheinlich auch deren erster Vorsteher wurde. In dieser Thiitigkeit den niichsten Anlass zu den drei Buchem de bibliothccis zu suchen wird wohl nicht zu gewagt sein; wir kannten davon nur ein zweites Buch dureh Charisius p. 11J). Vielleicht war daraus, was iiber Schreib- niateriale, Erfindung der mcmbranac Pergamcnae und die actmdatio circa bibliothccas rcgum Ptolctnaci ct Etnncnis Pliuius

. N. H. XIII, 11 § 68—70 aus Varro Bchopfte.

Zwar keinesweges auf die Personlichkeiten der Litteratur beschriinkt, aber doch in der Forui an Vorgiingo des litte- rarischen Kreises und selbst bibliothekarischer Gewohniing ankniipfend (s. Creuzer Ztschr. f. d. Alt.wiss. 1843 p. 1059 ft) waren die Itnaginnm lihi oder Hcbdomadcs: wouiit nicht streitet, dass anderseits der Aristotelische Peplos (dah«*r mitloyQatpCa Varronis bf»i Cicero ad Att XVI, 11) in einem vorbildlichen Verhiiltniss zu dem Werke stand: s. Schnei- dewin Philol. I p. 22 f. Durch Plinius XXXV, 2 § 11 wussten wir, dass diese interessante uud vielbesprochene Gallerie von Portriit-Bildnissen sowohl griechischer als ri> mischer Dichter, Sehriftsteller, Gelehrten, Kiinstler, Fehl- herren und Staatsm;inner aus 700 imagincs bestand; durch Hieronymus erfahren wir, dass sie nicht, wie man allgeuieiu angenommen, in 100, sondern in 51 Bucher vertheilt waren, d. h. in 50 Abschuitte von je 14 Portriits, deneu, gauz wie den Hmnanartmi und den Dirinarmn so wie den Buchern de lingtia Jatina, ein Buch als Einleitung voranging mit allge- meinen Erorterungen iiber Bedeutung und Beziige der Sieben- zahl, woraus uns Gellius III, 10 ausfuhrlichere Mittheiluug«*n macht. Was sich aus dieser Eintheilung, in Verbindung mit den geringen sonstigen Notizen, fiir die Oekonomie und Ten- denz des Werkes folgem liisst, ziehe ich vor an einem andem Orte darzulegen funt. Nr. XIV J. Was die litterarischen Zugal>en betritft, so hatte jedes Bildniss als Unterschrift ein metrisches

5u Epigramm, und ausserdem einen erliiuternden Text zur B<w gleitung. rScis Terentium,, heisst es bei Symruaehus E]>isL 1,2, cnon coraicum, sed Reatinum illum Romanae eruditionis ]>atrem, Hebdoraadon libros epigrararaatuin adiectione con- disse': woraus nicht folgt, dass die Bilder keine andere /u-

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DES M. TEKENTIUS VAKKO.

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tliat gehabt hUtten. Von den zwei erhalteneu Epigrainmen ist das auf Iloiuer (bei Gellius III, II) iu Seuareu, das auf den Phalereer Demetrius (bei Nonius p. 528, nach Scaligers glinzender Herstellung) in Hendekasyllaben: also wechaelte die Forui beliebig, und diess uin so niehr, als nach Syni- niachus I, 2 extr. auch von Andern verfasste Elogien Auf- nahuie fanden. Der begleitende Text schein^ das Mass einer popularen Erlautenuig nicht iiberschritten zu habeu. Zuni Hildt' des Aeneas gab er eine Rechtfertigung des Kostihus, in deiu, und die Nachweisung des Originals, wonacli er ihn dargestellt, wie bei Lydus de uiag. I, 12 p. 130 B. zu sehen; beim Bilde Iloiuers las man nach Gellius a. a. 0. eiue Er- ortenmg iiber die Zeitalter llomers und Hesiods; viel niehr uacb Prosa, als nach einem Epigrainrue, seheu auch die aus <leni neunten Buch vou Charisius p. 119 angefuhrten Worte <i vnlgu condemtutrctttr aus; uirgend andersher als aus deu Imagines uiag auch das Bruchstilck bei Gellius XVII, 4 stammen: 'Euripidem M. Varro ait, cuui quinque et septua- ijiiita tragoedias scripserit, iu quinque solis vicissc, cum euin nepe vincerent aliquot poetae ignavissiiui da keine Schrift dwVarro bekauut ist, in der die griechische Poetengeschichte ex professo abgehandelt worden wiire.*) Bei dieser Beschaf- »u lenheit des erlauternden Textes wird denn auefa nicht zu

*) Gewiss iat, dass eine solche Notiz in die crluuternde Zugabe "inea Kuripidesbildes sehr wohl passte. Wer steht uns aber dafiir, •la*s tfie nicht z. 13. anB den Antuths genommen ist? Und was kounte nicbt iilles in 76 Logistorici vorkouiinen? Wer hiitte in einer Satira geneht, was de Discipl. libris § 8 [oben p. 365 J benproeheu, so cin- bdend wie moglich auf cine gana auderc Schrift [de proprictatc scrip- tonm) hinzudeuten schieu? Wer wurde nicht auf die Bueher poc- malis das aus dersclben Satire genoiumene Bruchstiick bei Nonius 1».428 beziehen: Toema e.>t MZic {vpuOuoc, id cst vcrba plura inodice in quaudani couiecta formam: itaque bicnxov cuiYpuuudTiov vocant 1'Otina. Pocsis eet perpetuum arguiuentuin cvpuBuov ut Ilias Ilomeri Ct Annalcs Ennii. 1'oetice est ars earuni rerum.' Iu der That, bei 4o ?i<>lgestaltigeu Mdglichkeitcu, und bei der (Jewissheit, dass Varro dfeaelben Dinge zwei und dreimal an verschiedenen Orten wiederholend, verbessernd, widersprecheiid behandelte, mochte mau schier verzwei- Wn, eine eiuigermaeaen durcbgefuhrte Vertheilung der ohne Buchtitel ntirten Fragiuente gclingen zu ttehen.

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\HE SCIIRIFTSTELLKKEI

zweifeln sein, dass Hieronymus iiu Vurwort zu seiueui Kata- log der scriptorcs ecctcsiastici, wenu er uuter denen, die iu cnumcrandis littcrarum viris illustribus beschiiftigt waren, nebeu Ilermippus, Antigonus, Satyrus, Aristoxeuus und den Lateinern Santra, Nepos, Hyginus, Suetonius auch den Varro nennt, an die Hebdonutdcs noch angeiuesseuer denken konnte, als an die Parcrga Pl. I p. (521 dafiir substituirte Schrift de poetis. Diese, von der uus nur das erste Bucb einigemal genannt ward, wird zwar weit ausfiihrlichere Biograpbieu entbaltcu, muss sicb aber auf die lateinischeu Diehter be- sehrankt habeu: denn diess folgt doch daraus, dass die von GeUiua 1,24 uud XVII, 21 §43.45 aus dem primo dc poetis libro angefiihrteu Notizen deu Plautus, Eunius uud Naevius betreffen. (Dagegen was iiber das Todesjahr des Naevius aus cVarro' Cicero Brut. 15 beibringt, kanu ebeu so gut aus den Amudes seiu.) Wie gelehrt und ausfiihrlich die Darstel- lung seiu uiochte, liisst sich an der Suetonischen VUa Tt- rentii abnehruen, wenn diese, wie Parerga p. 622 wabrschein- lich gemacht worden, ihr Bestes ebeu aus Varro hat. Auch die Ueschichte von Pacuvius und dem juugeu Accius bei Gellius XIII, 2 kann daher sein, da sie mit deu Worten eingeleitct wird: cQuibus otium et studium fuit, vitas aujw actates doctorum hominum (juaerere ac memoriae tradere, de

historiaiu scripscruut huiuscemodi'; sowohl fiir die

Itnagines als fiir die Annahs wfire sie zu laug uud zu speciell.

Von den Dichtern zu den Gedichten selbst wandte sich Varro in den schon bekannteu drei Biichern de poe' matis, worin ohue ZweitVl von den Eintheilungeu, Gattungen und Arteu der Poesie gehaudelt, also eine Art von Poetik gegeben war: naturlieh diese nicht obne Ilereiuziehung der griecbiscben Litteratur, worauf das Bruchstuck von ubrigens dunkler Beziehung bei Charisius p. 7G deutet: 'Olympiam 5i6 nou accessit'. *) Von allen Dichtungsarteu war es aber,

*) BeraetkenBwerth i»t dcr Singular ebend. p. 113: 'Poematis. qoamvifl ratio poeraatibus faciat. nam sic inseribit Varro libro suo de poematis': iihnlich wie, sogar in cinem speeiellen Citat, z. U. «Servius zu Aeu. I, 368: 'Cornelius Nepoa in eo libro qui Vita[eJ illu»trium in

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DKS M. TEKENTIU5S VAUKO.

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dem Zustande der dainaligen ruinischeu Litteratur geiniiss, vorzugsweise die drauiatiHche, in die sich Varrus gelehrte Studien mit Liebhaberei vertieften: sowie wiederum iuner- halb dieses Kreises die Plautinische Komodie als der Ge- genstand seines speeiellsten Interesses erscheint. Mindestens tirnf, wahrseheinlieh sechs, ja vielleicht sieben Schrifteu geben davun Zeuguiss, darunter drei uus erst durch Hiero- nynius bekanut werdende. Und zwar liisst desseu Katalog auch au dieser Partie uoch die Spuren einer urspriiuglich uach Rubriken geordneten Aufziihluug erkeunen. Denu wenn wir am Anfang zwei vor dc poenuUis eingedrungene Titel entfemen, und am Ende den versprengten Titel dc personis wieder heranziehen, su ergibt sich eine ununterbrochene Keihe vun zehn Sehriften, die sammtlich litterarhisturischer Natur sind, und uuter ihnen wieder eiue eng verbundene Gruppe der auf Dramatik beziiglicheu. Wir urdnen die letz- tern, die nuthigen Verbesserungen vun Schreib- uder Lese- fehlern vurwegnehmend, in dieser Fulge: dc originihus scae- nicis: de scaenicis actionibus: de actibus scacnicis: de personis: de dcscriptionibus : quacstiones Plautinae. Wie sich diese Schriften, vun weiteru zu engeru Kreisen tortschreitend, gegenseitig ergiinzteu, liegt auf der Ilaud und ist zum Theil anderwiirts nachgewiesen: s. Parerga Plaut. I p. 178 ff. .'520 f. praef. p. XXVII f. uud das uben erwiihnte Prooemium fde Legisturicis' p. IX f. [uben p. 411 f.J. Die Zahl der Biicher de originibus scaenicis, wufiir unser Ka- talog mit uuzweifelhaftem Verderbniss sacculi hat, stimmt mit dem, was wir aus Charisius p. 83 und Nunius p. 196 wussten. Dagegen erscheiuen nicht nur die Quacstioncs Ploutinae, vuu denen sunst nur ein tibcr II geuannt wird, zu der auffalleud huhen Zahl vuu fiinf Biichern gesteigert, sondern zugleich das didaskalische Werk vuu gewiss uuschiitz- barem Werth iiber die dramatischen Auffiihrungen, de actio- nibus scaenicis, auf drei Biiclier herabgesetzt, wiilirend ein tiinftes uuzweideutig bei Charisius p. 74 vurkummt. Sehr tti

scribitur.' So noch 'Varro in libro de origine linguae latinae* bei Ajmlejus, und fliber ephemeridos': wovon a. u.

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1HE SCHRIFTSTELLBREI

m5glich daher, dass die Zahlen geradezu verwechselt gind, oder dass doch die fttnf Bttcher der Quaestioncs Ptautinac aus der Fiiufzahl des iiu Katalog uninittelbar voransteheudeu Titels durch Versehen wiederholt sind. Die frtther vorhau- deneu Notizen berechtigten zu der Vorstellung, dass ein erstes Buch der Quacstioncs Plautinac allgeuieinern litterarhisto- rischen Frageu, ein zweites der Erkliirung einzelner dunkler Ausdrttcke gewidniet war. Verliert die so gefasste Auuahuie jetzt ihr Fuudanient, so liisst sich doch vielleicht in auderer Wenduug dieselbe Scheidimg uud Vertheiluug des Stottes fest- halten. Ich gestehe niimlich jetzt, da so viele uud uner- wartete Thatsacheu das Scaligersche Princip des Contrahireus vou Titeln als irrig darthun, bei weiteni uicht mehr so fest wie frtther von der Identitat der Quaestiones Plautinae und derjeuigen Varronischeu Schrift uberzeugt zu sein, aus der Gellius III, 3 die uns so wichtige Mittheilung ttber die Var- rouischen Kriterien fttr Aechtheit oder Unachtheit Plautiui- scher Komodien macht: Kriterien, deren Anweudung wir die Erhaltung unserer fabulae Varronianae verdanken. Des Gel- lius f M. tameu Varro in libro de comoediis Plautinis priino' liisst es bei seiner sonstigen Genauigkeit im Citiren gar wolil als moglich erscheinen, dass eine eigene Sclirift dc comoediis Plautinis ausschliesslich jeue litterarische Kritik zum Gegeustaude hatte, und dass sich mit glossographischen Einzeluhciten (wie die Bedeutung vou amussis bei Nonius p. 9 und von satura bei Diomedes III p. 483, beide c libro II ) alle drei oder fiiuf Bttcher der Quaestioncs Plauthuie beschai- tigteiu Zu bestimmterer Eutscheidung fehlen die Mittel.

Auch iu Betreff der riithselhafteu Anftthrung bei Servius zu Georg. 1, 19: f Varro de scaenicis originibus vel in Scauro' erhalten wir kein ueues Licht. Eutwcder steckt darin irgend ein Fehler oder nicht. Wenn uicht, so weist diese Forui eines Titels nach aller Analogie auf einen Logistoricus hin, ond mau hat alsdann nur die Wahl, entweder gegen alle Analogie eineu aus drei Buchern bestehenden Logistoricus anzunehmeu, oder es sich als nicht unwahrscheiulich gefallen zu lassen, dass von Varro neben einem drei Bttcher umfas- senden Werk de scaenicis orujinibus noch eiu liber singularis

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1>KS M. TERENTIUS VAKKO.

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de scaenicis originibus cel Scaurus existirte. Steckt dagegen eiii Pehler iu der Anfiihrung, der uiiher nicht errathbar ist, so bleibt neben jeneni grosseren Werk ein Logistoricus Scauras vou unbekannteui Luhalt und Nebentitel freigegeben. Weiter weiss ich mit dieseui EnTr|ua uicht zu komuien.

Dass der uninittelbar auf de scaenicis actionibus folgende Titel dc actis scacnicis libri III auf einem blosseu Wieder- holuagsfehler beruhe, ist moglich; gerade eben so moglith aber, uud durch Verknupfung sonstiger Spuren aunehmlich zu machen, ist das obeu vorausgesetzte leichte Verderbuiss aiu de actibus scacnicis. Ich habe in der Abhandlung fuber die ursprungliche Gestalt der Bacchides* im Rh. Mus. i Ph. N. F. IV p. 608 [— Opusc. II p. 366] aufmerksam darauf gemacht, dass, und auf Grund welcher Verhiiltuisse, die Anfaugszeiten des romischen Dramas keine schriftliche Ueberlieferung, oder doch durchaus keine sichere uud voll- standige, tiber die Acteintheilungen der Schauspiele hatten, sondern dass diese letztern, als sie zuerst litterarisch fixirt wurden, grossentheils aus den zum Gebrauch der Schauspieler dieneuden Einzelrolleu zusammengeschrieben werden mussten. Da nun diese StOcke durch alle Zeiten der Ilepublik noch auf die Biihne kamen, so hatte es nicht nur ein gelehrtes Interesse (obwohl auch dieses geniigen wiirde), sondern ein sehr entschiedeu praktisches, iiber die angemessenen und vom Dichter beabsichtigten Abschnitte im Klaren zu sein, welehe iu Betreff des Aufziehens uud Niederlasseus des Auliiums fiir die offeutliche AufTiihmng massgebend seiu mussten. Von der Un.sicherheit, die in dieser Beziehung herrschte, und der Verschiedenheit der Meiiiungen, die sich fiir einzelue schwie- riger zu beurtheilende Ftille eutgegenstandeii, geben uns die dahin einschlagenden Verhandlungen des Donatus zu Terenz eine hinreichende Vorstellung, mit dem Ausspruch an ihrer Spitze Arg. Andr. : edivisionem actuum in latinis fabulis internoscere difficile est.' An diesen Uutersucliuugen und Entscheiduugen aber insbesondere den Varro zu betheiligen, erhalten wir ein naheres Recht dtirch die nameutliche Zu- rilckffihnmg eines Hauptprincips auf die Autoritiit des Varro, bei Donat im Argumentum der Hecyra: 'Docet autem Varro

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DIK NCIIKIPTSTKLLEKKI

neque iu hae fabula neque iu aliis esse iniranduiu, quod actus iinpares scenaruui pagiuaruiuque siut nuuieru, cum haec distributio in reruui descriptione, non in nuinero ver- suuin eonstituta sit, non apud Latinos uiodo, veruiu etiam apud Graecos ipsos'; vgl. Arg. Ad. extr.: *In divideudis ac- tibus fabulae identidem nieuiirferiinus, priiuo paginarum di- nuuierationeni neque Graecos neque Latinoa servasse.' Hier- aus eriuisst man leicht, wer es hauptsachlich ist, auf deu folgende Zeugnisse zuruekfuhren: Arg. Andr. extr.: fNihi) ergo secus factum est ab antiquis, qui ad hutic modutn Teren- tianas fabulas diviserunt,' mul Arg. Ad.: fquos (actus) et&i

minime distiuguunt latiui comici, tamen a doctis vek-

ribus discreti atquc disiuncti sunt.9 Nur eiue DurchfQhruiig ubrigeii8 der richtigen Abtheilung au allen oder eiiier grosseu Zalil vou iiltern, uoch der Biihne dieuenden Stiickeu uiacht uus die Ausdehnung einer derartigen Varronischeu Schrift zu drei Biichern begreiflich. Wie schwierige Problenie dabei vorkommeu kounten, wie complicirte Erwiigungen die Auf- fiudung, wie gar nicht kurze Begriindungen die Feststelluug des Uichtigen liiiufig erforderu musste, lehrt gar manche der erhaltenen Komodien; als anschauliches Beispiel kami der a. a. 0. fur die Bacchides gemachte Abtheilungsversuch dicnen. Trotz dieser Nachweisungen soll indess keines- weges verkannt werden, dass es nur eine Moglichkeit ist, die hier der andern Moglichkeit eines blossen Schreibfehlers gegenQber niiher begrtindet wordeu; und ebeu so weuig wfll ich verhehleu, dass ich als Titel einer so beschafleueu Schrift lieber dc distributiotic fabularum oder dergleichen als de adi- bus scacnicis sehen wiirde.

Einen desto einleuchtendern Stoff finden wir in den drei Biicheru dc personis} die sogleich an des Aristophaues von Byzauz Schrift irept Trpocumujv (woriiber Schneidewin Con- iect. crit p. 122 f.) eriuuern, auf die, vielleicht aus Varru selbst, Verrius Flaccus bei Festus p. 134 M. Bezug uinunt: fMaeson persona comica appellatur aut coci aut nautae aut eius generis. dici ab inventore eius Maesone comoedo, ut ait Aristophanes grainmaticus.' Ohne Zweifel zog hier Varm namentlich die bekannten stehenden Atellanenrollen in den

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DEti M. TERENTIUS VARRO.

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Bereich seiner Darstellung, und was soust vou eiuheiinischen italischen Foruien im Gebiete heiterer Miniik uud volks- 520 thiinilicheu Lustspiels charakteristisch ausgepriigt war; doch wird in einer sich auf die Maskeu erstreckendeu Schrift auch die Tragodie nicht leer ausgegangen sein. Historische Belchrungen iiber diejenigen auf Erfinduug, Einfuhrung, Ge- brauch der Theatermasken bezuglichen 1'uukte, dio wenig- steus fflr uus iu so uiancherlei Dunkel gehfdlt und in Wider- spruch verstrickt siud (woriiber u. A. Wolff de cauticis iu Roui. fab. p. 22 ff.), werden auch nicht gefehlt habeu.

Dass ich endlich noch die drei Biicher de descriptio- nibtts hieher gestellt habe, beruht auf folgeudeu Ueber- legungeu. Dcscriptio ohue eiueu bestiuinienden Genitiv *) ist nur entweder rhetorische Schilderung zum Zweck der ex- orttatio, wie ad Herenn. IV, 39, oder Charakterschilderuug^ Charakterbild. So ungeeignet dcscrijrtiones iui ersten Sinue als Stoff eines Buches sind, so fester techuischer Ausdruck ist es in der zweiten Bedeutuug, wofiir vor alleiu an Cic. Top. 22 zu erinnern: descriptio, quam Graeci xagaxtriQa vo- cant, uud weiterhin: dcscriptio, tjualis sit avarus, qualis asseij- tator, ceteraquc cinsdctn gcncris, in quibus natura et vita descrir bitur. Diesen Begriff fiir Varro festzuhalten nothigt uiui fast gebieterisch die Anfuhrung des Charisius p. 170: rVarro in tertio Tt€pl x<*paKTrjpujv\ Das de Discipl. libris § 8 [oben p. 365J hervorgehobene Bedenken, dass ausserhalb der Me- nippeischen Satiren sich kein griechischer Titel ira ganzen Umfange der Varronischen Schriftstellerei finde, erledigt sich schon dadurch, dass dcscriptio, wie selbst Ciceros Verde'utli- chung durch seiuen Zusatz quam Gracci xa9axr^lQK vovant lehrt, noch nicht so eingebiirgert war, um des erkliireuden

*) Zwar bei Ciccro Tusc. I, 17 sind dcscriptiones Zeichnungen, abcr ln einem Zusaninienhange, der die Zweideutigkeit ausschliesst. Und wa« batte Varro in drei Buchern uber Zcichnungen zu sagcn ge- habt? Was dariiber zu sagen war, hatte in cin Buch de pictura (oder allenfalls auch dc pictoribus) gehflrt. Einen solchen Titel, oder viel- mehr eincn weitern, auch die bildende Kuust umfaesenden Titel ver- mi?g«n wir allerdings gar sehr, um einc Reihe auf K unstgcschichte beiuglicher Varronischer Bruchstiicke bei Plinius unterzubringen.

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I >1 K SC 1 1 K I KTSTK LLKlf K I

Nebentitels nept xapGKTHPWv bequem entbehren zu kounen, wenn es sogleich richtig verstanden werden sollte. Uud ein zweites sicheres Beispiel lmben wir au deui €icaYUJYU<6c, von 521 dem Gellius XIV, 8 bezeugt: 'sic enim Varro ipse appellat,' wiihrend AoYtCTOptKOt, AiTia, 'G^riM^P^ als griechisch ge- schriebeue Titel fiir Varro zweifelhaft sind. Also Cha- raktergemalde hatte Varro entworfen, und wenn wir dabei an Theophrastisches Vorbild denken, hatte diese Schrift ihrr Stelle unter den freien, mit kiinstlerisclier Absicht verfasstcu Compositionen einzuuehmen. Allein dann wiirdeu wir Dc- scriptionum libri trcs, wie Orationum, Sua^ionum u. s. w. lesen, und nicht ik (lcacriptionibus. Wenn er iiber Charakterschil- derungen schrieb, so mussten das schon anderweitig in der Litteratur vorliegende sein VVo aber in den ganzen weiteu Haumen der Litteratur hiitten wir diese auders zu suchen als in derjenigen Gattung, deren wesentlichcr Keru in einer Ftille von typisch ausgepriigten Charakterbildern bestaud, wie fleno periurus et amator fervidus et servolus callidus et amica illudens et uxor inhibens et mater indulgens et patruus obiurgator et sodalis opitulator et miles proeliator, sed et panisiti edaces et parentes tenaces et meretrices procace.</ um mit Apulejus Flor. III, 16 zu reden. Die Komodie war es oflenbar, und zwar wohl dio gesammte romische neben der neuen attischen, deren stehcnde uud mit den fciusten Abstufungen wiederkehrende Charakterrolleu den Stoff hcr« gaben zu einer Art von ethischer Prosopographie, die viel- leicht manche gemeiuschaftliche Beriihrungspunkte hatte mit der Schrift de jMjraonis, jedenfalls manchen Anlass zur Ver- gleichmig der Griechen und Roiner darbot.

Aber noch ein Buchtitel findet nach glaubhafter Au- nahme nirgeud anders als unter den litterarischen Schriften seiucn Platz: de lectionibus libri tres. Wer etwa au Photii bibliotheca und nach dieser Analogie an Tagebiicher Varro s iil)er seiue Lectiire diichte, hiitte iu Erwiigung bloss dreicr Biicher fiir Aufzeichnungen einer unermesslichen Lecture jenen Gedanken ebeu so schnell wieder fahrcn zu lassen. Auch erwartete inan danu vielmehr dc lectione sua oder noch passender Lectionis suac, einen der in des Gellius Vorrede

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DKS M. TKKENTIITS VAKRO

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zusammengestellten Titel. Um cs kurz zu sagen, die Schrift dr tcctionibus handelte, wcnn nicht alles tiiuscht, von der so bekannten wie eigenthiimlichen romischen Sitte dcr rccita- timm, sei es dass die Lesung in engerm Kreise oder vor einem grossern Publicum stattfand. Dagegeu wird sogleich eingewendet werden, dass diese Vorlesungen eben mit tecli- nischem Ansdruck rccitationcs und nicht lcctioncs hiesseu, und /weitens dass die Sitte selbst nicht so hoch hinaufreiche, um schon dem Varro fiir drei Biicher Stotf geben zu konnen, Eomal sie ja in irgendwie erweitertem Masse erst durch Asinius Pollio in Aufnahme gekommen sein solle. Allerdings tinde ich auch in der mir jetzt zugiiuglichen Litteratur iiber den Gegeustand (Lipsius Epist. ad Belg. II, 48, Thorbecke de Asinio Pollione p. 103 f.; Gierig Exc. 1 zu Pliu. Epist., Plum zu Pers. I, 15 u. A.) weder fiir das einc noch daa andere Belege zum Erweis des Gegentheils: denn die Privat vorlesung des Accius unter vier Augeu bei Gell. XIII, 2 ge- hort doch so wenig liieher wie die Probevorlesung des Te- renz vor Oaecilius in der Suetonischen Vita (vgl. Par. Pl. I p. 329): und das fcarmina cum populo iuvenilia hyV des Ovid Trist. IV, 10, f>7 hat als Dichterstidle nur halbe Be- weiskraft. Nichtsdestoweniger ist das Alter der Sitte so sicher wie moglich nachzuweisen, und der Gebrauch des legcrc in diesem Sinne, ehe sich rccitarc festgesetzt hatte, auf dem Wege des Analogisirens durchaus wahrscheiulich zu rnachen. Beides aus Sueton s Bericht de gramm. 2: f('rates nostris exemplo fuit ad imitandum. liactenus tamen imitati, ut carmina parum adhuc divulgata vel defuuctorum aiuico- rum vel si quorum aliorum probassent, diligentius retracta- reut ac legendo commentaudoque et ceteris nota facerent: ut C. Octavius Lampadio Naevii Punicum bellum . . . .: ut postea Q. Vargunteius Annales Ennii, quos certis diebus in magna frequentia pmimitiabat: ut Laelius Archelaus Vectiusque Philocomus*) Lucilii Satiras familiaribus suis, quas legisse

*) Den in Parerga PI. I p. 195. .'178. praof. p. XVII boseitipten ^uintwt Philocomm, ^egfii di*ii mit Andern IJeigk in Zeitmhr. f. Altwi**. 1845 i>. 114 zu nailiHichtig war, hat auch Hertz ebenda

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DIK SCIIRIFTSTELLEREI

se apud Archelauui Pompeius Lenaeus, apud Philocomuui Valerius Cato praedicant': worauf zu den Zeiten des Aeliu* r»23 Stilo und seines Schwiegersohnes Ser. Clodius fortgegangen wird. Oh die Icctio eigene oder fremde Arbeiten hetrifft, darauf kommt nichts an; genug, rccitarc erscheint hier noch so wenig als stehende Bezeichnung, dass diesem Ausdrucke gerade da, wo man ihn am bestimmtesten erwartete, pro- nuntiare substituirt ist. Und eben so wenig heisst es recitarc, 8ondern wenn nicht Ugere% doch praclcgcre im vorhor- gehenden Capitel: rsi quid ipsi latine composuissent, prae- Icgebant (Livius et Ennius).' Und abermals c. 16: 'primus dicitur (Q. Caecilius Epirota) . . . Vergilium et alios poetas novos praelcgerc coepisse.' Denn das lcgendo der ersten Stelle ist allerdings mit ausschliesslicher Nothwendigkeit nicht ebendahin zu beziehen; legere, wie es vom Schiiler gesagt wird, der einen Autor bei seinem Lehrer liest, so auch vom Lehrer, der 'ilber ihn liest' oder ihn mit seinen Zuhorern liest In der ersten Bedeutung ist das 'quas lcgisse se apud Archelaum' u. s. w. gesagt, desgleichen cap. 24 vom Vale- rius Probus ^tegerat in provincia quosdam veteres lihellos apud grammatistam'; in der zweiten ebenda 'uiagisque op- probrio tegentibus quam gloriae et fructui esse,' und funum vel alterum vel, cum plurimos, tres aut quattuor postnieri- dianis horis admittere solebat cubansque inter longos ac vulgares sermoues legere quaedara.' Aber ausschlie9sen kann doch den Begriflf des recitirenden Vorlesens auf der andern Seite der Ausdruck lcgcrc auch nicht. Selbst wenn man nicht zugeben will, dass bei Sueton quas .... pronuntiahat und familiaribus suis sich auf lcgcndo conmmtandoquc zurtick- beziehe, indem diess als genereller Begriff zusammenfasse, was sodanu von einzelnen Belegen unter ihn subsumirt werde, so muss man doch einraumen, dass vor und mit Schiilern lesen, in geschlossenem Freundeskreise lesen, und vor einera grossern Publicum lesen, uur Stufen eines der Hauptsache nach gleichartigen Acts sind, wobei die Unter-

p. 393 richtig zurfickgewiesen. Van Heusde'* familiaribus sui* ist mir noch iinuior wahrscheinlichor al8 das uberlieferte familiaris sut.

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DES M. TERENTWS VARRO.

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schiede daa Zufallige, nur in der Vi-rschiedenheit der zuho- rcnden Subjecte Liegende sind. Und was bindert denn an- zunehmen, dass Varro eben niclit nnr die eigenen Recita- tionen von Verfassern, sondern anch die, nicht bloss anf iisthetischen Genuss berechneten, zugleich erkliirenden Vor- lesungen gelehrter Litteratoren in seiner Darstellung ins Auge fasste? woraus nur auf die Verbreitung dieser doppelten M4 Sitte und auf den Einfluss zu scbliessen wiire, den ihr Varro auf die Entwickelung litterarischer Bildung beilegte.

Einen Uebergang von den kritisch- litterarhistorischen Arbeiten Varros zu seinen grammatischen ist die Schrift de proprit tatr scriptoritm, in ebenfalls drei Biichero, zu machen geeignet, wofeni angenommen werden darf, dass darin stilistische Vergleichung von Autoren und (rattungen ein hervortretender Gesichtspunkt war. Das einzige Frag- ment bei Nonius p. 334 lehrt nichts. Ich habe de Disc. § 8 foben p. 365 1 vermuthungsweise darauf bezogen, was bei 0elliu8 VII, 14 stebt: fvera autem et propria huiuscpinodi formarum exempla in latina lingua M. Varro esse dicit uber- tatis Pacuvium, gracilitatis Lucilium, niediocritatis Terentium/ aber zugleich eine eutgegenstehende Moglicbkeit nicht ver- schwiegen, die sich durch (•harisius p. 215: ?n©n> »t ait Varro de tatino sermone lib. V, nullis aliis servare convenit quam Titinio, Terentio, Attae: 7rd8r| vero Trabea, Atilius, Caecilius facile moverant' (vgl. Parerga I p. 194) mit um so mehr Schein begriiuden lasst, als es hier nicht einmal sti- listische Eigenschaften sind, sondern viel tiefer greifende Unter8chiede der ganzen Individualitiit, die dennoch in einem Werk (iber Sprache Platz gefunden haben. Und zwar in einem Sprachwerk, welches sich allerdings mit den fibcr die eigentliche Grammatik hinaus liegenden Gegenstiinden be- fasste. Denn so liisst sich im allgemeinen wohl das Ver- haltniss zwischen den zwei bedeutendsten gramuiatischen Werken Varros, de lingua latina (ad Vieeroneni) und de sermone latino ad MareeUum fassen, so manche Dunkel- heiten auch sonst gerade hier noch aufzuhellen siud. Der Hauptbeweis liegt darin, dass es das letztere Werk war, worin von Varro die Metrik abgehandelt ward: wofiir die

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DIE SCTIRTFTSTELLEREI

Thatsachen de Diseipl. § 1C> [oben p. 3821F.] conibinirt sind. Freilich iiach zweiinaligem, aehr unverdachtig aussehenden Zeugniss des Rufinus p. 2707 P. 371) Gaisf. in lib. VII ffe liiujua latina ad Marceltumy wahrend der Katalog des Hiero- nymus im ganzen nur fiinf Biicher angibt: wobei der Fehler doch wohl auf Seiten unseres Katalogs sein raag.

Desto glaubhafter ist dessen Bestimmung der Bucher- r.25 zahl de lingua latina. VVenn deren Umfang fast fiberall frischweg auf 24 Biicher angegeben wird, so hat man den rein iiusserlichen Zufall, dass das 24ste Buch das hoehste in Citaten vorkommende ist, als einen entscheidenden Gniud behandelt. Und doch war dafiir, dass gerade diess nicht die wahre Zahl sein konne, der triftigste innere Grund ent- scheidend. Mit welcher gleichsam architektonischen Syni- metrie Varro )>ei der Vertheilung und Anordnung seines Stotfes in den Jimtm humanantm und divinarum libri zu Werke ging, liegt uns in Augustinus Mittheilungen deutlich vor Augen. Dieselbe strenge Uegelmassigkeit finden wir in den iibriggebliebenen Bilcheru dc linyua latina wieder, und zwar vom Verfasser selbst wiederholt eingeschiirft und ge- flis8entlich hervorgehoben: V init., VI extr., VII extr., VIII, 24. Nach einem Einleitungsbuche (genau wie bei beiderlei Antiqnitatum libri) liess er als Abschnitt / folgen sechs Biieher (2—7) qnomodo vocabnla imposita cssent rcbns, und zwar als Iliilfte A drei Biicher de disciplina verhmtm orujinis, und wiederura in dieser ersten Iliilfte als Theil a) qtuw contra camf als Theil b) qitac pro ea, als Theil c) qttae de ca dicantur} so dass Buch und Theil sich decken; des- gleichen als Hiilfte B drei Biicher dr verbontm orunnibus selbst, und darin ebenso als Theil a) de vooMUs focontm, b) de vocabulis Umpornm, c) dc vocalmlis poctanm. Im voll- stiindigsten Parallelismus hiermit behandelte Abschnitt II in G Hiichern (8 13) den Stotl qncmadmodum vocalmla in casus declinarentur7 und zwar als Halfte A in drei Biichern dc dcctinationnm disciplina, und hier wiederura in Theil a) quac contra eamt b) quae pro ca, c) qnar dc ca dicantur; des- gleichen als Ilalfte B in drei Biichern de dcelintdiombtts selbst, nach drei Theilen, ilher die wir nicht niiher uuter-

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DES M. TERENTIUS YAKHO.

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richtet sind. Wer konnte nun zweifeln, dass eine bis hieher so gewissenhaft eingehaltene Gleichformigkeit durch das Ganze durchgefiihrt war? wer mit Miiller glauben, dass der Rest einen dritten Abschnitt, quomodo vocabtda coniungerentur, in elf zusammengehorigen Btichern gebildet habe? Vielmehr ist klar, dass, wenn noch ein Abschnitt folgte, das Ganze aus 19, wenn noch zwei Abschnitte, aus 25 Biichern bestand, und nicht aus 24. Und die 25 Biicher werden noch besta- 5«c tigt durch die 'Epitome cx libris 15 de lingua latina9 des Katalogs, worin die V wiederkehrt und nur X fiir XX eine Irrung ist. Die 24 ware hiermit unweigerlich beseitigt, aber darum noch ganz und gar nicht die 25 zur Befriedigung erklart und gegen die starksten Bedenken geschiitzt. Solche erheben sich namlich in drohendster Gestalt aus Varros eigener Erklarung VII extr.: fQuocirca quoniam omnis operis de lingua latina tris feci partes, primo quemadmodum voca- bula imposita essent rebus, secundo quemadmodum ea in casus declinarentur, tertio quemadmodum coniungerentur' .... Sollen wir glauben, der dritte Abschnitt habe 12 Bu- cher gefiilltV Das muss vielmehr fiir schlechthin unglaublicli gelten, einmal weil damit das ganze Princip der aussem Symmetrie iiber den Haufen geworfen wiire, und zweitens weil man, wie Milller p. L nicht entgangen ist, fiir eine Varronische Behandlung gerade des syntaktischeu Theils, ini Gegensatz zu Etyniologie und Formenlehre, zwar sehr gern sich ein armeres Material und einen geringern Umfang wiirde gefallen lassen, gewiss aber keine grossere Fiille und Aus- dehnung denken kann. Man darf hiernach mit Zuversicht an- nehmen, dass die Syntax nur von Buch 14-19 reichte. Was also stand in Buch 20—25? Miiller meinte: 'nescio an scrip- tor in inferioribus libris ad usum vocabulorum et orationis or- natum et similia argumenta tran.sgressus sit/ Ich glaube das auch, weil nichts anderes iibrig bleibt; nur dass dergleichen nicht dem Abschnitt quomodo vocabnla coniungerentur ahgehorte, sondern nothwendig einen vierten Abschnitt bildete. Aber gegen Varro's eigene Erklarung von den tres jtartes omnis opem? Gegen Varro's eigene Erkliirung! Denn ich zweifle nicht oder es zeige einer einen bessern, ja nur eiuen

¥H. RlTSCHELtl OPV8CVLA III. 30

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DIE SCHRIFTSTELLEREI

andern Ausweg dass wir hieran einen neuen, und zwar den allerschlagendsten Beweis dafQr haben, dass die Bucher de lingua latina nicht vollig zur Herausgabe vollendet wor- den, sondern ohne den letzten Abschluss herausgekommeu sind. Varro muss, urspriinglich von der Absicht einer Drei- theilung des Ganzen ausgehend, erst im Verlauf des Werks auf den Gedanken gekommen sein, diesen Plan durch Hin- 68? zufQgung eines vierten Theiles zu erweitern. Die Ankfin- digung der Dreitheilung ist aus der ersten Anlage stehen geblieben, wie er ja nach Lachmann s Bemerkung (Rhein. Mus. f. Phil. VI (1839) p. 108) auch nicht dazu kam, die Privatnotiz hic intermisimvs lierum rust. II, 1 in seiner Handschrift zu tilgen*). Eine Epitome konnte er immerhin. sei es zuniichst zu eigenem Gebrauch oder zu spaterer Ver- offentlichung, auch aus dem nicht zur letzten Durcharbeitung gekommenen Manuscripte machen. Das Verhaltniss ihrer 9 BQcher zu den 25 kann dieses gewesen sein, dass die je zwei Halften der vier Hauptabschnitte in acht einzelne Bfl- cher zusammengefasst waren, also immer ein Buch der Epi- tome (denn sie heisst ja ausdrucklich ex Kbris [X]XY df linyua latina, bezog sich also nicht etwa bloss auf die friiher fertige, anfangliche Anlage von 19 Buchern) drei BQchern des grossen Werks entsprach, einleitenden Erorterungen aber auch im Auszugc ein besonderes Buch ge*widmet war.

Was aber wird nun aus dem Inhalte der BQcher de ser- mone latino ad MarceUnm, wenn sowohl sie als die letzten 6 Bucher de linyua latina sich mit den iiber die Grenzen der

*) Die letzten sechs Biicher etwa ganz einfach fiir eineu Auhang zu dem eigentlichen Hauptwerk von 19 Bflchern erkliiren zu woilen, des8en Glicderung durch eine solche Zugabe gar nicht berflhrt worden sei, wflrde una nichta helfen. Diess kann der ganz richtige Ansdruck sein fflr die Entstehungsgeschichtc ; aber es ware eben nicht im Sinne der Alten, die zufallige atissere Entstehung als massgebend fflr die Geatalt des fertigen Werks hervortreten zn lassen, statt sie im Gegen- theil mit der einfachBten Miihe von der Welt durch eine zusammen- fassende Eintheilung zu verwischen. Allermindeatens aber hatte docb Varro einee so umfanglichen Anhangs, wenn er ihn ala solclien an- erkannt wisscn wollte, da Erwahnung thun mflssen, wo er sagte: 'ooi- iiw operis tris feci partes'.

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DES M. TERENTRTS VARRO.

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Svntax hinausgreifenden sprachlichen Partien beschaftigtenV Ausonius Popma*) Bibl. Varr. p. 499 wollte die vermeint- lichen 24 Biicher de lingua latina ad Ciceroneni mit den 7 ad Marcellum, in welchen letztern *de poematis* gehandelt worden sei, zu einem Gesammtwerke von 31 Btichern ver- binden. Hiernach konnte die Vennuthung einen Augenblick ansprechen, dass das, nur freilich zuerst selbstandig existi- rende, Werk ad Marcellum spiiter ware der Verwandtschaft r»28 der Materien halber mit dem ad Ciceronem verbunden worden. Das Bedenken dagegen, dass der Katalog des Hieronynius beide Werke, und zwar de lingua latina in 25, und nicht etwa in 19 Btichern, nebeu einander gibt, ware noch nicht entscheidend ; kaum hinwegzukommen schon tiber das stiirkere, dass nicht etwa nur Acro, Nonius und Kufinus, die zufiillig aus den letzten 6 Buchern ad Ciceronem nichts anftihren, sondern auch Gellius und Charisius, bei denen liber XXII und XXIV ad Ciceronem vorkommt**), in ihren Citaten aus dem Werk ad Marcellum dessen Biicher besouders ziihlen; entscheidend aber ist, dass wir ja, um die 19 zu 25 zu erganzen, sechs Bflcher ad Marcellum brauchen wtirden, wiihrend uns die ob- gleich schwankende Ueberlieferung doch nur den Anhalt von entweder fiinf oder aber sieben Btichern gibt. Demnach werden wir auch hier, wie im Kreise der historisch-antiquarischen •Schriftstellerei Varro s, wieder auf das Verhiiltniss von Spe- cialschriften geftihrt, deren Inhalt sich mit den entsprechen- den Theilen eines Generalwerks deckte, indem die Special- arbeiten entweder friihere Vorbereitungen oder auch wohl spatere Ausftihrungen waren. Und dieses Verhiiltniss findet volle Bestatigung durch andere 13elege im Gebiete der gram- inatischeu Varro-Litteratur.

*) BeiJaufig auch der erste, der gegen die jetzt beseitigte Bezeich- nong der erhalteneu Bucher de /. lat. als lib. IV— IX die gegrundetsten Bedenken erhob (Bibl. Varr. p. 500 f.) und auf deni besten Wege war die richtige Ziihlung zu erkenuen.

**) Denn diese Benenniuig, statt lib. XXII und XXIV deUngua latiiia, kiinnte so gut a potiore sein, wie die atl Septimium geschrie- l»en.'u Bucher von Servius, Philargyrius und Diomedes doch als lib. II, 111, IV ad Ciceronem gezahlt werden.

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DIE SCHRIFTSTELLERKI

Zunachst durch die drei Biicher de simil itudine ver- borum, dieseu Haupttuninielplatz der graraiuatischen Betrieb- samkeit aller Zeiten bei Griechen und Romern. Als selb- standige Schrift neben der Hexas des Werks de lingua latina, die eben ganz dem locus de similitudine gewidmet ist, stellt jetzt diese Bficher unser Katalog sicher, wiihrend Spengel p. 594 das Citat des Charisius p. 71 fe secundo de sioiili- tudine verborum, dem 9ten Buche de lingua laiina zuwies, woran Miiller p. 209 zu zweifeln alles Recht hatte*), wie 529 sich nun zeigt, Aber die similitudo7 den Begriff scharf ge- fasst, begreift nur die eine Seite der gesammten Declinations- und Conjugationslehre, eben die der analafia im Gegensatze zur anomalia; wie Varro uberwiegend deu Gesichtspunkt der Aualogie verfolgte in den Btichern dc similitudine , so war der correlative der Anomalie in den Vordergrund gestellt in den ergiinzenden Buchern de utilitate sermonis, von denen wir ohne das einzige Citat eines einzigen Wortes bei Charisius p. 98, wo das vierte Buch nngefuhrt wird, die letzte Kunde verloren hiitten. Der gegebene Begriff der «/<- litas wird zugleich bezeugt und motivirt durch Varro selbst de 1. 1. IX § 48: fCum, inquiunt, idilitatis caussa iutrodutta sit oratio, sequendum non quae habebit similitudineni, sed quae idilitatem' u. s. w., vergl. mit VIII § 20—31, woraus hervorzuheben. die Worte: ecum utititatis caussa verba ideo sint imposita rebus, ut eafsj significent, si id consequiniur una consuetudine, nihil prodest analogia'. In den Buchern dc lingua latina geht Varro darauf aus, die Gegensiitze aus- zugleichen und in ihr rechtes Verhaltniss zu stellen, die er in den beiden genaimten Werken, wie es scheint, mit ab- sichtlicher Einseitigkeit durchfuhrte.

Ueber den lnhalt des ersten Buchs de I. tat. sind wir nicht unterrichtet: darum liisst sich nicht sagen, ob zwei grammatische Schriften Varro s, die noch iibrig sind, in deni Verhaltniss einer weitern Ausfuhrung des dort .behandelten

*) Nur die Aciia durfte er, wenn das oben flber sie (iesajjrte Pro- babilitiit hat, nicht unter den Schriften nennen, in deneu Varro scheiue vorzugBweiae grammatische Dinge behandelt zu haben.

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Stoffes, oder in dem einer Ergiinzung des ganzen Werkes standen. Beide Titel verdanken wir dem Priscian, den einen Jer luckenhaften, erst von Spengel Praef. zu Varro p. 7 vervollstandigten Stelle I, 7 p. 37 Kr.: fVarro in primo de origine linguae latinae', den andem der scbon vou Bon- tlam Var. Lect. II, 13 ans Licht gezogenen, von Walch Emend. Liv. p. 172 f. berichtigten aus I, 4: fVarro in se- ciuido de antiquitate litterarum'. Darin, den Titel dc originc l. I. mit dem ersten Buch dc 1. tat. zu identificiren, hiitte Mtiller p. 204, auch abgesehen von der jetzt durch unsern Katalog bezeugten Selbstaudigkeit der aus 3 Buchern bestebenden Schrift, Spengel nicht folgen sollen; aber s.jo auch mein Identiticiren der beiden Priseianischen Titel (de Discipl. p. 54 f. [oben p. 401 f.J) nehme ich, m Betracht son- 4iger Genauigkeit dieses Grammatikers beim Citireu der Varronischen Schriften und in Folge des erweiterten Blicks uber die Varronische Polygraphie, zurdck. Beide Bruchstucke betreffen die Lehre vou den Buchstaben; das erste: cut Ion scribit, qiunta et vicesima est littera (quinta viccsima ct tit- (rra Sp.) quam agma vocant, cuius forma nulla sed vox coramunis est Graecis et Latinis, ut his verbis: aggulus, ag- gens, agguilla, iggerunt. in huiuscemodi Graeci et Accius no- der bina gg scribunt, alii n et g'; das zweite: flingua Chal- daeoruni singularum nomina litterarum ad earum formas osse factas, et ex his certum fieri eos esse primos auctores littprarura.' Ganz verwandte Erorterungen itber die Buch- staben fuhrt nun aus Varros zweimal genannten libris ad Acchm Pompejus Comm. Don. p. 9, 27 an: folim XVI fuisse, postea ex superfluo additas alias litteras et factas XXIII. habemus hoc in libris ad Accium apud Varronem, et cur tot sint et quare eo ordine positae et quare isdem nomini- bus vocentur': wo ehedem Ruhnken bei Heusinger zu Mall. Theod. p. 64 sehr unglucklich ad Atticum substituiren, Osann Anal. p. 67 seinen Liebling Ateius einfiihren wollte. Hier- nach drangt sich so unabweisbar wie moglich die Combi- nation auf, dass eine der beiden in Rede stehenden Schriften dem L. Accius gewidmet war. Die Wahl bleibt nicht zweifel- haft, wenn zugegeben wird, dass der; an den ein Buch ge-

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DIK SCH K I FTST KLL K K KI

richtet ist, nach antiker Auffassung nicht in der dritten Person darin vorkommen kann. Wir nehmen deuinach dt antiquitate Utterarum ad Accium libros (etwa trcs) als eine sich speciell mit den Buchstaben beschaftigende Einzelsehriit in Anspruch, wiihrend von der Schrift de origine linyttae latinae derselbe Stoff nur einen Theil biidete, ein grosserer Theil entweder weiter ausgreifenden geschichtlichen Unter- suchungen oder auch etymologischen Forschungen Rauni er- offnete. Ob Apulejus de diphthoiigis p. 125 Os. iind de nota aspirat. p. 107, wo er Orthographisch-etymologisches aus Varros libris (das zwcitemal libro) dc origine linguae la~ Mi tinae anfuhrt, wirklich nur aus uusern de vcrborum originc handelnden Buchern dc l. lat. schopfte, indem er, wie Spen- gel s mir brieflich mitgetheilte Meinung ist, Varros kurze Augaben auf eigene Hand erweiterte, will ich dahingestellt sein lassen, dagegen aber die Moglichkeit nieht iibergeheDt dass hier von einer Notiz des Lydus de magistr. I, 5 p. 125 B. Anwendung zu machen sei: oube Yotp cVrvoncac 6 'PujuuXoc rj o\ kcit' aurov beiKVUTai kot' ckuvo KaipoO Tf)v €\Xdba (ptuvriv, Tr]v AioXiba Xcyuj, ujc qpaciv 6 Tt KaTiuv tv tuj Trepi TujuaiKric dpxaioTnroc Bdppujv Te 6 TroXuuaeecTaToc ev TTpootuiotc tujv TTpoc fTouTTriiov auTUj y eYpauuevujv, Gudvbpou kcu tujv dXXujv 'ApKdbujv eic iTaXtav eX96vTUJV ttotc koi ttiv Aio- Xtba Tok fkxppdpotc evcTreipdvTUJV <pujvr|V. Wie gut diese Arguraentation in eiue Urgeschichte der lateinischen Sprache passt, ist klar, und so wiire vielleicht in der Annahme vou libri trcs de originc linguae latinae ad Potnjmum die Losuug eines Probleins gefunden, das Krahner p. 20 nicht ohne das Wagestiick, TTourruJvtov fiir rTouTrrjtov zu schreiben und das erste Buch dc l. lat. dem Atticus gewidmet zu deu- ken*), losbar schien. War hierbei ganz iibersehcn, dass es

*) Ausdrilcklich bc/.eichnet zwar Varro V init. , VII extr. uur die Biieher II IV, nicht l IV, als dem Septimins zuge»'ignet iqui tnihi fuit quacstor d. i. wie 1'opma Bibl. Varr. p. 49S hinzurietzt, in Ctlt- cia; warum aber nicbt eben so gttt in HtBpama?). Aber eollte Varro mit der Dedication eiuer blossen Einleituug uberhaupt irgendwem eine besondere Khre zu erweisen gemeint, volleud» gerade deu Pompejus damit abgcspeiet haben, wie dieses Spengel und Muller anuahmen?

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ja daim bei Lydus heissen lntisste ev toic (oder tuj) TTpoc TTouTrr,iov feYpauuevoic (YtYpauue^uj), da doeh wahrlich nie- niand eine Vorrede zu einer Vorrede (denn was ist ein Ein- leitungsbuch anders?) .citiren wird, so fallt dieser Anstoss bei unserer Verkuiipfung allerdings weg; aber dennoch bleibt iuiuier moglich, dass Varro dem Pompejus irgend eine andere, gar nicht nothwendig grammatische Schrift zugeeignet hatte, iu deren Einleitung er sich iiber die Verwandtschaft italischer lTrsprache mit dem Aeolischen beilaufig ausliess. Wenn in 532 einem solchen Verhiiltniss zugleich die auffallend umstiind- liche Ausdrucksweise der Citation ihre einleuchtendste Er- kliirung finden wiirde*), so lassen sich auch zwei derartige Schriften nenneu, die in der That an Pompejus gerichtet und fur ihn eigens geschrieben waren: erstlich der Gicciyujyikoc, ex quo, wie Gellius XIV, 7 sagt, discerct Pompcius, quid fa- cere dkercque dcbcrct, cttm senatum consnlerct, der indess fiir Lydus nicht in Betracht kommen kann, da er uach Varro s eigenem Zeugniss bei Gellius verloren gegangen war; zwei- tens die Ephcmcris navalis, welehe Varro nach Mai s Itinerarium Alexandri M. c. 6 fCn. Poinpeio olim per Hispa- niam militaturo .... elaboravit, ut inhabiles res eidem ge- sturo scire esset ex facili inclinationem Oceani atque omnes reliquos motus aerios praescientiae fide petere ut decli-

Nur wus dagegen Krahner vorbringt: 'etiamsi temporum ratio banc seotentiam non refutaret, vix cogitari liceret Varronem ad Cn. Pom- peium aliquid de lingua latina scripsiBse', halt nicht Stich.

*) War es nicht das Diaparate des Stoffes in den Trpootniotc und im Buche selbst, waa die einfachste Form des Citata tv toic irpdc TTounritov jtfpawivoxc umgehen liess, so vriisste ich nur noch die Mo- tivirung, dass mit upootutoic ein ganzes Einleitungsbuch zu einem grossern Werke gemeiut sei, das (nebat dem Einleitungsbuche) dem 1'ompejas zugeeignet war, wie mSglicher Weiae z. B. dc iure civiliy oder selbst Iitrum humanarum antiquitates, uber deren Empfanger wir nicht unterrichtet aind; die Chronologie wenigstens thate keinen Ein- spmch, da gerade zwischen die Herausgabe der Humanarum und der dem Caesar gewidmeten Divinarum rerum Ubri der politische Wende- punkt (706) fallen konnte. Pie letzteren dvirfen wir, da wir den Varro 708 und 709 mit den Bilchem de Ungua latina besch&ftigt wisien, uicht lange uach Varro's VersOhnung mit Caesar ansetzen.

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DIE SCHRIFTSTELLEREI

naret'*). Freilich miissen wir uns den Varro sehr schwer- fallig denken, um ihm zuzutrauen, dass er so praktische Zwecke mit so unpraktischer Gelehrsamkeit einleitete. Wie dem auch sei, etyrnologische Erorterungen konnten, nach dem Standpunkte der Alten und des Varro insbesondere, von drei Bttchern dc originc linguac latinae nicht wohl aus- geschlossen sein, und so diirfen wir uns berechtigt lialten, das Verhaltniss sammtlicher grammatischer Schriften Varro s so zu bestimmen, dass mit dem umfassendsten Werke de 533 Ungua latina parallel liefen vier Specialschriften, narnlich mit dem ersten Viertel die Biicher de origine linguae latinm, mit dem zweiten Viertel die de simiUtudine verborum uud die de utilitatc sertnonis, (mit dem dritten Viertel, dem syntakti- schen, keine bekaunte Einzelbearbeitung,) mit dem letzten Viertel, weim auch nicht nothwendig deren Inhalt gaiu deckend, die Bticher de sermone latino: wahrend dem Inhalte des ersten Viertels noch vorausrag die Schrift de antiquiUitc liitcrarum, dem Ganzen aber zur Seite stand erstlich die Epitome und zweitens der Abriss dc grammatica in den Disciplinarum libris.

Wir sind mit den einzelnen Titeln unseres Katalogs zu Ende und haben jetzt noch einen Blick auf das Ganze zu werfen, zu diesem Behufe aber zunachst das Mass seiner Vollstiindigkeit zu priifen. Obgleich er 38, oder wenn wir de vaktudine tuenda und einstweiien einmal die libri shujit- larcs X abrechnen, 36 Nummern enthalt, so fehlen doch . nicht wenige imd nicht unwichtige Varronische Biicher. Von solchen sind schon beilaufig vorgekommen 1. ein 'poema' (de rerum natura?): 2. de compositione satirarum: 3. de philosojyhia Jiber (wenu nicht logistoricus) : 4. dc gtntt populi Bomani libri IV: 5. de familiis Troianis libri: 6. tribuum Uber: 7. Actia: 8. de poetis libri: 9. de uti- litate sermonis libri (IV): 10. de antiquitate littcra- rum libri ad Accium: 11. Eiaayayixog ad Pompcium,

*) Oder wie Schncicler p, 226 aus Muratori abdrucken lassen: 'laboravit ut res externaB eidem gesturo aperiret, ne is Oceani peri- cula peteret atque ouines reliquos motus aerios praescientiae fide de- clinaret.'

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geschrieben 683, als Pompejus mit Crassus zum Cousulat designirt war, wie Gellius angibt: 12. Ephemcris navalis ad Pompcium, von Vegetius V, 11 kiirzer genannt libri navales, d. i. Schiffahrts- Prognostika, verfasst 677 oder kurz vorher.

Hieran reiht sich sogleich 13. die zweite Ephemcris yrustica oder agrestis) in dem Sinne eines Laudwirthschafts- Kalenders, jedenfalls nach Caesars Verbesserung des ronii- schen Kalenders (708) abgefasst und als eine Ergiinzung (Vorarbeit?) der Biicher Jfermn rusticarum anzusehen. Dcnn so durfen wir Aufschrift und Inhalt dieser beiden Ephemcridcs durch Bergk s Untersuchung im Khein. Mus. f. Phil. N. F. I, }». 367 ff. als festgestellt betrachten und alle fruheren Irr- thuiner mit Stillschweigen iibergehen. Ohne alle Ueber- zeugungskraft, ja, wie schon de Discipl. § 19, 3 [oben p. 302] bemerkt wurde, entschieden widerlegbar ist Krali- &s* ner's (p. 18) und MerkeTs (Prolusio ad Ovidii Ibin p. 361) Versuch, mit der Ephcmeris navalis, und zwar als Theile derselben, zu identificiren 14. dc ora maritima libri, kaum verschieden von 'opere quod de litoralibus est9 bei Soli- nus: und 15. de aestuariis liber, von Varro selbst citirt de L lat. IX, 26 fin libro quem de aestuariis feci': zwei Schriften, fiber deren eigentlichen Zweck und Anlass sich nichts Naheres sagen lasst.

Wenig klarer sind 16. de yradibus libri, woraus Servius zu Aen. V, 412 * ycrmamis est dc eadcm fjcnctrice manans*, non ut multi dicunt} dc eodem ycrminc, quos ille tantum 1 fratres9 vocat anfiihrt, also = dc yradibus nccessitu- dinum, wie man wohl mit Recht supplirt hat. Ob es etwa auch der privatrechtliche Gesichtspunkt war, unter den hier eine Erorterung der Verwandtschaftsgrade gestellt war, die mehr als ein Buch fiillte?

Ferner fallt aber jetzt, bei so wesentlich erweitertem Uesiehtskreise iiber Ausdehnung und Manigfaltigkeit Varro- nischer Schriftstellerei, auch jeder Grund weg, 17. liheto- ricorum libros eines Autors zu bezweifeln, den wir selbst als Verfasser von 22 Buchern Orationcs und 3 Biichern Suasioncs keunen gelernt haben, obgleich derselbe ausserdem

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DIE SC HR IFTSTEL LE K K I

auch einen Abriss der Rhetorik als Theil dcr Di-ciplinarum libri (de rhctorica) geschrieben hat. Freilich beruht die ausfiihrlichere Darstellung auf dem einzigen Zeuguiss des Priscian IX p. 872 P. 468 Kr.: 'Varro in III Rhetoricorunf ; aber wie viele nur eiu einziges Mal, namentlich auch von Charisius, erwahute Varrouische Buchertitel sind uus oben begegnet, die durch den Katalog des Hieronymus eine zum Theil ungeahnte Bestatigung empfangen haben! Wenu bei Sichtung der Fragmente anderer Schriftsteller vor alleni der Verdacht wach sein muss, ob nicht unter scheinbarer Ver- schiedenheit das in Wirklichkeit Gleiche sich verstecke, so ist bei Varro die entgegengesetzte Weitherzigkeit in ihreui principmassigen Vorrechte. Liicherliche Akrisie dagegen wiire es, auf das dreimal bei Nonius vorkommende Varro Iikto- ricorum lib. XX etwas zu geben, da diess so gut wie das bei demselben Nonius sich findende Bci publicac lib. XX und

535 Eei rusticac lib. XX reiner Schreibfehler ist fiir Iicrum huma- narum lib. XX , woselbst dic, zum Theil durch den Inhalt selbst entscheidenden , Fragmente Popma langst unter- gebracht hat; oder wie auch fur dc rc mstica thcils dc rcrum natura (s. o.), theils de re publka oder de rc R R. in andern Stellen von den Abschreibern des Nonius gepfuscht ist: vgl. de Discipl. § 3 [oben p. 357].

Von wie ungleicher Gewiihr die Ueberlieferung ver- schiedener Texte ist, das ist gerade der Gegensatz zwischen Nonius und Priscian zu lehren sehr geeignet. Den Priscian haben wir ohne Ausnahme von bewiihrter Zuverliissigkeit im Citiren Varronischer Schriften gefunden; was im eut- gegengesetzten Sinne Oehlei Varr. Sat. p. 67 geltend machen wollte, ist ohne allen Belang. Um so zuversichtlicher dilrfeu wir der Sache nach einen achten Titel in Varro's 18. Mcn-

. suralibus bei Priscian VIII, p. 818 P. 403 Kr. erkennen, wenn auch gern zugeben, dass der Form nach Pseudo-Boetius de geometria p. 1234 (ed. Basil. 1546) genaucr Varro dc mcnsuris haben mag, was indess auch Priscianische Hand- schriften geben. Ich hatte de Discipl. libris § 5. 7 und 18 [oben p. 350 ff. 362. 387.] nachgewiesen, wie sich dem Varro aus dem Begriff der gcometria im engsten Zusammenhange

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damit der der gromatica ableitete; dass auf eine Varronische Behandlung groinatischer Gegenstiinde verschiedene Bruch- stiicke hinweisen; dass ein Abschnitt aus r Varro de geome- tria' iu iiltern Agrimensorenhandschriften gestanden habe, wovon in unserer tiltesten noch die Ueberschrift erhalteu ist: 'Incipit liber Marci Barronis de geometria ad rufum feliciter silbium'; dass Isidorus, auf den sich noch sehr erkeunbare Auslaufer der Varronischen Gelehrsamkeit hiu erstrecken uud Varronische Autoritat einen wenn auch mittelbareu Eintiuss ausgeiibt hat, eigene Capitel dc agris, de finibus agrorum, dc mcnsuris agrorum, in seinen Origincs hat. Un- streitig also, wie Weber p. 35 des kurzlich von ihm heraus- gebeuen Fragmentum Bocthii dc arithmetica erkaunt hat, war es die Schrift de mensuris, woriu Varro dieselbe Agrimen- sorenkunst und -lehre eigens in vollstandigeui Zusamuien- hange abhandelte, die er im vierten, dc gcomctria iiber- schriebenen Buche der novcm disciplinac nur in Grundlinien beriihrt haben wird: in iihnlichem Verhiiltniss wie das erste, kw dritte und fUnfte Buch (dc grammatica, dc rhctorica, dc arith- metica) ihre weitere Ausfiihrung ebenfalls in selbstandigen Werken empfingen. Und dieses wiire auch der Gesichtspunkt, uuter dem die in Hieronymus' Katalog erscheinende Schrift de valetudine tucnda aufzufasseu wiire, wenn sie doch selbstiindig bestanden und keinen Logistoricus gebildet hiitte: namlich als specielle Ausfiihrung des dc mcdicina handeluden, muthmasslich achten Buchs der BiscipUnac. ()b iibrigens das in die Agrimensorensammlung aufgenommene Varronische Stuck eben dieses Disciplinenbuch, wenigstens die auf Gro- matik speciell beziigliche Partie desselben war, oder aber die gromatische Schrift de mcnsuris selbst, ist nicht zur Evidenz zu bringen. Im ersten Falle musste jedes einzelne Buch der Disciplinae eine besondere Dedication gehabt haben, sehon diess nicht sehr wahrscheinlich ; noch weniger wahr- scheinlich aber, dass um eines einschlagigen Theiles willen das ganze Buch aufgenommen worden wiire, und doch bliebe wiederum fttr einen herausgenommenen Theil die Hinzufiigung des Namens, dem das Ganze zugeeignet war, unverstandlich. Im zweiten Falle mttsste die Schrift dc mcnsuris ein libcr

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DIE SCHRIFTSTELLEKEI

singularis gewesen sein, uni mit libellus bezeichnet werdeu zu konnen; waruui aber finden wir alsdaun neben so diplo- matisch genauer Angabe des Dedicationsnamens nicht eben 80 genau den Titel de mensuris statt de geomctria? War etwa gerade dieses letztere der aehte von Varro herrBhrende Titel, 80 dass die Schrift zur Unterscheidung von dem gleich- namigen Disciplinenbuche den Zusatz ad Rufum ' Silbium' (Suilium?) erhielt, ahnlich wie de lingua latina ad Ciccroncm und ad Marccllnm, weiterhin aber noch grosserer Deutlich- keit halber dc mensuris nach dem Inhalt genannt wurde?

Endlich miissen von nicht unerheblichem Unifaug ge- wesen sein Varnys 19. Epistulac und 20. Epistolicarum quacstionum libri: welche letztere Aufschrift Gellius praef. § 9 unter den Beispielen pikanter BQchertitel hafc. Das Verhaltniss beider Titel ist nichts weniger als klar, auch die beiderseitigen Bruchstiicke in den bisherigen Sammlungen noch gar nicht in Ordnung. Eine wenigstens bis zu eineni 537 gewissen Grade planmtissige, in sachlichem Interesse ge- machte Zusammenstellung von Briefen haben wir zuniichst iu den Epistolicae quaestiones anzuerkennen, sei es dass Varro wirkliche Briefe, in denen er zufallig wissenschaft- liche Gegenstande besprochen hatte, spater aus seiner ge- saramten Correspondenz auswahlte und zu einer eigenen Sammlung vereinigte*), oder dass er erst zum Behuf eiuer solchen Sammlung wissenschaftliche Erorterungen in Brief- form niederschrieb**) (womit gar nicht ausgeschlossen ist, dass auch diese Briefe wirklich an ibre Adressen gelangt^n). Als flberwiegenden Stoff solcher brieflichen Verhandlung finden wir in den freilich sehr geringen Bruchstuckeu bei Festus, Gellius, Servius antiquarische und staafejrechtliche Fragen, Punkte'aus dem Gebiet de verborum significationc, auch rein Grammatisches wie bei Charisius p. 84, 30 fiber quo loco und quo toci} oder p. 55 iiber quintus triccnsimits und quintus et tricensimus] (auch p. 81: s. u.) Das letzte

*) Auf AnlR8s einer wirkliehen brieflichen Fragc schricb Varro an Ser. Sulpicius, was Gellius II, 10 erbalten hat.

**) Vergl. C. Valgius JRufm de rebus pcr epistulam quaesitis bei Gellius XII, 3 und Charisius.

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Buch, welches vorkoriiint, ist nieht das von Charisius p. 97 und Diomedes p. 371 citirte sechste, sondern mindestens^ das siebente, da sich das Citat Epistolicarum VII bei Charisius p. 55 (wo fruher Epistolarum gelesen wurde) eben so unzweideutig als Abkiirzung kundgibt wie p. 84, 30 Epistolicarum libro VI, der vollstandig ausgeschriebene Titel auch uberhaupt nur zweimal bei diesem Grammatiker sich findet p. 97 und 111. Eben darum liegt es aber auch uber- aus nahe, auf der andern Seite die zwei Citate Epistularum tertio p. 81 und Epistularum VIII p. 84, 5 fiir Verschreibung statt Epistolimrum zu nehmen und hieraus einen Umfang der Sammlung von (wenigstens) 8 Biichern zu erschliessen, da, wenn Epistularum libri daneben existirten, diese darum doch nicht in den Hiinden des Charisius oder seiner Gewiihrs- manner gewesen sein iniissen. Dass sie aber existirten, lasst sich aus den Stellen des Nonius, in denen einzelne Briefe ad Caesarem, ad Fabium, ad Fufium, ad Marullum, ad Keromm (vgl. de Logistor. p. VI [oben p. 407 1) angeftthrt werden, mit Sicherheit keinesweges folgern; denn was hindert zu glauben, dass diess eben lauter Briefe der f Epistolicac ms quaestioncs' betitelten Sammlung waren, da namlich dieser letztere Titel bei Nonius niemals vorkommt? Ja in dieser Vorstellung zu bestiirken kann eine Vergleichung mit Gellius sehr geeignet scheinen. Gellius hatte die Epistolicac quae- stioncs*) und kennt keine Epistularum libros. Aus jenen fiihrt er das grosste Bruchstiick, das wir haben, zugleich mit An- gabe des einzelnen Briefes, dem es entnommen, XIV, 7 so an: Varro ait in litteris quas ad Oppianum dcdit, quac sunt in Itbro Epistolicarum quaestionum quarto, und nochmals §11: Haec et alia quacdam id genus (es waren die von Varro aus dem verloren gegangenen Etaayayixbg ad Pomjmum wieder- holten Erorterungen) m libro quo snpra dioci, M. Varro cpistula ad Oppianum scripta cxseeidus est. Folglich wird aus derselben Sammlung geschopft sein, was II, 10 aus einer

*) Da«3 VII, 10: 'Verba Catonis sunt ex primo Epistolicarum quaeationum ' Catonis irrthumlich steht statt Varronis, hat Lipsius Var, Lect. III, 21 langst beinorkt.

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478 DIE SCHKIFTSTELLEREI

epishda des Varro ad Servium Sidjncium mitgetheilt wird*): . und doch nennt hier (iellius die Epistolicac quacstiones nicht ausdriicklich. Wenn es demnach auch fur Nonius uuent- schieden bleiben muss, ob sich nicht auf diese Samnihmg alle jene Brief-Citate beziehen (obwohl allerdings in ihnen keine Spur einer wissenschaftlichen Erorterung vorkommt), so haben wir bis jetzt ein unzweideutiges, positives Zeug- niss fiir das Vorhandensein einer zweiten Briefsammlung, Epistularuni, noch gar nicht. Die Frage aber, ob ein solches in vier Citaten des Nonius, die noch iibrig sind, gegeben sei, wird sich mit ziemlicher Zuversicht bejahen lassen, anch ohne dass fur die befremdliche Form des Titels, der mit geringer Abweichung in jenen Citaten wiederkehrt, eine ein- leuchtende Erklarung gelingt. Namlich p. 141 Varro cpistula latina, p. 419 Idem cpistolis latiniact p. 121 Varro cpisttda latina libro I p. 473 Varro epistula latina lib. II, iiberall, &39 wie es scheint, ohne Variante. Was hierin steckt, daruber wiinsche ich von Andern Belehrung. Den Begriff' von Briefen fcstzuhalten und nicht eine in cpistula liegende Corruptel zu vermuthen gebietet Inhalt und Form der Bruchstiicke selbst,

z. B. si venisses Capuam , si tc vindicare in libertatm

non ^wt™ . . . ., tuum opus . . . .; denn den Gedanken an einen Satirentitel, wozu die zwejte Person allein noch passte, schliesst Jib. I und i/ aus**). Am leichtesten liesse sich,

*) Diese Stelle hat Nonius p. 1 12 ausgeschrieben, und darum heiset es hier so sehwerfallig: Hl epistula quam adversus Marcum [ad Scrriw* verbessert Vahlen in 5sterr. Gymn.-Zeitrichr. XII p. 5] Sulpicium dedil wahrend die iibrigen Citate einzelner Briefe aua den von ihm benutxten iilteren grammatischen Vorrathen stammen.

**) Man fuhre nicht den Periplus oder TTcpinXouc dagegen an, den Oehler p. Gi allerdings richtig als Satira crkannt hat, mid dessen Uber II (mit dem Nebentitel nepl (piXocoqpiac) neben einem liber I (wofflr ein Nebentitel wie ir€pi icTOpiac oder irepl troXiTCiac verinothet worden ist de Discipl. § 8 [oben p. 365]) durch die sichersten An- fiihrungen fcststeht. Denn es wird gestattet sein, sich hierunter mcht aowohl eine zweitheilige Satira, als vielmehr eine Dilogie von iwei in enge Beziehung zu einander geeetzten und sich nur gegenseitig er- giinzenden Satirae vorzustellen : gerade wie ja auch die su einer Tri- logie verbundenen Tragddien nicht aufhoren drei einzelne Stucke zu sein.

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iudeni raan von Jatiniae ausginge, auf einen Frauennamen rathen, z. B. epistula Atiniae, und dieses mit Varro in epistola luli Caesaris bei Nonius p. 263 zusammenstellen, woraus erhellt, dass auch Briefe von Correspondenten unter den Yarronischen sich fanden; wenn es nur besonders glaub- lich zu finden wiire, dass Varro gerade mit einer Frau mehrere Bueher von Briefen gewechselt, und auch die Bruchstticke selbst mehr danach aussiihen an eine Frau gerichtet zu sein. Hatte also etwa Varro viel in griechischer Sprache*) cor- respondirt, dass seine Epistulue in zwei Hauptabtheilungen, Graecae und Latinae, gesondert waren? Indessen hatten auf eine solche Scheidung Riicksieht zu nehmen allerdings latei- nische Grammatiker am wenigsten Anlass, wo es sich um Beibringuug von sprachlichen Belegen handelte. Oder ist das latinae local zu fassen und ordnete Varro bei der Her- ausgabe seine Briefe nach seinen Aufenthaltsorten , von wo sie datirt waren? so dass Latinae die von seinen in Latium gelegenen Villen, der Tusculanischen und Casinatischen, und etwa Campanae die von seinem Cumanum erlassenen Briefe . gewesen waren. Aber welch «eltsame und ungewohnliche Zusamraenfassung alsdann mit Latinae, anstatt der ein- r»4o fachsten Unterscheidung von Epistulae Tusculanae, Casinates, Cnmanac, die jeder erwarten wiirde. Und etwa gar Latinac aus Casin d. i. Casinates entstanden zu denken, wird bei viermaliger Wiederkehr auch niemand rathlich finden. Man sieht, ohne eine neue Notiz, die nach einer von diesen Seiten hin mit so viel iimerer Probabilitat den Ausschlag gebe, um das entsprechende Bedenken in den Hintergrund treten zu lassen, ist in diesem Gewoge von gleich berechtigten odef unberechtigten Moglichkeiten kein fester Fuss zu fassen**).

*) Griechiac^ soll nach Preller Hist. philos. Gr. R. p. 411 Vano auch Qber Philosophie geschrieben haben; aber bei Cicero und Aogustin, die dafiir angefuhrt werden, steht keiu Wort davon.

**) Erst jetzt bemerke ich, dass in 'Epist. Latinis* schon Ausonius Popma, iihnlich wie oben geschehen, * Epist. L. Atinii1 zu finden meinte, ohne jedoch diese Vermuthung durch eine bestimmte histo- ri»che Nachweisung naher begrflnden zu kounen. Man vermisst eben, dass sie mehr als palaographisch einlenchte. Denn da«8 auf die vier-

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DIE SCHRIFTSTELLERKI

Wenn zu diescr Reihe Varronischer, von Hieronvmus iibergangener Schriften noch ein Titel niit deni Anspruch auf eine eigene Nummer binzukonimen darf, so sind es alleiii 21. de comoediis Plautinis libri, aus den oben augedeu- teten Griinden.

Um vieles zweifelhafter miissen Augurum Ubri er- seheinen, deren Begriindung durch einen so wenig selbstan- digen und zuverlassigen Autor, wie Macrobius Sat. I, 1G ist, in hohem Grade misslich bleibt. Aus Varro s eigenem Zeug- niss durfte ein Tribuum liber als besoudere Schrift anerkannt werden, obgleich' derselbe Gegenstaud iu den Humanarum vorkommen musste. Von den Dwinarum war es, wie wir durch Augustinus bestimmt wissen, das dritte Buch, welche> ganz de auguribus handelte: wie leicht kann also den Plural libris statt libro die Unkritik des Schriftstellers oder auch seines Vulgartextes verschulden! Denselben Zweifel deutet Merkel Proleg. in Ovidii Fastos p. CXV an. Wozu noch kommt, dass sonst kein einziger Theil der in den Divinanm behandelten Gegenstande noch ausserdem in einer Special- schrift ausgefUhrt erscheint, in beraerkenswerthem Gegen- satze zu den Humanarum: es miisste denn jemand dem r.4i liber II de pontificibus wollen das Varro in Pontificalibus des Fulgentius p. 561 zur Seite stellen.

Jedenfalls nicht unter eiuer eigenen Nummer lasst sich aus Favorinus bei demselben Macrobius Sat. II, 14 das Vano ad Libonem primo aufzahlen, da mit Ausnahme der orhaltenen Biicher, der Logistorici und der wenigeu Werke, dcren Empfanger wir kennen (de vita P. 11. } de scrnwnc Jatino, de antiquitate litterarumy de geonwtria, Ephemeris naralis, Eioayayixog, Iierum divinarum), es so ziemlich von jeder der bisher aufgeziihlten Schriften moglich ist, dass sie Varros Freunde L. Scribonius Libo gewidmet war, die Form des Citats aber nicht auffallender ist als Vafoo ad Ciccronem. ad Marccllum, ad Accium.

malige Wiederkehr einer und derselben Corruptel bci Nonius aoder seits auch kein zu grosses Gewicht zu legen ware, lehrt z. B. der auch dreimal wiederholte Fehler Varro Gallo vel (aut) Fundanio, wo vou de Logist. p. V [oben p. 40CJ.

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DES M. TERENTIUS VARRO.

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Mehrdeutig, aber keine eigene Schrift begrundend ist die Anfiihrung des Servius zu Aen. X, 894: ut etiam Varro in ludis theatralibus docet. So wenig es unmoglich ist, dass damit de originibus scaenicis oder de scaenicis actionibus gemeint sei, so kann man sich doch auf die Frage, was das zunachst liegende sei, nur mit Merkel (s. Parerga Pl. I praef. p. XXVII) fiir dasjeuige Buch entscheiden, welches de ludis scacnicis ausdriicklieh handelte und iiberschrieben war, d. i. das zehnte der Rerum divinarum.

Dass nichts anderes als diese Divinarum libri mit des Arnobius VI, 6 bildlichem Ausdruck Polyandria bezeichnet siud, scheint mir gegen Popnia und Creuzer von Merkel Proleg. zu Ovid s Fasten p. CLXXXIX und Oehler Varr. Sat. p. 68 ff. sattsam erwiesen, wie auch Schneidewin Philol. I p. 23 urtheilt.

An Historiarum libri nebeu den Annales, den Huma- narum und den Vrbanarum rerum zu glauben wollen wir deneu iiberlassen, die auch de rc publica liber XX fUr mog- lich halten, die Varronische Schriftenzahl mit einem BeUum Punicum secundum aus dem Fiilscher Apulejus bereichern, elf Biicher de vita P. R. kennen, die Biicher de lingua latina und de sermone latino fur einerlei erklaren, auch Sisenna vcl de historia und Catus sive de liberis educandis zu Satiren machen oder, wie Lion, in Gellius' Worten I, 18 Ve ratione vocabidorum9 eiuen Varronischen Buchtitel finden. Andere Titel sind zum Theil im Fruhern, zura Theil ander- warts als falsch beseitigt (z. B. de orthoyraphia oder Sceno- didascalico) , manche mit Ilecht auf Satiren zuruckgefiihrt (wie ' in Plautorino\ * in poetico libro\ practorianay de numis- matis, Trepi aipectujv nicht zu parallelisiren mit Tiepi XaPa" KTr|pujv), oder als Theile der Humanarum erkannt worden (wie in prodigiosa virium rclationet s. Krahner p. 14). Wie de bello et pacef de diebus zu fassen ist, so vielleicht de saeculis bei Servius zu Aen. VIII, 526, da in der That de saeadis Varro Antiquitatum duodcciccsimo gehandelt hatte nach Censorinus de die nat. 17 extr.: obwohl mir die Beziehung jenes Varronischen Citats durchaus nicht klar ist. Ein grober Irrthum ist der auch neuerlich (Oehler Sat. p. 3)

n. KITSCIIELII OPV8CVLA III. 31

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noch festgehaltene Complexionum liber VI, womit wohl nie- inand einen yerndnftigen Begriff zu verbinden, wofiir auch niemand die Quelle nachzuweisen gewusst hat; so stand niimlich nur vor Putsehius bei Diomedes I p. 371 als falsche Lesart fiir Epistolicarum quaestionum. Die soge- nannten Sententiae Varronis sind es nicht werth, ein Wort iiber sie zu verlieren.

Endlich was das 'HpctKXcibeiov war, von dem in Cicero's Briefen an Atticus wiederholt die Rede ist (Varro- nis dialoyov XV, 13,3. 'HQaxksidetov ilhid XVI, 11, 3) und welches, nachdem Varro lange hatte darauf warten lassen, dem Cicero so gefiel (XVI, 12), wird niemand errathen wollen. Doch zweifle ich kaum dass, wo von Dialogen Varro s die Rede ist, an die Logistorici zu denken sei, fur welche die Dialogform nach freilich schwachen Spuren als wahrscheinlich bezeichnet worden de Logist. p. XII f. [oben p. 416]. Wie Varro in Wahl, Plan, Form und Namen seiner Biicher und Buchertitel sich an griechische Vorbilder anschloss, liisst sich zwar jetzt mehr nach einzeluen Belegen ahnen als mit einiger Vollstsindigkeit iibersehen, dennoch aber wohl nicht ohne Gliick weiter verfolgen, namentlich im Gebiet der Satire. Neben Heraklides Ponticus durfen wir muthmasslich den Peripatetiker Ariston als Vorbild fflr Varms Tithonus ntol yrjQag betrachten (s. Rhein. Mus. I p. 194 f. f = Opusc. I ]). 553 J) uud nach diesen Beispielen vielleicht selbst inythische Einkleidung nicht abweisen*). Wie ware

*) Namlich far die Logistorici: denn fur die Satirac beweisen es eine Menge von Titeln, so wie die von Oehler p. 78 f. au» den Frag- menten selbst zusammeugestellten Spuren Unter dem Sialoyot Varronis bei Cicero lasst sich aber eine Satire nicht versfehen, o»d dass jener 6tdXoYoc mit dem HpaKXciociov desselbeu Varro (dcnn <las* auch Cicero selbst die Abtucht hat ein 'HpctKAeibciov zu schreiben, gebt uua hier nichts an) cinerlei iBt, lehrt der Znsainroenhang nnd die Ver- gleichung der Briefe leicht. Heraklideg aber und Ariston s>tandcn riicksichtlich der mythischen Einkleidung philosophiacher Stoffe auf einer Linie, nnd es werden gerade in dieser Beziehung des ersteru "Apapic und de.s zweiten Aukwv, worin, wie es scheint, Tithonus eiu- gefiihrt war, zu9ammengc&tellt von Plutarch de aud. poet. 1, sowie Herakliiles als p.uGtuonc Ka* irXacuaTiac bezeichnet in der vita Camilli 22.

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es ferner nur als moglich zu denken, dass fttr eine politische 543 Satire auf das erste Triumvirat der pikaute Titel Tpixdpavoc

Hiervon kann man sich versucht fuhlen auf den Begriff der Aufschrift Aot»CToptKO ( selbst eine Anwendung zu machen: worin doch, 80 viel sich absehen liisBt, nur eine eigenthumliche Verkniipfung entweder von Mythus und Geachichte oder von Philoaophie und Geachichte angedeutet sein kann. Indessen ist freilich allea zu wetten, dasa im eratern Sinne vielmehr MueicxoptKot gebildet worden ware. Nichta scheint mir willkurlicher nnd woniger erklarend ala Oehler'8 (Sat. p. 57) Definition: rin quibus, ni quid ex fragmentis eorura (?) et ex ip«o vocabulo (?) colligi licet, viroruni gravissimorum dicta factaque. Varro retulisse videtur optimisque exemplis propositis illud potissimum studuiwe, ut aequalium mores in quodvis vitium indies raagis pronoa antiquitatia probac ct simplicia memoriae ope emendaret ac retineret (?) 1 Praktiache und patriotische Tendenzen, im ethischen, im religiOsen, im politiachen Gebiete, hat allerdinga Varro uberall, wo nicht hervor- treten lassen, doch im Hintergi unde gehabt: aber zu einem begrenzten Bilde von irgend einer seiner Schriften kann una dieae Beobachtung nicht verhelfeu, und in Betreff der Logistorici dOrfte die allgemeine Vorstellung von ph ilosophischen, namentlich ethischen, jedoch miteinem reichhaltigen Beiwerk hiatorischer Belege durch- wirkten, und mehr populiir als systematisch gehaltenen Diacursen dem Wahren immer noch am niichaten komraen. Heraklideische Dia- loge (weil wir auf Heraklidea gerade bcstimmt hingcwiesen werden) n€pi btKaiocuvnc, ncpi cujqjpocuvrjc, Trcpl eucefciac, trcpi dvbpciac, 7i€pi €ubaiuoviac, w€pl nbovfjc u. a. w. umschreiben einen ganz ahnlichen Kreis von Themen, wie Varro'8 Logistorici de foriuna, de pudicitia, dt moribus, de pace, de insania, de deorum cultu; selbst locis physicis wie Tr€pi v6cujv u. dgl. treten zur Seite dea KOmera de vahtudine , de mgine humana, auch de admirandis; im musiachen Kreise liegen die Beruhrungapunkte von selbat zu Tage. Es fehlt in Ermangelung von Zeugnisaen oder niihern Indicien an Berechtigung, apcciell den einen Heraklidea als Vorbild oder hauptsachliches Vorbild fiir die ganze iogistoriache Gattuug anzuaehen; anderseits aber, daaa auch er es unter Andern war, ist das Wenigste, was aua Cicero geschlosaen werden darf, dessen Ausdruck 'HpaK\€ib€tov auf r praeclarum aliquid de re publica ' zu beschrauken jedenfalls kein Grund vorliegt. Wenigaten8 die Kegion im allgeraeinen zu bezeichnen , in der diese Varronischen Compoaitionen wurzelten, kann der Gattungsbegriff f Herakleidiachen Dialogs' als Beispiel und Auhaltpunkt dienen. Und geltend machen darf man gerade fur Heraklides seine ganze der Varronischen Indivi- dualitat, wenn nicht alles tiiuscht, in gewissem Betracht sehr homogeue Bildung und schriftstelleriache Tonart, wie aie aua der Charakteristik des Alterthums erkannt wird: das Vielseitige und Bunte seiner gleich-

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DIE 8CHRIFT8TELLERE1

gewtihlt worden, ohne dass dabei der berufene Tpucdpctvoc des Theopompus oder Anaximenes (s. Passow Opusc. p. 166 ff.) vorgeschwebt hiitte? An alexandrinische Pleiaden und Aristoteles' Peplos erinnerten die Imaginum hebdomadcs: die reine Uebertragung von AibactcaXiai haben wir in den Actioncs scaenicae, von ZnTncetc oder ZnTrjuaTa in Quaestiones (Plautinac), woftir die Belege bei Lehrs de Arist. stud. Hoin. p. 219 f.; griechische Vorbilder fiir die Dcscriptiones boten "Dieophrasts, Heraklides', Satyrus' u. A. XapaKTTjp€c: dass sich die Aetia an Kallimachus anschlossen, wird aus driicklich bezeugt; das Werk de principiis numerorum konuto nur aus griechischen Quellen geschopft werden; in manig faltiger Form lagen die Stoffe de poetis, dc poematis, de ori- ginibus scacnicis in griechischen Bearbeitungen vor; ohue Kenntni8s des Aristophanes rrepi Tfpocumwv waren gewiss die Biicher de personis nicht geschrieben; mit dem Titel dc vita populi Itomani ist der griechische Bioc '€XXdboc liingst

miissig von der Akademie und dem Lyceum befruchteteu Studien, die der systematischen Strenge sich entschlagende u€c6tt)C dutXnrticri seinea Vortrags, und doch daneben eine poctischen Schmuck, heitere F&rbung und die Wurze des Phantastischen nicht verschmahende Darstellung: Eigenschaften, die der sympathisirende Rdmcr allerdings in noch reicherem Maase in seinen Menippei&chen Satiren als in den Logisto- rici zu bewilhren Gelegenheit fand. Von Varro's Bekanntechaft mit Heraklides geben Qbrigens selbst noch Erwahnungen in den Fraginenten Zeugniss, bei Nonius p. 230. 260 und Lactanz 1,6. So weuig aber wie unsere Geschichten der Philosophie dem Heraklides eine Stelle eiuriiumen, die ihm in einer Geschichte der Philosophen nicht zu ver- sagen ist, so wenig brauchte Cicero, wenn er Acad. post. I, 1 extr. dem Varro seine Verwunderung ausserte: fquid sit cur, cum tnnlta scribaa, genus hoc (namlich philosophiam veterem illam a Socrate ortam) praetermittas' , von den Ijogistorici Notiz zu nehmen: er ur- theilte eben von ihnen auch, waa er c. 3 § 9 ausspricht: ' philosophiam multis locis inchoasti, ad impellendum satis, ad edocendum parum', und hatte dabei die mangelnde Strenge systematischer Entwickelnnj? im Sinne, auf die Varro nirgend ausgegangen war. Aber die«er aelb*t konnte cap. 2 extr. neben den Menippeischeu Satiren, als worin 'multa admixta ex intima philosophia, mnlta dicta dialectice' eeieu, unnifig- lich die Logistorici tlbergehen, von denen doch nothwendig mindest^ni dasselbc galt; ihre Erwiihnung ist ebeu in der luckenhaften Stelle (*• o. p. 496 [435J) attsgefallen.

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DE8 M. TKRKNTIUS VARBO

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vergliehen, zuletzt von Niike iiber Diciiarch im Rh. Mus. I p. 46: und es sollte mich wundern, wenn nicht auch fiir Disciplinarum libri IX irgend ein naherer Ankniipfungspunkt vorhanden gewesen ware, als sich bis jetzt hat wollen auf- spiiren lassen. Doch diess nur iv irapobuj.

Auf den jetzt gewonnenen Grundlagen wird sich nun aunaherungsweise eine arithmetische Schiitzung des Gesammt- umfangs der Varronischen Schriftstellerei anstellen lassen. *Vix mcdium dcscripsi indiccm9 sagt Hieronymus. Sein Katalog enthiilt unter 38 Titeln 522 einzelne Biicher, oder wenn wir die 45 libros Antiquitatum auf 41 reduciren und die de sermonc latino auf 7 erhohen, 520. Natiirlich ist nicht an eine Verdoppelung dieser Bucherzahl zu denken, sondern Hieronymus kami nur die Zahl der Titel im Sinne gehabt haben. Hierbei ist aber nicht zu Ubersehen, dass er doch die bei ihm zu einer Nummer zusammeugefassten 10 libri sinyulares in seinem Original einzeln verzeichnet fand, aho genau genommen 47 oder (mit Abrechuung der wohl irrthumlich besonders erscheinenden Schrift dc valctu- dine) 46 Titel als die Hiilfte der Gesammtsumme bezeichnet. Manobiblia durfen wir unter den nicht mit a*bgeschriebenen nicht suchen; auf der audern Seite springt es in die Augen, dass alle grossen, umfangreicheu und bedeutenden Werkc sich unter den abgeschriebenen befinden. Obgleich wir unter den ausgelassenen eines (Epistoliaie Quaestioncs oder aber Epistulac) von 8, und zwei (de gente P. li. imd de utilitate senmnis) von 4 Biichern gefunden haben, so werden wir doch am sichersten gehen, wenn wir fiir die meisten einen Umfang von nicht mehr als drei Biichern annehmen, die Lieblingseintheilung des Varro, wahrend eine Zweizahl von Buchern in keinem einzigen Beispiel vorliegt. Niihmen wir ako als durch8chnjttliche Biicherzahl fiir 46 fehlende Titel etwa 4 an, so erhielten wir als Gesamuitbiicherzahl fiir das Ausgelassene 184, und dieser Betrag zu den 520 der ver- zeichneten Masse hinzugerechnet ergabe eine Summe von 704 Varronischen Biichern. Nun wissen wir durch ein sehr schatzbares Zeugniss des Gellius III, 10 extr., wie viele Biicher von Varro geschrieben waren, als er das 77ste Jahr

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DIK 8CHHIFT8TELLEREI

zurtickgelegt hatte. In der Vorrede zu seinen Imagmes gab er an: fse quoque iani duodeeimam annorum hebdoniadam ingressum esse et ad eum diem septuaginta hebdomadas li- »16 brorum conscripsisse: ex quibus aliquarainultos, cum pro- scriptus esset, direptis bibliothecis suis non comparuisse.' Hatte er hiernach bis zum Jahre 715 eine Masse von 490 BQchern verfasst, und 727, wo er nach Hieronymus als Neunundachtziger starb (prape nonagenarius, wogegen das rhetorische saectdi tempus aequavit des Valerius Max. VIII, 7, 3 nicht in Betracht kommt), es bis zu ungefiihr 700 gebracht, so wiirde auf die letzten 11 bis 12 Lebensjahre ein Betrag von 210 fallen, d. h. auf jedes dieser Jahre die Abfassung von durchschnittlich etwa 18 Buchern, und auf den sechsten Theil des schriftstellerisch thiitigen Lebensalters (etwa voni 20sten Jahre an gerechnet) der dritte bis vierte Theil der Ge- 8ammtschriftstellerei. Ob jemand an ein solches Verhaltniss zu glauben Lust hat, sei ihm lediglich anheimgestellt; fflr uns bitten wir aber um Erlaubniss einer derartigen Ver- theilung die innere Wahrscheinlichkeit abzusprechen, trotz- dem dass allerdings Varro's letzte Lebensjahre, im Gegensatz zu friihern Pefiodeu eines (doch nur voriibergehenden) Ge- schiiftslebens durch eine ununterbrochene Musse begunstigt waren, dass er ferner gegen sein Lebensende nur zusamnien- zustellen oder zur Herausgabe fertig zu machen brauchte, was ltingst gesammelt und vorbereitet war, dass endlich Varro mit so manchem uciKpopioc das GlUck theilte, vou den Schwiichen einer decrepita sencetus nicht erheblich beriihrt zu werden: denn noch im 88sten Jalire finden wir ihn nach Plinius N. H. XXIX, 4 § 65 (vgl. Valerius Max. a. a. 0.) in schriftstellerischer Thatigkeit. Trotz allem diesen halte ich die aufgestellte llechnung um so mehr fiir triigerisch, als es keine geringe Zumuthung ist, an den spurlosen Verlust von etwa einem Viertelhundert verschiedener nicht Schriften, sondcrn Schriftentitel eines Varro glauben zu sollen. Der Wahrscheinlichkeit werden wir uns durch eine Verhaltniss- rechnung ganz anderer Art unstreitig mehr nahern, wenn wir uns anders zu der wohl nicht schweren Annahme ver- stehen, dass des llieronynius Aussage vix medium descrqm m-

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DES M. TERENTIUS VARKO.

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dicctn nicht auf die Goldwage zu legen sei, sondern dass er den Mund etwas voll nahm, um seinen Origenes* desto mehr zu heben, der eine so grosse Schriftenmasse doch noch hinter sich zuriicklasse. Und es fragt sich sehr, ob er nicht mehr r>*7 zu Gunsten dieser verzeihliehen Ucbertreibung, dainit man nicht nachrechuen konnte, als aus der sthouenden Rucksieht auf das fastidium seiner Leser, auf die vollstiindige Mitthei- lung des Katalogs verzichtet habe.

Von den 10 libri singulares, die Hieronyinus uicht ein- zeln namhaft macht, mogen wir etwa die Hiilfte untcr den nur aus Citaten bekannten 20 bis 21 Titelu aufgefunden haben: unzweifelhaft de acstuariis, tribuum libcr, und Giccrfuj- TIkoc; desgleichen de philosophia, wenn diess kein Logistori- cus war; ausserdem vielleicht dcmcnsuris, moglicher Weise auch etwa die Schrift de compositionc satirarum. Die Stofle der 4^<« und der Ephcmeris rustfca sehen nicht eben danach aus, nur in je einem Buche behandelt worden zu sein, und fur die iibrigen den Katalog dcs Hieronymus ergiinzcnden Titel, die oben ermittelt worden, sind libri im Plural bezeugt. So diirfen wir denn wohl von den 10 Monobiblia des Varro die Hiilfte als unbekannte bezeichnen. Ueberblicken wir deninacbst den ganzen Bestand der von Hieronymus ver- zeiehneten Werke mit Bttcksicht darauf was uns vorher un- bekanut, was schon bekannt war, so stellt sich nach jener Vertheilung der monographischen Biicher das Verhliltniss heraus, dass auf 2G anderweitig bekannte Titel 20 nicht bekannte kommen. Dieses Verhiiltniss haben wir ein Recht im ganzen und grossen (so weit iiberhaupt Wahrscheiulich- keitsrechnung berechtigt ist) iiberzutragen auf die von Hie- ronymus iibergangenen Werke. Zu den nachgewiesenen 15 bis 16 Titeln dieser Art (nach Abrechnung namlich 5 raono- biblischer von den 20 bis 21) darf nach jenem Massstabe ein Betrag von etwa 12 unbekannten hinzugerechnet werden, von denen keine Spur mehr iibrig ist: wonach sich die Ge- sammtzahl der von Varro uberhaupt verfassten Werke nicht tiber 74 feststellen wiirde. Hiernach ware es doch die bedeutend kleinere Hiilfte von uoch nicht 30 Titeln, dic Hieronymus iibergangen. Ihr Umfang ist aber keinesweges

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488 DIE SCHRIFTSTELLEREI

nach Massgabe der Bticherzahl der von Hieronymus ver- zeichneten Werke zu beurtheilen, weil eben unter diesen sich alle grossten und bedeutendsten befinden; vielmehr kanu fiir die 12 spurlos verschwundenen nur die Analogie der 15 518 bis 16 in Citaten erhaltenen zur Anwendung kommen. Die letztern, ftir die wir durchschnittlich je 3 Bticher annahinen, eine grossere Bticherzahl nur in drei Fallen bezeugt fandeu, diirfen wir in runder Zahl gegen 60 Bticher anschlageu, auf nicht viel mehr als 40 also die unbekannten, so dass wir mit dem Ansatz der Gesammtzahl aller bei Hieronymus feh- lenden zu ungefahr 100 Btichern nicht viel fehlgehen werden. Hierzu die 520 des Hieronymus gezahlt, gibt als sumuia summarum anniiherungsweise 620 Bticher der ganzen Varronischen Schriftstellerei. Davon kommt also auf die letzten 11 12 Lebensjahre allein die noch immer recht ansehnliche Anzahl von 130 Btichern, von denen iu jedeui Jahre durchschnittlich gegen ein Dutzend fertig werden musste.

Es ist bisher zwischen verfassten und herausgege- benen Werken Varro's nicht geschieden worden. Gleiehwohl sagte Varro (bei Gellius III, 10) selbst aus, dass eine nicht unerhebliche Zahl von ihm verfasster Bticher (aliqnammultos) niemals erschienen, weil bei der Pltinderung seiner Biblio- theken verschleppt und abhanden gekommen seien: und als Beispiel daftir dttrfen wir den, wie Varro anderwarts bezeugt hat (bei Gellius XIV, 7), verloren gegangenen Eiaayooytxbg (kl Pompeium betrachten. Wie nun also, wcnn Alles was von Varronischen Schriften entweder bei Hieronymus steht oder in Citaten von Autoren vorkommt, nur von den zur wirk- lichen Herausgabe gekommenen Werken zu verstehen, von diesen aber noch getrennt solclie zu denken wiiren, die, weil eben aus Varros Schreibpult nie ans Licht getreten, auch von keinem Litterator registrirt und von keinem Gramma- tiker citirt werden konnten? Daim hiitten wir freilich zwei sehr ungleichartige Massen mit einander verglichen, als wir das arithmetische Verhiiltniss zwischen den 490 von Varro bis zum 78sten Lebensjahre geschriebenen und (mit Ausnahme der einen Schrift ftir Pompejus) den uns namentlich bekann-

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DES M. TERENTIUS VAHRO. 489

teii Werken zu erinitteln und in gegenseitige Beziehung zu setzen unternahmen, und die Vorstellung von der Schriften- nienge des Varro hiitte sich zu ganz unbestimrabaren Gren- zen zu erweitern. Aber glQcklicher Weise wird dieses Be- denken mehr Schein als Wahrheit haben, und zwar darum, weil der Originalkatalog Qber die Varronischen Schriften, wa der dem Hieronynius vorlag, wenn nicht alles tiiuseht, nicht durch eine Zusammenzahlung der zu irgend einer bestimmten Zeit wirklich gelesenen, sondern in der That der von Varro nur iiberhaupt geschriebenen Werke entstauden ist, mit andern Worten, weil er weder von Hieronymus, noch eiuem nachvarronischen Litterator, sondem von Varro selbst her- ruhrte. Es bedarf nur eines vergleichenden Bliekes auf die einzelnen Theile unseres Katalogs einerseits und die diirf- tigen Reminiscenzen in den weiten Raumen der spatern Lit- teratur anderseits, um sich leicht zu iiberzeugen, dass im vierten Jahrhundert bei weitem nicht mehr die vollstiindige Zahl so vieler Specialschriften von wenig allgemeinem Inter- esse erhalten war. Wichtigere, namentlich praktisch an- wendbare oder interessantere Schriften haben sich ein paur Jahrhunderte liinger, die grossen Hauptwerke noch weiterhin iin litterarischen Verkehr behauptet: vor allen die Antiquitates, die umfassendern Sprachwerke, Rcrum rusticarum, die Disci- plinarum libri, die Imagines, die Menippeischen Satireu (wkh- rend die Logistorici viel friiher ausser Umlauf kamen), auch heide Ephemeridcs, seine Gromatik u. a. m.: woriiber niihere Xachweisungen eben so interessant als hier zu weit ftihrend waren; aber nicht minder gewiss scheint, dass so manche Detailerorterung z. B. im Bereiche der Dramatik, dass die partiellen Behandlungen, die sich mit den entsprechenden Theilen umfassenderer Darstellungen deckten (die friiher als 'Erganzungsschriften' bezeichneten), dass Tragodien, Satiren schlechthin, Gedichte und Reden, dass namentlich auch 15 Bucher dc iure civili im vierten Jahrhundert nicht mehr gelesen wurden, und zum Theil niemals gelesen worden waren, wenn sie etwa zu den bei Pliinderung der Bibliotheken zu Grunde gegangenen Schriften gehorten. Woher also nuhni diese Hieronymus? Von erscbopfenden litterarhistorischen

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490 DIE SCHRIFTSTELLEKEI

Kegistern, mvaKec, die sich zuuial auf Autoren von der Art eines Varro hiitten erstrecken konnen, wissen wir aus der freilich sehr ktirglich iiberlieferten Geschichte der rouiischen Gelehrsanikeit gar uichts, und diejenige Quelle, von der wir als der reichhaltigsten ftir dieses Gebiet wissen, ist vou der Absicht genauer und vollstsindiger Mittheilungen uber die 550 litterarischen Productionen der einzelnen Autoren weit ent- fernt. Ich meine die von Hieronynius selbst anderwarts als Autoritat behandelten Suetonischen Bticher de viris illus- tribus: wenu anders in ihnen auch Varro eine Stelle ein- nahni. Denn da er in der Abtheilung de grammaticis, wo man ihn doch aui ersten suchte, nicht vorkorunit, so lnusste er (um ihn nicht ganz unwahrscheiulich unter den oratores zu vermuthen) den poeHs eingereiht gewesen sein: obgleieh doch weder Poesie seine charakteristische Seite war, noch das Chronikon des Hieronyuius, welches in dieser Partie ganz auf Sueton fusst (s. Parerga Pl. I p. 617*)), ihn ab poeta, bezeichnet, sondern rM. Terentius Varro philosophus' hat. Indessen sei es dass Sueton s Schrift, wofiir es ail aus-

*) Dass die dortigen fdecreta\ wie Herr Gerlach Lucilii Sat. re- liq. proleg. p. III sagt, rveritatem obscurare non debcant', daruber bin icb mit ihm bo sehr einverstauden , dass ich glaube, sie kdnnen das nicht einuial, weil sie im Gegentheil sehr geeignet sind die Wahr- heit ins Licht zu setzen. Weiter heisst es mit einem, wie man sieht, unwiderleglichen Beweise fQr den erstcn Satz: fnon enim, quae iile satis contidenter affirmavit, omnibus credo probabuntur.' Wenn das Herr Gerlach von seinen Prolegomenen zum Lucilius gewunscht hat, so ist er bescheideuer als ich. Nicht so bescheiden wurde ich seino Hoffnung nennen, fQr die Behauptung, dass Sueton's libellus nur im Auszuge anf uns gekommeu sei, den Beifall Weniger zu finden. Un- widerleglich ist freilich auch dafiir der Beweis, weil gar keiner bei- gebracht ist. Umgekehrt bin ich beschciden genug, das Lob, dem 'chronographus' in vielen Punkten 'inconsiderantiam' nachgewiesen m haben, sclbst fur eine ' iuconsiderantia* des&en zu halten, dem meine 'decreta' uber des Chionographen Abhangigkeit von Sueton eine '©b* scnratio veritatis' siud: denn so sehr beruht ausschliesslich auf dieser Abhllngigkeit jede in jener Absicht versuchte Nachweisuog, dass ohnc ihre Voraussetzung das gedachte Lob allen Sinn verliert. Dass doch mancher 'homo doctus' zwischen Meinen und Beweisen uicht unter- scheiden lerut, und fflr einen Beweis nur halt was wie zweimal zwei tm vier ist.

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DES M. TERENTIUS VAKRO. 491

reichendeu Indicien fehlt, auch eine Abtheilung dc jyhilosojriiis und in dieser eine vita Varronis enthalten liabe: wo boten denu die erhaltenen kurzen Abrisse dc grammaticis und de rhdoribus auch nur eine entfernte Analogie dar, nach der in einer vita Vamonis ein so vollzahliger, von den Forderungen gelehrter Wissenschaft ausgegangener Katalog seiner sanimt- lichen Schriften erwartet werden diirfteV lch weiss nur Einen, dem in diesem Masse ein Interesse filr solche Voll- standigkeit zuzutrauen ware: Varro selbst. Nichts liegt naher als die Annahine, dass derjenige, der in seinem 78sten55i Jahre so genau anzugeben wusste, wie viel Biicher er bis dahin geschrieben, ein Verzeichniss dieser Biieher entworfen hatte, sei es in einem liber singtdaris oder vielleicht in der Schrift dc vita stta, und dieses Verzeichniss in den Handen des Hieronynius zu denken kanu keiu denkbarer Grund wider- rathen. Wie sorgfaltig und reichhaltig, im Sinue und nach den Gesichtspuukteu griechischer Pinakographen, dieses Ver- zeichniss eingerichtet sein uiochte, davon kaun uns freilich Jas durre Schema eines mit Ungeduld gemachten Auszuges keinen Begriff geben. Als Anhaltpuukt fiir eine griindliche Bearbeituug der Varronischen Fragmente, die ent- schiedenes Bediirfniss ist, wird es dennoch vou unschatzbarem Werthe sein: weitere Audeutungen fiir die Vertheilung der einzelnen Bruchstiicke zu geben, als die im Verlauf der vor- stehenden Besprechung nothwendig herbeigefuhrten oder ge- legentlich angeknUpften, habe ich absichtlich unterlassen.

Zur Erleichterung der Uebersicht wird eiu nach Mog- lichkeit geordneter Katalog siimmtlicher bekannter Schriften Varros, mit Verweisung auf die vorstehenden Erorterungen, nicht iiberfliissig sein. Die von Hieronymus aufgenommenen sind mit Sterachen, und wenu sie uns erst durch ihn bekannt geworden sind, ausserdem durch Kreuze bezeichnet.

P-

t * 1. Libri VI Tragoediarum . . . 491 [420] 2. Lib. .. Carminis (de rerum na-

tura?) 494 [432]

f * 3. Libri X Poematorum1) . . . 492 [429]

1) Mit demselben Nnmeu finden wir die ahnlichcn Gedichteamm-

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DIE SCHRIFTSTKLLEREI

f * 4. Libri IV Saturarurn*) .... 492 [430] * 5. Libri CL Saturarum Menippea-

rum 492 [430]

f * 6. Libri XXII Orationum 495 [434]

t * 7. Libri III Suasiouum3) .... 496 [434 1

lungen anderer rOmischcr Dichter der iiliem Zeit bczeiebnot: dea Cal- vu8 bci Gclliu8 IX, 12, des Cinna ebenda und XIX, 13, des Furius XVIll, 11: zum Theil auch bei Nonius. Noeh unzweideutigcr prugte sicb epiiter der Sprachgebrauch aus, nach Plinins Epist. IV, 14: r]>ro- indc sive cpigrammata sive idyllia sive eclogas sive ut muJti poetnatia seu quod aliud vocare malueris licebit vocea: ego tantum heudecasyl- labos ^^68^0.'

2) Dass dem Horatiua diese Varronischen Satiren nicht uubekannt warcn, dass sie nicht etwa zu den gar nicht ins Publicum gekommenen Sehriften Varro's gchOrten, scheint mir gerade durch den Zneatc f Ata- cino' in Serra. 1,10,46 bestimmt genug angedeutet. Ffir die p. 493 [431] behauptete Schatzung Varros Seitens der Zeitgenossen gibt einen sicbera Maasstab die eine Thatsache, dass nach Plinius N. H. VII, 30 § 115 Varro der ciuzige Lebende war, dessen Bildniss in des schwer gcnug zu bcfriedigenden Pollio Bibliothek Aufnahme gefunden hatte: fhaud minore, ut cquidcm reor, gloria principc oratore ct cive cx iJJa ingcniorum quae tunc fuit multitudine uni hanc corouam dante quam cum eidem Maguus Pompeius piratico ex bello uavalem dedit.'

3) Dass unter Suasioncs nichta andercs als hgum suasiones, ora- tioncs quibus Icges suadentur zu verstehen sind, lchrt der const&nte Sprachgcbrauch der iiltern Zeit. Was bei Festus p. 282 suasio Icgi» Voconiac (des Gato) heisst, nennt Gellius VII, 13 Catonis oratio qua Voconiam legem suasit, womit vgl. XVII, 6 Cato Voconiam lcgem suadens. In eiufachster Fassung ebenso Priscian XII, 943 Cato in lcgis Maetiat suasione, oder was auf dasselbe binauskOmmt, Gellius VI, 16 Cicero in dissuasione legis agrariae; umstandlichcr derbelbe XIII, 3 in orationc C. Cacsaris qua riautiam rogationcm suasit, und XI, 10 C. Graccliu* in oratione qua legcm Saufeiam dissuasit; was in gleicher Weise bei Fcstus p. 242 heisst M. Cato in ea qua legem (hrchiam dissuadct (ob- wohl sachlich falsch^ driickt er p. 201 breiter uud harter aus in sua- sionc nc dt kgc (JrcJiia dcrogardur, ahnlich wie p. 282 in dissu<isio*u tte lcu- Baebia derogarctur (wofur abgekiirzt Nonius Cato legc Bcubvr: vgl. Nonin8 j>. 87 Cato suasionc in legcm populi; noch andcrs, mit dc nnd Angabe des Inhalts, Festua p. 234 in dissuasionc dc rege Attalo ct rcctigaJibus Asiae. und Nonius p. 6 1 Cato in dissuasiottc dc faeneratione, woftir wieder Festus p. 234 Cato dc faenerationc legis Iuniae. Aber nicht bloss an Iteden ad populum zu denken erinnert selbst in dor Form das Citat des Priacian VII, 762: Catojn orationc qua suasit in

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DES M. TERENTIUS VARRO. 493

* 8. Libri LXXVI Logistoricon (Aoyicto-

piKtuv)4) . 501. 542 [440. 482]

* 9. Libri LI Iniaginuin 513 [452J 553

*10. Libri III de vita sua .... 501 [440J

senatu. Wenn daher einerseits aus 'Suasionum libri III' allerdings nicht folgt, da*»s Varro iiberhaupt jemals als Volksredner aufgetreten sei, indem alle seine suasiones kftnnen Senatsreden gewesen sein; und wenn es anderseits dem Begritfe nach mtfglich bleibt, dass gehalteue Reden auch unter den 'Orationes' in 22 Buchern sich befanden, wo- fern es nur keine suasioties waren, sondern z. B. gerichtliche Reden oder 5ffentliche laudationes: so gabe doch eine bloss nach aolchera Ge- sichtspunkte gemachte Unterscheidung ein zu wunderlichea Einthei- lungsprincip fur zwei verschiedene Sammlungen, als dass wir nicht dennoch den so viel einfachern und zugleich durchgreifendern Gegen- satz von gehaltenen und nur geschriebenen Reden fur Varro festzuhalten hatten.

4) Den uber die Natur und die Vorbilder der Logistorici ent- wickelten Vermuthungen wird die berichtigte Vorstellung uber ihre Doppeltitel entsprechen, wonach die Personennamen , die regelmassig mit sachlichen Aufschriften verbunden waren, nicht auf die Empfanger im Sinne einer Zueignung hinweisen (was auch nicht durch den Nomi- nativ, sondern rait ad ausgedriickt sein wurdc , sondern ganz einfach den Hauptunterredner des Dialogs bezeichnen, nicht andera als Laelius, de amicitia ; Cato, de senectute. Ob dafur das Beispiel der Platonischen •Dialoge bestimmend sein konnte, bleibt bo lange zweifelhaft, als nicht erwiesen ist, dass die sachlichen Nebentitel derselben schon vor Thra- syllus vorhanden waren: vgl. Hermann Gesch. u. Syst. d. Plat Phil. p. 660; aber darin folgteVarro dem Platonischen Gebrauche jedenfalls uicht, dass er seine Gesprache nur nach gleichzeitigen Personen (s. ebenda p. 656) benannt hatte. Auf Zeitgenossen (wie bei Cicero's 'Bru- tus') weisen zwar manche logistorische Titel hin, wie Atticus, Nepos, Tubero, Scaurus, aber eben so bestimmt andere (wie bei Cicero fLae- lius' und fCato') auf Personen wo nicht einer hdhern Vorzeit, doch schon gestorbene, z. B. wenn nicht alles triigt, Scaevola, Sisennat Ma- rius. Und auch in dieser Beziehung fflhren uns Spuren und Zeugnisse wieder auf Heraklides zuruck. Zwar ob dessen Dialoge Doppeltitel zur Aufschrift hatten, ist aus dem Verzeichniss des Diogenes nicht er- sichtlich, es miisste denn in dem «'Akougoc epujriKdc Kal (^?) KX€iviac-> t-in solcher stecken ; aber dass er Personen der Vorzeit haufig einge- ffihrt hatte, sagt Cicero ad Att. XIII, 19: fSi Cottam et Varronem fe- cis9em inter 86 disputantes, ut a te proximis Htteris admoneor, meum Kuxpdv 7Tp6cumov esset. hoc in antiquis personis suaviter fit, ut et Hc- raclides in multis et nos sex de re publica libris ^60^^118.'

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494

DIK SCHBIFT8TBLLEBEI

t *11. Libri III Legationum .... 498 [436] t *12. Libri III de Pompeio .... 498 [436]

13. Libri II... (VIII?) Epistularum5) . 536 [476]

14. Libri VIII (VII?) Epistolicarum

quaestionum6) . 536 [476] *15. Libri IX Disciplinarum7) 503.535 [441.475] f.M 16. Libri III... Rhetoricorum .... 534 [473] 17. Lib. (I?) de mensuris (agrorum?)

[de geometria ad Ru-

fum?]8) 535 [474]

t *18. Libri IX de principiis numero-

rum 504 [442]

[t]*(19?) Liber I de valetudine tuenda 502. 536 [440. 475]

5) FCir eine Scheidung der Varronischen Epistulae in Graecat nnd Latinae (s. o.) liesse sich das Beispiel des M. Junius Brutug an- fuhren, von dem eine Sammlung griechisch, und eine andere lateinisch verfasster Briefe existirte: s. die Beweisstellen bei Meyer zu Cicero Brut. p. 11.

6) Ein einziges Mal citirt auch Charisius nicht eine Briefsamm- lung, sondern einen einzelnen Brief, p. 105: Varro ad Keronem. Ge- rade darin liegt vielleicht eine Bestatigung fQr die ebenda p. 81 und 84, 5 vermuthete Verwechselung von Epistolicarum mit Epistuiarum, indem sich daim Charisius in der Art des Citirens gleich bliebe. Aucb* wiire es in der That ein sehr natflrliehes Verfahren/ was sich hiernacb ergiibe: dass niimlich Citate aus den Epistolicae quaestiones nur nnter diesem Sammlungstitel gemacht zu werdeu pflegten, Briefe dagegeo, die nur als solche und ohne allen einheitlicheu Gesichtspunkt zu Epi- stularum Ubri vereinigt waren, auch als einzelne angefuhrt wunkn. Letzteres giilte dann auch von den bei Nonius citirten Einzelbriefen um so mehr, als unter diesen sich zweimal ebenfalls Varro ad A>ro- netn befindet p. 26 und 167.

7) Nach n. 15 liess sich auch, als parallel stehend mit dem ersten Bnche der JJisciplinae (de grammaticaj sogleich einschalten die Gruppe n. 53 69, und im Anschlnss an n. 59 mit n. 42 und 44 zur Khetorik (n. 16) flbergehen.

8) Den Anlass zu dieser Schrift darf raan vielleicht darin sucheo, dass Va*n-o zu der Commission der XXviri gehOrte, welche im J. 695 in Folge der (nach Vellejus II, 44 von Pompejus empfohlenen) flex Iulia agraria* die Landvertheilung des ager Campanus und Stellos »us- zufuhren hatte, wie er selbst bezeugt Itust. I, 2 und bei Plinius X. H VII, 52 § 176.

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DES M. TtKENTIUS VARRO

495

*20.% Libri III de forma philosophiae. . 503 [441]

(21?) Liber I de philosophia 503 [441]

f *22. Libri XV de iure civili 505 [444]

*23. Libri III Rerum rusticarum 9). . . 503 [441]

24. Liber I de aestuariis ,u) 534 [473]

25. Lib. . . Ephemeridis (rusticae) ") . 533 [473]

9) Dieses, und nicht de re rustica, ist die alte und achte Aufschrift. An n. 22 liessen sich auch n. 28 ff. sogleich anschliessen; ich zog es vor, die nur in einer Schrift behandelten Disciplinen nicht zu trennen, und auf die geistigern die materiellern folgen zu lassen.

10) Hierher geatellt, weil ich jetzt kanm zweifle, dass diese Schrift landwirthschaftlicher Natur war, alao mit dem Stoff der Ephemeris navalis allerdings gar nichts gemein hatte. Aus Varro selbst namlieh Rer. rust. III, 17 (vgl. Valerius Max. IX, 1, 1) ist ersichtlich, dass aestn- aria ein sehr wesentliches Erfordemiss waren, um diejenigen Fisch- teiche, welche salsae oder maritimae hiessen im Gegensatz zu piscinae dulces, fortwahrend mit frischem Fluthwasser zu speisen. Von der knnstlicben Anlegung solcher rstagna, per quae mare vicissim tum ac- cedit tum recedit' (wie aestuaria in dem von Langensiepen imllh. Mus. f. Phil. N. F. V p. 247 bearbeiteten Suetonischen Fragmente de- finirt werden) wird Varro'8 Schrift gehandelt haben: so sehr ihm auch dergleichen piscinae von finanzieller Seite nur als kostspieliger Luxus erschienen. (Denn an acstuaria im Sinne von f Wetternchachten ' zu denkeu, die nach Plinius N. H. XXXI, 8 § 49 beim Brunnongraben vorkamen, liegt doch fiir ein ganzes Buch gar zu fern.) Ist die vor- getragene Vermuthung richtig, so haben wir an der Schrift, in Folge des Citats in dc l. lat., ein Beispiel, wie sich Varro in demselben Stoff viel friiher monographisch versuchte, als er ihn in umfassender Be- bandlung darstellte.

11) War dieser Wirthschafts-Kalender keiue Vorarbeit, sondern ein erganzender Nachtrag zu den Jierum rusticarum libri , so fallt seine Abfassung nach 718. Ueberhaupt kann es niemand eutgehen, da*s die wichtig^ten und umfaugreich*ten Werke Varros wie eine chro- nologische Ueborsicht der naher bestimmbaren leicht darthun kounte, wenn Bie nicht hier zu viel Raum in Anspruch nahme fast alle in die letzten zwei Jahrzehnte seines Lebens fallen, die er offenbar in ginzlicher Zuruckgez^bgenheit von offentlichen Geschaften nnr der Aus- arbeitung des manigfaltig^ten , wahrscheinlich lilngst gesammelten und vorbereiteten Stoffes widmete. Auch die Imayines hatte er erst zwei Jahre zuvor (716) herausgegeben. In friihere Lebensperioden wird alles Poetische gehoren, desgleichen die suasiones, zumeist auch wohl die orationes (obwohl die laudatio Porciae erst 709 geschrieben *ar), vor allem aber die uberwiegende Mehrzahl der Meuippeischeu

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496 DIE SCHRIFTSTELLEREI

26. Libri . . Ephemeridis ('€<pfp€pftoc)

navalis ad Ponipeium . 532 [471]

27. Libri . . de ora maritima (Lito-

raliuni)12) 534 [473]

*28. Libri XLI Antiquitatuni, und zwar . 505 [444]

a) XXV Reruni humanarum . . . 541 [481]

b) XVI Rerum divinarum ad Cae-

. sarem 541 [481]

t *29. Libri IX Epitomes ex Antiquitati-

bus 506 [445]

30. Libri IV de gente populi Romani . 508 [446]

31. Libri . . de familiis Troianis . . 507 [445]

32. Liber I tribuum 507 [445]

*33. Libri 111 Rerum urbanarum ... 510 [449J

*34. Libri III Annalium 508 [447]

35. Liber 1 €ico:yujyik6c ad Pompeium13)

532. 538 [471. 477] 556 *36. Libri IV de vita populi Romani ad

Atticum 512 [450]

Satiren und der Logistorici: kurz Alles, worin aich Talent und Neignng dieser wunderbar organisirteu Natur mit mehr oder weniger scbOpfe- rischerFreiheit erging. Was an ihr eine eiugehendere Cbarakteristik als vorzugsweise interessant hervorznheben hatte, das ist neben dein ernstesten Forschungseifer eines wahren Chalkenteros die liebenswur- dige Behaglichkeit eines so harmlosen wie beweglichen Humors, die er trotz Ciceros «0€iv6c dvfjp- rdxa kcv kqI dvatnov aiTi6urro* (ad Attic XIV/ 26) besessen und namentlich in den Menippeis bewahrt haben muss.

12) Die Nummern 26. 27 liessen sich auch allenfalls unter deni geographischen Gesichtspunkte zusammenfassen, und als parallel mit dem vierten Buch der THsciplinac, de geometria, betrachten, somit nach n. 17 stellen. Uebrigens sollte es mich nicht wundern, wenn trott der Besprechung geographischer Gegensttinde an so viclen Orten wie n. 11. 16d. 26. 27 und 28 a doch noch eine cigene gr8ssere Schrift Varro's bloss der (namentlich ausseritalischen) Landerkunde gewidnn-t gewesen ware.

13) Hierher gestellt, weil Pompejus dorans lernen sollte, quid facere dicereque deberct, cum senatum consuleret, wonach der Inhalt in den Kreis der vierten Abtheilung der Jies humanae, von den Instituteu (de rcbus), fUlt

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DES M. TERENTIITS VARRO.

497

37.

Lib. . .

Aetion (Airiwv) ,4). . . .

512 [451]

38.

Libri . .

mr a j m mm a fc ■■»

534 [473]

[39.

Libri . .

540 [480]

*40.

Libri III

de bibliothecrs ....

ol3 [4o2]

f *41.

Libri III

de lectionibus u) . . .

o21 [460 1

*42.

Libri III

de proprietate scripto-

524 (463]

43.

Libri . .

ol5 [454]

*44.

Libri III

mr . m* mm . mmt M

ol5 L4o4]

*4o.

Libri III

de originibus scaenicis

[ad Scauruin?] n) . . .

516 [455]

*46.

Libri V (III V) de actionibus scaeni-

516 [455]

14) Da Kallimachus nicht der einzige iet, der Ama schrieb (Ama (purixd des Theophrast kennt Athenaus, Aina schrieb spater Butas, Ama 'PuJuaixd Plutarch: s. VoBsius Hist. gr. III p. 410 W.), so wurde das Disparate des Stoffes wie der Form eher ab- als anrathen, in ihm das Vorbild fttr Varro zu Buchen, wenn es nicht bei Servius zu Aen. I, 408 ausdrucklich hiesse: 'cuius rei t6 afriov i. e. caussam Varro CaUimachwn secutus exposuit.'

15) Stehen hier, weil ich sie nirgend besser unterzubringen weiss. Meinetwegen mdge man sie auch nach n. 27 stellen.

16) An Dichterstellen fur legere im Sinne von recitare, von eigenen Productionen gesagt, fehlt es ausser Ovid Trist. IV, 10, 57 und ex Ponto IV, 2,34 (neben recitare Trist. III, 14, 39) nicht: 8. Iloraz Epist. II, 2, 105. ad Pisones 475. Als Vorlesungen fremder Schriften sind ' lectiones* nicht nur durch das in demselben Sinne von Cicero, Quinctilian, Plinius wiederholt gebrauchte legere, sondern auch durch das Sklavenamt dea *lectory hinlanglich gesichert. (fUeber einen Dich- ter lesen' heisst legere auch bei Suetou de gramm. 11: fqui solus legit ac facit poetas'.) Die Sitte des Recitirens selbst aber sich nicht von zu jungem Datum vorzustellen kann auch das mahnen, dass das ver- wandte Institut eines collegium poetarum von Valerius Max. III, 7, 11 schon fttr die Zeiten des Accius bezeugt wird.

17) Nur als noch eine Moglichkeit (mir keinesweges die plausi- belste) 8oll es bezeichnet werden, dass die6es daa Verbaltniss des Na- mens Scaurus zu der Varronischen Schrift war, welches in dem riith- selbaften Citat des Servius versteckt liegt.

18) Wenn in diesem Werk die draraatischen Vorrathe der romischen Litteratur registrirt waren, so darf Angesichts der That- sache, daas uoch eine Reihe Varronischer Schriften existirte, von deren Aufschrift und Inhalt keine Spur auf uns gekommen ist wohl dio

FB. HIT8CUELII 01'VSCVLA III. 32

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498 DIE SCHRIFTSTELLERRI

55- f *47. Libri III de actibus (?) scaenicis 518 [451]

f *48. Libri III de personis 519 [458]

t *49. Libri III de dcscriptionibus, ncpi

XapaKTnpujv VJ) .... 520 [459J 50(?) Libri . . de comoediis Plautinis 517 [456] *51. Libri V (V) Quaestiouum Plautina-

rum*°) 510 [455]

52. Lib. . . de compositione satu-

rarum 493 [431]

*53. Libri XXV de lingua latina ad (Sep-

timium et) Oiceronem . 525 [404] t *54. Libri IX Epitomes e libris de

lingua latina . . . 527 [466] 55. Libri . . de antiquitate littera-

rum (ad Accium)21). . 529 [4C9] *56. Libri III de origine linguae lati- nae (ad Pompeium?) . 529 |469J

Frage ffir befugt geltcn, ob nicht ilhnliche litterarische Verzeicb- nisse von Varro auch fur die flbrigeu Gattungen, mindestcns der Poe- sie, miigen entworfen worden sein? Gewiss i»t dass, wenn uberhanpt irgend einmal iin Bereiche der rttmischen Litteratur eine umfasseude p inakographische Leistung unternommen worden ist, es keine durch Studien und Neigung geeignetere PersOnlichkeit als die des Varro geben kann, der sich die Herst^llung eincs so unentbehrliehen Hvilfaraittels der Gelehrsamkeit mittels ansprechender Vermuthnng zu- trauen liesse. An illtern Vereuchcu und Vorarbeiten fehlt** es uicht, wie die Zuaammenstellung in Parerga Pl. I p. 90 f. zeigt. Diess ware also eine dritte Region (vgl. oben p. 520[459] uud n. 12), in der sich verlorene und selbst bis auf den Titel untergegangene Schriften Varro'fl muthmasslich snchen liessen.

19) Nicht verglcichen liisst sich der Titel Xa.paKTn.pcc f\ <thXo- kujuwooi bei Suida8 v. Aiovucidorjc, wegen des Zusatzes *v d> toi-c XapaKTfjpac dnaYYtXXci tujv noin.TU)v. Eher noch der Titel Kumui- 6ou,u€va, wenu es nicht vielmehr nur historische Punkte der Ko- modic zu sein schienen, mit denen solche Schriften sich beschiiftigten.

20) Vergleichbar beispielsweise die Auccic duopn.udTUJv kiuuikwv, bei Suidas v. 'HqjaicTunv 'AXtEavopeuc.

21) Wenn, wie doch wahrscheinlich , dieser Acciua der Tragiker ist, dessen Lebenszeit nur bia gegen 670 auBgedehnt werden kann, M muss die Abfasflung diescr Biicher sehr friih falleu, als Varro etwa ein Dreissiger war.

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DES M. TERENTIUS VAKRO. 499

*57. Libri III de similitudine verbo-

rum 528 [468]

58. Libri IV . . . de utilitate sermonis . 529 [4G8J

•59. Libri VII (V?) desermonelatinoad sss

Marcellum 524 [463J

Auf Origenes und den Katalog seiner Schriften mich einzulassen habe ich keinen Beruf. Aus Redepenning?s Monographie ersehe ich indess, dass sich auch seine Aus- beutung fQr die gelehrte Theologie genugsum lohnen und in gar manchen Punkten die Kenntniss erweitern, das Urtheil berichtigen, den Zweifel heben wird. Aber das ausserlich am meisten in die Augeu springende Neue, was wir aus unsenn Anekdoton lernen, will ich doch lieber selbst vor- bringen. Das ist die Gewissheit, dass die herkommliche An- gabe von der alles Gbertreffenden Schriftenzahl des Origenes selbst auf einer unubertroffenen Uebertreibung beruht, wenn- gleich keiner absichtlichen. Bekanntlich stammt jene, von Suidas wiederholte Angabe aus Cedrenu9 p. 252 B (I p. 444 Bonn.): Xd-reTcn bi 6ti cUaKicxiXiac (tfpXouc cuvcraEc. Nun ist aber die Summe der von Hieronymus verzeichneten Bucher des Origenes so weit von 6000 entfernt, dass sie noch nicht einmal neuntehalbhundert erreicht. Dass des Hieronymus Aufzahlung vollstiindig sein sollte, wird so wenig jemand bezweifeln, als dass sie es sein konnte. Ist sie es dennoch in unserm Anekdoton nicht, so wird die Schuld an der getriibten Ueberlieferung liegen, das Fehlende aber keinen sehr erheblichen Unterschied begrunden*). Das Zahlzeichen

*) Vor allem fehlen die libri VIII contra Cehum. Der Titel ist, glaube ich, an der Stelle ausgefallen, an der aich auch ein anderer Augfall urkundlich beweisen lasst. Vor den Hbri IV ntgi ctQi<av las ja Rufinus, wie wir im Eiugange aahen, den Titel Monobiblia: die von Hieronymus ohne Zweifel dazu gesetzte Zahl fehlt bei Rufinus. Hieronymus verstand darunter die Ubri singulares, so weit es keine blosa exegetischen waren: denn von diesen beabsichtigte er allerdings eine vollstfiudige Aufziihlung im einzelnen. Also wundere man sich nicht z. B. die in Fabriciua Bibl. gr. VII p. 222ff. aufgefvihrten Schriften ncpl cuxnc, irpoTp€7rTiK6c clc uapTuptov, und etwaige andere nicht bei Hieronymus zu finden: sie waren unter den Monobiblia begriffen. Ich hebe diess hervor, weil es ganz dasselbe Verfahren iat wie bei den X

32*

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500

DIE SCHRIFTSTELLEREI

r.59 fiir 6000 ,q hat auch bci Suidas Wirren erzeugt uud fruher die heitere Meinung bewirkt, dass Origenes alle seine Bucher

Jibri singulares des Varro: und iiberaus bestiitigend fur die gemachte Annahme, dass die besondere Erwiihnung eines liber de raJeiudine tuenda nur eine Inconsequenz und ein Zeichen von Fluehtigkeit sei, ist der durchaus analoge Fall, dass trotz jener Zusanimenfassung unter dem Collectivtitel * Monobiblia ' doch noch der Dialogus adrersus Caiulidum Valentinianum einzeln nachfolgt. Dag^gen die S tromata (OrpiuuaTeic) fehlen bei Hieronymus keincswegs ; der Anfang des Kata- logs iat nur in unserm Codex durch mehrfache Verwirrung nutellt, und ungefahr so herzustellen: XIII In Genesin

II Localium (Mysticarum?) horailiarum

. . In Exodum

. . (In Exodum) excerpta

.. In Leviticum excerpta

[ . . In Numeros excerptaj

X Stromatum XXXVI In' Iesaiam

. . In Ie8aiam excerpta u. s. w. In dieser Ergiinzung bin ich Redepennings Aufziihlung II p. 194 gefolgt, obne mich darauf einzulassen, dass nach den Angaben in Fabricius Bibl. gr. p. 208 ff. auch Commentare (nicht bloss Scholien = Excerpta) zu Josua und Hiob, so wie Scholien zum ganzen Pentatouch, zu Josua, den Richtorn, Ruth, Samuel, den Konigen und zu Daniel hier ihre Stelle finden mussten. Aber so gut wie die Scholien zum Daniel keine selbstiindige Schrift waren, sondern (gleichwie die zura Galator- briefe) einen Theil des zehnten Buches der Stromata bildeten (s. Redep I, 377. II, 71): so gut konnen ebenda selbst die Excerpta in Kumerm, und vielleicht zu noch anderu alttestamentlichen Buchern Platz ge- funden haben: und eben daraus erklart sich auch die ausserdem ganz befremdliche Stellung dieses Titels mitten zwischen exegetischen Ar- beiten. Wenn uns der Katalog des Hieronymus aberhaupt etwaa lehren poII und kaun, so hat eben eigene Scholieu zu rallen biblisehon Bacheru' (Redep. II, 193) Origenes nicht geschrieben d. h. herausge geben. Denn dass dieses beides identisch ist, dass nicht nur die ausfiihr- liehern Commentare, sondern in der That auch die kurzern Scholien (das genus commaticum des Hieronymus) von Origenes behufs der Veroffent- lichung abgefasst wurden, und nicht bloss beilaufige Privatnotizen wa- ren (Redep. I, 376), das ist wohl eine durch unsern Katalog jetzt un- zweifelhaft gewordene Einsicht. Nach Anleitung dessolben mSgen es ira fibrigen die Theologen ausraachen, wenn es ihnen wichtig genug ist, welche einzelne BCicher des alten und nouen Testamentos von Ori- gones entwodor in einer, oder in zweien, oder in allen drei von ihin

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PES M. TERENTIUS VAKKO. 501

stehend (gdc) geschrieben habe. Wie mit demselben Zahl- 56o zeichen anderwarts gar leicht Koppa (in die Sylbe ci tlber- gegangeu bei Bast Comm. palaeogr. p. 82. 853), so ist bei oder von Cedrenus ohne Zweifel das Sampi damit verwech- selt worden. Neunhundert Biicher in runder Zahl konnten demjenigen fuglich beigelegt werden, der es bis in die Mitte des neunten Hunderts gebracht hatte. Machte er aber auch die DOO wirklich voll und darauf kann eine Berechnung, die etwa die Hexapla als ein halbes Hundert einzelner

gehandhabten ErklitningBformen (Cr|U€iujC€ic, *€Er|Ync€ic, OjniXiai) cora- raentirt habe. Ara bedenklichaten scheint in dieser Beziehung daa Ur- theil uber die Psaliuen, da davun, dass diese ausser Scholien und Ho- railien auch Commentare gehabt (liedcp. I, 388), der Katalog giinz- lich schweigt. Da derselbe indess erstlich Excerpta zu den 15 ersten Psalmen. zweitens 46 Bficher Excerpta zu 41 ausgewahltcn P«almen, und drittena (nach den Homilien) noch einmal Excerpta in totum l'sal- terium (womit daa 'Enchiridiura' bei Redep. I, 377 Anm.*3 gemeint sein wird) auffuhrt, 80 liegt die Vermuthung nahe, dass an einer der beiden SfeUeo das Wort 'Excerpta' zu streichen sei, wodurch denu Commen- tare statt Scholien entatehen. Freilich inimer noch nicht zu den 25 ersten Psalmen, wie Eusebius Hist. eccl. VI, 24 angibt: allein eben wegeu der Priicision, mit wclcher der Katalog die einzelnen Psalmen, die ?on Origenea coinmentirt wordcn, namhaft macht, zweifle ich auch kaum, dass bei Euaebiua i€' mit K€' verwechselt wordeu. Die Genauig- keit des Katalogs erkennt man unter anderm auch an der Unterschei- dtiog eines Commentars in 10 Buchern zum Hohenliede von eincni in % Bucheru, quos insuper scripsit in adolescentia (ao ist zu verbessorn): vgl. Fabricius p.221. ltedep. 1,390; de*gleichen an der Untersehei- dung des Commentars zum Hosea (wobei die Buchcrzahl ausgefallcn) und der Monographie uber eine einzelne Stelle desselben: s. Redep. II, 191. Noch zwei Lucken finde ich ausser den schon besprochenen in uuserm Katalogc nachzuwcisen: unter den Commentaren zu den kleinen Propheten ist nach Amos otfenbar Obadja ausgefallen, und unter den Homilien iibcr das A. T. wird cs urspriinglich geheissen haben:

Lib. IV in llogum lib. 1

I in Kegum lib. II

I in Chronica

II in Esdram

XXII, in lobum.

Was in 'Paschae' steckt, das die Reihc ganz fremdartig unterbricht, *eisa ich nicht; der Folge der Biicher nach wiirde man hicr Ruth er- ^arten. Gegen das Ende des Katalogs ist fiir Pionam und Esifodori *ahrscheiiilieh zu emeudiren Pionium, Cephisodori.

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502

DIE SCIIUIFTSTELLEKKl

Biicher hinzuziihlte, uiit Fug hinauskoramen : imraer bleibt es eine Unwahrheit, wenn Hieronymus mit dem Trumpfe schliesst: 'Videtisne et Graecos pariter et Latinos unius la- bore superatos?', und der Ruhra des grossten Vielschreibers verbleibt dem profanen D i d y m u s mit seinen 3500 Buchern, an denen das Zeugniss des Atheniius IV p. 139(7 wenigstens bis jetzt nicht hat zweifeln lassen. Aber die zweite Stelle behauptete jedenfalls Origenes in der Stufenfolge der An- gaben des Alterthums (zusammengestellt im Prooemium schol. hib. Bonn. 1840 p. VIII [= Opusc. I p. 184 f.j), wonaci man von Kallimachus iiber 800, von Aristarch 800, von Chrysippus iiber 700, von Epikur gegen 600, von Ari- stoteles gegen 500, von Aristoxenus 453, von Klito- machus und dem Epikureer Apollodor iiber 400, von Theophrast etwa 376, von Xenokrates um 215 Biicher zahlte. Zwischen Epikur und Chrysippus nimmt Varro seine Stelle ein.

*

si *)Dem Beispiele Varro's folgend, diirfen wir im Sinne seiner Ernst und Heiterkeit mischenden Laune nach so viel Ernsthaftigkeiten eine Geraiithsergotzung suchen und unserm trilogischen Versuche iiber Zahl, Inhalt und Urafang der Varronischen Schriften als Satyrspiel eine vor nunmehr bei- nahe 120 Jahren in unserm lieben Vaterlande niedergeschrie- bene Charakteristik des Schriftstellers selbst**) nachfolgen

*) [Dieser Anhang findet sich nur in der oben erwahnten Separat- ausgabe p. 81—83. C. W.]

**) [Sie steht in folgendem (von G.Ventzky herau8gegebenen)Werke: 'Marci Terentii Varronis libri tres de re rustica, wegen ihrer Vortreflflich- keit, Nutzbarkeit und Seltenheit von neuem mit Fleiaa ubersehen, be- dachtlich ausgebessert, in Paragraphos abgetheilet, mit lateinbchen und teutschen Summarien wie auch teutschen Noten vereehen, zum allge- meinen, insonderheit aber der Schul-Jugend gewidmeten Gebrauch he- rausgegeben und mit einer Vorredc von des Auctoris Leben, von seinem und seiner Schriften Character, ingleichen mit einem doppelten Re- gister begleitet. Halle im Magdeburgischen, zu finden bei Johann Ernst Fritschen. Anno 1730'. Hier findet sich die ausgehobene Stcllc in der Vorrede anderer Abtheilung § 2 und 3 (c. 7 ff.). C. W.J

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DES M. TBKENTIUS VAKKO.

lassen, die uian iiicht obne einiges Vergniigeu lesen wird. Hier ist sie:

cVarronis eigentlichen Charakter zu bestiminen, ist so leicbte nicht, als man nieynen solte. Denn 1. hat nian wenig data von ihm in den Historien und seinen Schriften. 2. Ist dieses sein Buch [de re rusticaj nicht nur Gesprachs- weise geschrieben, darauf raan sich nicht sicher verlassen kan; sondern immer befurchten muss, es habe Varro nach eines andern Passion geredet, und sie vorgestellet: sondern es ist auch ein Buch seines hohen Alters, da der stilus kQrtzer, und judicioser; das Temperament zur Melancholie geneiget wird. 3. Scheinen bey dem ersten Anblick die Passionen ziemlich nahe zusammen zu treten, wobey es schwerer wird zu urtheilen. Doch wollen wir es versuchen, die gefundene Data hersetzen: ist unser Urtheil nicht griind- lich; sind vielleicht andere darinnen scharfsinniger. Seinen Ehrgeitz verrathen folgende Dinge. 1. Er hat viele Biicher geschrieben, und das darum, wie er sich selber verrathen, ut vitam producat. Vid. Gellium. 2. Eine heftige Aemula- tfon schon in der Jugend gehabt im Kriege, in den Studiis und Ackerbau. 3. Verwarf genus vitae otiosum et laborio- sum, und erwehlete mistura, Augustin. 4. Die behutsarae Dienstfertigkeit, insonderheit in Spanien wieder Caesar und die Treue bis auf s ausserste. 5. Submittirte sich nicht jeder- mann, drum wolte er nicht kommen als ihn Porcius ruffen liess. Gell. 1. 13. c. 12. 6. Simulirte und dissimulirte. 7. Contradicirte gerne und will Recht haben. 8. Plauderte nicht viel, redete auch nicht zu wenig. 9. War hertzhaft, sonderlich in bello piratico. 10. Grossiniithig und gedultig in UnglUck, dass er studiren konte, als es Ciceroni zu schwehr fiel. 11. Verzweiffelte nicht, 12. War behutsam, bedachtsam und sorgfaltig in Schriften, Aemtern und in der Oeconomie. 13. Bedachtsam und splendide in Verschwen- 82 dung, 9. g. sein Vogel-Haus 1. 3. c. 5. Karg insgeheim, deim er redet immer vom Proht, 14. Retire in der Gesellschaft. 15. Beweisete ein mannliches Decorum. 16. Ist reinlich, schon, ansehnlich, ohne leichtsinnige Eitelkeit. 17. Ordent- lich in allen Sachen. 18. Gravitatisch und ernsthaftig, dass

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I ) I K SC H KIF TSTKLLK K K I

sich Cic. auch fUr ihui scheuete, und nennet ihn virum gra- vein & etiam insontem accusaturum. 19. Schertzet saty- risch und judieios, das Melanch. nicht konnen. 20. Schreibt Satyras wieder die Eitelkeit und den Geitz, und Irrthumer. 21. Hegt Kaltsinnigkeit in der Religion und politische Schein- heiligkeit. 22. Hat ein ziemliches Ingenium und gutes Ju- dicium. 23. Liebt Studia, die in disputiren und raisoniren des Verstandes bestehen, als die Philosophie. 24. Er lobt sich e. g. TTOiu^va Xaiuv L 2. c. 5. Sein Geitz und die Melancholie verrathen sich in folgenden Stucken. 1. Redet er durchgchends von Sparsanikeit, von vielen Einbringen, will gerne was schones haben, aber es soll auch profitable seyn. 2. Eyfert wieder der Jiingeren kostbare Eitelkeiten, und vertheidigt der Alten simple Frugalitat. 3. Hat viel Giiter gekauft, und ist da gerne gewesen. 4. War ein guter Oeconomus der alles genau gelernet, beobachtet und beschrei- bet. 5. Hassete die Neuerungen, hielt steif auf alte Gebriiuche, dass er auch viele Irrthumer aus Liebe zum Alterthum in Worten, Wercken und Schriften gedultet und begangen.

6. Censiret die Wollflste der Welt. 7. Ist in seinem Vor- trag kurtz und nachdencklich. SeineWollust blicket heraus 1. Aus 8einem plaisanten Vogel-Hause. 2. Dass er auch das liebt so schon aussiehet: 3. Von delicaten Essen und eingemachten Sachen redet: 4. Sich leicht insinuiren konte. 5. Schertzet lustig: 6. Den Geitz in den Satyren censiret:

7. Ergotzende Studia treibt: 8. Allerley lustige Sachen mit einmischet: 9. Keinen melancholischen Gram hat. Hieraus kan man schliessen, dass er ein Cholerico - Melancholicus gewesen, und ohngefehr solche Vermischung der Passionen gehabt: den Hochmuth im 60. den Geitz im 40. die Wollust im 20. Grad. Wie denn das Clima Italiens so beschaflen,

83 dass es den Leuten ein Temperament giebt, so zur hertz- haftigen Scharfsinnigkeit und Klugheit fahig ist. Conf. Letre

de N sur le Charactere des Italiens.'

'Hieraus ist nun der Character seines Ingenii, Judicii und der Memorie zu erkennen. Er hatte einen guten Ver- stand, schones Ingenium, excellentissimum & acutissimum, wie Augustinus sagt: ein treffliches Judicium, wiewol es

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DES M. TERENTITS VARRO.

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durch die Melancholie an der Geschwindigkeit gehindert wor- deu, auch ist das Ingenium besser als das Judicium gewesen, daher es koninit, dass er zuweilen in urtheilen fehlet. Die Memorie ist ziemlich treu gewesen, iudem er das was er gesehen und gelesen, wol behalten konnen. Alles dieses kan man schliessen, 1. aus seinen Reden und Schriften, die sind kurtz, ordentlich, lustig, curios, ohne Tautologien, weil er Materie genung gehabt; schreibt grundlich; behauptet alles aus der Erfalirung und den Eigenschaften der Sache. 2. Aus denen Geschaften und Affaireu, worinnen er grosse Geschick- lichkeit bewiesen. Also hatte er TEsprit des letres, de la conversation & des Affaires. Mehr von dieser weitliiufigen Sache zu handeln, leidet der enge Kauin nicht/

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XIV.

Hieronymi index librorum ab Origcne Marcoque Varrone coinpositoruni*).

s Quos olim Hieronymus Stridonensis librorum ab Origene Marcoque Varrone compositorum indices con- fecerat, cum diu in summis doctorum hominum desideriis fuissent, singulari fortunae beneficio nuper contigit ut e tenebris in quibus latuisseut ad dias luminis oras redireut. Quos cum e codicis cuiusdam Atrebatensis exemplo litterati Angli cura parato, quod propensae in nos voluntati nostri nuper collegae Lvdovici Urlichsii debebamus, in Musei nostri pbilologi tomo VI [supra p. 423 sqq.] vulgabamus atque enarra- bainus, non nos fugiebat quam esset optandura ut ille codex deuuo inspiceretur et secundis curis qua fieri diligentia posset excuteretur. Ei voto citius quam speraveramus satisfactum est, et ita ut huius quoque beneficii laus ad hanc universi- tatem redeat Nam cum, qui apud nos nunc et Sanscriticas litteras tradit et linguas comparare docet, Avgvstvs SCHLEICHERVS noster per Francogallorum terras peregri- nando Atrebatas venisset, precum nostrarum memor haud est cunctatus bibliothecam S. Vedasti adire ibique facile indagatum codicem membraneum numero 849 signatum tanto studio tractare, ut vix quicquam, quod ad quantivis pretii indices illos plene accurateque cognoscendos pertineret,

*) [Prooemium IndicU scholarum hiberoarum Bonuensium annoruni C1010CCCXXXXIX et L.J

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II (L

In. LXim. lib. L In LXV. lib.I. In. LXVI LXX. lib. I. In. LXXI. lib. L In pncipio

I. In. €111. lib. II. In ^puerbia. lib. III. I excerpta. In canticu cantico*. lib. X. & a o mof. II. quof fupfcripJit in adolefcentia.

mentationef Iheremie. thomof. V. Rurfui

Periarcon. lib. UII. de resurrectione. lib of de resurrectione dialogof. II. de -;pul

b;dam queftionib; lib. I. dialogu aduerfi

10 candidu ualentinianu de martyrio. lib de nouo teftamento in mathm. lib. XX

iohanne. lib. XXXII. In partef quafdan nif excerpto^ lib I. In lucam. lib. XV.

pauli apH ad romanof. lib. XV. In epl

u galathas. lib. XV. In epl"am ad ephefios III. In epFam ad philippenfef. lib. 1. \

ad colofenfef. lib. II. In epl~a ad theflft fef. lib. III. In epl'a ad titu. lib. I. In <

lemone. lib. I. Rurfuf bmeliaru in uetu 20 mentii. In genefy. omel\ XVII. Ir^

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XIV. p. 507.

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reliquum fecerii Apparuit autem codicem illuin, quem sae- culo XII catalogorum in ipsa bibliotheca exstantium alter tribuit, alter ineunti XIII, omnes dum integer est Origenis in Genesim, Exodum, Leviticum, Numeros homilias latine conversas a Rufino complexum esse, deperditis vero per- multis membranis ita mutilum evasisse ut non plures quam CV membranae nunc superstites sint. Atque homiliis quidem ipsis immorari hic nihil attinet: prologum autem Hieronymi 4 in duabus paginis bipertitis perscriptum laetamur quod Schlei- cheri virtute, litteratorum autem hominum non mediocri ut putamus commodo, integrum nunc iterare licet ad ipsius fidem codicis expressum, et ita quidem expressum ut, quae ad Origenem pertinent, nisi ubi ambigua esset memoria, simpliciter transcripta sint, contra in prioris paginae parte priore, quae omnem Varronis 7ToXirfpa(piav complectitur, laudabili consilio ipsae litterarum formae, quales sunt in codice, imitando repraesentatae. Itaque nos coniuncta cum typographi lithographi arte exemplum codicis infra posuimus, quod qui intueantur sat certum meditationum suarum funda- mentum habituri esse videantur. Neque enim de singulis- hoc loco disputare vel aniinus nobis vel otium fuit: qui materiam comraentandi vobis tradere quam commentationera exhibere ipsi maluerimus. Quodsi utriusque exempli nunc comparatione instituta Imaginum non LI sed XV libros Hieronymum testari cognoveritis, hoc facile intellegetis tale esse ut et ingenii utiliter exercendi et caussae ipsius fructuose disceptandae argumentum aptissimum inventum sit.*)

*) [Vide quao infra p. 526 ex Chappuisii libro dc duobus rarisinis codicibuH eundem catalogum Hieronymianum exhibentibus relata sunt. C. W.]

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XV.

Ueber des Marcus Terentius Varro Imaginum sive Hebdomadum libri.

[fWenn von irgend einer Frage gilt, dass sie gleichsam unter den Augen des Publicums herangewachsen und durch die vereinten Kriifte vieler einem (relativen) Abschluss zu- gefuhrt worden ist, so sicher von dieser iiber die Beschaflen- heit der Varronischen Imagines. Desto erwiinschter wird es sein, hier die ganze Reihe der Actenstttcke in chronologischer Reihenfolge iiberblicken zu konnen.' Dieser Anweisung Ritschls folgend habe ich seinen eigenen Arbeiten die in engstem Zusammenhang mit ihncn stehenden Abhandlungen von L. Mcrcklin, H. Brunn, L. Urlichs, M. Schmidt unter freundlicher Zustimmung der Verfasser (soweit sie noch am Leben sind) angeschlossen. C. W.J

I. DISPVTATIO DE M. VARRONIS HEBDOMADVM SIVE 1MAGINVM LIBRIS.*)

M. Varronis libri qui inscribuntur hebdomades vel de imaginibus (verba sunt CJellii III, 10) quid dotis litteratae habuisscnt, breviter disputatum est Musei nostri philol.VI p. 513 sq. [supra p.452], quo autem ordine viderentur dispositi fuisse, futurae quaestioni reservatum. Idque bene

*) [Prooemium lndicis scholarum hibornarum Bonuenaium annorum CIOIOCCCLVI et LVII; itemm in publicum emissum in rProcmionnu Bonncnaiuni dccado' (Berolini a. CIOIOCCCLXI) n. VI.J

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UEBER VARROS IMAGINVM SIVE HEBDOMADVM LIBRI. 500

factum: nam cum, ut tum res erat, Imaginibus Hieronymus non posset non credi unum et quinquaginta libros tribuere, fallacissimo fundamento omnis superstruenda disputatio fuerat. Soli enim calami errori Thomae Phillipps, cui Catalogi Hiero- nymiani exemplum acceptum referebatur, illum numerum deberi paullo post intellectum est, cum Augusti Schleicheri nostri beneficio investigatus in bibliotheca Atrebatensi codex Origenis non LI, sed XV libros Varronianos monstravit: id quod non sumus cunctati publice narrare in prooemio scho- larum per hiemem a. 1849 in hac univcrsitate habitarunifsupra p.507]. Fidem Sehleicheri non egentem firmamento confirmavit nupermn testimonium I. B. Pitrae, ordinis S. Benedicti e congregatione Gallica monachi: qui prorsus ignarus nostrae industriae Hieronymi indices ex Atrebatensi libro denuo vulgavit in Spicilegii Solesmensis tomo III proximo anno Parisiis prodito, a p. 311, simul adnotatione adiecta, e qua nos quidem in Germania nihil discamus t nisi quam multa non didicerint qui easdem nobiscum litteras trans Rhenum tractant.

De ordine autem librorum Varronis ut ordine quaeratur, a Plinianis verbis quamvis decantatis ordiendum est quae sunt in Naturae historiarnm lib. XXXV § 11 (paragraphos Silligianas sequimur): non qualia vulgus librorum exhibet ab interpolatore nimimm adomata incredibilium longo ex tempore turbarum errommque parente, sed qualia solus fide diguus Bambergensis a Ludovico Iano excerptus: 'Imaginum amorem flagrasse quondam testes sunt Atticus ille Ciceronis edito de iis volumine, M. Varro benignissimo invento in- sertis voluminum suorum fecunditatium septingentorum illustrium aliquo modo imaginibus, non passus intercidere figuras aut vetustatem aevi contra homines valere: inventoriv muneris etiam dis invidiosi, quando immortalitatem non solum dedit, verum etiam in omnis terras misit, ut prae- sentes esse ubique cludi possent.' In quibus verbis primum haud scio an post vohimine non et potius addendum sit e libris deterioribus quam M. autem Varro scribendum: quando libro singulari simplicique enarrationi Attici et multitudo voluminum Varronianorum et singulare artiticium quaesito

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ITEBER VARRO'8 IMAGINYM.

acumine opponitur. In proximis autem etsi vel sic aliqiio modo verba apparet ad inlustnum pertinere, non ad imagi- nibus quo olim solita sunt referri, tamen insolens ceteroqui durumque genus dicendi ad simplicem planamque consuetu- dinem haud dubitanter sic revocamus: inscrtis voluminm suorum fccunditati septingentorum inlustrium aliquo modo hominum imaginibus. Postremo, id quod longe gravius est, cludi vocabulum cum nec recte defendi posse nec recte emendatum a quoquam esse pridem intellexissemus ipsaque vi ratiocinationis Plinianae ad sententiae quidem tatis ne- cessitatem ducti essemus: ut praesentes essc ubiquc nt diui possent, verba ipsa scriptoris paullo post vidimus palmari emendatione a Martino Hertzio recuperata: ubique ceu di possent, in Gerhardi Diariis archaeologicis vol. VIII p. 144. Cuius emendationis tam manifesta veritas est ut, qui spernat, ad criticam factitandam factum esse negemus. Quodsi sprerit Silligius, non valebit hoc contra: qui quidem, ut utamur exemplo uno e multis, etiam lib. XXVI, § 14 tam patiens fuerit ineptissimorum apud priscos verborum, ut propositam in commentario de Varronis Disciplinarum libris p. 52 [supra p. 399] coniecturam, qua illinc arroipuxpiCTric vel fortasse dtTrouiUKTric cognomen Asclepiadis medici eruebamus, non modo contemneret, sed ne commemoraret quidem. Sed haec in transcursu tantum.

Ipsum Hebdomadum nomen nemo unquani dubitavit quin hi libri inde traxerint, quod inlustrium hominum iuia- gines non promiscue proponerent, sed per capita dispositas quae septenas imagines compleeterentur. Atqui septingentae imagines vel centum hebdomades quindecim libris cum aliqua aequabilitate dispertiri nequeunt. Ergo primum praesto est liber eicaYurriKOC ceteris libris quattuordecim pari consitio praemissus, quo compertum habemus et Rerum humanarum et Rerum divinarum et de lingua latina voluminibus singu- los libros Varronem praemisisse, quibus 'communiter de omnibus' ageret. E quo prooemio iam in Musei philol. 1. s. s. ea repetebamus, quae de cseptenarii numeri vi et facul- tate in multis naturae rebus animadversa ' partim 'admodum conquisite', partim tfrigidiuscule, disputata ex primo libro

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SIVE HKBDOMADVM LIBRI.

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Gellius III c. 10 excerpsit. Eodemque 0. Iahnius in Aetis Societ. Saxon. a. 1850 p. 140 adn. 72 illa referebat, quae de imaginibus generatini exposita Plinius a § 4 ad § 1G perscripsit: quorum tamen partem eis potius scriptoribus tribueris, qui in auctorum indice libri XXXV praecedunt M. Varronis nomen: Messalae utrique, Fenestellae, Attico. Ergone quattuordecim qui restant librorum numerus satis aptus videbitur centum hebdomadibus capiendis? Qualem v distributionem apparet non alia ratione institui potuisse, nisi ut aut septenas hebdomadas tredecim libri complecterentur, novem extreraus, aut septenas libri duodecim, duo octonas, aut denique septenas singuli libri quattuordecim, duas ipse primus cum disputationibus isagogicis conglutinatas. At vero horum nihil est quod ulla probabilitatis specie commendetur. An aequabilitatis concinnitatisque in disponendis argumentis longe studiosissimum Varronem tani sui dissimilem quisquam sibi persuadebit in his potissimum libris extitisse, quibus vel nomen a numerorum cuuueTpia inderet? cuius mirificum dis- tribuendae materiae artificium cum Antiquitatium volumina XLI*) testentur tum ipsi de lingua latina libri XXV: quorum partitionem Musei phil. p. 50G et 525 sqq. [supra p. 444. 464] videraur sat clara in luce posuisse. Nam his, quos ultimo loco diximus, etsi nondum desiit Bernhardyus Hist. litt. p. GG2 ed. sec. tantum XXIV libros tribuere, tamen aut, quid inter certa ac dubia, vera ac falsa intersit, nosmet ne didicimus quidem, aut de XXV libris pertexta argumentatio nostra non coniecturae probabilitatem habet, sed demonstrationis necessitatem. Ita- que de Imaginum libris nisi falluut omnia, singulis libris Varro septenas hebdomadas dedit h. e. undequinquaginta imagines singulas, omnibus auteni libris quattuordecim non plures quam DCLXXXVI imagines congessit: quem numerum non finite loquens Plinius, quippe in solam multitudinis notionem intentus, facillime potuit ad plenam septingen- tarum summam augere, a qua ille satis prope afuit.

*) Hic numerus cum vel contra duplex Catalogi testimonium XLV Hbros prodentis tutandus fuerit, nunc unum saltem <«vanuit, postquam in codice scriptum esae ^mTOMViv f antiquitatum ex librig XL^^, coni- pertam est: qni numerus ad veritatem proxime accedit.

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UEBER VARROS IMAGINVM

Non promiscue distributas hebdomadas multo minus eredibile est promiscuo argumento fuisse. Et primum quidem unius eiusdemque generis horaines singulis hebdomadibus compositos esse cuin res ipsa suadet ut credamus tum uno certo exemplo eoque longe evidentissimo prorsus persuadetur. Magnificentia enim villarum, atriorum, balneorum in Mosellae ripis couspicuorum ubi Mosellae laudatorem Ausonium Grae- corum operum, quorum illa splendorem aemularentur, ad- monuit, exempli caussa quattuor artifices Graecos ex una hebdomade Varroniana nominatim commemorat v. 305 sqq.:

Forsan et insignes hominumque operumque labores Hic habuit decimo eelebrata volumine Marcei Hebdomas. hic clari viguere Meuecratis artes, Atque Ephesi spectata nianus, vel in arce Minervae Ictinus, magico cui noctua perlita fuco Allicit omne genus volucres perimitque tuendo. vi Conditor hic forsan fuerit Ptolemaidos aulae Dinochares, cui quadrato in fastigia cono Surgit et ipsa suas consumit pyramis umbras

e. q. s. Nec enim Scaligeruin audiendum esse, non solitis argutiis haec longe aliam in partein intcrpretantem, sauissimo iudicio pridem Salmasius, Reinesius Var. lect II, 1 extr., alii perspexerunt. Itaque de quattuor illis architectis cum longo ex tempore nulla dubitatio fuisset, nuper demum ab eadem caussa eos quos illi excipiunt versus segregandos esse Iacobus Bernaysius noster negabat admonitione utilissima. Qui hi sunt inde a 298:

Quis potis innumeros cultusque habitusque retexeus Pandere tectonicas per singula praedia formas? Non hoc spernat opus Gortynius aliger aedis Conditor Euboicae, casus quem fingere in auro Couantem Icarios patrii pepulere dolores: Non Philo Cecropius, nou qui laudatus ab hoste Clara Syracosii traxit certamina belli.

Vides quid hinc consequatur. An casu factum putabis quod, utrosque versus ubi sociaveris, ut suut ab Ausonio sociati. nec plures prodeunt nec pauciores quam una hebdomade

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SIVE HEBDOMADVM LIBBI. 513

Varroniana conclusi septeni architecti Daedalus, Philo, Archimedes, Menecrates, Chersiphro, Ictinus, Dino- chares? E quihus quattuor etiam Plinius ut clarissimos onmium cum quinto Ctesibio, sed qui mechanicam potius inlustraverit , insignivit lib. Vll § 12f>: fgrande et Archi- medi geometricae ac machinalis scientiae testinioniuin M. Marcelli contigit . . . .; laudatus est et Chersiphron Cnosius aede Ephesi Dianae admirabili fabricata, Philon Athenis annamentario mille navium, Ctesibius pneumatica ratione et hydraulicis organis repertis, Dinochares metatus Alexandro condent/' in Aegypto Alexandriam.'

Verum ne sic quidem concinnitatis studio satis factum. Nam ut illi Graeci sunt omnes, ita etiam alibi non miscuisse, sed discrevisse Graecos Romanosque homines Varro videbitur. Nam patriae quidem virtutis laus ac gloria quam longe in Iinaginibus patuerit, luculento testimonio Symniachus ea epistula docet, quae in lucem protracta a Ludovico Carrione Emendat. II, 14, a Gaspare autem Scioppio e libro ms. correcta Verisimil. I, 7, nunc quarta legitur libri primi. Vbi ad patrem (non ad Ausonium Burdigalensem, quae Merceri coniectura fuit in Nonium p. 775) haec scribit quae infra posuimus: 'Studium quidem Menippei Varronis imitaris, sed vincis ingenium. nam quae in nostrates viros nunc nuper condis epigrammata, puto hebdomadon elogiis praenitere, quod aeque sobria, nec tamen casca sunt. illa bono raetallo cusa torno exigi nescierunt: haec duriorem nisi fallor ma- tenem admittent.*) ille Pythagoram qui animas in aeterni-vn tatem primus asseruit, ille Platonem qui deos esse persuasit, ille Aristotelem qui naturam bene loquendi in artem redegit,

*) Vulgatur fquod haec aeque sobria, nec tamen casca sunt. illa bono metallo cuaa torno ezigi nescierunt et duriorem nisi fallor mate- riem adniteris1. Quod sic Baltem dicendum fuerat: rilla .... neBcierunt: (u duriorem nisi fallor materiem adniteris ' : quamquam vel hoc non una de caussa digplicet. Noa ab eo profecti sumus quod ante Scioppium edebatur: fet duriorem nisi fallor materiem admittere'. Hoc enira «ibi vult scriptor modesto nimirum acumine: splendori Varronianae aetatia non parem esse rudiorem artem Varronis, maiore elegantia Symmachianorum elogiorum compensari temporum suorum humilitatem.

*'B. R1T8CHELII OPV8CVLA III. 33

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514 UEBEK VAKKO\s IMAOJXVM

ille pauperem Curium, sed divitibus iuiperanteni, ille severos Catones, gentem Fabiam, decora Scipionum totumque illum triumphalem senatum parca laude perstrinxit: tu ruinam proximac aetatis illuminas. difficile factu est ut honor angustis rebus addatur.' Tot igitur Romanae praestantiae exempla cum vix dubium sit quin constanter Varro integris hebdomadibus comprehenderit, iam illud quaeritur, quam rationem volnerit, vcl ut etiam distinctius dicamus, quaui proportionem inter Graecas et Romanas hebdomadas inter- cedere: quando nullam omnino proportionem curasse nullo modo credi curiosissimus alioqui disponendi artifex et tani- quam architectus potest. Itaque cum facile quispiam conieiat ex Imaginum libris quattuordecim septem priores Graecis hominibus destinatos fuisse, Romanis totidem posteriores, hunc tamen ordinem continuo excludit Ausonii testimouiuin, qui e decimo libro Graecorum nomina architectorum petebat Et tamen ut par fuisse numerus Romanarum hebdomadum atque Graecarum credatur, ipsa aemulatio monet qua seuiet aequiperare Graecis Romani contenderunt, deditissimumque patriae studium Varronis, tot aliis documentis elucens, suadet inprimis. Qui si, ut exemplo utamur, iu eo libro quo honoris poetici exempla inlustrabat, quattuor pleiadas e Graecis poetis composuisset, tres e Romanis, parum profecto vel popularium suorum ambitioni vel suo sensui satis fecisset Quae cum ita sint, vix aliam viam relictam videinus, nisi ut quattuordecim imaginum libros animo nostro informemus septem dyadibus divisos, quarum unaquaeque uno libro tota* Graecas hebdomadas praemitteret, altero his totas Romauas subiungeret ex eisdem vel maxime finitimis geueribus petitas: eam quidem in speciem ut ad Graecos homines iu- tegri libri II. IV. VI. VIII. X. XII. XIV spectarent, ad Ro- manos integri III. V. VII. IX. XI. XIII. XV. Quamquam pro Graecis haud scio an rectius exteros potius dicamus, cum credibile non sit Haunibalum, Mithradatum similiumque clarissima nomina a Varrone praetermissa esse: quemad- modum altera ex parte Romanos non dubitabimus liberalius interpretari Italos, quorum coniuncta virtute facile perspicias opus illi fuisse ad Graecorum laudes non bellicas exaequandas.

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SIVE HEBDOMADVM LIBKI

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Vt fortasse non fallat coniectura, a Varronis potissimum auctoritate profectum Romanoruni exteroruinque exempla dedita opera Valerium Maximuni composuisse. In istiusmodi autem dispositionem vide quam egregie congruat de Graecis vm architectis decimum librum occupantibus memoria. Paris igitur, non imparis numeri librum Nonius adposuerat p. 528: flucis numero plurali, quod sunt dies. Varro ebdomadum sub imagine Demetri: hic Demetrius est catus quod lucis habet annus absolutus': sive cbdotnadum VIII, sive (quod aniplectiinur libentius) VI vel Illl scriptum fuit. Ceterum quam praeclara emendatione elogium illud Demetrii Pha- lerei Iosephus Scaliger in Catalectis p. 220 ed. a. 1G17 instauraverit, satis inter omnes constare putamus: Hic Demetrius aeneas tot aptust, Quot lucis habet annus absolutus: nisi quod rectius Schraderus aereas substituisse recte iudi- catur. Contra ad Romanum hominem, si modo de ordine Varroniano probabiliter statuimus, non ad Graecum illa pertinebant quae e nono libro Charisius servavit p. 121: 'Varro hebdomadon nono: a uulgu condemnaretur.9

At vero huic disponendi specie aperte repugnare Gellii te8tiinonium videtur quod est in capite 11 libri III ad Homennn pertinens: fM. autem Varro in primo de imagi- nibus, uter prior sit natus, parum constare dicit, sed non esse dubium quin aliquo tempore eodem vixerint, idque ex [immo et] epigrammate ostendi quod in tripode scriptum est, qui in monte Helicone ab Hesiodo positus traditur.' Et in fine capitis: *De patria quoque Homeri niulto maxime dissensum est. alii Colophonium, alii Sinyrnaeuin, sunt qui Atheniensem, sunt etiam qui Aegyptium fuisse dicant. Aristo- teles tradidit ex insula Io. M. Varro [immo Io. ideo M. Varro] in libro de imaginibus primo Homeri imagini epigramma hoc apposuit:

Capella Homeri candida haec tumulum indicat,

Quod hac Ietae mortuo faciunt sacra.' Verum enim vero hoc argumento quia nimium probatur, probatur nihil. Quod si eo valeret, ut Graecae hebdomadi Wus fuisse in imparis numeri libro credendus esset, siniul

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UEBER VARKO'S IMAOINVM

hanc vim haberet ut ipse priinus liber non posset praefationi totus tribui, sed aliquid ipsarum iniaginuni aceiperet: id autem quam abhorreat a veri siinilitudine, supra declaratum est. Quocirca non dubitabimus liberiore quae in promptu est interpretatione uti GeJliique verba in eam partem vertere ut ille, ubi subiectum Homeri imagini epigramma ad- iectamque de illius atque Hesiodi aetate disputationem ex- cerpebat, non curasse praemissam universo operi praefa- tionem existimetur, sed primum librum dixisse qui reap^ primus esset imagiues ipsas repraeseutans. Ergo in secundo potius, si ad amussim fit numeratio, Homerus et, ut con- sentaneum est credere, Hesiodus locum invenerant: unde conscquens est, ut latinos poetas tertius perscqueretur.

Integrae hebdomadis praeter eam quam Ausouius testa- tus est nullius nomina comperta habemus. Nisi quod aliquis ix fortasse in hoc genere coniecturae locus est. Et priraum quidem cum medicorum inlustrium duplex apud Plinium recensio exstet, altera lib. XXVI a § 10 ad 12, altera lib. XXIX § 4 sqq., non inepte profecto suspicere alterutro loco Varronis illum imagines ante oculos habuisse. Posteriore autcm quoniam ct minus finito numero et hebdomadem ex- cedente enumerantur Hippocrates, Prodicus Selymbriauus, Chrysippus, Erasistratus, Acro, Herophilus, Asclepiades, Themiso, Antonius Musa cum aliis qui illos excepere, non potest non eo inclinarc animus, ut ipsum septenarium numerum explentia nomina illa, quae prioris loci satis con- cisa mentione sociantur, ad Varronem auctorem referantur: Hippocratis rqui primus medendi praecepta clarissime con- didit % Diocli Carystii fqui secundus aetate famaque exstitit', Praxagorae, Chrysippi, Erasistrati, Herophili, Asclepiadis. Quod cui non improbabile videbitur (et nomi- natim CM. Varronem auctorem' Plinius in eo ipso argumento hiudat § 14), simul habebit cur in componendis hebdomadis non ueglexisse Varronem temporum rationes sibi persuadeat. Nam poetam quidem Ausonium non est mirum suo arbitratu architectos Varronianos enumerare, qui e temporum ordine sic potius se excipiebant: Daedalus, Chersiphro, Ictinus, Philo, Dinochares, Archimedes: quando de septimo Meuecrate

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prorsus inconiperta res est. Cetemm altero loco illo Pliniano quoniam Varronis item mentio tit §4, in promptu est de Disciplinarum libris cogitare, quorum octavus, qui fiiit fde raedicina', illic explicatam materiam suppoditare potuit.

Paullo etiam plus fidei, nisi fallimur, statuariorum hebdomas habet Henriei Brunnii nostri acumine iudagata in XXXIV libro Pliuii. Cuius de arte illa clarisque in ea arti- ficibus (non de operibus) iudicia bonae frugis plena cum non alii nisi Varroni deberi satis ea disputatio persuaserit quam in Actis soc. Sax. anni 1850 a pag. 127 ad 13(5 Iah- nius pertexuit, tamen illa quod e libris ?de proprietate scrip- torura ' a Varrone factis repetuntur, id .suapte natura ita eoniparatura est ut, etiamsi redargui certa demonstratione nequeat, tamen ne certae commendationis quidem quicquam habeat, in tanta praesertim argumenti, quo eos libros fuisse suspiceris, obscuritate. Ergo ab ipsius Iahnii expositione profectus Brunnius talein fere, qualem nostris verbis expli- catam subiecimus, ratiocinationem nobiscum communicavit. Etenim tres tenendum esse omnis disputationis Plinianae partes esse, discretas inter se utpote e diversis fontibua hau- stas: primam quidem chronologicam: alteram, quae a § 54 incipiens in designandis artis principibus tota consumitur: tertiam, cuius initium fit a § 72, alphabeticam. Harum par- tium media, quam non immerito paradigmaticam dicas, a § 54 ad 67 quinque statuarios recenseri iudicarique Phidiam, Polyclitum, Myronein, Pythagoram, Lysippum. Ad Varrouem haec quinque iudicia recte referri: indidem igitur consentaneum esse etiam eas quae reliquae sunt paragraphos 68 71 re- peti. Quae quattuor paragraphi cum in Telephanis et Pra- xitelis, statuariorum item, laudibus versentur, septem prodire unius generis artifices, quibus partem paradigmaticam Plinii x omnem concludi. Quo sat grave indicium fieri eis libris Varronis in illa parte conscribenda Plinium usum esse, in quibus ipse septenarius numerus regnabat. Fatendum est sane ignobiliorem reliquis Telephanein exstitisse, et fassus est Plinius ipse non sine mirationis quadam significatione, in parte autem chronologica ne commemoraverat quidem: at eundem tamen idem Plinius addit eorum suffragiis, qui com-

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positis voluniinibus arteni complexi sint (quorum in numero iam intellegimus Varronem fuisse), et miris laudibus cele- brari et Polyclito Myroni Pythagorae aequari. Praeterea nec profecto inter architectos clarior Menecrates fuit, nec illud praetermittendum, non liberam Varroni optionem fuisse, sed necessitatem potius eorum deligendorum, quorum alicunde petitas imagines in promptu haberet. Quae venia etiam ad Pytbagoram pertinet, vix inlustriorem Alcamene, Agoracrito. Ctesilao, aliis. Verum eo tamen inaior Telephanis, si cum ceteris confertur, ignobilitas valuit, ut multum aetate ante- cedens Lysippum huic tamen postponeretur a Plinio: nam a Varrone quidem dubitari nequit quin ille cum Phidia Poly- clito Myrone Pythagora consociatus sit, quos prorsus eodem ordine collocatos habes in parte chronologica Plinii § 49. At vero qui item praemittendus Lysippo fuit, Praxiteles cur et ultimum locum occupare et sine ullo artis iudicio dimis- sus esse putabitur? Permiri sane primo aspectu et or- dinis et silentii caussam felici acumine aperuit Brunnius. Quippe 'marmore felicior, ideo et clarior fuit' ipso iudice Plinio § 69: quo proprium ei locum in sculptoribus attri- buens satis significat cur a reliquorum statuariorum socie- tate Varroniana ut alieniorem seiunxerit. Ergo iudicium quoque de eius arte a Varrone factum posteriori de sculpto- ribus disputationi reservasse, eo autem loco immemor con- silii imprudenter omisisse videtur. Quae autem ratio contra Praxitelem apud Plinium, eadem apud ipsum Varronem, nisi coniectura fallit, contra Scopam valuit. Cui suus locus recte in sculptorum hebdomade fuit, siquidem uno tandem aeneo opere statuarius vel innotuit vel inclaruit: quode in Historia artificum vol. I p. 325 dixit Brunnius. - His igitur sic disputatis nihil iam impedit, quominus statuariae artis pro- ceres Varro hoc ordine et descripsisse et delineasse credatur: Phidiam, Polyclituin, Myronem, Pythagoram, Tele- phanem, Praxitelem, Lysippum.

Haec sunt quae de argumento et dispositione Hebdoma- dum vel sciri vel cum aliqua probabilitate conici possunt: cetera vel obscura vel ambigua omnia. Inter librum secun- dum, quo poetae, et ut putamus soli poetae comprehende-

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bantur (quando ab Orphei Musaei Olenis et similiuui nonii- nibus ordiri, desinere in pleiadibus Alexandrinorum potuit) et decimuni, quo architeeti, sed certo non soli, apertum est medium aliquem locum philosoplios obtinuisse, e quorum hebdomade Graeca Pythagoram Platonem Aristotelem Symmachus commemoravit: quem locum obtinuerint, nullo indicio patet. Quodsi poetas exceptos esse a prosae orationis scriptoribus statueris, historicis, philosophis, oratoribus (et xi in oratoribus nisi fallimur Demetrius fuit), est hoc quidem satis simile veri, sed profecto non est satis ad ter septem hebdomadas librorum IV. VI. VIII coraplendas: ut in Grae- cis nunc subsistamus Komanorumque in hoc genere penuriam ne curemus quidem. Nec satis prosuut artifices: sculptores, scalptore8, caelatores, plastae h. e. fictores (si modo tam mi- nutatim distinctum est), pictores, musici, saltatores, actores: qui sive sociati cum architectis sive non sociati unius libri h. e. septeui hebdomadum ambitum vix excedebant Nec plus quam unius hebdomadis spatium medici posce- bant. Quos omnes tametsi facile credimus non post librum decimum (sive adnumeratis Romanis undecimum) locuni invenisse suum, sed illum praecessisse potius: nec enim arehitectis commode praeinitti reges, imperatores, rei publicae gerendae principes potuerunt, uec horum ubertati splendidissimae concessum post librum undecimum quattuor librorum spatium etiam in artius contrahere animum in- duces: tamen ad tot hebdomadum capacitatera ut satis materiae conquiratur, omnino non est in litterarum artium- que luminibus subsistendum, sed aliquid copiarum, vel ut verius dicamus, aliquamniultum longe aliis e recessibus asci- scendum. Eoque illud ipsum spectat quod Varronem Pliuius dixit septingentorum aliquo modo inlustrium homiuum imagines composuisse. Quae notio quantam generum varie- tatem admittat ut in aperto est, ita licebit fortasse paullo distinctius ipso duce Plinio delinire. Hunc enim cuni iara supra viderimus quattuor ex septem Varronianis architectos libro suo septimo nominare, hoc est eo libro quo tamquam florem generis humani libavit (ipsius verba § 123 imitamur) et quicquid aliquo modo memorabile in fingendis hominibus

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natura praestitisset, dedita opera designavit, fieri potuit pro- fecto ut ex Hebdomadum recordatione aliquid etiani in ce- teris partibus proficeret. Non de talibus potius nunc cogi- tamus quale est quod post factam Apellis mentiouem quattuor pictores § 126 sociavit Aristidem, Timomachum, Bularcbum, Protogenem a praestantia et caritate tabularum notabiles: quam de illa capitum diversitate rerumque dissimillimarum congerie, cuius initium fit § 33. Vnde praesto sunt (ut or- dinem Plinianum servemus) non consueto partu editi, insolita torporis vel figura vel mensura vel tirmitate aut intirmitate vel patientia insignes, cursores, oculorum auditusve acie va- lentes, non usitata vi memoriae praediti: praesto sunt exempla fortitudinis, probitatis, pudicitiae, pietatis, item variae iu de- genda aetate felicitatis, longaevitatis, geuerum mortis: praesto est denique in dcliciis habitum caput longe uberriraum quod est de inventoribus. Praeterea locorum communium multi- tudinem Hebdomadis aptorum facili negotio e Valerio Maximo coacerves, praesertim si in moriim disciplinam Varronem longius exspatiatura credideris. Adde vitae condiciones sin- gulares, quae nec nullo nec proximo cum ipsis artibus et litteris vinculo coniunctae sunt: nec enim magis et vatibus, xiichresmologis cum Sibyllis, sacerdotibus, legum latoribus, id genus aliis erat cur locus denegaretur, nec magis credibile est septem sapientes Uraecorum quam septem reges Romanos praetennissos esse.

Non mehercule ullo modo contendimus illa genera om- nia Imaginum voluminibus suis Varronem persecutum esse': sed exemplo esse tantam celebritatis copiam et varietatem volumus, quam multiplex inlustrata a Varrone materia esse potuerit: sed argumento, quam nihil in hac certorum testi- moniorum paucitate cum aliqua confidentia divinari de illo- rum librorum partitione possit. Nisi quod ita etiam inagis perspicitur, quomodo illud Varro instituere potuerit ut ex- terae et domesticae virtutis laudes aliquo modo exaequarentur. Nain si in quibusdam partibus vix habebat sane Romanorum inopia quod cum Graecorum praestantia contenderet* ), tamen

*) Dum in eo eat typograph»)s ut prelum exerceat, novas quasdam

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satis videri potuit aliquando siinili generi siniile substitui, modo haec lex observaretur ut in singulis librorum dyadi- bus septemplici honori peregrino septemplex Romanus re- sponderet.

Novo exemplo iutellegitis, commilitones carissimi, quam xm vere dicatur esse etiam nesciendi artem quandam, qua neglecta ne 8ciri quidem recte et cum ratioue possit. Quamquam ununi est in hac quae ad Imaginum Hbros pertinet quaestione, quo

nieditatioues suas nobiscuni Henricus Brunnius communicat, nnde forsitan aliquid lucis in eam quam supra tetigimus quaestioncm redundet. Apud eundem enim Plininm, cui memoriam hebdomadis Varronianae antiquos statuarios eomplexae deberi, in eodem libro XXXIV, in fine partis chronologicae, ad eandem artem pertinentia Beptem nomina haec com- poni § 68: 'Cessavit deindc' (post olynip. CXXI) rars ac rursus olym- piade CLVI revixit, cum fuere longe quidem infra praedictos, probati tamen Antaeus, Callistratus, Polycles Athenaeus, Callixenus, Pythocles, Pythias, Timoeles.' Nec enim de artifiee Athenaeo cogitandum videri, sed de Atheniensi Polycle. Non igitur dissimile veri esse ez Imaginibus Varronis hanc quoque hebdomadam statuario- rum manasse, de quibus in Historia artificum dictum vol. I p. 535 sqq. Vna vero eadcmque aetate tllos comprehendi, quae fuit ciica tempora expugnatae Corinthi. Ksse autem hanc eam aetatem, qua Komam ars (Jraeca migrarit novumqne ibi et proprium domicilium statuerit: ut, quam artem quosque artifices tamquam nova mater in sinu suo urbs Koma foveret, participes quodam modo ipsius civitatis Romanae tierent. Itaque nVri potuisse ut in tanta penuria statuariorum, qui Italica stirpe oriundi aliquam famam nacti essent, veterum Graecorum hebdomadi Varro in proximo libro hebdomadem posteriorum opponeret, qui, quam- quam peregrina origine, tamen velut adoptaticiorum in loco a Roma- nis haberentur, ut et nobilitantes novam sedem et ab eadem nobilitati ipsi. Atque ita etiam magis intellegi quam vim illud habeat, quod tnm revixisae artem scribit Plinius: item, cur ab CXXI ad CLVI olympiadcm tanto temporis hiatu subito transiliat. De qua coniec- tura omni penes alios iudicium esto. Vnum hoc addimus, magna cum probabilitate similem ratiocinationem ad Acneae personam transferri, cui locum in €Ik6ci Varronis Ioannis Lydi testimonium tribuit de ma- gistr. I, 30. Nam hunc ut suum sibi vindicarc consueverunt Romani, ita, Varronem potissimum a Graccis heroibus segTegasse eo credibiliu» est, quo aegriua in hoc ipso genere ad abundantiam Graecorum Italicae antiquitatia inopia appropinquabat. Ceterum in perlustrandis classi- bus hominum inlustrium, quae Varroni suppetereut, supra potuit etiam athletis locu» tribui atque gladiatoribus , potuit aliia ludorum publico- rum victoribus, potuit claris mulieribua.

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illam nesciendi commendationeni minime valere volumus. Enimvero mirari vos suspicamur quid sit cur ne uno qui- dem verbo illud quaesierimus, quo tandem et quali artificio usus M. Varro cum posteros benignissiino invento demeruerit tum munere etiam dis invidioso maiorum famae consuluerit: de quo eonstat longo ex tempore summara dissensionem esse et doctorum hominum disceptationem acerrimam. Id autem quale sit etsi sane sciri potest et ita sciri ut, qui se tpau- ucrnicdv haberi velit, dubitationi locum nullum relictum in- veniat, tamen cum non nostrum sit et benignissimum et longe simplicissimura inventum (nam dTTXoGc 6 uGGoc rfjc aXr\- 06iac &pu), sed alienis studiis debeatur, ne lineas inodestiae transilire videamur, tacere nunc quam alieua anteverten? praestabit.

II. UEBER DES HIERONYMUS VARRONISCHEN SCHRIFTENK AT ALOG *).

147 Eben war dieses [erste] Heft dem Abschluss nahe, als mir durch die Giite des Herrn VerfaSfcers**) die nachstehende Schrift zuging:

Sentences de M. Terentius Varron et liste de ses ou- vrages d'apres difterents manuscrits par Charles Chappuis, ancien eleve de 1'ecole normale, docteur es-lettres, professeur de philosophie. Paris, Aug. Du- rand. 1856. 8. 124 p. Auf den ersten, bei weitem grossern Theil des Buches, der sich mit den vielberedeten, aber trotz aller Lobredner wenig beredten Smtcntiae Varronis beschaftigt (bis p. 116), beab- sichtige ich nicht mich hier niiher einzulassen. Schwerlieh ist es dem Verfasser inehr als seinen Vorgiingern gelungen, die hochst probleraatische Beziehung dieser Spruche zu der Person des Varro in ein Stadium einleuchtenderer Wahrscbein- lichkeit zu versetzen, mit so zuversichtlicher Glaubigkeit er

*) [Rhein. Museum f. Philol. Bd. XII (1857) p. 147—154.1 **) Der Umachlag obengenannter Schrift nennt ihn noch als Ver- fasser zweier anderer: fDe Antiochi Ascalonitae vita et doctrina'. Pans 1854, und 'Autisthone, sa vie et ees ouvrages'. Paria 1854.

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sich auch p. 55 dahin ausspricht: fDu reste nous pouvons etablir directement que ces sentences sont extraites de di- vers ouvrages de Varron'. Gewiss ist dass wir, auch weun er Recht hatte, wenig damit gewannen, da von einer auch nur anniihernden Bewahrung urspriinglicher Fassung und Redefarbung gar nicht die Rede sein kann. Aber anzuer- kenuen ist die erhebliche Vennehrung und< theilweise wirk- liche Bereicherung des kritischen Materials, das durch des Herausgebers fleissige Bemiihungen iiber den durch Devit < 1843), Quicherat in der Biblioth. de 1'eeole des chartes I und Pitra im Spicilegium Solesmense III gegebenen Stand- punkt betrachtlich hinausfiihrt. Nicht nur die directen Quel- len der f Varronischen' Spruchsammlung selbst haben einen Zuwachs erhalten durch Aufiindung neuer Handschriften der unerschopflichen Pariser Bibliothek, sondern auch die mittel- baren sind in weit grosserer Vollstandigkeit herangezogen als bisher. Ich meine damit die mit Benutzung der Senten- tiac Varronianae verfassten encykloptidischen Schriften des Mittelalters, von denen den alleinigen Vincentius Bellovacensis zuerst Schneider Saxo hervorhob, ein bereits ziemlich um- fangliches Verzeichniss aber jetzt Herr Chappuis p. 29 auf- stellen konnte. welches hier, nach seinen eigenen zerstreuten Angaben erganzt, zu Nutz und Frommen der zahlreichen Gonner dieser fFlores sententiarum', fFlosculi morales' u. s. w.*) wiederholt sei. Es sind: 1. des Vincentius Bello- vacensis 'Speculuin historiale'; 2. desselben *Speculura doctrinale'; 3. fHartmanni Schedel (Norimbergensis) Chro- nicon mundi' oder fChronicon chronicorum,; ~ 4. fIac. Phil. Foresti Supplementum chronicorum'; 5. fCompendium chro- nicarum', Mst. von Besancon; 6. fIoannis Colonnae Mare

*) Als andere Titel der Varronischen Spriiche weist der Verf. einschliesslich der schon bekannten nach: 'Sententiae Varronis ad Pa- pirianura Athenis aadientem'; Troverbia Varronis ad Paxianum'; 'Scntentiae Varronis ad Atheniensem auditorem morales atqne no- tabilea'; 'Varro ad Atheniensem auditorem' ; - fLiber moralis quem Varro 6cripsit ad Atheniensem auditorem'; rVarro in Moralibus' oder rin libro Moraliura,J aus welchcn letztgenannten Titeln beneidens- werth viel geachlossen wird.

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UEBER VAKKOS IMAfllNVM

historiarum'; 7. c Antonini de Forciglioni Historiaruni opus seu chronica'; 8. f Iacobi de Cessolis de moribus hominum et de officiis nobilium super ludo scaccorum'; 9. 'Iaeobi Magni Sophologium '; 10. fDe vita et moribus veterum philosophorum et poetarum', handschriftlich; 11. cAraoldi de Hollandia Liber Vaticani'. Und nicht nur mit den alten Drucken dieser abgelegenen Weisheitsquellen begnfigte sich unser Herausgeber, sondern ging auch fur sie grossentheils wieder auf die Handschriften zurQck, deren cr z. B. p. 34 148 ftir das Speculum historiale vier, fflr das doctrinale zwei, desgleichen zwei fflr das Sophologium aufziihlt. Freilich gibt mancher jener weitschichtigen Eneyklopadiker nur eiu paar Sentenzen von der ganzen Masse; auch siud sie naturlieh nichts weniger als unabhangige Zeugen neben einander, son- dern einer schreibt den andern aus, was auch der Heraus- geber nicht verkennt. Gleichwohl, weun einmal der Respect vor dem Varronischen Aushiingeschilde diesen apokryphischen Resten das Interesse eines alten Autors verleiht, werden ihrem kunftigen deutschen Editor und an einem solchen wird es wohl nicht fehlen die urkundlichen Mittheilungen des franzosischen Vorgiingers, oder wenigstens seine Nach- weisungen, die zu autoptischer Vergleichung in den Stand setzen, dankenswerth genug erscheinen durfen.

Uns interessirt liier wesentlich uur der Schluss des Buchs. der es mit des Hieronymus Varronischem Schriften- katalog zu thun hat. Des Zusammenhangs wegen muss daran erinnert werden, dass derselbe zuerst bekannt gemacht wurde in diesem Museum Bd.G [obenp. 423 J naeh einer von Sir Tho- mas Phillipps genommenen, dann in seiner eigenen Drucke- rei auf einem fiiegenden Blatt gedruckten Abschrift aus einem fcodex S. Vedasti n. 849' der Bibliothek zu Arras; dass zwei Jahre spiiter Professor Schleicher (jetzt in Prag) an Ort und Stelle ein Facsimile des Codex anfertigte, welches im Pro- oemium zum Bonner Lectionsverzeichniss fflr 1840—50 litlio- graphirt mitgetheilt wurde [oben zu p. 507]; dass endlich im vorigen Jahre der Benedictiner J. B. Pitra, der von diesen Publicationen keinerlei Kenutruss hatte, dasselbe Stuck aus derselben Haudschritt im 3ten Bande seines r Spicilegiuni

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Solesmense' abernials veroffentlichte. Herr Chappuis ist nun so glucklich gewesen, zwei neue Quellen des in Rede stehenden Katalogs zu entdecken, niimlich die Handschriften n. 1628 und 1629 der grossen Pariser Bibliothek, beide Homiliac in Genesim enthaltend, wie er angibt Ist auch nicht zu erwarten, dass die aus ihnen gewonnene Ausbeute sehr gross sein werde, so kommen doch ein paar interessante Einzelheiten ans Licht, und wird ausserdem die urkundliche Ueberlieferung als solche sicherer gestellt. Um indess ge- rade diesen Vortheil nicht zu verlieren, ziehe ich eiuer zer- splitternden Variantenbesprechung den zusammenhiingenden iso Abdruck des ganzen Stiickes vor, zumal da das oben erwiihnte lithographirte Facsimile in Weniger Handen sein wird. Die Handsehrift von Arras neune ich A, die Pariser 1028 II, die 1029 C, den Text von Chappuis, wo dieser von seinen Bii- chern schweigt, P. Nur darin erlaube ich mir die Haud- schriften zu verlasseu, dass ich grosserer Uebersichtliehkeit halber die einzelnen Biichertitel absetze.

Marcum terentium uarronem miratur antiquitas, quod apud latinos innumerabiles libros scripserit. Graeci Chalcen- teruin miris efferunt laudibus, quod tantos libros conposuerit quantos quiuis nostrum alienos sua manu describere non po- test. Et quia non otiosum est apud latinos graecorum uo- 5 luminum indicem texere, de eo qui latine scripsit aliqua commemorabo, ut intelligamus nos ejjimenidis dormire som- num et studium, quod illi posuerunt in eruditione secula- rium litterarum, in congregandis opibus ponere. Hcripsit igi- tur uarro 10

XLV. libros antiquitatum.

IIII. de uita populi romani.

imaginum XV.

XoficTopiKUJV LXXVI.

2 latinos tam innum. Ilufinus Greci A. Graeci P Chal- centerum Buf. Ebalterum ABG 3 conpos. A. compos. P 6 non AP. nunc Huf. grecorum A. Graecomm P. 9 litterarum nos

in Ruf. 11 quadragiota quinque Ruf. 12 IIlior AB. IIII C

{Daas Herr Ch. stet» IV. statt II II. schreibt, ist zweifelsohne nur sein Pri?atgeachmack.) 13 XV. ABC 14 aoxioc Topicon ABC

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526 UEBER VAKKO'S IMAGINVM

1& de lingua latina XXV.

disciplinarum VIITI.

de 8ermone latino V.

quaestionum plautinarum V.

annalium III. 20 de origine linguae latinae III.

de poeniatis III.

de originibus scenicis III.

de scenicis actionibus III. 151 de acti[bu]s scenicis III. 25 de descriptionibus III.

de proprietate sciptorum III.

de bibliothecis III.

de lectionibus III.

de similitudine uerborum III. 30 legationum III.

suasionum III.

de pompeio III.

singulares X.

de personis III. * 35 de iure ciuili XV.

^mTOunv antiquitatum ex libris XLII. libros Vllll.

tmTouriv ex imaginum libris XV. libros 1 1 1 1 .

tmTounv de lingua latina ex libris XV. libros VIII I-

de principiis numerorum libros VIIII. 40 rerum rusticarum libros III.

de ualitudine tuenda librum 1.

de sua uita libros III.

de forma philosophiae libros 111.

rerum urbanaruiu libros III. 46 satirarum menippearum libros CL.

18 queBtionum A. quaestionuin P plautiuauaruui A nach Phil lipp8 und Chappuia, wilhrcnd Schleichers Facsimile 'plautinarum' bat 22 sccnicia] acli A. eaeculi *A'BC 24 acti» AP 36 <inT0-

unv P. e//itoroim A XLII A. XLIIbus P 37 fehlt gani in A 38 {iriToufiv P. epitomeu A XV ABC 41 ualitudiue. A. ualetudine. P 42 tmauitate ABC 45 satyrarum AP menip- parum BC. menypparum A

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SIVE HEBDOMADVM LIBKI.

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poeniatum libros X.

orationum libros XXII.

pseudotragoediaruni libros VI.

satirarum libros IIII. et alia plurima quae enunierare longum est. uix medium 60 descripsi indieem et legentibus fastidium est.

48 pseudo tragocdiaruni BC. tragoediarum A 49 satirarum B. satyrarum AC 51 inuicem ABC

Das Wichtigste, was uns die Pariser Handschriften leh- ren, ist dass Varro nicht Tragoediarum , sondern Pseudo- tragoediarum libros VI schrieb. Denn so driicke ich es sogleich aus, was sich mir als nothwendige Entscheidung zu im ergeben scheint gegenuber der andern Moglichkeit, dass un- iichte, dein Varro untergeschobene Tragodien gemeint wiiren. Das wiiren doch aber ebe» Pscudouarronianac tragoediae, nicht Pseudotragoediac Vatronis, eine Ausdrucksweise, fiir die in jenem erstern Siune das ganze Alterthum meines Wissens kein Analogon darbote. Und dazu kommt nun noch die in Bd. 6 p. 549 ff. [oben p. 489 ff.] nachgewiesene hohe Wahrschein- lichkeit, dass wir an dem Katalog des Hieronymus rait nith-

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ten eine litterarhistorische Zusamrnenstellung von fremder Hand, sondern eine von Varro selbst entworfene Liste seiner VVerke vor uns haben, worin doch also keine ihm unter- geschobene Sehriften vorkommen konnten.*) Also ein Gat- tungsbegriff wird unabweislich anzunehmen sein fflr Pseudo- tragoedia, und zwar einer von Varros eigener Erfindung. Der Name erinnert au die Tragicomocdia des Plautus, an die KuJuipboTpaYiyoia des Alriius; den niichsten Vergleichungs- punkt bietet vielleicht die unteritalische 'IXapOTpaYUJbia dar. Ob und wie weit ein solches Vorbild einwirkte, steht ganz dahiir, frei genug wird auch dann die Nachbildung des

*) [Hier liess aich noch bemerken, dasa Pseudotragoediae im Sinne von untergeachobenen TragSdien (woran natiirlich der franzOsische Herausgeber allein denkt) nicht einmal von Hieronymus genannt werden konnten in einer Biicherli-te, mit der die beispiellose Frucht- barkeit des Varro bewiesen werden sollte. Zusatz auaRhein. Muh. a. a. 0. p. 160.J

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UEBER VABROS IMAfilNVM

in wunderlich phantastischer, barock humoristischer Erfind- samkeit unerschopflichen Mannes gewesen sein. Selbsterfun- den war ja auch die (Jrattuug der Logistorici, wie ihr com- ponirter Name. Die Pseudotragoediae mogen frilh ausser Curs gekominen sein, da aus ihnen kein (xrammatiker citirt. Es miisste denn sein, dass eine oder die andere unter den jetzt den Satirae beigezahlten Titeln steckte. An allerhand mythischen Stoffen (wenigstens Namen) fehlt es hier nicht, z. B. Ocdipothyestcs, Endymioncs, Eumenides, Meleagri, Pro- metheus liber, Armorum iudicium, die alle ausdriicklich ata satirac nicht bezeichnet werden; nur miisste man, um auch nur einen Schritt weiter zu gehen in der Vermuthung. vor alleu Dingen wissen, ob man sich die Pseudotragocdiae in Versen und nur in Versen zu denken hatte. Am nachsten liigen vielleicht Titel wie Pseudacncas (Pseudulus Apollo wegen des griechischen Nebentitels schon weniger), vergleich- bar mit den Stiicken der neuen Komodie VeubripaKXtic Vcu- baiac, von denen sich der letztere wieder mit dcm Aiax 163 stramenticius des Varro zusammenstellen liesse. Aber uber Moglichkeiten und Hariolationen ist da schwerlich liinaus- zukommen, fiir jetzt wenigstens.

Das zweite, was wir aus den Pariser Handschriften lernen, ist dass Varro, wie aus den Antiquitatum libri und denen de lingua latina, so auch aus den Imaginum libriXV eine Epitomc gemacht hatte, und zwar angeblich in vier Bttchern. Vermuthlich waren diesem Auszug keine Portrats mit beigegeben, und vielleicht kannten Spiitere, >vie Sym- machus, der in seiner lobpreisenden Erwiihnung der Hebdo- madcs keine Andeutung von bildlichem Schmuck hat, nur solche Exemplare. Selbstverstiindlich wiire dann auch im Text namentlich alles das weggelassen worden, was sich nur auf die Bildnisse bezog, wie wenn beim Bildniss des Aeneas dessen ganze Bewaffnung mit Erzhelm, Ringelpanzer, kurzeru Breitschwert an der Linken, doppeltem breitspitzigem Wurf- spiess rechts, schwarzen gewebten Beinschienen, Halbschuhen (also ganze Figur, nicht Brustbild) als historisches Costfiiu nachgewiesen und als sein Musterbild eine alte Marmorstatue von einer Quelle in Alba angefQhrt war nach Lydus de mag.

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I, 12 p. 130 Bonn. Aber in welchein Verhiiltniss man sich zu funfzehn, oder mit Abrechnung des Einleitungsbuches vierzehn Biichern des grossen Werkes eine Zahl von vier Biicbern des Auszugs denken soll, ist weder zu errathen noch zu verstehen, mag man nun an die im Prooemium des letz- ten Bonner Winterkatalogs [oben p. 510 ff.J ausgefUhrte Ver- theilung glauben, wonach sich sieben BUcher griechischer und sieben Bucher roniischer Bilduisse paarweise entsprachen, oder eine beliebige andere Anordnung annehmen. Entweder hat also Varro, gegen seine Art, alle Proportion fallen lassen und vielieicht nur sporadisch das Wichtigste ausgehoben und neu zusammengereiht, oder die Zahl IIII ist verderbt*). Da sich darUber nichts bestimmen liisst, benutze ich lieber diese Gelegenheit noch zu einem Nachtrag zu dem eben er- wahuten Prooemium Uber die Varronischen Imagines.

Es ist dort der Bericht des Plinius N. H. XXXV § 11 von den septingentorum inlustrium aliquo modo hominum imaginibus dahin aufgefasst worden, dass nicht eine arithmetisch genaue Zablung darin liegen solle, sondern nur eine anniihernde all- gemeine Angabe in runder Zahl; dass es in Wahrheit nur 154 686 Bildnisse gewesen seien, welche sich auf zweimal sieben Bflcher so vertheilten, dass jedes siebenmal sieben Bildnisse enthielt. Da nun aber das Plus bei Plinius gerade 14 be- tragt, so haben befreundete Rechner und Pliniusfreunde darin mehr als Zufall sehen wollen und die Vermuthuug aufge- stellt, dass ausser den das eigentliche Innere der Biicher fUllendeu 686 Bildnissen Varro noch moge jedem Buche ein einzelnes besonders hcrvorragendes Bildniss gleichsam als Vignette vorausgeschickt haben, wie z. B. den Homer, den Hippokrates: wodurch die Zahl von 700 genau geftillt wiire. Ich gestehe, dass mir dieser Gedanke, der so artig klingt, auch durch den Kopf gegangen ist, als ich mein Prooemium

*) [Libros Ull, statt der uberUeferten ////, wird wobl die Epi- tome der Imagines gehabt baben. Bei sieben Biichern, deren jedes zwei des grossen Werks ziiHammenfasste , und am wahrscheinlichsten nur dessen metrische Elogia wiederholte (von ihnen allein spricht Symruachua), verblieb auch dem Nebentitel Hebdomades sein Recht. Zusatz au8 Khein. Mus. a. a. 0. p. 160.]

FK. KITSCUKI.II OPVSCVLA III. 34

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sehrieb; ich wusste aber doch nichts Rechtes damit anzu- fangen und liess ihn daher wieder fallen. Zwei Bedenken sehe ich niimlich auch jetzt noch dagegen. Erstens. Mit Homer liisst sich das ganz wohl deuken, und ebenso bei allen Biichern', die mit Miinnem einer imd derselbeu Gattung ge- fullt waren. Aber wie viele solcher Bucher werden gewesen sein ausser dem ersten, worin gerade die Poeteu standen, und etwa den letzten mit Konigen, Feldherren und Staats- mannern? Denn z. B. gleich die Aerzte bildeten doch nur eine Hebdomas eiues Buches; wie kamen also ebeu sie dazu, einen Reprasentanten fiir das ganze Buch zu stellen, und die anderen sechs Hebdomaden gar keinen, obgleich diese doch ebeuso gut ihre Koryphaen aufzuweisen hatteuV Ohue pure Willkiir war doch da nicht durchzukommeu. Zweitens. Wenn gerade die Koryphiien nicht im Werke standen, sondern als Titelvignetten ausserhalb der Biicher, was wurde dann mit der erlauternden Texteszugabe? Sollten gerade sie den dis minortwi gentium darin nachstehen, dass sie eine solche nicht erhielteu? Doch gewiss uicht; und Homer hatte sie ja, wie wir wissen. Oder stand der Text bei seiner Vignette? Ein Bild ausserhalb des Buches selbst lassen wir uns allen- talls gefallen; aber Text ausserhalb des Textes will mir noch nicht in den Sinn. Finden Sie, lieber UjrlichsJ und lieber Hfertzj, andere Mittel und Wrege, um Ihre Elite von vierzelin Hauptmatadors zu retten, so soll mir's sehr recht sein.

III. LVDOVICI MERCKLINI DE VARRONIANIS HEBDO- MADIBVS ANIM ADVERSIONES. *)

3 Duobus nuper incrementis auctus est litteramm Varro- nianarum ambitus, librorum a M. Varrone scriptorum cata- logo Hieronymiauo, duorum codicum Parisiensium ope a Carolo Chappuis edito**) ('Sentences de M. Terentius Varron

*) [Prooemium Indicis scholamm Dorpateneium a. MDCCCLVII.] **) Quo codicis Atrebatensia (Ind. achol. univ. Bonn. hib. a. 1849) lectiones aliae confirmutae aliae emendatae suut duorumque Varronis operum tituli primum iunotueruut.

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et liste des ses ouvrages dapres differents manuscrits ' Paris 1856) et Friderici Ritschelii de Varronis Hebdomadibus vel Imaginum libris commentatione indicibus scholarum in uni- versitate Bonnensi habendarum a. 1850 et 1857 praemissa, cuius epimetrum legitur in Musei Rhenani a. 1857 fasc. 1 p. 153 sq. 160. Quo libello v. d. ordini restituendo intentus, quo olim f curiosissimus disponendi artifex et tamquam archi- tectus' Varro eos libros disposuerat, ex paucis antiquitatis testimoniis insigni qua pollet sagacitate totius operis sibi informavit eam fuisse speciem, ut XV librorum (tot enim fuisse, non LI, codicis Atrebatensis a Schleichero dxligenter collati rursUsque ab L B. Pitra excussi testimonio acce- dente codicum Parisiensium consensu utique credendum est) primus isagogicam disputationem contineret, unde sua hausit de septenario numero Gellius III, 10, qualem Antiquitatium partibus Varro praeposuerat, quattuordecim reliqui singuli septenas imaginum hebdomades sive 49 imagines complecte- rentur, quarum summam confici 686. Singulos autem libros ita fuisse distributos, ut ad Graecos homines septem integri II, IV, VI, VIII, X, XII, XIV spectarent, quos alternatim totidem Romanorum III, V, VII, IX, XI, XIII, XV excipe- * rent, ipsas vero hebdomades secundum genera poetarum, historicorum, oratorum al. fuisse dispositas ita ut in his quoque Graecis Romani quoad fieri posset responderent, septenas denique singularum hebdomadum imagines secundum temporum rationes fuisse compositas. Cuius disputationis quum pauca antiquitatis testimonio nitantur, plurima con- iectura licet probabili reperta sint, fieri non potest, quin et dissentiendi materiam praebeant et amplius quaerendi animum excitent. Itaque Ritschelii libellus, auctoris beueficio acPnos delatus quum in eo essemus, ut dote aliqua litteraria pro rnore instructum hunc scholarum indicem emitteremus, nobis et grati animi erga v. d. testificandi occasionem dedit et operae nostrae Varroni deditae proferendi specimen. Qua in re ita versabimur, ut antiquitatis memoriam quo exiliorem super illis libris nacti sumus eo religiosius tutemur, con- iiciendique potestatem quam artissimis finibus circumscribamus. Nostram quoque disputationem non aliunde nisi a loco

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UEBER VARROS IMAOINVM

Pliniano illo, qui criticorum ingenia etiamnuni exercet*), at vix persanatus esse videatur, consentaueum erit auspicari, N. H. XXXV §11: f Imaginum amore flagrasse quosdam testes sunt Atticus ille Ciceronis edito de iis volumine, M. autcm (Ritschl) Varro benignissimo invento insertis volumiuuni suorum fecunditati septingentorum illustrium aliquo niodo Jwminum (Ritschl) imaginibus, non passua? intercidere figuras aut vetustatem aevi contra homines valere: inventor muneris etiam dis invidiosi, quando immortalitatem non solum dedit, verum etiam in omnis terras misit, ut praesentes esse ubique ceu di (Hertz) possent.' Libenter enim Hertzii invento sub- 8cribimus, neque tamen fateri pudet nobis ante illud cogui- tum 'praesentes esse ubique ct ccnii9 placuisse. Fecundi- tatis autem notionem ad librorum de imaginibus numerum, quamdiu is secundum cod. Atrebatensem LI ferebatur, refe- 5 rebamus, nunc quindecim librorum ambitui minus aptum vocabulum de librorum illorum argumento i. e. de hebdo- madum sive ipsarum imaginum ubertate accipere malumus. Quem locum gravissimum ubi cum Ritschelii distributione conferimus, statim ofFendiinur eo, quod septingentarum ima- ginum numerum non finite loquentis Plinii, sed in solam multitudinis notionem intenti fuisse ratus cum eo numero permutavit, qui ex septein hebdomadibus quaternis denis libris tributis necessario efficitur. Quamquam quae ad eam rationem amplectendam Ritschelium permoverunt non carent probabilitate atque ex parte vera sunt. Septingentas enim imagines vel centum hebdomades quindecim libris cum aliqua aequabilitate dispertiri nequire. Vnde primum librum isa- gogicum fuisse, eoque de septenarii numeri vi et facultate Varr^nem disputasse, quae excerpsit Gellius III, 10, summo iure suo statuit Ritschelius. Itaque quattuordecim qui restant libris non plus minus septenas hebdomades propter aequa- bilitatem tribuendas esse, indeque imaginum summam sex- centarum octoginta sex existere. Sed, puto, ipse v. d. non diffitebitur, aequabilitatis et coucinnitatis legi, quam cum

*) Cf. 0. lahniua in Gerhardi diar. archaeol. vol. XIV p. 220 et VrlichBiua ibid. p. 256.

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SIVE HKHI»OMAL)VM LIItKl.

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ubivis tum in his inaxime libris, quibus a numerorum cuii- ueTptqt nomen inditum, Varronem observasse monuit, ita de- mum satisfactum fuisse, si non tantum septenae imagines septies compositae singulos libros constituerent, sed si omnium imaginum numerus non 686, sed septingeutarum summam referret. Itaque Plinianuni numerum ad amussim intelle- gendum nobis eripi non patiemur, sed potius anquiramus oportet quo is modo cum XV librorum numero atque ceteris distributionis factae iudiciis possit conciliari.

Obstat autem Ritschelianae computationi gravissimum Gellii III, 11 testimonium, quod nisi 'liberiore interpreta- tione' usus in partes suas vertere v. d. non valuit. Gellius enim postquam 1. III c. 10 ex ' pritno librorum, qui inscri- buntur hebdoinades vel de imaginibus' quae de septenario numero M. Varro admodum conquisite protulerat excerpsit, capite eiusdem libri sequenti (11) ita pergit: 'Super aetate Homeri atque Hesiodi non consentitur. Alii Homerum quam Hesiodum maiorem natu fuisse scripserunt M. autem Varro in primo de imaginibus uter prior sit natus parum constare dicit.' Et capite extremo: 'M. Varro in libro de imaginibus 6 primo Homeri imagini epigramma hoc apposuit: Capella Homeri candida haec tumulum indicat, Quod hac Tetae mor- tuo faciunt sacra.V Quae quum aperte Graecae hebdomadi locum fuisse in imparis numeri libro declarent, non ferre potuit RitHchelius, sed ita sibi conciliavit, ut existimaret 'Gellium ubi subiectum Homeri imagini epigramma adiectam- que de illius atque Hesiodi aetate disputationem excerpebat, non curasse praemissam universo operi praefationem, sed primum librum dixisse qui reapse primus esset imagines ipsas repraesentans. Ergo in sccimdo potius, si ad amussim fit numeratio, Honierus et, ut consentaneum est credere, He- fiiwlus locum invenerant: unde consetpiens est, ut latinos poetas tertius persequeretur.' Acutam quidem, sed tamen fallacem interpretationem! Qua probata a nobis impetre- mus oportet, ut credamus Gellium in adhibendis auctorum libris minime negligentem duobus capitibus scse excipienti- bus primum hebdomadum librum verbis quidem iisdem, sed alia utrobique mente appellasse, quae non ferenda est incon-

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UKHKR VARRO\s IMA<iINVM

stantia. Deinde alterum Gellii exemplum praesto est, quo euni libros Varronianos non omissa disputatione isagogica solitum esse numerare confirniatur. Libri nimirum X capite 15 § 32 haec habes: fVerba M. Varronis ex secundo rerum divinarum super flamine Diali haec sunt: Is solum albuni habet galcrum, vel quod maximus vel quod Iovi immolata hostia alba id fieri oporteat.' Ea perperam Ambroschius (►Studien p. 49 annot. 45) ex eorum librorum secundo qui de sacerdotibus scripti erant, i. e. ex tertio, quem de augu- ribus fuisse Augustinus prodit (de civ. dei VI, 3), autumavit. Sed quum Marquardti nuper industria satis probatum sit (Hdb. d. roin. Alt. Bd. IV p. 168. 187 sq.) flaminibus inti- mam quidem cum pontificibus necessitudinem intercessisse, nullam vero cum auguribus, mihi quidem persuasi Gellium secundum Varronis librum eum dicere, qui ad amussim se- cundus fuit non omisso isagogico, quique de pontiticibus age- bat testc Augustino. Habemus ergo Gellium sibi constantem in numerandis libris Varronianis, unde priore loco necessario efficitur, re vera primo hebdomadum libro i. e. isagogico de 7 Homeri aetate Varronem disputasse et imagini Homeri epi- gramma apposuisse.*) Retento igitur simul Plinii septingen- tarum imaginum numero vides nos non temere ad eam operis Varroniani speciem amplectendam duci, quam Ritschelius tamquam omni probabilitatis commendatione destitutam re- iecerat, ut fseptenas hebdomadas singuli libri quattuordeciiu, duas ipse primus cum disputationibus isagogicis conglutina- tas complecterentur, nosque quadamtenus facere cum com- putatoribus illis Ritschelio familiaribus Plinioque patroci- nantibus (Mus. Rhen. p. 154), qui quoniam quattuordecim imagines summae Fiitschelianae (686) deesse seutirent, id ipsum non fortuitum rati, singulis quattuordecim libris sin- gulos principes sive antesignanos in froute extrinsecus prae- positos contenderunt, e. c. Homerura, Hippocratcm, quo iustus septingentarum imaginum orbis expleretur. Quorum volun-

*) Manet nihilominua obscuritas quaedam in Gellii loco, quum imagini Ilomeri epigramma appoaitum dicat, quo tamen non imago, sed capella tumuli insigne commerooretur, quam rem attigit EUterus in Jahnii Annal. Suppl. XIX p. 51.

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tati Ritschelius quum ita demum morera se gesturum esse significaverit, si non extra libros coryphaeorum illorum ima- gines sine dubio litteraria dote instructae versarentur, iam nobis eam viam reperisse videmur, in librum primum isago- gicum iis receptis*). Ab eorundera sententia tamen ita re- cedimus, ut Homerum quidem in illa cohorte fuisse Gellio teste affirmemus, neque vero Hesiodum atque Hippocratem admittamus, quum duo eiusdem generis lumina septenarii numeri fines excludere videantur, Hippocrates vero in Grae- corum medicorura hebdomade, quam ex Plinio N. H. XXVI § 10 sq. eruit Ritschelius, locum suura habeat, atque eandem imaginem bis propositara fuisse ab omni aequabilitatis no- tione prorsus abhorreat. Quodsi praeter Homerum nomen aliquod e Romanorura grege selectura huic loco requiris, praesto est Aeneas, quem a Graecis heroibus segregasse Varronem probabili argumento Ritschelius censuit p. XH annot. Duas autem has hebdoraadas, Graecorura unam, Ro- 8 manorura alteram eo consilio Varro in primura librum rece- . pisse et cum disputatione isagogica couiunxisse videtur, ut septenarii numeri virtute enarrata tamquam in fronte operis ipsum librorum conspectum proponeret, quattuordecim ima- ginibus qui singulis libris respouderent ad id delectis. Neque in hac re morem solitum ille violasse credendus, si antiqui- tatium rerum humanarum et divinarum secuudum libros re- censum, quem Augustini beneficio deberaus, in isagogicis illius operis libris duobus propositum fuisse concedes, atque ita deraum de imaginum libro in capite posito idem quod de antiquitatium exordiis valebit, ut 'coramuniter prius de omnibus loqueretur.'

Hebdomadum per libros quattuordecim distributionein Ritschelius coniectura perquam probabili assecutus est eam, ut paris numeri libri Graecis, iinparis Romanis hominibus dicati fuerint toti, in qua nobis quoque acquiescendum erit, licet ipsa res' magis natura commendetur quam argumentis demonstrari possit. Nam omuiura, quae ex his libris servata

*) Cui rationi quae ex mente Rit*chelii praeterea obstare videan- tur, infra discutiemus.

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IEHER VARROS IMAGIMVll

sunt, ununi tantum exemplura ita comparatura est, ut diserte cum genere et nominibus libri Varroniani numerum suppe- ditet: Ausouii Mosellae v. 306 sq. architectorum septem com- meraoratio, 'decimo celebrata volumine Marci hebdomas', quae poetae verba eam quoque interpretationem admittunt, ut non librum decimum, sed decimam hebdomadem signi- ficent*), si quidem singulae hebdomades totidein voluminibus et continerentur et numerarentur (cui dispertitioni nihil est quod obstet, contra favent ea quae de vetemm libroruin ambitu ipse Ritschelius docuit: die Alexandrin. Bibl. p. 01. 123). Quo facto non decimo libro architectorum hebdomas, sed ex nostra computatione tertio tribuenda foret. Sed missa hac cautione Ritschelii tamen distributio propter fragmento- rum tenuitatem neque confirmatur altero exemplo neque re- fellitur. Demetrii enim Phalerei epigramma libri significa- o catione destitutum est, quaeque ex nono libro Charisius verba profert 'a vulgu condemnaretur', ad Graecura hoiuinem non rainus quam ad Ronianum referri possunt. Accedit autem ad Ritschelii rationem tutandam, si nostram sententiam se- queris, aliquid firmamenti. Nam si quattuordecim illos prin- cipes Varro eo consilio libro primo incluserat, ut ordineni indicaret, quo singulis libris illustres homines prolaturus erat, patet Homerum, quem agmen duxisse nihil est cur dubite- mus, secundi libri poetis Graecis dicati esse testimoniuni, unde quo ordine reliqui se exceperint, si Ausonii verba de libro decimo accipis, non est obscurum, sed tamen vel sic incertum, quem intra illius libri hebdomades ordinem septem architecti obtinuerint.

Plurimum vero Ritschelius horum librorum notitiae con- tulit eo, quod praeter Ausonii architectorura hebdomadara alteram medicorum ex Plinio N. H. XXVI § 10 sq. revocavit cumque ea copulavit duas Henrici Bnmnii industriae debitas, statuariorum antiquorum (p. IX) et circa expugnatae Corinthi sive olympiadis CLVI tempora probatorum ex eodem fonte

*) Et potest adco expressa libri Varrouiaiii appellatio offeodere in serraone poetico, contra ferenda est poetica decimae hebdomadu; circumlocutio.

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haustas. Quo facto ipsum librorum nomen, quod nemo qui- dem unquam dubitavit, quin a septenis imaginibus per capita dispositis derivandum sit, ita illustratum est atque confirma- tum, ut nemo propter Varronis dictum a Gellio relatum III, 10, 17 fse quoque iam duodecimam annorum hebdomadam iugressum esse et ad eam diem septuaginta hebdomadas li- brorum conscripsisse ' de hebdomadum appellatione a numero horum librorum repetenda cogitare possit. Atque ex medi- corum hebdomade apud Plininm obvia, qua Hippocrates, Diocles, Praxagoras, Chrysippus, Erasistratus, Herophilus, Asclepiades comprehenduntur, non solum perspicitur, quod data opera annotavit Ritschelius, in horum nominibus com- ponendis Varronem non neglexisse temporum rationem, sed etiani apparet eum ab aequalibus recipiendis non abstinuisse, quum Asclepiadem Plinius § 12 aetate Magni Pompeii ab orandi magisterio ad artem medicam se convertisse profiteatur. Paulo impcditior est Brunnii statuariorum hebdomas: Phi- diam, Polyclitum, Myronera, Pythagoram, Lysippum, Tele- phaneui, Praxitelem complexa a Plinio XXXI V § 54—71 haud dubie ex imaginibus Varronianis commemoratos. Neque tamen in Telephane et Pythagora ignobilioribus illis oflfen- io dimus, quippe plus uno nomine a Brunnio vel a Ritschelio defensos. Sed offeudimus in Praxitele. Qui quum extreinum locum inter septem statuarios apud Plinium nactus sit, neque ullo artis iudicio ornatus, huius et ordinis et silentii permiri rationem ita explicuit Brunnius, ut quem Plinius 'marmore feliciorem ideoque et clariorem' dicat, eum propterea a sta- tuariorum societate Varroniana seiunxerit reservaverikjue sculptorum recensui, ubi tamen de eo iudicium a Varroue priore loco factum imprudenter omiserit naturalis historiae compositor. Nam utut acute hoc excogitatum est, tamen ne sic quidem mirari desinemus, a Varrone Praxitelem mar- more sculpendo clariorem non inter sculptores, sed inter sta- tuarios receptum esse, quibus suam hebdomadem vel Scopae nostro loco non comparentis nomen docet datam fuisse. Nam eundem Praxitelem bis a Varrone propositum fuisse nemo est qui crediderit. Eum Varronis sive errorem fortuitum sive animum pertinacem ne admittamus, ipse Plinius suadere

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UEBEK VAUROS IMAGINVM

videtur. Non Praxitelem, sed Pythagoram Samium (Briron. Hist. artif. Gr. I p. 116), quem post Rheginuui § 60 com- memorat Plinius, statuariorum hebdomadem explesse censeo, cui apud Varronem locum fuisse mihi indicant verba addita: fhic supra dicto facie quoque indiscreta similis fuisse tradi- tur', quae quidera ad artis historiam a Plinio conscriptam nihil faciunt, magnopere vero ad Varronis de ima^ine viri disputationem quadrant. Iudicium autem Varronis de arte Praxitelis omittere Plinius non propter hanc unam causam potuit. Addam denique pictorum hebdomadem Alexandri Magni aetati supparium, quam cur Brunnius noluerit adicere tanto minus intelligo, quod in eam incidi ab ipso Brunnio commemoratam Hist. artif. II p. 249. 252. Ita enim Quin- ctilianus I. 0. XII, 10, 6: Tloruit autem circa Philippum et usque ad successores Alexandri pictura praecipue, sed diversis virtutibus. Nam cura Protoyenes, ratione Pamjrftilus ac Me- lanthius, facilitate Antiphilus, concipiendis visionibus, quas ©avTaciac vocant, Theon Samius, ingenio et gratia, quam in se ipse maxime iactat, Apelles est praestantissimus. EuphrQ- n norem admirandum facit, quod et ceteris optimis studiis inter praecipuos et pingendi fingendique idem mirus artifex fuit/

Quorum nomina etsi apud Plinium § 76 144 non eodem ordine referuntur, sed hoc: Pamphilus, Apelles, Melanthius, Protogenes, Euphranor, iVntiphilus, Theon, tamen id non potest obstare, quominus concedas ea iustae hebdoraadis Varronis , ambitum complevisse, qui quum duas statuariorum hebdomadas constituisset, profecto non est cur negetur, eun- dem totidem pictorum composuisse ita ut in altera Zeuxis, Parrhasius, alii essent his vetustiores. lllam utrum ex ipso Varrone hauserit Quinctilianus dictu est difticile, sed etiam si eam sponte constituerit, quidni in eosdem Varro septenos illustres homines undecunque circumspiciens incidere potuerit?

Coniecturae autem nostrae probabilitas augebitur, si alibi quoque Quinctilianum hebdomades Varronis respexisse appa- ruerit, cuius rei vestigia quaedam licet tenuia mihi deprehen- disse videor. Continentur ea recensu illo scriptorum, quos cum utilitate futuro oratori legendos commendat. Apud Quinctilianum 1. X c. 1 a § 46, ubi aliud prorsus atque Varro

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vel Plinius consilium secutus est, si nihilominus notitiae Var- ronianae species quaedam residet, id tanto certius librorum eius advocatorum testimonium tenebimus. Atque primum ipsius Varronis (cuius memoriam frequentat aliis locis, cf. ind. (iesner.) mentionem habemus dicto eius notissimo allato § 90: fMusas Plautino sermone locuturas fuisse, si latine loqui vellent.' Deinde nomina eadeui, quae in Varronianis hebdomadibus illustrata fuisse aliunde cognitum est, apud Quinctilianum redeuut, quatenus operis natura admittebat, tantum non omnia*j. Habemus Honieruin, a quo pariter atque Varro ut a Iove exordium capit § 46, quem statim ex- cipit § 52 Hesiodus; habemus Demetrium Phalerea, licet versicolorem eius vestem non beue ad forensem pulverem facere § 33 monuerit, tamen inter oratores aliis omissis commemoratuin § 80: rquin etiam Phalerea illuin Demetrium, quamquam is primus inclinasse eloquentiam dicitur, multum ingenii habuisse et facundiae fateor, vel ob hoc memoria dignum, quod ultimus est fere ex Atticis qui dici possit orator; 12 quem tamen in illo medio genere dicendi praefert omnibus Cicero', habemus denique, ne minus certa praetermittam, Euripidem § 67, cuius memoriam a (fellio XVII, 4 nomina- tim ex Varrone proditam Ritschelius (Mus. Hh. VI p. 514) inprimis hebdomadibus tribui posse pronuntiaverit. Neo^ue septenarii numeri indicia quaedam in aliquot scriptorum classibus non apparent. 8ic epicorum i. e. eorum qui hexa- metro versu usi sunt, praeter Homerum, quem isagogico libro reservavimus, hebdomas prodit § 52: Hesiodus, Panyasis, Apollonius, Aratus, Theocritus, Pisander, Nicander, si Eupho- rionem propter Virgilii imitationem ab ipso Quinctiliano adiectum putes. Rursus historicorum hebdomadem proponit hanc § 73: Thucydidem, Herodotum, Theopompum, Philistum, Ephorum, Clitarchum, Timagenem, in qnibus ne desideres Xenophontem, de industria ipse addit: 'Xenophon non excidit mihi, sed inter philosophos reddendus est\ El Romanis auctoribus § 85 sq. septem epici poetae memorantur: Virgi- lius cum Homero collatus, Macer, Lucretius, Varro Ataciuus,

*) Deent unua Pythagoras, quem praetermisbum nerao mirabitur.

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Ennius, Ovidius, Cornelius Severus; Serranus enini qui sequi- tur (e coniectura Sarpii), sive cuius nomen eo loco substi- tuendum, non magis fortasse quam Valerius Flaccus a Var- rone commemorari potuit; septera porro enumerantur ora- tores § 105 sq.: Cicero, Asinius Pollio, Messalla, C. Caesar, Caelius, Calvus, Servius Sulpicius. Cassius enim Severu.s qui sequitur \si ceteris virtutibus colorein et gravitatem ad- iecisset, ponendus inter praecipuos foret.' Verba denique. quae . iustituendo delectui praefatus est Quinctiliauus § 45: 'Interim summatim quid et a qua lectione petere possint. qui confirmare facultatem dicendi volent, attingain. Paum enim, qui sunt emincntisshni , excerpere in animo est. Facile est autem studiosis, qui sint his simillimi iudicare, ne quis- quam queratur, omissos forte aliquos, quos ipse valde probet' et § 57: fNec sane quisquam est tam procul a cognitione eorum (poetarum) remotus, ut non indicem certe ex biblio- theca sumptum transferre in libros suos possit' nonne ube- rioris fontis admonent, quem ante oculos habuerit ille, unde suam materiam delibaret, quo factum videtur, ut alicubi illius 13 exemplaris vestigia diluceant? Quae si omnia collegeris, hoc certe efficere videntur, ut non fortuitam esse septem pictoruui 80cietatem credamus.

* Hebdomadum per libros dispositionem a Ritschelio pro- positam nobis quoque magnopere probari iam signiticatuui est, sed restant quaedam raoneuda levioris raomeuti. Atque Graecis et Romanis illustribus totidem libros eosque alter- nantes Varronem tribuisse utique verum esse apparet. Nam si intra unius libri hebdomades Uraecos Romanosque voluisset comprehendere, et hebdomadum et adeo imaginum utrisquo tributarum numerus inaequalis evasurus esset, quo concinni- tatis legi religiose observatae detrimentura afferretur gravis- simum. Itaque nihil superest nisi hoc, ut integros libros septenos Graecis permiserit totidemque cum his alternantes Romanis. Graecorum vero et Romanorum appellationem eo dilatavit Ritschelius p. VII, ut pro illis rectius exteros, pro his Italos substituere mallet. Cui rei tamen hoc adversari videtur, quod Pythagoram 'Rheginum ex Italia' (Plin. N. H. XXXIV § 59 ) inter Graecorum statuariorum hebdomadem relatuni

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habemus. Itaque origiue potius et gente quaiu Italiae fiui- bus Italorum notia eircumscripta putanda erit. Vsus autem est Ritvschelius ad eam distributionem confirmandam Valerii Maxiini ad Varronis auctoritatem sese coiuponentis exemplo, idque recte; praeiverat quoque Cornelius Nepos, Varroni aequalis, libris de viris illustribus scriptis (cf. Nipperdey, Einltg. p. XVII sq.), qui nec Datamen nec Hamilcarem Hannibalemque inter Graecos memorare omiserit. Sed in eo Graecos cum ttomanis conferendi studio, quo circa eaui aetatem magnopere delectati esse videntur utriusque gentis scriptores, quanta tamen inaequalitatis pericula extiterint Romanis in litteris artibusque minus pollentibus (qua de re ingenue confitentem Quinctilianum habemus), id non fugit Ritschelium, qui propterea concessit, Varronem Graecis heb- domadibus Romanas ox eisdem vel maxime fhiitimis generibus petitas subiunxisse. Quamobrein idem v. d., ut inagnus sep- tingentorum illustrium orbis expleri posset, praeter litterarum artiumque lumina alia virtutis atque praestantiae genera cir- cumspexit, quibus illustrandis Varroni materia idonea suf- ticeret, e. g. ad Plinii 1. VII inde a § 33 multiplicem et co- u piosam diversitatein Valeriique Maximi exemplorum conge- riem digitum intendens. Idque iure factum esse vel Plinii septingentorum aliquo modo illustrium hominum verba pro- bant. Quae cum ita sint, ea quoque ni fallor aut tolluntur aut saltem infirmantur, (juae Pliuianae sumniae patronis sui numeri tenax v. d. opposuit Mus. Rh. p. 154, paucos scilicet libros fuisse eiusdem generis hominum capaces, sicuti poeta- rum aut rebus gestis clarorum, medicos quippe vix unius hebdomadis spatium excessisse, ex quorum genere si cory- phaeus aliquis toti libro praepositus esset, meraiu licentiam regnare videri. Nam si ad exaequandas Graecorum laudes in adsciscendis Romanorum classibus ad finitima maxime genera Varro se convertere debebat, iam credo hoc etiam dandum erit, in deligendis illis quattuordecim principibus aliqua ei libertate utendum fuisse, praesertim quum ipsi sep- tenarum hebdomadum libri, ut aliquo modo illustres com- prehenderent, diversitate quadain non possent non laborare. Et proprie quidem duces illi, si unum Homerum excipis, e. c.

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in artificum recensu non omnibus eiusdem libri hebdomadi- bus, sed uni, videlicet primae, respondisse videntur. Veris- sime autem Valerii Maximi Ritschelius meminit, unde loco- rum communium Hebdomadibus aptoruin facili negotio ali- quis multitudinem promat,' qua numerosa illarum arguuienta restituat. Quem auctorem nonnulla ex Varrone derivata continere non absimile est vero (cf. Kempf. p. 19 sq.) idque apertius futurum, si ipsius Varronis libros credi posset evol- visse, quae quidem ambigua sententia est (cf. Dirksen, d. hist. Beispielsainnilg. des Val. Max. in Comm. acad. Berol. a. 1845 p. 124). Itaque obscurius illius fontis exerapla apparent, quorum unum indicasse suftieiat, quod est in 1. V c. 6 § 3 his verbis conceptum: 'Genucio Cipo praetori paludato por- tam egredienti novi atque inauditi generis prodigium incidit. Namque iu capite eius subito veluti cornua erepserunt, re- sponsumque est regem eum fore, si in urbem revertisset. Quod ne accideret, voluntarium ac perpetuum sibimet indixit exilium. Dignam pietatem, quae quod ad solidam gloriaiu attinet septem regibus praeferatur. Cuius testandae gratia 15 capitis effigies aerea portae, qua excesserat, inclusa est dicta- que Raudusculana, olim aera raudera dicebantur'. Ea verba Kempfius p. 20 ad Varronis auctoritatem rettulit reete quidem, sed nescio quo argumento usus, quod tanto magis proferre debebat, quoniam idem in annotatione ad h. 1. Va- lerium Maximum causam appellationis portae Raudusculanae aliam atque Varronem de L Lat. V, 163 tradere observet. Eandem rem uberrime narravit Ovidius Met. XV, 565—621, brevissime attigit Plinius N. H. XI, 123, Actaeonem cum Cipo fabulosis annumerans eaque ex Varroue petita fidem facit index auctorum libri XI, qui a M. Varrone exordium habet (cf. Brunn, de auctorum indicibus Plinianis disp. Bonn. 1856). Itaque discrepantia illa non obstare videtur, quominus hunc aut utrumque iu Hebdomadibus posuerit Varro, quem a ia- bulosa historia non prorsus abstinuisse documento est Aeueas. Atque vides quam bene ad Aeneae habitum ex opere antiquo delineatum conveniat Cipi imago aerea portae Raudusculanae inclusa. Deinde id quoque non fortuitum videtur, quod, ut apud Valerium Curtii in hiatum terrae desilientis exempluin

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Cipi laudes praecedit, ita apud Varroneui de 1. L. V, 150 cuiu Curtio M. Geuucii, ut iu consulatu collegaruui, copu- latur meuioria.

In componendis hebdomadibus Varronem temporum rationem non neglexisse Ritschelius medicis septem e Pli- nio propositis verbo monuisse sategit, neque profecto id lougiore demonstratione eget, quum et per se sit probabile et alia quoque eius ordinis documenta suppetant. Eo enim pertinet quam super aetate Homeri atque Hesiodi ex ipso Varroue haud dubie repetit Gellius disputatio; eodem quod antiquorum et recentiorum statuariorum hebdomades diremit, quod duas itidem pictorum discrevisse videtur. Neque Pli- nius tantum in medicis ordinandis Dioclem Carystium fse- cundum aetate ^811^116' extitisse scribit, sed Quinctiliauus in singulis fere scriptorum generibus recensendis data opera qui secimdum gradum tenuerit exprcssis verbis aimotat § 5$ 58. 72. 8G.

Multo plura atque etiaui his incertiora adiicienda essent, si iustam de Varronianis hebdomadibus commentationem edere nunc vacaret. Quamobrem una observatione addita nos continebimus, quam ncque Ilitschelius prorsus praeter- ic misit. Optime enim ille quo Menecratem inter architectos, Pythagoram inter statuarios licet nou aeque atque ceteri illustres receptos explicaret, monuit fnon liberam Varroni uptionem fuisse, sed necessitatem potius eorum deligendorum, quorum alicuude petitas imagines in promptu haberet'. Cui iudicio ita subscribimus, ut tamen vel propter illam necessi- tatem non temere aliquo imagiuem arripuisse Varronem putemus, sed in hac quoque re doctrinae atque circum- spectionis laudes aemulatum esse. Ita euim ut statuamus efficiunt quae Ioannes Lydus de magistr. I, 12 de Aeneae imagiue tradit repetita illa ex antiquo opere fontis Albaui. Eodem, si nostram coniecturam probas, Cipi imago de porta Kaudusculana sumta pertinet. Pertinebunt eo omnes i 111 non traditi vultus, quorum Plinius meminit paulo ante eum locuni, quo hebdomadum Varronis memoria continetur, unde exorsi sumus. Qui quum ita scribat 1. XXXV § 9 * quin immo etiam quae non sunt finguntur, pariuntque desideria non traditos

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(traditi 0. Miiller enchirid. arcb. § 420. 4) vultus, sicut in Homero evenit' fuit quando quattuordecim imagines isagogico libro complexas ex borum numero fuisse nobis in mentem veuiret, quod tamen aliter se babere vel propterea constat, quod iam septem reges Romani et septeui sapientes liaud dubie eum numerum explerent, neque Homero, quem illaruni agmcn duxisse nobis persuasinius, locus futurus esset ln ca vero sententia nobis perseverandum erit, ut neque ab omnibus, quorum tictae tantum esse poterant imagines, abs- tinuerit, id quod in Homero factum esse patet, et ad alios recipiendos propter vultus eorum servatos se duci passus sit utrobique autem non temere egisse, sed in artis quoque operibus eligendis critica facultate excelluisse existimetur. Quo magis illorum librorum iacturam deploremus oportet qui si integri extarent, non solum litterae Romanae atque historia antiqua amplissimum iucrementum acciperent, sed artis quoque veteris, et partis quidem illius, in qua maxime claudicamus, protomarum dico cognitionem , exoptatissimum nacti essemus columen.

IV. EPIMETRVM DISPVTATIONIS DE M. VARR0NI8 IIEBDOMADVM SIVE IMAGINVM LIBRIS*).

iii 'Viribus unitis' ut ad alia bona, ita ad summum bonum quod veritate continetur perveniri, cum plurimis in omni litterarum genere documentis intellegitur, tum in ea caussa, quam per antepaenultimam (si modo licet cum gramuiaticis

*) 1 1'rooemium Indicis 8cholarum aestivamm Bounenaium anni CIDIOCCCLVUI, iterum in publicutn emissum in r Prooemionim Bod- nensium decade' (Berolini a. CIDIOCCCLXI) n. VII, ubi in pruefetione haec scripta sunt: rProoemiis VI et VII (de Varronia Imaginum libris) «lisceptata valde lubrica quaestio, quae est de Imuginum Varronianarum partitioue atque dispositione , quantum nunc novis eisque stibtilis«iniis disputationibu8 Mercklini, Brunnii, Vrlichsii debeat, non sine voluptat»' cognoviase suspicamur qui musei Ilhen. t. XIII p 4G0 sqq., 473 sqq.. XIV p. 60G sqq. Philologique t. XI 11 p. 742 sqq. inspexerint. Nos nec nunc nec fortasse umquam ingcns iterabimus aequor: cuius via~< aperuisse ecquid habet praemiV C. W.]

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loqui) prooemiandi occasionem tractabamus [supra p. 508 sqq.J, nuper ipsi experti sumus. Vbi cum de Imaginum sive Hebdomadum libris M. Varronis quaesivissemus ad quem qualemve ordinem viderentur dispositi fuisse, ea ipsa disputatio Lvdovicvm Merckllnvm, doctum virum et acutum, invitavit ut in eodem argumeuto denuo versaretur: id quod ille fecit in f Animadversionibus de Varronianis Hebdomadibus', quas Indici scholarum praemisit per annum MDCCCLVII in uni- Tersitate Dorpatensi babendarum [v. p. 530 sqqj. Et maximam quidem partem eorum, quae ratiocinando effecisse nobis vide- baraur ut similia veri, non sine voluptate vidimus ab illo et probari et novis argumentis firmari: quaedam nec ea levia vel addubitari vel improbari. In his autem, quae reiecit, duo sunt gravia praeter eetera et ad disponendi rationem Varrouis perspiciendam inprimis utilia: quorum alterum ad ipsarum imaginum numerum universum spectat, alterum ad eam sedein quam inter cetera laudis humauae genera architectura obtinuerit. Ac de illo quod ipse Mercklinus statuit, quo lubentius fatemur prorsus nobis persuasum esse, eo tenacius tuenduin alterum et ab illius suspitione vindicandum senti- mus. Quae res cum qualis sit explicaverimus, aut fallimur aut simul spes est fore ut ad veram Imagiuura iraaginem, quantum quidem fieri coniectaudo potest, aliquanto propius accedamus.

Primum igitur de numero compositarum a Varrone imaginum cum Plinii verba septingeutas testantis ita interpretati essenius, ut ad plenam ille sumraara centenariara, quippe in solam multitudinis notionem intentus, liberalius auxisse eum nuraerum putaretur, qui, si ad amussim calculi subducerentur, intra sexcentarum octoginta sex imaginum fines subsisteret: tot enim efficiuntur, ubi bis septem libris singulis septiens septenas imagines distributas fuisse nobis- iv cum credideris: id quideni iam aliis ante Mercklinum displi- cuisse narratum est Musei philol. XII p. 154 [supra p. 529]. Nam ita quod reliquum est in Plinii computatione, cum ipsuni septenarium numerum bis septem imaginum servaret qui per totum opus Varronianum regnaret, vix hoc videri casui tribui posse Lvdovicvs Vrliciisivs MARTiNVSque

*R. KlTSCHELll OPVStVLA III. 35

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Hektziys senserunt nun sine magna specie probabilitatis. Itaque quattuordeciin libris singulis. Varroneui conieceruut singulas imagines principum quorundam praefixisse tauiquaui indices .eius generis quod liber quisque complecteretur. Id autem ilico nos ainplexuros significabamus, uisi gravissiinae quaedam offensiones obstarent, quae quales essent 1. s. s. exponebamus. Et tamen tain in promptu via erat, qua licebat rei summam ab illis excogitatam his incommodis liberare paulloque aliam in partem versam satis firmiter tueri, ut subeat animum quod est in proverbio de ovo Columbi. Idque felici acumine praestitit Mercklinus, tenens ille bis septem coryphaeoruni iuiagines, sed eas non singulis libris distributas praepositasque, verum unius libri vinculo compreheusas h. e. ipsius libri primi qui fuit eicaroJTiKOC. Iu quo post ea, quae cum de imaginum instituto universo tum de 'septenarii numeri virtutibus potestatibusque niultis variisque' generatim disputaverat, percommode Varro potuit ad integri operis sui dispositionem ita transire, eam ut non verbis tantum explicaret, sed ipsorum exemplorum evidentia inlustratam brevi in conspectu ]>oneret. Delecto igitur e singulis quae subsecutura essent praestantiae humauae capi- tibus uno homine praecipuo tamquam sui generis duce et antesignano, duas imaginum hebdomadas constituit, Grae- carum alteram, alteram Romanarum, quae velut pro indice essent ceterorum librorum: adiecta, ut est consentaneum, harum quoque imaginum brevi enarratione simili atque in reliquis omnibus.

Non potcst autem ad firmandam hanc senteutiaiu quic- quam esse magis appositum quam Gellianum testimonium quod est in capite 11 libri III Noctium Atticarum: ubi et de aetate Homeri disputatio Varronis et illius imagini ad- iectum epigramma affertur e flibro de imagiuibus primo'. Id nos coacti eramus item liberiore interpretatione in eaui partem accipere, ut scriptor, ilhi cum excerperet, non curasse praemissam universo operi praefationem existimaretur, sed primum librum dixisse qui reapse primus esset ipsas imagines repraesentans, quamquam secundus sane librorum omnium. Cui rationi quod Mercklinus p. 6 [533 sq.J opposuit etai

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satis valere negainus, tamen de rei summa prorsus nos assentientes habet. Nam cum ex eo, quod idem Gellius alibi, quae e secundo rerum divinanun Hbro petierit, item afferat e secuudo, non e primo, consectarium esse hoc volt, ut ille more coustanti e rei veritate numerasse libros Varro- nianos credatur: responderi potest et per se parum certum esse quo Mercklinus utitur exemplum, et si vel maxime certum esset, nihil omnino tali argumentatione effici, cum neglegentiae vel incuriae notio non censeatur moris con- stantia, sed in eo ipso consistat ut aliquid liat praeter nor- v mam et consuetudinem. Aliquanto gravius numquam non sensimus illud esse, quod eo quod proxime praecedit capite 10 idem Gellius ex eisdem quos manibus tractabat Varronis de imaginibus libris quaedam excerpens ipsum librum primum rectissime eum dixefat qui revera primus erat: ut tam brevi intervallo interiecto aegre videatur adeo sibi nou constitisse, ut proximo capite item primum librum, qui esset secundus, diceret. Sed gravissimum tamen omnium hoc est, quod oninino, postquaui Pliniani testimonii simpliciter interpre- tandi via patefacta est, liberioris in Gellii verbis interpreta- tionis necessitas omnis evanuit.

Hinc autem cum alia apta sunt tum hoc consequitur ut, si in principibus Homerus fuit libro primo compositis, nulla iam relicta caussa sit cur secundo libro poetae potissimum Graeci tribuantur: quando ipsum primum locuni in libro primo Homerum occupasse non modo ullo certo argumento persua- detur, sed ne probabilitatis quidem satis habet: contra atque Mercklino visum est p. 9. 11. 16 [530. 539. 544]. Quod ut quale sit plenius perspiciatur, ad alteram quaestionis partem progrediendum est quae est de architectoruui in imaginibus Varronianis sede. Haec enini cum fdecimo celebrata volu- mine Marcei hebdomas' dicatur ab Ausonio Mosellae v. 306 sq., id nos quidem ad decimum de imaginibus librum refereba- uius ratione ut putabamus omuium simplicissima. Verum longe aliam interpretationem Ausonii verba admittere Merck- linus p. 8 [536] arguit: non ut liber decimus, sed decima hebdomas significetur, quando singulae hebdomades totidem voluminibus et continerentur et numerarentur. Qua admissa

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interpretatione non decimo libro, sed tertio architectoruin hebdomadam tribuendam esse, et eius quidem libri initium fecisse. Id autem aut prorsus caecutimus aut ita se habere nullo pacto potuit: ut liac in caussa cautissimi alioqui iudieii virum nostro sensu iudicundi prudentia miris modis desti- tuerit. Quid enim? secundone libro celebrasse Varronem poetas credemus, id quod ipse Mercklinus statuit p. 9 [536J, tertio autem transisse vel polius transiluisse a poetis ad archi- tectos praetermissis prosae orationis scriptoribus posteriori- que loco alicui reservatis? An unius libri secundi septem hebdomadibus illum credamus et poetas et scriptores com- plexum? Et hoc ut ita potuisse institui largiamur potius quam concedamus, quid tandem illud esse dicamus, quod Graeci sunt quorum Ausonius architectorum hebdomadam enu- merat, alteruatim autem Graecarum Romjftiaruinque imaginum hebdomadas sese excepisse ipse nobis credidit Mercklinus p.8. 13 [535. 540]: ut, Graecis sive poetis sive poetis et scripto- ribus si secundum librum Varro tribuebat, non possit non Latinis destinatus fuisse tertius. Ergo nisi quid nos fugit (ut fugit sane olim in interpretatione Plinii), omnes prae- elusae viae sunt aliorsum detorquendi testimonii Ausoniani, nisi ut pro libro decimo 'decinium volumen' habeatur. Nam quod potuisse singulas hebdomadas singula voluniina aequare Mercklinus dicit, id etiamsi per se nullas habeat vi dubitationes, tamen sua sponte intellegitur non eo valere, ut excludat alteram rationem, qua quindecim voluminibus quindecim libri Varroniaui dispertiti fuisse credantur baud paullo ut opinamur et simplicius et probabilius. In qua re ne illud quidem praetermittendum quod, qui de tot quot hebdomades fuerunt voluminibus cogitat, vix poterit quin etiam prooemio duabus libri primi hebdomadis praeniisso suum volumen singulare, quo ne concinnitati prorsus inlu- datur, tribuat: quo fit ut decimum volumen ipsius libri secundi hebdomas extrema, non prima tertii, occupet

Ergo ad imaginum ordinera Varronianura quadamtenus finitius describendura si raodo ullus aditus patet, hinc est proficiscendura citra controversiam, ut in libro decimo archi- tectorum hebdomas Graecorum conlocetur, Romanoruni in

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undecimo. Nunc autem qui volet pro se ipse experiatur, num quam probabilem rationem comminiscatur qua et poetas seeundo tertioque libro, et decimo undecimoque architectos tribuat, nec tamen in reliquis generibus aliquo modo disper- tiendis aut maxime cognata dirimat aut copulet maxime disparia. Velut quis ferat a civitatium gubematoribus dispa- ratos belli duces interpositis artificibus? vel a litteris et disciplinis miro intervallo seiunctas artes? vel privatae vir- tuti postpositara laudera publieam? vel miscella exemplorum varietate intercepta unius praestantiae solida capita atque aequabilia? Horum autem et similiura incommodorum nullis machinis efficies quin aliquo laboret quemcumque ordinem inieris certarum classium ita eonstituendarum ut a poetis fiat initium. 1'ossumus hoc singillatim persequi et ut opina- mur ad persuasionem prorsus apposite: nisi raolesti esse in eo genere nolinius, quod facile unusquisque suapte experien- tia emetiatur.

Quantumvis autem verendum sit ne scire velle quae sciri nequeant quibusdam videamur et aeternis tenebris occul- tata mortalibus superba temeritate velle rccludere, tamen hoc mininie nos inovet quominus certa certae ratiocinationis via ad veram speciera dispositionis Varronianae sat prope posse accedi existimemus. Nam cum saepe accidat ut, ubi testimoniorura vi destituamur, sola per se sana ratio et ipsjus rei evidentia vel suadeat vel iubeat quid sit amplecten- dum, tum haec profecto caussa ita comparata est ut, cum prima specie longe plurimae coniectandi viae patere videan- tur, tamen diligenter perpensis singulis una sola relinquatur libera a dubitationibus omnibus. Sola divinatione utendum esset eaque inutili, si de viginti capitibus quaestio esset, quibus generis humani laudem omnem Varro conclusisset: contra demonstrationis probabilitas in promptu est, ubi id agitur ut non plures quam septeni classes principales inda- gentur totius humanae excellentiae capaces. Neque enim, quamdiu una eademque est natura hominum, rerum huma- narum vel per decursum saeculorum tauta mutatio fit, ut non sumraa capita raaneant eadem. Quae autem vel muta- bilia sunt vel dissensionem iudicandi admittunt, si, qualia e

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Roinanoruni potissimum ipsiusque Varronis mente fuerint, vii quaesierimus, vix est verendum ne a veritate longius aber- remus. Itaque his ut utamur in disputatione nostra, nec Varro potuit nec Romanorum quisquam non discernere publicam a privata virtute, publicam autem eis partibus duabus censere, quarum altera ad bellicam laudeni spectat, ad sapientiam civilem altera. Non magis difhteri quisquam potuit duo esse spatia principalia, in quibus praeter rem publicam vel gerendam vel defendendam enitescere ingenia humana possent, quorum alterum litteris, artibus alterum continetur. Rursus autem in litterarum genere satis constat longe etiam certiore quam nobis discrimine veteribus poetas distarc a scriptoribus. Vnde quintuplex ordo prodit quinque libris Varronianis (vel potius librorum paribus) explendis aptus: quando copulatorum cum poetis scriptorum societatem excedere unius libri ambitum infra apparebit. Haec autem quae percensuimua cum suapte natura et primaria sint in vita hominum et certis inter se finibus discreta, superest sane 'inlustrium aliquo modo hominum' prope infinita multitudo et incredibilis varietas, quam communi vinculo bifariam conexam duobus capitibus vix ullo artifieio coerceas. Et ut unum in fine caput miscellum dedita opera subiecisse Varronem satis per se credibile sit, at djas profecto miscel- lomm capitum ab artis notione mirum quantum abhorruerit. Ttaque nos quemadmodum ratio ipsa impellit, ut in ista rerum copia ac varietate locum aliquem communem circura- spiciamus, quo illarum partem aliquam complectamur, ita idem studuisse Varronem consentaneum est. Nec sane erat cur, quo opus habebat, vel diu quaereret vel longius arces- seret: quippe cui tam id in promptu esset, ut ne posset quidem praeterire. Quod ut quale sit distinctius percipiatur, recordandum est o.t flitteras' et fartes' et ^scriptores' cum veteres dixerint, ea vocabula omnia vel latius patentem vim habere vel angustioribus finibus circumscriptam. Velut scriptores etsi sunt sane quicumque aliquid scripserunt, tamen poetis ubi clari litteris scriptores opponuntur, praeter ceteros constat de oratoribus, historicis, philosophis cogitari solitum esse. Item de statuariis, sculptoribus, pictoribus

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potissimum, ubi latissime patens artis notio in pressiorem significatum coartaretur. Itaque cum nos hodie consueveri- mus bipertitam divisionem talem probare, ut altera in parte litteris consignata ingenii humani monumenta omnia pona- mus, arti6 nomine non consignata litteris complectamur ex parte altera, haud paullo diversa via veteres ingressi ex utroque genere quibusdam elementis ascitis ad vitam inpri- mis utilibus tertium genus mixtum eonstituerunt, medium inter illa duo, cui fecerunt f disciplinarum' nomen. Idque genus omne cum dedita opera rnovem disciplinarum libris' ipse Varro persecutus sit, huncine nullam eius rationem habuisse in eis libris condendis putabimus, quos ipsi ingenio humano per eapita celebrando destinasset? praes* rtim si brevissimo temporis spatio interiecto utrosque libros com- poneret? Nam Imagines quidem quando eomposuerit, ipsum testem habemus locupletissimum apud Gellium capite decimo extremo Varronis haec afferentem: etum ibi addit se quoque iam duodecimam annorum hebdomadam ingressum esse': hoc vm est ultra annum aetatis septimum et septuagesimum progres- sum, qui fuit urbis conditae 715. De disciplinaruni autem libris coniecturam in ea coramentatione fecimus quam abhinc annos tredecim de illis foras dedimus: ubi p. 53 fsupra p.400] ex eo argumentabamur quod Varronem Pliuius N. II. XXIX, 4, 65 prodidisset de aspidum ictu sanando praecepisse foctavo et octogesimo vitae anno': nisi quod pro eo numero nuuc 'LXXXIir receptum est ex optimis libris. Quodsi tale praeceptum vix alibi nisi in libro qui fde medicina' fuit tradidisse creditur: nam et satiras et logistoricos, de quibus facile quispiam cogitet, non a sene sed ab iuvene editos novimus: consequens est ut de disciplinis coiumentarios anno fere 721 u. c. pertexuerit, hoc est quinquennio post Imagines. Nisi quis forte intra hoc ipsum quinquennium demum sub- natam esse Varroni notionem rationemque omnem discipli- narum sibi persuadebit.

Nec vero ratio latet qua ad septemplicem partitionem novenarium disciplinarum numerum \farro sat commode re- vocare potuerit. Quid enim impediebat quominus prorsus exemptam e disciplinis vel dialecticam cum philosophia vel

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l*KBKR VARROS 1MAGIXVM

rhetoricaru cum eloquentia sociaret multo adeo nisi fallimur convenientius? vel unius mathematicae notione geonietriaiu et arithmeticara comprehenderet? vel ad geometriam etiarn astrologiam referret: quod quo iure dieamus, in commentatione s. s. satis declaratum est p. 3 [354 sq.] et p. 39 [387] sq.: vel 81 quae cogitari similia possunt. E quibus nunc unum hoc addimus, rhetoricam fortasse nec cum disciplinis ncc cum eloquentia coaluisse apud Varronem, scd cum ipsa philo- sophia: quando in hebdomade philosophorum Symmacho teste epist. I, 4 cum Pythagora cqui auimas in aeterni- tatem primus asseruit', et Platone rqui deos esse persua- sit'; Aristoteles componebatur ut ' qui naturam beue loquendi in artem redegisset': modo Varronis haec sint? non ipsius Symmachi elogia. Tautum autem . dubitationem vix liabet, quin eorum quattuor generum, quae continentur grammaticis, musicis, medicis, architectis; insignis ubertas iutegras sibi hebdomadas poposcerit: id quod certo testi- monio de architectis constat; sat evidenti coniectura creditur de medicis.

Haec igitur si non sumus praeter probabilitatem ratio- . cinati, consequens primum hoc est ut proprio artis uomine insignita facultas humana ab architectura, quam nos fere sociare cum illa consuevimus, prorsus separata fuerit: nec sociavit Plinius. Alterum est , ut una cum architectura ceteras disciplinas quintam librorum dyadem Varronis occu- passe intellegatur. Quod si ita est, tamquam quadam ne- cessitate ad naturalem onhnera singulorum capitum taiem ducimur qualcm iufra posuimus. Etenira dyas prima, nisi mirifice fallit opinio, ipsis rerum humanarum culmimbus dicata erat7 regibus et imperatoribus: secunda sapientiae civilis luminibus: tertia poetis: scriptoribus quarta: quinta inlustribus in disciplinaruni genere exeiuplis: sexta arte claris: septima promiscuae varietati aliquo modo mernora- ix bilium liominum relicta. Quam ipsam varietatem facile apparet tantam superesse, ut non in conquirenda potius quam in contrahenda materia Varroni elaborandum esset. Nequc enim alius, si niodo aliquis erat, locus concessus esse velut magis et sacerdotibus potuit vatibusque et chresmo-

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logis, item athlctis ludorumque publicorum victoribus, arti- ficibus BCaenicis et saltatoribus, inventoribus opificibusve de humano genere bene meritis, magnanimitatis honestatis sanctimoniae in vita privata comprobatae exeiuplis, insolitis vel in fingendo corpore vel in fortunanda aetate naturae miraculis atque beneficiis, eminentiae muliebris documentis. Qualem argumentorum multitudinem si exhaurire cum pul- visculo Varro voluisset nec in hac potissimum parte cum deleetu agere, non septenas illc, sed facile septiens septenas hebdomadas replesset. Verum inter hanc tamen quamvis suapte natura largam ubertatem et sex classium illarum principalium nobilitatem gravissimtnn intercedebat hoc dis- crimen quod, qui ipsum florem generis humani et tamquam medullam delibare vellet et ad confessani Ctraecorum laudem Komanam virtutem aequiperare? harum quidem classium, ut quibus vis et praestantia ingenii liumani praecipue aestima- retur communi consensu omnium, nihil quod alicuius momenti esset praetermittere debuit, contra minime excidebat con- Bilio, si in generum secuudariorum summis tantum capitibus quibusdaiu decerpendis acquiesceret.

Quam autem apto ordine in proposita a nobis Imagi- num tabula singulae se classes excipiant, maxime omnium hinc manifestum est, quod illa ratione sola similia conti- nuantur similibus. Nam cum in inlustribus sapientia civili hominibus non pauci fuerint qui etiam ad scribendum ani- mum adplicarent, id quod cnm in Solonem tum in legum latores omnes cadit, bene factum quod eos ipsos nullo inter- vallo, qui in litteris ornandis operam omnem consumpserunt, insecuntur. Rursus altera ex parte ad scriptores proxime accedunt, qui cum in certis disciplinis excolendis versarentur, item litteris consignata sui monumenta reliquerunt. Praeterea quoniam, quos ab farte' Varro seiunxit, et musici et archi- tecti propiore tamen cum illa quam cum ullo alio genere vinculo continentur, commode institutum est ut disciplinas ipsae artes excipiant. Quae comraoda vide num qua alia disponendi via consequi posse videare. Atque subtilioris adeo concinnitatis artificium in eo facile conspicias, quod tria paria sunt probatarum a nobis classiuin: ad civitatem spectans

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UKHKK VARRO.S IMAOINVM

primum, alterum ad litteras, ad artes disciplinasque tertium. Cuius rei hanc esse vim volumus ut, si quarto in loco classis miscella habeatur, bis quattuor partibus simul intellegatur quomodo ?6TriTOun,c ex imaginum libris XV libri IIIP rcsponderint, quorum memoriam codices duo Parisini ser- varunt a Chappuisio nuper excerpti: ut de hoc nuniero evanescant quas Musei philol. XII p. 153 et 100 [supra }>. 520] dubitationcs significavimus.

Et haec quidem generatim disputata sunto. Quodsi his x quaedam subicimus ad classes singulas spectantia, non hoc eo faciraus quasi qui ad harum rationes finitius deseribendas multum profici posse in tanta testimoniorum penuria opine- raur, sed ut a dubitationibus potius quibusdam, quas facile quispiam illinc orituras putet, propositam disponendi speciem defendamus. Itaque regiae atque bellicae virtuti destinata prima classis quam habuerit in isagogico libro praefixam Graecam imaginem, nescitur: Romanam habuit haud dubie Aeneae personam ab Ioanne Lydo de mag. I, 30 e Var- ronis Gikociv commemoratam, quam a (iraecorum heroum soeietate segregatam fuissc Mercklino quoque p.7 [535] persua- simus. Cui in Graeca hebdomade isagogica potuit, tantum ut exemplo utamur, vel Phoroneus vel Deucalio respondere ut TrpOTTdiTUjp gentis et dpxnjeTnc, vel fortasse Cecrops. Reliquas autem classes omnes cum Varro posset per capita persequi ex ipsa generum diversitate apta, primae tanieu et secundae classis materia vix erat simili distributioni idonea. hic ut videatur e temporum potissimum ordine pependisse, simul autem, ut est consentaneum, eas certorum hominum hebdomadas servasse quas vel fides memoriae vel coinniu- nis opinio et tralaticia consuetudo pridem sanxisset: velut in tertio libro septem regum Romanorum, in quarto septem sapientum (Jraecorum. Quodsi qui in duplici genere exeel- lerent, ut Numa Pompilius vel Pittacus cum suis socik liberum profecto crat Varroni, utri classi tribuere mallet. Id autem ubi ad Romanorum potissimura hominura rationes transtuleris, commode perspexeris qui tautiie fortium virorum multitudini capiendae, quanta per septem saeculorum*) con-

*) Hiuc non inepte quiHpiam proficiBcatur, ut e singulis fcriuv

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SIVE HERDOMADVM LIRRI

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tinuitatem Vrbis gloriam inlustraverat, satis tanien pares Imagmum angustiae fuerint. Nam cum illorum plurirai non minus consilio quam facinore rem publicam adiuvissent, ali- quammultos Varro potuit arbitratu suo de tertii libri copiis demptos in quintum transferre, ubi non minus commoda eis sedes esset. Eoque pertinent fortasse aut saltem accommo- dari possunt Symmaehi 1. s. s. verba: fille pauperem Curium sed divitibus imperantem, ille severos Catones, gentem Fabiam, decora Scipionum totumque illum triumpbalem senatum parca laude perstrinxit': ubi una triumphalis senatus notione et belli et pacis artes comprehenduntur. Ceterum secundae classis quas Varro voluerit paradigma- ticas imagines esse in isagogico libro praemissas, nec indicio ullo nec ratiocinatione docemur. Quaniquam si singulari fortunae beneficio ex aliquo volumine Herculanensi IVriclis et C. Caesaris splendidissima nomina prodeant, non simus mehercule Varronem culpaturi, nec id valde miraturi in eo qui oppressis partibus Pompeianis ad C. Caesarem ponti- ficem maximum iam rerum divinarum libros perseripserat. Nisi quod minime intercedimus, si quis tamen ex antiqui- oribus potius luculentum praeter cetera sapientiae exemplum repetiisse studiosissimum antiquitatis hominem sibi per- suadeat.

Contra tertiae classi poesim complexae nec potuit pro- xi fecto alia nisi Homeri imago ut paradigiuatica praeligi Jiec praefixa est. Cui in septimo libro, Varronem si bene novi- mus, nullum alium nisi Ennium opposuit, quantumvis usi- tata posterioribus hominibus Vergilii potissimum cum Homero conlatio fuerii Quoniam autem, ut poetarum et nobilissimus et antiquissimus Homerus, ita nobilissimum idemque auti- quissimum genus versuum hexametrus fuit, rectissime sta- tuitur et epicorum primam fuisse in hac classe hebdomadam, et e primo classis cuiusque capite desumi coryphaeum soli- tum, id quod res ipsa suadebat. Nec quibus potissimum e poetis illam hebdomadam Varro coraposuerit, latet, si modo

Kttt'euli« «ingulat* fortissimorum ttapientisftiuioruuiquc hebdonmdaH lectas esse coniciat, artificio haud Bane indigno arguta subtilitate Varronis.

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UKBER VARRO'8 IMAOINVM

Varroniani in vario litterarum genere delectus vestigia in reeensu illo florentissimorum ingeniorum, fjuem libro X Quinctilianus instituit, probabiliter Mercklinus p. 12 [539] inda- gavit. Quamquam, quania in hac caussa cautione opus sit, cnm per se intellegitur tum ipsius Mercklini exeniplo com- probatur. Qui si e Quinctiliani § 52 5G verbis septera praeter Homerum poetas Graecos epicos eruebat Hesiodum. Panyasin, Apollonium , Aratum , Theocritum , Pisandrum, Nicandrum, quibus ab ipso Quinctiliano adiectum propter imitationem Vergilii Euphorionem coniciebat, iinprudenter Antimachum neglexit inter Hesiodum et Pauyasin inter- iectum. Item cum Latinorura hebdomadem epicoruui inde a § 85 enumeratam putat, quae complecteretur Vergilium, Macrum, Lucretium, Varronem Atacinum, Ennium, Ovidium. Cornelium Severum, oblitus est unum libro isagogico reser- vandum fuisse. Sed vel sic concedendum est tamen sat prope ad numerum septenarium aliquot pinacas Quinctiliani ac- cedere, ut qui profecto vel addere vel omittere unum et item alterum nomen potuerit vel etiam aliud in Varrouiani loeum ut obscurioris substituere. Nec enim obscuriores quosdam a Varrone exclusos esse vel Menecratis exemplo architecti satis ' constat, Verura quod haud paullo gravius esse sentimus, hoc est, ut non posse non unum librum integrum ctim Graecae tum Latinae poesi destinatum esse arguamus. Quod ut ita esse perspicias, perlustra quaeso Graecorum iu hoc genere fertilitatem. Fac unam tantum hebdomadam epicis concessam fuisse: at multum sane uuius angustias lyricorura atque elegiacorum et frequentia superabat et certissimis tini- bus discreta notio. Vt vix immerito unius hebdomadis argu- nientum credantur Callini, Archilochi, Tyrtaei, Mimnermi, Philetae, Hermesianactis, Callimachi laudes praebuisse, item- que unius materia e novem qui ferebantur lyricis Pindari sociis petita esse. Non magis fieri potuisse videtur, quin ex Epicharmi, Cratini, Eupolidis, Aristophanis, Menandri, Phile- monis longe celeberrimis nominibus nullum omitteretur: quibus quod sociatum esse septimura dicamus, in tanta inulti- tudine iucertum. Quodsi coinici integram hebdomadem occu- pabant, non minus spatii sibi poscebant tragici, tametsi ab

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SIVK HKBDOMAOVM LIBRI.

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Aesehyli, Sophoclis, Euripidis splendore maiore sane inter- vallo ceteri tragici relinquebantur quam ab Aristophanis Menandrique fama comici ceteri. Ergo si nou pauciores (juam quinque fuerunt solorum pcetarum hebdomades, non potuerunt cum poetis etiam scriptcres, quibus profecto uonxn satis spatii erat iu hebdomadis duabus, unius libri ambitu eopulari: id quod supra anticipabamus tantum. Quodsi de sexta septimaque hebdomade libri sexti quaeris, in promptu est vel de tragicorum pleiade Alexandriuorum cogitare (quando etiain in aliis classibus binas fuisse unius capitis hebdomadas infra eognoseetur), vel de poetriarum Graecarum hebdomade, vel fortasse de capite miscello quo velut iambographi, sillo- graphi, epigrammatici subicereutur cum similibus. Percom- mode enim, ut ipsas classes principales septima classis uriscella, ita eiusdem vel classis vel libri sex principalia eapita item miscellum septimum excipiebat. Quod si pariter iustituebatur in Latinis, ad tale caput referri in libro septimo cuiu aliis Lucilius potuit, cui certa in certo gencre nullo sedes esset. De reliquis autem capitibus libri septimi noli ullo modo dubitare quin satis matcriae Varroni litterarum Latinarum copiae suppeditarint, unde quinque hebdoiuadas efficeret praeter epicos poetas Quiuctiliano duce supra nomi- natos: modo duo ne obliviscare quae huc faciunt inprimis. Nara primum consentaneum est multo illum faciliorem iu his se poetis aestiraandis iudicera gessisse quam in Graecis, quoruin honorem dedita opera exaequare Romanorura virtute vellet. Deinde autera prorsus est credibile ne obscuriorura •{uideni, ut nobis nunc videntur, hominum Latinorum ima- gines ad vivum factas umquara defecisse Varronera in tanta . huius generis apud Roraanos et gratia et frequentia. Atque adeo nobis hodie perfacile est (experti aflirmamus) ex eorum poetarum Latinorum nommibus, quorum quamvis tenuem memoriam non invidit nobis temporum iniquitas, tot quot opus sunt hebdomadas componere: unam quae altera fuerit epicorum: unam elegiacorum lyricorunique: tragicorum unam: fabulae palliatae poetis dicatam unam: unam e fabulae toga- tae, Atellanae, mimorura poetis constructam, nisi forte horum quidam ad caput miscellum reiecti sunt Nam aequalem

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UEBER VARROS IMAGINVM

prorsus in Graecorum Romanorumque libris singulorum ca- pituui distributionem netnineui tam fore ineptum putamus qui vel requirat vel exspectet.

Quartae autem classis etsi nec coryphaeos nec caput praerogativum novimus, tamen vel bic licebit ex eis. quae commode fieri non potuerint, coniecturam de eo capere quod esse factum veri simile sit. Velut fac a philosopbis exorsuiu esse Varronem in eoque genere primas satis per se recte Platoni dedisse. At hunc unius potius hebdomadis societate cum Pytbagora et Aristotele coinprehensum fuisse Symmachi quae s. s. s. verba haud profecto levi indicio sunt. Vel in Platonis locuin Socratem substitue, qui etsi scriptor uon fuit, tamen ut gravissimus auctor philosophiae praeter soli- tum priuceps praepoui potuit. At ita quem tandem illi eon- ferri e Romanis potuisse putabisV Nam ut paucis com- plectamur, omniuo non est credibile in ulla classe a tali capite initium factura esse a Varroue, in quo tam manifesta esset, quam est in philosophicis litteris, Graecoruni prae Romanis dignitas et praestantia. Ergo ne ab historicis xui quidem exorsus esse videtur. Quorum etsi hebdomadeni Graecam in Quinctiliani § 73 75 Mercklinus investigayit, compositam illain e Thucydidis, Herodoti, Theopompi, Pbi- listi, Ephori, Clitarchi, Timagenis nomiuibus, quoruin e societate Xenophontem ipse Quinctilianus se dicit eximere ut inter philosophos reddendum potius: at sive ad Hero- dotum sive ad Thucydidem palmam detuleris e mente Yar- ronis, hicine ut cum illo ausus sit vel Fabium Pictorem vel Sisennam vel «etiani Sallustium committere? Immo aut omnia . fallunt aut principium a nullis aliis nisi ab oratoribus fiebat. in quo genere solo potuisse Romanos non sine aliqua con- fidentia cum Graecis contendere ut nos intellegimus, ita identidem ipsi professi suut Nec magis, qui in eloquentia principatum inter Graecos teneret, dubitare e veteribus quis- quam, quam qui inter Romanos sibi vindicaret, vel deditis- simus antiquitati animus Varronis haesitare potuit: quem consentaneum est de summo oratore haud paullo houori- ficentius sensisse quam nuper sentiri inter nos coeptuui est. Primae igitur et secundae hebdomadi libri primi Demosthenis

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SIVE IIEBDOMADVM LIBKI.

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et Ciceronis imaginibus servatis tanta praeterea Ronianorum copia oratorum et tamquam affluentia suppetebat, ut, quain difficile esset philosopbis Romanis vel unam hebdoinadaiu refercire (nisi forte huc asciti rhetores erant), tam facile non duae, sed tres iu eloquentia hebdomades Romanarum imagiuum prodirent. E quibus unam servavit fortasse Quinctilianus, apud quein excipiuut Cicerouem inde a § 113 Asinius Pollio, Messalla, C. Caesar, Caelius, Calvus, Servius Sulpicius, Cassius Sevems: nisi quod pro C. Caesare, huic si forte suus alibi locus* concessus fuit, nullo negotio alium quemlibet e Tulliauis iu Bruto copiis arcesses. Quanta auteni in Latinis litteris oratorum, tanta philosophoruin potissinium in Graecis abundantia fuit: ex his ut itein per- commode non duae tantum, sed tres hebdomades tiereut, sive tres Varro aetates distinguebat, sive sectarum discrimina sequebatur, sive e dignitatis aestiinatione (nam haec quoque ei ratio aliquando placere potuit) triplicem ordinem consti- tuebat Ac de Graecis quidem cum omuino non laboremus, quibus fere modis (quando non unus suppetit) pcr septem hebdomadas distributos scriptores nienti nostrae informemus, de Romanis ne quid hariolari videamur praeter id quod res flagitat, satis dictura hoc esto, tres liebdomadas oratorum excipi ab historicorum duabus potuisse, his philosophorum unam subiungi, desini in una hebdomade miscella. Pos- tremo in hac parte non est praetermittendum Nonii p. 528 testinionium quod est tale: flucis numero plurali, quod sunt dies. Varro ebdodiaduiu sub imagine Demetri' e. q. s. Vbi etsi multi cogitari possunt qui interciderint numeri, tamen nullum tam in propinquo esse apparet quam qui iteratis litteris extremis prodit: EBDOuiADUm um h. e. hebdomadum octavo. Quodsi eo in libro Demetrii Phalerei imago conlocata erat, vides quam id apte in propositam a nobis et pro virili parte commendatam partitionem quadret, e qua illum ipsum librum cum ceteris scriptoribus oratores Graeci occupabant.

In quinta classe facile intellectu est primum locum xiv nec architectis nec medicis datum esse. Quem enim praeponi potuisse Ausonianae architectorum hebdomadi existimabimus

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UBBBB VARRO'8 IMAUINVM

ut vel antiquioreui vel praestabiliorein Daedalo, Chersi- phrone, Ictino, Philone, Dinochare, Archimede septi- iuoque Menecrate? Vel quera Hippocrati anteferri, cui sex in raedico genere socios Diocleni, Praxagoram, Chry8ippura, Erasistratu ra, Herojjhilura, Asclepia- dem Plinius iunxit lib. XXVI a § 10 ad 12? Quodsi est qui huc advocare musicos auimura inducat, habebit is quidein quera in fronte ponat Graecae hebdoraadis paradigmaticae, sive is Orpheus est sive Olympus sive horura similis, non habebit quein huic parera faciat Roinanum. Nec praeter principem omnium Aeneam eiusque socium Graecum videutur e mythico genere proceres petiti esse. Ergo vix aliud eaput, unde principium esse factum credatur, nisi aut mathemati- cum aut graramaticura superest. Graeci autem vel geouie- trae vel astronorai cura praeter Archimedem, qui suaiu in architectis sedem invenerat, non adeo pauci in promptu essent e quibus princeps disciplinarum conditoribus omnibus praeficeretur: velut si Eratostheni Nigidius aequiperaretur: tamen haud scio an ab eo genere Varro exorsus sit, a quo, quutquot fuerunt qui in enumerandis enarrandisque discipli- nis versarentur, iuitiura ceperunt omnes: quod quidem con- tinetur granimatica. Vt, nisi fallit aniraus, decirai libri iinagines praecedere iu prirao Aristarchus potuerit, undecimi autera, quoniam non profecto Varro ipse potuit, ut exemplo utamur iu re suapte natura prorsus ancipiti, praeceptor Varronis Aelius Stilo Praeconinus. Praeterea quid cousilii quemve delectuiu in his potissimura libris Varro secutus sit, obscurum est iuxta cum obscurissumis.

Restat sexta classis artibus dcstinata. E qua primum novimus statuariorum uon unam, sed duas hebdomadas ab Henrico Brvnnio nostro probabiliter investigatas in Pli- nianis coiumentariis: vetustiorum alteram, de qua paullo post dicctur, alteram circa teinpora expugnatae Corinthi clarorum: Antaei, Callistrati, Polyclis, Callixeni, Pythoclis, Pythiae, Timoclis. Quibus item duas hebdomadas picto- rum Mercklinus p. 10 [538] addidit, alteram Alexandri Magni aetati supparura quos comrauni memoria Quinctilianus XII, 10, (> comprehendit: Protogenis, Pamphili, Melanthii,

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SIVE HEBDOMADVM LIBRI. 561

Antiphili, Theonis, Apellis, Euphranoris: alteram antiquiorum in quibus Zeuxis et Parrhasius essent et in- consulto ut putanius praetermissus a Mercklino Polygnotus. Quodsi binae fnerunt et statuariorum et pictorum hebdo- mades, non potest quicquam ab ipsa eoncinnitatc plus coin- meudationis habere quam etiam sculptoribus binas tributas esie: quorum multitudo per Plinii librum XXXVI diffusa vel tribns quattuorve aequandis facile sufticiat. His igitur sex hebdomadis ubi septimam misccllam subi6ceris e scalpto- ribus, caelatoribus, fictoribus compositam, tam commode libri duodecimi spatia expleveris, nihil ut ad perfectae aequa- bilitatis notionem desideretur. Nec e quo potissimum genere principem Varro delegerit in libro primo praemissum, valdexv posse dubitari videtur. Nam et cum e dignitate tria artis genera principalia spectantur, in maiore etiam quam sculp- tores et pictores honore fuisse statuarios constat, et eodem certae argumentationis via ducimur. Statuariorura enim aetate maiorum cum hanc hebdomadam e Plinii lib. XXXIV §54sqq. Bnuraio auctore eruissemus: Phidiae, Polycliti, Myronis, Pythagorae Rhegini, Telephanis, Praxitelis, Lysippi: etsi rei summam Mercklino probavimus, tamen ille p. 10 [537 1 aegre tulit Pythagoram Samium neglpctum, quem post ipsum Rheginum his verbis Plinius § 60 commemoravit: ffuit et alius Pythagoras Samius, initio pictor, cuius ad

aedem Fortunae laudata sunt. liic supra dicto facie

quoque indiscreta similis fuisse traditur'. Haec enira, quae extrema posuimus, non ut in transitu adiecta esse ex eo intellegi, quod nec ad artis historiam, in qua sola versaretur scriptor, quicquam facerent, et ad ipsam imaginum notionem a Varrone explicatarum spectarent ut quod maxime. Rectis- 8iuie id quidem nostro sensu: modo ne subtilissima admoni- tione ita usus esset ut a reliquorum societate, ne hebdomas statuariorum superaretur, Praxitelem segregaret. Cui cum nos ultimum locum a Plinio propterea esse tributum Brunuio credidissemus, quod eundem fraarmore feliciorem, ideo et clariorem' ipse Plinius dixisset § G0: eam ipsam ob caussani non potuisse inter statuarios, debuisse inter sculptores referri a Varrone Mercklinus arguit. Verum quid est tandem cur

»R. RIT8CUK1.II OPV8CVLA III. 86

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UEBF.R VARROS IMAOINVM

non potuisse Varronem faeere credamus, quod fecit tamen Plinius? Nec enini alia defutura putamus quae, si in raani- bus Varronis volumina essent, aliquam ob caussam mirare- mur. Velut quis in arcliitectis potius quani geometris Arehi- medem exspectaverit? Ergo servato Praxitele eam potius in partem octonarium numerum Plinianum interpretabimur, hic ut ad ipsain hebdomadem Varronianam libri duodecimi ex isagogico libro asciverit artis universae primarium viruin, qui de commnni nisi fallimur antiquitatis consensu fuit Phidias. Vt haud dubie a statuariis exorsus per sculptores Varro transierit ad pictores. Iam vero si, quem Phidiae opposuerit Romanum artificeni, quaesieris, non est miruin non mediocriter nos laborare: sed tamen non laboramus magis, quam si, quibus tandem copiis ipsius tertii decimi libri loculamenta referserit, sciscitere. Quantillum est enim, quod de artis studiis*) veterum Romanorum ad nostram memoriam propagatum sit? Quid prosunt ad undequiuqua- ginta imaginum numerum consummandum pingendi arte spectati Marcus ille Plautius fAsia lata oriundus' apud Pli- nium XXXV § 115 (de quo non satis caute Brunnius iudi- cavit Hist. artif. II p. 303 sq.), Fabiusque et Pacuvius, si xvi modo hos e scriptoribus et poetis exemptos credideris, vel rRomae celeber paullo ante divoni Augustum' Arellius Pli- nii § 119? Quid duo fictores sive plastae prosunt, quoruui alteri olim Turiano nomen, nunc qufdam Volcanio faciunt apud eundem Plinium § 157, alteruiu Caleuum Canoleium novimus? Quid denique in aeneo opere elaborantes, quorum forte fortuna nomina in quibusdam monumentis inscripta ad nos pervenerunt, Novios ille Plautios et C. Ovios Oufen- tina cum C. Pomponio Quiriua? vel anciliorum si dis jdacet

*) Nam quod etiam arcbitectorum fama celebrium magna inter Romanos paucitas fuit, reputandum est cx illis unam efficiendam faisse, non soptem hebdomadas. Vui autem vel ea, quorum nobis notitu superat, noiniua sufficiuut: Cossutii, C. Mutii, Stallii ntrinsque, V itra- vii, his si JMSCenisM Fufidium et Sept.imium credideris ut non comraen- tariorum tantum de architectura condit^ires, sed uau quoqne eaiu artim exercentes. De quibus testimonia veterum liabes apud Orunuium HxAo- riae artilicum II p. 335 sqq.

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fabricator Maniurius Veturius apudFesti breviatorem Paulluni? £t tamen e talibus autiquitatis Latinae, Oscae, Sabinae, fortasse etiam Etruscae*) latibulis atque recessibus immen- sae vir doctrinae indefessaeque industriae putandus erit tan- tum quantum opus esset ambitiosius conrasisse potius quam severius delegisse, necessitati magis cuidam patienter cedens quam e rei veritate artificum dignitatem metiens debitaque verae virtuti praemia dispensans. Atque e Varrone excerpta esse quae de plastices antiquitatibus a § 154 ad 157 Plinius perscripsit, identidem ipse testatus est. Quae cum ita sint, fortasse praesto erit quem Phidiae contulisse Varronem conicias, Decius ille, cuius soli Plinio mentio debetur lib. XXXIV § 44 haec prodenti: 'habent in eodem Capitolio udmirationem et capita duo, quae P. Lentulus consul* (anni ut videtur 697 u. c.) 'dicavit: alterum a Charete supra dicto factum: alterum fecit Decius, comparatione in tantum victus, ut artificum minume [iinjprobabilis videatur'. Vbi etsi in Uambergensi exemplari fdicus' scriptum est pro 'decius', in quo mutilum latere Graeci nomen artificis, ut 'Prodicus', Silligius suspicatus est, tamen e sescentis Graecis unum vix nobis persuademus tanto cum pondere tamque quaesito acumine item Graeco artifici Chareti oppositum esse. ( 'ontra Graecae laudis aeinulus Komanus homo commode perspicitur quo consilio succubuisse quidem dicatur, sed honeste nec sine laude succubuisse. Nam ^improbabilis' ut cum Fride- rico Thierschio de epochis artis Graecae p. 297 scribatur }>ro eo quod in libris proditum est 'probabilis', ipsa vis sententiae et acumen oppositionis exigit: coutra at^iue Brun- nius statuit in Historia artificum vol. 1 p. 602.

*) De biH enim Italiae gentibus, non de Graecis, ut Merckliuo riaum p. 13 [540 j, cogitaviuiua cum Graecos tliximus paullo Hberalius interpretantlos esse exteros videri, Romanorum in locum substituendoa Italos potdus.

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TEBER VAHKOS IMAGINVM

V. ZU VARROS IMAGINES.*)

sn Bei der durch die Umstande (ut fit) gebotenen Correctur- eile ist in dem 'Epimetrum disputationis de M. Varroius Hebdomadum sive Imaginum libris', welches dem ludex scholarum der Ronner Universitiit fur das Soinmerseinester 1858 vorangescliickt worden, der Ausfall von ein paar Satzeu unbemerkt geblieben, die p. XVI Z. 27 [oben p, 5G3 Z. 20] auf die Erwiihnung des romischen Erzbildners Decius folg- ten: MVaeter Decium autem illum non novimus nisi utuiih solum quem libro tertio decimo praemittere Varro in priiuo potuerit ut £Hapxov Kai Trpon.Y€MOva artis Romanae: qui est Coponius fXlV nationum quae sunt circa Pompei thea- truin' artifex, ex ipso Varrone commemoratus a Plinio lib. XXXVI § 41. Nisi quod hic quoquc Ranibergensis liber. in quo ToromV scriptum est, dubitationem inicit uum forte Graeci potius nomen artificis subsit. Omninoque cum paollo etiam maior in pictura quam in statuaria arte propria gentis

3i8 Romanae laus fuisse videatur, non nimis esse refragandum sentimus, si quis in concinnanda secunda hebdomade non alii nisi pictori sextum esse locum a Varrone datmn con- iecerit.' Diess war so gemeint, dass es nicht als unmoglich zu donken sei, Varro habe, wenngleich als Reprasentanten der griechischen Kunst den Erzbildner Phidias aufstelleud. doch die romische durch den Meister eines andern Kunst- zweiges vcrtrekm lassen: ausnahmsweise allerdiugs und mit Aufgebung der sonstigen strengern Symmetrie, aber ebeu aus der Noth eine Tugend machend. Indessen konnte, wer sich doch von jener Symmetrie nicht trennen mochte, iinuier- hin auch der Meinung Raum geben, dass Varro, gerade weil ihm nur ein Maler als TrjXaux^c 6fifia der vaterlandisebeii Kunsttliiitigkeit passend erschienen wiire, diese Riicksicht nun auch fiir die Wahl des griechischen (iegenstiicks massgebeiul sein liess und dafiir nicht den Phidias, sondern etwa den Polygnot (doch wohl eher als Apollodor, Zeuxis oder Par- rhasius) bestimmte: damit nicht der Abstand der Romer im

*) [Iihein. Murenm f. Philol. P.d. XIII (1858) p. 317-319]

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Gebiete der Kuust gleich von vorn herein allzu augenftillig wiinle. Denn was fiir die YVahl des Phidias p.XV (562] beige- bracht worden, ist doch nicht gauz zwingeud, weil es noch eiuen andem Au.sweg hisst, Allerdings sind es mit Einrech- nung des vorangestellten Phidias uud beider Pythagoras acht Meister ersten Ranges, welche Plinius XXXI V § 54 tf. hervorhebt, imd unstreitig ciue feine Bemerkung von Merck- liu ist es, dass gerade der Wortlaut, mit dem unmittelbar nach dem Itheginer Pythagoras der Samier erwiihnt wird, auf den Gesichtspuukt der Varrouischen Imagines so deut- lich wie moglich hinweist: ffuit et alius Pythagoras Samius,

initio pictor hic supra dicto facie quoque indiscreta

similis fuisse traditur'. Die Worte sehen ganz danach aus, als wiiren sie gerade so aus Varro s Buch heriibergenommen. Aber daraus folgt doch noch nicht mit Nothwendigkcit, dass dem Samier auch ein eigenes Bildniss gewidmet war; sehr bequem konnte ja Varro jene Bemerkung in der Erkliirung des Portriits des Kheginers beiliiutig anbringen. Dann aber ware auch der Annahme nichts im VVege, dass Phidias nicht unter den Prototypen stand7 welche die erste und zweite Hebdomas des ersten Buches bildeten, sondern seinen Platz sid erst im zwolften Buche nelien seinen niichsten Kunstver- wandten fand. Wie es sich damit, und wie init so man- chem andern Punkte des Varronischen Bilderwerks verhielt iiber den eine niihere Auskimft uns von so grosseiu uud vielseitigem Interesse sein wiirde, werden wir wohl leider nie erfahren.

Bonn, 3. Marz 1858.

VI. VARRONISCHE BRIEFE.*)

1.

Hochgeehrter Herr Professor. Nachdem sich unsere Ver- 46o handlungeu iiber Varros Hebdoiuaden in den Fristen aka- deniischer Programme gefolgt sind, erlaube ich mir fiir die Fortsetzung derselben- Sie um Ihr Rheinisches Museum anzu-

•) [RUein. Muscum f. Philol. Bd. XIII (1858) p. 460-177.)

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UEBER VAIIROS IMAGINVM

46i gehen, wo der Wechsel von Billigung und Widerspruch, von AngrifF und Wehr sich unmittelhar begegnen kann und das mit vereinigten Kraften zu gewinnende Gut der siegreichen Wahrheit in grossere Nahe geriickt wird. Denn obwohl das spiirliche Material unserer subtilen Frage so weit gediehen scilien, um dem abschliessenden Spruche zu unterliegen, haben Sie in Ihrem letzten Epimetrum der Untersuchung ganz neue und so weite- Bahnen eroffnet, dass noch manche auch fiir die vorhandeuen Fragepunkte fruchtbare Betrach- tung zu gewiirtigen ist. Darum wird auch meine Aufgabe diesmal eine doppelte sein, indem ich zuerst zu den zwischen uns noch bestehenden Differenzen zuriickkehre, um dann dem von Ilinen entworfenen Plan der Imagincs raich zuzuwenden.

Die von Plinius bezeugte Gesammtzahl von 700 imagines festgehalten und deren Vertheilung auf die 15 Biicher der Hebdomaden gefunden zu haben, kann ich kaum als be- sonderes Verdienst in Anspruch nehmen, nachdera von Ilinen die Moglichkeiten der Vertheilung vollstandig ausgesprochen und von den Herren Urlichs und Hertz ein an das Rich- tige streifender Vorschlag geraacht war, so dass es nur noch darauf ankam, diesen zu niodificiren, um unter jenen Propo- sitionen die rechte Wahl zu treffen. Wie aber Columbus nicht auf sein Ei, sondern auf die Entdeckung des nicht nach ihm benannten Welttheils wird Gewicht gelegt haben, so kann auch ich, um Grosses mit Kleinera zu vergleichen, den Beweis, der mich zu jenem Resultat gefiihrt hat, welches Sie anerkennen, obgleich Sie diesen Beweis unzulanglich finden, mir nicht schinalern lassen: denn mit ihm fallt fiir niich auch die Berechtigung jenes Ergebnisses, und in ineineu Augen ist es nur ein empfehlender Umstand, dass der von mir eiugesclilagene Weg der einfachste ist. Den Prufstein fiir unsre beiderseitige Ansicht bildete das lOte und llteCa- pitcl im dritten Buclie des Gellius, vou dessen freierer Interjire- tatiou Sie jetzt abstehen. Dass Gellius hier unter dem ersteu Buche das Einleitungsbuch, nicht das zweite verstanden. suchte ich durch die Parallele von X, 15, 32 zu erweisen, wo eine Notiz iiber den flamcn Dialis aus dera zweiten Buch der Antiq. rcr. divin. citirt ist, obgleich Augustin de c. d. VI, 3

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dieses von den ponHfices handelii liisst nur ein schein- barer Widerspruch, da Varro, der den drei Priesterschaften der pontifices, augures, X Vviri die ersten drei Biicher nach deni Einleitungsbuch bestimmt hatte, die dem Pontifex maximus mitergebenen Priesterthiimer des Kex, der Flamines imd Vesta- len nirgend anders als unter den pontifices besprocheu haben kann woraus dann folgte, dass Gellius auch au unserer Stelle das Einleitungsbuch als erstes mitgeziihlt habe. Das Misverstiindniss von Ambrosch (Studien p. 49 Anm. 45) (welcheni Ihr Verstiindniss von Gellius ganz iihnlich war) musste ich anfiihren, damit es mir nicht als Einwand ent- gegengehalten wiirde, und natiirlich auch die auf Marquardt (Thl. IV p. 168. 187) sich stiitzende Berichtigung. Dadurch aber, dass zwei Gelehrte eine und dieselbe Stelle verschieden auffassen konnten, wird die Sache selbst keineswegs un- sieher. Schon lange vor Marquardt hat sich Merkel (De ob- scuris Ovidii Fast. p. CXVI vgl. p. CXlII) iiber Ambrosch gerechter Massen verwundert, und wenn es dcssen noch be- diirfte, liisst sich zeigen, dass Varro seine Biicher so ziihlte: Aug. de c. d. VII, 28 quoniam, ut in primo libro dixi dc locis, denn mit dem primus libcr kann nur das Einleitungsbuch gemeint sein, quo prim dc oninibus communiter loqucrctur, nicht das zweite, welches wie wir ebcn gescheu dc jmitiftci- bus handelte, und dc locis war erst in Buch V VII die Rede.' Damit scheint mir die constantia des Gellius in der Citir- methode Varronischer Biicher hiuliinglich befestigt, ura einen weiteren Einwand, den Sie durch eine feine Distinction zwischen den Begriffen der ncglcyentia uud inconstantia zu gewinnen suchen, abzuschneiden, so dass ich in demselben weniger eine ernstliche Beeiutriichtigung meines Beweis- ganges als gleichsam eine Apologie Ihrer fruheren Auffas- suug erblicken kann.

Wir sind also jetzt darin einig, dass die von Plinius bezeugten 700 imagines oder 100 hebdoniades auf XV Biicher dergestalt vertheilt waren, dass das erste oder Einleitungs- buch ausser den Betrachtungen ttber die Siebenzahl nur 2 Uebdomaden, die folgenden 14 Biicher je 7 enthielten, 14 + (14 X 40) = 700. Eine weitere gleichmassige Verthei-

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luug hatte sicb Ihuen aus Ausouius Mosella 306 f. ergebeu, wo die Hebdomas griecbiscber Arcbitekten dccimo volutnim- 4«3 cclcbrala beisst, woraus folgte, dass nicbt zuerst in 7 Bflchern Griechen, in den niiehsteu 7 Ronier Platz batten, sondern dass Griecben und Roiner uiit den Biicbern alternirten, wo- nacb die Biicher mit geraden Zablen Griecben, die mit un- geraden Roiner enthielten: denn nur so kamen im lOten Buch die griechiscben Architekten zu stehen. Ich hatte dagegen p. 8 [oben p. 536 j erhmert, es konne moglicherweise unter dccimum volumcn auch die lOte Ilebdoraade verstanden sein, wenn jede Hebdomade ein volumcn fiillte, wonach die grie- chischen Architekten an die Spitze des 3. Bucbes zu stehen kiimen, obne jedocb diesem Einfall weitere Folge zu geben (p. 8 [oben p. 536]: fSed missa hac cautione'; p. 0 [oben p. 530): fsi Ausonii verba de libro decimo accipis'), imd es wird mir daher gar nicht scbwer, nach Ihren ausfuhrliclieu Gegenbemerkungen von deniselben ferner abzustehen. Er wiire nie geiiussert worden, hiitte mir bei der Abfassung meines Programmes der vou Ihnen jetzt sebr ansprechend entwickelte Plan des ganzen Varronischen Werkes vorhegen konnen, zu dessen dankenswerther Mittheilung Ibnen jenes erst Veranlassung gegeben. Damit setzen Sie eine andere meiner Annabmen in Verbinduug, welche gegeniiber jeneni Plane ebenfalls als vorscbnell erscbeinen muss, niimlieh die, dass die Reibe jener 14 der Aufeinanderfolge und dem Inbalte der Biicher entsprechenden Repriisentanten im ersten Bucbe von Homer eroffnet worden sei, was Sie daun mit jener Stellung der Architekten im 3ten Buch in schneidenden Widerspruch verwickeln, woraus aber zunachst docb nur die von rair den Architekten angewiesene Stellung unstatthaft wird. Denn ganz aus der Luft gegriffen war die Annahrae iiber Homer nicht. Es lag ihr niimlich die Vor- aussetzung zu Grunde, dass Gellius seinem anderswo naeh- weislich beobacbteten Verfahren treu geblieben, das was in seiner Quelle unmittelbar zusaramenhing in zwei auf eiuander folgende Capitel zu zerspalten. Danach hiitte sich Honier gleich uii die Erorterungen Uber die Siebenzabl angeschlossen und soinit jene Reihe eroffnet. Wenu ich nun zu Gunsten

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Ihres Planes von jener Anuahme gern zuriicktrete, darf ich wohl auch das ofteue Bekenntniss ablegen, dass ich mich vormals durch Sie selbst (Winterprogr. von 1856 7 p. X f. [oben p. 518 1 uud Rhein. Mus. XII p. 154 [oben p. 530J) in ihr habe bestiirken lassen, freilich mit grossein Unrecht, da ich Jhnen gleichzeitig die Priiniisse Ihrer ganz consequenten Folgerung entzogen hatte. So wenig ich daher gesonnen sein kann mich deshalb rcchtfertigen zu wollen, glaube ich doch, dass die Worte, mit welchen Sie p. V [oben p. 548 J meinen Mangel an Vorsicht strafen, jetzt nur noch zur Hiilfte von mir verdient sind.

Die bei dem spiiten Ausonius mit ausdrtteklieher Ver- weisung auf Varro erhaltene Hebdoraade der griechischen Architekten fordert dringend auf, in der ganzen nachvarro- nischen Litteratur nach andern Hebdomaden auszuschauen, von deren Gewinn zunachst der weitere Ausbau des fach- reichen Werkes abhiingig sein muss. Solche sind von Ilinen und Brunn aus Plinius, von mir aus Quintilian hervor- gezogen worden und haben bereits eine gegenseitige PrUfung zu bestehen gehabt. Dass meine aus Quintilian X, 1 ent- wickelten Hebdomaden der Litteratur nur dazu dienen soll- ten, die 7 Maler XII, 10, 6, welche 8ie anerkennen, als von Varro entlehnt zu bestiitigen, habe ich selbst ausgesprochen und finde es daher ganz in der Ordnung, dass Sie jene nicht sofort mit gleicher Bereitwilligkeit zulasseii. Nur glaube ich konnte sowohl fiir als gegen dicselben mehr gesagt werden, als von Ihuen geschehen ist. Um mit Ihren Bedenken an- zufangeu, habe ich unter deu griechischeu Epikern nicht fun- bedacht', sondern absichtlich*) Autimachus ausgelassen, da ihu Quintilian, obwohl er sagt: rsed quamvis ei secundas fere grammaticorum consensus deferat', dennocli nicht an der zweiten Stelle nennt, woraus mir zu folgen schien, dass er ihn in seiner Quelle (Varro) nicht vorfand, sondem wegen des consctistis ijrammaticorum selbst einscliob, und dass der- gleichen Zusiitze oder Auslassungen oder Substitutionen Quin-

*) 'Unabsichtlich' 8iihe ich auch mein imprudcnter lieber uber- setzt als 'unbedacht'. F. H.

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tilian uiit dem ihm vorliegenden Pinax seinem Zwecke ge- niass mag vorgenoinmen haben, geben Sie ja selbst unbe- denklich zu. Vielleicht hatte ich aber statt dessen richtiger Apollonius gestrichen, denn einer aus der Reihe rausste fal- len, warum aber dieser, davon sogleich. Ebenso habe ich auch bei den 7 romischen Epikern, welehe Quintilian bis auf Varro s Zeit gerade darbietet, nicht 'vergessen', dass ein icb achter fiir das Einleitungsbuch iibrig bleiben musste, um Homer gegeniibergestellt zu werden. Denn dazu bestimmte ich den von Quintilian nicht genannten Livius Andronicus, woriiber unten ein Mchreres. Meiner ganzen Annahme gun- stig ist, dass, wie ich inzwischen gesehen, schon Bergk de reliq. com. Att. ant. p. 147 f. in Quintilians Urtheilen einen Anschluss an Varro, wenn auch nicht gerade in den Heb- domaden, nachgewiesen hat, und eine Uebereinstimmung bei- der wird sich wohl noch in manchen andern Punkten zeigen lassen. Was ist z. B. wahrscheinlicher, als dass bei Gellius XVII, 4 nicht nur das iiber Euripides gesagte, Ihrem Urtheile geiniiss, aus Varros Hebdomaden stainnit, sondern auch der Aufang des Capitels: 'Menauder a Philemone, ne- quaquam pari scriptore, in certamiuibus comoediarum ainbitu gratiaque et factionibus saepenumero vincebatur'? Denn dasselbe klingt bei Quiutilian X, 1, 72 wicder: ^Phileinon, qui ut pravis sui temporis iudiciis Menandro saepe praelatus est, ita consensu tamen omnium meruit credi secundua*. Nicht die schwiichste Unterstiitzung bietct uiir die im Ver- folg wieder zu beriihrende Walirnehmung dar, dass dem Quintilian ein chronologisch geordneter Pinax {index ex bt- bliotlicca sumptus § 57 vgl. § 104) vorgelcgen, den er aller- dings nach seinem Utilitiitsprincip 22. 37) liiiufig genug abgeiindert hat, jedoch so, dass er hin und wieder von sei- nem Verfahren gewissermassen Recheuschaft abzulegen nicbt unterliisst, z. B. § 74: 'Theopompus his proximus (numlich aetatc) ut in historia praedictis ininor'. cPhilistus quoque meretur, qui turbac quamvis bonorum post cos auctorum ex- imatur'. § 75: *Longo j)ost intcrvaUo temporis uatus Tima- genes'. § 78: *His actatc Lysias maior'. § 88: 'Enniuni propiorcs alii atque\ § 103: fQuam paulum actatc praccc-

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dens euni Bassus Autidius'. Auch die Fassung von § 96 spricht fiir eine ehronologische (irundlage, soll nicht Wider- spruch entstehen. Dagegen liisst sich einstweilen ein starker Einwand gegeu mich herleiten aus dem noch nicht auf- geklarten Verhiiltniss, iu welchem Quintilians Urtheile zu der unter dem Namen des Dionysius von Halikarnass gehen- den tujv dpxcuujv Kpicic (Reiske Bd. V p. 415 f.) stehen, in- deni die Frage nach der Quelle des Quintilian auch auf diese ausgedehnt werden muss. Und bei der deutlichen 466 Uebereinstimmung beider wiire es von niir richtiger gewesen, nicht Antiroachus, sondern Apollonius in der Hebdomade der Epiker auszulassen. Hinsichtlich meines Vorschlags, unter die von Brunn aus Plinius XXXIV, 54 tF. gezogene Hebdo- made der statuarii auch Pvthagoras von Samos aufzunehmen.

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erfreue ich mich lhrer Zustimmung, dagegen bestehen Sie darauf, den Praxiteles, obgleich marmore feliciorcmf idco et dariorcm, nicht wie ich wollte zu den sculptorcs zu stellen, soudern bei deu Erzarbeitern zu belassen, deren uun acht sind, und wollen in diesem Fall dem Varro lieber etwas Wunderliches, als das sonst iiberall bevorzugte Einfache bei- messen. Und allerdings miissen Sie darauf bestehen, um aus jeuer Achtzahl den Phidias als Heros der Kunst in das Einleituugsbuch versetzen zu konnen, woher ihn Plinius zu der dann iibrig bleibenden Hebdomade gefiigt haben soll. Da das vorliegende Material zur Entscheidung dieses Streit- punktes nicht ausreicht, werden Sie mir vielleicht mit dem Vorschlage Ilecht geben, ihn otten zu lassen, bis der Grund- satz gefunden ist, welcher bei Varro die Auswahl jener 14 Korvphiien bestimmte. Denn was berechtigt uns schon sie Koryphaen zu nennenV Hiemit hoffe ich die nocli zwischen uns obschwebenden Meinungsverschiedenheiten, 80 weit sie es verdienten, beriicksichtigt zu haben und kanu mich nun dem vou Ihnen erweiterten Gesichtskreise unserer Frage hin- geben.

Es leidet keinen Zweifel, dass, wenn iiber den Plan dcr Varronischen Tmogincs schon jetzt eine Ansicht ausgesprochen werden sollte, dies auf keinem andern Wege geschehen durfte, als auf welchein Sie eine sehr ansprechende Einsicht in die

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ganze Oekononiie und Vertheilung des manigfaltigen Stoffes gewonnen haben. Die Hypothese, welche Sie daruber auf- stellen, wird uieht nur von der allgemeinen Anschauung des Alterthuins und allen bctreftenden Indicien Varronischer Eigenthumlichkeit getragen, sonderu steht auch mit den sichern bisher gewonncnen Daten iin besten Einklang, so dass ihr, auch wer iiber diese im einzelnen noch anders denkt, den Grad von VVahrscheinlichkeit nicht absprecheD kann, welcher uberhaupt in diesen Dingen mit jetzigen Mit- teln erreichbar ist. Jeder kilnftige hier einschlagige Fuud «7 wird zur Bestatigung oder Erganzung Ihres Planes beitragen, und ich wunsche nichts angelegentlicher, als es nioge bald ein Datum von gleicher Gcwissheit und Tragweite, wie jenes Uber den Sitz der griechischen Architekten im lOten Buche sich aufthim, um, wie zwischen zwei Puukten nur cine gerade Linie moglich ist, so vorwiirts die ganze von Ihnen vor- gezeichnete Bahn des Werkes unwiderleglich zu bestimmen. Bis dahin aber behalt Ihre Aufstellung, was Sie sclbst nicht verkennen, nur eincn hohen Grad hypothetischer Wahrheit. Die Festigkeit jeder Hypothese hiingt von dem Verhaltniss ab, in welchem die vorausgesetzten Glieder zu den gegebenen stehcn, und ihre Probabilitiit wiichst in dem Grade, wie diese jene iiberwiegcn. Vergegenwartigen wir uns nuu, dass unter 10<> Hebdomaden oder geuauer unter 9fl nur die eine dcr Architckten ihrer Stellc nach im lOten Buch, obgleich untcr dcn 7 Hebdomaden dessclben noch schwankend, sicher ist, so erhalten wir ein Verhiiltniss des Unbekannten zuni Bekannten wie 98 : 1 , und wer einseitig hieran festhalten wollte, konnte den Wcrth Ihrcr Hypothese gering anschlagen. weil deren Haltbarkeit- nur an einem Datum zu ermessen war. Aber er wiirde Unrecht thun die ganze Keihe mehr oder minder wahrscheinlichcr Hcbdomaden zu iibersehen, welche sich Ihrer Anordnung so schon fiigen, dass sie da- durch, was ihnen am vollcn Biirgerrecht noch abgcht, in meinen Augen wcnigstcns zu erlangen scheinen. Freilicli Jiesse sich auch dann noeh an Ihrein Plane riitteln. Denn wollte ich streitsiiehtig sein, so konntc ich wohl an Ihre Bemerkung iiber Praxiteles p. XV [oben p. 5G1 f.J aukuupfend,

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wonach wir uns iiber dergleichen Eigenheiten bei Varro nicht wundern sollen, mit deniselben Rechte zuriickfragen, was uns doch nothigt in dem Plane des (tanzen Durchsieh- tigkeit und Consequenz vorauszusetzen, wahrend im Einzel- ncn nicht immer das Einfache, um nicht zu sagen das Lo- tfische, den Sieg davon getragen? und kijnnte weiter auch meine Annahme iiber Homer an der Spitze der Bilder im ersten Buch, fiir die sich doch etwas sacen lasst, mit scheinbaren Stiitzen befestigen. Doch das sei ferne. Viel- mehr will ich unter Voraussetzung von der Richtigkeit Ihres Planes mich auf einen Punkt beschranken, der zwar von dieser weniger abhiingig ist, dessen Erwiigung aber auf die Disposition des (ranzen nicht ohne Einfluss bleibt. Er be- 4m tritft abermals die 14 Koryphiien. Auch hier finden wir uns wieder auf ein sicheres Datum, den von Gellius bezeug- ten Homer, eingeschriinkt, der sowohl dem Range als der Zeit nach an der Spitze der Dichter stehen musste. Sodann habe ich p. 7 [oben p. 535] Aeneas als den Repriisentanten der romischen Heroen vermuthet, worin Sie mir beistiin- men, indem Sie ihn als Paradigma des 3ten Buches angesehen wissen wollen, was wiederum bei mir keinen Widerspruch findet Wenn Sie aber p. XIV [oben p. 500] aussprechen, nur Aeneas und dessen griechischen Gegeninaun fiir das 2te Buch habe Varro aus der mythischen Zeit gewiihlt, und diese Ansicht bei allen iibrigen wenn auch nur beispielsweise vorgeschlagenen Repriisentanten festlialten, so stehe ich niclit an dem gegeniiber fiir meine Ueberzeugung zu erklaven, dass vielmehr alle 14 paradigmatischen Bilder nicht sowohl dem Range nach als der Zeit nach an die Spitzo ihrer Gattungen gestellt waren, was natOrlich nicht ausschliosst, dass sich beide Riicksichten zuweilen, wie bei Homer, ver- einigen konnten. Fiir die bestimmende aber halte ich die (hronologische. Homer und Aeneas widersprecluMi dieser Annahme nicht, es bestatigt dieselbe aber meine ich naliezu Alles, was wir sonst von diesen Hebdomaden wissen oder vermuthen. Sie selbst haben sowohl in ihrem ersten Pro- granuu als in dem Epimetrum (p. X [oben p. 554]) anf das von Varro nicht vernachliissigte Moment der Zeitfolge in d< r

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Anordnung der einzelnen Hebdomaden hingewiesen. Und ich stirame Ihnen daher vollstandig bei, dass Sie das lOte Buch nicht mit den 7 Archifcekten beginnen lassen, weil deren Keihe mit Diidalos anhebt, so dass kein iilterer als Paradigma iiber ihn gestellt werden konnte, wahrend ich uber die Heb- domade der Aerzte schon etwas anders denke. Die beiden Hebdomaden feruer der statuarii, der Maler (Folygnot habe ich natiirlich nicht ausgelassen, sondern unter meinen 'alif (p. 11 foben p. 538J) mitgerechnet), also auch wohl die bei- den vorausgesetzten der sculptores waren geschieden naeh der Zeit. Sie halten es weiter fur wahrscheinlich (Epim. p. X [oben p. 5541), dass aus den 7 Jahrhunderten Roms Varro eben so viele llebdomaden von Staatsniiinuern und Feldherreu erlesen habe, ja dass innerhalb der Bflcher 2. 3. 4. 5 die chronologische Anordnung die vorherrschende ge- *6i> wesen sei. Demnach glaube ich, auf das iiber Quintilian gesagte zuriickweisend, nicht zu weit zu gehen, wenn ich das chronologische Princip als das sowohl die Anordnung ganzer Biicher wie auch die Reihenfolge der itiuigincs innerhalb der einzelnen llebdomaden beherrschende be- zeichne, das uns soweit wir sehen konnen theils offen ent- gegentritt, tlieils wenigstens vorausgesetzt werden darf. Hat es damit seine Richtigkeit, wie Sie hoffentlich aner- kennen, so sind wir bei der grossen von Ihnen mit Recbi betonten Symmetrie des Werkes auch bereclitigt, sehon in jenen paradigmatischen Namen nicht nur die Classification des Stoffes, sondern auch das Instorische Princip seiner An- ordnung ausgesprochen zu finden. Unter dieser Voraussetzung begreift sich vollkommen die mit Homer verkniipfte Erurte- rung der Frage nach seinem oder Hesiods hoherem Alter (Gellius III, 1 1 ), die freilich in jeder Biographie Homers vor- komraen konnte, in voller Breite aber erst an ihrem Platae war, wenn es sich bei ihra, wie bei den ubrigen Reprasen- tanten, um die Begrfindung ihrer historischen Stellung han- delte. Darum habe ich gegen Deukalion oder Phoroneus oder Kekrops dem Aeneas gegenuber nichts einzuweuden, Ennius aber, von Ihnen dem Homer zur Seite gestellt, er- scheint rair unzulassig und ich entscheide raich, wie gesagt,

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ftlr Livius Andronicus. Ich weiss recht wohl, dass Varro selbst bei Nonius v. die Ilias Homers neben Ennius An-

nalen setzt als Beispiele fiir seine Definition des Poesie, dass Horatius Epist. II, 1, 50 den Enuius alier Honwrus nennt; aber wenn es rait der Hebdoraade der roraischen Epiker bei Qnintilian seine Kichtigkeit hat, in welcher Ennius sich bereits befindet, wo anders als uuter den 14 fand Livius Andronicus seine Stelle, der wie Horaer den Griechen, so den Roinern antiquissimus pocta war, der sich auch ganz wohl neben Homer stellen liess, als Uebersetzer der Odyssee, als lyrischer, als komischer Dichter, ihra weniger ebenbiirtig allerdings als Eunius, aber zum Keprasentanten aller drei Gat- tungen der Poesie wie mir scheint nicht weniger geeignet. Sollen wir Varro zumuthen, er habe den in seiner Gallerie wahrscheinlich einzigen Vertreter des Saturnischen Verses ubergangen? Mir kommt iibrigens auch noch der Umstand zu Statten, dass icli die bei Quintilian 'auftretenden Hebdo- niaden nicht zu andern brauche, wiihrend Sie mehr als ein- * mal geneigt sind (p. XIII [oben p. 559 j) an Stelle der aus ihnen in die 14 erhobenen andere einzuschieben. Aber es wird meine Ansicht aucli noch von folgeuder nicht unerheb- lichen Erwiigung unterstiitzt. Sie haben in Ihren beiden Programmen (I p. 7. 12 (oben p. 514. 520 f.| 1] p. 12. 15 foben p. 557. 5G2]) mit gutem Bedacht die Schwierigkeiten hervorgehoben, welche Varro aus seiner Aufgabe erwachsen mussten, den griechischen oder, wie Sie lieber wollen, ausser- italischen Notabilitiiten eine gleiche Anzahl romischer oder italischer in denselben Gattungen gegeniiberzustellen, und sind dadurch zu der Annahme gekomnien, es hiitten sich nicht imraer ganz genau dieselben Capitel auf beiden Seiten entsprochen, sondern in manchen Fiillen nur verwandte Gat- tungen mit einander verglichen werden konnen. Wer mochte die Kichtigkeit dieser Beobachtung in Abrede stellen? Aber die Mangelhaftigkeit romischer Cultur verdeckte Varro damit doch nicht, sondern machte sie doch wohl nur bemerklicher, wenn er zwar dieselbe Gesammtzahl aufzubringen vermochte, jedoch nur dadurch, dass er nachgiebig war in den vergliche- uen Punkten. Diesen Uebelstiiiulen nuu glaube ich wich er

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aui sichersten aus, wenn er eine mnglichst ehronologische Anordnung befolgte, ja er erreichte dabei nocli einen be- trachtlichen Vortheil. Denn es nuisste sofort in die Augeu springen, wie dic viel jiingere romische Welt iu den 7 Jalir- hunderten ihrer Entwickeluug dennoch einen der Zahl uach gleichen Ertrag geliefert, also die griechische Cultnr nicht nur erreicht, sondern uberHiigelt hatte. Und wo sie ihr an Qualitiit nachstand, da war durch diesen chronologischen Gesiehtspunkt die Vergleichung selbst gesehwiicht, Hedenkeu wir nur, wie ungiinstig bei den 14 Korvphiien die Parallele fur die Romer ausschlagen uiusste. Neben Homer Ennius oder Livius Andronicus, neben lMiidias, wie Sie wollen, jener nicht einmal seinem Namen nach sichere Decius, oder wer aucli immer, neben Demosthenes Cicero, wenn auch von dem be- freundeten Varro hoher gestellt als von unseren neuesten Historikern, kounten sie, mit aller Glorie romischer Nationa- litiit umgeben, mit jenen sich messen? Dagegen war alle Gefahr vermieden, wenn jene 14 nicht sowohl dic Gipfel und Glanzpunkte ihrer (Jattungen als deren Anfaugspnnkte 471 waren, nicht sowohl Heroen der Staatsweisheit, Litteratur. Wissenschaft und Kunst als die friihesten Vertreter «ler griechisch - romisehen Ilumanitiit und Cultur uberhaupt. Musste da nicht in manchen Stiicken dcr Gesichtsj>unkt der wetteifernden Parallele zum Theil oder» wohl auch ganz fallen und die der Zahl nach gleiche Leistung italischer Cultur nur wie eine Fortsetzung und auch wohl Fortbildun^ der iilteren griechischen erscheinen, eine Ansicht, dic den Itomern jener Zeit, deren Vorfahren sich bereits iiberredet hatten die Abkominlinge griechischer Ahnen zu sein, nicht sehr fern lagV

Ich schliesse diese Fortsetzung unserer D«'batte mit dem VVunsche, es moge dieselbe bei lhnen eine ebenso gcneigte Aufnahrae Hnden wie mein vorjiihriges Programm, und Ihnen zu neuen Hereicherungen unserer Kenntniss der Varroniseheu Hebdomaden ein gleich willkommener Anlass sein, der ich etc.

Dorpat, den 26. Miirz 1858.

L. Mercklin.

SIVE HEBDOMADVM LIBIU. 577

Meinerseits die vorstehende Debatte fortzusetzen finde ich keinen Anlass. Was ich gegen einzelne Punkte dieses dankenswerthen und belehrenden Sendschreibens zu erinnern hatte; betrilft so Untergeordnetes, theilweise selbst nur For- nielles der Polemik, dass es mir im Interesse der Sache nicht der Milhe werth scheint dabei zu verweilen, gegeniiber dem Wesentlichen und Bedeutenden, das meine ganze Zustimmuug bat Nicht als verkannte ich einen Augenblick (ich sage das nicht gegen das Sendschreiben, sondern vielmehr zum Schutz seiner und meiner Combinationen) den hypothetischen, somit problematischen Charakter der ganzen Untersuchung. Fiir unfruchtbar oder verdienstlos halte ich sie demungeachtet darum so wenig wie den Versuch, aus geringen und zer- stiickelten Resten eines Handschriftentextes oder einer In- schrift, oder selbst ohne solche Reste nach den blossen An- haltpunkten innerer Argumentation mittels rein productiver Conjectur ein Ganzes aufzusteilen, das man als das Aechte weder verbiirgen kann noch will. Wer es vorzieht sich mit der einfachen Anerkennung der Liicke zu begniigen (ob einer Lucke in der Ueberlieferung von Worten oder Thatsachen, kommt auf eins hinaus), wahlt allerdings das Ungefahrlichere, muss aber auch auf die Freude verzichten, auf dem Wege anschaulicher Exemplification gerade durch das Unvollkom- 4 mene seines positiven Versuchs andere zum Ueberbieten des- selben zu reizen, und so indirect dem Ziele naher zu fiihren, da8 nun einmal ohne die Umwege des Irrens nicht erreich- bar zu sein pflegt. Von dem anfanglich weiten Kreise allge- meiner Moglichkeiten fallt denn doch, zumal wenn neue Augen mit frischer Schiirfe hinzutreten, durch vergleiehende Abschatzung allmiihlich eine nach der andern, indem sie ent- weder als iu sich unwahrscheinlieh erkannt wird oder, wenn an sich zuliissig, gegen die noch berechtigtere zuritcktritt; und so bleibt am Ende, wiilirend sich der Kreis immer mehr und mehr verengt, doch in der lle^el das eiue Wahrschein- liche selbst iibrig, wenn der Process nur lange genug und unbefaugen genug fortgefiihrt wird; wenigstens sind Aus- nahmen voii der Regel (da es ja natiirlich auch absolute desperanda gibt) weniger hiiuiig als Kinige zu meinen scliei-

t'U. UI I HCUKLII OPV84 \ I A II I. .'17

578 UEBEB VARROS IMAGINVM

nen. Diese, denen der Unterschied einer wissenschaftlich berechtigten Hypothese und einer willkiirlich phantastischen auch in Bezug auf die vorliegende Varro-Frage noch nicht hinlanglich klar geworden zu sein scheint, mogen es denn auch verantworten, dass wir unsern Leseru von gereifterer Einsicht die Erwahnung solcher Elementarbegriffe kritischer Methode nicht ersparen durften. So viel werden sie jeden- falls zugeben miissen, dass wir etwas mehr von den Varro- nischen Imagines uach den jiingsten dariiber aufgestellteu Hypothesen doch wissen als vor ihnen, und sollte es selbst nicht viel mehr sein als dies, dass die Grenzen dessen, was daruber iiberhaupt gewusst werden und nicht gewusst werden kann, annahernd erkannt worden sind. Und so ist denn ein Schritt vorwarts ohne Zweifel auch dieser wieder, dass mit der Beseitigung der qualitativen Koryphiien in Staat, Lit- teratur, Wissenschaft und Kunst, wie sie versuchs- und bei- spielsweise, ich mochte fast sagen fragweise, in dem Epi- metrum disp. de Varr. Hebd. vorgeschlagen wurden, aber- mals eine der allgemeineren Moglichkeiten ausgeschlossen und an ihre Stelle eine bestimmter berechtigte, d. h. eine Wahrscheinlichkeit, gesetzt worden ist, die namlich, dass es nicht das Princip des Ranges, sondern vorwiegend das des Alters war, welches bei der Auswahl von zweimal sieben Ileprasentanten menschlicher Beruhmtheit und Bedeutsamkeit leitete. Den dafiir in dem Sendschreiben geltend gemachten Motiven musste meinerseits eine um so grossere Enipfang- lichkeit entgegenkommen, je geneigter inich einer so modi- ficirten Vorstellung die bereits einige Tage fruher von mei- nem Freunde Brunn eingegangene briefliche Mittheilnng gemacht hatte, welche ich, obwohl sie nicht eigentlich ffir die Veroffentlichung durch den Druck niedergeschrieben war. doch nachstelu?nd folgen lassen darf. So weit uberhaupt auf Stimmenzahlung etwas ankommen Jtann, ist es gewiss nicht ohne Interesse und nicht ohne WTerth, dass zwei uiit demselben Gegenstande eingehend und sinnig sich beschaf* tigende Gelehrte gleichzeitig, und von verschiedenen Ans- gangspunkten aus, auf dieselbe Auffassung gefuhrt werden. Dem einen wird die von Seitcn der litterarischen Kritik sich

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ergebende Bestatigung so erwiinscht sein; wie dem anderu die aus der (iberaus gliicklichen Vergleichung der Dioskori- des-Hebdomaden gewonnene. Wird uns durch diese Minia- turen, in Verbindung mit dem iiber die Varronische Archi- tekten-Hebdomas Bozeugten, der Gesichtskreis mehrfach er- weitert (so dass wir uns z. B. selbst davor nicht mehr wiir- den zu scheuen haben, im ersten Buche eine mythische Per- son, und noch einmal eine mythische Person derselben Kate- gorie an der Spitze der in einem spatern Buche entsprechen- den Hebdomas anzunehmen), so bringt freilich der neue Standpunkt auch neue Schwierigkeiten mit sich. Aber dass wir jetzt die romischen Gegenbilder der mythischen Grie- chen, in Ermangelung einer uns irgend vergleichbaren my- tbischen Tradition der Romer, noch weniger errathen konnen, begriindet doch keinen richtigen Einwand gegen die an sich so ansprechende und einleuchtende Auffassung. Ob wir im einzelnen noch weiter kommen werden, muss die Zukunft lehren; fiir den Augenblick scheint die Leistungsfahigkeit der subjectiven Combination wohl erschiipft, und gerathen, die Fragen eine Zeit lang ruhen zu lassen, deren Beantwor- tung sich nun einmal nicht erzwingen lasst.

F. Ritschl.

2.*)

Ehe noch das 'viribus unitis* Ihres neuesten

Programms mir unsere Gesprache iiber Varro's Imagines ins Gedachtniss zuruckrief, hatten sich meine Gedanken diesem Thema schon mehrfach wieder zugewendet. Was denn nun eigentlich Varro *lineis praestitit\ zu fragen, musste mir als Archaologen natiirlich nahe liegen. Die Antwort auf die Frage zu finden, wenn ich sie gesucht hiitte, wiire mir in- dessen schwerlich gelungen. Und doch glaube ich sie jetzt da gefunden zu haben, wo ich sie zunachst hatte suchen sollen. Freilich nicht eine directe Antwort, sondern nur

*) [Daas Brunn die hier autgestellten Ansichteu uber daa Einzolne jetzt aufgegeben bat, zeigt sein Auffeatz iiber Corneliua Nepos in den SitzungBberichten der Bayr. Akad. 1875 I p. 311 E C. W.J

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UEBER VARRO S IMAGINVM

eine hypothetische, mit der wir uns aber bei dem ganzen hypothetischen Wiederaufbau des Varronischen Werkes zu- nachst wohl begniigen diirfen. Ehe ich meine Quelle nenne, darf ich an Sie wohl die Frage richten, ob es wahrschein- lieh, dass zu dem Text der 700 illustrium aliquo modo, der wohl schwerlich 700 Bliitter fiillte, auch noch eben so viele Blatter mit Abbildungen gefiigt gewesen seien? Ich glaube, dass es Ihnen weit erwilnschter sein wird, wenn Sie die Zahl auf 100 reduciren diirfen fiir jede Hebdomas ein Blatt 474 Weiter darf ich auch noch auf die Worte bei Plinius hin- weisen: noti passus interciderc figuras. Ich mochte sagen: allen Respect vor dem Ungeschick des Plinius! aber sind nicht hier Portratfiguren*) eben so sehr am Platze ata Kbpfe, an die wir zu denken nur zu leicht gewohnt sind? Und nun nehmen Sie Viscontrs griechische Iconographie zur Hand, um sich auf Tafel 34 und 35 an dem Anblick zweier, zwar nicht Varronischer, aber, wie mir scheint, im Sinne der Varronischen zusammengestellter Hebdomaden zu erfreuen. Sie sind den Miniaturen der Wiener Handschrift des Dioskorides aus dem ftinften Jahrhundert entnommen; die Erfindung der Bilder jedoch gehort offenbar einer altern Zeit an. Dar- gestellt sind Botaniker und Mediciner, auf dem ersten Blatte in der Mitte der obern Reihe Chiron, links von oben nach unten Machaon, Pamphilus, Xenokrates, rechts Nigros (Sex- tius Niger), Heraklides und Mantias; auf dem zweiten in der- selben Ordnung Galen; Krateuas, Apollonius und Andreas; Dioskorides, Nikander und Rufus. Dass die Erfindung nach- varronisch ist, zeigen auf den ersten Blick Galen und Pios- korides, so wie die Vermischung von Griechen und Romern. Aber auf die Frage: wie verfiel man auf eine solche, doch gewiss nicht zufallige Anordnung? ist gewiss die einfachste Antwort: durch das Beispiel des Varro. Und umgekehrt weiss ich nicht, was man von den Varronischeu Bildern an- deres verlangen soll, als uns diese in ihrer sputen Ausfuhrnng immer noch hinlanglich charaktervollen Figuren bieten.

*) Dass Aeneaa in ganzer Figur, nicht im Brustbild dargestellt war nach derf "nvAyeidentigen Beischreibuug des Lydus, wurde scJion Kh. Mua. XII p. lf»3 foben p. f>28j ausdrucklich hervorgthoben. F. R

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Ich lasse niir also vorliiufig daran geniigen, und wende oiich f&r jetzt lieber Ihrem neuesten Programni zu, fiir wel- ches ich meinen Dank nicht durch ein einfaches plaudite, sondern durch allerlei Bedenken bekunden will, die doch vielleicht noch zu weiteren Aufklarungen fiihren konnen. Sie betreffen zunachst die Hebdomas der Bildhauer, in welcher Sie nach Mercklin's Vorgang dem Pythagoras von Samos eine Stelle angewiesen haben. *) Die Beziehung der Notiz des Plinius, dass er dem bekannten Rheginer Pythagoras facie quoque indiscreta iihnlich gewesen, blendet allerdings, aber ich ftlrchte sie verblendet. Ist er nicht gar zu un- benihmt? Sie werden mir den ganz unbekannten Menekrates unter den Architekten entgegenhalten. Aber tiber die Bild- hauer stehen uns denn doch weit reichlichere Quellen zu Gebote. Fassen Sie den weitverbreiteten Ruhm eines Phi- dias, Polyklet, Myron, des Itheginer Pythagoras, des Praxi- teles uud Lysipp ins Auge: wie bestimmt treten sie bei Pli- nins als die gewaltigsten aus der (ibrigen Masse heraus! Bei dem uns unbekannten Tclephanes heisst es dann ausdriick- lioh: 'artifices qui compositis voluminibus condidere haec, miris laudibus celebrant Telephanem', und der Mangel weit- verbreiteten Ruhmes wird noch ausserdem scharf motivirt. Erscheint daneben das fuit ct alius P., cuius signa laudata sunt nicht uberaus matt, wahrend doch hier die Gleichnamig- keit bei beabsichtigter Gleichstellung des Verdienstes einen Uebergang wie vicit , gloria certat gerade nach der sonst bekaunten Manier des Plinius dringend erfordeni wiirde? Oegen diese Bedenken erscheint mir die Vergleichung der facies indiscreta von untergeordneter Bedeutung; und ich glaube, Sie sclbst wQrden sich weniger schnell der Meinung Mercklin's angeschlossen haben, wiire Ihnen nicht die Erwei- terung dieser Hebdomas um eineu Namen nach einer andem Seite hin willkommen gewesen: naralich um wiederum einem den beriihmtesten Namen, fiir das erste Varronische Buch

*) Bereits von mir eelbet zuriickgenommen Rh. Mua. XIII p. 318 [oben p. 564], wo dem Phidiaa der Ehrenplatz in seiner Kflnstler-Heb- domas Belbst wieder eingeraumt worden. F. R.

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auszuscheiden. Die Aufnahme von vierzehn Portrats in das- selbe, den vierzehn folgenden Biichern entsprechend, hat meinen vollsten Beifall, aber Phidias hat unter denselben meiner Ansicht nach schwerlich eine Stelle gefunden. Fur mich steht allerdings der Ruhm des Phidias erhaben uber dem aller andern Kunstler: wie wenig sich jedoch selbst in unsern Tagen diese Ueberzeugung Bahn gebrochen hat, kann ihnen meine im Rhein. Museum gefiihrte Polemik tiber Pra- xiteles zeigen. Tm Alterthum scheint dies noch weniger der Fall gewesen zn sein. Vergleichen Sie dartSber die Drtheile bei Quintilian (XI, 10), wo es z. B. von Polyklet heisst: fcui quamquam a plerisque tribuitur palina'; vergleichen Sie mit dem Ausspruche bei Plinius: cIovem Olympium quem nemo aemulatur', das Urtheil Strabos (VIII p. £72) iiber die Te'xvr| des Polyklet; und endlich beachten Sie, wie eng bei Plinius die Urtheile gerade ttber Phidias, Polyklet, My- ron u. s. w. zusammengeschlossen sind. Hiernach scheint Phidias besonders geeignet, den Ehrenplatz unter den Sieben (nach Analogie der obigen Miniaturen) einzunehmen; aber loslosen lilsst er sich meinem GefQhl nach von ihnen nicht. Und nun noch eine Schwierigkeit: gestehen Sie offen*), ob es 476 Ihnen trotz des eartificum minurae i m probabilis ' nicht recht schwer geworden ist, an eiue Gegeniiberstellung des Phidias und Decius gerade im ersten Buche zu denken. Mit Chares mochte man diesen, aber schliesslich doch nur zu seinem Nachtheil vergleichen; aber mit Phidias? Ich denke, ich befreie Sie aus dieser Verlegenheit, indem ich in das erste Buch statt das Phidias keinen andern setze als leider muss ich den Namen des Dadalus und meinen ganzen Schluss wieder streichen: dcnn Diidalus hat ja seinen festen Platz im zehnten Buche unter den Architekten. Aber wie so oft, thut vielleicht der Name nichts zur Sache; und so

*) Ich kann das um so unbefangener, jc wcniger ich verhehlt habe, wic schwer es mir ward, sei es an diesen fDecius*, sei es an den a. a. 0. nachtraglich besprochenen vermeintlichen 'Coponius' ernst- haft zu glauben. Wo sich so gar keine Hiilfe zeigeu will, verechmitt man es nicht selbst einen Strohhalm zu ergreifen, um ihn in dem- selben Augenblicke auch wieder fahren zu lassen. F. K.

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verzweifle ich nicht, Sie auf einem kleinen Umwege doch noch zu fast demselben Ziele zu fiihren. Es handelt sich dabei hauptsiichlich um den Charakter des ersten Buches der Imagines. Mit voller Sicherheit vermogen wir demselben nur das Bild des Homer zuzuweisen, auf dem wiederum die Annahme beruht, dass hier die Koryphiien der sieben (Dop- pel- ) Abtheilungen vereinigt gewesen. Sehr annehmbar ist indessen lhre Annahme, dass eben dort Aeneas (und ihm entsprechend etwa Phoroneus, Deukalion, Kekrops) seine Stelle gefunden habe als TrpOTrdTUJp oder dpxnTCTnc des italischen Geschlechts. Nur wird auf diese Weise das erste Bach, wenigstens scheinbar, doppelartig: die Einheit liisst sich jedoch leicht herstellen, sofern wir Homer nicht zunachst als den grossten Dichter, sondern als den Vater der hel- lenischen Dichtkunst auffassen, und diesen einheitlichen Be- grirt" der TTpoTrdTopec und dpxnYtTai alsdann auf das ganze Buch ttbertragen. Manche Einzelheiten in Ihren Annahmen mussten dadurch allerdings wesentlich modificirt werden, und statt der Namen eines Demosthenes und Cicero, Aristarch und Stilo Praeconinus konnte wohl beispielsweise unter an- deru Kadmus als Erfinder der Schrift und Tages als der Grunder etruskischer Satzungen auftauchen. Aber Aeneas selbst und Homer, dann Diidalus unter den Architekten, und etwa Chiron und Machaon in den Miniaturen zum Diosko- rides miissen uns wenigstens den Muth geben, vor ganz oder halb mjthischen Personlichkeiten nicht zurflckzuschrecken. Doch diese Gedanken weiter zu verfolgen, wenn Sie es fiir der Miihe werth erachten, iiberlasse ich am liebsten Ihnen selbst. Mir liegt zunachst nur noch ob anzudeuten, wen ich fiir geeignet halte, statt des Diidalus als Urvater der Kunst im ersten Buche hingestellt zu werden. Ich nenne nicht ohne eine gewisse Zuversicht: Butades von Sikyon. Die Nachrichten ilber ihn bei Plinius 35, 151 153 sind, wie ich in der Geschichte der Kiinstler I p. 403 gezeigt habe, durch zwei Einschiebsel iiber Rhokus und Theodorus und iiber 4tt Lysistratus in drei StUcke zerrissen. Betrachten wir sie im Zusammenhange, so muss auffallen, mit welchem Nachdrucke Plinius gerade diesen KUnstler behandelt: cfingere ex argilla

t

584 UEBER VARRO?S IMAGINVM

similitudines primus iuvenit . . ., Butadis inventum est..., primusque . . imposuit; propter hunc plastae appellati.' Na- mentlich der Schluss: fIdem et de signis effigies exprimere invenit, crevitque res in tantum ut nulla signa statuaeie sine argilla fierent; quo apparet antiquiorem hanc fuisse srientiam quam fundendi aeris.' Woher dieser Nachdruck ? Ich glaube es gentigt folgende Worte herzusetzen: 34, 54 flber Phidias fprimus artem toreuticen aperuisse atque demonstrasse me- rito iudicatur'; § 56 tiber Polyklet *hic consummasse haDC scientiam iudicatur et toreuticen sic erudisse ut Phidias ape- ruisse': Urtheile, die aus Varro und, wie wir wenigstens annehmen, aus den Imagines entnommen sind. Konnen Sie dazu fiir den dcaYurriKOC etwas passenderes verlangen, ak uns in dem Urtheil ilber Butades dargeboten wird? Die Frage, wer von den Romern ihm gegenaberzustellen sei, weiss ich fur jetzt nicht zu beantworten. Nur warnen mochte ich vor jenem Turianus oder Volcanius, von dem bei Plinius 35, 157 die Rede ist; denn die Worte praeterea elaboratam hanc artem Italiac . . . scheinen mir im engsten Zusammenhange mit dem Einschiebsel § 152 zu stehen, welches schliesst: ab iis Italiae traditam plasticen. Doch ich gerathe auf ein fftr unsere Zwecke zunachst ziemlich fern- liegendes Thema: die Untersuchungen flber die verschiedenen Recensionen des Plinianischen Werkes, iiber welches ich wohl spater einmal mich einigermassen systematisch zu ver-

breiten nicht iibel Lust hatte

Rom, 6. Miirz 1858. H. Brunn.

VU. L. URLICHS' EXCURS ZU PLINIUS XXXV, 11*).

606 Plin. XXXV, 11: Imaginum amorem flagrasse quondam testes sunt Atticus ille Ciceronis edito de iis volumiue, M. Varro benignissimo invento insertis voluminum suorum fe- cunditati septingentorum illustrium aliquo modo imaginibus, non passus intercidere figuras aut vetustatem aevi contra

*) [Aus dem Rhein. Mus. f. Philol. N. F. Bd. XIV p. 606-612]

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homines valere, inventor niuneris etiam dis invidiosi, quando 607 immortalitatem non solum dedit verum etiam in omnes ter- ras misit, ut praesentes esse ubique ceu di possent.

In meiner Chrestom. Plin. p. 337 habe ich ttber Varro's 'Erfindung' folgende Aeusserung gethan: Mie Erfindung be- stand nicht etwa in einer mechanischen Veryielfaltigung, sondern in der Beigabe von Zeichnungen, die jedesmal, wenn das Buch abgeschrieben wurde, nachgebildet werden konnten, ohne dass man auf das Aufsuchen der Bilder selbst Zeit und Muhe verwendete/. *) Diese Erklarung nennt Mercklin im Philol. XIII p. 750 zwar eine fsehr einfache und fttr den Grammatiker iiberzeugende ', setzt ihr aber folgende zwei Einwttrfe entgegen r 1 die Anerkennung dieses Ausspruchs wird davon abhangen, ob man zuzugeben hat, dass dergleichen ikonische Ausstattung litterarischer Werke bisher unbekannt war, so dass Varro der Erfinder derselben heissen konnte, und ob eine solche Ausstattung auf den Namen eines benig- nissimum inventum und munus etiam dis invidiosum auch in der hyperbolischen Sprache des Plinius Anspruch hat.'

Was nun zuerst die Hyperbeln betrifft, so kann ich in dem ersteren Ausdruck gar keine Hyperbel erkennen; denn w- ventum, ein Wort, das Plinius sehr liebt, bedeutet nicht eine neue Erfindung, die vieles Kopfbrechen erforderte, sondern Qberhaupt jeden Einfall, der etwas Neues enthalt und dieses m den Gebrauch einfiihrt. Ich brauchc nicht darauf zu ver- weisen, dass 16, 41 der Gebrauch Wein nttchtern zu trinken, 28, 62 die Eunst den Athem anzuhalten, 31, 40 die Ab- kflhlung des Wassers durch Schnee eine Erfindung genannt wird, und begnttge mich unsere Stelle selbst anzuftthren. Wenn die Aufstellung von plastischen Bildnissen in einer offentlichen Bibliothek eine Erfindung des Asinius Pollio heisst § 9 und 10, wie unterscheidet sich diese von dem Gedanken Varro s, solche und andere Portrats seinem Buche einzuverleiben? Doch nur darin, dass sie gemeinntttziger imd den Gefeierten wohlthiitiger. Denn wahrend man zu

*) Mit Besch&mung gestehe ich, dass ich die Heraasgabe der Hebdomad€8 44 atatt 39 v. Ch. angesetzt habe.

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Plinius' Zeit plastische Werke sunto figurarum discrimine (§4) 6ot> aufstellte, da die Portratinalerei, qua maxime similes in aeeum propagabantu r figurae, zu Grunde gegangen war, hatte Varro intercidere figuras verhiltet und dadurch sein inventum als benignissimum gegen die Abgebildeten erwiesen.

Der zweite Ausdruck ist allerdings hyperbolisch ; er bleibt es aber gleich sehr, mag man an eine technische Erfindung denken, welche man wolle. Denn nicht auf den Kupferstich, Holzschnitt, Wachsabdruck brauchten die Gotter neidisch zu sein, sondern darauf, dass die Menschen gottahnlich wurdeD. Wahrend sonst Kunste und Wissenschaften Unsterblichkeit verliehen (14, 4), insbesondere die Schrift und das Schreib- material, qua cotistat immortalitas hominum (13, 70), und die Scliriftsteller (praef. § 25) eben nur immortales animae sich erhielten, gab Varro leiblichen Menschen, indem er ihre Ziige nachbildete wie er ihre Verdienste beschrieb, korperliche wie geistige Unsterblichkeit, und mehr als das, Allgegenwart^ ein Vorrecht der Gotter. Wie man von diesen glaubte, omnibus ncgotiis horisque intcresse (28, 27), so glaubte man auch, dass sie allein iiberall gegenwartig waren, wie 2,22 von Fortuna und hier von allen Gottern ausgesagt wird. Varro verlieh also den berilhmten Menschen Gaben, worauf die Gotter nei- disch werden konnten. Wahrend ihre Gesichtsziige in Erz oder Marmor vor der Zerstorung oder Verwechselung nicht sicher waren, gab er ihnen durch die mit der Unterschrift versehene Abbildung eine Unsterblichkeit, welche den Leben- den die Gotter selbst nicht gewiihren konnten (2, 27), und indem er Exemplare seines Buchs in alle Welt ausgehen liess, eine Allgegenwart, welche sie von nun an mit den Gottern theilten. Was an diesem Urtheil hyperbolisch ist, das bleibt so, wie auch die Abbildung beschaffen gewesen sein moge. Es erhellt also, dass der davon hergenommene Einwurf Mercklin s nicht meine Auffassung allein, sondern jede mogliche trifft

Was den zwciten angeht, so ist es nach einer einfachen logischen Regel des Behauptenden Sache, den Gegeubeweis zu fiihren: ich kann nur sagen, dass mir eine friihere ahn- liche Ausstattung mit Portrats unbekaunt isi Offenbar

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spricht Plinius von etwas Neuem: er weiss nicht einnial, ob mau in den Bibliotheken von Alexandrien und Pergamus die Bilder von Schriftstellern aufstellte, und versichert, in Rom habe es Asinius Pollio zuerst gethan. Dass es viele einzelne Portraits auch in Bibliotheken gab, unterliegt keinem Zweifel (vgl. z. B. Cicero an Atticus 4, 10); aber es handelt sich um eine vollstandige plastische Suite, auch der nur aus der Phantasie herstellbaren Bildnisse. In Griechenland namlich bestanden die Reihen von Portriits in Gemalden, wie der sicilischen Konige. In der Litteratur aber war Varro's iko- nisches Unternehmen nach Plinius' Versicherung neu, offen- bar war dem Letztern kein fruheres bekannt. Hatte nun Varro eine technisohe Erfindung gemacht, so wiirde Plinius, der gerade auf alle Erfindungen sehr aufmerksam ist, sie gewiss beschrieben oder wenigstens bezeichnet haben. Wenn sich nun dieses dem Plane nach neue Werk auch in der Ausfuhrung von allen ahnlichen Arbeiten unterschieden hatte, so wurde es unbegreiflich erscheinen, dass wir nichts davon erfahren und dass es nicht nachgeahmt worden ware. Auch glaube ich, dass alle Versuche ein solches neues Verfahren zu finden, bloss auf der friiher verdorbenen Lesart beruhen, wonach aliquo modo zu imaginibus gezogen werden musste.

Dagegen lasst sich nicht behaupten, dass Varro's Unter- nehmen ohne allen iiussern Anlass und ohne alle kiinstle- rische Anregung entstanden war. Jenen gab ihm die Biblio- thek Pollio's, wie ihn denn schon Caesar s Plan und Auftrag zu ikonographischen Untersuchungen gefuhrt haben mochte. Da Asinius Pollio seine Bibliothek von der parthinischen Beute erbaute und tiber die Parthiner im J. 715 triumphirte, Varro aber seine Hebdomades im 78sten Jahr d. h. ebenfalls im J. 715 oder wenig spater verfasste, in der Bibliothek aber von allen Lebenden allein durch ein Bildniss geehrt wurde, so glauben wir beide Unternehmungen muthmasslich zusam- menbringen und annehmen zu durfen, Varro habe fiir Pollio die Bildnisse ausgewahlt und aufgesucht, und bei dieser Ge- legenheit ein Werk weitem Umfangs ausgefuhrt, wozu er schon durch seine vielleicht fiir Caesar verfasste TT€7rXoTpaqpia im J. 710 (Cic. an Atticus 16, 11) vorgearbeitet hatte.

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Kilnstlerische Anregung gaben ihra die schon vorher hekannten illustrirten Werke botanischen Inhalts, die Kruuter- 6io biicher des Krateuas; Dionysios, Metrodoros, welche wahr- scheinlich samratlich seine altern Zeitgenossen waren. Von Krateuas wenigstens ist es gewiss, dass er zur Zeit Mithri- datfs lebte (Plin. 25, 62); der Letztere aber lebte, wenn er anders, wie es scheint, ein Verehrer des Asklepiades war, rait Varro gleichzeitig in Rom. Vgl. E. Meyer Gesch. der Botanik I p. 250 ff. Wenn nun diese zuerst ihren Biichern Abbildungen von Pflanzen beigaben, und nachher Varro seine Bilder sammelte, so liegt die Vermuthung sehr nahe, dass er, indem er die gesaminelten Portrats allgemein bekannt zu machen sich entschloss, in Bezug auf die Ausfuhrung ihrem Muster folgte. Wie aber fiihrten sie ihren Plan aus? Plinius 25, 8 : r pinxere effigies herbarum atque ita subscrip- sere effectus. Verum et pictura fallax est coloribus tam nuraerosis, praesertim in aemulatione naturae, multumque degenerat transcribentium sors varia', d. h. sie raalten die Pflanzen oder liessen sie malen, und diese Malereien wurden von den Abschreibern nachgeahmt. Also ganz dasselbe Ver- fahren, welches wir in der beriihmten alten Handschrift des Dioskorides, (d Agincourt VI Tafel 31, Lambecius de bibl. Vindob. II p. 211 ff.) befolgt sehen, und worauf sich Cassio- dors Rath an seine Mimche (de instit. divin. litt. 31) stutzt, sie sollten die Malereien und Beschreibungen des Dioskorides studiren ein Verfahren, das sich zum Holzschnitt u. s. w. gerade so verhalt, wie ein Manuscript zu einem gedruckten Buche.

Wenn also jene Botaniker den Abschreibern eine Arbeit zumutheten, die sie wirklich geleistet haben, die Abbildimgen in ihren Sehriften nachzumalen, wie soll es uns Wunder nehmen, dass Varro iihnliches that, und, um mit 0. Jahn Arch. Ztg. XIII p. 221 zu reden, 'neben der Menge abschrei- bender Sklaven fdr den Buchhandel auch zeichnende tind malende gehalten wnrden, denen die Vervielfaltigung solcher imagines tibertragen werden konnte, so dass an Holz- oder Metalldruck zu denken keine niihere Veranlassung gegeben ist*? Bcsonders da es an Zeugnissen der Litteratur nach

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Varro keineswegs fehlt. Um von den in Bibliotheken auf- gestellten plastischen Bildnissen zu schweigen, verzeichnet nicht Seneca de tranquill. animi 9 ista exquisita et cum ima- cn ginibus suis descripta*) sacrorum opera ingeniorum als noth- wendige Bestandtheile einer Prunkbibliothek? nennt nicht Martial 14, 180 einen solchen Codex des Vergilius: rquam brevis immensum cepit membrana Maronem: ipsius vultus prima tabella gerit'? haben wir nicht endlich noch jetzt in den Miniaturen des Vaticans und anderer Bibliotheken solche Portrats vor uns, welche zum Theil selbst in der Siebenzahl der dargestellten Figuren an Varro s Vorgang erinnern**)?

Es bleibt nun die Frage nach der ikonischen Fassung der Hebdomades, welche Mercklin beantwortet wissen will. Zuvorderst scheint festzustehen, dass die Bilder aus ganzen Figuren bestanden. Denn nicht allein erscheinen mit Aus- nahme des Terentius die in der Note angefuhrten Abbil-

*) D. h. abgezeicbnet oder copirt, wie bei Plin. ep. 4, 28 exscri- bendas pingendasque, Vitruv. 8, 5 exemplar descriptum. Bei Juvenal 9, 145, den Jahn anfuhrt, iat von eigentlichen Gemalden die Rede, wie die Gegenuberatellung des caelator und die Nichterwahnung des Ab- schreibere zeigt.

**) Den sitzenden Virgil aus dem 12. oder 13. Jahrh. bei Visconti icouogr. Rom. tv. XIII uud treuer bei d'Agincourt Tafel LXIII; das Brustbild des Terentius in dem Mscpt. des Vaticans n. 3668 aus dem 9. Jahrh. (d'Agincourt Tf. XXXV), welches freilich fast ganzlich uber- mult ist (Visconti ebd. I p. 316); den sitzenden Dioskorides in dem Wiener Codex bei d'Agincourt Tf. XXVI, weniger treu bei Visconti icou. Grecque I t. XXXVI; den sitzenden Hippokrates in der Pariser Bibliothek aus dem 14. Jahrh. bei Visconti icon. Grecque I t. XXXIIa.

Zweifelhaft ist, wie sich Atticus' Arbeit zu der Varronischen ver- hielt. Wenn man aus Cornelius Nepos Worteu Att. 18 entnehmen mSchte, dasB Atticus ein Werk herausgab, worin er unter den ver- schiedenen Portriits Heudekasyllaben (denn aus quaternis quinisque versious folgt, dass es keine Distichen waren) setzte, so schliesst der Gegensatz bei Plinius edito de iis volumine und das Asyndeton bei dem Bilderbuche Varros diese AufTassung aus. Da wir nun aus Cicero an Att. 1, 16, 15 wissen, dass Atticus in seinem Amaltheion ein Epigramm zu Cicero'8 Ehren anbrachte, so scheint es am gerathensten mit J. F. Gronov anzunehmen, dass diese Verse alle unter die im Amaltheiou befindlichen Bildnisse gesetzt wurden, und dass das Buch de imaginibus vielleicht diese Verse, sicher aber keine Abbildungen enthielt.

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UEBER VARRO'8 IMAGINVM

dungen so (vgl. Brunn Rhein. Mus. XIII p. 474 [oben p. 580]), sondern es wird, wie Ritschl XII p. 153 [oben p. 528] be- merkt, das Bild des Aeneas bei Laur. Lydus de magistr. 1, 12 ausdriicklich so beschrieben. In BetrefF der Vertheilnng hat Brumrs Vermuthung, jede Hebdomas habe ein eigenes Titel- 6i2 blatt mit sieben Figuren gehabt, viel Ansprechendes, beson- ders weil dadurch in Bezug auf den Text Raum gewonnen wird: im ubrigen versagen unsere Quellen die Antwori Aus der Erwahnung des Emblems einer weissen Ziege bei Gellius III, 11 lasst sich wohl auf Anwendung von Farben schliessen, aber sie konnten sehr einfach (weiss auf dunklem Grunde) angebracht sein. Die schwarzen Beinschienen des Aeneas bei Lydus gehoren diesem an, das Costiim bei Varro war einer Statue entlehnt; und das Relief auf dem Titel- kupfer zu Sante Bartolis sepolcri antichi ist verschollen, so dass von seiner Aechtheit sich nicht urtheilen lasst (s. Raoul Rochette peint. anciennes p. 339). Auch folgt aus der Ge- genflberstellung der Malerei und Varro's, den sie mit den Worten FAXIS VARRO ermuntert, nicht nothwendig, dass er alle ihre Farben entlehnt habe. Auf der andern Seite ist man geneigt, den Vorgang der Botaniker und das Bei- spiel der Miniaturen auf sein Werk anznwenden, und ich selbst neige zu dieser Meinung; aber bis jetzt ist zu einer bestimmten Behauptung kein ausreichender Grund gegebeu. Nur so viel steht fest, der Vervielfaltigung des Werkes steht keine Annahme im Wege. Mochte Varro selbst colorirte Abbildungea geben, mochte er zwischen Gemiilden und Sta- tuen als seinen Mustern unterscheiden oder nicht, die Nach- bildungen werden dennoch verschieden ausgefallen sein: in einigen bimt, in andern einfarbig nachgezeichnet, in andeni ganz ausgelassen worden sein, wie ja in unsern Uandschriften Vitruv's die Zeichnungen fehlen.

Lydus' Stelle lehrt uns, dass Varro seine Quellen sorg- faltig angab, und dass diese ebensowohl Gemiilde als Statuen waren. Wir werden daher nicht anstehen, die Erwiihnuugeu von beiderlei Portriits in Rom, welche wir bei Festus, Pli- nius u. A. tinden, auf die Hebdomaden zurUckzufUhren, und dadurch auch auf die dargestellten Personen/sJie Triunipha-

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SIVE nEBDOMADVM LIBRI.

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toren M. Fulvius Flaccus und L. Papirius Cursor (Festus v. picta), Phamaces, Mithridates (Plin. 33, 151), Hannibal u.s.w. zu schliessen. Denn dass Varro eine Hebdoraade Africaner, eine andere von asiatischen Konigen aufgestellt habe, ist mir bei dem Versuch einer Herstellung der beiden ersten Hebdo- maden wahrscheinlich geworden. Aber wer wird in Ritschls Pro?iuz iibergreifen ?

VUI. MORIZ SCHMIDTS BEMERKUNG ZU VARRO'S

HEBDOMADES. *)

Fiir Varro's Hebdomadcs sind aus Hygin zu gewinnen sdb die drei Abschnitte CCXXI scptcm sapientcs, CCXXII scptcm lyrici, CCXXIII septem opcra mirabilia, welche in das erste Buch gehorten, wie aus Gellius N. A. III, 10 p. 125, 16 Htz. erhellt: frujidiuscida: vcluti septem opera csse in orbc terrac miranda et sapientes itcm vctcrcs scptcm fnlssc. Dass fur die septetn sapientcs Demetrius Phalereus, den auch Didymus be- nutzte, Varros Quelle war, wie wiederum Varro fiir Apol- linaris Sidonius carm. XV p. 319 ed. Savar. (Par. 1598), ist Didym. p. 374 angedeutet Vielleicht haben wir also in den Versen bfei Hygin 'Optimus induperabit' ein poetisches Fragment Varros. Gellius ftihrt fort: et currmda iudorum cxrcensium sollcmnia septem cssc. Hierauf spielt an Theodoricus ap. Cassiodor. epist. 51 de circo maximo p. 56, ausgeschrieben von Montfaucon Diar. Ital. p. 181: 'septein metis certamen omne peragitur in similitudinem hebdomadis reciprocae.' Ueber die septem orbis terrac miracula ist zuletzt gehandelt von F. Haase de Gregorii Turonensis episc. libro ,de cursu stellarum, Vratisl. 1853, p. 29, wo auch auf Montfaucon Diar. Ital. p. 272 verwiesen werden konnte: aus Hygin lernen wir wenigstens so viel, dass die dort gegebene Auswahl die Var- ronische ist, wenn wir gleich dessen Quelle nicht kennen. Das erste Buch der Hcbdomadcs schwebte wohl dem Auso-

*) [Rhein. Muaeum f. Philol. Bd. XX (1866) p. 298 f.]

592 UEBER VARRO^S IMAGINVM SIVE HEBDOMADVM LIBRI.

nius Idyll. XI vor und veranlasste ihn zu der poetischen 2J» Tandelei uber die Dreizahl. In diesem Machwerk diirfte V.20 Tres in Trinacria Siredones : omnia terna durch Glos- sirung gelitten haben, indem KnXnbovec (s. Pindar fr. 30 Bgk. Leutsch zur Vita des Sophokles c. 12 p. 151 Ritter) durch Sirenes umschrieben wurde.

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XVI.

Emendationum Catnllianarum trias.*)

Nuper cum in serainario nostro philologico disputandi ni materia allata esset e Catullo petita, accidit quod non raro usu venit, ut in errore indagando sagacior quam felicior in inveniendo vero appareret qui illuc haud infructuosa sibi studia contulerat. Quem quibus viis ad id, quod esse proba- bile videretur, deducendum putavimus, libet nunc disserete paullo explicatius, praesertim cum aliqua ex parte etiam emendari vel suppleri posse, quae tum significavimus magis quam persecuti sumus, videantur.

Itaque in epithalamio Pelei atque Thetidis quod legitur v. 100 de Ariadna conspecto Theseo expallescente: Quantos illa tulit languenti corde timores! Quanto saepe magis fulgore expalluit auri! recte intellectum est non potuisse sic scribi a Catullo. Nam qaod saepe fit commodissime, ut pro auro poetae fauri fulgorem' dicant iuxta cum similibus centenis, id apertum est ilico absurdum fieri, ubi ei rei auri comparatio adhibetur uuae fulgoris notioni tam est contraria quam splendori pailor. Nec profecto de eo auro quod fulget vel Ovidius cogitavit Metam. XI, 145 arva auro madidis pallentia glaebis dicens et ibidem v. 110 saxum quoque palluit auro, vel Silius I, 233 redit infelix effosso concolor auro et imitator Silii Statius iv

*) [Prooemium scholaruin hibeniarum Bonnensium a. CI0I0C&CLVII et LVIII: iterum in publicum emissum in r Prooeraiorum Bonnensium decade' n. IX.]

rH. RITSCHELII OPV8CVLA III. 38

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594

EMENDATIONVM CATVLMANARVM TRIAS.

Silv. IV, 7, 14 ubi Ditc mso paltidus fossor rcdit erutoqw concolor auro, vel quicumque inter Graecos xAwpov ubxpov Xpuciov cum pavoris notione sociarunt, commemorati Hemster- husii in Lucianum adnotatione vol. I p. 503 sq. quam Bur- mannus indicavit. Vnde consentaneum est aut aurum simpli- citer aut wxpov vel x^wpov Catullum quoque dixisse. Quid multa? subrepsit familiare librariis vocabulum in rarioris locum quod fuit fulvore. Nam et fulvum aurum est Ver- gilio Aen. VII, 279 et subtemcn fulrum pro aureo Silio VII, 80: quo adderem Prudentium contra Symm. II, 837 rcgia gemmato laquearia fulva metallo, nisi hunc fulta potius scripsis8e persuaderet Statii, Avieni, Claudiani comparatio, quorum versus inter se contenderunt Gronovius Diatr. in Stat. cap. 55 p. 357 sq. et Schraderus apud Wernsdorfium Poet. lat. min. vol. V, 2 p. 976 sq. At, inquit, fuhor nomen lexica ignorant. Verum enim vero veterum nullus scriptorum, ut quidem nunc res est, macorem dixit praeter Pacuvium. nullus pigrorem praeter Lucilium, nullus aegrorem praeter Lucretium, nigrorem nullus praeter hos tres et paucissimos alios: similia ne nunc ambitiosius anquiramus. Quodsi haec existat qui e coguatis verbis repetat maccre pigrerc acgrerc nigrere, ut e dolere maerere languere torpere pallere (xnidcre nitere splendere umere striderc tumere verbis ea quae sunt dolor maeror languor torpor. pallor candor nitor sptendor umor stridor tumor, simile autem fuJvere verbum desideret: respon- dendum erit non magis ex his verbis nomina qnam e nomi- nibus verba nasci, sed e communi stirpe utraque, reliqua omnia forte et arbitratu linguae regi: nec magis amarorm Lucretio auctore susceptum a Vergilio quam taborem hmorew odorem ad verbum ulluni referri: porro non secundae, sed vel primae vel tertiae declinationis verba esse amarc canere furere plangere dulcesccre fragescerc, quibus cognata sint aiwr canor furor ptangor dulcor et unius exemplo Lucretii cogni- tum fragor: postremo non minus dulcor videri quam albor ad posteriores scriptores e vetustiore latinitate manasse ta- lium formarum amantissima. Nihil igitur de Catulbano versu iam restare dubitationis videtur nisi ut ab initio ra- tiouem habere quanto particulam negeraus. Quam non veremur

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EMENDATIONVM CATVLLIANAliVM TRIAS. 595

ne quis sic construere inatituat, quanto mayis auro expalluit, putidissimo mehercule acumine. Nec vidimus qui vel quanto saepe, vel quod in eius locum alii substituerunt, quantum saepe ullo vel exemplo vel argumento tutaretur. Ergo haud cunctanter in hac parte ascita Faerni emendatione lenissima suum Catullianis versibus nitorem sic restituere videbimur: Quantos illa tulit languenti corde timores, v Quam tum saepe magis fuluore expalluit auri, Cum saeuum cupiens contra contendere monstrum Aut mortem oppeteret Theseus aut praemia laudis. ^ Nam sic demum, quomodo haec inter se nexa sint et in- vicem sibi relatis tum cum particulis deaptata, non sine aliquo suavitatis incremento sentiri putamus.

Vix minori in eodem carmine offensioni illa sunt quae habetis a v. 71:

Ah misera, adsiduis quam luctibus externauit

Spinosas Erycina serens in pectore curas

Illa tempestate, ferox quo ex tempore Theseus

Egressus curuis e litoribus Piraei

Attigit iniusti regis Gortynia tecta.

Vbi quid esse dicamus quod defendendo versui medio aut nihil

interpretes aut tam dissimilia attulerunt quam est Lucilii illud

apud Gellium III, 14 tempestaie sua atque eodem uno tempore

et horae dimidio e. q. s., vel a Cicerone (incompertum ubi

[cf. p. G00|) posita verba eius temporis, quo die ? Non

ignoramus frequentari talem enavd\r)unv, illa tempestate qua

tempestate vel illo tempore quo tempore, a quibusdara scripto-

ribus velut ab Iulio Caesare, cuius plurima exempla Ouden-

uorpius composuit in belli Gallici II cap. 18, item in VII, 19,

ut diem instarc quo die, his rebus quamm rerum caussa, in

ea parte quam in partem: sed praeterquam quod ea tamquam

commoditas quaedam loquendi, nisi ubi intendendae notionis

certa caussa in promptu est, vix recte poetae tribuitur, ab

eodem genere intcllegimus variandi studium omne suapte

natura alienum esse. Vt, quod ista ratione non ingrato cum

acumine dictum esse poasit, continuo inconcinnum fiat et

molestum et ut uno verbo dicam ineptum sic variata oratione:

38*

596 KMENDATIONVM CATVLLfANARVM TRIAS.

illa tempestate quo tetnpore, vel illo tempore qua tempestale. Nec profecto niinuitur, sed augetur insolentia sermonis, cum omissa in priore membro praepositione, adiecta in posteriore, illa tempestate, ex qua tempcstate dicitur pro eo quod esse debuit ex illa tempestate, qua vel ex qua {tempestate): nedum ut mutata forma noininis placeat illa tempcstate, quo ts temporc. Quamquam sensum editorum ne forte interpretemur invidiosius, dissimulare nolumus fortasse non talem oninino eonstructionem illos probasse, qua verba quae sunt quo ex tempore prioribus illis ilta tempestate simpliciter referrentur, sed hanc potuisse explicandi viam comminisci: cilla tempestate vi universa, quae duravit inde ab eo temporis momento quo Cretam insulam primum attigit Theseus'. At vel sic elegan- tiae quidem nihil pari iterato temporis vocabulo (satis enim fuit cx quc dici) non minus certum est quam non sine arti- ficio rationem illam omnem institui. Ipsa autem artificii notio cum vim sane ambiguara habeat in hac quae ad Alexan- drinorum exemplum conformata est poesi, ut, quid eo in genere nimium dicas, quid tolerabile, non usque quaque sat certis finibus constet: at quod nostro sensui displicere fatea- mur, id si ne proditum quidem est in genuinis fontibus scripturae, verum Italorum demum coniectura excogitatum, nostro profecto iure uti existimabimur, si illorum sensui nostrum anteponamus. Tenendum est enim pro ferox quo er in Santeniano codice feroxque et esse, in Datano autem feroxque in: in quo, nisi multum fallimur, ferox quorn deli- tuit. Restat importunum illud tempore: in quo emendando nescio an eorundem illorum Italorum felicissimam saepe divinandi audaciam non infeliciter sic aemulemur, ut cor- ruptum e robore putemus. Hi ut tersissimi poetae versicnli prodeant:

Illa tempestate, ferox quom robore Theseus Egressus curuis e litoribus Piraei Attigit iniusti regis Gortynia tecta: sive ille dXxi 7T€7toi8ujc vel pir|q)i Tre7TOi0ujc sen xdpTd & Tftcuvoc sive n.<pi p(r|q)iv ataXX6u€VOC vel pirj ^Trataioufvoc sive KdpT€i xaOpoc sive aliquid simile expressit, quo ferotfw adversus perieula (ut est apud Tacitum) bellatorem diceret.

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ATIONVM CATVLLIANAliVM TRIAS. 597

Quodsi quis illud ipsuni expetat, ut non 'quaudo' potius, quam 'ex quo* anioris miserias vifgo passa sit, dicatur, eoque et adsiduis luciibus et attiyit verbi notionem flectere instituat, poterit id ille quidem haud difficili negotio sic consequi ut de elapsa ab initio vocula cogitet: Illa ex tetnjwstate, quom : at ut eius tamen rationis nulla prorsus sit necessitas. Etenim a misera desertae Ariadnae condicione describenda exorsus poeta nimc primum, quam tandem caussam ea calamitas omnis habuerit, simpliciter et gene- ratiin sic significat: cquippe id tum fuit, cum nobilis illa in ('retam insulam accessio facta est duce Theseo'. Quid, quod ne satis commode quidem, ex quo tempore in amoris furo- rem virgo incidisset, iam hoc loco diceretur: id enim ipse poeta paullo post demum exequitur inde a v. 85: Atque ita nave levi nitens ac lenibus auris Maynanimum ad Minoa venit sedesque superbas. Hune sitnul ac cupido conspexit lumine virgo

Regia, Non prius ex illo flagrantia declinavit Lnmina,

quam cuncto concepit corpore flammam, Funditus atque imis exarsit tota medullis. Parique prorsus ratione a primo in insulam adventu prinium in regia aspectum ipsa Ariadnavn discriminat v. 172 sqq.: utiuam ne tempore primo Gnosia Cecropiae tetigissent litora puppes, Indomito nec dira ferens stipendia tauro Perfldus in Cretam religasset navita funem: Nec malus hic, celam dulci crudelia forma Consilia, in twstris rtquiessct sedibus Iwspes. Vides sedibus superbis Minois in priore loco respondere in hoc nostras sedes: pareni ut con- cinuitatem eonj»entaneum sane videatur inter Gnosia litora intercedere et iniusti regis Gortynias non aedes, sed regiones h. e. non tecta, sed tenipla, id quod et in quibusdam haud malae notae libris mss. repertum est, et ex tenta, quod Hantenianus cum Datano prodiderunt, profecto non fit diffi- cilius quam inde ab editione principe propagari solitum tecta. Vt ne opus quidem sit permutatorum inter se tecta et templa nominum excmplis, qualia suppeditant Burmannus in Poet. lat. min. vol. II p. 189 sq., Wakefieldius in Lucret. II, 28. Et tutabatur in suo libro repertam templa scripturam Iosephus Scaliger hac adnotatione: cQuod dpxancujc dictum ab illo. nam omnia loca templa vocabant veteres. Vide

598 EMENDATIONVM CATVLLIANARVM TRIAS.

Varronem/ Veruin in hoc, quamvis alioqui gnarus prisci sermonis, modum tamen vir eximius excessit. Nec enim verum est nec Varro libro septimo de 1. lat. inde a p. 287 Sp. testatur quaelibet loca esse templa appellata: quod voca- bulum ne in liberiore usu quidem propriam vel sanctitatis vel saltem religionis notionem prorsus deposuit Ab augu- randi religione profecta est frequens Lucretio, uon infrequens Ennio, Terentio, Accio, Manilio locutio, qua vel caclestia tctnpla, vel caeli templa sive simpliciter dicuntur sive additis aeterna, summa, alta, fulgentia, lucida, caerula, penetralia epithetis: atque etiara singulari nuraero templum certam et tamquam diraetatam regiouera caeli Manilius II, 354. 668 dixit. Vnde facilis ad talia transitus fuit qualia sunt Lucre- tiana illa magni caelestia mundi tetnpla V, 1204 et suppressa caeli notione mundi magnum templum V, 1436 atque adeo mundi mortalia tcmpla VI, 43. Quo proxime accedit Cicero in Somnio Scipionis cap. 3, 4: homines enim sunt luic lcge generati, qui tuerentur illum globum quetn in hoc templo medium vides, quae terra dicitur. Medius inter hoc genus et alterum locus eis exemplis tribuendus est, quae non seiuncta a spa- tiorum cogitatione simul iunctam habent numinum divinorum notiouera, ut magna templa caclitum apud Ennium et singu- lariter apud Acciura templum cactitum: cui maxime propin- quura pro caelo positum tetnplum magnum Ions altitonantis in Annalibus Enuii v. 531. Itaque ad certorum deonun personas cetera quoque sic referuntur ut sociatis inter se religionis atque sanctitatis notionibus a vulgari templum vocis usu minirao intervallo distent. Nec enim, ut caelestia, vi u ita etiam vel marina vel inferna vel terrestria terapla dicta sunt simpliciter: quod etsi minime rationem quominus fieret impedivisse dicam, tamen non probasse consuetudinem re- perio. Velut non simpliciter templa turbtdenta Plautus aequora raaris concitati vocavit, sed sic locutus est Militis gloriosi v. 413: in locis Ncptuniis templisque turbulentis: eundemque Neptunum ex suis locis templisque cxpedivisse naufragum dixit Rudentis v. 908. Nec alia ratio illorum est quae sunt Acherusia tcmpta alta Orci apud Ennium, sctnjxa saxa Bacchi templa apud Tacuvium, Volcania tcmpla apud Aceiuui. -

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EMENDATIONVM CATVLLIANARVM TRIAS.

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Haec igitur omiiia cum ita se habeant, simpliciter autem ad terrarum spatia vel regna regum latosque campos quoslibet translati templum vocabuli omnino exeinplum non exstet, etiam de Catullianis si dis placet templis Gortyniis esse actum putamus satisque stabilitam tecta scripturam. Quae tamen tecta narrandi concinnitas supra a nobis declarata suadet ut non ipsam potius regiam interpretemur, sed cuv- €KboxiKUJC posita accipiamus pro urbe Gortyna universa, simili prorsus figura atque qua pro urbe etiam tnoenia di- cuntur. Ceterum ne quid praetermittamus cum hac caussa coniunctum, si qui etiam regiam potuisse templa vocari sibi persuaserunt, ut quod nomen non raro amplis splendidisque aedificiis quibusvis tribueretur, multo etiam longius a vero quam illi aberrarunt quos ante refellimus. Qui quidem scire poterant non propter amplitudinem aut splendorem templi nomen vel curiae vel rostris vel tribunali inditum esse eis exemplis quae Dukerus composuit in Livii I, 30, 2 ceterique interpretes in VIII, 35, 8 et XXIII, 10, 5, sed quod auspi- ciorum caerimoniis eae aedes inauguratae essent.

Eiusdem carminis versibus 39 sqq. derelictorum ab in- colis suis Pharsalum corameantibus locorum condicio sic describitur:

Rura colit nemo, mollescunt colla iuuencis, Non humilis curuis purgatur uinea rastris, 40 Non glaebam prono conuellit uomere taurus, Non falx attenuat frondatorum arboris umbram, Squalida desertis rubigo infertur aratris. In quibus non potest non permirum videri et ter dici de aratione, versu primo tertio quinto, et ita ut bis aliorum generum mentio interponatur quae ad arationem nihil per- tinent. Desiderabat in his concinnitatem iam Laurentius Ramiresius de Prato: qui cum iu hypomnematis in Martialem suis (ad I, 44) de transponendis versibus cogitasset, longe fortissimo scilicet argumento repulsus est a Mitscherlichio Lectionum p. 30: csed hoc est poetam in ordinem cogere': quo non leviter imposuisse Silligio videtur. Fatendum est ix sane pinguius rem aggressum esse bonum Hispanum, cui sic

600 KMEXDATIONVM CATVLLIANARVM TRIAS.

esse in ordinem cogendi librarii viderentur: Rura colit , Non glaebam Squalida , Non humilis , Non falx : in unum quidem cumulata arationis significatione triplici, sed ut nec frigidissiina TauToAoyia vitaretur et bis iteratae in versibus continuis Non particulae venustas periret Nec profecto plus ille profecisset, si eum ordinem commendasset quem ei parum fide dignus testis idem ille Mitscherliehius tribuit: Non humilis Non falx , Rura colit , Non glaebam , Squalida . Nostro iudicio aut fallunt omnia aut hoc sese ordine versus suos excipere poeta voluit:

Rura colit nemo: mollescunt Colla iuuencis.

Non humilis curuis purgatur uinea rastris;

Non falx attenuat frondatorum arboris umbram;

Non glaebam prono conuellit uomere taurus:

Squalida desertis rubigo infertur aratris.

Generalis est enim quam primo versu praemisit sententiam: fnec homines operantur nec bestiae'. Quam sic deinceps persequitur singillatim, ut altero versu et tertio, quae ad solos homines pertinent, commemoret, vinearum hortorumque culturam: quarto, quod ad utrosque, arationem. Cui cum quintum subicit, et quid consectarium sit ex ea vacatione dicit: ut rubiginem (iuxta cum rastris et falcibus) aratra trahant: et id ita dicit ut cum arte transitum ad proxima quaerat,

lpsius at sedes, quacumque opulenta recessit

Regia, fulgenti splendent auro atque argento. Huic enim splendori manifestum est situ squalentium instru- mentorum sordes dedita opera opponi. Satis autem eum quem revocavimus ordinem VergiJius tuetur, cui videri Catullianos versus obversatos esse in Ecloga IV v. 40 inter- pretes admonuerunt:

Non rastros patietur humus, non uinea falcem;

Robustus quoque iam tauris iuga soluet arator: ubi item a rastris et falcibus pergitur demum ad aratra.

[E praefatione Becadis: T. V v. 15 (p. 595 v. 25) sine loci indicio commemorata Ciceronis verba Halmius mibi

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EMENDATIONVM CATVLLIANAUVM TRIAS. 601

commonstravit in divinatione in Caecilium 13,41: cum illius temporis mihi venit in mentem, quo die citato reo mihi di- cendum sit. Ceterum quibus rationibus vulgatam in Catulli tribus versibus scripturam novissimus editor Ross- bachius tueatur, speramus fore ut in editione tertia nos edoceat. Vbi fortasse etiam illam emendationein, quam car- minis LXVI versui 59 adlubuimus Musei Rhen. t. III p. 618 (Numen ibi vario) , cuius quidem nondum nos paenituit, certa ratiocinatione redarguet.']

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XVII.

Ueber Horatius Cann. II, 1.*)

Erster Brief.

An Dr. Jacob Bernays.

[Diese Darlegu^ wurde gegeben als Autwort auf ein Schreiben von J. Bernays an Ritschl, in deui dieser die Horazische Ode I, 12 als Rede und Gegenrede zwischen dem Dichter und Klio zu fassen vorschlug (wodurch auch eiue Bestiitigung der Unachtheit der zehnten und elften Strophe gewonnen werde) und bat, es moge Ritschl rEineni, der gerade nichts Wichtigeres zu thun habe, gelegentlich auf- tragen, in demjenigen Gelass des Bonner Bibliothekgebliudes, wo « t& Kdpqpn Wi xd qppurava» Horazischer Commentare und der epopuioc Horazischer Programmo untergebracht sind, da- nach zu forschen', ob Jemand das schon habe drucken lassen. C. WJ

628 Zu meiner Schande rauss ich gestehen in dieser buc- bieSoboc TroXuuepeia (wobei Sie nicht nothwendig an Galeni- schen Sprachgebrauch zu denken brauchen) auch nicht so zu Hause zu sein, um die wichtige Prioritatsfrage zu entscheiden. Ich denke wir lassen es ruhig darauf ankommen, ob sich einer um die TrpwTeia meldet, und trosteu uns im ungiinstigsten Falle mit der Gewissheit, dass der tiefeingefressene Rost des Schulvorurtheils von der intacten Ueberlieferung Horazischer Poesien nicht oft und scharf genug mit Feile und Scheide-

*) [Rhein. Museura f. Thilol. Bd. XI (1857) p. 628-636 ]

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UEBER II0RATIU8 CARM. II, 1

603

wasser angegriffen werden kann. Wie mir denn zum Bei- spiel, um den ersten besten Fall herauszugreifen , bisher durchaus unverstandlich geblieben ist, mit welchen Be- schwichtigungen ein Denkender sein Gewissen einzuschlafern 629 vermoge gegeniiber dem Eingange des ersten carmen im zweiten Buch:

Motum ex Metello consule ciuicum Bellique causas et uitia et modos Ludumque Fortunae grauesque Principum amicitias et arma

Nondum expiatis uncta cruoribus, Periculosae plenum opus aleae, Tractas et incedis per ignes Suppositos cineri doloso.

Paullum seuerae Musa tragoediae Desit theatris: mox ubi publicas Res ordinaris, grande munus Cecropio repetes cothurno,

Insigne maestis praesidium reis

Et consulenti, Pollio, curiae u. s. w.

Ich will nicht zum so und so vielsten Male reden von dem befremdlichen publicas res ordimris, worin entweder ordinaris Qberaus prosaisch oder publicas res gegen allen Sprachgebrauch fQr rem publicam steht; nicht davon, dass es schief ist zu den publicae res die theatra in Gegensatz zu stellen, da die ludi scaenici so weit wie moglich entfernt sind von dem Begriff einer Privatangelegenheit und so sehr wie etwas zu den offentlichen Interessen gehdren; selbst davon nicht, wie sehr es gegen Schicklichkeit und Sitte ist, dass nach der zwei Strophen langen Einleitung erst in der vierten Strophe und rm zweiten Satze die Anrede an den Pollio nachschleppt:*) obwo.nl mir nicht unbekannt ist, mit welchen

*) Diese Inconvenienz wiegt in meinen Augeu so schwer, daae, wenn gegen die dritte Strophe keine andern Griinde sprachen, ich sie unbedenklich umgtellcn und nach der jetzigen viertcn setzen wurde. Und vielleicht hatte sie eben fur diese Stelle der Interpolator bestimmt.

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604

UEBER HORATIUS CARIf. II, 1.

unpassenden Beispielen man dies vertheidigen kann. Ueber alles dieses liisst sich herttber und hiniiber streiten und wird wohl bis an's Ende der Tage gestritten werden. Aber auf drei Fragen darf man drei Antworten fordern, welche eine Moglichkeit der Vertheidigung der dritten Strophe flbrig 63o]asseu. Erstens: niit wclchem Rechte traut man dem Dichter eine so dick aufgetragene, ebeu so unverschamte wie abgeschmackte Schmeichelei zu, dass mit dem Feiern des einen Pollio es gleich mit aller Tragodie ttberhaupt ganz und gar aus sei fiir das Theater? in einer Zeit, in der doch z. B. Varius seine Triumplie feierte. Oder aber, wenn nicht die tragische Muse ttberhaupt, sondern eben nur die Pollio- nische gemeint ist, nach welcher sprachlichen oder logischen Regel soll Mtisa fur tua Musa stehen? Zweitens: mit welchem Rechte traut man dem Horaz ein so vollig leerea und mttssiges Epitheton zu, wie es seucrae darum ist, weil es eine andere tragocdia gar nicht gibt? Oder aber, wenn darin eine bestimmte Beziehung liegen soll, welchen Sinn hat es, die tragoedia als scuera gegentiberzustellen der Ge- schichtschreibung blutiger Bttrgerkriege, der und denen doch wohl keine geringere seueritas zukonimt? Drittens: wie will man grande munus als Pradicat der Polliouischen Tra- godiendichtung schutzen, ohne daneben eben jene Geschieht- schreibung als eine minder grosse, wttrdige Aufgabe erscheinen zu lassen? und wie diese Herabsetzung mit dem Inhalt und der Absicht des ganzen Gediclits vereinigen? Ehe nieht hierauf, statt nichtssagenden allgemeinen Geredes, baudige

und befriedigende Antworten erfolgen und ich mochte

wirklich wissen wo sie herkommen sollten wird es dabei bleiben, dass Peerlkamp trotz seiner zum Theil wunder- lichen und ttber das Ziel hinausschiessenden, auch nicht* weniger als erschopfenden Argumentationen doch in der Hauptsache das Richtige herausgeftthlt hat, wenn er als die Horazische Gedankenfolge diese hinstell$e: rMotum ex Metello

consule ciuicuin tractas et incedis per ignes suppo-

sitos cineri doloso, insigne maestis praesidium reis et con- sulenti, Pollio, curiae.'

Lassen wir den Streit um die, formeil jedenfalls zusammen'

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UEBER HORATIUS CARM. II, 1. 605

hanglo9 genug eingeschobene siebente Strophe 'Iuno et deorum quisquis amicior' u. s. w. fur den Augenblick auf sich beruhen. Die Ausstellungen im Kleinen mogen sich immerhin beseitigen lassen; die letzte Entscheidung wird fflr den Einzelnen davon abhangen, welche Vorstellung er sich von Roniergesinnung und Romerauffassung macht gegen- Uber einem romerfeindlichen und romerschandenden Barbaren wie Jugurtha, zu dessen Ehren und glanzvoller Genugthuung 6 hier, als wefin es einem Troerfiirsten Priamus galte, der halbe Olymp bemiiht wird als Vollstrecker ewiger Gerechtig- keit und Ziichtiger des durch seinen Sieg iiber eben jenes Barbarenthum schuldbeladenen Romervolks, fiir das die andere Hiilfte himmlischer Schutzmachte machtlos oder theilnahm- los bleibt

Meine Meinung iiber diese Strophe und das in ihr ge- feierte geniale, wenigstens interessante Scheusal werden Sie zwar, lieber Bernays, deutlich genug zwischen den Zeilen lesen; aber ich will in Beziehung auf sie gern jedem seinen Glauben gonneu und lassen, um nur desto eigensinniger darauf zu bestehen, dass die vorletzte Strophe desselben Gedichts mit etwas weuiger als der traditionellen Bewunderung darauf angesehen und angefiihlt werde, wie sie sich zu dem Dichterruhme dessen verhalte, auf den wir sein eigenes enil molitur inepte' anzuwenden gutes Recht haben. Vollkommen angemessen ist der Gedanke und geschmackvoll seine Aus- fuhrung in der vorhergehenden Strophe:

Quis non Latino sanguine pinguior Campus sepulcris inpia proelia Testatur auditumque Medis Hesperiae sonitum ruinae?

wo mit der Steigerung auditumque u. s. w. das voran- geschickte quis non testatur kraftig abschliesst. Was soll man aber dazu sagen, wenn nun nochmals zu dem vor dieser Steigerung ausgedruckten Gedanken zuriickgekehrt, dieser mit drei, sage drei jedes neuen Inhalts baaren Varia- tionen wiederholt wird und ohne analogen Abschluss ganz dflnn also auslauft:

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UEBER nORATIUS CARM. II, t

Qui gurges aut quae flumiua lugubris Ignara belli? quod mare Dauniae Non decolorauere caedes?

Quae caret ora cruore nostroV Tn der That: Worte, Worte, nichts als Worte! Oder wo wiire auch nur die leiseste NUance des Sinnes in diesen Zuthaten? Ist das nicht auf ein Haar wie in der lnetrischen Composition eines Primaners (in Pforte uatiirlich oder Witten- 632 berg oder wo man sonst noch diese lobliche Uelrung in Ehren hiilt), der mehr epitheta, synonyma und phrases als Gedanken im Kopfe, dabei seinen treuen Gradus ad Parnassum in Handen hat? Camptts flumina mare ora; inpia proelia lugubris belli; non testatur ignara caret: Latino sanguine Bauniae caedes cruore nostro. Dnd wie kahl und mager jedes einzelne Satzglied im Gegensatz zu der gedrangten Fulle der Originalstrophe! Aber freilich, in der ersten Strophe sollen es die Kampfe zu Lande, in der zweiten die zu Wasser sein, die vorgefiihrt werden. Also zu Wasser. Nun man muss gestehen, dass das eine sehr scharfsinnige Unterscheidung ist, wonach das Wasser eingetheilt wird in 1) Strudel, 2) Flusse, 3) Meere und 4) Kiisten, sei es an sich, sei es mit Rttcksicht auf die an verschiedenen Oertlichkeiten gelieferten Schlachten, und mochte man nur etwa noch fontes und lacus zur Vervoll- standigung dieser Schlachtenkategorien hinzugefiigt wiinschen. Zuvorderst konnte nun ein Zweifelsiichtiger meinen, Schlachten an Strudeln und an oder auf Fliissen gehorten wohl mehr zu den Land- als zu den Seeschlachten; ferner aber die der orae ausschliesslich zu einer von beiden Klassen gar nicht, sondern mit gleichem Rechte zu beiden. Eben darum, werden ver- muthlich die Bewunderer des Dichters quand meme sagen, hat dieser sehr weise die orae ans Ende gestellt, um damit Land und Wasser in einem gemeinschaftlichen Begriff zu- sammenzufassen. Und fragt man weiter, warum das Meer sowohl als die KUste jedes ein apartes Satzglied erhalten hat, gurgites und flumina trotz des trennenden aut nur eines zusammen, so wird es vielleicht heissen wofern so fur- witzige Fragen Uberhaupt der Beautwortung werth erscheinen

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UERER HORATIUS CARM. II, 1

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vorher sei mit campus nur das Land ohne Wasser ge- meint, wie z. B. africanische Wtisten, dann komme erst das bewiisserte, fluss- und strudelreiche Land, und zwar dieses als vortrefflicher Uebergang zu dem reinen, landlosen Wasser. Wir erhielten so fiir den Gedankenfortschritt unseres Strophen- paares ein Begriffschema, das jedem Compendium der Logik Ehre machen wurde, namlich um es in die kttrzeste Formel zu fasscn: 1) Landland; 2) Wasserland und Landwasser, und zwar a) durch Strudel, b) durch Fliisse gebildet; 3) Wasser- wasser; 4) Land -f- Wasser in freundlicher Grenznachbar- schaft, in der wohl auch etwa die Inseln, Halbinselu und 633 Landzimgen ein erwttnschtes Unterkommen fiindeu.

Doch 'relictis, Musa procax, iocis' ich sehe eben, dass ich doch die Erfindsamkeit der Interpreten sei es ttber- sei es unterschatzt habe, wenn ich einen andern Weg der Erklarung ganz ttbersah. Denn z. B. Orelli sagt es ja ganz ausdrttcklich: gurges ist das Wasser ttberhaupt, flumina und maria sind seine Unterabtheilungen. Und womit wird diese wundersame Begritfsweite des gurges bewiesenV Weil, wo es auf irgend eine Unterscheidung gar nicht ankam und gar nicht abgesehen war, Virgil in Carpathio Neptuni gurgitc sagen konnte und vom Acheron turbidus hic cacno uastaque uoragine gurges aestuat , darum soll, wo die ausdrttcklichste Scheidung gemacht wird, die Species zum Genus werden. konnen und ihre ebenbttrtigen Mitschwestern gewaltthatig unter ihr Regiment bringenV Das war doch von dem wackern Manne eine schier allzu revolutioniire Sprachanschauung. Und was soll ein aut zwischen Genus uud Species, und zwar nur vor der ersten Species, vor der zweiten wieder nichtV Bedurfte es dafttr gar nicht der Belege oder wollten aich keine einstellenV

Selten, dass sich ein Falschmttnzer nicht wenigstens durch einen schiefstehenden oder zu viel oder zu wenig ge- setzten Buchstaben verriith. Das pflegt auch von den littera- rischen zu gelten, wenn sie es auch sine dolo malo und nur als harmlose Dilettanten sind, und vielleicht um so mehr. Es ist ja moglich, dass der gliickliche Vater dieser Strophe Quis gurges schrieb, wie er als altcr Horatius

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schreiben niusste; aber verdachtig ist es doch, dass sich das nur in einer einzigen Handschrift gefunden hat. Denn dass qui gurges nichts sei, hatte man allerdings liingst sehen sollen, mochte man es nun unter dem Gesichtspunkte, dass im Unterschiede von quis ein qui = qualis sei, beurtheilen oder es an dem Sprachgebrauche des hier in Betracht kom- menden Litteraturkreises messen. Oder wo hatte Horaz anders als quis gesagt, sei es bei Personen wie quis tmdta gracilis te puer in rosa perfusus liquidis urget odoribus , quis puer ocius restinguet ardentis Falerni pocida , quis te soluere Thessalis magus uenenis, quis poterit deus , patriae 634 quis extd se quoque fugit , ganz wie Virgil quis deus hanc extudit artem , quis nouus hic nostris successit sedibus hospes u. s. w., oder auch bei Sachbegriffen , z. B. quis desiderio sit pudor aut modus , tu ciuitatem quis deceat modus curas quis sudor uietis et quam malus undique tnembris crescit odor , und gleicherniassen Virgil quis enim modus adsit amori , quis est nam ludus in undis , quis tantus furor me perdidit —, quis iam locus , quis casus, quis dolor, quis sensus, quis globus, quis metus, quis clamor , quis strepitus, quis plangor durchaus ohne Ausnahme. Und nun noch dazu nach dem vorausgegangenen quis campus ein qui gurges !

Ich bin am Ende mit meinen Negationen. Zur Erholung von ihnen, die ja, so nothwendig sie sind, als solche nichts Erquickliches haben, vergonnen Sie mir nun wohl die Genug- thuung, das positive Ergebniss wie einen rein ausgeschalten Kern auf Ihre Empfindung wirken zu lassen, so gut er es vermag:

Motum ex Metello consule ciuicum bellique causas et uitia et modos ludumque Fortunae grauisque principum amicitias et arma

nondum expiatis tincta cruoribus, periculosae plenum opus aleae, tractas et incedis per ignis suppositos cineri doloso,

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JJEBER HORATIUS CARM. II, 1.

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insigne maestis praesidium reis et consulenti, Pollio, curiae, cui laurus aeternos honores Delinatico peperit triumpho.

Iam nunc minaci murmure cornuum perstringis auris, iam .litui strepunt, iam fulgor armorum fugacis

terret equos equitumque uoltus.

Sudare magnos iam uideo duces non indecoro puluere sordidos, et cuncta terrarum subacta

praeter atrocem animum Catonis.

Quis non Latino sanguine pinguior 635 campus sepulcris inpia proelia testatur auditumque Medis Hesperiae sonitum ruinae?

Sed ne relictis, Musa procax, iocis Ceae retractes munera neniae: mecum Dionaeo sub antro quaere modos leuiore plectro.

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Was meinen Sie, wird wohl Asinius Pollio etwas vermisst haben, wenn er als Zeichen personlicher Aufmerksamkeit und huldigender Achtung diese poetische Widmung des etwa SGjahrigen Dichters empfing? Ich sollte es kaum glauben, mochte aber unter den nieht sehr vielen, an deren Zustim- - mung oder Gegenstimmung mir etwas liegt, namentlich nocli von Einem gern wissen, was er dazu sagt, niimlich von Herrn Friedrich Martin, dem denkeuden und sinnvollen Verfasser des Posener Gymnasialprogramms vom .1. 1844: rDe aliquot Horatii carminibus conimentatio critica', das ich mich wundere bei den brennenden Streit- und Zeitfragen nach der Authentie Horazischer Poesien nicht ofter beriick- sichtigt zu finden. Schiitteln Sie aber etwa den Kopf iiber die 'arina /mcta cruoribus' und das * sudare iam uideo duces', so habe ich darauf fiir jetzt nichts weiter zu sagen, als dass ich mir nach vielfaltiger, gewissenhaffcer, in jahre-

FR. RITfU HKLII OPV8CVLA III. 31*

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langen Zwischenrauinen wiederholter Ueberlegung eben nicht anders zu helfen weiss, und dass mir auch kein Anderer so weit sich Andere iiberhaupt haben vernehmen lassen hat anders helfen konnen. Oder konnen Sie es?

Bonn, 25. Jan. 1857.

N. S. Schon sind mir wider meinen Willen ein paar andeutende Bemerkimgen, die idi auf Anlass Ihrer Zusehrift allein beabsichtigtc, zu vorstehender Epistel angewaehsen, und abermals sehe ich mich durch eine freundliche Zusenduug mehr genothigt als angeregt auf denselben Gegenstand zu- Gse rackzukommen. Herrn Gustav Linker's Horaz (Wien 1856) ist es, der diese moralische Nothigung enthalt Der Heraus- geber ftihrt bei seiner Textesrevision ein scharfes Messer: was ich auf die Gefahr des XeucTfjp brjuou uopoc hin bekenne im allgemeinen sehr viel wohlthatiger und verdienstlieher zu finden als das glaubensselige Hantieren mit den stumpfen Werkzeugen, mit denen man aufgesetzte Flicken und vor- stehende Niihte zu glatten und auszugleichen sucht, ura nnr ja der siissen, faulen Gewohnheit kein Aergerniss zu geben. Um so mehr wundere ich mich in dieser Ausgabe die dritte und die siebente Strophe der obigen Ode ohne allen Ver- dacht passiren zu sehen: wohingegen gerade dic vorletzte Strophe, an der selbst Hofman Peerlkamp keinen Anstoss gefunden hatte, in volliger Uebereinstimmung mit meineui eigenen Urtheile kurzweg als uniichtes Einschiebsel bezeichnet worden ist. 'Stropham paenultimam multis nominibus su- spectam uncis inclusi' sagt der Hgbr. in der Vorrede p. XIX. Ob unter seinen GrUnden auch die von mir entwickelteu waren, kann ich weiter nicht wissen; nur so viel weiss ich, dass der einzigc von ihm rait fcf. ad T, 22, 14' nalier an- gedeutete nicht unter den meinigen war. Zu der citirteu Stelle heisst es namfich p. XV: 'Stropham quartara eieeerunt P[eerlcampu8] MfeinekiusJ. Daunias voc. ferri non posse iam BfentleiusJ vidit. atque hic statim moueam, oranes eos locos, in quibus Dauni vel Dauniae raentio fit, manum interpolatoris prae se ferre Vergilium imitantis. cf. II, 1, 34. III, 30, 11. IV, 6, 27. 14, 26. unde patet, quo iure Paldamus

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corruptum limen Apuliae III, 4, G mutaverit in limina Dauniac.' Dieser Verdiichtigungsgrund und die ihm bei- gelegte Tragweite scheint mir zwar vorJaufig noch sehr be- denklich; indessen verlangt er jedenfalls eine Untersuchung, uiid diese einige Musse, die ich im Augenblick nicht habe. Bonn, im Marz.

Zweiter Brief.*)

Dass das Peerlkampische sudare bei Horaz II, 1, 21 457 als Verbum keinesweges durch die Beispiele von sudor ge- schutzt werde, ist sehr wahr, und dass der Ronier ein sudare im edeln Stil eben so wenig vertragen habe wie der Deutsche neben dem 'Sehweiss der Edeln' auch 'schwitzende Feld- herren', konnte sehr wahr sein, miisste es aber nur, wenn sieli die Sprachen nothwendig deckten. Wenn nun aber gerade hier lateinisclies und deutsches Sprachgefiihl ausein- ander gingen? wenn sich sudarc durch Beispiele *iicht von sudor, sondern von sudarr schUtzen liesse, was wollten wir mehr? An solchen fehlt es ja aber nicht, und sie stehen liiugst in den Lexicis. Aus ihnen kann man sich erstens die Beobachtung zusammenlesen, dass, wo wir fvon Blut triefen allerdings nicht fschwitzeir, sagen, im Lateinischen die genau entsprechende uud ganz eigentliche Ausdrucksweise gerade sudarc samjuinc ist. So tcrra sudat sanyuine Ennius, Dnrdanium sudarit sanguinc titus Virgil, quantum Ausonio sudabiHs arma cruore Silius, oder von Personen quidquid ad hheos Xanthum Simoentaquc nobis sanguinc sudatum (cst) ebenderselbe, und mit auffallend starkem Ausdruck Lucrez sine incassum dcfcssi sanguinc sudcntf angustum pcr itcr luctan- tcs ambitionis: was doch lauter Poeten des hohern Stils sind. Aber auch in andern Verbindungen ohne sanguinct nicht nur ad metas sudrt oportct cquus bei Properz, sondcm, wenn man das etwa nur will vom Pferde gelten lassen, auch vom Hylas Lernacaquc totlcns arma sub ingndi gaudct sudarc pharctra bei Statius. Hier allerdiugs nicht vom Kampfes- schweisse wie in der zweiten Stelle des Silius; dafUr darf

*) [Rhein. Muacum f. Philol. Bd. XII (1867) p. 457—404].

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TJEBER HORATIUS CARM. II, 1

aber noch der gar nicht seltene Gebrauch des Participiums hierher gezogen werden, den die Dichtersprache des Silius, Statius, Claudian zuliess nicht nur in Redeweisen wie labore Cyclopum sudatum thoraccm, sudaias vomerc messes, sudato ma- rito fibula, zona manibus sudata, auch sudafa bella, sonderu namentlich in sudatus labor: dergleichen unter Andern Dra- kenborch zu Silius IV, 435 zusammengestellt hat Und ist denn, wenn es sich darum handelt ob etwas edel oder un- edel gesagt sei, nicht selbst Cicero der Redner genugender Zeuge, der keinen Anstand nahm sudandum cst his pro com- munibus commodis in der Sestiana zu sagen? Auch die Bei- spiele der Composita werden kaum geringere Beweiskraft be- haupten : wie bei demselben Cicero in his (exercitationibus in- Asvgcni) desudans atque claborans, wie das vorzugsweise hieher gehorige alio dcsudant Martc cohortcs bei Claudian, wie neben dem sudatus Jal>or die cxsudati laborcs bei Silius, wozu Draken- borch die treffende Parallelstelle aus einer Hede bei Livius nachwies ut rursus novus de integro his instituendis cxstuletiir labor und hier wieder das cxsudare ceriamen desselben Autor.

Das ware wolil allenfalls genug, um ein 'Sudare magnos iam video duces' als cine des Horaz ganz und gar nicht unwiirdige' Ausdrucksweise zu rechtfertigen und die Qberzar- ten Bedenken des Skeptikers zu beschwichtigen von dem Sie Meldung thun; aber freilich ist es nicht genug, um die Con- jectur des hollandischen Kritikers gegen eine gleich gute andere oder eine noch probablere aufrecht zu halten. Ihnen ist, wie Sie mir in diesem Juni schreiben, der Gedanke an r Anteire magnos iam video duces' gekommen, in dem Sinne cdem Heere vorausschreiten': und darum wird es ffir Sie ein besonderes Interesse haben, zu erfahren, dass niir iui Mai gauz denselben Gedanken ein lieber alter Freund mit- theilte, dessen briefliche Ausfuhrung dieser uud einiger an- dern Horazischen EnTnuotTa*) icn mit seiner Bewilligung hier folgen lasse.

Bonn, Jnni 1857.

*) [Die Besprechuug dieser andern CnT^MaTa, w{e eje sicti von p. 401 an findet, i«t hier weggelassen. C. W.]

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CKBKR HORATIUS CARM. II, l.

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Verstehe ich recht, so hast Du im Rh. Mus.

XI p. 635 [oben p. 600] an dem Hofman-Peerlkampschen Vorschlage nur einstweilen festhalten zu miissen geglaubt, Dir aber das Suchen nach eiuem Bessern selbst noch vor- behalten wollen. Ich weiss nicht ob ich Gewicht darauf legen 8oll, dass Du in Deinem Abdrucke des Gedichtes nach tfolius ein Punetum gesetzt hast. Da Du sudare video an- genommen hast, kannst Du in deu beiden ersten Versen dieser Strophe wohl nur ein Gedankenglied erkennen, das auf das engste mit den beiden Hauptgliedern der voran- gehenden Strophe zusammenhiingt: denn es sind ja wohl drei Momente der Schlacht, vielleicht der beginncnden, welche der Dichter malt. Es ist wohl ein Schwung dichterischer Phantasie, den man zu bewundern, nicht zu tadeln hat, wenn 460 tler Dichter von diesen einzelnen Momenten der besonderu Situation, eiuer Schlacht oder der Schlacht, mit einem kraf- tigen Zuge den Erfolg des siegreichen Helden inmitten des trtiben Gemiildes hinstellt. Ich mochte daher hinter voUus nur ein Komma haben und, wenn cs gestattet ware die antiken Worte mit so moderner Umgebung auszustatten, hinter sordidos den sogenaunten Gedaukenstrich. Jetzt zu meiner Vermuthung statt des sudare. Durch eine Eigen- schaft empfiehlt sie sich gewiss, durch ihren eugen Anschluss an die handscbriftlich iiberlieferten Zeichen. Ob sie schon da geweseu, kann ich aus meinem kleinen Apparat nicht entnehnien; ist dem so, so Musisse putemur'. Mein Auge sieht also in dem iiberlieferten audirc das sehr ahnliche anteire. Die dem Funde nachfolgende Priifung hat nur zwei Bemerkungen hinzuzufiigen. Erstlich die Synaloephe in auteire bedarf wohl nicht weiter ausdrttcklicher Stiitzung, aueh wenn man sich auf die Zeile te scmj)er antcit saeva nc- cessitas nicht berufen darf und auf das dactylische Herai-" stichion aut strenuus anteis sich nicht berufen will. Zweitens raag ich gern den besondeni Vortheil aufgeben, den ich meiner Vermuthung bereiten konntc durch die Anfiihrung der Zeilen

Ein boser Knecht der still darf stehn, wenn er den Feldherrn sieht augehn,

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UKUElt HOKATIIS CARM. II, 1

beguiige mich vielmehr iriit der Herbeiziehung der ganz pro- saischen Worte Suetons im Caesar c. 57: in agtnine tum- nmnquam cquo, sacjmts pcdibus anteibat capite detecto seu sol seu imber esset. Wiinschenswerth war' es, eine zutreffende Nachweisung uber das anteire in der Pharsalischen Schlacht zu haben; denn die besonders lauten Angriffssignale in dieser Schlacbt werden ausdrucklich von den Schriftstellern er- wiihnt; auch ist wohl der Angriff und die Flucht der poni- pejanischen Reiter, das entscheidende Moment der Sehlacht, mit Sicherheit fUr die Zeilen et fuhjor arnwrum her- beizuziehen, wenn auch Mommsen aus den Erzahluugen der Schriftsteller einen Lager-Schwauk mit Fug und Recht aus- scheidet. Ob sich wahrscheinlich machen Hisst, dass die alterthiimlichen Formen antidit u. s. w. im Volksmunde ver- blieben, weiter ausgebildet und endlich in das moderne an- 46i dare iibergegaugen seien, vermag ich nicht zu verfolgen*); wtire das so gegangen, dann fande die Substituierung des audire eine leichte Erklarung.

Zullichau. R. Hanow.

Replik von Jacob Bernays.**)

['Bernays' weitere Aeusserungen hierauf darf ich, da sie gegen mich gerichtet sind, der Unparteilichkeit halber nicht weglassen/ ]

630 Man braucht nicht so zimperlich zu sein wie die englischen Ladies, welche die Nase riimpfen wenn jemand to transpirc auch nur im Sinne 'bekannt wcrden' gebraucht, um dennoch durch Rh. Mus. XII p. 458 [oben p.611 f.] nicht ttberzeugt zu werden. Denn das Anstossige liegt in dem Verbum sudarc neben video. Dass einem das Schwitzen so recht eigent- lich vor Augen gestellt sei, will dem (ieschmack des Unter- fertigten nicht eingehen, und dass ein so wortwiihlender

*) Hieraber mOchte wohl Diez im EtymologiBchen Wdrterbxich der romaniBchen Sprachen eines Andern und Bessern belehren.

F. R.

**) [Rhein. Museum f. Philol. Bd XII (1857) p. 630.]

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DBBEB HOKATIUS CAKM. II, 1

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Odendichter wie Horaz gesagt habe: 'ich sehe grosse Feld- herrn schwitzeu' erkliirt er nicht eher zu glauben als bis er es sehe. Die Beispiele von sawjuine sudarc treffen nicht ganz, weil hier durch sanguinc die ganze Phrase eine nietaphorische Milderung erfahrt. Die Stelle aus Statius Uber Hylas ist schwerlich beweisend fiir den Odenstil*); sie er- ziihlt; und wenn man einmal dies erzahlen will, wird man es auch im Deutschen nicht anders sagen. Laborc Cyclo- pum sudatum thoracem ist eben kyklopisch. Wenn aber Claudianus sagt sudatas vomcrc tnesses, so ist dies so unnatiir- lich schief, oder wenn er gar sudata tnarito fibula sich er- laubt, so ist dies so unreinlich gesagt, dass man hier, wie auch sonst, daran erinnert wird, dass er in Alexandria ge- boren und Latein nicht seine Muttersprache war. Horaz wilrde dergleichen zusammengestellt haben mit

Furius hibernas cana niue conspuet Alpes.

cDer Skeptiker'.

*) 'Verwesen' ist an sich ja ein unverrangliches Wort. Und doch wird keiner das Lachen unterdriicken kSnnen, wenn Klopstock in der bekannten Ode singt:

fWenn von der Itadikin fern, der redliche Cramer verwes^'.

XVIII.

Ueber Tibulls vierte Elegie des ersten Buchs.*)

m Dass die unter Tibull's Namen auf uns gekomniene Ge- dichtsammlung ein eben so ungleichartiges als zerruttetea Ganze bilde, bezweifelt heutzutage kein Urtheilsfahiger mehr. Die Ungleichartigkeit, die sich nicht nur in sehr abstechen- dem Kunstwerthe der einzelnen Gedichte zeigt und auf ver- schiedene Entwickelungsstufen eines imd desselben Dichters hinfiihrt, sondern die, in Verbindung mit unabweislichen In- dicien directer Art, auch zur Anerkennung verschiedener Urheber nothigt, lassen wir hier unbesprochen. Die Zer- riittung des uns Uberlieferten Corpus liegt, mehr noch als in der Anordnung des Ganzen, in der gestorten Folge der Theile einzelner Gedichte zu Tage. Dieser Gesichtspunkt insbesondere war es, den Joseph Scaligers durchdringen- der Blick ins Auge fasste, als er im Jahre 1575, damals ein FOnfunddreissiger, zur Erholung von schwerer Krankheit, wie er selbst sagt, innerhalb eines Zeitraumes von nicht ganz

57 einem Monat**) nicht nur den Tibull, sondern gleichzeitig

*) (Aus den Berichten der phil.-hist. Classe der K5n. Sacheischen GesellBchaft der Wissenschaften. (Bd. XVIII. 1866) p. 56—74.]

**) Wenn ihnHaase in dem weiterhin zu erwahnenden Prooemiam p. 5 von demselben Monat uoch zwanzig ganze Tage auf die Ab- fassung der kritischen Commentare (der fCastigatioues in Cat. Tib. Prop.') verwenden lasst, wonach fur die Textrecension gar nur zehn Tage iibrig bheben, so finde ich das durch Scaligers Worte (in der Dedicationsepistel) nicht bestatigt: r. . . et nisi fallor, feliciter sacces- sit nobis: quamuis, Deum testera laudo, ne integrum quidem mensem illis tribus poetis recenscndis impcndimus. Tameu, ne quid dissimulem,

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UEBER TIBULLS 4. ELEGIE DE8 1. BUCHS. 617

auch den ganzen Catull und Properz . einer neuen Textes- recension unterzog, die seiner wunderbaren Productionskraft eben so zum Ruhme, wie seiner genialen Verwegenheit zum Vorwurfe bei der Nachwelt gereicht hat. Es ist wahr, in geistreichem Spiel hat er das Heilmittel der Umstellung von Gedichtstheilen in einem Umfange und einer Weise zur Anwendung gebracht, dass man den Zilgel masshaltender Bedachtigkeit nur allzusehr vermisst, den er selbst ohne Zweifel mit ganz anderer Strenge angelegt hatte, wenn er uicht (in der Dedicationsepistel an Puteanus) diese seine Er- holungsbeschaftigung in ausdrUcklichen Gegensatz zu den graviorcs litterae, studia graviora setzte. Dieses Uebermass als solches zu erkennen war keine Kunst fur die Folgezeit; aber inan hiitte nicht, um im Sprichwort zu reden, das Kind mit dem Bade ausschutten, nicht ubersehen sollen, dass Scaliger^s Starke in der Negation, im Erkennen der Schaden und Un- zutraglichkeiten Hegt, seine Schwache nur in den positiven Versuchen zu ihrer Beseitigung. Nicht seine zahlreichen Unistelluugen von Distichen und Distichengruppen an sich sind es, welche den Tadel herausfordern, sondern dass es abgesehen von ihrer Hiiufung und den durch sie bewirkten Zerstilckelungen nicht die rechten sind, dass sie nicht ruhig und umsichtig genug erwogen, dass sie allzu oft ein- seitig und ubereilt sind und an die Stelle der alten Uebel- stande nur neue setzen. Aber dass er an den alten iiber- haupt zuerst Anstoss nahm, sie constatirte und ihre Hebung den Spiitern als Aufgabe hinstellte, das bleibt sein unan- tastbares Verdienst, welches von der Neuzeit wenig gewiir- digt zu sehen Wunder nehmen muss. Es war an der Zeit

meliorem partem harum Criticarum commentationum vindicat xibi stilus, < t scriptio. Quum enitn quae in animo habebam, ea chartae commen- darem, cui rei viginti tantum dies dedimuR, >nh acumen calami, ut »o- lft, longe plura cadebant, quam inter legendum auctores ipsos com- mentati fueramus'. Haaise n war iibrigens in jener ungerechtfertigten Interpretation der Scaligerschen SHtze schon J. H. Vobh vorangegangen in der an unverstiindigen und unwiirdigen Aeusserungen , namentlich auch gegen Scaliger, liberreichen Vorrede zu seiner Ausgabe von 1811, p. V.

618 UEBER TIBULL'8 4. BLEGIE I*ES 1. BUCH&

und in der Orduung dass, um nur erst einmal eine sichere Grundlage zu schaffen, zuvorderst eine Arbeit wie die Lach- niann'sche eintrat, die von den Itechten subjectiver Kritik grundsiitzlich absehend, nur die alte Ueberlieferung (leider im vorliegeuden Falle eiue nur allzu junge) in treuer und scharfer Wiedergabe vor Augen stellte. Aber aus dieser absichtlich nur relativen Leistung eine im wesentlicheu ab- schliessende gemacht zu sehen hiitte ihr Urheber selbst ge- r»8 wiss am wenigstcn erwartet, er der anderwiirts so glanzende Beweise einer die Schranken bloss liistorischer Ueberlieferung Uberspringendeu Selbstthatigkeit gegeben. Und doch hat seine, unter dem rechten Gesichtspunkte so werthvolle Textes- recensiou des Tibull (und seiner beiden Genossen) wie mit einer Art von Bann gewirkt, der Uber die dort gezogenen Grenzen nicht oder kaum hinauszugehen gestattete. Gegen diesen vertrauensseligen Conservativismus Einspruch gethan und dem stillen auf Scaliger lastenden Verdammungsurtheil gegenuber zuerst in unsern Tageu eine fortschrittliche Re- action augebahnt zu haben ist ein Verdienst Friedrich Haases; seinem Versuche, der Anfaugselegie des ersten Buches auf Scaliger scheui Wege, und doch in freiester Un- abhiingigkeit vou diesein Vorbilde, ihre ursprUugliche Gestalt zurUckzugewinuen*), wiire wohl etwas mehr Anerkennung zu wiinschen gewesen, als ihm in Bcrnhardys romischer Lit- teraturgeschichte geworden ist. Durch solchen Vorgang er- muthigt, sind in neuester Zeit mehrfache Versuche ans Licht getreten, denselben Grundgedanken auch fur andere Gedichte fruchtbar zu machen: obwohl von Uebereinstimmuug in den Resultaten vorliiufig noch nicht viel zu rUhiuen ist. Unhe- ruhrt von ihnen ist aber bis jetzt eine Elegle geblieben, die durch ihre reizeudeu Einzelheiteu den Sinn der Leser von jeher so allgemeiu bestocheu hat, dass man in ihr eine wahre IVrle Tibullisclier Lieblichkeit zu haben glaubte: die vierte des ersten Buchs, eine der fruhesten uns von Ti- bull tiberhaupt erhaltenen Poesien, sehr wahrscheinlich die

*) 'Disputatio de tribua Tibtilli locis traiwpositione emeDdandi*' vor dem Breslauer Index lectionum aeat. von 1855.

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1'EHER TIBULL S 4. ELEUIE DES 1. BUCHS.

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friiheste aller erotischen. Man hatte und hat auch Recht niit diesem Glauben: und deunoch ist sie, wenn nicht alles tiiuscht, ein Uberzeugender Beweis fOr die Destruction Tibul- lischer Poesien, die in Folge eines mittelalterlichen Mis- geschicks eingetreten ist.

Ihre von Scaliger vorgenouiniene Uingestaltung als eine mislungene nachzuweisen diirfen wir uns so lange erlassen, bis ftir sie ein Vertheidiger auftritt; die Ueberzeugung von der Unmoglichkeit, dass sie so, wie sie in den Handschriften uberliefert ist und in den Ausgaben fortgepflanzt wird, aus der Hand des Dichters hervorgegangen sei, theilen wir mit Scaliger. Wenn Gruppe in der Vorrede zu seinen fkri- tischeu Untersuchungen ' Uber die romische Elegie p. V mit 59 Gewicht hervorhob: fes war zur Kritik dieser Dichter nicht genug, Lateinisch zu verstehen, man musste auch Poetisch verstehen', so dUrfen wir zur Erganzung hinzufUgen, .dass man vor alleni Logisch verstehen musste. Wie sehr die jetzige Gestalt des Gedichts dieses Verstiindniss vermissen lasse und wie wenig solcher Forderung durch Dissens alles verwaschende Aesthetik Geniige geschehe, zeige zuniichst die folgende Zergliederung seines Gedankenganges, fUr die ich sogleich die Buchstabenbezeichnung anwende, mittels deren «ich weiterhin die durch einander geworfenen Theilo am anschaulichsten sondern und ))efriedigender zusammenfUgen lassen.

/. Der Dichter (V. 1—8).

Aa. Belehre mich, Priapus, durch welche Mittel du geliebte Knaben zu gewinnen weisst (1 6).

//. Priapus (9-72).

Ab. 0 nimm dich vor diesen gefahrlichen Wesen in Acht, die durch einen oder den anderu Reiz immer zu fesseln wissen (0 14).

B. Aber sei nicht zu ungeduldig, wenu der Gegenstand deiuer Neigung sich nicht gleich ergibt, sondern lerae warten; die Zeit Uberwindet und reift alles (15-20).

C. Auch EidschwUre scheue nicht, denn solcherlei

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UEBER TIBULLS 4. ELEGIE DES 1. BUCHS.

Schwure bedeuten nichts in den Augen der Gotter (21-26).

D. Aber warte nicht zu lange, denn die Jugend ver- geht schnell und das traurige Alter gestattet keine Liebeslust mehr (27—38).

£. Du suche vor Allem durch Willfahrigkeit, Hin gebung, gefalliges Entgegenkommen deinen Kna- ben zu gewinnen: als Begleiter zu Lande und zu Wasser, als Gefahrte bei Jagd und Waffenspiel u. s. w.; so erreichst du, dass er deine Liebe erst duldet, bald sucht (39—56).

F. Wehe iiber das verruchte Zeitalter, in dem Knaben ihre Gunst um Geld verkaufen; moge den Venus verderben, der das erste Beispiel dazu gegeben. Auf Dichter und Dichterlob vielmehr, ihr Knaben, legt Werth, um im Liede fortzuleben. Wer den Musen Gold vorzieht, moge das Loos der Idaischen Priester theilen (57—70).

G. Schmeicheln, Bitten, Klagen das sind die Mit- tel, mit denen Venus siegt (71—72).

111. Der Dichter (73-84).

Ha. So Priapus, als Antwort auf meine Frage. Und nun holt euch Rath bei mir als euerm Lehrnieister, ihr alle, die ihr Liebesnoth leidet: ilir werdet mir danken und mkh loben (73 80).

Ilb. (Doch) wehe uber raich selbst, dem ja der grau- same Marathus alle Liebesmiihen und Verfilhrungs- kiinste zu Schandeii macht. 0 quiile mich nieht langer, geliebter Knabe, dass ich nicht mit meineni Lehrmeisteramte zum Gespott werde (81—84).

Jedem, der diese Gedankenreihe mit Aufmerksamkeit verfolgt, muss sich eine dreifache Wahrnehmung aufdrnngen: erstens dass in der Rede des Priapus die schroffsteii, zum Theil imverstiindlichsten Uebergiinge und Gedankensprunge storen; zweitens dass, auch davou abgesehen, allgemeine und besondcre Rathschlage des Gottes ordnungslos dureh emander gehen; drittens dass eine Partie dieser Rcde sich

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UEBER TIBULL^S 4. ELEOIB DES 1. BUCHS. 621

in den Zusammenbang und die Situation des Ganzen uber- haupt gar nicbt einfQgt.

Denn was soll, um von dem letzten Punkte auszugehen, das ganze mit F bezeichnete Stiick an der Stelle, die es jetzt einninimt? Was bat die VVebklage iiber die Geldgier iler Knaben mit den Mitteln zu thun, durch die sprode Ge- muther Oberwunden werden? Sagt man etwa, damit solle nur die Empfehlung der MusenkUnste, als besonders wirk- samer Bewerbungsniittel, gegeusiitzlich eingeleitet werden, so fragen wir, wie passen solche gerade zur Person des Priapus, dessen realistischer Natur Scbatzung der Poesie so fern wie inoglich liegt? Und wenn man sie ihm doch zutraut, wie kommt er denn dazu, diese Ermalinung nicht an den Dichter zu richten, der sie befolgen und dadurch zu seinem Ziele gelangen kann, der ihn eben bcfragt hat und zu dessen Be- lehrung die ganze Rede gehalten wird, sondem anffiilligster Weise die pueri selbst anzureden, von denen er doch im An- fange ganz sachgemiiss in der dritten Person gesprochen hat? Man driickt sich nieht zu stark aus, wenn man be- hauptet, dass darin nicht Sinn noch Verstand ist, das ganze Stflck demnach gar nicht in die Rede des Priapus gehoren kann.

Und was gleich folgt (V. 71. 72): Btanditiis vutt essc ei locum Yenus ipsa: querellis suppiicibus, miser^is ftetibns itla fa- vet, steht denn das in irgend einer Verbindung mit dem Vorigen? Ja, wenn es btanditiae, quereltae, ftctus carminum wiiren; aber davou stebt ja kein Wort da, und die natiir- liche Bedeutung der Worte, die wirklich dastehen, hat eben niit dem Begriff poetischer Form so gar nichts gemein, dass sich eine solche Beziehung nur mittels der unnatiirlichsten und willkiirlichsten Interpretation hineintragen liisst.

Hierau haben wir sogleich das erste Beispiel giinzlich mangelnden Zusammenhangs; aber es gibt andere und stiir- kere. Starkere namlich, wenn es nicht die Abwesenheit jeder Verbindung ist, was den Anstoss gibt, sondern die Anwesenheit von Verbindungspartikeln, die auf unverstiind- liche oder verkehrte Weise verkniipfen. Im ersten Falle haben wir ja hinliinglich gelernt, bei einem Elegiker und

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UEBER TIBVLLS 4. ELEGIE DES 1. BUCHS.

namentlich bei Tibull einer gewissen Liisslichkeit Raum zu geben; leicht gestehen wir dem Dichter die Freiheit zu, dass er uns zumuthe zwei asyndetisch neben einander gestellte Gedanken durch das vermittelnde Bindeglied zu erganzen, welches aus der ganzen Situation und den mit Empfiinglieh- keit aufgefassten Regungen seiner Seele von selbst hervor- geht. So verhiilt es sich mit V. 81, wo der Dichter von der Empfehlung seines magistcrium plotzlich mit einem )w\i heti (oder cheu) zu dem reinen Gegensatz uberspringt, den wir oben durch ein eingeschobenes einfaches fdoch' verstiindlich machen durften. Aber nicht ebcnso verhalt es sich mit V. 15 Scd ne te capiant -. Auf die Bitte des Dichters, ihn die rechten LiebeskQnste zu lehren, antwortet Priapus zunachst mit einer fluchtigen Warnung, auf ein so missliches Spiel sich iiberhaupt einzulassen: einer Warnuug, die so leichthin ausgedriickt ist, dass sie fast nur wie ein Seufzer Gber seine eigenen Erfahmngen klingt Jetzt konute, in prosaischer Vollstiindigkeit der logischen Gedankenreihe, der Mittelsatz folgen: fjedoch wenn du einmal willst, so vernimm folgende Lehren*. Diesen Mittelsatz durfte der Dichter iiberspringen und sogleich fortfahren: ?du (der du mir einmal eine solche Frage stellst) gewohne dich vor allem Geduld zu haben\ Aber nicht konnte er vemiinftiger Weise, mittels der ganz unpassenden Conjunction sed9 so verbinden: 'nimra dich in 68 Acht vor den beriickenden Knaben; aber lass es dich nicht verdriessen, wenn du nicht augenblicklichen Erfolg hast\

Kaum weniger anstossig ist V. 21 der Uebergang mit twr. Was kann unseschickter sein als diese Gedankenfolce: fAber werde es nicht gleich iiberdriissig, wenn deine Be- werbung auf Schwierigkeiten stosst; auch spare keine Eid- schwure' u. s. w.? Als wenn zwei Rathschliige irgendwie auf gleiche Linie zu stellen wiiren, von denen der einc so allgemein wie moglich, der andere so speciell wie moglich ist. Und nun zumal, wenn unmittelbar darauf mit .4/ w tardncris (V. 27 ff.) die Betrachtung gleich wieder ius All- gemeine zuruckschliigt.

Dieser schon oben betonte Austoss eines in befremd- lichster Weise springenden Wechsels zwischen generelleu

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UEBER TIBULL S 4. ELEOIE DES 1. BUCIIS.

G23

iind speciellen Reflexionen geht aber durch die ganze Priapus- rede, wie sie jetzt vorliegt, durch: B (15—20) generell; 0(21 -26) speciell; D (27—38) generell; E (39—56) speciell. An sich ist beides gleich denkbar und gleich berechtigt, dass entweder die allgemeinen Motive vorau-, die besondern nach- gestellt, oder aber mit den letztern begonnen und von ihnen zn den allgemeinern aufgestiegen wurde; das Durcheinander beider kann nicht Absicht eines verstiindigen und sinnigen Dichters sein*).

Zwei Stiicke unseres Gedichtes sind es, die sich nach diesen Erwiigungen als unpassend und storend an der Stelle, die sie jet«t einnehmen, erwiesen haben: F (57— 70) und (•(21-26). Scheidet man sie an diesen Stellen einfach aus, so ergibt sich nun weiter die iiberraschendc Wahrnehmung, dass dann K uud G, und wiederum 1$ und 7) zusammen- schliessen wie angegossen. Dort wird die Reihe specieller 63 Vorschriften, die siimmtlich die Empfehlung eines eifrigen obsequium zum Inhalte haben, abgeschlossen mit der Zu- sammenfassung aller einzelnen Dienstleistungen uud Bewer- bungen in die Begrifte blandifiac, supjdircs qucrrllae, miscri fletus. Hier ist es eine noch viel einleuchtendere Ergiinzung eines Gegensatzes durch den andem, wenn es V. 15 20 und 27- 38 heisst Sed nc tc. capiant, primo si fortc ncrfabit, tacdia und im Anschluss daran At si tarducris} crrabis u. s. w.,

*) Solcberlei Anstosse sind ea, an deuen eine soust wohlberech- tigt»* Nachsicht ihre unzweifelhafte Grenze findet, wie die von Bern- hardy H. L. S. f>82 (4. Ausg.) empfohlene: 'Nur moge inan nicht ver- gessen, dass die Composition des Pichters in «einen gemtithlichsten Elegien immer dehnbar ist; venniige der weichen Gliederuug konnen auch ilic Siitze leicht ihren Platz wechseln; mit gleicher Wahr- scheinlich k eit darf man daher Umstellungen empfehlen uud dieuelben bestreiten'. Wir haben das nicht vergessen; aber cine 8 0 hoch gesteigerte Unparteilichkeit und Weitherzigkeit wiirde meines Erachtens allen Begriff von Methode auflieben. Wie weit auch wir der 'Dehnbarkeit* eines 'lockern GefflgeB* Reehnung tragen, konneu in der am Schluss dieses Aufeatzes mitgetheilten liestitution unseres Gedichtes die Uebergilnge bei V. 15, 67 und 71 beweisen; wenn man will, auch die Stellung der beiden Gedankengruppen V. 29 34 und 35-40 (der neuen Zahlung).

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UEBEK TIBITLLS 4. ELEGIE DE8 1. BUCHS.

d. h. ?sei nicht zu hastig, aber auch nicht zu triige', oder flerne warten, aber warte auch nicht zu lange'. Dass man diesen schlagenden gegensatzlichen Zusammenhang verkennen konnte, darf billig in Verwunderung setzen.

Aber was wird nun mit den beiden an sich feinen und geschmackvollen, an ihrer jetzigen Stelle unbrauchbaren, weil allen gesunden Gedankenfortschritt unterbrechenden Ein- schiebseln C und F? Wenn das letztere Stfick als ganz ungehorig fttr die Kede des Priapus erkannt wurde, so ist es nur die einfache Consequenz, dass es dera Dichter selbst in den Mund gelcgt werde. So aber findet es wiederum keinen andern, dafiir aber einen um so schicklichern, Platz als aw Ende der ganzen Elegie. Der Dichter hat hier (V. 81 84) eine schmerzliche Rlage ausgestossen iiber die Sprodigkeit seines Marathus und die Vergeblichkeit seiner eigeuen Gunst- bewerbungen. Da steigt ihm der Verdacht auf, dass auch Marathus von der Pest der Gegenwart, schnoder Geldsucht, angesteckt sein konne und darin die Ursache seiner Kalte zu suchen sei; mit tiefem Unwillen geisselt er solche Unwurdig- keit, hebt in gerechtem Selbstgefuhl den Werth einer Dicli- terliebe hervor, und gibt mit einer energischen Verwunschung der habgierigen Musenverachter der Elegie einen kriiftigen Schluss. Was in diesem Stadium seiner Liebespein nur erst erwachender Verdacht und darum sehr angemessen ans Ende der Elegie gestellt ist, hat sich ihm dann in einer unmittelbar anschliessenden Elegie, der neunten desselben Buchs, zur bosesten Gewissheit gesteigert und zieht sich darum hier mit vollem Gewicht als Tlauptgedanke durch dafl ganze Gedicht. Denn dass dieser psychologische und chro- nologische Zusammeuhang diese beiden Elegien verknupfe, denen dann als Schlussglied die achte folgte, hat Gruppes Darlegung (I p. 199 ff.) wohl zu allgemeiner Ueberzeugung erwiesen.

r>4 Von dem Stiicke C dagegen ist es klar, dass es sich, weil selbst specieller Natur, der Stelle anschliessen muss, welche die speciellen Rathschlage des Priapus enthalt Tnd das geschieht so glatt wie moglich, wenn man auf das Di- stichon G (V. 71. 72) Blamtitiis vull csse locttm Vcnus ipsa:

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UEBER TIBOLL'8 4. ELEOIE DES 1. BUCHS.

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querellis supplicibus, miseris /letibus illa favet unmittelbar fol- gen lasst die Verse 21 26: Nec iurare time u. s. w., wo- durch das in sich Gleichartigste Schmeicheln, Bitten, Klagen, Schworen auf das angemessenste verbunden er- scheint.

Wir haben so fiir die Rede des Priapus zwef Theile, deren jeder in sich wohl zusanimenhangt: BD und EGC, und die Frage ist nur noch, welcher von beiden voran-, wel- cher nachzustellen sei. Oder vielmehr, es ist keine Frage, dass BD nicht vorausgehen kann wegen seines unverstand- lichen Sed zu Anfang des V. 15, dass dagegen sehr wohl an die Einleitungsverse des Gottes (9 14) sich mit Tu, pnero quodcumque tuo tentare libebit, cedas u. s. w. (39 56. 71—72. 21- 26) der specielle Theil, an ihn sodann mit Sed ne te capiant u. s. w. (15 20. 27 38) der generelle Theil der Lehren des Priapus anreiht, dessen Rede so auch ihrer- seits kraftig, namlich mit einer lebhaften Klage uber die Verganglichkeit irdischer Schonheit (35—38) abschliesst. Das mit so grossem Gewicht in V. 39 vorangestellte Tu erhalt erst jetzt sein wahres Verstandniss, indem es in der oben (p. 61 u. [622] ) erorterten Weise den vom Dichter nicht aus- drucklich ausgefilhrten Uebergang ersetzt.

Fassen wir die bisherigen Ermittelungen in eine Ueber- sicht zusammen, so hat sich ergeben, dass durch Umstellung von Versgruppen

aus A ( 1—14) werden niuss A ( 1—14)

B (15—20) E (39-56)

C (21—26) G (71. 72)

D (27—38) C (21—26)

E (39—56) B (15—20)

F (57-70) 1) (27-38)

G (71. 72) H (73—84)

H (73—84) F (57—70).

Und. wohl zu merken, ist das eine Anordnung, in der alle Oberlieferten Elemente rein und nett aufgehen, ohne Ueber- schuss und ohne Deficit, d. h. ohne irgendwo der Annahine einer Interpolation oder eines Ausfalls zu bedUrfen. Freilich

KB. BITSCIIFXII OPV8CVLA III. 40

026 UEBER TIBULLS 4. ELEGIE DES 1. BUCHS.

G& ist die Versetzung an sich auf den ersten Anbliek eine starke, und ich zweifle nicht, dass diejenigen, denen das nil contra codices hochstes Dogma ist, Anathema rufen werden iiber eine Kiihnheit, die nur auf ihrer innern Berecbtigung ruht. Das konnen sie; aber was sie nicht konnen, ist zweierlel: erstens beweisen, dass in dem Gberlieferten Tert nicht durchgehends Ungleichartiges und Unvertragliches ver- bunden, Gleichartiges und Zusararaengehoriges auseinander gerissen sei; zweitens darthun, dass alle diese Uebelstaudp durch die vorgeschlagene Anordnung nicht vollstandig besei- tigt seien, ohne neue herbeizufiihren. Und das bleibt die Hauptsache. Liisst sich daneben der secundiire Wunsch er- fullen, die Entstehungsweise der Verwirrung anschauiich und iiber das unberechenbare Spiel des Zufalls hinaus naehge- wiesen zu sehen, so ist ja das sehr erwunscht; aber uner- lasslich ist es hier so wenig wie in andern Fallen, in denen lediglich die ratio durch eingeborene Kraft gesiegt hat uber alle diplomatische Beglaubigung, auch wo dereu stufenweise Alteration nicht im einzelnen darlegbar. Denn una ct sim- plex veritas, sed crroris via multiplex.

Schon Scaliger gestand (zu I, 1, 58), es sei leichter, sich iiber die auffallenden Verwirrungen der handschriftiichen Ueberlieferung zu verwundern, als von ihrer Entstehung llechenschaft zu geben. Wenn Haase Ifcecht hat mit der an- sprechenden Vermuthung*), dass die auf uns gekomuieuen 'Tibullischen Gedichte' mit nichteu auf eine vom Dichter selbst veranstaltete uud zur Veroffentlichung bestimmte Re- daction zuriickgehen, sondern vielmehr ein Convolut ver- schiedenartiger, im poetischen Kreise {docta cohors) des Mes- salla entstandener Poesien seien, die dort eine Art von fFa- milienbuch' (^1^^^* nach heutigem Modeausdruck) bildeten so wiirde sich Vieles erkliiren. Es wiire so von vorn herein die Moglichkeit gegeben, nicht nur dass Entwiirfe und Aus- fiihrungen, Fertiges und Unfertiges, Meisterhaftes imd Dilet- tantisches, Aelteres und JQngeres neben und durch einander

*) In den f Jahrbiichern fur wissenschaftliche Kritik' 1837, Januar, p. 40.

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UEBER TIBITLI/S 4. ELEGIE DES 1. BUCHS. C27

bewahrt wurde und bunte Reihe raachte, sondern auch dass manche Nummern etwa nur aus losen Blattern bestanden, vielleicht blossen Brouillons, aus denen ein leidliches Uanze erst stUckweise zusammengesetzt werden musste und so gar leicht die richtige Anordnung verfehlte. Aber jene Hypo- ae these, die freilich in ihrer unbegrenzten Weite alles und noeh einiges mehr erkliiren konnte, bietet uns doch nur eine allgemeine Moglichkeit, die einer speciellen d. h. augenfallig und greif bar nachzuweisenden weichen muss, weil damit eben aus der Moglichkeit eine Wahrscheinlichkeit wird. Und eine solche ergibt sich, wenn wir nicht bis zum Hause und Kreise des Messalla zuriickgreifen, sondern die Ursache der Verwir- ruug in der Beschaffenheit einer mittelalterlichen Urhand- schrift suchen *).

Einem auch nur fliichtigen Ueberblick iiber die oben gesonderten Theile der Elegie kann es nicht entgehen, wie entschieden in ihnen iiberall eine Sechszahl von Versen vor- herrscht oder, was auf dasselbe hinauskoinmt, eine mit 6 dividirbare Zahl. Dies fiihrt uns auf das Bild eines Codex, der, von nicht grossem Format, auf jeder Seite 12 Zeilen, d. h. 6 stets in zwei Zeilen gebrochene Verse ziihlte. Na- tflrlich hat man an einen Codex aus der Periode von etwa dem funften bis achten Jahrhundert, und an Uncial- oder Majuskelschrift zu denken: wofiir es unnothig ist bekannte, durchaus analoge Beispiele anzufiihren. In diesem Codex erstreckten sich die 84 Verse unseres Gedichts iiber 14 volle Seiten (oder bei anderer Vertheilung iiber 15 Seiten, von denen die erste und die letzte nicht voll waren). Ob diese sich so ergebenden 7 (oder 8) Bliitter einem und demselben Quatemio angehorten oder auf zwei fielen, ist fiir unsern Zweck gleichgultig, obgleich aus gewissen Grunden das erste mir wahrscheinlicher. Das Wichtige, worauf es uns ankommt,

*) Warum ich eiuem derartigen Versuche von 0. Korn (Rhein. Mus. f. Phil. XX p. 167 ff.) nicht beitreten kann, wird aus der nach- folgenden Darlegung von selbst ersichtlicb. Ffir Holche NacliweiBungen mu88 man viel hoher in daa Mittelalter zuriickgreifen , nicht von der Geatalt der Handschriften dea 15. Jahrhuuderts, mit ihreu 20—30 Zei- len auf der Seite, auagehen.

40*

628 DEBER TIBULLS 4. ELEGIE DES 1. BUCIIS.

ist vielmehr, dass die zum Quaternio verbundenen Blatter- paare, sei es alle oder nur ein Theil derselben, sich in je zwei Einzelblatter aufgelost hatten und in Folge dessen in Unordnung geriethen. Und zwar sind es nur zwei solche Blatter, die, an falsche Stelle gekommen, die ganze Storung verschuldeten, indem namlich das dritte nach dem funften, das sechste nach dem siebenten zu stehen kam. Lagen sie in dieser Keihenfolge dem Abschreiber vor, so brauchte wie- C7 derum dieser nur zweimal ein sehr naheliegendes Versehen zu begeheu, und die jetzige Ordnung war geschaffen. Denn allzu geringfUgig, um einen in allem Uebrigen so einleuch- tend zu Tage tretenden Hergang zu beeintriichtigen, ist der kleine Hest, der daraus sich nicht herleiten lasst, sondern einem nicht naher nachweisbaren Zufall auf Rechnung zu schreiben ist: die jetzige Stellung des vereinzelten Distichons V. 71. 72 Stiick G, welches vermuthlich irgendwo am Rande nachgetragen, spater zwischen F und H verschlagen wurde. Zur Veranschaulichung des ganzen Hergangs diene das folgende Schema der ursprunglichen Vertheilung *), in welchem ich mit a und b Vorder- und Riickseite bezeiehne:

Ia ...-1.2 (Al) w U 3-8 (A*) 11« 9—14 (A*) ^ 116 39-44 (El) III a 45—50 (E2) ^ III b 51—56 (E*) IVa 21-26 (<7) w IV 6 15—20 (B) Ya 27-32 (Dl) ^ Yb 33-38 (/>*) Vla 73—78 (H1)^ Ylb 79— 84 (H9) VII a 57-62 (Fl) ^ VII b 63—70 (F*) (oder 57- 64) (oder 65-70)

Ob auf Blatt VII eiu, wie hier angenommen, im Texte irr-

*) Wenu, wie ich glaube, aber hier nicht weiter auafuhreu will, allea in den Umfang eines Quaternio fiel, so wiirden die Hlatter to zu verbinden sein:

I II III IV V VI VII VIII

wo denn VIII den Anfang von Elegie 5 enthielt Aus ihrem Zusam* menhange gelfiat waren dann mindestens das zweite, dritte nnd mit- telste Blatteq»aar gewesen.

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UEBER TIBULLS 4. BLEOIE DES 1. BUCHS.

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tnOmlich ubersprungenes Distiehon am Rande der Vorder- oder der Ruckseite nachgetragen wurde, ist nicht zu er- rathen und komnit auf Eins hinaus. Diese sieben gelosten Einzelbliitter hatte nuh oder nahm der Abschreiber in dieser Folge vor sich: I. II. IV. V. III. VII. VI, fiel aber im Ver- lauf seiner Arbeit in das zwiefache Versehen, erstens, dass er, nachdem er die Vorderseite von II copirt, mit dem Blatt zu Ende zu sein glaubte und erst, als er schon Blatt IV und V copirt hatte, auf die Auslassung aufmerksam wurde uiul nun die Riickseite von II nachholte; zweitens, dass er Blatt IV verkehrt in die Hande nahm und dessen Riickseite gs der Vorderseite vorangehen liess. Die Folge dieses doppel- tenFehlgriffs war also gauz nothwendig die jetzige Ordnung:

Ia ...—1.2 (Al) ^ 16 3— 8 (A*) II a 9—14 (A3) ^ * IV6 15—20 (B) ^ IVa 21—26 (C) Ya 27-32 (Z)') ^ Vb 33-38 (D2)

* ^ Ub 39—44 (^1) Ula 45— 50 (E2) .^ III b 51— 56 (#3) YUa 57—62 (F1) ^ VII b 63—70 (F2) (oder 57-64) (oder 65-70)

Vla 73-78 (II1) ^ VI b 79— 84 (H*)

Welche weitere Bestatigung die im Vorstehenden dar- gelegte Gestalt eines Urcodex aus andern Theilen der Ti- bullischen Gedichtsammlung empfange, imd welche Anwen- dung wiederum sich von ihr auf die Reconstruction der letz- tern machen lasse, bleibt weiterer Betrachtung vorbehalten. Wenden wir lieber zum Schluss den Blick von der mecha- nischen Symmetrie der handschriftlichen Ueberlieferung auf die kiinstlerische Symmetrie der urspriinglichen Dichtung zuruck. Was dort die Sechszahl von Versen oder die ent- sprechende Zwolfzahl von Zeilen, das ist hier, nur nicht als starre Fessel, die Trias von Distichen, die einen mehr oder weniger geschlossenen Gedankencomplex gibt. Entging das Vorherrschen dieser Form schon bei der bisherigen Gestalt

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UEBER TIBULLS 4. ELEGIE DES 1. BUCH8.

des Gedichts nicht*), so tritt sie an der empfohlenen Neu- ordnung noch weit einleuchtender und zugleich einschmei- chelnder zu Tage. Dass man, wo immer bei Tibull, dem von Alexandrinischer Kiinstelei so weit entfernten Dichter, eine ahnliche Symmetrie bemerkbar ist, nicht sofort ein forniliches, bindendes, absolut durehgefuhrtes Compositions- gesetz aus der an sich richtigen Beobachtung machen dttrfe, darin stimmt meine Ueberzeugung ganz mit den einsichtigen und besonnenen Aeusserungen zusammen, mit denen sich 69 neuerlich iiber diese Frage Eberz**) in Fleckeisens Jahr- bttchern f. Phil. Bd.91 (1865) p. 851 ff. ausgesprochen hat Es ist nur das nattirliche Geftthl fttr Harmonie, halb unbewusst, halb ins Bewusstsein getreten, welches den Dichter sich aus innerm Triebe in symmetrischen Gliedern bewegeu lasst, die dennoch der Freiheit seines Gedankenganges oder seiner wechselnden Empfindungen keine Gewalt anthun. Um dicss an unserer Elegie im einzelnen nachzuweisen und zu an- schaulicher Einsicht zu bringen, wird es unerlasslich sein, zuvorderst das ganze Gedicht in der hergestellten urspning- lichen Gestalt vor Augen zu stellen, um dann nach den neuen Verszahlen citiren zu konnen.

fSic umbrosa tibi contingant tecta, Priape,

Ne oapiti soles, ne noceantve nives: Quae tua formosos cepit sollertiaV certe

Non tibi barba nitet, non tibi culta coina est: 5 Nudus et hibernae producis frigora brumae, 5

Nudus et aestivi tempora sicca canis.' Sic ego. tum Bacchi respondit rustica proles,

Armatus curva sic mihi falce deus: fO fuge te tenerae puerorum credere turbae: 10 Nam causam iusti semper amoris habent. io

*) Zuletzt betont in H. Bubendey's 'Quaestiones Tibulliaoae' (Bonn 1864) p. 9 ff. ; auch schon von Dissen hervorgehoben. Der von Bubendey aufgeatellten Disposition unserer Elegie darf ich mich be- gniigen die mcinige einfach entgegenzustellen , ohne auf das Einielne imher eiuzngehen.

**) In Kurze auch W. Wagner im Rhein. Mus. f. Phil. XX p. 315.

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UEBEB TIBULL S 4. ELEGIE DES I. BUCHS

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Hic placet, angustis quod equum compescit habenis:

Hic placidam niveo pectore pellit aquam. Hic, quia fortis adest audacia, cepit: at illi

Virgineus teneras stat pudor ante genas. 15 Tu, puero quodcumque tuo tentare libebit, 39

Cedas: obsequio plurima vincit amor. 40 Ne comes ire neges, quamvis via longa paretur

Et canis arenti torreat arva siti , Quamvis praetexens picea ferrugine caelum 20 Venturam admittat nimbifer Eurus aquam.

Vel si caeruleas puppi volet ire per undas, 45

Ipse levem remo per freta pelle ratem. Nec te paeniteat duros subiisse labores

Aut opera insuetas atteruisse manus: 25 Nec, velit insidiis altas si claudere valles, 70

Dum placeas, umeri retia ferre negent. 50 Si volet arma, levi tentabis ludere dextra:

Saepe dabis nudum, vincat ut ille, latus. Tunc tibi mitis erit, rapias tum cara licebit 30 Oscula: pugnabit, sed tamen apta dabit.

Rapta dabit primo, mox offeret ipse roganti: 55

Post etiam collo se implicuisse volet. Blanditiis vult esse locum Venus ipsa: querellis 71

Supplicibus, miseris fletibus illa favet. 35 Nec iurare time: Veneris periuria venti 21

Irrita per terras et freta summa ferimt. Gratia magna Iovi: vetuit pater ipse valere,

Iurasset cupide quidquid iue^tus ainor: Perque suas impune sinit Dictynna sagittas 25 40 Affirmes, crines perque Minerva suos.

Sed ne te capiant, primo si forte negabit, 15

17 Ne ffir Neu, was das GedankenverbaltniBg zuriickweist.

20 nimbifer mit HciuHius fiir das metriach nnstatthafte imbrifer;

Eurus (fi. Huschke'8 Note) statt arcus, was an sich untadelig,

doch mit caeJum in dieser Verbindung nicht vertraglich. 24 opera ab Ablativ zu insuetas, nicht etwa mit Dissen in ausseret

ungefalligem Conatructionswechsel als Nominativ. Vom Plural opera

lasst sich kaum Gebrauch machen.

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632 UEBER TIBILLS 4. ELEGIE DES 1. BUCH8.

Taedia: paullatim sub iuga colla dabit. Longa dies homini docuit parere leones: Longa dies uiolli saxa peredit aqua. 45 Annus in apricis maturat collibus uvas:

Annus agit certa lucida signa vice. 20 At si tardueris, errabis: transiet aetas. 27

Quam cito non segnis stat remeatque dies! Quam cito purpureos deperdit terra colores, 50 Quam cito formosas populus alba comas! 30 Quam iacet, infirmae venere ubi fata senectae,

Qui prior Eleo est carcere missus equus! VTidi olim iuvenem, premeret cum serior aetas, Maerentem stultos praeteriisse dies. 55 Crudeles divi! serpens novus exuit annos: 35 Formae non ullani fata dedere moram. 7i Solis aeterna est Phoebo Bacchoque iuventa: Hinc decet intonsus crinis utrumque deum.' Haec mihi, quae canerem Titio, deus edidit ore: 73 60 Sed Titium coniimx haec meminisse vetai

Pareat ille suae: vos me celebrate magistrum, 76

Quos male habet multa callidus arte puer. Gloria cuique sua est: me, qui spernentur, amantes Consultent: cunctis ianua nostra patet.

65 Tempus erit, cum me Veneris praecepta ferentem

Deducat iuveuum sedula turba senem. 80 Eheu, quam Marathus lento me torquet amore!

47 Wozu werden so schOne und sichere Emendationen gemacht wie das Lach maurTsche tarducris statt tardus eris (zu Lucr. p. 207), wenn sie fflr die Nachfolger gar nicht existiren?

53 olim ('inanchraal') fur das unertraglich matte iam.

58 Hinc fdr ein logisch unverstandliches Nam. Mit feinster Ruckbe- ziehung auf V. 4 gibt hier, und zwar gerade zum Schluss seiner ganzen Rede, Priapus die Antwort auf den Spott in der Anrede des Dichters non tibi culta coma est. Schrader's Quam ist ganz un- brauchbar.

66 senem] ob nicht domum mit Scaliger und Valckenaer au Calli- machus p. 204?

67 Eheu statt Heu heu, wegen des in V. 71 gleich folgenden Heu. Dem He /mtu des Pariser Codex steht Eheu ungefahr eben so nahe wie Hcu hcu.

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UEBER TIBULL S 4. ELEOIE DES 1. BUCHS. 633

Deficiunt artes deticiuntque doli. Parce puer quaeso, ne turpis fabula fiam, 70 Cum mea ridebunt vana magisteria.

Heu, male nunc artes miseras haec saecula tractant: 57

Iam tener assuevit munera velle puer. At tua, qui Venerem docuisti vendere primus,

Quisquis es, infelix urgeat ossa lapis. 60 75 Pieridas, pueri, doctos et amate poetas,

Aurea nec superent munera Pieridas. Carmine purpurea est Nisi coma: carmina ni sint,

Ex umero Pelopis non nituisset ebur. Quem referent Musae, vivet, dum robora tellus, 65 80 Dum caelum stellas, dum vehet amnis aquas. At qui non audit Musas, qui vendit ainorem,

Idaeae currus ille sequatur Opis, Et ter centeuas erroribus expleat urbis,

Et secet ad Phrygios vilia membra modos. 70

In den drei ersten Distichen (1 6) ist des Dichters Anrede an Priapus enthalten, welche das ganze Gedicht er- offhet und seinen wesentlichen Inhalt ankiindigt. Von ihm wird durch ein mesodisches Distichon (7.8) die Briicke ge- 72 schlagen zu der Antwort des Priapus. Diese gibt zunachst iu drei Distichen (9 14) ein Exordium, worauf in dreimal drei Distichen (15 32) der Kern aller Lehreu und Rath- schlage des Gottes folgt: die Empfehlung des obsequium in allen seinen Formen und Aeusserungen, als sichersten Mittels zu dem am Schluss mit lockenden Farben in Aussicht ge- stellten Erfolge. Alle diese Einzelheiten fasst wiederum ein mesodisches (dem Gedankeninhalte nach zugleich epo- disches und proodisches) Distichon (33. 34), zu grossem Vortheil der Uebersichtlichkeit, abschliessend und vervoll- standigend (blanditiis, quercllis, fletibus) zusammen, und leitet dainit einen, ebenfalls in drei Distichen (35—40) gefassten, gleich8am epodischen Nachtrag zu V. 15 32 ein, dessen Inhalt (jpcriuria) nicht unter den Begriflf des obsequium selbst fallt, aber den Forderungen desselben ergiinzend zur Seite

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tEBER TIBULLS 4. ELEGIE DES 1. BUCHS

tritt*). Hierniit sind die speciellen Vorschriften erschopft, und es reihen sich jetzt abermals in dreimal drei Distichen (41 58) die generellen an, in einem Drittel (41 46) vor hastiger Ungeduld, in ^den zwei folgenden (47 58) vor schlaffer Saumniss warnend und die letztere Warnung mit der Verganglichkeit aller Schonheit und Jugend motiviread. Und genau wie oben der Keru der speciellen Lehren mit den Freuden der Erhorung in zwei Distichen (29—32) abschloss, so hier in zwei Distichen (55 58) die generelle Erraahnung 73 mit der Klage iiber die Unvollkommenheit der irdischen Zu- stande: womit nicht gesagt sein soll, dass diese Sym- metrie mehr als eine instinctive, halb zufallige sei.

Wenn in der allgemeinen Disposition des Gedichts die Eingangsrede des Dichters als Proodos gedacht werden kann, die den Mittelpunkt des Ganfcen bildende Rede des Priapus, freilich nur in anniiheruder Weise, ein Analogon von Strophe und Autistrophe darbietet, so liisst sich nun die Schluss- partie von V. 59 84, in der der Dichter wieder selbst das Wort niuiuit, gewissermassen als Epodos betrachten, und konnte sich eben als solche der Forderung einer weiter durchgefUhrten strengern Syninietrie ganz entziehen. Nahme

*) Statt der oben empfohlenen lasst sich auch eine andere Glie- derung der Verse 15 34 aufstellcn, uber deren Vorzug man streiten kann. Danach wfirden nicht V. 33. 34, sondern vielmehr V. 15. 16 eiu vereinzeltes, intercalares Distichon bilden, und zwar ein proodische*, wclches den Grundgedauken vorausschickte, der sodann in dreiuial drei Distichen (17 34) ausgefuhrt wiire. Dieses alsdann so, dass die letzte Trias (29 34) mit der Schilderung des Erfolges (29 32) zu- gleich dessen Zuriickfiihrung auf die kurz zusammengefasste Summe aller von V. 17 28 reicheuden Ausfuhrungen verbande. Auch so wiirden sich V. 35 -40 gleichwie ein Corollarium, welches unter Um- standen zweckmiissig hinzutrete, passend genug anschliessen. Dass ich die obige Eintheilung vorziehe, beruht lediglich darauf, dass aus ihr eine grttssere Coticinnitat im Bau dcs ganzen Gedichts hervor- springt, wie das zum Schluss mitzutheileudc Zahlenschema zeigt. Denn Btatt der dortigen Figur

3.3.3.3-1-1+3.3.3.3

ergiibe sich so fiir die Rede des Priapus die viel unregelmassigere

3-f-l-f-3.3.3.3-f3". 8.9

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UEBER TIBULl/8 4. ELEOIE DES l. BUCHS.

635

man etwa V. 59. 60 auch hier fttr eiii einzelu stehendes Uebergangsdistichon, so blieben zwolf d. h. viermal drei Distichen iibrig; aber erstens schlagt doch jenes Einzeldisti- chon mit seinem Pentameter schon ganz in die nachste Ge- dankenreihe tiber, und zweitens ware auch die nachfolgende Viertheilung eine rein iiusserliche, weil mit der innern Ge- dankengliederung sich mit nichten deckende. Denn diese ergibt vielmehr drei Gruppen von 3, 2, 7 Distichen: in V. 61—66 die Proclamation des Dichters als inagister anioris; 67—70 die plotzliche Erinnerung an den eigenen Miserfolg dem Marathus gegeniiber; 71—84 die argwohnvolle Klage uber das Umsichgreifen schnoder Geldsucht bei schonen Knaben. Da indess Zahlen wie 4, 3, 2, 7 aller Harmonie geradezu Hohn sprechen, so wird sich vielmehr eine Auf- fassung empfehlen, die nur statt der bisher vorherrschenden Trias von Distichen jetzt Dytiden eiutreten liisst, aber theils triadisch verbundeu, theils durch eine in die Mitte gestellte Trias unterbrochen. So zerfallt uns die Gesainmtheit der letzten 13 Disticha in zwei Gruppen, vou denen die erste in dem Distichenpaare V. 59 62 die Priapusrede in Anwendung auf den Titius, uud ihren Gegenstand, die Knabenliebe, in Gegensatz zu dessen legitimer Neigung setzt, im zweiten Distichenpaare V. 63 66 den Beruf eines Lehrers der erstern feiert, im dritten V. 67 70 das eigene Verfehlen dieses Be- rufs beklagt: wahrend die zweite Gruppe ganz dem Verdachte der Geldsucht, als der Ursache jenes Verfehlens, gewidmet, zuerst in dem Distichenpaare V. 71 74 den Verdachtr aus- spricht und mit einer Verwiinschung begleitet, hierauf in der Distichentrias V. 75 80 als Gegensatz Dichtkunst und Musengunst aufstellt, und mit dem Schlusspaare V. 81 84 74 die Verachter dieser Gaben zu der entehrendsten Schmach verurtheilt.

Die ganze hier entwickelte Folgenreihe von Gedanken und Empfindungen lasst sich jetzt sehr fiiglich durch cin Zahlenschema veranschaulichen, desseu zusammengehorige Theile durch die unterhalb angebrachten Verbindungshnieri hezeichnet sind. Allerdings geben sie nicht die architekto- nisch abgezirkelte Symmetrie altfranzosischer Taxushecken,

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UEBER TIBULLS 4. ELEGIE DE8 1. BUCHS.

aber gern wird man sich an deren Statt eine all- gemeiner wirkende Harmonie gefallen lassen, die, um im Bilde zu bleiben, der anmuthigen Freiheit englischer Parkanlagen vergleichbar ist.

Und nun wird es zum Schluss erlaubt sein, uns der Ueberraschung zu freuen, dass, wenn wir von den Gedankenreihen im kleinen und einzel- nen und ihrem engern gegenseitigen Verhaltniss absehen, uns zugleich eine gar nicht gesuchte symmetrische Proportion im ganzen und grossen entgegentritt, wie sie durch die oberhalb gezo- genen Verbindungslinien angedeutet ist: ganz ent- sprechend den drei grossen Hauptbestandtheilen, aus denen sich das ganze Gedicht zusammeusetzt: Prolog des Dichters, Rede des Priapus als ganz besonders symmetrisch geordnetes Mittelstilck, uud Epilog des Dichters. Wobei ich nicht verfehle nochmals hervorzuheben , dass ich weit entfernt bin, alle diese in einander greifenden Symmetrien auf eine bewusste ktlnstliche Berechnung des Dich- ters im einzelnen zuriickzufUhren, wohl aber in ihnen die stillen Wirkungen einer wahren Kilnst- lernatur sehe, dereu innerm Sinne die Geheimnisse der Harmonie aufgegangen sind.

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XIX.

Cicero ttber die Servianische Centurienverfassung.

I-*)

Mit yielem Rechte hat mau vcm der kaum uoch zahl- baren Reihe derer, die sich iu den Strudel dieser 7roXu0pu- XnToc kcu Traci uc^Xouca 2r|Tr|cic haben ziehen lassen, gesagt, jeder Nachfolger sei so glucklich in der Widerlegung seines Vorgangers, wie ungliicklich in der Aufstellung seines eige- nen Versuches gewesen. lch muss zugeben, dass nach dieser Analogie auch mein Nachfolger alle Aussicht auf einen gliick- lichen Erfolg seiner Widerlegung habe, ohne dass ich des- halb einzusehen brauche, wie ihm diese gelingen werde. Verinocbte ich das, so wurde ich eben keine Meinung vor- zubringen haben. Auf das Verdienst, meinerseits einen ein- zelnen Vorganger zu widerlegen, muss ich verzichten; der letzte so viel ich weiss, Mommsen in seiner Schrift 'tiber die romischen Tribus* (Altona 1844) p. 63, hat seine zwar sehr kurze, aber filr die Hauptsache geniigende Kritik bereits gefunden durch Puchta in der zweiten Ausgabe der Insti- tutionen, Bd. I p. 169 der 3. Ausg. Die Wahrheit selbst gefunden zu haben, wer wollte das, nach solchen Vorgangen, von sich zu glauben den Muth haben? Mir geniigt ein Mog- liches, den Begriff im Sinne der Wissenschaft genommen. Denn allerdings, darin unterscheidet sich mein Versuch (wenn ich einen Versuch nennen soll, was gar nicht gesucht wor- den, weil nicht von der Absicht, eine so unerquickliche

*) [Rhein. Museum f. Philol. Bd. VIII (18f>2) p. 308—320.]

638 CICERO UEBER DIE SERVIANISCHE

Streitfrage aufzunehmen, ausgegangen, sondern auf zufallige Veranlassung aus einer aufgenothigten Erwagung der bis- herigen Meinungen von selbst herausgesprungen ist) fur raeinen Standpunkt von den friihern Versuchen allen, dass ich den meinigen fiir uioglich, diese fur rein unmoglich halte, so weit sie mir aus der erdriickenden Litteratur fiber den Gegenstand bekannt geworden. Ich urtheile damit nicht anders als schon Becker im Handb. der rora. Alterthumer II p. 200 that: 'alle mir bekannten Versuche .... muss ioh nach meiner Ueberzeugung fiir verwerf lich erklaren; nicht nur weil sie fast durchgiingig an sich gewaltsam sind, son- dern auch weil sie eine weder beglaubigte noch irgend glaubhafte Ordnung der Abstimmung einfuhren, wobei Livius so9 und Dionysius der Unkenntniss beschuldigt werden.' Nur dass ich noch andere Griinde als Becker habe, und Beckers iibrige Urtheile darura nicht theile. Am wenigsten das ebenda ausgesprochene: rHandelt es sich nun darum, die verderbte Stelle Cicero s (a prima mavu) zu emendiren, so scheint diess gar nicht in anderer Weise geschehen zu konnen, als es von der zweiteu Hand geschehen ist.' Die Herstellung der zweiten Hand ist diese, wobei ich die Abweichungen von der ersten durch Cursivschrift bezeichne:

Nunc rationem uidetis esse talein, ut equitum centit- riae cum sex suffragiis et prima classis, addita centu- ria quae ad summura usum urbis fabris tiguariis est data, LXXXVUW. centurias habeat: quibus ex cent. quattor*) centuriis, tot cuim reliquae sunt, octo solae si aecesserunt, coufecta est uis populi uniuersa: reli- quaque raulto raaior raultitudo sex et nonaginta ceu- turiarum neque excluderetur suffragiis, ne superbuiu esset, nec ualeret nirais, ne esset periculosum.

*) QUATTOR, nicht quattdob oder gar quatuor, hat die Hand- schrift. Ueber dieae Form urtheilt Oaann zu Cic. de re publ. p. IM nicht richtig, wenn er sagt: 'ceterum quattor ubus latinua nullo t<?m pore agnovit'. Wenn einerseits das Vorkommen einer Form quattor constatirt iet (sie steht auch in einer Inschrift des Bullettino dell' liwt., daa mir augenblicklich uicht zur Uaud ist), imd anderseiU Dichter- stellen ein nothwendig durch Synizese zweisilbigea quatUwr darbieten,

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CENTUBIENVERFAS8UNO.

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Dass diese Worte entweder, weun die erste Classe 80 Cen- turien hatte nach des Dionysius und Livius iibereinstimraen- deni Bericht, einen Rechnungsfebler enthalten, wie er dem Cicero nicht zuzutrauen, oder aber dass sie ihm den Irrthum einer nur aus 70 Centurien bestehenden ersten Classe auf- bdrden, das ist der sachliche Anstoss, von dem alle Ver- 310 besserungsvorschlage ausgegangen sind, auf dessen Beseiti- gung alle hinauslaufen, indem sie iibrigens den Bau wie den Wortlaut der ganzen 1'eriode arglos beibehielten und einen formellen Anstoss kaum irgendwo fanden. Kaum: denn die einzigen, so flflchtig angeregten wie abgewiesenen Be- denken betrafen den Singular habeat statt des erwarteten habeant, und den Tempuswechsel zwischen diesem habcat und den nachfolgenden Conjunctiven excluderetur . . . uaterct. Das erste war allerdings keines Verwcilens werth. Nicht als wenn allenfalls auch der Singular sich vertheidigen liesse uiit Huschke Verf. des Serv. Tull. p. 13 Anm. 13: vielmehr ist nach den Subjecten ccnturiac cum sex suffragiis et prima classis der Plural habeant schon an sich erforderlieh, vollends aber zum Zweck einer so genauen Zahlenberechnung, wo alles auf die Summirung bestimmter einzelner Posten an- kam, ganz unerlasslich: sondern weil es eine der kleinsten Zumuthungen ist, an einen Schreibfehler habeat fiir habeant oder iiabeat zu glauben. Tn Betretf des zweiten Bedenkens sehe ich zunachst von der Interpretation, die in einer und derselben Satzperiode und Beweisfiihrung eine kiinstlich ver- schriinkte Doppelbeziehung theils auf die Servianische theils auf die Ciceronische (oder Scipionische) Zeit und Einrichtung

60 heisst die88 eben niehts auderes, als dass in diesem wie zahlreichen analogen Fiillen die Schrift der Aunspracbe nachgefolgt ist und die Einsilbigkeit auch ffir'» Auge dargestellt hat. Solche Dichterstellen sind die des Plautus Most. III, 1, 102 [630j, det Ennius bei Cicero de diyiu. I, 48, desselben bei Charisius p. 114, des Seneca Herc. Oet. 1094 (in einem Glyconeua), und dea Ausonius Sept. «ap. Cleob. 6:

Quattor qnadraginta illi debentur miuae. Cednnt dc caelo ter quattor cor]>ora sancta.

lamque fere quattor partum

Quattor praecipitis deus.

Gradibua i>ropinquis m quattordecim sedes.

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G40

CICERO UEBER DIE SERVIANISCHE

hat finden wollen, giinzlich ab; ich halte sie fiir widerlegt. Huschkes Auffassung dagegen, der p. 10 mit dem Praesens luibeat ein Abstractes, uiit den Imperfecten das gescbichtliche Motiv des Konigs bezeichnet glaubt, hat zwar im allgemeinen die grammatische Moglichkeit nicht minder fur sich wie so manche Stelle, in der von der ErzShlung eines Vergangenen zu einem Urtheile vom Standpunkte der Gegenwart aus flber gesprungen wird oder umgekehrt: und bei welcber Satzge- staltung diess auch in unserer Stelle moglich wiire, werde ich gleich hernach beispielsweise zeigen; auf die vorliegende Satzbildung muss ich ihr jede Anwendbarkeit absprechen, und zwar auf Grund des logischen Verhaltnisses der ver- schiedenen Satzglieder in ihrer jetzigen Stellung und Ver- kniipfung. Denn dieses Verhaltniss, ich mag es uberlegen und drehen und wenden wie ich will, erscheint mir als ein durchaus schiefes und verkehrtes: und darin liegt der Kno- tenpunkt meiner Erorterung. sii Wir haben drei Satzglieder vor uns: 1) so und so viel Abtheilungen gebeu so und so viel Centurien; 2) wenn zu diesen von den iibrigen Abtheilungen so und so viel Cen- turien hinzukommen, ist die Majoritiit (von 97 Stimmen) er- reicht; 3) der Rest (von 96 Stimmen) hat dann weder gar keinen noch zu viel Einfluss. Nichts hinderte, diese drei Satze in dieser Folge unverkniipft neben einander zu stellen; nichts hinderte, den zweiten und dritten (die nur die Kehr- seite von einander sind) als gleichartig mittels grammatischer Ffigung zu einer Einheit zusammenzufassen und diese Ein- heit einfach auf den ersten Satz folgen zu lassen; nichts endlich, den ersten, nur einleitenden Satz mit dem zweiten zu verschmelzen und dieser Einheit den dritten entgegen- zustellen. Aber alle gesunde Logik verbot, den ersten Satz, der nur die Pramisse zu dem folgenden und damit ein Gan- zes bildet, von dem zweiten Satze loszureissen und ledigiich mit dem dritten zusammenzuconstruiren, damit aber zugleich den zweiten Satz, der den Nerv der ganzen Argumentation in sich halt, zu eiuem blossen Zwischensatze zu macheu: eine Ungeschicktheit und Redeunfahigkeit, wie man sie deui Cicero niemals hittte zutrauen sollen. Untadelig ware bei-

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CENTURIENVERFASSUNG.

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spielsweise diese Fassung gewesen: 'Nunc rationem uidetis esse talem, ut .... centurias habeant (oder haberent): quibus . . . . si accesserunt, confecta est uis populi uniuersa reliquaque multo maior multitudo . . . neque excludebatur . . . nec ualebat nimis'; in welchem Falle der Conjunctiv nur etwa so einzufahren war: 'confecta est . . . uniuersa: quo reliqua multitudo neque excluderetur nec ualeret nimis'*). Oder mit noch biindigerer Zusammendrlingung der Argumen- tation: 'Nunc rationem uidetis esse talem ut, cum equitum .... centurias habeant (oder haberent), his si . . . . ac- cesserunt, confecta esset**) uis populi uniuersa reliquaque multo maior multitudo . . . neque excluderetur . . . nec ua- leret nimis/ Diess wilren gute Satze: aber niemand wird sie fur Emendationen des Textes ausgeben wollen. Ist aber dieser schlecht und lasst er sich auch nicht durch Emenda- tion gut machen und das hat eben noch niemand ge- konnt , so kann er auch nicht von dem herriihren, von dem die zwingende Voraussetzung gilt, dass er nur gut schreibt, dem (wie Mommsen treffend sagt) *nie das Wort fehlt um einfache Gedanken klar und durchsichtig auszu- sprechen.' Und um das Letzte hinzuzufugen, auch das hatte Cicero schwerlich geschrieben: rut equitum centuriae . . . et prima classis .... centurias habeant', so unzierlich und unbehiilflich oder nachlassig als moglich, wo doch z. B. wenigstens ein cfficiant so nahe lag.

♦) Dass ein Grammaticus wie Zumpt confecta est und excludere- tur fur parallele Satze nehmen und ubersetzen konnte: f80 war die Majoritiit entschieden, und sollte die ubrige Masse (nach der Absicht des Ordners) . . . ausgeschlossen werden', wiirde ich nicht glauben, wenn ich es nicht aua Peter's Epochen der romischen Verfassungs- geschichte p. 67 ersahe. Das soll Stil sein? und correcter, und Cice- ronischer Stil?

**) Diesea cmxfecta esset, als Theil eines Heratellungsversuches der im ubrigen nicht gebilligt werden konnte, ward in einer Serainar- arbfit vorgeschlagen , die den im Eingange erwiihnten zufalligeu An- lass zu diesen Erwagungen gab. Ih»* Verfasser, Herr Konrad Nie- raeyer aus Greifswald, hat sieh seitdem dem philologischen Publicum durch seine Abhandlung fde equitibus Romanis* (Gryphiae 1851) em- pfohlen.

FR. RITSCHKLII 0PT9CTLA III. 41

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CICKRO l*KRKR DIK SERVIAKISCIIE

In der Hitze des Wunsches, aus der Ciceronisehen Stelle eiu brauchbares Zeugniss in der Sache zu gewinneu, fiber- sah man solche Sprachuninoglichkeiten: wie man aus Yer- zweiflung, mit der ersten Hand etwas anfangen zu konnen, sich auf die zweite warf, um ihr um jeden Preis abzuge- winnen was man wiinschte, nicht genug eingedenk, dass eine methodische Kritik gebieten kann, mit einem negativen Re- sultat sich zu bescheiden, oder auf einer Vorstufe der Ent- scheidung stehen zu bleiben, ohne bis zu abschliessendem End- urtheil vorzudringen. Es war meines Erachtens die forniale Behandlung der Streitfrage, die vorlaufig den sachlichen lnhalt unberiicksichtigt lUsst, viel schiirfer zu trennen von der realen oder objectiven, die erst einzutreten hatte, wenu durch erstere die Vorfragen erledigt, gleichsam die Instruction des Processea gehorig vollbracht war. Auf diesem Wege, scheint mir, wiire man wenn nicht weiter, doch richtiger vorwarts ge- kommen, als mit der Voranstellung solcher 'Grundsiitze der Kritik', die theils gegen hohere Gebote sehr untergeordneter Natur, theils in ihrer Allgemeinheit von so bedingter Wahr- heit sind , dass sie fUr die unendliche Manigfaltigkeit der 313 hundertfach abgestuften concreten Fiille wenig Werth behalten und von einer rationell individualisirenden Kritik gelegent- lich geradezu in ihr Gegentheil verkehrt werden konnen. Z. B. wenn Huschke (dessen Urtheile ich am wenigsten gern unberiicksichtigt lasse) p. 7 die zwei Satzc als mass- gebend an die Spitze stellt: ein besonnener Kritiker musse den Itegeln seiner Kunst gemass erstens vor allem die Zablen unserer Handschrift beibehalten, und zweitens nicht solche Theile mit Conjectur angi*eifen, in denen beide Hiinde uber- einstimmten. So lange es geht, reclit gern; aber sich mit solchen Gesetzen die Hiinde im voraus zu binden, das ist nicht zu verlangen. Dagegen das war, wie ich glaube, zu verlangen, dass man mit der Vorfrage, wie sich die zweite Haud zur ersten und wie zu Cicero's Hand verhalte, weniger rasch fertig wurde. Mit der Behauptung, die zuletzt noch Mommsen voranstellt: dass die zweite Hand unbestritten die Grundlage jeder Behandlung der Stelle bildeu niiisse, hat man sich den Weg zur Erkenntniss der Wahrheit, so weit

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CKNTURIKNVKRFASSlTNO.

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diese erkennbar ist, geradezu abgeschnitten. Betrachten wir die Abweichungen der ersten Hand:

Nunc rationem uidetis esse taleni ut equitum certa- mine et suffragiis et prima classis addita centuria quae ad summum usum urbis fabris tignariis est data •vim- centuria*' tot enim reliquae sunt octo solae si accesserunt confecta est uis populi uniuersa reliquaque inulto maior multitudo sex et nonaginta centuriarum neque excluderetur suffragiis ne superbum esset nec ualeret nimis ne esset periculosum.

Zugegeben, dass dieser Text so 'heillos verderbt und ver- stammelt, sei, dass aus ihm allein nichts zu machen, so konnte damit an sich eben so wohl die Moglichkeit be- stehen, dass wir nun gar keine brauchbare Grundlage hatten, 80 sehr wir das auch beklagen mochten, wie die, dass uns die zweite Hand eine solche bote. Warum gilt das letztere fflr 'unbestritten'? Weil die einleuchtend richtige Ver- besserung equitum centuriae cwn sex suffragiis ftlr equitum certamine et suffragiis von dem Qorrector nicht wohl aus seinem Kopfe, sondern nur aus einem bessern Exemplar genommen werden konnte, so werden, schliesst man, aus 3u gleicher Quelle auch die einige Zeilen spiiter folgenden Aenderungen und Zusiitze stammen. Die Folgerung ist eine naturliche , aber keine zwingende , sobald Gegengrtinde schwerer ins Gewicht fallen als bloss einfache Probabilitiit auf der andern Soite. Es wiire ja doch nicht das erstemal, dass eiu Corrector, der sich nach Hillfe in eiuem zweiten Exemplar umsiihe, diese theilweise fiinde, theilweise nieht fande, fiir den letztern Theil aber sich nach bestem Ver- mogen selbst zu helfen suchte. Aber selbst die Pramisse ist nicht zwingend. Allerdings aus seiuem Kopfe wird er das centuriae cum sex suffragiis schwerlich haben, aber deshalb nahm er es noch nicht nothwendig aus einem zweiten Exemplar. Denn warum konnte nicht der Schreiber diese Verbesserung in demselben Original, das er abschrieb, schon vorfinden, als Variante ubergeschrieben oder an den Rand gesetzt? warum nicht hier treulich wiedergeben, was er vor-

I

644 CICERO UEBER DIE SERVIANISCHE

fand, und nur im Folgenden auf eigene Hand nachzubessern versuchen, was noch fehlte zu einem construirbaren Satze und richtigen Rechenexempel'? er, der ja auch anderwarts schlimm genug abgeiindert hat, wo er offenbare Fehler fand.

Je langer einer Qberbaupt den Schicksalen der Texte im einzelnen aufmerksam nachgegangen ist, desto uber- zeugender werden sich ihm als zwar nicht ausschliessliche, aber weit tiberwiegende Erfahrungssiitze diese zwei heraus- stellen, erstens: dass im ganzen und grossen die Ueber- lieferungen von erster Hand bei aller Entstellung mehr Gewahr der Wahrheit zu geben pflegen als die auf den ersten Blick noch so verfiihrerischen Besserungen von zwei- ter, wenngleich alter Hand, und zweitens: dass kaum je ein Interpolator so geschickt verfahren ist, um sich nicht in irgend einem, wenn selbst kleinen Nebenpunkte zu verrathen. Wenn nun gar drei oder vier Anstosse, zum Theil grober und grobster Art, auf einmal nachgewiesen sind in dem Satze, der fiir Ciceronisch gelten soll, und wenn diese An- stosse gerade in den Umkreis des einen Zusatzes fallen, der von zweiter Hand herriihrt, oder doch durch ihn herbeigefuhrt werden, dagegen in dem iibrigens noch so corrupten Texte der ersten Hand nicht liegen: so wird nunmehr die Schluss- 315 folgerung hoffentlich als begriindet erscheinen, dass wir mit nichten einen aus alter Ueberlieferung gcschopften Zusatz, sondern eine stiimperhafte Interpolation vor uns baben, wo- mit denn zugleich die Zahl LXXXVIIII ffir VII II jeden Anspruch auf Vertrauen verliert.

Mit dieser Gewissheit, die allen aufgestellten Ver- muthungen den Boden entzieht, wiire genug gewonnen, wenn wir nun auch den alten Text in all seinem Unstand mttssten liegen lassen. Das miissen wir indess gar nicht, so viel ich sehen kann, und wer wie Becker an einen Sach- irrthum Cicero^s zu glauben sich entschliessen konnte, hatte am wenigsten Ursache iiber unheilbares Verderbniss zu wohklagen. Wie viel einfacher hiitte es doch der Corrector zweiter Hand gehabt , statt seiner willkurlichen und umstandlichen Erfindungen durch folgende kleine untl

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CENTUBIENVEBFASSUNG.

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naheliegende Veranderungen Sinn und Construction herzu- stellen :

Nunc rationera uidetis esse talem, ut equi- tum centurm cum sex suffragiis et primae class*, addita*) centuria quae ad summum usum urbis fabris tignariis est data, octo centuriae solae si accesserunt, confecta esset uis populi uniuersa, reliquaque multo maior multitudo sex et nonaginta centuriarum (tot enim reliquae sunt) neque excluderetur suf- fragiis ne superbum esset, nec ualeret nimis ne esset periculosum.

Hierin sind die Umstcllung des kleinen Satzgliedes tot enim reliquac sunt und die Streichung der importunen Zahl VI III (denn das Uebrige ist nicht der Rede werth) nur eine zu- sammenhangende Veranderung, und die Entstehung des Verderbnisses auf das einleuchtendste zu veranschaulichen, sobald man sich die Worte in der sei es unmittelbaren oder si6 mittelbaren Quelle unseres Textes z. B. so geschrieben denkt :

*) Dieses addita liesse sich zwar auch mit den vorangegangenen Dativen conetruiren , so daa« »i accesserunt absolut gesetzt wftre, wenn nicht dadurch auf den Zutritt dcr einen Zubatzcenturie ein unverhalt- imsmaasiges Gewicht gelegt wiirde, welches vielmehr dem entschei- denden Zutritt der acht Centurien vorzubehalten iat.

Digi

646

CICERO UEBER DIE SERVIANISCHE

SUMMUMUSUM

UKBISFABRISTIG

NARIISESTDATA

. V l I I I C E N T U R I A E ^OCTO

SOLAESIACCESSE

RUNTCONFECTAES

SETUISPOPULIUNI

UERSARELIQUAQ.

MULTOMAIORMUL

T I T UDOSEXETNO

N A G I N T A C E N T U R I

A R U M^N EQUEEXCLU

D E R E T U R S U F F R A

GIISNESUPERBUM

ESSETNECUALERET

NIMISNEESSET

PERICULOSUM

^TOTENIM RELIQUAESUNT

Werni ftir das verschriebene vim das richtige vul oder octo, ho wie Figura zeigt, auf den Seitenrand gesetzt, das aus- gelassene totenimreliquaesunt aber, wofilr dc»rt nicht Platz war, auf dem untern Rande nachgetragen ward, so bedurfte es schlechterdings nichts weiter als des Verloschens oder Uebersehens des Zeichens bei VIUI, um nun den Zusatz des uutern Randes fast mit Nothwendigkeit auf das Zeichen vor octo zu beziehen und so genau die Folge der Worte zu erhalten, wie sie der Vaticanische Paliinpsest von erster Handgibt: dataviiiicenturiaetotenimreliquaesuntocto- solaesi . Wer Haudschriftcn aus Autopsie keunt (waa man wirklich kennen nennt), weiss, dass in diesen Annahinen

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CK NTTKIK N VER F ASSU NG.

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nichts ist, was nicht zu den gewohnlichsten Hergiingen ge- horte*). Eine solche Versetzung aber zu entdeckeu, war von tlem Corrector nicht zu verlangen, damit aber auch jede Spur des Wahren fiir ihn verloren; er konnte jetzt kauni anders als die Stelle fiir liickenhaft halten, und was ihn noch weiter vom rechten Wege abftihren musste, das waren die zufiillig eingeschlichenen Buchstabenverderbnisse cknturias fur ckn-

TURIAE, PRIMACLASSIS fttr PRIMAKCLASSI, KST flir K8SKT, deren

Annahme denn doch das Mass von Fehlerhaftigkeit, die durch die ganze Handschrift durchgeht, gewiss nicht ubersteigt. Unserer Zuriickfiihrung der Parenthese tot enim reliquac sunt zu der Zahl 96 wird es aber auch von Seiten des Gedankens nicht zur kleinsten Empfehlung gereichen, dass doch wahr- lich mehr darauf ankam, die fiir das gesamiute Abstimmuugs- verhiiltniss so bedeutsame Minoritiitszahl durch eiuen solchen Zusatz hervorzuheben, als nur ein so zufalliges Mittelglied der Berechnung wie die 104. Ueberhaupt aber kann eine Vergleichung der beiden Berechnungsweisen, mittels welchcr die oben hergestellte erste und die (wie auch immer berich- tigte) zweite Hand zu demselben Ziele der Beweisffihrung gelangen, nur zum Vortheil der erstern ausfallen. Denn wenn, wie doch unleugbar, die kurze und biiudige Fassung dem Zwecke, zu zeigen wie die Entscheidung fast allein iu den Hiinden der Reichen, niimlich der Kitter und dcr ersten Classe lag, vollkommen geniigt, was bedurfte es der kiinst-

*) Hier findo ich ea passend OorlacVs Aensserung (HiBtor. Stu- dien p. 131) zu erwiihnen, dasa allo Vorechlage zur Veranderung der Ciceronischen Stelle 'schon dadurch aller gesunden Kritik wider- gprechen, weil sie die leichtuinnige Verfalschung eiuer Urkundo, die nur in einer einzigen Abschrift vorhanden ist, vorausHetzon \ Mir ist weder bekannt, wer eine lcichtsinnigc Verfalschung bisher angenommen hiitte oder anzunehmen nothigte, noch errathbar, wie eine solche An- nahme durch dio Zahl der vorhandcncn AbBchriften begilnstigt oder widerrathen werden kSnne. An zufallige Verunetaltuug hat man bis- her geglaubt; an sie glaube auch ich in Boziehung auf die erstc Hand; an eine bona fide unternommene, aber m^gliickte Umgestaltung in Beziehung auf die zweite. Will man diess oino leichtainnigo Ver- faUchung nenuen, so habe ich nichts dawider und aehe dcm Vorwurfe einer ungesunden Kritik mit vieler Ruhe entgcgen.

648 CICERO LEBER DIE SERVIANISCHE

lichen Umschweife, niit denen uns die zweite Hand ohne den geringsten Mehrgewinn ebendahin ftthrt?

Aber, hore ich sagen, so bleiben wir ja auf deni alten Fleck und sind den Irrthum von 70 Centurien der ersten 3i8 Classe nicht losgeworden. Aber ich habe auch zunachst gar nicht finden wollen, was Cicero geschrieben, sondern erstens nur zeigen, was er ganz bestimmt nicht gescbrieben, und zweitens, was Jahrhunderte nach ihm in nicht gefalschten Handschriften seines Werkes gestanden haben konne, ja ich darf wohl sagen mit Wahrscheinlichkeit gestanden habe. Ob Cicero selbst 80 geschrieben, darauf lautet meine ebr- liche Antwort: ich weiss es nicht, und sehe auch nicht die Mittel zu zuversichtlicher Entscheidung. Wollte ich sagen, ich hielte es mit Becker p. 207 f. und R. von Raumer de censu Servii Tullii (Erlangen 1840, mir indess nur be- kannt aus Reins Bericht in Zeitschr. f. Alterth.wiss. 1840 p. 1286 f. und Osanns Excurs XIX zu Cic. de rep. p. 487 f.) fiir sehr wohl moglich, dass sich Cicero, bei dem antiqua- rischc Detailkenntniss doch in der That nicht die starke Seite war, sich, als er die Bttcher vom Staat sicherlich ohne besondere historische Studien auf seinem Cumanum nieder- schrieb, wirklich in der ersten Classe der so lange aus dem Leben verschwundenen Servianischen Verfassung nur 70 Cen- turien dachte, sei es da-ss ihm dabei aus den Tribuscenturien seiner Zeit die Siebzigzahl vorschwebte uud vorschweben konnte oder nicht: so wttrde mau mir, da ich zu einer be- sondern Begriindung der im allgemeiuen unleugbaren Moglichkeit nichts beibringen kann, naturlich erwidern, ich glaubte das eben nur meiner Textesherstellung zu Liebe. Wollte ich anderseits sagen, Huschke s (p. 3) und Momm- sen s (p. 60) und anderer nachdrttckliche Ausfiihrung, wie der Staatsmann Cicero in einem so wichtigen Punkte der romischen Staatsverfassung nicht irren konnte, erschiene mir zwingend, so wiirde ich meinerseits nicht minder einem all- gemeinen Raisonnement mehr Beweiskraft fttr den speciellen Fall einraumen, als sich mit meiner Ueberzeugung vertragt Freilich siihe auch ich und wer nicht? den Cicero gar gern in Uebereinstimmung mit Livius und Dionysius; aber

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CENTTRIKNVERFASSING

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'ultra pOSSe 9 . Fiir gewiss gebe ich nur das Dileiuma aus: dass entweder Cicero iiber die Centurienzahl der ersten Classe sich augenblicklich tauschte, und dann wird er kauni anders geschrieben haben als oben vorgeschlagen worden; oder, wenn er sich nicht tiiuschte, dass dann an eine gar nicht mehr zu ahnende, geschweige zu ermittelnde Corruptel des Textes so lange zu glauben ist, bis jemand 3i9 das Gegentheil durch einen gelungenen, aber auf die erste Hand sich stiitzenden Versuch beweist. Es darf ein solcher Versuch immerhin auch den Weg der zweiten Hand oder eiuen ahnlichen einschlagen, wenn ihm das ohne Sprach- und Stilfehler moglieh ist; aber er thut es alsdann auf seine eigene Gcfahr und nicht auf Grimd des Vorganges der zweiten Hand, der ein fiir allemal nichts mehr beweist, sondern vielmehr trotz dieses Vorganges.

Diese zweite Hand selbst aber, um zu ihr noch einmal zuriickzukehren, muss sie denn nothwendig die Annahme einer aus 70 Centurien bestehenden Classe haben verbessern wollen? Sind wir iiberhaupt irgend veranlasst, diesem Cor- rector eine so genaue Kenntniss des wahren Sachverhalt- nisses, eine solche Vertrautheit mit unvordenklicher Ver- fassungsgeschichte zuzuschreiben? Ich verneine diess um so zuversichtlicher, je weniger nicht nur in den iiberlieferten Worten der zweiten Hand selbst gerade diese Verbesserungs- absicht vorliegt, sondern je weniger sie auch trotz der pein- lichsten Bemiihungen bis jetzt von irgendwem hat plausibel hineingetragen werden konnen. Lassen wir den Interpolator aus dem Kreise der ihm iiberliefert vorliegenden Elemente nicht heraustreten, so ist leicht zu zeigen, wie ihm diese vollkommen geniigten, um aus ihnen den wesentlichen Ge- danken der verderbten Worte erster Hand richtig herauszu- lesen: und diesen Gedanken in eine lesbare und verstand- liche Form zu bringen war alles was er wollte. Dass 96 die Minoritat war, fand er bei seinem Autor, zum Ueber- fluss noch an einer zweiten Stelle (am Ende des Kapitels); also war die Majoritat 97: folglich musste die Zahl, zu der acht hinzukommen mussten um die Majoritat zu bilden, 89

sein. Majoritat und Minoritat zusammen gaben die Gesamint-

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CICEBO UEBEK DIE SEKVIANISCHE

zahl 193: folglich war die Zahl der Centurien, aus denen acht zu den 89 hinzutreten mussten um die Majoritat zu be- wirken, 104. Das alles konnte er sich, ohne irgend eine andere Wissenschaft als die der Addition und Subtraction, gerade eben so gut ausrechnen, wie wir es aus denselben Datis konnen, aus den zwei einzigen Datis niiiulich, die die erste Hand wirklich und uuzweideutig gibt: dass 96 die 8*> Minoritat, und dass zu einer gewissen Zahl acht hinzukonimen mttssen um die Majoritat zu bilden. Die so gefundenen Zahlen 89 und 104 verwendete er also zu seiner Emenda- tion und konnte noch dazu fiir sein LXXXVIIII einen rechten Anhalt, der ihn sicher machte, an dem VIIII zu haben meinen, das er vorfaud. Wenn er nun das Facit zog 12 + + x + 1 = 89, wonach allerdings x = 70, so konnte er diess thun sehr unbekummert daruin, ob es flber die Centurienzahl der ersten Classe eine andere Tradition gebe odcr nicht. Aber auch das ist nicht einmal zu er- weisen, dass er so addirte; denn was berechtigt uns ihm die Gelehrsamkeit zuzutrauen, dass die equitum ccnturiat zwolf waren? Auf die Zahl 89 konnte er, wie gezeigt, kommen, ohne einen andern Ansatz machen zu miissen als x + 6 + y + 1, wobei es ihm ganz gleichgiiltig bleiben durfte, wie die erforderliche Zahl von 82 Centurieu zwisehen x und y irgend zu vertheilen sein mochte.

Schliesslich habe ich nichts dagegen eiuzuwendeu, wenn man findet, dass der positive Ertrag dieser ganzen Aus- einandersetzung ein sehr geringer, ja ftlr die Kenntniss der Servianischen Verfassung gar keiner sei, indem nun weder aus der zweiten Hand irgend ein, noch aus der ersten ein forderliches Zeugniss in der Sache zu entnehmen sei. Diess zu beweisen war eben die Absicht dieser Zeilen; sonst kiitte ich sie nicht unter die Rubrik cZur Kritik und Erklarung', 8ondern unter f Antiquari8ches, gesetzt.*)

*) Eben erst, bei dcr Cofrectur, werde ich aufmerkBam gemacht, dasa von meinen p. 309 [oben p. 638 f.J zusammengestellten fflnf Belegen fiir ein zweiHylbiges quatttior drei auch von Lachmanu zu Lucrez ]». 193 angefiihrt aind. Wenn es mit dcm Zusatze ge«chieht 'littera *

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CKN T D R I E N VEBF A SSU NG.

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[f Aehnlich wie die UntersuchuDg uber die Varronischen Hehdomaden (s. oben p. 508) ist auch diese schritt- und stufenweise vorwiirts gekomraen durch die vereinten Krafte raehrerer: auch hier wird es daher erwiinscht sein, die ganze Reihe der Actenstiicke in chronologischer Folge zusamraen zu haben.']

An Herrn Geheimen Justizrath Huschke in Breslau.

Dass Sie mir gestattet haben Ihre epistolica quaestio 404 Qber das in der Ueberschrift bezeichnete Problem im Rh. Mus. zu veroffentliehen, danke ich Ihnen und wird Ihnen jeder danken, der mit uns die Ueberzeugung theilt, dass rnil despe^andura,, oder rait den Worteu eines andern Dichters 'nil tam difficilest quin quaerendo investigari possiet'; nur dasa freilich daneben das c nil sine magno vita labore dedit mortalibus' seine voriibergehend fast entmuthigende Wahr- heit behiilt. Mag auch der naive Mann, der zu warten rieth bis zur Auffindung einer bessern Handschrift, in seiner Art nicht so ganz Unrecht haben, bis dahin wollen wir es uns nicht verdriessen lassen den Stein immer wieder vou neuem zu walzen; endlich kommt er doch wohl einmal auf die rechte Kante zu stehen. Der Weg zur Wahrheit pflegt nun einmal nur in Schlangen- und Zickzack-Linien zu gehen; auch die Um- und Irrwege sind nicht verloren filr das End- ziel. Niemals sieht Einer alles, aber immer jeder zum Mit- sprechen berechtigte etwas, was keiner vor ihm. Ob und wann die Sache spruchreif sei, werden andere sehen und sagen; mir erscheint es immer wunschenswerth, dass jede individuelle Meinung, die eine wohlerwogene ist, sich rund und rein ausspreche. Daruni mache ich auch weder von

-%

aut praetermisaa aut in conaonantera durata', so gehfirt die letztere Annahme iu den weiter greifenden Ansichten auf dem tiebiete der lat4'inischen Prosodik, die ieh uicht zu theilen vermag.

*) [Rhein. Muaeom f. Philol. Bd. VIII (1852) p. 404—415.]

652

CICERO UEBER DIE SERVIANISCHE

Ihrer Erlaubniss Gebraueh, in Zusatzen zu Ihren Erorterungen anzudeuten, was mir anders scheine, noch gebe ich mir selbst die ErlaubnisB, zu mildern was Sie mir zum Lobe sagen. Aber dazu benutze ich dieses Prooemium, um nachzuholen was wir leider beide Ubersehen haben: den einzigen autopti- schen Bericht ilber die BeschafFenheit der Handschrift an der fraglichen Stelle, der seit Angelo Mai gegeben worden: gegeben von unserm Th. Mommsen (ich sage 'unsenn', 'weil er Euch «Juristen und uns Philologen gleichmiissig an- gehort) in der Zeitschrift fur Alterth.wiss. 1845 p. 786. Durch die freundliche Mittheilung seiner Originalnotizen bin ich in den Stand gesetzt die Zweifel, die der dortige Ab- druck noch liess, durch nachstehende Angaben zu heben. Im Anfange der Stelle ist von erster Hand geschrieben:

EQVITVMCER TAMINECVM ETSVFFRAGIIS

Hieraus hat die zweite Hand gemacht:

EQVIT.VMCEN

RI E

TAMINECVM

EXT SVFFRAGIIS

Sodann in der Hauptstelle ist die Schreibung der ersten Hand diese:

TGNARIISEST D AT AVIIIICEN

TVRIASTOTE 9

NIMRELIQV

A E S V N T

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CENTITRIKNVERFASSITNG.

653

die Correcturen der zweiten aber so dazwischengesetzt : *)

T!G N A R 1 I S E S T

A L X X X HABEAT QVIB. EX

DATAVIIIICEN TVRIASTOTE

CENT. QVATTOR CENT VRIIS TOT

Vl M R E L I Q VAE A E S V N T

Die iibrigen Berichtigungen der Maischen Angaben gehen 406 uns zunachst nichts an, wie dass statt uis populi die erste Hand

VI

SPOLI

gibt, woraus erst die zweite

. . . VIS

pv

SPOLI

gelnacht hat; dass es gegen Ende des Kapitels von erster Hand heisst ET IIS VALEBIT IN SVFFRAGIO PLVRI- MVM ET IS VALEBIT IN SVFFRAGIO PLVRIMVM, wo nur das erste VALEBIT von der zweiten in VALEBAT veriindert ist; bald darauf ANCENSIS, nicht ACCENSIS; ferner dass ebenda von einer Zerstorung des LITICINIB. Mommsen so wenig etwas entdecken konnte, wie weiter

*) [' In der letzten der hier nach der Handschrift mitgetheilten Stellen musa man freilich sehr geneigt sein fur die zweite und dritte Zeile als Leaart der Hds. vielmehr dieses xn vermuthen:

DATA "v I I I I C E N

HAtlKAT yviB. ex

T V R I A S f 6 f

und anzunehmen, dass das hahkat quib. kx nur durch ein Versehen des Mittheilers eine Zeile hoher gesetzt worden. Aber & Y^Tpcnrrai, f^TPa1ITTal•, NachtragUcher Zusatz auf p. 415.)

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CICERO UEBER DIE SERYTANISCHE

oben von eineni aber das CENTVM (vielmehr C) gesetzten D, wonach Mai quingentum geschrieben. Von Einfluss auf die Sache selbst ist freilich auch von den urkundlichen Mittheilungen iiber die Hauptstelle, so viel ich sehen kann, nur die neue Gewissheit, dass in der ersten Stelle das CVM nach CERTAMTNE nicht, wie Mai zu glauben nothigte, erst durch die zweite Hand hinzugekoramen, sondem schon ur- spriinglich dastand. Aus CVM ET SVFFRAGIIS aber das richtige CVM SEX SVFFRAGIIS durch biosse Conjectur entstanden zu glauben, ist wenigstens nicht so unmoglieh. wie es bei einem ursprunglichen ET SVFFRAGIIS scheinen musste; und damit hort vielleicht die unweigerliche Noth- wendigkeit auf, ein zweites Exemplar als vom Corrector benutzt vorauszusetzen.

Breslau, 5. Februar 1852.

Ihr Aufsatz uber Cicero\s Stelle von der

Centurienverfassung hat mir einen Ideenkreis wieder ver- gegenwartigt, der meinem geistigen Auge seit eiuer langen Reihe von Jahren fern getreten war. Sie wissen aus eigeuer Erfahrung, wie man dann sich selbst objectiv wird, und 407 werden um so geneigter sein, das Urtheil iiber Ihren Ver- such nicht von vorn herein in den Verdacht der Partei- lichkeit zu nehmen, wenn ich zum voraus bemerke, dass ich nicht bloss den wirklich ausserordentlichen Scharfsinn bereitwillig anerkenne, von dem Sie hier wieder eine Probe gegeben, sondern mich auch von der Wahrheit einer der Hauptgrundlagen Ihrer Behandlung der streitigen Stelle ilberzeugt habe. Weiter kann ich aber gewissenhaft nicht gehen, und um auch den Schein zu meiden, als wollte ich durch den Consensus Ihren Beifall fiir den Dissensus er- schleichen, fange ich mit dem letztern an. Er betrifft Ihre Emendation auf p. 315 [oben p. 645].

Alle Conjecturalkritik beruht auf Probabilitat Wer auf Grund der wahrscheinlichsten Voraussetzungen das wahr- scheinlichste Resultat erreicht, triigt die Palme davon. Bei Ihrer Conjectur ist nun schon das allgemeine Resultat miss-

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CENTURIEH V E H FASSU NG .

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lich. Ea lost nicht die sachliche Schwierigkeit der Stelle, ja will sie nicht loseu, will sich nicht fur das ausgeben, was Cicero geschrieben hat, sondern nur fiir das, was Jahrhunderte nach ihm in nicht gefiilschten Handschriften seines Werkes gestanden haben konne (p. 318 fb'48]). Aber ist eine solche Kritik iiberhaupt zuliissig? Wohl, wenn die irrige Lesart, die man so herstellt, nur als Mittelglied in der Geschiehte der Textescorruption behauptet wird, das man dazu gebraucht, ura die Art, wie die in unsern Hss. vorliegenden Corruptelen aus der ursprunglichen Lesart ent- standen sind, zu erkliiren. Aber als fiir sich bestehendes Resultat scheint es mir unbrauchbar. Es ist unangreifbar; denn jedes Argument dagegen, z. B. das ab absurdo, kann sogleich in ein Argument dafiir uragekehrt werden, weil ja eben eine falsche Lesart auch unbefriedigend sein niiisse oder doch sein konne.- Es ist aber eben damit auch unhalt- bar nichts als eine der unendlich vielen krummen Linien, die sich nebeh der geraden zwischen zwei Punkten denken lassen. Doch mit diesem allen sage ich Ihnen eigentlich nichts, was Sie nicht selbst gesehen hatten. Tn einer ge- wissen Art behaupten Sie aber auch wenigstens eine Wahr- scheinlichkeit, dass Cicero selbst so geschrieben habe. Und nur dagegen will ich nicht das alte sachliche Argument, dass ihm die Zahl der 80 Centurien erster Classe nicht un- bekannt sein konnte, wiederholen (vgl. meine Verfassung des Serv. Tull. p. 3 und besonders Krit. Jahrb. f. RW. 1845 4us p. 505), dem Sie selbst wenigstens die Kraft einer hohen Wahrscheinlichkeit nicht absprechen konnen, zumal da Cicero selbst in den Worten quae descriptio si essrt ignota vobis, ex- pliearetur a me auch die zu dieser descriptio gehorige Zahl der Centurien jeder Classe als jedem Gebildeten bekannt voraus- setzt und sich auf diesem Punkte um so weniger eine Blosse geben konnte. Aber das mochte ich Ihnen zu bedenken geben, ob die Stellung der Parenthese tot enim rcliquae sunt, welche Ihre Conjectur hinter scx ct nonaginta ccnturiarum versetzt, Ciceros wiirdig sei, fiir den Sie mit Recht eine vollkomraen angemessene Schreibart in Anspruch nehmeu. Nach einer solchen konnte dieser Zusatz nur bezwecken, iu

656 CICERO TTEBER DIE SERVIANI8CHE

der dera Geiat der Horer oder Leser vorgefuhrten Bereeh- uung (Nunc rationem videtis esse talern) auf dem Punkte der- 8elben, wo sie von dem Uebrigbleiben der voranstehenden Zahl sich zu iiberzeugen hatten, dieae Ueberzeugung zu er- leichtern, indem er sie aufforderte sich nach der ihnen be- kannten descriptio nur die Subtraction zu vergegenwartigen. Diesen Zweck erreicht auch die altera manus mit ihrer Stellung des Zusatzes hinter ex centum quattor centuriis. Nicht aber Ihre Emendation; denn von dem Uebrigbleiben der 96 Cen- turien nach dem Hinzutritt der 8 zu der Anfangs suinmirten Zahl mussten sich die Horer schon vorher bei dem confecta esset vis popidi universa iiberzeugt haben, oder das videtis war eine Unwahrheit. An der Stelle, die Sie dem Zusatz geben, hinkt er unmotivirt nach und bildet auch mit dem reliquaque multo maior muttitudo in Gedanken und Laut eine? wie mir scheint, nicht Ciceronianische Cumulation.

Aber auch Ihre Voraussetzungen sind mir bedenklich. Sie bestehen siimintlich in Moglichkeiten: wahrscheiulich und motivirt ist eigentlich keine. So schon die Annahme, dass die altera manus wenigstens in ihrem zweiten Zusatz keine handschriftliche Grundlage gehabt habe. Im Zweifel mussen wir doch, so gut wie wir unsere Hdss. iiberhaupt fur Ab- schriften halten, auch annehmen, dass eine zweite Hand nach einem urkundlichen Texte nachgebessert habe. Der Gegenbeweis muss aus innern Griinden gefQhrt werden. Ein solcher scheint mir aber nicht in dem allerdings falsch ge- *■» beugten habeat zu liegen. penn gesetzt selbst, dass es iiberhaupt falsch wiire, konnte es nicht auf einem hand- schriftlichen Fehler beruheu, den der revidirende Librarius nur mit aufuahmV Hat nicht auch die erste Hand confecta est? Wiirde nicht ein Corrector von so viel Verstand, dass er iiberhaupt diesen Zusatz aussinnen kounte, aus seinem Kopfe vielmehr efficiant oder dgl. gesetzt haben? Im vor- liegenden Falle waltet aber noch eine besondere Wahr- scheinlichkeit fiir den handschriftlichen Ursprung des frag- lichen Zusatzes ob, mochte er nun aus demselben Codex, aus dem die erste Hand nachliissig abschrieb, oder aus einein andern herrUhren. Hekanntlich sind namlich Auslassungen

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CENTURIENVERFASSUNG.

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einer ganzen Keihe von Worten in der llegel dadurch ver- anlasst, dass zwei Zeilen, die auf einander folgten, mit dem- selben Wort anfingen oder schlossen, oder auch aus sonstigeni Anlass ein hastiger Abschreiber, der eben das eine Wort geschrieben hatte, beim Riickblicken auf die abzuschreibende Hs. auf ein spiiteres ahnliches vertiel und dieses eben ge- schrieben zu haben glaubte. Ein solcher Fall liegt hier offenbar vor, z. B.:

VIIII

CENTVRIAS HABEATQVIBVSEXCENTVMQVATTOR CENTVRIIS TOTENIMRELIQVAESVNT etc. Wollen Sie nicht weiter annehmen, dass der Corrector, der das alberne habeat ersann, doch schon das kritische Gesetz gekannt und danach verfahren habe, nach welchem wir solche Auslassungen ergiinzen, so liegt ra. E. hierin ein dringender Grund, den zweiten Zusatz der zweiten Hand fur handschriftlich zu halten. Dazu kommt noch die nach Ihrer Meinung handschriftliche Natur der ersten Correctur der zweiten Hand und dass das ccnturias doch eine Liicke an dieser Stelle wahrscheinlich macht. Unmotivirt nenne ich Ihre Aenderungen VIIII in OCTO, prima classis in primae classi, centuriae in centuriis und nachher cst in cssct, insofern keine Veranlassung, wie die veruieintlichen Corruptelen ent- standen wiiren, nachgewiesen ist. lhre iibrigen Voraus- setzungen auf p. 31G [646] sind zwar, wenn man einmal eine solche Gestalt des friihern Codex annimmt, vou blen- dender Wahrscheinlichkeit. Aber diese fnihere Gestalt des 410 Codex selbst ist doch nichts als eine willkQrlich angenom- mene, durch nichts indicirte Muglichkeit,

Doch nun genug von dem Dissensus. Ich komme auf den Consensus, der dasjenige betrifft, worauf Sie auch eigent- lich das Hauptgewicht legen, und der zugleich ein Dissensus mit mir selbst in meinem friiheren Versuche ist, so weit der- selbe von Ihren Argumenten betroffeu wird. Vollstandig iiber- zeugte ich mich ntimlich, dass nur eine solche Conjectur An- spruch auf Wahrheit machen kaun, welche Ihre Ausfuhrung auf p. 310—312 [oben p. 639—642] zu Grunde legt und insbesondere anerkennt, dass Cicero fnur gut schreibt' und

FR. HIT8CHEI.II OPV8CVLA III. 42

G58

CICEIIO UEBER I)IE SERVIANISCHE

dass habcat in diesem Zusammenhange, confecta cst und doch naehher cxcluderetur und valcrct mit einer guten Schreibart unvereinbar sind.

Erlauben Sie mir nun aber auf diesem Ihrem Grunde und Boden ein neues Gebiiude zu errichten. Ist es wohnlich, so gehort es iure naturali et civili Ihnen, nicht mir an. Taugt es nichts, so haben Sie auch das erste Kecht und das beste Zeug, es wieder umzuwerfen. Damit Ihnen aber die Entscheidung erleichtert werde, schreibe ich noch einnial die ganze Stelle her, wie sie nach der ersten Hand lautet, die Abweichungen der zweiten Hand an den betreffenden mit f ' bezeichneten Stellen dariiber setzend.

Deinde equitum magno nnmero ex omni populi suuima separato, reliquum populum distribuit in quinque elasses, senioresque a iunioribus divisit, eosque ita disparavit, ut suffragia non in multitudinis sed in locupletium potestate essent, curavitque, quod semper in re publica tenendum est, ne plurimum valeant plurimi: quae descriptio si esset ignota vobis, explicaretur a me. Nunc rationem

centuriae cum sex ■uffragiii

videtis esse talem, ut equitum 'certaniine et suffragiis, et prima classis, addita centuria, quae ad summum usum

LXXXVIIII babcat quiboi

urbis fabris tignariis est data, 'VIIH' centurias J ' tot

ex centum quattor centuriii

enim reliquae sunt, octo solae si accesserunt, confecta est vis populi universa, reliquaque multo maior multi- 4ii tudo sex et nouaginta centuriarum neque excluderetur suffragiis uc superbum esset, nec valeret nimis ne esset periculosum. In quo etiam verbis ac nominibus ipsis fuit diligens etc.

Cicero unterscheidet hier offenbar dcscriptio und ratio, den objectiven detaillirten Schematismus der Volkseintheilung nach der Centurienverfassung, und das, worauf der Konig als weiser Staatsmann sie berechnet hatte. Man kann sagen, dass im Kiickblick auf die vorausgeschicktc allgemeine Dar- stellung der Centurienverfassung descriptio auf die ersten

Siitze . . . Deindc cquitum divisit, ratio auf die folgen-

den cosque ita disparavit .... plurimi sich bezieht Die

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CEN T V KI K N VK R FASSUNO.

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descriptio, welche ihu verhaltnissniUssig zu lange aufgehalten hatte, iibergeht er mit einer feinen, aber auch wahren Wen- dung. Die ratio aber, die ihn als Politiker unmittelbar in- teressirte, uni darin die Staatsweisheit des Konigs seinen Lesern nachzuweisen, fiihrt er mit der fortschreitenden und leise adversativen Partikel Nunc dem Geiste seiner Leser vor. Indeni nun so descriptio Uberwiegend objectiv, ratio aber die planmassige Berechnung des Konigs iiberwiegend sub- jectiv ist, muss es schon hieruach auffallen, dass im hand- schriftlichen Texte der objective Ausdruck rationeni essc steht. Er wird aber selbst befremdend, zumal fiir Cicero, wenn man fortliest und in der folgenden Periode so, als ware die ursprungliche Zurtickfiihrung des Gesagten auf den Konig als Subject (distribuit, divisit, disparavit, curavit) immittelst gar nicht unterbrochen, wieder ohne Angabe des Subjects findet: In quo etiam vcrbis ac noniinibus ipsis fuit diligens. So schreibt Cicero nicht: auch in unserer Periode musste der Konig als Subject der Berechnung eingefiihrt werden. Ich glaube daher, dass hier der erste Fehler der Hs. steckt. Es war geschrieben IISSE d. h. inisse (rationeni inire der bekannte Ciceronianische Ausdruck fiir: eine Berechnung machen) und dieses wurde von einem Abschreiber nach Ana- logie von descriptio . . . ignota csset, ESSE gedeutet, mochte er die Sigle nicht kennen oder // fiir die bekaunte Gestalt des e halten. Dieser Fehler ist aber darum wichtig, weil er consequent die anderen nach sich zog: habeat und confecta est (vielleicht auch accesserunt statt accessissent, obgleich ersteres in einem Condicionalsatz allenfalls geduldet werden kann). us Offeubar sind dieses absichtliche Aenderungen eines einiger- massen grammatisch gebildeten Abschreibers, der das iichte HABERET uud CONFECTA ESSET (oder EET) nach ra- tionern csse fiir fehlerhaft hielt, docli aber, als des Aenderns zu viel wurde, wie es denn zu gehen pflegt, stutzte uud EXCLVDERETVR, ESSET, VALERET und ESSET bei- behielt.

Nun aber die Hauptschwierigkeit, welche offenbar in der Summirung der zusammen nach der ersten Hand VUII, nach der zweiten LXXXVIIII Centurien ausmachenden Ab-

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G60

CICERO UEBER DIE SERVIANISCIIE

theilungen liegt. Betrachtet man den uberlieferten Text zu- erst rein formell, so erweckt habcat oder vielraehr habcret einerseits das Vertrauen der Aechtheit, denn ein Falseher wiirde das leichtere effieiant gesetzt haben, andererseits passt dazu entschieden nicht das cquitum ccnturiac cum sex suffra- giis ct prima classis der zweiten Hand. Von einer classis kann ich sagen habet tot centurias, wie amjdwra habct tot sex- tarios u. s. w., hicht aber centuriac ct clwtsis habct (oder auch habent) tot centurias. Wir werden also cquitum ccnturiae um 80 mehr fiir verdachtig halten miissen, als hier auch die erste Hand abweichend hat equitum certaminc. Eben so ver- dachtig und bloss zurecht gemacht erscheint das cum sex suffragiis, wo die erste Hand mit ihrem ct suffragiis eben- falls abweicht; denn cum setzen gute Schriftsteller nur von etwas Accessorischem. Unmoglich konnen aber die sex suf- fragia, die selbst nur und zwar die alten vornehmen Ritter- centurien waren, als Accessorium von centnriac cguitum auf- gefiihrt werden, mag unter diesen ubrigens zu verstehen sein was da will. Allen diesen Anstossen gegeniiber weist nun die erste Hand in bloss formeller Hinsicht jedenfalls insofern auf das Uichtige hin, als sie mit den beiden voraufgehenden Ablativen cquitum ccrtamine ct suffragiis eine Structur ver- riith, in welcher bloss classis das Subject von Itabcat {habcrcl), das Uebrige nur als Zuthat erwahnt war, und wir brauchen bloss 1) ein cum vor equitum zu setzen mag dieses nun C 9 notirt und wegen Aehnlichkeit mit dem folgenden ganz ausgefallen oder, wie die zweite Hand wahrscheinlich raacht, am Rande nachgetragen und dann vor (scx) suffragiis ver- setzt worden sein und 2) in snffragiisct einen einzigen 413 Buchstaben in einen obendrein in den Hss. oft kaum ?on ihm zu unterscheidenden mit Gemination eines andern xu iindern (snffragiissex), um eine allen bisherigen Bedenken voll- 8tiindig begegnende Lesart zu erhalten:

ut cum equitum certamine et suffragiis sex prima

classis, addita centuria quae LXXXVIIJl cen-

turias habeat.

In der zweiten Hand erweist sich auch das sex suffragiis (in dieser Voranstellung des scx) als zurechtgemacht Der Li-

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CENTURIENVEKFASSUNG. GGl

brarius, der in seiner Hs. das sex hinter suffragiis auch schon in et verwandelt fand, wusste, dass nian diese Suffragien scx suffragia oder sex centuriae nannte (Festus v. Sex suffragia, Praerogativac [nach meiner Wiederherstellung Krit. Jahrb. 1845 p. 597 1, Liv. 1, 3G). Aber Cicero, der sie einmal (Phil. 2, 33) suffragia schlechthin neunt, setzte hier in einer Be- rechnung sex absichtlich nach (fdie Suffragien, welche 6 [Cen- turienj ausniachen'), um die Zahl hervorzuheben.

Nun ist freilich noch das certaminc der ersten Hand eben so verderbt wie das centuriae der zweiten. Fiir die Herstellung des Richtigen scheint mir aber ein wichtiger Fingerzeig darin zu liegen, dass die erste Hand als Summe der Addenden VIIII hat, eine Zahl, die offenbar falsch und gemacht ist, die aber dieser Abschreiber oder vielmehr sein Vorganger nicht aus dem Folgenden, sondern nur aus dem Vorhergebenden gebildet haben konnte. Und zwar riihrte sie ohne Zweifel daher, dass der unwissende Mensch das Ungluck hatte et prima classis addita ccnturia fttr Nomina- tiven, classis fiir den Genitiv zu nehmen (fund hinzugefugt die erste Classencenturie'), womit ihm denn gerade die 80 Centu- rien der ersten Classe fflr seine Summiruug verloren gingen. Diese Zahl zeigt aber dass, inochte man diese VVorte so falsch iibersetzen oder sie mit der zweiten Hand, die LXXXVIIII herstellte, richtig verstehen, die iibrigen zu addirenden Cen- turien ausser den 80 der ersten Classe selbst, {) betrugen. So nothigt denn die Uebereinstimmung der beiden Hand- sehriitenserien in der Zahl 0, verbunden mit der erforder- lichen Perspicuitat einer vorgefuhrten Berechnung, wonacli die zu summirenden Zahlen angegeben seiu miisseii, auch in certaminc eine Zahl und zwar 2 zu suchen, die mit G und m 1 zusammeu 9 gibt. Aller YVahrseheinlichkeit nach schrieb aber Cicero ccnt *) binis (nicht iluabus, s. Krit. Jahrb. a. a. 0. p. 595). lu einer Hs. wurde dieses mit eiuem gewohn- lichen Buclistabenwechsel CENTVINIS wiedergegeben, und in diesem unverstandlichen Worte lag natiirlich ein Aulass zu Corruptelen. Wer aber zuerst certaminc daraus machte,

*) Vgl. Valerius ProbuB.

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CICERO CEBER DIE SERVIANISCHE

wird vorher noch cum, wer VIII J statt LXXXVIIII schrieb, noch binis gelesen haben.

Lesen Sie nun also vollstandig mit mir:

Nunc rationem videtis wisse talem, ut cum equitum centuriis binis et suffragiis aex prima classis, addita centuria quae ad summum usum urbis fabris tignariis est data, LXXXVIIII centurias haberet, quibu9 ex centum quattor centuriis (tot enim reliquae sunt) octo solae si accesserunt (oder access/ssait) confecta e&set vis populi universa; reliquaque multo maior multi- tudo sex et nonaginta centuriarum neque excluderetur suffragiis, ne superbum esset, nec valeret nimis, ne esset periculosum so wird Ihnen schwerlich von sprachlicher Seite irgend etwas der Ciceronischen Eleganz Unwtirdiges aufstossen. Be- merken will ich nur noch, dass die Erwahnung der zu dem Fussvolk zugehorigen Reiterei mit cum stehend ist (wie bei Livius: 'Decretae duae legiones cum suo iusto equitatu, Binae legiones cum suo equitatu' u. s. w.), die Voranstelluug der Ritter aber, weil sie dem Fussvolk wirklich voraugingen und voranstimmten, eben so angemessen erscheint.

'Aber,' werden Sie freilich sagen, fda bringen Sie ja sachlich wiederum nichts anderes als Ihre alte Meinung, die Ihuen durch die Zeugnisse des Livius und Dionysius iiber die Abstimmung in den Centuriatcomitien liingst wider- legt worden ist!' Allerdings widersprechen hier Livius und Dionysius der Ciceronischen Darstellung nach jener Lesart. Sie widersprechen aber auch mehrfachen andern Zeugnissen gerade in Beziehung auf die Ritterabstimmung, und hin- sichtlich der Auffassung des Ritterstandes ohne RQcksicht auf die Abtheilungen des Volks, wozu jeder Theil desselben 415 gehorte, auch einer andem unbestrittenen Stelle in unserem Kapitel (cquitum magno numcro cx omni (nicht cuncta oder nnivcrsa) populi summa scparato) und der noch wirklich mili- tarischen und iiberwiegend nationalen Einrichtung der alten Centuriatcomitien, wonach die Rittercenturien in dem ver- fassungsmassigen Verhaltniss von 2 X 20 zu den entsprechen- den Centurien des Fussvolks jeder classis (procincta) gehorten.

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CENTURIEN VERFA8SUN0. 663

Mir steht daher die Abstiinmungsweise, welche bei der re- stituirten Stelle des Cicero vorausgesetzt wird, anderweitig und ganz unabhangig von dieser fest. Doch hiertiber haben wir ja jetzt nicht mit einander zu verhandeln. Uns kara es zunachst nur darauf an, eiue Restitution zu ermitteln, welche den von Ihnen p. 319 [649 J mit unausweichlicher Wahrheit festgestellten Anforderungen entspricht. Sollte das Sachliche meines Versuchs von irgend einer Seite aufs neue bestritteu werden, so werde ich mich gern auch auf eine neue Priifung einlassen. Nur muss ich dann wtinschen, dass zuvor meine letzte vielfach berichtigte Auslassung Qber die Geschichte der Ceuturieuverfassung in der Ilecension der Mommsen schen Tribus (Krit. Jahrb. f. Rechtswiss. 1845 p. 581—644) be- rucksichtigt werde, welche bisher meines Wissens allgemein

iguorirt worden isi

E. Huschke.

III.*)

An Herrn Professor Ritschl.

Durch Thre meisterhafte Behandluug der Stelle Cic. de < rep. II, 22 haben Sie sich gerechten Anspruch auf alle die Textesconstitutionen erworben, die das von Ihnen naehgewie- sene kritische Fundament auerkennen. Daher erlaube ich mir nachfolgenden Versuch einer Textesconstitution Ihrem Urtheile vorzulegen, und denselben zur weiteren VerotTent- lichung durch das Rheinische Museum zu empfehlen**).

Gewiss ist zunacbst, dass von rcliquaquc an Alles richtig ist, und dass dieser Satz von ut abhiingt. Da die Worte von reliquaquc an die Kehrseite des Gedankens ausdriicken, der in den Worten confccta cst vis populi univcrsa ausge- sprochen ist, und da die Coordination beider Stitze durch quc bezeichnot ist, so muss auch der erbte von ut abhiingig sein, also cssct geschrieben werden, wie Sie und Huschke

*) (Rhein. Mus. f. Philol. Bd. VIII (1853) p. G16— 623.] **) [Hier folgte urspriinglich die Angabe der Lesart eristcr Hand, die jetzt weggelassen werden konnte. C. W.]

664

CICERO UEBER DIE SERVIANISCHE

auch thun. Von diesem gesicherten Schlusse folgt uber die Gestalt des Friiheren zweierlei:

Erstens muss das Verbum des regierenden Satzes ein praeteritum sein. Und zwar billige ich Huschke s Argumen- tation durchaus, nach welcher Servhis Tultitis Subject des regierenden Iufinitivs sein muss. Ob inissc selbst die rich- tige Emendation ftir esse ist, dartiber spater. 6i7 Zweitens muss die vis populi univcrsa aus 07 Centurieu bestehen, da in dem Schlusssatze (und nachher noch einnial) 96 Centurien als Minoritatszahl genannt wird, was naturlich nur Sinn hat, wenn es die Zahl der grossten Minoritat ist.

Nun ist eben die Frage, auf welche Weise Cicero die Majoritiit von 97 Centurien entstehen lasst. Die einfachste Art, die ratio der Abstimmung nach Servianischen Centurieu anzugeben, ist es offenbar, wenn man sagt, dass die erste Classe mit den Rittercenturien schon eine Majoritat von 3 Stimmen besiisse. Dass Cicero diesen einfachsten (von Dio- nysius gewtihlten) Modus nicht befolgt, ist eben aus der An- gabe der grossten Minoritat von 96 Centurien klar. Es wird dem Cicero (oder dem Polybius, dem er folgt), rationeller erschienen sein, die kleinste Majoritiit der grossten Mi- noritat entgegenzustellen. An und fiir sich betrachtet kann nun die geringste Majoritat auf sehr verschiedene Weise entstehen. Klar aber ist, dass Cicero, da er die ratio der Servianischen Centurieneiutheilung dariu fand, dass die Stiui- men der Unbegtiterten factiscli nicht ins Gewicht fielen, in seiner geringsten Majoritiit die erste Classe als compacte Masse erscheinen lassen musste. Hieran und ferner daran, dass Cicero (und Folybius) gewusst habe, dass die erste Classe aus 80 Centurien bestiinde, ist auf keine Wreise zu rtitteln. In den corrumpirten Worten tritt uns nun auch die prima classis sehr bestimmt entgegen, ohne dass vou vorn herein die Construction des die Rechuung enthaltenden Nebensatzes klar ware. Von den Worten der corrnmpirten Stelle haben die Worte octo i>olae si acccsscrmit, am meisten Anspruch, so wie sie sind, in die Ciceronianische Periode aufgenoinmen zu werden. Das accesserunt haben Sie stillschweigend, Huschke ausdriicklich anerkannt. Nur sotac macht wegen des fehlen-

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CENTUKIENVERFASSUNG

605

den centuriae Bedeuken. Setzen wir indess einstweilen die Ilichtigkeit der Stelle voraus, wobei es uns zunachst nur auf die Zahl 8 ankommt, so folgt, dass Cicero die Majoritat ent- stehen lasst durch den entscheidenden Zutritt von 8 Cen- turien zu 80 + 9 Centurien. Die 80 liegen in den Worten prima classis; die 9 sind aber gerade die Hiilfte der 18 Ritter- centurien.

Wenn Cicero die geringste Majoritat angeben wollte, wenn ferner in derselben die erste Classe in compacter 6is Masse stimmen musste, so durften die 18 Rittercenturien nicht eintrachtig sein. Es konnte nun scheinen am nachsten zu liegen, die Rittercenturien mit 17 gegen 1 stimmen zu lassen. Ebenso nahe lag es aber ohne Zweifel, den Einfluss, den sie auf die Entscheidung ausiiben konnten, dadurch ganz zu paralysiren, dass man 9 gegen 9 stimmen liess. Es mag in Wirklichkeit weit ofter der Fall gewesen sein, dass die Stimmen unter den Ritterceuturien fUr und gegen sich die Wage hielten, als dass sie 17 gegen 1 gestimmt hatten. Man vergleiche nur z. B. Liv. 43, 16 und bedenke, dass ge- rade in den Rittercenturien die Manner enthalten waren, die auch sonst politisch eine Rolle spielten, dass also bei ihnen die Parteiungen entschiedener sein mussten als etwa unter den Btirgern erster Classe. Doch wie dem auch sei, es wird zugegeben werden mussen, dass, wenn Cicero die Majoritat aus 9 Stimmen der Ritter und 80 der ersten Classe und 8 andern bildete, er damit einen einfacheren Weg einschlug, als alle die sind, die ihm durch die bisherigen Eiuendationen und Interpretationen zugemuthet worden siud. Es scheint inir aber als Grundsatz gelten zu miissen, dass Cicero (Po- lybius) die kleinste Majoritiit nicht bloss iiberhaupt fehlerfrei, sondern so einfach als moglich zu bilden wusste.

Nach dieser Betrachtung miissen uns die dem sicher- gestellten Schlusse der Stelle vorhergehenden Worte VI III centurias tot enim rcliquae sunt sehr befremden. Das ist ja gerade die Zahl, die wir zu den 80 und 8 noch brauchen! Aber sie steht an einer Stelle, wo wir sie nicht brauchen konnen. Denn dass Cicero von den Rittern vor der jyrirna classis redet, ist klar er musste es, wenu er bei Angabe der

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666 CICERO UEBER DIE SERVIANISCIIE

ratio auch die Reihenfolge der Abstimmung befolgen wollte. Ausserdem wollen die Worte nicht in die Construction der Periode sich einfiigen. Wird diess hinreichen (oder soll ich mich auch darauf als auf ein Kriterium der Unachtheit be- rufen, dass Sie die Worte nur durch Umstellung zu ver- werthen wussten), um die Worte fiir ein vom Rande des codex archetypus in den cod. Vaticanus gerathenes Glossem zu erklaren? Die Annahme wird um so weniger Bedenken haben, je mehr gerade die Gestalt der ganzen Stelle in unsern 6i9 gedruckten Ausgaben beweist, wie fest reine Glosseme (die Emendationen zweiter Hand) sich einnisten konnen. Aber freilich ist jene Annahme eines Glossems nur unter der Vor- aussetzung begrundet, dass der Interpolator die Stelle im codex archetypus schon verdorben fand. Das that er aber allerdings, wenn er im Archetypus fand, was die erstc Hand daraus abgeschrieben hat cquitutn certamine cum et suffragiis et prima classis. War das der Fall, so bedurfte der Inter- polator nur der beiden Posten der 80 Centurien erster Classe (dic er aus Livius kennen konnte) und der octo solae, die hinzukamen, um mit Hiilfe des nachher augegebeneu Postens von 96 Centurien auszurechnen, dass noch 9 Centurien nothig wiiren, um die Majoritat zu bilden.

Gehen wir von diesen verurtheilten Worten einen Schritt weiter zurfick, so stossen wir auf eine Centurie, quae ad snmmum usum urbis fabris tignariis est data. Versteht man die Worte so, als habe diese Centurie zugleich und nur diese eine mit der ersten Classe gestimmt, so befindet sich Cicero im Widerspruch sowohl mit Livius als mit Diouyaius, die darin wenigstens tibereinstimmen, dass sie die zwei ccnturiae fabrum nicht von einander trennen. Versteht man die Worte aber so, als nehme Cicero an, es stimme im gedachten Falle eben nur eine Centurie fttr die erste Classe, die anderc aber dagegen, so muthet man Cicero zu, dass er die kleinste Miijoritat auf eine weitlautige Weise entstehen lasse, die durch die zu erkliirende ratio keineswegs erfordert wird, vielmehr nur dazu dienen kann, den eigentlichen Sinn jener ratio zu verdunkeln. Hierzu kommt, dass der Ausdruck cen- turia data cst fabris gerechtes Bedenken erregt, da nicht die

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CENTURIENVEUFASSUNG. 667

centuria, sondern das suffragium den fabris gegeben wird, die centuria aber aus ihnen gebildet wird. Livius 1, 43 sagt daher conscribere, facere ex. Im allgemeinen mag eine Ver- tauschung beider Worter als inoglich gedacht werden (wie ja eben suffragia statt centuriae steht in den bekannten sex mffragiis', was aber nicht als ein Beweis dafiir angesehen wer- den darf, dass auch centuria far suffragium stande; und in centuriam conficerc ist centuria auch nicht als synonym mit bvffragium gesetzt): hier scheint mir die Voraussetzung un- zulassig; auf keinen Fall wird man den Ausdruck als Cicero- nianisch damit erharten diirfen, dass Dionysius allerdings 4, 6*> 16 sagt: beKCi X6xouc dTiobouc toic veurrepoic, ein Ausdruck, zu dem Dionysius nur deshalb griff, weil er die eigentlichen Ausdrflcke schon vorher in demselben Kapitel abgenutzt hatte, eine Entschuldigung, auf die Cicero keinen Anspruch machen durfte. Endlich sind auch die Worte ad summum mum urbis entschieden verdiichtig. Denn fasst man ad final, was jeder auf den ersten Blick thun wird und was die mei- sten gethan zu haben scheinen, die Ciber unsere Stelle ge- sprochen haben, so kommt der Unsinn heraus, als ob ein grosser Nutzen fiir die Stadt in der Verleihung eines Suffra- gium8 an die fabri tignarii bestanden hatte. Wir mochten fragen, was fiir ein Nutzen? Oder will man etwa den Nutzen, den die Stadt von dieser Verleihung des Stimmrechts an die fabri tignarii gehabt habe, dadurch erhohen, dass man mit Kobbe (Rom. Gesch. I, 89) die centuria fabrum mit der cen- turia ni quis scivit identihcirt? Fasst man aber ad causal, also *in Riicksicht auf den grossen Nutzen, den die fabri der Stadt leisteten, so kommt zwar eiu historisch-richtiger Gedanke heraus; ich muss indess bezweifeln, dass Cicero diesen Gedanken so ausgedriickt haben wOrde, da ihm gewiss bewusst gewesen sein wiirde, dass er einen zweideutigen Auadruck anwende, dessen nicht beabsichtigte Deutung naher gelegen 'haben wiirde als die beabsichtigte. Ohnehin lag ja propter so nahe. Kurz ich erkljire auch die Worte quae ad summum usum urbis fabris tignariis est data fiir ein Glossem im Archetypus. Bei den unmittelbar vorhergehenden Worten addita ccnturia mochte der Interpolator, dem wir es gewiss

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6G8

CICEUO DEBEB DIK 8EKVIANISCHE

zutrauen diirfen, dass er die ihni corrupt vorliegende Stelle mit Hiilfe des Livius zu verstehen suchte, an Livius 1, 43 additac huic dassi duae fabrum centuriae einen Halt zum Verstand- niss gefunden zu haben glaubeu. Als er aber nach ange- stellter Berechnung sich ttberzeugte, dass er mit dieser Cen- turie auch nicht zum Ziele (d. i. zu der Majoritatszahl 97) kame, schrieb er in seiner Verzweif lung die oben besprochenen Worte VIIIJ ccnturias tot enim rcliquae sunt hinzu, auf die hierdurch ein neues, unsere obige Vermuthung besttitigendes Licht fallt. Beide Glosseme, wie sie im Zusammenhange nach 62i einander entstanden, sind zusammen, unverstanden, wie die Stelle iiberhaupt, von der ersten Hand aufgenommen.

Nach dieser Sauberung des Textes der ersten Haiid finden wir als urkundlichen Text des codex archetypus Fol- gendes:

Nunc rationem videtis esse talem, ut equitum ceriamine cum ct suffragiis et prima classis addita centuria octo solae si accesserunt, confecta esset vis populi universa. Je sinnloser in diesem corrupten Texte das Wort ceriaminc erscheint, desto mehr wird sich eine Verbesserung empfehlen, die mit Beibehaltung dieses Wortes der Stelle Sinn abzu- gewinnen weiss, zumal da die selbst von Ihuen fQr feinleuch- tend richtig' gchaltene Verbesserung zweiter Hand in cnt- turiae bis jetzt nicht zu einem befriedigenden Ilesultate ge- fiihrt hat. Den Sinn aber, den die corrupten Worte naeh der oben vorgetragenen Argumentation haben mttssen, ge- winnen wir, wenn wir schreiben:

ut, aequato equitum certamine, cum esset suffragiis IX prima classis addita, centuriae octo solae si acees- serunt, confecta esset vis pbpuli universa. So beseitigt sich das oben unerledigt gebliebene BedeiuVn wegen solae von selbst. Die von mir angenommeuen Cor- ruptelen iiberschreiten gewiss nicht das Mass der sonst ini cod. Vat. sich kundgebenden Verderbnisse. War iu der Quelle des Archetypus geschrieben acquato aequitum oder equato equi- tum, so konnte der Schreiber des Archetypus das erste Wort sei es absichtlich oder unabsichtlich auslassen. Ausserdem braucht nur die Corruptel von csset in et, von IX in ET,

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CENT17RIENVERFASSUNG. 669

und der Wegfall des e von centuriae angenoinmen zu werden. Wie, wenn nun equitum nicht bloss den Wegfall von aequato, sondern auch den Wegfall eines Particips vor esse verursacht hatte, durch dessen Restitution wir Huschke's Bedenken wegen essc besser als durch die Conjectur inisse beseitigten? Ich verhehle mir nicht, dass eine solclie doppelte Verwendung eines und desselben kritischen Reagens ihr Bedenkliches hat; finden Sie das auch, so mag es immerhin bei inisse sein Be- wenden behalten. Aber die Moglichkeit eines Ausfalls zweier Worter ist vorhanden, wenn man sich die Quelle des Arche- typus so geschrieben denkt:

Nunc rationem videtis sequtum e**

esse talem ut equato equitum

certamine cum esset suffragiis

IX prima classis addita centuriae

octo solae si accesserunt, confecta

esset vis populi universa. Was nun endlich den Ausdruck im einzekien betrifft, 80 ist aequato certaminc gewiss echt lateinisch. Livius 29, 34 sagt: fmox plures simul conferti porta effusi aequaverant certamen'. Noch passender zum Beweise des hier anzuneh- menden Gebrauchs ist Livius 1,25 Maraque aequato Marte singuli supererant, sed nec spe nec viribus pares\ (Vgl. noch Livius 2, 3. 2, 20. 3, 63. 22, 25.) Aequato certamine ist prosaischer Ausdruck fur das poetische aequaio Marte. Beide Ausdrucke verhalten sich zu einander wie aequo Marte zu aequo certamine, welches letztere z. B. Lucr. 2, 573 bietet:

sic aequo geritur certamine principiorum

ex intinito contractum tempore bellum. Man konute bei Cicero auch schreiben aequo equitum certa- mine. Die Latinitiit des Gebrauchs von certamen werden Sie mir gewiss auch ohne Belegstellen zugeben. Der Wechsel im Satzbau cum esset addita, si accesserunt, ist nicht allein nicht anstossig, sondern einzig richtig. Die Stimmenzahl der ersten Classe bildet die Grundlage, die erst gegeben sein muss, ehe es sich um den Zutritt der den Ausschlag geben- den Centurien handelt. Darum erscheint dort cum esset ad- dita zum Ausdruck eines vorher vollendeten, fur die Ent-

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670

CICERO UEBER DIE SERVIANISCUE

scheidung an sich unprajudicirlichen Factunis ; dagegen spater si zum Ausdruck der zwar leicht erfullten, aber eben auch unumganglich nothwendigen Bedingung, unter welcher die compacte Menge erster Classe zur vis populi universa wird. Die Abstimmung erster Classe ist in abstracto fur das End- resultat eben so wenig entscheidend wie die Abstimniung der Ritter aequato certamine; die Abstimmung der ersten Classe hatte daher in entsprechender Form gegeben werdeu konnen: et suffragiis IX prima classe addita (vgl. de rep. 2, 20 G23 priaribus equitum partibus secundis additis)-, und so wurde icb corrigirt haben, wenn nicht cum von der ersten Hand stamnite. Dass aber die erste Classe zu den /X suffragiis addirt wird, und nicht umgekehrt diese zu jener, ist dadurch gerecht- fertigt, dass der Sprechende sich genau au die ihm vor- schwebende Reihenfolge der Abstimmung hieli

Zum Schlusse brauche ich kaum hinzuzufQgen, dass die vorgeschlagene Textesconstitution keinen Widersprucli mit Livius und Dionysius enthtilt, was ihr gewiss nicht zum Nachtheil gereicht.

Mit dem Wunsche, dass mein Versuch Ihren Beifall ge- winnen moge, spreche ich Ihnen zugleich von neuem die Hochachtung aus, mit der ich verharre ganz ergebenst

L. Lange.

Gottingen 11. Dec. 1852.

IV*)

325 Darf man denn tiber die fatale Stelle noch eine neue Vermuthung iiusseni? Tch wage es auf RitschTs Wunsch, rdass jede individuelle Meinung, die eine wohlerwogene ist, sich rund und rein ausspreche', und auf das Bewusstsein hin, dass meine Meinung wenigstens auf ofterer Erwagung be- ruht, tmd ttberlasse vor Allein dem Manne, der uus den richtigen Weg gezeigt hat, das Urtheil dariiber, ob sie wohl oder (ibel erwogen ist.

Ich kann Cicero zwar den Fehler nicht zutrauen, dass

*) [Rhein. Museum f. Philol. Bd. XIV (1869) p. 325-3*7.]

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CEXTURIEXVERFASSUNG.

671

er der Servianischen Verfassung eine Zahl von Centurien in der ersten Classe beiniesse, die ihr fremd war, wohl aber den, dass er die Abstimniungsordnung seiner und der alten Zeit verwechsle. Nun glaube ich mit Niebuhr, Mommsen*) u. A., dass seit der Reform die 12 plebejischen Rittercen- turien zuerst, die 6 suffragia aber nach der ersten Classe stimmten, weil ich die beiden Stellen Cic. Phil. 2, 33 und Livius 43, 16 zusammen nicht anders erkliiren kann und insbesondere meine, dass Livius einen so auffallenden Gegen- 326 satz, wie der zwischen den lossprechenden sechs und den verurtheilenden zwolf gewesen ware, nicht mit Stillschweigen fibergangen hatte. Stellte sich nun Cicero vor, dass die 18 Rittercenturien getheilt stimmten, 12 vor der ersten Classe und 6 nachher, so ist seine Rechnung mit geringen Aende- rungen aus RitschTs Verbesserung (Rhein. Mus. VIII p. 315 —16 [oben p. 645 f.]) der ersten Hand als eine richtige herzu8tellen. In den Zeilen

EQVITVM CER

TAMINE CVM steckt die Zahl duodecim, mag man nun, was ich dahin ge- stellt sein lasse, lesen

EQVITVM CEN

T. DVODECIM

oder

EQVITVM CEN

TVRIS . . . ECIM. DATA VIIII ist ein Schreibfehler des Librarius, den er nach RitschTs einleuchtender Muthmassung in OCTO am Rande verbessert hat. Es stand also allerdings in seiner Quelle DATA VIII. Dies ist aber ein Fehler, der aus der Nachbarschaft des A leicht entstanden war. Das Richtige ist DATA IIII.

Endlich sind PRIMA CLASSIS statt PRIMAE CLAS- SIS, die Wiederholung des ET nach SVFFRAGIIS, CEN-

*) Zu der Erklamng der Aerartribunen in den Labbeiachen Glossen durch diroWKTai, die Momm«en (die rfim. Tribus p. 46) anfuhrt, la.sat sich die Uebersetzung der bujpwv diro&CKTf^pcc des persiachen KOnigs bei Paeudo-Aristoteles ir. k6cuou p. 898 a Bekk. durch tribunos aera- rios bei Apulejua hinzufiigen.

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G72

CICERO UEHKR DIE SKRVIANISCHE

TVRIAS SOLAE statt CEJNTVRIAE SOLAE und EST statt ESSET Versehen des Schreibers, die, wie Ritschl bemerkt, das Mass der Fehlerhaftigkeit, die durch die ganze Hand- schrift geht, gewiss nicht iibersteigen. Die beiden letzten hat Ritschl schon berichtigt

Danach ist die Schreibung der ersten Hand folgender- massen zu verbessern:

Nunc rationem videtis esse talem, ut equitum centuriis duodecim et suffragiis primae classis, addita centuria quae ad summum usum urbis fabris tignariis est data, II II cen- turiae solae si accesserunt, confecta esset vis populi universa, reliquaque multo maior multitudo sex et nonaginta centuria- rum (tot enim reliquae sunt) neque excluderetur suflPragiis ne superbum esset, nec valeret nimis ne esset periculosum

d. h. wemi zu den 12 Rittercenturien, welche die Ab- 327 stimmung eroffneten, und zu den Centurien der ersten Classe (suffragiis centuriis der Abwechselung wegen), nebst der einen Centurie der Zimmerleute, noch 4 Centurien hinzuge- kommen sind (von den 6 suffragia freilich zuniichst, ohne dass daran besonders gedacht wird, da die gauze ubrige Masse den namhaft gemachten Centurien entgegengesetzt wird), 80 ist die Majoritat entschieden, indem nur 90 Cen- turien ubrig bleiben. Die einfache Majoritiit besteht aus 97 Centurien, d. h. 12 + 80 + 1 + 4 = 97.

Ich fiirchte nicht, dass man dieser Vermuthung andere Systeme, welche ebenfalls auf Vermuthimg beruhen, entgegen- setzen wird, muss aber zugeben, dass ein Widerspruch in Cicero's eigenen Worten sie vernichten wUrde. Dieser liegt indessen nicht, wie es scheinen dUrfte, in dem Eingang des 22sten Kapitels. Denn dieser liisst sich zwar nicht mit Sicber- heit erganzen, mag aber ungefahr so gelautet haben (vgl. Livius I, 43): fequitum ex primoribus civitatis duodecim scripsit centurias, ita ut in universum essent duodeviginti censu maximo'. Das folgende 'Deinde equitum magno nu- mero ex omni populi summa separato' bezieht sich nieht auf die iiltern sechs, sondern auf die neu eingerichteten zwolf Centurien, vgl. Mommsen Tribus p. 97 und 217.

L. Urlichs.

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CENTURIENVERFASSUNG.

673

Was in diesem Museum VIII p. 415 (vgl. p. 405) [oben soo p. 653] vermuthet wurde ilber die wirkliche Schreibung des vaticanischen Palimpsests in der nun zu einer vierzigjahrigen crux interpretum gewordenen Stelle uber die Servianischen Centurien, das hat sich, wie mir Freund Halm raittheilt, durch die von D. Detlefsen tur den sehnsiichtig erwarteten neuen Band des Orellischen Cicero veranstaltete Collation vollstandig bestatigt. Die urkundliche Gestalt, in der dort erste und zweite Hand durcheinandergehen ist wirklich diese:

LXXX D<\T<\ UIIII

bdB€o.TQUID TURI<\ S T 0 T 6

€CENT. qUdTTORCENTURIISTOT 6NI00R6LIQUa€

A6SUNT

Ueber der ersten Zeile ist nach Detlefsen nur lxxx ttber- soi geschrieben, nicht a lxxx. Das ac am Ende der vorletzten ist spater; auch das Q vorher steht auf Rasur, vermuthlich fur ein frtiheres C, wie Halm glaubl

*) [Rhein. Museum f. Philol. Bd. XVI (1861) p. 300 f.]

KH. KIT8C-HKI.II OPV8CVI.A III. 43

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XX.

Palimpsestbiatter zu Cicero de fato.

L*)

*«9 Unter der Ueberschrift

NUOVI FRAMMENTI DEL LIBRO DI CICERONE DEFATO DI RECENTE SCOPERTI IN PERGAMENE PALIMPSESTE DAL CH.CAVALIERE NOBILE COMO AVVOCATO LUIGI GRISOSTOMO FERRUCCI

und mit der Notiz am Schluss: (Estratto dal Messagere di Modena u. 847, 14 ottobre 1853), geht mir so eben ein ge- drucktes Doppelblatt in 8. zu, das ich nachstehend buch- stablich, selbst mit Bewahrung der Zeilenabtheilung, wieder holen lasse.

II lodato egregio mio amico e compagno di studj, un 35 anni addietro nella dotta Bologna, addi 1 8 del prossimo passato giugno, in data di Firenze, mi dava la seguente consolante notizia:

„La Divina Provvidenza mi ha voluto tanto bene, che in due o tre pagine di palimpsesto in pergamena, poste a riguardo nella legatura di un vecchio volume, m' ha fatto trovare il principio smarrito del libro di Cicerone de Fato. con alcuni altri Frammenti di non piccola importanza. Vi trascrivo qui appresso quanto ho potuto leggere, e quasi direi indovinare, in pagine malissimo acconcie. Mi riserbo di fare in appresso qualche erudita awertenza intorno alla col-

*) [Rhein. Museura f. Philol. Bd. IX (1854) p. 469—477.]

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PALIMPSESTBLATTER ZU CICERO DE FATO. 675

locazione e all' indole di questi Frammenti. Frattanto, per affrettare a me e a voi la consolazione della scoperta, ag- gradite di leggere e gustare tra' primi quanto vi offre il vostro sempre affezionatissimo L. C. Ferrucci".

DE FATO DISPVTACIO.

Fatvm esse nvtvm Iovis 0. M. placitvmqve Deo-

RVM IMMORTALIVM , FIDE8 EST PHILOSOPHORVM ET VVLGI COMMVNIS. SED QVIA PHILOSOPIIVS NEMO VEL HABERI, VEL DICI SOLET, NISI PARVMPER A VVLGO (p.2)DESCISCAT; ICCIRCO VISVM EST NONNVLLIS, FATI NE- CESSITATEM AVT ANTECESSIONE CAVSARVM NATVRA- LIVM QVODAMMODO CIRCVMSCRIBERE, AVT RATIONE VOLVNTATVM ATQVE APPETITIONVM VARIA, QVASI FVL-

men, e CJiLO dedvcere. Qiiia pertinet ad mores, quos r|6oc illi vocant, nos eam partem philosopiiiae DE MORIB VS appellare solemus etc.

Questo con qualche altra linea (dove e notabile la variante: possit, aut non ^nssit possit aut non possit esse) e tutto quello che si contiene in una pagina della priina delle pergamene.

La seconda, alquanto piil mal concia, presenta nella prima faeciata un seguito del frammento che ci ha con- servato Macrobio (Saturnal. I. II, cap.

VIDEQVID AGAS! ACTPENSER LSTE PAVCORVM HOMINVM E8T.4+ QWESO: QVOD EXCLVSI TRICLINIO PLVRES ACIPENSERIS DE- LICIIS CARVERE, AN VIS IMMVTATvE VOLVNTATIS (QV^E

plaga democritoest) effecit,ex eoqvod in avrem scn»io-

NIS IN8TILLAVIT PONTIVS5 AN ACIPENSERCAPIENDVS, ETSCIPI0, ET PONTIVS, ET COENATVRI SIMVL ET NON * VNA CON- NEXIONE AB IMMVTABILI jETERNITATE CONTINEBANTVR? MlHI QVIDEM EXPENDENTI ATQVE JSSTIMANTI QVID QVIS- QVE HABEAT PROPRII, QVID EXP

Qui esiste una lacuna di oltre 20 linee, che si estende altresi alla pagina verso, in fondo a cui ho raccapezzato il seguente tratto:

***** SATIS ERAT DICI: BYR8A FVNDABITVR.

Id enim in fatis, vt aivnt, fvisset: qwe fata, En-

43*

676

PALIMPSESTBLATTER

nivs inqvit, Devm Rex nvtv partitvr svo. Qvod vero, mvtato nomine , evertenda fvisset id fieri debuisse facile putabitur ex cohjerex- tia cavsarvm, queis KartJtago AD OCCASVM INTE- ritvmqve redigeretvr, mox etiam ad ipsum exitww ct eversionem pertinacia popvlorvm

ET BELLI. * * *

471 Dieci giorni dopo, 1' egregio amico mi soggiungea quantou- segue:

„Anche lo schienale della legatura del voluine, che vi indicai, fu fecondo di un altro Frammento per vero dire stu- pendo, se ho supplito bene. Leggete di grazia, e fateue parte agli amici, coi miei saluti cordialissimi a tutti, ripu- tandomi io, come vi ho detto piu volte, collega nato di tutti i letterati Estensi. Se anche vi piace far pubblicare tutti insieme que' Frammenti, fatelo; ad onore ed incorag- giamcnto di codeste povere e vilipese lettere Latine. Quon- dam etiam victis redit in pracordia virtusf"

„Nella pergamena traforata e bucherata, che involgeva lo schienale della legatura:

pag. retto in fondo, REQ (Reytdum o llcgulus) * * * *

******** deVOTOS OMNES NOSTROS *

CVR&tfm in PRimis, qvem ivre ac meriTo vel UEHadem vel THEsewm APPELlabimus nostrvm. Is enim pro sALtife patriae FVTtira inferos pag. verso in testa:

attigit: IDQVE FACINVS, QVOD VIX amp/tYVDINE FATI CONC-

ipcretur, svpremo clarissimoqve liberae VOLVWTcrfw ARaVc cowsvmmavit. iiaque (vel ITa)

Da ultimo, il fortunato scopritore di questi Frammenti, che fino dai primi dello scorso luglio ne aveva affidata la pubblicazione al Monitore Toscano, veggendo che non se ne fece nulla nel decorso di oltre due mesi, in data di Lugo, 15 settembre, mi scrive quanto segue:

„Pertanto, se in addietro lasciava in vostro arbitrio di costi propagarli, o no; oggi vi prego di consegnarli al Mcssaggere, perche, se gli piace, ne faccia la pubblica- zione, come di cosa da me indagata e scoperta in pa-

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ZU CICERO DE FATO. 677

limpsesti di tre perganiene, che servivano di legatura al volume stanipato di un Velmazio Bagnacavalli, credo di Argenta, essendo Argentana la famiglio de' Bagnacavalli". (p « Nella prima sua lettera il Ferrucci mi fece inchiesta 472 del parer mio intonio a' suoi supplinienti, confessando in- genuaniente, che quel mox etiam ad ipsum non finiva di soddisfargli, soggiungendo poi: „Se mal non mi appongo, il concetto di Cicerone e di dimezzare la catastrofe di Cartagine fra le cagioni prestabilite e la liberta delle azioni umane; attribuendo a quelle lo scioglimento pro- gressivo della potenza Cartaginese, a queste 1' acerbita dei mezzi onde fu finalmente spiantata".

Io non seppi, ne saprei anche ora, per difetto di tempo e di studj opportuni, interporre il parer mio intorno ai suddetti suoi supplimenti; ma parmi ben certo, ch' egli con questa insigne scoperta si e reso grandemente bene- nierito delle antiche lettere classiche e degli studiosi di quelle. Per dovere essergli grati di tanto, bastar potrebbe 1'averne egli ridonato quello splendido esordio, che rein- tegra il pria mutilato libro del Roniano Filosofo, insieme col titulo suo genuino; tanto piu, che disputavasi persino, se uno o piu fossero i libci di Cicerone DK FATO.

Dird solo, che le belle prime parole di Cicerone: FATVM ESSE NVTVM IOVIS 0 M, mi tornano alla mente 1' insigne specchio Etrusco del R. Museo di Berlino (Gcrhard, Etr.Spkgd, taf.CCXXXVIll) con graffito rap- presentante Oreste sospinto al matricidio da una figura orrenda tenente due serpi, uno per mano, col suo nome Etrusco NA0VM (Nathum), che gia mi parve derivato da NATVS, NATVRA (Bull arch. 1842, p. 47), e che ora dubito possa rispondere al latino NVTVS in significato di Fato dipendente dal NVTVS IOVIS 0 M, tanto piu, che in Etrusco TA talora si sostituisce all' V, ed il 0 di sovente al T (Lanzi, Saggio T. 1, p. 244, 267).

D. Celestino Cavedonl

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PALIMPSESTBLATTER

Die Nutzanwendung, die der beruhmte Modeneser Heraus- geber zum Schlusse macht, werden sich die Liebhaber dea- jenigen Zweiges der Grammatik, den wir mit dem Namen der archaol ogischen Etymologie bezeichnen dQrfen, nicht entgehen lassen; wir halten uns bei ihr um so weniger auf, je dringender wir uns verpflichtet fQhlen an unserm Theile diesseits der Alpen durch Eile gut zu machen, was jenseits der Monitore Toscano in unbegreif licher Gleichgiiltigkeit ver- schulden konnte. Eine solche Entdeckung, Palimpsestblatter aus einer Schrift des Cicero, iiberraschendste Ausfullung ihrer Lficken, ein so unverhoffter Zuwachs zum litterarisehen Ruhme Italiens und dariiber einen Bericht langer als zwei Monate im Redactionspulte liegen zu lassen! Herr Ferrucci hatte wohl Ursache emptindlich zu sein. Aber noch mehr Ursache hat er unstreitig, die Gnade der gott- lichen Vorsehung, wie er thut, zu preisen fur das Gluck eines Fundes, der an Umfang manchem friihern nachstehen mag, an seltenem Zusammentreffen ungewohnlicher UmstSnde seines Gleichen sucht. Je ntiher man diese ins Auge fasst, desto mehr muss uns der Entdecker wie ein pradestinirtes Gliickskind erscheinen, fiir den die gottliche Vorsehung recht geflissentlich das scheinbar Unvertragliche eigens aussuchte und zusammenfiihrte, um an einem Auserwiihlten wieder ein- mal Zeichen und Wunder zu thun in dieser wunderarraen Zeit. Schon dass auf drei Seiten denn 'due o tre pagine' schreibt Herr F. am 18. Juni, wo er doch schon drei hatte, offenbar aus reiner Bescheidenheit zwei seither verlorene Stiicke der Ciceronischen Schrift fallen, die sich gerade an die Liicken zweier erhaltenen Stiicke anschliessen: welch ausgesucht giinstige Fiigung, um von vorn herein das un- triiglichste Erkennungsraittel und die erwiinsehteste Gewahr zu geben! Und dass auch gerade das eine der verlorenen Stiicke das schmerzlich vermisste Exordium ist, das eine der erhaltenen aber, das uns durch die Ciceronischen Hand- schriften nicht vergonnt worden, sich in einem Citat des Macrobius hat zu uns retten miissen! Dann auf dem dritten Pergamentblatt, das Herr F. erst spiiter auf dem Riicken des unschatzbaren Einbandes entdeckte, der gluckliche 'Zufall'

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(wenn der profane Begriff erlaubt ware), der mitten in einem Gewimmel kleiner Liicken doch von drei Eigennamen mit 474 inerkwiirdiger Gleichmassigkeit gerade so viele Anfangsbuch- staben erhalten musste, dass sich daraus die pikante, dem Patriotismus des Cicero zu entschiedener Ehre gereichende Parallele des romischen CVRtius mit den griechischen He- roen HERcules und THESeus dem Scharfsinne des Erganzers ergeben konnte; den vierten im Bunde, HEGulus, nicht ein- mal mitzurechnen. Vor allem aber die wunderbare Beschaf- fenheit der Pergamentblatter selbst, was das Verhiiltniss ihrer lesbaren und unlesbaren Theile betrifft. Denn wunder- bar darf man es gewiss nennen, dass das zerlocherte ('traforata e bucherata') Blatt, das zum Rticken des Ein- bandes verwendet worden (oder etwa nur ein Streifen da- vonV), auf seiner Vorderseite weder oben noch in der Mitte, sondern nur unten lesbar war, dagegen auf der Riickseite wetler unten noch in der Mitte, sondern eben uur obeu, der- gestalt dass sich Ende der Vorder- und Anfang der RUck- seite auf das schonste zusammenschliesst in fortlaufender Construction und Gedankenverbindung. Aber nicht genug: das ganz analoge Verhaltniss wiederholt sich, iu noch gros- serm Massstabe, bei dem zweiten Pergamentblatt, nur hier in umgekehrter Folge und darum mit entgegengesetzter Wirkung. Die Vorderseite bietet uns hier erst die Reflexion ilber den Scipionischen Acipenser und dann eine LUcke von mehr als zwanzig Zeilen. Diese LUcke, berichtet Herr F., hat dieselbe Ausdehnung auch auf der RUckseite (fsi estende altresi alla pagina verso'). Man sollte also denken, sie er- strecke sich da ebenfalls uber die untere Halfte des Blattes* Weit gefehlt: gerade hier (ein fondo') fand der glUckliche Entzifferer dieses singular beschaffenen Palimpsests die zer- trummerte Erorterung Uber das Verhangniss Carthagos, deren Umfang dem Mass jener Acipenser-reflexion entspricht. Man sieht, das cEines schickt sich nicht ftir alle' findet auch bei Palimpsesten seiue Anwendung; und man sieht das auch noch anderweitig. Wenn die acht bis neun Zeilen, die jedes dieser beiden Bruchstticke im Druck ftillt, auch nur als eben so viel Schriftzeilen gerechnet werden wiihrend sie nach

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der Analogie anderer Palimpsesten niindestens fur das Dop- pelte zu gelten hatten , so gibt das mit den mehr als 20 Zeilen der LQcke die nicht eben iibliche Gesammtzahl «75 von iiber 30 Zeilen auf die Palimpsestseite. Es niuss also wohl ein recht stattlicher Foliant des Velmazio Bagnacavalli sein, dem wir dieses {-pucuov verdanken: oder die Schrift des Palimpsesten muss ungemein klein sein. Was es damit und mit den sonstigen Bedenken, die einen Aengstlichen leicht stutzig machen konnten, f&r eine Bewandtniss habe, werden wir ja zu rechter Zeit durch Herrn Ferrucci selbst erfahren, der sich bereits am 18. Juni 'qualche erudita avvertenza in- torno alla collocazione e all' indole di questi frammenti' vorbehielt, und daran unstreitig sehr klug that. Scheint es, dass er noch weiser gethan hatte, nicht bis zum 15. Sep- tember darauf warten zu lassen, so kann man doch gar nicht wissen, ob er nicht absichtlich hat den Scharfsinn der Ge- lehrten auf die Probe stellen wollen Advocaten sind oft schelmisch , wie weit sie denn wohl auf ihre eigene Hand mit der verfanglichen 'collocazione de' frammenti' kommen mochten. Wenn er deutsche Journale liest, lacht er sich vielleicht ins Faustchen, dass sie ihm sein Geheimniss so wenig abrathen konnen. Und wer kann sagen, was die rechte f collocazione ' der Bruchstficke auch auf ihre 'indole' fOr ein unerwartetes Licht werfen moge? Vielleicht stellt sich z. B. in Beziehung auf den Anfang heraus, dass es gar nicht der Anfang ist. Wie iiberraschend konnten sich dann die An- stosse beseitigen, die jetzt ein skeptisches Gemiith beunruhigen mogen, als da sind: dass Cicero sonst uiemals so mit der ThUr ins Haus gefallen ist wie hier; item dass er nicht langer drin bleibt, sondern gleich wieder heraus und auf andere Dinge kommt; item dass er mit gar zu wenig Ke- spect von seines Gleichen, den Philosophen, redet; item dass er auf die so kurz und biindig gefasste Definition des fatnm nirgends im Buche selbst zuriickkommt, vielmehr hier und anderwarts, wie de divin. I, 55. de nat. deor. I, 20, Vor- stellungen vom fatum verrath, zu denen weder der Wink des allmachtigen und allgiitigen Juppiter, noch das Belieben der unsterblichen Gotter bemQht wird. Wer verwohnt ist un-

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billige Anforderungen zu machen, konnte sogar den weitern Wunsch hegen, dass zwischen dem Ende des neuen und dem Anfang des alten Anfangs noch ein und der andere Satz mehr mochte aufgefunden wordeu sein, damit die Gedanken- verbindung noch etwas fliessender, der sachliche Zusammen- 476 hang um ein Weniges deutlicher geworden ware. Vielleicht steckt etwas dergleichen noch zwischen Seiteneinband und Riicken verborgen: Buchbinder machen ja manchmal wunder- liche Streiche; wir rathen Herrn Ferrucci genau nachzusehen, und bei der Gelegenheit auch zu constatiren, ob nicht etwa Graeci statt illi im Palimpsest steht, und ob dieser wirklich quos r)&os statt quod rj&og hat in stiller Sympathie mit der Vulgate alterer Drucke.

Aber wir sind ganz abgekommen von dem Walten der 'divina prowidenza', deren Spuren doch auch sonst noch weithin sichtbar sind und sich mit Interesse bis ins Einzelste verfolgen lassen. Oder was anders als eine ganz individuelle Begnadung konnte es sein, die Herrn Ferrucci in nur einigen und dreissig, noch dazu grossentheils lackenhaften Zeilen mehr Bereicherungen der Grammatik und des Lexikons, oder doch der Ciceronischen Grammatik und des Ciceronischen Lexikons hat finden lassen, als sonst leicht eben so viel Seiten darbieten oder auch nicht darbieten wiirden? Gleich vorn das placitum deorum immortalium, zum Beweis, wel- cher richtige Instinct die modernen Ciceronianer zu ihrem de placitis philosophorum geleitet hat. Und unmittelbar da- neben die noch viel ausgesuchtere fides philosoplwrnm et vtdyi communis; wonach wir uns gar nicht wundern wGrden, niichstens auch ein credo philosophorum commune aus einem neuen Palimpsest ans Licht gezogen zu sehen. Auch das parumper fiir aliquatenus, quodammodo etc. kannten wir noch nicht. Aus dem zweiten Bruchstiick (von dem man flbrigens gestehen muss, dass es seinem Verfasser trotz einiger Unverstandlichkeit weit besser gerathen ist als das erste) werden imsere Grammatiker nicht ermangeln den eigenthflm- lichen Gebrauch des an und insbesondere des doppelten an an anzumerken, wie nicht minder des Participiums ca- piendus) die Lexikographen das bisher nur aus individueller

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Horaziscker Anwendung bekannte instillare in aurem, niim- lich nicht wie im Hamlet vom Gifte, sondern im einfachen Sinne des Emniisterns, ins Ohr Raunens; desgleichen connexio als Ciceronisch, und wiederum die Grammatiker CONNEXIO statt CONEXIO in einem so alten Palimpsest; denn mit 477 einem jungen Palimpsest wird uns doch Herr Ferrucci nicht iiberraschen? Freilich hat derselbe in solchen Kleinigkeiten auch sonst Eigenheiten, die man kaum erwartete, z. B. GOE- NATVRI statt CENATVRI, oder die seltsame PLAGA des Demokrit, wahrend doch das r|8oc im Eingange griechisch geschrieben ist, wie es scheint. Im dritten BruchstQck ver- dient Auszeichnung das Byrsa fundabitur, wofur wohl jeder andere als der herzhafte Sprachneuerer Cicero condeiur ge sagt hatte; ferner in dem gut genug gebauten Verse des Ennius, den Ribbeck bedauern wird seiner Sammlung nicht noch haben einverleiben zu konnen, das partitur im Sinne von distribuit, wie es doch wohl gemeint sein wird. Weiter doch nein, ich will lieber den kunftigen Herausgebern des Buches de fato nicht weiter vorgreifen, die es sich schon nicht nehmen lassen werden, den Gewinn der 'insigne sco- perta' unseres 'grandemente bene merito delle antiche lettere clas8iche' abzuklaren, in ihr gebuhrendes Licht zu setzen und utiliter zu verwenden. Sollte dem einen oder dem an- dern wider Vermuthen doch etwas unheimlich werden bei so gehauften Neuigkeiten, wie sie oben angedeutet worden, nun, 80 wird er unstreitig jeden aufkeimenden Verdacht eben so schnell wieder beschwichtigen durch die naheliegende Erwa- gung, dass ja ein Erfinder alles nach den herrschenden Be- griflen Unciceroniscbe gerade recht geflissentlich wiirde ver- mieden haben: wodurch denn alle vermeintlichen Unwahr- scheinlichkeiten zu eben so vielen unwidersprechlichen Wahr- scheinlichkeitsgrunden werden. Und das moge sich auch der PVeund gesagt sein lassen, der schalkhaft genug war, mich bei Uebersendung des Modeneser Blattes durch die lakonische Einfliisterung (in aurem instillatio wttrde Cicero sagen) in Versuchung fiihren zu wollen: ces wird ja doch wohl Schwin- del sein\

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II.*)

Vermoge einer sehr natUrlichen Gedankenverbindung 163 bringen mir diese carbones pro thesauro [die vermeintliehen Erganzungen zu Herodians Kaisergeschichte : . s. Opusc. I p. 540 ff. C. WJ die langst vergessenen Supplemente wieder ins Gedachtniss, mit denen einst Herr Aloysius Chryso- stomus Ferrucci den lttckenhaften Tcxt des Ciceronischen Buches de fato bereicherte. Es ware dariiber nach dem im 9. Bande dieses Museums p. 469 ff. [oben p. 674 ff.) Be- ir,4 merkten nichts weiter zu sagen, wenn sich nicht der gliick- liche Entdecker seitdem sehr viel Miihe gegeben hatte, neben der fides seiner Bruchstiicke auch seine eigene zu retten. Und da ihm das letztere in der That ein klein wenig besser gelungen zu sein scheint als das erste, so sind wir ihm, glaub' ich, die Genugthuung schuldig, es ausdriicklich anzu- erkennen. Aber freilich mit dem eben so ausdriicklichen Vorbehalt, dass er es durch seine eitle Ruhmredigkeit und ungewissenhafte Berichterstattung ganz allein selbst ver- schuldet hat, wenn ihm personlich zu viel geschehen sein sollte.

Dreimal hat er seine Cicerofragmente neuerdings wieder besprochen: in den zu Modena erscheinenden 'Memorie di Religione di Morale et di Letteratura' Ser. III tom. 15 p. 156, wo nur die erste Mittheilung des Messaggere di Modena wiederholt scheint; zweitens ebenda tom. 16 in einer 'Lettera in difesa dei nuovi frammenti della disputa di Cicerone de fato9 an seinen Freund Prof. Rambelli, 16 Seiten 8.; drittens ebenda tom. 17 in einer 'Giunta ai nuovi frammenti della . disputa di Cicerone de fato\ 3 Seiten 8.: von welchen letz- tera beiden Aufsatzen mir besonders paginirte SeparatabdrQcke vorliegen. Man sieht, der frorame Autor hat es vortheilhaft gefunden, seine Angelegenheit aus dem profanen Mcssaggere in das Gebiet der Religion und Moral zu spielen, vor wel- chem Tribunal er sich, wie es scheint, sicherer fiihlt als vor dem der tiber die Massen von ihm perhorrescirten Kritik

*) [Rhein. Museum f. Philol. Bd. XIII (1858) p. 163-174.]

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und Graininatik. Das ist nichts weniger als etwa eine bos- hafte UntersteLlung von uns; denn in einer einleitenden Note der 'Lettera* heisst es ausdriicklich, das Urtheil der * filologi latinisti di Germania' iiber die neuen Bruchstucke sei ganz- lich in die Irre gefiihrt 'dall' intemperante spirito del razio- nalismo anche (man denke!) nelle ricerche puramente filolo- giche'; und p. 6 sagt Herr F. selbst, gegenwartig hatten nach Niebuhrs Beispiel (also ganz wie einst Micali in seinen plumpen Ausbriichen eines bornirten Nationalhoch- muths) die Rationalisten das Feld inne und sahen auf Lit- teratur und Kunst mit Verachtung herab (es steht wirklich so da: 'guardando d'alto in basso la letteratura e le arti'); aber es werde schon wieder besser werden, wenn wir uns willig herbeilassen wtirden aufs neue cden ZQgel aus den Handen der Grazien' zu empfangen auf italischeni Boden, unter italischem Himmel, zu unserm Heil und zum Ruhme der 'Divina Provvidenza', die sich an den privilegirten Be- wohnern dieses Landes so herrlich manifestire; dann werde man, wie 'alla sana critica biblica', so auch zur gesunden 'critica filologica' zurtickkehren , Dank dem 'esemplannente ragionevole modo della miglior parte de' Letterati in Ger- mania'. Wer wohl diese Musterbilder sein mogen? Aehn- liche Declamationen von gleicher Hohlheit schlangeln sich 165 durch ganze 15 Seiten des zweiten Aufsatzes hindurch, bi« ihn auf p; 16 eine lateinische Dank-Elegie ad Schneidetcinum V. CL. kront: eine Elegie, die nicht nur durch die Erinne- rung an eine schwache Stunde unseres frtih geschiedenen Freundes, sondern auch durch Verse wie UtUe philosophus ad vitae litns honestae wirklich einen elegischen Eindruck raacht. Das Wesentlichste der ganzen fLettera' versteckt sich in eine Note auf p. 4, womit aber der Inhalt der 'Giunta' so sehr zusammenhangt, dass von ihm vorher die Rede sein muss.

Wie man sich erinnert, waren es drei Blatter, denen Herr F. seine Entdeckungen entnommen hatte. Von dem ersten gab er, ohne die beiden Seiten zu unterscheiden, das zusammenhangende StQck, welches den verlorenen Anfang der Ciceronischen Schrift enthielt; vom zweiten theilte

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er neuntehalb Zeilen mit, die auf der Vorderseite oben, und neuntehalb entsprechende Zeilen, die auf der Rttckseite unten stehen sollten, wahrend auf jenes lesbare Stiick der Vorderseite angeblich noch ttber 20 unlesbare Zeilen folgten, denen genau eben so viele unlesbare auf der Riickseite ent- sprachen; endlich von einem dritten Blatt oder durch- locherten Blattfragment ftinftehalb Zeilen vom Ende der Vorderseite, und drei daran sich anschliessende vom Anfang der Ruckseite. Diese beispiellose Beschaffenheit von durchlocherten und moglichst iibel erhaltenen ('uialissimo acconcie') Palimpsestbliittern, deren lesbare und unlesbare Theile auf Vorder- und Rttckseite gar nicht coincidiren, son- dern zweimal total entgegengesetzt sein sollten, konnte na- tiirlich nicht umhin den starksten Verdacht gegen die Wahr- haftigkeit des Berichts zu erregen. Diesen Verdachtsgrund wehrt nun zwar auch keine sptitere Erkliirung ausdrttcklich ab ; ja Herr F. hat ihn offenbar gar nicht einmal verstanden oder richtiger wohl gar nicht erfahren, indem ihm nach p. 5 der 'Lettera' ein des Deutschen wie des Italianischen gleich kundiger 'dotto oltramontano', den er um einen Aus- zug aus den 'censure' des Rheinischen Museums*) gebeten, diesen Gefallen nicht gethan. Vielmehr kommt Herr F. auf sein drittcs Palimpsestblatt ttberhaupt nirgends wieder zu sprechen, auf das zweite aber in einer Weise, dass sich der obige Verdacht eigentlich noch steigern mttsste. Indessen geschieht diess doch zugleich mit so kindlicher Naivetat, dass man sich bei einiger Gutmttthigkeit und einigermassen psyehologischer Beurtheilung aufs starkste versucht ftthlen mag zu der Annahme, er sei wirklich von jeder Absicht zu tauschen fern gewesen, und habe nur durch die grosste Un- geschicktheit zugleich und Gedankenlosigkeit seiner Darstel- lung jenen bosen Schein auf sich geladen. In der 'Giunta' namlich wird uns erziihlt, nachdem anfanglich auf den bei- m

*) So wenig ist Herr Ferrucci orientirt, dass er wiederholt (p. 4. 15) 1 Archaologifiche Anzeige del Gerhard n. 55, 1853' citirt als den Ort, wo der f formidabile giudice in Latinita dal suo tribunale di Bonna' seine rationaliatische Kritik ausgelasaen habe.

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deu fraglichen Stellen des zweiten Blattes gar nichts zu lesen gewesen, habe Herr F. cheniische lleagentien angewendet; mit deren Httlfe sei es gelungen ein Facsimile zu machen cche peraltro gli parve in parte arbit^ario,, und auf Grund dieses Facsimiles einen Erganzungsversuch, der sodann auf p. 2 und 3 so vor Augen gestellt wird, wie wir ilin hier auf unserer p. 168. 169 [unten p. 688. 689] mit buchstablicher Treue wiederholen. Da diese Erganzungen sich nicht eben selbst loben, so ist es biilig, dass es ihr zufriedener Yater fttr sie thut, was in einer kleinen Epistel an seinen Freund

circumspecta, ideoque perplexa minerva supplevi.' Wir lassen Werth oder Unwerth dieses neu ans Licht gezogenen Ge- redes nach Inhalt und Form mit Vergniigen auf sich beruhen. Aber was ist denn das, dass uns Herr F. frtther gemeldet hatte, die in Rede stehenden Seiten enthielten jede mehr als 29 Zeilen, und dass jetzt die erste zu dem neunzeiligen StQck, das mit vide qvid aoas anfing und mit qve habeat pbo- prii qvid exp schloss, nur 15 neue Zeilen hinzubringt, und die zweite zu dem ebenfalls neunzeiligen Stiick, das mit SATis erat dici byrsa fvndabitvr begann und mit ET BELLI 8chloss, nur 18 neue Zeilen? Also erstens nicht nur auf beiden Seiten ganz verschiedene Zeilenzahlen, sondern auch zweitens auf keiner von beiden 29, geschweige denn mehr als 29 Zeilen, soudern das erstemal 24, das zweitemal 27. Aber nicht genug; in der genannten Epistel kttndigt er anf er wolle raittheilen, was er fin den 36' frtther unlesbaren Zeilen herausgebracht, die zwischen den beiden schon edirten Stttcken standen; aber 15+18 sind ja erstens wieder nicht 36, sondern nur 33, und wenn man auch die beiden jetzt vollstiindiger gelesenen Zeilen qve uabeat und satis erat mitzahlte, wttrden es immer erst 35; zweitens aber gehen doch auch 36 nicht zweimal fmehr als 20 Zeilen', wie es fruher hiess. Kurz, das ist ein Wirrsal, aus dem ein anderer klug werde. Indessen wir wollen Herrn F. nicht weiter da- fttr verantwortlich machen, sondern ihn ein fttr allemal in Sachen der vier Species einfach fttr unzurechnungsfahig an-

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sehen. So viele Blossen er auch durch seine liederlichen Angaben gibt, wir lassen sie alle grossmiithig unbenutzt, und gestehen ehrhch, wir glauben, dass er bona fide verfuhr und sich wirklich die undankbare Milhe gab, so taubes Stroh aus seinem Palimpsest herauszuklauben ; wir glauben es aus dem Hauptgrunde, weil wir selbst Herrn P. kaum zutrauen, dass er nicht, wenn er erfinden wollte, ein klein wenig ge- niessbarere Erfindungen gemacht hatte. Freilich bleibt es auffallend, dass er seinen Fund keinem einzigen Menschen im Original gezeigt hat, den er nun als Zeugen vorfiihren konnte (denn dass er sich Lett. p. 14 auf ein geschriebenes Blatt beruft, das er am 13. Januar 1854 an Herrn von i67 Reumont, ' versatissimo in ogni genere di letteratura', ge- schickt und das dieser ohne Verzug fal Gerhard direttore dell' Archaologische Anzeige* weiter spedirt habe, will doch nichts heissen); und noch auffallender ist, dass jetzt, wo doch Autopsie jeden Zweifel an der verdachtigten Wahrhaf- tigkeit augenblicklich niederschlagen wflrde, das Original auf eiumal, ohne dass uns gesagt wird wie und wohin, aus Ita- lien verschwunden ist: ftrovandosi codesti oggetti gia fuori d' Italia\ Aber, wie gesagt, wir begeben uns jedes Vortheils, der uns selbst aus so seltsamen Umstanden erwachsen konnte, und begehren nur noch darauf eine erkliirende Antwort, wie es zuging, dass rechte und verkehrte Seite eines zerlocherten Palimpsestblattes nicht gleichmiissig lesbar oder unlesbar war. Und diese Antwort ist es, die uns, iiberraschend genug, die schon erwiihnte Note auf p. 4 der fLettera' wirklich gibt. Denn was erfahren wir hier? Erstlich dass 'eigent- lich palimpsest' (f rigorosamente palimpsesta ') nur das erste Pergamentblatt sei, wo die vereinzelten Worte cognscendo . . . . locis .... utero lehren, dass der primitive Text eiu ftrat- tato di medicina* war: wahrend auf den iibrigen vielmehr nur eine fcontra impressione di lettere* erscheine, bewirkt durch den Leim, welcher die Pergamentbliitter zusammen- klebte fad altri fogli pure di antico carattere' (?). Ferner, dass die mit so pomphafter Uebertreibung angekiindigten Bruchstiicke nichts weniger als in der Uncialschrift geschrie-

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L

168 que habeat prope quid exploratum longe iudicalione (') signoruin rerumque praesensione palam fit totiw naturae artificem Deum * virorum inter viros quorumdam insevisse (*) animis particulam sui qua velut acumiue aut clavo uterentur et quem portum vitae multiplicatis hominum uaufragiis prospexere eundem infraFatum sese gerentes tenerent Quid est enim mente aliquos valere ingenio excelere magna movere * arbi- trio sui nisi sapientia et virtute minime oscitantes potiri proposito? A quo qui declinant iidem sublata libera voluntate Eyicurcas atomos vel DemocnYcas persequi videntur. ^Tempe ut nemo sibi aut (s) suis utilis fieret medicus quamvis medicorum optimus habeatur si quod remedio in morbis aut alevationi esse potest obsigna- tis n&rtJieciis efc/tgentius aservatum ostentet et e- rit quidem instituti sui doctrina prudens usu

(1) iudicio aliquo?

(2) iuseruisse?

(3) civibua?

[Dieaer leere Raum sei zu der Bemerkung benutit, dass zu dem nachfolgenden Byrsa-Fragment in der 'Giunta* die Berichtigung ixqvit ennivs fur ennivs inqvit nachgetragen, und Lett. p. 11 in dem Verse des Ennius das Vorbild fur Virgil Aen. 3, 375 sic fata detm rex Sor- titur gefunden wird.]

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II.

auteni ignarus (4) sic fictus ad ornatum sapiens

et fortis vir videri ipsc potest nisi ad effectum

fjravis et constantis disciplinae nervos adhibcat \o\untatis idemque

officits habilis virtutum singularum quasi scintillam

expectet otiosus (*)

coligati. Qwos nisi Ispei cuiuspiam educat manus aut aliqua necessitate succumbentium e- ducat (5) \abor inanibus exusti studttS intra praesertpta (6) stabunt equi troiani * parfoftteiam (**) militum (J) machinam cunctando imitati.

eveuiat semel sat erat dici Byrsa fundabitur etc.

(4) ignavus?

(5) egerat? efferat?

(6) 8epta?

(7) malorum?

(*) Hic ab industria supplendi me dedita opera abstineo. (**) De hoc Maium card. amplissimum, eundemque fama celebratis- simum constduimus, cui mors, harum rerum studiosis perpetuo deflenda, invidit, ne opportune responderet.

(***) Venanti sententiam facile occurrunt verba 'mterclusa yotestas, praeeunte impulsione ' : sed quaenam alia antecedunt, quaenam se- quuntur?

carceribus

erumpere dubitantes equi fatorum laqueis impliciti et

Jam si . . . . mferclusa notestas impulsione . .

donec praeewwte constitutum sit ut

FR. UITSCHKLII OPV8CVLA III.

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690 PALIMPSESTBLATTER

ben sind, in der sie der Herausg. drucken liess*), sondern *in carattere basso semigotico con abbreviature coinuni', und dass die Majuskel des Drucks nur gewahlt war fper riverenza dell' Autore', alle Abkiirzungen aber aufgelost, weil der Herausgeber nur auf das leichte Verstandniss edegli studiosi', ganz und gar nicht aber auf die 'pretensioni de' curiosi per pascolo di diverbii filologici' Bedacht nehmen wollte. Und so horen wir denn zu unserm nicht geringen Erstaunen, dass, wenn wir uns gewundert hatten uber auffallende Formen und Schreibweisen wie connexione oder coenaturi, keines- weges so, sondern cnexide und cnaturi (beilaufig eine.bisher sehr unbekannte Abkiirzung) im Original stand; item nicht ESSE, sondern ee, nicht exclvsi, sondern clusi (!), nicht proprii, sondern prop (woraus jetzt prope gemacht ist), auch nicht illi, sondern 11 (auch neu), wie uns das alles Lett p. 4. 9. 10. 13 in der harmlosesten Weise mitgetheilt wird.

Schone Dinge das. Also das war des Pudels Kern? Nicht mehr und nicht weniger als ein paar zur Verklebung einea no Einbanddeckels gebrauchte Bliitter mit verklatschter Cursiv- schrift des 14ten, vielleicht 15ten Jahrhunderts? Fiirwahr, das heisst viel Geschrei und wenig Wolle. Solche Blatter aber, wcr will berechnen, welche Beschaffeuheit sie erhalten kounen, wenn sie durch die Manipulationen erst einer Auf- klebung, dann der Wiederloslosung hindurchgehen? Wenig- stens wollen wir zugeben, dass alles sich so, wie uns ver- sichert wird, finden wiirde, wenn Autopsie noch vergonnt wiire. Aber allerdings, Herr Ferrucci behiilt doch Recht mit der andern Hiilfte einer Alternative, die er p. 14 stellt, nui darzuthun, dass auch Autopsie zu keinem gegenseitigen Ver- stiindniss fiihren wiirde: 'giacche le pergame, non riconosciuk, potranno aversi per fattura moderna; riconosciutc, giii si giu-

*) Also ganz dieselbe dXaJIovcia, wie da Angelo Mai eeine arraen Bettelexcerpte aus Dionysius in dem erborgten Paradekleide stolzer Uncialen aufmarecbiren lieBS. MOchte sich doch Uerr Ferrucci von einem rdotto oltramontano * iibersetzen lasseu, was damals der treffliche K. L. Struve zu Mafs gerechter Beschamung 5ffentlich aussprach.

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ZU CICERO I)E FATO

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dicano una contraffazione dell' alto medio evo.' Denn dabei bleibt es natiirlich, dass diese Palimpsestfragniente, wenn auch Herr F. noch so unschuldig an ihnen ist, mit Cicero nichts gemein haben. Dass Herr F. steif und fest darauf verharrt, kann man sich denken; schwerlich aber, wie er es macht, um die ihm entgegengehaltenen Beweise uncicero- nischer Latinitat zu entkriiften. Wie ein kleines Kind ver- sehwendet er volle fiinf Seiten daran, um in 50 einzelnen Artikeln jedes einzelne Wort seiuer Fragraente aufzufiihren und durch hinzugeschriebene Stellen aus Cicero zu beweisen, dass es eben auch bei Cicero vorkorarae. Was muss der Mann fiir Zeit iibrig haben, um uns z. B. aus ad Att. 8, 17 fidcirco ad L. Doraitium litteras inisi' zu beweisen, dass id- circo, aus ad fara. 13, 7 'quaeso etiamne tu has ineptias', dass quaeso, aus Parad. 1 'delicias epularum', dass deliciae Ciceronisch sei, und so fort von quodammodo, circumscribere, triclinium, carcre, exitium, dcvotus, facinus, appcllarc, infcri, amplitudo etc. etc. Man wiirde es schlechterdings nicht glauben, wenn man s nicht mit Augen vor sich siihe. Und damit meint er ein so grosses Werk vollbracht zu haben, dass er den grossen Nizolius, aus dessen 'Lexicon Cicero- nianum ' er eingestandener Massen diese ganze Weisheit aus- geschrieben hat, in begeisterter Dankbarbeit einer Statue fiir wflrdig erkliirt, die ihm neben Ludovico Antouio Muratori errichtet werde! Wahrlich, es wird einem ganz bange um die Geistesverfassung des grossen Kindes. Dass er von der eigentlichen Bedeutung der gemachten Ausstellungen gar keine Ahnung zu haben pflegt, wird man danach nur in der Ordnung finden. Z. B. wenn er das in reinem Futursinne gesetzte capiendus rechtfertigt mit fin capiendo adversario versutus', das fundarc urbcm im einfachen Siime des Er- bauens rait fillud maxime vestrum fundavit imperiuin', das parumpcr als f einigerraassen' mit 'discedo parumper a som- nhV mid 'digredi parumper a caussa', die fdes als das sub- jective Glauben rait 'fidem . . . omniuni commune praesidium\ Den Hohepunkt erreicht diese Beweisfiihrung in dem Ver- suche, das cplacitum deorura iminortaliuni' als Cicero- 171 nisch damit zu erweisen, dass 'placita maiorura' und frae-

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PALIMPSESTBLATTER

(licorum' beim Plinius vorkommt, bei Cicero aber 'dis immortalibus placet' und fde provinciis placitum est' und fut populo de rege placeret, de exulibus displiceret \ In seiner Art eben so interessant ist aucb der Nacbweis fur das (lediglich des Diphthongs wegen beanstandete) coenatvri, der mit der Stelle ad Q. fratr. 1, 1 fapud Pompeium . . . . eram coenatvrvs' gegeben wird; oder in Beziehung auf die Ueberschrift f De fato disputacio' die Berufung auf ein Schrei- ben Borghesis, worin dieser ihn belehrt habe, dass in 51- terer Zeit Sulpicius, patricius, erst in jungerer Sulpitius, pa- tritius geschrieben worden sei, falso eben so auch dispu- tacio, condicio etc/ Diesen Misbrauch seines Namens wird Graf Borghesi unserm Grammaticus scnwerlich danken.

Doch was sage ich f Grammaticus'? Nichts kommt ja der unaussprechlichen Verachtung gleich, mit der eben Herr Ferrucci auf dieses Geschlecht der f Grammatici oder wie er sie mit einem Namen seiner eigenen Erfindung auch nennt, f Grammaturgi' heruntersieht, dieser fchirurgi letterati', die nichts thun als die Kviva lingua di Lazio a loro belT agio notomizzare, scarnificare, sviscerare' und mit ihren ffredde induzioni dello scetticismo sacrificare il principale agli acces- sorii ' u. s. w. u. 8. w. Wenn er bei der Gelegenheit von die- sen bosen Leuten (p. 3) auch sagt, sie bildeten fun ordine che in Italia oggimai non esiste', so miissen wir es ledig- lich ihm selber ilberlassen, sich Uber ein so schmeichelhaftes Compliment mit seinen wackern Landsleuten auseinander zu setzen; gewiss ist dass, ware dem so wie er sagt, er aller- dings der letzte wiire, durch den es anders werden konnte. Indessen ist es nicht die Grammatik allein, gegen die diese blinde Wuth gerichtet ist; eben so ingrimmig zeigt er sich nicht nur gegen die Ungethiime des Rationalismus und des Skepticismus, wie wir sahen, sondern auch wunder- lich bunte Gesellschaft! gegen die fAe8thetik,, bei welcher Gelegenheit wir unter anderm einen sublimen Vergleich zwi8chen Rossini und Meyerbeer als f Pantheon delizioso' und fColosseo contristante della Musica ^0^6^^' mit in den Kauf bekommen. Man sieht, er weiss pikante Wfirze an schale Speise zu thun; aber man sieht immer noch nicht,

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ZU CICERO DE FATO.

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wo das alles eigentlich hinaus will. Und obwohl diese eigentliche Intention sich zum Theil niit halb miidchenhafter Verschamtheit zwischen den Zeilen, in Noten und Epilogen versteckt, so sind wir doch indiscret genug, sie schliesslich unsern Lesern zu verrathen. fGrau, grau ist alle Theorie* steht dem wohl an zu sagen, der des Lebens goldnen Baum spriessen zu lassen weiss. 'Arte' ist die Losung, nicht ?Dot- trina' (nun an der hat Herr F. nicht schwer zu tragen); wahrend die 'analisi' mit kalter Hand decomponirt, die feste- tica' nichts zu erzeugen weiss als 'maraviglia che e senso 172 ozioso', ist das positive Verdienst allein aufSeiten der fcom- posizione', winkt der Ruhmeskranz nur der ?imitazione che e modo operoso'. Mit einem Worte, aus dem vermeintlichen Grammaticus, den wir in dem Entzifferer eines Palimpsesten sehen zu miissen glaubten, entpuppt sich zu unserer heitern Ueberraschung der Poet; "fQrwahr der Casus macht mich lacheu'. Und zwar der lateinische Poet, d. h. der Poet in der Sprache, die, wie sie im heutigen Italien nur einfach fortlebt, so auch keinen Richter iiber sich erkennt als ita- liaenische Ohren, und nichts zu schaffen hat mit den cdia- loghi della grammatica Daco-Rouiana', in deneu sie als eine cmorta e decapitata' behandelt wird. Obgleich dies deutlich gesprochen zu sein scheint, erhiilt es doch sein volles Licht*) erst durch "Aloisii Chrys. Ferruccii Lyristes Christianu8, (ed. 2. Florentiae 1852, cura impensaque Auctoris) d. h. eine Collection von lateinischen Versificationen auf 295 Seiten, denen auf p. 296 'Emendanda' folgen, worin z. B. dreimal der pyrrhichische Genitiv donms corrigirt wird, zweimal pr<h fligato mit kurzem i, einraal lorcxdaria mit langem u, des- jjjleichen die Trochiien audis und base, gar manches andere aber, das gleicher Auszeichnung eben so werth war, keine

*) Die Frucbtbarkoit unscres Autora erhellt noch durch ein an- deres Pocm, de8Ben nothige AbfassuDg ihn laut Lett. p. 15 abhielt nich lilnger beim Cicero aufzuhalten : r Aloisii Chrysostomi Ferruccii Knchiridiou Historiae Pontificalia poat Libroa Frodoardi Canonici Re- mcnaia ab seculo vmi. ad xvini. in periodos sex coutractum, 8ervata versus hexametri ratione. Luci in Aemilia, ex off. Melandriana, A. MDCCCLUI. 8.'

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PALIMPSESTBLATTER

Erwiihnung gefunden hat, z. B. um auf gut Gluck heraus- zugreifen, propitius, niicrocosmus, pseudotnenon , oder Senare wie Amptdlanti nwccenas Sarbicvio und Iurc an ininria Sol sc rcbus pracfcrat*). Zum Verwundern ist nur, dass er doch in diesen Correcturen sich gar nicht als einen so obstinaten Veriichter der 'sottili quistioni di quantita, di accenti. di pronuncia' zeigt, mit denen nach Lett. p. 3 bloss die bar- barischen Chirurgen die im ercrbten Besitz Italiens fort- lebende iichte Latinitiit zerfleischen und ausweiden. Er hiitte nur noch cin wenig weiter gehen und als lyristes Christiamis dem lyristcs payanus vor allem ablernen sollen, was uber- haupt iambische Verse seien, damit nicht zum Beispiel (es ist nur eines unter ungezahlten) gleich iu der dritteu Ode, die er aus dactylischen Hexametern und iambischen Dimetern componirt, unter vierzehn dieser epodischen Verse acht solche zu lesen wiiren: Mc rcctc componam tibi Obtusa stans acie diu Vt de tc colliyam nihil Humanae sortis cst modos Ardelio levibus c scholis Obtutu deiccto semel Effedu contentus bono Quacrcndo curiositas. Soll das aber etwa eine geschmackvolle Verschmelzung Horazischer und Plauti- nischer Verskunst sein, nun so bewahre uns der Himmel in Gnaden vor dem fZiigel, den wir aus den Hiinden dieser Grazien empfangen' sollen.

*) Sehr protestiren wiirde vermuthlich uu6er Poet, woilten wir cben dahin die schonen Septenare recbnen, die er gewiss mit sebr uberlegter Absicht den politischen Vcrskunstlern nachgebildet bat in Odar. lib. III, 12, wclche Ode ao anfiingt:

Turba canum, fuge terra et iugis et aequore:

Priaca virum monstra fundit dudum effoeta Graecia

und ao schliesBt:

Sub cruenta tellure posita circa Alutam et Poratam Germinabunt heroum animas repetentes patriam.

Recht passend konnte auch auf diese Sorte von Versen der Verf. seinc eigenen Worte anwenden, dass er sie f circumspecta ideoque perplexa Minerva' gemacht. Welcher wunderlichen Streiche ubrigens italii- nische Setzer faliig sind, sieht man auch aus dem artigen Beispiel avn tov Kpovov, wahrend der Autor, wie die 'Kmendanda' lehren, KQTd tou xpovou geschriebeu hatte. Doch freilich, gegen ein profli- gato Btatt abdicato oder flexiwso ist das nur eine Kleinigkeit.

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ZU CICEKO DE EATO. 695

Schliesslich rathen wir Herrn Ferrucci noch zweierlei. Erstlich moge er sich in Acht nehnien, dass er nicht gelegent- lich vor Hochmuth platzt. Zweitens muss er durchaus vor- sichtiger in der Wahl seiner Spriichworter sein. Wer, wie er Lett p. 6, den zierlichen Trumpf ausspielt rpurus gram- maticus purus asinus', dem konnte leicht einmal einer, der eben so hoflich ware wie er, mit der Consequenz repliciren 'inipurus grammaticus impurus asinus'. Unsauber genug ist Herrn Ferrucci's Grammatik, wie wir gesehen haben.

Hatte Herr Churchill Babington, als er iiber den verlerenen Anfang des Buches de fato einen kurzen Artikel ini 'Journal of classical and sacred philology' N. IV p. 97 drucken liess, die 'Lettera-' und die 'Giunta' schon gekannt, so wiirde er ihn nicht mit den Worten begonnen haben: fThe pleasantries of Mr. Ferrucci, who pretended to have discovered the commencement and other fragments of Ci- ceros work I)e Fato.9 Die milde Auffassung, dass sich Herr Ferrucci nur habe einen Scherz mit den Gelehrten machen wollen, auf die auch die friihere Besprechung in diesem Museum ausging, hat er durch den bitterbosen Ernst seiner nachtniglichen Erkliirungen selbst verscherzt. Fer- ner aber, hiitte Herr Babington das neue Exordium, das er zur Entschadigung fiir das Ferrucci'sche aus einem codex Cantabrigiensis des 15ten Jahrhunderts ans Licht stellt, etwas scharfer ins Auge gefasst, so wiire auch dariiber sein Urtheil wohl nicht so mild ausgefallen, wie es nuu lautet: 'whether liowever the scribe has only conjecturally supplied these words, I do not pretend to determine; they seem somewhat abrupt for an opening sentence.' Ein unbefangener Blick auf das armselige Machwerk: \Quod a Grccis logos, d nobis m ratio noininatur; logice vcro, ratio disscrcndi.] quia \vero] j>er- tinet ad morcs genugt ja zur vollgiiltigsten Erkliirung, waruni 'Orelli does not notice that ciny MS. contains these words\ Hiitte endlich Herr Babington, als er in Cam- bridge fiir eiu Cambridger Journal einen Artikel iiber Cicero

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696 PALIMPSESTBLATTER ZU CICERO DE FATO.

de fato schrieb, einen Blick gethan in die von dem Cam- bridger Professor Davies in Cambridge (sogar zweimal) erschienene Ausgabe dieses Buches, so wttrde er ihn nicht geschrieben haben. Denn er hatte dort dasselbe Supplement aus demselben Codex (und noch einem Pariser dazu) langst publicirt gefunden.

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XXI.

Zur Beurtheilung Cicero's.

Wider Cicero ist nun wohl nachgerade gesagt, was 477 sich sagen liess. Nicht viel iiber ein Jahrzehend ist es, dass Drumann's unerbittliche Anatomie mit eisigem Messer ein- schnitt in den Charakter und die Politik eines Mannes, dem die Pietat der Philologie als dem Trager des Geschmacks in lateinischer Rede und Sprachbildung einen durch Jahrhunderte fortgeerbten Cultus widmete. Damals erwehrte man sich einer Kritik, die nicht Hass noch Liebe kennt, nach einigen elegischen Declamationen, welche das Verdienst hatten unschadlich zu sein, bald genug mit der praktischsten aller Antikritiken : Vergessen und Schweigen. Aus der kaum wiedergewonnenen Ruhe sind sie, die Philologen, jetzt aufs neue und starker aufgeriittelt durch das Todtengericht, das der uniibertroffene Meister subjectiver Geschichtsschreibung iiber ihren 'grossen', nach ihm so kleinen Liebling gehalten hat: ein Gericht, bei dem die ganze iiberwaltigende Gluth sittlicher Entriistung den Vorsitz ftthrt. Ueberlassen wir Einiges zur Ausgleichung von Gegensatzen, die in der Ver- schiedenheit von Naturanlagen, Lebenserfahrungen und Zeit- anschauungen, in Stimmungen der Seele und Standpunkten des Urtheils abwechselnd ihre Sachwalter finden, der grossen Schlichterin aller unversohnlich scheinenden Gegensatze, der

*) [Rhein. Museum f. Philol. Bd. XI (1856) p. 477-480.]

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ZUR BEURTHEILUNG CICERO^S. .

Zeit. Inzwischen sei es gestattet, uns mit derjeuigen l n- befangenheit, die wir uns nicht gleich wollen 'unsittlich' schelten lassen, das Auge offen und das Herz warm zu halteu fiir die Lichtseiten einer hochbegabten Menschennatur, die dadurch nicht aufhoren zu strahlen und ein der Milde zu- gangliches Gemtith zu erfreuen, dass neben sie auch starke *78 Schatten fallen. Wenn es eine schwere Kunst ist fur die Sterblichen, Gerechtigkeit zu ttben, so verdient der unsern Dank, der sie lehrt; und einen solchen Dank schulden die Philologen, wolil grossentheils ohne es zu wissen, schon lange dem beredten Worte eines Koryphaen, das einen leuchtenden Grundzug des Ciceronischen Wesens in scharfem Umri8s vor Augen stellt. Der Ehrenrettung eines Viel- geschmahten darf wohl diese Zeitschrift einmal 'den sonst so berechtigten Grundsatz zum Opfer bringen, nicht Altes wiederzudrucken. Und so sei denn die nachstehende Cha- rakteristik, entnommen aus Bunsen's Aegypten, Bd. I p. 194 ff., einer empfanglichen Wiirdigung von Seiten solcher empfohlen, die den Werth eines Menschenlebens nicht aus- schliesslich in staatliches Martyrthum, und die Pflicht des historischen Urtheils in die unbarmherzige Brandmarkung menschlicher Schwachen setzen.

*Das Verhaltniss der Romer zur Forschung und Wissen-

schaft erkliirt sich aus ihrer allgemeinen Stellung

zur Menschheit und zur Wahrheit. Die Romer verstanden die Welt zu erobern und die besiegten Volker zu regieren. Sie richteten roniische Rechtspflege und geordnete Ver- waltung ein an der Stelle iippiger Hofriinke, gewaltsamer Aristokratien oder zerstorender demokratischer Kampfe. Sie fQhrten die geraden Linien, wie ihrer Landstrassen, so ihrer Staatsordnung durch die Lander der Erde, und uber sie her zog die Legion und die Colonie, der Richter und der Zoll- einnehmer, die Sprache Cicero^s und noch mehr die Homers und Platos in die Stadte und Reiche der Barbareu ein. Ihre Feldherren und Statthalter endlich waren jrebildet und kunstliebend, ja zuweilen gelehrt. Wie denn geschah es, dass die Romer, schmiihlich hinter den von ihnen verachteten und misshandelten Griechen zurttckstehend, nichts tur die

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ZUR BEURTIIEILUNG* CICEROS. 699

Erforschung der Sprachen, Sitten und Geschichten dcr alten Volker gethan? Wie es scheint, einfach deshalb, weil sie g iu keinem Volke als dem ihrigen die Menschheit erkannten und ehrten, und weil ihnen Liebe zur Erkenntniss und Wahrheit um ihrer selbst willen unverstandliche Worte waren. Sie verstanden kein Volk, als in seiner Schlechtig- keit: sie liebten keines und wurden von keinem geliebt, weil sie Menschliches weder zu ihm brachten noch in ihm auf- suchten, und Andern selbst Gutes nur thaten, weil es ihr eigener Vortheil war. Sie waren aus wohlberechnender Selbstsucht fahig, den Volkern selbst wesentlich alles Gute zu erzeigen, nur nkht mit Achtung. Die Volker waren ihnen nicht Persiralichkeit, sondern nur Gegenstand: und das empfanden diese natiirlich. Die Menschheit war dem romi- schen Staatsmanne und praktischen Philosophen und m andere hatten die Romer nie eine dienende Magd, rait welcher zu reden nicht der Muhe lohnte, ja schimpflich war, wenn sie nicht griechisch oder romisch sprach: in diesen Volkern allein erkannten sie Gottliches: aber auch im Griechen liebten und ehrten die Romer nicht das rein Menschliche, wodurch er, bis in die Zeiten der Erniedrigung hinab, alle Volker der Welt so weit iiberetrahlt. Das grie- chische Leben zog sie an, als das ihrem leiblichen und gei- stigen Schwelgen bequeme und niltzliche: ja der runde Mund der griechischen Muse gewann, in romiseher Nachahmung, allmahlich das Ohr der romischeu Versammlungen. Man wurde machtig und reich durch die von Athen und Rhodus entlehnte Rednerkunst: es gehorte vom achten Jahrhundert an im vornehmen Stadttheile Rom's zum guten Tone grie- chisch zu sprechen; in Briefen bedurfte man griechischer Floskelu und musste auch bisweilen allbekannte Verse Homers und der Tragiker oder Komiker anfiiliren: endlich war das Griechische, selbst den Weltbeherrschern, auf Reisen sehr niitzlich. Wozu waren aber alle iibrigen Volker da, als um ihren Beherrschern Geld uud andere Mittel des bequemen Genusses zu liefern?

Also aus rein menschlicher Theilnahme bekiimmerte sich kein achter Romer um anderer Volker Geschichten:

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ZUB BEUKTHEILUNG CICEBO'S.

aber auch eben so wenig aus Trieb nach Erkenntniss der Wahrheit. Treu und wahr in hauslichen und bflrgerlichen Verhaltnissen, war der beste Romer, als solcher, gleichgflltig gegen die Wahrheit, welche Selbstzweck und das Ziel alles Wissens isi Der gottliche Durst nach Wissen um des Wissens willen, nach Wahrheit aus Liebe zur Wahrheit, plagte ein romisches Gemuth nie. Daher ist es naturlich, dass Roms achtbare Gelehrte lacherlich unwissend oder min- destens sehr unbedeutend neben den Griechen erscheinen, wenn sie das eigentliche Gebiet der Forschung betreten: gerade wie es begreiflich ist, dass seine, in der Heimath ehrenwerthen, Grossen und Reichen ubermuthig und gehassig wurden, wenn sie des Vaterlandes gesetzlichen Boden ?er- liessen und nicht mehr von romischem Burgersinn und offentlicher Meinung getragen und gehalten waren. Sie achteten bei aller Vaterlandsliebe nicht die Menschheit, und sie liebten, trotz aller Treue uud Redlichkeit, nicht die Wahrheit, und also auch, trotz alles Verstandes und aller Bildung, nicht die Wissenschaft. Insofern ist Pilatus ihr Bild, und seine Frage ihr Sinnspruch. Selbst des eigenen Vaterlandes Alterthum hatten ihnen erst die Griechen ver- stiindlich und anziehend machen konnen. Sogar Varro's und Tacitus' Forschungen iiber fremdes Alterthum leiden an jener nationalen Verstocktheit, in welcher Rom unterging. Tacitus' jiidisch-agyptische Forschung ist, trotz der grossen Belesen- heit, die sie kund giebt, so entschieden schlecht, als sein Urtheil Ober das Christenthum durch die Weltgeschichte widerlegt worden: und seine Germania ist gross durch Alles, nur nicht durch tiefe Forschung flber Alterthum. Es ist «80 gerade jenes hellenisch Menschliche, was, trotz aller Schwiichen, uns an Cicero fesselt und seinen Schriften einen so unvergleichlichen Reiz verleiht, dass selbst die philosophischen angenehm werden. Er glaubte an die Wahrheit und liebte sie um ihrer selbst willen: er ehrte die Menschheit uud suchte gern Menschliches auf.'

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ZUR BEURTHEILUNQ CICERO^S.

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Vorstehende Zeilen, wortlich wie sie sind, waren schon in der Druckerei und trugen keine Unterschrift, lediglich aus Bescheidenheit, weil sie ja ausser subjectiven Empfin- dungen nichts Eigenes brachten. Da indess Bescheidenheit unter Umstanden zu einer verfanglichen Tugend werden oder doch gemacht werden kann, und da es an gutem Willen und liebreicher GeschSftigkeit zu ihrer Umtaufung nicht zu fehlen pflegt, so will ich doch lieber noch mittels eines Post- scriptums meine apologetische Miscelle gleich an Sie selbst adressiren, lieber Mommsen, sehr uberzeugt, dass Sie einen ehrlichen Dissensus, der ja ohnehin nur ein halber ist, als Jurist, als Historiker und als Freund gleich unbefangen zu wurdigen und leicht genug zu tragen wissen. Zumal wenn der Dissentirende so geneigt zu lernen und so bereit ist, sich, wenn es angeht, auch bekehren zu lassen, wie

Bonn, Nov. 1856.

Ihr

F. R.

2.*)

A M. Frede'ric Ritschl a Bonn.

Ne croyez vous pas, Monsieur, que, sous le titre 291

de Khabent sua fata libelli', il y aurait a ajouter un chapitre aussi instructif qu^interessant a 1'histoire de la litterature savante, pourvu qu'on lui donnut a peu pres les developpe- ments suivants: *Jiabent sua fata libelli, habent placita philo- sophorum, habent opiniones philologorutn , liabent judicia histo- riconm?' Ce chapitre enumererait, entre autres faits, les pressentiments quasi intuitifs qui, transformant certains auteurs en prophetes, leur ont fait annoncer 1'apparition de nouvelles connaissances et entrevoir de lumineuses considera- tions qu'une epoque ulterieure se reservait d emettre dans toute leur evidence et de faire prevaloir.

*) [Rhein. Maaeura f. Philol. Bd. XVIII (1863) p. 291-296.]

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ZUR BEURTHEILUNG CICERO'S.

Cest ainsi que Frederic Auguste Wolf eut, a bod insu, pour precurseur le profond penseur Giambattista Vico, et que notre judicieux historien Beaufort fut celui de votre grand Niebuhr. On sait le joli mot dont Wolf se »9« servit pour caracte*riser le rapport qui existait entre ses idees et celles de Vico. A son grand etonnement il aurait de- couvert, dit il, et cela bien des annees plus tard, que le resultat de ses recherches me"thodiques sur 1'origine et la destinee des poemes homeriques avait ete, anterieurement, comme vu en reve par le savant Italien, si meconnu de son temps. Niebuhr, lui aussi, lorsqu il mettait en doute, avec tant d erudition et denergie, lauthenticite' de l histoire des premiers temps de Rome, navait, ce qui est plus frappant encore et a peu pres incroyable, aucune connaissance des idees. si analogues que son predecesseur francais Beaufort avait emises sur le meme sujet, ide'es dont il restait toute- fois a tirer les consequences et dont il fallait faire une juste application.

Permettez moi, Monsieur, d ajouter au Wolfius ante Wolfium, au Nicbuhrius ante Nicbulirium, un troisieme auteur probablement moins connu en Allemagne qui leur peut servir de pendant, bien qu'a vrai dire, Pinteret scientitique qui se rattache a ce que je vais proposer soit circonscrit dans des limites beaucoup plus restreintes, et qu il ne puisse assurement revendiquer la portee des deux iilustres exemples que je ?iens de citer. Ce troisieme auteur serait un Mommsemis ante Mommsenum, en ce qui concerne la critique de l historien contemporain sur le grand orateur romain; critique qui, par son style acre, tranchant et par trop mordant, a si fort echaufte la bile des philologues et des maitres d'ecole de TAllemagne. Censeur plus indulgent et plus humain, et par cela meme plus juste, ce Mommsenus ante Mommsenum est un spirituel Italien, Napolitain comme Vico. II avait deja. il y a pres d'un siecle, exerce sur Ciceron une critique aussi exempte de tout prejuge traditionnel que celle de Mommsen. Cest vous citer TAbbe Ferdinand Galiani. et sa lettre du 20. juillet 1771, a son illustre amie, Madame d Epinay. Cette lettre fait partie d'un recueil des plus

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ZUR BEI RTHEILUNG CICER0;8.

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interessants, riche de pensees et petillant d'esprit, intitule: Correspondancc inedite de VAbbe F. Galiani, conseiller du roi

de Naples edition imprimee sur le manuscrit autmjraplic

de Vauteur . . . (Paris 1818), p. 295 du 1CT volume.

Peut-etre trouverez vous, Monsieur, que le passage en question n'est pas tout-a-fait indigne de figurer dans les MisceUances de votre si remarquable journal philologique? Tout en ne partageant peut-etre pas Topinion et les idees de lauteur sur la situation politique de Rome, a Tepoque ou vivait Ciceron, et sur sa position personnelle dans la republique, vos lecteurs seront certainement fascines par les fins apercus de Galiani, exprimes avec tant de franchise, et par la peinture si vivante qu il nous fait du celebre orateur.

Du reste, j'ajouterai simplement que ce portrait fut es- m quisse a l occasion d'une attaque virulente dirigee contre Cice'ron par le pamphletaire Linguet, attaque# a laquelle Voltaire repondit, dans le Dictionnaire philosophique, par un plaidoyer eloquent, mais outre, et tout a la louange de Ciceron.

Ci-joint 1'extrait de la lettre de Galiani.

*Vous voulez avoir une lettre de moi, et savoir

a quoi vous en tenir au juste sur le compte de Ciceron. Le voici donc: on peut regarder Ciceron comme litterateur comme philosophe et comme un homme d'etat. II a ete un des plus grands litterateurs qui aient jamais existe. II savait tout ce qu'on savait de son temps, excepte les geometries et autres sciences de ce genre. II etait mediocre philosophe, car il savait tout ce que les Grecs avaient pense', et le rendait avec une clarte admirable; mais il ne pensait rien, et n'avait pas la force de rien imaginer. II eut 1'adresse et le bonheur d'etre le premier a rendre en langue latine les pens^es des Grecs, et cela le fit lire et admirer par ses compatriotes. Cest ce qui a fait faire a Voltaire plus de bruit que Bochart, Bossuet, Huet, le Clerc, Hammond, Grotius, etc. lls ont dit en latin sur la Bible, tout ce que Voltaire a explique en francais: on ignore ceux-la; on ne parle que de lui. Comme homme d'etat, Ciceron, etant d'une

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ZUR BEURTHEILUNG CICERC-'S.

basse extraction, et voulant parvenir, aurait du se jeter dans le parti de Vopposition, ou de la chambre basse, ou du peuple, si vous voulez. Cela lui etait dautant plus aise, que Marius, fondateur de ce parti, etait de son pays. II en fut meme tente, car il debuta par attaquer Sylla et se lier d'amitie avec les gens du parti de 1'opposition, a la tete desquels, apres la mort de Marius, etaient Clodius, Catilina, Cesar. Mais le parti des grands avait besoin d un jurisconsulte et d'un savant; car les grands seigneurs, en general, ne savent ni lire ni ecrire. II sentit donc qu'on aurait plus besoiu de lui dans le parti des grands, et quil y jouerait un r&le plus brillant. II s'y jeta, et des-lors on vit un nouveau parvenu mele avec les patriciens. Figurez-vous donc en Angleterre un avocat dont la cour a besoin pour en faire un chancelier, et qui suit par consequent le parti du ministere. Ciceron brilla donc a cote de Pompee, etc, toutes les fois quil etait question de choses de jurisprudence; mais il lui manquait la naissance, les richesses; et surtout, netant pas homme de guerre, il jouait de ce cote-la un role subalterne. D'ailleurs, par inclination naturelle, il aimait le parti de Cesar, et il etait fatigue de la morgue des grands, qui lui faisaient sentir souvent la grandeur des bienfaits dont on 1'avait 294 comble. II n'etait pas pusillanime, il etait incertain. 11 ne defendait pas des scelerats, il defendait les gens de son parti, qui ne valaient guere mieux que ceux du parti contraire. L'affaire de Catilina etait grave, car elle tenait a la chaine d'un grand parti. Aucune affaire de Whigs n'est jamais petite en Angleterre; elle est ridicule a Paris. Son eloquence n'etait point venale, non plus que celle de M. Pitt; elle etait celle de son parti. Enfin, Dieu ne permit pas qu'un de ses cliens 1'assassinat; car Dieu ne permet point, il fait, et fait toujours ce que bon lui semble. Voltaire se moque de nous quand il parle du gouvernement de Cilicie de Ciceron. II n'y a rien qui ressemble tant au gouvernement de Sancho- Panca dans 1'ile de Barataria. Cetait une affaire de cabale pour le faire parvenir a 1'honneur du triomphe; comme les exploits de M. de Soubise n'etaient que pour le faire par- venir au baton de marechal. Cependant Cieeron le manqua,

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ZUR BEUUTIIEILUNG CICERO*S

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et son ami Caton s'y opposa le premier. II ne voulait pas prostituer tout-a-fait un homme deja trop avili; et, dailleurs, Ciccron n etait pas dune naissance a comparer ii la maison de Rohan. Pour les vertus de Ciceron, on n'en sait rien: il ne gouverna jamais. Pour ce qui est de son merite d'avoir ouvert les portes de Rome a la philosophie, il est bon de dire que le parti de 1'opposition etait un parti d'incredules; car les eveques (cest-a-dire les augures, les pontifes, etc.) etaient tous lords et patriciens. Ainsi le parti de ropposition attaquait la religion, et Lucrece avait ecrit son poeme avant Ciceron. Le parti des grands soutenait la religion: ainsi Cieeron, qui dans son cceur penchait du c6te de 1'opposition, etait incredule en cachette, et n7osait pas le paraitre. Lorsque le parti de Cesar triompha, il se montra plus a decouvert, et sans en rougir. Mais ce n'est pas a lui qu'on doit la fondation de Fincredulite paienne, quJils appelaient sophie, sagesse, c'est au parti de Cesar. Les applaudissemens que la posterite a donnes a Ciceron viennent de ce qu il suivit le parti contraire a celui que la cruaute des empereurs rendit odieux. En voila assez sur Ciceron'

Veuillez agreer, Monsieur, etc.

A. de S.

An Herrn A. de S.

Wie gern die Redaction Ihrem pikanten Beitrag die Spalten ihres Blattes geoffnet hat, ersehen Sie aus dem schnellen Abdruck desselben. Etwaige Einwendungen in der Sache zu machen kann sie nicht ihres Amtes finden; nur eine untergeordnete Bemerkung von einigem bibliographischen Interesse wollen Sie ihr gestatten.

Sie citiren den Galianischen Briefwechsel nach der 1818 295 bei Treuttel und Wurtz in Paris erschienenen Ausgabe und haben ohne Zweifel die in demselben Jahre ebenda bei J. G. Dentu herausgekommene absichtlich ignorirt*). Nun

*) Die Titel beider Ausgaben sind vollst&ndig diese: I. f Correspondance inedite de Tabbe Ferdinand Galiani, conseiller dn roi, pendant les ann^CR 1766 a 1783, avec Mme d'£pinay, le baron

FB. aiTSCHKUI OPV8CVLA III. 45

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ZUR BEURTIIEILUNG CICERO^S.

weiss ich zwar schr wohl, dass die erstere fiir authentischer gilt, weil ihr die Autographen des Verfassers zu Gmnde liegen, wahrend die Dentu'sche nur nach einer Copie der- selben gemacht ist: wie diess in den beiderseitigen Vorreden ausfiihrlich zu lesen ist, sowie in einer niit ziemlicher Bitter- keit geschriebenen Zugabe zu dem Dentuschen Druck unter dem Titel: 'Lettre de Tediteur de la correspondance complete de labbe Galiani, a Tediteur de cette correspondance in-

complete. Par M. C. de S1. M Paris, J. G. Dentu 1818.'

Indessen, ganz abgesehen von gewissen Verkurzungen, zu denen sich der Herausgeber des Treuttelschen Drucks aus Moralitatsriicksichten verpfliohtet hielt, wiire es doch an sieh nicht undenkbar, dass da oder dort auch einmal ein Ver- sehen, ein Schreibfehler, eine Unleserliehkeit des Originuls in einer verstiindig gemachten Copie richtig verbessert ware und an solchen Stellen demnach die Dentu'sche Ausgabe wenigstens der Absicht des Autors entschieden niiher staiide: ganz iihnlich wie ja ein derartiges Verhiiltniss auch in der

dllolbach, le baron de Grimm, Diderot, et autres pcrsonnages ce- lebres de ce temps; augmentt!e de plusieurs lettr» a M >eigneur SanBeverino, archeveque de Palerme, a.M. le marquis dc Carrac- cioli, ambassadeur de Naples pres la cour de Frauce, a Voltaire, d'Alembert, Raynal, Marmontel, Thomas, le Batteux, Mme du Bo- cage; precddee d'une notice historique sur 1'abbe (ialiani, par B. Mercier de Saint-Leger, bibliotln?eaire de Sainte Genevieve. A. la- quelle il a ite" ajoute diverses particularites inedites concernant la vie privee, les bous mots, le caractere original de 1'auteur. Par M. C*** de S*. M*****, membre de plusieurs acade"mies. (Folgt ein italianisches Motto aus Diodati.] Paris, J. G. Dentu, imprimeur- libraire, rue des Petits-Augustins (ancien hotel de Persan), n°. 5. 1818.' 2 Bde. 8.

11. r Correspondance inddite de Pabb^ Ferdinand Galiani, conseiller du roi de Naples, avec Mme d'£pinay, le baron d'flolbach, le baron de Grimm, et autrca personuages celebres du XVII Ie aiecle. Edi- tion imprim^e snr le manuscrit autographe de 1'Auteur, revue ct accompagne*e de notes, par M.***, membre de plusieurs acade^miea. Pre*ceclle d'une notice historique sur la vie et les ouvrages de 1'Auteur, par feu Ginguene, avec des notes par M. Salfi, et du Dialogne de 1'abbe' Galiani sur les Femmes. A Paris, chez Treuttel et Wflrtz, rue de Bourbon, 17. A Strasbourg et a Londres, merae maison de commerce. 1818.* 2 Bde. 8.

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ZUR nKURTHEILl NG CICEROS.

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Kritik der alten Autoren zwischen Original- und abgeleiteten Handschriften nicht selten zu Tage tritt. Und dieser Fall scheint, wenn nicht alles tiiuscht, gerade auch auf die vor- stehend mitgetheilten Aeusserungen iiber Cicero Anwendung zu finden. Tch rede nicht von stilistischen Kleinigkeiten, wie wenn es bei Dentu (p. 242 f.) heisst U debuta par attaqner SyUa, ct par sc lier . . . statt et se lier bei Treuttel, oder re qni a fait fairc d Voitaire plus dc bruit qnd Bochart statt que Bochart, oder gar Vincrcdulitc paienne quils appclaicnt Sophia, sagcssc statt sophie, sagcssc; auch nicht von il de~ fendait les grands dc son parti statt lcs gcns dc son parti. Aber, aufrichtig gestanden, kimnen wir es bei einigeni Er- wagen glaublich finden, dass ira Jahre 1771 ein so welt- kundiger und urtheilsfiihiger Zeitgenosse wie Galiani sich uber Eugland so ausgesprochen habe, wie bei Treuttel steht: f Aucune aliaire de YVhigs n'est jainais petite en Angleterre; elle est ridicule a Paris* ? Unmoglich; so Hicherlich bornirt war man weder in Paris noch in Neapel. Auch fehlt ja, sowie man niiher zusieht, das eigentliche tertium com- parationis, da man einen Einzelnen erwartet, der durch seine Partei bedeutend wird, wie der kurz zuvor genannte Catilina. Und fuhrt denn nicht eben auf einen Einzelnen mit iiberzeugonder Nothwendigkeit selbst die f uberlieferte Lesart' de, da es doch soust ohne Zweifel des Whigs heisseu niusste? Denn ein ernsthaft gemeintes aucune affaire dc Whigs (was doch wohl auf ein dun Whig hinauskiime) er- giibe ja vollends den hellen Blodsinn. Von Ihnen habe ich nicht zu fiirchten, dass Sie in dieseu Raisonnements nur "pedantische Silbenstecherei ' des Philologen sehen; Kritik bleibt Kritik und Logik Logik, ob sichs um den Text antiker oder modemer Klassiker handelt. Wer also ist der Einzelne, dessen affaires jamais petitcs en Angleterre, aber ridictdcs d Paris waren? Der 'abgeleitete Codex', den wir an dem Dentu schen Druck haben, sagt es uns: fAucune aflaire de Wilkcs9 : und wenn das eine Conjectur ist, so ist es eben eine vortretfliche d. h. unzweifelhaft richtige. Selbst das will ich, auf die Gefahr eines unphilologischen Liichelns hin, nicht unerwiihnt lassen, dass bei Treuttel nicht

-15*

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ZUR BEURTHEILUNG CICERO'S

Whigs, wie Sie stillschweigend verbessert haben (wie Sie ja auch mit Recht patriciens fiir praticiens schrieben), sondern Wiglis gedruckt steht, was fiir Wilkes einleuchtender Weise noch leichter verlesen werden konnte als Whigs. Sie sehen: ftout comnie chez nous', niimlich echez nous autres philo- logues*. Uebrigens braucht man Ihnen naturlich nicht zu sagen, wie sehr John Wilkes hieher passt, der seine Demagogenrolle gerade schon in den sechziger Jahren spielte, der eben im J. 1770 aus Kings bcncJi entlassen war, das ihn mit nichten zahmer gemacht hatte, und den in der That schon Zeitgenossen mit Catilina verglichen, so wenig zu- treffend auch die Parallele sein mag.

Genehmigen Sie u. s. w. u. s. w.

F. R.

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XXII.

Grammatisches bei Quiiitilian.*)

An Herrn Professor Halm.

Wenn Du, lieber Freund, mich um meine Meinung be- 598 fragst Uber Stellen des Quintilian, die durch ihre unmittel- bare Beziehung auf lateinische Grammatik und Sprach- geschichte ein besonderes Interesse in Anspruch nehnien, so finde ich darin nur einen erwUnsehten Aulass mich iiber Dinge zu aussern, die mich im Zusammenliange meiner auf die historisehe Entwickelung des alten Latein gerichteten Studien liingsfr beschiiftigt haben. Eine einigermassen zuver- siehtliche Beantwortung solcher Fragen hatte nur bisher ihr Missliches, so lange es an jedem verliisslichen Anhalt tiber die Textesquellen des Quintilian mangelte. Nachdem Du selbst aber durch zwei gliinzende Abhandlungen einen sichern (irund gelegt, auf dem sich ja hoffentlich bald ein solider Bau erheben wird, mijgen wohl glaubhafte Entscheidungen Qber schwierigere Punkte schon eher gelingen. Welches Verdiensi dabei Deiner eigenen liberalen Mittheilung aller wissenswerthen Handschriften-Varianten zukomme, brauche ich eben so wenig besonders hervorzuheben, als ich ander- seits die Ueberzeugung verhehlen kann, dass die schwersten (iebrechen des jetzigen Textes Uber die altesten und besteu erhaltenen Handschriften hinausliegen. Ob mir dieser Nach- weis leidlieh geglUckt, darUber wird Dein so einsichtiges wie freundschaftliches Urtheil nicht in Zweifel lassen

Deinen

Leipzig, im Juli 1867. F. Ritschl.

*) [Rhein. Museum f. Philol. Bd. XXIi (1867) p. 598-GU.]

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GRAMMATISCHES BEI QUINTILIAN.

L

I, 4, 10: Atque etiam in ipsis vocalibus gramuiatici est videre, au aliquas pro cousouautibus usus acceperit, quia iam sicut tam scribitur, et qtws ut cos.

So die Uebcrlieferuug der Berner, der Bamberger, der Mailiindcr, der Lassbergscheu Haudschrift, uur dass iu der zweiten cos auf radirter Stelle steht. Auch die Ziiricher weicht nur mit cos fiir cos ab. Dass die iilteru Ausleger dieses 'locus difficillimus', wie ihn Spalding nennt, nichts Gesimdes zur Losung der Schwierigkeiten beigebracht hahen. bedarf fiir den Denkenden keines Nachweises. Aber uicht besser ist es den neuern uucl ueuesten ergangeu. Denn wer wollte an die abenteuerliche vermeintliche Herstellung glauben, die Fr. Bahlmann ('Quaestiones Quintilianeae', Berol. LB59, p. 18 26) weitliiufig zu begriindeu imternommeu: fquia iam sicut scribitur, et vos ut fos sonat1? Oder au Jos. Stiu- der s (f Quaestiones Quintilianeae,, Bounae 1865, p. 19 ff.) unpraktische und unmogliche Kiinstelei, der dem Quiutiliau zutraut geschrieben zu haben: fquia iam sicut i-am scribitur et vos ut v-os'? Was vor dem Ausfall vou ein paar be- nachbarten Buchstaben und dem irrigen Zutritt eines andern sicher geschriebeu staud, ist so ungemein einfach und ein- leuchtend, dass es meines Erachtens nur gesagt zu werdeu braucht, ohne eine weitere Ausfiihrung zu fordem:

quia EAM sicut etiam scribitur, et vos ut jvos.

Statt etiam hiitte Quintilian auch qvoniam oder das ehe- malige nvnciam (Rhein. Mus. VIII p. 546) als Beispiel des vocalisch gebliebenen t brauchen konnen; aber natiirlich wiihlte er das gelaufigste und deutlichste1).

1) Beilaufig: nunciam bei den Komikern zu schreiben i^t voll- kommen uuniitz, da nunciam als Accusativus eine rein barbarische Form ist statt nuntiam, so wenig man das auch nach dem Beisj*iel der meisten heutigen Lateinschreiber vermuthen Bollte, die indeai* - nach allen gemachten Erfahrungen trotzdem unverbesserlicb bleibcn werden. Wessen Bich im Griechischen jeder Bchamen wurde, das pfle^t im Lateinischen noch immer flr Sache des freien Beliebens zu gelteu,

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ORAMMATISCHES BEI QUINTILIAN.

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2.

I, 5, wo er von dem vitium barbarismi zu handehi be- eoo gonnen, fahrt Quintilian § 11 fort:

vSed quidaui fere in iactationem eruditionis sumere illa ex poetis solent et auctores quos praelegunt criminantur. Scire autem debet puer haec apud scriptores carminum aut venia digna aut etiam laude duci, potiusque illa docendi erunt minus vulgata. 12) Nam duos in uno nomine faciebat barbarismos Tinga (oder 'Tinca') Placentinus, si reprehendenti Hortensio credimus, preculam pro pergula dicens et immutatione, cum c pro g uteretur, et transmutatione, cum r praeponeret e antecedenti. At in eadem vitii gemi- natione Mettioeo Fufettioeo (so H. Meyer) dicens Ennius poetico iure defenditur. 13) Sed in prosa quoque est quaedam iam recepta immutatio: nam Cicero Canopitarum exercitum dicit, ipsi Canobon vocant, et Trasumennum pro Tarsumenno raulti auctores, etiamsi est in eo transmutatio, vindicaverunt.

Niemandem ist es noch gelungen, in dem Ennianischen Beispiel die cadem vitii geminatio nachzuweisen, die doch in der Verbindung von immutatio (Buchstabenveriinderung durch Substitution eines andern) und transmutatio (Buchstabenver- setzung) bestehen miisste. Wenn Vahlen (Ennianae poesis reL p. 21) Dative Mettoi Fubcttoi annahm, gemiiss der Ueber- lieferung des Marius Victorinus von einem alten populoi Rotnanoi, so ist das wohl eine geminatio, auch allenfalls (wir wollen es einen Augenblick zugeben) eine immutatio, aber in keincr VVeise doch eine transmutatio. Nicht annehm- lieher ist Biicheler s ((irundr. d. lat. Decl. p. 54) Metti Fufetioeo, worin nicht nur keinerlei transmutatio , sondern * nicht einmal ein zwiefaches vitium, vielmehr nur eine ein- fache immutatio zu erkennen ist, oder die Verbindung eines

mit einer Lasslichkeit, die entweder von ertheilter Belehrung gar keine Notiz nimmt, oder trotz besserer Eiusicht nicht die Energie hat sich vom gewohnten Schlendrian loszusagen: wofiir das obige 1 nuncius nunciare' natfirlich nur ein Beleg unter vielen sein eolL

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GKAMMATISCHES BEI (^UINTILIAN.

Normalen mit einem Abnormen. Eine solche Verbindung aber (oder auch die von zweierlei Abnormitaten), konnte sie denn iiberhaupt mit dem Worte geminatio bezeichnet sein? ist nicht die Verbindung zweier verschiedener Dinge vieluiehr coniunctio oder cotisociatio oder unter Umstanden copulatio, geminatio dagegen die Wiederholung eines und desselben oder wenigstens zweier gleichartigen? (wie das allerdings sowohl bei Vahlens Mettoi Fubettoi als bei dem hergebrachten Metieo Fufetieo der Fall sein wiirde). Und Quintilian s eigener Sprach- gebrauch bestatigt ja das durchaus, wie gleich I, 4, 10 veteres qui geminatione vocalium velut apice utebantur (vgl. § 14 gemt- nis vocalibus), und § 11 Ciceroni placuisse aiio MAUAMquc getninata i scriberc\ VII, 9, 10 accusativi (LacJietcm . . . Demeam) geminatione facta\ oder mit dem Verbum I, 7, 14 semivocales non geminare diu fuit usitatissimi moris; I, 7, 20 S littera . . . geminabatur ut 'caussae cassus divissiones* \ des- gleichen geminare und geminatio zusammen IX, 3, 28: um nicht mehr Stellen zu haufen. Dagegen er * coniunctionetn' in IX, 3, 64 ausdrucklich mit den Worten quae duas res diversas colligat definirt. Aber, drittens, auch das ist nicht einmal zuzugeben, dass Mettoi fur Mettof oder Fufetioeo fiir Fufeti (oder selbst Fufctii, wie man damals allerdings schon liingst zu schreiben angefangen hatte2)), von Quintilian wilrde als blosse immutatio bezeichnet sein, wie wenn in precula c fur g} in Canopus p fiir b gesagt ward. Jene Ver- anderungen waren nach seiner Terminologie vielmehr unter den Begrifl" der adiectio gefallen, die er ja auf das be- stimmteste von der immutatio scheidet und neben detractio, immutatio und transmutatio*) als vierte Species setzt I, 5, 6

2) Unter chronologischem GesichUpunkte nachgcwiesen in dcr Abh. uber rdie Tesserae gladiatoriae der ROmer* p. 48 ff. (338 ff.). Wenn daaelbst als altestes inschriftliches Beispiel das BENEFICII der ara Narbonensis, aus der allerletzten Zeit des Augustus, bezeicbnet wurde, so fallt dicses weg, seitdem man erkannt, dass wir dort nickt das urspr^ngliche Original, sondern eine restituirte Copie aus Antoni- nischer Zeit vor uns haben. Danach beginnt also in epigraphischen Zeugnissen der zweisylbige Genitiv erst mit der Regierungsxcit des Tiberiua.

3) Wenn I, 5, 16 nur Utterarum mtUatio, detractio, aditdio zu-

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GttAMMATISCHES BEI QUINTILIAN.

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und I, 5, 39. 40: wie denn auch ganz analog in rhetorischer Beziehung adiectio und mutatio geschieden werden XI, 2, 32, und hier zwar nicht eine Viertheilung, wohl aber die Dreitheilung von mtrfatio, adiectio und detractio festgehalten wird IX, 3, 27. 47. Hierzu komnit endlich viertens (was an Bedeutung als ferstens' gelteu kann), dass in eadem vitii geminatione doch gar kein Latein ist statt des blossen Abla- tivs ohne w: worau gleichwohl niemand scheint Anstoss genommen zu haben.

Es ist sonach schlechthin unmoglieh, dass die Worte unverderbt seien. Ein At eiusdem (oder At cum cittsdem) vitii gcminatione (d. h. nicht fdesselben wie vorher', sondern feines und desselben') kimnte man sich dem Siune nach 602 gefallen lassen: aber das wiire doch naturlich keine Emen- dation der iiberlieferten Schriftziige. In atin steckt vielmehr, weun nicht alles tauscht, ateni, und iu eadem ein adeo:

At enim adeo vitii geminatione M. F. dicens Ennius .

Die Unterscheidung von immutatio und transmutatio ist gar nicht der massgebende Begriff fiir diesen Satz, sondern der leitende (iedanke fiir ihn wie fur die ganze Erorterung viel- mehr der in § 11 vorangeschickte: dass, was in Prosa ver- pont sei, bei Dichtern zulsissig und selbst wohlgefiillig sein konne. Ein Redner, wie jener Placentiner, werde mit Recht getadelt, wenn er j/rcctda statt pergula gesagt und so, wie zu beiliiufiger Erliiuterung hinzugefOgt wird , gleichzeitig durch immutatio und transmutatio gefehlt habe. Dahin- gegen ein Dichter wie Ennius durfte sogar zweimal hinter einander den (vom Standpuiikte correcten Lateins aus) fehlerhaften Genitivus oco setzen vermoge des souveriinen . Kechtes der Poesie. Einzelnes der Art komme freilich auch in Prosa vor, wie wenn Cicero fiir *Cambus* mittels einer immutatio 'Canvjms' (oder rCanopitaey) sagte, oder viele Autoren fiir Tarsumcnnus mittels einer transmutatio ^Trasumennus9.

sammengestcllt sind, so ist daa abgekurzter Ausdruck, indem unter tnutatio sowohl immutatio als tranamututio begriifen werden. Und so ist eben auch in der rhetorischen Dreithcilung das mutatio zu faasen.

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GRAMMATISCUES BEI QUINTILIAN

Die Genitivform , sei es Metioeo Fufetioeo, oder viel- leicht auch Mettoeo F. (wie denn M^ttoc, nicht MeTnoc, die durchgangige Schreibung des Chisianus beim Dionysius istj, liegt zu deutlich in der Ueberlieferung der Handschriften, als dass nian sie verkennen konnte. etieo fufetioeo steht im

Bernensis; Srieo fufecio eo (nur das c, wofeni es nicht viel- mehr ein / sein soll, von ganz junger Hand ubergeschrieben) im Text des Bambergensis, wahrend die zweite Hand am Rande mcttioeo. d-fuTetioeo gibt; metti*eo et futtetio eo, mit Kasur eines Buchstaben nach metti, und das eo beidemale von zweiter Hand, im Ambrosianus; et tieo fufectio eo im Turicensis; mettieo suffectieo im Lassbergensis. Dass ein metrisches Bedenken (wenn man nur nicht mit Meyer die allein unmoglichen Formen Mcttioco und Fufettioeo annimmt) nicht entgegenstehe , hat G. Hermann (bei Meyer) sehr richtig bemerkt. Freilich konnte nicht Metioeo Fufetioeo so neben einander stehen, mit undenkbarer Verliingerung des o; aber warum konnte es nicht im Verse des Ennius Metiocoque Fufetioco heissen? warum nicht, was ebenfalls schon Her- mann als moglich bezeichnet, Metioeo am Ende des Verses, 603 Fufetioco zu Anfang des folgenden gesetzt sein? warum end- lich konnte nicht der Dichter die beiden Namen mit eupho- nischer Wirkung so vertheilen wie in

Koupnc ^QiceavoTo TeXrievToc TTOTa^oio ?

woraus doch auch ohne allen Anstand bloss 'QK€avoio ttoto- uoTo citirt werden durfte, wenn es nur auf die Nachweisung jener Genitivendung ankam. Dass ubrigens diese Ennia- nische Bildung nicht in der einheimischen Entwickelung der lateinischen Declination wurzelt, soudern lediglich von dem roraischen Schopfer der epischen Kunstform auf eigene Gefahr gewagt worden ist nach Homerischem Vorbilde, leuchtet wohl ohne Ausfiihrung ein.

Beilaufig noch einige Worte zur Rechtfertigung der Formen Traaumcnnum pro Tarsumenno. Buchstablich so hat der Bernensis; trasOenml pro torsumenno der Bambergensis im Text von erster Hand, ehe eine ganz junge die Linie Uber dem ersten u durchstrich und mi Uber ue setzte; transu-

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GRAMMATISUHES BEI QUINTILIAN.

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metium pro thasumcno der Ambrosianus und die zweite Hand des Bamb. am Rande; trasimcnnum pro tarsimcno eine dritte (gleichfalls alte) Haud ebendaselbst; trasumiennium pro tarsu- IHHtttllO der Turicensis; trausumicnnum (mit Tilgung des ersten u) pro tarsumienno der Lassbergensis. Also erstens das u der Antepaenultima, und zweiteus das doppelte ntt hinlanglich gesichert. Und zwar beides in bester Ueberein- stiramung mit massgebenden Handschriften anderer Autoreu- texte. Aus Strabo V, 2, 0 (wo nur Tracouutvva verschrieben), Cicero de div. IT, 8, 24, de deor. nat. II, 3, 8, Brut. 14, 57, Nepos Hann. 4, Livius XXII, 4 wies das u nach Halm zu Cicero pro Roscio Am. 32, 8'J und schrieb hier (wie vor ihm Ellendt in Ciceros Brutus) Trasumenum, vvas sich auch im Lemma des Gronov'schen Scholiasten erhalten hat. Das nn aber, welches an dcr Stelle pro Roscio selbst in dem trahasimcmium des Helnistadiensis, desgleichen in dem tras- summnum des Heinsianus bei Cic. de div., in dem trasimemnum eines Lagomarsinianus im Hrutus versteckt ist, offeu vorliegt aber in der Ueberlieferung bei Strabo, in trhasymeimUm des Puteaneus, trastjmenuum des Colbertinus und des Mediceus bei Livius II, 4 § 2, sowie in transymcnnum aller drei Codices ebend. § 1, ferner in trans sumennum des Vossianus bei Cic. de div., in thrasymennus des Nazarianus bei Florus 1,22,13 [H,r>|, in thrasymennum (oder fras- oder thrasitn-) des Bernensis bei Valerius Max. IV, 8, ext. 1. IX, 11, ext. 4. IX, 12,2, dieses Doppel-w brachte wohl zuerst Alschefski bei Livius zur Anerkennung, worauf die Schreibung Trasumennus 604 ihren Platz in den Halmschen Texten des Florus sowohl als des Valerius (auch I, 6, 6. III, 7, 0) gefunden hat. Dass nun aber dafur als Ultere Form Tarsumennus bestand, rait der Metathesis welche ausfiihrlich behandelt worden im Rhein. Mus.VII p. 5(J5f. VIII p. 150 ff. IX p.478ff., 640 [= Opusc.II p. 528 ff.J, wird uns erstlich durch die griechische Schreibimg Tapcmevnv bei Polybius III, 82, i) bestiitigt, und findet einen weitern Anhalt an unzweideutigen handschriftlichen Spuren in Cicero s Brutus. Denn hier haben die Form tarsuincnnum geradezu erhalten drei Lagomarsinische Codices (daruuter die zwei besten) nebst dem guten Venetus und dem Ottobonianus,

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GRAMMATISCIIES BEI QUINTILIAN.

denen sich niit tarsimenujn ein vierter Lagomarsinischer an- schliesst, der ebenfalls zu den bessern gehort. Darf man daher hier mit Fug und Recht Tarsumennum in den Teit setzeu, so ist auch kaum zu zweifeln, dass in andern Cicero- nischen Stellen, wo uns handschriftliche Gewahr nicht mehr zur Seite steht, dieselbe Form nur im Laufe der Zeit ver- wischt worden ist. Denn dass sie dem Quintilian nicht als eine Seltenheit erschien, geht doch daraus hervor, dass er nur von 'multi auctores' spricht, welche die andere 'vindi- caverunt'. Dass die letztere die gewohuliche wurde, die alte allmahlich verdrangt ward, dazu wird wesentlich der Einfluss der daktylischen Poesie mitgewirkt haben, welche ein Tarsu- tnennus (oder auch Tarsumenus) fur den Vers nicht braucben konnte. Also schon in des Ennius Annalen musste Trasn- mennus vorkommen; selbst aus cinem bestimmten Fragment konnten wir sie noch nachweisen, wenn einer Vermuthung Silligrs zu trauen, der in des Plinius Worten N. H. XV, 76 quod non Trcbia aut Trasimcnus, non Cannae busto insignes Bomani nominis perfieere potuere Verse des Enuius durchzu- horen meinte, etwa so:

non Trebia aut Trasumennus,

Non Cannae insignes Komani nomini' busto.

Neben der transmutatio machte sich dann bald der im Latein in so weitem Umfange eingetretene Uebergang des u in i geltend, zugleich, wie es wenigstens nach den Handschriften scheinen kann, mit der Vereinfachung des «, wofern nicht diese letztere, ebenso wie das hiiufige th zu Anfang und das 605 y iu der zweiten Sylbe4), nur auf mittelalterlichen Abusus

4) Dieses y zwar konnte sich jemand versucht fahlen auf die That- sache zuriickzufuhren, daes man wirklich schon im Alterthum angefanpen hat den Mittelton zwiachen u und i, fur den daa vom Kaiser Claudiui erfnndcne Zeichen ao wenig Bestand hatte, auch in lateinischen \Sorien durch y auazudriicken, wie weun man gybernator, vyragincm, unityria, gyla, inclytus und so manches andere schrieb, waa man aich ans der ungesichteten Masee bei Schuchardt 'Vocalismus de9 Vulgarlateins' II p. 197 ff. herauszusuchen hat: vgl. Bucheler de Ti. Claudio graro- matico p. 19. 33. Aber die In8chriftcn, die dergleichen bieten, geben sich durch 80 untriigliche Kennzeichcn ala spiiter uud BpateBter Zeit

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GRAMMATISCHES BEI QUINTILIAN. 717

zuruckgeht. Daher also das jetzt allgemein gewordene Trnsi- menus in den Texten der Dichter sowohl, wie Ovid Fast. VI, 757; Silius IV, 740. V, 8. XI, 172. 347 5); Statius Silv. I, 4, 86, als bei Prosaikern, wie Seneca de ira II, 5; Pli- nius N. H. II, 200. 241. VII, 106. XV, 76; Orosius IV, 15. 18. So weit diese Autoren noch vorquintilianische waren, haben sie wenigstens theilweise hochst wahrscheinlich Trasum- geschrieben. Gewisser ist, dass die vorletzte Sylbe, auch bei etwaiger Schreibung niit einfachem n, immer lang war: daher auch Polybius ohne Zweifel nicht Tapctuevnv, sondern Tapauevvnv setzte wie Strabo. Eine seltsame Corruptel, aus der sich nur etwa auf u fiir i schliessen lasst,

angehorig kund, dass daraus hSchstens fur den Text des Orosius etwaa zu schliessen wiire, mit nichten fur den der altern oben genannten Autoren.

5) Eben erst, nach dem Abschluss des Manuscripts, geht mir eine Ton Georg Thilo erbetene dankenswcrthe Auskunft iiber die hand- scbriftliche Ueberlieferung im Silius Italicus zu. Danach hat der von Thilo verglichene Vaticanus n. 1652 in V, 8 thrasymenni, XI, 172 trasimenna , XI, 347 transimenna, und nur IV, 740 trasimenus. Also neae erwunschte Bestatigungen der Schreibung mit nn, welche das einfache n immer verdiichtiger machen. Muthmasslich ist es nur der Mangel entweder an guten Handschriften oder an genaueu Ver- gleicbungen, der die Vulgate Trasimenus bei manchen Autoren zu schutzen scheint. [Nachtriiglich finde ich auch noch aus f Laur.' (doch wohl Laurentianus) des Orosius IV, t5 die Schreibung thransy- mennum angefuhrt bei Schuchardt 'Vocalismus des Vulg&rlateins * II p. 200: 80 dasa man immer geneigter werden muss, Tarsumennus (da- neben wohl auch Tarsimennus), Trasutnennus und Trasimennus als dio einzigen correcten Formen anzuerkennen. ^[Nach Zangemeister^s Mittheilung steht im Laurentianus (plut. 65, 1) des Orosius: p. 255, 3

h

(Hav. 1788) transumennum, p. 255, 8 trasymennum, p. 255, 12 trasy- mi\num {h von erater Hand dariiber, e am Ende der Zeile = en), p. 265, 16 thrasumcnnus. ]> Als weitern Nachtrag darf ich die An- gabe nicht nnterlassen, dass bei Quintilian Trasumennum pro Tarsu- menno schon in der Bonneirschen Ausgabe (die mir frfiher nicht zur Hand war) Aufnahme gefunden hat, freilich zugleich neben der ver- kehrten Schreibung Mettioeo Fufettioeo. Ob in den Worten cum r praeponeret e antecedenti das allerdings entbehrliche e im Bernenais fehlt, habe ich zufallig von Halm nicht erfahren.]

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GRAMMATISCIIKS BBI QtUNTILIAX

ist bei Plutarch Fab. Max. 3 tuv KaXouuivnv Gpacuviav Xiuvnv, was Sintcnis ebenso seltsam bat in seinem Texte steben lassen.

3.

I, 6, 27: Quid de aliis dicam, cum scnatus senatui senati an setmtus faciat, incertum sit? 606 So die Beroer Handschrift, die Bamberger von erster Hand und der Ambrosianus IT; dagegen cum senatus senatus senatui an senatus senafi senato faciat der Ambrosianus I, die zweite Hand des Bamb. und ebenfalls die zweite Hand des Turicensis, welcher letztere von erster hat cum senatus senatui senatus an scnatus scnati scnato. Die verfehlten Herstellungs- versuche der bisherigen Herausgeber konnen mit Stillschweigen iibergangen werden, da es in der That nur einiger Vertraut- heit mit den Thatsachen des alten Latein bedarf, um mit Zuversicht als das einzig Richtige zu erkennen:

cum senatus *scnatus senatuV an 'senati scnatu'

faciat, incertum sit

Ueber deu Genitiv senati vgl. Rhein. Mus. VIII p. 404 f.; an ein Varronisches scnatuis (Mon. epigr. tria p. Vlff.) ist natur- lich fiir Quintiliau s Zeit nicht zu deuken. Dass den Dativ Julius Caesar sogar ausschliesslich scnatu gebildet haben wollte, wissen wir durch Gellius IV, 16, 9. Jeder Un- deutlichkeit htitte der Schriftsteller vorgebeugt, wenn er geschrieben hiitte cum scnatus scnatusnc scnatui an faciat; aber die Handschriften fiihren auf nichts derartiges, und uneutbehrlich ist ja doch das nc nicht. Quintilian, wenn er sich bei allen von ihm beriihrten Fragen dieser Art sehr knapp ausdriickt, rechnet eben auf das Verstandniss ein- sichtiger Leser.

4.

1,4,8: ut medius est quidam u et # litterae sonus: non enim sic optimum dicimus ut opimum, et in here ueque c plane neque i auditur.

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GRAMMATISCIIES BEI OUINTILIAN.

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Hier war opimum, was aus einer Ausgabe in die andere flberzugehen pflegt, friiher blosse Conjectur, die als solche kaum Beifall finden durfte; sie wird aber auch dadurch nicht probabler, dass wir sie jetzt als Lesart sogar der besten Bflcher kennen lernen. Denn optimum dicimus ut opimum geben wirklich der Bernensis und der (aus ihm copirte) Bambergensis erster Hand; die Mehrzahl der Biicher hat optimum d. ut optimum, nur der Turicensis von zweiter Hand optimum d. ut optumum, und umgekehrt die (oft vorzugsweise berflcksichtigungswerthe) zweite Hand des Bamb. am Rande optumum d. ut optimum. Hatjte Quintilian wirklich opimum geschrieben, so miisste man gestehen, dass er ein unpassen- deres Beispiel gar nicht hatte wahlen konnen, aus zwei 6u7 (iriinden. Erstens, weil ein kurzes und ein langes i an sich schlechthin unvergleichbar mit einander sind. Zweitens, weil opimus, friiher opeimus geschrieben (die Miinzaufschrift opei- mivs biirgt dafiir), gerade mit dieser Schreibung bezeugt, dass die Mittelsylbe einen aus urspriinglichem e (wie in paperivs, und dem abgekiirzten opem- selbst) allmahlich in i ubergegangenen Laut (die sogenannte i pinguis) hatte, folg- lich gar keinen reinen Gegensatz zu optimus bildete, vielmehr mit diesem, abgesehen von dcr Quautitat, in gewissem Sinne eher analog als heterogen war. Fiir das zweite optimum aber bei Quintilian irgend ein anderes Wort substituiren zu wollen «lflrfte verlorene Miihe sein: ich wiisste weder ein den iibrigen Buchstaben noch der Endung nach iihnliches, das wir hier brauchen konnten, da alle Endungen auf imus entweder langes i haben wie patrimus, primus, imus, oder den Mittel- ton mit optimus theilen, wie srptimus, proximus, finitimus, kgiiimus. Wie Quintilian geachrieben haben wird, gibt uns das Niichstfolgende an die Hand: 'et in here neque e plane neque t auditur' (denn das vor H ausgefallene IN ist gar nicht zu entbehren). Dem entsprechend also vorher:

non enim sic optimum dicimus ut [aut optumum aut] optimum:

ein Ausfall, der sich durch Abirren des Auges einleuchtend genug erkliirt. Das heisst also: das Wort optimum (denn als solches musste es doch in irgend einer Form vorangeschickt

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720 GRAMMATISCHES BEI QI INTILIAN.

werden, natflrlich also, da sich nicht OPT*MVM setzen liess, in der damals iiblichsten) hat in seiner zweiten Silbe einen Mittelton, den man weder mit optumum noch mit der Schreibung optimum selbst genau ausdruckt, weil er weder ganz u noch ganz i ist (sondern, diirfen wir hinzusetzen, wie das grie- chische u oder das deutsche ii lautete). Die pragnante Kurze, deren sich Quintilian bei seinen grammatischen An- deutungeii (deun mehr solche als irgend Ausfuhrungen sind es ja) uberall befleissigt, lasst die empfohlene Fassung passend genug erscheinen. Das opimum ist offenbar nichts als ein, schon ziemlich alter, Besserungsversuch , gemacht, als die Worte out optumum aut schon ausgefallen waren, um in das nun zurUckgebliebene optimum ut optimum nur irgend einen Sinn zu bringen.

Was sowohl im Niichstfolgenden wie im unmittelbar Vorhergehenden sonst noch von Kleinigkeiten zu bessern. ist bereits alles durch einzelne Emendationen Einzelner vor- 608 weggenommen, nur dass die heutigen Texte bald das eine bald das andere davon, um nur ja die landlaufigsten Ab- 8chreibersiinden in gebuhrenden Ehren zu halten, wieder aufgegeben und so ein logisch oder stilistisch unertragliehes Latein geschaffen haben. Glatt und sauber in der Form und biindig im Gedanken wird die Rede nur in folgender Gestalt und Interpunction , wie sie iibrigens grosstentheils schon die Spalding?sche Ausgabe gibt, gegen welche die neuern ent- schiedene Riickschritte aufweisen:

An cuiuslibet auris est exigere litterarum sonos? non hercule magis quam nervorum. At grammatici saltem omnes in hanc descendent rerum tenuitatem: desintne aliquae nobis necessariae litterae, non cum graeca scri- 5 bimus (tum enim ab isdem duas mutuamur), sed proprie in latinis: ut in his, servvs et vvlgvs, aeolicum di- gammon desidcratur; ut medius est quidam « et t litterae sonus: non enim sic optimum dicimus ut aut optumum aut optimuni] et in hcre neque e plane neque auditur; 10 an rursus aliae redundent (praeter notam illam ad- spirationis, quae si neccssaria est, etiam contrariam sibi

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GRAMMATISCIIE8 BEI QUINTILIAN. 721

poscit): ut K, quae et ipsa quoruudani nominum nota est; et Q, cuius similis eflfectu specieque, nisi quotl paullum a nostris obliquatur, kopjKi apud Graecos nunc 15 tantum in numero manet; et nostrarum ultiuia, qua tam earere potuimus quam psi non quaerimus.

Zeile 2 ist mir das Aut der Handschriften so unverstandlich wie Zumpt s Vertheidigung. Z. 3 ware desint aliquaene, was im Bernensis und von erster Hand im Bambergensis ateht, eine unerhorte Wortstellung; das naturliche und allein usuelle desintnc aliquae hat die zweite Hand des letztern richtig corrigirt. Warum Z. 4 der Schriftsteller Utterarum gesetzt haben sollte statt des einfachen und normalen litterae, begriffe man auch nicht; erhalten haben das letztere sowohl Bern. als die erste Hand des Bamb., wiihrend nur die zweite das verkehrte litterarum gibt6). Z. 7 kann es sehr frag- lich erscheinen, ob statt ut tnedius nicht vielmehr ct coa tnedius gestanden habe, so unanstossig auch an sich die rhetorische Wriederholung des ut ist. Wenigstens wiirde der im Folgenden gewiihlten Satzgestaltung an rurst(s : ut K ; et Q ; et nostrarum , an hiesiger Stelle genau entsprechen desintne : ut in his ; et medius ; et in 'here' . Obwohl freilich auch an jener Stelle ut K ; ut Q ; ct nostrarum moglich wiire. Hiilt man einmal einen beabsichtigten Parallelismus beider Satzbildungen, der allerdings logisch nicht absolut nothwendig, fiir wahrschein- lich, so wiirde sich wohl ut , et , ct immer noch mehr empfehlen als ut , ut , et , weil man in diesem Falle der rh^torischen Concinuitat halber doch eher ein dreiuialiges ut , ut , ut erwarten wiirde. Wie Z. 9 das in entbehrt werden konne, erklarte ich schon oben fiir unfindbar. Z. 10 kann notam, welches vor illam noch leichter austiel als nach aspirationis, nicht fehlen, weil sonst im Folgenden das quac ct ipsa nota est gar nicht zu

6) [Ob Z. 5 propriae statt proprie, wie ich bei Bounell auB dem Bambergetisis augefubrt tiude, etwa auch iui Bernenaia steht, wei*w ich nicht; zu vertheidigen scheint ea mir kauni bei logisch scharfer Interpretation.]

VR. BITStUKLII OPV8CVLA III. 46

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722 GRAMMATI8CHES BEI QUINTILIAN

verstehen ware. Z. 12 ist ut so nothwendig wie Z. 13 vor Q das et, wenn gegliederter Satzbau und deutliche Rede herauskomnieu soll, obgleich letzteres (nach est) die geringern Handschriften (nicht die Berner und die Bamberger) ganz auslassen, fiir das erstere aber alle et geben. Z. 13 er- halt Spaldings unweigerlich erforderliches similis effectu specicque erwiinschteste Bestiitigung durch den Bernensis, der gerade so hat, sowie den Bambergensis, in dem von erster Hand effectus (abcr mit wieder ausradirteni s) spccieque steht, wahrend erst die zweite die vermeintliche Verbesserung spccicsque anbrachte. Z. 14 ist es einleuchtendermassen reine Thorheit, das cappa der Handschriften mit Berufung auf Buttmann's (gar nichts beweisende) Grammatik verthei- digen zu wollen; nachdem er eben vom K d. i. xdnTTCi ge- sprochen, konnte Quintilian, auf das ?' iibergehend, unmog- lich anders als coppa oder koppa, wo nicht vielmehr griechisch kottttci sagen. Z. 16 ist des Petrus Pithoeus treffliche Emendation qttam psi quacrimus fiir das quam si quaerimus der besten Biicher so schlagend, dass von den Interpolationen der schlechtern nicht weiter zu reden ist.

5.

Nach den nun folgenden Worten fAtque etiam in ipsis vocalibus . . . . et vos ut tvos', wie sie oben unter 1. eio festgestellt wurden, fahrt sodann Quintilian I, 4, 10 fort: fAt quae ut vocales iunguntur, aut unam longam faciunt* ut veteres scripserunt qui geminatione earum velut apice utebantur, aut duas: nisi quis putat etiam e* tribus voca- libus syllabam fieri, si non aliquae officio consonantium fungantur.'

So die guten Handschriften, von denen die geringera nur dadurch abweichen, dass sie nach fieri entweder, wie die Lassberg'sche, quod nequit, oder, wie die ZQricher von zweiter Hand, quod nequit fieri einschieben: eine so augen- scheinliche Interpolation , dass wir uns dabei nicht aufzu- halten haben. Desto griindlichere Schwierigkcit macht aber das aut duasf in Betreff dessen ich Stiinder's Argumentation

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GRAMMATISCHK8 BEI QUINTILTAK

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a. a. 0. p. 22 ff. im wcseutlichen vollkommen richtig findc. Auf den ersten Blick kann es scheinen, als wolle der Schrift- steller nur iiberhaupt von der Verbindung (d. i. dem Neben- einanderstehen) zweier Vocale sprechen und die verschieden- artige Geltung einer solchen Verbindung erortern. Ganz recht wurde er dann als ersten Fall dcn setzen, wenn, wie iu Accianischer Zeit, AARA LBE6E LWCEM geschrieben wurde zuin Ausdruck eines langen 'Vocals' (nicht einer langen 'Sylbe'); als zweiten den, wenn dadurch zwei mit nichten Vocale, sondern Sylben (was doch nicht cinmal dasteht) gebildet werden, wie z. B. in duas selbst oder deus filius o. s. w. Wie? und den dritten Fall, dass beide Vocale zu einer Sylbe zusammenschmelzen, wie in aut haec ftoena, d. h. zu einem Diphthong werden, sollte er geradezu mit Stillschweigen Obersprungen haben? und dennoch gleich darauf sogar den Fall, dass drei Vocale nur eine Sylbe bilden, wenigstens als Moglichkeit oder als theoretische An- sicht erwiihnen? Eine solche Uebergehung ist als Absicht rein undenkbar. Zugleich aber, wie hier etwas zu wenig, ist anderseits etwas zu viel. Denn ebensowenig konnte es in der Absicht des Schriftstellers liegen, den einen der vorher aufgefiihrten Fiille uberhaupt heranzuziehen : niimlich den zweiten, der hier gar nicht am Orte ist. Denn mit nichten will er von jedem Zusammentreffen zweier Vocale handeln, sondern eben nur von denen *quae ut vocales iunguntur% welcher Begriff viel schiirfer und enger zu fassen ist als ein blosses iuxta ponuntur. Dass es vielmehr so viel ist wie fm unam syllabam coagmentantur' , sah Meyer sehr richtig, nur dass er eine falsche Anwendung davon machte, und Stiinder belegt diese Bedeutung mit zutreffenden Beispielen der Grammatiker. Quintilian selbst meint es nicht anders, wenn er bald darauf § 11 nach Erwiihnung der Ciceronischen gh Scbreibung aiio maiiam *geminata i' fortfahrt: quod si cst, ctiam iungetur ut consonans, d. h. i macht mit dem folgenden o oder a eine Sylbe (wiihrend das erste i mit dem voran- gehenden Vocal zusamniengehdrt). Darauf weist ja auch klarlich der Uebergang mit At quae . . . hin, in diesem Gegensatze: Svenn zwei Vocalzeicheu nebeneinander stehen,

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GRAMMATISCHES BEI QUINTILIAN.

so ist entweder das eine gar kein Vocal, sondern vielmehr Consonant, wie in iam und tws, oder aber es sind zwei Sylben, wie in ctiam und tuos\ hingegen wenn es zwei Vocale sind, die als solche zu einer Einheit werden, so ist das entweder die alte Schreibweise fiir Vocallange oder Diphthong'. Es bleibt gar nichts anderes iibrig. Aber es gibt aucli keinen andern Ausdruck fur diesen hier uner- lasslichen Begriff, als eben diphthongum oder sehr mog- licher Weise griechisch biqpeoYYOV, und so muss Quintilian da geschrieben haben, wo jetzt duas steht, So befremdlicn * auch diese Vertauschung beim ersten Anblick erscheinen mag, es ist unerbittliche Logik, die zu dieser Aunahme zwingt. Entstanden ist das duas offenbar, und schon iu recht friiher Zeit, aus der erkliirenden Beischrift eines Lesers, der sich den Gegensatz suchte zu dem unam in dem voraus- gegangenen aut unam longam faeiunt, wozu er falschlieh syllabam supplirte. Und wahrscheinlich geschah diess in eiuer Handschrift, in der statt des griechischen Wortes (wie so huurig) eine Liicke gelassen war, welche denn ein Spiiterer meiuen konnte durch das selbsterdachte duas ganz schicklich auszufullen.

An die Erwahnung der Diphthonge schliesat sich nun durchaus ptissend die, unverkennbar misbilligende, Aeussenmg tiber die etwaige Annahme auch eines Triphthongs an: fman miisste denn auch aus drei Vocalen, und zwar ohne dass einer derselben bloss consonantische Kraft habe, eiue Sylbe wollen entstehen lassen'. Was mit den Worten si non ali- quae officio consonantium fungantur ausgcschlossen wird. ist klar: es sind die Falle wie quae quoi seruae Troiac, auch seruei scrucis oucis nach iilterer Schreibung. Welche aber w^rden als ihnen entgegengesetzt gedacht ? Die bald darauf 11) erwahnten Ciceronischen Schreibungen aiio maiia. oder selbst das von Julius Caesar empfohlene pomfeui (Priscian I p. 14 Hertz) kann Quintilian nicht gemeiut haben. da, besonders nach der griindlichen Belehrung vou W. Schmitz ?Studia orthoepica et orthographica latina? (in dem Diirener Gvmuasialprogramm von 1800), kein Zweifel ist, dass dort das eine /' eben als Consonant gefasst wurde:

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«RAMMATI8CHES BEI QCINTILIAN.

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was nicht minder auch bci dem alten iovs iovrare [iovbeo| 6ia der Fall. Thorheit wiire es ferner, etwa an die bei den Dramatikeni durch Synizesis einsylbigen Forraen, wie nicht nur tuae suae duac fund diei], sondern auch dcae mcac (oder mceis decis) zu denken, da dergleichen metrische Singulari- taten, ausser etwa wenn sie daktylische Dichter wie Virgil betrafen, niemals sind von den Grammatikern als solchen in den Bereich ihrer rein spraehlichen Betrachtungen gezogen worden, am fernsten aber dem Quintilian lagen. Es bedarf durchaus solcher Falle, die mit Nothwendigkeit, nicht bloss durch individuelles Belieben, drei Vocale zu einer Sylbc vereinigten. Ausgeschlossen ist also auch der Gedanke z. B. an ein dreisylbiges praeoptarit bei Catull und dergleichen (wovon s. L. Muller de re metr. p. 273); ausgeschlossen auch der an ein zweisylbiges praccsse praccrit: denn so ge- schriebeu waren diese Worte eben nicht zwei-, sondern drei- sylbig, uud wenn sie zwei§ylbig sein sollten, wurden sie nicht mit drei, sondern nur zwei Vocalen praesse praerit geschrieben, wie in den Gesetzesurkunden des 7ten Jahr- hunderts (bei Lachmann zu Lucr. p. 135), so gut wie dcsse dcst (Mttller a. a. 0. p. 247. 253) mit einfachem c. lch weiss nur eine Erscheinung der Latinitat, die Quintilian fuglich im Sinne haben konnte: eine Erschcinung, die wir zwar in den uns erhaltenen Schriften der alten Grammatiker nirgends mehr beriihrt tinden, deren sichere Kunde wir aber den Inschriften verdanken. Es ist die alte Schreibung aei iiir ae, als deren Beispiele ich schon in 'Monuni. epigr. tria' p. 8 f. (vgl. p. 21) zusammenstellte caeicilivs auf dem (trenzsteine der Pataviner und Atestiner aus dem .lahre 613 (P. L. M. L VII, A und LVIII, Ab; C. I. L. Bd. I n. 547 6); conqvaeisivei7) auf dem Meilensteine der via Popillia aus dem J. 622 (P. L. M. LI, B-, C. I. L. n. 550); caeicianms ;iiif Denaren der gens Cassia um die Mitte des 7ten Jahr- hunderts (C. I. L. n. 378): mit welcher Zeit ziemlich coinci- diren wird die in Sprachformen und Fassung den bekannten

7) Diese Form hiltte spintisirenden Grammatikern sogar Anlas« geben konnen, von cinem echeinljaren Tetraphthong zu sprechen.

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GRAMMATISCllES BEI QUINTILIAN.

Capuanischen Steinen so analoge Inschrifk von Cartagena (C. I. L. n. 1478), die uns ein caeicims bietet. Hierzu eiii Tafelcben von der Insel Majorca mit caeicilivs (C. I. L. n. 1487); ferner noch aus der Regierungszeit des Caracallus einfc romische (Gruter 44, 2) mit caeilio8). Aus alter Zeit 6i3 aber glaube ich noch das (freilich bezweifelte) praeitor mit um so grosserer Zuversicht hinzufugen zu diirfen, als hier jene Schreibung nicht nur durch die etyinologische Entstehung der Form aus prae-itor begunstigt ward, sondern sich auch auf einem und demselben Mouunient (dem Popilli- schen Meilenstein) mit dem unzweifelhaften conqvaeisivei findet: woruber das Actenmassige aus den 'Observationes in leges Viselliam Antoniam Corneliam' (1860) p. VI und der Enarratio der P. L. M. p. 46, sowie anderseits aus Momm- sen s Commentar zum C. I. L. p. 154 zu entnehmen ists).

Diese Thatsache also war es vermuthlich, die, wie ich schon Mon. ep. tr. p. 22 Anm. andeutete, Quintilian im Ange hatte, wenn er sie auch schwerlich aus eigenem Studium der Inschriften geschopft, vielmehr den Verhandlungen alterer 'magistri artis' entnommen haben wird. Fragen wir nach dem Grunde solcher Schreibung, so ist zuerst ersichtlich. dass praeitor ausser Gemeinschaft mit den tibrigen Bei- spielen steht, da dort der Triphthong aus ae-i hervorgegangen ist und uns die ursprungliche Bildung praeitor in analoger Weise vor Augen stellt wie praevides statt des contrahirten praedes: nur dass es um 622 sicherlich nicht mehr dreisylbig gesprochen wurde. Dagegen die ubrigen Falle werden wir vielmehr auf ein a-ei zurttckzufiihren und mit dem allniah- lichen Ucbergange von e—ei—i in Verbindung zu setzen

8) Das aus mehr als einem Grunde im hdchsten Grade verdach- tige qvaki bei Orelli 4404 bezeichnete ich schon Enarr. P. L. M. p. 51 als Unform.

9) Mommsen^s Berufung auf den r c&nsensus eorum qui ipsum h- pidcm t idcrunt1 glaubo ich in der Abhandlung Uber die Tesserae gla diatoriae p. 33 Anm. (Abh. der I Kl. der k. bayer. Akad. der Wias. Bd. X Abth. 2 p. 323) hinlanglich erledigt zu haben. Uebrigeus i*t auch da8 Fac8imile in den Mon. ep. tria n i c h t dasaelbe wie in deu P. L. M., vielmehr daa letztere ein nach dem Papierabdruck genau verbeBsertes, demnach fttr die hiesige Streitfrage allein massgebende?.

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GRAMMATISCHES BEI QUINTILIAN.

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haben, wie solcher z. B. in dem oben beiliiufig erwahnten opemivs opeimivs opimivs zu Tage liegt, oder an ne nei ni einmal nachgewiesen wurde im Rhein. Mus. VIII p. 479 ff. [=Opusc. II p. 622ff.]. Als Acciu8, wie wir wissen, fiir das lange i die Schreibung Ei zur Geltung zu bringen suchte, konnte er sehr wohl auch den Diphthong AE oder ai in den Bereich seiner auf Systematisirung ausgehenden Betrachtung ziehen und auf dessen zweites Element dieselbe Schreibweise Ei anwenden, die er fiir den einfachen langen Vocal festsetzte. Denn was hinderte ihu, dieses i oder E fiir lang zu nehmen? 6u zumal ja in Albai Longai und dergleichen eine Lijnge deut- lich vorlag. Zu der Zeit des Accius aber passen die vor- handenen Beispiele so gut wie moglich. Erhalten freilich konnte sich eine solche Kiinstelei nicht: und Lucilius hat ge- wiss das Seinige dazu gethan, sie in Vergessenheit zu bringen. Auch hat man sich dariiber ganz und gar nicht zu wundern, dass wie in so vielen analogen Fallen nach noch lange andauerndem Schwanken schliesslich nicht das jiingere ai sich durchsetzte, sondern das iiltere AE zur entschiedenen Herrschaft kam.

Nachtrag.*)

Kaum war, was ich Bd. XXII p. 600 ff. [oben p. 711 ff.] 2is uber das Ennianische Metioeo Fufetioeo bei Quintilian erortert, im Druck erschienen, als mich Freund Fleckeisen * auf das bose dudpTn.ua uvnuoviKOV aufmerksam machte, nicht Bergk's Behandlung derselben Stelle gegenwartig gehabt zu haben, die bereits 1861 in Fleckeisens Jahrbiichern Bd. 83 p. 327 ff. veroffentlicht war. Aber wer nicht in Bibliographie und Adversarienschreiberei untergehen will, dem ist auch heutzutage nicht mehr zuzumuthen, in sieben oder acht philologischen Zeitschriften die gemischten gar nicht zu rechnen nichts zu iibersehen oder wieder zu vergessen. Jedenfalls konnte ich die zehn- und zwanzigfache Zahl von Beispielen in Gegenrechnung stellen, in denen meine

*) [Bhein. Muaeuni f. Philol. Bd. XXIII (1868) p. 218.]

728 GRAMMATISCHES BEI QUINTILIAN.

eigenen Beitrage zum Rheinischen Museum ungekannt oder unberucksichtigt geblieben sind, ohne dass ich je ein Wort dariiber verloren habe. Was nun Bergk's Resultat anlangt^ so sagt er selbst von ihm p. 329, dass es 'auf streng metho- dischem Wege' gewonnen sei. Genau dasselbe glaube ich von dem meinigen sagen zu dttrfen, da ich mir bewusst bin keine Zeile ohne das reiflichste Nachdenken niedergeschrieben zu haben. Desto grossern Vortheil fGr die Sache selbst mag es also bringen, dass zwei ganz unabhangig von einander versuchte Losungen nun der unbefangenen Entscheidung Dritter a^heimgegeben sind. Meinerseits bekenne icb, an Bergk's ziemlich gesuchtes ... Metie 6 Fufettie ... schon an sich wenig Glauben fassen, hauptsachlich aber dadurch die xeadem vitii geminatio' in keiner Weise belegt finden zu konnen.

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XXIII.

Der Dichter Florus *)

*

Der geehrte Reisende [Theodor Oehler], dessen dankens- ™* werthe Gaben dem ersten Hefte [des Rheinischen Museums fiir Philologie N. F. Bd. 1] (p. 130 ff.) zu besonderer Zierde gereichten, begleitet das nachstehende Ineditum mit folgenden Zeilen.

*In Betreff des fragmentum Flori bemerke ich, dass es dem Cod. Bruxell. 10677. foL 73. b. saec. XII entnommen ist, und dass eine wenig jiingere Hand (wahrscheinlich die- selbe, die den ganzen Codex hindurch Vieles corrigirt hat, und auch noch in's 12te Jahrh. fallen mag) zu Anfang des Aufsatzes Einiges am Rande beigekritzelt hat, wovon ein Theil durch des Buchbinders Beschneidmesser weggenommen worden ist, was ich aber so lesen zu mtissen glaube: fin alio quateruione ex integro hanc scripturam habeo.' Sie konnen Sich denken, dass ich diesen Quaternio aufzufinden suchte, sowohl in diesem Manuscript, als in andern von der- selben Grosse und Herkunft. Aber meine Bemtihungen waren erfolglos. Der merkwiirdige Codex, woraus ich Ihnen dies Fragment und frtiher die Versus Tranquilli Physm mittheilte, wird in dem 'Inventaire des Mss. de la Bibl. de Bourgogne* von 10615 10729 sehr mangelhaft beschrieben. Er umfasst 132 Pergamentbliitter kl. PoL und ist in zwei Columnen ge- schrieben. Um die Mitte des 15ten Jahrhunderts gehorte er dem St. Nicolaus-Hospital bei Cuss an der Mosel, im soa

*) [Bhein. Museum f. Philol. N. F. Bd. I (1841) p. 302-314.]

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PKR DICHTER FLORUS.

17ten Jahrh. den Bollandisten zu Tongerloe, und gegen Ende des vorigen Jahrh. machte er die Wanderung in die 'Bibliotbeque Nationale' nach Paris, bis er nach 1815 der hiesigen Bibliothek, mit vielem Andern, was eigentlich Deutschland angehort hiitte, zugestellt wurde. Es ist dies dasselbe Manuscript, welches Pertz im Archiv f. alt. d. Gesch. VII p. 1004 7 beschreibt, worin er Guidos von Amiens Gedicht ttber die Schlacht von Hastings entdeckte und woraus Jacob Grimm die Ecbasis Captivi hcrausgegeben hat. Was mir noch vergonnt war darin aufzufinden (z. B. Epi- gra^mme des Martial, Priapeia, Ciris und einen yoII- sta>digen Manilius, alles unverglichen; femer einen voll- standigen Dracontius, der ungefahr 2000 Verse mehr enthalt, als die letzte Ausgabe von Carpzov), will ich Ihnen spater noch anzeigen.'

Wir lassen jetzt das interessante Stiick selbst folgen, indem wir sogleich Interpunction und Orthographie berich- tigen, von sonstigen Verbesserungen aber nur die zum Ver- stiindniss des Sinnes unentbehrlichsten in deu Text nehmen, andere, darunter eine Reihe vorztiglich beachtenswerther, die wirSchopen's Scharfsinn verdauken, mit der nachtraglichen Angabe der handschriftlichen Lesarten und den nothigen Rechtfertigungen verbinden.

P ANNII FLORI

Virgilius Orator an Poeta Incipii

Capienti mihi [quietem] in templo et saucium vigi- lia caput plurimarum arborum amoenitate, euriporum frigore, aeris libertate recreanti obviam subito quidam fuere, quos ab urbis spectaculo Baeticam revertentes 5 sinister Africae ventus in hoc littus excusserat quorum unus, vir ut postea apparuit litteris pereruditus, subito ad me convenit et, salve, inquit, hospes: nisi molestum cst, dic nomen tuum: nam nescio quid oculi mei ad- monent, et quasi per nubilum recognosco. Quid istic? 10 inquam, Florum vides, fortasse et audieris, si tamen in illo orbis terrarum conciliabulo sub Domitiano principe crimini nostro adfuisti. Et Baeticus, tune es, inquit,

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DKR DICIITER FLORCS.

731

ex Africa, quem sunimo consensu poposcinius invito 304 quidem Caesare et resistente, non quod tibi puero invi- 15 deret, sed ne Africa coronam magni Iovis attingeret? Quae cum me videret verecunde agnoscenteni , in amplexum effunditur et, ania, inquit, igitur fautorem tuum. Quidni amem? Et manu alterutrum tenen- tes avidissime nascentem amicitiam foederabamus, cum 20 ille brevi intervallo usus, et quid tu, inquit, tam diu in hac provincia? nec in nostram Baeticam excurris nec urbem illani revisis, ubi versus tui a lectoribus conci- nuntur et in foro omni clarissimus ille de Dacia trium- phus exultat? potesne cum hoc singulari ingenio tan- 25 taque natura provincialem latebram pati? nihil te caritas urbis, nihil ille gentium [victor] populus, nihil seuatus movet? nihil denique lux et fulgor felicis imperii, qui in se rapit atque convertit omnium oculos hominum ac deorum? Atque ego varie perturbatus, quid nunc vis

30 tibi respondeam? o quisquis es, mihi quoque ipsi hoc idem mirum videri solet, quod non Roinae morer. Sed nihil est difficilius quain rationem reddere actus tui. Quare desine me in memoriam priorem redu- cendo vulnus dolorum meorum rescindere. propitia sit

35 illa civitas, et fruantur illa, quibus fortuna permittit. quod ad me pertinet, ex illo die, cuius tu mihi testis es, postquara ereptam manibus et capiti coronam meo vidi, tota mens, totus animus resiliit atque abhorruit ab illa civitate, adeoque sum percussus et consternatus illo

40 dolore, ut patriae quoque meae oblitus [et] parentium carissimorum similis furenfl huc et illuc vager per diversa terrarum. Et ille, quae tamen loca quasve regiones peragrasti? Si ita indulges otio, plane quam breviter exponam, nec invitus priorum recordabor. primum Sici-

45 liam nobilem vidi domesticam Cereris. secundam deinde Creten patriam Tonantis, et a laterc vicinas Cycladas salutavi. inde me Rhodos, et ab regressu Aegyptium pelagus [allexit], ut ora Nili viderem et populum sem- 305 per in templis otiosum peregrinae deae sistra pulsantem.

50 inde rursus ltaliam redii, et taedio maris cum medi-

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DER DICHTER FLORUS.

terraneam [plagam noscere] concupisce[re]m, secutus [sum] Gallicas Alpes et lustro populos Aquilone pallen- tes. inde sol occidens placuit: flecto cursum: sed sta- tim par horrore, par vertice, par ille nivibus Alpinis

55 Pyrenaeus excepit. vides, hospes, quae spatia coeli peragraverim , quae maris quaeve terrarum. non aliter mehercules, si conferre parvis magna licet, saeer ille iuvenis terras pervolitavit, cui Terra mater capaces oneraverat frugibus amictus, et cum alite serpente cur-

60 rum ipsa iunxisset, nisi toto orbe peragrato vetuit suas redire serpentes. liceat ergo tandem fatigato hic ali- quando succumbere. si Scythes essem, iam plaustra solvissem; si vagus gubernator, iam dicata pelagi deae prora penderet. quousque vagabimur? an semper hospi-

65 tes erimus? ferae cubile prospiciunt, et aves senescunt in nido. si fata llomam negant patriam, saltim hic manere contingat. quid, quod consuetudo res fortis est? et ecce iam familiaritate continua civitas nobis ipsa blanditur, quae, si quid credis mihi, qui multa cognovi,

70 omnium rerum, quae ad quietem eliguntur, gratissima est. populum vides, o hospes et amice, probum, frugi, quietum, tarde quidem, sed iudicio hospitalem. coelum peculiariter temperatum miscet vices, et notam veris totus annus imitatur. terra fertilis campis et magis col-

75 libus: nam Italiae vites atfectat et comparat areas [et] serotino non erubescit autumno. si quid ad rem perti- net, civitas ipsa generosissimis auspiciis instituta. nani praeter Caesaris vexilla, quae portant triumplios, unde nomen accepit, adcst etiam peregrina nobilitas. quippe

80 si vetera templa respicias, hic ille colitur corniger praedo, qui Tyriam virginem portans dum per tota maria lasci- vit, hic amisit et substitit, et eius quam ferebat oblitus 3o« subito nostrum littus adamavit. Hic cum ego respiras- sem, statim Baeticus, o, inquit, beatam civitatem, quae

85 in te incidit. quemadmodum tamen te prosequitur et quid hic [a te] agitur? unde subvenit reditus? an pater ab Africa subministrat? Vnde [tu putas? a patre quidein] nequaquam, cum [eum] hac ipsa peregrinatione

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DER DICIITER FLORIS

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oflenderini. in reditu est mihi possessio litterarum. 90 0 rem indignissimam! et quam aequo fers illud animo, sedere in scholis et pueris praecipere? Ad quam illius interrogationem in hunc modum respondi. non miror [te] eius nunc esse persuasionis, qua et ipse quoque aliquando diu laboravi. totum enim, quod [hic] 95 egimus, quinquennium ita mihi pertaesum erat huius professionis, ut nusquam vivere putarem hominem mise- riorem. sed subinde retractanti sortemque meam cum fortunis et ceteris vitae laboribus conferenti tandem aliquando pulcritudo suscepti operis apparuit. scire te 100 ergo nunc oportet, nullum maius praedium, nullam pro- curationem, nullum honorem decerni, quantus hic sit nostrae professionis. nempe si mihi maximus imperator mille vel centum homines regendos tradidisset, non mediocris honos habitus mihi videretur; cedo si prae- 105 fecturam, si tribunatum: nempe idem honos, nisi quod merces amplior. si ergo non Caesar, sed fortuna hoc genus stationis iniunxit, uti pueris ingenuis atque hone- stis praesiderem: nonne tibi [videorj pulcrum atque magniticuin consecutus officium? quaeso enim propius 110 intuere, utrum praeclarius sit sagulatis an praetextatis imperare? barbaris efferatisque pectoribus an mitibus et innoxiis? bone Iupiter, quam imperatorium, quam regium est sedere a suggestu praecipientem bonos mores et sacrarum studia litterarum, iam carmina praelegenteni, 115 quibus ora mentesque formantur, iam sententiis variis

sensus excitantem, iam exemplis ro

Die geringfugigern Abweichungen der Handschrift sind Z. 2 capud und antenitate, 5 affrice, b* literif, 8 9 ammoucnt, 11 domiciano, 13 affrica, 14 eefare, 15 affrice, 46 eicladaf, 307 47 effiptium, 55 pireneuf, 81 tirianij 83 lituf, 87 aff?ica, 91 fcclifj 111 inperare, 112 inperatorium. Von starkern Fehlern ist der Ausfall einzelner Worter das Hiiungste, wie denn alles Eingeklammerte nicht in der Handschritt steht, sondern ver- suchte Ausfiillung muthmasslicher LUcken ist: daher gerade in dieser Beziehung der Verdacht wohl auch noch weiter gehen darf. - P. ANNIIJ PANNH die Handschrift. Z. 1

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DEK DICHTER FL0RU8.

ist entweder Capienti nicht der Anfang des Satzes, und ein Begriff wie quietem ging voraus, oder dieses Wort ist nach mihi ausgefallen, wie Schopen's Meinung ist^ der den Haupt- fehler der Stelle in tcmplo sucht. Fiir Z. 2 erinnert derselbe an die bei den Gartenanlagen der Alten ofter vorkommenden euripi. 3 libertate] salubritate Schopen. 9 per nubilum re- coijnosco] pcr nebulam te recognosco Schopen. 12 crimini mit Bitterkeit, namlich im Sinne des Domitian, der es dem Flo- rus zum Vorwurf machte, dass er Africaner war. certamim Schopen. 15 affricc corona Cod. Nach Analogie der Appu- lejischen Sprache wiire auch Africam corona moglich. 18 manum aUcrutrum Cod. 26 victor ist zugesetzt worden nach Florus III, 9, 3 victor gentium populus; III, 13, 4 populus gentium victor orbisque possessor; Seneca de benef. V, 15 vidor pacatorque gentium pcpuktS] Cicero Planc. 4, 4 huius principis populi et omnium gentium dotnini atque victoris. Vgl. Florus IV, 2, 1 principi gentium populo. Durch die Beziehung aut den Zusammenfluss aller Nationen in Rom schien Welckern gentium populus zu vertheidigen. 31 tnoror? 36 ad] a CoA Ebend. cuius] ciunf e quo Cod. 41 Besser wohl vagarer: er hat ja jetzt Ruhe gefunden. 42 tamen] tandem Schopen. 43 si ita] si tu derselbe. 45 domesticam Cereris sedetn. deimie vermuthet Schopen sehr sinnreich. 47 me ist im Cod. unter- strichen, darum es Schopen weglassen und ohne aWexit schreiben mochte indc Bhodon (abhiingig noch von salutavii

62 si Scythes Welcker, an ctuaSofhoi erinnernd. Si cithef GfA

63 vagus] navis Schopen. 72 tarde quidetnt sed iudicio Scho- 308 pen, wofUr man nur lieber cum iudicio wiinschte. tardem qui-

dem /cf* iudicio Cod. Allerdings hier weniger passend ware tardum quidem iudicio, sed. 75 itaUa Cod. 78 portat Cod. Freilich auffallend, dass die vexilla triumphos portant: daher Schopen portendunt vorschliigt. 86 quid hic agitur (ohue o te) entschuldigt Schopen als eine, nicht zum Besten ange- brachte Terenzische Reminiscenz. 87 Schopen kUrzer: Vmlc tu putas, ncquaquam, cum .-Statt cum eum kqnnte cs auch quem heissen. 89 jwssessio] professio Schopen, wie allerdings Z. 96. 102 steht Nacli litterarum niuss wohl der Ausfall einer ausdrUcklichen Erwahnung des Schulehaltens angeuom-

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DER DICHTER FLORUS.

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men werden. 94 aliquando diu] aliquamdiu Schopen. Ebend. totum enim quod [hic] egimus, quinquennium ita Schopen. to- tum enim quod egimuf quinquennio ifto Cod. Jetzt ist ihui ja aber seine professio nicht mehr zuwider; also vielleicht toto enimf quod [ab initio] egimus, qmnquennio. 97 Et fubindc re- tractant Cod. 100 magif predium Cod., verbessert vom Ent- decker. 101 deccrni] vielleicht stand noch posse. 102 maxi- mus imperator mille vel centum] maximuf in putem id e centum Cod. Mit Beziehung auf das folgende: si praefectu- ram, si tribunatum (r lauter Stellen in der Armee, nach einem Klimax geordnet, s. Madvig Opusc. p. 38') mochte Schopen lesen: maximus imperator centuriatum, id est centum homines regcndos u. s. w. Nur lnocbte dann der Zusatz mit id est schwerlich eigene Erklarung des Florus, sondern eher spiiteres Glossem sein: obwohl Schopen, zumal bei der Doppelsinnig- keit des Wortes centuriatits, durchaus nichts Anstossiges darin zu linden erkliirt. 104 honor Cod. 113 a] in Schopen. 110

excitantur Cod. Ebend. ro ] etwa Bo[manae eloquentiae.

Wir fassen die Hauptmomente der Erkliirung, die leicht zu einer stattlichen Abhaudlung Stoff giibe, in bUndigster Kurze zusammen. Die Krankung, die das stolze und ehr- geizige, dabei charaktervolle und willensstarke Gemiith des jugendlichen Florus von Domitian erfuhr, und in Folge deren er das Afrische Vaterland gleichwie Rom selbst mied, lange in deV Welt umherstreifte und endlich in einer Kustenstadt Hispaniens in der selbstgewahlten Thiitigkeit des Jugendunter- richtes eine erhebende Befriedigung fand, diese Kriinkung wurde ihm, wie die Worte 'corona magni /ot^s' [Z. 15] lehren, jh» an den von Domitian eiugesetzten ludi Capitolini zu Theil. Denn nicht nur an den jiihrlich gefeierten Quinquatrien der Minerva liess dieser oratorum ac poetarum certamina statt- finden, sondeni nach Sueton c. 4 'instituit et quinquennale certauien, Capitolino Iovi triplex, musicum equestre gymni- cum, et aliquanto plurium quam nunc est coronato^um,: worauf es weiter heisst: fcertabant enim et prosa oratione graece latineque; ac praeter citharoedos chorocitharistae quo- que et psilocitharistae' etc. Nicht nur griechische Miinzen und Inschriften erwiihnen diese Capitolinischen Spiele im

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DER DICHTER FLORL'8.

allgemeinen, sondern eine lateinische bei Orelli n. 2603, an- gefiihrt schon von Scaliger, gibt uns selbst das auschau- lichste Bild des speciellen Falles, in welchem Florus wai:

L. VALERIO L. F. PVDENTL HIC CVM ESSET ANKOBVM XIII ROMAE CERTAMINE SACRO IOVIS CAPITOLINI LVSTRO SEXTO CLARITATE INGENII CORONATVS EST INTER POETAS LATINOS

omnibvs SENTENTns ivdicvm u. s. w. Eben so hatte Florus, von der allgemeinen Stimme zum Sieger erklart (quem summo conscnsu poposcimus), ein inter latinos poeias coronatus (denn seine versus sind es, die noch spater a lectoribus concinuntHr\ oder mit anderm Ausdruck ein de latinis poctis coronatns {wie Palfurius Sura bei Suet Dom. 13 de oratoribus corona- tus heisst) werden sollen; nur die eigensinnige Laune des Kaisers brachte ihn um den Preis, den jener entweder dem Provincialen flberhaupt, oder dem Africaner insbesondere, misgonnte. Das Beispiel des Valerius Pudens benimmt auch dem *puerof das Auffallende, was diess auf den ersten Blick hat; in jenen Zeiten mogen solche fingenia praecocia' nichts gar Seltenes gewesen sein.

Der Ort, wo nach langen Reisen Florus endlich aussere und innere Ruhe fand, wird kein anderer sein als Tarraco (Tapp&KUJv) an der Ostkiiste Spaniens, zwischen den Pyrenaen (daher * Pyrcnaeus cxcepiV [Z. 55]) und dem lberus, die Haupt- stadt von Hispania Tarraconensis. In jener Gegend, mit der Hauptstation Caesaraugusta, stand schon uuter Tiberius die Legio VI Victrix, desgleichen noch in den letzten Regierungs- jahren Neros, und so ohne Zweifel weiterhiu, bis sie von aio Hadriau nacli Britannien versetzt wurde: s. C. L. Grote- fend in Zeitschr. f. d. Alterthumswiss. 1840 p. 658 ff. Damit sind die "vcxilla Caesaris9 fZ. 78] erklart, Die Stadt Tarraco selbst, Tyrrhenica bei Ausonius, von den Scipionen aber ver- grossert, ftthrte als romische Colonie den Ehrennamen Coh- nia lulia Yictrix: und darauf gehen die Worte *triumplto>. unde nomcn accepif [ebd.]. Vgl. Ukerfs Geogr. d. Gr. u. K. IU p. 419 und Eckhel Doctr. num. I p. 57. Den Beinamen Victrix fiihrten zwar, wie derselbe IV, 472 nachweist, aucli die hispanischen Stadte Obulco, Norba, Osca, Toletum, Neu-Carthago; aber die erste liegt in Baetica, die zweite

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DER DICHTER FLORUS

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gar in Lusitanien; die andern zwar in Tarraconensis, jedot h nur die letzte an der Kiiste, alle drei aber weit von den Pyrenaen, was auch von Sagunt, mit dem Ehrentitel Invicta, gelten wtirde. Auf eine allzusiidliche Lage wiirde auch we- der das gemassigte Klima noch das Verschlagenwerden durch Sddwind passen. Die auf mythischer Sage beruhende pc- regrina nobilitas[7i.l9], womit *das * generosissimis auspieiis in- stituta9 ausserdem bewiesen werden soll, lernen wir allein aus unserm Fragment kennen. Die in der Litteratur uns iiber- lieferte Sage lilsst die Europa von Zeus nach Kreta gebracht werden; ganz vereinzelt schon ist die Angabe von ihrem Verbergen im Bootischen Teumessus bei Antimachus (Steph. Byz. s. v.) und Pausanias IX, 19, 1. Dass aber ausser Gor- tyna, Knossus und natiirlich Sidon noch manche andere Stadt sich einen Antheil an der Europafahrt zugeeignet hatte, lehren uns Mtinzen mit dem Bilde des Europaraubes; so Ainphipolis (nicht das syrische, sondern das macedonische: s. Eckhel II p. 67 f.), Byzanz, Syrakus bei Kasche Lex. uumism. II, 1 p. 819 f., und in Hispanien selbst Cala- gurris, der Geburtsort des Quintilian (wiewohl freilich zwei benachbarte Stadte dieses Namens unterschieden werden, s. Ukert p. 447), der nicht einmal an der Kiiste, sondern ziemlich tief im Binnenlande lag. (Auch die Anspielung auf Triptolemus in unserm Fraginent Z. 57 gibt neue Ziige zu der bekannten Gestalt des Mythus.) Vortretflich passt auf Tarraco, was Florus von der Lage und Fruchtbarkeit seines Wohnsitzes riihmt; aprica heisst sie bei Martial I, 49, 21, und Plinius N. H. XIV, G, Silius III, 3G9. XV, 177, Martial XIII, 115 sind voll vom Lobe des Tarraconensischen 31 Weines: 'Tarraco Vitifera et Latio tantum cessura Lyaeo'; "hospita Tarraco Baccho'; 'Tarraco Campano tantuin cessura Lyaeo", 'Haec genuit Tuscis aemula vina cadis'. Vgl. noch Pinedo s Anmerkung zu Stephanus von Byzanz p. 637. Darum also: Italiae vites affectat [Z. 75].

Die Zeit, in welche das Zusammentrelfen des Florus mit dem Biitiker gesetzt wird, ist durch die Erwahnung des dacischen Triumphes gegeben, der im dritten Hegierungsjahr des Trajan, also 101 n. Chr., stattfand. S. Scaliger zu

FB. UTfCHKLIl OPV8CVLA III. 47

738 DER DICHTEB FLORUS.

Euseb. ad a. MMCXVII f. Zwischen 86, dein Einsetzungsjahre des Capitolinischen Agon (berechnet nach Censorinus von Orelli Inscr. I p.456) und 96, dem Todesjahre Domitians, hatte Florus Rom verlassen, und zwar als puer [Z. 14J; ein quinquen- nium hindurch (Z. 95) hatte er dem neuen Berufe rait Wider- willen obgelegen, wieder einige Zeit also doch nothig, um eine Umgestaltung seiner Neigung bis zur vollkommensten Be- friedigung von sich behaupten zu konnen; ebenfalls ein paar Jahre miissen auf die Reisen gerechnet werden: so wird es also schwerlich die dritte, sondern vielmehr die zweite Feier (lustrum primum) des agon Capitolinus, im Jahre 90, gewesen sein. auf deren Anlass Florus in offentlichen Wettkampf trat, sein Geburtsjahr also wohl noch unter Vespasian (f 70 > fallen. Sehr fuglich konnten sonach seine vierziger Jahre mit dem Regierungsanfang des Hadrian (seit 117) coincidiren. Nun wird uns aber eben aus dieser Zeit ein mit Hadrian personlich bekannter und zwar, wie man sieht, ziemlich ver- traulich bekannter Florus poeta geuannt von Spartianus Hadr. c. 16, der eine in scherzhafte Verse gefasste kleine Correspondenz des Kaisers und des Dichters mittheilt. Diese Verse sind zwar in Burmann s Anthologie II, 97 lulii Ylm uberschrieben : allein da sie nirgend andersher als aus Spar- tianus stammen, so ist das als etwas rein Willkiirliches giinzlich zu ignoriren. Wahrscheinlich dachte man an den Julius Florus des Horaz. Wiederum kommt nun in Citaten des Charisius ein Florus ganz in demselben Verhaltuiss als Briefsteller an Hadrian vor ('Florus a<1 divum Hadriamun). und zwar zweimal (p. 38. 113 P. [53. 140 K.]) mit dem trotz 3i2 seines kurzen Inhaltes nicht bedeutungsloseu Bruchstuck: pfr matis ddector\ Die Verkniipfung dieser zwiefachen Notiz und ihre gemeinsame Beziehung auf einen und denselben Florus ist so nahe gelegt, dass es unnatiirlich wiire , sie nicht zu machen: und es haben sie gemacht Salmasius zu den Scr. H. Aug. a. a. 0. (vgl. s. Vorr. z. Florus), Vossius de histor. lat. 1, 30, und ihnen nachschreibend Fabricius B. L. II, 439, Funccius de imra. 1. 1. sen. p. 597, uud Andere mehr. Um wie viel mehr werden wir also mit diegeni Florus unsern Afri- caner identiticiren diirfen, da sogar die Centilnamen zutreffeu!

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PER DICHTER FLORr.S. %

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Denn das PANNII der Ueberschrift ist doch schwerlich etwas anders als P. Annii. Anntus Florus aber steht bei Charisius p. 38 [53] im Napoletaner Codex, wahrend sowohl hier wie p. 113 [140]f wo im Codex nur noch der letzte Buchstab sichtbar ist, (denn p. 99 [123] heisst es bloss Florus) die Ausgaben Annaeus oder Anneus haben, welches freilich auch eben so leicht in das Verderbniss Annius iibergehen, wie aus diesem als der wahren Form entstehen konnte.

In dem Dichter Florus, Zeitgenossen des Hadrian, haben aber ferner Salmasius, Vossius, Wernsdorf P. L. M. III, 452, Bernhardy Grundr. d. rom. Litt. p. 277 wiederum den Historiker L. Annaeus Florus zu finden geraeint. Dass dessen Epitomc renim Ttomanarum unter Trajau abgefasst worden, geht allerdings aus den Schlussworten des Pro- oemiums unleugbar hervor; dass ihr Stil und Gehalt kein historischer , sondern der einer nach damaligem Modege- schuiack poetisirenden Rhetorik ist, musste und muss jedem einleuchten. (Die thorichte Meinung, die ihren Verfasser in Horazens Julius Florus suchte, ist keines Wortes werth; worauf es beruhen mijge, dass ein Theil der Handschriften sie nicht Annaeiy sondern allerdings Iulii Flori iiberschreibt, hat am probabelsten der treffliche Vossius nachzuweisen versucht.) Unraoglich ist es deranach nicht, dass wir an unserm Fragment ein Stiick aus der Lebensgeschichte des Historikers Florus hiitten, der dann etwa im Verfolg des Gesprachs mit dem Batiker von seiner Abneigung gegen Iiom allmahlich zuriickgekomraen, und durch geschmeichelten Ehrgeiz, wie durch den neuen Glanz des Reiches unter Trajans Scepter, zu dem Entschluss gelockt sein konnte, seine provinciale Abgeschiedenheit aufzugeben und in die 313 ewige Stadt zuriickzukehren: woselbst er dann alsbald zur Abfassung, oder wofern diese vielleicht doch schon der Tar- raconensisehen Zuriickgezogenheit angehorte, zur Herausgabe seines rhetorischen Schaustiickes sich aufgefordert fiihlen mochte. Das ist moglich, wie gesagt; im Stil unseres Bruchstiicks ist Uebereinstimmung genug mit dem der Epi- . torae, und ira allgemeinen die pikante Manier des Zeitalters, damit aber zugleich das Gepriige der Aechtheit gar nicht

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740 DER DICHTER FLORUS.

zu verkennen. Allein ein Bedenken bleibt sogleich das Prae-

nomen Ptthlius statt Lucius; die kiinstlichen Annahmen, durch

welche der ohnehin schon vorhandene Wechsel der Namen

(auch der angenommene Zusammenhang mit dexFamilie der

Senecae gehort dahin) hat vermittelt werden sollen, niussten

sich noch weiter steigern und verschranken. Unseres Flo-

rus Identitiit aber mit dem Dichter bei Spartianus und Cha-

risius ist so ohne Vergleich begrundeter als die des letzteru

mit dem Historiker, dass sie gegen diese auf keinen Fall

daran gegeben werden kann, sondern fiir sie vielmehr niass-

gebend sein muss. Wenn iibrigens inMeyers Anthologie

mit den Versen des Florus an Hadrian (n. 212) die acht

Epigranime (213 220), welche im alten Codex des Salma-

sius so wie dem des Thuanus in zusammenhangender Folge

stehen und selbst geineinsehaftliche Ueberschrift (dort Flori,

hier Floridi) haben, auch unter sich sehr gleichartig sind,

in dem Sinne verbunden worden sind, um die Einerleiheit

des Verfassers nach Salmasius* Vorgange anzudeuten, so

leuchtet doch in Sprache und Gedanken dieser Epigraimne.

die durch Einfachheit ansprechen, keinerlei Verwandtschaft

weder mit jenen Versen an Hadrian noch mit uuserm Bruch-

stiick ein; und insofern ist es viel mehr nach unserin Sinn,

wenn Wernsdorf (s. Meyer II p. 90) ftir die acht Epi-

gramme an einen Vibius Florus als Verfasser denkt» Dass

wir auf die zweite Ueberschrift: Viryilius Orator an Pocta

Incipit, weiter kein Gewicht gelegt haben, wird uns nieht

verdenken, wem die gedankenlose Willkur der Abschreiber,

die Wirkung traditioneller Namen, und die oft unerklarlichen

Spiele des Zufalls gerade in Ueberschriften aus zahlreichen

Analogien erinnerlich sind. Schwerlich ist doch fVirgiliut?,

8u wenn man etwa nur den Zusatz orator an pocta auf Al>-

8chreiberweisheit zuruckfiihren wollte, der Titel einer Schrift

des Florus gewesen, in der dieser selbst redend in der ersten

Person eingefuhrt wird: es miisste denn miser Bruchstuck

in eiuem gar nicht zu almenden Zusammenhange eines

grossern Ganzeu gestanden haben. Dagegen liisst sich als

iiberaus gliicklich der Gedauke Schopen?s bezeichnen, dass

einer fiir das Publicum bestimmten Sammlung der Ge- »

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DER niCHTER PL0KU8.

741

dichte des Florus das prosaische Stiick, dessen Schluss uns fehlt, als Vorrede oder Einleitung nach dem Beispiel anderer Dichter der spiitern Zeit vorangestellt war. Eine versificirte Vorrede haben schon die Catullischen Gedichte; ganz als eine Art von Vorerinnerung konnen die paar Di- stichen vor Ovid's Amoren gelten; auch die Prologi des Phaedrus und Persius lassen sich hierher rechnen. Pro- saische Briefe schickt Statius den einzelnen Buchern seiner Silvae voran, desgleichen Avianus seinen Fabulae, Martial deni ersten, zweiten, achten, zwolften Buch seiner Epigrannup, das erstemal sogar ganz allgemein Ejristula ad lcctorem, nicht an eine bestimmte Person. Wie er aber damit vor Buch 6 eine poetische Einleitung abwechseln liisst, so haben auch die Catonischen Disticha de moribtis vor Buch 1 eine pro- saischc, vor den drei folgenden versificirte * Pracfationcs*. Prosaisch ist auch die Praefatio zu Ausonius' Epitaphia, aus Poesie und Prosa gemischt die zu den Parentalia. So lernte allmiihlich der Zeitgeschmack die Miscliung von Poesie und Prosa auch innerhalb der litterarischen Productionen selbst ertragen, wovon das erste Beispiel bei Martial vor Buch 9, das starkste in Ausonius' Idyllia und Epistulae.

Nachtrag.*)

Der gefiilligen Mittheilung des Herrn Dr. Lersch ver- 479 danken wir eine zweite, fruher gemachte Abschriit jenes Stiieks, herriihrend von Herrn Prof. Bock in Brtissel, deren nicht ganz unerhebliche Abweichungen von der des llerrn Oehler hier nachzutragen als kritische Ptlicht erscheint. Nach ihr stehen zuniichst die p. 306 f. [oben p. 733J bemerkten ortho- graphischen Kleinigkeiten nicht vereinzelt, sondern sind dahin zu erweitern, dass immer oder fast immer c fiir ac, ci fur H, f statt tt (in lituf), inquid, fet geschrieben ist, ausserdem aparuU Z. 6. 99, At fUr Ad Z. 91, ammonent (nicht am- niouent) Z. 8, fifciliam Z. 44, fubcumbere Z. 62, beaticuf Z. 84,

*) [Uhein. Muacum a. a. 0. p. 479.]

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DER DICHTEB FLORUS

rcddilu Z. 89, Nom Z. 108. Die Ueberschrift wird so an- gegeben:

P. Annii. Flori. virgilius. orator. an. poeta incipit.

Unrichtig ist Z. 14 numquid fur non quod. Aber Z. 20 heisst es ille interim brevi , desgleichen Z. 85 in te fatigatum incidit; und wie hier neue Worte hinzugekommen sind, so lasst die Abschrift Z. 24 zwischen potefne und cum, und Z. 20 zwischen ille und gencium Liicken je eines Wortes. Dort wird tu, hier sicherlich victor einzusetzen sein, wie diess schon p. 307 [oben p. 734] vermuthet wurde, nur nicht fur die richtige Stelle. Z. 30 hat die Abschrift ego statt tibi, Z. 31 richtig moror, Z. 36 die ctnuf quo tu mihi, Z. 40 pa- rentum, Z. 47 mc ohne Bemerkuug, Z. 51 unstreitig richtig concupiffem, Z. 90 istud fur illud, endlich Z. 94 so: totum cnim quod hic egimuf quinqucnnio ifto || ifto mihi pertefum, d. h. das erste ifto am Ende der Zeile.

[Auch Theodor Mommsen hat eine Nachvergleichung des Codex angestellt und diese im Rhein. Mus. f. Philol. Bd. XVI p. 135 mitgetheilt; ausser der Mehrzahl der bereits durch die Bock sche Collation angegebenen Berichtigungen bietet sie noch folgende Nachtriige: Z. 12 Micus, Z. 26 ilk tc gencium, 7a. 27 inperi, Z. 36 cuius quo tu, Z. 50 fur redii stand zuerst uidi, Z. 51 concupiscem geandert in concupissem,

H

Z. 75 uiccs geandert in uites, Z. 80 uera, Z. 90 Ulud geandert in istud. C. W.]

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«

XXIV.

Die Vermessung des romischen ReichsunterAngustus, die Weltkarte des Agrippa

und

die Cosmographie des sogenannten Aethicus

(Julius Honorius).*)

Zu den merkwurdigsten Beispielen von fast giinzlichem *»i Stillschweigen der alten Historiker uber wichtige und weit- greifende Thatsachen, besonders des innern Staatslebens, ge- hort die allgemeine romische Reichsvermessung und Reichsschatzung unter Augustus. Sehr allniahlich hat eine iiberaus sparliche uud triimmerhafte Ueberlieferung meist spater und spiitester Schriftsteller eine hinlanglich umfassende Vorstellung von jener grossartigen Massregel bewirkt. Von einer allgemeinen Reichsschatzung (im Gegensatz zu dem auf einzelne Lander imd Provinzen beschriinkten Census) spricht. wie allbekannt, die Stelle des Evangelisten Lukas, die Jahr- hunderte lang eine fcrux theologorum ' gewesen ist, und mit der niihern Angabe, dass mit der Vollziehung zwanzig er- lesene Manner beauftragt worden, Suidas v. dTTOTpaqpri; die Erwahnung derselben Thatsache hat eine haarscharfe Her- meneutik l) selbst bei Dio Cassius LIV, 35 und in dem Monumentum Ancyranum aufzuspuren versucht; von einer allgemeinen Zahlung aller Bewohner des Reichs thut Suidas

*) [Rhein. Museum f. Philol. N. F. Bd. I (1842) p. 481-623.J 1) HuBchke'8 in Uer alfbald zu nennenden Schrift p. 38 ff. 45 ff.

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REICHSVERME8SUNG DES AUGUSTT.S,

v. Atrfouoroc Meldung. Dagegen eine Landesvennessung tles gesamniten Staates, ausgefiihrt durch den Feldniesser Bal- bus, berichten Boethius Geometr. II p. 1229 (ed. Bas. 1 546) und die Agrimensoren Frontinus de colon. p. 109. 141 f., 482 das anonyme Fragment p. 148, Agenus Urbicus p. 50, sowie das Excerpt ex lihro Balbi p. 143 der Goes schen Ausgaberj; eine Vermessung des ganzen romischen orbis terrarum end- lich, anbefohlen schon von Julius Caesar, zu Stande gebracht durch 'drei' zu diesem Geschaft verwendete Griechen unter Augustus, beschreibt mehr vom geographischen als geodii- tischen Gesichtspuflkte der sogenannte Aethicus. Nur zwei spate Schriftsteller sprechen die Verbindung beider Dinge. der Reichsvermessung und des Reichscensus, wortlich aus. Cassiodorus Var. III, 52 und Isidorus Orig. V, 36, 4 (ersterer nach einer scharfsinnigen Emendation3) vielleicht aus Hygi-

2) Nur die zwei ersten dicser Agrimensorenstellen und der mit der zweiten gleicblautendc Boethius erwahnen den Balbus als Leiter jcncr Vermesaung; und da diejenigen Vermessungen, von denen in den jetzt noch ubrigen Stiicken des Balbus die Rede ist, sich nur auf Co- lonien oder doch sonst nacli gewOhnlicher rOmischer Weise verroesaene Landereien beziehen, so ist Huschkc p. 10 geneigt, nur die zwei letz- ten Stellen als Zeugnisse fur die allgemeine Reichsverniessung gelten zu lassen: wodurch dcnn fur diese die Mitwirkung des Balbus ganz wegfallen wflrdc. Ich weiss nicht, ob dcr Gmnd stark genug ist, da die Erkliiruug fiir den hervorgehobenen Umstand nicht weit zu suchen sein wird; auch auf den Unterschied der Ausdrflcke {Balbi mens&rit. qui temporibus Augusti omnium provinciarum et cicitatum formas (t mensuras . . . distinxit ct declaravit, nnd: Augustus . . . omnem terram . . . fecit remensurari oder terram dcnuo metiri praecepit) mOchte kein unbedingtes Gewicht zu legen sein; vor allem aber scheint zu beachten, dass ja die zwcite Ausdrucksweise , welche doch in engerm Sinne «u fassen und bloss auf die von Augustus mit neuen Colonien besetzten Stadte zu beziehen Huschke selbst nicht wagt, gerade ex libro Balbt cntnommen iat. Denn wenn dies auch aus den Ausgabcn nicht mit Sicherheit zu schliessen ist, indem das mit Item beginnende Stuck nur zufallig an den Schluss eines wirklichcn Excerpts aus Balbus gerathen sein konntc, so i«t doch seine Autorschaft durch Blumes Angaben hn Hhein. Museum fflr Jurispr. VII p. 243 bezeugt, und auch nicht etwa au einen jiingern Balbus zu denken, von dem Blume p. 240.

3) Huschke's p. 6. [Nein, schou des Rigaltius in Agrim. ?et p. 128.J

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AGRIPPA S WKLTKARTK, AKTHICUS' COSMOGRAPHIK. 745

nus gromaticus schopfend), und lassen den innern und noth- wendigen Zusauimenhang einer zum Behuf eines allgemeinen Steuersystems vorgenommenen und mit vollstiindiger Ermit- telung der Kopfzahl verbundenen Flachenvermessung, sowie einer darauf gegrfindeten Vernibgensschatzung nach so um- fassendem Plane errathen, wie ihn uns eine erschbpfende Ge- lehrsamkeit und gliinzende Combination in Huschkes Schrift iiber den zur Zeit der Geburt Jesu Christi gehalte- nen Census (Breslau 1840) vor Augen gestellt hat.

Ueberlieferungen von analogen Bestrebungen oder Er- 483 scheinungen fiigen sich auf das leichteste ein in solchen Zusammenhang. An das Gauze des Unternehmens schliesst sich das durchaus verburgte ratkmarium oder brcviarium im- perii an, die General-Reichsstatistik, welche Augustus hinter- liess4); an die den Caesar betretfende Notiz des Aethicus5) dic von Caesar erlassene (freilich wegen der Liickenhaftigkeit der Stelle etwas probleniatische) Epistula iiber die Feldmess- kunst, deren Boethius Erwahnung thut, s. Huschke p. 11; an die Berichte iiber andere namentlich ttngefuhrte Helfer und Ausfttlirer des grossen Werkes die theils wissenschaft- liche, theils auch technische und praktische oder, wenn man will, populiire Fbrderung der Geographie durch Agrippa. Deun nicht nur bezeugen dessen eindringliche Beschaftigung mit der Geographie des gesammten orbis terrarum seine von Plinius so viel benutzten commcntarii, sowie die damit in Verbindung stehende, von Augustus selbst filr oflfentliche Kenntnissnahme wiirdig aufgestellte Weltkarte6); sondern es weist auch Alles darauf hin, dass Agrippa (um auf seine Verdienste um den Strassenbau mehrerer Provinzen hier

4) Am grttndlichsten hierttber, mit Beibringung manchea Analogen Hchon aua den Zeiten der Republik, . BOcking 'ttber die Notitia dignitatum utriuaquc imperii> (Bonn 1834) p. 77 ff.

5) Wobei es allordings dahinsteht, ob etwa den Caesar mehr ^trategische als Verwaltungs- und Finanzriicksichten leiten raochten.

6) Hauptetelle bei Plinius N. H. III c. 2. Ueberhaupt vergl. Frandsens M. Vipsanius Agrippa (Altona 1836) Kap. 32. 33 p. 184 ff., wo jedoch einzelnes Ungenaue oder in den Entecheidungen Unbefrie- digende mit unterliiuft.

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746 REICHSVERMESSUNG DES AUGUSTUS,

nicht naher einzugehen) bei der allgemeinen Vermessung selbst betheiligt und thatig gewesen ist, Kaum lasst daraii der Ausdruck des Martianus Capella VI p. 203 f. ed. Grot zweifeln: sicuti Agrippa dimensus est Nahm er aber an deni Vermessungsgeschaft iiberhaupt Antheil, so haben diesen An- theil diejenigen, die ihn entsprechend der ganzen person- lichen Stellung des Agrippa in die oberste Leitung des gesammten Unteniehmens setzen, unstreitig am glaubhafte- 4Msten bestimmt 7). Die Nachricht des Suidas, dass zwanzig tachtige Miinner von erprobtcr Rechtlichkeit zur Ausfahrung des allgemeinen Census ernannt worden (welche Nachricht einem inuern Bedenken um so weniger unterliegt, als Huschke p. 54 ff. die Ueblichkeit solcher Collegia durch treffende Analogien dargethan hat), ist davon ganz unabhangig zu fassen; sehr wohl konnte eine Commission zur Vermessung von Grund und Boden getrennt sein von ciner Commission ftir den Census, so wesentlich dieser auch eben auf den Ar- beiten der erstern beruhte. In welchem Verhaltniss dagegen einerseits Balbus, anderseits die von Aethicus genannten ge- lehrten Griechen, die raan jedenfalls als Mensoren mit astro- nomischen Kenntnissen und Fertigkeiten auffassen muss, zu denken seien, wird freilich nirgends berichtet, und Ver- muthungen sind Alles, worauf wir hier beschrankt sind; aber nur einen Widerspruch soll man in diesen verschiedeneu Angaben nicht finden wollen8). Denn was wilrde wenn es nur auf die Nachweisuug eines moglichen Zusammen- hangs ankame z. B. hindern, sich die gelehrten Griecheti als die ausfiihrenden Techniker unter der Autoritiit und Ober- aufsicht des Agrippa, den Balbus aber etwa als ihren tech-

7) So namenthch Mannert Geogr. der Gr. u. Rflm. I p. 123 f. (2te Ausg.), Bernhaidy Encycl. d. Philol. p. 281 (wahrend in dem Grundr. d. rtfm. Litt. p. 102. 282 dicBe Verkniipfung nicht hervortritt), Biihr Gesch. d. r6m. Litt. p. 676; Frandsen p. 184 vgl. mit p. 187 schwankt; zu wenig wilrdigt den Antheil des Agrippa Huschke p. 9 Anm. 16; gar keinen Zusammenhang zwischen Agrippa'8 geogra- phischen Bestrebungen und der Augusteischen Weltvermessung deutet mit Fruhern Ukert Geogr. d. Gr. u. R. I, 1 p. 193 an.

8) Z. B. mit Bernhardy Grundr. p. 282.

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agrippa's weltkarte, aethicus' cosmographie. 747

nischen Specialchef vorzustellen? Wofern nur uberhaupt Balbus und jene Griechen als gleichzeitig zu denken sind. Doch daruber spiiter. Jedenfalls sehen die von Aethicus gegebenen Details, die wir jetzt etwas niiher ins Auge zu fassen beabsichtigen, nicht nach willkurlicher Erdichtung aus, und wir gestehen niit Huschke p. 8 Anm. 14 nicht wohl zu begreifen, wie sie sollten ersonnen sein9).

Wir lassen uns zuniichst nicht ein auf Namen, Zeitalter, 485 Vaterland des Aethicus10), sowie auf den sonstigen Inhalt seiner, zuerst von Jos. Simler (Bas. 1575), zuletzt von Abr. Gronov (an der letzten Gronovschen Ausgabe des Pomponius Mela, Lugd. Bat. 1722) herausgegebenen Cosmo- graphia, und heben nur den allzu oft ausser Acht gelassenen Umstand hervor, dass uuter diesem Titel eigentlich zwei ganz verschiedene Stiicke verbunden sind. Das erste beginnt mit einer kurzen Einleitung, deren etwas luckenhaften An- fang wir in der Anmerkung mittheilen. 1 1) In dieser Ein- leitung steht der Bericht iiber die Vermessung des orbis tcr- rarum nach den drei Theilen oriens, septentrionalis pars und

9) Hieruber hiitte man eine Aeusserung jedenfalls von dem- jenigen erwarten durfen, der von dem Bericht des Aethicus mit Holcher Geringschatzung spricht wie Wesseling Praef. ad Vet. Rom. Itiner. f. 4b, wo mit zwei Einwurfen (und nicht den gewiihltesten) aller Glaube daran in grosster Eile iiber den Haufen geworfen werden soll; b. u. [p. 754].

10) S. im allgemeinen Vossius de histor. lat. III P. 2 p. 692 (Lugd. B. 1651) und Fabricius Bibl. lat. II p. 80 f., I p. 272.

11) fLectionum pervigili cura comperimus senatum populumque Romanum, totius mundi dominos, domitores orbis et praesules: qui cura, quicquid subiacet caelo, penetrarent triuraphis, omnem terram oceani lirabo circumdatam invenerunt, atque eam ne incognitam po- steris reliquissent, subiugatum virtute sua orbem totum, qua terra protenditur, proprio limite signaverunt: et ne divinam eorum mentem omnium rerum magistram aliquid praeteriret, quam vicerant quadri- partito caeli cardine investigarunt, et intellectu aethereo totum quod ab oceano cingitur tres partes esse dixerunt, Asiam, Europam et Africam reputantes. Sed hinc magnum inter doctoB certamen fuit. Nam plurimi qui reB divinas evidentius agnoverunt, duas tantum partes uccipiendas suadent, id est Aniam et Europam tantummodo, Africam vero cenaent Europae finibus deputandam. Et revera hoc ita esse' etc.

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748 REICII8VERMESSUNG DES AUGD8TD8,

meridionaUs pars. Dann folgt eine Ausfahrung, die indess fast nur aus Namenlisten besteht, indem der Reihe nach vom Orient, vom Occident, vom Norden und zuletzt vom Siiden uuter gleichniassig wiederkehrenden Rubriken aufge- ziihlt werden die einschliigigen maria, insxdae, montcs, pro- vinciae, oppida, flumina und gentcs; nur uber die Flusse folgt jedesmal, unmittelbar angekniipft, in zusammenhangen- der Rede ein ausftihrlicherer Bericht mit genauen Angaben Ober Lauf und Lange derselben. Dieses erste Stuck reieht von p. 705 bis 722 bei Gronov. Hieran schliesst sich von p. 723 bis 733 das zweite Stiick unter der Uebersehrift Alia 486 totitts orbis descriptio lT), welches ebenfalls uach einer kurzen Vorrede, in zusammenhangender Beschreibung und obne alle blosse Namenverzeichnisse, in drei Abschnitten behandelt Asiae prorinciae situs cum limitibus et popxdis suis, desgleichen Europac , und ebenso Africac . Dieses zweite StQck findet sich mit geringen Varianten wortlich wieder bei Oro- sius Hist. I, 2, so dass bald dieser, bald Aethicus fur den Entlehner gehalten worden ist; allem Anschein nach ist es aber der letztere, indem er den wahren Anfang Maiores nostri orbem totius tcrrac etc. durch den Zusatz einiger Worte mit der Expositio in Verbindung setzte. Dass man aber beide StUcke nicht gehorig unterschied, dass man namentlich aus einzelnen Angaben des zweiten ungUnstige Schlusse auf Werth und Zeitalter des ersten machte, das hat den Gesichts- punkt wesentlich getrUbt.

Betrachten wir nun den Bericht Uber die Vermessung:

Itaque Iulius Caesar, bissextilis ratiouis inventor, divinis humanisque rebus singulariter instructus, cuui consulatus sui fasces erigeret, ex senatusconsulto censuit

12) Wir nennen daher weiterhin der Deutlichkeit wegen dieees zweitc Stnck die Descriptio, daa erste die Expontio. Der Anfang der Dcscriptio lauM: fHanc quadripnrtitam totins terrae continentiam bi qui dimensi sunt, longe maiores nostri, tripartitam reputari definiernnt, investiganteB universum orbem oceani maris limbo circnmdatnm: eas- que trcs partes Asiam, Europam et Africam reputaverunt. Quamru non defuernnt, qui duas partes, sicut diximus, perhiberent, Asiam et Enropam, Africam vero in Europam adiiciendam definiemut: quia' ek.

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AGRIl*I*A'S WELTKARTfi, AETHICUS' COSMOGRAPIIIE. 749

omnem orbem iam Romani nominis admetiri per pru- dentissimos viros et omni philosophiae munere decora- tos. Ergo a Iulio Caesare et M. Antonio Coss. orbis terrarum metiri coepit, id est a consulatu suprascripto usque ad consulatum Augusti iii et Crassi, annis xxi mensibus v diebus ix [a] Zenodoxo omnis oriens di- mensus est, sicut inferius demonstratur. A consulatu item Ierfii Caesaris et M. Antonii usque in consulatum Augusti x, annis xxix mensibus vm diebus x a Theo- doto septentrionalis pars dimeusa [est], ut evidenter ostenditur. A consulatu similiter Iulii Caesaris usque in consulatum Saturni[ni] et Cinnae a Polyclifc) meri- diana pars dimensa est, annis xxxn mense I diebus x, 4*7 sicut definita monstratur. Ac sic omnis orbis terrae intra annos xxxn a dimensoribus peragratus est et de omni eius continentia perlatum est ad senatum.

Hochst auffallend ist hier zuerst der durchgiingige Wi- derstreit der genannten Consulate und der mit Zahlen dazu gesetzten Jahresbestiinmungen. Das konnte denen, die allein um die Zurechtstellung dieser Ueberlieferungen sich bemuht haben, K. Barth Adversar. XLV, 13 und Wesseling Praef. ad Vet. Rom. Itiner. p. 4 ff., nicht entgehen. Und zwar haben beide den Weg eingeschlagen, das Verderbniss 13), welches doch unmoglich in den namentlich angefuhrten Con- sulaten liegen kann, in den Zahlen zu suchen; nur dass Barth, von factisch unrichtigen Annahmen iiber mehrere Consulate ausgehend, das Wahre ganzlich verfehlen musste. Vom Consulat des Caesar und Antonius = 709 u), sagt da- gegen Wesseling, bis zum vierten (denn II II statt III muss es ohne VViderrede heissen) des Augustus = 723 seien nicht XXI, sondern XlVJahre; bis zu AugusW zehntem = 729 nicht XXIX, sondern XX; bis zu dem des Saturninus = 734 nicht XXXII, sondern XXV; also auch die Zeit der ganzen

13) Nicht f Rechnungafehler ' sind nach Wesseling^s Meinung passirt, wie Frandsen p. 184 Hagt, sondern Abschreibefehler.

14) Wir Bubstituiren der Varronischen sogleich die Capitolinische Jahresrechnung nnd befolgen diese auch fernerhin durchgiingig.

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750 REICHSVERMESSUNO DES AUGU8TU8,

Vermessung nicht XXXII, sondern XXV Jahre. Diese rich- tigern Zahlen will denn auch Wesseling ohne weiteres durch Emendation eingesetzt wissen. Es fehlt nun zwar im all- gemeinen keinesweges an Analogien von heillosen Zahlen- verderbnissen in den Handschriften ; indess niuss eine so fortgesetzte Unrichtigkeit um so mehr Bedenken erregen, je weniger einleuchtend bei so gar abweichenden Zugen ein ausserer Anlass fiir so gehaufte Schreib- oder Lesefehler ist; wenigstens musste man einige Bestatigung, wo nicht von Handschriften, die das Richtige selbst gaben, so doch von anderweitigem Wechsel abweichender Zahlzeichen in ihncn 488 wiinschen. ™) Inzwischen ist von nicht wenigen Handschrif- ten des Aethicus ausser den zwcien, woraus die gedmck- ten Texte geflossen sind, bis jetzt keine einzige auch nur fiir dieses interessanteste StQck des Ganzen eingesehen und verglichen worden. Ich wiinschte es ware wahr, was Herr Huschke p. 9 sagt: es sei die Herstellung der verderbten Zahlen von einer, mir aus Italien mitgetheilten, besseni und vollstandigern Abschrift der Stelle zu erwarten. Besser ist die Abschrift eben nur, insofern sie, bei aller Unvollstandig- keit, vollstiindiger ist; fur die Zahlenverderbmsse bietet sie unmittelbar nur sehr geringe Hiilfe. Befremdlich ist es aber allerdings, dass niemand die Liickenhaftigkeit der ganzen Stelle geahnt liat. Bilden denn oriens, septcntrfa, meridies

15) Die auffalleudsten Varianten in den Zahlou gibt zwar die als- bald mitzutheilende Vaticaniscke Abschrift dea Anfangs der Rrpofiitio. iudem darin statt Maria VIII, Insulae VIIII, Montes VII, Prorin- ciac X, Oppida IX V, Flumina XXII, Gentes II gelesen wird M. VIII, I. VIII, M. VII, I\ VII, O. LXX, F. XVII, G. X XXXVI. Aber darauf ist nicht eher zu bauen, als wir wisseu, ob die iui Vati- canus uat hfolgenden Namenverzeichuisse wirklich mit denen der ge- druckten Texte iibereinstimmen, oder ob sie nicht vielmehr den Sura- men jener vorlaufigen Uebersicht entsprechen.

16) S. ausser Vossius, Fabricius tind Wesseling noch Paal Vinding bei F. Ch. von Scheyb zur Tab. Peutiug. (Wien 17>: p. 12 und Bdckiug iiber d. Not. dign. p. 20 f., auch Bergier in der bald anzufiihrendcu Schrift; fernor Vossius (de philolog.), Salmasius (in Soliu.), Du Frcsno u. A., deren Testimonia Gronov in der let?,- ten Ausgabo des Pomponius Mola p. 687 ff. zusammengestellt hat.

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AGRIPPA'S WELTKARTE, AETHICIS COSMOGRAPHIE. 751

eine in sich geschlossene Reihe? entsprechen sie der nach- folgenden Expositio und uuifassen sie, wie ihr Umfang eben in dieser Expositio genau nach den einzelnen Landern be- stimmt wird, den romischen orbis terrarum? Mit welchem Rechte durfte Frandsen p. 184 sagen, es werde von Aethi- cus die Vermessung rin den drei Hauptrichtungen' ange- geben? Ueber diese Fragen sind alle leichten Fusses hin- weggeschliipft, mit Ausnahme von Nicolaus Bergier cde publ. et milit. Imp. R. viis' III, 6, 5 (p. 226 in Graev. Thes. A. R. X), der doch ehrlich mit der Sprache herausgeht und kurzweg oriens fiir Asien, septentrio fiir Europa, meridies fiir Africa erkliirt; wie entschieden unrichtig, wird sich spater zeigen. Vielmehr aber, dass eine vierte Hauptrichtung, und zwar der ganze occidens, ausgefallen sei, das ist es, was aucli ohne Handschriften hatte sollen errathen werden. Die 489 fiir unsere Untersuchung iiberaus folgenreiche Gewissheit gewiihrt der Vaticanus 3864, worin unser Text nach der Mittheilung meines Freundes E. Braun so lautet:

Incipit (Rasur)

Iulio caefare et marco antonino confulibuf omnif orbif pera- gratuf e per fapientiffimof et electof uirof IIII. Nicodomo orientif. Didimo occidentalif Theudoto feptemtrionalif. peli-

atuin

clito meridiani a confulibuf ufque in confulibuf augufti. II II. Et craffo annei XXI. et menfum quinque. diebuf nouem

Orienf dimenfae et a confulibuf fuif ufque in con- fulibuf augufti. VII. et agrippa annof XXVI. menfum III. diebuf XVII. Occidui parf dimfa e a confulibuf fuif. ufque in confolatum augufti. X annof XXVIIII menfibuf feptem- trionalif parf dimenfa eft a confulibuf fui ufque in confula- tum faturnini et cinnae annif XXII mfe uno dieb; XX. Meridiani parf dimenfa eft omnif orbif habet maria XXVIII. infulaf LXXIIII. montef XXXV. prouintiaf. LXX. oppida. CCLXIIII. fluuiuf. LII. gentef. CXXVIIII. gentef CXXVIIII.

Incipit expofitio. Orienf habet maria octo. infulaf VIII. montef feptem. pro- uintiaf VII. appida feptuaginta. flumina decem et feptegente quadraginta fex etc. etc.

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752 REICHS VERMESSt' NG DES AIGLSTUS,

Dass wir es hier offenbar nicht bloss mit Varianten, sondern ausserdem mit einer verschiedenen, bedeutend ins Kurze ziehenden Redaction (oder aber bei dem Vulgattext mit einer erweiternden) zu thun haben, ist filr den gegen- wartigen Zweck eben so untergeordnet, wie die gesteigerte Corruption des Einzelnen, die man insbesondere in der sinn- verwirrenden Satzabtheilung, sowie in misverstandenen Ab- kurzungeu (consulibus, consulatum, suis fiir suprascriptis) er- kennt. Bestatigt wird zunachst das vierte Consulat des Augustus statt des dritten; auch kommen die XXII Janre bis zu dem des Saturninus dem Wahren niiher als. tlie 4yo XXXII der Vulgate; ausserdem ist (ebendaselbst) nur die Zahl der Tage, XX statt X, ein weiterer Beleg ftir stattge- habte Zahlencorruption. Seltsam aber, dass auch die neu- gewonnene Zeitbestimmung wiederum nicht zutrifft, und zwar iu ganz ahnlichem Verhiiltniss wie die alten; denn, wQrde Wesseling sagen, bis zum (dritten) Consulat des Agrippa uud dem siebenten des Augustus = 720 sind nicht XXVI, sondern XVII Jahre. Er wQrde sich aber damit gerade so verrechnen, wie er sich mit allen iibrigen Ansatzen um ein Jahr verreclinet hat. Freilich sind von 709 bis 726 sieb- zehn Jahre rundweg, wenn nach Monaten und Tagen nicht gefragt wird; werden aber 3 Monate 17 Tage ausdrQcklich angegeben, so ist ja das letzte Jahr nicht voll und es sind natiirlich im ganzen nur sechzehn Jahre 3 Monate 17 Tage, und so in den iibrigen Fallen. Dadurch stellt sich aber die Probabilitiit der nothwendigen Zahlenvertauschungeu wesent- lich anders. Aus XXFIund XXVIII I ist jetzt nicht mehr XVII und XX zu machen, was fast unbegreifliche Verwech- selungen wiiren, soudern hochst einfach XVI und XVIIU: und den factischen Beweis fiir den irrthiimlichen Zusatz einer X liefert uns ja handgreiflich, sogar mit zwei Beispieleu, der Vaticanus. Denselben falschen Zusatz fur die beiden anderu Jahressummen vorausgesetzt, bleibt uns nur X/ in A7// und XA7/ in XXI III zu veriindern, beidemale also ein und dasselbe Verbesserungsmittel, die Hinzufilguug zweier I, an- zuwenden (wiihrend XX/ und XIIII, XXXII und XX V so disparat wie moglich sind); und zum Ueberfluss sahen wir

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agrippa'8 weltkaktk, aethicus' cosmographib. 753

gerade aueli den Ausfall eines / durcfa den Vaticanus fac- tisch coustatirt. Ich meine, solche Gleichmiissigkeit des Heilungsverfahrens gereicht diesem selbst zu nicht geringer Empfehlung.

Vollkommen bestiitigt werden nun durch die Vaticanische Abschrift die Namen Theodotus oder Theudotus, und Po- lyklitus oder Polykletus; zweifelhaft dagegen Zenodoxus, dem sich jetzt ein Nicodemus gegenUberstellt, wofern man nicht noch andere Namensformen aus dieser Dittographie combiniren will. Mochte nur der neu hervorgegangene Ver- messer des Occidents, Didymus, nachweisbarer als seine meines Wissens sonst durchaus nicht vorkommenden Collegeu 491 sein. Ich bin weit entfernt, eine Moglichkeit, die nichts weiter fQr sich hat, als dass sie keine Unmoglichkeit ist, fur eine eigentliche Vermuthung auszugeben; da mau aber nie wissen kann, wozu etwas fQhrt, so sei hier erinnert, dass A. Mai als Anhang zu den Pinellischen Iliasfragmcnten (Mediol. 1819) die nietrologisch - niechanische Schrift eines Alexandriners Didymus herausgegeben hat, worin auch die Feldmesskunst beruhrt wird. Ausserdein dass darin Heron ausdrucklich citirt wird, hat Bockh (metrol. Untersuchungen p. 9 f.) die wortliche Uebereinstimmung Heronischer StQcke mit Didymus gezeigt und diesen als den Entlehner bezeich- net. Bockh triigt kein Bedeuken, die besten dieser Stucke 'wo nicht fQr alter, doch fur eine Arbeit aus dem zwei- ten oder ersten Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung' zu erkliiren. Wiire es also gestattet, einen Schritt weiter zu gehen und diesen Heron geradezu fur den alten Mathema- tiker, SchQier des Ktesibius, zu nehmen, der um das Jahr 100 v. Ch. gesetzt wird, so konnte dieser ganz wohl von einem Didymus, der gegen Christi Geburt lebte, be- nutzt worden sein l7).

Wie dem aber auch sei, so viel leuchtet ein, dass die

17) Uebrigens ist der Didymus, aus dossen Schrift ircpi rf\c irapd PuJMaioic dvaXotiac PriKcian de fig. numer. c. 3 ein Stuck mittheilt, nicht, wie Bockh p. meint, der Chalkenteros, BOndern nach dem auadriicklichen Zeugniss des Suidas Claudius Didymus. Vgl. Ind. achol. univ. Boun. a. 1840—41 p. X [= Opusc. I p. 188]. vk. miseuEMi orvscvLA 11 1. 48

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BEICH8VERME88UNG DES AU0U8TUS,

aus der Vaticanischen Handschrift gewonnene Erganzung den Glauben, den man dem so ausgefuhrt genauen Berichte des Aethicus zu schenken geneigt sein muss, nur starken und vervollstiindigen kann. Wesselings Einwurfe wenigstens wiegen nicht schwer. *Ecquis enim', sagt er erstlich, ?cre- diderit Plinium scriptorem diligentissimum praeterire Zeno- doxi, Polyeliti et Theodoti mensorum operam voluisse, si quae in hac re extitisset l8)?' Aber nennt denu Plinius deu 492 Balbus? wird aus ihm der Antheil des Agrippa klar? erhalt man aus ihm Uberhaupt einen Begriff von einer so umfas- senden Massregel, wie die planmiissige allgemeine Reichs- vermessung war? Wie wenig solches Stillschweigen zu sol- chen Schliissen berechtigt, hat, nach so manchen lehrreichen Erfahrungeu, erst Huschke wieder in Beziehung aut den Keichscensus mit den iiberzeugendsten Belegen nachgewiesen (p. 36 f.). Und dann waren ja jene Griechen auch gar nicht die Hauptpersonen bei dem Unternehmen, sondern eben nur die ausfiihrenden Tecliniker. fEt qui potuit', fragt aber Wesseling weiter, 'Theodotus homo Graecus in intimam Germaniam, quam septemtrionalem partem Aethicus appellat, Roinanorum armis nondura domitam penetrare eamque men- surare?' Wo steht denn aber ein Wort, davon, dass das Innere Deutschlands ausgemessen worden? Genugte doch zur Nennung Germaniens die Aufnahme einiger Grenzstriehe, dergleichen ja (am linken Eheinufer) schon friih, schon vor der Augustischen Vermessuugr rait Gallien verbunden (pro- vincia Belgica) den Romern gehorten. Und daran hiitte wohl Wesseling selbst gedacht, wenn er sich aus der Expositio belehrt hiitte, dass Germania mit nichten zur septentrionalis pors gerechnet wird, wie er ganz irrig angibt, sondern viel- mehr zura oeeidem. Oder sollte ihm die Zusammengehorig- keit dcr Expositio rait dera Vermessuugsbericht der Einleitung iiberhaupt entgangen sein? Jedenfalls werden sicli Bedenken dieser Art weiter uuten im ausgedehntesten Masse erledigen.

18) Dasselbe Argument nimmt sich noch wunderlicher im Mundo derer aus, die deu Theodotus als Schrit't«teller, als Verfasser einer Df- scriptio Heptentrionis behandeln; s. Ch. L. Scheid^s Vorrede zti Kc- cardi de orig. Germanorum I. II. (G5ttingen 1750) p. XXXXVI Aoro.

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AGRIPPAS WELTKARTE, AETHICUS' COSMOORAPHIE. 755

Dagegen wiirde allerdings der Bericht des Aethicus aller innern Wahrscheinlichkeit von vorn herein entbehren, wenn die Interpretation, nach welcher von Wesseling die Zeit- verhaltnisse der Vermessung aufgefasst worden sind, die rieHtige ware. Nach seiner Meinung wiire es eine schone Bemerkuug Bartlfs, von der man zuin Verstandniss der .Stelle ausgehen miisse, funo eodeinque tempore mensores eos esse emissos, omnesque adeo annorum summas a consu- latu Caesaris et Antonii esse inchoandas'. Von dem letzten Theile dieser Behauptung durfte er sagen fid res ipsa et tiniti utrimque termini requirunt'; von dem ersten ist es gerade das Gegentheil, was die Natur der Sache lehrt. Denn 493 wie will man unter dieser Voraussetzung die so gar be- ^trachtlichen Zeitunterschiede erklaren, die zur Vermessung der verschiedenen Reichstheile nothig gewesen wiiren? Worauf soll es beruhen, dass man gerade mit dem Orient in 14, mit dem Occident in 17 Jahren fertig wurde, zum Norden schon 20, zum Suden gar 25 Jahre (fast das Doppelte im Vergleich mit dem Orient) brauchteV Wrer mochte behaupten, dass in ahnlicher Progression die Liinderabtheilungen umfangreicher oder entlegener, die Vermessungen schwieriger geworden waren? Wie wenig dies der Fall, zeigt der Augenschein bei Betrachtung der einzelnen yyrovinciac , wie sie die Expo- sitio unter die vier partes vertheilt. WTir iiberlassen es einem jeden, sich eine Meinung darUber zu bilden, ob nicht, abge- sehen von der Vergleichung der vier verschiedenen Ver- uiessungen unter sich, jene Zeitriiume auch an sich gar zu gross erscheinen milssen im Verhiiltniss zu der doch nur massigen topographischen Genauigkeit, auf welche die da- uialige Zeit Anspruch machte, und behaupten nur unserseits mit Zuversicht dieses: aus den Worten des Aethicus darf einzig der Siun entnommen werden, dass von Caesars und Antonius' Consulat an so und so viele Jahre verflossen, ehe die von ersterm angeordnete Vermessung der betreffenden Reichsabtheilung wirklich zu Stande kam, keineswegs aber, dass das Vermessungsgeschiift selbst eben so viele Jahre dauerte. Daraus geht uns aber die wesentlich veriinderte Auffassung hervor, wonach die verschiedenen Vermessungen

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756 beichsvermessum; des augustus,

nicht gleichzeitig, sondern eine nach der andern ausgefahrt wurden. Mochte man iinmerhin gleich nach dem Erscheinen des von Caesar bewirkten Senatsbeschlusses mit den Arbeiten beginnen, so ist doch nichts begreiflicher, als dass sie nach Caesars bald erfolgtem Tode, im Gewirre der wechselvollen burgerlichen Unruhen, unterbrochen 19) und erst nach herge- stellter Ordnung unter Octavian wieder aufgenommen und gliicklich vollbracht wurden. Tndem man also jetzt die Kriifte nicht zersplitterte, sondern concentrirte, brachte man 494 vou 723, nachdem Octavian erst das Jahr zuvor zur Allein- herrschaft gelangt war, bis 726 die Vermessung des Westens, von 720 bis 729 die des Nordens, von 729 bis 734 die des Siidens zu Stande. Allen voran ging nun aber nach Aethi- cus die des Ostens; dafiir das eine Jahr 722 bis 723 anzu- nehmen, stiinde zu den ubrigen in keinem Verhaltniss. Wir werden indess nicht irren, wenn wir auch ohne Zeugniss die Wiederaufnahme dieser Vermessung zwischen 717 und 720 setzen. Denn noch vor der Besiegung des Antonius trat fur den durch endlosen Burgerkrieg erschopften Staat ein erster lluhepunkt ein mit der Ueberwiiltigung des Pompejus und Lepidus durch Octavian (717), ein Ruhepunkt, der wieder eiumal an biirgerliche Einrichtungen und wohlthatige Ver- waltungsmassregeln zu denken gestattete, und von Octavian, wie wir durch Appian20) wissen, zu solcheu in der That benutzt wurde. Ein neues Bedenken macht sich zwar jetzt in Betretf der vier griechischen Feldmesser geltend. Weun die Vermessung successiv vor sich ging, warum wurde fur jede folgende Reichsabtheilung, an welche die Reihe kam, ein anderer Vermesser bestellt, warum wurden nicht fur jetle einzelne alle vier zusammen verwendetV Der Moglichkeiten lassen sich hier viele denken; wie aber, wenn auch diese lnterpretation der Worte des Aethicus nicht die sachgeroasse

19) Darauf machte schon Manuert aufmerksaru in seiner Einlti- tung zur Tab. Peuting. (Lips. 1824) p. 4.

20) Belt. civ. V c. 130: KaTnTT*M€* T€ €iprjvnv Kal €u8uu(av, k T€- Xoc tujv f ucpuXiujv dvrjpnuivujv. c. 132: toOto uev bfj tujv t6t€ crdtfu/v €o6K€t t«!Xoc €ivai. - Kai TpauuaTcia tfca xf\c CTdccuK cuufaXa **a,f» Ml tuv ^vT€Xn TToXiT€iav tXcftv dirobujcciv ktX.

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AGRIPPA8 WELTKARTK, AETHICUS' COSMOORAIMIIK. 7f>7

wiire? wenn es zwar Caesar's Plan war, die Messung in allen vier Abtheilungen zugleich vorzuuehmen, Augustus aber diesen Plan eben dahin abaiiderte, dass er, jene Ein- theilung selbst beibehaltend 2l), doch die successive Aus- ffihrung vorzog? uud wenn demgemiiss zwar von Caesar vier Vermessuugschefs fiir verschiedene Kegionen ernannt wur- den, vielleicht auch schon mit Vorarbeiten thiitig waren, eben diese Griechen aber mit der Wiederaufnahme der gross- artigcn Massregel unter Augustus gar nichts gemein hatten?-*) Gchen wir streng zu Werke, so wird von den vier Uriechen tmd einer Vertheilung von Mensoren nur in Beziehung auf Caesar berichtet, in Beziehung auf Augustus nur von dem eineo Balbus, jedenfalls nichts von gleichzeitiger Be- schaftigung mehrerer. Fand aber Aethicus (oder wer sonst Tor ihm) die doppelten Angaben vor, 1) dass durch Caesars Anordnung z. B. Didymus mit der Ausmessung des Occidents beauftragt worden, und 2) dass diese im siebenten Consulat des Augustus, also im siebzehnten Jahre darauf vollendet worden, so war es gewiss das naheliegendste und verzeih- lichste Misverstiiudniss eines spatern Jahrhunderts, beide No- tizen in eins zusammenzuziehen and dahin zu wenden, dass der Occident von Didynius in siebzehn Jahreu sei verinessen worden.

Den so aufgefassten Zeitangaben tritt nun ein Wider- 8pruch eben so wenig von Seiten des Keichscensus entgegen, als von der Erwiigung dessen, was damals romisch war, was nicht. Naturlich musste die Vermessung beendigt sein, ehe zmn Census geschritten werden konnte. Nun erliess aber die Anordnung zu diesem, wie Huschke (p. 45. 33 ff.) mit grosser Wahrscheinlichkeit gezeigt hat, Augustus im Jahre 742; folglich reichten die acht Jahre seit 734 zu den

21) Warum er U6 beibehiclt und nicht ftllea neu einricht^-te? Nun, *. B., weil er rioh die seit Caeuar schon ausgefuhrten Arbeitcn, die cininal nach jener Eintheilung augelegt waren, nicht wollte verloren gehen lassen.

22) Auch Mannert a. a. 0. p. 4 f . iat, wie ich eben sehe, der Meiouug, sie m5chten unterdess litngst geatorben eein, ohne dasa doch die Fruchte ihrer Thiitigkeit verloren waren.

758 KEICH8VEKMESSU29G DES AUGUSTUS,

ctwaigen Vorarbeiten reichlich aus. Eher diirfte man sich wundern, dass nian einen so langen Zwischenraum verstrei- chen liess, wahrend doch im ganzen genommen Rom sieh innerer und ausserer Ruhe erfreute. Auf die Kampfe mit den Germanen (737 ff.) mochte ich hier kein Gewicht legen. Wohl aber ist zu erwagen, dass die ganze Massregel eines allgemeinen Reichscensus , dessen tiefere Bedeutung yon Huschke trefflich entwickelt worden, von der Art war. dass das umsichtigste Zogern als grosste Weisheit erscheinen muss; die Romer mussten viel vergessen haben, Augustus sich vollkommen sicher fiihlen, wenn das ungewohnte Ver- fahren ohne Anstoss gelingen sollte ; nicht frtther mochte er 496 die Zeit fiir reif halten, als da er auch der Pax einen Altar zu weihen (740) und den Janustcmpel zu schliessen (742) befahl. Vgl. Huschke p. 30 f. 31. 35.

Werfen wir anderseits einen Blick auf den Lander- umfang der romischen Monarchie in dem Zeitraum tod 717—734 (um selbst pedantisch an dieser Grenzbestimmung festzuhalten), so erscheint auch in dieser Beziehung, sobald man einige wichtige Gesichtspunkte zu fassen weiss, der Bericht des Aethicus mit den geschichtlichen Thatsachen sehr wohl vertriiglich. Ehe dies indess naher gezeigt wer- den kann, gilt es, durch Beseitigung" eines Ausspruches von Manncrt reines Feld zu machen. Zur Peutingerschen Tafel p. 8 versucht er die (weder erweisliche noch wahrschein- liche23)) Vermuthung zu begrunden, dass die Cosmographie des Aethicus eigentlich nichts Anderes als eine Einleitung oder Vorrede zu dem Itinerarium 'Anfonini', und Aethicus

^ 23) Den gewicbtigsten Gegenbeweis fiihrt er selbst au, nanilich die Schlussworte der Descriptio : ' nunc ad maiorem deinonbtrationis strnc- tionem, in quantum vigilantia no.stra iuvestigari potuit, properabo (t, demonstrabo) , ex aeterna urbe Roma initium sumens, quae caput e?t orbis et domina senatus.' Da8 Itinerarium fdngt aber nicbt mit Rooi, gonderu mit Africa an. Dass sich beide in denselben Handschrifteo beisammen finden, und dass die Namen und Titel beider rnit mehr- fachem Wechsel der Lesart in einander uberapielen, berechtigt noch keinesweges zu jenem schon von Simler und Barth gemachten Schluse, den auch Wesseling und Bergier de viis III, f> darans ru ziehen weit entfernt waren. Vgl. Btfcking a, a. 0. p. 84.

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AGRII'1'A's WKLTKABTE, AETIUCUS' COSMOGRAPHIE. 759

dessen Herausgeber ira vierteii Jahrhundert gewesen sei. Von dem lichten Aethicus, womit die Descriptio geraeint ist, sei aber giinzlicn zu scheiden ein anderes Stiick eines chomo insulsus' des achten Jahrhunderts, d. i. die Expositio, welche eine f insipidissima enarratio niarium, fluminum, urbiuui' ge- nannt wird; dieses Stiick haJbe der Falsarius zwischen die (iichte) Einleitung und die Descriptio (summa confusione at- que ignorantia' eingeschoben, cvera falsis, vetusta recentio- ribus miscens.' Dieses ganze Urtheil muss ich fiir vollig verfehlt erkliiren. In der Eiuleitung wird auf eine nach- lolgende Ausfuhrung auf das deutliohste hingewiesen mit den Ausdrucken sicut infcrius demonstratur**), ut ecidcntcr ostcnditur, sicut definita monstratur; ein vierter Ausdruck 497 dieser Art ist natiirlich mit der ganzen Erwiihnung des Oc- cidents ausgefallen und nur gerade aus der abgekiirzten Re- cension des Vaticanus nicht zu entnehmen. Nun entspricht aber der in der Einleitung aufgestellten Eintheiluug dic der Descriptio schlechterdings gar nicht, die der Expositio so vollkommen wie moglich; denn der wesentliche Unterschied beider ist eben dieser, dass dort die Dreitheilung von Asien, Europa und Africa, hier die Viertheilung von Osten, Westen, Norden und Siiden zu Grunde gelegt ist2&a). Die Expositio

24) Merkwurdig wi#d auch diescr Ausdruck vou Mauuert missver- «tanden, als wenn spiiter nachgewiescn werdcn sollte, wie Zenodoxus Uen Orient vcrmessen habe. Da nun abcr die Descriptio nichts dieser Art enthtilt, so gilt ihm dies wiederum als Beweis, dass der FalRarius, nicht zufrieden mit der Einflickung seines Machwerks, auch dic Uescriptio castrirt habe. Das liesse sich schon im allgemeinen nur etwa in dem Falle deoken, dass diesc enthielt, was mit seinen eigenen Augaben im Widerspruche stand; fiir die Weglassung jener Notiz aber ware gar keiu Grund zu errathen. Das Wahre hiitte Mannerten schon die Vergleichung dcr Phrase sicut defimta motistratur, namlich meri- diana par*, lehren kflnnen. Die nahere Bestimmung der in der Ein- leitung nur kurzweg genannten Reichsabtheilungen soll spater gegeben werdeu. Ostenditur und momtralur ist uachlassige Rede eines unge- bildeten Autors oder Zeitalters und steht statt des Futurums.

25*) Wenn Mannert nach der Vulgate allerdings nur Osten, Nor- den und Suden in der Einleitung erwahnt fand, so musste ihm doch das deuthche Schema der Expositio selbst, sowie der von ihm eelbst angefuhrte Anfang der darauf folgendcn Descriptio rHanc quadriparti-

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7G0 KEICHSVERMESSUNG I>ES AUfiUSTUS,

also, nicht die Ikscriptio ist die zu dera Vennessungsberieht gehorige Ausfiihnrag. Worin besteht nun das Insipide, Con- fuse, Falsche oder Widersprechende derselben? Keines von diesen Pradicaten passt doch auf den freilich befremdlichen Urastand, dass allein die Fliisse ausfuhrlicher beschrieben werden, wiihrend die iibrigen Kubriken aus blossen Namen- verzeichnissen bestehen (denn freilich dttrfte weder die An- nahme individueller Laune, noch die einer zufalligen Ver- sttimmelung der iibrigen Theile daffir eine abschliesseude Erklarung bieten). Allerdings aber findet sich auch in der 4i»8 sonstigen Anordnung manches Storende; die Aufziihlungeii sind weder planmiissig vollstiindig noch ohne Wiederholung (wie z. B. Cypern und Rhodus sowohl beim Orient als beim Norden vorkommen, ebenso Corsiea beim Westen und beim Silden); das Ganze und seine Theile stehen mehrmals coor- dinirt; fiir die Reihenfolge der einzelnen Namen ist gar nicht immer ein ausreichender Grund ersichtlich, einigc stehen an absolut falscher Stelle; manche Namen gehoren unbestreitbar spiitern Jahrhunderten an; manche sind vollige Cnnamen. Allein nichts von alleni diesen berechtigt zu einem so weg- werfenden Urtheil iiber das Ganze, oder man werfe wenig- stens eben so entschlossen auch den Vermessungsbericht der Einleitung weg; schfitzt man diesen, wie man in Erwagung der detaillirten Angaben und des anderweitigen Zusaramen- stimmens aller Verhiiltnisse muss, und baut man auf ihn so viel wie Mannert selbst thut, so muss nian auch zugeben, dass, wenn darin von einer alsbald nachfolgenden Ausfiihrung die Rede ist, die im Folgenden sich factisch vorfindende auch wirklich die gemeinte Ausfiihrung sei, so lange nicht die Unmoglichkeit davon dargethan oder ein Gegentheil be-

tam totius terrae continentiam' die Gewissheit der befolgten Vierthei- lung gcben. Neben dieser wird zwar anch die Dreitheilung in der- sclben Einleitung crwilhnt, aber nur nicht da, wo es heisst fticut infe- rius demonstratur u. 8. w., d. h. nicbt bei dem Vermesaungabericht, gondcrn lediglich zum Behuf einer allgcmeinen vergleichenden Zusam- menatellung der drei verschiedenen Erdeintheilungen, gerade wie auch in der Vorrede zur Descriptio, welche eich rait den Worten sicut disi- mus auf die erstc Einleitung zuriickbezieht. S. Anm. 11. 12.

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AGRIPPA'8 WELTKARTE, AETHICUS' C08MOGRAPHIE. 7fi 1

wiesen ist. Nicht also mit der Behauptung giinzlicher Werth- losigkeit hat ein methodisches Verfahren anzufangen, son- clern mit Beseitigung der entgegenstehenden Bedenken, mit Erkliirung der eigenthuiulichen Beschaffenheit jener Ex- jwsitio.

Anlangend nun zunachst die Unformeri von Namen: wo gabe es denn eine geographische Schrift ohne zahlreiche Namenverderbnisse und soustige zufiillige Irrungen in den Handschriften, zumal wcnn der letztern weder mehrere noch gpite benutzt sind? Diese Fehler lassen sich mit leidlich j^uten Hiilfsmitteln fast ohne Ausuahme heben*,b). Nicht auffallender ist, dass bei so gedriingt wechselnden Rubriken von meist kleinem Umfange, zumal wenn der Text in Doppel- columnen geschrieben war, Einzelheiten aus einer Rubrik in die andere verschlagen wurden: wovon Beispiele Noricum unter den Inseln, Arabia unter den Stiidten, und einige an- 499 <lere in Anm. 29. Ferner aber, bei welcher Art von Schriften lag wohl die Versuchung zu ergiinzendeiL^Einschiebseln naher, als bei einem geographischen Abriss, den man begreiflicher Wei8e mit den jedcsmaligen politischen Veriinderungen der Kolgezeit in Uebereinstimmung zu setzen wiinschte250)? Der- gleichen Interpolationen hat mit besonderm Fleisse Barth lierausgesucht, daneben jedoch zugleich auf die deutlichen Spuren einer in gute alte Zeit fallenden Abfassmig hinge- wiesen, z. B. (p. 71P>) fluviorum rex Tiberis, cui pritmtum nrbis Tiomae singularis tribuit magnitudo, oder (p. 717) se- natum jtoimlumquc liomanum gentemque togatam. Aber Barth hat dabei die Expositio und die Descriptio nicht auseinander- gehalten. Wenn iu dieser steht civitntem Constatdini, quac Byzantium prius dicta est, so kennt die erstere Constantino-

25 b) Manches dieser Art hat hie und da in den Exercitationes Plinia- xiae Salmasius mit Gluck verbessert.

25 c) Auch hierauf lassen sich die, eigentlich in aoderer Beziehimg gcsagten Worte BScking1» a. a. 0. p. 84 anwenden: fSo erklart os * «ich, wie in solchen Schriften Einrichtungen, die nicht zugleich neben cinander bestanden haben, als zugleich bestehendc aufgeruhrt werden kOnnen: man trug das Neue nach, ohne daa Veraltete zu tilgen, oder man tilgte auch wohl einraal dieses in einem Punkte und liess es in einem andern stchen u. dgl.'

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762 REICHSVERMESSUNG DES AUOUSTUS,

jyolis gar uicht, sondern bloss Byzantium (p. 707). Freilieh nennt sie anderseits nicht nur in der Flussebeschreibung die Thore Roms nach den Aposteln und Martyrn, sondern auch in den Namenlisten kommen Einzelheiten vor, die entschieden nachaugustisch sind, vor allem unter den gentes iler pars occidentalis deutsche Stamme (p. 716 f.), die dem Tacitus durchaus unbekannt sind. Aber keineswegs ist dieses Fremd- artigen so viel, dass dadurch der Verdacht blosser Iuter- polation einer alten Grundlage selbst verdachtig wiirde, keinen ausreichenden Gesichtspunkt der Erklarung zu gewShren. Schon die Vergleichung der Vaticanischen2fi) Abschrift dcr mx) Einleitung mit dem Vulgattexte lehrt augenscheinlich, dass wir es mit einem jener zahlreichen Stucke zu thun haben, welche, indem sie dem praktischen Bediirfniss dienten und durch viele Hande- gingen, mit argloser, bisweilen sehr gedanken- loser Willkur je nach Laune, Zweck oder Fahigkeit des Individuums verandert, erweitert, verkiirzt, zerstQckt, umge- stellt, kurz manigfach umgearbeitet wurden, und im Laufe der Jahrhunderte die abweichendsten Gestaltungen annah- men.*7) Zugegeben also, dass uusere Expositio gleichem

26) Dass auch andere Handschriften die wesentlichsten Abweichun- gen darbieten, bezeugen mehrere der in Anm. 16 angefuhrteu Gewiihr?- mauner. So Scheyb: 'Paulus Vindingus de Cosmographia subAetiiici nomine omnibus nota monet, auctorem huic cognomiuem, sed planc aliura, in M. S. Bibliothecae Bodleianae a se inventura esse, et vulgato louge antiquiorem'. Ebenda Ryckius: fAethicum a vulgato longe dissimilem promisit olim Salmasiua in notis ad Hist. Aug. p. 140 ei Thuaneac Bibliothecae , ni fallor, et Danielis schedis (vgl. Vow. Hi*t. lat.\ Memini etiam me vidisse Codicem Aethici MS. in bibliotheca Vossiana a publicato diversum.' Abr. Ortel Thes. geogr. (bei Gro- nov in den vorangesehickten Testimonia): fut refert Aethicus Sophista MS. alius ab illo quem Simlerus edidit' u. a. Doch ist die Frage, ob nicht 8olchen Angaben iiber ganzliche Verschiedenheit zuweilen eine Vermischung der Expositio und der Descriptio% vielleicht auch

gar des in einigen Mss. dem Aethicus beigelegten Jtbierarium (AtUon.< /.ii Grunde liegt. Vgl. aueh Aum. 42. Neuerdings bcabsichtigt einen rganz neuen Aethicus' aus Pariser Mss. ans Licht zu tellen der Her- ausgeber mehrerer von den Geogr. Gr. min., Herr d'Avesac, noch eim-r Notiz Fr. Haases in d. Allg. Z. 1839 Juni p. 212.

27) Lehrreich ist dafiir dic Vergleichung der bald volUtandigern,

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agrippa's wkltkartk, akthicus' c osmographik. 70:J

Wechsel der Forui in vollem Masse unterworfen gewesen ist: nirgends erkennen wir doch die Nothigung, fUr ihren Inhalt, fiir den Inbegriff der Hauptthatsachen, mehr als eiuen sehr miissigen Antheil an solcben Schicksalen gelten zu lassen. Um wie viel mebr diirfen wir also fordern, dass tiber einigen Schlacken der achte Kern nicht iibersehen werde! Klage Mannert iiber die angebliche Verwirrung 28) der Expositio wie er wolle: so viel Deutlichkeit ist vollauf vorhanden, um den Umfang und die Grenzen der vier Theile des romischen Reichs, von denen die Einleitung spricht, im ganzen und grossen mit Bestimmtheit erkemien 501 zu lassen. Mogen die Verzeichuisse der Meere, Berge, Stiidte, Flflsse und Volker fiir jetzt iibergangen werden, da ihre erschopfende Beriicksichtigung theils allzu weit flihren, theils handschriftlichen Apparat erfordeni, die nicht erschopfende aber dennoch der Beglaubigung ermangeln wUrde; ohnehin konnen gerade die Einzelheiten dieser Rubriken am wenig- sten einen sichern Massstab abgeben; der Natur der Sache nach muss die einzige Rubrik * Provinciac', mit Hinzu- nahme etwa noch des Wichtigsten aus der Rubrik 'Insidac9, wenn eine Schte Ueberlieferung vorliegen soll, vollkommen ausreichen, um uns das wohlgegliederte Bild der vierfachen Reichseintheilung zu gewahren. Und sie ist dazu ausreichend,

bald nnvollstandigern Fasaung der Notitia IHgnitatum, worflber Bdcking p. 85 ff. Fflr nnsere Krpositio aber haben wir einen Beleg «olcher Ueberarbeitnng nogar ganz in der Nahe. Der Coxmographie dea Aethi- cus iat bei Gronov vorangeschickt ein geographisches Schriflchen untvr dem Titel Iulii Honorii Oratoris Excerpta quae ad Cosmographiam spectant. Man vergleiche nur mit einiger Aufmerksamkeit, nnd man wird die Beobachtung gar nicht abzuweisen vermogen, dass diess nichts weniger als eine verschiedene Schrift, sondem in allem Wesent- Hchen ganz identisch mit der Expositio des Aethicu* ist; darum &ie uns denn, in Ermangelung anderweitiger handschriftlicher Mittel, als vortreffliche Krganzung derselben dienen kann. Ein naherea hierflber s. am Schluss dieses Aufsatzes [p. 784].

28) Auf einzelne Belege lasst er sich nicht ein. Gewiss aber hat cr, wie schon Wesseling, vorzflglich flber die fVerwirrung' nicht hin- wegkommen kflnnen, wonach z. B. Germanien zum Wi.-eten, Griechen- land zum Norden gerechnet wird: was doch, wie «ich ergeben wird, seinen guten Zusammenhang hat.

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RElCHSVERMESSrXG DES AIJGUSTUS,

indem sich nach ihren Angaben die vier Landermassen fol- gendermassen ordnen. Den Orient bilden Indien, Persien. Medien, Assyrien, Mesopotamien, Paliistina, Phonicien, Syrien (Kommagene, Apamene), Isaurien, Kreta, (Rhodus, Cypern?). Zum Occident gehoren Italien, Hispanien, Britannicn, Oal- lien, Germanien, Cartris, Ratien, Noricum, Pannonien, Mo- sien, die Ostkiiste des adriatischen Meeres, (Corsica). Zum Norden werden Kleinasien, Criechenland, (Cypern, Rhodus?\ Macedonien, Thracien, Armenien gerechnet. Der Sflden be- steht aus Aegypten, Aethiopien, Arabien, der africanisehen Nordkuste, Sicilien, Sardinien, (Corsica).29) Leicht wird sich nun zeigen lassen, 1) mit wie verhiiltnissmassig geringen

20) Damit man Helber urtheilen mdge, setze ich die Verzeicbnisse der Expositio im Original her: fI. Persis, India, Isauria, Adonis, Phoe- nice, Mesopotamia Syria (al. Syriae), Palaestina, Commagena, Syria Apamaea, Media Syria. II. Italiaui, Hispaniam, Baeticam, Lusita- niara, Galliciam, Aquitaniam, Hritanniam, Germaniam, Galliam Belgi- cam, Galliam Braeatam, Galliam Comatam, Galliam Togatam, flalliam Cisalpinam, Galliam Transalpinam, Pannoniam, Raetiam, Ciatres, Etra- riam, Vmbriam, Picenum, Liburniam, Dalmatiam (al. Dalmatias), lllj- ricum, Noricum, Venetias, Aemileam, Seinigallias, Sabinas, Satnniura, Campaniam, Brutios, Lucaniam , Apuliam, Calabriam, Hadriae. Nl. Macedoniam, Achaiam, Asiam, Lyciam, Galatiam, Paphlagoniam, Lj- diam, Pamphyliam, Cappadociara , Thracias, Armeniam minorcm. IVr. Aegyptum, Aethiopiara, Africam, Gactuliam, Zeugi (al. Leugi), Nn- raidiam, Libyam, Pentapolim, Tripolim, Mauritaniam Caesareaiu, Mau- ritaniara Sitifensem.' Die Accusativi in II. III. IV hangen von ha- bet ab. In 1 hat sich Adonis hieher aus dem FlQsaeverzeichniss m- irrt; ebenso bei Honorius. Fiir Apamaea (Appamia Honor.) KtApamoK zu schreiben, fur Media Syria aus Honorius Media, Assyria, bei uVm ubrigens Persis fehlt. In II steckt in Gallicia (Callccia Hou.) da* Land der Gallaeci oder Callacci (Gallaccia); in Ciatrcs, was bei Hon. fehlt, unstreitig Cartris = paeninsula promunturii Cimbrici, s. Phn. N- H. IV, 13. Fremdartige Zusatze sind das Meer Hadria, die Via (*M es scheint) Aemilia, die Stadt SenogaHIia (verderbt in Semig): und alle drei stehen nicht bei Honorius. Auch von den zum Theil synonvnien Benmnungen Galliens sind sichcrlich cinige spaterer Zusatz; Honorius hat nur liclgica, Galliae duae. Dagegen ist Vcnetia die bei Livm» nnd Plinius so genaimte rcgio\ der Plural, wenn er nicht versehrieben ist, soll vielleicht das Gallische und das Italische Venetien zusammen- fassen. Moesia fehlt bci Aethicus, steht aber bei Honorius. In W fugt der lctztere Epirus, Phrygia, Cilicia, Armcnia maior hinzu; des-

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agrippa's weltkartk, akthicus' cosmographik. 765

Ausnahinen dieser Liinderbestand dem damaligen Reichsuin- fange in Beziehung auf die Moglichkeit von Vermessungs- augaben wirklich entspricht, 2) wie auch fiir diese schein- baren Ausnahmen kaum eiue Herleitung aus Interpolation nothig, sondern eine anderweitige Erklarung mittels einer sehr nahe liegenden Combiuation moglich ist, 3) wie diese Erklarung durch die ausdriieklichsten Zeugnisse, durch den natiirlichen Zusammenhang der Dinge, durch eine iiber- raschende Uebereinstimmung gegenseitig verkniipfter That- sachen und sich durchkreuzender Beziehuugen die wiinschens- wertheste Empfehlung erhalt.

Versuchen wir zunachst, wie weit wir mit blosser ratiocina- tio kommen. Zuvorderst ist natiirlich von dem strengen Be- griff des Ausdrucks provinciae zu abstrahiren, den Aethicus im weitesten Sinne fiir terrae gebraucht. Sodann aber ist klar, dass die aufgefiihrten Liinder den Roniern damals noch nicht brauchen in ihrem ganzen Umfange unterworfen gewesen zu sein. So waren es nur stUckweise (seit 718) Noricum, Ratien, Pannonien, deren Nennimg doch deshalb nicht unterbleiben durfte, weil sie noch nicht ganz vermessen werden konnten; nicht minder verfiigte iiber Theile von Mesopotamien schon Pompejus, wenngleich von der Provinz Mesopotamien noch nicht die Rede seiu kann. In Britannien konnte selbst schon Caesar, so weit er kam, das Laud wenigstens im ganzen und grossen aufnehmen lassen (denn eine fiir zugiingliche und entlegene Liinder gleichmlissig genaue Vermessung wird ja ohnehin niemaud behaupten wollen), und diese Vorarbeit brauchte fiir Augustus nicht verloren zu sein. Ferner ist zu erwiigen , dass mehrere Lander, wenn auch nicht unter- sos worfen, doch, in verschiedenen Abstufungen der Abhiingig- keit, unter Schutz und Oberhoheit der Romer standen, wie Galatien, Kommagene, Kappadocien-, selbst auf Thracien und Armenien erstreckte sich damals schon romischer Einfiuss, desgleichen auf das Partherland seit den Geschichten mit Phraates. Und wenn hier die Vermessung nicht iiberall den

gleichen in JV Byzaeium und Arabia, wie cr auch richtig Zeugis geBchrieben gibt.

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766 BEICH S V E R M E 8 S U N O DES AUdUSTUS,

Zweck der darauf zu griindendeu Besteueruug hatte (ein Zweck, den uian demungeachtet hie und da ftir die Zuknnft in Aussicht nehmen mochte), so ist nicht zu vergessen, dass der Mann, der an der Spitze der Angelegenheit stand, augen- scheinlich neben dem Verwaltungszweck auch einen wissen- schaftlich-geographischen verfolgtc und ebendeswegen nicht bei dem Begriff von omnis orbis iam ftomani nominis (wie es von Caesar heisst) stehen blieb, sondern den orbis terra- rtffft tiberhaupt im Auge hatte. Zum Theil zusatnmenfallend, zum Theil verwandt hiermit ist ein Gesichtspunkt, unter den zahlreiche Thatsachen fallen. Die Kriegsgeschichte des achten Jahrhunderts d. St. ist voll von bekampften, besiegten, wieder aufgegebenen, von neuem geschlagenen , und doch nicht eigentlich unterworfenen Volkern, deren Beriihrung mit den Roraern, wenn nicht die Reichsgrenzen, so doch die Grenzen ihrer Localkenntniss wesentlich erweitern musste und der Aufnahme einer chorographischen Statistik nicht anders als forderlich sein konnte. War doch schon 679 C. Curio bis zum Danuvius, ein paar Jahre spiiter Lucullus nach Arme- nien gekommen; 723 kiimpft Crassus mit den Daciern und iiberwindet Mosier und Thracier: oder wie es vollstan- diger bei Florus III, 4 heisst: fDidius vagos et libera po- pulatione ditfusos intra suam reppulit Thraciam: Drusus ulterius egit et vetuit transire Danuvium: Minucius toto vastavit Hebro . . .: Piso Rhodopen Caucasumque penetra- vit: Curio Dacia tenus venit, sed tenebras saltuum expavit: Appius in Sarmatas usque pervenit, Lucullus ad terminum gentium Tanaim lacumque Maeotim.' Im J. 729 zieht Gallus nach Aegypten, Arabien, Aethiopieu; und statt anderer Einzel- heiten mogen die Triumphtitel des Pompejus bei Plinius N. H. &oiVH c. 26 dienen: 'terris a Maeotis lacu ad Rubrum mare subactis; .... cum . . imperium maris populo Romano re- stituisset, ex Asia, Ponto, Armenia, Paphlagonia, Cappadocia. Cilicia, Syria, Scythis, ludaeis, Albanis, Iberia, insula Creta. Basternis, et super haec de regibus Mithridate atque Tigrane triumphavit', nebst dem rednerischen Selbstlob: rAsiam ulti- niam provinciarum accepisse eandemque mediam patriae reddi- disse', mid die Rede des Caesar aus dem J. 695, bei Dio

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AGRIPPAS WELTKARTE, AETHICTS COSMOORAPHIE. 70>7

Cassius XXXVIII, 38, worin er als uberwunden aufzfihlt jt\v Capbuj, ttjv CuceXiav, touc Maxebovac, touc 'IXXupiouc, ttiv 'CXXaba, ttiv 'Adav Tfiv Trepi ttiv 'lumav, BiGuvouc, *iPnpac,

VA(ppOUC . . . TTIV Kpr|TT|V, TOV TTOVTOV, TTIV KuTTpOV, TTJV *\$T\-

ptav Tfiv 'Aciavfjv, ttiv 'AXpaviav tt^v €»cei, Cupouc duqpoTepouc, 'Apapiouc, TTaXaiCTivouc. 8olche Beriihrungen und Verhiilt- nisse, mit germanischen und andern Stiimmen, setzen sich unter Augustus fort, selbst wenn wir uns innerhalb der Grenze von 734 halten. Darum ist auch eben kein Gewicht darauf zu legen, dass erst in der spatern Kaiserzeit erwor- bene Provinzen7 wie Dacien und Alpes Cottiae, auch in der Ezpositio nicht verzeichnet stehen. Denn anderseits stehen ja hier, um selbst von Arabien, Aethiopien, Medien, Assyrien, Miisien einmal abzusehen, noch Indien und Cartris. Eben so nahe liige nun.hier allerdings die Berechtigung, uns mit der Annahme von Interpolationen zu helfen, als romischeu Lesern und Schreibern, die sich, die Beziehung auf die Ver- raessung ganz aus den Augen lassend, an BegrifF uud Form eines geographischen Abrisses hielten, die Versuchung nahe lag, erst das unter Augustus Hiuzugekommene (wie Mosien), dann das von spatern Kaisern Erworbene, endlich auch uber- haupt das Benachbarte, unterdess immer bekannter Gewor- dene, seines Ortes nachzutragen. Und diesen Verdacht der Interpolation konnte man gerade durch den Umstand zu stutzen und zu steigern suchen, dass z. B. Mosien und Ara- bien nur bei Honorius (s. Anm. 27), nicht bei Aethicus anderseits Cartris nur bei Aethicus, nicht bei Honorius stehen. Aber wir begeben uns dieser bequemen Aushiilfe freiwillig, halten es vielmehr nur fur Zufall, dass, in keiner der beiden Recensiouen, nicht auch Dacien und sonst noch ein und der &c& andere Name erscheint, und behaupten, dass die Erwiihnung aller jener Liinder in einer Combination Schutz finde, wo- durch die ganze Frage nach dem, was damals den Uomern gehorte, was nicht, fast Uberfliissig wird.

Gewiss ist, dass dip Expositio sich auf die Vermessung bezieht; aber diese Beziehung muss nicht eine unmittelbare, sie kann eine vermittelte sein. Was sollen wir uns als eigentliche Quelle fiir das Schriftchen des Aethicus denkenV

768 REICHSVERMESSUNG DE8 AU0U8TUS,

Im allgemeimm ist die Moglichkeit nicht ubzuleugnen, dass, wie andere statistische Uebersichten™), so aucli uusere Cos- mographie kurzweg geschopft sei aus oificiellen Listcn urnl Verzeichnissen, aus Archivacten, zu denen einzelne sich Zu- gang zu verschaffen wussten. Aber wahrend wir diesen AVeg mit Mannert (z. Tab. Peut. p. 4) festhalten fur den eigent- lichen Vermessungsbericht der Einleitung, ist doch fur die Ausfiihrung der Exjx>sitio nicht nur eben so moglich, son- dern mit Kucksicht auf spilter zu entwickelnde GrQnde bei weitem einleuchtender eine folgendermassen niiher bestimnite Vorstellung. Man gehe aus von der Viertheilung des orbts tetrarum nach oriens, occidem, septentrio und nieridies. Eine politische Eintheilung ist das nie gewesen; eben so wenig eine wissenschaftlich iibliche31); es ist eine zufallige, wie sie der praktischen Bequemlichkeit halber zu dem speciellen Zweck von Messungen stattgefunden hat. Auf denselben Messungen beruhen die geographischen Commentarii des Agrippa, aus denen uns Plinius zahlreiche Massbestim- mungen erhalten hat, oder genauer wohl, die Resultate jener Messungen bildeten eben den Inhalt dieser Commentarii. Auf der Grundlage dieser Conimcntarii aber wiederum, wie die Worte des Plinius III, 2 ganz ausdruek- lich besagen, beruhte die grosse Weltkarte des Agrippa. mittels deren er in einer, von Augustus vollendeten, Saulen- hallc nach dem Ausdruck des Plinius orbeni terrarum orbi &oc spectandum propositurus <cra/.3-) Dieser Orbis pictus nun, be-

30) Vgl. Bocking p. 83 f.

31) S. u. [p. 782 J. Schon dies hatte Mannert u. a. abhalten miissen, in der Kxpositio ein von der voranstehenden kinleitung iniab- hilngiges Machwerk zu sehen, welches rein geographische Uelehrung b<*zweckt hiltte.

32) Ganz sachgemass im allgemeinen erscheint Maunert's Vor- stellung von der Beschaffenheit der Agrippa'8chen Karte, der man mcIi hiiten wird, eine zu grosse Genanigkeit zuzutrau<n. S. die Einleitung zur Tab. 1'eut. p. 6 f. : fXec tamen Orbis Pictus ex Agrippae connnentari:'1 in muros portieus translatus cuncta minutiora exhibuisse creuYwioN eorum enim cognitionem Augustus eiuftque sucecssores sibi reservaUnt, ad publica negotia ordinanda; et quem usum populi quotidmnus con- tiuxus ex immenBO cepisset vicorum uumero, quorum ne noiuina qui-

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AGRIPPA'S WKLTKAUTE, AKTHIcrs' C08M00RAPHIE. 7G9

liaapten wir, ist es, auf den sich die Cosmographie des Aethicus, d. i. die Expositio nebst der vorangeschickten Eiu- leitung, bezieht. Nicht, als miissten wir eine in der Zeit <3es Augustus verfasste Beschreibung der Weltkarte des Agrippa selbst vor uns haben; die Abstammung ist nur eine abgeleitete, aber die Mittelglieder fehlen uns nicht. Die oflfentliche Aufstellung jener Karte geschah, wie Mannert a. a. 0. p. 6 mit Recht bemerkt, nicht bloss 'gloriae caussa', sondern wirklich auch um der Belehrung willen, und ist als Anfang und Grundlage aller genauern geographischen Kennt- niss nicht sowohl bei den Romem als im romischen Volke anzusehen. Nach dem Originale wurden kleinere Copien angefertigt und verbreitet, erkliirende Compendien dazu gc- schrieben, und beides zum Zweck des Schulunterrichts ge- braucht. Darauf fiihrt schon das Propertische (V, 3, 37) corjor et e tabula pictos cdiscerc mmulos deutlich hin; noch unzweideutiger spricht der von Mannert angofiihrte Rhetor iles vierten Jahrhunderts, Eumenius, in einer Rede 'pro re- staurandis scholis* Kap. 20 f. von porticus} in denen die Jugend den orbis dcpictus schaue und aller terrae, maria, urbcs, gen- tes, nationes locorum situs, spatia, intervalla, so wie der Fliisse, 507 Kiisten, Meerbusen Gestalt kennen lerne. Sobald wir nun einen zu einer solchen Abbildung gehorigen erliiutern-

ilen Text in unserer Expositio anerkennen, so erkliirt sich

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ileiu unquain auribus acceperat? Montes, maiores liuvii, niaria, Ocea- uus omnia cingens, coloribus depingebautur, cum urbibus notatu diguis, additis distantiarum nunieris. C.uae cuucta oculis imperii magnitudi-

neni mirautiuni, coloribus congruis exornata, eo . . putem ordine

collocata fuisse . . . ut geogniphieae regionum formae atque extensionis ratione minus babita distantia locorum viarumque directio tantum de- scriberentur.' Waa hierin irrig erscheint, wird spater zur Sprache kom- nien. Was insbesondere die colores betrifft, so wird frcilich nicht mit Mannert au eiu eigentliches Gem&Lde zu deuken sein; eher noch niit Hirt an Eingrabung auf marinorne oder eherne Tafelu ; das oei weitem wahrscheinlichste ist indess Mosaik. Hirfs Meinung ubrigens, dass tinter den ' commentarii ' des Agrippa uichts anderes als kurze, auf denselben Tafeln eingegrabene Erlauterungeu uud Notizen zu verstehen nei, brauchen wir uns um so weniger kummern zu lassen, als sie achon Frandsen in seinem Huche iiber Agrippa p. 188 tt". mit vieler Weitliiufigkeit zu widerlegeu uuternommeu hat.

m. «rrstnKLii oi«vscvla 111. 49

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REICHSVEKMESSINO DES AUGUSTU8,

einerseits (und erkliirt sich nur auf diesem Wege) so man- ches Auffallende in der Zahl und Anordnung der Liinder- verzeichnisse des Aethicus, ohne dass wir anderseits das Recht verlieren, aus diesen wiederum Ruckschlflsse zu niaehen auf die Art und Theilung der Messungen, die jeneu Ver- zeichnissen ursprunglich zu Grunde liegen, und flber welcbe ebendeshalb ein kurzer Bericht als ganz zweckmSssige Ein- leitung zu den letztern gelten durfte. Schon was sich etwa von einer gewissen Willkiir oder Planlosigkeit in der Aus- wahl und Aufeinanderfolge der geographischen Details be- merken liisst, werden wir leicht verstehen und zu vergeben weniger schwierig sein unter dem Gesichtspunkte, dass alles von der Beschreibung einer Landkarte ausging, auf einer solchcn aber die verschiedenen Namen ohne hervorstechende Unterscheidung einfach neben einander standeu, so dass sich weder ein < Janzes und seine Theile uberall als solehe zu erkennen gaben, noch ein zwingendes Princip fflr eine be- stimmte Reihenfolge der Aufziihlung in der Sache selbst gegeben war. Wichtiger ist, dass fflr den Zweck einer Land- karte, wie sie Agrippa projectirte und Augustus ins Werk setzen liess, nichts natilrlicher war, als da, wo die wirklich vermessenen Liinder aufhorten, von den anstossenden Greuz- liiudern, die den Romern weder gehorig noch fflr Messung zuganglich waren, doch noch die Namen hinzusetzen, uw wenigstens eine allgemeine Bezeichnung und ein migefahres Bild ihrer Lage zu gewiihren. Und das giibe uns einen ganz ausreichenden Aufschluss iiber die Nennung so luanches von Aethicus verzeichneten (Irenzlandes, dessen formliche Ausmessung unter Augustus anzuuehmen man, trotz der obigen Nachweisung frflhzeitigeu politischen Einflnsses der Ronier in solchen Liindem, Bedenken tragen inag.

Ich sage, es giibe uns eine ausreichende Erkliirung wenn wir namlich einer solclien uberhnupt bediirftig waren. Denn nicht ohne Absicht haben wir dem geneigten Leser w)s diese Ueberrasehung aufgespart so erstauuenswerth es ist. so unzweifelhaft ist es doch, dass von fast alleu jeuen entlegenen «Liindern, und von noch entlegenereu. Agrippa in der That mehr oder weniger genaue Mass-

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AGBIPPA'S weltkarte, aetiikts' (OSMOCiRAPHIE. 771

bestinimungen zu Stande gcbracht hatte. Und der Beweis? Er licgt so nahe wie moglich: die zahlreiehen Citate des Plinius aus den Commentarii des Agrippa geben ihn. Durchgesctzt mag es Agrippa haben wie er wolle: genug, die durch das dritte, vierte, fiinfte und sechste Buch der Naturalis Historia zerstreutcn Zeugnisse33) sagen auf das unzweideutigste aus, dass in jenen Commeutarien verzeichnet standen die Namen und Masse Indiens bis zum Iudus, des persischen und des arabischen Meerbusens, des rothen Meeres (naturlich immer mit den zugehorigen Kiisten); Mediens, Parthiens, Persiens, Mesopotamiens; weiter des Kas- pischen Meeres und der Liinderstriche von da nordlich und ostlich bis zum Oceanus Scythicus und Sericus, so wie sikl- westlicb bis zum Taurus und westlich bis zum Kaukasus; nicht minder des ganzen Pontus Euxiuus mit Chersonesus Taurica, ja selbst der darflber liegenden Nordlilnder Scythien, Sarmatien bis zur Vistula (Weichsel) und dem Occanus (Sarmaticus oder Suevicus = Sinus Codanus); ferner Kiitiens, Noricums, Germaniens, Britannieus, Hiberniens - um dic- jenigen Lander nicht erst zu nennen, deren genaue Kcnnt- niss sich von selbst versteht. Die Schlussfolge ist unaus- weichlich: alle diese Liinder uud Meere standen, und grossen- theils nicht bloss iu unbpstimmtesten Andeutunjren, auf der Karte des Agrippa, die ja eben aus seinen Commentarien gearbeitet war, und wir haben somit ihr ganzes Netz nach den Grenzumrissen anschaulich vor Augen. Sehr wohl stiramt auch mit dem aus solcher I3etrachtung hcrvorgehenden Um- fange nach einer Seite hin die Aufziihluug dt»r Meere in der £x[>ositio: marc Caspium , marc Pcrsicum, marc Tiberiadis, mare asphaUites, marc rubrum, marc Arabicum, mare Car- pathium, mare Myrtonm: nur dass es zu der schon oben be- mo inerkten, durch das Kelative aller Abgreuzung von Himmels- gegenden begiinstigten Verstellung gehurt, wenn nacli dcm jctzigen vcrunstalteten Texte jene Meere alle unter dem oricns verzoichuet stelieu. Und auf stattgehabte Umstellung

33) S. die, jedoeh nicht gan/. vollatiindigt» Znwuninoustellung bei Frauda«-n im 33teu Kap. p. 190 200

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KEICHSVEKMESSUNG DES AUOUSTUS,

weist deutlich der Umstand hin, dass unter meridies wie- derum das mare Carpathium vorkonimt, zugleich mit dem Tyrrhenum, welches sich abermals beim occidens findet

Wie viel von dieser ganzen grossen Landermasse Agrippa wirklich vermessen liess, steht freilich dahin, und nicht nur die Moglichkeit muss zugestanden, sondern auch die VVrahrscheinlichkeit behauptet werden, dass manche Bestim- mung nur auf allgemeiner Schiitzuug beruhte. Gewisse Massangaben, besonders fur das innere Asien, mochten tra- ditionell sein, Agrippa sich uberhaupt die Benutzung alter griechischer Messungen, Karten, Geographen nicht entgehen lassen. Handelsberichte und Kriegserfahrungen , nach Tage- reisen und Heeresmiirschen rechnend, traten gewiss ergan- zend ein, wo eigentliche geometrische Ausmessung versagt war; Erkundigungen bei Nachbarvolkern im Frieden, wie durch ausgeschickte Spione im Kriege, setzteu manche Notiz in Uinlauf; kuhne Seefahrten einzelner, zufallige Verschlagung von Schiften konnten aucli Entferntes zur Kunde bringeu. Solche VVege der Erforschung werden fiir keine Strecke mebr gelten miiasen als fiir die Liinder zwischen Pontus Euxinus und Ister bis zur Ostsee: wie denn die Unsicherheit aller Massbestimmungen in diesen Gegenden auch dem Plinius einleuchtete. Denu nachdem er IV c. 12, 25 (81 Sill.) gesagt: 'Agrippa totum eum tractum ab Istro ad Oceanum bis ad decies centena M pass. in longitudinem, quattuor millibus et quadringentis iu latitudinem, ad flumen Vistulam a desertis Sarmatiae prodidit', fiibrt er § 91 fort: 'Sarmatiae, Scythiae, Tauricae omnisque a Borysthene amne tractus lougitudo DCCCCLXXX M, latitudo DCCXVII M a M. Agrippa tra- dita est. Ego incertam in Jutc terrarum parte mensuram arbi- tror' Denu obwohl sich auf dem Wege astronomischer Trian- guliruug auch entferntes und nicht personlich zugangliehes Land ausmessen lasst, wenn von bekaunten und messbaren 6io Linien ausgegangen wird, so diirfte es doch sehr gewagt sein, ein Verfahren dieser Art in so grossem Massstabe ?or- auszusetzen. Vielmehr werden es alle die vorhin bezeichneten Mittel und die weiter oben nachgewiesenen geschichtlichen Gelegenheiten indirecter Erkundigung gewesen sein, die hier

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agbippa's weltkabte, abthicus' COSMOGBAPHIE. 773

dem Agrippa zu statten jiamen. Und wie viel wird man sich gerade ftir diesen Norden von der Genauigkeit seiner Karte vorstellen wollen? Damit wird es sicherlich eine ahnliche Bewandtniss gehabt haben, wie mit der Beschaffenhcit der Karten, von denen Plutareh Thes. 1 spricht: tv TaTc Y*WYpa- «ptcuc . . . o\ tcTOpiKOi tci biaqpeuYOVTa tt)v yvujciv auTUJV toic ^cxaToic jLt^peci tujv TTtvdxujv me£oOvT€C amac TTapaYpdqpou- ctv OTt Td b' £TT£K€tva 0tV£C dvubpot xat Snptwbetc, f| TTr)X6c aibvrjc, f) CkuOikov Kpuoc, f\ TTeXcrroc TreTTrjYOC. [Vgl. Osann Beitriige II p. 67, Creuzer z. Gemmenkunde p. 179.]

Fassen wir nun den gesammten Liinderumkreis der Welfc- tatel des Agrippa ins Auge, so erscheint derseHbe so weit, dass wir, die grosste Neigung zu spiitern Zusiitzen, Nach- triigen und Erweiterungen gern zugegeben, diese doch, weil im grossen kaum etwas zuzusetzen war, durchaus auf Ein- zelheiten beschriinken, fiir die abgeleiteten Copien aber und fiir den Schulgebrauch vielmehr das Verkleinern, das Weg- schneiden des minder Nothwendigen und Interessanten als das gelaufige Verfahren behaupten mochten: wie uns denn davon die Expositio des Aethicus als anschauliches Beispiel vorliegt. Nicht einmal dem Augustus kann sich zu Nach- tragen, ausser im einzelnen, sonderliche Gelegenheit geb(»ten haben84), obgleich sonst zuzugeben, dass er als Vollender des Agrippa'schen Werkes sQwohl Anlass als Zeit dazu hatte. Denn genauer bestimmt ist der Hergang der ganzen Sache 511 nach richtiger Interpretation der Hauptstelle, bei Plinius III c. 2 § 17 Sill., dieser: dass Agrippa, der 741 starb, an sich

34) Sonst inOchtc man wohl dahin die Angabe des Pliniua VI c. 27 § 141 7.11 beziehen geneigt sein: IIoc in loco (in Charax) geni- tum esse Dionysium terrarum orbis situs recentissimum auctorem con- stat, quem ad commmtanda omnia in orientem praemisit divus Augustus, ituro in Armeniam ad Varthicas Arabicasque res maiore fdio (im Jahre 752). 'Stand diese Abfertigung des nuch sonst bekannten Dionysius' fragt Huschke p. 9 Anm. 16 fin Verbinduug mit dcm von Aethicus berichteten allgemeineu Unternehmen? Sollte er vielleicht nach Au- gustus Siegen uber die Parther ergiinzen, was Zenodoxus fiflr den fibrigen Orient besorgt hatteV' Far Verwaltungszwecke immerhin; das Landerbild der Agrippaschen Karte kann dadurch keine wesent- Hche Modification erhalten haben.

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774 BBICHSVERMKSSUNO DKS AUGUSTUS,

also seit dem Abschluss der allgeineinen ReichsYermessung (734) wohl hiitte seinen Plan schon ausfuhren kdnnen, doch nicht dazu kam, sondern nur einen Entwurf zu der Welt- karte und daneben die chorographischen Commentarien hinterliess, zugleich jedoch den testamentarischen Auftrag an seine Schwester (Pola), aus beiden die grosse Welt- tafel in einer offentlichen Porticus anfertigen zu lassen; ferner dass die Schwester auch den Anfang damit machte, Augustus jedoch, entweder weil auch die Schwester starb, oder weil er fiir das Untemehnien sich interessirte und ura das Andenken Agrippas zu ehren, eintrat und das Begonneue zu Ende fiihrte.35*) Jedenfalls fallt hiernach die Anfertigung des Orbis pictus nach 741; aus Dio Cassius LV, 8 ersehen wir aber, dass sogar im J. 746 die Porticus der Pola noch nicht fertig war: r\ be dv tuj Trebiuj (tuj 'AYpiTnreiin) ctou, fiv r\ TTujXa r\ dbeXqpf) auToO .... eTtoiei, oubeTruj eScip- yacTO. Weim aber auch noch mehr Jahre an der inhalt- reichcn Porticus unter Augustus' Auspicien gearbeitet worden, so muss doch durch die Bezeichnung 'Weltkarte des Agrippa' dem Verdienste seine Krone gesichert bleiben, da cr es war, nicht Augustus, von dem die Idee, das wissen- schaftliche Material und selbst die unmittelbare Vorarbeit herriihrten. Ein Umstand aber ist, der zu Augustus in einer so bestimmten anderweitigen Beziehung zu stehen scheint, dass seine gebiihrende Hervorhebung nicht ohne den giinstigsten Einfluss auf die Beurtheilung der ganzen Expo- sitio bleiben kann. Irren wir namlich nicht, so liegt der aut" den ersten Blick so willkurlichen Aufziihlung italischer Provinzen, die wir bei Aethicus finden, die Eintheilung Kisltaliens zu Grunde, nach welcher es Augustus in elf rc-

35») Plinius Worte sind: fis (Augustus) nanique complexam eum (orbcm terrarum) porticum ex destinatione et commentariis M. Agrip- pac a sorore sua inclioatam pcregit'. Hier kann dcstinationc nicht heissen fnach dcr Anordnung' oder 'Willensbestimmung', weil so die ungleichartigsten BegrifFc unter cx vereiuigt wiiren; es ist Kntwnrf, Grundriss, Projection; complcxam cum porticum ist als ein Begriff ru faasen: 'Halle mit Welttafel', und kommt hier auf dasselbe binans wie 'Wclttafel in der Halle'. Schwerlich faaste es Frandsen p. 162 richtig.

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AKKIITAS WEI.TKAKTK, AF.THHTS CO.SMOCiRAPHIE. 775

giones zerlegte: eine Eintheilung, deren Kenntniss wir meines Wissens einzig der Erwahnung des Plinius (von III, 5 § 46 an) verdanken. Denn auf sie lassen sich alle in der Exjx>- sitio erscheinende Naraen zuriickfiihren: Catnpania, Apulia, Calabria, Lucania, Bruttii, Snbini, Samnium, Piccnum, Vm- hria, Etruria, und das in solcher Gesellschaft sonst zieralich verwunderliche Vcnctia, welches die zehnte der Augustischen Kegioneu war. Fiigen wir hinzu LaHttm und, was vor Li- burnia so leicht ausfallen konnte, Liguria, sowie GaUia cis- jxtdana und transpadana, die ohnehin nicht konnen fflglich gefehlt haben und wohl bei; wo nicht in cisalpina und trans- alpina zu suchen sind,3ftb) so fehlt uns fiir keine der elf Re- gioneu eine entsprechende Bezeichnung des Aethicus. Zu welchem Behuf nahm aber Augustus jene Eintheilung Ita- liens vor? Wiire es eine stehende Einrichtung zu einem Verwaltungszweck gewesen, so wiire doch kaum denkbar, dass in der Folgezeit nirgend auch nicht die geringste Hin- deutung darauf vorkommen sollte. Es muss also wohl nur ein voriibergehender Zweck geleitet haben, und was kame uns dann zur Erkliirung gelcgener, als dass es die Augustische Vormessung war, zu deren Behuf jene Eintheilung gemacht wurde?

Es ist jetzt noch ein Punkt zu beleuchten, der wohl am meisten Schuld gewesen ist an dem ganzlichen Verkennen des Ursprungs und Werthes der Cosraographie. Das ist die seltsarae Gestalt, in welcher der orbis tcrrarum nach der von Aethicus berichteten Verraessungseintheilung in Beziehung auf die vier Hinimelsgegenden erscheini. Denn Verwunde- rung musste es allerdings erregen, dass, wahrend die Be- zeichnungen oricns, occidcns und mcridionalis pars sich als ganz angemessen darstellen, die scptentrionalis j>ar.s Klein- asien, Griechenland, Macedonien, Thracien und Armenien bilden sollten: Liinder, die wir einerseits vielmehr zum Orient gerechnet erwarteten, und die anderseits viel siidlicher liegen

35 b) Simler bemerkt zu Cisalpinam in scinen Scholien znm Ae- thicus p. 62: fad marginem MS. notatum erat Transcampanam , vel potiue Tran«padanam (ialliam hoc loco inscrendam esse.'

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REICH8VEBM ES SU N O DES AUGU8TUS,

als der grosste Theil des Occidents. Zwar der erste An- 513 stoss hob sich leicht; denn dass man die grosse Landerinasse, die wir unter der einen Benennung 'Orient' zusammenfassen wiirden, in zwei Theile zerlegte, das geschah eben nur zur Forderung der Arbeit. Dass aber von diesen beiden Theilen der obere septentrionalis nicht im Gegensatz zum untern, sondern im Gegensatz zu Osten, Westen und Siiden genannt wordeu, dafiir wiire es doch eine gar uubefriedigende Er- kliirung gewesen, zu meinen, weil einmal die Namen oricns, occidenSj meridies so gut gepasst hatten, so habe es, um eine Gleichmassigkeit dcr Bezeichnungen durchzufuhren, nahe gelegen, die Analogie auch dahin auszudehnen, wohin sie in Wahrheit nicht passte. Auch konnte es wenig helfen, zu den von Aethicus genannten Liiudern noch den Pontus Euxinus bis zu seiner nordlichsten Ausdehnung, und aus dem Volkerverzeichniss des scptentrio die Scythac hinzuzu- rechnen; denn dass etwa die Romer das vom Pontus nord- lich gelegene als ein noch zu eroberndes Land betrachtet, und in solcher Aussicht fiir die damit zusammengerechncten Liinder Griechenland, Macedonien u. s. w. den Namen rNordeu' anticipirt hiitten, solch ein Ausgleichungsversuch wiirde doch ziemlich in der Luft schweben. Vollig veriindert erscheint aber die Lage der Dinge, seit wir aus den eigenen Aut- zeichnungen des Agrippa die Gewissheit geschopft haben, dass zur sqrtcntrionalis pars alles Land bis zur Ostsee gehorte; denn nun haben wir als Inhalt dieser jxirs einen absoluten Nordeu, wiihrend dessen Abgrenzung gegen den Siiden der Natur der Sache nach nur eine beliebige sein konnte und eine relative sein kann.:55c)

Wiire dieser Aufschluss nicht vergonnt gewesen, so hiitte ein anderer Umstand eine unverwerfliche Erkliirung an die Hand gegeben: ein Umstand, von dem wir es dahin- gestcllt sein lassen, in wie weit inan es glaublich finden moge, dass er auch so mitgewirkt habe. Langst schon hat

35 c) Daraua ist hcrzuleiten, da.sg z. B. die lnacln Cjpcru, Rhodus, Coraica, das marc Carpathium u. a. in mclir als einer Ab- theilung wiederkehrcn.

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AGKIITA 8 WELTKARTE, AETHICUS' COSMOGRAIMIIK. 777

man auf den Orbis pictus des Agrippa und auf die Augustische Ye/messung zuruckgefiihrt den Ursprung sowohl des Itinera- rium 'Antonini9 als der Peutingerschen Karte; und in der su gehorigen Beschrankung aufgefasst, wird auch gegen diesen, wenngleich auch von Wesseling p. 7. 8 geleugneten Zu- sammenhang nichts Begriindetes aufzubringen sein.36) In dieseni, wie in verwandten Fallen ist der allgemeinste zu- gleich der starkste Ueberzeugungsgrund und eine Reflexion statt eines Zeugnisses wiegend: keine bedeutende Erscheinung im culturgeschichtlichen Gebiete steigt fertig gleichsam aus der Erde empor und ist init einem Male da, sondern sie ist hedingt durch Vorstufen und erwiichst im Zusammenhange eiues statigen Fortschrittes; eben so wenig geht aber aucli ein wesentlicher Fortschriti, eine Leistung, welche die Keime weiterer Entwickelung in sich triigt, spurlos verloren und bleibt jemals ohne (Jewinn fiir die Folgezeit. So dass, wenn spiiter eine Peutingersche Tafel zum Vorschein kommt, eine Welttafel aber schon von Augustus offentlich aufgestellt worden und in ihrem Einflusse noch auf die Bildung des vierten Jahrhunderts nachweisbar ist, es nach den natiir- lichen (resetzen des Cultarlebens unmoglich ist, diese beiden Dinge nicht in gegenseitigem Zusammenliange zu denken, durch wie viele Stufen und Uebergiinge dieser auch ver- mittelt sein moge. Hierzu kommt, dass eine abermalige allgemeine Vermessung der romischen Monarchie, auf welche iihnliche Unteruehmungen, wie auf die Augustische Ver- messung die Karte des Agrippa, hiittcn selbstandig gegriindet sein konnen, fiir spiitere Jahrhunderte schlechterdings niebi nachzuweisen ist.37) Nun fiillt aber an der Peutingerschen Tafel, aus der wir, dem aufgestellten Gesichtspunkte zufolge,

36) S. B6cking i». 76 gegen Bernhardy'8 Zweifel im Grund- rm d. r8m. Litt. p. 284. Wesneling'» Orunde sind die Hchon ohen II ihrer Schwuche nachgewicsenen, hergcnommcn von der Unwahr-

scheinlichkeit einer Vermeasung den innern Gormaniens u. 8. w. Be- stimmte Spuren der Uebereinstiramung zwiachen der Agrippa^chen und der Peutinger'schen Karte sucht Mannert p. 28 nachzuweisen.

37) Hierin uberzeugt Mannerfs ErOrterung p. 9ft. gegen Wesae- Hng p. 4, Scheyb uud andere.

778 KKICHSVKKMEMKlTXr; DKM AlHiUSTUS,

auf die Agrippa'sche zuriickzuschliessen berechtigt sind, nichts so befremdlich ins Auge, als die hochst wunderlich zuaam- mengepresste Form der Liinder, wodurch bei sehr lang- gezogener westostlicher Dimension die von Norden nach Siiden einen ganz unverhaltnissmiissig schmalen Streifen bildet: eine Form, welche sehr umstitndlich, aber anschau- Hch in Bergiers Schrift de viis III, 7. 8 erortert ist. Hier ist es nun ein glucklicher <Tedanke Mannerts, dass diese Art der Abbildung sich herschreibe von einer ahnliebeu Beschaflenheit der Agrippaschen Karte, fiir diese aber eine solche Einrichtung bedingt war durch den Zweck der Auf- stellung oder Aufhangung an den Wanden einer offentlicben Halle, damit nanilich nicht, wenn die Maasse der natiirlichen Ausdehnung beibehalteu worden wiircn, die Ciberinassige Rohe der Bequemlichkeit des Anschauens Eintrag thun solltc.3**) Um also ein Tableau von miissiger Hohe bei beliebiger Liinge (Breite) zu gewinuen, was vom romisehen Publicum gemiichlich zu betrachtcn ware, lialf uian sich durch Zu- sammeudriickung und Verschiebung der allzu sehr vorstehenden Liinder, wodurch der Nordtheil des Westens siidlicher herab- kam, (Triechenland und Kleinasien u. s. w. aber eine relativ nordlichere Lage erhielteu. Wenigstens konnte so auch ffir die zum Privatgebraueh gemachten und in den Provinzen verbreiteten Copien des Augustischeu Originals, auf welcbeu man, wie es scheint (s. o.), die barbarischen Liinder des eigentlichen Nordens allmahlich wegzulassen anfing, die Be-

38*) Mannert p. 6: ' Eadcm enim proportione, qua Orbis Pictu» in longitudinem ab occidente ad orientem excrescobat, exteudondu> quoquc fuisset iu altitudincni a meridie ad soptentrionem: qua ro por- ticus nimium quantum assurrexis^ct in altitudinem. Et fac satis altam fuisse, ut cuncta rite exponercutur, quem usum pictura praebuisset inspicientium, legentium, figuras mirautium mnltitudini? Ante oeulos habuiBset Africae deserta: Italiae expOHtio altiore loco iam posita vol proceri hominis staturam louge superasset, magis septentrionalia in tantam surrexissent altitudinem, ut non dico legcntiuni scd ct picturas intuentium aspectui omnino scse eubtraherent, Qua de causa opioor enndem ob8ervatum esse ordinem, quem nobis exhibet rentingori Tabula, in magnam longitudiucm, multo minorem altitudincm extonsa.' Pass und wnrum diese Achnlichkeit ihre Grenzen hat, ist oben erSrtert

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AOKIPPAS WKLTKAUTK, AKTHICUS' C08MOQBAPHIE. 77!)

zeichnung sejptentrionalis pars im Sinne der Expositio ihrc gute Geltung behaupten. Welche starke und fur uns (auch ab- gesehen von unserer Gewohnung an gute Karten) oft kaum zu begreifende Irrthumer im einzelnen den geographischen Vorstellungen jener Zeit anhafteten, lehren, um gar nicht weiter zu gehen, zahlreiche Thatsachen, die Strabo berichtet. 516 War also von solchen Ungenauigkeiten und Unrichtigkeiten trotz aller Vermessungen auch die Agrippa sche Karte nicht frei, wie liesse sich von ihr richtige Zeichnung im gauzen und grossen erwarten, da es ja in der Natur der Sache liegt, dass das Grossenverhaltniss, die gegenseitige Lage, der Zusammenhang der Lander die letzte Stufe sind, zu der sich die geographische Kenntniss am spiitesten und schwierigsten erhebt? Und je grosser fUr einen Siiulengang die Dimensionen geuommen werden mussten, desto schwerer war es, das richtige Vcrhaltniss zu bewahren, desto weniger liel auch die etwaige Disproportion in s Auge. Dass aber selbst in ciner Zeit, in der sich doch die Vorstellungen vielfiiltig berichtigt hatten, dieselbe verkehrte Gestalt der Erde fiir die Peutingersche Karte beibehalten wurde, das erklart sich schon aus der vis inertiae in allen menschlichen Dingen, vermoge deren selbst vorgeschrittenc Einsicht von der Gewohnung an eine zufiillige, von Alters her iiber- kommene Grundlage, wenn diese zumal sinnlich fixirt ist, sich so schwer losreisst, dass man sich unbegreiflich lange mit Ausbesserung und Umbau behilft, ehe ein vorurtheils- loser Sinn einen herzhaften Neubau wagt.

Daneben war es jedoch auch eine bestimmte Absicht, welche fiir die Peutinger sche Tafel eine so kolossale Ver- schiebung und Auseinanderziehung wahlen liess, wie sie auf Agrippa s Karte gewiss nicht stattfand: so zwar, dass gerade hierin wiederum ein Hauptunterschied beider Unternehmungen zu suchen sein wird. Die Peutinger sche Tafel wollte vor- nelimlich auch die Strassenziige darstellen; um aber deren Liingen anschaulich vor Augen zu stellen, gab es kein anderes Mittel, als eben jene, allen iibrigen Verhaltnissen Hohn sprechende Zeichnung, wie das schon von Bergier aus- gefuhrt worden, und nach ihm von Mannert p. 23 ff. Dass

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780 REICHSVKRMK8SUNG DKS AUGITSTU8,

dagegen auf der Karte des Agrippa, wie Berge, Flusse, Stadte u. s. w., so auch die viae verzeichnet gewesen waren. dafiir findet sich in der Expositio des Aethicus keine Spur (das einzige Aemilea kommt natiirlich nicht in Betracht, s. o. | Anm. 29]). Und ich glaube, das hat seinen guten Grund, und 517 Mannert (s. Anm. 32) musste von seiner Vorstellung sowohl die 'viarum directio' als die fdistantiarum numeri' fern halten "*): denn auch auf die letztern enthiilt die Expositio, mit Aus- nahme der Flttsse (s.o. [p. 748]), nicht die leiseste Hindeutung. Natttrlich standen beide, Heerstrassen und Entfernungs angaben, in den Commentarien (d. i. in den, wenn auch verarbeiteten, Vermessungsberichten) des Agrippa38*5), und

38 b) Etwae ganz anderes ist es rait dera * Antoninischen' Itine- rarium, fur welches Mannerfs (p. 7) und vieler Fruhern Herleitung wohl bcrechtigt erscheint: ' Ex iisdem (Agrippae) commcntariis emanarit quoquc Itinerarium , in usum publicum (wofern er damit Staatazweckr meint) inde excerptus index locorum praccipuorum eorumque distantiae\ Wenn aber mehrerc Chronikenschreiber des Mittelalters (Flodoardu^ Hiat. Rhemens., Baldericus Chron. Camerac.) bestimmte Entfernungs- ma68e aus f Aethici Cosmographia' anfflhreu, oder die f Cosmograpbia ' aua der von Julius Caesar in Folge eines SC. angeordneten Vermessung herleiten, so beruht diess eben nur auf der Anm. 23 beruhrten Ver- miscbung dcr Cosmographia und des Itincrarium in den Handscbriften. Sehr deutlich wird dicss aua Hugo Flaviniacensis Chron. Virdua.. welcher, die Identitat der VerfaBser annehmend, doch den Inhalt gmau scheidet: 'Has autem omnes conicctioties Aethicus in Cosmographia ei- cludens, in Itinerario mundi vocat' .... Weil dem ltinerar die Cosmographie mit ihrem Einleitungsbericht voranging in den Hdsa., konnte auf dae in dem letztern erw&hnte Senatusconsult die Anfertigung des Itinerars geradezu zuruckgefflhrt werden von dem Chronographus Fcrrar. bei Muratori, der iibrigens schon die Zahlenverderbnisse der Vulgate vor Augen hatte, wenn er sagt: 'pcr annos XXX et amplins decreto Senatus Romani in Europa, Asia et Africa M. Antonii consnlis Romani studio facta est divisio itinenim de distantiis ' etc. Die Stellen dieser Chronisten findet man allc bei Wesseling p. 6.

38 c) Das war so gewiss der Fall, als es gcwiss ist, da*s erd das Vorhandensein liingerer Strassenlinien zum ersten Male zuverllssige Orta- und Eutfernungsbestimmungen und eine durchgreifende Correctioii der Lagenverhaltnisse der Liinder der Erde mdglich machte. Daruin hauptsachlich , weil sie dieses festen Anhaltes entbebrten, waren die iiltern Messungen, wic sie den Karteu des Dicaarchus, des Erato.4henes u. s. w. zu Grunde lagen , eo unzulanglich.

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AGRIPPA?S WELTKARTE, AETHICUS' COSMOGRAPniE. 781

nach Massgabe dieser Ansiitze wurde die Zeichnung der Karte entworfen; aber sie gingen deshalb nicht auf die Karte selbst mit iiber. Denn wenn der schon angefiihrte Eumenius sagt: ' illic instruendae pueritiae causa oninium cum nominibus suis locorum situs, spatia, intervalla descripta sunt' etc., so sind spatia und intervalla nicht die mit Zahlen ausgedriickten Distanzen, sondern die durch und mit den locontm situs fQr das Auge gegebenen natiirlichen Entfernungs- verhaltnisse. Nichts begreift sich aber leichter, als dass aus politischen Riicksichten gerade die strategisch wichtigen Marschrouten und ihre mathematisch genauen Massbestim- ms mungen der Kenntniss des Kaisers vorbehalten und als Staatsgeheimniss in den Archiven verwahrt blieben, in den Orbis pictus aber um so weniger aufgenommen wurden, als ja die mathematischen Vermessungs-Details fur den grossen Haufen nicht einmal ein besonderes Interesse haben konnten. Belege dafiir, wie solche Geheimhaltung weiterhin bis zur argwohnischsten Bewachung und despotischsten Ahndung etwaiger Veroffentlichung gesteigert wurde, gibt Mannert p. 9 (vgl. Bocking p. 82) und nach ihm Frandsen p. 191 ff., mit dessen auf dieses Gesammtverhaltniss gegrflndeter Be- urtheilung der Agrippa schen Commentarii man ganz einver- standen sein muss. Sie waren kein dem Publicum bestimmtes geographisches Werk, sondern eine im Staatsarchiv verwahrte Arbeit. Sehr begriindet ist Frandsen s Wunsch p. 195: fWir mochten gern ermitteln, ob Plinius ausser da, wo er Agrippa namentlich anfiihrt, denselben auch sonst noch benutzt' (diess unstreitig), fwenn nicht gar zur Grundlage der siimmt- lichen BQcher genommen habe, in welchen * continentur situs, gentes, maria, oppida, portus, montes, flumina mensurae, populi, qui sunt aut fuerunt»'.

Die Eintheilung ubrigens des orbis terrarnm, nicht in Europa, Asien und Africa, sondern nach den vier Himmels- gegenden, welche Caesar und Augustus fur die allgemeine Vermessung zu Grunde legen liessen, steht nicht so isolirt, dass sie, obgleich in keinem geographischen Systein zur Anwendung gebracht, nicht in einer alten Volksvorstellung ihren Anknupfungspunkt fande. Darauf niimlich deutet der

7S2 BEICHSVEBMESSUNG DES AUGUSTUS,

lnythische Ausdruck hin, dass Okeanos die vier Tochter Asia, Libya, Europa und Thrake gezeugt habe: ein Mythus, den aus Andron deni Halikarnassier die Scholien zu Aesch. Pers. 183, zu Lykophron 894. 1283 und Eudocia p. 493 aii- fiihren. Der Htandpunkt fiir diese Eintheilung ist augen- scheinlich Griechenland, von wo aus die bekanntern Striche Europas als wahrer Westen, Asien und Libyen als Osten und Stiden, Thrakien (in weiterer Ausdehnung genommeu, s. Ukert Geogr. I, 2 p. 282. II, 2 p. 5 f.) als Norden er- scheint. Auf die praktische Anwendung aber, zu der diese 6i9 einfachste, der sinnlichen Auffassung der Ungelehrten so nahe liegeude Eintheilung 35 d) durch die romische Reichs- vermessung kam, gehen gewiss die spiitern Erwahnungeu einer Viertheilung des Erdkreises zuriick, die sich bei (ieo- graphen, aber nur ganz im Vorubergehen, finden. So bei Mela I, 1, bei Agathemerus I, 6; denn dass hier nicht bloss, wie Berkel meinte, an die vier Himmelsgegeuden als Kichtungen gedacht wird, sondern der Begriff einer wirk lichen Eintheilung der Liindermassen selbst zu (irunde liegt, zeigt eben der Ausdruck riTretpoc des Stephanus von Byz. v. "HTreipoc oi uev yap eic buo tt\v rfjv, o'i be eic Tpia, oi & e ic Teccapa (d. i. eic Teccapac riTreipouc) bieuepicav.39)

Auf jedes weitere Eingehen in die Einzelheiten eiuos StofFes, der noch zu mancher interessanten Betrachtung ein ladet, muss vorliiufig verzichtet werden, bis die Benutzung handschriftlicher Mittel sicherere Sehrittc erlaubt40) Eine

38d) Vgl. Polybius III, 30: TrpiuTT| u£v oOv K.al ptfkrr] yvukic, lr\ bi KOlvf) TTCtCtV dvSpUJTTOlC, ^CtIv 1) TOU TT€plkXOVTOC V|u.dc i>iatp<CK

Kal Tdtic, Ka0' i^v rrdvTtc, iDv Kal u.iKp6v 6a>€Xoc, dvuToXuc, bvcnc,

Lif C)l.U[i|i;.(v , UpKTOV YVlUpiZ0U€V.

31*) Das.s der Ausdruck bei Agathemerus: ttxi toic Ttccapo

tt^c oiKouu£vr|C u(' |im. ftopeiiu X^yuj xai votuu Kal tcTrepiiu xai tiinu, zweifelhaft sei, geben wir mit Rucksicht auf den von Gronov w Mela citirten Agatbarrhides zn: rf\c 6Xrjc olKouyivnc €v T^ccapci (uw* Couivtic uc^pta, dvaToXuc X^yuj, ^Occujc, dpKTOu Kal utcrmPpiac, wo ufpi wirklich nur die Himmelsgegenden sind.

40) Es ist ein eigenes ZusammeutrerTen, dass mir gerade in die*m Augenblick ein Freuud aus Breslau Bchreibt: * Meiue spurlichen Mush^ atunden sind jetzt der alten Ueographie gewidmet, und ingbesondere

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AGRIPPAS WBLTKARTE, AETHICUS' COSMOORAPHIE. 783

der altesten, wo nicht die alteste aller Handsehriften ist 5*0 ohne Zweifel die Vaticanische, aus welcher oben die Ver- messung des Occidentes durch Didymus erganzt worden ist41), indem sie in's achte oder neunte Jahrhundert gesetzt wird: s. K. E. Ch. Schneider s Praef. zu seiner Ausg. des Jul. Caesar I p. XLVI. Sie enthtilt die commentarii dc bcllo Gallico, und nach ihnen unsern Aethicus unter deui Titel Cronica Cacsaris: ein Titel, deu auch Vossius de philol. c. 10 § 17 aus Mss. anfiihrt. Es hat damit unstreitig die- selbe Bewandtniss, wie mit den, zum Theil zwischen deni Itincrarimn uud der Cosmographie wechselnden, Ueberschriften

den spatern lat. Ueographen. Zunachst habe ich den sogenaunten Aethicus vorgenomraen und die in der Rehdiger'achen Bibliothek befindliche Hamlschrift verglichen. Diese ist in jeder Hinsicht aehr merkwurdig. Ea werden manche Liieken durch sie ausgefullt und auch sonst dem gewaltig verunstalteteu Texte nachgeholfen. Besonders merk- wflrdig ist, dass ein Theil jener Cosmographie sich zweimal in der Hds. vorfindet, und zwar in so griindlich verschiedener («estalt, dasa ich die zweite Fassung lieber gauz abgeschrieben habe. Es wird intereasant sein, das Verhiiltuiss dieser beiden Stiicke festzustellen ; bis jetzt weiss ich noch nicht, wie die Sache aufzuhellen sein darfte.» Ohne niihere Kenutnisa litsst sich nichta entscheiden; iiu allgeraeinen gewahrt die Annahme von Schulcompendien und Privatredactionen, die den Stoft* nach Bedurfniss nnd Umstanden geatalteten, einen hinlilng- lich weiten Spielraum der Erklarung. Vgl. Anm. 27. Von deut- schen Bibliotheken ohne dass ich mich jetzt gefliasentlich danach umthue bietet auch die Wolfenbfltteler (N. 18 bei Ebert) einen Aethicus, und eine Munchener (eine Victorianiache , N. 99) ist von Bucking p. 11 ft". beschrieben Die Reh<liger'sche stebt bei A. Wachler p. 37 verzeichnet. Keine ist iilter als das 15te Jahrhundert. Auch von aonst erwabnten, z. B. von der Florentinischen bei Bandini, reicht bei weitem keine zu dem Alter der Vaticanischen hinauf.

41) Leicht moglich, dass diese Krgiinzung uur der Vaticanus bietet und dadurch sich als Urcodex zu erkenuen gibt; fast sollte man es darum glauben, weil doch sonst wohl einer der in Anm. 16. 26 erwahnten Autoren, die von selbstgesehenen und zwar sehr abweichenden Handschriften, zugleich aber von der Caesar-Augustischen Vermessung sprechen, gerade jene bo wichtige Vervollstiindigung gegeben und hervor- gehoben hatte. Ist aber der Vaticanus wirklich aua dem 8ten Jahr- hundert, so wird schon darum die Kxporitio schwerlich eret im 8ten Jahrhundert gemacht sein, wie Manuert etwas unerwogen meinte.

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»

784 HBICH8VERMESSUNG DES AUGUSTUS,

Iulii Caesaris, Antmini, Aethici Antonini, Antonii Augusti, Antonii (Antonini) Augustalis u. dgl. Alle diese Namen riihren, wie hingst beraerkt worden, aus der Erwahnung der Con- sulate des Caesar, Antonius und Augustus her, die man in der Einleitung zur Expositio fand. Nur zwischen Aethi- cus und Julius Honorius (s. Anm. 27) ware demnach zu wahlen. Nun ist es zwar moglich, mit Valesius zu Ainruian XXIX, 5 § 37 beide als zwei Schriftsteller neben einander bestehen zu lassen, und zwar den Honorius als den altero, Aethicus (oder, wie Valesiqs schreibt, Ethicus) als seinen Ausschreiber anzusehen. Es liesse sich darauf aufch allen- falls der einzige wesentlichc Unterschied beider Schriftchen beziehen, der in dem Zusatze der einleitenden Vorrede bei Aethicus besteht, Aber selir sonderbar wiire doch danu, dass derjenige, der auf der einen Seite als unselbstandigster mi Plagiarius bezeichnet wird, anderseits wieder die gewahltesten Nachrichten, wie sie die Einleitung gibt, hinzugefflgt haben sollte. Auch ist ja gerade das Stiick, dem dicse Einleituni; fehlt, Exccrpta uberschrieben. Darum diirfte os geratheinT sein, Vermittelungen dieser Art aufzugeben, in beiden Stiicken, wie oben geschehen, nur verschiedene Hedactionen zu sehen, den Namen Aethicus, der an sich jedem vernunf- tigen Herleitungsversuche widerstrebt, etwa auf ein appella- tives Ethnicus zurilckzufuhren (denn nebeu Acthicus wml Aethnicus ausdriicklich angefiihrt vou Hergier) , und als waliren Verfasser mit S a 1 ra a s i u s , G. .1. V o s s i u s , Wesseling (p. 2) den Iulius Honorius Orator gelten zu lassen, dessen kosiuographische Schrift von Cassiodor de instit. divin. litt. c. 25 so beschrieben wird, dass die Teber cinstimmung mit der des Aethicus niclit grosser sein kann: fsi libellum Iulii Oratoris, quem vobis reliqui, studiose legere festinetis: (jui maria, insuias, numtes famosos, provincias, civi- tatcs, ftumina, gcntcs ita quadrifaria distinctione complexus est, ut paene nihil libro ipsi drsit. quod ad cosniographiae notitiam cognoscitur pertinere'. Selbst der 'orator* kann auf Schulgebrauch liinweisen. Der Codex Tliuaueus, der unsere Cosmographie ausdriicklieh dem lulins Orator beilegen soll, gibt nach Vossius (de philol.) am Schluss noch folgende Be-

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ac;riita's weltkarte, aethicus' cosmographie. 785

lehrung iiber diesen, die icli aber ganz eben so am Eiide des bei Gronov gedruekten, von Aethicua unterschiedenen Honorius finde: rHaec omnia in descriptione recta ortho- graphiae transtulit, publicae rei consulens, Iulius Houorius, magister peritus atque sine aliqua dubitatione doctissimus; illo nolente ac subterfugiente nostra parvitas protulit, divul- gavit et publicae scieutiae obtulit\ Kast scheint es, als werde hier Honorius selbst nur als Compilator, der ein alteres Werk uinschrieb, bezeichnet. Dass er wegen Cassio- dor s Citat nicht spiiter ist, als die erste Hiilfte des sechsten Jahrhunderts, ist leider untergeordnet gegen die Frage, vor welchen Zeitpunkt er nicht falleu kann: zu deren Heant- wortung indess sich Data ermitteln iassen werden. Die Be- zeichnung Ethnicus mag iibrigens mit den Beinamen Sophista und Philosophus zusammenhangen. die sich ebenfalls in Mss. tinden. Moglicher Weise haben wir es hier mit einer ganzen 5*2 Kett^ von Verderbnissen und Misverstandnissen zu thun: ein gewohnlicher Weg im Mittelalter, wodurch auch sonst die seltsamsteu Fictiouen entstanden siud. Auf der ersten 8eite des Thuaneus steht nach Gronov p. GJK): *Eiusdem Aethici Peripatetici librum alterum de philos. habet 1\ Daniel Aurel. in codice vetusto, in quo Isidori Astrologia contine- tur'. Wer weiss, von welcher Abschreiberweisheit auch der Name Aethiais Ister oder Hister herstammt, den man dann als Sophista Istriae auffasste. Es klime vor allem darauf an zu wissen, wie alt die iilteste Handschrift i.st, worin diese Namen vorkommen. Denn nicht hinliiuglich klar ist ein von Salniasius Exerc. Plin. p. 541 (770) angedeutetes Verhiilt- niss: r...ex vetustissimo nostro codice et Thuaneo, qui Cosmo- graphiam illam non Aethico, sed Iulio Oratori tribuit . . . Nam Aethicus alius est, Histricus Sophista, quem de Graeco translatum ab Hieronymo et nondum editum vetus idem liber habet ex bibliotheca Thuanea'. Vgl. p. 580 (826): cHac voce usus est vetus auctor, qui Aethicum Histriae Sophistam compilavit. Membranae Hieronymum Presbyterum inscribunt/ p. 4ISG: 'Aethicus Philosophus Istricus ab Hiero- nymo ;n Latiuum translatus, de geographia'. Hiemach existirte also DOch eine, sowohl von der Expositio als von der I)e-

FH. KlTttCBRI.II OPVSCVLA III. 60

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78G BEICHSVERMESSrXf; DES AUOU8TUS,

523 scriptio verschiedcne geographische Schrift42), und was Sal- masius daraus mittheilt, findet sich allerdings in jenen beiden nicht. So erwQnscht es uns nun kanie, auf diese Schrift allein jene verdachtigen Autornamen beschriinken zu durfen, so dass dieselben auf die Expositio eben so grundlos iiber- tragen wiiren, wie an diese selbst die Descriptw des Orosius, als von einem Verfasser herriihrend, angelothet worden: 90 wiire doch die Erkliirung und Herleitung der Namen dadureh nur eine Stufe weiter fortgeschoben. Wiewohl bei einer griechischen Schrift der Name Ethnicus sogar noch begreif- licher sein wiirde; nur dass eine Uebersetzung aus dem Griechischen an sich weniger probleinatisch sein miisste. Gern erfiihre man iibrigens, ob etwa in dem Thuaneus das Machwerk des Hieronymus nach der Dcscriptio stand, und ob es etwa mit liom begann; denn dann wiirde sich darauf das iu Anmerkung 23 besprochene Schlusswort der Dcscriptio beziehen lassen, und uberhaupt die Annahme sehr bequem sein, dass die drei urspriinglich ganz unabhiingigen Stueke des Honorius, Orosius und Hieronynius vOn einem redi- girenden Compilator (ob Hieronymus selbstV) durch einige verbindendeZusiitze zu einem Ganzen an einander geschlossen

42) Einiges Niihere ist zu entnehmen aa« Simler'n Epist. dedic. f. 2: fAudio etiam apud Cl. V. P. Danielem Aurelianensem extare Acthici librum hac inscriptione : Incipit liber Aethici philosophico edi- tus oraculo, a Ilieronymo presbytero translatus in Latinum, ex Cosmo- graphia et mundi scriptura. De eo etiam nic scribitur in praefatione: Jlic Aethicus Jstria regione Sophista claruit primusquc codices INM Cosmographiam nuncupavit: alios, quos non minora, sed maiora dixistt cognovimus , Sophogrammios appeUat. Nobis librum illum videre non eontigit, 8ed in nostro exemplari hoc de illo iudicium a viro doctc adnotatum fuit: librum esso barbare BCriptum , nugis et. fabulis re- fertum , de creatione mnudi, de elernentia, de mirabilibus niundi etc, omnia indigna llieronymo (namlich />. Hieronymo): ac ne Aethici quidem, quoniam in eo libro ipse Aethicus Iater philosopbus saepo citatur.' Diese Schrift ist es, worauf dc9 Hrabanus Maurus Worte (bei Vosh. de hist. lat.)gehen: 'Litteras enim Aethici philosophi, cosroo graphi natione Scythica, nobili proaapia, invenimus, quas venerabili- Hierouymus presbyter ad uos usque cum auia dictis explanando }>er duxit.'

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AGEIPPA'S WELTKABTK, AKTHICITS' COSMOORAIMHE. 787

worden wiircn. Uns tiefcr auf diese Wirre» einzulassen, liegt fnr diesuial nieht in unsenn Plane.

Nachtrag.*)

Wenn im ersten Jahrgang dieser Zeitschrift p. 520 itr, [oben p. 783J*Anm. 41 auf das absolute Stillschweigen derer, welche Handschriften des Aethicus gesehen und be- schrieben haben, die Vermuthung gegriindet wurde, es moge die aus der Vaticanischen entnommene wesentliche Vcrvoll- stilndigung des Venuessungsberichtes eben nur in dieser Handschrift sich finden: so war damit der Sorgfalt jencr altera (ielehrten hochst wahrscheinlich mehr zugetraut, als sie verdicnt.**^ Denn die ebend. Anin. 40 erwahnte, gur nicht alte liehdigersche Handschrift, die schwcrlich allc iibrigen an Werth iibertreffen wird, fiillt ganz iibercin- stimmend mit dem Inhalt des Vaticanischen Supplements, nur nicht in epitomirter Gestalt, sondern in zusaiumeu- hiingender Ausfiihrung, die Liicke des Vulgattcxtcs folgender- massen aus:

Itaque Iulius Cefar Bifextilis raconis inuentor diuinis ir.s humanis qi rebus fingulariter inftructus cum confulatus fui fafces egeret ex fenatuconfulto cenfuit omnem orbcm iam Romani nominis admetiri per prudentiffimos uiros et omni phylofophie munere decoratus:

Ergo a Iulio cefare ct menfe Antonius confulis orbis terrarum metiri cepit id eft a confulatu fuprafcripti ufque in Confulatum Augufti tercium et Craffi annis XXI. Menfcs V. dies VI III. Auatodoxo omnis oriens dimenfus cft ficut in- ferius demonftratur:

*) [Rheio. Museum f. Philol. N. F. Bd. II (1842) p. 157 f.]

**) Volle Aufkliirung iiber dicHeii wie uber anderc Zweifel wird Uie dem Yemehmen nach ihrem Eracheincn demnuclist entgcgcnschcude Bearbeitung des Aethicua vou Hcrrn d' Avesac in Paria geben.

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788

R E I C II S V E R M E S S U N G DES AUGU8TUS U. 8.W.

A Oonfulatu I. Cefaris et menfe Antonii ufque in con- fulatum Augufti feptimum Et agrippe a dydimo Occidens ut pars dimenfa eft Annis numero XXXT. Menfes III. dies III. ficut aperietur ftilo:

A Confulatu Iulii Cefaris et menfe Antonii ufque in confulatum Augufti decimum Annis XXVIIIl. Menfes VDI. dies X. a Theodoro Septentrionalis dimenfa eft ut euidenter oftenditur:

A Confulatu fimiliter Iulii Cefaris ufque^ iu Confulatum Saturni et Cynne a polyclito meridiana pars dimenfa eft annis XXXII. menfe I. dies XX. ficut diffinite monftratur. At fic omnis terre orbis intra annos XXXII. a dimenlbribus peragratus eft et de omni eius continentia perlatum eft ad fenatum.

Was die Qbrigen Eigenthumlichkeiten dieser Handschrift sowie die eigentliche Beschaflenheit des Vaticanischen Bruch- stUcks (denn mehr ist es nicht) angeht, so freut es mick, dieses Material jetzt in guten Hiinden zu wisseu, und auf eine kflnftige Verarbeitung desselben verweisen zu kiiwien, die es vergonnt sei nachstehend schon jetzt der Aufmerk- samkeit unserer Leser zu empfehlen.

[Es folgte niimlich im Rheinischen Museum unmittelbar hierauf der cPlan zu einer Gesanimtausgabe der kleineren lateinischen Geographen' von Glaser in Breslau, welchcr bekanntlich nicht zur Ausfiihrung gekommen ist. ('. W.|

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XXV.

Kritische Miscellen zu lateinischen Autoren.

1) Zu Plautus Miles gloriosus.*)

An Professor Fleckeiben. Deine Frage, I. Fr., was ich iiber M. Haupt' s iui jiing- ui sten Heft des ' 116^168' f III p. 147 f ] mitgetheilte Emendation der Plautinischen Verse Miles glor. 23 f. urtheile, kann ich Dir, 80 wic sie gestellt ist, darum nicht beantworten, weil mir meine hiesige Sortimentsbuchhandlung jenes Heft noch gar nicht geliefert hat. Was ich aber kann, das ist, Dir raeine eigene Emendation jener Verse mittheilen, wie ich sie seit Jahren nicht nur fiir mich selbst aufgezeichnet, son- dern auch wiederholt in Vorlesungen iiber den Miles glorio- sus vorgetragen habe. Nur dass ich sie im Folgenden ein wenig niiher im einzelnen ausfuhre.

Wir sind bei diesen Versen in der gunstigen Lage, zwei gleich respectable Ueberlieferungen vor uns zu haben: das wenn auch nicht vollstiindige Zeugniss des Palimpscsta nebeu den Palatini einerseits, anderseits das Citat des Varro de 1. lat. VII, 86. Im Vetus lauten die Verse von erster Hand also:

Me sibi habeto ego me mancupio dabo Nisi unum epytir aut apud illa esturiensa nebeue. Das dem Vetus zieinlich parallel stehende Original, aus dem sowohl Decurtatus als Vaticanus abgeschrieben sind, hatte vermuthlich iin ersten Verse ungewiss wo ein et iiber- geschrieben: daher also im Decurtatus habcto et ego me, im Vaticanus bloss habeto et ego: erst von zweiten Handen ward

*) [Fleckeisens Jahrb. f. Philol. Bd. XCVII (1868) p. 341-343.J

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7<J0

KKITISCHK MISCKLLKN

sowohl im Vetus als im Vaticanus et cgo mc corrigiert. Im zweiten Verse stimmen alle drei Handschriften, abgesehen von etwas verschiedener Sylbenverbindung, bis auf unwesent- liche Kleinigkeiten {aput statt aptid, csturicns ame bcne) mit einander uberein. Der Palimpsest gibt im ersten Verse eben- falls nur habcto cgo mc mcmcupio dabo\ im zweiten war ini Anfange Nisi unum zu lesen; etwa zehn folgende Buchstaben blieben mir unlesbar, nach denen ich pud insanum btnc zu crkennen glaubte, vielleicht aber in Betreff des pud micli irrte und vielmehr tur lesen musste, da durch cpityrum es j tur ein Zwischenraum von gerade zehn Buchstabeu genau gefullt wird. Denn wenn das cstur bei richtiger Sylbenabtheilung schon iu BCD deutlich vorliegt, so wird es zugleich mit dem epi- tyrum unverkennbar von Varro bezeugi Varro's VVorte lau- tcn (wie man mit Genauigkeit zwar nicht aus Miiller s, wohl aber aus SpengeFs Angaben ersieht) in der Florentiner Hand- schrift also: apud plautum si unum epytira cstuer insanc benc. cpytirum uocabulum cst cibi quo frcqucntius sicilia quam italia usa. id [id cdi Miiller] uehcmenter cum uellet diccrc, dicit fvielinehr wohl dixit] insane, quod inmni faciunt omnia uchementer. So befremdlich es auch erscheinen mag, dass gleichmiissig in der Varronischen wie in der Plautinischen Ueberlieferung des Plautinisdien Verses auf die Sylben cpy- tir ein a folgt, so liisst doch Varros nachfolgende Erklarung, welche ausdriicklich die Form cpityrnm an die Spitze stellt, 842 keinen Zweifel, dass nur ein Spiel des Zufalls jene Ueber- einstiiumung des Verderbnisses hervorgebracht, das sich ohne- hin in dem aut bei Plautus nocli weiter fortgesetzt hat. Ebenso gewiss aber, wie cpytira und cpytiraut nur Corrup- telen von cpityrum sind, ist auch im Anfang des Verses das plautumsi des Varro nur durch Ueberspringung des ni nach m entstanden.

Was aber bei der Vergleichung der beiderseitigen Ueber- lieferung vor allem in s Auge springt, das ist, dass bei Varro, und dieses zwar in vollster Uebereinstimmung mit dem Pa- limpsost, vor cstur keine Spur erscheint von dem apud ilfa der andern Plautushandschriften: worin iibrigens die italiiinischen Kritikcr ein apud Ulum mit demselben Rechte erkanuten,

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7A LATEINISCHEN attoren. 791

mit dem wir ein cpityrum in dem Varronischen epytira. Jene Worte sind also Glossem. Niihme man sie aber auch nicht dafur, so wiirde doch eine sich alsdann etwa so darbietende Versgestaltung: ni unum fpityrum apud illum cstur insanc benc, darum durchaus uiistatthaft sein, weil in dem hiesigen Sinne ein ni statt nisi nicht nur unplautiniseh, sondern selbst un- lateinisch wiire. Da nun im Palimpsest ebenso deutlich insanum benc, wie in den iibrigen Plautushandschriften uud bei Varro insanc bcne geschrieben steht, so verliel ich, um nichts von der Ueberlieferung verloren gehen zu lassen, ehedem auf den Gedanken beides zu verbinden, das nisi zum vorangehenden Verse zu ziehen und diesen, der ein paar Sylben zu wenig hat, dadurch vollziihlig zu machen, den uusrigen aber zu schreiben: nisi \ unnm cpityrum cstur insanum insanc bcnc. Die Conjunction nisi, zumal in der hiesigen freiern Anwen- dung von fwenn nur nicht', fnur freilich', durfte als Vers- schluss gerechtfertigt erscheinen durch Captivi 724: ibi quom dlii octonos iupidcs ccfodiunt, nisi | cottidiano scsiiuiopus con- fcccris, | Scscrntoptago nomcn indctur tibi, und durch Curculio 51: tam a mc pudicast, fpidsi soror mca sit, nisi \ $ist dsctdando quipiam injnulicior. Aber die Verbindung insanum insanc, obwohl unter andern Uinstanden als besondere Pointe dem Plautus wohl zuzutrauen, blieb ein grosses Wagestiick bei noch hinzutretendem bcne: ein Wagestiick, das jedenfalls durch das insanum valdc der Nervolaria (bei Nonius p. 127, 26) nicht ausreichend geschutzt war. Ueberhaupt wirkte wohl dabei eine allzu hohe Werthschiitzung des Ambrosianischen Palimpsests mit, wiihrend sich doch bei eingehender und un- befangener IJetrachtung mehr und mehr die Ueberzeugung Bahn brechen muss, dass zwar in allem, was sich auf den nattir- lichen Vorzug ciner sechshundertjahrigen Altersprioritat zurackfiihren liisst, der Palimpsest unbedingt iiber den Pala- tinischen Handschriften steht, an sich dagegendie den letzteru zu Grunde liegende Textesgestalt nicht etwa nur den gleichen Kang mit der des Palimpsests behauptet, sondern vielfaltig eine entschieden echtere, weil von recensierender, namentlich abgliittender und das Alterthiimliche verwischender Thatig- keit freier gebliebene Ueberlieferung darbietet.

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702 KKITISCHE MISCELLEN

Glosseme konnen ja nun allerdings als ganz freie er- kliirende Zuthaten einem Texte beigefiigt werden; aber die Regel ist es doch, dass sie statt eines andern stehen. Und in der That erwarten wir ja auch nicht sowohl den allgc- meinQn Gedanken, dass ein, sondern den bestinimten, dass sein (des Pyrgopolinices) epityrum gar zu gut schmeckc Wofiir kann nun das apud illum gesetzt sein? FQr hk sehwerlich, weil dies vielmehr mit apud hunc erkliirt sein wiirdc. Sehr einleuchtend dagegen fur illic oder in alter Form iUi. Nichts lasst wenigstens an Glatte und Angeniessen- heit diese, wie ich glaube, ursprungliche Form des Plautini- schen Verses vermissen:

nisi linum epityrum illi estur insane bene.

Ob sich etwa ein Rest dieses Uli in dcm ut der Plautns- handschriften verstecke, bleibe dahingestellt; nothig ist eine solche Aimahme, um die Entstehung des ui zu erklaren, uiit nichten, da gerade ira Miles gloriosus die Handschriften Hunderte der crassesten Corruptelen darbieten, die vom Standpunkte des sonst Ueblichen noch viel unverstSndlicher sind. Auffallend bleibt freilich, dass schon in Varros Citat jenes iUi nicht mehr erscheint; indess fehlt es nicht an Bei- spielen, welche zeigen, in wie hohe Zeit manche Textver- derbnisse, namentlich Auslassungen, zuriickgehen: wofflr ich mir eine lehrreiche Zusammenstellung fiir eine andere Ge- legenheit vorbehalte.

Die Ausfiillung des vorangehendeu Verses wird jetet nicht gar schwierig sein. NatQrlich werden unsere jiingstcn Plautiner eine Ausfullung gar nicht nothig tinden; denn sind sie auch noch nicht ganz zu der Freihcit des Standpunktes gelangt, dass der Senar raanchmal auch nur fiinf Fiisse ni haben brauche, so werden sie sich doch ausserst berechtigt lialten zur freien Wahl zwischen folgenden gleich anmiiths- vollen Messungen: me sibi habcto: rgo mc mdncupio dabo, odcr mc sibi hahHo: cyo m.m.d, oder me sibt haWto: cyotn.m.d. Fiir die Verblendeten indess, die sich zu dieser Hbhe der Erkenntniss noch nicht aufgeschwungen haben, sei ziuiiicbst erinnert, dass vermoge der begrifTlichen Vollstandigkeit, dic

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ZU LATKIXISCIIEN AUTOKEN.

703

der Plautinischen Umgangssprache eigen ist, bei cgo mc man- cupio dabo ein Dativ ci vermisst wird. Weiter fuhrt sodann die Vergleichung einer sehr verwandten Stelle desselben Stiicks V. 565 ff.: cgo nunc si post hunc diem \ muttivero, ctiam (juod cgomct ccrto sciam, \ dato cxcruciandum mc: cgomct mc dcdam tibi. Wie hier das nur im Palimpsest erhaltene ego- mct mc in den Palatini zu cgo mc geworden ist, so werden wir in dem uns hier beschiiftigenden Verse ein ganz analoges Ueberspringen des Auges von Aehnlichem zu Aehnlichem annehmen und als das Plautinische selir getrost cgomc\t ci mc\ maneupio dabo vermuthen dtirfen. Und eine Spur davon wird sich wohl noch in dem in B und D tibergeschriebenen ct erhalten haben. Also das Ganze:

me sibi habeto, egomet ei me mancupi(5 dabo: nisi unum epityrum illi estur insane bene.

Damit hast Du, 1. Fr., meine jetzige Meinung uber jene Verse. Sieh nun selbst zu, wie weit Haupt und ich iiber- einstimmen oder von einander abweichen, und lass micli ge- legentlich Dein Urthcil horen.

2) Zu Plautus Trinummus.*)

Dubitari potest, Plauto [in Trinummi v. 401, ubi litteras in Ambrosiano scriptas satillum G. Loewe in Act. soc. philol. Lips. tom. II p. 462 sq. in batillum correxit. C. W.] utrum batillum an vatUlum forma tribuenda esse videatur. Illam testantur glossae Maianae VII p. 552 et glossarium Salomo- nis, legitque apud Horatium Servius in Aen. XI, 788 (praeter unum cod. Regin.); contra ipsius Horatii codices longe et plurimi et optimi Holdero teste uatillum scripturam servant una cum interprete Cruquiano, quibus accedit Angeli Mai rNovus thesaurus' ille. In tant^i igitur testimoniorum dis- crepantia cum difficilis optio sit, tamen batillum formae haud scio an aliquid commendationis a graecis pdnov, pcrria, ^a- TiaKf), fkmdKiov vocabulis paratum sit: quibus etsi non tra-

*) [Acta 80c. philol. Lips. tom. II praef. p. XI.]

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KRITISCHE MISCELLEN

ditur ipsum turibulum vel omnino foculus significari, tamen cum latino noinine communis est vasorum notio, quod genus omne nemo nescit quain vario lateque exspatiaute usu regatur. Apud Hesyehiuin babes ^aiit), qpictXr). 01 oe efboc TTOTrjpiou: apud Athenaeura autem XI p. 784 B inter alia TTOTrjpia enu- merantur fJUTd kcu pdria kcu XuKioupycic, socianturque eis 8uuictTr|pia Kai TpufSXia. Vt autem plenius, quam late haec affinitas pateat, intellegatur, rursus cum graecis illis com- ponenda sunt latina batioca et batiola: quorum utrunique identidem in glossis redit, illud praeterea in. Stichi v. 694 (ubi vide adnotata) libri prodiderunt, hoc Colacis ven>u Nonius p. 545, 20 tirmat, cui versui leviculum mendum sic est abstergendum : Bdtiolam auream odo i>ondo habcbam: acci\>ere noluit.

3) Zu Eunius.*)

6i3 Der Zusatz amorc [den Bucheler in dem 5ten Verse de» von Gellius XIX, 11, 4 angeftihrten Gedichtes nach acgra a. a. 0. p. 612 vorschlug C. W.] wurde schou empfohleu in den der Comm. de Agathone (Halis 1829) angehiingten Thesen [s. Opusc. I p. 436 1, und zwar auf die Autoritat des Macrobius, der Saturn. II, 2 das ganze Gedicht aus < iollius ausgeschrieben hat. Jetzt wissen wir freilich, dass auch bei Macrobius die Haudschriften das Wort nicht haben, sondern

«13 dass es nur Ergiinzung des Camerarius ist; sie bleibt aber darum nicht minder beifallswerth.

Dieselben Thescn [s. Opusc. T p. 435 f.J siud auch Vah- len entgangen bci der Behandlung des Ennianischen Sa- tirenbruchstiicks p. 158. Was dort insertis matis bedeuten konne, verstehe ich auch nach ForcellinTs Verdeutlichungs- versuche (u. d. W. calccatus) noch nicht, und meine fiir das a. a. 0. vorgeschlagene intcntis malis s. Z. Herinaun 8 Billigung erhalten zu haben. Von dcr Vulgate infcrtis aus gehend konnte man auch au infcstis denken. Auch dcr dritte Vers mit seinem spondeischen Worte im zweiten Fus*

♦) [Rhein. Mueeum f. Thilol. Bd. XI (1857) p. 612-614.]

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Zl LATEINISCIIEN AUTOREN.

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kann nicht richtig sein: Alacer, celsus, lupino cxsjtectans tm- peht. Vahlens Aldccr ac celsu litpino macht den Rhythmus kaum besser. Nichts einzuwenden ware an sich gegen Celstts alacer; doch weiss ich nicht, ob das Verderbniss nicht tiefer geht. Celstts lasst sich ja wohl dem Begriffe nach allenfalls vertheidigen ; wenn indess darin etwa ein Objectsaccusativ zu exspcctans gesucht werden diirfte, wiirde die ganze Rede an Concinnitiit bedeutend gewinnen. Nur als Beispiel (denn das Rechte habe ich noch nicht) diene die dreifache Gliede- rung, die sich so ergiibe: tactus . . . Intentis malis, expcdito hrdcchio Alacer, lupino pultem exspectans tmpctu. Denn so gut wie impctu cxsjycctans in den Hdss. des Donatus verkehrt ge- stellt ist, konnte sich die Versetzung auch nocli weiter cr- strecken. Umstellungen hat ebenso schon in den Hdss. auch der sechste Vers erfahren, wenn im Lugd. llle tristis dum ciuium seruat steht statt des sonst ilberlieferten llle tristis cihttm dum scntat, tn ridcns uoras. Dass der Dichter aber einen so harten Versanfang gebildet habe, mit der un- schonen Theilung des Anapasten ^ I ist sehr unwahr- scheinlich. Auf sechserlei Weise liesse sich der Vers gut machen, wenn entweder iUe ot\exdtim getilgt wiirde; indessen kann keines von beidem besonders riithlich erscheinen, wenn man die Terenzischen Worte vergleicht Dtwi tihi fit quod piaccat, illc rinyitur, tn rideas und auf die Angabe des Do- natus de sexto Satirarum Ennii translata sunt omnia nicht zu wenig Gewicht legt. Daher sich denn wohl, alles erwogen, am meisten empfehlen mochte entweder TrisU' cihum dum ille seruat, oder vielleicht noch etvvas mehr Tristis dum ille eu cthum seruat, tu ridcns uoras. Moge Freund Vahlen den angedeuteten Moglichkeiten gelegentlich seine curas se- cundas zuwenden.

4) Zu Tacuvius und Terentius.*)

Zu dem Verse des Prologs der Adelphi (16): fNam quod isti dicunt malevoli, homincs nobilis Eum adiutare assidueque una scribere:

♦) [Rhein. Mubeum f. Philol. N. F. Bd. I (1841) p. 146-148.J

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KKITIKCHE MIKCKLLEN

macht Donatus die Anmerkung: eum adiuuare [so die jungen Handschriften, cod. Parisiuus B, Leidensis und Dresdensis, in der besten und altesten Handschrift cod. Parisinus A steht: heu adiutarc]. legitur fvielmehr in allen Handschriften 147 legc] et adiutarc [so die jungen Handschriften ; in A steht: adiuuarc]. Pacuvius in Chrysc: ^adiuta mihi9 [so im Leidensis

und Dresdensis, im Parisinus A: adiuta m, in B: adiuta »"]. Er kennt also das adiutarc, was alle uns bekannten Biichcr im Texte haben, nur als verschiedene Lesart. Sollen wir aber wirklich glauben, dass er den Gebrauch des vollig ge- laufigen, bei Terenz gerade eben so oft wie adiuvare vorkom- menden Verbums adiutarc rait einem Beispiel des Pacuvius belegen zu raussen glaubte? Und mit was fiir einem Bei- spiel? Mit cinem, das zugleich die seltenste Construction des Verbums, die aber mit der Terenzischen Stelle gar nichts gemein hiitte, belegen wUrde. Siihe man sich nicht weiter um, so miisstc raan unstreitig auf don Schluss kommen, Do- natus habe geschricben: lcgitur ct ci adiutarc, oder auch ohne ct: lcgitur ci adiutare', wovon denn die consequente Folge ware, dass zugleich rait dem bessern adiutarc ftir ad- iuuarc auch das gewiihltere Ei statt Eum dem Terentius selbst zurtickgegeben wurde. Allein auf einen andern Stand- punkt setzt uns die Vergleichuug des Nonius p. 74, 1 aiutamini pro aiutatc. Pacttvius Chrysc: ' aiutamini ct dcfcuditc\ Dass entweder Nonius, wie hiiufig, einen Sehreibfehler seines Co- dex aufnahm, oder die Abschreiber irrten, jedenfalls aber an eine wirkliche Form aintarc statt adiulare nicht zu denken sei, ist liingst bemerkt, Da nun abcr der Imperativ durcli dcfcnditc sicher gestellt ist, so diirfcn wir nicht anstehen. auch das adiuta mihi des Donatus anf adiutamini zuruckzu- fiihren. Den Gebrauch der Deponensform beweist Nonius p. 477, 2fi mit Stellen desselben Pacuvius (Dulorcste), des Afranius und Lucilius. Aber was uns auf diesem Wege ganz schwindet , das ist die Construction des Verbums mit dem Dativus, wofiir die Lexika ausser Douats Zeugniss noch eine Miinzaufschrift und eine Stelle des Petronius beibringen. Kein Zeichen von Kritik ist es dabei, dass das Fragraent ans dem Chryses des Pacuvius sowohl fiir die Deponensform als auch

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ZU LATEINISCHEN AITOKEN.

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fur die Dativconstruction herhalten niuss, als wenn es nur ent- fernte Wahrscheinlichkeit hiitte, dass Nonius und Donatus ver- scbiedene Stellen anfiihrten. Was schrieb nun also D6natus? Ich glaube allerdings: legitur et adiutari, auf welchem Zufall oder Versehen auch immer die Entstehung dieser Lesart be- ruhen mag. Denn zwischen der Erwiihnung der Variante ad- iutare und deni Citat aus Pacuvius eine Liicke anzunehmen, durch welche eben das Citat (adiutamini) motivirt wiirde, ist deswegen unstatthaft, weil es durchaus nicht in der Art dieses Commentators liegt, gelehrte Beinerkungen anzubringen, zu denen nicht im Texte selbst der Anlass gegeben ist. Dem Dichter selbst aber adiutari zuzuerkennen, wiire ein Wage- stiick, welches sich keine Hottuung auf Beistimmung maclien diirfte, da das Deponens nicht nur bei Terenz ganz vereinzelt stiinde, sondern schon bei Plautus in keiner Spur raehr ubrig ist. Wie iibrigens die Construction des adiutare mit dem Dativ, so wird vor scharferer Kritik gar manche ahnliche An- nahme, die in Lexika und Grammatiken iibergegangen, sich in nichts auflosen, z. B. die umgekehrte Verbindung des Verbums nocerc mit dem Accusativ, deren auf Plautus ge- stfitzte Behauptung vbllig uubegriindet ist.

5) Zu Terentius.*)

Insiticiorum in Terentianis fabulis versiculorum plura ex- stant quam plerique suspicantur exempla. In prologos Heau- tontimorumeni et Phormionis illos irrepsisse, qui tanta inter- pretibus negotia facessivere:

Duplex quae ex argumento facta est simplici et Quem diceret, nisi haberet, cui malediceret fiuilelmus Ihnius vidit iu Quaestionibus Terent. Bonnae edi- tis a. 1843. Ipso initio Adelphon defendi posse nego quae vulgantur:

Profecto hoc vere dicunt: si absis uspiam Aut ubi si cesses, evenire ea satius est,

*) [Rhein. Mus. f. Philol. N. F. Bd. VI (1848) p. 446 ala Anmer- kung zu K. F. Hennann's Behandlung von Terenz Andr. I, 1, 25 ff., in welchen Versen dieser ein Glossem naehwies. C. W.J

798 KRITISCHK MISCELLEX

Quae in te uxor dicit et quae in animo cogitat

Irata, quam illa quae parentes propitii.

Vxor, si cesses, aut te amare cogitat e. q. s.

Eiectis glosseniatis poetae haec tantum tribues:

Profecto hoc vere dicunt: si absis uspiam, Quae in te uxor dicit, evenire ea satius est, Irata, quam illa quae parentes propitii. Vxor e. q. s.

6) Zu Lucilius.

[Dr. .1. Becker aus Mainz hatte in einem Aufsatz fBei- triige zur Kritik des Fulgentius' im Rheinischen Museum f. Philol. N. P. Bd. V (1847) p. 33 ff. uber die beiden Stellen des Lucilius bei Fulgentius gehandelt und bei dieser (ie- legenheit Spuren tdramatisch-dialogischer, Fassuug iu eini- gen andern Fragmenten des Lucilius nachgewiesen, z. B. aueh in dem BruchstQck bei Nonius v. recipere : Primum vjc flrf- vorso, si qnod cst coendculum, Quod recipiat tc und dazu (p. 4 1 ) die Anmerkung gemacht: 'Diese Stelle ist mit einem Bruch- stiicke bei Nonius s. v. cs: conici tc intro ac bono animo <>" folgendermassen zu verbinden:

Primum ex advorso si quod est coenaculum

Quod recipiat te, conici te intro ac bono animo es/

Er fuhr dann p. 41 folgendermassen fort: ^s lassen sich tla- nach auch wohl die von Fulgentius bewahrteu Worte des Luci- lius nach dem dem 29ten Buclie eigenthiimlichen iambischen Masse folgendermassen ordnen:

nec

Quorsiim, scio, mihi eveniant tua verba tam Delenifica

wobei wir gestehen mussen, dass uns diese Worte ebeuso gut dem Lucilius angehoren zu konnen scheinen, als Hr. Ritschl a. a. 0. (Parerga Plaut.) p. 102 f. die vou Fulgentius ang»1- fiihrten Worte aus der Vidularia als * sprachlich und uie- trisch sehr gut und unverdachtig» hinstellt.' Zum Schluss

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ZU LATEINISOHEN AITOREN. 799

(p. 42 f.) hatte er auch das grosse Bruchstiick des Lucilius bei Probus behandelt und in Verbindung mit dem Fragment bei Nonius v. deferre so constituirt:

A. Qua prdpter certumst facere contra ac persequi Et nomen deferre hominis. B. Hoc cum feceris, Cum ceteris reus u"na tradetrfr Lupo.

A. Non aderit. B. 'ApxaTc hdminem et croixcfoic simul Privabit. A. Cum igni et aqua interdixent, duo Habet CTOtxei?: adfuerit anima et corpore (rfi cdrpus, animast TrveOua). B. Posteridribus iTOixeiotc si id maluerit, privabit tamen.'

Hierzu machte Ritschl p. 43 f. die untenstehende Redac- tionsnote. C. W.]

Gegen die p. 41 ausgesprochene Behauptung, dass die « dort rnach iambischem Masse* constituirten Worte ebenso gut dem Lucilius angehoren konnten, wie die von Fulgentius aus der Vidularia angefiihrten als 'sprachlich und metrisch sehr gut und unverdachtig, seien bezeichnet worden, erlaube uns Herr B. einen Einspruch. Wie die Worte dort ge- schrieben worden, sind sie unseres Erachtens nicht einmal sprachlich zu ertragen, Verse aber kaum darin zu erkennen. Entweder bilden sie (wcnn iiberhaupt einen Vers) einen ana- piistischen Tetrameter:

Neswd quorsum tua mi eveniant tam delenifica haec verba,

oder sie sind nach iambischem Mass so abzutheilen:

. . . nescio, qudrsum mi eveniant tua Tam delenifica verba

Auch der viertletzte Vers des grossen Bruchstiickes aus Probus ist nicht richtig, und wird es selbst dann kaum, wenn statt ct vielmehr die erste Sylbe von interdixerit mit dem Ictus bezeichnet wird, was vielleicht Herr B. eigentlich ge- wollt hat. Die von Diibner und Schneidewin aus dem Pa- riser Probus aufgenommene Wortfolge igni mm et aqua inter- dixerit kann man unmoglich als lateinisch gelten lassen; ertriiglicher, obwohl durch Einfachheit aueh nicht empfohlen, wiire wenigstens igni eum vi et aqua interdixerit. Aber dass aqua so ausserhalb des Ictus gestanden, ist iiberhaupt nicht

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KRITISCHE MISCELLEX

wahrscheinlich; kann es nicht selbst den Accent haben, so muss es (was ein sehr gewohnlicher Ersatz) wenigstens & aqua heissen. Insoferu wiire igni ei et aqua CUtn intcrdixerti Duo habt:t . . . ohne Tadel; abgesehen jedoch von der etwas freien Umstellung gibt auch dies noch nicht die Wort- stellung, die mau als die natiirlichste erwartet, wonach eiti tonloses ci ohne welches sich zu einer gefalligen Gestaltuni; des Verses schwerlich gelangen lasst) entweder zu Aufang gleich nach cum, oder am Ende unmittelbar vor dem Ver- bum stehen- muss.

Mit Beibehaltung der Folge cum igni, wie sie die E<i. princ. gibt, wird sich der Vers durch Aufnahme der alten Conjunctivforni interdixit herstellen lassen:

Privabit Cum ei igni et aqua interdixit, duo Habet croixeict.

Auch so, wie p. 41 Anm. angenommen wird, hat Luci lius gewiss keinen Senar gebildet: . . . cdnicc te mfro nr 44 bdno animo cs (denn dies beabsichtigte wohl Herr B. statt cdnici tc intro ac bono dnimo es). Miissten die beiden Brut-V stiicke zusaminengehoren, so wiirde wohl [?J der Vers so lautet haben:

Quod recipiat te, conice te intro, animd bono es. Sonst fiigeu sicli die letzteren Worte, fast ohne alle Al^ weichung von der Anfiihrung des Nonius, sehr gut 4em Au fang eines Senars:

Comcito te intro ac bono animo es . . . .

7) Zu Catullus LXVI, f>7 ff.*)

Ipsa suum Zephyritis eo famulum legarat, Graia Canopiis incola litoribus. ci8 Hi dii uen ibi vario ne solum in lumine caeli

Ex Ariadneis aurea temporibus

Fixa corona foret, sed nos quoque fulgereuius Devotae flavi verticis exuviae,

*) [Rhein. Museum f. Philol. N. F. III (1844) p. 617 f.]

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ZU LATEINISCIIKN AUTORKN.

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Vvidulum a fluctu cedentein ad teinpla deum me Sidus in antiquis diva novum posuit.

Weder niit Haupts Arduci ibi, noch rnit Hermanns Nujri enim uti diirfte das Riehtige fur Hi (oder Ni) dii urn ibi (in V. 59) getroffen scin. Mit Unrecht scheint mir Hermanu ebensowohl das von Haupt sch5n festgestellte ibi zu vcr- werfen, als mit ihm ein Epitheton zu cacli zu verlangen, wodurch die Verbindung vario in luminc cacli naeh meinem GefUhl nicht nur nichts gewinnen, sondern au geschmack- voller Einfachheit verlieren wiirde. Was zu nackt dasteht, ist nicht cacli, sondern solnm. Ich zweifle nicht fs. oben p. 601 J, duss der Dichter schrieb:

Numen ibi vario ne solum in lumine caeli .

8) Zu Ovidius.*)

Von der durch 1'hoebus Verfolguug gedriingten Daphne 472 heisst es in den Metamorphosen I, 543:

Viribus absumptis expalluit illa: citaeque Victa labore fugae, spectans Peneidas undas, Fer pater, inquit, opem, si flumina numen habetis. Qua nimium placui, tellus, aut hisce, vel istam, Quae facit ut laedar, mutando perde figuram. Vix prece finita torpor gravis alligat artus etc.

Das Anstossige der zwei vorletzten Verse ist keinem der Interpreten entgangen ; auf probable Weise geholfen hat keiner, wohl aber hat jeder das Mangelhafte in den Versuchen der Vorgiinger empfunden. Beide Verse fur unilcht zu er- kliiren, ist selbst handschriftliche Autoritiit nicht gross genug: (sie fehlen in einem Gronov schen Codex, der zweite auch in dem alten Palatinus:) dazu ist zum Theil der Ausdruck zu gewiihlt, hauptstichlich aber der Uebergang von V. 545 zu 548 fur Ovid viel zu schroff und selbst fiir den Gedanken die fuhlbarste Liicke lasseud. Inwiefern, stellt sich durch

*) [Kheiu. Museum f. Philol. N. F. Bd. I (1842) p. 472 f.J

Flt. RIT8CUKLII OPVSCVLA III. 51

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KRITISCHE MISCELLEN

Vergleichung des niuthmasslich Ursprunglichen deutlich heraus. Tauscht uns nicht alles, so ist quae facit ut laedar nichts als Glossem fttr qtta nimium placui, durch das letztere aber der achte Anfang von V. 546 verdrangt worden. Auf glossematischen Ursprung weist sehr deutlich die Lesart von vier Biichern hin: quac facit ut placeam. Fttr aut ist das handschriftliche ait aufzunehnien, und das Ganze versuchs- weise etwa so zu schreiben:

flmpatiensque morae,] Tellus, ait, hisce vel istani, Qua nimium placui, mutando perde liguram.

Statt Impatiensque morae liesse sich auch Exanimisquc metu oder Exsanguisque mctu, oder Et iam desperansf Et iam spc posita , S})eque omni posita, Spesquc ubi nulla datur, und so noch eine gute Weile fort vermuthen. Den Vater rief die Geiingstete um Rettung an; erst als diese ausbleibt, fleht sie zur Tellus um Tod oder eiue diesem gleiche Verwand- 473 lung: darin liegt der Fortschritt und die Steigerung des Ge- dankens. So erst ist eine doppelte Anrufung, so zugleich auch in Ovidischer Weise das Eintreten der Verwandlung selbst motivirt.

9) Zum carmen de figuris.*)

138 Bekanntlich publicirte Herr Quicherat im J. 1839/40 im ersten Bande der 'Bibliotheque de l ecole des chartes* p. 51 fF. aus einer Pariser Haudschrift (n. 7530) des 8/9ten Jahrhunderts einen in 182 Hexametern abgefassten, den Uebergangszeiten aus der Republik in die Augusteisclie Pe riode angehorigen Tractat 'de figuris vel sehematibus\ den bald darauf gleichzeitig bei uns Schneidewin (Gottingae 1841) undSauppe (Epist. crit. ad God. Hermannum, Lipsiae 1841,^.152^°.) mittels eigener Bearbeitungen inUmlauf setzten, mit mancher feinen Bemerkung sodann Ahrens (Zeitschrift

i39fttr Alterth.-Wiss. 1843, p. 153 ff.) in neues Licht stellte. Der Anfang war unvollstandig; eine Lttcke von einem Verse

*) [Rhein. Museum f. Philol. Bd. XVIII (1863) p. 138—141.]

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ZU LATEINISCHEK ACTOREX.

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war nacli V. 00 ausdriicklich bezeichnet; eine gleiche nach V. 30 oder 31, obwolil hier keine bezeichnet war, liiitten die Herausgeber selbst finden miissen (nur Sauppe merkt es an), weil hier die Figur ctTTOKpicic = rcsjxmsio in nur zwei Versen abgehandelt war, wiihrend sonst mit ausnahrasloser Consequenz jeder einzelnen Figur deren drei gewidmet sind. Alle drei Liickcu gelang es spiiter durch einen besonderu Gliicksfall auszufiillen. In den von der Pariser Bibliothek neuerdings erworbenen Papieren Sirmond's (Suppl. lat. n. 1421) fand sich eine Abschrift des ganzen Gedichts vor, genommen offenbar aus derselben Handschrift, ais diese noch unverstummeit war, wahrend sie jetzt durch das Messer des Buchbinders beschiidigt ist. So berichtete 1857 in derselben 'Bibl. de 1'ecole des chartes', 18e annee, tome 3e, 4e serie, p. 160 Herr L. Delisle und theilte die aus der Sirmond- schen Abschrift gewonnenen Ergiinzungen mit, die dann auch in der Ztschr. f. Alt.-Wiss. 1857 p. 504 ohne weitere Zu- that wiederholt, seitdem aber meines Wissens nicht mehr besprochen wurden.

Der Anfang, friiher nur mit dieser Liickenandeutung ge- geben:

Collibitu est no

pariter placare virorum

bestand dauach e^enfalls, wie zu erwartcn war, aus einer Trias von Versen, niimlich dieser:

Collibitum est nobis in lexi schemata quae sunt Trino ad tc, Messi, perseriberc singula versu Kt prosa et vcrsn pariter placare virorum,

worauf dann unmittelbar in weiteren Terzinen zur Behand- lung des Stoffes selbst Ubergegangen wird. Aber verstehen ltisst sich, wie jeder sieht, in dem so geschriebenen dritten Verse dieses Exordium noch nicht. Nicht nur gibt plamrc gar keinen Sinu, sondern auch virorum keinen vemiinftigen. In dem letztern kann wohl kaura etwas anderes stecken, als priorum, der Vorgiinger. Durch die Endbuchstaben von jxi- riter wird rc absorbirt sein und replicare gestanden haben: denn ein etwaiges ptanare fiir explanare wiire doch ohne jedeu

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KKITISCHE MISCELLEN

Beleg. Die prosa kann sich nur auf die priores beziehen, da ja der Mann selbst eben nicht in Prosa schreibt Aber etwa ct prosam et versum pariter rtplicarc priorum, in dem Sinne, dass er alles, was die Friiheren in Prosa oder Vers uber dieselbe Materie geschrieben, zusammenfassen wolle, gabe doch schwerlich einen geniigenden Gedanken. Denn wie viele werden es denn gewesen sein, die vor unserm Au- tor auf den Einfall kamen, die Khetorik in Versen abzu- handeln? fVel duo vel nemo' z. B. der Parier Euenus, dessen Bekanntschaft man doch aber unserm Anonymus ge- wiss nicht zytrauen wird. Seine Meinung war wohl vielmehr diese: nicht nur die Materie iiberhaupt wolle er in Versen behandeln, sondern namentlich auch, was die Vorganger da- no zu in Prosa beigebracht (d. h. offenbar hauptsachlich die erliiuternden Beispiele), ebenfalls alles in Vers umsetzen. Also wohl:

Et prosam versu pariter repltcare priorum.

Deutlicher hiitte er freilich gesagt fEt versu pariter prosara replicare priorum'.

V. 30 ff. lauten in Sirmonds Abschrift so:

Fit responsio ad haec, quae contra fingimu' dici. Irascetur speme dabit damnum reparabis Ccdet me totere m si minor rmorere inquam.

Klar ist zunachst, dass man nicht mit Schneidewin nach irascctur und dabit damnum mit Fragezeichen interpungiren darf, als wiiren es die nur im Siune des Andern von dem Antwortenden wiederholten Oedanken. Vielmelir sind es die in oratio recta ausgedriiekten Worte des Andern selbst:

'Jrascetur' : rsperne'. cdabit damnum' : ^reparabis'. XWdet me' : f tolera'. f ' : 'emorere, inquam'.

An der punctirten Stelle gibt die Abschrift, gab also auch der Codex (wofern er anders hier mit hinltinglicher Deut- lichkeit zu lesen war) eine sehwere Corruptel. Das cnwrerc muss die Antwort auf das letzte Glied einer Steigeruug seiu, die rait den Begriffen irasci, damnum darc, cacdere begonnen hatte. Ein minitat mortcm oder vollends mortem minat liegt

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ZIT LATEINISCHEN AUTOREN.

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von den iiberlieferten Ziigen zu weit ab, wenu auch die Activform dem Verfasser so gut zuzutrauen wiire, wie con- tenipla V. 45; auch wurde man vielmehr das Futurum er- warten. Gesucht und doch nicht schlagend wiire ein palao- graphisch allerdings niiher liegendes pcrimet timor. Befrie- digenden Sinn giibe *sed si eniect?y (denn die Buchstaben nor konnten durch falsche Wiederholung des folgenden emor entstanden sein); nur dass doch die Symmetrie der voran- gehenden Glieder die Frageform nicht ebeu- empfiehlt. Ge- nauer als alles dies mochte sich wenigstens an die Ueber- lieferung anschliessen

nex iminet nex iminor so dass der Vers lautete:

'Cwdet ine' : 'tolera'. fnea; imminef : 'emorere, inquam';

obwohl man zugeben muss, dass, wegen des Subjectwechsels, volle Symmetrie auch so nicht gewahrt ist. fSi quid novisti rectius istis ' .

Schlicht und glatt ist die Ausfiillung der dritten Liicke nach V. 90:

V\t variatio, cum simili re nomina muto. fRegnavit Libyco gener/, regnavit et Argis Inachiis, daminatHs item cst apud Ocbaliam arcem '

Durch das vervolistiindigte Exordium ist jetzt ausser Zweifel gestellt, dass der Verfasser wirklich nur die cxnMCna XeSeiuc, mit Ausschluss der cxnMafa biavoiac, behandeln wollte, und dass diejenigen Figuren, welche anscheinend der letztern Kategorie angehoreu, doch von manchen Rhetoren, denen ui unser Anonymus folgte (vor allen Gorgias), vermoge sehr begreiflicher Grenzschwankungen der ersten Classe zugerech- net waren: wie das schon Ahrens p. 157 iiberzeugend aus- gefiihrt hat.

Aus der Anrede an Messius geht uns ferner hervor, dass Schneidewin s Vermuthung, wir hiitten es mit einem Schul- buch zum Zweck des Auswendiglernens zu thun, das Rich- tige nicht traf. Den Namen iibrigens auf eine bestimmte Person zu beziehen fehlt uns jeder nahere Anhalt. Mog-

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KKITISCHE MISCELLEN

lich, aber auch nichts mehr, ist, dass es der C. Messius war. den wir aus Ciceros Briefen an Atticus und sonst als eif- rigen Pompejaner, dann Legateu Caesars kennen und bis zum Jahr 707 verfolgen konnen. Wobei wir als von Ahrecs bewiesen annehmen, dass der Schluss des Werkchens von V. 148 an nur ein spater hiuzugefflgter Anhang ist. folglich die nur in diesem Anhange vorkommende Bezugnahme auf Horaz und Virgil nicht hindert, die eigentliche Schrift, genias* ihrem Charakter in Sprache und Vers, alter zu datiren, nahcr, ihre Abfassung nach 708 anzusetzen, weil vor diesem Jahre der V. 7 benutzte Catilina Sallusts nicht geschrieben ist*i

Nachtrag**) Uebrigens kann ich es nur bedauern, dass mir die Besprechung unseres carmen von Mommsen uml Bergk in Zeitschr. f. Alt.-Wiss. 1845 p. 81 ff., auf die mich jetzt M. Hertz freundlich aufmerksam macht, vollig aus dem Gedachtnis8 entschwunden war, als ich obige Zeilen nieder- schrieb.

10) Zur lateinischen Anthologie.***)

189 Das dem Lactantius (weim auch schwerlich mit Recht) zugeschriebene Gedicht de ave phoenice (in Burmans Claudian p. 1035 ff., bei Wernsdorf III p. 208 ff., Riese n. 731) bietet uns iu der Beschreibung der Proceduren, die der Phoenix, um durch Selbstvernichtung zur Wiedergeburt zu gelangen, mit sich selber vornimmt, folgende Verse (07 100):

Actherioque procul de lumine concipit ignem: Flagrat, et ambustum solvitur in cinerem.

Quos velut in massam cineres in morte coactos Conflat, et effectum seminis instar habet.

*) Ahrens' Argumentation p. 161 fman darf daher die Abf^nng vor 719 u. c.y in welchem Jahre Sallust starb, ansetzen' ist mir un- verstandlich, weil doch auf den Tod des Sallust hierbei gar nicbk ankdmmt.

**^ [Hhein. Muscum f. Philol. a. a. O. p. 320 Aum. 1.] ***) [Rhein. Museum f. Thilol. Bd. XXVIII (1873) p. 189—192]

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ZU LATEIMSrilKN AUTOREN.

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Hier ist zunachst klar, dass der Begriff cinerem nicht kaim mit quos cineres wieder aufgenommen werden, soudern dass entweder zu sagen war in cinerem, quem einerem, oder in ei- ttcrcs, qnos eineres. Aber auch dies konnte ein so sorgsam auf formelle Zierlichkeit und Abwechselung bedachter Dich- ter nicht schreiben, da ein quos (oder quem) vollkommen ausreichte und die Wiederholung des Begriffs cineres nur eine 190 durchaus lastige mid mattherzige Breite des Ausdrucks be- wirkt. Was soll aber ferner in morte heissen? oder wie passt das vou Heinsius dafur vermuthete sinc morte? Nun ist aber das morte auch nur die schlechte Vulgate, wahrend die beiden alten Textesquellen, der Vossianus und der Vero- nensis*), vielmehr more geben. Da bedarf es deun nur der Tilgung eines einzigen Strichleins, um aus mmorc als das Urspriingliche ein umorc um so einleuchtender ins Auge springen zu lassen, je passender dies begrifflich fiir den Zusammenhang der ganzen Beschreibung ist Einestheils trockene, anderntheils nasse oder feuchte Ingredienzien sind es, die der Vogel zusammenbringt, damit eben durch den Zutritt der letztern zu den erstern sich eine compacte Masse bilde. sucos ct odores triigt er V. 79 herbei, balsama V. 64; turis laerimae guttaque jringuis treten hinzu V. 86; nochmals suci kommen V. 91 zur Erwiihnung. Nichts also naturlicher, als cineres umorc in massam eoacti. Nnr das Subject fehlt noch zu dem folgenden con/lat, da ja das von V. 95 an re- giereude eorpus nur bis V. 98 incl. gelten kann. Es ist offenbar an der Stelle des iiberflussigen cineres zu suchen, aber keinesweges in dessen Schriftzugen selbst. Denn wenn dieses eineres nur durch Unachtsamkeit aus dem Schluss des vorangehenden Verses hier eiudrang (vielleicht in Folge einer

rtnrr-t

Dittographie einerem), so haben wir Freiheit, jedes beliebige andere Wort, das sinngemass ist, als durch cinercs verdrangt anzusehen. Und da tinde ich keinen andern Begriff als den von natura, den schon Biicheler, aber an Stelle von in more,

*) An's Licbt gezogen von L. Jeep: 8. dessen Aufsatz in der Be- griis8ung«8chri£l fQr die Leipziger Philologenversammlung Seitens der Thomaaschule (Lipeiae 1872) p. 46.

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KlilTlSCHK MISCKLKKN

vorschlug. Die ZurQstung des Nestes und die Herbeifuhrung des Verbrennungstodes hing von des Phoenix eigener Thatig- keit ab, aber nicht mehr, dass die Glutasche des bereits verbrannten mit den harzigen Bestandtheileri des Nestes sich zu einer consistenten Masse zusammenballte: dies war ledig- lich der sich von selbst vollziehende natGrliche Process. Also:

solvitur in cineres.

Quos velut in massam natura umore coactos Conflat: et eflectum seminis instar habent.

Wo nun weiterhin beschrieben wird, wie aus diesem kunstlichen Quasi-Ei der Vogel in verjiingter Farbenpracht und Gliederfulle aufersteht, und die einzelnen Korpertheile in malerischen, wenngleicli mchrfach schwQlstigen Bildcrn durchgegangen werden, da heisst es nach der Schilderung vou umcri pcctusque, caput, cervuc, tcrga und cauda, von V. 1.33 an nach der Vulgata also:

Claruin inter pennas insigne est desuper, Iris Pingere ceu nubem desuper alta solet.

Albicat insignis misto viridaute zmaragdo Et puro cornu gemmea cuspis hiat.

iui Ilier haben sich Fahrlassigkeit der Abschreiber und verun- glfickte Interpolatorenversuche in verderblichster Weise dic Hand gereicht. Was soll ein dcsiqvr befindliches clartim hticr pcmias insigne in aller Welt bedeuten? Wenn die Inter- preten damit die ?crista' bezeichnet finden, so ist ja das schon dem Wortlaute (inter pcnuas^) nach baarer Unsinn, eine um so einleuchtendere Unmoglichkeit aber darum, weil die Schilderung der crista ausdrucklich in zwei spiitern Ver- sen (130 f. . . . . capifi radiata corona) nachfolgt. Fenier aber: diesem, iramerhin doch technisch imd sprachlich ge- wandten Versbildner, dcm nichts weuiger als Armuth des Ausdrucks zur Last zu legen, soll mau ein solches Stammeln zutrauen, dass er in zwei auf eiuander folgenden Versen das- selbe desupcr wiederholt, und in zwei benachbarten Hexa- meteru abermals dasselbe Wort, einmal als Substantiv insigne.

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Zr LATEINISCHEN AUTOREN

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gloich darauf als Adjectiv insiynis gebraucht habe? Nun i.st aber auch die alteste, zwar nichts weniger als unentstellte, aber wenigstens noch nicht eigenniiichtig interpolirte Ueber- lieferung im Vossianus und Veronensis eine wesentlich an- dere, namlich:

Voss.: Harum pennas insigne super aris Ver.: Harum pinuas insigne desuper irisalis

und im Pentameter in beiden aura statt alta, welches letz- tere allerdings der Corrcctor, dessen Hand uns in den Codices des loten Jahrhunderts vorliegt, richtig restituirt hat. Aber iin Hexameter von seinem thoricht eingeschwarzten intcr keine Spur! So weit reichte sein Scharfsinn nicht, zu sehen, dass die-Worte insigne dcsupcr (wovon im Voss. bloss noch supcr Obrig) ganz kliirlich nur durch achtloses Abirren des Auges aus den beiden folgenden Versen hieher verschlagen sind und andere Wortc verdriingt haben, gerade wie es in kleinerm Umfang oben mit cincrcs der Fall war. Hiitte er es aber auch gesehen, so konnte ihm das doch zu einem conjecturalen Ersatz des Verdriingten nichts lielfen, so lange er sich durch die Einschiebung des intcr den Weg zur Her- .stellung des Versanfanges giinzlich versperrt hatte. Diege Herstellung ist aber durch eiue nahe liegende Ueberlegung mit volliger Sicherheit zu gewinnen. Die unserm Distichon vorangehenden Schilderungen betrafen die Korpertheile 'umeri, pectus, caput, cervix, terga, cauda'; in den unmittelbar fol- genden treten hinzu das frostrum' (denn das ist ohne allen Zweifel die puro cornu (jcmmca cuspis u. s. w., deren iiber- ladener Beschreibung das ganze Distichon V. 135. 136 ge- widmet ist), sodann die oculi, der Kopfbusch (rculiata corona)f diP crura mit ihren squamae, die ungues. WieV und bei diesem unverkennbaren Streben nach erschopfender Vollstan- digkeit sollte ein Hauptthcil, ein durch Ausdehnung und Farbenschmelz vor allem ins Auge stechender, mit Still- schweigen ubergangen seiu? Zumal wenn er, durch die Veranderung eines einzigen Huchstabens zu gewinnen, zu- gleich dem Metrum ohne alle weitere Zuthat auf die Beine hilft? Keine Frage, dass der Versanfang lautete:

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KHITISCHK MISCKLLKN

Alarum pennaa

Was dann folgte, ist freilieh freier Conjectur anheimgegeben, 192 aber wenigstens an sich wohl nichts einzuwenden gegen eine Ausfallung wie

Alarum pennas fulgor conluminat, Iris Pingere ceu nubem desuper alta solet:

oder auch splendor circumtegit oder discriminat u. dgl. Be- diirfte es noch eines Beweises, dass wirklich die Fliigel hier ihre Stelle fanden, so sind wir in dem giiustigen Falle, selbst durch iiusseres Zeugniss den letzten Zweifel niederzu- schlagen. Denn woher im Veronensis die fiir den ersteii Blick so seltsame Lesart irisalis? Ottenbar waren in dem Original des Veronensis am Rande Lemmata zur Orientirung beigeschrieben wie de cauda, dc rostro, de oculis, dc crista, und so unserm Distichon dc atis. Man braucht sich dies nur so vorzustellen:

Alarum pennas fulgor conluminat iris ^9

um die Verschmelzung zu irisalis gleichsara vor seinen Augen entstehen zu sehen.

Dafiir, dass Verstheile, durcli Abirren des Auges oder sonstigen Zufall an falsche Stelle verschlagen, Verwirruug anrichteten, gibt noch ein Beispiel unseres Gedichts die schlagende Bestatigung. In V. 131 hiess es

Caudaque porrigitur fulvo distincta metallo

(denn wer wollte hier wohl die Verschreibiuig distenta ver- theidigen?). Nun ist es zwar erst zeliu Verse spiiter (141). dass wir lesen

Crura tegunt squamae fulvo distincta metallo:

aber gleichwohl, wem kann der geriugste Zweifel beikommen. dass ein so ausgesuchter wie gesuchter Eleganz bettisseuer Dichter sich nicht werde in so armseliger, ja geradezu uu- ertriiglicher Weise wiederholt haben? Und was den Ent- stehungsgrund der Wiederholung betrifift, so schwiudet ja das Bedenken der raumlichen Entfemung sogleich, sobald

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Zr LATEINKSCHEN AUTOKEN. S 1 1

wir an Doppclcolumnen denken, in denen die beiden Verse sich ungefiihr parallel gegeniiber standen. Es darf fiir ge- wiss gelten, dass das doppelgangerische Heniistichium seinen richtigen Platz nur ini friihern Verse hat, im spiitern aber nicht zu crura, sondern viclmehr zu squamac ein schmucken- des Pradicat hinzutrat. Errathen zu wollen, welches, wQrde iu Ermaugelung jedes niihern Anhalts selbstverstandlich reine Spielerei sein.

Noch andere schwere Sclmden unseres Gedichts sehen ihrer Heilung entgegen, vor allem V. 139. Nicht als wenn uicht ein an sich vollkonimen befriedigeuder Sinn z. B. durch ' Aptatur ,nitido capiti radiata corona* oder *Aptata est summo c. r. c.' erreicht ware, sondern weil hier die beiden mass- gebenden Handschriften in ihren Verderbnissen eine so eigen- thOmlich abweichende Ueberlieferung geben, dass nothwendig etwas anderes darunter verborgen sein muss. Darauf lasst sich vielleicht ein andermal zuruckkommen.

11) Zu Avianus.*)

In der Vorrede zu seiner dankenswerthen Ausgabe des 474 Avianus will W. Frohner (p.XI) in der Phrase plaustrum minans einen Gallicismus (menant) erkennen und daraus auf das Vaterland des betreffenden Autors Schlflsse ziehen. Es ist ihm also unbekannt geblieben, was in jedem ordentlichen Lexikon zu finden: dass minarc im Sinne von 'antreiben', wovon die gewohuliche Bedeutung des minari nur eine ab- geleitete, ein sehr gutes und altes lateiniscbes Wort ist, von dessen alterer und demgemass in der Vulgarsprache fort- erhaltener Form mcnarc sich das franzosische mener nicht einmal im Vocal unterscheidet.

*) [Rhein. Museum f. Philo). Bd. XVII (1862) p. 474.]

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812 KRITISCHR MISCRLLRN

12) Zu Cicero de re publica.

149 *)Nahe vom Eingange der Fragmente de republica findet sich der Satz:

Omitto innumerabilis viros, quorum singuli saluti huic civitati fuerunt: et qui sunt procul ab aetatis huius

150 memoria; commemorare eos dcsino, ne quis se aut suo- rum aliquem praetermissum queratur.

Vorausgegangen waren Beispiele der Vorzeit; wir erwarten abo als Gegensatz die Erwiihnung solcher, die der Gegeu- wart nahe stehen. Gerade dies wollte Mai erreichen, in- dem er ungeschickter Weisc setzte ct qui sunf [hattd] procul Denn wenigstens verlangte die Wortstellung haud proctd strnt, die Sprache selbst aber non, nicht liaud. Alles schien da- gegcn in bester Ordnung zu sein, wenn procnl an sich in der Bedeutung vou nahe genommen wtirde. Dass dieser Mei- nung wirklich Heinrich war, liest man nicht ohne Befrem- den. Sehr wahr isst, dass proad, als seiner Natur nach re- lativ und uberbaupt den Begriff irgend einer Entfernung gebend, uuter Umstiinden auch auf den Sinn von propc hin- auskommen konne, wie in den Verbindungen der Koniiker proctd astarc und dergl. Aber nimmermehr kann dies der Fall sein, wo Niihe uud Ferne in ausdriicklichen Gegensatz treten, somit eine relative Auffassung des Begriffs von pro- cid gar nicht freigegeben ist, sondern absolute Bestimmung gefordert wird. Oder man weise doch ein Beispiel nach, in dem procul eben so nothwendig und ausschliesslich fur jmrf* stande, wie es den strengen Sinn einer wirklichen Entfemung in Stellen wie diese gibt: non iam proctd, scd hic jtracscnt^ sua tcmpta dci dcfcndunt, oder ut jtrocid tela coniciant ncu propius acccdant. Vergeblich wird man nach einem Gegeu- satze, wie etwa procnt und e bmginquo suchen. Hierzu tritt ein zweites Bedenken. Sollte das qxn nicht auf ein voran gegaugenes Subject, sondern auf das nachfolgende cos bezogen werden, so musste die Wortstellung sein cos commemorarf

*) [Rhcin. Museum f. Philol. N. F. Bd. I (1841) p. 149ff.{

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ZU LATEIXISCHEN AUTOREN.

813

desino; das naclifolgende Demonstrativum zu eineni voraus- geschickten Relativum nicht zu Anfang des Satzgliedes zu stellen, wiire durchaus unlateinisch. Commemorarc eos desino uiuss vielmehr nothwendig so gesagt sein, dass mit eos ein schon im Vorigen vollstiindig bestimmtes Subject nur wieder aufgenommen wird, ohne allen hervbrhebenden Accent, und im ganzen die einfache Wiederholung des omitto liegt. Hier- von ausgehend suchen wir fur deu vorangehenden Relativsatz einen selbstiindigen Abschluss so zu gewinnen: 'quoruni singuli saluti huic civitati fuerunt, etiam qui sunt procul 151 ab huius aetatis memoria; commemorare eos desino, ne quis' etc. Gleich indem der Schriftsteller seineu Vorsatz, keine einzelnen Beispiele mehr anzufuhren, auszusprechen beginnt, schwebt ihm das Motiv zu solchem Vorsatz, das er im Vortrage selbst erst nachbringt, vor, niimlich: um keinen Anstoss durch Uebergehung zu geben. Unter der Herrschaft ' dieses noch nicht ausgesprochenen Motivs steht also die Ge- dankenfolge : ich iibergehe (aus einer sogleich niiher zu be- zeichneuden Rucksicht) unziihlige andere, selbst solche, die der Gegenwart fern stehen, nicht bloss die in die Gegen- wart hineinreichenden, (auf welche jene Rttcksicht vorzugs- weise und am unmittelbarsten Anwendung erleidet): ich ubergehe sie, damit niemand der Zeitgenossen sich selbst oder einen der Seinigen in meiner Reihe verdienstvoller Miinncr mit Unmuth vermisse. Unter den fSeinigen' sind Lebende und Todte begrifien, und um dieser letztern willen ist der Zusatz etiam qui sunt procul etc. gemacht worden. Die Erwiihnung aber jener grossen Ahnherren der Duilier, At- tilier, Cornelier etc, deren Ruhm iiber jeder Misdeutung stand, konute zu Cicero s Zeit naturlich keiner andern Gens den geringsten Anlass zur Empfindlichkeit geben.

*) De re publ. I, 20, 41 heisst es: 318

hi coetus igitur hac de qua exposui causa instftuti sedem primum certo loco domiciliorum causa con- stituerunt: quani cuin locis manuque saepsissent, eius

*) [Rheiu. Museum f. Philol. LIU. XXV (1870) p. 318 f.J

814 KRITISCHE MISCKLLEN

niodi coniunctioneni tectoruui oppidum vel urbeni appellaverunt.

Wie durch Menschenhand eine Niederlassung eingefriedigt werde, versteht jeder; aher wie dieselben Menschen sie Murch die Oertlichkeit' oder 'rnit Oertlichkeiten', die doch etwas von der Natur gegebenes sind, einfriedigen sollen, wird keine Interpretirkunst verstiindlich machen. Wie logisch richtig 3i9 ist dagegen z. B. in Verr. act. II 1. II, 2 § 4 geschieden: furbem pulcherrimam Syracusas, quae cum manu munitis- sima esset, tuni loci natura terra ac mari clauderetui '! Dass es kindisch sei, floca' als faggerem, fossani et vallu^l, zu erkliiren, begreift sich auch bei miissiger Kenntniss lateini- schen Sprachgebrauchs : abgesehen davon, dass dainit doch nichts von 'nianu' irgendwie verschiedenes ausgesagt wiirde. Der Fehler, der in den uberlieferten Worten steckt, muss freilich ein recht alter sein (wofiir es ja auch an sonstigeu Belegen nicht fehlt, dergleichen einmal methodisch zusam- nienzustellen sich sehr verlohnen wiirde): denn eben so gibt sie schon Nonius p. 429. Tiiuscht nicht alles, so ist ein Wort ausgefallen, und Cicero schrieb:

quam cum locis manuque munitam saepsissent .

Jedenfalls ist dies einfacher als wenn man, was fflr den Ge- danken auch moglich warc, an clocis munitam manu quoque saepsissent' diichte.

13) Zu Cicero de oratore.*)

494 De oratore I, 59, 251 heisst es: fhoc nos si faeere ve- limus, ante coudemnentur ei quorum causas receperimus, quam totiens quotiens praescribitur paeaueni aut uiunionem citarimus'. So die handschriftliche Ueberlieferung, die sich auch durch die unerheblichen Varianten iw nnionem, muniit rem, enionem, selbst munitionem, in uichts wesentlicheiu ver- iiiidert.

*) [Rhein. Museum f. Pbilol, Bd. XXVI (1871) p, 494 496.J

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ZU LATKINI8CHKN AUTORKN.

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Wenn schon in deni Horazischen fab ovo usque ad mala citaret «io Baechao' Bentleyn das fcitare' im Sinne von 'recitare' als so unlateinisch anruuthete, dass er es mit sei- nem Mteraret' vertauschte, so ist es sicherlich dem Cicero noch viel weniger zuzutrauen: so sehr auch die beiderseitigen Interpreten in nicht ermiidender Beflissenheit die eine Stclle mit der andern zu vertheidigen sich gewohnt haben. Wie freilich LachmauUs Erklarung des 'citare paeanem' als fceleri dtTUJYrj peragere' (zu Lucrez p. 76) in den Zusammen- hang bei Cicero passe, ist darum nicht wohl einzusehen, weil es sich ja hier gar nicht um raschen Vortrag oder schnelles Tempo handelt, sondern um Tangwierige und mtih- same Stimm- und Declamiriibungen nach Art der professions- miissigen Buhnenkunstler bei den Griechen. Also wird die Vermuthung eines strebsamen jungen Philologen wohl Recht behalten, dem in deiu Schluss des verderbten munionem die Sylbe re zu stecken und damit ein recitarimus an die Stelle von citarimus treten zu mussen schien. Mag auch immerhin 'recitare' nicht vom fauswendig hersagen' gebraucht werden (was entgegengestellt wurde), so ist doch nicht abzusehen, warum jene Stimmiibungen nicht eben so gut sollten fde scripto', nach einem vorliegenden Texte, angestellt werden.

Aber was nun weiterV Etwa faut nomum recitarimus"? Das hatte allerdings noch den eiuzigen Anspmch auf eine gewisse Duldung, wenigstens gegenuber so vollkommenen Ungereimtheiten wie die Conjecturen faut nomium' oder gar 'aut Nomionem* l) sind. Es bedurfte in der That nicht des Citats aus fPhotii bibliotheca' (d. h. aus Proklus' Chresto- mathie), um uns zu lehren, dass der Nomos eine zu ihrer 4«»5

1) Man traut seineu Augen kaura, wenn man sieht, welches Glfiek bei den neuem Herausgebern Kayser, Bake, Klotz dieses nomio- nem oder Nomionem (eine Erfindung von Talaus, wie ich aus 0. M. Muller und Ellendt ersehe) gemacht hat. Es ernsthaft widerlegeu zu wollen wiire fast eben so lilcherlich wie 64 aufgestellt zu haben, da es eben nichts ist, nie etwae war, und nichts sein kann, auch durch Klotzens Znruckfiihrung auf ein griecbisches Nouuuv (sic: im Lexicon I p. 889, zum Ueberfluse II p. 517 als Nouiujv wiederholt) nichts wird, weil damit zu einer reincn Fiction nur eine neue Fiction hinzutritt.

81G

KHITISCHE MISCELLEN

Zeit sehr namhafte altgriechische Dichtungsgattung war. Aber sie war eben so alt, dass sie in einer jiingern Periode hochstens vielleicht noch hie und da iui Cultusgebrauch dauem mochte, in der Ciceronischen jedenfalls nur noch als eine ziemlich verschollene Antiquitiit in der Kenntniss der Gelehrten, ganz und gar nicht mehr im allgemeinen Bewusst- sein oder vollends in irgendwelcher praktischen Uebung tort- lcbte. Zum Zweck einer jedermann einleuchtenden Exempli- ficatiou diente aber begreiflicher Weise nur ein moglichst gelaufiger, auch nicht allzu specieller Begrift'. Die letztere RUcksicht ist es, die gegen ein etwaiges hyntenaeum spriiche, was sonst selir wohl* in den handschriftlichen Ziigen liegen konnte; die Anlilsse zu einem einigermassen feierlichen Hy- menaus waren doch verhiiltnissmassig zu wenig haufig, auch zu sehr dem Privatleben angehorig, um eine Gleichstellung mit dem Piian passend und glaublich erscheinen zu lassen"). Getrost kann man dagegen behaupten, dass es keine, dem Piian in jeder Beziehung so parallel stehende, niichstver- wandte Dichtungsform gab als den Uymnus. Man darf es meines Erachtens als so gut wie verbGrgt ansehen, dass Cicero schrieb fpaeanem aut hymnum recitarimus'.

Dass uuvoc zwar einerseits Gattungsbegrift' ist, der Piiane, Hyporcheme u. s. w. als Species unter sich begreift 3), ander- seits aber in engerer Bedeutung auch selbst eine solche, mit dem Piian, dem Hyporchem u. s. w. ganz auf gleicher Linie stehende Species, wissen wir durch ausdrilcklichstes Zeugnis*' des Proklus, der Etymologika, des Menander de encomiis, und finden die zweite Anwendung, auf die es uns bei Oicero aukommt, nicht nur im allgemeinen bestiitigt z. B. durch die

2) Xun vollcnds eiu 'Hirteulied' d. i. angeblich twmiutn, vas wundersumer Weiso bei Muller und Ellendt Aufnahme fand! Noch dazu ist nicht einmal v6uiov als Substantiv das eigentlich gebhiuch- liche, soudern erst v6y.iov utXoc gibt den Begritt* des (sonst aucb al* itoiu€vik6v bczeichneten) Liedes, dessen Charakter als 'Volkslied' noch b«'.stimmter ausgedriickt wird dureh \hbr\: vgl. Athenuus XI V p.619CA

3) Danach kann es nicht Wuuder nehmen, weun im dichtemdien Sprachgebrauch Ouvoc und waiuv aueb geradezu als Synonyma erschoi- nen, wie bei Aeachylus Sept. SG7 tov bucKt\ac»ov iifivov 'Gpivuoc dx*»v

Aiba t' IxQpbv Traiav* €mu£Att€iv.

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ZU LATEINISCHEN AUTOREN.

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Aufziihlung bei Plato de leg. III p. 700 B, wo uuvot, 9pf|- vot, Traiavec, bi0upaupot, vouoi als eTbn. kcu cxn.uctTa ttic uoucixfic erscheinen, oder wenn dem Pindar sowohl Traiavcc als uuvot zugeschrieben werden, sondern in noch naherer Uebereinstimmung mit Cicero durch Stellen, die gerade auch nur Hymnus und Piian verbinden. So Plato im Symposion p. 177^4: fiXXoic uev tici 9eu>v uuvouc Kai Traiavac4) etvat utto tujv TroiiTTUJV TreTrotriuevouc , tuj be "Gpujn ktX.; des- gleichen Athenaus XIV p. 626 B: Trapd toOv uovoic 'ApK&ctv o\ Traibec £k vrjTriujv Ctbetv dG&ovTat KaTa vouov touc uuvouc Kat Tratavac, ok eKacrot KaTot ra TraTpta touc e^Tnxwpiouc fipujac Kat Geouc uuvoOci.

Der Uebergang in das munionem der Handschriften wird 496 um 80 verstiindlicher, wenn man sich im Autographon nicht sowohl hymnum als vielmehr humnum geschrieben denkt. Denn wenn auch, wie aus Orator48, 160 ersichtlich, Cicero das y schon sehr wohl kannte, so haben uns doch die Inschriften hinliinglich gelehrt, dass am Ende des 7ten Jahrhunderts, als er die Biicher de oratore verfasste, jenes Buchstaben- zeichen statt des altherkommlichen u noch keinesweges so durchgedrungen war, dass er es brauchen musste5).

4) So doch wohl (hier wie de leg. a. a. 0., auch im Ion p. 484/) und sonst) statt Traiujvac oder naauvac, trotz Ruhnken zu Tim. lex. p. 203 und Andern.

6) [Diese Miscelle war nicht nur geschrieben, soudern Belbst schon in der Druckerei, als ich Seitens jnnger Freunde auf Piderifs Schul- ausgabe der Bucher de oratore (3te Aufi., 1868) aufmerksam gemacht wurde, in der ich nun p. 149 zwar im Texte das unsinnige Paeanein aut Nomumnn citarimus wiederfand, aber in der Anmerkung dazu die Aeusserung las: fmit dem letztern Worte, das man statt des corrupten munionem der Hdss. vorgeschlagen hat, soll neben dem Siegesgesang ein Hyranus aut Apollo gomeint sein. Danach konnte mau auch ge- radezu hymnum vermuten.' Einer eo zaghaft und unmaasgeblich ausgesprochenen Vermuthung gegeniibcr hielt ich es nicht fur utmutz, meiue etwas anders gcartete Behandlung der Stelle, so wie oben ge- schehen, dcnnoch erscheiuen zu lassen.]

FH. HIT8CIIKLII OPVSCVLA III.

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KRITISCHE MISCELLEN

14) Zu Sallustius.*)

si6 1. Wer ein lebendiges Bild vor Augen haben will, was moderne Interpretirkunst in Aufstellung von Gedankenlosig- keiten oder Verschrobenheiten, von sprachlichen Ungeheuer- lichkeiten und logischen Unmoglichkeiten zu leisten im Stande gewesen, der muss unsere Commentare zum Sallust lesen. Ein Beispiel unter Dutzenden ist Catil. 53, 5:

Sed postquam luxu atque desidia civitas corrupta est, rursus res publica magiritudine sua imperatorum atque magistratuum vitia sustentabat, ac sicuti effeta parentum multis tempestatibus haud sane quisquam Romae virtute magnus fuit.

Wen es erquickt, mit der langen Reihe von ungesunden Spitzfindigkeiten und lahmen Stiitzmitteln, mit denen man seit Gronov und Korte an dem effeta parentum herum- corrigirt und heruminterpretirt hat, nahere Bekanntschaft zu machen, der findet bei Kritz und Andern alles ihm Wfln- schenswerthe und Dienliche; wer irgend einer der vorge- brachten Kiinsteleien mit einer einzigen Ausnahme seinen Beifall schenkt, fur den ist diese Miscelle nicht ge- schrieben. Die Ausnahme bildet (wie in andern Fallen) Dietsch, der vollkommen richtig erkannte, dass ein zu effeta gehoriger Substantivbcgriff im tiberlieferten Texte ausgefallen sei. Nur dass er mit seinem effeta aetate parcntum das Wahre getroflfen, ist nicht zugegeben. Wenn man es bequem haben kann, einen Ausfall aus Buchstaben- oder Sylbenahnlichkeit herzuleiten, so ist ja das an sich ganz erwiinscht; aber die hohere Instanz bildet doch immer die Angemessenheit des Gedankens, und ein paar Buchstaben konnten schliesslich unter allen Umstiinden und ohne jede nachweisbare nahere Ursache durch reinen Zufall ausfallen. Offenbar ist aber der eigentliche und einfache Begriflf, auf den es hier ankam, nicht aetate, sondern sieuti effeta ui parentum. Dieses pa- rentum natilrlich nicht im Sinne von rErzeuger', sondern als

*) [Rhein. Muaeum f. Philol. Bd. XXI (1866) p. 316-320.]

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ZU LATKINISCIIKN AUTOKEN.

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'Voraltern' gefasst. Die Aehnlichkeit von m und viel- mehr zu eiuem cffeta parentum ui benutzen zu wollen, wiirde eine grosse Verkennung der Kraft und Eigenthuinlichkeit lateinischer Wortstellung beweisen.

2. Erkanuten wir hier eiue Liicke, so fehlt es ander- 3i7 wiirts nicht an interpretirenden Zusiitzen, wie sie, durch Schulgebrauch oder Privatlectiire hervorgerufen, weiterhin als Interpolationen in den Text geriethen. In Catil. 22 init. liest man in def guten Handschriftenclasse:

Fuere ea tenipestate qui dicerent Catilinam oratione habita cum ad ius iurandum popularis sceleris sui adi- geret, humani corporis sanguinem vino perinixtum in pateris circunitulisse, inde cum post execrationem omues degustavissent, sicuti in sollemnibus sacris fieri consue- vit, aperuisse consilium suum, atque eo dictitare fe- cisse, quo inter se magis fidi forent alius alii tanti facinoris conscii.

Es grenzt an's Unglaubliche, mit welchen nicht nur aben- teuerlichen, sondern geradezu absurden KunststQcken man die Worte atque eo dictitare fecisse zu vertheidigen oder ihnen durch allerhand Flickereien aufzuhelfen unternommen hat. Aber selbst zugegeben, dass die dabei im einzelnen gemachten Annahmen von Seiten der Grammatik oder Stilistik so inog- lich waren, wie sie grosstentheils unmoglich sind: wie hat man doch rein vergessen konnen, den ganzen Zusatz auf die allgemeine Angemessenheit des Gedankens zu prOfen und an der Art des Sallustius zu messen! Die einfache That- sache, die hier als Gerucht erzahlt wird, dass Catilina seine Mitverschworenen durch schauerliche Gebriiuche verpflichtet habe, konnte denn die Oberhaupt in irgend jemandes Augen eincn andern denkbaren Sinn haben, als die Genossen fester an sich und seine Pliine zu ketten? Und was so innerlich und nothwendig zusammenhiingt, das sollte ein so biindiger Autor so breitspurig in zwei getrennte Gedanken ausein- ander gelegt haben, dass er zwischen der berichteten Hand- lung und ihrem Zweck ausdrucklichst unterschieden, das Ge-

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820 KRITISCHE MISCELLEN

rflcht ak damals verbreitet, die Absicht aber als sei ea damals, sei es gar erst jetzt in der Gegenwart untergelegt bezeichnet hiitte? Und dies noch dazu mit einem empha- tischen atquc, was um so unpassender, je sprachgebrSuch- licher, wenn ube/haupt ein Zusatz am Platze ware, zu sagen war idque eo fecisse, quo . Aber was sich von selbst ver- steht, kann ein Autor wie Sallust nicht einmal in dieser Form gesagt haben: ganz abgesehen von der Vernichtung aller vernGnftigen Construction zwischen qui dicerent und dictitare, und von der kleinlichen Begriffsscheidung, die man zwischen dicerc und dictitare hat finden wollen. Wer Latei- nisch versteht, wer den Sallust kennt, wer historischen Stil zu wQrdigen weiss, kann nicht zweifeln, dass wir es hier mit einem in seinem Ursprung harmlosen, in seiner Nach- wirkung abscheulichen Einschiebsel zu thun haben und dass von der Hand des Autors nichts herrflhrt als aj)eruisse con- silium suum, quo intcr sc magis fidi etc. Nichts anderes hatte der Urheber der hinzugesehriebenen Erkliirung iui Sinne al8 bemerklich zu machen, dass man den Finalsatz mit qm nicht bloss zu dem unmittelbar vorhergehenden Begriff des apmiissc consilium zu construiren, sondern vielmehr auf den »18 Inbegriff aller im ganzen Satze enthaltenen Handlungen zo beziehen habe. Ob er, um diesen Zweck zu erreichen, in seinem halbbarbarischen Latein atque co dictam rem fccisse geschrieben, wie in einigen Handschriften geradezu steht, oder ob, nach Anleitung mehrerer andern, ein dicitur ita (rem) fecisse in dem dictitare steckt, braucht uns wenig w ktimmern; genug, dass aus einer solchen Erklarung unter den Hiinden weiterer Abschreiber der ganze Zusatz in seiner jetzigen Gestalt hervorging.

3. Catil. 39 inil, wo von der wachsenden potcntia pau- corum die Rede ist, heisst es:

Ei magistratus, provincias aliaque omnia tenere: ipsi innoxii florentes sine metu aetatem agere: ceteros iu- diciis terrere quo plebem in magistratu placidius tractarent.

Auch hier lassen wir eine wahre Musterkarte von Proben

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ZU LATEINISCHEN AUTOREN

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des verkehrtesten Scharfsinns? nein, wahren Schwach- sinns billig auf sich beruhen; die Spitze davon ist, dass quo hier 'damit nicht' bedeute. Freilich ist das gerade der Begriff, dessen wir unweigerlich bedilrfen; und wie leicht war er doch zu gewinnen, wenn man sich zu dem kiihnen Wagstuck aufgeschwungen hatte, es fiir moglich zu halten, dass auch im Sallustischen Texte, wie in jedem andern, ge- legentlich einmal ein paar Buchstaben ausgefallen seien: quo ne plebem ttt mag. placidius tractarent, oder auch quo plebem in magistratu ne plac. tr. Zu tractarent sind naturlich die cetcri das Subject, imd diese selbst solche Genossen der Ari- stokraten (der ei und ipsi im Vorigen), die etwas milder ge- artet und volksfreundlicher gesinnt waren als die grosse Mehrzahl: obwohl von beidem, wie zu erwarten, die Inter- preten auch das gerade Gegentheil behauptet haben. Aber dennoch wird man sich bei obigem Vorschlage wohl nicht zu beruhigen, sondern den Fehler tiefer zu suchen haben. Denn wie kommt es doch, dass die besten Handschriften, und die meisten der guten, nicht ceteros sondern ceterosque geben? Dieses zu vertheidigen hat zwar neuerlich Kritz ubers Herz gebracht; aber selbst Gerlach hatte das rich- tige Gefiihl, dass die Copulativpartikel hier gegen alle stili- stische Rhetorik sei. Einen Schritt weiter fiihrt uns die Erwagung, dass die obige Auffassung der ceteri zwar durch das Sachverhaltniss durchaus geboten ist, der sprachlichen Form nach aber doch ccteri allzu vag dasteht, wenn es sein pracisirtes Verstandniss erst aus dem nachfolgenden Final- satze quo tractarent erhalteu soll. Nein, jenes que der Handschriften ist vielmehr, wie in zahlreichen analogen Fallen, der zufallig erhaltene Rest einer ursprunglichen Fas- sung, die nur durch Transposition in Verwirrung gerieth, und Sallust schrieb wohl ohne Zweifel: 'ceteros, qui ple- bem in magistratu placidius tractarent, iudiciis terrere.' Erst als der Mittelsatz durch Zufall iibersprungen, dann nachgetragen, imd so schliesslich ans Ende gerathen war, half man durch ein aus dem que hervorgegangenes quo nach. Fur dieses quo setzte zwar schon Kritz friiher qui ein, aber mit einer so lahmen Wortstellung oder vielmehr 319

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822 KUITISCUE MISCELLEN

Satzstellung (ceteros iudiciis tcrrcre, qui tractarent), wie sie des Sallust durchaus unwiirdig ware.

4. Wie oben Catil. c. 53, so hat auch c. 57 allein Dietsch den richtigen Weg erkannt, ohne jedoch, wie uns scheint, das richtige Ziel zu treffen, wenn er als die Hand des Sallustius dieses hinstellte: 'Neque tamen Antonius pro- cul aberat, utpote qui magno exercitu locis aequioribus ex- pcditus impeditos in fuga sequeretur': wo die guten Hand- schriften nur cxpcditos in fuga geben. Ueber den erforder- lichen Gedanken und den nothwendigen Gegensatz herrscht ja im wesentlichen kein Zweifel: nur die Mittel, durch die man ihn zu gewinnen gemeint hat, verstossen sammt und sonders gegen gesunde Latinitiit oder Rede ilberhaupt. Dietsch s Vorschlag wenigstens gegen Sallustische: eine so pointirte Allitteration wie cxpcditus impcditos, und zwar nur so im Vorubergehen bei einem sehr untergeordneten Punkte angebracht, gehort in die Sprache der Komodie, ware auch einem Autor der raetas argentea' zuzumuthen: mit dem hi- storischen Stil eines Sallust hat sie, bei all seinem Anti- thesenreichthum, nichts gemein. Aber allerdings, ein durch Sylbenahnlichkeit veranlasster Ausfall wird es sein, durch den der Text alterirt worden, etwa mit diesem Hergange: ut- pote qui magno cxcrcitu Jocis acquioribus cxpedi[to tarda]tos in fuga scqueretur. Den Nominativ cxpcditus darum festzu- halten, weil er in den schlechtern Handschriften steht, ist reine Unmethode: es ist ja das in diesen eben nur ein con- jeeturaler Versuch, dem Sinne durch den erforderlichen Gegen- satz, den cxpeditos einleuchtender Weise nicht gab, irgendwie aufzuhelfen. Aber ein unzulanglicher darum, weil die drei Begriffe magno excrcitu und tocis acquioribus und expcditus viel zu salopp und unverbunden an cinander hangen, um biindige Rede zu geben. Dass aber auf ein folgendes tos das Auge des Abschreibers von einem totarda genau eben 80 leicht iiberspringen konnte wie voh tus tarda, wenn nicht noch leichter, bedarf hoffentlich keiner Erorterung. Und wenn jenes expcdito wirklich in einem Miinchener Codex steht, so ist auch dies fur die Probabilitat unserer Annabme

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ZU LATKINISCIIEN autoren.

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genau so irrelevant, als wenn es nicht darin stiinde. Pris- cians Citat aber XVIII p. 1198 (p. 343 H.), was beweist es denn mehr, als dass auch seine Sallust-Codices schon das- selbe Verderbniss (expeditos in fuga) hatten, wie die iiltesten und besten heute vorhandenen, der Ausfall dreier Sylben also schon von fruherin Datum war? wozu doeh wohl ein Verlauf von sechs Jahrhunderten Spielraum genug liess. Und ware denn dies etwa das einzige Beispiel, dass Priscian, wie anderwiirts andere Grammatiker, durch falsche Lesarten, die sie in ihren Exemplaren vorfanden, getauscht wurden? und zwar im Sallust-Texte selbst? Welchen Sinn er aus dem expeditos herauslas, kann uns herzlich gleichgiiltig sein; dass er etwa selbst eiu expeditus, wie ihn Hertz schreiben liisst, hatte corrigiren sollen, hiesse ein Nachdenken. von ihm fordern, welches flir die dortigen unverarbeiteten Materialien, die mit ihren syntaktischen Parallelismen kaum mehr als 320 durre Adversarien geben, am allerwenigsten am Platze war. Die ganze Nutzanwendung, die Prisciau von der Sallustischen Stelle gemacht, ist an sich gedankenlos genug; denn was hatte diese wohl mit der griechischen Doppelconstruction, zu deren Vergleichung sie dienen soll: 'Attici «Trapeaceud- Zovro ibc TTOincovTec Tobe» Kai «rroificat Tdbe*' in Wahrheit gemein? Priscian muss sie, wenn nicht jedes tertium com- parationis fehlen soll, nothwendig so verkehrt gefasst haben, dass er die Worte fneque Antonius procul erat', statt rein local, in dem Sinne nahm fer war nahe daran, schickte sich an', und f utpote qui 8equeretur, fOr fzu verfolgen' (= rnon procul erat quin sequeretur') oder naher, dem ujc 7TOir|COVTec entsprechend, fur futpote secuturus'. Eine schone Erkla- rung das!

15) Zu Livius.*)

In der liebenswUrdigen Rede, die Flamininus in Korinth 479 an die Griechen halt, heisst es bei Livius 34, 49, 8:

libertate modice utantur; temperatam eam salubrem et

**) [Rhein. Museum f. Philol. Bd XVIII (1863) p. 479 f.]

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singulis et civitatibus esse, nimiam et aliis gravem et ipsis qui habeant praecipitem et effrenatam esse. Das letzte Satzglied, wie man es auch mit ErklarungskQnsten drehe und wende, behalt eine arge logische Verkehrtheit. Denn wenn temperatam und nimiam die Subjecte sind, salu- brcm und gravem die Pradicate, so ist einmal damit alles Wesentliche in wiinschenswerthester Concinnitat erschopft und jede Erweiterung erscheint als iiberhiingender Luxus. Lassen wir uns aber diesen selbst gefallen, wie kommen doch die Adjcctiva praecipitem et effretiatam dazu, mit gravcm pa- rallel gestellt zu werden, da ja jene Begriffe einleuchtendcr Weise eben eine Gattung der libertas bezeichnen, mit nichten eine Wirkung der also gearteten Freiheit? Es kommt hin- zu, dass man nicht begreift, wie sie mit einem Dativ con- struirbar sein sollen. Denn nichts konnte ja unzutreffendcr sein als ipsis praecipitcm mit einem ipsis periculosam verdeut- lichen zu wollen, da doch daraus dass z. B. ein praecefis fu- rorf eine praeccps audacia allemal auch eine Gefahr in sich birgt, gewiss nicht folgt, dass pracceps 'gefahrlich' bedeute und jemals ein Lateinschreibender gesagt habe z. B. partium furor civitatibus pracceps cst\ ganz abgesehen davon, dass selbst dann immer noch das effrenatam ungerechtfertigt bliebc. Darum ist es auch nichts mit einer Umstelluug, die jemand vorschlug: ftemperatam eam salubrem et singulis et civita- tibus esse, mmiam et effrenatam et aliis gravem et ipsis qui habeant praecipitem so guten rhythniischen Fall auch an sich diese Worte hiitten. Das Richtige wird man haben, wenn man das neben praecipitcm^et effrcnatam matte nimiam als Glossem erkennt und sich erinnert, welche Vorliebe die lateinische Rede fur den rhetorischen Effect hat, der dadurch erreicht wird, dass in Satzpaaren mit doppelter Gliederung die sich logisch entsprechenden Begriffe in umgekehrter 480 Reihenfolge auftreten: f tcuiperatain eam salubrem et singu- lis et civitatibus esse: et aliis gravem et ipsis qui habeant praecipitem et effrenatam.' Ein nochiualiges cssc nach dem mit vollem Gewicht an's Ende gestellten Subjectsbegriff praccipitem ct effrcnatam hat J. F. Gronovs feines Latinitats- gefilhl gewiss richtig als schleppend und unlivianisch erkannt.

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16) Zu Tacitus.")

Hist. III, 5 ist Uberliefert: fTrahuntur in partes Sido 3*> atque Italicus reges Sueborum, quis vetus obsequium erga Itomanos et gens fidei commissior patientior/ Es ware eine so trostlose wie fiir jeden, der denken gelernt hat, iiber- flttssige Miihe, mittels einer ins einzelne gehenden Beweis- fiihrung darzuthun, dass alle Versuche ohne Ausnahme, die vor und in unsern Tagen gemacht worden sind, um mit kleinerer oder grosserer Buchstabenveriinderung aus fidei com- missior patientior etwas Verstandliches herzustellen , gegen Logik, Grammatik, Sprachgebrauch oder gesunden Sinn sind. Das einzig Brauclibare, was den schlichten Gedanken, der erforderlich ist, in schlichter und befriedigender Form gibt, ist das von Halm nach Wurm's Vorschlag aufgenommene gens fldci jKiticntior mit giinzlicher Streichung des commissior. Nur dass, um Ueberzeugung zu bewirken, doch der Ursprung dieses seltsamen commissior, das ja unmoglich Erklarung des keiner Erklarung bediirftigen Begriffs patimtior sein konnte, in plausibler Weise nachgewiesen werden muss. Nun gehen bei Tacitus folgende Siitze unmittelbar voraus: cAc ne in- ermes provinciae barbaris nationibus exponerentur, principes Sarmatarum Iazugum, penes quos civitatis regimen, in com- militium adsciti. plebera quoque et vira equitum, qua sola valent, offerebant: remissuni id munus, ne inter discordias externa molirentur aut maiore ex diverso mercede ius fasque exuerent/ Diese Worte hatte mit Recht im Sinne, wer ira Folgenden, um die Beziehung des Comparativs gens fidei paticti- tior deutlich zu machen, hinzuschrieb quam istorum (gens), niimlich der vorerwahnten principes Sarmatarum Iazugum. Es sind nur die landlaufigen Vertauschungen, vermoge deren das in seiner Absicht nicht mehr verstandene quamisto^ in ein vermeintlich Taciteisches comissior verschlimmbessert wurde, sei es mit oder ohne Mittelstufen.

*) [Rhein. Muaeum f. Philol. Bd. XXI (1866) p. 320.]

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4t« *) Annal. I, 50 heisst es von Germanicus: 'Inde sal- tus obscuros permeat consultatque , ex duobus itineribus breve et solitum sequatur an impeditius et intemptatum eoque hostibus incautum. Delecta longiore via cetera ac- celerantur' u. s. w. Schon Eduard Wurm iui Philologus IX p. 90 ff. hat einleuchtend entwickelt, dass es eine mit nichts zu rechtfertigende logische Verkehrtheit sein wurde, zu sagen: 'er durchzieht den Wald und Uberlegfc, ob er den kilrzern und bequemern, oder den schwierigern, aber vom Feinde unbeachteten Weg einschlagen solle da ja die Ueberlegung dem Durchmarsch nothwendig vorausgehen mu8s. Zumal wenn gleich darauf fortgefahren wird: *Cae- cina cum expeditis cohortibus praeire et obstantia silvarum amoliri iubetur: legiones modico1 intervallo sequuntur.' Aber weder Wurms pcrvenit fiir permcat, woran er selbst nicht glaubt, noch sein inde ad saltus obscuros permcat, woran er glaubt, kann genOgen. Nicht darin liegt der wesentliche Anstoss, dass iiberhaupt der Hauptbegriff, der Durchmarsch, als das Generelle vorangestellt wird, dann erst die Modali- taten nachgebracht werden was ja erlaubt ist , son- dern dass ein specieller Theil dieser Modalitaten, der der Natur der Sache nach vor die DurchfUhrung des Haupt- begriffs fallt, und er allein, mittels eines zweiten Verbum finitum dem Hauptbegriff parallel gestellt ' wird. Jeder An- stoss fiillt weg, sobald man mit Hinzuftigung eines einzigen Buchstaben schreibt: fInde saltus obscuros permeat, cotisul- tatoquc ex duobus itineribus breve et solitum sequatur an impeditius et intemptatum eoque hostibus incautum, delecta longiore via cetera accelerantur', wo das qtte so viel ist wio fund zwar'.

*) [Rhein. Maseum f. Philol. Bd. XXI (1866) p. 488.J

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17) Zu Plinius' Kuns tgeschich te.*)

Nachdem Plinius N. H. XXXV, 9 § 36 vom Maler 475 Apollodorus gesprochen, geht er auf Zeuxis tiber mit diesen Worten:

Ab hoc artis fores apertas Zeuxis Heracleotes iu- travit olyfhpiadis nonagesimae quintae anno quarto . audentemque iam aliquid penicillum . . . . ad magnam gloriam perduxit, a quibusdam falso in LXXXIX olym- piade positus, cum fuisse necesse est Demophilum Himeraeum et Neseam Thasiuin, quoniam, utrius eorum discipulus fuerit, ambigitur.

Hier nimmt nun Sillig im Catal. artif. p. 459 ff. und seitdem auch in seiner Ausgabe die Zahl LXXIX fUr LXXXIX aus Haudschriften auf und rechtfertigt dies am ersten Orte 476 mit den Worten: fEx vulgari scriptura duodetrigiuta tantum anni prodeunt, quibus sane Zeuxis floruerit oportet, ut reli- qua de praeceptoribus verba inepte tantum addita videri possent; nostra vero lectionc opinio chronologoruni vere refutatur, quoniam ab hac ol. usque ad XCV sexaginta septem (warum nicht octo?) anui orirentur, quod temporis .spatium illa quidem aetate, qua et inter Graecos uctKpopioi rarescebant, Zeuxis arte sua vix explere potuit. Huc accedit quod Zeuxis non ol. XCV, 4 primum artem exercuit, ut verba Plinii indicare possent, sed iam ante nobilis factus est, quod ex pictura, quam Archelao**) donavit, colligere licet, ut proinde ol. LXXXIX omnino non apta sit. Eo melius contra omnia procedunt, cum Demophilum et Neseani ol. LXXIX tioruisse statuimus.' Man sieht, Sillig nimmt den Satz mit quoniam als Beweis fiir das in falso liegende Urtheil, oder mit andern Worten, er findet in dem ganzen Zusatze die von Plinius gegebene Widerlegung derjenigen, die den Zeuxis nicht in 01. 95 setzten. Dies ist aber sprachlich und

*) [Rhein. Museum f. Philol. N. F. Bd. UI (1845) p. 475 ff.]

**) Von 01. 91, 3 bia 95, 1, nicht, wie Sillig will, von 91, 4 bis 95, 3.

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sachlich gleich unmoglich. £rstlich muss Sillig offenbar das cum in dem Sinne von fiu welcher Zeit' gefasst haben; aber in dieser relativen Anwendung, dass das Object, welches bestimmt werden soll, schon vorher gegeben sei, sagt man ja im Lateinischen nicht cum, welches zwar das Deinonstra- tivum in sich einschliessen und so fQr co tempore, quo (nSm- lich in der protasis), aber nicht fur quo temporc gesetzt werden kann. Wer wird, wo es auf wirkliche' Zeitbestimmung ankomuit, sagen eo anno, cum? Dem ware nun, wenn es Noth thate, leicht abzuhelfen durch die Veranderung in qua. Allein welche unbiindige und darum unklare Folge der Ge- danken hatte dann Plinius gewahlt, wo man vielmehr er- wartete: quoniam, qui hac ipsa aeteUe (oder olympiade) fuerunl JJemophilus ct Nescas, corum utritis di-sciptdus fuerity ambigitw. Denn auch das hier ubergangene necesse est begreift man nicht recht, da es mit keinem Worte motivirt ist, und doch 477 die Zeit der beiden wenig namhaften Kiinstler nicht als etwas so Bekanntes, als ein so fester Anhaltpunkt voraus- gesetzt werden kann, dass daran das Schlagende der Wider- legung sogleich einleuchtete. Nicht besser steht es mit dem Inhalte dieser vermeintlichen Widerlegung. Sillig verlangt einen sehr langen Zwischenraum, um den Plinius so schliessen zu lassen: wenn Zeuxis 01. 95 (oder in Wahrheit, wegen des Verhaltnisses zu Archelaus, auch immerbin schon etwas fruher) gebluht hat, so kann er nicht auch schon 01. 79 gebluht haben, weil dazwischen 64 Jahre (oder etwas weniger) liegen; wohl aber, meint er, hatte Plinius einsehen mflssen, dass 28 Jahre (oder gar noch weniger) die Bliithezeit eines Kunstlere fQglich dauern konne. Wir wollen uns nicht dabei aufhalten, dass es ja die Meinung der Gegner gewiss nicht war, den Zeuxis sowohl in 01. 79 als auch in 01. 95 an- zunehmen, sondern nur in 01. 79, so dass der zur Wider- legung dieser Annahme gebildete Schluss, der von 01. 95 als festem Punkte ausgeht, eine petitio priucipii enthalten wtirde; auch das sei nur fliichtig beruhrt, dass ja nach den Worten des Plinius die Zeit von 01. 79 mit nichteu als die Blflthezeit des Malers gedacht wird; was aber bei der obigen Erklarung auf die befremdlichste Weise ausser Acht

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gelassen ist, das ist das ganz undenkbare chronologische Verhaltniss zwischen Lehrer und Schliler, welches dem Pli- nius als eigene Meinung aufgebiirdet wird. Mit einem nccesse est wird der Lehrer in 01. 79 gesetzt, und erst 64 Jahre spater soll der Schiiler gebliiht haben? Sillig hatte ganz vergessen, dass ja mit der, durch das angebliche Raison- nemeut des Plinius zurflckgewiesenen, Gleichzeitigkeit der beiden Kflnstler und des Zeuxis in 01. 79 nicht auch das Schfllerverhaltniss des letztern zu einem der erstern tiber- haupt aufgehoben wird. Weit unanstossiger wiire in Silligs Sinne wenigstens diese einfache Schlussfolge anzunehmen gewesen: einer der beiden Ktinstler Demophilus und Neseas war des Zeuxis Lehrer; diese lebten um 01. 89; folglich kann des Schiilers Bliithezeit nicht auch in diese Zeit ge- setzt werden, sondern muss spater fallen. Denn so viel ist klar, dass nach dem individuellen Zusammenhange, je nach- dem Lehrzeit und Bltithezeit unterschieden werden oder nicht, je nachdem die Zeitabstiinde kleiner oder grosser sind, je 47» nachdem es auf genaue Bestimmungen oder nur allgemeine Schatzungen ankomint, die Lebenszeit des Lehrers sowohl zum Beweise als zur Widerlegung der Gleichzeitigkeit des Schiilers angewendet werden kann. Ein Zwischenraum von einigen zwanzig Jahren konnte nun keineswegs als schlecht- hin unpassend gelten, um ein natiirliches Verhaltniss zwischen Lehrzeit und Meisterschaft zu geben; einer von etwa 60 Jahreu (wenn man LXXIX aufnahme) miisste es unbedingt. Alleiu die iibrigen, oben vorangestellten Bedenken haben so nichts von ihrem Gewicht verloren. Auch daran darf nun nicht gedacht werden, dass in dem fraglichen Satze etwa der Beweisgrund derjenigen enthalten sei, die den Zeuxis, sei es in 01. 79 oder 89, ansetzten. Einmal miisste dies statt cum fuisse necessc est doch heissen qua fuisse necesse sit\ so- dann diirfte eine anscheinend so gut begrflndete Meinung nicht ohne ein widerlegendes Wort des Plinius, nicht ohne eine wenn auch nur andeutende Rechtfertigung des katego- rischen falso bleiben. Nichts ist iibrig als die auch ganz unverfangliche Annahme, Plinius habe die widersprechende Meinung der quidam nur einfach angefiihrt, ohne ihre Griinde,

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und ebenso einfach ftir falsch erklart, ohne seine Grunde hinzuzuftigen. Schon das necessc est leitet darauf, in diesem- Satz nicht sowohl ein Axiom als eine Folgerung zu suehen, die in deni quoniam ihre Begrttndung finde. Weil entweder Demophilus oder Neseas fttr den Lehrer des Zeuxis gilt, so ergibt sich dem Plinius hieraus im Vorbeigehen zugleich eine allgemeine Zeitbestimmung dieser beiden, sonst sicher- lich durch keinerlei chronologische Ueberlieferung fixirten Kttnstler. Plinius schrieb hochst wahrscheinlich: *a quibus- dam falso in ol. LXXXIX positus. Quocum fuisse necesse est Demophilum Himeraeum et Neseam Thasium, quoniam, utrius eorum discipulus fuerit, ambigitur\ Der Gebrauch des esse fttr vivere ist dem Plinius ganz gelaufig, z. B. XXXVI, 5 § 4: ccum ii essent, iam fuerant in Chio iusula Malas sculptor, dein filius eius Micciades* e. q. s., 'Hippouactis poetae aetate, quem certum est LX olympiade fuisse\ Hier hat man auch an dem ccrtutn cst ein Beispiel, wie unser Schriftsteller sich ausdrttckt, wo er eine Angabe als uu- 479 zweifelhafte Thatsache bezeichnen will. Dass nun die Lesart LXXIX nicht mehr nothwendig ist, ist von selbst klar; sie hat aber auch nicht einmal an sich die geringste Wahr- scheinlichkeit, und zwar ganz einfach wegen der allzu grosseu Handgreiflichkeit des Irrthums. Dagegen wie man auf 01. 89 (die durch die Bamberger sowie die erste Ambrosianische Hand8chrift Bestiitigung erhalt) fallen konnte, liegt so nah<'. dass wir in starke Versuchung gerathen, das mit falso aus- gesprochene Verwerfungsurtheil des Plinius fQr ein nicht hinlanglich erwogenes zu halten. Dass die Zeitbestimruung des Plinius ungenau sei, lag jedeufalls zu Tage; denn schon mehrere Jahre vor 01. 95, 4 starb Archelaus von Macedo- nien, dem Zeuxis nach Aelian's (V. H. XIV, 7) und des Plinius eigener Angabe seinen Palast malte und ein (ienialdc des Pan zum Geschenk machte. Dazu kommt, dass doch rait den Worten artis fores intravit nicht wohl kann die Zeit bezeichnet sein, da der Kunstler in der Blttthe seiner Meister- schaft stand, sondern da er zu malen anfing; wodurch denn die Ungenauigkeit der Zeitbestimraung schon recht gross wird, und wir unvermerkt der 89sten Olynipiade iramer naher

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riicken. Um so wahrscheinlicher, weil in seinen Ursachen einleuchtend, wird es also, dass eine Meinung, die den Zeuxis in 01. 89 die Kunstlerbahn betreten (artis fores intrare) liess, wirklich existirte, und nicht nur dies, sondern selbst die richtigere war, trotz des Plinius wir wissen nicht wie begrttndetem Widerspruch. lch weiss nicht, ob es ahn- liche Betrachtungen gewesen sind, die Miiller im Handb. der Archaol. p. 133 f. zu dem Ansatze von 01. 90 bewogen; denn das Verhaltniss zu Archelaus alleiu, worauf sich Miiller beruft, berechtigt noch nicht gerade so weit zurttckzugehen. Den Namen 'Demophilus' und 'Neseas* wird hiernach in einer neuen Ausgabe des Catalogus artificum (p. 182. 292) statt '01. 79* vielmehr c. 01. 95 nach der Meinung des Plinius, und daneben 01. 89 als anderweitige und wohl glaubwiirdigere Ueberlieferung beizufttgen sein.

18) Ueber die Glosse 'entoridia* bei Philoxenus.

[G. Loewe hatte in den Acta soc. philol. Lips. Bd. II p. 469 f. die Glossen des Philoxenus p. 87, 15 und 39 (entoridia und etorida = iv Tiy jueiaHu) besprochen und in entoridia eine alterthiimliche Form fttr interia vermuthet: denn wie dem in ein endo, weiter indu, so sei dem inter ein entor vorausgegangen, und wie dem post ein poste, weiter ein postid vorausliege, aus dera postidea gebildet wurde, so dem entor ein entorid, aus dem entoridia ward. Daran schliessen sich RitschPs Bemerkungen p. 470 f. an. C. W.]

Ist auch der hier eingeschlagene Weg im allgemeinen 470 gewiss der richtige, so wird doch im einzelnen einiges noch scharfer zu pracisiren und demzufolge zu modificiren, auch wohl noch ein Schritt weiter (in gewissem Sinne weiter zurttck) zu thun sein. Zuniichst sollte man doch fttr so alte Zeit ein e statt des jiingern % erwarten, uicht nur in der Endung -ea statt -ia, sondern selbst in der vorangehenden Sylbe -ed- statt -id-} wie ja auch ohne Zweifel vor postid ein posted (ausgehend von poste) existirte: also -edea. In-

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KKITI8CUE MISCELLEN

dessen gibt es doch einen Gesichtspunkt fur das Verstand- niss dieses t.

So gewiss es ist, dass e alter war als », und so gewiss diejenigen das wahre Verhaltniss geradezu auf den Kopf stellen, die ebenso gut wie ein iilteres e in jungeres t, so auch schlechthin ein iilteres t in jtingeres e Qbergehen lassen, so ist doch dabei Eines nicht ausser Acht zu lassen. Dieser Vocalwandel (wie andere mehr) lag so sehr in einem ein- geborenen, ursprunglichen Triebe des alten Latein, dass es gar nicht zu verwundern ist, wenn ihm schon recht fruh- zeitig in einzelnen Ansatzen nachgegeben ward, die sich nnr zunachst nicht behaupteten und zu durchgreifenderer Geltung brachten, sondern neben dem Altherkominlichen nur spora- disch auftauchten, sich auch wohl im Wechsel mit jenem eine Zeit lang erhielten, bis sie erst spater entweder zum volligen Durchbruch kamen und das Alte ganzlich Ober- wanden, oder auch diesem gegeniiber folgenlose Versuche blieben und wieder spurlos verschwanden. Zu dem letzteru Falle (um hier nur Andeutungen zu geben) gehort es z. R, wenn in der erst kurzlich an's Licht getretenen merkwur- digen Inschrift von Luceria (Ephemeris epigraph. II p. 205) STIRCVS geschrieben ist; von der erstern Kategorie sind die Beispiele so zahlreich, dass sie jeder weiss oder wisseu kann. Ich wiisste mioh Qber dieses ganze VerhSltniss nicht deutlicher und anschaulicher auszudrucken, als es im Rliein. Museuni XXIV (1869) p. 2 f . in Beziehung auf die Ent wickelung und die Uebergiinge der Schriftzeicheu geschehen ist, da ganz dieselben Gesichtspunkte auch fOr die Laut- sprache gelten.

Hingegen nach der entgegengesetzten Seite hin muss das o statt e befremden in dem vermeintlichen enfor = inter: nicht als etwas ausserhalb des allgemeinen Gesetzes der Vocalabergiinge liegendes*), wohl aber als etwas gerade fflr

*) [Dazu kaoi in der praefatio de» 2ten Bandes der Acta p. XII folgender Zusatz Kitscbrs: Mbi i|uam leviter tetigimus o tocalis in e transitionem cum nunc nequaquam animua sit longius pereequi certw- que finibu» suifl coercere, tameu eo de genere unam modo memonam valde singularem hic designare potius quam disceptare Hceat. Quippe in

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ZV LATKINI.SCHEN AUTOKEN.

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diesen Fall so hochaltertliamliches, dass wir kaum eine wirklich zutreffende Analogie zur Hand hiitten. Da nun fernerweit in so zahlreichen Fiillen dem spatern in ein frttheres 471 cndo (weiterhin indu) vorausging, so mochte es nahe genug liegen, in der iiberlieferten Glosse den Ausfall einer Sylbe zu verinuthen, die Hand in Hand ging mit der Versetzung zwei benachbarter Buchstaben, d. h. cntoridia als aus endote- ridia verstiimmelt anzusehen (um hier das i = e einmal auf sich beruhen zu lassen). Ein endoter, auf einer spatern Sprachstufe ohne Zweifel indutcr, als Vorgiinger von inter, steht so sehr auf einer Linie mit den in der vorletzten An- merkung |p. 409 Anm. ** von Loewej zusammengestellten Compositis [wie endocineti, cndoclusa, endofestabat, endogcnia; indupcdat, indnpero], dass es fiir seine Glaubwiirdigkeit gar keiner weitern Empfehlung bedarf. Konnte nun wirklich, wie nebeu post ein posHd, so neben inter ein interid, also iilter etiterid und cndoterid bestehen , so steht auch schlechterdings nichts entgegen, dieselbe Zusammensetzung, wie wir sie einerseits in postid-m antid-ca, anderseits mit dem einfachen intcr noch in interea selbst (gleich propterca, praetcrca) vor uns haben, auch fiir ein iilteres interid-ea, cntcrid-ca, endotcrid-ca gelten zu lassen. Ob die Zeitstufe, auf die sich die Glosse bezieht, schon hatte c in t iibergehen lassen, oder ob in der Glosse c fiir * zu corrigiren ist, bleibe

vetuBtis gloaais felici industria Gustavi Loewii pervestigatis etiam haec ent, quam cum testium indicio subiecimus:

'consebat, exaoatimabat ' : cod. Leid. saec. VIII f. 65 vc ('exestimabat'); Voss. lat. fol. 11. 82 (f exaestimabat')? Voss. lat. fol. n. 24 (f existimabat'). 'consuistis, statuistis': Voss. 24 et 82; gl. Paris. ap.

Hildebr. p. 75. fcoii8uerunt, iudicaverunt, arbitrati sunt': cod. Sangerm. ap. Hildebr.; it*'m Papias (f arbitrati sunt, ordinaverunt, iudicaverunt').

Et locis et interpretatione diversa tria testimonia in uuam notiouem conspirantia dubitari nequit quin eam vim babeant, ut revera anti- quiorem ante ccnstre ex.stitisse consere formam nobis persuadeant. Cuius formae quae ratio sit et origo quaeque, ut videri potest, cum similibus affinitas, etsi minirae iu propatulo est, tamen aliquid etiam futurae meditationi relinquendum putamus.' C. \V.]

fk RiT.scnKUi orvsrvi.A iit. 63

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KKITISCHE MISCELLEN

billig dahingestellt. Aber nicht fraglich kann es sein, dass jene Periode noch das alte ablativische d bewahrte, da uns ja selbst im SC. de Bacch. noch ARVORSVM EAD vorliegt Wie also auch die Glosse selbst ursprunglich lautete, jeden- falls fuhrt sie uns, in Verfolgung reinster Consequenzen aus lauter thatsiichlichen Analogien, auf einen Standpunkt der Betrachtung, von dem aus sich uns eine iiberraschende Per- spective in weit zuriickliegendes Urlatein eroftnet: ein Latein, welches mag uns die Form noch so fremdartig, schier abenteuerlich anmuthen statt des spatern schlichten interea ein schwerfalliges endoteredead hatte. Kein Wunder, dass solches Latein ein Polybius nicht mehr verstand. Erst dem Aelius Stilo, so viel wir zu urtheilen vermogen, war es vor- behalten, auf dem Wege gelehrter Forschung, wie durch die Commentirung der Salischen Liturgien und der zwolf Tafeln, jene Ursprache der Vergessenheit zu entreissen und ikre Kenntniss, wenigstens theilweise, fttr die Folgezeit, soweit diese sich dafur interessirte, zu bewahren: und auf ihn als letzte Quelle werden denn auch die derartigen spiirlichen Reste zuriickgehen, die sich in unsere Glossarien gerettet haben.

*) Cetemui in eis quae de Philoxeni glossa 'cntoridia' ratiocinati suinus, non nos fugit unum quiddam incertius esse reliquis: hoc quidem, num ea, quae in postid antid ante oculos est, terminatio omnino ad alias quoque praepositiones ipsamque inter umquam pertinuerit. Quod qui neguverit (quando neutram in partem demonstrandi evidentia iu promptu est), non poterit non diffidere priscae alicui sive enloridia sive endoteridia = endoteredead formae. Quo tamen confiden- tius teneri endoteread poterit utpote ab aualogia nulJi pror- sus dubitationi obnoxia.

**) Cum de endo forma deque Philoxeni glossa fentorid\a disserebamus, non debebat nos fugere quas iu eodem genere doctrinae copias iam 0. Ribbeckii diligentia eongessi^et

*) [Praef. Act. 1. 1. p. XII.]

**) [Praef Act. soc. phil. Lips. vol V p. III Bq.]

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ZIT LATEINISCHKN AUTOREN.

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Trag. fragm. coroll. p. XII sq. Nisi quod Vulcanius quidem voluit fortasse endoteridia emendari, reapse tamen haec potius scripsit 'Notarum' p. 36, 24: 'Entoridia, et infra lin. 38 Etorida\ Leg. Endoridia pro Interea, ut Postidia pro Postea': iv calami errure ut putamus aut vitio typothetae. Id quod eo probabilius fit, quod Vulcanium monstrari potest cum in adnotando Philoxeno tum in edendis emendandisque 'Isidori* qui fertur glossis totum pendere e Scaligeri auctoritate: ut hunc ipsum cogitasse de endoteridia forma veri simile sit. Hinc aliquid eius rei permanasse ad Meursium videtur, cuius liaec verba sunt in Exercitationum crit. parte I (edita Lugd. Bat a. 1599) p. 09, spectantia ea ad Casinae Plautinae prol. v. 33: \Scribo postidea rursum. Nam dicebant, ut notum est, Antidea, Postidea, Int/ridea. Et male hodie in glossis legitur Entoridia, ev tuj ueTaEu. Scribo Endoteridea pro Interidia? Vbi et notum id esse dicit, de quo ipso quaeritur , et perversissima Plautinum versum mutatione pessumdedit. Ceterum nulla esse dubitatio potest quin, quae in Kalendario Praenestino ter exstat EN nota, sat saepe ea etiam in ceteris rediens, non sit aliter nisi endoter- eisus interpretanda ex ipsius Verrii Flacci sententia.

19) Mittheilungen aus und ttber Handschriften.*)

1. Vtrsus de XH ventis Tranquilli Physici.

Der zuvorkommenden (liite des Herrn Theodor Oehleriso aus Frankfurt a. M., den bibliographische Studien im wiir- digsten Sinne des Wortes auf auswiirtigen Bibliotheken be- schaftigen, verdanken wir eine Keihe von Mittheilungen aus lateinischen Handschriften, wovon wir, was in niiherer Beziehung zur classischen Litteratur steht, gern zu weiterer Kenntniss bringen. Ein Brusseler Codex des zwulften Jabr- 131 hunderts, n. 10721, enthiilt unter obiger Aufschrift, iiber die

*) [Rhein. Maseum f. Philol. N. F. Bd. I (1841) p. 130- 140.]

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830 KRITIHCHE MIHCELLEN

ein mihercr Aufschluss nicbt vergonnt ist, ein versiticirtes Stttck, welches trotz der Leoniuischen Verse ungefahr eben so gut einen Platz in Wernsdorfs 'Poetae latini minores' oder Burmans 'Anthologia latiua* verdiente, wie das dort Bd. V p. 523 ff'., hier II p. 380 abgedruckte Carmen dc ventis, von dein unsere Verse eine erweiternde Bearbeituug zu sein scheinen. Sie niogen hier folgen, wie sie aus der Handschrift copirt sind, nur niit hinzugefiigter Interpunctiou; die nothigen, nieist kleinern Verbesserungen niag aubringeu, wer wieder eiunial Poetae minores herausgibt. Fiir die sach- lichen Beziehungen ist aui aufklarendsten Ukert s Aufsat/. fflber die VVindscheiben und VViude der Griechen und Ilomer' in der Zeitschrift f. d. Alterthuniswissenschaft 1841 p. 121 ffv wegen der dort genommenen Riicksicht auf das gedruckt*? Gedicht de rentis, welches Genelli in VVrolf s Analekten IV p. 401 ff. imd K. von Rauiner im lthein. Mus. fur Phil. V p. 497 tt*. nicht gekannt zu haben scheineu.

Quatuor a quadris uenti flant partibus orbis: Quisque sibi comites geminos alit inferiores. Hi, uelut in circo positi snb climate certo, Sic elementa mouent, ut eisdem non simul instent. 6 Si furerent pariter, sua quippe remitteret aer Pondera, continui lassatus turbine belli. Succedunt uicibus nunc hic nunc ille solutus, Et uertit terras et cogit hebescere nautas.

Primus Cardinalis Septentrio

Laterales eius Cyrcius et Boreas.

Priinus ab axe uenit concretaque frigora ducit 10 Emundans Scythicas Septentrio nubibus oras.

Saeuior hoc alius non est: seu stringere siccus,

Siue Gaetas pluuiis aspergere coeperit albis.

Nomen Aparctias sumit delatus Athenas.

Circius huic dexter, Boreas uolat inde sinister. 15 Quis uti soleant his Graeca uocabula restaut.

Namque prior lingua uocitatur Thrascias illa, iit Kespuat hexametrum quamuis ea dictio uersum.

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ZU LATKINISCIIKN AUTOBEN. 837

Ipse facit madidos et grandine uerherat agros. Inde sequens Aquilo dictus consurgit ab alto,

20 Nubila concuticns, sed rarior exit in imbres. Frigidus ignotas Rhenus exasperat undas, Et nuper liquidam glaciem facit esse procellam, Perpetuum montem iam de se parturientem. Additur Aeolio tam magna potentia monstro:

*:> Hoste sub hoc nudas refugit sua gloria siluas, Conqueriturque breuem tellus exhausta decorem. Omnia uincentes isti tres conlaterales Suspiraut tumidis hyemalia tempora buccis.

Seeundus Cardinalis Subsolanus Laterales eius Vulturnus et Eurus.

At Subsolanus rutilo tibi, Phoebe, propiuqus 30 Peplum ceruleae tygoni siccat amatae.

Huic aliud nomen quod dicitur Aphelyoteu.

Eructans animam parili moderaniine mixtam,

Nec stringens hebetat, nimio nec igne uaporat.

Dextram Vulturnus, laeuam circumtonat Eurus. a:> Decoquit Eoas prior, liic humectat arenas.

Calchias est calidus Pelopis regione uocatus.

Tercius Cardinalis Auster

Laterales eius Euro Auster et e Austro Africus.

Vernm per zonam solaribus ignibus ustaui, Qua recolit fuscus feruentia littora Maurus, Austcr ab autipodis humili statione rcmotis

40 Mitior in patriam, quam lex iubet, euolat istam. Xaiuque sinus gelidum pariens antarcticus illum Aestu mutari dedignaturque relidi, Dum peragrat mediam terraeque polique plateam. Hunc quoque Daedaleae Noton expressere Micenae.

45 Quicquid ucr genuit decoris, sibi marcidus haurit, Interimens flores et obumbrans ruris honores. Dextro qui famulo desedat nomen et Euro At latus sensiferum quatiens Austro Affricus udum Gaudet conpositis gemino cognomine pennis.

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KRITISCHE MISCELLEN

Quartus Cardinalis Zephyrus

Laterales eius Africus et Chorus.

50 Mollior occiduos Zephirus lambendo Britannos Dicitur Italiae, sed et iste Fauonius horae Arma pharetratae labefactat uitrea brumae. Nam recreat florem matri prius inmorientem Alliciendo senes iterum iuuenescere montes.

55 Cui fauet a dextris pluuialibus Africus alis. Hunc Libin ex patrii dicunt idiomatc uerbi Hannibalis gentes, cuius uocat Africa manes. Postremus circo postremum si quid in illo Emergit Chorus, Argestes hic quoque dictus.

(jn (i/)i sunt bis seni quadro sub cardine uenti, Perflantes mediae spatiosa uolumina tcrrae. Nec quenquam moneat, quod plura uocabula restant, Quorum diuersis uicibus fungantur iu horis.

Der Entdecker hat folgende Bemerkung hinzugefiigt: cZwei kiirzcre Aufsatze in Prosa, aus einer Handschrift des llten Jahrh. 'de ventis' und 'ordo ventorum XXVIP erwiihnt Naumann in seinem Catal. Codd. MSS. Senat. Lips. No. 62.

In dem oben bezeichneten Briisseler Codex liabe ich noch ein anderes Gedichtchcn gefunden, das ich seines verwandten Inhaltes wegen gleich hier beiftigen will; es steht im Cod. 10713 fol. 183 b, nach einem liingeren Gedichte Theodrrici de animalibus ohne Ueberschrift eingeschoben, und ist von einer andern Hand, als die Vcrsus Tranquillij aber auch im 12ten Jahrh. geschrieben.> Der erstc der zwanzig Verse, aus denen dieses Stiick besteht, lautet: EffUjics turris constructa rcfertur Athcnis, der letzte Hos ita Vitruvii docuit sollcrtia pingi] sie enthalten aber nur die aus Vitruvius I, (i ent- lehnte Beschreibuug des sogenanntcn und genugsam bekann- ten Thurmes der Winde in Athen, ohne alle weitere Zuthat.

2. Zur lateinischen Anthologie.

Ucber eine Britische Haudschrift Tod. lleg. Britann. 15. B. XIX. membr. 4to. saec. IX' berichten dieselben Mitthei-

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ZU LATEINISCIIEN AUTOREN. 839

lungen wic folgt. «Ueber diesen in mehrfacher Beziehung merkwflrdigen Codex behalte ich mir vor spater Naheres 134 mitzutheileu. Derselbe enthiilt eine ziemliche Anzahl zur lateinischen Anthologie gehoriger kleiner Gedichte; die grossen- theils an den Rand beigeschrieben sind, aber noch im 9ten Jahrhundert geschrieben zu sein scheinen. Darimter sind auch einige ungedruckte, meist monchischen Ursprungs, zum Theil aber unverkennbar frfiherer, besserer Zeit angehorend, z. B. folgende, die im Codex dem Virgil beigelegt werden:

(Bl. 90b.) fDe quodam cum cruribus obliquis

nato' Virgt.

En dat aperturam crurum fluxura recuruani,

Et patet oblicus inter utrumque locus: Quo pregnantis equae calcaribus urgeat aluum,

Curuato & tutum crure rit intus onus.

(BL 00 b.) eTetra8ticon de quadam anu quae 1 1 1 1

dumtaxat dentes fertur habuisse' Virgilius

de 8iia

Quatuor, ut memiui, fueraut tibi delia dentes: nutrice.

Abstulit una duoa tussis & uua duos. Iam secura potes cunctis tussire diebus:

Nil iam, quod tollat, tertia tussis habet.

fDe liuagine & Somno' ltem

idem.

Pulchra comis annisque decens & candida uultu

Dulee quiescenti basia blanda dabas. Si te iam uigilans non unquam cernere possuin,

Somne, precor, iugiter lumina nostra tene.

'De Caluo a Culice obuiato'

Stridula musca uolans caluum conspexit euntem. Calue, uiator, ait, quo teudisV cede parumper, Perque tuos iuro, qui restant retro, capillos, Me gratam liceat rostro dccerpere sedem. Sic ait & trepidum circumuolat inproba caluum: At contra ille timens solito caput ornat amictu.

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840

KRITISCHK MISCKLLKX

Letzteres Epigramm habe ich auch im 'Cod. Biblioth. publi- cae Cantabrig. No. 1552, saec. X/ gesehen (fol. 367 aj, wo jedoch dasselbe unter der Aufschrift:

Irrisio cuiusdam scolastici contra caluos

und mit diesem abweichcnden Schlussverse

Quid ualet en caluus musce lassatus ab ictu 'Incipit responsio hugbaldi de laude caluoruuT

dern Gcdichte des Hugbaldus vorgesetzt ist. Dass es von letz- terem Gedichte nicht nur mehrere besondere Ausgaben gibt (Basil. 1516 u. 1546. und Lovan. 1561), sondern dass es auch in einigen Samnielwerken abgedruckt steht (wie Dor- narii Amphith. I, 290, Barthii Advers. p. 2175 ff.), dies ist Angelo Mai (Auctor. Classic. tom. V p. 460) wohl nur des- halb entgangen, weil das Vaticanische Bruchstiick ilim keine Auskunft iiber den Verfasser gab.»

Diirfen wir uns auch nicht der Freude hingeben, an den obigen Epigrammen eine wirkliche Bereicherung der kleinem Virgilischen Poesien zu gewinnen dass das zweite nur eine Variation des Martialischen I, 20 sei, sah der gefallige Mittheiler selbst , so haben doch dergleichen Beitriige den untergeordneten VVerth, fiir die (von Meyer Praef. zur Anthol. lat. p. XVI f. in Beziehung auf Virgil nur in fltich- tigen Andeutungen begonnene) Kritik iiber Aechtheit und Uniichtheit der Epigrammenlitteratur deu (iesichtskreis zu erweitern und die Ueberzeugung von weitreichender Will- kiir mittels durchgreifender Analogien zu bcgriinden.

3. Zu Lucilius' Aetna.

fCod. Bibl. publ. Cantabrig. Kk. 5. 34. 2060 membr. mai. saee. IX magna ex parte scriptione continua sine ulla verborum distinctionc exaratus/ Dieses Mtinuscript kara dein- selben unerniudlichen Handschriftenuntersucher erst kurz vor seiner Abreise zu Gesicht, und konnte deshalb uur sehr Hiichtig von ihm durchgesehen werden. Es beginnt mit verschicdenen Stiicken des Ausonius; spater folgen Verse, zum Theil sehr barbarische, von verschiedenem Metrum und

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ZU LATEINISCHEN AUTOREN.

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ungenaunten christlichen Verfassern (z. B. ein Stiiek mit dem Anfang: fSi torpens eeleri tigrem superare fugacem Cursu testudo desideret ac feritate Si lepus atque canem temptet laniare ferocem' ; ein anderes: Hiaudia dicto Iure 13« magistro' ; ein drittes: rRex sapiens residet specula subli- mis in alta Providus ac pugnax praepote mente sagax' u. s. w.); hierauf Rufmi dc jmulcribus ct mcnsuris d. i. Pris- cian s l)ekanntes Gedicht bis V. 162 Endl.; sodann P. Vir- yilii Maronis Culex\ endlich zuletzt *P. Viryilii Acthna\ Der Reisende musste sich fur dieses Gedicht auf ein fluchtiges Controliren der Anzahl von Versen, die auf je eine Seite vertheilt sind, beschrankeii, und fand selbst so fik drei Lucken, darunter zwei bisher gar nicht bemerkte, iiber- raschende Ausfullungen. Zwar wird erst weitere Kritik diese zu wahrhaften Erganzungcn umzugestalten liaben; iudess machen wir hier von dem Vorrecht der Miscellenform, ohne Verpflichtung zu vollstiindiger Ausfuhrung und Entscheidung gelegentlich auch nur anzudeuten und anzuregen, um so lie- ber Gebrauch, als wir dadurch den tretflichen Hearbeiter des Lucilischen Gedichtes zur weitern Besprechung des Gegen- standes in diesen Blattern zu locken hotfen. JCrstlich also lautet der liickenhafte V. 53 in der Handschrift so:

Prouocat admotis quae tertia sidera signis.

Ferner fur V. 60 und 61 gibt die Handschrift:

Atque in bellandum queeunque potentia diuum In commune uenit iam patri dextera pallas Et mars saeuus erat ctc.

Endlich nach V. 469 (Prouoluunt harena) folgen diese:

Ulinc incertae facies hominumque tigurae *Pars lapidum doniita stanti pars robora pugnae Nec repit {sic) flammas cic.

Aus den obigen Angaben iiber die Benutzung dieser Hand- schrift ist iibrigens leicht ersichtlich, wie sich keineswegs verbiirgen liisst, dass dieselbe nicht noch andcre Bereiche- rungen des gedruckten Textes enthalte, um von dein Gewinn fiir verderbte Stellen nichts zu sagen.

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KRITISCHE MISCELLEN

Die Mittheilung prosaischer Stucke aus andern Hand- schriften behalten wir uns fQr kUnftig vor.

in Duodez No. 1, gibt uns zu einer ahnlichen Erganzung, eines liickenhaften Textes die Veranlassung. Die Handschrift besteht zur ersten, sehr neuen, Halfte aus Papier, zur andern. weit altern, aus Pergamen. Dort findet sich auf den 14 ersten Blattern ein elegisches Gedicht *Pampldlns\ eine ganz ahnlictre Bearbeitung einer alten Komodie wie der von B). 15 bis 25 sogleich folgende KGetd* (des Vitalis Blesensis), den nach Osann kurzlich K. W. Miiller (Ind. lect. in uniT. Bern. 1840) herausgegeben hat. Hierauf Ovids Bemedia amoris, dann wieder ein elegisches Gedicht 'Tobias' auf 40 Blattern, endlich* nach allerlei Excerpten aus Ovid und andern Dichtern des erstern zwei erste Bucher de arte amandi. Den grossten Theil der zweiten Halfte fflllen versificirte Stucke kirchliehen und raonchischen Inhalts; voran aber geht mit der Ueberschrift INCIPIT LIBER HOMERI auf 27 BlSttern die in sehr guten Versen verfasste raetrische Epitonie der Ilias, welche, in andern Handschriften einem rindarus Tk~ banus beigelegt, von VVernsdorf Poet. lat. min. IV, 546 f. ohne speciell uberzeugende Griinde fur ein Werk des Rufus Festus Avienus, Uebersetzers des Aratus und Dionysius Pe- riegetes, gehalten wird. Mit Zuziehuug der letzten Ausgabe dieser Epikune (e rec. Th. van Kooten ed. H. Weytingh, Lugd. B. 1809) ergibt sich leicht, dass der Erfurter Codex unter den handschriftlichen Quellen des Gedichtes im ersten Range steht, wie er denn auch nicht spiiter als im drei- zehntcn Jahrhundert geschrieben ist. Er lasst zuvorderst eine Anzahl einzclner, an sich ofter gar nicht verwerflicher Verse weg, mit denen die Epitome in lnerkwQrdiger Wewe an verschiedenen Orten interpolirt ist, und die meist schon die Hollandische Ausgabe in Klammern geschlossen oder auch, und zwar stillschweigend, ganz ausgelasseu hat. Von einigen wenigen dieser Interpolationen ist jedoch auch unsere

4. Zu Tindarus Thebanus'.

137

Eine Handschrift der Bibliotheca Amploniana zu Erfurt

ZU LATEINISCHEN AUTOREN.

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Handschrift nicht frei, z. B. wenn sie V. 004 f. uach den Worten:

Quem nisi seruasset magnaruin rector aquaruui, 905 Vt (Nec cod.) profugus Latiis Troiam repararet in aruis, Augustumque genus claris submitteret astris, iss Non (Nec cod.) clarae gentis nobis mansisset origo:

folgen lasst den Vers: Ni sc prot^iperct curruque innisus abirct, der freilich mit curru quotjue inuisus, wie ihn Werusdorf aus einem Wolfenbiitteler Msc. anfiihrt, gar nicht zu verstehen ist. Ob der Interpolator etwa zwei verschiedene Condicional- siitze, jeden mit seinem besondern Nachsatz, haben wollte, worauf das doppelte Nec fGhren konnte, bleibt dahingestellt; vielleicht war zugleich diese Folge der Verse beabsichtigt: 'Quem nisi seruasset .... aquarum, Nec clarae .... origo; Nec profugus .... aruis Augustumque .... astris, Ni se pro- riperet' u. s. w.; gewiss ist, dass vom Wagen, auf dem sich Aeneas gerettet, in U. XX, 318 ff. keine Spur ist. Wie solche Jnterpolationen eutstanden, zeigen deutlichst V. 603 ff.:

Tandem animis armisque furens Telamonius Aiax Insignem bello petit Hectora, quaque patebat 605 Nuda uiri ceruix, fulgentem dirigit ensem. Ille ictum celeri praevidit callidus astu, Tergaque summittit ferrumque umbone repellit.

Hier hat statt V. 606 die Handschrift diesen:

Cedebat iuueni paulum Mauortius heros,

(die Wolfenbiitteler wiederum unverstandlich sedebat). Offen- bar war der iichte Vers ausgefallen, und ein nicht ungeschick- ter Erganzer suchte mit einem selbstgemachten den Zusam- menhang des Gedankens und der Construction herzustellen ;

fast zur Gewissheit wird es dadurch, dass Ille ictum

astu am untern Rande, wenngleich von alter Hand, nach- getragen ist. Beides zusammen aber hat keinen Sinn, dass Hektor dem Streiche auswich und ihn zugleich mit dem Schild auffing, noch dazu indem er sich bUckte (denn terga kann keineswegs fiir Schild gesagt sein, wie van Kooten wollte). Aus Homer zwar hat der Interpolator, wie es scheint,

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KRITISCHE MISCELLEN

seinen Zusatz genoninien, denn in II. VII, 254 heisst es 6 b* €KXiv8n Kai dXeuaio Krjpa utXaivav; aber diese Worte ge- horen noch zum Speerkampfe, uud jetzt ist von dem darauf folgenden Schwertkampfe die Rede. Dass dessen Beschrei- bung vou der Homerischen V. 2G0 tf. etwas abweicht, beruht wohl darauf, dass diese dem Epitomator eine allzu starke Ver- wnndung zu geben schien, durch deren Milderung er die fer- nere Unversehrtheit des Hektor glaubtc motiviren zu mussen.

Dagegen eine wirkliche Ergiinzung erhiilt das Gedicht aus deui Erfurter Codex, und aus diesem allein, in V. 81 f. Die Vulgate lautet:

Inuocat aequoreae Pelides numina matris, Ne se plus Thetis contra patiatur inultum. At Thetis audita nati prece deserit undas, Castraque Myrmidonum practeruolat: inde per auras 85 Emicat aetherias ct in aurea sidera fertur.

Dafiir gibt der Codex: Inuocat de.

Abstineat dextrc congressu. Inde per auras Ne se plus ctc. At Thctis ctc.

Castraque mirinidonu iuxta petit. et monet armis Emicat ctc.

Wiihrend wir es in den zwei vorigen Beispielen niit Versen zu tlyin hatten, die theils in die grammatische Verbindung, theils in den sachlichen Zusammenhang, theils zu dem grie- ehischen Originale geradezu nicht passten, enthalt hier das praeteruolat der Vulgate einen auffallenden Widerspruch gegen die Homerische Darstellung, der gerade durch Auf- nahme des neuen Verses vollig ausgeglichen wird. Thetis, aus den Fluthcn emporgestiegen, eilt ja keineswegs beim Lager der Achiier vorbei, sondern gonnt, ehe sie zum Olymp aufsteigt, dem kummervollen Achilles einen langen trosten- den Besuch, wiihrend dessen sie ihm nur bis auf weiteres die Mahnung ertheilt: TroXeMOU b* d7TOTraueo TrduTrav, II. I, 422. Diesen Moment hat der Epitoraator herausgehoben. Ein

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ZU LATKINISCIIKN AUTORKN

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Vers ist offenbar zugleich verstellt und verderbt; das Ganze liisst sieh so herstellen:

At Thetis audita nati prece deserit undas, Castraxjue Myriuidonum iuxta petit, et monet arinis Abstineat d*'xtram congressuque: inde per auras i«o Emicat aetherias et iri aurea sidera fertur.

dcxtram congressuquc liat auch ein regsamer Zuhorer gefunden. Der letzte Buchstabe von dcxtre ist ilberdies e correctura. Ueber congressu stelit von alter Haud CU atrio {== cum Atruta)- Qber der zweiten Hiilfte des vorhergehenden Verses von ganz neuer praeteruolat inde ]ier auras, am Ende des vorletzten ebenso uacat. Die Verbesserung des ^re se phts Thetis contra patiatur inultum ist aus den Ziigen der Burman'schen llandschrift zu entnehmen, die in der neuesten Ausgabe so

8

angegeben werden: N se pV p cus pccni paciat i vltuni.

Ne se plus Peleusque pater patiautur iuultum.

Ne se Pelea ueve patrem patiatur inultum.

Ne se per superum patrem p. i.

Ne se plus contra Atriden p. i.

Ne se diua Thetis contra p. i.

sind die unzureichenden und untauglichen Versuclie der Fruheren.

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Nachtrag zu II p. 663.

Zu dem Hinweis auf seine letzte vielfach berichtigte Auslassung Qber die Geschichte der Ceuturienverfassung in den Krit. Jahrb. f. Rechtsw. 1845 p. 581 -644 wiinscht* Herr Geh. Justizrath Huschke einen Zusatz zu machen, den ich leider erst erhielt, als der betreffeudc Bogen eben ab- gezogen war. Ich theile ihn deshalb hier nachstehend mit. 0. W.

'Von der Vergiinstigting des Herrn Herausgebers, diesen Wieder- abdruck meines Schreibens rait Zusatzen versehen zu durfeu, erlaabe ich mir so weit Gebrauch zu machen, dass ich, um die gewunschte Berucksichtigung der oben angefuhrten, leider durch viele Druckfebler entstellten Recension selbst zu erleichtern, ein Verzeichniss der siou storendsten Fehler hier hinzufuge. Man wolle also lesen Seite 582, Zeile 12 Romischen Staats; S. 584, Z. 19 gehabt habe; S. 588, Z. C (v. u.) und S. 621, Z. 21 Argeer; S. 594, Z. 25 hatte; S. 596, Z. 9 Anhange; Z. 23 Berichts; S. 598, Z. 29 geschahen; B. 614, Z. 11 kOnnte; Z. 2 (v. u.) 100,000; S. 617, Z. 3 (v. u.) bestiitigt; S. 622, 1. 8 an die Stelle; S. 623, Z. 11 blos 20; Z. 37 nur; S. 626, Z. 7 ausser halb Hom; S. 632, Z. 4 Tribulen; S. 633, Z. 19 Gleichberechtigten; S. 635, Z. 18 wie bisher weniger; S. 637, Z. 30 die (je 2) Centurien; S. 639, Z. 8 (v. u.) das tributum; Z. 5 (v. u.) berechtigenden; S. 642 Z. 6 eich nur. '

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REGISTER.

0

L Naraen- und

Accius 222

'Actio' als Buchtifcel 220 Aelius Stilo 831

Aethicus 21L 2£8ff. (= Ethnicus 281. 786); 8. Cosmographia 717, deren Verfasser (Julius Honorius) 784. deren Handschriften , der Vaticanus 7*il- 783, Rehdigeranus 787, ihre Einleitung 24L 248 f., kritisch behandelt 213 ff. , ihre Expositio 7-18. 2£2 ff. (die />ro- cinciae I£3 ff), ihre descriptio 718

Agrippa, bei der ReichsvermesBung thatig 713 f. 772, s. commentarii xli 2fi8. 780, ihre Reste bei Plinius 221

Anthologia latina, handschriftliche Beitrage 83B ff.

Apollodorus Cary^tius 221

Artes liberales, sieben seit Varro

a&2ff.

astraba lMf.

Augustus' Antheil an der Reichs-

vennessnng 15 i f. Balbus, Feldmesser 211 Budaeus, Guil. 2211 Bugge, Sophus 1£8 f. C falsch erklart 13 Anm. 28b; siehe

Canticum

Sachregister.*)

Caecilius, Komiker, s. Todesjahr Calliopius 223

Camerarius, Joachim 32 f . 23 f. Cantica bei Plautus, recitativisch

oder melodramatiBch ; siehe Sep-

tenarscenen Canticum in Plautushandschriften

mit C bezeichnet 1 ff . J_a ff. Cicero, s. Charakter 322 ff. 203 f,

fde fato' (neue Fragmente) 321 ff. Cosconius fde actionibus' 233 Demophilus, Maler, 8. Lebenszeit

830 f.

Didymus, Techniker bei der Reichs-

vermessung 7'>M Diverbia recitirend oder declama-

torisch 23 f.; siehe Plautinische

KomOdie

Diverbium in Plautushandschriften

mit DV bezeichnet Iff. 13 ff.;

ebenso bei Tercnz 32 Donatus, Handschriften 213 ff, Aus-

gaben 218 ff. 228 DV Abkflrzung fflr DiVerbium 10,

nicht fflr l)Vo 4^ nicht punisch

11 Anm. 23 Ferrucci, Al. Chr. GS2f. Floralien, ohne Spiele 212 Floru.s, Dichter 222 ff, Zeitgenosae

*J Nicht aufgenommen sind die in den 'Quaestiones onomatolo- gicae' behandelten Eigennamen bei Koinikern, da fflr diese der Ono- matologus bereits einen alphabetisch geordneten Ueberblick gibt.

848

REGISTEK.

Hadrian's 238 f.; 'Vergilius orator

an poeta' 23Qf. Galiani, Ferdinand, 8. Correspon-

denz 705 f. Glossen, alte, zu Plautus &L f. Haase, Friedrich filfl Hermann, Gottfried Hiif. Hertz, Martin 23

Iulius Honorius orator 784 f., tx-

cerpta 768 Aniu. 22 HymnuB 8_Lii f.

Inscbrift, lateinische, aus Sullani-

scher Zeit 133 f. Itinerarium Antonini 777. 780 Anm.

38b

Kunst, antike, beherrscht durch formalea Princip 32 f.

LaeliusSapiens, Lebenszeit, Frcund-

schaft mit Terenz 2Mff. Limon als Biichertitel 2ii3 Lucilius 727 ludi Capitolini 235

Madvig, Nicolau8, als Plautuskri- tiker U& ff., als Metriker lfil ff, als Kritiker Oberbaupt Ul ff., in seinen f Adversaria' 111 f, «. Ver- haltniss zur lateiuischen Sprach- geschichte 123. Anm. *

Melodram und Recitativ in Teren- zischer Semeiosis geschieden \\, nicht in Plautinischer _3f.

Menander mit Terenz verglichen 2fi3f.

M M C zur Bezeichnung lyriaeher

Partien bei Tereuz 29 f. murrinum, murrata 123 Nesca, Maler, ». Lebeuszeit 830 f. Nicodemus siehe Zenodoxus Origenes, schriftstellerische Thiltig-

keit 499, Vorzeichniss der Schrif-

teu bei Hieronymus _____ tf. 123 ff.

500

Oroaius' geographischer AbrisB (I, 2) 118.

Peutinger sche Knite 777. 779; ihr

Zusammenhang mit dem Orbis pictus des Agrippa 777 f_

Placidus, nur Excerpt 61 f., Kerii plautinischer Glossen GHff. £5f., andere archaische Glossen fifi

Plautinische Handschriften: 'Vetun eodex' 80^ von Pollich an Wer- ler geschenkt 82. lQfi. f., in Bam- berg 83 f. 114, von Camerarius benutzt 81 und acquirirt 8fi_ 116; zweite alte Handschrift in Came- rarins' Besitz, 'e Britanmay 83. 118, nicht der 'Decurtatus' 82 f. lL8f. ; Verhaltniss desPalimpsests zu den Palatini 121

Plautinische Komttdie; Anapasten 1M ff., iambische Senarscenen = Diverbia 23 f. , Seuarpartien in lyrische Scenen nicht eingemischt 4'», Uebergang von Septenareu zu Senaren innerhalb derselben Scene lfi Anm. 34_, trochaische Septenarscenen zu den lyrischen Partien gehdrig 23 f. 26; Cha- rakter der Sprache 15J_f.

Polyklitus, Techuiker bei der Reich*- vermessuug 753

Protagoras yaufjHTpia Trjc oIkoujh^- vr|C 389. Anm. *

Recitativ bei Terenz, siehe Melo- dram

Iteichsschatzung u. General-Reichs- statistik unter Augustus 7_JJi tf.

Scaliger, Joseph _____

Schneidewin, F. W. 312

Scipio Aemiliauus, Lebenszeit und

FretiDdschaft mit Terenz 2Mff. Spengel, Leonhard lhil Stymphalus, Lage 23i_ Anm. *

Suetonius, uber s. Sprachgebrauch siebe das sprachliche Register unter ait bellum cucurri egredi dolore ludi Afega- lenses nave nummum perinde quamris sero

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RKGISTRR.

849

Suetonius, 'Terentii vita' 2filff., in

ihr Varro benutzt 253. 25fi Tarraco 2Mf.

Terentii vita von Sueton, siehe Suetonius; ira Ambrosianus 274 ff. -.'T*.l, im Oxouiensis 277, von Pe- trarca 277^ von Polento 222

Terentius, Lebeuszeit 2M ff. ; unter- stfitzt von Laelius und Scipio 2Mff.; mit Menander verglichen 2£3_ f.; Auffiihrung der Andria 233, der Adelphen 232. 211 ff., der Hecyra 23JL 21! ff. Didaaka- lien 23fi f. 2JH f. Handschriften 281 ff. 232 ff, Senarpartien ein- gemischt in lyrische oder Septe- narscenen 46. f. Siehe Diverbium, Melodram , M M C

Theodotus, Techniker b«-i d. Reichs- vermessung 263.

Titinius, silter ala Terenz 126.

tolleno 191 f.

Tranquillus physicus, fversus de

XII ventis' 836 ff. Ussing, ,L L. Ifi2 Vagellius, Dichter 22iif. Valerius Soranus 270. Valgius Rufus' Rhetorik 2£fl Varro Atacinus 431. 432. 133. Anm.

Varro, M. Terentius: Charakte- ristik 5412 ff. ; achriftstellerische Thatigkeit in verschiedenen Pe- rioden 49.6 Anm.ll; textkritische Thiitigkeit 112 Anm. griechi- sche Vorbilder lS2ff.; benutzt in Sueton s vita Terentii 253. 25_fi

\arronische Schriften.

Nur theilweise publicirt 488. Verzeichniss s. Schriften bei Hie- ronymus 419. ff. 123 ff. 60J> f . 621 ff. , von Varro selbst aufge- stellt 483 ff. Zahl s Werke 4S5 ff. Katalog der bekannten 421 ff. Unachte Schriften: fSententiae' lfi2f. 622 f.

FB. KITSIIIKI.il OPVHCVl.A III.

irronische Schriften.

Einzelne (alphabetisch ge- ordnet) :

De actibus (?) scaenicis 465. iil De actionibus scaenicis 456. 466.

497 Anm. Ifi Deaestuariis 392 473 125. Anm. liL Aetia 41iL 4AL Ififi Anm. * 191

Anm. 14 Annales 445. 412 ff. De antiquitate litterarum ad Ac-

cium 3iaff. iqx ifia iaa

Anm. 21 Antiquitatura XLI libri 111 und zwar :

Antiquitates rerum humanarum 445; ltes Buch 449; 2tes 7tes 39JL llfi Anm. **; 8tes 13tes 38iL 321 f.; 14tes 19tes aafi. 396j 18tes IfiL

Antiquitates rerum divinarura 480; = Polyandria 481; de- ren Abfassung und Heraus- gabe 121 Anm. *; 3tes (de auguribtts) 480; lOteB (de ludis scaenicis) 181

Kpitome ex Antiquitatibus 445. 611

fDe arithmetica' : siehe fde men- suris'

Augurum libri 315 Anm. * IfiQ

(siehe f Antiquitates rerum di-

vinarum'). De bibliothecis 152 Carmen (de rerum natura?) 4:<-J.

434 Anm. De comoediis Plautinis i." IfiQ [Complexionum libri 181 f.] De compositione saturarum 431. De descriptionibus (irepl xap«Kxrj-

pujv) iifi5 Anm. * 455, 163. 498

Anm. Ifi Disciplinarum libri IX £55 ff. 441.

126; Zeit der Abfassung luo f.

551; lnhalt der einzelnen Btt« 61

850

BKGI8YE&

Varronische Schriften.

cher 366 ff.; ihre Ordnung 368 f.; Brucbstficke derselben 312 ff.; die I ersten Bficher fiber die sieben artes liberales 356 ff., und zwar das lte de tjramma- tica 3_M f . 312 f. (auch fiber Metrik 3£2 ff. ; siehe jedoch fde sermone latino'); das 2te de dialectica 366 f. ; das 3te de rhetorica 366. 361 f. 381; das 4te de geometria 352 ff. 38JL 385 ff. (darin anch fiber (iro- matik und Geographie 38J ff. aSflff.), vielleicht = fde men- suris' 125 (s. unten den bes. Titel); das 6te de arithmetica 362 ff. ; das 6te de a&trologia 36_L 396; das 7te de musica SJUf. 38Jif.; das 8te fiber Me- dicin Sfififf. 323. 322 ff. 617j daa 9te fiber Architektur 364. 397

€lccrruJYiK6c ad Pompeium 471.

477. 496 Anm. 13 Kphemeris navalis ad Pompeium

(libri navales) 382 f. 392, 418.

411 f. 413. Ephemeris rustica 473. 495 Anm.

11

Epistolicae quaestiones 47G ff. liii

Anm. 6 Epistulae iliiff. 424 Anm. 5. De familiis Troianis UJjf. De forma philosophiae 3M f. 411 f. De formulis verborum 366. Anm.

(nur projectirt?). De gente populi Komani 444. 445,

41fif.

De gradibus(nece8situdinum?)413 ' Hebdomades ' siehe flmagincs' 'HpaKXcibelov 482 (wahrscheinlich

Logistoricus) [llistoriae 481]

fImaginum libri XV oder fHeb-

Varronische Schriften.

domadee' 431L 462 ff. &GL 508 ff. 522 f . 53Q ff. 644 ff. 5JL4 f 5fi5_ff. 584 ff. 591; ihre Abfassnngszeit 551 ; 'Epitome ex Imaginum libris' 528. f. 522 Aum. * 554.

De iure civili 444

fLaudatio Porciae' siche fOra- tiones'

De lectionibus IfiQ ff. 421 Anm. 1 6

Legationes 43ii ff.

Varro ad Libonem (?) ififi

De lingua latina ad (Septiminin et) Ciceronem libri XXV 4fi4ff. 511; Einthciluug 4fil ff.; De- ' dication 470 Anm. * ; nicht voll - endet4£5f. ; fEpitome vx librij» de lingua latina' ^fifl

fDe litoralibus' siehe fDe ora maritima'

Logibtorici (LXXVI libri) 4Ji3 ff. 440. 482 ff. 423 Anm. 4j und zwar einzeln (alphabetisch g«-- ordnet) :

Atticus de muueribus 362. 405.

LLL 411 Calenus 40JL 414 Catus de liberia educandis 4JU.

412. 413 f. 416. 411 Curio de deorum cultu <" t

414, 442 GalluH Fundanins de admirau-

dis 40JL 40JL 293 f. ILC LaterensU 406. 4 1 r> Marius de fortuna 405. 409 f. Mes8allade valetudine(tuenda ?)

404. 410. 440. 125 1 De moribus inl Nepos 4DJL 411 Orestes de inaania 405. 4<)s Pappus de indigentia (?) 405.

408. 411 De philosopbia 412 (ob Logi-

storicus?) Pius de pace 40JL UJL llfi

Google

KEOISTKK.

851

Varroniachc Schriften.

Logiatorici.

De pudicitia 401

Scaevola 407. 415

Scaurus de scaenicis originibus

■106. 411. 411. 4M Sisenna de hietoria 40ft.410.Alft Tubero de origine humana 404.

411

x Siehe auch unter 'HpaicX€iO€Tov. (De ludis theatralibus (scaenicis)

481 ; keine Specialschri t*t ., siehe

' Antiquitates rerum divinarum') De men8uri8 (agrorum?) 3fil. 408.

417. 414 f. 421 Anm. 8j fde

geometria ad Rufum' (?) 325. f.

47ft und diea = fde arithme-

tica' 3fi2. 443 Anm. * De ora maritima (de litoralibus)

322 f. 413 Orationes 434. 423 Anm. 3 (dar-

unter f laudatio Porciae' 4341 De origine linguac latinae (ad

Pomponium?) S7Sff. 40J . 46JL 412 Dc originibus scaenicia 455. 421

Anm. 11 [De orthographia 373 1 De pcrsonis 465. 458 f. De philosophia 3£4. 212. 441 f. Poemata 422 f. 421 Anm. 1 De poematis 151 De poetis 454

(Polyandria = Antiquitates rerum

divinarum) De Pompeio 43fL 432 (Pontificalia 480. keine Special-

Bchrift)

De principiin numerorum 4 42 f. De proprietate scriptorum 4Q.t.

3li5 Anm. * Pseudotragoediae 49ft. 522 f. Quaestiones Plautinae 411 Anm.*

455 f. 428 Anm. 20 Rerum mgticarum libri VII lll.

425 Anm. 2

Varronische Schriften.

Rerum urbanaruni libri III 1 1 :■ , 442 f.

Rhetorica 351. 413 f. Saturae 430 f. 422 Anm. 2 Saturae Menippeae (libri CL) 430

528; darunter:Ciniflo412Anm. ;

Cy nodidascalicus 112 Anm. 417;

ircpl i&ccudrujv 42Q. ; Flaxtabulae

-rrcpl inapxiuVv (=»Praetoriana?)

418; 'periplu libri II', das erstc

Buch ircpl iro\tT€iac (?) 325.

478 Anm. *, das zweite irepl

<piXoco<p(ac 365.412.478 Anm. *;

TTXouToropuvq 417; Serranus

Ttcpl tipxaipcciujv 415.417 ; Ta-

naquil lls De sermone latino ad Marccllum

382 ff. 423 f. (enthielt auch

Metrik und Proaodi»') De similitudine vcrborum 4fl8 Suasiones 431 ff. 422 Aum. 3 Tribuum liber 1 1 ■"> De utilitate scrmonis 4G8 rDe valetudine tuenda'; ob selb-

standig? siebe den Logistoricu.s

Messalla Dc vita populi Itomani ad Atti-

cum 444. 445. 441. 452 f. De vita sua 432 f.

Viclachreiber und ihre Bflcberzahl 522

[vitta 3/ar<i* 260] VolcatiuH Scdigitus ' de poetia ' 231 f.

Werlcr, Veit, aus Sulzfcld : Namcns- formen 81 Anm. 22 Anm. lj Aufenthalt in Leipzig ab Student und Docent 81 f. 124. 105j Ver- haltniss zu Lotter 115; als Stu- dienleiter des Erbschenka von Limpurg (97 f.) in Ingolstadt 08 ff. in Pavia und Venedig 108. 83, in Wien 109, Stiftapraebendar in Wiesensteig 122 f. 116^ Cleriker

54*

852 HEGI8TER.

10-2 f nicht 'doctor iuris' 100 f., nunggzeichen in Plautushandbchr.

B. Uedichte 113 f . 11 Anm. 32

Weltkarte in der porticua Polao Zenodoxus (Nicodemus), Techniker

745. 768 f. bei der Reichsvermessung 153

Z gricchischer Bucbetabe oderTren- Zeuxis, Maler, s. Lebenszeit 827 tf.

Ii. Sprachliches Register.

Ablativ ohne tn, siehe via . Genitiv Sing. dcr 2ten Declination

Ablativ ohne in beisedere u.a. w. 234 auf tt oder « 712 Anm. *

adeo nacbgestellt 2M1 Oraecia terra u. ahnl. 228

aei fiir ae 125 f. haud vor Consonanten 131 f.

Afer im GegenBatz zu Carthaginien- /itc, Bedcntnng bei Terenz 242

sis 224 ideoque, nicht iV/co imSatzanfang250

a#crc, agitare facik 232 tV/ e*/, hoc est 2411

oi'£ und inquit bei Sucton 243 f. in ^rcarfm Stymphdli, Stymphali apluda 125 tn Arcadia, in Arcadiae oppido

aureolus 261 Stymphalo 2M

Nicht beUum Punicum, Alcxandri- inhiare mit Accussitiv 223

num , Gallicum cet. bei Sneton, inquit, siehe ad

sondern Punicum cet. beUum 222 f. interidea, entoridea, endotcridca, en- bis die, bis anno 233 doteredeatl 833 f.

cm<s«a im alteren Latcin vorange- t pioguis in opimus Zlii

stellt 253 KoXXaBoc, k6XXuBoc 344 f.

consere = ccnserc 832 Anm. * lcgere = recitare 4£0 f. 41)7 Anm. Lil

cuot = ubi 135 f. , bei Plautun 131 macero rait crucio vcrbunden 2K7

cucurri (mit bewahrter Ueduplica- Nicht ludi Megalenses, ludi castrcn-

tion) in Compositis bei Sueton234. ses cet. bei Sueton , «ondern Mcga- cusquam = usquam 136, bei Plau- lenses ludi, castrcnses /ut/t cct. 24LI f.

tus 143 minarc £11

cusqttc = usque 136, bei Plautus 142 nwtus => nd8rj 263 f.

cwYer = utcr 136. 143 nave, navi bei Sneton 260

dcst, dessc, derit 2£8 [nowtMw] 815 f.

diverbium, nicht dererbium 24 Anm. «on, Stellung 2£2 f.

4fi HH>inhH,i>, nicht nummorum bei Sue- o*o/orc (ohnc cr) bei Sueton 2M ton 241

c iilter als t £32 nuntius, nicht nK«eiu,s 7lo Anm. *

e ei i 7_2ii f . o statt c 822 Anm. *

eapropter 121 oc fiir u »yiX6v 3411 f. 343

efferre 2fU pcrinde, non pcrinde boi Sneton 2ii3 f.

cgredi, excedcrc mit Ablativ ohne Pollio und Polio, Popiliius nnd Po-

Prapoaition bei Sueton 2M pt/ios 242

endoteread 834 (siehe interidea) postc, postid, postidca 831

?xc/usa fabula, exc/ustts poeta 235 postlatus 221

by Googl

RKGISTKR.

853

praes.se, praerit 225

Praeposition zwischenSubstantivutu

nnd Apposition 228 Pseudulus, nicht Pseudolus 1 Anm. 9 quaeres? (ohne est) bei Plautus 128 quamvis mit Conjunctiv bei Sueton

221

quattor fi38 Anm. *. 65Q Anm. * quid iam? = rwie so?' 126 f. quispiam und quisquam bei einer

Kegation 262 quod adverbial gtto 121 scripta = 'poetischo Werke' 266 *!<to tandem, nicht serius tandem

bci Sueton 242

similis, cotisimilis, dissimilis mit Ge-

nitiv, Dativ 2jQ1 f. simitur, simitu 2&fi tcmperi_j_ temperius, nicht teinpori,

Umporius 241 f. /ewj>/a 5111 ff.

in tempore und temperi 2Ah Trasumennus, Trasimennus, Tar-

summnus 115 ff. tua Appia, via Latina cet. im Ab-

lativ ohne tn 260 t/ und u fttr u nnX6v 318 f. 811 // zur Bezeichnung des Mittellantes

zwischen M und £ Ilfi Anm. *

III. Stellenregister.

Anthol. lat. I p. 11 Riese 151 Anra.* Apollinaris Periocha Adclph. 5 2flfi Atilius Fortunatianu8 p.2676 P. 112 Ausonius idyll. XI, 211 592 Carraen do figuris init. 803 f.

33 801 211 f. 805 Cassiodorus dc art. et discipl.

c. 6 p. 558» 381 Anm*

Cato de re mst. 2^ 1 21fi 8_, 5 211i Catullus epithalam. 30 ff. 5fl9f.

31 ff. 505 1QQ 5fl3 f.

66. 511 601 8QQ Censorinus c. 2 3fi2. 105

Cicero Acad. post. 2 extr. 136 epi&t. adAttic. VI 1,9, 2 23fi Anm.

XVI , 16^ 3 312 ad famil. VII, 18_, 1 -JAh de oratore I, 29, 251 814 ff. de republica I. 1. 1 812 f.

26, 11 ai3 f . 11,22 fi3I ff. fifil ff. fifi3 ff.

Glllff. G13

Cornutus p. 2285, 35 ^12

Diomcdes p. Iflfl § 51 G. 381

51 381 fifi 381 f.

Donatus de comocdia p. LIX

( Westerh.) 11 f. Ifi f.

Donatus zu Adclph.prooera. 37 A.fil prolog. 1G Iflfi ff. 1, L 1 3M zu Andr. prooem. 31 A. 58 L, 3, 21 351 Eunuch. prooem. 35 Anm. 5fl Knnius Uedyph. v. fi p. lfifi

(Vablen) 123 f.

Satur. p. 158 (Vahlen) Ifll 160 21£ Festus p. 61_, H (Muller) 183 164. 12 185 f.

165 . 21 185 f.

274, 25 lfll ff.

274, 2fl lfifi •J75. 1 18fi

305 , 21 185

306, 31 101 Frontinus grom. p. 215 (Gocs) 3SA FulgentiusExpositio serm.ant.

p. SflS^ 128

854

KEGISTEK.

(Jellius II, 29, 12.

246

Nonius

p. 69^

21

125

III, 3^ 1 -5

202 f.

TJj

1

796

li

181 f.

120,

20

62 Anm. 2

615

131,

265 Anro.*

fi

5 1

135,

U

367

xi, t_ ±

195

175,

6

122

XV, 24, 1 v. I

23*

195,

i 22

412. 112

XVI, 1__, 5

379

196,

21

182

IIieronynui8 chronicon

259,

21

415

ad a. u.

585 222

289,

21

799 f.

Horatius Cann. II, 1

fi02ff.

369,

20

246

h &

609 f.

376,

2

196 f

21 609 f. 611 f.

613. 614 f.

384,

4

798 f.

Hostiue

236 Anm. *

455,

20

415

IsidoruH Orig. IV, Tl_ 4

368

606,

22

798 f.

XX, 15_ 3 122 Anm. a

528,

25

615. 559

Lactantius dc ave phoenice

545,

20

794

IMtt'.

806 ff.

Ovidius

Metamorph. 1 , 54fif. 801 f.

131

810 f.

Pacuvius p. 104 f. (Ribbeck*)

VIZ ff.

80« ff.

26. Anm. 42

139

811

Chry

126.

111

810 f.

rhiloxeDUS p.

87,

15. 22 821 ff.

Livius XXXIV, 49_ 8

822 f .

142

152 Anm. **

Lucilius Satur. lib. XXVI II

Frg. 4 ((Jcrlach) 799 f. 42 I9JL 80JL

XXIX Frg. 1 229 f.

22 128. 800

Luciliii8 Aetna 840 ff.

52 841 60 f. 841 420 ff. fiil Lydus de niagistr. I_ 5

p. 125 226. 420 f. Maerobius Saturn. III, lfi 122 ff.

VI, 6j 8 236 Anm* Martianus Capella VIII p. 215 2fil IX p. 214 252. 401 Marius: aiehe Victorinus Naevius, bellum Punicum 62

(Vahlen) 122 Ludus p. 228 (Rib- beck*) 220 Anm*

Nonius p. 12_, 22 405 62. 22 f . I2li

Piudarua Thebanus

81 fi. 606 905 ff.

Placidus p. _____ 2 14

Plautus Amphitruo prol. 143 142

L, 2_ 26 (498) 3_, 42 (645) H_, 2j 68 [700) UL 1_ 12 (872) V, 1_ 28 (1080) Asinaria

III, 3_ 142 (733)

IV, 2_ Ifi (825) Aulularia

II, 4_ 26 IV, 1_ 20 7, 20

842 ff. 844 f.

843

842 195 1 95

143

126 125 126

132 122 122

246 L2fi

1 23 121 fjfl

REOISTER.

855

Plautus.

Bacchides

1^2^26 (134)

III, 3, 21 (43 1 }

IV, 4_j U__6 (757; Captivi

L 2_ 8°- (183) II, L 42 (240) 3j 9 (369)

III, 2, 9 (510)

V, 2_, 2 (955) Casiua, Liicken

prol. 59 23

II, ___, 29

IV, 4_ I V, 2_ 2

3_ 1H Curculio

II, 3j 61 (340) V, 2_, 21 (619)

Epidicus

III, 3_, 26 Menaechmi

V, 1_ 36 _____ 7_ 3JI (1020) 9_ 23 (1188) Mercator

V, 2_ 21 (862) Miles gloriosus

L L u 23 f.

III, L &8 (649) 2_ 29 (843)

IV, 3__ 11 (1107) 5__ 12 (1211)

Mostellaria H, L 33 (380) III, L (685) 2_ 82 (769) 91 (784) 126 (813) 12D (857)

V, 2_ 5_7 (1179) Persa I, 1, 88 (87) f.

Plautus.

I ersa

1 Q7

? T _ . ■_ . / __ __ __ v

III, L 32 (360)

111

IV, 3__ 1__ (482)

l i i

4j_ (51'))

4__ 28 (630)

OJ,'

1 \ )

TT _*_. __ __ / __ _ __ _,

v, 2_, fi6 (846)

i_I___.

Poenulus

1-1

III, 8j 89

140

90

1A9

1V> ±1 1 *•

311 Anm fi2

1 1 ' 11 iii. _L_l

_ t

43

1 97 1 - i

TT _-» 0 f

V, 2j 8_i

1 > i 1 4' >

98

1 28 f

Pseudulus

1 .O

_j L '04 [10 6 J

1 > j 1

3_, 23 (307)

141 (378)

1 J 1 >

5, 25 (490)

Rudens

II, 2_. 8 (313)

245 ^ 1/

111 , __. da. (818;

IV, 7_ lil (1236)

•;n s

oucnus

*>4fi

11, 2, 4_i. (371)

77

IV, 2, 2 (682)

Trinummus

1 1"

Jj 2_, 115 (152)

II, 4, 5 (4o.)

:j,i7

89 (491)

Z89

136 (637)

142

181 (582)

3211 f .

lH, L 2H (621)

Ufl

2_, 2_i (652)

133

IV, L 1

1 1(1

112 112

311

123 143. 113 1711

1-22 (820-41) 9 11 (828—31) 21, 22 (840. 41) __, 89 (934) ___, 16 (1021) V, L 7 (H23) Traculentus II, 4_ 9 91

1___9 113 126 140

1_29 138

138 Anra. 1 2112

111

139

30_L 332 Anm.* I 26

113 112 130

138

133 _____ 1 :>.s

811 310f.

ff. 17.. f

66 293 63 l_2_i 131 62 160 f. 14C, ft. 148A* 119 1.H7

318 63 Anm.*

141 122

850 KEGISTER. Plautus. Serviua zu Virg. Georg. I, 124 181

Truculentus

i

Solinus Polyh. c. 7

394

11, 7, 50

129

27 init.

392

V, 22

141

33 init.

392

Fragmeote

177 ff.

Symmachua Epist. 1,4 513 Anm*

Acharistio

177 f.

Syrus: siehe Publilius

Addictus

179 ff.

Tacitus Aunal. I, 50

820

Agroecus

181 ff.

III, 5

H-25

Anua

185

Terentiua

Artemo

185 f.

Adelphoe

Astraba

180 ff.

prol. 4

296

Bacaria

197 ff.

5

296

Bia compressa

202

10 242 Anm.*

Boeotia

202 f.

1G

795

Plioius Nat. hist.

I, 1, 4 (29) f.

797 f.

III § 8 (Sillig)

390

15 (40)

£'Jh

XIV § 92

177 f.

30 (55)

296

XXVI § 14 397 f. 399. 610

48 (63)

297

XXIX § 05

551

2, 38 (115)

297

XXXIV § 44

503

Andria

XXXV § 11

509 f. 584 f.

I, 1, 60 (87)

324 f.

61

827 ff.

V, 4, 42 (446)

320

XXXVI § 41

504

Tibullus I, 4

616 ff.

Probus p. 1476 P.

411 Anm.*

33

032

zu Virg. Eclog. 0, 31

38

632

p. 18 (Keil; 799 f.

40

631

Publilius Syrus V. 480 (Ribbeck) 208

44

631

Quintilianus Instit. orat.

48

031

I, 4, 8 f.

718 ff.

80

032

10

710. 722 ff.

81

632

5, 11 13

711 ff. 727

Titinius V. 46 (Ribbeck)

125

G, 27

718

105

125

Sallustius Catilina 22 init. 819

Varro de 1. lat. VI, 73

188

39 init. 820 ff.

VII, 06

191

53,

5 818

86

7*9

57

822 f.

VeliusLongusdeorthogr.p.2233 37H

Scauru8 de ortbogr. p. 2250 377

Victorinus, Marius

Scholia Pers. II, 30

430

II, 3, 38 30 Anm. 60

Seneca

Vulcanii Onoraast. p. 12

195

Suasor. p. 11, 24

257 Anm.*

214,

14 192

Controv. p. 184, 12

258 Antn.

515,

1 192

20

258 Anm.

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