Monatshefte für Politik und Wehrmacht [auch Organ der.,.

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Jahrbücher

deutsche Armee und Marine.

Verantwortlich geleitet

1904 Janmr bis JmL

BfiRUN W. 8.

Verlagr von A. Bath.

Mohren-Straase 19.

->i t**<^ in Ccrmany

Ittr die

Keim,

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Inhalts - Verzeichnis.

Soitp

460

Binder von Krlegl stein, Haaptmann, Über moderne iStrute^ie . . .

1

V. Blnme, QeMnl der Infanterie, Der Bedarf an Artillerie für die Schlacht

427

von der Boeck, Generallentnant z. D., Die periodische Militärliteratur in

V. Cochcubansenf Oberst, Gamiaon-FelddienstUbungen mit gemischten

218

V. Ger sdorf f, Generalmajor. Ein Vorschlaif zur Vermehrung der deutschen

17f»

Reitschale für die jüngsten Offiziere der deutschen Kavallerie . .

882

Junk, Major, Taktische Unmöglichkeiten

706

222

697

81

V. Pflugk-Harttung, Zu Blüchers Brief an den EOnig von Prenlsen

219

V. Quistorp, Generalleutnant, Zum Herbstfeldzng 1818 68, 196

Reisner Freiherr von Liohtenstern, Generalmajor, Burenkrieg

488

Der Einfluf» der Waflen auf die Taktik

644

148

Die Wirkung im pefechtämälaigen Abteilungsachieisen der Infanterie

299

Erfahnmgen beim gefeohtsmärsigen Schiefsen mit Rohrriicklanf-

Ö21

Roskoten, Oberleutnant, Wider oder für die Feldhaubitze?

820

571

Rüppell. Major, Ein Vorschlag zur Ilaubitzfrago

816

V. Sazenhofen, General der Kavallerie, Erinnerungen und Erwägungen

557

Scharr, Major, Die Technik im Dienst der operativen Tätigkeit einer

650

XY Inhalts •Verzeichnis.

Seite

Y. N CD ml dt, (T6Qcraiiuftjor, unsere miicarmusiR

i> C u O C tl, Ulv X aLlgKOll Uub ^UrSCUlUlo iUHU ülaliUEl \ Ui ilvi r>(jUl<l(jUl > ÜU

;J87

oponr, UDeroT, sc nanun^ einer ivrieg^sreserve »n rieruen lur qas aeutsctie

184

447

V. Zedlitz und Neukirch. Freiherr, Oberstleutnant, Zorn dritten Male

die Trefforgebnisse beim getechtamäfaigen Abteilungsschiefsen der

171

526

V. Zepolin. Generalmajor, ßufaland und der russisch -japanische Krieg 581, 711

IIH

Bücherbesprechnngon 124, 261. 868, 495, 605.

734

750

Seewesen 189, 267, 885. 518. 63.'.

753

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lieber moderne Strategie.

HaaplmaDii d. L. Freiherr Bilder ? m Kvi^gkteia.

Eb ist eine alte Erfahnudg, date gnUae kriegeilBelie Perioden «ifaeblicb iiacbinil(e& and die wij^ebeD oder ▼ermeiiitliQlieD Ldiieii, die ihnen entnommen wnzdea, in der folgenden Priedenneit in einer Weise amgebentet weiden^ die liitofifr znr Übertreibung fthrt Es sei bier oor an die Taktik Frtedrielis des Grolsen erinnert^ deren rein meehanisehe ond Snfseriiebe Naobahmnng die Katastrophe von 1806 swar nielit alleia Tersebnldet, doch aber mit herbeig^Uirt hat Die berttehtigten Eebelons sind pabliei Joris. Mibverstandene Folge- mngen ans der Napoleoniscben Strategie beherrscbten bis 1866 das ganze anlberprenfsische Europa. Das schlagendste Beispiel hierfür ist wohl der Maisoh Benedeks 1866 von OlmUtz an die obere Elbe, wobei er ohne jeden Zweck, aber angeblich uaob Napoleo- niaehen GnindafttnUy sein Heer danemd so eng Tersammelt hielt, dafo es fast bewegnngsonfähig wnrde. Der lebhafte, :&eitweise sogitr erbitterte Kampf der Geister über Moltkes Einmarsch 1866 liefert den weiteren Beweis, wie sehr damals die militärische Welt, und zwar in ihren erleochtetsten Persönlichkeiten, in angeblichen Napoleo- niscben Anffassongen von der Notwendigkeit, versammelt su operieren, befangen war ond noch lange nach 1866/70 blieb.

Ks liegt im RonserratismuR der menschlichen Nator, dals man auch im Wehr- and Kriegswesen an der Tradition, die hier hesonderf» mächtig ist, möglichst lange festhält, K^lhst nnd ^f'ra.Ae daoD, wenn sie nur in Anlerrlichkeiten bestände; spielen doch auch diese gerade im Soldatenwesen eine sTTofsf Rnlle. In operativer Hinsicht iiegt es nahe, sich an bewahrte Muntf r zu halten; vergegen- wärtigen wir nns doch das Leben in der Armee! Jeder, dem seine Stellung lieh ist geht durt, wo Zweifel fäind, stets aaf die Vor« gänge zurück und deckt sich damit. Es lie^t ja auch ein gesunder Kern dann. Aber, wie die Geschichte zeigt, wird darin nicht selten

iWtktektr ftr di» d*at«ck» Ann*« nsd Maria». No. UH, 1

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2 Über uoderne Strategie.

viel zu weit gegangen. Einer der feinsten nnd schwierigsten ße- fäbigangsuachweise liegt für den Miliar dirin, zn erkennen, wann nnd wo die Anlehnnng an die ttberkommene sftrategisclie Doktrin TeriftBsen nnd dne neue Babn besebiltten werden mnfo. HoUke ist hierin rorbüdlieh gewesen, fast einzig in der VomrteOslosigkelt^ mit der er sieb, da die Bedingungen der Krieg^hmng gcwedtselt hatten, von der Napoleonisoheo Sebablone frdmmaehen wniste. (Anfinanob 1866.) Jlfitonter ist ein solches Voigeben ftlr den kttbnen Nenerer nioht ohne Gtefabr; man bat Beispiele ans der Zeit vor 1806, dafs Offinere gemafsregelt wnrden, weil sie sich erdreistet hatten, an der ewigen Danerbarkelt der alleinsellgmaebenden fiideriai- anlsoben Bevnetakttk angesichts der Verbältnisse der Revolntlonskriege zn zweifeln.

Aneb die gewaltige Epoche von 1866/70 hat strategisch nach- gewirkt nnd zwar in hohem Grade. Noch stehen wir grolhen- teils nnter dem Bann der damals empfuigenen Lebren nnd der LehrriUse, welche einzelne Denker ans den Ereignissen sogen nnd die aHmÜhlich mehr oder minder Bttrgerreebt erworben haben. Ge- wisse operative Formen nnd Verfahren worden erst nach 1870 wissenschaftlich entdeckt, entwickelt, fortgebildet, vielleiebt snwdlen Uber das richtige Mals hinaus.

Sowohl in der Literatur, wie sonst im Leben der Armee haben sich indo.s auch gelegentlich OegenstrOmnngen geltend gemacht. Das ist z. B. in der Richtung der Fall gewesen, welche kurz als ,.rage du norabre" gekennzeichnet wird. Die grofBo Snbätznng der Überlegenheit an Zahl setzt theoretisch erst nach 1870 ein und manche glauben in gewissen Entwickelungen, welche die Armee seither durchgemacht hat, Zugeständnisse an die „rage du nombre"* zu erblicken. Zweifei tauchton auch auf (2^ngenUber der allgemcinco TTttltigkeit und Brauchbarkeit der IJmf assnnirstheorie. wolche aus Soh IrrhtinfTN Schriften herausgelesen wurde. Unbestritten und bis zu den äulsersten Konsequenzen hat sich djifre^en im Lauf der Zeit die An griffstheorie entwickelt, strategisch wie taktisch und selbst der junge Rriegsakadeniiker niTnint als Leitstern für Rei?io t8kti«ehen Arbeiten die Parole ,.Immer angreiten*' in su b auf.. Minder allgemein und widerspruchslos wurde in der Armee die seit einigen Jahren nenhplebte Beschäftis-unp: mit Operationen des Feldheeres um Festungen und Ft stu ngsgru ppen aufgenommen, die in der Art. wie sie neuerdings üleransch in die Erscheinung tritt, allerdings auf alles eher zurtlckweist als auf die ruhmreichen Beispiele von 1866 nnd 1870. in der neueren preulsi sehen Kriegsgeschiclue finden wir Analogien dazu nur in den beiden ergebnislosen KheinfeidzUgen.

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über modme Stntegi«.

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1793/1794, dereii trauriger V erlauf gerade heute aäher bekanut za sein verdiente als er es leider ist

Noch manche strategische Fra^sre steht gelegentlich zur Erörterung. Schon die Marschtechnik allein hiettt hvi der (rrölse der zu be- wegenden Massen wichtige ond interessante Probleme, nainenilieh was die luHtradierong grolser Heereskürper und die AuBOUtzuog de» Wegenetzes betrifift. Viel uiiiatritten ist ferner die Rolle der grofsen Kavalleriekörper, namentlißb die Frage nach der ein- heitliclien Führiing ganzer Kavalleriekorps, Enirtert wird das Decken entlegener Provinzen gej^eii überlegene Feinde mittelst schwacher Armeegruppen und unter Zuhilfenahme künstlicher Hindernisse. Lebhafte Gegensätze erregt die Frage der Frontausdehnungen und Tiefengliederungen im Gefecht, welche auf den Anmarsch grofter Heeresktfrper von gewichtigem Einfluls sind. Die aktaellen FngeD liefseD sieh auf operativeiD Gebiet leiclit noeli vervielftltigeD.

Wir woUen indes bei den oben nngeschnittmen 4 Gegenetitnden bleiben, deien evste did wobl mit Fug nnd Reeht nie firbstlloke dee Jabies 1870 angeMben weiden dürfen, wiUmid die 4. FWige, nim* lieb das Operieren des Feldbeeres im Ansehlofs an befestigte Ab- sehnltleeiae der laenliBiseb-dentseben Kriegsfuhrung ToUkommen neoe, am niefat ni sagen fremde Eiseheinnng ist Wir wollen nns be- mllbeny die abwetebenden Staodimnkte in diesen vier Fragen knapp tu akinieren, ebne nns eigene UEtefle anmafsen za wollen anf dnem Gebiet^ das gans so erfassen der erieaebtelen Eänsiebt Aaseriesener vorbehalten ist»

Die nRage du uombre**.

Mit diesem Sebiagwort bezeiobnen manehe Denker die Soebtr die Entseheidnng, den Erfolg im Kriege stete nnd mit Vorliebe aaf daa Einsetzen giüfeerer MasBcn als der Gegner znrttckinftbren. Die Gegner dieses Bestrebens weisen darauf hin, dais die grititten Feld- herren aUer Zeiten häufig mit sobwächeren Heeren stärkere Gegner besiegt» dals sie die Ursache des Sieges mehr in der Gute der Heere und in der Geschicklichkeit ihrer Handbabang gesucht hätten^ als in ibrer Überzahl und daSs es demnach besser sei, weniger, aber besser organisierte Truppen an haben, als an Zahlstttrke ttberiegene^ sobald sich die VergrOIsemng des Heeres auf Kosten seiner Inneren Tüchtigkeit vollzieht.

Man kann die Richtigkeit dieser Ausftlhrungen im allgemeinen gewilis zugeben, und doch dabei zu abweichenden Ansichten gelangen, sobald es sieh nioht nm rein akademische Betfacbtangea» sondern

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Über moderae StnUegie.

um praktisehe M alsiiahmen der HeereaaufbriiigQo« soivie der Opera- tfooBweiae handelt

GewÜB haben giofae Feldherren mit eehwltoheren Heeien geeiert das läGsl sioli nieht beetreiten; gerade aber, daiis man sie deswegen besondere hooh stellti sdgt klar, dafs das ein Knustetttek, eine Ans- nahmslflistong ist. Sieh daranf hente sn verlassen, wäre ein sdiwamr Fehler, sehen allein deswegen, weil kein Staat infolge der Seltenheit der Kriege ttber erprobte Feldherren Terlhgt, Uber Feldhenen, denen er solehe Ennststttoke, wie das Sehlagen Überlegener Armeen, an- trauen dar€ Es ist Dogemein sehwer, die wirkliehe Leistungsfähig- keit höherer Führer im Frieden abinsebätsen, wenigstens naeh der positiven Richtung hin. Selbst wenn nngewOhnliohe Begabang vor- handen ist, fehlt doch die Erfahrung, welche einem Friedrieh nnd Napoleon httnfige FeldzUge gaben, und sich in modernen raschen and mit Massen geftlhrten Kriegen auf das Operieren mit schwächeren Kräften gegen stärkere einzuschulen, dasn fehlt die Zeit, auch könnte es nur unter der Gefahr von Niederlagen geschehen, welche hente emster und unwiderruflicher sind als einst. Sobald es aof prak^che Mafsuabraen ankommt, wirkt das VerantwortlichkeitsgelUbl sehr schwer, welches verhindert, freiwillig auf eine Hanptgarantie des Sieges zu verzichten die tiberlegenheit an Zahl; dafs sie bei sonst gleichen Rediuiriinaien den .Sie_i^ zwar nicht verbürgt, aber doch er- leichtert und wahzscheinlieh maoht, kann beute weniger bestritten werden als je.

J!>eit dem Auikomuicn nationaler Massen lu f i e hat die Übtrlei^eH- heit an Zahl wiederholt geradezu ausschlaggebend gewirkt Napoleon I. konnte nur durch sie niedergerungen werden, imd I S70 war sie schlechthin ent'^cheich'nd; dals damals die Doutsclien in manchen siegreichen Schlachten die Schwächeren wiiren, ändert nichts an der Tatsache, dafs sie ihrer tiberlegenheit bei Kriegsbeginn einen groleen Teil ihrer Rrfoljre verdanken, weil das mehr oder minder klare Bewufstsein davon die Tatkraft der gegnerischen Generale lähmte und sie daher aach dort glaabten, einen stärkeren Feind sich gegen- über zu haben, wo dies nicht der Fall war (Spicheren, Coiombey, Vionville). Daw jiUiremeine, niederdrückende GefUhl, schwächer als der Feind zu sein, lugte die französiscbeu Kührer fest, machte sie uubieher und verhinderte sie am kecken Zugreifen auch dort, wo die Gelegenheit dazu vorhanden, der Gegner schwächer war. in den Kriegen der letzten 100 Jahre, die mit annähernd gleichen Kräften ausgefochten wurden, nehmen wir nicht selten eine gewisse Unsulttngliobkeit der Ergebnisse wahr, so namentlich 1859. Nicht soll geleugnet werden, daCs es aueh hente möglich ist, und in Zukunft

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inög^Hch sein wird, als Schwächerer Siege zu erringeu, aber auf diV Vorbedingungen zu einem Cnstnzza zu rechnen, seinen Aafraarseh daranfhin festzulegen usw., würde ein schwerer Fehler, mindestens aber ein g-ewagtes Spiel sein. Seit den Zeiten der g-rofsen Revolution marschiert der Gott der Schlachten mit den starken RatjüUonen, wenn es natürlich auch Ausnahmen von dieser Grundtendenz gibt.

Es ist bekannt und geht ans Moltkes Schriften zur Genüge h* rvur, welch hohen Wert der Maibcliall auf die Überlegenheit an Zahl legte; bat er sich doch gerühmt, die Überlegenheit an Zahl für die Schlacht bei Kt)ni<rgTätz bereitgestellt zu haben, wo sie gar nicht oder d(i( h nicht in fühlbarem Umfang vorhanden und ohne jeden Eintluis auf die Entscheidang war. Die ganzen, von Moltke scharf erfafsteii Verhältnisse der modernen Kriegführung steigern die Be- deotuug der Zahlüberlegenheit, namentlich im Beginn eint s Krieges und bei sonst uiigc tähr gleichwertigen Gegnern, die Vi rbaltnisse im zweiten Teil des Krieges 1870/71 waren ganz ausnahmsweise und können hier nicht als Gegenargnment angeführt werden. Gerade bei knrzer Dienstzeit, and wenn die Kriege selten und rasch sind, steigt die Bedentnsg der Zahl; ans sehr einfachen GrUndeD. Die flanpiraeke ktmuni auf die Anfangssohlaehten eines FeldiQgee an; gewinnt man die, dann pflegt eieli alles Obxige von selbst in maehen. Bei der SehneUigkeiti mit der bentnitage Kriege ansbieelien, nnd bei der SehwerfUJigkeit des Handhabens sehr grolser Heeie, deren Fllbrer weder im Kriege geübt, noeb exprobt sind, kann man sieh aber nun mokt damit sebmeiehetn, dnrek gesehicktes Operieren, an dner Stelle itberiegene Kiiite xnaammenballen sn können, wenn man niebt ttberbanpt stftrker an Zahl ist Kttnstliebes Herstellen der 2iahl1lberiegenheit, wie es die Slteie operative Sebule, Joroini naw. lehrten, IftÜBt sieh gewils anob heute »münde bringen, aber eine nnaiohere Beehnang bleibt derlei stets nnd sie wird desto nnsieberer, je mehr das Anwaehsen der Heere nnd der Kosten der Krieg- nbrnng m sofortigem Gebraneh der mobilgemaehten Streitkrüfte bei Kriegsbeginn iwingt.

Das Bewu&tein, bei Beginn der Fefaidseligkeiten die Oberzahl natürlich eine operationsbereite Obenabi sn haben, bt aofser- ordentlich viel wert, aneb dort nnd dann, wenn es in den einzelnen Sehlaefateo und Gefechten der Ftthrang nicht immer gelmgen sollte, sie aneb Örtlich bereit an stellen, ht man stärker, wissen das die Annee> nnd Korpsfllhrer, and am lotsten Ende anch der Feind, so operiert es sich sehr viel leichter und freier als im GegenfalL Gewifs verbürgt die Zahlüberlegenheit an sich nicht den Sieg, aber sie scheint ans doch gerade honte besonders wichtig ond eine Ans-

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Über moderne Strategie.

sieht auf den Eifoig zu sein, die man nieht mit Seldacpforten be- kämpfen sollte. Noeli bis in die Jenaer Zeit antenobiAiie man in PrenfHen b ganz merkwllidiger Weise den Wert der Zahl Im Kriege. Heute sind wir davon doch wohl zoiflolcgekommen, wenigstens alle di^enigeO} welehe die Verantwortung zn tragen haben, raaeben sich doch wohl klaTi welehe schwere Schuld es gegen Volk, Heer nnd Staat bedeuten würde, dnreh nnsweekmäfolgen Gebraneh der Streit* kiftile« etwa dnreh eine Gleiehtellnng derselben nach Ost nnd West, den Fall berbelEnfilhren, dalS unsere Heere gegen überlegene Massen den Kampf beginnen mlllsten. Das wllide hentsutage Beibnngen Im Oefolge haben, die auf dem geduldigen Papier,, z. Im Kriegsspiel, weder anitraten noch nachzuweisen sind.

Oals ^e Bedeutong der Zahl auf dem taktischeD Qebiet ge- wachsen ist, wird wohl niemand bestreiten wollen. Allerdings ist Vionyille ein glänzendes Beispiel, das sich einem Rotsbaeh oder Lenthen wttrdig anreibt. Wie würden aber wohl der 17. und 18. Anlast ausgesehen haben, wenn dem am 16. eingesetzten III. nnd X. Korps die Massen der ersten nnd zweiten Armee nicht gefolgt sein wtlrden? Der Sieg des 16. Aagust ist nur denkbar aaf der Basis der deutschen ZaliUiberlegenheit, die sich selbst im Fall einer Niederlage des III. und X. Korps am 16. einen oder zwei Tage später doch fühlbar gemacht haben würde, und zwar in ent- scheidender Art. Das aber ist der Vorteil gröfserer Massen, dafs sie gestatten, kühner zn operieren, und ep selbst anf Einzel kninpfo gegen Überzahl ankommen zu lassen, die wenn man sie verliert, it-icht zu rcpariereDf wenn man sie aber gewinn^ von ganz enormem Einflols sind!

Im Gefecht selbst wirkt die Zahl h- ut mehr als ( inst Ks ist wohl nicht mehr moglicb. im Verhaiiuis von 1 : 2 entscht iddid zu sL'hlageo. sondern dauu ist nur ein Sichbt'liauj)ten, ein st halten oilt r ein ZorUekwerfen des Gegners möglich, kein Zertrümmern des- selben. Die Gründe des Steigen» der Bedentmiig r Zahl im Gefecht liefen anf der Hand. Es sind dies zunächst die Aut- lösnnp: der taktischen Formen, welche, wohl weniger den einzelnen Manu, wie man oft hnrt. als vielmehr kleine und kleinste Ab- teilungen selbständig machen ; das Gefecht wird zu einem allmählichen Muderiniren. welches lang«* währi. und la welchem das Einsetzen neuer und das Geltendmacheu überlegener Kräfte nachhaltiger wirkt als in den aus kurzen, scharfen Znsammenstöfsen bestehenden Trefien der linearen Zeit. Auch die Kriegsnngewohnheit der FUbrer und der mangelnde moralische Halt der durch die allgemeine Wehrpfliobt gesobaffenen Trappen knrser Dienstaelt mit Ibrer Yervrilsserong dnreb

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über modenie Strategie.

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mMMaliafte ÜMemo lasseo den Einflnb der grO&eieD Zahl httben wie drttben doppelt herroxtreten; iai sie doch das eia&ohste, xolieste, .aber aneh drohendste IGttel von jeher gewesen, sieh den Sieg sa siehen; der moralieahe EänflaA» den das Eisoheinen ttberlegener feindlieher Massen im Gefecht anf junge Tmppen berronrnft, ist ein sehr tiefer; andeis steht die Sache, wenn diese selben jnngen Tmppen durch einen slogreichen Krieg gefestigt und gesohlt sind nnd dann vielleicht einen ans; rasch znsiimniengeralften Angeboten bestehenden Feind zn bekämpfen haben.

Ziehen wir die Somme des Gesagten, so möchten wir meinen, dafs die Heeresleitung gerade heute nieht aaflitfreo wird, darnach zn streben, sich, sei es gegen den einen oder den anderen Feind, die Überlegenheit an Zahl zn sichern; denn sie hilft sehr mit znm Siege. Hergestellt wird sie durch einen entsprechenden Anfinarseh, welcher ohne Scheu nicht nur die Korps des akäven fieeies, sondeni auch möglichst viele Reservekorps und -Divinonen von vornherein für den Feldkrieg bestimmt, ohne Scheu vor der Minderwertigkeit der Reservetruppen. Steht die Schlacht, dann ist d;is Eingreifen von ein paar noch so schlechten Reservedivisionen unendlich mehr wert, ais die Berufung auf den höheren Gefeehtswert der mobilen Truppen dt's aktiven Heeres, die heut/utjige durch Abgabe von Offizieren etc. und Einschub von Reservrn ohnehin in Vergleich mit dm Friedens- verhältnissen arg verwässert werden, weil es bei der ailgemeineii Wehrpflicht eben nicht anders geht.

Hat man die allgemeine Wehrptiicht, das V()lk.>heer und so weiter, so sind auch alle Foliieruna-en daraas zu ziehen, es ist die gröfstmöglicbe Men^-^» wthrhaiter Mäiiaer gleich bei Hejrinn des Krieges aufzubieten und fUr die Zwecke des Feidkrieges auszu- nutzen: denn dieser entscheidet über das Wohl und Wehe der Nation, nicht etwa die Zahl der Reserve-, Landwehr- und Ersatz- formationen, die wir im Innern zurückbehalten. Besonders für Deutschland, das sein Heil im Kriege weder iu einer schwächlichen Abwehr, noch vollends gar im Volkskriege, sondern nur im raschen Niederwerfen erst des einen Gegners, lann des anderen suchen kann, ist die volle Ausnutzung seiner Vulkskralt für das Feldheer eine Lebensfrage. Vergleichen wir das Feldheer Frankreichs mit dem unseren, halten wir 40 Millionen Bewohner gegen 60 und 20 Korps gegen 23, berücksichtigen wir, dal's Deutschland aller Wahrschein- lichkeit nach auf zwei Frouteu wird kämpfen müssen, so dUrfle klar werden, dafs von einer „rage du nombre^ beianslLeine Bede sein kann. Sollte die Qualität der Armee dnreh die zwei- j&hrige Dienstaeit gelitten haben, was jedoch von erfahrnen

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Über moderne Strategie.

Offiderai bestritten wiid ^ so gleicht sieh das dadnreh «is, daiB aneh in Fkankveieli die dreijährige Diensfeieit aeit Jahren mir mehr auf dem Pa^er beeiaht nnd anläerdem aneh formell bereits so gat wie abgesohalit ist sogoosten des zweijährigen Dienstes. Dab aber andererseits anoh unsere swegährige Infanterie und AztUlerie bei der Intensitll der Aosbildong und der Intelligens des Mannaehafts' mateiials mindestens ebenso gnt ist, wie die länger dienende msnscbe, ist gar niohl zu bezweifeln.

Es wird uns Dentsehen im Auslände, namentlieh in der mssisoben Hilitärliteratnr nnn noob hftaiig vorgeworfen, dals wir die „rage da Dombre** anf dem operatiFen 0ebiet Übertrieben pflegen, d. h., dals die operatiTe AnsbÜdang dnreh die Eriegsqiiele, taküaeben Auf- gaben usw. darauf hinausliefe, für jeden taktischen Akt kltnstliob die Überlegenheit an Zahl herzustellen, und dafs dies nicht selten auf Kosten des irischen Entschlosses geschehe; niunentlieh im Manöver werde stets derjenige als geschlagen bezeiebnet, der es mit Ober- macht /AI ton bekäme. So weit die NanOver in ITrage kommen, steckt darin ein Kern von Wahrheit. Aber wie soll man Uberhaapt schiedsrichterliche Entscheidungen irefTen, ohne sie auf die mecha- nischen und äaiseren Verhältnisse, wie Benntsung des Geländes, ümfiissnng n. dergl. zu gründen^ da ja die sogenannten Impondera- bilien im Frieden nicht hervortreten? Zu den haoptsächlichsten Anhalten fttr Entscheidungen der Schiedsrichter dient nun auch daa Zahlverhältnis, und das ist vollkommen richtig; aber jeder Offizier weilti, dafs solche Entscheidungen stets mit dem ausgesprochenen oder nicht ausgesprochenen Vorbehalt erfolgen, dals die Sache im blutigen Ernstfall ganz anders kommen kann und der durch Uber- zahl besiegte Manövergeueral mag sich damit trösten, dafs •t im Krie^je dorrh seine und meiner Truppen Tapferkeit das ausgeglichen haben vvtlrde, was in dtr Disposition etwa versehen war. Was aber die theoretische taktischt! AusbiiduD^, die auf dem Papier, angeht, 80 kann mit guter Begründung behauptet werden, dals nach dem Herstellen der Überlegenheit an Zahl für die Schlacht /.war »tete» ge.strobt, aber niemals dann gebilligt wird, wenn es auf Kosten der Energie des Haudf Ins geschieht, und zu Zeitverlust, ITnschlUssig- keit usw. fuhrt. Sehr sorirfaltii^e Erwägungen des Beurteilenden treten dann ein und mehr ah einmal erhält der Kecht, der unter Verzicht auf Versammeln aller Kräfte eine günstige Gelegenheit beim Schüiit gL[);ickt hat. Gerade hier, in unserer operativen Auabildung, ist von einer „rage du nombre" nicht eutterut die Kede; wer das Gegeoteü behauptet, kennt sie eben nicht.

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über moderne ^triOe^.

Die UtnfassaDgstheorie.

DaCs eine solche in der Armee zur Zeit ia vuUer Ulüte äteht. wird niemand leugnen können. Ks p!t creradezo al8 Gruodsatz, dkiis man stets, handelt es sieh nun auf dem l'apier um Armeen, oder im Manöver um Deiachemeuts, umfassen mufh ; greift uiati an. 80 ist nur die Frage die, welchen Flügel des Feindes, dafs mao aber mindestens versucht, den einen zu umfasset), steht \b\\\g aolser Frage. Ein einfacher, frontaler Angriff ist schlankweg falsch. Die Fille mehmi sieh eowobl im HanOver ab anf dem Papier^ dab man den mfuBMideD Gegner oeaerdings amfalst, wen nicht selteo feeht gekttnetelie Minche nm seinen änlseieD Flügel henim erfoideriieh werden, die sieh im Kriege wohl entweder von selbst Teihielen oder aber bitter strafen würden. Sehen hat das fert> geästete Bestreben, m nrofassen, an Frontansdehnungen gefthrt sowohl anf dem Papier, wie bei den Obnngen, die yielfach als Uber- trieben ai^gesehen werden, aber freilieh aneh noeh anf andere, nament- lieh tsktisohe Verhllltaisse, snniekanl&hren sind.

Mit Aeehl wenden sahlreiefae denkende Ofifadere gegen die Um> ÜMBongstheoiie ein, data bei der greisen Ausdehnung der heutigen Sehlaehtfelder den eintelnen Heer- und Tmppent^& die Mdglieh- keit so umfassen, sieh sehr selten bieten wird; die Divisiott, Ja selbst das Korps^ feefaten ia einer Sehlaeht frontal, aneh dann, wenn sie operatiY auf die gegneiisehe FIsnke angeseirt sind.

Fofseht man der Entstehung der ünrfaosnngstheorle, wie sie sieb im Lauf der Jahre in der Literatur und wohl aneh in der Phois auegebildet hat, nach, so stOlst man snniobst an! taktische, oder vielmehr psyeholegisebe Ursachen. Gegenüber der heutigen Wafien« Wirkung sei, so wird ansgeftihrt, der frontale Angiifr ungemein er- schwert, und bei deokuogslosem, offenem Gelände, so gut wie atts> eiehtslos; es sei dringend nötig, bei unserem heutigen Menschen- material, das kriegsungewohnt and nur von kurzer Dienstwit ist, mit Vorsieht und Schonung zu verfahren, den Truppen unnötige Verloste zu ersparen und in Ökonomischer Weise zu siegen, d. h. mit den möglichst geringen Opittn. £10 Haupihilfsmittel dnzn seien auaholende, umlasseDde Bewegungen, welche dem Feinde die Flaniven abgewinnen und dergestalt den Gefeohtszweek eireiohen, ohne üeka- komben zu bringen.

In allen diesen Behauptungen steckt zweifellos Wahrheit; man mnfs nur nicht glauben, dafs die Umfassuiigstheorie etwas Neues und Radikales ist. Sie wurde gelehrt und gehandhabt im 18. Jahr- hundert, nachdem Friedrich sie Eoropa ad oculos demonstriert hatte, in einem Jahrbondert also, wo die liUcksicht aaf die Empfindlichkeit

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10 Ober ittodeffM 8tr«taigle.

des SoldatenmatorialB Tolbttodig znrttoklraly da dieses Ja lang diente und gut aosgetnldet war. Ihreo Gipfelpimkt emiolile die Um- fassmigstlieorie jedoeh ersi während der Rerolntioiiskiiege; bei den Franioeen wandte man sie aa, weü man den eigenen Trappen in der bataiUe rangte nicbt allsnviel znmntete, nnd gelegentlich aooh, Dm die Torbandene Überzahl zar Qeltnng sn bringen. Bei d«n Österreiehern, die von 1792— 1809 den Franzosen fast allein an der Klinge blieben, war die Umgebangs- und Umfassangstheorie tbeoretiscb and praktisch bis zu einem Grade gesteigert worden, sn dem man vielleicht nur iu den Kriepspielen der allemenesten Gegenwart Analogien findet. Die Armeen worden damals, in dem fast krankhaften Bestreben, alle Marschstrafsen auszunat/en, reg^elmäCsig in viele Kolonnen zerlegt wodurch es zu sranz unverhältuisraäfsige!) Fronten kam, Solauge die P'ranzDSf^i ebenso verfuhren, fielen die zahlreichen Schlachten rles letzten Jahrzehnts des 18. Jahrhundeits meist ohne rechte tntseheidungaus, woftlrdieheote naheza vergesseneu „Schlachten" bei Maisch, Ostrach un<I Siockach, Loano, besonders aher Neresheim schlafende Exempel sind. Als Napoleon dieser mit gebpreizleii Kindern tastend verfahrt Tult r! Taktik die |]^eballte Kaust entgegensetzte, d. h., als er seine Kräite möglichst beisammen hielt und rücksichtslos schlag, auch wo er keine AuHaicht hatte, zu uui- lassen, sondern im Gegrenteil selbst umfafst war (Moutenotte, Arcole, RivolO. da tniir er refrelmäfsij? den Sieg Uber seine ungebührlich in die lirnte aus^^edehnten Gegner davon, deren zur Um^ehnog und Lmfassuntr angesetzte Nebenkolonnen in 99 Fällen von liKj nicht rechtzeitig oder auch gar uicht zum Eiugreifen ge- kommen sind.

Die Umfassangstheorie ist abo keineswegs etwas Neaes, schon der alte Epaminondas soll ja bekanntlich damit hantiert haben. Wühl lehrt die Geschichte, dals zahlreiche bedeutende Feld- herrn sich der Umgehung und Umfassung bedienten, der letzteren vor allem Friedrich der Grofse. Aber eben so wahr ist, dals noch viel häufiger die dii minonun gentium diese naheliegende Form geielitt nnd yersncht haben. Da kann man nnr sagen: „8i dno faenini idem, non eil id«n*^ Die Dann-Lacysolie UmfiMings« theorie hat in ihrer Ubertreibnng znm Kordonkriege nnd in den BeTOlotionskriegen zn Niederlagen gefUhrt, wo ihr nioht fthnHehe Umfassongspraktiker, wie Moreau nnd Jonrdan eutgegentiaten« Die napoleonisehe Schule braefale es zuwege, dab das Bestreben, zn umfassen, immer mehr snrttektrat. Erst die Kriege 1866/70 lielseQ sie, freUidi in nie geahnter Orobarftigkeity wieder anflebea

Hier kommen wir nun anf die zweite Begründnug der gegen«

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Ober moderne Stratege.

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ivirtlfen Umfassangstbeorie. Neben der NotweDdigkeit» die Trappen so fldKmen, maeht man das Beispiel der letzten groben Kriege da- für geltend, daft man beute gmndaälEiieb umfaaaen mitaae. Die „Vorgänge'' treten bier in ihr Reebt, die im Kriege soTiel gelten.

Es sei ebne wdteres sogegeben, dafs, wenn es gelingt, den Gegner wirlisam so mnfasaen, die Ansaiebten fttr den Sieg beote bebe shid; denn die GiOfse nnd SebweifiUüglLeit der modernen Heere maebt es seliwerar als einsl^ sidi ebne Sobftdignng einer Um- fittsong za entsieben, wenn sie einmal bis aar takttseben Bedrobimg der feindlioben Flanke Torgesebritten ist. Sebon die blolse strate- gisobe Bediobnng der feindlioben Flanken nnd besonders des Rflekens wild in unserer nerrftoen Zeil mdst gttnstige Wirkongen ergeben. In diesem Sinne ist es mit Frende za begriUsen, wenn man die Flllirer aller (jiade smn Umfassen erziebi Tlrotzdem mnls man sagen: Est modus in rebas.

Sehen wir die Kriegserf abrangen von 1870/71 etwas nlLber an, 90 werden wir finden, dafs fUr die wiederholten Umfassnngen ganz andere Ursachen mafsgebend waren, als etwa eine gleicbniälsige theoreÜBcbe Schnlang der höheren Ftthrer nach dieser Kicbtnn^. Erstens warde in der Zeit 7or 1866/70 die Umfassangstheorie nicht annähernd in dieser Ansdehnang and Eindringlichkeit gelehrt, wie heate man sehe die taktischen Aufgaben Moltkes , zweitens waren die höheren Ftthrer gar nicht nnd die höherf n Generalstabs- offiziere nur zoni geringsten Teile durch die Moltkesche Sehulo gegaugen. der man die Umfassangstheorie hinterher in die Sehnhe geschoben hat. Im Grundo jrenommen kann man in Berug auf die Mnltkesche Zeit von einer taklisch-oporativen Ausbildung im höheren binu, wie sie jetzt betrieben wird, ah< rhaupt gar nicht sprechen. Heute hat jedes Korps alljährlich sciin ( Ipneralstabsreise, es gibt Festungsgeneralstabsreisen, IntendanturUbungsreisen, ganz zu ge- schweigen von den grofsen ( leneralstahsreisen und den zahllosen KriegsspiehMi nnd taktischen Aufgaben, bei welcher Hauptleute und Leutiinnts Divisionen, Korps, ja sogar Armeen führen. Wie bescheiden war dagegen in dieser Beziehnnir die MoltkescheZeit! DerFcIdmarschall woiite zwar „strategische Haisoiiuements" bei den Korpsgeneralstabs- reisen keineswegs ausschliefseii, doch aber sollte für diese die Division die Grondlage hildeu, und es kam nicht auf geniale strategische Ein- lalk^ der Teilnehmer, sondern auf systematisches Durcharbeiten des Technisch Lii. also der Befehlgebung. Auiklurung, Sicherung, Unter- kunft und Verpflegung, an. Bei den grofseu Generalstabsreisen handelte es sich ehedem ebenfalls vor allem am Schalung des Tech- niseben in der Troppenftthrnng. Die operative Aosbildong, welehe

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12 Über luoderne ätrfttogie.

io AaleluiQDg an wirUidie oder doeh mOgUehe Sriegslageii erfolgk uid junge (HBsiereTor EntBeblUflee stellt^ die in der WirklMikeit nar Anueefnlireni nkomiDeii, ist eine Emngenfleliaft der neaeiteii Zelt. Endlich war Moltke schweigsam, nnd soviel ans bekannt ist, Ueis er sich ttber sdne eigentlichen Absiebten nnd leitenden Gedanken so wenig ans, dais de weiteren Kreisen, anoh des Generalstabes, unbekannt blieben nnd ein SpeknliereD strebsamer JOogerer Elemente anf die jeweiligen nnd angenblieklichen operailyen Neigungen des Chefs anagesehlossen war.

RaDD man somit die Sobalong des Generalstabes durch Moltke für die häufigen Umfassnngen 1870 keineswegs ins Treffen ftthren,. so lehrt ein Blick aoi die Vorgänge selbst klar, dafe da andere Ursachen im ^iel gewesen sind. Wir omfalsten wohl bei Wörth und Sedan, wo uns bedeutende Überlegenheit an Zahl zar Vertttgnng stand, nicht aber bei Oolombey und am 16. Angnst^ als wir die Schwächeren waren; ebenso wenig bei Conlmiers, an der Lisaine nsw. Wo wirksame Umfassang:eo groisen Stils zustande kamen, da sind sie nicht vorbedacht und künstlich in Szene gesetzt, sondern das natürliche und einfache Ergebnis des Vorhandenseins einer allerding^s energisch nnd zielbewnlst geführten Überzahl. Auch wo diese vorhanden war, blieb die Umfaesnnpr zuweilen in den Anfänf^pn stecken, wir die GlUmers 8. Au^riist. Bei Wörth, bei St. Privat, bei Sedan sind die nTulassuugen, das konzentrische Zusammenstroraeu der Kfdonnen aut die i^'lanken des^ festliegenden Gegners einfach das Jr'rodakt der Überzahl, nicht die brncht tiefer Kombinationen.

Wir schlielsen daraus, und die iwiu- Kriegs^j^esehichtr lehrt of^ zur GeuUge, dal's sowohl strategische wie taktische UmfasHimijen zwar nicht immer, aber doch in vielen Fällen nicht von lange her erwogen und aosgettlftelt sind, sondt^rn sich beim Uberlegenea and in der Vorhand operierenden Teil als Frucht der Initiative von selbst einstellen. Jahrzehntelang war man Uber zeugt, dals Napoleon 1806 und 1809 in Bayern die Absicht gehabt iiatte zu umfassen, es galten gerade diese beiden FeldzUge sozusagen aU Musterbeispiele der strategischen Umfassung; und doch hat die. neuere Forbchuüg gezeigt^ d^iis er weder in dem einen noch iu dem anderen Fall von hause aus eine Umfassung entworfen und c^eplant hatte, sondern gerade durchzubrechen meinte und dal's sich die llin- fiusung nur aus der Unbcweglichkeit des Gegners im Verein mit Napoleons Unkenntnis der Kriegslage ergab. £& ist ganz charakte- ristisch, wie sich aus dem natürlichen aber entschiedenen Vormarsch in mehreren getrennten Kolonnen die Umfassung auch dort ond

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über moderne Strotegie.

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gerade dort hmasbÜdet, wo sie gar niehl Torbedacht wai. Nieht die Unftnoogstheorie, sondern die eoerglscbe Initiative, namentüeb die mit überlegenen Kräften, flUnt wirksame Umfanongen beibsL

Wir leben niebt mebr In den Zeiten Fdedriebs des Grofben. Strategiseb oder gar taktiseb so omfiMSsen, wenn man sebwfteber Ist, dffrfte mit den beotigm Armeen ein grofses Knnststllek sein. Auf dem Papier macbt es sieb sebr sebön, Armeen grondsililieb g^n die Flanken des Fdndes anansetm, aber wie selten weiis man Im Kriege, wo die feindllalien Flllg^ sind; Ibre Anfimdnng kann niebt dnreb das Bestreben, a priori an omfassen, sondern nor dnreb eine energisebe Offensive bewirkt werden, die es darauf ankommen lifat, aneb frontal ansnlanfon, die Offensive mnls Im Vordergrande stehen, nicht die Umfassongstbeorie; aber eine Offen- sive freilich, die niebt an lokaler Verteidignng klebt, sich gana -beschränkte Ziele setzt and weniger der siegreiehen Kraft des Vorgebens als vielmehr dem Hintergedanken tränt, es werde sebon gelingen, dem Feinde die Flanke absogewinnen.

SeblichtingB Werke predigen nnter Anderem die Um- fassong and bieten maneben schätzbaren Wink; aber bei seiner ganzen Strategie mals man n. JB. doch stets vor Aa^en haben, dals <^ie nnr dann möglich ist, wenn man wie 1866/70 im höchsten Mafe die Initiative hat, and streng genommen nar dann, wenn man an Zahl oder Gttte der Trappen erheblich überlegen ist. Aus diesen Gmndlagen wachsen die Umfassnngen hervor: hoffen wir, dafs ans diese Omndlagen in ktlnftipren Kriegen abermals eigen sein werden. Ohne sie würde die Theorie des Umfassens, und würde sie anf dem Papier auch bis zur Vollendung aasgebildet, wenig nützen: so wie die Echelons der friderizianisohen Zeit I80f) versagten. Löblich ist das Streben, stets zu umlassen; anznerkennf ii die Ourchbildnng dieser Theorie im Frieden. Aber die Erkenntnis darf nicht fehlen, dafa diese atrateginclu Form an sich eine Gewähr des Sieges nicht bietet, vielmehr in auffallender Weise von der Energie der obersten Ftthrnng and von Zahl wie Wert -der Kräfte abhängig ist Eine Yermehrang der Armee and ein Hinausschieben des Operationsziels Uber die Grenzfestangen des Oegners wiegen schwerer als die theoretisch geförderte Absiebt, strategisch und taktisch zu umiassen.

Die Aogriffstbeorie.

Wohl Stilen wird in einem Heere, und zwar in allen Schichten desselben und bei jeder Gelegeuiieit, die Offensive derart ge- predigt worden sein wie jetzt bei ans. Das Eine ist jedenfalls

X4 Über moderne Strategie.

lüttht sn bestraiteD, dftb tot den Kriegen 1866 and l&IO^ in welehen- wir die OffeDeive nnstergllltig hnndiiabten, nichl aonähemd m viel Aber nnd ftr den Angpriff gesebrieben nnd geredet wnide, wie Jelrt^ nl>nmer angreifen'' isl die Loenng, die den jongen, streb- snmen KSrnpfer Ton liente der seine Kampflnst freifieh nnr in der Theorie, Eriegqiiel nsw, betittigen kann in den meisten Füllen san Uolge fuhrt

In dem steten Streben naeh der OffenslTe liegt one anfser- Ofdentliob gesunde Grnndstimmang^ die in der dentsohen Armee (}ott sei dank natttriieh von Hause aus vorbanden, nicht etwa kttnBtlioh hineingetragen ist. Mehr als die schönsten stiategisehen Theorien, mehr als das beharrlichnte Streben nach Umfassung z. B. ist die Angrifflost, der Angriffsdrang wert, der in den höheren Ftthrem aller Grade sitzt, and der im Kriege sieghaft in die firscheiuong- tritt^ wenn er nnr nicht durch eine mangelhafte Oberleitong unter- bmideii wird. Hooh gilt heute die alte, vom groben Köni«: deotiieb aosgesproobene Regel, dafs es fllr Preulsens Trappen nichts Besseres gebe, als anzugreifen, sobald ihnen der Feind nahe sei.

Man darf den Persönlichkeiten, denen die Ausbildung: der Armee obliegt, daher nur dankbar sein, wenn sie auch im Frieden die OftensiFP mit allen Mitteln hochhalten und fördern, den im Manöver nicht angreifenden Führer aiisni erzen, den im Kriegsspiel zllgernden Offizier beseitigen. Wenn heutzutage in der Theorie des Angriffs nicht selten sogar über die Prnx'ia von 1870/71 hinausgegangen wUrde, wenn der Angrifi an sich, um seiner selbst willen, auch in hOcbst ungünstigen VerhältniBKPii irefordert nnd {^epredio-t wird, sa Hegt darin eine grolse 8tarke und eine groise (Gewähr des Sieges^ in den Kämpfen der Zukunft.

Freilich mag die Aussohlicislichkeit, mit der heutzutagi- der Au- griff, strategiseh wie taktisch gepflegt wird, zuweilen zu weit ge- gangen werden; namentlich von Leitenden und Aut'galieiiäteiiern, die wenig Phantasie besitzen and sich daher in allen Lagen an das rettende Seil des Angriffs klammern; einfach ist das ja allerdings. Oi> auch immer richtig? Schicken wir Noraus, dals das Stellen taktischer Aufgaben ebenso >vie das Leit( u von Kriegsspielen Dicht leicht ist; /.war schatlt das selbstverständlich jeder, d(»r damit beauftragt wird, denn was befohhtu wird, wird bekanntlich gemacht, es kommt aber doch auch einigermalseu aut das Wie an, wenn wirk- Uebe Belehrung eintreten soll. Ich widerstehe der Versuchung, Bei- spiele recht wenig glücklicher taktischer Aufgabenstellung anznführen,^ da sonst, bei der Ähnlichkeit der Muster, nnllebsame Bezugnahmen aof da oder dort tatsieUich gestellte Angaben IsmerUn niebt aos*-

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über modenie äteake^^. Ij».

gcsobloBBen wäreii. Das mnfis aber gesagt werden, dals die Kriegs- lage Ml eiidgennftbeii auf die offeoalve Lösung hiodeaten mala. Wenn vca einer ganxen Ansabl Bearbeitern oor fäner aogieift» ob* wolil dies die aogenannte PatentUteang ist, so durfte öbeo aa der Anligabeiiateiliiiig etwas versebea sein.

Sb kODDte mmiOgtteb richtig enebeinen, weoD %, B. ron einer auf dem hinbaUenden Flllgel eines snr Verteidigaogssohlaeht bereit* gestellten Heeres entwieicelten I^Tision verlangt wurde, dals sie nock wibrend des Anmarsehes des Gegners „selbsttätig*' ans Ihrer Stellang 10—15 km Torgeht, am den Feind anisnsnchen nnd ansngreifen.

Ebensowenig wSre es sa billigen, wenn gelordert würde, eine Oivisleii, die, im November, cvrisohen den Masorisohen Seen, den gamen Tag mit Mlihe den Angriff eines feindlichen Korps ans- gehalten hat, solle 12 Uhr Mitternachts, weil der Mond an^ht, zor Verfd^gnng antreten. Die Bernfong an! das glorreiche Beispiel Von Belle^Alllaaee kann hier doch nicht gelten, denn die Verlilütnisse lagen damals gans anders, wie die nenere Forscbang inswisehcD er- mittelt hat; Legenden sind aber kein frnchtbarer Boden für die operative nnd taktische Ansbildnng.

Aneb ist es ferner sehr fraglich, ob es wirklieb gelingen wttrde,. s. B. einen Festongskosunandanten dazn sn bewegen, den ihm an- verläraaten Platz mit der Hauptreserve sa verlassen, am mehrere Münehe weit sar Armee zu marschieren nnd dort an der Scblacbt teilzonebmen. Unsere Führer besitzen gewifs viel Offensive nnd Initiative, ein Goavemeur ist aber doch vor allem fttr den ihm aa- vertraoten Platz verantwortlieh, die Organisation and AnsrOstang der Besatwmg ist anf die lokale Verteidigong zagesobnitten, so dals man an ihre nneingeschrttnkte Verwendnngsfitbigkeit im freien Felde mir schwer glanben kann.

Ahnlich verbält es sieb mit dem auf dem Papier vielfach ge^ forderten und geübten Angreifen überlegener gegnerischer Kräfte. In der Wirklichkeit, im Krie<re, erklärt sieh dies nur aus der ün- kenntnis tlber den Gegner, aus nichts anderem!

Ek liegt nns, wie eirpranirs crwühnt, sehr ferne, an der vor- treft'iichen taktischen Ausbiidung der Armee irgend eine Kritik übe* 2u wollen; nsmentüch die im Generalstabf ist Summa euin laude. Es liegt indes im Wesen menf^ehlioher Kiiirichtuogen und besonderfi jeder Hierarchie, dals die von üben kommenden Stichworte uuiea zaweilen übertrieben aasgelegt und angewendet werden. 80 mag es hier und da mit der Parole „Offensive" geschehen.

Auf dem Pa|}ier immer liiizu;^ reifen erfordert wenig Kenntnisse, wenig Geist und nicht viel Charakter; artet die Offensive zu einer

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Übar moderne Strategie.

wUititrueheii Mode aas, so werden die gewandteeteo, am niebt m sagen geriaseosteit PentfnUebkeiten dieaex Mode am vollkornmeoetea and gesohmddigsten folgea, aber ob das dieselbeii Leute sind, die Tor dem Feinde, wenn die Verantwoitnng sebwer drllelLt, und es gOt, Leib ond Leben einansetsen, vorne weggeben, ist doeh ooeb die Pr^^e. Wenn eine Armee je offensiven Sinn bewäbrt hat, so war OB die onseie 1870 in den Aagnsttagen und was sie damals an Offensive entwickelt hat, vodient die bOehste Anerkemumg, eireiebt vielleiebt das Maximum des in dieser Hinsiebt ttberbanpt Erieieh' baren; ein Hinansgeben Uber diese glotreichen Beispiele, em Über- treiben des AngriiSs in der Theorie anf dem geduldigen Papier, die kttnstliebe Reinsuobt der gewissermalben patentirten Sieherhei^ die stets angreift, ohne erst sn fragen wie die Saeheo stehen, können wir fllr sweekmälsig niebt halten.

Wohl geben wir an, dals mau die Offensive im vidliieii Mab fordern mafs, dafs man sie im Frieden anoh dort verlangen mnÜB, wo ibr Unterlassen im Kriege nicht gerügt werden konnte ans dem einlseben Gmnde, weil man beim Militär stets mehr verlangen mafs, als was man zu erreichen gedenkt; die ganze Aasbildung hcraht ja doch daran!. In diesem Sinne ist also die Zttohtung der Offensive wohl bereehtigt und anch frachtbringend ; allein man rnnüs sich stets vor Augen halten, dafs im Kriege in den meisten fUllen hinter dem w&nsebenswerten and möglichen Mafs an Offensive zorfickgebliebeD wird, nnd^ um bei den angefahrten Beispielen zu verbleiben, solche Offensiven in der Wirklichkeit nicht vorkommen; da bleibt jeder /.a Flaufse, ist froh, dals er das Leben hat und htltet sich schwer, Ofien- sivei) za unternehmen, die ihn in den Geruch der Un/arpchntings- tähigkrit hrin^rt n könnten, abgesehen von anderen tlblen Folgen, die sie, wenn unternommen, haben krmnten.

Soll man also etwa in tler Fliedenstheorie weniger Offensive verluugCDV Wir glauben es nicht, wenn anch gar zu weit getriebene Offensiven hesb^er zu vermeiden sind, weil sie doch niemand ernst nimmt, sondern f^ir das ansieht was sie sind, nämlich graue Theorie. Im aligeuieinen aber bleibe man zu- verbicbtlich bei einem »esnnden Pflegen der Offensive. Sind die Führer aller Oradt Ids m den Jüngeren heiah von dem Wert der Offensive Uber/.eugt, so liegt darin immerhin eine grotse Aussicht, dafs die Herren, zwar nicht immer und überall, aber doch in einer grolsen Zahl von Fällen im Kriege offensiv handeln werden; eine solche Erziehang zur Offensive mittelst der Theorie ist om so nötiger alß die Praxis in der Armee vielfach riarauf hinarbeitet, das aktive ubd offensive £lement aus dem Offizier herauszutreiben und ihn zu

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Übw uoden6 Stntegle.

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«ineoi sanfte?! Bürfrer zu machen, der nicht unaogenehm aatiiiUt. keinen Streit hat ü, s. w. Die Verhältnisse, in dencMi wir leben, (ier Eiiitiufs der sozialen Entwickelune- auch aöf die Ariiieeu, die steigende Macht der Presse und der l'arlarnrnisvvirtschaft wirken gleichmälsig zusamuieu, um auch den kühnen Ottizier zu zähmen ond fromm zu machen; jedenfalls ist unsere Zeit nicht darnach aufretaiij Helden grofszoziehen ! Es schadet endlich auch nicht viel, wenn die Köllen des Angreifers und des Verteidigers gelegentlich manchmal in einer Weise von vornherein verteilt werden, dais dem Angreifer, dem man Wühl will, seine Aufgabe mehr als leicht gemacht wird, während sein Gegner, der aus persönlichen Gründen geschlachtet werden soll, Defensivauf LTiben erhält, die niemand lösen kann; freilich trägt das nicht gerade dazu bei, die Überzeugung von der sieghaften Kraft der Offensive mundgerecht zu machen, eher exemplifizieren die Teilnehmer and Augenzeugen auf das GiUck, das jeder Soldat haben muls. Es aei endliok darüber hinweggesehen, was gesehShe, wenn ein höherer Führer im ManOver zur Unselt, d. h. in einem Augenblick, der militüriach zwar dnrchans ziehtig ist, aber ans irgend einem Grunde der Leitung nieht palst, offensiv wird; man liebt derlei nicht, und solche Offendven haben kein GlQck. Im allgemeinen aber kann man doeh nor wiederholen, da& das Streben nach der Offensive in der Aasbildnng richtig ond trotz einzelner Aoswttehse anzuerkennen und zu be- Ibidem ist, wenn es noch natOrllöh so radikal nicht wirken kann, wie die Erziehung durch den Krieg, durch die Wirklichkeit; oder wie das Verfahren des englischen Volkes des XWJL und XVIII. Jabr- hmderts, das Generale ond Admizale, die es nicht wagten, llherlegene XrSfte anzugreifen, anfkntipfte, trotz des Widerstandes des Hofes.

Wenn also eine zielbewnlste Eiziehnng zur Offennve in der Armee nur mit Fanden zu begrttlsen und zu befördern Ist, so darf anf der anderen Seite doeh nie vergesseo werden, daÜB die Betttignng dieser Offensive im männennordenden Krieg doch noch von etwas anderen Dingen abhUngt als Ton den theoretischen Lebren des Angrifies im Frieden. Die Väter sprachen w^g rom Angriff und schrieben fast nicht darüber, aber sie griffen an, bei Nacbod, WOrth, ViooTÜle usw. Die Verhältnisse waren eben danach. Wenn uns auch Tcrslchert worden ist, eine Armee wie die von 1866 habe Prenfsen seither nicht wieder gehabt 1870 schafften wir es vielfach mit der Zahl , so trauen wir doch darauf, dafs die Armee von heute den Gegnern von heute an Güte ebenso Uber ist, als*e8 damals den damaligen Feinden gegenüber der Fall war. Noch sind und bleiben wir an innerer Ttlchti^keit jedem Feind über. Aber das g:enUgt noch nicht zum biege, und namentlich fUr das sieghafte Entfesseln der Offensive

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18 Über modeme Stnte^e.

gentigt es nicht; dazu gehören noch andere Dinge, so nngemein wichtig die überlegene Güte der Truppen für den Ernstfall ist.

Es gehört dazu eine entsprechende Ftthrong, vor allem der entschlossene Wille, die Kraft des eigenen Heeres im Aiigrill unbe- denklich /.ü entfelselü, wozu eine gewisse Freiheit der Anschaoun^ und des Verfahrens sowie ein verständiges Gewährenlassen nötig i^t. Darin war besonders Moltke grols, der eingesehen hatte, das vonFtthrern, die ängstlich an der Strippe gehalten werden, eine entschlossene Offen- sIy6 nidit zu erwarten ist. Zu dieser Freiheit der Auffassang und des Gewlbrenlaneiw hilft vor allem das BewuÜBtsein, dem Gegner an Kriegsmitleln sowohl als in der Energie des Willens ttb er- legen zu sein; hat man dieses Bewolstsein, dann iVlst man die Saehe laufen und es entstehen KiUnpfe wie die rom August 1870, die nnter anderen Veihftitnissen sehr geflihrlieb iMitfen. Nnr bei Freiheit, nor bei einem gewissen Gewtthrenlassen der oberen FIdirung ist der operative und taktisehe Angriflsferieb ansslehtsToU; haftet der Blick des Feldherm Itngstiioh an der gegnerisehen Greose, die er lücht ttbersehreiten will oder soll, reiefaen seme geographiseheo Kenntnisse nieht welter als Uber einige beschrilnkte Grensbeiirke, in denen nmaa" den Krieg za beendigen hoffti ohne gleich bis Paris oder gar bis-

Moskan zn lenfen dann wird es mit der selbstHUigen Offen-

sive der Unterftlbrer zweifelhaft^ wo nicht misslicb aussehen.

Wenn ans den lotsten groihen Kriegen eine Erbbmng gezogen werden kann, so ist es dooh wohl die, dals die damals geübte Ofien- sive nur möglich war auf der Basis der damaligen Verhttltnisse^ nämlich einer ansgesproohenen Überlegenheit an Kriegs- mitlein und einer grofsen und kflhnen Politik, die KSmpfe suchte. Anders steht es wohl heute; wir sind heute ftoh, wenn wir Frieden haben, was ja politisch vielleicht aber aneh nnr yielleioht richtig sein mag, militärisch aber zweifellos ein Machteil ist. Wir glaaben also niobt^ dafs sich die auf die Spitse getriebene Offensive der Unterführer nacbbaltig nnd wirksam in einem Kriege äulsem würde, den ^mnn" nur gezwungen, gleichsam widerwillig, ohne grofse positive Ziele und eigentlich nnr deshalb ftlhrt, weil der Feind eben dazu zwingt. In aolchen Kriegen, deren Preulsen immerhin einige geführt hat 1793/94, 1806 würde die Lehre von dem allein seligmachenden Angriff nicht standhalten, sondern nur zu vereinzelten und vergeblichen Opfern führen.

Man soll darum nicht aufhören, die Offensive zu predigen und zu /lichten; wohl aber müssen sich di( jiMÜ^^eii, die ey anseht, recht klar machen, dafs in der den Unterführern theoretisch beigebrachten Ofi'eosiyteDdeDz kein Ersatz ittr Unterlegenbeit in der Zahl der

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Uber moderne Strategie.

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Trappen, in der Bewaffnung qbw. zn finden ist, und dafa sie etete dort veisagen wird mllMen, wo die obere nnd oberste Leitung nicht TOD einem übnliehen Streben nach Verniebtnng beseelt sind, wie in mieeren letEten grolaeo Kriegen. Wird der ganze Krieg mebr de- fbnsiy, oder aneh nur mit abgesebwäeliter Entscblossenbeit geführt, so iMJst sieh der selbsttttige Angriff gioisen Stiles eben nieht ent- lalten. Hoffen wir, dafe ans die nXehsten Kriege moht darüber die Angen Offnen, dals die Offensive wie sie 1866, 1870/71 auftrat^ mehr eine Begleiteieeheinang der damaligen gflnstigen VerliilltDisBe als eine Waffe ist, die sieb auch in der Hand des Sehwachen und Zagen beiriührtk

Feldarmee uucl Festang.

Gs ist wirklich eigentUmiicb, wie plötzlich manche „Graodsätze** anikommen; seit nndenklicben Zeiten dachte und sprach kein Mensch bei oos davon, bei Operationen gegen unsere künftigen Gegner die Feldarmee an Festangen sn koppeln, und die Wissen- schaft, wie man das VorhandeDsein von Festungen beim Offensiv- kriege fttr die OperatioDen des Feldheeres ausnutzen könne, schlief; so blieb es auch bis vor wenigen Jabren. Da, plötzlicb, wie auf den Wink eines mächtigen unsichtbaren Zauberers, traten die Er« örterungen Uber dieses Thema auf den Plan; heute gibt es schon eine ganze Literatur darüber und Hand in Hami mit dieser ße- wegan^: ging das Erscheinen der schweren Artillerie des Feldheeres, sowie das Auftauchen der leichten Feldhaubit/.en. Die Vertreter der neuen Heilslebre hoffen, es werde sich in Zukunft empfehlen, die Hilismittel des Geländes und der Befestigungskuiist unter alleu Verhältnissen in den Dienst des Feldheeres zu stellen, d. h. grofse kriegerischr EuUcheidungeu im Ausehlufs an Festnngsgruppen und Forlsimien zu suchen Was ist vorgefallen, um diesen fundamentalen Wandel der Atischauungen hervorzurufen? Die Verhältni>se auf den grolsen europaihckeu Kriegsschauj)iätzeü haben sich nicht wesentlich geändert, ebensowenig das Kräfteverhältnis zwischen uns und uuseren möglichen Gegnern; unsere Politik ist dasselbe was sie seit 1871 war, nämlich eine bewahrende und erhaltende. Wohl sind an der Ost- grenxe Frankreichs und an dem Westsanme Rußlands Festuugslinien und befestigte Abschnitte entstanden, al)er nicht eist in den letzten Jahren; lu diesen wurden die betretlendeu Aulagen nur weiter aus- gestaltet, nicht etwa neu geschaöeu.

Es ist schwer, einen Anlafs zu eiuem so radikalen Wandel der Ansichten m finden. Derselbe ist auch im Auslande nicht unbekannt geblieben; schrieb doch erst in diesem Bommer eine fransösisehe

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Über modtttne Strategie,

Zeitschrift trinraphierend, die Deutschen hätten die klassische Moltkesche Op* ration eines sofortigen Einmarsches in Frankreich zum Vorstols auf i'uris ciidlich aufgegeben nnd sie wären zu der Absicht gelangt, sich iu Lothringen verteidi- gend zu verhalteu, ulu, auf ihre 1 cbtungeu gestützt, deu iranzösischen Angriff zu erwarten und ihm mit einer Gegenoftensive zu beant- worten, anter dem Schatze ihrer Festangen, die nach allem was mm bOre, von Jahr za Jahr weiter aasgestaltet würden.

Wenn wir aneli Überzeugt sind, dals sich die Franzosen mit Boleben Hofinnngen auf dem Hotew^ befinden nnd dab derartige Plttne in enietbaften Köpfen nicht vorhanden rand, ao ▼eidient doch die Fn$e emateste £rwägang, ob es hente ttberhanpt möglieh ist, einen Krieg in dem man etwas erreiehen will and wer hstte Im Erlege niehts ra eirdchen? im Ansohlnla an Befestigongen xn fttbren.

Blleken wir auf die inreulsieohe Kriegsgescblebte sorttek, so finden wir nnr ein Beispiel einer erfolgreiehen Verteidigung in diesem Sinn, nlimiieh die Friedrieh des Groben in den Spätjabren des Sieben- jährigen Krieges. Jedeimann weils, dab der grobe König m. emem solchen Verfahren nnr ttnberst ungern, nnr deshalb gegriffen bat^ weil er dasn dnreh die Schwäche seines Heeres geswnngen war. Seitdem haben wir nur die Bhelnfeldsllge anseligen Andenltens ge- habt| die im groben Stil mit Befestigungen arbeiteten und sie haben kläglich genug geendet. Wo Preuben wirklieh etwas errdobte, da bt es offensir gewesen, da hat es die femdlicben Festungen ver- achtet, da stieb es mit seinem Feldbeere unbedenklich in das Heis des Gegners vor, und wäre zu allerletst anf den Gedanken gekommen, sich auf seine eigenen Befestigungen na stiltacen, um mit ihnen und im Anscblnfs an sie einen Feldzag zu führen. Also die Kriegs- gesehiobte spricht offenbar nicht fUr die Verfechter der nenen Lehren. Sie zeigt, dals nur der strat^tsche Angriff, nämlich einer der sich lohnt, ein kühner Vormarsch anf die feindliche Hauptstadt (1814, 181Ö, 1866, 1870) grobe £rioIge ergibt» Erfolge, die das KriegiOhren lohnen.

Aber vielleicht sind nun die Verhältnisse andere geworden und vielleicht fordern gerade die heutigen Umstände dazu auf, sich im Entscheidungskampfe grolser Staaten an Festungen zu klammern?

Anf dem hohen strategischen Gebiet ist es sehr schwer, klipp und klar etwas zu beweisen; bekanntlich gelten schon in der Taktik verschiedene Ansichten, und erst recht in der Strategie. Man kann sagen, der lose Zusammenhang der nindnrnen Truppen zwingt, sie mit Schonnng" zn irebranchen und es sei daher geraten, den Gegner zunächst an den eigenen ikfestigongen aulauien zu lassen, um dann

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über nodeme Stratege.

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nur OegenoffensiTe ttbenngeheD. Mail kann dmaf rerweisen, <!•& täiek die gro&e Jf ftsse der heutigeQ Reserretrappea »ns oabeli^gen- den GrOnden bei einem entachloBwneD Yonuaiseh in Feiudeslaod nieht so ftr die Scblfteht aasnflteen läTst als wenn man sie im ei|;enen Lande» swiscben den Festungen festlegt, ans denen man dann die Beservetrappen womöglich anofa noeli die Grenze stoherode Landwehren im liclitigen Aogenblick zur Seblaeht herbeiruft. Man lumn fem er sagen, dab es nOtig ist, heutzutage die feindlichen FlUgel nnd Flanken zu umfassen und dals das bei einem beweglichen Gegner nnd im freien Felde nicht so gnt möglich sei^ als in An« lehnong an eine Festongsgmppe, die der Feind nrogehen mnfs, wo- bei man ihm dann nnversebens in die Flanke fällt. Schwaebe Ge- müter, denen es mehr um das Konservieren der Armee als um ihre Aasnutzung zum Siege zu tan ist, mögen endlich sagen, dafs die Folgen eines Rückschlages geringer sind, wenn man sieh zwischen seinen festen Plätzen befindet als im freien Felde. Wie man sieht, es iSTst sich 8chlie(slich alles begründen, selbst die Absicht, um den äuiseren Flügel des ans nmErehpiiden Feindes herurazuraarschieren, nm ihn desto glänzender zur ätrecke za bringen. Auf dem ii'apier geht eben alles!

Ungei!i< in schwierig: ist es dag( ^j:* ti, auf dem Gebiet der Strategie und in konkreten Fällen von vornherein zu sagen: daR ^eht nicht. Denn man bat bekanntlich die ungiaubiichsteu iSachen im Kriege erlebt, die doch gelungen sind. Wir möchten daher im folgenden unsere Meinung bescheiden and zurüekiiaitend und mit aller Reserve äolsem, und nur in akademischer Weise, ohne Bezuguahin» auf be- stehende Verhältnisse, die uns aufserdem natürlich nicht bekaunt sind.

Der greise Nachteil der Defensive ist eben das ewige Zuspätkommen; man erfährt die Bewegungen des Feindes so spät, dafs man unausgesetzt überrascht wird, und die Befehlgebung im- gemein erschwert ist, namentlich bei den heutigen Fronten der Armeen. Man denke sich nur, dals z. B. ein an der Westgrenze aofmarsohiertes deutsches Heer von etwa 20 Korps eine Front von mindestens 200 km einnimmt, die trotz Feldtelegraph and Selbst- fahrem der Befehlgebung fast nnflberwindliebe Schwierigkeiten ent- gegenseht. Was anf dem einen FlUgel passiert, ertthrt die Leitong bestenfiüls erst naeli mehreren Stnnden nnd bis ilire Befehle dahin gelangen, dauert es ebenso lange. Deshalb nnd weil bei der stra- tegischen Defensive das Anslaafenlaasen der Teilhandlnngen, also der Untemehmnngen der Unterführer, nicht in dem Mals mOglieh Is^ nie bdm Angriff, ist die Fllhmng in der Vert^dignag am so viel lohwerer; sie kann nnd darf nieht soviel JMheit geben, wie beim

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Über modern« Strategie.

Angriff» sondern sie mols dem einen Flügel, namentlich wenn er an einer Featang lehnt, klipp and klar sagen: „Oa bleibet unter allen Umstünden stehen and deckst das and das" and sie mnls mit dem Loslassen des andern Flügels ganz genan den richtigen AngenbUek ahUppen, sonst kann die Sache sehr schlimm ablanfen.

In der strategisehen Offensive sind dagegen vereinzelte £igen- mlfebtigkeiten der Unterführer viel weniger gefährlich, weil sie erstens den Gegner, indem sie ihm imponieren, festlegen and weil iweitens die ganse ttbrige Masse nachrttckt ond wenn sie nnr mit einiger Bneigie geführt wird, sehlieblich sar Entscheidang herankommen mnia; bei der Defensive, and wSre sie noch so sehr mit offensiven Motiven dorchsetst^ ist das nie üi diesem Mals der Fall, kann es nicht sein, trotz aller Mtthe, die man sich anf dem Papier geben mag, ein defensives Gesamtverhalten mit offensiven TeilstOlsen zn- sammenxakoppeln. Es kommt weiter noch der sehr gewichtige Um- stand in Rechnong, dals die Initiative der Unterfahier, welche nicht Dar 1870^ sondern schon in vielen früheren Kriegen schöne Erfolge ergab, bei einer defensiven Gesamtanlage nicht annähernd 60 vor Enfaltong kommt, wie in der Offensive. Wissen die kommandierra- den Generale, dals es keineswegs in der Absicht der Armeeleitang liegt, rücksichtslos in das feundlicbe Land einzudringeo and wenn nOtig aach die FestungsUnien anzugreifen, so gebt ihnen gerade die Taten- frendigkelt verloren, welche in der Offensive zwar gewifp zn Wag> nlssen und geßihrlichen Lagen führt, im ganzen aber doch der Träger des Sieges ist.

Cnstosza ist sehr schön, aber aaf Costozzas zn rechnen wäre eine gefährliche Sache; derlei kann gelhigen, würde aber grofse Erfolge, wie wir sie bei einem Kriege nach zwei Fronten braoohen, nicht ergeben, sondern bestenfalls eine glückliche Improvisation, ein Kunststück bleiben, aber ein Verfahren ist das nicht, worauf man im Kriege grofser Nationen als ein entscheidendes strategisdies Moment hauen kann. Während sich die heiis angestrebte Umfassung bei der Offensive als Fracht derselben fast von selbst einstellt, mnls sie bei der Defensive mit gröfster Geschicklichkeit und mit (jlttck angesetzt werden, wenn sie gelingen soll. Und wie soll endlich ein Sieg benutzt werden, den man im eigenen Lande gegen den Feind, dessen Grenzfestnngen man nicht anzugreifen g:ewagt hat, erkämpft, sobald er sich in eben diese Be- fi'stigongen zurückzieht und uns nun erst die eigentliche, VC LI uns gescheate Aufgabe, ihn hier za fassen, za- schiebt?

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Obtt nodene SMegle.

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Noch bis vor weoigeD Jahren galt die Gl«uewitMohe Aal-

fasBODg, dafs Festnngslinien oicbts taagen, was er des weiteren aa mehreren Exempelo, wie den berüchtigten StoUbofeDor and Weirsea- burger Linien, die nie gehalten werden konnten, sondern stets dm Angreifer in die Hände fielen, belegt. Die VerbältaiBse liegen beute, trotz der Fortschritte der Technik, nicht anders als dazamal; aoch beute ist es zweifelloSi am bei dem gewählten, rein lehrhaften Beispiele za bleiben« dafs ein entschlossener Angreifer den französischen Festungsgürtel an einer Stelle sprengen wird; an d dafs PH daher falsch sein würde, etwa zu dem kläglichen Auskunftpmittel zu greiten, den Gelmer prst in"' pi^rene Land hereinzulocken, uin ihn hier in einer vorbereiteten Stellung zu schlai^cn und dann wieder hinauszuwerfen. Eine solche Strategie kann sehr übel enden, und mit vollem Hecht, denn wer den Öieg wirklich will und saehl, bandelt nicht so.

Es scheint uns deshalb auch ein Kardinalirrtum zn sein, wenn man annimmt, dals ein politisch abwehrender Staat auch genötigt sei, strategisch defensiv zu verfahren, in dem eben angedeatelen Sinn. Nein. Der politischen Verteidigung folge, wenn es zum Aulsersten kommt, der strategische Angriff auf dem Fuls, aber nicht ein Angriff, der zögert und vor feindlichen Grenzfestungen Halt macht, und sich als änlserstes Ziel höchstens das steekt. Grenz- schlachten AU gewinnen und dann eine oder die andere Festung zu bezwingen. Gott sei Dank denkt wohl kein Malsgcbender so! Wer so dächte, wtlrde mit Kecht als Epigone, als HUckschrittler be- /''ichnet werden, denn gerade Deutschland kann in einem kriege, der ihm ans Leben geht, nur dadurch bestehen, dafs es in der Energie der Kriegfuhr u )i l- noch erheblich Uber das 1870 Geleistete hinausgeht. Das heilst, gegen eioen der Gegner, mit dem es zu tun hat, zunächst erdna ivcnde Über- legenheit an Zahl bereitstellt unter Vernachlässigung des anderen. Dann muls es diese Überlegenheit zu einer Offensive ausnutzen, die ohne Rücksicht auf die zu bringeuden Opfer deu einen Feind radikal nieder vvirli; gelingt das, so wird sich die Abrechnung mit dem audcren schon finden. Aber alles zu gleicher Zeit decken wollen, und versuchen, ob sich nicht durch ausgetüftelte, an die eigenen Festungen gelehnte Operationen einzelne Vorteile erhaschen lassen, welche den Gegner von weiterem abschrecken, würde wohl ein Irr- wahn sein. „Wer alles konservieren will, wird nichts konservieren" bat Belum der grolse König gesagt, und das gilt für die beutige Zeit genaa so wie für damals!

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Zur ArtiUeriaf ngtt.

Aus denselben Gründen dürfte auch die „deutsche moderne Strategie" im (Tegensatze zu der von französischer Seite ihr onter- stellten Absicht festhalten an der „klassischen Moltkenclien Operation*^ welche gleichbedeutend ist mit einer Offensive grolsen Stiles von Ihius»' aus. Denn nicht umsonst hat der irrolse Stratege den Aus- spruch getan: Nur Offensive ist wahre Kriegf Ubruag.

n.

Zur Artilleriefrage.

Von

H. Rohne, Generalieatnaot z. D. Einleitung.

Kaaro war die Bewaffnung der FeMartillerie mit der Feldkanone 96 und der Feldhaobitze 98 durchgeführt^ als Deutschland wieder vor einer Artilleriefrage stand. Die Nachrichten «her die Neu- bewaffnang der französischen Artillerie mit dem Feldgeschütz m/f)7 verTTiochten frnilirh noch keine Beunrubiguntr hrrvorznrufrn: sip waren sehr ungenau und widersprechend; auch wurden die dem Geschütz anhaftenden Mängel geflissentlich sehr übertrieben. Erst als die deutschen (ieschützfabriken mit ihren neuen Konstruktionen der Kohr- rilcklaufgeschütze an die ()ffentlichkeit traten und man sich von den anfseroriientlichen Von^Ügen des neuen Systems iiberzeuireii konnte, drängte sieb den denkenden Artilleristen die Ansicht auf, dals die deutsche Feldartülerie notwendig eine abermalige Änderung ihrer Bewaffnung werde voi iRlinieü müssen, wenn sie den Kampf mit der französischen Artillerie mit Aussicht auf Erfolg aufnehmen wollte. Von audtrer Seite wurde diese Notwendigkeit rundweg geleugnet^ das Alte als gmiz vortrefflich hiu^^'steilt, und da nun auch die Ver- treter des Fortschritts Uber den ciny-uschiagenden Weg verschiedener Aosichl waren, so entwickelte sich hieraus ein lebhafter Meinungs- angtansoli, ja stellenweise ein heftiger, nicht ohne Leidenschaft ge- fthiter Federkrieg. DeutBchland stand seit dem Jahie 1901 wieder ▼or einer ÄrtUleriefiage.

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Zur AitiUeiiefra«e.

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Ebenso wie die soziale Frage nicht durch eine kurze Antwort m Uteea ist, soodem aas einer ganzen Reihe von EinzeUragen be- fllebt, und wie die BeMitwortang jeder einselDen ähnliob deo ab- geeoblageiieii Köpfen der leniäiBeheD Schlange immer wieder neae Fragen berroiriift, bo löst sieh aoeb die ArtiUeriefrage bei näherer fietraehtong in eine ganae Bdbe Ton fiinaelfragen anf, von denen der ferner Stehende sieh nnr schwer eine Vorstellnng maehen bann.

L Neubewafinung der Feldartillerie.

Die erste Fraffp, ob eine NenbcwatVmiufr der Feldartillerie oder ricbtit^er der KaiuHieulmtk-rien mit KohrrücklaufgesehUtzen notwendig ist, kaiin als prinzipiell entschieden angesehen werden. Nach längerer Prttfanf:: der beiden in Frage kommenden Sy5!teme Ehrhardt uud Krupp hat in;tii sieh ftir das letztere entschieden und im ver- flossenen Sommir und Herbst eine grt^lsere Zahl von Batterien ver- sacbsweise damit bewaflfnet. Über den Ausfall dieser Versuche ist wenig bekannt geworden; aber nach den in anderen Ländern ge- machten Erfahrungen darf wolü angenommen werden, dals sie aaeb bi Deatsehland ^n befriedigendes Ergebnis gehabt haben.

Durch diese Versnobe ist aneh gleichseitig entsebieden, dals eine rlSUige Nenbewaffiftnng keineswegs erforderlich ist'). Die ballistisobe Leistung der Feldkanone 96 nnd die Wirkung ihres Schrapneils im Einielsebnfs stehen so Toükommen anf der HOhe der Zeit, dafs ihr Rohr nnd ihre Hnnitlon bdbebaiten werden kOnnen» ESs ist also lediglieh die Beschafinng nener Lafetten eben der RobirlleUanflafetteD notwendig, für die das Rohr sieh leicht um- ändern liUbt. Dasn kommen noch einige Ändenmgen der Riohtein- licbtongen, die vom Rohr an die Wiege zn beilegen sind, um sie mehr za schonen nnd das Richten zn beschleonigen, nnd mit ebiem Viaieifemrohr und yielleieht einem Winkelmefsinstrament fUr ge- nauere Messnng wagerecfater Wbikel als Eisats der RiehtllSche su versehen sind.

Ein geringfügiger, Mangel die getrennte Hnnition, bleibt zi^ar bestehen, ist aber nicht yon grofser Bedeutung. Zweifellos wird durch eine Einheitspatrone, wie sie das französische Geschütz besitzt» die Fenergesohwindigkeit meh mehr gesteigert; aber diese istobne- fain grob genug. Die fttr Kolirrttcklauf nmgelliiderte Feldkanone 96-

•) V. Hoffbauer, General der ArtiUerie z. D.: „Altes und neues aus dsr deutschen Feidartiilerie", Berlin, 1»08, Emst Siegfried Mittler & Sohn». & 106 IT.

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Znr Artiiidriefrage.

hat aber den grofsen Vorteil, dals sie ohne Verankerung (abatage), die bei dem französischen Feldgeschttte nötig ist und dadurch die firOflhiLDg des Feii»B sehr verzögert, beim Schieben imwaodelbar fevliteH Die Franzosen haben aieh «Ueeee VonogB doreh die bebe ballistieebe Leiatong, die sie ihrem OesobfltB abrerlan]^ haben (Ge- sefaofBgewiebt 7,2 kg, Anfangsgesobwindigkeit 529 m) begeben nnd ttberdies das sehr hohe Gewicht des abgeprotzten GesehtUses in Kauf nehmen mtlssen.

Die zweite sieh anfdrihigende Fhige ist^ ob an den Geschtttzen znm Sebntz der Bedienung Stablsehilde aagebiacbt wefden sollen oder nieht und wenn ja» in welebem Umfange und in welcher Stärke. Ober diese Frage habe ieh mieb erst im Oktoberheft der „Jahrbtteher«* so eingebend ansgesprochen, dab ieh mieb damit begnttgen kann, anf jenen Anftatz: „Die Stahiscbllde and ihre Gegner'' zn verweisen. Ich bin fttr SchatzsehUde eingetreten, die gegen frontales Gewehrfeaer bis auf etwa 400 m und damit auch gegen Sehrapnellkugeln auf allen Entfernungen decken. Das ist mit Schilden von 3 mm Stttrke nnd einer Mehrbelastung des Geschtit/.es von etwa 50 kg zu erreichen. Bin Mehr halte ich fiir schädlich, da man da- durch das Gesohlltz schwerer machen würde, ohne einen eotsprechea- den Vorteil dagegen emzntanschen.

Im engsten Zusammenhange mit den Schutzschiiden an den Geschtttzen steht die Frage, ob auch der Munitionshinterwagen zum Sebntz der Bedienung zu panzern und, wie in Frankreich, dicht tiebeu dem Geschütz aufzustellen oder ob er zweckmäfsiger hinter der Feuerlinie zu belassen ist. Meines Erachtens ist es riehtijr. den Munitionshinterwagen zu panzern und in der Feuerstellung dicht neben das (leschUtz zu stellen, da nur auf diese Weise das Heran- Hchaifen der Manitiuü au die Gesehiit/e e^sichert erscheint. Von allen anderweitig vorgeschlagenen Mittciu. die Patronen, sei es durch ein Tao ohne Ende oder auf Schlitten an da:- ( icschlitz zu beturdern, vermag ieh mir im Ernstfall und bei schwierigem Gelände keinen Erfolg zu versprechen. Die Munitionszaträger, die sieh frei zwischen Wagen und Geschütz bewegen, würden aber sehr bald durch das teindlicbe Schrapnellfener kampfunfähig gemacht sein.

Man hat dieser Aufstellung den Vorwurf gemacht dafs dadurih die Stellung der Batterie zu deutlich bezeichnet und damit dem Gegner die Beobachiuug und dai> Einschielsen erleichtert wird. In wechselndem Gelände nicht auf den kahlen, tl hersichtlichen Schieüsplätzen wird die Artilleriestellung faät nur durch das Auf-

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Zur Artilleriafrtge.

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öiitzen der feuernden rieschUtxe erk;innt. and nnr sehr selten, wenn sie schweift. Teilnehmer an (hu Kaiscnnandveru, die ihr Augen- merk hesoiiders darauf gerichtet hauen, waren nicht einmal mit einem scharfen tilase imstande, Schildbatterien als solche zu er- kennen. Wenn die Batterien allerding8 augedeckt auf eine ganz kahle Höhe auffahren, so wird man sie leicht erkennen; aber das ist doch nicht die Kegel, vielmehr ganz g:egen jede Heeel.

Das Kinnehmen der Feueiiitellung einer französischen Batterie ist nach Berichten von Augenzeugen ziemlich zeitrauhend. Der Grund liegt aber nur zum geringsten Teil iu der Aufstellung der Manitifuishifiterwagen neben den Geschützen, sondern in der Not- ^eudigkeit die Geschütze zu verankern (abattre) nnd vornehmlich in der geringen Zahl der zor Verfügung stehenden Mannschaften, da auf den GesehUtzeu nnd Mnnitionswagen nur je drei Mann auf sitzen. Es liegt aber fUr uns kein Grund vor, die Zahl di-r aut unseren Kahr/fu^'en aufsitzenden Kanoniere herabzusetzen; die für diL iicdit'üuiig überflüssigen Mannschaften können nach dem Ab- protzen mit den Gespannen zurückgeschickt werden.

Man hat ferner bemerkt, dals bei einem notwendig werdenden A orbringen der Geschtltee der Stellungswechsel des Munitiouswagens schwierig ist. da lür dessen Fortbewegung nach dem französischen Reglement sechs Mann erforderlich sind. Das ist richtig; aber es ist durchaus gleichgültig, ob die Munition^ wagen neben oder hinter den Geschützen standen').

Die Gefahr, dafs ein Munitiouswagen durch einen Volltreflfer in die Luft gesprengt w ird nnd dadurch grolse Verwirrung und Verluste in der Batterie hervorruft, besteht unleugbar; aber es wird für die ganze Batterie kaum einen ITntLräthied machen, ob der Wagen in der Feuerlinie oder wenige Schritte dahinter steht. Besonders grofs soll die Verwüstung sein, wenn ein mit Sprenggranaten beladener Wagen getroffen wird. Darin liegt die Aufforderung, Wagen mit Sprenggranaten dem fdndUohen ArftUleriefeaer möglichst za entliehen, mit anderen Worten, den Kampf mit der feindlieben Artillerie mit aadem Gewhoseen ixl fUbren.

*) Nach dem nenen russisch«!! Reglement fttr die Feldartfllerie st^ea

die abgeprotzten Munition.swagen in der Feuerstellung neben den Ge- schützen. Da weder der Wa^jen noc h das Geschütz mit Schutzschilden versehen sind, hat diene Aufstellung lediglich den Zweck, die Munitions- ▼ersorguug ^jicher zu stellen. Man hat sich nicht gescheut^ diese als so ge- ffSlirlieh gesehildwte AufateUnng anzanehmen» obwol man nnr einen kleinen Teil der Vorteile darans ziehen kann, dwi man hei Annahme von SchutB- Schilden haben wtirde.

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28 Z<ur Aitillenelrage.

3. Der Kampf gegen Schildbatterien.

Das führt zu der dritten Frage: Wie ist der Kampf gegen Geschütze mit Schutzschilden zu fuhren? Schrapnellkugeln darchschlagen die Schilde nicht; gröfsere SprengstUcke sind sehr wenig zahlreich. Die treffbare Fläche der Bedienimg ist doroh die Schilde sehr yeiringert, sa dab nmr ein Braohteil der gegen eine sohildJose Batterie ni erwartenden Wirkang in dieum Kampfe er- reicht werden wird. Generai von Hoffbaner beeprioht in seinem i»e- reils angezogenen Bnehe (S. 110) die in diesem Kampfe inbetraelit kommenden nnd Tersneiiten Mittel nnd sagt: „Das nXchstUegende war die Abänderung des Sehielsrerlabrens mit der vor- handenen Munition. Etwas tiefere Sprengpnnkte mit einem Streo- ▼erfkbren, das die Lagen niofat am 100 m, sondern nnr nm 50 m auseinander legt und entspreefaend Termebrt, bat die Sobnqmell-BK* SU eriieblich grOlseier Wirkung gegen Sehild-Batteriea befftblgt IMe bei diesem Verfahren unvermeidlieb giOlseie Zahl an Au&obligen ist kein NaohteiL Auob ein Schrapnell «As-Treffer kann einen ge- fllliten Munitionswagen in der Praxis snm Explodieren bringen, wie Sebieisen auf dem Truppenttbnugsplats Jüterbog xweifellos ergeben haben, fireilioh ohne Erlaubnis der Theorie, die noch yor kurzem sehr sieher behauptete, dies sei ausgesebiossen, weil das in ihm anf- schlagende Sehrapaeli erst dahinter zerspringen kOnne.*)

„Dab mit diesem abgeänderten Schieisreifabren seibst unsere

*) Ich bedaure lebhaft, dafs der Herr Verfasser sich in seinem sonst mit wohltuender Objektivität geschriebeneo Budie hier za einem meines Erachtens unbegründeten Ausfall gegen die «Theorie* yeraolalht gesehen

bat leh glaube die literator Uber diese Frage ziemlich genau zu kennen

und kann dieso Bemerkung nur als gegen einen Satz gerichtet ansehen, den Generalleutnant v. Reichcnan in seiner Schrift: „Ein flu Ts der Schilde etc." (S. 39), geschrieben hat. Dort heifst es: »Volltreffer mit Schrapnells rangieren nicht auf der gleichen Stufe, weil das Schiapndl nicht unmittelbar beim Dorehsehlag durch den Panzer platzt, sondern erst einige Meter dahinter." Hier war nur die Rede von einem die *^r>!ut7- Rchilde des OeschiitÄea treffenden ('roschols; da ein MnnitiomMwagen dem einschlagenden Geschofs einen gröf^eren Widerstand entgegensetzt, kann er auch recht wohl dnreh ein Schrapnell zur Explosion gebracht werden. Ich habe keine Veranlassung, den GeneralleatnaDt vea Reichenau besonders in Schutz zu nehmen; aber keinesfalls darf man ihn ohne weiteres mit der Theorie identifizieren. Er seibst würde dagegen wol am lebhafte.sieu Ein- spruch erheben, zumal seine Äu&erung wahrscheinlich auf einem Versuchs- ergebnis beruht, also auf rein praktischem. Wege entstanden ist Man kann wirklieh die »Theorie* nicht fQr alle Irrtümer ▼erantwortlicb machen. Die fast zur Modesache gewordene Verachtung wissenschaftlicher Arbeit und Kenntnisse erhält dnrrl^ solche Bemerkungen neue Nahrung; man sollte dazu lieber ermuntern, ais davon abschrecken.

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Zar Artiltoriefrag«.

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J^chrapnells mit Hartbleiku^eln ge^en eine Schild - Batterie mit Manitiunw aL:pn in fraazöBischer AiiKstattung: und Aulslellang darchaos nicht SU wirkan^los sind, wie wohl behauptet worden ist, ergribt sich aus der Tatsache, dats mit derselben Munition wie bisher etwa 50 pCt, der Chargen und der Bedienung erreicht sind, und dals grolse Sprengstucke auch die Schilde durchschlagen haben. In einem be- sonders günstigen Falle sind sogar 75 pCt. des Personals mit 20 iSchrapnells getroffen worden.'*

Zweifellos wird dieses Schieisverfahren, bei dem man die Wirkung von kleinen Sprengweiteu und -Höhen erwartet, bessere Resultate ergeben, als das in der Schielsvorschrift enthaltene. Dals man aber in der Begel gegen Schildbatterien ein so hohes Kesoltat wie gegen seMldlose Batterien erreteht und namentlieh mit denelbeii Mmitionsmenge und in denellten Zeit, das ist geradem ausgeseUosseB. Unter sonst gleielien Umstftnden mnls das ungesebtttzte Personal einer scbildlosen Batterie viel melir Tieffer erhalten, als das smn Teil dnreh Schilde gedeckte Personal nnd swai anoh dann, wenn die Schilde, wie dies bei dem franxOsiscben GeseblltB der Fall ist, an niedrig sind nnd in der Mitte eine grolse Lflcke zeigen. Das VeriiftltoiB der von beiden Zielen angefangenen Treffeizahlen wird sieb gana nach der GiObe ibrer treffbaren Fläeben richten, mögen die Bontiniers oder, wie sie rieh lieber nennen, die Praktiker noch so viel darüber witseln. Dais dem so ist, bat, wie im Oktoberheft der JabrbOeher hervorgehoben wurde, ein in der Schweiz aasgeführter Veigleiohsversncb gegen ein frastebendes nnd ein mit Sehntzsohilden veisehenes Gtosohllta nnwiderleglicb gezeigt.

Dieses Schielsverfalixen wird aber aoeh nur dann angewendet werden kOnnen, wenn die beschossene Batterie onverdeokt angestellt ist, so dafs die Beobacbtang der Sehttsse nicht nnr in bezog anf die Längen- sondern anch besonders ani die Seitenabweichnngen sicher erfolgen kann. Denn bei den allein Wirkung versprechenden Schüssen mit kleinen Sprengweiten wQide die ganze Gesoholsgarbe wirknogslos durch die Geschützzuischenränme gehen, wenn nicht g-enau Strich geschossen wird. Einfach ist dies Verfahren jeden- iails nicht.

Jedes andere Mittel, z. B. eine veränderte Gescholskonstraktion, durch das man die Wirkung gegen Schildbatterien steigert, wird zweifellos eine um so geringere Wirkung gegen alle übrigen leben- den 2iiele haben. Da Volltreffer zu selten sind, um auf sie allein die Hoffnung zu setzen, wird man immer und in erster Linie mit den Sprengteilen der Streufreschosse rechnen müssen. Diese können oon entweder die Schilde doiohschiagen oder die nur von vorn ge-

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Zur Artilleriefrage.

sebtttote Bedienung Ton oben oder von der Seite her treffen. Sollen die Sofailde dmehaeUagen werden, ntsBen die Sprengteiie eine grolse I>arcb8chlag8kTaft, also ein bobes Gewieht, grofoe Härte ond eine groJee Geschwindigkeit bnben; andererseitB aber mttssen de nbl- reieb sein ond dürfen sieb nicht aihsaweit ausbreiten. Die Beding- ungen: hohes Gewieht nnd grolse Zahl nnd nur schwer mit einander ▼ereinbar. Die Krappseben Scbrapneils mit FOilkngeln ans Hart- stahl iaisten z. B. statt 800 HaitbleiiLngeln Ton 11 g Gewicht nnr etwa 260 oder 270 Stablkogehk von 10 g. Daher wird ihre Wirkung gegen andere lebende Ziele um mehr als 10 Ftoient hinter der der Schrapnells mit Bleikugeln zurückstehen, weil aniser der geringeren Zahl auch noch die geringere Diebtigkeit den Luftwiderstand erhöbt, also die Wirkung durch Herahsetinng der Geschwindigkeit beein- trächtigt. Endlich soll wegen der greiseren Elastizität der Kugeln der Strenungskegel grölser ausfallen, wodurch die Dichtigkeit der Trefler und damit die Trefierzabl abermals herabgesetxt wird. Bei den von der Kmppschen FahrÜL mit diesen Geschossen ansgeftlhrten ScbiefsTersuchen auf 35(X) m erhielt man ein recht befriedigendes Resultat, denn etwa die Hältte aller tren'eiiden Kugein hatte die Schilde durchschlagen. Freilich waren auch hier nur die SchUsse mit kleinpn Spreuii^weiten wirksam, so dals man auch hier zu einem Streuen, bei dem die Lagen aar am 50 m aoseinaader liegen ge- nötigt sein wird

Eine grölkre GeschwiTidisrkeit der Kugeln wäre vielleicht durch Anwendung: eines kra[ti::rii Sprengrstofles in der Hodenkanimer zu erreichen. Sobald aber die Biechstärke der heliilde auch nnr um 1 mm wächst, was mit einem Mehrtrewicht vou etwa 16 k^^ z,u er- kaufen ist, raUfste man die Durchjjclilagskratt der Kuj^eln noch mehr erhöhen und damit ihre Zatil und zugleich die \Mrkung gegen frei- stehende Ziele wiederum verriQg:em.

Sollen die Gescholssplitter die Bedienung von oben oder v(»n der Seite treffen, so ist ein sehr grofser Kegrelwinkel erforderlich, wie er mithchrapm lls nie m erreichen ist. wir ibn aber die Sprenp- granate insbesondere der Feldhaubitze hat. Aber anch hier darf man seine Erwartungen nicht zu hoch spannen, da nur solche Ge- schosse, die in nächster Nähe der Ziele springen, Wirkung: ver- sprechen. Dals die Sprenggranate im Artiileriekampf ein zwei- schneidiges Sehwert ist, wurde schon oben angedeutet

Man konnte endlich aadi Gesehosse probieren, deren Splitter sowohl eine {^Ise Dnrebseblagskraft als auch emen grolhen Kegel- winkel haben. Solche Geschosse empfiehlt neuerdings die Ehrhardt- sche Fabrik unter dem Kamen „Streogesehofs^. Es ist dies, kora

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2m ArtiUMiefrftse.

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gesagt, eine sttthlene, mit kräftigem Sprengstofl geladene Doppelwand- oder Ringgianate. Das £brhardt'Bcbe oder richtiger vielleicht Reiche* nan'«cbe 5 om Strengeschofs von 2,1 kg Gewicht lieferte etwa 40 Splitter von 15 g und darüber; ein 7,7 em Geschols von 6,85 kg wtirde kiemacb etwa ebensoviel Splitter von 50 g und mehr er- warten lasm, TOD denen ein gröfserer Teil ancb noch die Schilde durchschlagen würde. Die Aassicht von oben oder von der Seite mit diesem Geschols Splitterwirkung zu erhalten ist zwar gr^lfser als mit dem Schrapnell, aber kU'iner als bei den jetzt pinp-eftlhrten Spreng- grauaten, weil der Koj^eiwinkel jedenfalls erheblich kleiner sein wird. Ans demselben Grunde wtirde die an sieh schon sehr wenisr be- friedigende Wirkung ge^en gedeckte Ziele noch mehr herabgesetzt werden. Vielleicht leistet einp eitifnche Polvergranate, wie wir sie im leidzuge 1870/71 führten, iiniir/u dasselbe.

So viel ireht ans diesen Austuhrungen hervor, dafs es nicht ganz leicht ist, ( in ^^i^ksames Mittel zur Bekämpfung der Schildbatterien zu tiuden und dals man mit jedem, auch di m ^te8ten Mittel gewisse Nachteile mit in Kauf nehmen mnfs. Niemais aber kann man da- ran (it ijk» n, gegen Schildbatterien auch nnr annähernd eine solche Wirkung zu erreichen, wie gegen freistehende mit Schrapnells. Des- halb halte ich auch die Ansicht des Generals v. Hoffbauer*) für dnrch- aus unrichtig, dafs „die Weilt-rentwickelung di i Mittel zur erfolg- reichen Bekämpfung der Batterien mit Schulzschilden Uber das Weiter- bestehen oder den Fortfall letzterer in der Zukunft entscheidet". Nichts angenehmeres könnte dem Feinde passieren, selbst wenn auch er im Besitz eines solchen Mittels wäre, als wenn wir im Ver- trauen darauf die Schntzschilde beseitigten. Er würde sofort seine HnnitionsansrUstung and sein Schielbveifahren vereinfaeben und da- durch einen grolsen Vorteil voransbaben.

Von mancher Seite ist die Meinung ausgesprochen und Ge- neral V. üodbauer scheint sich ihr auch zuzuneigen dals die deutsche Feluurlillerie mit ihrer jetzigen Ausrüstung deu Kampf gegen die französischen Schildbatttnen aufnehmen könne; eine An- sicht) in der ich nur einen gefährlichen, unheilvollen Optimismus zu erblicken vermag. Man tröstet sich mit der Hofinnng, dals es der deotschen Feldartillerie gelingen werde, sich schneller einzuscbieÜBen als die französische; aber ieb Tennag leider niobt sa seben, wovani sieh diese Hoffnung gründet. Allerdings, wenn man annimmt, die deateebe Artillerie stebe feuerbereit in Stellnog and die transOsisebe maebe den Veraneb ungedeckt dagegen abzuprotzen, so ist freilicb

>) a. a. O. 8. 110.

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Zar ArtiUeritifra^e.

alle Aoflsieht, dals die fraDztfsiscbe Batterie gar nicht erst sooi Sebnls kommt. Aber in solchen FSSlm ist es ganz gleichgültig, ob die Ge- scbtttse Schilde haben oder nicht. Das franzjteisohe Reglement legt aber gerade einen ganz besonderen Wert anf das Terdeekte Ein- nehmen derStellongy und ttberdies sind die französischen Gresohtttse dnrch ihre Riehteiniichtangen herTorragend beüKhigt som Schielsen aas soleheo Stellmigen, so dafo ein solches Verhalten der franzö- sischen Batterien als ein seltener Ansnahmefall nnd als ein be- deutender Fehler sn bezeichnen sein würde.

Unter sonst glichen Umständen ist die Sehildbalterie der schild- losen gegenüber dadoroh im Vorteil, dals Ittr sie ein genanes £m- schielten nicht erforderlich ist. dafe vielmehr ein Bestrenen des Ge- ländes in weiten Ganzen (tir progresdff avec fanchage) genügt, während gegen die Sehildbatterie nnr dann Wfrkong sa eiwarlen ist« wenn das Einsehielsen nach Höhe und Seite genan erfolgt ist Das ist natürlich nicht nnr schwierig, sondern anch zeitraubend. Gegen mehr oder minder yerdeckt aufgestellte Schildbatterien ist ttb«han|»t keine nennenswerte Wfrknng zu erreichen. Das franzö- sische Schiefsveriahren führt gegen freistehende Ziele in unglaublich kurzer Zeit eine entscheidende Wirkung herbeL In meinem Buche „Die französische Feldartillerie^' (S. 58) habe ich angenommen, dafs eine Ralale einsoMelsUGh Einsehielsen 4^2 Minute dauert and da£s gegen eine sehüdlose Batterie von sechs Geschützen auf 2500 m rund 24 Treffer erwartet werden dürfen; es wird dabei etwa Va Chargen und Bedienung anfser Gefecht gesetzt werden. Meine Schätzung war aber, wie aus den in Rumänien mit vier Krappschen KohrrücklaufgeschUtzen ausgeführten Scbiefsen hervorgeht, autser- ordentlich niedrig.') Dort waren die Verhältnisse für die Beobachtung nnd das Einschielsen allerdings aoCserordentlich brünstig. Die Ab- gabe des Wirknngsfeuers (tir progressif avec faucbage) im Ganzen 48 Schlisse, hat nicht, wie ich annahm, 2 Minuten, sondern nur 52 Sekunden iredauert, und die Treffer/.ahl war ^rölser als nach meiner S(*h;it'/'un{<. Bei einem späteren Schier>t'n mit nnr einem Geschütz |i;e^en eine Batterie ?ou vier Geschüti^üu {ohne Schilde) dauerte (i;is Einschielsen nur Minuten, das sieh daran an- Rchliefsende Wirkungsfeuer (12 Schüe»«e auf der kuraen Entteruuiig: der lue m Gabel) nur I Minute. In 2V2 Minute war auf 2500 m Entfernung die ganze lU di< nunp der Batterie durch 69 Kugeln ge- troffen. Ich halte ein auch nur annähernd su günstiges Ergebnis fUr eine Batterie mit LiaffettenrUcklauf für gänzlich ausgeschlossen.

1) Vergl. Novemberheft der „Jahrbücher fOr Armee und Marine". 190B.

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Znr ArfeiUeriefrtge.

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4. Das Schiefsen aus verdeckter Stellimg.

Zweifellos wird die gesteigerte ArlUleriewirkung mehr als wuisk zur AnsDUtzimg der natttrlicben Deckaogen nötigen. So dräugt siob die vierte Frage aaf: Welche Bedeatong hat das Schiefsen aas verdeckten Öteliungen (das indirekte Feaer) itti die Feldartillerie?

Die Rep:lemeuts aller Staaten sind darüber einig, dals das direkte Feuer vor dem indirekten den Vor/.ug verdient und als Kegel aussn- sehen ist. Trotzdem wird diese s hänfiger als früher zur Anwendung kommen und zwar aus zwei Grliuden, weil das Feuer der modernen Artillerie viel wirksamer geworden ist und weil die Mittel, aus ver- deckten Stelluugeu zu schiefsru. sehr vervollkommnet sind.

Die Wirkung der moderneu Sehnt lltcue; !;^« schütze ist durch die \ crvollkoiKitiiiuug der Geschosse nn(i die .Stt'i„'( rung der Feuer- gesciiu indigkeit su ^rofs geworden, dals mau mit »jiner Batterie von \ier lioUrrilcklaufgeschUtzen einen Kauui von 2üü ui Breite und öuu ni Tiefe, also eine Flache von zehn Hektar in einer Minute mit Ii bis IfjCXM) Kugeln bestreuen kmn. Die hiervon gegen lebende Ziele zu erwartende Trefferzahl häugt natürlich von der Entfernung und der Grös8e des Zieles ah. Au! 2500 m wird ein aus ganzen Figurscheiben bestehendes Ziel iwa die Hälfte, ein aus Brustscheiben bestehendes etwa ein sechbkl siiiisji Marke verlieren; auf ;;rnn) m Entfernung wUrde der Verlust etwa ein Drittel bezw. ein zehntel der Starke betragen. Voraussetzung ist natürlich, dals das Einscbielsen gelungen d. h. die 200 ra 6abel richtig gebildet ist. die Spreughöhen richtig sind and das Feuer gleichmäisig verteilt ist. Man erreicht also eine ToUkommea aasreiohende Wirkang, wenn man ▼on einem genaoen EinBchiebeD nach der Hohe nnd Seite abrieht und ridi begnttgt, das Gelinde dmth lageaweiaes Vorgehen and Weebael der Seitenriehtnng anter Feuer m nehmen (tir progrearif avee lanehage).

Andererseits wird das Schiefsen ans verdeekten Steilongen er- leichtert darch die Verbesserong der Bich^ieräte, unter denen in erster Linie der Goniometer (Mefsinstrament für wagereehte Winkel) sn nennen ist» der es ermöglicht, Koirektoien der Seitenriehtnng nm 1 Teil (Vi« Grad) mit grolser Genanigkeit, aaeh beim Sichten nach Hfllfiaielen ▼onanefamen.

Die einsige, freilich nnerlälsliehe Bedingung bei einem solchen äehielsen ist nnd bleibt^ dals die Beobachtnng der Schusse von einem in nächster Nihe der Batterie gelegenen Pnnkt ans mOglleh ist» so dafe von dort ans auch die Batterie kommandiert werden kann. Mtlfste die Beobachtong yon einem weit enflegenen Punkte ans er-

JakAOckw ttt 41« dratMilM Anw« «i4 Varin^. Nv. 98a 8

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Zur ArtiUeiiafrae«.

folgen nnd der Batu^rie erst durch Zeichen Übermittelt werden, so würde dadurch den ^filsTerstäudnisBen Tor und TUr geöffnet sein. „Im Kriege verspricht nur das Einfaebe Erfolg" das bleibt stets test- zuhalten.

Meist wird das Schielsen nach Hulfs/.ielen vorkommen, wenn die Artilleriestelluug anf einer Anhöhe liegt und die Geschtitze soweit hinter dw Kammlinie znrttckgezojren sind, dal's bie vom Geurner nicht gesehen werden können. Hei den ..optischen Visieren" der moder- nen Geschütze ist trotzdem ein direktes Anvisieren der Ziele, wenig- stens für den ersten Schofs möglich, wenn man die „Verlängemngs- stttoke" anwendet (vergl. „Die französische Feldartillerie". 8. 12). Der Baitetiekommandeiir kann dann, wenn er ftlr seine Person gegen den Kamm bo weit vorgeht, dafe er oiefat nar das Ziel selbst, sondern aneh das davar gelegene Gelände seben kann, sowohl be- obaekten als aneh das Fener seiner Batterie leiten.

Das Besehieben seh mal er Ziele ans yerdeekten Stellungen halte ieb nieht fttr mDglieb, da die ZngiQhrer die Seitenabwetebnngen- ihrer SehOsse nicht beobachte, also anch nieht korrigieren kennen. Wenn man einwendet» in solchen Fällen müsse der Batteriekomman- denr aneb die Beobaehtong nnd Korrektor der Seltenabweiehnngen ttbemehmen, so halte ieh das bei Friedensttbnngen wohl fttr schwierig, aber nicht gerade fttr anmöglieh, im Ernstfälle jedoch fttr gttndiob. aosgesehlossen« Daraus folgt, dals ein ArtUleriekampf ans verdeckter Stellnng wohl gegen eine schiidlose, nieht aber gegen eine mit Sobots- Schilden versehene Batterie geführt werden kann. Denn gegen jene sind Scbrapnellschttsse mit grolsen Sprengweiten nnd Seiten- abweichnngen wirksam, während gegen Schildbatterien unbedingt „Strich" geschossen werden mnls. wenn eine ausreichende Wirkung erzielt werden soll; denn hier sind nnr Volltreffer oder Schüsse mit kleinen Sprengweiten wirksani. Auch das ist wieder ein Umstand, der in dem Kami)fe zwischen Schildbatterien nnd schildlosen sehr so gnnsten jener ins Gewicht fallt.

Für das Beschiefsen sich schnell bewegender Ziele wird man die verdeckte Stellang aufgeben nnd die Geschütze vorbringen mtissen. Dabei spielt dann das Gewicht des abgeprotzten Geschützes und die schnelle Feuerbereitschaft eine grofse Kolle. Naeh diesen Hiehtun{?en hin wird das nach Krupp'seheni Muster nmgeänderte deutsehe Feld- gesfliülz (ioiii tVanzösischen GeschlU/. < rheblieh überlegen sein. Die Munitionsw iiicii, die zu sehwer sind, um den Geschtitzen schnell in die neue St* ilung zu folgen, mllssen nach nnd nach vorgebracht werdeti und die Geschütze müssen nötigenfalls das Feuer aufnehmen, ohne die Wagen abzuwarten. Sie sind dann in genau derselben

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Zur ArtiUeriefrage.

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Lage, wie Qescbülze, bei denen der Wagen nach der Vorschrift binter GewhlllBliide sIeM.

Hbm bezeiclinet oft die Feldhanbifete als dasjenige GescbtitZi das TOimgtweiae für das Feuer ans Terdeckten SteUmigen geeignet ist^ eine Ansieht^ die nor beding! liehtlg ist. Die Fähigkeit, ans Ter> deelKter Stellung an scbietoi, häugt in enter Linie davon ab, ob nnd in wie weit ein Gesebttta im Stande ist» seine Hohen- nnd Seiten* riebtnng naeh einem vom Oesobtttsstande ans niebt siebtbaien Ziele xn nehmen; in dieser Besiehnng besteht swisohen den beiden sebQtsarten kein grnndsStslleher Unterschied. F^üeh kann man mit den Hanbitsen ans Stellongen schielten, die n&ber an der vor- liegenden Deckung liegeni welche dann nnr unter Anwendung grolser Brhöhnngs^kel ttbeisehossen werden kOnnen. Wesentlich gröbere ErhOhnngswinkel als die Kanonen hat die Hanbitee aber nur im Bogensebnlb. Will man ans solchen Stellungen NutMu siehen, so wird man davon absehen mttssen, die snr annähernden Ermittelung der Entiemng erforderliche Gabel, wie es die Regel ist, im Flacb- bahoBchnls an bOden; man wird auch hierfür schon inm BogensehnCs greifen mttssen. Dann allerdings sind die Geschntxe gegen das Fener aus Kanonen so gut wie unverwendbar.

5. Die FeldhaubitEe. Die eigentliche Bestimmong der Feldhaabitse ist aber die Be- sebieisnng gedeckter Ziele, die im Gegensatz zu den na r der Siebt entzogenen verdeekteo Zielen sich dicht hinter einer Deckung be- finden und daher nur von steil einfallenden Geschossen getrofien werden können. Von dem Tage ihrer Entstehung an bat die Hau- bitze hegeisterte Freunde und hefHg:e Gegner g-ehabt; man kann da- her auch von einer Feldhaubitzfrage reden. Ich selbst kenne das Geschütz aus persönlicher Anschauung nicht; man wird es daher begreiflich üadeu, weua ich mit meinem Urteil etwas zurttck- haltend hin

Vor kumjr Zeit bat General U utnant \. Alten seine >rh(in früher ausgesprochene Ansicht, dafs die leichte 1 eUlbnubitze übei-üiissig sei. in einer besonderen bcbrift ..Wider die Feldliaubitze'* mit grolseny Nachdruck begründet, während /ii flerselben Zeit General v. Hofl- bauer in seinem schon mehrfach erwähnten Buche niit Wunne fttr dieses Geschütz eingetreten ist. Leider sind beide Scbiifteu fast an deni.seiben Tage erschienen, so dals keiner der beiden Herren Ver- fasser auf die gegenteiligen Ansichten eingehen konnte,

Genera! Irutnant von Allen hat darin ganz recbt, wenn er sagt, dafs die Feidbaubitze „ihre Geburt nicht eindrucksvoller Kriegs-

S*

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Zar ArtiUerioirage.

erfahrimg, soodem siouender Oberlegong verdankt, die einer für möglich gehaltenen kttniHgen Schwierigkeit Toiaorglich begegnen wollte.** Diese ist herroigemfen vomebmliob doieh die Kämpfe you Flewna, bei denen «die mit grober nonuneriseher Überlegenheit ans- gefllhrten Angriffe der rossisehen Infanterie unter dem wirlcnngs- Teilen Fener der tttrtusehen Artillerie und Infanterie zosammen brachen. Die msBische Artillerie hat diese Angrifie natersttttzt nnd die vorgehende Infanterie nicht begleitet; sie blieb vielmehr in Ihren ersten Stellungen stehen nnd stellte ans Fnreht die eigenen Tmppen tut treffen das Fener gerade in dem Angenblicke ein, wo sie es hätte verdoppeln müssen.')

In Rnlsland nnd ebenso m den meisten anderen Staaten suchte man aber den Grand des HUserfolges nicht in der mangelhaften Verwendung, sondern in dem mangelhaften Material der Artillerie nnd verlangte, dals diese imstonde sein mttfete. entweder die vor« liegenden Deeltangen an zeistSren od»r die nntätig dahinter befind- liehen Verteidiger wirksam zn beschiefsen. Die Zerstttrong der Deckongen durch schwere Kanonen nnd Mdrser stellte sich sehr bald als unmöglich heraas, und so sann man anf Mittel, die hiuter den Deckongen befiodlieben Verteidiger durch steil einfallende Geschosse zu treffen.

In Deutschland wollte man die Aufgabe zuerst durch Schrapnells, die mit kleinen Ladungen aus Kanonen verfeuert werden, lösen, mutste aber scblieislich erkennen, daCs das ein Versuch mit untaug- lichen Mitteln sei und ging nunmehr zur Konstraktion einer 12 cm Haubitze oder kurzen Kanone, wie sie damals genannt wurde, Uber, die, weil sie von vorn herein auf eine gekrtlmmtc Flugbahn kon- struiert war, günstigere Aussichten versprach. Gegen Ende der 80er Jahre war die Herstellung kräftig wirkender Sprengstoffe so ver- vollkomnjuet, dafs man daran denken konnte, mit solchen Stoffen gefüllte Geschofsp auch aus Kanonen zu verfenorn. In dor Tat ergaben die mit Sprencrj^ranaten durchgefllhrten Vcrsnehc roc ht gute ResüUate. freilich immer nur bei günstiger Lage der Sprengpunkte, aber eitif solcho war auch bei den Schrapnells der kurzen Ii cm Kanone uotw endig. Die £iufUbruug der kurzen 12 cm Kauoue unterblieb daher.

*) Übrigens war das Schaitem der roasiacheii Angriffe nicht lediglich Schuld der Artillerie; auch das fehlerhafte Verhalten der Infanterie hat das

seinige dazu beigetrajE^n. Mit einem richtigen Angriffsverfahron gelanj^ es Skobeloff am 11. Septt luber. sich iu den teilweisen Besitz der türkischen •Stellung zu setzen, dio er aber wegen ungenügender Unterattitzung wieder aufgebfla tnorete. (Vergl. y. 8ehlichting, Taktische und strategische Gmnd- sfttae der Gegenwart I. Teil, 8. 147.)

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Zur Artilleriefrag«.

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In/^wischcn hatte die FnfsartilU'rie bespannte Hatterien schwerer Geschütze erhalteu, die der Feldarnun* unmittelbar folge» sollten, Ulli bei dem Äagriff anf die an der Grenze liepeudeu Sperrforts und andere Befestigrun j;en sofort tut Hami zu sein. Der Gedanke lag nahe, diese GeschUt/.c auch bi im Kninpt uni befestigrte Feld-Stellun^n zu verwenden, lu der 15 cm Haubitze besafs man ein Geschütz, das der Feldarmee aul nicht zu schwierigen Wegen folgen und ohne Bettongen scbielsen konnte; es war also fUr diese Zwecke sehr ge- eignet. Immeiiiin durfte man bei dem hoben Gewicht der MooitioD (Chnnate 40 kg) nur in besoDdereo AasoabmefHUen anf die Mit* wirkang dieses Gesebttiies leebnen.

Seitent der Trnppeoflllntng wmrde nun die weitere Fttrdening^ gestellt, dab die Feidartillerie aaeb stark gedeckte, d. b. duob Eändeeknngen gegen die yon oben einfallenden Splitter gedeckte Trappen wirkaam bekämpfen mttase. Diese Aufgabe war nur dniok ein Steüfeneigeechtllz ni lOsen; denn eine Sprenggranate der Kanone wttrde bei dem klebien Faltwinkel eine solche Eindecknng niemale tcelfen kdnnen» gans abgesehen davon, dals anch ihre Dnrobsehlags- kraft daxn viel an gering wire.

Man entsefaied sich Jetet aber fttr das Kaliber von 10,5 cm, Tomehmlioh wol, weil dieses bei der FnüBartillerie das 12 em Kaliber veidrSngte. Das nene Geschflts sollte niefat blols im Steil- fener wirken, sondern auch die Kanone in allen ihren Aufgaben nnterstateen können. Dam gehörte vor allem ein fcrSfHger Schrapnell- Bchnlis, anf den nnr bei einer mhfiltnismafsig flachen Fingbahn m leehnen war.

Die anfgeprotste 10^ cm Haubitze hat ein Gewicht, das dem alten Feldgeschütz 73 nahe steht (1950 kg); abgeprotzt beträgt das €kwicht 1090 kg, ist also sehr hoch. Sie verfenert Schrapnells (etwa 13 kg schwer) und Granaten (etwa 16 kp); beide Geschofs- arten sind mit Doppelzttnder versehen. Von den Granaten ist etwa die Hälfte so eingerichtet, dals sie beim Aufschlag: sofort („ohne Verzögerang**) krepiert, die andere Hälfte so, dals sie nach einer gewissen Zeit, wenn das Geschofs vollständig in das Ziel einge- drungen ist („mit Verzögerang") krepiert. In dieser Ausrüstung mit drei verschiedenen Geschofsen liegt eine grolse Schwäche des Ge- schützes, die um so mehr ins Gewicht fällt, als die Munitionsaus- rOstung wegen des hohen Geschofsgewichts sehr niedrig bemessen ist.

Der Schrapnellschufs steht an Wirkuno^ dem der Kanone nur wenig nach; die Wirkung des einzelnen Schusses i-^t vielleicht sogar noch grölser. Der Streukegel ist otiener, aber datUr die Zahl der FttUkngelu giöiser. Die Granaten können im i*lachbahn- oder im

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Zur ArtiUerielrage.

Bogenschui's d. U. mit Terriogerter Ladung Terfeoert werden. Beim Flachbabnschafs dient das Feoer mit AnfechlagzUnder meist nur zam EiDscbieisen; die Wirkung gegen nur tod Tom gedeelLte Ziele er* wartet man aasiiobUeliBlioh vom BiennsQndaffeaer. Die Wirkong tritt hier gauz wie bei den Kanonen ein; jedoch ist die Haabitzgranate wegen der grQibeien Zahl Ton Splittern und des gröberen Kegel- winkels viel wirksamer als die der Kanone. Gegen Gesehlltie mit Sehotssebtlden versprieht die Granate mit Aofsoblag aneh bessere Wirkung) als die mit Brennzünder nnd yerdieot namentlich der Ein- ftehfaeit des Schieisverfahrens wegen den Yoisng. Gegen stark gedeokte Ziele ist ansschlielslich der Bogensehais anwendbar. Damit die Granate eine genügende Dorohsohiagskraft erhttlt» mols ein Fallwinkel von etwa 28 Grad erreicht werden. Das Geschttts kann mit rieben yersehiedenen Ladnngen sohielsen; mit der kleinsten Ladung wird der nOtige Fallwinkel anf einer Entfemong von etwa 2100 m erteioht. Zum Binsehielsen mnis man die Granaten „ohne Ven&dgerang*' benntien, da die ,,mit VerzOgemng** verfenerten wegen Uizer Eindringongstiefe nicht beobachtet werden können; snm Wirk* nngssohielsen hingegen werden die Granaten „mit Verzögerung" ver- wendet. Wirkung gegen Eiodecknngen (nach der Feldpionier-Vor- Schrift 12 -15 cm starke Rreozhölzer and 60 cm Erde) ist nur ?on Volltrefi'ern zu erwarten, die aber bei der geringen Ansdehnung des Zieles oft aar 6 Quadratmeter stets sehr selten sein werden« Wenn man von 100 Schlissen einen Volltreffer erreicht, so ist das schon ein recht gunstiges Verhältnis.

Keine Armee hat für diesen immerhin ontergeordneten Zweck BescbiefsuDg von Truppen hinter Deckungen so viele Mittel aufgeboteti, wie die deutsche. In Frankreich legt man hierauf gar keinen Wert. Die dort ebenfalls eingeführten Sprenggranaten der Kanone, wie der knrzen 120 rara Kanone, sind lediglich zur Zer- streuung widerstandstäbiger Ziele bestimmt und dnher auch nur mit AufschlagszWnder versehen. Rüfsland hat fUr diese Aufgabe iMörser- regimenter formiert, deren (icschutze trotz des Kalibers von 15 em ein sehr leichtes Geschofs von etwa 27 vf'rfenern. England hat eine 5züllige (12,7 cm) Haubitze in der Feldartillerie, die Spieug- grauaten von 22,5 kg Gewicht verfenern. Ira sttdafrik&uiscben iüriegc haben sie nichts üervorrageodes geleistet,')

*) Am meisten hat noch eine Haubitz-Batterie in Natal geleistet, wo sie an den Gefechten am 14. bis 27. Februar 1900 am Tugela beiefligt war. Von ernsten Kftmpfen war hier aber gar keine Rede. Die Buren traten den BQckzug an und gaben die Fiii>( hlierRiin^:: von Ladyamith anf, weil der Feldzug in Orange unglflcklicli ausgefallen war.

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Zur ArtUleriefrage.

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NMb »wei Biebtangen hin, die mao aber bei der EinfUhruog -der Uaobitze kaum bertteksiehtigt haben kann, ist diese der Kaoone zweifelloe ttberl^o. Ihr SehrapnellBehofs eignet Mi zor Beetreiehnng :rttekwJirtiger Abhänge, auf denen oft Keserren and namentUeh die Pkotzen and Staffeln von Batterien Aabtellnng laehen, besser als der der fiUmone. Bei dieser fliegen die anter flachen Winkeln Mob fortbewegenden Kngeln der oberen Kngelhälfte ttber die dort be- 'flndliehen Ziele weg, während die der unteren Kegeihftlfte angehören- den Kngeln bei den gelingen Sprenghohen aol dem vorderen Abhang «ofBeUagen. Bei der flaabitee, dessen Gesebolse nnter grO&eren Faiiwinkeln niedergehen, sind diese Verhältnisse gttnstiger. Bei einer BOsohong yon Ittnf Grad wird man auf 2200 m, wo der Fall- winkel der Kanone etwa ebenso grols ist» wenn man genaa eiu- gesehoBsen ist, nnr von der Hälfte aller Sohüsse (deren Fingbahn ttber der mittleren liegt) Whrkang gegen den hinteren Abhang er- warten dürfen. Bei Bösobnngen von 12 15 Grad, wie sie auf den Schlachtfeldern von Mets dorohaos nieht selten sind, kann aar Ton der Uanbitze Wlrknug erwartet werden. Versnehe naeh dieser Riehtong hin sind meines Wissens noch niemals angestellt; ob sieh diese rein tbeoretiäcben Betrachtungen in der Praxis bewahrheiten, kann nur durch Versnehe klargelegt werden.

Dals die Hanbitzgranate im Kampf gegen 8childbatterien möglicher Weise mehr leistet als die der Kanone, ist bereits oben angedeutet worden.

Generalleutnant v. Alten glaubt nicht, dals die Feldhauhitze die au! sie gesetzten Erwartungen erfüllen wird und weist nun auf die dorch ihre EinfÜhrunjr hervorgerufenen Übelstände hin. In erster Linie steht da die Durchbrechung der eiuheitiicheu Bewaffnnn;: der Feidartiilerie, die für die Ausbildung, Organisation, Mobilmachung, Führung und vor allem die Munitionsversorgung groise Vorteile hatte. Abgesehen von dem hohen Gewicht der Haubitzmunition erschwert das Vorbandensein von zwei ?er8chiedeneu Kalibern die Munitions- versorgung in hohem Mafse.

Die Huubitzen sind auch die Ursache, dals die Infanterie-Divi- sionen versehieden /.usammeugcsetzt sind; die eine verflis;t Uber 12 Kanonen-, die andere über 9 Kanonen- und 3 Haubitzbatterien. Das beschränkt entschieden den kommandierenden General in der freien Verwendung seiner beulen Divisionen. Die Verwendung der Haubitzbatterie in der Schlacht ist eine recht schwierige Sache, die in der vor jedem Gefecht herrschenden Unklarheit über die I^age begründet ist. § 287 des Exerzier-Reglements bestimmt, dals „die Feldhaubitzen nur dann von voruhereiü wie Kanonen- Batterien ein-

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40 Zur AtüRerielhig«.

EQeetzen sind, wenn sieb yoraoseehen lälst, dafs sie eine ihrer Eigen art entsprechende Vemvendang nicht finden werden," und § 353 ,,daTs bei Beginn des Gefechts (ge^en eine befestigte Stellung) noeh nicht zn tibefsehen, welche Teile der Stellung dnrch Haubitzen bekämptt werden müssen, so empfiehlt es sich, die Feldhaobitzen vorläufig zurtlckzuhaltcn." Diese beiden Sätze zwingen den Divisionskomman- deur, seine llaubitz.batterien fast stets zurückzuhalten, da er wohl ?iirT!inls vorher wissen knim. ob s-psclnvripo (Iciiii wo - er sie ^^ehraucheu wird. Darum wird auch, wie GeueraUeutnant v Alten mit Keebt bemerkt, der Dienst bei der Avantgarde stets vou dem anderen Regiment übernommen werden müssen, wenn man den Kegim enteverband nicht zerreitseu will.

Übrigens nötigt auch die ^erinere MunitionsausrUstung schon dazu, sie stets an letzter Stelle einzusetzen. An Granaten hat die Haubitz- batterie pro Geschütz nur 32; der liest (58 pro Gescljutzj beündet sich bei der leichten Monitionskolonne. die aui ih m Marsche in der Regel den fechtenden Truppen der Division folgt. Die 32 Schüsse sind selbst in ruhigem Feuer in etwa drei viertel Stunden verschossen und es ist mehr als fraglich, ob in dieser schon Ersatz beschaiU sein kann, namentlich, wenn die Haubitze in den Kampf gegen Schildbatterien mit Granaten eingreifen muls. Die jüngste Abänder- ung der Felddienstordnung lalst die schwere Artillerie des Feldheeres der Infanterie des Gros folgen, also vor den leichten Mnnitions- kolonnen marschieren, die dadurch, wenn nur ein Bataillon schwerer Batterioi vorliaBden ist» am 1100 m in der MarBObkdoiiiie sorllek- gesetzt wild. Maroehiert die Artillerie der Dirinon zwischen den beiden Inianterie<-Brigaden, so befindet sieh zwisohen dem Tordenten CtesehtttB and dem ersten Wagen der leiehten Manitiimskolonne ein Banra tob etwa 7 Kilometer. Das reohtzeitige Eintreffen des MonitioBsersatBes soheiBt damit doeh reebt in Fraice gestellt, nament- lieb, wenn ein Vordehen im Trabe aosgeseblossen Ist, wie das gar nicht selten Torkommen wird, weil die schweren Haobitzbatterien aoi sdileobten Wegen nnr im Schritt Torwürts kommen.

Dafs die Ansbildang einer Hanbitsbatteiie schwerer ist als die emer Kaoonenbatterie, kann gar keinem Zweifel onterliegen; denn man mag sagen, was man will, das Vorbandensein ron drei Tcrsohiedenen Geschossen mid siebea vevsdiiedenen Ladungen, m denen recht ▼ersehledene Scbolbtafeln gehören, seist eine vor« trefflich eingetkbte Be^ennng einschliefslieh Offiziere und llnter- offiriere voraus. Ohne eine solebe wird die Haubitze niemals die auf sie gesetzten Erwartnngen erfüllen.

Wenn Oeneraileotnant von Alten hiernach das Aosscheiden der

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Zur AztUtorlefng».

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leichten Feldhanbitze fordert, so ist das sehr begreiflich. Er ver- neint oben die Frago, auf die rs in orster Linie ankommt: „ist es notwendig, die untätig hinter drr Dpckung verharrenden Truppen des Verteidigers durch Artil ierie /.u beschiersenV** Wird aber diese Fras-e von der höheren Truppenfühmng bejaht, so ist damit (it ni Aitillrristen die Aufgabe gestellt, und er steht nur noch vor der If'rage, wie er sich damit aiu besten abfindet.

Meiner Ansicht nach ist ein solcher Reichtum an Mitteln, wie die deutsche Armee ihn besitzt, tlit die Lösung der Aufgabe nicht erforderlich und daher im Interesse der Einfachheit eiDSOflohräDkeD. 1d erster Linie halte ich für diesen Zweck dir Sprenggranate der SanoneD für entbehrlich und wUrde daher für ihre Abschaffung seb. Maa wendet mir Tielleieht ein, dais dies Gesobols fUr den Kumpf gegen Schildbatterien nneDtbebrlich sei und darom nieht abgeschafft, sondern im Gegenteil vermehrt werden müsse. Andere wiederum halten die Anwendoog dieses Geschosses ttlr diesen Zweck mit Ktlcksicht ant die zerstörende Wirkung eines V'olltrefiers in einen mit Sprenggranaten gefüllten Munitionswageu fUr höchst bedenklich. Jedenfalls wtlrde ich, falls die Beibehaltung dieses Geschosses zum Kampf gegen Schildbatterien für notwendig erachtet wird, eine ver- änderte Konstruktion der Granate vorsehlagen, die schwMTere Splitter liefert, welche die Schilde mit grolserer Wahrscheinlichkeit zu durch- schhigen versprechen. Die Sprenggranntt- der Kanonen für die Be- kämpfnng gedeckter Ziele mnls verschwinden.

Die leiebte Feldbanbitse mofs dann beibehalten, aber fttr ibre eigentliebe Aufgabe besser befähigt werden. Dazu gehört in erster Linie die Absehafftang oder doeh wenigstens die Herabsetzung der SehrapnellansrOstung, was um so unbedenklioher ist, wenn die Ver- suche euie wesentliche Überlegenheit der Oranate über das Schrapnell im Kampfe gegen Schildbatterien ergeben. Die Granaten wtirden nur noch mit Aufschlagzünder zu verfeuern sein. Da man niemals wissen kann, ob in der befestigten Stellung Eindeckangen vorhanden sind oder nieht, ist es klug, sich anf den schwereren Fall einzu- richten. Der Fortfall des Brennztlnders wUrde das Schiefsverfahren wesentiioh vereinfachen. Durchaus geboten ist eine Einrichtung des Zünders derart, dafs die Granaten sowohl „mit" als auch „ohne Verzögerung" verfeuert werden können; man wHrde dadurch an- nähernd dieselben Vorteile, wie dnrob eine Verdoppelung der Muni- tionsaosrttstang erreichen.

Zweifellos wird die Banbitze, wenn sie nieht ausscheidet, wie die Kanone fUr den BolnrttoUanf eingeriebtet werdeo nnd Sehatz-

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Zar ArtOtoiiefnge.

Gebilde tUr die Bedienung eihalteu mUsseo; das wird JLeioe besoa- •deren Schwierigkeiten habeu.

Inzwischen ist nueh OpneraHeutnant v. Reiclienan im „Tag:" für iiie !• eidhau hii/,e eingetreten; freilich ist er dabei nicht besonders glücklich ge^N cst n Er sagt wörtlich ,,Ihre (der Feldhaul)it/.eD ) Aut- gabe besteht nun nicht darin, sich auf das Treffeo einzelner Hohl- räume zu kapri^iereu, sondern sie haben den anzngreifenden Teil der Stellung pianmälsig bestreuen, um so den i^oden gewisser- mai'sen mit Eisen zu pflastern. Bringt man auf diese Weise auch nicht Wirkung in alle Deckungsgräben, so werden doch inlolge der Einschüchterung, die einzelne zwischen den Mannschaften detonie- rende Granaten hervorrufen, diese in ihren engen Schlupfwinkeln festzuhalten. Unter dem Eindruck der unaufhörlich in der Nähe eiiuehlagendeD Granaten wird niemand geneigt sein, die Deckung lu verlassen nsw." Ich glaube nicht, dals man sieh die Angabe der Feldbanbitee bei ihrer KoostroktiOD so gedacht hat Ist die Zerstörung der Unteistttnde nicht beabsichtigt oder aaoh nur Heben- Kweck, so war es ein Fehler, Granaten ^mit Verzögerung" einza- fltbren; denn bei diesen ist die Wirkung der Detonation anf die Herren, sowie die Splitterwirknng gegen lebende Ziele sehr abge- sehwäeht, ebenso wenig wäre .die Anwendung von 7 verschiedeuen Ladungen gerechtfertigt; man wäre mit drei oder vier Ladungen aosgekommen, wie bei allen iremdstaatlichen HanbitKn. Ja, wenn es sieh blofii darum handelt, die Mannschaft in den Deokangsgrfiben festzuhalten, so erreicht man das mindestens ebenso gnt dnreh Sehrapnellfener aas Kanonen. So sprechen die AnsfUbrongen des Generallentnant v. Heicbenaa weit mehr gegen als fOr die Feld- hanbitse.

Ähnllehes kann man von den Ansichten Wilhelmis*) sagen, der in Nr. 12 der Hilitilr-Literaiiiiseitung die Altensche Schrift bespricht; denn er sagt dort wOrtiich: Wollte man Unterstünde, die der Ge^fner zerstrent nnd der Sicht entzogen in dner ausgedehnten Verteidignngs- tinie aogelegt hat, durch ein Strenver&hren mit Bogenschietsen bekämpfen, so wttode die voransdchtliche Wirkung den Munitions' aufwand nicht rechtfertigen. Die HttgUchkeit, auch gegen stärkere Eindeckungen wirken su können, die dem Gegner das Bewnlstsein absoluter Sicherheit unter ihnen nimmt nnd ihn zwingt» sie verdeckt anznlegeu, ist doch immerhin schätzenswert**, d. h. es wird die geringe Wirkung des Bogenschusses zugegeben, denn man darf nicht voraussetzen, da(s der Gegner uns den Gefallen tut, seine Unterstände

*) Bis vor kurzem Lehrer der Feldartillerie<äcluef88chuie.

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Zur ArtiUeriefrago. 43

-80 aDsnlegen, dals mau sie von weitem deutlich als solche erkennen kann, um so weniger, als damit fUr ihn nicht der geringste Vorteil Terbnnden sein würde. Bei den Sehielsttbaogen soll es allerdings gar nicht so selten vorgekommen sein, dais die Unterstände von weitem deutlich erkannt wurden. Dann wird natürlich die Wirkung erheblich vergrölsert, aber man züchtet durch ein solelies Verfahren geradezn höchst irefährliche Illusionen uud tausc ht [udujch «ich und andere.') Die Möglichkeit, einen Zofullstrerttr ;:;ii;en iMiideckunjjen zu erhalten, steht doch in einem argen MUsverhältiüs zu. dem dafür in Bewe^np: gesetzten Apparat.

Wilhelnii sieht aber den Ilauptwert der Haubitze nicht im BogenschnTs, sondern in der vorzüglichen Wirkung ihres Flachbahn- feoers und stempelt sie dadurch zum „Mädchen für alles", und man kann mit Kecht die Frjige aufwerfen, warum denn dies vortictiliche Geschütz nicht an Stelle der Kanonen trete. In einer IrUheren Studie ..Zur Feldhaubitzfrage ' (Jahrbücher März 1902) habe ich darauf hingewiesen, dafs von jeher die Ansichten übt r die Feld- hanbitzen sehr geleiii waren und den Grund darin gclunden. dafs die ihnen im Feldkriege zugemuteten Aufgaben nicht klar uud be»ijiiitni eiiaisl waren. Schon zur Zeit der (platten Geschütze unterschied man lange und kurze Haubitzen. Die wichtigste Eigenschaft der langen Haubitze war ihr grölseres Geschufsgewicht, die der kurzen das Steilfeuer. Unleugbar ist die leichte Feld- hau üiize 98 wegen ihres Steilfeuers eiugeluhrt, keinem Menschen wäre es eingefallen, eine Haubitze wegen ihrer grursen Wirkung im Flachbahnfener neben der Kanone zu konstruieren. Sehr richtig ist die Bemerkung Wilhelniis: „Bisher ist noch kein Feldzu^ mit einheitlichen Feldgeschützen geführt worden" ; er hiitte indes hinzu- ittgen können: „aber in keinem Feldzuge hat man in Bezug auf die Vmveodnng der leichten und schweren Geschütze einen Unterschied fettsastellen Termocht" Hierin lag der Gmnd, dafs man unter dem trisebeo Eändrncke der Eriegserfahraogen in dem 1873 konstruierten

*) Die ^Schiefsanleitung für die Fufsartillerie" enthalt folgende in der ychii'fsvorschrift, für die Feld-Artillerie leider fehlenden wichtigen Sätze: ,Giit angelegte Schützengräben werden oftmals erst erkannt, wenn ihre Besatzimg bei naher Berührung mit dem Angreifer un der Feuerlinie erscheint. Auch Masken lassen sich oft erst denn unterscheiden. Ein' decknngen in den Schfltaengraben sind von anften schwer oder gar nicht m erkennen."

Wenn trotz der reichon Mittel zur Erkundung, über welche die Fuls- artiUerie verfügt, schon das Erkennen des Zieles so schwer ist, um wie ▼iel schwieriger mnfs dann das Einscfaiefsen dagegen sein. Man wird •deshalb fast nur ein Stoeuverfahren anwenden können*

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44 Erinneniiigen and Enrägtuig«!! etnes alten liavaUerie* Offiziers.

>

ArtÜleriesystem fUr die fahrende x\rtillerie nur ein Kaliber auiiahiu,. ein Schritt, der von fast allen Staaten nachgemacht wurde.

Jedenfalls erseheint es, namentlich unter Berücksichtigung der von Generalleutnant v. AlttMi angeftlhrten Gründe, angezeigt, die Ansicht, dals zur Vorbereitung des Angriffs auf eine befestigte Feld- stellung auf das Beschieisen der gedeckten Truppen nicht ver- zichtet werden kann, nochmals zu revidieren, namentlich angesichts der Tatsache, dsfo aadi nach AnDabme aller Verbesseraogsvorsehläge die Wirkung etets sehr unsicher bleibt, und dab naeh Eiofübning der BohnHeklan^BchUfeKe die Wirkang mit Sebrapnells gegen frei- siebende Ziele (Sefatlken im Feuer) so gesteigert ist, dals man in weit kttraerer Zieit die Vorbereitong des Angriffs bewiiken kann.

(Schlafe folgt.)

m.

, Ermnerungeii und ErwäguDgeo eines alten Kavallerie- Offiziers.

Von

General d. Kav. z, D. General-A^jatoot breiberr v. SazenhtlbB.

L

In langer Dienstzeit, in allen Stellungen, welche einem Kavallerie- Offizier übertragen werden können (als Eskadronsofßzier, Divisions- adjntant, Eskadrouschef, Adjutant beim Generalkommando, während zwei FeldzUgen 1866 Eskadrouschef, 1870/71 Adjutant beim General- kommando, als Kommandeur der Reitschule, eines Kav.MlIprie-Uegi- nionts, Brigade KonimfHKleur. endlich als Kavallerie- und Kemonte- Inspekteur), pnh es nur riiie kur/c Kpoehe mit wirklich kavalle- ristischen Anregungen „als i;r;j:iiiirnts Kommandenr in Lothringen, bei Übnni^pn unter einem her\ orrageuden Kavallerie < n nt ralc". Fort- laufendes Studium der Kriegsgeschichte und in den vor etwa Jahren erschieneueu „Naehricbten und Retrachtungeu über Schicksale und Tateu der Reiterei*' hielten das Interesse fllr die Waffe wach; Uberall machten sich jedoch Hindernisse benarkbar, um kavalle- ristische Angelegenheiten zu türdern. Diese Hindernisse waren um

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ErinnflnuigMi mid Enrllgnngeo «Inm alleii Kftvalfeilo-Offliiere. 45

so hedeatendtT, je mehr diese Augelegeubeiteu die großen Au^abeu

der Kavallerit* betrafen.

Nach der glänzenden Verwendung und KnciehunL', den ebenso glänzenden An::rifl[en (Irr preulsiselien Kavallerie um die Mitte des 18. Jahrhunde rtb, war es schon naeh ;U) Friedensjahren in den letzten Krienfcn dieses Jabriiunderts vorüber mit den grolseu Er- folgen der Kavallerie; aueh im verflossenen Jahrhundert Sachen wir verirebens nach tcrolsen Aktiuuen von ivavaileriemassen, oder nach wirk lieb kavaUeriötiscber Verwendung solcher Massen, wo sie be- standen.

„^Jeder direkte AngriÖ', jede taktische Oflensive bedarf ent- weder einer \ orbereitnnsr die ErschUttt rurig des Gegners durch Feuer oder ^löirlichkeit der Überraschong.""

Dieser allircnieine ^Ulti^c alte Grundsatz iai unter den heutigen Verhältnissen noch weit wichtiger, wie er y.n jeder früheren Zeit war, er kauu ganz seibstverstäudlicli auch fUr den Augriff der Ka- vallerie auf Infanterie in der Kegel nicht entbehrt werden. Infanterie Bod Artillerie künaeo diese Erschtttternng des Angriffsobjektes be- wirken; die Kavallerie kann salebe Ersohatterungeü ausnützen. Die Möglichkeit rascher Bewegung kommt ihr hierbei weeeDtlieh za statten. Die Kriegsgesehiohte seigt und die EifUirang beettttigt, dab die Zahl und der Umfang dnreb das Fenergefeebt entstandener Krisen im Gefechte der In&nterie nnd Artillcfle keineswegs geringer geworden, dals sie bei länger andanemdem Fener- and Waldgefeebten bdnahe stets su bemerken sind, dals sie ron Ka?aUcrie keineswegs ansgentttzt wnrden. Die mcksiebtslose Verwendong von Kavallerie- Massen anter Napoleon I. brachte bei sehr bedeutenden Verlosten auch manche bedentenden Erfolge. Nach and naeh wurde es nieht mehr Mode, günstige Momente fllr den Angriff der Kayallerie absn- warten. KavaUeristische Grondsütze verschwanden mehr and mehr in den allgemeinen Anschaanngen nnd Dispositionen; in natttrlicber Folge Teraebwanden solche Grandsätze aber leider anoh In der Ka- vallerie, der es gerade in dieser Hinsieht an jeder Anregong gefehlt hat Nebendinge, so ntttriieh sie sind, wenn die Hanptsaohe ge- fördert worden wäre, absorbierten die Kraft der Waffe, l'/a Menschen- alter im praktiseben Dienste und beinahe 2 Menschenalter des Stndinms, haben die grofse Wichtigkeit kaTalleristischer GmndsitM io stets höherem Grade bestätigt. Vergebens suchen wir zweck- mälsige Formation und gute Schulung von Kavallerie-Massen im Frieden, deren Verwendung im Kriege ans eigener Initiative der Führer.

Die Tätigkeit der mit fiegina des Krieges nenfonnierten Ka-

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Erinneniiig«!! und ]finrS|ping«D dnes alten K»TaUeil6*0lfisien.

valleric-Divisionen oiier bess»^r deren Hrimirlcii beschränkt Kieh im allfrcmeinon auf Angriffe hei Krisen der riireiH ii Trü]){ieii angeorfinet von den hühereu KommaDdoBteilen. Diese Augritie soiUeu allerdiiigB die Ansnahme bilden.

Die wichtiudte der zu lösenden Aufgaben bleibt die Formation der Kavallerie, um dieselbe so vorzubereiten^ damit sie im Felde vollständig entsprechen kann.

Die Dienstk'iKtonjren im Felde können zusammeng-efafst werden r 1. „In den Aufkiarungsdienst im engeren Rahmen bei Avant- garden, vor, während und nach den Gefechten 2. in den Aiif- klärangsdienst vor der Fronte der Ariarn und II. in grüiseren Ge- fechten und Schlachten Angrifi'e und Verfoiguno-en.

In der deutschen Armee ist die Infanterie und auch die Ar- tillerie im Frieden so organisiert, wie sie im Kriege eingeteilt bleiben. Die Kavallerie allein entbehrt dieser Organisation. Im all- gemeinen kann es einem Zweifel nicht nnterliegeu, von weloh hoher Bedenlnng die DniehfQlinmg dieses GnindBatces ist, wie eelur Ver- wendung und Ftthrong der Karallerie ohne dessen Beacbtang Iddeo- mnÜB. Die letzten Kriege haben in so anffallender Weise nnd in allen- Heeren manehe Mängel gezeigt, dab es eigentlich kaum Yerstftndlicli' ist, wie Abhilfe bis znr Stunde nicht dnrchgeathrt wurde.

Vor allem ist zu beachten, dafs man mit der Organisation nicht warten soHte, bis die Umstünde erlaaben, auch die KaTallerle im- gleiclien Verhältmsse sn Termehren, wie Infanterie und Artillerie. Dagegen ronls es sieh empfehlen, die Formation anter Beachtung der einmal bestehenden Verhftltnisse, strenge nach der Notwendigkeit dnrobxnfithren.

Diese Formation konnte allenfalls sein:

I. Korps-Kavaiierie, Jager zu Herde. Gardf^korps 1 Brigade 2 Hegimeuter 6 Kskadrons^ 22—25 Armeekorps 25 125

Sa. ] Brigade 27 Begimenter 181 Eskadrons..

U. Kavatlerie-Di Visionen, Gardekorps 1 Kav.-Kurps 2 Divisionen

4 Brig. 10 Heg. 5<) Eskadr. Linie \ J Divisionen 21 .. 60 .iiK)

Sa. \ Korps 14 Divisionen 28 Ikig. 70 Reg. 350 Eskadr. zasamnieu 1 Korps 14 Divisionen 29 Brig. 97 Reg. 481 Eskadr, Die Kavallerie bei den Armeekorps wnrde im allgemeinen £0 5 Feldeskadrons als genügend angenommen; bei der Mobil-

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Efiimeniiigen und Erwl|giiiig«ii ehiM «Itni Kftvallerie-OfBiler>. 47*

niacliuiiLr wäre bei jedem Armeekorps eine Ersatzeskadrnn ui-u auf- zustellen. Diese Kavallerie hätte am Sitze der Armeekorps, Divi- sinnen oder Brig-aden, ev iitueU der Infanterie-Kefriment'T zu -arni- sonieren. Ihre Anfjrabe beschränkt sich in der Hauptsache ;uif ileu Aufklärungsdienst (ZiÖ. 1) im engeren Rahmeü; Regimeuts-kuiu- mandeur dem Korps-Kommaado beizugeben.

Die Kavallerie-Divisionen wurden zu je einer Brigade mit 2, zu einer Brigade mit 3 Regimentern ä 4 Feld- nnd eine Ersatz;. Eskadron angenommen. Diese Formation scheint ausreichend tUr die Aufgaben unter 7AÜ. 1 und '2: fUr die Aufgaben unter 3 neheinen auch Divisionen /ii l^epimcnl^'rn /u schwach; 2 Divisionen /u 5 Keiriraenteru durften gentigen. Eine Division zu 1 Regimenter erstes Treffen, eine gleiche Division Reserve, die beiden rentierenden Regimenter zweites Treffen. Zuteilung von reitender Artillerie und einer Kompagnie Radfahrer.

5 Kavallerie-Inspekteoie sind im Frieden den Armee-Inspektionen» im Felde den Armee-Kommandos beigegeben. Diese Inspekteure hätten die Aufgabe, die Ausbildung der in dieser Beziehung den Armeeinspektionen zu unterstellenden Kavallerie-Divi- sionen zu Ubernehmen, Antrage fUr deren Übungen zu stellen. Im Felde den Armee-Kommando*, beigegeben, haben >ie ausschliess- lich die Befehle an die i\avallenc-Divisionen zu beantragen und frtlhzeiti- jene Aufklärungen zu veranlassen, weiche von höchster Bedeutung für die Verwendung vrri Kavallerie-Massen in der Schiacht gerade unter den heutigen \ erhaitnissen sind Die KUcksichten auf alle Verhältnisse, auf alle von den Kavalli ririiivitiiuueii zu losenden Aufjtrabeu im Felde, bedingt deren Unterdteliung bei den Armee- Kummaudos, mindestens als Kegel.

Die Stäbe der Kavallerie-Inspekteure htttten vorerst zu besteheai- aus einem Obersten der Kavallerie als Generalstabsoffizier, einem Stabsoffizier, einem Bittmeieter als Adjutanten. Die Stäbe der Kavallerie-Divisionen ans: einem Stabsoffizier der Kavallerie als- Generalstabsoflizier, einem Rtttmeisler, einem Leutnant als A^Jo- tauten.^)

Eine derartige Organisatioo der Kavallerie kann allein jene Mifflfltliiide ttberwiadeui welche in den neueren nnd neuesten Kriegen so nntrttglieb zu Tage getreten sind.^

*) Diese Formation der StSbe empfiehlt sich unbedingt» damit gleiche Anschauangen sich rasdier auszubreiten vermögen. Auch in dieser Be- ziehung %eigt die Erfahmng manche Ifftngel.

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£riiuienuig«ii and Erwägungen eines alten KavAUerie-Oflßtter».

Ii.

„Unter allen Veihaitniasen scheint es im Kriege wie bei den Übangeu notwendig, auf die P>lialtung deü Pferdemuu rials iiücksicht zu nehmen. Bewegung ist ilas Lebenselement der Kavallerie; ahne Futter, t*flege und Ruhe wird dieses Element geschädigt. Aach SchriTtmärsche iu langen Kolonneu, insbesondere hinter der Infanterie, i iiiiiieren die Reiterei physisch und moralisch; getrenntes Marschieren im Trabe iu kleineren Verbänden erleichtert Bewegung, Unterkommen und Verptieguug. In allen Lagen mit Ausnahme von Gefechten, kann sich die Kavallerie fU glich nach der Breite and der Tiefe aas- -dehnen; nach der Breite siad für einzelne oder mehrere Eskadrons «.och die gewöhnliebsten Wege kein Hindernis und die MOgliehkeU ra&eher Bewegung gestattet anf reeht delen Ifibnehen die Aas- dehnnng nach der Tiefe. Unter Beaehtung dieser Gesichtspunkte wird die Kavallerie auoh bei grolsen Mäisohen geschont and frisch bleiben, sowohl die Korps-Kavalleiie wie die Kayallerie-DiTisionen.

Die vormarschierende Armee kann die Korps-KaTallerie nach den oben genannten GnmdsSIzen vor die Avantgarden des Armee* korps nehmen; die Earallerie-DiTisionen etwa einen Tagemarsch voraus anf allen benutzbaren Wegen, jeder Teil mit Avantgarde Patioaillen in der StSrke von 10 bis 20 Pferden aof etwa 1 Vi Tage- müischen von den Avantgarden der Kavallerie^ marschieren entweder vereinigt oder mit klemen Spfthepatronillen. Ihnen folgen Beglies bis zn geschlossenen Eskadrons at^ den Hanptwegen, mit sageteilten klemen Radlahrerabteilongen.

Zahlreiche kleine Spähepatronillen sind fttr die Anfklärong he- FQhlnng mit dem Gegner am xweckmftlsigsten. Sehen and Melden ist hier die wichtigste Aufgabe; gegenseitiges Herangagen und Ver- folgen, auch Kämpfen sollte ohne besonderen Grand ttberhaupt ver- mieden werden. Radfahrer befördern die Meldungen von den Re- ^Hes zarUck, jedenfalls weit schneller wie Reiter.

Wird die Korps-Kavallerie nach Abstattnng der nötigsten Melde- reiter zu den Troppen kommandos, vor die Avantgarde der Armee- korps uod zwar grondsiitzlich Toraus^enommen, Eskadrons auch auf Nebenwegen, ist der folgenden Avantgarde des Armeekorps die Auf- gabe ganz wesentlich erleichtert. Bttoken zwei Armeen mit grülserem Zwischenräume vor, so empfiehlt es sich von dem FlUgel-Armeekorps zu der KaTailerie» welche die Verbindung herstellt) Meldeabteilungen abzustellen.

Bei dem Vormärsche der II. und Hl. Armee 1870, war von der Kavallerie, welche in dem Zwischcnranme die Verbindung her- stellte, der Abmarsch der Franzosen, welcher am 6. Augast des

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Erinmemiigeii und Erwügniigen einet alten KavallMie'Olfliiers' 49

.'ihends von Bitscb nach Süden erfolgte, erst am 7. morgeus ■-eütdf'c'kt und bei der II, Armee noch am s. nnKekunnt!

Es dürfte sich aach empfi'hlen, bei plötzlich notwt udiL'em tiadern der Marsehricbtnne-. dafs die obersten Armee- K um maDdos Kelais- posten in den verlassenen Quartieren zurücklassen, uro von der Kavallerie einiretfende Meldunjicn unverzüglich an diese Kommandos weiter zu befördern. Bei dem Abrücken der Maas- und III. xirraee gegen Norden, kamen Meldungen der Kavallerie-Divisionen sehr ver- spätet an diese Kommandos.

Im Kriege 1R66 war die Aufklärung im grolsen äufserst mangel- haft; 1870 wurde der Befehl ..die Kavallerie weit vorausznnehmeQ" mehrmals gegeben. Wenn wir nns erinnern, dals vor 1866 im Marschsicberungsdienste Vorhui, \ ortrupp, Spitze Nachhut, Nach- trupp. Nachgpitze eini<>:e Seitenpatronillen, im Vorpostendienste eine grofse Zahl von Patrouillen bekannt waren, so kann es nieht befremden, dafs die weit ausholende Aufklärung durch Kavallerie nicht geläufig war. Die grölseren Kavallerie-Verbände blieben bei- nahe stets vereinigt, bewegten sich vielfach hinter den langen Armee- kolonnen. War die Kavallerie votausbeordert» so mnlateii in der Regel TOr allein deren Massen Tereinig^ werden, am sodann in der gewohnten Weise vorzorlleken, anstatt die vorwärts nnieigebraehten Eekadrons zn beanltragen, Patronillen sofort In breiter FVont vonn- treiben and diesen Patronillen als Sontiens zn folgen. Unter dieser Voranssetznng konnte man immer noeh den Best auf einer oder mehrere Strafsen vereinigen nnd mit Vorbnt, Vortrupp nnd Spitze anmarschieren.

1870 waren im dentsehen Heere die weit voigeteiebenen ^Pa- tronillen" naeh knizer Zeit eingebürgert nnd vieUaeh ganz ent- spreehend ansgeftthrt worden, wenn aneh das mehrfach angeord- nete Vorausnehmen der Kavallerie, die allgeroein bierfllr mangelnde Sieherlieit erkennen liels. Die erlassenen Befehle fUr die Kavallerie konnoi vMfaeh oiobt kavalleristisch genannt werden. Der Befehl für eine Kavalleriedivision mit einer Brigade dahin, mit einer ^anderen dortbin anfzaklKien, verfuhrt zn ganz annötigem Ver- braoch dieser Verbände, zn verspätetem, eiscbOpftem £intrefien auf dem Gefechtsfelde. Ein Befehl itlr die Kavalleriedivision, in einer •bestimmten Richtung .,voiza6torsen'S verfahrt nnr zn leicht, ohne weiter aoshoiende Aafklämng mit der Masse sich in dieser Bichtang vorznbewegen, und sodann den gleichen Weg wieder znrttckznmachen. Diese Masse aber „kann'^ unter Umständen in mifsliche Lagen kommen. Eine Kavalleriebrigade, welehe bei einem Armeekorps ^eingeteilt war, stand jeden Morgen marschbereit im Rendez-vons des

UkiMAn ftr dl« 4««tMt* Arm— wi4 IbrfM. Nt. SML 4

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50 Krinnerungea (lad Erwägunifca eines alten Kavallerie-Uffiziers.

Arnieekurpis uud folgte uach laDgem Zuwarten am Schlu.s.s( dtr Kolonne, am in später Nacht im Quartier oder Biwak anzulaugeu. Als dem yorzttglicb tüchtigen Generalstabaehef, ehemaligem Artillerie ' offider, die Frage gestellt wurde „ob die KaYallerie nieht sofort und Tor der Avan^iarde abreiten köane'S erwiderte derselbe „diese KaFalleiie will immer etwas Besonderes; aneb die Artillerie mols in der Kolonne eingeteilt marsebieren". Nach allem ist wiederholt zo konstatieren, dab es dorobans niebt leiebt ist, Uber die Kavallerie ka?alleti8ti8cb sn dispoDteren, bierfUr scheint eingehende Eifobrung nnd reifliebes, fortgesetztes Oberlegen aller fllr diese Waffe wichtigen Umstünde nnerläfsliob. Ist hieiflir Sorge getragen, indem die Or- ganisation ood Formation der Waffe wie der Stäbe schon im Frieden Anregung gibt, kann der Natasen nieht ausbleiben.

Es bleibt wohl keineswegs ein Irrtnm anzunehmen, dafe 1866 allgemein, nnd 1870 namentlicb bei der fransQsisehen Armee die mangelnde Aniklftmng im groCsen darauf zurttckgefttbrt werden kann dafe eben eine entspieehende Organisation und entsprechende Übung schon im Frieden fehlte, dals die notwendige Routine für diese Auf, klärong Uberall sehr viel zu wünschen liefe, dab aach die Tätigkeit auf den Schlachtfeldern unkavalleristisch blieb, die Verfolgung, mit Aasnahme des Tretfens von Adua, überall seit lan-rer Zeit voll- ständig versagte. Es ist schwer zn sagen, ob der Kavallerie eines dieser Heere der Vorwarf gemacht werden kann, dak sie an Tapfer- keit und Todesverachtung Ubertroffen wurde. Das gleiche hat aoeb in Beziehung auf die Führung der Kavallerie Geltung. Unter diesen Verhältnissen hat es ebensowenig Nutzen gebracht, dafs mit der Mobilmachung 1870 Kavalleriedivisionen formiert wurden, dafs bei jeder Infanteriedivision ein Kavallerieregiment verblieh. daLs die fran zösische Kavallerie, ganz in Divisionen formiert, den Armeekorps unterstellt war.

Dais aber unter den geschilderten V'erbüUiiissen auch die jähr- liehen Übungen selbst in der deutschen Armee nieht von grofi^em Erfolire für die Klärung der Bejrritl'e in Beziehung auf grol^f Kav;iil( rieverbände si in konnten, liejrt auf der Hand, trutzdera nach den Kriegen auch Ka^ ;ilieriedivisionen vorübergehend zusaninicfi- gestellt wurden und an eini2:e!\ Tag-en bei Manövern in Verwendung: traten. Ein Antrag zur Be.sprechnng der Situationen nach Beendi- gung: der Manttvertage, die Unterführer einer Kavalleriedivision an Ort und Stelle zur Verfügung zu behalten. I lii h uüheriicki-iehtigt, unter Hinweis auf die vorausgehende Kavalleneiiljuugsreise. Gerade aber die beantragte Besprechung wäre für das gegenseitige Ver- ständnis von so grölserem Werte gewesen, nachdem der Einfluls des

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Erinnernngeo und Erwägungen eines alten Ravullerie-Offizierg. 5X

Fohren der KaTelleriedimoD mit dem letxten IfaDtfTcrtage be* end%t blieb; die Beepreobnng fiÜLtiseber Situationen in tektiseher Hinsieht ist weit lehrreicher, wie Annahmen bei den Obnngareiaen.

Die greisen Obnngen werden nm so ntttslieher, wenn sie ein mOgliehst getrenes Bild des wirkliehen Kampfes geben, der voraus- gehenden nnd nachfolgenden Situationen.

III.

Es kann niefat die Absieht sein, die Gesehiebte der lotsten Kriege an wiederholen, wohl aber ersehet es nttladieb, flüchtige Blieke anf dieselbe za werfen,

„Eine in kavalleristiseber Besiehnng ergänzte ZuRaiiiinoiisolzuag der Kommandostälie ttberbanpt, entsprechende Formation der Ka- vallerie and Übnogen, welche auch in kavaUeristiKcher Beziehung lehrreich sind^ dieses alles Toransgesetet, wäre doch wohl an- znnehmen

1. dais 1866 die Aufklärung durch Kavallerie allgemein reehtseitig angeordnet nnd sacbgemäls durchgeführt worden wäre sowohl am Main wie in Böhmen; dafs bei Königgrätz die prenlslsohe Kavallerie in Massen vereinigt zur Verfolgung und zum Angriffe gegen die noch auf den Höhen westlich von Königgrätz befindliche Artillerie vorging, und zwar des breiten von dieser Artillerie be- herrechtfü Grundes wegen, entweder nach Bekärapfong derselben oder durch IJmgehiinir fies Grundes in südöstlicher Richtung; waren Massen vereinigt, konnte itlgUch auch zum sofortigen Angriffe ge- schritten werden.

Dafs die österreichiaehf ii Kavalleriedivisionen, weiebe zum Teile sich in Jenem Grunde zurückbewegten, sotoit kehrt machten, als die Teten der preuMschen Kavallerie auf il< n Hohen erschienen, zum Angriffe »beringen und die Verfolgung Ins in das Infauteriefeuer foriset7tpn. war unbedingt sehr tapfer. Ohne starke Reserven mulRte diese Kavallerie unter den schwersten Verlusten wieder znrliik. Die Frage scheint jedoch gerechtfertigt: „wäre es unter den goL-fbenen Verhältnissen nicht richtiger gewesen^ wenn vom Armee-Küinmando eio General mit Leitung des Gefechtes betraut, die Kavallerie sodann hinter die auf den Hohen östlich befindliche Artillerie zurückgewonnen worden wäie V" Ky konnte das Vurrücken der preufsischen Kavallerie unter denj lu iht dieser Artillerie abgewartet, der Angriff mit der gesamten Kavallerie, mit starker Reserve ausgeführt werden, wodurch die Wirkung der eigenen Artillerie erzielt, jene der preufsischen be- deutend yermindert wurde, die Reserve aber war im Falle der Ver-

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Erinntmiigeii und Efwügnngeii eines alten lUvatterie-OffiBiert.

folgung des geworfenen Gegners bereit^ gttnstige Momente anssnnflteen, nene Angriffe aaszattthren.

War die Kavallerie dieser beiden Heere gut vorbeieltot, waren derselben etnigermalscD entsprechende Befehle zagegangen, so mnbte die Steilling an der Bistrltz früher entdeckt werden; auch der on- bemerkte Vormarsch der .\rmee von Norden und die vollkommen überraschende Besetzung der Höhen 7on Cblom war andenkbar. Man hat damals und namentlich im Heere an Maine der Kavallerie wie deren Führer die Beföbigung vollkommen abgesprochen, hierbei .aber ttberseben, daüs die erlassenen Befehle an die Kavallerie, wie auch so manche andere bereits angeführte Umstände, vom nachteiligsten Einflasse sein mufsten.

Auch die Tätigkeit der österreichischen Kavallerie in der Sohlacht von Custozza bietet höh» Interesse.

Auf deuj rechten FlHirel werten sich H Züge l ; Janen unU'v Hitt- meister Baron Beehtolsheim vollkommen überraschend auf die Tete einer Kolonne von fünf Bataillons und zersprengen den grölsteu Teil derselben: ^rolser Verlust aber direkter Erfolg.

Anf dem linken KlUgel gehen l(i Eskadrons. oine Batterie in 2 Kolonnen vor: Brisrade Pulz 8 Eskadrons, eint [Batterie auf dem rechten Flügel j^egen Somma campa;;na. Brigade Rnjanovics 8 Eskadrons ^ in 2 Kolonnen südlich von Tuk auf viilafranca.

Bei Beachtung aller Moment*', welche hier in Betracht kommen, ist zwar die Tapferkeit bei den Angrifi'eu Uber alles Lob erhaben, dennoch zeigen jene Momente ganz untrüglich, dafs kavalleristische Prinzipien keineswegs geläufig sein konnten. Die nicht vereinigteu Brigaden, der Befehl an die Ulanen der Brigade Pulz zom Angriffe al l vor Viilafranca venu ii t r tc " Kavallerie, der Artilleriekampf mit Iciudlichen Batterien, das unvermuicte" Eintreffen vor einer Tirailleurkette. dahinter gesehloääene Abteilungen und Bataillons in 2. Linie, sind solche Momente.

Die vorhergegangene Aktion der Brigade Bujanovlcs dUrite entsprechender gewesen sein. Die ganze Bewegung brachte bei erheblichen VerlDsten kernen direkten Erfolg; direkte Erfolge mnÜB aber aneh die Earallezie anstreben.

Der spftter am Nachmittage erfolgende Vozstols der veieimgten Brigaden, in der Absieht, Ewisuhen ViUafraaea md Valeggio duehsn- breehen» die nnbeabeiohtigte Änderung dieser BUhtung, der emente Angriff auf die Infanterie hei ViUafraaea, geben sehr hemerkliehe Anbaltsponkte darttber, dals kaTaUerxsUsche Prinzipiell und Grnnd- sätae Dicht geläufig waren, dalb die herrorragendste TapfiBrkeit nur dann direkte Erfolge beim Angilile anf Infanterie eningen kann,

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fiiinoeniBgeii and Erwägnogeii «Ihm «Iteii KtTftUeile-Offiden.

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„wenn Obenafiehnng möglich, oder roiDdeetens das ente ÄDgriib- Objekt dvrob AitUlede eraebttttert wnrdo^.

1870 waren beim reohteii Flügel der III. Armee 74 EekadroDs^ 54 In erster Linie ; nach dem Treffen ron Weilseoborg konnten aor 4 Eskaditme inr Verfolgung schreiten. Die KavalleriediFision, welcbe „hinter" 3 Anneekurps disponiert war und maraoliierte, fand selbstverständlich alle Wege mit Trappen bedeckt. Nur zum kleinsten Teile kann ihre Führung die Sebald des verspäteten Vorrttokens treffen.

Am 5. August konnte von einer Verfolgung des geschlagenen Gegners durch die KavalleriediviBion, sohon naeb den Meldungen vom 4. nicht wohl die Rede sein. Dagegen war entschieden die Aufklärung in erster Linie nötig, welche auch die gewünschten Re- sultate brachte. Am 5. nachts oder am 6. morgens war diese Kavalleriedivision an der Hagenaner Strafse südl. von Sulz wieder vereinigt. Die Kämpfe an der Sauer begannen am frühen Morgen des G. August. Um Mittag konnte fUglirh die Rekognoszierung um den rechten französischen Flügel bis zur Stralse Nicderbrouu-Zabern angeordnet, die Bereitstellung mindcstt iis eines Teiles der bereits verfügbaren Kavallerie Eskadrons die iintresaumte Heran- ziehung der K-avalieriedivision verfügt sein. Denkbar aber waren diese Verfflgungen insbesondere, wenn ein hoher Kavallerieotiizier schon im Frieden sich mit solcheu V'erhältnis.sin \ ertraut gemacht, bei den Übungen entsprechende Tätigkeit gehabt hätte, und im Felde beim Anueekommando speziell mit Verwendung der Kavallerie betrant war.

Während der Schlacht kamen nur stärkere Kräfte der fran- zösischen Kavallerie zu Angrifteu. Die erste Attacke der Brigade Michel angeregt von dem Kommandeur der Infanteriedivision bei derem ungeordneten Zurückgehen auf die vor Moorsbronn er- schienene preulsische Infanterie, wurde unter den denkbar un- günstigsten Verhältnissen tapfer, ohne jeden Erfolg, aber mit stärkstem Verluste ausgeführt. Entgegen dem unkavalleristischen Wunsche des Divisionskommandeurs, den Angriff nur mit einem Regimente za machen.

Auch der 2. Angriff aas der Bereitstellnng von 4 Kttrassierregi- raentem, m Gründe sttdwestlieh Ton Fri^sehweiler zeigt, wie un- beholfen Kmllerie ohne ganz snehgemüsse Voräbnng nnd Organi- saHon bleibt. Günstigere Momente snm Angriffe waren vorhanden, beim Heranatieten der preubisohen Infanterie ans den Waldgefeobten sttdlieh der Strafse filsafthansen-Beiebshofen, dann bei dem anföngüeh erfolgreiehen VorstoÜB der französiaehen Reserve aof Elsafohansen. Beide Momente hätten von dem Führer der Kttraasiere erkannt

54

Eriiuiflntiig«!! und Enrlgimgeii einei tlten iSATallaiie-Ofllalert.

werden mttsseD. wenn eutsprechende Grundsätze geläufig sein konnten. Als sodann der Befehl znm Angriffe eintrs^ waren die aUgemeineu Verhältnisse höchst ungünstig. Regimentenveise stürmten die tapferen Eskadrons auf das Geratewohl vorwärts, und erlagen jedesmal dem Feuer der wiedergeordneten prenüsisehen In> fanteiie ans den besetzten Objekten.')

Die vollständig flüchtende Armee blieb eigentlich von Verfolgung gänzlich verschont

Bei drni Ahmarsche der iransösiscben Armee von Metz, war es nötig, durch Kavallerie eine weite Aufklärung auf dem linken Moselufer nach Süden nnd Westen durchzuführen. Einheitliche Leitung dieser Kavalleriedivisionen wäre unbedingt sehr nützlich gewesen. War ein Kavallerie-General dem Armeekommando bei- gegehen, so wäre derselbe mit allen Verhältnissen ansreichend rer- trant gewesen; war er schon im Frieden mit Lösung solcher Auf- gaben beschäftigt, so ist der Führer, sein Stab und die Truppe vor- bereitet, die Aufgabe auch im Kriege unzweifelhaft zu lösen. Am frühen Morgen des Abniarschtages konnten Patrouillen und Heplies den Kavalleriedivisionen vorauseilen, den Anmarsch der Abteil unjjen (.\rr firpüFsisehen 5. Kavalleriedivision beobnchten und meldeu. Die Kavailei ii divisionen w;trpn wohl imstande durch ihre (Jbermaebt jene Abteilungen noch am N ormittaire zurnek/uwerfen: am Nach- mittage konnten neue Kav{Ulerie-Ableiluiii:rii licrnii^^c/oeen sein, welche Kavallerie zudem in den bei Gravelotte eiugetroüeueu Korps kräftigen RUcklialt fand.

Am Morgen des Sehlachttag:es Vionville Mars ia Tonr wnrde die französisphe Kavallerie in ihrem Biwak von Vionville durch das Feuer df r Artillf rie ö. Kavnüeriedivision „vollkommen überrascht", uud flüchtete in der Kichtuiig Hezonviüp. Wäre es nicht vorteilhafter gewesen, wenn die preutsische Kavallerie in zweckmälsiger Ein- teilniij? der Krälte, auter MitwirkuujU' der Artillerie, sofort mit dem Säbel in der Faust in dieses Biwak eingebrochen wäre, den tliebea- deii Geg:ner verfolgend, die weiter zurttcktitebeudeu Trappen anfiel? Hierbei konnte möglicherweise auch die südöstlich eiu{;etrolTenc f>. Kavalieriedivision mitwirken. Kähler sagt iu seinen Betrachtungen ganz zutreffend: ^es tretiMi Bilder vor die Seele, welche an die schönsteu Taten der preulsiseheu Kavallerie erinnern!" Im weiteren Verlaufe der Schlacht attakieren zwei Eskadrons, angreregt durch einen Generalstabsoffizier, die aus Flavigns hiuausgeworleue

') Dieser Augrüf erinnert lebhaft au Uiu bei den Manövern in (Jhälons

ansgefQbiten Attacken.

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Eriimertmgcn und Erwägungea eiue» alten Kavallerie-Offiziers. 55

Inuiztfsiflehe infanteriew Eine Eskadioo Terliert 70 Pferde, die andere hat wobl äbnliehen Verlnsft. So gute kompalLte ZielponlLte mflssea dem lientigen, ans weitem Umkreise mO geliehen In- ianteriefeaer erliegen.

Im ZeDtram eiacbottert das Krenafener der preolaiacben Artillerie die ^gneiisefae Infanterie, weleke an4|1elö$t snrttekgebt. Vom Armee* Kommando wird Kavallerie zum Angriffe befoblen; mebr wie 60 Eskadrons waren dort disponibel. 5 Eskadrons Garde-Kttrassiere maoben den Angriff in 3 Staffeln, erleiden in dem freien Teirain, die empfindlichsten Verinste and gehen aoi^lOst znrtlek. Die Brigade Redem der 5. KavalleriediTision steht in dem Grande, welcher sieh in sOdwestlieber Riehtnng von Flavigny herabziebt; sie wird von einem GeneralstabsofBzier zur Verfolgung der fransösiseben Kttrassiere aofgefordert. Die Brigade entwickelt sich, gebt «nr Verfolgung ror, deren rechter Flllgei nimmt eine TOin Armee kommando vorbeorderle Garde-Batferie, nnd dieses Kommando ist io grofser G^iahr ge- fangen genommen za werden. Die Brigade setzt ihre Vcrfolgang bis in die Gegend von Kc/.onvüle fort, wo ihr durch iufanteriefeuer ein Ziel gesetzt wird. Ohne bedeutendere Verluste kehrt die Brigade in ihre erste ^^telluug zurück. Nur eine eotsprecbend starke Besenre hätte auf dem rechten Flügel den bereits eraielten Erfolg festhalten, möglioherweise bei Rezonville neue Erfolge erriogeq können.

Bei dem uugordneten bereits erwähnten Rückzüge der fran- zösischen Infanterie, war an die ziemlich weit hinter der Schlacht- linie haltende 0. Kavalleriedivision der Befehl geschickt „zur Ver- folgung: vorzuhri'chen'*. Als sie am linken Flügel der Artillerieliaie südlieh Flavi^'Dv eintraf, hatten sich die Verhältnisse geändert und sie ging wiedfr zurück.

Di»' beiden ersten Kavallerie- Auirriffe zeigen zwar tapiere Truppeu, aber keine Beachtiini: der heutigen Feuerwirkun.i^ des In fanteriepre Wehres. Der AngritV Redeni beweist die Müf^lirhkfit der Kavalleri»'-Verwendung, unter günstigen Umständen oIhh be- deutendere \ » iluhte zu erleiden, die Notwendigkeit einer starken Reserve. Das verspätt-tt' Kintrt tVen der 6. Kavalleriedivisiou konnte vermieden werden, durch eine andere, nähere Bereitstellung; viel- leicht in dem von Flavigny herabziehenden Grunde, hinter der Brigade Redern; sie konnte vermieden werden durch eine ütellung des Führers der Division, entfernter \ou uei iruppe, einer Stellung des Fuhrers, welche die Beobachtung des Gefechtes erlaubte; sie konnte endlich vermieden werden dureh ?iehukiD^ der Truppe nach ein paar Zeichen des Führers sich zu bewegen und zu formieren: „durch sachgemalse Formation und FriedeusUbuugen".

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56 EriimeruDgtiii uud Erwägungan eines alten Kavallerie-Olfiieierü.

Auf dem lioken BlU^l <der prenlaisohen SteUnng kftmpfteik' mehrere BataUlone (tatttch der TronWUer Btteche, {cegen stets gröbere Obermaobt einen yerlnstreieheD, sehweren Kampf! Bewandemd und- ergriffen standen wir einige Jalire später, an der Gräbeneilie ron- Ol&sieren dieser tapferen Bataillone, in der Nähe der Sttdosteeke der genannten BOsehe. Henlipb ertreot waren wir, dafs die Iran- sOsisobe Kavallerie nicht rersnebt hatte, sieh auf diese tapferen Bataillone sn werfen etc. Allerdings aber wäre hierfür nötig gewesen,, dafs Tom Armee-Kommando ein KaTallerie-General anf diesen Teil des Sebladhtfeldes mit ausgedehnter VoUmaobt „in Beziehnng anf die KaTallerie** abgesendet worden urtixe. Anch in späteren Naob- mittagsstnnden, bei dem anter groJsen Verlosten abgeschlagenen. Angriff der prenfeiseben 38. Infanterie-Brigade, konnte die disponible französische Kavallerie recht gttnstige Umstände benatzen, wenn Tmppe wie Ftthmog fttr die Tätigkeit solcher Massen im Frieden vorbereitet worden, wenn wie erwälmt vom Armee-Kommando ein Kavallerie- (kneial dorthin beordert war, om die Massen m vereinigen etc.

Ein erhebender Moment mag es für die schwer bediingten Infanterie-Bataillone gewesen sein, als östlich der Tronviiier BOsohe- die Brigade Bredow, westlich dieser Bttsche das erste Garde- Dragoner-Regiment aar Attacke vorging.

Die Brigade Bredow erhält den B^ehl mr Attacke nördlich der Strafse Vionville-RezonviUe, entwickelt ihre 6 Eskadrons und stürmt dorch Terrain- ond G^sohtsverhältaisse begünstigt, fort dnreh Ar- tillerie nnd Infanterie, bis so dem Omude, welcher nach Rezonville- Mnabzleht. Hier wird sie nach der langen Attacke T<Mi den zwei' dort balteoden KavalleriedivisioneD angefallen. Ohne Reserve mols sie zurUck nnd erleidet bei dem Rückwege, auf mindestens som- Teile sehr erschöpften Pferden, die schwersten Verloste.^}

Während dieser anbefohlenen Attacke hält die Brigade Redern nicht sehr entfernt im Grande südwestlich Flavigny, ond 4 Regimenter der 5. Kavalleriedivision sind nördlich dar Tronviiier Bttsche mit' Beobachtung der dort anrückenden französischen Trnppenkorps be* sohäftigt; sie erhalten Artilleriefeuer, bald anch Feoer der Infanterie und^ kehren zurück. Zar Beobachtung waren ein paar Patrouillen oder Eskadrons doch unbedingt grenUgend. Den bedrohten Flügel „decken", womit ja die Kavallerie öfter betrant wird, ist vielfach eine nnkavalleristische Aufgabe. Am besteo war der Flügel

') Jeddr Kitvalkiisl kann sich ein Bild von diesem KUck/.uge inachen, ilie schweren Verluste begreifen, welche die tapferen Heiter hierbei erlitten, haben.

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fitinurnngeD und £nri(giiiig«B eiiim alten K«TaUerie-OMiien.

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wohl ^^('deckt wenn dipse Ke^^inienter, wie aucli die Bri^Mdc Kedero* deü Erfolg der Keiter Bredows cresirbert und eririür/t hätleu.

Die Tinrdlioh eines tieieii Grundes haltenden Iranzösischen Kavalleriemassen lieiseo sich auch doreh deu Aogriff der Garde- Dragoner aaf die nachdruckende Inlanterie nicht zur Attacke ver- leiten. Kiner wohlgeübten Kavallerie und damit erzielten übe rl eirteii, sicheren Ftlhrunir, konnte die L'het-sehreitnnr des tiefen (ii undes und das \ urüiechen . durch die eiirene kämplende intanti i mit einer grolsen Masse keinerlei Sehwn-riirkeit bieten. Was vtm solchem Vorbrecheu möglicherweise zu erwarte« gewesen wäre, tiberlassen wir (ier Überlefiröug jedes Kavaileristen.

Mittlerweile hatte sich westlich des von Maib hi Tour in nörd- licher Kichtang ziehenden Grandes, um eine dort im Feuer befind- liche Garde-Batterie und eine Eskadron Garde Drafroner. durch den Angriff von einem Kegimente Ghitsseurs d'Atrique eine neue Episode entwickelt. Ein herbeigerufenes preufsisches Dragoner- Regiment wirft die Chassears zurUck. Ein Teil der tranzösischen RdtennaBBep ttberscbritt weiter oördlieh jenen Gnrnd, während 9 Eskadroos der Brigade Barby sttdlieh Mais la Tonr herumreiten, sodann leehto BehwmkeDf aal jenes Gefechtsfeld rQcken; sie wurden doreh freiwiUif herbeieüende Eskadrons und Begimenter rerstilrfct und bewegten dch gegen die fraoilteiBehe Kavallerie. In der Höbe Ton Ville nur Tron kam es znm ZoeammeDstols. Die größte Attacke des ganzen Feldzuges auf jeder Seite einige und zwamig^ Eskadnms endigte mit der Niederlage der Franzosen.

Man hat unter anderem „Y<m natzlosen Balgereien der KavaUerie auf den Flttgeln gesprochen*^ Diese Anschannng zeigt, in welcher Weise die Tätigkeit der RaTallerie mitnntnr beurteilt wird. Wir Beiter können allerdings nur bedauern, wenn im Frieden aus nahe- liegenden Grttnden solehe Balgereieu zwischen KaTatlerie protegiert, werden, wenn im Kriege Schlachtenangriffe tob Kavalleriemasseo zn Teimissen sind.

In später Abendstunde wurde ein nochmaliges Vorrttcken be- fohlen, bei welchem Begimenter der 6. Kayall^iedinBion unter er- heblichen Veriusten attackieren. Mit ToUstündiger Dunkelheit erlischt, das Gefecht; Aufgabe der Korps- oder Divisions-KaTSllerie blieb es, nach Anweisung der Korpskommandos, die Fühlung mit dem Oeguer in der ganzen Fronte nicht zu verlieren. Die Kavaileriedivisionen- mulsten sich hierbei beteiligen, insbesondere aber hatten dieselbea weiter aasholende llekognoszierangen um die feindlichen Flügel; bis- in den Kücken der Gegner darobzaftthren. Natürlich mufsten die- Kavalleriedivisionen hierzu angewiesen werden; diese Anweisung war

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.53 Krinnenuigea und £rw%iiiigea eines nUen Kavallerie-OIfiBers;.

uiiimiiingt notwendig- ,,weil unter den gegebenen Verhaltnissen Prin- zipien für diese Tätigkeit ki-ineswegs geläutig sein konnten".

Aach am Tag:e nach der Schlacht w.tr die Bühluiir: luit dem Gegner nur aul dein rechten 1 lu^ci g;ewonnen; selbst am Murgtii dc^. Schlachttages von Gravelotte war die Ausdehnung der französischen Steilong nach Norden unbekannt. Die Grlinde hierfür wurden in den Torhergehenden Sätzen niedergelegt. Man vergiDst nur zu häufig, ,,,,dafs naan mit YoUem und ganzem Rechte auch ron der Kavallerie im Kriege nur dasjenige verlangen kann, woAlr sie im Frieden er- zogen worden isi****

Zn der zweiten Schlaeht in dieser Blutgetittnkten Gegend be- merken wir nur, dats die selir exponiert kämpfende Korps-ArtiUerie nächst Amanvillers ein reeht günstiges Angriffsobjekt fllr die fran- itfsisehe Kavallerie gewesen Ist; aacb ein Angriff gegen die anter schwersten Verlnsten kämpfende Garde vor St. Privat molste unter- nommen werden. £in franx(toisohes Kavalleriekoips mit starker Artillerie konnte das Anrttcken des XII. Armeekorps kanm auf- halten, aber anbedingt bedeutend verzOgem.

Ob es kavalleristisch ein glttekllcher Gedanke war, eine prenlslsehe Kavalleriedivision Ober Giavelotte anf die Hohen Ostlieh voizoriefaen, Überlassen wir der Oberlegnng; nor das Teten-R^^ent 4. Ulanen eireiohte die Höbe and verliert in knmer Zeit 100 Pferde. Ein gans ähnl|eber Fall war bei Spieheien, dnieh die Beorderong eines Hosaren-Regiments anf den Spieherer Berg geschaffen. Verschiedene andere Lagen seigen den Wert der frtther angegebenen Grundsätze; nicht minder aber anob das unbedingt ganz zweckmäldge Verhalten der Kavallerie der Avantgarde, beim VorrOoken anf der Strafse von Saarbrtteken nach Mets. Diese Tätig- keit war daroh die jährlichen Truppen-Übungen gans unzweüelhaft geläufig.

Ahnliche ßetracbtungen Ober Verwendang und Tätigkeit der Kavallerie beider Heorc vom Vormärsche anf Chalons bis Sedan und gegen das von Mezi^rcs abrückende französische Korps, Uber Auiklärung, Treffen und Schlachten im Süden von Paris und an der Loire steigen, dals gerade und insbesondere bei der Verwendang wie Führung der Kavallerie im Frieden Versäumtes, im Kriege, selbst bei längerer Daner desselben, nicht mehr su erreichen ist. Auch dieser alte Grundsatz kann ans den Kriegen um die Ifitte des 18. Jahrhunderts erkannt werden. Nannte doch Friedrich der Grofse seine Kavallerie nach dem ersten Kriege: „das geietloseste Korps der europäischen Heere." Sein Werk war es, aus diesem Korps das bis heute nnerreiohte Vorbild für Kavallerie zu schaffen. Wir

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üliiiuifiruogda imü £rwä£;iuageu eiacs alten Kftvalierie-Oiäizien. 59

köuneD Dicht fehlgehen, iiKU m uuablässig bemUht bleiben ka\alk-ristische Erwägungen auzuätellen, kavalleristische Prinzipien

m vertreteu.

Vor 21 Jahren wurde z. B. zuerst die Stelle eines Inspekteurs der Kavallerie nach längeren BemUhongen geschafl'en; vergeblich war das Bestreben Air diesen Inspekteoi einen Wirkungskreis zn erringen, welcher allein der Stelle ihren Wert geben, der Armee wie der Waffe NntEen bringen konnte. Wenn diiio der GrnndsatE xor ToUen Geltung gekommen wftre „dab man im Kriege anoh von der Kavallerie nnd ihrer Fttbrnng nor das erwarten darf, wofbr im Frieden Prinadpien anfgeetellt and gelftuiig geworden waren'*.

Kritik Uber Personen nnd Unterlassangen ohne RttoksiehtDabme anf allgemeine Verhältnisse, wird stets nngereeht Lehrreieh müssen dagegen Erwfigongen seb, welebe diese Verhältnisse nnd deren Einflols beaehten.

Anoh hente, naeh 33 Jahren, wird noch immer Uber die Sehlacht ▼on Wörth, resp* ttber das 2. bayrisehe Armeekorps verhandelt» trotz- dem die ganxe Angelegenheit hOehst einfach liegt. Nach dem Generalstabswerke wurde

am 10 Uhr von 24 Geschtttsen des XL and 84 des Korps das Fener erOftnet. Bald naeh Eröffnung dieses Feners war die französische Artillerie znm Schweigen gebracht, „es trat eine Pause im (^esehfttBkaapfe ein**.

„Bei dem Stabe des 2. bayr. Armeekorps, welcher nord- östlich Langensnlsbaob anf der Höhe 841 etwa eine Meüe nördlich von Gonstett hielt, waren diese UmstKnde nieht nnbemerkt geblieben; ebenso das aoffalleade Zunehmen des In&nteriefeners bei der 4. Division."

Um lOVi Uhr wurde der Befehl Uberbracht: „das Gefecht abzu- brechen.** Gegen Wörth, beim W Korps war das Gefecht beinahe verstummt; es blieb wohl keine andere Wahl wie folgnug des Befehles*'.

Wir koDiien französischen Berichten das Vergnügen lassen, von einer Flacht der bayrischen Truppen zq sprechen; dal's an verschiedenen Punkten und anf verschiedenen Strecken, der Rtlcksug von Plänklerketteu vielleicht laufend bewerkstelligt wurde, war wobl sehr angezeigt.

Um 11 '/4 Uhr traf ein Offizier vom Generalstabe des V. Korps beim kommandierenden Generale ein, brachte die Mit- teilung' des Entschlusses zum erneuten Angritte, die Auf- forderung^ zur UnterstUtzaiiii'. Der gr^fste Teil der im Kampfe geweseaeu 2. Division, war schon seit Stunden auf dem

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60 Eiiiinenuigon uod Erwägangen eines alten Kavaliehe-Offizier».

Rückmärsche. Nachdem Befehl au die 3. Divisiun aligesehickt war, die 6. Infanterie- uod Ulanen-Brigade voraasenden, ward ich bestimmt mit jenem Offizier zum f). Korps zu reiten. Im scharfen Kitte ging es Uber Alte Muhle auf die Höben östlich Ton Wörth, etwa '/a Meile Loftlinie. Eine Infanterie- Brigade, wurde gerade gegen die Sauer WOrth Torgeftihrt; der Oenenlstabs-Gbef Oberst y. d. Esch begleitete diese Be- wegung. Etwa

11 Ubr 50 Minuten, nach kürzerem Aufentlialte hier, nahm icb den BüelLweg; die Spitzen der 1. bayrisobeo Division -~ Pa- tronUlen Tom 8. GbeT.-Regt. ond Rlttnieisfeer Ftirst Wrede traf ieb westlich OOrsdoif.

Was die PersönlioblLeit des kommandierenden Generals anbelangt, so war General Freiberr ron Hartmann ein guter Soldat, ein geistig wie kOrperUeb trotz seiner 75 Jahre nngewöbnlieh begabter, frischer Ftthrer, dabei aneb ein goter, sclmeidiger fieiter und glücklich in seinen Unternehmungen.') Noch mehrere Ottziere sind am Leben,, welche den ganzen Feldsng in dem Stabe mitgemacht haben; über- einstimmen werden dieselben nicht nnr in dieser Richtung, sondern auch in der Obeizengang, daJs General Ton Hartmanp die 4. Bivisioti troll f enes Befehles nicht ans dem schweren Gefechte anrttckgenommen hätte» wäre nicht unglttoklieherweiBe um die Zeit als dieser Befehl dntnif, eine Pause in dem Gesohlltskampfe beim 5. Korps einge- treten, wie aus den Zeitangaben sehr leicht zu ersehen ist,, wie ich mich ganz zuverlässig erinnere.

IV. Übungen.

Vor 50 und einü;en Jahren war die Heitansbildung nicht kavalle- ristisch betrieben. Uberall gab es recht gute Sehulreiter, im allge- meinen aber gab man sich zufrieden mit Vorführung eingedrillter Formen. Der einfache Grundsatz: ,,Die ganze Beitfertigkeit besteht in der klaren Anwendung und Obereinstimmung der Hilfen des Sitzes und der ZtIgeP, fand eigentlich keine besondere Beachtung. ETrfolg war nur zu erwarten, wenn jeder einzelne Reiter im richtigen Sitze auf dem stehenden Pferde und zwar so lange fortgesetzt unterrichtet worden wäre, bei gleichem Verfahren in Beziehung auf die verschiedenen Hilfen, bis er das volle Verständnis auch während der Bewegung eines Pferdes gezeigt hätte. Die Reitinstruktionen beschreiben

•) Auch der Generulstabs-C hef des Anneckorps war ein unge'K'öhnlicb. euergischer, tapferer und hochbegabter Offizier.

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Eiinnenmgen und Erwfigimgen eines alten K&raUerie-Offlzier«.

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zwar die kanstgerechten Hilfen, bei voller ( bereiDstininmDg TOn Sitx-, Gewiobt-, Schenkel- und Zttgel-Hilfen, sie versobweigen «ber wie diese KoDstferiigkeit mit Sieberheit %n er- reieben ist.

Die EzerzierUbungen hatten jalinseiuiteiang: keinerlei Fort- schritte gemacht; die Gangarten waren entweder abgekürzt oder unrnbi^ geritten worden. Rei der Attacke sollten etwa 300 bis 4(K» tjchritte im Trabe, löo Schritte im Galopp zurückgelegt werden! Mitunter wurdpn sehr frairliche Kunststücke bewundert. So war rühmend erwähnt woiden, dals ein Kavallerie-KPLrimeQt iii brnach biirteiu Keichr in) Frontuiarsübe Galup]! rechts angeritteUf daSs üul Signal d''r Galopp links angenommen warde!

Bald darauf «rah das suireuannte Edelsheimischr System An- reguutr für die f^^anze Ausbildung; naeh kiir/.pr Zeit gab es rberti I iliunj^en verschiedenster Art. Auf der Iteitschule machten die Manuscbafteu alle erdenklichen Kunststücke; auf den llbuu^t-plät/.en wurden di«^ im Systeme liegenden DaoerUbuugeu im Trabe und Galoppe, teilweise ohne richti^^e \ urbereitung der Reiter oder der Pferde Ubertrieben, natürlich /um eraptindlichsten Schaden des Pferde -Materials. Damit konnten die »ehr bedeutenden Vorteile, welche mit drr Verwertung der Anregungen des Systemes ganz un- zweifelhaft zu erreichen waren, keineswegs gewonnen werden. Leider kliltt' die kavalieris tische Überwachun£r oder Oberleitun«:.

Bei Beachtung der gegebenen Anregungen, war der in früherer Zeit überhaupt unbekannte, auch 8]iäter während des Winters nie gerittene räumige Galopp, wöchentlich '2 bis :i mal in dieser Jahres- zeit auch im Freien geübt worden, sogar mit gezäumten Pferden; zwar zum Schrecken eines oder des anderen Reitkttnstlers, aber ohne jeden Nachteil für die Keitscbole, dagegen zum ausgesprochenen Vortdie für die kavalleristiscbe Aosbiidiuig der Truppen. Vlel&eh worden diese Bitte snr Wintemeit mH Zwdtdlniig der annttekenden Mannsebafteo einer Eakadron» Formierang auf einem Gliede, ausgeftibrt Itatebans niobt eeUeo war es mOglieb Ezenderplata and Wege zu Yerlassen nsw., kldne Patronillen mit der Aufgabe an betranen: y^obne sieb seben an lassen, eine Stande nadi dem Ein- rücken Heldong ttber ibre Wabmebmnngen in maeben." Es ist begieifUeb, wie oneadiieb günstig solebe Obongen die takttsebe AnsbQdnng erlelebterten, wie leicbt es blieb die Bttnmiglieit der mbig gerittenen Gangarten Torttbergebend bis aol die grOlrtmOgliebe GesamtieiBtoiig an steigern. Klebt minder Torteübaft waren diese Obongen für das Überwinden so numeber Sobwierigkeiten un Terrain. Es bleibt gaoa erstannfieb^ was Pferde im Klettern anfwllrtB oder

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ErlnneniiigeD und EnrJigiuigvii elnM alten KAvalleiieXMBiien.

abwärts leisten, wenn sie dnreb Gewieht nod HUfeo des Reiten oieht gestört wenden, in einer ihrem Körperlmn entepreebenden Haltong geben können, dann solche Bösobangen sogar mit aller Robe in höheren Gangarten Uberwinden. Ähnlich verhält es sich auch mit dem Schwimmen der Pferde, weiebes mindestens für Patronillen nnd ZarUckbringen von Meldungen mitunter von der b<k)b8ten Bedeutung ist, unter Umstttoden aber niebt minder ittr die ganze Truppe, trotz Faltbooten nnd Überbrückungen mit solchen Booten. Fttr jeden denkenden, Tororteilfilreien KavallerieoMizier waren die erwähnten Anregungen ein ganz unschätzbarer Wegweiser, für zahlreiche unendlich nützliche Übnngen.

Vor Zeiten waren die Exeraiervorschriften lediglich tllr das Regiment aufgestellt, mit zahlreichen unkavalleristischen Formen und Bewegungen belastet. Dies bat sieb ganz wesentlich zum besseren geändert.

Lans:^ Zeit hinrlmcfi aber wunU n l'bungen. analo;,' wie bei der Infanterie, und durch der ganzen OrgaDisatioii bediiii^'t. ..mit Exerzier- Ubungen der Karalleriebrigadeu beendigt**. Nur l)ei der l<.a\ aileric- divisioTi des XV. Armeekorps in Elsafs-Lothringen Uhteu vor Zeiten jährlich beide Pirigaden zu 4 Regimentern, 2—3 Tage in Brigaden zu 2 Regimentern und 8 4 Tage in der Kavallerie- division - 5 Regimenter zu 4 Eskadrons , auf den grol'sen Lbungöplatzen bei Metz und Hagenau. Diese Übungen unter Leitung eines hervorragenden Kavalleriegenerales, braciiteu grofses. sehr bemerkenswertes Selbstvertrauen, sehr wertvolle Sicherheit in die schönen lieginieuler. Ähnliciie I bungen für die im Felde aufzu- stellenden Kavalleriedirisionen sind von uuberechenbareni Werte, ein wahres Bedürfnis.

Die jahrlich so wichtigen Khv alieriedivisionsttbungen bei der uiibediiigl notigen Forniieruni: dir'ser Divisionen un Frieden, sollten iu ähnlicher Weise durihgeHihrt, werden, wie vor Zeiten bei dem XV. Armeekorps. Im allgemeinen sind die bisherigen Bestimmungen voll- kommen gentigend in Beziehung auf Stellung. Bewegung und For- mierung, nach feststehenden Zeichen des Führers; nachdem die Oi?ision auch im Kavalleriekorps, im Verhältnisse als 1. Treffen oder Resem, bei den Angriffen gleiche Formation nach den Ob* jekten aDsehmen wird, soheineQ die Übnngen in DiTirimien anf den gioisen Truppenttbungsplätsen genügend. Die KaYalleriedivision kann anf einem Gliede formiert anoh als EaTalleriekorps geübt werden.

Bei den Angriffen anf Infanterie dürfte jedoch an bemerken sein: „bei vollständig sieberer Obenasobimg oder ToUstandiger Anf-

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Eriiincraiigmi uod Enrlgwigai elnM alten Kavaltorie-Oflliittn.

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lüsimg: der Infaüterie, ist die Fürm selbstveratändlich Nebensache Unter anderen Verbältnissen mufs es sich empfohlen festzusetzen, dals die TetenzUge dreier Eskadrons der angreiteadcn Ue^iriK iitcr eventoell auch vom 2. Treffen ausfallen, sieb mit Zwiscbenranrn der Heiter auf ein Glied formieren, dafs von Jeder Eskadron der folgende Zup auf ein Glied formi»*rt direkte, die beiden letzten Ztige ebensi» lormiert eventoell rechts und \iuka debordierend und mit grülserera Abstände folgen; die verbleibende geschlossene Eskadron aber als Spezialresene. Beim Kavalleriekorps bleibt die 2. Division wie bei jedem An^rriffe Hauptreserve auf dem äufsern FlUgrel, \^;lllrclKi das 2. Treffen ganz uder teilweise am inneren Flügel luh^t, wcun ein Befehl nichts anderes verfUgt.

Vor einem der letzten (Gefechte in Südafrika bemerkte man bei einem grölseren englischen Truppenkorps, das Erscheinen vonUeitem auf grofse Entfernung. Nach Berichten waren dieselben als Feinde er- kannt; diese Beiter foimierten sich in mehrere geöifnete Linien nod stinnten gegen die englisolien Tmppen vor. Trote AitUlerie- nnd Infuiteriefener drangen diese fieiter ein; waren geschlossene Reserven zur Hand, konnten weiterere iLaTallerlstiscbe Erfolge niebt ausbleiben. Hätten die Bnren gekannt, dafs die Pferdebafe schon allein, abgesehen Ton Bewaffnung der Beiter, imstande sind Krisen sehr erfolgreich ansasnnotKen, konnte so manches grOfsere- Clefeeht zur vollen Entscheidong geführt werden.

Bei Angriffen auf die Flanken ieindliober Tmppen stehen drei Brigaden des 1. nnd 2. Treffens znr Verfügung. Hier sind grO&ere fVontentwiekeInngen anfSnglieh nnnOtig, während die Brigaden ZwisebenrSnme nehmen, welehe den Objekten entsprechen. Vom Teten- regiment jeder Brigade formieren sieh swei Eskadrons nach dem Objekte, während die anderen beiden an den Flügeln folgen und das 2. Begiment als Spesialreserre. Die 2. Division bleibt Haupt- reserve.

Über die Verwendung und Einteilung dieser Kavalleriedivisionen bei den grölseren Truppentlbungen , auf Antrag des Kavallerie- inspekteurs der betreffenden Armeeinspektion, wurde bereits bei der Oq^nisation Erwähnung gemacht. Im allgemeinai könnte der Grundsatz gelten: „Bei den grofsen Manövern wird mindestens ein Kavalleriekorps zu 40 Eskadrons bei den Entscheidungskämpfen formiert, bei jedem Korpsmanöver wird eine Kavalleriedivision zu- gcaogen unter besonderen Umständen auch als Kavalleriekorps auf einem Gliede." GmndsätzUeh aber vmb es sich femer empfehlen, da£s bei jedem Manöverkommando unter welchem eine Kavallerie- division steht, ein höherer Karallerieoffizier, Inspekteur der Kavallerie

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-64 Erfameniiigea und EnrKgniigeii eines alten Kevttterie^ibien.

oder ein Divisionekoraiuandear der Kavallerie belge(]:ebeD ist, mit ähnlicher StellaDg wie sie im Felde für den Kavallerieinspekteur beim ArineekommaDdo als beuoQdera nützlich bezeichnet wnrde. Nor ^aof diese Art scheint es denkbar^ dafs bei den aasgedphnten Auf- •marschfionten der heutigen Heere, bei den aasgedehnten Schlacht- feldern, bei den selbstverständlich die Aufmerksamkeit fesselnden, öfters recht sebwierigen Episoden des Feaergelechtes^anf die Kavallerie mitunter nicht vergessen wird, dafs Teile der ausgedehnten Schlacht- felder bei Krisen im Gefechte des Gegners unbeachtet bleiben, wenn «odann nicht Kavalleriegenerale mit der Vollmacht abgesendet werden, eventuell auf diesem Teile des Gefechtsfeldes ILavalleriekorps zn vereinigen und zum Angritle zu fuhren.

Nachdem fcdoeh bei den FriedensUbungen Krisen sich uicht be- merklich machen, welche bei langer andauerndem Feners^efechte, in Zukunft wohl in nicht ,2"pr!n^ercr Zahl und Ansdchiuiii^' stattfinden werden, der ansL'»'flihrtt Kavallerieangriff im Frieden stets von hettigstem Feuer empfangen wird, muls es sich empfehlen den FUiirer der Kavallerie darüber ,,stets" zu hftren: ..aus welchem Grunde er den Anjrriff unternommen hat." Nur auf diese Art wird die initiative ilebselbeu erhalten bleiben.

Bei Übungen im Elsafs bekämpften sich zwei Infanterielinien auf kürzere Entfern unjr. Eine in der Nähe der Infanterie verdeckt haltende Kavalleriebrigade wurde zum Angriffe vorgeführt, in der Voraussetzung, dals dieses Feuer eine der Infanterielinien oder auch beide schwer erschüttert haben nuisse. Die Brigade wurde durch den Schiedsrichter ohne weitere Erörteruii;^ aufser Gefecht gesetzt. Beim Armeekorps war es gebräuchlich nach den Übungen die Situationen nochmals zn erörtern und den Truppenteilen die Re- sultate bekannt zn geben. In dieser Bekanntgabe wurde der KavaUerieangriff als besonders gelangen bezeiehnet» welefae Eot- aebeidnDg doch wohl an Ort und Stelle hätte erfolgen sollen.

Viele Jahre später wurde das Bendezvoas für eine Kavallerie- divisioD etwa 1'/« km hinter deren Vorposten, vor dem rechten Flttgel des vorrückenden Armeekorps bestiDimt. Im Rendezvous «rbielt die Kavalleriedivision unter Bezeichnung des Weges den Befehl, vor den anderen Fillgel zn gehen. Im Angesicht der fieind- ichen Vorposten mnlsto diese Bewegung ansgefnhrt werden» obgleich •der angegebene Weg schon vom Glegner besetzt^ der hesUmmle Flttgel auf einem von diesem Gegner entfernteren Weg gewonnen wurde. Hiermit war aber der ganze Gefechtstag Uli die Kavallerie- ■division verdorben. War ein erfahrener höherer Kavallenei^Biler der ^ohen Kommandostelle heigegeben nm die Befehle an die Kavallerie

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Erinnerangen nad ^rwUgmfsm, etoea allflii K«v«Uet1e^flWeni.

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EU beantragen, so hätten die Anordniiiiges in Bezielmiig auf die

Kavallerie doch wohl anders gelaotet.

Bei Angriffen der Kavallerie gelegentlich der grttfiBeren Trappen* ttbüDgai besteben jedoeb verschiedene Schwierigkeiten.

Wird ein solcher Angriff aaf Kavallerie gerichtet, sollte der eine Teil nach erfolgtem Spruche der Schiedsrichter mindestens 1 Kilometer zurückgeben, diese eine Partie oder unter UrastHnden beide s:m\z oder teilweise aulser Gefecht gesetzt werden, während die siegende Kavallerie' ihre Beweg'angeu nebst Yerfolgang an- gebiudert fortsetzen oder markieren kann.

Bei Angriffen auf Infanterie ist es stets bchwif riu nach dem Sprache der Schiedsrichter resp. den Gründen, welche den Angriff veranlaf^tPD. für die siegreiche Kavallerie die weiteren Bewe^nn^en durchzuführen. Diese Schwiericrkeit nimmt selb-stverständlich mit der Stärke der angreifenden Kavallerie zu. Allerdings aber sollten auch diese Bewegungen vn» Kavalleriekorps und Divisionen zur AusfUhrun^r gelangen können, indem die angreifenden Abteilungen im Trabe die Infanterie durchreiten, sodann wieder im Galoppe den Angriff auf nene Objekte fortsetzen, unter hesumieren Umständen vielleicht /.um I- t ut rgefechte ilhergehen; die Spezialn^serve sich vor der Infanterie aolK/Ht, die Hauptreserve jener Bewegung folgt, um neue Angriffe auszutahren.

Auch die Uauptmomente der Verfolgung nach gewonnener Sehlaebt könnten zur Darstellung gelangen, wobei einzelne Punkte im Terrain vom Gegner beselBt bleiben mOfoten, die «bileheiito Trappen und ihre VerfaaBimg aber doreb Flaggen zn markieren wize.

Alle diese Anfgabm und Bewegungen der Kavalleiie dod Ton 00 großer WIebtigkeit nnd Bedentnng, dafe deren LOaong nnmOgliob gefördert wird, wenn Fttbrang wie Trappe ganz nnTOrbereitel fOx dieselben sind.

Neoerer Zeit woide ancb mitanter das SebwSimen filr „berittene Infuilerie^ bemerkbar. Es ist nnstrelfig riebtig, daib die KAYalleiie nnter vielen Umstttnden von der Feoerwaffe Gebiniieh maeben sollte. Die MOgliebkeit anoh in dem sehwierigsten Tenm Mg an sein, doreb die rasebe Bew^inngriUugkeity scbon bei einer Brigade 4 500 Fener- gewdire Uberrasebend in Aktbn bringen an kOnnen, sollte biofi- gere Beaebtong ibiden. Zn erwigen difarfle sein, ob nieht die besten Sebntsen im 2. Gliede einsntsilen wären, mindestens bei einzelnen Regimenieni oder Btigadeo die Lanze alnnlegm hätten, das Seiten- gewehr am Sattel, den Karabiner anf dem Bttoken, oder statt des Säbeln mit einem tOchtigen Yatagan ansgerttstet sein könnten. Hierdnreh wäre die Foraüeraog snm Feneigefeebte bedeutend er-

JikifcMkfr Mt <!• 4«BtMht Aimm nad Mnin*. Vo. IM. &

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66 Erinnemngen tuid ErwXguigai etiiM alten KtvaUeiie*OfiBsien.

leichtert, nachdem die Pferde der abgesessenen Maunschafton von- den Keitfiii des 1. Gliedes ohne Zeitverlast zu ttbernehmen sind. Die Feu* i linie aber kirnnte im Laufe des Gerechtes leicht verstärkt werden, indem nachfolgende liegimenter oder lirii^nd* i inA?. kora- piizierterem Vertahren beim Absitzen zur Verwendung kamen. Der Gedanke berittene Infanterie m formieren, fand sich schon vor Jahrzehnten in einem Dragoner- Korps \erkorji<il. Solih' Truppe ganz als Infanterie zq verwenden, bat abgesclien \ou den liTofsen Kosten ihrer Anfstelluuir, so manches verlotlu iKle, namentlich tUr luianlerie, welche ohne l nterstützuug bleibend ini schwersten Kampfe aosliarrt, während Kavailerie nieht selten diesem Kampfe zusah. Wir Reiter können diese Geftihli mitemplindeu; wir glauben aber, dal» bei entsprechender Organisation die wohlüberlegte geschulte FtJhrung der Kavallerie, in sehr vielen solchen Fällen durch einen tüchtigen Angriff nicht nur die ersehnte Hilfe, sondern ;tuch die völlige Ent- scheidung des schweren Kampfes hätte hriugeu können. In der Taktik \on Pz. steht der zutreffende Satz: ..einige tau.^uid Pferde haben in \N''uigen Minuten mehr erreicht, wie /ehntauseud Gewehr» bei stundenlangem Feuer."

Bei der Anikliirimg überhaupt und namentlich bei der 80^ genannten strategischen Anfklimog, haben die Patrouillen eine höchst wichtige Aufgabe zn lösen. Den Gegner anfsnohen nnd nie Ii t mehr ans dem Ange verlieren, die Wahmefamongen zorlleknielden. Im Feldznge 1870 hatte eine Patronille von der Armee des Grolshenogs ▼on MeclKlenbnrg, zahlreiehe {ranzOsisehe Truppenkorps in der Percbe- entdeclLt nnd längere Zeit, belTsg and Naeht TOrattglich beobach- tet; httite deren Ftthrer noch mehrere Standen an^geharrty konnte derselbe den Abnuusoh jener Korps melden. Die bei diesem Dienste- nötigen Bewegnngen, wie die ganze fieobachtnngstittigkeit Terlangi Yon dem Ftthrer eine Flllle von Eigenschaften. Bei der ganzen Obongszeit konnte diese Tätigkeit zwischen benachbarten Garnisonen ohne jede Schwierigkeit znr Aasfllbrang gelangen, Meldnngen nach- bestfanmten Anhaltsponkten abgeschickt werden. Je mehr sieb diese PatroaJllen verdeckt bewegen and verdeckt beobachten, je weniger die Ftthmng wegen Unterkonfts- oder Verpflegungsbeschafinng ein- gescbrttnkt isf^ am so ntttzlieher mttssen diese Übungen sein. Ober- grobe Anstrengongen der Pferde können in der Begel vermieden, werden, wenn den Patronilleu bekannt gegeben wurde^ dafs auf einer bestimmten Starafee eine Beplie Abteilung sicher aber ein Radfahrer Relais anzutreffen ist. - Bei den grolsen Truppenübungen nnd im Felde wird man anbedingt über zahlreiche, wobigeilbte Kräfte zom Aofklämngsdienste verfügen. Der Patroniiienfübrer wird aber

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Erinnerungen und Erwä^imgen einetj ultou KAv«Uen»-0£fijd6n.

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seine Beobaebtimg des Gegners nmrasgesetzt fortfuhren^ nur iu ganz boondeien lUloi in eigener Pmon eine Meldung zarttckbringen. Diese besonders wichtigen Ponkle solüen aneb bei PatroniUeoritten im FHedea ?olkte Beaebtnog fiadcu, damit der UnterseUed in der Anflüirong im engeren Bahmen Ziffer l ond bei der Auf- klSnmg Tor der Front der Armee Sifer 2 niebt verloren geben kann.

Als leb Tor 56 Jabren bi die Kavallerie eintrat» waren seit Beendigung der Freibeitslmfige 32 Jabre vorttber gegangen. Die KaTallerie batte weder Forleehrttte gemaebt in der Organisation, noeb in irgend einer anderen Riebtang. Vom Bittmeister aofwSrts batten die Offiiiere die Fddsttge mitgemaebt; mit wenigen Ans- nabmen liielt man fest an gewohnten Gebrftnoben, Ansiebten und Aasbildongametboden. Für die unteren Chargen war es natHrlieb sebr eisebwert» einen Maren Blieb an erwerben. Domoeb war leb naeb kurzer Dienstieit ttberzengt^ dafs wir ans anf einem Standpunkte bielteO) der StiHstaad und damit Bttoksebritt war. Naeb mebreren Jabren besoebte ieb die grölsereo Truppenttbongen in benaebbarten Staaten, konnte jedocb nürgendwo Bemerkenswertes entdeeken. Die erste kaFalleristiscb-reiterliobe Anregung kam mit dem 80> genannten Edelsbeimisebea Systeme ans Österreich. Andere Sebolong des Materiales, systematiseb lietriebeue Dauerttbungen bei kayalle- ristiscber Verwertung der Oangarteo, brachte durchaus günstige Er- folge. Die Übungen namentlich in grölseren Verbänden blieben nngenttgeod und unkavalleristisch. Wenig war man überhaupt auf einen gesunden Fortsehritt fHi die Kayallerie bedacht. Schwache Friedensstände, Errichtung von Depot-Eskadrons und Eiböhang des Friedensstandes der Feldeskadrons liei Mobilmachungen, durch An» kaaf von jungen Pierden, Einstellung yon Rekruten, Schuelldressuren etc. ruinirte so recht gründlich die Verwendbarkeit der Truppe. Ein ebflufereicher, höherer Kavalierieoffizier hatte aus den FeldzUgen zu Anfang des 19. Jahrhunderts die Überzeugung gewonnen und behalten: „dals man auch Rekruten auf Remonten Reiter und Kavalleristen nennen könne." Man konnte dies allenfalls im Dranir«^ der Verb ätnisse in einer Zeit annehmen, in weicher man auf l OOdai vom Gpg:ner entfernt vom ArtUlerietener, auf 150 m vom Jji£aoterie- feuer kaum zu leirien hatte.

Das Gesetz uIkt die Pferdeaushebang änderte dieses bedenk- liche, für die Mobilmachung der lUvaUerie geradezu verderbliche Verfahren.

Vor 1866 hatte allein di< pi t ulsische Armee eine entsprechende Schale duieb die jätiriicheu Truppeotlbangen. Allerdiugs wurden bei

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Zum HertMitCeldtqg 181t.

denselben grdfsere Kavallerieverbändc wie Brifraden nicht formiert, ganz wie es die Friedensorganisatioii mit sich brachte; in den Feld- zQgen fehlte es sodann ganz natürlich In der Befeblserteilang and Verwendung ebenso, wie bei der FUhrong der erst mit der Mobil- machnog formierten Kavalleriekorps oder -Dirisionen.

Rente haben wir abermals 82 Friedensjahre hinter uns, nur einige Brigade-Kommamkure haben den letzten Feldzug mitgemacht. Auch in der Kavallerie ist so manches erreicht, was ganz ent- schieden als ein Fortschritt bezeichnet werden muls. Jeder Still- stand ist anch für die Kavallerie ein Rückschritt.

Der Initiative Seiner Msgestät des Kaisers hat es die deatsobe Kavallerie zn danken, dafs wie vor 160 Jahien Angriflfe grofser KaTalleriemaBsen angeregt und ansgeftllirt werden. DleMr Umstand Ist es, welcher dneo alten begeisterten RnTallerieeffiiler neuerdings Tennlafat jene Punkte sn berttbren, welehe Ihm von der gitffsten Bedentong erscheinen.

IV.

Zum Herbstfeldzng 1813.

Von

üeneraileutuant a. l). v. (inistori».

Die Gescbicbtschreibüng kann natargemUfa selbst ttber hinter uns liegende Perioden nie zum Abscblnfs kommen, wenn anob ge- meinhin diejenigen Arbeiten als abschiieisend bezeichnet werden, die unter Aasscheiden des Stoffes, der vor der Kritik nicht stand hält, aus allen erreichbaren Quellen ttbersiebtUche GesamtdarsieUongen schaffen.

Fttr Kriegsgeschichte besteht die nächste Aufgabe darin, die Dokumente der eigenen Archive nsw. geordnet an&nreihen und damit feste Grundlagen für das Tatsächliche herzurichten, wie es neuerdings in langentbehrter Weise in Frankreich für die alt- napoleoniaohe Zeit geschieht. Dieses chronische Verfahren liefert

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Zum Herbatfeldwg 1818. (J9

noch Dicht für den l.oser, sondern fllr den ForMcher handliche Er- ^bnisse and bt diirf zu eioeru \ uilbild nulwendi^^erweise der Er- güuzuug durch liele^e der gegnerischen Partei, welche weniger leicht und vollständig zu beschaflen sind. Doch hat fortschreitende Ordnung der Archive, vor allem aber Ireiere Auffassung und allseitig eigenes Bedttifois nach Aofklärnng und Erkenntnis 80 föidmd gewirkt, dafo «neb dem fremden Forscher grölstes EntgegeokomneD gewährt zu werden püegt Ttotnlem bleiben immer Ltteken in den Akten» ond es ist Pflicht des SehriftstelletSf diese sdbst berronnheben, den Leser auf die onsieberen Stellen binsuwelseiiy an denen er sieh nicht anf den Verfasser stdtaten darf und wo ein nachfolgender Forseber ehutasetasen bat Niebts kam dem ffistcniker willkommener sein, als wenn nene Qoellen aufgedeckt werden, welche die bisher Ton ihm angenommenen Tatsachen be- richtigen oder gar beseitigen nnd damit seine Arbeit fortentwickeln.

Soviel Aber die obrontstiscbe Seite, anf der alle Geschichte m falben bat Wenn ancb bei ihr schon die Kritik wesentlich in An- spruch genommen werden mnls, so liegt ihre höhere nnd geistigere Angabe doch im Würdigen Ton Ursache nnd Wirkung geschieht- lieher firaeheinnngen. Dieses GeMet fordert eine Feinh^ des Nach- empflndeos, ein menschenkeunendes Urteil, eine Objektivitltt, wo dodi das eigene leb Partei «i nehmen gezwangen ist» denen gerecht m werden zq den schwierigen Aufgaben gehOri Es ist das Feld der Indizienbeweise ond der Schlolsfolgerongen, die zu angleichen Ergebnissen ftihren können. Der FOrderang der Sache kann es nar dienen, wenn verschiedene Gesichtspunkte hervorgekehrt, im kontra^ diktorisehen Verfahren Abklärungen herbeigeführt werden. Der eingangs aufgestellte Sats, dafo die Geecbiehtschreibang nicht snm vollen AlMoblnls gelangen kann, findet hier seine vonogsweise Geltung.

Die Geschichte des Herbstfeldzuges 1813 von Major Friederieb

ist eine hocherfrenliche Erscheinung.') Ebenso nach Plan als Aus- führung bietet sie ein klares durchsichtiges Bild von dorn nnge- heuereii Stoff, und besonders erfreulich i«?t es, dai's dem Urteil Uber die ^eisti^'-e F)cweg'nng in dem Gemälde Uberwiegend mit Aner- kennung' l)eigetreteu werden kann. Das darf jedoch den Sachkenner nicht von der Pflicht entbinden, den Blick auf die Paukte zu lenken, wo nach seiner Auffassung das Geleise verlassen ist, und den Leser, dem das Material zur Yergleicbung nicht wie dem Forscher zur

t) (TcsrhichtedesHerbfitleldxagee laU. Bearbeitet von Migor Friederich, i. Band 1908.

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70 2um Herbstfeldwif 1818.

Hand lie^ zur eigenen Urteilbildong za leiten. Eine neuere Dar- steUviig sohUefat obnebin leiebt die Vonuinetniig dn, weldie*i]i di^em Falle nicht sntrifft» dab sie auf aea endiloMene DolcnmeDte gesttttrt ist.

Dieser Umstand drückt dem Verfasser der Geschichte der „Nord- Armee im Jaiure 1813,^ dessen Arbeit in den Bereich yon Major Fiiederieha Wei^ fUlt, die Feder in die Hand nnd TeranlalBt Ihn, eingdiender Uber die Politik CSail Johans TOn Schweden sidi za ver- breiten, als für die eigene Aibeit* erforderlich ersebienen war.

Dnroh Umstände und ihm günstiges Vomrteil hatte der Marsehall

Bemadotte den Erfolg irehabt, znm Kronprinzen von Schweden er- wählt zu werden, ihm als Fremdling lag in verdoppeltem MaCse die Verpflichtung ob, sieh Vertiaiien im Lande zn yerdienen und eine feste Stellung zn gewinnen. Seine Klagheit und kühle Be- recbnnng rieten ihm den Plan, ani das jüngst verlorene Finland endgültig zn verzichten, seine Schweden nelmehr durch den Erwerb des günstiger gelegenen Norwegens zn entschädigen. Liels eich das nicht diplomatisch erreichen, so muTste es unter Machtentfaltnng geschehen, und Schwedens Vorteil forderte, das im Anschlufs an die Interessen anderer Mächte zu verfolgen. Dazu waren ihm zunächst 1812 von Kufsland die Hanrl geboten und Verpflichtungen einge- gangen. Im folgenden Jahre nach Napoleons Niederla!;»' (Tweiterten Hicti seine Verträge auf alle gegen Frankreich und Dänemark Ver- bündeten. An die Franzosen banden den Kronprinzen zwar nationale .Sympathien, wie wir unten sehen werden, und nnr dem Kaiser Napoleon persönlich war er Feind; aber der Plan, den Dänen Ge- walt anzntun, ni/tigte ihn, zu den Gei;ricrii seiner frUhen n Lai)(l^- lente sich zu halten. Am Niederwf rfeu der Franzosen hatte Carl Jobau nur ein sekundäres Interesse insoweit, dafs die Dänen isoliert und seinem Willen gefügig gemacht werden kunnten. Ein weiteres Zurückweisen als für diesen Zweck berührte Schwedens Politik kaum, und der Kroupiiiiz blieb deshalb dem Grundgedanken der europäischen Koalition gegen Fiaukreich fremd. Duiuit erklärt sich sein Streben, lediglich den Platz in der grofseu Verbindung zu wahren, ihr Gewicht tUr sich auszunutzen, ohne au eigenen Mitteln mehr in die Wagschale zn werfen, als ihm abgenötigt wurde.

Von diesem Gesichtspunkt rechtfertigt es sich temer, dals Carl .lohan nicht eher tätig wurde, als bis das europäische Bündnis ge- nügende Entwickelung zeigte, um ihm die Hauptarlit-it an seinem Eroberungs-I'lan, für welche die eigenen schwachen Kräfte genügen- des Gewicht kaum boten, abzunehmen. Er verstand den Vorteil

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Zum Herbstfeldzug 1818.

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für sich gelteod so maohen, data Kaiser Alexander nnr von einem n«iN>leoni9eben General Erfolg in der Kriegfubrong erwartete und ibn zn hoch einschätsete, eine SohwJlolie, die aneh weitere Kreise nm sieh sog. Weit überlegener aber erwies sieb seine Dialektik. Er wnlste so viele Diplomaten zn bett^ren, dals sie Überwiegend ihn (tir ein anfriehtiges lütglied des Bundes gegen Frankieieh hielten -nnd die wenigen, die ilin dniehschanten, wie Pom di Borgo, beim rasohen Gang der Begebenheiten insbesondere gegen das Vor- mieil Alexanders nnd die onsiehere innere Stellung der britisehen Regiemng ibre Ansiehten znr Geltaug nicht zn bringen yer- -mochten.

Dafs Carl Joban seine Klagheit, Gewandtheit und lebhafte Tätigkeit gegen die grofsenteils schwachen Geister der Koalition als Druckmittel gebrauchte, nm sich für seine abweichenden Pläne die gewflnsehte Selbständigkeit zu sichern, die UoterstelloDg der sugesagteo, aber noch nicht überwiesenen Hilfskorps zu erzwingen, das war sein gntes Becht nnd lag im Interesse der schwedischen Politik, wie er sie anffalste. Folgerichtig setzte er zögernd die schwedischen Truppen nach Deutschland Uber und wies es ab, die Vorbllndeten in ihrer Notlajsre zu stutzen, insbesondere dem Verlust Hanihurgs vorzubeugen, solange sie niobt seinen Ansprüchen will- fahrten (Nord-Armee II. :U0. 12).

Der inneren Politik, in der cinf Partei der Peteiligung am Krit'L'"^' entsTf i:!'!! war, ini^ Carl Johan damit Rechnung, dals er hei lien i t indseligkeiten si inp Truppen aus dem Feuer hielt und die Vorteile Schwedens mit (Inn Blute seiner Verbündeten durchfechten liefs. Es gelang ihm wirklich, aus einem der verlustreichsten Kriege sein Armee- Krtf] IS unversehrt heim zu bringen.

Soweit war die schwedische Politik mit ebenso viel zielbe- bewulöter Klarheit als Beharrlichkeit d urchi:» führt ; ihr Träger ver- dient Zustimmung, dals er die Interessen seiiit - Landes in erfolg- reicher Weise wahrgenommen bat. Die Verbündeten trifft der \'or- wnrf, dafs sie aus Mangel an Einsicht ihren Feind iu den Bund aufgenommen haben und aus Schwäche sein nachteiliges Spiel 7U ihrem Schaden bis zum Schlufs fortsetzen iiefsen. Schweden hat also reiche Veranla>sung zu Duiikliarkeit daJUr, wie Carl Johan seine geistige Überlegenheit Uber die mafsgebenden Verbtlndeteu zur Geltung zu bringen wnfste. nnd wir zollen ihm darin volle An- erkennung. Dagegen gelangt u wir auf ein ganz anderes Gebiet, wenn jene Dankbarkeits-Empündung, unter anregendem Voran- schreiten Carl Johans selbst, das Streben zeitigt, ihn nachträglich nih dem Glanz eines ruhmreichen Feldherm und Ritters ohne Fnreht

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Zorn Hmtetfddnig 1618.

und ohne Tadel zu mnkleiden. Die Forscbuog hat andere Seiten aoBbodeokeB, als der damaligen Zeit zugänglich waren. Es sind diejetiigon, auf denen ieh der Friederiohaehen Daistellong entgegen treten mnb.

So einfach es ist, einen aufrichtigen Charakter und sein Ver- foigeu offener Ziele z. B. des Generals BUlow zu schiltlero, aach wenn er zeitweise aus Oppoitunitäts-liiickbichtea iu die Lage kommt, die Wahrheit zu verschweigen oder zu unterdrücken, ebenso schwierig ist es, eine hinterhältige oder falsche Natur zu erfassen, welche ans Anlage zu Uuaufriehtigkeit neigt oder ein Interesse hat, ihre Beweggründe und Ziele hinter falschem Schein zu berpren, jedes Dokument ihrer wahren GeHiiiiiuug za meiden. Da bli'ibt uur der mittelbare Beweis übrig, ein vorläutig summarisches Urteil mit dem Vorbehalt, durch Analysieren der Einzelhaiidiuugen zu ermitteln, ob sie mit jenem Urteil im Einklang stehen und scbliefslicb ihre Gesamt- heit mit ihm harmoniert. Diese Art der Beweisführung hat es unumgänglich gemacht, die ganze Geschichte der Nord-Armee hiii- doieh anf die Umstände hinzuweisen, welche meine Ansieht er> Übten imd wie der eebwedlsebe Kritiker Nordensran mit Reekt sieb ansdrttckt als roter Faden dnrob die Sebilderung fortlaufen»

ZnDüehst babe ieb die SteUnng sa prüfen, welebe Carl Joban sa dem Feldzngs-Plan einnahm, der in Traebenberg seine Fest- setanng erhielt.

In den Unteirednngen, die er im Mai mit Voam di Borge,. Kaickreatb und Haeke bat, sprieht er nur die Absiebt ans, sieb nach Holstein xu wenden und die Dünen zu unterweifen, sobald er die angesagten Büfskoipe erhält Er begt niebt den Plan, Berlin zu deeken, aueb flberbaupt nicht den, das Sehicksal einer Seblaebt zu wagen, sondern ^ebieu metbodisoben Krieg naeb allen Regeln der Kunst za fllbren** (N.A. L 27. 29, 34). Dieser Ausdruck findet in dem naebmaligen Verbaltm seme Erklärung dahin, daCs die Schlaebt dorch Ausweichen vor jedem feindlioben Angriff gemieden, nur ein fimttdnngs-Veifsbfen Teisucbt werden soll

Kaiser Alexander entbrannte darob in lebhaftem Unwillen und aebrieb dem Kronprinzen am 81. Mai: leb glaubte eben, Sie wollten die Untemebmuof gegen Dänemark znrttokstellen und Ihre Truppen gemeinschaftlieh mit uns gegen die Franzosen fuhren. Da ntnls ieb sehen, dals Sie uns rücksiobtsloB im Stich lassen und meine 35 000 Mann ausdrücklich fordenn, um sie bei gregenwärtiger Notlage auf der dänisehen Halbinsel zu verwenden (N.A. 1. 89. 40).

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Zui,fiefbstf6ldzi]g 18ia.

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Diese Verstimmoug Alexanders suchte Carl Johan durch eiue gewandte Antwort zwar zu beßcbwichtigeu, seiue Teudenz aber blieb oBTerändert. Denn in den Plänen, die er Mitte Jani durch Oberst- lentnant Ende dem König Friedrieb Wilhelm yorscblagen liels, tritt kdif^eii der Wnueb hervor, entternt ?ou jedem Znsammeostois mit den fiaMfOriaehen Haoptheer, an der unlweii Elbe, Weier und dem Bbein im Sinne blolser Drobiingen Terwendet zu weiden; Bereit- wUligketti sieb iigendwo zn einem Waffengang anzableteo, ist sorg- fUtig vmeebwiegen.

Naeb den Gesprächen mit Stadion hat Carl Johan swar ftr den Fall, da(b Kapoleon in Bttbmen eindringen sollte energischen Angriff anf ihn angeraten, nod er selbst wolle dann aneh ttber die Elbe geben. Aber Li der LOwenbiefanBchen Denksebrift Uber diese F^age, deren Abfusong er yeranlalst bal, sind im geraden Gegen- teO wieder Solilaehten abgeraten nnd in unbestimmter Weise Be- drobongen der feindlieben Flanke und des Rttckens Torgescblagen, welßhe Entnebeidnng nieht bringen konnten (Friederieh L 89-—

Diese inlbeningeD vertragen sieh nieht mit dem sebliefsUeben Hanptaatw des Traehenberger Protokolls: „Alle yerbOndeten Heere ergreifen die OflensiTe mid das Lager des Feindes ist der Ver- einigongs-Ponkt^. Aus dem Gegensatz der Anschauungen geht hin- länglich hervor, dnfe der Kronprinz nicht Urheber dieses Planes sein konnte, wenn wir aoch keinen verlässigen Beriobt darüber lie- sitsen, welcher Anteil anf die einzelnen Mitwirkenden, unter denen erregte Debatten entbrannten, fällt. Dem Kronprinzen ist Tielmebr ein Plan anfgenätigt, den er nicht wollte nnd dessen Niohtans- ftbrung, wie die nachmaligen Tatsachen erweisen, seine reservatio mentalis blieb. Nur äulserlieh sind Bolsland, Preulsen nnd Schweden tiber ihren Plan einig geworden; in Wahrheit waren sie es nicht (N. A. [. 75). Die wirkliche Absicht Carl Jobans müssen wir dem Inhalt des von ihm selbst mitgeteilten Zwiegesprächs vom 6. August mit Moreau entnehmen, wenn es auch wahrscheinlich ist, dafs manfbe dem letzteren augesehriebene Einwürfe anf dr-^ prst*^rpii Rechnung zu setzen sind. Sie hesteht in Deckung; Berlins mir soweit, als es durch eine Autsteliang «südwärts ohne Schiacht mög- lich ist; aber RUckzug ohne Begren/.utig, sobald diese Voraus- setzung nicht aufrecht erhalten werden kann (Fried. I. 3t)6. N.A. L 141).

Eine besondere Rücksicht dieser negativen Kriegführung riet noch die Schonung der schwedischen Trappen hervor, die der Prinz bereits bei der Abreise von Stockholm dem am das Blut seiner

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Zun Herb8tf«ldsa« 1818.

Landsleate besorgten Grafen Eugetitnim zugesagt hatte. „Bembig'pn Sie sich**, waren seine Worte, ..ich betrachte die schwediscbe Armee als meine Garde; sie soll nur im äufsersten Notfall zar Verwendung kommen" (N. A. II. 127).

In den Verträgen hat er sieh zwar verpliichtet, 30tX)0 Mann Zinn Kriege zu »teilen. Sein stiller Gedanke aber ist, den Sinn dieses Bündnisses nicht zu. erfüllen, seine Truppen nicht schlagen, sondern nur figurieren zu lassen. Diesen Plan hat er bis zum Ende durchgesetzt; denn selbst da, wo er die Schweden von der An- näbenmg an das Schlachtfeld nicht länger znrttck zu baltea ver- jnocbte, reistand er wenigstens ihnen diejenigen Plätae anzoweisen, an denen sie anfii^lialb des Wirknngsbereiebes blieben. Oldob- zeitig stellte er das nissisebe Korps WIntiingeiode dem Fener fem. Es bestand tOx ihn freilieb keine Veranlassung, dieses m sebonen; wenn aber der Kampf eine Wendung nahm, ^ auf die Beserre sa greifen nötigte, dann gab das mssisebe Korps Sieherbeit, dafii das sehwedisebe nicht in Anspruch genommen zu weiden branohte; es diente als Bedeckung der Schweden. Eist wenn sieb die Schlachten zum Ende» die Siege an! die verbtlndete Seite neigten, dann lag es in Carl Jobans politischem Interesse, einige Strahlen des Böhmes nnd Glanzes anob anf die Schweden abznldten. Die Art und Weise, wie das geschah, drttckt indessen nnr den gleichen Gesichtspunkt der Schonung ans.

Sollten die Tage von Gr. Beeren und Dennewitz als TCidienst- ToUe Leistungen Carl Jobans Terweziet weiden, so war es zweck- mäisig, auf den Anteil seiner Schweden neisen zu kOnnen. Dafs «s sieb nur um den Schein nicht um Wirkung handelte, geht aas der minimalen Verausgabung berror, die neben den anderen grolsen Scblachteoköipem so gut wie unbemerkt bleiben mufste. Bei Gr. Beeren haben 6 schwedische Geschütze und 1 Bataillon tätig in den Kampf eingegriffen (N. A. I. 286. 297). Während der Schlacht von Dennewitz hat Carl Johan das russische und das schwedische Korps so lange zurück gehalten, dafs '^ie nach der Ent- scheidung den Wahlplatz erreichten. Nur noch russische' Kavallerie und Artillerie, neben schwedischen Batterien, konnten sieh an den letzten Momenten, hauptsächlich den Vertolgunjrs-Gefechten beteiligen (N. A. I. 521). Am 18. Oktober in der Srhlaeht bei Leipzig sind nachmittags 5 Uhr drei schwedische Batterien anter dem sehr eifrigen Obersten Cardeil ins Feuer geschickt nnd bis zur Dunkel- heit tätic geblieben. Der Gesamtverlust des Korps bestand in 37 Mann, wogegen der der Uhrigen IViippen unter des Kronprinzen Befehl, zu denen an diesem Tage auch das Korps Langeron gehörte,

Zum Uerbstfeldstig 1818.

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4833 betrng (N. A. II. 255). Am fol<;ciideu Taj^c, zur Er- stünnang Leipzigs, wich Carl Johans Verfahren ab von den vor- tergehenden Soblachten. Den Scblolsakt des Feldzuges dachte er damit m krOnen, dab er an der Spitze seines Armee-Korps in die eratOznite Stadt eiozöge and vor den TerbOndeteD Soaveräneu para- dierte. Die Garde m Fleide itand gegen alle Gewoboheit weit Tor- gezogeu vorwärts Volkmandoif znr Hand, am das Geleit des Krön* piiozen zu bildea, wihrmd das Korps in zweiter Linie hinter dem korps Bttlow rieb m Paiade bereit maebte. Des angestrebten Ein> droeka halber duften aber Schweden hei dem Schlnisangriff nicht fehlen. Carl Johan stellte dem Generalstabsehef Adlererents 4 Bataillone and 2 Kanonen znr Yerftlgang nnd sehiekte ihn per- sOnlieh com Beobaehten Torana, damit er den Moment nnd Ort wahr- nehme, wo diese Trappen eindraeksroll einsasefMn iHbren. In schweren Kämpfen drangen preaCedsohe Trappen in die Giimmaer Vorstadt ein, and Adlererentz mnlste sich entschlielsen, aach die seinigen herbelsaxiehen, nm ihren AnteU daran sa erwerben. Da wollte es das Unglttek, dab die Jäger der Erwartung nicht ent- sprachen. Das hoch anerkennenswerte Verhalten der beiden Ge- schfltze konnte diesen Sehaden nicht wett machen nnd es mnlste der Plan aufgegeben werden, den Anteil der Schweden hd der Er- oberaug Leipzigs in Belief zq stellen (N. A. II. 274. 281. 805). Am schlagendsten tritt der Milsbraacb fremder Ttappen behols •Schonang der eigenen im holsteinschen Feldzag zutage. Jetzt, wo es sieb allein dämm bandelte, den Sonderfeind, die Dänen nieder- zukämpfen, war es natürlich und selbstverstündlicb, dals die Schweden bervortraten und die Hanptarbeit auf sich nahmen. Carl Johan aber leitete den Feldzug so, dals das Gegenteil gesohehen mnfste. Dnrcb Druck oder Umgehung ihres rechten Flügels in der Richtung auf Rendsburg kamen die Dänen in Gefahr, den Rückzug zu verHeren, und hier war emster Kampf in Aussicht. Das stärkere schwedische Korps stand um Mölln schon diesem Flügel gegenüber, das schwnchfre Wallmodens rechts davon bei Ratzebarg^. Da läfst Carl Johan die Korps kreuzen und ihre Plätze tauschen: (Iberdies nimint er Wallmoden die schwedische Division, welche zum Bt .stände seines Korps gehörte, und entzieht sie so deo Strapazen, welche er diesem Korps zudachte, l'nter dem Vorgeben, Lübeck stürmen zu äolK n was nicht erforderlieh auch nicht znr Ausführung kam bleiben die Schweden stehen, während Walimodeu auf dem weiteren Wege naeh nnsä«,''lichen Anstrengungen allein die Eider erreicht. Der Parade-Äutiiiarsch vor Lübeck diente dem Zweck, die Schweden aus dem Gefahr- Bereich zu bringen, Wallmodens

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Zum Herbstfeldzug 1818.

Korps ate Stamboek ffebr sohwediaohes InteroBse TonoaebiebeD^ Jetet, wo der FeldsQg Mt xom Ende neigte, dittngte deb das Be- dttiteie ra einer eobwediecben Waffentaft tot. Der Kronprinz lielb die KayaUerie-DiTiBioii Sigöldebmnd den Dünen naobaetzen nnd das Gefeebt bei BornbOred am 7. Dezember Uefeni. Sobald sie sieb dorl bewibrt batte, bielt er sie wieder an nnd verlangsamte die MäiBobe so, dalis kein Sebwede dem mit Darangeben der letzten KrXfie voirttekenden Wallmoden zur Unterstntzang kam, vielmebr das nachteilige Gefeebt bei Sebestadt den Feldzug endete. Darin bestand die BnndesgenosseuBchaft Carl Jobans in dem für schwedi- sches Interesse aosgefochtenen Kriege gegen Dänemark (N. A. II.. 423. 446. 468).

Naehdem ich so nachgewiesen habe, wie Carl Johan in der tatsächlichen Ablehnung des Feldzugs-Plans bebarrt, wie er femer dorch Versagen der schwedischen Trappen seinen Bündnis-Ver- pflichtungen nicht nachkommt, bleibt an einigen Haaptmomenton zn zeif^en, wie er sich selbst und die ihm anvertraute Armee von ent- scheidenden Kämpfen fern zu halten sucht, Einipe voran«; ire^^ohickte Ansseruiif;en von Zeitgenossen ühpr den Charakter Carl .)ohan>-' werden daxu dienen, sein Verhalten leichter verständlich y.u machen.

Aus der lievolntionszeit bringt Major Friederich (\. 353» TOn ihm folgendes Bild: .,8ein biegsamer Charakter, st in Khrgeiz nnd seine 8krupellosii:keit in (U r Wahl der Mittel bewirkten, dals jede der politisciieii Parteien insgeheim auf ihn rechnete, wenn er eich auch oöen den radikalen Jakobinern anschlets. Und ein Urteil von 1797 laotet: „Glühend ehrgeizig, am rkamit tapfer, hat er das Talent, Offiziere nnd Soldaten mit sich tortzureili.eu, Despot inner- halb seiner Division, hält man ihn fttr einen niederen Schmeichler denen gegenüber, die er braucht; falscher und gefährlicher Feind raubt und plündert er wie jeder andere, ist aber im übrigen Freund der Kevolution."

Diese mit scharfen Worteu gezeichnete Charaktensuk \ermag ich nicht bis an ihre ursprünglichen Quellen aufwärts zu verfolgen. Ich trage aber kein Bedenken, sie von Major Friederich zu über- nehmen und als Ausgangspunkt obenan zu stellen, weil Carl Johans ganzes Verhalten, so wie wbr es welter kennen lernen werden, binläng- lieb damit übereinstimmt, wenigstens nürgends in Widerspmch gerät. Zar YerrollstSndignng führe iob einige Urteile in mehr gehaltener Sprache von 1818 anf. Gnetsenan sebrieb am 15. September (N. A. I. 887): „Dank Ihnen mein lieber Kottenbnrg (Generalstabs- Chef beim Koips Tanentilen) für ihre Tertranliehen Briefe, die gleiob.

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Zum HaAsIMdng 1818.

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Intereesant and Diedenehlagend sind. Ww Sie von Ihrer docIigeD HaoptpeiBoii sebretben, hat mioh nicht ttberraschl^ und habe ieh das alles dem EOnig vier Woeben vor dem Wiederaashmoh der Feind* seligkeiteD geschrieben. Ich bin indessen niebt geneigt, die dort -empfundenen Übeln Wirkaugen dem Verrat zuzasoinreiben; wohl aber der Charakterschwäche and dem Einflafe intriganter [Imgehnngen".

Am 27. September sebrieh Kr(>asem;urck an Knesebeck (N. A. IX. 87): ;,Die InconveniensBen der Wahl des Kronprinzen zum General- Kommando der Armee und aar Leitang eines wesentUoben Teils der Geeebäite waren voraos za sehen. Gewiiis scheint mir an sein^ dab bei jedweder Gelegenheit Er sein politisches und peiiOnlicheB Interesse za Kate ziehen wird and wir weit eher annehmen können daCs er das öffentliche Wohl stets dem seinen nnterzaordnen bereit ist, ah dafs er je dieses letEtere dem öffentlichen an opfern den WiUen hat -

Und am 5. Oktober (N. A. II. 58): „Von dem milstrauisphrn uud äolserst reizban'n Charakter des Kronprinzen, sowie von seiner Art, das Ohr einer jeden Klatscherei zn Irihen, entsteht viel Unheil."

Lassen diese ATifiihrnnacn noch Kaum Übrig, am in die Worte Carl Jobans Vertrauen zu setzen?

Eine andere Eigenschaft zur Erklärung für Carl .Johann ireteu sieht Major Friederich (I. 353) in Mangel an Eotächlalskraft: Er erwägte noch, wo er wagen mnfste und liefs die Gnnst des Ausrenhlicks ungenutzt. Kojen (III. 104) drückt dasselbe mit den W(»rleti aus: Zum Ft-ldbei rn fehlte ihm die Klihnbeit des Handelns. Eine Natur, die diese Kraft nicht besitzt, siebt immer nur die ge- tahriiche Seite einer Kriegsanfgabe, wird dadurch zuerst zu vor- herrschenden Verteidig ungs Mafsregeln and über diese Brtlcke in das Gebiet der Untätigkeit gedrängt.

Bei alledem kann es indessen ebensowohl Oberlegende Vorana- sieht mid Egoismas, als nnbewnfste Sehen gewesen sein, welche Carl Johan vom Wagen abhielten. Ich neige zn der Anffassnng, dalb in dem sehlanen Kopfe die erstere Riditong mdstene Überwog.

Gleloh bei der Zaeammeninmft mit den prenfsisehen Generalen in Oranienborg am 18. Aagust verfllbrt Carl Johan im Sinne des Zwiegesprächs mit Morean: Er will die Armee im Gegensats zom Traohenberger Plan hinter die Havel nnd Spree snracksiehen und Berlin preiigeboi, eher nooh der Feind einen Schritt TorwM :getan hat. Nor der heftige Widerapmeb Blilows bewegt ihn, snnen TIan soweit fidlen m lassen, dato er dessen Korpa vorlftailg an der Snthe- nnd Notte-Linie aar Deckung der Hauptstadt stehen UÜht;

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ZmB HerbrtfeldsQg 1818.

denn er niiils besorgen, den Oberbefehl der eben QberwieBeneDt Armee seiner ITand entgleiten za sehen, wenn er Bulow weHer za solchem Widerstände reizt (Fried. I. 368^365. 375—376. N. 1. 140).

Carl Johan war der Meinong gewesen, dals Napoleon peiBtfii^ lieh mit Übermacht sich gegen Berlin wenden wUrde. Schon un 17. Aogast wurde er aufgeklärt, dafs der Kaiser sich in Schleien befand uud die IStärke von Ondinots Armee 7000Ü Mann betrog (Fried. I. 379—380. N. A. I. 207. 11. 24. 40). Sein Befehl vereinigt am 22. Aug-iist morgens die Nord-Armee bei Saarmand ai> der linken Seite Oudinots niid dbt den Truppen auf, sich zur Schlacht bereit zu halten. An Blücher schreibt rr imi 2'/» Uhr morgens: „Je marche pour lui renneini) livrer bataüie." Sobald CS ihm aber klar wird noeh in der Naelit vom 21. /22. Ausrast dals Oudinot im VorrUcketi begrilFen ist, beschlielst er, die Armee wieder zurückzuftlhren und hinter die Spree zu zieheu. Am Morgen des 22. August bei der Besprechung in Philippsthal teilt er diese Absichten den Geueraleu mit Da tritt ihm liiih unter der be- stimmten Erklärung entgegen, er werde nicht über die Spree folgen, bevor nicht zum Schutze der Hanptstadt eine Schlacht geschlagen sei. Der Kronprinz sah sich genötigt, ihm abermals soweit nachzu- geben. dalK die Armee einstweileo nur bis Teltow rUckwürts gehen: sollte (N. A. I. 141 143).

Msjor Friedericli (1. 387) verwirft meine Darstelhuig von der Besprechung in Philippsthal, insbesouderc die Ab.^icht Carl Johans hinter die Spree zu weichen und die Weigerung Bülows dahin zu folgen. Seine Begründung ist indessen nur gutachtlich; sie ruht nielit anf BeweisstUokeo. £r deutet darauf hin. dafs das Interesse des Kronprinzen einen Sieg forderte und die Lage dafür so günstig war, dals es offener Venat an der Allianz nnd al»ord gewesen wäre, dieeo Gelegenbdt niolil ansbenten zu wollen. Damil würde ieb dn- ▼enlanden sein können, wenn ieh ttberhanpt imstande wibne, Carl Johane Versiolienuigea zum Schlagen Glanben beizumessen. Aber nnr das Gegenteil sümmt zu seinem anwahren Wesen nnd seinem steten Versagen. Pomphaft wie ein Fffaa, der sein Bad seblSgt» Terkllndet er die Schlacht in jedem Befehl an die Generale nnd in den Briefen an Blttcher; nnd doch ist tatsitehlleh nicht eine ans seiner InitiatiTe hcffrorgcgangeD; sie mnfoten ihm jedesmal Uber dem Kopfe weggenommen werden. So lange er hoffen dufte, daih die grolse Koalitioa Napoleon niederwerfen, ihm Norwegen ohne sein aktives l^tretea verschaffen wttrde, brancbte er seinen Feldbem- Rnbm und seine sdiwedisehen Soldaten nicht daran zn wagen. Es.

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Zorn Herbstfeldsug 1818.

kann zagegeben werdfio, dafs ebensosehr der fehlende fintseblais^. als Überlegung ihn der Schlacht aasweichen liels; denn in diesem Fall ist schwer festzastellen, welches Motiv Uberwog, oder ob beide sieh gegenseitig veistärkten. Was aber berechtigt den Geschichts- forscher, vor dem Wort Yemit zarttcksosehieefcen, wenn ihm die Tatsache begegnet?

Ein Charakter wie der, mit dem wir es hier zu tan haben, bietet nicht die Rechtfertigung, Zeugnisse von Weyrach und Vambagei^ Uber einen Vorgang, der seiner Natur and seinem Wesen nach za den vorlieg-endrn Vrrliältnissen und zu den handelnden Personen palst, gäü/.lirh /u \cr\\erten. Zwar ist es nicht iniwahrsehfinlirh. dal's beide Bericlil( rstalt(T ülifM- dif n uirenöcheiulieh in Heftigkeit und Aufregung abgespielte Szene einen zu drastischen Ton angeschlagen haben, darüber aber lärst sieh da;? Wesentliche des Hergangs nicht aus der Gesehichti- unter die Legenth ii ve^^^etzen. Es entspricht doTchaub Bülows Jsatur, dai's er weigert, ohne Schlacht seine Hanpt- stadt dem Feinde zu Uberlassen, und ebenso Carl Johans biegsamem Wesen, plötzlich wenig«lcu^ - nveit es den kräftigen Bülovv b«'- trifft mit rii|)l(iiiuitischer (icwaudtiieit einer Schlacht vorwärts Berlin vurlauiig zu/,ustiinraen, den Abzugsbeiehl teilweise zurückzu- nehmen. Wir werden unten noch ganz andere Schwäche-Momente zu zeichnen haben.

Ich komme /.um Aui^u^L. Au> dein Befehl vom 22. abeiiiis will Major Friederich (1. 395. S.) klar und deutlich ersehen, dal's Carl Johan die Üfleusive von der Kuhlsdorf—Ileinersdorfer Auf- stellung gegen die linke Seite des ans den Wäldern hervortretenden Feindes beabsichtigt, um ihn ostwärts gegen die SUmpie zwischen Köpenick nnd Wnsterhansen na werfen* leh kann nicht an diese Absiebt glauben, blob weil Carl Johan das sagt, and wo die Ana^ ttthruog hier, wie bei allen anderen Gelegenbetten fehlt! Wenn ihm Ernst gewesen wäre, warnm griff er denn nieht auch seinerseita zo, ab BlUow es tat? Carl Johan wnible schon, daib das Koipa Victor ihm nicht gegenüber stand, sondern in Schlesien war, wa» VMjor Fiicdeitch an dieser Stelle entgangen bt (N. A. L 207. 219). Wom die onhaltbaien gesuchten Kechtfertigungen aof Kosten einea Uoterfeldhenn ron angewtthnlichem Eifer (Fried. 414)? Sobald man xvg^hti dab Carl J<dian ein nnanfinchtiger Charakter, ein. widerwilliger Verbündeter war, dab er hier wie ttberall die Sehlacht nicht wollte und nor stehen geblieben ist^ weil es keinen anständigen. Vorwand mehr gab, den hi den Kampf tretenden Bttlow Im Stich zu lassen, dann Üben sieh alle Sehwieiigkeiten zur Beorteilong seiner flandlnngen und deren Motive; was gesobichtiiche Widersprüche

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ZmB EßAMUMtmg 1819.

gezeitigt bat, verbindet sieb gescbicbtlich za einem bannonischen Bild. Der Forseber darf solcbe Annalunc nicbt aaCser Beachtung lassen» wenn Uisaobe dazn vorliegt; nor bat er die AafgabC) wahr- znDehmeo, ob sie zoireffend bleibt^ oder dorob widerspreebende Vor- gänge in Frage gestellt wird.

Der Sieg über ein Korps Oadinots, der im Nacbtdonkel endete» forderte am Morgen des 24. Angrnst den Aufbruch der Nord-.\rmee, nni ihn auf die ganze Berliner Armee auszudehnen oder durch Ver- folgen zu vervollständigen. Die Lage war so natürliph g-ec^cben, daiis ßülov^' jeden Augenblick Befehl dRzn erwarten nmlste und in Voraossicbt dessen einstweilen Aufkliiiun^nn abschickte (Fried. L 417 419. N. A. I. 310). Der unklare l'>efehl des Kronprinzen von 4V2 Uhr morgens forderte als er einging - nur die von BUlow heroits iretroffenen Maferegelu; df-nn der Ausdruck „de pousser vers Trebbin" bedeutet nichts anderes, als Abteilungen vorzo- scbieben. Hätte das Korps gemeint sein sollen, so mufste er laaten; „de marcher vers Trebbin". Btllow bandelte den gespannten persön- lichen Verhältnissen t iitspK i hend, indem er sich dnrch eine Rück- frage versicherte, ol> er mehr tun solle, als der Wortlaut des Befehls vorschreibe. Eine Entscheidung darauf, die binnen einer halben Stunde eingehen konnte, kam llberhaupi nicht uud erweist, dafs Carl Joban das Vorrücken des Korps nicht beabsichtigte. Wie kann mau bei Bulows Charakter, bei der stets vorwärts drängenden Uu- jiedüld, sein Stehenbleiben am 24. August anders auslegen, als dafs es rücksichtsvoll dem Oberfeldherrn nicht nochmals vorgreifen zu mtlssen glaubte V Ist gegei^ die Strategie gesündigt worden, so halte man sieb an den Sttnder selbst und erbebe nicht Vorwurfe gegen den Uoterfeldbemi, der seiner Katiir harten Zwang antun mnlste, am sieh den Unterlassungen an beugen, wddie peFBUniMie fitlek- siebten ihm anfleglen. Kann jemand Blllow physischer oder geistiger Ttllgheit, oder gar der UnentsehlossenfaeÜ besttditigen, weil er ni^t zngriff (Fried. L 4X8—419)? Das wOide anf Bntgleiseii der OtgektiTitlt hinaaslaafen.

Miyor Friederich (I. 417—419) strebt Cari Johaa wegen seiner UntttUgkeit an entschnldigen; er seheiol Swedens* Etnihib Teiflallen sa sein. Doreh die am Abend des 28. nnd am 24* Aogost ein- gehenden Meldnngea erfahr der Eronprins» dafe 16000 Tamotm am 21. Angast ans Magdebnrg vorgebroehen waren nod die Ein- sehliefsongs-lVappen anter Pnilila snm Answeieheo In der Blohtuig nat Brandenbmg veranlaist hatten. Er bildete sieh die Heinnng oder gab sie Tor, dals Davoat mit einem Teil seiner Trappen avs Meelilenbnrg über Magdebnrg im Anroarseh wSre, obsefaon kehie

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Zur Sobie(«aa6bilduiig der Infanterie. Sl

Meldung vorliegt, welche dazu bereehtig:te. und VL'ifU|^te im Laufe des 24., dafs die Division Hirschfeld nach Brandenburg rücke, um das feindliche Korps Uber die Elbe zurückzuwerfen, und die Kasakeu Tscberojschows weiter sttdUeh auf Beizig beobachteten. Damit war nun abör bei des Kronprinzen Anffusang von der Lage diese Seile soweit gedeckt^ dafs die^ Zeit blieb, nm mit der Nord*Annee einen, selbst zwei Verfolgungs-Mltrsehe zn machen. CSarl Joban befimd sieb aof den inneren Linien zwiseben dem venneintliehen DaTont nnd Ondinot Das Magdeburger Koips am 21. Angnst aulgebrochen konnte bei ungehemmten Märschen die 15 Meilen nach Potsdam oder Trebbin bis eiaschliefsiich den 25. Angnst snrQcklegen; gegen den Widerstand Hirscbfelds nnd Tschernysehows an Wasseriänfen and Mooren waren weitere zwei Tage zu veran- schlagen. Die Nord-Armee konnte also, wenn es nötig werden sollte, die Nnthe-Lime zdtlg genng wieder erreichen imd mit der Front gegen Westen yerteidigen. In Wirklichkeit kann indessen die €kfahr dnxeh Davont dem Kronprinzen am 24. nachmittags nicbt mehr erheblich erschienen sein, da er Hirschfeld zumutet, mit seiner DiTision ihn ttber die Elbe zn werfen. Selbst wenn er das russische und schwedische Korps, gröfserer Sicherheit fttr die Flanke halber, stehen liefs, so hätte er doch BUlow und Tanentzien die Anweisung zu kräftigem Verfolgen geben können. Ob der Grond zn der ?ölligen Untätigkeit in Mangel an E^tschlofs allein oder auch in fehlendem WUien zu suchen ist, das werde ich später besonders erörtern.

(Scblnls folgt).

V.

Zur Schiessausbildmig der lafanterie.

Von

Meyer, Hauptmann nnd Kompagniechef im K. S. 11. Inf.-Regt. 139.

Streuung, Schulübung und Schulscheibe.

Man kann die JScbuiUbungen, welche die Schielsvorschrift filr die Infenti ru' vorschreibt, rücksichklich der gestellten Bedinguogeu . und unter Vergleichung der letzteren mit der Leistungsfähigkeit der

JakrbCeker für «Ii« dtatsoha Anate nad Marin«. N<>. S88. 6

82

Zur SobiersmisbildnDs dm Infuitofie.

Waffe, also der GröGse und Gestalt der StreaoDgsfläeben. to zwei grnndsätEHoh Yeiaehiedene Qnippen teilen:

1. solehe, bei denen eine Mindestleistung des einzelnen SchnsseSy nnd

2, solehe» bei denen eine Gesamtleistung aller Sebllsse verlangt wird.

Bei der InÜEUiterie geliören zur 1. Gruppe, abgesehen ¥on den beiden ersten Hanptttbangen, alle Übungen nnter 300 xnr 2. Gmppe die Übungen anf 800 m und weiter.

Vergleleht man nun die Bedioguageu der SefanlUbnngen mit der GiOCse der Streuungsfltfehen auf den betreffenden fintfemangen, so er- gibt sich, snnäebst bis einscblieMeh 300 m, dafe die gestelltea Anfoidemngen im Verbültnis lur Streuung sehr geringe sind. Bei Venneidnng von Zielfehlezn ist selbst dann die ErfllUung der Übung gewährleistet, wenn sieb die 3 Sehnis der Übung auf die äu&ersten Grenzen der Streunngsfläche verteilen soUten.

Nun wird es aber kaum einen Schützen geben, der immer und bei jeder Beleuehtung Zielfehler rermiede. So habe ich mebrfoeh festgestellt, dab grelle Beleuehtung der Viaiereinrichtaog auf 300 m einen Zielfehler naeh der Htthe verantassen kann, weichem eine AbwdehuDg des Gesohosses um 40 bis 70 em vom erhofften Treff- pnnkt entspricht Trifft nun z. B. ehi Zielfehler nach oben VoU- kom, zufiUlig auf einen SehufSf der boeh sitzt, so kann ein Müs- ertolg die Folge sein, an dem die Sehnld nur zur HKIfte der SchtttEe, . zur anderen Hülfte aber die Streuung trSgt.

Tatsächlich ündet also eine BenachteiliguDg des Sebtttzen dadureb statte daÜB die HVbenatreuang grölser ist, als die Breitenstreuung, und mit der Entfernung wächst diese Benachteiligung, da die Höhen- streuung Tie) schneller zunimmt, als die Breitenstreunng.

Unter dieser BenachteiligoDg muls gerade d^ Anfiinger am meisten leiden, bei dem doch alle Milserfolge, die ihn mutlos machen . könnten, vermieden werden mdehten. Man kann dies^ Benach- teiligung dadurch begegnen, dafs man Abweichungen nach rechts oder links hoher bewertet, als Abweichungen naeb oben und unten, die man müder auftzlst. Es ergibt sieh daraus mein Vorschlag:

die Ring-, Ringkopi- und Ringbrustsoheiben mit ova- len Bingen zu versehen, derart, dafs auf der fttr Jede Schuittbnng bestimmten Entfernung Htthen- und Brelten- durehmesser der Ringe in demselben VerhUitnis zu einander stehen, wie Höhen- nnd Breitenachse des entsprechenden Streuungsbildes.

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Zar SehieliEMUubUdiing der Infmterie. g$

Da die SchulUbaofreu aaf 150 m begiuruji und hier die Streu- ang schoD gfölaer ist, als die 12, so könnte raun unter Beibehaltung der kreisförmigeu Gestalt der 12 mit dem iialbiuesser 5 cm, und unter Festhaltong des Grundsatzes, dals die Halbmesser dir liiu^e in der ßreitenaasdehnong immer um 5 cm wachseu sollen, folgender- malseii rechnen:

Hölu DstreuuDg x (Höhendurcbmesser des betr. Kluges)

Breiteoätreaimg Qnerdorcbmesser des betr. Hiuges

(Gröfse wie bisher) Also auf 150 m (vergi. 8chielä¥orschnft S. 22): tttr King 11:

17 : 15 = X : 20 22,67 = X,

d. h. Ring 11 hat nicht wie bisher 20, soodern 22,67 cm Höhen- dorebmesaer.

Fttr die Eingaohelbe 160 ezgttbe das folgende HOhendareb- mener der eilitelneD Hinge:

Ar Bing 1: 186 em fttr Bing 6: 79,88 om

« 2: 124,67 7: 68 »

8: 113,88 n « 8: 56,67 «

« 4: 102 , n n 9: 46,88

n n 5: 90,67 « « 10: B4 «

n 11: 22,67

Setel man in obige Proportion die Werte ttr die Strenaug aof 200, besvr. 800 m dn, so eigftbe sieli filr:

Ring- pp. Scheibe 200 (s. Flg. 2) Bing- pp. Scheibe 800 für Ring 1: 150 cm iOr Bing 1: 184 emO

n

2:

187,60

t>

11

»

2: 168,67

n

rt

8:

125

it

n

»1

8: 15S»88

II

4:

112,60

n

n

»

4: 188

»

»

5:

100

»1

t*

5: 122^67

»»

6:

87,50

1*

n

»

6: 107,88

n

n

7:

76

»

n

II

7: 92

»

1*

8:

62,50

II

M

11

8: 76,67

II

n

»

9:

50

»»

»

9: 61,38

II

n

n

10:

87,50

n

II

10: 46

II

»f

n

11:

25

»

11: 30^67

II

>) Bleibt die Gesamthöho der Scheibe, wie bisher, 170 cm, so wird also der oberste und unterste Tlü - I^Jn^es 1 nieht mehr auf der Scheibe erscheinen, was jedoch nicht ins Gewicht fällt.

%*

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84

Zur SchieftwuMdmig dar lofintoiie.

Die EinfabniDg derartiger Scheiben wlirde eine Erldchtemog für den Anftoger bedeoten, welche idedemm eine Sftcigemng der Anfordemagen, wenigstens gewisser ubnngen, wie der der 1. nnd besondereD SohielhUaBae, erlauben könnte. Eine noch feinere Diffe- renderong in den Bedingongen Heise sidi dueb aosscfalieisliehe Yer* Wendung der Bing- pp. Scheiben zn 24» statt zn 12 Bingen er- reichen.

Wenn ich nan eioe solche Erleicbtening fUr den AnfUnger empfehle, so bin ich weit davon entfernt, die ans den Grdlsenver- hältnissen der Streuungshilder entwickelten Grundsätze anch auf die Übungen gegen die Sektionsscheiben in Anwendung zn bringen. Zwar liegt, wie Fig. 1 zeigt, keine der Strpnnngen 400, 50<) und 600 m ganz innerhalb des Qnerbandes 2 der betreffenden Sektions- scheibe; möglieh ist es also, dafs ein Hann ohne eigene Sehold si ine Übun^ gegen eine solche Scheibe nicht erfüllt. Hau moJs aber folgendes in Rechnung idehen:

Der Mann, der bis zu den Übungen gegen Sektionsscheibe vor- g:osehritten ist, kann nicht mehr als Anfänger bezeichnet werden; er kennt seine und seines Gewehrs Leistunsrsfähip^keit und ist nicht ^rleich entmutigt, wenn der erste Schufs tnilsliugt. Sodann ist es wohl eine Seltenheit, dafs* bei nur ."j Schuls einer wirklich den hooht^ten Punkt des Streuungsbildes errfiebt und gleichzeitiL' ein anderer den kürzesten, vielmehr sitzen bei iilt ichbleibendeni Haltepunkt rim so kleine Zahl von Schtlsscn meist ziemlich nahe zugannmii. 1 nd endlich bilden doch, wie schon früher erwähnt,') die Übungen gegen die Sektionsscheiben den Übergang zum Sehiefsen gegen gefechts- mälsige Ziele^ und der Schüti:e mufs in fiiw Lagt versetzt werden, wo er sich sagt: der einzelne Schuls kann Milscrfolg haben, trotz tadelloser Tätigkeit des Schützen , um so besser muLs der nächste sein! Also Selbstkorrektiir!

Die Erfahrung lehrt ja auch, dals die Übungen gegen die Sektionsscheiben meist von den Leuten als nicht besonders schwierig empfunden werden. An sich ist das kein Nachteil, vielleicht sogar vom psychologischen Standpunkte aus ein gewisser Vorteil: die tlbungen auf 150 bis 30Ü m haben dem Schtltzen nicht un wesent- liche Schwierigkeiten gemacht: Jetzt tritt ihm ein beinahe gefechts- mälisiges Ziel in der Sektionssclicibe entgegen, dessen Best'hiefsung ihm wenig Schwierigkeiten macht; die natürliche Folge ist eine Stärkung deb \ ertrauens zur W&de und zn sich selbst, welche nur von Vorteil sein kann.

1/ Jahrbücher, Heft 088, S. 126.

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Zar SeldeAaiMbildiiiig der InfBaterie.

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läne wesentiiohe Andenmgf der Sektionsseli^beo 400» 500 und 600 halte ieh also flii niebt aiigebraebt, trote der erwähnten Streu- ongaveihiltaiiMe. Nor aaf die von mir vorgesehlageDe anderweite Beaemitiiicf der QuerbSiideri) lUmiioh befürwortet vom Ver&ner ▼on „Lehraehieben SeholacbietBen" aof S. 188 der genannten Nummer der JahrbQeher sei aach hier nochmals bbgewieaen.

VoraassetzQDg hierbei ist, dafs an dem GnindBata fea%e- halten wird, den ieh an den Beginn dieses Aafsatzea stellte: dals nämlich wirkliches Ponktschielsen in den Schalttbongen der Infan- terie nnr bis einschliefslich 200 m betrieben, also nnr bis aal diese Entfernung eine Mindestleistoag des einzelnen Scbasses verlangt wird. £iner späteren Untersachong darf es Torbebalten bleiben, das Ftlr nad Wider zu diesem Onmdsata g^neinander absnwligen.

Auge und Visiereinnolituiig.

Das mensohliohe Auge akkomodiert sieh der Entfemnngf aof die es ^en Gegenstand sieht» h. die Linse nimmt je nach der Entfemnng verschiedene Krttmmnng und hiennit verschiedene Breoh- QDgsfäbigkeit ftlr liohtstrahlen an. Nnr diejenigen Strahlen, welche ans der Eotferaang kommen, auf die das Ange gerade akkomodiert ist, vereinigen sich an! der Netzhaut za Punkten, erzeugen also ein seharfes Bild, während alle anderen anf der Netzhaut Kreise bilden, sogenannte Zerstreoungskreise, die versebwommene Bilder geben. Beim Zielen akkomodiert sich das Ange mit dem Ziel, also müssen Korn ond Visier in Zerstreuungskreiseu erscheinen.

Nun besteht das Zielen dario, dafs man das scharfe Bild des Haltepunktes mit den Mittelpunkten der von Visier nnd Korn ge- bildeten Zerstreuungskreisp tut Deckung bringt. Diese Tätigkeit wird um so schwieriger sein, je ungünstiger die Visiereinrichtung zu diesem Zwecke gestaltet ist. Je weiter das Visier vom Auge entfernt je näher dem Korn es steht, um so mehr werden die von Visier und Korn gl' bildeten Zerstreuungskreise an Grölse sich einander näh&m, ihre Deckung im Auge also eilt ii hteit werden.

Durch ein rerscbiebbares Visier, \\tlehesje nach der Seh- scbärie des Mannes weiter vor- oder zurückgestellt werden konnte, wären wesentliche Vorteile für das Zielen wohl zu erreichen; aber diese Einrichtung, welche meines Wissens schon an Jagdwaffen er- probt worden i^^t, eignet sich ans technischen, Ausbildunt.rs- uiul Vei- waitungsriicksichten wohl kaum fUr Kriegswaffen. Wohl aber Heise

») A. a. 0.

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Zur SehiaftaiMbikUmg dar Infiuiftecie.

sich durch eine andere Gestalt des Kornes, welche, wenn auch der Zerstreuongskreis nicht zu beseitigen ist, doch eine intensivere Einwirkung auf die Netzhaut hervorbringt, und hiermit korrespon- dierend der Kimme des Visiers ein günstigerer Apparat zum genauen Zielen, ganz besonders bei ungünstiger Beleachtong schaffen. Bild 1 stellt eine solche Visierung dar.^)

\

Unser spitKs Koni wbd sehr sehnell blank: belle Belenobtang Teranlalst aebon anf 800 m Ztelfebler Ton 90 60 ein naeb der Hobe, ja, bei Leuten ebne bitenaive Obong der Mebnabl nnserer Sebllteen im EmstfaU, noob mebr. Ant den gro&en BnHenuingen, anf

1) Diese Gtestaltiuig der Visiereinrichtung wurde von einem Herrn meines I^e^iments an (»inem Jagdgewehr und einer Scheibenbüchso, von mir an einer alten JägerbüchBe 71 ausprobiert. Übrigens ist die Konstruktion nicht neu: man kann sie an Gewehren (auch Kriegs waffen) früiierer Jahrhunderte oft genug aeben. Jedoch hatte sie damals, wo vom miUtlrisoben Pnakt- sciiielben, wie wir es kennen, noch keine Bede war, nicht viel xu bodeoten.

Zar SoliieÜiimBbIkkmg der Infuteiie.

87

denen wir heutzutage das Gefecht eröfliien, veranlassen solche Fehler ein Übersohielsen des Zieles am mehrere Meter oder (in Kury.sebiefsen um < ine heträchtliehe Strecke: das beste Schätzen und Messen der EntierQuniron hilft nichts, erst die so sohwierige Beobachtung des Zieles bringt die K,orrektar, nnd kostbare Zeit geht im Gefecht verloren.

BUd 2.

Aber aaob bei gtlDstiger Beleaohtoog ist es sebwieriger, einen Funkt denn das ist doeb onseie, wenn nncb nicht sehr sebarfe Koni* spitn, riebtig anf das Ziel einsostellen, als einen brelteien Gegen- stand, wie B. B. das Eoin nnseres Bildes 1. Das Bild des Zieles, anf welobes das Ange akkomodiert ist nnd daqenige des Yisier- kanuns dnnb seine Massigkeit bebeirschen di« Netsbaut zn sehr im Yerbilltais va der sarten Komspitae. Bin breites Korn wird es also dem Ango ftlblbarer maoben, wenn die Einstellnng falseh ist» als ein spMses. Vollkoxn, Feinkorn, geklemmtes Korn wirkt im Ange des SchtttBen bei dieser Konstruktion geradesn beleidigend , vgl.

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ümsolutL

Bild 2. Auch der schlechte Schütze erkennt dies, und zwar leichter, als beim spitzen Korn. Ich halte es bei dieser Visiemng für aus- «reschlossen, dafs gvohe Zielfehler gemacht werden, selbst bei nu- günstiger Beleuchtung, Meine Versuche bestätigen es. Da« Bild, der Reiz auf die Netzhaat, ist eben beim breiten Korn btiirker, so dals er gegen den Reiz, den Ziel- and Visierkamm ausüben, nicht zu sehr znrttcktritt und der Nachteil der Zerstreunngskreise aul diese Weise wenigstens einigennalsen wettgemacht wird.

Nicht unerwähnt darf bleiben, dnls diese Konstruklion wider- standsfähiger und nicht teurer sein durfte als die jetzt gebräuchliche. Die Schärfe des Zielens, um auch dies uoch zu streifen, hängt übrigens durchaus nicht von der Feinheit des Kornes ab. Man kann mit einem oben breiten Korn, eben seiiu r grölseren Deutlichkeit halber, eben so scbjirf, wenn nicht schärfer zielen, wie mit einem spitzen, and der Grundsatz, Punktschielsen zu lehren, braucht durch die vorgeschlagene Visiereinrlohtiuig keineswegs Eiobnlse za leiden. VO0 diesem Grandiatz durften wir aber aiieli oline Sohadea für die Äna- bildnng niemals abgeliai.

VI.

Umschau.

Deotsolilaiid.

in dem Anlsehen and Befremden za gleichen Teilen erregenden Aofsatae „Einiges aar Anfklttrang ttber Rolirrttoklanf and Panser<* (Milttär-Wocbenblatt 10 and 11, 1908} war hinsielidieli der fianxOslBohen Armee behanptet^ »die kleinstoo Lente sollen ftlr die FeldartiUerie aa^gehoben werden, nm mOgBchst Sohata hinter dem Material an finden'' (8p. 820). In einem merkwürdigen Widerqimeh mit dieser fiesümmnng» die weder doreh Loebells Jabresberiehte, noeb dnreb Irgend eine anderweitig liekanat gewordene VerOffentUobnng bestätigt wird, steht eine im Oktoberbeft der Bevae d'artilleiie mit- geteilte Verftigong des Kriegsministeriams vom 8. September 1908,. welche festsetat, daia das Mindestmaß fOr die in fahrenden.

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UmMliMi.

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Batterien em/.iistelleuden Freiwilligen 1,60 ni. lilr die /um Tel! ebenfalls mit Schutzschilden verseheDen reitenden Hattciieu so^'ar 1,66 m betiHL't n müsse. Nur fUr die Leute, dif als Handwerker Verwendung linden, darf unter dieses Malß heruntergegangen werden. Bekanntlich ist das Mindestmafa, mit dem die Ke- krnten in Frankreich ( iniXL^tf llt werden, 1,54 m, wenigstens für die Infanterie. Em Maximalmals für die einzostellenden Freiwilligen ist in jener Verfilmung- nicht vorgesehen Bemerkenswert ist. dafs d\v--i' Festsel/.uiig über die Minini a l i^rulse der Artilleristen zum t r-tfTi Male im Jahre IDO'J gegeben ist; die kriegsministerielle Ver- tagung vom Jahre 1!K)I, welche die Einstellung der Freiwiiiigen regelt, enthält noch keine Festsetzung über die Grökeumalse.

Wenn der Verfasser des in Hede stehenden Aufsatzes im Militär- Wochenblatt nicht die Quelle angibt, aus der er seine Mittel! uu- geschupft liat, su niuls angenommen werden, dafs er statt Mmimum gelesen hat ^Maximum'', was dann aikidiügs die Zuverlässigkeit seiner Angaben in keinem vorteilhalteu Lichte erscheinen lassen würde.

Pmikx6ioli.

Das aoterm 4. September 1902 genehmigte £xeriier- Das neue Reglement fttr die Gebirgs-Artillerle hat eine «hnliobe Ein- ^^^^^nt teilvng, wie dai Beglenent der FeldaifOleiie, nnd pabt deb ihm der;Gebirgs- nach M5gUQbkeit an. Der L Teil (mehr innktischer Natnr) nnfafst: »rtiUerie. Die allgemeinen Onmdlagen der Anabildung, die Ansbildnng an Fnlh, die artilleiistiaebe Avsidldnng, die Führung nnd die Beladung der Maultiere, das Bxenieren der anf ManMere verladenen Batterien, den Dienst im Felde, Paraden etc. Der II. Teil (mehr theoretifleb) enthält: Allgem^nea, die tragbaren Waffen, Material der Artillerie, Klebten und Sebieben, Anebüdnng and Pflege der Tiere, Besebirmng, Felddienat.

Die Gebirgskanone Modell 1878 ist in ihrer Einriehtang Sbnlieh der Feldkanone Modell 1877; sie hat keine Neakonstmktion eifabren. Der Kaliber ist bei beiden 80 mm.

Die Oebhrgakanone ist zerlegbar nnd besteht ans dem Rohr, der zweiteiligen Lafette, die ans dem Stirnleil nnd dem Schwan steil gebildet wurd, den Rädern nnd der Gabeldeichsel. Das GesehlltB kann gefahren oder getragen werden. Im letzteren FaUe trägt dn Manltier das Bohr, eins den Stimteil der Lsfette, eins aogldeb den Schwanzteil, die Räder nnd die Gabeldeichsel.

Das Bohr ist ans Stahl nnd hat die Bingkonstmktion, den SehnnbenYerschlnlb de Bange, mit plastischer Lidemng, seitlieher

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Unudiaa.

Visierlinie, Rohrlänge 15 Kaliber, Kobrerewicht 105 kg. Die Lafette

besteht ans Stahlblech. Der Stimteil hat ein Gewicht von 112 kir. der Schwaiiztt il von :U kg, beide werden zum Fahren nnd Schieläeu dnrch Scbliefse und Docke verbunden, die Kader wiej^en 54 kg, die Gabeldeichsel 19 kg. Zum Transport der Mnnition, Werk- zeutr etc. dienen Kasten, welche auf Maultieren fortgebracht werden, ebentso die Gebirgssclimiede, an Fahrzeugen hat mau Faok- und Lebeusmittclw agen.

Die Geschosse sind: 1. das Schrapnell mit Dopp elzttnder, ein Riüghoblgescbors (obus ä balles), an dessen Stelle auch ein Schrapnell mit Vorderkammer (obus ä mitraille) treten kann, Gewicht H,3 bezw. (>,D kg; 2. die Langgranate mit Aufschlagzünder, hat Menilit-, oder Cresylit als Sprengladung: 3. die Kartätsche. Die Ladung von 125 g besteht aus rauchlot.em i*alver (BCNL) in einem verhrennbaren Beutel. Als Ztuidung dient die Reibseh lagröhre. Zur Munition gehört norh die Signalrakete (mit Stab). Die Munitionskasten nehmen 7 Schrapnells bezw. Langgranaten, R bezw. 7 Kartätschen, 10 Schlagrühren auf, Gewicht (iH kg. Die afrikanischen Gebirgsbatterieu haben besondere Kasten fUr 8 Kartätschen.

Zu den Richtmitteln gehören : a) Der Richtbogen Modell 1900, (nlveau), der ftir den Oeländewinkel einen in 300 gleiche Teile geteilten Kreis, für die Entferoung einer solchen von 0 bis 3900 enthält; b) der Kiehtkreis (goniomötre), dessen Platte (plateaui in 4 Quadranten geteiJt iit^ jede mit 10 Teilungen von 0, 100, '200 .... 90O, welehe die Tmendstel des ViertelkiriseB angeben. Dazu gehört ein Visierfemrohr (eollimatenr) mit Waise (tambonr), •die 100 Teilstriehe hat, von 10 sn 10 beseiehnet; g) der Mefsstah (rögrlette de diieetion) aas Hole sam Ermitteln der Seitenve^ sehiebnng beim Biohten anft Hülbsiele; d) das Baiteriefernrohr, mit dem sieh Seiten- nnd HOhenabwetcfanngen messen lassen; es UÜht sieb «rie der Riehftreis gebranehen. Die ZUnderstellmasehlne (döboQcboir) hat dieselbe Bestimmung und fiinriobtnng, wie beim Feldgesehttti.

Die Tragesttttel (bäts) sind in 3 TersohiedeDen Modellen vor- banden: solebe ittr das GeBobtttBrohr, lllr die Laifettei ftr die Kasten. Man bat aneh Tiagesältel znm Transport von Verwimdeten oder Kranken (oaoolels).

Die tragbaren Waffen nmiassen: den Karabiner mit däbelbajonett, den Beyolrer nnd den SäbeL Der Karabiner (monsqneton) ist fflr Paketladang eingerichtet die Patronen werden zu je drei in ebiem Babmen rereinigt, eingebraehl.

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UiMehttL

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Die Bedienung des f'TeschUtzes wird durch 4 Kanoniere bewirkt: der Riehtkanonier bedient den Verscbluls, setzt die Ladung ein, handhabt den lünhtkreis und richtet das Geschütz, der Schielskauunier handhaht di n Klchtbo^en, setzt die Zündung ein und feuert ab, der Hilfsrichter erteilt die grobe .Seitenrichtnng, der Munition skanonier versorgt das Geschütz mit Schiefsbedarf. An dem Mnnitionskasten belindet sich der Zünderstcl lor, welcher die Zünderstellmaachine bedient und der Zuträger, welcher die Munition ans dem Kasten entDiumit, die Stellmaschine versorgt und die Munition an den Munitionskanonit r weitergibt.

Zum iiemmen des Geschützes beim Schielsen dient die Nah enreibungs bremse, welche von dem Rieht- und dem Schieis- kanonier bedient wird. Di« S( iteiirichtung wird mit dem Uicbtkjreis, die liühenriohtung mit dem iüchtbogen genommen.

Zwei GeaehUt/e bilden einen Zu^, der von einem Leutnant geführt wird. Das (»eacliüt/, hat 2 Munitionskasten; beim Schiefeen werden beide Geschütze des Zu^^es durch die Kasten eines einzigen Geschützes versorgt, ein ZUndersteller genügt ebenialls llir den Zug. Gewühulich wird die Munitionsversorgung vom Geschütz links aus- geführt, das Geschütz rechta lälst dann die Kasten zur weitereu Versorgung aus der Munitionsstaffel heranschaffen.

Bei gröfseren Veränderungen der Stellung des Geschützes wird die Gabeldeichsel angemacht und Rieht- und Schiefekanonier ziehen di8 Gesehtttz mit den Brostriemen. Beim Schieflien wird das Gesdittte, weKches Bttoklanf bat, nachdem ee enthemmt ist, vom Rieht« ond SebtefakanoDier an den Bttden, vom HilfiKiAler mm LafettenseliwamE irieder in die SteUnng gebracht, beim Kartitoeh- eeliuls kann dies unterbleiben.

Beim feststehenden Ziel wird unterschieden;

1. Schuls luit Aufschlagzünder, bei dem nur Geländewinkel und Entfernung in Betracht kommen.

2. Schufs mit Brennzünder, bei dem noch die Brennlänge hinzukommt. In beiden Fällen kOnnen mehrere Schüsse hinter- einander ohne besonderes Komaiando abgegeben werden.

3. Streuschuls (der Tiefe nach, tir progressif), bei dem 3 Salven oder Kafalen') von Je 2 Schuls hinte reinander abgegeben werden, um Je lOU m auseinanderliegeud, mit der kürzesten beginnend, wobei die Zünderstellung die gleiche bleibt.

Gegen bewegliche Ziele hat man die Sebnlsarten onter L und

Die Salve entspricht dem, was wir Lage nennen; bei der Rafale wird keine Reihenfolge beobachtet

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UoMChia.

2. und ;i. den Kartätschschuls. der mit der K;irt;itsrhr oder mit dem auf 0 gestellten obus ä mitraille abgegeben werden kann.

£iDe Batterie besteht ans 3 ZUgen und wird von einem Haopt^ mann kommandiert Der Hauptmann leitet das Feuer; er muSs auf sorgfältige Beobachtung der Schüsse und auf schleunige Aus- führung seiner Kommandos halten. Die Zugführer sorgen fUr Ruhe und Sorgfalt bei der Bedienung, sie tlberwaehen die Hand- habuLfr der ZUnderstelimaschine und kommandieren das Feuer ihres Zuges beim Kinsehiefspn. Grundsätzlich haben sie die Seiten richtung- und die Spn'ni:h(ihrii /.u regeln. Die Gesch ii t zt'ü h mr tÜMTwachen- ilie Bedieiiunii ihrer GesehUtze, kontrollieren die ursprüngliche Kichtuiiu^ uml späteren Änderungen an den Kh nuMiten des Schiei'sens, sie sorgen für die Sicherheit des Ladens und Abfeuems. Der Feuerwerker (sous-chef d'artificier) überwacht die Ausgabe des Schiefsbedarfs und sorgt für rechtzeitige Ergäuzoug aus der Staffel und für das Fortschaffen der leeren Kasten.

Die Anfangrs-Eleniente des ISehiffscus sind:

1. die Schuisweiie, welche von der llöheuriilitim^ ;ii)h;injrt;

2. die Linie des bcbusses, welche doroh die Öeiteorichtuug^ bedingt wird;

3. die Spreng ho he. welche vom Offnen des Brandlochs des Zünders (debouchage) und von der Stelloog des Schiebers (correcteur) der Stellmascliine abhäjigt.

Zur Wiedergabe der Sehiefsvorschrift, die hierauf folgt, fehlt uns der Raum; sie deckt sich in vielem mit der der Feldkanone. Wir beschränken uns auf wenige ^Vngaben.

Beim Richten wird auch hier unterschieden: 1. mit gemein- samem Richtpunkt (pointage collectif), 2, mit verseil iedenen Richtpunkten (pointage indiTidael).

Bei der Salve (der Lage bei uns entsprechend) sind 1 bis 2 Sekunden Schulsiutenall; die Rafale, die Gesamtheit der Schusse einer Batterie mit gleichem Aufsatz, ohne bestimmte Ordnang abgegeben, aber mit mehr als 1 Sebofs per GesohOtz, entspriebi dem anis htfebste getriebenen SehneUfener.

Jedes kriegsmäldge Scbielsen serfült in das Einsehiefsen nnd in das Wirknngssebielsen. Beim Einsehiefsen handelt es sieh nm die Distanz, welefae als Aosgangspunlst des Wirknngsschielsens dienen soli^ nm die SeitenTerschieboog jedes einzelnen Geschttircs (d^Ye), sowie nm Regelung der Sprenf^öhe.

W&htend des Einsehielseas erfolgen Zngsaken; der Hauptmann kann einem Zog besonders die Regelung der SprengbOhe llbertrsgen.

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Umaeliiu.

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Die Kei^olung: der Schulsweite erfolgt im allg:emeiueu mit Aotsehlag- «chflssen, sonst mit BrennzUndersehüBsen niedris2:en Sprengpunkts.

Das W i r k ü n fr s ^ b i e f s e n erfolgt mit allen Geschützen einer Batterie. Es muls in allen P'ällen mit gröfstmö'rlieher Feuer- geschwindigkeit ausgeführt werden, ohne daf« die Genauigkeit leidet.

Der Streuj^t hufs (tir ef>lleetin wird ;itii;i wandt, wenn es vorteilhaft ist, das Einschielseii abzukiir/A u. den Keind in der ganzen Tiefe seiner Anfstellung zu fassen, die Irrtümer zu vermeiden, welche f-ntstehen. wenn das Ziel uni^eiiiigend sichtbar ist, wenn es seine bteliüug verändert und wenn die Front gebrochen ist.

Der Sehuis mit einerlei Aufsatz (tir sor hausse uuique) sviid angewandt gegen tote Ziele, gegen dUnne Linien, wenn man Zeit iiat, eine enge Oahfl zn ersehieisen, endlich gegen Ziele in Bewegung, weuu mau sie beim Dorchgaug durch einen bestimmten Punkt fai>sen will.

Endlich steht noch zu hemerkcu, dais das Ueglemeut keinen Schuls mit Wechseln (faueher) anfuhrt. Es hängt dies mit dem Fehlen der Seitenrichtmaschine beim GebirgsgesehUtz zusammen.

In dem Abschnitt ttber F'Uhrung und Beladung der Maul- tiere heifst es, dals zu jedem Maultier eiu Fuhrerkanonier gehört (('ajionniei cuiidueteur muletier). Zum Beladen etc. müssen sich immer 2 Führer zusammentun. Zur Beladung Uaim auch unter Umständen das Gepäck der Leute kommen. Wo Stralken sind, wird das Geschütz gefahren; das Maultier mit den ilädera geht dann in der Gabeldeichsel, diis mit der Lafette ist davor gespannt. Die betreffenden Führer gehen neben ihren Tieren. Das Maultier [Urs Rohr wird mit den Tornistern der Kanoniere beladen.

Als Kegel gilt die getragene Batterie und dafUr ist auch das Exerzieren berechnet. Die Mittel zum Kommandieren sind Zeichen (gestes), die Stimme, Blasinstrumente, Meldereiter (agents de liawon). Bei einer ausgebildeten Batterie macht man vorherrschend von Zeieiieii (Sebranch, in jedem Falle cur Ergänzung der Stimme.

Der Zug in der getragenen Batterie setzt sich zusammen aos 2 GtsebUtzen, jedes mit 2 Manitionskasteii und 4 Maoltierea. In der BatteriesteUnng haben die GeeebtllKe 7 n Zwisehenranm nnteninander.

Die Scbiefsbatterie (batterie de tir)^ dnreb einen Hanpfanann befehligt, hat 3 Züge, der 1. wird dnreb den 1. Leotnaot, der 3. dnrob den 2. Lentnaat, der 2. dnreh den Adjutanten oder den Unter- lentoant der Besme gefhhrt. Die Batterie bat einen Oberwaebt- meiater (maieobal des legis chef), welcher die Manltierkoionne eeUielst^ ebnen Feuerwerker (somhobef artificier) zor Mnnltions' Tersofgnng, einen Trompeter nnd einen Trupp TOn 3 Bedlennnga-

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Umobaa.

leateo für das Batteriefernrobr und den Eotfenmngsmesser. Die- Zttge üDtereioaDder in der Batterie haben 7 m Zwischenraam.

Das Personal der Kriegsbatterie ist in 6 GescbUtz^Uge

fpelotons de piece) geteilt, wir nennen es Geschütze". Jedes Geschütz in diesem Sinne ist darch einen Wachtnuister {maröehai des logis) liefrhligt, mit 1 oder 2 Bombardieren (brigadiers). Jedes der sechs umfalst das eigentliche Geschütz, Mnnition*;k asten und Vorratssachen; das 1. und n. Gesehnt/ trap-en das Werk/i ut:, das G. aulserdem die Gebirgsschmiede, Meuscheu- und Pferdemedizink;iaten, Lebensmittel und Gepäck. Das erste Geschütz bespannt die 3 Wagpen,. Der Adjntant bleibt zur Verfügung des Hauptmanns.

Aulser den Offizieren hat die Kr itg.sbatterie au Personal: I Adjutanten. 1 Hilfsar/.t, l Oberwacbtmeister, 10 Wachtmeister. 1 Feuerwerker, 2 Quartiernieister (fourriers), 10 Bombardiere. 6 Munitionsgefreite (artificiers), 3 Trompeter, 2 Eisen-, 2 Holz- arbeiter, 2 Snttier, 1 Knrschroied, 2 HUlfsschmiede, 1 Lazarett- gehilfen, 4 Krankenträger, 60 Bedienuugskanoniere, 86 Maultierführer, 5 Fuhrerordonnanzen, im ganzen 200 Mann. An Tieren sind im ganzen: 0 Oftizierpferde, 7 andere iiiitplerde, 6 Zugpferd*-, ins- gesamt 19 Pferde und SU Maultiere.

Für Marsch und (iefecht teilt sich die Batterie in die Getechts- batterie und den Regimentstraiu (grofse Bagage); die Gefechts- batterie zerfällt wieder in die Schielsbatter ie und in die Oefeobtsstaffel; letztere unter dem Adjutanten.

Die gewObnliehe Marschformation ist die Kolonoe so Einem; kommeD anapahmgwdae breitere Strafeenxtlge vor, so kann maa anoh in Zngkotonnen mit der Brdte angepafoten Zwisehenrttanen maraeUeren.

Ea wird grolser Wert auf Torherige Erkandnng der Feaer- stellnng gelegt, die Batterie kann inswisolien eine Erwartnngs- Btettiing einnelunen (poeition d'atkente). Bei Überrasehnngen in der Marsehformatioo ist dae Material seUennigst abzniadeo, die* Maultiere maoben die Strabe frei and das Feuer wird nnmittelbar eröffnet.

So lange man nieht die Fenerltberlegenheit erlangt hat, mnlSi- niaa den Maultieren eine gesicherte Stellung anweisen, die aber nidit weiter als 3 Minuten Ton der Batterie entfernt sein darf und auf der am wenigsten bedrohten Flanke liegen soll. Die Munitions* staM soll hOeliatens 6 Iflnnlen too der Batterie entfernt und seit- wärts der Strabe stehen.

Besondere Formen fttr die Abteilnng (groupe) bestehen nicht;, stehen mehrere Batterien unter einem StabsolBxier, so befehligt

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UnMiitQ.

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dieser die Abteilung durob Meidereiter (agento de liaison) aod durch

ane^grebenf! Befphlp.

Auf den letztfn Air uns interessanten Titel des 1. Teils „Dienst der Gebirir^^arti liehe im Felde" kommeo wir bei nächster Ge- legenheit zurück. Schott.

Ungeachtet der bis jetzt konsequent beobachteten Zurückhaltung Gewichte hinsichtlich der Zahlenangaben über die Feldkanone sickert doch ^ifii^oneif hin und wieder etwas durch. Diesmal ist es, wie schon einmal M.. 1897, hinsichtlich der Stärke der Schutzschilde, die France niilitaire**. welche eine Auskunft gibt, die den Stt^mpel der Wjihrscheinlichkeit trä^rt. In der No. 50r?9 hpilst es etwa wie folgt: ,,Es ist in Deutschland Mode prewordcn, unspru Feldgeschützen ihr übertriebenes Gewicht vorzuwerfen, das jedeufa!!:« viel höher sei als das der (i( utsehen. Nun wiegt unser Geschütz mit Rttcklaufbremse und Schild ein wenig mehr als ISOO kg, das deutsche, welches bei gleichem (?) Kaliber jener Einrü htun-i n fiitbehrt. 1720 k'j Will man nun das deutsche Geschütz, soweit es iiir^'lic'h ist. mutleniisieien, S(» wird es, durch Schilde und Mechanismus, schlecht gerechnet, um jene 80 kg Unterschied schwerer. Worin besteht also nachdem, so ist erlaubt zu fragen, jem bedeutende Mehrgewicht, von dem unsere Nachbarn so gerne reden?"

Hierzu ist nun zu bemerken, dals es sich um das Fahrzeug- gewicht handelt, also die Protzmunition eine Rolle spielt. Wir haben 36, die Franzosen nur 24 Sehuis in der Protze, letztere also 12 weniger. Bei ebenso gi j ingei .VusrOstnng würde unser Geschütz noch um etwa 8 12 9() kg leichter. Wir würden dann, auch mit Schilden und Mechanismus, doch wieder ein ahuschulicb geringeres Gewicht haben.

Nun bezieht sich aber der Vorwurf gegen das französische Wechsel Xaterial kanptsScblieh auf das abgeprotzte oder fenenide Geschütz, ^e^orpt Jene 1820 kg zugrunde gelegt, ergäbe sieh dieses durch Almehen in Moat- dee Gewiehts der Protie, das nicht genaa bekannt ist, in den P^^- höchsten Angaben aber mit 640 kg Toikommi Danach blieben 1180 kg für das feuernde Gescbtttz» ein jedenfalls die Grenzen des ZaUasIgen Hb ersteigend er Betrag.

Der kommandierende General des XVI. ArmeekoipB Division«- general Pedoya hatte Ende November 1908 die Altersgrenze erreicht. In sebe Stelle trat am 1. Dezember DiTisionsgeneral Maria Anton Eduard Blancq, der bisher die 4. Infanterie-Division m Oompiigne befehligt hatte. Am 14. Mai 1844 in Naj (Untere Pjrienäen) geboren kam er 1864 als Unterlentnant zum 8. Znaven^Regiment^

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Uauohau.

bei welchem er als Leutoaiit in der Schlarht vdn Wörth (6. August 1870) verwundet wurde. iud( tu ihm ein Granatsplitter das rechte Auge weg'nahni. In Gefangenschaft ^-ernten, gelang es ihm im Dezember 1870 r.u entweichen. Kr nahm Dienste als Flauptmann der 3. Marsch-Zuaven und beteiligte sieb au den letzten Operationen der Übt iVrmec. Er kehrte dann wieder nach Algerien zurück, wo er zu seinem alten Regiment kam. 1875 wurde er ans Algerien als Bataillon&chef nach Europa zum Infanterie-Regiment 113 versetzt. Später kommandierte er Doch das 16. Jäger-Bataillon and kam als Obersflenfnnnt znm 88. Infanterie-RegimeDt, das er 1891 als Oberst unter seinen Befehl erbieH. Als Bn^rade-Ctoneral batte er die 65. Infanteiie-Brigade in Agen. Da er nooh ttber 5 Jahre bis xnr Altersgrenie hat^ so dürfte ihm noch eine Bemfhng in höhere Stelinngeo werden. Sehott.

Armeeaus- Der Armeeansschnls der Kammer hat zu der Zeit, in weleher 2^'*^^^ der diesmonatliehe Bericht geselirieben wnrde, sebon die wiehtig«

DwoOiSt Artikel des 7om Senat angenommenen Textes des Gesetz- entwürfe, betreffend die 2jährige Diensteeit dnrehberaten and sieb in manchen semer Beschlttsse den VorsohUlgen des Berieht- erstatten fttr das Eriegsbudget 1904 Manjan angeschlossen. Wenn wir von den freilich an Zahl geringen Artikeln, in denen die Ent^ sobetdnng im Ausschufs noch nieht gefallen ist, ganz abseben, wie z. B. bezüglich des Aufschubs des DiensteintrittSi ') so ergeben die bisher gefafsten Beschlüsse des Armee-Aosschosses dnrch ihre Abweichangen von dem Senatstexte und den bestimmt ausgesprochenen Forderungen des Kriegsministers doch schon Reibungsflächen genag zwischen Kamroerausschuls einerseits. Senatstext und Kriegsmiotster andererseits. In einzelnen Fragen könnten, wenn das Plenam der Kammer sich die Beschlüsse seines Armee-Ausschusses zu eigen machte, sogar emstliche Konflikte entstehen, da General Andre naeb den im Senat ab- gegebenen Erklärungen auf manche seiner als Kompensation für die 2jährige Dienstzeit bezeichneten Forderungen nicht wohl verzichten kann. Wir greifen hier nur einige der wichtigsten Punkte heraus. Zu diesen gehört der vom Armeeansschnfs, entgegen dem Senatstext in kurzsichtiger Auffassung des Begritis der „Gleichheit all^r F'ran- zosen vor dem Kekratierongsgesetz'' gefalste Bescbluls» daüs auch

^) WiUirend des Druck» i»t die Frage der EinfiteUuog vor dem dienst- pflichtigen Alter abweichend von den Beschlllssen des Senats gelltet und sind auch die Übergangsbestimmungen vom Armee-Ausiichidb der Eanmer mit nicht unwesentlich«! Abweachungen vom Senatstexte angenommen.

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UMahML

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•4ie Sehttler von SiQrr aod der polytechuischen Schale, derNoimal-, Zentral-, Font-, Bergschale, sowie der Schale fUr Chaussee- ond BrückenbaiiteD, die bis Jetzt als aktive, beiw. Keserve-Offiziere in 'die Armee traten, vor der Heförderang siim Offizier 2 Jahre im MauDBehaftsstaDde, als Gemeine, Korporale ond Unteroffiziere dienen sollen. Darin liegt eineateüs eine Oefahr für den braach- •baisten bisherigen Ersatz aD fieserveofliiieieii, da 4ie ZOglinge der genannten Sohnlen nicht immer Lost zeigen werden, nach einem 2. als (Jnleroffizier absolvierten Oiens^ahr anch noch die Übungen des Reserveoffiziers auf sieh nehmen za wollen. Der Beschlals konnte andem- teils aber auch za einer GMabr für das Ni?eaa der Allgemeinbildong des aktiven Offizierkorps werden. Wenn man bedenkt, dals die Asf^- ranten fUr St. Cyr and die polytechnische Schale 3 Jahre Vorbereitong t^ür die AafiiahmeprUfnng braachen, dann 2 Jahre Dienstzeit im Mann^ Schaftsstande, sowie 2 Schuljahre zu absolvieren haben, Summa 7 Jahre, so lipc-t es nahe, dafs die meisten es vorziehen werden, ohne die hohen Anforderungen an Allgemeinwissen nach 2 Bjähriger Dienst- zeit in der Truppe sich als Unteroffizirrf znr Anfaahme in die zur Heranbildung von Unteroffizieren /.n Offi/icrtMi bestimmten Schulen von St Maixent, Saomur, Versailles zu melden und so rascher und müheloser die Offiziergalons zu erwerben. Der Senatstext verlangte bekanntlich nur l Jahr Dienstzeit in der Truppe vor Besuch der Schult 11 Wt itei wird eine Keibung zwischen Kri» ^'sminister und Kamnu I sehr leicht entstehen bei dem Besehlusse des Armee-Äus- schubbes, /iigleich mit der Herabsetznng der Dienstzeit auch die beiden Übungen der Ueservisten nnd die eine der Landwehr auf die Ilältte der Dauer zu vermindern. Besonders stark sind die Oesrensätze /wischen den Beschltlssen des Armee- Ausschusses der Kammer und den Forderungen des Kriegsministers bei den Artikeln, welche Kapi- talanten, Freiwillige mit einer Uber die gesetelich hinausgehende Dienstverpflichtang sowie die ihnen zu gewährenden Vielseiten betreffen. Es konnte nnr verständlich erscheinen, wenn General Andr6 bei den Verhandlangeu im Senat daraut nachdrücklich hinwies, dals als Kompensation ftir die 2jährige Dienstzeit ein zahlreiches, erfahrenes, länger dienendes Ansbildnngsperaonal verlangt werden intisse. und der Senat dieser Forderung beipflichtete, ja, in einer iiichtung noch tiber das von Andre Verlaugte hinausging. Nach dem Senatstexte sollen ^/^ des Sollstandes an Unteroffideren (75 ^/q) Kapitulanten •sein and des Sollstandch) aa Korporalen. General -\udre hatte die Hälfte der Korporale und Kapitulanteu nur hei der Kavallerie, bei den übrigen Waffen '/s verlan^^ Nach den bisherigen Be- . stimmongen durfte in den Kompagnien. Eskadrons, Batterien bei

JsMMi» fir Um JraMh« imm umd Vmim. K*. 38«. 7

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den Unterstäben, Sektionen „hoT& niug" '/.^ (ier Luterotfiziere aus Kapitulanten bestehen, total 70 ^j^ des SoilBtaudes, zusanimen 29500. . Die Bescbltlsse des Kammer- Ausscliusses erlauhon nur des Total- standes au ünteroftizicren aus Kapitulanteu, also \M\ sie rechuc« dabei mit diesem Prozentsatz sogar als Maxim um, du Artikel 59 sa^ können erreicht werden, uicht mit eiuein l iximi. wie der Senat. An Korporalen aus KapituiaiUen crlauhteii tiie Arnu-e- Aasschals- Beschlüsse nur '/„ setzen also auch hier die Gebilieii im Aasbiidoo^spersonal sehr wesentlich herab. Während nach dem Senatstext 5°/o ünteroftizierkapitulanten mehr zu verzeichnen «gewesen wären, 31 615, setzen die Beschlüsse des Arniee-Ausscbusises bie auf 4*/o weniger als bisher zulässig, 26 712, herab. Statt Vermehr- ung der länjrer dienenden Unteroffiziere also Verminderung^ Was ein derartiger Auslali von 4908 länger tlieiienden rnteroffizieren gegenüber dem Senatetext tUr die Anshildim^,: lici der in dieser notwen- digen gesteigerten Arbeit bedeutet, das hrnucbt wohl hier nicht erst be- wiesen zu werden. Die treibende Kratt lai die Änderung dieser Artikel des Seuatstextes war Maujaü. Lr führte 2 Gründe t'Ur die Herabset/.utig der vom Senat bewilligten Zahl von Ünteroftizierkapitulanten an. 1. sollen möglichst viele Unteruitizierätelien den Leuten erhalten bleiben, die bisher nach Artikel 23 nach einem Jahr dispensiert wurden, jetzt aber 2 Jahre zu dienen haben werden. Diese im 2. Dienstjahre zu UoterofOzieren. beföcderteo Leute kann mao aber doeh nicht gut als erfahrenes, länger dienendes AnsbildnngsperBoual betraehten» 2. «iU . Haigaa au den bei 2jKfatjger DienstBeit unabweisbaren Mehrkosten möglichst sparen. Die dnreb den Armee-Ansschnis bewirkten Ander- ungen des Artikels 60 werden aneh nioht gerade zum Längerdienen ermnnteni. Die neue Fassung des genannten Artikels will »war den Uber die gesetdidie Zeit anter den Fakneu bleibenden Unterofli- zieren und Korporalen der Kolonial» und Heimatannee eine dnreb einen vom KriegsminisCer an entwerfenden Tarif festsnsetxende Soldzolage be- willigen, den Gemeinen (deren 6000 mehr ttber 2 Jahre hinaos dienen < solleo)^ aber nnr bei der Kolonial- und den berittenen Truppen der Heimatannee^ nieht bei der Infanterie. Die Prämien, die dem xn längerer Dienstseit sieb Verpfliehtendeo sogebüllgt werden, dürfen, während diese anter den Waffen sind, nnr xa 7s aasgexahlt werden, was man dne gate ISrtiehong som Sparen nennen mab. Wesentliche Abweicbongen . v<»n Senatstext aod einige Härten bringt .die neoe Fassong der Artikel 61— 6B. Der Senatstexl erlaabte Unterolfizieren bisher mm 26. Diens^ahre im aktiven Dienst an bleiben dod dann mit einer netten Pension anssaseheideu. Der Armee- Aussehuls will nnr die „commissioa4e<', x. B. Begimentsscbneider, Schoster,

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ObimIum.

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WalTeuarbeiter über 15 Jahre hinaus im aktiven Dienst helasseu, die übrigen Unteroffiziere setzt er mit dem 15. Dienstjahre anf die Strafscj will allerdings nach lU bezw. 15 Dienstjahren eine soir. „proportioneile Pension- iiewilligen. Diese Pensionszuweisung kann man nicht als unklug bezeichnen, sie wird aber dem Staate /Jemlicb hoch />u stehen kommen. Nach 10 Jahren erhält ein Unteroftizier rund 300 Frs. Pension, die ihm (Artikel 69—71) auch neben den Bezügen einer Zivilstelle bleiben und eine ^-anz nette Versorgung ergeben, zumal der Ausscheidende dann auch noch die gesparten ^/^ seiner Prämie erhält. Büt 30 31 bezw. 35 36 Jahren sind die Leute auch noch in der Yollkrait ihres Lebens und wohl imstande, einen Zivilberuf einzuschlagen. Wenn der Amiee-Ansschars in späteren SitziiDgL'n auf den Hinweis Berteaux" hin, dals iiian durch die vielen Andcriingeu in Kapitel 3 und 4 (Vorteile für Kapitulanten, Zi\il- stellen für dicsL j gegenüber dem i3euatstext das Scheitern des Ge- setzes herbeiführen könnte, auch beschloiü, provisorisch die genannten Kapitel in der Scuatsfassung anzunehmen, so bedeutet das wenij,'. Bleiben doch die nicht zu diesen Kapiteln gehörenden Difiereuzeu mit dem Eiiegsminister und dem Senat beateken, and bat doch der AnssehtilB bes^ossea, in aeiiiea Beiiabt auteiiiebmeii, da& er auf der Fiirderong der proporHoaelleii "Peadim naeb 10 Jabren nnd seinem ZaUmigsmodna besteben werde and data, wemi er diese Forderangen, am das Zostandekommen des Oesetiea Bicht aa bindern, aaeb niebt aafnebme, nob doeb Toibebalte, in dnem sofort anssn- arbeitenden Geselientwarf betreffend ErgKnanng des Kadres mit ibnen so kommen.

Der Anssobnb bat also, wenigstens moraliseb, Kapitel $ nnd 4f aof welobe der Kriegsminister besonderen Wert legl^ ans dem Gesetx losgelöst. Die Webrstener bat der Anssobnia einstimmig naeb den VorsshUfgen Uaigan-Sabaterie angenommen^ der Kriegsminister soll rieb aber noeb Uber die xa veriangenden finamieUen firtilige der Steoer inlsetn. Unter den besOglieb der „Obergangsbestimmnngen*' gefalbten Besoblllssen des Armee- Ansaebosses widerspfeoben mehrere aneb dem Senatstext nnd den Fordemngen des Kriogsminiaters. Beeoblossen wurde n. a^ da(s 1. das' Geseti vom 1. Jannar naeb seiner Bekanntgabe in Kraft toeten solle, 2. das nKebste Bekrotenkontingent naeb der Bekanntgabe sebon am 1. Oktolier einmstellen sei, S. die Bestimmnngen des Titel IV für die Kapitulanten sofort auch anf die 3 jährig-Freiwilligen (die der Senat bis nur Einftlhrungdes Geseiaes noeb dem Gesetz von 1889 nnterworfen sehen wollte) Anwendung finden, dabei aber die Artikel 22 nnd 33 des QesetMS ron 1889 (Familienstataten nnd sog.inteHi-

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Umaohaa.

gente Elemente nach 1 Jahr zn dispensieren) noch bis zum Inkrafttreten des neuen Gesetzes gelten sollen. Der Senat hatte bekanntlich be- stimmt, dato die neuen BestimmnniJ^en flir Kapitulanten sofort gtlltig seien, das Gesetz aber sonst erst 2 Jahre nach Bekaontgabe und «war vom 1. Januar nach Bekanntgabe rechnend, in Wirkung treten solle. Damit wurde dem Kriegsminister zwischen dem Grelten der nenen Bestimmangen fttr Kapitulanten nnd Inwirkoogtreten des Bestes des Gesetzes ein Zeitraum von fast 3 Jahren gegeben, der ihm «jaoben flollte, festeastellen, ob die nenen Vergünstigungen fttr Kapitalnrtea mgktMg genug seien, die erfoiderliobe grübeie Ztbl von aolohen so aiebem. Das ist aber eine aebr wichtige F^e, in welcher nach den BeBcblttssen dea AmsebiuseB nnn eine Vorprobe nnmOglich ist. General Andr* igt eifrig bemttbt, gerade tOr die ZivilTersorgung der länger dienenden Leute, die er mit Beeht al8 das stttrlcste Zngmittel fllr LKagerdienende betrachtet, möglichst ▼iele Qoellen sn erseblielsen. Das beweisen die Vertrüge, die er soeben nüt den 6 Privat bah ngesellschaften abgeschlossen nnd swar auf Orond der Vorarbeiten durch eine gemischte Kommission. Die Babngesellsohaften haben alle VorseMttge der gemiseblen Kommission angenommen, sie sollen in Kraft treten, sobald die 2jfthrige Dieoetaeit genehmigt worden ist Nach diesen Abmaehnngen wHiden die 6 Bahngesellschaften den Korporalen nnd Lenten, die roindestons 4 Jahre alLtiT dienten, die Hälfte ihres Bedarfs an Streokenarbeitem mr Verfttgong stellen, freilich unter AnswaU der ftlr diese Zwecke geeigneten Elemente. Sehr Wel bindender nnd giOlsere Garantien bietend sind die Abmaehnngen beilli^ch der kapitoliert habenden Unteroffisiere. Die Gesellschaften verpflichten sich, jllhilich ftir 260 Unteroffiziere, die 10 Jahre gedient haben, davon 4 Jahre mindestens als Unteroffiziere» entsprechende Stellen, wie Schalterbeamte, Schaffner, Revisoren, Listenftthrer usw. offen zu halten nnd die Militäranwtltter bei Besetzung dieser Bollen tiberhaapt in die erste Linie zu stelieti Die Militärverwaltung soll allein die Liste der Anwärter auf die Zivilstellen bei den Bahngesellschaften anbtellen. Die BahngesellscbafteD unterwerfen die Aspiranten einer Prttfnng ihrer Eignung. Danach stellt dann (nach Artikel 10 des Bekm- tierangsgesetzes) die obere Klassiemngskommission fOrZivilversorgang die Reihenfolge auf die Liste der Anwärter fest nnd die Gesell- schaften halten sich an diese Reihenfolge. Der Vertrag mit den Bahngesellschaften mnfs als ein sehr beachtenswerter Erfolg des Kriegsministers betrachtet werden. ]),,^ t>.'- ß^i t^^i" Heereserfordernis li)04, dessen Hauptzüge bei Be-

wiiiigU' spreohung des Berichts Marians schon im vorigen Bericht beleuchtet

Umsoliaia.

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worden und da& mit wruigeu naten zu behandelnden And* rungeu Heereser- die Biiligung der Kammer ^'^efunden, inufs auch auf eim-a anderen Beriolit hingewiesen werden, der besiuuders die Mehrkosten der 2jährifren Dienstzeit streitt, und einige Vorschläge zur Herab uiioderung dieser Mehrausgaben macht. Wir meinen den Bericht über das Gesamtbudget 1904 von Merlon. Er dürfte bei der Be- ratung des Gesetze s, betreffend die 2jährige Dienstzeit im Plenum der Kammer berührt werden, da er die Ansichten der Mehrheit des AosschnsseH für die Beratung des Gesamtbudgets wiedergibt. Merlou gebt mit seinen Vorschlägen zu Ersparnissen nicht so radikal vor, wie Manjan und streicht vor allem nicht einen der im Senatstexte bewilligten Kapitulanten, and nicht, wie Maigan, alle 4. Bataillone, Der Bericht scheidet die Mehrausgaben, die darefa den vom Senat angenommenen Text des Gesetzes, betreffend die 2jährige Dienstzeit, in der Durchführung eintreten würden , in 2 grofse Kategorien l. solche, die unmittelbar, d. h. slIiod in den Budgets der nächsten 5 Jahre steigend bemerkbar würden, 2. sulche, die erst nach Ablauf von etwa 15 Jahren eintreten und nach 30 Jahren ihr Maximum erreichen kttnaten. Die erstere Kategorie unterscheidet der Bericht wieder In Forderaogen, die aaeh ohne die 2jäbrige Dienstzeit eintreten würden und solebe, die omnltlelliare Felgen der Herabeetmiig der Dienstaseit «ein mftsaen. Naeh den eft geSaiierten WUnsohen des Pariaments und bei der Beratoog des KriegsbndgetB in der Kammer ist bei Kapitel Sanitätewesen eine Besolation (Nervals angenommen worden, die Ar das nSehste BekmtenlLODtingent die fiinstellnng nicht wieder im Noyember veriangt würde man mit Rttektieht anf den SanitSls- nsland der Armee nnbedingt dasn gekommen sein, die fiekmten schon im Okiober einzustellen. Das Gesets, betreffend die äjUhrlge IHenst- seit» Terlangt die Emstellnng in der Zeit vom 1. 10. Oktober, Mehr- kosten 8,8 Mlillonen. Die UntersHltnuig von büfBbedlIxfkigen Familien 7011 Etnbeerderten will der Berioht Air das 1. Jahr aach nicht anf das Konto der 2jüirigen Dienstseit gesetst sehen, da diese sosiale Mafonahme aneh bei der bisherigen einjährige Diensbeit der FamilienstOtaen nötig geworden wttre. Unmittelbar dnieh die 2 jährige Dienstseit wetden dagegen bedingt die UnteisttttKnng ftlr die Familien im 2. Jahre, das fMr die FamilienstOtsen hinzutritt, die Malsnabmeu ftr die Sicherstellang der Eadres an kapitulierende Unteroffiziere, Korporale und Gemeine, die zusammen etwa 11,5 Millionen kosten wurden, für die Vermehmng der eingeborenen Soldaten in Algerien nnd die Bemonte-Reiter aas Kapitulanten (znsammen 2,2 Millionen). Im ganzen beziffert der Bericht die unmittelbaren Mehrausgaben auf etwas mehr als 31 Millionen, die bis anf la MUUonen durch

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aodemeitige Enpamiflse im Kiiegsbodget, und dnidi die za vefor- mierende bis wm 45. Lebensjahre ansiadeliiMiide Weh rate ner und daxoh eine KiDdefloieiisteiier gedeekl weiden wlliden. Kategorie II, mittelbare Aoagaben, erwaefasen ans PenaioDen ftr 6000 kapitn- lierende Unteroffissiere mehr nnd solche ittr Eingeborene, die mnSehst ea. 8,8 IflUionen eigeben würden. Deekuig der Hehransgaben er* wartet der Berieht 1. von einer Verringerong der heotigen Dnroh- sehnitlsistBtiCrlce. Das Bekmtenkontingent weide die vom Kriegs- minister seiner Bereehnnng sogionde gelegte Dnrehsolmitliistitirke von 210000 Mann niefat erreleben, da a) von 1907 ab die Ziffer der in die BekmtiemngBstammrolle eingetragenen Lente nooh mehr sbken werde, 2. die vom Parlament veranlabte sehsriere Prttfiing der Masterongskommissionen auf DienstfiUdgkeit die Zahl der Dienst- ttbigen pro Kontingent von 76®/, anf 66% herabsetsen werde. Xaa mOsse daher ndt mindestens 24000 Mann weniger Dorehsidmitts* stttrke rechnen, das ergibe 8,4 Millionen Ersparnis. Versehwinden der Leatnants Aber den Etat 1,6 Millionen; vom Kriegsminister ge» plante Mafsnabmen, wie Reform der Mnsik a. s. w. nnd AnfldMn TOn 68 Kompagnien 4. Bataillone lieferten leicht zusammen l,5M0iionen. Reform der Webistener nnd Steuer der Kinderlosen seien weitere Einnahmequellen. Von Interesse ist die dem Bericht beigefügte Tabelle, weil sie erkennen läist, wie sich der Ansschnls ftlr das Oesamtbodget die Vermehmng der Kapitulanten usw. bei 2jähriger Dienstaieit denkt nnd die Mehrausgaben naeh Kalorien gliedert;

A. Unmittelbar wirksam werdende Ausgaben. 1. unabhängig von der 2jährigeQ Dienstzeit;

fiiinstelinng der Rekruten am 10. Oktober statt 15.

November 8800000 Frs.

Unterstlltumg hilfsbedürftiger Familien von eiube- orderteo Familiensttttzen (16 000), S% des Re- kratenkontingents, zu je 250 Frs. im ersten Jahr 4000000 2. bedingt durch die 2jährige Dienstzeit:

Unterstützung hilfsbedürftiger Familien Ton Familien-

stUtzeu im 2. Jahre (9458) 4864Ö00

Kapitulierende Unteroffiziere (6000 mehr 4 750 Frs.

Zulagen und Prämien) 4 500 000

Kapitnliereude Korporale und solche, die sich auf

längere Zeit verpflichten (17000 mehrzu '250 Frs. i 4 250 000

KapitnUereode Gemeine (8000 mehr zu 200 Frs.) 1200000

an übertragen 27 614 500 Frs.

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UnsobAu.

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Übertrag 27 614 500 Frs.

Freiwilli^re (Soldzulagen imch Ablauf der 2jUhngen

Dienstzeit) löOOOOO

Algerische Eingeborone (Soldzulügen, Prfimii u) 2 200

mehr zq 184 Frs 404 800 .,

Remontereiterals Kapitulauteu, 1800 zu je 1000 Frs. 1800000

1. and 2. zosaiiimeu 31319 300 Fra.

B. Mittelbare, d, b. nach Ablauf von . eini^eo Jahren eiutreteude Ausgaben:

Pensionen für BODO kapitulierende Unteroffiaere mehr 6000000 Frs« . Proportionelle FeDsioneii ftlr Eingeborene . . . > 2210000

A nnd B zoBanunen 89529800 FM.

Wird der Beschlnb des KAmmefanssolinsseai der üie Kapitu- lanten hernntersetEt^ Cteaets, so sinken die Betrüge entspreehend,

der Bericht rechnet mit 88 000 Lenten, die Uber die gesetiltche Dienstselt bleiben, mehr als bisher.

Wemi das Kriegsbndget im Plenam der Kammer anch tarn grOCsten Teil so angenommen worden ist, wie der Anssohnis TorgeseUagei^ ▼or allem aneh mit 515 600 Mann Friedensstärke, ftr welche es die DmrehschnittBbesoldung «nsetet, statt 521 640 Mann 1908, dabd mit

* einer Brnttostfirke von 618800 Mann gegen 542600 im Jahre 1908, sJflo mit 24800 Mann weniger, so sind doch bei der Beratung im Plenum noch einige Änderungen Ton Bedeutung Toigenommen worden. Was die Sttrke angetcUit, so darf man nicht übersehen, dafls sich in Fhinkreich Soll* und Iststärke niemals decken. Man uoter-

. scheidet vielmehr 1. die legale Stärke, etwas über 600000 Mann, ' wie sie die genaue Durchführung des Kadregesetzes ergeben wttrde, . 2. die reglementarische Stärke, die aus den Bestimmungen des Kriegsministers, die für einige Truppen (Grenzbezirke) die Stärke erhoben, fViT andere herabsetzen, sich ergibt, hinter der legalen aber im ganzen zurückbleibt, 3. die Iststärke, die sehr wechselt, 4. die Budgetstärke, d. h. diejenige, fttr welche die Mittel ausgeworfen werden. Gegenüber dem Voranschlag sind an Streichnng:rn in Sektion 1 zu verzeichnen: bei Centralverwaltang rund 11 000, Sondcr- Btäbe der .Artillerie und des Genies 46 200, Militärschulen 100 0(H), nm die Regiemog zu allen denkbaren Ersparnissen zu veranlassen, Besoldung der Infanterie 115 000, in der Hauptsache sich ergebend -ans erweiterten Ofßzieruriauben ohne Sold, Artillerie- Etablissement -50000, Übungsniunition 80000, Keniontiernno: 850 OOO (lür wf-it^-re 161 ab/n«et7endn Pferde) + 82 000, Bekleidung 1 122 (XK) (da 1200 -i'aar Scbnürschobe ans den Vorräten geliefert werde» mß\U'U).

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BettenwMWD 271000 Fn, Zage setzt wozdeD 50000 Fn. bei^ Sanitilswesen, 5000 Fn. bei Sold von Artillerie, Gesie. Timfai mA Verwaltnngstrnppeo ftr eiogeborene Kjidres, 6000 Tn, in KapHel 28 VenetBDiigskosteD, 900000 F^, die abgesetzt wareo, bei Bemon< äenmg ab Pklbaiiea fttr Pferdesllcbter, aiUberdem veisebob man 250000 Fn. aas dem Bztnoidlnariam aof Kapitel 29^ Bisenbabnen. Bei SektioD II, Kolonialtrappeo» traten Änderangen so gnt wie gar- alebt eb. Im Extnunrdlnariitm striob man je 100 000 Fn. bei Ge- linden and Ifasebinen fttr Artillerie, sowie bei der Befestigang von - BIserta, setzte dagegen 150000 Fn. ftr Oebftnde in Nancy zn.

Von luteresse waren bei der Beratuüg des Huererfordernisaes in der Kammer die ErGrterongen Uber deo GesaDdheitezastand im Heere, das Verwerlea des Antrags auf Fortfall der Obnngen von Beservisten nnd Landwebrlenten, die also in dem im vorigen Beiiobt angegebenen Umfange einbeordert werden, die Er- 5rtemngen Uber dieGenendeo derBeserve-Kadies zugebilligten 125- Plerderatlonen, die 670 Pferde ftbr 315 Intendantnibeamte, sowie ttber Zaiassang von Priestern in die Lazarette, die Bewilligung einer - PensioD an die 60 Jafare alten früheren Soldaten, die unter dem Begime des Gesetzes von 1881 gedient (Kosten 600000 Fn.), die Besolationen, die angenommen wurden und von denen eine das „AaÜMsbabgesets'* aof die llUitlrgeriebte anwendet, die andere den Einsteliangslermm fttr das näebste BebrntontLootingeot frttber gelegt sehen will, die Gepiekfrage beim Soldaten (beute 8,8 kg schwer, . was Minister und oberer Kriegsrat als anzalSssig betraehten).

Der Annee-AuBSchnrs der Kammer hat du* vom Kriegsminisler vorgeschlageoen Erweiteruugeu des Natu^ailei^'tuugsgesetzes ¥om 3. Jnli 1B77 angenommen und werden dieselben demoäcbät in der Katmner zur Verhandlnnp: stehen. Die Neuerungen streben an 1. Beschleunigung' der Mohiluiachung und Verminderung liuanzieller Lasten, welche die für die Mobilmachung: erforderlichen Pferde dem Staate auf bUrdcii. 2, Organisation der Ausnutzung^ der Wasserstrafsen, analog der heutigen Ausnutzung der Eisenbahnen, 3. Befuguiö tür- Militär- nnd Marinebehürden, durch Staatsingenieure nicht nur Brenn- material sondern auch Bergwerke und ähnliche Etablissements mit ihrem Material und Personal fttr eine bestimmte Zeit fUr militärische - Zwecke mit Beschlag belegen zn lassen.

Ein neues Für die Gebirgsartillerie ist ein neues provisorisches Expr/ier- Iteglement. ßp^lf.j^pnt, mit ziemlich derselben Stofieinteiinng' wie dasjenige- fUr die Feldartiilerie, in die Hand der Truppen gelangt. Selbst- verständliob sind die EigeuiUmlicbkeiten des Gebirgskrieges und bei.

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UmsoUau.

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dieMn die neueD EifahiiingeD iMrilekslfllitift Das Beglemeni besteht «OS 2 dlliniD Biadelien.

Haebdem die Kammer bei Beratung des Kriegbbudgete 1904 Übungen unter Verweifong der Anträge auf FortlUl der Übungen der Beser- ^^„^^^j^jll^. ▼isten and Laodwefarlente die für Obnngen von 871 600 Beserristen de« 1904. (24a OlBiieie, 4668 Mann weniger als 1908) nnd 141325 Land- wehileiite (gegen 167 726 die lllr 1908 snnSehst angeseilt waren, die der Voneidag ColHaid anf Strelehnng 1 HUlion eingebraebt wurde) ?eriangte Snmme liewUIigte, bat der Kriegsminister jetst die Bestimmongen für die Übungen eriassen. Es werden 1904 einbeoidert 1. die anf Gmnd der Artikel 21, 22, 28 des Geseties von 1889 dispensierlen Jahrgangs 1900, 2. JabiglSnge 1894 nnd 1897 der BeseiTe der Hefanat, 98 nnd 97 der Kolenial*Armee, 1894 nnd 1869 des algeiiseben Kontingents, 8. JabrgXnge 1888 nnd 89 der Landwehr Infantnie, Kavallerie , Artillerie Genie, 1888 des Tkains. An Kontrell-iiipeb nehmen teil die Jabigttnge 1888 des Landstums, 1888, 68, 98, 97, 1901 der mifedienste. Von der Uarine- Beserve üben im Jnli 1904 die JahfgSnge 1898 nnd 1899 4 Woeben, ebenso die 1908 Dispensierten.

Die in der iransSeisehen Faohinesse ersebienenen Kritiken der Manöver groben Beii>8tttbnngen 1908 sind znm TeU ledit sebarfe. Da sie, ^'^'''^eh- freüieh mehr Grau in Gran malend, sich zum groben Teil mit Be* presHe. merknngen decken, die hier sehen in einem Sonderaufsatz ersehienen sind, 80 heben wir nur einige henror, besonders Uber die Manöver im Sttdosten. Gktadelt wird 1. die Anlage. Die den OperationeD ngronde liegenden Annahmen seien strategisch onwahrscheinliob gewesen. Dem XIV. Korps sei ferner während der Manövf r von Korps g^eo Korps stets pine erfolglose DefeDsive, dem XV. Korps stets eine erfolgieiebe Offensive zudiktiert, 2. die Leitung. Sie liefs es an, dab ein ans einer Stellung geworfener Gegner sehen dicht hinter deneltien, olme Eintreffen von Yerstärknngen, eine oene Schlacht selilng, einen geordneten Rückzug Hels sie nie dnrcbftlhreD. Ihre Sebiedsriohter binderten absolote taktische Unmöglichkeiten nieht, sie tmgen der Waffenwirknng keine Heeknnng. Einen einheitlich ge- leiteten Angriff eines grö£seren gemischten Verbandes haben die ManOver nicht gebracht, das gewählte Gelände erlaubte nur EinzeU gefechte von Brigaden neben einander, 3. die erwarteten Erfahrungen iu Bezug anf die Fingerzeige des Ezerzier-Reglemcnts ftlr die In- fanterie für Kampfesformen und KampfesfÜhrnng haben die Manöver nicht gebracht. 4, das gewählte Gelände erlaubte der Artillerie nicht, ihre volle Fencracsnui/ung aüf weitere Entfernungen auszunutzen, 5. man hatte 2 KavalleiiediTisionen herangezogen, man hätte aber mit 2 Kegi-

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mentern ein Amibogeo gefooden, dt die Anogaogslagen die Gegner oll bis auf 2 km aneimoder bnehteiif für welle AnfUimig dnieh giV&ere Beiterkifiper alao kdn Bmid war, das Gelinde aneh die Verwendimg giOteeier Bdlermaesen Terbot^ 6. vor Beginn der tt^^ lieben Operationen ▼emammeite man die grofm Verbände oft in Venamminngsfomatlonen, alall naefaden OztevnlerktlnftendieThippen in die Haraebkolonne sieh einreihen an lassen, 7* die Tmppeo fanden bd Ankunft vor den Orlsnnleikfloften die Belegnng noeb niebt fertig Terteill» 8. die kleinen gemisoben Avanlgaiden Negrieis haben Fiasko gemaebl, obwohl man Ihnen die Arbeil erlelefaterte, Indem man yielfacb dem Gegner die Verteidignng Torsehrieb, 9. der Begriff freie Manöver war in der IVaxls dnrehans niebt ttberall zn finden. ^^ i sctzung Ein firlais des Eriegsministers vom 12. Norember dehnt die im von Leuten. vom 13. Angusl 1908 gegebene Bestimmang, ftlr die Ein- stellnng des Jahrgangs 1902, nach welcher yerheiratete Rekruten, hezw. Witwer mit Kindern möglichst in den Ihrem Domizil nächsten Troppeuteil eingereiht werden sollen^ dahin ans, dafs die Brigade« generale das Reebt haben sollen, aaf Antrag schon eingestellte Leute in gleieher Lage so versetzen und nur die kommandierenden Generale daftir sorgen sollen, dals dnreh diese Mafonabmen die Istst&rken nicht zn Tersebieden werden. Marine und Raummangels wegen können wir heute nur auf das Dekret be- tiefiend die Beoiganisalion des Sanitätsdienstes bei der Kolonial^ trappe, den vom Armeeausschufe des Senats angenommene Qeseta- entwnrf betreffend Reform des Intendantur- und Sanitälskorps bei der Marine hinweisen. Der Marineminister hat in Toulon und Cher- bourg je 3 neue Unterseeboote von 460 Tons, also 200 Tons gröfser als die bisherigen gröfsten, Gustave Zödö, in Auftrag ge- geben. Uber die Dekrete vom 9. November 1903, welche die Be- stinimunsren des Dekrets vom 29. Juni 1878. betreffend die Diszi- plinar Räte fitr Offiziere und Unteroffiziere, wesentlich ändern, .sowie über die Punkte in dem g^rolsen, hier .schon beleuchteten Reformgesetz- entwurf MpRsim} , die im Parlament vielleicht angenommeo werden, im nächsteu Bericht. 18.

Italien.

Pläne de.s Den Eintritt flet, O-nerai Pedotti bis dabin konimandierender Krie^- General des X. Korps in das Kabinett (Tiolitti. begleitete die ■ministers. italienisebe Presse zum Teil mit der Behauptung, der neue Krieers- niinistt r habe die Verpflichtnng ttbemomraen. das Heereserfoniernis herabzusetzen. Wer mit den V erhältnissen des italienisohen Heeres

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Lmächuu.

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«tugenniflen Teiiniit ist» dem mollBte diese Naohrieht von ▼onberQin «b Fabel ereeheineD, denn das ooeb liia 1906 Teretobarte konsoli- dierte Badget mit 375 IGUionen Lire, eineoblielaUob Penebnen (die fan Darelnebnitt mit 35^ BGIlioneB in Betraebt komm^ mflesen), ist ein absolutes Hinimnm. Generml Fedotki ist niobt gewillt, von dem Heereeerfoidemis etwas absalassen, wobl aber dürfte er anf fiispamisse in der Verwaltong sinnen, die der Abkflrsong -der Zeil der ,,fbtsa minima** sn gute kommen würden. Zngleieh mit Beibebalt des sog. „konsolidierten Budgets** bat er aneb andere Flttne seines Votgängers Ollolengbl in^ den seinlgen gemaebt, vor allem den Oesetsentwnrf, betreffend Änderungen in dem beute geltenden BekmttenmgsgesetK (obwohl im Text einige Anderangen. emlreten dürften and der Entwarf daber, wie aneb deijenlge betreffend das Befbrdemngsgesetz zanächst noch einmal rarttekgezogen wird) nnd die Reform der Militärdistrikte. Wir kommen anf die letztoe weiter nnten zarück, hier sei nur bemerkt, dafs aneb der aoter 3 Kriegs- ministem anf seinem Posten gebiiebene Unterstaatssekretär ZaneUisn- rücktrat und dnrch General Spingardi ersetzt wurde, femer, dafs man •einige Zeit annahm, aneb der Chef des Generalstabes der Armee Saletta werde am Enthehnn^ von seiner Stellang bitten, was bis jetzt nicht erfolgt ist Die heute als selbständige Organismen bestehenden liiUtärdistrikte mit einem jährlich um 3 Millionen Kosten verursachenden Personal von 551 Offizieren, 420 Beamten, 261 Unteroffizieren, haben die Aufgabe: 1. die Rekruten einznheordem und zu instradieren, 2. die planmäfsigen Formationen des Landsturms aufzustellen. Diese Di- strikte sollen aufhören, selbständig zu sein und zwar einesteils zur Vereinfachnng" der Verwaltung: und Kommandoftlhrun^, anderntrils aber auch zur Erzielimfr riaer Ersparnis von etwa '/j Million, die den Istständen der Kompagnien zugute kommen soll. Die Aufgaben der Distrikte sollen auf die .,Depots'- der Truppenteile Ubergreheu, die tu diesem Zwecke eine „Rekrutierungs-St ktion" erhaiti n. und in dieser auch einen Teil der hisberifr^n Ollizirre der Distrikte in Verwendung bringen sollen. Eine Verzögerung" (h-r Mohilmachinig der Laudj^rurrn-Fiirmatinneu trait dureh den Fortfall d* r Distrikte nicht ein. Schon jft/t crfolp:! planmälsi- (iie ALifstclluiiM dieser Formationen nicht gieich/.eitig init der Ergänzung (i( .s aktiven Heeres und (lei lUldung der Landwehreinheiten, die 8ache der Depots, sondern nach dieseu, und HO wird es auch bleiben, so dals die Depots gleichzeitig keine grölscrc Bürde tragen.

Über das Personal der Depots, wcicheb die abziebeodea Begi' lueiiter den eintreüeuden bei Gamisonwechseln sa UberweiseK Imbeii, hat der Kriegsminister jüngst ioigeude BestimmaDgen getisCea:

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Unadm.

die nea ankommenden Begimenter sind snrtteksaluBen: die OfBiiere der Depots Infanterie nnd BeiaagUeri-Regimenter, die Magailn- oHiiiera der KaTallerie, die Enatsoffixieie, die ilire erste Obnng ab- leisten nnd nieht mehr als 16 Tage nodi xn fiben liaben, Sehreiber nnd Assistenten, Kammeninteroffisiere, die frttber den Distrikten an- gehörenden Unteroffiziere, die veriieirateten nnd verwittweten Unter> Offiziere und die Überzähligen Unteroffiziere der Depots, die Einjäturig* Freiwilligen, die nicht um Erlaubuifs bei ihren bisherigen Regimeoteni sn bleiben bitten, die Ersatz-Offiziere- und Sergeanten-Lehrkarse, endlich die Mannschaften der Depots der Infanterie nnd Bersaglicri, die fttr die Mobilmachang eine besondere Bestimmung haben. Wie ans der Programmrede des Minister- Präsidenten Giolitti ersichtlich wird, will der Kriegsminister noch die Mobiimachungsgelder fttr Afrika Saiden nnd die Bezüge der Snbaltern-Offiziere erliöben, ohne eine Steigemog des Kriegsbadgets zunächst za fordern. tiinstuUung Der Kriegsminister hat angeordnet, dafs die Rekruten der be« der^eritic" Trappen, ausgenommen Train, am 12. Dezember einiortteken

ntn Truppen. haben. Mit dem 30. No?ember beginnen die Entlassungen der Eni- Leute I. Kategorie Jahrgang 1880 mit Sjähriger Dienstverpflichtong lassungon. eiDschliefsUoh Freiwillige und derjenige Jahrgang 1889 mit 2jähriger

Dienstverpfiichtung, die der Kavallerie angehören. Ver&aderuog Die eingetretenen Uniforra -Veränderungen machen die Ausgabe (Tniformen neuen Bekleidungsordnnnp- notwendig. Erst jüngst hat der

Krip^sTninistpr angeordnet, dals die Passepoils an den Ärmeln d^r Mäntel der Artillerie, an den falschen Taschen der Infantprie und Verptiegnno:8trnppen, an den ialsfben Taschen nnd Vi hselklappen der Alpentrup])pii und Bersaglieri and aulserdem noch an der linken Brnstspitc der Grenadiere, am Kra^ren, falschen Taschen and Achsel- klappen der Artillerie und dpt (ieiiies, bei der Kavallerie auf der linken Brost, der Achselklappen und den falsclu n Taschen bei allen Ueginientern, sowie für Kesriment Savoia au Kra^'t n und für Regi- ment Guide an den Armelaufbcbiägeu lortfallen sollen. Weitere Uni- forro-Vei^ndeningen plant der Kriegsminister nicht, auch sollen die bisherigen liüeke noch länger aufgetragen werden, Ncut; Kc-g- Unter dem 12. Oktober ist ein neues Disziplinar - Reglement- V<Mwhriften eingeborenen Truppen in Eritrea erschienen und mit ihm

folgende Beilagen: 1. Reglement für die Rekrutierung der einge- borenen Truppen, 2 Reglement für die Beförderung von Eingeborenen, Aubhüdun;^ der Eingeborenen bei den Kompagnien, der Eskadrooa und den Batterien, Ein neues, noch von Ottolengüi herausgegebenes Reglement für die Beurlaubungen im Heere ^ibt den kommandieren- den Generalen die Befugnis, Offizieren, die während eines ihnen er»

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Uatsohm. 109

«

teilten Urlaobs erkranken, noeh 80 Tage Nacborlaab ohne Gehalts- absqg n bewUllgen. Inbesag auf BeatfanBiuigeii ttber QrQnde ood Dauer anlsergewOhnlielier Urlaube isl niebts geiadeit, Priratrllek' eiebteo mdaseD aber Tor Dieoallieben niftektreten.

Den Poeten des Marinemimiteis im Eabinet Ololitti bat Kootre- Neui r Adniiial Mirabelle UberDommeny er genieÜBt den Ruf einei Mannes ^jq^!.^^, 4er Pkaade. An dem Unierwaas erb oot im Arsena] Ton Spena wild derart eifrig gearbeitet, dab man es im Mluahre 1904 seebereit baben wird.

Ostemioli-Üiigani.

Der Kommandant des XV. Kerpe in Sarajevo, KommaodieieDder Wechsel im General and Cbef der Landesregierong in Bosnien nnd der Hen^gowina ^J- ^J^- Oenml der Kavallerie Johann Freiherr von Appel ist am 2. De* Bo^leu. zember 1908 in den Bobestaod ttbeigetretmi, nachdem er den wichtigen Poeten dnreb 21 Jahre bekleidet nnd anf eine QesamC- •dienalseit von ttber 68 Jahren anrUekbliekt. Am 14. November 1826 geboren kam er aebon 1840 als Kadett tarn 69. Infimterie-Begimeiit. Als janger OfUmer foeht er 1848 nnter MarsehaO Badetaky in Ober- italien and 1849 in Ungarn n. a. bei Komom, Si6r^, Temeavar nnd Kwar bei der Kavallerie. Bei Magenta 24. Jan! 1859 aar Be- .kognosuemng des Gegners entsandt, drang er bis anm feindliehen Banptqoartier vor. Doreh einen GewehrseholB im Getnebt aehwer ■verwundet» trügt er seitdem die schwarze Binde anf dem linken Aoge. Fttr die wackere Reitertat erhielt Appel das Thereäeniorena. Den Feldaog 1866 gegen Prenlsen bestand Appel in der KavaUerie- Division Edelaheim. Bis an seiner Berofbng nach Sarajevo wblLte ^ vofstti^ in Ausbildung der Bciterwaffe. Er besltat die höeheten KriegsdekoratlQnen.

Der Nachfolger in San^evo ist der Feldaeagmeialer Eugen Frhr. von Alborl, bisher Korps-Kommaadaat in Krakau (1. Korps). Er ist 27. Deaember 1828 in Cattaro geboren, 1867 als Leotnaat zum Kai&erjäger-Regiment aasgemustert. Das Jahr 1864 sab ihn ^hon als Geoeralstabshauptmaim. Beim Storm aal Magenta 1859 hatte er sich das Militär- Verdienstkreaz erworben. 1866 erhielt er als GeoeralstabshaaptmanD von Philippovich eine Belobung. Von 1868 bis 1872 wirkte er als Profegsor der Taktik and Kriegagesehichte au! der Hoehsehnle von W. Neustadt Demnichst hatte' er ein Feldjäger-Bataillon. Bei der Okkopationskampagne 1878 erwarb er sieh als Stabschef der 7. Infanterie-Tti^eBdivigioQ das Bitterkreuz des Leopold-Ordens and die Beförderoog zam Oberatcu anfser der Tour. 187» leitete Aibori als Stabschef des Hcnogs von WOrttem-

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herg die Okkspalion des Um-Gebietes. 1881 war er als Chef des operatlFen Bureus tHttg. 1884 befehligte er als Cteaeral- nugor eine Infiuiterie-Brigade» von 1889 ab als FeMmazsehaUleoteant eine Iiifatiterie*TmppeB-DiTirioii. Seit 1894 ist er kommandiereoder QeDeral in Krakau» seit 1897 Feldzengmeister. Im Oktober 1908 wurde ihm das Grafskreiu des Lieopold-Ordens mit der Krl^s- dekoratloD verlleheD. Sebott

Heereseror- Dag Effordeniis fUr die eislellhaotsebe Landwehr weist dernis 1904 ^3 ^ ^24 Knwen anf, 1 441 018 Kr. mehr, als 1908. Dieser geringe Hehrbetrag deatet schon an, dals man nmfassende Neaemngen nicht beabsiebtigt. Das M ebrerfordemis ist aneb nleht die Folge der dnreb Gesetz 70m 28. Febraar 1903 bewilligten Stdgernng des Bekmten- kontingentSi ^'^^^ siAud schon im Budget 1903 iu Rechnung. Die- Mehrausgabo wird vielmehr beding: 1. durch die ^'('r^l( hrang der Freistellen fUr Offizier- Aspiranten der Landwehr an der Thereäiauiscben Akademie um 18 und der Schtlierzahl in der Landwebrkadettenschale Wien You 450 auf 530, 2. von der bewilligten -Znkcilung von 115 Oberlentnaiits und Leutnants, 12 Zahlmeistern aii die Landwehr- Tenritorial-Behürden, die vom 1. Mai 1904 ab allmählich dnrcbge- Itlhrt wird, 3. von der durch die neae Militärstra^rozefsordnung bedingten Vermehrung der Auditeure der Landwehr. Nach der Mit- teilong einiger politischer Blätter beabsichtigt die lie^erung 1904 nicht mehr als das bisherige Rekrutenkontingent einzustellen. Uns 'will dies nicht wohl angäng-ig: erscheinen, da für die Regierung Notwendigkeiten besteben, denen sie sich nicht gut wird ent?:inhen können. Die Regierunc: hr-intragte 1903 bekanntlich eine Venn ehrung des bisherigen. tOSlon Köpfe ausmachenden Uekratenkontingeuts flir das fZ"P7n einsame Heer um 21 9(>0 Mnnn. Von diesen sollten 13 ÜOC) verwendet werden, um LUeken im Heere m schliefsen, 2000 um ebeusoviele Leute jährlich zur Disposition in die Heimat f^nt- lassen zu können, 5120 zur Aufstt lkm^ luuer Feldhaubit/i- Batterien (42) und Gebirgsartillerie, 1100 tllr die Neubildung von 2 Hataillonen Festungsartillerie und eines Eisenbahn- und Telegraphen bataülüns, 750 Mann fUr die Vermehrung des Mannschaftsstandes der durch neue Schitie wei-hsoliidcn Flotte. Der Heichsrat genehmigte auch die Erhöhung des Rekruteukoutingeuts, die ungarische Obstruktion hinderte sif Dhb mindeste, was die Regierung fllr 1904, wo die /engenden Bedürfnisse noch deutlicher hervorta-eten werden als lüÜ3, fordern mufs, sind die 5870 Mann für die neuen Batterien, für welche die Mittel schon fUr das letzte Quartal 1902 und da» ganze Jahr 1903

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UnwdiMi. III

ausgeworfen waren, and fUr die Marine, die absolut au Manuscbafts- mangel leidet

Durch Handsebreiben Tom 8. November bat der Kaiser dem £rzhei-zug Erzherzog Frans Fenfinaod seine Zufriedenheit fttr .die Leitong dar >^er- Arbelten snr Yerbeeaemog der die taktiaehe Aosbiidimg der Fob- dmand. trappen betreffende wlebtigeu VoxaobiUleD'' auqgeapioelien. Gemeint aind damit die Arbeiten in dem im OlLtober iieransgegebraen Exer- zier-Beglement für die k. k. FnlBtrnp^en. In diese biaebte der Erzherzog Ineofem eine neue Metbode, ala anoh in weitem Mafee die Anaiebten der in der Praxia der Truppe stellenden Offiziere, zam Teil bis snm Kompagnieebef bernnter, gehört und verwendet worden and «so ein dnrehans anf modernem taktiaehen Boden stehendes Reg^ lement entstand, to welebem Theotie nnd Praxis glttelüioh vereinigt weiden.

Eine Nenaofiage des Absohnitts „Disziplinar-Strafreeht^ des DiszipUoar-

nieht nnr filr den Frieden die Strafe des ^^^'««l't-

Aabindcpa nnd des „Sebliefeens In Spangen'*, sondern bringt anch sonstige Neaeningen. Kadetten werden inbezng anf Strafe oieht mehr den Feldwebeln, sondern den Oflizieren gleiehgesteUt, ihre Be- atrafong wird niebt mehr doreh Tagesbefehl bekannt gegeben. Bei Zngflibrem nnd KoiporaleQ, die freiwillig weiterdienen, soll die Strafe auf Entziehung der freien Verfügung ttber die Löhnung ondderEnt- aefaang des Urlaube Uber die Betraite anoh nicht mehr strenger Arrest, sondern nur nooh Kasorren-, Quartier- nnd einfacher Arrest zur Anwendung kommen. Einjährig-Freiwillige und Unteroffiziere sollen in Znkonft ihre Haft gesondert von der Mannschaft Terbüfsen. Länger dienenden Unteroffizieren kann die Warnung mit Androhnng der Entlassung nur noch dnioh eine besondere ,4^i8ziplinar-Komniia* sion^ erteilt werden, die ans einem M%jor,- einem Hanptmann and einem Oberleutnant besteht.

Auf der kaiserlichen Werft in Pola läuft in den nächsten Tagen ifarine. (Anfang Dezember) ein Panzerkreuzer von 7300 Tons ab, der mit „Kaiser Karl VL'' und „Kaiserin Maria Theresia" eine Division bilden soll. Ende 19(K) auf Stapel gelegt, soll das 117 m lauge und 19,5 m breite Schiti durch Maschinen von 13 000 indic. Pferdo- kräften 21 Knoten Fahrt erhalten. Otfensiv- und Dpftensivkraft des hchifles sollen besonders p-olse sein. Ais Armierun^j erhält e^ zwei 24 cm Geschütze in Türmen, flinf 19 em, vier 15 cm Schnellfeuer' kanoiicii, 25 Geschütze kleineren Kalibers.

Eirte durchgreifende Änderung in den Hestimuiuugen t)lT den. Jiilitär-Taxfoods (Wehrsteoer) ist beabsichtigt. 18.

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UoiscbaiL

OrolBbrltannieiL

Die ueue Man hatte bisher 2 1 eldkaiionen, beide vom Kaliber 7,62 om, •'eldkftnotte. ^j^j^ 15 Pflloder füi fahrende, den 12 riüüder fUr reitende Artillerie, beide C/84, 95. Beim ersteren ist das Rohr 30,8, beim letzteren 21,9 Kaliber lang, die Gewichte entsprechend 855 kg, bezw. 324 kg. Die Fahrzeuggewiebte sind 1760 kg bezw. 157ö kg, die Gewichte der Sohrapnelis 6,371 besw. 5,669 kg, erstere mit 20o, letztere mit 162 Hartbldkngelii von 18 g. Die Hflndongsgesehwindigkeitea betragen 480 und 478 n.

Im Jahre 1^ wnide die Anbringung der EtteklanfliemBang System Glarke an sKmflieben reitenden und fidirenden Batterien der inlllnduehen FeldartiUeiie angeordnet. Naeh einer ErlcUining des BegiemngBYertreteis im Unterbaiue, Ainil 1899, eoUte die Dnreh- flüimng dieser UmSndenug an sUmtUehen Feldlafettsn gegenwirtigen Systems behob Erhtfhang der Fenergesohwindigkeit bis Ende 1899 erfolgt sein. Nach guter QneUe waren bis smn 21. Apiii 1899 14 amgeänderte Peldbatterien den Truppenteilen anm Oebraoeb überwiesen.

18 Batterien 7,62 cm Sehnellfeaerkanonen System Ehrhardt wurden Herbst 1900 ans Dentsehland betogen, kanun aber nicht mehr aaf den Kriegssehanplats. Den bdden (Sesebttte- teien Armstrong nnd VielterB, Son and lüudm, elienso wie dem Arsenal Woolwieh wirden Versnehsbatteiien in Auftrag gegeben. Etwas Reelles Ist dabei nieht heransgekommen.

Ende September 1908 worden dem Feldmarsebail Bari Bobeite in Dartmoor Versuche mit einem ganz nenen Feldgesehtttz Tor- gefllhrt, die sehr zolriedensteUende Ergebnisse geliefert haben sollen. Wie „United Service Gasette" vom 10. Oktober 1903 schreibt, ist das nene Feldgesebttts, womit die englische Artillerie bewaffnet werden soll, eine ausgezeichnete Verbesserung gegenüber der jetzigen BewatinuQg und besitzt auch die Mehrheit der Eigeosehaften, welche für die Erfindung in Anspruch genommen werden.

Das GesofatttB ist nach einem fransttsischen Master gebaut, hat aber in gewissen Beziehungen umkonstroiert werden müssen, um den Elrfordernissen des Dienstes gegenüber Stand zu halten.

Nach derselben QneUe hat das Geschütz den verbesserten Ver- schlulsblock von Oberst Deport, der in der Form dem der Marine ähnlich ist Er besteht aus einer flachen Stahlscheibe, welche um eine Achse schwingt (a piain steel diac, swinjring on a pivot). Das Öcbliefsen des Verschlusses bewirkt zn^leich das Abfpuprn, docb kann «Üen auch mit der Schnur geschehen. Das Auswerfen der i'atrooeahUl^ erfolgt beim Ueffuen des Verschlusses. Der Bttok-

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DnMohao.

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Stöfs wird fhireh 2 senkrofhte Achsen verschluckt, wplche mit Gl^ceriü und WnsstT getUiit sind. So wird Verletzon^-en der Kanoniere vorgebeugt. (?) Heim Ahfeuern hebt sich das Geschütz- rohr, sinkt dann unmittelbar in die frühere Lage ^orttck, bereit ohne Zeitverlust neu geladen m werden.

Die öchulsweite wird zu 10 (KX> Yards (i) 143,8 ui) angegeben. Die Schrapnells wirken bis bOod Vards tödlich. Man gab 20 Schuls (round«) in der Minute ab, sogar einmal 8 Schuf« in 15 Sekunden.

Nach anderen Quellen wurde die Fabrikation des neuen Ge- schützes den Firmen Armstrong und Vicker» Ubertragen, welche im Augnst 1903 4 ikitterien ablieferten. Das Geschütz hat Schut/schilde. Das Geschols des fahrenden GeschUtses wiegt l-S'/i Pfund gleich 8.39 kg. des reitenden 12 '/g Pfand gleich 5,(>7 kg (dies wie bisher). Das Rohr des Geschützes soll l,5i7 m lang sein. Das fahrende Geschütz hat ein übertrieben greises Geschofsge wicht t^s,39 kg gegen sonst 7,2 kg, 6,85, kg, 6,5 kg, 6,36 kg). Das Geschütz ist mit einem Teleskopvisier versehen. Nach älteren AiiL^aben wollte mmi eine GeschoCsgeschwindigkeit von 520 ni haben Dies verlautete im Herbst 1902, als die englische Abordnung den deutschen Kaiser- manövern beiwohnte. Schott.

Sohweden.

Die beiden reiiendeD Batterien , wdehe nisprSiiglieb zu KOnftige « Oeflebtttseu im Kriege foimiert waren, nahmen bei der Ken- ^"^T^^^id- i»ewafinang mit Sebnellfene^geselitltBen in Fedefspomlafetten die artil]0rie. FonnaMon der Batterie so 4 Gesebfltaen an and mm enielitele' eine dritte Batterie in gleieber StSrke. Es wurde also bei Annalune der 4 geaehntrigen Batterie die Gesamtiahl der Gesebttlae im Kriege beibehalten und jetet sehen anf die Frieden^tterien ttbertragen.

Das gieiehe ist Air die mit dem Robrrttcklan^eaehlttB anaia- rastenden fahrenden Batterien heabsiobtigt and bei 2 Regimentern, dem 1. Svea- nnd 1.. Gltta-ArtiUerie-Regimeot, 8<dioa ausgef^rt (Befehl vom 26. Joni 1908, auszuführen Oktober 1903). Statt

2 Abteilungen xu 3 Batterien ä 6 Geschützen im Kriege haben die Regimenter von gedachten Termin ab 3 Abteilungen zu 3 Batterien k 4 Geschütze (^cbon im Frieden). Schweden wird nach Durch- fQhruog der Maisregeln 56 fahrende Batterien (2 für Gotlaad),

3 reitende, 10 Reserve-, 20 Depotbatterien (letztere beide Arten nur im Kriege) haben. Bei den aktiven Batterien ist nach obigem durch- weg die Getamtstärke im Kriege an Feldgeschützen bei- 4iehalten worden. Sehott.

Ja|il»tetar fl» 41* «Mtaokt Aibm «ad MvAa». N«. SSS. 8

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UnMoliiv.

Vereinigte Staaten von Nordamerika.

¥ie Koteen- Der .Generalstab hat beseUoflMii, den militüriseheii Erkaiidiiiigs-- lI img von mittel- und sttdamerikamBCheD Staaten weiter anssD-

stabsoffi- uenaeiL

..,en rKi< h Begründet wird diese Mabnahme mit der MQgiiolikeit, dals die laameri a Monroe-Doktzin ein militSrisdie« Einsehjreiteni

in Sttdamecika fordern liOnnte.

Von Seiten der Vereinigten Staaten waren bis jetzt nnr zwei' Offitiere vorübergehend der Gesandsobaft in Caracas zugeteilt, um- die militäriseben Verbältnisse in Veneznela nnd au! dem Isthmos von. Panama ta erkunden.

Diese beiden Offiziere sind vor karzem naeb Washington jsnrttck- gekehrt, um Bericht. zn erstatten.

An ilirer Stelle werden in nächster Zeit 4 jüngere Offiziere des Generalstabs nach SUdamerika abgehen, um den Gesandtsebafteu der gridseren sOdamerikanischeu Staaten zugeteilt zu werden.

Die hierittr in Aussiebt genommenen Hauptstädte sind noob nlebt bekannt.

'6ar weite- Oer neue Unterstaatssekretär des Krieges Oliver, von dem man [^^^^^^^bei seinem Amtsantritt erwartete, dals er sich besonders derOnroh- Miliz- fttbmng des neuen Bfilizgesetzes widmen wttrde, hat diese iärwartnngen gesetzes. getäuscht und zwei wichtige Anordnungen erlassen.

Er hat vom Generalstab die Aufstellung klarer Bestimmungen ttber die Verwendung nnd die Pflichten der organisierten Miliz Im» Kriegsfälle getorderl.

Den (Gouverneuren aller Staaten bat er ein von ihm entworfenes' Milizgesetz zur Einftthrung empfohlen, um eine gleich mäfsige, gesetz- geberische Grundlage fttr die Bundesregierung und die Einzelstaateni zu schaffisn.

^'etüisel in Generaimi^r Gorbin, Acyntant^General nnd 1. Gehilfe des Che& io^ando *^^^ Generalstabes ist amm Bdehlshaber des Ostdeparlements ernannt stellen, worden nnd hat die Dienstgeseliäfte Ende Oktober tiieniommen.

An seine Stelle ist der bisherige Kommandierende dieses De- partements, Generalmajor Cbaffee getreten.

Letrterer ist zum Naehfolger des im Januar 1904 ausscheiden- den Generalleutnants, Youog, des jetzigen Generalstabsehefo, ans*- ersehen.

Maagel an Bei den gemeinsamen Manövern von Armee und Maiioe bei: ^m^i Fortland im August d. J. bat neb als fthlbarer Mangel das Fehlen. ^ ' der nötigen Besatzong fttr die Kttstenbefestignngen beraosgestellt. Man ist smh der Wiohti^keit dieger Angelegenheit wohl bewulst und.

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L'uiscbau. 115

Mrill diesem Obelstaode durch Tennefafte Aasbildong ron Ifiliieo im Kttstendieiist abbelfen.

Han erwartet den Obertritt von Infanterie-MittsfonnatioiieD znr Kttstenartlllerie.

Admlral Erm bat Befebl erbaiten, mit der asiatisebeD Flotte, MAOmahmeii

die 3 Seblaebtsehiffe, 2 Monitora» 4 Kreuzer, 6 Kanonenboote stark ^^„e^Kln"^

uty deh in den nordebinesiseben Ctewässem bereit an balten, nm m^ts zwi sofort naeb dem Vertiagsbafen Antong^ an der Talamllndang geben ^j^^ zo können. Amerika will doreh diese Mafsnahme die Integritlli des Ji^an. neoen Bandetevertnigee mit Cbina gewXbrlelsten.

Der Staatssekretär der Marine bat folgende Bestimmungen er- i'rogranuu lassen: ftirdieWin-

Das Seblaebtsebiffo, Karaiblseh- and Kllstengesebwader ver- der Flotte. f»ammeln slob am 1. Deiember im Hampton Eoads.

Fabrt der beiden eis^nannten C^bwader nacb Gnlebra, des letzteren nach Key West, woselbst m Laufe des Dezembers Exer- zier- ond ZielttboDgen stattfinden.

Anfang Jaaoar versammeln sieh unter dem Elefefal des Kontre- Admirals Barker das Scblaehtschifi-, Kandbisobe nnd silda^tiscbe Geschwader mr Vornahme taktiaefaer TJbangeii bei Enlebra.

Von dort Ende Januar Fahrt der drei Geschwader zar Vereioi- goDg mit dem KUsten> nnd wabrscheinlicb auch dem Sebnlsebiffge- schwader naeb dem neaen Flottensttttspnnkt Gaantanamo an der SttdkOste von Kuba.

Hier werden die wichtigeren taktiseben nnd strategisoben Cbnng:en abgehalten.

Am 1. März verläÜBt die Flotte Gaantanamo und geht durch den alten Bahama-Kanal naeb Key West, Im Laufe des März finden die jährlichen Schiefsttbnngen and die neuen l^isschielsen statt.

Admiral Dewey wird die Flotte besichtigen ond einen Teil der Obnngen beiwohnen, den Oberbefehl selbst aber niehl übernehmen.

Huislazid.

Im Jnniheit 1903 hatten wir nach nouen Qoellea einige An- Beld gaben über das rassische Feidgesc blitz M/1900 gemacht and ff^^J^ zwar nach Potockgs Veröffentlichong. Wir können sie im folgenden Nene An- noch ergänzen nnd berichtigen. gaben.

Die Lafette besteht aus zwei Teilrn. der Unterlafette und df r 0 b erlaf f'tte. Die erstere ist, ähnlich wir bei dem abgeändfTten Geschütz M 1 s9 5, behufs feiner Seite nricbtun^r auf der Lafettenachse Tersehiebbar. Die Oberlafette geleitet aof einer Bahn der Unter-

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Unuohaa.

lafette zurück und vor. Der Rücklauf betrügt üi cm. Die Heiuiuung: des Iftztcren geschieht durch eine Flüssigkeitsbremse und durch KautschukriiifTf welche auf einem lang-en Dorn siteen und durch Stiihlscbeibt 1) voiiciaander getrennt sind. Der Kautschnk verschlackt den groisteu Teil der Rtlckstolseuet^^ne. so dafs selbst ein Scbadhaft- werden der Bremse und ein Wrlust an l'lüüsigkeit keinen Nachteil bringt. Reim Abfeuern springt die Lairttc etwas in die Höbe, (iies hindert ahn r nicht, 15 20 Schnfs in der Minute abzugeben. Auf- satz und Korn sind am Rohr, die Richtraaschine ist an der Ober- lafette. Die Unterlafette ist mit einem st;irken Schwanzsporn ver- sehen. Die Lafette bat 2 Achssitze: Sitze für die Bediennng beim Schiefseu fehlen, dies deutet schon auf das unruhige Verhalten des Geschützes beim Fenem.

Däs Rohr \vit i2:i k^; uud bat einen Sehraubenverschlufs mit einem Ladegriti; es wird Luit Patronen geladen. Das einzige Geachois ist das Schrapnell, welches <i,5(i kg wiegt; die Mtindungs- gescbwindigkeit ist 588 ni, bei einem iiochstgasdruck von 2250 Atmo- sphären. Der Zunder nnt doppelter Wirkung, aus Aluminium her- gestellt, wiegt 273 g und iuttnnt 22 Sekuiuifii. Es sind 2 ^atz- stticke. das obere fest, das untere diehbiu" und beim Schuls durch einen Kxpausionsriug festgebalien. Das Einstellen geschiebt mit der Hand. Die Gase entweichen durch Löcher im Mundpfropfen : die Anordnung i^t noti;:, um bei den grufsen Geschofsgeschwindigkeiteu das Ersticken des brcnnrndtn Satzes zu verhüten. Die Breunzeit des Zünders reicht bis zur Schulsweite von 53(K) m. Das Schrapnell enthält 260 Bleikugeln von 10,66 g Gewicht. Das Gewicht der Füllung beträgt 43°/q des Gescholsgewiehts.

Die Geschofsarbeit an der MUndung ist infolge der grolseii Müiidungsgeschwindigkeit mit 118,7 Metertonnen aoTserordentlich hoch, beträgt sie doch beim französischen M/97 etwa UX) mt, beim deutsoheo 96 nur 75,5 mt. Hiermit hängt das unruhige Verhalten beim Schiefsen zusammen, nicht minder das hohe Fahri^nggewicbt von / 1884 kg.

Der Munitionswagen stellt eine Doppelprotze vor, der Hinler- wagen soll in der Batterie nahe dem Geschütz stehen, wie es in Frankreich üblioh ist; als nicht gepanzert aber doch wohl nicht daneben.

Schott.

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Uinsehaa.

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Soeben Int die mssisohe Heeieddtnog die amtliehe Mittdlnog Btidani^ eriaieen ttber die Bildnng der neaerriebteteu osteibirieeheo sehüueD- SebfllsenregliDenter. ragimenter.

Hienaeb eind zwei oMbirisohe SohlltBeDbrigadeDy die 7. und die 8., eniebtei Zu der ersteren gebQrl das 25^ 26., 27., 28., su der lelsteien das 29., 30., 81. und 82. oatBibirisebe Sebtttsenree^eoi Es ist nidit vniDteresBaot» ans den Beetämmimgen sn eiftbren, dale die BOdnng der Tnippenteile bemte Mitte September begonnen und je naeb den eioselnen Kompagnieni Me in den NoTomlMr bineln dnrebgefnbrt worde. So wnxde z. B. rom 28. oatsibiriaeben SebtttMn- regiment die 8. Kompagnie am 18., die 2. nnd 6. am 20. Septemlier, der Begunentastab and die NiebtfrDnt-Kompagnie aowie die Rcgimenta- miuik am 14. Oktober, nnd die 9. bia 12. Kompagnie erst am 1. NoTem1>er formierL

Daa 29. nnd 80. ostoibirisebe Sebtttunregiment wniden, nnd twar am 18. Oktobw, m dem 1. nnd 2. Wladiwostoker Festangs- infanterieregiment gebildet, das 23. am 1. NoTsmber aas dem Port- Artbnrsehen Festmigs-InÜBuiterieregiment. Der Kaiser bat auch sogleich diesen Regimentern Fahnen verliehen, und zwar liaben die ans Festongsregimentem gebildeten die ihrer Stammregimeoter er- balten, so dafs das 29. die des ehemaligen 1. Wladiwostoker FestODgs-InfaDterieregiments mit der Aatsebrift „1771 bis 1871*^ nnd mit dem Alexandeijobilänmshande fuhrt.

Da ein Schützenregiment auf Kriegsstärke 350 Offiziere, 5 Arzte, Geistliche nnd Militärbeamte, 167 Unteroffiziere. 17 Hornisten, 1720 Gemeine, ho Niehtstreitbare, 84 Reit- and Zogpferde and 14 Fahrzeuge zählt, so hat die russische Infanterie im „fernen Osten** bieidnrch eine nicht nnwiohtige Verstärkung erfahren, pranz abgesehen Ton den bereits im Laufe des Herbstes aus Enropa nach Ostasien transportierten Truppen, zu denen u. a. die aus den Militär- bezirken Kijew nnd Moskau dorthin gesandten Brigaden der 31. und 35. Infanterie-Division mit ihrer Artillerie sowie die neogebildeten fiisenbahnbataiilone gehören.

Wie sehr die Rossen dir Hafenaniagen in Port-Arthur ge- Aj^j^dem fördert haben, p-^ht ans einer Dt^ju sche vom 2ö. November hervor, Oaten*. wonach an diesem Tage auf der dortigen Newskij Werft das Torpedo- boot „StatnUj", das letzte der dort erbauten i2 Geschwader-Torpedo- boote, vom Stapel lief. Die ersten sechs der im „fernen Osten" erbauten TorjxMlobooto sind schon vollständig kriegsmäisig aus- gerüstet und rinlien ihre Fahrten begonnen.

In Korea bat ein ZusammenstoJs rassischer Matrosen des KauoncDbootes „Bohr'' in Tscbcmulpo mit japanischen

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UmaohMi.

Arbeitern Htattgefunden. Diese Matrosen, 26 an der Zahi, wareu in der Rtudt von einer ^rofsen IJeberzahl Japaner angegriffen und hattLMi nur mit MUbe Kutter erreichen können, welcher sie ao Bord des Kneg-sschiffes brachte. Die russische Rcdernnp: hat den Panzer ^Poitawa" und mehrere Torpedoboote zur Sicherung der in Tscbemulpo ^na-esiedt Uen Rnsisen nach jenem Hafen gesmult.

Um das r^^snri-Kasakenheer andanernd zu verstärken, ist nach dem „Wobtotsclinüj Westnik*' beschlos.sL-n worden im künftigen Jahr ansschHefslieh Kasaken des Orenburger Kasakenheeres dort aozusiedeiu, die sich unter den dortigen Verhältnissen als die besten Kolonisten erwiesen haben, wahrend die Don- nnd Kobenkasaken sich nach den Erfahrungen der letzten Jahre für die dortige An- siedelung weni^ geeignet gezeigt haben sollen. Die auf rigene Kosten und Gefahr übersiedelnden Kasaken erhalten für ihre Ein- richtung in der neuen Heimat fUr die Familie ein Darlehen von je 300 Kübel, die Übersiedelung nach dem „fernen Osten" geschieht nach dem niedrigen fUr „Ubersiedler" bestimmten Tarif.

Diejenigen Kasaken, welche die Übersiedelongskosten seitens der Kegiening eAilten« haben kein Recht auf freie Wahl ihres Ansiedelnngsortes.

Um Qoeh mehr Offiziere mr Verwendung in Ostasien m be- fäüiigen, bat man die bisher dem Ressort des Minisfteriams des Innern nntersteUten „Oditierkarse der orientalischen Sprachen^' die Absicht, dem Generalstab sn nntersiellen, weil man glaubt, dafs darcb die Verbindong dieser Knrse mit der asiatischen Abteilung des letzteren die militKrischen Zweeke mehr gefttrdext werden dürften. Es soll femer beabsichtigt werden, das Programm der Anfoabme ond der Eorsnsprttfhngen bedentend zu erweitem. Der Korsos soll om ein Jahr Terlttogezt, anoh die so geringe Zahl der Teilnehmer (bisher nnr 5) vergrOIsert werden. Die neuen Knise sollen ihre Teilnehmer Ar die Ueberoahme höherer Ämter in der Verwaltung der asiatischen Gebiete Rolhlands Torbereiten.

Nach den lotsten Nachrichten aos dem „fernen Osten'* befindet sieh der giOlste Teil der Schifte des Geschwaders des Stillen Ozeans zor Zeit in Port^Arthor, ond Ton ihnen ein Teil in armierter Reserre. Der Geschwader-Eommandeor, Vize^Admiral Starok, hat seine Flagge auf dem Geschwader-Panzerschiff „Fetropawlosk** gehifert, während die jüngeren Flaggmttnner, Kontre-Adnural Baron Staekelberg und Fürst Ucbtoniski, ihre Flaggen auf dem Kreuzer „Rossga** ond dem Geschwader-Panzerschiff „Peresswjet" gehifst haben.

In chinesischen Häfen befinden sich zur Zeit zwei russische Kriegsschiffe, in den koreanischen nnd japanischen Gewässern je ein

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IfaBobau.

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solches. Ein T^sportsehilf des Geschwaders krenxt an deo Küsten der Hnlbinsel Kwantiin.

Um Siels ttber eine gpenttgende Beserre yon Ttansporlsehiffen znr Beförderung von Truppen auch nach Ostasien ta. besitzen, hat die JiaaptrerwBltnng fttr Seehandelssehlffahzt und Httfen einen Gesets- entirärf ansgearbeitet, der nnter Bewdiignng von sehr gOnstigen Be- düigangen Atr die Reeder, dem Staate die Yerfttgnng ttber eine ansretehende Anzahl Fon geeigneten Schiffen der Privatreederei zn- sichert.

Lebhaft besprochen werden in der rassischen Presse die Nach- richten, welche, an'-^chpinend anf englische Veranlassung, Uber die KnisJaod in der Mandschurei bedrohenden Anneeo der chinesischen Generale Ma und Jaanschikai verbreitet werden. Während aber die „BirshewUja Wedoniosti ' wissen will dato eine „furchtbare eblnesische Armee" im Entstehen begriffe» ist, die ..von Japanern and Eoropäem geschnifS bald Millionen von Streitern zählen wird, nehmen andere Journale, wie die ,.Feterbuig8kija Wedomosti^^ diese Nachrichtcu wenig ernst. Diese Zeitung sagt wörtlich von einem chinesischeo Feldzuge: .,Ein solcher Feldzag wäre fUr unsere Soldaten nur ein Kinderspiel, Nur unsere Fahnen, nicht die Fahnen des europäiseheu Kon/.erts, wUrdrii dann über dem erohortcn Peking wehen, in dem /weiten schweren Exil wllrde der .Mandschu-Hof, der uns jetzt leider bitterer halst als den Freindläiider aus dem Westen, endJicU er- kennen, dafs die Tage der Dynastie selbst irezäblt siei^n."

Ein General, dessen Name mehrfach iu diesen lilättem erwähnt tiencral- war and dessen Person für alle Zeiten mit tier Umformung' der marschall russischen Armee unter Kaiser Alexander II. verknllpft ist Oraf Graf D. A. D. A. Miijntin, feierte in alli i Stille an» 21. November auf seiner ^'U***»°- Besitzung in der Krim, wo er seit seinem Rücktritt von der Stellung des KrieiTsniinisters, die er bekanntiicli nicht weniger als zwanzig Jahre hekieiciete, in stiller Abgeschiedenheit lebt, sein siebenzig- jähriges Offizierjubiläum. Der Grat, dem diese Standeserhühung für seine Wirksamkeit während des rassisch-türkischen Krieges zu- teil wurde, hat jetzt das hohe Alter von 87 Jahren erreicht

Die Feste /.ur Erinnerung: an die fünfzigjährige Wirder-Erinnenuig^ kehr dos Beginns der Ereignisse des Krimkrieges haben|rj^jj|^^^j, begoiuirii. Zunächst feierte man die P^innerung an den Sieg der Schwarzen Meer Flotte bei Sinope Uber die türkische, deren dortiges Geschwader bekanntlich vernichtet wurde. In Ssewastopol, das doch der .Mittelpunkt aller dieser Gedenkfeiern sein wird, wurde am 31. November ein Gottesdienst in der Wladimirkirche gefeiert, den der Bischof von Simpheropol and Taurien Nikol^j zelebrierte. Dann

I

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üiüäohau.

worden die Jnhiliama-Geoig-Wimpel und StaDgen-Flaggen, welche- der Kaiser der SebwaneD Meer-Flotte raliehen hatte, eingeweiht und auf den Kriegssehiffen gehibt. An dieser F^er nahmen die am SO. KoT^her ihre „Gampagne" (Kainpanija, Seereise der Kriegs-- schiffe) beginnenden Panaersobiffe „Tsehessma**, M^ostelaw^, „Tri Swjatitelja'V aof welchem Schiffe der GrotsfOrst Alexander MichäUo- witsch anwesend sein wird, and die schon auf der Pahrt begriffenen Panserschiffe »^Kigils, Potemkin, Tawritschessky und der Krenier ,,Panvatj MerkafQ<< Teil.

Am Abend fand im Marine-Ka^no xnerst ein Festmahl, dann ein Ball statt in Anweeenheit des Grolsfttrsten Alexander Miehailo- witsch mit seiner Gattin, der Grolsfttrstin KssenQa Alexaadrowna. . Die Veteranen ans dem Mannsehaftsstande des Tages von Sinope und der Belagemng von Ssewastopol feierten durch ein gemeinsames Mabl. In den Kasernen der Marine fanden Vorlesungen Uber die- Schlacht bei Sinope statt. Aach in St. Petersburg wurde dieser Tag festlich unter Anwesenheit der Spitzen der Marine begangen. tTbei- Am 25. November wurde St. Petersbnrg infolge der vom

'^^^^^"^^^Meere her der Stadt zugetriebenen Wassermassen von einem in hohem Petersburger Grade verderblichen Hochwasser heimgesucht In ganz besonderein bestuug. wurde auch die Festung hiervon betroffen. Ein stundenlang

dauerndes Feaem der Festungsgeschtltze warnte die Bewohner der- der TTherschwemmung ausgesetzten Stadtteile vor der ihnen drohenden Gefahr. Nach dem ,,Ru88kij Inwalid" wurden nicht weniger als 140 Schusse gelöst, davon 70 mit acht Pfund Pulverladnn^en und 70 mit vier Pfund Pul Verladungen. Von 1 Uhr 50 Minuten nacb> Mitternacht bis 4 Uhr 40 Minuten mitta»'« donnerten die Kanonen - der Festnng". Diese selbst befand sich wie im Belagerucfrszustand. Sie war von Wasser, das die Peter-Faui-Kathcdrale. in der «ieli die Hnhestattcn der Zaren befinden, erreicht hatte, volli^'^ umgehen. Über dl II Platz au dieser Kirche konnte man weder zur Kathedrale noch zur Kommandantur gelangen. Mau schlug kleine Brücken, die aber auch bald vom Wasser fortgerissen wurden. Die Wachtposten ranfsten eingezogeu werden, als das W^asiier schon bis in den Exerziersaal der 5. Kompagnie des Leibgardeschlltzen-Bataiilons eindrang. Die Wachen selbst wurden in den oberen Stockwerken untergebracht.

Angriffe In Rufsland sind die schamlosen Angl id'e, welchen das deutsche-

^jg^^ Offizierkorps zur Zeit in der Presse, der modernen Belletristik und auf der Bühne ausgesetzt ist, zwar unmöglich. Daftlr wurden in der letzten Zeit tätliche Angriffe gegen Offiziere ausgeführt, die mehrfach sich nur als Ausdruck des Basses gegen die Vertreter der

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ümaobaii.

12t

bestehenden staatlichen OrdnuDg charakkrihieiku. Einen sehr trag:i8cfaeD Ausgang nahm hierbei der Vorfall in St. Petersburg, defisen Opfer der Leutnant Piotuch-Kublitzkij von der Kwun tuügscben Festungsartillerie wurde. Diesem hatte, als er seine Abteilung nach Beendigung einer militärischen Leichenparade vom Smolenski- Friedhof zurllckftlhrte, von einem Bnmmler („Bossjak'" lautet die russische BeMichnua^) ohne jede Veranlassung ein Faustschlag ins Gesicht versetzt. Es ilei Bitn llende sofort arretiert; der

Offizier hat sich aber, anscheinend weil ihn» Vorwürfe gemacht wurden, dals er den Angreifer nicht mit der Wafle niederschlug, einige Tage darauf erschossen.

Ein ähnlicher Fall ereignete sich in Kadom, wo ebenfalls ein „Bossjak" einem Bataillons- Adjutanten, dessen Trappenteil in der Paradeaofstellung den Divisionskommandeur erwartete, vor der Front die Mntae vom Kopfe schlug. Dieser hatte freilich die Gelegenheit, den Beleidiger durch einen Hieb mit dem Säbel unsehidlieli zu maeben.

Die GeneraÜDspektiOD der Artillerie ist nunmehr endgültig Neuorguii- nen oigaoiriert worden. An ibrer Spitase stebt als General-Feld- ^^^eaeraU*^ asengmeiBlery der frttbere Statthalter des Kankasns nnd einstiger Ober- inspekUoft kommandierender der kankasiseben Armee im Feldzage 1877/78,*^^^^'^^^"^ GioMreft Miehail Nikol^jewitsefa mit einem ibm als Stellvertreter (Tawarisebtseb) snr Seite gestellten General der Artillerie nebst einem allein ans seobs Creneralen bestehenden Stabe. In den nenn Ssktionen, welche die Angelegenbeiten der Waffs bearbeiten, sind alleni 87 StabsofSadere besebäftigt Znm Ressort der General- inspektfon (Glawnoje artülerüsskoje Uprawlenge) gehören n. a. das ans 12 Milgliedem, von denen allein 5 Generale, bestehenden ArtOleriekofflilee, welehes alle das Wafienwesen and die Artillerie betreffenden FVagen bearbeitet. Ihm sind aar UntersttttEong eine grofse Anzahl Offiziere Überwiesen. Femer steben nnter der General- lnspektion die Inspektion der teebniseben Institate, die Redaktion des JüÜUerÜBsky Sbomal**, die Abnabmekommission osw.

General Dragomiroff setzt m dem j^Aswjedtsehik'^ seine (General ErOrternng milittriseber Fragen fort. Et wendet sich in einem '^^^"^ * neneren Artikel gegen die znweilen nnricbtlge Gbarakteiistik der Ofliziere in den Kondniten (Attestazüa) seitens der Trappen- kommandenie. Er gebt hierbei von der AnfSsssnng ans, dafo man die Kondniten nicht entbehren, sie aber anch nicht Offentlieb abgeben kOnne.

Nach seiner Meinnng laden diejenigen Vorgesetzten eine grofse Schold anf ilir Gewissen, welche Untergebene nnr in dem Bewnfetseia

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:luftschiff- fahrt

VniBcliaa.

ilirt r persönlicheD Würde vielleich pedantisch gehUtet#»r Selbständig- keit schlecht behandeln und ihnen iingUostige Konduiten erteilen, ja sif sogar zum Austritt aus dem Truppenteil nötigen (WtLkuriwajat is Tschasti, wörtlich: sie aus dem Truppenteile „ausräuchern'*). Dragüiniroff weist darauf hin, dafs solche Vorgesetzte die innere Kraft ihres Truppenteils erechUttem. „Denn" setzt er hinzu „in schwierigen Momenten kann mau sich aar auf etwas attttzen, das kräftig genug ist, Widenrtand za leisten. Darauf wies sebon Tor langen Zeiten ein greiser Psycholog bin. Und das ist in der T^t so. Um mieh eines Vergleiches zu bedienen, so ist ein Knüppel in der Hand nicht so angenehm wie ein biegsames Bohr. Aber, wenn man stolpert, kann man sieh aal den festen Knüppel stfltzen, aber das BohrskOokchen, so schön es sieh anch in der Hand tragen nnd mit ihm spielen Iftlst, wird doch aieht vor dem Fall scbtttsen kOonen. Und wenn man nachsinnt, so findet man, dafs es eme Zeit gab, in welcher man die selbsländigen Charaktere systemaiiseh ausrottete von der Schalbank des Kadettenkorps an.** Militär- Der Militftrlnftsohiffahrt wird in Raistand in neuester Zeit eine besondere Aofinerksamkeit gewidmet Namenflieh sind alle Festungen mit Lufteohiffeiabteilnngen ausgestattet. Wie der ^RuBsisehe Invalide" soeben mitteilte, wird vom 1. Januar des kommenden Jahres ein eigenes Journal fhr die Interessen auch der Militilriuftschi&hrt, das „Wossdneho|»lawatel^ erBcheinen, das in Monatsheften herausgegeben werden wird und das den OfBzierkorps bringend zur Beschaffung empfohlen wird.

Der auf der Höhe des auf der Grenze zwischen Afglianistan und Turkestan liegenden Pamirs befindliche russische Posten wurde im Oktober mehrfach durch stärkere Erdbeben beunruhigt. Trun .^Russische Invalide'' berichtet über eine bevorstehende

Neuorganisation des russischen Trains, dem anch alle in Deatschiand zur Bagage gehörenden Fahrzeuge zugerechnet werden. Die mit der Beratung der Neuordnung betraute Kommission hat ihre Vorschläge bereits dem ICriegsrat zur Reprntachtung vorgelegt.

Es bestehen bisher im Frieden 5 Kadre - Trainhataillon zu je 4 Kompagnien, das Kaukasische Trainbataillon zu 2 Kom- pagnien nnd die Sud - Ussorl- Trainkompagnie. Jede Kompagnie besteht aus 5 Zli^^' n.

der .Mobilmachung erweitert sich jeder Zug zu einem Trun ]iürt, die den deutscben Etappen- oder Armeefuhrparkkolonnen entsprechen.

Jeder Kompag-nicohef wird Kommandeur eines so gebildeten mobilen Tfainbatailions von je 5 Transporten. Die Armee hat 23

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lim»chau.

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solcher Bataillone im Kriege mit zusammen 115 Transporten, toq denen jeder einen vierttfgigeD Verpflegungsvorrat ftlr eine Infanterie- Division mit dch ftlbrt.

Die Trnppeniralns bestanden bisher aas Eegimentstrains, •etwa nnseren lileinen nnd grofsen Bagag:en, nnd ans den DiTislons- traios, etwa mwefen Tndns, d. b. Verpflegungdkolonneu, Feldlager- wesen usw. entspiecbend. Hleraos ergab sieb ron selbst eine An- bftnfnng grofser Massen Trains in naber Bntfemang binter der ▼orderslen Linie.

Man trennte aaeb fitr Mlirsebe in der Nftbe des Feindes den Begimentetrain m 2 Staffeln, Ton denen die erste etwa der kleineren Bagage der dentseben Armee entspraob» die zweite etwa der grolsen Bagage and mebrere Kilometer binter den Truppen folgte.

Die Rommission liat nnnmebr vorgeseblagen, die Truppen- trains einer Dreiteilung ul nntenieben, in Regiments-, Dividons- nnd Korpstram. DiTisionstratns sollen den Infitnterie- Divisionen beigegeben weiden. Sie bestehen ans dem Verpflegongstrauspoit and der SanitKtsabteiUing. Im Verpflegnngstransporl wird aber niebt mehr wie in der bisherigen Verpflegongsabteilnng ein achttägiger Verpilog:iingBVorrat, sondern nnr der viertSgige VerpAegongsbedarf gefobrl Anberdem in dem fünften Zage des Verpflegnngstransports Fleisebkonserven anf xwei Tage.

Der Korpstraini weleber jedem Armeekorps beigegeben wird, fahrt in seinen drei ersten .Zügen den dieittt|^n Vorrat an Ver- pflegung nnd Foarage, im vierten Fleisch- nnd Gemüsekonserven flir die Kavallerie des Korps mit sieb. Die selbständigen Kavallerie- koips erhalten auch solche Rorpstrains.

Von anderen Einzelheiten der geplanten neuen Organisation er- wähnen wir die Einführung von zweispännigen Fahrzeugen statt dreispännigen^ den Forthll der Paekpferde bei der Qebiigsbatterie .im lotendaotnirevier nsw.

V. Zepelin*

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Literatur*

Literatur.

I. BüobM*.

CoBStantin v. Aivenslebeu, Genci-al der Infanterie. Ein militärische» Lebensbild von Thilo Krieg, Dr. phil. Berlin 1903. S. MiUler und Sohn. Preis 4 M.

In lancjen Friedenszeiten ptlogt die militärische Routine einen un- j^oböhrliciien und sehr olt schädlichen Binilufü zu gewinnen. Da ist es eine Erfrischung, sich mit dem Leben und Wirken von bedeutenden Kriegsmännem zu beschäftigen, welche im übrigen ausnahmslos von jeher dem Wichtigtun der Rotitine feindlich gegenüberstanden. Schon Jolins Caesar schreibt: Minima non curat Praetor. Das lieifat auf deatsch: Bin liSlierer OfBaier eoU kein KommiSROldat sein. Unsere hervorragendsten kommandierenden Generale im Kriege 1870/71 waren unatreitig v. Goeben und v. Alvensleben. Beide geniale Soldaten von den gröfsten militärischen Verdiensten, aber auch beide weder Exeizier- meister noch Pedanten, beide Feinde taktischer wie strategischer Schlag- wörter, aber dafür MHnner von unabhängigem Charakter, grofsem militärischen Wissen und übenagender Intelligenz. Es mufste deshalb wünschenswert erscheinen, diese Gesichtspunkte besonders berQclulchtigt zu finden in dem vorliegenden Buch zum Frommen und Nutseu der jetzigen militärischen Generation, denn schliefsllch soll dieselbe doch in erster Linie etwas lernen aus dem Lehen und. der geistigen Beschaffenheit von Männern, die ftlr sie vorbildlich za sein verdienen. Aus diesen Gründen hätte man der Ansicht sein können, dafs ein erfahrener Militär sich mit einom militärischen Lebens- bild von f'onstantin v. Alvensleben bes<;häfligt hätte. Denn es möchte scheinen, dafs nur ein solclier imstande sei, das Wesen und da» berufsmäfsige Wirken eines hervorragenden Generals, die Slcüung zu den verschiedenen militärischen Fragen seiner Zeit Sachverstand ig. d. h. innerlich zu erfassen. Das vorliegende Buch beweist Jedoch*, dafs auch ein NichtmilitSr imstande ist, nach dieser Richtung Vortreff- liches zu leisten.

Bbenso mufs anerkannt werden, dafs es dmt Herrn Verfasser gelungen ist, ein fesselndes Bild zu geben nicht nur von dem äufseren. sondern auch dem innerlichen Lebensgang und besonders von dem Anteil des Generals an den Ereignissen des Krieges 1870/71. Die zu lösende Aufgabe war um so schwieriger, weil nennenswerte hand- schrifLlichb Beiagstücke nicht zur Verfügung standen. Ooiisiautin V. Alvensleben hatte nach die^^r Richtung eine besondere Auflhssung. Br glaubte sich kriegsgeschichtlichen Brörterungen fernhalten zu soUen, «da er nicht Richter sei in Sachen des Königs'*. Dieser Auffassung kann jedoch wohl nicht zugestimmt werden von grofeen Gesichts-

Digltizeo Ly ^^oogle

litetatur.

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pußkLca aus, denn es handelt sich doch bei Peststellung kriegs- geschichtlicher Vorgänge nicht um ein Richtemmt „in Sachen des Königs", sondern um ganz unpersönliche Feststellung der Wahrheit und Wirklichkeit im Interesse der Armee. Letztere kann aber nur aus einer Kriegsgeschichte etwas lernen, welche den Tatsachen möglichst entspricht, während umgekehrt unrichtig oder zurechtgemacht wieder- gegebene Tatsachen su falschem Schlüsse führen mfissen und damit die F<M*muHerung zutrefTender Lehren hindern, mindestens aber er- schworen. Deshalb nützt auch in letzter Instanz brauchbare, d. h. der Wahrheit und Wirklichkeit nachstrebende Kriegsgeecbichte mittelbar „der Sache de:s Königs*.

General v. Alvensleben hat die Geneiui.s(*ibskamere «remacht. Kr war als Generulslabsoffizier vorbildlich, ii* liebten ihn uUcishüiI bis aar Schwärmerei und haben Yiel von ihm gelernt, denn er war ein Feind der Pedanterie und Umstfindlichkeit Die Förderung der Sache stand ihm obenan: ihre formale Behandlung betrachtete er erst in zweiter Linie, w&hrend andere es oft umgekehrt machen und dabei den Zweck aus den Augen verlieren." So schreibt der spätere Kriegs- minister, General v. Hronsart II. der unter ihm stand, als v. Alvens» leben Chef des Generalstabes I. Armeekorps war.

Ais Abteilungschei' im Kriegsministerium geriet er in Meinungsver- schiedenheit mit so ziemlich sämtlichen militärischen „Spitzen** und zwar in Sachen einer beschleunigten Mobilmachung gegen Frankreich. Hier- bei Übte er auch Kritik an einem Feldzugsplan des Generals v. Moltke aus dem Jahre 1858, der allerdings jetzt merkwürdig anmutet Denn es ist ein Defensivplan, welcher die preufsische Armee in drei ge- trennten Gruppen (Niederrhein. Main, Saale) aufstellt und vorläufig „die weitere Bntwickelung der Dinge abwarten will". Er steht in vollem Gegensatz zu jiHon \Ioltk*vschen Entwürfen ^pätorer Zoit und jeden falls war der Gogenentwurt v. Alvenslebens damals mehr in der Manier gedacht, welche man heutzutage als die Moltkosche bezeichnet.

Was den Oberst v. Alvensleben angeht, so ist die Schilderung seiner Tätigkeit als Kommandeui* des Regiments Alexander, wie sie Dr. Krieg gibt, eine so vertiefte und psychologisch feine, dafe es ein wahrer Genuls ist, dieselbe su lesen. Sie ist auJeerdem packend, weil sie bestimmte Tatsachen einflioht, dto allein schon 'hinreichen, um Oberst v. Alvensleben geradezu als Vorbild eines Regimentskom- mandeurs erscheinen zu lassen. Auch als taktischer Ausbilder und Führer. Allordinir'-' »'rwies er sich dnhoi als erbitterter Peind aller uberlebten Tiadition und nur dem menschenkundigen Scharfblick seines Könie;.^ ist es wohl zu verdanken, dafs' ein so unbequemer Unter- gebener nicht „ausgeforstet'* wurde, zumal er dem Hixerzierdrill nichts wehiger als hold gesinni war.

Im Kriege 1866 nahm v.' A. als Kommandeur der 2. Garde-Inf.- BHgade' besonders äuszeiohhun jpvöUen Anteil ah der Schlacht von XdnigtfriUz. Er entwicicelte hier als Fflhrer der Avantgarde eine ent-

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Uleratnr.

schlossene Selbsliätigkeii, witj niv sein soll. Er nahm es aut sich, Befehlen seines Divisionskommandeurs entgegen zu handeln, weil er als klarer Kopf den Zusammenhang der Dinge und die Notwendigkeit rasdien Handelns in diesem Falle besser übersehen konnte, als der Vorgeselste. Sein Bingreifen hat denn aueh wesentlich zur Entlastung der im harten Gefecht stehenden 7. Division beigetragen. Übrigens bringt bei dieser Gelegenheit Dr. Krieg Einzelheiten von kriegs- geschichtlichem Interesse. Sie bestätigen, dafs im Gegensatz zu der schweifalligon Handhabung des 1. Arnieckorps das rücksichtsiose Vor- gehen der Garde gegen das Zontrum aer österreichischen Stellung bei Chluni es in erster Linie ermöglicht hat. die im allgemeinen nur langsam laukuonierende operative Tätigkeit der iL Armee um 3. Juli 1866 durch glänzende taktische Erfolge aaszugleiohen.

pAuf der H9he der Ruhmeslaufbahn'* kutet die Überschrift des Abschnittes, der sich mit den Feldzttgen 1870/71 beschilfUgt Mit Recht, denn es ist erst geraume Zeit nach dem Kriege in weiteren Kreisen bekanntgeworden, welchen geradezu entscheidenden Anteil die Führer- tätigkeit des bei Ausbruch des Krieges an die Spitze des III. Armee- korps gestelltüii Generalleutnants v. Alvensleben mit vollem Recht beanspruchen daii". Das gilt in erster Linie vom IH. August 1870. Hatte sich v. A. auch ohne Zweilei. ebenso wie dat. giofbc liaupt- quailier in den Tagen vom 11—16. August strategisch geiiTt, was die Vorgänge beim Veinde anging, so erweist er sich, nachdem die wk> liehe Sachlage am Vormittag des 16. August ihm vor die Augen tritt«, bei Vionville als erstklassiger Führer in Mner selten kritischen Situation,, welche an Kopf und Nerven aufserordentliche Anforderungen stellte^

Oluie einzelne Ausla.ssungen über die Tätigkeit speziell des X. Armeekorps vom Ifi August nls ganz einwandfrei anzuerkennen, muCs ich doch besonders hervorheben, dafs dei- Uwv Verfasser im wohltuenden Gegensatz zu anderen iJarstellorn die Verdienste des X. und teilweise auch des Vlll. und IX. Armeekorps voll anerkennt um. den siegreichen Ausgang der Schlacht. Nach dieser Richtung war auch General v. Alvensleben selbst der ebenso vornehme wie gerecht denkende Mann, der niemab Äulserongen gebilligt haben würde, wie- sle spiter und bis au! die neueste Zeit aus Kreisen in die öffentlich-- keit gelangt sind, welche 1870/71 dem kommandierenden General des lU. Armeekorps nahe standen.

Dafs bf'i den Kämpfen um Orleans und Le Mans v A stets als hervorragender Führer hervorgetreten ist. hat zuerst Hoemg in seinem Werke „Der Volkskrieg an der Loire" in vollem Umfange nach-, gewiesen. Abel auch bei der Churai^iensierung des Generals werden diesem die P&higkeiten eines Peldherrn zugesprochen auf Grund seiner im Frieden wie im Kriege bewiesenen Geistesschftrfe und Tatkraft.

Der lotste Abschnitt (Nach dem Pbldzug— Lebensabend) des wert- vollen Buches, dem die weiteste Verbreitung in militärischen Kreisen zu wünschen Ist, beschtttligt sich auch in mafsvoUer Weise mit den

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Literatur.

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Gründen des Scheidens des (Jenorals aus dem Heere. Dafs letztert-s s, Z. hferbei viel, sehr viel verloren hat, ütebt auXser Frage. Auch hier sollte sich die alte BrfUiniog bestätigen, dab cbenktervolK bedeutende Peradnlielikeiteii in »gewShnlioheD Zeiten" eich nur sohwer gegenüber der Mittolmäfoigkeit und der Routine zu behaupten ver^ mOgen. Beide sind eben von jeher die Todfeinde gewesen von allem, was über sie hinausragt oder sich ihnen nicht fügen will.

Keim.

„Der Schlachterioig, mit welchen Mitteln wurde er erstrebt f"* Herausgegeben vom Grofsen Generalstabe, Kriegsgesohioht- liche Abteilung I. (III. 6d. der ..Studien zur Kriegs- geschichte und Taktik**.] Berlin, 1908, E. S. Mittler k Sohn, t Bd. Text, 1 Bd. Karten. Preis M. In der Einleitung zu dieser neuesten Arbeit des Generulstabes heilst es: ^Die vorliegende Studio hat sich zur Aufgabe gesteilt, die Mittel zu untersuchen, die seit Friedrich dem Gtofson in den Kriegen des europäischen Keallundes angewandt worden sind, um den Sclilaclit- erfolg zu sichern.'* Die Worte von Clausewiiz ..dif Hauj)tschlHclit ist als der konzentrierte Krieg, ais der Schvvurpuiikl de« guiizcii Krieges anzusehen" rechtfertigen solche Untersuchungen zur Genüge. Diese Worte geben zugleich die Richtsehnur für die Behandlung des StoiTes, Unter Versieht auf eine eingehende Schilderung des Verlaufs der ein- zelnen Kftmpfe und unter Ausscheidung alier sonstigen Bedingungen kriegerischen Erfolges sollten lediglich der Zusammenhang zwischen Operation und Schlacht, dif Gruppiorung der Streitkräfte und die Art. wie sie zur Öchiacht angesetzt wuiden, dargelej^rt werden. Konnte auf diese Weise hinsichtlich der Truppen im wesenUicheu nur da« mechanische Element Berücksichiigung linden, so war dem Handeln und der Iiniiativo des Feldherrn um so breilerer Uauni li) der Be- trachtung zu gewfthren.

Wir haben somit eine weniger für den Gebrauch durch den Durch- schnitt der OOlsiere, selbst der Qeneralstabsoffiziere geeignete, als vielmehr eine durch ihren Inhalt mehr für die hohen und höchsten Führer, für den oder die Strategen bestimmte Arbeit vor uns. Die Taktik «ntt ebenso zurück, wie die operative Technik, es handelt sich nur um die höchsten Probleme di-i- Feldht rrnkunst und zwar fast aus- sehliefslich vrun Standpunkt der obersten h'ührung; da aber im Frieden auch jüngere Oihziere in die Lage kommen, bei theoretischen Arbeilen. Armeen zu führen, oder ihre Oedanken über die Heerl'ührung zum. Ausdruck au bringen, so werden auch sie gut tun, sich in die Arbeit zn vertiefen, um sich mit den augenblicklich mafsgebenden Anschau-. ttDg«n Aber HeerfOhrung und Schlaehtieitung wohl vertraut zu machen.

Dan Buch behandelt folgende Schlachten bezw. Operationen: Ulm 1S05, Austeriitz 1806, Jena 1806, ßylau 1807, Priediand 1807,

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lÜBKttiir.

Rejrensburg 1809, Aspern un«! Wagram 1Ö09, Sinolensk 1812, Boro- dino 1812, aus dorn Jahr 181o Grofs-Görschen, Bautzen, Dresden. Leipzig. Ligny und Belle- AUiance 1815. Novara 1840. MagenU und Solferino 1859. Custozz.i 1866, Königgrätz, aus 1870 die Grenzschlachten, Metz. Sedan und die Sehlftchton an der Loire. In deir Bioleitung -werden die Zeit Friedrichs dies Orolsen. die RevolutionsBeit und Harenge beliandelt, ein Rfickblick fafst die Ergebnisse der Porsehvng susammen; •diese beruht ausschlierslich auf der gedruckten Literatur. Bin prächtiger Atlas mit 66 ßuntdruckkarten erleichtert das Verat&ndnis ungemein.

Es- i.st natürlich, dafs diese Arbeit bei ihrem l'rsprung vermeidet, allzuscharf ausgeprägte Urteile und von Grund aus neue Auffiussungen auszusprechen. Sie befleifsigt sich vielmehr einer grofsen Klarheit, Sachlichkeit und Nüchternheit, und schränkt etwa aufgestellte Be- hauptungen durch Hinweise auf anders geartete Bespiele in der Regel wieder ein, es dem Lehrer flberlassend» das letste Wort und ^ie ftnjCsersten Polgeningen je nach seiner (Srundstimmung selbst zu finden.

Bs ist daher nicht ganz leicht, das Leitmotiv der Schrift ohne weiteres 7weitV>1.sfrr'i zu erkennen Und doch ist ein solches Leit- motiv voi handun. Es kehrt virliacli in den Ht-ti ;u tituni^en leise wieder, wagt sich da und dort herxor und läfst sivh endlich in deni „Rück- blick" greifen. Es heifst dort: ^die angeführten Beispiele bestätigen in flberzeugender Welse die alte Wahrheit, dafs ein gegen die Flanke des Feindes geführter S^fs und die Gefihrdnng seines RQckens den gröfsten Erfolg verspricht* Wenn nun. auch sogleich die Binschrin- kung folgt, „dafs es nicht immer gelingt, die angestrebte Umfassung XU erreichen/' so führt der nächste Satz doch wieder auf das Leit- motiv 7,un'irk: ..Nur umso höher ist darum das Verdienst des Peldherrn anzuschlagen, der trotzdem beharrlich danach trachtet, d^n Vorteil der Umfassung zu erlangen.**

An diesem Grundsatz worden die einzelnen Schlachten geprüft: es wird darauf hingewiesen, wie hohe Erfolge Napoleon bei Jena und Regensbuig aus der Umfassung zog die er fMUeh torher weder überlegt noch beabsichtigt» die er spftter auch nicht gelehrt hat, die sich vielmehr aus seiner Überlegenheit an Streitmitteln und an Bhergie des Operierens wie aus dem Stillliegen seiner Gegner von selbst ergab ; es wird gezeigt, dafs das Fehlen der Umfassungstendens, oder die unzureichende Energie der Umfassiin'jrF^nbtoilungcn einzelne Schlachten ergebnislos gestaltet habe, wie z. B. Magent« und Solferino; auch wird dargelegt, wie manche umgehende Bewegung aus äufseren Ursachen nicht zur vollen Entwickelung kam, wie bei Smolensk und Bautzen; wir erfahren endlich, dafs die Schlacbterfolge dort am griSfsten waren, wo die Umfassung am vollkommensten gelang. Wie bei Sedan. ,

Natürlich haben .in den letsteren PSUen. noch ganz andere

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Kräfte als Kn(^rixi»' d' s Sieges gewirkt, wio dit- theoretische, wissen- schaftlich gepflügte Krkenntnis vom Wert der Umfassung. Bei Wörth UBd Sedan führte uns die vorhandene deutsche Überzahl die wir in Zukunft vielleicht nicht wieder heben werden im Verain mit einem enteelüoseenMk an den Peind ManchiereB gani natfiriieh nur ▼on selbst zur UmAhseuDg; wo wir nur gleich stark oder sehwllcher waren, da haben wir meist nicht umfarst, undce ist das auch in der Tat gegen die Natur der Dinge, namentlich wenn sich der Peind be- wegl I^jp Form war es nicht, die damals zum Siege führte, am allervvfmy:sten eine theoretisch ausgeklügelte und festgelegte Form, sondern die fast heispiellose Gunst der Oesamtverhältnisse, die in dieser Art schwerlich je wiederkehren wird.

Darum sclittefot die Arbeit u. R sehr richtig: »die groben Ver- bilder kOnnen uns niemals mehr bieten als eine Schulung unseres Geistes. Für ihre Anwendung gilt es, an die Erscheinungen derVer- gangeniieit den Mafsstab heutiger Verhftltoisse anzulegen und die ge- wonnenen Lehren zeitgemäfs fortzubilden Das gilt auch für die Hr- fahrnngen der Jahre 1870 und 1871 und für Moltkes Anschauungen Diid l^ehren vom Kriege. Das eine aber mögen wir lernen, dafs es in ]t dem Fall geraten ist, mit Kühnheit zu verfahren, das Streben nach der eigenen Sicherheit hintanzusetzen vor dem Streben nach der Vernichtung des Feindes. Ks gilt das umsomehr zu beherzigen, als die Oefaihr besteht, daCs die gewaltigen Pronteo heutiger Maasen- beere leicht lu ähnlichen Kimpfen iühren kOnnen, wie sie schon vor Friedrich und vor N^Kileon stattfenden, d. i. zu einem entscheidungs- loeen, ausschlieCslieh frontalen Abneigen der Kräfte. Kne gesunde Auffassung vom Kriege darf es dahin nicht kommen lassen, ihr ist mit Clausewitz die Hauptschlacht um ihrer selbst willen da, um des Sieges willen, den sie sieben soll, und der in iiir mit der höchsten Anstrengung gesucht wird."

Die Knegsgeschichtliche Abteilung I ist zu beglückwünschen; sie hat sich der ihr gestellten schwierigen Aufgabe mit Hingebung unter- zogen und sie mit unverkennbarem Geechick gelöst

C. B.-K.

Ber Kavalleriedienst im Kriege. Bearbeitet und heraus cegobea von G. V. Pelet-Narbonne, Generalleutnant v. d. Kav. z. D. Zweiter Teil: Kavallerie im Sicherheitsdienst und in der Schlacht. Dargestellt an den Ereignis.sen von Coulmiers im Spätherbst 1870. Mit drei Karten und einer Kartenskizze im TsKt Berihi 1908. Emst Siegfried Mittler und Sohn. 8<». XU und 138 Seiten. Preis Mark i.—*. Qenemlleutnant t. Pelet>Naibonne hat den 2. Band seines «Kavalie- riedienst*, dessen Vorgänger, die ,^usbildung im Frieden*, in fünfter Auflage vorliegt, den „Kavalleriedienst im Kriege", nicht wie jenen in akademischer LiOhrweise bearbeitet, sondern den Gegenstand applika>

Jafeittgiw Ar «• imAuit» Aim« wl Uni»». Kt. M8 9

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torisoh behanctelt, indem er »einer Unterweisung tataSetdiebe Qeocheh- niaee «igninde legte. In dieser Art wurden im 1. Teile des sweiien BandeSp «n dem.Vormatsohe der deutschen Reiterei von der Saar über die. Mosel in den Tagen vom 7. bis zum 15. August 1870. die Vorbe-

wegurtf!:, die Verfolgung und die Aufklärung geschildert; in dem jetzt erschienenen 2. Teile sind der Sicherheitsdienst und das Verhalten in der Schlacht die Gegenstände der Untersuchung, Ihre Darstellung er- folgte unter Zugrundelegung der Vorgänge, deren Schauplatz von Mitte Oktober 1870 an bis zu der am 9. November geschlagenen Seldacht von Coulmiers die Gegend von Orltena war.

Das Beiapiel, an welchem der SioherheitBdienBt dargestellt tat, enU spricht dem Zwecke in hervorragender Weise. Die Auiisabe, diesen Dienst wahrzunehmen, fiel in der Hauptsache der preufsischen 2. Ka- vallerie-Division Graf Stolberg au, neben der spiter auch die bayerische Kürassierbrigade dazu horan gezogen wurde; sie ist von ihnen vortrofT- lieh gelöst worden liiinilten einer aufständischen Bevölkerung, man möchte sagen eine.s Volkes in Waffen, und durch ein Gelände be- hindert, weiches auf eine Entfernung von nicht voll zwei Meilen von der nach Westen gerichteten Hauptfront der Stellung jeglichen Ein- blick in Daa unmöglich machte, was w^terhin geschah, ist die deutsche Kavallerie allen Anforderungen gerecht geworden, die an eine wach- same, unternehmende Reiterei gesteUt werden können. Die erstere Eigenschaft wurde freilich wenig in Anspruch genommen, da der Feind, wie bei dem Inneren Zustande des Mehrteiles der französischen Truppen erklärlich ist, sich wenig tatcnlustig crwios; um so mehr aber kam die andere Eigenschaft in dem Bestreben Licht zu schatten zur (loltung. Auch an Beispielen für das Vorhalten im Aufkläruiigsdienste ^\h\ da- her die besprochene Zeit eine Menge guter Lehren. In einem kunitigen Kriege wird ft^iiich Vieles anders sein. Die Bewaffnung und die Aus- bildung für das Gefecht zu Fufs, Radfahrer und Maschinengewehre, sowie die geänderten Dienstordnungen können nicht verfehlen mancher- lei VerhUtnisse umzugestalten, aber die Grundlehren des Krieges bleiben die alten und die im Jahre 1870 gemachten Erfahrungen werden trotz- dem auch noch später Verwendung flndon.

Genau wie am 9. November bei Coulmiers E:«^srhHh. schliefst sich an die im ersten Abschnitte geschilderte Wahrnehmung des Sieher- heiisdienstes im Buche der das Verhalten in der Schlacht behandelnde Teil. Leider zeigt er nur ein negatives Bild. Obgleich sowohl auf französischer wie auf deutscher Seite die Waffe zahb«ich vertreten und daa Schlachtfeld fttr ihre Verwendung in seltener Weise geeignet war, kam sie niigendwo zu talsSohlicher Wirksamkeit. Dabei erscheint die erstere Seite in weit ungünstigerem Licht als die letztere. Trotz der ihr winkenden glänzenden Aussichten ersprießliche Dienste leisten zu können, verschwand sie von der Walstatt ohne dafs sie auch nur den Versuch gemacht hatte, die ihr gebotene Gelegenheit zu benutzen. Die deutsche Reiterei ist wenigstens durch mehrfaches Anreiu>n zur

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litoratiir.

181

Attacke ihrer Infanterie eine wesentliche Stütze gewesen und hat während der Schlacht im Aufklärungsdiensto Tüchtiges geloistpt. Dafa sie nicht ausschlaggebend aufgetreten ist und den Franzosen, bei denen Führung und Auftreten der Reiterwafie kläglich genannt werden und um so mehr auhallen, wenn man sie mit den an den Tagen von Wörth, von VionviUe-Mars la Tour, von Beaamont und von Sedan zu Ta^ getreteneD Eracheinuogen vergleicht, nicht ein sweitee Rofsbach be- reitet hat, lag keineswegs am Gdsie der Trappe, an ihrer Ausbildung und ihrer Tfichtigkeit» von denen sie genügende Proben abgelegt hatte, sondern an ihrer Verzettelung und Verwendung, an dem Nichtvor- handensein eines gemeinsamen Oberbefehls über die Waffe und an dem Mangel an Schulung. Die damals gemachten Erfahrungen, die von General v. Pelct auf allen Gebieten nachgewiesen fiind, haben be- wirkt, dafs seitdem die Friedensausbildung in andere Wege geleitet ist, HoiTentlich wird sie auch im Ernstfalle Früchte tragen.

Bine vortreffliche Ausstattung mit Plänen trügt dazu bei das Studium des lehireiohen und interessant geschriebenen Buches au er- leichtern. 14.

La Cavalerie Amerieaue daas la Ouerre de la Secession. Aveo

deux cartes. Borger-T.evrault et Co., Paris. 2.50 M. Es besteht in d^r Kavallerie eine starke Strömung, die dahin geht, auf einen ^i tiseren Gebrauch des Fufsgefechts bei dieser Walle hin- zuwirken, und sie dadurch vielhoitiger und verwendungstahiger zu ge- stalten. - Über den Grad einer solchen Kelorm gehen die Ansichten allerdings sehr ausdnander; walirend die eine Richtung dem Kampfe SU Puls mit der Peuerwaffb wie bisher nur die zweite Stelle einrttumte und auch bei erweiterter Anwendung das Gefecht zu Pferde als die Hauptkampftorm betrachtet, möchte eine radikale Richtung, die be- sonders in Frankreich vertreten ist, die Reiterei zu einer Art von be- rittener Infant'^ri«' umgestalten, die nur zur Zwecken der Aufklärung, sowie ganz ausnahmsweise in der Schlacht in kleinen Abteilungen zu Pferde angreift.

Es liegt nahe, dafs man sich, um zu Klarheit in dieser Hinsicht zu gelangen, dem Studium dee Amerikanischen Bürgerkrieges zu- wandte, in dem sich die Pechtweise der Reiterei, ohne durch Traditionen und voi^fafste Meinungen beschr&nkt zu sein, so entwickelte, wie ihre PQhrer dies nach Hafegal>e der bestehenden Verhaltnisse fär zweckentsprechend erachteten. Es ist auch zweifellos, dars wenn- gleich die besonderen Verhältnisse jenes Feldzuges ein unmittelbares Übertragen des dort Erfahrenen und Geübten auf den europäischen Kriegsschauplatz nicht angängig erscheinen lassen, die Ereignisse des Bürgerkrieges gerade in bezug auf K'avallerleverwendung viel Lehrreiches, ja Mustergültigeö zeigen. Ihr lange, auch zum Nachteil unseres Gebrauchs der Waffe, vemachlassigtes Studium wird neuerdings anch bei uns wieder aufgenommen, besonders aber in Prankreich, wo im

182

Utafslnr.

Meinungsaustausch über die von der Reiterei einzosclüagende Richtung wir dh Hinweise aiii deren Yerwettdang in jenem Kriege immer

wieder lindon.

Jenem Umst-ande verdankt anscheinend auch das vorliegende nur 7 Bogen starke Heft seine Entstehung, Verfasser bringt im ganzen wohl nicht viel Neues, hat auch nur tranzteische Autoren bei seiner Arbeit benntst» vor Allem das grofin Werk des Oiafen von Paris: «Ifistoire de la guerre dvile en AmMque*. Seine Darstellung er- fQUt aber voll ihren Zweck, den Lehrer über Organisation, Ausbildungen und Gebrauch der Reiterp i auf beiden Seiten im allgemeinen, wie bei den Torschiedenen Kämpfen ausreichend su orientieren.

V. Pelet-Narbonne.

Das französische Generalätabswerk über den Krieg 1870/71. Wahres und FUsohes, besproohen von K von Sehmid, Obentlentnani a. D. Mit vielen Skisien. Heft 1. Preis broseh. Mk. 8.—, geb. Blk. 4.—. Verlag von Friedrich Luckhardt, Berlin.

Das franzSsisebe Oeneralstabswerk bringt endlich die noch fehlen- den Ergänzungen des Krieges von 1870/71, die notwendig waren, um dif> G*»^ohirhte dos Krioircs klar übersehen und schreiben zu kennen. Das französische Weik ist altrr so umfangreich auRijefalien, dafs es in Deutschland nur wenige Abnehmer finden dürfte. Herr Oberst- leutnant V. Schmid hat es nun unternommen, dies Riesenwerk kritisch zu beleuchten und dabei das Wahre und Falsche der französischen Ausgabe festzustellen.

Sein Werk wird in zwanglosen Abteilungen erecheinen, die sieh voraussicbtlieh auf eine Reihe von Jahren verteilen, da sieh der Zeit- punkt der Fertigstellung der französischen Ausgabe noch nicht be- stimmen läfst. Jede Abteilung bildet ein selbständiges Ganges.

Heft 1 behandelt nun die Vorgeschichte des Krieges Plan des Erzherzog Albrecht und des Generals Frossard. Vorbereitungen der Franzosen vom .Inhre 1868 an. Entstehung des Krieges und Ausbruch desseiberi. Aulinaisch des französischen Heeres und Gang der Mobil- machung. Verpflegung der Franzosen im Aufinarschgebiet Zustand der Truppen. Der fk«nzSsisebe OberbefehL Absichten und Pläne des Kaisers Napoleon. Das Nachrichtenwesen. Spione. Vorg&ige in Bisafe und in Lothringen bis zum Beginn der Feindseligkeiten. Das Gefecht von Saarbrücken am 2. August. Das Treffen bei Weifsenburg.

Das erste Heft vereinigt also auf 122 Seiten den Inhalt der ersten 6 Bände des französiscbon Werkes, so dafs die vorliegf^n do Arhoil. welche in geschickter Weise das für die Kenntnis der Ereignisse Neue hervorhebt, fiir alle diejenigen von Wert ist, welche sich nicht allzu sehr mit den Einzelheiten beschüUigen wollen. Bemerkenswert ist, dafs die recht interessante ftenz5&ische Kritik wenigstens im Auszüge gebracht wird. Abweichende Aufbssungen, sowie nötige Brlftuternngen

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«04 ifi Anmerkungeii wiedergegeben. Das Ganze ist ein guter, an- genehm lesbarer Auszug- des eingehond in den Jahrbüchern gewürdigten französischen Werkes. Kecht interessant sind dabei noch die persöa- lichea Beobachtungen des Vorfasserw in Paris und im Lager von ChaloQs kurz vor Ausbruch de» Krieges. Auf S. 64 Anmerkung haben vir einen kleinen Fehler gefunden, wonach Colonel Thibaudin bei Sedan gefangen eein sollte, tateSohlioh ist dieaee in Mets geaobelieQ- Uttter Bnieh aaines Ehrenwortes entfloh er aus deutscher Oefonipon- sebaft und nahm als General Comegny an dem Feldaug Bourbakis SOdosten Prankreichs teil. Als Hilfsmittel aum Studium desKriQges Ton 1870/71 ist das Buch recht wertvoll

AUtigliche Keiterfragen von Max Preiherrn von Redtwitz, Ritt- meister und persönlicher Adjutant Sr. Kgl, Hoheit des Herzogs Siegfried in Bayern. München. M. Beckstein. Grofsokt&v. 44 Seiten. (Preia 1 H) Bin denkender Reitersmann erGrtert hier in kurzer Passung und in allgemeinTerstindUeher Sprache VerUUtniase und Voigfinge, die Jeden angehen, der ein Rofs im Stalle hat, und die ihn ohne Unter- lafs beschiftigen. Das Buch erlNrtert über die moralischen Eigenschaften des Reitern, spricht von dor Behandlung im Stalle, von den Hülfs- zügoln und dt'in von ifnn nicht dazu gerechneten Martingale, von der Sattelung, dem Aufsitzen und dem Sitze, den Bügeln und den Hilfen durch Schenkel, Sporn und Zügel, wobei wir die mittelst des Gosäfses gegebenen vermifst haben, vom Springen, vom Gehorsam und den durch Steigen, Bocken und Durehgehen an den Tag gelegten Unbol- mftfiigkeiten, endlich Tom Leiohttnben. Wir haben also nicht mit inem Lehrt>uch oder einer ersohftpfenden Abhandlung zu tan, sondern nur mit einigen aus dem Gesamtgebiete herausgegriffenen Fragen, deren h&ufiges Hervortreten den Herrn Verfasser bewogen hat, sie auf Grund eigenen Nachdenkens und der Worte eines früheren Lehrers, „die für ihn Evanp:eliiim geworden", zu beleuchten. Mit Recht lep^t er grofsen Wert auf die I'ersüiilichkeii des RidterH, seine Nerven, sein Tempera- ment und seinuii Charakter; er spiictn d^ivoii bei der Erörterung der moralischen Eigenschaften, beim Springen, beim Gehorsam; dabei ist iter eine Bigenaehaft sn wenig beaobtet, ee iat die, welehe durch das Diohtsrwcrt gekennaeicbnet wird: »Der Sprung gelingt, nimmt nur das «Heu den Graben."

14.

CsMient OD obtient 1a sop^riorite du fen. Par le General 1 e J o i n dre. Paris. Henri Ch irles-Lavauzelle, edite'jr miiilair Fr. 75 cts. Unsere Le&er kennen den wesentlichsten Inhalt dieser Schrift bereits aus dem Juliheft, wo selbst der Vei lasser der Umschau (S. 62) einen Auszug daraus gegeben hat Der General le Joindre war frOher Kommandeur der franaOslBchea Sehiafasohuie lOr die Infgnteiie. Neben

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Literatur.

der praktischen Erfahrung beherrscht er aber auch die Theorie in seltener Weise und ist daher berufen wie kein anderer über diese

wichtige Frage zu sprechen.

Im allgemeinen könnte ich mich begnügen auf jenen Auszug hinzu- weisen, wenn die hier erörterte Frage nicht von der höchsten Be- deutung" für den Infantcriekampf wäre und wenn darüber eine gröfsero Klarheit herrschte, woran es leider, wie meiirert? in neuerer Zeit er- schienene Literat ui*erzeugni8se erkennen hissen, noch sehr fehlt. Das Geheimnis zur Erringung der Feuerüberlegenheit besteht in der Kunst, dem P^nde möglichst grofse Verluste beizubringen, während man selbst nur geringe Verluste erleidet. Ven ausschlaggebender Bedeutung für den Erfolg sind die nachstehenden drei Umst&nde:

t. die Zahl der feuernden Gewehre»

2. die Qualitftt des Feuers (Präzision, Wahl des Visiers. Ftouer>

geschwindigkeit, Feuerverteilun^,

3. die Gröfse der TreflfTläche.

Gelingt es, diese drei Umstände zum eigenen Vorteil zu gestalten, so darf man mit Sicherheit auf die Peuerüberlotrenheit rechnen. Selten aber wird bei Priedensübung:en die Entscheidung durch die Schieds- richter unter Berücksichtigung aller dieser Umstände gefallt, soudtia fast immer nur unter Berücksichtigung der Stärkeverhältnisse. Das war für le Joindre der Grund, sich eingehend mit dieser Frage zu beschäftigen, um den Nachweis zu führen, dafis aueh der schwichete Teü die Feuerüberlegenheit durch richtige Ausnutzung der übrigen Umstände erringt.

Ist eine Partei z. B. doppelt so stark wie die andere, so wird sie dem Gegner unter sonst gleichen Umständen, d. h. bei gleicher Qualität des Schiefsens und bei gleicher Aufstellung (gleiche Zwischen- räume der Schützenlinie, gleiche Zielhöhe) doppelt so grofse Verluste beibringen und ihn nach einer gCAvissen Zeit vernichtet haben. Der schwächere Tr il wird aber dem Gegner nach le Joindre die gleichen Verluste zufügen, wenn:

1. er doppelt so schnell schiefsen kann uhne an Präzision einzu- büfsen,

3. er das richtige, der Gegner ein um 100 m falsches Visier wr- wendet,

3. er bei richtigem Visier efaie halb so grofse Streuung wie der

Gegner hat,

4. er die gleiche Frontbreite wie der Gegner einnimmt,

5. er bei gleichen Zwischenräumen der Schützenlinie liegend,

der Gepner stehend schiefst,

6. wenn er in einem Schützengraben oder hinter einem Erdwall zur Hällle gedeckt, der Gegner aber frei steht.

Die drei ei'sten Bedingung-en beziehen sich auf die Qualität des SchicTsens. die drei letzten uul die Gröfse der Trefffläche.

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lüenliir.

1SI5

Erleiden beide Parteien gleich© Verluste, so bleibt der stärkere immer im Vorteil; denn sie treffen ihn weniger empfindlich und da« StfirkeTorhiltnis verschiebt sich mehr und mehr zu seinen Gunsten. Gleichgewicht wird erat eintreten, wenn die beidweeitigen Verluste im gleiehen VerbXltaie zur Stärke stehen, wenn der etSrkere Teil also in unaerem Beispiel doppelt so grobe Verluste erleidet, wie der schwächere. Des wird der Fall sein, wenn es dem 'schwicheren Teil gelingt von den aufgeführten sechs Bedingungen zwei zu seinen Gunsten zu gestalten oder wenn er eine doppelt so grofse Front (d. h. viermal so grofse Zwischenräume) wie dor Gegner annimmt oder end* lieh wenn seine Mannschaften so gedeckt sind, dafs ihre Trefiftläche nur ein viertel so grofs als die des Feindes ist. Die absolute Peuer- überiegenheit gewinnt die schwächere Truppe, wenn sie drei der aul- geführten Bedingungen fBr sich bat oder aneh wenn sie bei gleicher Frontbreito durch einen Schfitaengraben gedeckt ist

Die sich hieraus ergebenden taktischen Folgerungen liegen aal der Hand. Wo wie im Entecheidungskampf der zur Entwickelung verfügbare Raum gegeben ist, empfehlen sich dichte Schützenlinien, um von vornherein so viel Gewehre als möglich in Tätigkeit m setzen; wo wie bei den Kinleituntrskämpfen »md Vor])ostens:efechten der Fnt- Wickelungsraum unbeschränkt, dagegen die zur Vt^rlugung stehenden Kräfte gering sind, verdienen dünne Schützenlinien den Vorzug, die ^on Zeit zu Zeit durch kleine Abteilungen verstärkt werden, um die V^uste SU ersetsen. Die Orensen für die Dichtigkeit bezw. der Frontbreito der su entwickelnden Schüteenttnien sind dadurch gegeben, dals die Handhabung der Waffen nicht durch zu enge, andererseito die Feuerleitung nicht durch zu weite Aufstellung behindert wird.

Das Studium dieser interessanten und trotz des geringen Umfajiges (28 Seiten) hoch bedeutsamen Schrift ist allen Offizieren dringend ssu empfehlen. St

Die Logik in der Reitkunst. Erster Teil: Über die Beziel\ungen der Reit- und Dressurhilt'en zu der anatomischen Mechanik des Pferdes. Von Oberst a. D. Spohr. Stuttgurt 1906. Schickhardt und Ebner (Konrad Wittwer). Gr. 8^ VIU und 112 Seiten. (Preis Hk. 3,80.)

Der auf verschiedenen Gebieten schriftstellerisch sehr tätige Herr Verfasser bietet in der vorliegenden, als 28. Heft der in der Sammlung ^Unsere Pferde" veröffentlichten hippologischon Abhandhingen er- schienenen Arbeit einen Beitrag zum Ötuduim dor Rf itkunst. Der Titel ist nicht ohne weiteres verständlich. Eine kurze Kennzeichnung des Inhaltes wird dem Mangel abhelfen.

Die Abhandlung zerlaüL in zwei Abschnitte. L>er erste beschäftigt sich mit den Muskeln, soweit sie der Fortbewegung des Pferdeüälrpers dioDen, und deutet an, Inwtefem sie unmittelbar oder mittelbar durch 4to HiUbn des Reiters m beehiftussen sind; er erleichtert und fördert

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itm VnMadom dflr im «weHen giboteneii Amlym «Uer n«(flrltoh6D

und der in der elementaren Reitkunst vorkommenden künstlichen Gänge des Pferdes, dabei wird geseigi, wie die Reit- und Dressurhüfen in die Mechanik des Pferdekörpers einj?:reifen. Es soll mithin eine wiasen- BChaftliche Grundlage für die praktische Reitkunst geleert werden.

Aus diesen AndeutunKün geiit hervor, dafs dit> Beschäftigung rait dem Buche nicht im einfachen Durchlesen besteben darf, sondern ein ernstes Studium bedingt. Im Vorworte ist fireilich gesagt, dafis, wer «it der AiuitoiDie dea Pferdes geDflgend bekaont kt^ oder wer nioht Lmt hat» eieh mit ilur zu beOuweii, ohne weiieree an dea 2. Absoluiitt liemntieten möge; wer aber erostae Streben faat^ darf letateiee nioht ▼ernachl&ssigen. Denkenden Reitern wird das Buch eine wülkomneae Gabe sein, ihre Zahl ist aber beschränkt und das Urnen angesennisoe Studium ist keine leichte Aufgabe.

Was der zweite Teil der „Logik iu der Reitkunst** bringen wird, ist aus dem ersten nicht ersichtlich. 14.

II. Ausländische Zeitschriften.

Streirieurs Österreichisebe liiUtftrische Zeitschrill. (Dezember.)-

Alexander Nyiri v. S^t^kely. k. ungar. Landesvorteidigungsminister. Die KorpRinanöver in Südungarn 1903. Schnoüfeiier-Feldartülerie. Rufsland und Japan. Die neuen Diszipiinarvorschntten. Taktik- Auigabe Nr. 8. Die Kaisermanöver in Deutschland. Die fran- zösischen Manöver des 14. und 16. Korps bei Montelimar 1903.

La ITranoe militaire. (November.) Die neue ächitifävorsGiiiitl für die Kavallerie. 1/2. PiDsnueUe Wirlrang des Gesetaes der 0 Diens^ahre. Die 4. fiataillone. 8/4. Inkeimann, Die Alpen- Regimenter. 6. Die Gefechtstaktik bei den ManSvem im Süd- westen. General Larenx (Unnatürlichkeiten). Die Reserveoffiziere, Br- gfinzung des Mangels an solchen (geschätzt als fehlend 10—12000). Das Budget des Krieges. 6, 8/9. 10. 11. 12. Die zweijährige Dienst- zeit, ungenügende K;idre.s. Das Projekt Messimy. 7. Unsere Reservisten (lobend deren Leistung bei den Übungen). 8/9. Die Er- gänzung der Offiziere. Die Truppen und die Strikes. 10. Rufs- land, Studien tiber das Land. 11. 20. Die Marschtaktik bei den Manttirem im Südwesten, von Oenersl I<arettz. 18. Sohiebabttogen der ArtiUerie im ft'eien Felde (neue EiDfQhmng). Reiter und Heiser (Automobil und Wagen, ▼ergleichender Versuch, diese xn stoppen). Ein kleiner militSrischer Skandal in Deutschland (vernünftige Beur- teilung des Fall Bilse). 13. Marschtaktik bei den Manövern im Süd- westen. — Die Quellen der Rekrutierung in Frankreich und Deutsch- land. 14. Kriegslisten (Murat, von den weifson Brunken und Kutiiaow). 17. Die Reserveoffiziere der Inianterie. 18. - Nach Joni Manöver, berittene Infanteriuauikiarer. Id. Die Manöver im Südwesten, von

LitarAtm.

187

General Leraui. 90. 89/80. Die Kolonielarmee« Voneblag Meenray. 90. Unbegreiisle Beurlanbang (Sohaflüng elfirkefer Kadree fftr den Mobilmaohnngefall). 99/23. GeneralstebBreisen, fiesehreibnng der

Bmrichtung, sollen an die Stelle der Korps- und Armcomanöver treten. 24. 26. Die Ergänzung der Offiziere, 25 Die deutsche Infnnterie und die neue Taktik. 27. Die Vorbereitung der Artillerie zur ächiacht^ t>e2ieht sich auf das Buch des Kapitän Le Rond. 28.

Revue de Cavalerie. (November.) Die neue Schiersvorschrift für die Kavallerie. Baucher oder d'Aure? Die Anfänge der fran- sSfliaehen KarVallerie (Ports.). Die deutsche Annee, die Befehls- fllhrang, der Ofliaier. Der Start Paris- Ronen -Deanville (19. bis 15. August 1903).

La revue dIsflMiterle. (November.) EntwuH des Reglements über das Exerzieren und die Manöver der Infanterie. Über Elite- schiitzen und Kntiemungsschätzen. AppUkatoriBches aus dem Dienst im Felde (Forts ). Studie über das provisorische Reglement der Infanterie-Mauover. Die Takuk der Engländer nach den Kriahrungen des Burenliriöges in iliroa neuen Dienst voi'bchrifl^en.

Jeninal des Seteneea militaires. (NoYomber.) Der Krieg gegen die feindiiehen Verbindungen. Bemerkungen über die elementaren Formen und Bewegungen der Infiuiterie. Die Verwendung der Reserven auf dem Schlachtfelde. Das äufserste Süd-Algerien. Studie über Marokko (Forts.). Wahrscheinliche Erfolge beim Qruppen- schiefsen (Forts.), Die gemischte Brigade Lupasset (Schlufs). Die .Sehlacht am Colenso. Der österreichische Erbfolgekrieg 1740/40 (Forts.). Der Feldzug 1791/93.

Revue d'bistoire. (November.) Die Feldzüge des Marschalls von Sachsen (Schlufs). Die Einnahme von Jaffa. Der Krieg von 1870/71. Der 18, August in Lottaiingen.

ReT«e im gtele militaire. (November.) Die Eisenbahn in Madagasiiar. Topegraphisolie Arbeiten des fruiaösiselien Oeniekorps im 19. Jahrhundert (Forts.). Über die WiderstandsfUugkeit der Fufsböden in armiertem Beton etc. (Schlufs). Mit Chrom gegerbtes Leder. Verfahren bei der Anlage von Umgeliungsbahnen (vei^ März 1903). Nekrolog de55 General Hallier.

RiTiHta di artiglieria e geiiio. (November.) General Briainiunt, ein Nekrolog Die allgemeinen Regeln für die taktische Anwendung der grofsen iüriegs-EioheiteD, in Gegenüberstellung zu den allgemeinen Regeln für die Verwendung der 8 Waffen im Oefeoht Deiche^ Molen und Dooks nach den Brfordemissen der heutigen Kriegsmarine. Die neuen Apparate der Punkentelegraplile. Zentral-Apparate fflr die Handhabung der Weichen und Signalstationen bei Eisenbahnen«

Revue d'artillerie. (Oktober.) Bemerkung über die Richtfehler bei Ge^^chiitzeu mit geneigter Drohachso der seitlichen Bewegung. Mit letztfM en ist tiie Anordnung unserer Feldkanone genieint, mit dem vertikalen Drehzapfen für die feine Seitendrehung. Hier sollen

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Literatur.

b«i nachtrigllcher Verttnderang der Lage des bereits nach der Höhe gerichteten Rohrs nach der Seite nicht blo& in der Höhen-» sondern

auch in der seitlichen fiichtang Fehler entstehen, die bei Verschiebung der Untt'ilafetto auf der Lafettenachso (fraiizösische.s Feldgeschütz 97) vermieden werden. Die Feldliaubitzen in Südafrika« Übersetzung aus Militär-Wochenblatt Nr. 48 vom 16. Mai l'J03.

Schweizerische Zeitschrift für Artillerie und Geni«. Nr. 11. Luftwiderstand gegen fliegende Geschosse. Die Aufstellung der Hunttionswagen. Das neue flransösisehe Feldartillerieregloment 1903. Die Befestigungen Italiens (Ports.). ^ Die Behandlung des Dynamits.

AUgnneine Sohweimrisdi« HUitineitaag. Sr. 45. Der mili- tärische Vorunterricht. Das Gesetz von 1874 hatte den zum Militär- dienst vorbereitenden Turnunterricht für alle Jünglinge vom Schul- austritt bis zum 20. Lebensjahre als Sache der Kantone auferlegt Für die 2 altpston Jahrgänge sollte der Bund aurh Schiefsübungen an- ordnen können. Beide Behörden Uelsen das Gesetz unausgeführt. In den achtziger Jahren wandelte man dies in den freiwilligen mili- tärischen Vorunterricht um, der aber auch nur ein kümmerliches Da- sein fristete. Bs kommt nun darauf an, bei der Feststellung der Orundsfttae für eine neue Militftroiganisation Aber den Vorunferrieht schlüssig SU werden. Die Zeitung tritt ernstlich dafür ein, Turn- unterricht und Schiefsfertigkeit Mwcit zu fördern , dafs man fttr die Rekrutenschule körperlich gewandte Rekruten bekommt. Voraus- bestimmung des Zeitaufwandes für Märsche mit Hilfe der SiegWed- Karte (mit Schichtlinien). Nr. 46. Die Stellung der höheren Führer. Die SchwL'iz hat eine iihnliche Zentralisation der Verwaltung, wie Frankreich bis 1870 sie zu seinem Unheil besessen. Daraus entwickelt sich Interesselosigkeit und Mangel an VerantwortlichkeitsbewuTstsein bei den höheren Fahrern. Das Qesets von 1874 Uefs neben der Leitung der Tnippenführer die Leitung durch die Organe der MUitir- Verwaltung fortbestehen. l >er höhere Führer ist allmählich zu einem Sohattenkönig geworden. Der Hauptgrund liegt darin, dafe der Milis- offizier in hoher Kommandostelle gar nicht die Zeit hat. neben den Pflichten seiner bürgerlichen StoUung seine Kommandogewalt auszu- üben. Man will auch nicht einmal, dafs er seine K(>mpetenzen ganz ausübt, die Verwaltung emptindet dies als eine Vermehrung der Friktion in der Maschine. Verfasser will höhere Führer aus der Reihe der Benifsofilziere. Voransbestimmung etc. (Schluis von Nr. 46). Neubesetsangen höherer Stellen in der deutschen Armee. Bs ist Br- ün dun g, dafs der kommandierende General III. bayerisehen Armee- korps. V. Xylander, in Ponsion gegangen ist. Vio Nachrichten über V. Wittich und v. Bissing sind nicht verbürgt. Nr. 47. Die Stellung der höheren Führer (Eingesandt eines jüngeren Offiziers). Der An- teil der Offiziersgesellschaften an der Heeresorganisation. I>er Ver- lauf und die Ergebnisse der diesjährigen französischen Armeemanöver. Kr. 48. Die .Niiiiuu-Kcorganisation im Volk. Der Veriaui und die

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Utorator.

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Brgebiiiafle der dittqfthrigen fransösMien ArmeemaDÖTer (Sohliifs). Das Krie^sbrot fOr die fraBaöeieohe Armee. Ib. 49. Der Rflcktritt Qenenl Dragomirows. Unser Taktaohritt. Die sehwere ArtiUerie des deutsehen Feldheeres.

Milteiluiigen über Gegenstände des AftUtefle- mmä Qeaie- Wesens. (11. Heft.) Wasserdichte Abdeckungen von Bauwerken aus Stein imd Beton nach dem Patente Leisz-Zuffer. Die Riehtnüttel der Geschui/i* von Anton Kerzen (Forts, u. Schlufs).

Journal d«»r Verpiuifjrten Staaten-ArtiUerip. (September, Ok- tober.) Hesiandigkeilsversuche für Nitroceliuiose und ihre Pulver- arten. — Bericht über Artillerie-Schiefsübung in Port Monroe. Ele- vaüons-Skala für Küstengeschütze. Prüfungen für Artilleristen, Gefeehtssehielsen einer Batterie nim&nischer SchneUfeuergeschfltEe. Unter der Annahme der Wahrscheinliobkeit ven Raids bei einer ftemden Seemacht, welches sind die besten Veibereitnngen, sie surückittw^aen, insoweit Baueinrichtung. Bewaflhung und Verfassung unserer Kflsten- Verteidigung in Betracht kommt.

Wiyenniij Ssbomik. (November.) Die Seeschlacht bei Sinope und die Flotte des Schwarzen Meeres im Herbste 1853. 1809. Der Generalstab, 1, Zur Präge der Organisation der Ingenieurtruppen und des Korps der Militär- Ingenieure. Aus Japan. II. Die mili- tärische Lage im Stillen Ozean.

Russkij iuwaiid. Nr. 230. Zur Abreise des zur Bildung der neuen Ostsibirischen Schützenregimenter bestimmten Kompagnien nach dem «Fernen Osten**. Die Verwertung der Photographie für die Zweeke der Armee und Marine. Hir. 284. Über die taktischen Beseh&ftigungen der Offiziere. Hr. 236. Zur Sefem der PeldarüUerie. Kr. 242. Die Schulbildung der russischen Rekruten 1900. Was tut unseren Festungen not? Nr. 243. Fragen der reitenden Artillerie. Hr. 247. Die Befestigung der Macht der Russen im Kaukasus.

III. Saewesea

Mitteilungen Ans dem Gebiete des Seewesens. Nr. 12. Einflufs

der Flufsbeherrschung auf Heeresoperationen. Nochmals das Ver- fahren von M?irr/] de Snint'Hilaire und die Höhontafoln. Über ein neues Verfahren Nochis zur Veriilgung von Ratten an Bord von Schilfen, als Mafsregel ^oj^on die Einschleppung der Post. Die Bergungsfahrzeuge Obeielbe und Unterelbe des Nordischen ßergungs- Vereins und die Bergung des deutschen Torpedobootes „S. i2^. Bin teehnisehes Laboratorium für die Marine der Vereinigten Staaten. Ober Kohlenanfbewahmng.

Amy lad N«T7 Gwtltt» Hr. 2285. Die Transport-Medaille. Hr. 2286. Marine-Fortschritte in Dcutschlmd Eine neue Marine- Vorlege (Kreuser) in Deutschland. Hr. 2287. Torpedoboote und Unter-

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1^

«eebooie. Die ma» deutsche Marine- RiigjiHto. Wt, SSM, Dir Bariolit der Unparteiischen über die Flotten-Manöver.

Berne maritime. (Olrtober.) Die Kontrolle der Marin everwaltang

vor der öffentlichen Meinung und vor dem Parlament (Schlufs). Der spaiiLsch-amerikanieche Krieg auf den Philippinen. Die Geschütz- Armierung neue BchilTe. Der Stand der hoUandischen Manae am ai. Dezember 1902.

Morskoj Ssbormk. Hr. 11. Diu strategischen und taktischen Grundlagen des Iram&ösischeD bchi£[t>bauprograjnines 1900 ld06. Das Heizmaterial dar ZukunlL Auf dem Kreuzer .^^än"-

IV. VwrawMWilt itr nr Beipreclwiig einoegangeiitH BMtar.

(Dl« «faif »fnifvMB BtdMr wMkmm PtQinin «Mk Mallifik« ttm BtlMtwif ««r-

tlUWinii HsTiTiiM. Km Verpfliektamf , jtd»* sin^ktsd* BiiAh la bMprMhan, Ibwalnat Laitaag der .Jakrbaek*i** aieJit, do«h werden di» Titel ■Imtlioker Btolier BebatAafab« dM PniMa MtaB ÜMw BlIivMlt wH«i yw tmmM. M— StiüMiii^ ?i« BUfcwi ■rtrt iJttt eiiiti)

1. T. Scinddly Die KriegBartikel vom SS. September 1909 für den Dienstgebrauch erkiftrt Berlin 1908. Uebelsche Behhdlg. Hk. IJSO.

2. Hilken, Exerzierhilfen für die Binzelamsbildling. Ebenda.

3. RudgiMh, Die militärische Qelfindebearteilmig. i. Aufl. Ebenda.

Mk. 6,00.

4 Erlebnisse Heinrich von Schönfels' als Gf^neralstabsoffizier bei der Avantgarden-KavaUerie 1866 und 1870. BerUn 1903. R. Bisen- schmidt. Mk. 3,00.

5. Militär und ZiriL Zeitgemä/se Betrachtungen von einem öster- feieher. Wien 1909. BnnmflUer k Sohn. Iül

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7. Illustriertor Dentsslier llotteii-lUtoBder 1994. Minden. W. Köhler. Mk. 1,00.

8. Tagebuch Jospf Steinmüllers über seine Teilnahme am Feld- zug 1812. Ucidulberg 1904. Carl Winter. Mk. 1,20.

9. Cremat, Signaturen -SchlösBel zu allen Karten des rusi^chen Hauptstabes. Leipzig 1904. Raimund Gerhard. Mk. 0,60.

19. BberlBw fiO Uetaie Aufgaben ans dem Exerzier-Ref^ement f. d. k, n. k. KavaUerie mit LOsungwn. Wien 1904. Seidel fr Sohn. Mk. 9.40.

11. nur Vedden» Qeeeh. des 1. Hannov. Infhnterie- Regi»entos Ko. 74 und des Tormaligen kgl. HannoT. S. Inflsaiterie-Regte. Berlin 1909. E. S. Mittler & Sohn. Mk. 14.00.

12. Bigge, Geschichte d. Infanterie -Regiments Kaiser Wilhelm» 9* Grofsherz. Hessisches No. 116. Kbenda. Mk. 17,50.

19. V. Müller, U., Zur Beschiofsung von Paris. Ebenda. Mk. 1,00. 14. T. Schwerin, Grai^ Der A^jutantendienst 1904. Ebenda. Mk. 3,75.

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Ufeantar.

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16. KaHtol, Uaiformenkundd. XIL Bd., Heft 10. Ralhenow IQOS.

Mk. 1,60.

16. Die kritischen Tage Ton Oliiiütz im Juli 186d. Mit Benutzung der Peldakten des k. u. k. Kriegsarchivs bearbeitet von einem Oeneral- stabholiuier. Wien 1903. L. W. Seidui k bohn. Mk. 6.Ü0.

17. H«ftMaa, Du Gewehr 98 mit 26 OrigtnaUbbildgiu Münelieii 1906. R. Oldenbouig. Mk. 0^.

18. Geroaey Die itaUeD.-preuXsiaehen Besieliungeii und die Schlaeht bei Cttstozza. Berlin 1903. Vossische Buchh. Mk. 6,00.

19. Batoeh-ZweagAr, Leitfaden f. d. J^eldkanonier. 68. Aon. Bbenda. Mk. 0,65.

äO. Be<"ker, Dienstunterr. f. d. Infant, Ebonda. Mk. 0,50.

21. Unger, Hillsbuoh f. d. Eiqj .-Freiwilligen d. Kavall. Ebenda.

Mk. 6.50.

22. V. Ej'iialten, Anleitung z. Knugtispiui. Ebd. Mk. 2,5ü.

2t. HStaaek, Die Vereinigten Staaten Nordamerika. Leipzig 1906. Velhagen k Klasing. Mk. 4,00.

Si. Miag; Pfihrer durch Heer und Flotte. BerUn 1904. A. Schall Mk. 1,25.

25. Uothsche, Dit^ Königlichen Qewehrfabriken. Berlin 1904. Voasisohe Huchh. Mk. 3.00.

26. Schmid« Das französische Generalstjibswerk über den Krieg 1870/1. Heft 2: Die Schiacht bei Wörth. Leipzig 1904. F. Luckhardt.

Mk. 3,00.

27. T. Meeräeheidt-iiüilesaem, D. Ausbildung der Infanterie. 1. Teil, Die Winterperiode. Berlin 1904. Mitüer k Sohn. Mk. 2,36.

SB. Frobenius, Kriegsgeeohichtliche B^piele dee Pestungskriegee •US dem deutsch-lhinalisiaehen Kriege von 1870/1. Achtes Heft Ebenda. BIk. 4,25.

29. Bondiek, Gesch. d. Ostpr. Train Bataillons No. 1. Ebenda.

Mk. 4,50.

60. Mataehena, Gesch. d. Pomm. Train-Bataillons No. 2. Ebenda.

Mk. 7.00.

'W. Perkowski, Get»ch. d. NiederschL Train- Bataillons No. 5. Ebenda. Mk. .3,50.

32. Reichert, Gesch. d. Schles. Train -Bataillons No. 6. Ebenda. Mk. 6,00.

68. Kaehae, Gesch. d. Garde-Train-BataiUena. Ebenda. Mk. 6,60

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Zur Artilleriefrage.

Von

H. Rohie, GeDeralleataaDt z. D.

6. Die Orgranisation.

Eine sich bei der Erörterung der Neubewiiii'nung- der Feld- artillerie aafdräng:ende Frage betriilt deren Organisation Dafs diese bei einer so fandaroeotalen Änderung wie die Annahme t ines Sciint llteuergeschUteee ganz nnverändert bleiben sollte, ist nicht an- zaneiiüien. Es handelt sich darnm, den Vorteil der grofsen Feoer- geschwindigkeit oder richtiger gesagt Feoerbereitschaft möglichst aas^onatzen. Meines Grachtens geschiehi dua am besten doroh Herabsetzung der Batteriestärke von sechs auf vier Gescböt/e. Es entsteht aber, falls diese Malsregel als zweckmälsig anerkannt wird, die andere Frage: soll die Zahl der Batterien vermehrt werden bezw. in welchem Umtange?

Dals die Herabsetzung der Batteriestttrke von sechs auf vier Geschütze nicht nur zulässig ist, sondern sogar grobe Vorteile bietet, wird von allen, die Uber diese Frage nachgedacht liaben, zugegeben. Unbeatreitbar leistet eine Batterie von vier GeeehtttBea mit Bohr- rUcklaof in derselben Zeit mehr» als eine eolebe von ae<äiB Oeeehttteen mit LafettenrUeklanf, ja sie leistet im Fltt^elfener daaeelbei wie dne Batterie von Beehs GteeehtttMn mit Rohrrfleklaaf, da diese hierbei niebt in der Lage sind, ihre Fenerbereitsohaft ansBnnfltgBen. Sie sind dem ieindiiehen Fener ansgesetit, ohne sellrat sehiefeen sn können; sie sind, am ein SoUiehtingsohes Wort sn gebrancben, mehr Sebeibe als Sehtttse. Ja man mols sogar «igeben, data eine Batterie von vier GesefalltBeo mit Bohrrtteklanf mehr leistet, nis eine solohe von sechs GesdiQtMn, da sie wegen der verminderten Beibang besser in der Hand ihres Fttbiers ist, der sie leichter mit Aoge and Stimme behensoht; anfserdem aber kann eine solche Batterie Ver- hältnis mAfsig gröbere Friedensstiimme haben, als eine Batterie von sechs Geschnhien. Wenn man ehiwendet, dafe in Zokanft niehf

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Zur AitUleilelktfAi

das Flügel- sondern das geschützweise Feoer (Schnellfeoer) die Begel bilden werde and dafs darin die grofee Batterie der kleinerea überlegen sei, so kann der erste Teil des Satzes wohl zugegeben werden, denn die einzige mit Sehnellfeuergeschttteen bewaffnete Artillerie, deren Reglement bekannt ist, die französische, kennt für das Wirkongsschielsen vorzugsweise das geschUtzweise Schnellfeuer. Damit ist aber noch nicht gesagt, dafn die grofsp Batterie der kleinen Überh ört n ist. wenn sie auch, wie nicht za bezweifeln ist, eine gröisere Schulszahl nb^ribt.

Die Steigerung der Feuerfrpsr'hwindigkeit brin^'t nur dariii Vor- teil, wenn die Zuverlässigkeit der Bedienung nicht darunter ]( idet; anderntalls führt sie nur zur Munitionsverschwendung. Darum ist gerade bei SchnellfenergeschUtzen die straff'sti' I ruerdieziplin und Beaufwichtigung der Bedienung geboten, die wohl bei einer kleinen Batterit\ die schon im Krit den so zusammengesetzt ist. wie man sie gegen den Feind zu führen gedenkt, Torhandeu sein kann, niemals aber bei einer grofsen Batterie, weil hier sehr viele Mannschaften des Benrlanbtenstandes eingestellt werden raUsseu. Auiserdem kann bei einer Batterie von vier Geschiit/( n n des Geschütz einem Offizier oder zuverlässigen Offizierdiensttuer unterstellt werden; dms. bei einer Batterie von sechs GeschUteen ausgeschlossen. Bei dit'fser würde das erste Schnellfeuer höchst wahrscheinlich zu einer voll- ständigen Schit isanarchie führen. Das französische Scbiersveriabren, das in dem Bestrenen eines Geländes von grosser Breite nnd Tiefe besteht, ist bei einer Batterie von vier Geschüteen durchführbar, nicht aber bei einer solchen von sech» Geschützen, nnd selbst, wenn es durchführbar wäre, brachte es nicht einmal Nutzen.

Ich halte es ftlr Uberflüssig, an dieser Stelle die Vorzüge der kleinen Batterien noch eingehender zu begründen; sie werden von jedermann zugegeben. Nur die daran geknüpfte Folgerung, dals die Herabsetzung der Batteriestärke erlaubt, die GeschUtzzahl des Armeekorps um ein volles Drittel herabzusetzen, wird bestritten. Man will von der vorbandeDen Geschützzabl nichts aufgeben; bei jedem AnDeekorps will man 36 Batterien zo vier Geschützen an Stelle der 24 33atteiieo von seehs Geschützen formieren, weil man glaubt, dadoreh die Wirkong noch mehr steigern m können. Dals 86 Batterien mehr leisten als 24 Batterien, ist wahr; aber nur unter swei VoranssetEnngen ; die eine ist eine genügende Mnnltions- ansrttstnng, die andere ein ansreiohender Ranm für die Entwiekeinng.

Dals die Wirkaag der Artillerie nieht darob die Zahl der ienernden Geschtttse, sondern dnrcb die der treffenden Gesehosso

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Zur ArtiUeitofrtse.

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berbeigeftahrt wiid, ist aeboD eb Gemeinplatz gewoiden. Die Ober- legenbeit der 36 Batterien ist daber aacb nur dann snzngeben, wenn deren ManttiDnBaasrflBtang wenigstens annftbemd so groÜ» ist, wie die der 24 Batterien. Nimmt man an, dab in einer Seblaolit nur mit der in den Batterien 'tmd den leiobten MnnitlonslLoionnen vor- handenen Honition so rechnen ist, so ?eifllgt dne fehlende Batterie TOD seehs Kanonen darcbsebnittüob ttber 1182 Sobnfs. Fttbrt man die Batterien Ton vier Gesebtttsen ein nnd ersetzt die beiden ans- fallenden Gescbtllze dnreb Mnnitionswagen, so erbttbt sich die verfUgp- bare Mnnitionsmenge auf 1236 Sebnls*) oline ErbObang der Zahl der Gespanne nnd ebne Veriängernng der Marsobkolonne. Bei 86 Batterien za vier Geschützen wttrde jede Batterie nnr ttber 755 Schals (also weniger als die schweren Batterien im Feidzage 1870/71) ver^geo, wenn man die Gespanne nicht yermehren will. Sollen diese 36 Batterien mit Munition so ansgerttstet werden wie die fobrenden Batterien heute, so mursten Uber 160 Mnnitionswagen mehr eingestellt; d. h. bei jedem Armeekorps ganz abgesehen von der notwendig werdenden Vermehrang der ArtUlerie-Munitions- kolonnen weit über 900 Pfeide mehr aosgehoben nnd die Maracb- kolonne der fechtCDden Truppen um fast 3 Kilometer verlSagert werden. Eine solche Vermehrung der Fahrzeuge nnd Verl^nprerung der Marschkolonne ist nicht ohne Bedenken. Nnr wenn mit Sicher- heit auf die damit verbandenen Vorteile gerechnet werden kann, dürfte man sich zu einer solchen Malsregel entschliefsen.

Nach meiner Ansicht ist es aber sehr zweifelhaft, ob eine so groDse Zahl von Geschützen 144 fUr ein Armeekorps den fUr ihre Entwickelung nötigen Kaum findet. Bei einer dem Regle- ment entsprechenden Aufstellung Geschütze mit 20, Batterien mit 30 Schritt Zwischenraum würden 36 Batterien von vier Ge- schützen eine Front von 2G00 ni beanspruchen.') Ein Armeekorps von nonnaler Zusammen.setzung dürfte wohl eine Front von 4 km einnehmen.^) Hiernach wUrden vou der ganzen Front des Armee-

^} Die französische Batterie von 4 Geschützen verfügt über i24^ächuiä. S) Für dieAUeilung erUftitdaB Reglement (Z 298) grölsere Zwiaoben- rftome fflr erwünscht. „Bei gestaffelter AufsteUung ist der Abetaad nicht

gröfser als der Zwischenraum zu bemessen" (Z. 297), d. h. mit anderen Worten, wenn das Gelände eine Staffehuig fordert, so sind die Zwischen- räume dem Staffelabstand entsprechend zu vergröfsern.

*) Genend v. Hofflmii« nimmt in seinem Buche Altes und Neues etc.** (S. 145) 5 bis 10 Mann InAmterie anf ein«i Schritt der Front an; das würde bei voller Stärke des Armeekorps 2600 bis 5000 Schritt oder 2000 bis 4000 m Frontbreite entsprefhen Major Balck nimmt in seiner .,Taktik" I, S. 227 5 bis 8 Mann auf Uen Meter Front, also eine i'rontbreite von 3125 bis

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Zur ArtiUerlefrige.

korps reichlich zwei Drittel auf die Artillerie entfalieu. Nun gibt es aber wohl kaum ein Of laude, wo die Artillerie in einer einzigen UDfrebrocheneu Linie AutHteliuug findet Hodenwelieu ubw, nötigen zu einer Statielung und damit zu ^fsereu Zwischenräumen zwi8ch<'n den Batterien oder Abteilungen; Dörfer, Wälder. Weichlaud, Schluchten usw. eignen sich nicht für die Aufstellung der Artillerie; kurz es ist sehr die trage, ob selbst bei peinlichster Ausnutzung des Rauniüs eine so grofse ArtiUeriemasse unterzubringen ist. Auf den Ubuncr^plätzen ist das allerdings möglich, aber selbst dort nicht ohiK Schwierigkeit. Ich erinnere mich einer Schiefsbesichtigung, wo die ganze Artillerie eines Armeekorps in einer Linie entwickelt w urde, die rechnung:smä(8ig die erforderliche Länge hatte. Es gelang auch, aber nur uaciideiu Tags zuvor eine (Generalprobe gemacht war, wobei die FlUgel der Abteilungen durch Merkzeichen festgelegt wurden.

Ich habe in früheren Schriften, lusbesODdere in der „Taktik der Feldartillerie*' daniif hingewieBeo, dafe seboa im Kriege 1870/71, wo die Armeekorps nur mit 84 bis 90 OesebtttEeo aoe- gestattet waren, in mehreren Schlachten einielne Batterien ans Mangel an Baum kdne Verwendung gefunden haben. (Gravelotle ani dem rechten Flllgel der Deatsebeo, Sedan im Osten der Stadt bei der Maasaimee and dem 1. bayerischen Korps, aber aaeb bei Worth erste Stellnng der Korpsartillerie des XL Armeekorps. Es ist mir nieht eingefallen, zn behaupten, dats schon damals eine an starke Artillerie vorbanden gewesen wäre. leb gebe ohne weiteres zu, dals bei besserer Erkundung und besserer Ausnutzung des Baumes einzelne Batterien wohl noch hätten Verwendung finden können; aber andrerseits lälst sich doch wohl nieht bestreiten, dats eine so starke Artillerie, wie wir sie jetzt haben, bei ihrer Enl- wiekelnng auf weite grObere Schwierigkeiten stofeen wird. Wenn Generai t. Ho£Fbaner^) nachweist, daDs nur an 7 Tagen unter den 41 Ton ihm untersuchten Schlacbttagen lediglieh Baummangel die volle Entwiekelung der deutschen Artillerie reriiindert hat, so darf daraus doch nicht gefo^^ert werden, dals in den 34 ttbrii; bleibenden Fällen nun aoeh für eine om 60 bis 70 Prozent grOfsere Geschtttz- zahl sich keine Baumschwierigkeiten ergeben haben wttrden. Auch

5000 tn an. Da aber schon in den ersten Gefechten die wirklirhe hinter der Soilst;irk(' znrfickbleibt, sn ist hiernach eine Frontbreite von 4000 m für ein Armeekorps schon grul» 7.u neonen. DaLs unter besonderen l alleu die Ausdehnung sehr viel grOfaer war, ftadeit daiaa nichts (Werder hat an der Lisaine mit 45000 Mann eine Stellung von 23 km Front rerteidigt). 1) A. a. O. S. 5.

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Zur ArtUleridfrage.

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der mit Zirkel und Malsstah i^i lllhrte Nachweis, dais aaf dem Schlachtfelde vom 18. Anjerast Kaura ftlr eine noch gröfsere Zahl von ( 7 esc blitzen vorhanden war, als die fünf in erster Linie be- teili^'tt u Armeekorps heute mit aieh ftlhren. kann meine Ansicht nicht beirren; denn eine so peinliche Ausnutzung' des Raumes ist auf dem Schlachtfelde ausgeschlosöen. Mau umls mit einem ziemlich bedeatenden Übermals rechnen, wenn man nicht zu kurz kommen will.

Von mancher Seite wird darauf hingewiesen, dals nach Ein- fthrnng des raoehsehwa^eil Palvers die Verwendung der Artillerie in zwd linien hiDterebander mVf^iob sei (Z. 299 des Exerzier- Beglements). Das bestreite ich nicht; ich glanbe sogar, dafs im Verlaufe des Gefeobits beim staffelweisen Voigebeo der Artillerie die Tordere Staffel sieb vor die bintere seblebt; aber bei der ersten Entwiekelon^ der Artillerie halte ich solche Etagenstellongen nicht !tlr zweckmiUsig. Wenn sie bei greisen HanOTem voigekommen dnd, so beweist das nur, dals Ranmschwierigkeiten ttber?miden werden mnlsten nnd dals, da nicht scharf geschossen wnrde ond keine Mnnitionssttge nnd ätafleln formiert waren, auch keine Un- sotrilglichkeiten hierbei hervorgetreten sind. Man denke nur an die Schwierigkeit, ja Unmöglichkeit der Fenerleitong; es ist dabei gar mebt zu rermeiden, dals die Batterien beider Staffeln anf ein und dasselbe Ziel sehieisen nnd dadurch nicht etwa die Whrknng ver- doppeln, sondern gar keine erhalten, weil sie sich gegenseitig im Einscbielsett sttfren.

Ähnlich steht es mit den Batterien, die wegen Ranmmangel ans Terdeckten Stellangen schiefsen müssen. Hin und wieder wird man sich Vorteile davon versprechen kl^nnen; sehr oft aber werden sieb Schwierigkeiten bei der Auswahl eines sowohl fUr die Be* obachtung als auch ftlr die Feoerleitang geeigneten Punktes ergeben, wie da» bereits oben (S. 38) hervorgehoben ist.

Nach dem Gesagten ist wohl kanm anzunehmen, dafs man sich entsehlielsen wird, die Batteriestärke unter Beibehalt der jetzigen Geschtttzaahl herabzusetzen, also die Zahl der Batterien um die Hälfte zu vermehren. Es bleibt noeh sn erwägen, ob 24 Batterien Ton seohs oder ebensoviel Batterien von vier Geschützen den Vorzog Terdienen. Wie meine Ansicht lautet, branohe ich nicht noch einmal zu wiederholen; sie gebt deatlich ans den vorstehenden Erörterungen hervor. Wer 24 Batterien von sechs Geschtltzen vorzieht, nimmt alle mit einer so grofsen Geschützzahl verbundenen Nachteile in Kauf, ohne sich die aus der kleineren Batteriestärke ergebenden Vorteile zu sichern. Es kann nicht oft genug gesagt werden, dals naoh EinfUhmng von Sohnellfeaergesohtttzen nicht die Zahl der in

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Zur ArtUleciefnige.

Tiligkeit gefereleiieo Gesobtttee, sondeni die der Batterien von enteeheideader Bedentiuig ut, wenigstenB in gewissen Grenzen und zwar deshalb, weil eine Batterie von vier QesohtttMn dasselbe leistet^ wie die Ttm sed» Gesebttteen. Zar Bebebang von ZweKeln schlage ich Vergleiebssebieisen zwischen BatlerieD von vier and von sechs Geschützen vor; dann wird sich heraasstellen, dals der Unterschied, wenn Qberhaapt vorbanden, verschwindend ist. Besetzt man die lüemere Batterie mit einer gut ansgebildeten Bedienung, die gröbere dagegen zu einem Drittel mit Mannschaften des Beuriaiibtenstaudea» wie es der WirkliohlLeit entsprechen wttrde, so wird sich das nocb dentlicher beraosstellen.

Welche Vorzttge die Ideineren Batterien haben, kann man sich ari) hpsten an einem Beispiel klar machen. Am 18. Angost stand auf dem deutschen rechten Flügel das Vli. Armeekorps, von dem aber wegen Kaammangel nur zehn Batterien also 60 Geschütze Aufstellung gefunden hatten. Statt jener zehn Batterien von sechs Geschützen hätten aber dort itlQ&ehn Batterien zu vier Geschützen Platz gefunden und es kann keinem Zweifel nnterliegen, dafs bei Bewaffnung mit Schnellfenergeschützen dann eine erheblich grölsere Wirkung erreicht worden wäre. Solche Fälle lassen sich noch mehrere aas dem Feldzuge 1870/71 anführen. In allen Fällen, wo der Raum nur t\lr höchstens 96 Geschütze sechszehn Batterien zu sechs Geschützen ausreicht, würden die kleineren l^atterien eine unbedingte Überlegenheit haben, die ich bis auf das anderthalb- fache schätze. Wo eine ^rrüTsere Zahl von rrcschtltzen entwickelt werden kann ich irlaube, diese Fälle werden selten sein nimmt die Überlegenheit der kleinen Batterien ab, ja wenn alle 14i (jreschiltze entwickelt werden können, will ich der grolseren Geschützzahl eint- gewisse Überlegenheit zug^teben, weil deren Wirkung auf eine kleinere Frontbreite vereinigt ist, als die Wirkung der 9() Geschütze, falls diese an den normalen Zwisoheoräomen fest- halten, was dann aber nicht einmal ereboten ist.

Während manche iVrtilleristeD (irr ,,rap:e du nombre" so verfallen sind, dals sie unter keinen Umständen unter die Zahl von 144 Ge- schützen herabgehen wollen, macht General v. Hoft"bauer') das Zu- geständnis, dals niitt r Umständen 120 GeRchlitze in 8n Batterien formiert, 144 Geschützen in 24 Batterien tomuert, uberlegen sein könnten und will für den Fall, dafs die Franzosen ihre Artillerie vermehren, die Zahl unserer Geschütze von 144 auf 120 herab- setzen, sie aber ebenfalls in 30 Batterien formieren. Das ist eine

1) A. a. O. S. 156.

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Znr ArtUleriefrago. 149

AotfassQDg, die der laeinigen aulserordeütlioh nahe kommt. Denn wenn 30 Batterien zu vier Geschtltzen 24 Battericu zu sechs Ge- schtttzen Überlegen sind, so kann man wohl auuekmen, dafs 24 Batterien ron vier Geschtltsen etwa ebensoviel leisten, wie 24 Batterien zn sechs G^chtttsen. leh bin ganz einverstanden damit, dab diese Frage erst doroh Versaohe geklftrt wird.

Es ist aber not^^elJdi^^ auf einen Irrtum in tieiu Buche des Generals v. Hoflfbauer hinzuweisen. Der Herr Verfasser geht von der Voraussetzang aus, dcds die französischen Armeekorps in der Regel über 23 Kano neu hatte rien verfügen nämlich 2 Divisionen zn je 6 Batterien, die Korpsartillerie zo 9 fahrenden und 2 reitenden Batterien. In der Regel aber zählt die Korpsartillerie nur 6, nieht 9 ftihrende Batterien} höchst wahrscheinlich sind die 3 fahrenden Batterien, die bei einselBen Korps mebr yerhanden sind, nidit mit 75 mm Kanonen, sondern mit I^nrzen 120 mm Kanonen bewaffnet; so daÜB also bei den ArmeelKorps, d^en KorpsnctiUerie 9 fahrende Batterien z&lilt, 20 Kanonen and 3 Hanbitxbatterien, bei den übrigen aber nnr 20 Kanonenbatterien rorbanden sind.

Meine Rechnong stützt sich aal Loebells Jahresberichte Bd. 29 nnd das nene französische Exerzier-Regleroent. Nach jenem bestellt die franaOsisehe Armee, abgesehen Ton den in Algerien etc. gamiso- nlerenden Trappen ans 20 Armeekorps, die in 44 Inianteriedivisionen gegliedert sind. Nach meiner Annalime würden zur Ansstattaag dieser Trappen mit Artillerie 884 fahrende Batterien (264 für die 44 Divisionen, 120 fOr die KorpsartUlerie) geboren, naeb Annahme des Generals t. Hoffbaner aber 453 (180 fOr die KorpsartiUerie). Nnn zlUilt die französische Feldartillerie im Frieden aber nnr 430 fahrende Batterien, die anch mit k. 120 mm Kanonen bewaflhet sein können.') Trifft meine Annahme zu, so könnten 46 fahrende Batterien dieses GescbUtz fahren; ist dagegen die Annahme des General t. Hoffbaner richtig, so würden 28 Batterien, die mit dem 75 mm Geschütz bewa&et sind and sämtliche k. 120 mm Kanonen erst formiert werden müssen. Jedenfalls wäre es dann doch anch höchst merkwürdig, dals in den Beispielen über die Marschordnnng, die das „Aide memoire de l'officier d*ötat migor en campagne'* bringt, die Körpsartillerie stets zn 8 Batterimi (6 fahrende, 2 reitende) angenommen ist. Mir scheint es am wahrseheinlichstra, dafs die k. 120 mm Batterien dem Kommando der Armee unterstellt sind.

1) Nach dem Vorwort des Reglement „de manoenvre de rartillerie de campa prne" gUt diese Vorschrift aach fftr die mit 120mm Kaaonen bewafihieten Batteheu.

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15a

Zur ArtiUeriefiniK«.

das sie vorübergehend eiDem oder mehreren Korps xttteüt» wo sie alsdauQ die vierte Abteilang der Korpsartillerie bilden.

Hieraus geht bfrvrtr. dals nach Herabsetzunj: der Batteriestarke die deutsche Artillerie eiues Armeekorps der französi>ehen auch dann noch numerisch überleg-en sein würde, wenn die französischen Korps über 23 Batterien veriUgea, was nur bei einzelnen Korps der Fall sein kann.

Was zu tnn ist, wenn die Franzosen ihre Artillerie bis auf 80 Batterien^ d. h. also nm nicht weniger als die Hälfte (nach An* DAbme des Generals Uoffbaner am etwa 30 Prozent) vermehren wollen, ist eine cara posterior, Ober die man sich heute noch nicht den Kopf zn zerbrechen braucht. Ich sehe aber nicht ein, warum es sehwieriger sein sollte, aus 24 Batterien zo 4 Geschützen 30 Batterien von gleicher Stärke zu machen, als ans 24 Batterien von 6 Geschützen, vorausgesetzt natttrlich, da(s die Friedensetats in Summa in beiden Fällen die gleichen sind. Höchstens dürfte der Übergang nach meinem Vorschlafe sehr viel einfacher sein, da man wenigstens keine Änderung!: der Kegh'nients. Schiefsvorschriften etc. vorzunehmen hätte, da diese Arbeit schon jet/.t geleistet werden soll. Jedenfalls kostet die Nenbewaffnuuf bei Annahme meiru-s Vorschlages erheblich viel weniger, da bei jedem Armeekorps nur S4 nnd nicht 12(> Geschüt/.e umzuändern sind. Das ist freilich ein Gesichts- ponkt, der für den Soldaten erst in zweiter Reihe kommt, der aber für den Steuerzahler und Keichstagsabgeordneten doch ins Gewicht fällt.

iäine Vermehroog der Artillerie Uber die 24 Batterien zu 4 Ge* sefaQzen hinaus wtlrde nach meiner Ansicht einen sehr zweifelhaften Wert haben; das spreche ich offen ans, auf die Gefahr hin, einer argen Ketzerei beschuldigt zu werden. Der Gewinn an Wirkung würde nur unbedentond sein, ich will ganz von der oben genugsam erörterten l'latzfrage absehen. Dnroh Versnobe ist festgestellt (vgl, den Aufsatz: Über Schieisverfahren bei der Feldartillerie („Jahrbücher t"Ur Armee und Marine" 1903 S. 615), dafsman mit einer Batterie von 4 SchnellfeuergeschUtzen einen Kaum von 30i) m Breite so wirksam unter Feuer halten kann, dafs jede sich innerhalb dieses Kaumes aufhallende (aufrecht stehende) Truppe in 2^1 2 Minuten etwa ein Drittel ihrer ötärke verliert. Nimmt man nun an. dafs ein Armeekorps einen Froutraum von -KXH;) m überspannt, so kann man mit ( 4 Batterien einen solchen Kaum derart mit Blei bestreuen, dals keiiir Iruppe sich unL^deekt darin aufhalten kann. Mau ver- fügt alsUuun noch Uber 10 Batterien, deren Fener man gegen Ziele

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Zur AitiUeriei'rai;«.

151

von besonderer Widerstandskraft vereinigen kann.') Eine uoch gröfsere Zahl von Batterien würde kaum nutzbringende Verwendung finden können.

Der Zuwachs aD Wirkung, den man erbalteu würde, mülste sehr teuer bezahlt werden. Die Vermebmng der Artillerie um 6 Batterien also um 25 Prozent würde eine entsprechende Vermebrang aller ArtHlerieiahrzeiige nach sich siehen. Das ist die Kehrseite der Medaillei die man nicht ttbersehen darf, wenn man TOD einer Vermehrung der Gescbfltze Wirknng erwartet Im Kriege 1870/71 entfielen anf je 1000 Mann der Anarttekestärfce hoeh ge- rechnet 3,6 Geschütze (25000 Mann Infanterie, 90 Gesehtttze) und 7,2 Artilleriefahrzeuge (Gesehtttze nnd Munitionswagen). Nach der lieoligen Ansrttstnng der Armeekorps sind auf je 1000 Mann schon 5,76 Gesehtttze aber einscblieblich der leichten Mnnitionskolonnen 15,7 Artilleriefabrzenge, also mehr als doppelt soviel vorbanden. Bei Herabsetznng der Batteriestärke nach meinem Vorschlage würde die Zahl der Artilleriefabrzenge nnrerändert bleiben, dA an Stelle der Gesehtttze eine gleiche Zahl von Munitionswagen treten soll. Wird aber die Zahl der Batterien anf 30 gebracht, so steigt die Zahl der Artillerie- fibrzeuge anf 19,6, die eine Marschtiefe von 826 m haben. Sobald die Stärke der Bataillone anf 800 Mann sinkt, wttrde die Marsch- kolonne der Artillerie ebenso lang werden, wie die der Infanterie* Wenn, wie General v. Hoffbaner mit Hecht hervorhebt, im Feldznge 1870/71 die Artillerie sich niemals als ein bnpediment fUübar gemacht hat, so ist doch damit noch nicht gesagt, dals eine mehr als 2V9 mal so grolse Zahl von Fahrzeugen ihr Schwergewicht nicht doch geltend machen kann.

Wenn man mich vor die Wahl stellte, ob ich vorzOge, die Zahl der Batterien eines Armeekorps anf SO zu erhoben oder entsprechend Stämme für Reservebatterien zu schaffen, so wttrde ich kehien Augenblick schwanken und mich fttr das letztere entscheiden. Die mit modernen SehueUfeuergeschtttzen bewaffnete Artillerie kann gar nicht gut genug sein; denn deren Vorzttge kOnnen nur bei einer gut ausgebildeten Truppe iu die Erscheinung treten. Je weniger Abgaben an Stilmmen für Nenformationen zn leisten sind, um so besser.

Gut ausgebildete, reichlich mit Munition ausgerüstete Batterien, die sicher Raum zur Entwickelong finden, sind

') Die Franzosen halten im Tir fauchant einen Kaum von 200 m Braite unter Feuer: ihre 20 Batteiisa rdchea gerade aus» den von 6in6iD, AnneekorpB diogenommeneii fVontraimi, freilich mit noch giOfiMrer Wiikimg^ onter Feuer sta nehmen.

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Zw AftUlwiefrice.

wertvoller »U sahlreiehe Batterien mit dürftiger Honitions- ansrUstong, die wegeo za geringer Friedensstärke nicht gründlich aasgebildet siud and, weil der Entwickelangs- ranm fehlt, sehlief slich nicht einmal alle zur Tätigkeit

gelangen können.

£8 ist noch nötig, einige Worte Uber die reitende Artillerie zu sagen. Bekanntlich haben wir aogeublicklich 11 reitende Ab> teilnngen an 2 Batterien, die den Kayallerie-Divisionen zugeteilt werden sollen and 6 Abteilungen za 3 Batterien, sowie 2 einzelne reitende Batterien, die mit fahrenden Batterien im Abteilnngsverbande stehen, also in Summa 20 reitende Batterien, die auf 8 Infanterie- divisionen verteilt siDd. Von den 48 Infanteriedivisionen, die das deotsohe Heer säblt, mtissen 40 ohne reitende Artillerie aaskommen; also werden die anderen 8 Divisionen sieb anch wohl ohne reitende Batterien behelfen können. Wenn die 20 reitenden Batterien sn fahrenden gemacht wUrden, so würden dadurch 640 Reitpferde verfüg- bar. Man könnte dann den an Reitpferden sehr schwachen fahrenden Batterien mit mittlerem Etat je ein, den mit niedrigem zwei Reit- pferde mehr grebeii, wodurch einem wesentlicheo Bedürfnis abge* bolfen würde. Reitende Batterien, die im Frieden nur 4 bespannte GpschiUzp hufx ij, werden im Krieche nicht viel beweglicher sein als tahrendi Hattt li^n mit 6 bespannten Geschützen im Frieden. Das Entschcideude alt^ r ist, dafn diese reitenden Batteli^^^l nicht anders wie fahrende verwendet werden können und duls daher die auf sie im Frieilen aufgewendeten Mehrkosten nicht gerechttertigt siud.

Die Kavalieriedivisinoen sind jetzt aus 3 Brigaden und eine Ab- teilung >*on 2 reileiidrii l^-tterien zusammengesetzt. Ich würde es vorziehen, die Abteilung künftig aus 8 Batterien zu 4 Geschützen bestehen zu lassen. E> wird oft vorkonmien, dals man einer detachierten Brigade Artillerie zuteilen niufs: man steht Jetzt vor der Alternative, ihr eine Batterie, also die volle Hälfte der Artillerie mitzugeben oder aber eine Batterie zu zern-ifsen. Die Zalil der Munitionswageu braucht darum nicht erhobt werden; denn es braucht nur die jetzt für *J Batterien ausgeworfene 8cbulszahl auf ;i Batterien verteilt zu werden, dann ist jedes Geschütz mit pbensoviel Munition ausgestattet wie jax/.i. Während ich bei deii iahrenden Batterien für eine stärkere Munitionsausrüstung eingetreten bin, halte ich eine solche für die den Kavalleriedivisionen zugeteilten reitenden Batterien nicht für geboten. Die vou diesen vor der Front der Armee ge- führten Gefechte verlaufen schnell und bedingen nur geringen Munitionsanfwuud. In den gioisen die Munitionsmassen \ erschlingendeu Schiachten verbleiben die reitenden Batterien ihren Kavallerie-

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Zur ArtUeriafrage.

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diTisiooeD and werden nur auter besonden dringendeu UmBtändea

im Anschluls an die übrige Artillerie verwendet. (Z. 376 des Exerzier Reglements.) Fttr diesen Fall stehen ihnen aber die leiebten

MnnitioDskoIonnen ebenso wie den übrigen Batterien zar VerfUgang.

Die leichten Manitionskolonnen der Kavalleriedivision bestehen aus 9 Monitionswagen, von denen 6 mit Schrapnells, 3 mit Granaten beladen sind. leb fbrchte auf keinen Wideretand zn atolsen, wenn ich die Granaten für diese reitenden Batterien fUr ganz Überflüssig erkläre, da iob mir keinen Fall denken kann, dals diese gedeckte Ziele beschiefsen müssen. Läfst man diese 3 Wagen fortfallen und Ubergibt die 6 Schrapnellwagen der neu zu formierenden dritten Batterie, ersetzt man ferner die in der Protze des ersten Vorrata- wagen verladenen Granaten durch Schrapnells, so verfügt jede der

3 Batterien über 708, d. h. pro GrschUtz 177 Schuls. An^enhlick- lich sind lUr jedes Geschtttz 196 ächüsae, darunter aber nur 168 Schrapnells verfügliar.

Bei Verwirklichung- meines Vorschlag-es würde die Beweglich- keit der Artillerie durch dif' Gllederang in 3 Batterien, durch den Fortfall der leichten Aiuiiitiouskolonne, durch den Fortfall von ?, Munitionswairen wachsen, die Ausrüstang mit Munition aber nicht knapper werden, weuigsteus dann nicht, wenn man die Granaten für die reitenden Batterien für übeiiiüssig hält.

Nun noch einige Worte Uber die Friedensoriranisation! Die erste Forderung: ist, dals in Zukunft ein miudesteus ebeusso grol'ser. uo möglich aber grülberer Teil der Gefechtsbatterie bespannt ist, wie bisher. Das ist durchaus notwendig, denn wie bereits mehrfach hervorgehoben, kann das SehnellfeuergeschUtz die darauf ^[esetzten Hoffnungen nur erfüllen, wenii die Bedienung gut ausgebildet und durchaus zuverlässig ist. Augenblicklich sind bei der überwiegenden Mehr/.abl der Batterien von den 9 die Gefechtsbatterie bildenden Fahrzeugen G bespannt, also zwei Drittel. Nach Bewaduung mit Kohrrücklaufgeschützen wird die Gefechtsbatterie aus mindestens

4 Geschützen und 4 Munitionswagen bestehen, zu deren Bespannung 48 Zugpferde erforderlich sind. Zwei Drittel würden 32 Zugpferde genau die Zahl, die bei den französischen fahrenden Batterien vorbanden ist ergeben. Man könnte damit 4 Gesobtitse mit 6 und 2 Monitionswagen mit 4 Pferden bespanne. Ans spftter za erörternden Grttnden wurde ieb vorzieben, je 3 Qeseblltze nnd Mnnitionswageu pro Batterie an bespannen. Daan würden 86 Zug- pferde notwendig sein. Reehnet man daan noob 4 Reeerve-Zngpferde ond 16 Reitpferde einsehlielslieh Bemonten so kommt man auf 66 Pferde. Das ist kein ttbergrober Etat; die franzUsisebe

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Zur ArUUerie&aj^e.

fahrade Batterie zäUt 61 Pferde; eine Zahl, die wir ^neeliUelslich 5 KrflmperD anch eneiohen würden.

Der Untereeliied zwisclien niederem und mittlerem Etat wfirde iKünlkig Yereeliwinden; dagegen mttssen die Batterien, die eiob jetzt anf hohem Etat befinden, künftig mindeatens die ganze Gefechts- batterie also 4 (^escbtttaEe und 4 Mnnitionewagen bespannt haben. Ich wUrde hier ebnen Etat yon etwa 76 Pferdeo für aa- gemenen erachten.

Die reitenden fiatlerien müssen sSmtlich einen hoben Etat er- halten^ wosn etwa 110 Pferde geboren.

Die deatsclie Feldartiilerie würde littoftig bestehen ans 38 reitenden Batterien, 12 fahrenden Batterien mit hohem Etat, 540 fahrenden Batterien mit niedrigem Ktat,

in Summa 585 Batterien ^^e^eii ji tzt 574 BaUcrieu.

Dabei sind freilich noch nicht alle Divisionen mit 12 Batterien Hii>iLM'«ta,ttet; augenblicklich haben sinntliehe bayerische Divisionen nur 10, die 37. und 39. Division nur je «i Batterien. Tin diese Divisionen auf denselben wStaud wie die übrigen za brtogen, würden noob 24 Batterien neu zu formieren sein.

In Summa wUrde das ein Mehr von etwa 3000 Pferden be- anspruchen. Dagegen würde der Mannschaitsstand bei allen Batterien etwas herabgesetzt werden können, so dafs trotx Neuformation ?ou Batterien hier k&um eine ü^höhung einzatreteu brauchte.

General v. HoÜbauer hat in seinem mehrfach angezogenen Buche anch die Stellung des Inspekteurs der FeidartUlcrie erürtert, die seit der Unterstellung der Feldartillerie unter d'w Divisionen sehr an Einfluls eingebüfst hat. Früher bis zum Jahre J899 war der Inspekteur für die Ausbildung der Waflfe im Schiefsen ver- antwortlich und besichtigte alljährlich etwa die Hälfte aller Regi- menter im Schielsen. Jetzt ruht diese Verantwortung auf den Schultern der Divisionskommandeure und kommandierenden Generale und der Inspekteur hat den Besichtigungen nur beizuwohnen. So ist ihm wohl die Möglichkeit geboten, die >iängel in der Scbipfs- anshildung kennen zu lernen nnd freilich nur indirekt durcli seine Hemerkangeu und die SchieÜBSchnle anf deren Beseitigung liinznarbeiteu.

Die Abgrrenznuir der Kompetenz des Inspekteurs der Feld- artillerie war einer der schwierigsten Funkte bei der N( uorduung der Dinge, Darüber, ob es nötig war, die Verantwortung auch für die Schi eis aoBbUdoQg den DiTisionskommaudeuren zu Übertragen^

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Zur ArtUlerie£ra|{e.

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wird laaü verschieden denken können.*) Da es aber elumal ^e.' öchehcD, 80 ist die notwendige Konsequeo/«, dafs der Inspekteur das ScbielseD nicht mehr besichtigt; denn niemand kann zwei Herren dienen, nnd wenn der Divisionskommandeur and der Inspekteur Uber einzelne Punkte Tersohiedener Ansicht sind, so kann es keinem Zweifel unterliegen, daJs die des DivisioiukoiiuDaDdeiirs als des direkten Vorgesetrtea fsac die Trappe die niftlsgebende ist.

In den aagenblieklieh geltenden Beatinimangen liegt allerdings eine gewisse Gefaiur, dab die sebieisteebniBobe Leistung der Feld- artilleiie soiUckgeht. Man bat, jedenfalls nm die bebe Bedentnng, die das Sebiefisen für die Feldsötilieiie bat, bervonobeben, diese Besicbtigang nicht, wie bei der Infonteiie den Brigadekommandeuren, sondern ansdmeklieb den DiTisionskommandenren abertragen. Non wird man angeben mttssen, dals die BenrteUnng eines Sebielsens bei der Artillerie viel sebwieriger ist nnd viel mehr Sachkenntnis ▼oranssetst, als bei der Infanterie. Hanebe Divisionskommandenre haben in der Tat ihre Besiebtignng ohne die genügende Sachkenntnis abhalten müssen; denn so lehrreich auch der Besuch einer Artillerie- aebieisttbnng sein mag, wosn ne als Brigadekommandenre bereebtigt waren, die znr Abgabe emes Urtuls ttber dn gefechtsmälsiges Scbieisen erforderliche Einsicht erwirbt man nicht von einem solchen Znseben. Ich weib sehr wohl, dafs Brigade- und Oivisionskommaa- denre nun Besuch der Feldartillerie -ScfaielSsschnle kommandiert werden, wo ihnen die Gelegenheit geboten wird, das Nötige zu lernen; aber viele Divisionskommandenre haben dies Kommando an- getreten, knra ehe sie ans dem Dienst schieden. Es dürfte sich empfehlen, in einem Jahre mehrere Informationskaise hintereinander abanbalten, bis sttmtliehe Divisionskommandenre daan herangezogen sind nnd von da ab an diesem Kommando nnr noch Brigade- kommandenre anzulassen. Es bliebe aach za erwägen, ob die Besichtigung des Schiefoens nicht wie bei der Infanterie den Brigade- koromandenren zu Ubertragen wäre. Dem Divisionskommandeur würde es ja freistehen, hin ond wieder, wo sie es fUr wünschens- wert und sich ftkr fähig halten, die Aufgaben zn stellen und zu be- urteilen.

Ohne der alten Organisation mit der Qeneralinspektion an der Spitze der Feldartillerie ein Loblied singen zu wollen, einen Vorzug hatte sie doch: die Ausbildung der ganzen Feldartillerie erfolgte nach einheitlichen Grundsätzen. Die Klagen der Infanterie, dals die

I) Man könnte z. B. auch für die Infanterie besondere Sdu«l8inq»ekteore aastdlen, die iediglieh die Sehiefsaushildiiiig flherwaehen nnd das Schiefsen besichtigen. Eine deraitage Einrichtnng besteht i. B. in Rnbland.

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Zur ArtlUeiiefrai^.

indhidaellen Ansichten der komraandierenden Generale zu sehr Uberwaeherten, dafs man z. B. jetzt statt einen 23 verschiedene Normalan^riffe habe, waren der Feldartillerie fremd. Neuerdings kann mau aber auch die Klage hören, dafs je nach den Korps ver- schiedene Ansichten herrschten. Sd i. B. be\ or/u^t der eine kommandierende General die verdeckten Feut rskllungen und ver- langt, dals die Batterien sich auch bei Abwehr eines Infanterie- angriffes nicht zeigen was schlielslich zu einer vollkommenen Umkehrung des Satees „Wirknng geht vor Deckung'' fObreo moJts. Ein anderer dagegen im «m Veitteliter jeder Decknng und legt vor anem Wert auf Schnelligkeit» wonüt die Bttekkehr snr Taktik der glatten Gesehtttse verlangt wird, die aber der Wirkung der modernen Waffen gegenüber znm Aisaaunenbrneh der die Macht der TatBaoheo ignorierenden Batterien eohon bei ihrem Aoffahren führen wflrde.

Ich mufs gestehen, dals ich in Verlegenheit geraten wtlrde, wenn man von mir Vorschläge zur Abhilfe dieses Ubelstandes rer- langte. ^elleldit ist Ton der Zeit Bessernng m erwarten; vieUeieht aber wäre anch eine bindendere Fassung des Reglements von Vorteil Ansdrtteklioh aber Terwahre loh mich gegen die Annahme, als ob ich der Wiedeieinfahning der Generalinspektion nnd dandt der SondersteUnag der FeldartUlerie das Wort reden wollte. Die Vor- teile, die fllr die Verwendung der Waffe ans der Unterstellung anter die DiTisionen henrorgehen, sind doch grOlser als die Naeh- teile, die fttr die Anshildang dadurch entstehen.

7. Taktische VerwencLuDg der FeldartUlerie.

Ich komme nunmehr zu der letxten, für die Offiziere der anderen Waifeu vielleicht wichtigsten Frage, nämlich nach dem Einflufs, den die £infilhrung von RohrrücklaufgeschUtzen mit Schutzschilden auf die Verwendung der Feldartillerie haben wird. Es ist sehr natürlich, dals meine Betrachtungen an die in dem französischen Exerzierreglement der FeldartUlerie ausgesprochen en Grundsätze an- knöpfen werden, da die Franzosen die neue Waße jedenfalls nach eingebenden Versuchen als die ersten eingeführt nnd die meisten Erfahrungen damit gemacht haben, ich weifs nicht, ob ich mich gegen den Vorwurf, ein blinder Verehrer fremder Einrichtungen zu sein, vorwahren mufs. Ich glaube in meinem Leben genug Beweise splhstäudigen Denkens gegeben zu haben und möchte nur daraat liiiiwcisen. dafs ich schon vor 15 Jahren, also lange vor der Ein- führung des neuen französischen Geschützes, den (bedanken fui*- gesprochen habe, d^ls die Einführung von Schnellfeuergeschätzen

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Zur AxilUeriefrtge.

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mit Notwendigkeit die Herabsetzung der BatterieRtärke nach sieh ziehen \\erdp. Bei meinen weitprcn llutersacboogen gehe ich aach TOQ der Tiergeschtttzigeo Batterie aus,

a) F If inen tar Taktik,

Die französische ^hchielHbatterie", unserer Gefechtsbatteric ent- spreeh^nd, besteht bekanntlich nna 4 Oeschtitzen und (i Munitions- wa::*'!!. von denen die 4 ersten mit den (xeschUtzen 4 UDtrrüuli.ire Kiiihi itfn bilden; die beiden anderen Wagen sind für den ersten Munitionsersatz bestimmt. Die abijeprot/.ten Miinitionshinterwagen stehen bekauntlich in lit r Feuerstellung dicht neben den zugehörigen Geschützen; von den beiden übrig bleibendt^n Munitionswagen steht der eine aof einem vouj BatteriefUhrer bestimn»teu Platz; ^on dort beobachtet dieser auch; der andere Wagen steht, ebenfalls abge- protzt, hinter dem Geschütz auf dem entgegengesetzten Flügel,

Meiner Meinung nach »inu mindestens 4 Munitinopwagen der Gefechtsbatterie zuzuteilen; das ist schon mit KUcksicht auf den grofisen unfehlbar mit Eiulührung der Schnellfeuergeschtttze ein- tretenden Monitiousverbrauch geboten. Mit ihren H Munitionshinter- wagen hat die deutsche Batterie jetzt nur 15(5 und falls die 3 Wagenprotzen vor dem Alitahren entleert werden, 2(34 Schuls in der Feuerstellung. Die fraiizösische Batterie hat in den (> in der Feuerstellung befindlichen Munitionshinterwage n 4.i2 Schufs, davon 288 in unmittelbarer Nähe der Geschütze. Wenn bei uns ktlnftig vier Munitionswagen mit in die Feuerstellung genommen werden, so erhöht sich die Schuüszahl auf 208 und unter EiDBcUob der nrotmumitioB ani 352.0

Die StelloDg der ManitioDswagen neben dem GesobtttB ist meiner Meinmig naoh der da lifo t er yorxinieheii, weil nur auf diesem Wege eine nngefKlirdete ManitioneTerBorgung des Geecbtttaes eicber gestellt ist. Aber gleiobriel, wo man sie anfstelit^ ich balte es fttr geboten, den n^^S** t^^^ wie Jetzt ans swei Gesobtttien, sondern ans einem Qescbttts und einem Hnnitionswagen bestehen ni lassen und einem Lentnant oder Ofifisierdiensttner zu anterstellen, wie ich das sefaon vor einem Jahre in der Sehrift «Die dentsebe Feld- artillerie vor der EBtsebeidaBg** ansgefbbrt habe. Anf diese Weise ist die dorobaiis notwendige Beanfnehtigang der Bedieoong

') Beiläufig ist die NntwenHIn^keit, die Gefechtsbatterie reichlirh mit Munition auszustatten, ein (trund mehr, der gegen die sechsgeschützige Batterie spricht Man braucht sich nur einmal eine Gefechtsbatterie von 6 GMcb&tieik ond 6 Hunitionswagen (Maisohlaefe 924 m) Tonnstellent um die XTnmOg^dikeit einer solchen Formation an begreifen.

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Zar ArtiUeriefrage.

gewidnleistet; bei lebhaftem Feaer ist es dem Zagflihrer Bohon auf dem SeMeÜBpUts sielit möglich, seine beiden Gesetatttze so beanf- dcbtigeD ; Im lebhaften feindlieben Feaer iat ein Hin« and Hergehen von einem €^hflls lom and^n TOllig aasgescblossen.

*

b) SchiefsTerfahren.

Bei dem Scbielsen kommt es weniger daianf an, die grtffst- mögliche Wirkang so eireleben, was ein peinlleh genaues and leiftnuibeBdes ESneddefien eifordm würde, als vielmehr in mOg- liehst karzer Zeit eine ansreiebende Wirkung. Man maili be- strebt sein, niehi sowohl die Manition, als Tjelmebr die Zeit mög- liebst ansBonatsen. Das SebiefoTerfahntn ist nm so besser, je fr Uber die Wirkang eintritt» d. b. je sehneller das Einsebielsen erledigt ist Dieses kann abgeklint werden, wenn man sich mit einem an- ni&bernd genaaen Einsebieisen begnügt, einen Raom von grofser Aasdehnong nnler Fener ninunt and die Ennittelang der Eatleinang and Breonliinge meht naeheinander, sondern glelobateitig Toraimmt

leb habe frflher^) einmal den Vorsehlag gemacht, die Entfemang (Erhöhung) darcb AafsehlagschQsse mit nur einem GesehtttB zu er- mitteln and einem andern Cteschtttz das „Regeln der Sprenghöbe" (Ermitteiang der BrennUlnge) sa ttbertragen. Zweifellos wird dadareb das Einsebielsen bedentend abgekttrzt Die der Beobacbtang halber oft notwendige Konektar der Seitenabweiehang ist mit dem zweiten Schals erledigt, während jedes GescblltE diese Koirektor einseln Tomebmen mofo, wenn man die ganie Batterie zum Einschlefsen benatzt. Das Regeln der SprenghOben, das jetzt nach der Ermitte- lang der Entfemang stattfindet, ist eine so einfache Sache, dais es vom jüngsten Zngfbbrer ohne Schwierigkeit Torgenommen werden kann, wührend der Batterieftlbrer sieh eiuscbiefst. Beim Wirknogs- scbielsen sollten dann die GescbUtze anf Terschiedenen Entfemangen schietsen and die Seitenrichtang von Schofs za Schaf« durch Drehen der Korbel fQr die Seitenrichtmaschine ttadern, wie das beim „tir fancbanl" der französischen Artillerie geschieht. Während jetzt bei Abgabe einer Lage ein Raom von grolser Breite and geringer Tiefe unter Feaer gehalten wird, sollte nach meinem Vorschlage dnrcb eine Lage dn Raam von greiser Tiefe, aber geringer Breite unter Fener genommen werden. Statt mit den Lagen nacheinander vorzogeben, sollten die Lagen sakzessive nach der Seite verlegt werden. Dadorob würde die Feaergesohwiodigkeit anf das höchste

1) Vergl. Mil. Wochenbl. Nr. 108, liWl: „Das Schief8 verfÄhren bei SchnellfouergeschUtZf a".

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Zw AitUleiiefras«*

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Iftab gwteigerl weideo kOnneo, ohne der ZoTerläasigkett der Be- diennog Abbrooh sa ton.*)

Die fraDiOsiBohe Sebieferoisehrifl für die FeldailiUerie bat einen anderen Weg eingeseblageo, der weit aehärfer mit der Vergangenheit brieht, als mein Yonohiag. Das EraobielBen der Sebnlsweite erfolgt in der Bogel dnrob Salven« d. b. vier in korzen Fenerpanaen Yon einem Fltlgel ans aufeinander folgenden Schieüsen; gegen lebende Ziele mit Brennzünder, gegen tote Ziele mit Aaisoliiagztlndef. Die Schielsv orschrift erklärt die Beobachtung tief gelegener Sprenghohen für leichter, als die von Aufseblägcn, da sie unabhängig Yon der BodenbeschaÖenheit und der Form des Geländes sei, und ftlr vorteil- hafter, weil das Begeln der Sprenghdhen zogleieh mit der Ermitte- lung der Entfernung vorgenomroeu werden kann. Das Einscbiefsen mit Salven kürzt das Einschielsen nach der Öeite ab, da dies gieieh» zeitig mit der Ennittelong der Entfemong vorgenommen werden kann. Es ist aber auch zulässig, sich mit nur einem Geschütz einzuschielseu. Die Korrektur der beiteuabweichungen ist wie bei uns Sache der Zugführer.

Zum Stellen der Zunder bedient mau sich einer selbsttätig wirkenden ZUnderstellmaschine ; durch Verschieben einer Zeigermarke kann man die BreunlÄnge g'ep:enUl)er der normalen verlang:ern oder verkürzen. Bei nurnialer Hrennlän^e erhält man Sprenghöheu, die etwa der Entfernung (auf 2400 m also etwa 7 m) betragen. Beim Einschief^^eii sind öprenH'höhen von ^ der Entfern uiifi er- wünscht, was diiich Verschiebung der Zeigermarke um ^ 1 filstriche gegen die normale .St( Dung erreicht wird. Mit tiefen >[)ri'ügpuukten sucht man das Ziel in eine Gabel vuu 400 m la bringen, die dann bis auf 200 m verengt wird. Damit eine Entfernung als Gabel- grenze gtiten kann, müssen mit der betreöeuden Erhöhung min- destens zwei Schlisse übereinstimmend beobachtet sein. Ist ditse (rabe! gebildet, jsO geht man zum W irkung&scbiersen Uber; meist iinti r Anwendung des „tir progressif*' das unserm lagenweisen Vor- geLcü entspricht. Man beginiil mit einer Entfernung, die um lOU m kürzer ist. als die kurze Gabelentferuung und geht dann dreimal um je 100 m vor, so dafs man, wenn z. B. die Gabel 24(K> 26(X) gebildet ist, auf 2300, 2400, 2500 und 2600 m schielst. Dadurch

i) In RnCUand hat im rorigen Sommar ehi Kampfschielbflii awiaehea zwei Batterien stattgefonden, bei dem eine Batterie das normale Sdaiets* Terfahren, die andere ein dem oben beschriebenen ähnliches .,5>kala verfahren* anwendetf'. !>as Hestiltat war. dafs auch bei einer Wiederhol un<^ des Ver- suchs die daLS normale Verfahieu anwendende Batterie in kürzester Zeit (l^/j hin 8 Minuten) niedergekämpft war.

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Zur AjtUleite&tge.

wird eine grolse Sicherheit gewonnen, data das Ikü sieh wirklich iDDerhalb des anter Fener genommeneD Raumes befindet.*) Bei sehmalen Zielen bis zn 100 m Breite gibt Jedes GeschutE ohne die Seitenricbtnng zu ändern, aal jeder Entferoong 2 Schüsse ab. Bei breiten Zielen bis za 200 m Front wird das Feoer gleich- mäfsig Ober das ganze Ziel verteilt; es werden aof jeder Entfernang 3 Schüsse abgegeben, wobei die Seitenrichtang von allen Geschützen nach jedem Schals zuerst zweimal dnrcb Drehung der Kurbel für die Seitenrichtmaschine nach links verlegt wird. Alsdann geht jedes Geschütz mit der Entfernung um 100 m vor. zunächst ohne die Seitenrichtung zu ändern und verlegt dann die Seitenrichtung wieder zweimal nach rechts, wodurch die ursprüngliche Richtung wieder hergestellt iRt nsw. Dieses Wechseln der Seitenrichtung wird „taucher** (mähen) geuauüt. Im „tir protrressif ohnf Wec^hsel der vSeitenrichlung gibt jedes GesehlUz also 8, im „tir pro^^rrssii et fauchaut" 1 2 Schüsse ab, und zwar findet das Wirkongsachirfson stets im J^Lhnell teuer statt, wobei kein Geschütz auf das andere Rücksicht zu nehmen hat. Eine so! die Serie von SchttSBen heilst nrafale^, worauf dann von selbst eiue Pause eintritt.

Gestatten die Umstände z. H. beim Hescliiefsen von Infanterie ein genaueres Einschlefsi n. so kann die Gabel weiter verengt werden. Es wird dann auf einer Eutlernung eiue vom Batterietiihrei kora- niaodierte Schulszahl (2, 3, 4 usw. pro Geschütz) im Schuellfeuer abgegeben oder auch auf sein Kommaudo mit der Elntfernuug ge- wechselt.

Man hat dem ,.tir progressif" und insbesondere dieser Schufsart in Verbindung mit dem .,tir fauchaut/' wodurch ein Raum von etwa 200 Breite und 500 m Tiefe uuter Feuer gehalten wird, den Vorwurf einer ungeheuren Munitionsverschwenduug gemacht. In meinem Buche „Die französische Feldartillerie ' (8. 49 u. ff.) habe ich bereits nachgewieseu, dafs die davon zu erwaiu ude Wir- kung eiue recht bt-hiedigende genannt werden könne Ks versteht sieb von selbst, dal's, wenn ein Raum von 200 m Breite und 500 m Tiefe unter Feuer genommen wird, die Wirkung nur den vierten Teil dt rjt uigeu beträgt, die man erwarten darf, wenn man eiuen Raum von 100 m Breite und 250 m Tiefe unter Feuer nimmt, wie das z. B. der Fall ist, wenn eine Batterie von 6 Geschützen nach der deutschen Schieisvorschrilt schiefst. Aber dafür kommt man bei

>) Diese Sicherheit kasn noch erhöht werden durch Abgabe einer ,,Kontrollsalvo'\ die namentlich atich dasQ dient, die richtige Feuerver- teiiong vor Beginn des Wirknngsachiefsenfl zu prflfen.

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Znr ArtiUeriefrage.

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dem französischen Verfahren früher zar Wirkung und hat eine viel grölsere Chance für sich, dals das Sehiefsen kein verfehltes wird.

Nach dem Master 4 der deotscben SchiefsvorBchrift, das eine Schiefsliste Uber ein Scbieisea gegen eine mit 50 Mann besetzte, halb verdeckte Batterie von Jwohs OesehfltaBen eofhllt^ wird der erste BreonzUnderschuIs, obwohl daBSehielseD durohans normal verlaafes ist erst nach etwa 8'/| Mioaten abgegeben. Naob den frainOiiselieii SchielsTei&lffeD nimiDt das ganze Sehiefsen Bineebieisen aod WiiltiingaBehieleeQ kanm mehr aU drei Ifioaten in Anspmeh. Ee ist dabei Aimicht vorhanden, etwa 40 Prozent der Bediennng aniser Gefecht zu setzen natürlich eine Batterie ohne SehntaEsohilde Toransgesetat. Heine 8chilsnng der ron einem solofaen ScbieCsen zu erwartenden Wirkung ist keineswegs zn hoch gewesen; das gebt deutlich ans dem Berieht über das oben erwähnte Schielsen einer romftniaoben Batterie herror. Danaeh nahm das Schieben noch wenige Zeit in Anspruch and ergab eine grttCsere Whrknng, als ich geschfttzt hatte.

Ein anderer Vorwarf durfte gereohtfertigter sein, das ist der groffle Monitlonsaafwaad, den das Einsohiefsen erfordert. Bei richtiger BUdnng der Gabel nnd wenn kein Begeln der SpreoghOhe DQtig ist, sind mindestens in der Regel aber 12 Schnsse nOtig, ehe man zam Wirknngssobielsen fibergehen kann. Sind gröbere SohütznngsfeUer oder fragliche Beobachtungen vorgekommen, oder wird das Begeln der Sprenghohe nötig, so kann die Zahl der Schusse leieht anf 24 aod mehr Schlisse steigen. Dem gegenüber steht der Vorteil der Schnelligkeit, so dafs ein einmal anter Feuer genommenes Ziel so leicht nicht mehr entrinnt, wührend das genauere Einschieben und Regeln der SprengbOhe mit Einzebohttssen den späteren Eintritt der Wirkaag zur Folge hat, so dab im Emst- lall das Ziel oft Gelegenheit findet, sich der Wirkung zu entziehen, mithin sehr viel Tergeblicbe Anl&nfe zum Einschieben gemacht werden, die schlieblich anob viel Munition verschlingen.

Es ist unmöglich, sieh ohne ausgedehnte Versuche fflr das eine oder andere Sehielsrerfahren anszuaprechen. Nur das steht fest, dab auch die deutsche Feldartillerie ein Schiebverfahren annehmen mnb, das in möglichst karzer Zeit Wirkang verspricht, aud dafs es nicht sowohl auf Ausutttzung der Munition, ab vielmehr der Zeit ankommt.

e. Allgemeine Grundsätze.

FUr das Gefecht lassen sich weniger ab je feste Kegeln auf- stellen, da man sich hier meist unvorhergesehenen Lagen gegenttber

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Zur ArttUeriefrig*»

befindet. Dagegen lassen sich gewisse ans den charakteristischen Eigenschaften der Waffe abgeleitete GrondsKtie anfsteilen^ die einen Anhalt für das Verhalten geben können. Die bemerkenswerten Eigenschaften der modernen Artillerie sind: die in kUr/e^ter Zeit eintretende Wirkung des Feners, als Folge der groüsen Wirkung des einzrlnen Schusses und der grofsen Feuergeschwindigkeit; die Fähigkeit, aus verdeckter Stellung schieisen zu können als Folge der vervollkommneten Kiohtgeräte und damit die Möglichkeit eines tlberra sehenden, die Wirkung ganz hedcnteiid steigernden Aaftretens und f ncilii h in der Feuerstellaug die geringe Verwundbarkeit gegen leiüdiiches 1* rontalfeuer.

Hieraus folgt, dals der Auswahl und Einnahme der Feuer- stellung eine sehr sorgfältige Erkundnng der Stellung selbst, der Zu^'änge uud der Zii le vorausgehen mufs, damit man nicht beim Einnehmen der Stellung durch feindliches Feuer überrascht wird und mau möglichst schnell eine entscheidende Wirkung erreicht. Wird man beim Abprut/en beschossen, so ist das jius ^wei (xrilnden viel nachteiliger als früher: die gesteigerte Feuergeschwindigkeit bringt an sich eine grössere Wirkung hervor nnd es ist sich in diesem Augenblick eine gröfsere Zahl von Menschen und Pferden der Wirkung des feindlichen Feuers ausgesetzt.

Vor der Eröffnung des Feuers darf man womöglich nichts zeigen und mufs alle Vorbereitungen so tretieu, dafs das Elnschielsen sich glatt und schnell vollzieht und die Wirkung möglichst früh einsetzt Die vervollkoniinneten Riehtgeriite bieten die Möglichkeit dazu. Die Stellungen sind möglichst so zu wählen, dals sie vom Feinde nnr an dem Aufblitzen der Schlisse erkannt werden, womit keines- wegs gesagt sein soll, dals man sich hinter den Höhen verkrieeben inttftte. Lange zusammen hängende Artillerielinien sind mögliebst so Tenneiden, da eine solohe AnfirteUung dem Fdnde den Obergang Ton einem Ziel auf das andere aebr erleiebtert nnd, falls er Stren- feoor mit weeb«elnder Seltenricbtong (tir faoohant) anwendet, sehr grofse Verloste berbelftthren wird, Aneb das spricbt gegen eine so starke Artillerie; da diese oor bei gedrängtester Aofetelloog der Batterteo in dem verfügbaren Baume nntersobriogen ist

Das deotsche EzerKier-Reglemeot für die FeldartUlerie stellt in Z. 279 den folgenden Sati an die Spitse der Allgemeinen Grnndsätze: „GewOhnlieb wkd die Feldartillerie das Feoer erOffbeii. Ks ist dabei in den meisten FUlen von Wlditigkeit, gleieb anfangs eine llberlegene Geschtttzzabl zn entwiekeln ond frObseitig eine Hasse nwirknng so entfalten/' Dals es ron Vorteil ist^ von Tom- berein eine dem Feinde nnmeriseb Überlegene Artillerie anr onmittel*

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Zur ArtiUeriefrage.

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baren Verftigimg zn haben, unterliegt keinem Zweifel; dape^ren kann es fraglich sein, ob es aacb Torteilhaft ist, sie von Yornherein In Tätigkeit zq setzen. Man verrät dadorch vielleicht vorzeitig dem Feinde die eigene StIIrke und Aofetellong, ohne einen entsprechenden Voiteil dagegen einzntanseben. Jn, die IkOfinung des Feuers einer groDsen ArtUleriemasse gegen ein sebmales Ziel hat nnr an leicht anr Folge, dab die Batterien sioh gegenseitig beim ^sehiefsen atOren, nnd dab statt dner Steigorong eine Vennindenmg der Wirkung eireleht wird. Denn die Wirkung wird, wie bereits oben erw&hnt, nieht dnroh die fenernden Oesehttt£e, sondern durch die treffenden GeseboBse berrorgebraebt; ob diese ans einer oder ans mehreren Batterien kommen, bt dnrehans gleichgültig. Da das Sehnellfener einer Batterie mit Streuen naeb der Seite (tir fauchant) eine Fhint von mindestens 200 m mit soleber Wirkung unter Feuer nimmt, daia sieh keine gesobloasene IVuppe dort ungedeckt erhalten kann, so ist es dnrehans xweeklos, das Feuer einer grOlseren Artillerinmasse gegen ein ffiel von dieser Breite in richten. Die Faasnug des französischen Beglements, die zn Begimi des Gefechts statt einer Nassenwirknng die Bereitstellnng von Artilleriemassen fordert, von der nie mehr in Tätigkeit geaetit werden soll, als der l>eabsiebtigte Zweck dnrehans verlangt, bat gewüs ihre Berechtigung. Nicht dn gleichzeitiges, sondern ein schnelles Oberrascbendes Auf- treten, das einen sofortigen Erfolg versprieht, ist das, worauf es ankommt Dte nicht feuernden, sondern nnr bereit gestellten Batterie müssen sich daher so einrichten, dals sie das Feuer jeden Augenblick gegen jeden Punkt der zugewiesenen feindlichen Front erOffiieD können. Darauf wbrd neuerdings ein ganz besonderer Wert gelegt.

d. Gesebtttzkampf.

Die Aufgabe der Artillerie ist die Unterstfitxnng des Gefechte der anderen Thippen instiesondere der In&ntmie. In der Einleitung wird diese vonngsweise durch die ArtOlerie des Gegners aufgehalten, hieraus ergibt sieh dann das Streben nach Beseitigung dieses Hinder- nisses, d. b. nach Niederwerfong der feindlichen Artülerie. Sowohl das firanzOffische, als anch das deutsche Reglement sprechen »ich dahin aas, dais die Gefechte zunächst mit einem Artilleriekampfe eröfinet werden. Im Kriege 1870/71 ist es der deutschen ArtiUerie sehr leicht geworden, die französische Artülerie nach kurzer Gtegen- welir zn oberwältigen. £8 entwickelte sich bierana die Lehre, dab ee awisohen den beideneitigen Artilierien zu einem Kampfe um die Fenertberiegenbeit kommen werde und dab erst, nachdem dieser

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Zur Artilieriefrsge.

mgefoobten, die Infanterie des ttberiegenen Teils mm Angriff flehretten könne. £8 sei dann fttr den Angreifer leiolily die feind- liche Artillerie mit einem Teil seiner Artillerie niederzuhalten, die HaaptkriUte aber zur Unterstatsnng des Inianterieangriffes gegen die Einbmchsstelle einzusetzen.

In nenerer Zeit sind Zweifel darüber lant geworden, ob es möglieh sein werde, eine derartige artüleristlscbe Fenerttberlegenfaeit zn erringen, und ob der Angreifer die Erringnng dieser Fenerttber- legenheit abwarten mttsse. Zweifellos haben sich die Verhältnisse gegen die Zeit von 1870/71 «oiserordentlicb geSnderl. Damals war die dentsehe Artillerie im Besitz eines so ttberiegenen Materials, dais die Fenerttberlegenheit eigentlich von Anfang an anf ihrer Seite war. Die französischen Batterieen wagten es kaum, sich mit den deotschen in einen längeren Kampf einznlasseu ; sie mafsten den Kampf sehr bald aufgeben, wenn sie später noch einmal zur Unter- stützung ihrer Infanterie in das Gefecht eingreifen wollten. Jetzt aber ist die Bewafihnng der Artillerie in allen Staaten nahezu gleich- wertig, wenigstens wenn das KohrrUeklaafgeschUtz mit Schntzschilden seinen Einzug gehalten hat. So lange es noch keine Scbolzschilde gab, konnte man hoffen, „durch Schnelligkeit in der Bewegung und im Einschielsen ein Übergewicht zn schaffen, das der Gcgruer schwer wieder auszugleichen vermag". (Exerzier-Reglement für die Feld- Artillerie Z. 343 gesperrt gedruckt.) Diese Hoffnung dürfte sich jetzt Ott als trügerisch erweisen; denn so schnell als frllher ist die Niederwerfung einer Schiidbatteric anf keinen Fall möglich. Wenn ein gut sitzendos Schnellfeuer im ,.tir pro^'ressif avpc faucha-je" (pro Geschütz 12 Sehuls) gegen eine freistehende Batterie von scehs Ge- schützen vielleicht 20 bis 25 Treffer in Aussicht st»'llt so wird eine Schildlmtt' rif höchstens 3 bis 4 Mann verlieren und dadurch noch nicht weseuiiich an Gefechtskraft eiubUfsen.

Vergegenwärtigt man sich, welche N'erluste die Artillerie in den Hauptschlachten des Krieges 1870/71 erlitten hat, erwägt man ferner, dals damals die bespannten Protzen unmittelbar hinter den Grschut/en standen und einen verhältnismälsig grofsen Teil der TrelVrr aut sich zogen, dafs femer heule die Deckungen des GelauUes weil mehr als damals ausirenutzt werden, so wird man zugeben müssen, dais selbst, wenn e.s geläufre. Geschosse zu konstruieren, deren Sprengteüe die Schilde durchschlagen, die Durehlulinin^^ des GescbUtzkampfes bis zu völliger Niederwerfung^ des einen Teils so gut wie unniögiicb ist.

Wohl darf mau boöeu, die feindlichen Hattcrien in ihren Feuer- stellungen festzunageln, und ihnen nicht nur den Stellungswechsel, sondern sogar den Munitiousersatz unmöglich zu machen. Das

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Zur ArtiUariafrige.

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französische Keglern ent sagt daher auch, dalH man nach einem er- reic Ilten Erfolge, d. b. wenn der Feind das Feuer eingesteüt hat, nicht ^iaaben dürfe, die feindlichen Batterien endgültig nieder- geworfen zu haben, sondern dafs man sie fortwährtmd im Auge behalten müsse. Andererseits mulb jede Batterie, die infolge von Überraschung oder vorüberorehender llberlegenheit der feindlichen Artillerie genötigt war, das Feuer zeitweilig eiu/ustellen, jede Ge- legenheit benutzen, es wieder aufzunehmen. Das Keglemeut gestattet ausdrtlcklich, dafs die Bedienung in den Feuerpausen sich auf Kom- mando hinter den Schilden niederkauert. Aber es fordert aoch, dals der Kampf gegen ttberlegene Kräfte aufgenommen wird, wenn die Untenittteimg der Infanterie es fordert Dm wird der modemen mit SehatBsdnldeD TeiaelieiieD Artillerie ?iei eher mOgüeh eeiD als frtlher; tob ihr darf und miUs man verlangen, dafs sie in aolehen wichtigen Augenblieken das aof sie geriehtete Fener ignoriert.

So wird der Artüleriekampf lange hin und herwogen, and ob scblielslieh eine solebe Fenerttberlegenheit ermngen ist, dals es der einen Partei gelingt, den Gegner mit nnr dnem Teil der Kräfte derartig niedennhalten, dafs jeder Versoeh, ui den nnn folgenden Infanteriekampf einzngreifen, von Tomherein nnteidrttekt wird ond die feindlieben Batterien gezwungen werden, von der Infanterie absnlassen, um sieb des Artilleriefeners zn erwehren, ersebeint mir sehr fraglieL Von der „Robe des Kirchbofs*S die Ctonerallentnant von Keichenaa dnreb seine kleinkalibrige Qranatkanone sn erzwingen boffk, wird sieher keine Rede sein. Im sttdafrikaniseben Kriege sohlen es den Bngländero oft, das anf der f eindlioben Seite die Robe des Kirebhofo berrsohte; die Artillerie der Bnren hatte im Bewnlst- sein ihrer nnmerisehen Sehwttohe das Fener eingestellt und lag anf der Laner, um sofort aber die englisehe Infanterie herzufallen, wenn diese znm Angriff vorging.

leb glanbe der Satz, die artilleristiscbe Fenerttberlegenheit in dem Sinne, dafs der Vertmdiger in den Infanteriekampf gar nicht mehr Angreifen könne, mflsse die Vorbedingung des Angriffs seüi ein Satz, den leb selbst fiHber verfoebten habe Ufst sieh fttr die Zukunft nicht mehr aufrecht erhalten. Nach dieser I^ehre zerfiel die Schlacht in mehrere Einzeiakte, in denen die einzelnen Waflfen ihre Kämpfe unter einander ausfochten. In Zukunft wird nur das innigtse Zusammenwirken der Waffen einen Erfolg hervorbringen können. Anf diesem Standpunkte- scheint das franstfsiscbe Reglement zu stehen, wenn es sagt (Teil I, Z. 618): „Um die grotse Feuergeschwindigkeit der Feldartillerie auszunutzen, muls man durch plötoUobes, kurzes und lebhaftes Feuer (Ratalen)

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Zur ArtlUeriefrage.

wirken, wodurch man dem Gepmer die Freiheit des Handelns ent- Teilst und es den anderen Waffen erleichtert, sich in den Besitz des- jenigen Geländes zn Betzen, das allein den endlichen Erfolg sichert."

In Deutschland sind Uber die Mitwirkung der Artillerie die An- flichteo der Taktiker geteilt. Dab es das wOnsohenawerteste wäre, wenD, wie das Reglement es als Ideal binstellt^ die Artillerie des ADgreifevB die Verteidigungsartillerie ToUkonmeii ttbennriltigte und dann die feindliche Lifenterieatellnng dnrdi Ihr Fener stnnnreif maelite, darüber kann natOrlicb kein Zweifel sein. Wenn aber die Angiiffsartillerie diese beiden Aufgaben nioht lOsen kann, und das ist wegen der gröberen WiderstandslEraft der mit Schntseehilden Teraebenen ArtiUerie sehr wohl denkbar, so entsteht die Frage, soll sie Qon ihr Bestreben mehr darauf riehten, die eigene Infanterie ▼om feindlieben Artilleriefener xn entlasten, oder soll sie ihr Feuer mehr gegen die Einbrnohsatelle richten, nm die feindliche Infanterie sn ersebttttem. General von Seheiff glaubt der Artillerie des An- greifers Tomehmlich die erste, der sehweiaerische Oberst Wille da- gegen mehr die zweite Aufgabe zuweisen zn sollen. Wenn man sieh auf den Standpunkt stellt, dais eine völlige Niederkttmpfang der feindlichen Artillerie nicht möglidi, so wird man einen nm so grüfseren Wert auf die direkte Vorbereitung des Angrifis durch Be- sebielsung der Inianteriestellung legen müssen.

Ich sagte oben, man kann wohl hoffen, die feindliche ArtiUerie bewegungsunfähig, aber sie nicht kampfunfähig zu machen. ArtUleriekampf wird vom Verteidiger in der Kegel aus hall) ver- deckten Stellungen geführt werden, da andernfalls die Chancen fUr ihn erbeblich ungünstiger liegen. Die vorgehende Infanterie des Angreifers wird für die (resohtitze des Verteidigers sich meist im toten Winkel befinden; bei innigem Zusammenwirken der Infanterie und Artillerie wird es dem Angreifer wohl gelingen, die Verteidigungsartillerie bis auf den Kamm der Höhe zu locken. Wenn es dann auch vielleicht nicht mög-lleh ist, sie endgültig zum Schweigen zu bringen, so geschieht doch jetzt alles, was sie vornimmt, untt^r den Aug-en des Anfrreifers. Jede Vorbereitung zu einem Stellungswechsel, jeder V'ersuch des Muniti(msersat/.e8 kann dann leicht durch einige Schüsse verhindert werden, insbesondere, wenn es dem jVn^Teifer ^-düngen ist, sich geiiaiH T eiuznschiefsen. tSo kann der Augreifer die Mit- wirk iine: der \ ertpidi^nn«:sartniorie an der Abwehr des Infanterie- anpiüs vielleicht erschweren; sie ^'änzlich zu veriiiiidcrn wird ihm, wenn die Verteidigungsartillerie nicht ganz minderwertig ist, wofal kaum geliniren.

Nach meiner Ansicht werden der Artilleriekampf und der

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Zar Artilleriefrage.

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lufanttTieangT-iÖ', die man sich bisher als zwei g^esonderte Akte des Schlachteudramas vorstellte, unter dem Einfluls dei ^röfseren Un- verwundbarkeit der Schildbatterien, mehr in einander greifen: die Infanterie mnls jeden Erfolg der Artillerie sofort ansoiitzen, die Artillerie des AngreifezB wird die beiden Aufgaben Bekiimpfaug der leindttoheii Artillerie nnd Infanterie gleichzeitig zo Ulien haben. Auf das innige Ziuamnienwfrfcen der beiden Waffen, wo es aioh nm die nnmittelbare Vorbeieitiing des Infiuiterieangrifb handelte, bal das Reglement sebon jetrt bbugewiesen; wabraefaeiDlich wird ein eolcber Hinweis ancb für den Artilleriekampf notwendig; denn nnr» wenn die Intanterie mit dem Angriff droht, wird der Verteidiger reranlalst werden, seine Artillerie sn zeigen. Der Hangel an diesem Zusammenwirken der beiden Waffen trat sowohl im rnssiseh- ttirkisehen Kriege, besonders bei Plewna» als aneb im Bnreokriege dentlieb za Tage nnd hat in der Hanptsaebe die Miberfolge der msnsehen nnd englischen Armee Yerschoidei In beiden Kriegen beschossen die mssisohe nnd die englische Artillerie stunden-, ja tagelang die feindliehen Stelinngen oder richtiger gesagt, die Stelinngen, in denen man den Feind yerrnntete, nnd als die In- fanterie zum Angriff vorging, erschienen sowohl die feindliche Artillerie als anoh die Infanterie wieder anf der Wahlstatt und wiesen die Angreifer mit blntigen Köpfen zorttck.

General von Hoffbauer hat ganz Hecht, wenn er durch eine derartige Verwendung der Artillerie an die napoleonische Zeit erinnert wird.*) Niemals hat es einen gröberen Meister in der Verwendung der Artillerie gegeben, und dämm ist die Rückkehr zu seinen Grundsätzen noch kein Zeichen des Verfalles, nnd wenn der Generai weiter sagt, „dai's die sekundäre Rolle des Artilleriezwei- kampfee an die Milsachtong der Kanonade erinnert, die in der da- maligen Zeit mit derjenigen von Vaimy inauguriert wurde", so liegt auch darin sehr yiel wahres; denn die Schilde schwttchen die Wirkung des Artilleriefeuers so bedeutend ab, data man yoq einer tüchtigen Artillerie mehr als früher erwarten muis, dafs sie es unbeachtet lälst und sieh, wie es die Reglements aller Zeiten und Staaten verlangt haben, dadurch nicht von ihrer wichtigsten Auf- gabe — Unterstützung der Intanterie abhalten läfst (Deutsches Exerzier- Keglemenl Z. 346 Abs. 1, 359 Abs. 2; französisches Rptrlprapnt Z. 5**). Freilich ist die Wirkung der moderuen

Artülene gegen die infanteric nm vieles furchtbarer geworden und es wäre ohne Zweifel sehr zu wttnschen, die eigene Infanterie dagegen zu schützen.

A. a. O. S. 104.

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Zur ArtiUeriefrai^e.

e. ManitioDiersats.

Noch ein Wort Uber deo MnnittoDsenate. Die Bewaffoong der Feldaztillerie mit Sdinellfeaeigesobllteea wird jedenfalls einen gegen frtther erhöhten Monitionirerbranoh nach rieh ziehen. Dem ist auch daroh eine sti&rkere Ansrttstnng der Batterien bezw. dnroh die Anf- stelloug der leiefalen Monitionskolonnen Beobonng getragen. Aber die Hauptsache ist doch, dafe den fenemden GeBehOteen die Hnnition nicht aasgebt. Das Dentsohe Keglement stellt Z. 326 Tortreffliehe GmndBätie für den Munitionseraats anf. Die gesteigerte Wirkung der modernen Artillerie maeht ihn ab^ anoh sehr sehwierig, ja^ man kann dreist sagen» im wirksamen feindlichen Feuer unmOglieh. Darin liegt die dringeode AufTorderung, jeden Augenblick, in dem das feindliche Feaer nacblälst. zar Aaffrischang der Bestände su benutzen. Die fransösisoben Vorschriften sind meines Eraehtens nach dieser Kichtnog hin mostergttltig. Die beiden Munitionswsgen fdi den ersten Ersatz enthalten zusammen 144 Patronen und gestatten, die aus den neben den Geschützen aufgestellten Wagen entnommene Munition zu ersetzen, ohne dals ein einziges Gespann in die Schiefsbatterie einrttckk Jeder feuerfreie Augenblick kann und soll zur Nachftlllung aus diesen beiden Wagen benutzt werden, die dann ihrerseits wieder durch zwei Wagen aus der Staflel ersetzt werden, sobald das feind- liche Feuer es zuläfst

In der deutschen Artülprio wird der Munitionsersatz viel za wenig geübt. Es ist noch gar nicht lange her. dnfs es überhaupt unmöglich war. mit kriegsmälsij? beladenen Prot/eu und Munitionswagen zu fahren, da es an der dazu nötigen Verpackungsmunition fehlte. Das ist jetzt wohl besser geworden: immerhin sind Übungen mit kriegsmälsig beladeueu Prot/on etc. wenig beliebt, weil sie natürlich Pferdefleisch kosten. ]Jud doch sind sie durchaus nötig und zwar in schwierio-em Gelände, da nur dort die Unteroflfiziere etc. lernen sich zu hcltni. in der Schlacht bei Worth „wurde der 3. reitenden Batterie des Regiments No. 11 die Munition knapp, weil die Mnnitionswagen auf die steile Höhe 248 nicht hinauikomraen konnten. Erst mit vieler MUhe gelang es dem Wachtmeister Wenden- burg mit zwölf Pferden eitieu Munitiouswagen glücklich auf die Höhe zu bringen**. (Konz, kriegsgeschichtliche Beispiele aus dem deutsch -französischen Kriege von 1870/71 sechzehntes Heft S. 143.) Wie viel Zeit mag der brave Wachtmeister mit vergeblichen Ver- suchen verloren haben, ehe er zu dem im iner Meinung nach recht unpraktischen Au.skuiittsmittel die Bespannuug zu verdoppeln griÜ. Einfacher wäre es gewesen und schneller wäre er zum Ziel gelaugt, w^eno er statt des einen Wagens zwei Protzen mit der gewöhnlichen

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Zar ArtUtoriefrag«.

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Bespaiiiiun^ herautgebraciit und dann die Muoitioui^biiDterwa^eQ tuU den leereu l*rotzen nachgeholt hätte.

Die Frauzüsen üben den Munitioiisersatz in ^Tofeem Stile, wobei so^ar die Muiiitioiiskolonnen beider Staffeln durch einzelne Wagen markiert werden. Ea können zu dieseu Übungen die Gespanne der ganzen Artillerie-Brigade (20 Batterien) zusammen gezogen werden.

t Keitende Artillerie.

Die VerweuduDfT der reitenden Artillerie der Kavallerie- Divisionen wird keine {rrundsätzlichen Änderungen (iurch die Nea- bewaffnung erleiden. Du das französisflie ^^ddireschutz Modell 97 sieh nicht für die der Kavallerie zugeteilten Batterien eignet. ) sind diese mit dem bisherigen 80 mm GeschUz Modell 77 bewalVnet. wodurch die deutschen Batterien eine bedeutende Überlegenheit besitzen. Den grftfsten Nutzen wird die Kavallerie von der reitenden Artillerie stets dort haben, wu sie ein stehendes (iefecht zu führen hat, sei es hei den Operationen vor der Front der .\rmee oder bei l'nter- nehinungen gegen Fiauke und Rücken des Feindes; aulsrrd«-in natürlich hei der Verfuigung. Die Neubewaffnung befätu-t die reitende Artillerie noch mehr als früher zur Losung wichtiger Auf- gaben and oft insbesondere bei Untemehmnngen gegen Flanke und Rucken des Feindes wird ihr die Hauptrolle zufallen (4. Kavallerie- DivisioD und bajerisohe Kürassier-Brigade mit snsammeD vier reitenden Batterien bei Loigny). Auf die reitende ArtUlerief die bei eiozelnen lofanterie-DiTÜrionen Yorliaoden ist ron 48 sind es aebt vermag icb im Gegensats zu General 7on Hofifbaoer keine besonderen £rwartangen zn setzen. Im Kriege 1870/71 worden freilioh die bei der Eorpsartillerie aller Armeekorps Torbandenen reitenden Batterien mebriaeb mit besonderen Aufgaben betrant^ die m aneb glünzend gelöst baben. Seitdem baben sieb die Verhältnisse gäozlieb geändert. Damals bestand eben eine Korpsartillerie, ttber die dem kommandierenden General die alleinige Ver^gong zostandi die reitenden Batterien waren m allen Korps ver- treten, waren also etwas» mit dem man bestimmt reebnen konnte. Aber die jetzt bei einzelnen Infanterie-Divisionen vorbandene reitende Abteilung kann dooh beim besten Willen nicbt anders ver- wendet werden, als eine fahrende; böclistens konnte man, wenn im Verlaafe eines langen Feldzages die reitenden Batterien der Kavallerie- Division ihre Leistongsfilhigkeit eingebtt&t liaben, einen Anstansob

^) Die Gründe h'egen teils in dem hohen Gewicht, mehr aber wohl in der liotwendigkeit der Verankerung, die einen Zielwechsel sehr erschwerte

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Zur ArtiUeriefnge.

gewendeten Ausgaben besser yerweilen, wenn man die Etats der ▼onebmeiL Jedenfalls würden sieh Im Frieden die dafür auf* fahrenden Batterien nm ein bis swei Pferde erliöhte and diese reitenden Batterien zu fahrenden nmwandelte» wie das bereite oben ausgeführt worden ist. leh kann in den reitenden Batterien der Infanterie-DlTisionen nur leistnngsunlMige SehmarotEer sehen.

Schlufswort.

Na<»hRtphpnd fasse ich den Inhalt des vorstehenden noch ein- mal kurz. zribainEiien:

1, Die Bewaffnanir der Feldartillerie mit HohrrücklaaigeschUt^en ist geboten und für dir Kanoubatterien (Inn^''lich.

2* Die Ge5?phutze ^ind mit .^chntzsehiideu gegen frontales Gewehr- und Schrapiifllteuer zu versehen.

3. Der Kampf gegeu Schild batterien wird kaam zu einem ent- scheidenden Erfolire führen. Jedes gegen Schildbatterien Wirkunji iu Aussicht stellende Mittel ist gegen alle freistehenden lebenden Ziele des Feldkrieges von geringerer Wirkung.

4, Das Schieiscü aus verdeckten Stellungen wird in Zukunft häufiger vorkommen nnd verspricht guten Erfolg, wenn man sieh damit begnügt, einen Kaum von gröfserer Ausdehnung unter Feuer zu halten,

6, Die leichte Feldhaubitze wird gegen von vorn nnd von oben gedeckte Ziele keine sehr grofse Wirkung haben. So lange aber die obere Führung an der Forderung festhält, dals die Feldartillerie derartige Ziele b l ämpft, wird man sie bei- behalten mtlssen, da sich wesentlich Besseres schwer finden läfst. Gegen Schild batterien leistet sie vielleloht mehr als die Kanone. Jedenfalls ist eine Vereinfachung der Munitions- ausrllstung dringend erwUnscht.

6. Die grofse Feuergeschwindigkeit der Rohrrtlcklaufgeschütze gestettet die Stärke der Batterien von sechs aui vier Geschütze herabzusetzen. Eine Vermehiuiig der Batterien ist nicht

boten und wtlrde sehr viele Ubelstiinde nach sich ziehtu; keinesfalls erfordert die Rücksicht auf die Nachbaretaaten eine derartige Vermehrung. Nur bei den Kavallerie-Divisionen halte ich eine reitende Abteilung von drei Batterien mit vier Geschtitzen unter FortfaU der leichten MonitionskoloDDeD ftlr angezeigt.

7. Eine Änderung des Seblefo?ei&khrenS) die den Eigeotttmlidi- kdton des SohnaUfenergesoliltties gereeirt wird nnd nanenlUek

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lM«8«lHiisM beim gtfaAtoählgwt AbtaUoBgMoUaliMi d«r IiifiMt»ito. 171

den fr u h zeitigen Emtrikt der Wirkimg Terbttrgt, halte ioh

für geboten.

8. Ebeu diesen EigentUniüchkeiten des neuen Geschützes muls aneh die Verwendung Keciinuug tra^^eu. Dahfr irrörste Sorg- falt bei Erkundung and Einnahme der Feuersielluug, früh- zeitiges Bereitstellen überlegener Artillerieniasseu, die aber nur nach Redarf das Feuer eröffnen; unter Umständen Nicht- beachtung des feindlichen Artilleriefeuers; vor allem aber iOBiges Zasammenwirkea mit der lotauterie.

vm.

Zm dritten Maie die Irsffergeboisse beim gefechts- massigen Abteilungsschiessen der Infanterie.

Von

Freiherr von Zedlitz uud iXeukirch. OberstleotDaot beim Stabe des lofanterie- Regiments Kaiser Wilhelm

(2. GroMerzogl. Hess.) No. 116.

Id No. 880 (Mal 1908) dieser ZeitocbrUI hal Herr General- leatnant Rohoe anter dem Titel „Zur BenrteUoDg der Ttoffergeboisse beim gefechtsnUlliBigen ÄbteilmigsseUelBeii der Infanterie" einen Anl- aatK yerttffentliebt, worin grundlegende amtliebe Versnebesablen und daran anBcUlelsend aaoh innere Angelegenbeilen der Infanterie eine naebdrUokliehe Kritik erfobren.

Da eine mehrseitige Beleaehtong der vorliegenden Fragen der Sache nur förderlieb sein kann, so boffe ieb aof die Zustimmang nicht Dor des Lesers, sondern aaeb des am unser Sebiefsen so hoeb« verdienten Herrn Verfassers selbst, wenn ieb zu seinen Aasfilbrongen im folgenden als Infanterist Stellnng nehme.

Zum Voraus rotfebte ich betonen, duh sich mein Widerspmeb nnr gegen einzelne springende Punkte richtet; nichts liegt mir femer, als die Absicht, gegen die leitenden Gedanken oder gegen die Ten* 4ens des Gänsen Einwendungen zn erbeben.

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172 Trefiiiiri^ebaiäse beim ij^echtomärsii^eD AbteUungsschielsen üer lAf&nterie.

L

Die erste Hälfte des in Rede fltebenden Aufsatzes bringt eine Besprechung der Z. 169 der ScbiefsTorscbrift, deren Zahlen bekaiml- lich die TiefenaDsdebnnng dee „wirksam^*', d. b. 75°/o aller (leeeholb- bahnen enthaltenden Teils der GeBcbofegarbe beim AbteilaDg:sfeuer der Infanterie onter normaloi VerhXltnifleen nnd bei mittelguten Sohtttasen bedeuten. Es whrd darin dem Zweifel an der ZaTerlSaeig- keit dieser Zahlen Anadmek gegeben, nnd swar suid die Bedenken dadnreh Tenunaebt, dals die HOhenslreunngen „nieht in gesetamSbiger Weiae^ waebsen. Es ist nieht die Infragestellung der Zahlen an sieh, wogegen loh mioh wende, denn leb weils sehr gnt^ dais derartige YersDcbe, zn Tersehiedenen Zeiten nnd mit verMhiedenen Mitteln ansgeXIÜurt, leicht erbeblieh von einander abweichende firgebniase zeitigen kennen; leh mnib dem Heim Ver&sser sogar sogeben, dais bei neneren Versaeben') die HOhenstreanngen anf nahen nnd mittteren Entfernungen tatsftchlieh etwas kleiner anege&lleo smd.*) Was iob beanstande, ist lediglich die Begründung: nweil das Wachsen der Höhenstreuungen nicht in gesetzmäfsiger Weise erfolgf; denn sie sebUelst den Vorwort eber wissensebafttieh inkorrekten Bearbeitung der Versnehsergebnisse in sich.

Schon Tor einigen Jahren hatte Herr GeneraUeutnant Böhne denselben Einwand erhoben.*) Bald darauf erfolgte ein Versuch meinerseits, fttr die Zahlen einzutreten*), wobei allerdings meine Beweisfttbmng leider lllckenbaft ausfallen mallste, da das einsclililgige Versuchsmateiial mir swar wohlbekannt, aber zo der Zeit noeh „geheim"' war.

Diesmal sacht Herr Generalleutnant Bohne seine Behauptung zu beweisen, indem er ans den Ltopen^ttreuungen der Z. 159 die zn ge- hörigen Höhenstreuungen unter Zabüfenahme des Verhältnisses von Längen- zu Höhenstreuung beim Maschinengewehr berechnet. Hier möchte ich einschalten, dals dieses Verfahren, wobei darebgehends mehr oder minder stark abgerundete Werte der drei Strennn^sgröfsen benutzt wurden, selbst im Falle völliger Übereinstimmung der Ein- üsllwinkel bei Gewehr und Maschinengewehr, die nrsprttngiicbe Üeibe

') Vergl. Krause: Die GeHtaltung der Gescbo(sgarbe der Infanterie beim gefeehtsmllsigen Sehiefseii unter Anwendung der Wahrschelnlicbkeitalehre und Behandlung verschiedener schiefstaktiscber Fragen. (Nadi amtlichen

Quellen 7u«nmnien^2:estellt.)

3) I nter nWen rmstilndün haben so kleine l iitei-schiede, wie sie liier auftreten, nur eine sehr geriuge Bedeutung mit Bezug auf die praktische Verwertung der Zahlen.

^) Militär- Wochenblatt 1900, No. 46 und 49.

«) Müitai^Wochemblatt 1900, No. 67.

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TnSetgMaM bdm gt/MkbttMOgtn AlMSbngwtlhMkva der laCmtoile. 178

der Höhenstreuungen beim Abteilun^sfeuer nur in sehr ver- ßtUTiuiu lter Gestalt wiederzugeben vermag (S. 537. Zn>nTTtn)f n- steiluni: 1) Ich nehme davon Abstand, auf diese I r4t^e näher eia- zug^eiieu, da mir die Sehufstafel des Maschineni:* wehrs riii-ht genauer bekannt ist. vermag: indessen die vorliegende Streitfrage aucii ohne dab /.II entseheideu, indem ich die tatöächlichen, unmittelbar aus den Versuchen hervorgefrangenen Höhenstreuungen l>eim Abteiluugsfeoer der intanterie beibringe, aus welchen die Zahlen der Z. 159 hervor* gegangen sind:

EntfeniDDg

600 700 800

1000 1200 1600

2000

50ö/oige flObenstreaong oni

206 245 286 B69 458 660 1000

Höbenstreaang om

352 419 487

631 783 1112

1710

Differenz für je 100 m

67 68 72 76 82 148

Die HöheDStrenungen beim Abteilongsfener gemäls Z. 169 bilden somit rine geselxmäfBig fortschreitende Reihe mit wacbsenden Differenzen. Von 0 bis 1600 m sind sie zu ^er aritbmetisohen Reihe zweiter Ordnung aosgeglicben. Die Um- wandlang der 75^/oigen Höhenstreuung in die entsprechende Tiefen- streonng erfolgte nach Umsetzung der ersteren in Winkelmaff; nach- stehenderweise: z. B. beträgt auf 600 m die ganze 7r)°/^ige Höhen- strenong 20. die halbe also 10 Bogenminnten. Der Abgangswinkel fttr 600 m ist 0** 45'. Es reicht mithin die 7r)**/oige Tiefenstreaung von derjenigen Entfernung, weiehe einem Abganpswinkel von Of 45' 10' = 0" 35' entöpricht, bis zu der Entfernung, welche man bei einem Abgangswinkel vn?i 0^* 45' -f- 10' = 0<^ 55' erhält, d. b. wie man mittelst der Abgangswinkelkurve feststellt von 509 bi.'ä fiSl m. beträft also 91 4^ 81 = 172 m. Dieses Verfahren ist th( luetisch i:rnauer. als das sitnst tlbliche und auch von Geueral- lentnant Kobm angewandte (Division il( r 11 ilunstreuung durch die Tangente des EiDfaliwinkelH). In Praxis können allerdings bei la ersteren Verfahren kleine, aber unter allen Umständen belanglose

174 TreffecgeboJssa beim gefeohUmäliBigen AbtoiloDgasobiefiiea der Infaatorie.

Ungenauigkeitea beim Abk-seii von der Kur u- eiitöteheu. Jedentalis unterscheiden sich die nach den beiden Methoden erhaltenen Ergeb- nisse FOü einander nur aulaerordentlich wenig:

Die Spalte a enthält die Erirt Imi^sp nach di*r ersten, Spalte b nach der zweiten Methode.'} Au.s den ersteren sind durch Ahrundnng: auf 5 m die Zahlen der Z. 159 entstau n. Hiermit dürften die Zweifel an deren sachgemälser Abfassung alb bebeitigt anzusehen sein.

De.«» weiteren richtet sich die Kritik p:e^'en eine Ende der 80er Jahre von der Infanterie-Schielßischule heransfreir*^'heDe Tretferprozent- tahelle (S. Ö4ii des Maiheftes i Diese Zusammenstellung ist schon seil Jahren ad acta geleyt und lan^-*. vor Erscheinen des Aufsatzes in No. 380 durch eine andere ersetzt wurden, welche zuerst „nur fttr den Dien^stgebrauch" hestimint. später verößeutlicht und auch bereits im Anjj:ostheft (No. is:;, der „Jahrbtlcher" durch Herrn Generaileutuaut iiobne in priuzipieii zuütiuimendem Sinne besprochen wurde.

Demnach hatte die tragliche Zusammensteiluiij» uur posthumes Interesse. Es bleibt indessen noch festzustellen, dals sie keineswegs Durchschnittszahlen wie in jenem Aufsätze angenommen wurde , sondeni solche Prozente enthielt, welche tod gut ausgebildeten Ab* teilungen, hier also von Teilen der aas ausgesacbtestem Material msammengesetefeeii and anf einzig dasteliende HOlie individneUer SchieÜBkanflt gebraeliten Skammliompagnien der Infanterie-Sebielii- sehnle bei xiehtig ermitteltem Viair and unter günstigen Witternnga- nnd Belenehtongflrerbftttnisaen erreicht worden. Die Tafel gab also keine DnrebsehnittS' sondern HOcbetzablen. Sie war dem Ge- danken entsprungen, die Truppe vor nnmOglioben Fordemogen in

•) P's sind hi«»r/ii die Abgranq^wiukel des Gow 98 benutzt, welche sich in der oben Angezogenen Schrift von Krause S. 10 aufgeführt finden.

fintfemoDg

Td^'/oige TiefeustreauDg

600 700 800 1000 1200 1600 2000

a b

172 177

158 168

143 143

116 121

101 105

77 80

II.

TnÜeigeHmiaa» beim giifMlitoiDlssig«ii Abfc«jlinigBiohieas«ii der lotuM«. 175

sehüizei). In diesem Sinne ist sie auch bei den Kareen auf der Infanterie -Schiefsschüle besprochen und es ist aasdrtlcklich davor gewarnt worden, sie als Vergleich smafs st ab (\\r die Leistungen der Truppe zn henut/rn. Allerding« sind trotz fortgesetzten Wamens Mifsverständnisse in der Armee nicht ansgebUeben, und eben dieser Umstand hat zur Aulserkraftbetzung der Tabelle geführt. Aöf einem solchen Mifsverständnis beruht auch ihre nunmehr durch ein D»^iikt)latt reparierte Aufnahme in den „Leitfaden für den Unter- richt in der Waffenlebre auf den Königlichen Kriegsschulen".

Dem, was über die nachteiligen Wirkungen za hoher Darch- schnittsangabeu gesagt wird: Überschätzung der zu erwartenden eigenen nnd feindlichen Feuerwirkung^ im Kriege, ttbertriebene An- forderungen an ilie Truppe im Frieden, ist unbedingt zuzustimmen. Die iii Kede stehende Zusammenstellung wird jedoch von solchen Vorwürfen nur insoweit betroffen, als sie, entgegen dem Willen ihrer Urheber nnd entgegen der au mafsgebender Stelle erfolgten Aus- legung, zuweilen milsverstanden worden ist.

in.

Zum Schlüsse kommt der Herr Verfasser auf das Kapitel der „Wirkungen auf ethischem Gebiet'' zu sprechen, welche durch zu hohe Angaben über Feuerwirkung yerorsacbt werden können. £r nennt dies mit Recht „einen sehr heiklen Punkt". Wenn er aber fortfährt: ,wer heilen will ood wer gesood werden will, mute den Mut der Wahrheit beflttsen'S eo miilii ich als lobateritt gestehen, daft ich mich dem Gedankengange dieses Gleiebnisses nicht ansoUietsen lunn.

Gewifs sind »«Iirtllmer und Menselillobkdten*' vorgekommen, sogar ScUimmeres, nnd dergleichen kann niemals ganz ansgesdilossen sein in einer so irrofoen Armee, wo so grofser Wert anf die Treff- eigebnisse gelegt wird ; ich erkenne sogar gern an, dalh in der über- triebenen Bedeutung, welche diesen Ergebnissen roOgen es Ringe sein oder FMMsente hftufig beigemessen wird, eine nioht zn nnter- scb&tMnde Gefiüir liegt Gans entsebieden aber ist dagegen Ein- spruch sn erheben, dab die nicht wegsnleiignenden Einzelfälle stnflmren Doldens odtt Handelns als ein allgemeines Obel, alseine Krankheit der Ärmee^ gekennzeielmet werden. Vor solcher In- fektion sobttint ans nicht nur unsere sehr nachdrtteUich gehandhabte Hygiene, sondern aneb der gesunde Organismus unseres Qfltsierkorps.

Die von Herrn GeueraHeutnant Bolme vertretene Auffassung UUst sieh fernerhin m. K auch nicht durch die am Schlüsse (3. 646) mitgeteilten drei B^plele begrllnden. ZunSehst schehien mir die dortigen Angaben ftlr eine erschöpfende Beurteilung der FtfUe nicht

JakfMetor für dl» dMtoak» Ahm» nd Vaifa*. Vm. tm. 12

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176 Treftergebnia«« beim geteohtomli«si|rdn AbteiloQi^BsehiesseQ der Infanterie.

ansreiehend. So z. B. fehlt die Mitteilung der Schofszahleu, deren ReDOtais hier sehr wichtig ist; denn es leachtet ein, dals bei kleineu SfshnbBshlen sohos doieb wenige saviel gesttUie Treffer eine erheb* liebe Steigerang der Pimnte Temrsaoht sein kann« wobei solche Irr- tOmer dKreha«s niebt iramer ein aktim öder paasiTeB Verseholdcu. war Voraosaetnuig haben mltaseii. Von laleiesse wMre es aoch gewesen, zn erbibren* ob die IraglieheB Ergebnisse etwa von einem Pmftings- besw. Vergleichs- oder nnr von einem gewOhnlicben Ubangasehieben herrQhven, letsterenfoUs erscheint eine strafbare Ab- siebt wenig wabrschelnlieh nad eine etwaige Naehlüssigkeit wiegt sicherlich hier weniger sehwer. Aber selbst schlimmstenfalls bedeoten die drei Beispiele doch anch nichts weiter, als eine vereinzelte Aas- nähme unter jlihrÜch vielen tausend Illllen.

Schliefhlloli machte ioli weniger mit Bezng auf die drei Fttlle,. als Im allgemeinen besttglich sehr hober Treffenahlen der ße- merknog Banm geben, dafo der Herr Verfasser meiner Ansiebt and. Eifahmng nacb die Steigerang, weleher die Leistung vonflgUcber Scbtttzen, die ihr Gewehr genau kennen, anter günstigen begleitenden Umstanden, bei freigegebenem Haltepnnkt anf den nahen Ent- feraongen Übig Ist, dock ta gering bewertet. Nloht nnr die Höben-r streanng kann hierbei aalserordentlleh klein aosfalien, sondern anch der Koeffident, welchen die nach der Metbode von Generalleutnant Bohne errechneten Tteffenmhien gegenüber Sohtttienltnien, in Wirklich- keit da erhalten, wo avf die Scheiben vefkäHnismäTsig mehr Treffer entfallen, als auf die Zwlseheniiome, kann sehr erbebliehe Werte annehmen.

Ich erklite naehdrllcklich, dals mit dieser Bemerkung nnr tttr die Möglichkeit so hoher und sogar höherer Treff'ersablen, als sie X. B. die anter IL besprochene Tabelle fllr Kopfziele anf nahen Eni- feniungen angibt, eingetreten werden sollte. Nichts liegt mir ferner, als Bo hohe SchieiiiplatKergebnisse verherrlichen, oder auch nur als etwas Erstrebenswertes kenmseichnen zu wollen.

IV.

Es gibt ein sehr einfaches Mittel, alle und jede üble Wirkung- auf „etfaisc'beni Gobief* ein für alle Mal auszusehiielsen : Man ent- kleide die Trelferprozente der mafsgebenden Kollc, welche sie bei der Benrteiinng einer Trappe im Sobielsen leider immer noch spielen.

Soweit mir bekannt, ist anch die Infanterie -Schiefsscbule seit längerer Zeit nnd in den letzten Jahren mit wachsendem Nachdruck in diesem Sinne tittig.

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Twflwg»l>Bi6»e beim gefeehtamtoMgea AhtofliingaaohieBaaa der Anftmterie. 177

Es soll nicht etwa die Bedeutimg der Treffergebnisse verkanut werden; sie sind sogar sehr wichtig, nämlich erstens als imentbebr- licfaes Lehrmittel nnd zweitens als wirksamstes Hilfsmittel zur Belebung des Interesses aller Teile an dem so wichtifren Uit iist des gefechtsmöfsifren Schieiseuä. Aber zur Beurteilung der Güte einer Schielsleiatung, ingbesondere zar vergleichenden Bearteiinng, sind die Trefferprozentr an sich darchaas angeeignet.

Der Grund hierfür ist folgender:

Mälsige Verkürzungen oder Verlängerungen der Schufsw eite deren Ursachen weder der schieCsenden Truppe noch dem Leitenden zom Bewolsftseln kommen, sowie Fehler oder Irrtümer bei Bemessung der wirklichen Eutferuuugen von den verschiedenen Feuersveilungen bit> zu den verschiedenen Zielen, vermögen sehr erhebliche Ver- schiebungen der Tretferge bnisse zu erzeugen, und zwar uui so grölsere, je genauer geschossen wird.

Wie das des nähereu zu verstehen ist, zei^i das folgende Brudi- stück einer Trefferreihe; es gibt die Prozente an. welche eine Ab- teilung vorzüglicher Schützen mit dem \ isir 1200 m gegenüber einer maopshohen Scheibenwand zn erwarten hat, wenn die wirkliche Eut« fennnig des Zieles 1150 bezw. 1200 bezw. 1250 m beträgt.

KotferDDDg

1150

1200

1260

% 1

1 6

18

2.6

Man siebt, dals biei ein VisierleUer von 60 m, mag er ans dner V erleg^oiig der Sehnlsweifte infolge atmosiitiJIrischer oder sonstiger Etninrkaiigen oder ans einem Irrtum besQgUeli der Entfemong oder sebüelslioh ans einer Kombination beider berrorgegangen sein, eine sebr tiedentende Verringerong derPlrocente bewirkt, welcbe oogleiob gidiser ist, als die dnreh sehr viel sebleebteres Sehielsea an sieb enengte. Letstere erkennen wir sofort, wenn wir unter denselben Verbältoissen eine Abteilung mlttelmSisiger SobUtsen aebiefeen lassen:

ülotferoong

1150

1200 i

1250

/o

8

12 1

6

Befindet siob das Ziel auf VisierBehu&weite, so treffen allerdings die mittelmälsigen Scbtttsen weniger als die roizUglieben, aber bei Vorhandensein eines Visierfehlers sinken die Prossente der mittel- mitlsigen Schützen in sebr viel geringerem Mafoe, so dals sebon bei 60 m Visierfebler ihre Ergebnisse denen Torsttglicber Schlitzen Über- legen sind, nnd zwar bis zum Doppelten.

Da nnn wie schon erwähnt mäfsige aber dennoch auf die Prozente betrttchtUchen EinfluJs Übende Visierfebler, welche als solche

12»

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178 Trefiergebnisse beim gefeobtsmässtgea Abteiluag8sobies8«ii der Infanterie.

YteUiibt voll dOB SchieboideB noob von dem BeortelleDdeii riebtig erkannt weiden, bftnfig sa erwarten sind, so l&Irt sich ans den ▼oran« gegangenen Betraditangen folgern:

1. Beim gefechtarnftfaigen Abteilangsschiefsen kann leioht einmal eine vorsttgliok ausgebildete Abteilang eben deabalb,. weil sie Torzttglieb aebieist, sebr wenig treffen nnd anok Gefahr lanfen, tatsäeblieb nngltnatig benrteltt an werden.

2. Beim vergleiehenden Abteilnngaaebiefaen wird bäofig die sebleebter aehiefaende Trnppe, eben desbalb, weil sie sebleobter aehiefat, mehr treffen, ala die beaaer aehiefaende nnd anoh lataäebiiob gttnatiger beurteilt werden, ala dieae.

Aber niebt nur der aohleebter sebieiaenden A bteilnng winkt dieae Palme, aondern manebmal aneb dem Ptthrer, welcher ent- eehieden nniiebtige Mabregeln ergreift, während aeine Baohgemäber baadehiden Konkurrenten rieb mit einer geringeren Note bcgnttgen mttssen.

Hierfllr ein erlebtes Beispiel aua jttngster Ptena: Drei Kom- pagnien Ton etwa gleieber Seblelafertigkelt sehoaaen unmittelbar hinter- einander nnd unter den gleieben Bedingungen auf der festen und bekannten Entfernung 1800 m, Ziel eine Schtltaenlinie. Visierwahl war freigegeben. Bei glühender Hitie nnd leiebtem Wind von lialb- rttckwürta war auf betrSebtlioben Weitsehnla su reehnen. Infolge- dessen wühlten awei der Kompagniefttbrer die Viriere 1200 und 1800 m, während der dritte, entsebieden nieht gans aaobgemi&er WeiBe, mit den Visieren 1300 nnd 1400 m scbolb. Und siehe da, der Mtte ttberschols die beiden anderen nicht onerhebUcb. Diese eigentümliche Ersoheinung lieb sich nur dadnrch erklären, dafe der Einflals einer unergrttndeten und unkontrollierbaren Ursache dem Weitsehuis nicht nur entgegengewirkt, sondern ihn vermntlioh sogar überwogen bat. Zum Glück haodelto f s sich hier nicht nni einen Vergleich, sondern lediglich am ein Versuehsschiefsen. Wie aber wenn solche Umatilnde aneb einmal bei einer (relegenheit eintreten, wo die Trefferprozente einen weitgehenden Einflofs auf die Beurteilung der Führer and der Truppe aasttben!

Man sieht alao: Darob Berücksichtigung d^ einleitenden Vor- schlages würde man der Gerechtigkeit niebt weniger dienen, als der Zweekmftfaigkeit, der Moral oTid der Kameradsobaft.

Wir werden williger den Trefterprozenteii ein geringerea Gewicht bei Bearteilang der Güte einer Schiefsleistnng zuerkennen, wenn wir ans darüber klar geworden sind, dafs die Schiefisplatzergebnisse einerseits nnd das eigentliobe Ziel unserer Sehieisausbildung, nämlich

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Kavtlleristisohe Fragea.

179

das Treffen im Kriege aodereneito) swel gmodTeieebiedeDe Dinge eindy die wenig genng miteinander zn ton haben; denn dai eine isl ▼om andein nieht nnr qnantüatiT, sondern aneh seinem Wesen nach yerseliteden. Was im Frieden eine sogenannte nSehielskompagnie'* war, liat deshalb noch lange nicht die Anwartsohafl auf grolsartige Kriegsieistmigen in der Tasche, nnd omgeißehrt kann eine Kompagnie mil veeht geringen Sehieisplatsergebnissen, wenn sie nnr fllr das Kriegssehieben gnt TorgebOdet ist, im Felde gegebenenfalls den gegenflberstehenden Feind bei miüsigem Patronenanfwand glatt Ter> niflhten. Das kommt daher: auch die Bedingungen des Treffens sind im Frieden nnd im Kriege sehr Tcrscldeden, wie sieh das ans der Betraefainng der einschlägigen ballistisohen Momente in ihrer Weefaselwirknng mit den p^ehologisehen sweifeJsfrei ergibt

Ein nllheres Eingehen anf diese Verhftltnisse würde hier zn weit fuhren, nod ich sohlielhe mit der Bemerkung, dalh es eines der wesentlichsten Verdienste der neueren Sehieblehre ist, auf dem thea berlihrten Gebiete neue Gesichtspunkte nnd Ausblicke ersohlossea zu haben.

IX.

Kayalleristische Fragen. I.

Bin Yonohlag sur Vemieliniiig der deutsohm Kavall«rie,

Ton

Generalmiuor z. D. r. CiersdoiC

Vor knrzer Zeit ist eitie RrosehlJre des GenerRlmajors Otto ^Vorschläge zur Bildung einer kriegsreserve von Keilpferden ' er- schieuen, welche den Vorschlag brachte, die der deutschen KavaPerie zur Aulötellong für den Kriegsfall von 12 Kavallerie-Üivisioi eo (6 Regimenter za je 4 Eskadr(jns) nnd 48 Kavallerie - Divisions- liegimentern noch febiendeo 114 Eskadrons aas einer bereits im

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180

KamUeristMe Fragen.

Frieden gesidierieD Beseire an Mililllr|iferdeD bei Eintritt der Mobil- machimg m bilden.

Dieser wohlgemeinte and eiogeliCTd begründete VoieeUng erselieint dämm angreifbar, weil erstlieb dieaen nen anbostellenden EakadronB die anagebildete Fttbrersehaft an Offizieren nnd Unter- offiaieren fehlt, die dnreh Elemente ans dem Benrlanbtenstand nie ersetzt werden kann, wenngleich die Beimischnn": von Offizieren nnd Unteroffizieren aas der Aktivität eine gewisse Abhilfe schafft. Dem- nächst würden aber diese neoformierten Bskadroos den Friedens- eskadrone auch hinsichtlich des nicht ständig in Dressur nnd Training sich befindlioken Fferdematerials und der Mannschaften nachstehen, die doch nnr ans mehr oder weniger dem Dienst entwöhnten Reser* Tisten bestehen könnten; denn ein im Mobilmachangsfall onter- nommener Anstansoh zwischen Aktiven nnd Reservisten wttrde die Mobilmachang bedeotend erschweren nnd verlangsamen.

Da es unter der bestehenden Flnanzlajs^ im Reich kaum glanb- lich prschcint. dals die Korderang: von 114 neuen Eakadrons den Reichstag passieren wird. inulV nncb einem Modus gesucht werden, anter dem die oben erwähnte Anforderung der Aufstellung von 12 Kavallerie -Divisionen und 48 nivjsions-KnvnUerie-Keijimentem ohne einf so erhebliche Vermehrung gewähriiist^t werden kainu Dies erscheint dei Fall, wenn man sieh dazn entschliefst, diejenii^en Kavallerie-Kegimentpr mit sämtlieheti 5 Friedens-Eskadrons ausrllcken /n lassen, welche Itehut's Fornnerung von Kav;i!lerie(iivisiuii('ii Ver- wendnogfindea sollen, in diesem Fall wären die Kavalleriedivisioneii statt nns 6 Regimentern zu 4 Eskadrons nur aus 5 Hegimentern des Friedensstandes zu bilden und würden die Stärke von 25, statt 24 Esk:ulr(tns erreichen. Zur Bildung der 3. Brigade ist ein Regi- tueut m o Eskadrons beim Zusammentritt der Kavalleriedivision m kombinieren.

Eine so formierte Kavalleriedivisiun gibt folgendes Bild in der Treffeniorniation;

1. Treffen. 1. Brigaiie. 1. Regiment zu 5, 2. Regiment /m ö Eskadrons.

2. Tretfeu. 2. Brigade. 3. Regiment zu 4, 4. Regiment zu 4 Eskadrons.

3. Treffen. 3. Brigade. 5. Regiment zu 4. (>. Regiment zu 3 Eskadrons

(kombiniert aus je einer Eskadron des 3., 4., 5. Regiments).

Die Stärkeverliältnisse der einzelnen Brigaden sind hierbei voll- kommen den Antindemngen dw IVefientaktik angepatsl Allefdings ist ein T^effienweehsel aasgeseblossen. Dieser aber ist ein Friedens- epiel, weloher bei genfigender Anfklftrung niebt in Anwendung xn hotnmen braneht.

Sollen die Brigaden innerhalb der Difisiooen vor fiugelweisen

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Iümül6iiBtitdie Fngn.

181

Verwendung gelang'en, so g^ebort die Brigade zu 7 Eskadrons in die Mitte, die beiden stärkeren Brigaden auf die Flügel, um dort eigene 'Kesencn und Flankenstaffeluugen ausscheiden zti können.

Zur Ertii Iking selbständiger Aufträge während der Operation erscheint eine Brigade zn 7 Eskadrons zor Not auch noch stark penug, vorhin sgpsetzt, dafs man sjiarsiam mit Detacbierungen umgebt oder die Kriegsgliedcruni: einer Kavallerie-Division kann unter He- rUcksiübtigaDg möglichst gleicher Ötärkeo der Brigaden wie folgt formiert werden:

1. Brigade. 1. Kegiment zu 4 Eskadrons,

6. Uegiment zu 5 Elskadrons. (Formiert aus den 5. Eskadrous der 5 Regimenter der Kavallerie- Division.)

2. Brigade. 2. Regiment zu 4 Eskadrons,

a. Hegiment zn 4 Eskadrons.

3. Brigade. 4. Regiment /,u 4 Eskadrons,

5. Uegiment zu 4 Eiskadrons.

Die 5 Eskadrons der zur Formierung von Kuvaiieriedivisionen bestimmten Regimenter rUcken in der Friedensstärke aus. Die alten Remonten rticken, vom 1. Oktober mit ins Feld. In der WiDterperiode rttcken die bestansgebildeten, im Oktober des Vor- jahres eingestellten Rekralen TOm 1. März au mit ans. Die Be- krateDTakam vom EatiawiiDgBtermiDc te Beswfiflteo bis mr RekrnteneiiiflteUiiog ist mttgliebst absokincii. Vom Zel^nmkt ihier £iii8telliiiig bis zom 1. April weiden die Bekratea In der Winter- periode bei den Eskadrons dnieh Einstellung von Beserristen ersetzt und treten als attaehlert snr Eraats- Eskadron woselbst sie vorlSniig nor als Aibeitssoldaten Verwendung finden» oder sie werden snr Verf ügung der EisalsbehMen ToilSnfig In ihre Heimat entlassen.

Die Ersats-Eskadron besteht in Ihrer vollen Etats-Slftrke nnr ans Aagmentationspfenien und Reservisten. Ans dem Stande des Regiments weiden ihr Offiuere nnd Unteroffiziere sageteili Anber- dem treten sa ihr die jnngen Remonten, die kranken nnd dienst- nnbranchharen Pferde in mögliehst geringer Zahl

Als attackiert, wie vorhin gesagt, sind in der Winterpeiiode die Rekroteo, fslls es nieht vorgesogen werden sollte, sie vorttufig in ihre Heimat zn entlassen, auüberdem die kranken Mannsehaften des Regiments. Der Ersals für das mobUe Regiment wird seitens der Ersatz-Eskadron in der ersten Zeit des mobilen Verhältnisses nor dnreh Reservisten geleistet, deren genttgend vorbanden sind^ «um die aene Organisation lebenskräftig so gestalten. Selbst das

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KAvallflrittl8flii0 Fkigm

Zarttekgreifen au! jtlDgere Landwehrjahrgänge kann als kein Ü bei- stand aDgesehen werdeo, denn diese Leute atad in. Pferde aocb voll- kommen rüstig.

Erst dann, wenn die Kescrristen der Ersatzeskadron eine genügende Anzahl Augmeutationspferdc nndReraonten für die Rekrateu- ansbilduDg- /ngeritten habeu, werden bei dieser Rekruten eicgestellt, und erst nach Vollendung deren Aosbildang gründet sich der Ersatz für da'^ mobile Regiment nicht mehr auf Nachsendung von Reservisten^ sondern auf solche von Rekruten. Die Verstärkung der Feld- eskadrons zu 150 Pf< rdeii uud Köpfen wird den Regimentern grund- sätzlich erst nach vollendeter Fürmalion bei der Ersatzeskadron, aber baldmöglichst ins Feld nachgeschickt. Sie besteht ans den besten Pferden der Augmentation und den Heser^isten der jungereu Alters- klassen, die sich noch in voller (vaiiz(MuU)u[)^'^ betiuden.

Es ist er^'Ünscht, dals die Kavallerieregimenter, welche für Kavalieriedivisionen bestimmt sind, nicht dicht au der Grenze stehen, damit sie durch Abgaben für den Grenzschutz nicht geschwächt werden müssen. Die für die Divisionen bestimmten Regimenter können diese Abgaben besser Ubtruchmeii, weil dieselben erst später an den Feind koriiinen. Ebenfalls sind die für Kavalieriedivisionen bestimmten Regimenter von Abgaben für Zwecke der Pferdeaushebnng zu entbinden. Es ist dafür borge zu tragen, dais die Reservisten, welche in der Winterperiode an Steile der noch uuausgebildeten liekruten zo den Feldeskadrons treten, noch am ersten MobU- ma( hungbtag zum Truppenteil gelangen kännen. Für Beschaffung der Bespannpferde am ersten Mobilmachungstage durch Aushebung in der Nähe des Standüits, oder freihändige, kontraktlich sicher- gestellte Lieferung durch Pferdehundicr ist ebeiitall.s zu sorgeu. Auch hat die nötige Anzahl Trainsoldaten am ersten Mubilmacbuügstag bereits einzutreten. Mit der Fürsorge iUr die Feldequipage des Stabes des bei Zusammentritt derKaTallericdiTision neu zu formierenden Regiments ist das Schwester- Regiment der betreffenden Brigade za beauftragen.

Ad den KomeD der Mobilmachung der KavaUerieregimeiiter, welohe m den DivisioneD ala DiidBionskandleiie in traten haben, wird lüebtB geändert. Die 6. Eskadbni bldbt hier ab Enafaeakadien im Standort snrttok. Die vorgeschlagene Änderung der Mobilmaefanng der fkir KsvalleiiediTisionen bestimmten Begimenter ermöglicht es aber^ dalii Jeder Division im Kriegafali ein KaTalieiieregiment m 4 Esltadrons angeteflt werden kann.

Falle die oben yorgeechlagene nene Kriegsgliederung der fttr- die dentsche Armee als notwendig angestrebten 12 Karalleriedivisionea.

I

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KftvallerilklMilio Fngen.

im

ins Leben tritt, so kann die auf 119 E^kadiooi berechnete \ er- mebmng der deutBehen Kavallerie auf 58 EskadroDen yerringert werden.

Nene Kasememente and Garnisoneioriebtungen sind nur fttr 14 Regimenter nötig. Es bleiben bei den vorhandenen Regimentern keine Ställe noch Kasernen nnbenntzt, da s&mtUehe Begimenter zu 5 Friedens-Eekailrons formiert bleiben.

Der Obeigaog der für die KavalleriediyisioneD bestimmten Begimenter cor Kriegsformation ist einfach; die Höbe des Plerde- bestandes, mit welchen die Eskadrons dieser Regimenter znnitohsl an den Feind gdangen» ist keine geringere als die irttber bereehoete.

In Kaaf ta nehmen ist der Nachteil, den die Notwendigkeit mit sieb fthrt, das & Regiment der KaTaUeriedivision erat bei ihrem Zttsanunentritt formieren zo kOnnen. Indessen, solche Begimenter werden bei den FriedensUbangen der KaTalleriediTisionen Öfters ionnieit nnd haben dort ihren Dienst nie TCfsagt.

Nachstebende Berechnung beaweckt die Deckung des Stärke- bedarib der deutscben Kavallerie im Kri^^all nach dem im vor- stehenden AnfBata vorgeschlagenen Mohilmacbnngspriaslp nnd Kriegs- gUedemag nacbanweisen.

a) Berechnung unter Zugruudelage von Regimentern.

Bedarf: V2 Kavalleriedivisionen za 5 Regimentern 60 Regimeutt-r DivisionS'Kavallerieregimenter 48 Regimenter

Summa 108 Regimenter Im Frieden zurzeit vorhanden einscbl. des

komb. Jäger-Regiments z. H. 94 Regimenter

Es fehlen mithin nnd sind nen an formieren 14 Begimenter

b) Berechnuiifr unter Zu^^ruiideiegnng von Eskadions.

Bedarf; 12 Kavalleriedivisioneu zu 5 Res:imeuteru

zu 5 Eskadron«! (Hüintlicb im Felde) 300 £skadruus 48 Divisions - Kavallerie - Kej^imenter zu

5 Eskadrons (davon eine Ersatzeskadron) 240 Eskadrcii^

Summa 540 ÜSskadrons

Im Frieden zurzeit vorhanden (einscbl iels-

lich der Eskadrons Jäger zu Pierdc) 482 Eskadrons

Es fehlen mithin nnd sind nen au formieren 58 Eskadrons.

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Kavaltoilatlmlie Fngm,

II.

Sohafliing einer Kriegsreserve an Pferden für das dentsohe Heer.

Oberst a. D. Spohr>

In einer Zeit, wo die V ermehrang der Kavalieriewaffe auf der Tagesordnung steht, haben von sachv< rst uidi^er Seite kommende Vorsehläge, welche «ich auf da> im Titel gf nannte Thema beziehen, uiu SU mehr Anspruch auf Beaclituug, als sie mit der Lösung jener Frage gleichzeitig die als notwendig erkannte Vermehrung der Kavallerie organisatorisch und finanziell zu erleichtern beabsichtigen.

Es ist auch ganz uaturgeniäls, dal's iu einer auf der allgemeinen Wehrpflicht beruhenden Armee ein gewiaaer radikaler Zug dabin zielenden Vorschlägen eine besondere Amiehungskraft verleiht. Andererseits stehen der Ansitlhrung solcher wei%ehenden Orga« DisatioDeii, wie sie Genenl Otto In besag aof obiges Tliena in «einer Sehrift: „Armee-Remontiernng und Pferde-Anshebnng, 'Vorschläge snr Bildung einer Kriegsreserve von Hilitttr- pferden'' (2. nenhearbeitete Anfinge, Berlin nnd Leipzig, bei Fr. Lnckhudt, 84 S. gr. 8^) plant, doch manebe Hindeimsse entgegen, welche dner besonderen Würdigung bedOzfen.

Ein nicht m unterschättendes Verdienst der Schriit des General Otto ist aber zunächst, dab dureh ihre, allerdmgs vielfaeh nur aof ^bftfKung beruhenden statistischen Angaben und Bereebnungen ÜbelstBnde erneut ans Tageaüeht gesogen und einer kritischen Beurteilung ausgesetst weiden, deren durchgreifende Abbttlfe wehl Jeder Reorganisation unserer KavaUeiie voranegeben mala, aber auch bei gutem Willen keineswegs schwielig ist.

Da filllt zunächst die Hohe der VerluatsUTer auf, welche der Herr General, als alljährlich den Ffierdestand des Heeres trefliend, seinen Berechnungen sugmnde legt

W^enn er gidch anfangs (S. 6) Ton den, den Friedensstand bildenden, 105443 Dienstpferden nur 81(X)0 als kri^branchbar Annimmt^ so scheint das doch einigermafisen Übertrieben. Bis jetzt wird der Ausfall von abgestandenen, dienstunbrauchbaren and aus- rangierten Pferden jährlich durch rund 10500 Remonten gedeckte Da nun der Abgang an gefallenen und dienstunbrauchbar gewordenen Pferden in den letzten 20 Jahren durohachnittlich rund 4°/o betrug, also rond etwa 4000 Pferde, so würden immerhin bei einer Mobilmachung im Fräbiabr von den weiterbin im Herbst noch auszurangierenden

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KtvaltoilstiMhe Fngwi.

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*6500 Pferden iniDdestens 5000 noeh als kriegsbniiicbbar sn reohneo -sein, 80 dafs einscblielslich der jflogsten RemoDten mnd etira 100000 kriegebranchbare Pferde Terbleiben. Reobneft man den Jüngsten Jabj^pang der Remonten ab was nacb dem Sy entern des Generals Otto, der die Remonten nach 6 monatiger Ansbildang als völlig kriegsbranohbar einstellen will, eigentlich nicht n^tig ist 80 würden immerhin ca. 90000 kriegsbraachbare Pferde yerbleiben.

Noeb aofiallender stellen sieb die darobsobnittliehen Veiinst- '/iffern, welche der Herr Verfasser uns S. 14 in einer Tabelle vor- tührt. £r berechnet dieselben mit 5**/o jährlich Hir den ersten Jahrf^ang nnd läist sie bis zum 10 Jahrgänge auf 17^/o steigen, so dats sich bei einer jährlichen Einstellung von 28697 Remonten auf 10 Jahrgänge berechnet, eine Kriegsstärke von nur 207061 Pferden, also ein Vortust von ca. 80000 Pferden (286970—207061) binnen 10 Jahren ergeben würde.

Dals aber eine Pferdepflege und eine V eterinärkunde, die einen solchen Verlost von fast (2H"i'j) rIIot ein- ireetellten ri'crdf in 10 Friedensjahre u zur Folge hätten, einer r it □(! J i chen Keiorm bedürfen, das wird wobl niemand in Zweilel ziehen.

Nun ist aber die Aimahine des Herrn Verfassers, dafs die Kj:iegsur)!)iauchbarkeit der Pferde pro j) ort ioual mitdem Alter stetie: zunehme, dorcbaos irrig. Im Gegenteil: nach erledigter Kemonten- ansbildnno: nimmt bei eini«?emiafsen vernunftiger Gesundheitsplle^^c •die W iderstandsfähigkeit der Pferde vom 7. bis zum 12. Lebensjahre ständig zu, bleibt dann unter ^rlcieher Voraussetzung bis zum Ii». durchRchnittlich konstant und nimmt dann erst bis zum 24. wieder langsaii] ali.

Wo da« anders ist, da trägt daran alle in falsche Pferdepflege und eine leider noch in mittelalterlichen Anschauungen befangene auf Verwendung von innerlichen und äuiseren Giften beruhende Heilkunde die Schuld.

Von den im Alter von 8- Jahren vorhandenen Pferden der Stabswache Kaiser Wilhelms 1. haben sich im Kriege 1870/71 die 12— 16jährigen geradezu am besten bewährt und die Palme hat unter diesen ein 16 jähriges davongetragen. Diese ganze Truppe aber hat bei gröfsten Anstrengungen dii mindesten Verluste gehabt.

Der zuli tzt als Kommandeur der Gardekavallerie- Division im Dienst gestandene Generalleutnant von Hontheim hatte den Grund- -satz, nur 12jährige Pferde für sich selbst zu kaufen. „Wenn diese gesund und knocbenrein sind," so änfserte er, ),daun halten sie .mindestens noch weitere 12 Jahre.^'

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KavaUeristimbe Fugen*

fch ritt 1850 bei der Mobilmachnng im Winter eine iöjährige SeDoer-State, welche im Dezember bei Soest ein Kirchtnrmrennen, bei dem mehrere 15—16 Fafs breite Hohlwege übersprungen werden raofsteii, als Sit^^eriii glänzend absulvierte. Dieselbe wurde 1860,. damaid 2b Jahre alt. ausrangiert, von einem sehr flott reitenden Stabsoffizier der Artillerie, Major G., gekauft and bis zu seinem o Jabre spater erfolgten Tude im Dienst geritten. Sie war auch damals noch ein Uberaus leistungsfähiges Pferd.

Als der ehemalige luKpekteur der 4. Artillerie-Inspektion, Generalleutnant von Köhl, starb, wurde sein damals ;iO]ahii;rer Hengst von einem begeisteittu .^purtamanne gekauft, iu ät-iuem Temperament aber noch immer recht heftig und schwierig befunden.

1871 kaufte ich einen 12 Jahre alten und mit „Strablkrebs** auf beiden Vorderhnien behafteten Gieljndiscky'er Wallach. Nachdem der „Strahlkrebs** in natorgemäfser Kor binnen 2 Jahren beseitigt war, ohne dab der Wallaeb deslialb auch nur einen Ta^p rersagt hittte, ritt ieh das edle Tier nooh 8 Jahre bis za meiner Zar- dispodlioiitteUnng. leb babe b diesen 10 Jahren in den 4 grolseQ Garnisonen, in denen iob stand, niemais ein Pferd geibnden, welebea im Trabe nicht von ihm geseblagen worden wUre, nnd als ich ihn 1681, damals ab 22jährigen, Terkanfte, sebrieb der neue Besitzer 2 Jahre später, dals in seinem ganaen Beiirk iLein Pferd sei, welehes er nicht als Beit- wie als Tilbnxypferd aastrabe.

Ja, ich habe ein Pferd gekannt, weiches 1804 geboren nnd 1808 TOn Napoleon 1. dem damaligen Miyor und Kommandeor des 4. franaOsiseben Hnsarea-Regimenta H. gesebenkt, nachdem dieser es als Oberst 161S als einaig ttbriges ron seinen 6 Pferden ana dem Bttekinge ans Bnbland gerettet, ron ihm noch 1862 (alsa 58 Jahre alt) tIgUeh am die Wallpromenade in Mttnster i. geritten wnrde.

Nun mag man alle diese Pferde itlr besondere Aosnabmen er- klttren, das aber steht nach meiner nnn mehr als 60jfthiigen £r fahrong bezüglich Dauer and OebranehsfiQiigkeit Ton Pferden fest,, daib diese „Aasnahraen" weniger der besonders wider- stand sf Ith igen Eonstitation der sie bildenden, als der kflnst» lieh abgeschwächten nnd beeinträchtigten aller ttbrigea Pferde anzasebreiben sind.

Wenn ein geistvoller Franzose vom Heawben gesagt hat:- »L'homme ne menrt pas, ü se tae**, so konnte, man von den Pferden sagen: nies ehcTanx ne menrent pas, ils sont täte par l'ignorance de lenrs possesseors'*. Unwissenheit nnd Arzenetaberglanbe- toten sie. £s würde daher nicht schwer sein, namentlich in der Anne»

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Kavalierisüsehe Fragen.

ibl

dnreb EiBfUbraog einer „natorgemälsen Gesandbeitspflege" <S« 3* Auflage dieser meiner Schrift, erschienen bei Sobmorl & t. SeefeM Haebfolger 178 S. Pieis 2 M.) die Pferde doiebsehntttlteb bis zDm 20. Lebensjjahre felddienstlftbig za erhalten. Und diese Reform halte ich für diejenige, welche unbedingt den von Oeneral Otto gemachten Vorschlägen roransgehen nnd sn« l^rnnde gelegt werden mttlste, wenn letztere anch in dem, dnreh die Bticksieht anf die Kriegsbranchbarkeit unserer berittenen Truppen erforderten, abgeschwächten Mafse 2ur Binftthrnng gelangen sollten, ohne nnsern finanziellen Ruin berbeizufllbren.

Die Vorwhliige des Herrn Generals lauten knra gefSabt: „Bin- ftthrnng einer nnr vieijährigen aktiven Dienstseit ftr Kayallerie- und ArtiUeriepfeide» Einstellung einer ca. dreifachen Remontezahl, wie gegenwärtig, nnd zwar TolQährig (Im Alter Ton 5Vs BV» Jahren, Aasbildung dieser Remonten binnen 6 Monaten und weitere 6e- nutning als Tmppenpferde bis nach Ablauf des 4. Dienstjahres, dann Verkauf unter der Bedingung, dars sie vom Besitzer noch 6 Jahre lang als Anneereserre sur Verfügung der Armee im Falle einer Mobilmacbang (gegen Entschädigung nach Taxe) and unentgeltlich za einer jährlichen etwa 8w0chigen Übung gestellt werden mtlfsten."

Aof diese Weise will General Otto die oben berechneten ca. 207000 Pferde fUr den Kriegsfall ausgebildet bereit stellen bei einem Friedensstande, der dem heutigen von ca. 105500 Pferden entspricht, aber bei einer jährlichen Bemontierung von 28697 Pferden.

Er heroft sich dabei teils auf die schweizerische Kavallerie, teils anf die in Osterreich mit 6 Landwehr-Ulanen-Regimentern und Tuit den 10 ungarischen HouTedhasaren-Begimentern gemachten Er- lahrungen.

Nun i.st die sch^veizerische Kavallerie eine reine Miliz-Kavallerie, die den Ordonnanz lif nst und zur Not auch den Dienst als Divisions- knvallerie unter den örtlichen, die Tätigkeit der Kavallerie aulser- ordentHch beschränkenden schweiz»^rischP!i Verhältnissen allenfalls zu versehen vnrraag. Die Kavallerie einer Örofsmacht aber, die sich auf riietien Standpunkt /nrllckschnuibeo liefse, wärde damit <;eg:enHber den Kavallerien all- r aTuieren Grolsmächte förmlich ab- danken und eine traurige Rolle spielen.

Die Leistungen der ungarischen Honvedhusaren- Regimenter stehen auf einer schon wesentlich höheren Stufe, was sie besonders ihrem von Jugend auf des Reitens und der Pferdepflege kundigem

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KiTnlleriitiaeli« Fngn.

£raate ad Mannschaften yerdankeo. Ibre Remonten werden aller- dings nur 6 Monate lang ansgrebildet, dann unentgeltlich an PriTate- ausgelielieOf die sie alljährlich zu dreiwöchigen Übungen stellen, müssen, woran! sie nach 6 Jahren ihr volles Eigentum werden. Die Stuten werden meist von Königlichen Gestütshengsten belegt und so für die Zucht nutzbar gemacht. Die Leistungen dieser Houved- husaren-Regimenter sind, wie mich der Augrenschein in llng-am belehrt hat, denen der schweizerischen Milizkavallerie zwar entschieden, überlegen, werden aber in Ostcrreich-TInirarn selbst, ebenso wie die österreichischen Landwchrulaneu-Kegimenter, nur als ein Notbehelf angesehen, welcher die i'inanzen des Staates wesentlich entlastet, aber keineswegs eine der Liüienka?allehe gleichwertige Waffe hentellt.

Beurteilen wir die Vorschläge General Ottos vom Gresichtspunkte unserer Verhältnisse aus, so würden der 3. und 4. Jahrgang, letzter^T vollständig, ersterer etwa m 7:i <i'^ Rekri!ten]>t'e: (Ic hcTMit/t werden müssen, der Kest des 3. und rler .);ihr;:aug wiirdcu wohl einer Korrektor be/w, einer wiederhültrn iiciinmU'dressur bedürfen, sodals der Wint^ rreitdienst der Schwadronen in Rekruten-, Uemonte- und Korrektur-K.iaäseu zerfiele. Dafs nach solcher ZusanniiPiisr-tzun^- der Schwadronen deren Exerzieren im Frühjahr und später das Kegimentsexer/ieren wesentlich iiDttr die jetzige Höhe herabsinken roülste und unser obiges Urteil rechtiertigeu würde, ist wohl un- bestreitbar.

Die verkauften Pferde des 5. Jahrganges, welche tiach den hier hesfiroehenen Vorschlägen noch 6 Jahre lang als Armee-Reserve zor L)is})obitiun des Staates im Falle einer Mobilmachnnp- bleiben sollen, will General Otto in 2 Serien zu 3 Jahrgängen teilen, von denen die Pferde der jüngeren Serie nnr innerhalb des Arme«'- korpsbezirks, die der älteren S< rie alier i ii ii c rh a 1 b des ganzen Deutschen Reichs weiter sollen verkauft \serdeü dürfen.

Das würde nicht nur die Kontrolle ungemein erschweren, soridi rn auch allen möglichen Kuusigrilleü der Besitzer Tür and l'or ötiiu n,. um sich durch relative Kriegsnnbraucbbarkeit das baldige TÖlUge Eigentum der Pferde zu verschaffen.

Die Erfahrungen, welche die preulsische Artillerie nu tangs cier 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts Seemacht hat mit dem unent- geltlichen Ausleihen von Pferden an Landwirte zur beliebigen Be- nutzung mit der Verpflichtung, sie gut in Futter und Pflege zu halten, sie aber bei einer Moliiliiiachung der Artillerie zurUckzusteiieu, sind so ungünstige gewesen, dals man nach 2jährigen Proben diesen. Versuch endgültig aufgab.

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Kavallerifttlaolie Fngon.

Dabei bat doli die Bediogoi^, dals bei Eintritt irgend einer V^tenng oder EranUieit sofort der Tieranct vx Rate gifzogeft werden raolste, keineewegs so ntttdieh erwieteo, wie der Staat vorannetrte. Das kann aneh nnmOgUob der Fall sein, so lange die Veterinärkande an einer Heilmetbode festbttlt, die ea für jeden er> fabieDen Pfeidebesitzer zur stehendeo Regel hat werden laflsen^ ,|eiik einmal tieiiintlieb behandeltes Pferd baldmögliehst za rerkanleD/'

Erst, wenn richtige Grandsätie ttber Pferdeg:csiiDd> heitspflege and KrankbeitabebaDdlnng in der Tierheil- kunde Eingang gefunden ond damit aneb den Pferdebe- sitzern geläufiger geworden sein werden, kOnnen die Vor« aebläge des Herrn General Otto in ihrem gesunden Kern aar AnsfUhrong gelangen. Bis dabin würde jeder Versuch in dieser Richtang jenen ,,2. Schritt Tor dem ersten" bedeuten, den Friedrich der GroTse an Joseph IL so sehr tadelte.

Der gesunde Kern der Ottoschen Vorsehläge erfordert aber zunächst eine engere Begrenzung derselben in der Richtung, dals einerseits die gründliche Ausbildun^r der Kavallerie un«I Artillerie- /u ihrer taktischen und strategischen Verwendung: nicht nur nicht Schaden leidet, sondern durch den Zuwachs von mit gründlich aosgebildcten Reit- hezw. Zugpferden ausgerüsteten Resen r Kiivallcrie- und Artiilerif -Kf^imentern einen namhaften Zuwachs * iluilt, utuic daüs die l' inauzen des Reichs Uber Gebühr angegrlfien werden.

In einifjren Punkten muls ich dabei allerdino:s von Ansichten ausgebeu, weiche von denen des Crenerals Otto ziemiich, aber in gtinstiger Richtung abweichen.

Nach meiner Erfahrung lassen sich bei einigermafsen vernünf- tiger Pferdepflege und Krankheitsbehandlnng (s. in dieiscr iieziehung die neuesten Auflagen über „Bein- und Uufleiden der Pferde", l^eipzig bei Arvved Strauch, und „Innere Krankheiten der Pferde etc." bei Schuiorl u. v. Seefeld in Hannover) recht wotil die Abgänge an abstehenden und dienstnnbiauchbar werdenden Pferden von ihrer jetzigen Hübe von l°/o auf 2 hk i'/a^/o herab- mindern, wie sie denn schon vor ca. (JO Jahren nur zwischen 1 2"/^ schwankten. Ebenso ist die Einstellung der Kemunten im Durch- schnittsalter von 5 Jahren (4V2— «^V«) der von General Otto vor- geschlagenen im Alter von 6 (5'/g 6'/2) Jahren, entsohteden vor* anziehen, sobald eine rationelle Auabildong stattfindet Denn das- unausgebiidet 6)fthrig gewordene Pleid setat mit seinen aelb- stindig, nieht mit fitteksieht auf seinen demnäebstigen Beit- and Zuggebranoh, ausgebildeten Muskeln, der Dressur vidfaek einen Widerstand entgegen, welcher weit schwieriger zu

Ksvatl«rftllMha nragvB.

bewältigen ist, als bei dem jttDgern 4^2— 5 Vi jährigen Pferde, was die Aosbildoog recht erbeblich erschwert, nicht selten aber die Ent- stehnng von Knochen- und Gelenkfehlern begrttnstigt. Andrerseits werden g'erade bei rationeller Dressur (s. rnpine Schrift: Die Lo<rik in der JJfMtkunst. I Teil: Die Rezieh u n pr-n der Reit- und DresHurhiÜeü zur aiiätornischen Mechanik des Pterdes. (Stuttgiut bei Schiekhjmit ii. KUwr 190B), bei dem jungen Pferdt* seitgerecht und mit f.eichtio:keit die Muskeln gerade so gettbt, wie sie seinem kihittiiren riehraneh besonders dienen.

Sodann muls nach drr S. 28 gemacliten. offenbar anthentischen Anj?abe, wonach 1899 der prentsischen Renionteaukaufskoiüiiiission 21 806 Pferde vorgeführt, von denen 8000 lleraonten angekauft wurden, stark bezweifelt werden, dals das Deatsche Reich 28695 ii)onten jährlich, wie sie die Ottoseben Vorschläge fordern, Uber- haupt aus eigenen Beständen anfznbringen imstande ist. Es wtirden wühl 8000 1 ()(>()() Pferde im Auslande angekauft werden müssen, wenigstens in den ersten Jahren. Es hleilit aber liuch zu bezweifein, dafs sieb bei den jetzi^^eii Kulturverbältnissen Deutschlands die Pferdezucht in absehbarer Zeit so bedeutend heben würde, um diese Anzabl jährlicher Remonten m liefern.

Was aber die sich daran kntlpfeude vom Verfasser selbst als ^erbeblich^ bezeichnete Vermehrung der Remontedepots betrifft, so würde sie durch die Termehrte Anshebnog auf das Dreifache ^es jetzigen Bestandes wacbseD^ aber dureh das dorcbscbmttlich am 1 Jahr längere Verweilen dieser groDsea Anxabl Pferde in den Depots anf das 4^^ fache gesteigert werden, was» abgeeehen von den enormen Rosten, noeh gewaltige Sebwierigkelton in Bezug anf Auswahl der Orte nsw. naw. hervormfen würde.

Ebenso würde der Vorschlag S. 21, allen Snbaltemoflisieren je a Diens^rde tn überw^en mit der Verpfliditong, naeb 4 Jahren das betreffende älteste als BesenreofiBElerpferd nnter den oben ge- nannten Bedingungen sngonslen des Fiskns zn veikaofsn, im Ver- gleich za dem bestehenden Hodns viel höhere Kosten herFormfbn and den Bedarf an Remonten noch um ea. 2000 SMek jShrlleh er- hüben.

Dafs der anf das 2*/»— S&ehe gesteigerte Bedarf an Bemonte- reitem dnich den r^;en Diensteifer nnd das P0iehtgefllhl der Es- kadronS' nnd Batterieebeb ansingleiehen wiie, wie dar Veiftaser <S. 31) glanbt, wird kein Erfahrener nigeben. Der dabei iß. 82) gegebene Hinweis auf die Schriften 0. t. Hontetons nnd Schilling 7. Cannstadts Ist nicht sntreffend, da gerade diese beiden Herren einer sehr systematischen 2 jifarigen Remontedressnr das Wort reden.

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Kavalleristiaohe Fragen.

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Selbst durch andere, der anatomiscben Mechanik der Pferde g:eoaa an^epalste uod daher weit schnellere und sicherere Resnltate er- gebende Methoden (s. oben meine betr. Schrift; wäre diese Schwierig*- keit deshalb nicht anszog:leichen, weil die dadurch iu kürzerer Zeit erreichbare Sicherheit and Vollkommenheit der Ausbildung eine iiin so i,'riuulJi(' hc rc und Verständnis v uiiere Ausbildung der Keniontereiter voraussetzt.

Dals der 28 geraachte \ orschlair, als Kemonten grundsätzlich nur Stuten anzukaufen und alle Stuten des ältesten Jahrganges vor dem Verkauf durch Hengste aus Staatsdepots decken zu lassen, unausführbar ist, beweist schon der Umstand, dafs so viele Stnten überhaupt nicht zu beschaffen sein würden. Und was sollten dann die Züchter mit ihren Hengstfohlen anfangen? S. 29 wendet sich dann der Verfasser auch so sehr dem gegenteiligen Gesichtspunkt zu. dafs er anerkennt, es sei für den Krieg am besten, grund- sätzlich nur Wallaobe als Remonten einzustellen, ein Vorsclilag, der natürlich ebenso unausführbar ist.

Dagegen ist der Vorschlag, alle zum Verkauf kommenden Stuten vorher durch Btaatsbengste decken «a lassen, ansftthrbar, natzlioh and ohne alle Bedenken. Geschieht dieses Decken zeitig im Früh- jahr (März/April), so werden die Tiere fDr dasseU>e Jahr ?01lig kriegsbranebbar sein and erst im Jannar/Fehmar des nSelisten Jahres einiger Schonung bedlifen, Haben itoeh meine bei 6 Mobil- machnogen nnd in 2 grofsen Kriegen gemachten Ei&hrungen er- geben, dals selbst hoehtrftchtige Stoten bis snm letsten Moment im Dienst anshieiten, gesnnde Fohlen xnweilen noch nnYermntet zur Welt brachten nnd, nnr wenige Tage Tom Beit- nnd Zugdienst rerschont, wieder aUes mitmachten.

Dagegen halte ich wieder die Annahme des Verfassers (S. 28), dafs der bisher JShrlieh durch den Mindererlos ans den ausrangierten Pferden ungedeckt bleibende Teil der Remonteankanftkosten, den er anf 8 MiUionen Mark berechnet, doreh den Yerkanf des nach seiner Reehming schon nm ea. 5000 Pferde Tormlnderten vierten Jahrganges (23824 Pferde) völlig gedeckt werden würde, für viel an oplimistiseK Dafs diese nnn 9— 10 jährigen Pfeide gegen ihren Einkaufspreis von 1000 Mk. so viel mehr erbringen sollten, nm den Yerlast von fast 6 MiUionen Hk. zn deeken, erseheint selion doreh die an ihren Yerkanf geknüpften Bedingungen völlig an^gesohlossen.

Um aber naeh all diesen Ansstellongen nioht dem Vorwmüe des „Ja critiqoe est aisöe** zn verfallen nnd dem gesnnden, für nnsere dnieb die politische Sitoation Dentsohtands forderte hohe WehrfUiigkeit hochwichtigen Kern der Ottosehen Yorschläge

Jktiibioktr tu 41* 4«BtNkt Aimt «od lf«ilMb R«. 189. 18

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Kavalleriatische Frage».

Gerechtigkeit widerfahren zu laeseii, mOehte ich dieselben hier dem- Ijeser in derjenigen modifiderten Gestell kurz rorfOhreDi wie sie- sich woU anter der Voranssetsnng einer gründlichen Reform^ der Gesundheitspflege der Pferde io gesunden and kranken. Tagen der annmginglieh nötige "erste Schritt ver- wiikliefaen lassen würden.

Die nachstehende Tabelle, welcher eine Remontlerang von 16000 Pferden (statt bisher 10500] ssngrande gelegt ist, ergibt fttr acht erste JalugKnge die F^iedensstttrke der Aimeepfeide mit 109124 Pferden (mehr gegen jetst 3681 Pferde) und in den folgenden 6 Jahrgüngen dne Kriegsreserre von 70498 Pferden. In Kolonne 4* ist der jährlich entstehende Abgang in ^/o vnd absoluten Zahlen er- sichilich.

1. Frie- dens- sUfke

Jahr- gMg

Leben sj ah le der Pferd©

.Ifthrlipher in Zuiiicu

Zahl der Pferde

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&V2-6>/.

30/0 od. 482

14 400

liche Abgang

III

6i/a-7i/j

2 O/o od. 280

18988

in der ganzen

IV

20/, od. 274

18688

Armee wflrde

109 124 V

V

20/0 od. 268

18414

daherbetragen

1

VI

20/0 od 268

18146

2628

VII

lO'/s— ll'/2

20/0 od. 268

12 888

Pferde oder

VI ! 1

ll'/j -121/5

•jO/„ 0.1. 253

12 625

2.410 n

II.

Kriegs- 1 reserve 1

70498 /

IX X XI XII XIII XIV

W!., -in>/j

14»/8-16i/, 15i/r-16«/,

16V,-17«/8 17«/,- 18»/,

20/0 nd. 248 2% o«i. 248 20/0 od. 288 20/0 od. *i88 8 0/0 od. 842 4«;o od. 448

12 872 12 124 U881 11648 11410 11068

Der jähr- liche Verlust

i. d. Hef- bi - trüge dahüi; 1 747 Pferde od. 2A^% d. £lee.-Best.

Ich gebe zu dieser Tabelle nachstehende Erläoternngen:

1. Die um rund 4500 Pferde vermehrte Kemontienmg wttrde Deutschland wohl aus der eigenen Pferdezucht vOllig ohne Schwierigkeit decken können.

2. Der Friedenspferdestand wUrde sich mit 66000 Pfeideo auf die Kavallerie = 120 RegimeDter k 5 Eskadrons ä 110 Pferde* und 43124 Pferde auf Artillerie und Train verteilen.

n = 86 877 Pferde. *) um Pferde.

Kavaiieriiititiohe Fragen.

3. Um «118 den 600 Fiiedenssehwadmeii & 110 Pferde, 480 Fbldsebwadronea k 160 Pfezde imd ISO finatzflohwadroiien 4 120 Ffeide sa bilden, wllide a) die als Eraaluchwadzon des beMfenden Rej^imente beetinmte antser den 15 Pferden ibrer jttngsten Bemontiermig noeb 15 Pferde ibiee Friedens- Standes bebalten, daan je 60 Pferde, im ganien 6000 ans den 8 jüngsten Jabxgingen der Feldreserre einaieben ond sieb dnreb je 40 Bemonten anf den Stand von 120 Pferden er- gioien; and b) aUe Feldsebwadienen je 20 Pferde von den Evsainobwadronen (pro Regiment also 80, im gansen 9600 Pferde) nnd ebensoviele f^fbrde ans dem jüngsten Jabrgaiige der Feidieserre eimdebeo.

4. Bs werden sonach den a jüngsten Jahrgängen der Feldreserre (mit in Snmma 86877 Pferden) entnommen werden: 9800 Pferde ffir die Feldsebwadronen nnd 6000 Pferde für die Brsatisehwadronen, im ganaen 15800 Pfierde: ?erbleiben würden ans diesen 8 Jahrgängen noch 20577 Pferde.

ö. Diese mit dem Bestände der 3 ältesten Jahrgänge, nämlich 34 120 Pferden, im ganzen rund 54500 Pferde, würden noch 27 600 Pferde zor Bildmig von 46 Feldreserve-Kavallerieregi- mentern k 4. Schwadronen zu löO Pferden hergeben können, worauf noch 26500 zur Komplettieroog der Artillerie ver> bleiben.

Auf diese, wie auf die des Traiii.s naher einzugehen, ist vor der Hand überllUseig, solange die mit der Nenbewaffnuug dei i eldaitillene mit liobrrücklaufgeschützen innig verknttpfte Frage, oh die liatterien mit 4 oder 6 Geschützen ausgerüstet werden sollen, noch nicht gelöst und beim Train dessc-n wohl sicher aof ^j^ seines Bestaiides anzuschlagender Ersatz durch Automobilfahrzeu^r nicht feststeht.

6. Die zur Fekire>f r ve Ubertretenden Pferde würden wohl /weck- ffläfsig nicht mehr vp rk.au fen, sondern an zuverlussiiTc Landwirte und Pferdebesitzer unter nachstehenden Bedingungen zu verleihen sein:

a) dri l'f sit/er verptlii htet sich, der ausleihenden Militärbehörde »Stand üi t und \ ( r weudungsweise des Pferdes bekannt zu i:( bt ji. rs iKich (lein staatlich zu erlassenden Keguiatir sorgfältig zu ernähren und zu verpflegen;

b) er verpflichtet sich, das Pferd im Falle einer Mobilmachung an dem bestimmten und ihm alljährlich bekannt zu gebenden MobilmacbongstaKe am bestimmten Ort onentgeltlioh m

18*

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194

K«y«|]«lstiaeli« Fragm

prestellcD, cbeDso auf Erfoidem alljäbrlioti einual za einer dreiwöchigen IJbang;

c) er verpflichtet sich terner, das ?ferd alljährlich einmal zur Kontrolle dem von Staatswegen bestim inten Aashebaogs- kommissar auf eine W Tage zuvor an iho ergehende Auf- forderaDg an einem bestimmten Orte vorführen, auch sieh eine unvorhf rirest hciie Kontrolle am Standort des Pferdes jederzeit gefalien zu lassen;

d) er hiuterlegt eine Kaution von 10()\) Mark pro Pferd, von welcher ein aliqooter Teil verfällt, wenn nach dem Urteile der Pferdeaushebungskommission auf Antrag des Musterungs- komniissars das Urteil gefällt wird, dals die Haltung des Pferdes eine na chlässige, gegen die Pflichten eines ordent- lichen Besitzers verstol'sende gewesen ist. Zugleich kann ihm das Pferd dann abgenommeu und einem andern Aus- ieiher Ubergeben werden. Auf jeden Fall ist die Kantion wieder auf ihren vollen Betrag ergänzen. Die Kaution vertallt ^aiiz dem Staate, wenn das Pferd im üienste des Besitzers absteht;

e) nach 6 jähriger Dienstzeit unter vorstehenden Bedingungen geht das Tier in das unbediugte Eigentum des Eat- leihers Uber und die hinterlegte Kaution wird ihm znrttolsgegeben.

Der Entwurf dieser Bedin^uu^i u dürfte einerseits zei{j;en, worauf die Kontrolle sieh erstrecken und wie sie im ganzen eingerichtet werden mufs, andrerseits aber werden dieselben im Verein mit dem unter a) erwähnten staatlichen Regulativ viel dazu beitragen, eine richtigere Schätzung and Werthaltnng des Pferdes, wie eine Ter- nttofligere Pferdepflege in der Bevölkerung zn verbreiten.

Nur eine solche seharfe und wirluame Kontrolle mid der evenl. fast kostenlose Enrerb des Tieres dnreh den Besilser würde imstande seini einen wirklieh branehbaren Stand von Res^e-Kiiegspferden an gewährleisten. Der bedingungsweise Ankmnf derselben dnreh die Besitzer mit dem Rechte des Weiterverkaufe wlirde sowohl die Preise ttber Gebühr herabdrtteken, wie den anverlXssigen Bestand einer solchen Feldreserve an Kriegspferden in Frage stellen.

Vergleiehen whr nnn den finanaiellen Effekt der hier vorge* sehlagenen Einrichtung mit der von General Otto vorgesehlageoeo^ so ergibt sieh:

1) Diese Kaution erscheint ziemlich gering ; die Erfahrung wird wabr- selt einlieh ergeben, dafo sie erhöht werden kann nnd darf.

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iUvaUaritCisohe Ftugta.

496

1, Durch die Miuderinilienstsiclluntr voü 13697 Kcmonten n lOooMk. von der oben berührten iiulserst zweifelhaften Möglichkeit, diese ans unserer Pferdezucht zu gestelleo, gauz abgesehen werden 13697000 Mk. erspart.

2. Dagegen entstehen Mehrkosten für den I'nterhalt \oii 3G81 Pferden, welche über den von (Teneral Otto im Frieden vor- gesehenen Stand von 10511;*. Pferden gehalten werden sollen. Dio^ps Mals alM i ( rsclieint unbedingt erforderlich, wenn unsere Kavallerie die dun haus nötige Wrmehran<r ertahrcn soll, selbst unter der Voraussetzung, dals die Artillerie auf 4 Gesehtttze ä Batterie reduziert wird.

Recht hoch mit 500 Mk. pro Pferd jährlich für Stallonprs-, Fütternngs- und Pferdegeschirrkosten vi ransehlnErt, ercribt sirb die Summe von 1815500 Mk., welche von der unter I herceh- neteu Ersparnis von IB 697 000 Mk. abgezogen, noch immer eine solche von 11881500 Mk. übrig läfst.

Dafs diese Summe durch den Verkauf von 21 918 Pferden des 3., durchschnittlich 10 Jahre alten Jahrganges unter den obio-pn lästiiren Bedinfrinigen sollte gedeckt werden können, erscheint mir schon zweifelhaft (Durchschnittspreis 542 Mk,).

8* Ungemein hoch aber steigen die Kosten des Olto'schen Systems durch die dorohschnittlich 2'/3 Jahre lang erforderliche Anf- steUoog seiner zahlreicbeo Remonten. Dadurch würden die beutigen Kosten derselben auf das Vier- bis Fünffache steigen, während sie Daeh meinem Vorschlage noch nicht das ändert- balblacbe errelcben. Die giolsen Schwierigkeiten, welche dabei die zahlreichen neu einzurichtenden Remontedepots^ deren Organisation mit Geländeankauf usw. erfordern, sollen hier gamicht in Betracht gezogen werden. Diese Kosten der ein- maligen Einrichtung ganz unbertlcksicbtigt gelassen, dürfte sich die Otto sche Einrichtung auf mindestens 20000000 Mk. jährlich teurer stellen, als meine Vorschläire. wobei ich auch von der Schwierigkeit, diese Masse j untrer Pferde ausreichend und richtig zu beschäftigen, um keine Krankheiten aufkommen zu lassen, ganz absehen will. So stellen sich also die Kosten meiner zwar etwas reduzierten, aber eben darum um so leichter ausführbaren Vorschlä<^e mindestens um die üälfte niedriger, wie die des General Otto.

Freilich stehen den 860 Feldeskadrons der letzteren nach meinen Vorschlägen deren nur 784 gegenüber. Dafür aber bestehen die JetikereD ans vollständig auBgebildeteii and kriegsbraacbbaren Pferden,

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196

Zum üerbstfeidsug 1818.

während die eisteren eine Milizkavallerie vou zweifelbafteiu Werte darstellen.

Bei der bevorstehenden nnd in den näch^kn Jahren unbedingt erforderlichen Reorganisation unserer Kavallerie und Artillerie (nach Einführung der Kohrrücklaufgeschütze) scheint eine modifizierte Auk- fühi liu^'- der Otto'scheu Gi undidee uuch mir als der gang- barste Wef4, um unseren östlichen und westlichen Nachbarn mit diesen Waffen ebenbürtig gegenüber zo treten.

Als unerläfsHche Vorbedingung aber, das betone ich nochmals, erscheint dit' ilebuii!? unserer gesamten Pferdezucht, nicht durch reichlichere Dotieruii^^ der Rennen und tieigebigere Gestattung des Totalisators, sondern durch Verbreitung einer vernünftigen Pferde- gesundheitspflege und Therapie, wodurch weit Uber meine oben sehr vorsichtig angenommenen Voranschläge hinaus mindestens aller jetzigen Ausfälle von Dienstpferden durch Tod oder Unbrauchbarkelt EU vermeiden sein werden.

Das wird dann auch von weitreichendem segensreichen Einfluls auf den gesamten Volkswohlstand sich erweisen.

X.

Zum Herbstfeldzug 1813.

Genenlleiitoaiit a. D. t. tliiiit«ip«

(Schluls.)

Ich habe die Triebfedern /ur Zeit der Schlacht von Gr. Beeren so fin!?rlu'ii(I zu behandeln gehabt, weil Major Friederich srerade bei ihr seine abweichende Auffassung von der meinigen stark betont. Ich darf nun die Zwischenzeit überspringen und auf die Schlacht von Dennewitz übergehen. Denn bei dieser, und besonders in der Periode vom 2b. September ab, wo Carl Jobau von Blücher mitge-

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Zum Httbitftldzug 1818.

197

zogen wird, tteteo die überlegten Unwahxheiten und das Tänsehen über die wirlclioben Absiehteo am deatUebaten ins Liebt,

Am 5. September stand die firanadOMbe Amee im Bogen Ton '/) Meile Radius Torwäna Wittenberg; die Noxd-Armee omgab de Icomcentnaeb m I Meile Abstand von der Festung, als Ney oatwärta in der Biebtnng anf Jttterbogk anfbracb, die IHTiabn DobsefaHts znrttekdiKngte ond die Seblaebt von Dennewita iierbeiftlbrie. Billow meldete Ton BiBttag ab ans Eropstidt dem Kronprinzen oaeb Rabenstein stOndlieb die Bewegung des Feindes, und um 6 Ubr, dais er selbst auf Euia-Iipsdorf abmarsebiere, um dem Feinde zur- Seite zu bleiben und Tanentzien zu unterattttzen. Zu^eieb bat er um baldiges Naebsenden seiner ibm vorenthaltenen Division Boistell ■and Kaehfolgen der ganzen Armee zu der aiebtlieb beroistehenden Seblaebt.

Die MeldoDgen BUlows wurden darch Tscheroyschow bestätigt Dennoch will Carl Jobau ibnen nicht Glauben schenken, und erst abends 10 Uhr berücksichtigen seine Betehle die tatsftebliebe Lage. Die im Laufe des liacbmittags erlassenen Anweisungen zeigen riel* mehr Besorgnis um die rechte Seite vor gleiebzeitigem Verbrechen des Feindes Uber die Elbe zwischen Magdeburg und Koslan, obsobon er vvells, dafs dort keine verfilgbaren feindlichen Truppen stehen. Abends 10 Uhr gibt er dem General Bulow Befebl zu der Kon- 'wntrierong, die dieser schon 5 Standen frtlher ausgeftlhrt hat; die .Division Borstell aber soll bei Kdpenieb noch stehen bleiben, die Schweden und Küssen sieh am Morgen des 6. September erst bei Lobbesse Vj^ Meilen von Bttlow vereinigen, Woronzow ond Tschernyschow jedoch gegen Wittenberg vorgehen und nur, wenn sie dort anf gamiebts stolsen, sieb naehtrttglich auf den etwaigen Schall der Kanonen nach Zahna wenden. Fttr die preoMschen Korps enthielt der Befehl nichts weiter als die Anweisung, sieh •eines feindlichen Angriffs so lange allein zu erwehren, bis sie von dem l'/o Meilen entfernten Lobbesse her Untersttltznng erhielten (N. A. L 467—471).

Dieses Veriahren lälst sich nicht durch Maugel an EntschluÜB- 'kraft erklären, von dem Mi^or Friederich (1. 353) Carl Johan Uber- wiegend beeioflofst zu halten neigt, sondern aus planmäfsiger Über- legung. Denn verständlich ist es nur unter der Voraussetzung, dals der Kronprinz in die bevorstehende Schlacht Uberhaupt nicht ver- wickelt werden wollte. Das Niohtbeachten der Meldungen und das Vorschützen von Besorgnis um den rechten FlUgel liefsen wenigstens .ftor diesen Tag noob dem Zasammensobieben des ausgereckten

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198 Znm Hefbstfddmg 1818.

fleereB naeh dem linken Flügel zn vorbeugen, wo es daon am aodeien Tage anfeUbar zu einer Schlacht gekommen wäre, die der Kronprinz selbst ni schlagen gehabt hätte, und an der seine schwedischen Truppen teilnehmen mulsten.

£e gelang ihm ancb am 6. September, sich vom Schlachtfelde 80 lange femzahalten, dafs er dem Eingreifen entging. Seit 8 Uhr morgrens standen das schwedische und russische Korps bei Lobbesse verpiniETt und ruhten, als Martens eintraf, um in BUlows Auftr;i^ den Krriiijiriir/en zum Vorgehen zu veranlassen. Carl .lohao erwiderte nach der schwedischen Quelle (Schinkel VII. '242): „Es wandert mich nicht, dals der Feind Sie angreift, it Ii liabe das vorans gesehen; zeigen Sie nun, was die prenfsische Papferkeit vermag, und sagen Sie Ihrem General, dafs ich zeitig genug kommen werde, ura ihn zn entsetzen" (N. A. I. 473. 5). Wie ist das Verfahren vom vorigen^ Tage mit dieser Voraussicht in Übereinstimranng zu bringen?

Um 10 Vi Uhr brachte er seine Trupj^en in Bewegung und erreichte mit den Spitzen um 2 Uhr Eckmaniu^doit. wo sie noch '/^ Meilen hinter der Schlaclillinie aufmarschierleii. Ljnnggren berichtet, dafs der Kr(in{)riiiz persönlich das wenisr in Evolutionen geübte schwedische Korps in einer ihm ongewohuten Wt ise «ich entwickeln liefs, dabei sehr heftig wurde und viel Zeit vergeudete.

Es war liegen 4 Uhr geworden; die Preufsen hatten längst ihre letzte Reserve in den Kampf geworfen, und der Kronprinz stand noch immer untätig mit seineu Korps in Parade bei Eekmannsdorf. Da schickte ßttlow nochmals zn ihm mit der Bitte zum Vorgehen, nnd wieder wurde das Ansinnen abgelehnt Er setzte zwar, als bald darauf die Erisis eintrat und die Preulben mit ihren Kräften den Feind überwältigten, seine Armee in Bewegung; aber ne «veiebte- den Kampfplata erst nachdem er geräumt war. In den nächsten Tagen blieb die Armee bei Jäterbogk stehen; nur kleine Abteilungen folgten dem Feinde bis Toigan naeh (N. A. L 511. 21. 22. IL 13).

Diese Darlegung von Einzelheiten, welohe Carl Jobans Be- nehmen bei der Seblaeht eharakterisieren, verroUständige ich dnieh- die zusammenfassende Änfserong eines Zeitgenoasen. Sein penOn> lieher Freund, der bei ihm beglaubigte britisehe Gesandte Thomton, konnte nicht umhin, am 8. September seiner Begiemng zu berichten: dalh der Frins das grt^lste Widerstreben gezeigt habe, der Schlacht eine entacheidende Wendung zu getien nnd den Feldzug in dortiger Gegend durch eine Niederlage des Feindes zn Ende zn bringen^ Der Maisch der schwediMlien Truppen wäre nicht so schnell voll- fthttf als er konnte; and als die mssisch^schwedischen Truppen auf dem Platze erschienen, hätte der Kronprinz unter Scheingrttnden den.

Zun HerlMtfeldBiv 1818.

19»

Aopiff nm H bis 4 Stünden verzögert. General Adlererput/ rrklarie selbst, dal'^ die ganze franzosische Armee vernichtet werden nuifste. wenn Schweden und Hassen zu rechter Zeit grehandelt hätten. Lord Castlereagh erwiderte auf den Bericht mit arofser Hesorglich- keit, dafs Tbomton an! jede Weise versuchen müsse, die Kenntnis von diesen Vorgängen zu unterdrücken. Wäre das falsche Spiel de» Kronprinzen damals in die Öflentiichkeit gelangt, so würde die Opposition sotort die hiitiscbe Regierung, welche sieb einem solchen Bundesgenossen verptiiebtet hatte, gestürzt haben (N. A. II. 310).

Ans dem Benehmen Carl Juhaus nach der Schlacht bei Deunewitz gewann BlQcher schlietslich das Urteil, dafs mau von ihm Uberhaupt keine Tätigkeit erwarten iiönne. so lange er ein abgesondertes Kriegstheater einnehme. In der Überzeugung, dafs er sich zu ihm wenden mlisse, um ihn mit j^ich über die Elbe zu ziehen, verschafl'te er sich das Eiiiverstiindiui, des Kaisers Alexander für seinen Plan und setzte ihn ins Werk (N. A. II. 21).

Als Carl Johan von dieser Annäherung Kenntnis erhält, schreibt er den 29. September an Blücher: „Ich wünsche sehr, dals Sie Ihre Bewegungen zum Übergang auf das linke Elbufer beschleunigen könnten. Ich habe zwei Brücken über diesen Fluls schlagen lassen. Sobald die Brückenköpfe fertig sind und ich Sicherheit für meine Bewegungen habe, will ich mit meiner Armee vorwärts gehen; hoffentlich geschieht es in 3 oder 4 Tagen. Ee wftre sehr wttnseheiu- wert, dab wir in Verbindung treten konnten, um auf dem linken Uler unsere Unternehmungen in £<inklang zu brilfgeD und auf Leipzig im manobieren.*'

Am folgenden Tage fllgle er hinan: „Ich glaube, Herr GenecaU daA es sehr gnt würCf wenn Sie die Elbe bei Elster ttbersehreilen konnten. Wenn Ihre MalBiegeln mit mdnen Wttnseben llberein- stimmen sollten, dann würden wir snsanmien eine Hasse von 120000 . Mann aosmaeben, die rasoh anf Leipzig losgehen nnd eine Seiilaebt selbst gegen den gröfseren Teil von Kaiser Napoleons Streit- kxiften wagen konnte.'

Die Zusage in diesen Briefen ist einfach; es hat aneb nicht in der Absieht gelegen, sie zweideutig eracbeinen zu lassen. Ftlr Bttlow aber hatten, nach seiner nllberen Bekanntschaft, Carl Jobans gküsnerisobe Worte längst die Kraft der Tänsehnng verloren. Un- beint doroh jene Yersicherangen sagte er Bitleber am 1. Oktober vorans: «Sehr erfreut ttber die Annftbernng B. £. hoffe ich mu- dals ee nns gelingen wird» den Kronprinzen von Sebweden an mehr TMtigfceit zu bewegen. Sind es politisebe Gründe oder andere, kurz

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Zum Herbsüeidzu^ 1818.

sein System ist Nichtstun, und qui auf eine g:e\valttätijfe Weise konute man das herbeiführen, was geschehen. So bin ich am 5. September Ton Manabme ohne seinen Befehl abmarschiert und habe am 0. bei Denaewitz ohne seinen Betehl geschlagen; derselbe Fall war bei Or.-Beeren. Der Kronprinz, der sich gern sicher steUl, wird Dnn Sachen, anter dem Schutz E. £. Armee die Elbe paaderea und «0 bei aUen Gelegenheiten dnrob Sie gedeckt zu operieren. leb hoffe indessen so Gott, dafs sich eine Gelegenheit ereignen wird, ibn mit fort ziehen, nnd kann es nieht anders geschehen, so werde ich mich nicht dnrch die Forohtsamkeit emes B^mndlings 4ibbalten lassen, mit meinem Korps für daa allgemeine Beste nütni- wirken.

Bttlowa Torans gegebenes Urteil begann sieb sofort an heattttlgen* Die versieherte Bereitwilligkeit Carl Johana zom Übereobreiten der Elbe war erbenchelt, und ebenso sollte es im Cemeren Fortgang bleiben. Schon am 2. Oktolier wnfate er Bescheid von BMchers Übeigang bei Elster snm S. Oktober nnd yon dessen wdteren Plänen. Dennoch führte weder er selbst die Nord-Aimee gldchieitig anf seinen Brücken bintlber, noch fiel bei Aken nnd Boalan ein Kanonen- acbnlh, nm Blttchers Unternehmung sn stützen (N. A. II. 100—103).

Aber noch weitere Kreise sog die List» am der ErfttUong der iür die Nord-Armee ttbemommenen Pflichten an der Mittel-Elbe zu '^tgehen. Vm diese zu verfolgen, mtlssen wir ans Torttbergehend tarn Korps Wallmoden nach Mecklenburg begeben. Carl Johan hatte jenem Flanken-Korps nur zwei Drittel der SUIrke, Uber welche dessen Gegner DavOat mftigte, gegeben, ihm anch die weniger verlllasigen Truppen oud minderwertige ArtUlerie zugewiesen. Den- noch verlangt er fortgesetzt von ihm den Angriff des Überlegenen Feindes und fordert namentlich Zerstören der Verbindnngs-Brttcke zwischen Harburg und Hamburg. Wallmoden hält ihm das Ge- wahrte eines solchen Angriffs entgegen nnd die Gefahr, den Feind aus seiner den Verbündeten so titlt/.liehen Ruhe anf/nstören. ihn zu eigener Tätigkeit zii rrizeu. Einen YerSQcb auf die Hamburger Brtlcke erklärt er ftlr ganz nnmö^licli. Durch solche Vorstellungen liefs Carl Johan sich nicht abhalten, die Aufforderungen zu wieder- holen, wenn auch eiastweilen iu der Form freondschaftlicbeo Rats

A, IL 383).

Das änderte sich vom 28. September ab, \\ o Major Kühle seine Unterhaltung mit dem Kronprinzen hatte. Sie btellte den Ubergang der schlesiscben Armee über die Elbe in nahe Aussicht und damit das Bevorstehen der Krisis, an welcher die Beteiligung in Carl Johans Wünschen nicht lag. Es wird erklärbar, in welchem Grade ihm die

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Zorn Harbtkfelilii« 18ia.

301

Erlösung aus diesem Dilemma durch Davont dringeuci erschien. Da lordert er. dafs Wallmodeu dcii Marschall Davout 80- ;gleich eine Schlacht liefere, deren Gewinn er unter geradezu phan- tastischen Annahmen als leicht hinstellt. Er will Wallmodeu in ein ünternebnieii stUrzeo, bei dem er aller Wahrscheinlichkeit Dach zu Fall kommen maJjs. ..Wenn Wallmoden uar ausreift," äuiserte er, „80 erhalte ich gleichviel ob er siegreich ist oder geschlagen wird einen guten Vorwand den Verbündeten gegenüber, um mich Toit 20000 Mann nach einem Kriegstheater za wenden, welches mir ^6äer zusagt." Noch am 1. and 2. Oktober wiederholt Carl Jobau -die Anffoiti eräugen, den Gegner nach Hamborg nnd Lübeck hinein zu werfen. Dann tritt ebenso überraschend am 4. Oktober ein Um- schlag seines Willens ein; in scliineicbelndem besrüti^^Mult u Ton nimmt er die bishengeu Befthk* zurück; er will keine Krisis mehr tu Mecklenburg. Haben sich denn die Umstände geändert? In Mecklenburg freilich nicht, wohl aber an der Mittelelbe. Seit dem 8. Oktober abends liegt die Nachricht von der Schlacht yon Warten- borg Tor; BIttohen Armee steht Torwirte der Elbe, nnd es gibt für <M Joiiaii keinen Vorwand mtüu, sich der Naehiolge m entzieheo. Jfag aneb die Noffdarmee noeb einige Tage lögem, sie mnib dennoeb hinllber und alles Widecetrebens nngeaebtel anf dem anderen Ufer bleiben. Damit ist ihr die IfOgliehkeit genommen, sor Anfiiahme *Walimodens naefa dem Norden sa eilen, wenn dieser sieh eine Nieder- lage dnreb Onyoiit ansieht; er kann mne solehe jetit nieht mehr ge- branehen. So vefstnmmen mit dem 4. Oktober die Foidemngen, an 4er Delvenan Entseheidnng herbeisaflihren (N. A. II. 388— -87. 898).

Carl Johan stand nnn ndt den feindliehen Hanptkrilften auf demselben Uier, und die HOgliehkeit, bei der ^htlieh nahenden iKatastrophe in den ZosammenstofB hinein gesogen xn werden, trat nahe. Whr sehen ihn fortan den Plan verfolgen, sdne sehwedisehen Trappen and seine Person ans dem Bereiehe der Sehlaehl an bringen und zn dem Ende sieh wieder hinter die Elbe zu retten. FceUieh will er darttber die materiellen Vorteile des Krieges nicht einbttlsen ■ond den moraliaeben Bruch mit den Bttndnispfliehten nieht offenbar werden lassen. Wir werden einer Reihe von Auskünften begegnen, -die wie am 3. Oktober von Hintergehen seines BnndesgenoBsen Blücher sich schwer unterscheiden lassen (N. A. II. 127).

Die Nachricht am 8. Oktober abends von Napoleons Anmarsch .anf Leipxiü: kreuzte die Verabredungen. Als Migor Rühle im Auf- trage Blüchers die Mitteilung davon überbraciite, wies der Kronprinz Jeden Widersland anf dem linken Ufer von sieh nnd verlangte all-

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202 ^ HerbstfelduiK 1818.

gemeinen Abzog hinter die Elbe. Mit Mttbe nnr erreichte RUhle^ indem er den Kückzug entschieden ablehnte, Carl Johan zam Nach- geben dahin zu bewegen, dafs er niit der schlesischen Armee zu- sammen hinter die Saale auszuweichen versprach; er stellte aber dazu die Bediii^ning:, dass BlUcher den gefährdeten FliiL^el nach Leipzig zu, die Nordaraiee den abgewendeten linken Flügel ein- nehmen solle. Kuhle war vorsichtig genug, sich einen schriftlichen Antrag, der dieses Abkommen festlegte, mitgeben zo lassen. Dem- gemäls marschiert BlUcher am 9. Oktober gegen die Saale bis Jeis* nilE ond fordert Carl Jobao auf, Halle zd besetzen. Da lebm letzterer die Bewegung nach der Saale llberhanpt ab and behält sieh die Ruekragslinie anf Aken hinter die Elbe vor (N. A. IL 139 43). Durch diese Absage hat er ron neuem gezeigt, dais auf ihn kehie Rechnung zn machen Ist. Bltteber verfolgt fortan das System, den gefährdeten Posten der An^Ilnng einsnnehmea nnd dadurch jedem Verwand Toizabengen, anf Gmnd dessen der Kronprinz hinter die Elbe zorOekkehren nnd ineh der Schlaeht ent- ziehen konnte. In einer am 10. Oktober mündlich und dieses Mal recht scharf Terlanfenden Anseinandersetznng zwischen beiden Feld- herren wegen des Saalettberganges vertrat Blttcher wie bisher die Ansicht, sich der böhmischen Armee zn nähern nnd dazn eine Stellung vor Halle einznnehmen; Oarl Johan dagegen sich zu ent* fernen und hinter dem Blosse bei Bembnrg gegen einen Vorstofe Napoleons sicher za stellen. Man einigte sich schlieiBlieh anf eine mittlere Richtnng: die sehlesisobe Armee sollte anf Wettin gehen, die Nordamee flnfsabwärlB sich nicht weiter als bis Alsteben aas- dehnen.

Die AnsfUhrang wnrde aber fereitelt dnrch Verspäten der Bruckenschläge, welche der Kronprinz Übernommen hatte. Durch dieses Mittel erreichte Carl Johan trotz des Übereinkommens, dafs die Schweden statt des für sie bestimmten Aislebens sich dennoch dem Übergang bei Bernburg, der einem RUckzng nach Norden am nächsten lag, zuwendeten, und BlUcher erhielt von dem unfertigen Zustande der BrUcke bei Wettin, welche herzustellen der Kronprinz schon am 9. Oktober (N, A. II. 143) zugesagt hatte, keine Mitteilung. Diese Versiiumnisse können beabsichtigt gewesen sein. Denn wpiin F.Mirhpr an der Saale eintraf ond die erwarti^ten Über- gangsniiltei nieht i.inri, so konnte er möglicherweise v( rMiilalst werden, der NordaniK c zu folgen und so schliefslich doch in die ]ii("htiHig zu geraten, die des krnnprinzen Ilherrfdunersgabe nicht von ihm erreichte. Das sollte nun tn ilicJi gegen Blüchers Tatkraft nicht gelingen. Als er am 11. Oktober schon nahe vor Wettin.

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Zum Herbatfeldsu^ ibiS.

208

erfüll r. dals keine Brücke g-eschlao:eu wäre, entschlofs er sich kurz. üiLcli der entbchcidciKlrn Wirhtuug aufwärts bei Halle den Überijaug zu gewinneu (N. A. 11. 147 52).

Am 12. Oktober erhält Carl Johau Nachricht vom Vorbrechen ftaozösischer Korps durch Wittenberg aof das rechte Elbufer und gleichzeitig gegen Dessau aa( dem linken Ufer, auch von der Än- ireseiiheit Napoleons in DttlieD. Sofort ist er entschlossen, die Unter- oehmnng nach der Saale und den sie beatimmendeD Ctedanken Uber Bord za weifen; es sieht ihn nnwidevstehüeb wieder bei Aken hinter die £lbe snrQok, und angsterflilit sehreibt er Bitteber am 18. Ok- tober frtlh: „Ich darf nicht einen Aogenblielii verlieren; ich lasse den Harsch meiner Trappen besebleonigen, nm, wenn es noch möglich ist. meinen Obergang ohne Verlost anssnftthren. Wenn Sie sich meiner Bewegnog anschlielsen können, so hoffe ich, Herr General, 4ais WUT keinen vergeblichen Schritt ton." Zngleicb forderte er, mit Bezog auf eme frühere Anfsenmg des Kaisers Alexander, daCa Blücher sieb anter sein Kommando stellen ond ihm folgen solle.

Die BeTollmftebtigten der Verbttndeten sehen, als unmittelbare Zeugen, die Haltlosigkeit, welche sich des Kronprinzen bemächtigt batte. Nach vergeblichen persönlichen Bemfthnngen, wenden sie sich an Blttcher, am doreh dessen Einflnis einer sachlicheren An- schauung Eingang zn verschaiFen. Stewart eilt nach Halle sa münd- licher KUckspracht- und Krasemarok äufsert schriftlich: „Durch General Stewart werden E. E. erfahren, wie sehr die Nachricht von dem Marsche eines starken hraazOsisohen Korps anf Wittenberg nnd die feindliche Besitznahme Dessaus den Kronprinzen ans aller Fassung gebracht nnd wie sehnlich er wünscht, dals Ihre Armee ihm durch -eine Bewegung gegen ß Itterfeld zu Hilfe komme. Es wäre ein sehr Terdienstliches Werk, den gesunkenen Mut des Gnädigen Herrn za heben; denn schon glaubt er alles verloren. EL bitte ich in* «täudigst, ihn eines besseren zu belehren."

Bis zn welchem Grade von Kleinmut Carl Johau herab ge- sunken war, darüber besitzen wir noch ein Zeugnis in Boyens Er- innernngen: „So sehr der Kronprinz wünscht(s über die Elbe zu gehen, so suchte er doch diesen Kntschluls als eine allgemein ^e- f^hlte Notwendigkeit dnrznstrllfn und veraiilnsstp deshalb dt^n 14. vormittag einen Kricü;arat. Er erüdnete ihn, indem er das ^efähr- liciie unserer augenblicklichen Lage, die Notvirendigkeit Berlin zu decken, sehr ansfUhrlich schilderte') nnd daraus dir Notwendigkeit, so eilig als möglich Uber die Elbe zu gehen, ableitete. Btilow trat

1) Welcher Gegensatz zu den Absichten in Oranienbnrg am 18. und Philippsthal am 22. August!

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Zam Herbstfeidzttg 1818.

sehr entschieden dagegen aaf; er zeigte, dafs wenn der Feind wirklich mit Übermacht anf dem rechten Ufer stehen sollte ein Übergang bei der einmal abgebrochenen Brücke nur mit grolsen Schwierigkeiten aaszuflihren sei und doch kein Resultat haben würde, als die Streitkräfte lu. zersplittern, und dals es daher, da die fran- zösische Hauptmacht bei Leipzig sei, notwendig wäre, dorthin zu gehen und in Vereinigung aller Armeen eine Hauptschlacht zu liefern. Diese Ansicht erhielt die allgemeine Znstiromong, und niemand nntersttltzte den Vorschlag des Kronprinzen. Dieser wollte sein Spiel aber doch niolit aufgeben und fing seine Bede mit laater sentimentalen Gfinden an: „Also sollen wir alles, was dem Menschen heilig nnd teaer ist, aufgeben: die Yerbindang mit dem VaterlandOi oaseren Franen nnd Kiodem?'* und seine Sprache wurde« so on- glanblleh es scheinen mag, bis snm weinerliehen Ansdmek gesteigert^ indem er nnanfliOriiob in dem Flnls seiner Bede anf jenö Phrasen mrttekkebrte, so dafe endlieb der alte Stediogk, am dieser Szene ein finde an maehen^ halb nnwillig ansiief: ,,Han mnfs bei solchen Gelegenfaetleii doch auch etwas für die Ebre ton!*" Dies war nan^ da es ans dem Mnnde eines Schweden kam, dem Kronprinzen doppelt nnaagenehm; er nnterbraoh seinen Vortrag, zog sich zn einer besonderen Bespreehnng mit Adlererentz and Tawast m die Ecke des Saales zorllok and sandle endlich den lelsteren an Stedingk, nm ihn wegen des Smnes seiner Worte in befiragen. Dmr Feldmatseball,. der ein gewandter Mann war, gab eine dnlenkende firfclllning, und nachdem der Kronprinz er^lt hatte, was er alles fUr Schweden getan habe, fand eine VersOhnnngsszene statt. Der Kriegsrai war darch dieses Hin- nnd Uerreden aafgelüst."

Bitteber aber antwortete am 13. Oktober dem Kronprinzen anf seine Zumatongen;

,.lch gestatte mir, £. K. H. daran zu erinnern, dats Yon Ihnen der Vorschlag zum Übergang über die Saale ausgegangen ist nnd dafs ich ihn Ihren Wünschen entsprechend ausgeführt habe. Ich habe auf meine Pläne verzichtet, nm mich nach denen E. K. H. zu richten. - Der Schlachtordnung? gremäls hätte die Armee E. K. H. den Platz einnehmen müssen, auf dem ich stehe. Als ich sah, dafs Sie Wert darauf leirteii, der Elbe nahe zu bleiben, da habe ich keinen Aug'enhiiek irt zögert, mich mit der Aufstellung: /u begnügen, die E. K. H. nicht zusagte, aber doch besetzt werden niulste. um mit der frrnlscn Armee in Verbindung: zu treten und durch Sichern der Übergänge bei Merseburg: und Halle Herr der Saaielinie zu werden. E. K. H. haben die Gnade gehabt, den Major Rtthle zu erklären, daüs Sie die Brücke bei Roslau verbrennen, dals Sie

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Zum üerbstfeldsng 1818.

10 Bataillone hei Aken stehen lassen, dals Sie nütiorenfalls seihst die Brücke bei Aken opiern und sich anf das linke Ufer der Snale begeben würden. Ale ich E. K. H. so fest entschlossen sah, hin ich ohne Schwanken auf den Vorschlag eingegaügen. nach dem linken Saalenier zu marschierjen. B. K. H. benachrichtigen mich nunmehr, daTs Sie bei Aken ttber die Elbe gehen wollen. Durch diese Bewegung werde ieh von der Elbe abgeschnitten und es bleibt mir niebtH Übrig, als tnieh an die grobe Armee aozuschlieisen. lob liübe meiAeo etsteii Ad}atMitMi in S. M. den Kaiser Alexander ge- schickt, am ihn yod der Lage ODserer Armee und der Aofttellung des Feindes KeDotois tn geben, und ieh mnfii die Befehle S. M. ab- warten.''

Mit dem toh flbertriebeaer Besoignia eingegebenen Versaeh, Blfleher dnroh Inansprnehnahme des Oberbefehls snm Diener seiner Sonderintevessen zn maehen, liat der Kronprinz sieh diese Znreebt- weisiing sogeiogen. Er hatte für das Sehreiben iLcine Antwort, und der Inhalt dieses Briefweehsels wird von ihm nie mehr berührt (N. A. IL 197—200).

Wi&hrend dieser Zeit, am 13. Oktober, war die Brttoke bei Aken nnterbroehen wocdoif wdl der Angriff Sebastianis ?om reehten Ufer her sie gefiUirdete. Der Verinst dieses Uberganges brachte den Kronprinien ans ailer Haltung und am 14. zu wiederholtem Meiniuigsweehsel ob er die Sieherstellnng seiner Armee nach Norden hinter der Elbe oder lieber nach Sttden hinter der sehMsehen Armee soeben solle. Znnttohst teilt er Blteher mit, dais er sich morgen, 16. Oktober, abends mit ihm bei Halle vereinigen werde. Bitteher versneht, ihn tron diesem Plan abzubringen er fordert ihn auf, vielmehr naeh der Mulde zu, an seinem linken Flügel anfenmarschierea und auf Leipzig vorznrflcken, weil die fraozi^aisohe Armee die ganze Nacht hindoreh nach dieser Stadt marschiert wäre. Danach mulste das rechte lUbnfer vom Feinde frei werden, der sieh auch von Aken schon zurückgezogen hatte, und vielmehr bei Leipzig ein grolser Kampf bevorstehen. Wie sollte die Nordarmee dabei un- beteiligt bleiben?

Der Kronprinz änderte abermals seinen Entsehlufs und wollte wieder hinter die Elbe gehen. In einer Unterredong am Nachmittag (14. Oktober) mit General Stewart gab Carl Johan vor, an den Marsch Napoleons auf Leipzig nicht zu glauben, und begründete demgemä& mit seiner Verpflichtung Berlin zu schützen die Not- wendigkeit, sieh nordwärts zu wenden. Inmitten dieser Unter- haltung traf eine Fatronillenmeldnng aus Dessau ein, dafe der Feind

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Zum Herbstfeidzui; 1818.

•die Stedl um 4 Uhr Terlassen und die Hnldebrtteke verbrannt habe* Noll geriet der Kronprinz fireilieh mit seinen Grttndoi in Verlegen- heit; aber dennoeh konnte Stewart snneit niehts von ibn eireieben.

Am Abend kommt noeb ein Sebreiben ß^ttohera, der in dem Marsch ant Halle den Plan des Kronprinzen zn erkennen glanbl) sich wie Bttlow Torans gesagt hinter der schlesiachen Armee •der Verwickelung in den bevorstehenden Kampf an entziehen. £r bestätigte alle bisher mitgeteilten Naehriehten nnd forderte Carl Johan wiederholt aof, nicht auf Halle an marschieren, sondern den Feind an der Moide in der Kichtuug uof Leipzig ansagreifen. Der Kronprinz antwortet jetzt in so seibstbewoistem Ton, wie wenn er nie eine andere Absicht gehabt hätte, als zur Sehlaeht nach Halle zn rtteken, nnd der Zwischenfall mit Greneral Stewart gar nicht vor- gekommen wire. Wie hätte auch der äofsere Anstand gewahrt werden sollen, wenn die Absicht eines Rückzugs onter solehea Um- ständen zugegeben wäre! (H, A. JUL 202—6.)

Die Disposition Schwarzenbergs bestimmte den 1& Oktober zor näheren Vereinigang der Heere, den 16. znm gemeinsamen Angriff gegen Leipzig. Sie beauftragte den Kronprinzen, mit anbrechendem Morgen des Schlachttages die Aufmerksamkeit nach der Mulde za ziehen und den linken Flügel Blüchers kräftig zu unterstützen. Als Carl Johaii auf dem Marsche nach Halle am 15. Oktober diese Disposition empfing und uun sah, dals die Sehlacht bevnrstphe, ver- erölserte er den in Aussicht genommene Abstand dadurch, dals er sein Heer nicht bis Halle führte, sondern 2 Meilen vorher anhielt. Die Bevollmächtigten der Verbündeten \vnrd(ni nach ihrer Ankunft in Halle mit der Xachricbt übi iniseht, dafs der Kronprinz ihnen nicht folge. Sie beschlossen, in rmt r geiiif insaiuen Vorste llung ihn an Erfüllung- der Pflichten zn mahiu n, die er im Moment tier Ent- scheidung' seinen Buu(U sl;( riosaen schuldete. Der Krnuprin/. alier veranschlagte die Achtung der Mit- and Nachwelt neben «einen peräüülicheu Interessen nicht hoch genu^, um sein Verhalten danach zu richten. Er berücksichtip-te die Eingabe ebensowenig, wie alle früheren Aufforderungen, und land nur für zweckmässig, bei den Monarchen sein unerwartetes Stehenbleiben damit zu rechtfertigen, dafs er Anstrengung der Truppen vorschützte. Sie hatten aber tags vorher Kuhe gehabt, der Marsch am 15. betrug; nur 2 '/.. bis B Meilen, und das russische Kor]is, welchem ilvu aLiaiidfrnden Befehl zu spät erhielt, brachte den Marscti bis Trotha vor lialie, den der Kronprinz der Armee nicht zumuten zu müssen behauptete, völUg ZD £nde.

Den Auftrag für den 16. Oktober, Blüchers linken Flttgel za

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Zum HerbBtfeldug 1818.

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stlitzeii. tührte Carl Johau uieht au>; die Nortlarmee machte nar einen Marsch von i> Meüon bis Landsberp und brachte den f^aiizt^n Ta;r tlürüber zu Alle Auftoi deruii^en sich zo nähern, hliebeu wie bisher erfolglos; Hltlcher mnfste seine blols gegebene Flanke selbst durch Zurückhalten von küttten sichern und erlitt Uber diese Schwächung in der Schlacht bei Mückern unverhäitnismüisig: schwere Verluste.

Da schrieb Stewart al»ends 9 L hr uii Carl Johaii: ..Ich erlaube mir E. K. H. inständigst zu bitten, dafs Sic. sobald Sie dieisen Brief erhalten, aufbrechen und nach Tauche marsL'hieren möchten. Es ist kein Augenblick zu verlieren. E. K. H. haben mir es versprochen» und ich rede zu ihnen als Freund. Aber ich mufs auch als Soldat aprecben; Sie wUiden es nur bereaen k(laaen, wenn Sie nicht jetast ihren Mars^ antraten.**

Der YerletMode Ton dieses Sehreibens hätte seinen Zweek Yerfeblen mttssen nnd der drohende Inhalt würde nnTerstSndlieh sein, wenn er nieht von einem realen Hinteifmnd getragen wäre, fttr den Carl Johan empfänglicher war, als ftlr Annifen seines Pflicht- geftthls. Stewart hatte den Wink fallen lassen, dass onter Um- ständen die Snbsidien eingestellt werden könnten. Mit einem Sehlage war die Anscbannng gelindert nnd der Feldherr der Nordarmee ent- schlossen in die Linie m rttcken. Um 2 Uhr morgens, am 17. Ok- tober, erteilt er Befehl an sofortigem Anfbrneh, nnd nachmittags beaieht die Armee 8 Meilen vorwttrts bei Breitenfeld ihr Lager.

Carl Johan wollte aber dennoch nicht schlagen nnd sah sich nnn nach anderen Wegen nm, an! denen er der Teilnahme am Kampfe entschlüpfen könnte. Er ging daranf ans, die an der Saale geforderte nnd erreiebte Vertansehnng beider Heere jetzt abermals zu wechseln dergestalt, dafs er wieder den rechten Flügel erhielte. Eine solche Malsregel würde die unversehrte Nordarmee in die Defensivgtellung zwischen Pletlse nnd Parthe geführt haben, welche mit geringeren Mitteln gehalten werden konnte und keinem ernsten Kampfe mehr entgegensah, während jenseits der Parthe gerade die meisten Krlifte notwendifj waren. Blücher ging auf das Ansinnen nicht ein. Nun lad der Kronprinz im Vertranen auf seine Dialektik ihn zu einer mündlichen Besprechung. Auch diese schlug Blücher unter recht gering schätzenden Aniaeningen gegen den Überbringer ab. Bei seiner Zwangslage, mithandeln zu müssen, versuchte in- dessen der Kronprinz in später Nacht nochmals, eine Unterredung zu erreichen, indem er äufserte, den Angrifil für den 18. verabreden zu wollen. Blücher liels sich nun herbei nnd suchte ihn ^egen Tagesanbruch in Breiteoleld auf. Die Verhandlang blieb geraame

JmkrbftoMr fftr di« d*m(Mk» AnM* wd Hkriii*. N». SM. 14

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Zum Uorhöüeldzug 1818.

Zeit ohne firgeboiB, weil der Kronprinz seine Armee snr linken der MlüefliBeben als Staffel mrUekbalten wollte and seine BedefertiglKelt so lange anf bot, bis Blttcber sie in drastisebem Unwillen nnterbraeb. Da wandte Carl Joban siob gesebtteidig an mem anderen System. Er wolle ohne Sämnnis den veriaagten Angriff beginnen, wenn Bitteber ibm dasa 80000 Mann 'ablirftte. Die Zomntnng war ganz darauf angelegt, am sorttek gewiesen an werden, and Bittober batte mit sieh za kämpfen, bevor er ein solches Opfer brachte. Aber er flberwand ach. Die Oberlegang, dais er in drttngendeo Umstanden doch seinen Einfloß aar Geltang za bringen Yennttehte, die Korps Bttlow and Winlaingerode von selbst der Saohe dienen wttrden, wenn sie nur erst anf dem Schlaebtfeide standen, dal» scblielfiBeh selbst die seblesiBcbe Armee ohne Himatritt der Nord- annee aa Untätigkeit genötigt sein kOnne, bestimmten ihn endlieb, das Korps Langeron an ttberweisen. Als niebtsdestowenigef der Kronprinz seinem Hedeflnfe weitem Lanf lieb, ohne zam Abseblola aa kommen, da sersehnitt Bitteber bei dem sebon nahen Zeitpnnkt, wo die Sehlaoht beginnen sollte, nogednldig diesen Wortsehwall, Indem er Rtthle mit den Worten zorttek Heb: «Bringen sie mir*s dgenbfindig Tom Kronprinzen anterscbrieben mit ond kommen Sie bald naeh'' (N. A. IL 207—13).

Nach Blttebets Fortreiten befiehlt der Kronprinz, dab die Nord- annee bei Taaeha ttber die Parthe geben and Yon dort sich gegen die rechte Seite des Feindes, der den Flab besetat btc^lt, wenden solle. Die Anweianng Ittr das Korps Langeron lautete dabin, diesen Seltenmazseh za deeken, deshalb hinter den DOrtem Bfookan aod PIOMD m dw Pwte «telwn zn bMbeo ond «eineo Übeixai« ent »■ erzwingen, nachdem der Kronprinz den Kampf jenseitB begonnea hätte. Die Bewegung ttber Taucha Terorsacbte schon fbr das nächste Korps des Nordheeres eine Meile Umweg. Bb aber die ttbrigen sich auf dem einen Punkte durchgezogen hätten und das da^on abhängig gemachte Vorrttoken Langerons zur Austtthmng käme, war das Hmscheiden des ganzen Tages, währenddessen die Sohlaeht im Sttden tobte, zvl erwarten. Diesen neuen Versuch Carl Johans, der entscheidenden Mitwirknog aaszuweieben, zenib Bitteher dadureb, dab er ohne Zögern den t^bergang Langerons auf dem nächsten Wege ttber Mockau herbeiltthrte und Carl Joban am 10 Uhr melden lieb, dab Langeron die weiteren Befehle jenseite des Flusses erwarte. Die Spitze der Nordarmee erreichte um 2 Ubr das jenseitige Ufer. Die Möglichkeit zum Fembleiben war Carl Johan nun entzogen. Er gestattete Langeron den Angriff und zeigte sieh persönlich im Feuer, lieb aber während das Korpa

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Zun Herbstfeldnig 1818.

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Lane-pro!) das Schwerg:e\vicht des Ta2:es zn trafen hatte vou seiuer Armee unr Bruchteile in deo Kampf treten (N. A. II. 229 82). Eine erwähnenswerte Koüe hat er in dieser n:iiijitst*hlacht des Feld- zages ebensoweiii|2: als in den früheren Uberaummen. - Zur Be- arteilönp seines Charakters wie seiner Feldherrnh'istungen frlaube ich aber uoii so ausreichendes Material vorgelegt /n haben, dafs es entbehrlich wird, solches dnrch Ansdebnen aof den Feldza«: in Däne- mark und bis an den Hbein zu vermehren. (Gelegenheit dazu würde iu Fülle geboten sein. Schon im Waflenstillstand gab Napoleon, der beste Kenner seines früheren Feldmarschalls, das e^ering schätzende FrogDOstikon : Pour celui-la, il ne fera que piaöerl Es hätte am Schlafs des Feldzuges nicht /ntreffender gefällt werden können. Ebenso hat er das besondere Schuneu der schwedischen Truppen und daraus herrorgehende Uneinigkeit voransgesagt.

Indessen bleibt noch eine Seite heraas zn heben, weiehe nieht in den Bereich der bisher behandelten nnd berechtigten schwedischen Politik ttUt, eine Seite anf der ich wieder von der Friederiehschen Auffassung abweiche: die Stellung Carl Johans zn Frankreich and den Franzosen.

MigoT Fiiederi^h (I. 349. 56) weist ab, dab Carl Johan den Thron Frankreichs angestrebt habe nnd ans Sympathie ittr die Fransosen in seiner Kiiegitthrnng beengt worden sei Dem wider- sprechen die folgenden Akftenstttcke. Am Sl. Mai berichtet der ins sehwedisdie Haaptqaaitier geschickte Migor Kalckrenth dem König von Prenfsen ttber seine Unterredung mit Carl Jobaa: „Rohmsnoht und tief eingewoxzelter Haie gegen Napoleon beleben den Kron- prinzen ganz nnd erfüllen seine Seele. Ob Sehwedens Interesse aber dabei allein zugrunde liegen mag, das mag wohl das G^imnia seines Heizens sein,' was noch ni^and durehschant hal. Norwegen ist wohl nur eine Art Bestechung zur Ermunterung seiner Nation. Mir scheint^ dals die Reue den franzlMsoken Thron 1799 nicht für sich behalten zu haben, was er wie er sagt konnte, nnd die ihm nicht Himgespinnst seheinende Möglichkeit, dies Versehen unge- sehehen zu machen, die einzige geheime Triebfeder seiner Hand- lungen isf* (N. A. ]. 38). Die hier nur angedeuteten Hoffbnngen hat Carl Johao spttter bestimmter wiederholt, wie ÄaCBeruogen gegen den bntisehen Oberstleutnant Gooke im Angnst (Wilson, Diary II. 74) und den rulsiscben Rocbechouart im September er- weisen. Dem letzteren sagte er: „Frankreich braucht einen König und zwar einen König, der Soldat ist. Das Oesohlecht der Bourbons ist Terbraueht nnd wird nie wieder an die Oberfläche kommen. Wer

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Zum Uerbstfeidzug Ibiü.

aber ist besser für die FratuEosen geeignet als ieb^ (Boehecfaoiart 260). Im Noyember Iftbt er sieb dem Kaiser Aleiaoder direkt durcb Fraa Sta«l nod Friedrleh Wilbelm doreh Kaickreotli für den Thron anbieten. Des letzteren Sebreiben vom 22. NoTember laatet: „Der Kronprinz hat mieb sogar beauftragt zd sagen, wie, Cslls man 80 gltteklieh sei, den Kaiser Napoleon rom Thron von Fraakreieh hefabzastUrzen, AllerhOchstdieselben Tielleiehi seine persOnlieben diesfiUligen Hofihnngen niebt aUzn kühn finden nnd ebensowenig bezweifeln mOebteo, dals ftlr AJlerhöcfastdero Honarcbie seine Er> bebung ffir einen sehr ▼orteilhaften Taasoh mit der Person des Kaisers Napoleon gelten kann** (N. A. IL SI9. 20). Und weiter ergreift Carl Johan bei den Verhandlongen Uber den Waffenstill- stand im Dezember sofort die Gelegenheit, nm aacb den noob eben feindlieb behandelten KOnig von Dllnemark fttr dieses Ziel zn ge> Winnen. Der Landgraf yon Hessen, €k>nTemenr Ton Sehleswig, be« richtet am 11. Dezember seinem König: „Einen gro(sen Plan, den der Kronprinz hat, erzählt mir Kammerherr v. Hedemann, um ihn IhDPD zn vertraaen. Napole<m soU herunter vom Thron, and Er will französischer Kaiser werden; nnd dann sollen Sie Schweden auch erhalten" (N. A. IL 470).

Wenn solche Dokoroente jeden Zweifel Uber Carl Jobans Ab» siebten aussohlielsen, so ist es selbstverständlich, dals seine Sympathie bei den Franzosen war, nad daCs er vermeiden wollte, persönlieh Im ELampfe gegen sie henrorzntreten, ihnen überhaupt wehe zn tun. Daraas entspringt neben anderen Triebfedern sein stetes Zurückbalten von tätigem Vorgehen, und aas keinem anderen Grunde als aus diesem das Verhindern der Verfolgung nach den Schlachten von (ir. Beeren und Dennewitz, bei der weder sein Kriegsrubni noch schwedische Tnippen in die Gefahr gekommen wären, Rück- schläge zu erleiden. Im Gegenteil forderte das schwedische hiteresse, da!« diese Siege aufs äuiserstc aiisgennt/.t wurden. Das afjiallige Urteil Pozzo di Borgos über die l.eitiinir <ler Schlacht hei Dennewitz klang für Thorntoni so ungtheucriieh, dals er sich anfangs darin uieht finden konnte «nd Pozzo aafmerksam machte, ein wie grofser Luterijchied darin bestände, oh ('arl Joban die Schweden oder ob er die b'ran/osen zu schonen bemüht gewesen sei. Pozzo erklärte, dafs lieidp Neigungen gleichzeitig gewaltet hatten, jedenfalls der Widerwille, den Kampf zu entscheiden nnd zu Ende zn bringen, offenbar gewesen wäre und fast alle Generale in diesem Punkte Ubereinstinnnten (N. A. II. BIO).

Der schwedische Kritiker Nordensvau sucht den ihm Landsmann gewordenen Carl Johan in achtbarer Weise zwar zu rechtfertigen;

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Zwn BerbatfeldsDg 1818.

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anf die firOrtening des langsamen Vorrttckens nach den Siegon von Gr. Beeroo ond Deimewits liUsl er sieh jedoch nicht ( in und zieht vor, mch mit der Bemerk ang zu begnügen, wie aaffallend ond sohwer verständlicb es wäre, dafs Carl Johan seinen Gegner entkommen heüj ohne ihm einen ttthlbarcn Streich zu TerBeixen. Ein Loslassen der Frcafsen, wo keine Gefahr vorbanden war, wo sie offenbar Frttchte ihrer blutigen Siege ernten and die Bedrängnis des Feindes vermehren konnten, hätte den Kronprinzen unleugbar in «in vorteil- haftes Licht gesetzt. (KrigSTetenskapg Akademiens Handlingar. Uaj 1894. S. 278. 283).

Die hier dargelegten Tatsachen gehören nicht zur schwedischen Politik, wie ich sie an der Spitsse dieser Abhandlung entwickelt habe, sondern anter Carl Johans persönliche egoistische Ziele. Schwedens Thron war ihm erwAnsoht, so lange sich ihm nichts besseres bot; es kostete ihm keine Überwindnuir, das Land seiner Wahl beiseite zu werfen, ihm die Treue nicht za halten, sobald sein Begehr anderweit hllhere Befriedigung fand.

Ich gelange nun zu folgendem Schi ufs- Urteil: Carl Johans System war auf einer l)reiteu Basis von Täuschung und Verhehlen der Wahrheit aufgebaut, so dals es damit weit in den militärischen Dienstverkehr hineinreichte und endlose Reibungen hervorrief. Seine Absicht, die selbstverständliche Voraussetzung eines Kriejrshuodes nicht zn erföllen, die darin besteht, den gemeinsamen Feind nieder- zukämpien und dazu mit allen Kräften einzutreten, durfte nicht (er- kennbar werden und machte ein Gewebe von Unwahrlieiten not- wendig, das zunächst Widerspruch hervorrief und srhlifM'^lich mit einem Übeln I rteil über den Charakter endete. Dazu trat eine Furcht vor Napoleon und überhaupt ein Mangel an Wagemut, die seinen Tütergeneralen fremd waren, und die mitunter selbst in kläg- lii lit'fi Szenen zutage traten. Das alles schliefst die hohe Meinung vou einer Feldherrn-Natur und ritterlichem Sinn ans. Es hieihen vergebliche Versuche, durch Verseblei r-rn dem Bilde ein anderes Ansehen zu geben, vielmehr Aufgabe der gesehirhtlichen Forschung, durch Analysieren der Belege die Tatsachen Uber den künstlich ge- schatlt'iien Nebel emporzuheben und fest/ustellen. ob Carl Johan als Charakter und als Feldherr dieselbe Anerkennung beanspruchen dari. die ihm in der schwedischen Politik zugebilligt ist. Nicht durch ihn, soitdr ru trotz seines Widerstandes hat die Nord-Armee ihre Er- folge errungen.

Die Gescbichte allein vermag dauerhafte Ehrenzeichen zu ge- währen, und ihr fällt es zu, solche denen nachträglich zu verleihen, die yon den Zeitgenosse verkannt worden sind. Aber sie soll

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Zun H€flMNfeld«ig 1818.

auch den giftigen GrUnspan onechten Glanzes erkennbar machen, die SUbne berbeitUhren für mifsbrauchte Gewalt. Die Menschen- natur besitzt Empfänglichkeit fUr den Nachrabm, imd der erhabene Beruf der Geflchichte beraht darin, ihn za gewähren oder m ver- sagen, so wie ihn der Heimgegangene sich selbst bereitete. Damit tibi gle aoi die Lebenden ihre erziehende Kraft aas.

Es prttbrifxt eine Beiiiri kmifr zu zwei Arbeiten, die auf dem- selben Geliiet entstanden siml. Der Kezeüseut im Mil. W. Blatt (1902 Spake 2Ö53 ) tut ihren \ < ilassem Wiehr and SwederuR viel Ehre an, Avenn er sie als „namhafte Historiker** bezeichnet. Beiden sind eingehende Kritiken gewidmet (Mil. Lit. Ztg. Mai 1893 Sp. 1<S7, nnd März 1882 ISp. 132), die noch heute ihre Gültigkeit haben, so dals es gentigt auf diese zu verweisen.

Dem ersteren hat Major Friederich (1. ein Schreiben

des Kronprinzen an Büiow vom 23, Aagast 10 '/a morgens entlehnt:

„In diesem Avgenhlick ist die Kaebridit eingielaafen, da(h der Feind KL Beeren geränmt hat and auf Spntendorf vonn- gehen sehünt. Diese Bewegung mols den General Bttlow bestimmen, sieb nioht von Heinersdorf za entfernen". Hit ßecht wells Major Friederich dieses Schreiben nicht mit meinen Angaben in Einklang zu setzen, da es sich aaf falsche Nach- richten attttzt In Kl. Beeren hat überhaupt kein Feind gestanden; der Ort war yieknelir mit einem prenüsisclien Bataillon besetzt (N. A. I. 272), ond ebensowenig bat zn der Zeil ein Yonrtteken des Feindes anf Spatendorf stattgefnndeii. Damit wird der Zweifel bin- föUig, welchen jenes nicht verwendbare Sebrdhen berrorrnft

Oer letztere Sohriftsteller Swederns fuhrt eine nicht angewandte Feder; es fehlt ihm aber die erste Eigenschaft des Histoiiker»: Die Abdcht, Wahrheit za finden and ans licht za ziehen. Man siebt beun Vergieich mit den Urqaellen anf Jeder Linie die Tendenz, daroh Vertaoschea Ton Ursache nnd Wirkong, dorch Verschieben der logischen Gedankenfolge oder der Daten Carl Johan znm FeidhenD ond Helden za schlagen» woza die Belege sich nicht herbeilassen wollen. Zar Zeit der Abfassang seiner Schrift hatte et den Vorteil ▼oranS) die Stockholmer Kriegsaktea za kennen. Damit wird er es endcfat haben, bei dentschen Historikern mehr Bedenken über gegen- sütsilicbe Darstelinngen herrorzaralen ond mehr Einflnls zn gewinnen, als seine Leistnng, besonders seine Tendenz, reebtferligen kann. Jener Vorspning ist inzwischen einholt; ich habe die schwedischen Akten eingesehen aad bei der Übermrbeitong der Geschichte der

Giiiiiloii-PelddiiluttbiiiigMi mit gwoliwlrteit Waffen. 218

l^ord-Annee verwendet, AnderuDgen im Swederasschen Sinne aber dennoch nicht voraunehmen gehabt Vor der Benatznng von s Uedems ist zu warnen, aaDser wenn er ein Aktenstück wörtüeb abdruckt

Ich schliessr diesen Auibatz mit dem Anerkenntnis, dats Major Friederichs Werk ungeachtet der AoHStellangeu, welche ich zn machen hatte zu den wertvollen Bereicherungen der Kriegs- G^cbichte gebort.

XL

GarnisoB-Fslddienstübimgen mit gemischtea WaffeL

Von

TM CMheBbMMi, Oberst z, D,

Ebe wir in die Betrachtung eintreten, Hei voransgesobickt, dais das Gesagte die Verbältnisse so dantellt, wie sie m Mittel-, Slld- naä Wesl-Deotseiilaiid oliwatten, wo der Winter mh seiner die Flor sehatsendeo Sobneedeeke sehr kan ist, wo alles Laad in hoker Knltor steht, Unland nnr wenig rorhanden ist Nor wo die Ver- bltttniase so liegen, benrsehen die unten gesebildeiten Znsttnde, stellen sieh aUe Sehwierigkeiten in vollem Ma&e ein, wihrend sie selbstverstllndlieb zum Teil iortfallen, sobald die Gelände- nnd Wiltemngs-YerbJUinisse deb gflosüger gestelten.

Es gibt kanm etwas Sehwierigeres, als die Anlage and Lettang von 6araison*FeiddiensflllMingen nut gemisohten Waffen, wie sie die Fel^dienstordnang Ziff. 30 aad 38 vorschreibt, nnd wie sie im Herbst gleieh oaeh dem Manftver oder im Winter, wenn der Boden hart gefroren ist oder im Hochsommer, wenn hier nnd da die Ernte sehen teilweise eingeheimst ist, stattfinden. Die Sehwieiig- keiten setzen sieh aas folgenden Faktoren sasammen.

1. Truppen. Wir nehmen an, dafs die Garnison ans einem Infanterie-Regiment, einem Kavallerie-ßegiinent und einem Feld- artillerie-Regiment besteht. Der Oberstleutnant des Infanterie- jBegimente echlUI ?ea seinem Rommaadenr den Anftrag, eine Feld-

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Gamisun-Feiddienstttbungfln mii gemuotiten Wafieo.

dieostübuDg anzulegen und za Ifiivn, bei wekhei das gesamte lül'anterie-Refiriment; aofserdem Kavallerie ujkI Ftldartillerie in beliebiger Stärke beteiligt ist. Die Anwendung von Flagi^mtruppeo ist gestattet, aber bis auf die äulserste Nctvvetiuigkeit be- schränk eu.

Da Kompagnien von 60 Gewehreu und stärker köiiüen sie im Herbst nnd Früh- Winter nicht aasrilcken ein Unding .-.iiid unu giinz unmögliche Bilder bieten, so verwendet er auf jed«*r Seite ein Bataillon mit Kompagnien a 90 Gewehren. un*l ;^ibt auf der Seite, wo er das Übergewichi wünscht, einige Flaj^genkompagnien zu. Anders ist es auch wohl kaum zu machen; denn von dem Bataillon aul der einen Seite z. B. 1 Kompagnie wegzuii» bmen und sie auf der andern Seite zuzulegen, ist schon deshalb nicht ml^glieh. weil dem schwächeren Detachement dann immer mehr aus Rücksicht für den Schutz der Artillerie die Bewegungsfreiheit genommen wird. All K.ivallerie wird auf jeder Seite eine Eskadron, au Feldai'tillerie eine Batterie verwendet. Wir werden später Gelegenheit nehmen, noch etwas näher auf die Schwierigkeiten einzugehen, die aus dieser darch die Umstände gebotenen Zasammenstellmig der Truppea entstehen. Einige Zeit später, im Dezember oder Januar, wenn die Rekruten soweit sind, dafe sie mitlaufen kMuen, liegen die Ver> hältnisse schon günstiger; man hat längere Harsch- Kolonnen, mehr Kompagnien and kann ftof die Flaggentruppen verzichten.

Da die Trappen, am die es sieb handelt» nicht nnter einem Befehl stehen, so hat es voriier sefaon grofee Scbwieiigkeitra gemacht, einen Tag herauszufinden, der allen genehm ist^ Jetzt läfot sich awei Tage vorher z. B. ein Yorgesetater der Kavallerie anmeldeiL. Infolgedessen mala das Kegiment mitteilen, da& die Eskadron nicht gestellt werden kann. Daa ist ein sehr onaiigenebmer Zwisobenfall» Naoh oben gemeldet ist die Übung schon; das Wetter ist gttnstig. Da laufen nun die Adjutanten hin und her, der Telegraph arbeitet; es ist aber niohts zu machen. Noch nicht einmal ein paar Melde- reiter sind von der Kavallerie zu haben. Endlich bietet sich da» ArtUlerie-Begiment an, einige Patrouillen ond Meldereiter zu stellen.

Ist das Regiment, welches ptötitioh Abhaltung bekommt» daa AitUlede-Kegiment, dann ist leichter Abhilfe gesohafit. Man ladet auf einen Krttm perwagen 6 QeBchfita-Simulacres nnd gibt eine Anzahl Kanonensohlttge daau. Was im Interesse des Q-lttckens und Nutzens der Übung vom Standpunkt des Infanterie-Re^ents- Kommaadeors ans verlangt wird, ist aueh auf diese Weise inr Not sicher gestelli Im Gegenteil: im Omnde genommen ist ihm die Sache nicht unangenehm; denn nun bat er Artülerie, und braucht

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Uaraii^uii-FelddieastiUmugeu uiii i;ouiiBchten Waüua.

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nieht aus seinem FoDds den Plonehaden zn sahlen, der eveni dureb die wirUiehe Batterie gemaeht worden witre.

Wenn die Atiregang tu. der Obong Ton der KavaUerie oder Artillerie ans gegeben ist, ond das Infanteiie-Begiment mnb aas iifend einem Grunde absagen, dann ist niehts an machen; die Obnng kann nieht stattfinden. Denn die Infanterie IttlBt sieh nieht anr Not ersetsen, wie wir dies yon den andern beiden Waffen soeben geaeigt haben. Die Trappen sind also besehafit, die Übung kann stattfinden.

2. Anlage der Übong. Die „Kriegslage** bietet nicht weniger Schwierigkeiten. £& wird ttberall als Hanptbedingong für die Anf- gabensteUong verlangt^ dafs die Parteiftthrer vor einen eigenen fintsohlnls gestellt werden ond wenn aach nor anf wenige Standen anf die ihm anterstellten Kräfte angewiesen sind. Deshalb kann man die Detaobements nicht als Avant» oder Arriere-Garden oder Seiten- detaebemeDts denken, denn diese bekommen dnreh den Befehl bestimmte Auweisuug, was sie zu ton haben, wo sie marschieren sollen etc. Selbständige Detaobements von eiuigen KompagDien, einer Eskadron and einer Batterie anf jeder Seite sind abw sehr schwer in eine wahrscheinliche Kriegslage hineinzabringen.

Eine weitere Bedingung ist, dafs die Übungen nicht zo an* strengend sein sollen. Um die beideraeitigen Kavallerien einiger- mafsen in Stand zn setzen, dals sie YOr dem Aafeinuudez^tofsen der Detaobements Meldung schicken können, müssen die letzteren vor dem Antreten mindestens 5 7 km aaseinanderstehen. Wenn man dann die Kavallerien ^4 Stande frilber antreten läfst, wie die Infanterie, dann stimmt es für gewöhnlich; natürlich kommen auch Lagen vor, wo andere Malsregeln ergriffen werden müssen, am zu vprhdtf'n, dals z. B. im Nebel die Detachements 80() m vor einander auttauehen, ohne dals irgend eine Meldung vorher gemacht worden ist.

Der einfachste Kall ist der, dals mau die eine l^artei am Tor der Garnison antreten lälst, die andere 5 -7 km davon entfernt. ÜaB ireht «hfr natürlich nicht immer; and wie oft passiert es, wenn man ein günstiges Gefechtsfeld gefunden hat, dals man es nicht gehraachen kann, weil man keine richtigen Anmarschwege finden kann. Oder eine Eisenhalui, die bekanntlich nur an den Über- gängen passiert werden dürfen, greift störend ein; oder der Bauer hat über Nacht Ituben darauf gesäet etc. Femer soll mau doch zur Mittagszeit in der Kegel wieder zu Hanse sein. Die Truppen iii] Spatherbst und Winter vor Morgens 7 Uhr ausrücken /.u lassen, tmpüebit aicii auch nicht. £>o sind die Hände überall gebunden.

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216 Giralmii-Faldtfeiutttbimgen mit gemiflohfeen Waffeo.

WeoD Schoee gefalleu ist, liegen die VerbKltaiflse erbeblioh günstiger; dann MbUtst dieser vor Flarocbaden. Troekner Fh»t Ist wieder nngttnstig; man tritt nioht durch, aber die Halme der anf- gegaogenen Fmcht sind brUebig wie Glas nnd werden gändioh abgetreten. In Sttddentsehland wiedemm lülst der Baner nach ein- geheimster Ernte seine Stoppel im Hochsommer nicht einen Tag liegen, sondern er pflttgt sofort wieder, denn der Acker soll ihm zweimal im Jahre teagen. So kommt es denn, dafs man oft für das Zasammentreffen der beiden Gegner auf den Exerzier-Platz angewiesen ist oder aaf die zwei oder drei kleinen Sttlckchen Unland, welche in der Umgebung der Garnison liegen und nattirliob jedem bekannt sind. Und wenn man glaubt, die Aafgaben noch so klng gestellt an haben, so heilst es doch schon am Tage vorher in der Garnison: „Morgen Felddienstttbaog aof dem Exerzier-Platz oder aof der Gänsewiese bei O . . Nicht selten wird die Sache fUr die ParteiftUirer dadurch vereinfacht, da& den Vorgesetsten nichts daran gelegen ist, die Anroürsche auzaseben nnd sie Tcr- langen, dafs es vorher im Parole-Befehl heilst z. B.: Zaschaaer um 9 " auf dem Gemeinde- Anger von D . . . Das heilst dann : Da treffen die beiden Gegner zusammen. Dann kann man aber noch so schöne Anf^rabeu Rtellon: sie marschieren doch beide von ihren Sammelplätzen aas auf dem kürzesten Wege nach dem Gemeinde- Anger von D . . .

Am Tt\<ro vor der Lbuns' bekommt der Leiteüde die Befehle der beiden i^arteifUhrer. Da ist es nun auch ganz merkwttrdig, was allp8 passieren kann. Es sriht näralich sehr viele Lentp. die überall eine Falle wittern, die einer solchen Anfgai»r nicht hannlofl gegenubertreten und infolgedessen aui ganz eig-entilmliche Lösungen stofsen; oder solche die sich nicht die Präge vorleeren: wie kannst dn aul die einfachste Art diese Aufgabe lösen? sondern: wo sit/t lo der Aufgabe ire-end ein Wort, das vielleicht nicht pan/, klar ist? Daran haken sie dann an, verstehen falsch und liefern die unf^laub- lichste Lösung. Nun heilst es, durch Telegramme und Meldung-en beiden oder einem der Gegner die Wege weisen, dafs er Uberhaupt vorwärts marschiert u. ä. Ein Fall ist uns eriiHRrlich, wo der Fuhrer der einen Partei, der durch die Aufgabe darauf hingewiesen war, eine Stellnng zu besetzen, auf die Idee kam, Kehrt zu machen und abzumarschieren, infolgedessen dann beide hintereinander her marschiert wären.

3. Leitong. Oben sagten wir schon, die Aufgabe müsse so gestellt sein, daTs jeder der beiden Partdftthrer einen selbstfindigen Bntseblnfo fassen mols. Das letrtere kann nalttriioh nur an! G^ruid

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Oamison-Felddiensttibimg^D luit gemischten Watieu.

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der eintreffeDden HeldoDgeD geschehen und besteht gewöhnlich darin, oh er weitennaisehieren soll oder Irgendwo halten nnd weitete Meldungen abwarten oder eine Stellung besetven, ob er an einer Krenznng angekommen^ rechts oder links manohieren soll, ob er den kttraeien eingesehenen oder den weiteren nicht eingesehenen Weg wühlen soll etc. IHe Sorge der Leitung besteht nun darin, dals der Führer diese Meldung vor dem Punkt bekommt^ wo der betreffende Entsehlulh gefUst weiden mufs, denn wenn er sie in spät bekommt, so milsglttckt da das Manohieren aulserhalb der Wege des Flursefaadens wegen in den meisten Fällen nicht angängig unter Umständen die ganze Übung dadurch, dab sich die Gegner entweder gar nicht treffen, oder dals sie sich an falscher. Steile treffen. Dab aber die Meldung nicht m sjritt kommt, ist toots der schönsten Berechnungen nie sicher gestellt; denn das mttlste ein meikwOrdlger Wachtmeister sein, der den Patrouillen nicht die Privatanstnikdon mit auf den Weg gäbe: „Heist mir die iYerde nicht ab! Beitet sie mir nicht lahm! Und wenn 6 Kreuse auf dem Kurert stehen, es wird mir nur getrabt!^

Es kommt wohl auch vor, dafe nach Empfong der Meidung ein falseher Entschiuls gefalst wird. Nun wäre es manchmal Tiei* leicht gaoB instruktiv, dem Schicksal seinen L*anf zu lassen. Das geht aber unter keinen Umständen, denn die Vorgesetzten und Zu- schauer sind doch um 9^ auf den Gemeinde-Anger Ton D . . . bestellt. Da gibt es nun fttr die Leitung kein anderes Mittel, als an die entooheidende Stelle einen Offizier zu stellen, der falls die Meldung durch die Kayallerie nicht schon gemacht ist dem Führer dieselbe ttberbringt. Dieser Offizier erhält dann oft noch die geheime Weisung: „Sie sorgen mir unter allen Umständen dafär, dab der Mi^or X den richtigen Entschlub fabt«.

Der grobe Moment ist gekommen, die beiderseitigen Kavallerien haben Ftthlnng, die Gegner ziehen sich gegenseitig an; es bt sicher gestellt, dab sich der Kampf da abspielen wird, wo man ihn liaben will Wenn dies nun ein nicht zu bekannter Ort im Gelände ist, to kann die Übung ganz natttriich verlaufen. Zu grolse Brdten- Ausdehnungen, zu geringe Tiefen, namentlieb auch was den Abstand der Artillerien von der vorderen Unie der Infanterie und von der gegnecbchen ArtUierie anbetrifll, sind die Fehler, die fast immer vorkommen, die aber in der KIdnheit der Detaehementa nnd der geringen Stärke der Kompagnien ihre Erklärung finden. Auch der Fehler, dab Flaggentnippen in vorderer linie verwandt werden, bt meist nicht zu vermeiden. Die Kavalierie deckt gewOlmlich tatenlos einen FittgeL

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218 G«]itooii-FMddi0Qitttbi]Bg«n ndt gwrttiMihten WaiM.

Weniger natUrlieh ist der Hergang, wenn man genötigt iat^ das ZnaamnieDlreffen anf dem Bzemerplatz stattfinden an laaflen. UnBere Ezemerplätee Bind meist gänzlich eben. Die Waldungen und die Aeker, ▼on denen aie umgeben sind, dürfen nnter keinen Umsfttfnden betreten werden, sondern gelten als ungangbares Gelände. An dem einen Rande des Exenieiplatzes liegt nnn der eine der beiden Geger in Verteidigongsstellung mit 4 Kompagnien 1 Eskadron and 1 Batterie, der andere hat 7 Kompagnien und dieselbe Stärke an Kavallerie nnd Artillerie. Der letztere ist als Angreifer gedacht; and nachdem er seine Batterie anfiMrhalb den Exerzierplatzes auf einem Feld- wege an einem gana nnwahrscheinlichen Plats, oder öfters (des Flnr- Bchadens wegen) nur ein Gescbtttz in SteUong gebraeht hat, tot er auch der Leitung, den anwesenden Vorgesetzten, den Zuschauern, der eigenen Truppe und sich selbst den Gefallen und macht einen schönen Angriff, obgleich or sich in Wirklichkeit wohl hüten würde, über die freie Ebene nach der GeBamtlage der Verhältnisse au- zogreiten.

Es ist nötig, hei der Wirkung der heutitriMi t cuei-wHllen auf die daraus eutstelieude Verwirraug der l^i grille aufmerksam zu machen; und das letztere ist ein recht unangenehmer Nachteil, der diesen Übungen anhaftet. Wir glauben desh:i!b die dringende Not- wendigkeit feststellen zu müssen, dais. wenn die \ erhaUnisse so liegen, jedesmal bei der Besprechung ausdrücklich darauf hin- gewiesen wird. Daun aber, wenn dies geschieht, kann ein der- artiger Angrifl" auch unbedenklich gemacht werden: denn der Mann in der Front und der gegenilberliegeude Verteidiger wollen auch wenn man sich so ausdrucken darf für ihr Herumiauteu bezw. die JErdarbeiten, iIk g( macht sind, etwas haben, die Vorgesetzten nnd Zuschauer wollt n etwjis sehen; und der Ausbildung schadet es auch nichts, weuu dtr im vergangenen Frühjahr vor der Bataillous*- Besichtigung vielleicht des öfteren schon gemachte AugriÜ uocb einmal gemacht wird.

Wir möchten uns zum 8chluls gegen den Verdacht verwahren, als seien wir Gegner dieser Übungen. Das ist durchaus nicht der Fall; im Gegenteil, wir halten dieselben für sehr notwendig, denn sie haben viä Natsen im Gefolge, ünaer Zweek war nor, die Sobwierigkeiten, mit denen die Leitung za kXmpfen hat» die niebt n mmddeadeii Friktionen nnd die falieben Bilder, die dabei mm Voncheln kommen, herronnheben. Der NotM» den die Obongen bringen, ist lehr Tieleeitig:

Die Troppe kommt m einer Zeit, wo dien aonet Yielleiobt niebt gesehieht, Tom Kasemenplate weg in das Gelibide, trägt mnmal

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2ft BUtehtn Brief an den KOnif vob PtmOm.

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wieder das Gepäck ond macht eben tQchtig^n Marsch ; gewöhnt sich ferner daran, in zoBammengewUrfelten Verbänden marschieren nnd zu kämpfen. Die Vorteile für die Anshildung der Offiziere sind fast noch o:ri»Iser: Uie Üienstalters-Verhültnisse bringen eine andere

aln dip erf'wöhnHphe Besetziirsir f!or KnmnianfinstPÜen mit sieh. Leutnants Uihrt ii KompafrnieD, Hauptleute tührf ii ÜtUaillone. Majors tremisehteüetachements. wozu ihnen sonnt im Manöver keine Gelegenheit „'t boten wird. Auch für die lU'^nnients-Kommandenre und die Oberst- leutnants sind die Übungen sehr wertvoll, nni riif Lritunp zu erleroeu, wozu sie «onst pr^t als Hritra(!r KominaiKii ur kommen. Es kann deshali) hier mir der Wonsch aus^^rsproeheu werden, dals die Ziffern 30 and 33 ner i^elddienstordimog tiberall recht gewissen- haft und oft befolgt werden.

Xli.

Zu Blüchers Brief an den König von Preufsen ¥om 17. Juni 1815.

Von

jHliu8 von Pfloi^k-liarttiuig.

Von Wavre aus bat Blücher am Tage nach der Schlacht bei Ligny seinem Könige Bericht erstattet.') Es heilst darin: ,^aer Majestät Kriegsheer hat gestern einen UngltleksiaU erlebt; es ist genöthigt worden, nach einem sehr hartnäckigen Gefecht im letzten Angenblicky we die einbreebende Naobt schon alles sn beendigen sebieo, vom SeUaebtfelde soiHekcnweiehen.'* Es haben blols diel Korps daran teilgenommen, das vierte war noch niebt mr Stelle. ,,Ebenso war die Armee des Henogs von Wellington wieder Vermathen ond

1) Ollech 162; Lehmann in der Bist. Zeitachr. Band 88. S. 284.

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220 ^ BUolMn Brief «n dm KOnig timi PnvAeiL

Zusage noch nicht ^un f utrirt ^eno^, um ^leichmäleig gegt n dva Feind mitwirken zo könntn. si( hat an dip'^^'m Ta^e /war ein Gefecht g-eliefert, welches aiu i /um Ausjzaiii:»' des Ganzen nur wenig bei- trat:» n konnte." Wer üen Briel genau durehliest erkennt, wie .schriie r/.lich et< dem prenfsischen Hanptquartiere war, eine Niederlage einjreatehen xu nitlsseu. Diese wir«! deshalb so milde als möglieh hingestellt. Erst als alles schon glii 'klich beendet schien, mulste die Armee nach hartnäckigem Gefechte weichen. Demnach nur „Gefecht*'; erst im nächsten Satze heilst es mehr stilistisch nebenbei: 3 ersten Ajttiee-Kor|is haben blos an dieser Schlacht Anthei! geüonirrien". Aber ,,S(» unangenehm der Vorfall ist, so kann er doch von keinen bedeutenden Kolgen sein". Als (rriinde des Milsg-eM'hn ks werden genannt: 1. das Ausbleiben des IV. Korps, woniiier Uem Könige die Aktenstücke nächstens vorgelegt werden, und 2. d>is Ansbleihea Wellingtons, dessen Heer wider Vermuten nnd Zosage noch nicht konzentrirt genng war. Wellington hat au demselben Tage zwar aucli ein Gefecht geliefert, aber von gerinsreni Werte für das Ganze. Tm preulsischen Hauptquartiere katmit muii Welling- tons Kampf bei Quairebra^i noch nicht genügend oder unterschätzte ihn, denn in Wirklichkeit sind dadurch über 41)000 Mann von den Prenfsen abgezogen, was sie vom l'ntergange gerettet hat.

Zuerst Lehmann wies auf die Tatsache hin, dal's die beiden Worte .,und Zasi^re nachträglich eingefügt werden'). Kr sagt: beide seien nicht etwa so leichthin gesehrieben, sondern nachträglich, also nach reiflicher Überlegung hinzugefügt. Ich fafste die Sache in meinem Aufsat'Ae: „Die Verhan(ilungen Wellingtons und HlUcbers auf der Wiiiilmilhie hei Brye'*'^) etwat« anders, nämlich folgendermalsen: „Da anzunehmen ist, daf^ ein Mann wie Grolman'') das \Vichti<re sofort niederschrieb, so wird der Zusatz beim Nachprüfen au.> irgend- welchen Gründen gemacht sein, dürfte an Wert dem l 'rsprHnglich#»n mitbin nicht gleichkommen". In meinem Buche: \ otgochichte der Schlacht bei Belle -Aliianee bringe ich S. 222 ff. f^ine Abhandlung: ,,Die Auffassung des preufsischeu Generalstabes von Wellingtons Bei- stand", wo ich auslllbr lieber in dem gleichen Sinne auf den Gegen- stand eingehe. Ich zeige, wie Grolraan in der geschichtlichen Dar- stellung der Ereignisse gerade sehr i»bjektiv ist, wie der ursjirllng- liche Text des Briefes sich mit neiner Darstellung deckt, dafs anders aber Gneisenaus Ansicht gewesen, die sich zanebmend mehr gegen

») Hist Zeitschr 284.

2) H tstoriüches Jahrbuch 1902, 8. 94.

') Der Schreiber des Kottseptes.

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Zu Blttehen Bil«f an den KOnig von Pnofimi.

221

Wellington wandte. Ich meinte deshalb: „Demnach erschiene nicht nnwahrscheiDlieh, dafs der Nachtrag ,and Zusage' nicht aaf Grolmao nirttckgehe, sondern vielmehr aaf Gneisenans Woosch erfolgt ist Man darf nicht aufser Acht lassen, dafs die ganze Verantwortung anf dem Chef des Generalstabes |rahte, und dals er sich durch das eine Wort seinem Könige gegen1|ber stark entlastete'^') Näheres ver- mochte ich nicht anzugeben, weil das betreffende Aktenstttok rerlieben war nnd lange zorttckbehaUen wurde.

Ani' meine Bitte ist es mir jetzt 7on der Leitung des Kriegs- arehives gUtigst zugänglich gemacht, und was finde ich da?^) In das Orolman'sche Konzept hat niemand anders als Gneisenau selber die entscheidenden Worte „und Zusage** mit danklerer Tinte and vdilig abweichender Hand nachgetragen; und in dieser Form: „wieder Vermntben nnd Zusage** sind sie dann in die Reinschrift an den KOnig Übergegangen.') Meine Vermutung bat sich demnach in einer so glänzenden Weise bestätigt, wie ich es kaum erhoffen durfte. Dal's die beiden Worte von Gneisenaus Hand sind, kann dem, der Gneisenaus Schrift in dem Briefwechsel an seine Frao^) wochenlan<r unter Händeu gehabt hat, nicht zweifelhaft erscheinen. Sie sind etwas flüchtig eingeftlgt, aber alles ist Gneisenanseh: die HandfUbrung und die einzelnen Buchstaben, von denen d, z und g am meisten bezeichnend sind. Wer nachprüfen will, braucht nur den Brief Gneisenaus in demselben Manuskripte S. 193 fl. zu a' er- gleichen. Kein anderer als Gneisenan oder Blttcher hätte auch wohl das Konzept des Generalquartiermeisters dniehkorrigieren dürfen.

Mit diesem Nachweise gewinnt meine fr^m/e Uotersuohnng über Gneisenans Anteilnahme in der Antfassnng Wellingtons eine bedent* same Stttlse.

») Vorgesch. 229.

IV C. 8. II. 16». 3) Kbendort 189.

*) Befindet sich im Uneiüunauschen Archive icu Sommerscbenburg.

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Die Lösung der FeldgeMhütasfrage in dea Niederlanden.

xm.

Die Losüog der Feldgeschfitzfrage id den Niederlanden.

Im Dezemberheft innn der „Jahrbücher* wai- gelegentlich der dort gegebenen t^bt isit ht übt r lüf Kinführong des RohrrUcklaof- systeiiis bei deu f eldartilierien der uropHischeo Staaten mitgeteilt wordeu, dafs aneh die niederläudische Kegierong sich für die Xeo- bewaffonng der Artillerie mit Kohrrttcklaafgeschtltzeu und zwar Kroppschen Modells entschieden sowie einen dabingeheDdeo Gesetz- entwari deu Kamern vorgelegt habe.

inzwischen ist dii^ Annahnie flpKvplhvii m beiden Kammern er- folgt nnd somit das Kruppsche KohrruekiaulgeschUlz auch in ÜoUand Äur Einführung bestininit. Zwar hatte die ebenfalls an deu Versuchen zur Auswahl eines neuen GeschUtzmodeilö beteiligte Rheinische Metaiiwarcn und Maschinenfabrik auf die Entscheidung einzuwirken gesucht, indem sie in einer an die Kammer gerichteten Adresse gegen die Wahl des Kruppschen Modells Einspruch erhob und die weitere Erproliung ihres Systems forderte. Diesem Gesuche wurde jedoch nicht stattgegeben. In einer Antwortdenkschrift vom 6. Januar 1904 wies der holländische Kriegsminister dasselbe zurück, indem er betonte, dafs auf (Irund genauer Studien und ausgedehnter Vergleieiisv ersuche die Wahl bereits getroffen sei nnd es keinen Sinn habe, die bereits abgeschlossenen Versuche wieder aufzunt hiuen. \ on ( iui r weiteren Erprobung einer Ebrhurdtschen Batterie könne daher keine Rede sein.

Ans den fernen u auch technisch interessanten Ausführungen des Ministers welche hier wörtlich und voUstnndi^'^ wiederzugeben der Kaum verbietet wurde ersichtlich, mit welchen (rrlinden die Rheinische Metallwaren- utid Maschinenfabrik ihr Gesuch unterstützt hatte. General Bergansius stellte u. A. an der Hand TOD Daten fest, dafs dieser Fabrik die beanspruchte Prioritftt in der Konstraktion der RohrrUcklaufgeschUtze im Hinblick auf die Konstruktionen der französischen Geschtltzindustrie und der Firma Krupp nicht zuerkannt werden könne. Es könne auch nicht ZQ- gegeben werden, da(s die niederländische Armee durch die Be* stiebungen des Banrats Ehrhardt aaf artilleristischem Gebiete, be- sondere Vorteile gehabt habe, und es sei nicht angängig, ans diesen ▼ermeintiieheD Vortdlen ein Beeht auf irgend welche Bel<Annng in Form einer Bestelinng abzuleiten.

Auch die Uefening der Munition kfkme der Dllsseldorfer Fabrik

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Die Lösung der Koldgeschiits^rage in den Niederlanden. 22^

nieht ttbertragen werden, da diese mit Aosnahme von '/s foiderliohen SchiapnettB and Bämllicher Doppelzflnder, die von Kiap|> geliefert werden, im eigenen Lande hergestellt werden soll. Übrigens bestelle nicht die Absicht, die genannte Fabrik, welche berefts wieder- holt bedentende Bestellungen zor Zufriedenheit ansgeftthrt habe, von der Teilnahme an der Lieferong desjenigen ICaterials und derjenigen Halbfabrikate aasmschlielsen, die nicht bei der Firma Kropp bestellt zn werden brauchten.

Die Ansicht, dats bei den hoüändisehen Versuchen der Finna Krupp günstigere Bedingungen gestellt seien als der Rheinischen Fabrik, sei nicht richtig. Die den Fabrikanten bei der Einladung zu der Eonkunenz gestellten Bedingung seien Tielmehr absolut die gleichen gewesen, wie ihnen auch die Wttnsche Hollands bezflglicb des Materials in ganz gleicher Weise zur Kenntnis gebracht worden seien. Es habe also in der Hand der Düsseldorfer Fabrik gelegen, ein diesen Wünschen entsprechendes Material zu stellen. Wenn das nicht geschehen, so sei daran das Kriegsministerium, welches die Bewerber Uber alle von Holland an das Material gestellten Anforderungen genau informiert habe, nicht Schuld. Übrigens btttten die Beschreibungen und Zeichnungen für das Ehrhardt. Material die Bezeichnung „HoUlladische Modelle'' getragen, woraus klar hervorgehe, dalia die Firma sieh mit diesen Ifodellen bemüht habe, den Bedingungen für die holländischen Versuche zu ent- sprechen.

In bezug auf die Gewichte der Kruppsehen nnd Ehrhardtschen Versnchsgeschütze sei zn bemerken, dafo zwar das letztgenannte Material etwas leichter gewesen sei, aber nicht so viel, dafe ein merklicher Unterschied in der ManOveriettiUiigkeit beider Geschütze za konstatieren gewesen wäre. Abgesehen davon sei es auf Grund der bei den Vorversnchen gemachten Er&hmngen nicht unwahrschein- lich, dab bei dem Ehrhardtsohen Modell eine Verstttrknng ver- schiedener Lafettenteile htttte eintreten müssen. Es sei also die Frage, welches Material sehlielslicb das schwerere geworden w8re. Jedenfalls habe das von Ehrhardt an Norwegen gelieferte Material ohne Schilde ein Gewicht von 1004 kg gehabt, wohingegen das Gewicht des holUlndischen Krupp-Modells nur ca. 1000 kg mit Schild betrage, also um 50 60 1^ geringer sei.

Gegenüber dem ihrem BCaterial gespendeten Lobe der Rheinischen Metallwarenfabrik sei es am Platze, auf die Ergebnisse der in Holland and in anderen Staaten abgehaltenen Vergleichs- versuche hiozuw eisen. Scblielslich stellt der Minister in Abrede, dals der Ausgang der zwischenKmpp und Ehrhardt sehwebendenPatent-

JaktMiter fir dMtMh* ArmM MtiliM. Ko. 10». IS

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Die UHeaag der Feldgvflebtttefrago in den Niederlandee.

Streitigkeiten dem Bezug Kruppscher Rohrrttcklaofgeselilltze irgend- vv( Iche Schwierigkdten in den Weg stellen könne, und spiiebt in Übereinstimmung mit veiBohiedenen Abgeordneten die Überzeugung ans, dafs an einer gewissenbaiten firfttilang deBVertragefl dorob die Finna Krupp kein Zweifel sei.

Mit dieser vorstehend in AusBOg^ Widdergegebenen Antwort des Kriegsministers erachtete die Kammer den erhobenen Einspruch für erledigt und stimmte, wie bereits eingangs erwiüiot, dem Vor- seblage zur Annahme des Kruppschnn Modells hei.

Hinsichtlich der Neu-Organisation der Feldartillerie wurde beschlossen, dals statt der bisherijren 3 Regrinienter faiirender Artillerie deren 4 formiert werden und zwar das Kegiment zu '2 AbtiMlanirnn zu je 'A l'.itterien zu 6 Geschtltzen and 12 Munitionswagen. Kür jedes Kegiment wurde ferner 1 Depot Batterie mit (> Geschützen uud 12 Munitionswagen vorf^esehrn. Das Korps reitender Artillerie sollte 2 Batterien zu je (5 Geschützen stark sein, denen ebenfalls je 1 i Mnnitionswagen beizugeben Hcicn. Von einer Formierun;: kleinerer Batterien zu 4 oder '6 Geschützen sollte vor- läufig Abstand genommen werden, in Anbetracht dessen, dals bisher keine ausreichenden Erfahrungen auf diesem Gebiete vorlägen, und eine etwaige, später als notwendig sich herausstellende Verringerung der GeschUtzzahl in der Batterie leicht durchzuführen sei.

Ferner war dem Gesetzentwurf eine eingehende Darstellung über den Verlauf und Aus-ua«; dt r btatlu -liabten Geschtttzvergleichsversuche beigefügt, aus der folgendes von all^cnuincni Interesse erscheint:

Nachdem die seit 1895 unternommenen Vorstudien erledigt una alle notwendigen Vorbereitungen beendigt waren, begannen im Jahre 1900 die Versuche mit Material der Firmen Schneider-Creuzot, Krupp und Ooekerill. Eßerbei gelangte man zu dem Urteil, dats das Mate- rial Ton Sebneider nicht empfohlen werden könne« weil weder die bydropnenmatisefae Einrichtung der Bremse^ uoeb der VecBchlofe, noch ecUieblieh die znm Nehmen der feinen Seitenrichtong dienende Vorriohtong Versebiebnng der Lafette aof der Aehse die Garantie ftlr gutes Verhalten biete. Dagegen schien das Kruppsche und das CockeriUsche GesehtttK durchaus branehbarnnd empfehlens- wert, doch wurde von diesen beiden dem Kruppschen der Vorzug gegeben.^) Ebenso wurde auch die Kruppsche Munition in* folge ausgezeichneter Beschaflenheit bevorzugt, während es von der der beiden anderen Firmen heilst, dafs sie futt eine Wahl

1) Krupp hatte ein FedersporugescliiltÄ, Cockerill eiu Geschütz in starrer Lafette mit liadschuheu vorgestellt.

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Die LOfliiBg der FtoldgMobfltefrai^ in d«ii Niedtriaadea. 225

Stellt in Betracht kommen kamiten. Infolge der mangelhaften Qua- lität der Sehneiderachen Hnnition hatten die Verenohe mit diesem Material sogar einmal anterhroehea weiden müssen«

Im Winter 1901/02 worden die Versaehe mit Schneider- and Kropp-Uaterial Ton neuem aolgeDommen, es trat als weiterer Kon- knnent noch die Bheinitehe Metallwaren- nnd Masefaineniabiik in Düsseldorf hinxn. Jede Firma filhrte 2 Modelle von Rohrrltcklanf* gesehtitaen vor, die Firma Kropp aolserdem noch 2 Federsporo- gesehtttae. Nach dem ersten Teil der Erprobung schieden diese sowie YOD dem Hohrrttcklaafsystem die Konstruktionen von Ehrhardt und Sebndder als nicht mehr in Betracht kommend aus, and die Versuche wurden nnr noch mit den Kruppschen Rohrrückläufe- sehtttzen weitergeführt.

Im einiehieD worde nämlich festgestellt, dals die Versehlufs- systeme TOn Schneider ood Ehrhardt wegen fehlerhafter and nament* lieh auch so komplizierter Ronstraktion nicht annehmbar seien. Ferner lasse die Manövrierfähigkeit des Schneider^schlltses zu wünschen ttbrig, uud seine RohrrUcklaufbremse stände ebenso, wie die des EhrhardtgeschUtzes mit der des Kropp-Modells nicht auf gleicher Höhe. Schlielslioh sei we it i das Ehrbardtsehe noch das Scbneldersche Geschütz in bcznc^ auf rnhigeu Stand und leichte Be> di^ung dem Krapp-Material ebenbürtig, das aofserdem darcb seine gute nnd einfache Konstruktion eine Garantie tOr gute Erhaltung biete.

Die nun folgenden weitereu Versuche mit dem Krupp- schen Modell dienten gleichzeitig der Erprobung der Schutz- scbilde, deren Annahme übereinstimmend nnd unbedingt empfohlen warde. Das Versachsprogramm umialste 2 Fahrver- soche von je 500 km aut hartem Boden, zwischen die ein Schieis- versuch eingeschoben war, in dessen Verlaufe das eine üobr einer Dauerschufserprobung von 1058 Schuls unterzogen wurde. Die Versuche fanden im Herbst 1902 ihren AbschluTs und l)estäti^ieD das bereits gewonnene günstige Urteil über das lüroppsche Material, dem als besondere Vor/Uge zuerkannt wurden:

V'öllig ruhiger Stand der Laffete beim Schufs, bequeme Hand- babong ond sehr einfache Zosammensetzung des Verschlusses, gutes und sicheres: Funktionieren der RUcklaufbremse, gut- geschützte Lage der Gleitiläche, aoi der das Kohr beim Schafs zurückläuft, vorzügliche Munition.

Wenn, heilst es in der Denkschrift, es sich darum gehandelt hätte, ein Geschütz nur in Hinsicht auf die ballistischen Eigenschaften ZD wählen, dann wäre die Wahl schwierig gewesen, die Ver-

15*

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Die Uttnng d«r PeldgMohlUifrm« in dea Niedfli-lttidftiL

saohsgeBchtttze in baUistuober Beziehnng Dieht so wesentUeh tod

einander verschieden waren. Der Sohwerpankt der Frage liege jedocb nicht im Kohr allein, sondern Tor allem in denjenigen Fak- toren, die das Wesen eines Schnellfeaergesch Otzes bedingen, d. b. in der Konstraktion der Lafette mit der Rück laaf bremse, des Ver- scblasses und in der Beschaffenheit der Miinilion, and gerade in allen diesen Punkten habe das Krappsche Material sich dem der anderen Konkurrenten entschieden überleiten gezeigt. Wir lassen zum Schlüsse noch die Uber da8 angenommene Feldgeschütz mit-

geteilten Mal'saugabeu folgen;

Kaiiber des Rolirs 75 mm

Länge in Kalibern 30

Rohrgewicht 350 kg

Feuerhöhe 933 mm

Radhöhe 1300

Gewicht der Lafette G(H) kg

des abgeprotzten Gescbtttzes . . , 950 der aaagerUijteten Protze ebne Gerät*

schatten 8UU

Schufftizahl in der Protze 40 »

Gewicht deä ausgerüsteten Geschützes ohue

Gerätschalten 1750

Gewicht der Granate bezw. des Schrapnells « 6 »

Anzahl FuUkugelii im Schrapueii .... 270

Gewicht einer solchen 11 ?

Gewicht der G< Ijützladung , 445

MUndungsgeschvviudigkeit 500 m

Schrapnellbrennweite 5(300

Flugweite der Granate 6400

Gewicht des ausgerüsteten Munitionswagens

ohne Gerätschaften 1800 kg

ScbaÜBzahl 104

QiObte SchalszabI pro GesebtUas in einer Minute 20

Stiirke des Niekelttablsebtids 8—4 mm.

Jedenfalls bedeutet die jetzt erfolgte Einfühlung t ines Kohr- rUcklaafgesehUtzes in den Kiederiauden welche nach mehrjährigeu höchst sorgfältigen Versuchen erfolgt ist einen neuen eklatanten Sieg des liolirrUcklaufgeschützes. Und zwar eines RohrrUck-

laufgeschützes mit Schutzscbilden! A.

Unweliaii.

227

XIY.

Umschau.

FrttQkreioh.

Von General Andx6 veranlabte Dekrete des Präsidenten der Disziplmar- Bepnblik rem 8. November 1908 haben sehr dnrobgietfende Äade- rnDgen in die bisberigen BestimmaiigeD für die Dissiplinar- rttte and das Ver&hren bei deneelb^ gebraehi IHe Dekrete sind vom Staatsrat darebberaten, Tom Bjiegsmimster mit ^ Ads- fitbrangabestimmongen yerseben worden. Die wesentlioben Ander- QDgen des Dekrets vom 29. Jnni 1878» die sie entbalten, ver- dienen bei den weitgebenden VoUmaebten der Diaaiplinarrttte in bezog auf Vorschläge xnm Eiosebreiten des Kriegsministers gegen Offiziere und des kommandierenden Generals gegen Unter- offisdere eingehende Belenchtnng. Die Neuerungen gewinnen ferner Bedentang dnreb den sehwebenden Fall des Divisions- generals der Keserve-Sektion Gomnlier-Lnehiiöre, gegen den ein Dis- zipUnarrat schon vor Weihnaefaten tagen soUte; man molsle das Ver- fabrea aber aaÜBcbieben, weil das KriegBmlnisteriam die Hitglieder des Disziplinarrats nicht nach den nenen, sondern nach den alten Bestunmnngen berolen hatte. Die in der politischen Presse Frankreichs einige Zeit verbreitete Ansiehti General Andrö habe aus Parteilichkeit gegen den genannten Gieneral die neaen Be* Stimmungen fttr die DIsziplinarräte veranlafet, mafo freilieh jedem als Fabel erscheinen, der diese Bestimmungen mit den trttheren ver- gleicht^ da erstere fkir den Besohnldigten sehr viel gtlnstigere Yer- hsltnisse' schaffen. Im ttbrigen Ist der Disziplinarrat gegen den General Comnlier-LAciniöre ans General N6grier als Vorsitzenden, dem Blitgliede des oberen Eriegsrats Hetzinger, den kommandierenden Generalen des Korps 2 (Lanes), 11 (Grisot) nnd 5 (Famy), gebildet worden nnd lautet die von ihm zu beantwortende FVage: Verdient General Comulier-Laoini^re zwangsweise verabschiedet zu werden?^ ^) Wir führen die Frage hier gleich an, weil dies das Verstitndms für den unten m berührenden Gang des Verfahrens erleichtert. FOr Offiziere gibt es in Zukunft statt der 8 bisherigen Arten von Dis- zifdiiiaiTilten nur noch eine, denDisaiplinarrat des Korpsbezirks, der sich stets aus 6 Hitgliedem, davon das jüngste Im Bang des

^) Die EDtscbeiduug ist unterdcrs in Abwesenheit des Üescbuidigten

gefalleu.

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228

Umsoüau.

Beschuldigten, aber älter als dieser, zusammensetzt. Die Generale der Reserve- Sektion nnterstehen den Diszipiinarraten, w'w Offiziere des BeurlauhtcD.staüdes. Aile Offiziere, die allein oder im Verein luit anderen eiue Handlung: begangen haben, die zwangsweise Ver- abschiednner nach sich zu ziehen vennagj können vor denselben Disziplinarrut herufeii werden, dessen Zusammensetzung naturpremäfs naL'h dem Dienstgrad des Beschuldigten wechselt. Bis zum Dienst- grad lies Leutnants aufwärts ist der Voisit/* ude ein Oberst, nicht mehr ein General. Um jeden Schein der Farieilichkeit auszuschlielisen, hat der SLaatsrat Wert darauf gelegt, die Reihenfolge, iu welcher die Mitglieder des Disziplinuirates kommandiert werden, genauer festzu- setzen. Xaeh dem Dekret von 1878 hailf ü die Vorgesetzten des Be- schüldi^'tt'U beim Durchgang der Klageverfiigung hezw. des Herichtrs des Disziplinarrats nur die Befugnis, ihr Durchgangs- Visum beizufügen. Der Kriegsminister bat mit Recht die Ansicht geltend gemacht und durchgesetzt, dafs die Berufung eines Offiziers vor einen Disziplinar- rat eine derartig entscheidende Mafsnahroc sei, dafs die Beifügung des Gutachtens seiner direkten Vorgesetzten geboten erscheine. Diese direkten Vorgesetzten können dann selbstverständlich nicht Mitglieder des DiszipliDarrates sein. Nach den neuen Bestimmungen setzen die kommanmerenden Generale nnr noch den Ort fest^ an welchem der Diflziplinarrat tagen soll, nicht mehr das Datnm, dieses ordnet der Vorsitzende an. Den Befehl znr Verweisung eines Olfiiiers Tor einen Disnplhaarrat gibt der Eriegsminister, er schreitet nach dem Gnt- aehträ des Disziplinairats anch gegen den Besehaldigten ein, er be- stimmt auch (s. 0.) die Fragen, ttber welche das Gntachten des Disziplinarrats sieh aassiisprechen hat. Dem Beschuldigten smd ab- schriftlich der Befehl, der ihn tot den Disziplinarrat yerweist nnd der Befehl fttr die Zasammensetanng des letzteren za Übergeben. Hatis von der KommandierroUe fttr den Disziplinarrat, die im Eorpsstabsqnartier liegt, abgewichen werden, so sind die Grttnde dafür in dem Befehl für die Znsammensetzang genau anzugeben. Der Beschnldigte bat damit die Möglichkeit, sich von der Gesetzmätsig^ kelt des ihn beurteilenden Disziplinarrats sowie der Form seiner Zu- sammensetzung und Berufung zu ttberzeogen. In Gegenwart des Berichterstatters erhftlt der Beschuldigte jetat auch Einsicht in alle seinen Fall betreffenden Akten, während er früher manches eist in der Sitzung des DiszipUnarrates selbst erfhhr und sich auf Widerlegungen, Klärung der Verhältnisse etc., Bernfiing von Entlastungszeugen, nicht vorbereiten konnte; er darf auch einen Verteidiger wählen, mit dem ihm freier Verkehr auch dann zu gestatten ist, wenn er verhaftet sein sollte. Dem Verteidiger muis Einsicht in alle Akten gegeben

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Umsohaa.

229

werden und dem Berichterstatter wird es zur Pflicht ^'einaeht, nirht nur die fUr den Beschuidigten uiigUustigen, sondern auch die lur ihn günstigen Tatsachen genau testzustellen und sich in äeiuem Bericht jeder Beeinflnssung der Ansichten des Disziplinarrats sowie jeder Einschüchtennie: des Beschuldigten zu enthalten. In der Sitzung mols der ganze lubalt der Akten vorgelesen werden. Im Gegensatz m früher hat der Vorsitzende sich lediglich auf die Fragen (s. o. ) m be- schränken, die in dem Überweisungsbefehl angeführt sind, der Kriegs- minister kann aber bei einer Handlung: mehrere Fratren zur Beur- teilung geben. Die neuen Bestimmungen gewähren dem Beschuldigten zweifellos g-rölsere Garantien un I weiteren Spielraum für seine Ver- teidiiiutiLT i iir die Truppen mi Felde gelten bezüglich Zusammen- setzung" des Disziplinarrats etc. Soudersorschritten. Die Verweisung vor einen Disziplinarrat ordnet hier der Armee-Oberkommandierende bezw. bei einem selbständigen Korps der kommandierende General an, bei Generalen als Beschuldigten aber auch hier der Kriegsmi nister. Bei den Disziplinarräten für Unteroffiziere gibt es nicht mehr eine abweichende Zusammensetzung, je nachdem der Beschuldigte einem Truppenteil oder einer Anstalt angehört. Die Disziplinarräte haben durchweg 5, nicht mehr 7, Mitglieder, davon das jüngste im Range des Beschuldigten und älter als dieser sein. Die Zusammen- setzung erfolgt nach dem Dienstgrade des Bezichtigten und mofii die Kommandierung nach dem Dienstalter im Regiment bezw. der Anstalt. Die Verweismig vor einen Disziplinarrat befiehlt der kommandierende General. Bezüglich der dem BeBOhnldigten sn macbeaden Mitteilaogeo, der Einsicht in die Akten, des Verlesens des ganzen Akteninhalts In der Sitzung, der der Benxteilong so anfteiv werfenden Fragen etc. gilt das bei den OffiKieren Gesagte. Die neuen Dekrete regeln aneh das Einsohreiten gegen Unteroffiziere, M deren Beorteilnng der Disuplioarrat niekt aof Kassation erkennt. Unfterolfiiiere, die nodi niobk 15 Jahre dienen, sind so atlassen, soloke die Uber 15 Jakre dienen, werden, onter Beibehalt der Pen- ^BsansprHebe, nun AnssebeideD veranlabi

Von dem groben, liier in seinen HauptzUgen schon berührten Aimekm* Keformgeseteentwarf Messimy beginnt die poUtisehe nnd znm Teil auch ^q^^ die Fachpresse jetsl anannehmen, dals ein Teil desselben im Paria* eatwnif menl beraten und Tielleiekt auch angenommen wird. Damit tritt flir ^'^•"buj' die Beachtung in der Fresse der Gesetientwurf wieder mehr in den Vordergrond nnd es ist von Interesse, die Urteile Uber die emielnen Teile des Entwürfe herauszugreifen. Dafo die von Messimy in Aas- sieht gestellten 185 MillioneD Ersparnis bei DorchfUhrong seiner Vorlage auf die Kammer eine mächtige Anziehnngskraft ttben werden,

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230

ünitehfttt.

ist Toranaxaseben. Trotzdem bekämpft aocb der grOiste Teil der politisdieD und die ganze Fachprease Daohdrtlcklicbst stiDlichst die von Hesaimy TorgescblageDe Herabsetzung der Iststärke der Heimatarmee nm rand 6000 Offiziere, lOOCKK) Maoo, darunter 12000 Kapitulanten, die VerminderoDg der Zahl der Friedens' einheiten der Infanterie nnd Kavalleriei Beseitigung des l^aias» Venninderang der aktiven Generale TOn 800 anf 105, der Ärzte, die tlberweisang des an Stärke za verringernden 19. Korp8 in Algerien uiul Tunesien »in die Kolonlal-Armee. Die Fscb* presse weist Messimy starke Irrtümer nach. Unrichtig ist es z. B., wenn Messlmy sagt, die Friedenskompagnien hätten im Cadregesetz von 1875 einen Sollstmu! von 3 Offideren, 127 Mann erhalten. Das genannte Gesetz gab jeder Kompagnie 82 Mann, rechnete aber mit 18 Kompagnien pro itegiment, der 8oU- staud von 127 Mann wurde durch Gesetz vom 25. Juli 1887 be> Htimmt, wobei die R^menter aber nur noch 12 Kompagnien aof- wiesen. Messiniy sagt weiter, dal's der iHtstand der Kompagnien im Innern nur 108—110 Mann auf dem Papier betrage, bemerkt dazu aber nicht, dal's mau 127 Mann haben rnttfiste, wenn man ui den Grenzkorps nicht Kompagnien von 175 Mann verlangte. Die Behauptung Messiniys. durch »einen Keformentwnrf erlitten die „Troupes de couverture*' keine Sihwächnng, ist hiniäUig. Der Entwurf setzt die Zahl der Friedenskompagnien pro Regiment auf 9^ pro Jägerbatailion von 6 auf 3 herab und macht dabei keinen Unter- schied zwischen den Grenzkorps und den Korps im Innern. Er will zwar jedem Korps 9 Uegimenter Infanterie anweisen und die Zahl der Kompagnien bei der Mobilmaobnog verdoppeln. Für die Truppen dicht an der Grenze, bei denen man mit sofortijjpra Ausrttcken rechnet, kann die letztere Malsuuhme wenig Wert haben. Gegenüber dem heutigen Stand vermindert Messimy's Vorschlag die Greuzkompagnien von 175 anf löö Manu, streiclil auch pro Bataillon eine Kompagnie im Frieden, Herabsetzung pro Bataillon 175 -f (3 X 20) ÖU = 235 Mann. Das heute in den Grenzbezirkeu 700 Mann zählende Ba- taillon käme auf 4ttö Mann und würde, die Stämme für die neuen Kompagnien bezw. Abgän<re abprerccbnct. kaum 400 Gewehre zählen. Bleiben die 4. Bataillone der Regional- Kegimenter, als zu Sonder/weeken bestimmt, aniser Betracht, so zählt z. B. das 6. Korps heute 12, das 7. 10, das 20. ^, zusammen 80 Regimenter gegen 27. die das Messimysche Projekt geben würde. Wie sich die Verhält- nisse nach diesem gestalten würden, wird am leicbtesteu aus einer (TegenUberstellung des heutigen Bestandes und des von Messimy gc^planten klar.

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Unucbau.

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Heutiger Bestuiui:

6. Korps

12 l{«'giiiuiiti i zu \2 KoiiipagDien 144 KoinpagoieD) 5 Jägerbatailione zu Ü =30

7. Korps

Ii) }?f'«jni!*nter zu 12 KoiQpagoieii = 120 KoiDpagnieii,

4 Jägerbataillooe 4 6 =24 20. Korps

8 Re^menter k 12 KompagDien s= 96 Kompagnien^

5 JägerbataiUoDe Ä 6 =30

Sa. 444 Kompagnien.

Friedensbestand. Nach dem Vorschlage Messimy: Korps 6, 7 aud 20 zu Je

9 Regimentern 4 9 Kompagnien = 243 Kompagnien,

14 Jägerbataillone k 3 Kompagnien =; 42

Sa. 288 Kompagnien, ateo ein Minna von 159 FYiedenskompagnien. Hienn kommt, dafs jetrt die Friedenskompagoie der „Troopes de eonveitare** l&ö Mann besitzt, 444 Kompagnien also rund 69000 Mann liefern, bei Messimy die Friedenakompagnie nacb Abgängen aber höchatena 140 Gewebre aufbringen könnte, die 285 Kompagnien der Korps 6, 7, 20 also hOebttena rond 40000 Mann. Bei den „Troupea de cooTertnre** tritt also eine Herabaetanng nm rund 29000 Mann des Friedensstandea der Infanterie ein. Das wird das Parlament niemals zulassen. Den einsichtigen Politikem leachtet es ein, dafe man ohne Friedensstimme fttr Nenbüdnagen bei der Infanterie die £inbeiteni die für sofortige Verwendung bestimmt sind, nicht improTiaieren, die Zahl der Eskadrons der Dinsiona- ka^aUerie nicht Tcrdoppeln kann. Beifall findet dagegen MessimTB Ge- danke einer Vermebmng der Feld-Artillerie eines Armeekorps auf 30 Batterien im Frieden, je ein Regiment zu 6 Batterien für jede der 3 Diyisionen, 1 Kegiment KorpsartUlerie zn 12 Batterien, von denen bei der Mobilmachung 3 als Stämme fttr Kenbildnngen dienen sollen. 4 X 23 = 92 Geschütze betrachtet man als eine zu schwache Aus- stattung auArtillerielttr ein Armeekorps. Allgemeine Anerkennung findet femer die Trennung des OfSzierkorps der Truppe und der techniachen Laufbahn bei der Artillerie und den Ingenieuren und die geplante £rriebtung eines Militftr-Ingenienrkorps in der Weise, dals einer Zentraldirektion des Materials im Kri^sminiaterium SubdirektioDen

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232 ^ ÜmMhaiL

fUr Waffen. Pulver, militärische Bauten and Befestigungen unter- ständen. Allgemein anerkennend änfisert sieh die Fachpresse aaeb ttber den Gedanken einer Reform des Generalstabsdienstes. Sie weist darauf hin, dafs heute die Generalskabsoffiziere besonders hei den höheren Tmppenstäben mit einer Unmenge von Arbeiten belastet werdeil, die nicht in ihr Fach schlagen und dals die Vorbereitung auf die ihnen im Kriege zufallenden Aufgaben darunter leidet. Sie schliefst sich daher dem Vorschlage Messimys an, die General* Stabsoffiziere in 2 Kategorien zu scheiden, Offiziere, die an der oberen Kriegsschule und dann im Kommando zum Generalstabe das General- stabsbrevet erwerben und alles bearbeiten sollen, was sich auf Mobilmachung, strategischen Aufmarsch, Transporte und Landes- Terteidigung bezieht, und Verwaltungsoffiziere, die nicht ganz das dndy was wir unter Adjutanten bei höheren Stäben verstehen, Kor- respondenz, laufendes Kechnnngswescn. Tagesbefehle zu erledigen hätten. Widerspruch findet auch in der politischen Presse die Herab- setzung der Altersgrenze für alle Generale auf 56 Jahre. Wenn die politische Fresse dem Vorschlag, den Offizieren die Burschen zu nehmen und ihnen dnftir eine Eutschädi^an^ fllr Dieoerhaltung zu gewähren, beipflichtet, so dürfte sich das Blatt wenden, wenn man sich klar macht, mit welchen Mehrausgaben das Kriegsbudget fllr diesen Zweck zu belasten wäre. Zi\nlbcamto Um die Froutstärke möglichst hoch zu halten, hat der Kriegs- im Kriegs- niinigter angeordnet, dafs nach und nach die Militärs als Altere aus- Schreiber aus dem Kriegsministeriura verschwinden sollen, scheidende Zum Ersatz wird zunächst das Zivilpersonal auf seine Soll- off^re. ^^^^^ gebracht, dann treten aber auch Vereinfachungen des Sehreibwesens durch umfassendere Verwendung von Schreib- maschinen und Ersatz der Korrespondenz von Bureau zu Bureau durch Ferusprecher ein. Den Militärbehörden ist aufgegeben worden, zu erwäireii, inwiefern durch ähnliche Mafsnahinen bei ihnen eine Verniinderunir des Schreiberpersonals aus der Truppe möglich ist. Bis 7Air DurchtUlirung der 2jährigeu Dienstzeit will General Andr^ darüber Klarheit haben nnd die militärischen Schreiber soweit, als irgend tunlich, den Leuten der fliltsdienste entnehmen. Bei denjenigen Schreiberstellen, deren Inhaber mobil werden, würde man dadurch nicht auf Ililtsdicnstleute zurückgreifen dürfen. Die Mnfsnahme der Verminderung der Soldaten als Schreiber in der Zentral Verwaltung hatte (Tcnf-ral Andre schon bei der letzten Entlassung des ältesten Jahrir.iiii:s aiii^ehahnt. er setzt sie jetzt nur fort. Die Kritiken, die im Senat i 1h ratung des (Tcsetzes hetreffend die 2jäbriL''e Dienf^t- zeit^ in der Kammer bei Beratung des Kriegsbudgets über die Unzahl

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Umaohaa.

283

von „tmhusqu^s** zu hören waren, mögen eingewirkt haben. Im Gegensatz zu dem Verfahren, das Billot als Kriegsminister in dem Knndschreiben vom 2ß. März 1897 gegenüber den 15 Jahre dienen- den Unteroffizier eil empfohlen^ nämlich sie zum Ausscheiden aus der Truppe zu veranlassen, sobald sie eine Zivilstelle nachgesucht eine Mafsnabme. die oft Unteroffiziere einfach auf die Stralse gesetzt bat beGtimiute General Andr6, dals die Jahre dienenden Unter- offiziere in unbeschränkter Zahl in der Truppe als „commissiones" ihre Zivilan-^-tellun^' abwarten aurten. Znr Aufnahme in die zur Vor- bereitung von Unteroffizieren zu Olüziercn bestimmte Sektion der Kavallerieschule in Saumur hatten sich fast 200 Kavallerie-Unter- offiziere gemeldet. In militärischen Kreisen verlautete jüngst, dals nor r?.^— 40 Aspiranten aufgeuouimeD werden .sollten. Da man in die kav allerie-Sektion von St. Cyr 80 aufgenommen, so hallen wir diese Nachrieht tiir eine auch General Andres hisheriiren Ansichten widersprechende Fabel. Zugelassen sind ta.tsächlich 52.

Zu den im vorigen Bericht ihrem Umfange nach angegebenenf i^^m^^p ^]^^ Übungen der Leute des Beurlaubtenstandes im Jahre 1904 hat der^^^urlaubten- Kriegsroinister unterm 21. November die Ausführungsbestimmungen^^^*^®^ erlassen. Wir heben aus denselben nur hervor, dafs zwar die Aus- DOtznng der Übungsperiode für eine gründliche Wiederholung des im aktiven Dienst, besonders ftlr Feldzwecke Gelernte in erster Linie stehen, dabei aber doch bei der Bestimmung der i bungszeit auf den bUrgerliohea Beruf, Ernte eto. Kttcksiobt ge- uommeD werdea soll.

In seioer Sitoong yom' 23. Desember bat der Senat n. a. anch Krieg»- das Rriegsbndget 1904 erledigt Der von ibm bewilligte Betrag bleibt binter dem Ton der Kammer angenommenen um nind 4 Htl Honen znrllek. Bemerkenswert war in der Sitzung Tom 23. Dezember besonders, dafs es dem Knegsmiolster nicbt gelang» im Kapitel 35 (Munition für Ubnngsawecke) die Wiedereiostellang der Tom Ftnansaasscbnls gestrichenen 486600 Fres. zn erlangen, obwohl er besonders naehdrUckUcb berForbob, data diese Summe lUr die L6snng einer anfserordentlieh wichtigen Frage be- stimmt sei, ttber die er sieb öffentlich nicht aussprechen dttrie. Verworfen wnide auch der Antrag eines Senators, für Verbesserung der Soldatenkost 13 Millonen mehr zu bewilligen und der Kriegs- minister mniste sieb bequ^nen, in Kapitel 51 und 52, „Inyalid^ der Armee", zunächst 30000 Fros. abzusetzen als Hinweis darauf, dab diese Kapitel mit dem Aussterben der Invaliden, deren Erhaltung durch den Staat pro Kopf jährlich 8500 Frcs. kostet^ Torsohwinden

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Umaehm.

weiden.') Voo besondeiem Interesse sind die Angaben im Berieht des Beriebterstatters für das Gesamtbudget 1904 im Senat, Dnbost, Uber die Ausgaben für militäriscbe Zweeke im Jabre 190S. Wir stellen die Hanptdaten bier zusammen:

Kriegsbadget 1903 681315494 Frcs., Naehtragskredit dazn 15456899 Fres.

Marinebudget 1903 318111524 Fres., Nacbtragskredit daisn 1021336 Vrea»

Militärische Aasgaben fttr Kolonien 90544704 Frcs., Nachtragskredit dazn 2375000 Ftcs.

Pensionen: Kriegsministerinm 103000000 Frcs., Martne- minlsterinm 38673000 Fros., Ergttnznng zn Pensionen 4600000 Fres., anlserordentlicbe Znscbtt'sse zn Pensionen 4806504 Frcs.

Milititriseher Tdi des Soldes der Ehrenlegion 10918212 Ftea, Zasammen Ausgaben ftlr militärische Zwecke 1264 978 709 Frcs. Von diesen ZiSem interesstort vielleieht die eine oder andere iinseni Reichstag namentlich aneh, wenn das neue MilitiLr^Pensionsgesetz zar Vorlage ond Beiatnng kommt ijuhn^r Uns vorbehaltend, ein Gesamtbild der vom Senatstext abweichen- M«Dirts«tt im^^^^ Beschlüsse (leb Armeeausschusses der Kammer zo geben, ehe Au^s«;huis. ^las Gesetz im Plenum der Kammer zur Beratung kommt, bemeri^en wir heuU' nur kurz, dals der Armee-Ausschufs auch in der 2. Lesung bei seinen Beschlüssen bezüglich der Auferlegung 2jiihriger Dienst- zeit für die Zöglinge der militärisch organisierten Schulen, der Be- messung der Kapitulanten auf des Sollstandes an UnterotfzIeieD und '/j an Korporalen geblieben ist. Femer hat er besdmmt, daCs bis zu 4 ^/o des Kontingents (8000 Mann) junge Leute von 18 Jahren, die völlig dtenstbrauchbar sind, vor dem dienstpflichtigen Alter eintreten und nach 2 Jahren entlassen werden kOnnen, wenn sie die Elgnnng zum Unterolffizier nachweisen. Bezitglich dar Zeit, za welch» Unter* of&ziere mit einer entsprechenden Pension ans dem Heere ansschetden BoH^ti, will der Ansschnifo noeh den Kriegsminist» hören, Aber 15 Jahre hinaus aber nar ,,konzessionierte Unteroffiziere" um Dienst belassen. Betreffend der Rekrotierang in den alten nnd neuen Kolonien hat ideh der Aussehnb mit dem Kolonial'Minister anf den Senatstext geeinigt. Aimüo Ini Jahre 1904 werden auf 2 Schauplätzen in Frankreich

Armee-Manöver «tattünden. Diejenigen des 7. und 8. Korps

1) Nach Iftngeren Verhandlangen swisehen Kammer tmd Senat hat der KriegsminiBier schliefsllch dicht vor JalireMchlufe die meiaten Fordemngeii bewilligt erhalten.

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ÜBUOhtU.

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(Besancon und Bour^e.s) wird der Vizepräsident des oberen Kriegs- rats, General Bougere, leiten, die des 'A. (Kouenj und 4. (Le Mans) Kor()s. dir in der Beauoe sUMudea, General Hugroo, Mitglied des oberen Kriegsrate.

Zum 1. JaDoar weiden an Beförderongen in den höheren Dienst- b stellen erwartet 5 zn Diviaioni-, 11 zn Brigadegeneralen, die Be-'^"^^^ tördernngslisten für 1904 dürften wesentlich kürzer aasfallen als für die frtthereo Jahre, da die Absicht besteht, in dieselbe nur soviel Offiziere einzatragen, als anter im allgemeinen normalen Verhältnissen in einem Zeitraum toq 18 Monaten ftlr die Beförderang in Frage kommen.

in seiner Sitzung vom 23. Dezember hat der Senat aach das Marine Marine- bodget 1904 angenommen, aber doch nicht genau so. wie es der Marine-'^'^S®*' Minister Pelletan erwartet hätte. Wenn man auch damit rechnen niul'8,i:rsatee8 der dafs Pelletan so lange in seiner Stellung hleiben dürfte, als der „repabli- tlotten- kanische Block'" im Parlament besteht, so ist doch andererseits nicht zu bestreiten, dals ihm im Senat viel schärfer noch als in der Kammer bei der Beratung seines Budgets Wahrheiten gesagt wurden, die nicht gerade zu den angenehmen gehören. H^'zeichnend mul's es dabei genannt werden, dals besonders die Atluiiralp Jaille und Cnverville gegen seine Amtsführung die heftigsten Anklagen crlieben. Eigen- mächtige Verwendung von Mitteln, die für die grolsen Flottenübninj-ea ausgeworfen wap'n, rn anderen Zwecken, Unordnunsren in df r \ < r- waltnnp-. Indiszijiliu nicht nur in der Verwaltung, sondern sogar im Dienst an Bord. Entscheidnngen, die den l'titi r^-rljpnen «rrundsätzlich dem Vorgesetzten gegen Uber Hecht geben, schlechte Ausnutzung der ArbeitslLrafte in den Arsenalen das sind einige der Punkte ans einer recht langen Musterkarte von Anklagen. Bei seinen Versuchen, von den durch den Fiuanzansschuls in seinem Budget gestrichenen BeTräs-en einige wieder im Plenum des Senats in das Budget auf- nehmen zn lassen, hat JClh tan auch starke ^icblappen erlitten, die Vermehrung der Mechaniker und der Besoldung- der Arheitpr^i wurde glatt ahueiehnt, so uaciidrücklich Pelletan ;nich für bit- < ifitrat. Man wies ihn darauf hin, dal« man in Frankreich in 12 Millionen Arbeits- tagen das an Arbeit If istc, was in England in 800000 Arbeitstagen erreicht werde, daher sehr viel langsamer und sehr viel kostspieliger baue. Nur nach 2 Richtuni:iMi hin hatte Pelletan im Senat einen kleinen Erfolg zu verzeichnen, die vom Finauzausscbufs abgesetzte Summe im Kapitf>! .. Ausstattung von Flottenstützpunkten" (280000 Frcs.) wurde bewilligt und ebenso bei Kapitel 46 der Betrag von 347942 Frcs.

>j Letztere wurde später doch bewilligt.

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UmsobiuL

für Martiniqae und die mobile Verteidiguiiir der weit entfeniteD Fiofcten- stützponkte. Alles in allem hat Pelletan wenig; Ursache, mit deu Verhaii(iluti-i n Uber sein Budget im Seuat zufrieden zu sein und für ein nächstes Üudget haben verschiedene Senatureu ihm schun ao- gekllndigt, dals sie ihm mit viel schärferen Waflen zu Leibe «rehen wollen; Angriffspunkte bieten der Maiäoemlnister und seine Kiibiuetts- chef ^enog. Im Übrigen hat sich Pelletan bereit erklärt, sSein Zentralkabiuütt /.u reformieren. Auf das ,,Wie" darf man einiger- mafsen gespannt sein.

Die bevorstehende Aiuiahnie der 2jährigen Dienstzeit fllr das Laudhecr läiBt in französisehen Fachkreisen die Frage des Ersatz. es der Flottenberaannuut; :iktuell werden undtreten nach dieser Richtung hin ern.-^tere Bef Urchtuiiiren hervor. Der Ersatz der franzfJsischen Marine, der heute im Darchschnitt jährlich V< 5UU Mauu uiiitalai, aber selbst wenn alles hlii la , wie es heute ist. steijreu miifs. sobald der Flottenerweiterungsplan \oi\ 1904 zur DurchlUhi ung gekoiiuaen fliefst aus 2 Quellen, ans der Eiubchreibun der seemännischen Bevölkerung, die im Durchschnitt äOOi» Mann liefert und ans Freiwilligen, die sich auf .Inhre meldm und heute im Durchschniti mit 4500 Köpfen jährlich / ir Einstellung komnuni. Der Text des Gesetzes, betreffend die ::jahrige Dienstzeit, wie er vom Senat angenommen ist, enthält bezüglich des Ersatzes für die Flotte nur den Hinweis, „die Ergänzung d<'r Marine findet nach den für diese geltenden Sondergesetzen statt". Im Parlament und in der politischen Presse tritt aber das Bestreben hervor, das eine von diesen Gesetzen, die „Einschreibung der seemännischen Bevölkerung" vom 24. Dezember 1896, zu ändern bezw. dessen Bestimmungen zu beseitigen und man darf nicht vergessen, dafs Lanessau als Marine- mimster a. Z. mit dem Voracblag an das Parlament herangetreteo ist^ die Pfliohtigkeit der EiugescbriebeDen der seemännischen Be- ▼Ölkemog Ton 5 aof 3 Jahre herabzneeteen. Im 4. Jahre sollten die Ijeate dann allerdings fittr besondere AnsnalimeföJle noch xnr Verfügung des Biaiine-Biinisters bleiben. £ine Eotsebeidnng: des Lanessansehen Voraeblags ist damals nieht erfolgt. Das Schlag- wort von der „Gleichheit aller Franzosen vor dem Rekmtieniugs- gesets** kann jetsst andere Ergebnisse liefern. Wir kommen weiter unten aof die Frage der Möglichkeit oder Unmöglichkeit einer Be- seitigung der Institntion der „Einsebreibnng der seemännischen Be- vOlkemng", bezw. aneh einer Herabsetzung der Pflichtigkeitsdaner derselben znraek. Hier sei znidtehst der 2. Eirsatzqnelle, der Frei- willigen gedacht Ihre Einstellung erfolgt, da das Rekrntienings- gesetz Ton 1886 bei Annahme der 2 jährigen Dienstdaner hinfällig

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UnnohKi.

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md, auf Onind des OeBetees vom 22. Juli 1886. Es enebeint mehr als fraglieb, ob maD bei 2jiUiriger Dienstieit fVa die Armee, mit dtti bisbeiigen Zngmittebi, wie erhöhtem Sold, auskommt^ am die erforderliehe Zahl die eyentaell vennehrt werden mnfs vaa IMwilligen auf 5 Jahre fOr die Marine sicher va steilen. Die höhere Besoldung konnte sngkrttitig wirken, solange der Untersobied zwischen dem an Gefabren und Anstrengongen doeb reicheren Dienst an Bord nnd dem Dienst an Land 2 Jahre betrog, wird als Zogmittel schon sehr fraglicb, wenn der Untersobied 3 Jahre beträgt, znmal der Marinedienst die Leate auch weiter von der Heimat entfernt. Man wird bei 2 jahrigem Dienet in der Landarmee wohl daza kommen mUssen. die Dieastdaner in der Marine unter Beibehalt der höheren Besoldon«: abzukürzen, oder aber die Besoldaog sehr viel höher zu stellen als bisher. Mit dem Moment der Abkttnsnng der Pflichtigkeit der FrehvilH^en auf 8 oder gar anf 2 Jahre mUrste die Zahl der iäbrlicbeu KinsteUongen an solchen erheblich wachsen. Je «röfser der Bedarf, um so gering» aber die Aussiebt ihn mit den bis heute gewährten Vorteilen sicher zu decken. Auf 2 Jahre die Dienstdaner absnkttizen, ersoheiot im übrigen unzulässig, schon 3 Jahre reichen kaom ans, einen unter allen Verhältnissen und auf allen SchiiTsarten brauchbaren Matrosen heranzubilden, Spezialisten mUsscn aber allein 11 Monate die Spezialschulen besuchen. Man rechnet in Fachkreisen Utt allgemeinen damit, die Leute erst nach 13 Monaten an Bord grofser Schifte zu nehmen, wo der Freiwillige zunächst ilann anob noch einiger Zeit des Einlebens in die völlig veränderten Verhältnisse bedarf. Man braucht in der Marine, bei ihren Anfgaben. die Kolo- nien, den Handel in fernen Gewässern zu schttts^n, wenn man sich nicht zn oft sehr kostspielige Ablösungstransporte anfbtirden will, Leute, die aaoh aufserhalb der heimischen Küsten längere Zeit an Bord bleiben nnd als solche könnte man doch Freiwillige, die nar 2 Jahre dienen, nicht wohl betrachten. Um eine Verpflichtong zn lüngerer Dienstdaner als im Landheere von Freiwilligen yerlangen zu kdnnen, wird man aufser höherem Sold auch noch Prämien gewähren mUssen und diese Art der Ergänzung der Marine würde eine aulserordent- lich kostspielige werden. Beseitigt man aber die Institution der, .Ein- schreibung der seemännischen Bevölkerung", so ist man Icdi^'licii anf Freiwillige angewiesen, von der seemännischen Bevölkeriiog würden dann sehr wenig Leute in der Kriegsmarine sieb anwerben lassen. Diese brauchbaren Elemente tinden auf TlandelsschiflVn lohnende Beschäftigung und können, nach 2 Jahren Dienstz«3it im Landheere, auch auf diese zurückkehren, 2jähriger Dienst an Bnrd genügt für die seemännische BeTOlkenmg ans den oben angedeuteten

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Gründen nicht. Nach dem Gesetz vom '24. Dezember 1806 währt die Pliichti^keit der seemännischen Bevölkerung 5 Jahre, in Wirklichkeit schwankt die Dienstzeit zwisobeo 40 und 50 ^MtHiaten and betraf gegCBwärtig 44 Monate. Gerade in diesem Spielraum in der Bemessung der Dienstdauer hat das Marine-Ministerium die Mögrlichkeit der Elastizität des Iststandos, die geboten erscheint, da die Marine ja auch dazu kommen kann, im Dienst der Dipiomulie ohne Aufsehen erregende Vorbereitungen einen Druck au.sUben zu niüssen. 1900—1901 ge- nügte bei dem Ohinakrie«r ein die Dienstzeit etwas aus- dehnendes Dekret, um im äufse rsten Osten 8000 Mann Flotten- bemannun^ Uber den normalen Staad hinaus halten zu können. Hätte mau nur ein Gesetz, wie dasjenige v(m 18V>9 zur Verfügung gehabt, so wäre ein Mobilmachnugsbefeh I nöti^»- gewesen, der die politische Lage oft sehr zuspitzen kann. Hinzu koiamt, dals die Ein- beorderun^'^ von Reservisten in die Itui gerlichen Berufsarbeiten sehr viel tiefer einschneidet, als ein län<;eres Indiensth allen von schon an Bord behndlichen LeutLU im Kähmen ihrer Pflichtigkeit. Setzt iiiau aber die Ptiichtigkeit der seemännischen Bevölkerung auf 3 Jahre herab, so mufs die jährliche Ersatzquote, die heute ^/s beträgt, auf steigen. Da man aber der seemänDlscben Bevölkerung schon alle Tanglicbeu entnimmt, so mttlste man das Mehr aas Freiwilligen schaffen and itame damit in eine schwierige Lage. Die Flotten* bemannang isthente eher zu gering als zu hoch, das Nordseegeschwader läist man sohon V2 anthätig, mit dem Ifittelmeergeschwad» hatte man ähnliches tot.*) Eine längere Pflichtigkeit der seemSnniachen BerMkenmg ut aber aneh gerechtfertigt gegentlber den der Ein- geschriebenen gewShrten Vorteilen: Fisehereigerechtigkeit, Pension mit dem 50. Lebensjahre, wofttr der Staat jäbrlieh nind 18 Millionen aufwendet nnd die sieb aneh anf Witwen nnd Waisen eistreekt. Man wild anf die Institution der nfiinsohreibung" mit Iftngerer Dienst- zeit, als bei der Landarmee, nieht reiziehten kennen. 18

Es finden in diesem Jahre an zwei Stellen Armee-ManOrer statt: 1. im Osten unter Oberleitung des Gleneral BrngÖre, Vize- VorsitKenden des Oberkriegsrats, 2. im Kordwesten unter Ober- leitong des General Hagron, Mitglieds des Oberkriegsrats.

An den Armee-ManöTern im Osten nehmenteil: VII. Armee- korps — BesauQon, Deekherr, VIU. Armeekorps Bourges, Ban, 7. KayalleriediTision, Melun, Bnrnez, 8. Kavallerie-

M Au <Ur Hemannunc^ dos nach Ostasien zu entsendenden Krou/.ers üully fehlten am 16. Dezember von 617 Mann 250. Man hat sie aus dem ganz«! Mittelmeergeschwader zusammengeleaeu.

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ümaohM.

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(iivigion (provisorisch in Dole). Ferr^. MarRchdivIsion. bestehend au8 5. Brigade Koionialinfanterie. Marschbrigade 2 Bataillone Zaaven, 1 Falsjäger, Divisionsartillerie von der 19. Artiileriebrigade.

An den Arraee-Manövern im Nordwesten uehmen tnil: IIJ. Armeekorps. Ronen, Serviere. TV. Armeekorps. Le Maus, LaJleoient, 1. Ka\ aileriedivision, Paris, Valentin de la Tour.

Divisions-Manöver von 14 Tagen Dauer finden beim I. (LUle), V. (Orleans), VI. fOhalonsi, XI. (Nantes), XVI. (Montpellier), XVII. (Toulouse), XVUI. (Bordeaux). XX. (Nancy), Armeekorps, sowie bei der 4. Infanteriedivision, Brigade-Manöver von 12 Tagren beim IX. (Tours). X. (Kennes), XII. (Limoges). XIII. (Clermont Kerrand), XIV. (Lyon), W. (Marseille) statt. Die 3. Infanterie- division hat diesmal keine Manöver. Die Trappen auf Korsika Üben 10 Tage.

Auf Troppen-ÜbuQgspiätzen werden sich in 1904 befinden: Sissonne I., II. Armeekorps, Mailly XX. und 9. Infanteriedivision vom V., Chälons VI. und 3. Infanteriedivision vom Ii., Coetqnidan X. nnd XI. Armeekorps, La Coortine Xil. and Xlli. Anneekarp«, Larzac XVI, Armeekorps.

Ein grölseres Kavalierie-ManöTer von Ii Tagen halten die 2. nnd 3. KavalleriediTiflion (erstere Luneville, letztere Chälous) anter Leilnng des Präsidenten des teobnischen Kavalleriekoniit^ ab, Divisionsgeneral Ponllean. Die 4^ 5. nnd 6. Karaileriedivision (Sedao, Keims, Lyon) haben jede 3 DiyisionflmanOTer von 9 Tagen Dauer. Diejenigen Kavalleriebrigaden der Armeekorps, weiche nicht au Armee-ManOvem teilnehmen, haben dnrch 8 Tage Brigade- Evolutionen und nehmen an&erdem an den HerbstmaottTern in ihren KorpsbeziriLen teil.

Spexialmanöver haben statt in den Alpen, den Vogesen, in Algerien und in Tnneslen.

Die Kolonialtrappen nehmen nach Maisgabe der vorhandenen Mittel an den ManöTern in der Begion des Armeekorps, In der sie stehen, teil. Ausgenommen bleibt die 5. Koionial-lnianteriebiigade.

Die Infanterieregimeoter rtteken mit ihren 4 BataUlonen ans, aasgenommen nnr diejeuigen, bei welehen keine Kompagnie des 4. Bataillons normal aafgestellt ist

An den Manövera nehmen nicht teil: die 4. Bataillone vom Infimterieregiment 138 (Paris), die vom VL, VIL, XX. Armeekorps, welehe In Festangen oder Forts der Grensregionen stehen, das 159. Regiment nnd die Bataillone der Beglonalbrigade von Lyon, welehe In den Alpen stehen.

iihiMalMr Ar dl* taitNto AiM« vaA MmIm. H«. tW. 16

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UmMbBn.

Oas Regiment 145 mandmerk mit einer der DlTinonen des I. Armeekorps.

Die Bataillone der Fnisjäger nehmen an den Manüvem ihrer Armeekorps teil Sekott.

Italien.

Ifitteüungen Bd Beginn der Arbeiten der Zentralkommlssion für die Zn- förderuQ sammenstelinng der Befördemngerorsehlttge hat der neue Kriege* «ifl^im. miniater Pedotti eine Weiaong erlaaaen, die als eine Erweiterong der Bestimmnngen dea § 80 der Instruktion Ülr die AofsteUang der Qnalifikation8*Beriekte betrachtet werden mnls und in der Armee dankbar empfanden werden wird. Naob § 30 soll den Offizieren ▼on besonders günstiger oder besonders ongttnsliger Bearteilnng im Eignimgsbericht Kenntnis gegeben werden. General Pedotti hat nun der Zentral-Komnteion Weisung gegeben, täglieh den interessierten Offizieren direkt ron den über sie gefällten Urteilen Naehricht zu- kommen zu lassen. Somit wird rechtzeitig jeder späteren Ent-^ tänscbung ▼orgebengt, die betreffenden Offiziere wissen, was sie im kommenden Jahre nnter normalen Verhältnissen zu erwarten habea und JLtonen dementsprechend Entschlüsse lassen. Ein Rundschreiben des Kriegsministezs an die Truppenkommandeure betrifft den Gang^ der Jahresansbildong, ändert die bestehenden Reglements nicht ab,, gibt aber Fingerzeige für ihre zweokentspreehende Anwendnng, be- tont die humane Behandlung der Leute, das Einwirken auf das moralische Element, will auch die Schulbildung weiter gefordert» die Analphabeten beseitigt sehen und verlangt, dats jedem ftb* die Ansbildnng Yeranfewortiiehen auch die ihm ankommende Selbständigkeit gelassen werde. Ein anderes Rundschreiben verbietet den Tmppen- kommandeuren Sammlungen bezw. Abzflge bei ihren Offizieren zu Zwecken yon Geschenken, Festen, Gastereien zu gestatten, da sie daau bei ihrem geringen Solde nicht in der Lage seinen. ' Aufthebong I'^r am 8. Dezember vom Kriegsminister der Kammer Torgelegte '^^isS!^ Gesetzentwurf, betreffend die Aushebung des Jabiganges 1884 unter- scheidet sich Ton den entsprechenden Vorlagen für die Voijabre nicht. Bemon- ' D&e Remontcdepot Pahnanova gibt brennt, dafo die Remonte- tiernng. Kommission in Zukunft kefaie 2jähr]geu Fohlen mehr kaufen und ihr

rorgeftthrte branchbare Wallache hoher im Preise stellen wird. Finanz. Bei dem Bericht Uber die Finanzlage hat der Btinister LuzzattL bericht. fur 1904/05 mit einen Überschols von 7222000 Ure gerechnet ^Mlrin^'"' Aus der Tatsache, dafs Kriegs- und Marinebudget 1904/05 hi seinem hndget Bericht mit keinem Worte erwähnt werden, kann man ersehen, dals- 1904/06. ^^j^^ Budgets als „konsolidiert*^ betrachtet und eine Darlegung der-

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Umsohau,

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gelben seinerseits nicht mehr für nötig hält Aus dem Bericht des Ausöchusses tUr das Marinebudget 1903/04, dessen Beratiuif? im Senat bereits abgeschlossen worden, ist herrorzaheben, dals der Ausschuls die Forderung einer Venuehrung des Seeoffiderkorps um 20 Linienschiffs- leatnantSydie nil der vemelurten Sohiffbsahlbegrilodet worden, ablehnte, in EA|4tel 28 daher 70000 Lire absetete, darauf liinwdfleiid, data Im Aneoal- und ttberhaopt im Landdienst sn viel 0£Bzieie dieses Dienstgrades kommandiert seien. Der UntsntaatBsekietftr im M arine- ICinisteriam ist znrttolcgetreten nnd dnrch den Kapitlln snr See Anbry ersetat worden. Die fieratnug des Marinebndget im Senat begann am 9. Dezember mit einem VertranensfOtom für die Marine in der Annahme der Tagesordnung Cassevaro, naebdem mn Milsverständnis des früheren Ministers Modn anfgeUArt worden. Das war ein kleines Pflaster für die in den letrten Monaten in der Presse einer gewissen Ittobnng so nngereobt beorteilten Marine. Ober Toranscbiag für Kriegs- nnd Marinebndget 1904/05 im nächsten Berieht

Der Staatssoscbufs ftlr Eritrea bat 1908/04 7 230800 Lire d. Erithrea- h. 400000 Lire weniger als im Vorjalire betragen. Um die Gesamt- Kud^^et einnähme ni erhalten, mnls man noeh 2369200 Ure Einkttnfke ans der Kolonie hinsnreehnen. Diese total 9600000 Lire Terteilen sieh bei der Aasgabe mit 2595000 Ure anf die ordentlichen Ans- galien der Verwaltnng, 1658110 Lire fttr Offentliehe Arbeiten, 4738000 Liie fttr miUtirisohe Zwecke, 770000 Lire fttr das Pro- tektorat des Somalllandes.

Der offizielle Beriebt Uber die Ansbebnog des Jahrgangs 1881 Manne« Iftfst erkennen, dals von den in diesem Jahre Geborenen 11687 anf der Aushebung Rekmtieningdiste erschienen, nach Streicbongen etc. 8881 blieben '^^^f^ nnd 2524 Znrttekgestellte früherer Jahrgänge die Ziffer anf 11405 braehten. Daron waren 4053 Fischer, 8767 Seelente fttr grosse Fahrt Tanglieb befunden fttr den Dienst worden 6753, davon der I. Kategorie 4571, der II. 1, der UL 2181 engewiesen. Untanglieb waren 1862» snrttclEgestellt wurden 2393. 18

Die Orgiiui^aLioii der i i einsehen Artillerie bat im vertrau {jenen Jahre einige Abänderungen erlitten, deren Ergebnisse ni iüigendem enthalten sind.

Eine jremeinsame Direktion entspricht der Artillerie- und Geuiewafle im Kriefjsmini^k riuni.

Einer (I-eneraiinspektidn ri-lniri-n ;in: :i Iiisju'ktidiit ii (Feld-, Küsten- und 1 rstungs-Artillene. Fabrikationen j, die ober* \ .»rsuchs- komnübäion, die Zentral-ArtiUeriesohieCssohole, die Kommission der

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UmMhtn.

tragbaren Waffen. Die 4 Inspekteni« bilden ein pennaaentes be- ratendes Körnitz.

Von nenn Kommandos gehören 6 der Feld-, 3 der Kosten- ond Festungs-Artillerie an. Sie nmfossen 18 Dixektionenf 24 fahrende Hegimenter, 1 reitendes Regiment, 1 Begiment niid eine selbständige Abteilang Gebirgsartillerie, 3 Kegimenter nnd eine selbständige Ab- t^^ilnng Küstenartillerie, 3 Regimenter Festnngsartilerie, 5 Kompagnien ArtUleiiehandwerlEer, 1 kleines Kolonial-ArtUleriekorps in Eiythräa.

Die Zahl der Offisiere der Waffe ist folgende:

45 OhentNi,

70 Obeisttentnants, 181 M^ors, 540 Haaptleate, 929 SnbalternoiliaereL

Anlser dem Genenlinspektenr gibt es den Inspekteur der Feld-, der Kosten- nnd Festungs-Artillerie nnd der ArtUlerle&hrikationen. Die Inspektion der Waffen und des Materials der Truppen ist auf- gelöst worden.

Die fahrenden Artillerieregimenter zählen je 8 Abteil- nngen: eine za 2 nnd zwei zu 3 Batterien. Die ersteren sollen später noeh doich eine Feldhanbitsbatteiie ergänzt weiden. Das reitende Regiment hat 3 Abteiinngen za 2 Batterien. Das Gebiigs- regiment bat 4 Abteilangen za 3 Batterien nnd eine selbständige für Venetien ?on ^eichfalls 3 Batterien.

Die Abteiinngen der Kttstenartillerie zählen im allgemeinen 3 oder 4 Kompagnien, aasgenommen Savona and Oaeta von 2 and der nnabhängigen von Haddalena für Sardinien Ton 6 Kompagnien. Die Abteiinngen der Festangsartillerie haben je 3 Kompagnien, aas- genommen Turin nnd Rom. Das 3. Festnngsregiment scheint fllr die sebwere Artillerie des Feldheeres bestimmt; es ist eine Art BeiagerongsTegimeni

Von den Handwerker- Kompagnien gebort die 1. zar Kon- stmktlonswerkstatt von Torin, die 2. zar desgleichen von Neapel. Die 8. nnd 4. sind Fenerw^skompagnien ond gehören zn den Laboratorien von Bologna ond Capna. Die 5. Kompagnie (Waffen- schmiede) gehört ZOT Gewehrfabrik Tenu.

Die Regunenter der KorpsartiUerio (Nr. 1—12) haben je 2 Trainkompagnien, die der Dlvisionsartillerie (13—24) je eine Trainkompagoie.

Die Kommandos der Feldarftillerie in 1903 sind 6, davon Mailand mit 1. nnd HL Armeekorps, L (Tnrin), 5. and 17« £khr. R.«

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UnuMhM.

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Gebirgsreginienl Turin. III. (Mailand) reitendeB Kegimeot

(Mailand), fahr. Breacia. AlrKHandria II. Anneekorps 6., 9., 11., 2H. fahr. Regim ni Verona IV. i\j-u)i'ekürps (Genua k 4., 15., 21. f. Kegiment. \. Aru^oe-

korps (VerouaJ, 8. uüd 20, f. Kegimeot, Venet Gebirgs-

abteüuug.

Bologna M. Armeekorps i Bologna). :\. und f. Kegimeot, VII.

Armeekorps (Anconaj. 2. ujid 18. f. Regiment. Florenz VlU. Armeekurpti (Flureuz) 7, nnd 19. f. Kegiiueut, IX.

Armeekorps (Korn) l. nnd 1'6. f. Regiment. Neapel X. Armeekorps (Neapel), 10., 12., 24. f. Regiment. XI.

Aimeekorps (Bari), XII. Armeekorps (Palermo) 22. f.

Regiment.

Das XL Korps ^blt nicht eine einzige Batterie.

deboti

ÖBterreioh-Ungam.

Dazeh die UiiinQg'lielikeit der reehtieitigen Rekratenandiebiiiip Besondere ■mdmUDgamMalwalimeiiwieZnrttekbehaltiiii^ aoost zu bearlaabeDder^^''^^"^^!^ Lente, Einbeoideroiig von Beeerviaten, WaffenllbiiDgeti der Enate- '^S*™* resernsten zur Erbaltung der normaleii FrUseoiettcke notwendig geworden, über welebe die poUtisobe Pieese ecbon betiobtet bat^ Uber die wir ans aber Toibelialten, eine eingebende Daietellong zn geben, sobald der genaue Umfong nnd die Daner siffemmälng be- kannt geworden find.

Eine Änderung des Webrsteaergesetzes ist beabsichtigt Ketuim der nnd zwar in dem Sinne, dafs die ärmeren Klassen entlastet bezw. MilitHitaite. ganz von der Zahlung befreit, die wohlhabenden dagegen stärker herangezogen werden. Die Wehrstener wird in Zokonft zerfallen in eine von Wehrpflichtigen selbst za zahlende „Dieostersatztaxe'* ond in eine Aszendententaxe, die Yon den filtern, Grofseltem etc. za entrichten ist Die Taxe beginnt erst mit dnem Einkommen ?on 1200 Kronen, die mindeste Taxe soll 6 Kronen betragen. Von da ab steigt die Taxe naeb der Einkommensteuer, so swar, dafs die XHeDstersalislaEe 7ö°yoi AssendMitentaze 50^/o der Einkommen- stener betrftgt. Die Erhebung der Webrstener findet am 1. Oktober statte im Lanfe des Januar haben sieb die Taxpfiiehtigen bei ihren OrtBTOKStKnden tu melden, wenn sie das nickt tan oder falsche An- gaben ttber ibfe Binkommenstener machen, kOnnen sie mit Strafe bis m 2000 Kromm belegt werden. Ende 1902 betrag der Bestand des Taxfonds in beiden ReiehsbiUten über 91 IfiiUionen, die Jabres-

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Umschau.

änBen 4 Millionen. Die Reform des TaxfoDdogeseties bezieht sieh nur anf Östenreieh, niebt auf Ungarn.

Eine neae Tnrnrorachrllt fttr die k. o. k. Falstrnppen isl in Kraffe getreten.

OffisieTOnatx Einselne politiselie BIfttter beriohten von Maugel an Offizier» aspiranten. Demgegenüber ist festenstellen, dab der Andrang ein eebr starker, nur bei der KaTallerie nicht ganz ausreichender ist. Bei der Infanterie hat man die Kadetten von 1902 noch nicht einmal alle zu Offizieren befördern gekonnt ans Mangel an Vakanzen. Die Militftr-Beabefaulen mttasen grofse Zahlen von Aspiranten ab- weisen. Zu den Infanterie-Eadettensohnlen meldeten sich 1200 junge Leute» 664 bestanden auch die PrUiungen, nur fllr 577 war Platz. Zu den Kavalleriekadettenschnlen meldeten sieh 30, 24 bestanden die Frttfnngen. Von 206 Aspiranten fOr die ArtUleriekadettensehulen konnten nur 159, Ton 100 fttr die Pionierkadettenschuien nur 48 Auf- nahme finden. Die Theresianisebe Akademie nahm 145, die militär« technisohe 87 Zöglinge anf. ^i^rin^. Der Stand der permanenten, wie der im Sommer Torttbergehend ▼eisttrkten Obungseskadres soll 1904 möglichst hoch gehalten werden. Ans der yon Kontreadmiral Kneisler kommandierten Winter^ eskadre scheiden Kreuzer Szigetrar und Torpedofahrzeug Magnet Torttbergehend zu Reparaturen aus, zu dem bisherig«! Übrigen Be- stände Linienschift Habsburg, Turmsehiff Aipad kommen aber Torpedokreuzer Zenta, Linienschiff Monareh, Torpedoiahrzeng Satellit und 9 Torpedoboote, die eine Division fttr sich bilden. Mit Juni 1904 werden dann weitere 3 Linienschiffe, 3 Kreuzer, 4 T<»pedo- fohizeuge, 6 Torpedoboote in Dienst gestellt, so dals yon da ab ein Panzergeschwader zn 2 Dtrisionen ilottenttbungen abhalten kann. Das in Triest auf Stapel liegende Turmsohlaohtschifi B, das im Februar ablaufen dllifte, wird, der „Feldhermdirision'* angehörend, Toraussichtlich den Namen „Erzherzog Friedrich** erhalten.

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Eine amtliche, an die Mitglieder der Österreiobisch-Ungarischen Delegationen verteilte Schrift ,,Die Feldgesohntzfrage in Öster- reieb-Ungarn*' enthlüt in den zasammenfassenden SchlnlsBätzen genau dasselbe Urteil hinsichtlich der grofsen Überlegenheit des Bobrrttcklaufgeschtttzes über jedes andere Modell heifse es wie es wolle, wie es die unabhftogige Fachpresse schon seit geraumer Zeit formuliert hatte. Speziell fttr die „Jahr- bttcher^ ist dieses Urteil durchaus nichts Keues, denn dieselben haben die gldcbe Ansieht schon seit zwei Jahren vertreten und begründet. Jene Sätze lauten:

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„EHe Konstrnktion der neuen Feldkanoue mit Kohrrlicklaul be- zeichnet einen anfserordentlicheD Fortschritt. Sie stellt wieder das richtige und notwendige Verhältnis der Wirkang zwischen dem Ge- wehr and dem G^chtttze za Uberwiegenden Gansten für letzteres her und berechtigt auch zu der Anniüime, dais eine Rahepaose im Fortschritte der VeiYolIkomrooiuig der Gesohtttze eingetreten ist. Die Richtigkeit dieser ancli vom Standpuokte des Militärs wünschens- werten Sachlage gekt anoh ans der Tatsache hervor, dals andere Staaten die bereüi in Angriff gencNnmene firzeagung neuer Bobr- rttcklanlfeldkanoneD beaehlennigen nnd dals diejenigen Artillerien» welche eist tot wenigen Jabren nene Feldkanonen mit SjKinilafetten In grofter Zahl eingeführt haben, bereits an die Umgestaltmig der- selben m BohRfleklanfgeseblitEen sehrdten. IMe YergfOtternng der Sehnlsweite, die Terbeeiende Wirkung des EinzelsehnsseB, welche Jene der Mheren Feldkanonen ttberbietet, die Verbesserang der Riobtmittel, endlieh die Steigerung der Fenenobnelligkeit Ton 2 bis 2^3 aof 12 bis 16 SebOsse in der Minnte heben die Leistungsfähig- keit der Artillerie anf ein früher nicht geahntes Kais nnd lassen darüber keinen Zweifel, dals jene Artillerie, welche Aber solche OeschUtze nicht yerfUgt, trotz aller heroischen Eigenschaften dem besser bewaffneten Gegner oknmftchttg nnterliegen wird.** R.

Grobbzitannien. „United Seryice Gazette** yom 19. Dezember ▼erttifentlicbt im Marine. Ansznge ein Rnndschieiben der Admiralitftt an alle 8elbstttndi|en Kommandanten, das eine Reihe wichtiger Keneningen bringt. An- dernngen in den bestehenden Reglements und Voisebriften sind an- geordnet worden nnd treten am 8. Dezember 1908 bezw. aneh schon mit Kttckwhrknng am 1. Jnli 1908 in Kraft: 1. bei der zwangs- weisen Verabschiednng wegen nnznreicbenden Dienstes an Bord. Admirale^ Kapitäns zur See, Korvettenkapitäne nnd Linienschifisleotnants können zwangsweise Terabschiedet werden wegen nnznreicbenden Dienstes an Bord nach folgenden Regeln: A) Admtraie, wenn seit ihrem letztenDienst an Bord 5 Jahre, Vize-Admirale, wenn 5 Jahre verflössen sind, seit sie znletzt als Admirale an Bord Dienst geleistet, Kontre-Admirale, wenn 3 Vs Jahre seit ihrem letzten Borddienst nach ihrer Eniennnng znm Admiral vergangen sind. Bei Kapitäns zur See tritt zwangsweise Verabschiednng dann ein, wenn sie 3Vs Jahre nicht an Bord Verwendong gefunden, bei Korvetten- kapitilns nnd Scbiffolentnants ebenso bezw. wenn 3 Jahre seit ihrer Ememiiing verflossen sind nnd sie an Bord in dieser Zeit noch nicht

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Umsohaa.

Dienst getan. R) Bei den Normen für freiwilliges Ausscfaeiden: Freiwilliges Ausscheiden ist fttr Admirale, KapitäDs zar See, Korvettenkapitäns mit Genehmigang der Admiratttäl in jedem Alter möglich, sie erhalten die znstehende Penaion. 0) Bei den PensioDS- bestimmongen fttr Kapitilns sar See. DiejenigeD, die 51 Jakre nnd darttber, erhalten beim AuBScheideny aolser ihrer sastündigeD Pension nnd einer eroitii^en Zulage fttr gute Dienste noch eise Zulage fttr jedes Jahr, das sie ttber das reglementsmäfsige Alter dienen (bis %vm Maximum von 5 Jahren) nnd xwar von 15 Pfd. Sterling. Diese Bestimmung bat den Zweck, sie mit der Altersgrenze aaeh das Maiimnm der Pennon ihres Dienstgrades erreichen sn lassen, 600 Pfd. Sterling. Kapitftns xnr See im Alter von 45 Jahren, die 8 Jahie in Dienstgrad, davon 2 als Kommandanten von Schiffen, erhalten eme Minimal-Pension von 425 Pfd. Sterling. D) Bei Verwendung im Zivil- dienst. IMe Definition fttr „Zivildienst^ wird dahin erweitert, dab dieser einsclilierslich Verwendung als Marine-Attaehö als Dienstzeit gerechnet wird, die die zwangsweise Verabschiedung ausschlielsi £) Bei Dienst an Land. Vom 8. Dezember ah soll kein Marine- offizier länger als 5 Jahre an Land verwendet werden, ausgenommen im Admuralittttsrat, wo die Verwendung 7 Jahre betragen darf. Bis Ende

1905 soll der Etat an Admiralen von 8 Flotten-Admiralen, 12 Ad- miralen, 22 Vize-, 55 Kontre-Admiralen, Summa 92 erreicht werden.

Ftir die Beschlennigong der Durchführung der Vermehraog in einer Anzahl von Dienstgraden gelten folgende Regeln: Die Zahl der Kapitäns zur See wird in den Jahren 1908—1906 jährlieh um 8,

1906 und 1907 um je 7 vermehrt und wird Ende 1907 das Maximum von 258 erreichen.

An Korvettenkapitäns sollen vom Jahre 1908 ab jährlich 9 neue hinzutreten bis zum Maximum von 378. Die Bestimmungen ftlr die Besohlennignug der Vermehrung erhalten rttekwirkende Kraft bis zum 1. Juli 1908. 18

BiiJDslaiul.

Die La^e Das Hauptinteresse der Armee ist nach wie vor auf die £nt> in Ostwien. ^l^l^^lQQg ((er Dinge in Ostasien gerichtet. Wer die tatsäch- liche mili^irifiohe Lage kennt, der kann nicht darttber zweifelhaft sein, dafs Japan trotz seiner „örtlichen'' militärischen Überlegenheit an Zahl der in kurzer Zeit bereitzustellenden Trappen sehr richtigtat, nicht leichtsinnig den Waffengang zu wagen, so schwer es der Regierung fallen mag, der au^j^er^jten öffentlichen Meinung zu widerstehen. Die Frage, um welche es sich handelt, ist jedenfalls mehr die um den Besita Koreas und die Beherrschung der das Japanische mit dem Chine«

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UnufliunL

247

eificheu Meere, Wladiwostok und Dalnij (Talienwau) und Port-Arthur, verbindenden Strafse von Korea als die der üemohaft RuTsiands io der Mandsohorei, die in gewissem Sinne eine nnabweisbare Folge der £rbauQDg der Ostcbinesigoben Bahn sein mnbi. Wiil aber Japan Korea in seinen Beeite bringen, so rauTs es unweigerlich seine Armee aof dem Wasserwege dorthin schalfen, während Knlaland in der aufseronlentlich gUnstigen Lage ist, auf dem Landwp;ro seine Streit- kräfte in jenes Laiu! ( inrUcken zu lausen und mit seinem in Ost- ar^ien versainnielten „Geschwader des Stillen Ozeans" io empfind* liebster Weise die Überführung der japaniscben Armee von diesem Ineellande nach Korea zu stiren, wenn nicht überhaupt gane an ver- kindeni. Aber sollte Japan diese Aufgabe auch wirklich gelingen, 90 bleibt doch immer noeli die andere zu lösen, die sehr empfind» liebe Etappeniinie, auf welcher es die Verpflegiing, den Ersatz an Munition und Mensohen usw. bewerkstelligen mala, gegen die ^tdrong durch rassische Kreiuer sn sohlitsen.

Und Hnfsland hakte finde Desember eine mächtige Streitmacht im See in Ostasien yersammelt» za deren Verstärkung noch eine stattliclie Zahl snm Teil bedeotender Schiffe vom MntterUmde unter* wegs sind.

Es waren nämlich ku der genannten Zeit disloziert:

1. In i'ort Arthur: Die Geschwader- Panzer ,,PetropawIowsk'\ „Pohawa-, „Sewastopol", Peres wjät'\ „Kctwisan". „Pobjada-. „Zessarewitsih" ; die grofser Kreuzer ,,Askuld'% ..Pallada *. ..Diana", „WarjSg'\ ..Bajan"; die 2 kleinen Kreuzer ,,Nowik-', ,,Sabiaka •; die Kaaoüeubuote ..Gremjasehtsehij", „Korejetz''; die Transportschiffe „Jeuespeij*'. ,,Aiuur", ..Ankara"; die Torpedoboote .J'^^^^^dnik", „Gaidaniak''. 12 ;rroIse Torpedoboote und 7 kleine Torpedoboote.

*2. In Wladiwostok: Die preisen Kreuzer ,,Ro88ija'-, „Groniuboj", „Rurik"; der kleine Kreuzer „Bogatyr"; da.sKanonenhoot„Mandschur*; das TransportschiÜ „Lena**; 3 Hochsee- und 7 liafeutorpedoboote.

3. In Dalnij: Die kleinen Kreuzer „Hasbojnik*^ nnd „Dschigit ".

4. In Njatschwang: Die kuuoueubuotc „Ouvaschnij'', und ,^iwut8ch".

5. In Tschemulpo: Kanoueuboot „Bojarin".

6. Nagasaki: Kanonenboot „(Tiijäk*'.

7. In Masampo: 1 Kanoueuboot; im Nimrodsuud; Kanonen- boot „Dschigif.

Auf der Fahrt nach dem ieruen Ostfo: In Biserta der beschwader-l*anzer ..nssijaba*', die grolneii Kit- u/er ,,Awrora' und »Dmitrij Douskoj" sowie 2 groüse Hocbseetorpedo boote, in Algier

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ümMhan.

4 «rrofsc iin({ 1> kleine Hochseetojrpedoboote. Ijq Brest 2 kieioe

Bochscf 'tnrpt du boote.

Die Starke der Heninnnnnfr des Geschwaders hpträort znr Zeit 750 Offiziere uud 13 200 Mann in ÖRtnsicn selbst iiinl KM < >iü/äere 3284 MauD anf den zur Ver»tärkuug deä GeschwadtTg uuterwegs befindliclien KriegsschiÖeu.

Aas der Mandschurei werden andanemd Kämpfe mit Chuuehusenhanden gemeldet und zwar sowohl im Norden wie im Süden dieses Lsindes.

Sie werden si ll).sivei\staiidlieh jedes Mal von den russischen Truppen zersprengt, ihre Beseititrung erfordert aber doch stets das Aufgebot militärischer Streitkräfte.

Die Strapazen der Trupjj sind bei diesen Verfolgungen aber meist sehr grofa. Das gilt aucli oft für die Tätigkeit der Truppen auf dem Roden Sibiriens. Bezeichoeod hierfür ist ein Befehl, dvn Ende des vorigen Jahres der Oberkommaudierendc des Sibirischen Militärbezirks. Generalleutnant Suchotin, erliefs, in welchem er den 1 rujipen desselben luitteilte. dafs er das abgelöste Echelon der ht urlaubten Rasaken des 2. sibirischen Kasaken-Regimeut», liais aus Dscharkent im Ssemiretschensk Uebiet nach Omsk zurückgekehrt sei, nach seinem Einlreflfen besichtigt habe und ihm unter Berücksichtigung der sehr grolseu Strapazen, welche diese Abteilung Uberstanden hätte, seine volle Anerkennung fllr den trefilichen Zustand von Mann umi Pferden ausgesprochen hätte.

..Das Dctaehement*' so hviht es in dem Kriefrshofehl ..ii'i:tr auf einem Marsche von (JS Tagen 1720 Werst /unick und erduldete auf diesem langen Marsche die nianni^laltigsten Ent- behrungen in Folge der Hitze im Ssemiretschensk-Oebiete. durch den Wassermaugel in der menschenleereji Kirgisensteppe, den Mangel an Tiebensmitteln und Fourage und durch die bedeuteudeu Fröste uud Schneestürme im Gebiet von Akmolinsk. Nur der grofsen Erfahrung des Kommandeurs, der Ausdauer der Mannsnhaften und der Gewöhnang der Pferde an die Anstrengungen des Marsches ist die glückliche Durobführang der dem Echelon gestellt gewesenen Aufgabe zu verdanken gewesen." Änderungen Unter den Spitzen der russischen Armee sind in letzter Ko*mmando^^®^* einige Veränderungen von besonderer Wichtigkeit stellen, Bieh gegangen.

Der in den verschiedensten FeldzUgen auf dem Boden Asiens erprolvte Generallenttiaot Zerpitzkij, der einstige KoroiDandeor des WyborgsclieD Regiments unseres Kaisers, bisher Koromatideiir der 13. InfaDterie-DivisioD wurde zum kommandierenden

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Umsohau.

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Gt'neral des 1. turk estanisehen Ariotiekorps fTaachkiut) troannt. Der bisherige kornniandierende General dieses Korps, Oenerallentnant Topornin erhielt das 19. Armeekorps (Brest- Litewsk). Gcneralleutriaut Sykow. Kommandeur der 1. Garde-Ka\ alierie- DivisioD, wurde zam kommandierenden General des 2. Kavailerie- Korps; Generalleutnant Saeharow, Kninmandeur der 4. Kavallerie- Division, zum komniandiereruleii (tcih ral des 1. sibirischen Armee- korps ernannt. Es haben somit 2 Koip» im rugsisehen Asien ihre kom- mandierenden Generale gewechselt. Der bisherige kommandierende General des 19. Armeekorps. Generalleutnant Krjakow. wurdi' zum Mitgliede des Alexander-Komitees fUr die Versorgung Verwundeter ernannt.')

Ferner ist ein Korps durch den kur/lich erfolgten Tod seines kommandierenden Generals nt u zu besetzen. In Tiflis starb am 10. Dezember vergangenen Jahres der kommaiulitn i de General de« 1. kaukasisehen Armeekorps. Generalleutnant Fürst Admirad- shibow. Sein Tod wird allgemein bedauert, weil der verstorbene Fürst, aus dem Grusinischeu Adel des Gouvernements Tiflis hervor- gegangen und als Gemeiner in das heutige 15. Grenadierregiment Tiflis des Grofsfilrsten Konstautiu Koustautino witsch eingetreten, nu-ht weniger als 52 Jahre im Kaukasus gedient und an allen Kamplen der letzten ftini Jahrzehnte teil genommen hatte.

Generalleutnant P'Urst Adiniradshibow war 1S54, nachdem er sich vor dem Feinde in hervorragendem Grade ausgezeichnet hatte, zum Offizier bef<1rdert worden. Bei jeder Gelegenheit tat sich der junge Oflizier hervor. Nach dem Krimkriege nahm Fürst A. an den blutigeu Kämpfen gegen die Bergvölker teil, so dals mau auf seine Leistungen aufmerksam und er im Jahre IHiu vom GrofsfUrsten- Statthalter als Offizier zu besoinierefi Aufträgen bei seiner i'erson gewählt wurde. Im türkischen Feldzuge 1877/78 befehligte er das 156. Jelirsawltpolsche iufanterieregiment, mit dem er an fast allea bedeutenden Ereignissen teilnahm.

Der verstorbene Fürst war so vertraut mit den \ erhältnissen des Kaukasus, dafs man von ihm behauptete, er hätte während der Manöver ohne Karte seine Dispositionen erteilt, weil er selbst die Eiuzelbeiteu deb Geländes genau kannte.

Während dieser Bericht in Draek ging, meldete der Telt^^raph den Tod des Oberkommandiereadcn der Truppen dus Militärbezirks Odessa, Ge- neral der Kavallerie Graf M u ssi u-Puschkiu. Nach Zeitun;j;siiachrichten soll der bisherige Gehilfe den Oberkommandierenden General der Kavallerie Bttpon Kanlban zn seinem Nicbf olgcr ansetselieii sein.

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2Ö0

UmBehaii.

K> t t entv. Bei Gelegenheit des diesjährigen Oeorgsfestes worden jubiiAen. ^.^^^ Anzahl von Regimentern, welehe anf ihr 200jäbrige6 Bestehen anrllekblicken können, neue Fahnen mit Jabi- länmsbänderu verliehen. Ee sind dies: das 3. Narwasebe lo« fanteheregimeut des General-Feldmarschalis Fürsten Michail Golizyn, das 27. Witebskische, das 38. Tobolskisohe Infanterieregiment des Grolsfttrsten Sergins Alexandrowitscfa, das 69. RJäBanecbe Infanterie- regiment des Generalfeldmarscballs FUrst Alexander Golizya and das 138. Boiohowsehe Infanterieregiment.

Femer wurde fUr „ausgezeichnet eifrigen dreihundertjährigen Dienst"" dem Sibirischen nnd dem Ssemiretschenskischen Kasakeiibeere Ueeresi'ahuen mit den Jahressahlen 1582 1903 und dem Alexauder-Newski-Ordeusband verliehen.

Feldküchen. Die Feldküchen nach dem System Bruhn wurden endgültig" eiuL'-cfilhrt, nachdem jahrelange Kommissionsberatungen und praktische Erprobungen, auch im Vergleiche mit anderen N'orschlägen. wie die des Kapitäns Suwnmowitsch und des HiTrn Kautz vorang«. .raii-eu waren. Diese Feldktichcn waren während des chinesischen Krieges probeweise dort beteiligten Truppen überwiesen worden und hatten Hich liierbei aufserordentlich bewährt. Ebenso günstie: lauteten die Berichte der Stäbe (h's ,Militarlu'Zlrk^ Kiit/\v und M^'-;kau, deren Truppen sie während der grolseu Manöver d(?s Jahres lt)()2 zugeteilt waren. Uber den Nntzen für die schnelle Verpflegung, auch unter schwierigen \'erliältnissen.

Die Bagage jeder Kompagnie, Kskadron und ßatu-ne erhält einen solchen Kttchenwagen. Ihrem Gewichte nach hat man zwei Arten eingeführt, einen schweren KUchenwiigen, 1120 kg schwer, lur Infanterie und Artillerie, und eineu leichteren, 784 kg «ehweren, ftlr Kavallerie. Die Kosten fllr die Ausrüstung der Armee mit dieser Einrichtung werden mehr als G Millionen Kübel betrjigen.

Die niwiische Die schamlosen Angriffe, welche die Herren Beyerlein,

d^^n "iffe^*^^^ Genossen in Koman, Karrikatur und Drama, und auf £s ihre Bundesgenossen im Reichstage, sowie in derTagespresse deutfiche gegen das deutsche Offizierkorps richten, w^erden von der russischen Presse, auch von der militärischen^ so s. B. Tom ,3a8wjedtschik", der sogar das Bild dessn traoriger Berühmtheit gekommenen Bilse bringt, zuweilen in einer fttr das deutsche Oifizier- koips abfälligen Weise besproehen. Esmnhijedoeh hervorgehoben * werden» da& das amtliehe „Jonmal de St. Petersburg* im Gegensats

hierzn darauf hinwelBt, m wie nnwttrdiger Weise von den deutschen sosialistiaehen und demokratisehen Agitatoren jeder nationale Gesichtspunkt anber acht gelassen und das deutsche Offisierkorps

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Uttntiir,

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als Halt der Natioo gegen die Umatimpaiteien systematiBeh heninteiv l^esetrt friid.

Die BrinnerangflfeierD an die fttnfxigjftbrige Wieder-Erinnemiig«- kehr der Ereignisse des Kriukrieges haben mit der Pei^r^Kmi^rhe^ des Tages von Ssewastoi^el begonnen. D«r Kaiser bat an dem ^'^^"^ Tage der Seeseblaebt, 1. Dezember, den SeUffen dw Sebwarzeu 3leer-Flotte Gteoigs-Admirakflaggen, Breitwimpel and Wimpel ver^ lieben. Die Flotten-Equipagen ftlbrten bereits Geoigsflaggen mit der Inselirift: „Für die Veiteidigong Ssewastnpols vom 18. September 1854 bis nun 27. Anglist 1856". r. Zepeün.

Literatur.

I. Bücher.

Der Feidzug in der Pfalz und in Baden im Jahr IHifi. Von Wilhelm V. Vof«, üeneraiinajor z. D. Berlin 1903. R. Eisen Schmidt. M. 13 Eine auf Out^l'onstudiiim beruhende abgeschlossene und leidlich objektive DaräteUuiig der Kämpfe in Baden und in der Pfalz im Sommer 1849 hat bis jetzt gefehlt. Das sehr fleifeig und zuverlissig gearbeitete Werk des Generals VoCb hat nach dieser Richtung wirklich eine kriegsgeschichtliche Lficke ausgefällt, zumal eine FfiUe ▼on Skizzen und Pl&nen auch das taktische Studium der immerhin zahlreichen Gefechte bis ins einzelne gestattet Dieses Studium ist aber in mancher Beziehung recht lehrreich, so z. B. was das Gefecht von Grofssachsen (16. Juni) betrifft, in welchem es den Aufständisrhf^n unter Mieroslawsky wiederholt gelang, die Hundestruppen in ungünsugu Gelechtsiagen zu bringen. Warum ; Weil im groJi>en und ganzen die Leitung des Gefechtes auf heiten der Aufständischen eine einheit- lichere, geschicktere und energischere war, irie auf selten der Bundes- truppen. Gleiches gilt von dem Gange eines Teiles der Operationen bei den Bundestruppen. Namentlich beim Neckarkorps lag die oberste Pflhrung bei General v. Peuoker in keineswegs festen Hfinden. Seiner Unentschlosaenheii blieb es z. B. in erster Linie zu verdanken, dafs es llieroalaw.sk y zweimal gelang, sich der sicheren Vernichtung zu ent- ziehen. Ähnlich lagen die Verhältnisse beim 11. Preufoischen Armeekorps

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Literatar.

(Graf V. (i. Uroeben), denn am 21. Juni bietet sich hier das meik- wflrdige Schauspiel izweites Gefecht bei Ladenburg) daCs vier Kom- pagnien Aufständische mit 4 Oeschütsen .ein ganzes Preufsisches Armeekorps zwei tap^elang aufhalten!

Auch die zielbewufste Oberleitung der Gesamt-Operationent welche in den Händen des Prinzen von PreuTsen lag, war nicht immer imstande, dit«s(»n Mnn^eln in der Lfistiingsnihigkolt zweier Korpsführcr abzu- helfen. Der Herr Yerfns'sor ist über diese Punkte schonend hinwee- gegangen. Nach meiner Ansicht ist es Fflieht der Kriegsgeschicht- schreibung, nach dieser Richtung die Rücksichtnaiime auf Personen nicht zu weit zu treiben und immer wieder auf die geradezu ausschlag- gebende Bedeutung des persönlichen Elementes im Kriege hinzu- weisen. In dem Sinne, dafs gerade die tflchtigsten und intelligentesten Generale gut genog sind, um verantwortliche Pfihrerposten zu bekleiden. In langen Friedenszeiten wird in dieser Beziehung aber erfahrungs- gemäfs öfters gesiindigt.

Nicht genügend hervorgehoben erscheinen mir ferner die grofsen Verdienste, welche sich die grolsherzoglich-hessisrhe Division unter Führung des Generals v. Schaeffer-Bernstein erworben hat in jener Zeit, als sie wochenlang nahezu isoliert an der Bergstrafse Wacht hielt gegenüber einem weitfiberiegenen Gegner, dem in dtm nahezu vollzählig abergegangenen badischen Armeekorps doch eine groDse Anzahl festgefttgter Truppen zur Verfügung stand. Dieses Verdienst Ist übrigens von dem damaligen Prinzen von Preufsen und auch noch später von ihm wiederholt anerkannt worden. Den Schlufsbetracht- iin5r»'n des vcr-li-Mistvollen Werkes, in denen wiederum dem persönlichen Eingreifen des Prinzen von i'reufsen als Oberbefehlshaber das Haupt- verdienst beim schliefslichen Uelintren der etwas verwirrten operativen Verhäiiiiisse zugesprochen wird, kann nur durchaus zugestimmt werden.

Keim.

KriegsgesehiehtUohe Beigpiele am dem dratseh-finmalifliseheii Kriege von 1830/71* Von Kunz« M^or a. D. Sechzehntes Heft Berlin 1908. B. S. Mitüer & Sohn. M.

Welche ungeheuere Arbeit und unerreichte Sachkenntnis in den sechzehn bis jetzt erschienenen Heften mit „kriegsgeschichtlichen Beispielen" stecken, kann nur derjenige richtig beurteilen, der sich selbst mit kriegsgeschichtlichen Oiit Uenstudien beschäftigt liat. Aber auch fi < ! praktische namentlich für die jüngeren Offiziere Nutzen dieser lehrhaft so fruchtbaioii und in ihrer Zuverlässigkeit mustergültigen Darstellungen des Miyor Kunz dürfte nicht ausbleiben. So bietet auch das vorliegende Heft^ welches die Kämpfe bei Blsalshausen behandelt, eine Fülle klein-taktischer Belehrungen. Solohe sind aber vom Standpunkte kriegemäfsiger Hantierung seitens der Infanterie um so wertvoller, weil die Zahl der Offiziere, welche den Krieg aus eigener Anschauung kennen, innerhalb der Armee nur noch eine sehr be* schränkte ist.

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25a

Aber auch kritisch-kriegsgeschichtlich ist das vorliegende Heft von Interesse, weil Mtyor Kunz u. a. den besiimjutcii iNachweis erbringt, dafe die bekannte Dantellung des Generals Bon nal, nacb welcher der be- rühmt gewordene Angriff des 1. Tiirko-Regiments 10--1SOOO Preufsen in Verwirrung gebracht habe, vör emster Kritik nicht standhilt. Wenn jedoch Major Kunz glaubt, hierbei ftir den kriegsgeschichtlichen Wert des preufsischen Generalstabswerkes über 1870/71 noch eine besondere Lanze brechen zu sollen, so kann ich ihm hierbei nur teilweise bei- pflichten. Es war eben unmöglich, so rasch nach dem Kriege ein zuverlässiges Werk zu schreiben und dieser Umstami vermindert doch den lehrhaften Wert des Ueneralstabswerkes sehr bedeutend, denn nur richtig wiedergegebene kriegsgeschichtUche Vorgänge können lehrreich wirken, was flbrigens Major Kunz selbst wiederholt betont Eine besonders eingehende Schilderung haben die Kttmpfe um den Besitz des Wäldchens NeugeiswoUer gefunden in nachträglicher Ergfinznng des hierüber in Heft 13 Gesagtem. Attchhier haben «Urquellen*^ in Form von Oefechtsberichten. Tagebüchern usw. seitens Beteiligter l-ienutzung finden können. Dasselbe gilt in noch höherem Mafsp von den Ereignissen bei Elsafshfiusen, welches Dörfchen schliefslich zum Brennpunkt der Schlacht wurde allerdings nachdem in der Haupt- sache die Entscheidung schon )B:etallen wai-.

Wer aber einmal ohne Öcliniinke und iietouche die laküschen Vor- gänge in einer Sohlaoht kennen lernen will, dem kann nur dringend die „Schilderung der Ereignisse, die sich von 37« bis 4V4 Uhr bei Bisafshausen abgespielt haben* angeraten werden. Darnach sieht allerdings in einer Schlacht anders aus, als die um jeden Preis „lorbeer- kranzflechtende" Geschichtschreibung es darzustellen beliebt oder wie die Mechaniker unseres Berufes es leider auch bei der Friedens- Ausbildung der Truppen /u tun pflepron. I)iifs Majoi- Kunz auch hier der mannhallen Tapferkeit der Franzosen besonders was das 1. Turko-Ftegiment angeht Gerechtigkeit widerfahren läfst. macht ihm als vornehm denkenden Geschichtschreiber alle Ehre. Aber auch als nutzbringenden Geschichtschreiber, denn nichts ist verkehrter vor allem auch verkehrt im Interesse der eigenen Armee als wenn man die kriegerische Leistungsfähigkeit eines Feindes nicht richtig einsch&tzt» dem nach menschlichem Ermessen wir Deutsche wohl nicht zum letztenmale auf dem Schlachtfelde entgegen getreten sind. L^ifs die Deutschen Preufsen wie Bayern aber auch bei WiMth ihren Mann gestanden und mindestens t'f)ensü tapfer wie die Franzosen gefochten haben, dafür erbringt Heft genügende sozusagen akten- mäfsige Beweise.

Die vortreflTlichen „Betrachtungen'* lese man selbst. Die viel- gerühmte Selbsttätigkeit im Rahmen des Auflragverfahrens hat ala taktisches Schlagwort jedenfalls bei Wörth mehr geschadet als genützt!

Keim.

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literttur.

ffistoire de la gutirre de l'^iü/il. Tomo III. W'issembourg, Fro^Kch- willer, Spicheren. Par P. Lehauteourt. Paris, Nancy 1^3. Berger-LeYrault. M. 6. .

P. Lehauteourt» der in Wirklichkeit ein höherer OfBsier des IhuizÖBiflohen Generalstabes ist und nur obiges Pseudonym gewihlt hat» gehört zu den fleifsigsten Offizieren in ganz Europa und besitzt ©ine geradezu staunenswerte Kenntnis der Literatur über den Krieg von 1870/71. Wenn es Tür einen krieß:sgeschichtlichen Schriftsteller genügte, die einschlägige Literatur auf das Allergründlichste zu kennen und nun unter Benutzung der besten Quellen ein Buch zusammen zu Htellen, dann würde man Herrn Lehauteourt mindestens unter den ftansSsisehen Schriftst^em wohl die Palme zuerkennen mHasen. In Wirklichkeit bedarf aber der kriegsgeschichtliche Schriftsteller in erster Linie ein unbedingt sicheres, eigenes Urteil, völlige Unparteilichkeit und ein aufsergewöhnliches Geschick in der klaren» Übersichtlichen Anordnung seines Stofles.

Bisher durfte man an Herrn Lehauteourt die Unparteilichkeit rühmen, er liefs den (chauvinistischen Zug. der seuien Landsleuten nun einmal anhaftet, in erlieulicher Weise vermissen, er schrieb gerecht und vornehm.

Leider scheint Herr Lehauteourt jetzt unter dem Banne des Generals Bonnal zu stehen» den man in Frankreich hie und da für den «kommenden Mann** hält. So ist denn das neueste Werk Lehaut- oourts zwar ein französisches Oescbicbbswerk, aber gerade deshalb kein Qeschichtswerk, weil es den Schilderungen Bonnais. allzu sehr, den neuesten deutschen Forschungen aber gar nicht folgt.

So entspricht denn die ijarstellung der Schlacht von Wörth zwar den Ansuiukuungen der Franzosen, aber keineswegs überall der Wahrheit, nur zu olt ist die Darstellung geradezu lalsch. wie aus meinen Arheitea ühei- diese bchlacht lür jeden deutschen Soldaten klar hervorgeht. Einen wirklichen Wert vermag ich daher dem Buche Lehauteourts für Wörth nicht beizumessen; für uns Deutsche besteht der Hauptwert in der Erkenntnis, dafs selbst ein früher so unpartei- ischer Schriftsteller, wie Lehauteourt es war, sich der chauvinistischen Stimmung in der tVanzösischen Armee auf die l>auer nicht zu ent- ziehen vermag und dafs aus dem Saulus ein Paulus geworden ist.

Der Inhalt des ersten Buches besteht im Folgendem:

1. Der 3. August.

2. Die Division Douay bei Weifsenburg. 8. Die Deutschen am 3. August.

4. Erste Anordnungen Mac Mähens.

ö. Das Schlachtfeld.

d. Der Beginn des Kampfes.

7. Eingreifen des V. und XI. Armeekorps.

8. Rückzug der Turkos.

9. Rückzug der Brigade Monimarie.

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LttMitar.

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10. Einnahme von Weifsenburg. ^

11. Einnahme von Schlofs Goisberg.

12. Mac Mahon und Ducrot.

13. Betrachtungen.

14. Das 7. französische Ivürps und die iJeulsrhen.

Da über das Gpfocht von Weifsc nburjar iinsrleich weniger Meinungs- veröchiedeaheiL in Ueutöchland und Fiankreich herrscht, als über die Schlacht von Wdrth, so beaitzt dieses erste Buch einen bedeutend höheron Wert als das dritte Buch, das sich mit der Schlacht von Wörth beschftaigt.

Das aweite Buch ist contreooup de Wisaembours^ betitelt und zerfölit wiederum in 16 verschiedene Kapitel, deren Aufaählung überflüssig erscheint. Es behandelt die Bewegungen der 1. und 2. deutschen Armee am 4. und 5. August, eben.sü die Bewegungen der diesen Armeen gegenüberstehenden tranzösischen Korps, endlich die Armee Mac Mahons und die 3. deutsche Armee am 5. August.

Das dritte Buch behandelt in :}() Kapitehi die Schlacht von Wörth; für (iie.ses Buch gilt ganz besonders das vorher Gesagte.

Das vierte Buch beachiftigt sich in 25 Kapiteln mit der Schiacht von Spichem. Über diese Schlacht wichen die Anschaunngen der Deutschen und Franzosen gleichiUls nicht annähernd schroff von- einander ab, wie üt>er die Schlacht von Wörth, es ist daher durchaus lesenswert.

Den SchluTs bilden Ordres de Bataiiie, ätärke- und Verlustnach- weisungen.

Wenn ich mein Urteil zu saninu'n fassen soll, so kann dies nur in folgender Weise geschehen. F^ie Biicher No. 1, 2 und 4 sind von wirklichem Werte, wenn auch keineswegs einwandfrei oder gar den Stoff erschöpfend, das 3. Buch entbehrt für den ernsten Forscher so Ziemlich jeden Wertes. Die beigegebenen Karten genügen durchaus nicht Wegen der erstaunlich üeilsigen Kompilation aus der gesamten einschiigigett Literatur ist jedoch das Werk für Jeden ernsten Pomoher geradezu unentbehrlich. Hermann Kunz.

iiBOOre la retraite ä Sedan. RepUque ä la „retraite sur Mezieres" par otticier supt^rieur. Par Alfred Duquet Paris« Nancy 1903. Berger-Levrault. .VI. 2.—.

Zu den Franzosen, die mit vollem Mannesniute rücksichtslos die Wahrheit über den Krieg von 1870/71 7ai ergründen suchen, gehört in allererster Reihe Alfred Duquet. Seine neue Scluift ist aufser- ordentllch interessant, sie behandelt nochmals die Frage, ob gröfsere Teile der französischen Armee sich ins Innere Frankreichs bitten retten können oder nicht.

Es handelt sich besonders darum, ob im Wildchen von Falizette brauchbare, von Osten nach Westen führende Wege vorhanden waren. Duquet hat in BojL^hntunjr namhafter Männer der Feder und des Degens

iahrbQebtr f&r di« dautscht Ama« aad Marin*. No. 389. 17

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Ltttratnr.

nochmals das Schlachtfeld besucht. Solche Wege sind vorhanden, aber es sind gewöhnliche chemins vicinaux. und von so schlechter Besehaffenhdit, dafa es Duquet nicht einmal gelang, sie mit seinem Wagen zu beDatzen, weil der Kutscher fOr seinen Wagen, seine Pferde und den Insassen des Wagens fürchtete.

Das Ergebnis dar Untersuchungen Duquets besteht darin. d:ife statt der 10000 Mann, die sich wirklich über Belgien nach M^zieres retteten, vit»11«Mrht 30 000 bis 40 000 Mann auf denselben Wagen hätten retten könai n. aber nur über beigisches Gebiet und durch Verletzung der Neutraluäl Ht Igiens. dafs aber an ein Entkommen der Armee mit ihrer Artillerie und ihren Trains gar nicht zu denken war. Leider hat Duquet seiner Schrift keinen Plan beigegeben, das ist sehr zu beklagen.

Duquet stellt nochmals fest, was uns schon l&ngst bekannt ist, dafs die nach dem Inneren Frankreichs entkommenen Trappen, Teile

des 8. Zuavenregiments, des 3. Turkoregiments, des 56. Linienregiments, 13 Eskadrons des 1. Armeekorps, 9. Hskadrons des 5. Armeekorps, 5 Eskadrons des 12. Armeekorps die Artillerie der Division rHeriller des 1. Korps, der Artilleriepark des 5. Korps etc. nicht etwa den eisernen Ring der deutschen Heere durchbrochen haben, sondern daXs sie beizeiten das Schlachtfeld verliefsen.

Wenn aber Duquet glaubt, dafe es den Pnunosen möglich gewesen wSre, die Bayern in Baaeilles zu sennalmen oder in die Maas zu werfen, gleichseitig das sächsische Korps auf der Hochfläche des bois Chevalier über den Haufen zu werfen und sich die Einwirkung des Gardekorps und des lY. Armeekorps zu entziehen, auf diese Weise also die Armee vielleicht zu retten, so wird er bei uns Deutschen schwerlich Glauben finden. Weder die Bayern noch die Öach.sen liaben den Franzo.sen Grund zu der .\nnahme gegeben, dafs sie binnen 3 Stunden völlig halten ^ermainit werden können. Allerdings sagt Duquet, um 9 oder ID Uhr fHlh sei ein Durehbruch auf Carignan schon unmöglich ge- wesen, wohl aber zwischen 6 und 8 Uhr frfih. Er rechnet dabei nicht mit der Widerstandsffthigkeit unserer bayerischen und sächsischen Divisionen, noch viel weniger aber mit den Marschtiefen einer grofsen Armee und mit der Manövrierfähigkeit der zunächst nicht beteiligten preufsischen K^rp-s.

Die Schrift von Üuquel kann ich trotzdem nur auf das wärmste empfehlen. Hermann Kunz.

„Stillgestanden!" Gin Wort an das deutsche Offizierkorps. E, Clausen, Hauptmann a. D. Thüring. Verlags-Anstalt Eisenach u. Leipzig, 1.— 8. Tausend. 1903. M. 1.—. Dieses „Wort an das deutsche Offlziericorps" soll auch ein Beitrag zu dieser Bntwickelung während der letzten 30 Jahre sdn.

Wir wollen, soweit wir es von unserem im wesentlichen ab- weichenden Standpunkte aus vermögen, uns in den Gedankengang

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Ltterfttur.

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des Verfassers hinein versetzen und dabei davon ausgehen, dafs wir annehmen, er habe mit seinen AuseinanderaeUungen wirklich das Beste der Armee im Auge.

Es wfirde den Rahmen einer kuraen Besprechung überschreiten, wollten wir ihm zu erweisen Tersuchen, weshalb wir seine Ansicht nicht teilen, dab der Offiziersersatz ein wesentlich anderer geworden Ist Wir müssen es aber zurückweisen, dafs sich die Annahme der Offiziers- aspiranten auf anderen als auf den bisherigen Grundlagen aufbaue, dafs in cewis.sem Sinne eine Demokrulisierung des Oflizierkorps statt- finde. Wir stehen vielmehr auf dem Standpunkte, dals nach wie vor der Offizierersatz aus den Kreisen erfolgt, welche der Tradition gemäfs dasn in etster Linie berufen sind. Wir sind auch der Meinung, dafs in einem richtig geleiteten Offlzierkorps alle die Mannes- und Soldaten- Tugenden weiterhin ihre vornehmste Pflan2st&tte finden, die unser Heer grofs gemacht haben. Wo dies anders sein sollte, tragen die verantwortlichen Leiter die Schuld daran. Wenn es heutzutage vielen Familien schwer wird, ihre Söhne standesgomäfs zu erziehen, so dürlte doch immerhin der soldatische Beruf noch am schnellsit^n zu einer auskömmlichen Existenz führen. Dafs in die Armee auch Kiemente eintreten, welche früher dorselben ieni blieben, ist noch kein Beweis dafOr, dsfs dieselben einen nachteiligen Einflufs auf diejenigen Offlsiere ausQben, welche der Oberlieferung gemftfs ihr zugehören. Dor Halt eines Offlaierkorps beruht nicht in der pekunittron Oleichmärsigkeit, auch nicht darin, dafs ein jeder traditionell diesen Beruf ergreift. Er liegt vielmehr darin, dafs ein jeder sein ganzes Selbst willenlos dem grofsen Ganzen, dem er als Teil zugehört, beugt. Xoch immer bleibt dieses Einsetzen der Persönlichkeit die Hauptsache. l£s würde keiner, auch der reich Begüterte, diesi^n Beruf, der heutzutage ein recht schwerer ist. ergreifen, sich allen Enttäuschungen, den auireibendon Anstrengungen einer langen Friedensdienstzeit so freudig unterziehen, waltete nicht in der Gesamtheit jetzt wie vordem der Geist der un- bedingten Pflichttreue, würde nicht ein jeder gleicbm&fsig darnach bemessen, was er leistet, nicht wer er ist oder was er besitzt. Zum Glück stehen wir in dieser flinsicht im grofsen und ganzen nicht auf einer anderen Stufe wie die Offiziere von ehedem und wenn der Einzelne aus diesem Rehmen heraustritt, dann wird dii' Krziehung innerhalb des utlizierkorps einzusetzen haben und bald Abhülfe schaüen, wenn ein Offlzierkorps richtig geleitet winl. Wir müssen auf diese Erziehung innerhalb des Ot'özierkorps das Haupt- gewicht legen und glauben, dafs fiberall dort, wo sie geh^t und gepflegt wird, es ganz unmöglich ist, dafs ein anderer, fremder, ein zersetzender Geist Raum gewinnt Wir finden, dafs die Betrachtungen darüber, der Offizier stehe heutzutage dem Manne des Volkes ferner wie früher, einwandfreier Grundlage entbehren. Im Gegenteil wird jetzt weit mehr wie früher Wert darauf jjelegt. dafs der Offizier der Erzieher seiner Soldaten ist. Wenn die Üede iRt

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258

Utentor.

▼on geisttötendem Frage- und Antwortspiel Im Dienstunterricht, so möchten wir dies in seiner Allgemeinheit bestreiten. Was soll es endlich hoifaen, „der H<»gts.-Konimdr. reit«' willkürlich seine Lieblings- ?'t<'ckonpferde. er gewinne in der kurzen Zeil seiner Kommandoführung keinen Einflufs auf das ihm unterstellte Offizierkorps" ? Überall dort, wo Mifsstände bestehen, wie sie Verfasser schildert, mufs jedenfalls Abhilfe geschaffen werden; sie bilden aber doch die Ausnahme von der Regel und gerade heutzutage findet eine aufserordentUch wohlwollende Bewertung des Einzelnen statt.

Wenden wir uns nun zu den ^VorschUgen**, so müssen wir un- bedingt daran festhalten, dafs eine Verminderung der Offlztersstellen zu gnnsten der sogen. „Offlzierfeldweber schon aus dem Grunde ganz unausführbar ist, weil der letztere „drillen'*, niemals aber in dem Sinne „erziehen** kann, wie der Offizier. Wohl wird ein altgedientei Unlerüffizier dem Jungen Offizier in manchen Stücken di-s praktischen Dienstes übeilegen sein. Aber auch der jüngste ullizier bringt von seinem höheren geistigen Standpiinke aus ein Moment mit« das auch dem besten Unteroffizier fehlt. Bs ist dies der ideale Standpunkt, von dem ans jeder, auch der jüngste Offizier, seinen herrlichen Beruf erfkfBt und der ihm allein die hohe SteUung im Staat und in der Gesellschaft schafit.

Wir lehnen es ab, die ersten 3—5 hienstjahre des jungen Offiziers als Probedionstjahie zu betrachten: wir wählen unsere Offiziere selbst, wenn wir sie dazu für w ürdig erachten und sind dafür unserem obersten Kriegsherrn voran iwortUch.

Wu- wissen gar wohl, wie gern einzelne Parteien es sehen wfirden, wenn die Armee ein Offizierkorps von zweierlei Güte hätte; wir fühlen in uns selbst noch Kraft genug, Elemente, welche unseren Über< liefeningen nicht entsprechen, rechtzeitig abzulehnen oder später ab- zustofsen.

Wir werden allen Bemühungen, anderen Gesinnungen in dem Offizierkorps Eingang zu verschaflen. selbst die Türe weisen: wir sind der .Meinung, dals selbst wohlgemeinte Versuche, an der bisherigen Überlieferung zu rütteln, der .\rmee bewufst oder unbewuisi jschaden müssen und wir hoffen sicher, daXs das Offlzierkorps von heute in derselben Weise auch im Ernstfälle seine Pflicht tun werde, wie das^ jenige vor 30 Jahren. 63.

Weltgeschiehto seit der Tölkerwandening. In neun Bänden. Von Theodor Lindner. Professor an der Universität Halle, hritter Band Stuttgart und Berlin 1903. J. 0. Cottascbe Buchhandlung»

M 0 50.

Ijer vorliegende dritte Band des ausgezeichneten Werkes umfafst die Zeit vom dreizehnten Jahrhundert bis zum Ende der Konzile. Also eine Epoche nicht besonders reich an grofsen politischen oder kultur- rellen Taten; aber doch ungemein wichtig, weil sie auf kirchlichem

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Ul6Mtiur.

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Gebiet den Anfang einer Strömung bedeutet, welche bis auf den heutigen Tag noch nirh^ abgeschlossen erscheint, die Befreiung des geistigen wie ethischen Slrebens von den Fesseln einer alles umfassen, allen regeln wollenden kirchlichen Vorherrschaft. Allurdings fSllt in jene Zeit auch der höchste Triumph religiöser Kinfliif««- auf die Baukunst in der üotik. I 'anoben aber auch die Veiknöcherung der christlichen Lehre in dem Fonnelkram und den öden Spitzfindigkeiten der Scho- lastik. Politisch ragen noch die letzten Kfimpfe der Hohenstaufen und der Ausgang dieses edlen Geschlechtes In den dritten Band hinein, dessen ..zweites Buch" ich als eine Perle moderner Geschicht- schreibung in Sachen geistiger, wie sozialer Strömungen und deren historischer Bewertung: nennen möchte. Es führt die Überschrift „Die abendländische Kultur im dreizehnten Jahihundert" und behandelt u. a. ,,Wis;seiist haft und Kunst**, „Rittertum und I)ichtung'*. «Die Städte und das Bürgertum'* in ebenso eigenartiger wie fesselnder Weise.

Das dritte Buch beschäftigt sich mit dem Niedergang der poli- tischen Macht der Pftpste, dann folgt eine knapp, aber meisterhaft geschriebene pragmatische Geschichte der europ&ischen Staaten. Unter diesen nahm damals Deutschland abgesehen von dem machtvollen Aufstreben des Bürgertums keine glänzende Stellung ein. Seine Vorherrschaft in Europa war schon zu Ende. Rs erhielt zwar eine „teste" Rciehsverfasöung durch Karl iV . w«'lrhon übrigens Lindner günstiger beurteilt wie dies EfewöhnÜrh Fall ist, aber der grofse nationale Zug, wok-lier noch die ftiauier auszeichnet, ist der deutschen Politik abhanden gekommen. Karl IV. ist nicht ohne Unrecht von Maximilian I. «Böhmens Erzvater» des heiligen rtfmischen Reiches Erzstiefvater* genannt worden. Unter ihm und von ihm ist der Grund gelegt worden zu dem Tschesclientum, das heute die Deutschen in Österreich schwer bedrängt, und so war dieser Kaiser ein sclüechtcr Hüter des Deutschtums in der Ostmark.

Im übrigen hat Deutschland noch ni*'mals einen Kaiser od^r- auch nur ein^ n Staatsmann besessen, welcher rücksichtslos lediglich deutsche Politik unter grofsen Gesichtspunkten ffetrioben hfttte. Selbst Bismarck Aaren nach dieser Richtung bis zu einem gewissen Grade die HSndt gebunden. Keim.

HudlNiGfc der OeBetEgebnng in Prealhen umä den Deatsohen Beiehe.

Von Graf Hue de Grais, Berlin. 1904. Julius Springer, m. Teil:

Heer und Kriegsflotte. M. 14. Dieses Handbuch ist wohl das grorsarti/rst angelegte sowie zu- verlässigste Saminol- und Orientieninp'swerk auf dem Gebiete der Gesetzgebung und deren Ausführungsbestimmungen. Es liegen jetzt 3 Teile vor Der III. Teil beschäftigt sich mit der V\ ehrkraft zu Lande und zur äee. Er beliandelt Wehrpflicht, Heereseinrichtung und Rechts» verbtttiiisse der MiUtürpersonea, Heereslasten, Versorgung der MilitSr^ Personen, endUeh die Kri^flotte. Auf 785 Seiten wird dieser un-

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Utantar.

geheuere Stoff sehr übersichtlich und doch eingehend dargestellt, so dafs zahüreiche Beteiligte alle Vorschriften vereinigt finden, deren sie

für das jewpilig in Frage kommende Gebiet bedürfen. Der III. Teil zerfällt wiederum in 2 Bände, dessen 1 Band vorliegi. während der 2. Band sich mit dem Militärstrafrecht beschäftigen wird. Jeder Band ist einzeln käuflich. K.

Haadbuch für die Vorbereitung zur Kriegsakademie. Zugleich ein

Ratgeber für die wissenschaftliche Beschäftigung jüngerer Offi- ziere von Krafft. Hauptmann und Lehrer an der Kriegsschule Metz. Berlin 1903. Verlag von E. MitUer ii Sohn. 314 S. Preis 6 Mk.

In Wettbewerb mit dem bereits in 8. Auflage vorliegenden vor- treflUehen Wedellschen Handbuch für die Vorbereitong zur Kriegs- Akademie tritt hier ein neues Buch, welches natürlich alle mit dem Wedellschen Buche gesammelten Brlahrungen verwerten konnte. Wir

wollen hier nicht die Präge aufWerfen, ob die Herausgabe eines solchen Buches ein Bedürfnis war, sondern uns nur mit dem Buche als solches beschäftigen. Wir finden in den ersten Abschnitten tretlliche und recht beherzigenswerte Winke für die ersten militärischen Studien und fi'ir den Betrieb der Krenidsprachen. Gerade für letztere h.ätten wir eingehendere Angaben gewünscht; empfehlenswert .^lud die in Münciien erscheinenden f^mdsprachlichen Unterrichtszeitungen (s. z. B. für Pransfisiach llnterpr^te, fOr Italienisch ,,la Settimana", auch durften In dieser Sprache die Schriften von de Amicis nicht fehlen). Sehr gut sind die Winke für Lösung taktischer Aufgaben. Wenn auf S. 122 auf die Wittesche Waffeniehre verwiesen wird, so kdnnen wir dem nicht beistimmen, die bietet, abgesehen davon, dafs sie völlig veraltet ist, doch nur recht wonig. Einzig und allein scheint uns hier die Willesche Waffenlehre in betracht zu kommen, die wohl infolge eines Vcrsühoiib hier aufzuführen vergossen ist, auf die aber bei Losung der Aufgaben auf S. 132 u. f. naturgemäfs bezug genommen werden mulste, und welche auf S. 802 fdr die Vorbereitung mit Recht als ^unentbehrlich* bezeichnet wird. Infolgedessen können wir dem Sats nicht beistimmen: «Ein allen Anforderungen ffir die Vorbereitung zur Kriegs- Akademie entsprechendes Lehrbuch ist bisher nicht vorhanden.* Dieses trifft eher für Befestigungslehre zu. Hier hätte auf die letzten Jahrgänge der von Löbellschpn Jahresberichte verwiesen werden müssen. Sehr zweekmäfsig ist ein Besuch von Festungswerken in kundiger Begleitung, leicht wird man dann das Veraltete erkennen und die Forderungen der Neuzeit begründen lernen. Gut und wohl- durchdacht sind die Winke f&r die Vorbereitaug in der Oeschichte und Geographie. So können wir das Handbuch als ein brauchbares Hilfs- mittel fQr die Vorbereitung zur Kriegs-Akademie bezeichnen. B.

Praktische ^ inke für die Aufhahmeprüfung zur Kriegs- Akademie und für das Verhalten während des Besuches derselben. Von

Dlgltizeo Ly vjüogle

Lilentur.

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C. BleyhueffHi. Oberleutnant im Garde-Pufsartülerieregiment.

Berlin W. Veilag von C. Duncker. 123 S. Preis 2.— Mk. Ein anspruchloses, aber sehr zweckmAfoiges kleioes Buch* welches in ganz voiirofllioher Weise von der eigenen Vorbereitung sur PrOlung berichtet« dann die Erfahrungen des Verfuaers während des Besuehes der Akademie wiedergibt Recht braachbar ist der Arbeitsplan dee Verfassers, sodann auch die für Befestigungslehre gegebenen Arbeiten. In Ermangelung eines für den angehenden Akademiker brauchbaren Buche'^ in dor Befestigungslehre sei hierauf verwiesen. Wa*? Vor- fasser dann für das Verhalten auf der Akademie und w;ilirend der Öchlufsreise sagt, möchten wir Wort für Wort untfrschreibon. Wir möchten nach unseren eigenen Erfahrungen als Schühsr und als Lehrer an der Kiiugs- Akademie das Urteil dahin zusammeniabsen: Das Buch ist ganz ausgeaeichnet und kann nur Kriegsakademikem und sdohen, die es werden woUen. auf das Wärmste empfohlen werden. B.

Die SeUIdwttt (Aapidomaaia iMamna)* Bine moderne Artillerie- Krankheit von P. Antiscutander. Berlin 1904. Verlag von R. Bisensclmiidt» Verlagsbuchhandlung für Militärwissenscliaften.

M. 5.-

Dor sich unter einem Pseudonym vorborgende Verfasser erklärt die Beturworter der Schutzschilde an den Feldgeschützen, die in Prankreich eingeführt, in der Schweiz, in Norwegen, England, Schweden. Dänemark grundsätzlich angenommen, in Deutschland einem Truppen- versuch unterworfen sind, fflr verseucht, von einer schweren Krankheit» der »SchUdwut"* befallen, die «den davon Befallenen hftuflg den natür- lichen Gesichtswinkel verschiebt und auf die Schfitaung der einfachsten Dinge mehr oder minder verwirrend einwirkt". Der ganze Ton, in dem die Schrift abgefhfst ist, macht es unmöglich, h'w ernst zu nehmen: nirgends findet man eine ruhige, sachliche Widerlegung entgegen stehender Ansichten, vielmehr nur Spott. Hohn und geistreich sollende, aber recht abgeschmackte Witze: So z. B. spricht der Verfasser von der „einschneidenden Operation der ersten .Autorität' des Professor Dr. Krieg** und meint damit, dafs da Schilde im Kriege verschwinden wflrden. Die kleinkalibrigen Maschinenkanonen der Buren, die unter -dem Namen Pompom bekannt geworden, tauft er um in Bonbon- Qeschtttze, ,da sie für den Peind der ,reine Zucker* sein würden**. Ich mufs gestehen, fQr solche Geschmacklosigkeiten fehlt mir der Humor.

Einmal wird er auch sentimental Für unsere Kanoniere, die ein abgeprotztes Geschütz von 1000 kg Gewicht in Stellung bringen sollen fühlt er ein tiefes Mitleid: „Die armen Kerls, die sich so fruchtlos der Schildwut opfern sollen, wie die hüfsenden Inder unter den zer- malmenden Rädern des gewichtigen Dschagannatii-Wagens in Puri! £)ie tun mir in der Seele leid!" Nun. wir waren in den letzton Kriegen hartherziger und muteten unseren armen Kerls mitleidlos zu, ein um 30 kg schwereres Geschütz nicht nur einmal, sondern nach

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Uteratar.

jedem Schufs, d. h. in einer Schlacht bitt an 160 mal wieder in- Stellung za bringen!

Studien Uber den Krieg. Von J. v. Verdy du Vernois. Generat d. Inf. usw. Dritter Teil; Stralogio. Zweites Heft, Binxelgebiete der Stratepitv I. Gruppe: üporationsobj^'kte. Basis- und -Lini*»n. h Ahtoilun^: 0 perationsobjekto. Mit drei Skizzen. Berlin 1903, .Mittler & bohn. M. 3.50. In dt'm vorliegenden Heft zieht der Herr rfasst r den zweit»»n punischen Krieg, den Feldzug Türen neü 1074 und die österreichi- schen Operationsabsichten beim Beginn des Feldzugs 1859 in den Kreis seiner Betrachtangen, um an diesen Beispielen die verschiedenen Arten der im Kriege vorkommenden Operationsobjekte dansustellen; Clansewitzsche und Moltkeeche Auffassangen bilden Auagangspunkt und Anhalt für die Darstellung. Verdy führt dabei zahlreiche Stellen aus den iSchriften dieser beiden Generale im Wortlaut an.

Hannihals Peidzug 219/18 bietet Gelegenheit, den .Moltkeschen Satz, dafs der Feldherr srine grofsen Ziele stets- im Xuf^e b»«balt-Mi wird, insofern tMiizuschränken, als besondere politische und miluarist Ue Verhältnisse im Laufe des Feldzuges zu einem Wechsel des oder der Ziele sich zutragen können; gerade darin zeigt sich die Kunst des Feld- herm. Die Niederwerfung des Feindes ist trotz allem was darüber gesagt wurde und war, ebensowenig immer und Überall das alleinige Operationsziel, wie das feindliche Heer durchaus nicht unter allen Verhältnissen das Operationsobjekt zu sein braucht.

Im Kapitel über Turenne ist uns die Lesart seiner ÄuÜBerung an Conde 1674, das Schlagen von Schlachten betreffend, als neu auf- gefallen: wir hatten sie bisher sc verstanden, dafs Turenne sagen wollte, man solle dann schlagen, wenn die eigene Armee die Über- legenheit an Zaiil und Güte erlana^t hat; aber es mag ja dei- authen- tische Text bei dem grofseii Zeitraum, der uns von Turenne trennt, schwer festzustellen und vielleicht in verschiedener Weise auszulegen sein. Sehr hübsch entwickelt General v. Verdy an Turennes Verfahren, ¥rie selbst der offensive Feldherr durch die Ungunst der VerhUtnisse gezwungen werden kann, seine Operationsziele wenigstens vorttber- gehend niedriger zu stecken; dies schliefst jedoch das kühne GreiliNl nach dem Höchsten, sobald sich die Gelegenheit dazu bietet, nicht aus.

1859 liefert den deutlichen Beweis, dafs trotz der dem Peldherrn erteilten Direktive, „die fciardinische?i regulären Streitknifte zu zer- trümmern ** (wörtlich) es nicht d;uu kam. Gyulai vielmehr in die kläglichste Defensive verfiel; mit Schlagwurten, Redensarten und Ter- minologien kann man aber, und wenn sie noch so volltönend wären, im Kriege nichts anfangen!

Nach einer kurzen lesenswerten Zusammenfaasung betont General V. Verdy, dafs seiner Ansicht nach Moltke sich die Ffihigkeit, in allen Kriegslagen wichtige strategische Entschlilsse zn fassen, dadurdt

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Literatur.

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erworben hat. riaf.« er Mch jahrclnri"- »'i'^tcehcnd mit tStudien über <^peratii>!i>ziel(' usw. helalsl und in nicstiitHMi vertieft hat.

Wir empfehlen die anregende Sciiiifi, die l<Ml\v«'isc auch einmal etwas anderos bringt, als die bekannt.n Ansichten über moderne Sirategie. der Aufmerksamkoit unserer Offiziere und freuen uns auf das nächste Heft. C. v. B.-K.

Der Patrouillendienst im Felde unter besonderer Beriiekslehtigung

russischer VerhHltnisse. Ziisanimengestellt von Frh. v. T., Major. Mit 7 Tafeln in Buntdruck und Abbildungen im Text. Zweite, auf Hand d'T nenon Di'-'nstvorsehriften ausgoarbnitote und ver- voiisiäiidigte Aufhige. j^oilm 190:1 l.iohel. 1 Mark. Die kleine Schritt bietet viel mehr al.s ihr Titel : warten In'fst. Der durch seine ebenso gründlichen, wie für die Verbreiumg der Kenntnisse über unsere grofse Nachbararmee nützlichen Arbeiten bekannte Ver- fasser gibt einen sehr klaren Überblick Aber das für den deutsclien Soldaten Wissenswerteste der Organisation, der Bekleidung und Be> wafTnunsr, sowie der Taktik der russischen Armee. Insbesondere macht er uns vortraut mit den Verhältnissen der Grenztruppen und der im Militärbezirk Wilna und Warschau stehenden Kavallerie. Das ganze ist durch eine grofse Zfihl rniform-Darstellungon usw. trefTlich er- läutert. Die notwendi^Aon russischen Redensarten bei Erkundigungen nach dem Feinde und dem W ege in deutscher Darstellung ergänzen die Angaben über dio russische Armee.

Die Arbeit des Frh. v T. ist eine aufserordentlich praktische Instruktionsbeihlllfe. die wir warm empfelilen können, um so mehr da der Preis ein so sehr wohlfeiler ist Z.

Die elelctrotechnisehen länriehtvngen moderner SehiHÜe. Von

0. C. Roedder. staatlich geprüfter Schiflbau-Ingenieur. Balti- more, Md., U. S. Amerika. Mit 222 Abbildungen und 2 Tafeln im Texte. Wiesbaden. C. W. Kroiders Verlag. 1903 M. 8.60. Das vorliegende umfangreiche Werk gibt einen sehr belehrenden und interessanten Überblick über alle an Bord von Krieirs- unn Handels- schiffen gebrauchlichen elektrotechnischen Einrichtungen, wobei eine überaus grofsc Zahl vorzüglicher Illustrationen den Text verdeutlichen. Aus dem reichen Inhalt sei folgendes hier aufgeführt: Mit den Dampfdynamos deutschen, englischen und amerikanischen Ursprunges beginnend, wobei auch die Dampfturbinen-Dynamos Erwähnung finden, geht Verfasser auf die Akkumulatoren verschiedener Systeme über und bespricht dann das Leitungsmaterial, sowie die Elektrizit&tsanlagen auf Schiffen im allgemeinen mit Angabe der Verwendung und der Vorteile derselben hinsichtlich Gtiwichtersparnis und Ökonomie. In weiteren Kapiteln folgt schliefslich eine Beschreibung der Spezial- gebiete, auf denen die Elektrizität bisher Anwendung gefunden hat, wie Schin'ßartUlerie, bteuermaschinen, Scheinwerfer, sowie aller mög-

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liehen zur Innen- und Aussenkommunikation dienenden Einrichtungen. Das SchlolBkapitel behandelt die Punkentelegraphie. Das Buch, nraLchea hauptsächlich für Laien geschrieben ist, lunn infeige sahhreicher Tabellen auch dem Elektrotechniker ein willkommenes Nachschlage- werk sein und ist seine Lektüre nur zu empfehlen.

Niessen.

Darstellungen aus der bayerischen Krieges- und Heeresi^eschichte. Herausgegübon vom K. B. Khügsarchiv. Heft 12, Kuf stein» Kriegsjahre 1604, 1703, 1809. Eine Brinnerungsschrin zur 200jährigen Wiederkehr der Erstürmung der tiroHschen Greoz- feste durch die Bayern unter Kurfürst Max Bmanuel von Maxi- milian Schlagintweit K. B. Miyor a. D. Tagebuch des königl. bayerischen nouvomeurs der Bundesfestung Mainz vom 18. Juni bis 26. August 1866. Mit 1 Titelkupfer, 1 Abbildung lind 5 Anlagen 1903. M. 8.—. Von diesen beiden Einzelschritten ist die erste ^kürzerej besonders

interessant.

1504 wurde die Feste Kulstein nach tapferer Verteidigung durch den bayerischen Kommandanten Hans von Pingenau nach zwölf- tägiger Beschiefsung von den Kaiserlichen mit Sturm genommen. Kaiser Maximilian 1., erbittert durch den hartnäckigen Widerstand, wollte die gesamte Besatzung durch das Schwert hinrichten lassen. Als jedoch der tapfere Pingenau und 17 seiner Getreuen von Henkershand gefallen waren, liefs sich der „letzte der Ritter** durch Herzog Erich von Braunschweig bestimmen, dem Hlutvergiefsen Binhalt zu tun und schenkte den übritrcn 26 <ierarigeneii das Leben.

Am 20 Juni 1703 im spnnisrhen Krbfolgekriege bemächtigten sich die Bayern unter Max Emanuei durch iiühnen Handstreich der damals für uneinnehmbar sreitenden Feste.

Endlich, im Feldüuge von lbü9, verteidigte der bayerische Kom- mandant, Major von Aicher, die Festung gegen alle Angrifie der Österreicher Kufstein blieb bis zum Friedensschlufs vom 10. Juli 1814 unangefochten in bayerischem Besitz.

Das Tagebuch des Generals Grafen von Bechberg und Rothen- töwen schildert in anschaulicher Weise die Erlebnisse der Bundes- festung Mainz und ihrer sehr bunt zusammengewürfelten Besatzung w&hrend des Krieges von 1866. G. P. v. S.

II. Ausländische Zeltschrifloii.

StreiTleurM Österreichische Milit&rische Zeitächrift. (Januar- hett.) Eugen Freiherr v. Albori. Die Wirren in der europäischen Türkei. HL Infanteristische Fragen and die Erscheinungen des Boerenkrieges. Konimissionsbericht über den südafirikaniachen Feldzug 1899—1902. Die Fortschritte unseres Kriegsschifbbaues.

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UtorAtor.

265

Die französischen Eisenbahnen im Kriegsbetriebo 1870/71. Taktik-Aufgabe Nr. 9. Die russischen Kaisermanöver bei Wlodawa 1808.

ReTM d'Iiilluitorle. (Dezember.) Entwurf des Reglements ttber Exeraieren und Manöverieren der Infanterie. Studie Ober das pro- visorische Reglement fflr die Manöver der Infanterie. Taktische Be- naerkangen. Die berittenen Truppen in Süd-Oran. Die engliache Taktik nach der neuesten Vorschrift.

Revae d'histoirp. (Dezembt^rhoft.) Studie über den Peld- ZUg 1790. Der Kriei^ 1870/71; <lvv Ifx Aupuöl in I.otfiringen.

Kevue miiitaire des Armee» etrangeres (Dezember.) Di« deutsche Armee Ende VMJZ. Die neue Rcmontierung der russischen K^jiterei. Die deutschen Kaisermünöver i'Jüi. Studie über den Südafrikanischen Krieg 1899/1902.

Jauval des SeleaeeB militaires. (D e a em b e r.) Der Krieg gegen die feindlichen Vert>indungen. Studie über positive Taktik. Die Verwendung der Reserve in der Schlacht Die Handfeuerwaffen der Gegenwart. Studie über Marokko. Die Deutschen wfthrend des Loirefeldzuges 1870/71. Die Schlacht von Colenso.

Allgemeine Schweizerische MüitSrzeitung. Nr. 50. Zur neuen Miütärorganisaüon. Hinweis auf einen Leitartikel in Nr. 328 der .»^Vargauer Nachrichten". Bericht aus dem Deutbchen Reich. Taktschritt und Feldhchritl. Nr. 51. Bericht aus dem Deutschen Keich (Schlufs). General v. d. Goltz über den Luxun im deutschem Heer. Hr. 62. Der militärische Voninterrioht Ausbildungs-Grundsätze. Nochmals Taktschritt und Peldschritt. Bin Oewaltversuch mit einem Rohrrücklaufgeschütz (Krupp in Brasilien). Nr. 1 (1904.) Rückblick und Ausblick.

Beme d'ArtUIerie. (November.) Italienische Artillerie 1903.

Bemerkung über ein selbsttätiges Verfahren, die ?chu^s^v. it». bei Schnellfeuer-Batterien zu regeln. - Bemerkuns: über Einschittuiig von Maieriai grofs*'n Kalibers. Neue Methode der Verwendung des Ent- fern ungsmej>jsera Goulier mit einem einzigen Beobachter.

Revue de Tarmee hel^e. (September, Oktober.) Grofse Manöver in Fiankreich 1902 (Forts.) Ansicht des General v. Hoff- bauer über Schnellfraer-FeldgesohüUe. Theorie der Kolonisation 1800 und Rotte des Staats in den Kolonien. - SchneUfeuer-Feldkanone System Ehrhardt. Belagerung von Barcelona 1713/14. - Studie über Gehehnschrift. Sammlung technischer Arbeiten belgischer (Senieofflziere

Journal der Verein. Staaten -Artillerie. (November De- zember.) Formeln für Geschwindigkeit und Gasdruck in der Seele .eines Rohrs und ihre Ff>sfst«<llung durch neuere Versuche. Die neue Feldartillene. Fanoramarernrohr-Aulsalz. Das Turnier 190S bei der Appiikations-Schuie für Artillerie und Genie in Pontainebleau.

Neue Formen von Panzerforts.

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Literfttnr.

Rusisisches Artillerie-Journal. Nr. 11. Schiefsen von Ftld- l^atterien nach vordeckten Zielen mit Gebrauch des Winkel meHsers. Das vorläufige Bxerzier^Regloment der französischen Fddartillerie. Bemerkungen zar PestungsarttÜerie. Das Aufprotzen der Be> lagerungs- und FestungsgeschQtze. Zum Entwurf des Reglements des äufseron L)ieiistrs. Ausgabe 1902. Bemerkungen aus dem Gebiet der Artillerie-Technik. Generalleutnant Brialmont.

Schweizerische Zeitschrift für Artillerie und Genie. Nr. 12. Schiefsversneho <ier russischen Pcldnrtillorio. Kampfschiefsen der russischen Festun jrsartillorie. iMf Befestigungen Italiens (Schlufs). Nfilitär-Eisenbuhn Wesen in den europäischen Grofsstaat-.\rmeen.

Mitteilungen über Gegenstünde des Artillerie- und Genie- Wesens, Nr. 12. Bestimmung von Geschofsgeschwindigkeiten mittelst aperiodischer Kondensatoren-Bntladungen.

W^ennfU Sslionuk. 1908. Desember. 1809. Der General stab. Die Festungs-Infanterie und ihre Au^ldung. Die militfirische Hygiene und ihre .Xufgaben. Drei Wochen unter den kaukasischen Bergvölkern, Die Chumhuson der Mandschurei Übersicht ttber die astronomischen, ureodätischen und topographischen Arbeiten, welche im Laufe des Jahres 1901 von dem Korps der Militär-Topographen ausgeführt wui-den.

Morsiküj Ssbornik lOOS. Dezember. Ohne Segel. Zum bevor- stehenden öO jährigen Jubiläum der Verteidigung von Ssewastopol. Erinnerungen aus Veranlassung des fOnfzigjährigen Jubiläums der Seesohlacht bei Sinope. Die strategischen und taktischen Grund- gedanken des französischen SchifTsbauprogrsmms 1900^1900. Die Politik und der Seekrieg. Die Ergebnisse der Verwendung der Niclos-Kessel auf KriegsschifTen.

Russky Inwalid. 1903. Nr. 271. Die VeHcidigiing der Küste des „Fernen Ostens". Der kavalleristischc Renntiersport Nr. 273. Über die Feldküchen. Aus den Erinnerungen i''\ncs nnrdamerikanisciien Militärbevüllmächtigton. Nr. 275. Fürst Zizianow. Zur Lage der Reform der Feldartillerie. Nr. 276. Die Mandschurei. Nr. 277. Reise- skizzen aus Ägypten, Ceylon und Indien. Von Osenburg zum Syr-Daija.

La Fnmee militalre. (Dezember.) Die Ausführung der Generalstabsreisen. 1. 18/14. Die Ergänzung der Offiziere. Die Unterofflzlerkapitulanten. 2. 10. 11. Das lenkbare LuftschilT (Gut* achten des Kapit&n Renard). 4. Die Rekrutierung in den Kolonien. 10. General Dragomirolf, die Feldmörser. 11. Die Methode des / Dauerlaufs des Majors de Raoul von Dr. Felix Regnault. i:^;14. Die Sicherungstruppen im Projekt Messiniv 16. Die Altersgrenze nach dem Vorschlag Messimy. Der militärische Dienst in den Kuiuuien. 16. Die Armee von Korea. 17. Das neue Exerzier* Reglement für die Infanterie, Ankündigung eines solchen. 18. Deutschland vom finanziellen Gesichtspunkt betrachtet. 19. Di« Erg&nzung der Matrosen. 20/21. Der General Dragomiroff.

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fitttratfir

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Plaudereien über den Barenkrieg. 22. HeerMorganisation. Sollen -wir eine aus Reservisten zusammengesetzte Armee haben ? 24. Unsere militärischen Ausgaben. Deutschland vom sozialen Gesichts- punkt aus. 25/26. - - Die eingeborenen Matrosen 29/30.

BeTue de Cavalerie. (November.) Die neue Lohre und die grofsen Manöver des Centram (Gegen die „neue Lehre" und dun General de N^grier.) -~ Di«« neue Schiefsvorsjchrift für die Kavallerie (Ports.) Man lasse uns unseren Säbel und unsere fcJporenl Der Ursprung der französisclien Kavallerie (Ports.). Die Mitrailleusen der Kavallerie (Ports.). Neues. Sport (Sehr sympathisch gehaltener Bericht über die Rennkarriere des Oberst Heyden-Linden).

III. Seewesea

MitleUungem ans dm Gebiete dee Seewesens. Hr. t 1904. Kolumbus und die Bntdecknng der Normannen in Nordamerika.

Die Ausbilduni? zum Seeoffizier. Die taktische Verwertung der Schiffsartillerie. Die Bedeutung der Hilfsflotten für den Seekrieg. Börnesens Torpedo- Viratnr. Der französische Marinebudgei-Vor-

anschlag: für d.-us Jahr 1904. T»ie Weithandelsflotte.

Anny and Navy Irazette. Nr, 2286. Geburtstai^sehrungen eng- lischer Admirale durch Ordensverleihungen. Über die Beförderungs- W-rhältnisse deutscher Seeoffiziere. Nr. 2290. Der Zustand der französischen Flotte. Ankauf zweier chilenischer Schifi'e durch die englische Marine. Feuer an Bord des Kreuzers «Hermes** im Trocken- dock. Bau eines Untersee-Bootes auf der Germania-Werft in Kiel und eines weiteren auf Grund der mit ersterem gemachten ErfUirungen. Hr. 2291. Bestrebungen zur Verjängung der englischen Flagg-Offl- ziere. Zufriedenstellende Ergebnisse eines russischen Cntersee-Boot* < und Nachbestellunpr von P> weiteren Pahrzeugen dieser Art. Nr. 2292« Das Marine-Jahr. Nr. 2293. Unsere Plotten und Geschwader. Stapellauf des französischen Linienschift's Patrie. Bin deutscher Artikel über die Inijenieur-Frage.

Kevue maritime: November \\>iJ'6. I>ei spaiiiseh-fimerikanische Krieg auf den PhilippitM n * KoriselzunM"»- Die Hlockade von Brest 1803 1805. Der Jaiirtjsljericht des Admuals Melville. Sicherheits- vorrichtungen an Bord der Auswandererschiffe der Hamburg-Amerika* Linie.

Revue du genie militaire: Dezember 1903. Die Eisenbahn auf Madagaskar (Schlufs). Topographische Arbeiten des französischen Oeniekorps im 19. Jahrhundert (Portsetxung). Die Freiballons mit Ballonnet (ein lüeiner Ballon innerhalb des grofsen, der von der Gondel aus voll Luft gepumpt werden kann, um letzterem seine pralle Form trotz Gasverlustes zu wahren). Neueste Versuche von 1903.

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268

Ute^ttDr.

Multiplex-Telegraphie. System Mercadier. Telephonie und Telegraphie mittelst elektrischer Projektoren. Vorläufige Bestimmung über die Berechnung von Baugliedem ans armiertem Beton (6. Dez. 190&).

IV. Veneichnis der lur Besprechung eingegangenen Bücher.

(l)ie f'ingppangtin*'!! Hürlisr »rfuhrt^n »in«' 7' i jprorhuug nxck Mabgr^ix? iliT?r Bsdeatuiiff und litf« var- ICigbarsD Uaumeti. Eine V e r p 1 1 i c h t uu g , «ingehende Knab zu t>dtpreciieu, ul'omimmt «Ii»

L&iinitg d«r .Johrblkolisr*' nicht, tlioh wtrdVB die Titel simtliehsr Bflcker n«b8t Angabe d«B Preise« ~ »efwni iUvMr mitgeteilt wurde hitr vwasiftt. Rine Rfiokaendnn? von B&cheni findet nicht Atatt.>

1. Deutseh-NmitlBelier AlmaiiMh 1904. Berlin, BoU k Piokardt.

Mk. 2.50.

2. Herrmaun» Marengo. Münster 180S. Ascheodorfische Bchhdlg. Mk. 6.00.

3. lletzel, Die Aufnahme zur Kriegsakademie. München 1901. Th. Riedel. Mk. 3,20.

4. V. Caemmerer, Die Entwicklung der strategischen Wissenschaft im 19. Jahrhundert. Berlin 1904. Wilhelm Baensch, Akt-Ges. ML 8,00.

& Uxsyn-Fruiyaski» Die japanische Wehrmacht. Wien 1904. Seidel & Sohn. Mk. 1,00.

6. y. Stosch, Denkwürdigkeiten. Stuttgart 1904. Deutsche Verlags» Anstalt. Mk. 6.00.

7. y. Pelet-Narbonne, Dci Kavallerie-Unteroffizier. Dritte Auflage. Berlin 1904. Mittl.T k Sohn. Mk. 1,20.

5. Frobeniuä, lu legsgesohichtliche Beispiele des Festungskrieges, 8. Heft. Ebenda. M. 4.25.

9. Kurzeil, Die Richtmittel der Geschütze. Wien 1904. Veriaij d. Mitt. d. Artill. u. Geniewesens.

m. V. BoguslAwski» Nicht Rede aber Fehde wider die Sozial- demokratie. Berlin 1904. H. Walther. M. 2.—.

11. T. Bberhanl, Nicht Jena! Sedan! wie immer! Berlin 1904. Schultz- RnKolhardt. M. 1.-.

12. Knütel, lUiformenkunde. XU. Bd. Heft 11. Rathenow 1904. M. Babenzicn. M. 1.50.

13. V. >ors, l>ic Kegimentsnamen der altpreulsischen Armee. Berlin 19Ü4. Ii. Kisfiischmidt. Mk. 2.00.

14. Vierteljahre»hefte für Truppenftihruug uud Heereskunde, Herausgegeben vom grofson Generultslabe. 1. Jahrgang, 1. Heft. Beriin, B. S. Mittler & Sohn. M. 4.—.

l>rack von A. W. Hayn w £rbt>n, ücrliu und Fotiidaiu.

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XV.

Bie Tätigkeit des Marschalls Mac Mahon vor der Schlacht

von Wörth.

Eioe operative Studie.

Von

Oberstleutuaut <x. Sehoek des Bayerischeo l. luf.-lie^s.

(Mit Skiaie.)

I.

Der russische Oeiieral Woide echrpibt iu sciiit-ui bekannten Büch „Die Ursaphcn und Kiedorlaji-eu im Kriege 1870" bei der iihtiscbeu iJetnichiuijg der bchiaciit von Wörth folgendes:

„Die Niederlage dieser Division (2. Douayj, die ain 4. August Ton nn verhältnismässig Überlegenen deutschen Streitkräften ange- ^riÖeü worden war, und das gleich/eitig:f' Krseheiueü der Deutschen bei Lauterhurg usw hatte dem fraazusisehen Führer endlich die Xq^cu (itlnen und ihm zeigen niUsseu, da£s eine ganze Armee gegen sein Korps vorrückte

Es ist schwer zu sagen, welche Krwägungen und liereeliiiungen ■d0D Mars liall dt-nnofh zu dem Entschiuls veraulalst haben mögen, sich unter so ungUnstiigen l'mständen auf einen Entscheid ungskanipt" mit dem Gegner einzulassfMi. Wahrsi heinlich trat hier die Unkennt- nis der wirklichen btärke der Di iiischeu zu dem hohen Mafs vou Selbstvertrauen, um nicht zu sagen Dünkel hinzu, welches (Vw Franzosen unvorhereitcl in den Krieg hineingestolsen hatte und nun auch in ihren Handlungen, wenigstens zu Anfang des Krieges, zum Ausdruck koiniiu n mochte. Eine solche Stimmung bei einem ver- dientem und tapteren Kriegsniann. der die besten französischen (afrikanischen) Truppen unter seinem Kommando hatte, ist am so verständlicher, als der Marschall von der so erli» blichen Überlegen- heit der Gesamtzahl der deutschen Streitkräfte über die tranzösisobeu schwerlich Kenntnis hatte.

JakrilbQtor fikr di« dtaUoti» Anne« und Marin«. No. 300. 18

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270 I>i6 TXUgkolt dat Mandiilb Mte Mahos vor dar SoUiolit von WOrtli.

Ans dieeem Gzonde miüste die Niederlage dner einzeliiei» TnippeiialvIeUiuig (der Dividoii Doaay) den MaiBOhall Mao Mahoih natörgemSla viel eKer sun^ Kampfe aof etaefaeliii als so so Toisiehtigen» EnfSgUDgeii fuhren, wie sie der wirklichen Lage angemessen ge- wesen wSren. Und so mnb man den Wnneoh des MaisehaUs, sieb mit den Dentsehen zn messen, als wirkliob Torhanden gewesen^ annehmen.**

S^on das Weik des fransOsisehen Generals Bennal nFrOsehwiller*' gab eine Reihe von wertrollen Anfsohlllssen zn der hier vorliegenden! Furage; das franztfsisehe Generalsftahswerk hat nnn nooh mehr Klar- heit gebracht. Insbesondere hriogen die „Docnments aonezes*' durch die Widfflrgabe von amtliehen Depesehen, von AoszQgen ans Operations-Jonmalen nnd Tagehttehem, von bisher nicht verOffent-^ liebten Lebeoserinnerongen ein sdir schstsbares MateriaL

Da sich die Tatsachen, die aber die Entstehnog der Schlacht von Worth AnfschlofB geben, an den veischledensten Stellen des> Werkes vorfinden, soll im folgenden die Tfttigkeit des fransOsischen Armee-Oberkommandos vom 4. Aognst bis snm Beginne der Schlacht von Worth chronologisch datgestellt werden.

Am 2. August ordnete Mao Mahon, veranlafet dnrch eme Weisung des Kaisers, das 1. Korps der Grenze zu nähern, haupt- sächlich aber infolge von Verpfiegnngsschwierigkeiten eine Ver- schiebnng seiner Truppen nach Korden an. Es sollten abrücken: V, 1*) 1. Division Dnorot am 4. von JReichshofen nach Lembach,

„2. n Douay am 4. von Hagenau nach Weiisenbnrg und Gegend,

3. Ducrot am 8. von Strafsbnrg nach Hagenau,

am 4. nach Reichshofen, i. Lartigne am 4. von StraJsburg nach Hagenau.

Von der Kavallerie-Division Dahesme batte die 1. Brigade (Septeuil) am 4. bei der 2. Division anf dem Geibberg bei Weilsen- bnrg einzQtretlen. Die 2. Brigade (Nansooty) wurde geteilt; ein Regiment hatte nach Sols snr Überwachung der Grenze, das andere zur 4. Division nach Hagenau abzurücken; die 3. Brigade (Michel) hatte in Brumath xu bleiben. Die Artillerie- und Genie-Reserve hatten am 5. Hagenau zu erreichen, ebendabin sollte am gleichen Tage das Korpshauptqnartier verlegt werden. Durch besondere Ver- V. i fitgung wurde ferner am 2. die 2. Division (Douay) dem General Ducrot (3.) nntersteilt.

1) Die dem Text beigenommeiieii Zahlen geben den Band und di« Seitenaahl der DaisteUiuig des franifiateehen Generalstabswerkea an.

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Die TlU4gicai( des MonelMUB Mm Mahoii vor der SobiMht von Wörth. 271

Am Abend des 2. Ano-ust erhiplt Maf Mahon von dem T^nter- V, 2 präfekten von Weilsenburg die Mitteilung, dals bayrische Triipj»eii das Zollhaus um Landauer Tor in Besitz genommen und Bich über die in .AlteT)stadt (Vorstadt von Weifsenborpr) vorhandenen Vorräte vergewissert hätten; nach ihren Äalsernngren sei die Besetzon^^ dieses Pnniites innerhalb 24 Stunden zu erwarten. Mac Mahon wies hierauf durch Telejrramm von 12*" vorm. des 3. August den (Tpneral Üonay an, schon an diesi in Ta^-c mit seiner ganzen Division so bald als möglich auf Wciisrnliurg abzurücken mit Ausnahme der hcidtn nach Snlz abgezweigten Bataillone. Die zwei in Hagenau betiiidlichen Elskadroneu des 11. Chasseur-Regiraents sollt^^ der General mit- nehmen, unterwegs hatte das o. Husaren-Regiment in 6uh sich ihm anznscbliefseii. (Es waren dies die Regimenter der Kavallerie- Brigade Septeuil.)

Gleichzeitiir tidahl der Marschall dem General Ducrot (1). er solle die Bewegung des Generals Doii^iy {-j) unterstützen und sich über das Gebirge mit den Truppen der 2. Division in Verbindung setzen.

General Ducrot schickte hierauf folgende Telegramme gleich- zeitig an den Marschall nach Strafsburg und an den General Doaay na4!h Hagenau:

Reichshofen, 3. August, 4^ vorm. (abgegangen 6"). Gestern abend war ich auf dem Pigeonuier.^j Ich konnte V, 61 mit Fernrohr Weifsenburg, Altenstadt und die ganze angrenzende Ebene beobachten, habe aber keinen einzigen feindiiohen Posten entdecken können.

Der Oberst de Franohessin,^) dessen Patrouillen bis Uber die Grenze gehen, der ferner durch seine Agenten gut unter- richtet ist, hat mir versichert, daüs keine beträchtliche feindliche Abteilung aut kürzere Entfernung da sei. Die Drohung der Bayern') erscheint mir demnach als eine reine Grofssprecherei; dessen ungeachtet schicke ich heute das 13. Jäger-Bataillon und das 18. iDfaoterie-Begiment nach Lembach; der Rest der Division wird moigen folgen

<) Höhe westlich von Wei&enbnig, von der Stadt etwa 4 km Luftlinie

entfernt.

-) Kommandenr iles iu Klimboch stehenden 96. Inteaterie-Regiments,

das zur 1. Division gehört«.

^) Bezieht sich auf die Mittoilung des Unterpräfekten vou Weilsenburg über die bevorstehende Besetzung von Altenstädt.

18^

272 ^ Tätigkeit des JUiMhalla Mao Mahoa tot der SchUoht von Wörtb.

Y 52 Auch uri den oeoemannten Soaschef des Generalstal)es des

1. Korps, (reneral Faare, schreibt General Ducrot UDteriii 3. Aagust iiD gleichen bione. Es sei immer nur Herr Hepp, der ünterpräfekt von Weilsenbarg, der Lärm schlage. Er, der General, .sei, wie er dem Marschall schreibe, anf Grund seine r stem vom i^igeonnier aus mit einem guten Feriirdhr gemachten Beobachtungen, auf Grand zahlreicher Auskünfte überzeugt, dals der Gegner nirgends in einiger Stärke in der Nähe sei. Indes fllge er sich den uachts erhaltenen Befehlen und werde demgemäls si iiu Division morgen (4.) um Lembach vereinigen, mit \ orposten gegen Nothweiler.*)

^^ 18 Mac Maiioii richtet unterm 3. August (Datum nicht ersichtlich)

an das grolse Haupttiuartirr /u Metz Uber die Depesche des Unter- präfekten und die hierauf von ihm verfllgten Truppenverschiebuogeii eingehend, scblie£st sich aber der Auf fassang des Generals Dnerot völlig an:

..Die Nachrichten,^) die ich diesen Morgen erhalten habe, geben mir im übrigen die volle Irewilsheit, dafs die BefUrchtuu^eii des l'ntpi iirätekteü von AV'eirsenburi,'' stark tibertrieben waren. Der General Ducrot hat keinerlei Kenntnis von der Anwesenheit einer stärkeren feindlichen Abteilung in der Umgegend." Mae Mahon mufste in der Meinung, dals an der Nordgrenze alles rnhig sei, dadurch bestärkt werden, dals am 3. August keinerlei Meldung von dort einlief, ebensowenig in der Nacht und am frllheu Morgen des 4. Am Nachmittag des 3. hatte aber die 4. ba\ rische lofauterie-Division Bothmer, die an diesem Tage nach Bergzabern vorgeschoben wurde, Voqiosten in Linie Schweigen Schaidt ausge- stellt. Schweigen ist vom Nordrand von Weifsenburg, woselbst ein französisches Bataillon ('2/74) lag. etwa 1200 m entlernt.

Dagegen sollte Mac Malions Aufmerksamkeit in der Nacht \om 'A. anf dvu 4. August nach einer anderen Seite hin in Anspruch V, 101 genommen werden. Der komniandierende General des 7. Korps.

General F. Douay, telegraphiert-- aus I5elfort, dals 6000 WUrtteai- berger in Kandern and Neuenbürg stäuden und eine beträchtliche

I) Es ist bezeichnend für die Aoffiussung der Lage durch den General, •lafs dio "^'orposten mit Front crepren diesen Ort aufgestellt werden sollen, der mitten in den Beif^en und im keiner gröPseren Strnlse liegt ; ein Blick auf die Karte mufste dailuu, dafs die einzig mögliche Anmarschrichtung des Gegners gegen Ijembadi die aber WeiCsenbtirg war.

') »Renseignements.'* E.s ist nicht enichtlich, ob aufser den Mittoilimgeii DucroN noch andere Nachrichten eingegangen sind.

^> Das 7. Korps war seit dem 2ü. Juli dem Marschali Mac Mahon unterstellt. Generalstabs werk, I, 88.

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Die Tätigkeit des MarücUalb» Mac Mahon vor der Schlacht von Würth. 273

Truppenabteiluiig ^a'^eu Lörrach im Anmarsch sei.') Alsbald ordnete der Marschall an, dals bis zum Eintreffen eines anderweitigen Befehls der Abtransport der Division Conseil Duraesnil (1(7) nach Strasburg und der der 1. Brigade der Division Liebert (2/7) nach Colmar zd oDterbleibeo habe, ferner, dafs das 87. Infanterie-Regiment der Division Lartigue (4/1) in Strafsbnrg bleiben solle. Durch Telegramm ab Stralsbor^ 4. Aagast 2* Torm. wurde der Major 2S1 general von diesen abändernden Anordnungen in Kenntnis gesetzt

Im Norden wollte Mac Mahon selbst nach dem Rechten sehen. Er telegraphierte in der Nacht vom 3. anf 4. an den General V. 108 Douay (2.), dafs er am 4. nach Weiisenburg kommen und entscheiden werde^ ob diese Stadt besetzt bleiben solle.*) Um 3^ morgens Uets Mac Mahon den Vorstand des Bahnhofes Strafsburg ersuchen, ihm V, 190 zu diesem Zwecke einen Sonderaug zur Verftlgung zu stellen; er erhielt den Bescheid, dafo dies wegen starker Inanspmehnahnie der Linie nicht vor 9<* vorm. möglieh sei

6er»iime Zeit^ ehe Mac Mahon sein Vorhahen antfllhfen konnte, wurde er dnreh ein Telegramm des Major göntal darauf aofinerk* wtm gemaeH dafo die Lage an der Noidgrme mOg lidierwefae kritiflofa weiden kDnne. „Selen Sie auf Ihrer Eni*" so hieb es V, 101, 38t in dem mn 2*^ Torm. in Metn nbgefratigten Telegramm „es ist möglieh, dnla die Thippen tot Ihrer Front eine offensiYe Bewegung mnehen**. Wie man im fninOsisdien Hauptquartier wa dieser Anf- fassnng kam, ist nioht anfgeUXrt; denn an Nachrichten Uber den Feind wird vor den «rwähnten SalK nur angegeben, dals das Vor- gehen TOD 40000 Mann von Trier anf Diedenhofen oder Saarlonis als sicher ansnsehen sei; man hoffe heute oder morgen anf eine ,,einste Afllxe'* in Lothringen; am Sohlnsse wird angefUhrt, da& General F. Douay gleichseitig au Mao Makon und an das grobe Hauptquartier Uber Gerttcfate berichtet habe, nack denen der Feind den Ober*Rbem su UherschreLten beabsichtige; der Kaiser überlasse es dem Marschall, hierwegen die notigen Anordnungen su treffen.

*> Die Veranlassung zu diesen .alarmierenden Naehrichten" (Ausdruck des &an2. GeneraLstabs -Werkes) gab die Tätigkeit der fliegenden Kolonne des württemt». Ober«t v. Seubert, brstehend aus 1 Lüfantene-T'ci^iment, l Kmatz-Kskadron und 1 Ersatz-Batterie, (iegen Neuenburg stieiJto am 2. August eine Kompagnie, die auf Wagen nach Freiburg mit 1 lieiterzug vorgegangen war, bei Lörraeh nKehtigten 2 Kompagnien. Hier sachte man durch wiederholtes Rühren der Trommeln, FackeUaragen und AnzQnden zahlrei(*her Wachtfeuer den <;biiben an grOlaere Troppepan Sammlungen zu erweckin. Goneralstabswerk, J, 206.

2) Da."» franz. Generalstabswerk fügt bei, dats die Entscheidung «Ueser Frage dem Ermessen des Genenls Douay Oberiassen werden konnte.

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274 Tätigkeit des MArschalla Mac Mahon vor der Schlacht vonWdrth.

Das Tel^amm HaD Uahonfl, in dem er das Unterbleiben des Transportes der Dinsion Conseil Domesnil (1/7) naeh Strafaborg nnd der 1. Brigade der Division Liöberft nach Colmar meldete^ bat sieb also mit dem eben erwähnten des giolsen HanptqoartierB

gekreuzt.

Die Wamnng des Major gootoü vor einem Angriff des Feindes bat Uae Wirltnng anf Mao Mabon niebt Terfeblt Er telegraphierte offenbar sofort nm 5^ vorm. (abgegangen 6^ yorm.) folgendes an den General Donay naeb WeitBenbnrg: V, 381 ^ben Sie diesen Morgen iigend welebe Naebricbten

erbalten, die Ibnen die Ansammlnng erbeblieber KrUfte vor Ihrer Front glanblich ersobeinen lassen? Sofortige Antwort erbeten. Seien Sie auf Ihrer Hnt, indem Sie Sich bereit halten, Sieh im Falle eines Angrifiies sehr überlegener Klüfte mit dem (General Dnorot Uber den Pigeoonier zn vereinigen.

Verstindigen Sie den General Dnerot, der im Marsehe auf Lembach begriffen ist, er solle gleichfalls anf sdner Hat sein.** Dieses Telegramm hat General Donay nm 7^ vorm. in seinem Stabsqnartler Stelnsels erhalten.^) Er gab den Inhalt sofort an General Dncroi, wie befohlen^ weiter, ond traf Anordnungen für einen allenfallsigen RUcksog. Dagegen sehemt an den MarBcball Mac Mabon das verlangte Antwort-Telegramm nicht abgegangen zu sein; dieser worde vielmehr dorch eine Zivilperson, wie wir hören werden, von dem Angriff des Gegners benachrichtigt.

Gegen 8^ morgens ist Mac Mabon wieder an einer mbigeren Anffassaug der Lage bei der vorgeschobenen 2. Division gekommen, er erwartete offenbar keinen Angriff am heutigen Tage (4.), wie ans folgenden beiden Telegrammen hervorgebt:

An den Major gönöral. ab Stralsburg; 4. 7** vorm. V, 282 „Ich belasse die Truppen des Generals (A.) Douay zu seiner

VerlUgong. Heute abend wird die 4. Division des 1. Korps ohne das 87. Infanterie-Regiment, das hier bleibt, uro die Be- satzung von Stralsburg zu bilden, die Artillerie Reserve und die KUrassierbrigade (der Division) Duhesme in Hagenau sein, ebenda das Armee-Hauptquartier. Ich reise ab, um die Postie- rungen VCD Weifsenburg bis Reicbsbofen nachzusehen^. An den General Douay in Weilsenbuig- ab Stralsburg 4. 7*® vorm. V, 232 „Ich werde um 9 Uhr nach Weil'senburg fahren, wo ich Sie

^Das Abbrechen von Gefechten," herausgegeben vom Gr. General- sUb, Seite 4, gibt dieses Datua anf Grund der Bara dliistolre 1901 an; das frusösische G^eralstabswerk erwähnt die Zelt des Eingaqges nicht,

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Die Tätigkeit den MarsohftUa Mao Mahon vor der Schl«ohk you WOrth. 275

zu treö'en hoffe. Bestimmen Sie eiuen Zug, der inioh anf melDem Ritt zu den rustierungen der 1. und 2. Division zu begleiten hat. Dies! : Zug hat in ßeicbsbofen za nächtigen und wird morgen wieder einrücken." Beide Telegramme wurden um 8** abgefertigt. Mac iM;ilinn beirab sich gegen auf den Bahnhof, um die beabsichtigte i* alirt uach Weilsenburg anzutrt tt n : Offiziere seines Stabes und die nötigen Pferde wnrden niitgenouinieü. AJs der Zog •eben abo^ehcn sollte, wurde dem Marsdiall folgendes, vom Bahuhofe- Vorstaud m Weilsenburg 8^^ vorm. aulgegebenes Telegramm Uber- ^ben:

,.k'h lasse den Zug Nr. 20 in Sulz auiialU n; man beschiefst V. 174 in diesem Augeubiicke die Stadt; die Geschosse kommen bis züin Bahnhof."*)

Mac Mahon sandte sofort an General Ducrot (1. Division) nach V,174, 19C Lembach und an General Kaoult (3. Division) nach Reichshofen den teiegraphischen Befehl, sich marschbereit zu halten und reiste dann ab.^)

Konnte diese vorläufige Bereitstellung der 1. und Division zu einer Unterstützung der Division Douay führen, falls diese emstlieh angegrilTeu wurde? Der Marschall wulste nach der oben angeführten Meldung des Führers der 1. Division (Ducrot), dals (lieser das 13. Jäger-Bataillun und das 18. Iniauterie-Kegiment schon ^stern auf Lembach vorgeschoben hatte, dals hingegen das Gros der Division erst am heutigen Morgen von Heicbsbofen auf Lembach abgerückt sein wUrde. Wenn nun Mac Mahon annahm, dafs er während der £isenbahnfahrt weitere Nachrichten über den Stand der Dinge bei Weilsenburg erhalten würde, so konnte ein Befehl die Division Ducrot doch frühestens um 10® erreichen. Die £ntfemung Lembach- Weilsenburg beträgt 15 km (nach dem franzd«

>) Der Bahnhof liegt sftdJich der Stadt.

2) Nach Bonnal hat Mac Mahon an General Uaoult zwei Telegramme abgesandt, das erste um „Ich erhalte die Nacluricht eine.s Angriffes auf Weifsenburg. Ihre Truppen siad so bereit zu halten, dafs sie beim ersten Befehl abmarschieren kOnneB. Idi fahre nach Sulz, Yon dort werde ich mich zur Idnie der Voipoeten b^ben.* Daa zweite Telegramm ab 10^ lautet; „Ich fahre mit der Bahn nach Weifsenburg. Von W^fiaenborg aus werde ich TAI Pf»'Hf' liit P' ( iernnp^n bis Reichshofen nachsehen; dort hoffe ich Sie zu treffen." [iiot- beiden Telegramme enthalt das französische (ieneralstabs- Werk nicht, ebensowenig dai» an Ducrot gericbtete. Bonnal gibt die Zeit dar Abreise des Marschalls anf 10*> an, wahrscbeinlieh auf Gnmd des Datums des zweiten Telegrammes an Baoolt. Indes dflrften die sKmtlidien Tele^amme später abgefertigt worden sein, als sie aufgegeben wurden. Verpr) hierüber die oben erwähnten Telegramme an den Major gen^ml und Oenerai Douay.

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276 I>to TUigk«!! des XtraAbalte Nm lUhon vor der Sohlacht von WM.

sigcheD Generalstabswerk). Die Spitzen des Gros der 1. Divisioii: konnten also dann um 1^ anf dem Gefecbtsfeld eintrefien; im {Stanzen hätten die Trappen an diesem Tage einen Marsch voiv 30 km zurückzulegen gehabt. Die 3. Division Raonlt hatte am ^forgen des 4. von Hagenau nach Reichshofen zn marschieren (etwa 18 km);^) sie hätte wahrscheinlich die weitere Leistung von 30 km gar nicht mehr ausfahren können, wenn aber, so konnten ihre Spitzen vor 5 oder abds. unmöglich auf dem Gefechtsfeld ein- treffen. Die Bereitstellung beider Divisionen war also eine halbe Mafsregel; wollte Mac Mahon die 2. Division unterstützen, so war es zur Zeit^ als er die Nachricht von dem Augriff auf Weifsenburg erhielt 9^ v. dringend geboten, die I. Division sofort in Bewegung zu setzen. Auf ein Eingreifen der 3. Division war aber ancfa um diese Zeit nicht mehr zu rechneu.

Als der Sonder/ug, der den Marschall nach Weifsenburg bring^en V, 17Ö sollte, etwa um 11'^^) Sulz erreichte, liels der dortige Bahnhofs- vorstand den Zug anhalten, da er aus Weifsenburg die Nachricht erhalten hatte, dafs General Donay von sehr ttherleg:enen Kräften angegrriffen worden und die Hahnverbindung unterbrochen sei. Während der Marschall dieses Telegramm las, erhielt der Bahnhofs- vorstand ein weiteres, das besagte^ Weilsenburg sei vom Feinde genommen.') Die telegraphische Verbindung versajrte von da an.

Mac Mahon fand in Sulz das III. Bataillon des 36. Infanterie- Keiriments vor, das von der ^. Division Baoult mit der Besetzung; des Ortes beauftratrt war; er <^:ih dem Kommandeur Verhaltongs- madsregeln Uber die Dnrchliibrang des Sicherheitsdienstes/) Als-

1) Sie i.st um 6* vorm. abmuschiert (V, 224), wird also um Reichs- holen erreicht haben.

3) Die Geschichte des 11. Chasseur-keginients zu Pferde ^ribt 12^ an« Von Stralkburg bis Sulz ist die EntfernuDg öO km auf der Bahn. Yeimntlich ist Mac Mahon etwas Mher in Suis angekomment wie sich aos folgenclem eigibt. Er sah vom Pigeoimier aus die Räumung des Chsife- berges, die um 8^ erfolgte. Der von Sulz auf den Pigeonnier »urück- zulegendc Weg betrügt etw a 23 km, dabei sind grofse Steigungen zurück- zulegen; nach der Ankunft in Sulz erfol^^:» das Lesen der dort eingetroffenen Telegramme, feruer die Befehle an lIIjdG und G/11 C'hasseurs zu Pferde. Da der Marschall zu den 28 km wohl zwei Stunden brauchte, wenn er andi ^ vive allure" ritty wie es in seineu Erinnerungen heiist, so dUifte er etwa 11 in Sulz an;::ekommen sein.

^) Diese Nachricht war ungenau; die Stadt fiel erst gegen 20 in die Hände der Bayern.

*) Dieser Vorgang ist im frauzüsischeu Generalstabs- Werk nicht er- wähnt, dagegen bei Bonnal. Es ist bezeichnend, dafs Mac Mahon in diesem wichtigen Augenbb'ck, wo die grOfote Eile geboten war, um auf das Gefechts«- feld 7.0 kommen, aivh mit untergeordneten Dingen abgibt.

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Die Tlt|gk«tt dM Hirschaus Mae Hahon vor der Schlacht von Witrtb. 277

il6r HanebaU eben so Pferde steigen wollte, meldete sieb bei Ihm «He 6. Eekadion des 11. Cfaasseiir*Regiments sn Pferd. Sie war nm 9* Tonn. Ton General Oonay auf dem Geifiiberg bei WeUsenburg ab* geeebiekt worden mit dem Aoflrage» den Hazaeball anfsusoeben und ihn Uber die Lage anfznkllren. Leider Ist der Inhalt der Meldang der Eskadron niebt angegeben. Um 9^ hatte General Donay von den 8 ihm zur Yerfttgong stehenden Bataillonen bereltB 6 ansgegeben, anlserdem 1 Batterie elngesetat, 2 Bataillone, 2 Batterien und die KaTaOerie-Brigade Septenil standen noeb In Beserre. Bei seinem Eintrefien anf dem Gefeehtsfeld, etwa 8*^ das Stabsquartier der 2. Difirion befand sieh TOm 8. anf 4. in Steinsek hatte der General nleht an einen emsthaften Angriff geglanbt, vielmehr das Unternehmen des Gegners ftlr eine sttrkere Erkundung angesehen.

Mao MahoQ gab der Eskadron den Anfkrag, sofort anf das V, it2 Gefeobtsfeld snrttekznreiten nnd dem General Donay m sagen, er solle sieh solange als möglieh halten, und wenn er znm Kttekzoge genötigt würde, diesen In gnter Ordnung ansftthren. Die Eskadron kam in der Näbe des Geilsberges erst an, als das Gefeeht bereits m Ende gegangen war, konnte sieh also ihres Auftrages nieht mehr entledigen. Sie ritt naeh Snls snrttek nnd vereinigte sieh am v, 112 A. nächsten Tage wieder mit ihrem Regiment bei FrOschweiler.')

Hae Mahon ritt, nachdem er die erwühnten Auftrüge erteilt hatte, nieht anf das Gefeehtsfeld vor, wie man erwarten sollte. Die EatfemuDg von Sola bis «um Geiftbe^ betragt sowohl auf dem Wege Uber Bremmelbach als auch auf der grofsen Strafte, die su diesem Zweck vorKuaiehen gewesen wilre, 12 km; der Marschall konnte also nach 1<> auf dem Gefechtsfelde eintreffen; tarn Sohatse gegen alleDfallsige feindliche Patrouillen hfttte er die Eskadron Chasseurs mitnehmen kOnnen. Statt dessen ritt der Maisehall „in V,l7ß.l$K> lebhafter Gangart'' wie er selbst in seinen nnveröifentHchten Eriunernngen erzählt - über den Pfaffenscblickpafs nach Lembach, am dort den Fllhrer der 1. Division, General Dacrot, zu treffen. Die Entfernung Sulz Lembach beträ§:t etwa 14 km, dabei mnis die PafshObe ttberwonden werden, die das ihr vorgrela^erte Hügelland um rund 200 m Uberragt; gegen Lembach fuhrt der Weg dann ebenso steil hinab.

Mae Mahon durfte bei richtiger Oberlegung gar nieht erwarten,

') Diese Episode f^-ibt das französische Genornl«:taHsweik nach der Geäcbichte des 11. Chassenr-Kegiments zu Pferd wieder. Die Kskadron mnfii keine besondere Eile gehabt haben, auf den Gei&berg zurückzukommen, sonst hatte sie die Entfernung beträgt 12 Irai geraume Zeit vor Be- endigung des Gefechtes dort eintreffen mflssen.

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.278 miigkeit Hei M ftnohalls Hsc Hahon tot dor SehUeht von WM.

den General Dncrot bei Lembach za treffen. Denn dieser halle zwar befeblsgeroäfs am beotigen Tage (4.) mit seiner Dirision von Reichsbofen nacb Lembacb abzurücken, da ihm aber eeit dem 2* Aogaet auch die 2. Division Doaay unlersteUt war, so war aDxanebmen, dafs er, wenn diese uDgegrlffen wurde, zn ihr Torgeeilt sein werde. So war es auch in der Tat. Ducrot hatte aof seinem 174 Marsche den Kanonendonner niebt geliert, erst als er etwa nm 12^ nach Lembacb kam, erhielt er tob dem Ftthier des nach Klimbacb vorgeschobenen 96. Regiments*) Meldung Uber ein Gefecht der 2. Division bei Weifsenburg.

Der General befahl sofort dem Gros seiner Division, auf Kümbach TorzurUcken, dem 96. und 78. Infanterie-Regiment, den Pigeonnier su besetzen und ritt fllr seine Person naeh diesem Ans* siohtspunkt vor.

Mac Mahon fand demgemäfs, als er etwa 1'^ ^) in Lembach eintraf, den General hier nicht vor, wohl aber traf er anf die Marsch- iKOlonne der 1. Division. Er ritt nun ebenfalls gegen den Pigeonnier vor und holte unterwegs den General ein, beide trafen etwa um 2** ^ anf der weitbin Überblick geätattenden Höbe ein. Von Lembaeh ans hatte der Marschall ungefähr 9 km zn reiten (gehabt. 190 „Man konnte das ganze Geleehtsfeld von Weilsenburg sehen",

so schreibt Mac Mahon in seinen unveröffentlichten Erinnerungen. (Der linke französische Flügel bestehend aus Teilen der 2. Infanterie- Brigade [1« algerisches Schützen regiment] oud die Kavallerie Brigade Septeuil war om diese Zeit im Abzog von Steinselz nach Kleebarg begriät:n ; in Weilsenburg fielen eben die letzten Schüsse, bei Steinselz feuerte franzc^siscbe Artillerie [2 Kanonen-Batterien], der Geifsbei^ mit Ausnahme des Schlosses wurde von der 1. Brigade V, 216 Montmarie geräumt.) Der Ordonnanz-Offizier dieser Brigade traf auf dem Pigeonnier ein, um Uber die Lage Bericht zn erstatten.

1) D«8 99. Infanten' e-Hoc^iment hatte nm Morgen des 4. Posticrun^en nach dem Pigeonnier vorp;(>schoben «nd wnnlc dort von dem zur 2. Division ge- hörigen 78. Infunti'ric-Hi'p^inient ab^^elöst. Obwohl man den Kanonendonner hörte, obwohl muu ilan Gelticht deutiich sah, ging von hier keine Meldung nach Xlimbach zurück. Der Oberst des 96. Jiegiraents erhielt diese Bret» ab die Postierung seines fiegiments, die auf dem Pigeonnier gestanden hatte, um 110 in Ombaeh einrückte. Auch mufs die Weitergabe der Meldung an den Divisions-Kommandenr diese enthielt übrigens ni( hts über den Emst der Situation entweder zu spät oder sehr laugsam erfolgt sein.

Dic»e Zeit ist von mir berechnet nach den Angaben, dais Mac Uahon am 12^ in Suhc abritt und an der Zeit der Rttumung des Geilk- betg» (2<>} auf dem Pigeonm«r eintraf, im Znsammenhalt mit den xurflck- aulegenden Entfemnngen.

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Die TlligMi ^6S MifMbilte Hm MÜmmi vor d«r SoUadit m Wörth. 279

Mac Ifahan liOrte die Melding in 6<c^nwart des Generals Dnerol lud des Generals Golson an, erbal sieh Ton dem tlberbiiDger ein Kroki „der Stellungen und der Bewegungen** der Kelomien,*) dankte nach dessen FerCigstellong und sagte: ,,Fttr8ie (die Dentschen) das •eiste Spiel, ftlr nns das sweite.*^

Spitter konnte der Maisohall rerrnntlieh sehen, da& die Truppen der 1. Brigade in Btohtsog anf Steinsels znrilokgingen.

Vom Gegner heobaehte der Marschall nicht nnr die M Weüsen- hnrg nnd gegen den Geilsberg eingesetzten Thippen (II. hayriscfaes nnd y. Korps), sondern aaeb den Anmarsch einer starken Kolonne -Avi der Strafee ?on Lanterbnrg (22. Division mit 4 Batterien der Korps-Artillerie XL Armee-Korps).

Um 2** war das Gefecht va Ende. (Anf dentsoher Seite wnrde jom die Zeit das Signal „das Ganse halt!. Sammeln** gegeben.) Man erkannte, dats die fransttsisehen Trappen nicht Terfolgt wurden. „Da (snneit) der Anfang der Kolonne der Division Duerot erst •bei Klimhach war**, sagt Mac Mahon in seinen Eiinnemngeu, „so wäre es nns unmöglich gewesen, ihnen su Hilfe zu kommen**.^

1) Erzählung des Ordonnanz Offiziers, des späteren G^neralB P^doya.

3) Orncnl Ducrot hat von General Douay keinerlei Meldung über das Gefecht erhalu-n. wie aus der oben erwähnten '^Patsiiche hervorquellt, dafs Ducrot trat um 12^ von anderer Seite Informiert wurde. Dies ist um so auffallender, aU Donay dem General Ducrot unteratdlt war. Wohl aber bitte Ducrot eich nach dem Tagebuche der Grafen von Lenfse, Besitzer eines Schlosses bei Reichshofen, der Mitwirkung der 8. Di\n8ion Raoult versichern wollen. Der Graf erzählt (Bruchstück des unverriffentHrhten Tagebuches in den Anlagen des französischen Generalstabswerkes V, 225):

«Arn 4. August morgens brachte ein Husar im Galopp die Meldung (wohin?) von einem wahradieinlichen Gerecht bei 'Weifeenburg nnd einen Brief des Generals Ducrot, der den General Kaoult /nr Hilfeleistung auf- forderte, wobei beigefüjrt war, dn^ er (Ducrot) ohne Zweifel am nächsten Tage die ganze feindliche Arnn r mf dem Halse haben werde.

Der General zögerte nicht und sagte zu mir (Leufse): ,Ducrot hat mir keine Befehle su geben; ich habe den Befehl, Beichehofen zu beeetssen, aber ich werde einen Kameraden nicht im Stiche laeeen! Ich marschiere •anf den Kanonendonner los, das ist immer da«: Beste in einem solchen Falle!'

Zwei Stunden später kam ein anderer Husar nut der Meldung, dalk bei Weilsenburg und Kleeburg gekämpft werde.

Wir Imchen anf, ich immer als S^viUst, mit der Absicht, den lüusehall anfzusnchen, der an dieson Tage in Suis sein mufote.

Kaum waren wir. mit der Division, eine Viertelstunde von Heichshofen entfenit. als wir einen Oberstleutnant des Generalstabes im Galopp heran- kommen sahen; es war der Marquis d'Abzac: er kam vom Pigeonnier in schärfster Gangart, um dem General Jiaoult den Befehl zu überbringen, tnach IVösdiweiler an rttcken nnd dort stehen sn bleiben . . . .*

Diese EraftUnng klingt sehr nnwahrscheudich. General Ducrot^ der

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v,ii6,i«a

280 Die TlÜgkflik dei Mmluait Mao UOmo vor der SeUtdit von Wfirth.

r. K^iHiniii Der Maneha]! berichtete sofort aD den Kaiser in Dacbsteheodeni'

an den TelegRimm, das vom PjgeoDDier 2*^ datiert ist and in Hageoaa 5*<^ aufgaben wurde:

V, 288. :,nie Division Douay ist bente morgen bei WeÜBeiibiirg von

einem Heeresteil angegriffen worden, der ans mindesteDS 4 Dln- flionen mit starker Artiilerie besteht.

Der General Douay ist sehr sobwer TerFTondet worden. Seine Di?ision wurde zum RUckzng genötigt.

Gegenwärtig sammelt sie sich in der Nähe des PigeoDnier^ »wischen Wörth und dem Pigeonnier.^)

Die 1. Division rückt nach vorwärts, am die Stellung von. KUmbach zu besetzen und jene, die sieh von Pigeonnier gegen, den Pfaffenscblickpals hinzieht; sie wird stark besetzt.

Ich ^ebe der 3. Division (Raonlt)^ den Befehl, deli zwischen Görsdorf und Fröschweiler aufzustellen.

Endlich rufe ich die 4. Division (Lartigue)') heran, die beute Nacht kommen wird; sie wird bei Gnnstett Aufstellnng^ nehmen.

noch am Tage vorher die La^u so sanguinisch auffafkt vgl. den JJricf an General Faure, der am Morgen des 4. ruhig mit seiner Division von Reichshofen naeh Lembach rettet» soll am gleichen Morgen ein Gefecht bei WeUbenbnrg fOr wahndieiniich halten! In d«r Biographie Ducrots ist das angebliche Schreiben an Eaoult nicht erwähnt.

General Raonlt hatte am 4. Atip^nst von Hagenau nach Ueiclishufon zu marschieren. Der Aufbruch erfolgte um ö^. Wenn die Entälilung «ies Grafen von Leulke richtig ist, so hat der General ganz entgegen seino.u Worten gehanddt, denn er ist nicht gegen das Gefechtsfeld hin abgebogen« sondern auf Reichshofen weiter marschiert.

Im Text <1es fransösiscben Genenüstabswerkes ist von diesen Vor> gängen nichts erwähnt.

Das franzosische GeneraUtabswerk gibt auf Seite 18'i des Bandes \ an, dais am Abend des 4. Augnat die 1. Brigade der 2. Division (jetzt Pelle) in Pfaffenbronn, die 2. in Sulz gewesen sei. Dementgegen wird anf Seite 186 ensählt, dafs die 1. Brigade nach dem Punkt, von dem si(> »bniBi"schiert war, nJlmlich Hagenau, nb/og. wo sie um 11 ^ nachts eintmr. die *2. Brigade hingegen über den Pfaffensclilickpafs nach irTalfenbruuu und Lembach, wo sie wälirend der Nacht ankam. Diese letztere Angabe ist die richtige, vgl. „das Abbrechen von Gefechten" Seite 92 nnd Band VI de« französischen GeneraLstabe-Werks, Sate 182. In dnem amtlichen Werk sollten solche Unstimmigkeiten nicht vorkommen.

'^1 Die Division hatte am heutigeji M<tra:«»n von Hagenau nach Reichs- hofen zu marschieren, der Aufbruch w ar um 5^ erfolgt V, 224.

*) Die Division hatte am heutigen Morgen von Strafsburg nach Hagenau zn marschieren (Anlbruch 4*); sie traf um 9^ hier ein. Am späten Abend erhielt sie den Bef^l zum Abmarsch, trat um an und kam am. 5. August um morgens bei Gonatett an. V, 226, 176.

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I>ie iäügkeit des Marschaiiü Mac Maiiua \ or der äcblaehl von Wörth. 281

Die 6 Kllfasaiflr-Begiiiietiter') und die Beserre- Artillerie werden rttekwKrte AiMellung o^Bea und swer reelite Ten FrOeeliweiler, auf dem rechten Ufer des Sanerliaohes.

Ich gebe den Geaml Donay den Befehl, die DiTimon CoDseil Dameenil naeh HageDan za sdücken'.)

Wir fnardea aasere iteHongen Terteidigen; soUten wir zam Kttokzog genötigt werden, so wttrde er ttber Lembach and Meieenthai anegeftthrt werden.

Wenn ebe Division von Bitseb mittelst Bahn kommen konnte, so wSre sie in Reichsbofen ansznladen.**

Aus den Aufschlüssen, die dieses meines Wissens bis- her noch nicht Teröffentlichte Telegramm gil)t, ist folgendes besoDders beachtenswert; 1. Mac Mahon falst unter dem Eindruck des Gefechtes von Weilsenborg sofort den Entschlafe, seine Truppen bei Wörth zu vereinigen und dem Gegner hier eine Delensiv-Schlacht zu lieiern, 2. Er will, wenn er daselbst zum HUekzu? freniitigt wird, sich an den rechten FlUgel der lothringischen Gruppe des französischen Heeres heranziehen.

An die 3. Division Kaonlt ist der Befehl, von Keichshofen nach Fröschweiler abzurücken, offenbar alsbald nach Mac Mahons Ein- tieften auf dem l^iireonnier abgegangen,^) da er nach dem Tagebuch der Division schon um bei dieser eingeganL'-eii s( in soll. Wahr- -^2:" s<'hi iülirh ist dies jedoch etwas später der Fall irewescn, da die Eot- lernuDg i'igeonnier Keichshofen Uber 20 km beträgt.

Mac Mahon blieb noch geraume Zeit, nachdem das Gefecht von ^ i l'ö Weifsenburg zu Ende gegangen war, auf dem Pigeonnier.

£r liefe das 78. Infanterie-Regiment (der 2. Division), sowie die mittlerweile herangekommene Infanterie der 1. Division (mit Ansnahme eines Begiments) anf dem Berg ond den gegen Kleeburg abfallenden Hüngen (Bergwald anf der französischen Karte) eine Bereitstellong beziehen, „nm jeder Möglichkeit begegnen za können**. Der Oedanke, mit diesen Kräften in die Ebene bemnterzostofsen die Franzosen standen nnmittelbar in der Flanke der dentsehen

>j 4 der Besenre-KaTaUerie-Division BoniiemtiixM, 2 der Brigade Michel (zur KavaUerie-DiTiaion Duhesme des 1. Korps gehörig), letztere waren am 4. in Hagenau, erstere in Pfalzburg und Zähem. V, 182 und 177.

Die 1. Brigade dieser Division, iler 1. des 7. Kurps, stand in Mül- hausen, die 2. in Cohnar. Der Abtransport auf der Bahn erfolgte in der Nacht vom 4. zum r>.

>) Der Überbringer des Üefehls, Oberstleutnant des Generalstabes, d'Abaac, ist in schärfster Gangart geritten.

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282 ^ TiUgkait des Ifanobills Mae MabMi vor der SoUeebt ▼«! WQilb.

läppen, ohne Ton diesen bemerkt so werden') wurde von Ma& Hahon in Anbetnutbl der Stärke des Gegners Terworfen.

Der Marsehall and General Dncrot beobaehteteo tod ihrem Oberriehtepankte ans lange Zeit die Biwaks des Gegners sie sehätoten die anwesenden Trappen auf 80000 Mann. Da der Befehl snm Beziehen der Biwaks auf deatscber Seite am 3*** bei Schaf bnaeh anf der Hohe des GreUBberges gegeben wnrde, mithin die entfernteren Trappen wohl erst nach 4^ an den zugewiesenen Plätzen ankamen, so mufs Mac Mahon mindestens bis 4**^ anf dem Pigeonnier ge- blieben sein.

Das Hauptquartier der Armee wurde nach Reichshofen verleirt. Mac Mabou ist Uber Rlimbach, Lembach and Mattstail zurück- geritten.')

Bei FrüschweUer traf der Marschall auf die 3. Di?ision Raoolt.

V. 324 die wie erwähnt, von Reichshofen hierher beordert und um 5^*^ ein- getroffen war. Der Marschall gab dem General „noch eingehendere

V. 187 Weisungen** Tcrmutlich über die zu nehmende Anfstellnng und ritt dann nach Reichsbofen. Ex hatte vom Pigeonnier ans etwa 28 km snrttckznlegen, ist also kanm Tor 6^^ nachmittags in seinem Quartier angekommen. Im ganzen ist Mac Mabou, der im Jahre 1870 nahezu 62 Jahre zählte, am 4. August bei schwUlem und regnerischem Wetter etwa 46 km geritten, eine ganz tüchtige körperliche Leistung, wenn man bedenkt, dafs ihr schon seit dem frttbesten Morgen eine Reihe der schwerwiegendsten Entscheidungen vorausging, und der Abend gleichfalls durch die Befehle für den nächsten Tag in Anspruch genommen wurde. Man sieht also, dals im Kriege neben den höchsten Anforderungen an die moralische Spannkraft ancb das Erfordernis körperlicher Leistnngsfthigkeit selbst an sehr hochstehende Führer herantritt.

V, 191 Mae Mabon stieg in Keicbshofen im Schlosse des Grafen von Lenise ab, der Bttigermeister des Ortes und Abgeordneter war.

Die Vorposten des 11. Bayr. Korps, die am späteren Naclimittag ia Linie Weiler Rott standen, plänkelten wiederholt bis gegen Morgen des o. August mit den im Wald gegenObor stehenden franzGsiscIien Abteilungen. Generalstabswerk, I, 198.

-) Das II. r>a\T. Korp«; laij:erte mit der Infanterie westlich Weifsenburg, Kavallerie und Koq)s-Artillerie nördlich und östlich der Stadt; das V. Armee- korps blieb südlich Altenstädt, seine Korps-Artillerie hinter diesem Ort. Vom XI. Armeekorps biwakierte die 21. Division suf dem Geifsbcrg. die 22, Ostlich der Eisenbahn. Generalstabswerk, 198,

S) Bonns], Seite 146.

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Die Tülgktie 468 Hanoluüls Hm Mihon vor der SeUaeht WOrtk. 283

Bei Tisehe ragte er, „ds& wir gescUageD worden seien; mdes seien V, m- nnr wenig Trappen liefteiligt gewesen; er nehme den Ricksag auf FrOBehweOer nnd reeiine damit, hier den Feind aofisohalten".*)

Am Abend worden die Befehle flir die Vetsammlung am V, 176. nSolisten Tage erlassen.

Die 1. and 2. Divisiou, sowie die Kavallerie- Brigade Sepieuil halten über Klimbach, Lembach, Mattstal! und Lan^ensulzbach auf Fröschweikr zialick zu gehen. Die .>. Uivisioa Raoult sollte östlich Früsch Weiler Biwak beziehen. Die 4. Division Lartigae erhielt Befehl, noch hente auf Gunstett abzurücken. Die KUrassier-Brigade Michel der Kavallerie-Division Duhesnie, die Artillerie und Geuie- Reserve des 1. Korps sollten von Hagenau unverzüglich nach Reichs- bofen marschieren. Die Kavallerie-Brigade Nansouty and die Detachemeots in der Rheinebene hatten zu ihren Verbänden abzu- rücken. Die Reserve 'Kavallerie- Division Bonnemains, zurzeit in Pfalzbnig nnd Zabem, sollte am 5. mit Tagesanbruch bei Hagenau eintreffen. Der kommandierende General des 7. Korps wurde be* auftragt, die Division Conseil Dumesnii (1.) von Colmar auf der Eiaenbahn nach Hagenao, wo sie weitere Befehle treffen würden, b^hdern m lassen. Die Einladung hatte noch in der Nacht za heginnen. Der Kommandant yoq Hagenau erhielt Befehl, die Wdter- fahrt der Division bis Reichsbofen an Teranlassen, wenn die Bahn frei sei; entgegengesetzten Falles hatte er an veranlassen, dals die Division dieses Ziel mit Fofsmarseh erreiebe.

Wir sind gewöhnt, dnfs jeder operative oder taktische Beiehl Mitti'ilQiiu-pn über den Feind und die ciL^one Absicht, sowie Angaben Uber die Tätigkeit der Nachbar-AbtL iliiti;^en neben dem Auftrag enthält; das war in der elsässlscbon Arna c nicht üblich. General Bonnal schreibt Uber die Befehisgeboug bei dieser: ,.l)ir t lsUssisehe Armee hat nicht einen einzigen allgemeinen operativen Beiehl seit ihrer Versammlung bis zum Tage der Schlacht von Fröschweiler erhalten, so duls Generale, Offiziere und Soldaten während dieser ganzen Zeit wi der Uber die Tätigkeit des Feindes noch über die. Absichten des .Marsehalls unterrichtet w^aren . . . Jeder Divisiona- Kommandeur schlägt sein Lager lu b^n derjenigen Division auf, dm er schon an Ort und Stelle eingerichtet vürluidct. und wenn er Befehle erhält, so geben sie ihm nur für seine Feräou ood vertrau^ lieh zo.*'^) --

*) Aus dem Tagebuch des Grafen von Leufse. ^ Bonnal, Seite 117—178.

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284 ^ Titigkeit dw Mandialls Ute Nilioii vvt 4er 8e1ü»eht m WOidi.

V, 177 Am Abend richtete Mao MahoD ein Schreiben an den Forst-

beamten zu Higenan, in dem er Um anttbiderte, im Hagenaaer Wald Verhaae anzalegen, die Brucken sprengen nnd die Eiaenbahn am Eingang des Waldes nnterbreehen zn lassen; feriKr worde der Bahnhofs vorstand Ton Hagenau ersadi^ die Schienen aof der Strecke, von Waiburg angefangen, entfernen sn lassen. V. 284 Endlieb berichtete der llarschall am 10^ nachts an den Kaiser

2.Telegramm folgendes:

fit^g^ iJ^rei^) Begimenter der Division Donay nnd eine leichte

KavaUerie-Brigade sind bei WeiüBenbnrg nnd Gegend von sehr betrftchtliehen KrSften angegriffen worden. Diese waren in deo Wäldern versammelt worden, die den Lanf der Lauter begleiten.

Diese Tmppen haben nahesn swei Standen den Angriffen des Feindes Stand gehalten*) nnd dann ihren Rücking befeUa- gemäls anf die Höhe des Figeonnier genommen, die die Stralse nach Bitsch beheirschi

Generai Donay ist gefallen. Wir haben empfindliche Verlaste erlitten.

Der Feiüd hatte bei Einbruch der Nacht seine Krätte gegenüber den Stellungen der 1, und 2. Division des 1. Korps auiniarscbieren lassen.

(Chiffrierter Teil.) Die Truppen des Gegners sind beträcht- lich. Sie müssen zum mindesten aus zwei Armeekürps bestehen. Die Oefantjenen sagen aus, es sei die Armee des Kronprinzen, znsauiiuengesetzt aus einem preufsischen und zwei Korps der SUdarmee-'^) Die Artillerie war btirachtlich; eines unserer Ge- schütze, dessen Pferde getötet und dessen Lalette gebrochen war, ist in den Händen des Gegners geblieben.

Nach den Absichten, die der Gegner znm Angriff auf unsere Stellnnjren getroffen hatte, habe ich geglaubt, mich nicht in dem Gebinde, das wir besetzt hielten, halten za sollen, da wir einer Umfassung zu sehr ausgesetzt waren.**)

Mit Einbruch der Dunkelheit habe ich alle Trains hinter Fröschweiler zarttciLgeheD lassen; morgen vor Tagesanbmeb

V) Bas 78. Regiment stand auf dem Pigconiu'er mit drei Kompagnien« mit dem liest bei KÜtnbach: es griff nicht in da» (Jefocht ein.

2) Tatsächlich dauerte das tief echt 6*/j Stunden.

') 8olI heiXsen: der Südstaaten. Hiermit ist wohl gemeint, dars eme Unterstütiuiig der Division Douay durcli die nach und nach am Figeonnier eintreffenden Tmppen, zunächst 7S. und 96. Infanlerie-Begiment, nicht angezeigt ersdueo.

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Die Tfttigkeit 4ea ManduOis Jdao Maiioa vor der SohUcht von Wörth. 285

werden sich die 1. uud 2. Division in Marsch setzen, um (dort) eine Stellung zu beziehen. Sie ist zum Teil schon besetzt durch die Division Raouit, die auf dem rechten Ufer des Sauerbaches steht. Hier werde ich notigenialls eine Schlacht liefern.

Um die Offensive mit Vorteil \vieder aufnehmen zu können, bedurfte ich einer Untersttltznng von wenigsteus drei Divisionen. Ich habe der Division Couseil den Befehl zugchen lassen, von Colmar heranzukommen. Ich wage jedocii noch nicht aui sie zu zählen.'*

Vergleicht man dieses Telegraimii mit dvm (.Tsten. das auf dem Pigeonnier aiii^t fal-it wurde, so ergibt sich, dafs Mac Mahou am Abend, wohl auf Giuad seiner Beobachtung der feindlichen Biwaks, die Lage ernster auffaCst, als am Nachmittag. Zwar wird die Stärke des Gegners jetzt ebenso wie zuerst aut luindesteus vier Divisionen (zwei Korps) iiugegebeii. alk iu die Angabe der Gefangenen, flals es sich um drei Armeekorps handle, bleibt unwidersprochen. Der Gedanke, sich bei Wörth defensiv zu schlagen, wird festgehalten. Aber was bedeutet der Beisatz „nötigenfalls" (s'il le faut)V Glaubt der Marschall nicht an ein weiteres Vordringen der Deutschen? ist er noch immer wie dies am Tage vorher nach der Ansicht des französischen Generalstabswerkes der Fall war, in der Ansicht be- fangen, dals die Deutschen zn Operationen grolsen Stils noch nicht imstande seien? Das Gefecht von Weilsenborg konnte hierüber wahrlich keinen Zweifel mehr bestehen lassen.

Der Marschall glanbt, mit einer Yerstärknng von mindestens drei Divisionen die Ofiensive aafnebmeu zu können; er will also mit anderen Worten die Hilfe des 5. Armeekorps hiena in Ansprach nehmen. Nach, seiner Meinung beträgt die Stärke der feindlichen Armee mindestens vier, naeh den Aassagen der Gefangenen sechs Divisionen; wenn er aan das 5. Korps zu drei Divisionen mit seinem eigenen vereinigte, so war etwa eine Kräftegleichheit gegeben, dareb das Heranziefaen der Division Conseil Dnmesnil das 7. Korps, aat die er allerdings noch niebt zu zäbleD wa^ wabnoheinlioh eine Überlegen- heit. Aber dieser Bereefanang bftlt das franz. Generalstabswerk Vi« 189 entgegen, dafo Mao Mahon sich die Frage vorlegen moJate, ob er auf dem Pigeonnier die ganze ihm gegenttbarstefaende Armee geseben habe; die Naohriebten des grolsen Haaptqoartiers hätten schon unterm 30. Jnli dahin gelanteti dals diese aas vier Armeekorps bestehe, nach einer weiteten Angabe vom 1. August sollte sie 160000 Mann stark sein. Dieser Einwand mnls als darcbaos berechtigt bezeichnet werden.

Fast möchte man glauben, dals der Gedanke an die Offensive

JiMMiw flv ai« tentoA» Amt« vaA Haiia«. N«. »80. 19

286 ^it) Tätigkeit des älar»chailä Mac Mahon vor der Scblaeht von Wurth.

not flfloh% bei Mm Htboii anftuMliie und nur ein wUlkouDttier Vorwaad war, um die Unteistiltnuig des 6. Korps zo erhalten; denn* der Schlnb des Telegrammea an den Eaber klingt niefats weuiger als znTenlebtlieb. Troti des bildenden Beleblea, den der Maraoball der 1. Division dee T. Korps hatte Kogeben lassen, alsbald mittelst Bahntransportes an ihm m stoisen, wagte er doeb nieht aof sie an zählen. Er ma!b also die HOgliohkeit einer Obersehreitnng des Obeirbeios dnreh dentsobe KrSile, znm mindesten die IJn- aasAlbrbarkeit dee Befehles iofolge einer Bahnzerstfimng befOrehtet baben-.

V, 226 ^Wir Terbraohten üai die ganze Nacht'* so erzählt der Grat

von Lenlse MOttmlicb der Marschall^ der General Colson, der General Fanre^) nnd loh, Uber den Karten, wobei diese Herren ebe Menge von Fragen an mieb stellten, die ioh nach besten Krilften beantwortete.^ Hierbei worden auch die allenfallsigen KUckzugs- linien besprochen; der Graf beaeiobnete 3 oder 4 Straisen offen- bar dnreh die Vogesen als geeignet für diesen Zweck.*)

Als Gutsbesitzer besars dei Grat eine gute Kenntnis der Gegend, die sich nach seiner eiprencn Meinunj: anch auf da.s taktische Gebiet erstreckte: er berichtet, er habe am isaehmittag des 4. dem General liaouU ..die Stelluiii; von Fröschweiler" gezeigt. %. August Nach einer sehr kurzeu Nachtrnhe stie«,' Mar Mahon am Morgen

VI, 161 des 5. August uni 4 Uhr zu Pferde. Das Hauiitqiiaiticr \Mirde TOn

Keicbshoien nach i'rüschweüer verlegt, der Marschall aber \Nüllte da.s Gelände besichtigen, in dem er sich zu schlagen beabsichtigte, das er bisher nur auf der Karte studiert hatte.*) Er wurde von dem Grafen von Leulse begleitet, später beteiligte sieh auch der Führer der 1 . Division, Greneral Ducrot, an der P>kündung. Beim Weg- reiten von Keichshofen stiels der Marschall zunächst auf die Reserve- Artillerie seines Korps; sie hatte, mittelst Nachtmarsch von Hagenau kommend, hier ihr Lajrer aufgeschlagen. ()stlich Fröschweiler traf man auf die 3. Division HaouU; sie war, wie wir wissen, am Nach- V, 129 mittag des 4. hier eingetroffen nnd stand mit dem rechten FlUgel an Elsafshaasen angelehnt, mit dem linken Görsdorf gegenüber. Aof dem jenseitigen Sauer- Ufer und zwar aof den Höhen nördlich von y,i29j68 Gnnstett, stund die 4. Division Lartigoe; sie war am Abend vorher

') Chef und Souichef d»';< Generalstabi s des 1, /Vrmeekorps.

2| Üit's nach dem Tagebu« Ii Ics Grafen, das in „La vie militaire du gun^ral Ducrot", Band II, Seite öt»8 u. ff. ausführlicher gegeben wird als im fratizüsischen Generalstabsweik.

>) Angabe in seinen „Erinnerungen". VI, 16L

Di» 'nttigfc«ifc de» Ihraehallft Mm Mahoa vor der SohlMht Ton Wtfftli, 287

um 9^ voQ Hagenau aoigebrocheu uoti om 3^ morgeos hier ein*

getrotten.

Die Erknnduiig der Stellnng brachte ein guustijres Ergebnis, „Sie eriüllte die Bedingungen" so schreibt der Marschall V, 161,162 ^die ich voransgesctzt hatte. Ihre Front erstreckte sieh Uber die Höhen des rechten Sauer-Ufers, die jene des linken IFfers Uber- hf5hen. Sie gewann an Starke durch den Laut des Haches, der ein wesentliches Hindernis bildete, srleiehwohl aber vermittelst der vor- handenen Brucken und Furten den Lbergaiig zur IfegenoiTensire ge- stattete. Die Flanken waren au Dörfer angelehnt, an VValdui»t:en, die die Verteidigung begünstigten. \ »rwärts, aof dem rechten Flügel, und zwar auf dem linken Ufer befand eich das Piateaa von Guu- Stett, das das ganze Tal beherrschte."

Anfänglich wollte Mac Mahou die 4. Division da. wo sie stand, eben auf der Höhe von Gnnstett, lassen, „da sie hier alle Trappen in die Flanke nehme, die die Stellung am jenseitigen Ufer angreifen Wörden."') Um liefe er ihr indes den Befehl zugehen, auf das V, 162 rechte Ufer zorUckzageben und im Anschlnfs an die 3. Division Kaonlt auf dem rechten Flttgel Aufstellung /.u nehmen. Die Division wollte nuiiuiebr .sich bis Morsbronn ausdehnen, wurde jedoch durch V, 129,168 Befehl des Maiöcballs angewiesen, ihren rechten FlUgei aaf der Höhe nl^rdlich dieses Ortes aufzustellen.

Unterdessen (7®) war die Kurassierhriiiiide Michel, von Bmmath V,181, 17ü kommend, mit 2 Eskadronen des 6. Lanciers Keiriments. nordwestlich von Eberbach eingetroffen. Sie stand also hinter der Division Lartigne; dieser wurden die beiden Lanciers-Eskadroneu als Divisions- kavallerie zugeteilt.

GeL'-en 9^ sah der Marschall vermutlich^) auf beiden Ufern des Sauerbaclies Kolonnen von Norden Ii er im Anmarsch gegen die schon stehenden Truppen; auf dem rechten Tfer traf die 1, Division Ducrot ein, die mit Tagesanbruch ans ihren ßiwaks bei Kümbach V, 139 abgerückt war. Sie erhielt Befehl, sich auf dem linken Flügel, zwischen Fröschweiler und Nehweiler. anfznstellen. Die andere Ko- lonne bestand aus der 2. Brigade und der Artillerie der 2. Division, VM^164, deren Kommaado nach dem Tode des Generals Dooajr der General

Aus den „Erinnerungen". (V, 182) Dio Division wilre voraus- sichtlich in ihrer Vereinzelung zuerst angegriffen und geschlagen worden; sie konnte mit Artillerie vom jenseitigen Ufer ans kanm nntecstHtst werden.

>) 6s ist nicht mit Bestinuntheit zu ereehen, wann Mac Mahon seinen Krknndungsritt beendet hat, iudes darf angenommen werden« dafs er des Eintreffen der 1. und 2. Division abgewartet hat» da erster« den Unken Flttgel der Schiachtlinie 2U bilden hatte.

19*

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288 Tätigkeit des Marschaus Mio jfmbon vor der SohUoht von Wörth.

Pelle Übernommen hatte, und der ihr zugeteilten Kavalleric-Brigrade Septf uil. Diese Truppen hatten am Abend nach dem Gefecht bei rfaÖLiibrünn und Lembach biwakiert, waren am frühen Morgen des f). abgerückt und wurden nun Uber Wörth beraii^rezotren. Sie hatten Südwestlich von Fröschweiler, hinter der Mitte der 3. Division

V, im» (Raonltj als Koserve des Marschalls Änfsteilun^- zu nehmen.

V. 182 Von der 2. Division fehlte am Morgen noch die Brigade Mout-

marie; sie war vom Geilsberg aus über Sulz nach Hagenau ziiröck- gegangen und hatte hier (Ankunft 11® nachts) genächtigt. Sie wurde am Morgen des ö. August mit Bahn nach Reichshofen be- fördert and erreichte dann mit Fuismarsch ihre Division.

V, lai Das von der Division nach Sulz abgezweigte Bataillon

(111/36) war schon im Laufe der Nacht bei dieser wieder eingerückt: das nach Sulz entsendete Detachement (L und II. Bataillon 36. In- fanterie-Regiments, IL Bataillon 50. Infanterie-Regiments, 16. Jäger- Balaiilun), das 2. Lanciers-Regiment und G Züge des 1 1. Chasseurs- Regiments zu Pferd) war um frühen Morgen des 5. August nach Hagenau abgerückt; von dort erreichten die Truppen ihre Verbände, wobei die Infanterie mit Bahn nach Reichshofen befördert wurde, mit Ausnahme des II. Bataillon des 50. Infauterie-Regimeuts, das in Hagenau belassen wurde.')

So hatte also der Marschall, wenn er etwa um 9^° vormittags, wie angenommen werden dart^), in sein Quartier Frösehweiler zu- rückgekehrt ist, die 4 Infanterie-Divisionen, die Kavallerie-Division und die Reserve-Artillerie seines Korps in der von ihm für eine Schlacht ausgewählten Stellung nahezu vereinigt gesehen; er konnte nm diese Zeit wissen, dals die wenigen noch fehlenden Teile im Laufe des Vormittags, dafs ferner die Reserve-Kavallerie-Division Bonnemains im Laufe des Nachmittags eintreffen würde; vermutlich war er um diese Zeit, jedenfalls aber am späteren Vormittag davon unterrichtet, dai's der Abtransport der 1. Division des 7. Korps (Conseil Dumesnil) aus dem oberen Elsal's befehlsgemäls in der ^acht begonnen hatte und ohne Störung dnrch den Gegner durch- geführt werden konnte. Dies mochte ein verhältnismälsiges Gefühl von Sicherheit geben; andererseits wird dem Marschall die Über- müdung des grölsten Teiles seiner Truppen nicht entgangen sein. Vi, 186 Die 4. Division, die Artillerie-Reserve uud die Kavallerie-Brigade Michel hatten Nachtmärsche zurückzulegen gehabt, die Reserre- Kavallerie-Division Bonnemains war nach einem solchen noch gar nicht zur Stelle; die 1. Division war gestern fast den ganzen Tag

») Vir. 82; VII, 2Ö6 Anm. 1; VII, 181. 3) Vgl. die Anmerkung 1.

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Die Tätigkeit des MareofaaUa Mao Mahou vor der Schlucht von Wörth. 289

unterwegs orewesen und hatte heute sehr zeitig aufbrechen müssen; letzteres war auch bei der 2. Division der Fall, die gestern uu^^llick- lich gefochteu hatte, von der ü Batailloüc der 1. Brigade noch fehlten. Abt i dir Marschall glaubte, deo Truppen morgen einen Kühetag ;j:L*hfn zu küuncn.

Hierzu wurde folgender gchriftlicber Befehl erlassen: VI, 174

„Fröscliweiler, 5. August.')

Morgen ist Ruhetag.

A]Ie Bagagen werden bei ihren Trnppenteilen eintreffen ond mttBsen hienn Ton Beiehshofen nm 7^ Tonn. abrtteken.

Die Truppen werden morgen die doppelte Fleieehportlon empfangen.**

Um 10^ hörte der Marschall tob seinem Quartier ans (tat* Itcher Richtung Gewehrfeaer, dem hald daranf einige offisnhar von der eigenen Artülerie abgegebene Kanoneneohttsee folgten. Dann wurde es wieder säll. Wenn Mao Mahon Erkundigungen einsog oder Meldungen erhielt, so hat er ei&hren, daüB hei W5räi feind- liehe Husaren etwa 2 Zttge Torgegaogen und von Troppen der Division Rsonlt besehossen worden waren. vi, i48

Um 10*^ vorm. ging folgendes Telegramm des MarsohaUs von VI. It? Beiehshofen an den Kaisa ab:

fßxk habe mein AimeelKorps bei Frttoohweiler vereinigt, mein s.Teiegrau rechter Flllgel ostreekl deh bis an den Wald vmi Hagenau, «n den Kaie Wenn der Gegner, infolge der Bedrohung seiner rechten FlanlLe aber Hagenau idebt binansgeht, so bin ieh in guter Stellung; geht er über Hagenau binaus, so bin ich geswongeD, weiter sfldlieh Stellang su nehmen, um die Engnisse von LotaMlstein und Zabm in der Hand zu behalten.

Wenn es mOgiieh sdn sollte, mir eines der Korps der Mosel- armee Bur Verfügung zu stellen die Vereinigung wSre auf der Strecke Uber Bitsdi oder auf der Strafte ttber Ltttseistein zu bewerksteliigen so würde ich imstande sein, die Offensive adt Vorteil wieder anbunehmen.** Dieses Telegramm klingt wesentlich zuversichtlicher, als das am Abend des 4. von Beiehshofen abgesandte. Die glttckli<di vollzogene

Es ist nicht er<=tichtHr>i. zu welcher Stunde der Befehl ausgegeben wunle ; vermutlich im liaufe dt's Vormittap;s. Am Nachmittag um geht dieser Befehl der lieserve-Kavallerie-Diviston mUndlich zu. Es ist dies der «tniige eehiiftlieii« Befehl Mac Mahons, den die docaments annexes dea franzteiflcliea Oeneralatabswerkosi aofweisaiL

*) Die Avantgarde der Eskadronen des 2. Lelb-Husaren-Regiment'^ ^'o 2. rlie unter Oberst v. Schauroth gegen Beiehshofen aufzuklären hatten. <'eueral»l»h8werk 1, Seite 202.

üiyiiizeQ by GoOglc

200 Tätigkeit des M&rsobaUs Mao Mftbon vor der Schlacht voo Wörth.

Veremigung der bisher weil getrennten Teile des t. Korps, die AoMicht, dnieh die 1. Divisloii dee 7. Korpi renHIrlct m werdeo. der 8oU«&, dalli die YerldUtBiwe im Oberriiein infolge des ob- geetOrtoo Abtransportes dieser Division niobt gefabidrobend seien; die Tatsache, dafo der Gegner yon WeUsenborg nirgends naefa- drängte, endlieb die „gote Stellnng**, deren StSrke dnreb die persönliebe Erknodnng bestätigt wurde all das mocbte den Maisoball die Lage ia einen besseren Lieht seben lassen. Dayon, die Seblaebt nnr „nötigenfalls^ amiebmen sa wollen, ist niebt mebr die Bede; die Rttckzagsrichtang, die im Telegramm vom 4. Angnsl naebmittags besproeben wird, wird niebt mehr erörtert; Ilac Mabon will die Schlacht und ist offenbar daron Ubeneugt, in sdner guten Stellnng mit d^ jetrt veifllgbaren KrSiten den ak weit llberlegeu erkannten Trappen des Gegners gewaebsen an sebi.

Wehsbe BiBdentang der ICaischali d^ StelluDg von WOrth in operativer Hinsicht beimab, erfahren wir aas dem Bertohti den er am Tage naeh der Seblai^t an den Kaiser von Zahm ans ab- Vll,20aiin. sandte. Es beiist dort, die Stellnngnahme des 1. Korps s^ edolgt der Absieht, die Eisenbahn von Stralhbnrg naeh BilNh and dio wichtigsten Verbindangslinien an decken, die vom Ostlichen Abbang,, der Vogesen nach dem westüohen hinttberfübrea^) Aach des Um- standest daCs das 1. Korps bei Worth in einer Flankenstellnng stand, ist sich Mac liahon bewaiht; es ist in dem eben aogelahrten Telegramm an den Kaiser erwähnt, dafs der weitere Vormarsch des Gegners auf Hagenan in der reebten Flanke bedroht seL Aber die Annahme des liarsehalls, da(h der Gegner an dieser Flankenstdlang' vorbeigeben kOnne, so dals er, Mae Mahon, weiter sOdlich zar Oeekang der Deiileen ron Ltttaetetein and Zabem SteUnng nehmen müsse, wirft dn bedenkliches Licht auf die operative Anffassong des framOsiseben Fttbrers. Scharf aber vOUig antreffend nrteili General Bonnal: -) „Die IIL Armee würde also die Masse der firan- sOsiehen, im Elsals stehenden Trappen anüBer acht lassen, um Uber die Defiieen von Lttlaelstein nnd Zabem in die Vogesen onan- dringen? Welche Kenntnis des Krieges besals also die firaazOsische Armee, wenn der berühmteste ihrer Marsebälle geograpbisshen Pnnkteo, wie den Pässen von litttielsteia and Zabem eine derartig

>) Im deutschen Generalstabswerk Bd. I, Seite 316 wird vom Befehl der in. Armee fOr den 6. .Vu;u:u.st gesagt: ^Diesem Armeebefehl lag die Vor-

aitssetznnfj; ztignimle. ilals der Gegner mit seiner Aufstellung hinter der Sauer die Eisenbahi^ von Strafsburg nach Bitsch und die Verbindungen durch die Vogesen decken woUe . . >) Seite 181.

üigiiizea by GoOgle

Die Titigfceift dat Manelialts Mao Hahon vor der SoUaalit von Wörth. 291

falsche Bedeutoug lieimessen könnte Die frair/^ösische Armer und nur sie war das Operationsubjekt der DeuiHcbco. War sie \ernichtet. dann war alles oboebiD in ihrer Hand. Man glaube ja nicht, dals bei einer solchen Betrachtnng der Dioge auch nur die leiseste Eegang von Verkleinerungssucht mitspricht. Fem lieg:t mir der €redanke, den Kahm des Helden vom Maiakowtnrm verdunkeln zu wollen.

Nichtsdestoweniger bat man die Pflicht, festzustellen, welch irrtümiiehe Vorstellungen Uber die groisen Operationen in unserer Armee von 1870 herrschten.

Niemand entgeht dem Einfluls der Umgebung, in der er auf- wächst. Wenn das Studium des Krieges in Frankreich in Ehren gestanden wäre, wie das in Preuisen der Fall war, so wären aus einer Anzahl der Offiziere unserer Armee mit dem Alter und der Erfahriiiip 1' uhrer geworden, die mit den schönsten Eigenseliaften des Charakters ein tiefes Verständnis des Krie^^es vereinigt hätten." Das heifst mit anderen Worten: Mac Mabon war ein tapferer Soldat, allein zum höheren Führer, zum Feldberru fehlte ihm vüllig die Befähigung.

In seinen uuverötfentlichten Erinnerungen sagt Mac Mabon von der Stellung bei Wörth: „Sie deckte unsere Verbindungen sowohl VI, 162 mit Metz wie auch mit Chalons.'' Am 5. August konnte es sich för Mac Mahoii doch nicht um die Verbindungen mit Metz handeln, sonderü um die mit der französischen Haupiarmee, die nordöstlich von Metz stand. inwiefern die Deckung der Verbindungen mit Chalons für die elsässischen Truppen Überhaupt in Frage kommen konnte, ist absolut unverständlich; denn wenn die Verbindongen mit diesem I'unkt iU>erhMupt zu decken waren, so war dies Aufgabe der französischen liauptarmee, da bie wesentlich näher au Ghaions stand^ als die Truppen Mac Mahons. Auch dieser erst Jetzt bekannt ge- wordene Satz zeigt, welche Auffassungen »tlber die groisen Opera- tionen" dem Marscliall eigen waren.

In taktischer Beziehung bezeichnet Mac Mabon die Stellung als eine gute sowohl in seinem Telegramm au den Kaiser als auch in seinen Erinnerungen. Das deutsche Generalstabswerk teilt diese Anschannng; die Stellung sei so aulserurdentlich stark gewesen, heilst es'), dafs man sogar einem weit überlegenen Feinde gegen- über auf Erfolg rechnen konnte. Major Kunz ist dieser Ansicht nicht; General Bouual beschuldigt in unvuraehmer Weise Multke der Unanirichtigkeit:^) die Aussiebten der Verteidigung seien absichtlich

3) Seite 204.

^92 ^ TKtigkeit dM HtiMbaUi Hm Milwii vor «ter SoUadit tob WOrtb.

Übertrieben worden, am die Taten der Deatscben in am so hellerem Liebte erstrahlen zu lassen. Ohne aaf die Einselbdten der ans- ftthrlicben Erörterung hier einangebenf sei erwäbnt, dab ancb das

VlJt IB tranzOsiscbe Geoeralstabswerk im übrigen in dorcbaos sachlicher Weiee die Ansiebt aosepricbt, die Vorteile der Stellung Ton Wörth seien mehr scheinbare als tatsächliche gewesen; begründet wird dies baoptsächlicb damit, dals die Höhen des linken Sauemfers der deutseben Artillerie eine Torattgliche, grOlstenteils Überhöhende Stelinng geboten hätten.

Die Anfetellnng der Tmppen erfolgte es mnls dies noch- mals betont weiden nach damaliger französischer Ubting an den Plätien, die in der Schlacht zn verteidigen waren. TatsSohlieh worde auch, als am Morgen des 6. Angast der dentsehe Angriff nn-

yn, 21 erwartet erfolgte, an der Anbtelinng nichts geändert; anoh war die Armee In knnter Zeit gefeebtsbereii Die Veifilgnngen, die Mae Mahon am Morgen des 5. in dieser flinslcht traf, werden vom

VI, 188 IraazOsischen Oeneralatabswerk einer Kritik nnteraogen, die im u. 184 wesentlichen folgende Pnnkte bertthrt: Alle Reserven standen hinter der Mitte. Die Flttgel waren weder an Oeländeobjekte iMigelebut, noch durch Staffelnng von Ttnppen geschützt. Insbesondere hinter dem leehten Flügel hätten seitwärts ttherragend Kräfte anf- gestellt werden müssen. Die Front der drei in enter Linie stehenden Divisionen bildete einen Bogen» der gegen Osten hin gewOlbt war; dies begünstigte die Umfassung. Die Vorposten waren nur um 500 m (I) vor die Verteidigungslinie vorgeschoben. Verstärkungen des Geländes wurden keine vorgenommen*), auch die Brücken ttber die Sauer nicht zerstört.^

Man wird die Berecbtigmig dieser Aasstellungen nicht in Abrede steilen können.

Zum zweiten Male beantragt Mae Mahon in s^em Telegramm vom Vormittag des 5. August an den Kaiser, dieser möge Ihm ehi Armeekorps zur Wiederaufnahme der Offensive zur Verfttgung steUen. Hierin Hegt für deutsche Anschauungen ein Obergriff in die Sphäre des grolsen Hauptquartiers; wir sind gewöhnt, dais dieses die Auf- gaben der einzelnen Armeen festsetzt und hiemach deren Kräfte bemilst. Mae Mahon kannte am Abend des 4. und am Morgen des

) Das (k'utsolip Gcncralstabsw erk sagt indes: ^Aufsenlem hatt<?n es die Frauzohi-a nicht verabsäumt, das Innere der Stellung diur^b geschickt angelegte Feldbefestigungen zu zerstören.**

2) Man wollte die BrQelee bei Oaastett sprengen, fand aber kein Pulver in den Wagen der Pioniere vor. Die BrOcke von Wörth wurde fiüehtig zerstört.

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Die TKtigkalt d«a MarMhaOa Mao Nabon vor der Sehlaoht tob Wartli. 298

^ö. die Lage bei der Haaptarmee nicht; durch ein Telegramm des grolsen Hauptqnartiers vom Morpren des 4. war ihm mitgeteilt worden, ^lafs das Vorgehen von 40000 Mann auf Diedenhofen oder Saarlouis «Is sicher anzunehmen sei: man hoflfe (in Lotbringen) heute oder morgen auf ein ernstliches Gefecht. Konnte demgemäfs die Lage dort nicht den Einsatz aller verfügbaren Kräfte erfordern, und war nicht gerade ans der Tatsache, dals der Gegner bei Weilsenburg energisch die Offensive ergriffen hatte, der Schluls zu ziehen, da& er auch an der Saar operationsbereit sein werde?

Wenn Mac Mabon trotzdem ein Armeekorps für sich erbittet, so mag ihm für diesen ungewöhnlichen Schritt einigermafsen zur Entschuldigung dienen, dafs er Uber die Gesamtabsichten des kaiser- lichen Hauptquartiers völlig im Dunkeln gelassen wurde. Er kannte den ursprünglichen Plan Napoleons, in einer raschen Eröffnung des Feld- zuges ein Gegengewicht gegen die voraussichtliche Überlegenheit des Cregners herzustellen und demgemäfs den Rhein nach Versammlung der beiden anfänglich getrennten Heeresgruppen bei Maxau zu Über- schreiten.') Aber in kurzem hatte es sich gezeigt, dass man einer- seits die Schnelligkeit des feindlichen Aufmarsches bedeutend unter- schätzt hatte, andererseits die eigene, immobil an die Grenze geworfene Armee keineswegs operationsf^hig war. Unterm 29. Juli war Mac Mabon die Mitteilung zugegangen, dafs der Kaiser vor acht Tagen keine Operation von ihm erwarte.^) Trotzdem die Lage sich insofern veränderte, als man die Versammlung starker feindlicher Kräfte in der Pfalz erfuhr, waren dem Marschall keinerlei Weisungen darttber ZDgegangen, was man jetzt von seiner Heeresgruppe erwarte.

In hohem Grade erregt es unser Erstaunen, dafs Mac Mabon am Vormittag des 5. August trotz seiner beiden Telegramme vom Tage vorher noch immer nicht im Besitz einer Antwort aus dem kaiserlichen Hauptquartier ist. Die Offensive eines feindlichen, auf mindestens 4 Divisionen geschätzten Heeresteiles, und die hier- durch herbeigeführte Niederlage einer französischen Division war <lenn doch ein so wichtiges, die Gesamtlage beleuchtendes Ereignis, dafs eine nur einigermafsen zielbewufste Heeresleitung zu einem entscheidenden Schluls kommen und der angegriffenen Heeresgruppe Direktiven für ihr weiteres Verhalten zugehen lassen mnfste. Zudem hatte deren Führer in seiner ersten Meldung die aufserordentlieh wichtige Fra^^e der allenfailsigen KUckzugsrichtung aufgeworfen, in

•der 7^^ eiten die Bitte am Zuweisong eines Koxps zu offensivem Vorgehen ausgesprooben.

1) Geneialstabswerk I, 28. >) GenenJstabaweilc 4(.

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294 Täti^fkeit Uoa Marttchails 2^ Mmhon vor der Schlacht von Wörth.

Werfen wir einen kurzen Bliek auf die Vorgänge im kaiser- lichen Haaptqaartier za Mete, soweit rie fOr die VerlUUtnisse Im V. 266 Ulsab Ton Bedeotnng sind. Dort wurde am frühen Nachmittag*) ein Befehl für das 2., 3., 4. nnd 5. Korps ansgegeheOf der ans* nabmsweise znnäehst eine Orientiernn«r tlber den Gegner gibt:

„Man inufs stets annehmen, dafs der Ge?:ner das seiner Lage AnL'-etn essen sie tun werde. -j N;ieh Mitteilungen englischer Zeitongeii soli deiieral Steinmetz eine zentrale Stellung zwischen Saarbrücken Qod ZweibrUeken einnehmen und rückwärts durch ein Korps des Prinzen Friedrich Karl unterstützt werden ; sein (Steinnietz's) linker Flügel soll in Verbindung mit der Armee des Kronprinzen stehen^ die sich in Khein-Bayem befindet . .

An das 5. Korps wird befohlen:

.»Qeneral de Failly wird sich (mit einer Division) naeh Bitscb m seiner dort aohon stehenden Division begeben; diese beiden- Divisionen treten -unter den Befehl des Marsohalls Mac Mahon. Die in Saargemttnd bleibende wird sieh mit der in Püttlingen stehenden in Verbindung setsen nnd nnter dem Befehl des MaraohaUs Baxaine treten.^

Kadi 4 Uhr erfuhr der Kaiser „gerttehtwdse** von einem. Gefeeht bei WeUsenbnrg.') Gegen 5 Uhr lief die Naehrieht ein, v,2f>8,297 dals der Gegner bei WeUsenbnrg nnd Bltsefa angegriffen habe.*) Der Kaiser lieis hieran! den Kommandierenden Generalen des B», nnd Gaidekorps Weisungen zugeheo» die die angebahnte KriAever^ Schiebung naeh links wieder anflioben, nnd telegraphierte an den Führer des 5. Korps, General Failly, er solle nieht onr mit einer Division, wie am frtthen Naebmittag befohlen, sondern mit den betden bei Saargemtlnd stehenden Divisionen naeh Bitseh abrtteken. Dieser Befehl wnide später dnroh eine Weisung des M^jor göntel dahin> geändert dafo die Brigade Lapasset des 5. Korps bis an ihrer

^) Das französische Generalstabs werk weist nach, dals dieser Befehl ■la 4. 4M nadi». in Hftitden des Maradudls Bkk^bb war. Das Datum« wann der Befehl expediert wurde, fehlt.

S) BekaanUich andh ein Lehraate Moltkes.

£r telegraphiert dies 4'^ nachm. an Baaaine. V, 258, 8S6.

* ) Woher die Nachrichten »tammten, konnte ick nicht fe8tstellt;a: voa Mac Mahon sind sie nicljt, wie oben nachgewiesen wurde. Im übri^i^en wufste General Failly in Saargemünd «jchon um 4*^ vom Riu kzug der 2. Division und der schweren Verwundung des Generals Douaj. Diese Mit> teilung stammte von dem in Bitseh stehemlen General Gnyot de Leapart^ Kommandcnr der R. Diviston des 6. Korps. V. 847.

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DI« TVti^eit Uuselialto Hio Kahon tot dar Sehkeht Ton WOrlli. 295

Ablösung doreli eine DirisioQ des 3. Korps in SaargemttDd m bleiben habe.

Um 9 abds. traf beim Armee-Oberkommando das eiste Telegramm V. 269 Mac Mahons Uber das Gefecht tod WeiiseDbarg ein, jenes, das aat' dem Pigeonnier aufgesetst worden war, «Im grofsen Hauptfjnai-tier^', V, 26a- 80 erzäblt General Lebmn, „wo die Berichte des Marscliails Mao Mahon keineswegs ein so traariges Ereignis Toraiisselien Helsen, herrsobte eine wahre Bestürzung, auf die sofort der unwiderstehliche Drang naeh einer entschiedenen Offensive an der Saar folgte. Es sei non nicht mehr an der Zeit sa warten, so änlserte man sieh, man mflsse Tielmchr durch einen kühnen Sohachsog eine glänsende Genngtnnng nehmen.^'

Kach der Saar richteten sich denn auch die Blicke des Kaisers; Bazaine wurde sofort eine Kräfteverschiebnng aufgetragen, die snm Zweck hatte, Saargemtlnd zu decken, das durch den dem Korps Failly befohlenen Abmarsch nach Bitscb entbiöfst war. Mao Mahons Telegramm blieb unerwidert. In der Nacht unter- breitete der Major g^ndral Le Boeuf dem Kaiser den Vorschla^^ mit fwei bis drei Armeekorps auf Homburg vorzoatolsen; diese Idee winde jedoch auf Einspruch des Armee- Intendanten aufgegeben, da dieser erklärte, die Verpflegung sei in dem vom Feinde schon ans- gesogenen liWdstrich nicht mttglieb.

Wir wissen nichts wann das zweite Telegramm Mac Mahons vom 4. August nachts im kaiserlichen Hanptqnartier eingegangen ist, Teimutlich in frtther Morgenstunde. Aber auch jetzt geschieht nichts, nm in die Lage im Elsafo einzugreifen^ der ganze Vormittag, des T). vergeht Uber Anweisungen an die lothriogiechen Korps. Koa trifft das dritte Telegramm Mac Mahons ein, das TOn 10 ?onn., und jetet endlich entschliefst sich die Armeeleituog zn einer Antwort: nm 12^^ geht an die acht Armeekorps das bekannte Telegranmi ab, wonach auf Befehl des Kaisers das 1., 5. und 7. Korps dem Marschau Mac Mahon, das 2., 3. und 4. Korps dem Marschall Bazaine yom heutigen ab „in Hinsicht auf die mUitäriscben Opera- tionen^ nnterstellt worden. (Über die Garde, das 6. Korps und die Armee-Reserven wurde nicht veifllgt^ sie blieben denwach unter dem nnmittelbaie& Befehl des Kaisers.

Das framösische Generalstabswefk macht darauf aufmerksam, v, 26B A. (f afs schon am 4. Angost swei Divisionen des 5. Korps dem Marschau Mac Mahon nnterstellt wurden. Dieser Befehl wurde etwa um nachm. dahin erweitert, dafs nicht nnr eine, sondern die beiden in Saar- gemlind stehenden Divisionen nach Bitsch marschieren sollten. Nach dem Generalstabawerk whcd es als zweifeUiaft hingestellt, ob Mac

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296 ^ TStiff keift Hancballs Mae Hfthon vor der Sehlacht von Wdtth.

Mahon vor dem 5. Angast von dieser Mafsregel auterrichtet wurde. Aber aus der Tatsache, dafs Mac Mahou am 4. Augnst nachts 10'' um die Zuweisung von wenigrstens drei Divisionen nachsucht, dafis er diese Bitte am 5. Aug:ust 10''° vorm. wiederholt, geht mit vollster Deutlichkeit hervor, dals er von dem an das 5. Korps erlassenen Befehl noch keine Kenntnis hatte. Wäre dies anders gewesen, so hätte der Marschall sicherlich nicht versäumt, dem 5. Korps schon frtiher einen Befehl zugehen zu lassen, als dies tatsächlich der Fall war. Dämlich am Nachmittag des 5. August etwa nm 'd^. Keine einzige Stelle der Anlagen des französischen Generalstabswerkes, die gerade für den 4. und August durch die Tagebücher der Kora- mandobehörden, die offizielle Korrespondenz und die Aufsfriingen der an den Ereignissen beteiligten Personen ein scharfes Bild der Lage geben, läfst auch nur im entferntesten die Deutung zu, dals Mac Mahon vor dem Eintreffen des die Bildung zweier Armeen anordnenden Telegramms von der üntersteiloog des 5. Korps unter seinen Befehl gewufst habe.

General Bonnal nimmt in seinem Werke .,Fröschwiller'' an, dals Mach ^lahon. als er am 5. August vorm. die Verfügung Uber ein Korps der ..Moselarmee" erbat, schon von seinem \ erfUgungsrecht tlber das 5. Korps gewufst, mithin die Zusendung eines weiteren Korps etwa des 4. erbeten habe: da er dann Uber elf Divi- sionen (vier des 1., drei des 5., eine des 7. und drei des 4. Korps) vertUgt hätte, sei seine Anschauung von dem voraussichtlichen Erfolg einer Offensive zutreffend gewesen. Diese Annahme fiillt völlig in sich zusammen, das französische Generalstabswerk geht aaoh bei seinen Betrachtungen über die Lage nicht auf sie ein.

Die Tatsache, dafs Marschall Mac Mahon erst 24 Stunden später als der Befehl abgegangen war, von der rntersteUung des 5. Korps unter sein Kommando Kenntnis erhalten hat, verdient eine nähere Beleuchtung. Mochte es auch im französischen Haoptquartier^ wie der Verfasser des Buches ,.Metz, campagne et n^gociations," VI, 141 A. ein höherer Offizier der Kheinarmee behauptet, Grundsatz sein, die Korpsttthrer von der Lage bei ihren Nachbarn nicht zu unterrichten, weil man sich sagte, daCs diese von den Vorgängen bei den anderen Teilen der Armee nichts zu wissen brauchten; hier lag der Fall anders: General Failly war vom 4. ab der Untergebene Mac Mahons, and von diesem Unterordnungsverhältnis mnlste der Marschall sofort verständigt werden. Diese Unterlassung ist sicher nicht absichtlich erfolgt, sondern hier liegt ein schweres Versäumnis der Offiziere des kaiserlichen Hauptquartiers vor, ein „Expeditions-\ ersehen", das lebhaft au die bekaontea Vorgänge im Hauptquartier Benedei^s

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Die Titigkeit des MuraohaUs U«o MaImb vor der Sohlieht von WSrtta. 297

am 28. und 29. Juui ISÜti erinnert, die vou Friedjung^ mit dem chajakteriötischcn Ausdruck ., Schlamperei" bezeichnet wenlen.

Nun wurde aber auf den Feiiler, den man bei dt r Expedition des kaiserlichen Befehls vom frühen Nachmittajjr gemacht hatte, durch die beredte Sprache der Erci»^nisse sozusap^eu laut aufmerk.Siua gemacht: schon um 5" naehm, weils man, dals Mao Mahon an^reLTitVen worden ist; die falsche Naeliricht. dals auch bei Bitsch ein ieindlicher Augritf stait^etundeu habe, mulste aul'sertieni dazu auffordern, de?i Marschall nunmehr wenigstens davon zu verstiindigen. dais» er hier die Leitung der Operationen zu ttbemehnien habe. Aber wiederum wird nur das 5. Korps benachrichtigt, es bedarf, wie aus der Darstellung des Nachmittages des 4. und des Vormittages des 5. hervorgeht, dreier Telegramme Mac Mahons, bis dieser in einer aofserordentlich kritischen Situation endlich erfährt, daüs er liber das 5. Korps verfügen könne.

Aber auch das Verhalten des Generals Faillj ist unverständlich. war zu erwarten, dals er alsbald nach Eindrang des kaiserlichen Befehls an seinen neuen Vorgesetzten, den Mar-chall Mac Mahon, meldete, wie die Lage bei Bitsch sei, und wann die vom Kaiser dahin befohlene Division von SaargemUnd dort eiutretleu werde. Eine weitere Meldung wäre nach Eingang des abändernden Befehls, dafb beide in 8aargemilnd befindliche Divisionen nach Bitsch ab- rücken sollten, geboten gewesen.-) Endlich erheischte dif^ Lage am Nachmittag des 4. August gebieterisch, dais Mac Mahon Uber Aufgaben und Absichten der nur einen Tagemarsch links von ihm bei Bitsch stehenden Division Lespart des 5. Korps Ei kuudigungen einsog; hätte er dies getan, jedentails aber, wenn er beim Korps-

^) Der Kampt um die Vorherrschaft in Deutschland. 6. Auflage, Bantl 11, Seite 167 tmd ff.

') Der Major g^ndral telegraphierte am 6. Augast 4** nachm. an General Failly:

..Der Marschall Mac Mahon teU';ijra[ »liiert von Kt'ichslif tfea an den Kaiser, er aei mit llu'ei* Hilfe imstande, ilie Offensive /u ergreifen.

Der Kaiser erneuert seine Aufforderung, dafs Sie sofort mit dem Harachall in Verblndimg treten nnd seinen Befehlen entsprechen sollen.**

Nach diesem Wortlaut mOehte man glauben, da& schon eine ernte Anffordenmg in dieser Beziehung ergangen sei. Eine solche ist aber nach der ausdrücklichen Feststellung des französischen Heneralstabs Werkes nicht zu finden. Offenbar nimmt der Major general an, dafs die durch Befehl vom 4. nachm. (s. Seite 294) befohlene Unterstellung des 5. Korps unter den Befehl Mac Mahons von dessen Fflhrer dem Marschall gemeldet worden sei, was nur selbstverständlich gewesen wäre. Um 80 Schürfer tritt der Fehler hervor, dafs das Haupttjuartier eine Uoterrichtung Mac Mahons unterlassen hat. VI, ISA und 99.

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298 Tätigkeit des ManduUs Mac Mabun Tor der Scblaobt von Würtb.

korainuiido selbst angefragt hätte, so konnte er Uber die Ändenmgr in den KOiniiiandoTerhäitDissen schon am 4. Ango st unterrichtet sein. Zu der groiseo Nachlässigkeit, deren sich der Stab der obtrsten Leitung des Heeres schuldig niacbt^ gesellt sich der Mangel an Kilhiigkeit bei den Unterführern ; e^ tritt wie bei den Österrei- chern im Jabre 1866 nicht nur der Fehler eines einzelnen, sondern die Mangelhaftigkeit eines ganzen Systems zutage.

Die Folgen sind nicht ausgeblieben. Mac Mahon hätte dar- tlber kann nach seinem Telegranmi vom Abend des 4. kein Zweilei sein das 5. Korps za der V'ersammlnng bei Wörth herangezogen; <iies wäre Toranssichtlich glatt vor sich geg uigeu, wenn er, wie es ohne die erwähuttii Fehler möglich war, schon am Abend des 4. die hierzu nötigen Befehle hätte geben können. Dafs raiv Hilfe des o. Korps der Sieg sieb auf Seite der Franzosen neigen konnte, räumt sowohl das dentsehe Generalstabswerk, wie auch General VVoide^ -ein. Oberst von Zaulhier (in ^die IV. Armee im Elsafis, Seite 31 ist der .\nsicht, dafs „gegenüber dem planlosen Angriff der Deutschen*' Mac Maiiou uiizvveileihaft einen glänzenden Sieg erfochten haben wUnie, dafe aber auch bei einem aufs beste geplanten und aus- geführten Angriff seine Aussichten noch keineswegs schlecht ge- wesen seien.

Welche Wirkungen ein Sieg der Franzosen bei Wörth gehabt hätte, soll hier iiiclit weiter untersucht werden; eines aber steht fest: ohne die oben erwähnten Fehler, in erster Linie das Kxped iti uns versehen des kaiserlichen Hauptquartiers, wäre es zu einer gänzlichen Auiirisimg der Armee Mac Mahous, die als Folge der Schlacht von Worth eintrat, jedenfalls nicht gekommen.

(ScUiiBS folgt.)

1) Erstüre.s erörtert nur allgemon. Band I, Seite 218, die Aussichtea Mac MahoQs; letzterer, Band I, Seite 168 170, nimmt an, dafs Mac Mahon

.schon am 4. den Genoral Fäu!!^- zur Vereinigung aufgefordert liabp (auf Grund der .Schrift des GeneraLs Wimpffen .Sedan"). Diese Annahme ist, wie oben nachgewiesen, nicht zutreffend.

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Die Wiilniaf fan gtÜBdittmlAigeii Alrtciliiiigwddofteii der Inftiiiteito. 299

XVI.

Die Wirkung im gefsehtsmäfsigen Abteilungssdiielsen

der lofantaris.

▼ob

B. IMmtj GeDeialleittDaiit z. D.

I.

V^or etwa neun Jahren veröffentlichte ich ineino erste Studie tiber (las gefechtsmälsige AbteiluDgsscbielseo der Infanterie^ in der ich, fuÜBend an! den Gesetzen der Wahrscheinlichkeitslehre, naohzaweisen belnUht war, welchen Einfinfs die bei jedem Scbiefsen weehseinden Umstände auf die Trefferergrebnisse haben. Wenngleieb von vielfiii Offizieren freudig begrttlst, erfahr die Studie von mancher und gerade reebl eioflnisreicber Seite ans eine schroffe Ablehnung. Man Teisehrie «ie, was ja ebenso beqnem wie wirksam ist, als ,,graue Theorie", die mit der Praxis durchaus nicht in Einklang stehe, „als gelehrten Unsion'S der vielleicht für die Artillerie p risse, niemals aber anf infantertstisehes Scbiefsen Anwendung finden könnte.

Nun erscheint jetzt eine kleine, aber inhaltsschwere Schrift^), «die, auf umfassendes Versnobsmaterial gesttltst, den Nachweis (tthrt, dafB die Gesetze der Wahrscheinlichkeitslehre anch nicht vor dem Schieiseu der Infanterie Halt maohen, dafe sie anch für dieses mil .Toller Schärfe gelten. Wenn mau das bisher nicht erkannt hat, so liegt die Ursaebe dafür nicht in der Wahrheit, sondern in der Blind- heit derer, die aehtlos daran vorbeigegangen sind und sich nioht ttberzengen lassen wollen. Dals ich diese Schrift mit ganz besonderer Freade begrUfst habe, wird mir jeder, der jahrelang lllr eine Ter- kannte Wahrheit gekämpft bat, nachfühlen.

Der Veriasser der Torliegenden Schrift ist Mitglied der Gewehr- Prtlfnngs-Kommission und hat sich bereits vor etwa anderthalb Jahren 4adnrch ein grofses Verdienst erworben, dals er, gleichfalls auf Qmnd reichen Versuchsmaterials, zeigte, welchen Einflnfs die Witterungs- Terhftitnisae aof die Gestalt der Fingbahn haben. Dadnrob worden

1) Die Uestaltung der GeschO fügarhe dei Infanterie beim gefechtüiuiirbigen SchieEsen unter Anwendung der Wahrscheinlichkeitslehre und Behandlung TetBchiedener acbisbtalctischer iVagen. Nach amtUcheii Quellen lusunmen- gestallt von Kianse, Hanptmaim und Mitglied der Gewehr-Prahmgs-Kom- im'ssion. E. S. Mittler Sohn, Kttni|^che Hoflmdihaiidittiig.

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300 ^6 Wirkung im gereoiltsmäfsigea Abteiiangssobieisen der Inianterie.

die an mancher Stelle herrschenden übertriebenen Vorstellungen von der Gröise dieses Einfiusses auf das richtig'C Mafs zurUckgcfulirt. Ich kauü es mir nicht versagen, duiaüf hinzuwcibCD, dafs auch diese Schrift lediglieh das bestätigt, was ich zwei Jahre frllher aut Grund rein theoretischer BerecLiiuiip' »Tmittelt hatte. In der vorliegendeu Schrift weist der Verfasser der Hand eines reichen Versnehs- materials Uberzeuo:end nach, dafs die Verteilung der Sehnssf in der Gescholsgarbe nach ganz bestimmten Gesetzen stattfindet, ;:leichnel ob die Schufsweite grofs oder klein, die Schützen gnt oder schlecht, die Garbe en^ oder weit.

Die sehr iiiühsamen Versuche sind mit einem grofsen Aufwand von Munition, Arbeit nnd Zeit diircb^eflthrt. Es wurden au 60 Treff- bilder von je 2400 Schüssen (im ganzen also 150000) erschossen. Als Ziel dienten Scbeihenwände von 12 ni Höhe nnd 75 m Breite, so dafs man daranf rechnen durfte, einen sehr grofsen Teil der Schüsse (aut den ktlrzesten Entfernungen eigentlich alle) jeden- falls aber den Kern der Oescholsgarbe aufzufangen. Der mittelste Treflpuukt Uber und unter dem je die Hälfte aller Schils.se sitzt wurde ebenso wie die mittlere Höhenstrenun^. d! h. die Breite eines wagerechten symmetrisch zum mittelstenTreffpunki gelegenen Streifens, der die Hälfte aller abgegebenen SchlSss« aulnimmt, durch Abzählen ermittelt. Es ist hier eine sehr grofse Arbeit geleistet wiu ien, die nur der zu schätzen weifs, der au ähnlichen \ ersuchen mitgt wirkt hat.

Sehr oft wird behauptet, die Gesetze der Wahrscheinlicbkeits- lehre gelten wohl bei so grofsen Schuf szahlen. wie hier abgegeben, konnten aber bei kleineren Zahlen kirnen Anspruch auf Richtigkeit machen. Wer so spricht, verkennt das Wesen der Wabrseheinlich- keitslehre völlig. Ihre Gesetze walte!» stets, aber sie treten erst in die Erscheinung, wenn man mit grolseu Zahlen arbeitet. Sie sind Naturgesetze, die wie das Newtonsche Gravitationsgesetz an un- zähligen Tatsachen sichergestellt sind und unbestritten Geltung haben. Aber wie z. B. das Gravitationsgesetz durch den l^uflwid erstand nicht aufgehoben, wohl aber einges( in äiikt werden kann, so können auch die Gesetze der Wahrsvlieiuliclikeitslebre durch störende Einflilsse Uberkoiripensiert werden. Je kleiner die Schufszabl ist, um so störender kann eine plötzlich auftretende Erscheinung, wie z. H. ein sich erhebender Wind, das Tr* ÜVrbild beeinflussen und das Gesetz der Wahrscheiulichkeitslehre verschleiern. Der Sachverständige weils

auch sehr genau, dafs, wenn man bei einem Schielseo z. B. deo

*

') ..Der Einflufs dt r W itteru nprs vorhältnisse auf die Gescholi».- bahii." Kiiegätcchniäche Zeii.NciinlL 1900, 8. Heft.

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Die Wirkung im gefeobkmilMgeii AbteilmigBMbiefteii der Infentotie. 90I

niitketolen Ttofl^iinkl und die GrODae der Streniuig emittelt hat, bei einer Wiederholung des SohiefBens nnter mOgliebst denselben Um- Sünden der mittelste Trefl)pnnkt niemals genan mit dem anerst gefimdenen ansammenlWt nnd dals aueh die QrOfte der Streuung andern greiser oder kleiner ermittelt wird. Niebtsdesteweniger und die ermittelten GrOisen die „wahrsebeinliehsten'* ron allen, wobei es ganz gleichgttltig ist» ob 100 oder 10000 Sehtlsse abgegeben sind. Nnr werden die Unterschiede in der Lage des mittelsten Treff- punktes nnd der GrOlse der Streuung „wahrschein lieh*' kleiner ausfallen, wenn man grolse Schu&sahlen verwendet.

Die GrOise der „Tmppenstrennng im Abteilungsfeuer*' ist ftr swei Kategorien von Sehtttaen ermittelt Einmal sind „Torzllgliehe'*, besonders geschulte Sohtttsen ausgewiUilti sodann sind die Versuche mit solohen Sehtttsen aosgeführt, „welche etwa die Sohie&leistung einer Durehsohnitte^Infanterie-Eompagnie aufweisen", und hier anm Untersehiede tou ersteren als „mittlere** beaeidmet sind. Die Ver- suche sind nur unter günstigen Witterungsverh&ltniBsen, bei guter Zieidarstellung, mit ausruhten Schttteen und aus Rfloksioht auf die Zielaafiaasnng „kniend'* durohgefuhrt.

Bei den Versuchen ergaben sieh die aus ZusammensteUung I ersichtliehen 60% igen Höhenstreuungen als Ifittelwertei woraus sich alsdann durch Multiplikation mit der Kotongente der Fallwinkel die SO^/oigen Längenstrenungen ergaben, die ebenfalls dort auf- geführt sind.

Zosammenstellang i.

60% ige Höhenstreuung

60% ige Länj^enstTenung

IhtlflifnuBg

vorzügliche

mittlere

vorzüglicht;

inittloro

*

SchflUen

SohOteen

Schützen

ächüta^u

m

B

m

a

800

0^66

0,72

10»

119

4W

0»88

92

103

500

1,11

1.28

78

no

600

1,84

l.ö'.t

67

78

* 700

1,68

1.91

80

72

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1,82

2,2G

E3

66

2,08

2,64

49

62

1000

'^,86

8,04

45

68

1100

2,6M

3.47

42

66

1800

2,94

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89

58

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4,41

87

60

»• 1400

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34

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4.64

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44

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6,09

(3.82

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48

6.77

7.66

81

41

1900

6,71

8,74

81

41

tooo

10;84

88

41

HM« aa4 MailMi,

N*. 990.

20

302 Di« Wirkiug Im geüBOhtoinSMgflii AbtoHnagwwliieften der InftaitoiiA.

Der Vergleioh der Streanogen „vorzüglicher'' and ^fldüA&mt* bchtttzen weist dot geringe Unterschiede aof; die Streaung der f^ittleren" Sohtttseii ist nur am 25—30 °Iq gröfspr als die der ,,vorztlg- lichen". Ich vermag mich aber der Ansicht des Uanptmanns Krause nicht anzQschlielseD, wonaeh die Grüise der Strenung im Frieden nur in ziemlich engen Grenzon schwanken werde. Ich bin im Gegen- teil der Heinong, dafs nicht hlols die Qualität der Schützen,') sondern aneb die jeweiligen Umständ« i Witterung, Fenergesehwindigkeit, Ziel- daietellnng, Anschlag, der verfügbare Kaom ob lockere oder dichte Linie) recht erbebUeb(> \ d prangen herbeiführen können. I£s kann als zweifellos g:elten, dals die modernen Grewehre (6,5 bis S mm Kniiber) ballistisch ziemÜLb gleichwertig sind. Bis zu einer Ent- fernung von 1000 m darüber hinaus liegen nnr wenige auf ein- wandfreien Versuchen beruhende Angaben TOr lassen sich kaum Unterschiede in der Grölse der Streuungen nachweisen. Dagegen seigen die Streuungen im Abteilongsscbielsen der verschiedenen Armeen aebr grofse Unterschiede, und zwar sind diese in allen Armeen grölser als in der dentsehen, wie ans Znsanunenstellnng Ii ersichtlich ist

Zusammenstelluim- II.

Knt-

for-

Deutschland

vor/.ügj. niittloro Schüt/ea , Schüt/en

iE

1 b4

Uoüaud

Oif. (iein,

Bemerkungen

1. Dl« Ait^rmb«« dB4~«if eine De:eim.tle abgerundet.

2. l'Dr tta!i(>n u. B*lg^i»n sind die Zablen den H Chiefs - vornchrill«!!, tiir Krankraieb dnca Kiiflie des Geoeral L«- mirnuz „>'<tude »ur fusLl 1886". fiir lIvllAnd den „MüiMr« •t>«ot«|«jC'..

400 «00 HOO 1000 V2W 1600 200

0.9

1.8 2,86

4.6

1. Ü

1.6

2. y

8,0 8.9 6,1

IM

1,3 2.1

4.6 6,1 U.'J

IM

1,4 2.2 8,1

ö.O

IM

6.6 7.5 10,8

i;?,8

2.2 ; r».4 8,4 , 7.9 6.45! 15.0 10,7 124,9

Man kann hiernach nicht behaupten, duls im Frieden keine bedeutenden Untersebiede in den Streuungsgrölsen vorkommen; die Streuun^r der bcluisrhen Infanterie ist z. B. .'3^8 mal so groüs als die in Deutschland für mittlere und fast I'/,, mal so grols als fllr vor- zügliche Sohtit/pf) angegeben. .Sehr Irhricii^h in dieser Beziehung ist auch der Linterschied in der Streuung der hollandischen Offiziere und Gemeinen. Es ist auch möglich, das<^ die ^ (Thaltnissr, unter denen die Yecsocbe stattgefunden haben, sehr .verschieden waren j so ist

1) Unter Qualität der Schützen veistebe ich hier nicht nur den Gnd ilurer Schielhansbildung, sondern auch die M MineBsuditk den kOipeilidhea und seellsehen Zustand der Mannschaft.

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Die Wlrinmir In geMtamiftlten AbteUaagtMhledwii lafiMitaria. 308

X. B. in der italienischen Scbie&vorBchrift gesa^. dafs bei den Yer- gaehen im Mittel sechs Schoss von jedem Schützen in der Mioote ab- gegeben worden, während in Deutschland wohl viel ruhiger geRchos-;en wurde. Man kann höchstens daraus folgen), dafs in Deutschland die Ansbiidnng der Sebttfesen ini allgemeinen auf einer so beben Stafe steht, so dafs fttr das Abteilnngsscbiefiaen eine weitere VervoU- kommnnng im Frttzisionssebiefsen niebt von sehr grofer Bedeutun;^ ist.

Der Verfasser eneebnet dann, ganz wie (Ihb in meiner ,.Scbif fs- lehre für die Infanterie** gesphehpii, Trefferreihen", die eine sehr klare Vorstolliing von der Tred Wirkung im Bereich der ganzen Geschofsgarbe zu geben geeignet sind. £^ bemerkt^ dafs die Summe 4er Trefferzahlen einer Trefterreihe unter Umständen die Sisbl der abgegebenen Sobttsse nleht unwesentlieh übersteigt. Er hätte weiter gehen können and sagen, dafs die Smnme der Treffer einer TreiVer- reihe gleich dem Produkt ans der abgegebenen Bchuiszahl und der Grölse des bestrichenen Raumes, geteilt durch den Abstand der Scheiben voneinimder ist. Der Beweis ist sehr einfach: Denkt man sieb liX) Geschosse gegen mehrere Seheibenwändc verfeoert. die mit Abstünden von einem Meter hintereinander stehen, so wird jedes Ges< iiofs genau soviel Scheiben dnrebschlagcD, als die (rrüfse des bestrichenen Raumes in Metern betragt. Stellt man die Scht iben mit Abständen von 2, 3 ... n Metern auf, so sinkt die Treflferzabl auf die Hälfte, '/s * vorigen. Natürlich gilt das Gesetz nur

fttr den Fall, dafs die Trefferreihe vollständig und nicht ab;.'<'brocl)en ist, wie das bei den mit niedrigen Visieren erBobossenen Trefierreiben geschehen ist.

Summiert man z. B. die Zahlen der Trefferreihe, die von „Vor- zug liehen*' Sohtttsen mit Visier 800 gegen Scheiben von 0,85 m Höhe erschossen werden, so ergibt die Summe 108,2, die von ^mittleren'' Scbtttsen 107,7, die von ^.mittleren Schützen mit doppelter Streuung^' 106,0. Der bestrichene Eanm errechnet sich ans der Tabelle der Flughöhen, die der Verfasser seiner Berechnung sngmnde gelegt hat, zu 26,5 m.') Da die Scheiben mit Abständen von 25 m anfgeekeilt gedacht sind, mnss man von 100 Schüssen 100 26,5

- = I0() Treffer erhalten. Die kleiuen ünterschiede (108,2

und 107,7) sind Folge von Abrundungen. Es steht fest, dals die Summe der Treffer ganz unabhängig von der Qualität der Schützen ist und lediglich von der Gröfse des bestrichenen Raumes abhängt Bei kleiner Stienang ist die Trefferzabi in der auf der antreffenden

1) Nach Ziffer 28 dor Scbiefsvorachrift beträgt der bestricheiie Baum nur 26 m.

2Ö*

304 Die Wirkmig im gefoobtemilUg«!! AMaUvigiwUeaea dw lafntoci».

EntfemuDg stehenden Scheibe (der Gipfel des Trefferberges) hoch, vermindert sich aber sehr schnell (die Abfalle des Trefferberges sind steil); bei grofser Streuung ist die Tretter/.ahl in der am meisten getroffenen Scheibe (der Gipfel des Berges) niedriger, die Treffer- zahlen sinken langsamer (die Abfälle des Berges sind sanfter); je getreckter die Oeschor$bahD, um so sanfter, je gekrttminter die Bahn, om so steiler die Abfälle.

Einen bemerkenswerten Unterschied weisen die von Hauptmann Krause und mir errechneten Trefferreihen noch anf der besonder« auf den kleinen Entfernungen und ^Hij-en höhere Ziele ins Augre fällt. Ich hatto hoi infineu Berechnungen angenommen, dals die mittelste Gescholsbaim durch die Mitte der auf der Visiereutfernung stehenden Scheibe ginge (Haltepunkt ..Zielmitte"), vväliroud Hauptmann Krause sie durch den Fnfs der Seheibe gehen läfst. was dem vorschrifts- mäfsigen Haltepunkt ,,Ziel aufsit/.eu" entspricht. Theoretisch ist das richtiger, aber praktisch ibt dadurch nichts gewonnen; im Gegenteil, es i-^t schwieriger anzugeben, welches Maxim n in an Wirkung erreicht wei dt 11 kann. Bei meiner liechnuug wird die grolstmögliche Wirkung gegen die auf der Visierentfemung auf^-estellte Scheibe erreicht. Schielst man z. B. gegen mannshohe Scheiben auf KV) m mit \ isier biK) und Haltepunkt ,,Ziel aufsitzen", so srlilairt dir lialft«* der Gescholsgarbe vor dem Ziel auf, und man wünle treiwillig aul die höchstmf'tgliche Wirkung verzichten, wenn man falls man den Fehler bemerkte nicht die Gescholsgarbe so höbe, dafs die mittelste i*1ugbahu in die Zielmitte fällt. Dies kann durch einen Wechsel des Visiers oder durch eine Änderung des Haltepunktes (Scbiersvorschrift Ziffer \m) geschehen. Df^r Krfolg auch für den Verlauf der TreÖerreihe i«t in beidi ii Kiülen derselbe.

Hau]>tiiiann Krause fn trachtet dann die Bedeutung der Treff- wahrscheiniiehkeitslehre für die Schiefspraxis. Auch diesen Aus- lUbrungen kann .ich im grofsen und irnrnzen nur beistimmen, so namentlich hin'^ichtlich der Bewertung der theoretischen Unter- fcüchungen im Vergleich zu Versuchsergebuissen. Es ist sehr richtig, dafs alle Versuchsergebnisse von gewissen Zufälligkeiten abhängen, die. wenn sie nicht erkannt werden, das Urteil verwirren, statt zu klaren. Widerspricht ein Versuchsergehnis dem von der Theorie vorausgesagten Resultat, Sf» darf nicht ohne weiteres das Versuchs- ergebnis als richtig, die Theorie als falsch angesehen werden, was ja leider so oft und gern geschieht. Hierin darf vielmehr nur die dringende Aufforderung gesehen werden, den Fehlern nachzugehen, die den Widerspruch verschuldet haben; denn Widersprüche kennt weder die Katur noch die Wissenschaft. Es m als dauu bei Anlage

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Die Wirkung im gefaohtandirslgflii ▲btoüiiiigweiüefflflii der Infanterie. 306

oder AQsftthrang des Versnehs ein wiebtiger Umstand Übersehen oder die Theorie auf einen Fall angewendet sein, wofttr sie nicht palst. Gerade solche Ergebnisse sind die lehrreichsten, da sie die Erkenntnis fQidcm; aber nar jemand, der die Wissenschaft beherrscht, ist im- stande, den Wide^^^p^ucb aufzudecken. Ohne Wissenschaft oder, wenn man will ohne Theorie, ist jeder Fortsehritt aus- geschlossen; die reine Empyrie ist Tüllig impotent.

Auch das entspriobt meiner Ansicht, dafs das Priizisions- oder Sehnlsohiefeen für das gefeehtsmäbige Schielsen nar erzieherischen Wert hat, dals die Wirkung nur selten dnreh eine hohe PdbdsioD gesteigert werden kann, weü die Zielentfemmig nur gans ansnahms- weise genau bekannt ist.

Was die Frage anbetrifft, ob eine oder mehrere VisiersteUiingeD an wählen rind, nnd wie weit sie auseinander liegen sollen, so hSogt die Beantwortung ganz daron ab, in welchem Maise sich die Streunng im Emstfalle yergrOlsert nnd mit welcher Sicherheit die Zielentfemong ermittelt oder geschtttat werden kann. Wer an die Ml^glichkeit gUnbt, im Gefeeht Entfernungsmesser zu verwenden ich möchte sie ver- neinen , der branebt fttr diesen Fall nnr mit einem einzigen Visier zu rechnen, namentlich, wenn er annimmt, dais sich die Streanng sehr bedeutend veigrOisert. So s. B. kann man bei einer Streuung, wie sie die belgische Infanterie aufweist, selbst bis 1500 m mit einem Visier auskommen, aueh dann weun der Entfeniungsmesser eben Fehler von 8 maoht. Ein solcher Fehler würde 120 m aus- machen; er wird oosebädlicb, wenn der „wirksame Teil der Gesehols- garbe" (Zifl. 159 der SchielSTOiBohrÜI) noch das Ziel erreicht. Dieser wirksame Teil Ist 1,7 mal so grob als die 50*^/o]ge Längenstreuung, die nach der belgischen SchieisYorschrift 168 m beträgt. Danach hat also der „wirksame Teil d^ Geseholsgarbe*' eine Tiefe von 268 m; bei einem Fehler ron 120 m befindet sieh also das Ziel noch un- bedingt in diesem „wirksamen Teil'^ Die Hauptsache beim gefeehts- mibigen Schiefsen ist und bleibt richtige SelÄteung der Entfernung und riebtiges Stellen des Tisien.

Gkmz besonders freue leb mich, dals der Herr Verfasser der so beliebten „Jagd auf die Trefferprozente** entgegentritt, die eine Folge der engherzigen Bewertung der Truppe nach dem Treffogebnis ist. Aber mit solehen platonisohen Betrachtungen allein wird niehts erreicht Solange noeh Künsteleien erlaubt, ja empfohlen werden, um die Trefferproaente au steigern, bleibt alles beim alten. leh hatte es geradezu fOr falseb, beim gefeehts- mäfs igen Schieben die Wahl tou awei Yisieren, die nur 60 m ans- - einander liegen, au emplehlen. Entweder geuQgt ein Virier, weil

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306 Die Wltfcim; im ^eobtenUUaigem AMlugsadüelMn der Infaaterie.

die Tiefe der Geschofsgarbe grols genug ist, um Fehler in der JäcbätzQDg der Entfemnng aosobädlioh zu maehen oder aber, man mnis die Gescbolögarbe energisch recken, was nur durch zwei Vlaiere, die weiter auseinander liegen, geschehen kann.

Die deatscbe Infanterie hat alle Ursache, dem Hanptmann Krause für seine mUhevolle Arbeit dankbar zu sein. Wird die Arbeit gründlich stndiert. so kann der Nutzen nicht ausbleiben, und das wird der schönste Lohn f\li den Herrn Verfasser sein, dem ich diesen Erfolg von Herzen wünsche.

Wie durch Veröffentlichung amtlicher Versuchsergebnisse die Wissenschalt gefördert werden kann. dafUr liefert diese Schrift wiederum einen schlagenden Beweis. Es bleibt daher zu hoffen, dafs unsere Behörden auf dem einmal betretenen Wege fortfahren. Die Armee kann nur dabei gewinnen, wenn mit der Geheimniskrämerei endgültig gebrochen wird. Freilich, manche durch ihr Alter festgewurzelte Anschauung wird durch die daran geknUpften Erörterungen vernichtet werden; aber jede Beseitigung eines Irrtums ist ein Gewinn, denn nur auf diesem Wege kann man zur Wahrheit gelangen, und nur die Wahrheit oder wenigstens das Streben danach Termag nns vor- wärts zn bringen.

II.

Die vorstehende Besprechung der Schrift des Hauptmann Krause war eben abgeschlossen, als das Febmarheft der „Jahrbücher" und damit der Aufsatz: ^Zum dritten Male die Treffergebnisse heim gefechtsmärsigen Abteilungsschiefsen der Infanterie'' aus der Feder des Oberstleutnant Freiberm v. Zedlitz und Neukirch in meine Hände gelangte. Dieser Aufsatz beschäftigt sich eingehend mit den von mir im Mai und August vorigen Jahres an dieser Stelle veröffentlichten Arbeiten Uber denselben Gegenstand.

Ich innfs befürchten, die Geduld meiner Leser zu sehr in An- spruch zu nehmen, wenn ich auf alle einzelnen Punkte eingehen wollte, mit denen Oberstleutnant v. Zedlitz in diesen Aufsätzen nicht einverstanden ist. Ich will daher nur einen Punkt herausgreifen, der jedenfalls der wichtigste ist, bei dem die meisten meiner Leser aus den Kreisen der Infanterie vorerst wohl auf selten des Oberstleutnant v. Zedlitz stehen, und der mir schliefslich die Gelegenheit zn einigeo Betrachtungen von allgemeinem Interesse bietet.

Es wird mir (S. 176) der Vorwurf* gemacht, „die Leistung vor- zuglicher Schützen, die ihr Gewehr genau kennen, unter günstigen begleitenden Umständen, bei freigegebenem Haltepunkt auf den nahen Entfeninngen . . . zn gering^ zn bewerten. „Nicht nur die UOheo-

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Die Wirktmg im gefedttmaiäflilgen AbieiluguebitlMB dw Infuterie. 307

Streuung kann hierbei aulserordentüch klein Husfalieo. sondfru auch der Kopffi/ient. wplehfn die nach der Methoilp von Opneralleutnaot Kohne errfchiu-ti'triVetlprzahien o:egeiiübpr Schiitzpiiliiiieii, in Wirkürh- keit da erhalten, wo auf die 8cheih

entfallen als auf die ZwiseheDiäome, kaoo aebr erbebliobe Werte

annehmen."

Hier/n bemerke ich, dals nach ZifT. 103 der hciiielsvorsehritt ein in das Belieben des Schützen gestellter Wechsel des HalteponkteH nur zuläs'-ifr ist. wenn keine Fenprleitiintr vorhanden ist Die Schiel's- vorsehrift r( chnpt meines Erachtens mit Hecht beim gefechtsmäfsigen Abteilungsschielsen nicht mit der individuellen Lpistnng des einzelnen Schützen, sondern mit der Garbe der Abteilung. Auiser- dem aber s^laube ich niobt an die Mfis-lichkeit, dafs die Schlitzen im gefechtsmälsigen Abte iluugsschi eisen auf iMiltVnumjren von 450 bis 50() m\) und dariihrr imstande sind, ihre hchUsse so zu beobachten, dais sie so feiiu Korrektaren, wie der Wechsel des Haltepunktes sie bedingt, vornehmen kennen.

Zum Verständnis des tVtlL'cndeu muls ich vorausschicken, dafs ich bei Berechnung der m erwartenden TreÜ'er angenommen habe, die Tretier vrrteilten sich beim Hesehielsen von SchtitÄcnUaien, dpfpu einzelne Scheiben mit gleichen Abstanden autgestellt sind, u leichmärsig nach der Breite, so d;i(s also aut die Scheiben eine ihrem Gridsenverhä Unis entsprechender Teil der Treft'er entfiele. Ich splbst h.abe in meiiu n im Mai und August » rsehieiu uen Aufsätzen darauf aufmerksam gemacht dafs eine Anhaulung von Tretiern in den Scheiben möglich sei hei sehr lockerpr Aulstellung des Zieles, bei sehr langsamem Feuer der .^chiit/cu und bei sehr gUnstigeo He<ii)a('litungsverhHltnissen. Diese Frage ist aber von so grundlegender Bedeutung, dafs ich ihr Jptzt näher treten will, und zwar mittelst den Gesetzen der Wahrscheinlichkeitslehre, die natürlich für die Breitenstreonng ebenso gelten wie für die Längenstrennng. Meines Wissens ist diese i«rage bisher in der Literatur noch nicht erörtert worden.

Denken wir uns als Ziel eim Im rite Scheibe von beliebiger Höhe, die durch senkrechtp Striche in ! i Ider von 40 cm Breite geteilt ist. Es werde von einer Alireilnng auf das mittelste Feld gezielt, die mittelste Flugbahn gehe (lur( h die Mitte des Feldes also der güngstigste Fall so wird dieses Feld natürlich die meisten Treffi r erhalten; weniger Treffer sitzen in den beiden Nacbbarfelderu, noch weniger in den weiter abstehenden Feldern.

<) Um solelie Entforuungea oder erheblich gröfsert' handelte es sich bei dem von mir angefochtenen Treffeigebnis (Maiheft S. 645).

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308 Wirkung im gefeobteuuU'aigea AbbeiluugssohieUea der Infanterie.

Ist die öO^lf^ige Breitenstreaang z. Ii. 40 cm. so werden dem bezielt< n l eide 50% aller Treffer sitzen (Wahrseheinlichkeitsfaktor=I); in dtü drei oebeneinander liegenden Feldern (den] mittlerLTi und d* n beiden benachbarteu) zasammen 96 ^(^ (Wahrscheinlicbkeitsfaklur .j), in den tiinf nebeneinander gelegenen sämtliche Treffer, also UX) Denken \sir uns die Felder der Scheibe uunuiiLTt und ist aul das Feld No. 25 gezielt, so werden 100 Treffer sich wie folgt verteilen:

No. erhält 50 Treffer,

24 und 26 je 23, zusammen 46 28 » 27 n 2f tf 4

II

Summa 100 Treffer.

IMe naehstebettde ZmammeDstolliiag gibt die VerteUnng der Treffer auf die Tetsohiedenen Felder der Seheibe unter VoranssetEong Tersehieden gro&er Streanngen an.

Zasammenbtelluug Iii.

W%igfi Breiten-

Von je 100 Treffern sitzen in den Feldern Nr. .. . Treffer:

17|18il9|20|2lj22| 28 | 24 | 25 | 26 | 27 |28|29|S0|8l|82

40 00 80 100 120 140

leo

iO.6 iO,6|l

1

1 12 0,6il,B4

1 2.6|6

2 |8 15.6,

i I 2

|1 I 8 I3.BII

16 12

;7 12

8 ;n

8

28 •28,6 21,6 Ii 8.6 16 14.0 10,6118

28

2

86

28.6

8

1

26

21,6

II

8,6

1

21

18,6

12

6

2

1

18

16

12

7

4

1.6

0,6

16

14.6

11

8

6

2,6

1

0,6

18

18

10,6

8

6,6

8

2

1

Man erlLennt dentlieh, dab wie bei den Trefferreihen je grölser die Streuung ist, mn so mehr Felder getroffen werden, dab aber natttrlich die Zahl der Treffer in dem besielten Felde um so niedriger wird.

Beim Ahiciluugsschiefsen gegen Schützenliuieü wird die günstigste Wirkung bei ganz gleichmäfsiger Verteilung des Feuers erreicht; d. h. wenn auf jede SchUtzenseheibe gleich viel gezielte Schusse ab- gegeben werden. Wie aus der Zusanimeustellujig geschlossen werden kann, wird nur ein Teil auf die bezielte Scheibe selbst, ein anderer Teil in die Zwischenräume und wieder ein anderer Teil die benach- barten Scheiben treffen; vorausgesetzt natttrlich, dafs kein Seitenwind herrscht, der die dichteste Treffcrgmppe in die Zwischenräume ver- legt; es wird vielmehr angenommen, dals die mittelste Grescholsbahn genau durch die Mitte der bezielten Scheibe geht.

Denkt man sich, eine in numerierte Felder geteilte Scheibe, wie die oben beschriebene, würde von einer Schützenlinie beschossen

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Die Wlrkong im ^t'eobtomiUirigea AbteilungsscbieTaen Oer Iniiatehe. 30^

and die Schützen seien angewiesen, aul bestimmte, ihnen genauer bezeichnete Felder z. B. auf die mit den Nummern 2, 4, 6 usw. bezeicbeten Felder zu zielen, so werden die Treffer sich in bezug auf die Breite nach denselben Gesetzen verteilen, als ob eine Schützenlinie mit vuilkomraenster Verteilunir des Feuers beschossen würde und zwar in dem vorliegenden Falle, als ob di(> einzelnen Schützenscheiben rait lichten Zwischenräumen von 40 cm aufgestellt wären. Wird imu auf die Felder 3, ü, 9 usw. (4, 8, 12) gezielt, so würde die Verteilung der Treffer so erfolgen, als ob eine Schtltzen- linie mit Zwischenniumen von 80 (120) cm beschossen würde usw.

Zielt B. der Schutze A auf Feld No. 2, B auf 4, C auf 6 usw.. so vertt il( n m^h die Treffer bei einer mittleren Streuung von HO cm nach, folgendem öchema. Von je 100 Treffern sitzen in den Feldern :

1

2

8

*

5

6

7

8

10

11

12

A

86

28.5

8

1

B

1

8

28,5

35

28,5

8

1

C

1

8

23,5

35

28,B

8

I

D

1

8

28,6

85

28,0

8

1

1

8

28,6

85

28.6

6

F

.

1

8

28,6

85

84,5

«

1 «8

61

4>l

61

49

61

49

61

48

48

Mao ttkemit lekbt, dals, abgesehen tod den an den Flügeln befindfiebeo Felden die besielten mit geraden Nammeni bexeieh- neten Felder 61, die anderen 49 ^/^ aller Schttsse aufnahmen. 0le Verfeeilnng der Treflfer ist in der Tat absolut gleiehmXIsig, es siteea in den 1i«delten Feldern idebl mehr Treffer, als in den nicht beaelten und der geringe Untersobied ist lediglich eine Folge der Jünrandnng. Genauer gereekn^ wttrden sieb nAmlioh die Sehttsse eines Sohttteen wie folgt ausbreiten: 1^ 7,65 23,8 34,7 28,8 7,65 - 1,2 and es iden in die beiielten und nicht beaelten Felder genau je 50 ^/^ Treffer.

Bei kleinerer Streuuuf; würden die bezielteii I eider luehr Treffer aufnehmen. So fallen z, B. bei einer mittleren Breiten» streuuDiT von 40 em in die bezielten Felder 59, in die nicht bezielten 41°/o aller TreÜ'er. Wird die Streuung grölser, so ändert das au der Verteilung der Tretler nichts; sie bleibt absolut gleichraäfsig.

Bei grdfseren Zwischenräumen hänfen sich natürlich die Treffer in den bezielten Feldern etwas mehr. Bei Zwischenränmcn von SO cm mtlisten bei gleichmälsiger Verteilung Vj (^S'/sVo) »Uer Treffer in den bezielten, in den nicht bezieiten Feldern (den

L

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310 Wirkang im gefeohtemäi'sig^u AbtoilungHsohieisen der Infanterie.

ZwisehenittiimeD) sitzeih Man erkennt ab^ ]Mst, dals die Zahl der Treffer in den bedelten Feldern bei einer mitHeren Stremng Ton

40 om .... 50

60 . . . 37 n 80 nnd darüber 83

betrügt

Man findet das Resultat sebr sclmell, wenn man aoB ZoBammen- Btellnng 8 die Zahl der Treffer In den Feldern 25, 28 nnd 22 (bei giOlseren Streuungen 26, 28, 31 nnd 22, 19) summiert, d. b. also immer zwei Felder ansl&fet

Bei Zwisehenrftuiaen Ton 190 em mttisten bei gleiebmilstger Verteilnng 25 aller Treffer in den beiieltea Feldern dtxen. Ans Zusammenstellung 1 erkennt man (Snmmierung der Treffer mit Äns- lassnng Ton drei Feldern), dafe die TreffensaU in diesen Feldern betrügt bei einer mittleren Streuung Ton

40 em . . . . 50% 60 , . . 85 80 ,1 28 100 und darüber 25 Bei Zwiscbenräumen von 180 cm würde ani 20*^/0 aller Treffer su rechne sein. Tatstteblieb Ist die TrefferEahl bei mittleren Streuungen unter 120 cm bdfaer, bei einer Streuung Ton dieser GrOise erblilt man in den bezielten Feldern 21 % aller Treffer, bei noeh etwas grVfserer Streuung findet eine Töllig glelchmftlsige Ausbreitung der Treffer statt. Bei Zwiscbeni^umen von 200 cm tritt diese erst ein bei einer mittleren Streuung von 140 em, bei Zwiacbenrüumen von 240 em erst bei einer solchen von 180 em.

Man kann hieraus den Scblufs sieben, dals beim Besebielsen von SehUtsenlinien, die mit den ttblieben Zwisehenrllumen aufgestellt sind« die Vertdlung der Tirefier auf Scheiben und Zwisehemänme völlig gleiehmSlsig ist, wenn die Zwisehenrünme gleich oder kleiner als die mittlere Breitenstreuung sind. Eine nennenswerte An« hüufung der Treffer in den Scheiben wird erst eintreten, wenn die Zwisehenritnme mehr als doppelt so giolB werden als die mittlete Breitenstreuung, weil alsdann die besielten Felder nur die Treffer von den auf sie gesielten Schttssen erhalten z. B.: Zwisebenr. 80 em; mittlere Streuung 40 « . 50 Treffer statt 88 Vs » 120 80 . 85 25 n 160 80..26,, »20 » 200 100 . 21,5 16,7 » 240 120 . 18,5 14,3

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Die Wirkmg in gef«obtaiiittiajg«ii AbteUniigssoliiafMii der Infanterie. 31|.

Es tragt sich ntin, mit weichen Gröfsen der Hrt iteustreuiui^ wird man beim Abteilun^^sscbiersen zu rechnen hal»- n? In der deutschen Literatur ist darüber nichts enthalten; es bh ila eine Äuf- ^'ahf der Gewehr-PrUfun^^s-Kommission hierüber in ähnlicher Weise, wie dies für die Höhenstreuung gresehehen, Versuche anszufUhren, die einen sehr viel ireringeren Aufwand von Zeil und Mitteln er- iordem als die fUr die Erniitthins: der Ilüheustreuung:.

Man kann aber ans Angaben der Ire mdstuutlichen Literatur zu einer ziemlich sicheren Schätzung dieser Oröfse irelanj^ren. Der französische General Lamiraux bemerkt in seinem Huche „Ktode 8ur le fusil modele 1886" (S. 74, Fufsuote), die Breitenstreauug bttra^jre ungefähr das 0.8 fache der Höhenstrenung; nach der italienischen Schielsvorschrift ist b«*im Abteil un^ssehielsen die bieitenstreuuii<r bis auf die Entfernung von Üüü m soirjur grfilser, als die iidin nsti ( uunjr fanf 450 m soirar am '/.,). WCiin ich im nachstehenden <iie Hreitenstieuunj: zu 80 ^'/o ^^^'^ iiöbenstreuung „mittlerer" Schützen, wie sie Hauptmann Krause angibt annehme, so glaube ich, wird man mir nicht vorwerfen können, dals ich sie zu grofs eingesehätzt habe. Ich bleibe dann noch hinter den An- gaben zurück, die Lamiraux für die Rreitenstrenung ausgebildeter französischer iSchüt/.en im Einzelfeuer macht. Auf eine Dezimale ah- « rundet, würde also die mittlere (50^/oige) Breitenstreanng im Abteilungsscbieiseu

auf 300 m , ,

. zu 0,6

m

400 .

, 0,8

ff oOO

. 1.0

600 . .

n

11

. 1.5

»t

1, 800

. 1,8

V

j, 900 «

> « 2,1

ff

« 1000 .

2,4

»»

anznnehmen sein.

Als normale Zwischenränme flir Sehützeiilinieii geileu nach Ziti. LJH (It'.s E\fr/,ier-Rei:l( iiionts solche von 1,2 m. Bei völlig ^leich- mJilsi'rer Au^bnitun^'^ dci Treffer müssen also '/^ aller TretTer in die [)f7irlt<n Felder, ^/^ in die nicht bezielten fallen. Nach dem v(t?st( hcii(l(Ti tindct das bei einer mittleren Streuung von 1,00 m, nlso Ijt'i einer Entfernung von 500 ni statt. Auf 400 m würden bei strengster Rechnung 28 anstatt 25 "/^ in die bezielten Felder fallen Man kann also bei ..mittieieu" Schützen sogar noch auf dieser tntff rnung von einer nahezu prleichmäfsigeu Verteilung der Treöer reden, wobei ich gern zugebe, dais bei „vonUglieheu'^

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312 l^id Wirkung im getechtämüräigen AbteilangBSchielsea der Infanterie.

Schützen (mittlere Breitenstreaung 0,7 m) schon eine slKrkere An- bäofiiDg in den bezieiteu Feldern in die Erscheioutig treten kann, nicht mafs. Aaf 800 m werden schon 35*^/0 aller Treffer (anstatt 25) in den bezielten Feldern zu erwarten sein.

Mao darf bei AusfUhrang eines Versnchs natOrlieb nicht er- warten, dab alle bezieiten Felder die gleiche Treffemdil erhalten; es liegt eben im Wesen der Wahrscheinlichkeit, dafs die er- schossenen Resultate erst bei sehr grofsen Zahlen mit den theo- retisoh gefundenen übereinstimmen, aber man wird finden, dals sie ebenso oft darunter als darüber liegen. Ja, Tieileicbt liegt die Treffeizabl in den bezielteo Feldern bei groben Zwischenräumen oder kleinen Streuungen oft unter den errechneten, weil ein sehwacher Seitenwind hinreicht, die Mitte der Geschofsgarbe toq dem eigentlichen Ziel in die Zwischenräume zu yerlegen.

Ich hoffe, durch diese, vielleicht zu ausführliche Eirörterang die Bedenken des Oberstlentoants v. Zedlitz, die er gegen meine Methode tax Ermittelung der gegen Schützenlinien zu erwartenden Treff- leniltate hegte, zerstreut zu haben, wenigstens wenn es sich um fiotfeninngen von 400 m und darüber handelt Dab die auf diese Webe enntttelten Zahlen Ubertroffen werden können, das su leugnen fiUlt mir nicht ein; aber ich behaupte, dab die wirklich er- scboflsenen Besnltate meist hinter diesen rechnerisch ermittelten «irttekblelben müssen^ weil bei diesen der Einflnb eines falsch gewühlten Vbiers rollstSodig ausgeschaltet ist, während er beim gefeehtsmälsigcn Schieben das Resultat erheblieh herabdrückt.

Naeb der ab bekannt vorausgesetzten Methode (vergl. meine „ScMefslehre für die Infanterie^ S. 72 ff.) errechne ich nnter Zngmndelegung der von Hanptmann Krause für „vorzügliche*^ Sehtttnen angegebenen mittleren Höhenstreuung die gegen Kopf< Bcheiben mit 1,2 m liebten Zwiachenränrnen zu erwartenden Trefferxahlen. Danach sind za erwarten von 100 Schüssen

ani

400 m

2,3

Treffer

n

600

1,8

n

t>

600

1,5

n

n

700 .

1,3

r

800

1.1

900 «

1»0

n

1000 .

0,9

n

1100 ,

0,76

n

Und nnn bitte ieb dieae Zablen zn veigleioben mit denjenigen die ab „DttrebBohnittsresnltate ohne Bttekaiebt ob die Entfer- nung geneiien oder gesebfttzt, ob gfine^ oder nngUnstige Witterung,

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Die Wirkung im gafeehtanlftlgeD AbteiliiagweliieCiMo 4w lofanteii«. 313

ob Viflier richtig oder Dicht'' in den Jahren 1901 und 1902 eireiobt worden sind. (Augnstheft 190B 8. 107 u. fi.)

In dieaen Zahlen sind allerdings noch die Qaerscbläger einbe» grifien: ich will daber die obigen Zahlen noeb mit 1,3 multiplizieren. Jeder Sachverständige wird mir zngeben, dats ich dabei einen anfserord entlich hohen Prozentsatz von Qnerschlägern annehme, der über das Durohsebnlfttsmals weit binaiugeht. Man erbält alsdann

für 400 m 8,0 "^(^ Treffer

9

500

n

2,3

ff

600

r

1,95

'1

m

700

IJ »

n

if

800

n

lA

«

*i

900

n

1,3

n

lOOO

n

1/2 M

»>

n

1100

»

1»0

»

Aof den Entfernungen von 400 bis 500 m würde man also auf 2,66, Yon 600 bis 600 m auf 2,126*^/o Treffer erwarten dürfen.

Der besseren Obersicht wegen setze ieh die miteinander zn Tei^leicbenden Zahlen untereinander

|450| 660

660

7 50 1860 {960

1060 m

TorsOfflidie Schlitzen bei genau zu«

treffendem Visier

Durrhsrhnittserfi;('bnis9e bei gefechts» iaü.ssigem Schiel'scn '

2,66 2,6

2.125 2,4

I.B

2.8

1,66

2,0

1.86 1.4

1,26 1,2

1.1 %

0,5 %

Ich verzichte darauf, Hpn Widerspruch /ai erklären, der darin liegt, dafs die Truppe im Durchschnitt bei Lrtechtauuilsiir^'m Schiefseu d. h. also doch bfi nnhekannter Kntternun^ oder doi-li nur annähernd zutrelleudi r \ isierstelluTia auf df ii Kntfemun^en zwischen 500 und 9()<) m h{>hcre Treiiresnltate erreicht hat, als uat'h der „Theorie* vorzügliche Schützen unter den denkbar güustifrsten Verhältnissen d. h. nicht nur auf bekannte l>ntfernung, sondern mit genau /utreftendem Visier und bei einem ftir Aut- schläfrer vor dem Ziel Uberans gUnstigen Boden Uberhaapt zuge- billigt werden können.

Diese anffallende Erscheinung ist nur dadurch zu erklären, dH(s entweder in meiner Methode, in den Angaben des Uaaptmann Krause Uber die Streuung oder in denen Uber die erreichten Treff- lesultate ein schwerer Fehler steckt. Vielleicht unterzieht sich Herr Oberstleutnant y. Zedlitz der Mttbe^ ihn aufenfiDden. leb fUr meinen

314 Wirkimg im gefeohtomftfngen AbtaUnngssoliierMii der liif«iil«iie.

Teil erkläre, dafs ich dnrttber mich sehr freuen würde, aocb wenn mir dieser Fehler nachgewiesen wllrde. da die Wisseosobaft dabei tiaeu groitten Fortschritt machen mUitite.

III.

Ich halte es für angezeigt, diese Studie zu besobliefsen mit einer Zusammenstellung Uber die Treflfresnltate, die naeb den von der Gewehr Prtlfungs-Kommission augestellten Versuchen von ,,mitt- leren^^ Schützen bei zutreffendem Visier gegen Schützenlinien zu erwarten sind. Ich werde zunächst die Trefi^resultate errechnen für Schützenlinien, bei denen auf das Meter Front eine Scheibe kommt (lichter Zwischenraum 60 cm ) und daraus die gegen ScbtttBenlinien mit anderen Zwisebenräomen, ableiten.

ZasammenfitelloDg IV. Gegen SebttteeolinleD aaf 1 m Fronthrdte eine Sehribe sind TOD ^mittleren" Sehtttzen bei zatreffendem Visier von je 100 SebfisseD

. . . Treff<ar zn erwarten.

Entfemang

400

500

fiOO

700

800

900

1000

Kopfscheiben . .

8,26

2.0

1.7

1,4

l,-2

1.0

02

6,9

B,4

4,4

8.6

8.1

2,65

2,8

2.0

Humpfhcheiben . .

14,0

11.0

».0

ö,4

6,6

4.2

l in die Treffergebnisse ge^^en .Schützenlinien mit anderen Zwischenräumen zu finden, ist zur OrOfse der Zwischenräume die Breite der Scheiben (0,4 in) zu addieren und mit der erbaltenen Zahl in die vorstehenden Zahlen zu dividieren.

Zosammenstellnog V.

Gegen Schützenlinien sind von „mittleren* Schützen von je 100 Schüssen . , . direkte Treffer zu erwarten.

EntfernuDig

Kopfscheiben

Bru

Humiifscheiben

0.4 1

a4 ]

OJH \ 1,2

0.4 i

03 i

1.2

ni

m

lichter SSwtodieiuraiim

400

4,1

2,7

2,0

8,6

6.7

4,8

17.6

11,7

8,76

600

8,1

*-M

1,6

6.75

4.5

8.4

18,76

9,2

6.9

600

2,B

1,8

1,1'6

5,5

8,7

2,75

11,26

7,5

6.6

700

2,1

1.8

1,1

4.&

8.0

2.26

9,4

6/25

4.7

800

1,76

1,^

0,0

8.9

1,9

8.0

6,3

4,0

900

!,5

1,0

0,76

8.8

2,2

1.7

6.9

4.6

8,4

1000

1,25

0.6

0,6

2,9

1,9

1,4

6.0

4,0

8.0

1000

1,1

0,7

0,6

2.6

1.7

1,26

6,26

8,6

23

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DI» Wirkinff im gefoobtanlUsIgtii AMnUaiffMeldafteB Infuiterio. 315

HieizD ist noch zu bemerken, da£s diese Zahlen sieb noch am die Qaerschläger erhöhen, deren Vorkommen Yomehmlicb von dem AufHchlagboden am Ziel abhängt Bei fester Grasnarbe treten sie häufiger, bei Sandboden, Starzacker, an stei^ndem Gelände selten auf.

Wer diese Zusammenstellung vergleicht mit den Trefierzahlea, die nach einer £nde der 80 er Jahre heraiugegebenen Tabelle von gaten Schützen zu erwarten sein sollten (Maiheft 1903, S. 543), wird einen gewaltigen Unterschied finden. Jene Zahlen sind znm Teil swei-, drei-, ja fünfmal so hoch.

Wenn Oberstleatnant von Zedlitz (Februarhaft S. 174) sagt, jene ZusammensteUong sei aufgestellt» nm die Truppe vor unm<i;r- lichen Anfordemn?en zu schützen, so würde solohes Verfahren ein sehr geringes psycholoL^iscbes Verständnis beweisen, ganz abgesehen davon, dalis Jene Trefferzahlen zum Teil nur unter ganz besonders günstigen Umständen erreichbar sind. Es ist ein alter Gnindsatz in der dentscheu Armee, das Unmüglicbe zu fordern, damit das Mögliehe erreicht werde, und wohl jeder strebsame Offizier sachte seine Auf- gabe darin, eben jene Kesultate zu erreichen.

Ich halte es aber ittr richtiger, dem Vorgesetzten zu sagen, was er billigerweise von seiner Trappe erwarten darf and glanbe, dals die Zahlen der Zusammenstellung V dem entspreeheo. Auf kleinen fintfemungen, wo kleine Sohätznnirsfehler von geringer Bedeutung sind, kann eine recht gut aasgehildete Truppe mehr Treffer er- erreichen; aber !Ülzuhoch darf man seine Erwartungen nicht stellen, weil, wie Hauptmann Krause auf Grund seiner Versuche mit Recht bemerkt, der Untersohied in der Streaang „vorzüglicher" und «mitllerer" Schützen nicht sehr grofs ist. Auf den gröüseren £nt- fernnngen wird das Treffresnltat durch Schätznugsfehler herabgesetzt; man wird also hir r selbst bei guter Präzisionsleistang meist geringere Treffinsnltate aufweisen, namentlich, da hier ja aoeh mit zwei Visieren geschossen wird. Im allgemeinen aber werden die erschossenen Besnitate am die von mir ermittelten Zahlen schwanken.

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316

Zw Feldlumbittfr^ge.

xvn.

Zur Feldhaubitzfrage.

T.

Ein Vorsclüag zur fiaubits&age.

Villi

Rfippell, Major a. Abteü.-KoiiimaQdear im Ber^^h. Feldari-Rgt. Nr. 59.

In den Kampf fOr ond wider die leicbfe Feidhanbitze will ieh nioht eingreifen. Sie ist da, und anBere bObere TmppenilUinuip Terlangt, dafs sie ibien beiden Anfgalieni Besobiefsen von Zielen diebt binter Deckungen nnd nnter filndeekungen, sowie Besebie&en von nngedeokten Zielen erftUt. Und das kann sie, denn sie ist ein oaeb jeder Hiebtang yortreffUebes GresebllfcE, wenn man sie mil einer genügenden Mnnitionsnenge Tersiebi. Das Ist der praktiscbe Kern^ der sieb (br den Frontbanbiteier ans den vielen ErOiternngen ttber die Peldbanbitxe beranssebiUi Darin erblicke ieb das Hanptverdiensl der t. Altenscben Brosebttre, dafs sie anf dtenngeattgendeHnnitionsansrOstong der Feldbanbiiw bingewiesenbat.

Wenn ein GescbUtz nacb swei yerscbiedenen Riobtnngen bin brancfabar sein soll, mnb man es Air beide Zwecke mit genügender Munition yeiseben. ZweifeUos ist aber die Ansrttstnng der Feld- baubitze mit Scbrapnells (384 Sebnis pro Batterie), sn gering be- messen, lob kann den Ansftlbningen B.8 in Nr. 10 des Hifititr- Wochenblattes niobt beistimmen. Gewifo bat er Becbt, wenn er er- klMrt, da(8 die MnnitionsansrQstnng einer Hanbitaballerie nnter Binznreebnnng ibies Anteils an der leicbten F.-Kolonne ~ an Scbnlszabl (meiner Bereobnong nacb sogar 924 gegen 1088 Schals) der einer Ranonenbatterie beträgt. Er bertteksicbtigt dabei aber niebt, dab ein Teil dieser Gescbosse, 328 Granaten mit V. sn jeder anderen Verwendung als gegen Deckungen nnd Eindeckungen absolut nnbrancbbar, ein anderer, 212 Granaten o. V. gegen lebende Ziele nur sebr bedmgt brancbbar ist. Die Granate o. V. ist, mit Bz verfeuert, „sor Bek&mpfnng lebender Ziele dicbt hinter Deck- ungen, aoeb stdeber unter Scbntewebren verwendbar,^ mit Az dient sie „zum Einscbietsen, zur Nabverteidigung, wenn ein Gesebolis- Wechsel nicht angttngigist, und zur AnsbUIe bei Mangel an ScbrapnellsL'' So unser Reglemeni Genaner betrachtet, isU sie zur Aushille bei Mangel an ScbrapneUa aber nur unter ganz besonders gOnstigen Bedingungen verwendbar, nämlicb dann, wenn man das Ziel selbst sehen nnd sich genau, auch nach der Seite, gegen dasselbe eb- sehieisen kann. Dies ist bei der greisen Voriiebe unserer westUcben

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Zor FeldlutnUtafttg«.

Nachbarn für indirekte Stellungen beim Artilleriekampf nur in seltenen Fällen möglieh. Erst wenn im weiteren Verlaufe des Kampfes ein- zelne Batterien zur Begleitung: des Infanterieangriffs in ungedeckte Stellungen vc^rgeheii, kann gegen diese und auch gegen die vor- gehenden feindlichen Infanterielinien die Oranate zur Anwendung gelangen. Gegen die Schildbatterien der Franzosen erwartet man sogar von ihr besonders gute Wirkung. In jedem Fall ist aber ein länger dauerndes genaues Einschiefeen notwendig. Ihre Wirkung gegen lufanteriermien ist der des SchrapoellS'Bz um so mehr ODter- legen, je grölser die Elutfernong ist.

Mit Vorteil ist die GranAte gegen ungedeckte Ziele al»- gesehen vom Kampf gegen freistehende Sebildbatterien anr xor NabTerteidignng und auf Entfeniongen, auf denen der Brennzünder des Sehrapnells niebt aiureieht, sn Terwenden.

Der grobe Voirat Ton 924 GeseliOBera, der einer Hanbitibatteiie snr Veifllgnng atebi, scbmmpft daher, wenn es sieh dämm handelti sie wie ebe Kanonenbatterie zn Terwenden, ani die iMsebddene Zahl ?on 384 Schnls, das sind ^/(^ der SobrapneUaosrllstnng einer Kanonenbatterie sosamnien. Mit diesen 884 Sebrapnells soll die Hanbüabatterie unter Umstttnden allen den Angaben des Gdtoebts gerecht weiden, zn denen der Kanonenbatterie 920 Sehrapnells mr Verfhgang stehen. Mir sebeini dab „das Gespenst der Blatarmnt bei nftbezer Betrachtung denn doob nicht so gans in Dnnst zeiflieisl^*' and dalB ein jeder Kommaudenr einer Hanbitsabteiinnif mit einer gewissen Sorge ani seinen Mnnitionsvorrat bücken mnfo, wenn seinC Batterien snr LOsnng der Aufgaben Ton Kanonenbatterien in den Kampf treten« Hier liegt m. E. der Kernpunkt der ganzen Hanbitzfrage, deren LOsnng gebieterisch die Vermehrung der Sobrapnellavsrilstang der Haabitzbatterien yerlangk

Zu einer Vermehrung der Muuitiouslahrzeuge der Artillerie werden unsere Truppenftthrer kaum ihre Zustimmung geben. Aber auch ohne Vermehrung ist » ine zweekmäfsige Hegelang der Mnuitionsfrage in folgender Weise zu erreichen.

Als erste Forderung ist von unserer Technik zu vf rlaiiL^eu, dai's sie uns nun endlich von den beiden Gescholsarten (rranaten m. V. und o. V. befreit und einen ZUnder konstruiert, der nach beiden Kiehtungen hin beliebig verwendbar ist. Man stelle diese Forderung nur entschieden genug, dann wird sie erfüllt. Damit bürden bei der jetzigen Ausrüstung für jede Haabitzbatterie 232 Geschosse gewonnen^ die in gewissen Fällen zur AusbiU'e statt des Schrapnells verwendbar sind.

Jakrkftekar f&r di« deatseke Ana«« aad Maria«. Ko. 390. 21

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318

Zur Fddhmliitsfnge.

Das Begimeoty welobem die HanblteabteUung angehört, besitzt eine leioiite Kolonne fttr die Kaoonenabteilnng nod eine leieiite F.-Kolonne für die Hanbitiabteilnng. Letastere leieht mit ihrem Mnnitionsrorrat filr die Haabitseo nieht ans. Dnreh erstere iet die Kanonenabteilnng nm 924 Sehnla besser gestellt als die übrigen seefas Kanonenabteilnngen des Korps bezw. die eine Brigade besser gestellt als die andere. DaTs ein solcAier Oberscbnis bOobst wttnsohens* wert isty kann nicht bestritten werden, notwendig ist er niebt, denn aaeb ohne ihn hSlt man die Ansrtlstnng der anderen AbteUnngen bexw. der anderen Brigade für genügend. Unsweifelhaft mnis er ohne Besinnen angegeben werden, wenn dorch ihn ein empfindlieber Jfangel an anderer Stelle gedeckt werden kann. Dieser ist bei der Hanbitsabteünng vorhanden. Nimmt man daher der leichten Kolonne des BegimentB, dem die Hanbitsabteilnng angehört, nenn Mnnitions- wagen und Überweist sie der leichten F.-Kolonne, so beUUt die Kanonenabteüong noch 132 Sehnls mehr als die übrigen Abteiinngen des Armeekorps, jede HanbitEbatterie kommt dann aber anf 1098 Schub.

Die bisherige GranatansrOstong einer Hanbitsbatterie betrügt 540 Schnls. M. £. kann sie ohne Bedien anf 504 Sebnb herab- gesetat und snr Hüllte in o. Y., zur Hüllte in m. Y. eingeteilt werden. Die Yermbdemng der GxanatEahl nm 36 Sohuis angnnsten der SobrapnellanBrüstnng ist zweckmübig, weil in der Mehrzahl der Fülle der Bedarf an Sebrapnells ein grüfserer sein wird als an Granaten. Dafo diese Vermindemng bei den Granaten m. Y. vor- genommen nad die Zahl derselben sngnnsten der Granaten o. V. «n weitere 40 Sobnfo herabgesetzt wird, erscheint aus dem Gmnde vorteObafk, als sich stürkere Eindecknngen im Feldkriege denn doch nicht so oft vorfinden werden.

Für die Schn^nellaasrüstnng bleiben dann 594 Schnfs (210 mehr als bei der jetngen Aosrüstnng) pro Batterie etwa der Scbrapneilschniiszahl der Kaaonenbatterien Obiig. Unter Berück* sicbtignng der gröberen Wirkung des HanbitachrapneUs schein! damit die Hanbitzbaiterie im Kampfe gegen die gewöhnlichen Ziele des Feldkrieges einer Kanonenbatterie etwa ebenbürtig. Für den Kampf gegen befestigte Feldstellnngen bt etwa die Zahl von Granaten vorbanden, welche anch früher für ansreichend erachtet wurde.

Auch binsiehilieh der Unterbringong der verschiedenen Gesehesse ist eine Änderung dringend notwendig. Bei der heutigen Yerpacknng der Sehn^neUs in den Protzen der Geschütze nnd Munitionswagen der Batterien müssen, wenn die Hanbitzbatterie wie eine Kanonen- batterie verwandt wird, nach dem Abprotzen vor dem Fortschicken

Zur FeldlumbitBflnii^.

319

der Protzen in Deckung entweder die MonitionBktfrbe den Protzen der Mnnilionswagen entnonomett oder die Protzen derselben abge- spumt werden. Bddes ist zeiiraubendt das Abspannen im feind- lieben Fener sebwierig. Daber geboren Sebrapneils in die Mnnitions- binterwagen. FQr Granaten mOgen die Ptotsen der Monitlonswagen besUnimt bleiben. Bei Verwendung ron Granaten wird im allgemeinen mebr Zeit und mebr Deckung rorbandeUf als bei der von Sebrapneils and das Auspacken der Muoitionskdrbe bezw. das Abspannen der Monitiooswagen daber leicbter ansfttbrbar sein.

Für die Yerpaekung der gesamten Munition der Batterie scblage icb lolgende EiiüeUniig vor:

Sehrapnells

Grün o. V.

ii l f n m. V*.

8chuf>i7.ahl im ganzcu

6 Creschtttas-Protseii . .

144

144

»

8 Mim.-Wag.-Protzen

78

78

ll

8 Mun^-Hint-Wag. . .

96

96

8 Mim.--Wag.«Pl«tKen .

78

78

1

8 Muii.-Hmter-Wagen .

96

96

1. VorratBwag.oProtze .

26

26

der 1. F.-KoloBae . .

282

174

174

680

Summe

55)4

262

1098

1

Mun.-Wageu 1—12 .

696

-

_

B96

. 18-21 . .

622

622

1

, , 22~-80 . .

622

128

Das Mebr von 86 Schrapnells unmittelbar bei der Batterie gegen die jetzige AusrUstiuig kann nur als ein Vorteil betrachtet werden, denn in der Mebrzabl der Fälle wird zunächst die Verweodnng der Schrapnells Regel sein. Beim Angriff aal befestigte Feldstellungen, wo der Gebrauch der Granaten Torans zu sehen ist, unterliegt es keinerlei Bedenken, Granaiwagen der leichten F.-Kolonne den Batterien zuzuweisen^ e. F. gegen MnnitionswageD der Batterien ▼orttbergehend auszutauseben.

Mit solcher MunitloiiBansrttBtung luuin eine Hanbitzabteilung getrost ins Feld rflcken und jeder vom Truppenfllbrer an sie ge- stellten Aa%abe gerecht werden. Mit solcher MunltionsausrUstung kann die Feldbaubitze sieb als das erweisen was sie ist: ein Tor* treffliches Gescbtttz in gleicher Weise geeignet fttr Flaeh- bahn- und fttr Bogenschurs.

21*

320

2^ Feldhi^itifra^.

n.

Wider oder für die Feldhaubitze?

Von

Rtskoten, Oberlealnant im Mmdensehen FeldartOlerie-Reguneot Nr. 58.

Die Haabitecirage, welche mit der Eiofübning der leichten Feld- haabitze bei uns eine günstige Ijösnng gefunden zu haben soMeo, tritt jetsEt, wo die Feldartillerie iafolge von Boiirrttoklauf und Panzer ▼or einer bedeutenden Umwälzung steht) von neuem in den Vorder- grund. Eine Sckrift des Generals y. Allen ,yVVider die Feld- haubitze"/) die vor einigen Monaten erschien, erre^rte um so mehr Aufsehen, als der Herr Verfasser darin der leiehten Feldhaubitze, die eben erst eingeführt war, die Daseinsberechtigung abspricht und t\tr ihre Abschaffung eintritt. Wenn auch bis jetzt sich noch keine „ganie Litteratur'' daran gekntipft bat, wie es der General Rohne vorauszusehen glaubte, so mehien sich doch die Stimmen, die den General v. Alten zu widerlegen trachten und für die Beibehaltnng der leiebten Feldhaubitze eintreten. Neben einigen Äntserungen in der Tagespresse sind hier besonders zu nennen ein Aufsatz im Miütär-Wochcnblatt „Für die Feldbaabitze" ^) und eine Broscbttre „Für die leichte Feldhanbitze" von Hauptmann Wangemann. Wenn nuti ein Mann Ton der Bedeutung des Generals v. Alten so schroff verurteilende Ansichten ausgesprochen hat, die bis jetzt noch von keiner Seite genügend widerlegt erscheinen, so ist es doch wohl an der Zeit, noch einmal das pro und contra in der Haubitzfrage gegeneinander abssuwttgen und die Lösung vielleicht in der Zukunft zu sncbeo.

Da die genannten Entgegnungen sieh eng an den Gedanken- gang der Altensehen Flngnohrift anlehnen» so sei dieser nach den nachfolgenden AusfUhningen zugrunde gel^

Von der Vergangenheit ausgehend (Plewna), falst General T. Alten sKonächst die Entstehung und den Zweck der leichten Feld- hanhitse ins Ange. Er bezdehoet von yomherein die Ansieht, dato die Zukunft erhöhten Gebrauch des Spatens Im Feldkriege .bringen Wörde, dafe man also den Feind auch in seinen Deckungen be- kämpfen mttsse, als eine falsche und sucht dies Im Schlulskapitel

•) Berlin. Julius Springer.

») lCiL-W..BL 1904 Nr. 8, 9, 10.

S) Berlin« A. Bath.

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Zur FeldbMibitof^age.

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seiner Brnscht5re auszuführen und zu begründen. Somit venieint t-r die gruijdiegt'iide Frajje, ob wir Überhaupt ein WurfgeseliUtz im Feldkriege brauchen, ob es Uberbaupt notwendig ist, die untätig hinter oder gar unter Deckungen verbarrendea Truppeu des Ver- teidigers durch Artillerie za bekämpfen.

Da ein Ja oder Nein auf diese Frage von so ausschlaggebender Bedeutung ist, dafs andere Hf trat lituufren Uber allenfalsige Nachteile der leichten Feidbaubitze in den Hintergrund treten, ao sei ilure Diskussion voran irestellt.

Steilfeuer aus Kanonen mit Hilfe kleiner Ladungen hatte sich als unniTitilich erwiesen; der niiehste iSchriit, Ziele dicht hinter Deckungen mit einem Brisanzgeschols. der Granate Hz., aus Kanonen zu fassfn. hatte auch nicht zum Ziele firtiilirt. Dagegen hatte unsere oberste tieeresleituiii: die l'berzeugung gewonnen, dals es nicht allein notwendig sei, in Schützengräben gednckte Truppen zu trefien, sondern dafs die Peldartillerie auch stark von oben gedeckte Truppen (mit den Mitteln des Feldkrieges hergestellte Unterstände) wirksam zu bekämpfen imstande sein müsse. Da die cm Hau- bitze der schweren Artillerie des Feldheeres wegen zu geringer Beweglichkeit nicht geeignet erschien, der Feldartillerie zu diesem Zwecke eingegliedert zu werden, war die Einführung eines leichteren Wurfgeschützes in die Feldartillerie, nachdem diese Forderung einmal gestellt war, eine absolute Notwendigkeit. Als eine grols- artige technische Leistung mufs man es dabei bezeichnen, diil^ es dem Konstrukteur gelungen ist, ein Geschütz zustande zu bringen, das nicht allein für diesen Zweck des Wurffeuers da ist, sondern anfserdcm im Flachbahnschul's der Feldkanone 96 in allen deren Aufgaben würdig an die Seite treten konnte.

Damit wäre eigentlich jede Diskussion Uber die Notwendigkeit der leichten Feldbaubitze geschlossen. Wenn unsere oberste Heeres- leitung die erwähnte Uberzeugung hat, so muis sich diese auf so gewichtige Gründe stützen, dafs eine Abschaffung der Haubitze nach wenigen Jahren wunderbar erscheinen raüfste und wir uns fhglich vertrauend darüber beruhigen können. Trotsdem soll mit ein paar Worten darauf eingegangen werden.

Es mag ja sehr schön klingen, wenn der General v. Alten sagt, dafs die Infanterie des Angreifers sich ja gar nichts besseres wünschen könnte, als unbeschossen von einem Gegner, der untätig sich in seinen Schützengräben und Eindeckungen verkriecht, bis auf 600 bis 700 m an diesen heranzukommen. „Hand aufs Herz, meine Herren Regimentskommandeure, Bataillonskommandeure und Korn- |. gnieeheisl Ist Ihnen der Feind nicht lieber, der Sie bis auf 600

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822

Zur Feldhaubltafrsge.

oder 100 tri berunkommen lälst, als der, dessen Kugeln das weite Feld der Entwickelung ond des Vorgehens schon ron 2(X)0 m in bestreichen?" (S. 83). Und doeb ist dies ein TrugscbliUs. Mai» mQcbte, im Gegensaftz so General t. Alten, den HegimoDts- nnd Rataillonskommandeuren and KonipagniechefB zarafen: „Hand aofs Ben! Ist Ibnen der Feind nicht Heber, der aas seiner Deokong herausgetrieben nnd darob die Schrapnells der Artillerie daranfbln xnQrbe geinacbt wird, selbst wenn ihre Truppen beim Voigeben einige Verlaste erleiden und sieb ,heraoarbeiten' mOflsen, int Ihnen ein solcher Feind nicbt lieber, als wenn Ihren Trappen, wenn sie auf 600 bis 700 m herangekommen sind, plötzlich ein furcht- bares und wirksames Sehnelllener von einem moralisch und numeriseb UDgesehwächten Gegner entgegenschlägt?'' Welche Angriüstrappe vermag einen solchen Chok ansxnhalten? Uan denke an die Hoch- länder-Brigade am ModderriTor.

So müssen wir die grandlegende Frage der Notwendigkeit der leichten Feldhanbitze bejahen.

Nun fragt es sich weiter: Sind denn ihre Leistnngen so geiiqg, wie der General v. Alten sagt, bringt sie denn wirklich so grobe Schäden, dals trotz dieser erkannten Notwendigkeit ihre Abscbafltaiig empfohlen werden nmfs? Oder lassen sich die erentnell henror- tretenden Nachteile verbessern nnd vermeiden?

Folgen wir wieder den AasfUhnmgen des Genends v. AHen and seiner Gegner.

Hei Besprechung des Kapitels Uber Leistoogen der leichten Feldhaubit/e wendet sich Hauptmann Wangemann mit Heftigkeit gegen die Hehauptui^g des Generals v. Alten, dais durch die leichte Feldhanbitze der ideale Standpunkt der Feldartillerie, die bisher „aus einer einzigen Feldkanone eine pinzige Gescholsart, das Schrapnell, feuerte", durchbrochen sei. Gewifs liegt in dieser ßo hauptung des Generals sachlich ein Irrtum, indem neben dem Schrapnell 96 auch noch die Granate 96 vorhanden ist, es vor dieser Zeit sogar, wie Hauptmann Wangemann richtig sagt, vier Geschosse gegeben bat. Abgesehen davon, dals Tergangenes nicht als Gegen* beweb angeführt werden kann, mnls man dem General t. Alten insofern Hecht geben, als das Schrapnell 96 tatsächlich das Haupt- geschofs der Feldartillerie ist, die Granate 96 nur ftlr Sonder- zwecke (Ziele dicht hinter Deckungen) dient, was sich auch in der MonitionBanärURtung und Verteilung ausprägt. Wenn auch nicbt „ideal", so ist doch die Bewaffnung mit einem Geschttts, das ein Hauptgeschofs verfeuert, immerhin besonders zu begrtiisen gewesen nnd es ist nicht abzustreiten, dais das Auftreten der leichten Feld«

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Zur Feldhtiibitlfnige.

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haabitze im eiuren Hahroen des Kegimeutüverbaudes dieses Bild nngttnstig verscbobeu hat.

Weiter errechnet f rem ral v. Alten, «resttltzt auf einen Aufsatz des (irenerRl K<^tliiie, dals gegen Unterstände, selbst unter jrt1nsti<rsten Umständen, aut höchstens 2% Treffer zu rechnen sei. Wenn [iaiipt- TTiann Wan^remann in seiner Ent<resrnung behauptet, dafs dipse srhuls- taielniäisi^e Zahl von 2"/,, in der Praxis sich besser gestalte und" von 5"/^ spricht, ohne aber diese Zahl zu beweisen, so ist dies nicht verständlich. Bis jetzt war man imn^T ^^ewohnt, fllr die Wirklichkeit von den Scharstafel-Annahrn t inen »gewissen Prozent- satz abzuziehen So wird man dem General v. Alten Hecht geben mttf?8en, insbesDndi re, wenn man die Schwierigkeiten der Erkundung, die Schwierigkeiten, die genaue LaL'e der T'nterstände zu erkennen, in Kech?iniiir zieht. Uber dif '^('n l'unkt der Erkundunir ist Haupt- mann Wangemann in seiner Broschüre vidlig hinweggegangen, der- selbe ist aber so wichtig als Grundlage tUr das ganze Schiefseu, dais es sich verlohnt, einen Augenblick dabei zu verweilen.

Solum General v. Hotfbauer hat darauf hingewiesen, dal's beim K.iiiipfe um befestigte Stellungen die Mittel zur Erkundung aus der Ferne leicht versagen können. Auch mit scharfen Gliisem wird eine befestigte Stellung, insbesondere die Lage der Unterstände, bei einigemiafsen ungUnsti£re?i Vei b ilmisv» n nicht leicht entdeckt werden und selbst der Kesseiballou kann bei starkem Wind, schlechter Beleiirhtunir seinen Dienst versagen. Und djis Erkunden aus gröl'serer Nähe werden die Vorposten des Verteidigers zu hindern wissen, es sei denn, dals sie mit Gewalt zurückgedrängt werden, was aber seine greisen fiefahren in sich birgt. Wenn der Herr Verfasser des vorn genjinnten Aufsatzes im Militär -Wochenblatt als Hilfsmittel ftlr die Erkundung „VVagenverkehr und die Ar\hUnfung von Arbeitern und MateriaP' anfUhrt. so vermag man ilini i>ei diesem Gedanken- gang nicht zu foliren. (Tewifs wird, wenn der Feind schanzt, ein« gewisse Hewe-uni: erknnnt werden, aber daraus die genaue Lage der Schützengräben und Unterstände teststelleu zu wollen, wie wir es als Grundlage fllr das Schielsen brauchen, das geht doch nicht an. Mit der Unsicherheit Uber das Ziel wachsen natürlich die .Sehwierigkeiten der Beobachtung und de*{ Schiefsens. man wird daher ftlr solche Fälle, die nicht allzu selten sein werden, mit dem General v. Alten die wahrscheinliche Prozentzahl der Treffer noch bedeutend herabsetzen müssen. Ist aber deshalb die Feldhaubitze Ubertlüssig wegen zu geringer Leistüugeu. wie er daraus schliefst? Ich glaube doch nicht. Auch wenn die Unterstände selbst nicht getroffen werden, so ist doch die moralische Wirkung der rechta

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324 Zar FeldhanliifeifriKe.

nnd links einschiageuden GeRehosse so bedeutend, dafs mau solange damit zafriedeii sein kann, l)is es geluiificii ist, im Verlaufe des ScbielBeiis geuauere Anhaltspunkte zu gewinnen. Wer linuial in der Nähe eines Zieles gestanden hat, das vuu Haubitziriaaaten unter Feuer genommen wurde, kann sich des Gefühls nicht erwehren, dals die ßesat/.una: in den Unterständen, selbst wenn sie nicht durch- schlagen werden, nicht ererade /u beneiden sein dürfte. Und ver läfst sie diese, so treten dir Schrapnells der Kanoneubatterien auf den Flau Darin bat Hauptmann Wangeniann zweifellos Recht, wenn er sagt: „Wird auch nur das umliegende Gelände mit Feuer belegt, so ist schon die moralische Wirkung eine verniehteiule.^

Aus dem Gesagten geht hervor, dals den nun folgenden Aus- ^hrongen des Generals v. Alten nicht zuzustimmen ist, wenn er •^a^rt, dafo die für die Hanbitzen vorhandene Granatraunition nicht genüge im HiJiblic'k auf die geringe wahrscheinliche Wirkung von wenigen durchschlagenen Unterständen. Wenn er von achtzehn Haubitzen „unter Aufwendung der ganzen Granatmunition, d. b. i?HHO Schufs" unter c-ünstisren Umständen auf dem Schiefsplatz 18, im Ernstfalle 10 TreÜer in besetzten Unterständen errechnet, so sei entgegnet, dafs da, wo 28BO Haubitzgranalen ihr Unwesen getrieben haben, der Gegner, der es da ansgehalten hat, wohl mürbe ist.

Was die Schwierigkeiten des indirekten Schieisens betrifft, die er weiter hervorhebt, namentlich für den Bogenschnfs, so darf der Artillerist hier stolz widersprechen. Abgesehen davon, dals es gar nicht eri udf rlieh ist, im Uo^'onschuls stets indirekt zu schiel'sen, bietet das indirekte Feuer ftir uns keine hesoiidi ren Schwierig- keiten, wenn ^^ ir aucii tiie vorzüglichen neuen Kichtiiiitiel, die Haupt- mann Wangeuiann schon als vorhaiidea anzune!:;iieü scheint, noch Dicht allgemein haben. Ihre Eintuhruntr steht aber bevor. Und schon hier sei ein Blick in die Zukunft gestattet mit An- nahme des Kobrrücklaufis auch filr die Hanbitze wird die Scheu vor dem indirekten Sehufs noch mehr verschwinden^ da das Gescbtttz Dicht mehr uachgerichtet zu werden braiieht.

Übergehend zu der -tudereri I t uerart der leichten Febihaubitze, dem Brefirizitnderfeuer mit Granaten gegen Ziele dicht hinter Deck- ungen oder unter leichten Schrapnellwehren, spricht (Jeneral r Alten auch hier dieser die Daseinsberechtigung ab Meines Erachtens mit Unrecht. Wenn auch zweifellos die (^raiiale Hz. der Feldkanone nicht das leistet, was man von ilu i rw artet hat, so tut die Haubitz- granate Bz, das doch iu völlig genügendem Mafse, ihr Kt i^clwiTjkel von 200'^ läfst sie sogar nach rtlckwärts wirken. Mit vollem liecht weist der Verfasser des genannten Aolsats&es im Militär-Wochciiblatt

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Zar FBldhMililtafrage.

325

dirauf bio, dals iiiiBere SehielsvorBehrift sagt: «Die Granate Bz. ist befähigt, Ziele dicht hbter Deeknngen la treffen, aneh aolehe unter SehnlKwehren. Die Granate Bz. der Feldhanhitze bt in der WirlLOng degenigen der Feldisanone erbeblieh Überlegen." Die Feld» hanbifeEabteilnng eines Armeekorps ist daher wohl imstande, viel- leieht kOnnen In der geplanten Sehlaeht so diesem Zwecke die Haabltzabtetlnngen mehrerer Korps Tereinigt werden ^ den Feind in Sehtttzengittben an der „Einbrachsstelle" wirksam zu bekämpfen, zn ersehtlttem nnd scfalieblich dem Schrapnellfeaer in die Arme za treiben. Wenn der Cteneral Alten nnn weiter behauptet^ dafo der Begriff „Einbraohsstelle** illnsorisoh sei, dafo kein Ftthrer im- stande sein wttrde, „in den Entwiokeinngsbefehlen mit einiger Wahr- scheinlichkeit die Stellen so bezeichnen, wo Hanbiiabatterien den entscheidenden Infanterieangriff ▼orznbereiten hittlen," so mag er Becht haben. Aber Im Verlaufe des Gefechtes wird es mOglich sein, den Hanbitzen die Stellen zur Vorbereitnag anzuweisen. Freilich darin muls man ihm weiter Recht geben, tritt hierbei als Nachteil die Schwierigkeit henror, wie die Haabitzen ans dem Artillerie- kampf, in dem sie sich In den meisten Füllen bis dahin befinden haben werden, losgelöst werden sollen. Von der Vermeidung dieses Nachteils später.

Als Interessant sei hier nebenbei auf eine Ausführung des Hauptmann Wangemaan hingewiesen. Er sucht nimlich im vor- stehenden Zusammenhang dem Angriff des Generals t. Alten auf den Granaten-Bi-SchnfB der Haubitze gegen Truppen, „die hinter Wüllen und Gräben, das Gewehr Im Arm, den Angriff erwarten,'* durch Hinweis an! den Schrapnell- Bogensobufs zu begegnen.. Diese Schnbart haben wir aber nicht, der Herr Verfasser sucht also seinen Gegner, der rieh doch auf den Boden von Tatsachen gestellt hat, mit SebcingrUnden abzatun. Es wäre interessant, zu erlahren» wie Hauptmann Wangemann zu der Ansicht kommt, dem Schrapnell- Bogeneehuls so gute Wirkung beizumessen. Ich kann mir das nicht denken, denn der BogenschutB raabt doch gerade dem Schrapnell seine Eigenart, die Tiefenwirkung, und muls Infolgedessen ein ge- nanes Schiejsen erfordern. Ich mochte doch glanben, dab da die Hanbitzgranate nicht die der Kanone wesentlich mehr zu leisten Imstande ist

Die Übrigen Vorteile, die die Haubitze bringt, werden von General v. Alten viel zu niedrig bewertet Wegen Beschränktheit des Baumes muls darttber kurzer hinweggegangen werden. Bei ge- nägender Beweglichkeit leistet die leichte Feldhanbiize Erhebliche» gegen Örlliebkelten, gegen Truppen in Wäldern sowie gegen Sehild-

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Zar PaMhanUtefrsge.

batterien. Nicht za unterschätzen ist aaeh ihre Fähigkeit, Keserren in and hinter Dürfen oder hinter steilen Hängen zu treffen. Fre&ieb leistet die Kanone anch in allen diesen Fällen Genttgendee, es wire also kein Gmnd, die flaabitie deshalb einznttibren. Gewifs. Dm 8ie aber, um anderen Zweeken so genUgen, einoial da ist, so ist es 4och nur mit Freade so begrülbeo, wenn sie aneb auf diesen Ge- bieten Gutes leistet.

Und weshalb in der Verteidi^anor die leichten Feldhaabitsen oiobtB leisten, ja sogar schädlich wirken sollen, wie General y. Alten behauptet, vennag man nicht einzusehen. Man denke nnr an Uae Wirkung gegen die Schildbatterien des Angreifers» ihre Wlrkimg gegen Ortlichkeiten im Vorgelände^ die /ii Stutzpunkten fttr den Angriff werden können. Und wenn oben die Vereinigong mehrerer Baubitzabteilungren lieim greplanten Angriff angedeutet wurde, „so wird, am mit General v. Hoftrauer zu reden, dies dem Oberbefehls- haber noch leichter in der geplanten Verteidigangsschlaeht sein. Er wird sie in ihr Torteilhaft einsetzen können gegen diejenige ArtUlerie des Gegners, die den Hanptangriff des Feindes vorzubereiten strebt, oder die der eigenen Gegenoffensive besonders binderlich ist"

Wenn so der General v. Alten die Lichtseiten der lelobten Feldbaabitse za verdunkeln sacht and zweifellos ihre Leistungen la gering bewertet, so hebt er andererseits ihre Schäden in anTer* hältnismälsiger Weise hervor. Gtewils ra niste ihre Einftüirang maaeben Machteil bringen. Das ist aber nun einmal nicht zu ändern. Ein Ideal gibl es nicht, was man aof der einen Seite erreicht, dafttr muls man anf der andern Seite manches in Kauf nehmen. Sind aber die Seiläden wirklich so schlimm, wie der General sie malt?

Die Organisation der Feldartillerie, die darin hat er recht mit der Feldkanone 96 mit ihrem Hauptgeschois, dem Schrapnell, denkbar einfach war, ist dnreb die Einfügung der leichten Feld- baabitse in den Regimentsverband komplizierter geworden. Das Iftlst sieh nicht abstreiten. Aber da die bdbere Trnppenftthmng giOlsere Mannigfaltigkeit der Wirkang verlaiigte^ and dab sie recht daran tal, glaul)c ich im Gegensatz zom General v. Alton bewiesen zu haben, so fUhrte diese Forderung selbstverständlich zur Temduten Kompliziening der Munition nnd ihres Ersatses. Sollte man des- wegen aber auf die neue, der Feldartillerie gestellte Aufgabe ver- aiohtenV Nimmennebr. Lieber einen kleinen Naolitoil in &aof nehmen, um den gröfseren Vorteil zu erreichen. Und war denn die EintHgung in den RegimenlsTerband neben die Feldkancne 96 etwas so Unerhörtes, nachdem es dem Konstrukteur gelungen war, ein Oeschflts xoslande zu bringen, das aneb als Flaehbabogeecbttte der

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Zur PeldliMbitsfraffe.

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FeldkanoDe kaum unterlegen^ in einigen Fällen sognr Oberlegen war? Es tanehle doob sogar, der beste Beweta flir die Vontigliebkeil des GeschlltBes, der Voisehlag anf, die Feldartillerie nnr mit leichten FeldhanbitKen tu bewaffnen, ein Vorsehlag, der an der Schwere des Ge- sehlltses nnd Tor allem der Mnnitiont selieitem mnfste. So vermag ich in ihrer Nebenstellung neben die Feldkanone 96 einen so grolsen Sehaden nicht zn sehen. Ob es allerdings in Znknnft so bleiben kann, das ist eine andere Frage, die weiter unten besproohen werden soll Und die Schwierigkeiten des Sehielsens, der Ausbildung nnd der MobÜmaehnng sind doch wahrlich nicht so grob, dals sie nicht tiberwnnden werden können. Ich stehe seihst bei einer Hanbiti- hatterie, kann also ans eigenster Erfahrnng sprechen. Abgesehen ron einigen Kleinigkeiten (z. B. Fehlen der Seitenrichtmaschine, Notwendigkeit der Seitenverschiebong im Gegensatz cn dem seitlidi gebogenen libellenanfsata der Fetdkanone, Anwendung des Kicht- bogens) ist die Bedienung der leichten Feldhaubitxe nicht anders, als die der Feldkanone 96. Das eiosige, was noch hlnaukomnit, ist der Bogenschuis. Derselbe ist aber niclit so schwer, weder ftr die Bedienung noch für den Schielaenden, wie der General r. AHen anzunehmen scheint. Und dafe bei einer Mobilmachung bei den Hanbitebatterien nur soiobe Leute brauchbar sehi sollen, die hei ihnen ausgebildet sind, vermag ich nicht einzusehen. So „dUTerensiert** und so „Terfeinert" ist der Dienst gar nicht, als dal^ nickt auch ein Mann, der Überhaupt als Kanonier ausgebildet ist, ihn schnell lernen könnte. Muls ihm doch, wenn er Tom Pfluge oder ans der Fabrik bei einer Mobilmachung weggeholt wird, auch bei den Kanonenbattezien alles von neuem ins GedJtohtnis zurückgerufen werden! Daüs schlieMch das indirekte Feuer, dessen Schwierigiceit der General v. Alten immer wieder in den Vordergrund stellt, ntehts Besonderes Ist, darauf ist oben schon hingewiesen wcoden. Auch bei den Kanonenbatterien bestrebt man sich, das indirekte ScUeiben nnd die HÜfsmlttel dazu zn vmollkommnen und wird dies in Zu- kunft noch mehr tun. Nebenbei sei hier erwähnt, dafs in diesem Zusammenhang zum zweiten Male der Hauptmann Wangemann den General v. Alten durch etwas zu widerlegen sucht» was gar nicht ▼orhanden ist Er behauptet nämlich, data eine BeobachtungsIeÜer, speziell ftlr leichte Peldhanbitsen, ron Krupp bereits konstruiert sei, dalüi dadurch also Tiele Schwierigkeiten ttberwunden werden können. Das ist ja sehr schön nnd ihre Einfthrung wäre gewifs mit Freude zu begrUÜBen, wir haben sie aber doch noch nichtl Mit solchen Gründen darf man doch nicht die geistvollen Ausführungen des Generals v. Alten wideriegen wollen.

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328

Zur FeUliMbililtee«.

Wenn es dem Fachmaan in diesen artilleristischen Ponkften TeriiHllniBmSiBlg leiehi fISIlt, dem General t. Allen m widersprechen, so verdienen seine Ansfllhrangen tlber Hnnitionssetgen and Sehwierig- ketten der Ftthrang emstesle Beaclitiing, insbesondere im Ansbliek in die Znknnft.

Bio Gesohtttz, das für seine Sondeisweeke eine reiehüehe An« zahl Ton Mnnition (Granaten ebne und mit Veizdferang) braucht, ao/serdem noeh mit Schrapnells auszorasten, f on denen es doch anch eine ganse Menge nötig hat, ist doch eine bedenkliche Saehe. Wie Ukht konnten da ans dem Bestreben, so viel eirdehen an wollen, nor swei Hüften, aber kein elnbdtiiohes Ganses herans- kommen. Der Herr Verfasser des genannten Anisatzes im MilttKr- Wochenblatt bereelinet zwar sehr richtig die Gescholnahl der Hanbitaabteilnng, die Ja eine eigene leichte Monitionskoloniie hat, aof degenigen einer Kanonenabteilnng. Man mag femer die Granaten o. V. (ohne VerzOgemng) nnd m. V. (mit Verzögerung) mit liinheitsiander annehmen, man mag anfahren, dab die Granate Az. die verfenerten Schrapnells wohl ersetzen könne» man mag be- haupten, dab die leichten Mnnitionskolonneo, so weit sie anob zorllck sind, doch steb rechtzeitig sor Stelle sein werden, man mag sagen, dab das gröbere Kaliber des einzelnen Geschosses hu zn einem gewissen Grade die Aofwendnng einer gröberen Mnnitionsmenge unnötig madie^ man mag schlleblieh ebe wesentiiehe Steigerang

Feaergesohwindigkeit tlberiiaapt abstreiten, ich halte trotz« dem die Hnnitionsfrage bei der leichten Feldhanbitze für einen sehr wanden Punkt, insbesondere die verschiedene Munition innerhalb des JSegiments, das sieh aus Kanonen- und Hanbiteabteilong zu- sammensetzt. Diesem Übelstande abznheUen, daran mub emstlich gedacht werden. Uber das „Wie** weiter unten.

Schliebiich die Ftthrang. Der Divisionskommandeur, der das „Glttek'* hat, die Hanbilaabteilang zu seiner Artillerie za zählen, wird sieh in jedem einzelnen Falle In dnem Dilemma befinden, darin kann man dem Genemi v. Alten nicht widerspmehen. Beim Angriff aof eine befestigte Stellung erst recht, wdl er ja nie weib, wann and wo die Hanbitzabteilong ittr ihre Sonderzwecke verfhgbar sein mnfo, abgesehen davon, dab es nicht so leicht bt, sfe, wenn sie nicht von Anfang an znmokgebalten Ut, aus dem Artilleriekampf loszulösen. Der Baum verbietet leider, den interessanten AasflUi- rungen des Generab v. Alten, die man volbtiiadig nntersebreiben kann, ttber Pllhmng und Verwendung der leichten Feldhaubitzen zn folgen. Sie fordern jedenfalb emstU^h dazu auf, darüber nach- zadenken, wie aach diesem Nachteil abgeholfen werden kann.

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Zur Feldbanbitsfrige.

329

Unter Zagrandelef^ang des gegenwttrligen Zastandes unserer FeldartiUerie seien die Gedanken pro and contra noch einmal kurz aaeaminengeialiBt, um als Grundlage fttr einen Blick in die Znkonft

zn dienen:

1. Wenn die FeldartUlerie die ihr gestellten Aufgaben erfüllen soll, und das mufs sie, so ist die leichte Feldhaabitie not* wendig. Das ist der c^rundlegende Gedanke und in seiner Vernelnang liegt der Grundirrtum der Altenschen Broschüre;

2. die Leistungen der leichten Feldhaubitze sind so gnte, dals ▼on ihrer Abschaffung keine Rede sein kann;

a) die Beweglichkeit ist mehr wie genügend;

b) wenn auch im Bopren^^churs gegen Unterstände nnr eine geringe Anzahl von Treffern erwartet werden kann, so ist doch die moralische Wirkung eine so grolse, dafs sie diese Sehnlsart rechtfertigt. Die technischen Schwierigkeiten des Bogenschusses sind gering;

c) die Wirkung der Granate Bz. gegen Ziele dicht hinter Deckungen ist eine verhältnismäfsig recht gute;

d) die Wirkung gegen Schildbatterien, widerstandsfähige Ziele, Ziele hinter steilen Hängen ist der der Feldkanone sogar überlegen;

8, ihre Schäden sind nicht so grofs, daCs sie ihre Ahsohafiung

fordern.

Die Schwierigkeiten des Schiefsens, der Bediennng, der Aasbildong und der Mohilm.ichang sind gering; Als wesentliche Nachteile bleiben bestehen:

a) Durchbrechen der einheitlichen Organisation der Feldartillerie durch Eingliedernng in den Regimentsverband, Schwierig* keiten fUr die Führung und Schwierigkeiten, sie aus dem Artilleriekampf loszulr^^en und anderweitig zu verwenden, oder die Notwendigkeit, sie untätig zarttckznhalten;

b) Schwierigkeiten des Munitionsersatzes.

So kommt man im Gegensatz zu dem General v. Alten zu dem Schlufs: Die Vorteile der leichten Feldhaubitze tiberwiegen die Nachteile, sie muis deshalb beibehalten werden^ wir müssen aber versuchen, die hervorgetretenen Nachteile zu Uberwinden.

Auf dieser Grundlage sei mir ein Blick in die Zukunft und ein Vorschlag gestattet.

Der Rohrrücklauf tritt auf den Plan und mit ihm und den dadurch möglichen Schilden das Schnell feuergeschutz. Damit tritt die Feldartillerie in ein ganz neues Stadium und steht man mag in gewohntem konservativen Sinn dagegen sagen, was man

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330

Zur FeidhMbiUfraf^e.

will vor einer gewaltigen Umwälzung. Uubediugt H«cbt hat der General v. Alton, wenn er den Standpunkt vertritt, dafs das bciiuellfeoer (las Keuer der Zukunft sei. Sonst brauchten wir ja gar kein SchuelUeuer^eschUtz einzuführen.

Wird aber die jeicbte Feldbaubitze mit der nuumebr so ver- änderten Feldkauone gleichen Schritt halten können, wie sie es bis jetzt mit dem Feldgeschütz 96 vermochte? Diese Frage kann man Dor verneinen.

Tecbuisch wäre es möglich. Die 10.5 cm Hanbitze ist von Krupp schon längst mit Rohrrücklauf und Schilden versehen und wiegt nur 20 kg ni«:hr als seine 7,5 cm Feldkanone. Wenn sie al)er neben der Feldkanone als SchnellfeuergeschUtz wirken soll, braucht sie .Munition und immer wieder Munition, natürlich Schrapnells. Für ihre S(>?iderzwecke bedarf sie aber einer grolsen Menge Granaten. Es lUirfte unmöglich sein, diese beiden Forderongen in der Praxi.s. PO wie es bis jetzt nach einigerroalsen möglich gewesen ist, in Zukunft zu vereinigen. Eine von beiden mnls zurtlckstchen. Ks kann wohl kein Zweifel sein, dafs dies nicht die Mranate, sondern nur das Schrapnell sein kan?t, denn für die Sunderzwecke ist die Haubitze ja notwendig und konstruiert, kann also die Granaten nicht entbehren. Ma?) rüste sie daher nur mit Granaten aaa, ein Schritt weiter auf deni Wege zur Einfachheit.

Verliert die leichte Feldhau bit/.c so ihren ( iiarakter als hihiu ll- fenergeschütz, so ist ihre organisatorische Vereinigung mit der modernen Koijrruckiautkanone im Regimentsverbande ein Undioir. Man ersetze sie durch Kanonenbatterieu (ob zu 4 oder u (u .scbüt/.i n. gehört nicht in diese Betrachtnng) und unterstelle sie direkt dem Generalkommando und zwar schon im Frieden letzt ist die Aus- bildung ihrer Bedienune:, das Schielsen, die .Mobilmachung nicht mehr gleich der der Kanone, wie es beim Feldgeschütz 96 der Fall war. die leichte Felubaubitze wird zum Spezialgesch iUz und jeufs als solches behandelt werden. Ihr Ausscheiden aus dem engt-n Regimentsverb and hat aulserdem noch Vemieidung der oben be- rührten Nachteile und weitere Vorteile zur Folge. Die Ausrüstung beider Divisionen des Armeckurps an Artillerie ist gleich, die Schwierigkeiten der FUhrnog und des Ixjslö^ens aus dem Artillerie- kampf fallen fort. Dadurch, dafs die Haubitzen hinten marschieren, stJiren sie die Einheitlichkeit nicht und sind, dafür bürgt ihre Be- weglichkeit^ ftlr den konmiandieren General für ihre .Sonderzwecke rechtzeitig und am richtigen Ort verwendbar. Und tritt diese Sonder- verweuduug nicht ein (Begegnuugsgefecht), so bilden sie als eine Art Korpsartillerie eine willkommene Keserve in der Hand des

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Zur FeldluniUtefrage.

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koramuidiereudeD Generals, denn wemi sie aaeh nicht mit Scbrapnelis- BehielseD, so können sie doeh im Flachbabnsohnfs mit Granaten Ax. gegen Ortlich keiten, auf dem StolsflUgel, gegen Schildbatterien nnd im Nalikanipf ein gewichtige^ Wort mitspreohen. Fttr diese Zwecke gebfi man ihnen die Schilde, die b'w tragen können und den Kolir- rttekiauf. Dieser letztere bringt auiserdem noch deu Vorteil, dals. er (las indirekte Richten erleiebtert ond tteim Bogenscbnls den KOok- stols nach unten auffängt.

Gegner dieser Ansicht werden hier auf die Platzfrage hinweisen nnd erschreckt ansrnfen: Noch mehr Artillerie! Meiner Ansicht nach wird die Platzfrage viel sa sehr in den Vordergrund gestellt. Leider kann ich im Rahmen dieser Abhandlung diese Ansiebt nicht n&ber begründen.

Somit wurden die leichten Feldhaubitzeu gewusermalsen zur schweren Artillerie des Feldheeres treten. Da kann man mit Hecht die Frage aufwerfen: Brauchen wir denn da Uberhaupt zwei Kaliber, kann nicht eins von beiden, die sebwere oder die leichte Feld- baubitze, allein das leisten, was vom Wurfteaer im Feldkriege verlangt wird? Ist es nötig, Feld- und Fufsartillerie so zu verquicken? Wurde nicht ein zwischen beiden liegendes Kaliber einer fiinheits- Feldbaabitze die beste Lr)sang sein? Es sei hier hingewiesen auf einen sehr beachtenswerten Aufsatz im Deutschen OfAzierblatt (Nr. G), der diese Gedanken ausftlhrt nnd die Lösang in einer 12 cm Feld- baabitae sncbt, ohne allerdings auf die 15 cm schwere Feldbaabitze si verzichten. Die Antwort auf letztere Frage köontu zunächst nnr der Konstrukteor geben. Meiner Ansicht naob ist aber die sebwere Feidhaubitze geg^n die permanenten Befestigungen, i^ wir sie an unserer Wes%renze ündvn werden, nicht zu entbeiireu, ich glaube nicht, dafs ein 12 cm das leisten wird. Andererseits kann ich bei einer 12 cm Haubitze an so genügende Beweglichkeit nicht giaaben, dats sie imstande ist, die oben erwähnten Aufgaben, aach wenn sie Flachbuhnschufs erhält, aulser ihrem Sonderzweck zu er- füllen, scblieblicb sehe ich als wichtigsten Gegengrund in der Munitionsmenge, die die leichte Feldhanbitze für ihre Aufgaben im Flachbahnscbnüi nnd Bogenschufs braucht, im 10,5 cm Kaliber die oberste Grenze, ^r werden so Uber die beiden Kaliber nicht hinwegkommen oder wir müssen auf deu Flachbahnschufs verzichten.

Das geht a])er nicht an. Der Flachbahnschufs der leichten Feldhaubitze scheint mir unbedingt erforderlich, einmal da, wo ^jie für ihre Sonderzwecke nicht verwendet wird (Korpsartillerie), dann aber zur Bekämpfung von Zielen dicht hinter Deckungen mit Granaten Bz. Aul die gute Wirkung der leichten Feldhanbitse gegen diese^

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ZB2 fieitsobole ittr die jüngsten Offiaiere der deatBohen KavaUerie.

Ziele habe ich oben bereits fiingewiesen. Damii kiiunen wir aber €ineu zweiten Schritt anf dem Wege zur Einfachheit vorwärts tiin, indem die Granaten der Keldkanonen wejrfallen and diese nur mit Schrapuells ausgerüstet werden, eine Maisregel, die beim Schnell- feaergeschUtz nur mit Freude zu begrttfsen ist. Wie wenig die ^ Oranate Bz. gegen Ziele dicht hinter Declcungen leistet, wollen wir ons nur ruhig eingestehen. Und gegen widerstandsfähige Ziele leistet das Schra]>Tip]l A/. ebensoviel. Für die wenigen Fälle, wo es gilt, den Im iud i u seinen Deckungen zu fassen, kann die leichte Feldhaubitze alU ii] < intrcteu, da hat man ja auch Zeit, also wird sie rechtzeitig da sein, ja einer VereioigUDg mehrerer Haubitzabteiloogea steht nichts im Wege.

So scheint mir für die Zukuntt eine glückliche LösuBg der Feld haubitzfrage in folgendem zu lieirin :

1. Umwandlung der leichten Feldhaubitzeu in ein Hohrrticklauf^ 2-eschütz mit Schilden:

2. Ausscheiden der leichten Feidhaubitzer) aus dem Kegimeuts- verband, Unterstellang unter die Generaikümmandos, Ersatz durch Kanonenbatterien:

3. Ausrüstung der leichten IVIdhanhitzen nur mit Uranuten (Az., Bz.. 0. V. nnd m. V. als Kinheitsgeschofs):

4. Ausrtl'jtnng der Feldkanonen nur mit Schrapnt Iis.

Aut iliesr Weise sind alle die Nachteile, (leien Xuchwei.'i man •dem (ienerai v. Alten nicht abstreiten kr nute, vermieden, dagegen nnabweisbare Vorteile, insbesondere der grül^ter fiiiifiMsUieit, erreicht.

XVIll.

Reitschule Tür die jüngsten Offiziere der deutschen

Kavallerie.

▼on

Generalm^iar z. D. v. Gersdorff.

Nach den bestehtitden Allerhöchsten Bestimmungen wird ein Offiziers -Aspirant nach sechsmonalichem Dienst bei der Truppe zum Beanch einer Kriegsschule zugelassen. Auf der Kriegsachale ver<

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BettMknle für die jttngttm Ottiiere der deutsehen KevaUerie. 333

■vveiJt derselbe neun Monate und erreicht in der Regel nach Verlauf von zwei Monaten nach Abgang von derselben den Dienstgrad eines Lentnants. Der J^ehrplan der Kriegsschulen fafst hauptsächlich die Aasbildungdes < >ffi/ipr5^- Aspirniiten in kripL'swissenschaftlichen Fächern ins Aupro. Znr Erlaiiifung praktischer Dienstkenntnisse bleiben bei der TiLijipe vtwj acht Monatf' /.iir Verfügung, Dies sind vier Monate weniger, als für die Einjährig- I rciwüligen verfügbar sind, weiche doch nur die Befähigung zur Beiördenuig zom Beserve* and nicht zum BernfR-Oftizier anstreben.

Wohl hat der Offiziers -Aspirant zunächst ein Dienstzeugnis auf- zuweisen, weiches ihn zur Bpf'irdernnc zum P^iibnrich qualifiziert, und später durch die Prüfung im Offiziers- P'.xaiiien seine wisscn- srhnftlich«». wie dienstliche Reife zur Bef(irderuD;p '/lun Offizier dar- zutun, indessen liegt es in der KUrzf der Aushildurigsperiode des Offizier?- Aspiranten begründet, dafs Hian von dem neu prnnnnten Leutnant lIct Heiterwaffe, weirbe heut/utaice die verschiedenartigsten Üienstzweige uinfafst. keine isere Routine bei Beherrschung seiner dienstlichen Aufi:al)in voiaus^tt/en kann. In den ersten Jahren tritt derselbe mehr als Lfrnrncirr wie als vollhcfahigter Lehrer in die dienstliche Arena. Insbesondere wird er Mangel in Beherrschung des Winterdienstes empfinden und nur iu AusnahinetalUn liereits in der Lage sein ein junges Pferd als Heiter seihstandig auszubilden

Für seinen KskadroDchef ist (In neu ernannte Kavallerie-Offizier kaum eine Hilli' bei der Winterausbiidung (h r L-hadron. Vielmehr wird der (Jhef, falls er prewi-^senhaft verfUhrt, \ ael Zeit und viel Muhe auf die Weiterfürü(!run^- st int h JünGrsten Leutnants verwenden mttssen. die der Gesamtheit abgezogen werden rnnfs.

Falls dem jungen Offizier da^ GlUck nicht blüht, im Regiment einen yortrefTIiehen Offizier-Reitunterricht zu geniefsen. wird er vor- aussichtlich als Kelter, wie als Reitlehrer ein Stümper bleiben, bi«» er später auf dem Militär-Keitinstitut Gelegenheit bat, sieh das Fehlende naciUräglich anzueignen.

In Wtirdi^^ung der hier beschriebenen Verhältnisse hat die König! ^äelisic lie Militärverwaltung seit Liutritt Sachsens in die neuen Reichsverhältnisse in Dresden eine Reitschule ins Leben gerufen, bei weicher sämtliche jungen Kavallerie-Oiliziere zu einem Winter- Kursus vereinigt werden, die im Laufe des vergangenen Jahres zu Jjeutuauts befördert sind. Dort werden diese jungen Offiziere in allön Dienstzweigeu der Kavalleriewutfe nachgebildet, insbesondere als j/raktische Remontereiter und Reitlehrer.

Der Erfolg dieses Instituts wird jedem augenfällig, der hei dem Königlichen Reit-Institut zu Hannover Gelegenheit nimmt, die her-

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1

384 fieitsobnie ftir die jüngsten Offiziere der deuigohen KATAlleiie.

vorragende Reitfertigkeit der aus den Königlich Sächsischen Truppen - teilen kommandierten Offiziere in Augenschein zu nehmen.

Waö die Sachsen bezüglich der Förderung ihrer jungen Kavallerie- f^ziere durch die Reitschule in Dresden erreichen, streht die uns verbündete und benachbarte ÖsterreifeH-Ungarische Armee durch Vereinigung und längere Ausbildung ihrer Offiziers-Aspuranten auf den Kavallerie-Kadettenschulen an.

Bei Gelegenheit der Vorlage eines neuen Militär-Gesetzes im Herbst des künftigen Jahres sollte die Veraulassung nicht versäumt werden, den Forderungen fttr die Kavalleriewaffe die geringen Kosten hinzuznjfttgen, welche zur Errichtung von Korps* bezw. Divisions- Offizier-Reitschnlen nach Muster des Dresdener Instituts auch für die Übrigen Kontingente der deutschen Armee erforderlieh sind.

GreringfÜgig sind solche Kosten, weil Etatserhohungen kaum einzutreten brauchen. Sie beschränken sich auf Erweiterungen der Garnison-Einrichtungen desjenigen Kavallerie-Regiments, dem die neuen Heitscbnlen in ökonomischer Beziehung angegliedert werden sollen. In erster Linie wird die Erbauung einer Reitbahn und die Einrichtung von Ställen und Reitplätzen in Betracht kommen. Dem- nächst der Mehrbedarf an Kommandozulagen fUr die Komn laudierten und die Kosten Ittr Beförderungeu derselben mit der Eisenbaini bezw. Fuistrcüibport.

Sollte der Kavallerie in der jZukunft die erwünschte Gliederung in Kavallerie-Divisionen auch im Frieden beschert werden, so sollten die neu errichteten Reitscbnlen in disziplinarer, gerichtlicher und dienstlicher Beziehung dem Kommandeur der Kavallerie-Divisionen unterstellt werden. Dieser wird ein ganz besonderes Interesse au der Ausbildung der jungen Olfiziere seines Befehlsbereichs nehmen. Als Direktor möge man einen besonders geeigneten Major beim Stabe eines der an der Keitschule beteiligten Kavallerie-Regiments bestimmen, der bei diesem, solange das Kommando dauert, vertreten wird. Als Lehrer irenUgen zwei abkommandierte Oberleumauts, welche mit Vorteil die Reitschule, bezw. die Tiirnschule bebueht haben. Wünsche iih wert wäre aulserdein die Konim;tiuii( rniig eine» Ingenieur-Offiziers behufs Erteilung: des Unterrichts im I'iüDier- und Telegraphen-Dienstes. Das Kümmuiido zur l{<dtsehule beginnt am l. Oktober und dauert bis zum 1. April jeden Jahres. Die koDinian- dierten Schüler sind sämtlich behufs Erleichterung des Reitunterriehts auf gut dressierten AushUfspterden der Regimenter beritten /u maehen und erhalten erst das ihnen zuhtehende Chargenpierd iu Natura nach Rttokkehr zum Regiment. Aufserdem bringen sie ihr eigene« Pfeid mit. Ein drittes Pierd ftlr dieselben stellt das Kavallerie-

üigiiizea by GoOglc

Uiuere MlliftänDiuik.

d35

Regiment, dem die Heitschnle angegliedert ist, oder dasseihe wird nebst Pferdepflefrer seitens des Kegiments gestellt, dem der komman- dierte Offizier angehört.

Der Dienstplan der Ueitschate regelt sich nach dem Bedürfnis der Aosbildong der kuiniuaudieiten Offiziere zu allseitig brauch- bareu Front-Offizieren nnd umfaist dementsprechend alle Disziplinen des Karallerie-Dienstes.

Mithin wären auf Reitschulen zo erteilen bezw. Torzunebmen : 1. Reitunterrieht täglich in drei Abteilungen. 2. Unterricht in der aü^^eiueinen Dienstkenntnifl, im Schiefs-Pionier-Telt'irraplK ndienst der Kavallerie, in der Pferdekeontnis und Beschiagskunde (durch einen Rofsarzt). 3. libungeii im Longieren junger Pferde. 4. Waüen^ übung-en. 5. Praktische Übungen im Entfern ungnschätzen und im Seh leise II. Im Herbst aniserdem noch Übungen im Gelände- und Jagdreiteu.

Es steht aolser Zweifel, dal's» der grolse \ ürteil, welchen die Regimenter von den Reitschnlen durch Ausbildung ihrer jungen Oftiziere zu in allen Sätteln gerechten und allseitig verwendbaren Diensttuern erzielen würden, in keinem N'erhältnis zn deren Kosten und den geringen Nachteilen stehen wtlrde, die durch die notwendig werdende halbjährige Abkommandierung der Lehrkräfte und Schüler erwüchsen. Auch der Nachteil, welcbei durch die zeitweilige Los- lo8uag der iöngsten Offiziere ans dem Verband des eigenen Oflfizier- korps entstehen kaiiu, erscheint dnrch eine treffende Wahl der Person des Direktors niul ilnrch Angliedernng der Offiziere der Reit- »chnle an da8 Offizierkurps iW^. K'egiment"^, dem die Reitschule atta- cbiert wird, wenigstens zum gröisten Teil ausgleicbbar.

XIX.

Unssre Militärmusik.

Vau

GeneralmiUor VM Sefcaidt»

In seinen i^^eistvoUen «Briefen an einen StaatsniaDn über unsere raosikalische Erziehung'* spricht der groise Kulturhistoriker W. H- Biehl auch von der „Heermusik", Dort heifst es u. a. :

„Der Heerdienst ist ja in so manchem Stück eine Schule t\lr das Yolk^ wamm nicht auch in der Musik V Eiue echte ^iilitaimuäik

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836

Unsere Milicarmti«ik.

8oU Volkaarasik sein, sie soll steh eng den wirklieben VolksUedem ansohlietsen; das gibt recht lustig und helltOnende, recht kriegerische Weisen. Es entspricht zugleich dem nationalen Charakter des Heeres, welches sich anch mnsikaiisch nicht mit geborgten Lappen Bohmtteken soll Den bild^en ttnflns der eigenen Volks- lieder nnd echter Soldatenweisen auf das Heer hat man tatsSchlich an«kannt; denn wohl in den meisten dentsehen Armeen bestehen besondere SllogerebOre, die Soldaten werden zum Singen guter, friiehw Ueder angehalten, and manches dieser Lieder nknmt der ansgediente Hann In die Heimat mit, wo es nüt den originalen Ge- sängen des Volkes nntrennhar Terwilehst. Aber was man so im Gesänge gut macht, das verdirbt man in der Instmmentalmnsik: im Chore singen die Soldaten nationale Weisen nnd anf der Parade wfard ihnen Doniatetti nnd Verdi Torgeblasen nnd ein ganzer Hofball parfümierter Polkas nnd Masnrkas. Es ist, als ob für die Gemeinen gesungen and fllr die Offiziere gespielt wOrde. Die Wirknng der

Bfilitilrmasik aof die Hassen ist aber tief and weit verzweigt.

In vielen Gaaen hat der eigene Gesang des Volkes längst nicht mehr standhalten können gegen die welsche Openmelodie. In der Kriegs- masik sollen sich alle echt nationalen Weisen sammeb, alles Volk erhebend and begeisternd; statt dessen schlügt ans diese Masik da» deatsehe Volkslied vollends tot, damit sich die Lentoants an Arien and Tanzstttcken begeistern können .... Wenn mancher alte Hao- degen von Greneral, der znm Glttck anmasikalisoh is^ die ganze verkttnstelte MiiitSrmasik znm Teaibl wünscht, so liegt diesem frommen Wnnsche ein sehr richtiger Instinkt, ja ein ganz feiner künstleri- scher and soldatischer Takt zagninde. Hals denn aach nnser natio- nales Selbstgeftthi nicht tief beschftmt werden, wenn wir beate oder morgen den Italienern oder Franzosen entgegenrücken, während nnsere Mnsikkorps denselben KriegsmSrsche entgegenblasen, die aas italienischen oder französischen Opern zosammengestohlen sind?**

So scbriel) Riehl im Jahre 1853. Wie würde er beute, gerade ein halbes Jahrhundert spater, schreiben?

Nun, über Eins würde er sich freuen: dals unser Allerhöchster Kriegsherr, der in Frankfurt a. Main den dentsehen Sanges- genossenscbaften die Pflege des echten Volksliedes ans Herz legte, die herrlichen alten Märsche wieder zu Ehren gebracht bat, mit denen die Streiter Friedrichs des Gro£sen, die Kämpfer der Be- freinngskriege in die Schlacht zogen. Der Hoheofriedbergrer, der Xoigaaer, der Yorkscbe Marsch das hat einen andern Klang, als die modernen, verzwickt tnstramentierten Salonmftrsche, nach denen

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UnsMe Milltlimuik.

3S7

kein Hensoh manehieren kOonte, wenn nielit die grolse Pauke den rfajtmiBehen Dresohflegel ab^be.

Wie Torteilliaft steehen die Trompeterkorpe der EaTallerie gegen misere Infiuiterie-RegiraentsiDiidkeii ab, wählen sie doeh aaeb bei Paraden mit Yoriiebe die alten majesttttieeben Mürsche, ans denen SelbetbewnC^in nnd Siegeesnrersicbt heianstOni

An nnsere In&uiterie-Mo8ilüunrp8 wtlide RIebl bentiatage ebenso- wenig Freude baben, wie 1853, ja vielleiebt noeb weniger. Freilich ▼erenehen mh ancb manebe strebsame Stabe-Ttompeter der KavaUerie mitunter an Mosiksttleken, die fttr sie durebans ungedgaet und; aber das bleiben vereiDselte Experimente; die Instrameotienuig der Trompeterkorps weist gebleteriseb auf einfaehe, Volkstttmllcfae Weisen bin.

Wir In&nteristen liaben Begimentsmnsikeny die Ka?allerie freilloh aneh; aber wir haben 12 Kompagnien, die Kavallerie 4 bexw. 5 Sehwadronen. Dabei tOnt die Infanteriemusik trotx grolser Trommel und Beeken auf dem Marsche lange niebt so laut, wie die Trom- peten der KaYallerie. Nur die Tordersten Kompagnien des be- treffenden Bataillons hOren etwas von der Musik« wenn sie nftmlich amr Stelle ist Sie bläst das Batallion duxeb die Stadls um dann sofort zu versehwindeut wenn sie nicht 2Eum Oben des Parademaraehes gebrauebt wird. Beim ManOrer benutst die Reglmentsmusik jede Hieb irgend bietende Eisenbabnstrecke und marschiert^ wo keine Eisenbahn Torhaoden, für sich aus emem Quartier ins andere. Bei der Truppe eiaeheint sie nur gelegentüeh Im Biwak, findet aber da- Kwiaehen Zeit, um in passend gelegenen Städten Konserte an geben.

Der Staat besoldet nur die etatsmälrigen Uoboisten und auch diese bei Ihren Ansprüchen nicht ausreichend. Durch Beiträge der OfBiiere, und awar meist durch recht hohe Beiträge weiden die Zu- lagen fllr Hoboisten und ffilfshobotsten auljgebracbt. Trotadem muls die Regimentsmusik noch von Konzerten nnd Konzertreisen leben wenn sie auf der nHOhe der Zeit** bldben und den Anforderungen Ihrer ruhmbegierigen Dhngenten geniigen will. Mehr und mehr werden cUe KonaertaufltihruDgen zur Hauptau^g^abe der Militiirmuaik, während der Dienst als lästige und unbequeme Fessel empfunden wird. Nattlrlieh wird fttr den Konzertsaal auch die Streichmusik ge- pfl^ und mancher Stabshobolst engac^ert sefaie Künstler haupt- sächlich nach ihrer Befähigung als VioUnisteo oder Cellisten, während er erst in zweiter Linie fragt, welches Blasinstrument sie spielen. In den Konzerten wird dem Uoehgeehrten Publikum Verdis Mas- oagni. LeoneavaUo, Wagner, Lisst, Richard Strauis und Tom Heuen stets das Neueste geboten wo bleibt da die TolkstOmliebe Heer-

338

Urnen Hawtmuitfk.

mosik? YoUutlimlieh sind bOobstens die grenlloheii gleidi emem Bagoat sosaiiimeiigeBftoppelteD Poti>oiiiru. Auf eioem Pnfnmm las leb »Fftutaeie ans Wagnen Sleffried mit Oonplet>£iidage"« Also oiobt immer gute KoDxertmnrik wird gepflef^t. Niebt einmal in den «popnUlren** Konieiten eiflillt die Regimentamoaik die Aufgabe, das Volk mnaikalieeh sn enieben. Und was baben die OfiBzierkoipa von ibier Regimentsronaik, 4Ue ibnen Tielbicb so bebe Opfer anf- erlegt? Kdnesfalls stebt das, was die Begimentomnaik im Offiaer- Kasino leistet, im VerbSltnis sn den ani^wendeten Kosten. Und lUe Offixierkorpa der detadiieften ßataOlone? Sie beiablen wom9g* lieb noeb eine besondere BataiUonsmnnk, da sie die Begimentsmnsik nur bei den Herbstttbnngen zu btfren bekommen.

Aber mit Riebl sei es wiederbolt: die Hilitttrmnsik ist in erster Linie fttr unsere Leute da, in sweiter Lüde für die Oflbiere nnd dann, wenn noeb Zdt llbrig bleibt, fUr die Konzert- anffttbrongen. In Wirkliebkeit aber findet das nmgekebrte Ver- bUtnis statt.

Bei der Beorganisation yon 1869 61 bestand die Absiebt^ die nen formierten Infanterie- Begtmenter mit einer feldmSJaigeren Musik aussnrOsten, es sollten ss. B. alle Holzinstrnmente fortlallen. Aber ebe lebn Jahre vergangen waren, bOrte man in den Konzerten der nenen Begimentsmusiken eitel Klarinetten, FlOten und Oboen.

Wenn nun der jetzige Znsebnitt der Infanteiiemuslk den an sie zu stellenden Anforderungen niebt entspriebt, weil sie bei nngebubr- lieber Belastung des Offizierkorps fttr die Truppe zn wenig leistet, 80 fimgt sieb, wie den Hftngeln abzubelfen ist,

ZnnSobst: alle Holzinstrnmente mttssen Terscbwlnden und an die Stelle der Begimentsmusiken mttssen Bataillons« Horum nsiken treten, die lediglieb aus Staatsmitteln Unterbalten werden, ohne flbrigens den Hilitfiretat bOber zu belasten.

Die Bataillonsmusik wird gebildet aus den etatsmftfsigeii Hor- msten des Dienststaades und soviel Kapitulanten, dafo aulser dem Dirigenten das Musikkorps aus 20 Mann besteht. Der Dirigent, dem die AaffOhmng eigener Kompositionen streng verboten ist, erbftlt eine anstindige Besoldung, die Kapitulanten angemessene Zu* lagen. Die Kosten einer soleben Batailtonsmnsik werden sieb aaÜBer« ordentlich niedrig stellen, aueb wenn sie mit Instramenten bester Beeehaffenheit ausgerüstet wird. In erster Linie werden Mttrsoh« und Volkslieder eingeübt und gespielt, sodann ein&ebe, volks- tttmliche Weisen onserer greisen dentschen Meister. Aueb firiaohei frObliebe Tanzmusik mag zu ihrem Beebte kommen, ohne allzusehr zn ttberwuebem.

. -.Li by

ünaara Millttnnfllk.

889

Jedenüdls isl die Muik nnzertrenniieb tod der Trappe, begleitet sie ananahinslos «nf allen Mineben and Übungeiu 6e- legentUehes Konseirtieieii mag ihr anverwehrt bleiben, wenn der Pieoat ee gevtatteft; jedoeh darf niemals irgend welche Bflekaiobt darauf genommen weiden. Ganz ansgeaelileaBen sind Ronzertreiaen.

Bei Paraden und wo das Begimenft veiaammeLt ist, kOnnen aasnahmsweiBe die drei Bataillonsmosiken zusammengestellt werden; sie können dann bei feierlichen nnd featUeliea Geiegenbeiten eine benliebe Klangwirkung erzielen.

Aach für die Mitwirkung beim Grottesdienst und fttr miiitftrisebe Begräbnisse wird sieh die Hommnslk vortrefflich eignen. Cboittle klingen Tiel voller and schöner Ton Honunnsik, als von yoUbesefater Be^mentsmasik bisberiger Art.

Dann wird es auch nicht mehr vorkommen, dafs man beim.fie- gilLbnis eines kriegsbewübrten alten Soldaten dm Obopinseben Traoer- marseb b((rt, das denkbar un°:eeigDetste Musikstück zur Ehrang eines mannhaften dentsehen Helden. Jeder sebliobte Cboral ist da besser am Platz.

Vor allem ist die nach obigen GrnndsätKen organisierte Bataillons- Hornmasik in erster Linie fttr unsere Leute. Wir rnttssen Militäimnsiken haben, die nach Riehls Ausdrack Heermusik bieten, nicht aber in der allgemeinen Jagd nach scbellenlautem und klingen- dem Erfolg in den Wettbewerb mit den Konsert-Orobestern treten. Dann wird das Publikum darauf verzichten mOssen, von der Militär- mnsik symphonisobe Dichtungen zu hören, oder beim Ifaraob durob die Stadt ein ans Offenbaohscben Motiven snaammengefliektes Potpourri.

Die Heennasik ist eben so wiebtig als soldatisches Er* Siebungsmittel, wie der Gesang, nnd es Ist nicht gleichgllltig, welehe Kost unsera meist mit offenem Sinn für einfaehe nnd an- spieehende Musik begabten Leuten vorgesetaft wird.

Dies die frommen Wttnsobe für eine Reform nnserer Militär- musik, die freilich nicht nach dem Geschmack unserer Musik- dirigenten ausfallen, die auch bei manrhen Offizierkorps nnd beim mnrikliebenden Publikum vielfach auf Widersprach Bioisen würde.

Und doch ist solche Reform geboten im Interesse der Sache, damit nicht „fttr die Soldaten gesungen nnd für das Konaert-Pobliknm gespielt wird*.

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d40

Der Krieg in üstasien.

XX.

Der Krieg in Ostasien.

i.

Wir wollen vor allem TorancheD, ein objelLtlFes Bild der alrategi- seinn Lage in „Femen Osten'* und der einander gegenttbentelienden StreitMile an geben, am denselben später eine Sebildening der kxiegeriseben Ereignisse folgen an lasten.

Bnblands Trappen stehen yerteilt in den weiten Gebieten Ton der Ifttndong des Amor bis in der Sttdwestepitae der Halbinsel Kwanfan, geetlltei anf die befestigten Stellnngen von Port Arthnr und Dalny anf der letzteren nnd Wladiwostok im Kllstengebieti die sngleidi die Stationaorte der SohifEs des „Oesohwaders des Stülen Oieans^' nnd der ,^ibiri8oben Flotille" sind. Es sind die weiten Gebiete des Generalgonverneoie des Amnr, der tateäohlich von den Russen militlinseb beherrsobten Uandsebnrä und des Paebtgebietes von Kwanton, Gebiete, welebe eiosefalieMeh der Insel Sachalin eine Oberiltfohe von nicht weniger als 8890000 Quadratkilometer haben, wenn wir den nOidlieh des Amor liegenden Teil des Kttsten* gebletes einsehlieben*

Dte Gnipidemng der Streitkrttfte anf diesem seehamal das DeotBobe Reioh an Ansdehnnng ttbertreffenden Gebiete entriebt sioii 2imeit selbstveistttndlieb einer latreffenden Kenntnis. Man ditiito Jedoeh nioht fehl geben, wenn man annhnmt, dafs eine Grappe der Landstreltkrftfte Im Osten auf Wladiwostok gestlltat swischen der Kllste des Japnniaehen Heeres nnd dem sehwer zo ttberscbreitendea Gebirgsmassiv des Tsebang-hai*Sehan im AnfmarBobe begriffen ist, eine aweite awisehen Da]n\j nnd dem Jaln-Flnls, also aaf der Halb* Insel lian-tnng sich versammelt, wohin ihnen die in Wladiwostok, besw. Port Arthur endenden SoUenenwege die aus Eozopa nnd den anderen asiatisohen Gebieteteilen Rnlslands naehgesandton Vor- stäifcnngen znfllhien.

Wollen wir uns ein Bild machen von der Stärke der aar- zeit im „Fernen Osten" verfügbaren Streitkräfte Bnfs- I an ds, 80 müssen wir wieder voraossehieken, dafii genaue Zahlen schon um deswillen nicht zu geben sind, weil aller Wahrseheinlidi- keit nach and auch, wenn man den Zeitangsnaehriehlen trauen darf, bedeutende Verstärkungen andauernd auf der Sibirischen Eisenbahn

üigiiizea by

Der Kri0f In OatMleii.

841

nach Ostaiiien abgesandt werden, am zoDäohflt wohl znr Bildung dos dritten sibirischen Armeekorps Venvendung zu finden. Mit Bestimmtheit hat aber Kuisland, abgesehen von den auf der Bahn roUenden MilikänQgen, soneil im „Femea Osten" zur Verfügung:*)

1. Die Truppen des Militftrbesirks Amor.

£e sind dies anilser dem ersten sibirisehen Armeekorps die achte osteibiiisehe SchlltKenbrigade, welche die Hauptreserve ftlr Wladiwostok bildet, die erste sibirisobe Reserve-Iafanteiiebrigade, die Ussnri-Eisenbahnbrigade, zwei ostoibirisehe fliegende ArtUierie- parks usw. nnd die Sttd-Ussmri-Train^Eadrekonipagnie. Ancb scheinen die beiden in Sonner „zur Erprobang der LeisUingsifthigkeit der stbiriflchen Eisenbahn^ mit ihrer Artillerie an der koreanischen Grenze südlich Wladiwostok disloodert zn sein. Zn diesen Troppen würden noch die Festnngstmppea in Wladiwostok, mkoliyewitz nnd an der Possjet-Bai zn rechnen sein.

2. Die Truppen in der Mandschurei nnd im Kwantun-

Gebiet

Aufser dem sehr schwachen zweiten sibiribchen Armeekorps Bind dies drei ostsibirische Suiiutzeubrigaden, eine seloständige (Trausbaikal ) Kasackeubrit^ade, die ostsibirische Schützen- Artillerie- abteilnn^, ein Sappenrbataillon und die selitstandige Kwantansche Sappeurkoiupagiiie, die transaraurisehe Eiseuimhnbrifrade und die „Grenzwache des traiisamurischen Bezirks'*, d. h. die etwa oOOOO Manu starke Schutzwache der ostchiuesischen Eisenbahn, sowie die Festungstruppen in Port Arthur.

>) wahrend wir die^ niederächreiben, bfingen die rosaischen Zeitungen

Mitteile n^^ron üh«: ; N * u f o r in at ionen.

Durch Allerh. Ordre vom 10. Febniai- wurde das dritte sibirische Armeekorps gebildet, zu dem die dritte, vierte und die neuformierte nennte OHtsibirinche Scbatasenbrigade treten und dann die weatsibirische SehOtEenbrigade und das ostaibiiische SappenrbataiUon Qberwiesen werden, deesen kommandierender General der bisherige Kommandant von P<Mt Arthur, Greneralleutnant Stöfsel» wurde.

Die sibirischen Sclnitzenroj^imcntor, welchp bisher mit woniii^en AoB- nahmen um ^wci Batmllone hatten, erhielten zum Teil drei Bataillone, die in Europa formiert wurden.

Die drei sibirischen Korps und die neugebüdete eiste sibiriscbe ün- i«lt^ediviHion bilden die mandschurische Armee.

Aus den vier Kasackenrcgimentem zweiter Kategorie des Transbaikal- kasackenheeres wurde eine Transbaikalkaaackendivision formiert.

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342

Der Kriflg in Ottasioo.

3. Die Reservetruppen des sibirischen Militärbe:airlt8 sowie die beiden in Irkut^k und Krassnojarsk stehenden

K u s a e k c u - S s o t n i e n.

Es sind dies im panzeii auf dem Friedensfuls lOo Bataillone, 35 EskadroDs bezw. Ssotiiiej], 27 Batterieu zu je 8 GeschUt/eii und 8 Batailloue techiiiseiher Truppen mit -/nsanimen 1570<X) Kö])feu, Im Kriege erweitern sich die Kasaeken und die Keservetruppen sehr hedentend. so wird aus jeder der sibirischen Resen-eJufanterie- brigadcn zu 4 Bataillonen, 4 Reserve-Infanterieregimeutur zu je 5 Bataillonen, d h. 20 Bataillone. Die TJnientruppen ziehen Ur- lauber und Reservisten ein. Im i,'anxen würden die Gesamtstreit- kräfte, einschiielslieh der Grenzwache, auf dem Kriegsfnfs 158 Bataillone. III Eskadrons bezw. Ssutnien, H5 Batterien und 8 Bataillone technischer Trappen betragen mit zusammen (^efren '232t)00 Köpfen und 280 Geschützen, von denen ein nicht uubedeutender Teil der soeben eingeführten bchnellfeuer-RobrrUcklauf-Konstrnktion angehört. Vor dem Feinde in erster Linie würde diese Truppen- znbl freilich nicht Verwendung finden können. Denn für die Siche- rnng der „Ostchinesischen Eisenbahn", welche bekanntlich in einer Länge vnn etwa 2400 km (2877 Werst) durch eine chinesische Provinz führt, sind die Kräfte der zu 30(X)0 Mann angenommenen Grenzwaehe als Etappentruppen vollauf erforderlich. Sollten durch den japanischen Krieir auch die Chinesen in Bewegung gesetzt werden, so würde, auch wenn die chinesische Regierunjcr nentral bliebe, dennoch bald von lebhafterer Tätigkeit der .,Chuiichusen'* zu hören sein, fUr die die Kunstbauten auf der so langen und so empfindlichen Strecke gewifs eine hohe Anziehungskraft äufsem würden. Ebenso würden die sechs Eisen bahnbataillone, welche Rufsland in weiser Voraussieht im ., Fernen Osten" vereinigt hat, nicht nur auf dem Kriegsschauplatze selbst, sondern sicher auch „hinter der Front^' auf dieser einzigen, zu allen Zeiten des Jahres brauchbaren und auf kürzestem Wege vom Baikalsee zum Stillen Ozean führenden Etappenlinie Verwendung finden. Die Festungs- truppen endlich würden für die Verteidigung der vorhandenen Be- festigungen ihrer Bestinmiung gemäls zurückgehalten werden. Nun darf man die Leistung der sibirischen Bahn nicht ttbersohätzen. Die Russen gestehen selbst zu. dafs die Fahrgeschwindigkeit der Beschaffenheit des Unterbaues und der Kunstbauten wegen eine verhiiltnismälsig geringe ist. Man mnls femer damit rechnen, dals alle Züge, da die Baikal-Ümgebnngsbahn noch nicht vollendet ist, nnf der Westseite desselben ihre Passagiere bezw. Güter auf den Fähren entladen und aaf der Ostseite wieder in die £iflenbaluis&ge

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Der Siteg In Osteslen.

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▼erlftden müssen. Man bat daher berechnet, dals Rnislaod täglich ia acht ZUgeo 4800 Mann nach dem ,^emeD Osten*' befördern kann, d. h. dals ein Armeekorps mit seinem letzten Echelar nach dem Beginn des Transportes in Port Arthur oder Wladiwostok ein- treffen würde. Neben den Tmppenbefbrdeningen ist auch täglich aui den Verkehr ron zwei Güterzügen gerechnet, unseres Erachtens freilich eine zu geringe Zahl, wenn man berechnet, dals Rofsland für die Kohlenznfnhr für seine Kriegsschiffe, für den Ersatz der Munition and eines grofoea Teils seiner Veipflegiing aof die sibizisohe Bahn angewiesen ist

Aus der Darlegung der vorhandenen Streitkräfte Kuislands er- klärte sich für Rnlsland der Wunsch, den Ausbruch der Feindselig keiteu so lange hinzuziehen, bis sowohl die N erstärkungen auf dem Schienenwege wie auch die für die Sicherstellnng: des Munitioos- nnd Verpflep:unj,^ersatze8 erforderlichen Vorräte Ostasieu erreicht hätten. Japan, das zur Zeit sowohl zu Lande wie zur See Uberlegen ist mnfste umg:ekebrt zu dem Entschlufs gedrängt werden, die von Ta^ zu Tag sich verringendeu Vorteile seiner Lfifre hrnntzend, zum An- griffe über/.ugehen, ehe Kulsland durch die Herantührnng seiner Verstärkungen ein numerisches Übergewicht erlangt hätte. Hieraus entsprari^^ der Entschlufs. ohne die diplomatischen Venögeraagen abzuwarten, die Waffenentscheidung aufzusuchen.

Was nun die japanischen Streitkräfte und die strategische La;^e des Landes aiilani:^, so hat diese Macht drn \ orzug. dem Kriegsschauplatz mit scim ni ganzen Gebiete unmittrlhar benachbart zu sein, den Nachteil, das umstrittene Korea (denn um dies Land, nicht mij die Mandseharei handelt es sich in erster Linie i. uuv auf dem Wasserwf'ire mit seinen Truppen erreichen zu können, die dann den Kampf mit dem Laudheere Kufislands, das Meer im HUoken, anfhebmen müssen.

Die rnssischen Landstreitkräfte dagetrt n stehen schon jetzt auf dem Boden Koreas, wcuigrstens an der Landp^rcnze dieses LandeSi ihre Basis bildet die Mandschurei und das russische Ostasien.

Das Inselreieh besteht allerdings ans einer sebr i^rofseu Zahl mehr oder weniger greiser luselu, deren N erteidi^'iing einem die See beherrschenden Oesrner iregenliber sehr erschwert sein würde. Wie wir h< i der Schilderung der japanischen Flotte -ehen werden, dals diese zum mindesten dem russischen Geschwader des Stillen Ozeans nicht unterlegen, an Zahl der bchille sü^far überieL^en. Ohne Beherrschung des Meeres durch den (iegner hat Japan xui eiiieni Angrirt' im eigenen Lande ruchts zu befürchten. Trotz der Zer- splitterung des Gebietes gereicht ihm bis zu einer gewissen G2«nae

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Der Krieg in Ostaeien.

seine insulare Lage znm Vorteile. Übrigens liegt der Schwerpunkt des Staates, was die BefestigUDgs- nnd sonstipre Anlagen der Armee nod (irr Klotte anlangt, wesentlich in den Inseln Htmdo ujid Kiushin. Der grölste Teil der Landarmee ist im Fricdt n auf der Insel Hondo disloziert. Man hat berechnet, dafs bei dem verhiiltnismälsig: dichten Eisenhahnnetz der Insel Hondo. welches zwar meist eingeleisig ist^ aber sehr \iele Ausweichstellen besit2t, und den viel en zur Ein- schiffune" ( iirneten Häfen die Trnppen der für eine Invasion des asiatischen Festlandes bestimniten Truppen und Trains in 14 Tniren nach Aussprach der Mobüfflaebiuig zur Einschüinng bereit steben können.

Der Umstand, dals gesetzlich zur Transportflotte alle Schifte der Dampfschiffahrtsgesellschaften und des Staates, dann die Segel- schiffe des Staates und der privilegierten FischereigeseiJschaften ge- hören, setzt Japan in den Stand, ohne Schwierigkeit eine Armee auf das Festland überzuführen, Ende des Jahres 1901 waren im eigent- lichen Japan 1395 Dampfer mit einem Gehalt von 28H 067 Tonnen vorhanden, davon 9G9 ttbpr 1000 Tonnen; 4020 Segelschiffe mit 334 812 Tonnen, davon 35Ö5 Uber 1000 TouneD, aolserdem 1355 grolfie japanische Dschunken.

Die Verteidigang des Inselreicbes wird somit durch die Dislokation der Trnppen gefördert. Wie schon erwähnt, befindet sich der grülste Teil der Armee auf der Insel Hondo. AnTser zwei Truppendivisionen sind alle Truppen entlang der Meeresküste unter- gebracht, meist auch zugleich an den Eisenbahnen, so dafs es möglich ist, mit greiser Sclineliigkeit jeder beabsichtigteD Landmig entgegenzatreten*

Die Landstreitkr&fte Japans bestehen ans dem stehenden Heeie mit der Beserre nnd der firsatzreserre» der T^torialaimee» dem Landstnime» der Miliz der Inseln Jesso nnd Tschlsehima sowie den Milizen der Inseln Goto nsw.

Eine moderne Armee besteht erat seit 1867, im Jahre 1872 wurde die allgemeine Wehrpflicht eingefllhrk mit Ausnahme der halbwilden Bevölkernng des Insel-Archipels. Das Rdoh hat das Territorialsystem, demgemftls es in 12 DiTlsionsbezirke eingeteilt ist.

Die Kavallerie, Artillerie nnd die Hilfswaffen ergänzen sieb aas dem ganzen Bezirke, die Infanterie aus je einem der vier Regiments- £rgänzttng8bezirke, in welche jeder Divisionsbezirk eingeteilt ist Die Oiganisatlon nnd AnsbUdnng schliefst sich im allgemeinen der dentsohen an. Was die Leistungen der Armee anlangt, so hat das junge Heer sowohl In dem Jahre 1894/95 wie aach 1900 VoztreffÜehes,

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Dar Kilacr in Oituien. 340

freilich g^en eliieD miDderweftigeo Gegner, geleistet Wer (Ue Trappen im Gefeeht und auf Hänehen gesehen hat. gewann einen gflnstigen ^ndraek Ton ihnen.

Die Infanterie hat zwar kleine Mannsehaften, die aber straff in ihrer Haltung nnd ansdanemd in ihren Leiatnngen sind. Die Kavallerie nomerisch sehwaeh wird In ilner TätiglLelt dnroh minderwertiges Pferdematerial beeintrliditigt Japan leidet Mangel an tmppenbranebharen Pferden. IHe Hebnng der Pferdesnoht war bisher aoeh niebt mOgUeh. Der Site der Rdter nnd die Sattelnng der Pferde lassen viel zu wttnsoben flbrig. Die Artillerie ist vor* treffUeb ansgebildet und mit guten Gesefatttsen yerseben, die webl den rnssisohen neuen ScbneHfeuergesebtttien gleiehwertig sind. Doeb leiden die Bewegungen unter dem ungenügenden Material an Zugpferden.

Oberbefehlshaber der Armee ist der Kaiser. Seine unmittel- baren Organe sind drei einander gieioligeBtellte Generale: Der Kriegsminister, der Chef des Generalstabes und der Chef des Departements fttr die Ausbildung der Truppen. Der die An- gelegenheiten des Landheeres und der Marine regelnde Bat besteht aus dem Kriegs- und Marineminister, dem Chef des Generalstabes, dem Chef des Marinestabes und dem Chef des Departements für die Ausbildung der Truppen.

Der Generalstab besteht ans seehs Abt^ungen. Die Chefs Ton diel derselben mnd sngleieh Generalstabsohefb der drelVerteidigungs- besirke des Landes, von denen jeder vier Divisionsliezirke enthtit und an seiner Spitse einen Marsi^ll hat, dem Truppen und Ver- teidignngseinriehtnngen unterstellt sind.

Die Japanisebe Armee zählt an Feldtruppen: 4 Garde- und 48 Armee^Infanterieregimenter zu je 3 Bataillonen 4 4 Kompagiüen, zusammen 156 Infanteriebataillone; 1 Garde- und J 6 Armee-Kavallerie* regimenter mit 55 Eskadrons, 1 Garde- nnd 18 Feld- und Gebiigs- artillerieregimentern, jedes zu 6 Batterien. Das Gardeartillerie- xegiment und 12 Armee-ArtillerieregimeDter sind mit FeldgesehQtaen aosgerllBtet; 1 Regiment bat Feld- nnd Gebirgsgesehtttse, 4 Regimenter nur GebirgsgesebOlae. Jedes Artillerieregiment zerfällt in 8 Ab- teilungen zu je 2 Batterien zu je 6 Gesebtttzen.

Die Japanisebe Armeeverwaltung hat erst die im Vorjahre be- endete Neubewafihnng ihrer ArtiUerie ganz im stillen darobzuftthren gewnlst Wss das Material anbetrifft, so sind die Feldkanonen, die Japan vor einigen Jahren von Krapp bezogen hat, leichte 7,5 cm- Sebnellfenerkanonen von 833 kg Gewicht, die in Japan selbst vom General Arisaka konstruiert sind nnd den Eigentümlichkeiten von Land

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Der Krieg ia OiluleD.

jind Lenteo in Japan (wobl auch in dem aehz äboliche Weg^ und OberfläehenTerhftltnisse aafweisenden Korea nnd der Mandsobarei) Reefanong tra^n, nämlich geringe Feoerj^be, geringe Geleisbreile^grotee Beweglicbkeit. Aacb die Gebirgsgeschtttze von gleicbem Kaliber sind Axisakascher Konstraktiou. Das ^laterial bierm.jat ans Europa be- xog'en, die Fertlgstellnng jedoch erfolgte in Japan. Hanbitaten baben die Japaner nur in beschränkter Zahl, fia sind 12 cm- nnd 15 om- HaubitMii, die in Gewicht nod Leistungen den in der Deutschen Armee eingeHihrten Hanbitzen nicht unähnlich sind. Weder die Feld- noch die andern GeschtttK sind Rohrrttcklaufgeschtttze. Die Japanische Infanterie ist seit dem Jahre 1908 nit dem Meic^i* (oder M<ydschi) Gewehr bewaffbet, das ein Kaliber Ton 6,5 mm nnd ein Magaiia ftlr fünf Patronen hat und samt dem Dolchbajonett 4,3 kg, ohne dasselbe 3,9 kg wiegt, eine Anfangsgeschwindigkeit von 725 ro besitzt. Es wird als Tonttglich scbiefsende Waffe gertlhmt. Ein Teil der Keserretruppen und die Territorialinfanterie, auch die Kavallerie babea noch das alte Murata- Gewehr und -Karabioer mit einem Kaliber tob 7^ mm nnd einem Gewicht von 4,5 kg.

MaschineDgewebrbatterien liat die Armee zwei, bei der 1. und 2. Division, jede Batterie zn sechs Maschinengewehren System Höstinp. Die Russische Armee hat in Ostasien eine solehe, Modell Maxim, bei der 3. Ostsibirischen SchUtzenbrigade.

An Festungsnrtillerie gibt es 6 Festungsartillerie-Kegimenter nnd 3 selbständige Bataillone, im gansen 24 Bataillone sn je 4 Kom- pagnien.

Anfserdeni sind an Feldtmppen vorbanden 1 ArtiUeriebelage* nmgspark; 13 Geniebataillone, 1 Eisenbahnbataillon zu je 8Kom- IMigoien, 13 Train bataillone nnd 12 Feldgendarmerieabteilnngen.

Auf der Insel Formosa, wo Japan seit ihrem Erwerb im Jahre 1895 andauernd mit den Eingeborenen zn kämpfen hatte, stehen aas der Armee abkommandiert, also voraussichtlich aus der Feld- annee ausfallend 12 Bataillone, 8 Eskadroos, 3 Gebirgsbatteiien und 3 Geniekompagnien.

Die Reservetruppen werden im Mobilmachungsfalle anfge- Ktellt Es sollen an solchen vorhanden sein: 52 Infanteriebataillooe, 77 Eskadrons, 19 Batterien, 13 Genie- nnd 13 Train kompagnien.

Die Territorialarmee besteht ans 52 Infanteriebataillonen, 26 Eskadrons, 13 Artillerieregimentem, 13 Genie- und ebensoviel TrainbataiUonen. Anf den Inseln Jesso nnd Tsehnshima bestehen Milizen.

Die Armee formiert im Kriege: 13 Infanteriediyisionei^ 2 Kavalieriebrigaden nnd 2 selbständige Artilleriebrigaden.

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Biküraog.

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Die Stärke der Japftnlwheii Armee betrügt im Frieden gegen 6700 Ottdere, 188600 Hann, im Kriege 12000 Oifizier^ 350000 Mann, 1116 GeeehOlie und 82600 Heide; nrnsh Loebell aber 400000 Mann, 7on deneb Je 100000 Territorial- and Reserve- armee, 200000 Feldarmee.

Es sollen im Kriege, an dem erst anob die TenftoiiaUurmee als Besatsnogstruppe berangezogen werden dürfte, Armeen formiert weiden, deren Stübe die der drei Verteidigongsbestrke büden würden«

Erklamng.

In seiner Besprcchune: mt^inf-r Schrift „Altes und Neues aus der dentaeben Feldartiiierie** sagt Herr Generalleutnant H. Rohne u. si,: „Die Prago der iSchiitzschilde will er davon abhängig mauhen. ob ein Mittel zur wirksamen Bokümpfung der Schildbatterien gelunden wird. Mit einem solchen Mittel glaubt er an die Möglichkeit eines erfolgreichen Kampfes zwischen einer scbüd- losen Batterie gegen eine mit Schutsschilden versehene, eine Ansieht^ die ieh allerdings nicht zu tnlen vermag." Wie aus meiner Schrift „Zur Frage der SehneDfeuer^Földgeeohlltze und ihrer taktischen Verwendung** 1902 hervorgeht, habe ich mich hinsichtlich der Frage des Rohrrticklaufs und der Schutzschilde von vornherein nuf fi*»n Standpunkt der sachlichen Prüfung durch energisch betriebene grimdlicho Versuche unserer eigenen Artillerie gestellt. Auf Grund davon hat die Schrift „Die Schiidwut von 1*. Antiscudander 1904" (Verlag von R. Eisenschmidt) mich nicht mit Unrecht zu der Gruppe der „Halben'* für und wider die Schilde gezählt.

Nach dem Stande unserer bisher stattgefundenen Versuche konnte ich in meiner letzten Schrift (S. 108* S. 107) der Überzeugung Ausdruck geben, dafis dem durch die Industrie inzwischen verbesserten namentUch erieichterten Rohrrttcklauf-Qesehfltz die nahe Zukunft ge« höre. Auch habe ich mich nicht gegen eine vorläufige Ein- führung in der Gegenwart von beschränkten Schutzschilden ausgesprochen, die gegen das Durchschlagen bisheriger Schrapnell- kugeln und Inlanteriegeschosse in dem Mafse schützen, wie bei una versucht worden ist (S. 107 und S. 110).

Über die Frage aber, ob in der Zukunft die Schuizschüde weiter bestehen, oder wieder in Fortfall kommen werden, „entscheidet** meines Erachtens „Die Weiterentwickelung der Mittel zur erfolgreichen ' Bekämpfung der Batterien mit Schutzschilden* (S. 110 und S. 166). Vermag auch diese ErkUrung allein Herrn General Böhne nicht voll zu beftiedtgen, ao darf ich woU sicher in einem Punkte auf seine Zustimmung rechnen:

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ÜBMihilL

nur eingehende praktische Sch iefsversuche mit den weitor zu entwickelndon Mitteln \on Feldartillerie und Infanterie aur erfolgreichen Bt kampfung der Batterien mit Schutzschildeii dürfen über das Weiterbestehen oder den Fortfall letzterer in der Zu- kunft entscheiden. Berlin. 9. Februar 1904. Holtbauer

General der Artillerie z. D. und Chef des l. Poü. Keidarl.-Regt. No. 20.

D m s c h a u.

Deutschland.

In der Feld^esofaUtzfrage ist insofero eine Entscheidung: getroffen worden, als der preulsische Kriegsminister die fiioftthriing eines Robrrtlcklaufgeschützes mit Scbntzschildeu wie es schon vor zwei Jahren in den Jahrbüchern'^ befürwortet worden war als bevorstehend ankündigte. Und zwar geschah dies in der Bndgetkommissions Sitzung des Reichstages vom 16. Februar. Die bezüglichen Erklärungen lauteten nach Angaben der „Kölnischen Zeitung", welche nachgeprüft sich als zutreffend herausstellten, wie folgt:

„Die heutige Sitzung war von anfserordentlichem Interesse durch die Mitteilungen, welche der Kriegsminister über die Frage der KohrrticklaufgeschUtze machte. Kr stellte fest, da(s das Ehr- hardtsche Geschütz anränglich völlig unbrauchbar gewesen sei. 1899 BPien infolge einiger Verbesserungen zwei Geschütze bei Ehrhardt bestellt worden, deren Lieferung sich aber bis 1900 verzögert habe, in demselben Jahre habe auch Krupp ein neues Rohrrücklauf- geschüt? angeboten, von dem zwei Geschütze bestellt seien, die so schnell fertiggestellt wurden, dals sie gleichzeitig mit den Ehrhardt- schen zwei Geschützen im Winter 1900/01 versucht werden konnten. Darauf seien bei Ehrhardt und bei Krupp je eine Batterie bestellt worden, deren Lieferung ira November 1901 nach Jüterbog erfolgte, wo eine einfrehende Prüfung vorgenommen wurde, die im Juni 190*2 soweit gediehen war, dafs ein Urteil möglich erschien. Die Artillerie- prUfnngskommission und die Schiefsschule verwarfen beide das Ehr- liardtäsche Geschütz und sprachen sich für das Kruppsche aus. da letzteres nach dem Schufs auf jedem Boden stehe, während das Ehrhardtsche Geschütz stets nach jedem Schufs neu gerichtet werden molste. Im Januar wurde beschlossen, zu Truppenversuchen Uber- zQgelien, und es worden bei Krapp sieben Batteheo besteUti die

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seboD im Mäiz 1908 abgeliefert und den Truppen ttbergebeo worden. Sie baben eich antserordentlieh bewährt, und die ArtiUerieprttfuügs kominissioa bat, oaehdem die Geeobtttse sebr strapaziert worden waren, nur einzelne Mängel festgestellt, z. B. Einlanfeo Ton Wasser, das Springen einer Vorbolfeder nsw. Dann wurde mit den GescbtttMo wieder anhaltend an! Sohiefoscbnle geschosBen. and das Er- gebnis war, dais diese sieben Batterien als dniobans kriegsbranehbar beseicbnet werden mttssen. Es worden dann weitere Versnebe an- gestellt ond ein Komp lomilsgeseblltz hergestellt, das sich gegen- wärtig in einer Batterie in Oebraneh befindet Es wird danaeb ein Modellgesehutz angefertigt werden, das im Frtiluabr dem Kaiser vor- gestellt werden soll. Der Kriegsminister fllgte hinzn, dals wir Schntzschiider einznfttbren gezwungen seien, weU die Franzosen sie bereits haben, aber im Kriegsfalle seien wir nicht etwa wehrlos, denn das französische Geschtitz sei zo schwer nnd das Kruppsche Oeschlltz dnrcbans kriegstttchtig."

Inzwischen sind vielfach in der deotschen Presse, anknüpfend an den vom Kriegsminister v. Einem gebraoehten Aosdmck „Koni- promilsgescbtttK**, nnzotreflende FoigeroDgen gezogen worden hinsicht- lich des znkttnftigen Modells der deotscben FeldartUlerie. Es worde gesagt, das neue Geschütz bedeote einen Kompromife der Modelle Kropp-Ehrhardt. Diese Anffassong ist jedoch, wie wir feststellen konnten, dorchans nnzatreffend. Die Lafette des künftigen Ge- sebtttzes und das ist der springende Ponkt dürfte in ähn- lieher Weise wie bei dem Geschütze M/96 auf einer Kon- struktion der Regierongswerkstätten berohen, bei der alle die Erfahrongen, die bei den voraufgegangenen Versuchen gemacht worden, Verwendung finden. Was das Hohr des OeschOtz-Modells 1904 angeht, so wird dasselbe das seitherige von Krupp gelieferte bleiben, welches auf die neue Lafette aptiert werden mufs und wahrscheinlich einen modernen Verschlnfs erhalten dtlrflc.

Bis vor kurzem besafsen die französischen Kohrrücklaufgescbtttze vor den Kruppschen den Vorzog der „unabhängigen Visierlinie^, d. h. die HOhenriehtmasehine war so eingerichtet, dab man die Neigun^^ des Kohrs zur Wagerechten anabbäiigig von der der Visierlinie ändern konnte. Man vermag hier bei einem gerichteten Geschütz die Erii5bung des Rohres einfach durch Drehung eines Handrades beliebig /.a ändern, während die Visierlinie onverändert auf das Ziel gerichtet bleibt. Dem Richtkanonier fällt die Aufgabe zu, die Visierlinie auf das Zvtl m richten, dem Versehlnfswert dagegen die, dem Rohre die der kommandierten Entfernung entsprechende Erhöhung zn geben. Beide

JahrhB«b«r Ar di* itatteh» Ana«« vnd Waiiatw K«. 190. 28

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Umsdum.

arbeHen ganz imabliiloglg von einander; der Richtkanonier ist wesent- lieb eoHiatot) die Bedienang yereiniacht and beechleanigt. Während bei eiDem Gceebttts obne diese fiinrichtaiig zur Änderung der Schals- weile ent der AnftatE oder der Richtbog:en anf die befohleDe Ent- femimg angestellt und dann dem Rohr die Erhöhung gegeben wird, bis die ViaierUnie das Ziel trifft oder die Libelle einspielt, ist bei einem Gesefattts mit nnabbängiger Visierlinie nur die Drebmig einer Ewbd nötig, bis eine ZeigermarlEe mit der befohlenen £rbObnng absehnddel.

Die Kmppsebe Fabrik hat das Problem der imabbiiDgigen Visieriinie aal eine sehr ein&che Weise geltfst; die iänriebtiuig sefaeint sehr solide and baltbar und bedingt nnr dn Hehrgewiebt ▼on 12 Kflogramm. R.

Die PolTerladong der Oescbtttse befindet sich bekanntlieb in einem Beotel ans Seidentacb and wird entweder direkt oder nach- dem sie in eber Messinglittlse befestigt ist, in das Gesebttlsrohr ein- gesetet. Dieses Seidentnch verbrennt nicht immer roUständig; die im Gesebttts eorttekbleibenden naehsebwelenden Zeogreste kOnnen zn ernsten UngltteksfiUlen Yeranlassong geben, wenn die nlehste^ Ladung eingesetet wird. Befindet sich das Polver in einer Hessing- hülse, 80 können die Zengieste Ladehemmangen hervorrofen.

Uro diese Obelstfinde zu beseitigen, fertigen die Vereinigten KOb-Bottwetler Pdvedbbiiken neuerdings Pol verge webe ^ an, das znm Ersatz des Seideatnebes dienen soll. Das raoobsehwaebe Sebielspalyer bestebt bekanntlieh ans Sobielswolle, die dnreb ein liOsnngsmittel (Essigätber, Nitroglyzerin ete.) in eine gallertartige Bfasse verwandelt wird. Diese Masse wird darok aofterordeatlieb feine KapillairObren geprebt, wodnrob Fäden von der Stirke eines sebr dOnnen Haares enteteken, die gesponnen und dann gewebt werden. Das Pnlvergewebe wird in zwei Stftrken für kldne and grolse Ladungen liergestellt; es bat eine gelbweilse Farbe und be- sitzt einen sehr sebOnen seidenartigen Glans. Die Kartnsohbeutel werden mit Garn ans Pulyerfilden genidit und mit Pnlverseknur zn- gebunden. So ist niekt nnr das y9llige Verbrennen des Kartnseh- bentels gewährleistet, sondern es sind ancb die sogenannten „Naeh- brenner^ ausgeschlossen, die entstdien, wenn die Flamme des Zttnd- mlttels den Boden der Kartosohe nicht sofort dnrobsefalägt. Ein YOrzeitiges Öffnen des Verseblussee bat dann sehen oft sekwere Uniälle kerbefgefnbrt. Die staiken Ladungen, die ans greisen Würfeln oder aoch aus Makaroai-Pulver besteken, bedürfen einer am Boden der Kartosebe lagernden «Beiladung*' ans SekwaizpulTer,

Unsehao.

weil diese PulTenorteo scliwer entEttndlieh sind. Die Beiladang kftDD foitAD aa§ Polvergewebe hergestellt werdeo; dadnxoh wird nieht nur die Anfertigaiig der Kutosehffli vereiofoebl» sondern es werden anch manche Mingel, die das Sehwazzpolver besitzt (Ranob- entwiekelnng, Empfindlidikejfc gegen NSsse) bcädtigt

Das PnlTergewebe besitet efaie Haltbarkdt» die der des Seiden- tnchs nabesteht, was dnxeh ausgedehnte RttttelTersnche, die das Fahren anf sehieehtem Pflaster ersetsen, dargetan baben. Es ist Yridefstandsfiüiig gegen den Elnflnlb sehr hoher Temperaturen nnd der Feaebtigkett; in ballistischer Hinsieht hat es dnrebaiiB befriedigt;, nstllrlieh mala das Gewicht des Beotels anf die Ladsng in An- reebnnng gebracht werden. R.

Öftterreloh-UngariL Den Delegationen ist eine vom Retchskriegsministeriom vertafste Heeres Ver- 25 Seiten zählende Broehttre Übergeben worden» in welcher nameotlich ^'^^'«»g- AbsefanitI X von Interesse ist Er handelt Ton Zentrali si er an g and Desentralisiernng in derHeeresrerwaltang. Aof dem Kriegs- minister lastet eine sweükche Veiantwortang, die militttrische, die stete Bereitschaft der Armee und Vorbereitong an! den Krieg berührende, nnd die finansieile, die Innebaltang der fttr die Wehr- kraft ausgeworfenen Kredite betreffend, letztere sorgfaltige Über- waohang and Kontrolle notwendig machend. Etatsttbersebreitn&gen mofs rechtseitig entgegengetreten werden, bei einem Verwaltnngs- kOrper, wie ihn das Heer darstellt, ist es schon an und filr sieh keine leichte Aufgabe, besonders schwierig aber bei der aof dem Gnmdsatx des Doalismas ausbauten staatsrechtliehen Organisation der llonarchie. Eine Reihe von Resolntionen der Delegationen zwingen den Kriegsminister, beide Staaten der Monarchie in dem VerlilUtQiB an dem Verbranch der Geldmittel fttr das Heer teilnehmen m lassen, in welchem sie zd diesen Mitteln bessteuem. Das ist aber nur möglich, wenn die Verwaltung des Heeresvoranseblags in der Hand des Reiehskriegsministers xentralisiert ist Eine Dezentralisation ianerbalb der Grenzen des centralisterten Gesamtheeresverwaltang ist aber doch eingettthrt^ in dem die Armeekorps bezw. Divisionen einen eigenen Verwaltnngsapparat schon im Frieden besitzen nnd die Armee-Oberkommandos bei der Mobilmachnng einen solchen erhalten. Diese Dezentralisation wird bedingt dorcb Stellong und Aufgaben der höheren Führer im Kriege. Die grolse Verantwortung, die ihm obliegt, wird der Armee-Oberkommandierende nur dann Obemehmen k&nnen, wenn er in sehiett Entschlüssen unabhängig von

•iS»

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ümsohan.

lähmendcD äulseren Einflüssen ist. Operationen and Verpflegung und Nachschub stehen aber in innigen Wechselbeziebangen. Der Armee- Oberkommandierende mub daher die militärische and die adininistraÜYe Spitze bilden. Im engeren Sinne |rilt dirs <iaoh für die Armeekorps und die Divisionen, der Grundsatz findet daher auch in der Orgranisation der Armee Ausdruck. Die Vorbereitung mnls aber im Frieden erfolgen, die Organisation der Heeresverwaltang mals alBO schon im Frieden derjenigen im Kriege möglichst entsprechen.

I>« i Kne<<s Feldmarschall Leutnant von Pitreicb hat mit seinen Erörtemngen "In' deT * österreichischen Delegation im Heere «rrfilsere Zustimmung

lU'legation. gefundct), als in der politischen Pres^se. Die Mittel, die er fUr die Wehrkraft des Reiches beansprucht, sind bescheiden, für 1904 in Heeres- and Marinebudget 467.3 Millionen Kronen. Seine Aus- führungen in politisch-staatsrechtlicher Beziehung haben sieh durcbau;« gedeckt mit denjenigen des österreichischen Ministerpräsidenten. Seine £rkiänuigen im Budgetausschufs der österreichischen Delegation waren dnrchans sachlich, den Standponkt der obemtcn Heeresleitung in den wichtigen Fragen genau präzisierend. Der die Verantwortung fUr die Kriegsbrauohbarkeit der Wehrkraft tragende Kriegsminister hat die Notwendigkeit prrundsätzlieher Einheit der Armee deutlich hervor- gehoben, die Unzulänglichkeit des Rekrutenkontingents tritt ins rechte Licht, betont} dafs alle gesetzgebenden l^aktoren die V^erantwortung dafür tragen, wenn die Kriegsrttstnng im Kampf in Sein oder Nicht- sein der Nation sieb als nnznlänglich erweist. Der Delegation blieb kein Zweifel, dals eine Daner der heutigen Zustände aueh auf die Armee schädifrend einwirken muls. Auch in der Sprachenfrage hat Feldmarschall Leutniuit vou Pitreicb seinen Standpunkt nachdrücklich yertreten. Kommando- und Dienstsprache einheitlich als absolute Notwendigkeit hinstellend, von der Rop:imentsspracfae sie trennend, ein Ktttteln an der Stellung des obersten Kriegsherrn, wie es von gewisser Seite versacht wird, mit scfaarfeu Worten abweisend, an Deak und Audrassy erinnernd, die bei Festeilung der Ausgleichs- gesetze den Fortbestand der Monarchie nnversehrt gewahrt wissen wollten, da der Zufall preisgegeben würde, wenn mehrere Dienst* sprachen das Heer in mehrere Heere zerlegten. Die Kon«eB8aonen, welche die Heeresleitung den Schreiern jenseits der Leitha zu machen im Begrifi'e steht, sind trotzdem weitgehend genug nnd die Forderung des Reichskriegsraiuister.s nach grundsät/liciier Erhaltung der Ge- roeinsamkeit und Einheitlichkeit des k. und k. Heeres kommt Ungarn zudem mehr zngnte als Österreich, das bei gleichen Antwendungen ftlr das Heer immer noch Ororsmaeht bleibt, während Ungarn, bei gleichem Budget, zu einem Staate H. Ranges militärisch herabsänke. 18.

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353

s

n

Maansebafteu Soll*

Budget-

Stärke

1903/04

1904/05

14 198

13 974

18 788

13 923

266 800

265 901

204 502

20? 162

1 1 555

1 1 564

8 648

^< 541

40 152

40 351

86 656

86 916

Olfixierpferde Soll- i Budget- )

Troppeoplerde boll- | .

Budget. \ ^^^^

In der Budp*etstHrkf' finden wir also 185 Offiziere. "ifiGO Mann mehr, ! 94 Oflfi/ierplerde \veni*:rr, tiagegen 350 Truppeupferde mehr, oiü Beweis dafür, dafs der Minister bestrebt ist, die Durcbsehnitts- iststärke zu hebeu. lo die Durehsrhnittsstärke sind die ÜbaogSUlge «ier Leute des Bearlaubteastaudes nicht eingerecbuet.

Italien.

Der dem Parlameat vorgelegte Voranschlag fUr das Kriegsbnilget K) ie^>- 1904/05 weist, einsohliefelioli 35 119000 Lire fttr PenaioneD, den be- ^^Ulf^^ kannten koneoiidierteo Betrag von 275 Millionen anl, wie wir uoob (s. a) bei der Marine das sog. konsolidierte Bndget wieder- finden werden. Von den Bet^geu des Kriegsbndgets entfallen 223 881 000 auf das Ordinariom, 16 Millionen auf das Bztraordinariam. Die eigentliche Ausgabe für das Heer sinkt aber nach Absng von 66 894154 Lire flGir rein fignrative Ausj^abeo, Carabiuinieri, nationale Scbielsvereine, anf 190 115 842 im Ordinariuni. 16 Millionen im Extraordinariom, zusammen 203 118 842 Lire. Beachtenswert sind^ anlser den unten ycrgleichsweise 7m gebenden Posten im Ordt- uariam, 400 Hanptlente der Infanterie Uber den Etat, dagegen 260 auf Spezialwartegeld beurlaubt, sowie 654 Vakanzen bei den Snb> altemofiizieren, eine Lttcke, die, wie wir unten sehen werden, zu be« «onderen Mafsnahmen veranlalst. Bei den Pensionen finden wir eine Steigerang um 50000 Lire, bei den Zulagen nach 6 in demselben Dienstgrade verbrachten Jahren ein Mehr von 200 00<) Lire. An liCnften des Beurlaubtenstandes sollen auf im Durchschnitt 20 Tage 60 000 (früher meist 89 000) einbeordert werden, eine Herabsetzung der Zahl der Übenden, welche die in der italienischen Presse er- ifchienene, ireilieh noch nicht offiziell bestätigte Nachricht als nicht unwahrscheinlich betrachten läfst, dafs Armee-Manöver im Umlang der vorigjährigen nicht, wohl aber die gewöhnlichen Feldnmnöver tattiinden werden und man bei den Alpentruppen, nnter Heran- /iehang auch von Einheiten des Landsturmes, grtflsere Manöver in Gruppen abhalten wird. Soll- und Bodgetstärke stellen sieh 1903/04 zu 1904/05 wie folgt:

Offiziere Soll- i ^ , Bndget- \ ""^'^^

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Umschaa.

Im Eztraordiaaxiam Intereidert besonders die Znweisan^ fflr neues FeldartilleriematerUl mit 13 HiUiotieD. Da 1900/01 8, 1901/02 9,9, 1902/03 9,5, 1908/04 5,5 MilUoiien verbraaebt sbd, 1904/05 18 MUüoDen angeseilt sind, so bleiben Air das lettte Jabr des Sexemdnms noeb 14,1 ron den dureb Oesets vom 5. Mai 1901 bewilli^n 60 Millionen fbr nenes FeldartUleriemateiial flbrif. Die Karte von Italien ist iertig, die Oberscbttsse and die letale Be- willigung fUr dieselben sollen mr Anfbessening des Pferdestandes bei der Feldartiilerie verwendet werden. Von Interesse änd die An- gaben Uber die Verftolsernngen von veralteten Waffen, sowie von fidcalisebem Gelfinde. Bis zum 15. Oktober 190S waren eingenommen 1 245 000 Lire, davon 98000 Lire filr WalSen. Der Betrag wurde den Kapiteln 52 nnd 53, Kflstenverteidignngsanlagen nnd Spenforfe, zugewiesen. Für die Jahre 1908/04 and 1904/05 reobnet man mit einem Ertrag von 6 Milliooen für in verkaufendes Gelünde, der Er- trag des Verkaufs in Waffen Üllst sieb niebt bestimmt voranssehen. Mit dem Finanzjahr 1905/06 schliefst die Periode, fUr welche eine Binigaug auf ein konsolidiertes Bnd^t erfolgt war. Die im Budget- voraosehlag 1904/05 erfolgte Steigeroog der Iststürke an Leuten und Pferden beweist deutlieh, dafs der Kriegsminister hier niebt die Betrüge Oir Erhöhung der Bezttge der Subaltemoffiziere und die Mobifanaehungsgelder für Afrika sparen will. Garoii^on- Glomale MlUtarc gibt eine Verfügung des Kriegsminlsteis be- wechüel. kannt, naeh weleher 1904 Gamisonweehsel von Infantertebrigaden und Bersagliere-Regimentem nberhaupt niefat, bei der Kavallerie nur bei 2 Begimentem stattfinden. Esereito Italiano hebt besonders hervor, daCs darin nicht ein entscheidender Schritt auf dem Wege des bedrksweisen Ersatzes mit festen Garnisonen zu erblicken sei. Dienst. In den letzten Tagen des Dezember 1908 hat der Kriegsminister ler^ Eulitz- ^^"^ autserordentlich wichtige Verfügung betreffend die Dienstleistungen (Reserve-! der Ersatz- (unserer Reserve) Offiziere erlassen und ist diesellM in Offiziere, den letateu Personalverftndemngen schon zum Teil zum Ausdruck gekommen. Bedingt wird die Neuerung gegenüber den ttblich ge- wordenen Verhältnissen durch den Mangel an Snbaltenoffizieren bei der Infanterie, dann aber aneb durch Rücksicht auf die Verbältuisse bei der Mobilmaehung. Nach dem Gesetz vom 25. Januar 1888, b^reffend die Dieustverpfilcbtnng der Offiziere des Beurlaubtenstandes, hat der Kriegsminister die Befugnis, die Ersatzoi&ziere bis zur Ab- leistung der vollen Verpflichtung der I. Kategorie unter den Waffen zu behalten. Von dieser Befngnis Ist bis jetzt so gut wie kein Ge- brauch gemacht worden, um die betreffenden Offiziere ihrem bürger- lichen Beruf nicht zulange zu entziehen, dann aber auch, solange

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UmseftM.

355

der Oflizieretat voll war, aus flnauzieller Rücksicht. Im Prinzip betrug die Dauer der ersten Übung nach der Ernennung 6 Monate, in der Praxis 3. Heute veranlalRt das Manko an Subaiternoffizieren der Infanterie die Kticksicht auf die Schulung der Truppen nnd die Notwendigkeit gntgeschulter Cadres für die Mobilmachung zur Aus- dehnung (ier Dienstleistungen nach der Ernennung, tlir diejenigen Erhatzolti/iere, die ans den Offizieraspirauten-Lehrgängen hervor- gehen. Das Handschreiben vom 19. Dezember hat daher für die Zöglinge der am 5. Januar 1904 beginnejideu Kur^e der Oitizier- aspiranten Lehrgänge bestimmt, dafs diejpni^^cii der Gmonatlichen Kurse mil 2jähriger Verpflichtung vom I.Mai bis 16. September 1905, d. h. 7'/^ Monate, mit 3jähriger Verpflichtung vom 1. Jaunar bis 8. Dezember 1905, also 12 Monate, diejei)ii;eu der 9monatlichen Kurse 4'/o bezw. 9 Monate ihre erste Dienstleistung nach der Er- nennung absolvieren sollen. Diese Anordnung deckt das Manko an Subalternoftizieren in der Auf^bildung der Truppen, gibt der Lauf- bahn der aktiven Snbalternofliziere ei!ii;re Schiebung, führt Erspar- nisse herbei, indem (ier Etat die Subalternoftizierf nieht das ganze Jahr voll erhalten wird, entspricht den Forderungen der Organisation der miibileu Stndtkriiftf, die in einem bedeutenden Prozentsatz mit Oiiiziereü des Beuriaubteustande.s rechntii iiiuf;>; endlich hat sie für die mobile Verwendung, den Vorteil, Offiziere, die als solche 7,9 und 12 Monate im Frieden >rf dient nnd zweifellos erfahrener sind als die. ^^ eiche nur 30 Taire gedient, zur Verfügung m st( llen. Die Zögiiiif:»- der Offizier! ehrgäuge von 1903 sollen eine erste Ofüzier- dienstlt istung von 4'^, Monaten absolvieren. Der Krieiisminister bleibt mit seiner Anordnung völlig im gesetzlichen Rahmen und be- ansprucht nicht einmal die volle Zeit die er verlangen dürfte.

Nach einer oltiziellen Publikation des Kriegsministers setzt sich T't'er nach das Beer am 1. Januar 1904 nach Jahrgängen wie folgt zusammen: 'in^^f.^fn? Aktive Armee und ihre Reserve: Jahrgänge 1883 bis 1875, bei 15K)4. Kavallerie auch 1874. Landwehr: Jahrgänge 1874 1871 L und II. Kategorie. Landsturm: 1870— 1865 1. und Ii. Kuteuorie, durch- weg ausgebildet, aulserdem direkt der III. Kategorie, damit dem Landsturm Ubervtiesen Jahrgänge 1883 1865, nur als grofaes Ersatz- Keservoir zu betrachten.

Ein Erlafs des Kriegsministers bringt, im Einvernehmen mit l'^rsatz,

" Dienst>v6iv dem Minister des Aufsern, folgende neue Bestimmungen fUr pfiichtun^r.

Ersatz, Beförderung, Dienstverpflichtung der italienischen OffiziereBetörderung

nnd Mannschaften der Truppen in der Kolonie Eritrea. Der Ersatz

un Offizieren erfolgt durch freiwillig sich Meidende, oder durch

solche^ die durch Befehl entsendet werden. Auf ihre Meldung

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Umschwi.

hin entseudete Offiziere sollen im allgemeinen 4 Jahre in der KoloDie bleiben, die ohne freiwilli^;e Meldung euteeudeten 2 Jabre. Sie können nicht wieder entsendet werden, wenn sie nicht vorher be- fördert oder 4 Jahre in Italien «reblieben sind. Die Offiziere der eingeborenen Eskadron werden aus der Kavallerie entiiomnien. Die italienischen Mannschaften der Truppen in der Kolonie ergänzen sich 1) aus Freiwilligen, die im aktiven Dienst stehen, 2) aas Frei- willigen 1. KaUj,'orie des Benrlaubtenstiuides, 3) aus Leuten, die in der Kolonie wohnen und uiu Einstellung in die Truppen bitten, 4) auch aus ohne freiwillige Meldung aus den aktiven italienischen 1 ruppen Gewählten, die aber mindestens noch 18 Monate zu dienen haben. Die aus dem Beurlaubt* n-liindi (tewählten mtlssen mindestens 12 31ünate gedient haben, noch nicht länger als 4 Jahre verab- schiedet sein, gute Führung autweisen, ledig und tropendienstfähig !-ein nnd sich ftlr die Waffe eignen, zo der sie sich melden. Von (ien aktiv dienenden Leuten können sich alle diejenigen der kora- itattanten Waffen und Dieustzweige melden, ausnenuinineu Zöglinge der ^eiiitanten- und Offizierlehrkurse. Freiwillig sich meldende Leute übernehmen die Verpflichtung, 3 Jahre in der Kolonie zu dienen, wenn sie den Karabininierie, 2 Jahre wenn sie den andern Waffen augehören. Di«.- Dienstzeit rechnet vom 1. des Monats ab, der der Abreise von Neapel folgt. Die Dauer des .Vufenthalts der zwaui^s- weise in die Kolonie entsendeten Leute bleiben maximal dort. 2 .fahre, wenn sie nicht weiter auf 2 Jährt' kapituiieren bis uuixinml /Ann 3i'y. Lebensjahre bei Unierol'tii^ieren, B2. bei Korporalen uiul fiemeinen, Italiener, die eingeboreut u i orraationeu zu^'eteUt werden. i:rh( ii mit dem Monat eiue neue 2jährij^e Verpflichtung ein. Die Leiürderungen zu Luteroftiisiereu erfolgen im Auftrag des Kriegs- ministers durch den Kommandeur der Truppen in der Kolonie, die- jenigen zu Korporalen durch den Kommandeur der selbständigen Einheiten. Offiziere des Beuriaubtenstaudes oder verabschiedete, die iu dii Kolonie wohnen, werden dem dortigen Tiuppenkorps zuge- rechnet, sie müssen auch Einbeuiüerungen Folge leisten. Dasselbe gilt für Leute des Beurlaubteustandes, die in der Kolonie wohnen. Für eingeborene Leute, die in dem Truppenkorps gedient, erläJOst das Kommando der Truppen entsprechende Bestimmungen. Utiorut- Durch jetzt bekannt gegebenes Dekret vom i;>. Dezember H)OH

prUfun^'n. Abänderung ii( s Keglements lür die Beförderung im Heere

besuninit worden, dais die Ilaupileute der kombattanten Waffen, die mit Erfolg die Kriegsschule (unsere Knrpsakademie) absolviert haben. Ein königliches Dekret %oui 21. Januar hebt die Bestimmungen vom Jabre 1902 auf, nach welchen llaaptleute und Majors, die in den

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UmeohAti.

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höbeni DieDstgrad beföideit werdeo soUten, die Eignoog zum Kegi- mentskommandeor haben mnssten von der Ablegnng der EigonngB- pfttfaDg inm Major befreit sein sollen.

Im Kriegsmioisteriam tat jüngst ein Bnrean znr Orientiernng Abteilung der Presse ttber milititrisohe Fragen gesebaffen worden. Presse!

Unter lieitnng der Transportabteilnng des Generalstabs finden Eisenbahn- i-om 14. Februar ab Ekenbahnstationskurse statt, zn denen Haupt-statlonakurst- iente und Snbalternoffiziere der kombattanten Waflen kommandiert werden. Von den mnd 50 Tagen der Kurse fallen 10 anf den tbeoretlsobeo Teil, 40 auf den praktischen Teil. Letsterer wickelt sieb in 8 Gruppen anf Stationen mit den Zentren Turio, Bologna, Neapel ab.

Infolge der Altersgrenze scheiden aas dem Heere 1904 ans aik is 1 Generalleutnant, 1 Genezalmiyor und 40 Oberste. Die letzt- ^^'"^"^ genannte Zahl geht Uber die normale weit binans. Vom 1. Jannar bis 81. Dezember 1903 haben 424 Unteroffiziere definitiv, 80 provi- sorisch eine ZlTilsteUang erhalten, Summe 604. Am 1. Januar 1904 warteten 1648 Unteroffiziere anf Versorgung, davon 788 beuriaobt.

Eine Verordanng des Marine-Ministers bestimmt, dals die Kriegs- Marine, scbifl'e in Zukunft einen granschwafzen Anstrich erhalten sollen. Das Marinebudget 1904/05 weist im ganzen genau dieselbe ZiffSer auf, wie 1908/04, nftmlicb, abgesehen tod Giroteilen nnd Kapitalbewegnng, rund 121 Millionen, das Ordinarium ist aber mit 115 946 367 nm 406 843 JLÄre höher, als das YOijährige, das Extra- ordmarinm nm dieselbe Ziflü&r niedriger. Fttr Indienststel langen erscheinen 6 070 000 Lire, mit denen im Mittelmeer 24, im atianti- sehen Ozean 3, im Boten Meer 6, in der Levaute 2, aulserdem B Schnlscbifi^e in Dienst gehalten werden sollen. Das Equipagenkorps soll rnnd 25000 Mann aufweisen, davon 18 229 an Bord. Der Gesamtwert des Flottenmaterials wird am 1. Januar 1904 mit 550 926 277 Lire angegeben. Von der Flottenliste sollen gestric hen werden 4 Torpedoboote III. Klasse, der alte Panzer Fonnidabile nnd das Transportschifl Washington. Für Sebiffbersatzban sind 21,2 Millionen ausgeworfen. Sie finden \erwendung tUr:

1. Ausrüstung des kleinereu Liniensohifies Francesco Ferroecio,. Venedig.

2. Bau und Ausrüstung der Linienscbifl'e Vittorio fimaouele, Regina Elena, Roma, Napoli, alle desselben Typs.

3. Bau eines weiteren Lmienschiffes Typ Vittorio Emanuele in

Castellamare.

4. Bau und Ausrüstung des Unterseebootes Glaoco, von 2 anderen schon für 1908/04 beschlossen, sowie 2 neu hinzutretenden.

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ÜmMdiaii.

5. Bau und Aturttataiig toh 2 KohlenteDdern bei Orlando io Livorno.

6. Aasrtistaiig von 2 Torpedoboot^jSgeni ZeMro und Espero bei PattiBOD und im Arseoftl tod Neapel.

7. Baa und AnsrlletQng ron 8 Torpedobooteo I. KlaBse, die sehoD fttr 1903/04 yorg:eseheD waren und tod 6 wdteren, zDsaBimeD 14, die jetzt die Beaeiehoui^ a n tragen.

8. Bau and Aoerttatang TOn 2 ZiatcrncnsLhiöen za 80 Tons, 2 Laganenkanonenbooten, sowie Yon Uiilsacbiffeii.

Dorcb Dekret Tom 24. Desember 1908 eind im Etat der Marine- Intendantur folgende Yeründenrngeu eingetreten: Intendanten IL Klasse 21 statt 24, Intendantanttte L Klasse 120 statt 107, IL Klasse 100 statt 107, Intendantor^Assessoren 16 statt 28.

1».

Frankreicli.

Hethst- Etwas verspätet bat der Kriegsmioister ein Dekret vom 16. De- »bungea. jj^iuber 1903 bekannt gegeben, das sich anf die Herbstübungen 1904 be2.ieht. Io diesem Jahre werden in 2 verschiedenen Gegenden Prankreichs, im Osten and im Nordwesten, Armee-Manöver statt» finden, die Hin* nnd Rttckmaiseh 11 Tage dauern. An den Armee- Manövern im Osten nehmen das 7. (Besan^on) and 8. Korps (Bonigea) teil. Geleitet werden diese Manöver durch den Vizepräsidenten des oberen Kriegsrats Brugdre. Za den Manövern werden herangesogea die 7. und 8. Kavali^edivision, ferner eine Marscbdivision nnter Fttbmng des Kommandears der 1. Rolonialdivlsiou, zusammengesetzt aos der 5. Kolonialbrigade nnd einer Marsobbrigade aus den in Frankreich vorhandenen 4 Zcavcnbataillonen nnd dem 26. Jäger* bataillon, die Artillerie dieser Division, die voraussichtlich dem 8. Korps zugeteilt wird, da das 7. schon im Frieden 3 Divisionen be- setzt, wird von einem Regiment der 19. Brigade geliefert. Die Artillerie der beiden Korps wird durch je 2 Abteilungen von anderen Brigaden anf normale Stärke ^^ehracbt Die Armee -Manöver im Nordosten werden von General Hagron, Ifitglied des oberen Kriegs- rats, geleitet. Beteiligt sind an demselben das 8. Korps (Hoaen) und 4b Korps (le Mans). die 1. Kavalleriedivision, sowie zur Ver- stitrkung der Artillerie aaf normalen Stand je 2 Abteilnngeu von anderen Brigaden. Brigademanöver in der Dauer von 12 Tagen, Hin- und Rttckmarseb eingerecbnet, finden bei 6 Korps, Divisions* manöver in der Dauer von 14 Ttigen, Hin- und Kttckmarseh einge- rechnet, bei 8 Korps und der 4. Division des 2. Korps statt. Die 8. Division des 2. Korps nimmt nicht an den Manövern teil, sie

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Umseh«!.

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ttbt im Lager \on Cb&lons nnd scheiut bestimmt, in genüsebten grOfserD Verbäudeu neue Grundsätze ftlr Kampfesfühm&g und ver- äoderfte KamptesformeD im Sintie des Geralstabserlasses vom De- zember 1902 auszaproben. Die Maa^Ter der 10. Division finden bereits im August statt and nehmen an ihnen die Zöglinge Ton St. Cyr teil. Die Infanterie-fiegimenter nehmen an den Mantf?em mit 4 Bataillonen teil, aasgenommen diejenigen, bei denen anob niokt eine Kompap^ttif der 4. Bataillone besteht, ein 4. Bataillon ans PnriB, die Bataillone des 6^ 7., 20. Korps, die in Grenzbefestigangen, die Regioalbrigade Ton Lyon, die 4. Bataillone des 14. und 16. Korps. Die Jägerbataillnnf' nehmen an den ManOTOm ihrer Korps teil, 3 Alpenbataillone des 14., 2 des lö. werden sn den Manöveni herangezogen. Von Übnngslagern weiden Sissonne vom 1. and 2., Chalons vom 6. Korps nnd der 3. Division, Mailly vom 20. Korps and der 9. Division, OoStqaidan Tom 10. und 11. Korps, La Courtine ▼om 12. and 13. Korps, Larzae Tom 16. Korps bennt/t. Bei der Kayall^e sind Ton Sonder Übungen vorgesehen: lltägige, Ma- növer der vereinigten 2. nnd 3. Kavalleriedinsion unter Leitung des Präsidenten des technischen Kavallerie-Komitees, SonderUbungen der 3., 5. und 0. Kavalleriedivision von 9 Ta^'en Dauer, endlich Stägige Evolutionen der Korps-Kavallerie-Bri|raflen der Korps, die nicht an Armee-Manövern beteiligt sind. FUr die besonderen Manöver in den Alpen, Yogesen, in Algerien und Tunesien ergehen noch Weisungen des Kriegsministers. Die Kolonialtruppeu, aasgenommen die an Armee-Manövern beteiligte ö. Brijrade, nehmen an den Manövern der Armeekorps teil, in deren Bereich sie stehen, die Kosten werden vom Budget der Kolonialtruppen getragen.

Durch Dekret vom 10. Dezember ist in Indochina ein Kemonte-Kavallene in reiterzug aus Eingeborenen geschaffen worden, das Kadrepersonal wird der französischen Kavallerie entnommen, der Ersatz an Kemonte- reitern erfolgt aus der Eskadron fUr Indochina and aus eingeborenen Fahrern der Artillerie. Der Zug zählt 1 Offizier, 9 Unteroffiziere nnd Professionisten an Franzosen, 49 76 Eingeborene. Gleichzeitig wird definitiv eine Kavallerie-Eskadron ftlr Indochina errichtet an Stelle der 1809 durch Dekret des Oeneralgonverneurs ans Einge- borenen provisorisch gresehaffeneii, deren Kosten anlserdem im Kolonial- hudget schon erscheinen. Das fraozösifichp Personal dieser Eska- dron wird der heimischen Kavallerie entnoinnieii und zwar durch den Kriegsniinister auf zifrenna(sif,^es Ansuchen des Kolouialministers. Die Kirjgeborenen werden ausgehoben, bezw. treten freiwillifr ein, können auch kapitulieren. Die Unitorm ist diejenig:e der Seneijai- bpabis, die Bewaflnung besteht ans Säbel und Karabiner, die Pferde

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a60

UmBobav.

werden im Lande selbst angekauft. Der Etat der Eskadron ist zu- nächst auf 4 Offiziere, 15 Unteroffiziere und Professionisten an Fran- zosen, 13 eingeborene Unteroffiziere, 80 1^0 Maoa £iD^eborene,

115 126 Pferde festgesetzt.

Ann..}- Au- Der Armee-Ausschols der Kammer, der seine Beschlüsse be- ! "^a.h"v' zUglich des Gesetzes Uber die zweijährige Dienstzeit, jetzt einer

Dieii'itsieiT. Kevision unter/ieht und bei der Beratung des Januar seine Fassnnfr der ersten 20 Artikel unverändert jrelassen bat. falste am 21. Januar bezüglich der Dienstzeit der Alirerier und Tunesier nach Anhiirnnjr der alp:eriselien Deputierten einen von den \'orscliiajren des Senats und auch st'iueni eigenen ursprünglichen Text wesentlich ab- weichenden Beschluls. nämlich den Status (|U0 beizubehalten, also imr ein Jahr aktiver Dienstzeit zu verlangen, das in Frankreich ab- geleistet werden soll. Um aber zu vermeiden, dais Franzosen m grolser Zahl nach Algerien - Tunesien dicht vor der Aushebung auswandern, um der kürzeren Dienstzeit teilhaft zu werden und dann nach Frankrcieh zurllckzukehren, ist hestininit worden, dais die Leute bis zu ihrem Übertritt in die Landwehr in Algerien Tunesien wohnen müssen, sich ohne Erlaubnis nicht über (iO Tage aus dem Gebiet entfernen dürfen und auch kürzere Ab>\esenheit den militäri- schen Behörden melden sollen. Der am 28. Dezember lOö:^ von dem früheren Minister T^anessau eingp!>rachte Gesetzentwarf, der dahin zielt, durch Änderung des Hekrutierungsgesetzes von 1889 nacii und nach zu einer 1 Smonatiichcn aktiven Dienstzeit zu gelangen, ist vom Armeeaussehnfs mit sehr geringer B^'geisterung anfirenommen worden. Das ist auch begreiflich, da er in letzter Linie zu einer steten Vermehrung d^^r Leute der Hilfsdienste, also der bedingt Taug- lichen käme, in 'ier Sitznn«! von» 16. Januar hat der Armee- Aussehnfs in voller rhereiiistimmuiig mit dem Kriegsminister auch die Frage der reforuaert* n Wehrs teuer entschieden und die ge- fafsten Beschlüsse hätten auch für unsere Verhältnisse Wert. Die Wehrsteuor soll o Jahre entrichtet werden und zwar 2 Jahre fUr die aktive Dit^nstzeit und 1 Jahr für die sonst im Beuriaubtt ii>t;nide za leistenden Dienstübangeu. Um der W< hrstruer den m<'lir persön- lichen Charakter zu nehmen, soll sie '^■>'^/,i der Staatssteuer lit-tragen^ so /war. dnh Einkoromen unfer 200 Fr«, von jeder Zahlung der se lben befreit i)bil)eu. Anf diese Weise kann man von der Ein- richtung einen ansehnlichen Ertrag erwarten.

I' fanrer- Wie aus den Beratungen des bewilligten Knegsbudgets für 1904 l..it;ullon. hervorgeht, bat man dem Kriegsminist« i (iic geforderten Beträge für HadfahnTtruppen nur unter der Bedingung bewilligt, dais keine neuen Kompagnien geschaffen werden, bis mau grtlndliebe Versache

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Umsebau. 3G1

mit eiiieiit Radfahrer Bataillou angestellt. General AihIfh wird des- halb dt'innäehst aus den verschiedenen Jäirerbjitaillonen zu^eteiUer Kadlahrerkompagnien ein Hataillun füiiuiereii. Et» handelt sich be- dem Versuch nirlit um um Fragen der Organisation, sondern auch vor allem der Verwendung im hiuue einer beritteneu Infanterie, in Oflfensive ond Defensive. Aafklärun«rsdienst. Rückhalt für ka\allprie im Sinne der bekannten hclirift des Kapitän (icrard. Fachzeitschriften weisen dabei darauf hin. dals ein Kadfahrerbataillon ebensoviel Ge- wehre ins Feuer brinsre. als eine ganze Kavalleriedivision, im weiteren Sicheruugsdienst den (lesner aufhalte, zu vor/eitiger EntwiekeluiiL^ veranlassen, die eijjene Marschkolonne dabei vor Einsicht lier feind- lichen Kavallerie schützen könne, ein unentbehrliches Instrument der KriegftlhniniT nach heutigen ürnndsUtzen darstellen.

Der Kiiegsminister hatte bestimmt, dals in die BeturiicrunL'-s- ^ Vorschlagslisten fUr 1904 nnr soviel Offiziere jedes Dienstirradrs Y^J^"* aufgenommen werden sollen, als in 18 Monaten unter norinais u V^erhältnissen befordert werden kiiuncn. Die Fachpresse findet auch diese Zahl noch zu hoch, will den Bedarf nur für 15 Monate unter norrnah»n Verhältnissen angesetzt sehen und liriu^rt zum Be- weise die Beförderungslisten und Beförderungen von lUUo. Mit den Beförderungen der letzten Tage des Dezeml)er sinkt die Betorderungs- liste für lüOH in die Vergessenheit und es ist zweifelhaft, ob alle, die auf derselben gestanden, aber noch nicht befordert wurden, sich auf derjenigen für 11)04 wiederfinden. 1903 stellt sich das Ver- hältnis der zur Bcfördernni:- NOrgeschlagenen zu den wirklich Be- [ijrflertrn hei der Infanterie: Oberstleutnaiit-s 81 : 32, Majors 105 : 52, Hauptleute 150 : Sl, Leutnants 211 : 122. Kavallerie: Oberstleutnants 28 : 20. Majors 87 : 24. Rittmeister 54 : 34. Artillerie: Oberst- leutiiaiiü. ;?0 : 25. Majors 47 : 27. 1 i uij tleute 4f; ; 28. Genie: Oberst- leutnants 12 : s. Majors 18 : 9. liaupllrute 29 : 8. An die Alters- grenze gelangen 1904 LS Divisionsirenerale (darunter noch Lauglois. ßoipdetlre. Negrier). 12 Brigade-Generale der Heimalarmee. 1 Divisionsi- general der Kolonial! ruppen.

Ein Offizier des ."s7. Infanterie-iu ;:i]nents hat einen neuen Tor- Neuer nister konstruit-n, dw aus 2 von einander uiiabhiindgen Teile be- Torni-ter. stehend, von denen der eine auf den Sehultrrblätteru. der andere in der Taille aufliegt. Der dir Brust nicht einschnürende Tornister wiegt 1.5 kg weniger, als der bisherige. Der obere Teil enthält Wäsche und Sclmhi. der untere 2 eiserne Portionen. Wenn be- sondere .Vnstrengungcn bevorstehen, kann man den oberen Teil auf Wagen fidgen la.>sen. der Mann trägt dann nur Patronen und eiserne Portionen bei sich und hat den oberen Teil des Rückens ganz frei.

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UmscbAQ.

Der neoe Toruister biudert Übrigens in keiner Wdse das Schiefsen im Liegen.

mlfrf**** Die Vorschrift vom Jl. November 1908, betreffend die Übungen sihiersen. Beurlaubtenstandes, hat eine crgäilzeDde Erklärong des Kriegs- ministers dabin erfahren, dafs die Reservisten der Truppen, die gefeebtsmälsige Schiefsen abhalten, ohne daso Eisenbahntransport m bedürfen, bezw. derjenigen, die ihre gefeehtsmiisigen Abteilungs- schieisen wäbieod der Märsche zu den ManOvern, bezw. auf deo Manöverfeldem abhalten, an diesen Schiefsen teilnehmen. In diesem Falle werden die Kosten der Teilnahme der ReaenristeD ans don Manöveifonds besahli Reisekosten. Den Leuten im aktiTen Dienst, die verbdratet, oder Witwer mit Kindern sind ond auf üuren Antrag aas entfernteren Garnisonen in die Nttbe ihrer Familien versetzt werden, sollen in Znkanft, naeb einer Verfügung des Kriegsministers, Reisekosten zustehen. Küluiiiiii- Durch Dekret vom 39. Feliraar 1908, gezelebnet vom Kriegs- trappen, Kolonialminister, sind die Bezttge der Offiziere und Uannsohaften in den Kolonien niebt nnwesoitiieb gelindert worden. Die Genefalitftt bOfst dabei ein (DiTbtonsgeneral 37 800 Frs. gegen 42 642, Brigade* general 25 200 statt 26 800), alle Übrigen Dienstgrade gewinnen. Die Obersten kommen yon 12700 anf 16 300, die ObersHentnants von 10000 ant 18 000, die Minors von 9000 anf 11000^ die Hanpt- lente von 6000 anf 10000 naeb zwölfjähriger nnd anf 9000 nach aob^ähriger Zeit im Dienstgrade, Leutnants von 4900 anf 5400. Die Adjntants steigen von 2,89 anf 4,18 Frs., Feldwebel 1,40 anf 2,05 Frs. tiigHeh. Fttr alle Dienstgrade ist die Besoldung derjenigen, welohe bisher allein die Kolonialartillerie bezog, gleichgestellt worden. Die Lente der Kolonialartillerie erhalten jetzt niekt mehr, als die- jenigen der Infanterie. Im ganzen bringen die Neuerungen dem Kolonialbndget Ersparnisse.

Dnreh Dekret vom 80. Dezember sind einige wichtige Ände- mngen in dem Dekret vom 28. Dezember 1900 betreftend die Ab- lösungen der in die Kolonie entsendeten OfBsiere ond Leute einge- treten. Die AblOsnngen sollen von jetzt ab automatiseh erfolgen, so zwar, dafa auf Grundlage der nach dem Budget znllssigen Ist- stlfrke Offiziere nnd Mannsebaften in bestimmter Zahl zu derselbeu Zeit abgehen, wie vorher diejenige, die sie ablOsen sollen. Hau bat dabei den Vorteil, die Kadres in den Koltmien vollzählig zu erhalten und femer, dals jeder Offizier nnd Unteroffizier genau weüs, zu welcher Zeit er entsendet wird nnd darauf sieh vorbereiten kann. Die sechsmonatlieben Urlaube nach Bttekkebr aus der Kolonie bleiben, der bisher während dieser Zeit gewährte Sold naeb dem Satz fttr die

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Umschau.

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Kolonien soll aber fortfallen. Bei Offiderea und Unteroffifieren, die länger als Torgescbrieben in der Kolonie bleiben wollen, soll eine äntildie UnterraohoDg stattfinden. Jede einem Ofliiier gestattete VerlXngening des Verbleibeip in einer Kolonie ist spätestens 2 Honale Tor seiner sonstigen Bttekkebr naeh Frankreieb im „Jounai Offieiel** bekapntzQgeben. der AbteUong Kolonialtrappen im Kriegsminislerinm sind Listen aller Offiziere aller Waffen naeb Dienst- grsden gdrennt fttr den Tnmus der Entsendungen in die Kolonien sn ftbren. Diese Listen weiden im «Jonmal Offieiel" bekannt ge- geben. Die Daner des Anfentbslts» ebne Hin* nnd Rttekfabrl^ die die Offiziere in den Kolonien verbringen mttssen, beträgt fttr Indien, Martiniqae, Gnadeloope, Böonion, Nen-Caledonien 3 Jabre, Indoebina, Madagaskar, Gnyane, CSomoren 2 Jahre, ebenso Senegal nnd Somali- käste, Westafrika, Sudan, Elfenbeinkttste, Dahomey, Kongo 20 Monate. Offiziere, die naeb dem Gntacbten von 2 Militärärzten vorttbergebend nieht in die Kolonien entsendbar sind, können dnrcb den Kriegs- minister Anfbeknb Ton 8 Monaten erhalten, aber höchstens 4X3 Monate, wobd stets wieder ein ärztliebes Ontaebten nötig ist Fttr die Unteroffiziere bestehen gldehfalls KommandierroUen, an deren Spitze die nen beförderten oder zn den Kolonialtrappen über- getretenen Unteroffizieren eingeschrieben werden, die noch niebt in den Kolonien gedient haben. Das erste Verbleiben in den Kolonien für die Unteroffiziere ist festgesetzt, wie folgt:

Indien, Martiniqae, Gnadalonpe, Bennien, Nen-Caledonien 4 Jabre, Indoehina, Madagaskar 3 Jabre, Gayane, Senegal 30 Monate, Somali- käste, Comoren 2 Jabre^ in den Übrigen Kolonien 20 Monate. Ver- la ngernng des Aufenthalts nnd Znlässigkeit ron seehsmonatliehen Ur- lauber, wie bei den Offizieren, ebenso Anfsehub ans gesundheltliehen Rtteksiehten. Fttr die Entsendung von Korporalen und Gemeinen bestehen ebenfalls Listen, auf welche alle diejenigen erseheinen, die 21 Jahre alt sind und mindestens 6 Monate aktiv dienen. IHe Reihenfolge der Eintragungen ist die folgende: dreyäbrig FreiwiUige^ vor dem dienstpflichtigen Alter Eingetretene^ Freiwillige, die vom Landheere zur Kolonialarmee ttbergetreten, Leute, die sich freiwillig auf 4 oder 5 Jahre ▼erpfliebten, Kapitulanten, die noch nicht in den Kolonien gedient, en^eb Kapitulanten, die sehen in den Kolonien waren. Bezttglieb der Dauer des ersten Aufenthalts in den Kolonien gilt das bei den Unteroffizieren Gesagte«

Ziemlich dicht vor der Jahreswende hat ein Berliner Blatt die Di» Frage Ansieht ausgesprochen, mit Annahme der zweQähiigen ^^^>^'^>^^^beim mobilen gebe Frankreich den Wettkampf auf milittrisohem Gebiete ^fl^ösi-^^ mit uns endgültig auf. Dalb dies in bezog an! Bewaffnung nichtseben Heere.

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Umielum.

der FaU ist, braacht nicht erst bewiesen zu werden. Aber ancb in beza^ auf Zahl fttr das mobile Heer lätst sieh der Fehlschlnfs des Berliner Blattes naebweisen and das Ist nm so nötiger, als, onwider- 8|iroeheo seine Behanptnng im Reiohstage bei Einbringung einer nenen MilitttrTorlage TleUeieht za einer Plattform für die gnindsätiliehe Opposition werden konnte. ZonHehst darf niebt tlbexsehen werden, dais ancb in dem Tom Armee^Anssebnls der Kammer angenommeneu Text, wie hier in den einanderfolgenden Beriebten siffermälsig naefa- gewiesen worden, HaTsnahmen enthalten sind, die ein Sinken der bisherigen DnrohsehnittBstSrke aneh bei nor 2 Rekmtenkontingenten entgegenwirken, 2. dafe die Erklftmog des Kriegsministers im Armee- aosschnfs, er wolle nieht baohstttblioh auf den 575 000 Hann der beatigen Sollstärke bestehen, Sehwanknngen trilten ja schon in den einzelnen Rekmtenkontingenten ein, dorobaos nicht sagen will, man werde eine Herabsetsnng der Sollstärke nm Zehntansend dulden, was ja ancb schon ohne Änderung des Kadregesetses, die bisher nicht beabsichtigt ist, onmOglich wäre, 3. die 210 000 Mann Darob- schnitt des KekrntenkontiogentB, die General Andrö seinen Berech* nongen zugrunde legte, nicht die Freiwilligen um&ssen, 4. was Heimat- und Kolonlaltmppen in Frankreich angeht, man dort sehr viel mehr Leute unter den Waffen hält, als wir, 5. während wir mit 7 Jahr- gängen In aktivem Heer und Keserre rechnen, Frankreich in dengleicheii Kategorien 13 nach Annehmen der zweijährigen Dienstzeit 2 im aktiven Heere, 11 in der Reserre verlangt, sein mobiles Heer t. Linie also ans 13 Jahrgängen zusammensetzt Wo Ist da end- gültiger Verzicht auf den Wettkampf auf militärischem Gebiete? Auch bezllglich der Unteroffiziere in Deutschland und Frankreich, haut das Berliner Blatt stark daneben. Die kapitulierenden Unteroffiziere, die nach ihneu bei zweijähriger Dienstzeit das Ausbildnngspersonal aus- machen sollen, steigen auf rund 43000, wenn man das vierte Viertel des Unterofliziersollstandes hluzurechnet, dann aber beginnt der Dienst- grad des „Unteroffiziers^ iu Frankreich erst mit dem Sergeanten uud weist die grolsc Ziffer von Korporalen und Brigadiers, die nach dem Bericht Herion Uber das Gesamtbudget 1904, auf 27 000 steigen sollen, als unsere jungen Unteroffiziere an Dienstalter und dienstlicher Erfahrung gleichwertig betrachtet werden. Wir sehen von den Gemeinkapitulanten, die nach dem Seuatetext auf 16 000 kommen würden, ganz ab, obwohl ja anch sie Uber die gesetzmälsige Dienst- zeit hinaus unter den Waffen bleiben und unsere Kapitulanten, dem sie an Zahl ttberiegen, gleich gerechnet werden mOsseu. Von nur 35 000 Köpfen Ausbildnngspersonal In gleichem Werte wie unsere Unteroffiziere kann also nicht die Rede sein, sondern nur Unter-

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UaseUtt.

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offi/iere, Korporale und Brigadien gereelwet} ron mindestens

60 OOO.

Die Mafsnahmc des Mariiieniinister.s, die Beniannang an Bord Mariae. niedrig: zu halten, hat bei der beabsichtigten Entsendung- des Kreuzers Sully nach Ostasien eine ziemlich drastische Illustration gefanden. Am 15. Dezember fehlten an der normal 617 Köpfe betracrenden Bemaonong des Sully nicht weniger als 25(» Köpfe. In den Matrosendepots war nur sehr wenig mehr (i:'iO Mann) zusammen zu rafle?j, man mufste auf die Schiffe des Mittelmeergeschw aders zurück- greifen, um Sully rechtzeitig zu komplettieren. Bei dem ge- naiiuten Kreuzer spielten sich Übrigens auch noch andere Dinge ab, die nicht ohne Interesse sind. Schon vor längerer Zeit, einigen Monaten, war dem Marineministerinm dienstlich gemeldet worden, dafs eine Schraube des Sully nicht zuverlässig brauchbar sei. Darauf war nichts erfolgt. Als nun Sully fUr die Entsendung nach Ostasien bestimmt wurde, trat eiue technische Kommission unter Cnntreadrairal Raovel zusammen und diese erklärte, dafs sie die Verantwortung für die Entsendung des Kreuzers bei dem gegenwärtigen Zustand der Schraube nicht Übernehmen könne. Pelletan beauftragte nun einen Marineiiigenienr mit der Begutachtung des Sully, dessen Kom- mandant übrigens seines Postens enthoben wurde. Das Ergebnis war. dal's man das SchitY auf die Heede schleppte und für die Ent- sendung bereit machte. Wie diese verlaufen wird, bleibt abzuwarten.

in Verwaltung und Zahlungswesen fUr die Mannschaften an Bord hat ein Rundschreiben des Marineministers beachtenswerte Vereinfacluiugen eingeführt. Soweit die bisherigen Nachrichten übersehen lassen, hat mau in der französischen Marine den Verlost des Transportschiffes Vienne zu beklagen.

Mitte Jauuar ist in Havre das zweite von den drei Torpedobooten Neues abirelaufen. für welche 1901 Kontrakte gemacht worden waren, ;s7''Iang. ^^JJJ^^ 4,5" breit, Maschinen von 20(X) indizierte Pferdekraft aufweisend, soll das Boot, das Torpedolancier-Kohre und awei 37 cm Sobneli- feuerkanonen trägt, 26 Knoten Fahrt erhalten.

-Am 17. Dezember YiHVA ist in Toulondie Patrie. das zweite Linien- $t»peU»iif. schitf des Typs Kepublique, abgelaufen. 14 8()") Tons Deplacement, 17475 indiezierte Pferdekraft aufweisend, soll das Schiff 18 Knoten laufen. Ks trägt ^ie^ ."^Ü,.") em Kanonen, achtzehn 16,4 cm. zwei- undzwanzig 47 cm Sclinellfeuerkanonen, zwei o,7cm KevolvergeschUt/.e, fünf Turpedolancier-Hobre. Irgend eine Feier, Taufe nsw. tand beim ätapeilauf nicht statt.

Am IS. Februar erreichte der Chef des Admiralstabes Contre-AuaBcheiden. adniiral Macquer die Altersgrenze und soll dorcb Contreadmirai

Jahrblltohtr fftr di« d«atMk« Anntt md Marine. 2f«. 9M. 24

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366

Umschau.

Campion ersetzt werden. Eiu Teil der trauzobiseht n Fresse wirft Pelletan bei Aofstcllung der Beförderung »listen gerade/^u offenkundige Verletzung der bestehenden Bestimmungen des Beförderungsgesetzes zum Vorteil von Giiustlingeu vor.

Über ein neuen Spreno:stoflf. das üe.sii, Uber Heactivii'ung in die jyReform" versetzter Offiziere durch Dekret, Verstärkungen des Ge- schwaders im fernen Osten und die Koiooialtruppen in Indochina im nächsten Bericht 18.

Die letzte Zeit hat infolge Eneiehang der Altersgrenze wieder Vei^derungen unter den kommandierenden Creneralen gebraeht und stehen noch weitere bevor. Am letzten Tage des vergangenen Jahres mnlste der Kommandierende des V. Armeekorps, Divisions- General Farny zur 2. Sektion der Generalität übertreten. Sein Armeekorps in Orleans hat Divisions-General Millet tlbernommen, der 1848 geboren, IStil bei der Infanterie eingetreten ist. Er war 8. Z. Infanterie-Direktor im Kriegsministerium. Am 27. Januar 1904 mußste der kommandierende General in Bordeaux PouIi6au, der der Kavallerie angehörte, ausscheiden. Sein Nachfolger wurde Divisions-General Lelorrain, der 1841 im Maas- Departement geboren ist. Er trat 1860 bei der Infanterie ein und machte mit seinem Regiment (87. der Linie) mehrere Expeditionen in Algerien mit. 18G7 war er mit dein Ref?iment im Kirehcustaat, nahm aber nicht am Gefecht von Mentuna teil, da sein Kcgiment Civita-Vecchia zu decken hatte. Beim Ausbruch des Krieges 1870 sollte sein Regiment erst zur .\rmee von Mac Mahou, erhielt dann aber Befehl zur Besatzung von Strafsburg zu stolsen. dessen Verteidigunp: im Regiment eine Hauptstütze erhielt, l^elorrain hat hier an verschiedenen Ausfällen und an der Verteidig:uug der Angriftsfront teil genonnnen. wo die Breschen gelegt waren. Nach der Uberg-abe wurde er in Rastatt interniert. 17 Jahre hindurch bat er dem 87. Regiment an- gehört. In der späteren Laufbahn finden wir ihn im Grolsen Generalstab, als Regiments-Kommandant in Compiegne, als Hri;;ade- Komniandant in V erduu. In St. Mihiel befehligte er die 40. Infanterie- Division des Vi. Korps. Das XV III. Korps hat er am 29. Januar übernommen.

In diesem Monat (27. Febr.) scheidet noch der kommandierende General des IV. Korps in Lemans, Divisionsiieneral Lal lernen t ans. Als seinen Nachtblger nennt man einen noch sehr jungen und ungemein schneidiiren Kavallerie-General Oudard, der aus der Infanterie hervorgegangen ist Kaum 56 Jahr alt, wird er noch

UmsohM. 367

j das Arinet korj)» hinaus geiangeu. Zurzeit hat er die Kavallerie-

DiNii'ion in Lyo».

Eiuer der fähigsten französischen Kavalleric-Geuerale, dvv fUr uns darum ein besonderes Interesse hat, als er die 2. KavallfTle- Division in Lanäville befehligte, ist kürzlich bei einem Kraykiaits- Urlaob nach Lausanne unerwartet mit dem Tode abgegangen. Ks war der 61jährige DiTisions-Getieral de Benoist. Welches An- sehens und welcher Liebe er sich erfreute, zeigte sich bei seiner Beisetzung: in Lnnt'ville, wo u. a. seiue l)('iden höchsten Vorgesct/.ten, der konimajiiliHrende General Michal und der betreffende Armee- Inspekteur General Donop in länj^eren Ansprachen ihm die letzten Ehren verwiesen, ein schöner Gehrauch, den wir nicht haben. Nach Luneville werden immer die besten Kavallerie-Generale gesandt, als dem am weitesten gegen die deutsche Grenze vorj^escholx'nen Poßten, es ist dies noch eine Reminiszenz aus der Zeit des gespannten Verhältnisses zwischen den beiden Nachbarstaaten.

Eine eigentümliche militärische l'bunir hut kürzlich an der frati/ösivch-bei^isehen Grenze stattgefunden. In i i ankreieh bestehen im Anirnnengebiet Gesell scliaften für militärische Ausbildung (Societes d'instruction militaire). Diejenigen zwischen Sedan und Givet haben Versuche in der Giiü/.-Vrrteidi^iung gegen einen mar- kierten Feind gemacht, der durch Belgien kuinniend durch das Ar- deuiienloch (Tronic desArdennes) in Frankreicli einzudringen versucht. Die .\ufgal»e war, den t\*ind auf der Grenze, von Givet ab. zu überwachen und durch eine mobile Verteidigung seinen Marsch gegen Charleville zu verzüf^ern, das einen wichtigen Knotenpunkt Ton Kisenbahnen bildet. Die unter dem Namen ^Ardcuuen-Bataillon*' gebildeten GeselLschaiteu haben teil an diesen Manövern genommen, anter Leitunir der „Eclaireurs de la Semoy** und der ,. Kutants de la Revanche', Alle Waldpfarie. alle Rergpässe waren durch Schützen bewacht. Die Versannnluug wurde in Hargnies, einem Dorf hart an der Grenze, bewirkt. Es ist das erstemal, dals diese Art< n von Übungen stattgefunden haben. Wir haben es hier mit einer Art freiwilligen Landsturms zu tun, Jedenialis ein Beweis, wie der militärische Geist in Frankreich zugenonmien hatj ob die Sache viel Nutzen bringt, bleibe dahiugesteilt. Schott.

Gro fb b ri tan iiien. Panzerkrenzer des verbesserten ('ounty-Tvj)s sind im letzten Stapelläufe. Vierteljahre vom Stapel gelaufen. Die ;J Sebifle waren im April U)(>2 in Auftrag gegeben und wurden am 1. September, L Oktober und 27. August auf Stapel gelegt Sie haben 10 700 Tons Deplacement

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3G8 Literatur.

und soUeD mit Masehinea von 21000 Pferdekraft 22*/4 Knoten Fahrt erhalten. Die Armierang wird aoB zwei 7,5*' ScbneUfeaergesehOtsen in Barbetten von 6*' Panserstärke, zehn 6** SchneUfeaergeachtttsenr 8 Mitrailleneen, 2 Torpedoansstolsroliren bestehen. Jedes Schiff kostet annähernd 17 Millionen Mark. Am 8. Desember ist in Eiswiek der Krenzer I. Klasse Amethyst, 8200 Tons Deplacement. Tnrbinensehiir mit 9500 indizierter Pferdekraft, 21,8 Knoten Fahrt abgelaufen. 18.

Literatur.

I. Bücher.

Lehren aus dem russlseli-tfirkisohen Kriege 1877/78. Von Alfred Krauss, Oberstleutnant im K. und K. Generalstabskorps. 1. Heft. Uis zum Gefechte (1. Schlacht) bei Plewna am 20. Juli 1877. Mit 14 Beilagen. Wien 1904. Seidel k Sohn. Mk. 6.-. Kine mustergültige. kriegs.s:e<;chirhtliche Studie liogt In der Arbeit des Oberstleutnant Kraiiss vom k. u. k. Generalstabskorps vor uns. die in vortrefflicher Weise zei<?t. wie Kriegsgeschichte an einer höheren militärisdieii {iil(iunp:sanstalt betrieben werden niufs. um nutz- brinjLcend zu wirken und um nicht nur eine Sammlung von Tatsachen zu bleiben. Das Brschemen des russischen Generalstabswerkes gibt dem Herrn Vertlftsser die Orundlage IQr seine Studien, die keine ^un* zeitgemäTse Kritik"* treiben, sondern nur die Lehren wiedergeben sollen, die er aus den Ereignissen zieht. Seine Ansichten bringt er Uar und bestimmt zum Ausdruck, er drückt sich nicht um ein Urteil herum, sondern sagt mit dürren Worten, was er für richtig und was er für falsch hält. Auf ©ine Ei-scheinungsform des Balkanfeldzuges sei be- sonders hingewiesen. Im deutsch- französisclien Kriege forderte der gliickliclie Feld/.ugsbpginn. das ViM-trauen auf das eigene Können, die Stärke des Heercb auf dentsrhoi- Seite geradezu zu emer iietäligung der Selbsttiitigkeit auf, so dafs h rtünier. rnterlassungen. ja selbst Fehler der Füiuuug durch die Anordnungen der ünlertührer in ihren Folgen abgeschwächt oder ganz aufgehoben wurden. Im russisch-törkbehen Kriege fehlen diese günstigen Vorbedingungen aul beiden Seiten.

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Litoratar.

36»

Der russischen Übt rmacht steht nicht die konig'uncnde Ober* legenheit zur Seite. Es werden auf beiden Seiten von Anbeginn an Fehler gemacht, deren FolLren sich in geradezu drastischer Weise ein- stellen. Ks kommen Unterlassungen vor, deren mögliche Folgen durch die Ereisrnisso so nahe irerückf werden, dafs sie auch mit Sicherheit erkannl werden können, (icrade aus diesen (iininden bildet der bei uns recht stiefmütterlich behandelte Krieg ein solcii reiches Feld des Studiums. Er predigt uns die Lehre, daüs die Selbsttätigkeit aller Führer keine Eigentümlichkeit dieser oder jener Armee sei. sondern dafs es eine zarte Pflanze ist» die nur unter ganz besonders günstigen. Lebensbedingungen gedeihen kann. Wie wBre sonst die Selbsttätigkeit der französischen Führer 1869 und das Versagen der gleichen Persönlichkeiten in dieser Richtung im deutsch-französischen Kriege zu erklären? In Anlehniinj;^, aber doch auch in kritischer Verwertung an<l»'r«'»- Veröfllentiichun;ren werden die beiderseitigen iStreitmittel ge- schildert. Recht interessauL ist der Nachwei*?, wie wenig die Russen die eigenen Erfahrungen aus früheren Peldzügen verwertet haben. Ein Beweis, dafs die .Menschen selbst aus der eigenen Geschichte nicht viel lernen, und- dafs selbst eigener Schaden nicht immer klug macht Namentlich gilt dieses für den Einmarsch und für die Kämpfe um die Donau. Der Ftufettbergang wird gut dai^tellt und eingehend beurteilt Xun setzt die Eigenart des Buches ein, indem in grofsen Zügen, aber durchaus erschöpfend die Obergänge von Alsen, Aspern, Dettingen dem Donauübergange zur Seite gestellt werden. Wii* ver- missen nur eine Frage, wfe ist der Übergang im grofsen Armeeverbande auszuführen, wo Raum und Zeit für T.'iuschung^en des Gegners fehlen, wie ist das Verhalten des Angreifers, wenn der erste i'bergangsv.M such scheitert. Kann man diesen nicht nach Art eines abgeschiapu neu An- grifle.s behandeln, d. h. dafs man ihn, wenn die anderen Bedingungen zutreffen, sofort oder in der nächsten Nacht an der gleichen Stelle wiederholt. Jedenfalls dürfte bei einer Wiederholung des Übergangs- versuches an dieser Stelle die Auftnerksamkeit des Feindes recht 'gering sein. Nicht ganz einverstanden sind wir, wenn der Herr Ver- fasser sich für die Möglichkeit eines FlufsUberganges am hellen Tage 'ausspricht Psychologiscfa lehrreich sind die Vorgänge bei Entsendung des Avantgardenkorps Gurkos über dt n Balkan, dem andere Gebirgs- Übergänge znr Seite gestellt werden. Vielleicht wäre es besser ge- wesen, hier einmal die Ausführbarkeit v<»n „Raids" zu Vx'handeln. Mit Recht tadelt der Herr Verfasser, dafs der türkische Führer im ^^chipk;ipafs seine Stellung räumte, als er von Norden und Süden angegrifl'en wird. Wir unterschreiben durchaus, wenn der Herr Verfasser sagt: «Unter- kommandanten, welche auf solch wichtige Punkte gestellt werden und jede befestigte Pafsstralse ist eine wichtige Position haben nicht die Aufgabe, sich in strategische Kombinationen einsulassen und zu erwl^en, ob die allgemeine Lage ihr weiteres Ausharren nötig oder möglich macht, sie haben ihren Posten zu halten bis zur Erschöpfung

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370

Litdratur.

des letzten Verleidj^unijüiinUolsl" Donau und Baikan zeigen» dafs die mäctiUgsten natürlichen Hindernisse an sich relativ leiclit zu fiber- winden sind. Die Übersetxung selbst des gewaltigsten Stromes und das Oberschreiten des unwegsamsten Gebirges durch eine Armee» ohne feindliche Gegenwirkung, sind nur eine Frage der Zeit und der Arbeit Das einzige Hindernis, das unter Umständen nicht zu über- winden ist, ist das Feuer des Verteidigers. Und nur in der richtigen Verbindung dos natürlichen Hindernisses mit dem Peuer des Ver- tciHic-"rs. nur in der Ausnützun^: des toten Hindernisses durch die lebendige ivralt liegt die Kraft des Vertetdigers überhaupt. Die Türken hatten d«her nicht das Recht, die rasclie ßevviiltigung der beiden Boll- werke Ltonau und Balkan als schwere Schicksalsschläge aufzunehmen, denn die Schuld lag nur in ihnen. Auch der Türkengott hilft nur dem, der sich selbst hilft!

Auch den trefflichen Bemerkungen über die erste Schlacht von Plewna, welche den Schlufs des vorliegenden Buches bildet, können wir durchaus beipflichten, t>ei dem ungleichen Stttrkeverhältnis be- rücksichtigt der Herr Verfasser nur die Schlachtanlage und nicht die Schlachtdurchfflhrung. Wir hoffen, dafs recht bald ein 2. Hefl folgen miSgc Piis Ruch dürfte jedem hochwillkommen sein, der sich ein- gehend mit operativen Fragen beschäftigen will. B.

Die Eiitwiekeluiig der ätrategisdieu Wisseiiüeliaft im lU. Jalir- kuidnC. Von t. Caemmerer, Generalleutnant z. D. BerUii 1904. Verlag von W. Baensch. Mk. 8,00.

Wenngleich Moltke von der Strategie sagt, dafs man sie kaum eine Wissenschaft nennen könne, da ihre Lehren wenig über die VordersHtze des gesunden Verstandes gehen, so hat die Kriegserfahrung von Jahrhunderten, der Wechsel der Kriegsmittel, die Technik u. a. den nie ruhenden menschlichen Geist doch Immer wieder dazu an- geregt, sich den Pinl>kmen der Kriegführung zuzuwenden und sie wissenschaftlich zu pt iifVn. l >afs die gewaltigen l^riege des 19. Jahr- hunderts hier bestimmend eingewirkt haben, weist Verf. in seiner vorliegenden Schrift überzeugend nach.

Während in Frankreich am Anfang des Jaln iiunde rls die alte methodische Kriegführung, welche in möglichst unblutiger ^^'eise de« Feldsug durch Manöverieren su gewinnen sachte, bereits überwunden war und man hier die Bntscheidung durch Vernichtung des Gegners eratr^te, hatte die erstere in Preufsen und Österreich noch viele An- hänger. Einen besonders unheilvollen Binfluts schreibt Verf. in dieser Hinsicht in Preufsen dem genialen Heinrich v . Bülow, dem Bruder des Siegers von Denncwttz zu, welcher 1799 seme Ansichten in einem Werk „Geist des neueren Kriegssystems usw." veröffentlichte.

Für Österreich und weit über dessen Grenzen hinaus wurde lange Zeit Erzherzog Karl, der Siegel- von Aspern, durch seine iSchriiten, besonders „Die Grundsalze der Strategie", inafsgebend, in welchen

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Utefttur.

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der iSchiüsseltheürie und der Hodengestaltung mit dem Anstrich hoher Gelehrsamkeit eine übertrieben hohe, vielfach sehr verderblich wirkende Bedeutung zugewiesen war.

Von Napoleon meint Verf.« da& er eigentlich gar keine Grand- eftt2e ffir seine KriegfBhrong selbst erfünden, sondern dieselben teils den bei uns wenig bekannten älteren Schrlttstellern, Guibert» du Teil und Bourcet, teils, von 1805 an, Jomini verdanke, dessen Schrift „tniiti- dp gn'»nd<- trx'tiqiie usw." eine noch jetzt in Kraft beflndli<*h»» W'irks; tnkcit orlanfft und z. B. 1866 die österreichische Kriegfühi-ung mil ÜL'cmflufst hat.

Bei uns hat Chiusewitz. dessen Schüler Moltke war. in seinem nachgelassenen Werk „Vom Kriege" das Fundament gelegt, auf dem weiter gebaut wird. Die 1840 erschienene scharfsinnige, aber ein- seitige und methodische «Theorie des grofeen Krieges*" von Willisen konnte sich den geistvollen und freien Lehren von Clausewils gegen- über nicht behaupten, xuroal Willisen 1849 durch die Sehlacht bei Idstedt sein Ansehen verlor. Brst neuerdings wird wieder ö|(er auf ihn verwiesen.

Verfasser fiiht-r Willisen als warnendes Beispiel dafür an. wohin man mit einseitigen Theorien kommen kann. Derselbe war z.H. ein .solcher »Gegner jeder F>etGnsivsclilactu. dafs er bei Idstedt, zu einer solchen gezwungen, unnötigerweise den Rückzug belahl, welcher zur Vw- •flichtung der sclileswi^-holsteinschen Armee führte.

Wenn Clautsewiiz oft angegriffen wird, weil er „die Verteidigung als die stärkere Form mit dem negativen Zweck, den Angriff als die , schwächere Form mit dem positiven Zweek* hingestellt hat, so warnt Verf. mit Recht vor einer falschen Auffassung dieses Salles, besonders aber auch davor, das Vertrauen aur Verteidigung nicht su erschtitteni, in die gerade wir bei einem Kriege nach mehi*eren Seiten leicht hlnein<« gedrängt werden könnten. Dann mufs der Führer jeden Ranges und seine Untergebenen zu der Wirksamkeit der Verteidigung volles Vor- tranen iiaben. welches nicht erschüttert werden darf. Dem wird man nur voll zustimmen können. Dasselbe gilt aber auch umgekehrt von dem Schlichtrngschen Kardinalsatz, den Verfasser stets verteidigt. ,„dafs der frontale Infanterie-Angrifl" über die Eben«- jel/i eine Un- möglichkeit geworden sei". Wohin wOrde es fiihi*en, wenn die Übei^ Zeugung von dieser Unmöglichkeit erst der Trappe in Fleisch ond Blut Übergegangen wSre?

Naehdem der Einwirkung der Technik auf die Strategie des 19. Jahrhunderts ein besonderes Kapitel gewidmet ist, kommt Verf. zu der viclumstrittenen Frage, ob ein grundsätzlicher Gegensatz zwischen Moltkescher und Xapoleonischer Strategie bestehe*.' Wie fi'uher, so vertritt pt auch hier warm die Schlichtingsche Lehre.

Ein weiteres Kapitel handelt vom Ausbau der Moltkeschen Lehr« durch Schlichting, - wie er besondere in dessen ^taktischen und strarr t^t sehen Grundsätzen der Gegenwart^ entwickelt und ausgeführt, dunu

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Literatur.

aber auch im Exerzier- Re^ement fOr 'die Infanterie sum Ausdruck gekommen ist.

Kurz und treffend werden unsere bedeutendsten neueren Militär^ sohriftsteller v. Verdy, v. Boguslawski, v. Scherfi, v. d. Goltz gewürdigt

Die inhaltsreiche Schrift des Generalleutnants von Caemmerer ist überaus klar und interessant. In der Fassung leicht verständlich «re-

schrieben, wird sie nicht allein (ion Fnrhmännern. sondern auch allen, welche sich lür militärische i'r.iu'L'n im grofsen, besonders die Krieg- führung interessieren, sehr willkommen sein. v. Twardowski.

Die Festung iu der heutigen Kriegführung. Von Schröter, Major. Mitglied des Ingcnieur^Komitees und der Studienkommission für die MiiitSrtechnische Akademie. Zweite Auflage. Erste Abteilung. Das Wesen des Festungsbaues. Die Landbefeetigung. Mit

14 Texiskizzen und 8 Karten in Steindruck. Berlin 1903. E. S. Mittler & Sohn.* Mk. 3,25. Das treffliche Buch des M^or Schröter ist bereits nach dem Er- scheinen seiner ersten Auflage im Jahre 1897 in diesen Blättern ge*

•würdi^rt unri allen Offizieren zum Studium dringend empfohlen worden. Es erübrigt, auf die Änderungen und Erweiterungen hinzuweisen, welche die zweite von der ersten Auflage unterscheiden. Im allgemeinen ist der Wortlaut der beiden Teile, in die sich das Buch gliedert: , Wesen des Festungsbaues" und „Landesbefestigung** unverändert ge- , blieben; neben einigen anderen kleinen Zusätzen ist aber der neue Schlufesait des vierten Kapitels («Bndzid der Festungsverteidigung und ideale Auf^be des Pestungsbaues*) bemerkenswert. Er will be- merkt sein, denn er ist in gesperrter Schrift gedruckt und wird noch durch eine charakteristische Pu&note erläutert, welche eine abfällige Kritik des heutigen Festungsbaues enthält und weitere Erörterungen .'in dor zweiten Abteilung in Aussicht stellt. Der Verfasser erblickt die ideale Aufgabr des Festungsbauos in der weitestgehenden Vor- bereitung der Hauptvt'rtei'ligungsstHlhmg und in Vorkehrungen, w^elche eine geordnete Zurücknahme der Kauiplmitiel aus dieser Stellung und die Weiterliilu cmg der Verteidigung imt geschwächten Mitteln unter- stützen. „In beiden Beziehungen**, so lautet der bemerkenswerte Zu- sats» «sind aber stets Befestigungsformen anaustreben, welche sowohl dem vom Kommandanten im Ernstfälle zu wählenden Verteidigungs- verfahren, wie einer zeitgemSlsen Entwickelung der Befestigungs* anlagen im Frieden den grdfstmöglichen Spielraum gewähren.** Der Verfasser tritt damit der Ansicht entgegen, dafs die Starrheit der Pestungsforraen den Kommandanten auch an ein bestimmtes und vor- her festzulegendes Verfahren binde, eine Ansicht, an deren Befolgung die Kommandanieu der französischen Festungen ls70/71 raeist scheiterten, da die .Xiafsnahmen des Angreifers nicht den dem Ver- leidigungsplan zugrunde liegenden Annahmen efiLsprachon. Kr btinimt damit der. auch von mir in meinen „Kriegsgeschichtlichen Beispielon

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Litenter.

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des Fostunsskrieges" iininor betonten Forderung zu, dafs das Vor- leidigungsvtM'fnhren im Ernstfälle sich nach den Umständen richton und der Konirnjuidant also föhig sein müsse, diesen gebühn-nd Rechnung zu uagen. Wenn er nun weiter bei der Anlage der Be- festigungen hierauf Rücksicht genommen und die Formen ihrer ein- schränkenden Starrheit entkleidet wiesen will, so kann man dem wohl zustimmen; es kommt aber sehr. darauf an, wie er dies schwierige Problem lösen wird. Das soU ja im sweiten Teil kommen.

Einer weiteren Änderung, der (übrigens wortgetreuen) Übernahme des Kapitels «Das heutige Festun crswesen und die Kriegsgeschichte*' aus der zweiten in die erste Abteihinfr, kann man beistimmen. Den Schlufs des Bandes bildet eine , Üb ersieht über die Landosbefestisrung einiger Staaten I'luropas'*, und diese ist in dankenswerter Weise durch die Aufnahme der Landesverteidigungs - Systeme der Niederhinde, Österreich-Ungarns und Englands bereichert worden. Kleine farbige Skizzen geben eine gute Übersicht Zu diesem Abschnitt möchte ich aber einiges bemerken. Die Schwierigkeit ist nicht zu übersehen, die sich der Aufgabe entgegenstellt, eine richtige Darstellung der Landes- ▼erteidigungssysteme zu geben, da darüber meist offizielle Ver- dffentlichungon nicht bestehen und die bekannt werdenden Naohrichten^ nur mit grofser Vorsicht benutzt werden können. Ich mache also dem V(»rfasser keinen Vorwurf daraus, dafs seine Zusammenstellungen wahrscheinlich nicht nur Lücken, sondern auch P'ehler enthalten mögen. Da sie aber ebenso wahrscheinlich vielfach als Quelle benutzt werden, möchte ich darauf aufmerksam machon, da£$ für Frankreich ausnahms- weise die Kenntnisnahme der Karten ziemlich zuverlässige Angaben ermöglicht: und da würden einige Fehler wohl zu vermeiden gewesen sein. Hierhin rechne ich z. B., dafs Brianfon mit seinen grofsartigen, weitausgreifenden Anhigen nicht wohl als kleiner Platz oder als Sperrfort« sondern als gröfeere Festung zu bezeichnen ist. dafe Bouig St Maurice jedenfalls Aufnahme finden mufste, dafs Leseillon richtiger mit Modane bezeichnet wird und die Befestigung des Aution nicht weggelassen werden durfte. Einige feste Pl&tze» wie Valenciennes und I^iurre Ghätel, sind meines Wissens eini!:eg:an{?en, andere sind auf der Skizze nicht am richtigen Platze oder unrichtig bezeichnet, wie St. Vincennes, St. Anloine. Ecluse, Hisoux, Joux. Für Grofsbritannien ist zu bemerken, dafs die Zahl der 3 KriegshSfen. Plymouth. Portsmouth und Themiie-Mündung, wohi /.urzeit nicht mehr stimmen möchte. Schon die Klassifikation der den Armeekorps -Bezirken zugeteilten festen HafenpUtze in Festungen und befestigte Hfifen (vgl. meinen LQbeU- Bericht yon 1008) Ifilst das erkennen. Betreib der Osterreichischen Befestigungen- In Tirol trifit die Vermutttng zu, dafs einige neue Werke (auf den die Sellagruppe umgebenden Pissen) zu den früher von mir angegebenen hinzugekommen sind.

Abgesehen von diesen aus der Schwierigkeit des Stoffes sich er- gebenden Mängeln* die ich al^er im Interesse der Sache wolii nicht.

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Lttentor.

gut verschweigen durfte, verdient das Buch des Major Schröter volle Anerkennung und Aufmerksamkeit. Frobenius.

La gnem NifolteBteuie. Pr^üt des campagnea. Tome l«'. Far le GommaDdaDi Camon. Paris, Chapelot et Co. 1906.

Der erste Band eines grofs angelegten Werkes die beiden folgenden Bftnde sollen ,Die Schlachten*, sowie „Theorie und Technik" bringen -^^ welches «Die KriegfQbrung* Napoleons L ihrem eigentlichen Wesen nach darstellen will.

Gewifs ein sehr dankenswertrsl nteniehmen jedoch so schwierig, dafs Mufsergewöhnliche geistige Betahigung dazu gehört, um sie be- friedigend zu lÖKen. Der HeiT Verfasser ist jedenfalls ein sehr fleifsiger und belesener Arbeiter, er besitzt auch die einer ijiucn. knajipen

Dansielhinirs weise, und ;^erude der vurliegenae i^and. welcher sich mit den Feldziigcn de« grofsen Kriegsmeisters beschäftigt, hätte ihui in erster Linie Gelegenheit geben können, eine geniale, dabei objektive AufTassung der Dinge su betätigen aber von letzterer ist nicht ▼lei zu bemerken. Überall macht sich die landliullge, speaiflsch fran- zösisch geOrbte und deshalb einseitige Darstellung operatiTer Ver- ginge bemerkbar. Wenn der Herr VeHhsser auf die «Correspondance* als den eigentlichen Ausflufs der Ideen und Absichten Napoleons so grofsen Wert legt, so hätte er doch wissen müssen, dafs bei der Her- ausirabe sehr viele Stücke absichtlich unterdrückt woixien sind, weil sie unbequem erschienen.

Er hStte ferner sich »ha den tieiden unter Leituiiir lU s französischen Generalstabes herausgegebenen ausgezeichneten Werken ..l/arnu'e de rescnr'e 1800" und „La Campagnc 1809" von Saiski leichi überzeuge» k9nnen, dafo die übliche strategische Verherrlichung Napoleons hn Peldzugc von Marengo sich jetzt gar nicht mehr aufrecht erhalten tiUiit Ähnliches gilt von dem sogenannten Peldsug von Regensburg* welcher nicht durch das operative Geschick Napoleons, sondern durch die taktischen Erfolge Davousts gewonnen worden ist. von dessen eigent- licher, aufs äufserste gef&hrdeten Lage X j oleon bei Erlafs der ent- scheidenden Befehle sich gar keine Rechenschaft gegeben hatte. Die Jena-Auerstaedtepisode ist nicht durch die überlegene Strategie des Kaisers zugun^^tf^n der Franzosen entschieden worden, sondern durch die Energielosigkeit der Preufsischen Heeresleitung, durch die kriegeri- sche Minderwertigkeit des Preufschen lieeres und speziell bei Aucr- staedt durch die bewunderungswürdige Tapferkeit des Korps Davoust.

Eine brauchbare kriegswissenbchafi liehe Theorie läfst sich aber offenbar nur dann aufstellen, wenn man sie auf eine durchaus un- parteiliche, streng wissenschaftliche Kriegsgeschichts- schreibung aulbant. Letsteres ist aber bei dem heutigen, ungemein fortgeschrittenen Stande emster Kriegsgeschichlsschfeibung, welehe weder einen »französischen", noch einen .»dentschen*, oder irgend einen andern nationalen Standpunkt kennt» sehr wohl m^iich.

Literatur.

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Ich finde aber nicht, dafs dieses aliein berechtigte Verfahren von •dem Herrn Verßttser in dem sonst recht interessanten Buche eo zur Anwendung gebracht worden ist. wie es die moderne militärische Wissenschaft verlaniirt. Keim.

^Der Werdegang des preufsiseheu Heeres". Von Paul v. Schmidt» Generalmajor z. D. \V. Schultz -Engelhard, Verlag filr Militar- r.iteratur. Berlin. V^'. 35. Preis 7 Mk. NiemaiKl diirt'to besser imstande sein, den Werdegang des pi*eufsi- schen Heeres zu hchildern, als ein alter Angehöriger der Armee, der mit seinem ganzen Denitefi derhelben so nahe sieht, wie General V. Schmidt. Die Geschichte eines Heeres baut sich naturgemäfs aus der Geschichte des betrefflmden Landes lieraus auf; sie voU und ganz zu wttrdigen vermag aber nur derjenige, der die Bausteine und die Baumeister in Betracht zieht Diese Bausteine sind für das preulaische Heer mehr wie für ein andeies in erster Linie die Offiziere; in keinem anderim Heere aber haben für den Ausbau des Heeres die Baumeister, Pi^eufsens Herrscher, eine so bedeutsame lioile gespielt, wie in dem Preu!-f»ns.

Wenn wir von diesem Standpunkte ausgehen, werden wir am besten den „Werdegang des preufsischen Heeres" im Sinne des Herrn Verfassers verstehen und es ihm, dem bewährten Streilir für die nationale Sache, nachempfinden Icönnen» dafs er dem Werdegange des preufsiachen Offiziertumes, wie sich derselbe an der Hand der preufoi- sehen Herrscher vollzogen hat, den breitesten Raum einrftumt

Fehlen uns auch noch fOr die Gesamtgeschichte des preufsischen Heeres die für eine solche grundlegenden archivalischen Forschungen, so ist mit dem Herj-n Verfasser zu hoffen, dafs die Kriogsgeschichtliche Abteilung de- ^Jiofsen (ieneralstahes durch ihre „l'riiundÜchen For- schungen zur (»eseliichle des preuisisclie«) Heeres" weiter die Anregung dazu geben werde, über alle Fragen der preufsischen Heeresverfassung mein- und mehr Klarheit zu schaffen. Bis dahin, d. h. bis zur er^ schöpfenden Schilderung des pmufsiscben Heeres, wird aber noch viel Zeit vergehen und wir können nur dankbar das ansehen, was in dem vorliegenden Werke geboten wird.

Hat der „nationale Gedanke sich siegreich im brandenburgisch- preufsischen Heere durchgerungen", so sind in der Folge die Re- organisationen der preufsischen Könige als die Basis dafür anzusehen, was das Heer späterhin wurde.

Wir finden diesen nationalen (kdanken sciuin 170& in der Ver- ordnung, keiner solle das Bürgerreclit erwerben, bevor er sich nicht Flinte, Degen und Wehrgehenke angeschafft habe; in der Hardenberg- Bchen Verfügung von 1813. wonach kein junger Mann zu irgend euier Stelle, Würde oder Ordenaauszelchnung kommen solle, wenn er nicht ein Jahr aktiv gedient hat Wie gerecht ist der Gedanke Jobann Siglamttnds, ein Wehrgeld einzuführen und doch sind wir heutzutage

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Literatiir.

noch lange nicht so weit in dieser Richtung, wie damal>. Wie kehren die Verordnungen darüber stetig wieder, welche die Sorge fiii die Invaliden beireffen; wie wird zu allen Zeiten gegen den Luxus ge- eifert; wie schon frühzeitig dem Schiefsen Wert beigelegt; dieWaoht- vergehen streng geahndet; gegen Duelle eingeschritten etc.

Auf das richtige MaTs zurfickgeführt» wird der Wert der Landwehr- -eliuichtung der Freiheitskriege und überzeugend nachgewiesen, wie ihre spätere Verschmelzung mit dem aktiven Heere ein grofser Nach- -teil für die Kriegsmacht war, deren Hälfte sie darstellte. Vor allem wird immer wieder darauf hingewiesen, welch unheilvolle Einrichtung ein Milizheer darsielk und Moltkes Rede vom 16. Februar 1874 wieder- gegeben, in der überzeugend nachgewiesen wir«i. liufs die von Miliz- heeren geführten Kriege sehr viel mehr Geld und Menschenleben kosten, weil sie tatsächlich länger dauern als andere. Wer denkt hierbei nicht an den nordamerikanlschen Sezessionskrieg, in dem das Vertniuen auf die Miliz die Hauptursache der Niederlagen bildete. * Mit Fteade haben wir es bestätigt gefanden, dafs die Erkenntnis von der Reformbedflrfdgkeit der Armee vor den UnglQckstagen von 180d sich schon Bahn gebrochen hatte und an Allerhöchster Stelle auch der Entschlufs vorlag, mit dem Bisherigen zu brechen: es war gar Vieles überstand ig und erst mit Scharnhorsts Reorganisation wird das preufsische Heer ein nationales.

Dieser crsit n grundlegenden Idee reihte sich später die auf die personlichste Kinwirkung des damaligen Prinz -Regenten unter dem 1. August 1859 begonnene zweite ReorgaiH.^ation der Armee an, welche ihre Bewährung in den ruhmreichen Kriegen um die deutsche Einheit fhnd. Nicht genug kann der Herr Verfasser dem späteren Kaiser WUhefan dem Orofsen Dank zoUen fär dieses sein Lebenswerk und er lügt in richtiger Weise auch weiter die Verdienste an, welche sich der Prinz Friedrich Karl als Bildner und Erzieher seiner Truppen er- worben hat.

Wir wollen uns hier nicht in Einzelheiten verlieren, müssen aber erwähnen, wie schon einmal, nämlich zur Zeit Friedrichs des Grofsen, zu viel Artillerie bestand, und zwar, wie der König selbst sagt, man mufste so viele Geschütze haben, um nicht gegen den Feind in Nach- teil zu geraten-. Er selbst, der grofse König, spricht von aileihund Mifsständen, von einer Art der Erstarrung, die nach den gewaltigen kriegerischen Ereignissen eingetreten sei. Wir fügen hinzu, eine gefihrliche Untersch&tsung des Qegners.

Wie bereits erwfihnt^ legte der Herr Verfasser besonderen Wert darauf, die Scbaming des Offlzierstandes zu schildern, was ihm meisterhaft gelungen ist. Wir sehen das Bestreben der Herrscher, mehr und mehr eine Einwirkung auf die Besetzung der Offlzierstellen zu gewinnen, schon zur Zeit Georg Wilhelms. Gerade die Xotwendig- keit, die Öelbstherrlichkeit der ehemaligen Kriegsobersten zu brech*'n, führte zu manchen Kämpfen, aus denen der oberste Kriegsherr scliiiefs-

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Jich siegreich hen'orging. Wir haben gerade diese innere Entwiclv^lung des Heeres mit p:rofsem Interesse vertolirt und dürfen hoffen, dafs das vorliegende Werk manche noch nicht hinreichend geklärte Frage zur Lösung bringen wird.

Im einzelnen msL^hcn wir ;iuf einige Kleinigkeiten aufmerksam, die nur unwesentlicher Art sind und den Werl des Ganzen in keiner Weise beeinträchtigen.

Seite 47 wird das 1626 gegründcic älteste Infanterie-Regiment benannt ^Grenadier-Regiment König Friedrich Wilhelm I. No. 4*. wäh- rend es nach der Rangliste 190S «Grenadier-Regiment König Friedrich der Grofse (8. Ostpreufs.) No. 4" heifst.

Seite 125. Aufser den j Bataillonen Garde wurde noch ein ^Garde- Grenadier-Bataillon" fniniert.

Seite 84 ist angeführt, König Friedrich 1. habe sich die Offiziere vom Regimentschef vorschlagen lassen und seihst die Kniennung vollzogen, wäiirend der grofse Kurfürst die vom Obersten er- nannten Offiziere nur bestätigt habe. Tns lie^^t in der Regimentsgeschichte des oben erwähnten (htiiadier-Regiments König Friedrieh der Grofse der Beweis dafür vor, dafs bereits 1626 das Ernennnngsrecht Sache des Kriegslierm war. Wir liönnen nur hoffen und wünschen, dafs dieses Werk recht

viel gelesen werden möchte; es sollte in Iceiner Bibliothelc eines

Ofßzierltorps fehlen. 63.

Die Aiifualimc- Prüfung zur Kriegs- Akademie, unter besonderer Berücksichtigung der für die K. bayer. Armee geltenden Be- stimmungen von i.iHiwig Hetzel. Major im ii. bayer. Generai- stabe. München 1*J04. Lilerar-ariibt. Anstalt. Mk. 3,20. Aus dem Buche geht hervor, dafs die allgemeinen Grundsätze und Anforderungen, nach denen die Aufhahme zur Kriegsakademie erfolgt, sich in Preufsen und Bayern vollkommen decken; mit Ausnahme der mfindlichen Prüfung, die man für die preufsische Kriegsakademie nicht kennt. So hat das ausgezeichnete Buch nicht nur ein speziell bay^rt« scbes Gepräge, sondern ist auch von Wert für jeden werdenden Kriegsakademiker des deutschen Heeif»s.

Von allgemein militäriselicni Interesse sind die „Gesichtspunkte für die Bearbeitung der Priit'ungsaulgaheir : in glücklicher ^\'eise ist hier überall der Hauptton auf eine strarte L>iszipiinierung des Geistes und ein scharfes Erkennen der Hauptsache gelegt; GesichLspunkle, die für das Anfassen jeder militärischen .\ufgabe Geltung haben; die kurze Anleitung (Hr das Lösen von Aufgaben in der angewandten Taktik kann auf kleinem Raum kaum mehr bieten. Sie gibt Winke die au^h für jeden, der im Kriegsspiel oder bei Übungen Aufgaben stellt oder zu lösen hat, wertvoll sind.

Ein reichhaltiges Material von Aufgaben, die bei früheren Prüfungen gestellt sind, gibt dem sich Vorbereitenden reichlich Gelegenheit zur

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Übung, und zur Anlegung eines Mafsstabos an seine Loistnnp:en. wenn er sie mit den Musterbeispielen von Lösungen vergleiclit, die in dcni Ruch gegeben sind. Ein glücklicher Gedanke ist es, diese Muster- beispiele wirklichen Prülungsarbeiien zu entnehmen.

Was die Themata der miiitärisehen Aiitgaben betritl\, so bewegen sie sich ganz in demselben Sinn und Geist, wie die von der preufsischen pTttfungB-Konuniesion gestellten. Bs hatte sich im Qbrigen wohl em- pfohlen» dem Buch die nötigen Karten beizugeben, deren nachträgliche Beschaflüng immer etwas Umständliches und Zeitraubendes hat. Bei den Oesehichtsaufgaben berührt von vaterländischem Standpunkte; aus ringenehni, dafs bei einer grofsen Zahl derselben das National-Deutsche im Vordergrund steht.

Wenn auch die mündliche Prüfung iiui- in Bayora stjtttfindt-i. so sind die aus dieser wiedergegebenen Fragen doch für jedt. n werivoU durchzuarbeiten, da sie in knapper Farm Aufschlufs über alle wichtigen und modernen militärischen Fragen verlangen. Die mündliche Prfifting an sich ist sicher für die Beurteilung zur Aufnahmefähigkeit etwas sehr Outzuheifsendes; der persönliche Bindruek und rasche Auf- fassungsgabe — wichtige Momente für einen Soldaten können hier die richtige Würdigung erfahren. Allerdings ist eine solche Prüfung hei dor Zentralstelle in bezug auf Z»»it und Kosten bei nur 3 Armee- korps einfacher und eher durchzufühi'eu wie bei einer Aspirantenzalil aus 20 Armee- Korps.

Alles in allem ist das Ziel der Einberufung iür den sich Vor- bereitenden bei der Gröfse des 8toflfes und bei dem Charakter «dnes Konknrrenzexamens nicht leicht zu erreichen; um so dankbarer wird er das vorliegende Buch zur Hand nehmen, das ihm aus der berufenen Feder eines langjährigen Lehmrs an der Kriegsakademie ausgezeichnete Ratschläge erteilt und den OflRzieren, die berufen sind, die Akademie^ aspir.mfrri vorzubereiten, wertvolle Winke gibt für eine zweckent- spreclit-nde Ofstalttrng der Belehrungen.

Seiner ganzen .Vnlage nach aber kann sich das Buch ein weiteres Ziel steekt'n; es gibt jedem ()nizier. der sich über die militärischen WissenschalWn auf dem Laufenden erhalten will, die Anregung und Anleitung für eigene militäiMsche Geisiesaibeit. So kann Verfasser mit Recht sagen, dafs seine Arbeit »unserem grofsen Ziele Ausbildung fttr den Krieg in erster Linie gewidmet sein soll" Ttz.

Im eavalerie et la telegraphie railitaire par le Lieutenant-Colonel

Picard. T.ibrairie militaire Berger- Levrault (c Cie. Paris et Nancy. In der Schrift wird der Nutzen des Telegraphen für die I'ber- mittelung von Befehlen und Nachrichten aller Art. insbesondere über seitens der in vorderster Linie befindlichen Kavallerie bewertet. Im Hinblick darauf aber geklagt, dafs das in der Praxis nicht genügend geschweige denn durchschlagend zum Ausdruck gebracht werde. Die Hauptschuld daran trage die Friedenspraxis, die die Nutzbarmachung

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Uterator.

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des Telögraphen in bezug aui tlön Feind und auf weite Entfernungen gegen die reine Übermittelung von Befehlen etc. nur zu sehr in den Hintergrund treten iassu.

Bs wird dana eingangs eines kurzen kriegsgeschlchtUchen Über- blicks aosgeffihrt. wie man schon in den flrithesten Zeiten bestrebt gewesen sei, sich auf weithin der Zeichensprache zu bedienen. Bis sur ersten Anwendung von elektrischen räegraphen hat es somit» langer Zeit bedurft Aber auch jetzt noch ist für militärische Zwecke eine Kombination telegrap bischer, optischer und akustischer Telo<?r;iphie geboten. Im Krimkriepce kam auch schon ein Meoieskabel in Betracht. Länger verweilt der Herr Verfasser Imm dem Nordamerikanischen Sezessionskriege, der wie in der weitgehendsten NuizbarmacliunLC der Telegraphie für militärische Zwecke, so überhaupt auf niilitär- teclmischem Gebiete bahnbrechend geworden ist. Audi das Auftan^^en von Depeschen soll von dem berühmten Parteigänger Morgan bereits ausgeführt worden sein. Die Verwendung auch der Ballons zu dauernder Nachrichtenvermittelung erscheint besonders optunistisch. Der Krieg 1866 gibt auf preufsiseher Seite wegen der gänzlich ent- fallenden operativen TStigkeit der Kavallerie für den beregten Zweck wenig Ausbeute, wenngleich die Militärtelegraphie an sich aus ihm Lehren gezogen hat, die auch hinsichthch der Telegraphen-Organisationen im Kriegre 1870/71 zum Ausdruck kninen, während hinsichtlich dessen auf französiächer Seile alles nieiii- oder weniger impnn isiei-t war. Die Forts von Paris waren unter sieh und mit der Kapitale durch unterirdische Kabel verbunden: ein solches in der Seine führte auch in die Provinzen, wurde dann aber entdeckt (par trahison d un habitan du Pecq) und unbrauchbar gemacht. War auch 1870/71 der Telegraph der kavalleristischen Aufkl&rung noch nicht nutzbar ge- macht worden, wie das heutzutage durch Ausbildung der Kavalleri» auch nach dieser Richtung hin vorgesehen wird, so diente er doch in ausgiebigster Weise der Nachrichten- und Befehls- flljermittelung der Kommandobehörden. Der russisch-türkische Kri^ 1877/78 läfst schon eine gröfsere kavalleristische Nutzbarmachung erkennen. Zurzeit ist die Militärtelegraphie in allen Staaten buch entwickelt Die optische hat sich das Azetvlin und die Elektrizität als leuchtender Mittel dienstbar gemacht, die akususche des Telephons und Mikrophons. Der draht- losen Telegiaphie bedient sich bereits die deutsche Armee. Die Auf- lüärungskavallerio wird mit einem möglichst leichten Feldtelegrapben ausgestattet, der in erster Linie zur Übermittelung von Nachrichten aus ihrer Zone dienen soll, neben dem zu solcher aller noch Brief- tauben und Meldereiter (estafettes) eventuell auch Velozipedisten und Automobilisten in Anwendung kommen. Sicherheit und Schnelligkeit bei Kräfteerspamis gewährleistet aber auf grofse Entfernungen allein der Telegi'aph.

Ks wird im weiteren auf die unterschiedliche personelle Hand- habung des militärischen Telegraphendienstes in den verschiedenen

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Utontur.

Staaten hingewiesen, nämlich oh und in welchen Zonen dieser Dienst von Soldaten (Kombattanten) oder Beamten auszuüben sei.

In allen Fällen mufs die Gesamtanlage, bei völliger Ausnutzung äes vorhandenen Netzes, eine niüglichst einfache sein und daau die Zahl der durchgehenden Linien mit den verschiedenen Zonenmittel* punkten möglichst beschrftnict sein,' wodurch einer schneiten und dauernden Verbindung aller Teile einer Armee am besten Votschuh geleistet wird.

Die Schrlfr schliefst mit der Abwägung der Vor- und Nachteile der ^ erschiedenen Arten der Telegraphie. woraus hervtn-i2:eht. welcher Alt bezw. welcliur Kombination man sich am zweclimälsigsten ge- gebenenfalls bedient.

Wie aus der kurzen Inhaltägabe der 43 Seiten umfassenden Studie hervorgeht, gewShrt dieselbe einen vortrefflichen Überblick über den heutigen Stand der in Rede stehenden Materie und insbesondere be- ztiglich der darQber bei unseren, westlichen Nachbarn herrschenden Ansichten. Junk.

Die iStaiifibel. Ratschläge, erprobt in langjähriger l »ienstzeit dem Herrn zunutze, dem (laul zii^Ue. Von W. v. Below. Generalmajor z. D. Berlin (o. J.j. Verlag der Holbuchhandlung Karl Siegis- mund. Kl. IV und 170 Seiten. Preis Mk. 2,00. Zu Nutz und Frommen junger Offiziere aller Waffen, mögen sie sich in Ausübung ihres Berufes beritten gemacht haben oder zu ihrem Vei'gnflgen, teilt der Verfasser aus dem Vorräte seiner Erinnerungen allerlei mit, was Jenen den Weg zur Selbständigkeit auf dem Gebiete des Pferdewesens ebenen soll. Für sich selbst freut er sich der da- durch ihm gebotenen (tflegcnheit. ^sein Steckenpferd zu tummeln**. Die Arbeit handelt \ow ."^lalle. den an diesen zu stellenden Anforde- rungen und seiner Kinrichlung, von der Wurtuiig ntid der Pllege des Pferdes, vom Hufe und vom Beschläge, von Druckschaden und einigen Krankheiten und vom Pferdekaufe. Sie ist keine, alle Teile des Pferde- wesens umfassende, eingehende Darstellung des weiten Gebietes, sondern knüpft nur an einzelne« den Verfasser hervorragend inter* essierende, im Laufe seines Dienstlebens ihm besonders aufgefallene Er.^t h einungen an. kann also aus diesem Grunde ihren oben erwähnten Zweck nicht voll erlXIUen. 1 »afs manches, was die Ötallfibel empfiehlt, nicht einwandfrei ist und auf Widerspruch stofsen wird, liegt in der Matur der Verhfiltnisse; des Berichtei*statters Bedenken zum Ausdrucke zu bringen, niangtlt hier der Platz.

Die im Buche angewendete Schreibweise ist wenig gewählt und nicht die in ernstereii Büchern im allgemeinen übliche; das Wort «Schepperine*", mit welchem der zwischen den Ohren über die Stirn herabhangende Mähnenteil, der Schopf, bezeichnet ist» findet sieh in keinem der in der königlichen Bibliothek zu Berlin vorhandenen Wörter* blicher. 14.

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Literataf.

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Zum itiiifuiidzwauzigsteu Jahrestage der L borsiedelung der llauyt- kadettoMBsttlt Tun Bofln moh ttivh-IlditerlUde^ Im Auf- trage des Kommandos des Königlichen Kadetlenkorpa von Neuber, Olieratteiitnant beim Stabe der Hauptkadettenanstalt Druck von Qiesecke und Devrient, Leipsig und Berlin. Das Ueine Hefl gibt auf 15 Druckseiten einen Überblick über die Bntwickelung der Haupt- Kadettenanstali seit 1878. Die bedcutungs* vollste seitdem ins Leben getretene Neuerung war die Einführung des Lehrplans des Realfrymnasinm!^. so dafs den Zöglingen die Nföglichkeit geboten ist. mit dem vollgültigen Reifezeugnis des Realgymnasiums die Anstalt zu vorlassen und sich eventuell auch einem andern Lebens- beruf zu widmen, als dem militärischen. Den Heeres verstiirkungen und der Vermehrung der Voranstalten entsprechend wurden den acht Im Jabre 1878 errichteten Kompagnien zwei neue hinzugefügt, Rfiume daftlr geschaffen und das Personal /ermehrt.

Recht hflbsch und anschaulich ist die Schilderung des tSglichen Lebens und Lernens der Kadetten, die Würdigung der unbestrittenen Vorzüge der Kadettenerziehung.

Beigegeben sind treffliche Abbildungen der Anstalt» der Kirche, des Marschallsaals und der dort angebrachten Reliefs.

Möge das Kadettenkorps auch in Zuknnft dem Heere so tüchtige Offiziere liefern wie bisher. 0. P. v. S.

Taschenbuch des Kavalleristen. Enthaltend die Grundlagen der Pferüe- kunde zum Selbststudium und zum Gebrauch an militärischen Unterrichtsanstalten. Von Graf C. G. WrangeL Mit 197 Ab- büdungen in Hobtschnitt 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Stuttgart 1908, Schickhardt und Bbner (Konrad Wittwer). Vm und 318 Seiten. Preis Mk. 8,00. Graf Wrangel, dessen schriftstellerische Leistungen in den Jahr* bQchcrn schon mehrfach, zuletst im vorj&hrigen Pebruarhefte. nach Verdienst gewürdigt wurden» bietet in dem „Taschenbuche des Kavalleristen" ein weiteres Werk. Es liegt bereits in 2. Auflage vor, obgleich eine X crw^TtflnnL'- /.um (iebraiichc an militärischen Unterricht.s- anstalien in nciiiicnsweriem Umtana't! nicht stattgefunden haben kann, weil Pierdekunde in ihren Lehrplanen gar keine oder eine müglichsl bescheidene Rolle spielt. Um so uifiiger wird das Buch zum Selbst- studium erworben sein und fUr diesen Zweck ist es in hohem Grade geeignet, denn es enthält alles, was den Pferdebesitser interessiert, und belehrt ihn in ebenso eingehender und erschöpfbnder wie leicht ver- ständlicher und anregender Weise, wobei die vielen, vortrefflich aus- geführten Abbildungen zum Verständnisse wesentlich beitragen. Die Geschichte des Pferdes, seine Anatomie und Physiologie, die Zahn- lehre, der Stall unA dio Stnilpflege. die Pütterungs- und die *Huf- beschlagslehre, die gewüiinlichen Kranklieiton des Pferdes und deren

J&krbäolitr rir dl« dtalMk» Ana«« und lIiiriK«. M«. 99ü. 26

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Uteramr.

Behandlung Bind die Überscliriflen der Kapitel, in welche der Stoff gegliedert ist; ihre AnMblung deutet die Reichhaltigkeit des Inhaltes an.

Bs ist ein durchaus praktisches, von grofser Sachkenntnis sengendes Buch, welches unter der grofsen Zahl ähnlicher Werke einen so hervor- ragenden nats einnimmt, daT» wir iiim kein zweites an die Seite zu stellen wissen und der Ari>eit weiteste Verbreitung wünschen.

14.

Die Kompagnie im Verlande. Von L. S. Mark. Hauptmann und Komp. -Chef im König). Bayrischon 4. iDl'.'liegt». Metz. P, Müllers Verlagsbuchhandlung. Preis l.bu Mk.

Verfasser hat mit der Arbeit beabsichtigt, die für die Führung einer Kompagnie im Verbände einschlägigen Grundsätze des E. R., der F. 0. und der Sch. V. an der Hand einiger Lehrbttcher und Fach- schriften (die er voranttahrt) in einer für die Praxis geeignet gehaltenen Form susammenzustellen.

Wir können in der Arbeit nichts entdecken, was für die Praxis besonders anregend oder belehrend sein möchte.

Wir «stehen auf dem Stan(l]>unktp, finfs <'rfahj-nnp:ssremnfs solche Arbeiten wenig praktischen Wert haben. Denn der gewiegte Front- Offizier bedient sich ihrer nicht, weil er sich seine eigene Praxis schafft. Der Neuling aber klammert sich nur zu leicht an solches Büchlein, in dem er alles enthalten wäiini, dessen er bedarf; und doch mochten wir gerade diesem letzteren den dringenden Rat geben, falls er eines Ratgebers bedarf, sich an die betreffenden Vorschriflen selbst au halten, sie recht dfrig lu studieren und sich dann selbst seine Praxis zu schaffen. 63.

Winke fttr die Anfertigung von Krokis und Skizzen. Von Vischcr, Major und Baldilions-Konimandeur im Inf.-Regt, König Wilhelm I. (6. \VuiLtcnibergi8chü.s) Nr. 124. lieiJin 1903. R. EisenscUmidt. An 3 Aufgaben aus dem Gebiete der Feldkunde bespricht der Herr Verfksser in klarer und sehr sachlnmdiger Weise £e allmähliche, stufenweise Entstehung der su den betreffenden Aufgaben gehttrigen Krokis, wodurch die Schrift nicht den trockenen Charakter trägt, der den Anleitungen zum Krokieren oft anhaftet. Zweifellos erhält der junge Offlzier mit diesem Buche ein sehr brauchbares Hilfsmittel bei der .\nfortigiing seiner Krokis und violleicht wird durch die fesselnde Art und Weise, in welchei- das Buch geschrieben ist. *'in H-cHerer Zweck erreicht, nanilich ihn zu veranlassen, aus freien ^lücki n <üe in der Schrill angeführten Herstellungsarten durch Übung sich zu eigen zu machen. Zwar stehen wir dieser letzteren, vom Herrn Verfosser ausgesprochenen Erwartung recht pessünistisch gegenflber, ^nd mit ihm aber vollständig der Ansicht« dafs die Zeichnenfertigkeit bei vielen unserer jungen Kameraden noch sehr in den Windeln liegt Das Bueh wird von vielen Kameraden mit grofsem Vorteil verwendet werden können. St.

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Utantnr.

383

Ii AinlMMia Zfetttcliriflpn.

Htfefflears OitemiekMe MIHtiriflelie ZeitBehiilt (Februar.) Die Streitkrttfto der TOrkei und Bulgariens. ^ Das SohlachtsehifT der

Zukunft Dil' Ft'ldgeschützfragc. Streitkräfte Japans Tibet und die etigllscho Expedition. Custozza 1866- Taktik*Aufgabe Nr. 10.

Journal des Scieneea militaires. (Januar.) Die zweijährige r»ienstzeit und die Milizon. Unterweisung der OHlzioro durch das Kriegsspiel, i'hnn^ron auf der Karte und Kadre-Exerzieren im Oelünde.

I>ie Organisation der Kolonialarmee. Eine Episode aus der Schlacht des 16. August 1870; die Brigade v. Wedell bei Mars-la-Tour. - Be- lastung des Soldaten. Die Schlacht von Colenso. Der öster- reichische Erbfolgekrieg 1740/48; Feldzug 1741/43. Betrachtungen Aber Peuerleitung.

Rtwmt BiUtalffe des Amees ^traugcres. (Februar.) Das Ab- brechen ven Gefechten, nach Ansicht des deutschen Oeneralstabes. Die neue Remontierung der russischen Reiterei und Artillerie. Die Verwendung grofser Einheiten nach dem neuen italienischen Regle- ment. Die japanische Armoo.

Revue d'histmre. (Januar.) [>ie Schlacht von Malplaquet. - Die Schlacht beim Berge Tabor. Der Krieg 1870/71. Der 1(>. August in Lothringen.

Revue d'arüLlerie. (Dezember 1903.) Das akustische l*dd. Die Zufalle, welchen man bei Benutzung der Selbstfohrer ausgesetat ist, und deren Abhilfe. 2. Teil. Was die Kasten eines Selbstfhhr- wagens an QerStschafken und Brsatastilcken enthalten mfissen. (V. Mai

1901.) - Das Vanadium. Seine Entdeckung.

(Januar 1904.) Das akustische Feld (Schlufs). Das Artillerie- gefecht sonst uii'i Jf't'/t. Das Vanadium fSrhlufs).

Schweizerische Zeitschrift für Artiiieric und fienie. Nr. 1. Notizen aus den Vortrag; Betrachtungen über das Enlfernungsüchälzon, geliailun in der Offiziergesellschaft Winterthur und Umgebung. Der Festungskonmiandant. Von W. Stavenhagen. Die Tätigkeit der deutschen Festungsartillerie bei den Belagerungen« Beschielsungen und Einschliefsungen fan Kriege 1870/71.

Sehwediselie AitUlefie-Zeitiahflll. IM. Heft 1. Der Br- kundungsdienst der Feldartillerie. Selbsttätige FeuerwafTen.

Heft 2 und 3. T^igeseinflufs auf das Schiefsen mit 6,5 mm Ge- wehren und Maschinengewehren. Dessen Bedeutung in der Praxis.

Der Brisanzgranaten Vorkommen, Anwendung. Wirkung, sowie das Wurffeuer mit Schrapnell.s Neuere Rirhtmittel und Richtmethodon in der Feldartillerie flehende ArtÜlone-l'atrouülen. Miniaturziel.

Das 11 mm Maschinengewehr Hntchkiss

Heft 4 und 5. Die Arliilerie der Üuren im südafrikanischen Krieg. Die NeubewaOtaung der Schweiser Feldartiltarie. Von Peldhaubitzen. Schieben mit 12 cm Kanonen und Mörsern gegen

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9

eine befestigte Feldstellung in der Schweix. Sprengverauch in den

Skodaworken.

A1Ig:emeinß Selnveizprisclie MHitürzeitung. Nr. 2. Die koreanische Armuo (nach dorn Russischen Invaliden). - Feuertaktik und Stofs- taktik (Schlafs). Militärischer Voi Unterricht. Nochmals Vor- unterricht. Nr. 3. Rufsland und .lapan. Er wird angenommen, dafs der Krieg früher oder später ausbrechen mufs, wenn nicht Japan gänzlich auf die Stellung verzichten will, die es sich mit so be- wunderswerter Energie und grolsem Brfolge in den letzten Jahr- zehnten erstrebt hat Zur Frage der Kavallerievennebrung In Deutschland. Wird nicht als Bedürfnis bezeichnet (?). Nr. 4. Die Ausbildungsdauer. Admiral Alexejew. Im Sattel durch Zentral* asifn, Nr. 5. Phrase. Wendet sich gegen einen Artikel dos H»rner „Bund", der Oberst Willo's geibrdcrte Voreinigung der höhern Truppen- führung und der Militärverwaltung in einer ständig dazu bestellten Person ablehnt und mit dem Satze schliefst: „Man bilde die Offiziere gut aus und die jungen Generäle, die wir brauchen, werden sich s. Z. von selber linden !** So ISricht wie möglich! Waterloo. KnOpft an Kaiser Wilhelms Rede in Hannover an.

W^jennili Bshonik. 1904. I. Zur Geschichte des Feldzuges gegen Kokard (mit einer Karte) L ~ Bemerkungen über die Franzö- sische Armee (1), Der Kampf um die Geschützschilde. - Die artille- ristische AufklHning vom FesselbaHon aus in der Festungs-Artillorie.

Die Elemente der Befestigung an Feldstellungen. An der afgha- nischen Grenze (\). Port- Arthur und seinf Intores.si n bis zur Kr- richtung der Statthaltcrsehaft. (Mit Zeichnung.) Aus Japan.

Bu8skij Invalid. 1904. Nr. 17. Manöver-Bemerkungen. Bäckereien im Felde. Hr. 18. Kavaileristische Bemerkungen. Die Hypnose als Mittel zur Heilung des Alkoholismus In den Truppen. Nr. 19. Das Verbandzeug in den verschiedenen europftischen Armeen. Nr. 80. Marine und Landheer-Geschfitze. Nr. 22. Die ersten Nachrichten über den Ausbruch der Feindseligkeiten. Betrachtungen über Wai-hai-Wai.

Revue du genie mllitaire. (Januar.) Eine neue Methode der Berechnung für armierten Beton auf Grund kiir/Uch ausgeführter Ver- suche. — Topographische Arbeiten der Genietruppe in Prankreich im 19. Jahrhundert (Schlufs). Hölzerne Wasserleitungsiohren. -— Nekrolog des General Masselin. Die elektrischen Einrichtungen in i'anzerforts (Auszug aus dem gleichnamigen Artikel der Revue de Tarmee beige, Januar-August 1903).

La Franee miUtalie. (Januar). Waterloo »Wellington hat Nichts mit diesem Siege zu tun" ist das Schlufswort der Betrachtung. Kavallerie- und Fahrradtruppen, Manövererfahrungon. 3/4. Die taktische Lehre nach der Schrift „Die Vorbereitung der Artillerie zur Schlacht von I^e Rond.** Deutschlands politische Lage. 5. Unsere l'nlitik in Marocco von General Luzeux. 6. Erinnoningen an 1870.

Die Disziplin der deutschen Ti-uppen, bezieht sich auf die An-

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Iilt»nilDr.

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schuldigung des Generals v. Krotschmann gegdn heflstsohe Truppen 1870 in Sens und die betralTenden Proleste im Milii W.-Bl.. die Pranoe will Ermittolungen venuilaeeen. 8. Die Schulen der Soldalon-

kindor. Der Sieg von Bapaump, 9. IMc oiiifjohoronon Matrosen, 10/11 - Die zweijährig« Dienstzeit und die Unterotn/if rt'raijt!. 12 Diedeulscht'ti kommandierenden Generale, von OberstleuUiant Pcroz. 13.

Eine Hist-nbahn Tleukem-Kez in Marocco. 14. Pferdotransporte 16.

Japans ökonomische und tinanzieUe Lage. 18. Die Englisch- Französische Alliance, General Prudliomme, fflr event Untorstlltzung Rufslands. ^ Oorea geographiscli. 32. Coröa die Bevölkerung. 23.

Der landwirtschaftliche und handelspolitische Wert von Marocco. Jena oder Sedan, Besprechung des bekannten Buches. 94. Der Vor> schlag Lanessan (18 monatliche Dienstzeit). 28. Besprechung des Bilseschen Buches. (Nichts Neues, die I^eutschen sind alle so.) 26.

Der Vorschlag Lanessan. 30. 31/1. Winterfeldzfige.

Revue de Cavalerie. il^«>zember). Die Kavallerie der Zukunft^

Studie aus dei Vprpnnfrenheit. Der Ursprung der IVanzösischen Kavallerie (Forts ). Paris— Rouen—l)eauvilie den 12., 13., 14. August 1903. E)ie neue Lehre in der französischen Kavallerie vom General V. Pelet-Nurbonne (übersetzt aus dem Deutschen).

III. Seewesen.

Mittelluugen aus dem Gebiete des Set^wesens. Nr. 2. Die

englischen Seemanöver 1903 f'liei- den bSinflufs ein- odw auswärts drehender Propeller auf dir Manö\ rieriahigkeit von Zweischrauhen- schitT»'n L>ie taktische Verwortung der Schiffsartillerio (Schlufs). Die wii. Iii iirsiea iSei schiffahrt-Kanäle und Kanal- Projekte,

Arniy aiid Navy (iazette. Nr. 2295. Das „\V'alluroo"'-rngiuck.

Französische Vorstärkungen für Ostasien. Nr. 2296. Der ver- storbene Admiral Sir Henry Keppel. Nr. 2297. Die Ausweichregeln. Nr. 2298. Unterseeboote. Japanische SchifTsbestellungen in England.

Revue »oitiaie. pezember 1903). Der spanisch-amerikaniBche Krieg auf den Philippinen (Portsetzung). Die Blockade von Brest 1803--1805. Rkiglische Seeoffiziere.

IV. Verzeicbnis der zur Besprechung eingegangenen BQcher.

(Di« *l»^fti%ng*wti BBcb«r »rfaliren »In« ßf>ipr*olinDgr nach Mafsgab« ihr«r R«d#ataiig and d«s irr> ffigbaran Kanne«. Ein* Verpflichtung. j*d»> «ing*b*nde Hucb xa b*tpreQb»n. Abamitnmt <)i« I>«itang d'^r ..Jihrbiirbor nickt, doüli wni Ti ■*■> 'l'ilpl hüntlicher Küchor nplist AnRnb« rr»i««>"

a«f*n dietnr micget«tit ward« hi«r r«nt>«rkt. Kino l.üfksMdiuig von Ubcliam findet oiekt itatt.)

1. Y. Schmidt. Das dcutschi' < iftizierkorps und seine Aufgaben in der (iej^enwart. P.erlin 1904. tichultz-Kngelhard. Mk. 1 00.

2. lioewe. Biicherkunde der deutschen Geschichte. Berlin 1903. J. Rüde. Mk. 3,0U.

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S86

3. Unger, Löhneyscn, ein Meister deulacher Reitkunst. Stutlgart 1903. Schirkhiirdt & Ebner. Mk. 1,50.

4. Zobel, Das iJam >n-H(Mten, Ratschläge für Anfängerinnen in der Kcitkunst. Ebenda. Mk. l.öO.

5. Berlin, Handbuch der W aiienlelire. Berlin 1904. xMittler & »Sohn. Mk. 12,00.

6. Sdivabe, Mit Sehwert und Pflog in Deutseh-Sfidweetafrika* ^ % Auflage. Ebenda. Mk. U,00.

7. Iietlllw«Yorbeck, Napoleons Untergang 1816. I. Band. £lba- ^ Belle-AUiance. Berlin 1904. Ebenda. Mk. 14.00. ^

8. Der russisch •japanische Krieg. 1. u. 2. Beiheft zur Marine- Rundschau. Ebenda. Mlc. 0,90. ^

9. WeifTenbach, ?]infUhrung in die Miiitärstrafgerichtsordnung. ^ Dritte Auflage. 1904. Ebenda. Mk. 3,00. .^iy

10. Meyer, bummlung praktischer Winke für dun Inranterie-Sciiicfs- ^-^» lehrer. Berlin 1904. Voaaische Buchhdlg. Mk. 1,60. \.

11. T. d. OfllMi-SMlLeBf Milit&r. polit. Geschichte des Befreiungs- krieges im Jahre 1813. Band IIa. Grofs-Görschen. Elbenda. Mk. 18.00.

12. Litzmann, Omziei-Pelddienstflbungen. 4. Auflage. Berlin 1904. R. Eisenschmid. Mk. 3,00.

13. T. Poschinger, Bausteine zur Bismarck- Pyramide. Berlin 1904. G. Stilke. Mk. 3,00.

14. Kaia^y,Canipague de Fempereitr Napoleon enEspagne 180Ö/9. Vol. iii. I'aris 1903. Borger LevniulL & Co.

15. Brunswik von Rorompa, Kriegsgeschichtliche Beispiele zur lUttstrimng unserer R^ements Heft 3. Wien 1904. Seidel ft Sohn. ' ^ Mk. 3,00. ^

16. Hinarelli Fitz -Gerald, Die Gefechte in Natal und der Kap* Kolonie 1899. Ebenda. Mk. 4,00. ^

17. MayerhofTer Yom Vediopo^e, Österreichs Krieg mit Napoleon 1. ^

Ebenda. Mk. 10,(k). V

IS. 8cliroeter, Die Bedeutung der Festungen in der grossen ivriug- fülirung. Berlin 1904. Mittler & Sohn. Mk. 4,50. %

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Oraok von A. W. Hftjru's Krbeu, B«rUa und Potid»».

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XXI.

Die Tätigkeit des Marschalls Mac Mation vor der Schlacht

von Wörth.

Eine operative i^tadie.

Von

Obeistleatoaiit 6. Sehoeh des Bayeiiaclieii 1, Ini-Begts.

(Mil Skizze.)

II.

Beo:eben wir uns nuniiiebr wieder in das Quartier des Marsctialls Mac Mahon, nach FröJschweiler, zurück. Dort hatte sich, seit das dritte Telegranuii an den Kaiser nach dem Gefecht von Weifsenburg unter dem Donner einiger ivanonensphtlsse redigiert worden war. nichts von Redeiitunir ereignet. Voraussichtlich hat man mit Spannung eins r Aulseruii^'^ der obersten Hcfrcpleitung entgegeniresehen ; nicht nur war auf die Bi richte und Anträge wegen der t i^-i ik u Lage wM-h keine Entscheidung erfolgt, sondern auch nichts Uber die Lage in Lothringen bekannt geworden. Dort aber hatte sich das kaiserliclie Hauptquartier es war dies die letzte Machricht von dort- her, abgegangen am 4. Augast 2 morgens') fUr den 4. oder 5. Augnst eine i>chiacht erwartet. Hatte sie stattgefunden? Wie war der Ausgang? Diese Fragen mochte man sich stellen, vorausgesetzt, dals man imstande war, den Blick auiser auf die ei|E^ne Situation auf die Gesarotlage der Armee, von der ja erstere bis zu einem gewissen Grade bedingt wurde, zu richten.

Es wird B ^ nachmittags. Abermals hOrt man von der Auf- stellung der Truppen her Gewehr- und Kaoonenfeuer, das nach

>) Vgl. S. 278 und 298 des 1. TeUes JahrbiAbvr fOr die d«atMhe AmM iid4 MwiM. N«. 381. 36

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388 Die Tätigkeit det Manolialli Mm Maina vor der SohlMht von WOrth.

koner Zeit wieder ▼entommt. EndUeh konmit ein Tetegmnm ans dem kaiseifieben Hanptqnattier.*) £b irt die Bclion «rwlUmte, nm 12*" naefam. an die nebt Armeekorps abgegangene Mitleilang, daC» ▼on hente ab das 1., 5. and 7. Korps dem Marschall Mae Mabon, das 2., 3. ood 4. Korps dem Marschall Bazaine in Benig aof die milltäriBcben Operationen onterstellt sei.

Damil waren also zwei Armeen gebildel. An und für sieb betrachtet, erscheint diese Mafisiegel dnrebans sweekmälsip: ; es war gewifs sebwieiig genug, acht Armeekorps, eine Kavallerie- nnd Artilleriereserve, mithin zehn Verbände, von einer Stelle ans za dirigieren; data kam, dafs ein Teil dieser Kräfte - die Trappen Mae Miihons anf einem gesonderten Kriegssebaoplatz standen. Aber die TeUnng erfolgte za spät; jetart war sie ebne Reibungen nicht mehr zu vollziehen. Den nnn ernannten Armee- ftthrem mnfsten Stäbe beigegehen werden, sie mofsten von dem Kommando Uber üire Korps entbunden werden. Beides gesehab nieht; auch wurde von den Marschällen nach dieser Richtung hin weder ein Antrag gestellt, noch selbständige Mafsregeln getroffen. So mufste also Mac Mahon an die 4 Infanterie- nnd die Kavallerie- division, Rowie die Artilleriereserve seines Korps, die Reserve- Kin nlleriedivisinn Ronoemains, das ö. Korps und, da das 7. Korps ü:etreniit war, an dessen 1. Division fConseii Dumesnil) und den Rest imtcr General F. Üouay unmittpHmr brfphlen.

Das sind scbliel'slisb. wciiii Much wichtige, so doch forninK- Dinge. Die Hauptsache hingegen wäre irewesen, den Armeenihreru zu Siifjen, was man von ilmm erwartete. Wie sah der Kni'jpr die Gesamtlng-p an? Was beabsichtigte er. was war deiufreniafs di»' Aufgabe der beiden Armeen? Diese Frag* ii mufsten erörtert werden. Dafs in dieser Hinsicht nichts, aber auch s^ar nichts geschah, das zeiirt. dafs am 5. August die Zügel der Üaiid des Kaisers Napoleon vOiiig ent^^litten waren.

Nun hatte Mac Mabon erklart, dafs er mit Hilfe eines weitereu

i) Uae HahoB gibt in seinen Erinnerungen an, er habe das Telegramm um 60 abrads erhalten. Das franz. Generaletabswerk macht darauf aufmerksam»

daf^ (i» r Marschall, der diese Erinnerungen einige .lahrp nach dorn F»'ldzug niederschrieb, sich ^irrt haben müsse, gibt indes, die voraussichthche Ein- treffestunde nicht an. Indes kann diese leicht festgestellt werden. In Au- merktmg 2, Band VI, Seite 18 des franz. GeneralstabswerkeB wird festgestellt. da& General Faillj erstmals um 4^ die Mitteilung des MarsrhalLs zuging, das 5. Koqis st i ihm durch kaiserlichen Befehl unterstellt und solle sich init ib*n vereinbaren Mac Mahon mnfs also don kai'^erlichen Befehl näniiich das TelegTamm von 12*0 nachm. etwa um 8^ in Hiknden gehabt haben.

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Die Ttttgkeit des Mmhalls Hm lUioii vor der SohlMlit toh WdcOi. 389

Korps dob zur Offensive für befUbigt balle; diesen Plan scbeint nian im kaiserlicben Haaptquartier gebilligt m baben, da die Unterstellung eines Korps erfolgte. Aber war die V'ereiuignng mit den bei Wörftb stehenden Trnppea denn sieber? Man wuIste in Metz durch die Berichte des Marschalls ganz genau, dafs am Nachmittag des 4. August eine ganze Armee bei Weifsenbnrg: aufmarschiert war, mithin näher am Aufstellungsplatz des 1. Korps stand, als das eigene 5. Korps Was nun, wenn der Angriti der Deutschen vor der Vereinigung edolgte? Erforderte die Gesamtlage das An- nebiueu einer Schlacht auch ohne die Unterstützung des ö. Korps, wie dies Mac Mahon als seine nächste Absicht in Aussicht gestellt hatte? Und wenn der Rllckzug nötig wurde, sei es vor oder infolge einer Schlacht, wohin wur er zu nehmen? Mit anderen Worten, wie waren die rückwärtigen Verbindun-( ii einzurichten? Sollte Mac Mabon auf die Hauptarmee zurückgeht ii, uilci wurde deren rechte Flanke fUr stark genug erachtet, so dals etwa ein exzentrischer Rückzug auf Strafsburg möglich war? Und wie war es mit der Armee Bazaiues, was war hier tUr den ti. August beabsichtigt?

Mac M; Ik ü hat nichts getan, um sich über diese Fragen Klar- heit zu vt IS haften: weder an den Kaiser noch an Bazaine ist eine Bitte um Aufklärung Uber die Lage abgegangen.

Der Marschall war sich indes Uber eines klar, dafs nämlich VI, IB vor allem die Heranziehung des 5. Korps Fnillv nötig sei. Er liels sofort nach Einirans: des Telegramms aus dem kaiserlichen Hauptquartier als» kurz isach -~ au diesen General ein Telegramm des liihältes abgehen, dafs das Korps durch kaiser- i. Tele- lichen Befehl ihm (dem Marschall) unterstellt sei uud sich sobald gramm als möglich mit ihm zu vereinigen habe. Failly erhielt die De- P«iUy. pesche vor 4''. •)

Auch hier venDissen wir eine Au&age darüber, wo die ein- zelnen Teile des 5. Korps stehen, nnd ob dieses etwa in Be- rtthning mit dem Gegner gekommen sei, Mac Mahon yennotete) wie er in seinen fitinnerungen ersähft, das Korps vollstilndig bei VI,20Amii. Bilsch; das war nicht der Fall. Eine Brigade (Lapasset) war aof Befehl des grofsen Hauptquartiers in Saaigemttnd zmückgeblieben; den Best der «weiten DiTision (L'Abadie) hatte Cteneral Failly, trots des am 4. Aogost erhaltenen kaiserlicben Befehls, er solle mit dem ganzen Obrigeu Korps nach Bitseh marschieren, ans Besorgnis

1) Die Depesche ist in ilou französischen Archiven nicht enthalten, dagegen Inhalt und Zeit des iiiintreffens in der Sclirift des Generals FailJy Op^ntions et marcbes du Corps angegeben. VI, 19 A.

26*

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390 ^ Tätigiceit dw Manofaalls Hae Mahon vor d»T SeUMht vott WM.

Tor ÜbermUdoDg der Troppen nur bis Kohrbach marschieren lasseD luid diese AoordDnng auch nicht aufgehoben, als er das oben er* «ttliQte erste Telegramm Mae Mähens erhalten hatte.

Der Haisohall mnCs selbst gefühlt haben, dalh sein erstes Telegramm ihm nicht die notwendigen Aoftchlttsse geben würde; walusebetnlieh aof dem Ritt zu den Aafstellangen der Tmppen, den er gegen 4*^ anternuhm, ist ihm dieser Gedanke gekommen: an den General Failiy ging die Abgangssselt ist nicht ersiebtlieb folgen* des Telegramm^) ab:

i}TeUen Sie mir sofort mit, an welchem Tage nnd anf welchem Wege l^e sieh mit mir vereinigen werden. Es ist unerläfsUch nnd dringend notwendig, dab wir unsere* Operationen in Öber^- Stimmung bringen."

Begleiten wir nonmehr den Marschall aof seinem Bitt zn den Lagerplätzen der Trappen.

Seine erste Frage mag dem Ctewehr- nnd Geschützfener ge. gölten haben, das er nm 3* TCniommen hatte. Feindliche Husaren^ waren südlich von WOrth ron den Vorposten der DiTisioo Baoolt (3.) angeschossen worden, eine Batterie hatte einige Granaten anf sie abgefenert. Gleichseitig hatte die Artillerieieserre ihre Pferde zom Tittnken an die Saner g^ührt; das Schieisen hatte eine grofse Panik anter den Mannschaften herrorgemfen, die sich anf die Truppen in der Kühe von Froschweiler obertragen hatte; die Bagagen hatten die Flacht nach allen Selten hin ergriffen. Indes war bald gelangen, der grundlosen Anfregang wieder Herr zu werden.

Sonst hatte man vom Feind nnr sehr wenig erfahren. Das Detachement Seh,*) das nunmehr wieder eingerückt war, hatte am Vornuttag des 4. durch 2 '/« Bckadronen gegen Schleithal aufklären lassen; diese hatten das Ubeischreiten der Grenze durch starke Kräfte«) beobachtet

Auf VeranUssoog des Generals Lartigne (Kommandeur der 4. Division) waren zwei Züge des 6. Lanciersregimeuts gegen Gunstett und DUrrenbaeh voigerltten« Sie waren zunächst von

*) Faiiiv eihieit es üacli seiner eigenen Ans^abe um b^^. \'f i inutlirh ist die Ankuoft frdher erfolgt, uuuüich bevor das dritte Telegramm Mac Mahons einging, in den Archiven hat das (zweite) Telegramm kein Datum. VI, 49 A.

3) Eine I nteroffläerspatrouille der beiden Ton Oberst v. Seltauroth

geführten KskadrorK'n

») Vgl. ö. 28b des vorigen Heftes. *) Das XI. Armeekorps.

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IHe Titt^lMit des Maraeludlt Mao liihon vor d«r Schlaoht voa Wtfrth. 891

einer feindlichen UlaneDeskadroo ') zurück pretricbeu worden, allein diese war hierauf in das Feuer einer Feldwache sreraten und nach Verlust einiger Leute zurttckpe|s:anpt n Die franztisi^^cbe Ab- teilung hatte dann bei ilinterfeld (südöstlich Morsbroon) einen ieind' liehen Husarenpo8teii verUieben.

Das war alles, w&a bis naohni. von der Kavallerie Mac >!;ibau8 geleistet worden war.^) Zwei Kavallerie brigaden (Septeuii and Michel) standen seit dem Vormittag völlig untäti^^ an ihren Lagerplätzen. Vom Marschall selbst ist auch nicht eine Erkundung angeordnet worden, obwohl er auch aui anderem Wege keine Kennt- nis erlangt hatte, ob und auf welehen Stralsen die feindliche Armee vorgerückt war.

Um luichm. fand der Marschall das 1. Korps vollzalili^ vor; alle am Morgen noch fehlenden Teile waren unterdessen bei ihren V^erbänden eingerückt. Von der 1. Division (Conseil Dumesnii) des 7. Korps waren die ersten Bataillone eingetroffen; die Aosladimg VJ. 192 hatte nachm. in Reicbshofen begonnen. Die DiTidon wiurde an- gewiesen, westlieh Elsabliaiueii, zechte Deben der 2. Divirifm Fdlö ihr Lager anfznMhlageo.

Auch die ReserrekavalMe^Tision Bonneoialiifl war um 8^ naehm. VI, ist, 176 Dordtotlieli tod Ueichshofea angekommen nnd hatte hier, da üur Aber ihren Lagerplatz kehi Befehl zogegaogen war, einatweUen gehalten. Die Divinon war in der Naelit ton Pfalsbnrg and Zabem abgerückt, hatte in früher Horgeostonde Ragenan erreieht ond dort biwakiert; mn 11^ Torm. war de wieder an%ebroehen. Bei Beidishofen ein- getroffen, hatte der Kommandenr infolge der Panik bei den Bagagen die Trappen anfinarachieren nnd die beiden Batterien in Stellung geben lassen. Erst um 6^ ttberbraohte ein Generalatabs. offizier den Befehl Mao Mabons, die Division solle, wo sie stehe, biwakieren, morgen sei Ruhetag.

Hae Haben hat ttbrigens am 4^ nachm., als er die Stellongen VI, ist seiner T^pen abritt, den Gedanken, daib möglicherweise am nSehsten Tage ein Angriff des Feindes erfolgen kOnne, nkbt völlig von der Hand gewiesen. Nach dem Tagebnoh der 4. Diririon Lartigae, ver- falst Ton deren Generaletabsoffizier, dem Obersten d'Andign^, hat dieser letztere, als Mac Mahon zur 4. Dirision kam, mit dem General Oolsoo, dem Generalstabsehef des 1. Korps eine Unter-

*) 1./6. Ulaneu, Hittmeister v. Pelet-Narboiaue. üeueraistubbvverk 1,

$. 201/m

über das Ergebnis der geringen Tätigkeit der 6. Landers wShiead des spaten Naehmittags nnd der Nacht, vgl S. 406.

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392 Tätigkeit des Mareduüls Mac Mahon vor der ächiaebk toq Wörth.

redang gehabt. Ü Audignö sagte: ,.Wir werden wahrscbeinlieh an- gegrifleu werden; denn die deutschen Aufklärer sind selir uiiter- nehmend ; eben haben zwei Ulaaeo ihre Kühnheit mit dem Leben gebttÜBt, aaf der grofsen Straüse, bi unserer Stellung" ^) Der General- sftabschef entgegnete: „Der Marschall denkt, er werde morgen aagegriifen werdeo; da er eine Niederlage des Angreifers ftlr äeher hält, so hat er der Intendantur befohlen, ftlr drei Tage Lebeos- mittel Tom Bahnhof Relehshofen oaeh FirOadiweiler Ymshaffen zu lassen, nm sie naeh der Schlacht an die Trappen verteilen m können.*'^

VI, 183 Aneh die fransdaisehen Unterfhhier haben troti des Befehls: Morgen ist Rahetag! an die Möglichkeit eines Angriffes geglaubt. Als General Dnorot dem Marseball vorscblng, GeUbideTerstürknngen in der Stellung ausfuhren su lassen, ging der Marschall infolge des fi»t einstimmigen Widerspruches der Generale hierauf nicht eu; diese führten als Grand an, man dttrfe die Truppen am Vorabend einer Seh lacht nicht mit derartigen Arbeiten ermtlden.^

Vermntlieh gelbgentlieh des Abreitens der Stellung, also um 4^ nachm., kam General Ducrot, dem der Marschall sein besonderes Vertrauen schenkte, mit weiteren VorschUlgen an diesen heran. In Gtegenwart des Sousehefe des Generalstal», General Faure, bean- tragte Ducrot» man solle die infimterie des 5. Korps am nächsten Tag mit der Bahn heranziehen, nm die grolse Strafoe illr den An- marsch der Kavallerie, Artillerie und der Bagagen Terftlgbar zu haben; der Marschall habe diesen Vorschlag so erzählt Docrot ledig- lieh ans dem Grunde abgewiesen, weil man Scherereien mit dem Bereitstellen des Wa<renmaterials habe und die Unannehmlichkeiten des Ein- und Ausladens in Kauf nehmen rnttsse."*)

Dann hielt General Dacrot einen Vortragt) über seine Auf- fassung der Lage. Diese sei nicht gttostig; zwischen dem 1. und 5. Korps befinde sich eine gangbare Lücke, der Gegner künne hier massiert vorgehen ond sieb zwischen die beiden französischen

!) (ff^mpint ist offenbar eine von Hittmeiäler v. l:'elet-Narbonne vorge« schickte Patrouille. Vgl. S. 391.

9) Diesen Vorgang bringt das franz. deoeralstabswerk nicht im Text, sottdera nur in den Anlagen. Ich halte die Erafthlnng fOr völlig glaub* würdig; da sie dazu beitrl^ die starken Schwankungen in den Au.^chau- nn^n Mac Mahons su beleuchten, halte ich es für angexeigt, sie hier an- zuführen.

') Dies entiiiuuuL das Ivixu/.. Cieneralrstab.svverk dem Buche: La vie mi- Utnire du g^ndral Dncroi. II. 869. ♦) Ducrot II. 877.

*) Ducrot II, 878 u. ff.; franz. Generalstabswerk VI, 90^ Anm.vu. Vit, 8.

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Dto TiCIgkctt des ManobaUs Mao Mihi» vor dar SeUaoht Toa WOrtfa. 393

Korps einschieben. Ilioizu stfinden ihm die Weire tiher Oh^r- und Nieder-Stembacb, Dambacb, Neunhofen auf Philippsborg zur Verfügung.

Wenn der Gegiicr diesen lei/tcreii StralstMikimtenpunkt als OperatioDSziel wähle, so könne er sich seiner benuiihtiiTen und dann über Bärentbai und Mutterhansen ^e^en die wichii^^t stuiiuag von I^emberg vorgeben. Diese decke irlcit'hzciti^ die ^'roise Strafse Rohrbaeh Ingweiler nnd den Weg auf df in Hohfiikiuinn, der (Iber Gittzenbrück, Meinenthal, Puberg und Lutzelstein tühre. Es sei da- her vor allem nötig, die Flügel der Aofstellung beider Korps ein- ander zu nähern und die Verbindnngspunkte stärker zu besetzen. Zu dem Zw« ck schlage er vor, das .j. Korps solle Philippsbnrg stark besetzen and die Masse seiner Kräfte nach Lemberg and Mutterhausen verschieben. Leitender Gesichtspunkt mUsse sein, dafs niaa stets sicher im Besitz des Höhenkamun s der Vogesen bleibe, damit man sich von hier aus je nach IJmstuüdeu rasch nach dein einen oder dem anderen Abhang des Gebirges wenden könne.')

Da Mac Mahon die hier geäntserten Ansichten am Morgen des 6. August in einem ausführlichen Hchreiben besprochen bat, so wird bei dieser Gelegenheit auf die Ducrot'sche Auilaasung zurUckzu- koramen sein. Es sei jet/t nur daraut hingewiesen, dals die Vorschläge dieses Generals einen völligen Widerspruch iu sich tragen: einerseits findet er, dafs die beiden Korps zu weit auseinanderstehen und schlägt deshalb die Besetzung von Philippsborg vor; andererseits soll die Masse des 5. Korps nach Lemberg und Mutterbausen ab- rttcken, wodurch sie rom 1. Korps noch weiter getrennt wird, als wenn sie bei Bitsch bleibt. Denn bei Bitsch stand das 5. Korps wenigstens an der grolsen Stratse, bei Lemberg an einem damals eddeehten Ortererbindiingsweg, &Ub es an das 1. Korps beian* gezogen werden moCrte.

„Nacb einer ziemlich langen Unterredung" so beliebtet General Dnorot sei der Marsoball anf die von ihm ver- tretenen Ansiehten eingegangen nnd habe demgemiUs an General Failly befoblen; leider seien die Befehle weder genügend dringlich nodi genügend bindend gewesen.

Das Telegramm, das Mac Mahoti uuumclji au General Failly richtete, lautet f( 1^ ridermafsen:

„Wenn es Ihnen möglich ist, so besetzen Sie sofort die y Tele-

Stellung von Lemberg; es ist dies von der äuDsersten Wichtigkeit" i^r^aiux

im Failly.

V, 2Q

1) Vgl. hierzu den Anhaiig.

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394 IHe ntiffkflit des ManoluUi Mac lUhoii vor der SoUacbt ▼oa Wartk.

Das Telegramm kam gegen iu die Hände Faiilys, mols also spätestens 4'^ abgegangen neinJ)

Mac Mahoii hat zwar die Besetzung von Phiiippsburg nicht an- geordnet, der \ orwurf aber, den ihm Dncrot macht, ist völlig QnbegTtindet: dringlicher konnte der Befehl an Failly wohl nicht sein.

Um G*' wai im Schlosse von Fröschweiler Diner, zu dem alle Generale geladen waren.-) Man mochte noch bei Tisch sitzen, als die Antwort Faillys datiert von abends*) an! das zweite. Telegramm des Marschalls einlief. Sie lautete: VT, 49 ,.Die Division Ijespart ist allein bei ßitHi'h und wird moriren

G*' vorm. zur Vereiniirung: mit Ihnen abrücken. Die amlcren Divisionen werden auf der Stralsc nach Niederbronn abiUckeUf sobald sie nach und nach in Bitsch eingetroffen sind." VI, 49 Das franz. Generalstabswerk bemerkt hicrzn: „Ohne Zweifel be-

fand Hieb genau genommen die Division Lespait ,aIleiD bei Bitsch', aber tatsächlich biwakierte die Division Goze bei dem Grebtfft Frendenbergy das nnr 3 km Ton der genannten Stadt entCent Ist. Die Antwort des Generals Failly war demnach nur dasa angetan, einen Iirtom bei Maneball Mae Hahon Aber die tateSehHelie Lage des 5. Korps herbeisnfllbren. Im ttbrigen kann man sieb Atg^Ueb nnr darttber wandern, data General FaiUy anf die vor 4* eingegangene Anf- Ibidemng, sieb sobald als möglieb mit dem I. Korps zn vereinigen, den Aufbmofa der Division I^espart im Monat Angost eist anf 6^ morgens am nicbsten Tage angesetst bat."

Mae Mabon mniste sieb sagen, dais infolge seines dritten Tele- grammes General Faillj wabrsebeinlich der Division Leapart den Befebl gegeben baben mooble, niöht anf Üiedeibionn, sondern b der entgegengesetsten Bichtnng, nacb Westen bin, anf Lemberg ab- snrtteken. Nanmebr, gegen Ende des Diners, sebiea ibm plOtatteb

>) Das Td«gnuBtn wurde der Sicberheii wegen auf zwei veiachiedeaen ÜDien aufgegeben, die erste Ausfertigung kam nach dem von Failly durch- gesehenen Tagebuch des Korps um 6* an, die zweite von abends da- tierte Aubfertigung nach S'O.

3) Fröschweüer Chronik von Ptavr Klein, Seite 72. Auch Oberst von Zanthier erzBhlt dies Saite 812 mit dem Bemevken, dafii hierbei Lage und Aolgaben der Armee im KonversatioiiJistüe behanddi worden 8eien.

Vermutlich ist das Telegramm nicht gleich, naclideni es aufgegeben war, von der Telegraphenstation abgefertigt worden, denn um war Failly schon im Besitz des dritten Telegrainma, du ihm die Besetzung von Lemberg auftrug. Es mufs also das hier in Frage stehende Telegramm Failljs sehen vor verfaist worden sein.

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JA» TUigfcelt des Haneiiills Hae Hahon yor der S«Uiehl von WMi. H9r>

diei nlebt das Richtige xo leln: er kam auf semea anfiiiglielieii EotBeblnis zuttok, das 5. Koips an die Auiifcelliuig seiner Trappen herannuiehen. Wodozeb diese rascke Sinnesindernng lieri^eigdOlnt wurde» wie es kam, dafs der Manekall nan den mächtigen Eänflnfs Dnerots von sieh abschuttelte, Ist aneh dnroh die VeiOffientüohnngen des Iranz. Generalstabswerkes niobt an^klirt worden. )fan mOebte glaabeoi dats das Herankommen des Gegners diebt vor die Front der franztJsischeo Trappen die Veraolassang war: g:egen Abend standen bei Mattstall Vorpoeten des 11. bayerischen Korps, längs ' der Sauer die des V. Korps; dessen Avantgarde hosetstc die Orte GOrsdorf, Dieffenbach and Gnnstett.') Aber die Franzosen haben Ton aUen diesen Vorgängen nach der Angabe des franz. Geoeralstabs- Werkes nichts bemerkt, als dafs zwei prenfsische Kompagnien gegen abends qnerfeldein Ton Sttden nach Norden marschierend GK)rs- dorf besetzt hatten.

Man kann also nur vermnten, dals der gesunde Menschenverstand Mac Mabons Uber die haltlosen Phantastereien eines Dncrot den Sieg davon trag, als er am 8'° abends vermatlich nach einer Besprecbang mit seinem Intendanten folgendes Telegramm ao den General Failly absandte:

„Kommen Sie mit ihrem g'anzen Armeekorps nach 4. Tele- Reichshofen und zwar so bald als mfiirlich. Wir haben j^^'^^^J^ Maugel an Lebensmitteln ; wenn Sie in Bitsch Vorräte haben, so yi, 22 beladen Sie einen Sonderzug mit I ehensmittfln aller Art; er soll noch beute nacht hier ankommen, ihre Iruppen «ollen die grofse Strafse benetzen; ich boife, dafs Si<> Rieh morgen im Laute des Tasres mit mir vereinigen werden. Ich ersuche am EmpfaugsbestätigDog."

Nnn aber sollte Mac Mabon die Früchte seines dritten Tele- grammes ernten, das die Besetznng von Lemberg angeordnet hatte.

In der Nacbt trafen kurz nacheinander folgende Depeschen des Generals Failly ein:

1- Ab Bitsch 5. August 8*' abends. VI, 100

„Ich kann in diesem Augenblick nur über ein Infanterie- nnd ein Kavallerieregiment verfügen. Was soll ich nuch Lemberg schicken? 2. Ab Bitsch 5. August 9^ abends. V1.21u,IOO Nach vorgenommener Erkuüduug'j habe ich Gruud zu glauben,

>) üeneralstabswerk I (Seite 208 und 204).

2^ ♦>neral Faillj hatte nach Ein^^ang dos dritten Telegrammfs den J^oiisrhef ^einos Gcneralstabes mit einer Husareneskadron zur Erkundimg <ier Steliung von Lemberg abgeschickt, obwohl er sich gleich ge»mgt hatte.

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396 iiiügkeit dvh Marschalls Mao M&hoa vor der 8oblaobt voa Wüiih.

daCs es tkh mohl um die Beeeteong der SteUnng Ton Lem- berg, BabiutatioD im Sttden tob Bitscb, handeln keim. In dieser Btebtang ist oiebts AnfiSUiges. Es rnnls sieh om Lembaoii, 32 km Ostlieh Ton Bitsoh, liaodeki. lek eiseehe am Anoidnang Aber die Starke der Trappen, die dortliin sa eatsendeB sind. lofolge der KoosentratioDsbewegoDg, die sich anf Bitseh m vollsieht, weide ieh morgen erst am 10* Aber die Division Lespart veilttgen kOnnen, insofifirn es sieh am deren Abmaiseh handelt Sollen die Attülerie- teserre and die Verpflegskolonnen ebenfalls abmanehteren? Es ist onmOgliob, dafs die Division Lespavt an einem Tage 82 km sa- rlleklegt, wenn sie einen Kriegsmaiseh ansftthrea mols. loh habe hierüber sehen zwehaal eine trttbe Erlabrang gemaebt**^)

Yersetst man sieh in die Lage des Generals FaiUy, so kann man es sehr wohl verstehen, dab er ao eine Verweefaselnng der Namen Lemberg nnd Lembach glaubte. Ihm war voriier die sehlennige Ver- einigung mit den bei Worth stehenden Trappen befohlen worden (erstes Telegramm Mae Mabons); in diesen Gedankengang palste ein Abmarsch anf Lembach. Was aber so mochte er sieh frageo sollte seb Korps in Lemberg? Der Marsehall hatte ihn, genan wie es das kidserÜche Haaptqoartier aoek xa tan pflegte, mit keinem Wort Ober seine Absicht orientiert, Faillj konnte also nomOglich wissen, dafs die Daerotsche Ansicht von der Wichtigkeit der Be- herrscbnng des Yogesenkammes den Marschall tatsäehlieh sn dem Befehl veranlatst hatte, Lemberg besetsen zn lassen.

Geradem nngehenerlich aber erscheint die Bemerkung, die Division Lespart werde erst am 10^ von Bitscb abrttcken können. Und dies noch dain angesichts der Mahnung Mac Mabons, der Abmarsch nach Lemberg wofUr Failly Lembach annahm sei von der Kaiser* sten Wich%keit. Das franzOsiche Generalstabswerk meint, dals Faillj in Bitsch das Eintreffen der Divisionen Goze and Abadie von Flrenden- bexg und Rohrbach abwarten sn mOssen glaubte, ehe er die Divi- sion Lespart abmarschieren liefse!

Wir sind nielit darttber unterriohtet, welchen Eindmek das letcterwKhnte Telegramm des Generals Failly auf den Marschall machte. Glaubte er trotz der Meldung, dafe die Division Lespart erst um 10 ^ abrOcken kOnne, auf Grund seines letzten Telegrammes

daCs Lemberg, weaii auch an einem Vogesen-Defilee gelegen, docii /.u weit südlich liege« um bedroht zu nein. VI, Sl.

1) Nach dem französischen Geneialstabsweric VI, 21 Anm.' bezieht sieh dies auf die am 6. August vcm den Divisionen Goze und de l'Abadie znrflck- gelegten Märsche. Diese hatten nur 25 and 20 km betragen.

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Die TMlKkelt de» HanehellB Mao Mahon vor der Seldaolit TooWtfrtk. 397

(des vierteDK das FoiUy xn dieser Zelt noeh nielit eihalten hatte, ao eiD HerattkommeD des 5. Korpe am oiohsten Tage?

Die Antwort des Generals liefs lange auf sieb warten; um Mittemaeht war sie noch nicht eingetroffea. Mac Mahon soU nicht zn Bett gegangen sein, sondern sich nnr saweilen «brütend^ aaf ein Sofa gelegt haben.^)

Begeben wir nns für einen Aagenbliek za den fransösisohen Truppen. Am späten Nachmittag war die in Reiehshofen ausge- ladene 1. Brigade der Dividon Conseii Dnmesnil in der Stellang eingetrofien; sie bezog westlich Elsabhansen, rechts von der Division Peild, Biwak.*) Bei den Truppen war, wie schon am 4. Angost» VI, 182 empfindlicber Lebensmittelmangel eingetreten; das vierte Telegramm Mao Mahons an Failly fuhrt hierttber eine beredte Sprache. Am 5. Äogast gab es nach eioeni vom friinz. Geoeralstabswerk ange* führten Berieht nur 6000 Portionen Ittr die bei Wörth versammelten VI. l«7 Kräfte. Gewaltmalsregeln der Einzelnen und Szenen von Indisziplin waren die Folge.") Dazu kam, dals bei den Teilen der Armee, die Naehtmärscbe aosgefubrt hatten,*) Mannschaften wie Pferde Uber- mtldet waren.

General Bonual, der die Schlacht als Leutnant im 48. Infanterie- regiment mitgemacht hat, schreibt^) Uber die Stimmung der Troppen:

„Die Hoffnung auf einen Sieg war am Abend und Morgen vor der Schlacht groCs in onseren Reihen.

Niemals waren Truppen von grölserem Vertrauen auf sich selbst und den Erfolg: beseelt.

Die moralische Kraft, die f^ewissermalsen durch die voraus- gefraii^eneii, für unsere Wallen alle prinrreieh verlaufenen FeldzU^je aufpesppichert war, gab unseren Keginirntmi ein Selbstvertrauen und eiuc Veraehtunsr des Feindes, die man wahrscbeiDÜch so bald nicht wieder sehen wird.

Ja. et« war sogar ein Übermafs von Dttnkel auf unserer Seite, und in der Tat, man kann nur erröten, wenn man au die Kenom-

M Kleiu, Fröschweiier ('hrouik, Seite 72.

2) Da.s III. Bataillon des 21. Infanterieregiments war bei der Artillerie der Di%'isinn. lüc laü':;e Zeit wegen t'berfnllung des Bahnhofes nicht aus- geladen werden konnte und aa der iSchlacht ebenso wie das Bataillon nielit tsilnalim. Das IL Bataillon liatte Hagenau am decken uod ging «ptter naeh Strasburg sarflck; die Brigade war also nur fUnf BKtaiUone stark.

Klein, Ki « ,>t hweiler Chronik, Seite 67 u. ff. *) N'gl. Seite 2Ü8.

Seite 206 seines Werkes.

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398 Die Tliiigkeit det Hamdialls Hie Malioii vor der Sehlaclit von Wdrth.

niistereien zarUckdenkt, die in naiver Weise in der Armee omlieleUt ehe sie Rokanntschaft mit dem Feind gemacht hatte."

Hiezu i^t zn bemerken, dals die Division Kaoult, zu der General Bonnal damals hörte, seit dem Naehmittns* des 4 August bei Wörth stand, mitbin vülUg ausgeruht war; au('h waren vermutlieb infolge ihrer längeren Anwesenheit die Yerpflegsvcrbältnisse bei ihr noch am besten geordnet. So mochten in dieser Division die Wogen der Stimmung höher «rehen. als bei tien anderen Truppenteilen.

Im übrigen hatu n sich sämtliche franzijsische Trnppeu am 6. August trotz voraiii:e^anL^pner grolser Anstrengangeu und un- genügender Veipilegung vorzii-Hch geseblageu; auch die Truppen der 2. Division Pelle haben, obwohl sie bei Weifsenbarg eine Nieder- lage erlitten und teilweise einen übeisttirzten HUckzag aasgefUhrt hatten, nichts an ihrer Gefeditskraft eingehüfst.^)

Der Tag des 5. Aagast war schön und heifs gHwescn : nachts zwischen 10 und 11^ entlad sich ein heftiges (<evvitter. Strömender Regen ging nieder nnd dauerte bis zum Tagesanbruch; die franzö- VT, 136 sischen Truppen, die die Erlaubnis, ihre Zelte auiznschlagen, nicht erhalten hatten, wurden bis auf die Haut durcbnäfst. In das GerauRcb des Regens aber mischte sich das Knattern von Gewehrschüssen, mit denen die französischen, nur auf kurze Entfernungen vorge- schobenen Vorposten das Vorgehen prenfsischer Patronillen abzu- weisen suchten.^) Dieses Feuer nuig wohl auch Mac Mahou von Zeit zu Zeit im Schlosse von Fröschweiler gehört haben. 0. Aogtist Erst als der Morgen des 0. August anbrach, erhielt der -Mari^ühall

von General Failly folgende um 3*^ morgens abir« taiste Autwort auf sein am Abend um 8*^ abgesandtes (viertes) Telegramm: VI* 2< „Ich kann nur Uber eine Division verfügen. Ich ziehe sie

ZQsammen und entsende sie aaf Reichshofen. Es ist möglich, dafo sie in Niederbronn einen Halt machen mnfs. Ich schicke Ihnen, da Festangsvonttte nicht Torhanden, die Verpflegsreserve der 8. Di?irion mit fiabntruiipott. Dieser wird indes erst morgen abgehen. Ich gebe Befehle snr Bildnng eines zweiten Lebens- mlttelzoges. BHesbrtteken ist vom Feinde besetzt. INe tele* graphisehe Verbindung mit Saaigemttnd ist nnterbroeben.'* VI. *14 Das franzOsisehe Generalstabswerk bemerlLt hienm:

„So hielt sieh also der Fahrer des 5. Korps an sein Tele- gramm TOn 6*^ abends nnd meldete dem JfarsohaU abermals, dats er nnr Uber eme Division verlttge, obwohl er tatsKehlich ^e Bweite^ wenn anch nieht in Bitseh selbst, so doeh in der nnmitlelbaren Um-

^) Das Abbrechen von Gefechten, Seite 80. *) Bonnal» Seite 209.

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Die TJftigkeit des Mindialb Mao Mahon Tor der Seblaeht von Wtfcth. 399

^ebuiiLi dH'b( r Stadt stehen hatte; trotz des klaren und iiachdrttck- licheo Befehls, den er nm 10® nachts erhalten hattej sandte er nach Reichshofen nur die einzige Division Lespart."

Die (rrUndp, die Opneral FailJy teils in dem Tagebuch des 5. Korps, teils in beiaer Schrift über tlcssen Operationen aul- ftihrt. werden in ]äng:erer Ausfhhrang vom französischen Gt neral- siabswerke als völlig unstichhaltig zurUckfrewiesen. „Der (ieneral wollte" so wird znsainmentassend ansgetührt „gleichzeitig Vi. 27 dem 1. Korpö zu Hilfe kommen, Bitseh') decken, die Stellaug von Fleudenberg festhalten und den Schutz der Eisenbahn und der OebirgslUcke bei Rohrbach übernehmen. Er glaubte so allen Ge- sichtspunkten gerecht zu werden, anstatt sie dem einzigen Gedanken unterzuordnen, der für die La^o malsgebend sein durfte, nämlich dem erhaltenen Auftrag, so schnell als möglich mit seinem ganzen Armeekorps nach Reichsbofen zn kommen. Er mulste alles ver- SQcheu, um diesen Aaftrf^ zn erfüllen, selbst wenn der Feind yer» sachte, ihn daran zo hindero; er gelangte aber nicht einmal zur Er- fttllong seines Auftrages, fcrotidem der Feind gar iildit da war. Die Verantwortung hierfttr triflt niebt eo sehr den Flihrer des 5. Korpe als die Tenlteten Anscliaanngen , die damals in der franzO- aiseheD Annee benBchten, nnd nach denen einem Pabf einem Tal^ einem StrabenluiotenpnnlLt, einem Piatean mÜitilrisciie Eigensehaften an und für sieh, ein innerer Wert ankamen, so dab Iiiednreh der Gedanke, man mttsse die Krttfte mm Zwecke der Seblaebt heran- führen and insammenfassen, in den Hintergrund trat**

Das franiOsisohe Generalstabswerk spielt hier die Rolle, die der Knnst im Prolog znm Wallenstein angewiesen ist:

„Sie stobt den Hensehen in des Lebens Drang Und wähst die gröfsere Hälfte seiner Sebald Den onglttekseligen Gestirnen zn.'*

Nach unserer deutschen Auffassung aber ist das Urteil des frauzüsiseben Generalstabes ein recht mildes. Gewifs stand General Failly, ebenso wie Mac Mahon und Duerot, unter dem Banne der AutTassmigeu seiner Zeit innerhalb Frankreichs. Aber abgesehen davon, dafs Mäimer, denen im Kriege die Leitung von Armeekorps und Armeen anvertraut wird, in ihr(*n Ansichten etwas Uber dem land- lüutigen Durchschnitt stehen sollten, dafs ferner die grulsartigen Er- folge Preulsens ?or wenigen Jahren diese Männer zum Studiani der Ursachen solcher Erfolge nnd damit zum Studium des Krieges über-

1) IHeee kleäw B'estung, ganz fai Falsen gebant^ ist bekanntlich von den Deutaehen trotz mehrfacher Tersudie nicht eingenommen worden.

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400 ^ miglMit d6B MaraohalU Mm Mahoa vor der aciilAoht von Wörth.

baupt bäiieu veranlassen musseu Failly sind zwei Fehler zur Last zu legren, die von operativen Anscliauuugeu unabhängri^ sind. Erstens hat er seinem Vorgesetzten zweimal gemeldet, er habe nur eine Division bei Bitseh, das ist, da eine zweite dicht daneben stand, nacii unseren Be^^rift'en einfach eine falsche Meld ung, bei der zwar keine Absicht, wuld abw Fahrlässigkeit vorlag. Zweitens ist General Failly einem wiederholt aul da.s Bestioiuiteate ausgesprochenen Befehl nicht nachgekommen. Von einem höheren Befehlshaber wird kein sklavischer Gehorsam verlangt, mau erwiu'tet im Gegenteil von ihm, dals er dann, aber auch nur dann von einem Befehl abweicl\^, weon er die Überzeagung gewonnen hat, dals seit Erteilung des Befehls eine Änderung in der Lage eingetreten ist^ mithin eine Vor- anBfletKQug, unter der der Befebl erJassen wurde, nlelit mehr zo^ triift. So handelte am 6. Aagnst General Ton KIrdibacb, als er die Seblaebt gegen den Befehl des Kronprhizen nioht abbraeh, und bober Rnhm nmstrahlt seine Grestait ftlr alle Zeiten infolge dieses kühnen,. yerantwortungsvoUen Entscblasses.*) Aber General Failly? Niebta binderte ihn, dem Befehle seines Yorgesetaten naebatnlKommen ala das Gefühl fbr die Wichtigkeit einiger GelSndepnnitte. Nun war er, als der Befehl erstmals eintraf, in der glttokliehen Lage, seine Anffassnng tat Spraehe bringen an kOnnen; er konnte telegraphtseh heiiehten, ja selbst dam wäre Zeit gewesen, einen OfBuer seines Stahes mit Bahn oder anoh an Pferde zn Mae Hahon an entsenden. Darin, dala General Failly sieh niebt einmal die Mflhe nimmt, an- zufragen, sondern tron Tornherein seine eigene Anffassnng über den Befehl seines Vorgesetzten stellt, kann nichts an- deres erblickt werden als ein Mangel an Disdplin.

So brachte also der Morgen des 6. Angnst dem Maraeball die «Gewibbeit, dafs seine Erwartung, das 5. Korpe werde im Lanfe des Tages zn ihm stolsen, sich niebt erfhUen werde. Sehr schwer mag die Nachrieht nicht anf ihn gewirkt haben, da er wenn anch mit dnigen Schwankungen die Ansiebt hatte, er werde an diesem Tage nioht angegriffen werden. Gleichwohl machte er noch einen sehwachen Versuch, das Herankommen des 5. Korps zn veranlassen^ indem er an General Failly ab Reichsbofen 5 vorm. fol- gendes telegraphieren liels:

•) Im tlegensatz zu der Bemerkung »lt>s Generals Roimai (>^eitc 881), General v. Kirchbach sei aus Besorgnis (tres anxicux; für <lie Lage de« V. Korps zu seinem Entechlnfä gekommen, eignet i^ch das franzOsiadie Generalstabgwerk das «neikennende Urteil des G^erals Woide an. (VII. Seite 201.)

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Die TItIgkeit dm Karachalls Hae Mahoa v«r dar Sohlaobk tob Wörth. 401

„Teilen Sie mir sofort mit^ ao welchem Tage und auf :,. Te\o- welcbem Wege Sie Sich mit mir vereinigen werden. Es ist an- erläfslich nnd dringend notwendig, dals wir ansere Operationea yn, 5

in ÜbereinstimmrinE: bringen."

Dieses Telegramm hat genau den gleichen Wortlaut, wie das zweite, das an den General Failly abgegangen war. „Es stellte ohne Zweifel" - so bemerkt das französische Generalstabswerk VIU, 6 „eine Ah^phwächiniL'- des bestimmten Befehls dar, so bald als möglich iiaeh Heichshülfii abzurücken. Wenn man jedoch den Sinn des Telegramms brtraehtet. so war einleuchtend, dafs der Marschall eiligst zu wissen wünschte, zu welchem Zeitpunkt er auf das ganze 5. Korps zur Verstärkung des 1. rechnen könnte. Es niufste ferner klar sein, dafs der Marschall seine ersten Anordnune-en nur auf Gmnd der Antwort des (ieuerals Failly abschw^ächte, von dem er annehuien uiuiste. dal^j der grOlsere Teil seines Armeekorps noch bei SaargemUüd stehe."'

Gewils, dem Sinne nach hat Mae Mahon auch jetzt noch ein l)aldiges Herankümmen des 5. Korps als wünschenswert liinge- sfcellt. Aber warum hat er nicht am Abend oder wenigsteub in der Nacht, als das Telegramm einging, das eine Namensverwech- selnng asmahrn, einen Nachrichtenoffizier nach Bitsch entsi ndet, mit dem doppelten Aultrag, einerseits seinem Befehl wegen der Ver- einigung Nachdruck zu verschaffen, andererseits sich Uber die Aufstellung und Lage bei den einzelnen Teilen des 6. Korps zu orientieren? Und wenn dies unterblieb, in der sicheren Voraus- setzung, dals das Teleer nnn von 8^*^ abends keinen Zweifel mehr lassen könne, warum ist jetzt, am Morgen, als die Meldung eintraf, dafs nui Ii» Division Lespart kouimen werde, nicht endlich das er- lösende Wort ausgesprochen worden:

Wo stehen die beiden anderen Divisionen?

Dem wäre beiziifiiiren gewesen, dafs sie sofort auf der Stral'se nach Niederbronn in Bewe;,im- lu setzen seien; sofortige Meldung; Uber die von ihnen voraussichtlich zu erreichenden Punkte und Zeit des Abrückens der Division Lespart sei geboten. Dann wäre der Marschall endlich za einer klaren Erkenntnis der Lage beim 5. Korps gekommen, was ihm bis zum Beginn der Schlacht, allerdings nicht ganz ohne Belli Verschulden, absolat nicht gelang trots des nnablttssigen De- pesebenweebaele. Vielldebt wixe dann anoh ein ITailly za dem Ent- seblofs gekommen, die Dirision Goze and die ArtülerieraseiTe der Dillsion Lespart folgen zu lassen; sie Uttten Mlich erst za einer Z^t*) anf dem Schlachtfeld eingreifen können, da der Sieg der

*) Das Telegramm Mac Maliom» von 5'* kam erst gegen in die HSade Faülys.

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402 l^to Tätigkeit dM Maraoludls Mio Mtlioii tot dw SeUaebt Ton WOrtli.

Dentschrn schon entschitdeu war, aber eine völlige Zertrünuuerun^ der Truppen Mac Mahousi wäre vermieden worden, insbesondere, wenn die Artillerie rechtzeitig voraosgesandt worden wäre. VU, ä6S Angesichts dieser Möglichkeit wird ein l^uraer Blick auf das

tatsächliche Verhalten der Division Lespart von Interesse sein. Sie wurde am Morgen des (i. August 6 ° vorm. von Generai Failly (an- statt sofortiger Bildung der Marschkolonne) in eine Versamm- laugsformation zusammengezogen. Da sich vor den Vorposten der bei Frendenberg stehenden Division Goze schwache Kavallerie zeigte, hielt General Failly die Division Lespart I is 7^° zurtick. Dann erfolgte endlich der Abmarsch. Kurz vorher hatte man schon Kationen- donner aus östlicher Kiehtuiig vernommen; er verstuininte wieder, ii;thin aber dann bis f)**^ mehr und mehr /u. General l ailly, dem nun oüeubar das Gewissen schlug, sandte der Division von Bitseh aus mehrfach telegraphisch den Befehl zu, sie solle ihren Marsch so viel wie möglich beschleunigen. Gleichwohl ging die Bewegung nur mit einer „verzweifelten Langsamkeit"^) vor sich; zahl- reiche Halte worden eingelegt. Die Division hatte keine Araiit-' garde .Toraosgesohickt; an jeder Krenzoog der grolsen Straise mit dnem nach Korden ftthrenden Weg wurden Anfkttrangaabteilougen naoh dieser Biehtong abgesandt, unterdessen hielt die Kolonne. Anberdem wurde die Truppe ron der Hitze, die in dem engen n dnrohsofareitenden Waldtal faemchte, sehr mitgenommen. „Unter diesen Umständen branohte die Division Le8]Murt anstatt sechs Stunden, die hoch geieehnet snm Znrttefclegen der 22 km betragenden £nt* femung von Bitseh naeh Niederbronn nötig sind, deren aeht und eireiehte diesen Ort eist um 4^ zn einer Zeit, als die Sehlaeht un<>' wiederbringlich verloren war.'*

Die Division besog bekanntlieh bei Niederbronn eine Anfnahme- steUnog und hielt diese bis 7^ abends. Sie hat dort zur Deekong des Rttokznges der Trttmmer der geschlagenen Armee nicht an* wesentlioh beigetragen, insbesondere ein weiteres Vorreiten der wttrttembergischen Kavallerie naeh ihren anftngliohen glänzenden Erfolgen verhindert^)

Die Division ging auf Befehl Mae Mahons ezzentriseh zurllck; die eine Brigade deekte als Airieregarde den Bttelczog der Armee ani Zabem, die andere Abatucei zog naeh Bitseh ab. Dies hat bekanntlioh veranlalst, dals man anfönglieb im Hauptquartier der UL Armee und hn grolsen Hauptquartier der Ansicht zu-

Vom franz&sischeu Generulätabswerk aus dem Tagebuch des 68. lu- ranterieregimento abemommen.

*) Genenüstabswerfc I, Seite 288.

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Die Tätigkeit des M&rschaliä Mao Mabon vor der Schlacht vun Würth. 403

neigte, der ttberwiegende Teil der Aimee Mac Mabons aei in dieser Richtong zurückgegangen.

Wie aber iLonnte aeb die Lage gestalten, wenn General FaiUy dem Befebl Hae Hahona Tom 5. 8*^ abends Folge Idstete? Das französische Genenüstabswerk beantwortet diese Frage wie folgt: Vn, Die DiTision Lespait, die am 6. Angnst keine Tätigkeit gebaibt batte, war am 6. Angnst 3* vorm. in Harseb an setsen, binter ihr nm 4"* die Artilleriereserre anter dtm Scbntxe eines Bataillons nnd eines KaTallerieregiments, nm batte die Division Gme an folgen. Die Abmarscbzeiten der rttckwürtigen Trappen sollen dnrob Annahme einer breiteren Marsebformation erreiebt werden. Dann konnte der Anfang der Division Lespart nm 9^ Jener der Reserveaitiilerie am 10 *^ jener der DivisiDn Goze am 11^ bei Bdchshofen eintreffen. So wäre am das ganze 5. Korps, auimaisohiert^ bei diesem Ort znr Verfllgnng des Marschalls Mao Mahon gestanden.

Es sind selir gttnstige Verhältnisse, die das französische General- stabswerk hier annimmt, wie eine Naofaprilfnng mit dem Zirkel ergibt. Ancb war von Heichshofen bis zar vorderen Gefeohtslinie noch ein gutes Stttek Weg zorückzülegen. Aber selbst dann, wenn man den angegebenen Zeiten noch 1 '/s Standen hinzusetzt, wird mau zageben müssen, dafs ein Sieg der Franzosen dorchans wahrscheinlich war.

Generai Dacrot bat in einem Anisatz^) versucht, die Sebald an dem NichtberankoniT^ien des 5. Korps von General Failly abzuwälzen nod dem Marschali Mac Mahon in die Schabe zn schieben; dieser habe sich zwar seine, Dnerots, Ansicht zn eigen gemacht, allein seine Befehle hätten an Klarheit und Bestimmtheit zu wünschen tlbiig irehissen. Dem gegen« her ist durch die jetzt veröffentlichten Akten klar erwiesen, dafs Mac Mahon zwar dann, wenn er unter dem Banne des unverantwortlichen Katirebers Dnerot stand, in seinen Ansichten schwankend wurde, dafs er aber dann, wenn er sieh von diesem unheilvollen Eintluls frei machte, auf das Hprankominf-n (Jes 5. Korps gedruugren hat. Beweis sein viertes Telegramm an ( w neral Failly.

Kurz nachdem Marschall Mac Mabon in seinem fünften Telegramm einen nochmaligen, wenn auch wenig nachdrücklichen Versuch gemacht hatte, sich die Unterstützung des 5. Korps zu sichern, ge- langte er wieder zu einer anderen Auffassnng der I^age. Er liels folgendes Schreiben an den General Failly abgehen: 28

„Liager hei Fröschweiler, 6. & Vorm. Verehrter Herr General! Sie sind dnrch den Kaiser unter meinen Befehl gestellt

1; La vie du general Ducrot II, a78. ' JaMBftor Ar 4to 4ratMli» Aibm vaA IIiiIm. Mt. »t. 27

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404 Die TiUgkelfc d«8 Mftrwludls Mio Iktioii vor d<r SehlMbt tob WOrtii.

worden. Es ist vou der giOAten Wiehtigkeit^ dalii wir unsere Operationen in Übereinstimmnog bringen.

Ich wurde vorgestern bei Weifaenburg von der Armee des

Kronprinzen, die mir sehr Überlegen war, angegriffen und genf^tigt, mich bis in die Nähe von Reichshofen zurückzuziehen. Ks ist dringend nötig, dufs wir uns Uber die Opf'rationen vereinigen.

Nach Na( lirichten,') in die man Vertrauen setzen kann, soll der Feind eine Beweg^g inachei!, die den Zweck hat, sich des Höhenkamins der Vocresen m bemächtigen und uns zu trennen. Wenn diese Bewegunj; bestätigt wird, so müssen wir sie (d, h. die Deutschen) in den Defileen augreifen. Wenn sie hingegen die Stell ungeu von Weifsenburg bis Lembach besetzt halten^) und mit d<'ni Hauptteil iiirer Kräfte in der i^jbeue stehen, so werden wir gemeinschaftlich kämpfen, um ihnen ihre Stellunj^en zu ent- reilseu. Setzen Sie also eine ihrer Divisionen iu Marsch. Ks wäre wünschenswert, dafs »ie diesen Abend in I^hilippsburg-^) nächtigte, wobei sie in ihrer linken Flanke die Stellungen zu besetzen hätte, die die Strafse von Ktimhofen beherrschen. Wenn die erste Annahme sieb bewahrheitet, su würde diese Di- vision zuerst auf Neunhofen, von hier auf Obersteinbach zu rücken iiiii)i'n. Dieser Ort würde am gleichen Tage von vier Brigaden aüge^'fitl'en werden, die auf verschiedenen Anmareehwegeu vom Biwak bei Keichshofen heraüz,urücken hätten.

Sobald Sie Kenntnis von der Ausführung dieser Bewegung erhielten, würden Sie eine andere Division auf der grolsen Straise ^tsoh Weitsenburg nach StUrzelbroun entsenden and so den Feind TOT sioli hertieiben, der Sick »ol Msoher Tat*) ertappt und toü allen Seiten umgangen Bähe.

Eine Brigade der letsteii (d. h. dritten) Division lilitte nacli Lemberg absorneken» wo der Sohlflssel der Vogesen naeb dieser Seite lün^) üegt; ihr wtfre eine Batterie miteogeben. Die andere Brigade Itftte in Bitsob zn bldben, bereit, entweder naeb Sttlrzel- broan oder naeb PhilippsbuR absarttcken, je naob den Eieig-

^) En ist unmöglich fentzustellea, woher der MarHcbali zu solchen Nachrichtea gekommen sein wilL

*) Das fruizOflisehe Gheneralstabsweris bemertet hiezu: Sic

^ Die Besetzung dieses Ortes war am 5. dem Marschall von Ducrot angeraten worden.

Damit dflrfte der dein Feinde unterstellte Versuch gemeint sein, »ich zwischen das 1. und ö. Korps einzuschieben.

*) Gemeint dttrftesein: Der Teil der Vogesen, der für die beiderseitigen Operationen in Betracht Icommt.

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1)1« TäUgkeit des ManelnUB Mae Ifahoii vor der Seblaeht vim WOttll. 405

lUBBeD. Es wäre gut, wenn die Brigade von Lemberg sieb ver^ «ebaoflen würde. In liehtenbeig und Ltttzelskein ist Sebanzzeog TorbandeUf je 1500 Stttek io jedem Flatee, womit diese Arbeit ansgefttbit werden l^Oiinte.

Wenn hingegen der Kronprinz in der Gregend von Lembach und in der Rheinebene yersammelt steht, so wäre die znerst ab* gehende Division io Pbilippsbnrg nieht anzuhalten. <) Sie würden dann die zweite Division und eine Brigade der dritten anf der gleichen Stra&e abmarschieren lassen, die let/.te Brigade wäre anf Lemberg abzusenden, von wo sie Ltttzelstein erreichen könnte, wenn sie zum KUckzn^ gezwangen würde.

Senden Sie mir Antwort ii^i r drei verschiedene We^e, iob schicke dieses Schreiben (gieichfaUs) anf drei verschiedenen Wegen ab.

P. S. Kurz g^^'^agt, schicken Sie Ihre 1. Division sobald als möglich nach Fbilippsborg and halten Sie die beiden anderen marschbereit.

Wenn möglich, halten Sie Ihre Verbindung mit f bilippsburg aufrecht."

Diejies Schreiben ireianorte gegen 3" naehm. in die Hände des V, 267 Generals Faill\ . Dirser \\;\t bei Ritsch, wo um 'l'^ die Brif:-ade V, 280 Maussioii seiner 2. Di\isi(iii von Kohrbach her eintraf, untiiiifr stehen irebli«'h»'n. »^ii-'eich während df's iran/.i n Tages aus östlicher lÜchtQug Kanoueudonuer immer stärker hrtrbar j-tnvorden war.

Mac Mahon nimmt in seinem Schreiben an. dals sein Gegner zweierlei tun k<inne: entweder werde er den Versuch machen, sich zwischen das 1. und 5. Korps einznschiehen. oder aber, er halte die Stellungen von Weifsenburg bis Ijembach li'st und stiebe mit dem Hauptteil s»*iner Krät't«* in dor Kheincbene.

Mit der ersten Annahme stellt sich Mac Mahon vollständig auf den Boden der Ansehauuuy'en, die von Heueral Üucrot am Nach- mittag des 5. entwickelt worden waren und zu dem Befehl der Be- setzung von Lemberg getührt hatten. Das h.ui/.ösisehe General- stabswerk sagt Uber diese Auffassung: ,,Es war ohne Zweifel nicht VII, 8 unmöglich, dals der Kronprinz so operieren konnte, indes wenig wahrscheinlich, dafs er sieh in Anbetracht der nuiiiiTischen Über- legenheit der III. Armee und ihrer zahlreichen Artillerie entschlofs, sich in die Berge hinein zu begeben, wo nur die Anfange der Kolonnen kämpfen konnten." Schärfer wird von General l>onnaF) genrteill. Ein Taktiker des XV III. Jahrhunderts hätte vielleicht au

^) D. h. sie soll »ach l'( u hsliofeu fortmar«;clüereü. tVöschweiicr, Seite Ibö u. If.

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406 Titigkeit des Mandwlla Mac Msboo vor der Sehleoht von Wdrtlk

einein solchen Getiankensrang (des sich Hineinschieben^) l'reude ;re habt, so fuhrt er aus und erinnert dann an die Aoffassuns: der Gegner Fraiikreiehs währcim der Zeit der Revolution und des Kaiser- reichs Uber den Wert des Geläudes und ,ireo^ra|)hi?>cher Pnnktt*. wobei dm Plateaus von I^antrres and (Tueiscuaus hekauuter sarkastischer Äurscruui; hierüber ^cedacht wird. \ Oii den feindlichen Streitkräften,, die mau antrelVen könne, fei nirgends die Rede, alles beschriiuke sich darauf, dafs das Dorf Obersteillbach von \ ier Brigaden, die auf vier verschiedeneu Wegen von Heichshofen heranrUcken würden, ange- grifien werden solle.

Gewifs. die Autiassunj:. dals der Besitz, des llühenkammes der Vogesen und der Stellun^'^ von Leraberj: entscheidend sei. das ist Theorie des X\ III. .lahrhuudc it«* uiid ein würdiges Seitenstüek zu der iMnscliaUunLT des Plateaus von Laii^rres. Dals aber eine ganze Armee Ducrot hatte sie selbst auf 80000 Mann geschätzt

sich auf ein oder zwei miserablen Gebirgswegen zwischen zwei feindlichen Korps sozusagen durch- schleichen werde, dieser Gedankengang übertrifit alles in dieses Beziehung je Dageweseue und wird ein einzigartiges Verdienst dessen bleiben, der ihn ausgeheckt hak

Die andere Annahme Uber das Verhaiten des Gegners ist offen- bar das geistige Eigentum Mac Uabons selbst Danach sollte die feindlieh Armee, die am 4. die Offensive ergriffen hatte und in einem Gefecht siegreich geblieben war, nicht nur am 5. und 6. vGllig un- tätig bleiben, sondern flberhaupt keinerlei Angxiffsabsichten haben, sie sollte mit dem Gros ihrer KrI&fte ruhig in der Rheinebene stehen bleiben, auf ihrem rechten Flügel aber „Stellungen festhalten**. Ein derartiges Verhalten nimmt der französische Führer von einer Armee an, die vier Jahre vorher die glänzendsten Beweise von zielbewotster Energie, von raschestem Zugreifen gegeben hatte!

Mochte Mac Mafaon, ebenso wie das kaiseiiiche Haaptqoartier, anfilnglich sich über die OperationsbereitBchaft der Deu^^hen getäuscht haben, das Gefecht von Weifsenburg konnte keinen Zweifel mehr bestehen lassen, dals diese zur Offensive bermt und entschlossen waren. Aber die blutige Lehre, die dem Marschall dort erteilt worden war, nützt nichts, ein Vorgehen des Gegners kann er sieh nur zu dem Zwecke vorstellen, um sich der Stellung von liemberg

ohne Kampf zu bemächtigen; ist das nicht der Fall, nun, so wird der Gejnier stehen bleiben I

In beiden Fällen will der Marschall die Oüensive ergreifen, darüber aber, wann er den einen Fall, wann den anderen als gegeben ansieht sagt er dem General Failly nichts; vergeblich fragt man.

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Die Tittfgkett dea MwtohaNs Xm Uahoa vor der Sehluht Ton Worth. 407

was von diesem erwartet wird; erst die Nachschrift gibt hierüber Aufschlufs! eine Division soll auf Philippsbarg in Marsoh gesetzt werden, die beiden anderen sind marschbereit zn halten.

Der Oedanite, dafs der Gegner die bei Wörth stehenden Kratte augreifen ki'mne, der doch von Hause niis zu d^r Ein- nahme einer Defensivstell unjr jrefiihrt hatte, wird nicht einmal aestreift. Während der Marschali noch am Abend vorher nach- drücklich das Herankommen des ganzen 5. Korps lordert, ist ihm offenbar jetzt, am Morgen de«, (».. hieran nichts gelegen; auch die eint* Division, die von (General i*ailiv als sofort verfügbar bezeichnet worden ist, soll nur bis /u einem 18 km von Wörth eoUemteu Tankte herang-ezogen werden.

Wie ist diese neue Sinnesändenino: entstandeiiV Das französische VU, 9 Oeneralstabswerk hält es für wahrscheinlich, dafs die Vorstellung, der Oe^ner werde den Besitz des Höhenkammes der Vogesen an- Mreben, die Meldung Faillys, er könne nur eine Division abrücken lassen, und die Voranssctznn*r. der Gegner werde nicht angreifen, man habe vielmehr alle Zeit, eine Vereinigung der getrennten Kräfte nach Eingang von Nachrichten Uber den Feind zu vollziehen, gleich- mäfsig auf den Marsehall eingewirkt liauen.

Der Entschlufs, den Mac Mahon jetzt ausspricht, ist durchaus das, wa.-^ ihm General Ducrot schon am Nachmittag des ö, angeraten hatte, nämlieh eine Auslüllung der zwischen dem 5. und 1. Korps bestehenden Lttcke durch lieselzung von Fhilippsburg; dadurch aber, uais in den vorausgehenden lietrachtuageu über die Lage die an und für sieh schon merkwürdige Auffassung des genannten Generals mit eigenen Anschauungen des Marschalls zusammengeworfen wird, entsteht ein Schriftstück, das Oberst von Zanthier mit Recht als -ganz konfus" bezeichnet

Nach seinen Erinnerungen hat der Manchall am Morgen des VII, Sann. 6. August endlich darao gedaeht, die Aafkttrongfrt&tigkeit der KaTallerie in Ansprneh su nehmen. Er kabe BrknndnngBabteilangen aaf Lembaeh nnd Hagenau voigeBcbiekt; da de, ohne auf den Feind geslofsen tn sein, znrttokgekekrt seien, so habe er an einen feindlichen Angriff an diesem Tage nicht geglaubt. Aneb das Tagebncfa des L Korps erwtthnt firkondnngsabteünDgen ; diese seien vii,i«an mit Tagesaobmek sarttokgekehrt und bSilen anf dem linken Saner- nfer nichts Tom Gegner angetroffen. Der Text des ftansQsisehen Generalstabswerkes erwähnt diese Erkundungen nicht; wenn sie aber abgegangen sind, so können sie nnr einige hundert Meter weit geritten sein, sonst hätten sie aaf die dentseben Yor|»06ten Stoffen mttssen.

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408 i äti^keit des MarsobalLs Mac Mahon vor der Schlacht von Wörth.

172 \om 6. Lancierregimeiit »iud auch in der Nacht vom 5. auf

6. Augast Erkuadnogen aosgefUhrt worden; sie beschränkten sich auf die rechte Flanke und den Rücken der auf dem äufsersten rechten Flügel stehenden 4. Division Lartigue. „Man hörte Tom Lager Am-'j so berichtet die Geschichte des Hegimente, „während der Nacht eine Anzahl ron SeblMsen, «Ueb de rtthrt^ von Vedetten her, die wenig Eifohrong besagen und noeh daza durch die Finateniifl und das eeUeehte Wetter eingesehttebteri warea.**

Im ganzeo steliteo die £rkondiiDgen des 6. Lanoierregiments während des 5. Angnal nnd in der Nadil vom 3. aof 6. feil, daüs der Gegner mit atarlcett Krilften Ton Gnnsftelt bis Walbarg stehe« dafo sieh Trappen in der Gegend von Eechbaeh zeigten and dals die Straise Hagenan— Reiebshofen yoin Feinde Tellig frei 8ei.>)

Diese Meldnog konnte der Marseball Mae Mahon in den Morgen- itnnden des 6w Angnst haben. War dies der Fall, ao mnlate die Naoiurieht von der Anwesenheit starker Kräfte ror seiner Front dem franzOsisohen Fflhzer dooh Zweifel erweeken» ob seine Annalime, dals der Feind entweder ins Gebirge abgerückt oder stehen geblieben sei, zutreffend sei.

General Saonlt, dessen Division (3.) Worth and GOrsdorf gegen- über lagerte and mit ihrem linken Flügel bis anf 1 km an Langeo- snlxbaeb heranretcbte, hat in den Morgenstonden des 6. Angnst den' Eindmek erhalten, dals starke Massen Tor ihm ständen.*) Ob damit das V. Korps, dessen Gros bei Prenschdorf biwakierte, oder das II. bayerisobe Korps, dessen Ayantgarde bei Mattstall sammelte nnd nnd Teile gegen die Linie Langensnlzbaob -Kahbrücke (im Saaer- tal) Torsebob*) gemeint war, ist nicht festsnstellen.

General Dncrot war vielleicht schon am Abend des jeden- falls aber am Moigen des 6. Angnst vennatlicb aater dem Bin- drack, da(s starke Kräfte des Gegners dicht vor der franzOsisehen Front ständen, zu einer anderen Anffassnng der Lage gekommen. Er sehreibt hierüber:^)

„General Ducrot erachtete es Ihr tollkühn, die Seblaeht in der ätollnng von Frösch weiter mit so ungleichen Kräften anmnebmen. Seiner Ansicht nach mnfste man den Kttelung auf Lemberg antreten, um sich mit dem Korps FailJy zo vereinigen, nnd den Höhenkamm der Vogeaen festhalten. Hier sei man jedem Angriff gewaebsen in

') Bei Giinstett standen Vorposten des V. Armeekorps, an den anderau geuannten Orten kann .sich nur Kavallerie gezeigt haben.

3) \ gL die ErzSliIung des Grafen roa Leafiie. Seite 411. S) Daa Abbrechen von Gefechten. Seite 181.

4) La Tie militaire du g^n^nU Doexot, Band II, Seite tSD.

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DI« TStiffkeit dflt MarsduOls Mm MahOB vor 4«r Solilaeht von Wtfrtb. 409

den gewaltigen Stellungen, die er (l)ucrot) seit langer Zeit scbou geprüft hatte, üian stehe in Verbindung mit der Armee des Kaisers und sei endlich in der Lage, gegen die rückwUrtigen \ rrhiDdniigen der in das Elsals eingedrnngenen Aniiee zu operii rt n, wenn sie den Vormarseh auf Strafsbnrg fortsetze, oder aber gegen die Flanke der anderen deutschen Masse v orzabrechen, wenn sie die baar Uber- schreite.

Es wäre das die Ausftlbrung eines Planes gewesen, den er (Dncrcvt) während iiu i Konimaudoftthrung in Strafsburg bis ins einzelne ausgearbeitet h;ittr, eines Planes, den er dem Kriegsminister und dem General Frofsard unterbreitet hatte.*'

Sowohl General Bonual, wie das französisehe Generalstahswi rk sprechen sich über diesen Plan abfällig aus. Ersterer führt aus,') dals die III. Armee nicht gezwungen gewesen wäre, den Marschall iu der Stellung auf dem Vogeisiiikuumi anzugreifen; in Anbetracht der geringen Zahl der durch die Vogesen führenden Strafsen nnd der von ihnen gebildeten langen Defileen hätten einige Detacheraents, unter- stützt von einem hinter ihnen steheudeii gröfseren Körper, genügt, die Frauz(>sen an einem Vorgehen ins Elsais von Lemberg aus zu ver- hindern. Der General hält es also für möglich, dafs die III. Armee ihren Vormarsch in südlicher Richtnng vorgesetzt hätte. Der Gedanke eines Angriffs gegen die II. Armee von Lemberg ans sei fehlerhaft, weil ein Gebirgsstock keine Basis fttr eine moderne Armee mit ihren Trains bilden kOnne.

Das franstfeische Oeneralstabswerk schliefst sich dem an ond VH, 2 ftigt uoob folgendes hinsn: Der Plan setaste voraus, dab die beiden teindlichen Armeen nicht sn glelelier Zeit anf beiden Seiten der Vogesen vorgehen würden. Wenn aber der Vonnaneh gleiehzeitig erfolgte, oder die ilL Armee vor der II. vorans war, so konnte das 1. nnd 5. Korps entweder von iwei Seiten gepackt oder aber fest* gehalten werden, so dafe in letzterem Falle das 7. Korps der Zertrttmmening dnreh die III. Armee ansgesetst war; endlich konnte das 1. nnd 5. Korps gegenllber den iothringisohen Krilflen nnd dem 7. Korps in ehie Lage versetzt werden, die tatsächlich beim 5. Korps am 6. Angost eintrat, nimlich die dnes mfllsigen Zasclianers zwischen zwei Schlaehten.

Was an diesen UrteQen aofiUlt, ist das, dals ein Vormarseh der III. Armee fai sUdHoher Rlcbtong fUr möglieh gehalten wird, anch wenn hier keine feindliche Armee mehr steht Wem? Sollt» etwa das fibafs erobert, Stratsborg weggenommen werden? Das

>) Seite 188.

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410 I>M Hügteit des ManekuUi Mac Mahoa ¥or der SoUacbt von Wörth.

wäre KriegfÜhniiig im Stile des XVIIl. Jahrhonderts gewesen, die gerade General Bonnal als dem wahren Wesen des Krieges xowider- Uurfendf so sehaif Temrteilt. Aach das sehwache framOeiaebe 7. Korps wiie kdo OpeiatkifiBobjekt fllr eine ganze Imee gewaieii, Bobiige ao der Saar die feiodliclie Haoptnacbt stand. Solehe Aboehten bd der deBtoehen Heeresleitang foraiHaEoseteeD, heibt den Geist Mdtkeecher Kriegsführang stark Terkennen.

Einen deotliehen Begriff davon, wie man nnf dentseber Seite im FaUe eines Abmusebes Hac Habons nach Lemberg gehandelt liaben wüide, gibt die Beapreehong der Lage am 3. Angast im Generalstabswerk. ffier bei&t es:^ «Die AnfsteUong eines ansebn- lieben Tmls der ficaosSsisobeB Stnitmacht im BUsab wies der IIL Armee eine selbstündige AoJgabe n, wobei anf ihr nnmittelbares ZnsammenwirkeQ mit den beiden anderen Armeen m der Hand ▼eniebtet werden mnCste. Dies galt solange, als sie ein ihrer Stiirke angemessenes Angrifiisobjekt vor sroh hatte. Bestätigte sich hingegen der Abmarseh der Truppen Mae Halions snm Ansebluls an die iranaOsiscbe Hanptmaebt, so war es geboten, anoh die HI. Armee znr Entsebeidongsseblacbt mit herannziehen; ihr weiterer Vormarsch wäre dann ein Lnftstols geworden.'* Und weiter nnten: ,»Bestätigte sich ... ein Abmarsch des Gegners durch die Vogesen, so beab- siebtigte man, nnr ein Korps gegen Strafsborg stehen zn lassen, mit allen ttbiigen aber längs der pfiüziaohen Grenze gegen die Saar vorzorücken ..."

Die Absiclit. mögUohst viel Kräfte znr EntscheldoDg heran- zntieben, wäre also sicher anf dentseber Seite auch dann festgehalten worden, wenn Mac Mabon am 6. Aognst nach Lemberg abmarschiert wäre. Nnr brauchte die UL Armee dann nicht mehr längs der pfUlziscben Grenze nach Westen absnittcken, sie kuiinte auf einer Anzahl von VogesenUbergängen gegen die Flanke des Gegners angesetzt werden, während die nonmebr herangekommene iL Armee gegen seine Front vorging.

Es mag kurze Zeit nach der Absendung des Briefes an General Failly*) gewesen s^mh. dafs sich General Ducrot entsehlols, den Marschall Mac Mahon zum Abzug auf Lemberg zu bewegen.^) Er wurde hierbei von dem General iiaoult und dem Grafen de Leufse unterstutzt, der von seinem Schlosse Reichshofen nach rüscbweiler VIJ, 9 hei iilMTgf ritten war. Es fand eine lange Unterredung statt, während deren lebhaftes Gewehrfeuer von den Vorposten her za

') I. 1«5 u. 186

V;.,-!. die Zeitan','abe des Grafen de LeuTse weiter nntea. ^) Vgl hierzu den Aahang.

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Dia Tätigkeit das lianoludU Uae Mahan tot dar Sahlaabt m WQiifa. 411

höreo war. Die fiSnzelheiten dieses Vorganges sind so lieseiolmeod fOr die firaosOsische FlUirong, dab ich liier die Eizttlilnng des Grafen de Lenlse sie ist aom Teil im fraoifisisdien Oeneralsftabswerk,*) sisi Teil in «la Tie militaize da g6n6ral Dnerot'' enthalten im WortUot wiedergebe.

„Herr d'Abzac'l and ich waren am 5^ auf nnd ritten nach Früschweiler. Halbwegs waren die ersten KaDonenschtisse hörbar,*) wir beschleonigten ansere Gangart. lob trat beim 3Iarschall ein, den ich in einer Beratung mit dem Kommandeur der ArtiUerie fand and sagte ihm, dab ich meine Eandscbaftemachricbten^) erst später erhalten wtlrde; man werde sie mir sicher schicken and er sie demgenriUs gleich diiraaf zor VerfUgang haben; er war bestürzt nnd firagte aDanfbürlich, ob keine Nachrichten eingelaufen seien.

Er sagte mir, dais er drei Eilbotschaften seit dem Abend uo den General Failly abgesandt habe, und dals er diesen mit Ungeduld erwarte. Nach Verlassen des Schlosses traf ich vor dem Tore auf die (Unr rale JDucrot und Kaoult; sie sprachen lebhaft miteinander und sagten beide: ^.Man mols es noch einmal versacbeo and diesen BefebF) erwirken?"

Als sie mich auf sie zukonimeu sahen, sagten sie mir, dafs der General Raoult, dessen Division am weitesten vorn war,') grofse Massen vor sich zu haben glaube, dals die Stellung zwar eine gute sei, wenn sie von 50000 Mann jrf^gen die gleiche Zahl verteidigt würde, dals sie aber zu ausgedehnt sei für 33000 oder 34000 Mann,^) und

») Nur zum Teil im Text (\T:I, 10), teilweise in den documents snnexes (VII. 14 u ff.) enthalten ; fOr einen weiteren Teil wird auf Daczota Biographie hingewiesen (II. Seite 363 \i. ff.i.

Oberstleutnant und Adjutant Mac Mabun».

3) Ungenaae Erinnerung des Grafen; das Geschfltsfeuer begann erst nm um 5* kam es an der Bracbmtlhle mi einem Kampf zwischen Wasser holenden Turkos und einer Komp. des preufs. 50. Inft.-Rgts. VII, 102 Anm.

♦) Als Bürpfermeister von Reichshofen hatte Graf de LeulVie die Kin- holung von Nachrichten über den l'eind durch seine Organe und durch £inirohner ttbemomaien.

J>as fraiuösische Generabtabawerk banerkb hierzu, da& die an Failly gerichteten Telegramme gemeint waren.

«) Den Befehl zum HUcksog nach Lemberg (Anmerkung des franzAsi* (Milien (ieueralstabswerkes).

') Vgl. Seite 286,

*) Nadi dem fraozödmshen Genwalstabswerk ▼erfttgte Mac Mahon am

6. morgens aber 46000 Kombattanten (MI, 16 Amn.); die tatsicUich in der Schlacht eingesetzten Kräfte hätten betragen:

ör>(XK) Gewehre. 5 090 Säbel 181 Geschütze (VIT, 266) Ulli düuuscher tSeitß 76687 » ö74Ü , 300 , (auf Grund der Etnzelschrif t 9 des Grofsen QeneralstalMl).

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412 Di« TStiglc«lt de» Manehalla Mm Maboii rw der SeUaebt von WML

dafe man den Rttckzng anlieteii mflsse» ebe die Sebladit entbiemie. Der General Dnorot hatte sieh dieser Ansicht TOllig angreschlossen und empfahl den Rttekztig an! Lemberg, wo man durch den General Failly bedeotend verstärkt wUrde, femer die Vogesendeiileea ver- teidigen und der Armee des Kaisers die Hand reichen konnte.

^Nnr Sie können (dem Marschall) diesen Eotschlals entreitsen'* so sagrten sie zn mir ,,Öie liaben mit dem MarBchall eingehend die Rttckzngslinie stndiert; Sie kennen das Gebirge; er bat Vertranen in Ibie so gründliche Kenntnis des Landes; Sie rnttssen einen Yeraaeh machen, wir werden Sie dabei anterstutzen.**

Wir gingen lange in der Allee rechts vom Schlosse Ton Presch- weiler aaf und ab; ich weigerte mich, den Anstois zu einem der- artigen Schritt zu geben und sagte: ,.Aber ich bin doch nur ein einfacher Zivilist, der zwar das Land kennt, aber sonst nichts; wenn Sie, die Sie Generale sind, nichts erreicht haben, was soll dann ich tun ^

General Ducrot drang lel)haft in mich, er sagte, es sei jetzt nicht mehr an der Zeit, Umstünde zu machen; die Lage sei ernst, es sei meine Pflicht, (so v.u handeln); er berief sieh auf unsere Freundschaft, auf meine Vaterlandsliebe; endlich entscblols ich mich und ging w ieder zum Marschall, begleitet von den beiden Divisioua- kommandeuren.

Ich setzte dem Marschall meine Auflassung der Lage auseinander: die Stellung sei zu ausgedehnt, wir hätten beträchtliche Streitkräfte vor unserer Front. Der Funkt, auf den hin wir unsereu Uiickzug richten würden, hätte zwar den Nachteil, dals Strafsburg entblöfst würde; aber zwischen Büsch und Pfalzburg, in den steilen Bergen, verstärkt durch Failly, wUrden wir unüberwindlich sein. Ich bezeich- nete auf der Karti die drei oder vier Strafsen, die ich schon am Abend vorher ;i!s lUlckzugslinien namhaft gemacht hatte, und schlofs, indem ich mich wegen meines kühnen Schrittes entschuldigte und mich auf die Generale Raoult und Ducrot berief.

Der Marschall verteidigte seine Auffassang; er glaube nicht mn eine Schlacht, es handle sich (beim Gegner) vielleicht nm eine Demonstration som Zweek der Verschleienuig einer Bewegung; er irilre gar nicht eratannt, wenn der Gegner, aof seinem rechten Flügel abstehend, die Absicht hätte, sich mit der an der Mosel stehenden dentschen Armee sn Teremigen;') endlich erwarte er den General Failly, der schon anterwegs sein mttase.

In diesem Augenblick nahm das Fener an Lebliaftigkeit zu,

I) Mac Mahon hätie hieruach seine Ansicht aber das, was der Gregner sa tun be»b8ichtige, abermals geändert

TXtigkeit dea Manwhillfl Mae HahQB yor d«r Soblaeht von WM. 418

besonders in der Richtong an! GOisdoff; Offidere kamen mit der Meldung, dafs der Fenerkampf den Austrieb eioes emstUohen Qt* feehtes annehme, dals man .viele Trvppen in der Bicbtang ani Gnn-

stett seh(* usw.

Eudlieh nach einein ziemlich langen Meinungsaastaasch zviseben dem Marschall und den beiden Generalen fUgte sich dieser deren Ansicht und bestimmte, dals General JSaoolt den fiUckzog sofort an- treten sollte. . .

Es war (i^ vorm., als der Marschall sich snm Rückzug cntHcblolk VII, 10 indes wurde dieser nicht sofort angetreten, nur bei den Bagagen hat die rückgängige Bewegung tatsächlich begonnen. Um 7^ waren die Troppen noch nieht im Besitze der AnordnoDgen zum Rückzug.

In den Biwaks aber herrschte um diese Zeit trotz der vorau- gegangeiieu Herlihrungcn mit dem Feind die frröl^^te Sorglosigkeit. Viele Mannschafteu hatten vor der Keveille ihre Biwaks verlassen und trieben sich in Wörth, das vor der V oq)ostenliuie lag, herum, um Einkäufe /.n machen oder die Wirtschalten aufzusuchen.*) Auch VU, 27 nach Fröschwpüer waren einige Mannschaften unbefugt zurück- L'egangen, Arbeitskonunandos verschif-di m r Truppen waren nach beiden Orten entsendel worden, eiozeloe Batterien hatten ihre fferde an die Sauer tllhren lassen.

Die 2. llriuade der Division Conseil Dumesuil war in der Nacht und am frühen Morgen des tJ. August in Heichshofeu aus- VlU 180 geladen worrun; dort biwakierte sie bis vorm. uud marschierte dann aul Fröbchweiler ab. Die Artillerie der DiTisioii kam erst zwischen 4 und vorm. in Hagenau au, konnte wegen ÜberfUUung

1) Das fnnxOsisehe Generalstabswerk bemerlrt hiensu, wahrscheiiilieh habe der Marschall in diesem Moment das Telegramm FaiUjB von VD« 10a

morgens erhalten, in dem das Abrtlcken nur einer Division des Tvoq^s mitgeteilt wurde. In diest>r Anmerkung liegt ein direkter Widerspruch zu der vorausgehenden Darstellung. Diese nimmt an, dafs das fünfte VU, 4 Telegiamin Mae Makons abgefertigt um 6t* vom. die Antwort auf l^illTS Telegramm von 9^ gewesen sei; ebenso wird in den kritischeii VII, 9 Bemerlrongen zt» Mac Mähens Brief an Failly angenommen, dafs die Weisung an diesen General, mit einer Divifriou nach Philippsburpj zu kommen, die beiden anderen marschbereit zu haiteo, beoinflufst gewesen sei von dem Inhalt des Telegramms Failljs von 8* vorm. Ich bin der im Text ge- gebenen Darst^ong gefolgt, da diese alle Wabfseheinliclikflit fOr sieh hat: das fanfte Telegramm des Marschalls kann wohl nur durch das Telegramm Faillys von erklärt werden. Auffr^llend bleibt. dafHi ein offizielleK W^rk 8ich an zwei kurz aufeinander folgenden Stellen hq verschieden über die gleiche Sache äufsert. *) Bonnal, Seite 227.

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414 ^ tmgkelt des MMsefaaUs Mm HiIhni vor d«r Soblielit von WOrth.

des Bahnhofes erat von 10^ ab aasgeladen werden, braeh um 12^ QDter Bedeckung zweier Bataillone and zweier Eskadronen ') nach VI!, 18t JBekhshofen anf. eireiehie aber das Seblaehtfeld nieht mehr reebt- seitig.

Die Vorgftnge bei Wörth hatten an! deolseher Seite bei dem Kommaiideor der prenlnsehen 20. Infanteiiebrigade» Genemlmajor Ton Walther, der persönliob nm 4^ morgens erkundet hatte, den Ein> drock hervorgerufen, dafo der Gegner m((glioberwei8e abziehen werde. „Um sieh Grewiihbeit so yerscbaften, ordnete der General eine ge- waltsame RekogDoszierun^ Uber Wörth hinaos an.'**) Die 6. Bat- terie (Caspari) des Feldartillerieregiments Nr. 5 fuhr um 7" an der Straise Dieffenbach Wörth auf and feuerte zehn Granatoii in letztgenannten Ort hinein. Alsbald brach unter den daselbst sieh herumtreibenden iranzösiscben Soldaten eine wilde Panik aus ; einige der Schlisse venirsachten Brände. Dann richtete die Batterie, während gleichzeitig das II. Bataillon des Regiments No. 37 zum Angriff in Richtung Wörth vorging, ihr Feuer gegen zwei Batte- rien der Difision Raoolt, die mittlerweile m Tätigkeit getreten waren,*) und zwang sie in kurzer Zeit zum Abfahren.

Noch gewaltiger aber war die Wirkung, dir das Feuer der Batterie Caspari auf die Seele des feindlichen Feidherm aasUbte. Er erachtete es für zu spät, den Rückzug anzutreten, änderte also seine Ansicht abermals und beschlofs die Schlacht anzunehmen.

Auf diese Weise begann die Sohlaebt Ton Wörth, von der General Woide mit Recht sagt, dafs durch sie in gewissem Malse das Schicksal des ganzen Feldzuges entschieden wurde.^> Denn am 6. August wurden fUnf französische Divisionen entscheidend geschlagen, eine sechste (Lespart) wurde noch am Abend, der Rest des Korps Failly in den folgenden Tagen in den Rückzug mit allea seinen auflösenden Begleiterscheinungen verwickelt. Frankreich ver* mochte anf Wochen hinaus der Iii. Armee keine Krifte mehr ent» gegen zu stellen.

1) Je ein BaAullon des 8L nnd 50. lofanteriwegimenta VII, 181 ano. und zwei Edndronen des 6. Lsneiemegiments TII, 82 Anm. 1.

Generalstabswerk I, Seite 327.

') Das Ceneralstabswerk I, 221 und „Abbrechen von Gefechten", Seite 182. geben an, das vier französische Batterien das |Feuer erwideit hätten, das französische General.sUbswerk erwähnt nur zwei Batterien (VU, 18).

«) Band I, Seite 178.

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Die Tätigkeit des Maraobaila Mac Mahon vor der SobUobt voa WOrtb. 415

BetrachtQB^fD.

Die Fra^'C, wie Mac Mahon dazu kam, seine Trujiptn hei Wörüi 7.11 versaninieio, ist laugst beantwortet, General Woide hat auf Gruüd der Forfsehongeu Ton Derr^cagaix nachgewits< 11, dals der <iefensive h eldzugsplaii des Generals Frofsard vom Jahre 1867 hie- fitr bestimmend war. Dieser hatte eine ganze Reihe hintereinander liegender 8telluniren oder so^^enannter Verteidigungslinien, die er ;ili!iHch wie eiin s der ineinander geschachtelten Festangssysteme von » uemals eine nach der anderen /.n verteidigen ^^edacbte. Als ein solches Vorwerk zur Verteidigung Lothringens galt ihm die soge- nannte Stellung von Calenbronn') (südöstlich von Forbach); für das £lsals war es die Laoterlinie (Pigeounier Weifoenbarg— Laoterborg) ond hinter ihr die Stelloog von WOrtb; die Lauterlinie sollte man iiaeh der Ansieht Frofsards nar solange besetit halten, bia Feind 4lberlegene Killfte dagegen entwickelte; dann sollte man in die zweite Stellnng bei Wörth zoillckgehen, sie befestigen nnd in ihr den Kampf attfoebmen.*^ *

Das fransOeiecbe Generalstabswerk bestätigt diese Anfhasirag unter Mitteilung der Vorteile, die Frolsard d^r Stellongnabme bei Wörth beimUst ,,Unsere Armee konnte" so bellbt es Im Feld- zugsplan des Generals „in dieser Stellnng Ton Worth ein Gefecht auch gegen Überlegene Kräfte mit groisen Aussiebten anf Erfolg dniehfUfaren . . . Ober Bitseh nnd Niederbronn würde sie der Armee am anderen Abbange der Vorgesen die Hand reiehen. Von da iiedrobt man anfserdem emstiieb rechte Flanke nnd Rücken des ivegners, wenn er den Versnch machen sollte, auf Stralsbnrg Tor- zudringen."

Der Feldzngsplan des Generals Frofsard erinnert lebhaft an den ^»Operationsplan der Nordarmee'*, ^der von General KrismaniS aus- gearbeitet, den Operationen der Österreicher in Böhmen zngrande lag. Hier wie dort wird eine Menge von Stellungen au%ef)ihrt

and besprochen in Österreich sind sie der bertthmten Landes- beschreibnngskarte entnommen dem Gelände „an und für sich" wird ein gewaltiger Wert zugemessen; wo die Truppen defensir schlagen sollen, wird tou Tomberein ohne Berttoksicbtignng des

') Jetzt Kalcnbrnnn j^eschiicben. f>iese Stellung hat am 6 August tatHUchlich eine Rolle g^pieit; der Kommandeur der 2. DivLnion de» ^. Korps ist, als er bei Püttlingen stehend den Kanonendonner von Spichern hörte, in nördlicher Sichtung abgerflckt, «weil er unter FeeU Haltung der lUchtung auf den Kanonendonner den Vorteil hätte, nach Kaienbronn zu kommen, dem wichtigsten strategischen Punkt dos IdUHdea» <deni SoblttttHel der Stelloag swiechen liofeel und Saar." VIU, 2ia

416 TMti|;keit dea MarsobalU Mao Mahon vor der dohlaebt vua WOrth.

Verhaltens des Gegners bestimmt; kurz, die Theorie des XVIIL Jahr* handerts leiert die üppigsten Triamphe.

¥^e Beiwdek „vor dem mUitäriseheo Schal wissen groben Hespekt hegt^ wdl es ihm eine Art von Geheimlehre war/'* ) wie er sieh von Kris- m«me, der alles so verstehen sehien, was ihm versagt war, an! das Sehlaehtfdd fuhren lassen wollte, das die wissenschaftliche Strategie als das geeignetste ansgewilt hatte, wie er aber dort die Kraft ent- falten wollte, die er in sich fnhltej^) genao so ist es mit Mac Mabon beeteilt Anoh er fttblt m dch die Eigenschaft, der Tmppe mit dem Beispiel persönlicher Tiq»ferkeit voransogeh en, ihr seine Zähigkeit nnd KallblQtigkeit einsnimpfen. Anch ihm, dem Manne ohne tiefere militttnsche Bildung, imponiert das Wissen aes gelehrten Ingenieur- generals Frobard, und als er, TOm kaiserlichen Uanptciaartler ohne Anweisnng gelassen, TOllig anf sich selbst gestellt, operative Mafs- nahmen treflen soll, da ftlhlt anch er sich der Lage nicht gewachsen, er klammert sich an den Plan an, den ein anderer ansgearbeite hat, onfiibig %n beofteilen, ob dieser Plan der Lage, wie sie sich dnrdi die Maisnahmen des Gtegners, die %wr Verfttgnng stehenden Streitkräfte and Ihre Grnppierong tatsftchlich gestaltet bat, aacb wirklich entspricht.

Die Stell aog bei Wörth bot erhebliche taktische Vorteile, iu ope- rativer Besdehnng deckte sie die Verbindangeii durch die ^ ( l esen. eine Untersttttznog durch das 5. Korps war möglich. Allein als Mae Mahon den Bntschlufs falste, sein Korps am Morgen des 5. Aogust dort za versammeln, konnte er, wie schon erwähnt, keineswegs mit Sicherheit daraaf reebnen, dals sein Antrag auf IJnterstellong des 5. Korps anch sicher werde genehmigt werden. Dieses war nidg- licberwe!sf> auf der Westseite der Vogesen dringend benötigt.

Mac Mahon mufste sich also sagen, dafs er vielleicht auf seine eigenen Kräfte angewiesen sein würde Nun hatte er seihst am 4, Angnst die Versammlung einer ganzen Armee soooo Mann ist seine Schätzung bei Weilsenburg beobachtet Dals diese Masse oprTationshfreit war, dals sie die Oflensive erofreifen wUrde, darüber koiiuie nach dem Gefecht des 4. kein Zweifel sein. Worth, der von Mae Mahon in Aussicht ^'enommene Versanunlungspunkt, liegt auf dem direkten Wefie nur eiueu kleinen Tnir* iu;u.sch vom €refecht8feld bei Weifsenburp^ ( Dtfernt; weiter ausgreiti ndi. Kolunneu des Gegners hatten nicht mehr als die normale Leistung bis dahin

>) Kriedjvmg, der Kampf um dio Vorherrschaft in Deutschland, fünft« Auflage, Band I, Seite 250. Ebenda, Seite 258.

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Die Tätigkeit des Marschalls Mao Mahon vor der Schlacht von Wdrtb. 417

zurliekzulegeii. Der Marschall iimlste also mit der Möglichkeit rechnen, dals in den Vormittagsstuuden des ö. Aui^riist die feindliche Armee vor Wörth erschien und ihn mittags angriff. Wie aber standen Beine Aossiohteu dann? Er war lediglich auf das l. Korps angewiesen das etwa 88000 Mann stark war; der grüiste Tdl dimr Trappen aber war dnreli die vorausgegangenen Nacht- mlftraebe erheblieb mitgenommen; bei einem Angriff des Gegners mnfste sieb dies unbedingt geltend maoben. Znrflckgehen aber konnte Mac Mahon niebt mehr, eben weil die Kriifte seher Trappen sebon so stark angespannt worden waren tat er ee gleicbwohl, so konnte die Scblagfiihjgkeit seines Korps auf Tage hinaus in Frage gestellt werden.

Unter welchen VoraoseetKungen konnte aof deutscher Seite ein Angriff sebon am 5. Aagnst stattfinden? Offenbar nur dann, wenn man am Abend des 4. Uber die Kräfteverteilung des Gegners nnter* lichtet war. An Kavallerie stand der III. Armee, als das Gefecht von Weilsenbnrg om 2^ zu Ende ging, zor Verfttgung: Vom V. und Kl. Korps je 8, vom IL bayerischen Korps 20 Eskadronen, die 4. KavalleriediviaioD mit 24 Eskadronen, endlich die Kavallerie des Korpe Werder bei Lanterbnrg mit 22 Eskadronen, in Summa also die gewaltige Masse von 82 Eskadronen. Diese konnte folgendermaisen angesetzt werden: Die Kavallerie des II. bayerischen Korps ttber den Plgeonnier gegen Klimbaeb nnd den Pfaflenschlickpals gegen Lembach, die des V. Korps gegen Linie Reiehshofen— Morsbronn, die Kavallerie- division Aber Snlz in allgemeiner Richtnng Hagenau, die Kavallerie de» XL Korps ttstlich der gro&en Straü^ gegen den Uagenaner Wald, die di'S Korps Werder anf der Stralse längs des Rheins. Dann konnte bis' zum Abend beim Armeeoberkommando bekannt sein, da& ein Teil des bei WeiCbenbnrg geschlagenen Gegners ttber den Pfaffen- sehlickpars zurückgegangen war, daOi bei KUmbaeb und Lembach ansehnliche Kräfte standen, dafs sich bei WOrtb eine feindliche Di- vision befand. Auf der Hagenauer Strafse wäre der Abzug der Brigade Montmarie testgestellt, vermutlich auch erheblich belästigt worden; endlich konnte erkannt sein, dafs bei Selz einige Bataillone mit Karallerie standen. Mochte das Hild auch im einzelnen nicht vollständig sein, im allgemeinen etgab sieb, dafs der Gegner nicht . versammelt, vielmehr Uber einen verbälfnismlirsip: gro(sen Raum verteilt war. Nun konnte er entweder in westlicher Richtung Uber die Vogesen, oder aber in südlicher auf Strai'sburg znrttckzngeben

^) Die ei8t«n Tiuppen der Division O>oseil Damesnil wurden, wie

t-rwühut, am f>. 'i" nacliin. in Kfichshofen aiisfrehidc-n, am Morjren iles 6. die leULen Bataillone, die Artillerie traf erst zwischen 4^ imd i^^ in Hagenau ein. Vgl. S. 418.

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418 Tätigkeit des ManohiUs Mee Mabon vor der SehUehl von WQHli.

beabsichtigen, oder seine getrenuteu Gruppen in der Geg-end voq Wörth vereinigen wollen. Erforderten die bciiicn i rsteren Möglich- keiten ravsches Vorrücken, um deu Gegner nicht abziehen zu lassen, oder ihm wenigstens mösrlichst viel Abbruch zu ton, so war dies auch für den letztgenannten Fall angezeigt: wollte der Gegner sich Tersaiuineln, so war ein energischer Vorstols das Mittel, ihn daran /u bindern. Zunächst waren hit r/u allerdiujis nur drei Korps verfügbar, zwei inuiöten in zweite Linie genommen werden, allein, je länger mau zögerte, desto mehr Aussichten hatte der Gegner, dafs seine Versammlnng gelingen werde; namuntllch konnte er von Bitscb her, wo man starke Trappen wnfste, sowie auf der von Stideu kommenden Bahn Verstärkungen an sich ziehen. Dem gegenttber konnte die III. Armee in ähnlicher Weise am 5. in Bewegung gesetek werden, wie es tatsSehlich geschab, nur wäre dem U. baje- rieotaen Korps das Heronstreten ans dem GeMrge bei Langen- snlsbaeh nnter AiifklMrong gegen Biisch allen drei Korps' der ersten Linie aber der Auftrag zn erteüen gewesen, den Gegner an* zugreifen, wo »an ihn finde.

Mit diesen Anseinandersetenngen wird keine KritilL der Fflbmng der IIL Armee bezweckt^ es soll nor bewiesen werden, dafs bei ent- sprechender AnfklSmng am 4. Hac Mabon am 5. angegriffen werden konnte.

Im ttbiigen hätte es seihst aaf Grond des tatsScblieb ftr den 5. Angnst erlassenen Befehles bei früherem Anfbmeh zu einem An- griff aaf die Trappen Mao Mahons kommen können. Denn dem V. Korps ist als Marsehdel Ibr diesen Tag Ptensebdorf, Front gegen Wörth, Torgesebrieben worden, die Vorposten sollten gegen Reiehshofen ansgesetzt werden. Wenn die Abraarschzeit rom Armee- Oberkommando nicht erst anf 8^ festgesetzt, ror allem aber, wenn die Krenznng mit der Kolonne des XL Korps Tenmeden worden wiCre, so konnte das V. Korps schon am Mittag bei Pkvnsch- dorf eintreffen. Das Bestreben, die Vorposten dem erhaltenen Befehl gemfib tonliehrt weit nach Westen Torzoschiehen, oder aber ähnllebe Erscheinungen, wie sie General t. Walther am Morgen des 6. wahr- znnehmen glanbte, konnten dann ebenso wie am 6, zn einem Ein- setzen der Truppen zum Gefecht fbhren.

Auch für die Division Ducrot, die in der Hacht yom 4* zum 5. August bei Klimbach biwakierte, also nur 6 km von der Auf- stellung des IL bayerischen Korps entfernt, bestand die Gefahr am 5. Morgens eingeholt und angegriffen zu werden. Wenn es nicht so kam. so ist dies der mangelbaflen Aufklärungstätigkeit der bayerischen Kavallerie sie brachte keine Meldung Uber die Di-

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Die TSti^keit des MarüchallB Mao Mabon vor der ächlaobt von Würtb. 4j[9

Tiflion Diiorot und der wohl Ueranf smüekziiflllireDden AnoidnaDg des Anneeoberkomraandoe sumebieiben, dab das IL bajeriaebe KoipB erst um 6^ anftnbrecben babe. Aber stellen wbr dds vor, dab das Korps Hartmanü wie Dnerot ndt Tagesanbnieh abntekt, dab es ihm gelingt, mit KaTallerie nnd Artillerie die Arriere- garde der Fransosen etwa bei Lembach elnsoholen, welehe Folgen mabte dies liaben? Der ans den Bergen herttbersehaliende Kanonen« donner hätte das V. Korps zn frObseltigereni Anfbniob lind nt lasehem Voigeben gegen die Saner veranlabt, weil nor so eine Entlastong der Naehbarkolonne endebt werden konnte die Sehlacht wüie sieher entbrannt.

Die Gelriir, in die em Angrift am 6. sebe fibermttdeten nad noch nicht yOllig vereinigten Truppen bringen konnte, hat Ifac Ifahon nicht eriumnt» glaubt er doch im allgemeinen nicht einmal an einen Angriff am 6. Angnst! In der Besetasaog der Stelloag von WOrth sebeint ihm das Heil zn liegen, wobei der Banm, der ihn vom Gegner trennt, nnd die Zeit, die dieser braacbt nm vor der Stellang zn erseheinen, TOllIg nnberücksichtigt bleibt. „Das liefert einen neuen Beweis^ so schliefet General Woide seine Auseinander- setzuDg-en Uber das Anklammern an den Gedanken Frofsards ,fftlr die alte Wahrheit, dals es gefährlich ist, fertige schabionenbaite £ntw1irie nnd Pittne Männern in die Hand zo geben, welche nicht TOn einem eigenen völlig selbständigen Urteil geleitet werden.*^

Die An%abe, die sieh Mao Mahon am 4. August selbst stellen mniste, als er, vom kaiserlichen Hauptquartier ohne Direktiven ge- lassen, das Vorgehen der HL Armee wahrnahm, konnte keine andere sein, als diesen Gegner am weiteren Vordringen zn bindern.

Gelang dies, so war damit gleichzeitig der Schatz der rechten Flanke der lothringischen Armee erreicht: solange Mac Mahon im nördlichen £lsab stand, war ein Abmarsch der UI. Armee nach dem Hanptkriegsschaoplatz unmöglich; hatte der Gegner diese Ab- sicht, so mnlste er zuerst die Truppen Mac Mahous schlafen.

Von einer Offensive, die in einer solchen Lage am ersten zum Ziele fuhren würde, konnte für den 5. August natürlich keine Hede sein, da das allein verfügbare 1. Korps dem Gejrner wesentlich unter- legen war und noch dazu gänzlich verzettelt stand. Hlieh also nur die Defensive: aber niicb für diese war das l. Korps allein zu schwach, es mulste versucht werden, mügiichst viel Kräfte des 7. Korps mit der Bahn heranzuziehen. Die Vereinigung dieser Kräfte mit dem 1. Korps mnfste so weit sUdlich statttinden,' dals dieses nicht vereinzelt angegriffen werden konnte.

Letzterer Gesichtspunkt erheischte unbedingt, das 1. Korps am

JahrbOcbtr tUt die daatach« Arm«a nnd Maria«. No. 3dt. 28

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420 Pie Tütigkeit des HandMlU Mae Mita vor der SobiMbt vob WOrth.

Morgen des 5. August bis hinter die nördliche Zinsel zuiUokzu nehmen.') Die bei Klimbach stehende 1. Division malste, am am nächsten Tage nicht abgeschnitten zu werden, noch an» 4. bis in die Gegend von Lenibach und Langensulüliach zurückgenommen werden; von hier hatte sie am frUhen Morgen des 5. mit den bei ihr be- findlichen Teilen der 2. Division über Früsehweiler nnd Reichshofen nach der Gegend südwestlich Gandershofen abzurücken; ebendahin die 3. Division auf der Stralst über Wörth, die 4. Division und die Brigade Montmarie der 2. Division von Hagenau aus; das De- tachement Sek hatte Uber Sufflenbeim Hagenau zu erreichen. Die Kavallerie-Brigaden Septeail ond Michel waren mit der Artillerie- reserve bei Wörth zo vereiiiigien, am in Gstlioher und nordöstlicher Richtung aa&aklftren, und dem Gegner Aufenthalt m beniteii, falls er die Saner »i QberMlirdteii bealwifliitigte; Ihnen hatte sieh die KaTilleiiediTislon Bonnemains nach ihrem EintreffeB ansosehHersen.

Wurde das 1. Korps in dieser Weise um Vormittag des ;>. August vereinigt, so war imi Angriff des Gegners au diesem Tage ausge- schlossen; vor dem Mittag des b. konnte ein solcher nicht erfolgen, möglicherweise erst am 7. August: die Truppen hatten nur normale Märsche am 5. August zurückzulegen. Der Kest dieses Tages konnte znr Verstärkung der Stellung, in der man sieh schlaft wollte entweder hinter der S^nsel oder dem Bofbbach, je naeh dem Er- gebnis der taktisehen Erkundung verwendet werden.

Damit war auch die Zeit gewonnen, die zum irieranbringen der weiter verfügbaren Kräfte uotig war.

Vom 7. Korpi> mufsten möglichst dessen beide im oberen Elsals stehende Divisionen herangezogen werden ohne Rücksicht auf die im südlichen Baden gemeldeten deutschen Truppen; denn ein Sieg Mac Mahons hätte diese, wenn sie den Rhein überschritten bitten, wieder zum Zurückgehen veranlafst. Abgesehen hiervon mnlste die in Lyon befittdliehe 8. lUrieion des 7. Korps baldigst naeh Beifort mit der Bahn TOigesehoben werden. Für die Truppen der 1. nnd 2, Division ergaben sieh als Ansladepnnkte Bagenao, Bmmath und Zabem; ?ielleieht lionnte die in Beifort stehende Infanteriebrigade Uber Vesoul nnd LnnövÜle naeh Zabem befördert werden nnd so frtther ankoromeo.

') Dos fran/u^ibcht' Cieneralstabäw t-ik i.^t der gleichen Aiv^cliauuiij^ (VI, 148), der Bückzug soll aber erst am 5. August abends od«r am S. sehr frOh erfolgen. Nach meiner Ansicht war die Versammlung bei Wörth von vornhereii^ felilerhaft und nicht mehr gut su machen» wenn nicht das 6. £oips eintraf.

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Die llitigkeii des Mar«oluai« Mao Mahon vor der Sohiaclit vua W ürtL 42I

Auf diese Weise konnte Mac Mahou bis zu einem Angriff de8 Gegners auf ö'/s 6 Infanteriedivisionen rechnenj) Sehlen ihm diese Zahl zur ErlfUlung des selbstgesteokten Zieles, die HL Armee an weiterem Vordiingenzo hindern, anohin vorbereiteter Stellung ul^ ansieiebend, dann allerdings blieb niohts anderes ttbiig, als nm VerstKrliang doreh das 5. Korps naebinsnohen. Dieses Isonnte Uber Lemberg nnd Ingweiler ohne Sehwierigkeiten herangezogen werden.

Hae Mahon greift tun 4. Angost naobmittags den Plan des Generais FroCuurd anf nnd Tersammelt demgemäls seine Truppen bei Worth; welohe Menge von Zweifeln und Sohwanknngen, von halben Enteehittssen nnd wldemdenen Anordnungen liegt swiseben dem Versammlnngsbefehl and der Annahme der Schlaoht! ZnnSidist lalst der Marsefaail die Defensive ins Ange, fast sobttehtem ersneht er hteixu nm die Zuteilung ober Division; wenn er zum Bttekxng gerwangen wird, will er nadi Lemberg snrttokgeben. Dann wild xnr Auftiabme der Offensive die Mitwirkung eines Korps erbeten; diese Bitte wird am nMofasten Tage wiederholt, anlserdem der Rtteksug anf der Oslseite der Vogesen in Erwägung gesogen. Als das 5. Korps dem Maisohall unleratellt wird, will er es snniohst bei Bdobshofen^ kune Zeit darauf bei Lemberg haben, spllter wiederholt er den aniltnglich gegebenen Befehl für dieses Korps mit allem Nachdmek. Als er am Morgen des 6. erföbrt, dafs nur eine Difision kommen werde, ergeht er sich gleichwohl noch iu Angriffsplänen.

Der Marschall war vom Nachmittag des 4. bis nm o'*^ am Morgen des 6. August vi^llig im Unklaren Uber das Verhalten des Gegners. Daran war er selbst scbnld: denn er, der die Kavallerie während der Schlacht so rttoksiehtslos einsuselsen wdls, denkt während des Nachmittags des 4. und am ganzen 5. August auch nicht einmal daran, ihre Aafklärongstätigkeit in Anspruch za nehmen. Aber auch sonst muls es mit dem Nachrichtenwesen schlecht bestellt ge- wesen sein; durch das Forst- nnd Zoilpersonal, durch die Tele- graphen- und Eisenbshnbeamten, endlich dnroh die Einwohner des

') Der Ansiclit des Oberst v. Zantiiier (Seite 811 seines Huciiesj, dafs Mae Mahon auch die Division Liebert aus dem oberen Elaafe hstte heran- Kiebea sollen, kann man nur beipflichten; indes hitten nur Teile von ihr noch in die Schlacht bei Wörth eingreifen kf^nnen. Denn der Bahntrans- port der Division Conseil DnmosnU begann in iler NachL vom 4. auf 6. VI. 182 Die ersten Truppen wurden am 6. nachm., die letzten in der Nacht vom 5. auf 6. in Beiehshofen ausgeladen; die ArtiUerie kam um 60 in Hagenau an. Hierauf erst hatte die Division Ulbert mit dem Ausladen beginnen können ; wihrend der Schladii aber konnte Beiefashof^ als Ansladepunkt nicht mehr in Betracht kommen.

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422 Täüi^keit des Marsdiulk Mao Maboo vor der t>cbluchc von \\ ürtb.

Landes selbst hätte man bei bessmr Organisation entsefaiedra mehr erfahren kOnnen.

In buntester Manni^altigkeit wechseln in dem Gehini dee franiArisohen Ftthrers die VorstellaDgen über die ToranssiehHiehe Tätigkeit des Gegners. Znn9ehst glanbt er wohl ganz im allgemeinen an eine gegnerische Offensire, ohne indes tu berechnen, wann ihn ein Angriff bei W<lrth treffen könne. Am Angnst hält er ob- wohl anch da mit Schwankongen an dem Gedanken fest, data am nichsten Tage kein Angriff erfolgen werde. Dazwischen hinein tandit die Ansiebt an^ dals der Gegner ihn durch Vorgehen ttber Hagenau aus seiner Stellung hinaus manörerieien wolle, ferner, dafs er die Absicht haben kSnne, sich Bwisehen dem 1-. und 5. Korps durehsuawängen, um sieh des Kamraes der Yogesen zu bemächtigen. Endlich hält es der Marschall für wahrscheinlich, dab der Geguer Töllig passiv stehen geblieben sein könne. Dafs ein energischer, ziel- bewnlster Gegner niohts anderes im Auge haben könne, als die Zertrümmerung der elsässischen Armee dnreh das Grefeoht, dieser Gedanke sehehit dem HarsebaU nicht gekommen zu sein.

Am Morü-eo des 6. Angrust um 6*^ iQfiket sich das Dunkel, in das bis dahin die Ifalsnahmen des Gegners fttr den Marschall gehttllK waren: die Anwesenheit starker ieindlioher Trappen, hart Tur der französischen Front, wird ron zwei Unterführern testgeslellt. Mac Mahon glaubt anfänglich aueli jetzt noch nicht an einen feindlichen Angriff, lälst sich jedoch nach einigem Zögern den Betehl zum Rück- zug entreUsen; wenige Tom Gegner abgegebene Kanonensebttsse genttgen, um einen abermaligen Wechsel des Entschlusses herbeizn- ftthreu der Marschali bleibt stehen und nimmt die Schlacht an.

Der Cntsehlurs zum Rttckzug wurde um 6^ ^^efalst; um 7^ als die preufsiscbe Batterie Caspari ihr Feuer eröffnete, war er noch nicht in den Händen der Truppen. Das zeigt, das die Befehls- technik auf einer sehr niedripren Stufe gestanden haben muls. Dabei fllllt noch ins Crewieht. dals die Anwesenheit zweier Divisions- kommandeure bei dem obersten Führer ein rasches Duichdringen der Anordnungen wesentlich beijUnstigte.

In welch unvorteilhafte operative Lage der von Mac Mahoo geplante Htiek/UL' auf Lemberg seine Armee gebracht haben würde, ist schon besprochen worden. Erwähnt sei noch, dafs aut der Stralse Bitscb— Niederbronn, die bei dieser Rttekzugsrichtuiii: für einen grofsen Teil der Trufipen in Betracht kam. die Division Lespart im Anmarsch begrillen war. Sie hätte also zunächst telegraphisch zum Umkehren veran)a(st Tverden iulh;ien. Vil. 10 Das französische Creueralstabswerk wirtt die Frage auf, ob das

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Die Tätigkeit des Manohalls Mac Mabon vor der Schlacht von WOrth. 423

▼ereiiucelte Auftreten der Batterie Caspari em genügender Groiid um den Marsoluül so einer abermaligen Entseblnliiltndenuig za veranlaaeen nnd eieli dewgetD&fis dem Willen des Gegners nater- soordnen. nGenllgte es niebt** so heibt es weiler „nm in aUer F^eibeU die bereite angeordnete BiLekzngsbewegnng dniebzn- fuhren, vorlänfig die Oi^irion Baonlt in ibrer SteUong sn belassen nnd ihr hn Verein mit den Kavalleriedividonen nnd der Artillerie- reeenre die Bolle der Arrieregarde znznweisen? Alle Umstünde sprachen gebieterisch zagnnsten dieser LOsong.'*

In der Tat erscheint es aof den ersten Blick angebenerfieb, dais das Auitreten einer einzigen Batterie eine derartige Wirkung zur Folge bat. Aber abgesehen davuD, dafs mit einem Abzag auf Lemberg niehts gewonnen war das firansdsiscbe Generalstabswerk ist an anderer Stelle, wie oben erwSbnt» selbst dieser Aosicbt fragt es sieh doch, ob der Bttekzag so glatt vonstatten gegangen wäre, wie angenommen wird. Der Abmarsch der südlich der Division Haoalt befindliehen Tmppen (Divisionen Conseil Dasnesnil und Lar- tigoe) hätte dem General v. Waltber, der die scharfe Rekognosziemng leitete, von der Höhe von Dieflenbach nicht entgehen können. Dann wäre wohl das V. Armeekorps alsbald eingesetzt worden: das II. haycrische Korps trat auf die Flanke der Division Raoult: Befehle y.LHii Abbrechen des Gefechts whrpn boi finer solchen I^age kaum erteilt worden. Die deutschen Unterführer hätten sicher alles daran gesetzt, den Gegner nicht leichten Kaufes entkommen zu lassen. Die französische Arrieregarde wäre in eine höchst mifsliche Lage ge* kommen; sie niulste stundeniantr ansharron, nur dann war es niis;:!! ch, dals die auf engem Kaum zusanimenoreprersten Truppen dvb Gros der Armee sich in Marschkolonnen setzten nnd Raum zwihclien sich und den Gegner brachten. Unterdessen wäre auch das XI. Korps gegen die rechte Flanke der an der Sauer stehenden Truppen vor- gegangen; der Abmarsch des Gros wäre wenn er Überhaupt gelang mit einer ernsten Jb^iederlage der Division Kaoult erkauft worden.

Welche Wirkung aber hätte es gehabt, wenn zum zweitenmal eine vorgeschobene Truppe dem Angriff eincb überlegenen Gegners ausgesetzt uüti geschlagen worden wäre! Das \ ertrauen auf die FUhroDi; iiiufste völlig verloren gehen, eine ernstliche Schädigung' des Dioralischeü Elements der elsässischen Armee wäre ciügetreten, Mac Mahon konnte der Entrüstung und des Hohnes von ganz Frankreich sicher sein.

An anderer Stelle kommt das traitzösiscbe Generalstabswerk VI, 14B im GegensatE zu der oben besproebenen Ansicht selbst zn der Anf-

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424 Tiüf^kQit dea Marsoballs Mao Maboa vot der Sohlaeht von Würth.

iSMBQDg, dab Mao MahoD die Wahli ob er sich aeblagen wolle oder aiebty am 6. Aiigatt niebt mebr oifeii «luid. Am Abend des 5., sptttesteos am Mhesten Morgen dee 6. hätte er, eo wird aoa- gefOhrt, den RQekzug hinter die nOrdliebe Zineel ttlier Griesbach mid OanderBbofen antreten mfleien. Dem gegenüber mnb hervor- gehoben werden, dab am 5. Aogost von der Uehrcahl der Troppeu 80 erhebliehe Maisehleietangen Terlangt worden waren, dab ihnen am Abend dieses Tages niehts mehr xngemntet werden konote. So war der Marsehall am 5. an die Stellung ron W5rth gebannt

Das GIfick hatte ihn insofern begünstigt, als die Veisammlang nicht nor des 1., sondern anch einer DiTision des 7. Korps gelang,- seinen Tmpi>en die Rnhe snteil werde, deren sie so selir bedorfteo, nnd sein Antrag auf Unterstelinng des 6. Korps Geoebmignng &nd. Gelang es, dieses bis sum Mittag des 6. heranimnehen, dann h&tte sieh der Fehler der Anlstellnng bei WOrtb nicht gerXebl Es ist gezeigt worden, dafs hier das Versehnlden des Generals Falllj eln- setst; aber aneh Mac Mahon trifil ein allerdings geringerer Teil der Schuld, wdl er sich nicht ttber die Anfstellnng des 5. Korps and dessen Lage gegenttber dem Feinde erkundigte, den General Faillj nicht ttber seine Absiebten anterrichtete, nnd ihm Befehle zu- gehen lieb, die röllig widerspreehend waren.

Als der Marschall am Morgen des 6. Aognst die Besttttignng der schon frtther von Failly gemachten Meldung erhielt dals nur eine Division des 5. Korps kommen werde, da war es für einen freiwilligen Rttekzng an spät; der Wille des Gegners diktierte das Gesetz.

Eine ganze Reibe von Faktoren haben m der Niederlage am 6. August geführt; der Keim zu ihr aber wurde durch die Ver- sammlung bei Wörth gelegt Angeordnet, oline dals man wafste, ob die erwarteten Verstärkungen rechtzeitig dort eintreflen würden, brachte sie durch dir sreringe Entfernung vom Gegner den Marsehall von vornherein in Abhängigkeit von dessen Maisnahmen. So ist iu Ie(zt( r L nie gerade die »starke Stellung** von Wörth zum Verhängnis fUr die elslissiscbe Armee geworden.

Anhan;?.

Wann liat General Dnerot tum KUckzug auf I^enibers- geraten?

Dns französische Gentralstahswprk hp^'innt den VII. Hand, der die Sehlacht von Wörth beliaiKit lt, mit der Erzähluii::. dafs General Üucrot seit dem 5. August hei Mac Mahon den Kiickzug in die Vogeseo dorcbzosetzen versuebt habe. Ais Beleg fUr diese Behauptung

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0ie lltigfceift des Manehali« Km Malwa vor der Sebtaoht voa Wtfftb. 425

dient lediglich das Buch „La vir militaire du geniärai Duerot d'apres sa correspondanpp". Der wichtigste Aufsatz in dieRf^m ist für die vorliegende Frage der im Band II, Seite 37S n. ft. enthalten: Note du g^DÖral Dncrot an sujet des accusatious port^es contre le geuöral de Failly. Er beginnt mit einer Schilderung der Lage des 1. und 5. Korps: zwischen beiden befinde sich eine sehr gangbare Lücke, die der Gegner benutzen könne, um sich zwischen die Korps hinein zu schieben und sich der gewaltigen Stellang von Lemberg: zu bemächtigen. Seine eigenen Vorschläge falst Ducrot dahin zusammen, dats Philippsbur^ stark zu besetzen und das Gros des 5. Korps nach Lemberg und Mutterhausen zu beordern sei, um di'u Vogesenkamm zu beherrschen und von da Je nach Be- darf iü östlicher oder westlicher liichtuu^ ^orbrechen zu können. Dann wird imgefUgt, Mac Mahon habe sich den entwickelten Gründen gefügt und PaiJly aulgefordert, sich dem 1. Korps zu nähern und die Stellungen von Lemberg und Philippsburg „solide^ zn beselBKii. Gegen den Marschall wird der Vorwurf erhoben, seine Befehle hieni seien nielit genügend dringlich und bind«id gewesen.

Wo ist hier die Rede von einem Abmarsch des 1. Korps naeh Lemberg? Die Bedeutung der dortigen Stellung hat )a sehon Tor dem Feldzug in dem Kopfe des Genenls Dncrot gespukt er hatte sie studiert aber er hielt es offenbar fflr genügend, wenn das 5. Korps dort stand. Anderenfalles hätte er, der in dem ganxen Anfeats bemttht ist» die äohnld an dem Verlnst der Sehiaeht Ton Worth ron General Failly abznwldzen und dem Hanehall anficnbUrden, sieber wie folgt ersählt: Ich habe Uae Mahon eindringlichst geraten, nieht bei WOrtii stehen zu bleiben, sondern sich mit dem & Korps bei Lemberg an yereinigen. Ferner erzftblt Dncrot, er habe be- antragt die Infanterie des 5. Korps mit der Bahn herankommen sn laasen. Das stimmt nieht mit einem Antrag anf Abmarsch des 1. Korps nach Lemberg. (Übrigens ebensowenig mit einem Abmarsch des & Korps dahin; Dncrot gerttt eben fortwährend in Widersprttehe.) Gr will anch anf Yerstärknng der Stellung too WOrth gedrungen liaben; anch das würde der Ansicht, man dfirfe nicht stehen bleiben, widersprechen. Oder sollte das der General nur geraten haben fttr den Fall, dals Mac Mahon nicht zurückginge? Dann hätte er es sicher auch in seinem Aufsatz auf dieso \Veise enäbll.

Erst am Schlufs heifst es, es sei schwer zu erklären, warum Mae Mahon nicht auf das 5. Korps zurückgegangen sei, wenigstens uro 10 '/s Uhr, als das Gefecht bedeutend schwächer wurde. Damit ist natlirlich der 6. August gemeint DemgenUÜs komme ich zn der

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426 % Tiligkät des Manehills Mm Malmi vor der 8«lilMlit von WSrtli.

AnffiMsmig, dals Duerot erst am Morgen dieses Tages, als er die Anweseabeit starker deniBeber Krifte anmitlelbar T«r der fran- zOdscbea Front erfahr, Hae Mabon son Blickiage auf Lemberg zu bewegen snohte. In diesem Sinne ersählte ja aneh der Graf ▼on Leobe, dessen „Eiinneraogen** dem Wortlaate oacb, soweit sie sieb anf den Morgen des 6. August belieben, in das Baeb Ober des Leben Daeiots übergegangen sind.

Oer zweite iu Betracht kommende Anbatz ist: Notes sor le combat de Wilsemboorg extraites des papiers da gdn^ral Dacrot.*) Hier wird am Scblals, nach Bescbreibong der Aafstellong der Trappen am 5. Aagu8t erzählt, dafs Dacrot die. Annahme einer Schlacht bei Frt^schweiler fUr tollkühn gehalten and znm Btteksng anf Lembeig geraten habe. Dieser Passos ist schon an anderer Stelle wieder* gegeben. Unmittelbar darauf geht der Text wie folgt weiter: ,^Nacb langem Zögern entschiols sich der Marschall anf die dringenden Bitten der Generale Oacrot und Raoolt, die durch den Grafen von Lcafse nnterstUtzt wurden, am 6. gegen zum Erteilen der Rückzugsbefehle . . D;iraus ist zu folgern, da(s sich der ganze Passus auf die Auffassung bezieht, die dor General Ducrot am Morgen des r». August über die Lag-e hef^'le, um so mehr» als unmittelbar vorher ix richtet wird, Ducrot habe am ö. dem Marschall die Ausführung von Geländeverstärkungea in der ätellung von Wörth angeraten.

Ein drittes Dokunu ut ist: Lettre du marquis de la Kochet hulon.^) Hierin wird von einer Luterreduug eiuejs Obersten berichtet, die dieser am Abend vor der Schlacht von Worth mit General Ducrot gehabt habe. Diesem wird allerdings die Aufserung in den Mund gelegt, die Situatiuü erlürdere das Zurückgehen in die Vogesen, die Stellung bei Wörth sei von Morsbronn her gefährdet, Ducrot sage seit dem Morgen des 5. dem Marschall immer wieder, dafs man eine Dummheit begebe. Allein der Brief ist nach einer Unterredung niedergeschrieben, die im Jahre 1885 stattfand; Eriuneruugs- täusch 11 II ^^cii sind also sehr leicht möglich gewesen.

Ausschlaggebend scheinen mir die von Ducrot selbst her- rührenden Schriftstücke zu .sein; diese dürften beweisen, dafs der General am 5. August noch nicht zum iiückzug geraten hat, sondern erst am Morgen des G.

1) Band II, Seite 864 u. ff. S) Band U, Seite 861 u. ff.

Der Bedarf an ArtiUerie für die Sohlaoht.

427

xxu.

Dar Bedarf an Artillerie für die Schlacht.

Von

TOI Bluie, 0«Dwa] der Ihfanterie cD.

Unter den zahlreichen wichtigen Fragen, die di»^ im Herbst des vorigen Jahres erschienene Schrift des Herrn Generals der Artillerie t. Hoffbauer ,. Altes and Neues aus der Deutschen l eid- artillerip" behandelt, nimmt Datargemäfs die des z\veckmärsi<:en ötärkeverbaltiiissps zwischen der Artillerie nnd den anderen WaÜen einen hervorrajirenden Platz ein. Die l'nteria«:( n tllr die Be- urteilung dieser Frage haben sich durch die technischen Vervoll- kommnungen, die das Geschtitzwesen in der Neuzfit erfahren hat so wesentlich verändert, dafs es jedenfalls bei Ausrübtuni; imsurer Feid- artiilerie mit RohrrücklaufgeschUtzen sorgfaltiger Erwägung bedarl\ ob es ratsam ist^ an der bisherigen Ausstattung der deutschen Armeekorps mit je 24 Feldbattericn zu sechs Geschtttzen festzuhalten. Dt nii es wird allerseits auerkamit, dals bei dem zumeist zur An- wendung kommenden Flttgelfeuer eine Batterie zu vier Geschützen neuer Konstruktion da.sselbe wie eine solche von sechs Geschützen zu leisten vermag. Die t\lnften und sechsten Geschütze der Batterien sind jetzt im Flügelfeuer noovalenrs, weil schon vor Abgabe des vierten ond nicht erst, wie früher, nach dem sechsten Schnis der Batterie das enteOeschtttz wieder feuerbereit ist. Im Salven- nnd EUuel- geBeb11tB-(SehneU-)Feuer steht zwar die Leistung einer Batterie von vier GesdilltEen hinter der dner solehen von seeha Geechfitwn znrttok; aber mit Material neaer Konstmktion ausgerüstet, übertrifft jene an Wirkung immerhin noeli eine Batterie von secbs GesehQtBen älterer Art. Salvenfeaer kommt selten, im Kampfe gegen Artillerie Einzel- gesebütsfener fast niemals znr Anwendung. Und soll es Überhaupt mOglicb sein» von der lete^edaehten Fenerart in bedeutenderem Um- fange Gebraneh an maehen, so ist eine Vermehrong der Mnnitions* fahrzenge nnvermeidlieh, Sie kann, wenn die Batterien nnr mit vier Gesehatzen ansrtteken, niebt nor fllr jede von ihnen geringer sein als für Batterien von seehs Geschtttzen, sondern in jenem Falle würde auch, voraasgesetst dab die Zahl der Batterien unverändert bliebe,

^) Der Aufsatz ist vor dem Krscheinen der soeben zur Ausgabe ge- langten Schrift des Oenenlleutmants v. Rohne ,,Znr Artillerielrage" (Miü- Ukrisehe Ztitfngen, Heft 8) niedergmebrieben nnd nnvertodeit gelassen woiden.

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Der Bedarf an ArtiUerie tOt die SehUobt

in der Verminderung der Geschtltzzahl des Armeekorps von 144 aul 96 ein in mehrfacher Hinsicht sehr wichtiger Ausgleich für die Belastung mit einer grölsereu Zahl von Monitionswagen gefunden werden.

Naob Angabe der Im Eingang erwähnten Schrift hat man denn anch in Frankieleh berdti die In der Zahl von 28 bei federn Armee- korps vorhandenen Batterien der FeldartUierie von je fleehe GeaditttBen auf deren je Tier Terringert nnd die AaafllbniDg der im Zusammen- hang damit nrsinniflglieh gehegten Aheioht, die Zahl der Feldbatterien bd den Armeekorps Ton 23 anf 80 zu erhöhen, TOriäniig aaagesetrt. Sonaoh besteht die Feldartillerie der iranaOBlachen Armeekorps, deren Stärke wesentlieh mitbestimmend fUr die Vermehmng unserer Feld- artillerie in der neueren Zelt war, jetst ans 92 Gesehtltwn. Bei Wiedermnfnahme dee Planes, sie um sieben neue Batterien sn ver- stärken, wttrde sie auf 120 (stesehutze anwachsen. Sollen wir trota- dem die bisherige Formation und Stärke unserer Feldartillerie 144 Geschtttie beim Armeekorps beibehalten?

Herr General t. Hoifbauer befürwortet, dies wenigstens vorläufig zu tun. Nur in dem Falle, dalh man fai Frankreich auf den Plan, die Armeekorps mit 30 Feldbatterien au vier Gesehtttsen auszustatten, snrliekkommen sollte, würde nach seiner Ansicht au erwägen sehi, ob es sieb fUr uns empfiehlt, die gleiche Formation ansnnebmen (s. S. 158 Ziff. 10 seiner Schrift). Ich wttrde geneigt sein, dies dahin zu Yerstehen, dafs wir uns nicht durch Qbereiltes Nachahmen des firanzOslscheD I^eispiels in die miÜBliebe Lage bringen sollen, in Fiel- leicht naher Zeit die Stärke nnd Gliederung unserer Artillerie aber- mals ändern zu mUssen, wenn die EinzelansfttbraDgen der Schrift nicht der Begründung der Ansicht dienten, dafs die dauernde Bei- behaltung der bisherigen GeschUtzzabl unserer Feldartillerie notwendig oder mindestens zweckmälsig sei. Es erscheint deshalb nicht ttber* flässig, die hiergegen sprechenden Bedenken geltend zu id aeben.

FUr die Beurteilung der Sache kommen mannigfaltige Gesichts- poukte in Betracht. Aber keine Frage ist dafür so wichtig als die, wieviel Artillerie wir fUr die Schlacht nötig haben oder wenigstens mit Vorteil in ihr verwenden können. Denn in ihrer Kampfkraft besteht der grofse, aber auch der alleinige Wert der Artillerie; aofser- halb des Kampfplatzes ist sie ein lediglich erschwerendes, die Operutiuuslahigkeit des Heeres beeinträchtigendes Element der Kriegs(\lhrung. Unter gttnstigen Boden- und Geländeverhältnissen kann sie sich schneller wie die Infanterie fortbewegen und vermag seihst sehr entfernte Ziele, lebende and tute, aufserordentlich wirksam zu bescbieüseu. Aber iu bezog auf Maoövrieriäbigkeit von der Boden-

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Der Bedart an AitiUerie tlir die äehUcht

429

ond GeUbidebesehaffenheltr in beiog auf KampfDLbigkeit tod nnbe- hiD^rter Fenisielit wlir aÜftngig and nnOUiig zum Nabkamp!, bedad sie bäafig des Sobotees anderer Wa£Rra. iDsbesoDdere beeintriobtlgt die Ao^mbe dee Sebnteea aasgedebnter ArtUlerietroiiten io der Seblacht oft in empfiedlieber Weise die Verwendbailceit eines Teiles der In- iSuterie ffSx andere Zwecke. In den Marschkolonnen gemisehler Waffen nimmt Artillerie noTerbttltnismUsifr Tiel Baum ein nnd ver- zögert dadnrebt Ton anderen Naebteilen abgeseben, den Anfmarscb der hinter ihr roarscblerenden Truppen sam Gefecht Sie vermehrt den Trols des Heeres nnd bereitet ihrer zahlreichen Pferde wegen oft Verpflegang88cbwierigkeile&. Znr LiOeoog der lahlrdcben Neben- an%aben der KriegfÜbrnng, wie SicherheitB-, AnfkUraogs», Ordonnans-f Etappendienst, Beitrelbaogen usw., kann sie nnr wenig beitragen.

Ans diesen und anderen Gründen wird man daranl veniohten mtlsBen, den HeeikOipem soviel Artillerie mnteiien, wie in dieser oder jener Kriegslage einmal von Nirtsen sein kann. Von Aossehlag gebender Bedeutung ist der Bedarf in der lintsoheidnogssehlacbt. wobei zu berücksichtigen bleibt, dafs dort mehr als je die Hauptrolle der Infanterie zafiUlt, wiUirend die Artillerie im wesentlicbeo die Aufgabe hat, jener vorzuarbeiten nnd sie zu onterstlltzen. Die Armeekorps mit soviel Artillerie anszastatten, wie sie bierfUr anf dem Sehlachtfelde In der Begel mit Vorteil verwenden können, ist zweckinüfsig, darüber hinauszugehen mehr schädlich als nützlich.

Bei Ermittelung des Bedarfs an Artillerie für die Schlacht spielt die Raumfrage eine wichtige Rolle. Im Kriege von 1870/71 bedurfte die Artillerie eines deutschen Armeekorps bei einer Stärke von 90 Geschützen zum Aufmarsch mit normalen Abständen eine» Breitenraomes von 1500 m; die Feldartillerie der heutigen, an Infanterie und Kavallerie ungefähr o:leich starken Korps beansprucht für denselben Zweck einen Hreitenraum von 2500 m. Ist anzunehmen, dafs ihr dieser oftmals Überhaupt nicht oder doch nicht so frewährt werden kann, wie es zur Erflllluntr ihrer Aüfiraben im Kähmen der Gesamthandlung not- wendig wäre, sn ist dies ein nahezu eutacbeideudes Argument ftlr die VerminderuriLc der Gescbützr.ahl.

Nun ist von verschiedenen SeitPM daranl hinjrewiesen worden, dals «'S ^chon in den Schlachten des Krieges von 1870/71 trotz der damals n l inirrrt II htarke unserer Armeekorps an Artillerie wiedti li ilt nicht niöglieli üt'wesen ist. nlle verfUghareu Batterien zu verwenuen. In der eingangs erwähnte n Schrift wird der Nachweis geführt, dafs hieran ..nur" in sieben Schlachten des Krieges „lediglich" Raum- mangel schuld gewesen ist. Wenn man bedenkt, dafs zugegebener- ma(t»cn noch in einer nicht unbcträchlicben Zahl von Fällen z. B.

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Der Bedarf an ArÜUerie für die SeUaebt.

bei Orleans, le Mus, bei den EXmpfen 4er SOtUtmee» «if IraiiiOfli- seber Seite an der Usaiae ein mebr oder weniger gioleer Teil der Torbandeoen ArtlUerie aos anderen Gründen z.Bw wegen UDgUnstiger Geläade-, Wege- oder fiodenbesebaffenbeit» wegen Dankel- heit oder Nebel nicht Terwendet werden konnte, 80 eebeinen mir diese Erfahrungen des DentBeb^FVanzösiscben Kriegt;s wenig geeignet, zngansten der Mitfilbrang von 144 G^httta^ hei den Aimeekorptf verwertet zn werden. Der Herr Yerlaeeer bat dies denn anoh wobl erkannt ond daher des weiteren den Naobwela zn fthreo gesncbt, dafe in der Schlacht von Grarelotte— St. Privat aosreiehender Raun tllr die Entwickelnng der gesamten Artillerie der in erster Linie verwandten lUn! deutschen Korps auch dann vorhanden gewesen sein würde, wenn die ArtiUerie dieser Korps ans je 144 Gesebtttaen be- standen hätte.

Das Beispiel ist gut g:e\väblt, deun die Schlacht von Gravelotte- St. Privat konimt einer geplanten Schlacht gegen einen Feind in vor- bereiteter Stellung am nächsten, und dieser Fall erheisf'ht fliV »rröfste Tiefenglieder 11 n;:^ des Angreifers, daher die gröfste räumliche Be- schränkung der einzelnen Korps, wenigstens ihrer Mehrzahl. Wird nachgewiesen, d;ils es selbst unter solchen Verhältnissen den Armee- korps nicht jui Kaum zu vorteilhafter Verwendung von 1 44 Ooschlitzen gebricht, so fällt damit das blärkste der für Verimudtrnug der Ge- schtitzzahl geltend gemachten Argumente. Die Schrift behandelt daher das genannte Beispiel sehr eintrehcüd. Allerdings bleibt, wenn es auch als zutrefifend anerkannt werden könnte, dafs in jener Schlacht 144 Geschütze bei jedem der fünf Armeekorps erster Linie llauin zu gleichzeitiger zweckmälsiger Verwendung gefunden haben würden, noch zu bedenken, dals auch bei den drei Kescrvekorps noch je 144 Geschütze als vorhanden anzunehmen wären. Nun bat zwar die Zurückhaltung einer ArtiJleriereserve bei Beginn der Schlacht heute zweifellos grüfsere Berechtigung als im Jahre 1S70. Aber eine Reserve von 4B2 Geschützt u liir fünf in erster Linie verwandte Armeekorps ist des guten zu viel, wemi sie lediglich z,uiu Ersatz von Verlusten dienen soll. Ein Teil davon hätte im Bedarfsfälle unbedenklich zur Verstärkung der Artillerie der vorderen Linie ver- wandt werden können, wie es bekanntlich 1870 geschah.

Daftr würde jedoeb, wenn alle Korps vit der bentigen Gescbtttz- xahl veraeben gewesen wSren, am so weniger ein BedUrfnis vor* gelegen haben, als idebt zugegeben weiden kann, dals sdbet nur für die flinf Korp« der TOrderen Linie biniänglieber Saarn znr Eni- wiekelnng too je 144 Gesebatzen m ihrer Kampffront Toifaanden gewesen wäre. Anf dem Bogen vor dem zn omfanenden rechten

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Der Beduit ua Artillerie für die Scblioht.

43t

Fittgel der FfanioMD reichte der Bama aUerdiogs nahesn ans, om eine je 144 Geschlltoe etarice Artillerie des Garde- aad XIL Anneekoi|iB gegen die feindliclie Stellmig in Tfttiglieit m eefaten, und nooh weniger fehlte es hierfllr an Raum in der AngrüEtfront des IX. Anneekorpe. Anders bei der L Armee. Dort füllten am 18. Angnst 1870 23 Batterien des YIL nnd YIIL Armeekorps den Ranm ror dem ieindliehen linken Flttgel, anf dem rechten Manceafer, so ToUstKndig aas, dafs die hier noch verfUgbaren weiteren Batterien nicht in Titigkeit treten konnten. Der gr5i^re Wirkongsbereieh, den die bentigen GesohtttBe haben, hätte Tielleicht gestattet, den linken FtOgel der Aztüleriellnie der L Armee um einige Batterien za Terlängem. Aber bei Ansstattnog der Armeekorps mit je 144 Gesohtttsen hlllte der gröfste Teil der Artillerie des VII. Armeekorps auf den rechten Flttgel der deatschen Front keinen Kaom gefanden.

Herr General v. Hoffbaaer ist nun der Ansicht, dafs diese Ar«, tillerie sehr xweckniäfsig gegen die linke Flanke der französischen Stellnng vor dem Nordrande des Bois de Vaox hätte verwandt werden können. Dagegen ist zunächst sn bemerken, dals anf jener Flanke, dorcbschnittlicb kanm 1000 m vom Rande des Bois de Vaox entfernt, iVa DiTisionea des Korps Frossard in sehr starker Stellang and oabmhafle Reserven nabe binter ibnen standen. Eine Artillerie- roasse ohne entsprechend starke Infanterie gre^n jene Flanke zu entsenden, wäre nicht ang^ängig gewesen. Die Einsetznng: beträcht- licher Kräfte an dieser Stelle, wofür nur das VII. .\riTieekorps hätte in Frage kumnien können, entsprach aber darobaus uioht den Ab- sichten der obersten Heorp'^leitung.

Der seitens der letzteren am Nachmittage des 17. Anernst für den folgenden Tag erlassene Befehl rechnete mit den beiden Mi'»?- lichkeiteu, dals am 18. die feindliehe Armee kampfbereit auf den Höhen westlich Metz stehe oder sieh im Abmarsch von dort in nord- westlicher Richtung befinden wUrde. Deshslh sollte die II. Armee um 5 Uhr früh antreten inid mit Staffeln muh linken Flügel zunächst nordwärts vorgehen, iia< \ Iii. AnnLekorps sieh dieser Bewegung auf dem rechten Flügel auschiielben, das VII. aber anfangs die Aufgabe erfüllen, ^die Bewegungen der II. Armee gegen etwaige feindliobe ünteruehmungen von Metz her zu sichern''.

Der ihm hiernach gestellten Aufgabe konnte das VII. Armee- korps nur durch Einnahme einer Bereitscbaftsftelluug auf dem rechten Manceufer, in der Gegend von Gravelotte. Front nach OsteUf gerecht werden. Dort zog daher auch der kommandierende

») S. üeneralstabswerk S. 669.

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4A2

Dw Badaif n AitfUmle fVr dto SoUaalK.

General die Haaptkrfilte aeioM Korps, insbesondere dessen ganze Artillerie, losamraeD, nur die 26. lofu^iebrigade nebst einer Batterie zur Sioberang des Moseltals hei Vanz belaaaead und Vortnippea in das Bois de \'aax vorsebiebeod.

Als sich dann heraoMtellte, dals sich die feiadiiebe Armee aoeh in Stellang aaf den Bühea weatUeb Meu befand, wurde beschlossen, sie dort anzugreifen, aber ans guten GrUnden, nur in der Front and rechten Flanke, also nicht doppelt nnifassend.') Hierron wäre man sicherlich nicht lediglich za dem Zweck abgegangen, ttber- schttssige Batterien zu verwenden. Dies um so weniger, als das Gelände vor der französischen linken Flanke für den Augritf und namentlich fUr die Verwendung: von Artillerie das denkbar nn günstigste war. Nur wenige, fUr Artillerie teils ^nr nieht benutzbaj e. teils änfserst beschwerliche Holzweg:e tiibrlen aus dem Mancetal durch das Bois Ue Vaux den steilen Abhang hiiifiuf mit die Höhe. Uie dort am Waldrande stehciidrii sclisv.ichen InfiiiiteriL'alitpiluugeu babrn wäbitMiii der ganzen Dauer der bchlaeht lieliiires GrauattVucr aus dem iiaiie gegeuüh*T betindiieht n leiudlichen 6teliuiii: :uisbalten müssen und erlitten beträehliiche Verluste durch Chassepottt uer, sobald sie aus dem Wuldraude vor/ubruchea verbuchten. Wo und wie hätte unter diesen l'nisländen Artillerie vor dem Waldrande aulhiln cii und sich behaupten künnenV Der geiicntilitidtehende Feind hatte vorher durch Infanterieangriii ohne Artilleneunlerstützung aus seiner starken Stellung vertrieben w erden mUssen, - eine Aufgabe, an der wahrscheinlich die Infanterie eines ganzen Armeekorps gescheitert wäre. Hiernach bedarf auch die vom Herrn General v, Hollbauer ausgesprochene Ansicht, dafs schon zur .Siclieruiii:- dei' dureh das .Maiicelal fubreiiden Ver- bindungslinie des Vll. Arinefkorps luil dem linken Moselufer die Verwendung einer starken Artillerie vor dem Bois de Vaux erwUnscht gewesen sein würde, keiner weiteren Widerlegung.

Nein, in der AngriffsEront der deutschen Armee bei Gravelotte- St. Prirat wäre nieht ausreichender Raum vorbandeti gewesen, am die Artillerie von fttnf Armeekorps gleichzeitig in Tätigkeit in aeteen, wenn zn jedem Koip« 144 Gesefatitze gebört liätfeen. Die ans 482 Geaclitttien bestellende Artillerie der drei Besenreicoips aber liStle in der SoUaeht wegen besebrinkten Banmes nnr iUr den Enats von Verlobten Verwendung finden ktfnnen. Und günstigere Bannt* nnd GelündeverhiUtniBBe als bei Grarelotte-St Frivat werden dob Ar den Gebraacb der Artillerie in der Angrifissoblacht kaum Jemals bieten

Aber ist denn die Antwort auf die Frage, wieviel Artillerie in

^) Vgl Genendstabswerk $. 696—897.

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Der Bedarf m ArüHarte für die ScfabMht

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der AngriffMoUadit mU Vorteil verwende! werden kann, ttberhanpt lediglieh von der GrOfoe dee m der iSulwiekelmigdiont ?ethandeneii, fttr BatteiieeteUnngen geeigneten Baumes aUdlngig? Ist es so, dafo die Artillerie oime BeeintcSohtigiiag der anderen Waffen and ohne dnreh deren Gefeebtsttttigkeik am Feoem behindert in werden, jenen ganzen Baum aasfttllen kann, und würde der Bedeatang und Schwierig* keit der der Infanterie in der AngriffiBSCblaobt sniallenden Aufgaben die Forderung entsprecbeu, dafs sie mit dem Baum, den die Artillerie frei läfst, vorlieb nehme, ihre Gefeehtsttttigkeit d^ Ansbreitnng und Verteilung der Batterien anpasse?

Die Entwickeiungsfront der Deutschen bei Gravelotte-St. Privat rechter Flflgd 1500 m südlich Gra?elotte, linker iOOO m östUcb Monthois angenonunen hatte eine Länge von wenig mehr als 15 ODO m. Es entfielen also auf jedes der fünf Armeekorps der vor» deren Linie durchscbnittliob etwa 3000 m (auf das IX. Korps mehr, auf die beiden Korps des rechten Flügels entsprechend weniger). Den Angrifi mit weniger Infanterie als der von fünf Korps zu unter- nehmen, wäre 187(1 nicht ratsam gewesen, und einem ebenso starken riepner wie damals gegenüber heute noch weniger angängig. Wenn nun auf einer Front von 'M)00 m 144 Geschütze verteilt sind, die bei normalen Abständen 25ün m Frontlänge haben, so bleiben in der Artillerielinie für den Durchzug von lufanterie noch Lücken von 'zusammen öOO m Breite, und zwar da, wo die Artillerie sie im Hin- blick auf die GeliinuLlipsehaffenbeit crelassf u hat. Oft, aber nicht immer, werden das die geeignetsten fttellen lür das Vorziehen von Infanterie sein. Wenn aber die Masse der Infanterie zum Angrirt schreitet, so kann sie des feindlichen GeBchüt/ieuers wegen über die Linie der eigenen Artillerie nur in voller gefcchtsmäisiger Ent- wickelung. in breiter Front die Zwischenräume der Geschütze benutzend, hinausgehen. Diese Vorwärtsbewegung wird in zahlreichen, mit Ab- stauden von mehreren 100 m einander folgenden Linien ausgeführt, und währeitd der ganzen langen Dauer des Durch/ugs, bis die hinterste Infanterielinie sich 400 m vor den Gebchutzmuudungen befindet, sind die von tlum Durchzug betroffenen Batterien am Feuern behindert. Für die Artillerie des Verteidigers gibt es keine günstigere Gelegenheit, der Angritfsinfanterie Abbruch zu tun, und in dieser schwierigen Lage muls letztere der Unterstützung eines Teiles, viel- leicht des grölsten Teils der eigenen Artillerie entbehren! Zwar sollen einige Batterien die vorgehende Infanterie begleiten. Aber aneb dann füllt das Fener dieew Batterien filr längere Zeit aas. Ähnliehe Sohwierigkeiten für daa Znaanunenwirken TOn 144 Gesehtttaen mit 25 Bataillonen Infanterie anf dnem Rampffelde vm 8000 m

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Der Bedarf an Artflterie lUr die SobUcht.

and seibek auf einem soiciheii too 4000 m Bi^te werden anoh in andefen Oefeebtomomenten hlniig genng ittblbar werdeoi snmal das ObendbieÜsen der Infimterie dnieh Arlflleiie troto der gesteigerten IMbieherheit der letsteren doch an enge Gienxen gebanden bleibt nnd namentlich in den entscheidenden Momenten des Inianterienab- iuunpfes nicht anwendbar ist.

Die Verwendbarkeit von Artillerie in der Angrifiuehlacht hat also nicht nnr eine abeolote ritamUche Greoxe, sondern es wächst auch innerhalb dieser Grenze die Unterstützung, die die Artillerie der Infanterie gewähren kann, niebt in gleichem Verbttitais mit der Gescbtttssabl.

Nun ist zwar die Ansieht sehr rerbreitet^ dals jede Schlacht, wenigstens die betderseits geplante, mit einem „Artüleriedoeil** be- ginnen mflsse, weil von der rorgängigen NiederkAmpfong der Ver- teidignngsartiileiie die Mögtiehkeit der weiteren Dnrchftlhning des Angriffs abhänge; deshalb müsse die Artillerie so stark wie nnr irgend möglich und in der Wahl ihrer Stellungen für diesen Artillerie- kampf unbhängig von Btteksiebten anf die anderen Waffen sein.

Anf ein solches Artflledednell einzugehen, empfiehlt sich indes für den Verteidiger nnr, wenn und so lange als er Hoffiinng hat, die artillerisdBche Fenerttberlegenbeit zu erkämpfen. Was hätte er wohl für Veranlassung, seine Artillerie der Vernichtung auszusetzen, ehe die feuidlicbe Infanterie in ihren Scbalsbereich kommt? Bis dahin kann er sie snrttckhalten oder doch die Gescbtitzbedienong Deckung nehmen lassen, dies sogar Im weiteren Verlauf der Schlacht vor dem Herannahen der Entscheidung in Momenten, die fllr die Tätigkeit seiner Artillerie weniger gUnstig sind, zeitweise wieder- holen. Gerade die Schlacht 7on Gravelotte bietet ein lehrreiches Beispiel für solches Verfahren; denn dort eröfinete die Artillerie des französischen linken Fltlgels, nachdem sie seit mehreren Standen gm geschwiegen hatte und deshalb als kampfonföhig gemacht be- trachtet wurde, bei Annäherung anseres II. Armeekorps ganz Über- raschend mit nngescbwäcbter Kraft ihr Feuer. ^) Allerdings kann die Artillerie des Angreiters, wenn die des Feindes schweigt^ unbe* bindert ihr Feaer auf andere Ziele richten. Aber auch seine Infan- terie läfst der Verteidiger erst in Steilong rtteken, wenn die feind- liche Infanterie sich nähert, nnd Artilleriefener gegen unbesetzte Örtliebkeiten und unstehtbare, in unbekannter Aufstellung befindliche

') Ks ist nicht richtig, dafs diese t^berraschung nur wegen der ein- brechenden Dunkelheit möglich gewesen wäre, rielmehr war es noch hell genug um deutlich in die Ferae sehen zu können.

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Ow Bedarf id AiflUwIe für die SeUeelit.

4SS

Trappen ist aoeb beate TOn geringer Bedeutmig für deo Aiugug

der Schlacht.

Wenn also der Verteidiger ftir gat befindet, sich dem Artillerie* daeil SU entziehen, so kommt die Artillerie des Angreifers nur noch insoweit m Geltang, als sie das Vorgeben and den Kampf ihrer Infanterie anmittelbar, ans seitlichen Stellangen oder Uber sie hin- wegfeoemd, za ontersttttzen vermag. Wohl ist es erwünscht, hier- für so viel Artillerie wie möglich in Tätigkeit zu setzen. Aber die Möglichkeit ist, wie wir gesehen haben, zeitlich und örtlich begrenzt; soviel Geschütze wie fllr ein einleitendes ArtilleriedoeU wird man dafür schwerlich jemals verwenden können.

Anders lieg:en die Verhältnisse, wenn die Artillerie eines in starker, vorbereiteter Stellung: betindlichen Verteidigers der des Angreifers Uberlegen sein sollte. Für die Beurteilung diese« Falles kommt zunächst in Betracht, dals der Angriff einer Stellung der vorgedachten Art mit Aassicht auf Ertoig der 1\( L^el nat Ii nur von einer der d samtstärke nach beträchtlich überie^i m n Streitmacht nnternomnien werden kann, und zwar mufs die übrrl :;eüheit einem aciitlcircn Gegner gegenüber auch zififermälsig, sowie gtlnstige Ge- legenheit zu ihrer (Tcltendaiachong, womöglich zur Urafaspüng den Gegners, vorhamien sein. Stölst eine ^irmee oder ein ArnRckoips anf einen stjtrkeren Feind in vorteilhafter Stellong, so wird der Fuhrer, wenn er die Sachlage erkennt und nicht nach der Gesamt- situation zum Angriff auf jedes Wagnis bin gezwungen ist, von einem solchen, bis zum Eintreffen von Verstärkungen oder, andere Ent- schlüsse unter Berücksichtigung der Gesamtlage fassend, gänzlich Abstand nehmen. Deshalb bedarf der Fall, dals die gröfsere Stärke des Verteidigers an Artillerie im Zusammenhang mit der Lber- legenheit seiner Gesamtstrt iikräfte steht, für den vorliegenden Zweck keiuer besonderen Erörternng.

Näher zu erwägen ist dagegen der auch mögliche Fall, dafs der Angreifer zwar an Iiitauterie die für den Angrift erforderliche Überlegenheit besitzt, dafs aber die beiderseitige Artillerie im um- gekehrten Stärkeverhältnis zu einander steht. In solchem Falle wird der Verteidiger das Artilleriednell, wenn er dadurch herausgefordert wird, um so bereilwilii^^Li a.iiüthinL'U, je grölser seine artilleristische Überlegenheit ist. Gelingt es ihm, in diesem Zweikampf einen grofeeu Teil der gegnerischen Artillerie kampfunfähig zu macheu, 80 wird die Darchführbarkeit des Angriffs zweifelhaft, jedenfalls wird die Angriffsinfanterie im Vorschreiten schwere Verlaste dorch das feindliche ArtUleriefeaer erldden. Da ist es ftlr den Angreifer immer noeh Torteilhafier, seine Artillerie and In&nterie niehi naeh

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Der Bedarf «n AitiUeito fOr die ScUeobt

einander, sondern •gleichzeitig eioEUsetzeu. In besonderem Malse ladet aber die hier m Rede stehende Lage <leij An^'reiter zu dem Versoche ein, seine stärkerf hiianterie unter dem Schutze der Nacht nahe aD die feindliche Stellung^ iit raii/AiführtMi und dort einzunisten, am beim Graueo de« Morerens, die Überlegenheit der Infanterie Uber die Artillerie im Nahkampf ausnutzend, zum abgekürzten Angriff 2U schreiten. Zu erwägen wird auch sein, ob es nicht möglich und vorzuziehen ist, den Feind, unter Vermeidung des Angriffs auf seine Stellang, durch Umgehung zum Rückzöge zu zwingen, um ihn auf diesem in der Flanke iinzngreifen, wobei ihm seine zahlreioho Artillerie mehr hinderlich als nUtelich sein wird.

Mau darf freilich nicht Ubersehen, dais die Freiheit, die der oberste Befehlshaber einer Armee oder eines selbständi^^en Korps bei Offensivoperationeii bei:üglich des Entschiasses, ob und wann er angreifen will, in der strategischen Desensive bezHglich des Ent- schlusses, wo er sich verteidigen will, in der Ik'^^cl liat, nicht in gleichem Maise auch den Befehlshabern der Unterabteilungen zuteil wird. Sie müssen kämpfen, wann, wo and wie die im Rahmen des gröfseren Ganzen ihnen zufallende Aufgabe es erheischt. Saobe der Oboldtang ist es, die Rollen ae sn TerleileD, dafe nach HOglieh- keit deo einzelnen Gliedern ihren Erfiften entsprechende Aufgaben mtaUen und die Kiifle an jeder Stelle den sn erfttllCTden Ebutet- aafgaben entapreohea Za diesem Zweck kann es sich unter Um- stünden empfehlen, ▼orttbergebend hier und da Änderungen ia dem nomalen SUIrkeverhiltnis der verschiedenen Waften wa einander eintreten »n lassen. Insoweit es sich hierbei nm KavaUerie bandelt bieten bei einer Armee die KavalleriediTiBionen ein nahe liegendes Ansgleiohmittel. Tnit fbr die Schlacht an einer Stelle Bedarf an stürkerer Artillerie hervor, so kann und mnls ihm mit Hilfe der Artillerie der Reserrekorps oder der schweren Artillerie des Feld- heeres Genllge geleistet werden, wie es in der Sohlaeht von Giarelotte- St. Privat im Zentrum der deutschen SehlaohtoidDong geschehen ist Den Armeekorps organisationsmälhig soviel Artillerie snznteileD, wie sie in solchen und äbnlitdien Aosnabmefifllen einmal mit Vorteil verwenden können, würde, wie bereits an anderer Stelle gesagt worde, feblerfaait sein.

Schliefiilieh sei in Kurse des Bedarfes an Artillerie für die Begegnnngsscfalacbt gedaeht, die eine Armee mit einem Offinerlcocps von überlegener Tttchtigkeit und Tatkraft eher an sacken als sn jneiden hat.

In der Begegnungsschlacht ist die Eigenschaft der Artillerie, eine Steilimg schnell erreichen und ans ihr weithin kräftig wirken

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Der BdcUrt ua ArtiUerie fttr die Sehlaebt.

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zu könneo, oft besondcos wertvoll, andererseits aber die Aassiebt, gOnstige Bedinginigeii Air erfolgreiche YerweDdang einer grOimoen ArlOleiiemaiie ni finden, geringer als in der geplanten Seblaeliti für die der Verteidiger seine SteUong besonders naeh den Erfordernis Men Sefanbleldes vor der F^t wihtt, was dam aneb der Artillerie des Angrdfers zngate kommt. Nnr in AnsnabmefiUlen wird es m(lgliob sein, in der BegegDtmgsseUaeht fttr die Artillerie eines Armeekorps, wenn sie ans 144 GesohtttEen besteht, Banm za zweek- niälsiger Entwiekelnng und erfolgreiehem Marken innerhalb der Ansbrettnngsgrense in finden, von deren Einhaitang eme eneigisehe Geieehtstätigkeit des Armeekorps abhängig ist. Die Gefahr liegt nahe, dais besebleanigt TOrgesogene Artillerie von soleher Stärke von Hanse ans dem Armeekorps eine schädliehe Breitenansdehnnng aofnOtigl, sehädlieh am so mehr, als ein greiser Teil der snent aof dem Kampfplats eintreffenden Infrnterie für die defensive Angabe des Sehnties der langen Artillerielinie In Anspraeh genommen wird. In T. II Nr. 80 des Infanterie-Exerzieneglements ist der sehr wiehtige Grandsats aasgesprochen, dab im Begegnangsgefecht damt, wenn der Gegner wie es beim Znsammentreffen als Regel anzu- nehmen sein wird sieh ebenso wie wir noch in der Entwiekelnng befindet, ihm womOglieh ein Vorsprang in der Entwiekelang ab' «gewinnen ist» and gleichzeitig wird betont^ dafs der Angriff dnreh die Entwiekelang so wenig wie mOgUeh aafgebalten werden darf. Die AnsAlbrnng des Angriffs aber Ist Saehe der Infanterie, ond während deren vordere Abtdiangen doroh die Anfgabe des Schatzes der langen Artillerielinie an offensivem Handeln stark behindert sind, treffen auch ihre, in der Maraehkolonne hinter der Artillerie befindlichen VerstärkuDgen aof dem Kamp^latce nm so später ein, je zahlreieher jene ist

Die Btteksieht aaf das Begeganngsgefeeht erfordert besonders dringend weise Besehränkang in der Ans- stattang der HeerkOrper mit Artillerie!

Tch s'lauhe fiachgewics>('u zu habeu, diils das Atti{lprie<ii:('ll in kllufti^eii Schlachten nicht die entsch^^idf-nd? Rolle spielen wird, die man ihm vipllach znschreiht; dals die i4aupiaufgabe der Artillerie in der Sehlacht, namentlich in der An^rifisschlacht. nach wie vor in der unmittelbaren TTntersttitzuug der luianterie besteht, der die eut- tjchejdeiitie läiiirkt it zufallt; daXs daher in Aobetracbt der zahlreichen Bedenken, die der Mittiihrune tibermälsig starker Artillerir 'd entgegenstehen, es ratsam ist, deren Stärke aui das dorcii den ietst-

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488 Bonokitog und Omütltoielitoliw.

geduliten Zweok bedingte HaIb wbl bemMnkeii. 34 FeUbatterien za vier Geflohtttzen bei jedem Anneekorpe von zwei Divisionen ddtften nach meinem Daittrhalteo unter bentigeD Verbältnissen om so mehr «nneicben, als jetzt auch die schwere Artillerie des Feld- beeres ta erweiterter TStigkeit benifen ist

xxni.

Burenkrieg und Qualitätsschielsen.

Von

Generalmajor Bdsner Freihemi toi liehtMUlera.

Kpiiipr der seit 1870/71 geführten Kriege hat eine so tief- gehend c ^'^(Mstigre Bewegung: in allen Armeen hervorecnifpi), wie der sttdafrikanische. DiszipHulose und von ihren fTt'i;niiii kulturell g;eriu|r einpreschätzte l^auern umi Büiiicr sic^xtcn in deu taktisch raafsgebeDden (Teleehten iilier die .ilten riifrlischeu Jl< jiraentcr mit ihrer nihmvollen Tradition und ihreni hncliuespanntt'D belhstgefübl. Bald wnrdf die I irsache der ubt^i raschcndrn Su ire riehtie- g-ewürdigi;. Die Bureu -icKten in den frroiseu Aiii^u^'^skäni|(fen de.s Kriegs, weil sie die Technik uud Taktik deh» inodeineu Kamplet besser verstanden nnd beherrschten und weil sie für die eigenartige Krieg- führung iu ihrem Lande vullkommener ausgerüstet waren ah» ihre Gegner.

Schon die Charaktereigenschaften und die Lebensweise der Buren waren einer glücklichen Durchtuhrung der heutigen Feuer- taktik änlserst förderlich. Ihr ruhiges Temperament, ihre starken Nerven, ihr scharfes Auge, ihre ausgezeichnete Schiefskunst sind ja allgemein bekannt. Auf Kaubtiere und Hochwild zu jagen, war ihre Haupt- und Lieblingsbeschäftigung, W ik Jäger und Schtttzen. waren sie von Jugend auf auch Reiter. Sie waren im Besitze ausdauernder I'lerdr, kundig des ungeheuer ausgedehnten, wege- uud wasseranucü Landes, vertraut mit dem Leben iu freier Natur

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Bmenkiieg and OnatiatstohiafaeiL

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und «bgefaMitet gegen den jäben Weehsel des sUdafinkuiiehen Klima«. Sie Iwtten entwsliieden knegerteohe Sehnlmig. Bine ihnen leindselig gesinnle eingelMnene, tepfeie BevOlkenuig erlaubte ihnen nicht, eioh nogestOrt eines luiugen nnd friedlichen Lehens zn erfreuen. Stets molsten sie gewSrUg sein, Familie nnd Eigentnm gegen An- griffe der Wilden sn yerteidlgen. Bei diesen Eimpfen waren sie in ihren weit serstrenten Siedelnngen anf ihre eigene Kraft an- gewiesen.

Diese eigeDartigen VerbältDisse gahen ihren Kämpfen gegen die Engländer das charakteristische Gepräge. In der Verteidigung wie im Angriff nützten sie ihr Gewehr in taktischer ond schiefstechnischer Heziebnog mit anlserordentlieber Elastizität and Torsflgliohem Ver- ständnis ans. In der Verteidigang heberrschten sie, Ton den hoch emporragenden Kopjes nns. in sehr geschickt angelegten Sehtttzen- grttben dem Ange und der Kugel ihrer Feinde fast onerreichhar, weitiiin das deckaogslose, steppenartige Angrifisfeld. Konnten sie aber aas irgend einem Grande nicht die volle Sehofsweite des Gewehres zur Geltung bringen, so rerbanden sie auf das geschick- teste die materielle Wirkung des Nachfeuers mit der psychischen Wirkung der Überraschung. Mehr nnch als die Verteidigung bot ihnen der Angriff die Möglichkeit, ihr mit „unheimlicher-* Sicherheit abgegebenes Fener vou mehreren Seiten auf einen Punkt m ver- in igen: schleichend und pirschend, wie die wilden Tiere ihres Landes, suchten sie den Gegner 7m nmfassen und einzukreisen and ihn so dorcb konzentrisches Feuer zu UberwaltiLTu.

Die Engländer dagegen waren unkundig des Laudes. unvertraut mit seinen Eigentümlichkeiten und in ihren Bewegungen an einen zahlreichen Treis gebunden. Sie schössen sehlecht, benahmen sich ungewandt im Gelände and waren im Banne einer rtlckstaudigeu Bajouetttaktik befangen.

Alle Welt begeisterte sich fUr die kriegerischen Leistungen und Krfolge der Boren. Ihren Taten wurde die Bedeutung eines Mark- 6teins in der Geschichte der Kriegskunst beigemessen.

Die Reaktion blieb freilich nicht aus. Das KriegsglUck wandte sich. Die Buren wurden geschlagtit und verloren Tusition um Position. Nun erging es ihntüi, wie weiland der Jungfrau von Orleans: mehr uud mehr zerrann ihr Nimbus. Selbst der ihrer Schieiskunst. Euro- päische ^Meistersinger'' hatten die taktischen Ereignisse iu jenem fernen Weltteil immer mit Argwohn verfolgt. Sie vermifsten in der regellosen Kunst der Bnren den „kurzen, lang' ond ttberlang' Ton, die Schreibpapier- Scbwarz-OiDten- Weis'." Noch mehr sank die anfiingliche Bewoodemog ftr die Bniensohlitsen, als geoanere 6e-

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Barenkri«g and QuaUkttsMUata.

feohteboriehte stoÜBtiselie Naohweiie Aber die msterielleii Eigebnwie Sing SefaleüBens and ihier Fenertaktik, alio lllMf die Verinste bnehten, die de in ihren siegieielieD Klnpfen den EngUlndeni sogeftlgt liaAlen. Denn diese Verlnete Uieben weit hinter denen der greisen enropSisehen Kriege nrllek. Wie fnrohtbar bintig waren Hiebt die Elmpfe YOn 1877/78 obgldeb die Türken soenaagen blindlings darauf lossebosaen mid memten, „Allah werde die Kugel schon lenlcen'' nnd troiadem die Rossen die Kogel als ebe nTtfrin** nilsaehteten ond nnr das Bigonett Vta „weise^ hielten! Nioht etwa, dab in diesem Kriege daa B^onett die blotige Arbdt getan hiltte. Verloste doreh die blanke Wafib waren Teisehwindend. Nein, das Fener war aoeh damals das iasi anssehlielsliebe Kampfmittel gewesen.

Und ^e Boren hätten als Sehutzen weniger geleistet? Alle Naefariobten Uber ihre erstannliche Scbielskanst, die von Tellnehmeni ond AogeDzeu^en des sOdaMfcanischen Feldzages dieDstlich ond privatim naeh Europa kameo, sollen aof Irrtom beruht haben?

Keineswegs. Aber der Sieger briugt eben dem Besiegten om so weniger Verloste bei, je mehr er die Fähigkeit daza besitzt. Das mag paradox erscheinen, hftogt aber innig mit der allgemein anerkannten Tatsaehe zosammen, daEs sich mit der teehnisehen VervoUkommnong der Feuerwaffen die Verloste Ferringcrn. Das Ergebnis einer Schlacht ist, wie ich schon oft au!«geft1hrt habe, kein Recbenezeropel. Niofat die Verlustziffem an sich entscheiden^ sondern die Überzengong eines der beiden Gegner von seiner bevorstehenden materiellen Yemichtnog. Je vollkommener nun die Waffen des Feindes sind, je besser er schielst und je vollendeter er sein Feuer taktisch verwertet: desto früher wird sich im Schwächeren die Überzeugung bilden, dats ein fernerer Kampf aassicht^loR sei. Einer solchen meist verfrtlbten, ja nicht selten gänzlich falschen, subjektiven Über- 'zengang^ k^nnenMannschaftcu wie Führer unterliegen. Der Schwächere wird sich dann decken oder zurllekzieheu, bevor er sich weitere Verluste zufügen läfst. Und er wird dies heute um so eher ton, als die im ! Vu- r der Kepetierg^ewehre uotweiidigerweise lockeren Schützen- linien der inuereu lüraft der früheren mehr gescblosseuen Formationeo entbehren.

\on diesen initi nn X'orw-jiniren -ah schon der äulserr Verlauf <!er siegreichen (tcti clite der Buren ein besonders autfallendes Zeugnis, lu diescii (irt( i iiten fand kein dramarisehes Hin- und Herwogen des Kanijilc^, \s'\v bisher in den europäischen Sehlat hteD, statt. Ihr Stil war ein merkwürdig einfacher, mnn möchte sagen geradliniger. Waren einmal die Engländer durch die Unerunst der Verhältuisbe in Nachteil geraten, so zeigten sie nicht mehr das

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Boronkrieg und Qaaiitatoaokiefaen.

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Beafaeben, eioen Umehwung ilinr Lage herbeinillihraii. Sie gidtea deb endgültig für gesolilageii.

Nie TOilier Ist das inliuiteilsliMbe SeliielMii so iweekeDtspraehend geltbt worden und Isl das SehieÜwii taktisoli so TvIrkuigsToU nr Anwendung gelangt, wie von sdten der Bozen. Im slldafrikanidohen Erlege wirkte nleht die weittragende and selmelifettemde SehiefB- maschine als solebe: es war kein Qoantittts-, es war ein Qnnlitttts- sekiefsen. Die Wiikong ergab sIek ans der Art des SeUeÜMns der Boren: der Bor blieb aaeb innerhalb der Menge, in der er sieb befand, als Sobtttse eine PersOnliebkeii An die Steile seines Sigen- wHiens trat nieht ledi^iok die Naehabninng von flaadlnngen anderer. Die Persönliebl^lt nnd nioht der Herdentrieb bemehte ▼or. Dadnreb gewann das Fener der Boren niebt blofr eine giolse IMstoherbelt, sondern aneh eine anisexordentUebe fienksamkeit. Statt sebwerfiiUig an dem Ziele ballen in bleiben, anf das es einmal geriditet war, weebselte es beweglnh seine Objekte, je naeb deren taktisoher mektigkeit nnd teehnisober Verwondbarkdt

Als die wiebtigBte Folge des peradniieben nnd individnellen Sebiefeens der Boren ergab sich die Konzentration ihres Feoers naeb Ort and Zelt, im greisen wie im kleinen. Dieser Verelidgttqg der Cr e schösse anf taktisch wertvolle und schiefsteohnisch erreichbare Ziele verdankten die Baren vor allem ibre Gefeobtserfolge. Denn die Konzentration des Feuers war es, die in so yieien Kämpfen bei den beschosscDCD Engländern gewaltige depressive GeftthlseindrUoke hervorrief, Gefublseindrücke, welebe zu überwinden, die ClngUinder die innere Kraft nicht besa£sen.

Die Boren beeobossen also im allgemeinen solcbeZiele,die qualitativ wertvoll waren, and die sie anch wirklieb treffen konnten. Daher liefisen sie auf grOteereu Entfernangen vom Besohielsen niedriger Schtltzenlinien ab, wenn sie nicht bald £rfolge erzielten und schössen erst wieder, wenn sich diese L«inien zar Vorwärts- oder Rtlckwttrts- bewegong erhoben, oder wenn sieb hinter ihnen Unterstützangen in Manneshöhe zeigten, aut die sie dann ihre Gewehrlänfe richteten. Selbst auf nahe Entfemongen vermieden sie, liegende, also schwer zn treffende Schützenlinien ihrer ganzen Breite nach zu beschielsen. Sie zogen es dann vor, ihr Feuer gegen solche Ziele innerhalb der gedeckten Schützenlinien zu vereinigen, die sich deutlich abhoben. Es warrn dies meist Offiziere und besonders beherzte Schützen, die sich aullichteten, uui einen besseren Überblick und Ansschuis zu fre Winnen, oder um der Kette den Anstois zu einem Sprunge nach vurwiirts zu ge))en. Versuche der Rng-länder. Munition an dir feuern- den Sehtttzen oder Batterien beranzubriogen, um den Kampf mit

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Bomikxl^g and QnaUtittMohletteo.

imgeseliwliditer Kraft fottfUliieii m kOnneni Mheifteiten gewOhnttoh. Buisohe Tnffriolieifaeil lief» es aelien zu, dab die Hnnitionstriiger md, die Mmiitioiiswageii ihre Ziele eneiöhleii.

Der Sidolg dieser FeaertakÜk die von der der enreiAiflefaen Selüelsplätze so wesentiich abwich war begreiflicherweise kein quantitativ günstiger. Was wollte es, in Trefferzahlen aosgedrtickt» sagen, wenn TOD einer SchUtzenlioie hauptsächlich nor solche Leate weg- gesohossen wurden, die sich der Gefahr, getroffen sn werden, besonders aussetzten? Anders stellt sich die Heohnung in qnalitatiyer Be- ziehung. Die aniser Gefecht gesetzten Offiziere nnd Leute waren das Kttckgrat der feindlichen Kampflinien gewesen. Mit ihrem Ver- luste war der Gegner überhaupt seines inneren Haltes nnd seiner Fähigkeit znr Initiative beraubt.

Das iüdividuelie Schiefsen der Buren trat in ihrem letzten Kriege gegen die Engländer, im Jahre 1899, u. a. bei Magersfontein (11. De- zember) besonders bemerkenswert herror. Die angreifende Hoch- länderbrigade lag der Magersfonteinhöbe gegenüber. An ihrem Fulse hatten sich die Buren eingenistet. Jeder der beiden Gegner war ungefähr 2200 Mann stark. Ihre Entfernung von einander betrog 150 bis ()00 m. Nur wenn die Schotten versuchten, Vorstöfse gegen die Burenstellong zu machen, entfesselten sie ein allgemeines Fcurr gegen sich. Oder wenn sich ein Engländer aufrichtete, um übt r d;is niedere Gestrüpp des Weidelandes hinweg srinrn (rccrner besser bezieleii zu können, fielen sofort mehrere Schüsse gegen ihn. Sonst schössen die Buren nicht. So ging es zehn StniHli n Innir fort. Bei diesem spärlichen Feuer entstanden natürlicli, trotz der langen Dauer des Kampfes, verhältnismäfsig nur geringe Verluste. Desto wirkungs- voller war das Schielspn der Buren in psychischer Beziehung. Ihr zwar seltenes, iloeh ^tets zielljewutstes und konzentriertes Feuer ver- ursachte bei ihren Gegnern eine starke Wiileusdejires-iou. Die Hoch- länder hörten nach und nach auf zu schiefsen. Auch physische Be- schwerden st( ]lteTi sich bei ihnen ein. Immer grofser wurde ihre körperliche Erschöpfung, immer unerträglicher die Hitite. Es konnte nnr mehr eine Frage der Zeit sein, wann sicii ihr Gefühl der Un- sicherheit, der Hofinunpslosigkeit, der Furcht in eine rückgängige Bewegung auslösen werde. Der Anstofs hier/u Uat eiu, als eine firisch eingetroffene Burenabteilung in ihrer rechten Flanke erschien. Der Führer der Brigade wollte lediglich den rechten Flügel zurück- nebiiien : aber gebrochenen Willens folgten auch die Mitte und der linke Flügel der rückgängigen Bewegung. Versuche, die zurück- flutende Brigade wieder vorwärts /-u bringen, blieben erfolglos.

Freilich gestaltete sich die Sache iu dem Augenblicke anders.

Barenkrieg und QnHlhfttosohMfseiL

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in dem die EngUider wegen des Gelttndes anlsentuide waren, sieb zu decken oder zoraolusiisieken« Es gab dann die greise Zahl der englisehen und die geringe Zahl der bnrisehen Verinete den Mafsstab für die Oberlegenlidt der SebleÜBkanst der Buren ab. Am 28. Ko- yember 1881 nabmea die Engttader, 860 Infanteristen, die Hoeb- flSebe des Miynbaberges in BeaitK. Obgleieb die Bnren nur 200 Hann stark waren, griffen sie doob sofort an. Gegen 90 Sobtitnn besefaossen frontal ans guter Stellung anf etwa 800 m jeden Engl&nder, der sieb auf dem Berge zeigte. Unter dem Sebutae dieser Feneestaffel erkletterten 80 Bnren den Hang in der Front, während eine dritte Abteilung, die angeblieb nur 60 Bttehsen slUilte, swei Erbebongen erstieg, die In der Flanke der Engländer lagen. Das anlängst ersebienene Helt 82 des preulrisebett Generalstabes ttber den sadafrikanisehen Krieg sagt: , Jeder Versudi eines engliseben Seblltien, sieb aufzoriobten oder seine Stellung zu Terlaesen, wurde durab das gnt gezielte febidliebe Feuer verhindert. Die Buren überhöhten und nmfalsten also zum Teil ihre Gegner, so dab nur eine geringe Anzahl von ihnen ent- weichen konnte. Daher bei Majaba ausnahmsweise sehr grobe Verloste der Engländer: von der 860 Mann starken englischen Ab- teüUDg fielen 20 Offiziere darunter der FOhrer, General GoUey und 234 Mann, also 60 v. H.; was nicht entfliehen konnte, ergab sieh. Aber trotz dieser hohen materiellen Verlnste läfst sich doch niebt verkennen, dafs auch hier die Gefühls- nnd WiUensseite der Feaer* Überlegenheit nnd nicht ihr materieller Teil den Ausschlag gab: während die Engländer fast aufgerieben worden, brachten sie ihren Gegner nnr einen Verlast von 1 Toten und 5 Verwundeten heil Dieser aufserordentliche Kontrast weist darauf hin, dafs die Eng- länder bald nach Beginn des Feuergefechtes ihre innere Widerstands- kraft eingebttlst und damit ihre Fähigkeit, sich zu wehren, verloren haben müssen.

Die GefUhlseindrUcke, die das individuelle nnd persönliche Schiefsen der Buren bei den Engländern hervorrief, erfuhren noch eine wesentliche Steigerung durch die ^ Leere des Schlachtleides'' in Südafrika. Diese Leere bc/eichiiete ein englischer Offizier als dap Peinlichste in der modmif n Anirriffsseblacht. Sie entstand durch das rauehschwache Pulver, das in Südafrika znm ersten Male zar Anwendung kam und durch die schon erwähnte vorzügliche Kunst der Buren, sich dem Auge des Gcfjnera unsichtbar zu raachen. Ak Angreifer habe man das Gefühl, einem nnBichtbaren Verhängnisse entgegen zo geben, liegen das man selbst kaum eine Waffe besitze. Wolle man bereits auf den weiteren Entfernungen feuern, so schiefse man mehr oder weniger aufs Geratewohl. Der V erteidiger aber

444 Barenkrieg and QnalttituoUefiMii.

leaere. sobald man aah erhebe und Torwärts gehe, ohne dab man Um selbAt sebeD könne. Bald komme der Aagenblick, wo jede weitere Bewegang, gleichgültig ob vorwärts, seitwärts oder rttekwiitoi aufhöre. So ergäben sich dann Feaerhalte, die Stunden lang dauerten. ÜMptmaDn t. Luttwitz, der deutsche Militiürattachö bei der englischett Armee, erzähll einen Fall ans dem Gefecbt am Modder River (28. No- vember 1899), wo die Gardebrigade zwölf Standen lang im feindliohen Feuer auf einer und deraelbeD Eatfeniiing von etwa 600 m vom Feinde lag. Jede Bewegung war aufigesohlossen, weder Befehle noch Munition kamen zur Scbtttzenlinie. Nachdem 29 Munitions- träger erschossen waren, gab man es aal, Patronen heran- aabrins:en.

Die materiellen Verluste, die hier die Engländer erlitten, waren gerins:. Sie betrucren beiläatig 7 v. H. ihrer Stärke. Die bei ät. Privat unter ähnlichen Verhältnissen in den Katui»! getretene 4. preulaische Gardeinfaiiti riebrip-ade bUfste 42 v. Ii. ihres Standes ein? Nicht wenig-er die Kubsen utitt'r (reneral Skobelew, die am 11. 8ei)teiiiber 1877 die türkischen JSchaiizea westlich Plewna ersttlrmteu und bis /um Nacbmittaor des folgenden l'agea behaupteten. Die 13 14 (XX) Mann .starke russische Infanterie verlor an GOC)0 Manu tot ui>d verwundet; einipe Abteilungen verloren 60 v. H. der Gefechts- stitrkf' und einige Kompagnien sogar l)i8 75 v. H. Auch diese Einnahme der .Schanzen hatte ihren psychologischen Moment. Ein verzweifelter Gei:( naiip:rifi der Türken gegen die rechte Flanke der Hussen brachte den Kampf mm Stehen. Noch einige Minut ii - und die Russen wären zurückgeflutet. Dem Pferde die .Sporen gebend, sprengte General Skobelew zur vordersten fechtenden Linie. Die günstig gewählte Minute, seine an die Trnppe glücklich ge- sprochenen Worte und sein« teste Kutschlossenheit, zu sterben oder bis zu den Türken zu gclatj^t n. taten iluc Wirkung: alles das erhob und belebte die Kämpfeudeu zu ueueu Anstreuguogeu. Die Schanze ward genommen.

Bätte sich dieser Vorgang im slldafnkaniseben Feldzuge abgespielt, 80 wJIte Skobelew steber ein Opfer der boriachen Geschosse ge- woiden. Dann wiren die Yttloste te Bossen alleidiiigs sehr viel geringer gewesen, aber die Seiiaoaen bfttten sie niehl erobert. Ja, es wäre Skoiielew sohon gar nieht in den Sinn gekomnen, In der Sehtttzenlinie sn Pferde sa bleiben. Za FtiÜBe aber bätte er nieht ▼ermoebt, sp iorttfkig auf seine Leute einznwirlLen, wie boob sn Bofii.

Selbst wenn er Ton Pferde gestlegen wäre, wttrde er sebwerlieb glttekliob daTongekommen seln^ Beim Angriff der HoeUänderbrigade aaf die MagersfbnleinbOhe, von dem wir scbon gesproeben baben,

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BarMkitog und QoAliÜttMehiAlMiL

445

warf aoeb der Ftthrer dieser Trnppe, Genefal Wanehope, in eiDem kiitisehen Ausblicke eeine Peiaon in die WagsobAle. Ale die Brigade im Sebwaol^eii kam, begab er sieh in Fbis in die SeblltMn* llnie, um sie pexeOnlieh nini Stiunn aof die feindliebe Stellung in fObren. Die Geeoboaee der Buren streekten ibn, semen Qrdonnana- oMiler nnd den Kommandenr des Torderen Bataillons lot in Boden. Der Angriff kam ins Stocken nnd verwandelte sieb in das TOifaer bereits erwähnte zehnstündige Feneigefeeht} in dem die Englinder mit 80 geringen Verlusten aoterlagen.

Die Konzentration des Feaers im Gefechte erfahr ihre höchste VoUendong durch die Feuernberfälie^ mit denen die Boren häufig ihre Gegner überraschten. Mit einem Schlage trat dann der psychO" logisebe Moment des Gefechte s (in: die innere Entscheidaog über den Aoflgang fiel, bevor das Gefecht Uberbanpt reebt in Gang ge- kommen war. Was dann der Überfallene später nnch untemabm, geschah haoptsfii h1ieh nur nnter dem Einflüsse des Beharrongs- Vermögens. Ohne beseligende Hoffnung des Gelingens, ohne jene brennende Energie, die allein zum Siege fUhrt, strebten die ver- blüfften Engländer noch nach dem erlittenen ner?9sen Ghok, gleich- sam mechanisch, durch Standen hindurch den Gefechtszieleo zu, die sie sieb zu erreichen einmal vorg:enommen hatteo. Dafs die Verluste, die bei solch matter Durchführung des Kampfes entstanden, keine besonders <rrnlseu sein konnten, ist selbstverständlich.

Allerdings hat es zu nllrii Zeiten, seit der Anwcndaug des Pulvers in der ^>chJacht, F( Q( niherfjlle ;j:egeben. ich erinnere aus der neuereu Zeit nur an die Episode am 18. August 1870 bei Ver- neville, die uns Frenssen in seinem Jörn Uhl so meisterhaft schildert. Aber alle diese FcuerUberfälle waren eben nur Episoden. Sie ent- standen aus mein /ntalli^ren Ursachen und spielten sich auf verhiiltnis- m&fsig: schmalem Gefecüisraume ab. (xanz anders die Fcucnllit rfalle der Buren. Diese waren absichtlich herbeigeführt als Ausgang und Mittelpunkt siegreicher Kämpfe. Sie blieben daher nicht anf be- stimmte Plätze beschraukt. sondern erstreckten sich aut das ganze Gefechtsfeld, wie ausgedehnt rs auch gewesen ^.cln mochte. Freilich setzen, auf weiten Strecken absichtlich heriieigetührte Feuerüberfälle eine grolse Sdiielsfertigkeit der Kämpfenden voraus. Nur das Bewufstst'in dl I vollen Schiefsfertigkeit gibt die Selbstdisziplin und das ft( Ihstvcrtrauen, deren der Schutze bedarf, um den Gegner st» nahe heraukoromen zu lassen, dals er ihn mit plötzlichem Feuer Uberfallen kann.

Ein grulsartiges Beispiel von Feuerüberfallen aus dem Buren- kriege bietet das Gefecht von Colenso (15. Dezember 1899). Da»

446

BoniikiiAg md QniHlttMoldallMn.

soboo genuiDte Heft des G^neraUitebes schildert diese FeuerttberfäUe, die aas so breiter Front erfolgten, eingebend. Ihr Erfolg ist gemein bekannt. Der englische Führer, General Bnller, verlor gans und gar die Besonnenheit. Er liels seine braven Tmppen einen übereilten Rttekzng antreten, durch den die GeschOtM der beiden Batterien, deren Rettung doch während des Gefechtes den fast aas- scblielsiicben Gegenstand der Sorge Ballers bildete, und 9 gefüllte Monitionswagen in die Hände des Feindes fielen! Nicht genag. Boiler sandte auch noch ein Telegramm an General White naeh Ladjsmitb, das den Adressaten in die Niederlage verstricken soUte. White sollte nämlich ohne jeden zwingenden Grand seine Depeschen- ehif^e verbrennen, alle Munition verfeuern und sich dann mit seinen 1()0(X) Mann den Buren ergehen. General White hielt diesen durch den Heliographen Übermittelten ungeheuerlichen Befehl ittr eine Kriegslist der Buren und befolgte ihn nicht.

Die Gesamtverluste der Engländer waren sehr gering:; sie betrugen nur 6,4 v. H, Wie hätten sie auch gröfser sein können, da der Oberbefehlshaber fast schon bei dem ersten feindlichen Schussp die Hoffuaug auf das Gelingen verlor, beinahe die Hälfte seiner Infauttrie. 10 Bataillone gar nicht in den Kampf einsetzte und sie antätig hinter der Gefeehtslinie stehen liefs! Und wäre General ^\'hite der Weisung seines Vorgesetzten nachgekommen, so hätte die englische Armee bei verschwindenden Verlusten eine Katastrophe erlebt

Mehr oder weniger unbestimmte, alier stets stark geftlhlsbetonte Yorslell untren sind raaisgebend für den Ausgang der Gefechte. Die Besorgnis vor materieller Vernichtung bildet den Hintergrund der GreftlhlseindrUcke. So ist die Schlacht von psycho-physischer Art. Das natürliche Ubergewicht des pssychischen PJements in diesem Wechselspiel seelischer und materieller Vorgänge führt, wie der Burenkrieg zeigt, zu der allerdiugs befremdlich erscheinenden Tat- sache: dai's die Schlachten einen umso unblutigeren, umso psycho- logischeren Verlauf nehmen, je vollkommener die Feuerwaffen technisch und taktisch verwertet werden.

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Takttsohe AuäbUiiuug der FeidaruUene-Offiziere.

447

XXIV.

Taktische Aosbildung der Feldartillerie-Offiziere.

M den ÜAnOTem tritt nioht sotten die EnoheimiDg «liage; da&, sofern nieht eine bemdeie taktische Seholong der betieflRBnden

PersöDlichkeit vorausgegangen, die der Infanterie angehörenden PutetfUhier ihre An^be im allgemeinen mit grölserer Gfewandtheit lHoen, als solche der andern Wafien. Ganz abgesehen von Behand- lung des Vorpostendienstes, welcher in der Hauptsache die eigenste Domäne der Infanterie bildet, Teretehen die ans ihr herrorgegangenen Führer den Kern der gegebenen Lage meist sicherer und schneller herauszufinden, besonders aber das Gefecht in der beabsichtigten Weise durchzuführen, als die der Karailerie oder FeldartiUerie ent- stammenden O^ere.

Forscht man nach der Ursache dieser Ersoheinong, so wird sie in einem Unterschiede der taktischen Befähigung von Hause aus schwerlich zu suchen sein. Auch au den nächstliegenden Hilfsmitteln zur Förderung der taktischen Ausbildung KriegsspieL Lösung von Aufgaben bei Übungsreiseu oder 1 bungsritten. Generalstabsreisen, Besuch der Kriegsakademie kann es nicht liegen, denn sie sind Gemeinsrut ;iller Waffen. Oder sollte es, abgesehen von General- stabsreiseu und Kriegsakademie, auf unzulängliche Anwendung dieser Hilfsmite! hinauskommen V Hierbei spielen die personlichen Nei- gungen, b äili^ke^ten und Kenntnisse der Vorgesetzten, in erster J Jnie der Keginients-Komniaudeure, eiue entscheidende Kolle. Und wenn nun auch die Kegitiientskommandeure der Infanterie augenblicklich über gröfsf-rt' Dietistertahrungeü verl'iigen. da sie im Verirlfirh zu (icn beiden andern Watfen um einige Jahre später zu der Stf üimg aufrücken, so hat doch dies \ erhältnis keineswegs immer bestanden und kann nicht zur Begründung der Verschiedenheit ausreichen. Bis zu einem ge- wissen Mafse könnte der Grund als stichhaltig gelte [i, dais die Feld- artillerie erst seit etwas Uber 4 Jahren in den \'erband der Dinsionen eingereiht ist und deshalb ihre jetzigen Kumniaudeure noch nicht zu der Stufe taktischer Schulung aufgestiegen wären, wie diejenigen der andern Waflen. Denn wenn auch die Feldartillene trüber zu den Manövern und GarnisonUbungeu ausrUckte, so war doch der Einiluls der DiTisions-Kummandeure. in deren llund daö ZuMammen- schweifsen der drei Waffen zum Gefecht in erster Linie gelegt ist, kein so umfassender und nachwirkender, wie jetzt. Ganz von der Hand

448

Taktische Ausbildung der Feldartülerie-Ot'äziere.

sa weisen wird daher diese ßegrllDdang nicht sein and erat am llDgerer Zeit der Unteratellaiig unter die DiTiaioneii «of weitere Vei^ ToHkommoimg des takdscheii Könnens gerechnet werden dürfen.

Det Hanptsaehe naeh aber wurzelt die besproehene Ersobeinnng in der Verschiedenartiglieit der Gefechtsiweeke und TUtigkeit von Infimterie nnd Feldartillerie und der daraus hervorgebenden Ans- bfidnng, anf welehe später näher eingegangen werden soll. Ein Vergleieh mit der Kandlerie nnterbleibt. Für sie liegen die Ver- hältmsse nicht so günstig, wie bei der Infanterie, aber besser, ab bei der Artillerie. Zunächst ooeh einige Worte Uber das Kriegs- spiel nnd die Obangsritte.

Beide werden in der Waffe anter Leitang der Kommandeare betrieben, abgesehen von etwaigen Kriegsspielen in der Gaimsoii, an welchen rielleiobt nicht alle Offiriere teitoehmen können nnd die ihrer Zahl nach meist sehr beschränkt sind. Nidit immer wird für die genannten Übungen der richtige Rahmen innegebtüten. Operative Kriegsspiele setsen das Verständnis für grofse Verhältnisse voraoe nnd stellen die meisten Teilnehmer vor Aufgaben, welche in Wirk' lichkeit kaum je an sie benmtreten werden. Sie überlasse man dem Zusammenwirken in der Garnision unter bewährter Leitung. Beim Arbeiten mit gröfseren Truppe iik('»rpein, als Dinsionen, geht leicht der Überblick verloren, das Eingehen auf Einzelheiten kommt zu kurz und die Teilnehmerzahl reicht im Regimentsverbande wahr- scheinlich nicht znr Besetzung aller Stellen aus. Greift man anderer- seits 7M Stärken unter einer gemischten Infanterie- Brigade, so stOfst das Schaffen einer kriegsmälsigen Gefechtslage auf Schwierigkeiten nnd das VoriUbren des Znsammenwirkens der Waffen leidet. Des- halb empiiehit es sich, derartige Übnngen in den Grenzen einer Division, rielleicht anfangs einer gemischten Infanterie-Brigade sn halten.

Während der Kommandeur die Kriegsspiele durch hierzu geeig- giete Persönlichkeiten ohne Rücksicht auf das Dienstalter leiten lassen kann, wird er die Anlage der I hungsritte meist selbst in die Hand nehmen mlisscn. Da er indessen auch für die Weiterbildani: seiner l'ntcrp'henen in diesem Dienstzweige verantwortlich bleibt, so kann er öeine .Stabsoffiziere dazu heranziehen, doch wird es ihm obliegen, dafür /u sorpren, dnfs möglichste Mannigfaltigkeit in den Kriegslagen und in der Benutzung des Geländes eintritt, l'nd in dieser Beziehung hat der Artillerist einen Vorteil vor dem Infanteristen, da er. weil beritten, nicht mir in der Wahl des GeUinde?\bschuitte8 für die Übung viel weiter ausgreifen, sondern sich auch während (itMsclben freier bewegen kann. Nebenbei bemerkt, sollte hierbei jede Gelegenheit,

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iakUäciie AuübilduDg der FeldartiUehe>0fti2iere.

441)

sei es bei der Aii%Bbeii-£rteOii]if , sei es bei der Bespieolrnng, gmnd- aililieh dam benntat werden, tod der betreffenden Stelle ans das Lesen der Karle nnd des Gelftndes grttndlieb sa ttben.

Unter den Hflitelttefai rar FSidemng laktiseber Ansbildnng war das YOisngsweiBe gedgnete bisber niebt erwttbnt: die Feld* dienstttbnngen in swei Parteien, Ton denen Z. 7 der F^lddtensl- Ordnung sagt: „Sie ▼errollkommnen den Offisler in der Beberr- sebnng der Trappe, seblirfbn sein taktisebes YerstÜndDis nnd geben ibm Geiegenbeit an selbstindigen fistsoblttssen nod Ansfllhningen."

Solebe Obnngen können innerbalb der eigenen Trappe oder mit gemisebten Waffen yor sieb geben. Jene werden als Vorstufe fllr diese dienen ond. Je mehr eine Trappe für sieh befUiigt ist, selbständige GeÜBcbte anrategen nnd dnrobsnfttbren, desto besser yoigebildet treten ihre Offiziere an Anlgabea mit gemisebten WaflSBo heran. Der Naebdraok ist hierbei anf „selbständig* und ndnzebfnhren*' zu legen, well darin der bedentnngSTolle Untencfaied in der AntbUdang von Infanterie- nnd ArtiIlerie<Olifizieren für prak- tische Trappenfttbrong besteht Das sei knrz näher begrUndei

Der Infanterie bieten eich vielseitige Felddienstanfgsben ans dem Gebiete der Anfklärang, der Sicherung ond des kleinen Krieges, welche für Patrouillen, einzelne Züge oder Kompagnien Gelegenheit ZQ selbständigem Entscblals aiul Ilandclik geben. Das Wesentliebe dabei ist der Umstand, dafs die Übung bis snm Znsammenstois ge^ trieben und dadurch den Führern die Überzeugung von der Zweck- mäfstgkeit ihres Verfahrens beigebracht werden kann. Uuls freilich auch der Leitende oder Schiedsrichter Uber die Wirkung des Ge- wehrs £ntseheidQng tretTen. so treten doch alle die Umstände deutlich Tor Augen, welche A)r den Erfolg oder Mifscrfolg aus offensivem oder defensivem Verhalten, Wahl der Angriffsrichtung, Heranarbeiten an den Gegner, Ausnutzung der angenommenen Feuer-Überlegenheit« etc. entspringen. Der Vorgang gewinnt durch rlio wechselvollen Lagen und Bewegungen gewissermafsen Fleisch und Biut. Dazu kommt dafs solche Übungen häufig, zu jeder Jahreszeit nnd mit geringstem Aufwände an Kräften nnd Vorbereitungen stattfinden können. Nach vorheriger Erkundung durfte sieh ausnahmslos stets ein Gelände erraitteln lassen, anf dem dieser oder jener Zusammen- ütofs von Zügen oder Kompagnien ohne Flurschaden zu ermög- lichen ist.

Weiterhin bietet sich während der Kompagnie- uud Bataülons- Ausbildang Gelegenheit, auf dem Exerzier- oder Truppenübungs- Platze, sowie während der An- uud Abmärsehi' zu denselben, den Kompagoie- und ZagfUhrem Aufgaben zu stellen, welchen schnellen

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460 TUctiMlie AmOMärng du Fä/äumuMMtn.

Boteehlulsi Befeblsfuhrun^, Ansnntznng des Geländes and kriegs- märsiges HandelD fi^niern. Und mit forttolmiteiider Aasbildongauit erhalten Bataillons- ond BegimeDtokommaDdenrc ihre Anfbüge, ao dafe bia warn fiegino der ManOrer eine vielgestalti^p Scholong rom Leatnant bis zum Stabsoffizier innerhalb der Wafie erreicht sein kann and zwar immer mit dem Vorzöge^ dais eine selbständige Gefecbtshandlang bis in die letzten Folgen yorzafUhren ist, ohne einen gp-ofsen Apparat in Bewegung setzen zu müssen. Ja, die Infanterie ist sogar in der Lage, ohne besondere UnnatUrliehkeiten ihr Zusanirneuwirken mit Feldartillerie zur Darstelhinir y.u bringen, will sir deren Kinfiufs auf die Kaiimvorhältnisse hfi der Entwiekelung, Beherr-Hcbung des Geländes mit Feutr aut weite l^iitfernuu;:prt etc. vernnsrhauMohen. Denn es genügt, in der Feuerstellung die liatte- rien diireh FlaL^sren, vielleicht Kanoneusehlä^'e anzodenten, um die Berücksichtigung ihres Krscheinens verlangen zu kennen. Dafa um- gekehrt das Markieren der Infanterie für Übungen der Feldartiüerip von minderem Werte ist, erhellt ohne weiteres daraus, dafs bezüg- liche Flaggen keine N'orstellung von der Froutentwickelung und Tiefengliederung, der Aasnutznng des Geländes, dem sprungweisea Vorgeben etc. zu geben vermögen. \v*'8bÄlb sie wnh] für die erste Entwickelung, nicht aber für die Forttührung des Getecbtes ein Aus- kanftemittel bilden.

Wesentlieb ungünstiger liegen die \'erhältnisse für Felddienst- ubungen in der Waffe bei der Feldartillerie. Das beniht auf ihrer GefeehL^tütigkeit. welche sie nur in Verbindung mit anderen Truppen iiufsern kann. Für sich allein vermag: sie den Verlauf einer CTefechfshaiHllun;;- von der ersten Entwiekeluni: tiis zum Zu- sammeustol's und darüber hinaus nicht zu veraii^chaulicbeu, ohne die Vorstellung Ubermäl'sig in Anspruch zu nehmen. Es ist ein Unter- schied, ob der Artillerist möglicherweise auf 3000 m Abstand vom Gegner, der vielleicht wegen gut gewählter Aufelellang nicht einmal 2n sehen ist^ der Entscheidung des Ldtenden besw. SeMedsriohten ttber die Wirkung einfach glanben muls, oder ob rieb dem Infan- teriilen die Oberzeogung Ton dem EinflniB sdner Tätigkeit didnidi ▼on selbst einprägt, dafe er aie Sehritt für Sobritt vor sich riebt, wenn aneb nidit die aus der Feuerwirkung entspringende, so doeh die ans den Foraien. der GelMndebenQtsung, dem offbn8iTe& besw. derensiven Verhalten eto. hervorgehende. Deshalb drängt steh der Feldarüllerie das Mailiieien benaehbarter rigener Troppen anf, um ein Bild sn sebalFen, in welehes sieb die Bsiterien» Abtoünngen ete. mit einiger WahTBcbeinlichkeit einfttgen kOnnen. Dnfo solohes Ver- fahren nur ein dürftiger Notbehelf sein kann, war sehen angedentet

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TkkllMlia AubUdivg der FaldtiUlkito-Ollflrieie. 451

Während der Infanterist seine taktische Schnlang als PatroQUlffii- oder Zugführer beginnt, hat es fttr den Artilleristen keine rechte Bedeatnog, mit dem Zage zu flben. Wie er diesen der Gefeehtslage eBtepraohend im Gelände anfzastellen hat, lernt er ausreichend als Zugführer in der Batterie. Mit 2 Geschützen für sich lassen sich die Schwierigkeiten nicht Teranschaulichen, welche in der BenutAung des zugewiesenen Raumes, Erfassen der richtigen Front, Ausnutzung: Ton Deckungen etc. verbunden sind. Dazu wird ibm zweckmäfsig eine Batterie in die Hand frr^rehen, /nmal im Ernstlalle die Ver- wendung einzelner Züge auch in Zukunft zu den seltenen Ausnahmen gehören dürfte, ti ot/.dem aus (icr -ree-en früher sresteigerten Geschofs- wirkung und Feut r^'^t'>,oh\\ inclitrkeit eine grölsere Gefechtskraft her- geleitet werden kann. Wozu also etwas Üben, was in Wirklichkeit kanm zur Anwendung: gelaugt und geirebenenfalls auch mit einem Zuge frclinirt, wenn es in der Batterie beherrscht wird? Diiraus folgte dafs der Artillerist seltener Übt, um so raehr, als sich das Ein- nehmen einer Stellung der Gelände-Behauung wegen nicht bei jed- ^v( il( r (iplegenheit ermöglichen läfat, und dafs er von vomhereio un- vermittelt vor grölsere Verhältnisse gestellt wird.

Ohne weiteres läfet sich erkennen, wie -vNünschenswert es wäre, recht häufige Felddienstübungen in zwei l'art* i( n mit anderen Waffen, in erster Linie der Infanterie, vui nthineii zu können. Die kriegsmälbige Ver^venduug der Feldartillerie würde dadurch gewinnen und ihren älteren Offizieren Grelegenheit ge^ioben werden können, sich als Truppenf Uhrer zu betätigen. Aber auch hier heifst es: „Leicht bei einander wohnen die Gedanken, doch hart im Kaume Btofsen sich die Sachen^! Ganz abgesehen von den GarnisoneD, in welehen Feldartillerie allein liegt und deshalb auf sich und Flaggen ange^vieeen »t, gehOrt m einer einigermabeii kriegsmäfsigen An- lage ndadeslens ein Infanterieregimeni

Diese Bebanptiing i>edaii ni&herer firUlaiterong.

Die Bedeatung soleher Übnngen in zwei Parteien berobt doch banptelieblieb in Erlernung des Zuaammenwirkene nnd des Führens der Tendiiedenen Waffen. Wollte oder könnte man auf jeder Seite nur ein Bataillon nnd eine Batterie rerwenden, so wttrden sieb als- bald Unzntrilgliehkeiten heraoBstellen. Fassen wir znn&ebst die FeldaitiUerie ins Ange, so mnls die eine Batterie als etwas Unteil- bares angesehen werden. Sie kann ihr Fener nicht zn ttberlegener Wirkung yereinigen, nicht staffelweise Tor- oder znrttekgehen» indem sie mit einem Teil das Feoer fortsetzt, mit dem anderen anf nKbere fintfemnogen bezw. znr Begleitung des Infanterie-Angriffes Torgebt oder in eine Aofiiahmestelliing abrileki Daher die oft nnnatUrlieken

JakiMikm Ar dit AtsttA* Aibm nd M ariat. »«. SM. 80

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462

TaktiMti« Aiubadung der Feldartittoite-Oliisiet«.

Bilder, dafs die Batterie des Angreifers viel zu weit abgebiiebeu ist, weoB sie iür UuterstUtzung der in die leiudlicbe Stellung einge- drangenen Infanterie zur Haml sein soll, oder der Verteidiger keine Artillerie in eine Auhiahmrbtellung entsenden krüiu, weil seine Batterie zur Abwehr des Infanterie-Angriffes noch mitwirken mufs u.8.w. Vom Standpunkte der Arlillerie wäre daher die Mitwirkung min- destens einer Abteilung zu zwei Batterien auf jeder Seite zu fordern. Und ähnlich verhält es sich bei der Infanterie, wenn sie nur in Stärke eines Bataillun.^ ausrückt Die Pvntwickelunu desselben zum Gefecht liegt in der Haud seines Kommandeurs. Nun imifs sich aber der Führer in der Regel einen Teil, vermutlich eine Kom- pagnie, zu seiner Verfolgung halten. Dadurch wird der Bataillons- kommandeur in seinen Befugnissen eingeengt und die Verwendnng seiner ihm Yerbiiebeoeo drei Kompagnien entbehrt leicht der nötigen TiefengUedemog oder Bfeitenanadehnung.

Stehen aber ma zwei Balaillone zur Verfügung, so könnte, sofern es sich om Angriff und Yerteidigong handelt» der Angreifer 1 Balaillone nnd eine Abteilung zu zwei Batterien stark gemacht^ der Verteidiger anf Bataillon nnd eine Batterie herabgesefeKt werden. Dann iribren wenigntens auf einer Seite Verhftltnisse ge* schaffen, welche ein Znsaninienwirken der Waffen nnd eine Gefecbts- ttohning einigermafhen in die JBmoheinnng treten lassen können. Behn Verteidiger wird es schon eher angängig sein, Flaggentmppen sn TOrwenden, welche die Reserve andenten, nnd in FOiderster Unie kann er mit zwei Koni|»agnien nod einer Batterie immerhin eine FtontentwickeluDg von etwa 500 m vornehmen, gegen welche das Ansetzen eines Angriffes ein leidUch kriegsm&fsiges ßUd vorführt Es werden solehergestalt gleiehseitig aber anch StttrkeverhiUtnisae gebildet, wie sie hei der hentigen Fenerwirkang gegeben sein müssen, soll der Angriff auf einen entwickelten Feind Anssioht aaf Ebrfolg versprechen.

Bis hierher wurde mit der Möglichkeit gerechnet, dais die lo- ianterie annähernd in voller Friedensstärke ausrücken könne, die Kompagnie etwa zn 120—180 Köpfen. Diese Voraossetznng triSt aber fUr die Zeit von Entlassung der Reserven bis zur Einstellnng der Rekmten, also von Ende September bis etwa Mitte Februar) nicht zn. Und rechnet man, dafs die in die Kompagnien ein- gereihten Rekruten zunächst einmarschiert werden müssen, so kommen Aber fUn! Monate heraus, während welcher noch Abzug der Kom* mandierten, Kranken etc., vielleicht nor eine vollbesetzte und drei mit je einem Halbznge angedeutete Kompagnien von jedem Bataillon zu den Übungen erscheinen können. Das bedeutet kaum etwas

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TUttladM Aiubildmifl: der Feldtrtil]erie-Ofllsi«re. 458

anderaa, als mit markierter Infaoterie arbeiten and fuhrt uur za leicht za Teischobenen Bildern, indem die volle Kompagnie, welehe sic h beim Anmarsch meist id der Avantgarde befinden wird, kriegs- niäteig bandeln kann, während die drei anderen gewissermafsen nur Statisten abgeben. Man erreicht anf diesem Wege jedenfalls nichts Oanses, kaum etwas Halbes and weder der Führer noch die InfsDteiie können entsprechenden Gewinn ans der Obnng ziehen.

Ist demnächst von Anfang März an die Möglichkeit gegeben, (He Infanterie in zweckentspreehender Stärke ansrticken zu lassen, so beschränkt nicht selten die Bebauung des Geländes eine häufigere Anlage gröfserer Felddiciistnhunüren, ganz abgesehen davon, dals auch die sonstiire Aasbildung mit knapper Zeit rechnen und diese voll aus- genutzt werden niufs. Viel Geld zur Begleichung von Flurschäden steht in der Kegf 1 nicht zur Verfügung und werden die rbiiii^t n so angelegt, «lafs die Ent\vickehin«r auf den Exer/ierplätzeü ertblgen kann, so l('id( t darunter die Vielseitiorkeit. Die ans der Gelände-Behauung entstehenden Schwierigkeiten steigern sich bis zur T hnsiedeluiii: der Regimenter auf die Truppenttl^unersplät/e I refleü nun auch liier Infanterie and Artillerie zusann iien, su hat doch de Truppe rricliHt^h mit Bewältigung der ihr zufallenden Aufgaben zu tun und kommt es gleichwohl zu gemeinsamen Übungen, so hat der Infanterist gleiche Anwartschaft auf die FUhrnng, wie der Feldartillcrist. Bei den za dieser Zeit stattfinden Besichtigungen der Infanterie im Regiments- nnd Brigade-Exerzieren werden wob] Hatterien und Abteilungeu herangezogen; die Führung aber bleibt naiilriich den Kommandeuren der iniantrie. Also auch bei dieser Gelegenheit krniitc aui i>auz ver- einzelt mit Übertragung einer Truppenfiihning an einen Offizier der Feldartilierie gerechnet werden. Die Besichtigungen der Feld- artillerie im Schiefsen machen de Mitwirkung der Infanterie uutun- lieb; sie könnte nur dazu dienen, den Rahmen ftlr die Entwickelnng jjnr ersten Fenerstellung festzulegen, und die Feuereröffnung wtirde verzögert, da das Vorgelände beim Scharfschiefsen im Frieden frei sein mafs.

Zn ausgiebiger nnd kriegnniUsiger Anlage Ton Felddlenstllbangen in gemisebten Waffen eignet sieh am besten die Zeit naeb Rtlokkehr der Truppen von den Übnngspltttien bis snm Beginn der ManOrer, besonders dann, wenn die sehon teilweise abgeernteten Felder grOfftere Bewegungsfreiheit ermöglichen. Die Daner dieses Ab- schnittes richtet sieh nach den Verhältnissen. Aber anoh hier wird man zufrieden sein mflssen» wenn jeder Stabsoffiaer der Artillerie ein- bis swehnal eine Ftthreirolle ttbemehmen kann, da ja die der Infanterie angehörenden das gleiche Anrecht anf Übnng haben.

t 80*

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464 TtkIMo AwMdnng d«r Feldiv01l«ile*Of8ttere.

Aus dem Gefragten ^eht hervor, dnfs. wenn die Garnison nicht stark an Infanterie ist. die Schulung der Artilleristen in Kühriing ^raisebter Detjichenients keine allzubäafige sein kann und dals von ihr in der Ueirel nur dir Stal>soffiziere Nutzen ziehen werden. Nebenbei sollte ihnen nuvh (rele^enheik gcirehen werden, den Dienst als Vorpostenkommaiuieur kennen 7AI ienu'u. Auch der erlernt sich am besten aus der Praxis. Gelangen ArtUleristen im Erosttaile wohl nie znr AnsUbnn^r dieses Dienstes, so müssen sie ihn doch als Führer und Leikude (später beurteilen können.

Auf die Mitwirkung von Kavallerie wurde nicht gerUck- sichtigt. Sofern sie in der Garnison vorbanden, kann sie in aus- reichender Stärke sich beteiligen. Andernfalls vermag die Feld- artillerie 80 viel Berittene zu stellen, wie zur Befehlsführung und AntklMniug bei den kleinen Detachements benötiget werden. Dem Führer ist es gleich, ob er seine Aufträge an Küvalleristen oder Feldurlilleristen erteilt, und letztere sind tUr dit'se Tätigkeit im ent- sprechenden Dienst ihrer Truppe genügend vorgebildet.

Muls nun zugegeben werden, dafs der Ausbildung der Feld* artillerieoffiziere als Führer bei FelddienstUbungen enge Grenzen ge- zogen sind, so wird das Streben darauf zu richten sein, sie schon bei Kriegsspielen und Obungsritteo in der Technik der Befehlsitthrnng sorgsam TOfmbilden and die Gelegenheiten, in denen sie sieh als Ftthrer von Trnppeo betätigen kUnnen, vielseitig aassnnntien.

Häufig sind bei Kriegsspielen nnd Ubnngsritten die Be- treffenden, wenn sie Tor einen Entsohlafs gestellt werden, schnell liei der Hand, sn erklären, sie wollen dies nnd jenes anordnen. Dem sollte entgegengetreten nnd znerst eine firklämog yerlsngt werden, wie sie die Lage beurteilen, wozn ihnen natorltch Zeit ge- lassen weiden mob. Haben sie Klarheit hlerllber erlangt, so sollten sie gehalten sdn, ihre Absichten in Befehlsform anssnsprechen nnd dabei anzugeben, an welche Stellen sie ihre Befehle richten and anf welchem Wege. Dadurch werden sie an scharfes Denken und an knappen Ansdmek des Gewollten gewohnt, so dafs mit der Zeit nicht erst die Felddienstordnung oder Handbücher, wie so olt, zu Rate gezogen zu weiden brauchen, and nach und nach mehr an! die angenommene Kriegslage eingegangen wird, anstatt gewissennalsen mechanisch die in der Felddienstoidnong fUr den Inhalt eines Be- fehles allgemein gegebenen Gesichtspunkte möglichst wortgetreu ftr den besonderen Fall zu übertragen. Allniählich sind die Anforderungen zu strigem dadurch, dafs der EDtschlnls schneller in Befehlsform umgesetet und auch das KombinattonsreimOgen geschärft wird, indem.

Taktisohe AoBbUdiug der FeUUrtiUerto-OfÜsiere.

456

wie im Kriistfallo, zutreffende mit nicht znti elVendt n Meldungen an- lang:en. aus denen dt r Termutlich wahre Kern erst herausgeschält werden muls. Die boichergestalt Vorbereiteten finden späterhin, von der Sor'.'e um das Formelle hefreit, mehr Ruhe nnd Mufse, »ich mit der Oefechtslage zu beschäftigen und ihre Befehlsführung dieser an- znpass* n Es ist kein Grund ersichtlich, warum derartig theoretische Schulung bei den Offizieren der Feldartillerie weniger anschiageu sollte, als bei denen anderer WaflFen, wobei es natürlich immer von der Befähigung des Leitt;udeo und dem Fassungsvermögen der Be- teiligten abhSugen wird, welcher Gewinn an Belehrung herauskommt.

Viel Wert ist bei diesen Vorbereitungen sowohl, als besonders bei den Felddienstübungen auf einfache, klare und kriegsmälsige Aufgabenstellung zu legen. Was Z. 572 der Felddienst- ordnung für Anlage von Manöveiii ernpüchit. mufs unbedingt auch Uli die hier in Rede stehenden Übungen festgehalten werden. Vielerlei und weitgehende Voraussetzungen, bei denen Armeen mit- spielen, nm weit ab von ihnen winzige Detachements aneinander zu bringen, veranlassen die Führer nur zu leicht, In der Gefechtslage Schwierigkeiten zu suchen, die gar nicht beabsiehtigt sind; ihre Ge- danken beschäftigen sich dann oft mit dem Beiwerk, anstatt in den Kein der Sache einzudringen. Und hier will es scheinen, als ob die ans der FeldartiUerie hervorgegangenen Ldtenden sieb noeh mehi an einfachere VeriUUtnisBe halten mttbten.

FOr die Übungen in 2 Parteioi werden in der Begei Tags zuvor die Detaehementsbefehle eingereicht; sie bilden demnächst ftlr den Verlaal der Handlung die Gfundlage. Da es aber in erster linie darauf ankominl^ die Ftthrer vor Entschlüsse au stellen und da sieh dieselben meist eine voigefafste Meinung von dem Verlauf der Übung gebildet baben^ kann es illtlieh ersobeinen, die Lage mit dem Beginne der Bewegungen dergestalt su ftndeni, dafs durchaus nene BotschlielBnngen getroffen werden mUsseo, indem s. B. statt einer Vor- eme Rttckzugsbewegung angetreten werden mnÜB oder umgekehrt. Dadnzeh gelangt das Detachement dann auch in anderes Gelltndey als es sieh der Fahrer Termutlich nach der Karte snreoht- gelegt hatte, und seine Anordnungen gewinnen an KriegamlKsigkeit. Je Öfter der Leitende auch weiterhin in die Gefechtslage durch Nachrichten Uber den Feind oder Weisungen einer angenommenen höheren Stelle Abwechselung m bringen Tcisteht und so erneut Ent* sehlflsse herausfordert, desto interessanter und lehrreicher kann sich die Übung abs|nelen. Jede Felddienstlibung sollte unter den dar- gelegten Verhiiltnissen so nutsbrtngend als mOglich, gestaltet werden. Eine uuTerhttltnismälsig lange Ausdehnung brauchte damit keines"

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456 Taktiiche Atubildung der FeldartiUehe-Offtiiere.

wegs verbunden zu sein. Grandsätdich freilich dürfte man sich nicht blolä mii der ersten Entwickelun^r und dem ZasammeDstols begnügen, sondern mUlste auch das Verf olgungsfeuer ond die Ver- folg:un^ selbst bezw. das Loslösen vom Feiudi, Einnehmen von Aul- uaiiinetsteliuiigun und den Rückzugs etc. zur Austührung g^elan^en lassen. Die dafür erforderlich«* Zeit sollte stets verfügbar sein; sie macht sich bezahlt, weil der Führci gezwungen wird, sich aus den verschiedeucQ Gefechtsabschuitten Kechenschaft Uber seine Lage zu geben und daraus Anregung zu erneutem Haudelu zu nehmen. Femer kann es sich empfehlen, Offiziere zu bezeichnen, weiche nach dem Enuesseo des Leiteodeo wUhreod des Oaoges der Übung die Fflhmiig zn ttberDehmeD htttten» ihnlieh wie bei den Kanören dn KonmiMidoweeliBel eintritt. Das bat den Vorteil, dab die Betreffenden dem Verlaufe des Gefeebts mtt rersebMifler Ai^erlteamlLeit folgen, am eintretendenfalls sattelfest zn sein. Seblielblieb sollten Fttbier nnd AitiUeriekommandenre gehalten sein, Uber die Obnng einen Gefeebtsberiobt einsoreisben. Das fördert sie nicbt nur in Anwendung der darüber gegebenen Vorsebriften nnd in Itlarem, knappem Ana- draek, sondern Iftlbt sie die ganze Handlung noebmals dnrebdenken und regt znr Selbstbeorteiinnfr an.

Wie bei Anlage nnd Dnrcbfbbnmg der fiinflals des Leitenden scbwer ins Gewiebt föilt, so niebt weniger bei Be spreebang der Übang. ZanSebst wird es sieb bierbet nm Beorteilong der gegebenen Detaebementsbefeble bandeln nnd da diese meist Tags zuvor ein- gereiebt sind, konnten sie eingebend dnrebgearbeitet werden und erfisbren dementspreebend Würdigung bis in die Einzelheiten. Niebt ganz so lieberoll werden in der Regel die Tersebiedenen Gefeehts- befeble gewürdigt Und doeh lohnt es sieb der Mttbe, da rie die Auffassung der Lage widerspiegeln, sebnellen fintscblufs verlangen und davon Zeugnis ablegen, ob der Führer seine Truppen in der Hand behielt und zu einheitlichem Ziele ansetzte.

Bei Erörterung des Verlaufes der Übung ist der Leiteode zu natürlich j;eneigt, seine eigene Waffe in den Vordergrund zu stellen. Dem sollte er entgegenarbeiten nnd zu besprechende Einzelheiten besser späterer Erörterung mit seinen Offizieren rorbehalten. Worauf CS ankommt, das sind die taktischen Verhältnisse und das Zusammen« wirken der drei Waffen. Ob otTensives oder defeusives Verhalten gerechtfertigt war, den Geläodeverbttitoissen und den Beiiehnngen zu dem angenommenen grülseren Körper Rechnung «retragen wurde, ein Wechsel der Gefechtslage richtig erkannt und entschlossen bezw. xweckmäfsig ausgenutzt ist etc., bedarf der Erwägung; der Auf- klärongsdienst der KaTaUerie, die Heehtzeitigkeit und Zuverlässigkeit

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TaktiMhe Ausbttdoiig der FelcUrtilierie-Offiitore. 457

ihrer Meldang-en und deren Eintlufs aaf die Entschlüsse der Führung sind einzuschätzen; die Entwickeinng der Infanterie, ihre Feuer- wirkung, die Besitznahme von Abschnitten durch sie, ihre Kroataus- dehüuüg und Tiefen^iiederuni::. der Schutz, welchen sie der Artillerie gewährte, sind zu beiirteilen und diT Kinflufs der Artillerie aaf Ab- lenken des Geschlitzleuers von der Intauteiie. L'üterstUtzimg ihres \ orrUckens und in Besetzung der genommenen Stellung, Erleichteraog de» Kückzuges etc. zu ensUbueu.

Bei Bewertung des Infanteriefeoers ist der aus der Artillerie hervorgegangene Leitende ebenso anf dnreh eigenes Stadiam ge* bildetes Urteil angewiesen, wie der Infanterist betreib des Artillerie- feners. Da die grundlegende Aosbildong im Felddlenfli bei den Begimentskommandenren steht, so wire zu. erwägen, ob olobl eine Kommandienuig derjenigen der AitUleife zur Infiyiteries^Mioiiiile» derjenigen der Infmleiie siir FeldaitillerieeehiefnebBle filr du gegen* eeitige VenMadniB der eng aufeinander angewiesenen Seliwesterr Waffen reebt viel Lobnendes liaben sollte. Das, was sie als Fkennde Toneinander sn bofllM, als Feinde Toneinander sn ftfebten beben, wttrden sie dnreb die Ansebanong kennen lernen. Aneb dtliflen ne manebes für die Anlage and BenrMnng fciiegsmiilsiger Sebielben Wissenswerte erfahren and deniniebst anf ihre Ttuppe ttbertragen.

In der eingangs dieses Aeftatoes aufgestellten Bebanptang war die Einsohrinkong gemaebt: „soweit niebt eine besondere laiL* tisebe Sebnlnng der betreffenden Persdnllelilceit ▼oransgegaugen.*' Daliei wird niebt blols an solebe Offiziere sn denken sew, welebe die Kriegsakademie besoebt und im Anseblnfs daran Ohnngen bei anderen Waffen abgelegt haben, sondern aneb an A^ntanten, be- sonders der Brigaden ond Regimenter. Omen ist in der Begel Ge- legenheit gegeben, bei der Anlage von Felddlenstttbnngen nnd BrigademandTem ihrem Kommandeur an die Hand in gehen, bei Abfiusnog der Bdehle mitmwlrfcen, wenn diese als Führer Ver- wendung finden, den Veriaof der Übnng an der Stelle mitEomaeben, ▼on welefaer Gefeehtsbeiehle ansgehen nnd wo die Meldungen in- sammenfliefeen, die Eindrtteke nnd Erwägungen mit zu dnrehleben, welebe den Leitenden oder Führer berllbren etc. Ihre Anfmerk- samkelt bleibt anf den Zaaammenhang des Chuuen geriebtet nnd wird niebt daieb die Tätigkeit einer elnielaen IVappe abgelenkt Bei efaiiger Beanlagnng können sie anf diese Weise eine redit gründliebe taktisefae Sehnlnag nnd swar ans der Pnuüs herans daTontragen. Ihnen znnXehst stehen Ordonnanaoffidere höherer Stibe ond aneb Sehiedsriebtergehilibn. Diesen allen ist gemeinsam, dafo sie aas der Tmppe heran^gehoben, mit freiem Blieb die Verwendung

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458 TaktfMl» AuMldiittg der FMdirtUlMMIIIiiaw.

der versdiifldeiieii Waffen mm und im Ckleebt veifolgeii und duceh Qure Berlthnuig mit hoheven Offiiimn vieledeL Anlegung nnd Be- iehroDg empfangen kOnnen.

Wie besebifinkt ist ibnen gegenüber der Gesichtskreis des an seinen Zag oder seine Batterie gebannten OllfiiieiBl Empfiehlt aneb Z. 249 der Sebiefevorscbrift dem Batteriefllbier, zeitweise die Fener- leitnng etc. einem Offizier za übertragen, weil er bänfig ta sebr dnrob die taktischen Aufgaben in Ansprneb genommen wird, so ist seine Aofmerksamkeit doeb vorwiegend, wenn nicht anssebiielislich den VoigäDprn zugewendet, welebe seine Batterie berflbren nnd da- ber nnr einen Bmchteil der Gesamthandlang aasmachen.

Nnn besitzen die Artillerieoffiziere den grofsen Vorteil, beritten za sein. Sie können also, ihre sonstige Geeignetheit TOirnnsgesetst, als Ordonnanzoffiziere oder Schiedsriobtergehilfen berasgezogen weiden nnd 80 za einer Verwendung bei Felddienstttbnngen etc. gelangen, welche das taktische Verständnis zn fördern geeignet ist. Da die Feld- artillcrie während der Manöver in der Kegel über eine mehr als ausreichende Zahl an Front- und RescrTeoffiziercn verfügt, kann es ihr nicht schwer fallen, Leutnants yoti entsprechender Befähigung naeh Bedarf zu solch m Kümmandis herzugeben. Ja, es mUlste Hop:ar von den Kommamit uren die Anregung dazu ausgehen. Werden gelegentlich während der Manöver einzelne Gefechtsbatterien gebildet, am die Parteistärken za findern, so würde auch für ILmptleute Ge- leg:enheit vorhanden sein, sich in entsprechriulcn Stellen taktisch zu vervolikonimuen. FUr fiarnisonUbungen ist die Zahl verfügbarer Offiziere meist dadurch eine reichliche, dals nur ein Teil der Batterien ausrückt.

Ofliziere, welche die Kriegsakademie besuchen, genieCsen deu grofsea Vorzug, die Erfordernisse, Leistungsfähigkeit uud Gefechts- Verwendung der anderen Waften durch Dienstleistungen bei ihnen aus eigener P>fahrung kenneu und abschätzen m lernen. Das würde sich auch für einzelne Offiziere der Feldartiilerie kostenlos erreichen lassen durch Konjmaiulierung solcher, welche Aussicht auf Autrücken in höhere Stellungen bieten, zur Infanterie derseiben Garnison vor und während der Manöver. Voraussetznns: bliebe» dals die Betreöenden bei der eigenen Truppe verfügbar sind. Die Infanterie, welche nicht immer alle Stellen mit Offizieren besttzA ii kann, würde solchen vorübergehenden Zuwachs wahrscheinlich nicht ungern sehen, ood in der Anleitung der zu ihr Kommandierten eine Gegenleistung fStt die Reitaosbildong erblicken, welche ihre Leutnants in einigen Ganisonen dnreb die Feldartillerie eibahen. Das gegenseitige Ver- ständnis mtlbte dadnrob gewinnen, beide Teile sOgen darans Nntien

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Taitisobe Ausbildung der FeldaitUlerie-Offiziere.

459

und die Zthl der taktiseh besonden geeobntteo Offitiere der AitUleiie erführe nacb und naeh eise Zniialime.

Auf einen Anetaoscli swiseben FeldarlUlerie und Kavallerie wurde nicht eingegaugen. Unleugbar wttrde aneh ein soloher ver- dienstroU und, sofern beide Waffen die gleiobe Ganniaoa teilen, ane- fnhrbar Min. Die Hanptmaaae der FeldartiUerie wirkt aber mit der Infanterie snsammen Sehnlter an Sehnlter, weshalb nShere Bekannt* sehaft swiaehen ihnen in erster Linie steht. Dem Erknndnngs- and Anflüämngsdienst der Kavallerie bringt der FeldartUlerist sndem sehen ein gewisses Verstilndnis dnreh entsprechende An^ben für die eigene Waffe entgegen nnd mit ihrer Gefeebtstftt^keit hat meist nur die reitende Artillerie ntthere Bertthmngspnnkte» Diesen kann dnreh Kommandos sa KaTaUeriettbongsreisen Reohnong getragen werden.

Die Beiraebtangen zeigen, dals die Aossiebten, sieh dnrch Feld- dienstnbnngra in swei Parteien taktisch Tervollkommnen za können, für den Offizier der Feldartillerie nicht gttnstig liegen. LmerhAlb der dgenen Waffe solche ansalegen, besilzt wenig Wert^ selbst onter Zvhilfenahme von Flaggen znm Andeuten der anderen TmppeD. Mindestens Infanterie mnls mit herangezogen werden und deren Mitwirknng in ansreiohender Stärke ist an! verbältnismärsig kurze Zeit beschränkt, sofern in der betreffenden Garnison nicht mindestens ein Regiment steht. Folgerichtiger Aofban TOn kleineren zu grOfeeren Übungen und deren Häufigkeit mttssen daruntc r leiden. Das sind Verhältnisse, welche in der Eigenart der Feldartillerie wnrzeln nnd deshalb nicht gewandelt werden können« Eine Ver- Tollkommnong der taktischen Sebnlnng mnfs daher» neben viel- Bettiger und gründlicher Aosnntznng Ton Garnisontlbnngen, mit den zn Gebote stehenden anderweiten Hilfsmitteln erstrebt werden. Diese, Kriegsspiele nnd Ubongsiitte, saehgemäfs geleitet und daza benotzt^ die Beteiligten znr Beurteilung tob Gefechtslagen, ISntsebluis- fassung nnd bestimmten BefeblsfUhrnng anzuhalten, sind geeignet, schnelles Erfassen und Handeln zu fördern, die Grundsätze über Truppenftlhruog zu vertiefen nnd Sicherheit in Anwendung der Vor- scbriiten anzuerziehen.

Es soll nicht verkannt werden, dals sich für einzelne Leutnants Geleiijenheit bietet, bei FelddienstUbungen und Manövern nh Ordonnanzoffiziere von Stäben oder als Schindsrichtergebilfen durch Seben und Hören ihr taktisches Verständnis zu hereichern. Sie zu bolcber Verwendung zu bringen, sollte jeder AnlnTs ansgenntzt werden. Auch ist nicht zu unterschätzen, dal's eine lir rittene Truppe in der Wahl des Geländes dadurch bevorzugt ist, dads sie ihre

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460 Bowertan^ der Bewafinnaf im rnssueb-japuiusciieii Kjiege.

Obuiigbritte weiter ab die Infanterie aoideluien und so einen gxOleefenWeeliflel in Ctestaltnng der Kriegslagen eintraten lanen kann. Ee liegt indessen anf der Hand, daÜB der Mangel an ansreiebender SehniDDg in Fttlmmg ^on DetaelienientB dadnroli Mti wett gemaelit werden kann, diese Laeke Tielmebr immer beeteben bldben wird.

Ein besseres Yerstlndnis fbr das Zosammenwiiken mit der Infanterie konnte dmb Kemmandienmg eimelner geeigneter Leutnants an dieser Waße Tor nnd wXhrend der MaaUver erstrebt werden. Wiie ^on soleber Jlaisregel aneb kein sofortiger Anf> sefawaog der taktiscben Aosbildong in erwarten, so doeb für die Znknnft. Btteken die dort kommandiert Gewesenen später in Stellnngen anl, in weloben sie als Fllbrer oder Ldtende anftreten, so würde ihnen das Erlernte eine wertFolle Bereieliening für das eigene Kennen nnd die Anleitung Untergebener um. Rr.

XXV.

BeweiluQg der Bewaffnung im russiscii-japanisclien Kriege.

Die \'erhältnisse des Kriegsschauplatzes ini feruen Osten brachten PS mit sieb, dale sieh das alls'emeiüe Interesse zunächst den Fiotten der Krie£rfllbrenden zuwtiHltn luulste. War die Herrschaft znr See doch \ lirbedingun^' für die Japaner, ihr Heer dem Feinde entgegen aoi das Festland tiberfUhreu und seine Erhaltung auf Kriegsfuls sicher stellen zu können, für die Russen, dieses Überseteen zn ver- hindern Dementsprecbend wurden mit Beirinn der Feindseligkeiten Ang:aben über die Stärke und Verfügbarkeit der in Betracht koniniendeu Flotten, ihre Besatzang und Armierung, kurz ihren Ge- fechtsvvert veröffentlicht. Vorausgogan^'^eü waren oder folgten Mit- teilungen Uber Ausbildung, Organisation und Ausrüstung der Heere, welche ihre Kräfte gegen einander messen sollen. Auf die Beurteilung ihrer Waden ist aber uoefa so gut wie gar nicht näher eingegangen.

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B«wdrtiiiif der Bewa^ong im roMUeh-japaniaehon Kriege.

461

Und doch hängt von ihrer Wirkung&fahigkeit und Kriegsbraocb- barkeit recht viel, wenn schon keineswegs alles ab. Denn erst eine sachgemärse Ve^^veDllun^^ der Geist, in dem sie irefUhrt werden, kaim die Leisluugcü, zu vvekheu sie der Konstrukteur befuhio^. iu Tollem Umfange herausholen. Welche von beiden Parteien in der FtthruDg ihrer Waffen der anderen voransteht, kann sich erst im Laufe des Krieges erkenneD lassen. Hier soll nor die Bewafl&iimg an Mk kniB besprochen werden nnd swar nur diejenige, durah welebe die Entacbeidangr fällt, also die Gewehre und Gesehtttae.

BlnfMh liegen die VerhIttniBse beim Gewehr insofern, als anf beiden Seiten für Infanterie nnd Kavallerie eine einheitliche Aos- atattnng dnrchgefbbrt Ist and siemlicb zarerliBsige Angaben dartll»er Yorliegen. Nachfolgende Obersiebt enthMlt die rar Benrteilnng der Leistnngen notwendigsten Angaben.

Rnbland Japan

Beaeicliiuitig des Konstriiktionigahres

*

M/97

Seelendurchmesser Aber d^ Feldern

um

7.6

6.5

s

18,7

10,8

rauchschwach

Anfangsgeschwindigkeit des Gewehres

26 tn

620

70«

1 200 m 200

200

Bestrichener Kaum in m fOr 1,7 m Zld-

1 800

. 800

aoo

höhe auf Entfonung von . . .

\ 600

. 160

600

( 700

. 70

VK)

Bestrichener Raum in m fQr 0,6 m Ziel-

' 200

110

•JOO

I 800 f 500

. 76 . 86

800 62

faöhe anf Entfernnngen von . .

Aas dieser Zusammenstellung folgt eine nicht nnwesentliclie Überlegenheit auf selten der Japaner nach zwei Kichtongen hin, einmal hinsichtlich der Monitionsansstattang and sodann in den

ballistischen Leistungen, Steht, wie anzunehmen, das Gewicht der Patrone zu dem des Geschosses in entsprechendem Verhältnis, so kann die Ansrllstunjr des Schlitzen au Zahl der Fatroneu bei ihnen um dcis 1,3 lache höher veransohlagt werden, als hei den Russen. Das ist für die Durchftihruug eines limgereu Feuergefeehtes nicht zo unterschätzen. Der ein/eine Manu ist länger kampfbereit und der MunitiuTssersatz unter sonst gleichen Verhältnissen reichlicher.

Vielleicht noch seliarfer tritt das rhergewicht in der) hnlüsti^rheu Lpisturiireii hervor Das Mt idjii,! ehr M/97 hat eine aulserordeutlich gf^treckte Flugbahn auf den Entfernungen, innerhalb welcher die Ent>( tit idung fällt, d. h. bis etwa 700 m. Diese gnU'sere Rasanz kann kleinere ehler im ächützeu der Entfernung and im Abkommen

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462

Bewertung der BewaÖnuug im rustiisoh-japanisohea Kriege.

des Sehtttzen au^gleiehen, «d Vorzog von schwerwiegender Bedeotoug ittr den Einst&Il.

' Angaben Uber die Ttaffgenauigkeit kOnnen nidit in Veigleieh gestellt weiden, da solche für das mssisohe Gewehr nicht znr Vec- fligimg stehen. Ohne weiteres ist aber anmndunen, dals anoh darin das Mei^jigewehr Iceuieswegs Bnrackst^t

Daraus eigibt sieb für die japanische Infanterie nnd aneb illr die Kavallerie, da diese mit einem dem Gewehre naefagebildelstt Karabiner bewaffnet ist, eine tfit die Bewertung des Fenergefechts nicht sn nntersohätzende Überlegenheit.

Nun hingt das Treffbigebnis aber, wie schon angedentet, nicht in leteter linie von der SebieitansbihlQng nnd Fenerdisiiplin ab. Das beste Gewehr yerüert seinen Wert m der Hand eines sehlechten Schtttien nnd die Mnnition ist fruchtlos verknallt, wenn sie anf falscher Entfexnnng veifenert wnrde. Es würde den Bahmen dieser Betnchtnngen flbersehidlen, sn nntarsnchen, ob die Masse der mssischen oder japanischen Infanterie in den Sehiebleistnngen höher zu bewerten sei Kor das möge angedeutet werden, dals zur höchsten Steigemng der Waffenwirknng ein nicht sn geringer Grad an Intelligeoz gehört. Nach dem Aufschwänge zn orteiteD, welchen die Japaner in politischer Beziehang, Wissenschaften, Industrie, Handel und Gewerbe in den letzten Jahrzehnten genommen haben, sind ihre geistigen Fähigkeiten allgemein hoch zn veranschlagen, während man dies von der Masse des rassischen Volkes nicht be- haupten -könnea wird.

Wie viele Maschinengewehrtruppen zur Verwendung kommen werden, lälst sich nicht beurteilen. Raialand beeafo 1902 fhni Kom- pagnien, von denen vier auf verschiedene Divisionen^ eine auf die 3. ostsibirische Schtttzenbrigade entfielen. Vermntlich weiden sie alle oder grölstenteils auf dem Kriegsschauplatz erscheinen, da sie mit kleinem Einsatw die Entfaltung einer starken Feuerkraft aus beschränktem Räume gestatten. Bei den Japanern ist diese Waffe zwar vorbanden, soll aber noch uicbt zur Bildung besonderer For- mationen geführt haben. Bestimmte Angaben Uelsen sich darüber nicht auffinden.

Nicht so klar, wie betreffs des Gewehrs liegen die Verhältnisse

hinsichtlich Bewaffnung: der P'eldartillerie.

Rulsland hat sich zur Annahme eines 7,6 m Schnellfeuer- geKchlltzes M/()0 mit Rohrrücklauf, aber ohne iSchntzschilde ent- schlossen, welches an«; der Putilowschen Fabrik hervorge^i^an^ren ißt, dessen Fertigste] Um^'' aber hei weitem noch nicht bis zur vollen UmbewaÜnung gediehen sein dürfte, Anzeichen sprechen dafür, dals

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Bewwtnng d«r BewaUhuuig im nMiMh*j«|iaiil8eliMi Kitoge. üßS

/uprst dir BatterieQ der asiatischen Militärbezirke Amor und Kwantun mit dem ucupd rteschntz iiusgerttstet sind. Danach wUrde es im gegenwjirtiue[i Kriege seine Feuertaufe erhalten und (^ h/^enheit finden, seine Leistungrsfiiliif^keit zu beweisen. Die vorliegenden An- gaben Uber dasselbe sind spiirlieh. Es soll autgeprotzt ohne auf- gesessene Bedienung 172o wiegren, einem Sehrapnell von 6,15 kg mit 300 Kugeln eine Mündungsgesebwiudigkeit von ÖIO m erteilen und in der Protze 36 Schafs (Uhren. In diese Zahlen werden einige Zweifel za setzen sein. Denn bei der hohen MUndangsarbeit, welche dem abgeprotzten Geechot'/ durch die Geschwindigkeit von 610 m bei 6,15 kg Gescholsgewieht auferlegt wird, dürfte das System- gewicht von 1720 kjr weit überticbritten sein. Fttr grölsere Schwere spricht auch der l instand, dals man sich, anscheinend aus Sorge um Überlastung, zum Aufgeben der Schutzöchilde entschlossen hat. Um den Preis von rund 80 kg Mehrgewicht, weiches die Schntz- scbilde zur Folge haben würden, wäre man wohl an das Gewicht von 1800 kg herangegangen, am sich den Vorteil jenes Deckangs- mittels za sichern. Oder aber, das angegebene Grewicbt trifft za; dann ist die Mttndongsgesehwindigkeit Tiel geringer zq TenDflchlAgen.

Und UmHeh liegt es betreffs des Sehntpaells, Fafst es 300 Engeln Ton 10 11 g Ctowieht^ so mnis es schwerer sein, oder aber es birgt weniger Kugeln, sofern das Gescholsgewieht ^on 6fl5 kg zatrifft Denn trots der hohen Hllndaugsgesehwindigkeit ist nicht anzunehmen, dalh die einzelne FllIilLngel weniger als 10 g wiegt.

Vennntiieh hat man sich aber anch in Rofoland der Erkenntnis nicht Terschlossen, dafo gegen freistebende lebende Ziele, im Kriege die bei weitem wichtigsten nnd iiänfigsten, eine hohe Zahl an ans- reiohend schweren Fnlllcngeln erstrebenswert ist Mit ihrer Zunahme wMst die EHebtigkeit der Kngelgarbe des In der Lnft zum Springen gebrachten Geschosses nnd damit die Wahrscheinlichkeit des Treffens. Zn leichte Kngeln verlieren zn stark an Durchschlagskraft nnd eine seiir grofee Mttndnngsgeschwindigkeit des Geschosses ttberan* strengt nicht nnr das Gesehttti, sondern wird anch nnrerlilUtnis- mälsig schnell aufgezehrt. ICan wird deshalb kaum fehl gehen, wenn man das Mab der MtlndungsgesebwiDdigkeit erheblich herab« und das Gewicht des Schrapnells etwas heranbetzt, so dab es etwa 300 Kngeln von 10 g Gewicht fassen kam.

Die Einfuhrung des Sehnellfeuergeschtttzes scheint sehr alU raählich vor sich zu gehen, da in 1902 verfügt wurde, dab alle die- jenigen schweren Batterien, welche nicht lur Neubewaflnong b^timmt Bind, aUmlIhlich die leichten Geschtttze c/92 95 von 8,69 cm Seelen- durchmesser erhalten sollen. Danach werden auch diese mit den

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464 Bewertung der BewAfinoog im russucb-japanitobeB Kriege.

aus dem europäischen KuIsJaud bcraugezo^eneu Armeekorps er« ticbeineii. Sie stehen nach Beweglichkeit und Wirkuii<j:, besonders werfen des nach KugelfUUung uiul Hr('üDz,üud.L'rberL'ich mindtTwcrtigeu Schrapnells den aus westländischea Waffentabrikeu hervorgegangenen Konstruktionen wesentlich nach und reichen in ihren Leistungen nicht an die frühere deatsohe Feldkanoue 73 91 heran. Deshalb lohnt fiich ein näheres Eingehen anf sie nicht. Die der gleichen KonstniktiOD angeböreDden Gesebtttze der reitenden BatteiieD besiteeD allerdings hohe Beweglichkeit, doch noch nicht ganz die balüstiaeheD Leistungen des lelcfateii Hatwials,

Es seheint nicht sn^gesehlossen, dafii die Gebirgsartillerie in dem bergigen Gelünde des KiiegssehaopiatMS eine beaehtenswerte Bolle so spielen bemfen ist, besonders aneh deshalb^ weil die Weg- samkeit viel, wenn nicht alles sn wünschen ttbiig Ifilst. Rnfolaod besitst im ganses, d. h. in Europa nad Asien 10 tehrende und 3 reitende Gebtrgsbatterien, welche mit einem 6,86 cm Bohre be- wafinet sind und je acht GeschttiM Itthren. Ihre 4 kg sohweren Schrapnells fassen etwa 1CX> Kugeln. Der Bereich des Bfennzdnders reicht bis annShemd 2000 m. Die Wirkung ist sonach nicht hoch etnznschiUKen.

Bestitigt sich die Annahme, dab die Bassen den Gegner in einer Veiteidignngsstellnng aof dem rechten Ufer des Jalaflnsses anlaufen lassen wollen, so können die Peldsteilfenergesehfltie ihre nenestens stark angezweifelte Daseinsberechtigang so beweisen in die Lage kommen. Denn es Ittfst sieh annehmen, dab Deckungen aller Art in diesem Kampfe eine grofse Rolle spielen werden. Bots- tand besitst im gansen 26 B^eldmörserbatterien m je sechs Ge* schtttsen vom Kaliber 15.2 cm, die swar eine dem Gefechtszweck noch genügende Beweglichkeit, sowie wuchtige Schrapnells and Melinit^ granateo, aber am deswillen nur untergeordnete Gefechtskraft be- sitsen. weil ihre Schofsweite mit ungefähr 3500 m abschliefst.

Recht dürftig flielsen die Quellen Uber die Rewafifnong der japanischen Artillerie. In 1898 wurden bei Friedr. Krapp in Essen 220 7,6 cm Schnellfeuer - Feldkanonen in Lafetten, 400 7,6 cm vorgearbeitete Bohre zn solchen und 250 7,5 cm vor- gearbeitete Gebirgskanonenrohre bestellt und einige 9 and 12 cm Haubitzen von dort bezogen. Nach Berichten ans 1900 kann damit gerechnet werden, dafs 600 dieser Geschütze verwendnogsbereit waren. Seitdem dUrlte deren Zahl erheblich gestiegen und die Nenbewaftnung durchgeführt sein. Bei dem hervorragenden An- jia'^snnpgvprmögen der Japaner an abendländische Kultur wird man in der Annahme nicht fehl gehen, dafs die im Artilleriearsenal zu Ojaka

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Bewertung der Bewafiniuig im riiMiaoh-japAiiisobea £iiege. 465

Q&ch Kruppschem Mubter fertiggesteiilen Gescbtttze in der AuslühruDg denen der Mutterfabrik kaum nacbstebcn. Es kommt nuu daran! aii, lestenstellen, welcbes Modell für Schuellteuerfeldkanonen in 1898 von Krupp so durcbgearbeitet war. dafs es von den Japanern über- nommen werden konnte. Dafiir g:ibt Scbiefsbericht 89 „die Ent- wickelung" des Kruppscbtn 1 eldartilieriematerials von 1892 1897" einen Anhalt, welcber eine leichte uud eine schwere ,,Nonualkon- straktiou - fUr 7,5 cm i^chuellkuergesebütze beschreibt, Jn der schweren derselben dürften wir das Muster für die fahrenden Batterien ZQ soeben haben. Es steht in Beweglichkeit (Gewicht, ausgerüstet, 1770 kg) and Wirkung etwa aaf gleicher Höhe, wie unsere Feld- kaoone 96, mit der es den weitreichenden, wuchtigeo SehrapDell- mhnlB gemeiDsam baL Kann es sooaeh als eine i'oranasißhtlieb kriegstUchtige Waffe angesehen werden, so reicht es im SchneUleaer (bis za acht Schuk in der Minute) an RohrrttckUnfgeschtttze niebt benn, wiewobl m rar H^mung des KOeklanfes einoi federnden Sporn fttbrt.

Ober die Gebirgaartillerie worde nor bekannt^ dals sie 7^ em Bobre besitzt nnd deren, wie angefahrt, 250 StQok be- zogen sind.

Aneh Ton den Ton Krnpp Termntliob ttbemommeuen Feld- baabitzen wird man roratiBsetsen dttrfen, dals sie einen modernen TjfiüM Terkörpein, mit einer Leiatiuigafilhigkeiti die nnaerer leiehten Feldbanbitae nahe kommt and auf weite Entfemong bin noch gote TreffergebniflBe liefert.

Mnlile für die Bewertung des Infanteriefeners darauf hinge- wiesen werdeoi dafo seine Wirkung wesentlich naeh der ScbieCs- fertigkeit des einxelnen Schützen einznscbätiea sei, so kommt es fiäx BenrteOnng des Artilleriefeners Tomebmlich auf Verständnis und Schulung der Offiziere an. Sicher ist für diese in Rufsland naob Theorie und Praxis \iel geschehen, ob daduroh aber tüchtigere Kräfte herangebildet sind, als in Japan, kann erst der E^olg lehren. Mag das Putilowgescbtttz den Kanonen der Japaner in der Feuer- geschwindigkeit voran-, in den sonstigen Leistungen annähernd gleichstehen, so bleibt doch zu bedenken, dafs die Russen zum Teil mit einem ihnen eben erst übergebenen Geschütze ausgerückt sind, zu dessen ansgiebigster, der Feuerkraft entsprechender Wirkung an* scheinend noch nicht ein angremessenes Schieis verfahren angenommen wurde. Auch ob der Gebrauch und die Behandlung des neuen Materials den Artilleristen vßllig geläufig' «geworden ist, darf in Frage g'esteilt werden. Es hat seine Bedenken, mit FpnrnYaffen in den Krieg zu ziehen, die man noch nicht gründlich beherrscht.

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Bewertong der BevaffiBmig im nuatoeh-japwiachen Kriege.

Sehr unorelegren mafste es deo Roasen kommen, dafs der Beginn der Feindseli^rke'iten in eine Umbewalfnnng fällt, so dafs sie mit Feld- geschützeu gau/ verschicdt nca Kalibers und Leistnng^fähiorkeit auj>- zurücken gezwuns^en sind, deren einer Teil noch dazu minderwertige Geschosse besitz^t. Ganz im Rückstände aber sind sie mit ihren Feldmörsern, wei< he zq den Fenerstellungen der japanischen Haubitz- batterien veruiutlieb gar nicht hinreichen. Das ist um so ernster zu nehmen, als sie anscheinend ttber eine unserer schweren Artillerie des Feldheeres entsprechende Trappe nicht verfilmen.

Das wirksamste Geschütz verliert au Wert, wenn es nicht rechl- zeitig in Stellnug sein kann. Für Benrteiluug der Beweglichkeit spricht nicht allein sein Gewicht, sondern recht wesentlich auch die Zagleistang der Bespannung mit. Da.^ Pferdematerial der Russen kann für europltiscbe Verhältnisse als durchaus leistungsfähig gelten, diis der Japaner si»ll miDdpr>vertig sein. Nun hängt aber sehr viel ab von der Besclialienheit des Bodeus. den Profilverhältnissen und der Wegsamkeit des Geländes, in welchem die Bewegungen statt- finden. Korea und die .Maadschorei sind zum Teil gebirgig, die Wege schlecht und für die Spurweiten, wenigstens der russischen Artillerie, zu schmal. Mit Geröll, lehmigem Untergrund und bei dem kalten Klima mit von Schnee und Eis bedeckten Stellen muls gerechnet werden. Da drängt sich die Vermutung aul, dals Pferde eftmals den Anforde rungen nicht gewachsen sein werdt u und au ihre Stelle Maulesel treten müssen. Ob diese in ausreichender Zahl mitgefübrt oder zu beschaÖeu sind, wird mindestens iilr die russische .\rmee zu bezweifeln sein, wahrend es für die japanische deshalb angenonmien werden darf, weil das eigene Land die erwnbuten Eigenschaften aufweist und dadurch zur Einstellung von Mauleseln in die Bespannung Anlals gegeben sein kann.

Es ist nicht ohne Interesse, hier auf einen .\usspruch hinzu- weisen, welchen der französische Oberstleutnant Tariel in seinem Buche „La campagne de Chine et le materiel de 75'' Uber den UDtersehied in den Zngleistungen zwischen Pferden und Mauleseln macht. Eüu 75 mm Geschütz M/97 nebst zugehörigem Munitions* wagen, deren Gewicht dem der rassischen und japanischen Fahrzeuge annähernd gleichsteht, sollte einen aofeergewöhnlich scharf ansteigenden Gebirgsweg nebnen mit einer Geleisebreite von nnr 1,26 m, welche ▼erarsaelite, dtUi die Rider dn» Seite dnaernd «nf dem Stetten Rande des tief eiogesebnittenen Weges Hefen. Wiewohl derselbe für unpassierbar erl:]iit war, warde der Versoch doch mit ein- gespaunten Hanleseln nntemommen nnd glückte. Das Urteil Uintele: «Nach dieser Erfabrang kann man sieh ReebensobafI geben von den

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Bewwtnng d«r Bewsffiiiuig Im laHlMh-JtpaoiMhca Kiltfe.

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Leiatnogieiiy welche man von Mauleseln erwarten darf. Pferde würden eine so lange and harte Strecke mit daneiiid stEmffen Tauen sieht haben erklimmen kennen."

Wie starke Kräfte die KriegftlhrendeD zur Verwendung bereit haben und in den einzelnen Gefechten einsetzen können, läfst sich nicht veranschlagen. Uud erfahren wir anch demnSchst, wieviele Divisionen sich gegenüberstanden, so erlaubt das noch keinen Scblal's auf die Zahl der Gewehre, welche ins Feuer geführt wurden. Denn der Abgang an Mannschaften wird nach Mafsgabe der kliuiatischen und Verpflegungsyerhältnisse zweifellos ein ungewöhnlich starker sein. Mit gröfeerer Wahrscheinlichkeit Ulfst sieh ans der Zahl der am Gefecht beteiligten Divisionen auf die Märke der verwendeten Artillerie schliefsen, weshalb der Vollständigkeit wegen noch einige Angaben Uber ihre Zuteiluiij^ zu jenen folgen.

Nach Frhr. von Tettau „Ergänzung und Organisation der russischen Armee in Krieg und Frieden*' scheint nach einem Frikas vom März 1902 die Zahl der Batterien und Geschütze bei den Divisionen der Feldarmee in Europa die gleiche zn bleiben wie zuvor, nur dals sie in je 2 Kegimentern zu einer Brigade vereinigt sind. Die eine Division jedes Armeekorps soll liatterien mit 64 Geschützen, die audere 6 mit 48 Geschützen führen, .wonach entfallen auf mud 30 (.KX) Gewehre Sollstärke des Armeekorps 112 Geschütze oder auf 1000 Gewehre 3,7 Lieschütze. In Asien schwankt die Zahl der Batterien in den 4 vorhandenen Artilleriebrigaden zwischen 4 bhs 8, darunter je 1—2 Gebirgsbatterien und im ganzen 1 Mörser- batterie. Aniäerdem sind bei den ScfaUtzenbrigaden Abteilnngen von je 2 bis 4 Batterien gebildet. 28 reitende nnd 16 KasakenbAtterien dnd Dir die Karalleriendivisionen besw. Kaeakenheere bestimmt

Die japaniiebe Divieion der Feldarmee wird anf 14 000 Gewelire gesobttit und ibre Artillerie im allgemeinen zn 1 Regiment Ten 6 fahrenden oder Gebirgsbatterien zn je 6 G^sehQtzen angegeben. Es wurden sonaeb anf 1000 Gewehre etwa nnr 2,6 Gescbtttze ent- fiiimL Ob die Gebbigsbatterien sn beetimmten Dtrielonen gehdren oder mit den fbbrenden auf alle verteilt sbid, atebt nieht fest.

Ist schon die Ansstattnng der Feldarmee mit Geschtttsen im YerhiUtnis zur In^terie bei den Russen niebt stark, so muls sie mehr als knapp bei den Japanern beaeiehnet werden. Letzteren kann sieb dies MilsTerbältnis nach grOfseren Rttcksehlägen un- angenehm fühlbar machen.

Die angdtthilen Angaben lassen eikmien, dab die Russen weder donh Bewaffnung der Infanterie^ noeh der Artillerie Aussieht anf Erlanguug der Oberlegenheit besUien. Sie können nieht er*

JAiMfltor fir 41« H^tuü» Ahm» nd HkriM. N». Ml. 81

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468 OnuehwL

warteo, dalis sie die Mioderleistangeii ihres Gewehres durch bessere Wirknng der Geschütze weUmaeben kutmen, wie es den Deatsoben im französischen Kriege gelang. Ob sie doroh ihre Zahl und FUhmog den Sieg an ihre Fersen fesseln werden? Br.

Umschau.

Österreicli-Üngani«

Znr Sehaflhiiig neoer Feldgeselilltee sind sowohl tob der Osler- niohiselieD wie von der iiiigiimdi6& Oelog»tioii als anlseroidentUolier Kredit fttr das Jahr 1904 15 Hülionen Kioneo bewilligt woxden.^ Welobe Summe für den Qesamtbedaif erfoiderlich iafe» soweit diese Qbeihaapt im Toraos fixiert werden kann, geht ans dem Berieht des nngarisehen Heeresanssohosses an die ungarische Delegation hervor. Naeh dem ^^Neaen Wiener Tageblatt** wird diese Summe 166 Millio- nen Kronen betragen and sich etwa wie folgt verteilen:

Gesohtttsrobre, Verschlors nnd Zngehttr . . 12800000 Kr. Liafetten and Bestandteile derselben . . . 28000000 » GeBchtttaaDsrllBtimgsgegenstllnde .... 2800000 Fahnenge (Protzen, Batterie-, Bataillons- nnd Kolonnen»! Monitions-, Verproviautie- rangs-, Worksengs-, Leiter- und Vecpflegs«

fohrwerke) 46 600 000

Beschimingen 11 220 000

Reitzeug 2 430 000

Batteriebau 35040 «

Munition und Verschlage 54 414 960

Sonstiges Yerpackaogseriordemis .... 2 500 000

Metall- und Lederzeug 1000000

TraDsporlhosten nnd Umgestaltung der Werk-

Stätten . 3 2U0 000

Zusammen 165 000000 Kr.

Die Bewilligung fand statt: im Osten-eichischen Heeresau9schuD> am 19. Januar 1901: im Flenmii der flfltarreicliischen Delegation «m 20. Februar 1904; im ungaii'ichen Ueeresaasschufs am 12. Februar 1904: im Plenum der ungarischen Delegation am 26. Februar 1904.

Umiiohau.

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An Stelle der «ob vier Batterien mit Je aelit GesehttteeD be- stehenden Begimenter sollen solche mit seehs Batterien zn je seebs Qesobtttsen treten. Ferner ist die Nenerriehtong iwei» reitenden Batteriedivisionen nnd drder Artillerieregimenter in Aassieht ge- nommen. VorlAnfig aber ist die Konstrnktion des Materials, be- sonders der Lafette, noch nieht in allen Teilen festgestellt, sondern noeh ron dem Anafidl von Versnoben abbingig, die mit einer Probe- batterie, die im Arsenal hergestellt wird, anegeftthrt werden sollen. Die amtiiehe Denksefarift des Kriegsministers, die den Delegations- mitgliedem gelegentlieb der Kammerrerbandlongeo, zur Information Uber die Gesebtttsfrage ngestellt wnrde, spricht von einer Probe- batterie von sechs Gesebtttm nnd seebs MnoitionswageQ, die noch eingehenden Fahr- nnd Scbiel^Tersnoben unterzogen werden sollen. Die Bohre dieser Arsenalgeschtttze besteben ans der bistorisoben Bronze; daneben aber sollen aucb noch Stablkanonen der Skoda- werke erprobt werden.

Äneh in der nngarischen Delegation bat man das Heeres- Krieg^- erfordemis und die Forderung von 16 Millionen Krpnen für Um* bewafinnng der FeldartUlerie, deren neuen Bohrrtteklauifyp man den Delegierten praktisoh vorgefOhrt, naeh einer Beihe von Beden nnd Widerreden bewilligt erhalten, daa Budget als solehes ist, wie schon früher hier entwickelt, sebr beseheiden gehalten. Fttr die Beibehaltung der Kommandospraebe ist naebdrUeklieh eingetreten und betont worden, dais das Beiebskriegsmmisteriam keber Conoession beipfliebten kifnne, die auf Einheitlicbkeit der Armee stOrend einwirken wttrde. Die Lösung der Frage der zwegährigen Dienstzeit wurde bei BSinbringnng des neuen Wehrgesetees, die man als ein dringendes BedUrfiiis besdcbnen muls, in Aussicht gestellt. Der Kriegsminister ist mit seinen ZngestftndniBse& soweit wie irgend mOglioh gegangen, eis wdteres Nachgeben wttrde zur sprachlichen Zweiteilnng des Heeres ftlbren. Der Unterriobt in allen nicht deutsoben Sprachen m allen Jahrgängen der Kadettenscbalen, die Geneigtheit für die m Ungarn nnd Kroatien vorhandenen Kadettensobulen eine grötsere Zahl der allgemeinen Bildangsföcher ungarisch bezw. kroatisch, zu lehren, während, wie auch in den letzteo Jahrgängen der in Ungarn liegenden Militär-Unter-Realscbnlen die militärischen Fächer in der Dienstsprache gelehrt werden, je eine neue Unter- und Gber-Militär-Reaischule in Ungarn sind Zugestilndnisse, die auf die Dauer schon die Einheit- licbkeit und Gemeinsamkeit des Hecre«^ schädigen könnten. In Un- garn ist auf energisches Eingreifen Tisza's und Drohen mit einer Änderung der Heeresoidnung das Beluntenkontingent endlich auch

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beinlligk lud die Ausbebiisg roidatiert wordeo, so dals etwas geoidneteie VeridUtnisse etotreten. Cie})Hiter und Mit der Eilimtttigkeit, die maD io dem «ogaziseheti Beiehstage in^ rn)^rD. ^>Biner liodet, sobald es deh am lein nngariache FVagea baadelt, lial maa dort sehon ia der Sitznog des 14. Janoar 1904 die EMitfhaiig der Gebtthrea der „aogartsoben Staatsbedieasteten** naeb kaom ein- stOndiger Deliatte einstimmig bewilligt, obwobl damit nmd 27 IfilH- ooen Mebraosgabe verbonden sind. Vom i. JaDoar ab werden daher in Ungarn schon die höhere Besoldnng and die höheren Pensionen gezahlt, welche die bisherigen am die Hälfte Ubersteigen nnd bei den Pensionen das Doppelte deijenigen der Ofißsiere des k. nnd k. Heeres erreiehen. 18

Italien.

Zulagen für Der König bat auf Vorschlag des Kriegsministers die ersten Offiziere. Bestimmungen für die Verbessening der Lage der Schaltomoffiziere genehniiort £s handelt sich sonäcbst am Keisekosten nnd Tagegelder, die durch Verminderangen aas finanziellen Rücksichten nach ond nach 80 niedrig geworden waren, dafs der Offizier nicht aasreichen konnte, vielmeht stets aas eigener Tasche zalegen mafste. Die neaen Bestimmanoren gehen dahin, dafs versetzte Offiziere fUr die ersten 15 Tage des Aufenthalts in der neuen Garnison die Tagegrelder I. Klasse erhalten, ebenso die ersten 15 Tage des Aafenthalls am Orte einer vorübergehenden Dienstleistang. Weiter wird die Marsch - Zulage der Subalternoffiziere auch hei Verwendung im Dienst der der öffentlichen Ordnung erhöht, die Keisekosten werden abgestuti. wobei die Divisions- und Hrigadegenerale etwas weniger gut gestellt werden, als bisher. In Zahlen umgesetzt bedeuten diese neuen ße- stimniungen, dafs die Subalternottiziere. dip bisher die Tagegelder nur für den auf 16 Stunden bemesseiieii Keisetafr mit 5 Lire erhallen und dann auf 2,5 Lire pro Tag heruntersteigen, in Zukunft für die ganze normale Dauer der isolierten Verwendung einzelner Oftiziere aufserhalh der Garnison % Lire pro Tag erhalten Die Marschzulage der ^ubalt< i nnffizit re <U'Uj:i von 2 auf 3 Lire, die Zu- lage I. und II. Kategorie lUr HaLi[)tleLit( . .Majors, Oberstleutnants» Oberste und kommandierende (xcneraie bleibt unveriindert. bei den Divisionsgenemlpfi sinken die Tagegelder -Irr I. Kategorie von 18 auf 16, 11. Kateg(»rie von 9 auf 8, bei den Brigndegptieralen von 18 auf 14, bezw. von 9 auf 7 Lire. Hat damit der Kriegsminister einen Teil seiner im Parlament gegebenen Znsicherungen, die Verbesserung der Lage der Sabalterooffixiere za erreichen, gehalten, so tiuden sich

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Umsoliaa.

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doch noch genug Orgaue der Presse, die diese MafsDabmeu als uo- znreicbend erklären nnd fordern, dafe das Verbleiben in dem Dienst» grade des Sobalternoffizien Auf 12 Jahre bescbrttukt werde, eine Fardemiigy die im weit grO^MieB deotaeken Heete heote schon an- eifüllbar ist and nur MUbreigottgen und getünsebte Hoffoaugen hiiDgen kann. Es nnterllegt keinem Zweifel, dab General Pedottl aneh diese Seite der Verbesserang der Lage der Snludteroofliiiero im Aage bebttlt^ aber von da bis znr sofortigen Bnttassnng von 700 bis 800 Offiiiereo der Infanterie, zor Sebaflnng von ebensoviel neuen Stellen ftbr Haaptleate und Stabsoffiziere, snr AnflOsangvon Bataillonen nnd Eskadrons behnfi Bescbafhmg der nötigen Mittel fttr ilure Be- soldnng inneikalb des RalimeDS des bisberigen Kriegsbadgets ist docb eine Klnft, die den Kriegsminister nnr aberbrfleken wird. Die 1902 voUsogene Ernennung von 400 Haoptlenten der Infanterie Uber den Etat bat die Ziffer der Sabalteniolfisiere wie dies notwendig war, wenn niobt Mebransgaben entstehen sollten sebon derart berontergesetst, dafe am Sollstaad V4 ^^^1^ ^ man daam greifen mnüs, Offialere des Beorlaabtenstandes anf längere Zeit nnter die Waffen zn berufen, um die Ltteken im Ausbildungspersonal einiger* malsen zu sehlielsen. Ptthre man auf dem Wege fort, so würde man in absebbarer Zeit vor der Notwendigkeit stehen, mit einem Schlage sehr starke OfSzierbefördeningen Torznoehmen wie das 1860 nnd 1866, 1882 und 1889 gesefaeben ist, nnd dadoioh ergeben sieb dann später bedeutende Stoeknngen, wie man sie z. B. gegenwärtig belüagt. Bei dem Infanterieregiment zu 12 Kompagnien hat man heute 19 Hanptlente and zufrieden Ist man doch nicht. Die andern Waffen sind der Ansicht, dafs das, was für die Infanterie recht, für sie billig sei und dadnrch hänft sieh die Unzufriedenheit. Wie soll man aus dieser Krise herauskommen? Neue Beförderungen ttber den Etat zu gewähren, wurde die Gesetze betreffend Befördernng nnd Organisation verletzen. Man verlangt, dals 900 Hanptlente den Gadres entnommen nnd bei dem nationalen Schiels?erein verwendet werden, woher die Mittel dazu nehmen, sagt man nicht, man verlangt Herabsetznng der Altersgrenze, Erhöhung der Bezttgc, aber wo die Mittel linden V; die doktrinäre Schule verlangt Beseitigung der Kriegs- gerichtf, Her Lazarette usw., nm die Mittel aufzubringen, sie redet von 1? jahriger Dienstzeit, ohne m bedenken, dals Itnlien schon die ktirzeste Dienstzeit von dem europäischen Muster li;it, nämlich 20^/3 Monat im Durchschnitt, dafs man bei den KufstrLi|)pen schon (> Monate im Jahr nur mit Skelettkadres rechnen muls. Der Kriegs- minister bat im ganzen 13 Gesetzentwürfe zurückgezogen, von deuen sich einige auf Ante und Veterinäre, andere auf die Be-

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fbrderuDg der Generals tabsoffi/iere, wieder andere auf die Rekru- tiernnjgr beziehen, er wird ihren Inhalt auf 2 H Gesetzentwürfe kondensieren. Mau liaif aber nicht verg:essen, dafs man bis 1906 mit dem sog. konsulidierten Kriegsbudget zq rechneu iiat und bis zu diesem Zeitpunkte die Umbewafinnng der Feldartillerie durch- geführt werden niuls. Der Kriegsminister hat den besten Willen und grolses orgauisatorische^i Talent, mit einem Schlage alle Ver- bessernngen durchzuführen meist aber aufeerstande. Die politische Presse schadet daher mit übertriebenen Forderungen nur dem Heere und auch dem Ofüzierkorps.^) Ei^^nungs- Durch Dekret vom 4. Dezember 1903 waren Änderungen im prafangoD. ßeförderungsreglement bewirkt worden, die Eignungsprüfungen fttr die Beförderaug zum Major und zum Oberst vorschreiben. Unter diesen Änderungen war aneh die, dab die Hauptleute, die aal die BelörderoDg zum Major aspirierten, die Eignung zum Kegimenle* kommandenr haben soUten. Das hat xa Reklamationm Staate- ral Veranlasaang gegeben. Oer Kziegnuinister bat daher bestiniiit, daia die Eignungsprüfungen der Obersttentnants za Obersten fort- fallen, die Pmfnngen der Hauptlente zam Major aber, freilieh mit etwas Terändertem Programm, beibehalten weiden sollen.

Artikel 5 des Geseties betreffend die Offiziere im Httlfsdienst (z. D.) des permanenten Heeres bestimmt, dafs diese daoenid zor Verfügung des Eriegsmlnisters stehen and je nach ihrer Eignnng za folgenden Verwendangen benifea werden können:

1. Besondere Dienste» für welche in der gegenwärtigen Organisation des Heeres ein Sonderpersonal nicht yoigesehen ist.

2. Territorialdienste durch Ersatz Ton mobüwerdendem Personal des aktiTen Heeres z. B. stellyertretende Behörden.

8. Dienst bei der Landwehr ond dem Landstarm im eigenen Lande oder aolserhalb desselben.

4. Halfidienst bei dem mobilgemachten Heere» Trappen oder Etappen.

5. SonderanftrSge bei den Landstameinheiten.

Nan haben vieifiieh Offiziere, denen eine Designation fOr eine dieser Verwendnogen mitgeteilt waide, Grttnde prlTSter Interessea anfgeitthrt, am sich der Veipilichtong za entziehen. Der Kriegs- minister hat daher bestimmt, dafs in solchen Fftllen, wenn nicht besondere (z. B. Gesnndbeits-) Gründe angefilbrt werden, die be- treffenden Ofifadere veiabsohiedet werden sollen. Ein Bandschreiben des RriegsministerB macht den Tmppenkommandenren zor strengsten

ÜbtT die während des Drucks bekaaat gewonleneu Plane des Kriegs- mmistetfi fftr die Beschleunigung der Beförderungen im afichsten Bericht.

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UoMeluMi.

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Pflicht, darüber za waelien. dafs Ofli/iere kurze oder längere Urlaube nicht dazu benutzen, in Monte Carlo zu spielen, im Notfälle soll strengsteoH bestraft werden. Andererseits bcstinmit der Kriegs- minister, das« vom 1. Mära ab bei den Trupp i ntuilen die Offizier- darlehnskassen wieder eingerichtet werden uud die Trappenkomman- deore Uber Darlehen verfugen, ohne dal» die Offiziere ihre Gesuche erst an den Minister zu richten brauchen.

Der Kriegsminister hat au die Truppenteile die Anfrage ge- Ver- richtet, ob es zweckmäfsig sei, bezüglich der Kasemenausstattungeu ^ftUjJf*" die Selbstverwaltung bei/.ubeljalteu oder Unternehmer herauzuzieheu. Er bedarf diese Unterlage für die Aufstellung des Budgetvoran- schlags. Eine andere Quelle der Ersparnisse hofft man in der Be- kleidungswirtschaft zu finden. Versuchsweise eol! zunächst bei einer Anzahl von Armeekorps die Bekleiduugswirtschaft selbstverständ- lich aar insoweit sie sich auf fertige Stücke bezieht, der Kom- pagnien, Eskadrons und Batterien unter Verantwortung ihn t Kom- mandeure. Ubertrag^t n werden. Man will eigene Kammern für diese Einheiten scharten und sie sollen mit eigenen Handwerkern die kleinen Reparaturen und Änderungen bewirken. So soll ein be- sonderer Fonds bei den genannten Einheiten geschaffen werden, in welchem mau durch verständige sparsame Wirtschaft der Chefs der- selben Ersparnisse zu erzielen hoflft.

Die Kam mir liat (if!) Gesetzentworf, betreffend die Ans- Aushebung, bebuug des Jal,rga„g. 1884, der ja im übrigen von demjenigen -'»JgJ"« bezüglich Jahrgang 1883 durchaus nicht abwich, genehmigt. Der Ausschu(s zu seiner Beratung hatte mit liecht den Wunsch aus- gesprochen, durch Änderung des Uekrutit rungsgesetzea baldigst zu einem Dtlinitivuiu zu gelangen. Bezüglich Jahrgang 1883 hat der Kriegsrainister auf Grund der durch Artikel 3 des Gesetzes vom 5. April 1903 gegebenen Befugnis bestimmt, dals die Zahl der Leute 1. Kategorie, die nur 2 Jahre unter den Fahnen zu bleiben brauchen, 48,7 ''/q der Mannschaften I. Kategorie des Jahrganges betragen soll, die nach den Meldungen der Kommandeure der Distrikte am 1, Februar 1904 vorhanden sind. Die Verteilung der Leute auf den Ersatz der einzelnen Distrikte bewirkt der Kriegsminister, die Ver- teilung auf die Gemeinden ist Sache der Distriktskommaademe, die dabei die einschlägigen Vorsobrifken streng zu beachten haben. Die Bestimmungen für die ZtdasBnng von Eiqjfthrig-Freiwilligea 1904 sind ersohienen, die bei den berittenen Trappen Eintretenden haben 1600, die anderen 1200 Lire an den Staat in lahleo. Die Ein- steUan^ der Rekruten des Jahrgangs 1888 der Fnfetruppen findet am 24. nnd 26. Uta statt.

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UibmIuw.

Offizier- Die Bistimmongen vom 14. Oktober 1903 einigennafoen ab-

aypirauteii- j^odernd, hat der Krieg^miniBter antreordnet, dafs beim 89. infanterie- St-r^eanten-^^^*^^'^^ Neapel ein Ofti/.ieraspiraiitenlebrkursus voo 6 Monaten Lebrkursv. Dauer am 8. Januar eingerichtet werden sollte, dafllr aber Lehrkurse von gleicher Dauer bei zwei Infanterie-, drei Feldartiilerie- re§:impDtern nnd Kurse von Qmonatlichpr Dauer bei drei Infanterie-, eineiii Bersa^iierireirifnent in Fortfall koiuuieu, ferner bei zwei lofantene' regimentem neue Ser^eauteaiehrkurse errichtet werden. fiion<iorkredit Dir Kammer hat am 9. Februar den für das chinesische Ex- g^*«^^^^ peditioiiskiiriis pro 1903/04 in der Höhe von 5391000 TJre ver- korps in langten Souderkredit genehmigt. Dabei fielen einip-e Kritiken über Ch ua. die Entspndnn«r einer F!xpedition überhiiapt und wurde der Wnnsch aosgesprochen. die Laiidtmppen durch Leute des Eqoipageakorps ersetzt zu sehen, weil diese geringere Kosten verursachen. Giolitti konnte sich beztlgUch Weiterbestehens der besatzuugstrnppen aut die i[)t( riiatn nalen Verträge stützen. In dem dem Parlament vor- liegend tu (xeselzentwurf betreffend l'ntersttitznng der Familien der in China gefalleneu oder verwundeten italienischen Soldaten hatte die Regierung 505609 Lire verlangt, der Ausschuls sehlä^rt 1104159 Lire vor. Der Ausschuls will den Hinterbliebenen der bei der Verteidigung der Gesandtsehait Gefallenen oder an Wundeu Gestorbenen bezw. denjenigen der Teilnehmer an den \\ artentaten von Tientsin und Laugtan 25 Jahrespensioneii zuu) Maximalsatz und zwar kapitalisiert zu 4°/^ Zinsen gewähren, so dafs t. B. die Hinterbliebenen des Linienschiffsonterleutnants CarioUo ü6000 Lire erhalten. Total würde sich diese Katep:orie von Entschädigungen auf 483290 Lire belaufen. Für die Hiiitrrbliebt nen von an Krank- heiten Gestorbenen setzt der Ausscijul» im Gaumen 344150 Lire aus, für bei Verteidigung der Gesandtschaft Verwundete 55250 Lire, für die durch Zulalle Verwuudekn LiM.in Lire, aulserdem wird ein UnterstUt/nngsfonds von 200000 Lire geschaffen. Die Versetzung einer Anzahl von Leutnants, die mit der Untersuchung gegen den Kommandeur des 5. Alpeurt-iments, Oberst Terzi, insofern in ur- sächlichem Zusanimenhaug steht, als diesen Offizieren Verstölse des Oberst Terzi bekannt geworden waren, sie aber eine Privatenquete anstellten, statt aut dem Dienstwege Meldung zu erstatten, führte am 19. Februar in der Kammer zu einer Interpellation, die der Kriegsminister Pedotti mit rückhaltloser Offenheit beantwortete. Die interpellaDteD erklärten sich mit der Auskunft zufrieden und damit hat die Fnge ihre Erledigung gefunden. Marine. Der Marioemiiiister Miiabello bat am 30. Januar der Kammer einen Geaeteentwurf betreffend die Organisation der Zentral-

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Verwaltung, des Admiralstabs, des Saiütrits kurps und der Beamten der Mariue überreicht. Derselbe rechnet mit Aufnahme der Kecbnungsofliziere dritter Klasse aus dem Extraürdinariuin in das Ordiüariain des Budgets, 8 Ärzten mehr für den Aoswanderer- dienst, Vermindeniog am 20 LinieoschiSsleQtDaDts (vom Parlament war ihre Vermehrung beim Budget 1903/04 abgelehnt), dagegen Ver- mehrung um 10 Schiffsflihnricbs, am diejenigen anzustellen, die schon die Marine-Akademie absolviert haben. Mehrkosten entstehen durch die Neuerongen nicht, Mirabello behält sich vor, zu geeigneter Zeit einen Tollständigen Beformplan der Organe des Marine -Ministeriums vorzulegen. Die mit viel Geräusch im Parlament angekündigte Enquete Uber die Marineverwaltung scheint schlielslieh im Sande zu TerUmien. Sehon zu verschiedenen angesetzten Sitzungen ist der Aoasebnls nicht vollzählig erschienen. In den Untersnchnngsausscbals traten Vertreter der Begierung ein.

Der Marineminister, der es übrigens verstanden hat, die Kohlen- Mnmigen fUr die Flotte zu günstigen Preisen abzusohlieDaeD, bat zum 10. Februar Ofirarten bezüglich Lieferung von Geschossen im Werte yon 750000 Lire eingefordert. Beteiligt ilnd an der Lieferang die Stahlwerke tob Temi nnd Peniioli, sowie ein Werk hi Breeela. Admirai Mirabello beabdehtigt eine Reform der Maiine-KonstmktioDB- Abteilnng, welche die Bezdehnnng „Obere teehniaehe Abteilung** erhalten soll. In der nächsten Zeit sollen anf Staats werften zwei Kreuzer neuen Typs von besondetB groiser OffeniiT- ond DefenslTkraft in Ban gelegt werden. Der Marineminister hat einen Ansaehnlb nnter seinem VorsitK einbemfen, der über die Vwbesserang der Lohne der Werftarbeiter nach ihrer Dienst- zeit in dieaem Benfe BeeefallliBe gefebt hat. Zn den Tersohiedenen Kategorien, m welchen man die Sehifie biaher ehir^te, ist jetzt die „AasrttatQng" getreten, um den Kommandanten der Sehiffe zu erlauben, In der Periode, die der Armierung vorangeht, die Eigensehaften nnd die Banart des Fahnenges genauer kennen zn lernen, was ftr die Beeehlennigung der Arbeiten, die FtthrUDg des Schiffes nnd eventnelle Reparaturen als sehr wichtig betraebtet wird.

Gazetta Uffieiale TOm 10. Februar publiziert ein künigliehes Nene Ein- Dekrefe» das eine neue Gliederung und Verteilung der FlottenkHIte ^""{II^J^^' bringt zam Zwecke dauernden grölseren Sebutzes der Kolonien und y^t^' der AoswandemDg.

Die Einteilung weist anf A) Flottenkraft Im Mittelmeer unter einem Vize>AdnuraI, aus Uniensehiffen, Kreuzern und der entipreehenden Anzahl von TorpedobootaJSgem und Hoehseetorpedo-

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Umsoluia.

booten. Operationsbaaiä Spezia.iSeapel, Messina. B) Die Inspektion des Tnrpedowesens wird anigelöst. iu Civitavecchia bleibt aber das. Oberkouiinando der Torpedoflottilien nnter einem Kapitau zur See mit der heute ihm unterstellten Zahl von Torpedobooten und nnter Zuweisung eines Kreuzers zu dieser Statiou bestehen. C) Das Kommando der Seefest ung Maddelena einschlipfslich der ihr zugeteilten Fahrzeuge und Torpedoboote erhält eiü \ ize Admiral.

D) Die Ueservedi Vision aus Linienschiffen, KUstenverteidigern, Kreuzern mit Unterstellung; der zahlreichen Toriiednhoote an der adriatischeu Küste, fllr Operationen im adriatischen und jonischeu Meer, Tarent als besondere Operationsbasis, Kommandant ein Kontreadmiral. In Ain'uua \s[[d eine Torpedobootsstation errichtet.

E) Schiffsstation im Koten Meer uud im indischeu Oceau unter einem Kapitän zur See, ausgestattet mit kleinen Kreuzern, Sambucken. bestimmt die Sufsere Politik iu Eritrea, Zan/ibar, Benadir und Somali- ktlste zu unterstützen. 1) Die sog. ozeanische Schiffsdivision unter einem Kontreadmiral, zusammengesetzt aus Kreuzern neuesten Typs und bestimmt dorthin entsendet zu entsenden, wo die änlsere Politik eines Nachdrucks bedarf. Sie ist heute im fernen Osten. 6) Sobiffsstationen in Amerika, aus Kreuzern zusammengesetzt, die an der Küste von Argentinien, Brasilien, Uruguay stationiert sind. Kommandant heute ein KapiUln zur See. Man beabsichtigt aber, wenn es nötig erscheint, in Amerika eine Schifisdivision unter einem KontKadmtral zu stationieren. 18

Franicreioli.

Marine- Der HAiineminwIer PelleUn hat am 24. Febnuur in der Silnuig PeHetoD Harinekommission der Kammer wenig angenehme Standen erlebt Seme ErUlrong, er glaube alles getan sa haben, was die Umstünde erbeisehten, seine Pfliehi voll erflUlt zq haben, die in IndoeUna getroffenen Malsnahmen machten jede Landimg onmOglich, wnrde nicht TOD allen Mitgliedern als bare MUnze genommen. Pelletan wies weiter darauf bin, dafe die Marine tllr alle EventoafitSten bereit sein mttsse > ein Gnmdsatif an den er nieht immer gedacht hat » sie verfüge jetrt Uber 5 Panzeraehiffe neneaten Typs nnd werde in einigen Wochen (?) noeh 6 weitere bal)en, alle anf den Werften im Ban befindliohen Torpedobootjäger gingen ihrer VoUendnng ent- gegen, er habe den Ban Ton 6 weiteten Unterseebooten angeordnet, TOD denen jedes vier* bis fttnfmai soviel Tonnen aufweisen werde, als die bisherigen. Frankreich kdnne in Ostasien nicht ein so starkes Gesohwader haben wie Japan, England und die Vereinigten Staaten,

9

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Umscbatt.

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aber 4 Torpedobootjäger (gemeint sind riötolet. Jeaveline, Mousqaet. Fronde, er hätte auch hmzafügen gekonnt, dals der Kreu/.er Assas, der auch MonitionsTorräte und Torpedos an Bord ueiimeu wird, sie begleiten und die i'imzrrkreuzer d Estrees aud Bruix folgen würden) seien /ur \'erstärkuiii: nach Obtasien abge^antjen. Nach Saigon sollen auiberdeni starke Deiachements von Seeotfiziereu und Matrosen ab- gehen, wie übrigens auch rund 1800 31ann der Kolonialtruppen, die am l. März auf zwei gecharterten Dampfern eingeschifft werden. Die mit einiger Übereilung betriebenen Verstärkungen können die Tatsache die, wenn auch der Datiooalistische Deputierte Firmin Faure seine Interpellation betreffend die längere Belassung Pelletans an der Spitze der Marine wieder zurückgezogen hat, wohl noch durch ein Mitglied der Majorität den Deputierten Ghanmet der Union dömocratiqne, zur Sprache gebracht werden wird, nicht aus der Weit schaden, dab Pelletan einen schweren Fehler begangen hat, als er ans ErsparnisrUcksichten die Flottenreserre in Indoehina auflöste. Als man vor einigen Monaten anf das Gefährliche dieser Mafonahmen hinwies, antwortete Pelletan, dafis man ja die Be- mannung der Flnfskanonenboote ron Indoehina anf die Reserveschiffe bringen könne. Nan sind die Flulskauonenboote aber gerade in Kriegszeiten der Anfsloht and Kontrolle wegen unentbehrlich. Die franatfsisehtt Fachpresse teilt anoh Pelletans Ansicht ron der Un- tnOgliobkeit von Landungen nicht» beseichnet vielmehr die Verteidigung der Kttste in Indoehina als durobaus nieht Tollkommen. Die jetat eiligst fttr Saigon Terlangten Sonderkredite weisen anch auf Lttoken hin. Pelletan bat sieh bei den ?on ihm gefabten Beseblttssen duieh den oberen Mario erat nicht beeinflussen lassen, er hat ihn, seit er am Bnder, einfach niemals einbernfen, obgleich er ein Organ der LandesTcrteidigung bildet, mit dem Chef des Admiralstabes die 0|»eration6entwürfe fttr den Seekrieg vorbereiten soll Der Chef des Admiralstabes bt ein provborbeher und zwar eb Kontreadmiral. Eb handelt sich jetst darum, die im ftnbersten Osten sehen Tor> handenen und noch dahin an entsendenden FlottenkrSfle zweekmüll^ SU verteilen, das ist keine Verwaltnngs» und keine politische Frage, sondern eine strategische, bei welcher dem Chef des Ad- miralstabes das Gutachten des oberen Marinerates nur wertvoll sein ktonte. Die Fachpresse mag dem Marineminister mit einiger Be- ruhigung eine Reihe von Fehlgriffen vorweifen,*) das wird sie ihm

') Auf die mit amtlirhpn Dukuinenten belegton An'jfriffo pjffffn Pollotan die im Hu<1nretau>isc-hufs 'ier Kammer wilhrend dos Drucke^ erfol;2:t .sind uti«l die mau Utirchaus uiclit als haltlose Bes^chitidiguugtia bezeichueu kann, kommen wir im nichsten Bericht zturQck.

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lasseo mflssen, dafe im Allgemeinen die Reorganisation der rDefentes mobiles" im letsteo Jabre grolse Fortscbritle gemacht hat Die Proben der Torpedoboo^äger niid Torpedoboote haben betsere Ergebnisse geliefert, als firttber und man hofll» dais das Jahr 1904 die volle Verwizkliebiing der BeorganisaHon bringen wird. Einer der Mdohtigsten Faktoren In den BadgetvoransdiUlgen itlr 1904 bildet die definitiTO Orgnisation ron Divisionen sa 6 Torpedobooten mit 1 Torpedobootjäger anderSpitse, statt eines Hochseetorpedobootes. In jedem Zentnim der „Defenses mobiles** soU es möglich sein, drei Stunden nach d<mi Uobilmaohongsbetdil eine oder mehrere Divisionen Torpedoboote oder Hoebseetorpedoboote, je naeb den Hilfsmitteln des betreffenden Hafens, mit einem Toi^edo- bootjäger, Typ Dnrandal, an der Spitie in See dampfen zn lassen. Ein Bück anf die Znsammeuetsnng der „Deieawa mobiles** Im Budget*' beweiBti da(s die alten Torpedoboote II. Klasse an vielen Stellen schon dnrch neue I. Klasse ersetst worden sind Qud in diesem Jahr wird das voll dnrcbgefllbrt werden. Am besten organisiert in besng auf Zahl nnd Qnalitftt sind die mobilen Ver- teidigungen von Brest nnd Tonion, die anch filr die Hochseeflotte Torpedoboote liefern sollen. In Brest haben wir an verzeichnen: Im Dienst Torpedoaviso Bombe, 2 Hochseetorpedoboote als Scbnle flJr Piloten, 8 L, 8 U. Klasse Torpedoboote, Hochseetorpedoboot Zonave und 1 Torpedoboot II. Klasee, Schule für Hetzer, in Dis- poniblität, zn Offensivzwecken bestimmt, die Torpedoboot jäger Yatagane, Escopette und 12 Torpedoboote Klasse, also 2 Divisionen, in Reserve zum sofortigen firsata in erster Linie ausfallender Boote bestimmt, 11 Torpedoboote 1. Klasse, 4 11. Klasse. Bei Tonion weisen wir nnr darauf bin, daTs 3 Torpedobootsj&ger, 6 Hochsee- nnd 6 1. Klaas e- Torpedoboote, also 2 Divisionen, sofort for Offensiv- zwecke bereit sein sollen, in Bizerta 1 Division, in Gherbontg 2 Torpedoboolsjäger, 12 Torpedoboote L Klasse, also 2 Divisionen.

In Brest soll am 5. April 1904 das Linienschiff Dömocratie von Stapel laufen.

Allgemeine Durch ein Kundscbreiben vom 24* Januar 1904 stellt der Kriegs- ivii minister das baldige Erseheinen eines Nenabdmcks des Band 65

insbiilivmg! n^<>U^ Officlei'', betreffend die allgemeine Instruktion flir die Ausbildung der Truppen in Aussicht. „Das Rundschreiben sagt u. a. : Die seit zwei Jahren in Anwendung gewesenen „Allgemeinen Vorschriften fUr die ManOver*' vom 29. Juli 1902 haben soviel Bellall gefunden, dab es mOglieb geworden Ist, sehr vielen von Ihnen den Charakter eines Definitivums zu geben nnd sie in die allgemeine Instruktion für die ManOver anftnnebmen. Di^enigen, die nicht Im

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UmMluii.

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Neoabdrack des Bandes 55 enebeinen, sind dagegen als verworfen za betrachten. Beseitigt ist n. a. die Bestimmung fhr die Infanterie, nach welcher sie Drilliohhosen mit aal das Manöverfeld zo nehmen hatte, fUr die Kavallerie die Weisung, dafs sie bei Attaken feindliche Infuiterie und Artillerie durchreiten sollte. Feroer sollen die allzo mu&Dgreichen Berichte, die jetzt m den verschiedensten Terminen über Monöver, Sonderttbnngen, Feldpionierdienst nsv. einsumeben waren, wesentlich beschränkt werden. Die Leiter von AraipemanOvem. grolsen Kavallerietlbnngen, Korpsroanövem behalten aber die Befugnis, in jedem Jahr zu einem bestimmten Termine an den Minister Uber ihre Beobachtungen, Erscheinungen usw. zu berichten und auch Vorschläge zu machen, die erlauben, die Schulung der Truppen intensiver zu gestalten. Um die Schwierigkeiten und den Zeit- verlust der täglichen Versammlung der Offiziere zur Besprechung bei grolsen N'erbänden und daher ausgedehnten Fronten zu vermeiden soll bei Stärken Uber ein Armeekorps binuns, die mllndliche Kritik durch schriftliche Notizen ersetzt werden, die den Beteili^^ton am Abend des Manövertages zu zn^rehen haben. Der Leitende hat anlserdem die Befugnis, an iiuheiagen die Offiziere bei sich zu ver- einigen, die bei der Kritik besondes interessiert sind. Da ferner die Benutzung von Uhungslagern durch die Truppen in jedem Jahre zunimmt, so wird in dem Neuabdruck auch eine Notiz Uber die Be- nutzunir von Übungsplätzen aufgenommen, die bis Jetzt allein in der Hand der Generalkommandos war. Die VerschUttuug einer Anzahl von Leuten des Kegments 157 in der Nähe des Col de la Pare bei einer Übim;^ in den Alpen, hat in der Kamuier zu einer Interpellation i^etuhrt. div der Kru nMiiiuister mit dem Satze beant- worten konnte, dafs, wo Holz gehakt wird, auch Späne fallen müssen, die Alpentruppen hätten die Aufgaben zu jeder Jahreszeit in den Bergen kämpfen und operieren zu können, rattlsten also im i^riedeu das auch lernen.

Wenn mau auch annehmen darf, dals man sich in Frankreich Zweijährige mit dem praktischen Übergang zu zweijähriger Dienstzeit so laim-e ^i®*****®***-

nicht ^'erade lirt-ilen wird, als der russisch-japauiächr Krit'^- tlauert. bei dem doch iiumt r vhie Mtlglichkeit vorläge, dals Frankreich zur Erhöbung seiuci FriLtleuspraseuz schreiten mlUste, so ist es doch von Interesse fest/ustelleii, dafs der ArmeeaussLhuls der Kammer die Revision des von iljin be^(. hlosseuen Gesetztextes beendet hat; nur noch eini^'e Tabellen, betretiend die Posten fllr Zivilveisorgung von länger dienenden Unteroffizieren, welche die Kegieruug nit ht rechtzeitig geliefert, bleiben zu revidieren. Jedenfalls kann B6rteaiix demnächst seinen Bericht zusammenstellen. Bezüglich Artikel 31, VVehrsteuer

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UmaohaiL

hatte die Regieraug ciniire Bemerkungen übermittelt, mit welchen sich der Armeeausschulh auch befaidtc, um der Kegieruug seiu Ent- gegenkommcD zu beweiseu, aber im grofsen und ganzen, bei seinen früheren Entschlusseu geblieben ist. Besuudeis die Bemeikungen der Regierung zu der Steuer von Junggesellen lehnte der Aussehab glatt ab und behielt bei, \va!> er irüber beschlossen liatte. Volle Einigung zwischen Text des Senats und Text des Arnieeaussehusses der Kammer bezw. auch Äwischen Kriegsminister und dem let/teren nuils zunächst als nicht erzielt betrachtet werden. Differenzpunkte besteben 1. bezüglich der Zeit, welche die Schüler der militärisch- organisierten Schale im Mannscbaftsstande zu dienen haben sollen, 2. bezüglich der Dienstzeit der Algerier und Thunesier, 3. bezüglich der Daner der Übungen der Fjeute des Beurlaubtenstandes, 4. betreffs des Prozentsatzes der kapitulierenden Unteroffiziere und Kc^rporale, sowie der rengagierten Gemeinen. Gerade diese Punkte bilden aber wichtige Bausteine in dem neuen System des Kriegministers.

Neben dem Gesetzentwurf Lanessan, auf den wir hier schon kurz hingewiesen haben und auf welchen wir später nochmals zurück- kommen, ist übrigens die Kammer jetzt ein noch Tiel radikalerer zufregangen, der beweist, dafs mau im Parlament auf die Dauer die zweijährige Dienstzeit nur als eine Siufe :ll)\vall.>^ zur einjährigen betrachten möchte. Lanessan begnügt sicli wenigstens noch mit 18 Monaten aktiver Dienstzeit, bewilligt alle Cadres aus Kapitulanten und möchte das Rekrutif ningsgesetz vom 15. Juli 1889 entsprechend umgestaltet sehen. Der Antr;!;: ( uaeo dDmano. und (Jenossen. unter denen sich auch ein GeiiLral bt iindet, verlangt, dals die heute ein zweites und drittes Jahr aktiv dienenden I^eute dnich Freiwillige ersetzt w'erden sollen, die sicli auf fünf Jahre verptiichteu und eine l'rämie erhalten. Einen derartigen Vorschlag kann die Regierung nur als eine pure Phan- tasie betrachten, besonders auch in seinen Bcgriindunjfen, die u. a. auch darauf hinweisen, dals im Kriegsfalle bei „zweijähriger Dienst- zeit die Hälfte der Kavalleriereserristen in der Heimat bleiben mUfste *, was der Regierung vorläufig nicht einfallen würde. Lanessans Vor- schläge haben in der Fachpresse eine aufserodentlich scharfe Abweisung erfahren und sind ihren Berech imngen Irrtümer gröbster Art nach- gewiesen worden, Verwechselung von „aktiven Dienst** und „Dienst mit der Wmffe'S Unmöglichkeit die 99 000 Rengagierten, die er wlangt sicher zu stellen, wenigstens ohne sehr starke Steigerung der Prämien und Soldsulagen, also ohne enorme Mehrkosten, Zu- weisQng der Kapitalanten in der Hauptsache zu den Grenz- koipb, ämoAt SehaffiiDg von zwei gaoz Tersehiedener Arten von TroppeD.

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UniMliM.

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In der Sitzung vom 2. Februar nahm die Kammer die Sonriei- Ordnong: der Kredite für 1003 im Gesamtbudget an. Bemeritens- ^^'^**^>^- wert dabei war die Diskussion ttber Kapitel 26 des Kriegsbudsrets, Fleisch, Konserven, 2 582 45.^ Frcs. in welchem Oberstleutnant Roasset Streiuhnn^ von lÜU Fres. \ t'rlanirte. am damit anzudeuten, dato io den Magazinen grofse \ orriite von Konserven la^jem, die die Zeit ihrer Haltbarkeit schon tiberscbrittea haben, was sich bei genauer Uutersachang als unrichtig ergab.

Die Kammer hat eine aafserordentlich wichtige Änderung desOffizieie uad Artikel 1^^ des Gesetzes vom 14. Mai 1834 betreffend den Dieuststand der Offiziere angenommen. Es handelt sich um Reaktivierune der io die „Keform*' auf disziplinarischem Wege versetzten Offizii re und ist die Neuerung dem aus dem Dreyfulsprozels bekannten Oberst- leutnant Picquart wie auf den Leib znfi-esebnitteu. Der geänderte .\riikel 1 sagt, die Reform ist diejenige isituation des Offiziers, in welcher er, ohne dien<;tliche Verwendung, abgesehen von den in Artikel 13 vorgesehenen Ausnahmen, nicht wieder in den aktiven Dienst zurückberufen werden kann und kein Anrecht auf Pension bat. Artikel 13, nach den vom Kriegsminister akzeptierten Änderungen lautet dahin, dafs die Wiederberufuug in den aktiven Dienst mit dem inne«:ehabten oder mit dem nächst höheren Dienstgrade durch ein Dekret erfolgen kann , dafs der Kriegsminister nach Anhörun«]: des Staatsrats herie ifuhrt. \ on verschiedenen Seiten wurde in der Kammer verlangt, dafs an Stelle des Staatsrats ein neuer Dis^ipliiiarrat gehurt werde, um nicht politische Elemente, wie die Mitglieder des Staatsrats in Fragen rein militärischer Art hineinzuziehen. Der Kriegsniiuister lehnte dies ab, da er doch das Versetxunpsdekret in die Reform nach Anh(^rung eines Disziplinarrats erlassen, sich nicht durch einen neuen Diszipiinarrat, also durch seinen militflrischen Untergebenen kontrollieren lassen könne. Die Annahme erfolgte so. wie der Aus- scbufs und der Kriegsminister die AndenmH- vorgeschlagen hatten.

In der Sitzung vom 8. Februar nahm die Kammer eine Änderung des Etats der Militärärzte an. Dadurch werden die Gentraiärzte voo einen auf drei vermehrt, ferner 11 Generalärzte, 45 Division-, 60 Oberstabs-, MO Stabsärzte I., 510 Stabsärzte II. Klasse, 406 Ober- ärzte. 100 Assistenzärzte, davon 50 an der Applikationsschale von Val de Grace kommandiert festgesetzt.

Der Kriegsminister bat au die konuuaudiereudcü Generale ein Be- Rundschreiben gerichtet, in welchem er daranf hinweist, dals der Finanzminister eine Bescbränkong der Aasgaben auf die im Budget ;^aben. bewilligten Beträge verlange und im Parlament bei Beratung des Hodg^ts die Verpflichtung tlbemommen habe; nor in den dringendsten

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Ivoluuial- ArtiUerie.

Artillerie- Offixierc.

I;nter> offissiere.

Notfällen Naihtrugskredite zu forderu und die FinanaausschüBse er- klärteu, daib hie sich weigern würden, solche Kredite zu beraten. Das Parlament müsse die Überzeagung gewinnen, dals die Ton ihm bewillig^ten Kredite das Maximntn der Ausgaben darstellten und die Regieruütr sei gewillt, darnach zu handeln. Jeder Trüppenkoniuiandeur, der durch seine Anordiuiiifreu eine Überschreitung der zugebilligten Ausgaben reranlassej mUsse daher für diese verantwortlieb gemacht werden.

Die im Kriegsbudget 1904, wie schoji iVtlher hier ausgeführt, eingetretene wesentliche Beschränkung der Mittel f^r Fourage erlaubt dem Kriegsminister auch nicht mehr den (.Teneralen des Reserve- cadres die für eine aktive Verwendung bei der Mobilmachung designiert sind, ohne Zahlung eine Ration zu gewähren, Beschränkungen von Rationsgewährung treten auch bei einer Reihe von aktiven Offizieren ein. Wir können nach dieser Richtung aber auf das früher hier Berichtete verweisen. Bei di n llauptleuten der Kolonialannee ist die Einteilung in I. und II. Klasse beseitigt worden.

Durch Dekret vom 4. Januar 1904 haben die in den Kolonien betiiuUkhen Regimenter der Kolonial- Artillerie im Anschlufs an die in Frankreich selbst disloziertt n uiitl diu Kolouialkorps aiigehörendeu folgende Numerierung^ iThalteu. Ilegriment in Tonkiii Nr. 4, Regiment in IndoehiDii Nr. 5, Regiment in Frauzösich-Westafrika Nr. (j, Regi- ment in Üstafrika Nr, 7.

Ein Rundschreiben des Kriegsministera an die kommandierenden Generale weist darauf hin, dafs es notwendig sei, den Hauptleuten der Artillerie früher Batterien zu geben, um die Ausnutzung der besonderen Eigenschaften des Schnellfeuermaterials durch Chefs mit der nötigen Frische und dabei doch ausreichender Erfahrung za sichern. Man sei daher dazu gekommen, einer bestimmten Anzahl von älteren Hauptleuten die Batterien zu nehmen und sie in Etablisse- ments oder Acyntantenitellen sn vefwenden, die Batterie dafür in die Hand von jttngeren Huptlenten sn geben. Dai Gleiche gelte tür Abteilungskommandenre, die sehon eine Beihe ?on Jahren in dieeer Verwendung seien. Wenn StnbwrfBdere nnter soleben Verbiltniasen geneigt seien, die Fonktionen des Majors bei den Regimentern sn ttbemebman, nm Yersetsungen sn Tenneiden, so soll ihien WttnsobeQ mögllohst entsproehen werden.

Die Besflge der rengaglerten nnd kommlisionlerten Unteroffiiiei« setsen sieh snsanunen ans der Besoldung und aas Brotgeld, Fleiseii- geld usw. Nor In aktiven Dienst wurden ihnen aber froher diese BntsehSdigungen geiahlt, bei Urlauben hatten sie nur Anspmoh anf Sold nnd dieser leiehte nieht nm ihnen eb Auskommen an erianben.

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(Jm»obaiL

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Durch Erlais vom 2. Jnli 1903 wurde daher bestimmt, tlals aui^h die Enfcschädigangen für Lebensmittel und Fleisch, also dm Beküstitrungs- geld ihnen immer za zahlen eeiea, i^obaid ait aktiven Sold erhalten. Diese Bestimniung erstreckt sieb alipr nar auf die Unterofliziere der Heimatarmee. Ein Erlafs des Prui>i(ienten de i lit puhlik dehnt sie auch auf die Uuterotfiaiere der Kolonialtruppen aus. Auch das An- recht der Korporale und Gemeinen, die Kapitalaaten sind, auf Sold- znlage bleibt ihnen bei Beurlaubungen.

Die Deputiertenkammer hat in erster Lesung einen Antrag an- JI??*'^ genommen, der den hilfsbedtlrftigen Familien tod zu Übungen ein- von benifenen Leuten der Reserve und Landwehr eine Staatsuntersttitzung Familien, gewähren will. Die Unterstützung von Familien von zum Dienst «in he orderten FatnilieositUtzen bildet bekanntlich den Inhalt eines Kapitels des Gesetzentwurfs, betreffend die zweijährige Dienstzeit und zwar Sollen die Untersttttzuugtji aut volle zwei Jahre gewährt werden. Diese Malsnahme kHiiu man anch nur als die notwendige Folge des Fallenlassens jeder Befreiung aus bürgerlichen Rück- sichten betrachten.

Ein Erlals des Ministeriums vom 6. Februar ordnet an, dals die durch Dekret vom 3. September 1900 angeordneten Malsnahmen für culn^^*" die Sicberstellung der Verpflegung von Truppen und Zivilbevölkerung in festen Plätzen mittelst direkten Ankaufs vom Produzenten eine Kontrolle an Ort und Stelle durch einen Generalintendanten erfahren soll. Diese Kontrolle erstreckt sich auf den ganzen Verpflegungs- dienst ond zwar sowohl auf die von den Kommissionen in den Departements getroffenen Vorkehrungen als auch die von den Behörden vorgesehenen AusfÜhrungsmafsregeln. Der Generalintendant wird vom Minister liestimmt und dieser setzt auch jedes Jahr die Departements fest, in denen die Kontrolle stattfinden soU. Die Ptoduzenten werden vienehn Tage yorher durch das Kriegsministeriom beoacbriehtigt. Der G^nerafintendant luit sich bei dem kommaa- dieienden Genezal darüber zu orientiereD, wekhe Pankle besondere Beaebtnng bedürfen.

Der Erlafe des Kriegsminisfteis» der die Ausftthm^bestiiiiiiuingen Re- des Dekrete Tom 7. Januar 1904 betreifend Anshebnngssnsohals des Jahrgangs 1908 bringt, ordnet n. a. aneb an, dafs das GesebSft am 22. Febmar beginnen nnd am 19. Mai abgeseUossen sein soll. Ver- mehrt ist die Zahl der anantellenden Ante, bei 200 zu nntenneben- den Lenteo sebon S ttber 200 sebon 3. Weiter wird dannf hin- gewiesen, dab naeh dem £rlalb vom 8. Jannar 1902 twar aneb Lente als tanglich anfltgehoben werden können» die sieh niefat ftlr alle Waffen eignen nnd kdne Fehler haben, die den Dienst für dne

JmMtfltor fft 41* «wlMfet Am«» maä lf«iia«. V«. Wh S2

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Umaohau.

der Waffen nicht stören bezw. die Betreficndeu für die Schreiber- funktionen z. B nicht untauglich macheu, nicht aber solche, die über- haupt für den DitJist im Heere unbrauchbar sind und bald wieder alti uutauglicb entlassen werden müssen. Die Keyisioiiskoinmissionen habeo zu auterscbeideu zwischen taaglicbeo, bedingt tauglichen, noch soraeksiuteUendeD oder den HiUUneiisleo m ttberwäseBden ans nnUHigliclien Leateii. BasExerzier- Das Bzenieneglemeiit fllr die Kayallerie wird, wie das bei '^fli^die"^ demjenigeD fUr Infinterie sehen im Werke^ in abselibtrer Zeit einer KaTaUerie. NenbesrbeitaDg antenrorfHi werden. Den Vorsits In dem beireffenden Anssdinls stdl Qenenl Ondard, jetct Kommsodenr der 6. EaTBllerie- division, erbslten, der anoh beim Aosseheiden des Gtenend Lallemenl, das wegen Enreiohens der Altersgraue diobt bevorstebt, an die Spitie des IV.' Armeekorps treten sollte. Statt seiner eibiett General OndrI die Stelle. 18.

Neu- Untemi 11. März ist das dorcb den Übertritt des Divisions-

beseuung g^Q^ral Lallement sar 2. Sektion der Generalit&t frei gewordene IV AiTiie.- IV. Armeekorps neu besetzt worden. Ernannt wurde der bisherige Le'lfans 3- Infanteriedivision in Orleans Dinsioosgenerai

£mil Oadri (nicht Oudard von der Kavalleriedivision in Lyon, wie es anfänglich hiefs). Derselbe ist am 11. Januar 1843 in Durtal (Maine et Loire) geboren und kam nach Besuch der Spezialmilitär- schule von St. Cyr 1862 als Unterleatnaot zum 31. Infanterieregiment. Als Leutnant im Regiment nahm er am Krieg 1S70 gegen Deutsch- land teil. Ursprünglich zum VL Korps bestimmt, gelaugte das Ivt'priment später in den Verband des XII. ond nahm unter grofsen Verlusten an der Sehlacht von Sedan teil. Oudri rettete mit einigen Offizieren das Fahnentuch des Regiments. Als Kriegsgefangener ■kam er nach Deutschland. Zurückgekehrt wurde er 1872 Kapitän, kam dann zor leichten afrikanischen Infanterie. 1881 war er in Tunis, 1883 gehörte er als Nachrichtenoffizier dem Okkupationskorps von Tunesien an. 1883 wurde er noch zum Major befördert und kam 1884 zum 3. Turkosregimeot in Algerien. 1887 ging er an der Spitze eines Znavenbataiilons nach Tonkin, wo er bis 1895 verblieb und sich mehriacb auszeichnete Als Oberst befehligte er das 2. Fremdenregiment ron 1893 ab. 1895 schitlte er sich nach Madagaskar ein, wo er an allen Operationen teilnahm. 1896 als Brigadekomraandant unterdrückte er einen Aufstand und kam auf den Tagesbefehl. 1896 kehrte er nach Frankreich zarück, übernahm erst einf Hrigade in Algerien und 19U0 die 9. Infanteriedivision in Orleans. Er besitzt eine grolse Menge, von Auszeichnungen.

Sohott.

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UmtflliMi.

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BtliUaad.

General Karopatkin bat das earopäiscbe Hufsland verbissen, am die tob ihm mit soviel Erfolg innegehabte Stellang des Kriegs- ministers, mit der des Oberkommandiereuden der mandschurischen Armee zu vertauschen. Wir babes 1108 mit der Persönlichkeit des Generals in diesen BlSttem so oft beschäftigt, dab wir akbit mehr aof den Werdegang dieses so bedenkenden OMsieis znrnckkammen. Wir erinnern nnr daran» daft (jteneiala^jatanl Knropatkin andi infolge seiner letcta Rdse naeb dem rossiBehen Asien eingehende Kenntnis ron den dortigen milittrisehen Verhält- nissen gewonnen bat nnd für seine sieherUdi nntw den obwaltenden VerhSltnissen sehr sebwierige Stellung gewils der richtige Mann ist.

Fast mit dem Tage der Abreise Knropatkins nach dem ^Fernen Osten" fiel der Tod eines mit Recht in Hufsland h och i^e schätzten Vorgrängers auf dem Posten des Kriegsministers zusammen; deö Geuei al adjutanten Peter Ssemenowitscb VVannowskij. Geboren 1822 ira Gouvernement Minsks hatte er seine ersten kriegerischen Krfahruiigen schon im Orientkriege gemacht und war 1800 bereits auf den wichtigsten Posten des Kommandeurs der eben gegründeten Offizier-Schielsschule berufen worden. Seine Tätigkeit auf dem Grebiete des Militäronterrichtswesens im weitesten Sinne des Wortes war seit jener Zeit eine hervorragende.

Während deb letzten russisch-tUrkiscben Krieges war er kom- maudierender General des XII. Armeekorps, wurde aber nach liber- 8chreitnng der Donau zum Chef des Stabes der unter Befehl des späteren Kaisers Alexander HI. stehenden Hustscbaker Armeeabteilang ernannt. Die in dieser Stellong bewiesene Tüchtigkeit wnrde nicht nur durch Verleihung des Georgsordecs o. Klasse anerkannt, sondern gewann ihm auch das Vertrauen dieses Fürsten in solchem Malse, dafs ihn derselbe nach seiner Thronbesteigung zum Kriegsminister machte, und er bis 1898 blieb. Im Jahre 1901 wnrde er aus Ver- nnlassong der studentischen Unruhen auf den verantwortlichen Posten des Ministers der Volksaufklarung berufen, nm diese so schwierige Aufgabe bis zum Jahre 1902 zu erfüllen. Seim^ Wirkens ist auch in diesen Bl«1tt«rn wiederholt gedacht, namentlich seines hervor- ragenden Aiitt'ilh an der Vermehrung. Neubewaffnung, Organisation und der N'erbcssernng der Ausbildung der russischen Armee uuter dem Zaren Alexander III.

Vom Kriegsschauplatz lauten, wie es nicht anders zu erwarten ist. die Nachrichten spärlich. Die russische Armee wird andauernd verstärkt; wenn auch bei den Verhältnissen der sibirischen Eisen-

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bahn im langsamen Tempo. Ebenso scheint die japanische Armee noch immer nicht mit stärkeren Kräften im Norden Koreas angelangt za sein. Dals eine Landung^ im Oolfe von Liautuug noch nicht statt gefimden hat, steht fest. Ehe China nicht aus seiner Neutralität herausgretreten ist, ersobeiot eine solche Landung auch mehr als an- wahrscbeinlicb.

Die Verlan*: sainung der Konzentrierung der Kusseu wie die der Japaner wird verursacht durch die militär- geoL^ra))hisnben Verhältnisse des Kriegsschauplatzes. Selten hat sich die Gewalt der Natar desselben so gellend gemacht wie in dies« ni Kriege.

Mau hat die Leistungsfähigkeit der sibirischen Eisenbahn, je nach dem politisch-militärischen ParteistandpunlLte bald Uber-, bald unterschätzt.

Es sei dahiii^t sieilt, ob man nur täglich 4 Züge, wie die riiien «»der 7. wie die arideren annehmen, oder ^ar 11 Züge mit Truppti netorüeri) kann. Wir neigen uns nach Kenntnis der Dinge mehr der kieineren wie der grülseren Zah! zu.

Man vergilst nur häufi":, dals mindestens ebenso erschwerend wie die ireringe Leistungsfähigkeit der Bahn infolge ihrer Anlage die rnterbrechung am Baikalsee ist. Bis zum April bat man die Wahrscheinlichkeit, die Eisdecke ftlr den Transport von der Station Baikai im Westen bis zur Station Mijsso\\aja bezw. Tauchoj, be- nutzen zu können. Doch, wenn Optimisten anzunehmen scheinen, dafs man in der Lage sei, die TruppenzUge direkt über das Eis zu fuhren, so entspricht dies nicht den Tatsachen. Die lokale Fresse Transbaikaiiens und Sibiriens berichtet nichts hiervon. Es sind die Schienen auf der jetzt noch etwas über H8 Kiluiueter betragenden Strecke gelegt. Der Versach aber, Lokomotiven auf das Eis zu bringen und mit ihrer Hilfe die Zttge vorwärts zu bewegen, ist nieht geglückt. Die Waggons werden von Pferden herübergezogen, wodurch man in der Lage ist, eventneil auch etwas Kriegsmaterial herUberzasehaffen und das rollende Material der Transhaikal- ond der ostchinesischen Eisenbahn zu verstärken; die Truppen selbst marschieren ttber den See. niUssen also an der Westseite desselben die ZUge verlassen, uiu auf der Ostseite die Züge der Ostchinesiscben Eisenhahü zu besteigen. Welches Hemmnis dieses Aus- und Eiu- schifi'ei]. welche Strapaze der 38 Kilometer lange Marsch ist, bedart keiner Erklärung.

Man darf sieb den Baikal im gefroreneu Zustande nämlich niobt wie eine Schlittenbahn vorstellen, auf deren glatter Fläche man ohne Hemmnisse dahinfliegt; sondern es finden sich auf ihni

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UmiduHi.

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die Eisschollen oft httgelgleicb UbereiDander geschoben and das Eis durch Meter breite Risse unterbrochen. Hierzu kommen die Schnee* stürme des eisigen sibirischen Winters, welche den Schnee aof- tUrmten nnd den Marsch den oft bei einer Kälte von 20 Grad Celsias und mehr den See abenehrehenden Trappen in hohem Malse erschweren.

Die Truppen verbleiben nach ihrer Ankunft auf der Westseite des Sees die Nacht in den Waggons nnd treten bei Tagesanbruch den Marsch Uber den See an^ eine Leistung, die grofse Anforderungen an die Wochen lang im Eisenbahnwagen sitzenden Leute stellt. Nach Erklärung des den Transport Uber den See leitenden Offiziers wird das Gepäck auf den kleinen sibirischen Bauemschlitten, die zu diesem Zwecke massenhaft requiriert sind, fttr je ftlnf Mann der Mannschaften nachgefahren, auch werden etwaige Marode auf sie gesetzt. Da die 38 Kilometer in einem Tage zurückgelegt werden müssen, so sind in der Mitte des Sees Wärmehallen errichtet, in denen die Truppen einen grölseren Halt machen und mit warmer Mahlzeit vorsehen werden. Ob diese Mafsregeln aber geeignet sind, alle die Sehwierigkeiteu zu tiberwinden, welche der sibirisehe Winter den Truppen (»ntp>irenstellt, stehe dahin I

Auch die Zugdistanz der anf der sibirischen Bahn verkehrenden Transporte soll nach einer Meldung der ^Wostotschnoje Obosujeuije"* das Eisen bah iiministerium dadurch zu verringern suchen, dals es eine grölsere Zahl Ausweiehestelien anlegen liefs. Um die ^Vjrbeiten abzuktlrzen nnd schon zur Winterszeit von dieser Ver- I»e8semng Vorteil /it hen zu können, soll man sieb entschlossen haben, die Schienen neben dem bisherigen Eisenbahiidamm auf den gewachsenen Roden zu legen und die Verbiudungsscbit neu zu ihnen hinab und wieder hinauf zum Bahndamm zu legen Krst in der waniieu Jabrtszr it will man den Bahndamm so verbreitern, dals die Weiche auf ihm angebracht werden kann.

Der Vormarsch der Japaner durch Korea wird durch den Zustand der Laudverbiudungen dieses Landen gehemmt, namentUeh zur Winterszeit.

Korea hat. abgesehen von der 40 Kiiumeter langen Eisenbahn '1 schemulpho-Soui, nur einige Strai'sen, auf denen zur Not zweirädrige Karren vorwärts kommen können; es sollen im ganzen sechs sein, unter ihnen die von Sun-tyär im iSttden Uber Tschön-tjiu-pu und Kongtjiu, S?5ol, Pyöng-yang. Autjin nach Witschou (Widschou) am Valu und die von Fasan über Tapku-pu, Koug-tiin auf Söul und von dort über Wüusan und Haniheung nach Nordosten.

Brücken gibt es aber auch auf diesen kaum mit Ausuahme auf

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Uiudchau.

der Stralse SM nun Tain, Bof weleher frOber al^ährUeli dem Kaiser von (Mdm, dmeb eine GeBandtoebaft seiteos de« Vasallmtaals Korea danabringeiideD Gescbeoke naeb Peking giogeo.

Die BrUflken besteben im allgemeinen noz anf ttber einige dUme Stangen als BOeke gelegtes Beisig, das bei Hoebwasser > also gerade in der Zeit, wo tie GebirgiflUsse uiebt zu dnrobfiirten sind, anf das Ufer gebraebt wird. Die anderen Wege des Gebirgs- landes sind Sanm* bezw. Fnfiipfade. Welobe UInge die Kolonnen annebmen müssen, deren Bagage von Trägem fortgesobafft werden mnfs, liegt nabe.

Dies nnd manobes andere, wie mangelbafte Unterfconfl usw. ersebwert die VorwürtsbewegaDg der Tmppen. v. Z.

OrobbritaniiieiL Mturine. Der Korrespondent des Pariser Figaio bracbte jüngst ans britiseben Harinekreisen die Nacbriebt, dafe man, naeb den Erfolgen der japanisehen Torpedoboote gegen nissisebe Panzer rom Bao mäeb- tiger Panzer abgekommen sei and am Soblnls des japaniacb- rossisoben Krieges eine yOlllg neue Orlentiernng imSobIffsbao, wie Übrigens aueb in der Organisation der Landstreitkrilite, die daan in die erste Linie rtteken würden, erleben werde. Der Korrespondent basiert seine Ansiobt n. a. aof eine jüngst in den Gewässern der Insel Wigbt stattgebabte Übnng eines Gesobwadeis mit Torpedoboots- jMgem ans Ghatbam, Portsmontb, Plymontb gegen eine Flottille roo Unterseebooten (die sieb übrigens bei einer Obnng in der Verteidi- gang ron Portsmontb wenig bewäbrt baben sollen) nnter Kapitän Baeon. Man dnifte gegen diese Meldung, die übrigens aneh von sebr emsiger Arbeit in den Arsenalen ricbttgerweise spraeb, sebon an nnd ' für sieb mifetraniseb sein. Das Marinebadget 1904/05, dessen Vor- anscblag nnterdes bekannt geworden, zerstört alle Zweilei. Verlangt werden 36889000 statt 84457000 £ im laufenden Jabre, rand 2^ Millionen £ mebr, and die Mebransgaben werden bedingt dnreb die für den 1. April 1904 beabriditigte Restzabhing filr die gekauften ebileniseben Schiffe nnd die Besobaflbng ibrer Munition für 1905. 11654172 £ sind aulserdem für Neubauten bestimmt, die 2 Seblaebt- scbide, 4 Panzerkreuzer, 14 Torpedoboot^äger, 10 Unterseeboote omfasaeo sollen. Die Bemannung der Flotte erfäbrt anfserdem eme Vermehrung um 4000 Köpfe.

Hoch klang das Lied, das der Kriegsmbdsler Arnold-Forster jüngst dem neuen definitiv angenommenen Hobrrüeklauf-Feld- gesebuts, einem 18pfünder sang, ansebeinend ein 8 em, mit dem man

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UbmIu».

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schon im üochsommer 1904 die in der Heimat stehenden Feldbatterien nrnzabewaffnen beginnen will. Er, der Ejicgsminigter, meinte, das neue britische Feldg-escbtttz sei demjenigen alier Festlandmftchte überlegen. Das Oesehtltz weist Schntzscbilde auf, anch will man die Mnnitionshinterwagen panzern. Zweifelhaft will uns erscheinen, ob das Geschütz, das eine «ranz achtenswerte Wirkuoic dt s KiQzelschusse> liefern ma^. ohne dals man die Protzmunition zu sehr einschränken mais, billigende Beweglichkeit als Fahrzeug nnd abgejirotzt besitzen wird. Die britische Fachpresse he/.weitelt dies ebenfalls and meint, man werde in absehbarer Zeit, dieüeü Typ annehmend, wohl wieder za einer Umbewaffnung kommen mttssen. 18

Brasilien.

Zq den vielen Staaten, die eine Neubewafl&iung ihrer Feld- Schieöver- artillerie vorzunehraeu gedenken, gehört auch Brasilien, Im Sommer **Rohr°"* 1903 tacden dort Versuche mit Rohrrückiaufgeschützen von Schneider- l Ucklauf- Canet in ( Veuzot und Krupp statt. Über die Kmppschen Geschlltze g^«^**««»- and einiire damit ansarefUbrte Versuche soll näheres mitgeteilt ^\ erden.

Zu den \'ersuehen ^v;^reü je rine 7.0 nnd 7,5 ein Kanone heran-

gezogeu; die ^viellti;:^slen Angaben Uber Abmessangeu und Gewichte enthält folgende Übersicht

7 cm 7,5 cm

Länge des Kobra in Kalibern .... 30 2B

Geschofsgewicbt kg 5,3 5,5

Zahl und Gewicht der Schrapnellkogeln 235 ä 11 g 245 i II g

Anfangsgeschwindiorkeit m 480 49ü

Arbeitsleistung: an der Mündung . .m 62,4 67,5

Gewicht des abgeprotzten Geschützes kg 717*) 744*)

Gewicht des aufgeprotzten Geschützes kg 12690 1290*)

Scbnlszahl in der Protze 86 32

Der für die 7,5 cm Kanone konstruierte Manitionswagen nimmt 80 Sehofs auf und wiegt 1216 kg. Der Hinterwagen ist mit einem 4,6 mm starken Klapppanzer versehen.

Am 9. Oktober 1903 fand in Gegenwart des Präsidenten von Brasilien ein Sobieüsen ans beiden Qesohtttzen gegen geleehtBrnttflrige Ziele statt

Das erste Ziel zwei Geschütze mit danebenstehenden Munitions hinterwagen, besetzt mit je neun Mann, davon secbs am Geschütz, drei am Munitionswan:en, alle hinter Stahlschilden wurde aus der 7 cm Kanone mit 25 Schrapnells, von der 7,5 om mit 35 Spreng-

^) Ohne Schützschilde ; mit 4,6 mm starkeu .Schild etwa 70 kg mehr.

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UbmIim.

granatt n auf 2500 m beschossen. Von den 18 Hann wurden 16 getroffen. Die 7 cm Kanone traf acht Mann durch 32 scharfe Kug-eln, neon SprengstUcke; zwei Mann dairoD waren siebartig durchlöchert. Das gute Treffresultat erklärt sich daraus, dais der vor dem Geschütz aufirestellte Schutzschild umgeworfen war. Die 7,5 cm Kanone hatte ebenfalls acht Mann getrofieo, zum Teil durch aozähliob viel Spreagstttcke.

Das zweite Ziel war eine Schützenlinie von 50 Scheiben, die gegen Sohrapnellfeuer durch einen Erdaufwurf vollkoumuMi gedekt waren; Entfernnog etwa 2500 m. Dnrch 50 Spreuggrauateu wordea 28 Scheiben mit 75 Sprengstückeu getrorten.

Dan dritte Ziel vier Scheiben von '^0 m Breite, 2 ni Höhe io Abständen von iuu m hintereinander wurde mit 35 Schrapnells beschossen. Zielentfernnng der vordersten Scheibe 2ui>0 m. Das Ziel wurde dnrch 1541 tscharfe Kugeln 36 Spregstücke in Summa also 1597 Treffer getroffen. Auf jede Scheibe entfallen somit rund 400 Treffer; pro Schufs 45.6 Treffer.

Das vierte Ziel besUud aus einer m langen Schützenlinie mh 60 Schützenscheibeo von 50 cm Höhe. Mit 24 Schrapnells auf 1100 m wurden 38 Figuren durch 63 scharfe Treffer getroffen eine Scheibe war ganz zerstört.

Das letzte Ziel stellte einen Reiterangriff dar: 15 Rtitirseheiben mit einem Schritt leichtem Zwischen! ;ium wurden auf 800 m durch 20 Schrapnells beschossen; davon 14 durch 57 scharfe Treffer ge- troffen.

Diese Resultate sind recht gUnstig, namentlich wenn man das geringe Gewicht dtr Geschosse berücksichtigt.

Von besonderem Interesse ist noch eine Gewaltprobe, der ein Kruppsches Geschütz, freilich unbeabsichtigter Weise, unterwürfen worden ist und die es glänzeud bestanden hat. In Realengo einem kleinem Städtchen, wo die VersuchsgeschUtze mit ihrer Munition in einem Schuppen untergebracht waren, brach am 11. August 1903 eine Feuersbrunst aus, die diesen Schuppen vollständig zerstörte. Natürlich wurde auch die Munition flber 1000 scharf geladene darunter 50 Sprenggranaten von dem Feuer ergriffen; die Patronenladungen explodierten und schleuderten die Geschosse umher. So wurden die Geschütze nicht nur durch das Feaer zerstOrt, sondern erlitten auch durch die Geschosse oder deren Splitter manDigfaehe Beschädigungen. Alle Holz- und Ledertelle des Gesofattlzes waren ToUatilndig durch das Feoer serstOrt; die Eiaentdlei 1^ sar V^dftglllh- Mize erwärmt, hatten meh stark rerbogen, das In der Rfteklanfbreiiise befindliehe Glyzerin war TÖllig von dem gltlbendeo Stahl aofigesogen.

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Bei dem LöschTersaeh wsreii gtoüie Maogen kalten Wassere aaf deo glnhenden Stab! aosgegosseo, woranter detBen Qaalitttl nalttrltob sehr leiden mulste. Trotzdem gebug et, das Oesebtttz, nachdem die Lafette fast ganz auseinander geaemmen war, mit den geringen Hilfe- roitteln der kleinen Stadt wieder soweit instand zu setzen, das es einige Schüsse abgeben konnte. Die Stelle der verbrannten Räder vertrat eine Holzonterlage für die Achsschenkel. Es zeigte sich, dals die Bremse und die stark ausgeglühten Vorholfedem imstande waren, dn9 Kohr selbst bei einer Erhöhung von 15 Grad wieder in die Schielsstellung vorzubringen. Wohl niemals ist ein Geschütz einer 80 schweren Probe onterwoifeu worden and bat sie so glänzend be- standen, wie hier. Bohne.

Ostasien.

In bezug auf die Ansrttstnng mit Feldgeschützen befindet sich Kufslaüd noch in einem Übergangsstadium, insofern ist auch hierin f'eld- der Krieg zu frUh ausgebrochen. Allerdings liat Rufsland bereits 1900 f ^^kJfet^. sich für ein Kohrrücklaufgeschütz entschieden, welches als M/1900 führenden bezeichnet, nach dem Fabrikationsort auch PutilowireschUtz genannt ^f^hte.*> wird. Die Konstruktion kann aber nicht als tine sehr glückliche gekennzeichnet werden; der Rohrrücklaut hat nicht die genügende Länge, die ballistischen Anlc^rdt run^cn gehen /u hoch; das GescbUtz steht beim Schiefeen nicht ruhiL^ genug und iöt sehr schwerfällig. Man nimmt au, dafs lür die weitere Fabrikation ein passenderes Muster gewählt ist. Wie weit die BevvaÜnuug gediehen, kann nicht mit Sicherheit angej^eiien werden, ebensowenig wie es mit der Be- waffnung der Feldartilierie in Ostasien geworden ist. Dal's dortige Batterien mit diesem Geschütz ausgerüstet sind, steht wohl fest; doch ist Uber die Zahl nichts bekannt.

Man kann wohl aunehmen, daCs die Mehrzahl der Feldbatterien noch mit dem umgeänderten Geschütz M/95, welches 1900 in Paris ausgestellt war, der sogenannten leichten Kanone und, soweit es die reitenden Batterien betrifft, mit der EavallerielLanone, die noob er- leichtert ist, bewaffnet sind. Das umfireänderte Gesobttts bat dorcb Anbringung eines elastischeo Sebwanzeparns, Venebiebbarkeit des Lafettenkörpers auf der Aebie behob feiner Seileiiriebtnng, Ver- legung der Viaierlink nach yorwftite die Feaergeeebwindigkeit und dnreh verbessole Ge8ehoMaiielroklio& die WirlLong edUfbl Es lassen sieb bis vierSebnls in der Mioate abgeben. Im Zusammen- hange mit dem grolben Kaliber von 8,7 em steht ein groibes Gesebob- gewieht 8 leg, femer efai hohes Batterie- and Fahnenggewioht

*) Siebe auch Aufsatz Seite 480 u. ff.

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tTuchaa.

(1065 kg bezw. 1986 kg), so dals das Geschütz mit einem zeit- gernttbeo SehoelUeaergesohttte nicht in Wettbewerb treten kann.

W«8 nun das Schnellfenergesohtttz M/1900 betrifil, so sehreibt man ihm eine Fenergeschwindigkeit von 15—20 Sohofs in der Minote zu» gibt aber zn, dals es beim Sohielsen etwas nnruhig ist Dies hängt anoh mit der sehr hohen Geseholsgeschwindigkeit von 689 m sosammen. Das Fahrzenggewioht wird mit 1884 kg an- gegeben. Als Geschofs wird nnr ein Sehiapnell geftthrty das sweok- entspieohend konstrniert ist.

Auf dem voranssiebtliehen Kriegssehanpiatz kommt infoige der geringen Wegsamkeit die mssiscbe Artillerie dnreb die Gewiohts- ▼erbUtnisse beider GeBCbtttze in Verlegenheit Hier sind besondera Gebiigsgesehtttse angebracht, mit denen man nnr nngenOgend ans- gerttstet ist Von flerannehnng von Feldmörsem hat man noeh niebta vernommen» sie würde wobl anoh znnäebst nieht am Platee sein.

Za bemerken bleibt noeh, daih das ScbnellfeaergesebfltK keine Sehntuebüde fUirt, denen man in RnUsland ttl>erfaanpt abhold ist JSß fragt sieb noch, ob bei greiser Kälte die KaotsehnkpafTer nicht den Dienst versagen.

In Japan war Ausgangs der 90er Jahre ein Wettbewerb um ein modernes Scbnellfeuerfeldgesohutz aasgeschrieben. Beteiligt waren ^Vied. Krupp in Essen, tranzösische Firmen und japanische technische Offiziere, daiuatir Arisaka, dessen KUcklaufbemmung zuerst in einem System von Hemmschuhen bestand. Ans nationalen Grtlnden wählt man eine Konstmktion von Arisaka^ aber mit Federspom, keinen Rohrrücklauf. Das Kaliber ist das gewöhnliche von 7,5 cm. Das Geschütz bat die günstigen Gewichtsverbältnisse moderner Sohnell- feuergeschtttze and ist darin beiden mssisehen Gesoblttzen ttberlegen. Die Konstroktion trägt den ungünstigen Wegeverbältinssea Reehnnng. Die HersteUnng der GeschtttEe hat in Essen ans dem besten Material stattgefiinden. Die Gebirgsgesehtttse» die in Japan sabirdeh vertieten sind, haben dasselbe Kaliber and sind gleichfalls von Aiisaka konstniiert. In liesohränktar Zahl sind Hanbitien von 12 om nnd von 15 om Kaliber vorhanden.

Wenu die ballistische und technische LeistungsfUhigk' it bei den japanischen Geschützen keine so hohe ist als bei dem Pulilow- geschUtz, 80 haben erstere daiUr den Vorteil, dafs sie sich den Ver- hältnissen des Kriegsschauplatres besser anpassen, als die russischen Geschütze. Auf keiner der beiden Seiten sind Schutzschilde ver- treten, der Kuhn ücklaui mir auf Seiten liuislaads vorkommend, aber auch nur in beschrauktem Umfang. FUrs erste ist wenig Aussicht,

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UnsabMi.

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besonders weitgehende Folgerangen fttr die FeldgesehQtzfirageD in Europa aus dem Krieg im fernen Osten ziehen zo können.

Die Infanterie TOn Japan ftlbrte im Kriege gegen China 1894/95 Gewehr- Muratagewehre M/80 und M/87. Erstere waren Einzellader vom ^^^^j^^H^^ Kaliber 11 mm, ähnlieh dem deutschen Maasergewehr M/71. Das fühn iidtm M/87 hat ein Kaliber von 8 mm; es hat ein Röhren magazin für Mächt«, acht Patronen, ähnlich dem Lebelirewehr. Die Läugre ist 1 ,22 m ohne, 1,545 ni mit Bajonett, Gewicht 4.()H J kg, be/w. 4,88 kg. Der Verschluls hat Drehbewegung. Das Hartbleigesrhofs mit Kupfrr^ mantel wiegt lö,42 g. die Ladung 2,53 g raoi hschwaches Pulver. Die Mündongsjreschwindip-keit ist 504 ni, Reserve- und Landwehr- truppen führen dies Gewehr noch heute. Es kann mit d^n nbriirt n Gewehren der Kaliberstufe 8 bis 7,5 mm noch in Wettbewerb treten.

Getreu seinem Fortschrittsbestreben hat Japan für sein Heer erster Linie bereits 1897 der weiteren Kaliberverminderung sich aogescblossen, wie wir sie in ItaiieDi Rumänien, Holland, ächweden, Norwegen, Spanien etc. finden.

Das Gewehr gehört der Oniiipe der 7 bis 6 nim-Gewehre an. Unbeirrt durch die viel verbreitete Ansicht von der geringen Ver- wnndungsfähigkeit solcher GewehrkaUher hat man ein solches von 6,5 mm anLiTuntinien. Man fr.strelUr ein ^^erinircres Gewicht der VVati'e mit Bezui: iiahnie aul die ^'^eriniie Kürpcrlauge deis infanterieersatzes. Ohne R;i|(»nett wiegt das (rewehr nur :i,9 kg Eine nationale Kom- mission. Ht'lchi r (Iii; Ober^tPIl Arisaka, iiongo und der Ingenieur Murata angehorten, verdankt das gemeinhin nach Arisaka benannte Gewehr seine Entstehiing, das im wesentlichen ein Mehrlader nach Mauser ist, mit veränderter Kammer und vielfuchrii sonstigen Änderungen, so dafs man glaubt, es als eine Natioualwaffe be- zeichnen zn dürfen. I^adestreifen mit fünf Patronen dienen zum Laden des Gewehrs. Die drehbare Kammer hat ihre Warzen vorne. Das Mantelgescholö wiegt 10.5 g und erlangt mit 2,14 g rauchlosen Pulvers von Itabaski eine Mimdungsgeschwindigkeit von 725 m. Das Geschofs hat einen Hartblei kern und einen Mantel von Neu- silber. Das Visir geht Ton 40O bis 200U m. Das Gewehr hat ein SäbeUta jonett von 55 cm Länge der Klinge, (iewieht des Gewehrs mit Bajonett 4,U8o kg. Der Lauf hal einen hölzernen Handschutz. Das Gewehr ist ohne Bajonett 1.27 m, mit solchem l,t>G m lang. Die Patrone hat eine Lange von mm, ein Gewicht von 22.44 g. Die Waffe hat eine grofise TreflfUhigkeit und Schnfsweite, der KUck- Stöfs ist gering. Im Schnellfeuer lassen sich 30 40 Schul« iu der Minute abgeben.

Die au sich nicht bedeutende japanische Kavallerie führt einen

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entsprechend kanstraierten Karabiner mit Viaernag bis 1500 m,

der nm^ehiin^^t getragen wird.

Die ge^-amte russische iDfanterie ist mit dem Dreilinien- gewehr M/f)j bewaffnet. Es g:ehärt der gleichen Kaliberklasse an, wie unaer Gewehr von 88 und !)S. von 8 bis 7,5 mm. Geomi ist der Kaliber 7,62 mm. Das Gewehr wiegt ohne Bajonett fast 4 kg, mit solchem 4.8 kp. Es hat einen drehbaren Zvlinder\ erschlufs nnd wird mit Ladestreifen von fllnf Patronen geladen, Magazin im Mittel- scbaft. Visiernng irelit bis 1920 m. Das Geschols hat einen Nickel- kapfermantel und wiegt 13,73 g, die Ladung 2,22 g. die Patrone 25,8 g. Die MUndungsgeecb windigkeit ist 635 m. Die Länge des Gewehrs ohne Bajonett ist 1,29 ni, mit solchem 1,73 m. Die regoläre Kavallerie hat das Dragonergewehr, welches gleichfalls mit einem Hajonett versehen ist, es ist ca. 13 cm ktlrzer und ca. OJ35 kg leichter als das Infaritenegewehr. Die Kasaken führen einen Kara- hiiuT von gleichem Kaliber wie das (rewehr, um 0,72 leicliter als das Infantenegewehr} im Übrigen ähnlich eingerichtet, ohne lii^onett.

Vergleichen wir nnn die Handfeoerwafien beider kriegführenden Mächte, so befindet sich Japan auf einer weiter vorgeschrittenen Stufe, die den Vorteil grOlserer Rasanz und Tragweite, sowie eines geringeren Patrouengewichts besitzt. In der Feuergeschwindigkeit wird bei dem gleichen Lademodus kein erheblicher Unterschied sein. Dagegen kann man einwerfen, dafs bei dem kleinen Kaliber des japanischen Gewehrs attackierende feindlirhe Kavallerie nicht so wirksam aufgehalten werden wird, als duroli das Dreilinionpewehr, die Verwnnd untren durch das japanische Gewehr aneb le ichter heilen, als die ilureh das rassische bcrrorgebrachten Hier, wo die beiden Kaliber sich in der Hand ;j:rolser Armeen eulireireiitreten, wird man jedenfalls lehrreiche Ertahrungen macheu, umfassender als im süd- afrikanischen Kriege, wo auch schon beide Kaliberstufen einander gegenttbertraten. Schott,

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litwttnr.

Literatur.

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1. BOcher.

Denkwürdigkeiten des Generals und Admirals t. StMOh» erster

Chef der Admiralität. Briefe und Tagebuchblätter herausgegeben von Ulrich v. S losch, HauptmanQ a.D. Stuttgart und Leipsig.

Deutsche Verlagsanstalt 1904.

Diese Oenkwürdigkeiten waren schon früher in der „Deutschen Revue" erscluenen, um Jetzt wie der Herr Herausgeijei- in einem „Nachwort" schreibt, kontraktlicher Verpflichtung geraäfs in Buchform in die Welt zu geben. Das ist dankenswert, denn man bekommt so doch einen abgescUoss^nen Bindmok von dem We«en, der Denkungs- art und auch von den Leistungen des Generals v. Stoech. Derselbe war jedenftdls einer der bedeutendsten Persönlichkeiten welche 1866, sowie 1870/1871 im Felde und spiter organisatorisch tätig gewesen sind. Bin klarer Kopf, ein fester Charakter, ein entsclüossener Mann, dem eine nicht gewöhnliche militäris('he Begabung, sowie ein reichoM Wissen auszfi<-hneten. so wird General v. Stosch in der Geschichte jener denkwürdigen Zeit dastehen. Soweit sie unbefangen ist. Hier setzt das „aber" ein und dieses „aber** steht mit der polltischen Tätigkeit v. Stoschs im Zusammenhange. Er war dem Kronprinzen «seinem Herrn", wie er ihn öfters xu nennen pflegt, treu ergeben und teilte durchaus dessen politische Ansiebten. Dafs diese nicht immer diejenigen Bismarcks waren, ist bekannt, und so lag es eigentlich in der Natur der Dinge, dafs t. Stosch politisch Öfters im Bismarck- feindlichen Lager stand. Aber doch nur saohlieh, nicht in persön- licher .Animosität. Wenigstens erhält man diesen Eindruck bei der Lektüre der vielfach sehr interes.santen Denkwürdigkeiten. Selbst zu- gegeben, dafs V. Stosch ein sogenannter „politischer" General war. so waren das v. Manteuffel. v. Gerlach. v. Roon aucli und /.war in nocii ausgesprochener Weise, wie v. Stosch. Allerdings in streng konservativem Sinn, letzterer mehr in liberaler Kichtung. Genau wie der Kronprinz. Kein Einsichtiger wird aber den Genannten aus ihrer politischen Richtung einen Vorwurf machen wollen. Warum dem General Stosch, weil er „liberal** war? Scharnhorst^ Gneisenau, Boyen waren su Ihrer Zeit auch liberal. Und doch dankt ihnen das Vater- land unendlich viel. Im übrigen ist das ganze neue Deutsche Reich ein spezifisch liberaler Gedanke gewesen. Das soll man doch nicht vergessen hei der Beurteilung von Männern, deren Königstreue und Vaterlandsliebe genau so feststand, wie diejenige ihrer politischen Gegner. Den Soldaten kann es deshalb weiter nicht abhalten, den Verdiensten v. Stoschs gerecht zu werden und diese waren recht vielseitige. Fast jede Seite der Denkwürdigkelten vom Jahre 1864 ab

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bestätigt dies, ohne dafs irgendwo ein Vordrängen oder Wichtigtun des Briel'schreibers bemerkbar ist, der aufserdem ein ebenso viel- belesener, wie geistreicher und wisaenschaftlich hochgebildetor Mann war. Bs wSre zu wfinschen, dafs die Armee recht viele solcher Generale aufonweisen hAtte wie v. Stcsch einer war, der sieh auch den adiwierigston Lagen gewachsen zeigte!

Die Gründe, warum Hauptmann v. Stosch nicht auch die Denit- Würdigkeiten seines Vaters von 1872 ab erscheinen lassen will er tiefürchtüt ..neues Auslösen persönlichen Grolles" sind mir nicht ganz verstäin^lirh. I ber den persönlirhpn Rücksichten steht zuma! von den tLili^;!* ii wohl keiner mehr unter den Lebenden weilt für den Historiker die Wahrheit. Diese Pflicht hatte aber dei- Heraus- geber - wie er selbst sagt - seinem Vater gegenüber übernommen!

Keim.

KriegsgescAiehtildie BtnaeMirlflai. Heft S3. Herausgegeben vom Grofsen Generalstabe. Kriegsgeschichtliehe Abteilang L Berlin 1904. B. 8. Hittter k Sohn.

Die krieg^^BOhichtüche Abteilung 1 des Grofseu Generalstabes hat mit der Überführung der kriegsgeschichtlichen Einzelschritten auf das Gebiet zeit«»;enö8sischer Kriege -- Heft 33 behandelt ebenso wie seine Vorgänger den südaft*ikanisfhHn Krieg 1899 bis 1902 einen sehr guten Grifl" getan. Ks lag das im intoresse der „Kriegsgeschicht- lichen Einzelschriften" selbst, welche in den Heften 26—31 etwas veraltete Stoffe behandelt und damit an praktischer Lehrhatligkeit Verloren hatten. Letzteres ist und bleibt aber die Hauptsache flir Kriegsgeschichte, welche für den Gebrauch in der Armee bestimmt ist and nach dieser Richtung bringt Heft 83 eine ebenso reichhaltige wie wertvolle Ausl^eute. Diesmal in erster Linie mehr vom operativen StandpunlLte aus, weil es die ..Operationen unter Lord Roberts bis zur Einnahme von Rloenfontein" behandelt aber auch die taktische Seile, die bei den Kämpfen am Pardeberg mehr hervortritt, ist selir geschickt und wohl durchdacht berücksichtigt worden.

Keine mir bekannte Veröft'entlichung hat iu so kurzen, dabei treffen- den Ausführungen das Wesen des Operationsplanes von Lord Koberis, der bei seiner Ankunft auf dem Kriegsschauplatze am 10. Januar 1900 ehie sehr ungflnstlge Kriegslage vorfand, heraussuschilen verstanden, wie das hier geschieht. Dabei ist alle „Sy8tem*'maclierei vermieden und die strategische Tätiglfeit hier auf das zurttclc gefQhrt worden, was sie nach Moltkes Ausspruch' bei Uchte besehen stets sein sollte ..ein System von Aushilfen" unter „Anwendung des gesunden Menschcn- vei sf;indes'. Wer aus Strategie mehr machen will, dpr verkennt durchaus das wahre Wesen der Strategie und wenn er noch so ge- lehrt oder absprechend auftritt.

Ebenso hat das Ausschlaggebende des persönlichen Ele- «ments im Kriege eine sehr richtige Einschätzung erfahren. Das muCb aber gerade in langen Priedenszeiten immer wieder betont werden, weil

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Uteclitar.

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man solchen allzuleicht und allzusehr Wert auf System und Methode legt. Und hier wir dan Lord Roberts, l^rd Kitchner und General Prenoh in überzeugendster Weise das geradezu Ausschlaggebende der P^önlichkeit naohgewiesen. Und smr nieht auf dringlich, sondern an der Hand der Tatsachen. General Bnller andererseits Innn als der Typ eines Generals gelten, der auf die p,Methode** schwor nnd awar, teilweise auf eine solche nach deutschen Mustern. Er mag I' tztere falsch verstanden haben, aber das geschieht stets, wenn ein General nicht so viel Geist besitzt, um sein eigenes Muster sein zu können.

Taktisch ungemein interessant und leiiiToich ist dei- ifberzensrend geführte Nachweis von der Möglichkeit grofser Erfolge geschickt ver- wendeter Reiterei selbst gegen unerschiitterte Infanterie, wie der l>urchbrucli der Kavaüeriedivisioii i'^runch mitten durch die Buren- stellung am Moder River am 15. Februar 1900. Der Kampf gegen den tapferen Kroi^e am Pardebet^, welcher mit der Waffenstreckung der Buren endigte, ist eigentlich mehr psychologisch als taktisch bemerkens* wert In dem Gefechte bei Oriefontein dagegen ein englischer Offizier nennt es das lehrreichste des ganzen Feldzuges tritt lutage, dafs ein einheitlich durchgefülirter Angriff, nachdem der Gegner durch die FevH-rwirkung sturmreif geworden ist, auch heutzutage noch durchfüiu'bar ist. Was sagen die „PorUonstaktik(»r'* dazu?

Keim.

Die unterseeiHchen Tele^raphenkabel in Kriegszeiten. Von Dr. Bruno Kraenier. Leipzig. A. Deicliertsche Verlagsbuchhand- lung, Nachf. (Geoi^ Böhme). 1908.

Bine kleine Schrift von nur 64 Druckseiten liegt vor uns. Und doch, welche FttUe von Anregungen bietet sie, welches Studium in der Literatur des Völkerrechte geht aus ihr hervor, so dafs es sich wolil der Mühe lohnt, auf den interessanten, gut geordneten Inhalt etwas näher einzugehen!

In der „Einleitung" geht der Herr Verfasser von der „weltum- spannenden und we!tv<*rHndernden HtdcuiuriL^ des elektrischen Tele- graphen" aus, der „in wenigen Jahrzehnieii zu einem der wichtigsten Grundpfeiler der modernen Kultur geworden ist", nanientUch durch die unterseeischen Kabel, die Kontinent mit Kontinent innig verbinden!

Sehr richtig wird betont, in welch umgekehrtem VerbUtnis die Schnelligkeit der Entwickelung dieses Verkehrsmittels zur Langsamkeit und SchwerfHlUgkelt der völkerrechtlichen Rechtsbildung steht» welche wohl für Friedensseiten einige Rechtssätze geschaffen, nicht aber für Kriegszeiten.

Im Kapito! I „(ieschichtliche Entwirkehmy:'* Hl<»r Kfihf^lschutz- bestrebungen mi ailgemfinpn wird darauf iiini^cwiesrn, dais der Ge- <lanke des Schutzes und sogar der Neutralisierung der Kabel so alt ist, wie die Kabeiiegung selbst. (21. Juni 1866 erste Kabellinie V'alentia bei Irland Heards Content au{ Neufundland.)

Ein solcher Optimismus von Nentralitiltsbestrebungen konnte nur

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litanfcar.

in den „Kindheitsiagen" der transozeaniecheti Kabel zutage li-eten. Man hatte übersehen. daXs die Kabel nicht ausschliefslich friedliche VerketumiiitteU sondern Kriegsmittel ersten Ranges seien. Infolge« dessen kamen die VoraehlSge auf den Telegraphenkonferensen nicht Ül>er den TOIkerreclktiichen Schuts der Kabel in Friedensseiten lieraus.

Völkerrechtlich ist in dieser Beziehung die Konferenz vom 14. Marz 1884 noch die bedeutendste für den modernen Verkehr und Handel. Im Kriege dagegen bleiben alle Kabel vollkommen schutzlos und votz:elfrei, wie dies vortrefllich im Kapitel II „Bisherige Behandlung der i\abel im Kriege**, an dem Verlauf des chilenisch^peruanischen Krieges 1879/1881 und huupisaclilich des spanisch-ftmerikanischen Krieges 1898, schlierslich auch des Burenkrieges nachgewiesen wird. Die sich daraus ergebenden Reehtaiusttnde sind tatsidiUoh höchst dürftige, um so mehr, als hier im Kampfe zweier Mfichte völlig un- beteiligte Dritte in unverdiente Mitleidenscliaft gesogen worden sind.

Da nun bis heute besondere BesUmmnngen Aber die Behandlung der Katiel in Kriegszeiten fehlen, so können nach Ansicht des Herrn Verfassers zunächst nur die allgemeinen völkerrechtlichen Grundsätze analoge Anwendung finden. Diese werden im Kapitel III „Die Rechtsgrundsätzü pp.". im Kapitel IV „Die Mittel pp " und im Kapitel V ^Die Rechtslülgen der willkürlichen Beeintlussung des Kabelverkehrs im Kriege'' in logischer Weise auseinandergesetzt.

Im „Schlufs" zieht der Herr Verfasser das Ergebnis seiner geist- reichen Untersuchungen und schlfigt eine sinngemSfse Anwendung der aOgemeinen völkerrechtlichen Grundsfitze auf den Kabelverkehr im Kriegevor, indem er 9 Thesen aufstellt die bei einer möglichst bald zu wünschenden intemationiden Konferenz zweifellos eine annehmbare Grundlage für Rechts- Bestimmungen bilden könnten.

Das Bestreben Dr. Kraemers, das Völkerrecht auf dieser terra incognita tortentwickeln zu wollen, verdient gewifs volle .An- erkennung. Es fragt sich nur. ab trotz alier Konferenzen, trotz Fest- setzung rechtlicher und iuiiaaner Grundsätze ein wirklich zweck- mäl^iges Schutzmittel der Kabel im i\nege geschaffen wird. Ein zu grofaer Idealismus auf diesem Gebiete verträgt sich im Kriege schleoht mit der Praxis, in der zumeist »Macht vor Recht" geht und gehen wird. Deshalb sollte ein Staat einen wirksamen Kabelschuts abge- sehen von dem indirekten Schutz durch völkerrechtliche Grond*- sfttze hauptsächlich auf zwei anderen Gebieten suchen, nämlich:

1. in einer glücklichen Weiterentwickelung und gröfseren Ausdehnung des eigenen Kubelwesens. um sich in Priedens- und Kriegszeiten möglichst unabhängig von fremden Kabel- wesen zu machen, und

2. in einem zuverlässigen direkten Schutz der Kabelenden. Der spanisch-amerikanische Krieg hat bewiesen, dafs bedeutende

Meerestiefen das Auffinden der Kabel iufserst erschweren, ja trel2 aller vortrefflichen Ausrtlstungen zum Fischen der Kabel unmöf^ch

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Utentur.

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mAchen. -Die Bemühungen der amerikanischen Kriegsschiffe ^Man- grove**, „Adria** und „St. Louis«* (s. S. 14 der Schrift) blieben erfolglos, dio von Santiago nach Haiti und Jamaika führenden Kabeln zu fassen und zu zerschneiden und damit die ganze Insel von der Verbindung mit Spanien abzuschneiden. Man wird deshalb bei geringerer Meeres- tiefe, also wuhi schoinlich in der Nähe der Ktiste die Zerstörung der Kabel Torsunehmen versuchen. Dagegen kann man sich nur durch zweekmäfsig angelegte Kflatenbefeatigungon flohfitsen. Dab ee der J8t Louis* am 18. Mai 1898, eine SeemeUe von der Kfiste Ton Santiago tataächlioh gelang, selbst unter dem Pouer der KüBtenforts , ein Kabel zu fassen und zu kappen, kann als vollgültiger Beweis nicht gelten. Wenn Küstenbefestigungen zweekmäfsig angelegt und mit weittragenden Küstengeschützen auagerüstet 9ind, wenn bei Tage ein guter Küstenbeobnrhtunc-sdienst. bei Naciu eine ausgiebigf^ Be- leuchtung mit Scheinwciieni statttindet, mufs ein solches Unternehmen bei der Länge der zur Zerstörung erforderlichen Zeit scheitern.

In Deutschland liegen die unterseeischen Kabelenden in der Ost- see in Sabnlta, Arkona, Warnemünde und Ptthnenshaff (Alsen); in der Nordsee sind die Inseln R5m, Sylt, Amrun, Hooge, PeUwom und Nord- strand miteinander, die Fltigelinseln Rttm und Nordstnuid mit dem Festland, sowie in der Mitte Amrun mit dem dahinterliegenden F9kt und letzteres mit dem Festland durch Kabel verbunden. Weitere Kabelenden liegen auf Helgoland, in Cuxhaven und Norderney. Die gröfstc und wichtigste Kabelstation befindet sich jedoch auf Borkum (5 Enden).

Von diesen Kabelstationen sind durch Küstenbefestigungen bereits geschützt: Cuxhaven und Helgoland. Von einem besonderen Schutz, in der Ostsee könnte man absehen. Anders verhält es sich mit den wiebtigeren Kabelstationen der Nordsee, namentlich mit Borkum, aber auch Sylt und PeUwom kämen in Betracht

So führt diese bemerkenswerte Schrift zu manoiien, durchaus nicht nebensächlichen Untersuchungen. Wer daher seine Studien auf dem Gebiete des Völkerrechts erweitern will, dem sei dies Werkchen aufs wärmste empfolilen.

M^jur Scharr.

Anleitung für die rationelle Ausbildung der Kompagnie und ihrer Teile im Felddienste. Von Johann Wolff, k. und k. Haupt- mann im Inf.'R^. 89. Wien. S. W. Seidel 4b Sohn. 1904. Preis 4 Mk.

Das voiliegende Buch ist im AnschiufB an „die gefechtsmftlsige Ausbildung der Kompagnie** ein wertvoller Beitrag daau, wie in der

^terreichischen Armee der Pelddicnst betrieben wird.

Das Buch, welches sicli auf die modernsten, auch deutschen Schriften über Taktik stützt, h'uAA gerade für uns, die wir noch länger \vi<' flif^ «')stt»rrei«'hpr nur iiti Frieden Felddienst treiben, vielerlei

Jakrbürbcr tür die dvatsok» Arm«* and Uaiin«. Ko. 88

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Lttemar.

Beacht4;nswertes. Ganz besonders gilt dies für den Abschnitt „Schu- lungen des Auges", jene so enonn wichtige Vorübung iur das ge- fechtsmäfeige Schiefsen. Wir finden hier den Mftnn der Praxis in dem Verfasser und sind ihm dankbar fQr mancherlei Winke, die wir fOr nns nuCsbar maehen k5nnen.

In dem zweiten Abschnitt über ^Sicherungen" finden wir nUMa wesentlich Neues; nur zeigt sieb auch hier eine engere Anlehnung an den Bmstfail als es im allgemeinen bei uns der Fall ist. Bs gQt dies in Sonderheit bei dem Verhalten der „Verpatrouille", etwa unserem Vortmpp entsprechend und findet sich auch in diesem Kapitel vieles, das man beherzigen kann, vornehmlich über das Vorgehen von In- fanteriepatrouiUen. Die letzten Betrachtungen über „Seitenhut". „Rück- märsche" und nFlankenrnfirBche** sind etwas reichlich schematisch be- handelt und zu lang.

Besonders interessant waren uns die Abhandlungen über die „Vorposten" und glauben wir, dafs in dieser Hinsicht die deutsche Pelddienstordiiung doch auf einem kriegsgemäfseren Standpuakie als die österreichische steht. Hier findet sich noch manches Veraltete. Die Österreicher kennen noch eine Tages- und eine Nachtstellung, wihrend unsere Infanterie sofort die letztere einnimmt Warum der Posten mit aufjgepflanztem Bigonett stehen mufs, ist uns ni<dit klar. Ein Mann des Doppelpostens darf sich mit Bewilligung des Feldwacht> lutbenden niedersetzen; dielieute der Feldwache, unseren selbständigen Unterofßzierposton von 8—14 Mann ontspr»»ohond. bleiben mit dem Gewehr in der Hand und behalten das Gepäck umgehänc;!: *'s dürfen auch keine Zelte aulgeschlagen werden; es werden auch einzelne Leute zum Palrouillendienst verwendet, was doch seine gi'ofsen Schattenseiten hat; es sind für diese schwachen Abteilungen so viele fitntsendungen vorgesehen, dafe der Zusatz ndtig wird, es sollten aufser dem Doppelposten wenigstens noch 2 Mann bei dem Fdd- wachthabenden verbleiben. Ferner will es uns als zu weilgehend be- zeichnet sein, wenn vorgeschrieben wird, die Feldwachen seien alle 4 Stunden abzulösen.

Den asterreichischen Hauptposten entsprechen unsere Vorposten*

kompagnten; auch sie dürfen keine Zelte aufschlagen. Der vierte Teil des Hauptpostens, bei Nacht dessen Hälfte, bleibt als Bereitschaft in Reih und Glied und behält die Gewehre in der Hand. Auch die Vorpostenrcserve, unserem Vorpostengros gleicliern! hat mindestens den vierten Teil in derselben Weise wie die ilauptposten als i^reit- schaft auszuscheiden. Wir sind der Meinung, dafs diese Mafsregel zu weit gehl; sie wird als notwendig erachtet, weil die üsterreichischtt Vorpostenaufstellung durch das Fehlen unserer Feldwachen der nötigen Tiefe entbehrt Gerade hierin aber beruht die Garantie dafQr, dnls die hinteren gröfseren Verb&nde rechtzeitig kampfbereit sind.

Im übrigen bieten die österreichischen Vorschriften Aber den

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Literatur.

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Sicherungsdiensl ruhender Truppen ungemein viel Ähnlichkeit mit den deutschen.

Zum Schlufs hat Verfesser such aoch einen Absefanitt Aber „Postierangen'', d h. Sidierungen lauitonierender Truppen und Aber «Vorposten im Pestungskriege" beigefügt; besonders erstere sind von aligeoieinem Interesse.

Wir sind der Meinung, dafs in einer Zeit, in der wir aus der Wirklichkeit keine neuen Erfahrungen zu sammeln vf rmögen, Arbeiten wie die vorliegende für uns besnn deren Wert haben müssen.

Denn wenn auch die Auffassungen in anderen Armeen wesentlich von den unsrigen abweichen, sie haben gerade dann eine gewisse Berechtigung, wenn sie sich wie hiei aui kriegerischen Ereignissen aufbauen.

Wir empfetaien darum die voriiegende Arbeit dem eingehenden Studium, denn wir können ans ilir gar manches lernen. 68.

Le Premier deploiement stmtftglqve des AUmuids en 1890. ^ Par

Pierre Lehautcourt.

Wie das in der „Revue d'Histoire" in monatlichen Lieferungen

veröflenllichto französische Generalstabswerk über den Krieg 1870/71, so unternimmt es der französische Oberstleutnant Palat unter dem Pseudonym Lehautcourt in einer soeben erschienenen Broschüre, das .Verdienst der deutschen Heeresleitung, und besonders MoUkes, herab-

:6usctzen.

Lange liätte man bewundert; die Gröfse der erreichten Resultate h&tte die Schwachen verborgen. Jetzt sei es klar, dafs die Erfolge der Deutschen mehr den Fehlem der Pranzosen und ihrer inneren Unterlegenheit zu danken seien, als dem gegen sie ins Werk gesetzten Kriegssystem.

Moltke sei grofs erschienen durch die ganze Schwachheit der ihm gegenöbergestellten Generale. Er sei ein sehr guter Genoralstabschef aber kein pr'nialer Stratege «gewesen. Sein Verdienst sei freilieh die tjiniieiiliche Ausbildung des Geaeralstabs, der Ivriegsakademie und da- durch der ganzen Armee gewesen, und in dieser Einheitlichkeit sei der Ursprung der üuerhürten Erfolge vielmehi- zu suchen als in oft mittelmSJkigen (»parfois mMiocres**) strategischen Berechnungen. Lehautcourt wendet sich dann zu seinem Thema und bespricht den Verlauf der Ereignisse der letzten Juli- und ersten Augusttage: Wlihrend bei den FVanzosen die Unruhe infolge ungenügender Nach- richten wuchs, besafsen die Deutschen einen ausgezeichneten Nach- richtendienst: Moltke hatte die besseren Karten in der Hand. Der Befehl an die Erste Armee. Trier zu halten (Korr. Nr. 72). war eine Schwäche, denn Trier sei ein „centre adnünistratif und nicht als nulltärisch wichtiger Punkt zu betrachten. Uns scheint, dafs Moltke

1) Aveo 4 eraqate hors texte. Paris 1908. Berier-I#ovraalt A Cle.

8t*

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Litemar.

nicht den Wert auf das »centre administratif* gelegt hat, sondern bei 6en Worteo hi dam kunen Tatogfsntm vom 29. Juli: .TUer gegen feindlichen Angriff m halten" mehr den Ort hal beieicbnen wellen, der, leieht proTiaerieeh hefeBtigt, ftlr eine Ofieneive der Breten Annee nn Pklle des Vergehens der Praiisoeen gegen die Zweite ein ge^gneter Ausgangspunkt sein konnte.

Aus der Lage heraus, wie sie am 31. Juli war. konnte, so ensäi^t Lehautcourt weiter ein*^ t'ranzösische Oftensive nicht mehr von Erfolg sein. Hätte sie sich über l^usi ndori-Rehlingen-Nonnweiler gegen die Erste Armee gewandt, so verliefs sie die natürliche Operationsiinie. und die Gefahr, von der sich zurückziehenden Ersten Armee zu weit nach Nordtiii gelockt zu werden, mulste den Gedanken an ein Yot' gehen in dieser Riehtung beseitigen. Ein Voigehen gegen die Zweite Armee war wegen der drohenden Flankierung durch die Erste nnd Dritte ausgeschlossen, mithin durfte Moltke auf «ne franaSslsche Offensive nicht rechnen und mulste die Erste und Zweite Armee be- schleunigt zum Angriff vorführen, während die Dritte im Elsafs offensiv wurde. Aber Moltke rechnete noch mit einer französischen Offensive und fafste sie auch in den folgenden Tagen wählend des Vorrückens an die Saar ins Auge. Er gab seine Weisuntcen fin die .\rmeen so, dafs er für diesen Fall die Truppen genügend \ t rsammelt hatte, um den Kampf aufzunehmen. Er fügte jedoch auädiuckUcii ^Kurr. Nr. 94) hinsu: „Allgemeine Ofibnsive beabsiehtigt". Lehautcourt stellt die Mafsnahmen Moltkes in diesen Tagen als direkt auf die taktische Defensive abzielend hin und sagt: „U prendrait aisement pour devise: Strategie offensive, tactique defensive". Von einer beabsichtigten Defensive ist unseres Erachtens. nachdem der Gedanke einer Stellung- nahme hinter der Lauter aufgegeben war, nicht mehr die Rede. Wahr ist. dafs Moltke. wie er es auch nach dem Kriege (Takt, strat. Aufs. 1867 1871 S. XIV> ausspricht, rein theoretisch betrachtet, um den Peldzug nicht mit einer Niederlage zu beginnen, die taktische Üefeii-^iv»' geeignet fand, um zunächst mehrere Angrifi'e des Feindes ubzusehiagen und dann zur Offensive überzugehen. Nichtsdestoweniger ist er 1870 stets oUbnsiv gewesen. Wenn aber Moltke ein Vorwurf daraus ge- macht wird, daTs er noch bis zum S. August eine franzlSeiache Offensive für nicht ausgeschlossen hielt, obgleich er wissen mulste. daÜB sie nur mit vier Korps hätte unternommen werden können, so ist zu erwidern, dafs nach den Erfahrungen des Jahres 1859 eine Offen- si\e <ier Franzosen durchaus nicht so unwahrscheinlich erscheinen konnte, wie es jetzt. 33 Jahi'e nach dem Kriege behauptet wird, und dafs. falls er für diese Offensive nicht stets durch geeignete Versamm- lung vurbereitel gewesen, umi die Nachrichten der Franzosen besser gewesen wären, sehr wohl eine solche die Zweite Armee bei ihrem Vorgehen gegen die Saar in eine unangenehme Lage hatte bringen kennen.

Als Moltke am 4. August die Überzeugung gewonnen hat, dafs

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Utocalor«

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die Franzosen an ein Vorgehen nicht mehr denken (Korr. Nr. 100), schreibt f»r an dns Oberkommando der Zweiten Armee: .,es wird dor Krwagung Hr. Kgl. Kohoit anhfiinigestellt. ob die Teten de^ dritten und vierten Armeekorps baldigst bis in die Linie Ottweilei-Neunkirchen- Homburg vorrücken" etc. Diese Entscheidung durfte, so erwägt Lehautcourt, nicht dem Führer der Zweiten Armee überlassen weiden, da diese ÜberlaBsung den Gmiid zu der vereinzetten Handlung von Spicheni legte und die beabsiohtigte BntecheidungeeclilacHt vereitelte. Diese beabsichtigte Schlaeht wäre fiberhaupt schwer zu bewerkstelligen gewesen, da sie grofse Präzision in den Bewegungen erfordert hStte, die mit der Nähe des Feindes nicht vereinbsr war. Moltlies Weisungen '-rdon aufserdem dazu nicht bestimmt genug gewesen, und er sowie Steinmetz, der sirh nicht an die Befehle hielt, seien Schuld an dem NichtZustandekommen der Hauptschlacht. Dafs der geringe Erfolg bei Spiohern überdies den Deutschen zufiel, habe an der Untätigkeit Frossards und Bazaines gelegen.

Bs ist richtig, dafs Moltke Zusammenwirken aller drei Armeen in der Schlacht ursprünglich beabsichtigte. Dafs es nicht zustande kam, lag offenbar an dem zu fHIhzelÜgett Vorgehen der Ersten Armee und dem langsameren Verlauf der Dinge im BlsaTs. Andererseits konnte Moltke unmöglich strikte Weisungen geben, die dieses Zu- sammenwirken verbürgt hätten, da sich die Lage beim Feinde immer noch ändern konnte, und er ein selbständiges Handeln den ITmstnndcn gemäfs bei den Armeen nicht durch hestimiiitf l^rli hh' unterhmden durfte. Zudem hatte er vorher in Berlin Gelegenheil genommen über die allgemeinen Absichten des Grofsen Hauptquartiers sich mit den FQhrem oder deren Chefs zu besprechen und konnte sich somit im Felde in der berechtigten Annahme, dab Uber diese Absichten Klarheit herrsche, auf kurze Du^ktiven beachrftnken. Der Verlauf des Feld- snges zeigte, dafs er da, wo er nicht vorher Gelegenheit gehabt hatte, die Führer persönlich zu sprechen, hingehendere Weisungen er- lassen hat.

Aus allem den Schlufs zu ziehen, dafs Moltkes Gedanken in dieser Peldzu^speriode nirht über das Mittolmafs hinausgingen, ist kaum zu rechtfertigen. Indem Lehautcoun aufser aclit läfst, dafs sich in jenen Tagen doch erst die ganze Lage mehr entschleiern mufste, bevor die deutschen Armeen in bestimmter liichtung mit beiaummten Betehlon angesetzt werden konnten, um nicht aufs Geratewohl darauf loszugehen, versteigt er sich am Schlüsse seiner Broschüre zu dem Satze: „Weit entfernt» dem Gegner seinen Willen aufkuxwingen, ist er (Moltke) bereit sich ilim zu beugen et&**

Dafs Moltke bei der Kühnheit, welche doch die weiteren Operationen beweisen, im Anfange des Feldzuges die Vorsicht wahrte, aucli wenn er, wie es heutt; sich leicht sagen lafst ,,alle Atouts in der Hand hatte*', ist eine Tatsache, aus der man nicht ohne weiteres den obigen Vor- wurf ableiten darf. Von einem Bereitsein, sich dem Willen des Gegners

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UtBiMiir.

m beugen, kann wohl bei dem steten Betonen einer beabsiohtigten allgemeinen Offensive nicht die Rede sein. P.

Erlebnisse Heinrich Ton SchSnfeis's als Generalstabsoffisicr bei der Avantgardenkayallerie and 1870. Hf^raii^^ppGreben von L

v n Sch5nfels. Mit einem Bildnis in LicUtdruck. Berlin 1903. Verlag von Bisenftchmidt. Mk. 3.

Die Gattin des noch in juneron Jahren aus dem Leben geschiedenen Majors v. Schönfcls veröffeniliciit Peldzugsbriefe desselben aus den Knegsjahren 1866 und 1870, eingeleileL durch ein Vorwort, das den äufseren Lebensgang ihres Mannes wiedergibt

Die Armee kann Frau v. Schönfels für diesen ihren Entschhifs nur dankbar sein, denn wir lernen durch das Buch nicht nur einen gescheuten, tfichtigen Offizier und liebenswflrdigen Menschen kennen» der als OeneralstabsofOsier nuch in der recht schwierigen SteUnng bei der 6. Kavalleriedivislon 1870 das möglichste tat. Erfolge zu erzielen, sondern oihalten auch einzelne neue Eindrücke bestätigender oder aufklärender Art von kriegsgeschichtlichera Wert.

Im Feldzuge von 1866 war S. Generalstabsoftizier bei fior Knvallerie- di Vision Hann von Wevorn des Kavalieriekorps. Bis zur Schlarht von Königgrätz stets hinter den anderen Truppen zurückgehalten, hatte diese Reiterei bis dahin nicht Gelegenheit, etwas zu leisten: hier, ob- gleich nicht geschlossen eingesetzt, kam für die tüchtigen Regimenter doch der Augenblick, sich zu bewähren, und wir sehen auch den tapferen PQhrer der Division, wie er seinen Generaistabaoffisier zur Seito, sich im Handgemenge tüchtig mit Osterreichischen Reitera hemmhaut

Die Mitteilungen ttber die fireignisse nach der Schlacht lassen es so recht erkennen, dafs das Versiumnis einer sofortigen Verfolgung nach dem Brfolge, die S. *sehr gewünscht hatte, nie wieder gut zu machen ist, nicht allein, dars der fliehende Gegner, der bekanntlich

mit Hinbonnieilenstiefeln marschiert, nicht wieder einzuholen ist, sich sammelt, zur Besinnung kommt, die endlich vorgeholte Kavallerie findet auch noch an zahkeichen Kolonnen, die die Wege verstopfen, höchst unerwnnsrluen Aufenthalt Erst am 4. Juli 4 Uhr nachmittags erhielt die Division den Befehl zum Vormarsch, und noch am folgenden Tage gab es 80 viel Hindemisse, daCs man, um knapp drei Meilen surtlck- znlegen, acht Standen brauchte. Am 6. Juli sollte es schon wieder einen Ruhetag geben, und als nun Mittag doch noch der Befehl sum- Aufbruch kam, mufste S. die heftigsten Vorwttrfe der Regiments- kommandeure ttber sich ergehen lassen. „Warum denn nie RuheV Sie werden uns noch gänzlich ruinieren!" Na, es fehlte ja manclies aber an das Blüchersche Wort: „An die Klagen der Kavallerie mufs man sich nicht kehren. Wenn es ein grofses Ziel zu erreichen gilt, kann der ^taat wohl ein paar hundert Pferde verlieren l"". dachte

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Utsrtliir«

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man nicht Man sollte dies Wort über jeden Kavallerie- stall einmcifseln!

Er kam ja noch zu einzelnen Scharmützeln mit feindlicher Kavallerie, aber «ein grofses Ziel zu erreichen" hatte man versäumt

So führen uns die Briefe bis zum Sclüub des grofsen Drama bei Blmnenan, ein Oefeohf« deeeen Beginn S. für fehlerhaft und unnUtsea Blutvergießen eraobtet, da man wufste, dals mittags 12 Ubr der Waffenstillstand begann, und grabe Brfolge bis au dieser Zeit nicht erreicht w erden konnten.

Den Feldzug von 1870 erlebte S. als Generalstabsofflzier der 6. Kavalleriedivision, deren Kommandeur der Herzog Wilhelm v. Mecklenburg war. S. vindiziert ihm „miiitarischea Ahnungsvermögen", damit brachte er ja noch nicht viel in die Stellung mit. auch hätte seine Begabung zu deren Ausfüllung wohl ausgereicht, wenn dies ,,Ahnung8vermögen" sich mit einer kleinen Dosis Unternehmungsgeist verbunden hätte. Aber so war er wohl der Schw&ohsten einer, die jemals als Reiterführer verwendet worden sind. Bs ist ein vor- nehmer Zug in den Briefen, dafo 8. seinen verschiedenen Beobachtungen nach dieser Richtung nicht besonderen Ausdruck ^bt, aber die schlichte £rzählung der Tatsachen ist auch hier die beste Kritik. Nicht selten lesen wir, dafs der Heirzo^ persönlich zurückbleibt, wo sein Generalstabsofflzier in vorderer Linie erkundet und sein Vorkommen erwartete, dafs nur wiederholte Einwirkung auch von anderer Reite ihm einen Entfichlufs zu dem gebotenen Vormarsch der Division abr ingt. S. ist unermüdlich, aber es gilt noch andere Schwierigkeiten zu überwinden penSnlicher Art. Oberst v. Voigt-Rheti. Chef dee Stabes bei dem S. Armeekorps, mochte Grund haben, in die Flhlg» keiten und den Charakter des Henogs kein besonderes Vertrauen au eetsen, sein Mifstrauen abw, das auch sein kommandierender General V. Alvensleben teilte, ging so weit, dols er auch den Meldungen der Division keinen Glauben schenkte, und dafs unter der persönlichen Antipathie die Sache und natürlich auch der brave S. litt, für den ea nicht niine Kränkungen abging. Hier lernt man so recht die Im- ponderabilien kennen, die im Kriege unmefsbar, eine gröfsere Rolle spielen, als Fernstehende ahnen. Die Cliaraiiteri&tik, die S. von einaelnen höheren Offizieren gibt, ist vielfheh treflbnd und interessant. Oberst v. Schmidt» der spStere tapfere Führer der Division Mdet

luror miiitaris, ein braver, gana fUr seinen Beruf lebender Mensch.** Wie herrlich dieeer fhror militaris. der an anderen Stellen so gftnzlich mangelte.

Sehr interrasant sind natürlich die Mitteilungen über die Schlacht "Von Vionville und die dieser Schlacht vorausgehenden Tage. Selbst- redend hat m;in immer zu berücksichtigen, dafs e? sich um frische Eindrücke handelt, und die Mitteilungen nur in so weit von geschicht- lichem Wert sind, als sie persönlich Erlebtes betreffen, anderes be- darf der Nachprüfung.

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Utentnr.

Es folgt die Schilderung der Katastrophe von Laon, die uns ein sehr anschauliches Bild dieses in den Einzelheiten wohl noch nicht ganz geklärten Ereignisses gibt Bei dieser Gelegenheit erlitt S. eine schwere Verwimdiing, indem dureh einen Rippenbroch die Lunge ver- letzt war. Nacli langem Krankenlager kehrte er Mitte MSn an- eeheinend geheilt naeh Prankreich anrttck. Nach dem Frieden nahm er auch noch teil an den Arbeiten zur Schaffung eines neuen Kavallerieexerzierreglements, aber seine durch die Verwundung er- schütterte Gesundheit licfs ihn tödlich erkranken, und so verschied dieser tapfere, von seinen vielen Freunden in der Armee sroschätzie Mann am 24. Juni 1874 zu Montreux, wo er vergeblich Heilung ge> sucht hatte. v. Pelet-iNarbonne.

Olttzierstamuiliste des Königlich PreufsLscheu Infanterieregiments Yon Wittich (3. Kurhessischen) Nr. 1866—1903. Im Auf- trage des Regiments bearbeitet durch Wall mül 1er, Oberleutnant im Regiment. Abgeschlossen am 12. September 1903. Berlin 1903. E. S. Mitüer & Sohn. Die vorliegende Stammliste ist der Regimentsgeeohiehte rasch ge> folgt und bildet eine für die alten und neuen Regimentskameraden willkommene Brgansung derselben. Die Offisiere sind in alphabeti- scher Ordnung aufgeführt. Eine historische Reihenfolge (nach dem Datum des Eintritts) hätte sich vielleicht mehr empfohlen, zumal ein alphabetisches Register das Auffinden der Namen ohnedies erleichtert. Die Personalnotizen sind vollständig und eingehend. Aufser sämt- liclieu Ranglisten von 1866 1903 ist eine recht übcrsichliche und interessante Zusamm risfA^Uung der Kommandeure, Stabsoffiziere, Haupt- leute und Adjutanten beigegeben. Gewissenhaft sind die Oberst- lieutenants von den Oberstleutnants getrennt. G. P. v. S.

Tagebuch Joseph Steluiuiiilers über seine Teilnahme am Russi- schen F^'ldjsuge 1812. Herau.st;* ueben von Kurl Wild. Mit 4 Abbildungen und 1 ÜbersichUi^arte. Heidelberg 1904. Karl

Winter.

Das lagebuch wnrde vom Herausgeber im Archiv der Stadt Karlsnihe aufgefünden. Sein Verthsser, ein geborener Mannheimer, machte als Feldwebel des 2. Bataillons des damaligen Badischen In- fanterioregiments „Grbgrofsherzog Nr. 2*" den Zug nach Rufsland mit. Tag für Tag schrieb er seine Erlebnisse und Beobachtungen auf lose, seinem Notizbuch entnommene Blätter nieder. Diese Aufzeichnungen stellte er nach seiner Rückkehr zusammen. Da wohl nur wenige Teilnehmer jenes entsetzlichen Rürkzu2:os aus don Reihen der Unter- offiziere und Gemeinen, die Widersiandsfahigkcit guhaut haben werden, ihre Beobachtungen in dieser konsequenten Weise niederzuschreiben; dürfte die kleine Schrift für die Geschichte jenes verhängnisvollen Jahres wenn auch nur als „literarische Kleinmaterei" ^ nicht ohne Wert sein. v. Z.

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Die AosUldiiiig^ der Infiuiterie. L TeU. Die Winterperiode. ZeiU gemiCie Brttrterangen gemiTs den Anferderungen des heutigen Qefeehto und den VoffSnderungen im eosialen Leben von PrK.

von Meerscheidt- HüUeseem, General der Infimterie s. D. Berlin 1904. B. S. Mittler u. Sohn.

Ein in Krieg und Frieden erprobter Offizier, aus seiner reichen Erfahrung heraus, ist es, der /u uns redet. Wer wollte diesen Aus- einandersetzungen nicht lauschen» wer ihnen die nötige Berechtigung absprechen!

Nicht soll „bewährtes Altes" verworfen, vielmehr es „soll den vertlnderten Verhältnissen zeitgemafs angepafst werden**, das ist die Absicht dee VerfiMsers.

Aber gerade weil diese Absieht vorausgesetist wird und auch überall durchblick. darf die Frage erörtert werdeo, ob es für die Armee vorteilhaft ist. wenn von se hoher Stelle vieles als veraltet angesehen ^jrird, das noch heute als grundlegend für die Ausbildung gilt

Wir schliefsen uns dem vollkommen an, dafs „auf dem Gefeehts- felde nicht» von dem wieder abgestreift werden dürfe, was auf dem Exerzierplatze erlernt worden ist."

Wir geben ohne weiteres zu, dafs Übungen wie die Richtung nach i^ointti, Chargierung von Gewehr über. Abbrechen in Sektionen im IWtt entbehrlich sind für die Verwendung im Gefecht Wenn wir aber aus Gründen der Exersierdisziplin an einem geschlossenen Exeraieren im Tritt festhalten, dann dürfen wir hinsichtlich des Marsches nicht hinter den Anforderangen des Reglements zurück- bleiben. Wenn gefordert wird: „kein scharfes Herausbringen der Beine, keinen Meterschritt, kein Anheben der Unterschenkel, kein Durchdrücken des Knies in der Luft, kein festes Aufselzen der Püfso usw.", so stimmen wir auch dem zu, denn es widerspricht ganz direkt den Forderungen des iiegiements. Wenn dann aber weiterhin gesagt wird: „Für die Marschbewegungen in den geschlossenen Verbänden ist es ganz gleichgültig, ob mit gestreckten oder gekrümmten Knieen marschiert wird", so widersprechen wir dem entscliiedeD. Nicht etwa, weil wir allzusehr am »Alten* hSngen, sondern weil wir meinen, dafs der vom Regiment geforderte Marsch, nämlich deijenige, bei dem „das Knie beim Niedersetzen des F^fses auf die Erde durchgedrückt wird**, der natürliche ist Wer das Reglement richtig auslegt, der wird allen Übertreibungen abhold sein, also anrh denen im Marsch. Wer es aber sinngemäfs anwendet, der wird finden, dafs es keine „gesund heitsschädliche Übung ist", auch nicht, wenn man den vom Verfasser so verpönten langsamen Schritt anwendet. Der Mann soll durch den Marsch lernen, seinen gesamten Körper in den Schritt, den er macht, wie wir das nennen, hineinzulegen. Die meisten Leute, die wir erhalten, sind gewöhnt, mit krummen Knieen au gehen; sie tun das, weil sie ihre Gliedmafsen nicht gleichmüfsig gebrauchen; woUten whr das dem Soldaten weiter gestatten, er würde den Marschleistungen

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Ufeenlnr.

des Krnstfalles nicht srowachsen sein. Vnä hier beflnHen wir utis im Widerspruche mit dem Verfasser. Denn wir sind nncb wie vor der Ansicht, dafs der Marsch, wie ihn das Reglement fordert, für die feld- mäfsige Ausbildung des Infanteristen nicht entbehrt werden kann. Wer nicht die richtige Verteilung des Körpergewichtes auf beiden Beinen beim Marschieren lernte wird niemals die vorgeschriebene SoIiritiiUtngo erlernen mid dieser bedürfen wir für die gleichmSTsige Verwfirtabewegung der Massen, sei es auf dem Marsche, sei es im Gefecht. Und weil wir dies fordern, müssen wir an dem gleicfalaogen Schritt festhalten; daram üben und besichtigen wir den EinzelmarBch mit einer Anzahl von Schritten Abstand, darum den Rottenmarsch, dämm den in Gliedern. Wer mir einwendet, das könno man auch „ohne Tritt" lernen, der dürfte sich doch irren und ich möchte ihn VC! ein Bataillon Rekruten stellen, mit denen er längere Bewegungen oder gar eine Marschübung machen soll.

Wenn nun aber gar davon die Rede ist, auch beim Parademarsch würde es nicht auffhllen, wenn mit „gekrflmmten Knieen*' vorbei- marschiert würde» so sind wir von nnserem „alten** inftoteristiseben Standpunkte aus dieser Forderung zu folgen nicht mehr imstande.

Warum sollen denn die Frei- und GewehrQbungen der Rekruten, wenn der Wert derselben als Mittel zum Zweck, z. B. fOr das Schieben zugegeben wird, nicht mich be.sichtigt werden!

Sehr richtig ist es, dafs man Richtungen eigentlich bei jeder Gelegenheit üben solltet um dadurch die Selbsttätigkeit der Leute zu steigern.

Bei dem grofsen Wen, der auf die feldmäfsige Ausbildung des Rekruten gelegt wird, finden wir den Abschnitt „zerstreute Ordnung** etwas stieftnütterlich behandelt; wir hatten eigentlich geglaubt, hier noch besonders Lehrreicbes xu finden. Es wird auf das Kapitel „Aus- bildung als Schfitse im Qelftnde und Ausbildung im zerstreuten Ge-* focht" bei den alten Leuten verwiesen; wir hätten gerade aber bei' dem Kapitel Rekruten es gern gesehen, wie diese erste feldmAlsige Ausbildung anzufassen sei.

Verfasser ist mit uns ein Verfechter des Turnens und des Bajüiielttechtens; wir haben aber für letzteres nur das Ziel im Auge, dem Manne eine Sicherheit in der Benutzung des Gewehres als Stofs- waife beizubringen, zu einem „Mehr * werden wir es. vor allem aber bei dem Rekruten, kaum bringen. S^n Schneid und die Zuversicht SU sich selbst werden dadurch schon einen unsohfttsbaren Gewinn eifthren, somit seine feldmiTsige Verwendbarkeit sich wesentlich steijcem.

In dem Abschnitt Unterricht ist uns nicht genug Wert auf die- jenige des Offiziers gelegt; wir halten seine persönliche Einwirkung in erziehlicher Richtung gerade bei den jetzisren „Veränderungen im sozialen Leben" für so grofs, dafs wir ihm den Dienstiinterricht be- sonders gern anvertrauen möchten. Dieser Dienstzweig wird es ihm

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lÜMatar.

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mehr wie jeder andere ermöglichen, bereits auf die jungen Soldaten vorteilhaft einzuwirken. Wir stimmen dem bei, dafe vielfach zu viel, vornehmlich in dem Unterricht durch die Unteroffiziere, verlangt wird, was nur Gedächtniskram ist; wo es geschieht, wird ein schwei'wiegender Fehler begangen.

Ob die ,*Veri[Dderaikg8n im sosialen Leben** es tatsicblieh be- dingen, dem Rekruten grOfsere Freiheiten aufser Dienst tn gewShren als es im allgemeinen üblioh ist, lassen wir dahingestellt; die Zeit dürfte dazu im allgemeinen nicht vorhanden sein, w^enn auch der innere Dienst nicht leiden soll. Dasselbe gilt von dem Weihnachts- urlaub. Gewifs kann man dem jungen Soldaten es gönnen, einmal zu Hause zu sein, aber erst mufs er doch in seiner militärischen Er- ziehung 80 weit vorgeschritten sein, da£s er nicht durch sein Austreten auffällt.

Das grofse Publikum, in dem sich doch noch ein gut Teil alt- gedienter Soldaten befindet, dürfte einer in dieser Richtung leicht su weit gehenden naohsiohtigen Aufßusung seitens der militärischen Vor- gesetzten kaum die Zustimmung entgegenbringen, die wohl vom Ver- fasser erwartet wird und zudem sind heutzutage die jungen Leute oft jahrelang in der FVemde, bevot es ihnen vergOnnt ist, wieder ein Weihnachtsfest im Kreise der Famüie zu verleben. Der Rekrut aber dient kaum zehn Wochen und mufs die Vergünstigung, schon als solcher Weihnachten zu den Seinen reisen zu dürfen, lediglich seinem persönlichen Wohlverhalten zu verdanken haben.

Was nun die .Aushildung der ..Alten Mannscliair anlangt, so spricht Verl'asser eindringlich und ernst gegen den „Exerzierfanatis- mus'*. Br ist der Meinung, die alten Leute würden im Winter unnötig gedrillt; es sei dies „Zeitversehwendung**.

Oanz zweifellos mag in dieser Hinsicht ab und zu mehr gefordert, also auch getan werden als nötig ist. Dafs es dringend nötig ist, einen Dienstzweig nicht völlig aufser Acht zu lassen, ist selbstver-' standlich: Verfasser wünscht aucli nur, dafs das Exerzieren im Detail auf das Mafs beschränkt werde, das es verdient. Wir stimmen ilmi zu: „Selten und kurz aber so schnff wie möglich".

Was über die Bewertung der hxerzierbesichtigunjieii ge>agi ist. unterschreiben wir; dafs die Tüchtigkeit der Führer nur vun den Zufälligkeiten des Parademai'sches oder einer Exeraierbesichtigung abhängig gemacht wird« ist ein grobes Unrecht Aber immerhin gibt doch die Art, wie ein Fflhrer die Truppe in diesem Dienst ausbildet und TorfQhrt, wichtige, nicht zu untersch&tzende Anhaltspunkte für seine Bewertung.

Dafs die höheren Vorgesetzten die Rekruten im Gelände besichtigen, ist ein Wunsch, dem wir un<? ansohliefsen ; die Truppe braucht derartige Prüfungen nicht zu scheuen.

Der bereits erwähnte Abschnitt über die Ausbildung als Schütze im Gelände etc. bringt viel Bekanntes, bespricht in einem weiteren

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Lit«r]itttr.

Passus den ElnfluCs des Bunnkrieges, lälist uns aber völlig im Un- klaren, wie denn nan eigentlich diese feldmäfsige AuabOduog erfolgen solle.

Warum der Paradeanabildttag der Oaraus gemacht mtdm aoU, am BQ einer rationellen Fechtweise überzugehen, vermögen wir nicht einzusehen. Wir können nicht zugestehen, daTs die erstere beiseite

geschoben werden soll, nur. wie Verfasser sagt, um ..F'eldsoldaten zu nahen". Er geht hierin zu weil und scheint dies auch dadurcli ein- dämmen zu wollen, dafs iT am Scluufs di» i>eb Abschnittes boloni. nicht dem Portfalle der Parade werdu das \S ort geredet, sondern nur den Auswüchsen bei den Truppen etc.

Dem Pelddienat wird beeonderer Wert beigelegt und kann bei dieser Gelegenheit auch nach unserer Meinung nicht scharf genug auf Strammheit gehalten werden.

Die für den Schielisdienst gegebenen Winke sind sehr behenigeos* wert.

Wenn gesagt wird: ..Im Laufe des zweiten Dienstjahres wird es unschwer gelingen, die Leute zu tüchtit^en Kontrafechtem auszu- bilden", 80 wagen wir dies für die Gesanithoit zu bestreiten und stützen uns in dieser Hinsicht auf die Offiziere, die bei der Müitär- tuiuanstidl ausgebildet werden und von denen es doch nachweislich nur wenigen gelingt, eine gewisse Fertigkeit zu erlernen.

Der Abschnitt »Unterricht*' betont hier mehr wie bei den Rekruten die Einwirkung des Offiziers auf die Leute*

Unter den weiteren Kapiteln heben wir die vom Verftsser ein- gehend behandelte sogenannte Burentaktik, die sich auch nach seiner Ansicht nicht über das Versuchsstadium hinaushebt, hervor und so- dann die Übungen in kriejrsstarken Verbänden.

Zum Schlufs müssen wir uns aber doch dagegen wenden, wenn dem Offizierkorps der Vorwurf gemacht wird, es sei nicht mehr so homogen wie früher. Wenn von so hoher Stelle daran gezweifelt wird, diUb nach wie vor das Offizierkorps in sich gesciiloääon und nach auben abgeschlossen ist, so ist das sehr bedauerlich; wu* weisen es ernst und bestimmt surttck und wünschen der Armee, dafs wir damit Recht behalten. 63.

Geschichte de.s 1. Hannoyerschen Infanteneregiments Nr. 7i und des vormaligen Königlich Hannoverschen *V Infanterie« regimeut^!!. Bearbeitet von zur Nedden. Maj. u, Batls.-Kdr. i. 6. Rhein. Inf.-Kegt. Nt. 6ö, früher Adj. des 1. Hann. Inf.-Regls. Nr. 74. Berlin 1903. E. S. Mittler & Sohn. Vor uns liegt eine Regimentsgeschicht^», die mit anerkennens- wertem Fleifs und iiervorragcfider Uründlichkeit bearbeitet worden ist. Bei der Frage, die sich jeder Verfasser einer solchen Geechichte vor- xulegen hat, ob dieselbe nur das unbedingt Wissenswerte enthalten soll, um bei niedrigstem Preis eine möglichst weite Verbreitung

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UterAtar.

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m ersielen, oder ob ohne Rttekeieht auf die Kosten alles auf den Tnippenleil Beifigllehe bis in die Ideinsten Blnseiheiten sufxu- nelutten ist, liat sieh der Herr Verfasser des yorliegenden Werkes fttr

die letztere Art der Bearbeitung entschieden. Damit hat er seinem alten Regiment ein Xachschlagebuch geschenkt, das wohl kaum eine

das Roprimfnt betreffende Frage unbeantwortet lüfst.

Ob der Herr Verfasser aber liier und da nicht doch zu weit ge- gangen ist, Zweifel hierüber scheinen ihm seibor kommen zu sein: das leider vorhandene Überniafs von Fufsnoten dputei wenigstenn darauf hin. Gegen solche massenhaften, dui jeder Soile zahlreich vorhandenen Pufsnoten kann aber nicht energisch genug Widerspruch erhoben werden. Sie beeinträehtigen nioht nur den guten Bindroek, den der fliebende Stil der Qesehlohte sonst hervormft^ sondern wirken direkt stdrend beim Lesen.

Das Infanterieregiment Nr. 74, im Jahre 1866 aus den Regimentern der 2. Division in Danzi^ formiert, erhielt als erste Garnison Cöln. Der Ausbruch des Kviesres 1870/1871 forderte vom Regiment sehr er- hebliche Marschleistungen, bis es sich in der Schlacht bei Spichern seine ersten Lorbeeren erringen durfte. Lebhaft und klar führt uns der Herr Verfasser die nuf verschiedenen Teilen des Schlachtfeldes stattfindenden Kämpfe vor Augen. In stundenlangem, heldenhaftem Ringen hielten die 1., 2., 6. bis 8. Kompagnie der 74er im Verein mit Teilen anderer Regimenter auf dem reehten Flügel im verwirrenden Wald- und Dorfjsefecht gegen überlegene KrSfle des Gegners stand, bis die durcheinander geratenen und ersohöpften Truppen gegen Abend einem mit starken frischen Kräften unternommenen feindlichen Angriff weichen mufsten. Gleichzeitig führte das P/74, unterstützt von der 3./74 den seinesgleichen suchenden Angriff auf den Roten Berg dtirch und erstürmt die 4./74 das Zollhaus an der Forbacher Chaussee.

Man kann dem Herrn Verfasser nur durchaus beistimmen, wenn er diesen ruhmvollen Käuipten voUe.s Lob /iOlU; eine daraus gezogene Sehlulsfolgerung darf aber nicht unwidersprochen bleiben. Bs kann «nmdglich fflr eine „vorzügliche Ausbildung der Truppen" spreehen. wenn diese ^wisserraafsen im feindlichen Feuer eine neue, den ver> Anderten Verhältnissen Rechnung tragende Pechtweise** sich aneignen müssen. Ihre Ausbildung ist vielmehr dann nach richtigen Gesichts- punkten erfolgt, wenn die Truppe „auf dem Gefechtsfeld nichts von dem wieder abzustreifen hat» was sie auf dem Exerzierplatz erlernte**. {E. R. 11. 125.)

Die Belagerune: von Metz mit ihrem aufreibenden Dienst, die dann in schneller Folge sich anschliefsenden Eroberungen der Festungen an der französischen Nordgrenze, endlich die Tätigkeit des Regiments bei der SQdarmee, bei der es ihm versagt war, sich auf dem Ge- feehtstbld neuen Ruhm zu erwerben, sind in anschaulicher Weise, wenn auch stellenweis etwas weitschweifig, geschildert Nachdem darauf

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seine ZugehdriglMit zur Okkapftüonsarmee beendet war. wurde dem Regiment Hannover als Garnison zugewiesen, wo ihm die Ehre zuteil wurde, Ihre Königliche Hoheit die Prinsessin Marie von PreoliBen als Chef zu erhalten.

Die Treschichte des eheraali)oren Hannüverschen Infanterie- re^menis, dessen t'berlieferungen durch die A.K 0. vom 27. Januar 1899 dem Regiment 74 zugewiesen »ind, ist leider nur sehr skizzeuhaft be- handelt, obgleich auch hier gewKs manche ruhmvolle Tat ans den Kämpfen von Waterloo und Langensalza zu erwShnen gewesen wire.

Karten, Krokis und in den Text gedruckte Skizzen, wie auch die Uniformbflder erlelehtem das Verständnis, die Bildnisse der 3 Kaiser, der Chefs des Regiments und des alten Hannoverschen 8. Regiments und mehrere andere Bilder geben dem Werk eine vornehme Aus- stattung. Zahlreich sinr! auch die Anlagen, die demselben beigefügt sind. Ein Anhang bringt die Liste der Offizif^re, Sanitätsoffizierf^ und Zahlmeister des RogimentB und des Hannoversclien siHinmregimenis, sowie ein Ver/,eichnis der Reserveoffiziere. Der Anoidnung der Offi- ziers»- usw. Listen, in vveiclieu sich die Namen nach dem L'aLum des Eintritts des Betreffendeu in das Regiment folgen, kann jedoch nicht sagestimmt werden, da hierdurch die AutBndung eines Namens sehr .erschwert wird.

Die vorliegende Gesehiidite gibt vielerlei Anregung und manchen Aufschlufs über die verschiedensten Zeiten und Verhaltnisse, so dafs ihr Studium den weitesten Kreisen nur empfohlen werden kann.

D.

AichteinrielitTin^n für Feldgeschütze. (Friedr. Krupp, Aktien- gesellschaft. 1903.)

Mit der .Stei;;eiu ng der ballistischen Leistungsfähigkeit der Ge- schütze haben auch die Richtvorrichtungen im allgemeinen gleichen Schritt gehalten. Das Feldgeschütz der Zakunft, das RohrrttcUauf- geschfitz, das einen gewaltigen Schritt nach vorwärts bedeutet und, technisch betrachtet, zum vollwertigen FrSzisionsinstniment wird, er- laubt auch in den Richtvorrichtungen diesen Schritt mitznmaeh^, indem die Verminderung bezw. Aufhebung des Rückslofses es gestattet, die Richtinsiruniente in ihr»-!- Präzision ganz bedeutend zu voi^einern. vor allem durch Anwpndurm <'ines Fernroh r=; die Tätigkeit des mensch- lichen Auges zu verbessern und FelüerqueÜen auszuschalten, in dankenswerter Weise hat die Firma Priedr. Krupp in einer kleinen Broschüre die verschiedenen Arten der verbesserten Richtvornchtuiigeu zusammengestallt. Bs ist interessant, den Ausführungen dieser Broschüre, die die Beschreibung von sieben Aufsatzarten enthilt, zu tolgen, man ersieht daraus, welch gewaltigen Fortschritt die Technik auch hierin gemacht hat

Hervorgegangen sind die Rieht Vorrichtungen aus: 1. dem Libellenaui'satz mit Korn, zu dessen ursprünglicher Gestaltung Einrichtungen verschiedenster

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Art hinzugefügt worden sind, die zur Vervollkommnung der Richt- mittel am Foldß;esrhüt7 dienen. Im allgomoinen entspricht dio Ein- richtung des Libellenaufsatzes derjenigen bei unserem Poldgeschütz 96. Doch waren für die VerwenduniEr beim Rohrrücklauf goschütz einige Änderungen nötig. Da der Richtkanonier auf einem Sitz an der linken Lafetten wand sitzt, von dem er sich während des Kichtens nicht er- heben 0oU, so mu&te die Visiereinrichtung an die Unke 8eito des Qe- sohfitses gelegt und nieht am Rehr, sondern an der behn RfieUaiif feetelehenden Wiei^e befostigt werden. Aufeerdem war es Ddtig, die UbeUe nicht mehr am Kopf des Aufsatzes, sondern tiefer, etwa in der Mitte d r Aultotasstange. anzubringen, damit der Richtkanonier sie vom Lafettensitz aus bei allen Stellungen des Aufsatzes bequem von oben beobachten kann und nicht aufzustehen braucht (Srhild!). Be- merkenswert ist ferner eine Einrichtung zur Ausschaltung des schiefen iiaderstandes durch eine Ow©rlibelle und die Bewegung der inneren Aufsatzstange in der Mufseren zum Regeln der Sprenghöhen. Bs wird hier in der eigentlichen Aufsatzstange, die die Entfemungseinteilung trSgt, eine innwe duroh eine PlÜgelsohraabe verschoben, und zwar nach oben, wenn die Sprengpunkte zvl niedrig, nach unten, wenn sie za hoch sind* Hierin liegt der Vorteil, dafs ein Umstellen des Auf» Satzes beim Regeln der Sprenghdhen, wie jetzt noch beim Geschütz 96. nieht mehr erforderlich ist.

Mit dem beschriebenen Aufsatz ist schon ein bedeutender Grad der Vollkommenheit erreicht. Die Technik isf aber weiter gegangen und die Kruppsche Fabrik hat noch folgende Verbesserungen und Verfeinern URon kurz angedeutet angebracht:

2. Liüüiienaulsaiz mit Fernrohr und Korn.

Der Wert der Libelle gründet sich auf die vorhergegangene ein- malige direkte Richtung. Durch die vergröfserten Oefeehtsentfemungen einerseits und das Streben nach gedeckter Aufteilung andererseits verliert aber das Wehten Uber Visier und Korn gegen früher erheb- lich an Oenaui^eit. Es wird daher eine wesentliche Vervollkomm- nung des Libellenaufsatzes durch Hinzufügung eines Ziollernrohrs er- reicht. I>urc)i ein solches wird d;is Auffassen wenig sichtbarer ode:- schwer erkennbarer Ziele erleirhtnt iiii'i die GenauiL'keit der direkten Richtung gegen das vergi-öfserte Ziel erlieblich gesteigert.

Das Zielfernrohr ist ein kurzes Prismen fern rohr, welches anstatt der zwei Prismen der gewöhnlichen Porro-Fernrohre nur ein einziges, besonders gestaltetes Prisma enthält, woduroh eine erhöhte optische Leistung erzielt wird, mit dreifkcher Vergrdfserung und 13 Qrad wahrem Gesichtsfeld. In dem Prismenfemrohr ist ein Fadenkreuz an- gebracht, dessen Mittelpunkt in der optischen Achse des Fernrohrs liegt und beim Richten sich mit dem Ziel decken mufo. Bei Dunkel- heit kann es von der Seite beleuchtet werden. Die parallel zur Visierlinie über Visier und Korn liegend*« optische Achse des Fern- rohrs bildet somit die eigentliche Visieriinie. Die ächragstellung der

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Aufsatzstange, dio beim Libellenaufsatz zur Ausreichung der natür- lichen Gesf hofsMbwpirhunj): dien*f^. i"?! aurh hier beibehalten und be- wirkt beim Nehmen der Erhöhung eine der SchiüLr^tcllung entsprechende Drehung tJer optischen Achse des Fernrohrs in wagerechter Richtung. Das Vorhandensein von Visier und Korn gibt die Möglichkeit, jeder- aeit, z. B. gegen bewegliche und nahe Ziele, direkt su richten. Za erwihnen bleibt noch fttr das Richten nach einem HUlbsiel das Auf- aaftarerlingeningsstack, das sich anstatt des Fernrohrs aufBohieben läTst, oben ein drehbares Richtdiopter fiber einer horizontalen, mit Binteilnng versehenen Scheibe (RichtlareiB) trägt und so hoch ist, dals man über die R&der Oder Schilde hinweg das betreifende HiUsziel an* visieren kann.

Über die nächsten. o\nf^ weitere Vervollkommnung bedeutenden Arten sei kürzer hinweggegangen. Es sind dies:

3. Libellenaufsatz mit Fernrohr ohne Korn.

Durch Wegfall des Korns, also alleinige Benutzung des Ziel- fernrohrs, dessen optische Achse nunmehr allein die Vislerlinie bildet, ist als hauptsichlichster Vorteil erreicht, daüB der Kopf des Auftataes als Richtkreis aasgebildet werden kann, auf dem das Fernrohr In einer senkrechten Achse drehbar ist Zum Nehmen der groben Rich- tung oder zum Richten nach rasch sich bewegenden Zielen dient an der rechten Seite des Fernrohrs ein Hilfsvisier, bestehend aus einem- Oiopter-Lineal.

4. Libellenaufsatz mit Sucher und Fernrohr.

Das Richten über Visier und Korn bei der unter 2. genannten Konstruktion oder das Hilfsvisier kann einsetzt werden durch ein optisches Instrument, den sogenannten ,,Sucher*.

Bs wird hier durch Spiegelung das Bild eines hellen Kreuzes in das Ange des Sehenden geworfen, so dafo es beim Durchsehen auf dem Ziele liegend erscheint, ohne daCs das Sehrohr vergröfeemde Wirkung hat. So ist, in Verbindung mit einem wahren Gesichtsfelde von 20 Grad, ein tnißt Überblick über das Gefecbtsfeld und dabei die Möglichkeit genauen Richtens gewährleistet. Da die optische .\chse des zur Sflie zu klappenden Fernrohrs mit der des Suchers zusammenfällt, so kann jederzeit das Fernrohr eingeschaltet und durch die dadurch erreichte Vergröfserung die Richtung verbessert werden. 5. Libellenaufsatz mit Pano ramafernrohr.

Die beim IHehten nach seitwftrts gelegenen Hilfssielen nötige Drehung des Fernrohres könnte Unbequemlichkeiten und Erschwerungen fttr den Richtkanonier sur Folge haben. Deshalb wird beim Panorama- fernrohr nur das Objektiv bewegt, wShrend die Stellung des Okulars und damit der Einblick in das Fernrohr unverändert bleibt. Ohne seine Stellung zu ändern, kann so der Richtkanonier sogar über seinen Kopf hinweg nach einem rückwärts gelegenen Hilfsziel richten

Stellen die angeführten Arten eine stufenweise fortschreitende Vei-feinerung des Libellenaufsatzes dar, so treten uns in den beiden

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Liter»ittr.

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letzten in der Broschüre angegebenen Kichlvorriehtungen andere Prin- zipien entgegen. Bs sind diee:

5. Libellenaufsatz mit Winkelmesser und Fernrohr» von dem rumftnischen Migor Qhenea erflinden. Der grundsfitzUche Uoterschied gegen die bisherigen Aufefitse beniht darin, dab die Er- höhung nicht durch Auf- und Abbewegen der Antsatzstange, sondern durch Sehwingen derselben in einer senttrechten, der Seelenachse des Rohres parallelen Rhene genommen wird. Um den Winkel, um den die Aufsatzstange nach vorn ^resrbwuneren wird, mufs das Rohr erh5ht werden. Der Vorfeil dicsf i Kinrichtun^r besteht darin, dafs sie einen sicheren und schn^^lli p. Lberganjz: von einer Kntfemung zur andern ge- währleistet, wie es beim Streufeuer durchaus erforderlieh ist.

7. Die .sogenannte „unabhängige Visierlinie", ein Ubellen- aufsatz mit Fernrohr zum Richten des Geschützes mit davon unab- hängiger Einstellung der Erhöhung des Rohres.

Hauptzweck ist der, die Arbeit des eigentlichen Richtens vor der des Bin- und Umstdlene der Erhöhung zu trennen. Der Fernrohr- aufeatz ist mit der äuTseren Richtschraube so verbunden, dafs durch ein Handrad auf der linicen Seite der Lafette das Rohr mit Wiege und Aufsatz durch den Richtkanonier l>ewegt wird, ohne dafs dieser auf die Enlfemungseinteilung zu achten hat. während durch ein Handrad rechts der rechtssitzende Kanonier („Verschlufswart") das Rohr auf die befohlene Erhöhung einstellt, ohne die .srenommeno Richtung zu berühren. Die grofson Vorteile dieser Einrichtung liegen auf der Hand. Abgesehen von dem Zeitgewinn durch die Arbeitsteilune^ kann der Richtkanonier seine Auftnerksamkeit ungeteilt dem Ziele und dem un- unterbrochenen Einrichten der Visierlinie zuwenden, kann bei rasch sich bewegenden Zielen dauernd denselben folgen. So hat diese Art der Ricbteinrichtung vielleicht die Zulcunft flir sich, die Franzosen sind ja diesen Weg schon gegangen, ob mit Recht, wird sich zeigen.

Bei Betrachtung der andeutungsweise beschriebenen Richtvor- richtungen wird man sich zunfiobst des Bindrucl» einer gewissen Kompliziertheit nicht erwehren können. Oewifs. Das Fernrohr, mit dem man sogar nach rückwärts richten kann und die unabhängige Vifiierlinie bilden einen gewaltigen Unterschied gegen unser altgewohntes Richten über Visier und Korn. Aber, wenn auch der ^[('^•hanismus komplizierter wird, so wird doch auch entsprechend m In Lcek-istot. Portwährend sind unsere Waffen verfeinert worden und den jedes- maligen Vorwuil der Nioht-Kriegsbrauchbarkeit hat meist sehr bald ein neuer Fortschritt verstummen machen. So war es beim Richtbogen, so war es beim Libellenaufeatz, so wird es l>efm Pemrohraufsatz auch werden. Praktische Versuche das bisherige Ergebnis mufs leider verschwiegen werden mflssen entscheiden, es ist zu hoffen, dafs die ausgezeichneten Leistungen der Firma Krupp auch auf diesem Gebiete für die Praxis so weit nutzbar zu machen sind, dafs die

iaMtimifr »t i\9 4»iitMte ArmM «•« M«rtM. N*. m. 84

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Literaiar.

samtteistung des ZukttoftageBchfitseB durch solche vonOsUehe Rtehtvoi^ richtttogen eine hemmif;ende Steigerung erllbrt

Wegen der Kriegsbrauchbarkeit braucht man sich keinem Be- denken mehr hinzugeben. Seit mehreren Jahren haben, wie aus den verschiedenen Berichten militärischer Zeitschriften bekannt ist, eine Anzahl Staaten ihro Feldartillerie neu und ^wnr mit Rohrrürklaut'- gcschützen bewaffnet und zu diesem Zwecke utntangi'oiche, auf Jahre ausgedehnte (Schweiz 8 Jahrei Versuche niit Geschützen der ver- schiedenen Oeschützfabriken ausgetuhrt. Ks kann somit als sicher angenommen werden, dafs die als Ergebnis dieser Versuche von den Staalmi eingefahrten Geachütae aioh in allen, in den Versoehen aom Anadrack gebrachten Kriegslagen als vonQglich bewihrt haben. Wie aus den einaelnen Berichten hervorgeht, dnd die Geschatze über mehrere 1000 km fiber absichtlich ausgewähltes Gelände in erhöhter Gangart gefahren worden, die eigentlichen Schiefsversuche haben unter allen, im Kriege möglichen Verhältnissen stattgefunden Djifs nun alle dieso Staaten (Schweden, Dänemark, Schweiz u. a m.) für ihre nf^iien Geschütze einen Libellenaufsatz mit Zielfernrohr angenommen haben, bietet den sicheren Beweis, dafs diese Aufsätze sich nicht nur in jeder Beziehung als kriegsbrauchbar, sondern auch in ihrer Hand- habung als einfach und zuverlässig erwiesen haben.

Oberleutnant Roskoten.

II. AutlftiNlisebe Zaitociirifteii.

Streffleurs Ösierreichische MilitÄrisehe Zeitschrift. (M ü r z h e f t.) RufBlimd und Indien. Gedanken über den Nutzen kriegsgeschiclit- liehen Studiums. Vorträge: I)ie Wasserstrafson nsterreichs. Leichte Truppen im 2. Schlosischen Kriege. Betrachiuiigen über den Krieg 1812. Kampfsehiofsen bei der Artillerie. Fortschritte bei fremden Armeen 1903 (Deutschland, Rusfland). Der Feldzug im Somaliland. Russich-japaniacher Krieg.

Beme d'HiatoiTa. (FebruarhefL) Die Schlacht Ton Malphujuet nach der Korrespondena des Herzogs von Maine.

Jiivnial des Sdances militaires. (Fobrua .heft.) Die angeb- lichen neuen Strömungen in der deutschen Armee. Die Tininssibirische Bahn. Die Marine-Artillerio. Die Vorwendung dor Reserven auf dem Schluchtfelde. Studio über Clausowitz. Das Recimungswesen der Truppenteile. Zum nt iu n K<7;lniumt für die Infanterie. Die Rolle der detachierten Korps im muderncn Kriege.

Revue du gerne militaire. (Februar.) Die Erwerbung von Immobilien durch das Kriegs-Departement iW Zyklograph Ferguson (ein Instrument, das, am Zweünd befestigt, aelbstt&tig eine zurfldKgeiegte Wegstrecke auitrSgt). Eingehende Besprechung von Roechi .Traccla

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Ulentnr.

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per In sLudio düilc fortificazinn o permanünte" mit Hervorhebung seiner Beispiele von Bofestigungswerkon. Die deutschen Lnftsrhiffer (Aus- zug aub dem Luftschiffer-ExerzieiTüglement von 1901). Drehbrücke (eine BehilfskonstniltUotit mittols der, auoh im Felde, ein fester BrAolien- Steg in eine Drehbrtteke umgeändert werden kann). Bogenlampe mit schwachem Strom.

IDtteilnngen fflber UagmatKnile dMArllUerle« umd Q«iie-WeMB8. (I. Heft) Der Kriegsschauplatz zwischen dem Rhein und der Seine und die Hauptaufgabe seiner Befestigungen. Über ballistische Appa- rate. Messen der Goschofsfluiry.eit^'n Nt**ssen der Gesohofsge- schwindigkeiten mit f^lektromiiji^notischcn Fallapparaten. (II. Heft.) Krliiutorungen zu den neuen Schiefstaleln. Von R. Edler v. Forten- schlag Lederniayer. I )or Kriegsschauplatz zwischen dem Rhein und der Seine und die Hauptaufgabe seiner Befestigungen (Sclilufs).

Allgemeiae Mwefaierieelie MiUtSraeltanf. Hr. 6. Persönlich und sachlich. Bemerkungen von U. Wille über verschiedene Artikel, die seinen Ansichten über das neue Wehrgesetz entgegentraten. Militärreformen in Bngland. Die Unbereitschaft Rufslands zum Krieg. Hr. 7. Der miUtärische Vorunterricht. Rufslands Streitkräfte in Ostasien. Die englische Tibet-Expedition über den Himalaya. Nr. 8. Der Elfolg Japans zur See Die Darstelhing leidet an f^int^v Über- schätzung der japanischen Krfolgf, bezw. an einer zu iiiii;ün8tigen BeurtiMlnns dos Verhaltens ui}d der Einbufscn der Russen. Die Höchstkuiiiniandierenden und die Truppen im russisch-japanischen Kriege. Wohigelungene Darstellung. Mission auf dem Kriegsschau- plata. Wird nach den Absichten des Bundesrats in beide Lager ent- sendet werden. Beiheft I. Lassen die Lehren aus dem fiurenkrieg eine Änderung unseres Infanterie-Exerzierreglements wOnschenswert erscheinen? Von iligor Schaeppi. Hf. 9. Korrespondenz aus Deutsch- land. P&llt zu sehr in den Geist und die Sprache der gegen die Arraee- ieitung gerichteten Opposition. Das Positive ist nicht alles verbürgt. - Ein<» nrno militärische Zoitsrhrifl. betrifft die Viortoljahrhefle für Truppenführung und Heeie.skunde vom proufsischen gnifsen Heneral- stab. Ein Übungsritl über die frische Nehrung, vom kommandieren- den General 1. Armeekorps geleitet.

Schweizerische Zeitschrift für Artillerie und (xenie. (Februar.i Mitteilungen Ober unsere Armee, speziell Artillerie und Genie betrefTend. Der Bhiflufs dir Neubewaflhung der Artillerie in taktischer und organisatorischer Beziehung. Notteen aus einem Vortrag: Betrach- tungen Uber das Bntfernungsschftlzen, gehalten in der OfftzierBgesell- schaft Winterthur und Umgebung. Gegenwärtiger Stand der Feld- geschtitzfrage in Österreich-Ungarn. Militär-Automobile. Drittes Skironnen in Glarus. Ein Gewflltvereuch mit einem Rolirrücklauf- geschütz. Das Panorama-Fernrohr.

Schwedische Artillerie-Zeitschrift. Heft VI. Einige Erfahrungen betreffend feldmafsiges Schiefsen mit unserer neuen Feldkanone.

34*

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518

Uterator.

FüidgeschüUfrage in psterroich- Ungarn (nach den Jahrbüchern). Eine deutsche Ansicht über Schilde. Schiefsen im Dunkeln.

Lft France nUitalre. (Februar.) Das Projekt Lanessan 3, 3, 4, 10. Die Zusammensetaung der Remonte-Ankaufskommision 2. Die russische Armee 1903. Die verkürzte Dienstzeit und Algier* Tunis. Die Arlillerieschiefsübungen im Gelände. 4. Ersparnisse bei der zweijährigen Dienstzeit, die Kapitulanten nach dem l^Jekt Lanessan 5, 9. General Langlois Beurteilung seiner Ideen durch dio Rovista miliUire italiana 6. Was die zweijährige Dienstzeit kosten wird. Da.s >\iarscbieren in der Armee. Die vum Mantin ins Werk gesetzte Konkurrenz 7/8, 10. Die deulücho Armee. Bilses Buch von Oberstleutnant Prerox sehr sachlich beurteilt 7/8. Die Verteidi- gung indo-Chinas. Krieg im Schnee. Erfahrungen 10. Korea, Geschichte 11. Vor Jena. Die Kriegshäfen Japans 12. Die Eroberung des Tchad, ein Vortrag 18. ^ Die verkfinte Dienstseit von General Laniiraux 17. Die Verteidigung der Kolonien (Vorbereitung der franaösischen hierzu) 19. Die Vondöme-Säulo, ihre Geschichte 24.

- Kin neuer Gesetzvorschlag für verkürzte lJ>ienstzeit 2h. Deutsche Ansichten, Zustimmung zu einem Aufsatz dos Generals v. Pelut im Miütär-Wochenblatt. Die gelbe Gefahr. Zitierung japanischer Kriegsiieder 26. Der Franko-iSiamesische Vertrag. General Prud- homme hält ihn für ungünstig 27. Die Erkundungen der Kavallerie 28/29.

Rivista di artigUerU e geaio« (Januar.) Das Ingenieurwesen in Spanien und der Belagerungskrieg. ~- Die Belagerung von Porto- ferriUO, Mal 1801— Juni 1802. Bemerkung Ober die Anwendung von Maschinengewehren in sehr bedeckten Ebenen. ESsernes Hebeaeug

für Artillerie.

Revue de Cavalerie. (Januar.) Den Frciindün der Srategie Plaudoroi. - Hin Haid im äufsersten Süden (Pfordo und Mahara-Kanicle)

Die Entwickelung der französischen Keiterei (Forts.). Paris Reuen -Meaudeville (12., 13., 14. August 1903) (Schlufs). Die deutsche Armee (Forts.).

Journal der Vereinigten Staaten- Artillerie. (Jan., Febr. 1904.) Bestimmung der Lilngenabweichungen beim ArtillerieschteTsen mit Hilfe von Photographie. Das halbautomatische Visler. Verdeckte Stellung von KQstenbatterien, ihr Wert und die Beaiehung von Verschwind- geschOtsen dazu. Feldartillerie-Bewaffnung. Der gepanzerte Mu- nitionswagen für Feldartilleric. Die Entwickelung von Rücklauf- und Vorlaufap parat <-n für Feldgeschütae mit langem Rohrrücklauf. Neue Formen von Panzerforts.

III. Seeweteii

Nachrichten aus deiu («ebiete de» Seewesens. Nr. 3. Fort- schritte un Schiefswesen. Bericht der Schiedsrichter über die eng.*

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Uterilnr.

519

lischon Flottenmanöver. Börresens Torpedo. Virator. Die russische „FreiwilliRo Flotte'. Dio russisrhc Schifls-Arlillerio. Die Reform der nautisclion Schulen in Östn reich. Das Stone-Lloyd- Sj'stem zum c:leichzeitigen und automatischun Ahschliefsen aller wasser- dichten Türen auf Schiffen. Ein fiettungsboot mit Dampfbetrieb. Über den Gebrauch der Waöserrohrkessel auf Kriegsschiffen.

Amy aad K»?jr Gacetto. Hr. 2294. Die Ne^jallrobel&rde^ungen.

Die Portsohritte Deutsclilands im KrtogssctiifTbau. Hr. 2300. I »er seemännische Ausbliclt auf den russisoli-japaniechen Krieg. Über die russischen Flottenfahrer in Oetasien, Nr. 2801. Der Marine-Vor- anschlag.

Revue mAritime. flfinior 1904.) r>cr .spanisch-amerikanisch«? Krieg auf den l*hilippinen (Schlufs). Die Blockade von Btv^t 1803 bis 1805 (Schlufs). Zu was können die LunduD^truppen dienen ;! Operationen über See.

IV. Verzoichiiis der lur Besprechung einiegangenen BUcher.

(l>i« eingegangenen H i i t r »rfjiiren eine Ueaprechang nach M.ir$iga!>e ibrnr i;cMl<>utiir<r^ i ul >I»ii \er- figbaren Kaamea. Kinn V * r i cb lang, jede« eingebende Kueh xu beaprechon. ul>eriümmt die LtitUBg der .JabrbOeker" nieht, do«b werden di« Titel aämUiober Bfiober nebat Angabe dea Treiaea

aefetn diewr mitgeteilt wurde hier viiraif>rl;t. Kine Itfickaendung von il&rbem findet niobt etatt.)

1. Cramer, Militärische und freiwillige Kranltenpflege. Stuttgart 1904. F. Knkc. Mk. 1.20.

2. V. Meersfheidt-Hüllessera. Die Ausbildung derlnlanterie. 11. Teil. Die Frühjahrs Feriode. Heiliii 1904. Mittler k Sohn. Mk. 2,40.

3. Yeltxe, Die Schlacht bei Adua 1. März lb96. Wien 1904. Seidel & Sohn.

4. SenititBihefleht fSr die Kgl. hayerisehe Arne« für die Zeit vom 1. Oictober 1898 bis 30. September 1809, bearbeitet von der Medisinai-Abteilung des KriegBrniniateriums. München 1904.

5. Fried« Kmpp» A. G., Richteinrichtungen für PeldgeschütKe.

Essen 1903.

6. Zobel, Praktisches und Theoretisches zum Reitunterricht für die Otfiziero dei Fufstruppen. Leipzig 1904. Zuckschwordt k Co. Mk. 3,00.

7. V. MonieteB, Die Mathematik in der Plerde-Dressur. Ebenda. Mk. 1,60.

8. Sclteenbeek, Das Scheuen der Pferde, debsun Ursaclien. Folgen und AbhUfe. Ebenda. Mk. 1,60.

9. Noalhaty les sous-marins ei ia prochaine guerre navale. Paris 1904. Berger Levrault k Co. 8 frs. 50 c.

10. EnStel, Uniformenkunde. XII. Band. Heft 12. Rathenow 1904. M. Babenzien. Mk. 1,50.

11. Krause, Die Gestaltung der Geschofsgarbe der Infanterie beim gefechtsmätsipMi Prhi. fsi n. HrHin 1904. E. S. Mittlei- & Sohn. Mk. 2,25.

12. Auf^^abt^ii der Auf riahineprüfunsff^n für die Kriegs-Akadeuie l\mß mit Lösungen. Oldenburg 1904. G. Staliing.

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520

Uterator.

13. Die Völker Russlaiids in Waffen. Leipzig. W. Malende.

14. Immanuel. 225 taktische Aufpibon für Übungen aller Art und Kriügsspioi. Herlin 1904. Mitfl^T A- Sohn. Mk. 9, .

15. Verdy du VernoiSy Studien über den Krieg. III. Teil. Strategie. Ebenda. Mk. 3,60.

16* Anleitung cur StolTgliederuHg beim Lnterrielit über Kriege* lurtikd. Ebenda. Mk. 0,50.

17. Dresky, Praktische Anleitung zu richtigen HUfsstellungeD bei gymnastischen Übungen. 8. Aufl. Ebenda. Mk. 0,60.

18. Hoppenstedt, Der Unteroffizier ißr Infanterie im Aufsendienst. KbendH Mk. 0,60.

VX (üeschichte Krandenburg l*reuHsens. I.tfd für don (if schichts- Unterricht in den l nterol'ftzierschulen usw. Kbenda. Mk. 1,76.

20. Hoppeu8tedt, Übungsritte in Aufgaben. 1 Jurchführung uncl Berichten für Offiziere aller Waffen. Mit einer Karte in Steindruck. Berlin 1904. .MiUler d; Sohn. Mk. 3,25.

21. Kunz, Kriegsgoscbichtliche Beispiele aus dem deutsch-fran- zösischen Kriege von 1870/71. Siebzehntes Heft. Ebenda. Mk. 5,25.

82. KriegsgeaehiehtUehelSiutelsehflilen« Heft 33. Ebenda. Mk.2,80.

23. Roth's, Jahresberioht über die Leistungen und Portschritte auf dem Gebiet des MilitSr-SanitStswesons. 28. Jahrg. Ebenda.

24. V. Otto, Geschieh to des Jäger- Bataillons von Neumann und seiner Stammtruppon. Ebenda. Mk. 10.00

25. V. d. tvoltz, Die Ausbildung der Infanterie für den Angrilf. Ebenda Mk. 1,60.

2(J. Hsueh Chi Tsehoug, Kunversationsbuch in drei Sprachen, deutsch. IninzübiHch, chinesisch. Wien 1904. llartiobens Verlag. Mk. 2.-.

27. KiattsSy Karte von Japan, Korea, Ostebina und der Mand* sehurei. Leipzig 1904. Bibliogr. Institut. Mk. 0,80.

28. FlrobeBiiiSy Militfiriexikon. Brgftnz. Heft 2. Berlin 1904. M. Oldenbourg.

29 V. Kalinowsld, L)er Kri(>g zwischen Rnfsland und Japan. 1. Heft. Berlin 1904. Liehelsrho Rurhhdl^r. Mk. 1.20

30. Freusis, Reform der militärischen Fabriken in Preufsen. Berlin 1904. H. Schröder. Mk. 0,50

31. Schon, Major. I >er Kriegsschauplatz zwischen dem Rhein und der Seine. Wien 1904. Seidel & Sohn.

22. T. GulowItB-lluLen, Einteilung und Dislokation der russischen Armee. 14. Ausgabe April 1904. Leipzig. Zuokschwerdt & Co.

22. LyeoBdlSy le Systeme do canons demontables. Athen 1903. Meissner k Kargadouris.

Dmok TOB W. n«jrii's Brbeii. Beriia «nd Potsdfta.

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XXVI,

Eriahruageo beim gefechtsmäfsigeo Schielsen mit Bohr-

rficklaafgeschützen.

Ii. Eohne, Geoeralleutoaot z. D.

Die Vorteile des Schnellfeuerirf Schlitzes wird nur der ausnukzeü können, der versteht sich scbuell einzttschielsen. Dafs unser jpt'/i«?es Schieisrerfahren viel m viel Zeit in Anspruch nimmt, liann nur jemand ieugnen, der nie darüber nai^lii^-cdai lit hat. Die IVnnzö- siche Feldartillerie b:if deshalb mit dem alten System - Bilden und Verengen der (xabei, im Az.-Feuer, Ubergang zum Bz., schliefslit^h Keireln der Sprenghöhen völlig gebrorhen nnd ein anderes Ver- fahren angenommen, das ein schnelles Einschit i^t ii gewährleistet und eine völlig ausreichende, freilich nicht die höchst mögliche Wirkung des Schrapnellfeuers verspricht Die im Novemberheft (190H) er- schienene Betrachtung über das Schicisen der rumänischen Artillerie zeigt, wie schnell man mit diesem Verfahren zam Ziel gelaugt, und welch hohe Wirkung es in Aussicht stellt

Inzwieeh^n hat der schwedische Oberst Wennerberg in der in Stockholm erscheinenden Artilleri-Tidskrift" fi. Heft 1903 die beim feldmäfsigen Schielsen mit dem neuen Geschütz ^-fniachten Er- fahrnn^en veröflFentlicht. Bekanntlich ist dies Geschütz die Kruppsche 7,5 cm Kanone mit Rohrrttcklauf, das dem voraussichtlich in kürze- ster Zeit l)ei uns eingpftlhrten „Kompromifsgef=;chUtz" anfserordentiich ähiiliih ist. Aber abgesehen davon ist dieser Aufsat/, deshalb be- merkenswert, weil sein Verfasser nicht nur Kommaudeur eines Feldartiilerieregiments. sondern auch seit Jahren Leiter der jähr-

JAttrkAeliar fir di« dvotaoke Armee aad Uarlne. Ko. 393, 86

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522 £ilAhruii|{eD t>eim gefeehUrnüfsigeB HchieiMii mit BohrröokiAuf^dsctiüUiMu

lieben Offizier- Schiefsscholkurse in Sehweden igt. Es steht ihm also eioe reiche Erfahrimg za Grebote; diese hält iho aber nicht ab, soDdern ist vielleicht gerade die VeraiüassQDg tttr ihn, die Schiefs- fragen aach „theoretisch^ grttndlieh m studieren. Für mich ist m ime groSae Genngtaiuig, dab dabei die BeieelmiiDg der treffbaren Fläeiie der Ziele und der Dieliftigicelt der Streogmrbe, ttber die die itontiiiiefB aleli so wohlfeile Witae «rlanliteD^ eine grofae RoUe spieH. Der sebwedlaelie Oberst bnldlgt aidit blo& dem Gmadsafse „Probieren gebt ttber Stadieren»^ sondeni aneb dem leider so oft anlser aebt gelaaseneii: «Erst «tadSereiit dann probieren!*^

Es ist LtuD interessant, dafs aocb die Schweden zn der Über- zengong; gelangt sind, dals das Einscbielsen mit Bz. im allgemeioeD den Vorzug vor dem Einscbielsen mit Az. verdient, weil man bei einer Bz.-Grabel von 200 m wahrscheinlicli früher vorteilhafte Spreng- weiten erhält als mit einer Az.- Gabel von 100 m. Während ia Frankreich alle vier Geschütze zur Gabelbildung benutzt werden, halt man es in Schweden fUr zwLckraäfsiger. die Gabel mit nur zwei Geschützen zu bilden, weil man dabei weniger Munition verbraacht und weil zwei Schüsse leichter zu beobachten sind als vier, die vielleicht seitlich weit auseinander liegen. Es wird empfohlen, ▼on vornherein eine Gabel von 400 m zu bilden und diese aof 200 m ZQ verengen. Gelingt das nicht, so hängt das weitere Ver* fahren von der Beschaffenheit des Zieles ab.

Nach den französischen Schiersregeln folgt der (Tabelbilduog ge- wöhnlich ein Schiefsen auf mehreren Entfernungen (tir progressif), während bei Zielen ohne Tiefe nach den schwedischen Regeln der Versuch gemacht werden soll, durch lagenweises V or- oder Zurück- gehen diejenige Entfernung zu ermitteln, die die beste Wirkung in Aussicht stellt. Nach den Beispielen sollen dabei sogar Korrektnreo um 50 Meter ausgeführt werden, was nach unseren Erfahrungen weder nötig, noch im Ernstfall ausführbar ist. Solche feine Korrek- turen erschweren das Schiefsen unnötig.

Gelingt die Hilduug einer Gabel von 200 m nicht, so kann man vielleicht cinf solebe von 300 m bilden, wodurch man unter Um- ständen den unter Feuer zu nehmenden Raum so tMiisi hränken kann, dals man mit vier verschiedenen Entiemuugen auskommt. Ist z. B. die Gabel wie folgt gebildet

3000

^400 + +

3200 ? ?

so wttrdeo die Frauoeea entweder lagenweise auf das Kommaodo

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Ejrfahnui|;ea beim gefeohtsnüUaigeii Sohielaeii mit Bohrrttokbuifgeiohtttatea. 528

des Batteriffiihrers vou 29C)0 ra beginuend vorgehen bis 3400 m, weDD sie nicht vorher bereits vSchtisse hinter dem Ziel erhalten oder zweimal ein „tir progressif" mit 2900 bezw. 3100 beginnend ans- fübren. Der schwedische Oberst schlägt vor zunächst eine Lagt* auf 3100 oder 3300 m abznsreben. Kann eine von diesen beobachtet werden, 8o lälst sich der unter Feuer zunehmende Raam einschränken und damit Munition ersparen. In jedem Fall, wo die l^ildung einer 200 Metergabel nicht geiimgeu ist, müssen die Greii/oo der 400 Metergabel koutrulliert sein, so daib zwei Übereinstimmende Beob- achtungen vorliegen.

Geht man lagenweise um jno m vor, so erhält man, wie durch Rechnung festgestellt ist eine Dichtigkeit von mindestens 1 Treffer pro Quadratmeter, wenn man auf jeder Entfernung zwei Schüsse ab- gibt. Gp<ren eine mit 24 Figurseheiben besetzte uugepanzerte Batterie von vier Geschttteen sind bei einer 'MX) Metergabel auf 8000 m etwa 21, auf 4000 m In Treller zu erwarten, also mehr als rrfordprlit^h, um die Batterie zum Schweigen zn bririfren Ausgeführte bcbufs- versuche bahieii die Richtigkeit der Recbnong bestätigt. (Wirkiuigs* sehielseD 32 Schafs.)

Auch bei Bildung einer 200 Metergftbel Ist ein SeMeben mit mehreren Aafsatzstellnngen (tir progreseif) angexeigt, wenn man sicher weiÜB, dals das Ziel eine gro&e Tiefe hat, bezw. da& sieh hinter ihm treffhare Ziele befinden, was man z. B. bei Schützenlinien immer 'annelunen darf. Eän gutes Beispiel von der Wirkung, die man beim Bestreuen eines Bamnes Ton greiser Tiefe erhält, liefert ein gegen Schützen ausgeführtes Sehiefaen. Das Ziei bestand ans tttnf SehtttKnUnien hintereinander:

auf m)0 m 70 Schtttzen (0,6 m hoch Tre^äche 0,2 qm)

2900

»»

70

n

n

»f

n

2980

n

120

V

(0,9

n

ti

0,85

»

n

3900

n

70

w

(0,6

n

n

n

0,02

»»

»

8400

tt

70

»•

ff

n

n

»

19

ff

Man bildete gegen die Torderste allein sichtbare Linie die Gabel 2400 ^2800 nnd gab als dann sweimal ein Sehnellfener mit weeh- sehider JEntfeninng (tir progiessif) ab: Das erste anf 2800, 2400, 2500, 2600; das zweite auf 2600, 2700, 2800 und 2900 m; auf jeder Entfernung zwei Schüsse pro Geschütz. Die Gabelbildnng war mit 12 Schossen erfolgt ; das Wirkongssehiefseo erforderte 64 Sehttsse; Summa 76. Die Wirkung betrag gegen die

66^

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524 £rCihniiig«ii b«i4B gefedüMiUUgea SekMMB nit EabnllioUmlgmiUUui^

i. Linie 88 Trefier

8. 110

4. 11 }i

5. 5

Summa 253 Treffer als pro bchuis 3,3 Treffer.

Das erhaltene Resultat stimmte ziemlich genan mit dem eireoh* neten (pregen die drei vorderen Linien 246 Treffer) überein.

Während bei sehmalen Zielen das Feaer ohne Änderung der Seitenrichtung: der Geschütze ausreicht, ma(s man bei breiten Zielen die SpitPiirichtuno: von Schul's zu Schuls ändern, was dem franzö- sischen ,.tir fauchant"" entspricht. Die Breite der Ziple, die ohne Änderung: der vSeitenrichtung von einer Batterie von vier Geschützea wirk'iam beschossen werden kann, ist auf mindestens HU Meter, auf den näheren Entfernungen aber erheblich höher zu veranschlagen.

Die Änderung der Seitenriehtung erfolgt ohne Umstellung der Kichtmittel lediglich durch Umdrehung der Kurbel für die Spitpn ricbtmaschine. Eine solche Umdrehung verlegt den Treffpunkt um acht ^Teile^^) (^/j Grad). Man rechnet darauf auf den Entfer- nungen von 2000—5000 m Ziele bis lu. 360 m Breite unter Feuer nebmen zu können.

Es mulö dazu das Geschütz allerdings mit fünf verschiedenen Kichtungen feuern: nach Abgabe des ersten Schusses wird /weimal nach rechts gc^phwenkt, dann durch Zurückdrehen der Kurbel die ursprüngliche Richtung wieder genommen und nun zweimal nach links ireschweukt.

interessant sind die Treffresultate, die man bei diesem Verfahren erhielt Auf :](MM) m wurde eine Batterie von acht Geschützen mit Muniti(tn^\\ atreii. besetzt mit 40 Figursebeihen, Frontbreite 175 ra. beschossen. Beim Sehiefeen mit einmaligem ^>chwenken (Ab- gabe von drei Schuls pro Geschütz auf jeder Entfernung) erhielt man in den Figuren 24 Treffer, bei zweimaligem Schwenken (sechs bchuls ;inf jeder Entft nuiii^j 37 Treffer.

Auf 1850 m wurde eine Schützenlinie von 200 m Frot be- schossen, in der 140 Figuren von ^/s "^d Mannshohe aufgestellt waren; dahinter standen auf 2030 m und 2100 Suutiens von je 70 Figuren von halber Mani!sh<»he. Die Gabel wurde mit 1600 und 1800 gebildet und das .sc-hicfsen auf 1500, 1600, 1700 und 180*) m ausgeführt. £j9 wurde iuer mit Schwenken nach rechts und links

0 1 «Teil* gleich t/iooo der VIsierltnien.

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Erfahnmgea beim gefechtsmä£ugeo Sohieüien mit RohrrttoklaalgescbUtaKeiL 525

g«0Qlio8seii; jedes GemhUte gab also 24 Schals ab. Man erhielt M IMter in der eisten, 88 in der «weiten, 36 in der dritten Lioie, in Summe also 169 Tteffer; pro Seknb also 1,76 Traffier, ein sehr IfUnstigeB Beenltat^ naaentHob wenn man bertlekiiditigt, dab die mdsten Selillsse selur gtalb/t Sprengweiten hatten.

Bei UeiaenZieleDtfernangen kann man mit dieser MeHmde nur sehr sohmale Fronten nnter Fener hatten; anl 1000 m wiid durah zweimaliges Schwenken der Trefi^nnkt nnr nm S2 m ?er- legt Man hat daher ein gans neues Vei&hren ersonneni hei dem ein einzelnes Geschttts aof 1000 m Eotfeninng hesL einer mittleren Sprengweite von 100 m eine Front von 120, eine Batterie von vitt GesehntMn also tob 480 m wirksam unter Fener nehmen kann. Es gesohieht dies aaf das Kommando: nMctfa^ (ICHhen). Die Front- breite des Ziels wird nadi Handlndten ahgesehitst (dne Hand gleiek 120 „Teile*') and die Feaerrerteihug beispielsweiBe wie folgt ange* ordnet: „Sehtttzen^ rotes Hans, eine Hand links davon } Stront vier FSogerl** Die Flttgelgesdilltie werden aoi dnen Punkt gerichtet» der nngefiihr zwei Finger breit (60 Teile) innerhalb der Front liegt; die andern Gesehtttze Je Tier Finger breit (120 TeUe) weiter nach innen. Sobald die Gesefaflize die grobe Richtong ndt dem Bich^ bäum erhalten haben, werden die Yisierlttcher der Schilde durch Klippen geschlossen. Die HOhenrichtung wird mit der Libelle ge> gehen, die Seitenrichtnng der folgenden Schüsse durch die Kurbel der Stttenricfatmaschine. Mit der ersten Lage wird das EiBSchie(se& besorgt» und zwar muls man daftlr sorgen, daCs jedes Geschtttz die smniihemd richtige Sprengweite erliSit, die bei so breiten Fhmten und nahen Enliemuiigen die Qesehfltze des ebien Flllgels recht wohl vm 100 m und mehr yeKschiedene Sinengweiten haben können« Man darf nicht zu früh mit dem Schnellibaer beginnen, da es sonst ohne Wirkung bleiben könnte. Die Zeit dazu ist vorhanden, da die Ibfimterie gegen die ge|Mnzerte Batterie mit geblendeten Visier« Utohem keine Wirkong hat Bei diesem „Mähen** gibt jedes Gesehatz acbt Schule ab and verlegt den Trefiponkt nach jedem Schnls am zwei Umdrehungen (16 „Teile**) nach der Seite^ soweit es die Lafette zollllst und geht dann wieder zurttck.

ränem Scfaiefsen auf 860 m gegen eine ans 260 Vt Vi Figuren bestehende Schlltzenlinie von 400 m Front Breite erhielt man mit 86 Schttssen 128 Treffer bi 71 Flgoien.

Bei einem zweiten Schielsen auf glddier Entfernung» wo 28|^ fthnliche Figuren auf 800 m Front vertdlt waren, erreichte man mit derselben Seholszabl sogar 187 Treffier in 99 Figaren. In beiden FUien hatte das Schielsen nicht ganz eine Minute gedauert

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526

Fngm des luGuiteriflicblefMiis.

Es ergibt sich aus dieseD Beispielen, dals man in der Tat mit den modernen Sehnellfeoei^schützen io aulserordentlich kurzer Zeit

gegen Ziele von ^rolser Breite eine sehr bedeutende VVirkuuj; er- reicht, vvriiii inau iior annähernd, aber sicher eing-eschossen ist.

In allen Einzelheiten steht das Schiefsvt liahren noch nicht fest; sieber ist aber, dals auch hier das Bestreuen grofser Räume mit lilei nach dem französischen Muster ancrenomroen ist, ftlr das man bei ODS stellenweise nur ein mit!eidi<^es Achselzucken halte.

Bemerkenswert ist endlich noch, dafs die schwedische Batterie nur vier Geschütze stark ist. um so lehrreicher, als man nach den ersten Versuchen zur Beibehaituu^^ (it r sechsgeschlitzigeu Batterie entschlossen war. Die Vorteile der kleineren Batterien haben sich aber so deatUcii bemerkbar gemacht, dals man sie nicht ignorieren konnte.

xxvu.

Fragen des Infanteriescliiersens.

Von

FreUlem tob ZMUits lud Menkireh, Obentientiiuit beim Stabe des Infriiterie-BegimeDtB Kaiser Wilbein

(2. GrofiaheROgl. Hess.) Nr. 116.

^^^^^^^^^

I.

Zur Theorie und Praxis deB gefechtamäfirigeii AbteilnngiacliieCiBenfl.

Da ich wobl annebmeD darf, dab die in den Toiansgegangenen Heilen der ,^abrbtt6her*< gebracbten Abbandinngen Uber die Trefr- wirlLnog beim gefeehtemäfalgen AbteüongsaebieAen der Intoteiie den Lesern dieser Zdlen niebt nnbekannl geblieben sind, so mOge es erlaubt sefai, nnler Vermeidnog langatmiger Wiederholungen gleieb m meäiias res einzutreten.

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Fngea dea InfiuiteriesohieiMBs.

527

Wenn im Märzheft') (Ö. 306) Herr Greueralleutiiant Hohne meineo Aufsatz Nr. YIII im Februarhett erwähnt und dabei Uber die Mehrheit meiner Ausfülimngen ohne zu ihnen Stellung zu nehmen hinweggeht, um „die Geduld der Leser nicht zu sehr in Anspruch ZQ nehmen", so kann ich dieser Httcksicbtnahme nur zustimmen, denn auch ich bin der Ansicht, dafs nach meiner Widerlegung der vorausgegangenen Kritiken wenig mehr über die fraglichen Punkte zu sagen bleibt. Ich wlirde deshalb unter allen Unisiänilf ü ver- niied( 11 haben, noch einmal auf das Thema „Treff ergebnisisc " /.liiiick- zukummcn. wenn nicht der Aüfsat/ im Märzheft eine an mich direkt und persönlich gerichtete Aulfurdf run^- enthielte CS. 313/.'314), wekber ich mich au,^ nahrlie^'-enden Urllndi-ii brichst uugern entziehen würde. So erbitte ich mir denn nocLi einmal das Wort in der Hufinung, dals es mir gelingen wird, die Lösung meiner Aufgabe so zu ge- stalten, dals dabei dem viel besprochenen Stoffe einige neue Gesichts- punkte von allgemeineiii Interesse abgewonnen werden.

Zunächst noch wenige Zeilen aer Erläuterung zu meiner Ent- gegnung im i:* ebruarbeft. leb hatte dort S. 174 am Anfang des Abschnittes II gesagt, dals die von Herrn Geueralleutuant Hohne abfällig beurteilte TrefferprozenUahelle „schon seit Jahren ad acta gelegt und lange vor Erscheinen des Aufsatzes im Maiheft (1903) durch eine andere ersetzt" worden wäre. Man hat mich darauf aufnierksHiii gemacht, dafs diese Fussanir Veranlassung zn MiLs- verstanduissen geben könnte, und mit Bei^ug hierauf erkläre ich gern, dafs das in dem antrefUhrten Satz enthaltene Wort „lange* nicht in absolntem Sinne ^^eiiteiTjt war und auch gar nicht 80 geroeint sein konnte, da die Knde 190:^ hei ausgegeliene üjreatztabelle aui dem Titelblatt zweimal die Jahreszahl 1903 trägt.

Ebenso kurz kann ieh ndoh bei ReohtfertigiiDg meiner im MUn- heft S. 806 n. 1 beangtandeten Bemerknngen ttber die Leistnnga- filhigkeii Tontlglicher Sehttteen auf nahen Entfemangen fiiaeen. Ea hat mir fleibatrentttndlioii dorohaos fem gelegen, Bedenken gegen die Hetbode von Heirn Generalleninant Bohne erbeben zn wollen, leb hatte Tielmebr ledigUeb wie an der betreffenden Stelle (S. 176) genau angegeben ist fsr die Möglichkeit so hober Trefferprozentzablen, wie sie die besprochene Tabelle enthielt» einzn- treten beabaiebtigti gegenüber den Anaftthmngen aof d. 643/644

>) Jahrgang 1908 Maiheft S. 68& und Augastheft S. 109 sowie Jahr* gang 1901 Fehruafhefi & 171 «ad Mliihelt 9. 89a

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628

Fngtn des InfniteiiMdüelMDs.

UD Haihefl 1903, wonach diese ZahleD nur darob Annabme eine» FeUen bei der Bearbeitnug der ZiiHMninf>n«teiliing erklärbar seia aoUten.

Dafe die Mehrzahl der InfanteriBten mir znatimmen wird^ glaobe iefa anch^ ganz besonders di^enigen, welche Gelegenheit gehabt haben, die Leistungen einer ans fiUtem^lltsen bestehenden Truppe ane eigener Anschannng genauer kennen sn lernen. Diese Zu» Stimmung dürfte auch doroh die Ausführungen auf S. 307 u. t. keine Einbnfse erleiden, denn gerade diese briugen ja den wissen- schaftliohen Nachweis tflr meine Behauptung, dafe bei vorzUg» lietien Schützen au! nalien Entfernungen „der Koeffizient, welchem die naeh der Methode von Generalleutnant Kohne errechneten Treffer- zahlen gegenüber Schützenlinien in Wirklichkeit da erhalteni we au! die Scheiben verhältnismälsig mehr Treffer entfallen, als anf die ZwisebenriUime, sehr erbebliche Werte annehmen kann*'.

lob wende mieb nnn zn der mir gesteilten Aufgabe, wobei sieh nm folgendes handelt:

Der Herr Veriasser berechnet anf Gmnd der ron Hanplman» Krause*) mitgeteilten Hokenstmungen Tonsagliober Sehfllsen und naeh der in seiner „Sobielslehre fBa die Infanterie** S. 72 u. 1 an- gegebenen Methode die gegenüber Kojrfbcfaeiben mit 1,2 m lichten Zwisobenrfiamen für eine Beihe von Entfernungen m erwartendenr Ttofferprocente und stellt diese in Vergleich mit den entsprechendem Angaben der auf rdnen Schielsergebnissen beruhenden Tabelle der Infanteiieschlelhsehnle von 1903. Die fragliche GegenttbeisteUnng^ findet sich auf S. 818. Im AnscUuls daran eigeht an mich die Aufforderung, den Widerspruch zu erklSren, der darin liegt, «dab die Ttuppe im Durch sclinitt bei gelecbtsmälbigem Scbieiben, d. b. also doch bei unbekannter Entfernung oder doch nur annfthemd zutreffender VlsiersteOung auf den Entfemungen zwischen 500 und 900 m höhere Treffresuitate errdcbt hat, als nach der ,Theorie^ Torzttgliohe Schtttzcn unter den denkbar günstigsten Verhältnissen, d. k. nicht nur auf bekannte Entfernung, sondern mit genau zu- treffendem Visier und bei einem fttr die AufiMblttger vor dem Ziel ftultaerst günstigen Boden überhaupt zugebilligt werden IcOnnen".

Nun muls ich zwar befürchten, dab zur Erfüllung dieser Auf* gäbe gerade ich besonders ungeeignet bin, denn ich habe immer

Die Gestaltung der Gescho&garbe der Infanterie beim gefechts» mäfsigon Schiefsen etc. von Krause, Hauptmann und Mitglied der G^wehr-- prüfuDgskommission. Berlin liM>4. K S. Mittler & Sohn. S. 7.

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Fragen des infiatenesobiefseiu.

den Standpunkt vertreteu, dals zwischen einem Schiefsergebnis einer- seits nnd einem Rechenergebnis nach den Kegeln der Schiefslehre- andererseits ein Widerspruch im allgemeinen deshalb nicLt bestehen kann, weil eine vollkommene Harmunie zwischen beiden an» Grttnden, die später ersichtlich werden sollen ttberhaapt nicht yerlangt uüd erwartet werden darf. Das soll mich aber von dem Versuch, einen etwa vorhandenen Kehler auf die Spur zu kommen^ nicht abhalteu.

Nach Ansicht des üerrn Vertassers muh entweder in seiner Methode, in den Angaben des Hauptmann Krause Uber die Streuung oder in denen über die erreichten TreÖerprozente ein schwerer Fehler stecken.

Die leiste der drei Möglichkeiten scheidet für mich von vom- herein ans, denn die fragliche Trefilerprozenttabelle bringt eme ein- ÜMlie Hlinfnng von TatMehen, wobei ibrer Herkonfk nach ein iigendwie nennenswerter Irrtam ansgesohlossen erscheinen mxih. Das gleiche wird jeder, der in der Krauseschen Schrift die Bearbeitong der Versochsergebnisse veriolgt hat, bezüglich der dortigen Strennngs- zahlen anerkennen müssen. Wenn sonach m. E. nor der erste der drei genannten Fälle in Betracht kommen kann, so möchte ich doch sehr nachdrücklich erklären, dals ich den Fehler nicht etwa in der Methode von Generallentnant Rohrie suche; die Methode ist unan- tastbar, denn sie fulst auf ewig und unwandelbar gültigen Natur- gesetzen und der scheinbare Widerspruch kann nur daraus entstanden sein, dafs entweder nicht alle Faktoren, welche in Whrklichkeit anf die Gestaltung der Schielsergebnisse Einflufs üben, bei der Rechnung berücksichtigt werden konnten, oder aber, dafs der eine oder der andere dieser Faktoren mit unrichtigen Zahlenwerten in die Eeobnnng eingeführt worden ist.

Vielleieht sehen wir mit Bezug hieran! Jdaier, wenn wir nna nicht an! die Diaknsaion der Treffentahlen bei EopfiseheibeD be* sehzSnken, sondern, alles von der Proaenttabelle gebotene Material benutzend, den Vergleich der Ergebnisse auch auf die mit 1,2 m lichten Zwischenräumen aufgestellten BroBt- nnd Rnmpfscheiben ans* dehnen. Die hier folgende ZusammeDstellung 1 entfatttt die ent- spraebendeu Ergebnisse, wobei genao nach der S. 312 und 313 an- gegebenen Weise yerfahren ist nnd gemäls der „SeiiiefBlebre fttr die Inianterie'* S. 72 etc folgende „Trefifläcben*' angenommen worden:

fttr Kop&eheiben 0,06 qm BmstBobeiben 0^18 Rnmp&ebeiben 0,27

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530 Fngsn das InfiultriaMhMteM.

ZasammenstenoDg 1:

Entfernung m

400 600 bis bis 500 1 600

600 1 700 bis 1 bis 100 i MO

800 900 biri j bis

900 : 1000

1000 bis 1100

Kopf- scheiben

^ Vorzügliche Schfltzen b'-i ^enim zulrt'ffeii'leiii \ isiui

gefechtsniAlng^m ScbiefiMa

- , *

2,4

1,8

1.6 2.0

l.Ö ^ 1,2

1,4 ' 1,2

l

1.1

Brust- Scheiben

^ Vonsflg^iche Schützen bei genau zutreffendem Visier

g DurchschnittsergebnisHe bei gefecbtsmälkigem SchieGsen

6.7 6,0

4.«

4.6

4.0

M

8.0

2.9

2.Ü

2.6

1.6

^8

0.5

Rumpf- scheiben

^ Vorzügliche Schützen bei genau aotreffondem Visier

g DuFchscbnittMugebniaae bei gefecbtsDUUBigem Schielaeii

M

8.0

1

7.9

7.0

6,8 6,0

6,0

5,6

6,8

4.0

4,7

2.5

Wie man siebt, gestaltet sich jetzt das Gesamtbild weseotlieh änderte und der Umstand, dals der vorbezeichnete Widerspruch fast ansschlieislich auf den Vergleich bei Kopfscheiben beschränkt bleibt, legt die Vermutung: nahe, dals derjenigen Zahl ein Irrtum anhaftet, welche als treffbare Fläche der Kopfscheibe in die Rechnung ein- gesetzt wurde, riui das i«t auch tatsächlich der FalL Schon eine tiberschlägige Rechnung auf Grund der S. 28 der Sehielsvorschrift ftlr die Figurscheihe aii^nM^t bfiiPti Mafse läfst eriiLennen, dafs der P'l;ic[ieninhalt der Kopt'srheitx' nicht 0,06 sondern /wischen O.oT und (i,i)s (jni beträgt, und eine genautn' Nachprüfung auf Scbeibeubildern aus der bekannten Neu-Ruppiner Fabrik bat im Mittel eiuen Inhalt von rund 0,074 qm ergeben.*)

Es kommt ein weiterer Umstand hinzu, den aus irrtümlicher Bf itK -^sung des Flächeninhaltes entstandenen Fehler zu Tergrölsern. Die theoretisch ermittelten Trefferzahleu beziehen j^ich nämlich nnr auf die in die ScheibpTifläcbe selbst fallenden Treffpunkte, wobei der „Punkt" in des Wortes matheuiatiseher Bedeutung zu verstebt ii ist In Wirklichkeit aber haben wir nicht nur niii diesen Punkten, sondern mit Schufslrichern von einem bestimmten Dureb- messer zu reohueo, und es entstehen auch da Treffer, wo der Treff-

' ) Bei den in der Aimee sehr viel, wenn ich nioht iite, fast ana-

schliefelich beim {;efechtsnnäfsip:en Sohiefsen benutzten sogenannten , Dresdener Scheiben" habe ich sogar einen Flftoheninhalt von fast 0^ t^m festgestellt.

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Fnigeo dM infanfeeiieMhiefMiis.

531

puLki aatserbalb der ScbeibeDfläcbe nnd in einen diese rin^ umgebenden Streifen von der Breite des Geschorshalbuiesäers fälU. Dieser Streifen enthält bei der Kopfsf^heibe etwa 60 qcm. Die treflfbare Fläche der letzteren ist also anstatt mit rund 0,06 qm mit rund 0,074 -f- 0,006 = 0,08 qm in die Recbnong einzasetzen. Mit anderen Worten: die nach der „Schietelehre für die Infanterie" errechneten Treffereahleo gegenüber Kopfischeiben fallen um rund 33®/o aus.

Indem ich die veränderten Ma£se ancb bei den anderen iScbeiben berttclisichtige. setze ich:

fttr deo Inhalt der Brnstscheibe 0,141 anstatt 0,13 qm Rurapfacheibe 0,284 0,27

und wiederhole nun die Beebnnog gemäls Zasammensteliiing 1:

Zusammenstellung 2:

Entfernung

m

400 bis 500

500 bis 600

600

bis 700

700

bis 800

800

bis »00

900 bis 1000

1000 bis 1100

a

•1 «»

VonO^che Schätzen bei genau zutreffendem Visier

8,6

2.9

2,4

2,1

1,8

1.6

1,4

c -5

g DurclisrhnittsergebiiiHse bei gefechLsmarsigem Schiefsen

2,5

2,4

2,8

2,0

1,4

1,2

0,5

Brust« Scheiben

^ Vorzügliche Schützen bei genau zatreffendeni Visier

6,2

5,0

4,2

8.6

8,2

2,7

g DurchächnittBergebniase bei gefechtsmafstgem Sduefsen

5,0

4,6

4.0

3,0

2.0

1.5

0,6

Rumpf- scheiben

Vorzügliche Schützen bei genau zutreffendem Visier

9.9

8,8

7,2

6,8

5.6

4,7

^ Durchbchnittäergebnihäe bei grfeehtsmUfaigem Schielbtti

8,0

7,9

6,0

5,5

4,0

2,6

Wie man sieht, sind JeM die DnrebeehnittseigebniMe nirgends melir hoher, ab diejenigen Tontlgliolier Sehütien anf liekannter Ent- femong. Dab die Überlegenheit der letosfeeren erat mit waeinender Entfernung erhebliehe Werte annimmt, eraeheint mir dnrehana er- kUrbar.

Man wird angeben mfiaeen, dab die nrsprUngliebe Unstimmigkeit jetKt anm wenigsten stark berabgemindert bt Dab sie beseitigt wSre, wage iob niebt la behaupten, und ebensowenig kann mir das Gegenteil bewiesen werden. Diese Frage vennOebte nur der n ent-

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532

Fragen det Lrf«ttrtiichiafteM.

flehddeii, weleber inntande wMre, die Wirknngon der sabUoseo das 8eble(ieD b^leiteiideii and die EigelmiBfle beelnflnBnenden ümstinde «nianiitatiT riebtig mbzoiohitteeD und bd der tbeoretiseben Ermittehiiig beiw. bei der Beniteilafig der Treffeiproseiite in Anaats an bringen. Ein Ding der UnmÖ^chkeit! Sobon deabalb weil jene Wirkungen sieb mm emen Teil gar nicht aahlenmttfiwg liewerteD laaoen, mm andern TeU deb der Kontrolle ttbeibanpt entsieben. Von aeleben Tcxiliegeiiden- taila einwirkenden Faktoren nenne ieb n. a. den wabiaebeinliehen SobHlningafebler beim PrtlibngBsebielBen derTrnppe and beim Sebieben der Staamikempagnie der lolanterieaebiefBaebnle anf der eben Sdte, nnd den Einflnfo dea dnrebgebenda knieenden Anaoblagea und der eintretenden firmOdnng bei Abgabe einer grolaen Sehnlkaiü bintereinander in dieaem Anaoblage mnf der anderen Sdte.^) Aneb der Froaentaate der an den tumittelbaren Treffern binzatretenden nnd von „Anfaeblligem* bentbrenden indirekten Treffer gebort an dieaen Imponderabilien. Htorbd bnlte ich einen dorebaebnitt- 1 leben Znaddag Yon 90*/« za den dgentUeben Treffern, wie ihn Generallentnant Bobne aeinen Zahlen an gmnde leg^ keineawegs ftir an bodi gegrifibn, aowdt es sich om nahe Entfemvngen handeil Diese Anaiefat aMttrt aieh anf Mitteilangen eines gewiegten Versochs- praktikera, weleber Gelegenbdt hatte, feldmäldge Ziele während dea Besebneses von der Seite an beobaebten. Danach hatte sieh bd kleinen Eintallwinkdn geaeigt, dnia sehr Tiele Anfiwblftger Sehnlslöcher erzeugen, die faat rund und beim Anzeigen yon den wirklichen Rondtreffem nicht zu onteraebeiden sind. Mit andern Worten: in solchen Fällen ist der Prozentsatz der yon Aofscblägem henrilbrenden Treffer tatafteblieh grOIaer, als ee den FhitokoUen naeh scheint.

Der Leser wird jetzt Yersteben, wie es gemeint war, wenn idi einganga bdmnptet hatte, es könne yon yomberein gar nteht er- wartet werden, dafs ein Ergebnis praktiaeben Sebieisens einerseits nnd das Ergebnis theoretischer Berechnung andererseits sich yöllig deeken. Wenn dieeee Bedenken schon in bezug auf den Vergleich Ton erschossenen und erreebneten Durchschnittszahlen besteht^ 80 wttrde ea iii erheblich yermehrtem Maise sich geltend maehen, wollte man ein einzelnes Schieisergebnis mit dem eat^preehendea Kecbnun^ergebnia in Vergleieh atdlen oder gar die Gtite der Schieisleistung an dem letateren messen. Znm mindesten erfordert diese Anwendung neben so subtiler Anlage und Behandlung dea einaelnen Falles, wie sie m jmm gar niebft dnrebiflbrbar ist, eine

>) Kraasa S. fi und 7.

Fragen des InfnoterteeohiefiMos.

533

80 vollständige praktische und theurriische Beherrschaug des StüÖes, wie sie Dur der hierftlr besonders Vorg:ebildete sich anzaeifrnen ver- mag, and selbst dann wttrdeo Irrtümer and TragsoblUsse nicht immer ym vermeiden sein.

Man wird mir nicht vorwerfen dUrfen, dafs ich die hohe Be- dentnng einer wissenschaftlichen Behandlung der Fragen unseres Scbiei'sens unterechätze, nur ist dieselbe meiner Überzeugung nach auf Gebieten zu suchen, die von Klippen, wie die eben geschilderten, frei sind. Ich nenne zunächst das Lehrgebiet. Welche hochwichtige Rolle die Infanterieschiefslehre hier zu spielen berufen ist, wird leider immer noch sehr verkannt; und doch sind die Zeiten längst vorüber, wo es dem Infanterieoffizier möglich war, den wichtigsten Teil seiner BeriiLstiitijikeit allein aus der Ertabrung und unter Verzicht auf luatbeiDatischea Denken und Urteilen zu beherrschen. Nicht minder bedeutsam für uns ist die TreflFwahrscheinlichkeitslehre als Hilfsmittel auf dem Gebiete des Versuchswesens, da wo es sich am AbwaL'iiiig der Vor- und Kachteile einer Malsregrel schiefs- taktischif, waffentechnischer oder aucii formal taktischer Natur ^a'gen- über einer anderen handelt. Hier leisten häufig wenige Federstriche mehr, als die ausgedehntesten und kostspieligsten Versuche. Als vorbildlich auf beiden Gebieten erscheinen mir neben zahlreichen Untersuchungen des Herrn Verfassers der „Schiefslehre fUr die Infanterie'' neuerdings auch die Beispiele in der Krausesohen Schrift.

Zum Schlüsse um auf den Punkt znrttckzukommeD, von dem die vorstehenden Betrachtungen ausgingen noch wenige Worte Uber TrefferprozeDttabellen im allgemeinen. Selbstverstftndlioh ist es für die Truppe erwünscht, zo wissen, wieviel ungef&hr nnter gegebenen Verbftltoiseen von ihr erwartet werden darf. Ob man sieb sn diesem Zwecke der Trefferprozenttabelle der LufaDteriesebieis- eebnle oder der von Herrn Generallentnant Robne beieebneten (S. 314) bedient, Ist m. E. nicht von besonderem Belang, denn beide genügen der Forderung: „nngefttbr«' fai binreidiendem Halbe. Jede Treffer- prozenttabeÜe aber gleicbviel ob erscbossen oder erreebnet würde nicbt nnr Ibren Zweck veifeblen, sondern geradesn Sdiaden stiften von dem Angenblick ab, wo man sie dazn benntste die Ergebnisse eines bestimmten ScbieÜBens, sei es ein Prttfnngs- oder ein gewObnliebes Abteilangssebielsen, dann sn messen; denn die Trefferproientleistnng an sieb ist anter keinen Umsttndm, wie leb das in meinem Anfsats VIII S. 176 ansmfllbren versnebt batte, ein sicherer MalMtab, weder fttr die AnsbOdnng der Tmppe noob fter das Können des FObrera

Aniserdem aber mttlste eine solche Verwendung der Treffer*

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634 Die Teohnlk Im Diout der «»pentlvea Tttlgkett einer KATtUorledMaioii.

pvoEenttabellen mit NatamotweDiUgkeit so dam fuhren« wm von ndr in Tollster ObereinetiininnDg mit Herrn Genenllentnaat Bolme nie ein Obel nnd eine Geftlir beieiohnet worde: mm Streben nnek lioben TreffeipnxKentublen nnd mr KonlLorrenswirtMliaft

xxvm.

Die Teclmik im Dienst der operativen Tätigkeit einer KavaUeriedivision.

KiTie applikatorische Studie imter iiertlekBiehtignng des Nord- amerikamsiht n Sezessionskrieges in VirgiDieii, mit einer Ubersichts- Skizze uud einem Plan, sowie 35 Abbildongen im Text.

Von

Sehanv M^jor nnd Militäriehrer an der Kriegsaludemie.

Über Stärke und Zosamnensetzoog eioer KavalleiiediTiBioD sind erst Im Feldzage 1870/71 geoQgende Erfahrongen gesammelt worden, anf denen in der nnn folgenden Friedensseit die weitere Organisation aufgebaut wurde.

Dentsoberseits verfugte die fleeresleitnng im Kriege ttber sechs selbständige, den Armeeoberkommandoe onmittelbar onterstellte KaTalleriedivisiooeD, deren Stärke zwischen vier Regimentern mit nnr einer Batterie nnd nenn Regimentern mit zwei Batterien schwankte. £ine Pionierabteilung war nach der Kriegs» gliederung nirgends dauernd zugeteilt Handelte es sich um schwierige Ausführungen technischer Art, so wurden in jedem ein- zelnen Falle den Kavalleriedivisionen besondere Pioniertruppen Überwiesen, welche den Infsnteriedivisionen genommen nnd diese an den sowieso gering bemessenen technischen Truppen schwächten. Da ferner bei der KaTuUerie nicht alle Reitergattungen mit dem Karabiner ausgerdstet waren, so mufste in vielen Fällen vom Armee- oberkommando auch noch Infanterie angefordert werden, um unter dem Schutz des Artillerie- und Infanteriefeners den technischen Auftrag mit Sicherheit lösen zu kennen.

Kurz, die KavaUeriedivision war im Kriege 1870/71 infolge ihrer Organisation nnd Aosrttsknng noch nicht selbständig genug, so

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Die Technik im Dieaat der operativen lltigkeit einer KavaUeriediviaioiL. 535.

daXs sie sich den Anforderaogen nicht immer yoII gewachsen zeigen konnte.

Der Hauptgrand lag, wie schon an^dentet, in der onznlängr- lichen Bewaffnnng:.*) Es fehlte eine weittragende Schnlswalie Kttnissiere und Ulanen führten lediglich die Pistole als Feuerwaffe, nur Husaren und Dragoner waren mit dem ZUndnadelkarabiner M/57 ausgerüstet, welcher aber auf Entfernungen über 300 m keine Wir- küDg mehr hatte. Rührige Kavallerieführer, wie General v. Schmidt, soohten diesem Mangel dadurch abzuhelfen, dafs die Kavalleristen teilweise mit erbeuteten Chassepotgewehren ausgestattet wurden. Aber trotz aller Bestrebungen auf diesem Gebiet war der Erfolg nicht alizugrofs, es fehlte eben der Reiterei damals noch eine gründ- liche Ausbildung im Gefecht zu Fuls.

Sie besafs ferner nur gerinire tfi-hnische Mittel, um tech- nische Aufträge glatt lösen zu künuen. Erst durch nachträgliche Zuteilung von Pionieren gelang dies, aber mit welchen Schwierigkeiten, ja Unzuträglichkeiteii, denn das Znsammenarbeiten von Fofstnippen mit einer Keitertruppe mnfste \iolfach lähmend wirken. So waren die Pioniere sowohl wie die iidanterie nach den Worten des Keiter- generals v. Schmidt stets „ein Bleigewicht an den Füfsen,"*) selbst wenn sie auf beigetriebene Wagen gesetzt wurden. Sie waren nicht nur eine ,.Belastung", sie wurden allzaleicht zur „Belästigung'* ^) fUr die Kavalleriedivision.

Aber gerade diese Mifsstfinde im Feldzuge 1870/71 bahren den Anstois zu einer anderweitierrn Opstaltüng und AusrUstmii: unserer KaTalleriedivisionen gegeben und nach dem Friedenssehl uls zum inneren Ausbau dieses Truppenkörpers ircfllhit. Bahnbrechend in dieser Bezichyng ist der auf kavalleristischeni Gebiet iih Autorität geltende OeruTal \. Schmidt irewesen. der bald nach dem Kriege mit seineii „Betrachtungen über die Kelterei nach dea Ertahrungen des FeldzüL'cs 1870/71" hervortrat. Kr steckte den Kavallerie- divisionen weite Ziele und forderte f?1r sie urrdse Sel[)8tändigkeit, um ihre Selbsttätigkeit zu erhöhen. Hören wir ihn selbst:

„Eb muTs onserer KaTallerie eine gröisere Selbständigkeit ge-

1) Kriegsgeschichtliche Eiuzelscluiften. Heft 8: „Der Zug der sechsten Kavalleriedivision durch die Sologiie vom R bis 15. Dezember 1870."

Heft 11: „Infanteriedienst bei den Kavalleriedivisionen, insbesondere die Tätigkeit der in den Monaten September, Oktober und November 1870 äex vieitftn, fünfteii und sechsten KavaHeriedivision inget^ten bajerischeB Infiuiteiie.**

S) Exiegefseschiehtliche Binsetochrilt Heft 11, 8. 684 und 685.

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^6 Die Technik im IMeiuft der operttiven Tätigkeit einer Kftvallerie^TiaioB.

geben werden, man mulä sie bei der heatigen Kriegr^^hrang. bei ihrer bentigen Verwendung vor der Armee zur Atfklaruag, Ver- folgung, Beschäftigung des Feindes, zu besonderen selbstän- digen Aufträgen, grölseren Haids, im KUckea uud in den Flanken des Gegners, auf weite Entfernungen voraas, bei den vielfach vorkorameiulen Terraiu Verhältnisse a , wie man sie im Jahre 1870 in der Perche. Bretagne, Vendce uiid Sologue gefunden, unabhängiger von der Infanterie stellen, es mufs nur notwendig sein, ihr reitende Artillerie beizugeben. Sie mul's imstande sein, im durchschnittenen Gelände nicht allein vorwärts zu kommen, sie mnfs Ortschaften nehmen and sie verteidigen können, sie mufs sich ihre Quartiere selbst vom Feinde erobern können und darin auszndauem imstande sein; es muls nicht stets der Ruf nach Infanterie laut werden, damit sie nur luhig schlafen könne, sie mufs sich dessen entwöhnen, hilflos da- zustehen, weno ihr nieht Infanterie beigegeben ist, sie mufs sieb selbst völlig ausreichend, auch unter den schwierigsten Verbältnisseii nnd In den Übelsten Situationen zn führen vermögen; die Kavallerie »nfo den Oedanken ganz fahren lassen, als sei ihr die Infanterie In vielen FftUen absolut notwendig zn ihrem Anshanen, sn ihrer Existenz; sie mnfs selbst sich dieses Gedankens völlig entschlagen nnd sich ganz und gar anf die eigenen Fafse stellen, wenn sie ihre Aufgabe erfttllen will.''')

Es darf nieht Wunder nehmen, dafs bei ihm neben der Forde- rung um Zuteilung von reitender Artillerie, nicht anch der Huf nach ^berittenen Pionieren" lant wird. Durch die spälere Eot- wickelung der Sprengtecbnik uud ihre Dienstharniachuug fUr mili- tärische Zwecke ist die Bedeutung der Pioiiirrf iu den letzten Jahr- zehnten sehr gewachsen.''') Wenn der weilscliauende, vorurteilslose General heute noch lebte, würde er vermutlich der erste gewesen sein, der fUr die Kavcüieriedivision eine starke, reitende Pionier- abteilung gefordert hätte, um dadurch seine ir^diebte Watfe noch Uiiabixaugiger und für andere wichtigere Zwecke leistungsfähiger zu machen.

Nach seinen Vorschlägen ist 8ieiu auf Stein aufeinandergetiigt, zu einem schönen Ganzen verbunden, und wenn auch heute noch im einzelnen Wttusebe zur Vervollkommnung auf diesem Gebiete

1) Ebenda. S. 486.

*) S. „Brückenzerbtörungeu im Kückzugsgefecbt einst und jetzt!*' Yon Migor Sehair. S. 21.

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Die Tecbnilc im Dienst der operativen Tätigkeit einer Kavalleriediviaion. 537

kuit werden wo wire «Ues niebt In einer nicht rastenden und danuD nicht rostenden Anneel so sind sehen bente unsere KavaUeriediTislo^eQ dnrob Ansrttstnng mit einer welttragendeD, wenn aneh Terbessernngsfthigen Sebnlswaffe, durch Hit- gäbe von Sebanzieog, Eisen babnserstOrnngswerkzeng, Spreng- und Ztindniitt^lnf Kavailerietelegrapb, Kavallerie- brttelLeDgerät, sowie dnreb die stttndlge Zuteilung einer reitenden Artillerieabteilung und einer Pionierabteilung inabhingig von der nach! olg enden Infanterie, uabhängig ▼on der Teebnik geworden, so dais Dentsehlands Heer auf sebe Kavallerie stols sein Iiann, wenn sie auch numerisch ver- biUtniBmiUsig sebwaeb Ist.

Es ist deshalb wohl der Mühe wert, die Orgjinisation und tecbnische Ausrüstung einer modernen Kavalleriedivision (s. I.), Diiher zu hf irachte^n und durch dio applikatorische Behandlung nach einer euLspreclieiuien Kriegslage (s. II.) m unterbuchen, was sie deninnch auf technischem Gebiet zur UntersttttzuDg der höheren FUiiruag leisten kann.

!• Organisation und technische Ausrüstung einer

Kavalleriedivision.

a) Organisation.

Eine Kavalleriedivision besteht aus:

drei Brigaden sn swei Regimentern xu vier Eskadrons, einer reitenden Abteilung zu swei fiatterien su sechs GesobOtsen, emer Flonierabtellnng (ein Offizier, drei Unteroffiziere, dreilsig Mann), einer lelebten Hunitlonskolonne und den Feldver- waltungsbehttiden.

Haschinengewehrabteilungen kOnnen zugeteilt werden.

im ganzen beträgt die Stärke einer KavallLritdivisiou: ca. 4950 Manu, 525U Pferde,') 1H2 Fahrzeuge.')

1) Infolge der Umwandlung de» sechsjapäimigen Faltbootwagens in zwei vierspännige Kavaileriebrückenwagen und durch Einstellung eines sweispännigen KavallerietelegraphrawageiiB fOr jedes Regiment (s. Mllitir- Wochenblatt Nr. 15 vom 19. Juni 1908) sind die Pferde und Fshraeuge «iner KaTaUeiiedivision um S4 bezw. 12 vennehrt.

SiMMm ftr di* 4«itNto Anw« nad Hario*. N«. tM. 86

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(88 IHa Teelnik im Dtenit d«r npetillYen TiUgkett «inw KavaUMiedtfiikNi.

b) Technische AuarOstung.

Spaten

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Bemeckon^jen

1. Kin Kavallerieregimcknt 2u 4 K'-kadron»:

b) bei der Ueinen

e) bei der grofben Baga^ ....

1

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32 4

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1')

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■iNach A.

R Nr. 15 V. le, 6. 1908 werden f ortan ^zu- sammenleg- bare Sügea" fOrdieAibeitaa der EaiTmbb imFeldAaiil^ führt

(4ipri n i^f pis

bedeutender Forschritt w erblicken.

8a.:

Also 6 liegimoDlor zu

12 Ii

82

1 QO

1

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16 96

46 276

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2. Eine ruilundo Batterie

Also die reitende Abtei- lung

38 76

81 62

11

22

32 64

8. Die Pionierabteilimg :

b) auf den Geitte- wagen

18

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60

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Sa.:

18

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4. Die leichte Munitions-

24

24

9

34

ö, Eine Maüchinonge- wehrabteilucg . . .

12

3

12

10

'

Alse SebaiiBzeDg im ^ansea:

1. 6 Kavallerieregimenter :i^u 4 Eskadxons . .

2. ]>ie reitende Abtei*

8. Die Pionierabteilung . 4. Die leichte Munttioii»-

Kolonnr .... b. Kine Ma-sciiinenge- wehrabteilimg . . .

72

76 18

24

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Die Technik im Dlenit der operativen Tätiglceit einer K&valleriediviaioa. 53g

Dniob die Mitgabe diesee geriogen SeiumiieiigeB wird die KaTalleriediTirion nicht ttberl astet Für die meistoii „AiMen im Felde" wird ee aurdelien. Wo dies nieht der FUl Ist, werden Beitreibaiigen das mitgeflllirte tragbare SebannoDg und das der kleinen Bagage denn anf dieses ist in Tielen Fftllen ge* wOhnlieb nur za reohnen erginsen.

Bild 1. BiJd 8.

Schützengraben für knieende Schützen unteor Benutzung von Heclcen als Masken.

Dnrch das mitgefubrte Schanzzeug soll die Kavalleriedivision nach Ziffer 3, 4 und 5 der „Anleitaog') ftlr die Arbeiten der Kavallerie im Felde v. 6. April 1903" befähigt sein,

1. die Verteidigongsrähigkeit von QrtUchkeiten dnrch An- wendung der einiac baten Formen nnd Mittel zn erbOhen (Büd 1—3);

2. die notwendigsten Lagereinriebtongen and leiebtesten Ar> beiten von Wegebessenmgen anscnfthren, sowie die Be- nntsnng von Porten nnd Eisdecken zn ermOglieben;

8. leicbte Arbelten im Feldbrttekenban schnell so erledigen, um die Leistongsfidiigkeit des mitgefBhrfcen Kavallerie- brttckengerftts zu erhöben oder ohne dieses kldne Brucken zn banen. (Bild 4 6).

^) Augenblicklich in Umarbeitunji; begriffen.

86»

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540 IMe Tedmik im Dienst der opentivea Titigkeit einer Kavalleiiedifirioiu

BearteiluDg.

Man malB sich stets fragen: .,Wird darob die AasAibnuig von teehniscben Arbeiten durch Kavalleristen die taktische nod sintegiscbe Tätigkeit der Kavalleriedi?isioD beeinträehtig:t?"

Bei Arbeiten ftlr Babe and Unterkunft kommt eine £nt-

'ff,

ff:

BUd 4.

Pfahljoch mit Seiteiistreben.

BUd 6.

Pfab^odi mit Sdiwertlatten.

T y [ 1 I a I I

nrt

Bild 6.

ziehnng von Kräften überhaupt nicht in Betracht, ebensowenig bei Verteidigungsein richtungren von Ortlich kei ten. sofern die Kavalleriedivision durch die Kriegslage an solche Orte gebunden ist, auch nicht bei Herstellung von Brücken mit dem Kavallerie- brtic kengerät oder aus Behelfsmaterial; denn ehe die Truppe den Flui's nicht Überschritten hat, kann von einer Sciüachtentätigkeit keine Hede sein.

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Die Technik im Dienät der operativen Tätigkeit einer KaviUleriedivision. 54X

Dagegen werden bei Amfaluniiig folgender teehniscber ArbdteQ mehr oder minder Kiftfte der Kayallerie ftr Uure tektieche Ver- wendung entzogen:

1. Beim Abban der KavaUeriebrUcken ond Bergung dieses Gerftts aof den EavalleriebrückeDwagen ;

2. bei Verteidigungseinrichtungen von Brückenköpfen zur Offeü- haltong für die nachfolgende lufanterie oder zor Benatzang durch die Kavalleriedivision selbst, voraugaweise bei einem Rückzug, wenn die Division zunächst vorwärts noch operiert.

Schwierige technische Arbeiten auf diesen (Tclnetcri kann die Kavalleriedivision tlherhaupt nicht ausfuhren. Hierfür ist die schwache Fiouierabteilung (1 Offizier, 3 Unterofiiziere, 30 Mann) Torgesebeo,

2. Spreng- und Zündmittel.

Tnipp«nteil

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Sprengpatronen- zünder

Sprengkapseln

Glühzünder

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Glühzündapparat | mit Leitungsprüfer |

BraojBrktiagsn

1. Ein Kavallerieregiment zn. 4 Eskadroua . . .

3'2')

401)

40«)

') In 8 Spreng- patronen- und 8 Z ü n dertaschen ver- packt und rmf den beiden ivuvtii- leriebrückenwagen des Regiments je zur Hälfte untergebracht.

2] A lf jedem Pa- trouenwagen be- f i nden8ich4Spreng- patroneutascnen u. 4 Ztindertaschen. (Büd 7 u. 8.)

3) Es i.st dies der 5. Wagenzug dor leichten Munitionä- kolonne.

Also 6 KaTallerieregi-

iiicnter . .

2 In den Lnfanterie-Pa- tronenwagen Nr. 1 und 2*) der leichten Muni- Üoaskoionne'^ . . .

6. Di« Fioiu«r»bteaung in dem Gerfttowagen

192 112

1080

240 100

240

100 900

25

100

50

1

Also die Kavallerie- iifiaiM Ib gm«i Anmerkiing: Eine Etappemiuinittoi»-

3<>4 262

laso

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540

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S5 600

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1200

50 1200

1

Die Spzengpatronentasolien und Zllndertascben der Kavallerie* regimenter und der Infanteiiepatronenwagen Nr. 1 und 2 sind so eingeriebtet^ dafB de ohne weitere Vorbereitang doroh die Keiter an! ihren Pferden aogebraeht woden können.

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542 ^ Teehnik im Dienst der operativen Tit|gk6it einer KavaUehedivision.

BearteiloDg.

Infolge der AasrOstnng mit Sprengmimitloii sind die einzelnen Kavallerieregimenter In der Lage, Unterbrechongen des Oberbaoee

an Eisenbahnen (Bild 9) nnd Sper- rungen an Brucken, Wegettber- fahmngen und BaioUftssen auera- fuhren, ZeritVrnngen dagegen Bir an solchen Bauwerken eiifiuher nd leiehter Renstmktion, a. B. ao einfachen Pfahljochlirttcken,

an nicht za starken GrewOlbebOgen, an BrUckenpfeilem nur, wenn sich in denselbeii Torbereilete Minenkammem befinden, an einfachen eisernen Brtteken- konstmktlonen.

Jede andere, schwierige Zer- störung mnCs der Pionierabteiliuig Ubertragen werden.

Es hängt dies zusammen: 1. mitdeDDmfangreichenSprengnngs- yorarbeiten,

2. mit dem Mangel an nötigem Werkzeug und IfineuigerÜ und

3. deui geringen Vorrat der Kayallerieregimenfter an Sprengmunitioo.

Bikl 7.

Verpackung von 2 Spreng- patxonentaschen mit je 4 Sprengpatronen in einem kleinen Paftnmenkasten n.A.

£riäuterung.

a 4 ZOndertanchen, je 2

übereinander (mit je 1 Zünderbüchse, enthalt. 6 Zünder und 6 Spreng- kiftseln).

h UO Zunder in 6 Bollen sn 6.

e 1 Blenhkistehen mit 40 SpieDf^mpeela.

BUd 8.

UnteEbringung der Zftndertaschen, KaTalleriesprengpatronen- sflnder imd Spieng^mpflelB in einem Meinen, Man ange- striehenen Petroaenkastea n. A.

Digili^Cü by LjOO

Die Tedmik Im Dknrt der vptnüwm TUgkalt einer KmlieriedMihm. 543

Aber anch mehrere gleichseitig anszafübrende Sperrungen werden nnter Umständen eine Menge Sfurengmonilion eifoideiii. Des- halb ist die Frage eines schnellenErsatzes än (serst wichtig, wenn nicht die Operationsfäbigkeit der KavalleriediviBioü daran» ler leiden soll.

Die Kavallerieregi- menter ergänzen ihre 32 Sprengpatronen etc. aas den Beständen des In- fanteriepatroneuwagens Nr. 1 und 2 der leichten Mnnitionskolonne, welche

BUd 9.

auf jedem Wagen 56 Sprengpatronen etc. mit sich fuhrt. Der Ge- rätewagen der Pionierabteilang TeifUgt nicht Uber Sprengpatronen.

a 1 Brechstange mit Gaislale.

b 1 Gaisfnfs, knner.

« 1 Hammer (KreoMchlag- beiw. Vor- schlag-).

4 8 Meirsel.

« 1 Meifselstiel.

/ 1 Schraubenschlüssel, englischer.

^ 2 SchraabeiMchlflseel f flr Sdinnibeii- nSgeL

Der kiince Gaisfufs. der englische Schraubenschlüssel, der MeilselHtiel und die Meifel in ihren Lagern durch Weig oder Hbliwolle festgelegt; die Bndwtange und der Hammer festge- ednaUt.

Bad la

Verpadrong des Kisenbahnneratttruagswerkieaga.

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544 ^ Teoboik im Dienst der operativea Tätigkeit einer KAvallehedivUiuo.

Eine weitere iM^räuzun^^ kanu in der Regel erst aus den Beständen der näciibtliegenden EtappeDmunitionskolonne erfolgen.

3. Das Euenbahnzerstöningswerluea^.

In dem Üinterwagen des Infanteriepatronenwagens Nr. 1 und 2 der leichten Munitionskolonne ist je ein Satz Eisenbahnzeistt^nuigs- werkzeng in 2 Kästen onteigebraehL (S. Bild 10.)

Jeder Kasten enthält:

1 Brechstange mit GaieiiiiB (a), also im ganzen

4

1 knnen GaiefoXs (b) . . «

4

1 schweren Kreoaschlag- besw.

VoKSchlaghammer (c) . . .

4

bei der

12

Kavalierie«

»

4

diTislon.

1 engliaeben Sehranbenschlttssel (f)

4

2 SohranbenschlttsselfOrSohranben-

tifigel (g)

n

6

Beurteilung.

Das Eisenbahnzerstörongswerkzeug wUrde logisch besser als „Eisenbahnsperrwerkzeag" bezeichnet, denn Zerstörungen im Sinne der F. 0. 518 können mit ihm nii^bt vorgenomüien werdeu. sondern nur Sperrungen, und auch diese nur untergeordneter Natur, z. B. Umwerfen von Gieibstrecken, Beseitigen einzelner Schienen- lagen, Spurverenperungen und Spurerweitemngen.

Wirksamt re Sperrun|::tMi nach ZiflTfr 519 F. 0., sowie Zer- störungen nach Zitfer 518 F. 0. miisseu durch Sprengiuigea aas- geführt werden.

Trotzdem ist das J^isenbahnzerstörongswerkseug sowohl fur die- KaTalleriere^menter wie für die Pionierabteilong der KaTalierie- diyjsion ron besonderem Wert in folgenden FäUen:

1. wenn die SprengmnnÜion der Regimenter nicht reehtieitig^ ergänzt werden kann nnd die Pionierabtdlnng rftomlich an weit entfernt ist, nm die Sprengnng anssoAlhren;

2. wenn es sich darum handelt, die Entglelsang eines feind* liehen EUenbahnznges in der NiÜie des Feindes herbeiza* führen. Jede Sprengung Temrsaoht Lttim nnd wird die- Aofmerksamkeit des Feindes an! sich ziehen.

Ist dagegen Sprengmnnition vorhanden, so fUhren in solehem Falle „Kontaktminen** am schnellsten nnd sicbezsten zum Ziel, sofera

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Die Teebnik Im Dlwat der openÜTM TStigkeit einer KavelleriadMiioii. 545

ihre Anbringang nieht dnich Patrouillen oder BAhnpenonal entdeckt wird.

4. Der KavallerietelegTaph.^)

Darch den KavallerietelegrapbeD soll die KavailerledinBion auf dem KriegsschaaplatB befUbii^ aeio,

1. Torgefandene ständige Telegraphenanlagen sowie Feldtele* grapbenieitongen anszunutzen,

2. dieselben erlorderlicheufalls flttobtig zu zerstören,

3. zerstört Torgefondene Leitaogen flflcbtig wieder bensastellen nnd,

4. falls die Wit lerberstellnng zerstörter Leitungen verblUtni»- mäfsig viel Zeit and Arbeit erfordert, eigene Leitnngen KaTaUerieieitiingeii ^ anznlegen.

Ani 1., 3. nnd 4. ist das Hanptgewieht an l^en, um so sobnelL als mOglieh mit den in Betraeht kommenden Dienststellen in Ver^ bindnng an treten, nnd zwar:

1. zwisehen voiigesebobenen Abteilungen nnd den rttckwttttigen. Konunandostellen,

2. zwischen letzteren ond den nächsten Feldtelographenstationca nnd Uber diese nach den Oberkommandos,

8. ansnahnisweise zwischen einzelnen EayalleziedifiBionen.

Das Telegraphengeittt eines KATaUerier^giiienfs, welehes sieh ini 1. das Patrouillengerät,

3. das Gerät für besondere Zwecke and znm Vorrat gliedert, wird in dem TOr kurzem eingestellten zweispännigen Kavalletietelegrapbenwagen mitgeftthri (S. A. V* Bl. Nr. IS.

19. Jnni 1908.)

In jedem Kayallerieregiment sind vier Untenrffiziere und Tier ICann als Telegraphenpatronille ansgerttstet ond ansgebildet

Jede KaTalleriediTision stellt danernd eine Telegraphen- patronille unter Führung eines OilizierB auf. Die übrigen fttnf Telegraphenpatronillen werden je nach der Lage aafgestellt ond ver^ wendet

Steht die Verwendung einer Telegraphenpatronille in Aossioht, 80 wird hieran zunächst nur das PatroulUengerät benutzt, welche» in Satteltaschen nnd Futteralen verpackt von der Patrouille am Pferde oder auf dem Backen des Beiters mitgefitthrt wird, von der ständigen Patrouille stets, von den übrigen fttnf Patrouillen erst im

^) s .V(jr>chi ift für die HADdbabang und Verwendung des &avaUene<^ telegraphen v. 28. Mai 1908".

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546 ^ Teohnlk im Diaatt der optritlveB Tltlgkfllt

Bedacb&Ue; bis dabin ist et in dem xvreiiiAnnigen Kavalleiie- telegimpbenwagen ontergebiaobt

Bfld 11.

Endstation einer Kavallerielflitiing mit dem PatrouiUenappftnt.

Brllaterungeii.

« Fatromllenapparat mit Telephon oben, Mikrophon unten und Stunmervorrichtuug im Innern das Gablnsea.

h Kaifidlettobattorie.

c Kopftalepboii.

d Leitung.

e Erdleitung.

Bad 12.

ErlAnteruBgeiL

a Patrouillenapparat. b Kavalleriebattecie. c Kopftelephon. d Ständige Leitung, e Erdleitung. f AnMbaltMAT. ff üBolieiig^oclB, darunter

bügel. A Anschlufsrolle. i AnsohaltkabeL

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INto Toehnlk im Dionat der oparativm Tlttigkiil «iD^r KftvallflitodlTliloiL 547

Die Patrouille fttbrt 8 km 0,5 nun uterkeii Leitungsdraht KaTalleriedraht auf aebi Böllen ä 1000 m, und eiu Kavallerie- kabel von 350 m Länge z\m Legen dnroh Waaserlänfe mit sich. Da ein Teil des Drahtet anf WegekrttmmoDgen, Umwickeln von Bänmen und Darchbang verloren gefat^ kann bei Benrteilnng der Leistongstäbigkeit einer Patcooille nnr anf etwa 7 km Leilnnga- Ittnge geieobnet weiden.

An StakiooBappaxaten ibd iwei Patronillenappanite mit zwei Kopftetepbonen and iwei KaTalleriebatterien erforderlieb. (Bild 11.)

Die mit Kavalleriedraht hergesieiiteu Leitungen können nnr mit dem Patrouillen apparat betrieben werden. Der Fatrüuillenaparat \ ereinigt in 8ich Telephon, Mikrophon and Summer, and gestattet daher nnr mttndlicheu nnd Sammerverkehr. Er bietet aber den gToFsen Vorteil, dals er auf allen, auch schlecht isolierten, sogar aut blanken, au tier Erde liefen deii Leitungen ver- wendet werden kann. Bei trockenem Wetter oder Frost ist der Suiiniierverkehr hiü auf etwa Hi) km, der Mikrophon verkehr aul 20 km möglich. Bei Regenwetter and nassem Erdboden verringern sich uaturgemäls die Leistungen.

Der Patrouillenapparat ist ferner wertvoll beim Anschalten an gut isolierte Leitungen unter Verwendung der Anscblorsrolle mit Ansehlülskahel unil Anschaltfeder, ohne dabei den <:1 eich- zeitigen Morsebetrieb auf diesen Leitungen zu stören. Die Ver- etändigün^' ist dabei mit dem Summer Iii*? auf 150 km durchfuhr- bar, mit dem Mikrophon jedoch der NebeugeräUBube wegen nicbt immer gesiobert. (Bild 12.)

Es können endltcb mit dem Patrouülenapparat feindliche De- peschen an Leitungen mit Tele'pbon oder Snmmerbetrieb dnrob ABsehattcn eines TeleplionB mitgebört weiden.

Beiehl das Patronillengerftt fttr den Ban dner KaTallezie- leittmg niflfal ans, so wird es dnieb das Gler&t fttr besondere ZweelLe and snm Vorrat eigSnst. Es ist jedoob niebt sn em- pfobien, eine Pationille mebr als hMiteis 10 km banen an lassen, damit sie die Sfreoke aneh ttberwaohen und unterbalteD kann.

Im f^Gerlt fttr besondere Zweeke und zom Vorrat" befindet sieb anter anderem ein leiobter Feldftelegrapben apparat 91. Mit ibm kann nnr ein e Station erriebtet weiden. AlsGegenstation mofs ein Torgefnndener Morseapparat oder der leiebte Feldtelegraphenapparat ekies andern Regiments oder der Apparat einer Feidtelegraphen- statioo dienen; ein PatroaUlenappant ist iiieht verwendbar.

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548 I^i^ Technik im Dienst der operativen Tätigtceit einer Kavallehedivisioa.

Der leichte Feldtelegrapbeoapparat bietet folgende Vorteile:

1. Ennöglichong des schriftlichen Verkehrs,

2. Abfangen feindlicher Depeschen in Verbiudang mit der Einschalte Vorrichtung.

Er hat aber den Nachteil, dafs er nur auf gut isolierten Lei- tungen, dann aber auf allen in Betracht kommenden Entfemoiigen verwendet werden kann. (Bild 13.)

Brauchen die Regimenter Ergänzung oder Ersatz von Tele- graphengerät, 80 wird auf das im Gerätewagen der Pionierabteilung mitgefübrte Telegraphengerät zurUckgegriflfen, das zur Verfügung des Divisionskommandeurs steht.

Eine Kavalleriedivision ist mit den mitgeflihrten Grerät imstande, 167 km Kavallerieleitungen anzulegen. Die Ausrüstung der Division mit den wichtigsten Gegen- ständen für Apparate und Leitung geht aus nachfolgender Tabelle hervor:

Apparate

Für Leitung

Truppenteil

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Bemerkungen

1. Ein Kavallerieregi- ment verfügt im zweispännigen Ka- vallerietelegraphen- wagen über . . .

1

2

2

4«)

4

4

4

2

1>)

0.85

28

21,6

«) Pro Patroail- leaapparat 2 Bat- terien.

») Nur in Ver- bindung mit dem loichton Peldtele* graphonapparaU

■) 2 Ringe eu je MO m.

«) Werden aol- gr^braucht nnd bei

NeubeMchaflFang

ALso 6 Kavallerie- regimenter über

6

12

12

24»)

24

24

24

12

6»)

2.10

168

129

2. Die Pionierabtei-

durch Kopftele* phone ersetst.

lung hat im vier- spännigen Geräte- wagen

2

4

4

4«)

10

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6

4

*2')

0.70'

60

88

Also die Kavallerie-

division im ganzen

8

16

16

28«)|84

86

86

16«)

83)

2,80

218

167

Beurteilung.

Der Kavallerietelegraph ist im Kriege ein wertvolles technisches Hilfsmittel für die Kavalleriedivision und die Armeeleitung zur schnellen Durchführung ihrer Absichten. Dabei werden im Ver-

Die Teohidk Im Dtonrt der operattven Tiligkeit einer KAvalleriediritloii. 549

gleii'h zu den /u erreichenden Vorteilen nur woni»: Kräfte der DiTisiou entzoii^en. nämlich pro Regiment 4 Unleroftiziere, 4 Mann, im ganzeü also 24 l' nteroffiziere. 24 Manu. Bis Tor knnem war der Kayalleiietelegraph iu dem schwer- flUli^en sechsspännigen Faltbootwagen des Regimeots onter* gebracht Seit EinfUhrnng des leieht beweglichen zweisp innigen Kavallerie-Telegraphen Wagens (A.-V.-Bi. TOm 19. Joui 1903) ist dieser Übelstand beseitigt, und es wird dadurch in Znkanfl die Operationsfähigk'eit einer Kavalleriedirision wesent- lich erhöht werden können. Bei den Truppenübungen im Frieden ist der Wert des Kavallerietele- graphen nicht immer genügend er- kannt bisweilen auch abfällig be- urteilt worden. Es mag dies zum grolsen Teil an der biskerigen Or- ganisation gelegen haben.

5. Dan neue Kavalleriehrftcken-

Da durch A.-V.-Bl. vom 19. Juni 1903 die Einfuhrung des neuen Kavallcriebrlickengerätes " an Stelle des wenig praktischen Falt- bootgerätes befohlen ist, soll in dieser Studie auch nur ersteres

Gerät besprochen und verwendet werden.

€t) Organisation.

Jedes KaTslk«ieregiment ver- fügt Uber zwei vierspännige „Ka- TaileriebTttekenwagen". Jeder Wagen entblUt zwei Halbboote, drei Hohne (davon einer als Uier- balken), vier Brtteken tafeln, zwei Unterzüge^ drei GeUiiderBtäbe^ einen Anker von 80 kg Sebwere <— der bisherige war nnr 22 kg sokwer nnd graste Idcht ), seobs Rnder» seehs Radergabeln, vier Sinken, zwei Ankerleinm, aobt 6e]ilnde^ oder fitodeieinen, vier Sobnttrleinen; anberdem '/a

Bild

Erläuterungo n. a Leichter Feldtelegraphenapparat 96.

^ Einsöhaitevonrifditaiig.

; Ständige Leitung, n a h A nbrin gung der EinschaltevorhchtuBig unter- brochen.

{ Leitung durch Wachsdraht

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550 ^ Tedmik int DieiiBt der «p«ratk?«i Tll|gk«tt einer KftriUeiMIvWoB.

der unter I. b. 2. aolgefOliilen Sprengmanition des Begimenti und eine eintägige Raiion.

1 /

1

^ 1

U" LU U

BUd 14.

schwimiueuden Gaozboot) uod

Brttckensteg.

A Leistungsfihigkeit

1. Im Brttekenbao.

Die Spannung beträ^ stet» 4 m. Eiu Kegiment kann mit scinein Kavallerie- brttckeogerät herstellen: 1. einen Brllekensteg, 1 m breit, 20 ra lang bei 4 schwimmeüden UnterslüU- iin^en (Halbboote) nnd 5 BrUckentafelu (s. Bild 14).

Bei Verwendung %'ou 8 Behelfsnnterstützangenl am besten l'fuhljnohe, siehe Bild 4 und .ji. kaaii der Steg bib ^2 ni verlängert werden (SBröckentafelo X 4 m = 82 m); oder eine LaofbrUcke. 2 m breit, IG m lang bei 3 Unterstutzungen (abwechselnd ein HiUbboot und B BrliukeutafelD (siebe Bild 15); oder

BUd 16. Laufbracke.

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INe Tedndk im DIeart d«r oper«tb«n TfüglMlt etawr Katvtltoiledivtoi«». 651

8. eine Kolonnenbrücke, 8 m breit, 8 m lang bei Einbau eines Ganzbootes and 6 Brttokentafeln (Bild 16). Werden die noch übrigen BrUckentafeln 2 Stück als dritte Strecke (Land- strecke, diese nar 2 m breit) und das zweite Ganzboot mitein- gebanti so wird die Koloonenbrtteke 12 m lang (siehe Bild 17).

BUd 16. Bild 17.

Koloxmenbrücke. Kolonneubrücke.

Bild 18.

Die Ravalleriedivision kann daher ans dem Gerät ihrer 6 Regimenter herstellen:

einen BrUckensteg vou 120 m Länge oder eine LanfbrUcke von 96 m Länge oder eine KolonnenbrUcke von 48 m Länge (Bild 18), wobei ein Ganzboot zum Werfen and Liebten der Anker wenigstens

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562 Dl« Teeluilk im Diaiufc der opertttven Tittigiceit «Iner Ksvalleriedhrliloni

oberstrom verfügbar bleibt. Wird aacb dieses eiogebaat^ so

Tergröfsert sich die Brtickenlängre um 4 m.

TheoretisL'h ht die Herstellung eines Bröckensteg-es von 120 III Länge möglich, praktisch aber wegen der Schwankungen selbst bei geringer Strorageschwindigkeit nicht empfehlenswert. Bei mittlerer Stromgeschwindigkeit kippt er um. Auch bei Lauf- brflckpn vou 9G m Länge ist \ orsieht geboten; man tut gut, hie and <l;i zwei riim/boote hintereinander einzubauen und die tehlendm UnterstUtzuntren duri ii Jirhelf'^jnaterial (Pfahljoche diese in der # Jb^äbe des IJ^ff rs nach l^ild i und 5) zu ersetzen.

Zum Kiiiltan des Kavalieriebrttckengeräts eines Regiments in eine Koionnenbnicke von s bis 12 m Länge sind mindestens

1 Unteroffizier 16 Manu crfoKicrlicii. Hau/eit etwa '20 Minuten. Der Bau einer 48 m langen Kolonuenbrücke aas dem gesamten Oerät wird selbst bei schwierigen Verhältnissen kanm länger als eine Stund f dauern. Hauptsache ist, dals das Gerät von sämt- lichen spch> Kt'gimentern pr?iktisph abgeladen werden kann.

Wenn auch in den meisten Fällen pro Hegiiiw nt l Unteroffizier, 16 Mann zum Brückenbau für erforderlich erachtet werden, so kann der baiiltitende K ■ivallerielcDtnaut doch mit einer geringeren Zahl bei eiiiem grrix ren ßrUckenschlag auskommen. Ais Einbeils- Sätze seien folgende als Anhalt emptohien: Für jedes Boot 2 Mann als Fahrer.

t)ii sämtliche Boote, die in eine Brücke eiogebant werden,

1 Unteroffizier als Führer. fi\r (I n iirU( kensteg als Trägertrupp 1 Unteioff. 4 MaDOf für die LaufbrUrke 1 » 8

tür die KolonueubrUcke 1 12 ^

Aulserdem für jede BrUoke eine kleine Reserve zum Bau von Behelfsstrecken. WegebessemngeD, für oDvorbeigesebene Fälle nsw. unter FtthmDg eines Unteroffiziers.

Wenn z. B. zwei KolonnenbrUcken zu je 24 m Länge geschlagen werden sollen, so sind Itlr jede Brücke als Personal erforderüeh:

Als Baidetter 1 Off.

Für das Bän- and Ausfahren der Boote 1 Unteroff.

Fttr 6 Boote als Fahrer ....— „— 12 Mann

Als Trägerfanpp n ^

12 »

Als Reserve 1 10

Sa. 1 Off. 8 Unteroff. 84 Kann

Also für zwei KolonnenbrUcken zu je 24 m Länge

2 Ofi., 6 Lüteruff., 68 Mann.

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Die Techaik im Dienst der operaüvea TXtic;keit einer JUvalieriediviMon. 553

2. Im Übersetzen. Aaf einer aus zwei Ganzbüoten mit vier aufgeknagrgrteu Hnicken- tafeln hergestellten, 16 qm Graudfläobe eoftbaltendeii Fähre (siebe Bild 19) kann Ubergesetzt werden:

1. ein kriegstiiilfi^ig' beladenes Geschütz mit Frotze einsohlielflliob Bedienungsmannschaften oder

2. vier Pfrrdp mit PfprdchaUen] oder

3. ein KavaUehebrttckeuwageu oder soDstiges TruppeDfabrzeag. oder

4. fünfzig Sättel, Gepäck und Ausr 11 s t LI n von ebeosoTiel Kavalier i.stf[i oder

5. dreilsig Jüiiaiikeristeu mit Ge^

päck.

Bei starkem Strom, Wind oder

Bild 19

Fähre.

WeUeitöcblag sind diese Zableo eutsprecbead za ermälsigen.

y) Verhalten der Truppen bei Benutzung von „Kavailerie-

brücken".

1. Der Brücke Dsteg dient als ÜbergaDg für den einzelneii Reiter mit Sattel ood Gepäck, während die Pferde an den Iicinen anterstrom daneben scbwininien. Die Verankerung unterstrom fällt dann fort.

2. Die Lanfbrtteke wird tlberscbritten

a) Ton abgesessener Kavallerie zo einem mit Abstand»

b) Ton Infanterie zu zweien ohne Tritt,

e) Ton leeren leichten Fahrsengen« welebe hinttbeigesogen werden.

3. Die Kolonnenbrfioke wird Qbersehritten

a) Ton einzelnen Reitern,

b) yon abgesessener Kavallerie za einem, dieht anf ge- sehlos sen; bei kurzen Briieken und gttnstigen Strom- und Windverbttltnissen Mtmaluwweise za zweien, dicht aufgeschlossen.

Sofern Zelt vorbanden ist, an beiden SMten der Brfleke ohne Materialbesebädigiuig eine BehellMdelug anzubringen, können die Pferde anch anf längeren Brtteken be- dingnngslos zn zweien hinttbergefilhrt werden. Ist eme solche BOdelnng nicht vorhanden, so liegt Gefahr vor, dab die Pferde bei Schwankungen unruhig werden, ttber Bord treten und ins Wasser stürzen;

Jakrbiflhtr ftr di« dMtooto Am«* oad Kkitac. Ko. sn^ S7

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554 ^ TediBik im Dicmt der opertÜTeo Tftü^eit etn«r KavaUeciadMiiott.

c) voD Infanterie zu viereu mit doppeltem Gliederabstaod ohne Tritt;

d) VOD FeldgescbUtzea, Munitions- and iniaaterie •Fatroneo- wagen, und zwar:

?ou den Protzen, weluhe durch die Stangenpferde mit Äufgesessenen Fahrern gezogen,

von den Hinterwagen und Geschützen, welche voa den Mannschaften geschoben werden;

von Vorder- und Mitteipterdeu dicht autgeschlossen zu einem;

von Truppe II Fahrzeugen, welche durch die Staugeo- pferde mit äufgesessenen Fahrern gezogen and wobei «ulserdem die Pferde geführt werden.

Bearteilnng. Das neue Kavalieriebrttckengerät ist beweglicher, wider- Btandsfähiger, leistangsfähiger, leichter nnd schneller zn handkaban als das bisherige schwerflUli^ nnd leicht verletzbare Faltbootmaterial. Darob eine sachgemäße Verwendung in Ver- bindung mit BdieUhgerttt werden aneh längere ftHeken ala 48 m geschlagen werden können. Dadurch gewinnt die KavalleriediTiiloB an Selbständigkeit und Operationsfreibeit zun Nutzen der AnneeidtaDg.

Als Naebtell wäre zu bezeiehnen, dab pro Regiment 1 Unter- offizier, 16 Hann, im ganzen also der KaYalleriedivision

6 Unteroffiziere, 96 Mann ftr taktische and strateglsebe Zwecke zeitweise entzogen weiden. Es empfiehlt sioii, die Fionierabteilnng zum Brttokenschlag heran- znzieben, wenn sie in der Nähe ist

Hier ist ein koizer Hinweis anf das tnaMM» Kavallerie* brflck enge rät von Interesse, welches soeben eingeführt wird.

In Frankreich waren seit 1902 Parallelversuche mit einem Faltbootgerät von J. Veyry and mit einem Stahlbootgerät nach den Vorschlägen des Generals Donop im Gange. Diese Versuche sind zugunsten des letzteren Geräts ansgefallen.

Das französische neue Kavalleriebrückengerät besteht ans Einheiten. Jedem Kavallerieregiment wird eine Einheit za- geteilt. Diese besteht aas:

4 Stahlbooten (nar 2,80 bis 3,00 m lang nnd 1^ m brdt, nur 90 kg schwer, von 2 bis 8 Mann leiobt sn handhaben),

5 Oberbaaelementen (4 m lang, 0,75 m breit), von denen 4 ans Belag and 2 Tragbalken festver banden (also

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Die Teehidk im Dienst der opentivea TItigkett einer KAvalleriedivisioD. 555

Brnokentafeln!), das fünfte miTerbaoden (c) zur Ver- weDdoDg als Verbindnngsstreeke mitgefttbit werden. Eine Einheit wird anf einem sweispinigei KaTaUeriebracken- wagen Terladen, and swar

die Stahlboote ineinandergeeetrt in der Mitte des Wagens, .die Oberbanelemente beiderseits der Stablboote.

Ans einer Einheit läfst sich ein einfacher Steg von 20 m Länge nnd 0,75 m Breite bauen, Stahlboote mit Karabinerhaken an ein Soherseil (a^b) befestigt.

Zorn Ban eines Doppelsteges (Laui- brtteke) von 20 m Länge nnd 1,50 m Breite werden 2 Einheiten die Obeibaaeleinente neben einander ▼erwendet (siehe Bild 20).

Ans einer Einheit ttirt sieh eine Fähre anter Verwendnng von 4 Stahl- booten — 2 an den Süden, 2 in der

Bild 21.

Mitte mit dem stumpfen Hinterkaffeu (d) verbunden und 3 Oberban- elementen zusammensetzen. Kaum Ülr 35 Maon bei our 9 qm (Bild 21), beim deutschen Gerät 16 qm!

Das iranxösische Gerät ist in den vogährigen Manövern benätzt worden.

Es wurde ttber den Ardennenkanal in 13 Minuten, vom Ein- treffen der Wagen an gereehnet» ein Doppelsteg (Laofbrücke) gebaot, der sowohl von abgesessener wie aiij^esessener Kavallerie Uber- schritten warde. Anf einer Fähre waren vorher 35 Mann, daninter 26 vollkommen ansgerttstete Badiahreieappenre der Genietmppe übergesetzt worden.^)

1) S. .»Mitteilungen über Oegenst&nde des Artillerie- und Geniewesens,* Jahrgang 1904. 8. Heft. S. 268 bis 270 und »Mü-W.-Bl." Nr. 48/1904.

87*

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556 Dte Technik im Dienst der operativNi Tltigkeit einer KavtUeriediTMoa.

Ein Vergleich beider Kavalleriebrttokengeiftte in besag auf LeistiiDgsilUiigkeU^ Festigkeit mid Bewegliohkeil eigibt Bich Ton selbst.

6. Die PionierabteUnng. a) Aufgaben.

Die PioDierabteüung ist zur Aasftthnmg techDisoher Arbeiten bestimmt, um die Kavalleriedivieioo sa entlasten nnd um haaptsächlieh da eioausetzen, wo die Befähigung und Mittel der Kavallerieregi- menter oielit aiuieiehen. Derartige eehwierige teebiüsebe Arbeiten sind:

Zergtöning von stark konstruierten EieenbabobrUcken und

ständigen schweren Holzbrücken, Zerstörung von starken steinernen firtlcken, haapteäehlioh

solcher ohne Minenanlagen, Wiederherstellung von zerstörten Brücken, Herstellung von Behelfsbrücken und mit dem Kavallerie-

bruckengerät hergestellten Brttoken onter sckwieiigen

Umständen,

Anlage von Verteidigangseinriobtnngen zur Aatnahme der KavalieriediTision obw.

ß) Organisation und Ausrüstung. Die Fiomerabtoiluii^'^ besteht aus: 1 Offizier (Leutnant als Führer), 3 Unteroffizieren, 3U Pionieren, 3 Trainsoldaten, 6 Flerden und einem vierspännigen Gerätewageu (khegsmäikig aosgerttstet 2079 kg schwer).

Über Ausrüstung s. l. b. 1., 2. und 4.

Der Leutnant ist beritten, die iMonicrmannBCbafken mttssen aof drei bereitgestellten Wagen betördert werden.

Benrteil n u g.

Die Abteilung ist dem Etat nach schwach, die Leistnngsiähig- keit hat bald ihre Grenzen.

Hemmend wirkt die Beförderung ant Wagen. Erwünscht wäre eine stärkere, berittene Pionierabteilung, wie einige Staaten Eng- land, Japan, Nordamerika sie bereits im Frieden eingeführt haben, Rufsland eine solche während des Krieges 1877/78, „der Not ge- horch end'^, in Giurgewo schleunigst organisierte, ehe Gurko seinen denkwürdigen Balkanübergang antrat.')

0 S. »Brückenzerstörongeii im Bficksugsgefecht wnst und jetxt* Ton Jiiyor SehaiT. S. 88.

£riiiMninge& und Erwlgiagtii etnes «Iten KaviU«fieolilii«n. 557

Wenn nnn auch einer Pionierabteilune wie der einer dent^chen KavalleriediYision infolge des Diedrigen Etats und der Art der He- f^)rderuri^^ ^^ewisRP Schwächen anhaften, so soll gerade gezeigt werden, was selbst eine so kleine Abteilang leisten, welche Vor- teile sie der höheren Führung bringen kann, wenn sie von dieser rechizeitig am richtigen Platz eingesetzt wird.

(Schlols folgt.) ,

XXIX.

Eriimeruügefl und Erwägungen eines alten KavaUerieoffiziers.

Von

Geneial der KayaUerie z. D. und GeoeralacyiitaDt Fxeiheir

TM SabciüioIni.

HL

In den iiühereü Aolsätzen habe ich einige Betracbton^^en Uber die kavalleristische Tätigkeit in den letzten Kriegen an<refllhrt und einige:' Übungen erwähnt, lediglich in der Absicht, um die Nützlich- keit der betreöenden Formationen zu bekräftigen.

Es besteht darüber wohl kein Zweifel, dals im Laufe der Zeit in den Gefechten keineswegs unbedeutende Schwierigkeiten fUr die Verwendung grolser Kuvalleriemassen sich bemerklich gemacht haben. Insbesondere die grolse Tragweite und Treffsicherheit der heutigen Feuerwaffen mufs selbstverständlich von EinflulB auf die Bewegungen der Kavalleriemassen vor dem eigentlichen Angrifie sein, sie werden bei dem Angriffe selbst von noch gröfserer Bedeutung.

In der Zeit glänzendster Erfolge der Kavallerie waren nicht nur diese Verhältnisse in hohem Grade günstiger, sondern anoh jene Umstände, welche die geringe Stärke der Heere bedingten. BJMdl war aber dem Führer der Kavallerie sehr erleichtert, das ganze Gefechtsfeld zu übersehen, die Vorteile des Geländes und jene Ver- hältnisse auszunutzen, welche dem Angriffe von KavaUeriemaBsen gtlnstig waren.

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558 EiittMruiiKen vaA Erwägungen «hm alten Kafallttieollliien.

Für Armeekommuidos ibd unter den bentigeo VerblUtaiflsen ganz fthnllebe Sehwierigkeiten» wie dieselbeD für EaTallerle beslebei^ rnebt ZQ yerkennen. »Infolge dieser Umstände morsten int- besondere anch für das Gefeebt selbst, die Armeekorpa eine stets bObere Bedentnng gewinnen.**

Das b der neueren Zeit bedeutend vetftnderte ZaUe&Terfaaltds der KayaUerie gegenüber den anderen Waffen, die wesentliob andere Kampfesweise derselben, mnlb fllr EinteUong nnd Verwendnng der Kavallerie Veittndeningen mit sich bringen.

Waten yor 160 Jabren der Initiatiye yon KavaUeriefllhrem die sebönsten Erfolge der Waffe an yerdanken, so ist leieht an erkennen, wie dieser Initiatiye ancb die grölkte Sorgfalt angewendet blieb. Unter den Creieobtsyerhältnissen, wie deb dieselben seit dieser Zeit gestaltet haben, mnlste diese Initiatiye stets bObere Bedentang ge- winnen ; sie kann nur geweekt nnd erhalten werden, wenn die Grnnd- bedingnngen, dnrob welebe dieselbe gelbrderl werden kann, onablässig beaebtet bldlben.

Zn diesen Groodbedingnngen mnfs unbedingt gesfthlt werden wir wiederholen diese hier :

1. sweekentspreeboDide Organisation;

2. Znsammensetsnng der Stilbe^ weldie den Anforderungen der Gegenwart entspriebt;

8. saehgemJUse Vorübungen nnd

4. entsprechende Verwendung bei den grdlsereii Thippen- ttbungen.

Im wesentUdien wurden diese Punkte bereits bespro<^en. Spesiell aber sebeint es n»ti(^, daCs die Stftbe der KayalleridObrer derartig zusammengesetat sind, dals deren Mitglieder mit den Inten- tionen der Führer ganz und yoUkommen yertrant sein können, damit sie imstande sind Beobachtungen dort zu maehen, wo das Auge des Führers nicht hmreioben kann; zugleich aber aneh nm unter Berllsk- sichtignng der Geländeverhältnisse für Bewegung der Massen an jene Ponkte^ yon welohen der Angriff auazufbhren bleibt^ als Fttbrer oder Wegweiser dienen zu können.

Was die Bewegung dieser greisen Verbände anbelangt, somub. die ganze Erziebong dahin zielen, dals die Unterführer bis zn deo Eskadronscbefs herab, ohne jedes Zandern die Schwierigkeiten des, Geländes, des Anbanes und Gefechtes überwinden oder die sich bietenden Vorteile ausnutzen lernen. Selbstverständlich kann sieh der Führer der Kavallerie nicht um alle diese Einzelheiten kttmmem, weil seine Aofmerksainkeit notwendigerweise anf die Geteebtslage ge- richtet ist. IHese Ziele sind nur zu erreiehen, wenn die grolsen

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EliDBanaigea nd Erwlfnfca ciMt alten KsfallarieolMait. 559

Kavallerieverbande an den TruupetiUburii^^t'n teilnehmen, weoo diese übuDgeu auch ^Yi^klich als Schale betrachtet werden.

Bei den Formationen für eine Angriflfsbewe^uiig: müssen nicht «eilen die eijrenen im Kampfe begrittenen Truppen der Infanterie and auch Terrainahschnitte durchritten werden, welche die uuaus- bleibiicbeo Merkmale des Feuergefecbtes tragen. Eh ist hierbei Dicht zu venneiden. dafs solche Bewegongen mitunter wirlüicb rtteksichti- ios durchgeführt werden müssen.

Verhältnisse, wie sie eine Kavalleriedivision bei Beanne la Rn laude fand; ,.tief anf^reweiehter Boden, mit Wein bewachsene Hänge Tordeni Angritiöubjekle," können die vollige l Iiitätiirkeit der Kavallerie nicht < ntscbnldigen, „wenn Organisation and Erziehung karalleristisch waren.

Selbst an bewachsenen Hängen ist ein Fortkommen mit Eska- drons denkbar, wenn dieses Gelände anch die Angriffseutwickeinng errrifsen r Verbände im strengen Sinne und in gewohnter Weise nicht gestattet, ist die Kavallerie mit eiuem guten Feuergewehre ausge- rüstet, so ist dessen Gebrauch in manchen Fällen selbst Uber sumptige Strecken des Geländes nicht ausgeschlossen, welches dem Fort- kommen geaobiosaener KavaUeriekörper im höchsten Grade hinder- itob ist.

So manche Untätigkeit neuformierter ond improvisierter Kavallerieverbände dürfte auf derartige Gründe zurückzuführen sein. Selbst die bestgeleiteten Übungen künnen über einen Teil dieser Schwierigkeiten nicht hinweghelfen; immerhin ist es aber unbedingt notv^endig, dals F'Uhrer wie Trappe auch auf solche Lagen vor- bereitet sind.

Wenn auch bei Einführung von neuen Organisatiouen nicht er- wartet werden kann, dals sofort wesentliche ReHseruag in verschie- denen Kichtungen zu bemerken ist, so wird im Laufe der Zeit diese Besserung kaum ausbleiheu könneni wenn es an bezüglichen Anre- gangen nicht fehlt.

Werden diese Organisationen mitanter auch erst spät in das Leben gerufen, so kann es für dieselben nur dann zu spät sein, wenn die Zeit fehlt, am den vollen Nutzen erwachsen za sehen.

Der Unterschied der Gefechtslagen in den letzten 150 Jahren ist allerdings ein sehr bedeutender. Nach allen Tatsachen kann es jedoch kaum bezweifelt werden, dais anter den gleichen Vorans- setzungen grofae Kavallerieangriffe in der Schlacht nach wie vor grlludliche Entscheidungen herbeiführen werden, denn die Krisen im Feuergefechte sind auch heute recht bemerkbar. Wurde vor Zeiten der Initiative des KavalleriefUhrers der höchste Wert zugemessen,

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560 ürinnenuigeii and £rw%uogen ewds aitea Kavalleheoffiiüers.

so kann heute eine Frage Uber die Bedeutung dieser Initiative kaom beeteben, wob! aber darüber wie dieselbe schon im Frieden ttinlichst gefordert werden kann. Befehle, welche bei den Friedensübungcü der Kavallerie zugehen, mtlssen sohin die Waffeneigenttlinlichkeiten vollständig berücksichtigen; sie dürfen in erster Linie die Initiative des Führers in keiner Weise mehr einschränken, wie nnbedinfrt ^eboteu ist. Die wichti^'stf' imd stets durchfuhrbare Aufcabe der Kavallerie bleibt auch ohue besondere Anordnung, die Aufklärung für die All- gemeinheit, wie speziell für die Tätigkeit der grolsen Verbände selbst Hierfür uiuls und kann die Initiative der ahrer stets mehr und mehr geweckt werden. So verlangt die Bereitschaitestellang in der Nähe eines Flügels der Gefechtslinie aooh ohne bezüg- liche Weisungen , die Aufklärung nach den Richtungen aas welchen der Anmaneh feindliober Truppen denkbar ist, der Auf- klärung am den treffenden Flügel herum, bis in den Rücken der gegnerischen Stellang, endUeh der Anüdttmng in Beziehung auf die eigene Geleelitrtfttigk^ diese inabeeondefe dnzeb Of6siere dee Stnbes.

Nachdem die Deckung ebes Pnnkles ein rebe defensive Auf- gabe ist, kann die KaTftUerie eine Deeknng in strengem Sinne nur anter gewissen Voranssetenngen aosttbeo, in der angegebenen Weise aber onter allen VerhUteissen dnreh Aofklftrang anf weite Strecken rieh sehr nlltelieh maohen; unter entspreohenden Umständen rar Attacke sehreitea, gleiehgttltig ob diese UsratlCnde in Krisen beisi Gegner oder bei den eigenen Truppen besteben, abgesehen ron andern, für einen Angriff günstigen VeiliilltoiBsen. In frttheien Anf- stttien wurde bereits erwähnt» dnieh welebe Eäarlehtaogen diese rein kaTilleristisehen FHtgen nach unserer Obeneagang einer entspreohen- den Losung zugeführt werden konnten.

Ab den Oefechtstagen können die SanunelplAtie der grolMn KavaUeriererbllnde nieht mehr tot den Anmaiseblfaiien der Aimee- korps festgesetrt werden, wenn noch PatrooUlen und hOobstens deren Replies am Feinde bleiben; dueh die Initiatl?e des Führers der Kavallerie kOnnen sodann aul Grand eigener Wahrnehmung oder eingehender Meldungen Bewegungen und Angriffe ansgefllhrt werden»

Während der Qeiechte selbst werden die grolte Ka?aUerieTer- bände, sowohl bei dem allgemeinen Angriffe, wie bei DefensiT' gefeohten, Berdtschaftsstellungen, hinter der Gefeehtslinie ein- nehmen.

Bei Angrülbgefeehten, insbesondere gegen starke oder kOnstiieh verstärkte Stellungen, werden BtteksehUge wohl nie gänsUeh m ▼ermeiden sein. Einem entschiedenen Naehdrängen dee

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Erixmerongen und Enritgtmgen emea «Iten lUviUMtoofBitora. 561

Gegners müssen Keserven eotgegentreten; gröfsere Kavallrriever- bände sind hierfür wohl oabeskeitbar sehr geeignet, schon allem wegen der Beweglichkeit.

In gleichem Maf^K^ sind diese Verbände auch L^eei^et, ans der DefensiTStellung mit grol'scn Krfolgon tätier zu soin, insbesondere dann, wenn deren Stärke auch hier die AosHcbeidong ?oii Keserven gestattet. \)

Die V( rwcndang solcher K.avalieriemas8en an oder vor den Flügelii kauD ebenso nUt/,lich werden, wenn die Anzahl der Kavallerie beide Verweud uugsarten möglich macht, oder starke Tra[)peüreserven für die Gefechtslinie verfügbar sind. In den letzteren FäUeo kann die Kavallerie der Zateilong voo Artillerie kaam entbehren.

Warum waren die Anschauungen. wp!ebe in den ..Nnchrichten und Betrachtungen" etc. vor 70 Jahren Uber die Aufklärung und Tätig* keit der Kavallerie niedergelegt wurden, schon nach 30 Jahren in den Feldzügen onberücksichtif.'-t creblieben? Doch wohl nur allein deshalb, weil es an kavalleristischen Anregungen in diesen 30 Frie- denfijahren vollständig gefehlt hat.

Anstatt dieser kavalleristischen Anregungen wurden die Stimmen stets lauter und lauter, welche wegen Vervollkommnung der Feuer- waffen etc. ganz einseitig verkündeten: „es ist vorUber mil der Scblacbtentätigkeit der Kavallerie.'*

Nach diesen Betraektungen Ist ea vielleiehl DtttiUeb, einig» fdmipieo featenhalteo.

1. Die ganze Organisation mufs ermOglicbenf dals bei Er» aebang and Verwendung der Kavallerie kavalleristisolie Grondsätze in erster linie beacblet bleiben;

2. unter dieser Bedingung wird es leicht sein, dafs in der Truppe die Übenengung der Unwiderstehlichkeit ihres Angriffes stets erhalten bleibt nnd wttefast, dals namentlieb im Beginne eines Feldsnges Angriffe der Kavallerie

*) Von dem höchsten Interesse bleibt in diesen Hinsichten die Schlacht von Kunersdorf Eine anbefohlene Attacke kann sehr leicht zu früh oder zu Hp&t erfolgen. Selbst die sieggewöhntesten Truppen und i^rer aber kömieii unter solchen Verhftltoissen daen Erfolg kaum erringen.

Marmgo beweist ^nentits, dab grolbe KaTBÜeriamblDde tot allem auf das Schlachtfeld gehören und nicht an Stelle von Patroiiillen zur Auf- klärung etc. verwendet werden sollten; andererseits ist in jener Schlacht der Beweis zu finck'ii, dafs die Kavallerie einer bereits zu '/4 geschlagenen Armee durch den Angriff aus eigenur imuative ihres Führers, einen voU- sttedigen Umschwimg der I^ige herbeilOhven kana.

562 EdnaaraDgai mnd Enrlgnngen «foes alten KtrallMtooffifadeH.

Inn Hell»! veimieden werden, wdehe, troti aller indicekmi Befolge, jene Obenengnng eher nntergraben, wir ftrden; 8. Anlgsbe der Fttbrong mnls es sohin bleiben, diesen Punkte sorgfifltlgsle Beaebtang aoinwenden, nnter allen Füllen aber jene Massen bereibinbaltett oder zn yereinigen, welebe alkia imstande rind,* greise Entseheidnngen berbeixni^en; alldi nnter diesen Voranssetsangen sogar aneh in scbwierigefen Lagen.

Alle Verbällttisse nnd alle Zelten liefern den Beweis, dals keine andere Waffe in höherem Maise der fortlaufenden mSehtig« sten Untersttitsong bedarf wie die Karallerie, damit die elnfaehsten Grnndstttse ihrer Tätigkeit nicht Terloren gehen können.

Die Tätigkeit der Kavallerie bei den TruppenttboDgeo, in Be- siehang auf die Angriffe gegen andere Waffen, kOnnen sieh, wie metefaob angefahrt, in recht vielen Fällen nur auf Voraus- Setzungen begründen. Diese YoranssetsungeD spielen ebe um so wichtigere BoUe, nachdem sie in der Bogel dem angegriffenen Fahrer unbekannt, und keineswegs sympathisch sind, um so weniger, je kayalleristiseher Angriffe durehgefttbrt wurden.

Solche Verhältnisse mögen mit Ursache sein, daCs die Kämpfe der Kavallerie mit Kavallerie begünstigt werden, auch dann be- güDstigt werden, wenn denselben eine besondere Bedentong nicht zugesprochen werden kann.

Die Kavallerie ist eine ritterliche Waffe, denn ritterlich ist der €^anke: „in kühnem Kitte auf den Gegner za stürzen, denselben mit der blanken Waffe zu bekämpfen." Dieser ritterliche Gedanke war and wird im höchsten Grade bedenklich, wenn er verleitet unter allen Verhältnissen durch rücksichtsloses Darauf- gehen den Gegner an/ufalUn. in der Hoffnung, denselben Uber- raschen und besiegen zu können.

Dem ritterliehen Gedanken widerstreitet auch die Notwendig- keit, dais Kavallerie (tfters berufen ist wie nachdem glücklichen Zusamraenstofse mit Kavallerie, bei Krisen des Gefechtes und bei der Verfolgung nach gewomieuer Schlacht, in konfuse, wirre nnd erschöpfte Massen einzubrechen, unter denselben so viel wie nur immer möglich aafznrauraen.

Auch der Gedanke kann vielleicht störend einwirken, dafs mit- onter schon auf dem Wege an den Gegner zahlreiche Eirscböptte und Verwundete Oberritten werden niUssen.

Je mehr die Führer der Kavallerie auch theoretisch mit diesen

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Erinnerungen und ErwSgangeu etnes alten KtTaUtrieolBriert. 563

VerfajUtDiasen rerknuit bleibeo, ihre Truppen fUr dieselben erziehen, um 80 weniger störend werden sich dieselbea bemerklich machen.

Die Ksvallerie Ist die einz%6 Waffengattang, in welcher Fohier, Unterführer and Trappe bis zum letzten Reiter herab, schon im Frieden für die kriegerische Tätigkeit ToUkomme n vorbereitet und sicher sein mttssen. Vor und während dieser Tätigkeit ist die Mttg- Uobkeit beinahe immer ausgeschlossen, mit Inatmktionen, Erläute- rangen oder sonst einmwirken. Im Lärme der Gefechte etc. ist sogar aaf £rtellang von Befehlen während der Aktion selbst keines- wegs mit Sicherheit zu rechnen, um wo giOAere Bedentong gewinnt die EntsohloBseDhelt aller Unterführer.

Die Tor 150 Jahren erlassenen Instraktionen sind unbedingt lehneich nnd naohahmongswert.

Mit der Formation der Heere in Ameekorps wnrde ein ganz wesentlicher Fortschritt erreicht. Die kommandierenden Generale sind zumeist in jahrelangem, einflnfsreichem Verkehre mit den Ofli' zieren ihrer Stäbe, mit sämtlichen Unterführern and Trappen ihrer Armeekorps. Die systematisch aufgebauten, jährlich sich wieder- holenden Trnppeoü bangen sind von dem höchsten Werte. Sie molsten von ungleich höherer Bedeutung werden fttr das Gefecht selbst, wie dies bereits frUher erwähnt wurde. Abgesehen von dem mehr strate- gischen Einflüsse der höchsten Konimandostellen, kann diesen Ein- richtungen doch unbedingt ein wesentlicher Anteil bei den erzielten lilrfoigen zage«;ehrieben werden.

..Sollten analoge Einrichtungen fUr die Kavallerie sieh nicht ebensr» ntitzlirh erweisen?"

Mit welcher Zuversiebt worden die Führer der Kavallerie das Zeichen /.um Anpriff geben, wenn sie ihre Massen längere Zeit fhr deren Tätigkeit vorbereitet und erzogen haben; nur unter dieser Be- dingong scheint deren Initiative überhaupt denkbar. Auf dieser Initiative beruhen auch in Zakonit groise £rfolge der Kavallerie, weit mehr wie in Jeder früheren Zeit,

Kegiementäre Bestimmungen können dieses Ziel nie erreichen ; unter Umständen werden sie sogar hindt rli( h sein, wenn sie anstatt insbesondere Grundsätze aufzustellen, zahlreichere Formen festsetzen. Formen müssen sich den Verhältnissen anpassen, Grundsätze können unter allen Umständen verwertet werden, sollten tunlichst geläufig geworden sein. Mängel in diesen Richtungen machten sich natürlich geradezu btMleuklieh hciiierkbar in einer Zeit, in welcher der Kavallerie nicht ausreichende Gelegenhiit ^a boten war, von don rbeneu li^erzier- plätzen weg, sich in unelicueiii, un bekanntem Terrain zu hi» wegen, namentlich auch in grölsereu and grcüsen Verbänden. Die grolsen

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564

Erinnerungen und Erwägimgen eines alten Ravaiierieuffisuers.

Kosten, welche bei den EidtnmiliSltDiMeD sehr hlndemd wam^ iind mit Benatniig der grobeD lYoppenttbnngsplätie vermieden. Die HinOTer im Herbste bieten sodann Gelegenheit, dafii die Karallezie- ▼erbinde Bewegangen in nnbekanntem Gelünde ansfbbien nnd die allgemeinen GefeebtsiageD anenttlBen, welche meisteoa nor anf VoraAsaelnuigen bernben weiden. Solohe YoransaetEongen sind natUriieh von der hOeheten Bedentang. Bei diesen Gelegenheiten wird ein tibermftfeiges Festhalten an Exenierformen sich von selbst Terbieten. In froheren AoiiiUBen wurden bereits einige Gesichts- pnnkte hierftr niedergelegt; wird dem Führer der KaTallerie Ge- legenheit gegeben mit den Unterftbrem die Lagen nnd Yomas- setsnngen an Ort nnd Stelle an besprechen, wird gerade diesea Ver- lahreo ganz wesentUeben NntEOn bringen.

Jeder Kavallerie offizier, weicher die angeführten Übelstände mit erlebt, sodann auch die wechselnden Epochen der mageren und fetten Jahre durchgemacht hat, welcher gesehen, wie ein lebhafterer Zog von verschiedenen Führern gefordert worde, dann aber rieliach \vi( tltr die Vorwiirfe Uber den Verbrauch der Pferde hindernd ein- wirkten, weiis ganz genau, dals diese höheren Anforderungen an die Truppe einer jahrelangen Leitung} Vorbereitung nnd Grondlegang bedürfen.

In taktischer Hinsicht bestehen die gleichen Verhältnisse.

Bei einer KayalleriediTisionsttbung wurde ein Flttgelregiment während einer Angriffsbewegnng der Division gegen eine Batterie geführt. Der Brig-adpkommandenr war über diesen Entschluls empört» Es war nnter den obwaltenden Verhältnissen nicht geboten, das Regiment fUr diesen Angriff an verwenden, anstatt einer Eskadron. Unter dieser Einschränkang war der Wert des Entschlusses unbedingt der Anerkennung wttrdig.

Bei einer anderen Gelegenheit hatte sieh die EaTaileriedivision in emem fachen Grunde formiert; in deren rechter Flanke befond sieb ein am Hange bewaldeter mälhiger HOhensug; auf demselben war bereits gegnerische Infiuiterie und Artillerie Toigerflckl^ während das Gros folgte. Em Ref^ment aus dem iweiten Treffen der KaTallerie- diTistott war bereits auf jene Höhe aagesetat worden. IHe Division selbst erhielt im Voiiltcken mäfinges Feuer aus dem bewaldeten Hange. Die Eskadron am rechten FlOgel schwenkte gegen den Bang, ge- langte durch den Wald anf die H5he und llberraaehend in eine Batterie, während das erwähnte Begiment eben&Us snm irootden Angriffe Überging, nachdem es einen Torliegenden Grund und die jenseitige BOsehung im räumigen Galoppe flbersehritten hatte.

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Eriimernngen and £rwi^gea eines alten KavaUerieoffiziers. 5^5

Dieses selbstibidige EingreifeD vou Flttgeleskadrons Ist bei äd- giüTen anf Kavalkrie gefordert; waram sollte es bei andero Gelegen- heiten verpODt seiD? Geiade bei den TrappenUbangen mjib solches Verhalten um so bestimmter anerkannt werden, nachdem es bei den vorbereitenden Obnngen nnr sehr schwer danastellen ist.

In langen Jahrxehnten niedergelegte Koticea ther mitgemaehta oder beobachtete sablreiohe TrappenUbangen sind anbedingt sehr lebneieh, namentlich wenn sie mit kziegsgescbichtliehen Stadien yerknttpft blieben and die Fortschritte bei den andern Waffen be- achtet werden.

Ans diesen aaUreiehen Notiien seien noch ein paar Obongstage Ton KavalleriediTisonen erwfthnt, welche ebenfaUs ron Interesse sein durften.

Kayail^edi^ion A steht im RendesTons; 1 2 km vorwürts in Biehtong nach Südosten ist die gröbte Erhebung eines ilachen HOhenxnges, welche die ganze Umgebang beherrscht. Eine Brigade mit reitender Batterie wird sofort als Avantgarde dahingefuhrt und verdeckt anfgestellt; das Gros folgte. Von der Höhe wurde der Anmarsch der Dirision B lieoliaohtety welche eich in nordwestlicher Riehtang bewegt; anf etwa 2'/3 km filhrt die reitende Batterie dieser Division auf nnd eröffnet» getttascht durch einige Zasohaaergruppen anf jener Hohe, das Feuer. Die Division setst die Bewegung m beseichneter Richtung fort Das Gros der Diviston A erhSlt Befehl, in einer nordostlich aiehenden Bodensenkung vorsurttcken. Die T6te der Division B hatte insvrisehen einen Punkt etwa 2 km nOrdlich von der Avantgarde der Division A erreicht. Erstere nimmt Bereit- schaftsform mit Froat nach Sflden und rückt in dieser Formation im Trabe vor» withrend m von der Batterie A fortlaufend beschossen wird. Nunmehr ist auch das Gros der Division A in die rechte Flanke der massierten Division B gelangt, ohne diese günstige Lage SU erfassen; der Führ» von A mul^ hinzueilen, um den Angriff SU befehlen, welcher dann im Vereine mit der Avantgardebrigade auf die Jelit entwickelte Division B ansgeflthrt wird.

Geschulte Kavalleriedivisionen vorausgesetrt^ mnJhte der älteste Brigadekommandeur vom Gros der Division A, mit diesem Gros so- fort zum Angriffie übergehen, nachdem die Flanke der Division B erreicht war; die Avantgarde von A m der gleichen Zeit vorbrechen. Mit dem ersten Kanonenschnls der Batterie A moJste die Division B mit der Tdtenbrigade Eakadronskolonnen formieren, einige TdlenzOge zum Angriff auf Artillerie ausfallen lassen und im rftomigsten Galoppe vorrücken; die beiden anderen Brigaden folgten etwa auf dem üuisem rechten Flügel. Vollstftudig unbeachtetes Arlilleriefeuer einer-

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aadereraeits, waico die DiiiitMulLmali bei dieser Üh«i|^'|

DieM Bcmdini^ n z^i^o aber nbediB^-t. iish nnr dann aof eine fpaa <ul>|weefcec > Tlti|;fceit der grolseo Karailerierer bände zQ redmeD bl wenn die^Ibeo praklinh i^boh sein kflMew. Dm Zasamin^balieo der Kräfte in einer nksaa^en Form mnk inter L'msUodeo bedenkficb sein; die Gelegenbeh zo ■^hrtimtigea Ed(> gebllMen Tprlaogt gesebiitte Uoterftibrer. Beide Bewegno^eo waren lebrreicfa, kbneiek m der fakliechfQi wie in der Mfigtirbkrit aodercr DurebflÜnnQ^

Karallenedinsion A steht gedeckt aaf dea reckten, Kavallerie- division B auf dem linken FlQfel der im Kampfe begriffenen Lnfaxiierie zweier Armeeteile; A aof eiDem ^^eti B abfidlendeß oieden» BökeA» ■m^f . Da« Oefeekl der Infanterie B war auf elw» 800 von der Karallene A TorgerOekt; ifieee Division, welcbe, roraassetatf daf^i Infanterie A schwer and Terii^treiek kimpft. KaTalleriedirisioD B aiier aof dem bezeichneten Ponkte eben dngetroffen i^ oitwickelt fleh in drei Treffen und geht im räomigsten Galoppe gerade vor. KavalleriedirLsioD B bimbt massiert, wohl in der Annahme, daijs der Angriff gegen den linken Flügel der Infanterie gerichtet werde, wird aber in der genannten Form angefallen, während sich zweites und drities Tr#*ff*'n dfr Division A gegen die Infanterie wenden. Die Divi.sii>D A war in ihrer Bereitschaftstellun^ hinter jenem Höhen/u^re vollkommen g^edeckt; die Beobachtonr dps ganzen vorliesrenden Geländes Wiir ToilBtandi^ mög-lir-h; die Angriflfsliewegung dieser Division vi ;ir dorch da« Gelände sf-hr begünstigt, es war sogar möglich, in einer ^rt kang^ eine Lnterbrecbnng der Galoppbewegnng einznschalten. DieKavailerie- division B war in ihrer BereitschafLnstelluiig einige hundert Meter öeitwärts-rückwärts ihrer Infant* rie \ rill^tiindi^r einire^eh^-n; sie koaule aUeofalk gegen die Division A eme tiaukiereuUe bewegong halblinlia

i> Bei richtiger AofUinuig konnte B mit 8 Brigaden Uber jene t ron

A herfallen. Raoches Erfaesen der Lege^ rascher Ent^tdünfii isst mcasfceas der wicbtigHte Punkt. Dies war sogar möglirh ohne bedeutendere '^töning dnrrh 'lie Artillerie von A. War die Divi-iou .V vereinigt in der Nähe ihr^r Artillerie in BereitMchaftä.sielliuig und hätte sich B in der zuletzt erwähnten Foim in Achtung auf A voriMwegt, so konnte diese Divinon frfik zeitig mit den Haaptkrtflen eine flanUerende Bewegung ii«lHinfci aneftium^ während einige Schwadronen sich in den letzten Momenten auf die (iegner waufen, welrhe direkt die Artillerie ;in;^riffen. Hierdurch würci»- die Wirkung dieser Artiiierie nicht behindert, soudera sogar bedeutend erhöht worden Hein, da Division B mit den Hauptkräften unter dem unausgesetzten Feuer von Batterie A eine Frontvertaderang hJttte ansfflhren mtkasen.

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I

firkmenun^en and firwi^ungen eines atten KaTallerieoffiuera. 5(>7

aoflflUiieii, welek« diese swisebeD In&itleiie imd Eavalleiie brachte, In keiaem Falle aber In der BereHBebaAsfoim ?ttliBiveii.

Die ▼oiafteheaden Obnogstage fielen in den Beginn eioer kniien Epocbe, welobe jSbiUehe KaYalleriettbnngen nnter den gleieben Fttbrern nnd der gleieben Leltong braehte.

Troti teUweieen Hangel der kavalleristiaeben Yertrefenng bei den leitenden Stellen der Tmppenttbuugen, machte sick der Nntnn jener Epoohe inebesondere in enterer Hiniiobt reebt bemerklieh; da kamen nene Bestnumongen, welehe gleiebe Fflbmng nnd gleiehe Leitung kemeewega förderten. Anstatt der begründeten Hofibnng an! weitere VOToUkommnong» mnfote der Thermometer ftlr karalle- ristiBOhe Titigkeit ins Sinken geraten.

In der Sohrift: ^der grolae KaTaUeriekampf bei Streaetili** sprioht der Verfaaser bei sonat wokl antveffiender SebUdenmg von dem nniale- baren Nebelbild des KaTalleriekampfea, nnd wir fanden dieae Beaeieh* nnng gans antreffend. Ea iat leiebt begreütteb, dab Beiiohte ans den beteiligten Abteiinngen aebr grofte Veraebiedenbeiten ttber Kltmpfe der Kavallerie bringen. Allein daa gettbte kavalleriatiaebe Ang» kann bei der Mitgliebkeit roUgster Beobaehlung» den tataMohlleben Verlauf featstetlen. Infolgedessen ist es aneb erklSiiieb, da(s bei dem Stndinm der Kiiegsgesebiebte nnr ein richtiges kavalleristisebes Geftbl so manche verwlokelte Lage an erklfiren vermag.

Bei FtiedensIlbmigeD mnfe es folgerichtig von der höchsten Be- dentong sein, wenn die Tätigkeit der Kavallerie von kavaUeristiscb gettbtem Blicke verfolgt wird and ihre Bearteilung erfahrt. Leider waren wir in der Kavallerie selbst darchaas nicht so einig, dafs es hätte verhütet werden können, von einem Nachfolger in einer mals- gebenden Stellung die Grandsätze seines Vorgängers verworfen zu sehen. Hierfür bedarf die Kavallerie einer Einrichtung nnd Organi- sation, welche einen derartigen Mifsstand verhütet. Wir werden nnter diesen VoraussetzungeD bestimnit erfahren, dals auf den Schlaoht- feldem groise und glttckliohe Angriffe gemacht werden, dafs dagegen die eakadrons-, regimenter- oder brigadeweise versplitterte Kavallerie weit mehr verschwindet, ebenso wie sehr verlustreiche Angrüfe mit wirklichen oder fraglichen indirekten Eriolgenl

Die Organisation, Formation und Übangsgrnndsätze für die Kavallerie, vrie sie in früheren Aufsätzen angedeutet wurden, scheinen nach unserer Überzeugung nnd Eriahrnng allerdings einige Sicher- heit za bieten, damit die bezüglichen Fragen und Anforderungen einer sehr wünschenswerten Förderung zugeführt werden können. Durch diese Förderung wird erst das beste Material, werden die vorsttgJiehsten Reiter, Eskadrons, Begimenter nnd Brigaden zur vollsten

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Eriiineruogen und i:j,rw%imgeu emes allen Kavallerieufnxitträ.

Yerwertnog anefa im Gefeehte befilbigi So wkbtig muk alle anderen Anl^ben aind, sie bleiben doeb nnr Yoibeieitang Air

„die Entaebeidnng anf dem Scblaohlfelde*'. In der Ideentaktik von Blamaiek abid naebatebende Gedanken ausgesproeben:

„So lange die Reiterei niebt ale eb Ganses verbunden lat^ so lange ibr ein Mittelpunkt (Prinzip) feblt eto., werden die Klagen gegen de niebt aa&Oren. Be bat der Reitern wenig Vorteil gebracbti daft gnte Arbeiter die teobniseben und taktiaeben Füeber ete. einieln . beransnabmen, tüebtig dnrobaibeiteten ete. So ntttsUah and Terdienat» voll diese Arbeiten anob waren, so feblte doeb noeb Weif daTaaneb diese yersobiedenen Fäeber selbst wieder in ein Ganses veibaadenf einem nnd demaeiben Prinzip onteigeordnet worden.**

Roaenbeig Iwdanert etwa ein balbes Jabrbnndert spiter in seinen snaammengewUrfelten Gedanken, dals die Gmndstttze Ton SddÜtB Uber die Reltanablldong niebt bekannt blieben. Diese Gmndstttse mögen ttberbanpt bOehst einfteb nnd prakliseb gewesen sein; ist es doeb bekannt, da(s s. B. der Galopp links erst im Beginn des abgelaufenen Jabrbnnderts nnd spftter ao manebe Sebolgänge in die Reitinstroktionen Anfnabme hnden, dais solebe Sehnlgilnge sogar bei den scbwttobsten Abteilongen beteieben worden. Solebes Ton kann aber lediglieb einen nntzlosen, ja sebädlicben Drill fördern. Das, worüber die Ideentaktik in Besiebnng anf die Dnrebarbeitong der teebniseben ond taktiseben Fäeber aiob anssprieht, ist aoeb snr Zeit Ton Rosenbeig noob reebt antreffend, wie ans dessen vorzUgliehen GManken nmsweifeUiaft so entnebmen ist. Diese Dnreharbeltongen beben der KaTallerie einen Nnteen niebt gebraebt, wobl aber daio beigetragen, die ganse Saebe yerwiekelter, stets mehr ond mebr onyerstilndlieb sn maeben. Trotz aller Gelebrsamkeit, Knnst ond Wissensebaft, bleiben eben einsig nnd allein die einfaebsten Gmnd- ^tse ond Systeme von dnrebseblagendem Werte. Solebe Systeme sind flir die Gtesamftbeit, fUr Lebrer wie Sebttler, letebt so eifosaen, denn es kommt, om mit Rosenberg so spreobeo, weit weniger daraof an, einige besonders gote Reiter faeranasobüden, wohl aber die Massen braoehbar so maeben In der knnen gebotenen Zeil

Ansb ftr die Taktik gelten gant «bnliebe GrandsiUBe. Es ist ja begreUileb, dab bei Nenorganiaationen die praktisohe Verwertung doaelben, an den wesentllobsten Ornndstttsen festhaltend, bei sachgemSIser elnbeltlieher Leitung und Beurteilung, erst im Laufe Zeit sich entwiekeln kann.

In der Ideentaktik keifst es femer:

»Wenn kein Einklang zwiseben jenem, der als Chef befiehlt.

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£riiui«niiigeii und ErwSgmigea eliMa tltmi KavtltoiiooflisiMt. 569

uüd denen, die seine Bpfehle vollziehen, vorbanden ist, wenn BOTnit das Vertranen, welches nur dadurch L^t woiiiien wird, dafa es goir^ ii- Beiti^ ist, fehlt, so kann keine Unternehmung, kein Manöver gelin j:< ii, in (lieser Beziehung sind alle diejenisren im Irrtum, die glauben, Talen wären verbürgt, wenn der materiellen Organisation nichts mangelt. Diese Orgauisatioii der Truppen . so notwendig an sich, kann oline den Impuls des Befehles zu keiuen Taten gelangen. Der Wert und die einflnfsreiche Wichtigkeit des Obergenerales der Reiterei scheint noch immer verkannt, dem Materiellen wird zo viel Wert gegeben, dem Geistigen zu wenig, dem Pedantismus za viel, dem Idealisieren zu wenig. Die Phan. tasie den Obergenerales ist das Schaffende und Zeugende, ans dem die Taten hervorgeben. Der Verstand reicht hier nicht aas; wenn er auch erkennt, so bleibt die Reiterei doch tot ond nngebrancht, wenn nicht Energie und Willen (tiefes praktisches Verbtundnis) hin- zutritt, ihr Lehen gibt uud sie zur Ilandlun^^ erhebt.**

Das erste und wichtigste Prinzip für dem Kavallerief Uhrer war and bleibt: „rasches Erfassen einer Situation und ungesäumtes, ent- schlossenes Eingreifen, sodann auch mit dem Leben nicht, geizen und dem GlUcke vertrauen.** „Ideentaktik: Die Geschichte zeigt ein Heldenbild der Feme (Seidlitz) und was aus ihm herrorging) 80 oft er in den Hittelpiuikt dtt ^ndlung trat.**

Der Kayalleile wocde bereits iB/heta Torgeworlen, dab es ihr an Fflhrem gefehlt habe, dab sie stets von Seidlits ond seinen Taten sehwürme. Wenn wir aber die G^esehiofate Torurteilslos anflsssen können, ist es nieht seliwer kavall eristisehe Untersehiede zwiseben jener glänzenden Epoehe nnd der späteren Zeit an finden.

Organisation, Übungen nnd die Instmklionen des Königs ganz abgesehen Ton littnfigen Kriegen haben dooh wolü beigetragen, daCs tttebtige Bdterfthrer sieh herangebildet haben, unter weiehen SeidlitB nnbestritten den ersten Bang einnbnmt

Obgleieb den grofsen Kavalieriererbänden sobon mehrmals im Lanfe des abgelaufenen Jahrhunderts das Todesurteil gesprochen worden ist, besteht die Kayalierie noch immer ui allen Heeren in oiner 25ahl, welche die Formierung grober Verbände nicht ausschlielst Waren auch yor Zeiten die Verhältnisse günstiger für Verwendung der Massen, so kOonen doch jene Grundbedingungen heute nur an Bedeutung gewinnen. Unter besonders günstigen Umständen haben ▼ereinBelt auch kleinere und kleine Verbände glänzende Erfolge in neueren Kriegen eirungen, wie Kellermann-Marengo, LasaUe-RiToli, Bechtolsheim-Costozza. In den neuesten Kriegen gibt es aber kein Beispiel von einem Scblachtenangriff grOfserer

itMMOM fir 4tt amtaete krmt u4 MaiiB«. Ho. SM. 88

570 ErimMrangeB and Erwi^paagm eliiea alten KsrnUerieottsiert.

Ma^*8en, eines Angriffes, der kavalleristisch grots angelegt tmd durch- geführt worden wäre, ja es m hu gelt sogar das Beispiel fttr die tüchtige Verfolgung einer geschlagenen Armee.

Unter entsprechend lt Berücksichtigang aller einschlägigen Grund- bedingungen wird es weder an Beispielen über sachgemäfee Lösiiag dieser Aufgaben, noch an geeigneten Führern fehlen. Allerdin^ aber darf man nicht untätig sein, nicht resigniert auf einen Seidliti warten, anstatt unablässig bemüht zubleiben, jene Gruiulhediugungen ZD erkennen und wieder in das Leben zu mUm. auf welchen eine erfolgreiche Tätigkeit möglich war und auch in Zakooft mögUch sein wird.

Versetzen wir uns im Geiste aul das Schlachtfeld, denken wür uns einen jener aufreibenden, schweren, erschöpfenden Kämpfe, in welchem die letzten Kräfte eingesetzt sind. Im weiten Umkreise erscheint jetzt Kavallerie, welche sich in räumigster Gan^rt rasch und immer rascher nähert wenn auch vielleicht in nicht vuilig geschlossener Linie, dem Gelände etc. angepalst mit Zwiscbenräanieu einzelner Regimenter oder Brigaden sollte dann uiciit auch in Zukunft der Scbreckensruf erschallen:

„Kavallerie.**

Bei einem Angriffe auf Kavallerie sind die Grundsätze die gleichen wie vor 150 Jahren; die Bewaffnung mit Lanzen bedingt die grölste Geschlossenheit. Die infantorir kämpft nicht mehr in Inneren geschloHsen^n Unien, formiert keineswegs Verteiditrungs- kolonnen und Klumpen zur Abwehr von Kavallerieangrifien, Flanke und Kücken "^ind die sebwiiehston Pnnkto aller Truppen, welche mit Feuerwatten kämpfen. Für den Führer der Kavallerie kommt es keineswegs darauf an, stets zu erwägen, was in einem günstigen Momente unbestreitbar das Beste ist, was und wie es aus- zuführen, sondern weit mehr daraoi, ,,dals es kayalleristisch nicht ausgesprochen verkehrt ist," dafs Entschlufs und Handlung sofort eintreten. Haben Übungen wie Kritiken auch nur diese Faokte klar- gelegt, 80 wareu dieselben von dem höchsten Werte."

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Neae Riohtmittel für Feldgesobtttze.

571

XXX.

Neue Richtmittel für Feldgeschfitze.

Von

ftoskoten, Oberleotnanft im Mmdeoschen Feldaräüerieregiiueiit Nr. 58.

Die im Laufe der letzten Jahre immer mehr geförderte Steige- rung der Feaerschneliigkeit nod ballistischen Leisteng der Feld- geschütze hat mit dem HohrrUcklaafgeschUtz, das ja aach fttr uns das Feldgesebtttz der Zukunft bedeutet, eine Höhe erreicht, welche die Waffe znm vollwertigen Präzisionsinstrument macht. Will man aber diesen Vorzug der Waffe voll ausnutzen, so müssen auch die Richtmittel dem Fortschritt folgen. Was nützt es, dals es der Technik gelungen ist, die Fehler des Geschützes immer mehr zu vermindern, wenn die RichleiriHehtnnerpn eine Quelle bedeutender Abweichungen, die Ursache von ungeuaueni und ungleichraälsigem Richten sind! 80 gteheu wir auch jetzt, bei EiiifUhnme: des neuen Ge^^rhUtzes, vor der Notwendigkeit, unsere Riehtvorrichtungeu auf ihren Wvrt hin zu prüfen und erforderlicheufalls durch das von der Technik «rebotene Neue zu ersetzen.

Was versteht man denn eigentlich unter iiichten? Die Antwort daraui selieint sehr einfach: Der Richtkanonier bringt durch sein Auge den oberen Rand der Visierkimme, die Kornspitze und den Fufspnnkt des Ziels in eine Linie. Auch dies erscheint sehr einfach und ist es doch keineswegs, wenn man den physiologischen Vurgang dabei etwas näher betrachtet. Wenn das Auge des Richtkanoniers eiu Ziel z. ß. auf 3000 m sieht, so ist es dafür „eingestellt," d. b. das Bild des Zieles erscheint scharf auf der Netzhaut and wird von da durch den Sehnerv ins Gehirn übermittelt, ein Vorgang, den wir „Seheo** nennea. Wenn dasselbe Auge nun aber einen ganz oaben Gegenslaiid, wie es die Visierkimme oder das Korn ist, sokarf sehen will« so molii es sieb vwcmQge seiner Akkomodatioiisfthigkeit anl diese naben EntfenmngeD ^eiDStelleo**, damit ist es aber fUr den entfernten Gegenstand, in diesem Falle das Ziel, nicht mehr akkomodieri Umgekebrt wird der Richtkanonier» der sein Auge ani das Ziel einstellen maShf om dies ttberbanpt an sehen, Visier und Eomspitw nicht scharf sehen können. Ein gleichzeitiges Scharf- seben der drei Punkte Viner, Km, 2Ael ist für das mensebliche Ange ttberhaapt nnmOglicb, in dem Verlangen, dieselben dareb Virieren in eine Linie zn bringen («Richten*), liegt also eine Fehler-

88*

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Nene Biolifenittol Ar FeldfesehtttM.

queiie ailerschlimmster Art Es ist naeh;,'»' wiesen, dals der Fehler, deo man als den „natttrliobeu Kichtfehler" bezeiclmet, zom Zeichen, dals loau sich damit abfindet, bis za fUof Minnten beträgt.

Docb damit noch nicht grenng. Eine weitere, sehr wes( utlicbe Fehlerquelle liegt in der fast unkontrollierbaren Möglichkeit des Richtens mit „feinem" oder „vollem" Kom an Stelle des „gestrichenen" Korns. Eine Berechonng der hierdnrch reranlafsten Anderongen der Schüfsweite ergabt eine bedeutende Überschreitung der schufstafel- märäigen Gesaratlängenstrennng.*) Ds^u kommen noch alle die Fehler, die durch iiulsere Einflüsse veranlaist werden, wie Beleuch- tung, Witterung, die vergröfserten Gefechtsentfemungen und das er- höhte Streben nach verdeckter Aufstellung. Welches Mafs von Übung gehört für das ungeübte Auge des als Richtkanonier aus- zubildenden Mannes dazu, welche Ftllle von Arbeit ist nötig, um einen gewissen Grad der Vollkommenheit in der Ausbildung zu eneiehent Und trotz aller Übung wird er nie erreicht werden kOniieii, da dne weseMlMehe UiMohe der Fehler im menschlichen Aoge Belbflt Hegt Und nnn bedenke man weiter, da& In einem Feldnige die Zahl der grOodUoh «usgebild^en Biehtluaianiere dueh YerlnsCe nnd Krankheit vennindert wird und ongettbte Leute, bei denen die Fehler Tiel greiser werden, an ihre Stelle treten. So wird man sieh des Eindmoks nieht erwehren können, daih die Fittzision des Kichtenz mit der sonstigen FtSslBlon der Waife nichl im Einklang steht

Han mala also darauf sinnen, die mensehliehe UnyoUkommeD- heit dnzeh Instrmnente zn nündem nnd dadnreh die Tätigkeit des Richtens von den Mängeln, die in der Nator dee mensohliehen Auges nnd des Richtenden liegen, mOgliehst unabhängig zn maehen.

Der erste Sehritt hierzn ist bereits mit EinfQhning des Libellen- auf Satz es gesohehen, wie wir ihn an unserem Feldgesehllts 96 kennen. Bahnbrechend ist hierin der Oberst v. KretBchmar gewesen, indem von ihm sehon 1890 ein brauehbarer LIbellenanftatz kon* stmiert wurde«*) Das Prinzip dieser Instrumente beruht darin, durch feste Verbindung des Aufimtzes mit einer Libelle, welche unabhängig ▼om Richtenden und der Beobachtungsfihsgkdlt des Zieles die Rich- tigkeit, Gtenauigkeit und Gleiehmftbigkdt der Richtung anzeigt, eine absolute Bans fUr die Richteinrichtnng zu sehafiien. Auf die Ein* richtoug aller der auf Ornnd dieser Gedanken konstruierten, ver-

*) Vgl. Wille, Friedr. Krupps Schnellfeaerkauoao C/99. s) NihereB siehe Wille, Krapps Sehnellfeaeilniione C/99 und Wille. Waffenlehre 1901, 2. TeQ.

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Nene Kichtmittel für FeldgeicblitM.

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Bchiedeiiarftigen LibeUenaiifsätze sei aioht dngegaDgen, es sei nur der ftr BobnUeklMi^eMbttlKe begtimmte Krappsche libellenMifuli km beBebrieben, weil er die Grundlage MÜet ftlr aUe weiteren TerbeeaeniDgen der fiiebtautlel.

Die AolBalutange, die oben daa VisiersttteiE tittgl, IbI am die Korospitze kreiBfUrmig gebogen nnd anr seibatljttigen AofleobaUnng der natürlieben OeaeboTsabweiobnng sebräg gestellt. Eine Qner* libeUe dient dazu, den Anftati in seine Nonnalstellang an bringen and somit den fSnflnCi des sebielen Bftdexstandes an beseitigen. Znm Begeb der Sprenghtfben dient niobt ein Aofsaksehieber, sondern die Aof- nnd Abbewegong einar inneren in der ttofiieren Anftatz- staage.

An der inneren Aoibatutsnge ist etwa in der Mitte die LibeUe aagesebimnbi Sie sitst also niobt mebr am Kopf der An&atntanger wie beim Fddgesöhftta 96» sondern so tief, dafe der Biebtkanonier, ebne von s«nem Sits an der linken Lafettenwand anikostehen, sie Too oben seben kann, wttbrend ibre Befestigung an der bewegliohen inneren Anbatistange ihr selbsttttiges Mitgeben beim Segeln der Spxenc^Oben anr Folge bat, was bei der Anwendung eines Aoftats- sebiebers, wie ibn a. B. die dentsebe FeldhanbitM 96 bat» niobt der F^ sein wttide. Da der Biehtkanonier links sitit^ ist natdrlieh die ganae Blobteinriebtnng links am OeseblllB aogebraobt.

Die Vorteile des LitteUenanfBatus sind ja schon doxeb seine Elnfllhning beim Gesekttta 96 anerkannt» es sei aber zoaammen- lassend noch einmal darauf hingewiesen:

1. Ist das erste Mal gerichtet, so ist fikr die weiteren Richtungen Dor das Nehmen der Seitenriohtnng dnrch den Richtkanonier nötig, die Httbenrichtnng wird dnroh Einspielenlassen der libelle genommen. Das Instrument vermeidet so die Felder des mensciilichen Auges, es arbeitet genauer, besonders gegen schlecht sichtbare Ziele und vereinfacht dadurch die Bedienung.

2. Die bei einem Geschütz ermittelte Libellenstellung lälst sieh auf die anderen Geschütze der Batterie übertragen, da geringe flttbennntersehiede ihrer Aufstellung keinen Einfluls haben. Also auch hierdurch wird grOisere Genauigkeit nnd Gleicb- mäfsigkeit der Richtungen aller Gesehtttse der Batterie und erhöhte Einfachheit erzielt

8. Eine schnelle, dauernde und zuverlässige Überwachung des Richtkanoniers auch während des Richtens ist leicht ausführbar, was beim Richten über Visier and Korn nicht möglich ist.

4. Die Ausbildung der Richtkanoniere ist einfacher, das Hiebt- instmment arbeitet auch bei Verlosten, bei minderwertiger ße-

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Nene Richtmhtol für Feldgesohtttze.

diennn^ ebenso genau und irotAdem es komplizierter geworden, ist durch seine V'erweDdung eine Yereiofacboog and Verbesse- rung' der Bt'dienujifir erreicht o. Die anfiin^licii auigetretcnen Zweifel an der Kriegsbrauch bar- keit, insbesondere, ob die Libelle die Erscbütteningen des Schusses und des Fahrens aushalten wtlrde, hat die Praxis seit langem beseitigt

Mit cUesen unbestraitbareD Vortdlen der libelle stfanmt es aller- dings oichti wenn unsere Sohietsronchrifl in Zifler 208 sagt: ,4>a8 Gesobtttz erkUt die n^henrlelitoDg mit der Libelle, wenn das Ziel scbleeht siebtbar oder gar niobt ttber Visier und Koro zu sehen ist*' Wanna will man denn die nnbestreitbaren Vorteile, die das Instrament anob in allen anderen Fällen des Bicbtens bietet niebt stets ansnotasen?

Der Wert der Libelleoeinstelinng nnd damit des Libellenaof- satses llberbaopt berobt nun auf der Genanigkeit der ersten direkten Biebtnng ttber Visier und Korn. Die Sobwlerlgkeit dieser direkten Riobtong wächst mit Zonabme der Meebtsentfenrangen nnd der Anwendung verdeckter Stellnngen. Um daher einerseits das Alf- finden nnd Anfiassen wenig siebtbarer oder sefawierig erkennbarer Ziele zn erleichtein nnd andererseits die Genauigkeit der ersten direkten Richtung zu steigern, lag der G^edanke nahe, als weiteres Hilfsmittel filr das Ange ein Fernrohr zn Terwenden. Die Vetsnehe bei der Kmpp- acheni^brik mitZielfemrohren und Femrobranf Sätzen gehen bis ins Jahr 1894 znrtlok. Dats die daraus gewonnenen Ergebe issr erst seit einigen Jahren bekannt geworden sind nnd dais das Zielfernrohr, das bei Kttsten- nnd Schififsgeschtltzen fUr deren weitere Gefeohtsentfemnngen schon Ulnger in Gebrauch hi, erst in den letzten Jahren in die Feld- artillerie Eingang zn findeo beginnt, liegt nicht sowohl daran, dals erst mit Überwindung des starren Lafettensystems, also mit der Ein- führung von Rohrrltcklaufl afetten, die Anwendung des Femrohrs über- haupt möglich gewesen wäre. Das ist auch beim starren Lafetteu- system möglich ir^^^vcsen, die meisten Staaten zögerten aber, Libellen- und Fernrohraulyätze einzuführen, weil sie zur Zeit ihres F'rscheinens schon mit Versuch pii mit dem neuen Lafettensystem beschäftigt waren und erst deren Resultate abwarten wollten. Allerdings ist die Anbringnug der Fernrohraufsätze beim KohrrUcklaufeystem be- deutend erleichtert, da bei diesem der ganze Hichtapparat an der beim Schuls feststehenden Wiege angebracht werden kann, also durch den ROckstofs Überhaupt nicht mehr in BfütleidenschafI gezogen wird. Eine zweite Hauptschwierigkeit lag in der Anwendung des terrestrischen Fernrohrs. Dieses wurde zwar durch vielfache Ver-

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Nene RMitmlttel fHr FetdfeMbBtM.

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besaenmgeii bedeatead rerkttni» aber die Bernttbangeii, dn gtm kvnes Fennohr tob mittlerer VeigiOlseruig bei Msreicbeiider Liebt- eMrke mit genttgend grotsem Geeiebtefeld bennitelleii) fthrten Hiebt n dem gewttnaebleii Ergebois. Dae Femrobr mnfiite eine bestimmte LXnge bebalten, damit al»er war es, besonders bei seiner Ansflliming mit dünnwandigen BObren, nnmOglicb, es so zn beiesUgen, dab optische Acbse bei den Ersebntlenuigen des Fabrens nnd SWefsens seine dauernd ihre riebtige Lage behielt, woranf ja seine Zuverlässigkeit beruht Gelöst wurde diese Aufgabe erst durob die Anwendung der Prieme nfernrobre nach dem Porroschen System. In der weiteren Entwiokelung: und im Znsammenarbeiten mit den eptiseben Werk- stätten von Carl Zeifs in Jena gelangte die Firma Kmpp dasn, in den jetat gebrauchten Zielfemrohren nieht mebr zwei, sondern ein ein- ziges, besonders gestaltetes Prisma zu verwenden, wodurch die optische Leistung verbessert and die äulsere Gestalt des Fernrohrs noch günstiger wird. Das Prismenfemrohr hat in der Brennebene des Objektivs ein in eine Glasplatte ein^eätztes Fadenkreuz, dessen Mittelpunkt in der optischen Achse des Femrohrs liegt und beim Richten sieh mit dem Zielpunkt decken mnls, und oben und unten je einen senkrechten Faden zum seitlichen Richten nach sehr hoch oder sehr tief gelegenen Hilfszielen. Deshalb braucht das Femrohr keine Bewoo^nng in einer Vertikalebene zu babeni es kann also viel besser befestigt werden.

Die optische Achse dfs Fernrohrs bildet die Visierlinie. Wenn diese auch viel klirzer ist, als diejenige Uber Visier ond Korn, so kann doch die Hichtnn^ durch das Fernrohr mit Fadenkreuz gegen das vergrülsert erscheinende Ziel viel genauer genommen werden, auch vom un^eüiittMi Auge, denn es ist doch wahrlich keine Kunst, das Fadenkreuz auf den beabsichtigten, im Fernrohr vergröfsert er- scheinenden Zielpunkt einspielen zu lassen. Hier wird somit der ein- gangs erwähnte Manirei des direkten Richieus, der in der Unmög- lichkeit begründet ist, das Aoge gleichzeitig auf die drei auf ver- schiedenen Entfernungen lieiienden Punkte Visier, Korn, Ziel einzustellen, völlig venniedt n, denn das Auge betrachtet im Fern- rohr nur ein Bild, Dämlich das in der Brennebene des Objektivs erscheinende und hier mit dem Fadenkreuz zusammenfallende ver- grölserte Bild des Zieles.

Im Übrigen entspricht die Einrlchtong des Fernrobraufsatzes der des oben beschriebenen Libellenanfsatzes, auch die Schräg- stellung der Aufsatzstange ist beibehalten, der zufolge das Femrohr beim Nehmen der Erhöhung um einen der Erhöhung entsprechenden Winkel in wagerechter Beziehung gedreht nnd dadurch in die Lage

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Neu» RlehtaBtttel für FeiageMhfltse.

gebracht wird, weiche der achalstafelmäDaigeü Seitenverscbiebaog^ entspricht.

Die in Ziikontt hänfi^^ere Anwendung von verdeckteo StellungeD wird es öfter als früher nötig machen, nach einem Hilfsziel zu richten. Ich e-lanbe sogar, das indirekte Richten wird nicht mehr AasDahme, soucieni Hegel bilden. Grand genug, unsere Instrumente anch bei den Feldgeschütz«'!! tiir diesen Zweck zu verfeinern. Ein für das indirekte Richten g-üiisti^'-er Umstand liegt darin, dals infolg-e des RohrrUcklauis das einmal gerichtete Geschütz seiue lüchtuug nicht nach jedem Schnls ändert, sondern dals es feststeht. So kommt es in der Hauptsache darauf au, die erste Richtang so genau als möglich zu nehmen. Dals unsere jetzige Kichtöäche, die nebenbei bemerkt, nur eine beschränkte Anwendung von Hilfszielen gestatiet, ftlr die Zukunft den erhöhten Ansprüchen nicht mehr geuUgen kann, ist klar. Man wird zum Richtkreis Ubergeben müssen. Das ist eine kreislürmige, wagtircchiu, mit einer Einteilung des Umfange» versehene Scheibe, auf der ein Diopterlineal drehbar ist, so dafs man den durch die Visierlinien Geschütz-Ziel und Geschütz-Hilfs- ziel gebildeten Winkel genau ablesen und auf die anderen Ge- schütze Ubertragen kann. Tritt au Steile des Diopterlineals das Fernrohr selbst, so wini in Verbindang mit einer Mikrometertrieb- schraube die Möglichkeit gegeben, auch geringe Korrekturen präzise auszuführen. Der Richtkreis wird auf einem Verlängerungs- stück, welches so lang ist, dafs man über Räder und Schilde hiDwcgvisiereo kann, auf den Aofsatzkopf aufgesetzt und dadurch erbSht

Da, wie bereitB erwMlint, die dofoh die optlsehe Achse ilea Fernrohrs gebildete Yisierlinie, trotzdem sie sehr km ist, genauer arbeitet als die lange Uber Visier mid Koni, so durfte als weiterer Fortsohritt das Biobten mit dem Femrolir allein die Regel bilden. Nur fOx das Biehten naeh raseh sieh bewegenden Zielen ond anf nahe Entfemnngen, also z. B. gegen anreitende Kavallerie, kann die ans Visier und Korn bestehende Biehteinriohtnng mit Vortsfl beibehalten werden. Hierza kann aber auch ein knrses Hil6diopter dienen, so dalh das Kon ganx wegfoUen kann. Es ergeben sieh hierans onter Beibehaltnng' der bisher besprochenen EinriohtungeD folgende Vereinfaohnngen:

1. die AnfsatBstange branoht nicht mehr in einem Bogen ge- krümmt za sein, dessen Mittelpunkt in der Komspitw Bogt nnd dessen Halbmesser dnrch die Visierlinie gebildet wird, ihre Krümmung kann Tielmehr beliebig gewtthlt werden, waa eine Erleichterung der technischen Herstellung bewirkt;

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Neue BldiliBittel flfr FaldgeiolilltMe.

6TT

2. die Drelmiig des Aufsalus sor Ausehaltiuig des sohieien BftdeniaDdes braucht nicht mehr am eine Aehee ftOsgefUbrt m

werden, die in der Visierlinie liegt sondern kann um irgend eine beliebige, znr Seelenacbse dee fiobies parallele Aehse er- folgen;

8. da das Visier mit seiner Einrichtung ftlr die Seitenyer- schiebnng wegföUt, kann der AQ£Baliko|ii selbst als Rieht« kreis aasgebildet nnd das Fernrohr, am mne senkrechte Achse drehbar, darauf angeordnet werden. Es wird also das Hüfs- Instrument entbebriioh, ein Vorteil der niohi genug hervor- gehoben werden kann, nnd das Aufsatzverlängerongsstttck dient nunmehr nnr dazu, den Anftatskopf erforderlichenfalls zu er- höhen. Das HiUarisier an der rechten Seite des Fernrohrs, besteht aus einem kurzen Diopterlioeal mit in Ringen ge- fafsten Fadenkreuzen. Das Gesichtsfeld des Femrohrs (13 Grad) ist erfahrungsgemäfs aosreichend und seine Vergröfsening (dreifach) genügt reichlich für den praktischen Gebrauch. Das Hilfsvisier kann mit Vorteil ersetzt werden dnreh ein sehr sinnreiches optisches Instrument, den sogenannten „Sucher". Durch Spiegelung wird das Bild eines hellen, stehenden Kreuzes, das als Zielmfirke dient, in das vor dem Okular befindliche \n^e des Rich- tenden geworfen, ohne dals das Instrument vergrölsemde Wirkung hat. Das Kreuz erscheint in der Mitte des Gesichtsfeldes frei schwebend und bei Betrachtung eines entfernten Gegenstandes, z. B. des Zieles, in gleicher Entfernung wif dieses, der Richtende hat also den Eindruck, dals die Zielmarke mit dem wirkliehen, unver- änderten Bilde des Zieles zusammenfällt. Geschieht dies, so geht die durch die Achse des Suchers gebildete \ isieriinie durch das Ziel. In Verbindung mit einem Gesichtsfelde von 20 Grad ist so die Möglichkeit schneller Zielauffassung und bequemen nnd doch genauen Richtens gegeben. Der Vorteil des Instruments liegt darin,, dafs der „natürliche Kichtfehler** vermieden wird, denn das Auge hat sich nnr auf das Ziel selbst t iii/ui^tellen, mit dessen Bild ja die an! der Kelz haut erzeugte Ziehuarke zusammenfallt, es kann also viel schärfer sehen und richten, l'm aber bei feststehenden Zielen eine noch grölsere Genauigkeit der lüchtung zu erzielen, ist ein „Vorschlagsferiirdhr" so mit dem Sucher verbunden, dafs es vor dessen Okuliirofinung geklappt werden kann. Die optischen Achsen beider Instrumente fallen dann zusamruen uud durch die vergröfsernde Wirkung des Fernrohrs ist ein Verbessern der mit dem Sucher be- reitö ausgeführten Richtung ermöglicht

Nicht unerwähnt bleiben darf die von der optischen Anstall

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Nene Biohtnitt»! für FetdgMchtttM.

Ooerz ansgefUhrte Konstraktioii des PaDoramafemrohrs. Beim Richten nach seitlichen oder rückwärts gelegenen Hilfszielen bringt die Drehung des Fernrohrs an! dem Kichtkrei« für den Richtkanonier

UnbeqnemlichkeiteOf wodarch das gleichzeitige Bedienen der Höhen- und Seitenrichtmasc hine fttr ihn erschwert and das Richten verlangsamt werden könnte. Onreh eine sinnreiche Anordnung von Prismeo, aaf die genauer einzugehen zd weit itthren wtlrde, ist die Einrichtung getroffen, dafs nar das Objektiv des Femrohrs im Kreise bewegt wird, während das Okular stehen bleibt, so dafs der Richtkanonier also stets nach vorn siebt Dabebei findet sich das drehbare Objektiv senkrecht so weit ttber dem Okalar. dafs der Mann sogar Uber seinen Kopf hinweg nach rflek- wärts visieren kann. Ob diese gewifs sehr geistroiehe, aber in ihrem konstruktiven Aafbau sehr empfindliche Einrichtung:, die nr-henhei noch sehr teuer ist, fUr den Feldgebrauch sich hewäbreu wird, das müssen ausgedehnte Versuche wohl erst beweisen.

Libelle und Zif^lfernrohr werden die Gnindlag-e für alle m- kllnftifren K (Mistruktioneii der Richtinittel für Feldgeschütze hücira müssen. Es erscheint aber ounötig, auf die zahlreichen tlbri^^eti Konstruktionen naher einznirehen. die von der besf^hrielienen Krapp- schen nur in Kin/elheiten mehr o'ier weniger abweichen. Besondere Erwähnung verdient nur noch der vr>n dem rumänischen Major Ghenea erfundene Aufsat/,, ebenfalls ein Libeilenaufsatz mit Fernrohr und Richtkreis, bei dem aber das Prinzip der Auf- und Ahbewegong zur Einstellung der Aofsatzhöhe, um dem Hohre die Erhöhung zu geben, verlassen ist. Die Aufsatzstange, die in Nullstellung senk- recht zur Seelenachse des Kohrf»s steht, schwingt vielmehr nach vom in einer Ebene, die der Hohrachse parallel ist. Je weiter sie nach vorn schwingt, um so tiefer mufs das VcrschlaOBstttck gesenkt, die Mündung des Rohres also erh()ht werden, damit die Lit)elle wieder einspielt. Ein Trieb mit Trommel dient /ur Bewegung der Aufsatzstange und zum Einstellen auf die Entferiiungszahlen. Bei Versuchen hat sich dieser Aufsatz, der auch von der Kruppschen Fabrik angefertigt wurde, mehrfach sehr gut bewährt, da er schnell und dabei li-enau arbeitet.

Eine ganz eigenartige und von allen bisherigen Kiehtmitteln abweichende Einrichtung wurde zuerst heim iranzösischeu Feld- geschtttz 97. dem ersten in der Praxis angewendeten Rohrrücklauf- geschtttz, angebracht, die sogenannte „unabhängige Visieriinie.*^ Wenn das Ziel nicht im MUndnngshorizont des Rohres, sondern hSber oder tiefer steht, so ändert sieh die fttr die betreffende Ebtfemong . nfitige ErhOhnng am den QeUndewinkel; es mnls bei jeder Ent- femungsänderoDg die eigentliehe EriiOhang nm diesen Winkel Yer*

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Neae Richtmittel für Feldgeachtttze.

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mehti oder Tenmndeiti also jedenmal die gesamte HOhenriobtong ▼OD neaem genommen werdeo. Da dqd ans einer bestimmten Stellong gegen dasselbe Ziel der Gelftndewinkel stets derselbe bleibt» andererseits Ar eine jede Entfexnnng der Erhöhnngswinkel des Robres jedesmal der gleidbe ist, bat man beides getrennt: Die Er- höhung wbrd naob einer Gradbogeneinteiinng dem Bohre gegeben, onabbAngig von der Tätigkeit des Biebtensi nnd die Yisierlinie wird ▼ermittelst des Biebtfeiniobres dnreh das Ziel gelegt, unabhängig ron der Erhöbaog des Rohres. Indem der rechts sitzende Kanonier (Verschlafswart) die Rohrerhöbnng, der links sitzende Richtkanonier das Richten ansfbhrt^ beide in ihrer Tätigkeit nnabhän^ig: von ein- ander, hat man eine günstige Arbeitsteilung erreicht. Die konstruk- tive u Einzelbeiten gehören nicht hierher. Der Vorzug des Rohrrttck- laufsysteras wird hier in vollem Malse ausgenutzt und die unab- hängige Visierlinie zeigt ihre Vorteile namentUeb bei einem Strea- yerfahreu, das ja schnelle Entfernungsänderungen verlangt, aolser' dem beim Ricbteii gegen bewegliche Ziele, denen der Richtkanonier dauernd, also auch bei Entfernungsändeningen, mit der ViHierlinie zu folgen vermag. Man bat dieser Einrichtung, abgesehen von gr?5fserer Kompliziertheit, vielfach den Vorwurf gemacht, da(s die Arbritsteilnns: im Interesse der Schnelligkeit des Richtens ja sehr schtm sei, dals man aber statt des einen nunmehr zwei Richtkanoniere brauche, was sich bei Verlusten doch sehr unangenehm fühlbar machen könne. Diesen Nachteil vermajr ich nicht einzusehen. Die Tätigkeit des \ erschlufswarts beschränkt sich doch nur auf das mechanische Einstellen der kommandierten Entlernuügen au einer Teilung, was nicht schwerer ist als das Zttnderstellen auch nnd mit dem eigentlichen Richten gar nichts zu tun hat. Im Gegenteil, gerade bei \ erlusten treten die Vorteile der unabhängigen Visier- linie besonders hervor: ist einmal auf das Ziel gerichtet, so ist nichts weiter nötig, als mechanisch das Hohr auf die Entfernungen einzustellen, was von jedem ausgeführt werden kann und so schnell gebt, dals dieser Mann auch noch Laden und Abfeuern bequem be- sorgen kann. So kann nötigenfalls das Geschütz mit zwei Manu noch bedient werden. Es eufctieht sich vorläufig unserer Kenntnis, welche Erfahrungen die Franzosen mit ihrer unabhängigen Visierlinie gemacht haben, ancb sonst liegen nnr wenig Ergebnisse ?on Ver- suchen bis jetzt vor. Man dttrfte aber doeb wohl nioht fehlgreifen» wenn man der unabhängigen Visiedinie die Aikunil vorbersagt.

Wie unsere Biebtroniobtungen in Zukunft sieh gestalten werden, darüber werden erst ausgedehnte Versnehe entsebeiden. Die Vor- teile des Zielfernrohrs, das als neues Element der Libelle an die

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Neue Biohfcmittel ffir Fal4geMhtttM.

Seite tritt, glaube ich genügend hervorgehoben za haben. Wie alles neae, hat es auch seine Gegner und mannigfach sind die Vorwurfe und Bedenken, die gegen das neue Richtmittel erhoben werden. Gewilb ibt vom einfachen Stabaufsatz mit Korn des Feldgeschützes 73, ja selbst vom Aufsatz der Feldkanane 96 zum Libellenaufsatz mit Zielfernrohr und Kichtkreis des Zukunftsgeschtttzes ein weiter Schritt, und auf den ersten Blick ist man verbucht, au einer für den Krieg nötigen Einfachheit dieses Aufsatzes zu zweifeln. Und doch, wenn auch das Werkzeug, den Fortschritten der Technik folgend, kom* pliderter scheint, wieviel einfacher wird die Tätigkeit des Bieht- kaooniers, meriel leieliter seine Ansbildimg, wieyid besser ist er sa eisetsen, ohne dab die Bedienung des GeselmtMS darunter leidet! Die £infaehheit, wie sie der Krieg fordert, ist für die Bedienimg dnrehdie VerTOllkommnnng des Instramentes eir^ebt. Wennleta- leres nur imstande ist, den Anforderungen auf Haltbarkeit, die der Krieg stellt^ so gentigen!

Dies ist das zweite Bedenken, das erhoben wird. Da sei zu- nächst daraui hingewiesen, dais unsere Fnrsartillerie bereits die schärfsten Versuche mit Zielfernrohren am Aufsatz ausgeführt hat. Die Einführung dieser Aufsätze an allen ihren Geschützen be- weist, dälü die Versuche vollkommen deren Brauchbarkeit erwiesen haben. Ferner haben nach ausgedehnten Versuchen unter anderen die Schweiz, Schweden, Dänemark, Türkei sich zur Annahme der FenurohranfsätEe enlschJossen. Das kurze Femrobr liftt sieh so gaft befestigen, dab VeraohlebnngeD der optischen Aehse aneh naeb längerem Gebianeb niobt sa beflliobten sind. Bis sn 6000 Sebn(s haben einige FennehraafBätK der Krappeehea Fabrik berdts ans- gehalten» ebenso Fahrrersaebe ansgexdehnet überstanden. Aueb In S$ebweden haben die Zleifenuohre nach zweijährigem Truppen- gebranoh keinen Anlab zn lif;end weloben Ansstellnngen gegeben, sieh vielmehr danemd, aneh bei swel Winterknrsen der FeldartlUerle* sobleltoehale vorstlglieh bewährt.

Andere Einwürfe, dals das Femrobr durch Regen unsichtig würde, bei Nebel seinen Dienst versage, überhaupt leicht beechlage, sind gegenüber den bedeutenden Vorteilen, die es bietet, nicht ent- scheidend. Gegen die Einflüsse des Regens kann eine leicht anzu- bringende Kappe schützen, bei Nebel versagt das menschliche Auge beim direkten Richten erat recht and lumn nur eine kräftige Unter- sttttnmg dnroh ein helMehtIges PrismenliBflnrohr frendig begruben, and gegen Beschlagen beim Schiefiwn sollte doeh wohl Abwischen helfen.

Rulalaad and der rnssiaob-japaaische Krieg.

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So kommt mao za folgenden Schlüssen:

1. Unsere modernen Präzisionsgeschttkze gestatten und verlangen die Anwendung der Libellenanfsätze mit Fernrohr nnd RiebtkreiB» deren zweokmftlsigste Formen sieh ana praktischen Verenehen ergeben haben;

2. die Eriegsbranehbarkeit der Jetst von der Teolintk ge- botenen Fernrohranfstttse steht anreer allem Zweifel;

3. trots seheiabarer Kompliaiertheit derselben wird die Aasbildnng der Riebtkanoniere vereinfaeht nnd den- noeh die Gute nnd Oleiehmftfsigkeit des Biehtens auf ein hohes Ifafs der Vollkommenheit ^^ebracht.

XXXI.

Rulsland und der russisch-japanisciie Krieg.

Von

Generalmajor von Zepelin.

IL

Seit unserem letiten fieriohte haben die Dinge za Lande den Fortgang genommen, den wir nach der Kenntnis des Kriegssohan- platzes nur erwarten konnten. Die Operationen auf dem ostasiatischen Kriegsscbaaplatze stehen eben wie selten anter dem mächtigen, ja tibermächtigen Drucke der Natur desselben. Wenn je die Grewalt der militärgeographischen Verhältnisse sich geltend gemacht hat, dann ist es hier der Fall. Mühsam arbeiten sich die Japaner aaf der Strafse Söul-Phöng-8an-Phy?^ng'-jan^-Andschu auf Widschu vor- wärts. Es ist diese Strafse, wie wir es frUher erwähiiteii, die ver- liältnisniäfsig am besten erhaltene von all( n Strafsen Koreas, weil auf ihr die Gesandtsehafton ihren We^: nahmen, die die rrrschenlie an den Hof von rekiuir luachlen, welche oft das einzige Zeichen der Aiirrkennung der Überhoheit Chinas tiber das ,,Land der Morgen- röte^' und lucos a non lacendo ~ „des stiilea Friedens" waren.

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Bnftland und der niitfMli-j»piiilMlie Kiieg.

Aber auch diese Strafse, Damentiieb zn dieser JahreRzeit, befindet

sich in einem Zustande, der jeder Beschreibong spottet. Die japanische Annee mals daher dem Soldaten den Wegebaaer in Ge- ßtalt des Pioniers und /-ahlreicher Arbeiterkolonnen vorangehen lassen, am Brücken /ii hniirn, dir fast völlig fehlen und die engen Oebir^^- strafsen für die Artillerie und die Trains, welche keine Armee, welche ninht auf die notwendige Freiheit der Bewegung verzicbtrn will, entbehren kann, instand setzen zu lassen. Hierzu kommen Verptieguii^s- und Unterbringungssohwierigkeiten; kurz auch ohne einen Feind sich gegenüber zn haben werden die Märsche lU-n Schneckeii{^'Hii;i; aiiitehmen, den mau nattlrlich auf einem europäiachen Kriegsschauplätze nicht kennt.

Man hatte zuerst japanischerseita Tschemnlpho /um Hafen für die Anss( bit!ung der Hauptkräfte gewählt, nls man durch deu Ver- lan! der Ereignisse zur See immer mehr der KUcksichtnahme auf die russische Flotte überhoben zu sein glaubte, wählte man Tschinampho zum Ausscbittun^^s])iatz. Am 4. April erreichten die japanischen Spifaeu den Yalu bei dem vielgenaniileu Yongampho (Jouampo) und Widschu am unteren Yalu, da wo er sich inyiele Arme teilt, die eine grölsere Zahl mehr oder weniger bedeutender Inseln umscblielsen. Bei Yongampho scheinen die Japaner die Anlagen der russischen Gesellschaft, welche sicbmit der Verwertung der dor- tigen Waldungen beschäftigt, zerstört zu haben. Wenigstens geht dies aus den Berichten der russischen Presse henor, die auch behaupu t, d:iU die russische Niederlassung in Yongampho keines- wegs sich der WaldverwUstung schuldig gemacht hätte, dals im Gegenteil im Yalugebiet noch herrliche Waldungen beständen.

Bezeichnend für den Vormarsch der Japaner ist auch wohl der Umstand, dafs sie von Andschu nach Widschu etwa 130 Kilometer 14 Tage gebrancht haben, also etwa 10 km täglich zorttckgeiegt haben.

Dafs die Küssen am Yalu den Angriff mit ihren Hauptkräften entgegentreten werden, scheint kaum wahrscheinlich, ebenso selbst- verständlich erscheint es abrr auch, dafs sie dort Vortroppen stehen lassen, die den Japanern s*dange als möglieb AutVaihalt bereiten. Die rassischen ,,Jagdkonmiandos'" haben hirr ein vortreffliches Feld ihrer Tätigkeit, und der Kampf aof den Inseln der Mündungs- arme des Yalu, so unbedeutend auch die von beiden Seiten be- teiligten Kräfte sind, hat bereits eine Menge interessanter Momente ergeben.

Der dort kommaudierende General Katscbaliosky^ wie General-

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Kofsland und der russiäob-japiuiisohe Krieg. öSSt

mntant Alexijew am 18. April dem Kaiser meldet^ batte In der Nacht «un 8. April Ftetwilligenkommaiidos auf das linke Ufer des Yaln gegenüber Widscbn gesandt. General Katsehalinskij befeUigl die dritte ostsLbizisohe Sehtttaenbrigade, bente zur Division gemaebl^ naebdem ihre Beglmenter TerBtilrfct nnd ibr mebr Batterien sngeteih worden. Die Freiwilligen baben in anfterordentlicb kflbner und ge- scbickter Weise ihre Anlgaben geltet Der Leutnant Demidowitsebf weleber naeb der Meldung des Generals Koropatkin in sehr erfolg- leieberwelse den Japanern auf den Strominseln entgegentrat, ist hierbei ein Opfer seines Wagemutes geworden.

Nach nnkontrollierbaren Zeitungsnachrichten soll die mit einer swdten Japanisehen Armee (l., 3. nnd 4. Division?) abgesandte Transportüotte in der HOhe von Tsobinampbo angebalten sein. Man deutet diesen Umstand mit der Absiebt, diese Armee sn einem An- griff auf die rechte Flanke der am Tain vermuteten russischen Truppen zu verwenden, nnd sie zu diesem Zweeke im Mündangs- gt'biete dieses Flusses landen zu lassen. Dies kOnnte unseres Erachtens doch wohl nur zwischen Antung auf dem rechten Ufer des Yaiu und Tatnngkon der Fall sein, um von dort gegen die Strafse Widsohn- FUnchantechen, d. h. die Verbindung der rnssisohen Vortruppen am Yaln mit den Hanptkräften bei Laojan-Mnkden vorzugehen. Nun darf man sich keiner Täoschnng über die Schwierigkeit einer Landung an der hier eine soleiie keineswegs begünstigenden sttd- mandsoburischen Küste hingeben. Die Küste des koreanischen Golfes gestattet eine Annäherung von Schiffen mit einem Tiefgange von 6 bis 9 m nicht näher wie bis auf 8, mehrfach aber sogar nur bis auf 10 km. Es kOnnen daher oft nicht nur flachgehende See- schiffe, sondern auch sogar japanische Schalanden bei allen Punkten und bei jedem Wetter bis unmittelbar an die Küste herankommen. Die UmsHamung der KUste bilden nicht hohe, aber steil zum Meere abfallende HUgel. Die sie trennenden Niederungen bestehen oft aus sumpfigem Torfboden. 20 bis 25 km von der Küste steigen die niandschnrisehen Gebirge auf. Im Feldzuge 1894, wo sich die Ver- teidiger der SUdmandsehnrei, die Chinesen, bekanntlich sehr passiv verhielten, landeten die Japaner bei Hwa-juan-Kou. Die Landung an der Mündung des Yalu, wo ebenfalls japanische Trappen ans Land gesetzt wurden, soll sehr schwierig gewesen sein.

Nach den uns zur Verfügung stehenden Nachrichten scheint die fast völlig unverständliche Zögeruog der Japaner, eine zweite Armee landen zu lassen, sich nur durch das Gefllhi erklären zu lassen, dai's mit der Übernahme des Belehis durch den Adrnirai Makarow eine Offensive der rassischen Flotte nicht ausgeschlossen war, and

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584 Ba&laiid nnd der rosdsoh-jftpaiiiMbe Krieg.

man nioht in der Lage wv, ehe die Seeherrschaft ToUatiodig er- TDogeD, eine Landong, die ohnediea einer aftaiken nnd eneiigiaeben Armee gegenüber immerhin Ihre Bedenken biit, doreiizafltbren. Ob die Yerinafte, weldie die nuaiaohe Flotte erlitten hatte, namentlieh -aber der Tod Ihres ansgeseiohneten Admirala Maluurow^ dessen an- regender Ebünls sieh ttberall in Pott Arthur geltend maehte^ ihre Tätigkeit soweit gel&bmt haben sollten, dalh sie anf eine oiensiTe Bolle, die ihr allerdings dnrek ihre nnmerisehe Unterlegenheit er* Schwert wird, Terzicbten sollte, stehe dahio. MOglieh aber, dafs bei der Teränderten Lage die Landung der sweiten japaoisehen Armee nnn doch anageftthrt wird.

Die Untätigkeit der Japaner, namentliob aber ihre partielle Jfobibnaehnng, ist ferner dnmb folgende Umstünde sn erklären:

1. Dnreh die richtige Benrteilong der Natnr des koreaaisehea Kriegssehanplataes, der eine Vorbewegnng grOiserer Thippenmassen anf der einen voiliandenen, einigermalsen benntsbaren Stralse ron SQnl nach Widscbn, in dieser Jahresseit nur im langsamstem Tempo gestattete und dnreh die Absieht, dem Gros der Armee den sehinetigen Landweg zu sparen, sowie die Kriegslage genügend geklärt war,

2. Dnreh Rtteksioht anf die flnanalage des Landes.

dfapan ist kein reiches Land. Man spart daher anch im Frieden in fast nnwUrdiger ond fttr den Staat nicht vorteilhafter Weise mit den Aasgaben für die Beamten ond Offiziere, deren Unter- halt teUwdse für alle die AngdiOrigmi der besseren Klassen, welohe ihr Leben dem der Enropäer anpassen müssen, sehr tener ist Man hat s. B. im Jahre 1908 zwei Ministerien von ehiem Beamten ver- walten lassen. Es wnrde statistisch berechnet, dais der Krieg absolnt Japan weniger kosten wird wieBofsland, dals auf Schienen- wegen Ton 8000—10000 Werst Truppen und Munition aus Enropa hezanziehen mnls, dab aber dies Bild sich ganz anders gestaltet, wenn man das Verhättnis der Kosten des Krieges zu den Jahres- einnahmen des Staates ins Auge fa&t.

Dann wttrden die Kosten, welohe Japan für einen sechs Monate dauernden Krieg zu zahlen hat, mehr betragen als die ganze Jahreseinnahme des Landes. Für Kolsiaiid wttrden sie sich aber nur auf den sechsten Teil des Reichsbndgets belaufen« Aritbmetisoli lassen sich solche Aufstellungen freilich nicht be- grQnden.

Nun ist anch die Bede davon gewesen, dafe die Japaner den Golf von Ijantnng, insondeilieit das Mündungsgebiet des Ijaohee, znm Platz fbr ihre Landung wählen würden. Die rassische Heeres-

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Bnfilaiul und der niaaiiMb-jipiiiisolie Kri^g.

585

leitong scheint diese Möglichkeit nicht fttr aufgeschlossen za halten, wenigstens hat sie den Hafen von Njutechwang in den Belagernngs* zustand erklärt and befestigt Wir wollen aaf die Schwierigkeiten, welche eine Landong auch dort haben wttide, an dieser Stelle nicht eingehen. Sollte es den Japanern gelingen^ in einem Teile des Golfes von Ljautong zu landen, so würden hierdnreh allerdings die Verbindungen der Rossen empfindlich bedroht, Port Arthurs Isolierung ermöglicht und eine Umgehung der etwa mit der Front zum Yalu aufgestellten Armee ermö^-nr>ht sein. Aber ob dies angesichts der von Tag /u Tn'^ in ihrer Stärke wachsenden russischen Armee mög- lich ist, stehe daiiin'

Diese Armee iuil antiaut rud Verstärkungen erhalten, wobei man in besonderem (irade auch auf die sibirischen Truppen zürtlckge- griöeii zu haben scheint. FUr«?t Chilkows Energie und praktische Erfahruiiir hat die groben Unterlassungssünden der Techniker an der BaikaluriiL^chungsbabn durch die Legung des eigenartigen Schienen- veges iihcr das Eh den Sees und durch die vortrefflichen Anordnungen nui der grolsen Etappeniinie wieder gut zu machen gewulst. Wenn es auch nur gelang, die Feld -Eis-Eisenbahn hauptsächlich für die HerllberschaflFung von rollendem Material zu verwerten, so hatte doch die Erreichung dieses Ergebnisses grofse Bedeutung. Vom 2. März bis zum 28. März sind nicht weniger als 250O Eisenbahn- wagen aller Art und gegen 100 Lokomotiven über den See geschafft darch welches das rollende Material der Transbaikal-, der Ostcbine- sischen und der Ussuribahn, auch fttr Zwecke der Truppenver- schiebnngen usw., verstärkt wird.

Zurzeit ist beim Aulgauge des Eises die Verbindung Uber den See allerdings am lueisten erschwert. Fürst Chilkow hat sich von neuem uach dem Baikal begeben, um auscheinend ncuv Aushilfs- maisregelü für die Herüberschaffuiig der Truppen und die Be- schleunigung der Arbeiten an der Umgehnngsbahn zu betreiben.

in richtiger Erkenntnis der Wichtigkeit des Schutzes der Eisen- bahn bat man seitens der russischen Heeresleitung umfassende Mals- regeln zum Schutze derselben getroffen.

Vom Osten des europäischen Radsiaods ab ist die von ihr dnrchschritteue Gegend in Kriegsznatand erkliit, in der Mand- schurei sind neben der 6renswa<^ freiwillige Drasehinen Itlr den Dienst an der Bahn anfgebeten worden. Die ehinesieben GonTemeore haben strenge Befeiüe an die BerOlkemng erlassen, sich nicht allein Jeder Störung des BahnTerkebrs, sondern aneh Jeder Begünstigung einer solehen dnieh die Chnnchosen sn enthalten. Gegen diese sind die strengsten Strafen ToHstreefct worden, ebenso gegen

JaMI«ter ftr il« d«ata«hi AiVM an« MnlM. V«. IM. 89

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BaAlaad und der roMMi-Jq^iaMA Kiltf .

japauiecbe Offiziere, denen verdächtige Annäherung au die Bahn nachgewiesen war.

Die V^erstärkang der Landarniee ond die jetuge Dislokation «od Organisation der mssisehen Truppen in Oatatien behalten wir uns (ÜT eine spätere Besprechung vor.

Wir wenden uns zorn Scblnis noch mit einigen Worten ni der Lage in und Tor Port Arthur.

Mit der Emennong des Admiials Makarow war ein frisoberer Zng in die Leitong der Flotte gekommen. Ifit begeistemden hoff- nungsvollen Artikeb hatte die ms^he Presse die Berufung dea

Admirals anf den so schwierigen Posten als Führer des in seiner Tätigkeit so gelähmten Gesebwaders des stillen Oseaas begrttiht.

Und non die jähe Yemicbtang dieser Hoffiinngen und das Ende dieses ta|rferen ond ontemehmnngslnstigen Admiials!

Wahrlich, der Soldat kann die Trauer Knislands mitempfinden.

Nach dem Ablage der japanischen flotte am 27. März war Admiiat Ifakaxow mit seinem Ckttobwader wiederholt in See gegaugeor die Japaner hatten sich aber gaaa stUl verhalten.

In der Nacht snm 12. April sandten die Japaner drei Torpedo- bootsdivisionen mit dem Ißnendampfer „Koryo Mam" naebderBheede von Port Aitbnr, wo sie an verseUedenen Stellen Streaminen legten^ ohne dab die Bassen dies bemerkten.

Als die msslscben VorpostenbooCe in den Hafen bei Anbmcb des Tages sorttekkehrten, trafen zwei, die mrilhrend der Nacht von ihrer Dividon abgekommen waren, anf die Japan«:.

Diese machten Jagd anf letstere, wobei der „Straschn^^, eke ihm der MBiyan" zn Hilfe kommen konnte, nnterging. Als dieser wachthabende Kreaier gegen die Japaner vorging, sogen sich diese aaf ihre Krenser snrttck.

Admiral Makarow ging nnn mit den IJnienschiffen «Petro- pawlowsk**, „Peresswjät** nnd „Pobjada**, „B^jan^ nnd sechs kleinen Fabnengen gegen die japanischen Kienier vor, die etwa 16 See- meilen zurückgetrieben wurden.

Als aber sechs japanische Linienschiffe nnd zwei grolse Kreazer herankamen, ging der Admiral znrflck, um vor der „Solot^a Ck»ra'^ die Schlachtordnung einzunehmen.

Hierbei traf der „Petiopawlowsk" auf eine Mine und ging mit fast allen Offizieren nur der Groüsfürst Kyrill Wladimirowitsch ond einige Offiziere retteten sich nnd Mannschaften anter; die „Pobjäda" wurde beschädigt.

Wir haben schon oben erwähnt, welches Unglück iOr Bolsland

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Umschau. 5{^7

der V«rlii8t des ,,PetropawlowA;^ mur. Die nusiBehe Flotte wurde bieraaf den Japanern gegenüber nnterlegener als irOher.

Die Znknnft wird lehren, ob Admiial Skrydlow, der soeben ernannte Naebfolger Blakarows das SeUeksal wenden kann.

Umschau.

Uns ging naohstehende Znscbzift zu:

Redaktion der » Jabrbtteher ftlr die Deataehe Armee and Marine*

Berlin.

In der Nr. 3 1904 Ihres geehrten Blattes sind ErlSatomngen Uber ein KompromiliBgeflchttts gegeben worden, welche als anxa- treffend beieielmet werden mflssen. Tatsieblioh hat seine £ixielleni| der Herr Kriegsminister, das snkllnfllge HodeU des deotseben Feld- gesebtttaes als ein KomproniKsgeseiitttB Kmpp-Ebrhaidt beidobnet, was aneb den tatsllobliehen VerbSltnissen entopricht.

Wir ersnefaen bofliehst, auf Grand des Frelsgeselses in der Bttobsten noeb nicht dniekfertigen Nammer Ihres geehrten Blattes diese Beriebtignng verOffentliehen za wollen.

Ein Exemplar der «KObiiseben Zeitong* Nr. 28« liegt zur gefl. Einsieht bei. Hoebacbtungsvoll

gex. Heinrieb Ehrhardt, Geb. Baarat.

Die hier angezogene Nommer 236 der „Kölnischen Zeitang** enthält eioe „Berichtigung" ähnlichen Inhalts wie vorstehende Za- schrift. Die Leitung der „Jahrbttcher fttr die deutsche Armee und Manne" bemerkt zu letzterer, dafs die ersten durch obige Zusohrifk angefochtenen und ins Märzheft der „Jahrbücher^' übernommenen Angaben der „Kölnischen Zeitung*' No. 164 sich naehgeprttft wie aaeh in jenem Heft ausdrücklich bemerkt war als zutreffend herausgestellt hatten. Diese Nachprtlfang ist nochmals erfolgt und hat wiederam zu dem fc^rgebnis geführt, dals nach der bestimmten Erklärong eines Mitgliedes der Bndgetkommission in der betreffenden Sitsong der Bndgetkommission der preulsische Kriegsminister nur den Aosdruck ,^KompronütBge8ohtllz'' gebraoebt hat, ohne den Zusatz „Krnpp-EbrhardfS

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ümscbau.

ItaUen.

Ver- Die im letzten Berieht beleuchtete SteigeroDg der Reisekosten

le?Weler°°^ Tagegelder für Offiziere, anber GeneraUtät, bat der Kriegs- Subatt«fn- minister am 21. März in der Kammer zwei weitere Votsebläge zur offisieie. YerbeBBening der Lage der Snbaltemofliziere folgen lassen, die In einem Gesetzentwarf „Vorkebrnngen fttr die Snbaltern- offiziere des Heeres" znsammengefabt sind. Gleiehzeitig legte General Fedotti einen andeien Gesetzentwurf betreflfend Ändern ngen in der Besoldung nnd den festen Zulagen im Heere Tor, der dnieb Brspanisse in den Kapitetai Bekleidung und AnsrtlBtung (kommt aneh bei dem vorhin genannten Gesetz in Frage), ermöglicht durch Vorhandensein der nötigen Voiritte und durch billigere Be- sehafinng in Zukunft^ die Mittel schaffen will um 1. den VeipflegnngB* suscbuTs flir alle Mannschaften um einen Centeaimo täglich zu steigem, 2. die Marschälle (8,16 Lire täglich) und die T^mpeter nnd die Tambours zu bezahlen, 8. die LazarettTerpflegong auf täglich 1^ Lire Ausgaben zu yerbessein und diese Neuerungen am 1. Juli m B^fk treten zo lassen.

Was den Gesetzentwurf, betreffend die Subaltemofffziere, angeht, so kÖDDen wir beute Haammaogels wegen, nnr seinen Inhalt skizzieren und aal die vom Kriegsminister vorausgeschickte Begründung nicbt so ausgiebig eingeben, wie dies wünschenswert erschiene. Der Kriepminister gebt davon aus, dafs eine Verbesserung des Grund- gehalts der Subalternoftiziere unabweisbar nötig, weil es 1. nicht mehr den heutigen Anforderungen an Lebeosbaltung entspreche, 2. aber auch diese Offiziere in den subalternen Stellen ungewöhnlich lange bleiben und so sehr weit hinter Zivilbeamten in gleichem Lebens- alter zorttckstehen. Wir haben daher zunächst eine Steigerung des Grundgebalts um je 200 Lire zu verzeichnen, so dafs der Unter- leutnant auf 2000, der nen ernannte Leutnant auf 2400, der neu beförderte Hauptmann auf ^^0 Lire kommt. Weiter wird fUr beide letzgenannten Dienstgrade eine Steigerung des Gehalts nach je füof Jahren im Dienstgrade um je 300 Lire beabsichtigt, so dafs der Leutnant nach fünf Jahren auf 2700, nach 10 Jahren auf 80O0 Lire also nur 400 wenijrer, als der neu hefiirderte Hauptmann der Hauptmann nach fünf Jahren auf 3700, nach 10 Jahren auf 4fMMi Lire kommt. Speziell diese letztere Steigerung hat hohe Bedeutung, da bei Beförderung lediglich nach dem Dienstalter schon die Alters- gren/f eino ernlRf» Anzahl von Offizieren als Uauptleute ausmustert. Selbstverständlich wachsen mit dem Gehalt auch die Pt iisioin a. Der Gesetzentwurf strebt aber auch noch anderes an, uämiicb eine

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BesehleanigQDg der Lanfbahii der SabaUnnoffiikre, die heate lelatiT sebr lange auf die Beförderang nun Stabsoffizier warfen mtlflsen. Am diesem Grunde batte man Ja 1902 die JSrnennang ron 400 Hanpflenten der Inlanteiie Aber den Etat ale AasUlAinittel bewilligt, miib sieb aber darttber klar sein, dab man, schon mit Btteksieht aof den Bedarf an Leutnants ftr Friedensscbnlung und HobÜmaebnog, anl dem Wege nieht weitergeben kann. Dem Kriegs- minister bleibt also nur der Answeg einer rigorosen Entfernung aller niefat mebr Ibre Dienststellnng toU ansfliUender Elemente ttbrig. Naeb dem Gesetat kOnnen diese Offisiere nur dann deSnitiT in den . Enbestand veraetst werden, wenn sie dienstonfttbig sind. Der Gesets- entworf sebafit daher in Artikel 3 die sog. «prorisorisebe Pension iernng'*, bei welcber die von Jeder Beförderung ans- gesebloBsenen Oflfadere '/^ ihrer aktiven Bezüge, ohne Watibnzalage und Pfeidegelder, erhalten, dem KriegsoiiniBter snr Veifllgang stehen nnd die in dieser Lage Terbraehte Zeit als pensionsftinge Dienstseit aagereohnet erhalten. Sie stehen sieb während der prorisoilBohen Pensionierong mit */» dor Bezüge günstiger, als wenn sie definitir ver- absehiedet wiien nnd erhalten beim Ansseheiden dnroh die Altersgrenze ancb eine höhere Pension. Eine besondere Härte liegt also nieht vor nnd sie bleiben in der provisorischen PeDsioniernng bis znr Altersgrenze. Gleiebzeitig mit deigenigen der aktiven Offiziere werden anch die Besttge der m Übungen einbeorderten Oifiziere des Beurlaubten- Standes etwas erhöht. Die Mehrausgaben ftlr die Gebaltssteigerung werden auf 3,3 Millionen angegeben, die der Kriegsminister durch Ersparnisse in den Kapiteln Bek]eidang und Ausrüstung (480000)^ Beservelebensmittel (250000), Remontedepots (40000), Etablissements der Artillerie und des Genies (350000) und Militärtribunale (Be-* seitigong des Obertribunals und eines Tribunals, 70000) decken will.

Der Gesetzentwurf, betreffend Aushebung des Jahrgangs 1887 AnsbebiuiK. ist auch Tom Senat genehmigt worden. Mit dem 1. April werden die Offiziere der Rerserve, die als ProvinzialinspelLteore der nationalen Schieisvereine fungieren, durch Offiziere z. D. ersetzt. Für die Beschaffung von Lagerstroh und Brennmaterial in den Kasernen beim VL, VII., VIII., XL, XIL Korps nnd Insel Sardinien sind neue Be- stimmungen erfolgt.

Zum ersten Kursus der Marineakademie können 25 Schüler zu- Karins, gelassen werden. Vom Lehrfrang 1905/06 ab wird das Zulassungs- alter um ein Jahr herabgesetzt. Im Marinemiuistenum arbeitet man Anderuüiren in der Uniform der Marineoffiziere aus. Bei den Sab miseionfii auf Lieferang von Panzerplatten, zu dem sich auch sieben aosländische Firmen gemeideti haben die Stahlwerke von Terui den

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Umsobau.

Zuschlag erhalten. Dnrch Dekret vom 17. Dezember sind die Beamten der Marine in bezug aut Dienstrang den Offizieren der Flotte nnd des Landbeeres gleicb^stellt worden. 18

Frankreich.

Zweijährige Am 21. Mttis hal der Deputierte Berteanx der Kammer seinen Dwoe^t ^fj^i uti^ ^QQj Armeeaiusohiils besohlosBene Fassong des OeseteeDtwurfs, betreffend die zweijährige Dienstzeit, ttber- reichl and wollte der ArmeeaiisschnfB wenige Tage darauf die Kammer veranlassen, baldigst in die Beratung des fintwnrfs eiosa- treten. Dasselbe beabsichtigten die Depotierfeen Klotz, Gervais, 8embat, aber mit der Tendenz, den TOm Senat genehmigten Text en bloc zur Annahme wo, bringen, anter der Begrttndong, dals die aufserord entlieh wichtige nnd durchgreifende NeoemBg baldigst in die Wirklicliiieit tbergeftthrt werden müsBe. Der Armee- anssehols war entschlossen, die von ihm beschlossene Fassung nieht fallen zu lassen, da diese vor dem Senatstext den Vorzug habe, nicht nur dieselbe Dorehschnittsstärke wie nnter dem Regime des Kekrutierungsgesetzes von 1889, sondern sogar eine um 5160 Mann höhere zu liefern, und die vom Senatstext bedingten unmittelbar aus dem nenen System sich ergebenden Mehrkosten ?on 30 Milüuien jälirlioh, aal 13 bezw. 14 Millionen berabusetien.

Die Einleitnng^ die Berleanz sebem Berieht Tonuuelnekt nnd welelie die verschiedenen Bekmtiemngs^ysteme Ton der franzOsiiehen JRevolntlott bis heote belenebtet, enthält neben anderem aneh den Irrtum, die Begriffe der allgemeinen Dlenstpflieht als von der Revolution geboren zu beaeiebnen. Er vergilbt dabei die Stellvertreter, die „böros de cinq cents livres", verwechselt Kon- skription und allgemeine Webrpfliobl, Dafs die Berufsannee, die sieb nach den Befreinngskriegen in Frankreich ausbildete, eine eigene Kaste im Staate darstellend, ttlr den modernen Krieg, der neben Qualität auch eine Zrih! an Streitern verlangt, die im Frieden dauernd nicht unter den Waffen gehalten werden kann, nicht mehr genttgte, dem Ideal eines freien Volkes niobt mehr entspracb, lassen wir hier aufeer Betracht, Ein schweres Mifsgeschick, so fuhrt der Bericht Berteanx' aus, die Mederlage von 1870/71 war notwendig, um die französische Nation znm „Volk in Waffen" zum ersten Male seit der Revolntion zurückzuftihren, das allein den heutigen Verhältnissen entsprechen könne. Gewils habe schon das Rekratierangsgesetz von 1872 den Gnindsatz der allgemeinen

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UmMhaa.

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Wehipfliclit aufgestellt und das Gesete tod 1889 IbD welter avBgeätaHet; beide Gesetze lOgen aber niebt die voUen Folgemngen ans Ibm, indem sie nicht allen StaatBbtIrgem gleiche Pflichten gegenüber der Rekmtierong auferlegten, beide Gesetze eine ungleichartige Belastung der ßevölkemng duldeten, wodurch sie einesteils nicht absolut gleichartige geschulte Leute in die Reserve^ die die Masse der mobilen Streitkräfte darstellt, Qberfttbrten, andemteils durch die verschieden be- messene Dauer des aktiven Dienstes die Neiguug ftlr den Dienst in Frage stellten. Das Gesetz von 1872 duldete neben Leuten, die uominiell fünf Jahre dienten, solche die nur ein Jahr unter den Waffen blieben; das- (Teset/ von 1889 kennt Leute, die drei Jährt* dienen und solche, die, nur zum kleinen Teil Farailiensttitzen. als Vertreter der sog. intelligenten Klassen mit einem Jahre aktiven Dienstes fortkonimen. so dafs gt rade die bemittelten Leute weniger Lasten tragen, endlich Leute der Hilfsdienste, deren ^anze Dienst- leistung im Frieden eigentlich nur aus Kontroll Versammlungen be- stehe. Demokratischen Grundsätzen widersprechend, kann, so ftthrt der Bericht aus, das Gesetz von 1889 nicht weiter besteben, hat doch auch Freycinet, welcher der Vater dieses Gesetzes genannt werden kann, im Senat erklärt, dafs, man die einzige dastehende Gelegenheit ausnutzen solle, um die Armee mit einem Rekrutierungs- gesetz auszustatten, welches diesen Reim der Schwäche nicht «nthalte. die Konsolidierung der militärischen Institutionen erlaube. Die Popularität, welche sich gerade die Gleichmälsigkeit in dtr Belastung schon dem Senatetext erworben hatte, will der Armee- ausschuls, durch seine Fassung, noch steigern, die Gleichheit aller Franzosen, welchen Ständen und Bildungsgraden sie auch angehören, noch scbäifor bervorbeben, die Beroizugung der bb- heiigen Pllvilegierlen beseitigen. Die SehUler der ndUtKrisob orga- nisletten Sehnlen babeo die Pffiebt» für das Mebr an Bfldnng, das Urnen gegeben wird, mindestens dte gleiche Diensteeit, wie die flhrigen IVamosen an flbefnelunen. Def Berteanxaebe Beriebt tt&t dann eine tbeoretisclie Betraebtnng Uber die sweysbrige DIenstaeit, die Bedingungen ftlr Ibre Organisation nnd die Vorteile, die man ▼on fiir enrarten kann, folgen. Nor eine vollstllndige Gleiclihdt für alle in besag anf Dtenstseit and Ansbildang Termag der Armee die TOllig gleiefawertige Resem sa geben, die ftlr den modernen Krieg erforderlloh, am der oberen Flllirang ein Instrament in die Hand sn geben, das in allen seinen Teilen gleiehartig ist. ZweijUirige Dienstiait belastet swar einige Kategorien stiriLer, z. B. die Famülen- stttteen, die fortan zwd Jahre statt eines sa dienen haben werden,

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OmduML

deren Familien sich ja aber der Staat und die Gemeinden auch anzuiK hiui ii briben, ferner die bis jetzt nach Artikel 21, 23, 5^> dps Gesetzes \ it^^ii üisprnsii rttiü; für die grolse Masse tritt aber eine bebr wesentliche P>rleicliif run": uro ein volles Jahr ein, die Aiigemein- belastuDg durch das neue Gesetz ist doch leichter and alle tragen sie gleichmäfsig:. Nach Berteaux' Bericht werden als Resultat der zweijährigen Dienstzeit die Maximalknifte der Nation au braachbaren Soldaten gleiehmälsig ausgebildet, sich ergeben zumal die gleich lange dienenden Leute im Frieden dorch nichts von ihrer \orbereitung ant den Kriep: abzuziehen sind. Die bisherigen zahlloseu „enibosqnfe** oder .^fricoteurs" bei den Kegimeutern werden verschwinden und Berteaux errechnet, daSs man bei zweijähriger Dienstzeit nach dem vniii Arraeeansschnfs der Kammer vorgeschlagenen System, fUr die Leut(* aui rund 60Ü fiir die Schularii: nutzbare Tage komme, da uur die Soiiti- umi Feiertage aosfieh^ni (der GeseUeuiwud sieht aber doch auch oU Tage Urlaub wäiirend der 2 Jahre voraus), die Leute auch P/j Monate früher eingestellt wLirden, gegen 546 Lbungstage bei der heutigen dreijährigen Dienistzeit, d. h. 54 Tage mehr. Wir stehen dieser Berechnung freilich skeptisch gegenüber. Der Be- richt weist dann weiter auf die Notwendigkeit einer geringen yemehrang der kapitnlierenden Unteroffiziere, einer Vermebrang der kapitolierendeii Korporale «nf die während dea Orncks Tev* {^«itUchteii Teile des Beriokte Berfeeanz, endlkli auf die im- ndttellMur auB der EiofUbnini; der zwdjäluigeii DienetMit sieli ergebenden Meliraavgaben von 13 bis 14 HiUiooen fitr den Staat» 2,6 IGUionen für die Gemeliiden und Departements hin» Der Staat soll 75^/0, die Gemeinden nnd Departements sollen lo^lf^ bezw. 15"^;, der Beibttlfe für HttlfBbedllil^ FamiUen von aotir dienenden FamilienTfttem, besw. Reservisten Landwehiienten, die ttben, tragen.

Ba- Die Ziffer der Ztfglinge der für die Heranbildnng TOn Unter-

^ ir^^^^f^ offisieren zu Offizieren bestimmten Sefanlen von 8aint-lfaizen% Sanmnr» Versailles, die die Schinfspfttfnng bestanden liaben ond mit dem 1. April als Unterlentnants in die Tmppe treten, betdigt in diesem Jahre 287 fllr Infisnteiie, 68 iOr KaTalieiie, 66 für Heimatsartilleiier 28 ihr KolonialartUierie ~ 16 für die S^meisterbranehe. lleehnel man die flir die kombattanten Waffen bestimmten sosammen, so ergeben sich 851. In diesem Jahre werden an Saint-Maixent m* gelassen 202 Offizieraspiranten der Infanterie ans dem Unterotliaier- Stande.

Die Befördemngsvorsehlagslisten ftr 1904» die im allgemeineB in allen Diens^praden eine geringere Zahl an Vorgesehlageaen aal*

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Dmaohan.

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weisen, lassen die grofsen Unterschiede in Lebens- und Dienstalter bei den einzelnen VVaö'en Uüd auch den verschiedenen Waffen gegen- einander erkennen. Wir geben im folgenden nur einige Beispiele. Bei der Inlaiilerie ist von den 66 zur Beförderung zum Oberst vor- geschlagenen Oberstleutnants der älteste 57 Jabrt ; dpr Jüngste 49 Jahre alt, Alter im Dienstgrade 8 bezw. 2 Jahre, eiuL-r der Vorgeschlagenen ist aus dem Unteroffizierstande hervur^'egangen; bei der Kavälierie ist der älteste der V'orgeäChläg(:ucu 55, der jüagüte 46 Jahre alt, Alter im Dienstgrade 6 bezw. 2 Jahre; bei der Artillerie stellen sich die Verhältnisse 55 bezw. 49 Jahre, 7 bezw. 2 Jahre. Bei den Majors der Infanterie hat der älteste 58 Jahre, der jtlngste 38 Lebensjahre, 12 bezw. ä Jahre im Dienstgrade auf dem Kücken; bei denen der KATallerie 54 Jahre Maximal-, 43 MinimaUüter, 10 bezw. 3 Jabie im Dienstgrade, Artillerie 55 bezw. 47, 7 bexw. 2 Jahre Im Dienstgrade. Von den (144) cor Beförderung Torgeschlagenen Banptlenten der Infanterie, von denen 81 ans dem Dnteroflisier- stande hervorgegangen, ist der älteste 52, der jUagste 36 Jabre alt, 12 besw. 5V2 <^abr im Dienstgrade; Ton den Rittmeistern ist der älteste 52, der jüngste 40 Jahre alt, 18 besw. 6 Jahre im Dienstgrade, bei der Artillerie sehwanlLt das Alter zwisehen 48 89» die Zeit im Dienstgrade swisehen 15 nnd 7 Jabre. Bei der ArttUerie ist keiner der vorgeseblagenen Stabsoffiziere nnd sbid nur 5 Hanptlente ans dem UttterofGzierstande bervorgegaogen. Leutnants werden snr Be- fördetnng vorgeschlagen 166 (gegen 211 also ^45) bei der Infanterie, 100 (gegen 106 also 6) bei der Kavallerie, abgesehen von SSahl- meislerbranche, 46 (gegeo 56 also 10) bei der Artillerie ohne Train, 85 (gegen 29 also + ^) bei dtt Geniewaffe. Von den zur Befbrdernng vorgeschlagenen Leutnants der Infanterie Ist der älteste 38Vi9 der jttngste 28'/« J^o alt, 10 bezw. 5'/s J^bie im Dienst- grade, 48 sind ans dem UnteroflizierBtande hervorgegangen, 81 be- sitzen das Generalstabsbrevet, ^86 erschienen sehen anf den Vor- schlagslisten fttr 1908. Bei der Kavallerie ist von den Vorgeschlagenen der älteste 42, der jttngste 28 Vt Jahre, 12 bezw. 57« im Dienst- grade, bei der Artillerie weist der älte 377t, der jttngste 81 Jahre anf, 10 bezw. 7 Jahxe im Dienstgrade, 10 sind ans dem Unteroffizier- staode hervorgegangen. Bei den Kolonialtmppen werden 11 Oberst- leotnants der Infanterie zur Beförderung vorgeseblagen^ davon fünf frühere Unteroffiriere, der älteste ist 54, der jttngste 45 Jahre alt, der älteste ist 6, der jüngste 2Vs Jftbre im Dienstgrade; von 19 snm Oberstleutnant vorgeschlagenen sind 5 frühere Unteroffiziere, das Lebensalter schwankt zwischen 47 nnd 36 Vi? das Dienstalter im Orade zwisoben 6 Vi nnd 3 Jahren, von 23 VorgieschlageiieD sind

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CJmiehaii.

15 ans Aem Untt Tüftizierstaade hprvorL''pgriFm^en. Von 32 znr Be- förderung: zu Hauptieuten Vorgeschlii^enen ^in<i (> au«? dem Unter- offiziersUnde hervorgegangen, das Lebensaller sjichwankt zwischen 36 und 27 Jabreo, 6 and 5 Jahren im Dienstgrade. \ on 6 zur Be- förderung zum Oberst vorgeschlagenen Oberstleutnants der Kolonial- artüierie sind 8 frühere l^nteroffiziere. das Lebensalter »cli wankt zwisehen 57 und 43 'jj Jabrtni, Aller im Dienstgrade 7 bezw. 5 Jahre. Zum Oberstleutnant sind 9 vorgeschlagen, darunter 4 frühere Unter- offiziere, das Lehensalter schwankt zwischen öi'/^ und 41 '/v- ^ ^^^'^ 3 Jahre im Dienstgrade. Haoptleute sind zu Majors vorgeschlagen 13, darunter 2 frühere Unteroffiziere, I^ebensalter 43'/t and 35 V2 Jahre. 10 bezw. 4 Jahre im Dienstgrade. Hält mao ~ oor die Heimat- trappen berft€ksl«ihtigl dag bei der Befifardeiung zum Haaptmaon be^heade DnrebsebiiittolebeiiBalter, das DorobBcbnittBalter im Diensl- grade des Hanptmanns sasammeo, so erkeimt man leiebt, bi welehem Verbältais dIeLanfbabn Ar Offiziere !o Fraokreicb mit demHauptmann absehlieben mnls scbon wegen der Altersgrenze. Die Betreffenden können ihr militürisebes Ende sdion längere Zeit Tor Erreichen der Altersgrenze voransseben ond wir sind der Ansieht, dals das nieht gerade znr Hebnng des Interesses ond Dienstdfeis anspornen kann. Truppen- Ein Rnndscbreiben des Kriegsministers» betreffend die Ganison- flbuogan. „um^y^ gemiseblen Waffen 1904 die ttbrigeos in Fhmkreieb eine 1>eaohlensweffe Aasdebnnng finden weist daranf bin, dab besonders aneb der gtündlieben Sehnlnng im Vorpostendienst, Ter^ bonden mit ^waks ond niebtliehen Untemehmmgen, Anftnetk- samkeit zn widmen sei Bei den groisen Berbstllbnngen bin- derten vieifaeb Ermttdnng der Trappen ond Witterung an der Toilen Ansbildong in diesem an&erordentlieh wiobtigen Dienstnreige aod zwänire manchmal dazu, nnr ein Skelett der Vorposten anfitnslellea. Bei den Gamisonttbnogen liegen die Gründe für die Schonung der Tmppe nicht vor. Der weite Aafklärungsdienst funktioniert, nach dem Rundschreiben des Kriegsministers im allgemeinen zur Zufrieden- beit, die Aufgaben desselben werden wenigstens rerstanden. Lücken zeigen sich noch in der Anwendung der zweckmäisigsteo Büttel zur Übermittelung der Meldungen. Nach dieser Richtung hin sollen bei den GarnisonUbungen Relais usw. erprobt werden. Endlich betont das Handschreiben, dafs man aus Mangel an genügenden Gespannen bei den HerbstÜ bangen nicht in drr Lage sei, die Munitionsstaffeln zu bespannen, was aber hei den GarnisonUbungen möglich und da- her der Munitionsersatz bei Infanterie und Artillerie grün di ich za- üben sei, Korpsgeneralstabsreisen finden in diesem Jahre bi^i allen Armeekorps, eioschlieislieh Kolonialkorps und Gonvemement

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UniMtaau.

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■von Paris, statt, bei den Korps der Alpenarniee (14 und 15) erhalten sie eine besondere (rrundlau^e. Kadremanörer im Divisionsverbande sind vorgesehen hei allen aktiven Divisionen and bei einer Reserve- divisiou tUr das Arnieekorpa. Kadrernanüver im Korpsverbande i'ailen in diesem Jabre ans. Kavallerieübnngsreisen werden bei allen Kavalleriedivisionen abgehalten; die KorpskaYalleriebrigaden ueiimeii au den Kadreinaiicivern einer Division ihre« Armeekorps teil. Beson- deres Interesse werden neben den Armeeman ivt m in diesem Jahre die HerbgtUbuugen des VI. (Grenz-; Korps beaiisprucheu. Die 12.,, 40.. 42. liifaDterie, die 4. und 5. Kavallerie-Divisiuü halten von 6. 13. September Manöver für sich ab, dann die 5 Divisionen vereinigt Qnter Leitong des Generals Dalsteio. Nach einer Vereiobaning mit dem FviaicteDten des toebiÜMhen CATallerie-Comitös, General Boniez 4er grobe Sondembnngen in Bereieh des VL Coipe Idtet, weidßü vom 4. 7./9. noeh die G^yalteiiediTisioDeii 2 nnd 3 an diesen UanÖTeni tellnehmen, sodafo swisehen Bkune nnd Maas die Infanteri- divisioneo 12, 40. 42 mit 22 lofanlerie-Begimentem, 6 Jügerbatafllonea, 4 KaTalieriediTisioneD, einer starken £or|islutvaUerie-Brigade, 26 Batterien, 8 Pieiiiertmppea ttben. Bei Laogres finden im Juli oder Angnst groise Übungen in Angriff nnd Verteidigung fester Pl&tze statt, an denen die simtttehen FMbartiileriebataillone in Frankreich beteilig sein werden.

Ftlr die von Biagtee sn leitenden Armeemanttrer der ver- stSrkten Koips YU nnd YIII in der G6te d'Or ist nnn anch das nilfaere P^ogamm bekannt geworden. Sie beginnen mit zweitigigen Divisions- manövem, Dir welehe lieim VIIL Korps anob eUie Marsohdivision geMldet wird; der 7. September ist Hnhetsg, aber niebl für die 7. nnd 6. KaTalleriedivisioa. Die ManOyer von Korps gegen Korps danem von 8. September bis 13. September, die 8. KavaUeriediTision wird dabei dem VII., die 7. dem VIII. Korps ingeteilt. Am 14. and 15. •September operieren die vereinigten Korps unter Brogöres Leitung ■gegen einen markierten Feind. Die Maalhrer scblielsen mit einer Parade bei Dijon.

Nach der Rangliste ftlr die Kavallerie sind die Kavaiierie- regimenter (13 Kürassier-, 31 Dragimer-, 21 Chassms*, 14 Uosaren-, 6 Chassenrs d'Afriqne-, 4 Spahisregimenter) in gröf^ere Verbände wie folgt eingeteilt: Chassenrs d'Afrique nnd Spahis gehören mit 3 Bri- gaden znm 10. Anneekorps, mit einer Brigade zur Besatzangsdivision Tonis. Die übrigen 79 Kavallerierepinienter in Frankreich selbst verteilen sieh auf 19 Korpskavallpriebri^^adon, davon die 4.. 6. und 7. zu 3 Kegimentern, 8 Kavalleriedivisionen im allgenieinpü zu einer schweren ond einer leichten Brigade, 2 reitende Batterien, die 1.

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ümschaa,

tmd 5. Divisioo zu 3 ßrigadeo, die leichte Brigade der 2. Dinson za 3 Regimeotera. Bei gleichmälsiger ZasammenBetzong aller DlviflioneD m 2 Brigaden könote nuui noch eine 9. und den gitflslen Teil dner 10. Diviston anfstelleii. Dit neve Die neue taktische Sebule hat in einer der leteten NnniDem der ^ .scü^ef nlte^c Deuz HoodeBi'' aogeoseheiDlich doreh die Feder des Generals Nögrier, onter der Obenehrifl „L'^olntlon aetoelle de la taetiqne** einmal wieder ein Lel»en8zeieben von neh gegeben, nnseier Andcht nach niebt mit besserem Erfolg, als bisher. Wir liOmien hier natOrlieb nur einzehie Paukte anfuhren, mflssen das aber aneb, da diese bewdsen, in welehem £zlrem man kommti wenn man ans den Erfabrnngen des Boienkrieges &tsehe Seldfisse zieht N^grier kommt sonttobst dazu, die Btickkehr som Beglement 1676 zn empfehlen. Damit kSme man znm Anheben der oiSansiTen Tendenz, die man seither in Fiaokreich so gepflegt, denn das genannte Beglement stellt das Vermeiden TOn Verlosten in die erste Unie nnd drttokt das Stieben naeh Offensive entsebieden herab. Die Kritiken, die man gegen das Reglement 1875 richtete, so lange es bestand, haben doeh hente erst recht Geltang; das Beglement lehrte weder Offensive noch Defensive, es lehrte einen MiBehmaseh, der möglichst entscheidende EntsohlQsse vermied and bei dem der Ansdmck »Blntschen'^ am Platze wäre, die Vorsiebt stand in 1. Linie. Das Werk der heutigen Neataktiker, so sagt ein franzö- sisohes Fachblatt, wtirde eine moralische Depression Ähnlich wie naeh einer Niederlage sein. „Als Kampf gegen einen nnsiohtharea Gegner^' bezeichnet die „Revue des Deux Mondes" den Krieg der Zu- kunft. Auf weiter als 200 m höre man keinen Knall mehr, die Kugrel pfeife nicht mehr, sondern gebe einen Ton ähnlich einem Peitflchpn- knalle. Die erkundende Kavallerie wird zum Halten gebrarlit. ehe sie den Gegrner sieht und ohne dafs sie weifs, woher sie Feuer » r- hält. Damit mUisie man also von der Voraussetzung ausgehen, dai's der Gegner niemals mar.sehiere, unbeweglich in seinen Löchern lä^e. Wenn er marschiert, mufs er ötralsen benutzen und muTs die Kavallerie ihn auch sehen. Nach der „Revue des Deux Mondes" sitzt eine Patrouille, die Feuer erhält, ab und schleicht sich von Deckung zu Deckung in der Richtung auf den Gegner heran. Zu Pferde konnte sie, nach der „Revae des Deux Mondes" die Kichtuug, aus welcher die Schüsse fielen, nicht ahnen; abgesessen, wird die Pa- trouille plötzlich hellbörend nnd bellsehend nud erkennt die wahr- scheinliche iüchtuii^^ des Gegners. Die Kriege in Ruropa werden wohl kaum je „goerres de petits paqueta'' sein, Masstiu werden sich bewegeu und über Massenbewegnngeii hut mauj die verschieden-

Piqitizofi hv C "innere

Umwhra.

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BteD Mittel, sich zu orientieren. Die Gegner der ETolattoDisteD wollen keineswegs dem Karabiner seiDen Wert absprechen, sie wollen aber Dicht, dsfs die Kavallerie das, was sie selbst leisten kaoD und mafs, anderen Waffen itberlälsi Die ETolutionisten verlangen bei der Erkondang der Kavallerie grundsätzlich das Fenerfrrfeeht. Dazu braucht man aber doch immer Abteiloogen von einiger Feuerkraft nnd das mnby wenn die Abteilongen so zahlreich sein sollen, wie sie wttnseben, zur Zersplitterung f\lbren. Die Evolutionisten wollen den Kampf zn Pferde nnr als eine Ausnahme betrachten und gehen da- mit sogar Uber den Gedanken des geistigen Urhebers des Reglements von 1875 hinaus, der 1897 die Übungen zweier Kavalleriedivisionen leitete und u. a. sagte: Lassen Sie die Leute mathematische Be- trachtungen Uber die Gewalt des Feuers anstellen. Sie bleiben die Waffe des Chocs, die Krfolg^e erzielen kann, wenn sie put geführt wird." Seit 1897 hat aber die Bewaftnun«; der Infanterie nicht wesentlich gewechselt. Die Adepten der evolutionistisehen Schale, haheü allerdinfrs erklärt, dafs der Kiic^- der Massen ausgespielt habe, und man nur von einer ^fruerre de rideaux" sprechen könne. Eine Erklärung für diese „rideanx'* finden wir in der ..Kevue do^; Denx Mondes". Die rideaux (Schh irr, Kulissen) werden im aligemeinen dnrch schwache, aber aus allen Watlen zusaiitiaengesetzte Detachenients nach dem Gelände und den Verhältnissen wechselnd ^^clnldet. Sie neliiiien das ganze iu der Kichtung auf den Feind führende Strafsennetz ein und decken auch die Flecken. Sie schaffen in weitem Kadius um die Armee herum eine Siclierungszone, innerhalb welcher die Führung Truppen vorschieben, die Marschrichtung ändern, kurz manövrieren kann, ohne dals der Gegner es merkt. (?) Die Fltigelgroppen, die der Führer nach seinem Willen staflt It können sowohl die Umfassung des Gegners bewirken, als dessen \ ersuch zur Umfassung scheitern lassen.'* Hat man ein stark entwickeltes Netz von Straisen, auf deren jeder ein Detachement aus allen Waffen vorgeschoben ist, so muls man zu einem starken Kräftever- brauch kommen, l^^inzelue von diesen Detaciieuients treffen auf den Gegner, andere nicht, diese sin dalso überflüssig, statt zur Ökonomie der Kräfte, käme man /.u Kraftevergeudung. Soll der Führer Mauövrierfreiheit für seine Gros behalten, so mUbben die Verbände, die zwischen dem Gros und dem Gegner sich befinden, einen genügenden Grad von Widerstandsfähigkeit haben. Diesen haben die Schleier der evolutionistischen Schule aber nicht. Denkt man sich eine Armee, die nur die Schleier der Evolationisteo vor sieh hat, gegenüber einer Armee, welcher Kavalleriediririon^ Toransgehen nnd die normale Avantgarden vorgesohoben hat Die Antklinmg der letiteien wird dnroh

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Umdiaii.

die Schieier durch, bezw. an ihnen vorbei jjrf bing'en und die eigene Armee zeiti^r benachriL-liti^en. Stöfisk Dan die Armee durch, so bleibt dem Schleiern nichts Ul)ri;.'. als zu weichen und falls die Armee, der sie voraasgingen. nicht eiin Schlaeht annehme wird,aueh wenn .sit- nicht will, das Gesetz des Handelns vom Gegner empfangen. Die Schleier ent- sprechen nur der Taktik der vorgefalsten Meinungen, es sei denn, dafs man ihnen starke Avantgarden folgen lasse. Was der Artikel an annehmbaren Vorschlägen bringt und es ist wenig genug hat nicht den Reiz der Neuheit. Zudem sind die Ansichten, die ent- wickelt werden, auch nicht frei von Widersprüchen in sich. Wenn an einer Stelle gesjigt wird, dals der Impuls zum Angriff nicht durch Druck von rllckwärts gegeben werden könne, so lesen wir an einer anderen : Sache der Fuhrung ist es. die lieserve so zu dirigieren, dafs sie den Angriff dort unterstützt, wo er Aussicht hat, durchzudringen also Drnck von rückwärts. Die Unterstützung, die die Artillerie der Vorbewegang der Infanterie gewähren kann, Übergeben die Adepten der eTolatlonisoben Bohnle mit Schweigen.

Trappen- Die Ftohpreflse beklagt sieh über den Mangel an groben piäS^ Tmppenttbangsplätzen, deren man, Ton den veralteten nnd tOUI^ ungenügenden von Sfttoiy, Vineennes, Valbonne abgeeeben, nur aehl besitie. Davon Lame (16. Korps) nnd la Conrlüie (12. Korps) noch nicbt fertig gestellt. Die schon befohlenen praktischen Obongen an der Konnalscblelsschale im Lager von (Mlons fallen fttr 1904 ans.

AuriaBning Der Kriegsminister hat der Kammer einen Oesetwntwnrf tiber- fesU^if en ^'^^ der die Aoflassnng eines Teils der Festangswerke von Per- ' pignan sowie nach AnhOmng des Vertoidignngskomitees einer Aniabl von veralteten Werken an der Fyrenjtengrenze voisobltigt. In Flage kommen die Plätee Frälo de Molle, Fort tes Bains» VUle- francbe de Conflent, Saint Jean Pied de Port, Bayonoe, aniser Gitadelie, Batterie Serrat d*en Vaqner bei Perpignan, die Werke von Port Vendres, Collionre, aosgenommen die neneren Werke, die die Gebirgspässe zwischen Col de Banyols nnd deren Meere sperren.

Kolonial Die Notwendigkeit der Verstärkung der Kolonialtrappen in

truppen. indochina während des japanisch-russischen Krieges, wozu aas Frank- reich schon nind 1800 Mann Infanterie und Artillerie von den dortigen KolonialregimeDtern abgegangen sind, sowie die Erörterangen ttber den Schatz der Kolonien im ßudgetausschufs der Kammer hei Gelegenheit der Interpellation über den Zostajid der Marine, auf die wir unten zorUckzukommen haben werden, brachten die Frage der Kolonialtmppen Überhaupt auf das Tapet. Am 1. Janaar 1904 waren auf Madagaskar l französisches Kolonialregimeot (12 Kom- pagnien], 1 Feldartilleiieregiment, ä maigaschische Tirailieorr^*

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Umsciulu.

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menter zu 12 Kompu^uieu, ein Senegal-Tirailleurregiment 16 Korn- pagnieD, 1 selbständiges Tiraillenrbataillon. Nach fraiizösisehen Fachblätteru braucht man dort aber 2 volle Divisionen, in Indo- cbina 7 Kolooialinfanterie-, 2 Kolonifilartillerieregimenter, 4 Regi- menter Tonkin , 2 Regimenter Anamtirailleare, je 1 Bataillon chineti- Bcber and Cambodgetiraillears, beide za 2 Kompagnien, während 3 Tookinregimenter Je 16, das 4. sogar 20 Kompagnien ferner 1 Musehiegiment der ^Fremdenlegion und dne Reeervebrigade. Die Franee Militaire verlangt 4 volle Divitionen, also 6 Regimenter mehr. Doreh Erlafe vom 19. September 1908 ri&d bekaontUeh die Kolonialregimenter 14 and 15 aufgelöst worden. In Westafrika waren je 1 Infanterie- nnd 1 Ärtillerieregiment der Kolonialarmee, 3 Senegai-TirailleQrregimenter, 2 SfMÜüaeekadrons, 1 Bataillon von Zinder. Bnlletin oMeiel bringt eine Veroidnang vom 18* Febmar, betreffend Ersati und TiUigkeit der KolonialtelegrapheoBektion. Bie besteht ans einem Depot in Frankreieh nnd Detaehements in den Kolonien. Das Depot in Frankreieh nmfaJst SO Offisiere, 100 Mann nnd 28 Mann Alasoite. Naeh Indoohina sind abgesweigt: 2 Offiziere, 116 Mann, nach Westafrika 1 Offizier, 58 Mann, naeh Ostafrika 1 Offiaer, 43 Mann, znsammen 4 Offiziere, 217 Mann. Ergünziinif findet dnxeh Freiwillige statt, die sieh anf 5 Jahre verpfliehten.

Marineminister Pelletan hat, wie dies der letzte Bericht voraos* Marine, sagte, in der zweiten Hälfte BCiiiz im Bndgetanssehnis der Kammer schwere Stunden erlebt^ die Frage des Znstandes der Marine nnd der Flottensttttzpnnkte hat aneh noch nieht ihre Erledigung ge* fnnden, der Austrag steht vielmehr im Plenum der Kammer za er* warten nnd es ist durchaus nicht sicher, ob nach den Diskussionen dort Pelletan länger in seiner Stellung bleiben kann. Die selur heftigen Erörterungen kntipflen sich an die Sonderkredite für die Marine an, von denen derjenige fttr 1904 nur 125000 Franks fttr Arbeiten im Hafen von Brest verlangte. Fttr 1903 wurden dagegen 8005 000 Franks neuer Kredite gefordert. Daf^ sollten aber 7231000 Franks, als nicht verbrancht, abgesetzt werden. Die neuen Kredite sind ftlr die Mascbinistenoflßziere (1,33), Tisohgelder (65000), Transporte, Löhne von Werftarbeitern (310000) bestimmt^ abgesetzt sollten werden bei Kapitel Artillerie 2,7, bei Torpedos 0,7, bei Schififsbaoten 2,7 Millionen. Auf die vom Figaro veröfi'entliohten offiziellen Dokumente auf welche wir später znrttckzokonmien haben werden bauten die Deputierten Etienne Lockroy, Cbaumet^ später auch Lanessan und andere ihre Anfrage bezüglich der Leitung der Marine durch Pelletan auf. Diese amtlichen Schrift- fitttcke waren eigentiioh ebensoviele Anklagen gegen die Amtsftlbrung

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UmMhan.

Pelletins, welcher Saumseligkeit, Eigenmächtijxkeit, Mangel an Sorsr- fall, Schuld an der nicht ausreichenden Bereitschaft der Geschwader und der FlotteustUtzpuükte vorgeworfen wordeu. Da sind znnäcbbt Briefe des Marinepräfekten von Toulon, Vizeadmiral Rienaim«^ und seines Stabschefs Konteradmintl Uavel, die bekunden, dals der Marineminister anf die Reantwortang von Gesuchen um Keparatnr eines ^ hitTes oft monatelang die Antwort schuldig blieb, oder au^'h gar luciit antwortete, Berichte von Kouier;i(liiiir;il Ravel und Vize- admiral Bienaim6 Uber Mangel au Persoiial Kin Bericht vom 17. November 1903 konstatiert, dafs an dem Sollstand des Reserve- geschwaders von 1071 Köpfen niobt weniger als 624 fehlen, ein Beriekt ▼<nii 10. Felanar 1904 sieOi fest, dab man mit dem Personal des Seseiregeschwadere nicht die drei Rrenser Amiial Cbames, Cassard, DeBcartefl zn bemannen vermöge, ein Berieht vom 16. Febmar 1904, nach welchem der Mangel an Penonal niebt nur die Eriial- tang des Materials in Frage stelle, sondern ancb die Stimme für die Mobilmacbnng. Ein anderer Berieht meldet, dafo man fttr die Bemannung der eiligst naeh Oataeien bestimmten Torpedobootsjäger Moasqoet and Fronde auf das Bküwe Geschwader sorttckziehen mUsse. Nach einem Dekret Tom Desember 1901 war das Verbleiben der Eingeeehriebenen der seemftnnischen BevOlkenmg im Dienet aof 47 Monate festgesetzt, Pelletan rednzierie es am 1. Aogast 190S anf 45 Monate, am 9. Oktober 1908 anf 44 Monate nnd nach dem Bericht des Konteradmirals fiayel am 17. November 190S fand merkwttrdigerweise eine weitere Herabsetning auf 42 Monate statt. Der Ansbmch des japanisch -mssischen Krieges veranlabte Pelletan dann am 13. Februar 1904 die Daaer wieder anf 44 Monate zn steigern. Jetzt ist, da man nicht ansreiohend Matrosen hatte, um das Reservegeschwader zn bemannen, zu Anfang April die Zeit schon wieder auf 46 Monate erhöht, ein eklatanter Beweis dafür, dals Pelletan experimentiert. Dann folg:en Berichte, die bekunden, dafs die Lage beim Nordgeschwader nicht besser ist. Ein Bericht des Vizeadmirals Caillard, Kommandant des Nordgeschwaders, Gesamtbericht Uber das Personal," konstatiert eine Lockerung der Disziplin, also genau das, was Lockroy anfUhrt, der zweite Bericht, der vom Konteradmiral Melchior, Chef des Stabs in Brest, herrührt, und das „Funktionieren des Dienstes und Personals der Reserre im zweiten Bezirk'' betrifft, spricht sieh ähnlich aus, wie Ravel tlher die Zustände in Tooloa. Dem Budgetausschuls sind ferner zahlreiche Berichte vofi Marine- offizieren vorgelegt wordeu und zwar durch den Deputierten Hrmon. Einer von dioBpii Berichten knüpft an die von Pelletan im Mariii *- aosschuls gegebene Erklärung an, nach welcher das Nordgeschwader

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Umschau.

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und die Unteiseebooke sehr beaobteiwwerte Kräfte dantelleQ. Auf dem Papier, ao mgt der Beridit^ besMil das Gkadiwader ans drei LiDienschÜfen, drei PanierkllsleBwitobtetD, drei Kremen» Beobs Torpedobootejigem, iD Wirklichkeit jetit ans swei Kttsteawftebtenii swei EienievD, vier Torpedobootjägem, Mass^oa, Henri IV. und Jeanne d*Are sind nie hl verfügbar, Formidable kann bei hober See seine Artillerie niebt gebraneben, hKtte naob dem Budget aneh Bobon dnieb einen modernen Panser ersetit sein sollen, Janr^gaiben^ , der anf dem Papier som NordgoBobwader gebttrl, ist in Tonion snm KeeselenalE. Die wenigen bleibenden Sehiife sind b Wirklichkeit niebt armiert. Sie k&nnen am 1. April niebt wie sie sollten, roll bemannt sein, da das Peisonai mangelt. Der Hange! ist so grois, dafe man, nm den kleinen Kreuzer d'Assas so bemannen, der naob Ostasien abging, im Hafen Ton Brest alle Lente der Sebi£fe in Reserve nehmen nnd doob aneh aof das Nordgeschwader snrllek- greifen mofste. Anf den Sobiffen in Reserve ist das Posonai so gering, dals es zar Erbaltong des Materials niebt langt Pelletan hat, indem er das Personal der Reserve rednxierte, gegen die Be- Stimmungen des Dekrets vom 16. nnd 17. April 1902 veistoisen. Das Personal der Reserve ist onangreifbar, es ist nOtig snr Erbal- tnng der Sobiffe. Die Misohnng des Personals anf dem d'Assas hat das Platzen eines Eesseliohres veranlabt. Ein anderer Beriebt sagt, dafs grofise Flottenmanöver seit Jnli 1902 niobt stattgefimdeD, der am 7. Jnni 1902 ans Rnder gekonunene Minister Pelletan konnte die sehen befohlenen kombinierten ManOver des Nord* nnd Mittel- meergeschwaders 1902 nicht mehr abbestellen, machte sie aber so wenig fmehtbringend wie mögliob, indem er keiner Partei, keinem Hafen die gemachten £r{ahrongen mitteilte, die Berichte in den Aktenfäebem des Ministerioms liegen Uels. Im folgenden Jahre liels Pelletan sogar die GeschwadermanOver ansfalleo. Als Pelletan ans Rnder kam, hatte das Mittelmeergeschwader acht Erenier nnd er liels swei abrüsten, da dr«"! weitere entsendet worden, so sank die Krenzerdivision auf ziemlicli Nall herab. Unsere Geschwader haben seit achtzehn Monaten ao Übong, Kohftsion ond Erfahrnng verloren. Ans Ersparnisgründen hat man die grofsen Manöver ausfallen lassen, ans denselben Gründen hat man das Personal derartig herabgesetzt, dals der Zustand ein bedenklicher ist. Und dieses aof ein Minimom herabgesetzte Personal ist nicht einmal vorbanden. Aof telegrapbiscbe Order kann nicht ein volles Geschwader in See stechen. Bemerkens- wert war auch die Erklärung des frühereu Marineniinisters Lanessan. die den Bemerkungen zweier anderen Deputierten Uber den Zustand von Bizerta folgte. Als Lanessan 1899 ans Rader kam, waren uur

Jabibtftktr fOr di* d«atMh* Am*« nad Maria*. N«. IM. 40

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Umsoluui.

ftobt ÜDtenee- oder Tanohboote vorliandeD, davon swei, Gynmote und Gustave ZM im Dienst leelis im Bau, darunter Tandibool Narval. Diesee war im Joni 1900 Beeberelt» die beiden anderen 1901. Am 26. September 1899 onteneiebnete Laneeaan den Kontrakt fllr den Ban von Tier Unterseebooten, die 1901 in Dienst traten. Mit den Tanobboolen batte man grOlsere Sobwierigkeiten, sie braaehten sn lange Zeit, nm so taneben, erst im Hai 1900 konnte die Order nm Bau too swei weiteren gegeben werden, die 1901 ibre Probefabrten machten. Naeb weiteren Verbesserungen stellte Lanessan den Ban von dreiiebn solchen Booten in das Bndget 1902 eio, als er ans Roder kam, stellte Pelletan den schon begonnenen Ban einr Lanessan konstatiert, dals im Mai 1902 die Pläne für die Untereee- . boote YöUig festgelegt waren, der Ban bOcbsteos zwei Jahre danem sollte, dafis er an den Plänen der UnieDSchiffe Patrie, £4|mbli%ne, Justice, Yöritä IMmoeratie nichts geändert, weil er ein homogenes Geschwader anstrebte, den Ban TOn TorpedolK>oten ebenso Temacb- lässigt, als die der Unterseeboote.

Am 16. März erschien dann Pelletan, der sich übrigens weigerte, seine Korrespondei» mit den Admiralen nnd den Häfen dem Aus- schnls vorzulegen, vor dem Budgetansschnls, begleitet von Admiral Campion, der nicht immer dasselbe bekundete, wie der Minister» Pelletan erklärte zunächst, dais er das Geschwader im fernen Osten aus modernen Schiffen zusammengesetzt, es weise heute drei Panzer- kreuzer neuesten Typs, drei Kreuzer zweiter Klasse, zu dem noch der d'Assas treten werde, auf, er habe aufserdem beschlossen, eine Division aus sechs Torpedobootsjägem dortbin zu entsenden. 4 seien sogar nnterwoL'f. ^wfi wUrden folgen. Der Minister kam dana zu der l^rage der i^lottensiUtzpunkte. Fllr sie hatte das Parlament total 159 Millior)pn ausgeworfen, davon für 1902 nnd 2(i für 1903. Aus finanziellen GrUnden hat ni;in 1902 ins Budget nur 9 MüiiotH !! und 1903 erst 26 Millionf u eingestellt. Daa Budget 1904 enthalt l3'/a Million. Man habe allerseits verlangt, dafs zu- nächst Hizerta ItfriU'ksichtigt werde. Seine Vorgänger hätten auf dieses 16 MillioiK d verwendet, er 14 Millionen in zwei Jahren. Die Arbeiten wUrd* [i bald beendet sein und man sich dann mit Diego Snarez und Dakar beschäftigen. Anfserordf ntlich wichtig seieu die „Döfenses mobiles^, sie machten die Kolonien unangreifbar, daher habe er iinmer Mittel fllr Torpedo- und Unterseeboote verlaugt. Bevor er Minister geworden, habe e.i auf Anüfriin^- des Flotten- prograrams gedrungen, das 392 Millionen fUr neue Arbeiten, 72 für Umbau veralteter Scbifle enthielt Die grolseu Scbifle sollten nicht Tor 1905 und 1906 fertig sein, auf seinen Antrag habe die Kammer

UntMbML

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50 Miliiüiien hinzagefUgt, so daTa sich 116 Millionen tUr Torpedo- uod Unterseeboote ergäben. Mit ünrecbt sei ihm Schuld gegeben worden der Verzögerung der Fertigsten uug der Torpedoboote. Auf Rat der Direktion der Schifisbanten habe er das von Lanes«!an onterxeichnete Dekret /orUckgezogen, im Januar 19()B seien die ueuen Kontrakte unterzeichnet worden und bis 1906 würden 23 Torpedoboote von gröfseren Abmessungen fertig sein. Ftir dieses Jahr habe er die Mittel verlangt, 50 solcher in Baa zu legen. Für Unterseeboote habe man in 6 Jahren 6 IfiUionen ausgegeben, er habe 1908 allein mehr angewendet. Die Verzögerungen im Ban des Emest B^nan erklärt Pelletan mit dem Hinweis anf die wesenl- liehe Verbesserung des Banplansi der dem Seliiff zu geringe Ge- schwindigkeit gegeben, and anf Verzögerungen nnter anderen Minl- steiiea Die VeraOgemngen im Ban der Linienschiffe seien geringer als nnter fruheren Ministerien, sie hfttten zn bedeolenden Erspar- nissen nnd besserer Amdening geflihrt Die Bemannung zeige weniger Ltteken ab sonst» statt 46585 Mann habe man 46000, also nnr 10 P^. Manko, anf den Sohtllen in Reserve 8000 Mann statt 3500, also 17 Pros. Manko, statt 20 im Jahre 1900. Die Mittel- meerflolte sei stiirker, als Jemals hrllber, das Nordgesehwader aneh berelti sie konnten anf telegraplusche Order In See gehen. Pelletan weigeät sieh dann, eine Aniahl der von dem Aossehnls verlangten Dokumente an liefern. Hier nnd bei der Kritik Lockroys,, Lanessans und der tthrigen Mitiglieder des Aussehuases wird die Diskussion im Plenum der Kammer einsetzen, wo der AusschuCs bei Beratung der Sonderkredite für die Marine die Fragen alle zur Sprache bringen will. Die nationalistische Ghmppe hat zudem erklärt, dals sie nicht eher ein Qehen der Kammer in die Osterferien dulden werde, ehe die Frage entschieden sei, ob Pelletan noch länger an der Spitze der Marine bleiben dürfe. Man wird in der Kammer sich auf leb- hafte Diskussionen gefalst machen müssen, Pelletan steht Jedenfalls weniger fest, als früher. Während des Druckes ist man nach sehr heftigen Enlrterungen im Plenum der Rammer durch Eingreifen des Mini^^terprä^sidenten zn firm Besehlals gekommen, eine ausserparla- menta^i•^'che IJntersuchuiii: über den Zustand der Marine seit 1894 einzuleiten. Die Konunissiou ist aus 6^^ Mitgliedern, darunter viele Freunde Pelletans, aber auch Opg-ner, zusammengesetzt. Sie hat sieh zunächst bis 26. Mai vertagt. Pelletans Gejrner geben das Spiel aber durchaus nicht für Terloren, sie hoffen ihn zu Fall m bringen und das Einschreiten Pelletans ge^en die Admirale Bienaime und Havel, die ihrer Posten enthoben wurden, macht die Lage Pelle- tans nicht gerade besser. 18

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UnuttbM.

Vereinigte Staaten von Nordamerika.

Der am 12. April d. J. ao Bord des Ver. Staaten-Kriegsschiffes „MissoQri" vorgekommene schwere Geschützanfall, welcher 81 Menschen das Leben kostete, hat allenthalben berechtigtes Anf- Behen prrprrt. Mit Befriedigung; entnehmen wir der ,.Natinnal7PitQng- vom '20, A[)ril 1904, dals ein solcher Unfall bei uns unmöglich wäre infoige der in der deutschen Marine bis zu den höchsten Kalibern verwendeten MetallhtilHen, in welchen die Pu 1 verladu ngen eingeschlossen sind. Im Gegensatz hierzu sind die Geschtltzladuugen bei der amerikanischen Marine lediglich in Beuteln aus Seidentnch eingenäht (Beuteikartuschen). Der Vor- gang beim Unfall an Bord der „Missouri" scheint etwa folgender gewesen zu sein: Im Augenblick, als nach einem eben abgegebenen Schnfs hinten der Verschluls des Geschützrohres geöffnet wnrde, entstand ein Luftzug durch das Rohr, der darin zurückgebliebene Rückstände zum Flammen brachte. Bei der wahnsinnigen Kckord- wut der araerikanischcn Geschützbedienung, um schnell /u schiefsen. wurde anscheinend in ditscm Augenblick auch bereits wieder geladen. Die ßeutelkartusche entzündete sich während dieser Manipulation und durch ihre Explosion wurden auch die anderen im Turm in Bereitschaft stehenden Beutelkartuschen zur £xplosion gebracht, was die grobe Zahl der OetOteten erklärt. Hätten die Amerikaner wie bei ans MetaühttlseD gehalvt, so hätte erstens die neu los Bolir ein- geführte Kartasehe sieb nieht entBOnden können, und sweitens wäre eine EntKOndnng anob der in Bereitsebaft stehenden, in ihren Metall- btUsen eiogesohlossenen Ladungen gans ansgesehloasen gewesen. Gegen die Anwendung der Hlllsen erwähnen deren Ct^er baapt- sächlich den erbebliohen Preis mid das tote Qewiebl Diese Nach- teile sollten unseres Eraehtens gegenttber der hoben Gefahr Itei Niohtanwendnng Ton Hälsen die der Unfall an Bord der fjUissouri'* in eiBcbreekender Weise von neuem erwiesen bat bi den Hhiter^ grund treten. Vldlelebt spricht aber Im Ausland, wo man mit der Fabrikatton der Hetallblllsett noch nicht soweit ist wie in Deutsch- land, anob die Schwierigkeit ihrer Herstellung im eigenen Lande mit.

K.

QrodBbritaimieiL

Marine. Die Beilagen, die dem Marinebodget 1904/O.Ö l)ei^^efu^^t sind.

geben einige interessnntt' AofschlUsse Uber iiautaligkeit und Ist- stärken. Die Flottenbemannung, die 1903/04 total 127000 Köpfe beträgt, Flottenreserven 8575. wachst 1904/05 um 4000 Köpfe, darunter 3 730 Heizer und Matrosen. Vom 1. April 1903 bis

Literatur.

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31. Uän 1904 önd aeebereil gewoiden imd der Elottenreserre llber- wiesen: 6 LipicDBehttfe, 9 Fioseikreiiier, 8 Kreuzer IL Klaaeei 2 Koipe, 11 Tmrpedobootjäger, 8 Torpedo-, 8 UnterBeebooke. Am 1. Aprü 1904 dnd im Baa: 8 Lioieoflefaiffe, 18 Panzeitoiiier, 1 Kreiner II., 4 OL Ekase, 8 AnfkUUer, 28 TorpedobooQiger, 18 UnterBeeboote, 1 FlnlskAOonenboot, 1 Taebt Nen in Bau gelegl werden im FInanzjabr 1904/05: 2 linienaebiffe, 1 Famerkreiizer, 14 Ttapedoboo^Sger, 11 Unleneeboote. % snm nUebsten 81. Min aoU der Umban der liniensohiffe Barfienry Oentniion, sowie die Llniensobiffe der Boyal-Sovereign-Klasse anber Bepnlse nnd Hood bewirkt sein. Die AdmiraUtm bat Anftrag gegeben, die drei Linien- eebiffe des Programms 1908 naob 1^ Edward ViL in Portsmontb, Pljmontb, Gbatham in Bau so legen, sie beifisen Britannia, Africa, Hibemia, ftlr die drei neuen Panzerkreuzer I. Klasse, Achilles, Cocbrane, Natal, sind die Kontrakte abgost-hlossen, das vierte iit Pembroke in Bau, alle vier gebttrea der Edinboorgb-Klaase an.

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L i 1 1 r a t n r.

I. BOeher.

i^apoleons Untergang 1S15. Von v. Lettow-Yorbeck, Generalmeyor a. D. Erster Band. Elba— Belle- AUiance. Mit 10 ICartenbeilagen in Steindraek nnd 6 Skizien im Ttot Berlin 1904. E. 8. MitUer und Sohn, KOiugtiebe Hofbachliandlung. llk. 14.— Von der in vier Btnielwerken eneheinenden Oesoliiebte der Be» fireiuDgekriege, mit deren Herausgabe sich die Verlagsbuchhandlung ein 80 grofses Verdienst erworben hat, liegt jetzt der erste Band des den Abschlufs bildenden Werkes über den Peldzng von 1815 vor. Bei dem Ruf, den der inzwischen leider auf so tragische Weise ums Leben gekomment' \ erlasser als Kriegshistoriker genofs, wurdf d^ra Erscheinen gerade dieses Werkes von allen Seiten mit begreillicliür iSpanuuiig entgegongoseben. Diese Erwartungen zu erfüllen ist General V. Lettow aielitiieb bestrebt gewesen, und bat er, am es zu können, die ganze etnseiiligliobe Litemtnr studiert and die Arobive darohforaeht

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Utentur.

Sogar das den preufsisohen OfAzieren bisher Tenchlossene Material dos Pariser Kriegsarchivs hat er sich zugänglich gemacht. So bringt er denn auch manches neues, widerlegt manchen Irrtum und Itl&rt, manches auf, was bisher unbegreiflich enschien.

Da es wenige Feldzüge gibt, in denen die politischen Verhältnisse in einem so innigen Zusammenhange mit den militärischen stehen wie im Jahre löl5. bei dessen Darstellung eine Trennung beider geradezu unmöglich ist» so hat sich der Verfasser auch nicht mit der Wiedergabe der letzteren begnfigt, sondern ein Bild der ganzen in Betracht kommenden Zeit entrollt. Er bringt ans somit nicht nur eine Geschichte des Feldzuges von 1815, sondern eine solche der »Hundert Tage**.

In dem sieben Kapitel umfassenden vorliegenden Bande gelangen die Vorgeschichte und die Ereignisse vom 15. bis 20. Juni, d. h. der Feidzug in Belgien, zur Darstellung, Im ersten Kapitel sehen wir den gestürzten HeiTscher auf Elba und lernen dann das Europa bis an den Hand eines allgemeinen Krieges bringende Getriebe des Wiener Kon* gresses, sowie die durch die VerhUtnisse und die Mifsgrififb der neuen Regierung erzeugte Unhaltbarkelt der Zustände in Frankreich kennen. Das zweite Kapitel ist dem Adlerfluge Napoleons von Elba nach Paris gewidmet, der wie sonst nichts in seiner wunderbaren Laufbahn von der Gewalt seiner Persönlichlceit zeugt. Seine an den Inneren Zuständen des Landes, vornehmlich nn dessen militärischer und flnanzifller Er- schöpfung scheiternden Bemühungen, Frankreich für den nicht zu vermeidenden Kampf gegen das ganze übrige Kuropa vor7.ubereiten. bilden den Inhalt des dritten Kapitels; treffend wird hier Napoleon mit einem gefesselten Adler verglichen, der sich in sein Element empor- schwingen möchte, aber durch die Ketten niedergezogen wird. Die Versammlung der preufsischen und der eagüBCh-niederlAnd&ichen Armee in Belgien gelangt in dem viel neues bringenden vierten Kapitel zur Darstellung, in dem wir zugleich die leitenden Anschauungen der verschiedenen Hauptquartiere und die ersten Keime eines sich wie hei Koalitionsheeren so oft aus der Verschiedenheit der Interessen ergebenden Zwiespalts zwischen ihnen kennen lernen. Das fünfte Kapitel enthält eine vortrefifliche Charakteristik der drei Armeen, sowie ein ebensolches Charakterbild Wellingtons. Weiter kommen in ihm vornehmlich noch der französische Aufknarsch tmd Napoleons auf den Durchbruch berechneter Operationsplan zur DarateUung. In den beiden letzten Kapiteln wird der kurze Peldzug in Belgien geschildert. Wiewohl sich Napoleons Vormanoh am Ib* nlohl ohne llifsgrifTe und Reibungen vollzieht, glückt es ihm doch die Sambre zu überschreiten, doch können die völlig überraschten preufsischen Vor- ü*uppen ihren Rückzug auf Ligny bewerkstelligen. Weniger trut als ©eine von Franzosen bedienten Gegner über die Verhältnisse des Feindes namentlich in bezug auf Heeresstiirken unierriehtet. niuaiii er am Morgen des 16. die erheblich unterschätzten Preulsen im

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Literatur. 607

Rlleksuge anf LtttCich an und will sieh nun auf BrUasel wenden« dessen Besetanin^ er bei sefner ungflnstigen Meinung von der engüsoli- niederlftndischen Armee nicht für schwierig hält. Aber Biflcher, der anf Wellingtons Hilfe rechnet, hat den gröfsfcen Teil seiner Armee bei

Ligny versammeH So mufs ihn Napoleon zuvor angreifen: Ney, den «r in jener Richtune: hat vorti:ehcn lassen, soll nach Bewältigun;^ des ihm bei Qu;itt\'-Bras gnptnül>ür.stehenden Feindes gep;on Blüchers Planke und Kucken einschwenken. Doch hierzu kommt er nicht, denn Wellington, der sich inzwischen verstfirl^t hat, weist ihn surück. Trotadem fesselt Napoleon bei Ligny noch einmal den Sieg an seine Adler, ftoilioh keinen solchen, wie er ihn gebraucht und auch erringen kann. Br venrollständigt ihn aber auch nicht einmal durch eme energische Verfolgung. Zu spät wird Orouchy am 17. zu dieser angesetzt, so dafs die Preufsen auf Wawre zurückgehen können, wo sie nicht rechtzeitig entdeckt werden Und ebenfalls zu spät bricht Napoleon gegen Wellington auf, der intnl>r( d*»ssen ungestört in die Stellung süd- lich von Waterloo zurückgehen kariii, vor der die französische Armee ao spät eintrifft, daTs sie am 17. iiichi mehr zum Autmarsch kommt.

So kann Napoleon seinen Gegner am 18. erst gegen Mittag an- greifen. Im VertrauMi auf die ihm von Blfioher angesagte KUfls hilt dieser Stand. Und diese Hilfe erscheint rechtaeitig. Gleich bei Beginn der Schlacht matB Napolieon einen Teil seiner Annee gegen das seine rechte Flanke bedrohende Korps Bülow entsenden, und als dann in dem gewaltigen fVontalen Ringen die Franzosen trotz ihrer nunmehrigen Minderzahl doch noch den Sieg an sich zu reifsen scheinen, erscheint auch noch dfis Korps Zielen. Vergebens setzt Napoleon, der klar er- kannt hai. dais, wenn er hier nicht entscheidend siegt, es tür immer um ihn geschehen ist, seine letzten Reserven ein, wodurch er sich auch noch des Mittels begibt, der das Verderben vollendenden rastlosen Verfolgung durch die Preufoen einen Damm su setaen. Von der gansen Armee kehren nur die HeerteUe unter Grouchy, die am 18. und 19. bei Wawre gegen das prou£risohe Korps Thielmann gefochten haben, in geordnetem Zustande Aber die Grenze zurück.

Dies über den Stoff und seine Anordnung. Die Darstellung ist eine überaus fesselnde, die Form eine geradezu vollendete. Auch in- haltlich sind höchstens zu den beiden letzten Kapiteln einige Bemer- kungen zu luaciien. Wenn in ihnen der Hauptwert auf die intellektu- ellen Faktoren und die strategischen Verhältnisse gelegt wird, so ist im allgemeinen dagegen kaum etwas zu sagen. Trotzdem ist gerade bei dem hervorragenden Talent des Verfhssers fttr Forschung, Beur- teilung und Darstellung zu bedauern, dafs die taktischen Verliftltnisse nicht etwas eingehender behandelt sind» und dals er nicht z. B. das noch immer über der Schlacht von Ligny schwebende Dunkel mit Hilfe der Truppenberichte gelichtet hat. So bleibt hier eine Lücke, die auszufüllen sich nur schwer ein berufenerer Autor finden wird.

An der Beurteilung der strategischen Verhältnisse dürfte kaum

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Litantor.

etwas aufltufietzen sein. Vielleicht hätte es noch mehr hervorgehoben^ werden können, dafe bei der konzentrischen Anordnung des französi- schen Vormarsches am 16. mit einem starken Widerstände bei Char!*^roi gerechnet ist. Ein zweiter Einwand, zu dem gerade die Behnuptuni; des Verfassers, Napoleon stehe 1815 noch auf der früheren Hohe, Veranlassung gibt, kuanit^ vielleicht hinsichtlich der Beurteilung des am 16. geplanten Marsches aui BruKtiei geuiaclil werden, die nicht genügend von Napoleons AuflkeBmig der Lage anesugehen echeint, da sonst die 8. 828 entwickelte Ansieht wohl entschiedener in den Vorder- gmnd gestellt wire.

Der Sehwerpunkt der Ausführungen des Generals v. Lettow möchte in seiner Beurteilung der drei Feldherren liegen, durch die seiner ganzen Darstellung der Weg gewiesen wird. Der T.eser h;it den Ein- druck. dafR der General schonungslos ihre Fehler auideckt, aber in (durchaus berechtigter Weise beniiiht ist, sie aus ihrer Individualität und den Verhältnissen heraus zu erklären; die angeführten Zeugnisse sprechen fast alle für seine Auilaasung. Dals er hierbei für den volks- tflmliehen Marsehall Vorwtrts» den er Übrigens nnabh&ngiger von Qneisenau hinsustelleo snoht, als bisher angenommen wurden eine griÜBere Vorliebe als für den steifen eisernen Henog an den Tag legt^ ist verständlich und sogar berechtigt Wenn er aber Wellington, von dem er im fünften Kapitel ein durchaus sutreifendes Charakterbild getreben hat, in seiner Tätigkeit als einen man möchte sagen raiÜLanschen Jesuiten hinstellt, dem der Zweck auch dem Verbündeten gegenüber die Mittel heiligt, so kann dem denn doch nicht unbedingt zugestimmt werden, denn die beiden hauptsächlichsten Vorwüife. die abgesehen von seiner Beurteilung der preuCsischen Armee uad der ▼on ihr geleisteten Hilfe gegen ihn erhoben werden, sind niclit ein> wandfrei: die erst geplante Versammlung bei NItsIIbs war itebtig,. denn die Ausdehnung der prenlnseben Vorposten bis Binohe zeigt» dafs die Strafse Charleroi-^Mssel durch die Preufsen zu decken war» und dann ist es durchaus nicht erwiesen, dafs er Blfloher am 16.. seine Hilfe zugesagt hat. es sprechen auch gewichtige Zeugen dagegen, als möglich konnte er sie aber wohl am Morgen des 16. hinstellen. Dafs gegen die Darbtelluns des Verfassers von unterrichteter Seite sehr bald lebhafter Widerspruch erhoben wwden wird, steht sicher zu erwarten.

Gans neu ist die AufSusung, die Qeneral v. Lettow von Napoleoa hat. Mit Entschiedenheit verwurft er die Annahme, derselbe habe 1815 geistig und körperlich nicht mehr auf der fHiheren Höhe ge-

standen. Er begründet seine Auffsssung durch Vergleiche aus den ihm besonders geläufigen Feldzügen von Jena und Priedland, in denen

Napoleon dieselben Fe hler gemacht habe, die dort nur anders beurteilt seien, da er den Erfolg für sich pchnbt habe. Zweifellos bildet der Erfolg häufig den Mafsstab der Kniik, und ebenso zweifellos hat Napoleon auch schon früher Fehler gemacht, trotzdem kann der Auf-^

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Utoratar.

609.

ftssung des Verftwsers nicht unbedingt beigepflichtet werden. Unter» scheidet man nur zwischen geistigen und körperlichen Fähigkeiten, dann gehören zu ersteren auch die des Charakters, und gerade diese sind es. die bei Napoleon im Jahre IHlfi ziiHickstehen. Wohl besals er noch die ihm auch von keiner Seite abgesprochene Fähigkeit, grofse Entwürfe zu machen, aber die nötige Gharakterstari^e, um sich in deren Ausführung nicht beirren zu lassen, hatte er bereits 1812 bei Smolen8l[ und Ualo-JarMlaweta nieht mehr besessen, und der Verlauf der seitherigen PeldsUge, die Eändrüeke des Bxils und das ihm für den Fall des Unterliegens drohende GeschiclE waren nicht daiu an- getan» sie ihm wiederzugeben. Und gibt General v. Lettow dies nicht selber zu, wenn er S. 131 sagt, sein sonst so starker Wille sei gebeugt und sein Vertrauen auf seine Kraft er«ichüttert gewesen? Geist und Charakter sind in diesem Zusammenhange nicht zu trennen. Und ebenso war er auch körperlich nicht mehr der frühere, dafür berichten zu gewichtige Zeugen, die nicht leicht abzulun oder mit Stillschweigen zu übergehen sind, über seine Sctilafsucht und seine sonstigen Leiden. Wie 1808 in 3i Standen 19 Meilen zu Pferde znrOekzulegen, wäre ihm 1815 unmöglich gewesen. Wire er der frohere Napoleon gewesen» hatte er seine Batwürfo und Befehle nachte angefertigt, wiire am 16. und 17. (Hih morgens zu Pferde gewesen, liitte sich am 16. selber überzeugt, ob es der Feind oder Erlon, der nahte, welchen letzteren er dann ohne Zögern zur Vernichtung der Preufsen eingesetzt hätte» und hätte nicht am 18. Ney trotz dessen erkannter Unfähigkeit und Fehler die Leitung fast der ganzen Schlacht tiberlassen. Ks sind dies Funkle, die nicht ubergangen werden können. Dafs er Ney und ürouchy de» Befahl über die beiden Flügel übergab, iuuin überhaupt niclift scharf genug getadelt werden, Davout und Soult hfitto er statt ihrer wühlen und letzteren als m^or-gtoM durch Suchet nicht aber „oder durch Monthion", wie der Verfasser meint, denn dieser hatte sich 1818 als Oeneralstabschef des Vizekönigs gar nicht bewährt ersetzen müssen, der Erfolg wäre ein anderer gewesen. Wie die Be- urteilung Wellingtons, so wird auch di^jemge Napoleons kaum ohne eine lebhafte Kontroverse bleiben.

Zieht man aus den vorstehenden Ausführungen die Schlufsfolgerung,. 80 wird dieselbe dahin lauten, dalü das Werk zwar einen hohen Wert besitat und in der Literatur über die napoleonischen Kriege einea bleibenden Plate einnehmen wird, dafs es aber nicht als ein abschUefsendes Weifc Über den zwar nur kurzen, aber doch so hochinteressanten Feld- zug anzusehen ist.

Nicht unerwähnt bleiben dürfen die wertvollen Beilagen und die vortrefflichen Karten. Die Wiedergabe der Karte von Capitaine ist dankenswert anzuerkennen, wenngleich zu bemerken ist, düfs sie sich ungemein schwer liest, und dafs rs sich daher vielleicht empfohlen hätte, die Karte 9 etwas weiter auszudehnen oder die Übersichtskarte etwas aublührlicher zu gestalten.

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UlMitiir.

TMi 1870/71. Von Kunz, Msgor a. D. Siebsdhntes H«ft Berlin 1904. E. S. Mittler und Sohn. Tn Hifsem Hefte, welches „Die Kämpfe bei Fröschweiler und die Verl iliTTi Iii:: der Franzosen" behandelt, steckt mehr wirkliche, lehr- hafte und bi auehbare Kriegsgeschichte als in vielen dickleibigen "Werken über den Krieg 1^!70/71, weiche über eine mehr oder minder „verbindliehe* Art der Kriegsgeschiehtasobreibung nicht hiQWQgkommoii. Das Heft 17 bringt nSmlieh neben peinlich gewissenliaftmr nnd unpsrtei- isoher PeslsteUung der kriegerischen Tatsachen anch Kritik. Diese aber ist das wahre Salz der Kriegsgeschichte und schon Kant schreibt im Jahre 1784 (»Über Aufklärung") „Es kann einem Offizier billigermafsen nicht verwehrt werden, als Gelehrter tiber die Fehler im Krieg-f^ Anmerkungen zu machen und diese seinem Publikum zur Beurteilung vorzulegen".

Die Peststeil u [lg der kriegerischen Vorgänge am hin de der Schlacht ▼Ott W5rth war aufserordentUch schwor, weil es galt, eine Unmenge BinzelaBgabeii, die sieh teilweise widerspraehen, su prüfen und ans ihnen ein branchbares, nngetShr zntrelfendes Gesamtbild sn gewinnen. Das ist Major Kunz YortreflTlich gelungen. Br gibt dabei wiedefbolt ohne Schönlirl>erei eine nach Truppenteilen geordnete Zusanunen- Btellung der verschiedenen Kampfgruppen zu bestimmt<^n '/eiten nif<»^ Zusammenstellungen deren Schwierigkeiten nur der ermessen kann, welciier sich mit ähnlichen Arbeiten beschäftigt hat reden deutlicher wie langaiinige Erörterungen von der aligemeinen Auflösung der taktischen Verbände auf deutscher Seite. Solche Erscheinungen müssen unter allen Umsitnden in dem Umlhnge, wie sie Major Knni ittr WOrth nachweist, unsererseits für sukünftige Kriege Tennieden werden, sonst sind Niederlagen nnTenneidlich. Die deutsche Inihnterie war 1870 nicht kriegsmäCsig ausgebildet, dran Hinterlader gegraüber. auch nicht was die taktische Führung bis zum Brigadeverband angeht. Das hat schon Hoenig treffend für den 18. August 1870 nachgewiesen und Major Kunz tut es mit lapidarer Deutlichkeit für die Schlacht von Wörth. Man kuinme also niclu iuiiuer wieder mu (icm abgeleierten und gefährlichen Schlagwort „Tradition", was taktische Dinge und taktische Friedensaosbildnng angeht, sonst sind ihnliche BrschsiDungen, wie die hier berührten, unausbleiblich.

M^jorKunz weist femer nach, dalb eine irgendwie geschlossene Reserve, welche diesen Namen verdient, auf deutscher Seite vor der Eroberung von Fröschweiler nicht vorhanden war. Zieht man in Betracht dafs wie Ohprstleutnant Schorh in den März- und Aprilheften der Jahrbücher überzeugend nachgewiesen hat es lediglich von einem Zufalle abgehangen hat. dafs das fünfte fran- zösische Armeekorps nicht rechtzeitig auf dem Schlachtfelde von IVürth eingstroiTen ist, so ergibt sich das Weitere Ton selbst, wenn llao Ifahon g^p dasBnde der Schlacht noch Ober Reserven verfügt hitte

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Jitoratiir.

6U

Sehr zu Danke verpflichtet ist weiterhin die Kiiegsgeschichto dem Verfasser des Hcftos 17, dafs er wiederholt klipp und klar die Unter- la8sung:J?siinden des (ipnorals von Biumenthal als Chet des Stabes des ni. Armeekorps v. ahi t iid der Schljichl von Wörth festlegt. Es ist mir. offen gestanden, inemais vei^Ktiiiiulicli gt^N csen. worin denn eigentlich die Verdienste des Generais von blunieniliul in der ganzen Zeit vom 4. 7. August 1870 bestanden haben und ich freue mich, dafs Major Kuni für diese meine Auffeseong fieUge beibringt Über den Per< eonen muCe die ehrliche und furchtlose Absicht stehen die Wahrheit zu suchen sonst stecke man lieber dieganste Kriegs- geschichtsschreiberei auf , allerdings stets in vornehmer, niemals persönlich verletzender Form. Nach dieser Richtung in Sachen de-< Suchens nach kriegsgeschirhtlirhor Wahrheit bringt Heft 17 auch einen sehr bemerkenswerten Beitrag. Seither wurde allgemein angenommen, dafs das Abweichen des Generahiiajors von Starckloft', Kommandeur der 2. Württembergischen Feldbrigade, von dem Befehl des Oberkommandos, auf Reichshofen vonustofsen, ein Fehler gewesen, weil hierdurch eine unmittelbar wirlcsame Verfolgung der Fransosen ver- säumt worden sei. Diese Auffassung, welcher ich auch s. Z. in einer taktisch-kritischen Studie „Wörth" Ausdruck gegeben hatte, stellt Major Kunznunmehr als irrig dar. Ich habe hierzu zweierlei zu bemerken. Erstens: dafs jene mifsbilligenden Urteile vollkommen berechtigt waren nach dem iStande der damaligen Kriegsgeschichtsschreibiinp: über Wörth. Major Kunz hat selbst in seinem „Wörth" diesen Standpunkt eingenom- nien und ist selbstredend jetzt ritterlich genug, seinen Irrtum einzusehen. Das werden ebenso selbstredend alle diejenigen tun, die nunmehr eines besseren belehrt sind. Bs wiie taftsiehlich unmöglich für die Brigade ▼on Starckloir gewesen, durch einen Vorstofs auf Reichshofen der geschlagenen französischen Armee noch besondere Verluste beisubringen. Ebenso ist es richtig, dafs General von StarcUoiT in erster Linie durch die dringende Vorstellungen des Generals von Sandrari und dann auch durrh persönlichen Eindruck die Überzeugung gewonnen hatte, dafs seine Hille bei iilsafshauson sehr wünschenswert sei.

Aber trotzdem möchte ich den Grundsatz als richtig aufrecht erhalten, dafs ein General, welcher auf die Rückzugs! i nie des Feindes eingesetzt ist, sich durch alle Gesuche um „Hille mcht von seinem höheren Ziele, den Feind vernichten m helfen, abbringen lassen darf. Dafs General vonStarckloS aus Gründen schwierig verstopfter Wege usw. dieses Ziel nur in besohrSnktem HaCBO zu erreichen Aussiebt hatte, konnte er im voraus nicht wissen. Auch mufs ich entschieden be- streiten, dafs durch das Nichteingreifen der Brigade Starckloff bei PrÖSchweilor die Schlacht hätte wieder verloren gehen können. Eis h&tte dann vielleicht noch ein kui'zer Rückschlag zugunsten der Franzosen eiiitreLen können, aber die nachdrängenden deutschen Massen waren zu grofs um das Schicksal des Tages in Frage zu stellen. Im Gegenteil würde dieser Zeitgewinn eines kurzen iranzösischen Rück-

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Utenlnr.

scblageB dem Genend von StareUoff bei seiner ihm xugedaehten Rolle ruißrute gekommen sei.

Zum Schlufs halte ich es für meine Ulicfit, das auf S. 102—106 von Major Kunz in bezug auf die Zusammensetzung der Feld- armee. Ausstattung mit Chargen und Entziehen der besten Kräfte des Friedensstandes durch unendliche Neuformationen Gesagte als gendesu goldene Worte m beaetohnen. Sie aeUlefaen dut^ «HS berechtigt gerade an die Schlacht von WOrth an. Denn alle dieee Mifsetinde, die damals sohon sich bemerkbar machten, mfllsten sieh jetzt, weil die Neuformationen gegen 1870 ungeheuer gewachsen sind, mit Naturnotwendigkeit in noch viel höherem Grade fühlbar machen. Und dafs die ethischen Faktoren im Heere gegen 1870 eine Ver- änderung erfahren haben, auch das hebt Mi^or Kunz durchaus richtig hervor. Keim.

mi Beiwict nd Fllig in BetttMiMidwttrtallrika. Von Hauptmann Schwabe. Zweite Auflage. Berlin 1904. B. 8. Mittler und Sohn.

Das gut geschriebene mit zahlreichen Abbildungen versehene und sehr hfibfich ausgestattete Buch hat gerade in der jetzigen Zeit

besonderes Interesse. Die Hereros, welche jetzt in so niederträchtiger Weise unsere Landsleute überfallen, Mord und Verwüstung in weite Gebiete des deutschen Schutzgebietes getragen haben, sind alte Be- kannte des Hauptmann ächwabe. Er hat die erste gröfsere Militärstation Otyimbingue im Hererogebiet angelegt, die Hereros im Frieden und Krieg kennen gelernt es war schon ehimal im Jahre 1896 ein Auf- stand derselben niedersuschlagen und sehi UrteQ fiber dieselben lautet nichts weniger als günstig. Er nennt sie mifstrauisch, dflnkel- h^ stolz und wiederum bettelliafl hündisch. Itignerisch und treulos, gewalttätig und grausam. Dafs gegen ein solches Volk Milde und die von den Nichtkennern afrikanischer Verhältnisse so oft am grünen Tisch oder in den Parlamenten empfohlene „Humanität" durchaus nicht am i'iatze ist, haben ja inzwischen die Ereignisse allzudeuUich gelehrt!

Auch das so oft gehdrte Schlagwort vom JMIUtarfsmus* in unseren Kolonien soUte man etwas vorsichtiger gebrauchen. Nach Durehleeen

des ebenso interessanten wie liebenswllrdigen Buches des Hauptmann Schwabe wird jeder Unbefangene die gröfstc Hochachtung empfinden ftir die rastlose und selbstverl^'Uf^nonde Tätigkeit unserer Schutztruppe und vor allem ihrer Offiziere im Intt ref^se des Deutschtums in unseren Kolonien. Ohne diesrn „Militarismus ' würde es eine deutsche Herr- schaft in Südwestafrika gar nicht geben, denn sie mufs voriäuüg mit den Waffen in der Hand Yorteidigt werden. Die groben Verluste an heldenhaft gestorbenen Offizieren und Uannschaften reden da eine beredte Sprache! Nach Jahrsehnten mag das anders werden. Aber bis auf weiteres kann weder der deutsche Ansiedler noch der deutsche

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Literatur.

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Kaufmann das militiriadie Element» als durohaua unentbehrlieh, in SlldwestafHka nicht missen. Wertrolle statistische» volkswirtschaftliche, ethnographische usw. Notizen und AusfQhnmgen sind in dem Buche

zu finden. Ein Beweis, dafs unsere Offiziere und Beamte in den Kolonien für die Aufschliefsung und Nutzbannachen derselt)en offenen Blick und pnüctiscbes Verst&ndnis besitzen. Keim.

Die Ausbildung für den Krieg. II. Teil. Die Übungen derTriippen, mit 6 Karten von Frhr. v. Faikeahausen, Gun. «i. init. z. D., zuletst komm. Qen. des Xm. (Rgt. Württemberg) Armeekorps. Berlin 1904. B. S. Mittler & Sohn. Während der I. Teil dieses Werkes die Übungen (Qr die höheren Führer umf^st, ist Verf. jetzt von den Übungen gröllsten Umfhngs stufenweise bis zu den ersten Anflängen der Ausbildung herabgestiegen, indem er bei joder Stufe die auf ihr zu erzielende kriegsgemäfse Aus« bildung aus den Aufgaben der nächst höheren Stufe ableitet und nachweist

Zunächst werden die Korps-, LüVisions- uud Brigademanöver durch- genommen und an Aufgaben mit Verlauf und Besprechung erUtuterL Der leitende Gedanke ist hierbei, dafs das Zusammenwhrken der ver^ schiedenen Waffengattungen in der Hand der höheren Ftthrer nach dem Vorbilde kriegerischer Tfttigkeit in gröfserem Rahmen erzielt wird. Die Korpsmanöver seien die wichtigsten, die anderen Vorbereitung zu denselben, aber als solche unentbehrlich. Die Brig'ademanöver lassen sich wegen der viertägigen Dauer und der geringen Truppen mit täg- lichem Zusammenstofs am schwersten kriegsähniich gestalten. Hier wird häufigere Änderung in der Kriegslage empfohlen. Der Über- legenheit an Zahl dürfe keine ausschlaggebende Bedeutung boigolegt werden (was wohl am zutreffendsten fQr die Artillerie gilt; nur zu oft entscheidet in der Kritik eine Batterie mehr!).

Der II. Abschnitt behandelt die Übungen grtilaerer Verbände (Bri- gaden und Regimenter) der einzelnen Waffengattungen auf den Truppen- übungsplätzen oder im Gelände. Durch sie soll die unmittelbare Vor- bereitung für die kriegerische Einheit der Division zum Kampfe in grufseren Verbänden bewirkt werden. Insbesondere handele es sich bei der Infanterie um Erlernung des einiioitlichen Angriffs, bei der Kavallerie um Aufklärung und geschlossene Attacken, bei der Artillerie um einheitlichee geschicktes Auftreten. Die Brigaden und Regimenter sollen bei Anlage der Übungen in der Regel als Teile der höheren Truppenverbftnde betrachtet, besonders auch die Mitwirkung eigener und feindlicher Artillerie in bestimmter Weise angenommen werden. Je gröfser der Verband, desto wichtiger sei die Übung des Überganges aus der Marschkolonne /um Gefecht. Mehrere lehrreiche Aufgaben veranschaulichen die Ausführungen des Verf.

In den darauffolgenden „grundlegenden Übungen in den Stand- orten" tritt der rein disziplinäre Zweck, die Erzielung der Manneszucht

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Utentnf.

hervor, ohne welche die Truppe im Kriege versagt Für die gefechte- mäfsige Ausbildung der Bataillone und Kompagnien halt Verf. unsere Unterscheidnner, ob der Ex*T7,inrplatz als Gelände oder nicht als Ge- lände anzunehmen sei. auf ürund vieler Erfahrungen für unzweckmäßig, betont aber besonders, dafs es richtiger sei. die Ansicht über die Un- möglichkeit des Angrifl's unter schwierigen Verhältnissen (über die Ebene in der Front) zu bekämpfen, als ihr Vorschub in toiaten. Auch die Kavallerie und Artillerie könnten sonst dam kommen, Attaekei bezw. Auffohren in eine Stettung „ohne Deckung* als unmöglich bezeichnen. Verf. stellt sieh damit in Oegensats su Schlichting will aber in keinen doch nur onfraohtbaren Meinungsaustausch ein- treten.

Der IV. Abschnitt bespricht die Schiefsübungen. Hervorgehoben wird die Wichtigkeil, wirklich kriegsgemäfse Ziele, die aber doch noch einige .\ussicht auf Treffer haben, bei dem gefechtsmäfsigen Schiefsen aufzustellen, also breite und niedrige, in angemessener mitüeier Ent- fernung. Bei der Artillerie herrscht die Neigung vor, zu hohe und zu deutlich sichtbare Zäele zu wühlen, um bessere Treffergebnisse zn erzielen. Gleichseitige Schiefsttbungen gemischter Waffen werden verworfen, da die erforderlichen Sicherheitsmabregeln einen wirklich kriegsgemftfsen Verlauf einer solchen Gefechts- und Schiefsübung doch hindern. Ebenso wird im V. Abschnitt über Schiefsübungen <\n Pufsartiil' rif^ im Kampf um befestigte Feldstellungen die Kombination einer SchiefsUbung mit einer Truppenübung nicht befürwortet.

Recht ansprechend ist das Schhifswort, in welchem Verf. empfiehlt, bei den Untergebenen besonders die Initiative, die Selbstätigkeit und selbständige Auffassung zu erziehen, eine sehSdliche Oberspannung der Krftfte infolge unzweokmäbiger Woge zu vermeiden, und bei Be- sichtigungen anregend und fördernd zu vrirken, ohne Ififsmut zu er- regen oder Besorgnis zu erwecken.

Die Anschauungen und Ausführungen des Verf. stehen fast durch- weg im Kin klang mit unseren Bestimmungen und enthalten di-- Er- fahrungen eines hochbedeuienden. u. a. bei Moltke und Goeben ge- schulten Offiziers, der zwei Kriege mitgemacht und in weciiselvoller Dienstzeit die höchste militärische Stufe erreicht hat. Leicht ver- ständlich und geistvoll geschrieben, wird dieser II. Teil seines Werkes Beifall in weiten Offizierskreisen finden. v. Twardowski.

Beiträge zur taktiaehen Ausbildung «ttsenr Onafere. I. Offizier- felddienstübungen. Von Litzmann, Generalleutnant und Direktor

der Kriejjsakadeinie. 142 S. Mit 1 Kroki, 2 Skizzen und Bl.itt Cosel ifr deutschen Keichskarte. Viorte durchgesehene Aullage. Berlin 1094. Verlag von U. Eisenschmidt. Preis 3 Mk. Ein Werk, welches in vierter Auflage vorliegt, bedarf keiner Worte der Empfehlung, es hat seinen festen Platz in dor Militärllleratur cre- wonnen und wird ihn auch zweifelsohne dank seiner Eigenart in Zu-

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literatnr.

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kunlt behaupten. Hannigfaehe Änderungen sind in der 4. Auflage

Yorgenoramen, Sorgföltige Beräcksiohtigung haben alle neuon Dienst- irorschriften. sowie auch die Erfahrungen dea Burenkrieges gefunden, indem durchwe«j: den neue^t^n Anschauungen über das Infanterie- getecht Rechnung getragen wurde. Die bisherigen Beispiele sind noch einmal nach Inhalt und Form übergearbeitet. Recht lohrreich ist die Aufgabe 4 aus dem Etappenkrieg ohne einen tatsächlichen Gegner, Zu den sieben bislang vorhandenen Aufgaben ist eine neue getreten, welche dnen beherzigenairerteD Fingerzeig für unsere Priedens- ausbildung gibt, die TStigkeit von OfBaierpatrouiUen angesichts einer befestigten Feldstellung, welehe auf einen Obnngsritt erkundet, dann 8, T. fertiggestellt, besetzt und angegriffen wurde. Diese Aufgabe gab Gelegenheit. Anfertigung der vom Exerzierreglement für die Feld- artillerie lö99 Ziffer 3öl empfohlenen Ansichtsskizzen einmal praktisch zu üben.

Der trefl"lich klarguicgte Unterschied zwischen Gefechts- und Peld- dienslübungen sei besonderer Beachtung empfohlen, ein Verkennen der hier niedergelegten Grundsätze kann zum Mifsglücken an und l'ür sich sonst gut veranlagter Übungen beitragen.

Voll und ganz wird man femer dem beipflichten, was der Herr Verf. tiber Anlage, Leitung und Besprechung von Felddienstaufgaben sagt; ein scrgßUtiges Studium des Buches kann allen denen empfohlen werden, weiche berufen sind, die Ausbildung der Truppe in dieser Richtung zu leiten. Sorgfältigste Zeitausnutzung ist aber hier geboten, gerade dir» Pelddienstausbildung der Truppe bedarf eines sorgfältigen, wohl überlegten Planes, wenn der Zweck erreicht werden soll. Sklavi- sche Nachahmung des hier gebotenen kann nicht zum Ziele führen, gerade in dieser Richtung, welche in dem „non multa sed multum'* gipfelt, erbliid^en wir einen besonderen Vorzug des Buches, indem es nicht ein geistloses Schema bietet, sondern geradezu die eigene Selbst- tätigkeit hervorruft. In dieser Weise benutzt, wird das Buch von her^ vorragendem Nutzen sein und wirksam die taktische Ausbildung un- seres Offlaierkcrps fördern. B,

Das deutsihe Offizierkorps uud seine Aufgaben in der Gegenwart.

Den Kameraden gewidmet von Paul von Schmidt. General- major z. D. W. Schultz - Engelhard, Verlag für Militärliteratur. Beriin 1904.

Dankbar begrflfst die Armee die Stimmen ihrer alten Kameraden, weiche es sich zum Ziele setzen, das Offlzierkorps auf seine idealen Orundanschauungen hinzuweisen und dasselbe dadurch fSr seine vor^ nehmste Aufgabe, die „Erziehung des Soldaten**, zu rüsten.

Wer wäre dazu mehr berufen als diejenigen, die ihr lebelang als Erzieher des* Offizierkorps wirkten.

Hatte der Herr Verf. bereits vor zwölf Jahren in seiner Schrift: «Das deutsche Offiziertum und die Zeitströmungen" dafür gestritten.

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Literatur.

dafs die Ati^ben des Ottsien nur unter Festhalten an den idealen iSrundansohaunngen seines Standes zu ISsen sind, lieute ist sein Maiin- wort erst reelii am Platae.

Nictait das Bestreben etwa, die in Frage kommenden Punkte mit

nlljEremeinen Redewondunj»en nhzutun, sondern die wichticen Prag:en so zu srhildern. wie sio sich in Wirklichkeit gestalten, hat ihn geleit^»l. Er sehn cid Ol den ( Hiizierersatz. die Zukunft des Offiziers, das gesamte dienstliche und private Leben des Offiziers nicht nur flüchtig an; er tritt vieimelir frei und offen mit seinen Ansichten über den Luxus, Ofllsierlrasinosp Qeldlieiraten, den Offizier in Zivil u. dgL lienror und verficht Imitftvoll den alten bewfthrten .Standpunkt der ESInfoehheit und Soblichtheit im Leben der Kameraden. Wer m5ohte ihm da nieht bei- etimmen !

Ah*»r er geht noch weiter. Elr berührt „die höchsten Aufgaben des Otlizirrk M pp", die »Stpllung des Offiziers als „Krzieherund Lehrer**.

Wie segensreich hat der Herr Verf. bereits gewirkt in bezug auf diese erzieherischen Aufgaben des Offiziers! Wer seine Schriften über die lüriegsartikel, im besonderen die Pfiiohtenlelire gelesen hat, dem werden sie eine uneraehöpfliche Fundgrube, eine Anregung zu eigener Oedankenarbeit geworden sein.

Ist doch der OlBsler, heute noch mehr wie früher, dazu berafeUt durch seine Auffassung der eigenartigen Berufspflichten seines schönen Standes, durch sein eigenes Beispiel erzieherisch auf seinf* Umgebung einzuwirken. Wer wollte leugnen, dafs er hierzu auch imstande istl Auch der jüngste der i\ameraden kann seine Leute durch söine ideale Auffassung der Berufspflichten zum guten anfeuern, in ihnen jene Be- geisterung entfachen, die sie vom bösen fernhält Dann wird auch die Stellung su seinen Soldaten die richtige sein, MÜshandlungen werden mehr und mehr abnehmen und gar maneher, der von den staatsfbind- lieben Parteien eines anderen belehrt war, wird voller Vertrauen lu seinem Offizier aufiichauen lernen.

In diesem Vertrauen aber gipfelt die Aufgabe des Offiziers; dieses macht den gemeinen Mann willfährig in dem Alltäglichen des FViedens- dienstes; es wird aber dazu beitragen, dab er im Ernstfälle wilienloe seinem Führer in den Tod folgt.

Möchte die vorliegende Schrift den reichen Segen stiften, der der guten Sache zu wünschen ist 63,

Unsere Pioniere. Bine historische und organisatorische Studie von Karl Schweninger, KgL Bayr. Oberst a. D. Berlin 1904.

A. Bath. 1,50 Mk.

Als Generalleutnant v. Beeck im vorigen Jahr die wichtigsten Er- fordernisse der Armee skizzierte und beleuchtete, auf welche die närhste Militärvorlage werde Rücksicht nehmen müssen, übersah er erfreu! u her- weise auch die Pioniertruppe nicht und liefs ein helles Streifliclu auf deren q^uantitatives Mifsverhältnis fallen, indem er bereciinete, dafs

Literatur.

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«unsere 26 Bataillone nicht einmal den Bedürfnissen der Feldarmee zu genügen vermöchten: es fehlen hierzu nicht weniger als 6 Bataillone, •und tur j^elagerungsformationen sowie KeBlungsbesatzung ist auch daim nooh kein Mann ttbrig. Aus dar obeffliehfielien Art, wie er die Pioniere im Vergleich mit den anderen Waffen behandelt» ist aber zu 'entnehmen, daes man an jener Stelle, wo der General geraume Zeit t£tig war, vielleicht die Notwendigkeit einer Vermehrung der Pioniere •endlich eingesehen hat, für die Fragen ihrer Organisation, ihrer Aus- rüstung und Verwendung aber noch gar kein Verständnis hat. Wie gering dies bei den Truppen tuhrern noch ist. zeigt das Buch des (lenerals v. Palkenhaiisen „Ausbildung für den Krieg", das sich auf das äurgimligäte mit allen Truppenübungen biä zu den ächiefsübungen -der Puls- und PeldartiUerie bescUlftigt, aber für die gröberen Pionier- Übungen kein Wort dbrig hat, und bei den behandelten zahlreichen Herbatttbungen nicht ein einziges Mal Gelegenheit findet, die Pioniere in zweckentsprechender Weise zu verwenden, obgleich das Gelände vielfach geradezu hierzu aufforderte. Und auch die Kritik hat im all- gemeinen daran keinen Anstofs genommen: für die Armee ist die Kriegstechnik noch immer eine zu vernachlässigende Nebensache.

Da tritt Ober.st Schweiiinger mit ernst mahnenden Worten auf den Plan, um die seit hundert Jahren schwebende und immer dringlicher ^wordene Frage der technischen Waffe der LiSsuiig näher zu fahren, indem er geechichtlich nachweist, welche Hemmnisse, welche kritischen Lagen unseren Armeen ans deren YemachlSssigung erwachsen sind, welche Gefahren ihnen in Zukunft lievorstehen, wenn nicht endlich •die „Grofstat ersten Ranges" ihrer zweckentsprechenden Organisation in die Wege geleitet wird. Der erste Schritt ist ja dank dem Wagemut des Generals v, d. Goltz mit der endlich ausgeführten Losreifsung der Pioniere von dem Ingenleui ktit ns s^etan. und eine freiere Entwickeking ist unter der Leitung eigener Brigadekunimundeure ermöglicht; aber die Zahl

Bataillone ist bei weitem nidit ausrechend, um den enorm ge- steigerten Ansprüchen an ihre Leistungen zu entsprechen, und die Ausbildung Ist auf einen fiüschen Weg geraten, die Kriegsvorbereitung entspricht nicht der Kriegsaufgabe, welche den Pionieren gestellt ist.

Schweninger kann so weit der vollen Zustimmung der Waffe und aller bisher für ihre Neuorganisation eingetretenen Schriftsteller sicher sein, aber über seine Vorschläge wird man sich nicht ohne weiteres einig sein, denn sie weichen von bisherigen in einigen ni<'ht unwesentlichen l'uniiten ab: Aufstellung von 2 Bataillonen im Regimenlsverbande für Jedes Armeekorps, und deren Unterstellung unter die Generalkommandos, in technischer Beziehung unter die Pionierinspekteure, deren Spitze eine „Generalinspektion der Pioniere** bildet Jedoch erscheint es nicht unzweckmärsig, die beiden Häupter, d. h. Generalinspekteure der Pioniere ttnd der Festungen durch ein drittes» den „Chef des Ingenieurstabes der Armee" überragen zu lassen, ^der dnnü nirht mehr Ingenieur ist, sondern einer jener Generale sein iniifs. der unabhängig von der Waffe, J&lirb&elMr f&r die doaUche Armee und Uarine. Ko. Mt. 41

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.Uteratur.

aus der er stammt» auf der hohen Warte der Kriege und Heerftlhrang und ihrer Vorbereitung im Frieden steht* Die AnsbUdung als «Bln- heitepionier", welehe Sohwenhiger als Rilcksehritt belraehtot, ist ange- sichts der Überlastung mit technischen Dienstsweigen nieht mehr durchführbar. Von anderer Seite war deshalb voi^eschlagen worden, neben den hauptsfichlich als Pontoniere auszubildenden Peldpionieren Festungspioniere aufzustellen, dcnon neben dem eip-enüichen Pionier- dienst hauptsächlich die Bedienung des olurmgeräieb zufallen würde. Der Verf. ist dagegen der Ansicht und ich nehme kein Bedenken, ihm darin Recht zu geben dafs eine Verminderung der Pontoniere mit Rfieksioht auf den Bedarf wohl angängig und mit Rücksicht auf den BrsatB nur vorteilhaft wfire; pro Armee][orps wQrden 2 Kompagnien vollständig genügen. Die anderen Kompagnien würden als Pioniere auszubilden und demnach wieder Fachkompagnien zu bilden sein», wie sie z. B. auch Frank reich wieder einzuführen im Begriff ist. Der vom Pontonierdienst befreite Pionier würde im Feld- und Festungskrieg verwendbar sein und die AulsteUung von Festungspionieren entbehrlich machen.

Im Kriege erhält jede Division je 1 Pontonier- und 1 Pionier- kumpagniü, dazu je einen Brückentruiu, jede Armee eine „Pionierreserve des Feldheeres**, welehe als Avantgarde der «Pioniertruppe für den Pestungskrieg** (in Stirlce von mindestens 6 Bataillonen) ssu betrachten ist. Hierzu liommen Etappenpionierkompagnien und neben den Ersata- die Besatzangstruppen, welche aus Reserve- und Ijandwehrformationea bestehen können. Der Bedarf der Feldarmee würde sich auf etwa 150 Kompasrnien belaufen und ungefähr dieselbe Zahl ergeben, wie sie v. Beeck berechnet, wenn man seinen 32 Feldbataillonen noch eine entsprechende Anzahl für Belagerungsformationen hinzurechnet. Die Pionierinspekteure treten zu den Armeeoberkommandos, die Regiments- kommandeure zu den Generalkommandos. loh räume ein, dafs diese Vorsohlüge durchaus sweckmäfsig sind, dafs bei dieser O^gaiüsation auch die Pestungspioniere entbehrlich sind, und sohlleiM mich auf dieser Basis Sehweningers Adresse an den Chef der preulsisehen Kriegävorwaltung an: ^Möge er endlich auch den Pionieren nach hunder^ährigem mühevollen Kampfe mit schwierigsten Verhöltnissen zu ihrem Rechte verhelfen, zum Heile der Armee und ihrer vollkom- menen Kriegsvorbereitung in allen Teilen für die gewaltigen Aufgaben eines zukünftigen Krieges!'' H. Frobenius.

Die Biehtmittel der Gesehltae. Von Anton Korsen, k. u. k. Ar- tillerieoberingenieur und Lehrer an der Kriegsschule. Mit 12 Tafeln. Sonderabdruck aas den «Mitteilungen über Gegenstände

des Artillerie- und Geniewesens". Wien 1904. Im Selbstverlage der Redoktion obiger »Mitteilungen". Wien VI in Kommission bei

R. v. \\'aldheim.

Die Vervollkommnung der Geschütze hat sich auerst auf die Er-

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Literatar.

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höhung der baUistiBohen Leistung, sodann auf diederPeuergeschwindig- keit erstreckt, die durch die Annahme des Rohrrücklaufs eine schwer- lich zu überbietende Höhe erreicht hat. Neuerdings hat man auch

der Vervollkommniinp; der Richtraittcl seine Aufmerksamkeit zugewendet, nicht nur um die Präzision des Richtens zu erhöhen, sondern auch um die dazu erforderliche Zeit abzukürzen. Die gesteigerte Wirkung der modernen Feuerwaffen nüugt zu vermehrter Ausnutzung der Deelmngen und bat dadurch eine ganz neue bis düiin unbeikaiinta Klasse von Richtmitteln ins Leben gerufen, die daxu dienen, Gesohfilaen» von denen aus das Ziel gar nicht au sehen ist, eine genaue Richtung sowohl nach der Seite als auch nach der Höhe zu geben. Über alle diese Richtmittel, sowolü für Feld- als auch Festungs- und Küsten- geschütze, gibt das vorliegende Werk nach den besten Quellen (Patent- schriften etc.) eingehende Auskunft, d. h. nicht nur eine Beschreihiing, sondern auch eine Beurteilung. Es hat vornehmlich für Offiziere» die sich eingehend mit der ArtUlerietechnik beschäftigen wollen, Wert

Sannlng taktbwliet Anflgalieii alt USwagtut, Pttr Offlsiere aller Waffen zur Verbereitung fflr Prüfungen und Aufls&bensteUung

im Frontdienst. Mit 2 Karten, einer Über ich tsskizae und einer

Skizze im Text. Von Hoppenstedt, iliuptmnnn und Lohrer an der Kriegsschule Potsdam. Berlin 1903. E. S. Mittler & Sohn.

Mit unermüdlichem Eifer sorgt der bewährte Kriegsschuliehrer datür, weit über den Rahmen seines augenblicklichen Wirkungskreises hinaus anregend zu wirken.

Das vorliegende Buch enthält eine Sammlung von Aufgaben nebst Lösungen, welche jedem Offizier reichen Stoff zum Studium bieten.

Besonders interessant sind eine Anzahl von Prflftangsaullsaben zur Kriegsakademie, die zum Teil aul das Gebiet von Meta, in dem sich auch die übrigen abspielen, übertragen sind.

Möchte die Sammlung nicht nur denen, welche sich zur Kriegs- akademie vorbereiten, sondern allen Offizieren, besonders auch hin- sichtlich kriegsgemälser Au^abensteUung, von Nutzen sein! 63.

GeaeUehte te HuioTflnehea Jfigerbatailloiis Nr. 10. Von von

Oottberg, Hauptmann, von Bschwege. Hauptmann. Mit Abbildungen, Textskizzen und Karten. Berlin 190S. B. J. Mittler

u. Sohn, Hofbuchhandlung. Das vorliegende Werk gibt mit der Geschichte des heutigen Königlich Preufsischen Hannoverschen Jäc-erbataillons als Vorgeschichte desselben auch die Geschichte der ehedem Königlich Hannoverschen Jäger (Garde-. 1., 2. und 3. Jägerbataillon). Seine Majestät Kaiser Wilhelm II. hat bekanntlich unter dem 24. Januar 1699 bestimmt, daSs die preuürischen Thippenteile, welche die alten hannovenchen Soldaten in sieh aul]senommen hatten, die Trfiger der Überlieferungen der firttheren hannoverschen Regimenter sein und deren Auszeichnungen

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Lttwatur.

weiter führen sollten. Das 10. Jägerbataillon sollte als eins mit dem obengenannten hannoverscbon iHjrern rtnir^sphen werden und den 19. Dezember 1803 als StiltungsutK > rhiilroii Die Namen: „Peninsula. Waterloo. Venia del Pozo" an der Kopibedeckung erinnern an die Aus- zeichnungen der alten hannoverschen Jäger.

In eingehender Weise, gestützt auf treffliche Quellen, ist die Ge- scbiobto der althannoTorschen Jäger von 1808—1866 geechüdert. Bine Reihe von Kartenskizzen, Oefechtsplänen, ja bildliche Darstellungen erl&utem den gewandt geschriebenen Text« der ein interessantes BOd der Schicksale der Königlich Hannoverschen Jäger, namentlich die sehr wechselnden der leichten Bataillone im Verbände der „Deutschen Legion des Königs", gibt. Der zweite Teil enthält in sorgfältiger und lebens- voller Weise ein Bild des Lebens in Krieg und Frieden. Sogar kleine Episoden, wie die Expedition des Hauptmanns Reichmei.ster. zweiten Jngenieui'ofliziers beim Güneralkonmiundu des X. Armeekorps, mit Leutnant Runnebaum und 82 JSgem zur ZerstQmng der Bahn Tours— Le Mans am 10. Januar 1871 haben Auihahme gefünden.

G. V. Zepelin.

Die kritischen Tage von Ohniitz Im Juli JSW>. Vom Rintrefli n des Hauptquartiers der Nor lirir.t-e in Olmütz vom 9. bis zum .Vhcnrl des 15. Juli. Mit Benutzung der Feldakten des I\. und k. Kriegsarchivs bearbeitet von einem Generalstabsoffizier.

Mit 25 Beilagen. Wien, 190a, Seide! u. Sohn. 6 Mk.

Ein Buch, über das ein iäuchveiatändiger eine ganze Broschüre schreiben könnte; vielleicht gescliidit das sogar. Anlafs genug läge dazu vor. Mir als Berichterstatter liegt das allerdings fem, obwohl ich mit der Olmütaer Episode der kaiserlichen Nordarmee 1866 insofern

vertraut bin, als ich dort gestanden habe; das Singen und Sagen über diesen Gegenstand hat Jahrzehnte gedauert Nun Hegt etwas amt- liches, kondensiertes darüber vor. iMe neueste Arbeit des k. und k. Generalslabes macht zunächst einen recht günstigen Kindruck; aus- reichende Benutzung der gedruckten ljuellen bei den ungedruckten kann der Aufsenstehende das natürlich nicht erkennen. Klare und knappe Schreibweise, recht zuverlässige Darstellung, voi zugliche Karten und Pläne. Übersichtliche Gliederung des Stoffes erleichtert die Duroharbeit sehr.

Die Schilderung beginnt mit dem Eintreffen der Nordarmee in Olmfltz. Dafs sie tief erschüttert war, geht aus allem, was man darüber hört, neuerdings hervor; mit ihr Benedek, der in seiner HUflosig» keit nnch der Schlacht nichts besseres zu tun wufste. als die Armee „so gut als möglich" vvi<Mier nach Olmütz zurückzubringen, wie er dem Kaiser .schrieb. Kaum emgelroflen. erhielt er den Befehl aus Wien, noch ein Korps (das X. befand sich bereits im Abtransport) nach Wien zu senden, mit dem Rest, also 6 Korps und 1 Kavulieriedivision in Olmtfti SU bleiben, „nach Tunllchkeit aktiv zu wirken" um den Feind

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Utenlur.

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vom Vordringen aul" Wien abzuhalien, „dabei aber mit Vorsicht und Überlegung vorzugehen, um die Armee vor weiterem Ungh'ick zu bewahren". Bonedek bestimmte infolgedessen das III. Korps zum Bfthntransport nach Wien, die erste Btalfel sollte am 11. abgelten.

Aber schon am 10. Juli kam ein neuer Befehl aus Wien; der von Vicenza herbeieilende und zum Oberbefehlshaber bestimmte Erz- herzog Albrecht war mit der Bdassung der Nordannee in Olmatz ganz und gar nicht einrerstanden nnd hatte vennittelBt des Tetegraphen seinen Einflub im Sinne einer HeramMmng des ganzen Heeres an die !>anau geltend gemacht Infolgedessen telegraphierte am 10. der Erste Generaladjutant Graf Crenneville an Bc-ncdek. er solle sämt- liche Korps mit Ausnahme der voUständi^rcn und noch zu verstärken- den Besatzung von Olmütz mit der Bahn nach Wien beJÖrdern, die Trains jedoch auf dem linken Marchufer zu instradieren und mit den Truppen zum Fufsmarsch übergehen, falls der Gegner die Bahn Olmtttz— Prerau— Wien unterbreche. Zugleich traf an diesem 10. aum zweitenmal in diesem Peldzuge der Ob.-Lt. Beck aus Wien bei Benedeie ein, ging ihm an die Hand und arbeitete einen Entwurf fttr den Abmarsch dee Heeres aus, da die Bahn nur fQr den Transport noch eines Korps ausreichte. Diese Arbeit Becks, die allerdings nicht vorliegt, gibt dem Herrn Verfasser Gelegenheit, die operativen Talente Becks, des jetzigen Chefs des k. und 1l Oeneralstabes, mit Nachdruck zu rühmen.

Der 11. Juli verging mit Feststellung' der Tatsache, dafs die Bahn wirklich nicht viel leisten könne und mit den einleitenden Befehlen, wobei aber Benedek den Beginn des Abmarsches erst für den Ii. ins Auge iafste, da die Truppen notwendig einer Frist zu ihrer Retabliemng bedurfton. Am IS. berichtete darauf Benedek drahtlich nach Wien, er könne nicht fahren, müsse marschieren; Grennevilla erwiderte umgehend, die Bahn leiste das Erforderliche, man wisse es in Wien ganz genau, es mtee also gefahren werden. Wie schade, dafs der Ob.-Lt. Beck schon am 10. nach Wien zurückgekehrt war. andernfalls würde er sicher einen Ausweg aus der verwickeltet^ Lage gefunden haben!

Am 13. Juli erklärte Raming, der das Pestungskommando in Olmütz zu übernehmen hatte, er könne das ausgedehnte v<^r!^rhanzte Lager nur verteidigen, wenn er mindestens 3 Korps und 1 Kavallerie- division erhalte. Zweifel über die Stärke der in Olmütz zu belassen- den Besatzung veranlafste Benedek zu einem weiteren Depeschen- Wechsel mit Wien. Da traf von dem eben in Wien etsohienenen Bnheraog Albreeht der Befehl ein, Benedek soUe sofort «ohne Wider- rede* alle Truppen »hinter der March" nach Preisburg, erforder- lichenfalls durch das Wagtal und ttber Komorn in Marsch setzen, Benedek antwortete, die Dispositionen für den Rückmarsch des gröfsten Teils des Heeres westlich der March seien ebenso wie die Vorsorgen

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UtHitnr.

für die Verpflecrung bereits getroffen, Änderungen nichi nn hi möglich und müsse es daher bei dem Befohlenen sein bewenden haben.

Am 14. begann der Abmarsch der Armee; um 7*^ abends traf bei Benedeii ein weiteres Telegramm des Erzherzogs Albrecht ein, aus dorn der k. und GeneralffUb nur ein kunes Bmchstflck zu veröffent- lichen für gut befinden liat . . . «Bei gegenwärtiger Sacblage dringend notwendiger als je, die Deckung der Marchlinie durch ein Korps be- sorgen SU lassen.** Vgl. oben die Anweisung ,,hinter der March** au marschieren; der k. und k. Generalstab hält sich jedoch überzeugt, dafs der Erzherzop: snc^tn wollte „Marchiinie"; war das der Fall, dann mufs schon das Konzept des betreffenden Befehls, das dem Herrn Verfasser sicher vorgelegen hat, einen Fehler aufgewiesen haben, dem Telegraphen kann die Schuld nicht beigemessen werden, iiouedek jedoch konnte all das nicht ahnen; er telegraphierte daher surttck: 3itte um Bekanntgabe, um welclie Strecke der Marchlinie es sich eigentlich handelt,* und er mag auch verblüHt genug gewesen sein, da er ja mit den Hauptkräften rechts des Flusses marschierte. Der k. und k. Generalstab aber sagt: „Das Oberkommando sah sich somit gänzlich mifsverstanden, mnn wnr in Olmiitz an dem Wortlaute Marchlinie nach engster Bedeutung hängen cre- blieben In Wien wurde jetzt daran gezweifelt, das Ober- kommando iii der kurzen Julinacht noch für die eigene grofszligigere Anschauung gewinnen zu können; man ant- wortete durch folgendes, mehr f ormaJer Rttcksicbt Rechnung tragendes Telegramm: Lundenburg schon heute bedroht, Iflr morgen Angriff erwartet, dort Brigade Mendel, daher jetzt Prerau-Göding, wenigstens bis Uendisch." Alle diese Orte liegen an der March!

Wenn auch demnächst die Gefechte hei Tobi tschau und Rokütoinitz in recht gelungener Weise ges hil lert werden, so hat doch, wie wii- fürchten, der k. und k. Generalsiao mit dieser Schrift einen besonders glücküchen Griff nicht getan. Wer nur einigermaßen mit der Materie Yertraut ist, wird den Kopf recht h&uflg schütteln küssen. Auch ist ganz bestimmt bei weitem nicht alles gesagt, was zu sagen war; es wirkt doch höchst sonderbar, wenn man gerade aus den wichtigsten und entscheidendsten Depeschen des Erzherzogs Albrecht nur kurze Bruchstücke vorgesetzt erhält, statt sie vollständig kennen zu lernen. Aus dem wenigen neuen aber, was geboten wurde, ist abermals der unheilvolle Kinfluf.s des Telegraphendrahts im Kücken eines Heeres und die Gefahr eines HoJ"kiiegsrats redivivus zu ersehen.

Die Arbeit des k. und k. Generalstabes freilich bestrebt sich alle und jede Schuld dem unglficklichen Benedek in die Schuhe zu schieben. Dalis er kein Feldherr war, ist Ungst erkannL Darfiber hinaus aber wird es nicht gelingen, die unparteische Geschichte Ton einer Schuld des beklagenswerten, aber braven Mannes zu überzeugen. Vollends gar der Versuch zu beweisen, dafis fienedek die Lage noch

Utenfeur.

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CHtcli dem 9. Juli Terikhreii und der Brehenog Albrecht imstande ge- wesen «Üre, sie zu wenden, wird sielierlieh mirslingen. Fflhlte der Sieger von Custozza auch Kraft 2um Siege gegen Preufsen, und ver- sagte der Telegraph ja» wanim hat er sich denn dann nicht auf die Xordbahn gesetzt, um nach Olmfita vi fahren, und selbst nach dem Rechten zu sehen? C. v. B.-K.

Die nunmehr etöchienene S.— 5. Lieferung des von Koppmann- Weigel sehen Ko«n«ktan lui IDtttibnlarailgeMtalnieh fBr das Dentsdie IMeh» enthaltend die §§ 64 166, reiht sich in ihren Vonügen ebenbürtig den bereits besprochenen Vor- gftngerinnen an.

Die Übersicht über das jetzt vorliegende Qesamtwerk rechtfertigt ^das Urteil, dafo die Weigelsche Bearbeitung des Koppmannschen Kommentars, wenn auch in den bewährten Bahnen der früheren Auf- lagen sich bewegend, nicht sowohl eine Ergänzungsarbeit, als vielmehr eine geradezu monumental© Kigenschöpfung darstellt. Ks bedarf zum Beweise dieser Behauptung wohl nur des HinweiRes auf die umfassende Heranziehung der neuesten, insbeäondere völkerrechtlichen, zivilrecht- Uchen und strafirechtUdien Literatur, der auslAndischen Gesetagebungt der attf Marineverhiltnisse beaflgliohen Bestimmungen in allen Teilen des Boches. Die Stellungnahme zu den einseinen streitigen Fragen ist stets eine durchaus genaue und wissenschaftliche, dabei aber prak- tisch militftrisohe. Bs würde su weit führen, solche wichtige Streit^' punkte in Hinigermaf5?en ausgedehnterem Umfange hier berühren zu Wüllen. Hingewiesen mag beispielsweise nur werden auf die Aus- führungen über diH vr»lkerrechtlichen Begrifl'e der Beute, der Plünderung,* der Requisition u. a., über die zivilrechtlichen FVagen des Besitzes, Mitbesitzes u. dgl. bei Diebstahl und Unterschlagung, über die viel- umstrittenen Bestimmungen des militfirisehen Walfengebrauchs. Wie die Anführung der Zustftndigiceit des Standgerichts oder des Kriegs- ^richts bei jedem Paragraphen gewifs als zweckdienlich begrQist werden wird, so dient ein TorzSgliCh bearbeitetes Sachverzeichnis der' raschen Auffindung.

Der Koppmann-Weigelsche Kommentar erscheint daher als ein einzig dastehendes, durchweg erschöpfendes und verlässiges \N ork aut dem Gebiete der militärstrafrechtlichen Literatur. Seine Vorzüge werden ihn bald in den Kreisen der Theort Liker und Praktiker unentbehrlich machen und ihm einen stets wachsenden Eriuig sichern. ' '

JUaiuidTierBig Jahre in Indien*. Von Peldmarschall Roberts of > Kandahar. Zwei Bände. Berlin 1904» Verlag der Hofbuch- handlung Karl Sigismund.

Ein ausgezeichnetes und sehr lesenswertes Buch, sowohl nach ■der kulturhistorischen als der militärischen Seite, vor allem aber nach •der menschlichen Seite bin. Denn der hochverdiente Soldat und

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LMetamr.

siegreiche Feldherr zeigt sich in den vorliegenden Schilderungen fOOt persönlichen Erlebnissen und weltgeschichtlichen Ereignissen, voi> denen er „vom Subalternofßzier bis zum Oberbefehlshaber" diesen Zusatz trägt der Titel des Buches erzählen kann, stets als ein ritterlicher, liebenswürdiger Mann. Dafs er seinem Berufe und seinem Vateriande glühend ergeben ist, kann das günstige Urteil über ihn nur verstärken. Aber unter einem recht wichtigen aUgemelnen Qesichte- punkte verdienen diese Denl^würdigkeiten erwähnt va. werden» Der Feldmaraohall seigt sich hier ven neuem als ein Mann, der neben dem Sehwerte auch die Feder sehr gut zu Hihren weifs. Er hat diee sohoa einmal getan in einem sehr bemerkenswerten Werke über Indien. Allerdings ist diese Erscheinung, dafs bedeutende Kriegsmänner auch als „Militörschriftsteller** aufgetreten sind, schon seit Julius Caesar nichts Neues. Auch Friedrich der Grofse gehört nebst anderen nam- haften Feldherren in diese Kategorie und es scheiui uiciii unauge- bracht, hieran bei dieser Gelegenheit »i erinnern angeeichte einer geradeiu banausisehen Richtung, welche mUitiriBcfae geistige Arbeit, sowie sie sich schriftstellerisch iufiBcrt, gleichsam als etwas Un-sol- datiflohes ansieht

Lord Roberts entstammt einer alten bürgerlichen Soldaten- familie. Sein Vater stand als General in Indien und dort trat der junge Huberts im Jahre 1852 bei der bengalischen Artillerie ein. Er hat seine glanzende Laufbahn svtMier Protektion noch Zufall zu verdanken, sondern er hat sich öciinii tur Schritt heraufgearbeitet durch unermOdlichen Diensteifer, seharfe Beobachlangsgabe, gesundea Urteil und energisches Handeln in kritischen Lagen. So zeigt ihn auch der südafrikanische Krieg. Für den Soldaten ist es Im übrigen «aa Genufshi den «Denkwürdigkeiten" so vielen anigeseichneten englischei» Offizieren zu begegen. welche Lord Roberts meistens handelnd schildert. Namentlich während des blutigen Sepoy- Aufstandes im Jahre 185Öw Ohne Zweifel ist es nur dem kaltblütigen, umsichtigen Handeln und dem über jedes Lob erhabenen jitM^onlichen Beispiel der fiihr^uidea Offiziere zu verdanken, dafs der Aufstand nicht gröfsere Dimensionen annahm. Und wo Ausnahmen angedeutet werden» da sind es sonst verdiente Persönlichkeiten, welehen aber die inseitige Routine de» Dienstes den wdten Blick getrübt hatte.

Wir finden Lord Roberts als jungen Offizier im Brenn|mnkt dbr Kimpfe des Jahres 1856, d. h. vor Delhi. Diese Belagerung und die- Kämpfe um Delhi sind spannend, lehrreich und ungemein anschaulich, geschildert. Vor allem kommt auch das persönliche Element zur vullt-n Geltung. Auch in der Kritik. Ks wird da nicht vom ,Ober^- kommando", „Generalkümmatiiiu" usw. gesprochen, sondern die leitenden und verantwortlichen Personen treten lebendig in die Erscheinung. Überwiegend zu ihrem Vorteil und jedenfalls plastisch genug, um zu zeigen, welche Bigenschaften es denn hauptsÜchUoh im Kriege sind,, welche den ausgeeeiobneten Offizier und erfolgnichen Führer aus-

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maehen. Sie decken sich nicht immer mit den im Frieden hoch ein- geBcbJttzten und begrünstiglen Oifliieren.

Der Sturm auf Delhi ist eine der tapfersten Taten der neuen Kriegsgeschichte. Die Schilderung desselben ist Lord Roberts meister- haft gelungen. Nicht zu %iel und nicht zu wenig. Dann folgen die Kampfe bei Luknow und hei ( oNvnpore. Beide bekannt durch die

entsetzlichen (jrausamkeiten der Aufständischen.

Im zweiten Band schildert er die Umbeylarexpedition, dann die Buschaiexpedition, führt uns nach Afghanistan und schildert in fesselndster Weise die verschiedenen Kämpfe, welche erst mit dem entscheidenden Siege von General Roberts bei Kandahar (1. 9. 1880) ihren AbsehluXs fanden. Den Schlafs der militärischen Schilderangr bildet der Feldziig in Birma im Jahre 1888.

Es sind nicht nur nicht die militärischen Dinge, welche die «Er- innerungen** lesenswert und vom Standpunkte des Fachmannes so wertF- voll mache. Es sind auch die vielfach eingestreuten politischen Bemerkun^rcn und AuHassungen, sowohl was da.s Verhältnis Englands zu Indien betrifft in administrativer Hinsicht, als anch die freimütigen Äufserungen über die diplomatischen Kämpfe Hufslands und Englands um den entscheidenden EinfluDs in Afghanistan. Über dieses auch gerade jetat vielleicht wieder aktuell werdende Kapitel bandelt ein dokumentenreicher besonderer »Anhang*. Keim.

Hilltir mul ZItU. Zeitgemäfse Betrachtungen von einem öaterreieher.. Wien und Leipzig. Braumüller. 1904.

Der ungenannte Verfasser bespricht zuerst «Den Kampf gegen das Militär**, wie es von den radikalen Parteien, hf^sonders den Sozialdemokraten seit Jahr und Tag gegen die Ai moo gf j iini wird und er bringt eine Bliitenlese aus der Fülle falscher Anschulditrungen^ Verdrehungen und Entstellungen, weiche von den miiiiiirieindiichen Parteien gegen die Armee erhoben worden sind. Er zeigt dabei das- systematische Bestreben, die Wehnnacht herabsusetaen und ihren Kredit in der Öffentlichkeit an vernichten, um damit die festeste Stfltie von Thron und Altar aus dem Wege au rftumen.

Im zweiten Abschnitt kommen «Die Sünden des Militftrs" an die Reihe. Verfasser bespricht hierbei die Soldatenmifshandlungen an der Hand österreichischer und deutscher Statistiken, die Säbelaffairen,. die Duelle, und manches andere. Er bemüht sich, die gegen die Arme© und besonders das Offlzierkorps erhobenen Anschuldigungen zu entkräften, uder mindestens zu zeigen, dafs einzelne MiXsstände im Wesen der Institution selbst liegen und von ihr unzertrennlich sind.

Endlich bespricht er die Reserveoffisiersfrage in Österreich;, die Zustände sollen nach dieser Richtung hin in unserem Naehbarlande geradeau unhaltbar sein.

Die Schrift ist hauptaiehlioh auf ttstenrelohiaohe YerhÜtiiias»

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Utentnr.

gemünzt, enthält aber auch für uns manches Beachtenswerte; sie ist flott und malsvoU geschrieben und kann daher empfohlen werden.

C. V. B.-K.

ChiaalOft. ErlebnisBe und Eindiücke von der Expedition 1900/190L Von Rudolf 0 lehr 1, Leutnant im l^gl. bayer. 2. Inf.-Rgt Kron- prinz. Mttnchen. Lindauersche Buchhandlang.

Wie der internationale Kriegszug nach China handeUpolitiaehe Vorteile erzielte, so brachte er in militärischer Beziehung Unternehmungs- geist und Anspannung der Wehrkraft zur Geltung. Beim Fehlen einor ausreichenden, im deutschen Kolonialgebiet vert^Mlton, stets -«rhlrii;- fertigen Truppe, war es eine musterhafte Leistung, genügende aircit- kräfte zur Formation der vom Deutschen Reiche zu stellenden Ost- asiatischen Division rechtzeitig nach dem fernen Kriegsschauplatze zu schaffen. Unter dem Zwange der Ereignisse wurde ein sofortiges Aufgebot deutscher Landstreitkrttfte gleichsam als Kolonialtroppe fQr flberseeisohe Zwecke in Bewegung gesetzt Zur Beseitigang jener weltpolitisclien Verwickelung war Eile dringend geboten und um so reichere Erfahrungen in betreff der Organisation und Ausrüstung überseeischer Truppentransporte konnten gemacht werden.

Freilich fehlte der Kriegsführun^i; \n China, wie rl<'r Oberbefehls- haber Graf V. Waldersee selbst gesagt haben soll : Zuir ins Grofs«-". weshalb auch jüngere Offiziere vielfach Gelegenheit ianden mit rh;u akier- bildender Wirkung selbötandig aulzutreten. So auch der Veriasser, welcher seine kriegerischen Erlebnisse und Beobachtungen über Land und Leute in diesem IQtestea und bevölkertsten, aber doch fremden Teil der Erde, IHsch und anregend zu schildern weifs. Mit Hilfe photo- graphischer Apparate hat er seine Niederschrift durch bUdliche Da^ Stellungen unter Beigabe von Kartenskizzen bereichert

Nach einem kurzen Überblick über Vorbereitungen zur Expedition, Sepivist^ - im chinesischen Meere inmitten eines schweren Taifun . Lrimlungen mit kurzem Aufenthalt in Ceylon, Üingapore. Shanghai und im September 1900 xVnkunft auf der Reede des kur^; zuvor eroberten Hafenplatzes Taku tritt der Chinakrieger in die Handlung ein. Zunächst als Führer eines Beitreibungsuntemehmens im Gelfinde uOrdlich von Tientsin, wobei ein erster Einblick in die Verhältnisse des chinesischen platten Landes gewonnen wird. Bs folgt gemeinsam mit einer fran> sösischen Tnippenabteilung während des Winters 1900/01 ein Üngeres Kantonnementsleben in Paoting, ohne ersichtliche Bekräftigung besserer Beziehungen findet doch erträglicher Verkehr mit den französischen Kameraden statt. l.Ue Einwohner Poatincrs snwio die Bevölkerung der Umgegend bezeigen sich im allgemeinen IViedlich, so dafs selbst aus- gedehnte Streifzüge nur auf geringen Widerstand stofsen. Schliefslich langweilt man sich und ein Ausflug nach Peking kommt da sehr will- kommen! Die alte Residenzstadt mit ihrer fruchtbaren, sohOnen Um- ^ung, ihren vier durch Mauern von einander getrennten StadtteUen.

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ihren wunderbaren Palästen u. a. m. wird besichtigt, auch der Pctang (christliche Misaionsanstalt), welcher in der Schreckenszeit 1900 von einer kleinen Anzahl Wehrfähiger gegen überwältigende chinesische Massen glänzend verteidiirt wurde.

Zu ernster Begegnung mit dem Feinde kommt es erst an dem Riegenwerk, der Groben Mauer, welche sieh am Oetrande des Wu-tai Oebii^s binziehend, die strate^sch wichüge Landschaft Pelschili mit Peking begrenst. Die Bodenbesolialfenheit des höchst vsrteidignngs- fiihigen Gebirgsabschnittes begünstigte hier den Guerillakrieg der Chi- nesen. Verfasser hatte als Patrouillenführer in mehr oder minder greiserem Gefechtsbereiche, mancherlei Kämpfe mit AnErchörigen des regulären chinesischen Heeres zu bestehen, zum Teil mit Hilfe franzö- sischer Mannschaften.

In:£wi8chen machte sich die Einwirkung der Diplomatie bemerkbar und der Krieg ging zu Ende* ehe man es gedacht Nun wurde der Soldat clunamfide und sehnte sich nach der Heimat aurfick. Das 1. Bataillon 4. Ostaaiatischen Infanterieregimi*nt8, dem der Verfasser angehörte, trat um Mitte August 1901 auf einem österreichischen Dampfer die Heimfahrt an. Wieder wurden die Sehenswürdigkeiten der grofsen Soeetappenlinie, diesmal auch die in üppigster Vegetation prangende malaiische Residenz Johore in Augenschein genommen. Kin glänzender und gastlicher Empfang wurde dem Bataillon in Triest seitens der österreichischen Militärbehörde bereitet, nur noch in Wien überliolien durch dto Huld Kidser Franz Josephs, der sich die Cliinakrieger in^ Gefechtsübung und Parade vorführen liels. Bald darauf, anfangs Oktober 1901 erfolgte auf dem Truppenübungsplatz bei Neifse die Auf- lösung des Bataillons. . -

L»ie Arbeit bildet einen wertvollen Beitrag zur Geschichte der China-Expedition. In sachlich ruhij^er Ausführung sind Erlebnisse und Eindrücke erörtert, wobei die mi Vll. Kapitel einer zii-arnnieni'assenden Betrachtung unterzogenen kriegerischen Vorgänge In s nviers beachtens- wert erscheinen. Die Schrift verdient wärraste i:^mptehmng auch in nichtmilitftrischen Kreisen.

Hildebrandtt Oberstleutnant z. D.

Weltgeschiehte des Krieges. Ein Volksbuch von Leo Frobenius, Hannover, Gebrüder Jänecke. 13. bis 25. (Schlufs-) Lieferung. Die- ersten zwölf Hefte dieses Werkes, die zum gröfston Teil die „Urgeschichte des Krieges" behandelten, sind in den Jahrbüchern bereits besprochen worden. Wenn in der „Urgeschichte" eine gewisse Ungleichartigkeit der zum Teil etwas weitläufigen Darstellung hervor- getreten war, so ist das bei dem 11. Buch des Werkes, das in grofsen Zügen die Qescliichte der Landkriege gibt, nicht der Fall Mit kun- digem Blick sind diejenigen Kriege herausgegiiiTen und in kuraen, charakteristischen Zfigen geschildert, die ^oehemachend fflr die Oeschichte der Kriegskunst waren. Das Altertum ist km aber ans«

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Utemuf.

reichend in Beiracht gezogen und wird mit der Überschrift „Bogen und Schwert" charakterisiert, während die Kämpfe des Mittelalters die Überschrift „Speer und Schwert** trogen. Die Nefoieit wird über- schrieben „Kugel und Schwerf. Zosammenftissendo JfcüekbUtke* auf FtotungB- und Oesohfitswemn sind nur bei d«r Schilderung dee Mittelalters gegeben. Die Kapitolfibersobrillen des dritten Teile, d^ Bich mit der Nemeit beschäftigt, lassen die getroffene Auswahl er- kennen: Renaissance Der dreifsigj ährige Krieg Ludwig XIV Der grofse Kurfürst Die Türkonkriege, Prinz Eugen Friedrich der Grofse Napoleon I., des Sternes Aufgang Napoleon I.. des Sternes Niedergang Der Krimkrieg Der Krieg um die Hegemonie in Deutschland Der deutsch-irauzuaiäclje lirieg, Ktunpl mit dem Kaiserreieh ^ Der deutaeh-fransÖBieehe Krieg, Volkslaieg Der mssisoh-tflrkisehe Krieg.

Während die Daratellung Ihst durchweg Uar und flbersiehtlieh ist» Bind die zum Teil guten üluBtrationen gans wilUcflrIieh yerteflt, ais lifttle man sie aus einem groliran QeOfB Über die Druckbegien des «LandkriegM* ausgeselilittet

Im «dritten Buch", das sich mit der Geschichte der Seelcriege beschäftigt und eine ganz vortreffliche Übersicht tiber die Entwickelung der maritimen Kriepsfiihning gibt, stehen die Illustrationen an richtisrer Sielie, lassen aber muunter zu wünschen übrig, da die vielfach nur schematischen Darstellungen für ein Volksbuch nicht zweckentsprechend smd.

Eine besondere Betrachtung wird den „Überseekriegen" zuteil. Dort werden auch sehr kurs der Burenkrieg und der KAeg in China beeproohen. VieUeieht hätten diese Kriege ein wenig eingebender behandelt werden kOnnen.

Immerhin kann das Probeniussehe Werk in seiner Gesamtheit als eine recht verdienstvolle Arbeit bezeichnet werden, als ein Volksbuclu das belehrend und anregend wirken kann.

Die Ausstattung ist recht gut, der Preis, 60 Pfennig für das Heft, durchaus nicht su hoch. 0. P. v. S.

II. AusIMtoehe ZeittclirmBn.

Streffleurs Österreichische Militärische Zeitschrift. (Aprilheft.) Rnfsland und Indien (Ports.). Taktikaufgabe. Hr. U Portschritt» fremder Armeen. Streitkrifte Chinas. Rossisch-Japanisoher Krieg. Zur Duellfrage. Verhütung ftlscher MasehinenmandTer auf Schiffen.

^omial iee M&mtm mlUtafaraa. (M&rsheft) Angebliche neue Bestrebungen in der deutschen Armee. Der Ottiler als Bnieher.

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Utaratar.

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Die Armee der Zukunft; die Kadres. Die Oreanisation der Kolon ialaruiee. Die Marineartillerie. Unterweisung der Offiziere ▼ermittelst des Kriegsspiols, des Exerzierens auf der Karte und desKadree- exerzierens im Qelftnde. Die RoUe des detachierten Kerps im modernen Krieg. Der (toterreiebische Sesessionslorieg 1790/98. Die deutsphe Kavallerie wahrend des Loire-Peldzugea 1870/71.

ReTve d*Histolre. (Mars.) OeschichtUche Studie über die Regimentsartillerie. Der Krieg 1870/71, der 16. August in Lothringen.

Revue militaire des Armees etrangeres. (Mars.) Das Abbrechen von Gefechten nach Ansicht des deutschen Grofsen Generaistabs. Der Entwurf des russischen Reg:lements über den Dienst im Felde. Die deutschen Vorschriften über die Tätigkeit der LuftschifTer. Reorgani- sation der bulgai ischiMi Armee. (April.) Deutsche Godnnken über Aiiigabe und Vürweruiuiig der Kavallerie. Der Kauvui t einer russi- schen üefechtsvorschrift. Vorgeschlagene Veränderungen im öster- reichisch-ungarischen Heere. Das Abbrechen von Gefechten nach Ansicht des deutschen Grofsen Oeneralstabes.

La reTue dlnlkiiteile. (März.) Die Armee der Zulninfl. Das moderne Gefbcht Das Vorrdclcen der Truppe unter dem Feuer. Lösung der Taktikaufgabe im Examen für die Kriegsakademie. (ApriL) Die grodaen Manöver im Jahre 1903. Die Armee der Zukunft (Ferts.). Die Vereinfachung der Vorschriften für die Manöver der inlanterie. L>as Vorgehen der Truppen unter Feuer.

Rivista di artiglieria e genio. (Februar.) Da.s Problem des in- direkten Richtens der Belagerungsartillerie. Das Problem der Binnen- schiffahrt in Italien. Führung und Abrichtung der Kundschafter der Artillerie. Vorbereitung der Artillerie auf die Schlacht. Bezieht sich auf das Gelandeschiefben.

Mitteilungen Uber Gegenstinde des Artillerie- und Geniewesens, (in. Heft) Übersicht der in den Jahren 1902 und 190S im technischen MilitSrkomitee auf dem Gebiete des Genie- und Pionierwesens durch- geführten Versuche. ~ Über ballistisohe Apparate. Messen der

Geschofsgeschwindig^eiten mit elektromagnetischen Fallapparaten. Zur Bekämpfung der Mauerfeuchtigkeit.

Revue d'artillerie. fFebruar.) Studie über die Molekularver- Snderungcn einer dem Zug unterworfenen Stahlstange. Das Vanadium (Fortsetzung). Grundsätze und Verfahrungsweise bezüglich der methodischen Dressur dfs Pfordes.

Schwedische Artillerie-Zeitschrift. (I. und II. Heft 1904.) Schlacht bei Spicheren t$. August 1870 mit besonderer Beziehung auf die Wirk- samkeit der deutschen Artillerie. Die schwere Artillerie des Feld- heeres. — Der offislelle Bericht Aber den Krieg in Südafrika. Maschinengewehre und Maschinengewehrtruppen. » Der Kampf der modernen Feldartillerie. Eine deutsche Ansicht fiber die russische PeldariiUerie und die russischen Feiddienstübungen.

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Literatur.

' AllgemeiBe Selursisnisehe Hllltiniltiiag« Hr. tL Binzelfeuer mit MagaziDladttng. Die Bewafltaiiiig der Russen und der Japaner.

Die Ordre de BataiUe der masifiehen-ostasiatiechen Armee. Die Führer Japans zur See. (Hierzu Literaturblatt.) Nr. 12. Miliz und

Disziplin. Wendet sich gegen ein IVtoi] liber Miüzsysteme Überhaupt in dem Heft 33 der kriegsgeschichüichen Einzelschritten des deutschen iieneralstabs. betreffend Erfahrungen aus dem südafrikanischen Kriege 1899—1902. Zur sozialdemokratischen Militärinitiative. Vorschläge für neue Bekleidung. Die vum MiliUirdeparteinent aufgestellte Kom- mission für Vorsebllige von Reformen in der Bekleidung der eid* genössisehen Truppen ist mit ihren Arbeiten soweit gediehen» dafs im Laufe des Sommers in den Relffutensehulen grSfiaere Versaehe mit dem aulgestellten ModeU stattfinden können. Nr. 18. Nachruf an Oberst Conrad von Orelli, f 19* Mftrz 1904 in Neapel, Chef der technischen Abteilung der eidgenössischen Kriegsmaterial- Verwaltung. 7iir nniien Militärorganisation. ~ Zur Gliedf^rung unserer Feldarmee. Nr. 14- Uber die Uefochtsmethode der Inianterie. Die „Xowoja Wremja* über die Kriegführung der Japaner. Zur neuen Müiiarorganisalion. Bei- lage. II. lieft. Migor Karl Suter.

Sehwelieniaehe ZiltBehiift flr AitiUeiie vad Genie. (M&rs.) Oberst Hans Conrad von OrelU f. Zur Taktik der Peldartillerie. Gegenwärtiger Stand der Feldgeschütafrage in Österreich-Ungarn. - Militärische Betrachtungen Ober die Binführung des elektrischen Be- triebes auf Vollbahnen. Bin neues Binschiefsverfahren. Moderne Artilleriebesch irning.

Russisches Artillerie-Jouriial. Nr. 12. Der Entfernungsmesser- Sextant des französischen Leutnant Ober. L)as provisorische Exerzier- reglement der französischen Peldartillerie (Fort«.). Eine Fabrik- inspektion über die Werke des Kriegsressorts. Merkzeichen aus dem Gebiet der Artillerietechnik. Nr. 1 (1904.) Der TVansport derBelagerungs- artUlerie. Merkzeichen aus dem Gebiet der Artillerietechnik. Das provisorische Bxeraierreglement der franslisischen Peldartillerie (Forts.). Die Bestimmung des Bndwinkels bdm Winkelmesser. Nr. 2. Das Schnellfeuergeschütz als Entfemungs- und Höhenmesser. Der Winkelmesser des Kommand»»urs. Mein erstes Schiefsen mit dem Winkelmesser. Vom 6. Bewrrh um die Prämie auf den Namen des Generalleutnant Heinrich Antonowiisch Leer.

La France militaire. (März.) Das französische Hole Kreuz, Bericht über dessen Hilfsquellen und Tätigkeit. 1. Die Marschkonkurrenz (Sport). 8. Die aohtaehnmonatliche Dienstaeit. Die Remontepfleger (5 Komp. in den Depots). S. Bin OffensivstofSt beaieht sich auf einen Artikel fiber Taktik im Sinne der neuen Lehre in der Revue des deux Mondes (Negrier). Das Reknitierungsgeeetz von General Lamiraux. 4. Die Beförderungen eines Jahres in der Kavallerie. 6/1. Die neue Lehre, im Auslande, Deutschland und England, letzteres sehr sarkastisch be- handelt. — Die Unterseeboote. 8. Die Kelterei nach der neuen Lehre

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Literatur.

631

Polemik gegen einen Auisatz in der Kevue des deux Mondes. 10. Jüie Bildung kolonialer Infonterie. 13/14. AnBichlen flber das ita- lieniache InfantfOrie-Exersierreglement. Notwendigkeit der Speilal- ausbildung bei der Pioniertruppe. 16. Die Reiterei naeh der neuen Lehre. Vorteile einer Anglledorung der Kolonialinfanterie an die Linien- infanterie. 17. Die neue Taktik dt r Vorhänge (gegen die Artikel des Generals- Nögrier, der nicht genannt ist, in der Revue des deux N?ondos, und lur General Langlois). Der Bericht Berteaux über die zweijährige Dienstzeit. 20. 21. 22. 24. Der Kampf nach der neuen Lehre. 23.

Uber die Marschkonkurrenz am 29. Mai. Kolon ialoffiziere. 24. Die zweijährige Dienstzeit, der Bericht Berteaux. 25. 2d. 27/28. 29. '60. 31. Die Verminderung der Ingenieurinspektionen. 27/28. Der Berictit Berteaux vom General Prudhomme, Gegner. 29. 31. Der Bericht Berteaux vom General Lamiraux, Gegner. 80.

Revue du Cavalerie. (Februar.) Signalflagge oder Standarte; die letztere soll durch die erstere ersetzt werden. Nochmals die KavHl]*»rio und das Nrandarinentum (der Generalstab). ! >ie Geschichte der französischen ixavrtllnrip (Forts ). Die n»'iii» Srhiersvurschrifl für die ivavallerie (Schlufsi. (iespräche von Nachzüglern von einem Major.

Neues, Bibliographie, Sporte; Nekrologe der Generale de Bensit und L'Hotte sowie von van Jules Norberg. Beförderungen.

Wi^enniy Ssbornlk« ML Febnittr. Prinz Eugen Beauhamais an der Spitze der groben Armee (Forts.). Zur Geschichte des Feld- zuges gegen Kokand (mit Karte). Bemerkungen über die franziisische Armee (Forts.). Die Sanitätseinrichtungen der nichtrussischen Armeen im Frieden (Schlufs). An der Afghanischen Grenze, Reiseskizzen aus Zentralasien (mit Karte) Port-Arthur und seine Interessen bis zur Errichtung der Statthalterschaft (mit Skizzen). Skizze des Feld- zuges 1829 in der Türkei. Marz. Auf dem Amur und in der Mandschtn-oi. ^ Bemerkungen über die französisclie Armee (Forts.). Die Oigaiii- sation der Etappenlinien. Port-Arihnr und m^ne Interessen bis zur Errichtung der Statthalterschaft (Schlufs). Chinesisches Leben auf der Halbinsel Kwantun. Der Bericht des Grafen Toll flber das Ende des P-Mmarschalls Grafen Diebitsch.

Rufskij Invalid. Ständigen Artikel in allen Nummern

bildet „Der Krieg gegen Japan". Nr. 47. Die Atamantzii und Graf Paul Alexandruwitsch StroganoflT 1807 und 1809. Nr. Ö6. Über die Fähigkeit der Japaner zu langdauernden Märschen. Nr. 66. Von Port-Arthur bis Irkutsk. Feldküchen. Ein Geschenk an die Truppen der Mandschurischen Armee. Nr. 57. Von Port-Anliur bis Irkutsk. Über die weifse Farbe det Uniformierung der russischen Trappen. Vr. M. Über weite Pterdetransporte auf der Bisenbahn.

Mmkoj SshoiBÜL. 1904. Vt. 2. Die Baltische Flotte vor 60 Jahren im Feldzuj^e 1854—1855. Die Kriegserklärung. Nr. 3. Die Ausbildung der Marine-Offiziere in Japan. Die Kriegsmittel Englands in den Revolution«- und Napoleonischen Kriegen.

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Uterotnr.

■IttailuigiA M8 dem Gebiete des Seeweeese. Mr. 4. Betraeh- tungen über dea RuBSisch-Japenischen Krieg. NSchfliehe Kimm- tiefen-Beobachtungen . ^ Über Draobenverwendung zur See. Cber eine vom Ingenieur P. Tami vorgeschlagene Metbode för die nautische Bestimmung der Ortszeit aus Siernbeobachtungcn. Das Vereinigte Staaten Unterseeboot „Protector". Die Cunningham-Seatonmethode zur Kohlenübemahmo von Schifien auf See. Ein neuer Schlacht- schiffstyj). Über die Ausgaben für die Kriegf?marine im Verhältnis zur Handelsmarine. Zunahme der Seeunt'älle. Internationaler Fteebereikongrers in Wien 1906.

Axmj and Hary CNuette. Hr. 8802. Die Prinsipien der Kfisten- Terteidigttng. Vr. 2808. Die Marine-Lesungen. Die Unterseeboot- Manöver. Nr. 2304. Schiefsergebnisse der englischen KriegsseWffe im Jahre 1903. Nr. 2305. Das Unterseeboot-Unglück. Die von den Japanern /^rstorten drei russischen Torpedoboots-Zerstörer. Nr. 2306. Marine-Öchiffbaumeister in Konferenz.

IV. Verzeichnis der zur Besprechung eingegangenen Bücher.

(Die eiogoi^angrnen Bücher erfahr«» ein« He^prffolianir ii»rh Hafugalie ihrer ßedeatung und de« ver. Tugbaren Uaiune«. Kln<^ V e rp f l i c h t d n g , jedes eingeliende Bach za besprechen, übernimmt di« l.«ttoaf 4«r «J«lwt»a«k«r nicht, äooh weraen die Tlt«! s&mniolitr Bt«lMr Babit Aofsb« dm PrtiaM nf*n di«Mr ■Hfctoilt «rofd» U«r vemMtt. KIne BftekMndaiv Bftekmtedct al«kl ■tmtt)

1. Ton FallLenhausen, Freiherr, Ausbildung für den Krieg. II. Teil: Die Übungen der Truppen. Berlin 1904. Mittler k Sohn. Mk. 10, . £• Beyedela, Bilse und Genossen. Berlin 1904. Ebenda. Mk. 0,40.

8. Iioebell*» Jahreebeifelite fiber die Verinderangen und Port- echritte im Militfirwesen. 80. Jahrgang. Ebenda. Mir. 11,--.

4. Janson, A. t., Die Wehrkraft Japans, begründet in der Eigen- art von Land und Leuten. Ebenda. Mk. 1,75.

8pohn, Luxus und Wohlleben im deutschen Otlßzierkorps. Berlin 1904. H. Walther. Mk. Ü.öO.

6. KscAles, Das Schwarzpulver und ähnliche Mischungen. Leipzig 1904. Gusuiv Kock.

7. Die ««toiiMtlselie PMole System 0. Roth (Muster II). Wien 1904. L. W. Seidel & Sohn.

8* Bintelliiiig nnd Studorte des Deutschen Heeres, der Kaiserl. Marine, der Kaiserl. Schutztruppen und der Ostasiatiachen BesatsungSo brigado. Berlin 1904. A. Bath. Mk. 1,—.

9. Schweninger, Unsere Pioniere. Eine historisrh^ und organi- satorische Studie für Offiziere aller Waffen. Berlin 1904. A. Bath. Mk. 1.60.

10. Schoch, Die Tätigkeit des Marschalls Mac Mahon vor der 8ehlaeht von WOrth. Eine operative Studie. Berlin 1904. A. Bath. Mk. 1,60.

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Utaratur.

638

11. ilyeru, v., Anhaltspunkte f. d, Ausbildung als Schütze dor Kotte und der Gruppe. 4. Autlagu. Üerlin 1904. £. S. MilÜur & Sobn. Mk. 1,80.

12. Port» Kriegsverbandsehole. Stuttgart 1904. PenUnand Buke. Mk. 1.20.

18. Liman, AufklSrung und Sieherung vor der Front Berlin 1904.

R. Srtirnilor. Mk. 1,—.

14. Waicker, Butrachtungen über r]a<; moderne Militärwesen und Völkerlebon Sondershausen 1904. F. A. Eupol. Mk. 3, .

15. l^ehmanu, Freiherr von Stein. U. Teil: Die Reform 1807—1808. Leipzig 1903. S. Hirzel. Mk. 12.—.

16. Schön, Militär. -geogr. Übersicht des Kriegsschauplatzes in Ostasien. Wien 1904. Seidel & Sohn. Mk. 1^.

17. Cuif eano» Versuch einer Milltirpsychologie. Bukarest 1904. Typographia Clementa.

18. Ullrich, Die Mandschurei. Berlin 1904. K c^ismund. Mk. I.—

19. Hurtig, Bonaparle vor Mantua» finde Juli 1796. Rostock 1904. Ötillersche Ifnfbohhdlg. Mk. 6 .

20. Morvan, lu soldal imperiai 1800—1814. Tome L Paris 1904. Plon-Nourrit & Co.

21. .Navez, les champs de bataiile historiques de la Belgique. 2 vis. BrQssel. J. Leböque A Ck».

tt, TIerteUahnhefto fBr TruippeiitBhnmg und Heereskunde. 1904. 2. Heft Beriin. B. S. MitUer & Sohn. Mk. 4,—.

23. Moltke*s Militärische Werke. Herausgegeben vom Grofsen Generalstabe, Kriegsgeschichtliche Abteilung I. Gruppe III. Dritter Teil: Der Italionische Feldzug des Jahres 1^59. Kbenda. Mk. 10,—.

24. Uoniu, v., Grundzüge der Rechtsv 'i lassung in den deutschen Meeren zu Beginn der Neuzeit. Weimar iU04. H. Bühlaus Nachtg. .Vik. 4.—.

25. Zobel, Die Landespflerdexueht In Deutschland und die Remon- tierung der deutschen Armee. Leipzig 1904. Richard Carl Schmidt & Co. Mk. 5.—.

M. Der Russisch-Japanische Krieg (7. Beiheft zur Marine-Rund-

Schru]). Berlin 1904. E. S. Mittler & Sohn. Mk. 0.20.

27. Hchwertfeger, Der Kgl. hannov. Generalleutnant August Frietl- rich Frhr. v. d. Busche-Ippenburg. Hannover. Hahnsche Buchhdig.

Mk. 3,50.

28. Maealik 6l Langer, Der Kampf um Uürtelfestungen. 4. Heft: Der Nahkampf und Entsatz von Königgrätz. Wien 1904. Seidel & Sohn. Mk. 8p60.

Wi MittellittgQn des k. n* k. EriegssrehiTB. HL Folge. 8. Band. Bbenda. Mk. 8,—.

tfS»

Jakrbbebar tlr dia denUch« Ano»t aod Muln«. No. SW. 42

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*

Dmek von A. W. llajra'a Erb«», Berlin und Potidam.

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xxxn.

Die periodisciie Militärliteratur m Dsutscbland.

V. der Boeck, Generalieatnaut z. D.

Wiederholt t8t io der Presse der Ansieht Atudmek gegeben worden, dab es mit der periodisohen Hiiitftrliterstnr in Dentsehland niehl glttnsend bestellt sei, wir in dieser Bedehnng hinter Frankreioh, Österreieh*Ungam, ja sogar hinter der kleinen Schweiz erheblich zarttekständen, so dats selbst der aktive dentsobe Offizier sich aoeh in der Tagespresse nach Ersatz nmzusebon ge- nötigt sei, wenn er ein anabhftngiges Urteil in militärischen Dingen, namentlich aber in HeeresanL^« legenbeiten hören wolle.

Wenn man diese Behauptang unbefangen prüft, so wird man leider ihre Richtigkeit nicht bestreiten können; es dürfte daher an- gezeigt sein, einmal vororteilsfrei den Gründen für diese befremdende Erscheinung näher zu treten, denn aus der Erkenntnis der Ursachen derselben werden sich Vorschlägre ableiten lassen, welche es Deutsch- land ermfiglichen, auch auf diesem wichtigen Gebiete den Rang wieder zu gewinnen, drr ihm nach der ganzen Entwickelung seineT Heeresgesehichte gebührt und den es früher tatsächlich auch einge- nommen hat. Es ist niimlich lucht zu bestreiten, dals unsere perio- dische Militärliteratui früher ( in weit sriUseres Ansehen ireiinfs als heute, dalö es Zeiten gegeben hat, zu denen nicht eine, !s<jiid< m mehrere deutsche Militärzeitschriften Hervorragendes leisteten, im in- nnd Aiislande stark verbreitet waren und ihreu \ eriegem einen nenueuBwerieu Gewinn abwarfen. Jetzt ist das leider anders ge- worden. Abgesehen vom Militär -Wochenblatt, auf das ich später noch zurückkouime. fristen die meisten unserer Militärzeitschriften ein kümmerliches Dasein. Wir haben daher in deu letzten Jahren

JjLlixtiaok*r für di« dtotMk* AraM und Haria«. No. SM. 48

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Die periudisohe Militärliteratur in Deotsebiand.

mehrere Militärzeitschrifteu, welche sich früher eincD ^iamen iu der Militärliteratnr za machen verstanden hatten, eingehen, und neue Unternehmaugen auf diesem Gebiete, die einen Tielversprecheodeu Anlauf nahmen, bald wieder venehwindra sehen.

Gebt man den Grilnden tttr diese bedanerliehe Erseheinnsg^ naeh, so entsteht Tor allem die Frage, ob etwa inneifaald der deiit- Beben Armee den E^engnissen der periodischen Hilitilrliteratnr oder der Hilitftrpnblizistik nberbanpt niobt das erforderliebe Interesse ent- gegengebracht wird?

Man bdrt h&afig den im Vergleich zn anderen Armeen höheren BildongsstandpnniLt nnd das grOÜBere Streben naeh wissenscbalUiober Fortbildang des dentsoben Offizieriiorps rühmen; ersteres triffk be- sonders deiyenigen Armeen gegenüber zweifellos zn, welche ihren Offizierersatas znm Teil ans dem Unterofiizierkorps entnehmen nnd in- folgedessen die Ansprüche an die wissensohaltliehe VorbUdnng der öffizieraspiranten nieht allzn hoch stellen können; das gröbere Streben nach wissenschaftlicher Fortbildnng mnfs hinsichtlieh eüies Teiles des deutschen Offizierkorps zwar aach anerkannt, für die gröbere Masse desselben aber bestlitten werden. Ja, ich möchte sogar glauben, dafs ernstes Streben nach wissenschaftlicher Weiter- bildung in den letzten Dezennien bei uns im allgemeinen nnd somit auch im deutschen Offizierkorps eher ab- als nigenommen bat; in erster Linie ist diese bedanerliehe Erscheiimnp: dem zunehmenden Materialismus sowie dem mehr auf Äulserlichkeiten gerichteten Zuge unserer Zeit, dann aber dem Umstände zuzuschreiben, dafs die dienstlichen Anforderungen an den Offizier, besonders an den Truppen- offizier, sich ge^ren früher derartig: gesteigert haben, dafs ihm nicht viel Zeit zu grtindlieher wissenschaftlicher Tjttierkeit verbleibt.

Das dienstlichf Sommerh;^l}>inhr. an und für sich schon wcüiter zum Aufenthalt im Stuairr/iuimer geeignet, ist durch die Ausbildung der Truppen im Gelände und im Schiefseu sowie die dadurch be- dingte längere Anwesenheit auf (icn Truppenai unirs- und Schief'^- plätzen voll in Anspruch genommen; dazu koniincii dir mehrere Wochen dauernden Manöver, nach deren Beendigung wenigstens einem Teile des Offizierkorps eine kleine Erholungspause gelassen werden mufs. In dieser, mit fortgesetzt grolsen körperlichen An- strengungen verbundenen Dienstperiode bleibt daher ftlr den Truppeu- oftizier kaum noch Ztat lür ernstt- wissenschaftliche .Arbeiten, und selbst derjenige, der hierzu bewunderen Drang in sich iuhien sollte, wird nicht oft ein freie« Stündchen erübrigen, das er auch nur einer ernsten Lektüre widmen kann. Die Erzeugnisse der periodischeu Bülitärliteratnr bleiben deshalb in dieser Dienstperiode meist onbe-

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Die periodische MUitHrlitoratur in Deatschland.

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rtthrt auf den Lesetisebeo der Kasinos und in den Bttohereien liegen, oder werden nicht selten aneh für die Sommermonate abbestellt^ so dab man in diesem Sinne ancb von einer saison morte der perio- diseben Militiirliteratnr sprecben konnte. So bleibt noob das Winter- balbjabr für die weitere wissenscbaftlicke Ansbildnng des Offiziers.

Da ist nnn zooäcbst sn berttekaichtigen, dafs von der fie- kmtenansbildung ganz abgesehen die praktiseke Tmppenansbildnng hente wegen der kntzen Dienstzeit nnd wegen der Forderung, die Truppe jedeneit kriegsbereit za halten, ancb in den Wintermonaten keineswegs mht, wenngleich sie ancb nicht in dem MaGse, wie in den Sommermonaten betrieben wird; daneben aber ist die freie Zeit des Offiziers durch die zwangsweise gebotene Beschäftigung mit wissensebaftUchen Arbeiten, wie Winterarbeiten, Vorträge, Kriegs- spiel etc. ttberreicblicb inAnspmob genommen, so. dafs er, wenn er den geselligen Vergntlgnagen nicht ganz entsagen will, ancb nicht allzaTiel Zeit zn privater wissenscbaftlicber Tätigkeit behält. Offiziere, welche sich für den Besuch der Kriegsakademie Torbereiten wollen, pflegen sich deshalb Ton allen geselligen Vergnttgnngen fem zu halten, ja mitaDter längeren Urlaub zn nehmen, am die Zeit fttr ibre wissenschattlicheD Arbeiten zu gewinnen. Dflrfke hieraus schon zur GrCntlgc hervorg-eben, dafs Ittr die grolse Masse nnscrer Offiziere eine wesentliche VorbedingunL' fllr ernste wissenschaftliche Tätigkeit, Dämlich die nötige Zeit meist fehlt, so darf man sich nicht wundem^ wenn das Interesse nach dieser Richtung kein ttbermäfsig grolses ist. Damit im Zusammenhange steht aber das Interesse nn der Doilitärischeu Publizistik Überhaupt und im besonderen an der Militär- zeitsehriflenliteratur.

Dazn kommt, daCs man in manchen militärischen Kreisen nicht selten einer rückständigen Auflassung von dem Wesen und den Auf- gaben der militärischen Publizistik begegnet nud deshalb besonders die periodische Militärliteratur in der Armee nicht die nötige Unter- sttttzuno; findet, um sich auf der Höhe zu halten, welche sie ein- nehmen mttlste. Dies zeigt sich anch dari», dafs verhältuismäfsig wenige aktive Offiziere ftlr diese Literatur tätiir '^ind; hauptsächlich schreiben bei uns inaktive Offiziere fllr die periodische Militärliteratur. Es lie^t mir selbstverständlich fern, diesen die Befähigung für diese Tätigkeit abzusprechen; im (Gegenteil möchte ich betonen, dafs wir aus ihrem Kreise eine g-anze Keihe hervorragender Militärschrift- stelier besitzeu, deucn die Armee mir dankhar sein kann, dafs sie ihre Zeit, ihre Feder und ihre Erfahrdn^tn nach ihrem Ausscheitien aus dem aktiven Dienst noch den tieeresangelegenheiten widmen. Indel3 das Überwiegen der inaktiven Offiziere bei der Mitarbeit an

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Die periodisohe Militärliterator in DeatBohUDCl

den Eneagoissen der Militärpoblizistik bat doch immer den kaum 20 beatreitenden Naebteil, daÄ sie nieht mehr in der Praxis stehen und ihnen deshalb mit der Zeit die riehtige fienrteilnng vieler mili- tttrisoher Frageu, besonders der anf dem Gebiet praktiseber Truppen- ansbildong liegenden, Terloreu geht. Dadnreh erklSrt es sich aoeh, dais viele sehriftstelleriscb tätige inaktive Offiziere sieh später kiiegs- gesobiehilichen Darstellungen mwendeo. Dringend wäre aber m wttnschen, dals akÜTe OfSziezey soweit sie Neigimg und Fähigkeit dasn besitzen, sieh an der nnabbängigen periodiseben Militär- literator mehr als bisher beteiligten. Es fehlt in der Armee an solehen Offineren dorehaos nicht, aber es lassen sich viele von sehiiftstellerisoher Tätigkeit dadurch abhalten, daüB vne ich sehoa erwähnte vielfach eine rückständige Änffassnng von dem Wesen and den Aufgaben der liilitärpabUnstIk obwaltet, nnd manche ängst- liche Vorgesetzte es anter keinen Umständen zageben, dafii einer ihrer Untergebenen Offsntlich Aofiassongen vertritt, die mit den be- stehenden Dienstvorschziften nicht im vollsten Einklänge stehen. Wir können aber, wie einer nnserer bedentendslen HiiitärBdirilisteller. General der Infanterie v, Blnme^ vor knzzem im Militär-Wochenblatt aosfilbrte, eia frisches anfserdieustUches Geistesleben des Oflfizierkorps nnd deshalb das Hilfsmittel einer anregenden nnd vielseitigen Miiitir- literatar nicht entbehren. Selbstverständlich heilst es da welter bestehen fOr die Öffentliche Besprechong militärncher Einrichtongen und Fragen sachliche nnd formale Schranken, die nicht ttbersohritten werden dflrfen. Aber sie sind nicht so eng, dals nicht Banm aach fhr einen freimütigen kritischen Meiunngsaustaasch bliebe, der ein so wichtiges Hilfsmittel fortschreitende Erkenntnis ist. Sind doch jPflichttreue and Gehorsam bei uns stark genug, um jeder Vorschrift und jedem Befehl gewissenhafte AnsfÜhrnng auch bei abweichender Ansicht zu sichern. Ich mOchte glauben, dafiB diese Worte durchaus das Richtige treffen.

Bei der Berataug des Militäretats ld04 im Reichstage worde diese Frage auch gestreift und dabei von einer Seite auf Frankreich yerwiesen. wo den Offizieren viel grölsere Freiheiten in der öffent- lichen Erörtemng militärischer Angelegenheiten ond nicht zum Nach- teile des Heeres nnd der Marine gelassen seien. Ich möchte in dieser Beziehang betonen, dafs sogar in Ralsland dem öffentlichen freimütigen kritischen Gedaukenaostaasoh kaam hemmende Fesseln angelegt sind, ohne dals sich dies nachteilig bemerkbar gemacht hätte.

Es wäre daher dringend za wünschen, dals sich die Erkenntnis von der Notwendigkeit eines freimütigen kritischen Meinongsaus- tausehes in den fär eine öffentliche Besprechung gebotenen

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i>ie periodische Mllitiirliteratiir in DeateoUaad.

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Grenzeu mehr umi mehr Geltnng im deotschen Heere verschaftte uod als Vo]^e davon eine grörserc Beteiligung aktiver Oftiziere an der Militiirpublizistik stattfände. Damit würde zweifellos in der Armee das Interesse an unserer Miütärliteratar. welches angen- blicklioh, wie wir sahen, ein allzn groises nicht ist, eine wirksaiTie Fördernng erfahren, mid ihre Erzeugnisse wUrden in der Arraee gröfsere Beachtiiug liiitlcü, insoweit die den Offizieren verfügbare freie Zeit dies zulälst.

Aber hierauf allein kann der Niedergang unserer periodischen Militärliteratur nicht zurückzuführen sein, vielmehr müssen noch andere Faktoren dabei mitgewirkt haben, die festziutelleD für die hier erOiterte Frage von Nutzen sein dürfte.

Als einen dieser Faktoren möchte ich die zunehmende Be- sprechong mllit&riBelier EHgen in der politischen Tagesprösse be- xeicbnen. Während diese sieb früher nur ausnahmsweise mit mili- täriseben Angelegenheiten besehftHigte, kann man hente kanm eine giüIiBere poUtisebe Zeitung in die Hand nehmen, in der sieb nieht ein milittriscber Artikel befindet, und aneh niobtmilitiirisohe Zeit- sebriften bringen viel häufiger wie früher milittrisebe Abhandlungen. Einerseits ist dies ja eine erfreuOcIie Erscheinung, indem sie zeigt, dafo das deutsche Yolli an seinen anf der Grundlage allgemeiner Wehr- pflieht aufgebauten Heereselnriebtnngen das lebhafteste Interesse nimmt» und ttl»er alles Wichtige unterrichtet sein will, was im Heer und in der Flotte vor sieh geht. Lälst sich somit eine gewisse Bereehfi- gang dieser Erscheinung nicht bestreiten, so biigt sie doch anderer- seits Gefahren^ welche im Inteiesse unserer miütiliischen Publizistik nieht ttbeisehen werden dürfen.

Fast jede grölsere politische Zeitung beschäftigt hente einen oder mehrere ständige militärische Berichterstatter, neben denen auch andere Müttätsohriflsteller oder solche, die es werden möchten, ge- legentlich Beiträge liefern; die Honoriemng dieser Beiträge seitens der politischen Tagespresse ist meist eine wesentlieb besseref als die der liilitärzeitschriften, ein Umstand, der manchen auf Neben> einnahmen neben seiner kärglichen Pension angewiesenen Offizier ▼enmlatbt, seine literarischen Erzengnisse in erster Unie den Zeitungen aiUBubieten, wo sie noch Aussicht haben, früher Terüffeutlicht zu werden als in einer nur einmal wöchentlich oder g:ar monatlich er- seheinenden Militäraeitschrifik. Nun sind bekanntlich die Chef-Kedak- teure unserer groDsen politischen Zeitungen keine Militärs und ver- stehen natnrgemäfs, mit seltenen Ansnahmen, von militärischen Dingen recht wenig, sie sind daher bei der Prüfung militärischer Beiträge auf das Urteil ihrer ständigen militärischen Mitarbeiter angewiesen.

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640 Di« peiiofUaobo IDfitirliteratar in DeutMUand.

Sind dies iuaktive Offiziere, denen neben schriftstelleriseber Begabaog auch die erforderliche Erfahrung und ITrteilsfKhigkeit in railitäriscben Dingen zu Gebote steht, so wird die betreflfende Zeitung in dieser Beziehung gut beraten sein. Ist man aber bei der Anstellung stän- diger militärischf-r BorichttTstatter in den Redaktionen politischer Zeitiniixen nicht Y0^sichti^^ dann werden dort nicht «elten Offiziere beschäftirrt sein, denen die erforHrrlichen Eifrensehaftcn ftir diese Tätiirkeit fehlen, die ■sieh in der Bearteilunjr grewisser niilii;ni<;('her Fragen sogar von Erbitternuf? über ihr nach ihrer Meinuni: - vorzeitiges .Ausseheiden aus dem aktiven Dienst leiten, und der Tendenz der betreffenden Zeitung- entsprechend, in eine Riebtang dräniren lassen, welche den AnflFassunfren ihres Standes oft geradezo zuwider läuft. Dadurch erklärt es sieh, dafs wir mitunter in der politischen Tagespresse .Vulseruniren inaktiver Offiziere über mili- tärische Fragen begegnen, die wir nur mit Kopfschlitteln lesen können und die geignet sind nicht nur der Allirenuinheit, sonderu auch dem jüngeren Offizier, der sein geringes Bedürfnis an mili- tärischer IjPktUre lediglich aus der Zeitunjr deckt, falsche Auf- fassungen über unsere Heereseinriehtuugen bei/.ubringen. In dieser Hinsicht Vw^t allerdings keine geringe Gefahr iu der zunehmenden Erörternng militärischer Fragen in der politischen Tagespresse, durch die zugleich eine bedauerliehe Schädigung der periodischen Militär- literatur herbeigeführt wird. Diese, von nichtigen, sachverständigen Kedakicuren geleitet, ist ganz anders wie die politische Tagespresse in der Lage, die eingehenden Beiträge zn prüfen und die Spreu von dem Weizen zu unterscheiden; iiat tiie Leitung sich dann aulserdera die nötige Unabhängigkeit zu wahren gewufst, so wird jedenfalls der Offizier besser tun, seine Belehrung Uber militärische Fragen aus den militärischen Blättern, nicht aber aus der politischen Tagespr^ae zu schöpfen, und selbst der Laie durite es nicht verschmähen, seio Urteil in milifärischen Dingen durch einen gelegentlichen BUok in unsere MüitärzeitsohrifteD zo berichtigen und zu erweitem.

Aber noeb ein anderer Faktor bat bei dem Niedergang nnseier periodiseheii MilitKrlileratQr mi^ewirkty der bei Eä^rtnaog dieser Ftege nieht autser acht gelassen werden darf, selbst auf die Geiafar bin, damit an Traditionen zn rtttteln, denen eine gewisse ßereehti- gang aacb Ton mir niebt abgesprocben werden soll

Schon im Eingänge meiner Aosfltbnmgen babe lob daranl bin- gewiesen, dafs in der Armee weder von der grofeen Masse der Offiziere noeb von den BebOrden der MilltSzpnbllzistik greises Inter- esse entgegengebracht wird. Besonderer F^rdemng ihrer Bestre- bungen von dieser Seite hat sieb die periodische Miliilrllterslar in

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Die periodidcbe MiUiürüteratar In Deataohlaiid.

641

Deatsehland kanm za erfreuen ; das einzige Zugeständnis, welches einigen Militärzeitscbrifien gemacht worden ist, besteht in der vom Kriege- rainisterium erteilteu Genehmigung, dais sie die Namen der Verfasser ihrer Artikel nicht anzugeben brauchen, wenn sie sich verpflichten, sie dem Kriegsministerium auf Befragen mitzuteilen. Irgendwelche weitere ideelle oder materielle Unterstützung durch die Behörden ge- nie&t die periodische HüiHlriiterstiir in DeotscUand oieht.

Die eimige Auniabme in dieaer Bedefaang maeht das Militär- Woobenblatt, indem daaaelbe das Vorreeht geniefiit, gegen einige geringfügige Verpfliohtangen des Veilegers die PenonalTO- Mndeningen in der Aimee zuerst TerGfientlloiien zn d&rfen, and der Abonnementsbetrag für das Blatt znm Teil ans Dienstgeldern bestritten werden darf, was einer Snb?entioniemng mit amtlieben Mitteln gleicbkommt Dnreb diese anberordentliebe Bevorzugung erbttlt das MilitKr-Woebenblatt in gewisser Weise einen amtlichen Cbaimkter, der sich natnrgem&lB aneb anf seinen joornalistiscben Teil flbertrSgt; infolgedessen wird das Blatt von allen Behörden, Bibllo- tbeken, Leserirkeln^ Kasinos, Botels nnd RestanrantSi In denen Offi- ziere verkehren, sowie von vielen Offiaeren gehalten, so dals es an- bestritten die am weitesten verbreitete Militttizeitsobrift Deatschlands ist and den ttbrigen nnabhttngigen HilltlIrzeitBObriften den Wettbewerb aolserordentUcb ersokweri Non ist es eine bekannte Tatsache, dafs das Uilitär -Wochenblatt von vielen nnr der PersonalverüDde- mngen wegen gelesen wird nnd daher der Jonmalistlsohe Teil weniger Beaebtong findet. Aach bOrt man bin nnd wieder die Ansicbt ans- spieohen, dafs der Jonrnalistische Inhalt des HilitSr*Wochenblattes manches zn wttnschen ttbrig lasse nnd daslnteiesse an militttriiterariscben Erzeognissen niobt genügend anrege. Ich will hier nicht entsobelden, ob nnd inwieweit diese Ansicht, die vereinzelt In ziemlich scharfer Weise aneb in der Presse schon znm Ansdraok gekommen ist, rtebtig oder faisck ist; bei vornrteüsfreier nnd gerechter Beurteilung wird man indes anerkennen müssen, dab die Redaktion des Militllr^ Wochenblattes, besonders in den letzten Jahren, bemüht gewesen ist, den Inhalt des jonmalistiscben Teiles des Blattes vielseitig and lehr- reich zu gestalten nnd anoh im ttbrigen mancherlei Verbesserungen nnd Erweiterangen vorgenommen iiat, welch (> diesem Blatt einen hervorragenden Platz in unserer periodischen Militärliteratur sichern.

Andererseits kann nicht bestritten werden, da£s diese Militär- zeitscbrift we^cn der Kücksicbten, die sie infolge ihres amtlichen Charakters uaoh manchen Richtungen hin nehmen mute, Uber viele Fragen sich gar nicht oder doch nicht so freimütig äufeera darf, wie dies ftlr ein die Interessen der Armee und besonders des Offizierkorps

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Die periotüscbe Militäriitoratax in DeatoohUad.

gegenüber der Öffeutlichkeit vertretendes Blatt o;eboten wäre, ho z. B. findet man im Militär -Wochenblatt höchst selten Erörternngen Uber organisatorische und gesetzgeberische Fragen; in deu seit Jahr imd Ta^ so lebhaft geführten Kampf am ein nenes Militärpensions- gesete hat dasRelbe nicht eingegriffen und ttberbanpt zu dieser, das aktire wie inaktiTe Offiderkorps so tief enegenden Frage gar nicht Stellang genommen. Man wird daher nicht behaupten können, dals das MiUtftr-Wochenblatty obwohl es einen herForragenden Fiat» in unserer Militärliteratnr einnimmt, die Interessen der Armee in voUem Umfange wahrnimmt; dazu ist nur eine unabhängige Militärzeit- schrift in der Lage. Unter den anabhängigen HUitäizeitBchriikeu, welche wir z. Zt. besitKen» sind einige, deren Ldtang sieb in sehr tllehttgen Händen befindet uod die daher wohl in der Lage wären, unserer periodiseben Militärliteratur mit der Zeit die Stelle znrQck zu erobern, welche sie früher eingenommen hat; aber auch diese Zeitschriften kranken mehr oder weniger an den vorstehend von mir dargelegten nngOnstigen Verhältnissen.

Als dem Militär-Wochenblatt das grolse Vorrecht der eraten VerOffentlichang der PersonalYCränderangen eingeräumt wurde, be- salsen wir noch kein amtliches Organ fär derartige Bekanntmaehiingen, seitdem wir aber ein Armee -Verordnungsblatt eingeftthrt haben, ist nicht einzusehen, warum die Personalverändenmgen nicht durch dieses der Armee bekannt gegeben werden, wie das in anderen Staaten, Ja selbst innerhalb der deutschen Armee, z. K in Bayern, der Fall ist. Es würde diese Art der Veröffentlichung sogar den Vorteil haben, dais alle weiteren amtlichen lOtteilaagen der PersonalveiäDdmngen auf schriftlichem oder telegraphisebem Wege ttberflOssig wttrden und doch die Bekanntgabe derselben schneller als bisher erfolgen könnte. Allerdings würde hierdurch das Militär -Wochenblatt voraussichtlich zunächst eine Einbufse an Abonnenten erleiden, die sich aber bei tüchtiger Leitung des Blattes aicher bald wieder einbringen lassen wird, da dasselbe dann als unabhängige Zeitschrift in freien Wett- bewerb mit deo übrigen Militärzeitschriften treten und die Interessen der Armee uneingeschränkt wahrnehmen könnte.

Leider scheint an maisgebender Steile z. Zi in dieser Beziehung eine andere Auffassung: zu herrschen, denn sonst würde man nicht dem halbamtlichen Militär-Wochenblatt eine ganz amtliche Militäizeit- Schrift hinzugefügt haben.

Wie bekannt, läfst der Grofse Generalstab seit Beginn dieses Jahres Tierteljülirlicli eine Militärzeitschrift erscheinen, die den Titel trägt: „Vierteljahresschriit für Truppenfuhrong und Heeres- knnde." Nach dem ausgegebenen Ftospekt wird diese neue Zeit»

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Die periodisehe MiUtärUteratur in i^eutäohiand.

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aduift Anfsätee taktisohen und kriegsgesohiolillioheD Inhalts aowie Naeluriehteii Ober intereraaDte Tni|»p6D0biuigeD imd HitteiiiiDgeD ttber fremde Armeen enthalten; bei letiteren boU tot allem Gewicht ge- legt werden auf die Wiedergabe des ftr die Organisation, Ansbildong and Fahning Wesentliolien ond Lehneiohen and zwar In der Form «uammenhliigender Anftätae. Diese werden bemüht sein, den Leser fortlaafend ttber alle innerhalb der fremden Armeen beobaebteten Bestrebungen und Erseheinnngen auf militttrisehem Gebiete zu nnterrichten, sowie auch snr Klärnng wiebtiger operativer und taktischer Fragen beantragen snchen. Die Aufsätze kiiegsgesehiobt« liehen Inhalts solle» die firfabmngen der neueren Kriegegeschiebte fiir (He Truppeiinihmiig nutzbar machen. Die Schriftleltang der Zeitschrift ist der kriegsgesehichtlichen Abteilnng I übertragen. Die Hefte erscheinen im ersten Munat eines jeden Viertr li ihrc«. ebenso wie das Militär-Wochenblatt im Verlage irr Königlichen Hofbuch- handlang von E. Q. S. Mittier ^l- Sohn. Berlin. Die AnkUndigong des firseheinens dieser neuen Mititärzeitscbrift ist dnroh das Armee- Yerordnongsblatt erfolgt, ein Umstand, der auf das Abonnement nicht ohne fordernden HünfluTB geblieben sein dürfte. Die ersten beiden Hefte sind inzwischen erschienen und entspricht deren Inhalt dem Vorpresag-ten ; die Verfasser sind mit einer Aosnahme dem (reneral- etabe angehörifre oder zu demselben koiiiniandierte, meist jüngere Offiziere. Ob an der Absieht, nur der akliven Armee angehörende Offiziere als Mitarbeiter au dieser Zeitschrift zuzulassen, auf die Dauer festg-ehalten werden kann, mufs bezweifelt werden; dem V^ernehmeu sollen bereits vom 1. Jnü d. Js. ab einige bevorzugte Militar- schriftsteller des inaktiven Standes zur Mitarbeit aufgefordert worden sein.

Wenn es auch einerseits mit Genngtuung begrUlst werden kann, dafs sich hier der Generalstab mit seinen reichen Kenntnissen und Erfahrungen auf den bezeichneten Gebieten in den Dienst der Militärjonrnalistik stellt und hauptsachlich aktive Offiziere das Material ftir diese \ ierteljahrsschriften liefern werden, so kann doch der hier eingeschlagene Weg als ein richtiger nii ht bezeichnet werden. Wir haben so mit dieser neuen Militärzeitschrilt neben dem halbamtlichen Militär- Wochenblatt, das ursprünglich ja auch vom Generalstabe geleitet wurde, eine zweite amtliche Bfilitärzeitscbrift erhalten, die in weitgehendster Weise Rücksichten wird nehmen mtlssen und des- halb niemals eue anabhängige Zeitschrift wird ersetsen können. Gut geleitete, dnrcb die Armee selbst nnterstttttte unab- hängige MiliCftrseitsehriften ist aber d^s, was wir vor allem gebraachen nnd gerade diesen wird mit dem neaen Unter«

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Der Einflars der Waffen auf die Taktik.

nehmea ein amilicher Wettbewerb eDtgegengesetzt; ballen viele MUitSnEeitsebriften sehoa bisher unter der erdrOekeiideQ Kon- kurrenz des MUitilr-WoeheDblattea einen sehweren Stand, so werden diese gegen die GeneralBtabs-VierfteUabrBsobriften den Kampf mne Dasein kaam noch mit Erfolg fortfuhren kttnnen. Von diesem Ge- sichtspnnkte aus betrachtet^ mnls ich den hier besehiitteoen Weg wiederholt als einen nnrichtigen bezeichnen, der eeine nachteiligen Folgen auf ansere schon seit geraumer Zeit mit grofseu Sohwierig:- keiten kämpfende unabhängige MilitaiseitBchriftenliteratar bald ftthibar machen wird.

Mao sollte meines Brachtens den entgegengesetaten Weg ein^ schlagen, indem man nnsere Militärseitseliriftenliteratnr von der Konkurrenz der mit einzelnen Vorrechten ausgestatteten amtliehen Militärzeitschrifken befreit nnd alle amtliehen Veröffentlichongen künftig Dor noch durch das amtliche Armee -Verordnaogsblatt be- wirken läfst. Damit wUrde man eine gleiche Grandlage für aUe unsere Militärzeitschriften schaffen, welche als die N'orbedingung fttr einen der Sache forderlichen Wettbewerb bezeichnet werden rauls. Dann wird die periodische Militiirüteratnr anch in sich selbst wieder die Kraft finden, om sich den ihr gebührenden Platz in unserem Geistesleben zortlck zu erobern, das Interesse fUr sie innerhalb der Armee neu zu beleben nnd damit auch die politische Tagespresse der Notwendigkeit entheben, sich mit militärischen Fragen ein- gebender zu befassen, als dies im Interesse der Allgemeinheit erforderlich ist

xxxm.

Der Einflttfs der Waffen auf die Taktik.

Studie

von

Geueraim^jo^ Keiijuer Freiherr von liichtenätem.

¥Äu uiil iiiL- t erschienenes gclBtvolles nnd empfehlenswertes Werk

des Oberstleutiiaut Crouzin^'or Uber „Die Probleme des Krieges" ')

') Die Prnbleme des Krieges. Von Paul fVeuzinger, Oberstleutnant a. D. Erster Teil. Das Problem der Taktik. Leipzig 1908. Wilhelm EngelmaiiD.

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Der Einfliifa der Wafen auf die Taktik.

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geht von der Anschauang aii8. dals in der Taktik die Seelenkräfte das eigentlich wirkende Prinzip seien nnd daher die Wallen „un- berücksichtigt'' hleihen dürften. Wie meine /.ahlreichen Abhand- lonjren auf diesem Gebiete dartun, bin ich Rehr weit entfernt, den hohen Wert des geistigen und moralischen Elements im Kampfe irgendwie iu Abrede zu stellen. Gleichviel, ob zwei Menschen oder ganze Heere niiieinander kämpfen: es liegt in der Natur des Kampfes auf Leben nnd Tod, daii> der wiUensstörkere, rücksichts- losere und iiiutiirere Teil die grölsere Siegesaussicht besitzt. Aber man dari in der Wertschätzung des psychischen Faktors auch nicht zu weit gehen. Man soll nicht glauben, in der Taktik das Geistige vom Technischen trennen zu können. Ich kann nun und nimmer zagebeu, dats (Vir die Taktik die Beschafienbeit derWafien als Nah- oder Femwaffen, ihre technische Verrollkomiiinmigy die Kunst ihres G«braaches, kurz, ihre materieHe WirkoDg Uberhaapt tod nur „sekon- därer^, ontergeordneter Bedeutung: seien. Ein so ansseUielsiieh auf die Seelenkräfte zugespitzter Standpunkt, eine so extrem pajeho* logische Gesamtansehannng scheint mir die taktischen Beziehungen nicht genügend zn umfassen.

Crenzinger bebt richtig hervor, dals Zentralisienuig und Indi- vidualisierung Hanptformen der Betätigung der Trappen im Kampfe sind; sie bilden seine eigentliche innere Struktur. Bei laktisoher Zentralisierung sind die Kräfte der Kämpfenden gebunden, es herrseht gewissermaben nur eine Idee, ein Wille, der des Führers. Bei taktischer Individualisierung hmgegeu findet eine freiere Entfaltung der Kräfte statt. Die einzelnen Glieder des Heeres verfolgen hierbei mannigfaltigere Ziele, verausgaben sich vollständiger nnd ntttzen ihre Kraft besser ans, als die zentralistiseb gebundene Hasse.

Auf diese beiden taktischen Hauptformen ttben natllrlich die verschiedensten Verhältnisse Einfluls: die kulturelle Höbe und die politische Verfassung des Staates, das WehnQrstem, der Zug der SSeit, die Gefühle der Kämpfenden ihr Patriotismus, ihr Mut , ihre individuelle Zuverlässigkeit, ihre Intelligenz, Selbsttätigkeit, Einzelausbildung. Aber anch der materielle Faktor: die Wafte, be- dingt die eine oder andere Kampfform. Es mnls ihm also eine melir als „sekundäre", selbst eine ausschlaggebende Bedeutung für die Art der Betätigung der Truppen in der Schlacht zagesptoohen werden.

Das vollendetste Beispiel einer zusammenfassenden Kampfart zeigt uns das Heer Friedrichs des Grofsen. Heer und Staat standen in Preufsen im grölsten Einklang nuteinander. Der Gedanke der absoluten Monarchie war vollständig verwirklicht. Ebenso war das

(>46

Der Biufliift der Wafim auf die Tiktlk.

Geftge der Armee durch den aolserordeiitiieh gepflegten MaMendiill za einer nnttbertreffliehen Festigkeit gediehen. Wie bitte raeh hier« bei der Art der Anfhringnng der Ttappe dnrob Werbung niw., ein taktiseher iDdiTidiuliemne Rnom gewinnen kOnnen! D«8 Genie des königliehen Feldberrn belebte nnd dnrcbgeifitigte die grobe Heeres- maseliine nnd befiUiigte sie zn den ruhmvollsten Taten. Allein die glänzenden Siege des prenlsiscben Heeres kJinncn dach nicht Uber die Tatsache binwegtänschen, dals die strafi dnrchgefbhrte Zentrali- Biefang mit der Natnr der Bewaflnong der Infanterie teilweise in Widerspruch stand.

Der Nahkampf mit dem Baioi^ett fUhrt zur engen Massieron«: der Trappe und demnach zur Zentralisierong des Gefechts. Der Fernkampf mit der Rngel aber hätte schon damals eine gewisse Vereinzelung der Beschossenen und Schiefsenden erfordert. Die Zu- fälligkeiten des Bodens müssen vom Schtltzcn znr Deckunsr pegen d»Mi fpindlichcn Schufs und zur Tr< flsic^hercn Ab^^abo des eigenen verwertet wt-rdcn; es niuls dem Scbützcn freifrejcebcn «ein, in welchem Augenblicke und genau gegen weUdics Ziel er Vciwr geben will.

Die Vereinzelung der Sthützen hat eine Individuaüsiemng des Sehiltzenkampfep zur F(di:e. l)i<'<-^p Individualisierung kommt in dnr Srlbsitatigkeit der Kommandoeinheiten bis zum einzelnen Sehut/.eu herab und in der aiil-erordentliehen Differenzierung des Kampf- verfahreus zum Ausdruck. Desgleichen bedingt das räumliche Getrennt- sein der Schützen voneinander, die lockere SchUtzenorduunir, eine individualisierende Ausbildung. Ftlr die Ausbildung zum Scbiit/en- kain})!' ist der stets gleichfiirmige. weil immer auf dieselben Fälle geriebtete Drill, der die kuriterliehen und i)sycbiscben Kräfte des Schützen Ubermäfsig einengt wertlos. Kbenso ist bei der Einübung des Schützenkampfes ein „Normal verfahren" im Angrifl' oder in der Verteidigung, d. h. eine Übertragung des Drills auf das taktische Gebiet, durchaus verwerflich.')

Da, wo beim Gebrauch von Schulswafifen der natürliche taktische Zug zur Individualisierong gehemmt wird, kann Krieg mit Aassicht auf Erfolg nur gegen einen Feind geführt werden, der, wie die Östeireieher im debenfährigen Kriege, eben&Us die Individuellen Kritfte einsehrünkt nnd unterbindet. Wenn es aber der Gegner ver* Bobmäbt, seinen Sehfltzen eist gleiohsam alles Leben anssiitieiben» nm sie genügend znTerlttssig ersehefaien zn lassen, wenn er in

*) Dagegen behält das „üben" die Vcn.vcrtunfr von Mechanismen seiDen nnschStzbaren Wort. I>eun im An;^nfi wie in der Verteidigung kehren imuier diecielbeu Typen wieder, ao liaik bei einem bestimmtan. UkÜscfaMk Fall an andere bekannt« Falle angeknfipft weiden kann.

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Der Einifaili der Wiflen inf dfo Taktik.

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Gegenteil ihre lebendige Kraft in den Dienst des Kampfes i^tellt: dann mala es froher oder später snm Zosammenbnieh desjenigen Heeres kommen^ dessen Kämpfer mehr oder weniger zu willeDlosen Maschinen gedrillt sind. Bei Jena und Aaerstädt erfolgte der Zu- sammenbrocb der zentralisierenden Lineartaktik der preuCsischen Armee. Es ist mir nicht anbekannt, dafs noch andere mifsliche Verbältnisse an der Katastrophe Schuld trugen. Den Anstofs und die nächste Veranlassung gab aber doch der Widerstreit zwischen Bewaffnung und Taktik.

Gegenwärtig befiiideu wir uns abermals in einer taktischen Übergangszeit. Die Fernwaflfe der Intaiitorie ist als Mehrlader zu- gleich Nahwaffe geworden. Während früher, in der napoleonischeu Zeit, dir ^rliiitzpn nur einen Bruchteil der fechtenden Truppeu aus- machten und sich uur abgegrenzte taktische Ziele setzen konnten, beherrschen sie heute ausnahmslos den Infanteriekanipf. Die kämpfen- den lufauteristen sind /.u huiidt rt Prozent Schützen ^vwanlru. Und doch wird die deutliche Sprache der Zahl nicht geniiiiriui bcaclittt Der soldatische Charakter liebt rasches, impuisivi s Handeln. Dieser Neigung eüts|)richt im Angriff flottes Vorwärtsdringen und der Kampf mit dem Bajonett. Der Erfolg des Feuergefechtes er- fuiderl aher ruhige und unerschiitterliche Zähigkeit. Die Entwicke- luQg zur konsequenten und uneingeschränkten Feuertaktik bedentet also, wie andere Ent\wekeiungeu, vor allem eine Umwertung innerer Werte. Eine solche pffegt iudesaen nur sehr langsam vor sich zu gehen. Die Instinkte eines Heeres ändern sich langsamer, als die technischen Eründungen einzelner taleufc? ulier Kopie aufeinander- folgen.

Aber wenn es schon immer gefährlich war. mit der Fechtart gegentlber der Waffe des Gegners im Rückstand zu sein, so ist dies heute, bei der liohen Vollkommenheit der Feuerwaffen und ihrer ausschlielslichen Herrschaft, noch weit mehr als früher der 1 all. Eine grolse und nie dagewesene Mannigfaltigkeit an ^umütlichen Depressionen ist charakteristisch für unsere taktische Üburgaugszeit, in der die Taktik mit der Bewaffnung uicht immer im Einklang steht. Es waren vorzugsweise Überraschnngen durch neuartige Waffenwirkongeu, die in den Kämpfen der letzten Zeit die Ent- scheidung herbeiführten. Vor Plewna zeigten sich die Russen, ein- geschllobteit dnzeh die anerwartete Wirkung der ttirkisehen Hinler* lader nnd Hehrlader, teilweise so kraftlos, dals man sich erstannt trügt, ob denn das die Nachkommen der Helden von ZomdorCj Kunersdorf nnd Borodlno waren? Aach die Türken waren bei ihrem Ftontalnngriff auf die griechische Stellnog ron Dhomokos

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Dtr Einflni» d«r Waftn auf die Taktik.

(17. Mai 1897) mit Ausnahme der Nisambrigade nicht mehr auf ihrer früheren Höbe. EiügUedrige ScbützeulinieD, deren sie sich dabei vernünftigerweise gegenüber der modernen griecbisehen Be- watiüung bedienten, sind kein so geeignetes Milien für jene rllck- sicUtölose Wiliensenergie und bis zum äufsersten Fanatismna ge- steigerte Geftlhlserregung, wie die Kolonuen und Massen, in denen sie vor Plewna ihre bewunderungswUi digea Gegenangriffe auf die rück- staudig hewaiiiieten Russen ausführten. Einen anderen, neuen Inhalt aber in das Sehlitzengefeeht zu legen: den geschickter Verbindung steten, unaufhaltsamen Vorwiü i-drmgeus ma ruhiger und treffsicherer Verweiulüü^^ des Gewehrs, waren sie nicht imstande. Und die i^ng- liiuder in Südaliika! ') Zur Zeit, als General Uoberts im Jaunar 19()0 das Oberkommando übernahm, hatte sich ihrer ein niederdrückendes und lähmendes GefUhl der Inferiorität bemächtigt. Die Bewaffnung beider Armeen war eine ungefähr gleich gute. Aber während die Buren sich der Bewaffnung anpafsten, suchten die Engländer das Heil in veralteten taktischen Formen. So kam es, dafs sie den Boren gegenüber zo kräftigem taktischen Handeln on^ig waim Aber auch das neoe Oberkommando seheint keineswegs von Pesd-

') Die Engländer empfingen vielfach ähnliche Eiiidrflcko wie die PreulVfii hei Jena. (Ifn^ r illentnant von d. r Marwitz errShlt al-^ zeuge in seinem „Nachia,sse* über diestj Schiacht: ..Die (französit-chen) Tirailleure liefen bis an unsere Linie vor, ihr lebhaftes Feuer vorzüglich auf die Offiuefe richtend. Ungeachtet der Verlust schon merklich zu werden anfing, salien w ir doch wenig vom Feinde, dt r zu unserem grö&ien Nach* teile wie liintcr i'iner Oardine Toclit. Seine Tirailleure bentitztcn jede T'n- ebeuheit <le,s Terrains, und auch die (le.srliütze waren SO plaziert. daiV« man weuig mehr als die Alimduugen wanxuahni. Gegen diesen unsichtbaren, beweglichen Feind begannen wir mit Echelons vom linken FlOgel zu avan* eieren. . . . Die Infanterielinie stand gegen Vieizehnheiligen fortwlhiend im heftigsten Feuer, ohne zu wanken, und erwiderte dasselbe durch Salven, deren Krfolg nur gering sein konnte. Das Grenadierbntaillnn Hahn, die iiegimenter Hohenlohe, Zastrow, Grawert verloren unendlich viele Offiziere und Manaschsflen, meisb die HSlfte ihres Bestandes. . . . Nun geschah es. dafs einige fransOsische SchUtsen mn VienebnheÜigeii herum durch die Büsche schlichen und mit Wirkung in das Begiment Samts zu schiefscn begannen. Dasselbo hatte bishor viele Fassung bewiesen, wurde aber durch die wenigen Schüsse so überrascht, dafs es umk( hrte. Die OffimorP tat^ n ihr Möglichstes, der Fürst (Hohenlohe) mit seiner gauzeu Umgebung unter- stützte sie, doch half es immer nur ftlr kurze Zeit, denn sobald wieder einige Kugeln einschlugen, kehrte das Regiment aufs neue um. Jetzt wurde das bei Saalfeld halb vernichtete IJegiment MüffliDfz:, welches bisher zurückgehalten worden, vorwärts und in die Linie geführt, folg^ aber bald dem übleu Beispiele. Die Lücken wuchsen immer mehr, und da nunmehr der Feind anzudringen begann, kehrten audi die Begimentttr Zastrow und Grawert um. . . .**

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D«r EidlaA dar Waten «nf die Taktik.

64»

mismus frei gewesen zu sein. Creneral Roberts wollte nicbt die bei Magersfontein onter General Cronje lafrernden, an Zahl so schwachen Raren angreifen, am sie entscheidend zq schlagen. Die Baren sollten nur aus ihrer Stellang heraasmanöveriert werden. Dafs sie sich

später, hei Paardeberfr. p:efan£:en g-eben mnfsten. war lediglich die Schuld fVofijps. der sich nie entsc'hlie[sen konnte, seine Lagei- ateilangen zur rechten Zeit zu verlassen.

Am Taye nach dem mifsglUckten englischen AiigrifiT auf die Flufsufer des Modder Kiver bei Paardelierp: erklärte der Geiieral- stabschef Lord Kitchener: ,,Weiin ich ^'■estern früh das gewufst hätte, was ich heate weifs, so würde ich die Buren im Flnfstal nicht an- gegriffen h;(]»pfi; es ist eben unniöfrlieh •reg'en das moderne (Teweiir. " Und eini<:e Ta^'^e darauf, aiii 7. März 19U(), im sogenannten (refecht von Popiar Grove, konnten die Eti^Händer, die Uber H( )()(»() Manu stark waren und Uli (ieschut/e hesalsen, tatsächlich die Buren nicht mehr angreifen, dereu btärke vom amerikanischen Militär- attache. Kapitän Reichmann, auf 7 Geschütze und 25(X) Mann au- j::egeben, vom preulsischen (reueralstab auf 7000 Mann berechnet wird. Die EnL'länder umfafsten die wohlverschanzte Burensteiluug und warteten bis die Kavalleriedivision wirksam werden wtirde, statt dafs die lufauteriebrijjraden den Feind der Reiterei entgegen- getrieben hätten! Wer weils, welches Knde das Gefecht ^'enomuien hätte, wenn nicht die Buren ancresichls der erdrückenden feindlichen Übermacht das Feld geräumt hatten. Üie Buren, die bei Pojilar Grove nach der Absicht (ics nbtrkommandos vernichtet werden sollten, verloren 18 Tote und Verwundete.*)

Wenn sich der südafrikani-^ehe Krieir, dessen schliefslicher Aus- gftog bei den unermei'slichen üiifsmitteln Kn-huKi^ ja nie zweifelhaft sein konnte, so Mehr in die Län^e zog, so lag der Grund hiervon grölstenteils in dem voii uni t rwähnten Widerspruch /wischen Be- waffnung und Taktik auf Seite der Kufrländer. Keine Armee darf sich den bieg versprechen, wenn sie sich einer anderen gegen- tlber gestellt sieht, die es besser, als sie, versteht, zur rechten Zeit mit deo alten Formen and Anschaaungen zn brechen and ihre Taktik und Aasbildang der Kenbewaffimog anzupassen.

Siehe üher die Operationen unter Lord Roberts bis zur Einnahme ▼on. BAoemfontein das Beft 88 der «Kriegsgeschichtlichen Einzekchhften*.

J650 ^ Teobnik im Dianat der operatiTea TUgkeife einer EtvallttledlvUwt

XXXIV.

Die Teclmik im Dienst der operativen Tätigkeit einer Kavalleriedivision.

Eine applikatorische Studie anter Bertloksicbtignng des Nord- •amerikanibchen Sezessionskrieges in Virginien, mit einer ÜberaiohtB- skixze ood eioem Plao, sowie S5 Abbildnogeii im Text.

Seharr, Migor ood Militärlehrer an der Kriegsakademie.

(Schlufe.)

n. T&tigkeit und Leistnngsf&higkeit der Ksvallerie- dMflioii auf teohniBohem Gebiet.

Kriegaiage. ^)

Eine blaoe Armee, die sieh in dem Baum Kolmsee— Brieaen GiandeDs TerBammeln wiU, befördert die 1. KavaileriediTiaion an 80. Joni imd 1. Juli naeb Soldaa Toraiu mit dem Anftiage:

den ans der Linie Pnltiuk— Roeean— Ostiolenka sn erwarten- den feindliehen VonnarBeb anftnldliren nnd sn Terzögero.

Kriegsgliederung der 1. Kavallerie-Diviöiou (0 24 2).

I) Hienn eine Überaichtsakitse 1 : 600000 und eüi Plan t : tOOOOO.

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Die TeohBlk im DimuA der openttvea Tätigkeit einer EimtUeriedMeioiL 55t

Der !• Ja Ii.

A. Anordnungen der

Bis zun Abend des 80. Jnol

io Soldan: Di?isioii8stab,

Stab der 1. Kavalleriebrigade,

Ktirassierregimnnt l, «tab, 1. u. 2./KUr. 2, Magchinen^ewehrabkeilaiig,

Pionierabttilun«?.

inlaiiteriepatrüDtnwageu Nr. 1 j nnd 2 der leicbteu MtmitioDS- kolonae.

f. Kavalleriedivieion. waren enlladeo

in Gr. Roeoblaii:

Stab der 2. Kavalleriebrigade, Dragonerregiuient 1, Reitende Abteiloog.

1. Entsendung von AnfklMrnn^seskadrons. Offizierpatrouillen waren noch am 30. Juui nachmittags gc^en die Narewlinic entsandt, ihnen folgten am 1. Juli früii Auf-

kiäronsrsrskadrons:

l./Kür. i mit Infanteriepatronen wagen Nr. 1 über Mlawa Ziechanow aut Pultusk mit dem besonderen Auftrag, die Eisen bahn- brtlcke bei Mlawka und die Bahn weiter südöstlich zu sperren; je nach der Konstruktion der BrUcke und tit r verfUg:baren Zeit sei an einer Stelle eiue Z er st 01 im vorzunehmen, vorher etwa noch vorhandenes rollendes Material nach Soldan zurückzuführen.

Der Eskadron war anlserdem die Telegraphenpatronille des Regiments mit dem sweiep. Karallerie-Telegraphenwagen ZQgeteilt.

L/KUr. 2 Uber Mlawa-Prasnysoh aof Makow;

l./Drag:. l Uber Neidenbnrg Cborsbele anf Krafsnosielz.

Allen 3 Eskadrons war eine leichtere Unterbrechung der Telegraphen hauptsächlich durch Anbringung versteckter Leitungsfehler (Kav. Tel. Ziff. 72—75) ausdrücklich befohlen, „sobald es sich darum bandelte, den Verkehr der feindlichen Armee, sowie der Beyölkenmg unter sich zu unterbreeben^ (F. 0. 528).

Dementsprechend waren diese beiden Eekadiona mit Gegen- ständen ans dem „Gerit des Regiments für besondere Zwecke und znm Vorrat'' auszurüsten, damit niebt die LeistungS' fäbigkeit der Tom Kür. 2 nnd Drag.*Rgt. I spilter aofzusteilenden und mit dem „Patrouillengerät*' auszurüstenden Telegraphen- patrouillen beeinträchtigt würde, nämlich mit:

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652 reolmik im Diemat der oi»eraüvdn Tätigkeit einer KavaUeriediviaioiu

Steigeisen nebst Sicberbeitsleiue, Steighaken nebst Fonragierleine, 1 dreikantigen Feile, 1 Flachzange,

1 Bolle feiaem Kuplierdnüit usw. (K«y.-Tel. Ziff. 26—46, 71—79 und 161—103.)

2. VoTtni^ des taeralstibsslIiMini.

Am VonDittag des 1. Juli war der Qeneralstalieoffisier sam Vor- trag belohleo. Er seUog yor:

„Vormarseh der DiTislon am 2. Juli Uber HUwa auf Zieehanow gegen den verrnnteten feindlichen linken FlVgel in der Absieht, etwa Tom befindliobe feindliche Kavallerie sn wetfen nnd Eiabliok sc gewinnen in den feindlichen Yoimarseh, insbesondere in dessen linke Flanke.

Von dem Erfolg nnd der Voimarsohrichtnng des Gegners wlirde es abhingen, wo dernnSehst Aofentfaalt m bereiten sei Nach der Karte kSme anf feindlidim Ctobiet die Ljdynja and die Mlawka, spSter kommt jedenfalls die Soldan Neide-Linie in Betracht Aof Gmnd persfinlioher Erkundung wird Yoigesehlagen, zur Ansoniaang der Zeit an dieser Linie noch heute vorbereitende Arbeiten auBfUhren ku lassen, nftmlich:

a) von *1 f r l'ionierabteiluug:

1. Zerstörang der Soldauübergange ' ) nordwestlicij und nördiiclt KöDigsbagen vier Brücken und ein BiUikensteg .

2. Vorbereitung der Brücken bei Kurkau wenigstens d»*r beiden östlichen and der Stralsenbrttcke bei Soldaa zur Zerstörung.

3. Entfernung des Belags der beiden iL-isenbahubrücken daselbst.

4. Zerstftrung der drei luirtl liehen Neidettbergänge nordwestlich Cfaorapp und einer Brücke bei Wuiia.

b) von der 1. Kavalleriebrigade:

1. Zerstörung der NeidetbeqiSnge von aussohl. Wolla bis einachL Piontken im gansen drei Obeiginge.

2. Erkundung des Neideabsebnitts nOrdiich Ködenborg.

Die entsandten Teile können sich am 2. Juli Uber Kandien auf Mlawa an die Division heranziehen.

Nach Genehmigung der Vorsehllige dnreh den Divislonskom- mandeor wurde:

1) Bei den BrUeken in Laadwegea sind Pteh^ochbrUeken mit JodbMo von fOnf Jochpffthlen nnd swei Seitenstreben, jochweiee weehaelnd» aagraommen, wenn nidits anderes angegeben ist. Speanuag b m.

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Dia Teohnik im Dienst d«r opentiv«B Tätigkeit einer Kavalleiiedivifllon. 668

3. Eine telegrapMsche Meldung an d&s Armeeoberkommando

in Graudenz

über die Absiebten und Anordnongen gesandt, zugleich

4. Ein Antrag,

durch das Goa?ernement Thorn Spreng- and ZUndmittel, haupt- sächlich Sprengpatronen, zur Ergänzung der Bestände der Division, (r. I. b. 2) mittelst Eisenbahn nach Soldau schaffen zo lassen, bis die Division auf die Vorräte der ihr /u^ewiesenen Etappenmnnitons- koionne (s. 1. b. 2) zurückgreifen könne.

B. Tätigkeit der Pionierabteilung am 1. Juli.

Der Führer der Abteilung traf folgende Anordnungen: „1. Ein Unteroffizier, sechs Pioniere le^en drei Stollen an dem einzigen Strompfeiler ' i der steinernen Strarsen brücke von Soldau an (15 m Spannung']; vorbereitete Minenkammern fehlen.') (BUd 22).

BUd 22.

W 1,86 I

e = 4,00 1,8 ! = L (EinzeUadang) = 1,85' 6,2 . 1,6 = 20,47 kg lA 1 £ 108 Sprengkörper,

also 8 £ B 8 108 3B aOO Sprengkörper.

Das erforderliche Mineurgerät ist vom Gerätewagen abzuladen, für etwa fehlendes oder während der Arbeit unbrauchbar gewordenes in Soldau Ersatz beizutreiben. Das Einbringen der Ladungen erfolgt später. Wasserdichte Holzkästen sind aber schon jetzt anzufertigen.

2. Ein Unteroffizier, acht Mann verladen auf einem in Soldan beizntreibenden Wa^jen

2 Kästen mit Sprenirmanition^), 1 Werkzeugtasche mit Gurt, 50 Sprengkapseln, 10 m Gottaperchazüudschnur, ao m Seluiellsttndschnur, €hittaperchapapier, Bindfaden usw. Annahme.

S) Jeder Kasten enthalt 120 Sprengkörper in vier Lagen.

44*

L.y,.,^uo Ly Google

Ö54 ieoimik im Diomt der operativen Tätigkeit einer KavaileriedivigioxL

ODd MontOren grUndlioh cUe NeidettbergäD|ce nordweetlicb Cborapp und bei WoUa.

d. Ein UDteroffisier, 16 Hann mancbiieo*) unter meiner Fabrong mit dem Crerfttewagen und dem Infuiterie|iatroneowageQ Nr. 2 Uber Niederbof naeh den Brucken noidwestlieb und nOrdiieb KVnigshagen and lerstOran diese doreb Sprengkörper. Sofein es eieb lobnt, wird die wesllieh KOnigsbngen durch die alte Soldan fttbrende Fnrt ungangbar gemaebt (Bild 28).

Naeb Anaftbrnng dieser Arbeiten wird an den beiden OstUehen Brtteken bei Knrkan je ein Joeb mit Spiengpatronen geladen und ZOT Zttodnng dundi Leitfeuer Torbeieitei

Naeb Bttekkebr in Soldan wud der Belag der beiden fitsenlialm- brltoken abgenommen und Terbranni"

Büd 28.

XlDgangbannacbung der Fnrt westUoh Königshagen dnrch Drabtnets mid Eggon.

C. Anordnungen der 1. Kavalleriebrigade am 1. Juli.

Es handelt sich am die Zerstörang dreier Brücken bei Schiemanen, Ueidemtthle ood Piontken. Die beiden KUrasaieiTegi' menter rerftlgen tlber 2 X 82 = 64 Sprengpatronen nebst den nOti- geu ZUodera (s. I. b. 2). Hiervon sind 2 X 8^= 16 Sprengpatronen der rechten und mittleren Anfklärangseskadron (l./Kttr. 1. und l./Kttr. 2) mitgegeben. Es stehen sondt 48 Sprengpatronen sor Vertngang.

Die Neide ist auf dieser Flnisstreeke 20—26 m breit, 2 m tief.*) Werden an jeder Brtteke swei Joche sersittrt, so erreiebt man ebe Unterbreehang der Fahrbahn von 16 m LKnge. Bei Spannung von 5 m reiebt bei fal^lMmen Brtteken in Lsndwegen eine Sprengpalrone zur Sprengung eines Jocbpfobles Tellig ans. Es sind ^bo Ar swd Joohe an jeder Brtteke 5 + 7 = 12 Sprengpatronen eiforderlieb, fttr

1 ) Alf^ MnfbchleistuDgen tiind im «Ugemeioen 10 km in der ätunde zu- grunde geitigt.

*) Annahme.

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Bto TMuiilE in DiMHt dar opatÜTBa TMgkfltt «iMr KavaUMiediftiton . 655

drei BrOoken 3 X 12 = Sprengpatronen. Der angenbltoUiehe Voml der Brigade genttgi AndeienfaUa mnbte die Dividon am den Beettnden des InfuteriepalrenenwagenB Nr. 2 beigeben«

Der Brigadel^ommandenr befahl:

«Jedes Begiment stellt einen Sprengtrupp yon sehn Hann, nnler einem iiteren Unteioffiuer. IKe gefüllten Sprengpatronen- nnd Zttndertaaoben') (mit dem Gesamtbeelaade der Brigade) weiden an den Pferden angebnusbt

Die Ftthnmg dee Spiengkommandos Ubemimmt Leutnant L, vom Kttrasaienegiroent 1.

AbmarBch: 1^ naebm. Ton Vorstadt FiBcbeiei.

Es sind die Brtteken bei Sebiemanea, Heidemllble and Piontken mOgliebst zwei Joobe an jeder Brtteke in serstOren, aoiserdem ist der Neideabsebnitt oordwestUcb Neidenbnrg tia eriinnden.

Das Kommando bat sieb bis morgen 7*^ vorm. an die Brigade naob Hlawa beranzozieben.*'

D. Tätigkeit des Kavalieriesprengkommandos.

Das Kommando ritt um 1^ nachm. von Vorstadt Fischerei ab and langte am 2'^ nachm. an der Brücke von Schiemanen an. Hier verblieb ein Sprengtrapp. Der Führer bezeichnete die beiden zu sprengenden Joche and skizzierte die Anbringnng der Ladung {r. Bild 24). Er wies darauf hin, dafs bei der Stärke der Pfähle von 20 cm und deu Entfernungen von 1 m voneinander eine Spreng- patrone gie i ehzeiti i: als Ladung nnd zur tlbertraguiig der Deto- nation auf die N'achbarladung ausreiche. Anlserdem ordnete er an, Belag und Balken an den nächsten stehenbleibenden Jochen zu losen, damit die Zerstörung um so irrilndlicher wirke; aoch seien nach der Sprengnng alle losgelösten Hokteile, soweit sie nicht flofHahwärts getrieben wären, an das Ufer zu ziehen und zu veniiehteu. Nach Ausfühning habe der Trupp über Heidemühle und Piontken zn reiten, dort zu unterstützen, darauf in Neidenburg auf dem Bürgermeisteramt Ortsuuterkunft (geschlossen) anzufordern.

Mit dem anderen spreiifrtrupp ritt der Führer nach Heidemübie and Piontken und traf dort ähnliche Anordnungen.

Er selbst nahm zwei Kttiasdeie mit «ob nnd erkundete die Neide flolatifvvärta.

Am Abend war den Kommaodo in Neidenbnrg yeieammelt.

1) s. BUd 7 und 8.

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656 Di« Teebnik im Dlemt der operstlTen TStlgkelt einer KaviUtriedhUML

E. Nachrichten, die bis Mitternacht 1./2. «luli eingehen:

a) yon der Offisierpatronille L/Eftr. 1.

Hitftags I. „tan 90. Juni abends bei Mlawa feindliehe Dragtmer- patromlle.**

Abends II. ,,8in 1. Juli früh von Wola-^ohydlowska aaf Ziech»* now weiterreitend, bei Tsehemehy-iPniewo von feiadliober Eskadron mm Aosweiehen genötigt

b) Yon Anfklärangseskadron l./Kar. 1.

Naebm. I. „Sprengung der BIlawkaer Eisenbabnbrtloke niebt

geglückt"

Büd 24.

LäugsprofU der Neide (Annahme). Anbringung der .Sprengpatronenladung au der PfahJjochbrücke bei Schiemanen

Heide>Mfllile und Piontken.

Erläuterungen: a .cVnfangsladung mit 6 SprengpatronenzUnder.

e Folgeladung mit d offener SgrengkapseL e Latte zum Befestigen der EinzelUdungen.

Abends II. „am I.Juli nacbm. nngünRti^ verlaufenes Gefecht mit feindlicher EiskadrOD südlich Mlawka. Eskadron hält lüawka.** (Telegramm ab Illowo.)

e) Tom Armeeoberkommando (Telegramm ab Grrandenz). Abends I. „Vom 2. Jali mittags an sollen mittelst Eisenbahn eintreffen:

in Neidenbarg: 2. KaralleriediTision, in Soldaa: Generalkommando L Armeekorps nnd 1. InfanteriediviBlon.

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Die TMhnik In Dfonit dm o|»cratif«n TlUgkilt elMr KaTtltoriedivlBioiL 657

Der kommandierende General übernimmt den Be« fehl über beide KavalleriediriBionen." Spät abends II. ^Beantragte Sprengmnnition soll am 3. JnU roim, in Soldan aein.^

Betrachtnn^en. Zu A. l. Ki8eubahDzerätörao|;«u bezw. SperriuigeD.

Die Eisenbahn Warscha Mlawa Soldau ist die einzige im V'orniarschpebiet des Ffindps. Grund genu^r, ihre Benützung seitens des Feindes so früh wie möglich zu unterbinden! Der Divisions- kommandeur, vom Armeeoberkommando nach F.-O 518 vorläufig mit den Befugnissen eines selbständio: kommandierenden Generals versehen, hatt<' sich für eine Zerstörung" möglichst weit feindwärts entschieden, dn die blaue Armee vor dem 15. Joli die Bahn als Nachscbnblinie schwerlich benutzen könnte.

Schnelligkeit der AnsfUhrung der Zerstörong ist die Haupt- sache, ganz gleichgültig, ob es bei Mangel an Zeit und Mitteln nur zD t iiM r Sperrung kommen sollte. Deshalb fiel diese Zerstörung demjenigen Teil der Kavalleriedivision zu, welcher am weitesten Torans war der rechten Aulkiäruugtieskadrou (l./KUr. 1) ganz im Sinne der F.-O 518:

„In der Regel werden hieran Ei8enbahntru|)peu oder Pioniere verwendet. Namentlich im weiteren Bereich der Armee wird diese Aufgabe aber auch der Kavallerie zufallen."

Die Eskadiuu vertilgt nur Uber acht Sprengpatronen etc. (s. 1. b. 2). Diese Sprengmittel sind zu einer Zerstörung von Eisen- bahnen nicht ausreichend. Es wurde ihr deshalb zur Lösung des Auftrages einer der beiden lulaütt ri 'jiatronenwagen zugeteilt, in welchem 56 Sprentipatruuen nebst Zundmitteln, uulserdem ein Satz „Eisenbahnzerstörüijgswerkzeug" euthaileu ist (s. ib. 2. u. 8.)

Zn A. 1: Leichtere Unterbreehnng der Telegrapben-

an lagen.

AHt Recht hatte der Diyisionskommandeur besonders darauf hingewiesen, den telegraphischen V erkehr der feindUohen Truppen- teile, wie anoh der feindlichen Zivilbehörden nnier sioh zn unterbrechen.

Wie notwendig gerade letzteres ist, geht z. B. aus dem ,,Zag der 6. Ravalleriedivision durch die Sologne vom 6. bis 15. Dezember 1870" hervor.') Die Division wollte neben Ausführung anderer Aufgaben den Feind ttber die Bewegungen der deutschen IL Armee

S. .Kriegsgosehichtliche EinMlachrifien''. Heft 8. 8. H8.

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658 Di« TMlnik im DiMiat der opmthr« Titfgkdt aiMr KmaltoriadifMM.

täaseheo. Letzteres wäre ihr vielleiebt eher ^"cluiigen, wenn sie beweglicher gewesen wäre und dir 1'('|pp-rapiieiiaDlage& in om- fingreieherer Weise hätte anterbrt cbrn kunum:

„Der Depescheiiweehsel zwischen deniKrieg:sdeiegiert[ u 1 rf yeinet, dem Kriegsnjiiiistf r (Tambetta und dem General Honrhaki, snwfit derselbe verötlentlicht i.st, tut nämlich dar. dalb Uab Knegsministerium dnrcb die Meldungen der Orts-, Eisenbahn- und Telegraphenbehörden über die dtutsehen Trappen immer gnt nntcrrichtet war, sobald letztere, wenn auch nur vorübergehend, zur Bube kamen.*

Zu A. 4: Antrag wegen Oberweisang toq Spreng- and

Zttndmitteln.

Die Dinnoik war mn die ErgitusoDg der Sprengnmnition be> BOigt. Ea wird dem Generalatalisolfiiier der DiTiBlon unter Mit- wirkung des Fahren der Fienierabteiliuig die Aufgabe inbülen» sieb rechtseitig den yorauBslobtlieben Verbianob an Sprengromution klar in maehen.

Am 1. Juli wird Obendilttglidi gebranekt: Fllr 2 PfahljochbrUcken nord- westL Königahagen (je 8 Joche

zu 20 Sprengkörpern) . 2 8 20 = 120 Sp.-Kp. Sp.*Patr. Ftlr 2 PfabljocbbrUcken nOrdlioh

Königshagen desgl.. . . . 2 8 * 20 = 120 n n Für 2 PfahljochbrUcken westUeh

Korkan (je 1 Joch su 7

Spreng.Patr.) 2 7 =r - 14

Für 3 Pfahljochbrücken nord- westlich Chorapp und zwar

an der BrUcke über die Neide

(3 Joche zu 20 Sprengkörpern), 8 20= 60

an 2 Brucken nördlich davon

(je 2 Joche zn 201 . . . 2 2 20 = 80 Ftlr die Pfabljocbliniida' bei

VVülla (2 Joche zu 20) . . 2 20= 40 Ftlr 3 PfahljochbrUcken bei

Schiemauen, HeidemUhle und

Piontken (je 1 - ."> f 1 7) . 3 12 = 86

Fttr die steinerne Brücke bei

Soldau {^8. Bild 22) ... 309

»

n

Sa. 729 8p.-Kp. 50 Sp.-Patr. Der Brtlckensteg nördlich Köuigshagen sollte mittelst Axt und Säge zerstört werden, die Brttcke nordweetüdi Ohoiapp (attdlieb der

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Dto Teohmik im Vkault der operaflTflo Tlll|rkflit einw KsvaUetiediTlrioii. 859-

Neide) stehen bleiben, da nach der Karte ihre Zerstttnug keinen Wert hatte.

Die Division verfügt angenblicklieh ttber die Sprengmnnition des GerKtewagens 1060 Sp.-Kp., Sp.-Patr» r n n Inf. -Patronen-

wagene Nr. 2 66

die Sprengmanition des Kttraaeier-Beg.

Nr. l tt. 2') > . » 48^

Sa. 1080 Sp.-Kpn 104 Sp^-Patr. Ab ToiaoBsiehtl. Verbranoh am 1. Joli 729 60

Bestand ftr 2. Juli 861 Sp.-Kp., 64 Sp.-PMr Dasn tritt die Sprengmnnition der vier Kavallerieregimenter der 2. nnd 8. Kavalleriebrigade . . . . . 120-)

Also Bestand ftlr 2. Jnli 861 Sp.-Kp., 174 Sp.-Patr.

Die fbr den ersten Operatioostag benötigte Sprengmnnition er- sehdnt hoch. Bei Brtteken stärkerer Konstruktion, x. B. bei hOl- aemen Brücken in Ghansseen, erhebt sieb das Quantum. Kann Ersatimnnition niobt recbtseitig bereit gestellt werden, so mnfs die Abtellnng sieb anf andere Weise zn keifen wissen. Jedenfalls ist Sparsamkeit geboten. Im vorliegenden Falle wllre es angängig^ während die Einzelladnngen vorbereitet werden, die änlseren PiäUe eines jeden Joehes mit der Säge zerstören zn lassen, ebne daXs dadurch Zelt verloren gebt An jeder Brücke aber zwei oder drei Joche zu fünf oder sieben Jocbpfthlen dnrcb Sägearbett zer- stören zn wollen, würde derart Zelt erfordern, dals die Zerstümng der Brücke wahrscheinlich nicht znr rechten Zeit fertig werden würde. Es leuchtet ein, welche Vorteile die Sprengmunition für firückenzerstörungen bietet

Die Abteilung könnte aber nötigenfalls an der Brücke nord- westlieh nnd nördlich Königsbagen, sowie nordwestlich Chorapp nnd bei WoUa 42 Joehpfähle nmsägen lassen und dadurch

4*42=168 Sprengkörper sparen, welche den Aufträgen für den 2. Jnli soguto kämen.

Die Sprengpatrouillen der Kavallerieregimenter körnten derartig nieht verfahren. Sie besitzen nicht das nötige Werkzeug, sind zu

') Die AufklÄrung^seskadrnns l./Kür 1. u. I./Kür. 2 hatten ihre fällten Sprengpatront'ii- und Zündertaschen zu Pferde mitgenommen. (2 82 2 > 8 s 48 Sprengpatronen.)

*) Desgl. die AnlUftrongseakadron L/Dreg. 1 |«*SS 128 Sprenge Patronen 8 Sprengpatronen (fttr l./Dreg. 1.) = 120 Sprengpetvonen.]

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5^ Die Teohnik im Dieo&t der operatiTen Tätiglke^ einer lüivaUeriediTiiiioii.

schwach und kÖDoen im Interesse der operativen Tätigkeit der Kuvalieiiedivisiou nicht starker gemacht werden.

Zq B: Ttttigkelt der Pionierabteilong.

Der Führer der Abteilong hatte für einige BrBelten Spreng- liOrper, fttr andere Spreogpatronen zur Ladiug befohlen. Es war daa nicht wililLtlrUeh, sondern llberlegt geschehen:

Die Sprengpatrone stellt, abgesehen Yon dem schnell an be- wirkenden Einsetzen des Zttndeia, eine fertige, vermöge ihrer Bleehnmhttllnng gegen die Unbilden der Witterang geschtttste Ladoog dar, die an bedingt da angewendet werden mols, wo es s&oh om Sehnelliglieit der AasflUirUDg yon Sprengongen iiandelt» oder wo vorbereitete, frei angelegte Ladungen längere Zeit liegen mflssen, ehe rfe anr Zttndnng gelangen.

Deshalb waren fttr die Brfleken bei Knrkan Ladungen mit Sprengpatronen, fttr die Brttoken bei Königshagen, Ghorapp und WoUa dagegen Ladungen mit Sprengkörpern angeordnet; elienso für die steinerne Brttoke bei Soldau. Bei letzterer bleiben aller- dings die Sprengkörper auch längere Zeit liegen, aber nicht frei, sondern sie werden in verpicbten, gegen Feuchtigkeit geschtttzten Holzkästen in die Stollen eingesetzt.

Für die Sprengpatrooillen der Kavallerieregimenter kommen diese Überlegungen nicht in Betraeht, da die Kavallerie nur mit Sprengpatronen aasgerUstet ist.

Zu H: Tätigkeit der l'iouierahteiluu^ und D: TätiL'keit des Kavallerie-S{)i eii^ komiiiaudos.

Die Führer der Pionierabteilung und de> Kavallerie-Spreug- kommandos hatten auf eine Vernichtung der losen Holzteile der zer- störten Brücken hin^^ewiesen.

Wie notwendig dies ist, geht aus der unzureiehendeu Brllcken- zerst()rung der bayerischen 8. Division Zoller vom \ II. l^undeskorps im .luli TSfiR an der fränkischen Saale südlich Kisöingen hervor. Die Ba>eni hatten den Belag am Ufer liegen lassen. Nachdem der Pionierzng einer lui.interiekumpagaie der prenfpisehen Brigade Wrangel auf den obendrein liegen gebliebenen Streekbalkeu hinüber- geklettert war, wurde mit dem Belag die Bruckenbahn schnell uot- dUrftig wiederhergestellt, so dals nun 2\/j Bataillone allerdings nur zu einem übergehen konnten, gegen den SUdeingaiig von Kissingen vordratigeu, die Bayern zum RUek/.ug zwangen und so die Entscheidung brachten.')

1) f^. V. Goeben; „Das Treffen von Eissingen am 10. Juli 1S66.*

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J)ie Teobnik im Dienst der operativen Ttttigkeit einer lUvMUeriediviuon. 661

Die \ crnichtuiig des Belaj^s von Eisenbabubrücken ist be- souders ratsam. Derartijre Hrückeubahnen es sind dies meist Holztatelu niUsseu der Eisenteile halber sorgfältig zugeHcbaitten werden nnd erfordern geraume Zeit ^ur Wiederherstellung. Nach dem Gefecht von AscbafTenbarg am 14. Juli IHGG war während de» liückzu^'es der Grofsberzoglieh hessischen Division von den lufiinterie- pionieren des 2. Bataillons des hessischen Leibgarderej^iuients in aller P'.ile der Belag der EisenbahnbrUcke bei Stockötadt abgenommen und vernichtet worden, wodurch die Benutzung der Brücke seitens der verfolgendeo Preulseu für Kavallerie und ArtiUerie gesperrt wurde. ^)

Der 2. Jali

A. Ereignisse bei der 1. Kavallertedlvision. Anordnongen.

Nooh am Abend des 1. Juli war die 2./Ktlr. l snr Verstärkung der 1. Eskadron nach Mlawka vcngegangen. Der Bahntelegraph bis lilowo blieb Uber Naebt in Betrieb.

Am 2. J nli frttb ritt die 1. KaTalleriediTidon von Kyschienen (Sammelplatz) auf Hlawa vor. Die feindliehe Eskadron wich ans nnd wnide bei Stnpsk Ton einer roten KaTalleriedivision anf- genommen. Dort kam es znm Gefecht:

Die rote KaTalleriedivision wnrde geworfen nnd verfolgt^ sie sog sieh bei Zieohanow fll»er die L^'dynja znrttck, deren Uber^nge besetzt haltend.

Die blaue Kavalleriedivision bezog ein Biwak bei Tscberuchy- nnd Wiel-Pniewo, mit Vorposten ge^en Zieohanow.

Die Verbindung der Vorposteueskadrons mit dem Div.-St.-Qu. in Wiel-Pniewo und von da bis Konopki erfole-te fhirch den „Kavallerietelpgraphen •• (s. I. b. 4), von Kuju pki ab durch den Bahntelegruphe n bis Soldau Korps-li.-Qu. , welchem Meldung erstattet wurde.

Der Karallerietelegraph wurde am 1. Juli verwendet:

S. »Kriegsgeschichtliche Kinzelf*chriften", Heft 22 luid 28 S. Sb9 und M0> und «Brflckensenttfrungen im Bflckzugngefedit einst und jetzt" von Major Scharr.

662 Die Tednik im Dienrt dar opanttroi TWgMt «taar KarndteMMsten.

nur Verbindimg zweier Vorposteneskadrons mit dem Div.-St.-Qu. (Wiel-Pniewo and je einer Zwisohenstatton in TBohenieby- Pniewo) 3 Telegr.-Patr.

zur N erbiudung des Div.-St. -Qu. mit dem Bahntelegraphen auf Bhf. Konopki ... 1 ^ bei der recbteo Aofkläraiigseskadron (l./KUi. X) 1

Sa.: 6 Telegr.-Pak. Also nooli zar VerlttgODg . . . . . 1

Sa. 6 Telegr.-Pafr.

B. Nachrichten, wdche bis Mitternacht 2./3. Juli eingehen a) von der aittleren AnfklärangBeskadron (l./Kttr. 2.): I. „Eine feiodliohe KaTalleriedlTisioD ging am 2. Juli ttber

PrasDjsch-Moliowo auf der StndiBe naeh Janow vor. Verbleib

noch nnbekanni"

Bild 36.

EbenbahnbrO«^ aber die MUiwIca bei Mlawk« (Annehme). a und b Sprengeteilen.

II. „Feindlicbe Infanterie mit Artillerie eireicbte am 2. Juli auf der Stralbe yon Makow kommend:

Scbtschaki-Bogatc. "

b) Ton der linken Aafkiärongseskadron (L/Drag. 1.):

Noch keine Nachricht.

C. Tätigkeit der Pionierabteilung am 2. Juli.

Die Pionierabteilong batte von der Division den Aaltrag er- halten, die solide BiaenbahnbrUcke bei Mlawka (Bild 26), deren Zeralilning der Aafklärnngseokadron (l./Kttr. 1) nicht geglückt war, in zerstören und an der lllawka Stauwehre hersnatellen.

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1

Die Technik im Dienst der operativen Tätigkeit einer KavaUeriedivision.

Die Wastermenge, das OeflÜle (naeh dem Plan auf 1 km 2 m); die xalilreieben MflUen bei lOawka, Zworadea ond Slomka, sowie der enmpfige WieeengTond yerapreehen Erfolg dnreli Anstamuig, am die sdion liestehende Ansnmpfiiiig ooeh sa TeigiOlaeni.

Die AbteUnng war am Morgen des 2. Juli der KaTaUerlediTisioii bie Mlawka amnittelbar gefolgt. Hier yerbfiebOD ein Unterofliiier, sebn Pioniere mit dem Infanteiiepatronenwagen Nr. 2 ond zerstörten, naeb Entnahme des Glttbxttndapparates und Leitnngsprttfers, sowie sonstiger Spreng- nnd ZOndmittel ete. ans dem Gerltewagen, unter Leitang des Fttbrers die Briieke» deren ZersMffiing der Aof- klttmngseskadron wegen der Stirke der KonstamktionsteUe niebt gelangen war.

Bild 26.

Eisenbahnbrlicke bei Konopki (Annahme), a und h Sprengstellen.

Zwei Unteroffiiiere, swamdg Pioniere wurden mit dem Geräte- wagen naeb der lUawka yoransgesebiekt, nm die erforderlieben Vorbereitungen Dir die Anlage der Stanwebre sn trelFen.

Naeb Ansftbrong der BrUekensprengnog folgte der Führer mit seinem Trapp nach, am die Arbeiten an der HlawlEa zn fördern. Es bandelte sieb am Aasltthrong einfaeber teebnisober Arbeiten, nikmlieb:

an den Brücken Ton KL Tana nnd Lewiezyn nm Versatz der Brückenöffnungen ond Einriebtang von Oberfallwebren,

an der Uüble ba Slomka ond Zworaden nm Niederlassen der Sebleasensebtttsen am Müblenteteb.

.Naeb Aasfübnmg dieser Aafträge zog sieb die Abteilaog aot der Stralbe Kl. Tarza— Wola/Schydiowska— Zieobanow an die DiTision heran, zerstörte anf ihren Befehl gegen Abend die Eisenbahnbrücke bei Konopki (Bild 26) über einen rechten NebenflaüB der Lydynja

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654 Teobuik im Dieaüt der uperativen Tätigkeit einer Kavalleriedivlai«».

and bezog darauf ein Biwak beim Gros der Diyinon bei Wid- Pbiewo.

BetrachtnnjE^en.

Zn C: Tätigkeit der Pionierabteilung.

1, Unterschied zwischen Zerstörung und Sperrung einer EiBenbahn* brücke mit eisernem Oberbau in technischer Beziehung.

Den BestimmangCD der F.-O. .tIR, „Zerstürung einer

Eisenbahn zur Verhindenmg des Betiiebeb auf möglichst lange Zeit

(Wochen. Monate)" und F.-O. 519. „Sperrung einer Eisenbahn,

um den l^t trieb auf ivUr/f rc Zeit (Stunden, Tage) zu hindern" müssen

anc h die Formen imd Wirkungen der techuiscliett Unterbrechungen

ent^sprechen.

Zerstörungen werden am sichersten und nachhaltigsten an bedeutenden Kunstbauten der Eisen! ahn, wie Brucken und Tunnels ausgeführt und zwar stets durch Sprengung. Die zur Aus- fHhruug der Zerstörung nötige Zeit ist seit l.intllhrunp: der Spreng- technik in das Heer gegen früher bedeutend hcrabgeniindt rt. Am wenigsten Zeit erfordert eine Zerstörung von Eisenbahnbrücken mit gemauerten Pfeilern, sofern im Frieden vorbereitete Minen- kammern vorhanden sind. (Sprengvorschrift Ziff. 115 und i4.b), oder von EisenbahnbrUckcn, an denen nur der eiserne Oberbau zerstört werden soll.

Erste re ist auch die Kavallerie imstande zu zerstören,*) sofeiB ihr Bestand au Sprengmunition ausreicht. Zur Zerstörung eines Pfeilers sind je nach seiner Breite zwei oder mehrere Ladangen erforderlich (s. aaob Bild 22). Die Gröfee der einzebien Ladangen richtet sich naeh der Störke des Pfeilers und der Entferonng der Ladungen yoneinander. Die Zabl der erfcoderlieben Siirengpatronen iat ans der folgenden Tabdle ersiebtUeb:

Starke des zu sprengenden Pfeilers

Zahl der für eine Ladung erforderlichen Spreng- patronen bei einem Abstände der Ladixi^en von

m

2,00 m

8,00 m

4,00 m

6,00 m

a.00 m

1,B0

4

5

2.00

6

9

12

2,60

10

15

16

21

8,00

16

21

27

82

37

8,50

26

82

89

45

51

0 s. M Anleitung für Arbeiten der Kavallerie im Felde" Ziff. 64.

^ kjui^ ^o i.y Google

Die Technik im Dienst der operativen Tätigkeit einer KavaJleriedivision.

Den eisernen Oberbau Termag die Kavallerie nur dann zu zer- BtOren, wenn derselbe in sdner Konstrnktlon nicht zn kompliziert ist Soll jeder EiBenbabnTerkehr nachhaltig unterbrochen werden^ so mflssen in dem Gitter- oder Fachwerksträger beide Gnrtnngen obere ond untere Gnrtnng (s. Bild 25 und 26) durohsohlagen werden. Man wählt hierzu solche Stellen, wo der reine tragende Quer- schnitt nicht durch Stossplatten oder andere Verbindungsteile ver^ stiirkt ist. Wichtig ist eine richtige Anbringung der Ladungen der- art, dais sie ttber den ganzen zu durchschlagenden Quer- schnitt reichen, jedoch nur eiiueitjg auf demselben wirken (s. ,yAnleitung etc.** Züf. 60). Sonst kOmien sich die Sprengwir- kungen gegenseitig aafheben, die Gurtungen werden nicht ToUständig zerstört, nur angebrochen, das Ergebnis ist keine Zerstörung, höchstens eine Sperrung.

SchnUt a-h.

BUd 27.

Sperrung einer Eiüenbahabrücke durch Sprengung der unteren Gurtuqg und des Haoptblechs des Qnertrflgara Q am senkrechten Stab»

Erlättternngen: ^ Querträger.

< Sprengpatrone nzünder. S^IS: Sprengpatronen.

F'ür eine Sperrung genfl^ dagegen schon die Sprengung einer einzigen Gnrtung obere oder untere zur Not auch das

Üarchschlajxen der in einem Knotenpunkte /.usammen- laulenden Stäbe oder eines oder mehrerer Querträger Q. Der- artige Sperrungen erfordern wenig Zeit und Munition, an einer unteren Gurtunpr nach Bild 27 z. B. nur fünf Sprengpatronen.

Es kam darauf an, den Unterschied von Zerstörungen und Sperrungen hervorzuheben, weil unter Sperrnngen von Eisenbahnen vielfach nur Unterbrecbangen des Oberbaus auf der Strecke ver- standen werden, wie

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666 I>i» Tedmik Im Dienst der oper«tiT«n TttiglMit einer EM^MoOMtm,

1. Sprengen tob SoMenmlOlBeD und WeiebeOf

2. Umwerfen von Gleintrecken,

8. 8piirerw«iteniiigen und Sporrerengeningen,

4. Aufbringen von Hindemuseii aaf die Schienen,

5. Beseitigen tod Schienen,

nicht aber (Jnterbrechnngen des Btsenbahn- nnd Fahrrerkehic auf den Brucken selbst dar eh Sprengung einer Gartnng.

Vor Spemugen 1 6 miifs flbrigens gewarnt werden, weui es sich nm eine sweigietsige Bahn handelt Darob eine derartige Sperrung wird wenig erreicht. Man nimmt von dem einen Gleis die ertorderlioben Scblenenpaare weg, legt sie auf das zerstSrte Gleis nnd stellt dadnrcb den Betrieb wenigstens fttr eio- gleisigen Verkehr in sehr kurzer Zeit wieder her.

Diifs auf diesem Gebiete erst der Krieg die nötige Roatioe verscbailt, geht aus den kriegerischen Ereignissen des nordameri- konischen Sezessionskrieges in Virginien unzweifelhaft hervor. Wenn irgendwo in einem Feldznge, so hat dort die Kavallerie auf beiden Seiten viel in Eisenbahnnnterbrechungen geleistet ~ trotz der Un- Tollkommenheit der damaligen Technik nnd wenn aaeb in den ersten drei Kriegsjahren nicht viel errdcbt wntde. Erst von 1864 ab wurden „die Eisenbabnjxrstöruogen YOn Shermans Trappen {„Kayalleriekorps'' Sheridan, bestehend aus den KayaUerledivisioneB Torbert sn drei, Gregg und Wilson so Je swei Brigaden = 12000 Reiter) mit besonderer Grilndlichkeit betriebeD, damit nicht, wie bisher stets In diesem Kriege, der Feind sie binnen knrser Zeit wieder herstellen konnte.***)

2. Wert Ton Staawshren Im Feldkriege.

Bei dem Worte ^Stauwehr'' denkt man im allgemeineD so «twas nicht „Feldmäfsiges". Freilich, wenn man die langwierige Anlage eines Staudammes im Auge hat, der obendrein eise nene Verbindnag für den Feind schafft. Fttr den leicht be- weg^ehen Feldkrieg sind Anstauungen nnr dann tob Vinctdl, wcds abgesehen von genügendem WassenafloDi das Wehr mit ein* fachen Mitlein schnell hiergestellt werden kann. Dies ist bei kttneren FfahUoehbrttoken möglich. Nan will man aber die Pfahl- jochbrttcke selbst zerstören, wenn der Feind anrttckt, am namentlich seine Artillerie aafzohalten. Dareh die ZerstOrong der Brtteke wird

*) 8. „Studien über Kriegfflhrung". Von Major Frhr. \. Froytag-Loring- hovun 8. Heft. S. 115. über wenig u irksaine BisenkMthnzerstifiniiigsa ». 1. Heft, S. 104. 2. Heft, S. 59. 8. Heft, 18.

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Die Technik Im Dienst der operattven Tttlgleeil einer KeveUeriedlTieiea. 667

das Staowebr mitzerstört, das Wasser flielst ab. Ein solches Hin- dernis ist also nur dann von Wert, wenn das den Fluls begleitende Gelände von Natur sampfig ist. und durch die Anstaiinnir die An- sumpfung vergrölsert wird. Es wird dann vermutlich auch der feind- liehen Infanterie schwer werden, neben der zerstörten Brücke das angesuinpfte Gelänrlp zu übersehreiten, seihst wenn die Be- satzung den Rückzug angetreten hat und das Hiudernis nicht mehr bestheben werden kann. Ein solcher Fall liegt hier Tor. (Bild 28.)

Bild 28. 1 : lee

LiQgqpioftl der MUwIn (Annahme). FeldmlCdgee SUrawelir mit Überfallwehr an der Pfahliochbraeke

von Lewicasjn.

Erlftuternngen: a Veraatzhölzer (liier 14 Stück).

h Vorschlaijpfalil

c Erde, Dünger pp. zur Abdichtung.

EisenbahnbrUcken eignen sich wegen ihren grölseren Span- oiingen im Feidkriege oiebt sar Anlage roii Stanwehren, wohl aber steinerDe Brucken mit geringen Spannungen, wie sie z. B. 1871 an der Usaine anagenntsfe worden sind. Freiliob ist zn be* denken, das Sprengnngen von Brückenbogen mit geringer Spannung wenig oder keinen Wert haben falls man das Stanwehr, welcbee seine Stützen an den RrUckenpfeiiem findet, erhalten will da die gesprengten Stellen (Spannangen von 4 6 m LAnge) durch Überbringen von Balken oder Schienen sofort wieder gangbar gemacht werden können.^)

2) S. »Anleitnng Iflr Arbeiten der Kavallerie fan Felde*. Ziff. 66.

JtMBskvr Ar dl« dvvtMk« Am*» and HubM. IT«. W. 45

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608 I»« Teohnik im Dienit der openllTen Tätigkeit ^er K4v«Uerie<Uvialon.

Der a. JalL

A. Ereignisse bei der 1. Kavallerfedivision. Anordnungen.

Der Feind hielt üin-r Nacht 2./H. Juli die Lvdynja bei Ziechanow besetzt. Die 1. Kavalleriedivisiou, am JuU früh gegen Ziecbanow vorgehend, erhielt dort Artillerie- und auch lu taiiteriefeaer und brachte ihre reitende Abteilung iii Stellung. Bald trat sehr liber- legene feiüdüche Artillerie anf. Blau brach das Gefecht ab und ging abschnittsweise vor starker feindlicher Infanterie und Artillerie zurück, benatzte das hügelige GeUlnde zn vdederholleni Frontmaehen, sn ttbeRasehender Verwendong der reitenden Artillerie aof kaise Zelten, drohte mit der Attaeke und nötigte den Gegner iminer wieder snr Entwiekelang namhafter Erüfie, znm ZeitTerlnst £iniebie Eskadrons und deren Patronlllen safhen dem Gegner in den Flanken nnd erkondeten im Lanfe des Tages seine Stärke ani die eines Armeekorps (Lü). Patronillen, südwärts bis zur Sona streifend, sperrten die Bahn nnd nnterbraehen die Telegraphenleitnngen au mehreren SteUen.

Die Pionierabtei Inng^ dem Rfleksnge vorausgeschickt, hatte an Hohe 814 sttdlkh Konopid für die reitende Abteilung, Hasobineii- gewehrabteilung ond Karabinerschtttsen eine Stellang mit so vor- Kflgliehem Schnfiafeld hergeriohtet (s. Bild SO), dais der Feind sieh sn zeitraabender Umfassung mit Infanterie dnroh den selüeoht gang- baren Wald entsehlielsen moiste. Der Bahntelegraph zwisehen ZIe* ehanow and Wyschyny worde wieder betriebsnnfftbig gemaeht.

Das rote (III.) Armeekorps kam an diesem Tage nicht ttber Konopki binans, mit Vorposten anf den Höhen von Bahnhof Konopki and an den Waldrändern westlich davon.

Die blaue 1. Kavulleriedivision bezog OrtHbiwaks inMlawa (Div, St. Q.) und Modla, mit Vorposten in der l.iiiic Wisuiewo Wysohyny— Wola/Scbydlüvvska Wald von Schydlowo, nud sandte Meldungen an Armeeoberkommando in Graudenz und General- kommando L Armeekorps in Soldau, letzterem mehrmals.

B. Nachrichten, welche bis Mitternacht vom 3./4. Juli in

Miawa eingehen.

a) von der mittleren Aufkiärungseskadron (l./Kttr 2):

„Die am 2. Juli bei Schtschaki ond Bogate gemeldete Kolonne, anscheinend mehr als eine Division, setzte den Marsch am 3. Juli tlber Prasnyseh nach Tsohemioe Borowe fort. Vortrappen: Gradosk.''

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Dia Teehnik im Dienat der openti?en Tfttigkeit einer lUvalleriedivüioiL 669

b) vom GeDeralkommando I. Armeekorps (Telegramm ab

Soldan):

Naebm. I. „Fechtende Teile der 1. I ufauteriedivisioü werdeü hei Soldao, der 2. Kavalleriedivision bei Neidenburg bis 3./4. Juli nachts eingetroffen sein. Königsha^ren, Karkaa, Kyschienen sind mit Infanterie beseUt Zur etwaigen Anfnabme der 1. Kavalleriedivision wurde l./Ul. 1. (Divi- sionskavallerie) nach Bahnhof üh»wo vorgreschoben.**

Nachm. U. „7" abends trifft in Mlawa frische Sprengmimition und dUnner Draht (Ersatz fUr Kavalleriedraht) ein.

Sprengmnnitionsdepot wird am 4. Jali von Soldaa nach Lantenburg zurilek verlegt."

Abends III. ,,10® abends wird der Chef des Generalstabes I. Armeekorps im Divisiunsstabsqaartier Mlawa eintreffen,') behufs Bttckspracbe Uber weitere Operationen/'

C. Rücksprache in Mlawa 10^' abends.

1. Mittdlang des €Jiei3i des tieueralstabes I. Armeekeips.

„Am 3. Jnli nachmittags haben die bis dahin eingetroffenen TeUe der 2. Kavalleriedivision auf den Hohen westlich Neidenbnrg mit Erfolg den Angriff einer von Osten kommenden leindliehen Kavalleriedivision abgewehrt. Ein feindliehes Anneekorps soll von

Ostrolenka ani Chorshele marschiert sein.

Der kommandierende General will mit der 1. Infanterie- division und 2. Kavalleriedivision sich in der Linie Soldan Neidenbnrg behaupten, bis der Gegner überlegene Kräfte entwickelt, dann hinter die Welle, Linie Neuhof Rumiansee, snittekgehen. Er- knndungen und fortifikatoriscbe Verstärkungen, diese namentlioh zwischen Soldaniinls bei Nenhof und Grondysee, sind bereits ein- geleitet

Mit der Absicht der 1. Kavalleriedivision: dem Gegner in der Flanke zu bleiben, nötigenfalls Uber Zielun auszuweichen, ist der kommandierende General einverstanden. Notwendig bleibt die lUnemde Verbindug der Division mit dem Generalkommando* Hierzu wird letzteres morgen (4. Juli) vormittag die Fernsprech* stelle Neu-Zielun besetzen lassen. Die Kavalleriedivision soU eine gesicherte Verbindung dortliin Kavallerietelegraph, nötigen- falls Relais, vielleiebt beides so rechtzeitig herstellen lassen, dals die Verbindong nicht mit dem Eisobeinen des Feindes bei Soldan abreilst."

1) Mittolsb «Selbstfahrer*.

ib*

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670 Teoimik im Ditaat der operativen TX^kait einer KaTatleriediriiioiL

2. Anordjiangen de.s Divisionskommandeors.

a) Befehl zur Hcrslellong: der Verbindung zwischen der DiTisioQ (Modla) and der FeriiBprechstelle Nea-Zielan.

Mlawa, den 3. Juli 10^^ il onds. „Morgen, mit Tagesanbruch, wird mit der Herstellang der telegraphiscben oad BelaU- Verbind uDHp swisebeR der Dividon und dem GeneralkonimaDdo I. A.-K. begonnen nnd zwar durch:

1. Legen der Relaislinie Modla Kl. Tnrza Sarnowo

(1. Kavalleriebrigade).

2. Herstellang einer KavallerieleitangSanowo— Dlntowo— Nea« Zielao mit Zwisobenstation Dlntowo und zwar Linie Sar- nowo^Dlntowo (3. Kavalleriebrigade), Unie Dlntowo— Nea- Zielao (2. Kavaileriebrigade).

Das Patrouillengerät wird zu Pferde mitgenommen, ittr je 1 Patrouille aurserdem 2 Rollen Yorratsdrabt.

Sämtliche Arbeiten mtlasen nm 8" voim. beendet sein."

b) Ergänzung der Sprcnpmnnition der Kavaiierieregimenter

und der PionicrabteiluDg

(schon seit 7*^ abends im Gange). Hierzu waren die 12 KavalleriebrUcken wagen der Kavallerie- regimenter, der Gerätewagen der Pionierabteilung und der Infanterie-

patroneuwag-en No. 2 in das Biwak bei Mlawa heran«:ezogcn. Der bei der rechten Aufkliirungseskadron fl./KUr. 1) befindlichp Infanterie- patronenwagen No. 1 wurde, weil dort jpt/t entbelirlich. ringe-' zogen, die Krgänzangen an Sprengmunition für ihn bereit gelegt,

D. Tätigkeit der Pionierabteilung am 8. Juli.

Der Fohrer der Abteiluug war schon am 2. Juli abends im Biwak bei Wiel-Pniewo vom Divisinnskonimandeur über die Ab- sichten für den 8. Juli verständi^'t worden.

Der Aufbruch der Abteilung wurde für den 3. .Juli rorm. befohlen. Der Führer ritt bereits 5'" vorm. ab und erkundete die Stellung. Nach Eintreten der Abteilung ordnete er nn:

1. „1 Unterotlizier, 4 Pioniere mit Infauteriepatronen wagen No. 2 zerstören die Lydynja-BrUcke (1 Joch) nordöstlich Wiel- Fniewo nnd verbessern im Anschlnls hieran das Öchuls-

feld bis Wiel-Pnii wo

2. 1 Unferoftizier, 8 Mann legen auf beiden Wegen im Walde südwestlich ünhe 314 flüchtige Wegesperreo an. Die

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Die Teobnik im Dienst der uperativen Tätigkeit einer KavaUeriediviaion. 67 x

beiden SeluDlBilgen ans dem Geritewagen Btnd mitennehmen, außerdem b Wiel-Pkiiewo noeh 2 Sägen beisntreiben, ebenso Draht mltlleror Sttrke.

3. Die reitende Abteilimg wird aaf Höbe 314 Stelloog nehmen. GescbUtzdeckaDgen werden Uberhaapt niobt, Deckungs- gräben für die Bediennngsmannschaflen erst nach Fertig- stellnng der Sohfltzengräben ausgehoben.

4. 1 Unteroffizier, 18 Pioniere legen an den von mir bezeichneten Stellen Schützengräben für knieende Schützen an und zwar bei I und III zu je 50 ni Länge (nach Bild IJ, bei II für die Masehiiiengewehrabtrilung (nach Bild 29). Die SehUtzeu- gräljen sind bei ^utem Schufsfeld so zu legen, dafs eine Anlage von A nnäherunirswegen unbedingt erspart wird. Der Gerätewageu hält nördlich des Sattels östlich Höhe 314.** (S. BUd 30).

BÜd 29.

Schützengraben für die Masrhinengewehrabteilimg auf Höhe 814

südlich EonopkL

Nachdem die Kavalleriedivision in den Nachmittagsstunden Vor- posten in der Linie Wisniewo Wysthyny Wola-Schydlowaka Wald von Schydlowo aasgestellt hatte, richtete die Pionierabteilung nörd- lich Wola-Schydlowska unter geschickter Benutzung der Waldränder eine Verteidigungsstellung, ähnlich wie bei Höhe 314, ein. Dieser Stellung konnte ein höherer Grad von Widerstandsfähigkeit gegeben werden, da Kavalleristen als „Hilfsarbeiter'' zn den Befestigongs- arbeiten herangezogen wurden.

Am Spätabend war die Abteilung im Biwak bei Mlawa nnd ei^ gttnste die Sprengmnnttion etc.

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672 Di» Teeliiiik im Dleiufe der opentlv«ii Tlligkell einer KA^alleitodivIsloB.

BetraektiiigeB.

Zn A.: Ereignisse bei der 1. KmTaUeriediTisioii. Tiltigkeit der reehten AnfklArongseskadron (L/Kttr. 1).

Von der dieser Eskadron sageteUten TelegraphenpatroniUe

Bild 80.

Stellung iler 1. KaviiHeriedivision bei Höhe 814 uordweHtlich Wiel-Pniewo.

Streifte eine Grappe (2 Unteroffislere, 2 Mann s. L b. 4 nnd 2Sfi. 20 nnd 21 des Ka?.-Tel.) an der Eisenbahn cwisehen der Sona ond LydyDja. Eine sttrkeie Patronüle mit Sprengmnnition nnd dem

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Die Teelmik Im Dleut d«r opentiTeii Tltigkeit einar KtTillMMiTiaittii. 673

EisenbahDKer8ti)rQDg8werkseQg(8.1.b. 8), beides an den Ff erden beiestigt« hatte sieb angesehlosBen.

Die Gruppe der Telegraphenpatrouille hatte mit der Ein schalte - Torrichtung and dem leichten Feldtelegraphenapparat, sowie

dnrch Anschaltang von Telephonen zum Mithören, an dem Waldstück südöstlich Ziechanow, der Sicht entzogen (Kav.-Tel. Ziff. 131) eine Abfangstation (s. Bild 13) eingerirhtot, unter Leitung des Otfi/,iers df'n feindlichen Vorkehr behorcht und eine Depesche abgefangen (Kav.-Tel. Zitl i:^;> 138, 93 94), wonach ein von Warschan ali Liegau gener >fiiriiti'>nszug jrfviren Mittag in Ziechatjow eintreffen sollte. Nach Mitteilung der Nachricht an die Zerstörungs- patroaille bejrann It t/ts rt* sofort ihr Zerstrtrungswerk, Um jedoch das Babnpensuüal und feindliche Patrouillen nicht dnrch den Knall einer vorzeitigen Sprengung anfnurksam zu machen, wurde in diesem Falle das Eisenbahnzerslörungnwerkzeug (s. I. b. 3) angewendet, nm den Zug durch eine Sporerweiterung an! dem hohen Damm nordöstlich Wiel Mienschki zur Entgleisung zu bringen. Die Zeit reichte jedoch nicht ans. der Plan milslang.

Dafs solche Unternehmungen verhältnismäfsig viel Zeit kosten und nicht immer das gewünschte Ergebnis haben, niufste auch Stuart auf seinem ersten Haid erlabren. Am 14. Jnni 1862 liefs er durch seine auf technischem Gebiet äuiserst geschickten Kavalle- risten bei Tnnstalls Station die Schienen anfreilseu, um einen heran- nahenden Eisenbahnzng zur Entgleisung zu bringen. Doch die Zeit reichte nicht ans.*)

Das kann auch in Zukunft vorkommen. Deshalb wird die Ver- wendnng des EisenbahnzentDrnngswerkzeuges stets eine beschränkte bleiben und in solebem Fall (Ue Anlage Ton Kontnktmlnen f onn* stehen sein« deren Knall erst hOrbar wird, fast gleichseitig mit der Entgleisung.

Wie wertroll übrigens das Mitlesen von feindlichen Depeschen istf darüber gibt ans die Kriegsgeschichte bemerkenswerte Vor- gänge:

Einer der ersten, der die Technik trote ihrer damaligen noch geringen Entwickeinng gründlich fttr die Karallerie aosnatste, war Morgan, ein ans den Orenzkriegen mit den Indianern als energisch and gewandt bekannter Ftthrer. Er hatte sieh eine nnr kleme be- rittene Trappe von 900 Mann ansgebildet, mit der er im Joli 1862 einen Strelteng Ton 470 km in 8 Tagen sorQeklegte. Anf diesem Znge las s. B. ein Telegraphist eme feindliche Depesche an den

1) S. .Studien Uber Kriegfflhrung''. Von Miyor Friir. v. fVejtBgwLoriiig- hoven. 1. Heft» S. 62.

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674 ^ TMhnik in Di«ntt d«i opmtivai TMilgfcelt einer JUvaUeriadiviaioik

Leituiii:rn mit, es wurden darauf einirehend sofort Depesclieo zurück- gegeben, (He den Keiud völlii; irrefüiirk*ii.')

Auch btuart machte von dem Mitlesen von Depescheo öfters Gebrauch. Im Anmarsch auf Frederick City (Ii Oktober 1862). gelang' es ihm, eine feindliche Depesche abzulesen, aus der hervor- ging, dafs der Gegner über die Richtung seines Marsches uoco völlig im Unklaren war. Sofort fafste er den Eutschluls, den Mono- cacy zu überschreiten und den Marsch die Nacht bindurcli Ubi-r New Market auf Monrovia fortzusetzen, wo Telegraph und die Bai- tiraore Ohio- Hahn irriindlieh zerstört und am 12. Oktober bei Ta|,'( biiui)ruch bei Hyattsville die nach Washington führende Etappei»- utralse der feindlitiitu Armee erreicht wurde.')

Es sollte hier nur auf die Wichtigkeit der Aufklarungseskadrons hiflgewiesen werden. In erster Linie ftlr taktische Zwecke hesiimmt Aufklärung , wäre es zu bedauern, wenn sie nicht mit ge- rinj^en personellen Mitteln die Technik für die Taktik ausnutzen würden. Je nach der Kriegslage wird eine solche Verwenduntr ver- schieden sein. Hier tritt die Tätigkeit der rechten Aufklaruugs- eskadron besonders hervor. Sic mufs. weil im Vormarsch an dor einzigen Eisenbahn, am weitesten voraus, noch dazu gegen die Flanke des Vormarsches der feindlichen Armee angesetzt, technisch sorgfältig nnd aasreichend ausgerüstet sein, aber auch die tedudsehe Auerttstoog zur recbteo Zeit and am riehtigen Ort flioher «I bandhaben Teratehen.

Zo D.: Tfttigkeit der Pionler-AbteiloDg.

Mit einer 8 UnterolMere 30 Mann stariLen Pionier-AMeiliuig kann man fttr eine KaTalleriediTision niobt starke Feldstellungeii mit nmfiangEeiehen Befestigungsanlagen aasbeben, man will ea aneh niobt) selbst wenn die Abteilang sOrker wäre. Die dentsebe Beiterei wird nach wie vor das Qefeebt zn Ffeide als die Haaptkampfform betraobten, dem Kampf zn Fnls mit der Feuerwaffe die zweite Stelle einriUimeB. Es bandelt sieb niebt nm einen Massenkampf sn Fnby sondern nm Fenergefeebte von nur geringen Teilen der Divinon« Für eine solebe Kampfweise wird selbst eine sebwaebe Pionier- abteilang sieb der KavalleriediTision nntzUeh erweisen kOnnen.

Es standen etwa 6 Arbeitsstunden snr Verfügung. Bei 1 ständiger Arbeitseeit kann ein Pionier bei mittlerem Boden etwa OfiO ebm

>) S. «IKe Haida der Kavallerie.« Beiheft 47 rar lBtemaüoiiale& Bevu« ttber die gesamten Armeen und Flotten. Januar 1894. S. S. " - -

S. .Studien Uber KriegfOhning.*' 2. Ueft^ S. 18.

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Die Technik im iiieuät der operativen T&tigkeit einer Kavalleriedivision. Q75

BodeoaiiBsobaelituig lebten, in 6 Staden also 3,60 cbm; mithin 18 Pioniere nind 66 ebm oder 100 Ude. m SohlltKeagraben ftlr knieendo Sobtitseo (naeh BOd 1). Das ist fteilich eine nur geringe Ans- debnnng, trotidem nnsreichend, wenn die iLonen Stücke an tak- tisch richtigen Stellen liegen. Eme wesentliobe Unterstlltznng wird in soloben Lagen die der Dividon beigegebene Maschinen' gewehrabteilnng bieten.

An Hastdlong ron Annäbernngswegen ist nicht ni denken. Trotzdem nmTs es den KaTalleiisten ermöglicht werden, gedeckt in die Stellung nnd gedeckt ans der Stellnng berane sn ihren Pferden sa gelangen. Es empfiehlt sich, nnter solchen Ver- bttltDissen die Sehtttzengräben nicht sn weit anf den vorderen Ab- bang Tonnschieben, wie man es sonst bei Infanteriestellongen tat, sondern näher am Kamme der Hohen ansnlegen. SelbstreistSnd« lieh darf dadnroh das Scbnlsfeld nicht beeintrSchtigt werden. Dem kann aber dorch zweekmäfsige Lage der einzelnen Schlüge Torge- bengt werden, die sich infolge ihrer Kürze viel günstiger dem Ge- lände anpassen lassen, als längere Linien (s. Bild 80).

Eine weitere Soige ist gnte Sicherung der Flanken. Man will ja den Femd zn zeitranbenden Umgebnngen zwingen. In der linken Flanke flielst anf 2V3 km Entfernung lUe Lydjnja. Auf dieser Strecke ist nor eine Brücke nordöstlich Wiel-Pniewo vor- banden. Durch eine ZerstOmng der Brücke werden umgehende feind- liche Tmppen aofgebalten nnd zum übersetzen nnd Brückenschlag gezwangen. In der rechten Flanke macht sich der ausgedehnte Waid nnangeaehm bemerkbar. Er ist aar 800 m von der Siellang entfernt^ aolserdem führen 2 Wege an die Stellung heran (Annahme). In solchem Falle kann man durch flüchtige Wegesperren in kurzer Zeit tatsächlich viel leisten. Man sägt einige starke Bäume nm, lälst sie mit den Wipfeln feiodwärts kreuzweise über den Weg werfen, mit Draht verfleebten und darcb eiuige abgesessene Kavalle- risten verteidigen natürlich nur anf karze Zeit!

So hatte z, B. die konföderierte Eavalleriedivisiou Fitzbogh Lee- bei Alsop nordwestlich Spottsylvania an einem grofsen Wegeknoten» punkt (5 Wege!) Wege sperren vermittelst gefällter Baumstämme angelegt und besetzen lassen. In der Nacht stiefs die Brigade Meritt der ICavalleriedivision Torbert („KaTalleriekorps** Sheridan) anf diese We^esperren, die der nord staatlichen Kelterei das Vorwärts- kommen wesentlich erschwerten.')

Für die Artillerie wird die Stellung nur erkundet. Zu einem.

') S. „Studien über Kriegführung." 8. Heft, S. 29.

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676 Teohnik im DieaBt der operaUven Tätigkeit einer Kav«lleriediyin<m.

Ausheben von GesehUtzdeckun^en durch die Pioniere wird es nie kommen. Es ist dies anch nicht unbedingt nötig. Bei den vielfach nur kurzen Gefechtsmomenten wird die Artillerie aoch ohne Deckungen fUr die Geschütze aaskommen. Soll länger, wie hier z. B. Wider- btaiid geleistet werden, so empiiehlt es sieh, wenifrstetis Mann* scbaftsgräben für die Geschützbedienung anzulegen. (Bild 31.) Eine solche Anlage dauert in mittlerem Boden, von der Geschütz- bedienung selbst hergestellt, etwa 30 Minuten.*) Da die reitende Ab-

Bild 81.

Mannächaftsgräben für die Geschützbedienung der reitenden Abteilung

auf Höhe 814 südlich Konopki.

teOoD^ stetsSYor der Kavallerie In der Stellunf eintreifeo^wSrd, so durfte die siir HerstelliiDg soleher Anlagen notwendige Zeit io den meisten raien gewonnen werden«

Der 4. Jnli.

A. Ereignisse bei der 1. Kavallenedivision. Meidungen.

Anordnungen.

Während am Frühmorgen des 4. Juli die TelegraphenpatrouilleB die Verbindung zwischen der Division (Modla) and dem 1. Armee- korps fNeu Zielon) herstellten, die PioDier-Abteilnng an der Mlawka in Tätifrkeit war, wo in der Linie Kl. Turza Zworaden weiterer Aufenthalt bereitet werden soll, besetzte die Division die am 3. Juli geg-en Abend hinter den Vorposten eingerichtete Verteidigangs- Stellung nördlich Wola Schydlowska. Gegen Torin. eot-

0 S. Feldbefestigungs-Voreehtifi (F. V.) Ziff. 71.

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IHe Teohnik im Dienst der operativen Tätigkeil einer ivavaUeriediviaion. 677

wickelte sich hier das Gefecht mit dem aorUckendea roteu (1X1.)

Armeekorps.

Sobald der Gesrner die Umfassang" einiareleitet iuitu , ra,unite die Division die Stellung und besetzte die iieut- in der Linie Kl. Tur/.H Zworaden. Die von der PioDierabteilung zur Zerstörung Torbereiteten Brücken vor der Front wurden gesprengt. Das rote (III.) Armeekorps folgte Uber Modla, Mlawa rechts lassend.

Während des in den Naehmittagsstunden sich entwickelnden Gelee Iiis an der Mlawka t^iiii: die .Meldung eiu. dals starke feindliche Kavallerie mit Artillerie aus Richtung Zuromin bei Lubowidz eingetroffen sei. Die 1. Kavalleriedivision brach das Gelecht ab, ging Uber Kenczewo zurück, traf bei Sarnowo über- raschend auf den ihr entgegenkommenden B>iod und warf ihn:

Es war dir* schon am 2. .luli geschlagene rote (2.) Kavallerie- Division, welche, in Richtung Ülutowo verfolgt, nach Süden auswich, nachdem am Soldauabschuitt viele Getangene gemacht, ihr auch einige Geschütze abgenommen waren. Zuvor aber hatte die rote Kavalleriedivision Telegraphenpatroaillen nnd Relaisposten mehrfach anfgehoben und die Soldanttbergänge bei Lubo* widz, Roda nnd Zlelon zerstört!

Die am feindlichen Iii. Armeekorps gebliebenen Patronillen meldeten, dals dieser seine Vorposten in der Linie Lipowiec Krempa ZQ entwickeln begränoe.

Der Divisidiiskommandeur traf folgende Anordnougeu: „1. Bao /.Weier Kolonnenbrtlcken mit dem Kavallerie- Brlickengerät und Anlage eines l^rückenkoj'fes bei Zielun durch die Pionierabteilung und Hilfsmannschalteu der Kavallerie. (Von jeder Brigade i Trupp zu 1 Unteroffizier 12 Mann.)

2. Die Division geht in den Kaum Straszewy Dlutowo Wylaz- lowo Zielun in Ortsbiwaks, 1 Eskadron (3. Kavalleriebrigade) vorgeschoben nach Sarnowo. Leichte Munitionskolonne nach F^rgan/,ung der GesohUt/ imd Rarabinernuiiiiiiou nach Zielun! (Rechtes Soldanufer.) Div.-St.-Q.: Wronka.

y. Herstellung der Verbindungen des Di?.-St.-Q. mit der Fem- sprechstelle Neu-Zielan, den Brigade - St. - Q. und der nach

Sarnowo vorgeschobenen Eskadron durch den Kavullerie- telegraphen. Leitunji: üb. Lt. iM. vom Drag.-Kgt. 2. 4. F>gan/,ung der Sprentrinunition der Kavallerieregimenter und der Pionierabteilung 8*^ abends in Zi don. wohin die Be- stände aus dem Sprengmnnidonsdepot Lauteuburg ebenso

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076 Technik im Bieast der operativen iätigkeit einer Kavalleriedivmoa

dttnner EUendraht als Ersats fflr KaTalleriediaht

vorgezogen werden."

Am Naehmittag war fitnndeolaD; Geschtttzdonner Ton Sol- daa her Temommen worden. Über Nen-Zielnn ging vom General- kommando des L Armeekorps Mitkeüong ein von erfolgretehen Kämpfen bei Soldan (gegen das rote [IL] Armeekorps) nnd bei Neidenborg (gegen die rote [1.] EavalleriediTiflion). Da vor Soldan bis znm Abend das ganse IL rote Armeekorps entwlokett war, vor Neidenbnrg die Spitaten des L roten Armeekorps eintrafen und die 1. rote Kayall eriedivision in Riefatong Ronizken vor- gebend, den linken Flttgel der Steiinng der 1. Infanieriedivtsion nmfa&te, treten die blaue 1. Infanteriedivision und 2. Kavallerie- division anter dem Sebnts der Dunkelheit den Rflokzog an und swar: die 1. Infanteriedivision anf Neahof— Wompiersk mit

Generalkommando in Laatenbnrg. die 2. Kavalleriedivision in die Gregend von Usdan, Sol- dan and die Obergiinge der Skottan nnd des Lindenaner Fliefises vorläufig leiebt besetst haltend.

Der Kommaodeor der 1. Kavalleriedivision meldete hierauf die Ereignisse des heutigen Tages nach Soldan surttek, sowie die Absieht, für den 6. Juli snniohst noch auf dem linken Ufer der Soldaa su bleiben^ den Vormarsch des feindÜehen (III.) Armeekorps in der linken Flanke fortgesetzt m beunruhigen, einem Angriff aber aussuweichen und gedrängt, anf das reohte Soldannfer ttbenugeben. Gleiehieitig wurde angefragt, ob für den 6. Juli anf die Unter* Stützung dureh ein Infanteriebalaillon bei Zteiun gereehnet werden dürfe.

Tätigkeit des Kavatlerietelegraphen am 4. JulL

1. Herstellung der Verbindung Modla— Nen-Zielnn.

Da zor Übermittelung von iMeldungen aut der ca. 4u kiü laugen Strecke Modla- Nen-Zielnn eine FerneprechverbinduDg allein nicht ausreichend »icher erschien, wurde in unmittelbarer Nähe des Feindes die Einrichtung einer Relaislinie (Modla Kl. Turza Saruuwo) ge- wählt, an die der Kavallerietelegraph bis Neo-Zielon anschl Js

Nach F.-O. 100 „genUgen bei K avaii eri erelais für kür/,ere Zeit und vorübergehende Zwecke Relaisposten von einigen Heitern, die in Abstand von etwa 20 km zur Abnahme und schnellen Weiter- beförderung der Schriftstücke Ix^reit stehen."

Hier waren die Abstände kür/t r bemessen wurden 9 bezWi. 13 km mit KUcksicbt auf die Nähe des Feindes.

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Die Teohnik tan Dimat der operallTeii HUgkeit einer Kmlleriedlrieimi. 679

Ein FostoD stand bei ModU ao da Brücke Uber den Sentoiy der nächste bei Kl. Tniza an der Brücke Uber die Mlawkn, der dritte bei Samowo an der Brtteke Aber den PnyJipnicabach.

Die einxelnen Posten hatten sich so eingerichtet, dafs swei Mann zu Fois die Sichcrnn<: uheroahmeD, zwei Uaon stets zum Reitea bereit standeu, währeod der Rest mbte oder von Zeit ZQ Zeit sich vergewisserte) ob die Nacbbaiposten noeh standen (F..0. 100 n. 102).

Da es sich nur nro ein Kavallerierelais bei Tage handelte, 80 erschien die Aafstellang der einzelnen Posten in den Ortschaften anbedenklich (F.-O. 102).

In Sarnowo schlofs der Kavallerietelegraph an. DaStaats- telegraphenleitongen nicht vorhanden waren, so malfiteu Kavallerieleitungen gelegt werden (Kav.-Tel, Ziff. 9).

Beide Leitungen Sarnowo— Dlutowo (9'/^ J^^i) and Dlu- towo Przyrotki Neu-Zielun (7 km) wurde« normal, d. h. von der Mitte aus, ohne die Dörfer Sarnowo, Zalesie, Dlutowo und Pr/.yrotki zn berühren, nach den Endpunkten gebaut und daselbst uiit den Patrouilienapparaten Endstationen nach Bild 11 errichtet. (Kav.-Tel. Ziff. 12, 47—66, 80 und Hl. 11(5 127.) Bei Przyrotki fand durch die Soldan hindurch ein Kavallerickabel (350niiang S. I b. 4) Verwendung (Kav.-Tel., Ziff. 12 n. 122).

Die zweispännigen Kavallerie-Telegrapheuwa§en waren den Telegrapheupatrouillen nicht beigegeben.

2. VerweadoBg des Kavallerietele^aphen in dem Ortsbiwalu der

Division am 4. Jali abends.

Wronka (Div.-St. Q. a. St-Q. der 1. Ka?.-

Brig.) Wald von Hakan Fray-

rotki— Nen-Zielun (I. A.-K.) .... Kav.-Tel. Kür.-Rgt. 2 Wronka— Dlutowo (St. Q. d. 2. Kav.-Brig.) . Dragitgt. 1 W r onka— Wyiazlowo (St.-Q. d. 3. Kav.-Brig.) « 2

Dlntowo— Samowo (rorgesohobene Eskadron) Hus.-Kgt. i

Sa. 4 Kav.-Tel

Bei der rechten Anfklärungseskadron (l./Kttr. 1.) l Kav.-Tel. Dnreh die rote (2.) Kav.-Div. im Qefecht am Naob-

mittag des 4. Jnli aushoben . . . . . 1 »

Sa. 6 Kav.-Tel.

Ftlr die Obermittelnng von Meldungen nnd Befehlen an die kleinen Ortsbiwaks Konsilasy Harste wnica^ Zdroiek, Nick, Przyrotki and Zielnn worden Radfahrer nnd Meldereiter bereit gestellt.

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680 X>to Teobnlfc in Dleoit «tor operattren TKttgkeit elMr KavaUsitodtviiloa.

C. Tätigkeit der Pionierabteilung am 4. Juli. L EiBiiehtmig der Veiiei4ignigi8t«Uiui£ Kl. TuiM-Zwtndei« MaJsgebend fttr den Umfuig der BelesttgODgaarbeiten sind «neb hier die zur Veifttguogr stebeoden Arbeitskräfte und die Arbeite- seit Unter der Annabme, dab die Anlagen gleiebseiCig mit dem Aofbroeb des Feindes von Kouopki beginnen, würde nnf etwa 8 Arbeitsstunden zn reobnen sein (5'/a Standen Anmarsch und Standen Aufenthalt während des Marsebes nnd an der Stellung nOrdliob Wola Sobydlowska).

Es sind sor Zerstörung vorzubereiten:

2 bintereinanderliegende Brileken bei Kl. Tuiza, 1 Brtloke bd Slomka-MUble, 1 LewicKyU} 1 « Zworaden,

Sa. 5 Brueken, simtlioh Pfahljoehbrttoken (Annahme).

Die ca. 600 m iiürdiieh Lewiczyn au eiDem Nebenarm der Mlawka liegende Brüeke war, weil für die Operationen wertlos und für die Stauanlagen entbehrlich, bereits am 2. Joli mittelst Axt und Säge zerstört worden.

Taktisch am wiebtigsten, weil hinter dem reehten Flügel der Stellung nOrdUeb Wola Sehydiowska, ersebienen die Brileken bei Kl. Torza. Eine Vorbereitung fttr eiektrisebe Zündung war hier empfehlenswert^ während für die Übrigen dne Vorbereitang zur Zlindung duieb Leitfeuer genttgte.

Solche Zerstörangsvorbereltungen lassen sieb namentlicb M Verwendung von Sprengpatronen an Pfoh^ocbbriteken in ver- bältnismärsig kurzer Zeit etwa 2 Stunden ausführen, wenn die Vorbereitungen an sämtUcben Objekten gleichzeitig in Angriff genommen werden. Die übrigen 6 Stunden standen zu Verteldigungseiniiehtungen der Stellung selbst znr Verfügung.

Für die reitende Abteilung wurde etwa Vf^ km nOrdlieh Kl.-Tnrza eine Stellung erkundet mit vorlretfUcbem Sehulafeld nach Nordosten, Osten und Südosten zur Bestreichung der wichtigen Anmaisebstrabe Media Kl.-Turza, der vorUegenden Waldritnder und der Mlawka in ihrem Oberlani

Von der Maschinen gewehrabteiinng sollte ein Zug von KL Tarza, zwei Züge von Lewiczyn aus die Mlawka und die Wald- ränder bestreichen und sicli In ihrem Feuer ergänzen.

Von der Kavallerie brauchten nur geringe Teile bei KI. Tnzza nnd Lewiozin unter geschickter Benutzung einzelner Dorf-

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Die Tedinik im IHenst der operativen Titigfcelt einer KaveUeriediviiion. ö81

teile sowie auf den Höhen nordwestlieh Zworaden nur dort war Krdarheit zu leisteu in J>tellunfr za geheu, um datt Feuer der Artillerie und Maschinengewehre /.ii unterstützen.

Von diesen Punkten aus konnten dit- KavalleriHleu gedeckt, ohne dals Annähern ugswe^e anzulegen waren, zu ihren Pferden gelangen. Bei Slomka-Muhh' war dies uicht der Fall, deshalb unterblieb dort die Anlage von Schützengräben, der wichtige Über- gang wurde aber doppelt llaakiert.

So liefs es sich ermöglichen, auch für die Gesehütz- bediennngen Mannsohafltsgräbeu anzulegen, welche bei diesem Ge- lände nötig waren.

BUd 82.

dkizee der beiden Kolonnenbracken «tu dem KavalleriebrfickeDgerit bei Zielunober> und -vatentroin ägx serstditen Ptah^ioehbrfldke.

Ü. Br&ckensehlag mit dem Kavalleriebrückengerät bei Zielim und Einrichtung eines Brückenkopfes daselbst.

Die Breite der Soldau betrug hier etwa 22 m (Annahme). Das „Kaval!erie-Brücken|:erät'* (s. I. b. 5) reichte bequem für swei Brücken aas und ersparte einen xeitranbendeo firgänsongsban

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^g2 Di« Tedmlk im Dtaiat der operativen TItigkeit einer K«TtlleriedivWoD.

durch ßebelfsmaterial. Da die PionierabteilDDg snr Stelle war, 80 Übertrag der DiTisioDskommandeur den Pionieren, als den ge- tlbtereo, den Bao der beiden Kolonnenbrttcken (s. Bild 32).

An Mannschaften waten fitr eine Brücke erfordeiüoii:

Für dan Elnfiüven von 6 Booten I Unterol&sier 12 Mann

Als TrSgertrupp 1 « 12 «,

Als Kesenren ete. ... . . 1 10

Sa. 3 UnterofOziere 34 Mann Also ftr zwei KolonnenbrOeken: 6 ünteioffiztoe 68 Blann

Es inuf^ten deshalb von der Kavallerie an Brttckentmpps

3 Unteroffiziere 38 Mann gestellt werden.

Der Brückenschlag, an beiden Stellen gleichzeitig be- gonnen, dauerte im ganzen 35 Minuten. Nachträglich brachten die Pioniere eine behelfemäisige Ködelang an, damit die ILa?alierie die Brücken zu Zweien benutzen konnte (s. I. h. 5).

Nach Beendigung des Brückenschlags legten sämtliche Mann- schaften zunächst einen kleinen Ertlichen Brück ensch utz** an, nm die Brücken gep-en Zerstörunjrspatrouillen zu sichern, so- dann einen BrUfkeukopf unter geschickter Bf^mtzunL'" Hps öitHchpii und büdlicheii liandes des Waldes von Kakarz, r.ni der ELavaiierie während des Kampfes den Uferwecbsel zu sicheru.

BetraehtingMi.

Zn A: Ereignisse bei der 1. KaTallerledlTisioa.

IMe Dimlon hatte in Lantenbnig dttnnen Etsendraht als Eisats fhr nicht wieder anfgenommenen „Kavallerledraht" beitreiben lassen. Es kann nümlich anf den Rttekban des KaTalleriedrahtes nicht immer gerechnet werden, da das Anlwiekeln des Drahtes anf die Drahtrolle snr nochmaligen Verwendung mehr Zeit erfordert, als der Telegraphenpatrooille vlelfaefa snr YerfUgang stehen wird, wenn ihre Beweglichkeit nicht darunter leiden soll. Wenngleich nach Kav.-Tel. Ziffer 131 jeder Ftthrer einer Tdegiaphenpalroinlle daraof bedacht sein soll, jede sieb bietende Gelegenheit anr Be- schalinng dttnnen Eisendrahtes zn erfassen, so ist es doch praktiseh^ wenn die IHTision selbst diesen Gegenstand nicht ans dem Ange yerliert.

Im übrigen ist eine TelcgraphenpatroniUe zunächst nicht in Ver- l^ipenbeity selbst wenn der Draht einer Kavallerieleittmg weder anf- genommen, noch ergänzt werden kann. Das Regiment verfügt im ganzen Uber 28 km KaTalleriedraht^ die Patrouille ist also imstande,

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Die Teehnik im Dleost der operaüvea iäti^lieit einer Kavallehedirision. 6gS

drei Leitungen zu 7 8 km Lauge, WindoDgen etc. mitemgerecbuei, nach einander zu legen (s. l. b. 4).

Zn B: Tätigkeit des Kavallerie -Telegraphen. An der Einriolitiing der Verblndiing Media— Nen-Zielnn (40 km) sollte daigetan werden, wie sehwer es ist» Iftngere Kayallerie- leitongen, naneitiieh bei starken TrnfpevbewegiiBgeii, gegen ^entOmngen sn sohfltien. Der Kay.-Tel. Ziff. 140 aobnibt eine „sekftrfere Bewaehnng'* Tor. Auch eine solobe würde dem Auftreten der feindlicben KayalleriedlTision gegenüber wenig Erfolg gebabt haben.

Es fragt sich, ob es nicht ratsamer war, für den Vor- nnd Nachmittag des 4. Juli zanSehst eine kfirzero Verbindaogslinie etwa ^fodla Lewic^n Krempa— Gnoyno Wald östlich Graszka Soldaufiols Thiergarten— Grodtken za wählen and erst gegen Abend den Anschlufs an die Fernsprecbstelle Neo-Zielan za Sachen. Freilich hätte sich die 1. Infanteriedivision (mit DivisionskaYallerie) erbieten müssen, bei Grodtken an der Cbaussee-Telegraphenleitung den Anschlais mittelst Anschlnssroile (nach Bild 12) zo bewerk- stelligen, sodann eine Karallerieleitung von Grodtken Uber den Facbsberg nach der Soldan zn legen und durch die Soidaa hindurch das Kavallerie kabel einzobaaen. Auf dem linken Ufer ge- deckt im Walde errichtete dann eine Gruppe einer Tele- ^raphenpatrouille der 1. Kavaliericdivision eine Endstation (nach Bild 11) und hieran schlols die Relaislin ie Wald östlich Grnszka Jvrempa (14 km) und Krempa— Modla (12 km) an.

Unter Umständen würden schon 2 „SignalstatifuiP!» •• am Fuchsberg und im Walde rtstüoh Oraska am Ta^e ausgereicht haben, um bei der kurzen Entieruung von 1 km -- selbst bei trübem Wetter vorteilhaft von den „Winkerflaggen"*) Ge- brauch zu machen.

Solcher Signalstationen h:it sich (reneral Lee im Sezessions- kriege vielfach bedient. Er war intolgedessen über die Bewegungen des Gegners stets gut unterrichtet So wurde er z. B. durch die Mt'itiüugen Heiner Signaislationen frühzeitig benachrichtigt, dafs Grant im Mai 18H4 seinen Vormarsch in stldlicber Richtung wieder autnabm. Lee kam ihm zuvor und legte sich bei Hannover Juuktiou vor.")

Wenn erst die KavalleriedivisioQ mit „Funken wagen" aas-

>) S. KaT.-i:^L Ziff. 19 und „Vonefanft fOr den Oetnuch von Winker- flüggen".

') „Studien über Kriegführung." 8. Heft 8. 89. J»krbft«ii«r ttt di» dsatiolia AniM uad Mario«. No. 39>. 46

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Die Teohnik im Dieoit der operatiTen Tätijrkeit einer K*T*Ueriedi?iaigiL

gestattet sein wird, um den „Kavallerie-Telegraphen*' durch die „Fuii iitele^rraphie" zu ergänzen, wird es nicht schwer fallen, selbst noch längere Linien als die hier besprochenen, vor feindlichen Zersiorungea zu bewahren. In vollem Umfange wird dies freilich erst möglich sein, wenn es gelungeu ist, die Fuukeuwii^'eu beweg:!i(*her zn gestalten und die Stärke der elektrischen Wellen so bemessen, dafs sie nicht über die eigeueu Apparate binaus<:ehen. In beiden Beziehungen ist man auf dem richtigen Wege. Gelingt es endlieh und die neuesten Versucht deuten daraut hin den sich ausbreitenden abgestimmten Welleo eine ganz beHtimmte Richton^ zu geben, so dafs jedes Mitlesen vou Depeschen durch den Feind ausgeschlossen ist, so würde die militä- rische Beuut^barkeit der Funkentelegraphie in jeder Beziehung ge währleistet sein. Welchen Vorteil sie besonders für die Verbindung der Aufklämngseskatirüub mit dem Gros der Ktivaileriediyision iiabcn wtlrde, liegt aul der Hand.^)

Za C: Tätigkeit der Pioni r rabteilung. 1. Brückenaerstoj ungen.

Aul der 5 km langen Mlawkustrecke waren sämtliche fUüf Brücken zur Zerstörung vorbereitet worden. Wie verderblich es werden kann, wenn man auf dem Kückzug eine Brück enzerstilruog Übersieht oder eiiuT solchen wenig Bedeutung beimilst, beweiseii die letzten Tage des Sezessionskrieges:

Am 6. April 1865 trat die kouföderierte Armee Lee 's auf d;is linke Ufer des Appomatox Uber. Die unmittelbare Verfolgung durch die P^öderierten stockte bald, weil die Brii i ke Uber den Appo- matox abgebrochen und der Flufs bei dem augenblick- lichen Hochwasser nicht zu durchfurten war. Weiter nördlich gelang es indessen dem II. Korps Humphrey, eine nocii auwr- sehrtt' BrUckc in die Hand zu bekommen. Dadurch entstand neuer Aufemball, es gewann Sheridans Kavaileriedivision Meritt Zeit, süd- lich Uber Prince Eduard C. H. ausholend, sich am 8. April abends bei Appomatox Station quer Uber die femdiiche liückzugsstraüe vorzulegen, wodurch am 9. April die WafiTenstrecknog der Armee von Nordvirgiuien herbeigeführt wurde. ^)

' ) S. „T>ie Telegrn])hie im Kriege." Von Schott, Oberleutnant im Telt*- grapht:ubataülon No. Ö. Kne^stechni.sche Zeitschrift 1908 10 lieft 8. 599 bis 614. [Kavallerie-Telegraph S. 640, Optische Telegraphie (Wiiikerflaggen und das ,«grofse'< Feldsignalgerib) S. 006—610, Funkentelegraphie S. 610—618 ] Ferner: «Die Anwendung der Elektrixit&t fOr mflitiriecbe Zwecke." Von Dr. Friedrich Wllchter. Lelpiüg 1904. (Von besonderem Interei^He 2. Abschnitt.)

S. »Studien über Kriegfuiirung." Ä. Heft. S. 1Ö4 u. m.

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Die Techixik im JJiuoHt der operaiiven iütigkeii eiaor KavaUeriedivitiioa. t)85

Teebniseb ist an der Hlawka die VerwendiiDg des Oltth- xUiidapparats niehl ohne Interesse. Wie sobon erwähnt, sind die Brucken bei Kl Torza die wichtigsten. Sie werden Toraoasichtlieb am längsten benntxt, deshalb ist ihre Erhaltung so lange als mOglioh notwendig. Nnn bietet die elektrische ZOndnng taktisch den grolsen Vorteil, dals sie Ton einer fern gelegenen Zttndstelle aas in jedem gewttnschten Angenbliek vorgenommen werden kann, sie ist also bei Rttcksngsgefechten» namentlich bei der grolsen Beweglichkeit einer KaTalleriediyision, von nnschätas- barem Vorteil. Da die beiden Brucken dicht hintereinander liegen, so ist es mOglich, beide gleichzeitig za sprengen. Denn der Gltthztlndappaiat ist imstande, bei Gesamtleitnngslänge bis zn 1200 m Leitnngsdraht der Feldaasrttstnng die gleichzeitige Zttndnng von 50 mit Glllbzttndern ver> _ sehenen Einzel ladongen zn bewirken.*) (v^^TT" Bechnet man Ar jede Brttcke 3 Joche zn 7 I- « ^ 8 Pfählen, so ergeben sieb als GesamtUulnng Bild 38.

2 3 - 7 s= 42 Einzelladongen, welche anf Sprengpatrone neueier einmal zar Detonation gebracht werden küiioen.

Die übrigen H BrUckeii bei Slomka-Mühle. Lewiczyn ond Zwo- raden mUs^eu durcli Leitteuer zerstört werden. Da hier Versager vorkommen können, empfiehlt es sich, jedes Joch mit eiuer Reserve- zUndung zn versehen, nm nötigenfalls sofort weiiigäteiis eine BrUckensperre darcb Sprengung eines Joches herbeizuführen und dadurch den Feind aufzuhalten. Wie verderblich das Unterlassen der Anbringung einer ReservezUndung werden kann, beweist die Kriegsgeschichte Öfters.*) Seit EinÄlhmDg der neuen Spreng- patrone — mit 3 Zttndkanäleo statt mit einem (Bild 33 j ist die Anbringung einer ReservezIlDdung erleichtert nnd die Deto* nationsflbertragung mehr gesicberik.

Erscheint dem Divisionskommandeur die mögliehst lange Er- haltung der Brücke von Lewiczyn ebenso wiehtig als die der Brücke von Kl. Turza, so bleibt der Pionierabteilung nichts anderes übrig, als etwa nach IVüd :54 zu verfahren und beide Brucken sowohl fUr elektrische Zündung' wie für Leitfeuer vorzubereiten, da *rnan im vorau-^ aieht wissen kanu, an welcher Stelle der einzige GiüJüzuudapparat der Abteilung verwendet werden wird. Eine Um-

1) S. „SprengTorschriit** Anhang U. Ziffer 6. *) S. Goetse. Tätigkeit der dentsdian Ingenieure und teehnischea Trappen im deotacb-fnnzCsischeo Kriege 1870/71. II. TeSL**

46^

686 i^iö Teobnik im Dienst der operativen Tätigkeit «Anw KwalltiMvlilaa.

wHiidluitg des 48p., noch dazu 2079 kg sohweien und dadnnb schwerfälligen Gerätewagens io Bwel 28p. Fabneoge mit je der Hälfte Inhalts würde der AMImig auch 2 CftttliatodappaMte nr Verlugun^' stellen, ganz abgesehen daTOO, dafa dadiuroh die Beweg- lichkeit der Pionierabtollimg erbObt weiden kttonte.

Erläute rungo n:

n Glühzünder l«ür elcklrLnche Zaadan«

? mit 6 Kreisleitung (Detou»tion»ül»ertni,giu»f

c Sprengkapseln zur Detonationsüber* tragung für elektrische Ztta- dang oder für ZOndnng doieb Leitfenert

d Zündnng durch Leitfeuer (GutU- perchazündschnur m, Sprengkapsel) Gleichzeitig IteservezünduDg. falls die elektrische Zündung nüts- lingen sollte.

Für unvorhergesehene Fälle müssen aulserdem 2 gestreckte Ladungen in Breite der ganaen Brückenbahn bereitgehalten werden.

BUd 84.

Vorbereitung einer Pfahljochbrücke «nr ZerBtörung durch elekbfiBdie

Zündung oder durch Leitfeuer.

2. VerteidlgunsssteUiiiigea einer Kavalleiiedivision. „VerteidiguDgssleUnng** und „operative Tätigkeit einer KavaUeriedivision'* passen sobeinbar wenig zueinander. Aber nor seh^nbar! Die Worte W. 52 des IL TeUs des Ex.-Bglt8. fhr die Infanterie:

«Bei der gegenwiitigen Wirknng der Fenerwafifen gewinnen kOnstliobe Deekangen erhöhte Bedeutung. BechtEeitig am itehtifieB Plüls hergestellt, leisten sie den Ttappen und ihrer Fuh rong wichtige, znweUen nnentbebrliche Dienste« richten sich ebenso gut aneb an eine KaTalleriedivisieo, vielleicht mit noch mehr Be- rechtignng. Die Kayatterledivision Ist dank ihrer BewegUehkeit in der Uge, Befestigimgen reehtseitig hcisteUen zu lassen. Das schnell Hergestellte, Nene nnd Ungeahnte wird aber dem

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Die Teohnik im Dioiist dm operttüven TItigIcelt «ln«r KmvMMüMoi^ 687

Feinde unbequem sein, ihm imponieren, wie es die Tage von Sebasto- po! mid Plewua bewiesen haben. Einfach freilich und doch wirk- sam müssen die Befestigangsf ormen sein, welche ein Kavallerie- divisionskonmiandeur anordnet. Trotz geringen Umfangs der einzelnen Befestigungsanlagen kann die Aasdehnimg der Stellung einer Ka- valleriedivision eine weit gröfsere sein, als die einer infauterie- division, namentlloh seit Beigabe von Maschinengewehrabteilungen, die künftig dem Führer es ersparen werden, einen Teil der Reiter absitcen zu lassen und vielleicht opfern zu müssen. So stehen Verteidigungsstellungen von Infanteriedivisionen und Ka- valleriedivisionen im umgekehrten Verhältnis zu den Ge- feofatsstärken, Material, Zeit und Widerstandsfähigkeit.

Dafs durch derartige vStellungen in früherer Zeit Krbebiiobes geleistet wordeu ist, beweist ebenfalls der Sezessionskrieg:

Im Mai 1861 gelang es Stnarts's Aeitem unter geschickter Aos- natzong der Feldbefestigung die Unionsannee unter Somner derart aafzahalten, dafs sie an diesem Tage nicht zum Anfmarsch zur i^kiaobt bei WiUiamsborg kam:

„Als sich am 4. Mai nachmittags die bei Longstreets Division befindliche, 1200 Pferde starke Kavalleriebrigade anter Befehl des Obersten Stuart toq Stonemanns Reitern gedrängt sah, liefs ihr Führer sie in dem waldigen Gelände zum Fulsgefecht absitzen und seine reitende Batterie (Pelheam) in eine östlich Williamsburg angelegte Verschanzung einfahren. Dieses Werk bildete mit mehreren anderen eine zweite Verteidigungslinie, die sich hinter dem Queens Oreek (juer über die Halbinsel erstreckte . . . Stonemann konnte aut diese VV'eise nichts ausrichten und sah sich ge- TH>tigt, das Eintreffen der föxderierten Infanterie abzu- warten.')

In noch grttfserem Malsstabe nutzte Sheridans „Kavaileriekorps" lOCKX) Reiter in 3 Divisionen die Feldbefestigung aus, und zwar derart, dals die Vorposten gute Stelluiiiren auswählten, leicht befestigten and so den Feind dorob Feuergefecbt aufhielten.

3. Brückenschlag mit dem Kavalleriebrückengerät bei Zielim.

Eine Kavallerie, welche in ein von Ft inden besetztes Gebiet eifibrielit, um den feindlieben Vormarsch zu erschweren, den Gegner zu beunruhifren und zu schädigen, wird damit rechnen müssen, dafs sie ihren Rückzug verlegt findet. In einer solchen schwieri^n-n Lage befand sich Stuart am 12. Oktober 1862 in Pennsylvanien, als

1) S. ,3tudien aber Kriegfühnuig- . I. Heft, 6. 46 und 47.

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688 I^i® Technik im Dienst der operativen l'ätigtiLcit einer KavaUeriedit'ision.

StoiiemaDDs Heiter und PleasontonB Kavalleiiebrigadc ihm den Rück- zog zwischen der MoDOcacy-MUodimg und Poolesville dareli die einzige dort vorhandene Fort im Potoroae Terlegten. Kacbdem Stuart die Karalleriebrigade Pleasonton geworfen nnd die 200 Mann lofuiterie, welche die Furt besetat hielten, dorch das Fener seiner reitenden Batterien Tertriebeu, ^ilaug es ihm. glücklich das reehte Ufer des Potomae zo erreichen, ehe die von Poolesville anrückende Kavallerie Stonemanns znr Stelle war. Die Fort erwies sich als gangbar und der den Flnfs begleitende Kanal war aasgetrocknet. Bei nngttnstigen Wasserverbtttnissen wäre Stoart ohne Aasrttstnng mit Brttckenmaterlal schwerlich davongekommen.')

Daher ist die AnsrUstang heotiger Kavalleriedivisionen mit leichtem Kavalleriebrttck engerät von besonderem Wert^ namentlich znm Überbrttcken schmaler Flösse, wo das GerSft znm Brttckenschlag ansreicht^ doch anch breiterer Waaserlänfe nnter Br- gänznng doroh Behelfsmaterial. Aber selbst bei Obersehreitnng von sehr breiten Fitlasen wird eine Kavalleriedivision sich za helfen wissen. Es werden sich Stellen finden, wo die Kavallerie den Strom durchforten oder dnrchschwimmen kann, während die Artillerie und MascbiuengewehrabteiloDg auf den 6 Rnderfähren ttbergesetzt werden. Freilich bedarf die Führung der grolsen Bagage ond der leicht n Munitionskolonne besonderer Überlegung.

Von Hedeatong ist die ittr den Übrnrang oder das IJbersetzen erforderliche Zeit. In unserem Beispiel konnten bei Zielon aof Jeder Brtlcke tibergehen (s. 1. b. 5):

3 Kavallerieregimenter = 10 Eskadrons = 10 90 2,40 2160 m

1 reitende Batterie (Gefeehtsbatterie) 300

'/a Masobinengewehrabteilang 150 ^

'/i leichte Mnnitionskolonne 200 »

V, grolse Bagage . 1000 ^

Sa. 3810 m rond 4000 »

oder 1 Stunde Kberg«i;i;8daner.

Diese Zeit mols durch das Fenergefeeht der Brückenkopf- beaatanng anf dem linken Soldannfer gewonnen werden, während die Division tlbergehi Nach dem Blicksog der Brttckenkopfbesainmg selbst handelt ee sich nm Bergung des KavalleriebrIIckengeräte etwa '/a Stunde. In solchen Lagen werden sich gerade die Ma- schinongewehrabteilungen künftig recht nützlich erweisen können.

Es leuchtet ein, welchen Wert eine indinkte Verfoignng hat

1) S. „Studien über üriegführung'*. 2. Heft, S. 12—16.

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Die Technik im Dienst der operativen Tätiglieit einer KavaUeriedivision. 689

neben einer direkten. Eine den Feind unmittelbar verfolgrende Kavallerie wird schon am nächsten Abschnitt aut Widerstand stufsen und fortgesetet selbst durch schwächere Arrieregarden anfgehalteu werden. Mehr Erfolg wird sie haben, wenn sie dem zartlckgehenden €^^^er die Flanke abgewinnt, wie es z. B. nach der Schlacht von ManaBsas (SO. Augnst 1862) geschah, wo Lee die Ravalleriedivieion Stuart biigadeweiee gegen die Flanken des Feindes vorgeben liefsJ) Den grOfeten Erfolg heimst die veHolgende Reiterei ein, wenn es ihr gelingt, in den Rtteken deB feindlichen Rückzugs zn kommen, wie z. B. die KavaUeriediTision French vor der Kapitnlation Grolles bei Paardeberg^ oder die KaTaUeriedivision Orook vom ^Karallerie- korps" Sheridan bei Appomatox Station *) Es genttgit zwar, wenn die Kavalleriediiision bei solcher Lage ttberhaapt da ist, der Erfolg ist aber wohl am grOfsten, wenn sie an einem Abschnitt im Rücken des Feindes sieh vorlegen, BrIlekenzerstOrongen Tomebmen kann und den Feind so lange anfhält, bis die nachfolgende Infanterie nnd Artillerie den Sieg vollenden.

Der 5. J a 1 i.

A. Ereignisse bei der 1. Kavalleriedivision. Nachrichten.

Anordnungen.

Bri Zielun war am FrUhmorgen des 5. Juli nach anstrengendem Nachtmarsch ein Bataillon und eine Batterie der 1. Infanterie- division eingetroffen. Diese Truppen besetcten den Brttckenkopf von Zielon nnd sicherten die dortigen KavaUeriebrtloken.

Die L Kavalleriedi Vision sammelte sieh morgens östlich Straszewy und ging nach Sarnowo vor, welches von der Pionier- abteilung^ fluchtig zu Verteidignng eingerichtet wurde.

Kacbdem es gelungen, hier einigen Aufenthalt zu bereiten, wich die Division nach Zielon a aus. Der Kavallerietelegraph auf dem linken Soldaunf er war vorher zurUckgebaut. Die leichteMunitions- kolonne verblieb vorläufipr in Zielun nnd ergänzte ihre Bestilnde ans dem Munitionsdepot Lauten bürg.

Nach den Meldungen der Aofklärongseskadrons und den Mit- teilnngen des Generalkommandos 1. Armeekorps war die Lage der roten Armee am Nachmittag folgende:

1) S. .«Stadien Aber Kriegfflhnmg». I.Heft» S. 119—118 u. S, 1$S->188. *) Ebenda. B, Heft, S. 188—184 u. S. 141—142.

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690 ^ Teobnik im Dienst der operttfrea Ttttigkeit einer KtTaUerfedlfiriM.

„Das III. Aimeekojrps ging ui Lesern Tage oieht Uber die Linie Cboyaowo Saniowo Lonzek iiiiiwu,

dae IL Aimeekoipfi nieht tlliw Hohendorf— Skoipien ^Ifiosloj.

Das I. Änneekorps enelobte das Lindenanei Flieft.

Vor dem roten L Armeekorps war die rote 1. Karallerie- di^ision ttber Thalheim anf Usdan vorgegangen, jedoeh tw der blanen 2. KavalleriediTision bei Obersebreitong des Grabena awiscben Frödau/Usdau angefallen nnd geworfen worden/'

Alle Meldungen lieisen erkennen, dab die rote Armee eine Lanksscbwenkang ansgefbbrt batte.

Der RommaDdeur der blaneo 1, KaTalleriedivision traf am Naebmittage folgende Anordnungen:

Die Division ^geht in ein Ortsbiwak bei Zoromin. Die kleinen Ortschaften Cierpigorz (2. KaT,*Bng.), Dombrowa (L Kay.* Brig.), Wiadrowo (3. Kav.-Brig.) können mitbelegt werden.

1 Eskadron (1. Kay.-Brig.) hält Zielona besetzt.

2. Die Fionierabteilnng stellt bei Lubowidz über die Soldan zwei Brtteken ans unvorbereitetem Material her und bereitet sie zur Sprengung vor. Das Dorf wird heate Abend durch eine Kompagnie vom Zieloner Bataillon besetat nnd zur Verteidigung eingerichtet.

3. Durch den Kavailerietelegraphen werden folgende Ver- bindungen hergestellt:

Staatstelegraphenleitung') Zoromin Lubowida dnreb eine Telegraphenpatrouille der 2. Kav.-Brig.,

Kavallerieleitung Znromin ^Zielona dnreb eine Telegrapben- Patrouille der 1. Kav.-Brig.,

Kavallerieleitnng Lnbowidz Zielon doreb eine Telegrapben- patrouille der 3. Kav.-Brig.

4. Die reitende Abteilang hat leere Munitionswagen naek Lnbowidz zurückzuschicken, wo abends die leicbte Mnnitions* kolonne (bis jet/J in Zielun) eingetroffen sein wird.

5. Die Kavalttrieregimenter ergänzen ibren Bedarf an Spreng- munition ans dem Int'anteriepatronenwagen Kr, 2, welcher zur Neu- fuilung nach Lubowidz anrttckgeht, wohin vom SprengmnnitLonsdepot Lanteoburg Bestände Torgezogen werden."

B. Tätigkeit der Pionierabteilung bei Lubowidz.

Sehon beim Ausweioben der Division nach Zielona hatte der Diviflionakommandenr den Fttbrer der Pionierabteilang daianf bin-

Mittekt Anschiufsroile nach Bild 12.

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Dil TMhnik Dianat der openttven T&fcigkeit emer KaviUeriediviakm. 691

gewiesen, dafe voraassichtlich uoch heute ein Brückenschlag bei Labowidz erforderlich werden würde. Der Führer der Abteilung hatte daher einen Unteroffizier (Radfahrer) unter Bedeckung dreier Kürassiere nach Zurorain und Brudnice entsandt mit dem Auftrag, Bebel fsmaterial (auch Touueo) beizatreiben und aof Wagen nach Lubowidz dort auch Beitreibang! zu befördern.

Die

Pionierabteilung

traf gegen

abends

in Lubowidz ein.

Der lüfanteriepatronenwagen Nr. 1 am 4. Juli in Lautenburg neu gefüllt war mit der leichten Munitionskolonne von Zielun nach Lubowidz herangezogen, so dafs zu den ZerstörongBrorberei- tangen Sprengpatronen verwendet werden konnten.

In Lubowidz wurde zunächst die vom Feinde zerstörte Brttcke (nach Bild wiederhergestellt, am so schnell wie mOglich wenig- stens eine feste Verbindung sn haben. Die Breite der Soldau betrag hier ca. 35 m (An- nähme). Die Brttcke war in 3'/a Stunden gegen abends heigestelli Sobald ein- zelne Pioniere verfügbar worden, Uefs der Ftthrer vorbereitende Arbeiten für den in der Frtthe des 6. Jnli ananifllhienden Bau einer zweiten Brtteke Yomehmen (Anasnehen der HOhser, Zuzpiteen der Pflhle Air die m rammenden Pfahl- joehe new.).

Um 10® abends bezog die Abteilung Oilebiwak in Lnbowidz,. geaiehert dnreh die von Zielon gegen abends eingetroiPene In» fimteriekompagnie.

BUd 86.

Betrachtungen. Zn B: Tätigkeit der Pionierabteilnng.

Ans dem mit Behelfsmaterial ansgefilhrten Braekensohlag bei Lnbowidz geht herror, wie wertFoll das „KaTalleriebrlleken- gerftt*" flir ebe KavalleriediTision ist. Letrteres war bd Zielnn dngebant. Die dort hergestellte, dnreh In&nterie nnd Artillerie be- setzte Brfleke maehte die KaTalleriediTision in ihren OperaSimien aat dem linken Soldanoler nnabhingiger. Wilie das KaTaUeriebitteken- gerSI bei Lnbowidz zum Einbau ▼erfligbar gewesen, so bitten sieh folgende Vorteile ergeben:

l BohnelUgkflit das Brflekenscrtilagea. Bd Verwendung toh Behelfsmaterial wurden etwa 4 Stunden

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^92 ^ Teeimik im Dienst der operatlTea llttigkeit eioer Kavatteriedirite.

gebrancht. Mit dem KaTalleiiebrttckeogerät wäre die Brtteke in spätestens 1 Stande fertig gewesen.

2. WegfUl der Vorbereitungen fOr die BruekeDBerstörangen, da durch den Rlickbaa des KaTalleriebrttckengerfttB gleiehzeitig eine BrUckenzerstttrang in giOlstem Umfange herbeigeführt wird.

Es ist fragUeh, ob bei Verwendung von Behelfsgerät immer so viel Zelt xnr Vetfbgimg stehen wud, wie hier angenommen. Dann mnfs man sieh mit den einfachsten Mitteln begnügen, wie es x. B. Stuart auf seinem ersten Raid tai Er war mit 1200 Reitern and 2 Gesehtttaen der reitenden Batterie Pelheam am 13. Jnni 1862 •Östlich Bichmond anfgebroehen, tibeiritt am 14. Juni bei HannoTer C. H. die feindlichen Vorposten, zersprengte 2 feindliche Eskadrons, zerstörte die Eisenbahn White Hoose-Ricbmond and erreichte am 15. Juni den Chickahomini. Hier traf die Meldung ein, daCs die feindliche Kavalleriebrigade Averill im Anmarsch sei. Zeit war nicht zu Ter Heren. Stnait liels einen Teil seiner Reiter eine AnderegardenstellaDg nehmen. Die flbtigen Mannschalten flUIten schnell Bäume und stellten einen 90 m langen Brttekensteg her. Die dort befindliche Brtteke war gründlich zerstört worden, eine in der Nähe befindliche Furt erwies sich als ungangbar, und an die Her- stellung einer Kolonnenbrttcke war nicht zu denken.

Auf diesem schnell errichteten Brückensteg gingen die Nicht- schwimmer mit Waffen, Sätteln und Ge|Aek Uber. Die Schwimmer brachten inzwischen die Pferde schwimmend Uber den Fluls. Die zuerst ttbergegangeneD Eskadrons Ter breite rten dann Tom rechten Ufer ans den Brttekensteg, so dais es treilicb unter greisen Schwierigkeiten möglich wurde, selbst die Gesohtttze hinflberzn- schaffen, bevor die Brigade ATeriil herangekommen war.')

Auf nordstaatlicher Seite hatte man den Wert eines proTisorischen KaTalleriebrttckengerätes rechtzeitig erkannt. So war das „Kavallerie- korps^ Wilson 18000 Pferde nnd 18 Geschtttze mit einem Brttckentrain von 60 Wagen, auf ihnen 30 Leinwandpontons also schon damals Faltboote! ausgerttstet. Ohne einen solchen Brttckentrain wttrde es schwer gehalten haben, in 28 Tagen 860 km zurttckznlegen und dabei 4 grOfsere Flttsse zu ttbersohreiten.*)

<) S. J9tMdie Uber KriegfOhrung*. 1. Heft, S. 62—64.

S) Ebenda. 8. Heft, S. III u. „Die Raids der Kavallerie*. Beiheft 47 zur internationalen Revue über die geeamten Armeen und Flotten. Januar 1904. S. 24 u. 25.

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Die Technik im Dienst der operativen Tätigkeit einer KavalieriediTieion. 693

Der 6. Jali.

A. Tätigkeit der Pionierabteilung.

In der Frühe des 6. Juli baute die Abteilonc: eine I'fjihlioeh- brucke (Spannuni: 5 m, Joebe mit je P, Pfühlen und aijvvccliselnd 2 Seitenstrehen) und /war dicht neben der wiederhergestellten Brücke, um für beide BrUekenspren^'unpen eine jremeinsanie Leitnog: benutzen und die Ladungen beider Brücken gleichzeitig zUnden zu köDUin.

Die neue i^faliljoebbrUcki' war iri -ofj Vorm. fertigg'estellt. Schon während de^ Rrückeüschliiges waren die Vorberei f ung^en zur Zerstörnn<r trcironnen, die unter Leitung des Führers durch 1 Unteroff. 10 Mann beendet wurden. Die übrigen 2 Unteroflf. 20 Fionirre l)egaben sieb nach Zieiun, um die mit dem Kavallerie- brUckensre rät herirestellten BrUcken /u rückzabaueu, sobald die Division ihrer nicht mehr bedurft»'.

Die bei Lubowidz stehende Infaiitcriekoiupagnip h^tte vom Frilhmnrfren an das Dorf Huchtig zur Ve rteidigun * 1 m i i c htet. Die dort verblieheneM Pioniere ergänzten später die Arbeiten, indem sie deu >iordrand des Dorles ööbeten.

B. Ereignisse bei der I. Kavalleriedivision. Nachrichten. Anordnungen.

Die 1. Kavalleriedi?i8ion sammelte sich um 6^ moi^ens bei Zielooa. Eine Eskadron war voraosgesandt, um Goseiska sn be- setsen. Als die Division slldlieli dieses Ortes eintraf, trat die Spitze einer feindUeliea Avantgarde aas Choyaowo heraus. Die reitende Abteilung nahm westlich des Fiiesses Stellung und swang den Feind mr Entwickelang. Als auch von Samowo eine f(ändUelie Kolonne aller Waffen in westlicher Richtnng vormarBchierto, wurde die Stellung geränmi Eine Eskadron besetste den Waldrand am Wege Gosdska Marssewnica nnd bereitete hier abermals Aufenthalt, während die DivMon den südliche Weg Gosoiska— Straaeewy einschlug. Von hier ans wandte sich die Division gegen die nördliche Kolonne, lieb die reitende Abteilang in Stellung gehen, zwang den Feind nach Süden sich sn entwicken, sam Zeitverlust! Nachdem es der sQdliehen Maischkolonne gelangen war, den Widerstand der Eska^ dron am Waldrande nordwestlich Gosciska zu brechen, als femer Meldung einging, die rote (2.) Kavalleriedivision sei auf Kudz- buxg Zielona in Anmarsch, brach der Divisionskommandeur gegen Mittag das Gefeeht ab und ging nach Lubowidz zurttck und dort

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694 Die Teohnik im Dienst der operativen Tätigkeit einer K&valleriediTiuoa.

auf diu rechte Soldaanler. Die Infanteriekompagnie verblieb sa- näcbst Doeb anf dem ÜDken Uferi die Brneken woiden nicht

gesprengt.

Von Lubowldz ans wnide nach Zielnn telepbonisch der Befehl nun Bofortii^en Rttckbao der beiden KaTalleiiebrItcken gegeben, darauf eoUte die dortige Pionierabteilnng (2 Untff., 20 Hann) mit den 12 EaTaUeriebraekenwageo ttber Adl. Brinek nach Bessnitta rlloken and dort weiteren Befehl abwarten.

Die rote Armee ttbenohrltt an diesem Tage den Soldan Welle- Absehnitt niehi

Sie erreiehte mit Vortnippen:

III. AnneekorpB die Linie Siraesewy— Koalae Wald von Rakan Pncyrotki— Wy lazlowo ;

II. Armeekorps die Linie Oft, Lensk MoritEmh Borken;

I. Armeekorps die Linie EX Taneisee— €rr. Eoschlan Seeben.

Der Verbleib der roten 1. EaTalleriediTision war an bekannt

Am Nachmittag ging vom Generalkommando L Armeekorps m Lantenbnrg ttber Zielon Lnbowldz folgende telephonisohe Nach* zieht ein:

„Die 1. Infanteriedivision geht in der Nacht anf die Linie Gorzno Braniza^Httndaog snrttck, mit deo Hanptkrttiten nach Oorzno, daselbst Korps-H. Q.

Die 2. KayalleriediTision bente bei Wompiersk wird Yorlftofig in dieser Gegend belassen and den feindlichen Vor* maisch in der rechten Flanke bennrohlgen.

Der 1. KavallertediTision Terblelbt die bisherige Aotgabc

Das Sprengmnnitionsdepot wird hente abend von Laaten- borg nach Strasburg anrttokTerlegt.^

Die 1. EaTalleriediTision beiog hieranf Ortsbiwaka in dem Banm Gseski— Slniagora (DIt. Si Q.) Domhzowioe mit Vor- posten in der Linie Bondzyn— Dsiwy— Pontki, VerUndnng mit der Infanteriekompagnie in Lnbowida.

Die rechte Aaiklttrangseskadron (l./Ettr. 1) Terblieh an! dem linken Soldannfer» besetste BrndnieCi stellte dnroh die dauernd ttberwiesene Tel^graphenpatronille die Verbindung Brndnice— Sima^ gora her und bereitete ein Joch an der Brücke bei der Muhle Ton Bmduice zur ZerstOrong Tor.

Die mittlere und linke AulkUlnuigseskadron (l./Ellr. 2 u. L Drag. 1) waren» weil durch die 2. EaTaüeiiediTinon eraetsti lu ihrer Dirision znrttcktreten.

Die Linie Siniagora^Gorsno wurde durch den EaTallerie^ telegraphen hergestellt und zwar:

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Die Teofaidk tan Dtontt der opeMtiren TIttigkeit einer KaTelleriedMeion. 696

Kavallerieleiinng Siniagora ^Plodemo (2. Kav.-Hrig.). Plociczno Gorano (3. Kav.-Brig.),

Sobald in Gorzno der Anschlafs an die Chaasseetelegraphen- IdtaDg (Bild 12) und dadarch die YerbindoDg mil Lautenbarg erreicht war, worde die Linie Zielan Labowidz zarilckgebaat oad daAlr die neue Verbiadang Labowidz Pontki Dziwy Siniagora (I>iT.-H..Q.) gelegt.

In der Naobt vom 6./7. Juli ging TOm Armeeoberkommando (Telegramm ab G^iandenz) folgende Naebricbt ein:

,,Die YerBammlnng der Armee (IL III. IV. A.-K. n. 2. IdL-DIt.) iit am 7. Jnli beendet Am 8. Jnll beginnt der Vormaiscb ans der Linie Enlmsee ^Briesen Rheden, mit dem reehten Flttgelkorps ttber Gollnb anf Rypia» mit dem linlLen nnd der 2. Infanteriedivision Uber Stiasborg. Die Etappenmunitionnkolonne gebt morgen von Orandens naoh Jablonowo.

Generalkommando L Armeekorps wird ersneht, das Defil^ von Strasbnrg fUr den linken Flügel der Armee offen sn halten.**

SeUiljsbetraclitangen.

In der Studie ist der Versneh gemacht worden zu zeigen, in welcher Weise dnrch die hentige teehnisohe Ansrttstting einer Kavalleriedirision die Offensive und Defensive noterettttzt werden kann. Dafo hierfür die teehnisehen Hilfsmittel vollkommener sein, bei geringen Organisationsändemngen zweekmäfsiger ver- wendet werden köDnten, wird niemand bestreiten wollen. Dies m nntersneben, lag nicht in der Aufgabe* Es sollte nur nachgewiesen werden, welchen Schatz die Kavalleriedivision in den ihr durch die augenblieidiehe (h^anisatien aberwiesenen teoh- niscben Mitteln besitzt, am darch ihre rechtzeitige Ver- wendung an richtigem Platz sowohl der Trappe wie ihrer Fuhrang wichtige, zuweilen unentbehrliche Dienste zu leisten."

Manchem werden die Anforderangen, die der Kavalleriedivision hier aaf technischem Gebiet fi^estellt sind, za hoch erscheinen. Es dürfte aber praktisch sein, sich stets an die höchsten Leistungen zu halten gerade in einer langen Friedenszeit . Nur was im Frieden grtlndlich geübt wird, verspricht im Kriege Erfolg! „Im Kriege aber stimmt sich", so sagt Claosewitz,') dnrch den Ein- flafs unzähliger kleiner Umstünde* die auf dem Papier nie gehürig

1) „Vom Kriege*, 1. Buch, 7. Kapitel.

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696 Oie Tecbnik im Dienst der operativen Tätigkeit einer JbUvaileriediviüoa.

in Betracht komiueD kduneU| alles herab, aod maa bleibt weil imxter dem Ziel.''

Zur Veransehanlichoiig sind vielfach die kriegsgeschichtUchen Ereignirise uu» dem iiürdanierikauibuhcn Sezessionskriege in Virginien aiifT^^'/tijrcn worden. Gerado dieser Krit'jx, auf beiden Seiten zwar Hill mit Milizen geführt, die aber während des vierjiihrifren Krieges gui p'>chulte Soldaten wurden, dürfte für alle diejeni^reu Offiziere, welche dereinst in einer Kavalleriedivision täti^^ sein werden, be- sonderes Interesse erwecken. Erstreekten sieh doch die Operationen dieses Krieges Uber ein Gebiet von mehr als der zehnfachen Aus- deiiuuii^ des deutschen Reiches! ,.Für den Nachschub waren die Armeen in hohem Grade von den Eibenbahnen, den schiffbaren Strömen und Kanälen abli;!n^n^% und der Besitz dieser Verkehrsmittel wurde daher entscheidend für die Operationen."')

Alle Mittel der daiiiaii^^eu Technik wardeu io zweck- mäfsiger Weise angewendet.

So verfügte z. B. der nordstaatliche General Sherman Uber eine wohlorganisierte Telegraphentruppe, um das Ober- kommando fortgesetet mit den Korpsstäben zu verbinden, über Eisenbahnbuukomp agni en in ausreichender Weise, so dals die Unionstruppen durch die Zerstörangen der Konlöderierten oft nur nnerbeblicb aufg^ehalten worden.^)

Die Kavalleristen, namentlich die der Konfbderierten, waren , ebenso gesohicktePioaiere, wie gnte&eiter und SebllUea"*)

Das Kavalleriekorps Wilson aal norctetaatlicher Seite besab, wie schon erwähnt, sogar einen leichten KaTal)erie-BrttckeD> train von dreifsig Leinwandpontons.

„Wenn anoh die besonderen Verhältnisse jenes Feldsnges ein nnnittelbaies Obertragen des dort Erfahrenen nnd Gettbten anf den eoropäisehen KrlegBSchanplatE nioht angängig enebeinen lassen, so zeigen die Ereignisse des Bttrgerkrieges gerade in bezng auf KayalleriOTerwendnng viel Lehmicbes, ja MnstergttttigM/' so nrteilt General t. Pelel>Narbonne Uber „La GaTalerie Amerieaine dans la Gnerie de la Seeession.^*)

Gerade das Anwachsen der Heere, die Verwendnog von sab!- reichen Reserve- nnd Landwehrtmppen in Torderster Linie, die Fort-

») S. „Studien über Kriegführung", 1. Heffc^ S. 16.

Kbeiulu. 8. Heft, JS. 12 u. 18. 3) Ebenda. 1. Heft. S. 68.

*) S. ^ahrbftcher fOr die Deutsche Armee und Sffanne" Nr. 888, 1904, Januarheft.

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Batt^heu m 6 oder 4?

697

entwiekelong der TecbDik und ihre Nutsbarmachiuig für eine m- künftige Kriegftthnmg mabDen an ein eiDgebendeB Stndiam dieses eigenartigen Krieges, der schon beinahe der Vergessenheit anheim- gefaUen war.

Nenbelebt wnrde dies Stadinm dorob die im Torigen Jahre er- sehienenen nnd hier vielfach angezogenen

„Stadien Uber Kriegfttbmng auf Grundlage des Nordameiikaniseben

SexessionsiLrieges in Virginien**. ,,Nach wie vor/* so sagt Uber dieses Werk des M^ois Freiherm fVcytag-Lonugboven ein Anonymas im H.-W.-B1. Nr. 6, 1903, S. 172, „bleibt der Sezessionskrieg trete «llei* Fortsehritte der Technik einiß nahezo nnersehöpfliche Fnndgrnbe für alle Fragen der Krlegitthrong'*.

XXXV,

Batterien zd 6 oder zu 4?

Von

Mari, Leatuaot im 3. lothr. Feidartilicrie-HegimcDt üi. 69,

komm. Kriegsakademie.

Zwei verschiedene Ziele erstreben die Anhänger der kleinen Gesohtttzzabl. IHe einen wollen bei Erhaltung der Gesam^esehtttz- zahl die Batterien in solche m 4 umwandeln, die anderen nach dem Beispiele Frankreichs die GesamtgeschOtmhl nm ein Drittel herab- setzen und dafllr mehr Wagen einstellen. Die erstere Absicht mag ja in rein orgaoisatorischer Hinsicht manche Vorteile haben dals Ihre Ausführung in taktischer und fenerteohnischer Hinsicht jedoch anoh eine gewisse Erschwerung bedeuten würde, darauf sei km hingewiesen. Jetzt haben 24 Geschtttze 5, beim Aaffahren fest- zulegende BatterieflQgel, dann hätten sie 7! Jetzt haben 24 Ge- schtttze 4 Batteriechefs, die Befehle bekommen müssen, 4 Einschiefs- pnnkte und 4 Zielabschnitfee, dann aber hätten sie deren 61 Und

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B«tterieo zu 6 oder 4?

der letztere Umstaud fällt besonders Ids Gewicht ist es doch schon bei den Frieden sschielsUbnngen im Masseiiverbaude oft mit Schwierijsrkeiten verbünden. GabelschUsse uud Zielabschnitte ans- einander zu halten. Die N'orteile dieses Projekts sollen zugleich mit denen des anderen betrachtest werden. Zunächst aber die Nach- teile des letzteren. Die Geschütz/^hl wird um ein Drittel vermindert und damit auch die Geeamtgefecbtskraft. „Gefecbtskrafl*^ das Wort wird man beanstanden and daranf liinweisen, daf^ doch daflir die HnnitioD Termebrt werde, einmal absolut dnreh die Scbailnng der beiden nenen Wagen, dann aber aoeli noch relatiT dnreh die Verminderong: der Gesehtttzzabl. DaGi die alMBolate Vermehrong einen Vorteil bedeutet, ist nicht so bestreiten, dieser Punkt soll später noch berührt werden, den Vortefl der relativen Vermehrong aber kann ich nicht recht einsehen. Denn es kommt doch schliefb« lieh ani die Gesamtsumme der Munition, die zur Entscheidung Torhanden ist, an und nicht darauf wie sich diese auf die einzelnen CkscbUtze verteilt Ist nicht auch bei der Infanterie die Manitions* frage brennend? Und doch ist deshalb niemand an! den Gedanken gekommen, den dritten Teil der Leute ohne Gewehr, aber dafür mit doppelter Patronenzahl geben zu lassen, nur tun dadurch die relative Sohalszahl des Gewehres zu vermehren. Gilt aber ähnliches nicht auch für uns? Zur Erfüllong des Grefeohtszweckes» also zu« niohst zur Niederkämpfung der gegenüberstehenden Artillerte, brauchen die Batterien eine bestimmte Anzahl Scbttsse, sagen wir jede Batterie X Scbuls im ganzen. Bei den grofsen Batterien versehiefst davon jedes Geschütz X/6, bei den kleinen X/4. Also das einzelne Geschütz der kleinen Batterie verschielst dabei andertbalbmal soviel Schüsse, als das der grolsen, die Gesamtzahl bleibt gleich und höchstens die Zeiten sind verschieden, können verschieden sein.

Denn das darf wohl nicht bezweifelt werden, dals in allen Lagen, in denen man die Feuerkraft der Batterien voll ausnutzt, Batterien zu 6 in derselben Zeit das Anderthalbfache der Leistung der Batterie zu 4 liefern können.

Man hat dies allerdings bestritten und darauf hingewiesen, dafs die Batterie zu 4 bei Sohnellfeuermaterial ebenso rasch schiefst wie die zu n. Dals aber beim französischen Schiefsverfabren, das jetzt Uberall als Konsequenz der TTmhewaffnano^ gefordert wird, beim ge- schutzweisen Streufeuer, sechs Geschlltze im Vergleich zu veren die anderthalbfache Mnnitionsmenjje in der gleichen Zeit herauswerfen werden, liept nun doch auf der Hand und ebenso ist es bei richtigem v^chneilfeuer" auf Nahziele, ohrie ZUnderweebsel. Und in i unserm Verfahren, bei lageoweisem FeuerV üier miilsten beim SebueU-

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Battarioi m 6 ochr 4?

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feaermaterial die KlUgelgeschUtze, schon fertig gemaehti warten, bis ,,Fener durch kommtf wird behauptet. Dae ..Dittssen" läfst sich aber bestreiteD. Denn wenn man statt des Kommandoe „Geschtttz-Feaer!" einen Wink der Zngfllhrer einführt, liann die Feaergescbwindigkeit so enorm gesteigert werden, dafs auch bei den Batterien zu 6 das Flttgelgeschtttz l^aam wieder fertig sein kann. Bei aofmerksamen Zugführern klingt dann die Lage wie eine schlecht abgezogene Salve und braucht ca. drei Sekunden. Kann nun in dieser Zeit auch beim Kohrrtlcklaufgeschütz der ZUnder nen 'gestellt (wir mtl'^sen wohl bei Beibehaltung der Munition 96 mit der jetzigen Stellvorrichtung recliiu ii!), eingesetzt und der Verschluls geschlossen werden V Dazu die Kommandos zur nächsten Lage, die doch wegen der Zahlen besonders gedehnt und deutlich iregeben werden mtSs«en! Aach wird der Batteriechef doch oft die neue Lage erst komman- dieren, wenn ein paar Schüsse von der jetzigen beobacht-et sind. Man probiere dieis doch beim Geschiit/.exer/ieren aus, indem mau KohrrUcklaufgeschütze annimmt, also das Austreten der Leute und das neue Richten wegfallen lalst. Immer wird bei einer solchen Feuergeschwindigkeit im lagenweisen Fener selbst bei 6 Geschützen eine Pause entstehen, umsomehr naiUrlich bei 4 Geschützi n nnd bei Verlusten in der Batterie! Also nicht die hohe Geschlitzzahl ist es. welche die Batterie daran hindert das Schnellfeuermaterial ganz auszunützen, sondern die Technik des lagenweisen Feuers ist es, die schon bei sechs und mehr noch bei vier Sohnell- feuergescbtttzen diese Ausnutzung hindern kann. So ist denn bei dem französischen Verfahren die Wirkung in derselben Zeit die anderthalbfache, beim lagenweisen Fener bietet die Steige- rnng der Fenergesoh windigkeit die M5gliebkeit, jedes „Warten" eines Gesohtttses zn yermeiden daker ancb hier die andertbalb- faehe Schnlszahl in derselben ZeaU Dalb also nnr die kldne Gesohttimhl die bessere AasnUtsang des Selmellfeaennaterials er- laube, lä&t sieb wobl bestreiten. F^dlieh ist ss eine andere Fmge, inwieweit man diese grtJlsere Feuerkraft, die man Terwerten kann, aueb ansntttsen wird, ZweifeUos wird man sie im ArtUleriekample iiOobstens im Anfang, nioht aber dauernd ansntltien wollen. Will man sie aber niebt ausnutzen, dann kommen allerdings Momente, in denen die sechs Gesehtttie nioht mehr leisten als vier. Aber diese NichtausnOtaung der Feuerkraft ist doch an sieh kein Nach- teil, so wenig wie das NichtausnUtien des Gewel^res, wenn von den swei Leuten der Botte immer nur einer abweohaelnd sebielst hu beiden FttUen bleibt doeh der Vorteil, dafe die grOIsere Anzahl Ge- schtltse bezw. Oewehre fllr kritisehe Momente, als Ersatz fttr Ans-

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Battorkn n 6 oder la 4?

iall a. a. zur Stelle Ut. Der Nachteil, der in der Anweeenheift ceitweise nicht ganz ausgenutzter Geschlltze liegl, kann nor aaf anderen Gebieten gesnoht werdea. Dies ftthrl ans so der taktiacben

Seite der Fra^.

Dnrch die Verringerung der GeschUtzzahl wird die Front nra ein Drittel kürzer. An sieh ein Vorteil, kein Zweifel, aber ist es unbedingt nöti^r? Wenn hierbei so oft die Erfahrungen des Jahres 1H70. ins'hpsondrro die von Gravelotte, zitiert werden, so sei zu- nächst daran ( rinnei t. dafs doeb anch die Gefechtsausdehnung der vor der Artiii rir lichtenden Infanterie seit 70 gewachsen ist. Die südalrikanischen Erfahrungen haben zweifellos, das geben auch die eifrigsten Anhänger der Tiefengliederung zu, der ganzen Ent- Wickelung dieser Frage wieder einen frewissen Ruck nach der Seite der Breiteimusdehnung zugegeben. Wenn wir nun für eine Infan- teriei)rigade nur 1500 m Breitenausdehnnng annehmen, eine Aus- dehnung, die immer erst gestattet, von den t>oou Schützen der Brigade 2(X)() in erster Linie zu entwickeln, 4000 aber zum Auf- ftlllen zurückweist, so ergibt das für ein angelehntes Korps, das wohl alle 4 Brigaden einwii kein wird, 6 km. In diesem itaume muis die je nach dta Gesciiutzzwischenräuraen ca. 1300 bis 2600 m lange Artillerielinie untergebracht werden. Daaach würde also schliefslich hinter der Infanterie eines AriiK ckorps die Artillerie von '6 Armeekorps entwickelt werden können, wenn dort etwa lange Höhenzuge liegen, im Bereiche der beiden Nachbarkorps aber über- haupt keine Artilleriestellungen siud.^) Was nun den viel zitierten 18. August betrifft, so müssen bei der Betrachtung dieses Tages wie aach aoderer Gefechtstage, die ähnliche Bilder aufweisen, doch immer die Fälle ansgeBohaltet werden, in denen nieht nnr die Ar^ lUleiie, sondern mmsIi dfe Infanterie der betreffenden Truppenteile keinen Plate gefunden hfttte, wie es bei den Korps der hinteren Linie am 18. Angnst doeb sehlieMoh der Fall war. Und ebenso die Fülle, wo ein waldiges GelXnde wie beim VII. Korps die Verwendung der ArtiUerie bebinderte. Wald seblielst die Verwen- dimg der Artillerie ntin einmal ans, das bewetet aber doeb niebta gegen die Notwendigkeit^ starke ArtiUerie ftlr die Fttlle des offenen Geländes mIttnDlbren.

Nnn die andere Furage: Wird der Infanterie die Bntwiekelnng dnreb die langen Fenerlinien der Artillerie ersehwert? In der Theorie sieher, in der Praxis aber sehen wir es fast nie, weil dann die sogenannte „Sehlenkentaktik** der Infimterie mitsprioht. Die

^) Haben die Korps auch Reservedivisionen, so gestalten sich die V«r> hlltoisse noch gOnstiger.

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Artillerie kfDnt die offenen Hohen, die In&nterie würde auch olme dies nielit Uber diese Tonnanehieren, rie benntet die daswischen liegenden Mnlden mit ihiea Kolonnen. In der Theorie ist dies seiiwer so beweisen, aber fast jeder ManOTertag seigt es.

Und noeh eins: Es kommt doeh nicht auf die GescbOtOBahl eines ArmeelKorps, sondern anf die Gesamtgesohlltsisabl bei der Ent- scheidung an. Man reebnet bei Veigleichen mit Frankreich immer mit den beiderseitigen Zahlen pro Armeekoq)s hat man schon einmal nmgerechnet, wieviel Geschütze bei eiaem Kampfe nach zwei Fronten nos fWi die Westfront bleiben ist dann die Überzahl noch so grols, dafs wir ohne weiteres ein Drittel dieser Geschütze abschaffen können?

Anf den nabeliegenden £inwaod, dafs sohlieJslich in einem be> stimmten Kanm doch immer nar ein Armeekorps gegen ein Armee- korps kämpfen kOnne, lälst sich erwidern, dab der an Zahl Unter- legene doch oft, wenn er sich nicht der Umfassung aassetzen will, gezwangen sein kann, in der Front eine gjfifsere Breitenansdehnang als der Gegner zu nehmen, wobei ihm eine starke Artillerie un- gemein ZQ Statten kommen kann.

Als nrpinisatorischen Vorteil der kleinen Batterie hat man es ferner bezeichnet, dals die erste liit nuii;: hei f'incr solchen sorg- fältiger zusammpna-esetzt werden künnte. Freilich wird einr /u vier Geschützen und acht Munitionswag^n aasrllckende Batterie ihre erste Geschützbedienung hesser aussuchen kennen, als eine Batterie zu sechs Geschützen and sechs Manitiouswagen ron gleich starkem Friedensetat indessen bleibt zu bedenken, dafs es nicht nnr auf die erste Bedienung, sondern anf die gute Ausbildung sämtlicher Kanoniere des Friedeusstandeb ankommt. Und die mnls bei gleichem Etat an Mannschaften in der Batterie za sechs doch eine bessere sein, da dort stets sechs statt vier Lafetten zar Aosbildang zur Yer- fttgang stehen.

Ebenso läfst sich die Behanptnng angreifen, dain die kleine Batterie viel besser in der Hand des Führers bleibt. Der ßatterie- tübrer hat Uberhaupt wenig Einflufs auf die liattcrie, da er, ununter- brochen durcl) die Beobachtung der Schüsse uiul des Feindes in Anspruch genommen, kaum einen Blick auf die Batterie werfen kann und beim Massenfeuer kaam den Nachbarzug mit der Stimme beherrscht. Daran ändern die vier Geschütze auch nichts. Und dann, was die FlUgelgeschtttze stOrt nnd hindert, ist nicht ihre Ent- fernung vom Batteriechef, sondm die Kaohbarbatterie mit ihrem Feuer nnd Ihren anderen SLommandos. Das ist aber bd Batterien sn vier genaa dasselbe. Der Flügel ist dem Baiterieehef allerdings

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B«tl«ri«a so 6 oder m 4?

□m zwei GeschUtzabstände näher gekommen, dafür aber rttekt die dort stehende Nachbarbatterie um ebensoviel näher heran.

Als Vorteil der kleinen Batterien bleibt uar die oben erwähnte absolute Vermehrung der Munition durch die beiden neuen Wageo. Aber lielse sich nicht dasselbe ohne Wegfall der Geschütze erreichen, könnte mao nichts anderes wegfallen lassen? ich glaube wohl: die Granatwagen und »^'nen Teil der Vorratswagen. Welche Gründe alle für ein Wegtaileii der Kauouengranate sprechen, das ist so häufig in der letzten Zeit erörtert worden, dals hierauf nicht näher eingegangen werden soll. Will man die Granaten auch nicht ganz aasschalten, so könnte man sie doch wenigstens aus den leichten Kf>lonnen verschwinden l;\c<fn. sich mit den in den Artülerie- Muüitionskolounen bpfindiichea begna2:en und der leichten KolouDe nnr Schrapmvls geben. Zur Hand wären sie doch im Gebrauchs- falle, denn eiiK befestigte Stellung entsteht nicht Uber Nacht OBd vor dem Gebrauch der Granaten kommt die Erknndung, der An- marsch, der Aufmarsch und der Artilleriekampf. Als ..Granatfall' wird immer das Schweigen der französischen Infanterie bei Point du jour angeführt, welches das Vorgehen der 1. Kavall* liedivision verursachte. Hätten wir nun. die heutige Erkundungstiitiirkeit der Kavallerie am 17. August vorausgesetzt, am Nnchmittage des 17.. in der Nacht and am Morgen des 18. August walirt nd des Artillerie- kani|tr*'s [licht Zeit genug gehabt, die Granatwagen aus den ALrtillerie- MunitioDskulonnen vorzuziehen? Also aus den leichten Kolonnen könnten sie wohl ohne Gefahr ausgeschaltet werden m. E. aller- dings licfsen wir sie am besten gauz wegiallen. Werden nun die neun Granatwagen der leichten Kolonne durch neun Schrapnel- wagen ersetzt, so hat jede Batterie schon l'/j Schrapnelwagen mehr, bei Regimentern mit Haubitzen sogar drei. Dazu könnte bei einem Teil der Batterie der erste Vorratswageu kommen. Im Ge- fecht lassen sich grofse Stücke duch nicht austauschen und auch ein Zurückziehen der Lafette während des ArtiUeriekampfes zq Reparaturzwecken ist wohl ausgeschlc^sen. Was man aber sofort, ohne Waflfeumeister, ersetzen kann, fuhrt man am Geschütz bei sich. Nrbciibei ist der Vorratswagen recht schwer zu fahren, weil er im Trabe nicht zu bremsen ist und einen hohen Aufbau hat, seine Aus- schaltung erhöhte also auch die Beweglichkeit der StaÜelu. Nimmt man nun zwei Batterien der Abteilung diese Wagen weg und ver- teilt die n(itig8ten Stücke auf die Munitionswagen bezw. auf die Protze des Vorratswagens der 3. Batterie (jetzt mit Granaten ge- füllt), so sind damit wieder vier Wagen pro Regiment für Schrapuels gewonnen. Wir brauchen aber nur drei, um mit den neun Granat-

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wagen zasammen sw9lf neae W^en für das Kampfgeschots za er- halten, also pro Batterie ebensOTiel wie bei der ßatteiie su Tier, die zwei GeaehtttKe in Wa^n amgewandell bat.

Gröfser noch könnte die Manitionsyerroehrang weiden, wenn bei der Umbewaffhang etwa eine Verschiebung derart voigenommen würde, data die leichten Feldbaabitzbatfteiien, ersetzt dnrch Kanonen- batterien, mit ihren Kolonnen zur schweren Artillerie des FeldheereB nnd Ton dort eine entsprechende Anzahl schwerer Haubitzbatterien mit ihren Kolonnen za den BclagernngsformationeQ ttbertreten würden. Durch eine solche Verschiebuno: würde alles, was die leichten F. Knlonnen und die F. Kolonnen jet7t an Rnnm in der Marschkolonne, wie iinch an Leuten und Werden der Keidartillerie absorbieren, frei und könnte zur ^enaatstellimg von Kanonenacbiapneiwagen rer» wendet werden.

Freilich ist nun der Einwand naheliegend, dafs doch immerhin eine noch i^^nUsere Munitionsvermehrune: dadurch möglich sei, dals neben allen diesen Mitteln auch noch das Mittel der Umwandlung der fünften und sechsten Geschütze angewendet wllrde. Darauf läfst sich entgegnen, dals es doch noch fraglich ist, ob durch die Ura- bcwatiüuug dti Monitionsbedarf Uberhaupt so gewaltig wachsen wird. Die Beantwortung dieser Frage hängt nicht zaletzt ab von der Gestaltung, die unsere Schielsregeln annehmen werden.

Die französischen Scbiefsregeln mit ihren viel Munition erfor- dernden weiteren Gabelgrenzen nnd ihrem geschUtz weisen Strenfener haben bei uu« viele Anhänger gefunden, so ist in der letzten Zeit ein detaillierter Vorbclilag liir neue Schielaregoln , die auf der 2(X) m-Gabel basierten, erschienen. Es scheint nun aber doch ein gewisser innerer Widerspruch darin zu liegen, gerade in der Zeit der BinfUbrnng von Schildmaterid weitere Gabeigrenzen za ver- langen. Denn

1. gewährt die Deckung der Batterie doch eher die Möglichkeit, einen Augenblick länger mit Wirkung zu warten, wenn diese nacblier dafür am ao besser wird nnd

2. verlangen doch eigentlleh gerade Bohildbalterien, denen die Zone der wirksamen Schüsse yertileinert ist, engere Gabel- grenzen.

Wenn die Frnniosen das grobe SehieiSBreiUfen annalimen, so war dies Follkommen bereohtigt, denn wir dürfen nielit yergessen, dafo ihre jetzigen Schie&regeln auf nnserem schildlosen Ma- terial 96 als Ziel basieren, wie aneb wolil die jetzige fran- zOsisebe ArtQIerietakllk mit ihrem Zurückhalten von fiatterien und der Forderung so firttbzeitigen Eängreifens in den Infanteriekampf

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Batteiiea m. 6 oder au 4?

basiert auf der Unterschätzang unseres Materials 96! £^ ist wuhi darcbaas nicht ausgeschlossen, dafs sich nach anserer UmbewatTimDg die französische Artillerietaktik ändert nnd dals die Schielsre^eln wieder zu engeren Gabelgrrenzen zurückkehren. Bei Schildbatterieu wird uiaü iiu allgemeineu damit rechnen uiusötu. dafs nur eine Entfernung die wirksauien Schüsse liefert. Es wechselt dann bei der 100 m- Gabel die wirksame EntfernuDg stets mit einer, bei der 200 m-6abel aber mit zwei unwirkaamen Eatferanngen. Daram glaabe ich, die Forderung, der BatteriefOhrar dürfe aioh zwar aof die Kldang der 100 m-G«bel dIgIiI Terbeiben, rnttsse diese Bfldimg aber immer versneheti, wird wohi aaeb in ZolLiiiift beetelieD bldben. Nmi bat alleidiegs die 200 m-Gabel eioen Vorteil: man kenunt raaober sam Bz. Aber daaeelbe lielee sieb atieb bei der 100 Gabel dnroh eine Ändenrng der Tecboili der Gabelbildiuig erreiebeo, dnrob BenotEiuig der BestaiifsebUtge. Wir denken nns das Verfabren Bo: ist die 200 m*6abel gegltlckt» sagen »wir 2400/2600, so kom> mandiert der BatteriefUhrer: „Ha-altt 2500! Bobre frei!** oder m2500! Anafenem!" Dann! riebtet jedes Geaebtlts aaf 2600 nnd fenert Die Scbllsse kommen nngefiihr wie eine sebleebt abgeiogene Salve ans Ziel nnd geben dadnreb jedenfalla die BeobaebtangsfiÜiig- keit einer Salye, die doeb der des einzelnen Sohnsses Uber ist. So wird die 100 m-Qabel oft noeb gltteken nnd alle Bobre sind aofint anr Anfoabme des Brennzünders bereit. Ja, es kann sogar naeh dem lyAnsfenem^ soüart Bz. 2600 eingesetart werden, ebe die Besl- anfeeblUge das Ziel erreieben« Liegen sie plns» dann beginnt das Fener eben auf der weiten Gabelentfemnng, liegen sie minns oder geteilt, so würde das Fener ja doch auf 2500 beginnen.

Wäre es auf diese oder andere Weise aber möglich, die 100 m- Gabol beizabebaiten, so fiele ein Hauptgrund itlr den stärkeren Munitionsverbrancb weg. £b fragt sich jetzt noch, wie man m Bz.-Feuer scbieÜsea soll, mit ^rafales** oder mit „Lagen**. Ich glaube, die Frage wird am besten beantwortet, wenn wir an Stelle des „oder*" ein „nnd" setzen. Im Anfang nach den Regeln der Sprengliöben dürften siob einige „rafales" empfehlen, ebenso in be* sonderen Gefechtsmomenten. Aber daneben wird man das lagen- weise Feuer doch in irgend einer Gestalt beibehalten mtlssen, zu- nächst zur Regelung der Sprenghöhen. Ein Regeln der Sprenghöben zugleich mit dem Einschiefsen im Bz. setzt ganz wunderbare Zünder nnd Streuungen voraus, ein Regeln ira Schnellfeuer aber geht nicht, solange die Stellvorrichtung für „höher" und „tiefer" sich am Auf- satz betindet, also jedesmal eine Andernug der Eutferuung notwendig macht. Kin Anbringen der äteUvorrichtang am Zünder aber wttrde

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sebwere Naehteile mit sich bringen. Das Stellen liegt dann nicht mehr in der Hand der intelligenteren Richtkanoniere, sondern bleibt

den MaDitionsnommern Uberlaseeo, bildet aalserdem, da es bei jedem Sohnfe wiederholt werden muts, eine daaemde Fehlerquelle. So wird man som Begein der Sprenfj^böhen nicht um lagenweises Fener beramkommen. Aber auch nach den ersten „rafales** mnls man wobl wieder zam lagen weisen Feaer zarückkebren, denn man kann doch nicht an! die Gefahr hin, dafs die Gabel falsch ist, immer weiter in dem schnellen Feaer bleiben wieder mttssen wir hin> softogen: gerade gegen Scbildbatterien. Kurzum abgesehen ▼on einigen Momenten, wird das Feuer wobl nicht Tiel schneller werden als früher. RohrrUcklaofgescbUtze verlangen za ihrer Aus- nutzung ein grobes schnelles Schielsen^ Schildgescbiltze aber zu ihrer Bekämpfung: eher ein feines, langsames beide Forderangen werden sich wohl im allf^emeinen kompensieren. Eher schon dürfte sich aas der Ifinireren Dauer der Bekämpfung von Sohiidbatterien ein etwas gröiserer Munitionsbedarl ergeben.

Wir glauben also, dals sich ans der Umbewaffnnng zweifellos ein gewisser Mehrbedarf an Kampfmonition (Scbrapnels) ergibt, daüs aber die Grölse dieses Mehrbedarüs nicht dazu zwingen wird, neben den oben angeftlhrten Mitteln auch noch das Mittel des Aufgebens von Geschützen anzuwenden. Wir hnlten die Anwendnng- dieses Mittels deshalb für nicht vorteilhaft, weil wir ^'lauben, dals eine am Batterien zu sechs bestehende Artillerie immer noch die audertbalh- fache (xetechtskraft einer aus ebensoviel Batterien zu vier bestehenden Artillerie darstellt eine Gefechts kraft, deren volle Ausnutzung auch beim neuen Material stets möglich und oft nameatUch beim Kampfe gegen Überzahl notwendig sein wird.

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706 TdEMw VflmQgUohkeflmL

XXXVl.

Taktische Dnmoglichkeiten.

Eine Skixse

▼OD

Jnk, M^or a. D.

Der sechste Band des französischen Generalstabswerks bebandelt auf nicht weniger denn 465 Seiten, von denen allerdings 186 auf die Anlagen entfallen, die Schlacht bei Wörth. Dieser entneiime ieb einzelne Angaben bezüglich der taktischen Verwendung der Kavalleiie an jenem, fttr die Fransosen so anhetlToIl gewordenen Tage.

Den Attackenbefehl für die Richtung Morsbronn hatte der den rechten Flügel der französischen Schlachtstellung: befehligende General Larti^ne erteilt, denjenigen bei Eisalshaosen am Ausgange der Schlacht Marschall Mac Mahon in Person.

Sowohl der hei der Kavalleriebrigade Michel befindliche General Dübesmc, wie auch der General Girard hatten die befohlenen An- griffe von Anfang an ^r aassichtsloH, daher fUr unausführbar erklärt

Der den Keim des Todes bereits in sich tragende, Rchwerkranke General üuhesme er starb am 27. August erwiderte dem den Befehl Uherbringeuüen Generalstabschef Obersten d'Antigue: Sagen Sie unis ilimmelswillen Ihrem General, dals er eine Torheit begrehe und meine Kürassiere um nichts vernichte." Erst auf des Befehls- Uberbrinpers Einwand, dals es kein anderes Mittel gebe, den ßttck- zog der Keste der Division Lartigne sicher zu stellen, die Kürassiere aber selbst wohl nicht untätige Znsehauer des Unterganges der Schwesterwaffe sein wollten, willigte (Teneral Dohesme schweren Herzens in die Ausführung des Befehls ein.

Die eigentliche Attacke hatte etwa eine Länge vun ibOO Schritt, die von Höhe 75C östlich Eberbach bis Morsbronn gerechnet sind. Unter der Einwirkung des preulsischen Infauteriefeuers vom Albrechts- häuserhof, sowie desjenigen der Artillerie von Gnnstett her lockerte sich die Ordnung zusehends. Das der Attaeke Überaus ungünstige Getilnde trug dazu nooh beL An dem Feuer der zum Teil sehen ans Moisbronn herausgetretenen l>esw. um das Dorf henungegangenen, teils noch in demselben befindlichen preolbischen Infanterie braeb sich der Ansturm der Pameireiter, die nm das Dorf hemm und in

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T«kllioiia ÜBmggttolikdtoa.

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dasselbe hiaemreiteiicl) anter fnrcbtbaren Verlasteo das Freie wieder ZQ gewinnen sachten. BekanntUob stiefs eine Grappe der zurück- flutenden Kürassiere bei Uegeoej ani die 13. Hasaren der preafsi- sehen 22. Infanteriedivision. Dieselben schwenkten sofort aas der Ketrimentskolonne, in der sie sich gerade befanden, mit Zügen kehrt und warfen sich zag- and eskadronsweise den feindlichen Kürassieren entgegen, die nach kurzem Handgemenge vollends unterlagen. Die sohnpl! wieder gesammelte erste Husareneskadron ging darauf einem ziemlich geschlo.^sen gebliebenen KUraasiertrupp ent^re^'m, der es aber zum Znsammenstofs nicht kommen lirfs, sondern vorher schon abschwenkte. Den Versuch einer andertii frauzösisohpn Reiter- abteiluag auf Laubach /.u entkommen, vereitelte die vierte Jb^skadrou der Husaren, ohne dals es auch hier zum Kampfe kam.

Das französische G^eneralstabswerk knüptt an den Zusaninien- stols der Husaren und Kürassiere folgende«, in dem Werk nicht ver- einzelt gebliebenefj (7('S( tiichtchen an. ßtM le Parteien hätten auf zehn Schritte vuneinaiuli r Halt gemacht und minutenlang unschlüssig einander gegenüber gestanden bis schliefsHch die Kürassiere zu ihren Pistolen gegriffen, sich mit den Hasaren eine Zeit lang herum- geschossen und solcher Art sich zum Teil durchgeschlagen hätten.

Die Verluste der 8. Kürassiere betragen übrigens 15 Offiziere, 280 Mann, der 9. Kürassiere 30 Offiziere, 3B6 Mann und der beiden Ulanenscbwadronen 11 Offiziere and 191 Mann.

Die Attacke der Brigade Michel und der Ulanen der General erreichte mit einem kleinen Häufchen seiner lieiter des Abends 11 l'hi Zabirij war und für sich nicht unmöglich, denn sie ist ja geritten worden, sie konnte über uanh luium und Ztii, kurz iu der angenblicklichen Gefecbtslage nimmer gelingen. Bezug auf die- selbe nehmend, habe ich mich in dem Aprilheft 1898 der „in^i^' natioDaleQ Bevae über die gesamten Armeen und Flotten" dabin ge- änfsert, dafb die Attacke d«r Brigade Iflehel zam mindesten vor- zeitig gewesen sei. Das eigme Feuer wmrde maskiert and dadareh der Entwiekelong der pranlsisehen Infanterie gegen die reelite Flanke der Dividon LArtigne Vorsehnb geleistet. Der Wirksamkeit der Attacke standen aneh Ton Anfang an Entfernung nnd Verfassung des Gegners, das olTene, der Attseke wegen seiner DnrcliselinittenhMt nngllnstige Gelinde nnd die Formationen der franiOsisehen Kayallerie bindenid im Wege. Hatte de das weitere Vorgehen der prenfiiisehen Infanterie abgewartet nnd wflie ne gegen deren Flanke etwa ans dem slldOstUeb Eberbaeb gelegenen Waldstllek nüt einigen Eskadron« ttberrasehend kerrorgebrooken, so btttte ein so gefilbrter Angriff bessere, allerdings selbst im günstigsten Falle sebon im Hinbltok

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TikÜMlM FimiffgHfhirfltrB

Meb anf <Ue strategische Lage nor TorttbergefaeDde Anssichten des Erfolges gehabt. Er wäre dann aber jedenfalls akbt unmöglich, ja sogar Tom Gesichtspunkte des Zosammenwirfceiia der drei fiaapt» waffeD in der Gefeehtsbaudiimg geboten gewesen.

Ähnlieh Safeerte sich ttbrigens später einmal die franzMisehe Presse in einem „Die Attacken der franxOsischen KaTallerie am 6* Angost 1870" benannten Artike]. Oer franxlMiscbe Actor wendet sich in seinen AosMbrnngen gegen difgenigen seiaer Iisndslente, die im Hinblick anf die Attacken des 6. Aigast der KaTallerie jede Sehlachtent&tigkeit absprechen wollen. In den seiner Betrachtung angronde liegenden Aofaeichnongen yon Angenieogea heilst es wOrtlieh: „Das GelJinde, Uber das die Attacke geritten wurde, war vorher nicht erknndet worden. Es war sehr bedeckt nnd TOn zahlreichen Orttben durchzogen nnd lange Reihen sehr hoher Bäume, die zwischen uns nnd unserer Infanterie lagen, hinderten diese, unsere Attacke zu unterstützen. Die deutsche Infonterle stsad dagegen in guter Deckung in einem Dorfe. Die Attacke wnide gegen siegreiche nnd gut geordnete Infanterie geritten. Wäre der Befehl des General Larttgue weniger kategorisch gewesen, ao wärde der unsere Kavallerie kommandierende GUsneral haben abwarten kOanen bis die feindliche Infanterie mehr in nördlicher Biehtung Toigegaogen wäre. Sie wttrde dann ein fBr die Attacke günstigeres Gelände ge- funden haben und hätte auch durch unsere Infanterie besser unterstätit werden köDDen. Es wäre aacb Zeit zar Vorbereitung der Attacke durch Artillerie gewesen und scbliefslich hätte man auch noch mehr Kavallerie für den Torliegenden Zweck heranziehen kdnnen (9). Wenn alle diese Dinge beobachtet and bertlcksicbtigt worden wäreut wttrde TOraussiohtUch das Endresultat ein anderes gewesen sdn. Bei genauer unparteiischer Frttfun^ mufs man der Ftthmng der Kayallerieattacke bei Morsbronn drei Fehler zum Vorwurf machen:

1. die sofortige Auslährong des dringenden Befehls des den rechten FIttgel kommandierenden französischen Generals;

2. den Mangel jeglicher Fenervoritereitong;

8. den Mangel an hinreichender Kavallerie fttr den zu erreichenden Zweck."

Bei Eisafflbaoseu zeitigte die dortige Bedrängnis beim Aasgan^ der Schlacht einen Befehl für die KavalleriediTision lioimemaius, dessen AosfÜhrong in der Tat uuinö^^lich war. Dieser dem kooiiDan« deur der 1. Kavalleriebrigade, dem Geuerai Giraid, voiu Marschall Mac Mahon persönlich erteilte Befehl hatte folgenden Wortlaut: „Lassen ISie Ihr erstes Kegiment, Schwadron aaf Schwadron, angreifen, am

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Taktistth« DiurtlgllolilLeiten.

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den eraehttifcerten Trappen, die schon zarttckweichen, wieder Ver- trauen einzQfl<>£sen.^ General Girard, der nur die feindlich m Schützen sah, bat am nähere Bezeichnung eines Ziels, worauf der Marschall den Befehl wie folg^ änderte: «Ich verlange von Ihnen nnr Sobein- augriffe, au simple galop, ohne die Attacke durchzuflUiren, denn ich will nnr Zeit gewinnen. Der Verlaoi dieser Attaoken, die in einem Ton Bchwer kq überwindenden Orttben durchzogenen Gelände nnd ron den 1. and 4. Kürassieren, also der 1. Brigade in Eskadrons> staffeln, den 2. and 3. Kürassieren der 2. Brigade aber in Staffeln zu halben Hegimentern geritten wurden, ist bekannt. Sie scheiterten sämtlichst. Nicht ein Kürassier ist an die preulsische Linie heran- geschweige denn hineingekommen. Die Verluste betrugen im Durch- schnitt der Regimenter 32 "/q. Die AasfUhrung des vom Marschall Mac Mahon gegebenen Befehls war unmöglich, weil Kavallerie keine Scbeinatigriffe machen kann. Sie kann wohl in Flanke und Rücken des Feindes demonstrieren, sich dort zeigen und den Gegner somit um Flanke und Kücken besorgt machen, wie die 4. Kavallerie- divisiou das mit bestem Erfolge am 2. Dezember 1870 in der Schlacht bei Loigny tat, aber eine einmal gegen einen wirklichen Feind be- gonnene Attacke kann nicht in einem beliebigen Moment abgebrochen werden, ganz abgesehen davon, dals ein derartiges Hinopfern der Kavallerie ganz zwecklos wäre. Wohl können Krisen eintreten, die Sülches Hinopfern zum endlichen Erfolge nötig machen. dRiin wird mau aber nur mit ausgerittenen Attacken, wie denen am 16. August preuisiscberseits, etwas erreichen. Die Attacken der Brigade Bredow bei Vionville und der 1. Garde-Dragoner bei Mars la Tour waren derartige Todesrittr. Ihnen wende ich mirh nun zu. Mit der [Jezticbnung und dir Sac^hf ;iri utkI für sich wende ich mich gleichzeitig gegen '^^aior liakk s diesbezügliche Ausführungen in dem kavalleristischen Teile seines Taktikwerkes und das 18. Heft der krietr^treschicht- lichen Einzeisehriften „Das Generalkommando des Iii. Armeekorps bei bpichern und Vionville".

Das Wort „Todesritt" ist sowohl fl)r die Attacke der Brieade Bredow, wie auch die der 1. Garde-Dragoner die einzig riehtifxe Be- zeichnung, weil die Sache kennzeichnend. Snw ohi der Diehter als aach der Voiksmund haben von Anfang an das durchaus richtige Emptinden bekundet. Das muls man eben selbst mit erlebt habeti. \'on ,.Siege8- ritten" im eigentlichen Sinne des Wortes konnte weder bei den d*/, der au der Attacke der Brigade Bredow beteiligten Eskadruns, noch den drei der 1. Garde-Dragoner zur Zeit ihres lutätigkeiitretens die Rede sein. Das zu erkennen, genügt schon die oberflächlichste be- trachtong des Verlautes der Öchlacht

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TakCiMhe UnmllglkaikfiltoB.

Aas den Worten des Generals v. Voigla-Khetz bezüglich des Attackenbefehls für die 1. Garde-Dragoner an den General Grafen V. Hrandenburtr: „Das Regiment soll auch irar nicht reüssieren, aber wenn es den Ffiiid auch nur 10 Minuten aufijalt und dabei bis auf den letzten Mann tiillt, dann hat es seinen Auftrag und soineD Berof eiiüllt" geht zweifellos der Zweck der Attacke hervor.

Wenn nun in dem angezogeni'n Heft (kr kriegsgeschichtlicheri Einzelschriften aiis^reführt wird, dals dem AttackenhefVhl der Brigaae Bredow ein Opti rn derselben nicht zugrunde gelegen habe, der An- griti \ielmehr erst infolge Keiner weiten Ausdehnung zum sogenannten Todesritt geworden sei, so bezieht sieh das h diglich auf das be- zeichnete Objekt, nämlich die zu attackierenden Batterien a!\ der Römerstrasse. Aber diese Batterien befanden sich bereits in Schlacht- ordnung, daher im Decknngshereieh anderer Truppen. Diese mufsten also gleichzeitig mit der Attacke getroffen werden, wollte man jene nnschädlich machen. Das aber mnfste doch mindestens die Wirkung des AngrifiFes sein, anderenfalls derselbe zwecklos gewesen wäre. Wie es also kam, mnfste es kommen, der Angritt mulste die Ad8- dehnung bekommen, die er nahm. Das war taktisch gar nicht anders möglich. Die Artillerie wurde im weseuilicben von den Kllrassiereu zusammengrhauen, dabei machte sieh aber schon das Schnellfeuer des 9, fraiiZüsiscben Jägerltatailluiis geltend. ,,Mais rien ne semble de?oir les arreter." Die Attacke brauste weiter and traf zunächst das 93. französische Linienregiment, durch dessen Reihen bereits eine von Kürassieren verfolgte fliehende Batterie mit ihren sechs Geschützen, ohne Protzen, gerast war, was natürlich eine imge- heare Unordnung zor Folge hatte. Die von diesem Vorfall nicht betroflenen Bataillone des 93. Regiments warf die Attacke der Ulanen nieder, weiche danach erst auf abfahrende französische Artillerie stiefsen. Djer entfesselte Strom war schon Uber das zweite französische Treffen hinweggegangen, als er sich endlich an dem Wege Villers aux Bois-Rezonville au den dort befindlichen fran- zösisehen Kavalleriedivisionen Forton und Valabrögne brach. Dafs jede Ordnung and somit überhaupt heitungsfahigkeit aufgehört hatte, aufgehört haben meiste, bedarf wohl kaum der Erwähnung. Der Kttckritt der Bredow'sohen Trümmer hätte weniger Opfer gefordert, wenn man Teile der sonst noch zur Hand befindlichen Kavallerie hätte folgen lassen. Das Generalkommando des III. Armeekorps hatte zweifellos die Verfü^'uug über alle erreichbaren Truppen. Doch das nur nebenbei. iSo wie sie tatsächlich verlaufen, würde eine solche Attacke, wie oben bereits gesagt wurde, aber immer wieder verlanfeu, selbst weun die fliehende feindliche Artillerie nicht bäUe

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£iiftlMi<i «od <l«r rvsaiseli-japaiüMlie Krieg.

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verfolgt werden müssen. Eioo gänzliche Vernichtnno: der in ähn- lichen Zwecken eingesetzten Kavallerir ist daau aber nicht ausge- schlossen. Der Gedanke daran hätte einen t'eklherrn wie den General V, Alvenslebeu aber doch sicherlieh oicbt ahgi'halten, so zu handeln, >\'ie er es pflichtgemäls getan bat. „D»-r Gpneral v, Alrenslehen wollte infolge richtiger eiserner Durchführung der grofsen Aufgabe, welche er sich im Hinblick auf das Ganze gestellt hatte, sidange er konnte, der Angreifer bleiben oder wenigstens dem Gegner er- scheinen.** Dais ein so hohes Ziel im Zeitpunkte der Bredow"t>chen Attacke nur mit Opfern, mit aufsergewoiiuiichea sogar, weiter zu Terfolgen war, ist doch einleuchtend. Wer würde es wohl wagen, dem General v. Alv* iislr l»i u deshalb den geringsten \ orwurt zu machen! Jeder, der das Glück hatte am IG. August zu den Reitern der ^Brigade Bredow" zu gehören, ist stolz darauf sein Lebelang. Will die Armee auch in Zukunft grofse Taten vollbringen, Ideale sieh eiiUlleu sehen, dann rnuls sie sich von Üumanitäts- und Gefühls- duseleien, die heutzutage die Welt überwuchern und nicht selten gerade entschlossene Charaktere in schwierige Lagen bringen, ganz fernhalten. Nur rücksichtslose, bis zur Aufopferung gespannte Anforderungen kftnnen grolse Erfolge zeitigen, wie auch den bei Vionville-Mars la Tour. Er bleibt ein ewiger Ruhmestitel fUr die preul'sische und im weiteren Sinne auch die deutsche Armee.

Aber gerade im Hinblick darauf ist es nützlich, den Malsstab fUr das taktisch Mögliche bözw. nur iuit besonderen Opfern zu er- reichende nicht aus dem Auge zu verlieren, auf dafs die Tragweite solcher umfassenden Befehle richtig eingeschätzt und gewürdigt werde.

xxxvn.

Rursland und der russisch-japanische Krieg.

"Von

Generalmigor «. D. Zepelia.

m.

Seit noseicm leteten Beriahle baben die Dinge zo Lande eine bedentBune Wendung genommen: Die Japaner baben ibren Anfinaneb am Jalo, sowdt bei den Weger^bSltniaaen von einem aoleben im

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Jäufsland und der russisoh-japaalsobe Krieg.

engeren Sinne des Wortes Überhaupt die Rede sein kaun, beendet and sind über diesen Fliifs in dir Sud-Maudscharei ein^udrungen, die roBsische 18 batailloiu' und 5 Batterien starke^ Division zieht sirh. im Kampfe hierzu gezwungen, anscheinend in di r Rich- tuDi: aul Ljaujan, oder doch in das ätromgebiel dea Ljaobo, zurück.

Gleichzeitig, und zwar mit anerkeuuenswerter Schnelligkeit, hat Japan Truppen auf der Halbinsel Liautung- gelandet und nach aos Tokio kouuiu nden Nachrichten die Verbiodaog Fort Arthars aach zn Lande abgeschnitten.

Zur See hat pin neuer und zwar mit gröfsprer Stärke als frttber unter nnmmener BriiiKlpraiiirrirt zur VerspprniDi: der Ausfahrt aus dem inneren Halen zur Heede auf diesen Kriegshafen stattgetunden, nach japanischen Nachrichten, wenn auch mit Opfern, so doch mit Erfolg, Hnssischerseits wird dies bentritten. Die klare Antwort können nur die künftigen Ereignisse geben, obwohl auch ohne Sperrung der Hafeneinfahrt die augenblickliche erdrückende Über- legenheit der Japaner zur See das aktive Auftreten des im HntVn TOD Port Arthur betindiicheu Geschwaders kaum gestatten dürfte.

Der zum Oberkommandierenden des Geschwaders des Stilleo Oseans an Stelle des Admirals Makarow ernannte Admiral Skrydlow dtlrfte, darf man den Japanischen, immerhin nicht unwahrscheinlichen Naobrichten yon der Zerstörung der auf Port Arthur führendea Eisenbahn trauen jetzt sein Kommando nicht mehr Übernehmen. Die Huldigungen, welche man ihm in St. Petersburg und Ssewastopol In echt russischer, zuweilen etwas Überschwenglicher Weise, dar- gebracht wurden und seine Abschiedsfeiem haben den für sehr energisch und tüohüg geltenden Admirai an seiner sohlennigen Ab- reise verbindert.

Admiral Alexejew, weleber einstweilen das Oberkommando Uber das Geschwader übernommen balle, soU naob den neoesten Nach- richten mil dem von den Japanern beidta beeclioaaenen Zage nacb Ljaojan gegangen sein.

Naeb mssiseben Qnellen aoU der Konteradmiral W. K. WitlbOl^ bisbeiiger Cbef des Harinestabes des Staltbaltera, den Befehl ttber das Geaebwader in Port Artbnr ttbenommen beben.

Admbral Witdittft ist 1847 geboten, 1866 in den Dienst ge- treten. Er war naeb seiner Beförderang «im Kontecadmixal Chet der Harineabteilnog des OberlLommandlerenden der Tmppea des Kwantnngebietes und nahm als soleher tttigea Anteil an der Unter- werfbng des Boxeranibtandes.

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BulAlaad and der roMriMh-Japaiiiiohe Krieg.

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Am 6. März hatte der Admiral Kamimuia, wt kher das monate- lang verschwundene Gesehwader von Wladiwostok bis dahin ver- geblich gesacht hatte, Wladiwostok bomljai diert, wohl in der Hort- Dung, die Schiffe des Admirais Jessen, fails sie diesem Kriegs- haten lägen, zum ErscbeioeD zu veranlassen.

Wir schicken yaraoB, da(s die Lage des „Goldenen Horns** (Solotoj Rog), des inneren Hafens von Wladiwostok, welcher in seinem (Etlichen Teile den nusisoheD Kriegsschiffen als Ankerplatz dient und die DoekB, Werften and andere Marine-Eftablisseraents enthfilty eine gegen einen Angriff von der See her anfserordentlich geschntste ist. Wladiwostok liegt bekanntlich auf der sich in den Basen Peters des Groben hineinerstreckenden Halbinsel, der „Marawiew Poluostrow", nnd zwar an deren südwestlichsten durch den ^ Wostotscbniy Bosfor" von der sttdUch desselben liegenden ^Kusskij oder Ostrow-Kasakewitscha'' getrennt. Durch den „Wostotschnty Bosfor" gelangt man in den inneren Hafen von Wladiwostok. Dieser Zugang ist aber durch die sowohl auf der Russeninsel wie auf dem Festlande liegenden Forts und Batterien iür eine Flotte gesperrt. Die in dem Wladiwoetoker Hafen liegende Flotte ist in der Lage, unbemerkt vom Gegner, wenn derselbe nicht in genügender Stärke ▼or beiden Ausgängen des Wostoteobn^l Bosfor Wache hält, doieh einen derselben aasEalaofen.

Ans diesem Grunde sah sich der japanische Admiral Teranlalst, in den Ussurijbnsen, d. h. die Einbuchtung des Meeres östlich der Mntawiew-Halbinsel einzulaufen, um so von Osten her das hier iieilieb noch immerhin 5 bis 6 km landeinwärts liegende „Goldene Horn'' SU bombardieren. Es ist bekannt, dafe die Wlrknng der Gesobosse, die Yon einer Au&tellnng ans gesebleadert wurden, die noeh 8000 m Too der Käste entfernt war, fast gleich Noll war« Aach gelang es meht, das Geschwader bemmoloeken. Hätte man aiebt wie es dem Schreiber dieser Zeilen erging in der ,,Kowoje Wren^a" den Ostergmlh von dem Offizierkorps zweier Schüfe des Gesebwaders an ihre Angehörige daheim gelesen, viel- iaieht eine etwas onvorsiohtige F^reondschaftsbeieagung, man hätte nicht gewufst, wo dies Geschwader geblieben. Ende April machte ee sieh aber dnreh eine gnt geleitete Kxenserfabrt bemerkbar. Es mag fttr mssiscbe Hersen, die die Flotte des Gegneia überall in Tätigkeit, die ihrige aber zur mehr oder weniger untätigen Abwehr ▼erorteilt sahen, grolse Genugtuung erregt haben, als die Kacbricht ^trai^ dals das Wladiwostoker Cteschwader 7or dem Hafen Yon Oensan erschienen und sozusagen TOr der Nase des inr dem Japamschen

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Rafslaad und der rassisoh-japanisobe Krieg.

Meere befindlichen japanischen Geschwaders einen ihrer Trappeo- transportdampfer oud mehrere andere Schiffe genommen hätte.

Hier kam den Kassen der Umstand zognte, dafs sie in diesem Geschwader schnellere Kreuzer zur Verillgang haben als die Japaner.

Solange diese ihre Kräfte im Gelben Meere zasammenhalten müssen, am das russische Port Arthnr-Gesebwader za Terhindero, ihren See-Etappenweg nach der Sttd-Mandseborei mid Kord-Kom va BtOren, weiden sie in dem Japanischen Meere keine entsoheideodefi Erfolge ezzielen können.

Wenn die Rassen aneh keinen grOiseien mAteriellen Erfolg vor Gensan sa veneiebnen hätten, so haben sie onstreitig, nach Ter- sohiedenen Richtungen bin, einen moralischen Erfolg errangen.

Die Japaner werden aber alle ihre KiUle auf die Lahmlegung Pott Ärthnrs Terwenden; d. h. aaf dessen Erobening, mit der ihoeo das dortige rassische Geschwader in die Hände fallen wftrde. Für Rolslaod ist die Erbaltang Port Arthars am so wichtiger, als ea ein neoes Geschwader aasrttstei Wenigstens deatet daranf die soeben erfolgte Eroennnng des Vizeadmirals und bisherigen älteren Flaggmanns der „2. Flottendivision des Baltischen Meeres**, Peter Alexejewitsch Besobrasow, znm Kommandierenden des I. Ge- schwaders der Flotte im Stillen Ozean and des Konteradndxab S. Roshestwensky, bisher stellvertretender Chef des Admiralstabss, som Kommandierenden des IL Geschwaders im Stillea Ozean. Dies letstere Geschwader wttrde ans den fttr eine Verwendnng in Ostasioi ▼erftlgbaren Schiffen der „Flotte des Baltischen Heeres** gebildet werden. Es sind dies die mit dem Admiral Wirenias als Ver- stärkongsgescbwader anf der Fahrt naeh Ostaelen sarttekgehalteDen Schiffe and die sieben Linienschiffe, vier grolse ond fünf kleine Kreozer, sowie die vier im fian begriffenen Linienschiffe neoester Konstmkdon, falls diese bis dahin fertig gestellt sein sollten.

Da diese Flotte nar anter MitfUirang von Koblendampfenit dnxoh die sie onabhängig von dem Anlaufen nentraler HSfea nnd der Beobachtnng der Bestimmongen fOr die Kiiegfübrendeo wird, ihre Reise antreten kann, so ist Rnisland geiwange% eine neoe Flotte von Kohlendampfero aaf dem weiten Wege naeh Oatasien folgen sa lassen, die ihrerseits wieder andaaerader Deckung dareb deren Kriegsschiffe bedürfen wird. Man sagt^ dals neben den Dampfern der «Freiwilligen Flotte", die zorzelt in Odessa nnd Ssemutopol liegen, Koblendampfer in England gesoharterl and | Ankäufe in Dentsdiland erfolgt smd. Jedenfalls mala RnCsland sich beeilen, damit dies Geschwader nicht evst eintrifit, naeh-

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BuIsUnd und der rnssisoh-japaiüiiobe Krieg.

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dem das I. Geschwader des „iStillen Ozeans" mit Tort Arthar in die Hände der Japaner gefallen ist.

Dies za eireicben, setzt Japan alle Kräfte daran. In manchen besorgten Gemtttem des mssischen Volkes steigt die bange Sorge auf, ob Fort Aithnr oicbt tHr dies Oesehwader des Stillen Ozeans ein zwdtes S8ewaBto{»ol werden durfte.

Die Gesobiebte lehrt ja, dalb einst die Sebwaize Meer-Flotte rieb freiwillig dorcb Versenken ihrer Sobifte za dem Zeitpunkte im Haien Ssewastopols einsperrte, als die Verbündeten ttber das ihnen von einem franiOsiseben Offizier vorgelegte Projekt berieten^ naeh welchem wie heute dnrcb Brander, so damals dnreh eine Flottille ▼on mit Steinen nsw. beladenen and im Hafeneingange za ver- senkenden Schiffen die Schwane Meer-Flotte eingosperrl werden sollte.

Die Operationen zn Lande haben die oben kon skiziierte Wendung genommen.

Kachdem man lange Zeit im onklaren war, wieviel Truppen die Japaner zur Verwendung in erster Linie verftlgbar hfttten, scheint jetzt infolge der letzten Ereignisse der Schleier von diesem Ge- heimnis genommen za sein.

Am Jalu haben die Japaner, soweit die rassischen Berichte Äolscbiars zn geben vermögen, drei Divisionen in das Grefeoht ge* ftthrt: die I. Armee nnter dem General Karoki.

Die Bassen hatten an dem Jala seit Beginn der B'eindselig* keiten anscheinend aar eine Schützendivision and Kasaken vorge- schoben, die ihre Jagdkommaados weit in das nördliche Korea hineintrieben.

Dals es, sobald die Japaner tatsächlich eine Armee ver- einigt hatten, hier zum Kampf kommen könnte, mafste den Kassen klar sein. Es wäre daher von der mssischen Führung sachgemäls

g-ewesen. sobald man ühfrsehen konnte, dafs man es mit sehr über- legenen Kräften zu tun iiatte, das Gefecht abzubrechen. Denn um ein entscheidendes Gefecht konnte es sich nach der ganzen Kriegs- lage niemals handeln.

Wir haben früher gesao^t. rials die Hussen daher kein Interesse daran haben konnten, sich in Teiikämpfe vor der Front ihrer Armee einznlas«en. Jeder Tag', den man für die Herankanft der auf der sibirischen Bahn gesandten Verstäjrkangen gewann, wird ein Vorteil für (If I) Tag der Entscheidung sein. Die Hussen haben nun aller- din*,^s mit dem Umstände zu rechnen jreliabt, dafs die Aufgabe der slhllii lien Mandschurei die Verbindun^n n mit Port Arthur gefährden and ihre Prestige bei den Asiaten erschüttern könnte. Aus diesem

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BuTsland and der rassUob-japamsobe Krieg.

Grunde mnlsten sie pich entschliefsen, In einer taktisch vielleicht nicht vorteilhaften La^c ;inszuharren, bis die Japaüische ÜberlegeDheit ein läügeres Vtiharn n am Jalu unmöglich machte.

iUkkzngs- und Abziigsgefechte gehören unstreitig zu den schwie- rigsten Aufgaben der Führung, namentlich in einem so UDÜbersicbt- licheu Gelände wie bei TUrentscheu und PotetUutsji und ohne Opfer läljst sich die Räamung einer hartnäckig verteidigten Stellang schwer ansfUbren.

Was den Verlast von 22 Geschützen mit 8 MaschinengewebreD ftai russischer Seite anlangt, so neigen wir der Ansicht zo, dafs die Verloste an Geschützen nicht immer der betreffenden Trappe zun Vorwurf gereieben dtlrfen, dais ein Geschütz, welches bis zum letzten AngenbUcke dem Feinde Verloste beigebracht hat, seine Angabe besser eilttUt hat, iioob wenn es verloren geht, als ein solehes, welehes, ohne dies zu tbnn, sieh in Siefaetfadt bringt.

Aber man frSgt siob nnwiUkttrlieh, ob der Einsatz, welober yon General Sassnlitscb geleistet wnrde, dem (Gewinn entspraeh, das Vordringen des doeh niobt mehr «nfEnballenden dteitaeh uberlegenen Gegners ein wenig zo verlangsamen.

Im ganzen batten die Bassen hier nor 5Vt Sehntzenregimenter, das 9., 10., 11., 12. nnd 22., sowie ein Bataillon des 24. den mit mehr als drei Diyiiiionen angreifenden Japanern gegenttberzosteltea.

Nan kam aber binzo, dais die Japaner die linke Flanke der Rossen nmgingen nnd so nor drei Regimenter, das 11.» 12. nnd 22., den Stofe aoszohalten hatten. An Artillerie standen hier drei Batterien (8. der 8. ostsibiiiseben Artilleriebrigade , die 2. nnd 3. der 6. Brigade) nnd eine Masebinengewehrkompagnie des 8. Sehtttzen- regfanents zor Verfügung.

Die Verloste 70 Ofifiziere ond 2820 Mann nach rossisoben Berichten, sowie die gesamten Gescbtttze, ron deren Bespannong 221 Pferde getötet waren, ist last nor von diesen Trappen getragen, da die llbiigen anf dem rechten FlOgel bei Antnng stehenden oder in Reserve befindlichen nnr ganz anbedeotende Verloste erlitten.

Die Tapferkeit der Rossen ist ttber allen Zweifel erhaben aoeb in diesem Gefechte; die Führong scheint ihr aber sehr nachzostehea. Den Japanern kann man nach dieser Rlcbtong hin die Anerkennong nicht versagen.

Gleiebzeitig mit dem Überschreiten des Jalo unternahmen die Japaner mit ihrer zweiten Armee anter General Oka bei FItsewo aof der Halbinsel Ljaotnng, nordöstlich Talienwan, eine Landung. Sie haben die Bahn- ond TelegrapbenTerbindnng zwischen Port Arthur ond Ldaojan zerstört nnd sind damit beschsfdgt, die von den

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Bofsland und der nusisoh-japaabobe Krieg.

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RosBen zum Schlitze der Einfahrt in die Bneht von Talienwan ver- eenkten Minen in beseitigen, um den mit so idelen Kosten Ton Bnisland snm Welt-H«ade]sb«fen bestimmten Hafen m nehmen.

Die Rnssen zogen sieh nof Fenhnantscheng znrttok. Die Japaner drängten naeh nnd folgten den Ton diesem Orte in der Biehtong anf LJaojan Zurückgehenden bis Ssinyan.

Das Oeländei welches sie nnn zu durchsobieiten haben, ist die Wassersoheide zwirohen dem GoÜe yon Korea nnd dem Golfe Ton Ijantnng, ein nicht leicht zn passierendes Beigland, Von den es Tom Jfaln in der Biehtnng anf die Eisenbahn dnrehziehenden Stralsen ist die für militärische Zwecke branchbaiste die Uber Fenhnantscheng (anoh FOnghwangtsehOng) anf Ljaojan.

Von der inzwischen an der Ostkttste der Halbinsel Uaotnng gelandeten aweiten Armee haben sieh Teile nach Sttden gewendet and die Rassen am 26. BCai bei Kintschaa nach hartem Gefecht auf Port Arthur zarttekgedrängt Ein anderer Teil ist anf Haitsehong in Marsch gesetzt worden.

Am Jaia seheint übrigens von Streifkorps der den Japanern so aberlegeoen mssischen KaTallerie noch immer eine Art von Partei- gäogerkrieg geftihrt zo werden, nnd auf der von der Possjet-Bai her auf Gensan tUhreoden Strafise im Nordosten Koieas stehen Rossen.

Es ist kaum anzunehmen, dals diese DlTcrsionen die Operationen

der Japaner beeinflussen könnten.

Endlich werden Kämpfe mit den Chunchusen, d. h. chinesischen Räuberbanden, gemeldet, die in letzter Zeit an verschiedenen Punkten anfgretreten sind. Unter der Maske des Chunchusen verbargen sich 1900 bekanntlich oft chinesische Soldaten. Wieweit die benach- barten \ izekönige dem Antlrini^-cn Japans nachgeben werden, es offen oder im geheimen zu unterstützen, steht dabin. Das Kinirreifen Chinas in der rechten Flanke der russischen Armee würde für die Operationen der Küssen in so hohem Grade störend >eiu, dals wir es uns versa^^t n müssen, die weittragende Bedeutung dieser Wendung der Ereignisse au dieser äteiie zu erörtern.

48*

Lioogie

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Umaehftu.

Umschau.

Italien.

Zulassang Naeb einer Verittgung dea KriegsminiMten kOnnen im Schi^jalire Militär''- 1^/1^^ ^ 1- Karslis der Militüraehnle 815 OfBsienmwSrtor ftr schulen. Infanterie and Kavallerie and awai 270, besw. 45 fUr die beiden Waffen, zam 1. Kaisas der Hilitiirakademie 90 Anwärter für ArMlerie nnd Pioniere zngelassen werden. In enter Linie werden die Jangen Lente bertteksiehtigt, die bei mindestens 17, bOebstens 22 Jahrea Alter and körperlieber Eignang, die SeblalsprUiongen eines 6ym- nadoms oder eines teobniseben Institats bestanden baben. bezw. ans den Hilitttrkollegten berrorgeben. Schieb- Naeh einem Erlab des Kriegsministeis scbieben die Begimenter ^i^'J'jl^^^^^fabrender and reitender Artillerie sowie das 8. Feetangs-CBelagerangs-) ^ Regiment in diesem Jabre aof 8 Sebietsplätsen im allgemeinen im Begimentsrerbande Je 14 Tage. Das GeMtgsreglment hält seine Sebiebttbnng im Gebirge ab. Das 18. Feldartillerieregiment sehielst nach zu erwartender Weisong des Kriegsrainisters in der Nähe von Aquila im Gelände, aneb für eine Anzabl von anderen FeldartUlerie- regimentem sind onter AbkUrzong ihrer SchielsObangen anf den Seblefsplätzen, Geländeschiefsen in der Nähe ihrer Garnisonen yor- gesehen. Das 1. ond 2. Festangsartillerieregiment sehielsen ans Sperrforts. Näheres im folgenden Beriebt. Xoderungen Jetzt bekanntgegebene Gesetz vom 17. März 1904. betreffend

des Be- Änderungen des bestehenden ßefördemngagesetzes für die Marine, ^"gegpiSSfl^ bestimmt i\. n., dals das Auirtlcken zam Fregattenkapitän und den der Marine. Beamtenanstellungen gleichen Grades zu naeh dem Dienstalter, nach Wahl, das AohHoken zum Korvettenkapitän und der Beamten gleichen Ranges zn nach dem Dienstalter, Vs Wahl erfolgen soll, anfserdem die Beförderung nach Wahl sich nur auf die Offiziere erstrecken kann, die im ersten Drittel der Alterslisto erscheinen. FUr die Offi/aere des j^Equipagenkoips" werden 50 Jahre als Alters- grenze festgesetzt.

Uber einige wichtige Ändernugen im Reg^h ment für die grolsen Militärtransporte, sowie Eignangs-Prttfangen zur Befördemog im näcbten Bericht. 18

Fr&nkrGioli.

Bericht Beseblttsse des Armeeaasscbusses der Kammer ent-

Berteanx. haltende nnd die Grundlage der demnäebst begmnenden Beratungen

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Unuehau.

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im Plenum der Kammer bildende Bericht Berteanx hat für die vor- aussiciitlicbe Gestaltnnir der Wehrverhältnisse in Franlireieh eine der- artig weittragende Hedeutung, dals es uns. wie schon im letzten Monatsbericht bemerkt, geboten erscheint, die wichtigsten Neuerunirt n, die er bringt, hier zu belenchten. Der vorige Monatsbericht kt nnlf^ nar das allgemeine der Einteilnng des Berteauxschen Berichts bringen. Wir übergehen bei unserer Beleachtnng Veryohicdenheiten von ge- ringerer Bedeutong vom Seuatstext. Wir wt isf ii zunächst darauf bin, dafs der Armeeausschurs die frühere Bestimm uii;r. nach welcher die Leute zur Losung in dem ..Kantonshauptort" '/uöanimenz.uk ommen hatten, obwohl die Losung als solche bei zweijfihrigcr Dienstzeit fortfällt^ dazu benutzt hat, um eine Musterungskommission eiu- znrichten. die ans einem Beamten der Regierung des De])artements, einem Offi/icr ilcs R( krutierungsdienstes und einem Militärarzt be- steht und der Aushebungskommission direkt vorarbeitet (Artikel 15), sodals deren Tätigkeit in mancher Beziehung beschleunigt werden kann ond doch an Gründlichkeit gewinnt. Die doppelte ärztliche Unter- suchung bürgt auch dafür, dals nur dienstbrauchbare Leute zum Dienst mit der Waße gelangen. Die Artikel 18^ 19 und 20 des Senatstextes betreffend die KUs.sierung der jungen Leute haben im Armeeausschufs durchgreifende Änderungen erfahren. Man gewinnt bei dem Text des Armeeausschusses den Eindruck, dafs dieser von den Dienstpflichtigen, selbst von den nicht Eingestellten, den denk- bar grölsten Nutzen für den Dieost ziehen will. Die Kiassierung weist folgende .") Klassen auf:

1. tauglich für den Dienst mit der Watie, werden auf zwei Jahre eingestellt;

*2, tanglich für Hilfsdienste, junge Leute, die bei sonst kräftiger Konstitution einen kleineu Fehler haben und auf zwei Jahre den Hilfsdiensten tiberwiesen werden;

3. zurückgestellte Leute mit zu schwacher Körperbeschaffenheit, die aber kräftiger werden können und daher eventuell mehrere Jahre hintereinander vor der Revisionskommission ihres Kantons zu er- scheinen haben. Sie zerfallen in drei Klassen, nämlich a) diejenigen, die einmal zurückgestellt, im zweiten Jahre für den Dienst mit der Waflfe tauglich befunden werden und dann zwei Jahre aktiv dienen müssen, b) solche, die nach einjähriger Zurückstellung immer noch nieht flir den Dienst mit der Waffe wohl aber für die Hilfsdicneta tangUoh befanden und für diese auf zwei Jahre eingestellt werden. Nach einem Jahre in diesen werden sie wieder untersnobt iin4 leisten, wenn dann tauglich befunden, ihr letztes Jahr im Waffen* dienst, sonst in den Hilfsdiensten, c) die Leute, die auch nach swei-

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Um»cbau.

maliger Znrtickstellung noch fllr keineo Dienst tauglich smd, bis zoid 25. Lebensjahr aber in jedem Jahr Tor der BevisioDskommisslon za erscheinen haben, die sie jfür den Krieg als „mobilmachungsfähig^ erklären kann. Sie haben dann die Dienstpflicht ihres Jahrgangs im Landstorm. Die den HUftdiensteo ttberwiesenea Leale kOnneo dreimaligen Anfaehab der EinstelJnng Teriangen, indem sie erklSieiii dals sie, wenn sie tot dem 25. Jahre tanglidi befhnden weiden, ndt der Wafie dienen wollen. Sie sind dabei aber za zweijährigeoi Dienst Terpiliehtet. Der Armeeanssehnfii ist» wie aieb hier deotUdi ergibt, mit allen Kräften bemttht gewesen, dem Dienst mit der Waffe mltgliehst viele Leate znsnfQhren;

4. juüge Leute, welche ihn- allgtinieine Körperbescbaffenbeit oder gewisse Fehler für jeden Dienst untaoglieli mai lieji. die über erwerbsfähig sind. Sie werden vom Dienbt beireit, zabieu aber VVebr- steuer (s. n.);

5. junge Leute, deren Gebrechlichkeit oder organische Fehler sie fUr allen Dienst an brauchbar machen nnd aacb ihre Erwerbs* föhigkeit in Frage stellen.

Artikel 20 bestimmt, dals die jungen Leute, die Tor ihrem Diensteintritt als FamilienstUtsen erklärt worden sind, bis höchstem za 8 Proz. des Kontingents ihre Familien während ihres aktirai Dienstes 0,75 Frs. Beihilfen für jeden Tag versorgen könnes. Der Staat trägt von diesen Beihilfen 75 Proz., die Gemeinden 10 Proz., die Departements 15 Proz. Von den Leuten unter des Waffen können 2 Proz. ihren Familien, wenn sie ihre E^n- schaft als Familienemährer nachweisen, denselben Vorteil ver- scbafien. Die früheren Dispensierten finden BerUcksichtigang doieh bis zu vier Anischttbeu in der Einstellung nnd wie wir später sehen werden, dorch Znlassnng des Eintritts vor dem dienstpflichtigen Alter. Leute, die anf eigenen Antrag Anfschnh erhalten, werden b bezog auf Dienstpllicht dem Jahrgang angereehnet, mit dem sie wirk- lieb in den Dienst treten; solche, die Yon der Revisionskommission wegen noch nicht hinreichender körperlicher Entwicklung zurück- gestellt werden, rechnen in bezug anf Gesamtdienstpflicbt in ihren eigentlichen Jahrgang hinein. Die Mobiimachnng macht alle Aiii> schtlbe hinfällig.

Von giolser Tragweite cdnd die in Artikel 28 des Armeeanssohnfs- textea niedergelegten Bestimmungen für die Sehttler der MOitänchalea. Wir müssen dabei anch gleich die Bestimmungen Ihr die im Artikel 23 des Senatsteztes bezeiehneten militirisdi organisierten SehoIen^Zentcal-» Foiatsebale, Sehnlen ftlr Chaossee- nnd Bittekenhan nsw. erwähnen,

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ÜIMOllllL

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weil die B«wbltt88e des Senatetextos hier eine yOUige Umgettattimg erfehren. Artikel 28 des Armeeaiusobiilstextes lastet: Die Jungen Leate» welche die AafDahmeprtthmg iQr die Spesdalseliiile ron St. Cyr bezw. die polyteeliDische Selinle bestanden haben, gehen mit frtthestens 17 Jabren eine niindesteDs vierjl&hiigen Dienstrerpfliebtnng ein und haben zwei Jabie im MannsobaitHstande za dienen beror sie in die Sohnlen eintreteo. Die, welche am Schlafs ihres «weiten Dienst» Jahres die Prttfong zum Zagfllbrer bestehen, treten in die Schalen als Unterleutnants der Reserve ein. Bestehen sie die SchluisprUfung der Schale, so treten sie mit ihrem J>ienstgrad in die aktiTe Armee ein, die gesetzlich ftlr die Beförderang zum Lentnant Torgescbriebenen zwei Dienstjabre im Grade des Unterleatnants werden dann Ton Huer Fatentiernng als Unterleatnant der Reserve ab gerechnet. Der Armeeansschals lehnt alle übrigen Lösangen der Frage ab. Zanächst diejenigen den Scbttlern der bisher privilegierten Zi?ilsohalen ihre zwegährige Dienstverpfliobtnng in den Trappenteilen zerlegen zu lassen, so zwar, dats sie ein Jahr vor Besuch der vScbale im Mannschaftsstande das zweite Jahr, wenn Zöglinge der Spezialschule von St Cyr, oder der polytechnischen Schale, die sich dem aktiven Dienst widmen wollten, als aktive Offiziere in der Armee, wenn Zöglinge der sonstigen militärisch organisierten Sehalen oder der polytechnischen Schule, die nicbt aktiv weiter dienen wollten, als Reserveoffiziere abgeleistet hätten. Auf diese Weise wäre aber für die letztere Kategorie im zweiten Jahr nur ein wirklicher Dienst von vier Monaten heraos- gekomoen. Das System hatte den Vorteil, den Nachwuchs an Reserve* Offizieren zo erleichtem, es liefert aber nicht den vollen Bedarf, der sich (s. o. bei Kapitalanten) anf jährlich 1900 2000 belauft, sondern nnr etwa 500. Die Mitglieder des Armeeansschusses erblickten femer in der Tatsache, dsis diese jungen Leate ein Jabr weniger \m Mann- scIiaftsstauUe zaznbringen hätten, eine Rückkehr zn den alten Privi- legien der Gesetze von 1872 und 1889. Der ArmeeanssobnliB beriet dann die Teilung der beiden Pflichtjahre, so dafs die jangen Leute auch das zweite Jahr im Mannschaftsstande zubringren sollten. Dabei konnte msn aber mit den Zö^^Iingen der Militärschulen nicht anders verfahren, als mit denen der bisher privilegierten militärisch organi- derten and bemerkte im Armeeaussohuis, dafs es ein Odium ftlr die OfBzieranwärter bedeuten wflrde, wenn sie, die später die bernfenen Lehrer der Mannschaften sein sollten, kürzere Zeit mit diesen in Bertthrong blieben, als die Reserveoffiziere und sie nicht dieselben Pflichten auf sich nähmen, wie die Leute, die zwei Jahre dienten, zumal sie nicht ihren eigentlichen Beruf durch die zwei Jahre Dienst unterbrächen. Der Ansschois hat sich dabin entschieden, die Zög-

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Vmwhtii.

Unge aller groben Sohnlen gleich za behaodeliL Die ZaIllsBigkeit der Anfisohttbe bis mm Alter vod 25 Jahren einerseits, die MOglicb- keit nach ArtÜLel 50 Yor dem dienetpiUehtigeii Alter einzatreten und die Dienetpflieht vor dem Besnob der Univerdtäteii mw. sn erledigen, aodererseitB, erecheiDen dem Aossobnls genttgend, am ernste Schädi- gangen des Stadinms aoszoschliefsen. Alle im Artikel 23 des Senats- textea zugelassenen AusDabmen jfür die Zöglinge der militärisch organi- sierten Sehnlen wttrden daher beseitigt ood allgemeine Gleichheit fest- gesetzt. Der Bericht Berteaux weist darauf hin» dafs die vom Armee- ansschaljB im Artikel 23 niedergelegte Lösung vor dem Senatsteii^ der den aktiven OffizieisanwSrtem Ton St. Cyr and der polyteebnischen Schnle die Verpflichtung auferlegt, ein Jahr in der Tmppe zo dienea, dann zwei Jahre die Schule zn besnchen, sie am Sehlasse der Schnyahre dann als Unterlentnants in die Armee bringen wollte, wo sie bis zum Leutnant zwei Jahre zu dienen hatten, ihnen also fünf Jahre Dienstzeit bis zur Bef^)rderung zum Leatoant auferlegte, den Vorzog habe, den jungen Leuten ein Jahr früher das Aufrflcken zum Leutnant möglich zo maehen. Auf diese Weise vermeidet der Armeeaussohnis die sonst zn erwartende Er- scheinung, dals zahlreiche junge Leute vorziehen wttrden des •Weg der Offi/ieranwärter durch Saint Maixent, Saamnr nnd Versailles zu wählen nnd man dadurch das Niveau der Allgemein- bildung herabgesetzt hätte. Den Reserveofßderaspiranten macht man die Grreiehung des Unterlentnants der Ueserre entschieden sohwieriger als bisher.

Der Grundsatz Gleioheit der aktiven Dienstdaoer macht auch in den Bestimmungen fttr den Naobwuchs an Ärzten, Veteri- öftren und Apothekern Änderungen nötig. Artikel 25 bestimmt: die Kandidaten der Medizin, die Apotheker und Veterinäre Uberoehmeo beim Eintritt in die betreffenden Schulen die Verpflichtung, in der aktiven Armee wenigstens 6 Jahre zu dienen, wenn sie die Schlofe* prüfnng bestehen und mindestens 3 Jahre, wenn sie die Sehlals- prUfung nicht besteben. Von diesen G Jahren nach Schluls der Schule dienen sie 2 Jahre im Mannscbaftgstande der Trappe, dano die folgenden Jahre an der Applikationssehoie, bezw. als Arzte, Veterinäre in einem Truppenteil.

Die Artikel 26, 27, 2?^. 29 (u. a. auch die Kantonal-Rekruticrungs- liste mit 8 Kategorien berührend) und 30 weisen wesentliche Ab- weichungen vom Senatstext nicht auf. VöUio: neu ist dagegen Ar- tikel 31, betretfend die Wehrsteuer; er bringt eine völlige Ände- rung des Artikel 35 des Kekrntierungsgresetzes von 1889 und seiuer Ergänzungen. Die Vorschrüten des neuen fraozösisoheo Gesetzes Id

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besag an! die Webrskener sind um so uateressanter, als vor kurzer Zeit bei ans im Reiebstage der Hinweis aaf diese Steuer als Einnabmeqaelle für BeibUfen an Kriegsteilnebmer von anderer Seite mit dem Bemerken beantwortet warde« die Steaer treffe die „be* sonders Hilfsbedürftigen", dann aber anch, weil man in Frankreiob, trotz scbfttfster Heranzlehong aller irgendwie Dienstfähigen and Be- seitigung aller Dispense, den bisherigen Ertrag der Wefarstener, 1903 rund 2,3 Millionen, auf das Doppelte^ 4,8 Millionen, zu steigern ge- denkt and dabei doch nicht von den besonders Bilfsbedürfkigea^ spricht, die sie treffen soll. Man darf nieht vergessen, dafs bei uns

1. in jedem Jahre sehr viel mehr Dienstpflichtige vorbanden sind,

2. die bttrgerlioben Verhältnisse in sehr viel liberalerer Weise berück- sichtigt werden als in Frankreich, wir auch noch völlig dienstfähige nnd abkommliche Über/äblige haben, 3. der jährliche Hekrntenjahr* gang bei uns nicht in dem Verhältnis h()her ist als der französische, wie die deutsche Bevölkerung die französische tibertrifft. Bei An- wendung der Grundsätze, die in Franlueiob für die Wehrstener gelten sollen, millsten sieb bei ans daber, ebne jede Härte, sebr viel bObere Erträge aus dieser gerechtesten aller Steuern ergeben. Man lasse daher bei uns alle Sentimalitäten bei Seite nnd ziehe die werbdäbigen und im Besitze eines gewissen jährlichen Mindestein- kommens befindlichen Lente, die nicht im Soldatenrock dem Vater- lande dienen, wenigstens dazu heran, dafs sie za einem Bbrensolde fttr die EriegsinTaliden durch eine Wehrsteuer beitragen. Man kann das, wenn man nnr die Mehreinnahmen bertlcksichtigt, die diese Leute während der 2 Jahre, die ihre Altersgenossen unter den Waffen zubringen, erwerben, sowie die Minderausgaben an Zuschüssen, die die £ltem der Nichtdienenden während zweier Jahre für ihre Söhne haben. Nach Artikel 31 des Textes des Armeeausschnsses haben Wehrstener zu zahlen diejenigen Leute, die wegen „irnpotence fonctio- nelle partielle", d. h. weg^en ..teilweiser organischer Gebrechlichkeit" von allem Dienst betreit, aber in ihrem Zivilbemf erwerbsfähig und nicht in die Hilfsdienste eingresteUt sind, wenn ihre Personalsteuer vom bpweglicben Vermög:en. oder diejenigen ihrer, oder eines ihrer Versvandteu 1. Grades, soweit die Staatssteuer in Frage kommt, nicht unter 10 Frs. beträjrt. Wir weisen hier nocbraals darauf hin. dafs man Überzahlio-e, oder aus bUrn-erlichen liUcksichten Befreite in Frankreich in Zukuntt nicbt mehr kennt, da ja selbst die FamilienstUt/.en, die tauglich, zu 2 Jahren Dienst unter den Fahnen heningezo^jen werden. Die genannten Leute haben Wehrstener auf :\ Jahre, beginnend vom 1. Januar des Jahres ihrer detinitiven Befreiung ab. zu zahlen und wird diese Steuer bemessen auf den 2'/s fachen Satz ihrer Personal-

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ümMhaa.

Staatssteuer, bezw. auf das 2'/siaebe der Personalstaatsstener des Höchstbesteaerten ihrer Verwandten I. Grades, dividiert durch die Zahl seiner lebenden Kinden Dabei kommt selbst das Vermögen eines Stiefvaters in Betracht, wenn die verwitwete Mutter eines solchen Befreiten wieder geheiratet hat. Bezüglich der Zahlung der Steuer hält sich der Staat an die Verwandten I. Gr«ides. die ihrer- seits auf den Befreiten zurück jrreifen können. Zn jedem Franken Steuer werden 10 Centimes für Kosten der Krhcbung gegchlagen. Die zur Zahlung der Steuer Verpflichteten werden den Gemeinden von (Ipii Militärbehörden in jedem Jahre vor dem 1 Jannar mitge- teilt und haben die Militärbehörden die Befugnis, Auskunft über Ver« mögens- und Steuerverhältnisse zu verlangen. Die iri naimie Stener haben also auch die in dir Hilfsdienste t hirctt ihcn l.eute zu zahlen, wenn sie nicht da der Kriegsmiui>t( r ja nur 70u(t heranzuziehen gedenkt in den Üien»it berufen werden. Die Zifii r der Befreiten rechnet der Berteanxschc l'xi icht auf jährlich rund M i k )i ). Neben dieser Wehrsteuer der Befreiten wird eine andere Steuer eingerichtet, die man eigentlich Janggedelleusteuer nennen kann. Sie ist von den- jeniizt ij zu zahlen, die beim Übertritt zur Landwehr, im Durchschnitt mit dem 34. Lebensjahre, iiieht nachweisen können, dafs sie ver- heiratet, oder Witwer mit Kindern sind und eine Personal -Staate- stf'oer von unter 10 Frs. zahlen. Die von ihnen auf 12 Jahre zu entrichtende Steuer wird bemessen nach dem doppelten Satze der zahlenden Personal -Staatssteuer. Die Begründung der Wehrsteoer speziell der Befreiten aber wie wiederholt nicht für den Dit nsi Tauglichen im Berteaiixschen Bericht, verdiente auch in unserem Keichsta^'e «rolesen zu werden, sie spricht klar ans. dals jeder er- werbsiähige Mann, der nicht mit seiner i'ijrbuü dem Staat seineo militärischen Tribut zahlt, eine Kompensation in Geld zn leisteu hat Wir !i rubren nur flüchtig Titel IV des Textes des Arnieeausschusses. betreäend den ,. Militärdienst", blofs bemerkend, dals der Ausschais einige Artikel des Senatstextes zusammengefaist, andere ergänzt hat. So z. B. ist der Ausschuis dagegen, dafs, nm mögliche Über- schreitungen der Budgetstärke zu vermeiden, unter den Leuten der Hilfsdienste eventuell gelost und auf diese Weise der Überschufs ent- fernt Vierden soll, wie der Artikel 31 des Senatütextes dies wollte. Der Kriegsminister habe Unterlagen genug, durch Bemessung der Ziffer der einzustellenden Leute der Hilfsdienste derartige Über- schreitungen auszuschlielsen. Beibehalten ist die Bestimmung, dals das Kekrutenkontingent spätestens am 10. Oktober eingestellt werden soll, der älteste Jahrgang gleich nach den Manövern eotlasst^u werden kann, beibehalten ferner die Befugnis des Marine- and iüiegsmiiiister»

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(Artikel 88), in roieoi in denen dies die VefbUtniese gebieten» den ftlteeten Jahrgang, der seine gesetdiohe aktive Dienelseit abgeecbiofoen lialf linger nnter den Waffen an halten, dem Parlament ist aber daron luddigst Mitteilnng zn machen, weiter die Befugnis, nnter g^cben Verhftltnissen mit Zustimmung des Ministerrats die Leute des Jüngsten Jabrgangs der Reserve dnreb Einselordres nnter die Waffen sn berufen ^ d. b. die Mobilmachung unauffftUIg vor- au bereiten. Artikel 85, der ron dem einsustellenden Bekmten- kontingent handelt, ist einigermalBen geündert, indem der Armeeans- sebuis dem Satie des Senats: „Das einmsteUende Kontingent wird gebildet aus den Leuten, die im 1. und 2. Teil der Kantonal-Rekru- Menmgslisten erscheinen'*, binsufilgt, sowie ans denjenigen, die snrttck- gesteUt worden sind, besw. AuMiub erhalten haben, wenn dieser Aufechub abgelaufen ist, sowie endlich ans deigenigen, die als An* wSrter auf die Militfti«»hnlen, die äntlicbe, Apotheker- oder Veterinär* lanibabn sieh zu besonderem Dienst TerpHichtet haben. Geblieben ist Im Artikel 87 bei dem Ecsata der Xolonialtruppea auch die Be- stimmung, dab, wenn die übrigen Ersatequellen nickt ausreichen, auch Leute, die ansgekoben sind, den Kolonialtruppen angewiesen, aber nur mit ihrer Zustimmung in den Kolonien Tcrwendet werden können.

Wie im letsten Bericht schon erwähnt, bat Berteanx als Vonug der 2jäbrigen Dienstzeit o. a. auch anfgeltthrt, dals die Leute bei 2jäbriger Dienstseit nach den VorseblVgen des Arm eeausscb asses im ganzen 60o wirkliche Ansbildnngstage erlebten, gegen 546 bei Sjähriger bisher, d. h. 54 Tage mehr. Zu diesem Ergebnis kommt er anf eine etwas sonderbare Weise. Bei 8jähriger Dienstz^t» £in« Stellung am 14. November, Entlassung am 21. September, berechnet er im ersten Ausbildungsjabre nach Abgang ?on 54 Sonn- und Fest- tagen 258 Ansbüdongstage, im 2. Jahre, TOm 22. September bis 21. September nur 144 solche. In der Zeit von der Entlassung des ältesten Jahrganges bis Ende Janaar, 132 Tage, hat der 2. Jahr- gang alle Gestellungen zn liefern und alle 8 Tage Wache zn geben. Die Waebttage, 44, rechnet Berteanx sn den Aasbildungstagen. Während der ttbrigen 234 Tage kommen nach Berteanx die alten Lente nnr jeden 2. Tag (?) zn Übnngen und man mnls noch Ittr Sonntage absieben, so dals sich 100 4- 44 = 144 als wirkliche Aus- bildongstage ergeben. FUr das 3. Jalnr wird dieselbe Zeit angesetst, 80 da(s Berteanx total 546 Tage herausreehnet. Zu den 600 Tagen bei 2jäbriger Dienstzeit kommt Berteanx, indem er die Ein- stellung anf den 8. Oktober setzt. Vom 8. Oktober bis 81. De- zember des ersten Jahres 86 Tage, vom 1. Januar bis 31. Deaember

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(TniBetaAiL

des folgoiden 866 Xage^ rom 1. Jannar bis 28. September des folgendeo 264 Tage, zusammen 714 Tage, tod denen nur Sonn- and Festtage 12 4-69 + 48=114 Tage für die Ausbildnog verloren gehen, 600 bleiben. Dabei ttbersiebt Berteanx, dals 1. 30 Tage Urlaub abgeben, 2, daJs doch aocb die Tage ansialleD, die die Leute des 2. Jahrganges aatserbalb des Frontdienstes Verwendung finden in Diensten, fUr welche die 7000 Mann der Hilfodieaste, die der Kriegsminister einstellen will, doch bei weitem nicht aosreicben. Das, was Berteanx bei Sjähriger Dienstseit von den Leuten des 8. Jahrganges sagt, mufs doch mit einer geringen Absokwftohnng bei 2jäbiiger Dienstzeit auf die Lente des 2. Jahrganges angewendet werden nnd dnmit JLommt man dann weit nnter die von Berteanx hereehnete Ziöer von wirkliehen Ansbildongstagen bei 2jäbriger Dienstzeit. Wenn Berteanx sagt, dal» jetzt bei Sjähriger Dienstzeit der 3. Jahrgang der Kavallerie ttberhaapt nur wenig Lente in der Front belassen hätte, den ganzen Rest aber als Burschen berittener Offiziere, Pferdepfleger in Bemontedepots, an Militärschnlen nsw. ab* g^ben luibe, so wird man einen grolsen Teil des 2. Jahrganges hei 2jähriger Dienstzeit fUr diese Zwecke ansetzen müssen, wiederom, weil die Lente der Hilfsdienste für diese Zwecke doch nioht aus- reichen und sich doch anoh znm grofsen Teile nicht eignen werden. Mit der Vermehrung der Ansbildangstage bei 2jäbriger Dienstzeit hat es also gute Wege. Kommen wir jetzt za der aufserordentlicb wich- tigen Kapitulantenfrage, so müssen wir auf diese etwaf^ nähor ein- gehen, da sich hier grundsätzliche Unterschiede zwischen Seuatstext Forderungen des Kriegsministers und Text des Armeeausschusses ergeben. Festzuhalten ist ohne Zweifel, dafs die 2jährige Dienstzeit dem Ausbildungspersonal gröfsere Lasten aufbürdet, schon weil die bis- her aus dem 3. Jahrgang hervorgehenden ITnterofßziere in derFront eben fortfallen. Der Armeeausscbufs der Kammer will an Kapitulanten nicht das bewilligen, was der Senat und der Kriegsminister fUr nötig halten, er muls sein abweichendes L'rtei! also begründen. Der Grund, Verminderung der Mehrkosten der 2jährigen Dienstzeit, würde im Senat nicht durchschlagend wirken. Die Verraindenmcr :ui Ivapitu- lanten, die der Armeeausschuls gegenüber den Sat/eii des benats bewilligen %vill, beträgt allein bei Unterofli/i« reu und Korporalen 6000, bezw. 48000 total irep-en 54000. Gemeine Kapitulanten setzt der Armeeausscliufs in der Hauptsache nur tUr berittene Trupjien und liilauterie der Grenzkorps fest, während der Senat sie allen Truppen geben will, bei den Grenzkorps in einem etwas höherem Prozenti^atz, Der Sollstand an ünteroftizieren des aktiv en Heeres beträgt rund 41000. You diesen wollen Senat und Kriegümiuister ^/«i rund 31000

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ans Kapitiüiiiit6D bestehend wiraeii, d. b. aUgemein betnohtet, auB Bolehea Unteiofifisieraiy die in der Hebixabi 10 bis 16 Jalire nnter den Wafien bleiben. Der niedrigste Dienstgrad der Unterolfisieie ist in BVankreiob bekanntUeb deijemge des Sergeanten. Die vom Senat angesetste Ziflfer von 75 Pros, weist 3700 l^apitniierende Unter- eHisiere mebr auf» als die bisber gesetelieh zulässige tod 66Vt (27300, Erklämng des Regierangskonunlssars im Senat) und rand 6000 nefar, als man in der Praxis ans Eostoigrttnden wirklich zn- liels (25800, Freycinet im Senat). Diese 6000 kapitulierenden Unter- efifizieie mehr sind es aneli, die in dem Bericht Merloa ttber das Gesamtbndget 1904 mit rund 1,5 Milliooen Mebransgaben bei 2jäbriger Dienstzeit erscheinen. Der Arroeeaasschais gebt von dem Gedanken ans, dals jtthrlieh roud 10000 Unteroffiziere nach dem vom Kriegs- minister angesetzten Bedarf in die Reserve tibertreten mfllsten. Beim Eingehen aof das Verlangen des Senats komme man dazo aber nicht, da man noch 1900 Stellen für Reserveoffizieranwibrter, 500 Air Scbttler der militärisch organisierten Schnlen, zusammen 2400 ab- ziehen mttsse, weil diese Leute nicht als ReserveunteroüGziere, sondern als Reserveotfiziere dauernd in Betracht kämen. Der Armeeausscbufs zieht von den 41000 Unteroffizieren des Sollstandes zunächst 6500 sog. „kommissionierte*' ab und will von dem Rest, 34501), ^/,, d. h. 23000 bewilligen, mit den 6500 Mkommissionierten'' also 29500, d. b. 1500 weniger, als der Senat zugestanden, aber 2200 mebr, als nach dem bisherigen ^/,-Satz gesetzlich zulässig waren. Nach Abzog von 2400, die als Offiziere in die Reserve Ubertreten, bleiben dann noch 11500 2400=^9100, die, aus den im 2. Jahre dienenden Leuten hervorgegangen, als Unteroffiziere in die Reserve versetit würden, also weniger, als der Kriegsminister verlangt Wenn man diese spätestens im 2. Diens^ahre befbrderten, nicht kapitulierenden Unter- offiziere als Ausbildungspersonal betrachten will, weil sie nach dem Bericht znm grolaen Teil den sog. intelligenten Klassen entstammen, die bisher nach Artikel 21 und 28 „dispensiert" wurden, so kiinnen wir dem nicht beipflichten. Das Schulungspersonal braucht längere Ohong, um brauchbar zu werden. Die ^/j des Sollstandes an. kapitu- lierenden Unteroffizieren will übrigens der Armeeansschuls auch als HOchstmals betrachtet wissen, nicht als bindende Zahl, wie der Senat seine 'Z^.

Umfassender sind noch die Abstriche bei den Korporalskapitu- lanten, die nach ihrem Dienstalter mit Fug und Recht unseren jün- geren Unteroffizieren gleichgestellt werden können. Von dem Soll- Stande von 46000 Korporalen bezw. Bri^'adiers des aktiven Heeres wollte der Senat '/a = 23000 an Kapitolanten genehmigen. Der

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Dmidimi.

ArnaeeamsehofB seilt smillohst 5000 wog, „kommissioDieite'' ab und will von dem Rest 41000, '/« = 18600 «n Kapitalanteil zabilUgen» 80 dais siob noob im gansen 13500 + 5000 (konmüsiooierte) = 18500 ergehen. 4500 weniger, als der Senat fUr nötig bidt und subilligte. Zq seinem Satz kommt der Anneeaosscbals, indem er verlangt, dafs am Schlafe des 2. Dienstjabres jährlich 14000 Korporale ans den Rekrutenkontingenten in die Reserve ttberträten, 2100 Korporale als Nachscbnb für die kapitulierenden Unteroffiziere gerechnet werden, 12400 Korporalsteliea für Leute offen za halten sind, die im 1. Dienst^ jabre za Korporalen befördert, im 2. za Unteroffizieren aafrttcken und am Scblals des 2. Jahres als nicht kapitalierende Unteroffiziere entlassen werden. Nach den Senatssätzen könnten also 23000 H- 14800 Korporale nicht am Schlafs des Jahres zur Reserve Ubertreten, sondern nur 46000 37500 = 8500. Als Ausbildungspersoual kann man die im 1. Jahre beförderten Korporale nicht recht ansehen. Da sich Armeeaasschuls und Senat bezUirlich der kapituüprcnden Geraeinen auf lOOOÜ zu einigen scheinen, so verlangt der Staat gegen heute im gan/ei! 31000 + 230<^>0 -|- 10000 an kapitulierenden Unteroffizieren. Korporalen und Gemeinen, d. h. HOc)ü 1 ntt roffiziere, 1700U Korporale. 10000 Geraeine, zusammen 33000 Kapitulanten mehr, und da die Ziffer der Lente. die über ihre gesetzmälsige Dienst- zeit hinaas im ^permanenten ?)tamm*' der Annec bisher blieben, nach Herteaux' Berieht 53000 betrug, so wUrde man nach dem Senatsifiatz 53000 -j- 33 (K)0 = HHUDU Leute zu rechnen haben, die im Mannschaftsstande über ihre gesetzmalsige Dienstzeit hinaus anter den Waffen bleiben und als Ausbildungspersonal betrachtet werden können. Nach den Sätzen des Armeeaasschusses stellen sich die Ziffern wie folgt: 29500 Unteroffiziere, 18 500 Korporale, 10000 Gemeine für berittene Watfen und ,.Troupe8 de couverture", also =27000 Kapilulantau (1500 + 12500 + 10000) mehr, mit den bis jetzt ein „permanenter Stamm" der Armee vorhande- nen 53000, also im ganzen 80000 Leute, die Uber 2 Jahre binaoB im Heere bleiben. Man darf dabei nicht vergessen, dafs die Oemeinekapitnlanten nnseren Kapitulanten entsprechen, also bei der Ansbildang als Hilfspersonal gelten können. Innerhalb der 2jährigea Dienstzeit wäien dann weiter 89000 Korporale und Unterotfoeie ▼orbandeo, von denen im Dniobsebnitt jsbriiob 25000 mit ifarem Jahrgang in die Reserye übertreten, wiUirend 2400 als Reaeryeotiizier- anwärter sn betraebten sind.

Beibebalten bat der Armeeanssebnlb nnd dieser Pimkt wird ebenfalls an Reibongen mit Senat nnd Kriegsmüiiater filbren aoeli die Bestimmnog, naeh weleber die Beservislen zweinud ni je 15tägiger

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Umschau.

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(Bio- und Rttoktransport nicht gerechnet) Tölnahme ao den llAnOTern, die Landwefarlente einmal m sechstSgiger Obong (Ankanfte- nnd Entlassnngstag nicht gerechnet) einbeordert werden können, eine Zeit, die bei xweijfthriger Dienstdaaer yiel so niedrig bemessen scheinl Geblieben ist aach die Bestimmnngy dafe bei drohendem Angriff, besw. bei Versamminng feindlicher Streitkrüfte in den gegnerischen Grenzgebieten, die Einbeorderong der Leute des Be- nriaobtenstandes, nach Waffenbmchteilen, Waffen, nach Kantonen, 8nbdiviflionen, sowie der Umgebnng Ton festen Plätzen oder Be- festigongswerken in einzelnen Klassen oder allen Klassen gleichzeitig erfolgen kann nnd zwar anf Befehl der kommandierenden Generale bezw. aoch der GouTemenre von Festungen. Befreit kOnnes von £iDbeorderaogen im Frieden werden die Iicnte, die als nnentbehr- liche Familiensttttzen darum bitten, bis zn 6 Proz. der gleichzeitig Einbeorderten. Werden diese Leute trotzdem einbeordert, so wird Ihren Familien eine Beihilfe von 1 Fcs. nnd so oftmal 25 Centimes» als sie Kinder haben, täglich gewährt. Von dieser Unterstützung tragen die Gemeinden 5 Proz., Departements 10 Pro/., der Staat 85 Proz.

Der Berteauxscbe Bericht berücksichtigt die Bruttodurch- schnittsstärke, die sich bei zweijähriger Dienstzeit nach den Vor- schlägen des Armeeausschusses ergibt, nicht, er verzeichnet nur die Stärke, für welche das Budget die Mittel nach Tagen bewilligt und die Bruttodürchschnittsstärke wird während des grflfsten Teils des Jahres höher sein, als die liodgetstarke. Erstere hat fUr uns hier eine ura 80 höhere Hedcatun^, als auch der neue der Kammer vorirrlcrrte Opsptzfntwurf Cuneo d'Ornano (der einjährisr^ DienstzfMt und sehr viel Kapituiuntpn fordert) und Genossen wieder aut dir Fonleran^ des Krif'psrtiiiiisters, 575 (KJO Manu :nieh hei zweijahri^-^^r Dienstzeit zu erreiclicn, hinweist. Bei der B^'rtrauxst'lirii l-icn-chuuüg der Iststärke pr*^r!if i[U'ii dir lu-idrti Hpkrutenk.ontin^ente mit je 210000 Mann. Er kommt zu dieser Zitier, indem er 19ÖO0O Mann als Ertrag der Aas- hehnnff, ohne Freiwilligen (von denen nach ihm rund 20000 auf drei, vier und fünf Jahre jährlich vor Erreichen des dienstpflichtigen Alters in die Heimatariuee eintreten) bei Anle^jen eines sehr strengen Malsstabes an die Diensttaugiichkeit ansetzt, dazu 7(KX) Leute der Hilfsdienste, 5000 Mann von den Leuten dit l i-h r um ihre Dienst- pflicht baldigst zu erledigen, vor dem dienstptlichti^^en Alter auf tirei Jahre eineretreten sind, nach dem neuen (^Tesetze entweder auf ihre Aush( Iniui: ^varten, oder aber von der Möglichkeit voraeitigen Ein- tritts uach Artikel 50 Gebrauch macheu werden, endlich 3000 Leute, die bisher aut Grund des Artikel 23 vor dem dienstpflichtigen Alter auf ein Jahr eingetreten sind. Zwei solche Kontingente ergeben 420000

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Umshm.

Mann. Ilier/u kommen 4500 Leute des traDzösiscbeu KontmgeDts aas Algeriea-TuDesieo (die man zanäcbstaacbxwei Jahre dieoeo lassen wollte, was daoD 9000 ergäbe). 1000 Leate, die wegen erlittener Strafen länger dienen milssen, endlieh der „permanente Stamm^ der Armee, der nach Berteanx heute 115000 Köpfe aufweist. Wie man sieht, e mahnt Berteanx Bericht nicht die im Durchschnitt 3000 Leute, die unter 1,54 cm grols, früher den Hilfsdiensten Uberwiesen wurden, jetzt aber, infolge Fortfall des Mindestmafscs als völlige dienstfähig ein- gestellt werden. Durch die Vermehrung der Kapitulanten wäch'-t drr „permanente KStamm" der Armee auf 115000+3300U(Seuat) = 14ÖUUÜ bezw. 142000 (Arnippnusschuls). Man erhielte also an Brottostärke nach dem Senat H n *^ J5<k> |" 10<>0 rl48000 = 573500 und unter ninzureehnung von 2x3000 Lt uit ii die durch Fortfall des Miudest- mafses einsrestellt werden, 57^)r)()(i hr/.w. nach dem Anneeausschufs, der mit bUUO Kapitulanten weuiger rechnete, 573 500 Manu. Damit (d. h. mit letzterem) bliebe man hinter der bisherigen BrattosoH.^tarke um ein Geringes zurlick, bezw. Uberschritte sie nach den Ansätzen des Senats sogar. Zu der Budgetstärkc iür 1904 mit 515800 Mann bemerkt der Be- richt BerU aux, dafs sie eine papierne sei. Abzuziehen seien 8 Proc. an Kranken. Beurlaubten usw., ftlr die man im Ileereserfordemis auch gleich die Ausgaben absetze, d. h. 41250 Manu, so dals man nur für 474350 die Mittel bewillige. Bei zweijähriger Dienstzeit könnten, da die langen Urlaube und die Zwischenzeit zwischen Ent- lassung und KinstüUuiig so gut wie fortfallen, nur 5 l'roc. Abgang gerechnet weideu, so dafs inaii 479 500 Mauü, d. h. 5150 mehr als bei dreijähriger Dienstzeit jetzt erhielte, für welche die Mittel be- willigt werden mUlsten. Diese 5150 Mann nnd damit kommen wir zn der geldlichen Rechnung, die Berteanx tttr das Geeete, be- treffend die zweijährige Dienstseit naeh den Voiseblägen des Heeies- ansschnsses an&tellt, Terorsaehen jährlich 2163000 Franken Helffkosten. Welterod an Mebransgaben an reelmen: 11,8 MÜlionen für die Unterstlltinng hiUsbedttrftiger Familien, davon 10 Fm, anf die Geroeindeo, 16 Fkoi. an! die Departements enttallend, 8^ Hilltonen für die yennehrte Ziffer an Kapitnlanten, 1 Million ftr die Unter- lentnants der fieserve, die als Offideranwürter illr das stehende Heer, nach Ihren swd Jahren Dienshseift im HannschaftBStande als solche die Speiialscfanle TOn St. Oyr beiw. die polytechnische Sehole be- saoben (800 bexw. 400 zosammen 700, die aber doeh auch iriUirend ihrer Diensteeit im Mannschaftsstande Im Heeresetfordemis in Rech- nnng kommen mttssen, ebenso wie die Kapitulanten ftlr die Fener* wehr TOn Paris nnd die Bemontereiter). Zosammen ergeben sich 26287 600 Franken BCehrkosten. Ihnen stehen an ErspainiBsen gegen-

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I

ITmstthra. 781

Uber 48&0000 Fmoken dareb die Abkflnmiig der Obnogen der Leute des BenrlaDbtenBtandeB d. b. 2X1S Tage fUr die Reservisten, 1X7 Tage fUr die Londwebrlente, 4,8 UUlionen Ertrag der geftnderten Webrstener. Endlieb mUseen Doob abgesetst werden die Betrilge, die Gemeinden und DepartementB zn den UntentIliKnngen bilfe- bedtlrftiger Familien beizutragen haben. Fttr den Staat bUeben damit als Mebraosgaben 13785000 Franken jJUnlteh. Dabei iit die Vermehrong der RnhegehlUter, die sieb durch die Steigerang der Kapitalauten ergeben mafe, nooh nicht eingerecbnet Ww, wie dies in einzelnen deutschen Blfttteni geschehen ist, schliefsen wollte, dafs der Armeeausscbnls an eine Herabsetzong der OnrchflchnittestMrke durch die zweijährige Dienstzeit dächte, mols nach dem Berteanxscben Bericht wohl seine Ansicht ändern. Mit elf Jahrgängen Beserre ist die französische niobile Armee in erster Linie wohl etwas älter, aber dnrcli- auB nicht schwächer als die ansenge. Das darf man nicht yergessen.

Während die Schweiz unter Vermehrnng der Zahl ihrer Batterien (Vsi hntz 91 anf 72 sich entschlossen hat, die kriegsstarke Batterie ans ?ier Ge- Giiedeniiig schützen znsammenzasetzen, brachten jüngst einige deutsche Blätter der kriegs* die Nachricht dals man in Frankreich einesteils Anderangen am ^Jjjj^ Geschütz 97 bewirke, andernteils die kriegsbereite fahrende Batterie nicht mehr mit vier, sondern mit sechs solchen Geschützen in das Feld sende, FrauzösisThc Facbhlätter haben eine derartige Nachricht zwar noch nicht gebracht, das t rkl in sich von selbst, wir halten sie aber ans mehreren Gründen nicht für unwahrscheinlich. Die Ände- rungen am (losrliiit/, durften sich auf die Lalrttni hr/ieben und an- streben, diese zu erieichttMii, durch Armkr.ift Itichter beweglich und die „abattuge", Verjiiikcrung am Boden, unnötig zu machen, wm allerdings Änderungen im Aufban des Schielsgerüstes bedingt. Die Ausstattnno: der aul Kriegsstjirke gebrachten Batterien nicht mehr mit vier, sondern mit sechs Geschützen durfte, obwohl das Reglement vom 8. Juni 1903 sich anf der viergeschUtzigeu Batterie auf- baut, folgende Krwägungen zur Grund läge haben. Man hatte in Frankreich, als mau sich fttr die Zusaiuniensetzung der kriegsstarken Batterie ans vier schildgeschUtzten Schnellfeuergescbtltzen, 12 Moni- tions-, je l Vorratswagen, 1 Feldschmiede, 3 Lebensmittel-, 1 Futter- wagen entschied, damit gerechutt, die lieutc im Durchschnitt 28 be- tragende Zahl von Batterien der ^Vrmeekorps zu zwei Divisionen schon im PMeden auf 30 zu bringen, also um sieben zu vermehren. Das kriegsstarke Armeekorps hätte dann 120 Geschütze ins Feld gebracht. Mittlerweile hat sick aber ergeben, dafs man bei der kentigen Stftrke der Bekrntenjäkrgänge und namentlicb auch bei zweijähriger Dienstzeit nioht den erforderlicken

JikiklohM n? II* «MtMiM Ahm* HariaSk H«. IN. 49

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UnaoluiQ.

Ersats fttr 7X10 = 138 neue BatterieD des Friedensstandes finden ond anch von der VolksTertretang die Melirkoeten für die Veimehraog der Batteriesahl am V4 kiaim errelehen weide, je sieben flUr sofortige Verwendung in erster Linie branehbare Batterien bd der Mobilmaehnng aber kamn aafskellen kann. Mit 4 X 23 92 Geechtttien fttr das Aimeekoips, 144 dentaehen, snmal wenn anob diese Bobrrfleklanf ond Sebatssebilde anfwdsen, gegenüber m treten, bat man denn doeh woM nioht fttr sweekmilaig geludten. Vqd Einflnfr tat vieUeioht ancb die firwfigang gewesen, dafe eine Batterie zu Tier Ctesehtttsen, bei weleher ein solehes kamplnnflüiig wird, '/i ^'^'^ Gefeclitfletttrke verliert, eine Batterie «1 seebs nnter gletebeo Ver- biUtDiflsen aber nur 7f Selbetveratttndlicb wflrde man bei einer Batterie sn sechs Geschtttzen nicht mehr drei Hnnitionswagen pro Gesehttti unmittelbar bei der Batterie haben können, da man sonst Batterien za 30 Falinengen erhielte. Dabei verminderten sich die 812 Sobnis pro Gesebttts unmittelbar bei der Batterie aber auch auf 216.

Die Nachricht findet mittelbar eine Bestätigung in einer anderen, die sich aof die Gliederung der französischen Feld- artillerie in Krieg und Frieden bezieht. Ein französisches Faohblatt meldety dafs man naeb längeren Beratangeo im KriegsmiDisteriam zu dem Ergebnis gekommen sei, im Frieden beide Feldartülerie* regimenter des ans 2 Divisionen zusammengesetzten Armeekorps den Dirisionen za anteistellen. Heote ist bekanntlich das frohere Divisions- ertUlerieregiment zu 12 Batterien in 2 Halbregimenter za je 6 Batterien in 2 Abteilungen geteilt und den Divisionen auch im Frieden schon unterstellt, das Korpsartillerieregiment von meist 11 Batterien, das dem Artilleriegeneral des Armeekorps unterstellt geblieben, abgesehen von den Herbstttbungen, von der Verbindung mit der Infanterie ge- trennt, nicht dauernd in der Lage, sich mit dieser Waffe einzuleben, wie diea das innige Zusammenwirken auf den Gefechtspark verlangt Gerade mit Rttcksicht aui möglichst gleiche Unterordnungsverhältnisse im Frieden und Krieg, und auf das Einleben mit der Infanterie bat man aber in Frankreich die Zerlegung des Divisionsregiments in 2 Haibregimenter vorgenommen. Mit diesen Halbregimentem hat man nun nach vielen Kicbtongen hin wenig gute Erfahrungen gemacht ' Sie in YoUregimenter umzuwandeln, d. h. 20 nene Regimentsstibe za sebaffen, hält der Kriegsminister ans Rttcksicht auf die Mehrkosten Air untunlich, noch weniger ist eine Vermehrung der Zahl der Batterien auf 30 zu 4 Geschützen flJr das Armeekorps, Gliederung in 4 Regimenter pro Korps, also Schaffung von 20 neuen Brigade- und 40 neuen Begimentsstäben zulttssig. Die Unterstellung ontei

UmMhao.

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die Divisinnen im Frieden will man aber auch nicht aufgeben, viel- mehr aui das hishprifro Knrp?nrtillerieregiraent ausdehnen. Die Ent- scheidung' ist d iht r, nach dtMn franzf)sisehen Fachbiatt, dahin gefallen, jeder Division ein Kegiment schon ita Frieden zu Uberweisen. Bei der Mobilmachung soll jedes der beiden Regimenter mit Stab und 8 Battt rit n bei seiner Divisinn bleiben, für das bei der Mohümachnn^ erst zusanioienzustcllendc Korpsregiment zu 7 8 Batteritn aber 1 2 Abteiliiii^'eii aljizcheij. Dem Nachteil der Bildung des Kurps- regiroents erst bt i der Mobilmachung .stehen zweifellos Vorteile gegen- tlber, näiiiiich i. dal's man auch die bisherige Korpsartillerie dauernd mit der Infanterie in denselben \ t rband. also in dauernde Verbiutiung, bringt, 2. dafs die Divisionsartiilerie im Kriege stärker. 3. die Korps- artillerie handÜL'her wird. War ein Korpsregiment zu 11 l'>atterien bisher za 4 Geschützen im Kriege mit 44 Geschützen ein immer noch übersehbarer Körper, so wird diese Ubersicht bei 11 Batterien zu 6, zusammen 60 Geschützen, ausgeschlossen. Ein Korpsregiment zu 7 X ^> = 42 oder 8 X 6 = 48 Geschützen kann noch übersehen werden. Die Divisionsartillerie wächst zu 8 X 6 = 48 Geschtltzen für jede Division aus, was ia Frankreich uiU Kücksicbt auf die Aus- stattung der deutschen, ja bald auch RohrrUcklaufgeschütze führen- den Divisionen and anf die in Frankreich beliebte „Ökonomie der Krftfte" als wünschenswert bezeiebnet wird.

Ein jtlDgst bekannt gewordenes Rnndscbreiben des Kriegs- Befugnisver. ministers bringt eine weitere Verteilung der Befugnis der höheren ^ü^'^Ä-

Befehlshaberstellen. Eine zu starke Beschränkung der Befugnisse auf die kommandierenden Generale schädigt, nach dem Rundschreiben, die rasche Erledigung schwebender Fragen, zuweilen werden auch Entscheidungen erfolgen müssen, ohne Beangenscheinigung der ört- lichen Verhältnissp. Das Ansehen der Divisions- und l'ri^^ide- kommandeure kann Schädigungen erleiden. Die kommandierenden Generale sollen daher den unterstellten Generalen soviel (von Ge- richtsbefugnissen abjL^est iien) von den ihnen bis jetzt allein zustehen- den Befugnissen übertragen kimnen, als es dienstlich wünschenswert erseheint, siie können sie auch mit Besichtigung bestimmter Dienst- zweige beaoftragen und ergibt sich dazu der Kreis von seltjst, indem man gesetzlich den Korpsbereicb in „Sabdivisionen" geteilt hat, deren Zahl deijenigen der Inlanterieregimenter entspricht, ftlr die Dinsion 4, Brigade 2 usw.

Ein ErUtfo rom 22. April errichtet eine neae Saharakomp agnic Sahara in Beni-Abbei und zwar mit Hilfe von Eingeborenea, die zum Teil^o°»P««^®*» auf Pfeiden, loin Teil auf fieitkameeleD beritten gemacht werden,

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Utantor.

zum Teil auch zur Bedieuuug der üeschtttee bestimmt sind, welebe die Kompagnie erhält. Hilitlirätzte. Präsident Lonbet hat nnterm 15. April das Ton Senat and Kammer genehmigte Gesetz in Kraft gesetzt, nach welchem die Armee in Zukunft 3 Generalstabsär/tf». 14 Gtiieralär/.te 1., 42 11. Klasse, 60 GenerHlobprärzte, 540 OlM rstabs-, 510 Stabsärzte, 400 Ober-, 100 Assistcuzärate, zusaniinen 1475 Arzte zählen soll. Marine. Am 30. April ist in Brest das Lioieoscbiff „Dömocratie'' vom

ätapel gelaufen. 18

Literatur.

I. Bücher.

Die Ansbildattg der InftmCerie. Zweiter Teil: Die FruhJahnperiode.

Zeitgemärse Erörterungen gemftfe den Anforderungen des beutigen Gefechts und den Veränderungen im sozialen Leben. Preih. von MeorRcheidt-HüUessom . General der Infanterie a. D, Berlin 1904. K. S. MiUlor <t Sohn. Di'i' vorliefjende zw cito Teil soll auf der im ersten für die Einzelausbildung der Rekruten und für den Dienst der alten Mann- schaften im Winter geschalienon Grundlage die kriegsgemäfse Aus- bildung der Kompagnie und des Bataillons fördern. Dabei wird der Nachweis beabsichtigt, dafs mit einer solchen Ausbildung die Parade sehr wohl vereinbar, ohne dafs fQr Paradezwecke eine besondere Schulung erforderiich sei.

Wir wollen zunächst betonen, dafs es sich nicht nur um die Prübjahrspcriode. wie dies der Titel angibt, handelt, sondern um die ganze Zrii von Einstellung der Kokruten in die Kompagnie bis zu den Herbstübungen. Mancherlei gehört auch l)ereiis, wie Verfasser dies selbst zugesteht, in den dritten Teil, was bchon im zweiten Er- wähnung fand, wie z. B. das Biwak. Wiederum andere Abschnitte, wie Offizier- und Unterofflsier-Pelddienstflbungen, beziehen sich auf das ganze Jahr. Immerhin ist es von Interesse, auch liierflber wie im besonderen Uber Besichtungen ein kompetentee Urteil zu hören.

Wir möchten vor\vc<r bemerken, dafs wir in diesem Teil aufoer> ordentlich viel geAinden haben, was selbst Hlr dei^enigen mustergültig

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Litomur.

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sein wird, der noch auf dem bisherigen Standpunkte steht, dafs fUr Paradeswecke eine besondere Scbiiluiig erforderlich sei.

Im Grunde steht ja auch der Verfasser auf dem altpreu&iseheu Standpunkte, dafs ein gewisser Grad von Paradedrill neben dem kriegs- mafsigen erhalten bleiben mfisse. Wir meinen nur, dafs er doch darin vielleicht ein weni^? zu weit geht, wenn er z. B. sagt:

^Die Kompagnie, die in allen ihren Gliedern nach diesen (nämlich den von ihm aufgestellten Grundsät7en) ausgebildet ist deren Parademarsch mag ausfallen wie er will steht auf der Höhe der äiLuaüun etc., vermutlich wird sie aber auch im Parademarsch nicht versagen.'* Wir glauben nicht» dafs ohne fortgesetzte Übung, die doch ffir jede Fertigkeit erforderttch ist, der Parademarsch cur Allerhöclisten Zufriedenheit ausfallen kann, und dafs es nicht gleichgOltig ist, wie er ausfällt.

Aber auch wir stimmen der Ansicht voll und ganz zu. dafs Parade- zwecke nicht die fillein wichtigen der Ausbildung sind; vielmehr gilt die Hauptarbeit denjenigen Dingen in erster Linie, die wir für den Ernstfall brauchen.

Beides ist sehr wohl zu vereinigen. Wir meinen darum, jede Gefechtsübung sollte stets, nicht wie der Verlksser sagt „atlenfalls" mit einem Parademarsche enden, der sich, und sei es in der Marsch- formation in jedem Gelände ausführen läCsi und dazu geeignet ist, die Truppe sum Sohlufs eines solchen Gefechts wieder in Haltung zu bringen.

Wir stimn:''n dem zu. dafs „Richtung nach Points, Reilienmarsch, AI tu i ( lit 11 des Zuges im Tritt und Kompagniekarree entbehrlich sind und duls der Hauptwert auf die Geschlossenheit und Beweglichkeit der Kompagnie in den Formationen zu legen ist, die wir im Gefecht brauchen.

Beim Bataillon verlangt Verfasser, dafs es ,in der Hauptsache nicht mehr exerziert, sondern geübt werde.* Solange wir das jetzt gültige Exerzierreglement besitzen, werden wir wohl auch das Bataillon exer- zieren müssen ; zugegeben sei aber auch hier, dafo es zweifellos fehler-

haH ist, hierin zu viel zu verlangen.

Bevor der .Vbschnitt der eigentlichen Fruhjahrsperiode seinen Ab- schlufs findet, befürwortet Verfasser eine Erhohingszeit der Mannschaft. „Der Mittwochnachmittag mufs der MannschalL grundsüLzlich frei- gegeben werden.** Abgesehen davon, daÜs solche Pordemng sich praktisch als undurchführbar erweist, sind wir gegen solches „Frei- geben** überhaupt. Als Belohnung nach besonders guter Besichtigung gebe man den Leuten einen Nachmittag ganz frei, sonst nicht.

Im „Sommerdienst" finden wir den Wunsch ausgesprochen, das Gruppenschliefsen der alten Mannschaften in die Winterperiode zu verlegen. I>em steht durch die Schiefsvorschrift nichts im Wege; praktisch hallen wir diese Mafsregel nicht, denn die Leute werden

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Literatur.

dann bis sum Zugsohiefsen im Sommer auf dem Obungsplatse Ober- haupt nicht mehr im Abtoilungsachielaen geübt Wir halten es auch nicht für gutk einen Rekrutonzug sum Schiefsen zu formieren; in dieser Periode mflssen beide Jahrgfinge auch in diesem Dienstzweige

bereits eng mit einander verschmolzen sein.

Im Pclddicnst ist von dem „Pikett" die Rede, dieser Ausdruck ist in der F.-O. durch „Vorpostenkompagnie etc.'* ersetzt Audi kennt die P.-O. nur Infanterifpatrouiiien über die Postenkette und solche innerhalb derselben; die früher gebräuchlichen Bezeichnungen: Schleich-Visitierpatrouillen und PaU^uillen zu den Nebenfeldwachen sind danach in Wegfall gekommen.

Verfitsser hfilt die Berichte Aber OfBzierQbungen innerhalb dee Begimenta fQr entbehrlich. Wir mochten glauben, dafs die Anlage der Übung einer Besprechung, mündlich oder schriftlich gleichviel, zu unterziehen sein wird; es bedarf dazu eines Berichtes nicht. Wohl aber sollte nach jeder Übung ein Gefechtsbericht erfni dort werden, wio soirbp P.-O. 74 näher erklärt; sie werden im Ernstfalle von höciisieiii Nutzen sein, bedürfen also auch im Frieden .stetiger Übung.

Den Wunsch des Verlassers, Besichugungen sollten ein für alle Mal in den Ezerziergarnituren stattfinden, können wir nur auf solche im Qelftnde besohrinicen. Ein Besiohtigungstag im formalen Bzer- zieren soU auch eine Prüfung dafQr sein, in welcher Weise der Soldat dch auch in seinem Äufseren zeigt; auch wird solcher Tag, an dem ein jeder sein Bestes tut, um zulHedenzustellen, nicht dadurch gehoben, dafs die Leute in ihren Alltagsgarnituren erscheinen.

Wenn wir vorstehend einige Punkte anführten, in denen wir nicht mit dem Verfasser übereinstimmen, so sei doch nochmals betont, dafs wir gerade diesem zweiten Teile der Arbeit besonderen Wert beimessen.

Zweifellos wird sie .dazu beitragen, die Ausbildung unserer stolzen Waffe auf die höchste Stufe kriegerischen Wertes su stellen". 68.

Sammlung praktischer Winke für den Infantericschiersletarer von

Meyer, Hauptmann und Kompagniechof im 11. Königlich Sächsischen Infanterieregiment No. 139. Berlin 1901. Yossische Buchhandlung. Mk. 1,60.

Es ist immer erfireulich. eine Stimme zu hören, die eine echt infanteristische Meinung verlriLu HaupLuiann Meyer spricht sich ent- schieden fttr die Pflege des Genausohusees aus. Das ist ein Seichen sehfltzenmftlsigen Denkens. Ballistiker, in denen das Gefühl fflr das praktische Schiefsen vielleicht nicht immer sehr lebendig ist^ legen allerdings der Präzision des Schusses eine nur „erzieherische" Be- deutung bei. Sie versuchen, für ihre Ansicht rechnerische Nachweise zu erbringen. Dabei lassen sie jedoch wichtige Faktoren, die sich raathematischer Passung entziehen, aufser Betracht, so dafs ihre Hewois- führungen und SchluTslolgerungen nicht selten lückenhaft und teilweise

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Literatur.

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laiäch sind. Hauptmann Meyer iührt aus, dals dem Genauschufs ein sehr realer Kampf wert zukommt. Er hat Recht Abgesehen von den Erwägungen, die er anstellt: eine tfiehtige Infonterie eikfimpft die Bntseheidang des Schlaebttages auf den Nahentfemungen. Je nfther aber sie dem Gegner kommt, desto bedeutungsvoller wird treflklcheres Schiefsen des Einzelnen. Die englischen OfBsiere brachten, um nicht ein sicheres Opfer der burischen Qesehosse tu werden, ihre Grad- abzeichen rückwärts an den Uniformen an; von vorne, dem Foinde zu, unterschieden sie sich in nichts von den übrigen Scliiitzon. Schon im Jahre 1870 drängte sich mir die Tatsache auf: dafs gerade in den schwierigsten und entscheidenden Momenten des Kampfes der „vor- zügiiche" Schütze mehr giit, als der nur „mittlere". Ja, sclion bei Jena hatten die prenfsischen Offiziere durch die SteinschloJsgewehre der französischen Tirailleure schwer zu leiden.

Hauptmann Meyer zieht die Konsequenzen aus der WertscbStzung des Qenauschusses: er ist, zumal im Hinblick auf unsere Ausbildungs- verhiltnisse, für ein grundsätzlich ruhiges Tempo des Schiefsens und ist, wie es scheint, kein Freund des Drills. Sein Büchlein verfolgt den besonderen Zweck, ..für die Schiefsausbildung eine Anzahl viel- leiciu nocii nicht allerwärts bekannter Kunstgriffe zur Kenntnis eines gröfseren interessenkreises zu bringen." „Er will dem Schüler das Schiefsen durch möglichste Abwechslung und Anschaulichkeit so nahe wie möglich bringen, um in ihm Liebe zur Sache zu wecken und zu erhalten."

Zu diesem Behufe klirt Heyer den Mann Uber den Zweck der Anordnungen der SchiefsvorsehHft auf und verwendet eine grSlsere

Anzahl von Geräten nach seiner Konstruktion, die die Unterweisung im Zielen, im Abtommen usw. erleichtem und befestigen sollen. Er spricht in seiner Schrift auch über den Munitionshaushalt, bringt Übungen zur writoren Ausbildung in VorschlaL' vnd behandelt endlich noch die wichiigt- Kunst des Entfernungsschätzens.

Das vorliegende Büchlein wird vielen eine dankenswerte Hilfe in dem so schwierigen Schiefsunterricht sein und darf dem näheren «Interessenkrelse" aul das beste empfohlen werden.

Reisner von Uchtenstem.

EliifGhrung in die HilitürstrallKeriehtsofdBUg. Handbuch fflr

Offiziere. Militärjustizbeamte. Verteidiger etc. von Professor Dr. Julius Weiffen bach, Senatspräsident beim Reich-^miÜtärfrericht, Berlin 1904, E. S. Mittler k Sohn, ist nunmehr in dritter er- weiterter Auflage erschienen.

Das in der I'raxis bereits riihinlich bekannte iiuch bietet eine systematische Darstellung d<'s liilialts der MilitärstratVerichtsordnung mit Beifügung der Ausführungsbesimiuiungen für Heer und Marine, der Begründung des Entwurfs des Gesetzes, der Reichstagskommissions- beschlösse, des Reichsmilitäigesetzes, der Heer- und Wehrordnung,

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JMmtar.

sowie des Reiehsbeamten- und RichterdiszipliDSfgeeetees. Ohne kom- mentatorische Weitläufigkeit sind bei den einzelnen Bestimmungen der

Militilrstrafgerichtsordnung kurz© Erläuterungen und Bemerkungen an- geffigt, welche Hinweise teils auf die entsprechenden Vorschriften der bürgerlichen Strafprozefsordnung, teils auf die Rechtsprechung dm Reichsniilitärgerichts und Reichsgerichts enthalten und zur Behebung von Zweifeln und zur praktischen Handhabung sehr dienlich erscheinen. Diesem Zwecke entspricht auch die Beifügung einer Zusammenstellung der Rechtsprechung des ReichsmÜitärgeriehts und der neueren be- merkenswerten Entscheidungen des Reiehsgeriohts als Anbang zu dem Buche.

Berficksichtigung hierbei haben gefunden die vier BSnde der Ent- scheidungen des Reichsmilitärgerichts, die fünf Prfifungsergebnisse dieses Gerichts und Ji6 Bände der Entscheidungen des Reichsgericht?. Ein sehr genau und umfassend bearbeitetes Sachregister dient einer raschen Aufßndnnp der einzelnen Bestimmungen

Das Buch kann somit als ein praktisches und zuverlässiges HiUs- mittel zum Studium und bei Handhabung des Gesetzes bestens em- pfohlen werden. End res.

Hilitiriaeh-poUtiBelie Gesohiehte des Befrelugskrleges im lahrs 181t. Von Prhr. d. Osten-Sscken und v. Rhein. Band IIa. Der Prtthjahrsfeldsug, Orofs-Qftrsohen. Vossisehe Buch>

handlung. 1904.

Ein Werk des Herrn Oberstleutnants Frhr. v. d. Osten begrülse ich st«'ts mit CTnfstor Freude, ist der Herr Verfasser doch tür die Zeit des Heireiungski ieges eme anerkannt erstklassige Autorität. Es dürfte \vi 11 wenitre deutsche Offiziere geben, die dem Hen-n v. d. Osten den Ruhm bUciLig machen kunalen, am tiefsten in die inneren \ erhal missen der napeleonisehen Armee jener Zeiten eingedrungen zu sein.

Zahlen sind den bei weitem meisten Menschen ein noH me tangere^ sie schrecken vor ihnen zurück, wie der harmlose Wanderer vor einer Giftschlange. Herr v. d. Osten beherrscht das weite Gebiet der Statistik in vollendeter Weise, spielend findet er sich darin znrecht, spielend bringt er dem Leser klare und richtige Bilder, und nur der Kenner weifs. welche riesenhafte Arbeit vorausprepangen sein mnls. um das gewaltige Material der Zahlen in so meisterhafter Form dem Leser darbieten zu können.

In der Tat, Herr v. d. Osten versteht zu arbeiten, ihm ist die Arbeit ein Genufs, wie allen fleifsigen Männern. Dafs es ihm leicht wird, unter solchen Umständen seinen Lesern einen grofsen Qenufs su Ye^ schaffen, ergibt sich ganz von selbst. Schade nur, dab die VerlagB» buchliandlung den Druck der erläuternden Pufsnoten so entsetilich klein und für die Augen so anstrengend gestaltet hat Könnte in Zukunft hier nicht gröfsere Rücksicht auf die Selikraft der Leser vo^ walten?

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LiMtnr.

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Band IIa hat folgenden Inhalt: Erstes Buch: Einleitung.

Zweites Buch : Die Ereignisse an der unteren Elbe

Drittes Buch: Möckern.

Viertes Buch: Wittgenstein und der Vizekönig in der Zeit vom 6. bi8 26, April.

Fünftes Buch: Blücher und die liauptarniee in der Zeit vom 6. bis 2b. April

Sechstes Buch: Die IransQsisohe Hauptannee in der Zelt bis zum 35. April.

Siebentes Buch: Das Vordringen der Franzosen Aber die Saale.

Achtes Buch: Grofs-Görschen.

Neuntes Buch: Der Rückzug: der Verbündeten hinter die Elbe.

Auf den Inhalt des Werkes näher einzugehen würdp falscli sein, man mufs es eben selbst lesen. Ganz besonders warm empföhle ich das achte Kapitel, in dem Herr v. d. Osten zeigt, dafs er die Taktik ebenso beherrscht, wie die Statistik. Gute Pläne und klare Skizzen erieichtem wesentlich das Verständnis. Ich wfinsche den weiteren Fortschreiten des verdienstvollen Werkes den Erfolg, den es verdient, er wird und kann nicht ausbleiben.

Hermann Kunz.

moht Rede aber Fehde wider die ^ozialdenokrmtle. Von A.

V. Boß'uslawski, Berlin. Hermann Walther.

In seiner bekannten frischen und schlagkräftigen Redeweise be- trachtet der vielbewährte Verfasser die innerpolitische Lage und die Zustande, wie sie sich durch den Terrorismus der Sozialdemokratie entwickelt haben, und beiürwortet die Notwendigkeit, den Kampf gegen sie mit Taten, nicht blofs mit Worten zu fahren.

Dem Verfasser auf das politische Oebiet zu folgen ist nicht die Aufgabe einer milit&rischen Zeitschrift. Daher zunftchst nur einige Bemerkungen zu dem Kapitel: „Vom Heere." Da wird am Eingang die Frage gestellt: „Ist unser Heer noch des grofsen Kaisers Heer, noch das Heer von 1866 und 1870/71?** Die Antwort, die der Herr Verfasser in seinen darauf folgenden Ausführungen gibt, ist kein un- bedingtes Ja, noch weniger aber ein pessimistisches Nein. Die Gefahr, dafs es abwärts gehen kann mit dem Geist des Heeres, ist vorhanden; aber noch ist es Zeit, dieser Gefahr zu begegnen vldeant consules! Ernste Qef)Bihren bringt die Unterwühiung des Heeres durch die Sozialdemokratie, ernste Oefkhren die übelwollende und mafslose Kritik von unliebsamen Vorgängen im Heere, wozu sich noch die bösen Tendenzromane und die fast noch schlimmeren Bühnenstücke ä la „Zapfenstreich** gesellen. Was der Verfasser tiber die PSlle Mörciungen, Marten, Hüssener, Breidenbach usw. sagt, kann man fast ausnahmslos unterschreiben. Dafs der Hilsu-Roman ein Pamphlet ist, hat neuerdings sogar ein recht verslündigcr Artikel in der sonst sehr chauvinistischen „FVance militaire** ausgesprochen.

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litanter.

Wenn wir dem Herrn Verfasser fast überall beisiimmeo, ^ mvkhieD wir unsererseits noch besoodeis betonen, dele onsar dentselies OlBte«- korpe angenehte der von General ▼<« Boguelawsld so eingehend und drastisch geschilderten Zustande die Anfgnbe hnt, nnch seinerseits im Kampf gegen den Umsturz mitzuarbeiten, nicht im öffentliclien Leben, nicht in der Presse, wohl aber bei der jetzt um so viel sohwenr und wichtiger gewordenen Ersiehung des SoldateD.

0. P V S

Kriegfiihninjr lieprweseu und yateriändi>t hn Kriegsgeschichte Zehn Vortrage, gehalten in d^n Räumen der Gehe-St-ftung auf Veranlassung der wissenschaftlichon Leitung derselben von Moritz Exner, Oberstleutnant z. D. und Vorstand des Kriegs- ArchiTs. Mit 6 lithographischen Karten. Auf vielseitigen Wnnseh dem Druck Qbergeben. Der Reinertrag kommt Invaliden und Peldsngsteilnehmem sngute. Dreaden-N^ C. Heinrich. IMS. TMe Vorträge wurden vor einem gebildeten Publiiram der sSchsi* sehen Hauptstadt gehalten. FVei von Partikularismus und voller Sym- pathie für das neue deutsche Reich und seine Streitmacht wenden sie sich doch zunächst an die Bewohner des Königreichs Sachsen.

Die ersten fünf Vorträge, welche über die Bedeutung der nationalen Wehrkralt, die Entwickelung des deutschen Heerwesens von 1822 bis jetzt, über Ausbildung and Kriegführung, über materielle Kriegsmittel, endlich Aber des fransSeisehe und über das russische Heer orientierende Überaichten und Mitteilungen bringen» sagen swar dem militirischen Leser wenig Neues, sind jedoch wohl geeignet» diejenigen Leser in belehren und aufzuklären, die gern über militärische Dinge mitreden, obschon ihre I Vteile nach Bismarcks Ausdruck «durch keine Spur von Sachkenntnis getrübt" sind.

Die zweite Hälfte der Vorträge ist ausKchliofslich dem sächsischen Heer gewidmet und dürfte für alle Kameraden der deutschen Armee interessant sein. So der Vortrag über die Entwicklung des sächsischen Heerwesens von seinem Ureprung bis sur Gegenwart, die Danteilung der Feldsflge seit 1683 bis 1815. Sehr kurs susammengefalst Ist die BrzShlung der Ereignisse von 1849 und 1866, etwas ausfOhriicher die Anteilnahme des sächsischen Heeres am Kriege gegen Frankreich 1870/71 geschildert.

Bei der Darstellung der Dresdener Maikfimpfp 1849 hätte wohl dem heldenmütigen und besondei"s erfolgreichen Kingreifen des Füsilitirbataillonä Alexander eine eingehendere und anerkennen- dere Würdigung zuteil werden können.

Die den Peldsugschilderungen beigegobenen Kartensidssen voran* schaulichen durch graphische Darstellung die Bewegungen der sachsischen Heeresteile.

Die Vorträge des klarblickenden und wohl unterrichteten sSchsischen Offiziers sind ansprechend und lesenswert.

G. P. V. S.

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Utontur.

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Der Küsteiikric^, Von Sigmund M ieü chhofer, Hauptmann im k. und k. Festungs-Artillerie-Regimönt Nr. 4. Mit 25 Textabbildungen und 1 Ökizze als Beilag^e. Wien, Seidel & Öohn. 1903. Preis 6 Mk.

Der Verfasser hat in vorliegendem Buche seine bekannten Slteren Arbeiten einheitlich susammengefafsi and damit das erste «isammen- hängende Werk deutscher Sprache Aber KQstenbefestigung geschaffen.

Bs wird deshalb überall willkommen geheifsen werden. Er bespricht im ersten Teil Angriff und Verteidigung eines Kriegshafens, im zweiten Landungen und deren Abwehr in allgemein verständlicher und das Ubermafs technischer Einzelheiten vermeidender Weise.

Aus dem reichen Inhalt will ich wenige l^uukie herausgreifen, weiche einigen Zusammenhang haben mit Fragen, die neuerdings in diesen Blfittem angeschnitten wurden. Der Ldwenanteil bei der Ver- teidigung eines Kriegshafens (Sllt der AftUlerie zu» da der Nachdruck noch melir als bei der Verteidigung einer Festung darauf zu legen ist, den Gegner, d. h. die feindliche Flotte in möglichster Perne zu halten, und da seine Ofiensivmafsregein, wie die Erkundungen und Versuche zum Abräumen der Hindernisse auch hauptsächlich durch Artilleriefeuer zu bekämpfen sind. l>pm Puell, dafs der Angreifer durch den Beginn einer Beschiefsung der Kusienwerke anbietet, mufs von diesen jeden- foila angenommen werden, und dies ist ein wesentlicher Unterschied gegenflber dem Festungskrieg, wo der Verteidiger unter Umständen vorteilhaft seine Geschtttze nicht demaskiert, sondern unberührt für ein spftteres Stadium aul^art Bs mufs angenommen und durch- gefochten werden, denn es soll dem Angreifer dazu dienen, die Stellung des Verteidigers sturmreif zu machen, und die Organe, welche den Sturm, d. h. die Forcierung der Einfahrt ausführen, sind dieselben, weiche auch die Beschiefsung beginnen, diu gepanzerten Schitte : deren möglichst viele noch vor dem drohenden NahangrifT unschiidlich zu machen, ist also das Interesse des Verteidigers, und dies ist nur durch einen erfolgreich durchgeluhrten Geschützkampf zu erreichen. «Diese Aufgabe erfordert die Ausübung einer mächtigen Wirkung** sagt Mielichhofer. „Die Wirkung ist nun ein Resultat der Bnergie des einzelnen Projektils und der Masse der Geschosse, welche das Ziel treffen, und nachdem bei einer nach Anzahl und Kaliber bestimmten Armierung die Energie eine feststehende Oröfse ist, so könnte nur die Masse eine Steiperunc: erfahren. Diese kann jedoch nur durch die Vergröi°seruug der Feuerschneliigkeit gesteigert werden, und daraus ergibt sich die Forderung, dafs in diesen Momenten des ivampfüs bei allen Hauptgeschützen die gröüstmögUche Feuerschnei lig- v keit angewendet werden mufs.**

Ans dieser starken Aetonung der Feuergeschwindigkeit ist un- mittelbar zu folgern, dafs nach PeststeUung der GeschQtzarten und ihrer Kaliber ihre Laffetierung und Aufstellungsart von der gröfsten Wichtig- keit ist Da nun die Aufstellung in Panzertürmen schon an und für

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Literatur.

sich eine gröfsere Feuergeschwindigkeit gestattet, der für Bedienung und MuTiitionsversorgung gewährte Schutz aber auch die Gewähr da- für übern Hl Jini, daXs ihre vollständige Ausnutzung nicht gestört werden kann, so Hegt der Vorteil der Panzerung für die KflstangeschütEe auf der Hand. Mielichhofer will deshalb alle acliweren Oeschütze, wenn die Batterien niedriger aJa 60 m Uber dem Meerosflpiegel liegen, panaern. Die gegen ungepanserte oder schwaohgepanserte gröfsere Schiffe wir- kenden mittleren Kalibers will er flberliaapt niohi höher als 20 m über Wasser stellen und immer panzern; die gegen kleine Fahrzeuge wirkenden 5—7 cm Schnellfeuerkanonen sollen in Einzelpanzern tief am Strande stehen. Es bleiben danaeh nur die in gröfserer Höhe ihren Standort findenden schweren Kanonen und die Steil feuergeschütze für die Aufstellung: in offenen Batterien übrig. Dies ist dasselbe Er- gebnis, zu dem ich in meinem Aufsatz ^Der heutige Standpunkt der Panserbefeetigung" gekommen bin.

Des Weiteren verlangt die Sicherstellung dm- gröfetmögjichen Feuergeschwindigkeit so zahlreiche Krttfte, dafs durch hinreichende Ablösungen einer Überanstrengung vorgebeugt wird, woraus <Ue Not> wendigkeit folgt, für die Geschütze der offenen Batterien ebensogut als für die der Panzortürme dreifache Ablösung in Rechnung zu stellen, und dies umsomehr, als sie durch das feindliche Feuer viel mehr Ab- gänge haben werden. Da nun, wie ich nachgewiesen habe, die ge- panzerten Geschütze des erleichterten Munitionsersatzes wegen weniger Bedienungsmannschailen brauchen, als die der offenen Batterien, er- fordern letztere eine stärkere Artillerietruppe, und wenn man in Er- wägung zieht, dafs diese nicht wie bd der Armee ftlr Zwecke der Festungen erst im MobÜmaehungsfalle auf die erforderliche StMe gebracht werden, sondern nach Möglichkeit im Fdeden schon bereit gehalten werden mtifs (vergl. S. 251). um ebenso rechtseitig zur Ab- wehr bereit zu sein, als die feindliche Flotte aufzutreten vermag, so kann man sich der Ansicht nicht verschliefsen. dals die Ersparnis an Truppen die Mehrkosten der Geschützpanzer wohl aufwiegen möchte. Krlbrdern doch sechs cm Kanonen in oflener Batterie bei dreilacher Ablösung 252 Mann, dagegen vier derartige Rohre in Panzern nur 108 2dann Bedienung, und letztere vermögen in der Minute 32, jene sechs nur 80 Schüfe abzugeben.

Bei Betrachtung der einzelnen Angriffsarten und Aktionen kommt der Verfasser su dem Ergebnis, dafs alle Fortschritte, welche in maritimer und artilleristischer Beziehung in jüngster Zeit gemaclit worden sind, weit mehr dem Verteidiger als dem Angreifer zum \ot- teil crereichen, dafs die Angriffsmittel hinter den Mitteln der Verteldi- iriiiiL'- zuriickfjeblieben sind, und dafs deshalb Unternehmungen gejren i\ustenbefei»tigungen nicht von der Flotte allein durchzuführen, sondern durch einen Angriff von der Landseite, also durch Landungen zn unterstützen sind, dafs sogar in den meisten Fallen der Angntl zu Lande die Haupt-, jener zur See die Nebenaktion sein wird. Freilieh

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Literatur.

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setzt er hierbei vollkommen modern erbaute und ebenso eingerichtete KriegBfaifen voraus, und die in dieser Beziehung von ihm gestellten Aniorderungen möchten doch in recht vielen Fällen auch nicht an- nfthemd erfüllt sein. Das Buch ist deshalb geeignet, zu einer ernst- haften Prüfung unserer Küstenbefestigungen anzuregen. Sein Studium kann auch den Offizieren der Armee nur dringend empfohlen werden.

Frobenius.

Ueneral GoTone, Die italieuiscli-prcursischen Kezieliungen und die Schlackt bei Custoza 1SG6. Aus dL-m Italienischen von V. Bruchhausen, Major a. D., Berlin 1904, Vossische Buch- handlung.

Die vorliegende Übersetzung bringt einen Auszug aus dem in Turin bei Pres. Casanova erschienenen Werk: „Ii generale Giuseppe Qovone", welches der Sohn des Generals aus dessen Nachlafs an Auf- zeichnungen, Tagebüchern, Briefen, Berichten und Arbeiten zusammen- gestellt hat. Das Hauptinteresse verdienen die amtlichen Berichte, welche als Anlage beigefügt sind.

Aus der Einleitung ersehen \\'n\ dafs Gnvone einer alten Adels- familie entstammte, frühzeitier in den (leneraislab kam, die Kriege 1849, 1859 und 1866 in llulien, 1853—1855 in der Krim mit Au.s- zeichnung mitmachte, besonders als Kommandeur der 9. Division bei Custoza die völlige Niederlage der italienischen Armee verhinderte und dafs er mehrfach in diplomatischen Missionen Verwendung fand. 1867 wird er Chef des Generalstabes der Armee, 1869 Kriegsminister. 1872 starb er, erst 46 jährig.

Bei uns ist Govone durch seine Sendung nach Berlin im Frühjahr 1866 zum Abschlufs des italienisch-preufsischen Bündnisses besonders bekannt; deshalb ist auch der auf diese Zeit bp/ily:liche Teil des vor- liegenden Werkes für weitere Kreise besonders interessant.

Wir entnehmen demselben die immerhin auflallende Tatsache, dafs das tiefM:ehendste Mifstrauen die damaligen mafsgebenden italienischen Kreise, besonders La Marmora, den Gesandten am Berliner Hof Graf Barrai und Govone gegen Bismarck und seine Politik er- fflUten. Idan fürchtete, dafs das italienisch-preufsische Bündnis nur dasu dienen sollte, Österreich einsuschflchtem, ohne dafo Preufsen selbst zum Kriege zu schreiten gedächte, in den es Italien hinein- drangen wollte.

Und doch hatte Bismarck gleich bei seiner ersten Unterredung mit Govone mit einer erstaunlichen Offenheit die Ziele und Wege seiner Politik, sowie die Schwierigkeiten, welche sich ihm entgegen- stellten, klargestellt. Nach seiner Heimkehr sciirieb Govone denn auch „ich mufs anerkennen, dafs Herr v. Bismarck immer den Weg gewandelt ist. den er mir am ersten Tag bezeichnet hat".

Nach Bismarck hat dem italienischen General am meisten Moltke durch seine eiserne Ruhe und Siegeszuversicht imponiert. Govonee lebhafte Vorstellungen, welche Oefohren die beabsichtigte Zweiteilung

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Literatur.

der preufsischen Armee berge, machen auf Moltke gar keinen Eindruck. Er ist sicher, die gesamte eng geschlossene österreichische Armee zu schlagen, auch wenn die preufsischen Kräfte nicht sämtlich zur Stelle sein sollten, damit fiele ganz Deutschland und Prankreich würde nachher erledigt.

Erst nach Königgrätz kommt Govone darauf, dafs man die Vor- teile des mit dem Frontalangriff zu verbindenden überraschenden Flankenangriffs wieder in Erwägung ziehen müsse „nachdem man das in den Kriegen des Kaiserreichs nur allzusehr vergessen habe!**

Bezüglich des Feldzugs 1 866 in Italien sollte er mit seiner Warnung vor der Zweiteilung der Armee Recht behalten. Es fehlte eben hier an der Meisterhand der Leitung. Im übrigen befürwortete er mit Heftigkeit den nicht zur Ausführung gekommenen, etwas abenteuer« liehen Plan, mehrere Divisionen zur See, ohne deren Herr zu sein, nach Triest zu werfen.

Ende Juli 1866, noch vor der Seeschlacht bei Lissa, wurde Govone ins preufsische Hauptquartier nach Nikolsburg entsendet, um für Fort- setzung des Krieges zu wirken.

Tief empfand er hier denWechsel, den wenige Wochen hervorgebracht hatten. Jetzt stand er nicht mehr dem ein Bündnis Nachsuchenden, sondern dem glänzenden Sieger gegenüber, der mit Geringschätzung auf den Verbündeten herabsah, welcher geschlagen und dann ganz untätig geblieben war. Das Mifstrauen, welches Govone im Frühjahr gegen Preufsen gehegt hatte, fand er jetzt Preufsischerseits gegen Italien gekehrt, von dem man beim evtl. Krieg gegen Prankreich nichts mehr als eine „wohlwollende Neutralität und eine Österreich beun- ruhigende Haltung" verlangte.

Das Buch enthält eine Menge interessanter Mitteilungen und wertvoller Beiträge zur Geschichte und kann nur sehr empfohlen werden. v. Twardowski.

Studien über den Krieg von J. v. Verdy du Vernois, General der Infanterie, 3. Teil, Strategie, Heft, Operationsbasis, Berlin 1904, E. S. Mittler & Sohn.

Im vorliegenden Heft untersucht General v. Verdy zunächst, was man unter Operationsbasis zu verstehen habe und zeigt am Beispiel von Clausewitz und von Moltke, welchen verschiedenen Auslegungen dieses Wort unterworfen sein kann. Er will danach eine „allgemeine" und eine „operative oder Operationsbasis" unterscheiden. Erstere soll nur die, ich möchte sagen, administrative Seite umfassen, letztere wie es das Wort sagt, die operative. Erstere würde also nach unserer Organisation in das Gebiet des Kriegsministeriums, letztere in das des Generalstabs fallen.

Unter „allgemeiner" Basis soll nämlich das Hinterland verstanden werden, aus welchem ein Heer im Felde seinen Ersatz und seine Be- dürfnisse aller Art bezieht, insofern der Nachschub organisiert und

Uteratar.

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gesichert ist, also im inathemaüsohen Sinoe eine PlSohe, während die «Operationsbasis* eine Linie darstelle, die man sicli meistens am Rande dieser Fliehet nach dem Feinde au, denken müsse. Beide sind danach rftumlich von einander ttntrennt>ar.

Die »Operationsbasis** in diesem engeren Sinne ist am einfhchsten als Frontseite der aufmarschierten oder operierenden Armee zu ver- stehen. Sie kann mit der Landesgrenze oder mit einem rückwärtigen grofsen Strom mit Festungen, wie dem Khein, als Verteidigungs- linie gedacht, zusammeafailen, sie kann das Ufer wechs^^in, die Front verändern.

Aui ihre Gestalt, wenn sie mit dem Auftnarsch der Armee Sil- sammenfallt, Itonunt es m. B. doch wesentlich an, wofOr die Beispiele von 1866 and 1870 angeftthrt sein mögen. Die im stumpten Winkel ge- brochene preufsische Opeiationsbasis, d. h. Auftnarschlinie, ermöglichte den berfihmten getrennten Anmarsch mit der Vereinigung bei König- gr&tz und 1870 war unsere Operationsbasis doppelt gebrochen, um mit dem rechten Plilgel (I. Armee) zu umfassen, mit dem linken (III. Armee) auß dorn Defensivflügel zur Offensive (iber7ucehen und zwar letzteres auf ürund der von Moltke ganz ricliug verniuieten französischen Ope- rationsbasis mit deren rechten uns flankierenden Flügel bei Strafsburg, In dieser Hinsicht sind Jorainis Ausführungen wenn öie auch über- trieben bezüglich ihrer Wirksamkeit sein mögen, nicht von der Hand zu weisen und Glausewits, welchem Verf. beipflichtet, ist wohl nur in seiner Polemik gegen Herrn v. Bülow und dessen Winkeltheorien so scharf geworden, dergleichen als wertloseSpitsflndigkeiten su bezeichnen. Glausewita hat im übrigen, wie auch später Moltke dem sogenannten geometrischen Element in der Kriegtfllirung immer besondere Auf- merksamkeit geschenkt

Verdy beleuchtet nun an charakteristischen Skizzen der Feldzüge von 1864, 1866, 1870/71, den Perser-Kriegen Alexanders des Grofsen, Caesars Bürgerkrieg'), Napoleons Feldzügen in Ägypten. Syrien und IbiS in anschaulichster Weise die Eigentümlichkeiten seiner ver- schieden benannten Basen. Er zeigt, dafs die Rücksicht auf die Operationsbasis die Bewegungen des Heeres awar beeinflußt, aber nicht von sich abhängig macht, da die Basis entsprechend den Operationen verlegt werden kann, mit und auch ohne Anigabe der ersten Operatlonslmsis, so dafs auch gleichzeitig mehrere Basen bestehen können.

Die „allgemeinp** Basis ist von dem Heere untrennbar als Er- nährungsquelle, sie ist aber crmfser Aiisdehnung nach vorn zu fähig, z. B. bei überseeischen Unternehmungen, wenn man das Meer be- herrscht, oder im Jetzigen russisch-japanischen Krieg mit der bÖOO km langen Sibirischen Bahn.

Bei nicht gesicherter oder gar gans unterbrochener Verbindung

1) Precis de lart de la guerre. Cap. III. Art. 18. ») Bier steht 8. 70 zweimal Antonius statt Pompejus.

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Läteratar.

der Operationsbasis mit der allgemeineD Basis aber, wie bei den Peid- Zügen Alexanders und Napoleons in Ägypten und Syrien, hingt die Möglichkeit, den Kampf fortzusetzen davon ab, ob jenseits der Unter- brechung eine neue «allgemeine" Basis geschaffen werden kann. Als Napoleon Ägypten verlassen hatte, scheiterten daran seine Stell- vertreter.

Im pranzen gonommeii hat aber jetzt im Zeitalter der Eisenbahnen und Telegraphen m. H. die „allgemeine" Bai>is doch einen stabileren Charakter angenommen, indem nicht nur besonders vorbereitete Ab- schnitte, möpen sie nun zur Operationsbasis liegen, wie sie wollen, sondern das ganze Heimatland den Bedarf für das Heer liefern kann und wird.

Als Beispiel für die Sicherung der allgemeinen Basis wird das Zurücklassen von Heeresteilen gegen Österreich und Dänemark bei Beginn des Krieges 1870 angefOhrtf welche dann. als. die Gefahr sehwandt nachgezogen wurden.

Man kann wohl sagen, dafs die Frage, wieviel man zur Sicherang der Basis mindestens zurücklassen mufs und wieviel man höchstens zurücklassen darf, ohne sich zu sehr zu schwächen, eins der wichtigsten und schwersten Probleme der Kriegskunst ist. Napoleon will sich mit einem Mindestmals begnügen und beruft sich auf Hannibal und Caesar.

Von Alexander tragt er, was ihm sein methodisches Vorgehen genutzt hätte, wenn er eine einzige Schlacht verioren hStte? Napoleon selbst hat aber den russischen Peldzug verloren und seine Armee ein- gebüfst, weil er bei der ungeheuren Ausdehnung, den seine allgemeine

Basis beim Vordringen bis Moskau genommen, zu wenig für deren Sicheriu'it getan halte. Trotzdem greift er auf St. Helena die .\n- sichlen des Generals Rogniat heftig an, der hintereinandor li^ende Operationsbasen und Reservearmeen zur Sicherung empiiehlt.

Inzwischen haben bei den grofsen europäischen Armeen die Organisationen von Besatzungstruppen etc. diese Schwierigkeiten ja zum Teil gelöst.

Die überaus interessante und eingehende Studie bietet noch eine Fülle von Anregungen aller Art, auf welche einzugehen der hier ver- fOgbare Raum verbietet^ Nur zwei Punkte möchte ich noch hervor- heben:

An der offensiv-defensiven Blbverteidigung im Jahre 1813 z«gi Verdy, dafs einer solchen Aufgabe selbst Napoleon erlag und besweifdi mit Bezug auf die Moltkeschen Rhein- und Elbverteidigungspline in dessen Operationsentwürfen, deren AusfOlirbarkeit mit grofsen Heeren.

Die Entwürfe stammen nun allerdings aus der Zeit, in welcher Moltke den Krieg nur theoretisch kannte, in späteren Jahren ist er immer einfacher geworden und von Bewegungen dieser Art ist nichts mehr bei ihm zu ünden. Es ist aber sehr zu begrüfsen, wenn eine

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Autoritftt wie General v. Vordy, wenn anoh in sehr gehaltener Pom» sich tm hierflber ausspricht

Zuletzt gesteht der Herr Vcvl. ein, dafo ihm die Trennung der

Kriegswissenschaft in Strategie und Taktik aus verschiedenen QrQnden überflüssig und unzweckmäfsig scheine und fordert zur Prüfung auf, ob man den Sondorhegriff der Strategie, welcher sich mit dem der Taktik ganz criit vereinigen lasse, nicht fallen l;i<ssen könne? Der Vorschlag erscheint recht beherzigenswert.

V. Twardowski.

Freiherr yom Stein. Von Max Lehmann. Zweiter Teil: 1807—1808. Leipsig, S. HirzeU 1908. Ober grofse Männer wird nicht immer grofs geschrieben. Aber einor der gröfsten Deutschen aller Zeiten, der Freiherr vom Stein« za->

sammln mit Scharnhorst der eigentUche Schöpfer dos Preufsens der Befreiungskriege, hat nunmehr ;uich feinen würdigen Hiocraphen ge- funden. Max Lehmann, der hochverdiente Verfasser eines der besten historischen Bücher „Scharnhorst" .schildert in dem zweiten Teil seines monumeniaien Werkes die Zeit der „Reform". Auch diesen Band zu lesen ist ein Oenufs, trotz der vielen statistischen, persönlichen und sachlichen Einaelheiten. Das Preulsen von 1807 war eben ein kleiner Staat geworden und es genfigte nicht, genisle Ideen über eine Reform grofsen Stiles zu haben; sie mufeten bis ins kleinste durchdacht werden» zumal gemessen an der finanziellen Not des Staates. Aber trotzdem steht doch immer das Grofse in den Ideen, Taten, und vor allem in dem Persönlichen der Reformer selbst im Vordergrund der Dar- steHuriK- Militärische Dingo werden in dem Buche natiirgeniäfs nur in grofsen Zügen gestreift. Das Wichtige und Fachmännische auf diesem Gebiete ist eben schon in „Scharnhorst*' abgehandelt worden.

Militärisches lindet sich berührt in dem Abschnitt ^Das alte Preufsen*. Dieser ganze Abschnitt ist ein Meisterstück knapper und doch inbaltvoller Schilderung des Priedericianischen Staates, diesem Gemisch von feudalem und modernem Wesen von AufUSrung und Eng- herzigkeit, der seinem ganzen Wesen nach einen einseitigen mili* tärischen Zuschnitt aufweisen mufste, den dem Geiste des neuen preufsischen Staates anzupassen den Reformern mit die gröfsten Schwierigkeiten machte. Erst als es dem EinHufs Steins gelang, den vortragenden Fliigeladjutanten, den Oberstleutnant Lottum, im Jahre 1808 zu beseitigen und an seine Stelle den Obersten Scharnhorst zu setzen, war eine durchgreifende militärische Reform gesichert. Ohne eine solche konnte es aber eine Erhebung Preufsens überhaupt nicht geben, denn nur die Waffen waren imstande, das letzte entscheidende Wort zu sprechen.

Der Abschnitt «Heerwesen*^ behandelt die OrundzQge der bezilg> liehen Reform unter Steins Ministerschaft Er zeigt aber auch, welche tief einschneidenden Gegensfitze selbst zwei Jahre nach Jena noch be-

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Literatur.

.standen zwischen den Anhängern des alten Systems und den Re- formern. Er zeigt ferner, dafs die Bureaukraten unter den Reformern {loch Ideologie geflUuiicher Art trieben, wenn sie es fQr ein Zeichen von Staatsweisheit hielten, den Soldatenstand gering zu sch&taen. Zu diesen gehörte auch der GeheinuratStigemann, der die Meinung iulserte, dafs man die Verlängerung der militärischen Dienstzeit als Strafe ver- hängen dürfe. Hierzu machte Stein die Randbemerkung: „Ich halte es für ein tiefes Versinken in Egoismu.s, wonn man den Soldatenstand nicht für den ehrenvollsten hfilt zu jeder Zeit seines Lebens." Ich kann auch nicht einer hieran ^^ekniipfton Bemerkung Lehmanns zii- ptUchten, welche diese Sentenz, die suwohl dem Patrioten als dem Realpolitiker Stein alle Ehre macht, augenscheinlich nur mit einer gewissen Binschrinkung gelten lassen will. Es war ja gerade eine der verhfingnisToUen Schwfichen des Friedericianischen Staates, dafs der Soldatenstand in den Augen der Nation nicht eis da* ehrenvollste galt! Keim.

Im Verlag der liuchhanulung des Waisenhauses in Halle a. 8. ist eine Schrift: Das mlUtSrlflehe Freihandaelchnen, von Sprösser, Oberstleutnant im Infhnterie-Regiment Alt-WQrttemberg, mcliieneD, deren Zweck es ist, eine Anleitung 2ur Anfertigung von perspektivischen

Ansichtsskizzen bei Erkundungen zu geben.

Es unterliegt keinem Zweifel, dafs eine derartige Skizze vorzüglich dazu geeignet ist, das Resultat einer Erkundung in nicht mifszuver- stehender Weise wiederzugeben, dach bedarf ihre Anfertigung einen geübten Zeichner von einigem Talent. Dem r)urchschnitts- und gar dem untdlentierten Zeichner dürlto die Anfertigung einer Ansichtsskizze grofse Schwierigkeiten bieten und wird derselbe mit einer Skizze in der Planmanier grSfsere Deutlichkeit erzielen. Die perspektivische Ansichtsskizze bleibt demnach ~ entgegen der Ansicht des Heim Verfassers trotz der sehr sachgem&Tsen, klaren und leicht verstlnd» liehen Anleitung immer noch das Monopol der guten Zeichner, diesMi letzteren aber sei darum die Schrift auch besonders warm empfohlen.

St.

Die erste brandenburgriMehe Flotte im schwedi8ch-polni.seheii Kriege 1648— lt)60 und ihr Kommandour Obrist Johann von Uill^ Von Roessei, üeiieraiieutnant a. D. Mit einem Porträt. Berlin 1903. Verlag von Ii. Eisenschmidt Es ist ein glückliches Zusammen treifen, dals mit der Etuhullung der BOste des Ohristen von Hille vor der Marine-Akademie in Kiel gelegentlich der dieqfthrigen Kieler Woche das voriiegende Buch erschienen ist, welches des Lehen und Wirken dieses ersten Korn* mandeurs der ersten brandenburgisohen Flotte in ttberaus flasselndcr Weise schildert.

Aus allen Begebenheiten, bei denen der Obrist Hille beteiligt war. aus allen Berichten von. ihm sowie von seinen Vorgesetzten tritt die

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Uteratiur.

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<Laf serordentliche militärische Begabung des Genannten, seine Tapfer- keit, EnteeUossenlieit und ' Auffassungsgabe klar zutage. Bb kann 4aher nicht Wunder nehmen, daCs der Orofse Kuifttrst diesen seltenen, in allen Lagen aufs Beste erprobten Hann überall dort Yerwendete, wo für ihn Wichtiges auf dem Spiele stand.

Neben einer, in der sonderbaren Art der Berichte jener Zeil überaus spafsig klingenden ausführlichen Erläuterung der Tätigkeit der damaligen ersten brandenburgischen Flotte, zeigt das Buch, wie zielbewufst der Grofse Kurfürst an die Schaffung einer Flotte ging, trotz der geringen ihm zu Gebote stehenden Mittel und trotz der Sehvierigkeiten seiner Lage. Man erkennt daraus den weitsehauenden Bliek Jenes hervorragenden Herrschers, und jeden guten Deutsehen mufs es mit Genugtuung erfüllen, su sehen, dafo es damals Minner gah» die sich mit Leib und Seele ihrer Aufgabe widmeten!

Das Buch kann jedermann nieht warm genug aur Lektüre empfohlen werden.

Une marine rationelle. La flotte utile. Les reiormes necessairos de notre organisme naval. Par J. L* de Maeenge. Paris, Berger^Leviwalt & Cie., Bditeurs 1908.

Der Verfasser des sehr interessanten Werkes geht, im Ansehlub an «inen, in einer angesehenen franxOsischen Zeitung anonym erschienenen Artikel, Ton der Frage aus, in welche Lage Prankreich im Kriege geraten würde und zwar einmal gegen England, das andere Mal gegen Deutschland bezw. den Dreibund. Ganz richtig bemerkt er, dafs im «rsteren Falle England Prankreich zu Lande nichts anhaben, daher Äuch keinen Todesstofs ins Herz des Landes führen könne. Die Hauptereignisse würden sich zur See abspielen, während im anderen Falle die Kntficheidung aul dem Laude fallen miifste, die Marine also nur eine Nebenrolle spielen könnte.

Der Verfasser veitennt aber, dafs wie die Oescbichte zur Genflgi» lehrt, das Unterbindefi der Zuführ ttber See bei einem Kriege mit England das Land Frankreich so selilldigen kann, dafs es Jahrzehnte brauchen wird, um sich zu erholen, andererseits, dafs die Nebenrolle der Marine in einem Kriege gegen den Dreibund doch von aiifser- ordentlichpr, nnter Umständen sotruT' ;iusschlaggebender Hedeulung werden kann, ist Frankreichs iSeeoiacht gebroclien, so werden auch in diesem Fall© ihm alle Hilfsmittel von Übersee (Amerika) leicht ab- geschnitten werden können und die Folge wäre eine viel raschere Entscheidung auf dem Lande zwar, aber su Ungunsten Prankreichs.

Demnach ist wohl die Behauptung gerechtfertigt» dafe Verlasser den Wert einer starken Plotte und ihre Bedeutung uufserordentUch unterschfitzt.

Dies beweisen auch seine Schlufsfolgerungen, die zeigen, dafs es in Prankreich immer wiedr^r Leute gibt, welche die Zwecke und Ziele einer Flotte ganz falsch beurteilen und der Marine eine Gestalt geben *

50*

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literttur.

wollen, welche nichts mehr und nichts weniger als ein Aofiieben Jeder Offensive in milltSrischer Hinsicht bedeutet.

Wenn der Verfasser auf den eigentlich doch längst abgetanen Standpunkt zurückkommt, dafs FVankroich in jedem Falle nur Unter- seeboote, Torpedoboote und schnelle Panzerkreurer brauche, so zeigt er damit, dafs er gegen die Lehren der Geschichte unempfänglich ist und in dem Glauben, Frankreich durch Ersparunc; der Kosten des buut's und der Unterhaltung von Linienschiffen einen Ijien&l zu er- weisen, ihm tatsächlich den schlechtmöglichsten Dienst leistet Glaubt er denn wiridicb, dab Frankreich sieh mit den von ihm empfohlenen Mitteln ohne LiniensohUTe erfolgreich lur See behaupten besw. verteidigen kann? Dann irrt er gewaltig.

IL AutMiNntelie ZeHscbriflm.

StrefTleur's Österreichische MiütKrische Zeitschrift Mai-Heft. Rufsland und Indien. Taktikaufgabe Nr. 12. Vorbräge: Die Mit- teilungen des K. u. K. Kiiegsarchivs. Flüchtige Skizze über die K. u. K. Pioniertruppe. Die englische TibetexpeiUtion. NiehtMeher SicherungsdienBt bei Seefestungen. Russisch-Japanischer Krieg.

Journal des Sdeaoes mllltaires. April. Der militfirische Dienst in den Kolonien. Die Belagerung und Verteidigung Dansigs 1807 und 1813. Die tragbaren Feuerwaffen der Gegenwart und ihre Munition. Marine-Artillerie. Die Rolle des Morvan bei der Ver- teidigung Frankreichs. Der Österreichische Erbfolgekrieg 1740/48.

Eine deutsche Infanteriedivision im Gefecht. Das Gepäck des Soldaten. Die Sättel der Artillerie.

Mai. Die Verteidigung der Kolonien. Die Belagerung und Verteidigung Danzigs 1807 und 1813. Die Verwendung der Reserven in der Schlacht Die Rolle des Morvan bei der Verteidigung Frank- reichs. — Die Marine*Artillerie. Unterweisung der Offiziere ver- mittelst Kriegsspiel, Obungen auf der Karte und Kadre-Bxeraieren im Gelände. - Eine deutsche Infanteriedivision im Gefecht. Zum neuen Reglement für die Infanterie. ^ Die deutsche Kavallerie während des Loirefoldzuges 1870/71.

Revue d'histoire. April. Geschichtliche iStudien über die Regimentsartillerie. Denkwürdigkeiten des Obersten Leclaire. Der Krieg 1870/71. Der Ib. August in Lothringen und der 17« August.

Revue militaire des Armees etrangeres. Mai. Berittene Infan- terie in Snglandi Deutsche Ansichten fiber KaTaUerie-Verwendnng» Die Ausnutsung der Bisenbahnen durch die Deutschen 1870/71.

La TOTue d'Infinittiie. Mai. Die grofsen iferbstflbungen 1908.

Die Armee der Zukunft. Vereinfachung der Bestimmungen über Manöver der Infanterie. Kritische Tage: Der Tag von YionvUle.

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BiTiflte di «rtigUeii» e gaüo. (Uftrs.) Die Yerwendunff der ilrüllerte im Behigeraiigskriege und die BeeenderiiAiton der PeeluBgs»

artiUerie. Die Mauern Yon Lvccai Über dio Wirksamkeit des Schusses mit den Maschinengeweliren. Geschichtliche Angaben über Taddoo dolla Volpe aus Imola. Neue selbsttätige Feuerwaffen.

Revue d'artillerie. (März.) Die Fortschritte in der LuftschifTahri mittelst geregelten Fluges seit 1898. Das Vanu lium. (Forts.).

Allgemeine Schweuterisehe Militärzeitung. Nr. lö. Neues Wehr» gesetz und Reform der Venraltong. Taeobenlateme. Die Memoiren Generei von Stoselis und Feidniareeball Wolseleye. Kr. 16. Neue Regle* mente« Es iat eine neue Pelddienetofdnung provieorieeh genehmigt und die Neuherausgabe dee KevaUeriereglements verfügt. Eine An- regung betreffend Schiefswesen. Admiral Togo. Als Beilage: T.iteraturblatt. Nr. 17. Richtige Auffassungen. Die neueston Stärke- angaben über die Landstreitkräfte Japans und Riifslands auf dem Kriegsschauplatze. Nr. 18. Winterübungen. Militärischer Bericht aus dem Deutschen Reiche. Die neue französische Schiefsvorschrift für die Kavallerie (nach Militär-Wochenblatt).

Seiiireiierlflefce jEetteeliiift fir AvtUleiie lud OobIo. (April.) Ergebnisse von Schiefsversachen mit 12 em SchneUfetter>Peldhaubitze L/12 von Krupp in Rohrrücklauf lafette zur Bestimmung ihrer Wirkung gegen feldmäfsige Ziele und Peldwerke stärkerer Form (16. bis 20, November 1908) in Thun. Die Luftschiffertruppe im deutschen Heere.

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Annex a au« i

Forrestal

ANNEX

Spring, 1984

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