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Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische ...

Deutsches Archäologisches Institut. Athenische Abteilung

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MITTHEILÜNGEN

DES KAISERLICH DEUTSCHEN

iiiimiEOLOiiisiiiiEN mmm

ATHENISCHE ABTHEILUNG

BAND XXÜI

1898

MIT rUBMFlIHM TAFBLM.

ATHEN

BARTH ft VON HIR8T

1898

AlhtB.— IMb IM OKBHUBDa MMUS.— UarnnÜMM-BtoMH^ »I.

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INHALT

W. Amkivhg, Schiedsgericht zwischen Poseidon und

Athene 235

F. VON Bissing, Stierfang auf einem ägyptischen Holz-

gefäss der XVIII. Dynastie (Tafel VII. VIII) . 242

Chr. Bli.nkenrerc, Epidaurische \\'eihgeschenke . . 1

A. CoN/.E, Archaische Skulpturen aus Chios. . . 155

W. DoKHiMKLD, Das griechische Theater \'itruvs. II. . 326 St. N. Al'ArorMUi:, Ilirpaiz ix-.ypx'pr, TO-3 Mo'Jitiov . 202.368

E. Drerup, Ein athenisches Pro.xeniedekret für Aristo-

teles 369

M. Fraenkel, Epigraph isches aus Mustox^dis 'H Ai-

yivai« 157

R. Herzog und E. Ziebarth, Das Theater von Neu-

Pleuron (Tafel XU. XII a) 314

» » Reisebericht aus Kos 441

F. HiLLEu VON GvKHTHiNGEN, Einige vergessene Am-

phorenhenkel aus Rhodos 232

» » Inschrilten aus Rhodos 390

J. H. IIoLWEHüA JR, Ilxpaoxr.via. IlzpoSoi. IIipiaxTOi. . 382 A. KoKRTE, Kleinasiatisehe Studien III. Die pbrygi-

schen Fels denk mäler (Tafel I-III) . . . . 80

L. PoLLAK, Prianios bei Acliill ( Tafel IV) .... 169 11. vo» Prott, Enneakrunos, Lenaion und Atovumov iv

^tfivai? 205

» 9 Nachtrag dazu 367

0. RuBEiisoHN, Kerchnos (Tafel XIII. XIV) ... 271

Fr. Rubhl, Inschriften aus Eski-Schehir . . . . 161

L. Savigmom, Due lekythoi di Tanagra (Tavola V) . 404

G. Weber, Die Flüsse von Laodicea 178

Th. WiiGAMD, Das Theater zu Prione ( Tafel XI ) . . 307

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A. Wilhelm, Die sogenannte Hetäreninschrift aus Paros 409 » 1 Altattische Schriftdenkmäl6r(TafellX.X). 466

P. WoLTBRSf Inschrift aus HierapoUs 154

> » Bpigramm aus Smyrna 367

1 9 PrShistorische Idole aus Blei .... 463

R. Zahn, Vaseuicherben aus Klazoinenai (Tafel VI) . 38

E. Zibbarth, Inschriften aus Athen 24

9 » Die Strabon- Scholien des Cyriakus Ton

Ankona 196

» » 8. R. Hbreog.

Litteratur 357. 493

Funde 163. 359. 494

Sitzungspiotokolle 166. 499

Ernennungen 499

Berichtigungen 368. 499

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EPIDALRISCHE WEIHGESCUENKE

I

Die meisten der im epidaurischen Asklepiosheiligtum auf- gefundenen Steine mil Volivinschriflen waren, wie gewöhn- lich, dazu bestimmt, besonders gearbeitete \Veihg«'scbenke zu tragen. Sie haben deshalb fast durchgehends eine regelmässige, vierseitige Form, oft mit einfachem Profil oben und unten. Abweichende Formen kommen unter den Basen nur verein- zelt vor; die bekanntesten Beispiele sind die als Schiffsvor- derteil gearbeitete Basis, vermutlich einer Nike, von der ich AsKL. S. eine schlichte Skizze gejiebcn habe', und die in der Expedition de More'e II Taf. SO ahgt liildete Drei- fussbasis, deren Inschrift Askl. S. 127 verülTenlliebt ist.

Ausser den genannten Basen sind aber auch anders gear- beitete Steine gefunden, die keine besonderen VVeihgesclienke getragen haben, sondern an sich als Anatlieme zu belraehlen sind. Es sollen davon hier zunächst eine Keilie von tischähn- lich geformten Steinen, im zweiten Abschnitt einige steinerne Wasserbecken besprochen werden

Ein kleiner Kalksteinblock (0,72™ 1.. ü,28br., ü, 35h.) bil- det die Form de« gewöhnlichen dreibeinigen Tisches nach'. Es hebt sich an den Seiten der Band der Tischplatte in nie- drigem Belief hervor; io derselheo Weise ist ao beiden Lang-

* Mit Askl. wird auf des \'«m lassersi Asklepius ug lians fraeiuUr i Hieron ved ^pidauros (Kopenhagen 1893) Terwiesen,

* leb bin Herra Kawadia« ifir die Brlaubniss lur VerSflTeDllicliang in grossem Danke ycrt>nichlet.

3 Eine schcinalisclic Zeichnung dieses Stücks ist in meiner Aldiandlung Les irucripiions d'£pidaure {Nordisk Hdsskrift for fiiologi, 3 raekke. 111 Ö. 163) gegeben, wo du Alter der Insohrift wol su niedrig gescbätxi ist; sie wird im 4.-3. Jahrbundeii gebären.

ATBBM. II1T11UIL1IN6BN XXIU. i

t CUR. BLINKENBERa

Seiten und an der einen SchmaUeite je ein Bein dargeetelU. Der Rand tragt an der einen Langaeite die Inschrift

AAMAPETAANEOHKE

Seine Erklärung findet dies Weihgeschenk in der hekannten Verwendung des Tisches im Kulte des Asklepios ; es lässt sich gewissermassen mit den kleinen Altären yergleichen, deren in späterer Zeit so viele im Hieron geweiht sind, und ist als verkleinerte Nachbildung eines wirklichen Tisches zu be- trachten.

Anders liegt die Sache mit den im folgenden zu besprechen- den, tischähnlich geformten Steinen, welche hier nach Skizzen und Phoioi^raphien, die ich im Frühling 1896 aufnahm, ab- gebildet werden.

Fiü. 1 Fiü. 2

1. Nahe bei dem grossen Altar im Hieron befindlich. Grauer

Kalkstein. Die Ränder der Platte und die Beine sowie ihre Verbindungsleisle an den Schmalseiten treten am Block re- liefartig hervor. Die l*]nden der Tischplatte waren frei aus- gearlicitet, sind aher abgeschlagen. Länge, so weil orlialten, 1,15"', Breite U,Gü, lliilic 0.50 An der abgebildeten Schmal- seite zwischen den Tischbeinen steht die Inschrift (Bucbsla- benhöbe etwa 0.0*25):

APKESiiAAOS: 'Apxe'ciXXo«, AYSANAPOX Au(rav)po< ^NEOETAN «viecT«v

BPlbAimiSCHB WElHfiESCHfiNKfi

3

welche mitten auf der Oberflache, wenn ich die sehr undeut- lichen Sparen richtig aufgefaset habe, in dieser Form wieder« holt wild :

A P K E ri A 'Apiilai>[Xoc].

h Z EH [«]ve[e]«.

Der Rand der Oberfläche ist ganz wenig erhöht. An beiden finden sind flache Furchen eingearbeitet; rechts befinden sich daawischen die 0,014-0,02" hohen Zeichen

M X H ~ O I

Die Weihinsehrift ist von RavTadias, Fouilles d* £pidaure Nr. t09 YeröflSentlicht I, mit ErmUinung der undeutlichen Wiederholung in der Mitte; die Form des Steins bezeichnet er als die eines Tisches oder Bettes.

2. Dicht neben Nr. 1 , mit welchem dies Exemplar, das keine Inschrift trägt, zieiniicli genau übereinstimmt. Ks ist aus demselben Material und in äbnliclier Weise gearbeitet; auch die Masse sind dieselben: L. l,??". Br. 0,59, H,Ü,50; die Platte ist in ihrer ganzen Lange erhalten. An der Ober-

Fio. 3

* Bs wird hier *AfxwOisoc gelesen ; der driiilcizto Biicbstabe hat aber kei- nen Qnentrieh. Zu 'ApsteXlo« vgl. i. B. TtXtfaiX^c.

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4

fläche befinden sich ausser den flachen Furchen, die mit Nr. 1 übereinstimmen, auch eingeritzte dünne Striche, die sich

Fig. 4

dadurch wol als spaterer Zusatz kuiidj^eben. dass sie in Nr. 1 fehlen; jedenfalls dürflen die in der Niihe des Handes befind- liehen kurzen Striche so aufzufassen sein. Das eine Ende des Unterteils des Tisches ist nur rauh bearbeitet.

3. Jetzt ausserhalb des Museums aufgestellt. Roter Kalk- Stein. Nur teilweise erhalten ; 0,78*° 1.. 0,48 br., 0,51 h. An

Fia. 6

der abgebildeten Schmalseite steht die in das 4. Jahrhundert gehörende Inschrift:

E p r I A o s:

AOAYMAHTO A H E O E H

'A6ao{X9ivTo[(]

* Der erstgenaonteDedikant dürfte wegen derzeiUicben Übereinstimmung and der Seltenbeit de» Namens mit dem Vater des dflert Torkommenden

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SP10AUR18CHB WBIUCSSCUBNKB

5

An der einen Langseite ist der Stein unter der Tiaehplatte stemlich sorgfSUtig weggearbeitet, an der anderen mehr rauh gelassen. OI>en auf der Platte befinden sieh links flache Fur- chen, dann folgen dQnne Striche ; der rechte Teil fehlt ganz, ist aber, nach Ausweis der beiden Stücke Nr. 1-2, wie der linke lu ergänzen.

4. Neben Nr. 3 aufgestellt. Roter Kalkstein. Höhe 0,45. Der Unterteil ist gut erhalten , die Platte aber rings abge- schlagen ; ihre obere Fläche ist so übel mitgenommen, dass

Fie. 7 Fie. 8

ich die Furchen zwar sehen, aber ihre genaue Form nicht feststellen konnte. Die schematische Fig. 8 zci^t das Verhält- niss des unteren Teils zur Platte ; die punktirte Linie giebt ungefähr den ursprünglichen Umfang der letzteren an. Das Stück trägt keine Inschrift.

Nr. 1-4 geben in Stein Hoiztiscbe verschiedener Form wieder, und zwar Nr. 1-2 einen yierbeinigen, Nr. 3-4 einen dreibeinigen Tisch. In Bezug auf die letztgenannten mag auf Blümners Untersuchungen ^ die hierdurch eine neue Bestäti- gung erhalten, verwiesen werden. Die ObereinsUmmung der Hdhenmasse (Nr. 1: 0.50; Nr. 2: 0.50; Nr. 3: 0,51 ; Nr. 4: 0, j macht es wahrscheinlich,dass wir es hier nicht mit ver-

'ApbTapyo; E.^fiXou (nicht EpYivou) identisch sein. S. Nordisk tidsikriß for filologi, Ny ra$kk», X 8. ?66: 3 mkkt, III 8. 167, 91 ; Kav?adiu, FfntÜUi ifipidaure Nr. 110; vgl. unten 8. 22 Anm. 2. Fouilla d'tpidaure Nr. 56.

< Archäologische Zcilunp l«84 179- 192. 285-2S6. 1885 ö. 287-290. Baumeisters Denkmäler Iii Ö. 1317-19.

6

CHR. BLINKBNBERß

kleioerton Nachahmungen, sondern mit GegenetiUiden natttr« lieber Grösse za thun haben; denn sonst würden die steinernen Nachbildungen, die Yon Yerschiedenen Personen herrühren, doch wol grössere Verschiedenheit aufweisen. Es waren eben, wie sich herausstellen wird, Tische, die wirklich gebraucht werden sollten. Dass sie aus Stein statt aus Holz gemacht werden, findet durch die Aufstellung unter freiem Himmel genügende Rrklärung. Den modernen Tischen an Grösse weit nachstehend, stimmen sie mit den antiken, wie diese uns durch Vasenbilder bekannt sind, so ziemlich überein.

Wozu sie bestimmt waren, ergiebt sich aus der nälioren Betrachtung der Vorriohtungon .Tuf der Oberfläche. Dass die bei allen vier Stücken wiederkolircnd^n eingearbeiteten Fur- clien nicht nachtriiglich gemaciit sind, ersieht man bei Nr. 1 schon daraus, dass die Inschriften darauf Bezug nehmen. In der Krkläriing miiss von dieser Vorrichtung, die also mit der Bestimniiini: dor Tische zusammenhängt, ausgegangen wer- den. Es lässt sich meines (llrachtens nur entweder an Ueclien- oder an Spieltische denken, und zwar fällt die erstere Mög- lichkeit weg, wenn man in Betracht zieht, dass die erhalte- nen Bzemplare aller Wahrscheinlichkeit nach nur einen Teil der einst vorhandenen darstellen ; es wäre nicht einzusehen, wozu eine grössere Zahl von Rechenbrettern gedient haben sollten*. Das Hieron war Ja kein mathematisches Institut. Da- gegen ist eine Mehrheit von Spieltischen an einer von vielen massigen Leuten besuchten Stelle sehr wol verständlich. Dass die Heiligkeit des Orts nach 'griechischen Vorstellungen durch das Spielen nicht gefährdet wurde, braucht nicht des näheren ausgeführt zu werden

* Es ist ausserdem noch zu Itpinerkea» daw du ReobenbreU, wie wir es au-i (lein salaminisclicn Exemplar kennen, anders ffcstallet war (Ranpabö, Anlii^uiles hell^niques U T.if. 10; vjrl. Paiily -Wissowa, Realencyclitpädio, und l)arcinberg>Saglio, Dirlionnaire unler abacus. Arch. Anzeiger lö^U 8. 144, 61. Arcb.-epigr. MittheiluDgea XX S. 91, S4 ( Wilhelm J.

* Ausserdem kaDo auf die beliannte Nachricht vom Heiligtum der Athena ^kiras (s. Preller-Robert, Griechisehe Mythologie I 8. 205) verwiesen wer- den.

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IPfDAÜRISCHB WBIHftBSGHBNU

1

Wir brauchen aber nicht dabei stehen zu bleiben. Die lit- terarische und monumentale Überlieferung giebt uns die Mittel, den Namen und die ungefähre Art des Spiels zu bestimmen. Den eben beschriebenen Spiellischen darf man nümlich zwei« fellos den in dem gleich anzuführenden Vers enthaltenen Na- men -Ktank icevTj'ypaajji* beilegen. Die][ hervorstechende Eigen- tümlichkeit der Vorrichtung sind eben die an beiden Enden der Tischplatten wiederkehrenden Systeme von je fünf Kur- chen, eins für jeden Spieler. Sie stimmen mit der bei Pollux (9,97) erhaltenen Nachricht sehr genau Oberein: ivul^S)

tud «ivTi'YP«(iii.a lud xu€ttv ßoXoct. tAv reitrt tAv l>c«Tlp«»6iv •^px^itGi'i ae<m tic ^ ispöi ypau^xYi' iut\ 6 TÖv IxilOiv xtv4&v mrrov ImUt ivapot(xtav c xtvil tqv * U- pä(». Es sind hiermit die Worte bei Bustathios zur Odyssee

1, 107 (p. 1397, "28) zu vergleichen: tow? Sl wiffffoO; Xeyei (6 tk

•jtipi 'EX>y,vi)tf,; TcatSia; ypzt|/a; ^) 'lyi-po-j? «ivat :tevT6, (xU iffi Trevte ypÄfXjAcöv txatJ^ov ixaTepwOev , Iva £>taaTo; tojv TrgTTeuovTwv eyy) tocj

xx8' iauTÖv TrapsTsivETO (p^TJ'. xÜtwv /.ai ae<TY) ypxpiuiYi,

t)v Upiv u)vö|/.x2[ov o)i; ivdjTtpw (^yjXo'^xai, tTTfi 6 v'y,ti)L»,5voi; ^tt' S'J'J^«- TYiv aÜTY)v lETai. oOev Kxl xapolu.ia, JtivEiv Tov äo' iepx?, Xiöov Sn- XxSr;, £7Ct Twv iTrsyvwTaevajv /.ai e-j/ztt;; äor/jsia; Ssoae'vwv. Die hieraus zu entnehuieiido IkscluTibung ist im Grunde so deut- lich, dass man die Form der Spielbretter, wie sie uns jetzt bekannt ist, in der Hauptsache hätte construircn können. Es waren an beiden Enden je fünf Linien, auf welchen die fUnf Steine der beiden Spieler gesondert aufgestellt waren , die mittlere hiess Up« ypajAfAV} ^ ; der dort aufgestellte Stein hatte eine besondere Bedeutung und wurde nur im Notfall gesogen.

* Im NadffXio« nupxMic, Fragm. 402 Wagner, 396 Nauek.

* Kaum Polemon, wie Wcickcr vermulele (Griccli. Tragödien I 8. 132). ' Vgl. nocli Eustalliios zur Odyssee I, 107 (p. 13'Jtj,61): ir,\ nhts ypa\kaaXi

ti« ({"Ifo"« t'iöovv, (Tjv t) (liaTj itpa ExaXiiTo; Schul. Plat. Leg. VII p. 820 ü: ix» («'X'?) "'^'^ TP'=^i^i^°'{> h v^i^n Tf'^i^i^'i ixfltXtfTo; Scbol. Tbeocrit. VI, 18 (ii«i|V TtMdMw ol iBtUCovTi« ov o^x &navT<u ktX.

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8

CHR. BLJMKBNBBII0

Auf den Spieltischen Nr. 1-2 scheinen die zwei ersten Striche jetlorseits durch ein Kreuz verljiind»ni zu sein ; ich konnte aber darüber bei meinern lU^siiche im llieron ina Frühling 1896 zu keiner sicheren Entscheidung^ kommen.

Das ' Fiinfslrich * wird von Hermann - ßiümner (Griech. Privalaltertumer S, 511, wo weitere litterarische Zeugnisse angeführt sind) mit Recht unter denjenigen Spielen aufgeführt, l>ei denen es sowoi aut Glück als auf Berechnung ankam, in- dem das Ziehen der Steine zum Teil von dem Falle der drei Würfel abhing. Die Spieltische waren deshalb mit einer nie- drigen Randerhöhung versehen, damit die Würfel nicht auf die Erde fielen.

Dieselbe Verbindung von Würfeln und Brettsteinen bietet ein meines Wissens einzigartiges Denkmal in der kopenha- gener Antikensammlung K Bs ist die thöneme Nachahmung eines Spieltisches, In Athen erworben, 0,37 1. , 0, 1 S br. 0, 1 4 h. , in der Art der korinthischen Vasenmalerei mit Vögeln und Rosetten dekorirt. DieOberQäche,die hier nach Ussings (s. un- ten Anm. 1 ) Abbildung verkleinert wiedergegeben wird, weist

Fke. 9

neun Querstriche auf, die zweifellos alle ursprünglich an bei- den Enden mit ovalen Steinen besetzt waren; jetzt fehlen drei. Zwei Würfel sind erhalten ; in der Mitte sieht man noch die

' Von I. L. Ussing veröffentlicht ia der Abhandlung !fye Brhvervelser til AnUksamlingen i l^öbenhavn ( Vid»mkabern»s Selskabs Skrißer, 5 raekke, ö Bd.UI, 1884 ) 8. 3-b.Taf. I.

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9

Spur des dritten, der wie die zwei anderen sechs Augen auf- gewiesen haben wird. Wir haben somit eine Darstellung des gewonnenen Spiels; alle Striche sind in Folge des glücklich- sten Wurfs' voll besetzt. Das Stück rnuss entweder als Tenti- pelanathem oder als Tolenbeigabe aufgefasst werden ; für bei- des liessen sich genügende Analogien beibringen. Man könnte versucht sein, das thonerne Tischchen in ganz nahe Verbindung mit den epidaut ischen zu setzen durch die Annahme, das aus Versehen 9 statt 10 Striche darauf gezeichnet worden seien; die Arbeit ist auch in anderer Beziehung ungenau, indem die Summe der Augen auf den gegenüber stehenden Seiten der Würfel nicht sieben ist, wie es im Altertum die Hegel war (Eustalhios zur llias XXIII, 88) Doch steht dieser Annahme die grosse Zahl der Spielsteine entgegen ; der litterarischen Über- lieferung nach halteo die beiden Spieler beim 'Füofslrich* nur je fünf Steine.

Dagegen ist meiner Ansicht nach eben das Spiel iT^i revTi ypaupiöv in einer anderen Klasse von Denkmälern dargestellt, Dämlich in den bekannten Vasenbildern , die zwei Hopliten einander gegenüber sitzend zeigen ^. Auf die mannigfachen Va- riationen kann ich hier nicht eingebeil ; es soll nur hervor- gehoben werden , dass die aas den sorgfältigst ausgeführten Exemplaren des Haupttypus lu entnehmenden Einzelheiten mit dem Auseinandergesetzten genau übereinstimmen. Aut der be- kannten Amphora des Exekias [Monumenti deW inst. II Taf. 22; Wiener Vorlegeblätter 1888 Taf. 6, 2) sitzen die Krieger auf vierseitigen Blöcken ; in der Mitte steht ein etwas grösserer Block, der den epidaurischen Steintischea recht ähnlich ist und ihnen in der Grösse entsprieht. Die Bewegung der Hände kann Dicht oiissverstanden werden : die Krieger sind im Begriff ei- nen Zug mit den (nicht dargeslelilen) Spielsteinen sa machen.

< 8. Heiiiiann<Blüiiuier, Griocb. Prlvatsltertamer 8. 513 Anm. 8, beson- ders die Stelle aus Diogenian 5. 4: utv tpU tf t)]v xavtiXi) vfaH|vSitXoT, und Eustatbios zur Odyssee I, 1U7: icapoi|ifa iititOv |m)Uv tui |ilo«9 TO 4 rpic ^ Tpttc xw6oui ( = xpitf piovaSat ).

» Wfloker, Alte Deukmiler III 8. 1

10 cm. BLimBNBBRO

Die beigefügten Inschriflen AyAeo^ naapa, AiavTo; rpta be- ziehen sich aber, wie das Neutrum * zeigt, und wie Welcker und Ussing es richtig ausgesprochen haben, nicht auf die Steine (xeTToi, t^ii^oi sondern auf die Augen der Würfel. Das Spiel wurde also sowol mit Würfeln als nnit Steinen ge- spielt. In anderen Vasen hiidern desselben Typus ist ein Ver- such genaacbt die Spielsteine zur Darstellung zu bringen, in- dem sie auf dem Rande des im Profil gesehenen Spieltisches gemalt sind und zwar gewöhnlich weiss und schwarz ab- wechselnd. Die Zahl der zum Vorsehein kommenden Steine ist verechieden , was aus der gewöhnlichen UngenauigkeU in nebensächlichen Dingen zu erklären ist; in einigen Fällen aber sind sicher 10 Steine da, d. h. eben die für das *Pünf- strich * bezeugte Zahl, so Heydemann, Vasensammlungen zu Neapel Nr. ?460, Monumenti delV inst. 1 Taf. 26,2. Furt- wängler, Vasensammlung zu herlin Nr, 1870.

Es geht aus dem Gesagten hervor, dass ich die Bemerkun- gen, die Furtwängler an die Abbildung des jüngsten Exem- plars der besprochenen Üarslellunii kniipft (Arcli. Anzeiger 1892 S. 102 f.), nicht als richtit; anerkennen kann. Er nimmt die welckersche Deutung auf (Alte Denkmäler III S. 6 ff.) : 'es sind zwei Helden gedacht, die vor dem Kample durch Wür- feln ihr Schicksal zu erfahren suchen; als Güttin des Schlach- tengeschicks ist Athena gegenwärtig, die auf unserem Bilde 80 deutlich dem Einen den Sieg verleibt'; sie trägt nämlich auf der Rechten eine Nike, die den jüngeren der Helden krän- zen zu wollen scheint. Wie man sich diesen Vorgang denkt, ist mir unklar. Dass zwei feindliche Krieger (etwa ein Tro- janer und ein Grieche) nicht in dieser Weise vor dem Kampfe beisammen oltsen können um ihr Schicksal zu erforschen, ist klar. Und wenn es zwei Krieger ein und desselben Heeres sind, was heisst es dann, dass Athena dem Einen den Sieg verleiht? Das ist doch wol der poetisch* malerische Ausdruck

< Vgl den Vers des Euripides ( Wagne r Nr. 692, Nauck Nr. 888 ß46Xi)»'

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dafür, dass der Eine gewinnt, der Andere verliert. Der Sieg, den die Gottheit dem Kinen verleiht, ist also niclit der im blutigen Kampf. Wir dürfen somit aucli dies Vasenbild zu den Darstelluni;en des Spiels rechnen, und zwar ist wahrscheinlich eben das Spiel i7:l Tzhzt yp7.aaüi gemeint. Denn auf dem Stein- block in der Mitte sind bei dem Helden links vier, bei dem rechts sitzenden fünf schwarze Punkte gemalt; dass links nur vier sichtbar sind, würde vielleicht, wenn nicht Flüchtigkeit der Zeichnung daran Schuld ist, durch die uns unbekannten Vorgänge des Spiels genügende Erklärung finden. Es wäre wol möglich, dass der Spieler eben einen Stein aufgehoben hat um ihn zu versetzen, was auch sonst vorkommt; doch scheint, nach gütiger Mitteilung von Dr. Erich Pernice, die Hand des Spielers nichts zu halten.

Alhena kommt in den besprochenen Vasenbildern sehr häufig vor. Es wird dadurch die Scene dem alltäglichen Leben entrückt; die Krieger sind nicht gewöhnliche Soldaten, die sich im Lager die Zeit durch ein Spiei vertreiben, sondern sie ge- hören in die Heroenweit. So wie hier erscheint Athena doch Dar im Epo8. Dass wirklich im Epos brettspielende Krie» ger vorkamen, darauf führen auch andere Zeugnisse. Nach Polemon zeigte man in der Troas den Stein, auf welchem die Griechen im Lager spielten (Eustathios zur llias II, 308 p. 528, 1 ff. = Preller, Polemonis fragm. 3 J). In Argos wurde erzählt, dass Palamedes die von ihm erfundenen xu€oi im Tempel der Tyche geweiht hatte (Pausanias 2, 20, 3, vgl. Eu- stathios, Od. 1, 107); diese Erfindung wurde aber nach So- phokles im Lager vorTroja gemacht (Eustathios, lUas II, 308 s Sophokles Fragm . 451 Wagner, 438Nauck). Bsgiebt also ausser der Tragödie und den bildlichen Darstellungen min* desteps zwei Überlieferangen, die sich auf die troische Sage, d. h. auf das Epos, beziehen ^ Wenn das Bpos eine Spiel- scene enthielt, wird das Vorkommen brettspielender Heroen

* Auch die Freier auf ithaka spiellcu Ja mit neaaot (a i07). Dass die vun Apion (AtbenaiM 1, 16f, von Eastalhiof p. 1436, 10 siu^esohrielieii) mit«

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CHK. BU1IKBNBBR0 *

im Drama' und im polygnotischen Gemälde ^ besser verstand - lieh. Es wird ferner nicht als Zufall zu betrachten sein, dass diejenigen Vasenbüder, in welchen die Scene durch Beischriften erläutert ist, übereinstimmend die Namen Achilleus und A ias darbieten '■^i diese dürften ebenso wie die Gegenwart der Athena für das Epos Yorauszusetzen sein.

Durch die vorstehende Untersuchung ist, so viel ich sehe, die Bestimmung der epidaarischen Steintische genQgend ge- sichert. Das« es Spieltische waren, stellte sich schon aus der unmittelbaren Anschauung als wahrscheinlich heraus. Die Vor- richtungen an der Oberfläche zeigten sich mit einem thöner- nen Tischchen, das wegen des Vorhandenseins der Würfel zweifellos einen Spieltisch darstellt, im Wesentlichen überein- stimmend. Es ergab sich, dass die litterarische Überlieferung über das Spiel M ipivti Ypa{i|i.(5v genau su den Steintischen passt. Endlich fanden sich ähnliche Objekte dargestellt in ei- ner Reihe von VasenbÜdern. die aller Wahrscheiniichiceit nach sich auf dasselbe Spiel beziehen. Es kann deshalb eine Ei- gentümlichkeit, die sich auf einem der epidaurisclien Tische findet, und die lieim ersten Blick eher für ein Rechenbreit als für ein Spiel passend scheint, an dem Ergebniss der Unter- suchung nichts ändern.

Ich meine die schon oben S. 3 wiedergegebeue lüschriti

M X H O I Wegen der Abnutzung der Oberfläche sind die Zeichen zwar

geteilte Nachricht über das ithakesiscbe Penelope- Spiel tu dem homeri-

scben ijaevoi iv pivotai ßoöv nicht passt, scheint klar.

* Euripides, Fra^iu. 692 Waguer, 88ä Nauck. Iphigeuia in Aulis 193 IT. ( Palemedes nod Protesilaos ).

* Paiuanias 10, 31, t < Palamedes uod Thersiles).

' Amphorn des Exekias (obeuS. 9); Catalugue of vases in the Brilith Museum II, B 211 ; Jahn, Vasensammliing zu München Nr. Bc-? ; schwarz- ügurige Lekythos in boslon Arcb. Anzeiger 18% S. 9Ö, vgl. das Fragment einer rotü^uri^en Schale bei Hartwig, Qneob> Meisterscbalen 277 Fi^. 39.

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nicht alle sehr deotlieh , ich babe sie aber bei wiederholter

Untersuchung in günstiger Beleuchtung alle sicher festgestellt. Sie waren schön eingemeisselt, nicht leicht eingeritzt. Die For- men können mit der Weihinschrift gleichalterig sein. Daraus, dass die Fünferzeichen fehlen (vgl. Keil, Athen. Mitth. 1895 S. 61 (f.), darf hier nichts über das Alter gefoljjerl werden; es ist eben keine vollstämlige Zaiilenreihe. M X H sind alljrpmein bekannt; ist in den epidaurischen Bauurkunden das Zeichen für lO Drachmen, I für einen Obol. Aus der Stellung ergiebt sich, dass O eine Drachme bedeutet; das Drachmenzeichen in den Bauurkunden ist ein Punkt, im Grunde wol dasselbe Zeichen *. Wegen der zwei Einerzeichen muse die Reihe Wert- angaben, nicht 'reine Zahlen ' (vgl. Keil, a. a. O. S. 64) darstellen.

Die Zeichen scheinen nun zunächst für ein Rechenbrett am besten sa passen ; diese Möglichkeit soll auch nicht vollständig in Abrede gestellt werden. Gegen eine solche Auffassung q>richt aber, dasa die Zahlenreihe nicht volbtändig war. Daa Publicum,das sich im Hieron aufhielt, bitte bei seinen Abrech- nungen gewiss das Zeichen des Ghalkus mehr gebraucht als das Zeichen fElr 10000 Drachmen. Ich gebe deshalb einer an- deren Erklärung, die mit der erwiesenen Bestimmung der Steinttsche besser Im Einklang steht, den Vonug. Es sind •eebs Zahlen da, und sechs sind die Seiten des Würfels. Beim ir>tteTo€o>{v^ konnte den verschiedenen Würfen ein beliebiger Wert gegeben werden (Pollux 9,95 f. Eustathios, zur I lias XXIII, 88)^. Das Spiel musste um so spannender werden je grös- ser der Unterschied zwischen dem besten und dem schlech- testen Wurf war. Die grossen Summen, die dabei herauska- men, könnten ja imaginär sein oder nachher dividirt worden sein. Das hier Gesagte erhält eine Illustration und die üezie-

* Das O auf der DareiosTaae (Uejdemaaa, Vasensammlungea zu Neapel Nr. 3253) wird iw Utting e. «. O. «U DraduDensaichen «nfeeCust, doeb fieUflielit nit UmeehL

s Hermaaa - BlfiaiiMr, PrirataltertAmer 8. 513,

14 CUR. BUNK£NBERd

bang der erwähnten ZablzeicheD auf das WarfeUpiel eine Be* statigung durch einen grieehischen Warfei aus Terrakotta, dessen Seiten nicht wie gewöhnlich mit einem bis sechs Au- gen, sondern in nachstehender Weise mit Zahlen beielohnet sind*.

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FiO. lU

Es bleibt noch zu untersuchen, Ton welchen Leuten die hier besprochenen eigenartigen Weihgeschenke gestiftet sind. Diese Frage wird aber besser im folgenden Abschnitt mit Zu« Ziehung weiteren Materials behandelt werden.

11

Im Hieron ist eine nicht geringe Anzahl steinerner Trdge und Becicen gefunden worden. Einige haben die Expedition deMor^e II Taf. 34 Fig. 4 (Lykaion) abgebildete Form und werden zum Tranken für die Reittiere der Einkehrenden, fttr die heiligen Hunde u. s. w. gedient haben.

Mehr Aufmerksamkeit verdient, schon wegen der Weihin«

* In der Kopenhagener Anlikensararalung,18i6 in Athen erworben. Länge der Seilen 0,045. Die Zeichen sind sehr tief ( l>is 0,008) eingegraben; der Würfel war also wahrscheinlich niobl elwa als Votivstück oder Toleubei- gäbe gemacht, sondera trots des Materiab nun wirUiehen Gebrauch be- stimmt. Auf der AkropolU sind drei thSneme Würfel, 0,03-0,04 gross ge- funden worden. Ein noch viel grösserer Würfel aus gebranntem Thon, in Yecbten gefunden, wird Bonner Jahrbücher 9 8. 31 erwähnt.

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BPlOAtmiBGHB WBinaBSCHBMKB

16

Schriften, die Fig. 11 abgebildete Form von Wasserbecken.

Es war ursprQnglich eine grosse Anzahl davon vorhanden ; im Folgenden kann ich, ohne Vollständigkeit beanspruchen zu dürfen, 18 Exemplare* anführen. Die Form ist durchgehend dieselbe: ein flaches, rundes Becken von einem meistens nach oben sich etwas verjüngenden, Cylinder getragen, das Ganze aus einem Block einheimischen Kalksteins gefertigt^. In der Grösse weichen die verschiedenen Exemplare nur wenige Cen- timeter von einander ab; es genügt deshalb die Dimensionen des abgebildeten Stückes aniog^ben: Gesamtböhe 0,73, Durch- messer des Beckens 0,73".

Wegen dor angeführten Ühereinstimmungen , wozu noch hinzukommt, dass die Becken alle etwa dem 4. Jalirhundert vor Chr. angehören und grösfitenleils unter denselben Ver-

< S. 17-23, Nr. !-12imd 14-19.

* Eine Attsnabme bildet nur Nr. 13 (unten 8. 19 ). Nr. 12 (von gewShn-

licherForni) war aus zwei Stücken zusamraengesetit; nur das cylinder- förmigc Unterteil ist erhalten, an dessen oberer Kläche sich drei Dübel- löchcr zur Befestigung des gesondert gearbeiteten Beckens ßndcn. Bei den meisten Exemplaren sind die Runder des Beckens abgescblagen , was zur Verkennung der Form geführt hat; vgl. FbuiUu d^fyidaun Nr. 103. *Bfi|-

Fig. 11

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bältnissen gestiftet sind, werden sie alle demselben Zweck ge- dient haben. Man wQrde sie wol zunäcbst. weil sie in einem Heiligtum standen , als Weibwasserbecken aufTassen. Diese Erklärung lässt sich aber angesichts der grossen Zahl der er- haltenen Exemplare nicht aufrecht halten. Auch für die Yon Asklepios im Traume gebotenen Abwaschungen können sie nicht bestimmt gewesen sein, denn diese sollten iiz'n tä; xpzvx; geschehen {Fouilles d'6pi(laure Nr. 1, Z. 6 und 63). Es bleibt somit nur übrig, sie als gewöhnliche Waschbecken zu erklären, zum Gebrauch des im Hieron sich aufhallenden Pu- blicum». Dafür passt auch sehr gut die solide, etwas plumpe Form, die bei iieiligen Geräten weniger verstandlich wärt'

Die erwähnten \Va>sei b»'(-ken sind mit einem üenüüend be- kannten Gerät vergleichbar, das in sehr vielen \'asenbildcrn mit Toileltenscenen ' vorkommt. Es scheint durch die \'er- bindung zweier ursprünglich getrennter Teile entstanden zu sein: eines flachen, wol metallenen In ckens und eines säulen- arligen Uniersatzes. Das Becken lose aufgesetzt kommt z. B, Jilite ce'ramographiqueW Tdi^. 15 (=Blümner, Kunstgewerbe II S. 127) vor^; der Untersatz hat z. B. auf der strengen rot- figurigen Schale Gerhard A. V. Taf. 'l'i, 5 noch die Form einer ionischen Säule Nachdem die Verbindung der beiden Elemente eingetreten ist, wird das Gerät allmählich einheit- licher und harmonischer geformt, indem der Untersatz sich nach unten mehr erbreitert^. Die Vasenbilder seigen das

< Viele Beispiele Ton Btepiiani, CompU-nnäu pour 1665 8.93 angeflQlirt;

Tgl. Hartwig, Gricch. Meisterscbalen 8. 599.

' VkI- flif Iliiipersis des Polygnolos, Paus. 10, 26, 9: cytf?;« AaoStx») tnoatiTr,; Tt Xi'Oou xai XouTiipidv tottv £?:i tw unosteiTT, /aXxoüv. Di»' früher Öfters (z. B. Viscunli, Mtueo Pio-Clemenliiw II T&f. 2) als Danaidt; aufgefasste Btatue siellt ein HAdelien dar, das ein Wasserlteolcen auf einem UnteraaU surecllt Rtellt um sich zu waschen. Die häufige Verwendung dieses Motivs IBr Brunnenfiguren hat Ildliig (Sammlungen in Rom I 8. l'ÜS) beleuchtet.

Diese in den jüngeren Vasenbildern (z. B. EUle ctramographique i V Taf. 76 und 78) selir bäuüg vorlioniinende Form ist durcii die unten angefülirle Hr. 13 fertreten.

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EPIDAUHISCME WEIHGESCMENKB

17

Beeken sowol im Preieo * als im geaebloiaeDeD Raame aufge- stelU, TOD Minneni und Frauen, tum Waschen der Hände und zum Abwaschen des ganzen Körpers benutzt. BIflmner* yer» gleicht es zutreffend mit den jetzigen Wasebiisehen. .

Die Aufschriften befinden sieh bei Nr. i«12 und 14* 19, wie aus Fig. 11 henrorgeht, am oberen Teile des Untersatzes, ich fahre zunächst 13 in der Formulirung ziemlich genau flhereinstimmende Aufocbrilten an.

1. Oben Pig. 11 abgebildet. Bucbstabeohöhe 0,03-0,035.

AP + I AO€

teae:^ A€

2. Buchstabenböhe 0,04-0,045.

EPUTPATO^ AA I K P A T I 6 A€ A^KAA P I a 1

'Eici9TpaT0(, AatxpecTtSflCC 'AmXatistAi.

3. BuchsUbenböhe 0,04.-0,0&.

ÄAIKPm IAA< EPiKTPÄTO« ACKAAPIft 1

'EitimrpotTOC

4. BuchstahenhShe 0,03-0,04.

EP 0€

AM lAA^ A€ K A A P I ft I

Aott[KpaT]{Sa(

< Gerhard A. V. Taf. ?41, 4.

* Das Kunstgewerbe im Altertum II 8, 128.

ATHEN. MITTUBILUNGBN XXJII. 2

'tA CHR. BUN&£N&BBÖ

5:. AsBiL 5.121, 3;

' ' . '

^^niEPATH< IJiMipAfiK,

A A X A P H Aox^piK*

Or *Efn^fU depx«o>oYucj| 1894 S. 18, 7.

<fi|ePATH€ ZMifdlTnc,

AAXAPH€ Ad^apii«.

.7. BaebfttabeiihOlie 0,015-0,0*2.

T P A T fl N lA A < [SkpaTMvift««

EGEN [«vliOtv.

8. Nordisk tidsskrift for filologi, 3 raekke III S. 163, 1 .

9. BucbstabeDhöhe 0,02 -0,0*25.

A O K A H < [A«fi?]oja^,

/A A X O ^. [Aitjptx«»«-

10. 'E^rfAtpif äpj^aio^oyixT] 1894 S. 18, 6. Buchstaben höbe 0,015-0,02.

T E A a N TcXwv

PEIOIAA^ nii6i>(x«

ANE0HKATAN kttl^ixw.

11. Bucbstabenhöbe 0.025-0.035.

APUTOXO^ 'AfiaTo/o;,

EP I K P T H €. - Ejcufi-nK.

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k^lAAUmSCfiB WBIitOBSCaBMftB 19

12. FouiUes d^Spidaure S. 56, Nr. 117. BttehstabenhOlw 0,035-0,035.

TEI,^AM£NO€ T»w«|«vö«.

13. Becken von der S. 16. Anm. 3 erwähnten Form, aus zwei Stücken grauscbwarzen Steins gemacht. Den Fuss sah ich 1896 im Hieron; vom oberen Teil ist etwas mehr als die Hälfte erhalten (1896 beim Museum aufgestellt). Durchmesser des Beckens 1,07™, Dicke bis 0,075, llölie des luisses 0,50. Die rechts unvollständige Inschrilt befindet sicli auf dem oberen, 0.04 breiten Bande des Beckens'; BuchstabenbÖhe 0,022-0,03. Das Sigma ist unten unvollständig.

AYKAIOO^API AüKaiöo«. Apif-iTOTeXtji oder ähnlich]

Es geht aus diesen Aufschriften zur Genüge hervor, dass die betrefTenden Waschbecken als VVeihgeschenke dem Askle- pios dargebracht sind, mag sein Name da stehen oder nicht. Denn die Personennamen im Nominativ können nur als Sub- jekt zu otviOyiicxTav (oder ivtöiTav), das meistens nicht ge- schrieben wurde, aufgefasst werden, und Weihungen, die keinen Götternamen enthalten, sind an den Hauplgott des Hei- ligtums geriL'liiet; dieser war aber jedenfalls in der ersten Hälfte des 4. Juhrhunderts nocli Asklepios allein, während in den folgenden Jahrhunderten das llieron oiliciell (aber auch nur ofßciell^) ApoUon und Asklepios gemeinsam gehörte. Die häufige Verwendung der Formel führte dazu, dass überflüssige Wörter (»xl, 'AauXoiivtcdi, avcOiToiv) ausgelassen wurden^. Die

^ In den Vssenbildern tr&gt die Ansaenseite dM Beekeat bisweilm eine Anfsebrift U- B. AHMOSIA, Banmeisten Denkniler I Fig. SI9), was im

Hieron nicht Torkonimt und vicliciclit nur malerische Freiheit itt.

* Vgl. AsKL. 8. 33 IT.. wo diese Frape erÖrtorl ist.

' Vgi. die später gewöhnliche Formel AröXXwvi AoxXciffuüt (Askl. 8. 33 tr.)i die nenlidi in dem atiien{seben'AOTXi}inat*A|iivwc ein genau «lUprecbendes Beilenstfiek erlisiten bat ( Athen. HiUb. 1896 8. 294).

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CHB. BUN KEN BE 11 If

Aufschrift Nr. i z. B. sagte dem damaligen Publienin def UeUigttlllM ebeo lo f iei als 'A^O^o^ nai Ti^^s« 'AnOcmAe ebc-

Sie tagte aber bei aller Kürze gewiss noch mehr. Die ia den 19 AafaehrifteD (denen iweifellos aoeh Nr. 1 d'biozoxafä* |>en lit) Aaodtg wiederkehrende Verbindung von zwei Man- nemamen laiet sieh aieht als Zufall betraebten. Es kommt

FiQ. 12

hinzu, dasa dieselbe Verbindung auch sonst ontsr Shnltehea

VerhäUni^^.sen auftritt. Kin Stein, dessen Form die Skis» Fig. 12 veranschaulicht', trägt auf der Schmalseite A die Aof- ichrift (Buchauben hohe 0,02-0.025):

T I M A N O H ^ Tiax'Sr;. AMl)IAYTO^ 'Aa^auTO? ANEOETAN av«eiT«v.

Ferner sind hior anzuführen die zwei oben (S. 2-4 . \r. 1 und 3) abgedruckten Dfdik.itionsinschriften der Spieltische Die grosse Zahl dieser VVeihungsformela macht ea meines Erachteos ganz

Qesamllänge 1.77, Breite 0,886. Dicke tf.K*. Ab der OberOSd» drai beekenäbnlidw VertieAmgen; die miltlere, runde hal einen Durchmesser ton 0,7i5, eine Tiefe von 0,095; die beiden seitlichen sin«! il,7:!5 laiiir. iKU breit, 0.07 lief. Dies sonderbare Weilijfe^olieak dürfte vielleicht uacb dem oben AngeiiihrUjn als drei in eioem Öiiick vereinigt« Waadtbeckea snfiia- fassea §e!n.— Bin fthnlieber Stein (ibH aar swet nageObr qaadrstisebea Verttefangen) fon 1,40 Uii«e,0,83 Bnüe,0,30 Dick« w»m weitiehMkea kosate, ekae lasehrift

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BPIDAURISCUE WBIMOBSCIIBNKB

unmöglich in den Dedikanl en etwa Bruder- oder Pi^undes-; paare zu aeben. Wir haben es bier vielmehr mit einer ständigen: Sitte zu tbun, die nur dann zu verstehen ist, wenn die Wei- henden Mitglieder eines ständigen GoUegiums waren. Was das für ein Collegium war, ersieht man aus den Aufschriften zweier Wasserbecken von der gewöhnlicheo, durch Nr. 1-12 vertretenen Form.

14. B uc h sta benhöhe 0,02-0,03. Fo uilles d Jipidaure S . 54, Nr. 103.

I APOM N AMOH E AAX A P H ^ KAEI^OEHEY^ AAKPI^AA<t)E IZiEY€ AHE0HKATAH

*l9tpOfx.vde(AOvi Axxpi« A«f li^iuc

15. Buchstabenhdhe etwa 0,025.

I APOMH AMON E

A A KP I

A A<|»E1 AEY<

AA XAP H€

KAEI<0EHEY€

AHEOHIcATAfi

Bs war also im 4. Jahrhundert eine wenigstens siemlieh regel- massige Sitte, dass die Hiaromnamonen , wol beim Anfang

oder Ende ihrer Punktion, ein Weihgeschenk stifteten, und

zwar scheinen sie solche Stiftungen vorgezogen zu haben, die dem Publicum des tieiiigtums nützlich sein konnten, obwol Beispiele von VVeihgeschenken gewöhnlicherer Art (Statuetten und dergi.) auch nicht fehlen Die hier besprochenen Wasch-

* Allerdings sind nar noch die Basen erhalten: KavTadias, Fmäüu S&pt' daur», Nr. 102. Blinkenberg, Nordisk lidsskriß for filologi, N. ff. X 8. 273| XX. KufTSdiat, '£fi)|upi« ofxautXoyut^ 1894 S. 18, 8.

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22 CHR. BUNKENBERG

becken und Spieltische gehören in die Zeit der grossen Bau« thätigkeit und sind nach der vorstehenden Auseinandersetxung ft]s Zugaben seitens der Hiaromnamonen zu den vom Heiligtum officiell für die Bequemlichkeit der Oiste getroffenen Yorrich- tungen aufzufassen *.

Nur wenige Wasserbecken sind unter anderen Umständen geweiht; sie entstammen derselben Zeit wie die anderen, und man ist wol berechtigt anzunehmen, dass die Dedikation ton der nachgewiesenen Sitte beeinflusst war. Ich fitthre die kH- genden von mir notirten Aufschriften nur kurz an. Die Dedi- kanlen von Nr. 19 waren nach dem oben gesagten Hiaromna- monen, die in diesem Falle ihre Weihung nur an einen andern Gott gerichtet haben.

16. Buchstabenhdhe 0,027-0,03.

P P A T A < npaT[i]«€

A ( IC A A P I O I 'A«»X««i8t

lAPEY^EnN («piumw« <

ANEOHKE «vieniu.

11. Buehslabenhöhe etwa 0,025.

T I M A P I T A Ti|xapi<rT« A P T A M I T I *ApTApTi A E K A T A N SexdcTav.

Die Inschrift ist schon C. I. G. 1172 veröffentlicht, wo die erste Zeile auf Grund der Abschrift FIM APIZTA vermutungs- weise als riavapidTa gelesen und in der zweiten 'ApTdcjtuTi ge- schrieben ist.

* Vgl. ferner die von den HiaromnamoiiBD geweihte SUibank: KavTa- dias, FouUles d'lipidaure Nr. 259.

' Eine Weihung beim Antritt des Priesleriums findet sich auch in einer onTerSflTenUichlMi Inichrift: 'Affat«fx<K "BfrOtau (vgl. oben 8. 4 Anm. I ) |Iafiu( Xa/ü>v 'AoxXnciAt I MrAitAXam ivMi|», wo X«x«b« die erwfiniebte AnslLunft giebt.

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BPIDAÜRI8CBB WBIH0B8CHBNEB 23

18. Bruchstück, 0,51 hoch. Buchstabenhöbe 0,02-0,035.

A A M O A A AafAÖXft AAMATPI Aci(UiTpi.

JU. BuchstabdDhöbe 0,015-0,025.

*

<fiSENO< Zc&Ctvp«,

O 1 A P H . B id^ A n O A A N I 'AicoXXttVk

Koponbagwit September 1897.

. OHR. BLINKKNBBRO.

: . : (

INSCHRIFTEN AUS ATHBN

1. Fragment aus weissem Marmor (18*" hoch, 15 breit), in der Mitte gebroeben. Gefanden bei den Ausgrabungen am Nordwestabbang des ^reopags.

EPEAI AOHKAl ASPOAI AAOZ APOMETPA r

10

EPMHiEA/ YKEIO i 1 I [E PEn^Y I A

A omhii5:ta ^EHO

ESEBAO A/ ION 0\Xi E I P O

PYO Wt. ?OY AN \I2

l]«p«ai 'AO-nvoti- a; rioXtdeSoc

'Ep|X7ii iX Auxlio

Ol«

icpebxruva

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INSCHRIFTEN AUS ATHEN

Offenbar haben wirea mit dem Fragment eines Opferkaien- dera au than. Die]Zahlen rochts und links von der erhaltenen gehören znr ersten und dritten Cotomne. Da im Einielnen ▼ieles dunkel bleiben wird, geben wir nur kurze Bemerkungen Sur Worterklärung.

Z. 3. «iTOfUTp«. Dieses Wort ist nur noch su belegen aus der Inschrift C. I. A. IV, 1 S. 54 Nr. 555« (etwas älter als die vorliegende Inschrift), wo es in ähnlichem Zusammenhange steht (Z. 3. Upi« mynr^x). Es muss .einen bestimmten Teil Ton den Opfergaben bedeuten, welcher der Priesterin, als ihr Vorrecht, sugemessen wird.

Z. 7. Upitt«wft, nicht Upätfvv«, wie das Corpua hat, steht auch auf dem Stein G. I. A. II 610 Z. 6.

Z. 9. oU XfiiroyvufMM. Aristophanes von Bysans beseugt*, dass in der attischen Kultsprache das Wort licnvoYvufAuv ange-' wendet sei, um ein Opfertier su beseichnen, welches den Milch- lahn.den yvüiawv, schon verloren hat, also ein ausgewachsenes. Unser Stein bietet die erste urkundliche Bestätigung dieser Überlieferung. Zur weiteren lexikographisehen Litteratur Ober das Wort ▼gl. Aristophanis byz. fragmenta coli. Nauck S. 99.

Z. II. zu nueaioTTj« vgl. G.l. A. IV,2 H90b. 1190o.

9. Der Stein C. I.A. 1V.2 813b trägt auf der Rückseite oben die Inschrift:

I Z, OONIAQNOIAErErO TOYrENOY^iEPII E

0«oli{

vOTif . . . . j Tou ylvouc IkI [K]i ....

* Eustath. ad Odjrüs. p. 1404 tin. xi'Uia. int nXtivTuiv yivüv xal xarripru- al< iKCfVMimuum» ol l|uctipot to(»c «p«iTo6rfXMic* 6 81 toOte Tpi«|i«ic 'ApioTOfivi|c Ii»

26

S. ZIBBAATH

daranter io grOasereii, viel spateren Buehetaben :

MHA E loYTOAE Y T E P ON

AM0 I O A A H S 0 I A I NOS ^ I A INOY E Y fl N YME YS E n I M H AEIOY

ANTITOYAM I O A AOYS NIKI ASKA A AIMA XOYA^oAAt'^Ti

MlO^ltOU TO Stu- TtpOV

Diese Inschrift ist erst eingehauen als von dem ursprQng« lieh mehr als doppelt so breiten Stein rechts (von der Vor* derseite aus gerechnet) ein grosses Stück grade abgeschnitten war, Jeden&lb weil das schöne Marmorstack eine andere Verwendung fknd.

Die Datirung [iiel] Mti^itou to ScuTtpov bestfitigt, was schon HomoUe Im Bull, de eorr, hell. 17, )7S A. an dem Bei* spiel des Archen Argeios nachwies, dass in späterer Zeit eine Iteration des Archonten- Amts zulässig war. Dass speziell Me- deios dreimal Archon gewesen ist, war sclion aus der Inschrift C. I. A. 11! 1014 bekannt, über welche Homolle a. a. 0. zu vergleiclicn ist. Das zweite Archontal des Medeios fällt nach llomolJe etwa in das Jahr 80/79, nach SchötTer (bei Pauly- Wissowa s. V. Archontes) in das Jahr 84/83 vor Chr. Ein 4»i>.ivo; «ti^ivou Eu(i)vju.8Ü; ist Rphebe «ttI 'Atco^oSwdou ipy^ovTO? (45/41 vor Chr.) C.I.A. II 481, also nicht mit dem unsrigen identisch. Der Zweck der Inschrift scheint die Autzeichnung der zur Vornahme gewisser kultlicher Handlungen für jedes Jahr designirten TaiJ^j? iuKpiöaXei; zu sein ; im Rehinderungs- falle konnte an Stelle des designirten, ivxi xoO aa^tOaXoG«, ein anderer eintreten. Man denkt dabei an die bekannte Stelle in Plut. Thes. 22 (vgl. Kustath. ad 11. XXII 495 p. 1283), nach der am Pyaaopsieo feste ein icai« «(«.^lOaXiiic die lipcotuw) trug

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IMBCHlttnBN ADS -&THBN ff

und sie an der' Thar desApollo-TempeU niederlegte, anderes 8. bei Pauly-Wittowa s. v.

Unter dieser Inschrift isl der Stein halb weggebrochen und staric abgeHcbeuert, aber man erkennt noch, drei Zeilen in kleineren SohrifUügen, als die vorhergehenden:

^AXOS:iEIPA KaXXi]aaxoc A«ip»(SiwTYj<) AM<I> lOAAHi au<pieaXyi«

«

3. Oberes Stück einer auf heiden Seiten besclirieberien Stele aus pentelischem Marmor mit Aetoma und Rand oben, ge- funden auf der Akropolis im Jalire 1 884, jetzt im National - Museum Breite 32"", Höhe 1 i'", Dicke 1 6"°. Die Renntniss die- ses Steines verdanke ich Herrn Dr A. VVilbelni. dem ich auch sonst für die Einführung in das epigraphisehe Museum und für seine Mithülfe beim Lesen von Inschriften in zahlreichen Fällen, sowie für empfangene Belehrung zu Danke verptlichtet bin. Der Stein bietet der KnlzifTerung ganz besondere Schwie- rigkeiten, da er eingemauert gewesen ist und vielfach mit ei- nem harten Mörtel überzogen war, auch die sichtbaren Buch- staben durch Wasser stark gelitten haben. Erst durch Ent- fernung des Mörtels gelang die Lesung der Buchstaben auf dem Aetoma und vieler anderer. Auf meine Bitte hat auch n. von Prott den Sit-iii i;eprül't , und ihm verdanke ich die Lesung- der enlstjheidenden Zeilen a, 4 und 7.

(8. den Text auf S. 28. 29).

Auf der rechten Seite von a können bis zum Rande nur wenige Buchstaben fehlen, wie die Überschrift und die Rück- seite lehrt, welche dort beginnt. Z. 8 ist fast bis zum Rande erhalten. Es fehlen etwa 4 Buchstaben. Z. 1 hat nach Aumdc^« wahrscheinlich noch das Demotikon gestanden; ygi. J. Peun- dorf, De scribü reipublicae Athenienaium S. 114. Danach ist die Zeilenlänge auf aber 70 Stellen zu ▼eranschlagcn. Die Erg^zung wird erschwert durch die ungewöhnliche Passung des Dekrets. Nach It^f Mhit Z. 5 fehlt Si, also ist eine Ab-

28

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weichung von der Formel: iicouvi«« (tU - It|n()9i90xt $e (vgl. Wilhelm» Hermes 24, Mb) vorauszusetzen. Z. 8 habe ich nicht enlsiffern kdnnen, die rechte Hälfte liest man ziemlich deutlich, die linke ist stark versintert.

b. Z. 1 vielleicht B[iv]^ifdvti[c. Rechts von der zweiten Co* lumne sind Spuren vonCoL 3 Z. 5-12 zu erkennen. 6 zeigt kleinere Buchstaben wie a, ist aber ebenfalls «rotx^^oy ge- schrieben und stammt aus gleicher Zeit. Danach haben auf der Rückseite mindestens vier, wahrscheinlich aber fünf Ret- hen von Namen gestanden. Da nun die Höhe des Steins nach seiner Dicke (16*") zu schliessen niclit unbeträchtlich gewe- sen sein wird, so können über liundort Xamen auf der Uück- seite gestanden haben. Wir haben also das Fragment eines Psppiiisma etwa aus dem Anfange des vierten .lalirbuiiflerts vor uns. (hireh welclies eirier grossen Zahl von Leuten, wt^lche auss( liliesslicii na :l) ilirem Beruf bezeiehnet werden, aoschei- nend das Biirgerrecht ( Z. verlieben wird.

Wer diese Leute waren und was für N'erdienste sie sich erworben hallen, i&l in Z. 4 und 7 ausgesprochen. Ks sind die Männer ccot «'jvAarüXÖov aw6 •1'//?,; ' und die, weiche zwar nicht zu den Phyle- Kämpfern gehürlea(?;, cjvgaityövTo $i xrifi ^x/r,v Tr,(x Movt;^tx«i. Sehen wir Uns nun nach der litterarischen Überlieferung um, weiche diesem arg verstümmelten Fragment zu Hülfe kommen muss. Über die Belohnung der Helden von Phyle,der Berreier des Vaterlandes, ist die llaüplstelle Aeschin. MI 187. 188, die ich ganz ausschreiben muss.'Ev Toiwv r^k Mri- Tp(^C|» icap« TO ßovXi*iTi)piov, viv fSoTi SwfCftv TOtc dl«o ^Xiii 9 CtS- Y^'^'^* Sii(AOv xgtTay'yoOviv, h'zv*' iKiCv. iqv |ftiv yaf 6 to ^ft9yi,k ypxij^acc it«l vtxiq<rctc 'Ap/ivo; 6 ix Ko(Xd(, il$ Täv xftTayxyovTiAV tÖv ^(AOv, iy^x^t S( -^rpüTOv {x,iv auTOic il; 6u9t«v xat ava6r;{jLaT« 3oGvac ^i).ta( 5^a;(^p.ic( (xxl toGt* ioriv {XaTTOv ri Sixx h^ct/jixi xkt* xvSp« {x«9T0v), licciTa xiXiOft aTff«voOoOat OxXlloG 4rrf(pJcv(,> «vtAv Ixa-

< Vgl. Aescbin. 1U5 ^paswCouXov . . fv« lAv wpumMinw «ftt^ «ntf

lN8CliRlFT&N AUS ATHEN ^1

«Tov, «XV ou xpv^ toQto iliep xtXitftt, «XX*

fluipi€<ftc rqv ßouXviv «Mt|rafAlviiv o«ot «utAv iiri ^X^ ixoXtopKioSlI- «oiv, 6Tt AttM^flUfMvtot xeti ot rptAxo^T« irpo«t6«XXov toCc xateeX«* €oGat 4vXiqv. *Otc «Xt)69i Xlyu« ava^v^attat 6(Aly to ^ys^ioia«. ^vj^taji« ffipi 3<i>piAc Tot( dliro ^Xti(. In dem Paephiflina dm Archinos muBS also wörtlich gestanden haben, einmal die nicht ungewöhnliche Formel : SoOvat )i auxoic ci< 6u<;tav xsl iwoibri^XTX '/i'kia.i Spa^u.a;, zweitens : OT«(pavüiöai Se txaoTOv aü- Ttöv Ox)>>.0ü axe^iivti), ferner noch, t7;v hl fiouXrjV cKi'^xnhxi ocoi avjTtöv irrt <I>'Ayi ixoXiopjfyjOTKjav. Alles dies sieht nicht auf dem Stein, soweit er erhalten ist; trotzdem mussein enger Zusam- menhang zwisclicn jenem Psephisma und unserem Stein be- stehen, ja es kann in ihm der Anfang des Psephisma des Archinos thalsächlich vorliegen. Dmn die Phyle- Kämpfer sind nur einmal belohnt worden, und die ersten beiden der genannten Formeln pflegen gegen Schluss eines Dekrets zu ateben, und auch die dritte braucht nicht am Anfange gesucht zu werden. Betrachten wir unter dieser Voraussetzung den Stein genauer. Verliehen wird den Helden von Phyle das BQrgerreeht. Also hatten sie es vorher nicht, mindestens nicht alle. In der That war vorauszusetzen und ist auch ausgespro- chen (von Clerc, Les m^Uques S. 429), dass unter den Ver- bannten und speziell den ««o ^Xti« die MetÖken in grosser Zahl vertreten waren, da sich gegen sie die Verfolgung der Oreissig ganz besonders gerichtet hatte, und da überhaupt Handel und Gewerbe seit der Einnahme des Pirilus durch Lysander ganz darniederlagen. Dazu stimmen die teilweise recht fremdländischen Namen auf der Rückseite des Steins. Neben den Phyle- Kämpfern ist aber auch von den Munichia- Kämpfern die Rede (Z. J). Wir lernen also, dass das Dekret des Archinos nicht ausschliesslich den Phyle- Siegern galt, sondern überhaupt den Retlern des V'alerlandes in dem gros- sen Jahre 403. Aischines ervvälinl dies nicht, weil er das De- kret nur zu einem bestimmten Zwecke heranzieht, nicht seinen ganzen Inhalt bespricht. Die Munichia - Kämpfer erscheinen voQ den anderen getrennt, werden also auch eine andere I^q-

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fe. ziehahth

iohnung erhalten haben. Und wirklich ul Itel Xenopbon, Hellen. II \. 25. wo von den Ereignissen gleich nach der Schlacht bei Munichia erzählt wird, überliefert, dass denen, .welche erst in Muoiehia zu der Schaar des Thrasjbul stiessen, wenn sie Fremde waren, die Isolelie versprochen wurde. Da- nach vermute ich in Z. etwa : Si auroi« {«otAimv] xa-

Leider ist es mir im Übrigen nicht gelungen« diese wertvolle historische Urkunde weiter su er^nzen. Nur der Arehon laasl sich noch ermitteln. Die Friedensverhandlungen und die end- gfiltig» Neuordnung der Verhältnisse sogen sich swei Jahre hin, erst im Jahre 401/0 kam die Verständigung irpoc tou« h *EXtv«fvt ilwxhowtrui zu Stande M Sevstvlrou i^jtm^ (Aristot. Hol. 'AOviv. 40, 4). Derselbe Arehon muss auch Qher unserem Psepbisroa gestanden haben, da der Name keines anderen Arehon dieser Jahre auf -o« endigt.

Die historische Bedeutung der neuen Urkunde kann hier nur angedeutet werden. Archinoe hatte schon einmal Gelegen- heit gehabt, sich mit der Belohnung der Befreier des Vater- landes zu befassen, gleich im Jahre 403. Damals hatte Thra- sybul fdr sie alle in Bausch und Bogen, die Ix Ilcipxtcuc, die Verleihung des BOrgerrechts beantragt. Archinoe aber, der in der Vermehrung der BQrgerschaft um solche Elemente, ^ Iviot 9xvcpä>( ^a«v SoSXoi (Aristoteles), nur den Keim neuer Un- ruhen filr den Staat sab, war es gelungen, durdi eine Klag» «apavöpLuv das Zustandekommen dieses Psephisma tu vereiteln (Aristot rioX/Ae. 40, 9. Aescbin. III 195), wodurch s. B.der Redner Lysias hart getroffen wurde, der nun trotz der grossen Opfer, die er im Kriege gehracht hatte, nur Isotele blieb ( Plut. Vit. orat. S 835/"). Ofl'enhar war es hierbei nicht die Absicht des Arcliifjos. jede Belolinung zu hinterlreihen, sondern er wollte nur eine passende Abstufung je nach V erdienst eintre- ten lassen. Denn es war allerdings ein grosser Unterschied, ob Jemand wirklich zu der ersten kleinen Schaar gehört liatte, die mit Thras^bul von i heben kam, den Handstreich gegen Phyle wagte und dort von den Truppen der Dreissig belagert

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mscmirTBN aus athbn

93

wurde, oder ob er zu denen gehörte, die unmittelbar nach dem Abzug der Dreissig von Phyle sich einstellten (Xenoph. Hell. II 4, 5 in^-n duveiXtyF^eviiiv h'^ttiv ^v>Xv)V in^{ iirraKodou; und kurz darauf § 10 Xa6«i>v ö BpavuSouXo; tou( «no ^KiXvi;, icepl ^iXtou« Tih-n ^jvEtXeyfAlvouc), oder ob er endlich erst io Munichia auf die direkte Versprechung der Isotelie hin dem siegreichen Zuge sich anschloBS. Man wird also zur FeststeUung dieser Verhältnisse, die gewiss nicht so einfach war, weil Listen . schwerlich geführt waren, eine Untersuchung angestellt haben» und 80 kam es zwei Jahre später zu dem endgültigen Be- schlüsse, für den eben die genauen Unterscheidungen unter den zu Belohnenden charakteristisch gewesra zu sein scheinen.

Bs bleibt noch die P>age zu entscheiden, wer auf der Rück- seite verzeichnet stand. Waren es alle die in dem Psephisnui Belohnten, also sowohl die neuen Bürger wie die neuen Iso- telen ? Nach Aischines durchaus glaubwürdiger Angabe be- trog die Zahl der «iro OuXvi^ über hundert, während die sonsti- gen Angaben zwischen 30 und 70 schwanken. Oben haben wir berechnet, daas auch auf dem Stein für mehr als hundert Namen Platz gewesen ist, und die Zahl ist mit Aischines ganz in Übereinstimmung wenn wir annehmen, dass die fünf Columnen nicht die ganze Rückseite füllten, also etwa Je 25-30 Namen enthiellen. Die Zahl der mit der Isotelie Beschenkten dagegen wird eine sehr grosse gewesen sein, die' nicht mehr auf dem Steine Platz findet. Die Wahrscheinlichkeit spricht also dafür, dass die ganz oder teilweise erhaltenen 19 Namen den Helden von Phyle angehören

Zur Binselerklärang sind noch einige ßemerkungan nötig.

b. Z. 1. Die Abkürzung TEaP findet sich schon C.I.A. 1V,S 7731» Z. 22 (PEIfiP), von J. Simon, Abkürzungen auf griech. Inschriften, Zeitschrift für die Österreich. Gynmasien 1891,

* Aus der litterariacheD Überliefemngkdiuien wir, soweit ieh sehe, anner

den Führern der Schaar, den beiden Tbrasybulen und dem Arcbinos, nur den Ergokles namhaft maclien, gegen den Lysias Hede 28 gerichtet ist. Er war Stratege gewesen und ein angesehener Mann, wie Tiele andere unter ihnen (vgl. Lysias 13, 6'2).

ATHSN. MlTTHSlLUMaBM XXUI. 3

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E. ZIEBaRTM

673 ff-, noch nicht berücksichtigt, vgl. 768c Z. 19 rSClPrO.

Z. 4. Zu öp£a»c(6;xo;) vergleiche die Abkürzungen in der eben citirteo InachriftGol. 11,15 OPEftKO uadBCol. I, 5 OPEÜ.

Z. 7. 6voxö(iro<) war bisher nur bekannt aus dem Fragment des Alexis (Frg. 13 K.) hei Pollux?, 19 tov vOv lAvXoxdmv ovoxosov 'A^t^tt tlp-qxtv 'AiAf^ft-d^t*

ovo«6icoc

Die Deutung BlQmners, Technologie I, 31 auf ein Instrumeiit tum Schärfen des Mühlsteins ist nunmehr abzulehneo. Zwei- felhaft kann nur sein, ob es einen Beruf bezeichnet, der oaeh

ovo;, Esel, benannt ist* oder nach Cvoct MäblsleiD, wie Meineke

erklärte cor um units qui molares istos lapides caeditnt. Wahrscheinlich isl das Letztere, so das der övoxörro^ zu dm Steinarbeitern zählt.

Z. 8. Zu dem Anfang EAAIOF habe ich das richtige Wort nicht gefunden. Man könnte an iXaiio7r((uXin() denken, doch ist das r durchaus sicher.

Z. 10. Das O am Schlüsse ist nicht ganz sicher, es scheint aber ein runder Buchstabe dazustehen.

Gel. II Z. 9. Der dYaX(A(aTo«oiö«} KaXXta^ ist, soviel ich sehe, unbekannt.

4. Fragment einer Herme aus weissem Marmor (wie C.I.A. III 1095. 1Ü96. 1133), jetzt im National- Museum, Fundort unbekannt. Vorderseite und linke Seitenfläche erhalten, 57** hoch, 21*" breit.

a.

IN N ^ANEIKOZTPATOZ 0 lÄOAEZnoToZA^P 4>lAoYMCNOZBfiMIAK ATToAAfltNIOZBAASTo 5 ABAZicANTOS0EOTCII

< Vgl. die Erklärung von Stepbauus: 911t atinariam tnototn twj Ikvt in»* l^iiil et agital.

iMSGBläf nM AOS ATBIlt

E Y<t>PAMTI AHXEnirtl. ' A^EIANAPoZAE:^<M A

ZTE(J)AN0Z0NH2I MON EYTToPoZhPAKÄElAo YS

10 01 AoMO> ZOZEYTYXIAOY •* HPAKAEITOZ AYfTfJOOZE; 2TP ATHN ATToAAftN loY KÄE^lNMHTPoAnPoYN.K A AKI Bl AAHlEYTYXoYOPEf

15 AlOAAHZ ATToAÄnNloY M A ArAOonoYSAAMYPoYEYTTA IcaA AlTTlToZOKAIMoYl AT H POAinnoznPAI ITE AoYZEnAT ATTI KaXZfiZIKÄEoYZSESST

20 EniKTAZZnZIM0YA40NYSl0 « - ZYM^CPaN IAoNllcoYMZY>' III/ Zi^/ ^lAoZEPAlT

OSSß^lK \Eo Y 2 E YÜO ZunYIOY0AAAoZ

25 AOZZaZIMoYAOHNA

ZEVnoPO AEYKir

^nEIPAlEYS

2 ... rWEAlTEYZ X

' NMRTPEYZ

^ Y ' w.

(t>HrAEYZ

" -nAIANlEYX EYZ ' PoYAAftTTEKH ^ZTEAE

NTOY < '

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'AiroXXi&viH BXteo

'AXc^avSpo; Aii9iX[ou] Sxe^avo; 'Ovir)<Jt(Jtou

'Hpd^xXetTO? ['HjSuTivooc %

SxpiTCiiv 'AtvoXXwviou

KXe<i>v Mv)TpoSb>pou Nix *AXxtCtd(ST); EuTiJj(^ou 9pi7r[TÖ<] 15 At6aXT]( 'AicoXXfi>viou 'AyaddiTOu^ Aap.upou Euic«

KicXXiicTcoc 6 xal Mo<|>idcTV)[€] 'PöSiTCTvoc npa^iTiXou« 'Eff«Y

so *EiruTttc Z«»d|MMi AiovuaiQ[f]

0( StttfutXlouc Euira[p..]

95 { Zotft^v 'A0nv«

Buic6po[u] AiuKti7[^o(]

5. Fragment einer ähnlichen Liste aus etwas Slterer Zeit» ebenftUs im National •Museum.

loZZnziMoY I . O K PATHZ J OY> N I K E P n Z A4>0O N A

ZnZIMiaNAHMHTPloY ZfinYP02XPH2tM0Y

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INSCHRIFTEN AUS ATHEN

97

TYXIKOSXPHZIMOY MHTPOAnPo^AlONYZ KOZMIANPAAINOY PAAINOZ

AAEXANAPOZnaAA "^TPAREAOSA^POA NAIONYSIOY AZnAPAAA

. . . «oc Zm«^«

Ni»]oiipATiiic

5 Zibicupec X^tfifMu MviTpoSupoc Atovuo[iou]

10 'AXIlcvSfoc ni»X>[<iMOc]

EjuTpimXo« *Afpo)[t9(ou]

V Aumiffiou

nap^«>[ft]

Athen.

ERICH ZIEBARTH.

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VASENSGHERBBN AUS KLAZCHIBNAI

(Hiena tUü VI)

Bei der bis jetzt so geringen Anzahl von Gefassen und Scher- ben, die sicher in Kleinasiea gefunden sind, gmvinnt jede» hinzukommende Stück eine besondere Bedeutung. Kann es uns doch die Möglichkeit geben, eines der^hlreichen Getässe oder eine ganze Gattung von solchen , dre man ihrem Stile nach in das Kunstgebiet des griechischen Ostens adiea darf, an einem bestimmten Orte festzulegen.

Die aufTaf. 6 in Originalgrösse abgebildeten Scherben wiir* den im Gebiet des alten Klaiomenai gefunden und von Herrn MifltbOB in Smyrna erworben. Aus seinem Besits kam die grOttere Scherbe ( Nr. 1 ) in das Nationalmuseum n Athen (Inv. 5610). Üie Erlaubniss zu ihrer Veröffentlichung ver- danke ich der Freundlichkeit des Herrn Dr. Stais. Die klei« nere Scherbe (Nr. 2) blieb im Besitz der Wittwe Misthot. Der Abbildung liegt eine vor längerer Zeit genommene Photo- graphie des Herrn Dr. Heberdej zu Grunde; das Original selbst ist aogeobliekliefa nicht sug^uiglich and mir aas.eigener Anscbanong nicht bekannt.

Unsere. Betraehtung muss also von dem ersten Fragment ansgehen. Der Thon ist fein, im Broch und auf der Innen- seite lederforben, die äussere Oberfläche ist graubraun. Der nicht sehr glänzende Pirniss ist dunkelbraun, wo er dünn auf- getragen, oliviarben, an manchen Stellen ist er rotbraun ge- worden.

Nicht unwichtig ist es, sich zu Yergegeowärtigen, wie der Maler Tcrfuhr. Er legte zunächst den Rumpf der Figuren, das Haupthaar samt der Motze des stehenden Mannes, den Thron nnd das vordere Pferd mit dunkelbrauner Firnissfarbe an.

Dann malte er die Gesichter, die Arme, das Gerat in der

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TABSN8CHERBBN AOS KLAZOMBNAt

89

Hand des Stehenden, den Thron und das zweite Pferd mit Weiaa. Dieses ist abgesehen vom Throne und den Teilen der Arme, die sich von dem Körper abheben, unmittelbar auf den Tbongrund gesetzt.

Mit dünnern Firniss wurden dann die Umrisse und die Innenzeichnung der weissen Teile, mit dunklerem die Barte und das Attribut in der linken Hand des stehenden Mannes gemalt. Am Throne, an Nase und Mund des Sitxenden und an Brust und Bein des Pferdes fehlen die Pimissumrisse. üass diene sonst erst nach dem Auftrag des Weiss gezogen wurden, geht daraus hervor, dass das Weiss bisweilen über die Um- riaae hinausgreift ohne sie su decken.

Weiter wurde bei den mit Firniss aufgesetzten Teilen die Innenzeichnung und fast durchgehend auch der Kontur ge- ritzt, auch der linke Fuss des Thrones ist umrissen. Die Ritz- linte am Kontur des Mantels der sitzenden Frau nimmt deut- lich auf die schon vorhandene linke Hand Rücksicht, eine Faltenlinie greift in das Weiss der Armlehne über. Ebenso sind die Linien an Brust und Bein des Pferdes und am linken Fusse des Thrones deutlich in das schon vorhandene W eiss geritzt. Nur an der Brust der Frau ist die f^ilzlinie durch das Weiss der erhobenen iland <i:edeckt, der Maler hat also nachträglich die Linie noch einmal überfahren.

Erst nach den Ritzlinien ist das stets auf den Firniss ge- setzte Violelt aufgetragen , denn es nimmt deutlich auf sie Rück> sieht. Die vorletzte Paltenlinie unten am Mantel des stehenden Mannes ist durch das Bot gedeckt, an einigen Stellen greift das Rot auf das Weiss über.

Zuletit wurden die weissen Kreuze auf den Gewändern, die Punkte u. s. w., auch die Zähne des ersten Pferdes gemalt.

Wenn wir so sehen, dass nach dem Auftrag von Weiss wie- der mit Firniss gemalt wurde.dass die rote Deckfarbe durchaus, die weisse teilweise auch nach der Gravirung' aufgesetzt wurde, so kommen wir zu dem Schluss, dass alle diese Ver- enge ungefähr zu derselben Zeit d. h. vor dem definitiven Brennen stattfanden.

40

B. lAHN

Die Scherbe zeigt ein ausgespartes Bildfeld; Ober ihm, durch swei Pimiflskreifeii getrennt, den Rest einer anderen Darstel- lung. Deren ßbene stösst in stumpfem Winkel an die Ebene des unteren Bildfeldes. Das Gefäss war also eine Hydria.

Auf einem Throne, dessen Sitz durch eine schwarz geraalte Sphinx mit weissem Streifen am Flügel gestützt wird, sitzen nach links gewandt ein bärtiger Mann und eine Frau. Das Auge des Mannes ist. wie bei den anderen Personen , länglich ge- bildet. Er trägt einen kleinen Schnurrbart, der wie aus der Nase herauswachsend gezeichnet ist. und einen Vollbart, der eigentümlich in die Wange hinein vorspringt. Bekleidet ist er mit einem langen |8chwarzen Chiton, der nur unten zum Vorschein kommt, und einem Mantel, der mit Ausnahme des die linke Schulter und den überarm bedeckenden Teiles rot gemalt ist. Beide Kleidungsstücke sind mit weissen Sternchen verziert. Um den Hals hat er ein Band. Die Frau zu seiner Rechten trägt ein rotes Gewand mit weissen Sternchen es soll wol auch der Mantel sein ein Halsband, einen runden Ohrring mit eingezeichnetem Kreuz und eine weisse Binde im Haar. Die Haltung der Hände beider Figuren deutet auf heftige Gemütsbewegung.

Vörden Sitzenden steht ein bärtiger Mann. Sein Schnurr- bart ist wie bei dem andern Manne gezeichnet, am Vollbart ist der Firniss teilweise abgesprungen ; er hatte offenbar auch die erwähnte charakteristische Form. Mit der linken Hand fasst dieser Mann ein Kerykeion, mit der rechten hält er den Sitzenden ein Thyinialerion vor. Noch kräftiger als bei den anderen Figuren spricht sieb seine Erregung durch die plötzliche Wendung des Kopfes aus. Seine Tracht besteht in einem schwarzen Chiton mit kursen Ärmeln und einem roten Mantel. Der Chiton war auch mit weissen Sternchen ge- schmückt; der Ärmel ist geknöpft zu denken, er lässt das weisse Fleisch ao einigen Stellen durchschauend Der Mantel ist un-

* Vgl. die Zeichnang der Ärmel auf den Seherben Jahrbuoh 1895 8. 41 Fig. 4. 44 Fig. 7; Antike Deokmiler II Taf. 2t. 1.

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VASBNSCHERbBN AUS KLAZOMBNAI

41

ter der rechten Aehsel nach vorn gezogen und über die linke Schulter zu rackgeworfen. Um den Hals trägt auch dieser Mann ein Band, auf dem Kopfe eine anliegende rote Mütze, die oben in einen Knopf mit weissem Punkte endigt, am Rande durch ein gravirtee Band mit weiseen Punkten verziert ist*.

Hinter dem Manne kommen swei Pferde heran : von beiden ist nur der vordere Teil des Kopfes, des Halses und der Brust und je ein erhobenes Vorderbein erhalten. Charakteristisch ist die starke Bildung des Halses und der Brust. Das erste Pferd ist schwarz gemalt, nur an seinem Halse ist ein roter Fleck. Seine Schnauze ist stark gegen den Hals zurückgezogen. Die Zähne sind weiss gemalt. Die Innenzeichnung ist gravirt. Wie bei den anderen Pferden, auf die wir noch zu sprechen kommen werden, sind die Hautfalten oben am Halse und am Maule und die Muskellinie unter dem Auge mit Sorgfalt angegeben. Der Zügel, an dem ein viereckiges Blättcheo als Schmuck sitzt, ist gravirt. Das Zaumzeug ist durch weisse Punkte ange- geben, der grösste, in dem die drei Reihen zusammentreffen, ist mit einem geritzten Kr^s umgeben. Diese Punkte sind jedenfalls als Metallverzierung der Riemen zu verstehen*. Um den Hals trigt das Tier ein gravirtes Band mit weissen Punkten und Anhängseln. Merkwürdiger Weise sind auch längs der eingeritzten Begrenzungslinie des Brustmuskels weisse Punkte aufgemalt. Quer über die Brust verlaufen drei Ritz- linien, die sich vorn in einem spitzen Winkel treffen und die Muskellinie sowol wie das Gehänge schneiden. Der rote Fleck an dem Schnittpunkt der Linien ist wol nur zuffällig. Auf ihre Bedeutung werden wir später zurückkommen.

Das zweite Pferd ist weiss Die Riemon des Zaumzeuges sind mit verdünntem, die Punkte darauf mit dunklerem Firniss ge- malt. Es wirft den Kopf ungestüm in die Höhe.

Von der Darstellung auf der Schulter unseres Gefässes bat

* Vgl. die MQtM dM Pttneiu auf der Sehfinel von Agina, Arob. Zeitung

4882 Taf. 9.

* Vgl. Pernice, Griecbisebo« Pferde|{etictiirr S. 30,

42

R. ZAHN

diese Scherbe nur einen geringen Rest erhalten. Ich erkenne rechts zwei auf den Boden gesetzte menschliche Füsse, schwarz gemalt und mit Ritzlinien umzogen, links den Rest des Ge- süsses, ebenCulls schwarz, und das Ende eines Köchers. Dieser ist rot gemalt und hat rechts eine durch Rilzlinieo umgreaste schwarze Leiste mit weissen Punktea. Es war also ein gefal- lener Schütze dargestellt.

Das zweite Fragment, das auch in Klazomenai gefunden wurde, stammt offenbar von der Schulter einer Hydria. Man erkennt selbst in der Photographie die Bruchstelle des Halses, das ihn umgebende Stabornament ist erhallen. Die Scherbe zeigt völlige Obereinstimmung in Stil und Technik mit derso« eben besprochenen. Ich verdanke nähere Angaben der Freund- liebkeit des Herrn Dr. BOhlau , der vor dem Original no- tirte: *Der Thon hat eine granrote Farbe; das Weiss ist auf den Thongrund aufgesetzt, wie sich an Arm und Pferd fest- stellen lässt. Helm, Schild, Wagen, Teile des Pferdes sind violettrot'. Da nun die Kreislinie unter der Darstellung in ihrem Verlauf zu der entsprechenden des ersten Fragmentes passt, so können wir mit grosser Wahrscheinlichkeit behaupten, dass beide Stücke demselben Gefass angehören*.

Wir sehen ein Zweigespann in vollem Lauf nach links Ja- gen. Die Mähne der Pferde weht kräftig zurQck. Das vordere, schwarze Pferd hat den Kopf geradeaus gerichtet, das hintere, weisse, wirft ihn zurQck in die Höhe. Innenzeichnung und zum Teil auch der Kontur sind bei dem ersten gravirt, bei dem zweiten mit hellem Pimiss aufgemalt. Man beachte die Angahe der Härchen aber den Hufen. Das schwarze Pferd trägt einen breiten Gurt um den Hals, an dem es den Wagen zieht. Er ist mit Ritzlinien umgeben und weiss gefüllt. Untere halb des Gurtes trägt es denselben Schmuck, wie das Pferd des Bauchhildes. Der Wagenstuhl, rot und am Rande mit

* Man erwartet allerdings uatea an diesem Fragment einen Rest der

zweiten Kreislinie, allein in der Pliotograpliie sielil dif Oberfläche des Tho- nes an dieser Stelle ziemlich weiss aus, sie scbejnl im Original nicbt mehr intakt zu sein.

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VABSMSCHBRBSN AUS KLAZOMBNAl 43

der Miebten Reihe weisser Punkte geschmaekt, hat oben eineo Ring, an dem die Zügel festgebundeD werden konnten. Das seehsspeiehige Rad ist aus freier Hand gemalt und wie der Wagenstuhl mit Ritzlinien umzogen. Auf dem naeh ohen gebogenen Bnde der Deiehsel sitzt ein dem Wagen zugekehrter Greifenkopf'.

Der Lenker des Gespannes ist ein bärtiger Krieger, der ebenso gezeichnet ist wie die Figuren der anderen Scherbe. Er trägt einen Hehn, dessen Busch über das Stabornament hinaus auf den Hals der Hydria übergegrilTen haben muss ; mit der Rechten hält er zwei Zügel, mit der Linken den Schild mit Schilddecke, den Speer, dessen Spitze mit einer gewissen Sorg- falt angegeben ist, und das andere Zügelpaar. Die Konturen des Heimes, des Schildes und seiner Decke sind geritzt, der Schild- kreis ist aus freier Hand gezogen. Von dem roten Grunde des Schildes hebt sich ein weisses Gorgoneion ab. Auch bei ihm aind Innenzeichoung und Umrisse, wie es scheint, mit heller Firnissfarbe gemalt. Wollten wir uns den Krieger auf dem Wagen stehend denken, so wäre vielleicht tür seine Beine kein genügender Raum vorhanden. Er ist wot vielmehr im Be- griff, auf den Wagen zu springen. Ein Rest des noch auf dem Boden stehenden Beines ist unterhalb der Sehilddecke erhalten, man erkennt auch zwei mit verdanntem Pirniss gezeichnete Muskellinien. Dass der Kri^r auf das in vollem Lauf befind- liche Gespann steigt, hat nichts Auffallendes Die Kompo- sition ist den Darstellungen von Apobaten entlehnt, wie sie uns der neue klazomenische Sarkophag in London zeigt [Mo- numents Piot IV Taf. 6). '

Links unter den Pferden bemerkt man einige gerade Li- nien, vielleicht Speere von Gefallenen, Ober die das Gespann dah injagt.

Es erübrigt noch einen für die Deutung besonders w ichtigen Resi zu belrachten. Man bemerkt unter dem Wagensluhi htn-

* Vgl. fiber diesen Schmuck weiter unten.

* Auch in späterer Zeit korarat das noch vor: Mum Borbonieo VIII Taf. i4. Friedericbs -Wolters Nr. 1997.

44

R. ZAHN

ter dem Rade einen länglichen weiBsen Fleck mit einigen dun- keln Linien, der sich bei näherem Zusehen als ein Bein mit nach unten gerichtetem Pusse herausstellt. Wir haben es also mit einer Darstellung der Schleifung Hektors su thun , und swar der ältesten und der ersten aus dem Gebiete der jonischen Kunst. Vergleichen wir sie mit den zuletzt von A. Schneider, Der troische Sagenkreis S. 27 ff. zusammengestellten attischen Bildern» so ergeben sich wesentliche Unterschiede. Wie auf Jonischen Bildern überhaupt, wird der Wsgen nur von zwei Pferden gezogen. Achilleus lenkt ihn selbst, während er auf den attischen Bildern neben seinem Lenker steht (jder neben dem Wagen einhereilt. Ilektor muss hier das Gesicht nach unten gekehrt liahen, dort liegt er auf dem iUicken. Aus dem unter der Darstellung erhaltenen Streifen können wir den Durch- messer des Schulterkreises auf rund 50,5"° bestimmen. Wie wir von anderen llydrien wissen, nimmt das Schulterhild gewöhnlich nicht ganz zwei Fünftel der den Hals umgebenden Zone ein. Es ist uns also nur ein kleines Stück des Ganzen erhalten. Aus dem Best oben auf Fragment 1 sehen wir, dass hinter* dem Gespann des Achilleus eine Kampfscene folgte. Wir werden mit grosser Wahrscheinlichkeit über dem ge- fallenen Schützen zwei sich bekämpfende Krieger aozonehmen haben. Der Gefallene muss nach den vorhandenen Resten etwas kleiner gebildet gewesen sein als die anderen Figuren. Bine Analogie dazu liefert uns die Amphora mit Jonisehen Inschriften bei Gerhard, Auserlesene Vasenbilder III Taf. 305, 3. Das Schulterbild griff aber das Bildfeld jdes aauchea an beiden Seiten etwas hinaus.

Die attischen Bilder zeigen gewöhnlich hinter dem Wagen den Grabhügel des Patroklos, um den Hektor geschleift wird. Dass wir in der weissen Stelle rechts unten auf unserer Seherbe auch den Rest desTymbos erkennen dürfen, ist mir unwahr- scheinlich, denn der Körper des Hektor und das Bein des

* Das Oespann rechts foa dsn Reslea «if Fragment ^ amusetien geht darum nicbt,wcil das Schulterhild daaa tu weit fiber das Bildfeld des Ban- Ches hia^s^reifen würde.

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VA.SBN8CHBRBKN AÜS KLA^OMBMaI

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Aebilleas halten sieh ▼on dem weieaen Grabmal nieht genügend abgehoben. Pdr den Pali, dass man den weissen Pleek nieht als lufiUlig, etwa als Versinterung ansehen will, möchte ich ▼orsehlagen, ihn als Rest des Gesasses and des Oberschenkels ▼on Heirtor so betrachten. Dem Maler hatten dann Bilder des in sein Schwert gefiillenen Aias ▼orgeschwebt (vgl. Longp^« rier, Muaie NapoUon III Taf. 66). DicBC ffir einen Geschleif- ten so unnatQrliche Stellung hätte der Maler wol deshalb gc- wShlt, weil er bei einem giinz ausgestreckt auf dem Bauche Liegenden mit der Zeichnung des Gesichtes und der Arme in Verlegenheit gekommen wäre. Die Roekenlage wiederum, die auf attischen Darstellungen die übliche ist, hat er vermieden, ▼rail bei ihr die Zeichnung der unten am Wagenstuhl ange- bundenen Püsse Schwierigkeiten machte. Ausserdem wQrde Jene Stellung noch den Vorteil bieten, dass der leere Raum Ober dem Leichnam etwas verkleinert wird. Br war vielleicht durch ein Eidolon oder einen fliegenden Vogel gefallt.

Wir darfen annehmen, dass das Gespann die Mitte des Schulterbildes einnahm. Dann bleibt rechts von ihiD gerade für ein Kämpferpaar Raum übrig. Wie wir die Komposition nach links hin vervollständigen sollen, lässt sich natürlich nicht mehr sagen. Es ist reichlich Raum für zwei Figuren vorhanden. Dass hier der Tymbos war, ist nicht glaublich. Hälte der Maler ihn für nötig gehalten, so hätte er ihn wol hinter dem Wagen angebracht. Auf die Reste unter den Pfer- den, die auf einen Gefallenen schliessen lassen, wurde schon hingewiesen.

Der Maler hat sich genau an die Scliilderung des Rpos ge- halten. Er gibt uns die Scene wieder, wie Achilleus, seihst sein Gespann lenkend, den Leichnam Heklors von dem Schlacht- felde wegschleift. Die Bilder, die uns die spätere Schleifung um den Grabhügel des Palroklos zeigen , verraten dadurch, dass sie Achilleus meist neben seinem Wagen herlaufen las- sen, und durch die Zusatzfiguren (vgl. A.Schneider a. a. O. S. 27 ff.) weniger Klarheit und weniger Anlehnung an das Epos Sie haben eben das beliebte fertige Schema eines eiieodea

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Gespannes mit laufenden Kriegern daneben ^ durch Hinzu- füguDgeiaes Grabhügels und der Leiche Hektors individualisirt.:

Versuchen wir nun auch für dir erste Scherbe eine Deutung, SU finden. Zunächst wird man bei dem Paare auf dem Throne an Götter denicen. Dagegen spricht aber eine kleine Beobach- tung. Bei der Frau wie bei dem stehenden Manne fallen die Haare als Locken in die Stime. Der sitzende Mann hat keine Locken, seine Stiroe ist siemlich hoch. Ich glaabe, der Haler wollte bei ihm das Sehwinden der Haare sum Ausdruck brin* gen. Ist dies richtig, so haben wir es mit einem Sterbliehen, nicht mit einem Gotte su thun Es ist demnach ein Herr- scherpaar, das auf dem Throne sitst , der stehende Mann vor ihm seiner Tracht nach ein Herold. Br halt gerade den Ge- bietern das Thymiaterion hin, da ereignet sich etwas hinter seinem Rficken, das alle drei Personen in Erregung Tersetst.

Es kommen zwei Pferde heran, im Galopp, wie man aus der mit den Pferden des Schulterbildes übereinstimmenden Haltung ihrer Köpfe schliessen kann. Dass die Vorderfüsse nicht mehr gestreckt sind, beweist nichts dag^n, denn es gibt gerade im Gebiete der Jonischen Kunst genug Beispiele yon galoppirenden Pferden mit derselben Haltung der Beine \ Man wird nach der Darstellung des Sehulterbildes auch bei.

* Vgl. Gerhard, A. V. II Taf. 94. 136.

* Man bat allerdings die Figur eines weisshaarigen Mannes mit Ker^keion, der dem Zug der Göllinuea und des Hermes zum Parisurteil vorausgebtirür Zeus erklart (AmphiMra in Hfinclwi, Jabn Nr. ISS; Gerhard A. V. III Taf. 170). So noch Schneider, a. a. O. S. 102. Bs ist natürlich nur ein Greia (Ygl. Dümmler, Hörn. MilthHIungen 1887 S. 174, Villi, licr zu dein Ty- penvorral dieser Vasenklasse gehört, wie uns die Amphura Rom. Mit- theilangen 1887 Taf. 8, 1 lehrt. Br i»t wol anr lor Pallaiig in diese Kom- position hineinseietxt Dass man öberfaaupt bei diesen Bildern es mit der Deulung einzelner Figuren nicht zu genau nehmen darf, zeigt die Amphora in Paris, auf der bei der Erlegung des Minotauros ein unbärtiger Mann mit KerykeioD und ein Greis mit einem Hasen in der Hand erscheinen ( vgl. DQmmier a. a. O. 8. 174, VII, dessen Besebroibong niebt gans genau isl|.

* Vgl. den neuen Sarkophag in London, Monum»iU$ Piot IV Taf. 4-7, das Thonrelief im Cttbimt du M4äaiU«t tu Paris, OoseUe arehielogijM 1883' Taf. 49.

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VASltNSCmilflBN Alfs ItUf OMBNAf

diesen Pferden zunächst an ein Gespann denken. Allein der Vergleich zeigt uns wichtige Unterschiede Das Pferd des Scliul- terhildes trägt um den Hals den brcilcn Gurt, mit dem es an der Deichsel befestigt ist, und der sich regelmässig so bei Wa- genpferden auf jonischen Denkmälern findet (vgl. die Bilder der Thonsarkophage, das eben genannte Thonrelief u. s. w.), und darunter das Band mit den Anhängseln. Das Pferd auf dem Bauchbilde trägt nur letzteres und zwar an der Stelle, wo das andere den Gurt hat. Diesen in den wagrechten RiUlinlen unterhalb des Zierbandes zu sehen ^hl nicht, weil sie nach Yom zusammenlaufen. Der Gurt wäre andfai zu schmal. Die unteren Pferde haben Zügel» die den angeschirrten Pferden zu fehlen scheinen. Wenn wir somit unsere Pferde nicht wol an einen Wagen gespannt denken können, bleibt uns nur übrig ihnen einen Reiter zu geben. Nun gibt uns aber auch ein be- kanntes Monument die Deutung an die Hand.

Auf der Franpoisvase sitzt Priamos, auch durch die hohe Stirne als Greis gekennzeichnet, Yor der Stadtmauer. Auf ihn eilen Antenor und Polyxena zu. Hinter ihnen sieht man Troi- los galoppirend, von Achilleus beinahe ereilt, und einige Göt- ter. Wenn wir ähnlich unser Bild ergänzen, so ist die Er- regung, die sich in der Haltung der drei Personen ausspricht, Toiikommen erklärt. Auch die horizontalen Rttslinien auf der Brust des Pferdes finden nun ihre Deutung. Es sind die Spitzen der kleinen Wurfspeere, die Troiios ftlhrt; auf der Fran^oisvase halt er sie nach oben gerichtet. Hinter den Pferden werden wir den laufenden Achilleus erg^zen. Damit ist aber der verfügbare Raum noch nicht gefüllt. Wir dürfen in ihn vielleicht die fliehende Polyxena oder zuschauende Götter, möglicher Weise auch nur Genossen des Achilleus einsetzen. Wir besitzen aus dem Gebiete der jonischen Kunst nur eine Darstellung des Troilosabenteuers auf der Amphora bei Ger- hard, Auserlesene Vaaenbilder III Taf. 185. Auf ihr wird Polyxena von Troiios getrennt durch zwei Krieger bedroht. Etwas Ähnliches könnte auf der linken Seite unseres Bildes gemall gewesen sein. Die gegebene Erklärung der Seherbe

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n. tAint

erhalt, wie ich glaube, durch die Darstellung auf der Schulter Doeh mehr Wahrseheinlichkeit; beide Bilder eehildeni das Unglack des TroerkOnigs.

Beieichnend sind die Unterschiede, die sich bei einem nähe- ren Vergleich mit dem Werke des Rlitias ergeben. Auf dem attischen Bild sttst Priamos allein auf einem gewdhnlichen Sitae. Der jonische Maler lasst ihn auf einem Throne sitzen, gibt ihm seine Gemahlin an die Seite und stellt Tor beide ei- nen Herold, der sie durch den Duft des Weihrauchs ergötzt. Er hat sich viel mehr bemüht, den Itöniglichen Hofhalt zur Anschauung zu bringen. Er wird dabei zunächst von Rerni- niscenzen aus dem l']pos beeinflusst worden sein. So mag ihn die Scene, wie Hekabe neben Priamos von der Mauer aus den Tod des flektor sieht, veranlasst haben, auch in seinem Bilde die unglückliche Mutter darzustellen. Dass die Königin neben dem König sitzt, ist homerische Sitte. So sitzt Helena neben Menelaos (S \ fF ). Arete neben Alkinoos 305 (T. ), es sei auch daran erinnert, wie Helena mit Priamos auf der Stadtmauer sitzend das Heer der Acliaier betracfitet. Auch die Bedienung des Herrschers durch den Herold ist homerisch. Ich glaube jedoch, dass in der Darstellung des letzteren mit dem Thymiaterion bei dem Maler auch eine gewisse Kenntnisa des Ceremoniells an orientalischen Fürslenhöfen mitgewirkt haben kann. Man erinnere sich an die assyrischen und persi- schen Bildwerke,die den König thronend und hinter ihm seine Wedelträger zeigen. Besonders möchte ich auf das Relief tod Kujundschik hinweisen, auf dem wir Assurbanipal mit seiner Gemahlin in der Laube sehen. Räucherbecken stehen am Bo- den, eine Reihe von Dienern bemüht sich um das Herrscher- paar.

Der jonische Maler gibt uns nicht, wie Rlitias, das Lokal an, in dem wir uns den König zu denken haben. Möglicher- weise entnahm er seine Figuren einem grösseren Vorbilde, in dem auch auf die Umgebung Hüeksicht genommen war. Ähn- lichen Abkürzungen grösserer Kompositionen werden wir noch begegoeo.

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VA8BN8CHBR&BN AUS KLAZOMBNAI

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Wenn wir uns nach verwandten Stücken fttr unsere Scher- ben im Gebtete der jonischen Vasenmalerei umsehen, werden wir keine näheren Parallelen finden als die Scherben aus Teil Defenneh in Ägypten K Zunächst können wir uns die Form un- seres Gefässes nach der Hydria bei Dümmler a.a.O. S. 45, Antike Denkmäler II S. 8 Taf. 21, 1 vorstellen. Die Tor« tre£Eltche Farbentafel der Antiken Denkmäler kann uns am besten den bunten Eindruck auch unserer Scherben vergegen- wärtigen. Allerdings ist die Thonoberlläche unseres Stückes mehr grau, allein dies wird nur Schuld des Brennens sein. Ich erinnere mich auch unter den Scherben von Defenneh solche gesehen zu haben, welche nicht die lebhafte Farbe hal^ ten, wie die abgebildeten Proben. Die Technik stimmt ganz fiberein mit der unserer Scherben. Das Weiss ist unmittelbar auf den Thongrund gesetzt und hat Innenieichnung und zum Teil auch Umrisse -in verdünntem Pimiss. Die geritzten Konturlinien sind reichlich verwendet. Auch das Fleisch der Männer ist, wie ich nachgewiesen zu haben glaube', mitunter weiss gemalt. Dass es auf unseren Scherben fast durchw^ weiss ist bei dem Schützen scheint es , semen Pässen nach zu urteilen, allerdings schwarz zu sein während auf den Scherben von Defenneh mehr das Schwarz vorherrscht, ist ohne Belang. Denselben Unterschied können wir zwischen einzelnen Stücken der Gattung der cäretanerHydrien gewahren. Ich möchte noch auf Übereinstimmungen in der Zeichnung hinweisen. Ungemein ähnlich ist das schwarze Reitpferd auf unserem Fragment 1 dem Pferde auf der ägyptischen Sehern bct das den weissen Knaben trägt {7anU Jl Taf. 29, 4; Antike Denkmäler 11 Taf. 21, 2). Man beachte namentlich die liehevolle Zeichnung des Maules mit den Zähnen , den Haut&iten, die Muskellinie unter dem Auge. Die Auf- zäumung und der Schmuck des Plerdes ist auf beiden Stücken

< Fliodeis Petiie, Tatm II tat. 29.90; Dfimmler,Jabrbacbl89&8.38fr.; Antike Denkniälrr II Tal". '31.

' Darstellung dt'r Harbarcn S. (il Aom. 2.

ATHEN. M1TTU£1LUNGEN XXIU. 4

*. «ARN

identisch. Auch das Pferd auf einer Scherbe von Naukratis, die ebenfalls zur Gattung von Üefenneh gehört, ist zu verglei- chen {Catal. of vases in the Brit. Museum II B 103, 14 Nr. 3, abgebildet Jahrbuch 1896 S. 268). Beide IM'erde, wie auch die VVagenpferde auf der oben angeführten Uydria aus Defeoneh , zeigen die sonderbaren Reihen weisser Punkte längs den Muskellinien^ Für die Bildung der Hände, die ei- gentömlich gezeichnete Schulter, die Verzierung der Gewän- der, den Schnitt des Ärmels, die Form des Ohrrings, die Hais- händer der Männer wird man leicht die ParalleleD auf den genannten Scherben finden; sie alle aufzuführen, erscheint mir Oberflüssig.

Dass die Maler der ägyptischen Scherben auch aus dem Epos schöpften, hat Petersen durch den Nachweis einer DarsteUung des Kirkeahenteoers geteigt (Jahrbuch 1897 S.&5). Vielleicht dürfen wir auch eine Deutung des so häufig dargestellten rei- tenden Knaben wagen, der bis jetzt seiner weissen Färbung wegen immer fQr eine Frau erklärt wurde Auf den älteren attischen Bildern, die Troilos und Polyzena am Brunnen zei- gen, ist Troilos Ton einem oder mehreren Männern , meist Kriegern begleitet. Als Beispiel erwähne ich eine zu der Gat- tung der tyrrenischen Amphoren gehörende Hydria AnnaU deW Inst. 1866 Tat R, Mehrere Eigentümlichkeiten in die- sen Darstellungen, auf die ich an anderer Stelle zu sprechen komme', veranlassen mich, sie mit der jonischen Kunst in Verbindung zu bringen. Es scheint mir nun gar nicht un- denkbar, dass wir in dem jugendlichen Reiter der Scherben Yon Defenneb mit seinem bewafifneten Begleiter nur eine Ab* kürznng der Komposition haben, die das Vorbild für die atti-

Solche Vorbilder hat vielleicht der höotische Töpfer Gaim des honülzl ; seine Tiere zeigen die^elhe ICigi nliiniliclikt it üIk rti it lii n \\x\. kVw K.iiiiu' Wiener VurlegcbiäUer I8b8 Tal. i, i' und 7 und den Kuniliaru» liuliclin de luU. 1897 8. 450, der gewiss von derselben Hand ist.

5 Calot. of vases in Ihe Ürit. Mus. II D IlG, 1-3 Stücke aus Defcuneh, B 102, 32 Fragment ans Naukratis. Vgl. Dümmler a. a. O. B. 36 und f.

' Darslelluog der Barbaren.

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VASfeffSCHBllBBN AUS KUZOllBNAl

9f

sehen Maler abgab. Auf der Scherbe ausNaukratis (B 102,32) hielt der Knabe einen kleinen Speer in der Hand, dessen Spitze über dem Rücken des Pferdes noch erhalten ist. Eine weitere Scherbe (B lib, 4), offentMir mit derselben DarsteU luDg, ist darum bemerkenswert, weil der Knabe noch ein Handpferd hat, wie auf unserer Scherbe 1 .

Nach den eben angeführten Übereinstimmungen sind wir wol zu dem Schlüsse berechtigt, dass unsere Scherben und die aas Defenneh derselben Fabiik angehören. Flinders Petrie (a. a. O. S. 62) und ihm folgend Dümmler (a. a. O. S. 36) haben für letztere lokale Herstellung angenommen. Petrie glaubte zu dieser Annahme gezwungen zu sein durch die Beo- bachtung, dass die Keramik Ton Naukratis so anfbllend wenig Berührungspunkte mit der von Dapbnai zeigt. Er konnte sich diese Erscheinui^ bei; einem Import ans dem Mutterlande nicht erklären. Aber diese Folgerung ist nicht zwingend Wir

* Dass diu andere in Defe mich häuGgeGalluug, die sogenariDten Silulen, an Ort und Stelle gemacht wurde, erscheint mir auch nicht sicher. Pelrie

[Tants II S. 02) glaubt namentlich in der Form ägyptischen Einfluss zu er- lieniicn. Dass die Furm alii r auch sonst in griechischer Keramik vorkommt, beweist das italisch - koiiulhiäcbe Gcfäss in München (Jahn Nr. 946; Lau, Die griecbiseben Vasen Taf. 5,2). Die Form lerhält sich zu den schlanken Amphoren, von denen die meistra oben beeprocheoen Scherben von De- fenneh stammen (vgl. Jahrbuch t895 S. 39) und diescbon in der Zeit des geometrisclien Siih'>> ausgebildet wurden ( vgl. Salzmanii, Civiüros Tar. 45; Cunze, Autänge der Kunst Taf.ö,i) wie die spatere Pel ike zur gewühulichen ilmpbora. Die älteste der Situlen {Tanis II Taf. 25, 3; Tgl. Dümmler, Jahr- buch 1895 8. 37 ) zeig! in iiirer Dekoration noch reichliche geometrische Elemente, die späteren liaLcn l>au<•ll^tI•tMf(•ll mil Palinellen und Lolosblülen, ganz wie auf rhodischen Gelassen ( vgl. tiesonders die Amphoren in Karls- ruhe, Winnefeld Nr. 32-34). Wären nun die Gefasse in Daphnai selbst hergestelli, so mässte man für diese Fabrik eine der des Mutterlandes ent- sprechende Entwicklung aus dem geometrischen zum orientalischen Stil oder einen beslatuliLicn luipurl freuuier Vorbilder aniichuien, von denen keine bpureu geluudeu \^uiden. Las^l mau da nicht einfacher die Oelässe selbst imporlirt sein ?

Dass auf einer Scherbe | Tanis II Taf. S6,3. 29, 2 ) ein Beschnittener dar- gestellt ist, kann auch nicht für ctigcrc Beziehungen zu Ägypten bcweisene Man erinnere sicli, wie gut der Maler der cärelaner Ilydria mit dem Bu- sirisabenteuer die iVgjpler kennt. Auch aut der rotligurigen attischen Pelik.

Ii. ftAlM

wissen auch sonst, dass gewisse Fabriken fast ausschliesslich nach einem einzigen Ort celiefert haben ; man denke z. B. an die cäretaner flydrien. Ferner erklärt sich in Naukratis die grosse Mannigfaltigkeit der Keramik daraus, dass die Stadt eine gemeinsame Gründung mehrerer Städte war, in die wol jeder die in seiner Heimat hergestellten Gefässe mitbrachte. Daphnai dagegen, wo doch nur griechische Söldner und Yiel- leicbt einige Gewerbetreibende wohnten, konnte sein Bedürf- nisslbei nur einer Fabrik decken. Übrigens macht Dümmler selbst darauf aufmerksam, dasa Stücke der Gattung Ton De- fenoeh in Xaukratis vorkommfln. Neben den schon erwähnten Fragmenten B 102, 32 mit weissem Heiter und B 103, 14 Nr. 3 mit schwarzem Reiter reebne ich hierher noch die Scherbe B 102, 28 mit der Darstellung eines Hopiiten und eines skythi- Bchen Schützen, deren Fleisch auch weiss gemalt ist ^ Viei- leieht gehört hierher auch die Scherbe mit dem SirenenabeD* teuer (B 103, 19 Fig. 43), wieder einer Darstellung aua dem Epos.

Oammler findet in der Zeichnung ägyptische Elemente. So erinnert ihn die Stiliairung der Pferde an ägyptische Dar- atellungen. Auffallender ist, wie ich glaube, die Übereinstim- mung mit assyrischen Bildern. Nicht nur die Bildung des Körpers mit der stark Tortrelenden Brust, dem dicken Halse und der genauen Durchbildung des Maules ist assyrisch, son- dern auch die g»nze Anschirrung und der Schmuck des Pfer- des'. Aueh der auf der Deichsel Yome au%eselsle Tierkopf fin-

im athenischen Nalioaalmuseum l Duinont- Chaplain , Ciramiques de la QHce propr$ I Taf. 18) sind die Ägypter beicbnitlen da^tellt.

* Dai Stfiek wird abgebildet: Darsleliung der Barharen.

* Wie stark der Eiiifluss (U r assyrischpn Kuiisi auf die kleinasiatisch - griechische Kunst war, zeigt besonders das Tliourelief Oaselte archeologüjue ibUa Taf. kS). Bezeichoeud ist oaincutlicb die Modellirung des Beines an der Stelle, wo es an den Leib aosetil. Die Vermittlerin war wol die betti- titcbe Kunst, man vergleiche z. B. das Relief bei Hamann und Puchstein, Reisen in Kleinasien und Nurdsjrirn Taf, 46 und hei iV irol-Chipiez, Hi- ttoire de l'art iV 8. 5ö3, auf dem das i^ferd denselben bchmuck IragU wie die assjriscben und die grieolÜBCben Pferde.

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del sieb regelmässig bei assyriscbeo Wagen. Dass die Reiter auf Decken reiten entgegen der gemeiDgrieebiseben Gewohn- heit, geht wol auf denselben BinOuss snrttek ; das assyrische Reitpferd trSgt regelmässig eine Decke*.

In der Figur mit dem Lendenachurs auf dem yon ihm a. a. O. S. 4 t Fig. 4 abgebildeten Fragmente sieht Dttmmler einen Niehlgriechen und erinnert sich bei ihm an Sgyptisehe Dar> Stellungen gefangener Neger. Nun ist aber der Lendenschurs als Minnertrachtf durchaus nicht selten auf Jonischen Denk- mälern. Auf einer polychromen Scherbe von der Akropolis» die in der in Naukratis so häufig vorkommenden Gattung ge- hört, trägt ihn Herakles. Bbenso ist er die Tracht derWagon- lenker und der sich Abenden Krieger auf dem neuen klazo- menischen Sarkophag in London Weiter tragen ihn die Komasten auf den Fikellura- Amphoran und auf einer böoti- sehen Schassel im athenischen Nationalmuseum Nr. 418, die in der Zeichnung an jene Amphoren erinnert'. Die sonderbaro Verdrehung der Brust des Mannes erklärt sich aus der Ungeschicklichkeit des Malere, die sieh gerade bei der Zeichnung der Brust und Schulter su verraten pflegt. Eine entsprechende Verseichnung findet sich auf der eben erwähnten böotischen Schüssel: Bin Plötenbläaer kniet nach links, auch sein Kopf ist dahin gewandt, dagegen ist der Oberkörper von vom geieichnet und er hat nur einen Arm an der rechten Schulter. Ähnlich muss das Gebilde auf der Scherbe gewesen sein; den roten Fleck oben, den Dflmmler als Bart oder den Rest einer aul der Schulter getragenen Last ansieht, halte ich für das Ende des Haares (vgl. die Tanzen- den auf der Scherbe Fig. 6 bei Dümmier a. a. 0.).

* Vergleiche auch den Fries von Xauthof im Brittischen Museum, CSslo- logue of Gref k sculpture I Nr. 86 und die oripnlaliscli-griechischen Gemmen in Berlin, Kurtwängler, Beschreibung der geschnittenen äteine im Antiqua- Taf. 4, 180. t8S. 183. Siebe aueb unteii 8. 56 Anm. 9.

« Monuments Piot IV Taf. 4. 5.

3 Sic wird in dem vorbereitelea Werke Über du tbebanieebe Keblren- beiligttun abgebildet werden.

54 R. ZAHN

Die Frage nach der Herkunft der Gefässe von Defeoneh wird durch unsere Scherben entschieden. Jhre Herstellung ist im Hrimatlande zu suchen. Denn man wird nicht annehmen wol- len, dass aus der lokalen Fabrik von Daphnai Gefasse nach Jonien importirt wurden. Ich will noch erwähnen, dass auch auf der Akropolis zwei Fragmente gefunden sind, welche, so- weit man dies ohne directeVergleicbung sagen kann.denselben Tbon,wie die Defennehware, und die fttr diese charakteristi- schen abwechselnd Schwarzbrot und weiss gemalten HalbmoDde haben. Dasselbe Ornament in mehreren Reihen übereinander, die durch das ebenfells in Defenneh so häufige Stabomameot * mit Punkten getrennt werden, zeigt ein grosser fragmentirter Skyphos aus dem Heiligtum des Zeus Aphesios bei Megara * im Museum von Eleusis. Auoh der lederfarbene Thon des Ge- lasses erinnert an unsere (ialtunL'. WW dürfen also vielleicht das Urteil Dunnnlers. dass das Ornament der Halbmonde von den Verfertigern der Amphoren von Defenneh der Fikeiiura- gattung entlehnt wurde, gerade umkehren.

Die Schf'ihon von Defenneh wurden zum srossen Teil zu- sammen gefunden mit den Verschlüssen von Amphoren, die mit den Namen des Psamlik Ii und Amasis gestempelt waren. Bald nach dem Kegierungsantritt des Amasis muss die grie- chische Besiedelung von Daphnai aufgehört haben, denn wir wissen aus Herodoi (11 151. 178.179), dass er die griechischen Söldner nach Memphis verlegte, die andern Grieclien aber auf Naukratis beschränkte*'. So bekamen wir also für die Scher- ben als Zeitgrenzen ungefähr die Jahre 595 und 565 {Tands II S. 58 f.). Wenn die Gefässe importirt sind, kann ihre Fabrika- tion noch etwas länger gedauert haben, doch ist dies nach dem ganzen Charakter der Stocke nicht gerade wahrscheinlich. Die klazomenischen Scherben gehören jedenfalls nicht su den äl-

' Vgl. Dümmler a. a. O. S. 39.

a V«l. Philios uiifl I.ollin-, •E?r,ut?t; ap/. \m 8. 21 ff. Wir lialxMi keiiien Grund an <ler Möglichkeit der Durchfiiliriuii; einer solchen Mussregel zu zwciluiu, wie dies Üüiuiuler a. a. 0. ti. 36 Ihut.

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VASBNSCHERBEN AUS KLAZOMBNAI

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testen Stücken der Gattung,denn sie zeigen schon Faltenlinien in den Mänteln. Auch die Decke am Schiide weist wol auf eine etwas jüngere Zeit hin. Sie ist ganz gewöhnlich bei den Krie- gern auf den klazonienischen Sarkophagen. Das Verhältntss dieser zu unseren Scherben ist etwa wie das der strengen at- tischen Meister Bxekias und Amasis zu dem älteren Sophilos. Wenn wir nun die Sarkophage etwas vor und nach der Mitte des sechsten Jahrhunderts ansetzen mttssen *, so dQrfen wir mit unseren Scherben und den Stacken von Defenneh gewiss einige Jahrzehnte Uber diesen Zeitpunkt hinaufgehen.

Dass wir die Entstehung der Sarkophage in demselben en- geren Kunstkreise zu suchen haben, wie die der besprochenen Scherben, scheint mir nicht zweifelhaft zu sein. Kin Stück wie die Hydria Antike Denkmäler II Taf. 21, 1 nähert sich durch ihre sorgrälligere, strengere Zeichnung sclion merklich den Bildern der Sarkophage, andererseits sind die londoner Frai^rnente [Journal of Hell, studies 1883 Taf. 31, Antike Denkmäler I Taf. i6, 3. 4) oder Stücke wie der Sarko[)hag in Konstantinopel {Revue des etudes ^recques 189.0 S. 161 ff.) und der im Louvre {Bulletin de corr. hell. 1895 Taf. 1.2) noch nicht viel entwickelter, als die Gefässe. Die Pferde auf diesen beiden Sarkophagen sind die nächsten Verwandten der Tiere auf der Hydria. Zwischen beiden Denkmäierklassen bestehen viele Oberein-

< W«an man die Sarkophage mit einander veiipleieiit. so scheinen mir die

Unterschiede nicht .so gross, driss man 1,'cnötigl wäre, sie ihrer Entwicklung nach auf eine so lange Zeit zu vcrlfilon, wie dies Joubin, Bnllftin de curr. hell. 1895 S. 90 f. thul. Auch das Prinzip seiner chronologischen Anord- nung ist binlSlÜK; dereine nenerworbene Sarkophag in Berlin (Antike Denk- Bftler II Taf. 25) bat neben den ausgesparten Figoren auf bellem Oninde, die also den rotfigurigen Vasen entspreehen,lm anteren Bildfeld aneh noch

die rhodisclion Tiere.

Meine Ansetzung beruht auf ileni Vergleiche mit der attischen Keramilc. S. Reinach, Rtvu» des itudu grecques iS95 8. 170 will aus der Oeiehiohte der Stadt das Jahr 540, als sie auf die Insel verlebt! wurde, als tormi'ntix «nto

quem für die Sarkophage bcstirouK n. Aber die in ihnen Bestatteten konnten auch Orundtiesitzer gewesen sein, die bei der Verlegung der Stadt zuruck- gebliebeo waren.

R. SAHN

Stimmungen in Einzelheiten. So kehren die vorhin hei den Pferden auf denScherhen hervorg«'hohenen Kiiit'nlümlichkeiten der Körperhildung und der ZiiumunLT auf den Sarkophagen wieder. Man kann sie am besten hei den vollendet gezeichne- ten Pferden auf dem neuerworbeneo Stück in Berlin studiren, das bald in den Antiken Denkmälern II Taf. '26 veröffentlicht werden wird. Niclit selten ist am Knde der Deichsel der Grei- fenkopf angebracht ^ Die Heiter reiten auf Satteldecken*. Auf dem Helm kommt der eigentümliche Stirnaufsatz ^ vor {Man. deW Inst. XI Taf. 53). Weiter findet sieb der Schopf am Hinterkopf, den der Knabe auf dem Fragment aus Nau- kratis (Jalirbuch 1896 S. '208) trägt, als Haartracht für Rei- ter und WagenleDker, einmal auch für Praueo oder Göttinnen^. Man vergleiche schliesslich noch das grosse Gorgoneion auf dem Schild des Kriegei s Journalof Hell. stud. IV, 1883, Taf. 31 mit dem Schildzeichen des Achilleus auf unserer Scherbe 2. Auffallend ist zunächst, dass auf den Sarkophagen das Weiss aU Fleischfarbe, das auf unseren Scherben so reichlich ver- wendet ist,nicht vorkommt. Der Grund ist ein technischer. Die Maler ritzen dieinneozeichnung nichtein,sondem sie malen sie

« JfoiMtmmtf dM Itut. XI Taf. 54. BulMin de eorr. Ml. 1895 8. 85. MonummU Ptot IV Taf. 4. 5. Vgl. auch das sehon erwihale Thoorelief

Gaselte arrhMogique 18S3 Taf. 49 und das Relief toii Kyzikos Bulletin de corr. hell. 189i S. 41'3. Melisi-lie Amphora, Conze, Melische Thonp«>fä.sse Taf. 4; auf der Amphora E^r^^Asplt äf^. 1894 Taf. 13 ist der Greilcakupf durch einen Sohwanenkopf ereetet. Bei assyrischen Wagen ist das Dtichsel- enile rt;gcIniässiK durch einen Tierkopf gesobmfiokt.

> Antik*' Denkm.ilor I Taf. 46, 5. Journal of Hell, studies 1883 Taf. 31. Bulletin de corr. hell. 1892 S. 244. Vgl. auch das Bronzerelief Antike Denk- mäler II Taf. 14.

* Vgl. Oreenwell, Num. Ohmn. 1893 8. 91 und Dfimmler, Jahrbuch 1895

8. 40, wo die Littcratur zusammengestellt ist. Es ist der ftfXot nach Reichel. Homerisclie NN'afTen S. 116. Beziohunpren zu d<>r klazornenisolK-n Keramik haben vielleicht auch die üefässe in l'urai eines behelmten Kopfes mit der- selbea Helnforni und dMn Stiraaufsatz.die auch in ägypiiseh«n Ponellan nachgeahmt wurden. Vgl. Gosells orehMoQiqw 1890 8. 145 f. Taf. 28,9. 3, NotiMk deglx scavi t89i S. Vil .

< Mon. dfW Inst. XI Taf. M. Monumente Pinl IV Taf. 4-6. Antike Denk- mäler II Taf. 20. Vgl. bluduiczka, Jahrbuch 16Uü d. 26ä.

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VASEN8GHBRBBN AUS KLAZOMBNAI

5t

mil feinen Linien in Weiss auf*. Von der Venrendang des TerdOnnlen Firnisses fQr die Innenlinien auf weissen Partien waren sie aas irgend einem Grunde auch abgekommen : die figOrliehen Schildzeichen sind nur als weisse Silhouetten gemalt. Dies ging bei dem menschlichen Körper nicht an und so verzichteten sie darauf, ihn weiss zu malen.

Eine Umschau in unserem Denkmälervorrate liefert uns noch weitere Stacke, die in diesen engeren Kreis gehören. Nur kurz sei auf die Scherben von Kyme hingewiesen, deren nahe Verwandtschaft mit den Sarkophagen schon DQmmler hervorgehoben hat (Römische Mittheilungen 1888 S. 162).

Ein recht entwickeltes hierher zu rechnendes Gefass ist der Deinos mit Kampfdarstellung im Louvre, Bulletin de corr. heU. 1893 S. 428 Taf. 18 (Pottier)^ Die eine Helmform mit dem StirnaofiBatz und, worauf ich besonders aufmerksam mache, den den Mund ausdrackenden kleinen Bogenlinien vorn auf der Baokenklappe^ findet sich genau so wieder auf dem Fragment von Defenneh, Antike Denkmäler II Taf. 21. 3, die andere mit dem eigentümlich hohen Schädel, dem kleinen Augenloch und dem mehrfarbigen Helmbusch auf dem schon genannten Frag- ment aus Xaukratis, Catalogue of vases in the Brit. Mus. II B 102, 28. Beide Heitne sind auch muiz ähnlich auf den Sar- kophagen vertreten, worauf schon Pntlier liingewiescn hat. Mit letzteren verbinden den Deinos vor allem die Schildzeichen,

* Wenn wir mit Recht die Sarkopliage ta den Oef&ssen in ein lo nahei

VerliSUniss bringen, kann du Tenehiedene Verfahren nicht auf zeitlichem

Untrrschied l)ertihftn, sondern es muss sich ans technisclien Griinrlm her- leiten, wie C. Smith, Journal of Uell. stmlw VI, 1885, S. 185 angeuom- men bat.

s Die eben dort alt Fig. 1 and Fig. 2 abgebildeten Deinoi mSchte ich

nicht hierlier rei hnen. Sie gehören zu einer anderen joniachcn Parotlie,über weh'hc die Liilcratur ziilclzl von Masner, Sammlung antilicr Vasen und Terracutteu iui K. K. üsterreichiscbea Museum zu Nr. 215 und Ton Pottier a.a.O. 8. 4?4 zusanuDengeateilt ist Dais sie su unaerem Kreise allerdings Besiebongen bat, werden wir unten 8. 60 selieB.

» Vgl. Carapanos, Dodone Taf. 55. Olympia IV T#f, ^8, 1087. (fgM, of Qreek coint in the Brih üifMum, Jonia Taf, fit

S8 H. ZAHN

auf die in dem ffoai&a Kreise viel Sorgfalt verwendet wurde. Aaf einem Schilde war ein Gorgoneion dargestellt wie auf dem Bruchstück eines Sarkophages in London ^ Besondere Beachtung verdient der laufende Silen als PQllung des Schild« rundes. Br ist bis jetzt viermal bei Kriegern auf den Sarkopha- gen erhallen*. Einen directen Hinweis auf Klaaomenai gibt uns schliesslich das letzte zu nennende Schildzeichen, das Vorderteil eines geflügelten Ebers. Es istdas Wappen der Stadt, wie uns die Münzen lehren. Das Schuppen muster und die Rosetten, mit denen der Köcher eines Sclmtzen verziert ist, sind auch auf den Sarkopha{j;en beliebte Ornamente ^. In der Zeichnung des Gewandes zeigt sicli bei den Figuren des Deinos ein be- deutender Fortschritt gegenüber den Scherben von Delenneh und ihren Verwandten wie auch ge^ennber den meisten der Sarkophage. Der Maler hat sieh schon ganz ernstlich bemüht, die Falten des Gewandes der Natur entspi'ecbeod wiederzu- geben *.

in gewisse Beziehung zu unserem Kreise möchte ich auch die Würzburger Amphora bei Gerhard, Auserlesene Vasen* bilder Taf. 194 bringen. Schon Dümraler hat für die wagen- besteigende Frau auf der Hydria von Defenneh auf sie hin- gewiesen (Jahrbuch 1895 S. '16). Für ein jonisches Original, wie er glaubt, kann ich sie nicht halten, denn auf dem Gegen- stück in Berlin 2154 erscheinen neben anderen Bigentttmlich- keiten,die auf etruskische Kunst hin weisen, Männer mit langen oben gekrümmten Tuben, die wir sonst nur von etruskischen Wandgemälden her kennen ^. Es ist nicht nötig, die einzelnen Beziehungen der Amphora zu unserem Kreise aufzuzählen.

< Otien S. 56. Vgl. auch das Gorgoneion auf MGnsen von KtaiomeDai,

Catal. of Greek coins in the firitish Museum, fonia Taf. 6, 4. 5.

' Antik.« Denküialer I Taf. 45; 46, 2. BulUtin de corr. hell. 1ÖU5 ö. 88. Hunumcnis Pwt IV Taf. 4. 5.

* Antike Denkmftter I Taf. 45. II Taf. 26. BuU. de eorr. h$H. 1895 Taf. t.

* Ähnlich ist die Behandlung der Falten auf der cäretaner Ilydrla in Lon- don, ralal. of the vases in the UriL Museum II B 59 Taf. 2.

' Vgl. auch Darstellung der Barbaren S. f.

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▼▲8BN8CHBRBEN AUS KLAZOMBNAI 59

teh will nur aaf ein Scbildieichen, eine laufende Pmu, hin- weisen, das uns sofort an die oben iiesprochenen Bilder er- innert.

Zu all diesen bis jetzt genannten tceramischen Produkten leigt auch ein plastisches Werk mehrfache Beziehungen, ich meine das Bronzerelief von Perugia, Antike Denkmäler 11 Taf. 14. Man beachte unter anderem, wie auffallend die Bildung der FOsse mit der auf dem Deinos im Louvre Obereinstimmt. Die Helme zeigen wieder den Stiriiaur.sat/.. Auch eine noch niclit erwähnte Kigentütnlichkeit.die Freude an der Darstellung der fremden Schulzen, teilt das Keliel" mit unserem Kreise.

In nicht so enger Beziehung zu ihm, aber unter den übri- gen jonischen Vasen am nächsten, steht die Gattung der cäre- taner Hjdrien'. Auch auf diesen ist z. B Weiss als Fleisch- farbe für beide Geschlechter verwendet. Das Weiss wird al- lerdings mit Ausnahme der Ornamente auf Firnissgrund gesetzt, aber die Umziebung der Konturen mit Firniss lässt schliesaen', dass es einst auch in dieser Fabrik auf den Thon- grund gesetzt wurde. Auch die Kopftypen, die sorgfältige Zeichnung der Pferde u. s. w. sind recht verwandt.

Kehren wir noch einmal zu unseren klazoroeniscben Scherben inrAck. Bs ist natürlich, dass wir für Binzelheilen in dem grossen Gebiet der joniscben Kunst noch manche Berührungspunkte finden. So kann man für die Verzierung der Gewänder die Amphora in München mit dem Parisurteil vergleichen (Jahn Nr. 1S3. Gerhard,Auserle8ene Vaaenbilder III Taf. 170). Weiter mag auf die grosse Ähnlichkeit der Kopfbildung des Priamos mit der des Alten auf dem Wandgemälde der Tomba del vec~ ehio in Gorneto hingewiesen werden ( Monumenti delV Inst, IX Taf. 14, 1a). Dieser Typus, bei dem von der Nasenspitze an bis zum Hinterkopf eine gleichmassig gebogene Linie ver-

* Schon Dümmler, RSm. MiUheilangea 1888 8. 166 ff. und Pottjer, Bul- Ittin eorr. htU. 1892 8. 953 ff. habeo diese Hjdrieo in einen lolohen Za«

Mmmenhaiif; pehr.icht. > Vgl. die Ujdria in Wien, Masner Nr. 2i8 Taf. 2.

60

läuft, ist gerade der alten kleinasiatisch-joniselien Kunst eigen, er findet sich besonders deutlich bei dem Marmorkopf aus Hieronda ' im Hrittischen Museum, dem in Konslantinopel ^ und einer der (kanchidcnstatuen^. Diese Silzliguren. besonders die des Chares, bieten uns auch für die Tracht und ihre Wie- dergabe in der KuDSt die bestea plastischen Parallelen, ab- gesehen von einigen spater so erwähnenden Werken.

An die Komposition unserer Scherbe 1 erinnert uns sehr das Bild einer jonischen Amphora in München*. Auf einem Klapp- stuhle sitzt, in der Tracht unserem Priamos sehr ähnlich, ein bärtiger Mann mit Scepter. Vor ihm steht ein Jüngling mit Schale und Kanne, um ihm einen Trunk zu reichen. Auch er wendet das Gesicht vom Gebieter ab nach iwei Pferden hinter ihm, die von einem anderen Jüngling getränkt werden. Bs ist ganz glaublich, dass der Maler ein Bild aus der Heroenzeit geben wollte, ob er aber an eine bestimmte Scene dachte, ist mir sehr traglich. Man kann sich in dem Sitzenden den reisi- gen Nestor oder irgend einen andern Helden vorstellen, der sich nach der Schlacht ausrohl und die Wartung seiner Pferde beaufsichtigt. Studniczka glaubt mit Sicherheit Diomedes su erkennen , der sich der erbeuteten Rosse des Rhesos freut, doch liegt kein zwingender Grund zu der Deutung vor. Denn das Bild auf der anderen Seite der Amphora (S. 143), das ihn offenbar bei seiner Erklärung beeinflusst hat, kann nicht auf die Dolonie bezogen werden^. Die zwei Krieger grei- fen nicht die Figur zwischen sich , sondern einander seibat an. Auch die an den Passen des Laufenden angewachsenen

* Abgebildet bei Rayet und Tbomas, MiUt Taf. 27, wiederholt bei Colli- gnon, Satiptun greequ$ I 8. 174.

s GoMlte archiologique 1884 Taf. 13; mtOatin de «orr. MI. 1884 Taf. fO.

ColÜKTion a. a. 0. 8. 175.

3 Ncwtun, Discuveries Taf. 75. Rajet und Thomas a. a. O. Taf. 26, 'i. Cullignua a. a. O. S. 169.

* Jahn Nr. 583. Abgebildet und besprocben von Stndnictka, Jahrbuch 1890 S. 116. Vgl. oben S. 57 Ainu. 2.

^ Audi Murray, Munumenls Piol IV S. 39 t bälgten Sli^dDicxl^as Pev« ^UQg Widerspruch erhoben.

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VaS^NSCHBRBBN aus KLAZOMENAi

61

Flügel pasaeD seblecht zu Dolon^VVir müssen uns also mit der alten Deutung auf irgend ein dämonisches Wesen begnügen.

Interessant tat daa Bild mit der Tränkung der Pferde da- durch, dass es uns zeigt, wie diese Maler mit Typen arbeiten. So erklärt sich aueh die Studniczka nicht ganz TerataodUche Stellung dea Rnecbtea, der die Pferde tränkt, einfach, wenn wir bedenken, daaa sie eigentlich in den Komoadarstellungen für einen in Tanzatellung aoa dem Miacbkeasel Schöpfenden ausgebildet ist*. Wenn wir die Darstellung auf unserer Scherbe richtig erachloasen haben , so hätten wir in dem Bilde der mOochener Amphora wieder ein habsches Beispiel der Ty- penfibertragung, auf die Löschcke in den Bonner Studien S. S48 hingewiesen hat'.

Die Macht der bildlichen Tradition zeigt sieh auch in den Werken, die wol jedem bei der Betrachtung unserer Scherbe in den Sinn gekommen sein werden,den spartanischen Reliefs*. Aber nicht nur die Komposition erinnert an unsere Scherbe, sondern auch namentlich die Tracht und ihre Stilisirung. Man beachte den Mantel der männlichen Figuren mit den schrä- gen Faltenzfkgen und den auf dem Racken niederhängenden Zipfeln und die geknöpften Ärmel der Frau (auf dem Relief in Berlin ). Wir werden also auch das Vorbild des spartani- schen Künstlers im Osten zu suchen haben. Dorthin weisen auch die Sandalen des Mannes, die auf Bildern aus dem joni-

* 8ttidiu«»ka a. a.O. B. 144 m^, die Figur trage Halbttiefel mit Flflgeloi doob sind in seiner Zeichnung die Zehen deutlich angegeben.

« Vgl. 1. B. das kyrenSisrhe Bild Arch. Zcilung 1881 Taf. 1?,1. die Schorlic von Kyine. Röiii. MiitlKMlungcu 1888 Taf. 6, die Amphora aus Rhodos, Journal uf Hell, studies Vi, 1885, 8. 181.

s Wie stark diese Typenübertragimg in der arobaisehen Kunst w{rkt,seigt die Darstellung eines Opfers an Athena auf einer büolisciu'n Schale (your- nal of H^l. •'lii'l. I, ISf<ii, Taf. 7i, die man mit loiclitor Mülie in die Scene, wie Achilleus den Truilosam Brunnen belauert,uuisetzen kann. Das sonderbare Oer&te unter der Schlange ist eigentlich der Untersats Tor dem BruMMn, auf dea die Hjrdria gestellt wird <?gi. AnnaU deW Inst. 1866 Taf. it).

* Milchhöfer, Athen. MiUheUongen 1817 Taf. 20-24. Furtw&ngler, SanuB« lang Sabouroff I Taf. 1.

sehen Kiinsfiiebiet besonders liäutii: (iar^esteilt wurden', und besonilerbi die Selinabelsclmlie. aut" die aciion Furtwängler la diesem SSinne aiit'tnerksam LT'-inacht liat ^.

Noeb ein Getäss aiicdi -iturk tVri:.MiiHntirt. ist uns aus Rla- lomenai erhalten ; wir biidea es hier unter Fi^ur 1 la halber

Fis. 1 k

Grösse des Originals ab. Die zu Grunde liegende Zeichnunj; und die nähere Angabe über den Fundort verdanke ich Herrn Dr. Böhiau. Er hat die Stücke selbst in Vurla ^^esehn . wo sie höchst wahrscbeiolicb beim Graben nach Sarkophagen ge- funden worden.

Vgl. Jahrl.iich lAOS S. ^it Anm. 9.

> Sammlung tiabouruil zu laf. 1. Auf Ö. 24 der Einleiluag weist er auf BenebuDgen ra bcUitUebeii Reliefs bin. Vgl. «leb die Darstellangen auf BaeeberoTaten, fiber die MilefabÖfer, AnOage der Konsl 8. 229 spriebt

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Vasenscherben aus klazomenaI

Der Thon ist im Bruch dem der anderen Scherben sehr ähnlich, aber weniger fein. Die Oberfläche ist iederbraun. Sie erscheint durch die Drehringe ganz gerierelt. Der Firoiu iel chokoladebraun. stellenweise auch so rot geworden, dass man ihn fast fttr rote Farbe halten könnte. Als Deckfarbe ist weiss verwendet für die Innenseichnung, wie bei den Sarkophagen ans Klazomenai, und für die Gesichter (auf den i hongrund aufgetragen mit roher Innenseichnung in rotem Firniss). Das Gefäse war ein kleiner, nach unten sich stark verjüngender Deinos. Der obere Durchmesser betrug ß*", die Höhe etwa 8*". Die Zeichnung ist sehr roh und flüchtig. Auf dem Stück a sehen wir zwei Ton einander abgewendete menschenköpfige Vögel; der Flügel des einen ist merkwürdig verrenkt. Links ist der Rest des Gesichtes eines dritten Vogels zu erkennen. Die Scherbe a schliesst oben am Rand an das Stück 6 an. Links Ton dem Gesicht des dritten Vogels ist der Rest seines Flügels erhalten, der ebenso merkwürdig geieichnet war, wie der des andern. Den Rest weiter links kann ich mir nur als grosse herabhängende Knospe erklären*. Ganz links ist der Schwanz eines Hahnes erhalten.

Auf dem Rande ist in Weiss die Inschrift aufgemalt :

AOHNArOf*H:EpMHI:HC

Die Buchstaben zeigen durchaus die Formen des jonischen Alphabetes Eleinasiens. Gewisse Schwierigkeiten machen nur die zwei letzten Buchstaben. Man erwartet an dieser Stelle einen Beinamen des Hermes, etwa 'O^ioc, aber H als Hauch- laut zu nehmen, geht bei diesem Alphabet nicht an K Der zweite Buchstaben kann wol nur O sein; es ist allerdings grös- ser geraten als das vorhergehende. Eine Verbindung iqo läset sich nicht gut denken. Es bleibt also wol nichts anderes übrig, als in d den Artikel zu sehen und in o den Anfang

Vgl. Micali. Monumenti inediti (1844) Taf. 43, 3. > Siiiyth, Greek Dialeett, ionic S. 324 t. iloflmaiiu. Die griecbischen Dia' lekle Iii Ö. 545. 547.

64 ^- ZAHN

des Namöns des Gatten oder des Vaters der Weihenden.

Die Schrift macht einen recht entwickelten Eindruck, doch wird man siejnicht gerade spät ansetzen dürfen. Sie ist nur wenig jünger man vergleiche die Form des A als die auf tiefe Schalen aufgemalten Inschriften aus dem Heiligtum Her Aphrodite in Naukratis {Naucralis II Taf. 5i, 739-747, 768), die man nicht viel nach dem Anlang des 6. Jahrhunderts wird datiren dürfen.

Die Darstellung bietet natürlich wenig, was sich mit un- seren anderen Scherben vergleichen Hesse. Doch scheint mir die Bildung der Sphinx, am Throne des Priamos den men- schenköptigen Vögeln sehr verwandt. Auch die Tierstreifen auf den schlanken Amphoren von Defenneh können heran- gezogen werden. Für die Form des Gefasses selbst ver- weise ich auf den Deinos mit Tierfriesen, der bei Westropp, Handbook of archaeology S. 300 abgebildet ist'. Er gehört, wie man selbst aus der kleinen Abbildung sehen kann, zu der von Dümmler in den Kömischen Miilheilungen 1887 S. 171 ff. behandelten Klasse jonischer Vasen. Im obersten Pries kehren die beiden von einander abgekehrten Vögel mit Meo- schenköpfen unseres Gelasses wieder.

Die Verwendung von Sirenen und anderen Fabelwesen zuni hauptsächlichen Schmuck von Gefässen und die grosse herab- hängende Knospe erinnern uns an Produkte einer italisch- jonischen Fabrik, die Dümmler in den Höm. Mittheilungen 1888 S. 174 ff. besprochen hat. Besonders ist auf die schon erwähnte Amphora bei Micali, Monumenti //j^^to (1 844 )Taf. 43, 3 zu verweisen. Ihre schlanke Form und ihre Einteilung zur Aufnahme des Bildschmuckes erinnert sehr an die Am- phoren von Defenneh (vgl. Jahrbuch 1895 S. 39. 43, 6) 2.

* Eine ähiiliclie. aber nach unten sich weniger zuspilzende Form hat das ebenfalls junische Gefäss in den Monumenti UeW Jnst. I Taf. 27, 29, wahrend die drei im UuUelin de corr. hell. 1^93 8. 424 ir. verüll'cnUichten Deinoi im Louvre und der in Wien, Masner Taf. 5, mehr kugelig gebildet sind.

> Dieselbe Einteilung haben übrigens auch die von Dümmler, Höm. Mii- lheilungen 1887 8. 171 ff. besprochenen Amphoren.

VA81M8CHBRBIM AOS KLAIOlOENAI

Ich halte es darum nicht für unmöglich, Hass ähnliche, aber sorgfältiger, als unser kleiner Deinos, ausgeführte Stücke mit Tieren etwa in der Art der Sirenen auf dem Sarkophag Antike Denkmäler I Taf. 45 die Vorbilder für die ilalisclie Fabrik abgaben *. Auf die Punkte unterhalb des Stabornamentes, die den italischen Gefassen und denen von üefenneh gemeinsam sind, hat schon Dümmler, Jahrbuch 1895 S. 39 Anm. 8 hingewiesen. Dass in der Fabrik flüchtigere Exemplare vor- kommen, zeigt die Amphora bei Gsell, Fouilles de Vulci Taf. 18. 19. Gerade diese bietet in der Verwendung der brei- ten weissen Linien eine hübsche Analogie zu der weissen In- nenzeichnung auf unserem Deinoe. Noch näher verwandt nach der Flüchtigkeit der Zeichnung und der Darstellung ist eine Amphora dieser Gattung in Würzburg (Urliohs Nr. die ich aus einer Zeichnung des Herrn Professor Wolters Icenne. Sie zeigt auf jeder Seite swei abgewendete Sirenen, deren Schwänze sich berOhren. Die Innenzeichnung auf den Plfl- gehi ist wie bei unserem Deinos in Weiss au^esetzt. An der MonduDg befindet sich eine weiss aufgemalte etruskische In- schrift Darum trage ich kein Bedenken, die ganze Khisse einer etruskischen Fabrik zuzuweisen, und sehe in ihr neben der oben S. 58 angeführten Amphora in Wttrzbnrg einen weiteren Beleg für die besondere Einwirkung unseres klazomenischen Kreises auf die etruskische Kunst Der Freundlichkeit des Herrn Dr. Döhlau verdanke ich die

* Zn den Sphingen mit den ZiUen vgl. die Tiere auf einer BAcbse mit

Obrenli« iitvi ln in der Sammlung CaUcrl aus Thymbra (Photographien des alhenisoli>-n Insiituu-K, Kiriiiasiea Nr. 3 und 5). Sie geliort wol einer lolu- len kieinasiatisciieu (iallung an.

' Zwischen dieser wür/buiger Amphora und der ehen besprochenen etmsldl- seliea Gattung, doch dieser durcli die aussehüesslicbe Verwendung der weissen Dcckrarhe naher, steht die Hydria in London mit dor Darstellung eines Seekampfes {Caial. of Ihe vasf^ i». thr Hritisii .VuH-um II Ii fiOi. Die fremden Boi^fiiscliritzfii sind natürlicli aus der juuisclieii Vorlafro üliernora- luen und kuiincu darum nicht als Grund gegen etruskische Fabrikation verwendet werden» wie dies Heibig in den SiUangsberiehten der Akademie sa Hfinehen 1897 II 8. 287 wUL

ATBSM. iraTBBILVm GBN ZZUI. 5

66

tut»

Kenntniss noch einer Scherbe aus dem griechischen Osten, die hier nach einer von ihm zur Verfügung gestellten Zeichnung als Fig. 2 in zwei Drittel der natürlichen Grösse abgebildet wird.

Die Scherbe ist von Ilumann in Smyrna erworben und wahrscheinlich kleinasiatischer Provenienz. Sie ist im Feuer gewesen, daher lässt sich Sicheres über das Technische nicht sagen. Der Thon hat Glimmerbeisatz, der geringer, als z. B. bei der samiBcheD Thonware, aber immerhin doch auffällig

Fio. 2.

genug ißt. Er hat jetzt eine lichtbraune Färbung auf der Ober- fläche der Vorderseite; die Innenseite ist mit einer schwarzen kohlehaltigen Erdschicht überzogen. Der Firniss ist braunrot, sehr ungleichmässig. Das Weiss (an Flügeln, Schwanz der Sirene und Mähne, Hinterbein und Bauch der Löwen) ist grau gebrannt. Innenzeichnung und der Kontur am Gesiebt der Sirene sind geritzt.

Über die Form des Gefässes liegt mir leider l&eine Angabe Tor. Es war, wie es scheint, eine Amphora mit begrenzten Schulterfeidern und umlaufender Zone, also mit einer Raum- einteilnng, wie die der oben S. 64 gonannten Geiäeae.

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TABBNaCBBRBBM AUS KLASOMBNAI

67

Böhlau dachte bei der Scherbe an eine Beziehung zu der schon öfter erwähnten Klasse, die in den Rom. Mittheüungen 1887 S. 171 fif. zusammengestellt ist. Allein in dieser wird die Fleischfarbe der Frauen durch Weiss bezeichnet', während die Sirene auf unserer Scherbe ein schwarzes Gesicht hat. Auch die Bildung der Tiere auf unserer Scherbe scheint mir von den sorgfältigen w ie den üüchligen Produkten jener Klasse gleich weit entfernt zu sein. Ich wage darum nicht, unsere Scherbe mit ihr in eioen näheren Zusammenhang zu bringen. Verwandter scheinen mir die Tiere auf den Pinaxfragmenten Ton Naukratis, soweit man nach der Abbildung Naucratia \\ Taf. 9, 1. 2 urteilen kann. Ich mache besonders auf die Zeichnung der Tatzen und den Streif am Hinterschenkel auf- merksam. Auch die Tiere auf dem ebenda Fig. 3 abgebiide» ten groBien Gefiiss acheinen mir ähnlich zu sein.

Wir haben also geaehen, daaa um die Scherben nnd die Sarkophage Yon Klasomenai eine Reihe von GefSaaen oder BmefastOcken TerBchiedenen Fundortes sieh gruppirt, die entweder zu demselben Kunstkreis gehören oder wenigstens als Ton ihm abhängig sich heransstellen. Wir sind berech- tigt, das Gentrom in Rlazomenai zu suchen, denn die zahl- reichen dort gefundenen Sarkophage' weisen auf eine be- deutende Thonindustrie an Ort und Stelle hin. Dass sie 'von anderswoher eingeführt wurden, ist bei ihrer Grösse nicht wahrscheinlich^. Der Name des Ortes, der an die Stelle des alten Klazomenai nach dessen Verlegung auf die kleine ge- genüberliegende Insel getreten war, Xurpiov bei Strabo (XIV 1, 36) scheint nach seiner Verwandtschaft mit x^'^P*

* Eine Ausnahme bildet nur die Sirene Micali, MonuvMnii inediti (1844) Taf. 36, 1, wenn bei ihr das W«m nicht geschwanden ist, wie es bei dtr

8pbinx Rom. Mittbeilungen 1887 Taf. 8, 1 geschehen zu sein scheint.

' Die vollständigste Zusanamcnstellung gibt Hciiiach, Revue des fludes gretques 1895 S. 161 ff. Zu den dort aufgezählten kommen nocli die zwei ueueo Stücke in Berlin (Antike Denkmäler II Taf. 25. 26) und der neue Sariiopbag in London ( ifofittiiMtiti Pio% IV Taf. 4-7) hinsn.

* Vgl. RdnMh a.a. O. 8. 170.

M lu um

auf das Vorhandensein von Töpfereien hinzuweisen'. Allein der alte Name ist Xutöv, wie wir aus einer attischen Inschrift* des Jahres 387/86 und aus Ephoros bei Stephanus Byz. s. y. wissen. Cr hat natürlich mit x^'^P^ nichts zu tbun, doch bleibt die Möglichkeit, dass die spätere Anlehnung des Na- mens an xuTp« dufch eine am Orte befindliche Töpforindualrie sich erklärt.

Deutlich spricht für einheimische Kunst die schon erwähnte Obereinstimmung der Schildieioben des Gorgpneion und des geflügelten Ebers auf Gefässen und Sarkophagen mit MQds- bildern von Klaxomenai. Vielleieht dürfen wir in dieaem Zu* sammenhang auch noch auf die Schafe des neuen berliner Sarkophage» (Antike Denkmäler 1! Taf. %%) hinweisen. Die MOnien, die zuerst nur einen Widderkopf, dann das gsnne Tier als Bild tragen leigen uns dieselbe eharakteristische Bildung mit dem kleinen Horn, der krummen Nase und der kahlen Stime.

Unter den wenigen Nachrichten, die wir äber KJaiomeDai

besitzen, finden sich einige, die uns zeigen, dass die Stadt in aller Zeit reclit bedeutend gewesen sein musa. Dem Aiyalles leistete sie sehr erfolgreiclien Widerstund (Herodot I, IP). Sie besass ihr eigenes Scliatzhaus in Delphi (Herodot I, 51). Schon im siebenten Jahrhundert gründete sie Abdera (Herodot I, lb8). Eine gemeinsame Kolonie von Milet und Klazomenai war Kardia, die grösste Stadt des thrakischen Chersonnes (Strabo VII, 51). Auch zu den in Naukratis vertretenen Städten ge- hörte Klazomenai (Herodot II, 178), es ist also ganz natürlich, dass sich so viele Erzeugnisse seiner Keramik in Ägypten fan- den. Auf Handelsbeziehungen mit dem Westen weisen die Tieliacheu Spuren klasomenischer Kunst, denen wir in Etru« rien begegneten.

Wir sind berechtigt von klazomenischer Kunst zu sprecheUt

' Vgl. Dennis, Journal of Hell. stud. IV, 1883, 8. 21. 3 Albenische MiUheilungeQ 1882 S. 174 ff. Oalal. of Grak eotns, hnia Taf 6, 6. 10-11.

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▼ASBNSCnBBIIt Aüt KL&IOHIIIAI

weü die Bilder der keramischen Produkte uns im grossen Rahmen der jonischen Kunst eine besondere Formengebung zeigen und die Übereinstimmung mit einigen Münztypen der Stadt auf eine grössere , allgemeine Kunstübung schliessen lässt, von der beide Zweige abhängig sind. Allein es bleibt die Frage, ob diese Formengebuog Kiazomenai zuerst allein eigen oder von Anfang an über ein grösseres Gebiet verbreitet war. Eioe Entscheidung können nur weitere Funde in Klein* asien bringen. Es scheint allerdings, dass die Mflnzbiider verschiedener Orte uns thatsächlieh eine Beeinflussung von KLlazomenai her verraten. Die Frage verdient eine eingehende UnterBuehttDg ; ich muBS mich hier sunächst mit Andetttungeo begnügen.

Auf ElektronmQnzen Ton Lesbos sehen wir wundervoll mo- dellirte Pferdevorderteile (Troas Taf. 31, 18. 19) deren un- gemein grosse Ähnlichkeit mit den Pferden auf dem neuen berliner Sarkophag (Antike Denkmäler II Taf. S6) sofort in die Augen springt. Besonders zu beachten ist die Zeichnung der Mähne und die merkwürdige Punktreihe längs der Brust- muskellinie, wie bei den Pferden der besprochenen Scherben. Welter dürfen wir den Athenakopf auf Münzen von Methymna {Troas Taf. 36, H. 7) mit den Köpfen auf dem berliner in der Art rotfiguriger V asen bemalten Sarkophag (Antike Denk- mäler 11 Taf. 55) zusammenbringen. Er hat dieselbe Form des Helmes mit dem verschieden variirten Stirnaufsatz, der auch für die Helme auf kiazornenisehen Vasen so charakte- ristisch ist. Aber auch die Bildung des Kopfes selbst zeigt grosse Verwandtschaft, man beachte das ProGl und die Zeich- nung des Auges. Dass diese Übereinstimmung sich nicht aus der gleichen Kunstentwicklung in beiden Städten erklärt, son- dern dass Lesbos von Kiazomenai beeinflusst ist, ergibt sich daraus, dass wir die ^nannten klazomenischen Münzbilder, das GorgoneioD, den geflügelten Eber und den Widderkopf,

< leb oitira oaeb OaM, ofQmk wlm in th« Brii, JftiMum.

TO R' SABM

ebenso etiliiirt aaf den BlektronetOeken von Lesbos wieder« findend

Auf einer ElektronmOnie Yon Pfaokaia sehen wir einen bebelmten Kopf* vom Gesieht sieht man nur das Auge der durchaus mit Kdpfen auf dem Deinos im Lonm Ober- einstimmt {Bulletin de eorr, hell. 1893 Taf. 18). Man

beachte wieder die Angabe des Mundes durch die kleinen Bogenlinien auf den Backenklappen ^. Auch das weibliche Köpfchen auf einem andern phokäischen Stücke {lonia. Taf. 4, 1) dürfen wir wol mit klazomenischen Typen in Verbindung bringen. Auf andern Münzen erscheint auch der VVidderkopf (lonia Taf. 4, 17).

Auf Münzen von Abydos {Troas Taf. 1, 1-5) und Apollo- nia am Rhyndakos [Miysia Taf. 2, 2-4) sehen wir das Grorgo- neion mit den weitabstehenden Schlangen.

Das Vorderteil eines geflügelten Ebers, ebenso stiliairt wie auf den Mtknzen von Klazomenai, findet sich auf Stücken von K.jriikos^, Samos^ und Jai^sos^. Für eine Entlehnung spriciit

4 hnia Taf. 6. 1-6 (Klazomenai). Troas Taf. 31» 6-17 (Lesbot).

* lonia Taf. 5, 22.

Vgl. oben 8. S7 Ann. S.

* jry<<s Tkf. 5, 15; Oraenwell, Ooinag» ^ Offttent Taf. ft, SS. Bei Kjtikos

mag auch noch einmal das ron Joubin yeröfTentlichte Relief in Konstan- tinopel erwähnl werden ( Bulletin de corr. hell. 189i S. 491 {[.). Er hat mit Recht seine Verwaudlschafl iniL den Bildern auf den Sarliopbagen herfor- gehoben.

> üMifo Taf. 94, 16-19. Oardner, Samot and Smnian eodu, IfumünuMe

Ovrmicle 1882 Taf. 2. 9. 10. 12-15. Vgl. 8. 48 ff.

Carta Taf. 35, 1-5. Vgl. S. ci, wo auch auf Münzen von Kyrene mit demselben Bilde hingewiesen wird, die im Num, Chron. 1891 Taf. 1, 8. 9 Teröffentlicht sind. Der Typus wird wol aus Kleinasien übernommea sein. Vgl. Head. Hütoria nummarum 8. 727.

Zwisehen Rhodos uml Klazomenai ergehen sich auch sonst mehrfache Beziehungen. Ich will davon ansehen, dass die Tiere und die Füllornatnente in den unteren Streifen der Sarkophage fast die.selticn .sind, die wir auf rbo- discben Oefässen ünden. Dieser Stil scheint in Kleinasien weit verbreitet gewesen xu sein. Wiehtig ist ein in Kamiros gefündener Tbonsarkopbag, jetzt im Brittischen Museum ( Salzrnann, Nicropole de CanUros Taf. 28), der nach dem Urteil von C. Smith {Journal of UM. studies Vi, 1885, 8. 188 )

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▼ASBMSCHISBBN AVB KLASOMBNAT

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besonders bei den Typen letzterer Stadt die Punklreihe, die entweder längs der Buglinie oder auf dem Halse wie ein Hals- band angebracht ist. Dieselbe Erscheinung kehrt wieder bei dem gewühnlich ungeflügelten Eber auf den lykischen Mün- zen ^ Offenbar sind die Vorbilder durch Jalysos vermittolt, gehen also auch auf Klazomenai zurück.

Die Vorliebe für diese Reihen von Punkten in der älteren klazomeniscben Kunst leitet sich jedenfalls aus der Abhängig- keit von Metallarbeilen ^ her, bei denen sie sieb aus der Technik deaPunzens erklärt. Man könnte sieh alao denken, daes sie bei den Tieren wie bei den Gewändern, Waffen und anderen 6e- genatänden einfach ala Ornament^ verwendet wurden. Bei dem Pferde auf der Hydria von Defenneh (Antike Denkmäler II Taf. 21, 1) aind aie auch auf das Hinterteil gesetzt. Da sie sieh nun aber fast ausschliesslich an der Buglinie finden, lässt sich Tielleicht noch eine besondere Erklärung für sie gehen. Auf den klazomentschen Münun sind die Punkte längs des vorderen, der Buglinie entsprechenden Fiügelrandes ange- bracht und sollen die kleinen Federchen ausdrücken. Es scheint mir nun nicht unmof^Iich, dass man später die Punkte als zunn Tier gehörig helrachlete und sie auf die Buglinie aufsetzte, auch wenn man die Flügel wegliess. Ist dies rich- tig, so müssen wir anuehmen, duss auch die Punktreiben

und Ton Jonbiii ( IhdlHin de corr. hell. iS'Jb ö. 70 Anm. i ) eine späte lokale Nacbabiuuiig eines klazuuieuiscben Vorbildes ist. Anoh 4ie BÜlislnuig iar Böse auf den rbodischea Mfimen ist dieselbe, wie bei denen, die auf den klazoineniseheD Bildern in die Darstellung hereinranken (vgl. Rom. Mi t- iheilungen 4888 Taf. 6, AaUke Denkmäler II Taf. 26, ifeniimenH Piot IV Taf. 4-7).

* Lycia Taf. 1 ff. Es findet sieb aucb der geflügelte Typus, i. B. Taf. 6, \%, Vgl. Caria 8. Cl.

* Vgl. die Scliilde aus der Zeosböhlc in Kit ta, Museo Haliano II, Ailanity Tif. 1-3 und die Sphiiicren auf einem Helm im Luuvre, Lipperbeide» Antike Helme Nr. 36ö (S. 57 und 516 der vorläufiKcn Ausgabe).

* Bei den Spbingen auf den eben erwäbulen kreliscbea Schilden (a.a.O. Tat 2. 3) sind die Panktreiben nur Ornament. Auf dem Helm ist fast der gaoie Kontur der Spbingen mit Punktreihen eingefasst.

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ft

R. SABR

bei den Pferden der besprochenen Scherben und der Mün- sen Yon Lesbos der Rest ehemaliger Beflagelung sind. Und wirklich sehen wir auch, dass auf den von unserer Gattung beetnflussten etruskischen Gefössen * häufig geflügelte Pferde dargestellt sind, bei denen die kleinen Federn am Vorderteil des Flügels durch Reihen kleiner gravirter Kreischen ausge- drttckt werden, die den aufgemalten Punkten auf den Flögeln der Sphingen im obersten Streifen des berliner Sarkophages (Antike Denkmäler I Taf. 44 ) entsprechen. Die gegebene Er- klärung mag zunächst merkwürdig erscheinen, doch finde ich eine entsprechende P>nt\viokhing in der Erscheinung, dass besonders auf attischen Bildern die eigentlich zur Verzierung der Sehenkelseliienen dienenden Spiralen auf die nackten Schenkel der Krieger als Ornament gezeichnet werden^.

Der eine der neuerworbenen Sarkopliaue in Berlin (Antike Denkmäler II Taf. 25), auf dem die Figuren hell ausgespart vom dunkeln Grunde sich abheben, fordert uns zum V^ergleiche mit den frühen attischen Werken gleicher Technik auf. Ihre Einführung wird jetzt gewöhnlich mit dem Namen des Ando- kides in Verbindung gebracht ^. Aber nicht nur in der Technik besteht eineVerwandtschaft^auch die Kopflypen auf dem Sar- kophage zeigen eine merkwürdige Ähnlichkeit mit denen auf fotfigurigen Gefassen der Fabrik des Andokides ^. Beiden sind die oben flachen , wagrecht in die Länge gezogenen Schädel, die ohne Absatz in die Stirne ttbergehende Nase, die Yorsprin- genden Lippen,die geschwungenen Augenlider gemeinsam. Aber anch eine Reihe Vasenbilder des jüngeren schwarzfigurigen

< Vgl. Rüuiisclio MiUlicilungcn 1888 S. 174 fT. und oben S. 64.

* Vgl. Fartw&ngler, Olympia IV 8. 160 lu Nr. 996.

Vgl. Löschcke, Athen. Miltlieilungen 1879 S. 40 f. Furtwängler, Ber- liner phil. Wochonsclirift 1.S9i S. 11'?. Hau^T, Jahrlmrh 8. 158. Hartwig bei ileibig, bitzuugsbericble der Akademie zu Müucben 1897 II

* Vgl. besonders die Köpfe auf der Amphora in Berlin 2159 (Gerhard, Trinkaehalen und Gefftsse Taf. 19. 20), ferner die von Norton im American ournal of archaeology 1896 S. 1 ff. besprochenen and s. T. abgebildeten, jmeist nicht signirleu Qetftsse.

S. 261.

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VASBNSCHERBEN AUS &LA.ZOMBNAI T3

Stiles, die mir dieselbe Hand zu verraten seheinen, 'wie Jene ratfigurigen '.zeigen auffallende Anklänge an die Iclasomenische Konet. Den Nachweis dieser Gefässe und ihre Besprechung Terapare ich für eine eingehendere Behandlung des Kreises des Andokides und seiner Stellung im Jüngeren schwarzfigu- ngen und frührotfigurigen Stile, die ich bald zu geben hoffe. Nur folgende drei Beispiele mögen uns zeigen, worin der Fort- sehritt gegen die älteren Meister des schwarzfigurigen Stiles sieb offenbart : Es ist die Amphora einer englischen Samm- lung, Gerhard, Auserlesene Vasenbilder II Taf. 108, die Hydria in Berlin, Furlwäogler 1896, Gerhard, A. V. IV Taf. 349. S50, und die Hydria^ im Museo Gregoriano II (Aus- gabe A) Taf. 13, 1 ( = Ausgabe B Taf. 10, 1 ). Was uns auf- fällt, ist das Streben, die Fallen an den Gewändern, besonders die Abtreppungen am Saume, wiederzugeben , den Körper durch Innenzeiclinung, mitunter auch durch Angabe der Be- haarung naturgetreuer zu bilden, scliliesslicli auch den Schräg- ansichten am Körper und aa unbelebten Gegenständen ^ ge- recht zu werden.

Den Anfang zu einer richtigen Faltenzeichnung haben wir Bcboo auf dem Deinos im Louvre gefunden^. Die Abtreppung der Falten an dem niederbängenden Gewandzipfel zeigen uns

* Sobon Loseheke, Athen. Hitthellangea 18T9 8. 41 inaohte aaf ihre Ver- wandtschaft mit den frOben rotßgurigen Bildern aufmerksam.

' Von der Sorgfall der Zeichnung gibl die Ahbildiing keine Vorstellung.

' Maa t>eacbte die ricblige Zeicbnungdes scbräg gesehenen Schildes, die •ich auf beidm Hydrien findet. Sie erscheint wieder auf der rolflgurigen Amphora des Andokides in Berlin und auf der Schale in Mfinehen, die Häuser ihm zuschreibt (Jahrbuch 1895 Taf. 4). Er maeht auch schon auf diese Erscheinung aufmerksam (S. 154 i. Sie ist um so merkwürdiger, als selbst Eupbronios und seine Genossen die Schilde meist nicht richtig per- spektiTiscfa zeichnea. Erst Onesimos hat das Problem wieder gelöst (Hart- wig, Heistersohalen Taf. 59, Vgl. auch S. 537). Wir sehen also,dass wir In diesen frühen perspektiTisoben Versuchen auf unseren Vasen nicht etwa eine Rückwirkung des jüngeren Kreises auf die älteren Meister erkennen dürfen.

* Vgl. obeu 8. 57.

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R. lABir

die Sarkophage in Berlin, Antike Denkmäler I Taf. 44. II Taf. 96. Besonders bei dem zweiten ist die Zeichnung schon recht entwickelt. Eine reichliche Angabe der Muskulatur be- merken wir auf dem londoner Sarkophage [Monuments Piot IV Taf. 4-7 ). In ihrer ganzen Vollendung aber zeigt sich die Erscheinung auf dem ehen erwähnten neuen Sarkophage in Berlin, besonders bei den Tieren. So sind bei den Pferden nicht nur die Muskeln , die Hautfalten , die Haare über den Hufen, sondern auch die Adern am Bauche angegeben. An der Hand der Göttin in der Mitte sind die Knöchel ausgedrückt. Man beachte die gut gezeichnete Hand, welche die Zügel des linken Gespannes hält. Auch die Oberansicht des Fusses, die zweimal auf den angeführten attischen Gelassen vorkommt, scheint bei dem neben der jonischen Säule stehenden Jüngling* auf dem londoner Sarkophag wiedergegeben zu sein [Monum. Piot iV Taf. Q E). Ich glaube in der Abbildung noch eine Spur der Zeichnung des Fusses zu erkennen, ferner schliesse ich aus der geringeren Ausbuchtung der linken Wade, dass das Bein von vorn gesehen wird. Zu beachten ist auch, wie der Maler das Umschauen nicht mehr durch eine unnatürliche Umdrehung des Kopfes zum Ausdruck bringt^aondern ihn leicht geneigt zeichnet^. Es offenbart sich darin ein entschiedener Fortschritt gegenüber den sich umblickenden Figuren auf dem älteren berliner Sarkophag (Antike Denkmälerl Taf. 44). Eine Rückenansicht wollte der Maler des Gefässea aus Kyme geben (Rom. MittbeÜungen 1888 Taf. 6). Sie ist ihm zwar miflslungen, aber wir können immerhin aus seinem Versuche schliesaen, dass er Vorbilder kannte, in welchen das Problem angefoest wurde.

I Die Figur ist kein Eidolon, wie Murray 8. 38 .glaubt, sondern sie ist wol einer grfieseran palistrisdiOD Daratellmig, entnommen. Sie bftit einen

Wurfspeer, die Finger der rechten Hand liegen in der Ankylc. Dass die Figur auf ein Vorbild der grossen Kunst zurückpeht. wird durch eine fast genau ihr entsprechende auf einem elruskiscben Wandgemälde aus Cbiusi wahrscheinlich {ämummU dOF /lut. V Taf. 16). » V^. Hartwig, Helalenehalen S. 161 f.

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TASBN8CHBHBBM AUS KLAZOMSNAI

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Finden wir ao alle die Eraeheioangen, die one auf den ge- nannten attischen achwaizOgurigen Bildern eine neae Ent- wicklung ankttndelen, im Gebiete der klazomenischen Kunst wieder und kommen gewisse Einzelheiten in der Zeichnung, der Tracht u. s. w. hinzu.die sich nnr aus einer Abhängigkeit der attiachen Vasenmalerei von jener fremden Kunst erklären, 80 werden wir dieser auch den Anstoas zum Wechsel der Tech- nik zuschreiben dürfen.

Diese Neuerung in der Keramik hat sich in Klazomenai herausgebildet, wo, wie uns die Sarkophage lehren , die Zeich- nung in Konturen neben der Silhouettenmalerei nie auf- gehört hatte* und in der grossen Kunst wol immer geübt worden war. üass wir angesichts der Sarkophagbilder auf eine Blüte der monumentalen Malerei in jener Stadt schiies- aen dürfen, ist einleuchtend.

Die Beobachtung Löschckes^, dass die frühen rotfigurigen Werke des Kreises des Andokides in engor Beziehung zu den bemalten Stelen stehen, die eine entsprechende Technik zei- gen, lässt sich mit unserer Ansicht ganz gut vereinen.

Wenn wir in der attischen Vasenmalerei den Einfluss Ton Klazomenai erkennen, so ist es wahrscheinlich, dass er auch auf die grosse Malerei gewirkt hat. Die attische Stele des Lj- seaa' leigt ihn gans deutlich in der Zeichnung des Gewan- des. Diese Kunst kann nach Attika durch Gemälde yermittelt worden sein, glaublicher ist mir aber, dass klasomenische Kfinstler in Attika selbst thütig waren. Gerade in die Zeit, da ihr Einfluss in Attika sich uns offenbart, fällt das Vor- dringen der Perser gegen die kleinasiatischen Griechenstädte.

' Dies zeigt sich an den sogenannten rhodischen Tierstreifen. Vgl. na- mentllcli die ganz in Umrissen gezeichneten Pantlit r auf dem Sarkophag im LooTre, bulletin de corr. hell. I6^b Taf. 2. Aut dem berliner Sarkophag ist bjri den unteren Köpfen der Omnd noeh niobt sehwarz gedeckt, es ist also Hiebt der dunkle Omnd das Wesentliche, sondern die Umrissieielinmig.

» Athen. Mittheilungen 1879 S. 40 f.

' Athen. MitÜieUungen t879 Taf. 1 ; Conse, Die attisciieu Qrabreliefo I Taf. 1.

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R.ZAM»

Wir wissen, dass die Klazomenier aus Furcht vor den Persem ihre Stadt auf eine iiahegel6||;eDe Insel verleglen'. Es iet -mk denkbar, daas unter diesen Umständen manche Künstler es ▼oraogen, ihr Vaterland zu yerlasaen und sich nach dem un- ter der Hernehaft dea Peiaistratos aufstrebenden Athen m wenden. Vielleicht sind una noch V/wke von ihnen erhallen in der firagmentirten Stele in Berlin mit dem Jfinglbgskopf * und dem Marmordiskos mit dem Bildniss dea Aratee Aineios*. Bei Jenem erinnert die Form dea Schädels, die Bildung dea Auges, der freundliche Gesichtsausdruek sehr an die Köpfe des so oft erwähnten Sarkophages , bei diesem wird das ei* gentümliche Profil mit der zuräckweichendea Stime, die hohe Stellung der Augenbiaue ^ und der lange Bart ^ sich

* Pausanias VII, 3, 8. S. Reinach, Bevue des Hudes grecquu 1895 S. 167 f. btt aewias Reebt, wenn er die Verlegung der Stadt mit dem eietea Vor- driogen der Perser in ZusammMibsng bringt. Sie konnte ja aar Sinn Iwbeii

lu einer Zeit, als den Persern noch keine FloUe zur Verfügung stand.

' Conic a. a. 0. Nr. 8 Taf. 0, 2, wo die LiUi ratur angegeben ist.

Poltier bat den Kupf mit Wcrl^en des Buplirunius verglichen, er scheint mir aber sieber &lter tu sein. Auob der Kopf in Umrisnceiefannng auf einer altischen Schale, den Winter, Arch. Zeitung 1885 S. 198 f. mit ihm ver- gleicht, zeigt den Einfluss der klazomenischen Kunst. Köpfe und Rüsten aU Verzierung zu verwenden ist eine Eigcnliimlichkeil der klazorneniselien nnd fiberhaupl der junischeu Kuusi (vgl. die klazomenischen Sarkophage Mon. MV Inst. XI Taf. SS, Antike Denkmäler II Taf. 25, den rbodiseben Sarkophag Salzmann. Camiros Taf. 28, die Scherbe aus Myrina Pottier und Reinach, .Y/'rrop'.ilr i!r Mijn'nn T.if. .'>!, die jonische Amphora in Berlin 1674). Sie ist vielleiclit ein Erbteil aus der niykenischen Kunst, vgl. den Silber- becher 'B9i)|iL(pi( dpx. 1888 Taf. 7 und Perrot-Chipiez VI S. 813 (s. auch BSblau, Jabrbuob f 887 S. 46 f.). So wirkt aneh in den in Umrissen ge* Miebneten Bästen auf Schalen der Kleinmeister, über die Winter a. a. 0. 8. 189 f. handelt, die neue Kunst auf die älteren Vertreter des scliwarz- figurigen Stiles nucii ein Weiteres werde icb in meiner Besprechung des Kreises des Andokides beibringen.

* Dragendorir, Jahrbuch 1897 S. 1 f.

* Dieselben Eigentümlichkeiten zeigen die behelmten Köpfe auf demSar* kophage Antike Denkmäler II Taf. 25. Vgl. aaoh die Kopfe auf nniersr

Scherbe 1.

* Fur die Form des Barles vergleiche die Scherben vuu Defenoeh Tanis II Taf. 39, 1. 2; Jahrbnoh im 8. 43. 44,

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VASBmCBBRBWft ikid» tUlOMBNAl

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auch eher aus der Pormengebung der joniscfaen Kunst als dem Streben nach Portrathaftigkeit erklären. Dragendorff macht auf den Unterschied der Zeichnung der Füsse gegen- über der Stele des Lyseas aufmerksam. Das vordere Glied der Zehen ist nach oben gebogen, wie in der Plastik bei den ehiotischen Figuren.

Klein, Euphronios^ S. 46 ff. hat das Aufkommen des lotfi- gprigen Stiles mit dem Eiofiuss des Kimon von KJeooal m-- MBnMDgßbraeht. Hartwig* macht mit Recht dagegen auf* merksam, dass nicht in der veränderten Technik die groaae Neuerung in der Vasenmalerei zu suchen ist, sondern in den Portschritten der Zeichnung. Er findet darum den Finfluss das Kimon in den Werken des Kreises des fiupbronios wie- der. Allein wir haben gesehen, dass die Eigentümlichkeiten, die bei Euphronios und seinen Genossen allerdings zurvoUffiB Ausbildung gelangt sind, ganz deutlich schon auf alleren at- tischen Gelassen hervorzutreten beginnen. Die Vollendung der Zeichnung auf einigen Sarkophagen berechtigt uns lu der An- nahme, dass die grosse Malerei in Klaiomenai schon um die Mitte des 6. Jahrhunderts eine Höhe erreicht hatte, die etwa der des attischen strengen rotfigurigen Stiles entsprach.

Wie steht es nun aber mit Kimon too Kleonai? Von sei- nen Verdiensten spricht eingehender norPUniua, N. H. 35r56 (ss Overbeck^ Schriftquellen 377 ) : et qui primus ia pietura marem a fenUnu äiscreverit, Bumarum AtKenieiuen^ fi* guras omnis imitari ausum^ quiqtu itwtnia eius eüecolue- ritf Cimonem Cleonaeum. Hic eatagrapha invenii, hoo est ohliquas imoffines^ et vatie formare vohus, respieieniis, suspieieniiave vel despieientis,Artieulis membra äistinxitt venas protuUt^ praeterque in veste rugas et sinus invenit. Wir werden diese Stelle am besten durch die Beobachtungen illustriren, die wir früher bei den Idaaomenischen Sarkopha-

* Meisterscbalea S. 14. Die ganze Frage ist Ton ihm eingehend S. 154 ff.

t8 K. ZAHN

gen machten. Man erinnere sich der Gewandieichnang und der sorgfälligen Angabe der Muskulatur und sogar der Adern bei den Pferden anf dem Bilde Antike Denkmäler Ii Taf. S6. Aach die eaiagrapha^ deren Bedeutung Hartwig richtig er- kannt hat*, fehlten nicht.

Wenn Kimon su dem athenischen Maler Eumarus in ein Verhältniss gebracht wird, ao werden wir 8chliea8en,da88 der Gewährsmann des Plinins die Möglichkeit gehabt hat, Bilder beider Meister mit einander sn vergleichen und aus ihnen den bedeutenden Portschritt des Ktmon gegenüber dem älteren Maler zu erkennen, und dazu wird wol in Athen die Gelegen- heit vorhanden gewesen sein.

Den Namen des Kimon erfuhr er wahrscheinlich aus der Künstlerinschrift. Von einer Blüte der Malerei in Kleonai wissen wir niclils, dagegen erfahren wir ans Pausanias VII, 3,9, dass der grössere Teil der ursprünglichen Bewohner von Klazomenai keine Jonier, sondern Leute aus Kleonai und Phleius waren. Das Andenken an di<3 alte Heimat hat sich gewiss in den klazomenischen Familien bewahrt , und so scheint es mir möglich, dass Kimon, den wir nach dem Ge- sagten in den Kreis der klazomenischen Kunst setzen müssen, in einer Künstlerinschrifi die Abstammung seiner Familie aus Kleonai erwähnte und so zum Kieonäer wurde ^. Wir hätten also in ihm den HauptTertreter der klasomenischen Kunst in Athen.

Der Entwicklungsgang der attischen Malerei, wie wir ihn hier zu schildern versuchten, entspricht vollkommen dem der attischen Plastik. Beide Kunstsweige erfuhren zu der- selben Zeit von Osten her den Biniluss einer bedeutend weiter

< Mcislcrschalen 8. 156 IT.

' Ähnlich beisst es Ton Thaics bei Herodol I, ITOti d»<xa9iv "ftm Ut»^ eoCvtMc (Ygl. Diogenes Laert. I, 32). Der König Kleomenet nennt rieb als

Nachkomme des Herakles Äcbüer (HerodotV,72). Auch die Schwierigkeit, dass Alkamenes Athener und Lemnier genannt wird, löst sich ia Abnlioher Weise. Vgl. Brunn, KüusUergeschicble 1 S. 234.

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irASBNSCBBmSN AÜS KLAZOlfBNAl

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fortgeschrittenen Kunst, sie nahmen das, worin die Jonier ihnen überlegen waren, auf, aber sie verloren ihre Eigenart in dieser Zeit des Lernens nicht. Die Bilder des fiuphroilios und seiner Genossen können uns einen Begriff davon geben, wie die aUiscbe Malerei es verstand, das Fremde sich anzu- eignen, weilenubiiden und doch dabei ihre SellMtändigkeit lu wahren.

Athen, im April 1898.

ROBERT

KLEINASlATISCUfi STUDIEN. III.

(Hieixa Tafel I-III) Die phrygischen Felsdeokmäler.

Seit Leake im Januar 1800 auf dem Wege von Sidi-Gasi nach Chosrew - Pascha- Han eine Anzahl grosser skulpirter Felswände, vor allem das sogenannte Midasgrah entdeckte *, haben diese Skulpturen auf alle Besucher des kleinasiatischen Hochlandes eine starke Anziehung ausgeübt. Der ästhetische Eindruck so allen und bedeutenden Menschenwerkes mitten in öden, jetzt nur dünn bevölkerten Wald thälern, das Rätsel- hafte ihrer deutlich lesbaren und doch nur halb verständlichen Inschriften, die Fremdartigkeit ihrer Kunslformen, in die doeh wieder Hellenisches eingemischt schien, alles kam zusammeD, um die Phantasie des reisenden Laien wie den Forscbungß- trieb des Gelehrten mächtig anzuregen.

Eine neue Epoche für unsere Renntniss der phrygiscben Denkmäler begann, als Ramsay anfing ihnen die seltene Ener- gie seiner Forscherarbeit zuzuwenden. Auf immer wieder- holten Reisen hat er den Bestand der bekannten Denkmäler mehr als verdoppelt und wir verdanken ihm gerade einige der schönsten und merkwürdigsten Stücke. Wir dürfen an* nehmen, dass seinem Spürsinn und Findeiglück kaum noch wesentliche Oberreste entgangen sind ; ich wenigstens habe bei mehrfachem Durchstreifen des ganzen Gebietes nur ein einziges grösseres Denkmal hinzufügen können. Es ist zu beklagen , dass Rarosay seine in den verschiedensten Zeit- Bchritlen zerstreuten Forschungen noch immer nicht in einer grösseren Pubiikuliou zusammcugeiassi hut; bisher unterrichtet

* Lcake, Journal of a tour in Asia Minor 8. 20-86.

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KLEI NASI ATISCHB STUDIBN. III.

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man sich über seine Entdeckungen am bequemsten durch den fünften Band von Perrots Histoire de Varl dans l'antiquite. Leider ist Ramsays Stilgefühl wenigar glänzend als sein Fin« derglttck und noch geringer ist seine zeichnerische Begabung. So kam es, da» eine beträchtliche Anzahl seiner bedeutenden Punde bisher nur in unzureichenden Abbildungen vorlagen und daher auch yen Perrot, der im Jahre 186? einen Teil der Denkmäler selbst kennen gelernt hatte, historisch nicht richtig gewürdigt sind.

Ich hielt es daher für nützlich, das gesamte Material noch einmal eingehend zu untersuchen, auch so weit möglich pho« tographisch aufzunehmen und verwandte auf diese Arbeit einen Teil der Sommermonate 1894 und 1895. Dem warmen wis* senschafllichen Interese des Generaldirektors der anatolischen Eisenbahn, Herrn von Kühlmann hatte ich es lu danken, daas im Sommer 1895 der Photograph Berggren unter mei- ner Leitung einige wohlgelungene Aufnahmen mit einem grösseren Apparat, als mir sonst zur Verfügung stand, machen durftet Derselben Förderung hat sich dann im Sommer 1896 Professor F. von Reber in noch viel ausgedehnterem Masse zu erfireuen gehabt und in seiner Abhandlung über die phrygi- schen Pelsendenkmäler (Abhandlungen der K. bayerischen Akademie der Wissenschaften XXI ) liegen jetzt fast alle Mo- numente in vortrefiFlichen Lichtdrucktafeln nach Berggrens Pho- tographien vor*. Bine Wiederholung der Jetst ao gut TCidf-

< Vgl. Arch. Anzeiger 1895 S. i'31.

' Darunter bcüiiden sich auch zwei der von Berggren unter meiner Leitung angefertigten Photographien (Taf. 3 und 1- ig. 1 1 j. Dau sie für mich auf- genommen waren, kann dem Herau^ber ebenso woiig unbekannt ge-

blteben sein wie, dass ich mit einer Arbeit über die Felsdenkmäler be- schäfligt war, denn er cilirl meinen Auf.satzAthen. Mitlheilungen XX ä.t-t9, in dem ich sie ankündige. Fig. Ii bildet er ein erst von mir erforschtes Denkmal ab ohne es selbst fiberbaupt gesehen zn haben. Niehl einmal die Lage dieses wichtigen Grabes ist ihm bekannt, er bezeichnet es als unweit Ton Lijcn liegend, von dem es etwa Td^» enifernl ist. Eine vorherige An- frage bei mir wäre wol in jedem Fall augebiacbt gewesen, und würde ihn tum wenigsten vor der falschen Ortsangabe bewahrt haben.

ATBBM. MlTTIUULUMaBN IXUI. 6

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A. KOBRTC

feDilichten Werke hätte diesen Aufsatz unnütz belastet, ich verweise daher ein für alle Mal auf die reberacheo Lichtdrucke und beschränke mich auf die im Text sowie auf Taf. 1-3 mitgeteilten Probend

Zwei Grundirrtümer standen meines Erachtens bisher einer richtigen geschichtlichen Würdigung der phrygischen Peisdenk- mäler im Wege : Erstens galten alle, oder doch fast alle grös- seren Monumente fiQr sepulcral, und aweitens glaubte man in ihnen eine fortlaufende Reihe zu besitsen, die den allmäh- lichen Wandel des phrygischen Stils und den wachsenden Einfluss des Hellenismus Schritt für Schritt etwa vom IX. Jahrhundert bis sur Diadochenzeit zu verfolgen erlaubten. Die- sen beiden Sätzen stelle ich folgende entgegen :

1 . Das sogenannte Midasgrab und alle ihm ähnlichen Fas- saden mit geometrischen Mustern sind Kultstättcn.

2. Die Denkmäler z*Tfallen in zwei scharf getrennte Grup- pen, zwischen denen eine Lücke von mindestens 600 Jahren klafft; alle Werke, die tlon l']inlluss der reifen griechischen Kunst zeigen, gehören in die römische Kaiserzeit, in das II. bis IV. Jahrhundert nach Chr.

1. Die \ltphrygischen Denkmaklkr. A. Die Felsfassaden ohne Grabkammer.

Die erste Frage, die sich bei der Betrachtung der grossen phrygischeo Felsfassaden mit geometrischen Mustern auf- drängt, ist die nach ihrem Zweck. Werke von solcher Grösse und so sorgfältiger Ausarbeitung,die dem unmittelbaren prakti- schen Gebrauch nicht dienen können, sind entweder für die Götter oder für die Toten bestimmt; zwischen diesen beiden Möglichkeiten kann man schwanken, und die Gelehrten ha-

' Taf. 2 ist nach »'in<M bprpfrrpnschcn, die übrigen Abbildungen im We- sentlichen nacli meinen Aulnahmcn hcrgeslelU. Die Originaipbotograpbien sind bei Berggi ca ( Konslaalinopel, Grande f%u Pira ) und beim Deut- schen Inslitttt ni Athen k&uflich sn haben.

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U.BINA8IATI8CHB 8TUDIBN. III. 93

ben sich, wie bemerkt» ganz überwiegend f&r die zweite ent^ schieden*. Die hierher gehörigen Denkmäler sind, in der Reihenfolge, in der wir sie betrachten wollen, folgende :

a) Jasili-kaja, das sogenannte Midaagrah. Abgab. Taf. 1 . Reber Taf. 5, sehlechter* bei Texier, Description de l'Asie Mineure Ta.f. 56. Perrot-Chipiez Fig. 48,49; vgl. Ramsay, Journal of Hellenic studies X, 1889, S. 156-161.

b) Arslan-kaja bei Düver. Abgeb. Taf. 2 und Fig. 3. Re- bep Taf. 3 und Fig. 5, schlechter Hamsay, Journal of Hel- lenic studies V, 1884, Taf. 44 S. 242 und 245. Perrot-Chi- piez Fig. 108-110.

c) Delikli -tasch bei Tauschaniy. Abgeb. Fig. 4. Perrot, Exploration de la Galatie et de la Bithynie Taf. 5. 6. Perrot-Chipiez Fig. 50-57.

d) Denkmal von Bakscbisch. Abgeb. Beber Taf. 8. Perrot- Chipiez Fig. 61 -63, vgl. unsere Fig. 6.

e) Mai-tasch bei Hairan-Veli. Abgeb. Beber Taf. 4. Bam- say, Journal of HeUenic studies 111, 1882, Taf. 21. Perrot- Chipiez Fig. 60.

f) Katschük-jaaili-kaja nahe dem Midasdenkmal. Abgeb. Pig. 7 nnd 9. Reber Taf. 6, sehlechter bei Teiier Taf. 58 und Perrot-Chipiez Fig. 59 und 128.

g) Hassan -bey-kaja, das sogenannte Grab der Arezastia. Abgeb. Reber Taf. 7. Ramsay, Journal of HelUme studies IX, 1888, S. 380 Fig. 13. Taxier Taf. 59. Periot-Chipies Fig. 58.

a. Jasili-kaja (Midas- Denkmal).

Das sogenannte Midasgrab bat durch seine Grösse, seine

* Für die aepnlcrale BestirooMing hab«ii sich vor allem Ramsaj (vgl. be- sonders Journal of HeUenic studies IX, 1888, S. 381 . X, 1889, 8. 156 ff.) und Heber S. 56(1 IT. erklärt, Bedenken dagegen haben betreffs einiger dieser Denkmäler Perrot-Chipiez {Uisloin de lart V !S. 102 und 9UU) und liadet yS<tuv€lUs are/bAwt dn mitiUmt tcientifiques VI S. 457) erhoben; vgl. auch Kretsdimer, BinieituDg in die Geschichte der griechischen Sprache 8. 233.

^ Oanilicb unzureichende ältere Abbildungen erw&bne ieh in dieser Litte nicht, tie sind bei Perrot- Chipiei notirt.

81

s

A. KOBRTB

loiehriflt and ak zuerst entdecktes Denkmal stets besonderes Interesse erregt, auch ich will deshalb mit seiner Besprechung beginnen, wiewol es für die Entscheidung der uns zunächst beschäftigenden Frage weniger wichtig ist. Taf. i giebt die Felswand und besonders ihr Verhältniss zur Umgebung gut wieder, für feinere Rinzelheiten der Ornament irung ist die schöne Abbildung bei Reber ausgiebiger. Der stattliche, vorn in einer Breite von fiber 16"* und in einer Höhe von fast 17" skulpirte Fels besitzt gar keine Tiefe ; wie eine von Riesen- hand aafgericbtete Stele steht er da, und man muss sich wun- dem, dasB er trots eines tiefen Spalts in der Mitte den Un- bilden des Wetters noch immer trotzt. Mit tadelloser Sauber- keit sind das reiche Mäanderomament des Hauptfeldes, das Schachbrettmuster der Seitenborten und die mannichfaehen Balken und Leisten des Giebels gearbeitet. Der Wirkung kommt Jetxt das schöne dunkle Rotgelb des Felsens sebr zu Gute, aber als einst die ganze Fläche in strahlender Buntheit prangte, muss der Gesamteindruck noeh starker gewesen sein*. . Ebenso sorgfältig sind die beiden Insehriftan, die grosse Weih- inschrift links aber dem Giebel und die kleinere Kflnstlerin- sehrift auf der rechten Seitenborte in den Fels gehauen ; von ihrem fireien sicheren Zug geben freilich die ängstlich ge* kritialten Nachbildungen bei Reber keine richtige Vorstel- lung*, leb wiederhole beide in grieehischen Minuskefai.

* Obwol Ton allen Torrömischen Felsfassaden einzig der Delikli-tasch noch jetzt Farbspuren aufweisi, hat rloch Ueher siclierlicb mit Recht bei al- len eine weitgeiieude Bemalung angenomuieu (S. 574).

* Die linguistische Litteratur fiber die altphrygisohen Inichrift«K fUirt Kretschmer, Einleitung in dieGeschichte der griechifcben Sprache 8.9l7f. auf.Die Abbildungen und Unischriflen, die Rebor mil Hülfe Her Photogra- phien Berggrens »on den Nuinniern 1, 2, 6, 7, 8, 9 der ratnsaysclien Sainm- Ittog (Journal of the Royal Asiatic Society XV Tar. i-3) hergestellt hat um für weitere ErklSningsversnebe eine gani siehera Orandlage in sebalTra*, sind leider durchaus nicht zuverlässig und ein In-dcutender Rückschritt gegen Ramsay. Gleich das erste Wort der Inschrift Nr. \ lautet nicht Attc son- dern Ati(, wie auch Berggrens Photographie erkennen lässt. In derselben Inscbrift ist der sebwer bestimmban Holls Boobstaba des IBnIlin Warlas

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KLSINA8IAT18GHB 8TU0IBN. lU.

Nr. 1'. AtH Apiu«tFotic AxivflcvoXaFoc M(S«i X«F«ic(?)Tflut F«-

Nr. 2. B«6« Ms{AiFfliic npoiraFoc KqtCotv«Ft&c «t mvi(Miv

Dasa die kanm 1" tiefe Nische* der Felsfassade y\e\ zu flach ist, um als Grabkammer zu dienen, wird jetzt allgemein aner- kannt. Eine verborgene Grabkammer hinter der Nische, an die man früher gedacht hat, ist durcirdie geringe Tiefe des gan- zen Felsens ausgeschlossen, welche unsere Taf. 1 besonders gut erkennen lässt. Ausserdem hat Ramsay mit mühevoller Kletterei ermittelt, dass auch von oben kein Schacht in den Fels hinab führt. Um gleichwohl den sepulcralen Charakter des Denkmals zu retten, hat er neuerdings {Journal of Helle' nie studies X, 1889, S. 160 f.) eine kleine Grotte links neben der Felsfassade als zugehörige Grabkammer angesprochen. Als ich sie 1894 sah, war sie 2,44'" breit, links 1,24", rechts O.SO" tief, und an der Vorderkante links 1,20", rechts 0,40™ hoeb. Oass sie früher etwas tiefer gewesen und durch Ab«

nicht gleich dem ersten desselben Wortes, sondern steht nach meiner durch Berggrens Photographie befttfttfgteii Abubrift dem II in npoitaFoc der Nr. 2 am n&chsten.e8 vird also weder >«F«Xt«u neeh XaFopTom sondern X«F«ircaMi

zu lesen sein. In Nr. 6 habe auch ich mir AxivavoXaFav [statt AxtvavoX«F«v als möglich notirt, und die Photographie scheint das zu bestätigen, aber dieselbe Photographie lehrt auch, dass Hanisaj und ich die folgenden Worte riebtig TiCt( (lOYpo F^tMM oFapC gelesen baben (vgl. Kretsebmer, a. a. O. 8. 239), wibrand Reber sobreibt <K*c y(^**P« «t«c. In Nr. 8 eodlioh Tehlen bei Reber die drei letzten Buchstaben aiC gänzlich, die doch selbst auf der Photographie, freilicli weniger gut als auf dem Stein, lesbar sind. In Nr. 7 bat Reber gegen Ramsajs erste Publication Recht, wenn er X^tx statt X«i^t lebieibt, aber ^eae Verbesaerang bat Ruuaj selbst bereite voliiogen [Journal of HeOtnie Mtudiet X, 1889, 8. i88) und auch Kietseb- mer bat sie auf Orund meinw Abschrift angenommen ^a. a. O. 8. 218 Anni . 4).

< Reber, der S. 565 die Tiefe auf 1,80" 'im Mittel des rauhen Grundes* angiebt, bat su der wirklichen Tiefe der Nische die der nAen von antiken oder modernen Bchatigräbem in die Niscbenwand gebackten Höhlung bin- zugefügt; seine Ifassangabe ist also fur die Kenntniss des allen Denkmals wertlos.

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A. KOERTE

splitterung des Felsens vorn an Ausdehnung verloren habe, hat Ramsay aus der Zerstörung des ersten Buchstabens ihrer In- schrift (Nr. 3 bei Ramsay a. a. O.) wol mit Recht gefolgert, erheblich ist der Grössenverlust aber keinenfalls, denn die Decke senkt sich vorn ziemlich stark und würde bei einer beträchtlichen Verlängerung nach vorn den Boden berühren'. Diese unregelmässige, winklige, kleine Grotte passt zu der mächtigen Fassade neben ihr ganz und gar nicht, sie hat auch mit den sicheren Grabkammern, die wir kennen, in Ausstat- tung, Grösse und Form nicht die geringste Ähnlichkeit, und deshalb scheint mir Ramsays Annahme ganz unmöglich; eher trifft wol Perrots Vermutung, man habe Opfergaben in ihr niedergelegt, das Richtige. Reber giebt denn auch (S. 567 ) Ramsays Grotte preis und ist 'vorläufig der Ansicht, dass sich die Ruhestätte des Königs Midas eher unter dem Schutt vor dem Grabmal finden dürfte*. Da er auch S. 564 von einer 'sicher auf mehrere Meter zu schätzenden* Verschüttung re- det, möchte ich ausdrücklich betonen, dass von dem Denk- mal auch nicht ein Zoll verschüttet ist. Die untere Grenze der bearbeiteten Fassado ist überall sichtbar und darunter springt der unbearbeitete gewachsene Fels stark vor, wie auch unsere Tafel erkennen lässt; es ist also nicht abzusehen, wie vor der Fassade eine Grabkammer in den Felsen gehauen sein konnte, die mit dem Denkmal noch irgend welchen Zusam- menhang hatte. Die gewaltsamen Versuche ein Denkmal als Grab hinzustellen, bei dem ein Platz für die Leiche schlechter- dings nicht zu finden ist, erhalten den Schein einer Berechti- gung durch die bestechende Deutung, die Ramsay [Journal of Hellenic studies X. 1889, S. 186) einem Worte der In- schrift Nr. 2 gegeben hat. Er bringt oijcevifxav mit dem neu- phrygischen Kvo>j{iav zusammen und erklärt es als Grab^. Es

* Leider ist die Grotte jetzt Terschwunden ; 1895 habe ich sie vergeblich gesucht, sie scheint bei Anlage des auf unserer Tafel links sichtbaren Stalls Ton den Tscherkessen zerstört zu sein.

* Dieselbe Deutung geben Turp, Abhandlungen der wissenscbaftlichen

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KLEINASIATISCHE STUDIEN. III.

wäre erfreulich, wenn unsere Kenntniss der phrygischen Spra- che 80 sicher begründet wäre, daas alle eachlichen Bedenken gegenüber sprachlichen Ericlärungen verstummen müssten; aber dem ist leider nicht 80, nach dem offenen Eingeständniss eines besonnenen Linguisten, der die kleinaeialischen Sprachen jetzt wol am beelen beherracht. Kretschmer verwirft (a. a.O. S. 232 f.) Ramsays Übersetzung, weil eben das Denkmal kein Grab ist, und deutet atxfvfjMiv als *diese Skulptur, eingegra- bene Arbeit*. Die Bestimmung des Midasgrabes kann also aus den Inschriften nicht mit Sicherheit erschlosaen werden, and sie würde ein Rätsel bleiben, wenn ans nicht andere Werke derselben Art zu Hülfe kämen.

Bevor ich auf diese eingehe, mass ich aber eine stilistische Präge erörtern, die sich an die Dekoration des Midasgrabes knOpIt. Ramsay hat in setner Besprechung der perrotschen Abbildung des Denkmals {Journal of Hellenic studies X, 1889, S. 149 ff.) mit Recht hervorgehoben, dass in dem Mäan- deromament der Hauptfläche die erhabenen Streifen die glei- che Breite haben wie die vertieften, so dass eich das ganze Muster aus gleichen Quadraten zusammensetzen lässt. Diese von ihm in zwei Skizzen (a. a. O. S. 150 und 15t) veran- schaulichte Thatsache hat nun Ramsay bestimmt, den gesamten Schmuck dieser und ähnlicher Passaden aus der Nachahmung von Wänden mit farbigem Kachelbelag zu erklären.

Par diese Auffassung scheint in der That ein kleines Denk- mal SU sprechen, das Ramsay a. a. O. S. 151 nur kurz er- wähnt. Etwa 400* sadlich vom Midasdenkmal liegt am un- teren Rande des Pelsplateaus eine 1,50* hohe, 1.45" breite und 0,96" tiefe Nische, deren drei Wände gleichmässig mit dem nachstehend Fig. 1 skizzirten Schachbrett- Muster in fla- chem Relief verziert sind; den Boden bedeckt eine anscheinend nur dunoe Scliuttächicht. Der Eingang hatte eine wahrschein-

Oesellschafl in Kristiania, liist. phil. Klasse 1894, Nr. 2. 8. 7, und Solm- &en, ZeiLscbrifl für vergleiclieode Sprachforschung 34 8. 61.

A. KOKBTt

lieh ganz glatte Umrahmung, die nur links leidlich erhalten ist; über ihm befindet sich ein stark zerstörter Giebel, der

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Fie. 1

zum grösseren Teil wieder durch ein in Quadrate zerlegbares Muster ausgefüllt ist; vgl. die beistehende Skizze Fig. '2. Die Ähnlichkeit der Nischenwände mit einem Kachelbelag, wie

Fio. 2

wir ihn jetzt für Küchen oder Badezimmer verwenden, ist un- bestreitbar, aber sie allein reicht meines Erachtens doch nicht

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KLBINASIATIBCHB 8TDDIBN. III.

hin, um die Dekorationsweise der grossen Fassaden zu er- klären. Gleich bei dem Midasdenknial lässt sich zwar das Hauptfeld in einzelne Kacheivierecke auflösen , die Seiten- borten aber nicht, wie auch Reber bemerkt (S. 576), weil hier immer vier auf die Spitie gesteilte Quadrate ein horizon- tales umgeben, und noch weniger kommt man mit der Theo- rie bei dem Kütschük-jasili-kaja aus. Auch hebt Perrot, der an Ramsays früherem Versuch, die Dekorationsweise aua der Teppichweberei herzuleiten, festhält, sehr richtig hervor (S. 902), dase Kacheln eine natürliche Verkleidung für Zie- gelwände aber niemals für Holz sind , während doch die Schachbrettmuster mit Vorliebe gerade da auftreten, wo mit Sicherheit Holzbalken zu erkennen sind , nämlich bei den Giebelwangen und den Mittelstützen der GiebeP.

fiinen andern Weg der Erklärung hat Reber S. 572 ff. ein« geschlagen. SämUiehe Bestandteile der Giebel erklärt er na- bedingt überzeugend' aus dem Holzbau, die Giebelwangen Bind die Verschalungsdielen der Dachsparren, oder der darüber gelegten Pfetten, die Akroterien sind die überragenden ge- kreuzten Boden dieser Dielen, und die kleinen verriegelten Doppelthflren, die sich am RQtschfik-jasili-kaJa und Has- san-bey-kaja zu beiden Seiten der Pirststfitze finden, sind Luken, durch welche der Speicherraum unter dem Dach von aussen zugänglich war. Freilich ist die Naebabmung des phry- giscben Hausgiebels nicbt immer ganz streng durchgeführt, die Akroterien haben im Pels gelegentlicb Pormen angenom- men, die sie im Hobt gewiss niebt batten, und Sphingen, die wir im Giebel von Arsbin-ka|a finden (Taf. 2), gehörten

* Eine solche Qiebelstütze werden wir nach dem Muster sämtlicher an- derer Fassaden auch beim Midasdenkmal aouebmea dürfen, wo die Giebel- mitte lentort ist.

' Nur das diw vermag ich selbst der Autorilit dM Arehitokten nicht la

glauben, dass man jemals schräge Giebeldächer aussen mit Lehm oder Let- ten belegt hat. So üblich der Lebmbelag im Orient von jeher für horizontale Dächer gewesen ist, bei Oiebeidächern ist er uuerhürt, der erste R^en würde ihn ja hianntmpQIaii.

A.. KO£KT£

sicherlich nicht io den Giebel bölienier Wohobioser, aber im Wesentlichen sind die Pomien eines imsaeo Haussiebels gewahrt. Reber versucht daoB «och die grossen WaodÜächen als unmittelbare Nachahmung wirklicher Hansirande au er- weisen, aber dieser Nachweis ist ihm Dieht geglückt. Er er» kennt die Verwandtschaft dieser Flächeo mil Teppichen an und meint, gewebte Vorhänge wie aie im Innern der phrygi- scben Haaser wirklich hingen, seim aussen am Haus in Be- malung nachgeahmt worden. Wo ist es aber erhört in der Architektur, dass die .Vussenwände einee Baus ihre Formen dem zufalligen Schmuck des Haus-Innem entlehnen, dass mit Verzicht auf alio Fenster, mit Unterdrückung aller constructi- Ten Glieder, der Balken und Stützen, die llauswand als Tep- pich maskirt wird, über dem dann ein Holzgiebel stQtzenloe in der Luft schwebt? Ich glaube, dass alle Versuche, die ge- samte Dekoration der phrygischen Pelsfassaden aus einer ein- zigen Technik herzuleiten, sei es nun der Holzbau, die Tep- pichweberei, oder der Ziegelbau mit K.achelbelag, notwendig scheitern müssen, denn das Charakteristische für sie ist ge- rade, dass sie mit dem architektonischen Aufbau nicht Ernst machen. Selbst bei dem Denkmai ton Bakscbisch, das die Formen eines Holz- Hauses am treuesten wiedergiebt, sind viele Einzelheiten unorganisch, der Verzierung halber hinzu- gefügt; welch ein Abstand geg^n die peinliche Treue, mit der die Lykier in den ältesten Denkmälern die kleinsten Einzel- heiten ihrer Holzhäuser naehbilden. Ohne Frag» wird der ästhetische Eindruck aueh der besten Passaden durch das Willkarliche ihres sorgfällig gearbeiteten Schmueks etwas be- einträchtigt; es drimgt sich dem Beschauer ein leises Missbe- hagen auf, weil er die einzelnen Teile nicht organisch ver- binden kann. Gerade dieser Mangel organischen Zusammen- sehlusses des Ganzen fitthrl die Phantasie immer wieder auf den Vergleich mit Teppichen; denn was bei den Felsfiassaden stillos wirkt, macht eben den Stil der Teppichweberei aus. Mit unbeschränkter Freiheit entlehnt die Teppichweberei der Natur und den verschiedensten Techniken Formen, mit denen

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KLBINABIATISCHB BTüDIBN. IH. M

sie in ungebundener Laune spielt. Rs verdient Beachtung, dass eine der schönsten neueren orientalischen Teppicharten, die "von l^okliara, fast ganz auf Nachahmung der Kaclieltechnik gegründet ist; das Mittelfeld weitaus der meisten Bokhara- Teppiche lässt sich in viereckige Kacheln zerlegen, deren Fu- gen durch duDoe blaue Linien wiedergcijeben werden. Die phry- gischen Steinmetzen wollten den Felswänden einen gefälligen farbenreichen Schmuck verleihen, und dafür benutzten sie mit derselben Freiheit, die sich die Teppichweberei zu allen Zeiten genommen, Motive der verschiedensten Techniken, bald die des Holzhaus, bald die der farbigen KacheWerklei- dang, bald die gewebter Vorhänge. Diese verschiedenen Ent- lehnungen können wir wol feststellen, aber wir thun den Werken Gewalt an, sobald wir eine der Quellen, aus denen die Phantasie des rein deoorativen Künstlers schöpfte, für die einzige erklären, und aus ihr sämtliche Motive herleiten wollen.

b. Arslan-kaja.

Eine Stunde südöstlich von der Eisenbahnstation Düver er- hebt sich dicht bei einem kleinen See ' ganz isolirt das Arslan- kaja (Löwentels) genannte Denkmal, eine der wertvollsten Entdeckungen Ramsays. Spitze Felskogel . die als riesige rotgelbc /aekon einzeln oder in Grnpj)en auf den grimen Matten stehen, (Inden sieh in diesem Teile Plirvijiens recht häufig, aber wenim- siml durch Gestalt und Laire so eimirucks- voll wie (lieser, den die Ifand eines phrygischen Künstlers zu einem merkwürdigen Denkmal formte. Der unlere Teil des 7"" breiten und etwa 15'" hohen Blockes ist auf drei Seilen geglättet und mit Relief geschmückt, die Ruckseite und die Spitze sind

* Aof dem too Reber 8. SU.banplsftcbUch nacb offleiellein tfirkisefaem Msterial rnitgeteiltea Kärtchen des phrygischen Denkmälerhezirks ist die

gefrenseili'.'e l.age von Fels und See ufiriclitig angegeben; Arslan-ltaja ist durch keinen Bergrücken vom S«'«; gi treiml und höchstens oOO"* von ihm entfernt. Auf Kieperls grosser Karle des weüllichea Kleiuasieas ist der $acb- tarhalt riebüger geieiebnel.

A. KOSBTB

unbearbeitet geblieben. Der vulkanische Tuff, aus dem der Kegel besteht, wird dicht über dem Erdboden von einer ho- rizontalen Schicht weichen Sandsteins unterbrochen, die der Witterung ungleich weniger Widerstand geleistet hat als das Tulkanische Gestein; doch bat das Denkmal dadurch keine weMDtiiche Einbusse erlitten, weil der Künsller diese Schicht nicht mit in seine Passade sog. Bei der ganz ungesebützten Lage ist das Denkmal leider viel stärker durch die Unbilden der Witterung beachSdigt, ab die meisten andern« deanoch lat es möglich über die Art der Anlage und selbst Ober den Stil mit siemlicher Sicherheit zu urteilen. Die ganze Nordostseite des Blocks wird durch einen machtigen au^erichteten Löwen in flachem Relief geftült (Fig. 3). Er stemmt beide Vordertatien

Fio. S

an die rechte Giebeleeke der Hauptfassade; sein leider zerst&r- ter Ropf wOrde der Giebelbekrdnung der Vorderseite an Höhe etwa gleichkommen. Die Ausfittbrung ist frisch und sorgfältig. Die andere Nebenseite enthält nur noch geringe Reste eines bedeutend kleinei*en, geflügelten Vierfüsslers, der in ruhiger

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KUtlNASUTlSCnS 8T0DUEN. lit.

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Bewegung naeh rechte aehreitet. Rameay beieiehiiet ihn (/oiir- mU of HeUeiue studies V, 1 884,S. 947) elcherlich mit Reeht ale Greifen, denn der Umriaa einea apitzen Schnäbele iat mit hinreichender Dentlichiceit an erkennen*. Die naeh Sfldoaten gekehrte Vorderseite erinnert atark an daa Midasdenkmal^dem aie freilich an Breite aehr beträchtlich nachateht (etwa 7" ge- gen 167«*)- Wie dort aehen wir die Hauptflacbe durch ein geometriaehea Moater in flachem Relief auagef&llt, wie dort öffnet eich unten eine Niache mit Thfiramrahmung und wie dort krOnt ein Giebel mit Akroterion daa Ganie. Im Binidnen aind aber alle Formen Yerachieden. Die atarke Zeratdmng macht ee swar unmöglich, den kunatYollen Verachlingungen dea FlSchenomamentea genau lu folgen, aber lo viel iat doch klar, daaa ea iron dem dea Midaadenkmala abweicht und eelt« aamer Weise iat Aber der Mitte der Nische eine Rosette in das geometriache Muster gesetzt. An Stelle der breiten Borten des Midasdenkmale faast hier eine einfache Reihe apitz ttber einander gestellter Vierecke beiderseits die Flache ein. Die untere Giebelleiate trägt eine Inschrift, deren Entzilforung wol niemals ganz geiiogen wird ; auf einer bei besonders gOnstiger Beleuchtung aufgenommenen Photographie glaube ich (A.TfMt- T<pav zu Erkennen, doch bleibt die Lesung unsicher. Daa ge- gen die Verachalungsdiele etwaa zurücktretende Sparrenglied des Giebela tragt ein reingriechisches Mäanderomament, die Hömer dea besonders grosaen Akroterion aind an ihrsn finden mit augenartigen Rreiaen Ycrziert, so daaa aie Ramaay irrtüm- lich für Schiangenköpfe hielt. Im Giebel atehen zu beiden Seiten der mit einer aehr zerstörten Palmette Tcrzierten First» statze zwei leidlich erhaltene Sphingen. Der RaumfiQliung wegen sind die Leiber sehr lang gestreckt und die Beine ziem« lieh kurz. Die Tcrbältnissmässig kleinen Flügel aind ange- bogen, die in Vorderanaicht dargestellten Köpfe haben ao aehr gelitten, dass ihre Gesichtszüge nicht mehr zu erkennen aind,

< Heber (S. 561) irrt, wenn er es fär wahrwlieinlich hält, dus das Tier ein Löwe sei.

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A. tOtllTl

nur die grossen Ohren und je eine lange Schultprlocke lassefi sich unterscheiden. Wichtiger noch als dieser nach fjriechi- Bcher Art mit figürlichem Schmuck gefüllte Giebel, auf dessen Stil ich noch zurückkommen werde, ist die Ausgestaltung der Nische. Dass die Nische, deren Umrahmung mit der des Mi- dasdenkmals fast ganz übereinstimmt, den Eingang in den Fels bedeutet, ist hier zur sinnlichen Anschauung gebracht; die beiden ThorflOgel sind weitaufgethan und an die Nischen- wände angelegt, von ihrer peinlich genauen Ausführung in allen oonstructiven Einzelheiten giebt Hebers vortreffliche Zeich- nung und Beschreibung (S. 560) das beste Bild. Im Hinter- grande der 2,30" breiten, 1,90*" tiefen, 2,40"* hohen Nische sitzt eine ai^ zerstörte menschliche Gestalt umgeben von zwei siehenden Löwen, die ihre Tatzen an das Haupt der Figur legen. Trotz der starken Verwitterung sieht man. dass die Figur einen hohen rundlichen Aufsatz auf dem Kopt trägt und die rechte Hand an die Brust, die linke in den Schoss gelegt hat. Das Sitzbild zwischen den beiden Löwen stellt natürlich die grosse Göttermutter dar, die Matar Kubile, wie sie in einer gleiclizeitigen Inschrift (Nr. 11 bei Ramsay) lioisst. Ihr Sitz sind die Berge, deshalb führt sie nach den verschiedenen Gebirgen die Namen Dindymene, Sipylene, Idaia, und dass die piTDpöptk (Eurip. Hei. 1301) ganz eigentlich drinnen im Bergbausend gedacht wird, sagt unser Denkmal so deutlieh wie nur möglich. Eingeschlossen in der Tiefe des Felsens thront sie, aber hier hat sie einmal ihre Pforten aufgethan, und die Gläubigen, die zu ihr pilgern, können mit eigenen Augen achauen,dass die Göttin ihnen leibhaftig nahe ist. So klar wie in unserem Denkmal ist diese Vorstellung von derPelswohnung der Gottin sonst nirgends ausgesprochen, aber die beiden kleinen Pelaniachen mit ihrem Bilde, die Ramsay (bei Perrot S. 158 Fig. HO) und Reber (S. 585 Fig. 10) entdeckt haben, drücken wenn auch weniger deutlich ganz denselben Gedanken aus. Auch das berühmte grosse Bild der Göttin am Sipylos (Per- TOiMuioire de l'art IV Fig. 365. Athen. Mittheilungen 1888 Taf. i ) wird nicht anders zu Terstehen sein, obwoi hier die

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architektonische Umrahmung fehlt. Ein langes Fortleben hat sodann die griechische Kunst dieser üarslellungstbrm der Göttermutter gesichert. Krst das Üenkraal von Arslan-kaja macht die merkwürdige Thatsache verständlich, dass Kybele io der griechischen Kunst von den alten kymäischeo idolea * bU herab auf die hellenistische Zeit mit Vorliebe eingezwängt in einen NaiskoB dargestellt wird. Die kleinasiatischen Grie- chen übernahmen voD Phrygem und Lydern das uralte Bild der im Berge thronenden Göttin, und wenn sie sie auch in den Einzeldarstellungen von ihrem Bergsitze loslösten, so blieb doch die an die alten Felsbilder erinnernde Nischenumrahmung etwas der Göttin Eigentümliches , das sich neben jüngeren freieren Bildungen mit echt religiöser Zähigkeit hielt. Die äl- testen griechischen Darstellungen, die von Kyme, sind ja älter als der Arslan-kaja, aber den Schlüssel zu ihrem Ver- ständniss giebt das jün<;;ere Bild, weil es in jener Landschaft geschaffen wurde.die das Wesen der (ayitvip optia von den älte- sten Zeiten vor der phrygischen Einwanderung (vgl. Kret- sehmer, Einleitung S. 194 f.) bis zum Ausgpmg des Heiden- tums am treuesten bewahrt h:it

Die ausschliesslich religiöse Bedeutung des Arslan-kaja scheint mir über jeden Zweifel erhaben. Perrot S. 152 hat sie auch nicht verkannt, aber Ramsay, dem sich Reber (S. 562f.) anschliesst.häit an der Journal of Hellenic studies V, 1884, S. 152 gegebenen ErklärunjU' fest: / feel convinced that the monument is seputcral. Wenn Ramsay für seine Auffassung die aus römischer Zeit gut bekannte phrygische Sitte anführt, den Toten in enge Verbindung mit einer Gottheit su bringen, den Grabstein ihm und dem Gotte^ gemeinsam zu weihen, so

* BulMin di eomspondtmee heUitiique 1889 8. 545 ff. vgl. Joabin, Mutit

Imperial Ottoman, catalogue des sculptures Nr. 32-34 ; auch die dritte Nam* mer ist ein Bild der Göttermulter, nicht der Athena Polias wie .Touhin Tor- scblägt; die TaUuu und Teile des Löwenleibes auf ihrem Öuboss &iud sicher tu erkennen.

* In der ipiteren Zeit iit die mit dem Toten vereiaigle Gtotlheit tleti

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A. KOBRTB

wird man ihm den Rackscbluss au8 der spälereo Zeh auf äl- tere religiöse Vorstellungen gewiss zugeben, aber daraus folgt noch nicht die Berechtigung ein Denkmal, dem all und jede Andeutung einer sepulcralen Beslimniung fehlt, für einen Grabstein aa erklären. Bs ist Willkür eio ii^ndwo in der Nähe verboi^nes Grab ansunehmen wenn ein Denkmal in seiner ganzen Ausdehnung sichtbar und aus sich heraas als Kttltstätte durchaus yerständlich ist. Arslan-kaja ist kein Grab sondern ein Heiligtum und diesem festen Punkt muss man die ähnlichen Passaden angliedern, deren Bestimmung we- niger leicht SU verstehen ist.

Beim Jasili-kaja ist freilich der fiewi Wita an die Stelle der Göttermutter getreten, aber das macht nichts aus. Daes Midas ein Gott ist, den die Phryger aus ihrer europäischen Heimat mit nach Asien gebracht haben, ist schon mehrfach ausgesprochen worden^. Als die I'^roberer dann den Dienst der allkleinasiatischen Muttergoltlieit ( Hamsay, Journal IX, 1888, S. 307, Kretsclimer S. i94)annahmen, ja zu ihren begei- sterten Dienern wurden, da inusste auch der alte Stammesgott Midas zum Kreise der Götlerm utter in irgend welche Beziehung

Zons, meist mit dem Beinamen ßpovt«&»; die Oottennuttar kommt, so Tiel ich sehe, niclU auf Grat)stciueu vor.

* Reber hilft sieh wieder mit der Annahme einer Verschültung. Ange- sichts unserer Taf. 2 ist es kaum nötig lu erkl&ron, dass das Monument

selbst nicht im geringsten verschüttet ist. Auch von dem rohen Felsen ist vom ein gutes Stück sichtbar.sicherlich könnte also eine Gratistätte keinen unmittelbaren Zusanimenbang mit dem Denkmal haben. Wenn er weiter sagt: ' Würde das Grab mit der Kriegerfassade bei Arslan-tasoh nicht durch atmosph&riscbe BinOfisse gesprengt und dadurch die Kammer bloesgelegt sein, so würde man» da die Thüre wo! schon in früher Zelt verschüttet war, von eiiH'in Grabraiim wahrscheinlicli niclils wissen', so entbehrt diose Be- hauptung jeder Begründung. Niehls ist gewisser, als dass die Thür jenes Grabes bis zu seiner Zerstörung nicht vcrscbfittet war. Hftite dieThfiröflhung . bereits vorher im Boden gesteckt, so könnte sie jetst nicht flach, natfirlich etwas eingesunken, auf dem Boden liegen, denn der Stein bitte keinea Platz zum Umkippen gehabt.

' Kretschmer.Einleiluug S. 199; Dielericb, Pbiiologus LH B. 5; Kuhnert in Rosebers Lexikon II 8. 2961 f.

KLBINASIATISCHB STUDIKN. III.

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gesetzt werden. Er sank zum Heros herab und hiess der Er- bauer des Tempels von Pessinus (Diod. III, 59) oder aber der Sohn der Kybeie (Hygin. fab. 19i und 274). Dadurch dass später die historischen Könige Phrygiens den Namen Midas abwechselnd mit dem des Gordios führten, wurde der Gott Midas in der Überlieferung f^ua zurückgedrängt, manches was ihm zukam, wurde nun den menschlichen Königen bei- gelegt. Vielleichl gehörte auch der Thron, den Herodot (I, 14) in Üelphi sah, ursprünglich dem Gölte Midas (vgl. Reichel, Vorhellenische Götterkulte S. 17). Den göttlichen Sohn der Kybeie haben wir in dem Fk^xl MtSa« des Denkmals su er- kennen, und es ist nicht wunderbar, dass auf ihn eine ursprOng« lieb iür die Göttermutter erfundene Form der Kultstätte über- tragen wurde.Vielleicht deutet auch der iName des Dedikanten Ates=Attis auf einen unmittelbaren Zusammenhang mit dem Kybelekuit. Attis ist der heilige Name, den der Oberpriester der Göttermutter noch in hellenistischer Zeit führt (Athen. Mittheilungen 1897 S. 16 f.), und diese Uieronymie ist sicher- lich sehr alt. Nur ein Mann in hervorragender Stellung kann die gewallige Passade geweiht haben; ein Phrygerkönig ist es nicht gewesen, denn die heissen ständig Midas und Gordios, da liegt es nahe in dem Ates der Inschrift den Oberpriester der Göttermutter zu erkennen, der neben seinem sacralen Na- men auch den bürgerlichen Arkiaevais Sohn des Akenanolas angab.

Dass sich das Midasdenkmal ungezwungen nach dem Ma- ster von Arslan-kaja erklären lässt, leuohtet ein; aber giebt es nieht PasBaden« die dem Midasdenkmal eben so nahe stehen wie Arslan - kaja und doch deutlich erweishare Gräber sind ? Das ist freilieb die allgemeine, auch von Perrot geteilte An- sicht, aber sie ist irrig.

e. Dellkli-taBch.

Das entscheidende Denkmal ist die Ddikli-tasch (der daroh- löcherte Stein) genannte Fassade, die im äussersten Westen

ATHEN. MITTNBILUMOEM ZZIII. 7

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A. KOBRTB

Pbrygiens in einem kleinen Seitentbal des Rhyndakos liegt. -Von Hamilton entdeckt und ganz flüchtig skizzirt ( Resear^ ches I S. 97 ) ist dies Monument von Perrot auf seiner »^alali- scben Expedition genau untersucht und in sorgfältigen Zeich- nungen veröffentlicht worden'; die Gesamterseheinung giebl auch UDsere Fig. 4 wieder. Eineo gewaltigen FeUblock aus

Fia.4

vulkanischem Gestein, dessen Südfassade weilbin sichtbar ist, haben natürliciie Einflüsse in alter Zeit in drei Teile ge- spalten und Menschenband bat den mittleren zu einem selt- samen Denkmal von schlichter, fast rober Grösse gestaltet. Die Spitze des Felsens bat die Form eines ziemlich steilen gleichschenkligen Dreiecks ohne jeden weiteren Schmuck er- halten, 80 dass man schwanken könnte, ob dem Künstler ein Giebel oder eine Pyramide als Vorbild vorgeschwebt hat.Nach unten schliesst sich zunächst.durch einen schmalen Absatz ge- schieden, eine ebenfalls glatte trapeztörmige Flüche an; ihr

* Weniger gelungen ist der perspecUviMhe Sobnitt, den Chipiez naeh den allen Zdohnimgen für die BUMn V«rt V Abb. SS eonslmirt hat.

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unterer Rand bricht plötzlich ganz unregelmässig ab, und die glatte Felswand wird auf einer Strecke von etwa drei Metern durch eine roh auagehauene Wölbung unterbrocheu, die un- gefähr aussieht wie eine sich überschlagende Meereswoge. Auf diese Lücke folgt nach unten wieder eine glatt bearbeitete Flä« ehe mit unregelmässiger Oberkante, die anscheinend nicht gp- nau in der Ebene der oberen Felswand liegt, sondern gegen sie ein wenig vorspringt. Ein grosser Teil dieser 3,20"* hohen Fläche wird von einer breiten, ganz flachen Nische eingenom- men, deren Umrahmung sehr an dasMidasdenkmal erinnert; drei niedrige Stufen sind ihr vorgelagert. In die Mi tie der Ni- Bcbenwand ist von modernen oder antiken Schatzgräbern ein rundes Loch gehauen, das einem schlanken Menschen den Zu* gang zu dem dahinter gelegenen Schacht gewährt. Dieser Schacht, dessen Wände nur roh behauen sind', ist auf dem Grunde 1,80"* lang und 1,24" breit. In einer Höhe von 2,40" Aber seiner Sohle ist in die Vorderwand ein Absatz von 0,20" Breite ziemlich unregelmässig eingehauen, wieder 1,10"' höher urogiebt ein schärfer hervorgehobener Absatz, an den Lang- aeiten rund 0,25", an den Schmalseiten rund 0,35" breit, den Schacht, dessen liebte Weite hier nur 1,52 zu 1,21" betragt. Schon diese Abmessungen machen es sehr bedenklich, den Schacht für ein Grab zu halten. Könnte auch auf der SchachU sohle ein Toter von mittlerer Grösse zur Not ausgestreckt lie- gen, so ist die obere Öffnung zweifellos zu klein, um eine wagerecht ausgestreckte Leiche durchzulassen, der Tote mfisste eiofach in die Gruft geworfen worden sein, und das wider» spricht dem sonst bekannten Brauch der Phryger. Ich will kein Gewicht darauf legen, dass der Schacht, bei einem Grabe doch die Hauptsache, nur ganz nachlässig gearbeitet ist, aber von besonderer Wichtigkeit ist die Art seines oberen Abschlus- ses. In den vier Ecken des vorhin erwähnten Absatzes (vgl.

* Cbipiez Perspective (Perrot Fig. 52) giebt von den GrössenverbälUiissen nod der Arbeit des Sehaehtee keine richtige Vorstellung.

I

k. &OERTB

Pig. 5 naeh Perrot), finden sieh vier etwa 0,15" breite, 0,10* lange und 0,06* tiefe Einarbeitungen, und an dem oberen

Fio. 5

Rande des Schachtes, 90™ über dem Absatz kehren ähnliche Einarbeitungen von 0,20" Breite. 0,1 4™ Länge und 0,!0" Tiefe wieder. Perrot nimmt nun (S. 93) einen doppelten Verschluse durch grosse Steinplatten an, die auf den Einarbeitungen auf- lagen. Aber diese Annahme ist unmöglich. Wer den Schacht mit einer Steinplatte schlieseen wollte, der würde die Kanten der Platte in ihrer ganzen Länge auf allen ^ier Rändern des Absatzes haben ruhen lassen ; es wäre geradezu widersinnig, wenn der Steinmetz sich die doppelte MQhe der Einarbeitun- gen in den Felsrand und des Aushauens von Zapfen an den Steinplatten gemacht hätte, da hierdurch die Festigkeit des Verschlusses nicht im mindesten erhöht wurde. Die Yiereckigen Einarbeitungen sind an beiden Stellen nur als Lager für Holz- balken Terständlich, und wir müssen sie in Zusammenhang bringen mit andern gleichartigen Einarbeitungen ^ an der rohen gewölbten Felswand 2* über der Mündung des Schachtes, die auch auf Fig. 4 sichtbar sind. Wer die ganze Felswand betrachtet,

* Perrot glaubt diese S. 97 tor Aufbahme broniODer Zierrate bestimmt, aber dafür sind sie viel zu gross und die nachlässige Bearbeitung der Hob* Inngswaad beweist, dass sie nicht sichtbar seiu sollte.

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EUI1IA81ATI8CHB 8T0D11K. JU.

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wird nicht im Zweifel sein, dass nach Absicht des Künstlers unmöglich der obere und untere sorf^faltig bearbeifele Teil der Fassade durch die klaffende Lücke der roli gehauenen Höhlung auseinander gerissen werden sollte, und doch ist es sicher, dass diese Höhlung gleichzeitig mit der ganzen Anlage gearbeitet wurde, denn nur sie ermöglicht die Anlage des Schachtes. Die Einarbeitungen nun lehren uns, dass hier eine Holzconstruc- tion aushalf; die Lücke der Fassade war maskirt durch eine Bretterwand, deren obere Stützen in den Einarbeitungen der Höhlungswand ruhten. Unten griff diese Bretterwand, deren Form und Construction wir im Einzelnen natürlich nicht mehr feststellen können, vielleicht etwas über den Mündungs- rand des Schachtes über; dafür spricht eine auch auf Perrots Abbildung 50 sichtbare Einarbeitung, die sich aussen rechts ein wenig unter der Schachlbrüstung befindet. Die Einschie- bung von Holzteilen in die Felsfassade war deshalb nicht stö- rend, weil die noch jetzt in sicheren Resten erhaltene Be- malung (vgl. Perrot Abb. 56) den Unterschied des Materials verdeckt haben wird. Zwischen Holzwand und Felshöhlung entstand dann eine Art Kammer über dem Schacht, und die Einarbeitungen in dem Schachtabsatz werden den Tragbalken eines hölzernen Bodens als Lager gedient haben. War aber der Schacht, wie die Einarbeitungen meines Erachtens mit Be- stimmtheit erschliessen lassen, nicht durch grosse Felsblöcke, sondern durch einen Holzdeckel verschlossen, erhob sich vorn über ihm eine Holzwand, so ist seine Verwendung als Ruhe- stalt eines Toten, gegen die schon seine geringen Abmessungen sprachen, gänzlich ausgeschlossen. Bei genauerer Überlegung sieht man auch, dass sich die Nisciie vorn an der Fassade sehr schlecht mit der sepulcralen Bestimmung des Schachtes ver- trägt. Wer zur Bestattung eines Toten einen Schacht von 4,40™ Tiefe in dea Fels baut, hat die Absicht die Leiche gegen jeg- liche Entweihung ganz sicher zu stellen, und dieser Zweck wird durch die Anlage der Nische völlig vereitelt. Bequemer kann man es Ja einem Grabräuber gar nicht machen, als indem man ihm an der äuBseren Felswand den RubeplaU des Toten

A. KOBnn

durch cine Scheinthür bezeichnet und dort die Felswand so- weit verdünnt, dass wcnifro Schläge mit einer Hacke genügen, um einen Zugang zum Schacht zu öffnen.

War also der Delikli - tasch kein Grab, so kann auch dieses Denkmal nur als Kultstätte errichtet sein. Die Nische bedeutet hier genau so wie am Arslan-kaja den Eingang zur Wohnung der Göllerm utter, und der Schacht ist eine Opfergrube; er ist von oben bis zu dem Punkt in den Felsen getrieben, wo hin- ter der Scheintbar die Gdttia thronte , damit das Blut der Opfertiere ja ganz sicher bis zum Sitz der Mutter Kybele drang. Damit erklären sich alle Einzelheiten, die der Annahme einer aepulcralen Verwendung des Schachtes im Wege stehen, seine Lage unmittelbar hinter der Nische, die geringen Ab- messungen seiner Mündung, die nnchläsf^ige Bearbeitung sei- ner Wände und der Bretterboden als oberer Abschluss. Opfergruben sind ja auch auf griechischem Boden nichts Un* gewöhnliches ; sorgfältige Anlagen der Art haben sich in dem samothrakischen und thebanischen Kabirenheiligtum ge- funden (Untersuchungen auf Samothrake I S. '21, Athen. Mit- theilungen Xill S. 95), und die iox^p«* Heroenkultes, de- nen wir schon in Mykene begegnen, sind den Opfergruben wenigstens nahe verwandt (Rohde, Psyche S. 33). Wie das Blut des Opfertieres den Unterirdischen in die Erde hinabge- gossen wird, so lässt man es für die iti^z-no opiia in das Innere des Felsens rieseln, das ist eine so natQrliohe Vorstellung, dass sie lur Erklärung eines Denkmals wie Delikli- tasch vOllig ausreicht. Vielleicht dflrfen wir aber noch weiter gehen und die Art der Anlage mit dem seltsamen Opferbranch der Tauro- bolien und Rriobolien in Verbindung bringen, die im späten Altertum eine so wichtige Rolle im Ruit der Gftttermutter und des Attis spielen*. Nach Pmdentius anschaulicher Schilderung in der Passio Romani («tpt orifivttv X 1006 ff. ), wurde der

' Vgl. Marquardt. Hfimisclie StaatsTerwallung III S. 87 f. F^reilcr-Jordan, Römische Mylliolugie II S. 392. Zippeis Beliaudluiig der Taurulioiien in der Festschrift für Priedlinder 8. 49Sff. scheint mir weni^ glückltcb.

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ZU Weiheode in feierliclier Tracht in eine Grube gesenkt, diese mit einem vielfach durchbohrten ßretterboden geschlossen und darüber der geschmückte Opferstier geschlachtet. Sein Blut drang durch Löcher und Spalten des Holzbodens undbeneUte Körper und Gewand des Versenkten, der blutüberströmt her-, ausgeiogen und mit Jubel ale rein und wiedergeboren begrOnt wurde. Ich möchte nicht unterlassen, wenigstens darauf hinzu- weisen, dasB Oelikli-tasch zur Feier einer solchen ßluttaufe 8ehr geeignet erscheint. In dem Felsenschacht fand ein stehen- der Mann reichlich Platz, und der hölzerne Boden aber ihm würde zu Prudentius Schilderung vortrefflich passen. Frei- lich sind Herkunft und Bntstehungszeit der Taurobolien, die' uns zuerst im Jahre 134 nach Chr. begegnen (CLL. X 1596) und den Höhepunkt ihrer Verbreitung im IV. Jahrhundert erreichen, noch ganz dunkel, und ein so vorzüglicher Kenner spätheidnischer Kulte wie Franz Cumont hat den ursprüng- lichen Zusammenhang der Bluttaute mit dem Kybeledienst überhaupt in Abrede gestellt'. So kann die äussere Überein- stimmung einer Kultstätte wie üelikli -tasch mit den fur Tau- robolien erforderlichen Anlagen ,selir wo! ein täuschender Zufall sein, und so lange keine Mittelglieder die Lücke zwi- schen dem VII. oder VIII. Jahrhundert vor, und dem II. Jahrhundert nach Christi Geburt ausfüllen, wird man aus ihr für das Alter des naiven, derb sinnlichen Kultbrauches nichts folgern dürfen. Nur die Verwendung von Opfergruben im Kult der Göltermutter können wir aus den Taurobolien als alten Brauch erschliessen und in der That wird soeben eine Opfergrube in dem Kybeleheiligtum hellenistischer Zeit in*

* Revue arch. 1888,XII. S.i32 ff., Revue de philologie 1893 S. 195, Pauly- Wissowa I S. ?031. Cumonl leitet den Ritus aus dem Kult der persischen Anabita ab, ohne gani durcbsoblagende Qrfinde dafür ▼oraubring«n. Die

Anahita wird in keiner einzigen Taurobolieninschrifl genannt, our einmal t\f.L. X 1596 die Venus Caelesta {\),<\as ist doch b«'(l(MikIi( h. Und wie kommt die persische Göttin des befrucbtendeu Himmelswassers zu den cbtboniscben Opfergrubeu V

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Priene bekannt Möf^licherweise hat. der Schacht des Denk- mals auch noch grausigere Opfergaben au [genommen als das strömende Blut des Opfertiers ; Herr F. Cumont macht mich auf folgendes Scholion zu Nikander Alex.. 8 aufmerksam : AoSpivDC OaXdepiai' totcoi Upoi, Axoyiiot, avaxttjuvot t-^ 'Pcx, otcou

IXTt(tWÖ|&IVOI TA XttTtTCOlVTO Ol T$ 'AttII Xtti Ttf Xot-

Es ist Dicht ausgeschlossen , dasa der religiöse Charakter des DeniLmals früher noch leichter za erkeonen war als jetzt. An der Wand der Nische ist unter dem von den Schatzgräbern geschlagenen Loch ein 0,50' breiter, rauher and etwas er- habener Streifen sichtbar, und noch deutlicher hebt sich auf dem Boden der Nische in der Mitte eine Erhöhung von 0,06"* ab, die nach vorn 0,45** weit zu verfolgen ist. Es ist wol möglich, dass hier ursprQnglich ein Idol der Göttin stand, wie in den beiden oben (S. 94) erwahnten'Nischen. Der Fels bricht so leicht in senkrechten Flächen auch der Wulst über der linken Ecke der Nische ist ganz glatt abgesplittert .dass die Absplitterung des ganzen Idols beim Durchbrechen des Loches zum Schacht wol denkbar ist; eine andere Erklärung für die unzweifelhaften Erhebungen des Grundes vermag ich wenig- stens nicht zu geben.

Ein besonderes Interesse würde Delikli-tasch noch bean- spruchen, wenn Perrot Recht hätte mit der Annahme (S. 9" f.), dass einige seltsame eingeritzte Linien Reste einer Inschrift in vorgriechischen 'troischen 'Ruchstahen seien. Seine Abbildung 57 giebt ein treues Bild von diesen Liniengruppen, aber ich zweifle, ob sie wirklich Schriftzeichen sind. Der schmale linke Innenpfeiler der Nischenumrahmung wäre ein sehr merk- würdiger Platz für eine Weihinschrift, und die Zeichen haben in ihrer gegenseitigen Stellung etwas so Zufälliges, dass ich geneigt bin, sie für bedeutungslose Kritzeleien zu halten.

« Arch. Anzeiger 1897 S. 182.

* Auf die&tilbe Sache gebt wol Hesjfchs Glu&se Kü€<Xa- opi] «{»pu^''^ "-^^

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Spuren roter Farbe, die Perrot in ihoeo wahrgenommen hat, habe ich nicht beobachtet. In Evans sorgfältiger Zusammen- stellung vorphönikischer Schriffzciclien {Journal of HeUeaUt Studies XIV, 1894, S. -2/0 ff. Taf. 1 ) findet sich kein genau entsprechendes Zeichen ^ aber die Möglichkoit, dass die Linien doch Schriftzeichen Bind und mit den von Evans behandelten Zeichengruppen zusammenhängen, kann ich natürlich nicht in Abrede stellen. Auch ohne diese Zeugen besonders hohen Alters lässt sich Delil(U-tasch aU das älteste der phrygischen Feis- denicmäler erweisen; Formen und Verhältnisse sind hei ihm viel unbeholfener, unentwickelter als bei den anderen Fassaden und die plastischen Ver/.ierungen der grossen Flächen fehlen noch ganz. Um so mehr Beachtung verdient es, dass dies älteste Denkmal von einer treuen Nachahmung bestimmter Archi- tekturformen weiter entfernt ist, als irgend ein anderes; deut* lieh ausgeprägt ist nur der Eingang in den Fels, auf den es eben vor allem ankommt.

d. Denkmal von Bakschisch.

Auf den Delikli-tasch lasse ich das Denkmal von Bakschisch folgen, das ihm zwar zeitlich ziemlich fern steht, aber in der Anlage wichtige Obereinstimmungen zeigt. Bei diesem zier- liehen und höchst malerisch am Bergabhang zwischen schönen Bäumen gelegenen Monument ist in der That die Wirkung eines Hausbaus angestrebt, nicht nur die Fassade ist aus- gehauen, sondern der einzeln vorspringende Felsblock hat auch seitlich teilweise glatte Wände erhalten, und selbst das Giebeldach ist roh angedeutet. Aber hinten ist der Bau von dem gewachsenen Felsen nicht gelöst, er geht in den steilen Felsabhang Ober, dem er wie ein Propylon vorgelagert ist. Einen ziemlich grossen Teil der 3,40" breiten Vorderseite ' nimmt die etwa 1,50" breite Nische ein, die eine grösste Tiefe

< Sayccs Versuche, sie mit troischen Spinnwirteln in Zusammenhang m bringen (bei Schlietnann, Ilios S. 76')) srh^inen mir nicht glücklich. ' Die kleineren Verhallnisse des Denkmals haben es mit sich gebracht, voQ den drei Teilea 4er Fa8sa4e de§ !|idasdenkii|a|8 Seitenborle, FIft-

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von 0,90" besitzt. Nach Perrots Grundriss (Abb. 62) und He- bers Beschreibung (S. 578) befindet sich hinter ihr eine Grab- kammer^und damit wäre {a freilich die Frage nach der Bestim- mung des Denkmals entschieden, aber in Wirklichkeit ist der Hohlraum keine Rammer* sondern nur ein offener Schacht. Wie beim Delikli-tasch ist von der Nische aus in unbestimm- barer Zeit ein Loch zum Schacht durchgebrochen , das mir gestattete, wenigstens mit dem Oberkörper hindureh au kriechen und die Bodenfläche des Schachtes zu messen. Wahrend die Abmessungen der SchachtmOndung 1,19 zu 0,7^" betragen, misst die Sohle 1,18 zu O.es*", die roh gearbeiteten Wände sind also senkrecht wie bei einem Schornstein von oben nach un- ten geführt. Üassein Baum von 1,18™ Länge und O.OS" Breite keine Kammer genannt werden kann, und für einen Toten nicht gross genug ist, leuchtet ohne weiteres ein. Mithin ist bei diesem Denkmal der Schacht ebenso wie beim Üelikli- tasch als Opfergrube zu erklären.

Heber hält f S. 577) das Denkmal von Baksohisch für das jüngste von allen und das kann richtig sein, entschieden wider- sprechen muss ich aber seiner Behauptung, dass an ihm per- sische Einflüsse bemerkbar seien. Ks finden sich nämlich an allen Ecken der Gasseiten, in weiche die Fassade eingeteilt ist, innen und aussen runde Scheiben angesezt, die Beber für spira- lenlörmige Kndungen des Cassetlen rahmen we rks erklärt und ebenso wie die dazwischen quer vor die Balken gelegten Rollen oder Polster mit den Doppelspiralen der bekannten jonisiren- den Säulen in den Palästen Ton Persepolis und Susa in Zu- samenhang bringt'. Diese runden Glieder sind aber keine nachlässig ausgefQhrten Spiralen, sondern recht sorgfältig gear- beitete Rundbalkenkdpfe mit sauber eingezeichnetem Kreis,

cheniuu&ler und Nii^clic hier das Flüchenmustcr fortgefallen ist: die Borte aehUesit unmillelbar an die Nische an.

< Nach Wilsons bei Perrot «iedergegebener Sliisie wire sie ein Raum ▼on 3,40 XU 1,85"> Grundfläche.

> Dieulafoy, L'arl antique de la Persr III Kiir. 105; Stolze, Pbotograpbieea TOB Persepolis l Taf. 67; Perrol-Chipiez V i ig. 312.

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der wol die Jahresringe oder die Scheidung von Rinde und Holzkern andeulen soll. Allerdings ist der äussere Kreis nir- gends ganz von der Ecke gelöst, weil das sehr mühsam ge- wesen wäre, aber dass die Rollen an dem Rahmenwerk nur anliegen, nicht aus ihm volutenartig herauswachsen, das erkennt man mit Sicherheit bei den im Giebel zu beiden Seilen der Firststütze angebrachten Stücken (s. Fig. 6). Das

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Glied ist demnach als Endigung eines senkrecht zur Fassade liegenden runden Holzbalkens aufzufassen, wie sie an lyki- schen Grabmälern so häufig vorkommen'. Freilich sind diese Balken köpfe an unserer Fassade nicht wie l>ei den lykischen mit construclivem Verständniss angebracht, sondern mit jener spielenden Willkür gehäuft, die ich oben [S. 90 f.) als Eigen- tümlichkeit der phrygischen Felsdonkmäler zu erweisen suchte. Auch die quer vorgelegten Polster, die Reber wol zunächst auf den Gedanken an persische Säulen gebracht haben, stam- men zweifellos nicht aus Persien, denn sie kommen genau so schon am Delikli - lasch vor (Perrot Abb. 51, 52, 54. 55), und dies Denkmal ist sicher älter als die frühesten Anfänge persischer Kunst. Es wäre ja auch ein höchst seltsamer Vor- gang, wenn die persische Umbildung (vgl. Dieulafoy a.a.O. S. 76 f.) des jonischen Volutenkapitells von Persepolis nach

* Texier, Description de lAsie mineure lU Taf. 201. 227, 3; Benndorf, Reisen I Fig. 24. 37, 80; Ferrol-Chipicz V Fig. 249,250,260,261,264,266.

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Phrygien gewandert und bier ^zlicb misaTerstaoden aoge- wandt wäre.

Ich sehe mithin keinen Grund, das Denkmal in die Zeit der Perserherrschafl oder gar bis ins vierte Jahrhundert hinab zu drücken. Nur seine relative Dalirung ist möglich; es Bcbeint siemlich am Ende der echiphrygischen Werke wa atehen.

e. BfaUtaseh.

Von allen phrygiscben Denkmälern sind wir über den Mal« tasch (Schatzatein) am schlechtesten unierrichtet, weil er das einzige YeraebttUete ist. Sein Entdecker Ramsay hatswar 1889 einen A usgrahungsversucb gemacht, aber er konnte nur einen kleinen Teil freil^n lassen, und die wenigen späteren Be- aucher haben zu ihrem lebhaften Bedauern sein Werk nicht fortsetzen können. Bekannt ist also nur der Giebel, der oberste Streif des Fiächenmusters und folgendes Stück einer am linken Rande senkrecht nach unten laufenden Inschrift' vaTiy.E^ov va. Daa siebtbare Stück der Fassade steht dem Midasdenkmal und Arslan-kaja sehr nahe, und g^rn würden wir Aufklärung haben über die Bildung ihres unteren Teiles. Hinter der Fas- sade führt wie in Bakschisch und beim Delikli-tasch ein senk- rechter Schacht von 1 ,50 zu 1,56" lichter Weite in den Felsen hinab. Die Grösse dieser Abmessungen legt hier den Gedan- ken an ein Grab zunächst nahe, aber natürlich muss dies eine mangelhaH bekannte Denkmal nach den übrigen besser er^ forschten beurteilt werden, und hei genauerem Zusehen er- weisen sich die Masaverhältnisae des Schachtes für ein Grab keineswegs passend. Um einen Toten hinabzusenken braucht man keinen Schacht von 1,50" Breite auszubauen, dagegen wird man ihn unbedingt länger machen als 1 ,56". Also ist

* Vgl. Kretschmer, Einleitung S. 219. Reber S. 564; in dem Jalir, das

twisclien nicincra und Rebers Besuch Hegt, ist anscheinend schon wieder ein Buchstabe der vorlrelVIicb K^^^cbriebrnen und gut erhaltenen Inschrift zugescbwemuil wurden ; bald wird jede Spur vun Hamsa^is Arbeit ver-

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auch diese Fassade ebenso zu beurteileo wie die beiden an« dem mit dahinter liegendem Schacht.

f. Kutflehük-jasili-kaja.

Eine besondere SteUung nehmen die beiden unweit des Midasdenkmals gelegenen Fassaden ein, die bei den Banern Kütschük-jasili-kaja (kleiner Scfarififels) und Hassan-bey- Jcaja (Fels des Hassan -bey) heissen. Diesen beiden fehlt nicht nur der Schacht, wie dem Midasdenkmal und dem Arslan- kaja, es fehlt ihnen auch anscheinend die Nische, die wir bei allen andern Fassaden mit Ausnahme des verschütteten Mal- tasch feststellen konnten. Der Kütschük-jasiii - kaja liegt am Westrande desselben Plateaus auf dem sich das Midasdenk- mal befindet*, hoch oben am Fels, und würde gewiss mehr Beachtung gefunden haben , wenn sein mächtiger Nachbar nicht immer den Löwenanteil von Zeit und Aufmerksamkeit der Reisenden iür sich beansprucht hätte. Berggrens Pho- tographie, nach der Rebers Tafel b und unsere Fig. 7 ange- ferligt sind, ist in diesem Falle ganz besonders wertvoll, weil die älteren Abbildungen, auch die bei Perrot (Fig. 59) in wichtigen Punkten ungenau sind. Unterhalb des Giebels, des- sen getreu nachgebildete Speicherluken ich bereits oben S. 89 erwähnte, folgt zunächst ein Streifen mit Loiosknospen und Palmetten, dann die Einfassungshorte des leeren, ein wenig vertieften Hauptfeldes. Sie ist ähnlich wie bei dem Denkmal von Bakschisch in Quadrate geteilt, die mit über Eck gestell- ten Vierecken gefüllt sind Reber bat nun die bisher unbe-

' Auf Ramsays Plan des ganzen Plateaus Journal of Hell, studies IX, 1889, S.375 Fig. 11 fehltdiesDenkm.il leider: sein Platz wäre zwisclien yote (7 und gale E. wie liaiusay selbst aacblräglicb bemerkt bat {Journal of Hell, studies X, 1889, 8. 164). Das Studioin der wertvollen Arbeiten des henromgenden Forscliers wird leider recht oft durch die Verwirrung erschwert.die boshafte Koboldi: in seinen Skizzen und Manuscripten anzurichten lieben.

3 leb babe gleich allen früheren Heisendcn Spuren dieses Musters auch an den horizontalen Seitenbortea zu sehen geglaubt, wie leb gegen Reber 8* 568 bervorfaeben mdcbte.

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tLStNASUTISCflB STDDIBN. til. Ill

merkte Thatsache festgestellt, dass die Fassade unvollendet ge- blieben ist. Die geringe Höhe des Hauptfeldes gegenüber seiner bedeutenden Breite und der Grösse des Giebels weicht von den bei allen andern Denkmälern bcobaciileten Verhältnissen so aufTäliig ab, dass sie unmöglich von vornherein beabsichtigt sein konnle'. Man möchte, wenn man das Denkmal ansieht, den unteren Teil der Fassade ans der Erde graben, aber der gewachsene Fels schliesst unmittelbar an den jetzigen Unter- rand an. Heber hat auch eine Vermutung über den Grund der NichtVollendung. Das Midasdenkmal ist nach ihm das Grab des bei Herodot i, 35 genannten letzten Königs dieses Namens und dessen Sohn Gordios, der Vater des Adrastos, war gerade dabei sich ein nicht weniger schönes Grabmal zu errichten, als die Perser Kroisos Reich zerslörlen und damit auch der Herrschaft des lydischen Vasallen Gordios ein Ende machten; im Jahre 546 wurde also die Arbeit an dem Denkmai abg6- ' brocben. Diese livpothese überhebt Reber der unangenehmen Notwendigkeit bei diesem Denkmal, das Niemand für ver- BcbüUet halten kann, einen Platz für die Leiche ausßndig zu machen, aber Rebers eigene Tafel und unsere Fig. 7 lehren, dass er den Sach verbalt falsch aufgefasst bat. Freilich, die Fassade wurde nicht so ausgeführt, wie sie geplant war, sei es dasB der Fels unten zu stark vorsprang und seine Abarbeitung mehr Mühe verursachte, als man berechnet hatte, sei es dass ein Sprung im Gestein die Vollendung störte, aber man hat sich doch geholfen und das schöne Werk nicht unbenutzt gelassen. Etwa zwei Meter unter der linken Ecke der Fas- sade an einer Stelle des FelsenStdie bei regelrechter Ausführung des Denkmals hätte fortgesprengt werden müssen, ist das Gestein geglättet und eine einfache Nische mit Giebel, Firststütze und geschwungenem A k roter in den Fels gehauen. Diese kleine Anlage scheinen bisher alle Reisenden übersehen

* Die älteren Zeichner setzen, wol unbewussl, die Fläche nach unten so veil fort, dass sie den Proportionen der andern Fassaden entspricht; selbst Ramsa;s kritischem Auge scheint dieser Fehler in Perrots Abbildung ent- gaogsn so taiii.

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A. KOBRT&

Bu haben ; auch ich habe sie nicht bei dem mehrmaligen Be- saoh der Statte, sondern erst auf Berggrens Photographie ent- deckt. Zttf&llig hat sich der Arbeiter mit der Messlatte ge- rade yor die Nische gestellt ; dadurch wurde ich auf die Stelle aufmerksam und konnte dann auf meinen eigenen Aufnahmen sowie auf solchen des Herrn Major ?on Diest noch Einzelhei- ten besser feststellen. Natürlich ersetzen diese Beobachtungen an Photographien, die Pig. 7 verwertet sind, nicht die Be- sichtigung des Denkmals selbst, aber die Hauptsachen lassen sich doch ermitteln. Die Nische war mit Giebel und Akroter rund 3" hoch, der Giebel 2" breit, die eigentliche Nische wenig mehr als 0,50'" breit und von fieringer Tiele; der linke Flügel des Akroters und ungefähr ein Üritlel des Giebels sind jetzt abgesplittert. Giebel lialken, Firslstütze und Akroter sind verhältnissmässig dick Die ganze Anlage ist selir einfach und schmucklos. Da die kleine Nische und die grosse Fassade bei regelrechter Diirehluhrung nebeneinander nicht hatten bestehen können, sind zur l:lrkliirung des jetzigen Zustandes zwei Mögf- iichkeiten gegeben. Entweder war die Nische älter und die grosse F'assade sollte sie ersetzen, bei der Ausführung stellten sich aber Bedenken ein, die alte Kullstätle zu zerstören und so iiess man lieber die neue Fassade unvollendet, oder aber die kleine Nische wurde nachträglich hart unter die grosse Fassade gesetzt, als deren Vollendung aus irgend weichen Gründen aufgegeben wurde. Ich halte die zweite Möglichkeit für ungleich wahrscheinlicher, denn im ersten Fall hatte man die Fassade ohne Gefahrdung der Nische noch reichlich einen Meter weiter nach unten ausführen können. Die Schmucklosig- keit der Nische, die man als Zeichen höheren Alters ansehen könnte, erklärt sich auch, wenn sie ein nachtiüglich hinzu- gefügter Notbehelf war ; reichen Schmuck hatte man oben an der Passade genugsam angebracht, jetzt kam es nur noch dar- auf an, die dort fehlende Kulfiiische. den Fingang in den Fel- sen anzudeuten. An sicii wäre freilich die Nische gross genug für eine kleine selbsiändige KultstUlle; wir haben mehrere Beispiele entsprechender Anlage von etwa der gleichen Grösse:

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Zu den beiden mit Kybele-Idolen ausgestatteten Nischen in der Umgegend von Liyen (s.S 94 ) kommt die oben S.88 beschrie- bene und teilweise abgebildete Nische mit den Kachelmustern an den Innenwänden, und für höchst wahrscheinlich halle ich es, dass die von Reber S. 575 Fig. 6, B abgebildete Anlage nicht, wie er meint, ein Kindergrab, sondern gleichfalls eine bildlose Kultnische ist*. Von besonderer Wichtigkeit für das Verhältniss dieser kleinen Nischen zu den grossen Fassaden ist endlich ein kleines Denkmal, das ich ziemlich weit nörd- lich von dem eigentlichen Gebiet der Felsdenkmäler im Por- sukthale fand ; seine Lage werde ich S. 1 4^ bei Besprechung eines grossen benachbarten Grabes (^) genauer bezeichnen. Lei- der ist die skulpirte Schicht der geglätteten Felswand vielfach abgesprungen und nur der beistehend in Fig. 8 abgebildete

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Rest des Denkmals erhalten. Man erkennt einen steilen Giebel,

' Reber hat dies mir unbekannte Monument 'hoch oben am östlichen Sleilrand der Akropolis von Jasili-kaja' nur aus der Entfernung zeichnen können; seine Abbildung stimmt milder Ersatznische des Külschük ja- sili - kaga aafTallend überein.

ATHEN. MITTHBILUNOEN XXIII. 8

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Ik. lOBEn

dessen beide untere Ecken fehlen, und darüber das charakteri- stische rundgebogene Akroterion, weiter eine breite Firststütze, in die längliche Vierecke abwechselnd rechts und links von der Balkenmitte eingeschnitten sind, und unter dem Giebel- balken wird gerade noch der Rest eines ähnlichen geometri- schen Muslers sichtbar, lilwa 0,50" tiefer ist eine rund 0,60" breite, 0,40'" hohe Nische von höchstens 0,80" Tiefe in den Fels gehauen Trotz seiner Kleinheit und Dürftigkeit der Giebel wird etwa i,50'° breit gewesen sein ist dies Denk- mal offenbar eine Nachahmung der grossen FelsfasaadeD , mit denen es die Ausgestaltung des Giebels und die georaetrischeo Verzierungen gemein hat. Die Nische hat hier ihre Thürform verloren, möglicherweise erfüllte sie sugleicb den Zweck des Schachtes und diente zur Aufnahme kleiner Weihgaben. Dasa die kleine offene Nische keine Grabstätte sein kann, ist ohne weiteres klar, und um so wertvoller ist ihre Verwandtachah mit den groesen Fassaden f&r deren Beurteilung.

Bevor ich die Besprechung des Rütschak-jaaili-kaja sehliesse, muss ich noch auf den Ornamentstreifen unter dem Giebel ein- gehen. Perrot, der Fig. 128 nach einer ramsayschen Skizse eine im Ganzen treue Abbildung' des Ornamentes giebt, hält (S. 1 9*2} die Bestandteile für Eicheln und Eichen blätter und ver-

Pie. 9

mutet, der phrygische Künstler habe vom Osten her das Motiv der Lotosknospe und Palmette übernommen, aber an die Stelle

' Auf der Abbildung erscheint sie zu dunkel und darum zu tief. * Fig. 9 wledarbolt dIeM Abbildnng in venehiedanen Pankteo nach dai> Phologrtpbieo und iminM Notisen beriohtigt

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luiNAsunscm stodiin. tn.

IIS

der fremdartigen Pflanzen Frucht und Blatt eines heimischeD Baums gesetzt. Reber, der die Teile Palmetten und Knospen nennt, meint (S. 568) der Fries lasse erkennen, 'dass die hel- lenische Umbildung des orientalischen Motives den Phrygern bekannt geworden sein musste' aber wir können weiter ge- hen ; das Ornament ist hellenischer Besitz, eine treue Nach- ahmung oslgriechischer Vorbilder. Wenn ich auch kein hel- lenisches Kunstwerk anführen kann, dessen Ornament sich mit dem Fries völlig deckt, so lassen sich doch alle seine charak- teristischen Eigenliimlichkeilen im ostgriechischen Kunstkreise nachweisen. Die Verbindung von Lotos und Palmette durch Ranken, die aus dem Kelch des Lotos herauswachsen und auf ihren Spiralen die Palmetie tragen, kehrt auf fast allen cäre- taner Hydrien wieder*, nur sieht bei den mir bekannten Exemplaren eine Lotosblüle an Stelle der Knospe und die ein- zelnen Blätter der Palmette sind von einander gelöst ^. Es genügt, geschwungene Seitenblätter an die Knospen des phry- gisehen Oroameots anzufügen, um es dem Fig. 10 abgebilde-

Fto. 10

ten PalmetteDitreifen der cäretaner Hydria in Wiea (Masner, Sammlung antiker Vaien im öiterreich. Museum Nr. 218

1 Dfimmler, Köm. MittheiluDgen III S. 166 ff. ; Pottier B. C. U. XVI S. S54ff., LBscbcke, Athen. MittbefliingMi XIX 8. 516 Ann. Die Oftgri*- obisdM Heriranfl dieier VasenUatie leugnet jetst wol Niemsnd mehr, wean

der Fabricationsort auch noch nicht fest steht.

' Noch etwas freier aber sonst übereinstimmend sind die Palraelten und Blüten auf dem von Puttier II. C. H. XVi S. 247 Fig. 3 abKebildeten Bnicb- ik&ek einei UtsomeniMben Sarkopbagei.

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116

A. KOBRTB

Taf. 2) nahezu gleich zu machen. Die Bildung der Knospe mit den geschwungenen Kelchbiältern und der Teilung durch einen Millelslrich findet sich ganz ähnlich auf dem Bronze- beschlag von Bomarzo (Antike Denkmäler l Taf. 21,5) sowie auf vielen rhodischen Vasen (z. B. Salzmann, Ne'cropole de Caniiros Taf. 32. 37), und die Fäclierform der Palmette ist älteren ostgriechischen Denkmälern ganz geläufig. Auf den neuerdings von Savignoni { Monumenti dei Lincei W\ S. 277 £F.) in musterhafter Beweisführung als jonisch erwiesenen Slabdreifüssen kommt ein dem phrygischen sehr ähnliches Ornament vor, nur sind die Lolosknospen zwischen den Pal- metten zu Eicheln geworden. Wie leicht die Knospe in die

Fig. H

Eichelform übergeht, lehrt sehr gut eine in Caere gefundene architektonische Terakolte des Berliner Museums, die wie eine schlechte Nachahmung des phrygischen Frieses aussieht. In Fig. 11 ist sie mit der freundlichen Genehmigung der Mu- seumsverwaltung abgebildet. Hier gleichen einige der läng- lichen Gebilde zwischen den ganz verwahrlosten Palmetten Eicheln, andere wieder sind sicberlicl» Knospen. Diese etruski- sche Terrakotte ist von den ostgriechischen Vorbildern genau 80 abhängig wie der phrygische Fries, der mit geringem Ge- schick in die nationale geometrische Dekoration eingefügt ist.

g. Hassan - bey - kaja.

Der Fels des Hassan - bey, der 2^ nördlich des Midasdenk« mals am Wege nach Tschukurdscha liegt, gleicht dem eben besprochenen Denkmal sehr, aber seine Breite (3,80"°) ist nur

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KLBINASUTiSCB« 8TU0IBN. HI. ii7

^twa fadlb 8b gross als die des Rtttsehttk - Jasili - kaja. Die Giebel beider Fassaden sind gans gleicb, auch die Seitenborlen des Haoptfeldes stimmen genau flberein, nur ist das Muster an d^l* rechten Seite des Hassan - bey- kaja zweimal neben ein- ander getetst', und die Stelle des Palmettenfrieses vertritt ein liisebrifUtreifen. Das Hauptfeld ist völlig leer, eine viereckige Einarbeitung dicht unter der Mitte der oberen Borte scheint mir alt. Ich vermag aber ihren Zweck nicht anzugeben. Da ihah an der fertigen Ausführung des Denkmals nicht zweifeln kann, Ist das Pehlen der Nische sehr auffallend ; ich halte es ftth möglich, dass sie durch Bemalung auf dem Hauptfelde angedeutet war. Das Denkmal unterscheidet sich von allen andern auch dädurch; dass die Fassade durch einen gegen 3" hohen * glatten Sockel vom Boden getrennt ist, vor ihm tritt der gewachsene Fels zu Tage und somit ist auch hier das Vor- handensein eines mit der Passade irgendwie zusammen hän- genden Grabes ausgeschlossen.

Nicht ins Gewicht feilen diesem Befunde gegenüber alle Deiitungilversuche der langen Inschrift, die rechtsUiufig auf dem Balken unter dem Giebel beginnt, dann linksläufig hart Aber dein Giebel weitergeht, und endlich in doppelter Windung auf dem N>bea Fels fiber dem Denkmal fortgeffihrt ist (Nr. 8 tthdl bet Ramsay) F^ikuv TiyaToC Co^'^^utaC ai^cvo^ dciuvttvo- XceFöt^ «iC jAOftipav apc^a<TTiv ßovoie dU(ivdevoXaFo[c] ^aatcctiT ^oe- Tips?^ iFcTtKffmi^ oFiFcv ovojiav X««ji»T Xaxfyoxt^ FiväFtuv tLfxa.^ jjLATipe^. Diese Inschrift ist als Ganzes noch durchaus unver-

* Auf der linken Seite war der äussere Streifen vielieicbt mit demselben Auslef bemalt, skulpirt war ef nicht, wie ich gegen Reb«r S. S70 bemerke, «gl. Ramsay, Jimrtui of BOknie studin X 8.

. ' Wie Reber auch hier wiedersagen kann (S. 570) 'Seliullriuriiöhiin;: un- bestimmbar' begreife icli nicht; seine eigene Tafel 7 lehrt, dass auch nicht eine Fibgerbreite des Suckels verschüttet ist.

* Die pvoktineD Buehstaben gebe ieh nach Ranuay (Beocenbergen Bei- träge XIV S. 309), sie sind möglich aber unsicber.

* t>a8 Sigma flii AKenanolaTOB ist sicher, wie ieh gegen Ratosay hervor- bebe.

118 A. EOian

slandlieh ; fettiuitehen scheint mir nar, dan AruastiB dss Weib 6m Akenanolas and die Mutter dee Vrekye war,dagpegeii halte ieh es keineswegs far sieher, dass der Sohn ihr dies Denkmal errichtet hat*. Bs lässt sich Ja nicht einmal bewei- sen, dass Ppntuv Nominativ ist ; ich halte es für mindeBtens ebenso möglich, dass der Narne gleichfalls im Accusativ steht und der Sinn der Inschrift etwa ist: den Vrekys und seine Mutter Arezaslis soll schützen die Huld der Mutter vom Berge usw. Auch die neben der rechten Seitenborte herab- laufende und über dem Sockel nach links einbiegende In- schrift, die man dem Steinmetz zuteilen möchte (Nr. 9 Ram- say) axaviCiv ÄupCavjCov TavsXepxoC klärt uns nicht auf. Über die Inschriften des ganzen Denkmals kann man viel vermu- ten, aber fast nichts beweisen; darum ist es methodisch falsch, gerade diese Fassade als Schlüssel für da& Verständniss der anderen benutzen zu wollen.

Sollte aber wirklich Vrekys das Denkmal su Ehren seiner Mutter Arezastis haben ausführen lassen, so wäre in der Thai diesmal die Tote vereint mit der Göttin gedacht und mit einem Kultplatz geehrt worden,wie er der Göttermutter losteht. Dass eine solche Verbindung zu dem, was wir aus späterer Zeit von dem phrygischen Volksglauben wissen , durchaus passt, gestehe ich Ramsay gern zu (ygl. oben S. 95). Dies ändert aber nichts an der Thatsache, dass die eigenartige Kunstform der prSchtigen Pelsfassade dar den Kult der Göttermutter er^ funden ist und mit der Toten bestattung nichts lu thun hat.

Neben den grossen Passaden mit ihren Nischen, die den Eingang zU dem SitM der Göttermutter drinnen im Berg schmQcken.giebt es in Phrygian aus derselben Zeit noch andere StStten derGotte8verehrung,nämIich unbedachte Pelsaltäre mit vorgelagerten Stufen. Ramsay, der zuletzt Journal of Heir- Unic studies X S. 167 f. Fig. 20-24 solche am Felsplateau

« Man würde in diesem Falle den Namen der Mutter eher Im DsÜt ab im AecttiAtiT erwarten.

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KLBINASIATISCHB STUDIEN. III.

119

des MidasdeokroaU gelegene Altäre sehrausfübriieh behandelt bat verkennt meines Erachtens die ihnen zu Grunde liegende religiöse Vorstellung. Gr sieht unter Zustimmung Perrots den Gegenstand der Anbetung in dieken oben abgerundeten Stein- tafeln, die sich auf der obersten Stufe zweier Altäre erheben und bei den andern anscheinend zu ergänzen sind. Der Name ßaiT'Aoi, den er ihnen beilegt, kommt aber nur rohen, vom Himmel gefallenen Meteorsteinen wiez B. dem pessinuntischen Kybelestein zu ( vgl. Tümpels Artikel ßaitylia in Pauly-VVis- ■owas Real- Encyclopädie II S. *27 79 ff.), zudem ist bei dem grOsaten und best erhaltenen Exemplar (Ramsay Fig. 23; Perrot -Ghipiez Fig. 106; Reber Fig. 9) dieser oben abge- rundete Pfeiler aus dem Felsen selbst gehauen, also ein in- tegrirender Bestandteil dea Altan, kein darauf gestellter Fe- tisch. Die richtige Deutung dieser Anlagen hat bereite Sarre anläaalich der Besprechung einea verwandten, ron ihm in der lykaoniachen Salzwöate entdeckten Denkmals gegeben (Reise in Rleinaaien S. 104, Areh. Epigr. Mittheilungen XIX S. 34); es sind Throne fiür die unsichtbare Gottheit und die oben ge- rundete Steinphitte ist die Rttckenlehne, die man Je nach Be- lieben aus dem Felsen selbst berausmeisselte, oder gesondert auf der Sitzfläche anbrachte. Wie ausserordentlich Tcrbreitet der Tbroncultus seit den ältesten Zeiten in Hellas und vor al- lem in Asien war, und wie zäh er sich behauptet hat, lehren Reiebela Tortre£Diche Untersuchungen Qber diese Kultform (Vorhellenische Götterculte, Kapitel I). Der Thron ist dem un- sichtbaren Gott als Sitz bereitet, und wenn eine Jüngere, am ikonischen Kult hängende Zeit ein Bild der Gottheit dabei zu sehen wftnscht, dann stellt sie wol eine Bildsäule auf den Sitz (Reichel S. 13 ff.), aber schwerlich hat man Je die Umrisse einer (Sötterfigur auf die Rüoklehne des Throns geritzt, leb vermag daher die Bogeolioien aut der Rflckwand des erwähn- ten Throns, die nach aussen in rohe Spiralen auslaufen, nicht

Vgl. aucb Ratnsay, Journal of milenic stwliet III, 1882, 8. 12 ff. Fin^. 4 Ttit.il.B, Ferrol-Cbipies 8. 146 ff. Fig. 101-106. Reber8.582ff. Fig. 8, 9.

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120

A. KOERTE

mit Ramfldy, Perrot und Reber für Götterbilder zu halteo S sondern sehe in ihnen nur eine einfuche Venierung der Lehne ^. Höchstens könnte der doppelte Bogen andeuten, dasa der Thron ala Doppelsits gedacht ist wie der durch Hiller von Gärtringen auf Cbalke bei Rhodos entdeckte Doppeltbronf des Zeus und der Hekate (Arch. Epigr. Mittheilang^n XVII S. 3 Fig. 2 ), aber nötig ist diese Annahme keineawega.

Die Throne sind von Haus aus nur für Himmelsgötter be> stimmt ; überzeugend führt Reichel a. a. O. S. 35 folgende Bnt- wiokelungsatufen auf : natürlicher Berg als natürlicher Götter- thron, natürlicher Berg mit künstlichem Thron, künatlielier Berg mit künstlichem Thron, künstlicher Thron. So werden auch die Throne am Felsplateau von Jasili-kaja einem phry- gisclien Himmels^olle gelten. Es scheint aber, dass man in Phrygien auch der Göttermulter Throne errichtet hat, und dass diese dann folgerichtig nicht auf dem Fels sondern in ihm standen. Uamsay hat im Journal of the Royal Asiatic so^ ciet?/ Xy Taf. 3 ein seltsames Denkmal veröfFentlicht , das dem grossen Löwengrahe gegenüber liegt: In den Felsen ist eine ziemlich flache, fast 5'" breite, 1,60 -2, 00" hohe Nische ohne jeglichen architektonischen Schmuck und von nicht ganz regelmässiger Form gehauen, und etwa in ihrer Mitte befinden sich vor der Nischen wand drei bis vier 1" breite, stark zer- störte Stufen, die kaum etwas anderes gewesen sein können ala ein Sitz für die Göttin. Dasa diese Nische der Göttermutter geweiht war, lehren die ersten Worte einer gerade über den Stufen an der Nischenwand angebrachten Inschrift Maxof Ku- 6tXf('. Diese eigentümliche Verbindung von Götterthron und

' Dass Reber S. 58i in den t)eiden Kreisen sogar iwei im Profi 1 einan- der zugekehrte Gesichter erkenit, ist eine eratauolicbe LeisluDg der Phan- tasie.

* loh bennrke noch gegen Perrot und Reber, dass kdn Onind Torliegi, die rechte Seite des Denkmals für lorstSrt ta halten; die Stufen schneiden

rechts von dem Thrunsitz grailiinig ab, ein dem linkon onltprecbender

rechter Flügel war also nie vorlianden.

* Den letzten Bucbslabea habe ich C gele&eu und dai scheinen Abklatsch

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KLBINA8UTI8GBB 8TUDIBN. UI. ftf

FebniBehe atoht; bo viel ich sehe, bisher allebi da, aber der Einfluss des Throns ist vielleieht auch in den Fällen änsa- nehmen, wo einer KuUnische der Göttermutter Stufen torge- lagiert sind wie bei Deilkli-tasch und dem kleinen Yon Reber entdeckten Denkmal (S. 585 Fig. 10); auch Yor der Nische deb Midasdenkmals glaubte ich Reste Ton Stufen su erkennen.

B. Die PelsgrSber.

Die Zahl der altphrygisehen Felsg^ber ist nach Abxog al- ler mit Unrecht dasu gerechneten Denkmäler siemlich klein; mir sind nur folgende grössere Grabanlagen bekannt :

a) Das lertrQmmerte Löwengrab bei Hairan - ▼eli. Abgeb. Taf. 3; Randsay, Journal of Hellenic studies 111, ia82, Taf. 18. 19 Fig. 6, 7; IX, 1888. S. 354 ff. Fig. f -9; Per- rot-Ghipiei Fig. 65-71. 117-132; Reber Taf. S Fig. 2.

b) Anlan-tasch ( Lftwenstein ) in unmittelbarer Nähe des TOrigen. Abgeb. Ramsay, Journal of Hellenic studies ill, 1882, Taf. 17; IX, 1888. Fig. 10; Penol-GhipieB Fig. 64; Reber Taf. 1.

c) Grab am Ostabhang des Plateaus von Japnldak. Abgeb. Ramsay, Journal of Hellenic studies III, 1882, Taf. 28, 4; IX, 1888. Fig. 27; Perrot-Ghipies Fig. 75; Reber Fig. 3 nnd 4.

d) Grab links neben dem Midasdenkmal rait besonders sorg- fiUtig ausgestaltetem Innern. Abgab. Texier, Description de fAsie mineure Taf. 57. Penrot-Ghipies Fig. 128-126.

e) Kleines Grab am Abhang von Pisehmisch-kaleh. Abgeb. Perrot. Exploration S. 146; Perrot -Chipiez Fig. 72-74.

f) Hamam-kaja bei Tsehnkurdscha. Abgeb. Ramsay, /our- nal of Hellenic studies X, 1889, S. 165 Fig. 18.

und Pliotograpbie la bettitiKeD, Ramtey Hett neuerdingi JvwnuA af Al-

Imic siudies VX. S. 371 Ku6tX( naT[ap, schwerlich mit Recht; den Schluss der stark zerstörten Inschrift las ich gleich ihm toCiv. Unven(&9dliol) i|( mir, wie er auch die« Deniunal für sepuIcriU t^4i^A kiRDi

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its

A. lonri

g) Gröstera Grabanlage im Poraukthal nahe bei Köktsehe* xkinik. Abgeb. Fig. 13-15; Reber Fig. II.

Unter diesen nimmt das xuletzt genannte nach Lage und Ausstattung eine ganz besondere Stellung ein und erfordert daher eine gesonderte Besprechung, während die Obrtgcn in folgenden Hauptpunkten übereinstimmen. Der Eingang ist ganz niedrig, selten mehr als 1™ hoch, nur gebückt oder kriechend kann man ihn passiren und der Zugang zu dieser mehr einena Fenster als einer Thür ähnlichen Öffnung ist absichtlich mög- lichst erschwert'. Die Grabkammer des Arslan - lasch z. B. ist nur mit Hülfe langer Leitern, die mir leider fehlten, zu- gänt^lich, und das Grab von Japuldak öffnet sich nach einem so steilen Abhang, dass der Zutritt zu ihm höchst beschwer- lich, ja selbst gefährlich sein würde, wenn nicht in spätrö- mischer Zeit der Fels vom westlichen Abhang her durch- brochen wäre Ganz ähnlich .sieht es mit Hamam-kaja, nur ist die Höhe des Felsens geringer. Während also die Aussen- wand in der Regel die Formen einer Hausfassade nicht nach- bildet ahmt das Innere des Grabes in allen mir bekannten Fällen das eines Hauses nach^ Mag das Grab ein (a,6,«./)> oder zwei (c, d) Kammern enthalten, immer ist die Decke als hölzerne Giebeldecke ausgestaltet, in a und d mit sorg- fältiger Angabe der einzelnen Deckbalken. Die Rammern ent- halten niemals vertiefte Ruhestätten fflr die Toten , sie sind entweder ganz leer {6, c, /) oder mit steinernen Totenbänken {a, d, e) ausgestattet. Die Nachahmung der im täglichen Le« ben gebrauchten Ruhebänke ist am besten durchgeführt in d, wo die Koptkissen und die geschwungenen Metallfüsse pla- stisch angedeutet sind; Guilleaumes Skizze (Perrol-ChipiezFig. 196) giebt ein gutes Bild von dem Innern dieses interessanten Grabes, nur ist das linke Tolenlager fälschlich verdoppelt;

* Nur das unter d aufgeführte Grab hat eine grössere Thür, vielleicht ist aber seiue Fa&sade bei späterer Wiederbenutzung verändert ; der Rund- bogen fiber der Tbfir pent nieht m den tweifellos elten Formen des In- neren.

* Nur im Anlen *twob iit die Kaouner gaoi xnh geUssea.

Euuuiunecn btddibm. ni. 128

der Irrtam ISni sieh mit Hälfe des Grandriaaes Pig. 194 leteht beriehtigen.

So Teraehieden der iunere kflnstleriaehe Sehmuek der ge* nannten Gräber ist, in den Hauptzügen der Anlage gehören sie doch deutlich einem Typus an und weichen durchaus Ton den später zu besprechenden jüngeren Werken ab. So lange man die Felsfassaden mit geometrischen Ornamenten eben- falls für Gräber hielt, schien die Frage nach dem zeitlichen Verhälmiss zweier so verschiedener Gräbertypen sehr wichtig, und sie ist verschieden beantwortet worden: Während Perrot ( S. 229 ff ) die geometrischen Fassaden als die ältesten Kunst- werke Phrygiens dem Ausgang des achten und dem siebenten Jahrhundert zuweist, und mit dem zertrümmerten Löwengrab bis zur zweiten Hälfte des sechsten herabgehen will, erklärt Ramsay, Journal of Hellenic studies 111, 1882, S. 28 die Denkmäler mit figürlichem Schmuck für älter als die geome« Irisch verzierten, die er eher ins achte als ins siebente Jahr- hundert setzen möchte, und v/eiat Journal X, 1889, S. 154 unter Berufung auf seinen früheren Aufsatz den Arslan-tasch ins neunte Jahrhundert*, Reber endlich datirt den Arslan- tssch auf 800- 700, das sertrflmmerte Löwengrab bald naeh 700, und läset die Epoche der geometrischen Passaden vom Ausgang des siebenten Jahrhunderts bis zum Beginn der Per- serberrschaft reichen. Alle diese Datirungen sind falsch, weil sie von einer, wie wir sahen, irrigen Voraussetzung über den Zweck der geometrisch versierten Denicmäler ausgehen. Da die geometrischen Passaden eine ganz andere Bestimmung ha- ben, verwenden sie naturgemäss auch andere Mittel der De* koralion , und es hindert nichts, sehr verschieden verzierte Werke für annähernd gleichzeitig zu halten. Ich bin überzeugt, dass sämtliche bisher erwähnten Denkmäler, die Kultstätten

* Wie er den Journal of Hellenic studies IX, 1888, 8. 366 Terfochtenea Ansats im MrtrfiniinMrlen LSwengrabas auf angeflhr 700 mit seiiMiii Sy- stem in Einklang bringen will, weiM ioh aieht, denn disiGrab ^drt doeh offenbar zu leiner erslea KImm.

A. XOBRTt

wie die 6rali%r,- der Zeit Tom Ausgang des siebeDten bis rar Mitte des sechsten JabrhuDderts, also einer verhältntssmässig Ininen Epoche angehören Zu diesem Ansati berechtigt mei- nes Erachtens ein Vergleich mit Werken des ostgriecbischen Kunskkreises, der bisher auffallender Weise noch nie ernslfaaft ▼eraueht ist. Ich möchte ihn im Anschluss an das ioteressaD« teste der Felsgräber vornehmen.

Es ist ein unglücklicher Zufall, dass uns das relchstfe lind sorgfältigst gearbeitete aller phrygischen Gräber in cintin trüm- merhaften Zustande vorliei!;t, der die Reconstruction des Gan- zen vorläufig unmöglich macht. Was ohne Ausgrabungen zu erreichen war, hat Ramsay geleistet, dessen hingebender Ei- fer sich nirgends glänzender bethäligt hat als an diesem von ihm entdeckten Torso; aber ein gesichertes Verständniss des ganzen Werkes kann hier nur eine Untersuchung mit Hacke und Spaten bringen, und es ist dringend zu wünschen, dass diese jetzt durch die Nähe der Eisenbahn erleichterte Arbeit bald vogenommen wird.

Das Grab war in einem vorspringenden Pelsblock derartig angelegt, dass die Nord* und Ostseite im gewachsenen Felsen steckten; währen die West- und Südseite frei standen und mit Reliefe geschrnttckt werden konnten. Feuchtigkeit, Frost und Erdbeben haben den Bau gesprengt , der gröaste Teil der Wände liegt in gewaltigen Blöcken am Boden, nur ein StOck der Nordwand haftet noch am Felsen. Mit seiner Hülfe lässt sich die Breite der Kammer auf 6,30" berechnen und von der inneren Einrichtung ein Bild gewinnen, Die Kammer hatte eine Giebeldeeke mit Nachahmung der Holzbalken und ent- hielt an der Ost- und Südseite je ein Totenlager, in der Süd- westecke einen Steinsitz mit plastisch angegebenen Füssen. Die ganze Nordvvand entlang zog sich eine Art Ausbau, dessen Boden in Bankhöhe liegt und jedenfalls auch als Totenbett diente; seine wagerechte Decke stutzten zwei kurze Säuieu

1 Vor den Einfall der Kimmeiier wM oAr DeUkll-lsieli Vit eiBlfSr Wslunohei|ilio|il(eit |a letpea seia,

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KUINASIAVlSGtfB VrOMtK. ttt, Itt

mit eigentümlichen Palniettenkapitellen. Von der sadiicheo Aussen wand haben sich zwei BroebstQcke erhalten, die Süd* 'westecke mit dem kolossalen Kopf und Rachen eines Löwen (Taf. 3, 1 ) und ein kleinerer Rest (Taf. 3, 4), auf dem Ram- say die gegen einander gestemmten Tatzen eines zweiten Lö- wenpaars zu erkennen meint. Er nimmt demnach auf der Südseite drei riesige Löwen an, der eine soll hochaufgerichtet, die Vordertatzen auf einen Pfeiler gestellt nach der Ecke schauen, während hinter ihm zwei andere gleichfalls hoch autbäumend ihre Vorderpranken ficgen einander stemmen. Diese KeconsU uclion unterliegt aber sclivveren Bedenken ; zu- nächst wäre die ästhetische Wirkung der drei gleichen, zu kei- ner Gruppe vereinigten Tiere möglichst unglücklich, zweitens setzt Ramsays Annahme eine Kammerlänge von 9,40™ voraus, die an sich auffallend ist und mit den vorhandenen Resten kaum vereinbar erscheint. Die Westwand ist vornüber ge- fallen, also jetzt weiter von der feststehenden Ostwand ent- fernt als früher; wie sollen da so viele riesige Blöcke in der Lücke zwischen beiden (am besten auf Rebers Tafel 2 zu be- trachten) untergebracht werden, und wo sind die gewaltigen Steinmassen geblieben? Üass der untere Teil der Kammer- wand jetzt in der Erde steckt, ist klar, aber dasselbe für die grössere Hälfte des Oberteils anzunehmen, gestattet meines Erachtens der Befund nicht. Endlich aber, und das ist die Hauptsache, kann ich die frai^lichen Reste nicht für zwei i^ö- wenlalzen halten. Die in stuni{)fern Winkel an einander stos- senden Stücke sind nach Ausweis unserer Taf. 3, 4 keines- wegs gleich, wie sie es als Tatzen gleicher Tiere sein müssten; der augenartigen Kugel an dem rechten kürzeren Stück ent- spricht kein ähnlicher Bestandteil des linken, das ja freilich für eine l^aubliertatze gelten kann Was dargestellt war, weiss ich Dicht, aber ein Tatzenpaar war es schwerlich und damit

* Blnnts Zeichnung Joumai III 6. tZ fst,gerade wall er keine Vemnitang über die Bedealung dei Fngnientf liatte, lieoer eis die AbbUdongeft in Ranueje spiteiem AnfMti.

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A. KOmTB

-wird Bamsays ganze Reconslruction recht unwahrscheinlich. Ich bedaure lebhaft, keinen andern Herstellungsversucii vor- acblagen zu können ; man wird die Ausgrabungen abwarten müssen.

Das Hauptstuck des Grabes, der riesige Löwenkopf der Süd- westecke ist Taf. 3, 1 aufgerichtet abgebildet, während er in seiner jetzigen Lage die Scbnauie tur Erde kehrt; diese Dre- bong der Photographie zwang dazu, das umgebende Erdreich fortznlassen ; der linke Rand unserer Abbildung ist also nur die Grenze des fiber der Erde sichtbaren Teiles des Blockes, kein Bruch , wie man meinen könnte. Es ist flberraacbend, wie sehr der Kopf in seiner natfirlichen Haltung an Leben und Ausdruck gewinnt.

Das erhaltene Stock des Tiers misst vom unteren Rande bis zum Scheitel 9,95", die Höhe des ganzen Löwen wOrde in der von Ramsay angenommenen Stellung etwas über 6" betragen ; ich halte es aber nicht fiOIr ausgeschlossen , dase er sass und nur den Oberkörper aufgerichtet hatte > wie z. B. ein Löwe auf dem kürzlich Ton Couve veröfitentlichten alten attischen Gefäss ( 'EtprjAjpii; a.picno\oyiKy) 1897 Taf. 6), dann würde sich seine Höhe auf etwa 4.50" vermindern. Das Auf- fallendste an dem Werk ist die starke gleichmässig durchge- führte Stilisirung aller Teile. Die Schultermuskeln gleichen einer Bandschlinge, die Zotten der Mähne sind von dei- Stirn bis zum Nacken durch eine Reihe gleichmässiger Löckchen angedeutet und vorn begrenzt ein schmaler vom Ohr zum Hais laufender Wulst mit Fischgrätenmuster die Mähnenpar- tie; auch die fleischigen Teile der Schnauze sind in regel* massige Wülste zerlegt. Dass der Künstler keinen Löwen aus eigener Anschauung kannte, lehrt die Bildung des flach an- liegenden dreieckigen Ohrs, der grossen weit vorquellenden Augen und des geöffneten Bachens» in dessen Unterkiefer nur

Löwen in dieser SIcIIiiiik konimen mehrfacli auf deti plirygisclien Fcls- gräberu der Kaiserzeit vor, die deo alten üräbero luauche Motive entlebnen, s* a hl Ajat-in und Bc^-lUH.

KLSIWASUTtSCttB STUDIBN. lit.

der vorderste halb abgebrochene Zahn als Reisszahn, alle aa- dem als Mahlzähne geslaltel sind. Die Zähne des Oberkie- fers sind abgebrocbeo.Die Zunge scheint vorne über die Unter* lippe herabzuhängen. Die Stilisirung ist bisher allgemein auf den GinfluM des Ostens.auf ABBjfrer,Hetbiter oder Syro-Eappa« dokier zurückgeführt worden, aber bei keinem dieser VdUcer findet man für die Binselbeiten dee Werka eo genaue Analo- gien wie bei den Grieeben. Ba wird mitunter terg^ssen, daaa auch die arehaiache griecbiecbe RuDst in einer Zeit die Kdr- performen lebender Wesen omamental au stilisiren liebt, und gerade an solchen fremdartigen Gesebdpfen wie Greifen. Sphin- gen, Löwen betbätigt sieb diese Neigung besonders gem. Mag auoh der Trieb sum Stilisiren ebenso wie die Fabelwesen selbst aus dem Osten stammen, die Griechen haben aus den übernommenen Elementen neue und selbständige Gebilde ge- schaffen (vgl. Furtwänglers Artikel Gryps in Roschers Lexi- kon), und ein hellenischer für dekorative Zwecke geprägter Löwentypus scheint mir unserm ja auch rein dekorativ ver- wendeten Löwen zu Grunde zu liegen. Auf Taf. 3 sind unter 2 und 3 in beträchtlicher Vergrösserung zwei Elektron-Münzen des Berliner Münz - Kabinets abgebildet, die wichtige Verglei- chungspunkte bieten. Die Abdrücke, welche den Abbildungen zu Grunde liegen, verdanke ich der Freundlichkeit des Herrn H. Gabler, ßabelon weist diese Ürittelstatere {Revue Numis- matique Xlil, 1895, S. 318 ff.) mit überzeugenden Gründen Milet zu, und setzt sie in die zweite Hälfte des sechsten Jahr- hunderts. Auch diese Löwenköpfe sind ornamental atilisirt; der Knopf mit kurzen Strahlen aul der Stirn ist ganz phan- tastisch und, wie Purtwängler (a a. 0. S. 1758) bemerkt bat, dem bekannten Knopt dea archaisehen Gieifentypua nächst ver- wandt. Man beachte auch, wie bei dem unteren Exemplar (3) die Zähne als runde Perlen wiedergegeben sind. Mit dem phrygisehen Löwen teilen die Mttnien die übertrieben flei- schige, gleichsam geschwollene Bildung der Schnauie und Tor allem die eigentümliche Mähnenbehandlung. Genau derselbe Wulst mit dem Fisebgrätenmuster kehrt bei ihnen als Ti^rdm

4id A. tOBRTB

Begrenzung der Mähne zwischen Ohr und Hais wieder, nur läuft das Muster bei dea Münzen aufwärts, aut dem Relief abwärts. Eine Reihe korzer Striche, den Löckohen des Reliefs entsprechend, zieht yon der Stirn bis in den Nacken und die zwischen diesen Grenzen liegende Mähnenfläche ist in Nr. 2 durch kurze schräge Striche, in Nr. 3 durch Punkte be* lebt. Auch auf dem Relief war die Hauptmasse der Mähne nioht flbergangen; noob sind geringe aber sichere Um rise - spuren flach eingegrabener spitier Zotlen Ober dem Schuller« muskel und hart an dem Fischgrätenmuster in Höhe des Un- terkiefers sichtbar, und wir dürfen sie uns auf die ganne Fläche zwischen Wulst und Löokchen ausgedehnt und durch Farbe belebt denken. Dass eine weitgehende Bemalung die Wirkung des Reliefs hob, glaube ich mit Bestimmtheit aus den am Auge erhaltenen Spuren folgern zu dOrfen ; auf un* serer Tafel ist der dunkle Kreis der Pupille deutlich zu er- kennen ^

Dieselbe Wiedergabe des vorderen Mähnenrandes durch ein Fischgiäten muster ündet sich auch bei dem Löwen eines Bronzebeschlags von Polledrara [Journal of Hellenic studies XIV, 1894, Taf. 8), der sicherlich dem ostgriechischen Kunst« kreis angehört.

Nocli ungleich näher als die Münzen und der Bronze -Be- schlag steht alter dem Relief in der Gesamlwirkung der I^ö- wenkopf, weicher die bekannte macmiliansche Lekythos des Brittisohen Museums [Journal of Hellenic studies X, 1889, Taf. ö, noch besser XI, 1890, Taf. 1-2) krönt, so seltsam es scheinen mag* ein Kolossairelief mit einem 68""° hohen Ge« fässchen zu vergleichen, liier haben wir dieselbe übermässig fleischige Bildung der Sehnauze, denselben breiten Rachen,

4 leb babe diese Sparen nieht am Original, sondern inerst anf mefaier»

der Tafel zu Grunde liegenden Photographie bemerkt. Da ich sie dann auch auf drei anderen von Berggren und mir zu Terschiedenen Zeiten gemachtco Aufnahmen wieder fand,scbeint mir eine Täuschung durch Zufälle det Be» iMditung ausgenMoiiStt«

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KLKlMASlAtlSCHB STUDIEN, itt, ft9

die eDg anliegenden dreieckigen Obren Mlieh kleiner und höher sitzend die gleiche aeltsameMähnenhehandlung. Zwar fehlt die hintere Reihe der Lfiekchen» ihre Stelle nimmt der Henkel ein, aber die Hauptmasae der Hähne wird hier wie dort darch spitxe angemalte Zotten angedeut^ und ihren vor- deren Absebluas bildet eine schmale einfach gestrichelte Borte, deren Wirkung sieb von dem Fischgrätenmuster nicht sonder- lich unterscheidet. Alle diese Obereinstimmungen sind ebenso viele Abweichungen von dem naturgetreuen Bilde eines Lö- wen, sie können also nicht zufällig sein, sondern mflssen ei- nem von der dekorativen Kunst ausgebildeten Löwentypus angehören, liass dieser Typus aber eine hellenische Schöp- fung war, scheint mir durch das protokorinthische Gefäss er- wiesen.

Wer sich hei der Betrachtung des Löwen von dem starken Einfluss griechischer Vorbilder noch nicht fiberzeugt hat. wird sich dessen Anerkennung kaum entziehen können, wenn er die Skulpturen der Westseite mit griechischen Werken ver- gleicht. Das HauplBtück der Westfassade befindet sich an dem- selben Eckblock wie der Löwe, ist aber dem Boden zugekehrt und tief in die Erde eingesunken. Ramsay hat 1887 ein Loch darunter aushöhlen lassen, das die Möglichkeit gewährt die Skulpturen zu untersuchen, doch ist es nicht leicht, von einem Roloesalrelief ein Bild zu gewinnen, wenn man auf dem ROcken unter dem Felsblock liegt und das Relief in kellerartiger Dun- kelheit in einer Entfernung von 90*" Ober sich hängen sieht. Natfirlicb ist eine auf Grund solchen Studiums entworfene Skizze sehr unvollkommen , und es verdient Bewunderung, dass es Ramsay und Hogarth ttberhaupi gelungen ist, ein in den Haupizügen gesichertes Bild der Fassade zu geben. Mit Benutzung eines kleineren daneben liegenden BruchstOeks, das Arm und Waffenreste eines Kriegers zeigt, hat Ramsay folgende Composition hergestellt {Journai IX, 1888, S. 863 Fig. 9): Zwei mit Helm, Schild, Panzer, Schwert und Speer ausgerü- stete Krieger richten die Spitze ihrer Waffe auf ein gewaltiges Gorgoneion, an das sich unten der Rahmen des viereckigen

ATBIN. MITTHBILUIIGBN XZUl. 9

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A. KOfttltfi

EiogangsloebM sarGnibkammer anscbliesst. Der rechte* Rrie. ger ist bis sar Hofte erhaltOD, tod dem linken sind nar die er- wähnten Reste auf einem kleineren Block und die Speerspitie neben dem Gorgoneion vorhanden. Einige Kleinigkeiten glaube ich in Ramsays Skizie berichtigen lu können, wiewol ein sicheres Urleil erst nach Freilegung iles Blocks möglich sein wird. Auf der StQtae des Helmbuscbs ist ein rundes Auge an- gegeben, die StQtie demnach sicher als Vogelkopf gestaltet, der Helm reicht nicht so weit in den Nacken hinab, ein hinten ab- gerundeter Haarschopf quillt unter seinem Rand hervor, und der wagerechte Streifen vor dem Leib des Mannes ist wol ein Gurt über dem ein Sclivvertgriff sichtbar wird. Ferner glaubte ich an dem Gorgoneion spitze Ohren und über der Stirn einen Kranz breiter Buckellocken walnzunehmen.

Dass die Bewaffnung der Krieger der griechischen ent- spricht, ist Ramsay natürlicli nicht entgangen, er sucht aber diese Übereinstimmung durch eine künstliche Hypothese zu erklären (a. a. O. S. 3ö4 f.): Ilerodot erzählt I, 171, dass die Karer Helmbusch, Schildzeichen und Schildhandhaben er- funden hätten, deshalb hält Kamsay die BewatTnung des Re- liefs für die karische, die auch den Phr^gern als den nächsten Verwandten der Karer eigentümlich gewesen sei. Diese An- nahme ist höchst bedenklich. Zunächst waren Phryger und Karer keineswegs verwandt, wie die vortrefiQlchen Untersu- chungen Kretschmers (Einleitung S. 376 ff.) ergeben haben, und dann sind die Worte Herodots, der überdies von einer weit surQckliegcnden Zeit , vor Broberung der Inseln durch die Hellenen, spricht, viel zu allgemein, um gerade diese be- stimmte Form des Helms und der andern Waffen als kartseh in erweisen. Das Eigentümlichste an dem metallenen mit Na- senschirm versehenen Helm ist der Busch, der auf einer nie- drigen StQtie in Form eines Vogeikopfes ruht und in iwei

' Nicht der linke, 'Viie es auf Saint- Eime Gautiers sonst sehr geschickter Zeichnung bei Perrot F- ig. 117 (z. T. uiederbolt beiDaremberg und Saglio, Dietionnaire 11, 2 8. 144U) dargesLelll ist.

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KtBDusuTiaciB mMBs. m. f M

langen Spitzen gleichmässig nach vorn und hinten herab- fallt': das ist eine der vielen Formen. die der Helmbusch bei den Griechen anuenommen hat. freilich keine der üblichsten. Auf den älteren Vasen herrschen zwei andere Formen vor, der Buscli sitzt entweder in seiner ganzen Länge ohne Stütze auf dem Helmkopf selbst aiif^ oder aber er wird von einer hohen Stütze getragen, fällt nur hinten in langer Spitze herab und ist vorn gerade abgeschnitten. Neben diesen mit Vorliebe auf denselben Dt-nkmälern verbundenen Formen, kommt aber auch eine dritte zwiscin n lieiden stehende vor. der Heim mit niedriger Stütze und gleichmässig nach vorn und hinten wal- lendem Busch. Das älteste mir bekannte Beispiel ist eine zu den Ausläufern des iJipylonstils gehörige \"ase , die Pernice Athen. Mitlheilungen X\ II. 1892. S. 214 Fig. 3 und Taf. 10. 9 veröfTenllicht bat. Etwas junger, aber noch dem sieben- ten Jahrhundert angehörig ist dann die N ase des Arislonothos (Mon. deW Inst. IX Taf. 4; Wiener Vorlegeblälter 1888 Taf. 1. 8. vgl. Bobert bei Pauly- Wissowa II S. 96ß unter Arislonoplios j , deren oslgriechischer Ursprung vvol ausser Zweifel steht: auf ihr sind alle Kriek'Pr mit solchen Helmen au-^gestatlf^t /wei weitere Beispiele bietet der bekannte Eu- phorbos- l elier i Salzmann, Nccropole de Camiros Taf, 53; Brunn. Kunstgeschichte I Fig. 114 ). und zeitlich am nächsten wird dem phrygischen Belief die Darstellung eines gleich be- helmten Kriegers auf einem klazomenischen Sarkophag stehen (Antike Denkmäler I Taf. 46, 4). Wenn wir endlich den- selben Helm auf einem cInn as jüngeren lykisrhen Belief (Per- rol -ChipiezFig. 279 } wieder finden, so dürfen wir auch dies Beispiel bei der bekannten .\bhängigkeit der lykischen Kunst aus lonien herleiten. Fur den Vogelkopf der Stütze kann ich 2. B auf eine cärelaner Hydria [Mon. deli Inst. \ I Taf, 18), alao wieder eia o&t^iechiacbes Werk, verweisen. Auch der

< Perrot bllt 8. 175 den Bnieh idlaaaier Weise IQr eine Metalbebeibe. * Einen lolefaen hub VeisMeb mU den pbrjgieelien wenig fee^neten HdHi bildcl Perrol Fig. 119 ab.

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fiSI

A. KOBRTf

rande Haarscliopf. den ich unter dem Helm wahrzunehmen glaubte, kehrt auf ostgriechischen Vasen wieder; er ist der jonische Krobylos (vgl. Studniczka, Arcb. Jahrbuch XI S. 267 f. ). Diese Frisur ist zwar bei behelmten Kriegern selten, kommt aber doch vor, z. B. auf einer Vase dea Duria (Wie- ner Vorlegeblätter VII Taf. 1).

Die angeführten Beispiele stellen es ausser Frage, dass die Krieger reingriechische WafTen tragen , und wer die Streiter auf dem Eupborbos-Tellpr oder den des klazomenischen Sar- kophags mit ihnen vergleicht, wird nicht im Zweifel darüber aeiOidaas der phrygische Künstler den ganien Typus des Kämp* ferpaarsderostgriecliii^chen Kunst entnommen hat; in der Aus- fohniiig ist ihm freilich alles steifer und derber geraten als wires bei seiner Vorlage voraussetien dürfen. Dass die un- kriegerischen Phryger ( vgl. Göttinger gelehrte Anzeigen 1897 S.d90) selbst jemals solche Waffen getragen haben, wie Ram* say annimmt, bezweifle ich sehr. In Xerxes Heer waren sie Dicht wie die Griechen, sondern fast genau so wie die Paplila- gonier ausgerüstet (Herodot VII, 73). und da die gleiche Be- waffnung der Armenier ausdrücklich durch ihre AbstaromuDg TOD den Phrygero erklärt wird, muss diese Rüstungsart die- sen von Alters her eigentümlich gewesen sein. Schwerlich wäreo sie lu den primitiven geflochtenen Heimen der Paphla- gonier zurückgekehrt, wenn sie ein paar Menschenaiter früher grieehisehe Metallhelme geführt hätten. An eine naturgetreue Darstellung selbstgesehener Vorgänge denkt eben der phrygi* aohe Steinmetz gar nicht; seine Krieger sind genau so deko- rativ, wie sein Löwe ; aus der Fremde hat er sie fertig bezogen.

Mit dem Gorgoneion wird es nicht anders stehen, obwol ich flAr dies keine so schlagenden Analogien beibringen kano. Seine Beurteiluog wird durch das Fehlen der Beroalung noch erschwert, die offenbar bei ihm sehr reiehlieh angewendet war. Vor allem waren die Augpn nur ausmalt, und auch der Bart wird durch Farbe aogedeutet gewesen seio. Die tieri- scheo Ohren, die an jonische Silenatypeo eriDDcm, aiod bisher bei reingriechischen Gorgoneien nicht nachgewiesen und mö-

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^eo eine Zuthat des phrygiaehen RQnsÜere sein ; die Umrah- mung der Stirn mit regelmässigen Löckeben findet sieh ähn- lich bei dem kleinen Gorgoneion der erwähnten maemillan- sehen Lekythos und bei einer hochaltertamlichen kleinasia- tischen Elektronmanse, die man vermutungsweise Parion au- geteilt hat *. Ramsay nimmt an (a. a. 0. S. 364), dass die ganze Figur derGorgo knieend, in dem altertOmliehen Laofschema, dargestellt gewesen sei, aber das scheint mir gans unglaub- lich. Wenn man sich wirklich die barocke Idee eines Grab- eingangs durch den Leib der Gorgo gefallen lassen wollte, so mflsste dann doch wenigstens seine Umrahmung als Körper oder Gewand gebildet sein, auch könnten die Arme und Schultern unmöglich fehlen. Die Pratxe ist meines Erachteos als Apotropaion Ober den Eingang gestellt, so wie man sonst etwa einen Phallos Ober dem Grabe anbringt*. Im Grunde ist es also gar nicht das Gorgoneion, das die Krieger bekämpfen, sondern Krieger und Gorgoneion bedrohen gemeinsam Jeden, der sich der Pforte naht, um den Frieden des Grabes zu stö- ren. Die Häufung zweier apotropäiecher Motive erzeugt den Schein eines Rampfes zwischen ihnen.

Es war nötig, den starken Einfluss der griechischen Kunst auf die phrygische an einem Beispiel ausfOhrlicher nachzu- weisen; bei den andern Denkmälern derselben Klasse kann ich mich nun kOner fassen. Ohne weiteres schliesst sich zu- nächst Arslan-kaja (Taf. 9 und Fig. 3) an; der griechische Mäander spricht hier ebenso laut filr hellenischen Einfluss wie die in starker Rundung emporgebogenen FlQgel der Sphingen; denn diese FlQgelbildung hat Furtwängler als Eigentum der Griechen erwiesen (Roschers Lexikon I S. 1758). Der LÖwe der Nordostseite (Fig. 3), filr dessen kolossale Klauen s. B.

* OaMogue of 6mk eoliu. Amte Taf. 2, 14, Fürtwingier in Roselwrs Lexikon X S. <7M; vgl. Babelon, Revue Numismatique XllI, 1895, 8. 40.

' Als Phallos (leutel Perrot S. 123 viclicichl mil Roclil den seilsamen Ge- geustaiHl am Grabe von Japuldak, zu dessen Seiteo wahrscheinlich swei bliere, jedenfalls uicbt Pferd und SUer stehen.

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A. KOERTB

das frühattische Gefäss 'E^ruEpU xp^. 1 897 Taf. 6 eine Ana- logie bietet« ist von den Sphingen nicht zu trennen; in seinem breiten etwas weichen Stil erinnerte er mich an den Fries von AsBOB. Dieser Löwe steht aber wiederum in dem Verzicht auf Btrenge Stiiisirung dem grossen Löwengrab ( Arslan - tasch) eehr nahe, und schon deshalb werden wir für dies ein ähn* liebes Verhältniss zur griechischen Kunst annehmen dürfen; von irgend welchem nordsyrischen Ginfluss kann ich nichts an ihm bemerken*. Die Ähnlichkeit mit dem mykenischen Lö- wenthor, die wol jedem Beschauer anflällt, erklärt sich dann ganz anders, als Ramsay (S. 369 ff.) meint« der das Löwen - thor in das VI II. Jahrhundert hinabdraeken und das Motif aus Phrygien herleiten will Das Verhältniss ist gerade um- gekehrt: Die auswandernden Aehäer, die in der neuen Heimat zu Joniem wurden, haben einen Rest ihres reichen Erbes an Kunstformen mit in die neue Heimat gerettet und dort ebenso treu gehütet, wie ihre belroisehen Sagen. Das Fortleben my- kenischer Motive in den ostgriechischen Vasen ist langst beo- bachtet worden ( Purtwängler, Bronzefunde von Olympia S. 45) und wir dürfen holTen, das Gleiche in der grossen Kunst wahrnehmen zu können., wenn wir erst einmal mehr altjoni- Bche Werke besitzen. Einstweilen giebt das phrjgische Felsen- grab vranigstens einen Nachhall der altmykenischen nach Jonien hinfibergeretteten Weise. Der Zusammenhang beider Denkmäler ist kaum zu bestreiten, und es ist Willkür eines von ihnen aus dem Zusammenhang der ihnen benachbarten Werke heraussureissen ; folglich muss das phrygisehe Grab Yiele Jahrhunderte jünger sein als der mykenische Thor- sehmuck, und als Vermittler zwischen beiden sind nur die Jonier denkbar.

* Rebers gewundeoe Sitae (8. 547 AT.), die deo oordsjrischea Einfluss beweisen follen,bedQffm keiner Widerlegung. 8eine frr%e AttflTassnng über den Zweck der geometrischen Passaden und ihr zeitliches Verh&ltniw la den Felsgrftbem hat ihm den Weg zu deren stiliitisober Würdigung Ter- sperrt.

* Ähnlich urteilt Brunn, Kunstgeschichte I 8. 28.

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Die OberoioBttmmung beider Reliefs gpht freilich bei ge- naueram Zusehen nicht ganz so weit, wie man anfange meint. Auf beiden Denkmalern sehen wir zwei machtige aufgerichtete Löwen, die ihre Vordertatien auf eine hohe Basis setaen und einen Pfeiler swischen sich haben ; aber die mykenischen L0* wen sind viel ruhiger in ihrer Haltung als die phrygischen und sie kehrten ihre jetzt yerlorenen Köpfe dem Beschauer zu, wahrend jene in Seitenansicht dargestellt sind. Uniäugbar wird der apotropäische Zweck durch die Haltung der phrygi- sehen Löwen weniger klar zum Ausdruck gebracht ; sie fahren zwecklos aufeinander los, dagegen gestattet die Kopfdrehung der m)'kenischen keinen Zweifel darüber, wem ihr Drohen gilt. Schon liierin verrät sich, dass der phrygische Steinmetz von der eigentlichen [kdeiilung des alten Typus kein so kla- res Bewusstsein hatte. wie der mykenische und noch deutliclier lehrt dies ein Vergleich der Architekturglieder zwischen den Tieren.

In Mykene ist die Säule mit allen ihren Teilen durchaus klar und genau wiedergegeben, der Pfeiler des Arslan-tasch hat unten die flüchtige Andeutung eines Sockels und oben geht er stark ausladend aber ohne deutlichen Absatz in eine Art Balken aber, dessen von Reber (S. 54b) bemerkte T- Form meines Brachtens keinerlei architektonische Bedeutung hat. Der Steinmetz hat von der Felsoberfläche so viel stehen lassen, als die Tierkörper gestatteten ; so sind der Nackenlinie der Löwen folgend die ankerartigen Htkea an dem oberen Streifen stehen geblieben. Der ganze Querbalken samt Ansätzen ist also im Grunde ein Werkzoll , der nur an den sorgttltig gearbeiteten Kanten des Pelsblocks fortgenommen ist. Auch der Pfeiler zwischen den Tieren ist für diesen Künstler nicht viel mehr als ein Streifen Werkzoll ; darum hat er den Ver- such einer scharfen architektonischen Gliederung gar nicht ge- macht. Auch die Ausfahrung der Tiere verdient das Lob nicht, das ihnen Reber auf Kosten der mykenischen Löwen spendet; ihre stärkere Wirkung beim ersten Anblick beruht wesent- lich auf der Erhallung der Köpfe. Gewiss sind sie flott und

A. Konm

wirkuogsToU estworfes, aber et ftlilt das Sireben, die Biiml- Ibrmao treo wiedenogebeo'. Wie müht sieb der mykenl- •ehe Kfiostler nns alle Gliedmasseo der Tiere, die beiden Vor- der- and die beiden Hinterbeine tu leigeo, der Phrjger maeht sieh die Saebe leiebler; von den mrflcfcstebenden Hinlerbeinen find nur die Obenebenkel angedeotet und die entspreebea- den Vorderbeine fehlen fßüükh. Um die Versebiedenbeit beider Werke kurz aossudrticken : die mykenisehen Löwen wirken trotz ihrer Unbeholfenbeit monumental, die pbrygi- ichen nur dekorativ. Auf eine bemerkenswerte Obereinstim- mung beider möchte ich zum Scbluss noch hinweisen. Ram- say (S. 568 Anm. 3) und Reichel ( Homerische Waffen S. 16 Anm.) haben die Tiere des Löwenthors gewiss mit Recht für weiblich erklärt, und für die des Arslan - tasch ist dasselbe Geschlecht mit Sicherheit aus den Jungen zu erschliessen, die unter den Alten neben dem Eingang liegen. Die Nackenbildung scheint zwar für Löwinnen nicht recht zu passen, wie Heber richtig bemerkt (S. 547 ), aber damit nimmt es ein dekorativer Künstler nicht so genau ; gerade in der jonischen Kunst kom- men bemähnte Löwinnen mit Zitzen nicht ganz seilen vor (vgl. Petersen, Rom. Mittheilungen IX S. '291 Anm. 2) und diese eigentümliche (iildunf^ hat sich in Phrygien zäh behauptet. In Siwri-hissar fand ich eine aus Pessinus stammende Löwen- figur, auf deren Leib eine spate Grabschrilt eingegraben war (Athen. Mittheilüiigen XXII S. 48 Nr. 31 ); die Zitzen waren deutlich angegeben, aber am Nacken ein Mähnenrest erhalten, der Kopf fehlte. Die V^erbindung bemähnler Löwen mit Lö- wenjungen ist also ein weiteres Anzeichen fur die Abhängig- keit des phrygischen Steinmetzen von jonischen Vorbildern.

Mit ebenso wenig Recht wie bei dem Arslan - tasch hat man hethitischen EinÜuss bei einem Felsreiiel angenommen, das

* Die «nf RaoLsajrs Skizze (JowrtuU IX 8. 368) angegebMiea Biaidlieiten kann ich luin grossen Teil nicht für richtig halten. Sicher ist ÜNatr. dass dleie Zeichung die Gesamt Wirkung gänzlich verdirbt; SO plupipttnd fldchsam fUUgesto|itl seilen die Löwen denn ducb nicht aus.

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KLEINASUTISCHB STUDIEN. 111.

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ich hier anschliessen will , obwol es nicht zu einem Grabe gehört. Wenn man vom Midasdenkmal zum Pelsplateau em- porsteigt, bemerkt man rechts neben einem Pelsaltar ein 0,75" hohes, 0,62*" breites Relief, das Fig 12 nach meiner Photo-

Fig. 12

graphie wiedergiebt Die Erhaltung ist leider schlecht, na- mentlich das Gesicht der Figur ist stark beschädigt, auch ge- staltet die Roheit dei Arbeit kaum von einem bestimmten Stil zu reden, aber zuversichtlich darf man sagen, dass alle jene

* ijhrr die von Ramsay elwas weiter abwärts beol)achtelcn Reliefs {Jour- nal III S. 6 IT. ) waf^e ich ebenso wenip etwas zu sapen, wie über da.s von ihm am Haniam-kaja bemerkte {Journal X S. Iß5), jedoch kann ich Perrol.s Zweifel an ihrem altphrygischen Ursprung (S. 171) nicht teilen.

' Die bisherigen Abbildungen Journal of Hellenic studies III S. 9, Perrot- Chipicz IV Fig. 353, Athen. Millhcilungen XIV 8. 18? und Reber S. 583 sind mehr oder weniger unzulänglich ; in unserer Abbildung ist der Stil etwas verweichlicht, aber die Einzelheiten sind (reuer al^ aqf dei> äl^crci) wiedergegeben.

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A. KOBRTE

Eigentümlichkeiten der Tracht und Bewegung fehlen, an denen hethitische oder syrokappadokiscbe Werke auch bei schlechter Erhaltung so leicht zu erkennen sind. Dargestellt ist ein nach rechts gewendeter Mann in Schrittstellung; sein faltenloses Gewand reicht bis ans Knie, auf dem Tielleicht bärtigen Kopf tragt er anscheinend eine eng anliegende Kappe *, unter der hinten ein au^ebundener Haarschopf hervorquillt. Ob seine Püsse beschuht sind, ist nicht xu erkennen, JedenfoUs stecken sie nicht in hethitiscben Schnabelschuhen; über seiner Schulter wird ein Gegenstand sichtbar, den ich für einen Köcher halten möchte, und in der Rechten tragt er einen Stab von eigentOmlicher Perm. Der ziemlich dicke Stock läuft oben gabelartig in zwei dOnne geschwungene Enden aus. deren Spitzen auf meiner Photographie mit Sicherheit zu erkennen sind, auch am Original habe ich sie gesehen ; ob diese Enden unmittelbar tther der Gabelung einmal verschränkt sind wie bei der gewöhnlichen Porm des griechischen Kerykeion, weiss ich nicht bestimmt zu sagen ; der Pels ist gerade an dieser Stelle stark beschädigt. Nach der Photographie ist mir solche Versehränkung nicht wahrscheinlich und die in der Abbildung gegebene Porm wird richtig sein. Die von Ramsay S. 9 mit Recht hervorgehobene Verwandtschaft mit dem griechischen Kerykeion wird dadurch nicht beeinträchtigt.denn dies ist von Haus aus nichts ab eine gegabelte Rute, ein Zwiesel (Preller- Robert, Griechische Mythologie I S. 412; Mflnsterberg, Arch. Epigr. Mittheilungen XV S. 1 42 ), dessen Enden keineswegs immer verschränkt sind (vgl. Röm. Mittheilungen II Taf. 8,1), auch ebenso gut zweimal wie einmal verschlungen sein kön- nen (Gerhard, Auserlesene Vasenbilder III Taf. 170). Das Kerykeion berechtigt uns aber nicht, die Pigur des Reliefs Hermes zu nennen, wie Ramsay vorsehlug, denn es ist ur- sprünglich ein Symbol der Herrscbergewalt. das dem gölt- liehen oder menschlichen Botschafter der geheiligten Majestät

< HögUcber Weise ist der Kupf unbedeckt ni denken.

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gleichsam zur Beglaubigung eingebändigt wird So trägt auf der Dodwellvase Agamemnon das Kerykeion und auf den bei- deo angeführten Gefasaen, die derselben jonischen Fabrik ent* stammen, finden wir es einmal in der Hand des Zeus, das andere Mal führen es zehn Geronten. Demnach werden wir die Figur des phrygischen Reliefs als einen göttlichen oder menschlichen Herrscher bezeichnen dürfen ; eine genauere Bestimmung ist unmöglich. Die beiden Gegenstände vor ihm kann ich nicht für hetbitische Hieroglyphen halten, denn sie haben mit keinem dieser Zeichen Ähnlichkeil, ebenso bedenk- lich scheint mir aber Rebers Deutung als Opfergaben auf einem Altar. Der Schein eines Altars entsteht dadurch, dass rings um die beiden Gegenstände nur so viel Reliefgrund verlieft ist, als eben nötig war, also unten und oben weniger als für die menschliche Figur. Den unteren Gegenstand weiss ich nicht zu benennen, der obere ist i<ein Vogel , sondern wol Bweifellos eine phrygiscbe Mütze und als einzige altphrygische Darstellung des einzigen noch heute lebendigen Erzeugnisses der phrygischen Kultur nicht ohne Interesse. Nicht als Opfer- gaben, auch nicht als Hieroglyphen sondern als Altribute werden die beiden Dinge dem Bilde des Herrschers beigefügt sein Von Bedeutung ist es, dass die einzige Eigentümlichkeit, die sich mit Sicherheit an einen fremden Kulturkreis anknüp- fen lässt, das Kerykeion, wieder nicht nach dem Osten, son- dern nach Jonien weist.

Von den Pelsgräbern, an denen sieh die Abhängigkeit von der jonischen Kunst desVII. und VI. Jahrhunderts am besten beobachten lässt, sind die geometrisch verzierten Kultstätten seitlich gar nicht zu trennen. Die Brücke zwischen beiden Denkmälerklassen schlägt der Arslan - kaja, der durch seine Skulpturen ebenso unlöslich mit den Pelsgräbern wie durch seine ganze Anlage und seine Inschrift mit den geometrischen

* Ich verdanke diesen Hinweis Löschcke, von dem wir eine erschöpfende Behiodlung; des intenmaoten Sloflk erltoffen dürfOQi

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A. KOBRTB

Fassaden verknüpft ist. Diese Passadeo mit ihren reichen Mustern sind die seibständigslen Erzeugnisse der phrygischen Kunst, um so wichtiger ist es, dass auch sie sich dem über- mächtigen jonischen Binfluss auf die Dauer nicht haben ent* sieben können. Sphingen und Mäander des Aralan-kaja sind ebenso sicher hellenisch wie der Lotosknospen- und Palmelten- Pries des Kütschuk- jasili - kaja, dessen Herkunft ich oben (S. 114 ff.) naebg^wiesen habe.

Wenn wir von den geometrischen Muslern abseben, siebt es um die phrygische Kunst nicht anders wie um das phrygi- sehe Alphabet; alles Wesentliche ist von den kleinasiatiscben Grii^chen entlehnt, nur Einzelheiten sind nach tiedarfniss ge- ändert und binzugethan. Dieser Sachverhalt kann nicht mehr Oberraachen, seit wir wissen, dass in der ersten Hälfte des sechsten Jahrhundorls auch echte Erzeugnisse der jonischen Plastik (Athen. Mittheilungen XX S. t ff.) und Keramik (Ebenda XXII S. *27 f.) naeb dem phrygiseben Hochlande eingeführt worden sind.

Prägen wir uns nun, wann dieser mächtige Einfluse des Hel- lenismus begonnen hat, so bietet die Zurückdräogung der Rlromerier den nattkrlicben terminus a quo. leb sebe keinen Grnnd, eines der phrygiseben Denkmäler*, zu denen uns ost- griecbiscbe Werke des siebenten and seebsten Jahrhunderts die meisten Analogien gegeben beben, fiQr älter lu ballen als rund 030. Damals war die Macht der Kimmerier gebrochen, Lydien hatte das Untertanenverbältniss zu Assyrien gelöst und war wieder in die Reibe der asiatisoben Grossmäehle einge- treten (vgl. Rädel, LaLydie et le monde grec S. 132). Durch die Vorberrsebaft der balbbellenisirten Lyder wurde den Joniem der Zugang zum Innern Kleinasiens geöffnet. Eine tiefe Kluft trennt die im engeren Sinn phrygiseben Denkmä- ler von allen Kulturresten, die sieb auf dem weilen Hochlande aus älterer Zeit erhalten haben Die Reliefs von Gjaur - ka-

* Nur Delikli - tasch ist wol älter.

' yb«r diese vgl. besouders I|irachrel4. Pie FelseareMeb ii| l(leia>

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ItLEINASlAtlSCriB STÜÖtEN. III.

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lessi, Eflatun - bunar, Fassilar und Ibris, die Hieroglyphen Ton Bey - kdi und Kölitolu haben mit den Werken, die uns beschäftigten, so gut wie nichts gemein, sie hängen ehenao deutlich von der alien Kunst clo«^ Ostens ab wie jene von der des Westens. Dass zwischen beiden Gruppen die Übergänge fehlen, dass sie so fremd neben einander stehen, erklärt sich leicht wenn sie sich zeitlich nicht berührten: zwischen beide fällt eben der Schrecken der Kimmerierherrscbaft, während welcher jede Kunstübung aufborte. Man hat gemeint, die grossen Pelsdenkmüler hätten nur in der Zeit nationaler Selb« ständigkeit entstehen könneu,aber das beruht auf einerslarken Überschätzung ihrer Eigenart. Eine selbständige, wurzelechte phrygische Kunst hat es so wenig gegeben wie eine lydische oder kariscbe. Die alten Landeskönige hatten, wie vor allem die Sculpturen von Gjaur-kalessi leigen, ihren Bedarf an Kunsttypen von Osten her bezogen, und als nach der Rim- meriemot das reiche Land sich schnell erholte, da konnten die Porsten, die nun unter lydischer Oberhoheit herrschten, für ihre pfächtigen Grabmäler und Kultstatten die ausländi- schen Vorbilder gleichfalls nicht entbehren. Die bescheidenen Keime nationalen Stils wurden eifrig gepflegt, aber das reiche Erbe der Jonier musste aushelfen.

Mit der gleichen Wahrscheinlichkeit wie der Beginn des joniseben Einflusses lässt sich m. E. sein Ende datiren ; wol keines der besprochenen Werke ist jflnger als daa Jahr 546, in dem das Lyderreich dem Perserkönige erlag. Nur ein ein- aiges Denkmal ist mir bekannt, das möglicher Weise etwas jänger sein kann als der Sturz des Kroisos, und dies erfordert eine eingehendere Besprechung.

Etwa 7U^ nördlich von Arslan - kaja , dem nördlichsten Denkmal der zusammenhängenden Gruppe befindet sich eine stattliche Grabanlage {g in der S. 121 f. aufgestellten Liste),

uien und das Volk der Uiiiiter (Abbandlungen der Berliner Akademie 1886).

14^ A. KOeßTg

deren Kennlniss ich Herrn Ingenieur de Pbilippi verdanke*. Sie liegt etwa 2^* von der Station Köktsche - kissik der Eisen- bahnlinie Eskischehir - Kutaja entfernt am felsigen Südrand des Porsukthals, dessen nicht unbeträchtliche Breite hier haupt- sächlich durch sunnpGge Wiesen ausgefüllt wird. Von aussen sichtbar ist nur (s. Fig. 13) in einem roh vertieften Rahmen

Fig. 13

ein niedriger schmuckloser Giebel von etwa 4,00" Breite und 0.60°" Höhe, der auf einem in zwei breitere und zwei schma- lere Streifen gegliederten Gebälk aufliegt. Die Ähnlichkeit, die der untere Teil des Gebälks durch die Absätze mit dem jonischen Epistyl gewinnt, kann Zufall sein, denn auch der nur zur Hüllte erhaltene rechte Seitenpfeiler ist in gleicher Weise in zwei Streifen geleilt. Der Giebel war in seiner Mitte

* Wenige Schrill von ihr entfernt liegt das kleine S. 113 Fig. 8 ab- gebildete Denkmal.

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ttiltWASIAtlSCta SfODtBN. M.

g^estützt, wie ein kurzer viereckiger Stumpf lehrt; da sich an dit^sem keine Spuren eines runden Kapitells tinden und auch den Seileopfeilern die KLapitellbildung fehlt, wird die Stütze wol ein einfacher viereckiger Pfeiler gewesen sein. Ausge* schlössen ist die Möglichkeit freilich nicht, dass sie in Form einer Säule gebildet war, wie bei einigen paphlagonischen Pelsgräbern, die seitlich ähnlich begrenzt sind und doch in der Milte Säulen haben (Hirschfeld, Paphlagonische Felsen- gräber, Abhandlungen der Berliner Akademie, 1885, Taf. t und 4 ). Erheblich breiter als die Passade ist der dahinter ge- legene Saal (s. Fig. 14); er hat eine Breite von 7,80' und

Fie. 14

eine Tiefe von 3, IS". Die aussen in Folge der Zerstörung der Pfeiler weniger kenntliche Nachahmung der Holxarchitektur ist in diesem Raum sehr sorgfältig ausgeführt (s. Fig. 15). Die dem Eingang gegenüber liegende Wand wird gegliedert durch swei Thoren und drei Scheinfenster mit der Nach« ahmung gradlinig profilirter Hohrabmen. Zwischen je einer

A. KOERTä

Thür- und Fensteröffnung treten als Träger der flachen Bal- kendecke Pfeiler von etwa 0,4 0" Breite etwas aus der Wand hervor, ihre Köpfe sind durch Platten in der Form von Bret-

tern verstärkt. Ganz entsprechend sind die Schmalseiten ge- staltet, ein Pfeiler in der Mitte und zwei etwas schmälere io den Kcken hahen an der linken Wand zwei Scheinfensler an der rechten ein Scheinfenster und eine kleine Thür mit drei niedrigen vorgelagerten Stufen zwischen sich; auch an der Vor- derwand sind zu heiden Seiten des Kingangs zwei Schein- fenster angehracht. Aus diesem Saal, der das Innere eines einfachen Holzhauses mit nüchterner Treue wiedergiebt, ge- langt man durch die kleine Pforte rechts in eine schmucklose Rammer von 2,30 zu 2,10'" Grundfläche, während die beiden Thüren der Längswand in einen grösserer gleichfalls kahlen Raum von 6,00 zu 3,00'" führen. An diesen schliesst sich hin-

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ICLBtNASIAtlSCHB STUDIEN. 111.

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ten eine Nische von 2,10*" Tiefe und un regelmässiger Rück- wand an, die ganz oder zum Teil später hinzugefügt zu sein scheint, als man das alte Grab als Kirche benutzte. Vielleicht enthielt die Nische ursprünglich ein Totenbett und wurde •von den Christen sur Apsis ausgestaltet. Sicher spät ist ferner ein roh in den Boden der Haoptkammer gehauenes Schacht- grab und allerlei Kritzeleien an den Wanden des Voraaals. Dass die Kammern so schmucklos, der Vorraum dagegen sorgfältig versiert ist, lüsst voraussetzen, dass er dem Toten- kult diente, während man die Kammern nicht zu betreten pflegte. Die ganze Grabaniage hat durch die Witterung und die Hirtenfeuer stark gelitten; die Arbeit ist nicht so fein wie am Arslan-kaja oder dem zertrümmerten Löwengrab, aber docb leidlich sorgfältig. Von dem T^pus der übrigen Felsen- gräber weicht dies ganz erheblich ab; die bequem zugäng- liche 3"" hohe Doppelthür mit dem Giebel darüber und der grosse sorgfällig ausgestattete Vorsaal haben in Phrygien kein Seitenstück, dagegen stimmt es aufFällig mit den von Hirsch- feld untersuchten paphlagonischen Felsengräbern überein. Auch diesen ist die Giebellässade mit einer oder mehreren Stützen und die oß'ene Halle vor der eigentlichen Grabkammer eigentümlich; freilich ist die Vorhalle nirgends so gross und 80 liebevoll ausgestattet, wie bei dem Grab von Köktsohe« kissik. In den Einzelheiten steht ihm am nächsten das von Hirscbleld mit Nr. Iii bezeichnete Grab von Iskelib (a. a. O. Taf. 6 S. 19 f., Perrot-Ghipiez V Fig. 144-148) mit einem aerstdrten Mittelpfeiler, geräumiger Vorhalle und Borgfältiger Nachahmung der Holzarehitektur in der Grabkammer selbst. Das Totenlager ist hier in einer Nische an der Rückwand an- gebracht, so wie ich es bei dem phrygischen Grabe vermutet habe. In den tiauptzügen stimmt das Grab von Köktsche- kissik so auffällig mit den paphlagonischen fiberein, dass wol irgend eine Verbindung zwischen ihnen trotz der grossen räumlichen Trennung anzunehmen ist, wenn wir auch vor^ läußg noch nichts über die Art der Verbindung feststellen können. Hinweisen möchte ich nur darauf, dass es nicht an

ATUKN. MiTTHSlLUNO£N JUUll.

146

A. KOlAtK

Anseichen far eine StammeB-Verwaadtschaft der Papblagoaier und Phryger fehlt (vgl. besonders Herodot VIM3; E. Meyer, GeBchichte des Altertums 1 S. 300). Leider geben die papbla- gontsohen Gräber für die Datirungdes phrygiachen wenig aus, denn die genauen Untersuchungen Hirschfelds haben keine sichern Anhaltspunkte fiQr ihre Zeitbestimmung ergeben*. An dem plirygischen Grabe mutet zunächst der Giebel ganz griechisch an und verleitet zu einem späten Ansatz; Reber, der das Grab selbst freilich nicht gesehen hat, will sogar bis in hellenistische Zeit hinabgehen ( S. 587 ), was angesichts der paplilagonischen Griiber uDmöglich ist'. Andrerseits macht die strenge, nüchterne Nachahmung der Holzarehilektur, die an Pfeilern, Balken und Giebel auf jeglichen kflnstlerischen Schmuck verzichtet, fast einen älteren Eindruck als der grös* sere Formenreichtum der paplilagonischen Graber, und so vermag ich keine Dalirung zu g^ben. Da jedoch Felsengräber in Phrygien vom V. Jahrhundert vor Chr. bis zum Beginn des II. Jahrhunderts nach Chr. bisher sonst nicht nachgewiesen sind halte ich es für bedenklich, dies eine zweifelhafke Stück erheblich jünger anzusetzen als den Sturz des Lyderreichs. Seine Unterschiede von den übrigen altphrygiscben Felsen- gräbern kfinnen ebenso gut durch örtlichen als dnrch zeit- lichen Abstand erklärt werden.

II. Pelsgrasbbb der robmiscben Kaisebzbit«

Die von mir zuerst bei der Winckelmannsfeier des atheni- schen Instituts 1894 vorgetragene Ansicht.dass alle bisher dem

V. unci iV. Jahrhundert vor Chr. zugewiesenen phrygischen Felsengräber Werke der römisclieo Kaiserzeit seien, ist iozwi-

* Er tebeint geneigt ihr Alter zo ubenehälim.

* Wenn er von AkroterienspureD redet, so ist er wol dnrch die Photo- graphie get&nscht; ich habe wenigstens keine solchen Spuren wabige*

Bommen.

* Vgl. das lülgunde Kapitel diej»er öluUiea.

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KLBIMASIATISCIIB STUDIEN. III. 147

sehen durch Reber in dem wertvollen Schluaeteil seiner Ab- handlung an deriland vorzüglicher Abbildungen so eingehend begründet worden, dass ieh mich über diese Gräber kürzer fassen kann als ursprünglich im Plane meiner Arbeit lag. Gern sehe ich mich durch ihn der Notwendigkeit überhoben, neue Abbildungen von diesen unerfreulichen, lange Zeit so seltsam übersehätalen Denkmälern zu geben, aber es bleibt mir doch noch maDcberlei über sie zu sagen, da Beber aus dem Thatbestand die Folgerungen nichl mit der nötigen Bestimmt- heit zieht, ich gebe zunächst wieder eine LibLe der wichtige- ren in diese Klasse gehörigen Ueokoialer und ihrer Abbil- dungen K

a) Gerdeli - kaja, dorisches Grab bei Tschukurdscha. Ab- gab. Ueber Taf. 9 und Fig. 12; Texier, Descriptiou de l'Ä~ sie mineure Tai', üü. Gl ; Perrol- Chipiez Fig. 91. Stewart, Ancient monuments of Li/cii(i and Pkry^ia Tat. 1*2.

b; Solon -Grab von Kumbet. .\bgeb. Ueber Tal. 10 Fig. 13; Perrot, Exidoralion de La Galatie et de La Bitkyiiie Tat.! ; Perrot- Chip iez Fig. 83-89, schlechter Stewart, il«- cUnt monuments of Lydia and Phrygia Taf. 6. 16.

c) Alle Gräber der grossen Nt kropole von Ajas-in 2. Mehrere von ihnen sind abgebildet bei Heber Tai'. 11 und 12, Fig. 14, ; Ramsay, Journal of Hellenic studies 111, I88V, Taf. 36-29; Perrot -Ghipiez Fig. 17-8*2 und 92-97.

d) Mehrere Gräber am Westabhang des Felspiateaus von Japuldak. Abgeb. Reber Fig. 16 und 18 1 Ramsay, Journal of Hellenic studies X, 1889, Fig. 28-33; Perrot - Chipies Fig. 90.

* VoUtttndigkeit der Angabeo über die Abbildungen ist auch hier nicht erstrebt, ungenügende Skiuen wie die von Barth erwähne ich abaiebtlieb

nictit.

* Hamüajf uud iliiu iolgcud Perrul beueuueu auch die allpbr^giscben um den Arslan - taseb gruppirten Denkmäler nach dem Dorfe AjM-in. Da diese aber von Ajas- in über eine Stunde entfernt sind und in einen andern Thal

licgLii, eiiipiieUt es sich mehr, sie nach dem nftcbsten Dorfe Hairan-veli

zu beueuueu.

118

A. kOtRtl

e) Grab bei Demirli. Abgeb. Reber Pig. 17.

f) Grab bei Bey-köi, beschrieben von Ramsay, Journal of Hellenic studies IX, 1888, S. 372. In denn flachen Bo- gen der^, Vorhalle sitzen zwei Löwen, deren Vorderpfoten ei- nen Slierschädel (?) berühren. Innen drei Arcosolien.

Was diese Gräber von den allphrygischen am deutlichsten scheidet, ist die Form des Totenlagers; wer lür dieV^erwahr- losung des Stils ihrer Fassaden kein Auge hat, kann durch einen Blick in ihr Inneres leicihl feststellen, ob ein Grabmal zu dieser Riasse gehört. Während die allphrygischen Kammern entweder ganz leer sind, oder Steinbänke l'ur die Leichen ent- halten, finden sich in den spätphrygischen ausnahmslos To- tenlager, die wie Krippen aussehen, und von den anatolischen Bauern auch gern als Krippen benutzt werden: In die Kam- merwände sind bogen-, ausnaliinsweise auch giebelförmige Nischen gehauen, die unten in sargartige Höhlungen für die Leichen übergehen (s. Reber Fig. 15-17). Diese Grabform, für welche die christliche Archäologie den inschriftlich be- zeugten (vgl. V'ictor Schultze, Die Katakomben S. 76 f.) Na- men Arcosolien eingeführt hat, ist in der römischen Kaiser- zeit von Italien aus in die Provinzen gedrungen. Weitaus am zahlreichsten sind sie in den christlichen Katakomben. Schon die in ihren Anfängen bis ins erste Jahrhundert nach Chr. zurückgehende christliche Nekropole von S. Gennaro dei Po- veri in Neapel enthält Arcosolien in Menge, dann finden wir sie in den Katakomben von Rom, Sicilien, Kyrene, Melos, Syrien, überall als die vornehmere Grabform neben den billi- geren loculi. Wie fast alle in Felsnekropolen verwendeten For- men dem Holz- oder Steinbau entlehnt sind, so auch die Ar- cosolien, und zwar weist der runde Bogen deutlich auf den römischen Gewölbebau als Vorbild. Es scheint mir nicht un- denkbar, dass die Arcosolien aus den Nischen der Columba- rien herzuleiten sind; im l'rinzip sind sie von den Bogenni- schen, wie sie z. B. im Columbarium der Livia (Piranesi, Antichitü di Roma III, ?6) in vielen Reihen übereinander au den liohen Wänden angeordnet sind, nicht sehr verschie-

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KLnKAttATtiCn 8TVDIBN. IH.

I4f

den, nur sind sie viel grösser, weil die untere Höhlung nicht nur die Asclienurne sondern den ganzen Leichnam aufnehmen BoU. An Columbarien fühlt man sich besonders erinnert, wenn die Arcosolien in zwei Hoihen übereinander liegen (Heber Fig. 14, 15). fibenso gut kaoQ das Arcosolieograb aber auch durch das Zusammenwachsen einer gewölbten Nische mit ei- nem frei darin stehenden Sarkophag eatstaodeo sein (vgl. Scbultie a. a. O. Fig. 10; Pacho, Voifa^e dans la Marma- rique et la Cyrdnaique Taf. 39 und 55). Sicher ist, dass wenigstens in späterer Zeit die Arcosolien nicht auf die Fels* nekropoien beschränkt waren; in Central - Syrien kommen aus Stein erbaute Grabmäler mit Arcosolien ( Vogu^, La Syrie oeiUraU Taf. 70-73) und daneben in den Pelaen gehauene ▼or ( Vogu^ Taf. 80, 81, 88, 89 ). Die syrischen Gräber sind zwar chnstlich und gehören zum Teil erst in das V. Jahr- hundert nach Chr., stimmen aber mit den pbrygischen in allen wesentlichen Punkten Qberein; gleich jenen sind sie Pa- nniliengräber mit 3 bis 6 Grabstätten, keine Massengräber nach Art der Katakomben. Im Innern ganz entsprechende Kammer- gräber heidnischen Ursprungs auf der Insel Melos beschreiben Ross ( Intelligenzblatt der Allgemeinen IJtteraturzeitung 1838 Nr. 'lÜS. 3'26) und Prokesch - Osten ( Denkwiirdigkeiten II S. 204); nach der einen darin gefundenen Insciirift C.I. G. 2439c gehören sie in die Kaiserzeit Die Arcosolien sind aber keineswegs immer im Innern von Grabkammern angebracht, wol noch häufiger sind sie einzeln in den freistehenden Fels gehauen; so kommen sie massenhaft in Plirygien, aber auch in Syrien (Vogue Taf. 16, 90), aut Thera {Man. deH Inst, III Taf. 25, 2 und 3 = Ro88. Arch. Aufsätze Ii Taf. 11. 12) und seihst in Lykien vor, wo im Allgemeinen die alten Grab- forroen auch in der späten Zeit mit grosser Zähigkeit festge- halten werden. Gins dieser lykisehen Arcosolien, die Petersen und Luschan bei dem Dorf Alifaradin sahen ( Reisen in Ly«

* Proketob- Osten hUt tie xwar für uralt, aber seine BesobrailHing be- weist das GegeatsU.

150 A. KOBBTB

kien Taf. 25 S. 167 f.), ist durch seine Datiraog «if das iahr S69 nach Chr. besonders interessant.

Dieser kurze Überblick wird zu dem Beweise genOgen, dass die Aroosolien eine in Italien aufgekommene Grabform sind, die allmählich immer weitere Verbreitung gefunden hat; die meisten in den Provinzen bekannten Beispiele gehören dem III. bisV. Jahrhundert an, auch von den phrygiachen kann ich keine für Torhadrianisch halten. Reher scheint geneigt (S. 587), wenigstens das dorische Pelsgrab von Tsehokurdseha um 100 Jahre älter anzusetzen. Aber aus dieser Zeit sind Ar- cosolien meines Wissens im Osten nicht nachzuweisen ; die Architekturformen scheinen mir in der Zeit Hadrians und selbst der Antonine ebenso gut möglich, und die hohe mate* rielle Blüte des Hochlandes, wie eine so stattliche Anlage sie zur Voraussetzung hat. beginnt nach Ausweis der Inschriften erst im zweiten Jahrhundert ^

Die aus der inneren Anlage erschlossene Datirung der Giü- ber wird durch ihre Fassaden schlagend bestätigt; ich darf dafür auf Bebers Ahbildun^n n und Ausführungen (S. 589 fr.) verweisen. Gine für die Spützeit sehr charakteristische Ein- zelheit am Solongrab von kümbet. die Perrot allein schon hätte abhalten sollen, das Grab ins V. oder IV. Jahrhundert zu setzen (S. 232), hat auch Heber nicht recht hervorgeho- ben. Unter den Köpfchen, die zwischen den Kragsteinen des Giebels angebracht sind , befinden sich neben Löwen und Gorgonen köpfen auch zwei unverkonnl)are Tlioatermasken spä- ter Form; die eine nimml an der linken Seile den zweiten Platz von unten, die andere den obersten auf der rechten Seite ein. An demselben Grab möchte ich noch zwei Punkte gegen

* Rebers Datiningen sind merkwürdig widerspruchsvoll. Auf S. 54t leson wir, dass 'einige Pelscnpräh«»r im Berpland von einer selbst hier wieder er- wachten Wohlhabcnlieil uui die letzte Zeit der Republik oder zu Anfang der Kaiserseit sprechen * während er 8. 5d7 das älteste dieser Oräber 'niebt vor die Zeit um Christi Geburt fallend * nennt. Das Solongrab von Kfimbet gehört nach 8. 545 in die Zeit nm Christi Oeburt, nach S. 589 in die An- tooinenxeit.

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KLBIKASUTISCBB 8TUDISN. III.

Beber riehtig steUen. Neben dein Biogangist reehts ein Boekel- oehae* and links, wie Stewart riehtig engiebt, ein Gorgoneion in geringen, aber fiBr die Deutung ausreicbenden Resten eN halten. Femer lautet die Inschrift Aber der ThQr zur zweiten Grabkammer nach meiner Abschrift und meinem Abkiatseh COAUIN^rf^ . . . NOC B was ich unter der, in dieser Zeit und Gegend wol möglichen Voraussetzung, dass die gerundete und die eckige Form des Sigma wechseln , zu SöXuv S[6X«]vo(€' erf^zen möchtet Dass diese Inschrift nicht nachträglich hinzugeftlgt, sondern mit der ganzen Anlage gleichzeitig ist, braucht nach dem Gesagten kaum betont zu werden.

Damit beschliesse ich die Betrachtung der phrygischen Fels- denkmäler' und möchte nur noch einmal kurz herTorbehen, welche kulturgeschichtlichen Folgerungen sich aus ihnen er- geben. Bisher stellte man sich das Verhältniss des weiten phrygischen Hochlandes zum Hellenismus sehr ähnlich vor wie das Lykiens. Dort lässt sich, wie Benndorf (Reisen in Lykien und Karien S. 1 11 ) so schön ausgeführt hat, der grie- cbiscbe Einfluss seit der Einverleibung des Landes in die Joni- sche Satrapie immer deutlicher erkennen ; nicht ohne Schwan- ken, aber doch ohne Unterbrechung nimmt der Hellenismus zu besonders stark in der zweiten Hälfte des IV. Jahrhun- derts— und die Kaiserzeit Tollendet nur, was lange Jahrhun- derte angebahnt hatten. Ganzanders in Phrygien: Siegreich war die glänzende Kultur der jonischen Städte in der Mer-

* Der Blickelochse ist aiiT kloiiMsiatiscben Dcnkmfllern der Kaiserzeit ziemlich liäulig; die Ton IVrrot 8. 13? angcführlon Beispiel»' lassen sich durch die Listen Kerns (Athen. Mittheilungen 1892 S. ?77) und Kellers iTbiere des olassiscben Alterlbaaw 8. 68 ) Yerroebren. AufTallend war mir, dasselbe Tier bereits durch eine mykeniscbe Terrakotte der Scbliem«in- sehen Sammhinfi in Berlin (Inv. 8HtO) darfrestellt 7ii tuidon.

s Stewart las StfXai« novoc, Perrot ö. 135 LöXaiv u[ij(tai) ivSs, Reber Xm 1. 1. X. iv0a.

* ESnige bTunliniscbe FelskireheD fibergebe icb. Eine solcbe bei Ajas-in

bat Reber 8. 597 abgebildet und beschriehen, ein»^ arult^re \m Ko'^^-ik - lasch wird Strzygnwski aufOrund meiner Aufnahmen in der Byxantiniscbea Zeit- schrift behandeln.

15«

A. XOBBTB

mnadenzeit hierhin vorgedrungen, jon Ische Schrift und joni- Bche Kunsttypen, selbst jonisclie Marmorwerke und jonische Tliongefässe hatten 1^ ingang gefunden, aber die Perserherr- schaft zerriss alle Fäden, die Plirygien mit dem Westen zu verknüpfen begannen. Wir haben in Phrygien nicht ein ein- ziges Werk wie das Amvnlasc;rab , oder das Ileroon von Trysa; griecbische Vasen und Terrakotten des V. und IV. Jahr- hunderts fehlen durchaus, nicht ein griechischer Inschrittstein aus vorhellenistischer Zeit ist bisher zu Tage gekommen. Zu dieser Abschliessung des Landes gegen Westen trug jedenfalls die Stellung sehr viel bei, die es in der persischen Monarchie einnahm. Während Lykien, Karlen und Pampbylien mit Jö- rnen und der Aiolis zur ersten Satrapie gehörten, war Phry« gien mit Bithynien, Paphlagonien und Kappadokien, also lauter öetiiehen LAndschafien zur dritten Satrapie vereinigt (Herodot Ui, 90). Jahrhunderte lang liegt das Land wie im Schlaf, kein Kulturrest giebt von der Zeit der Perserberrschaft Kunde. Der Stun des Perserreichs hat in diesem Gebiet dem Hellenismus keineswegs su einem scbnellen Siege Terholfeo. Stadtegründungen der Diadochen haben auf das eigentliohe Hochland zunächst kaum einen nachweisbaren Binfluss ge- habt, denn der Keltensturm Hess das zarte Pfläniehen der hel- lenischen Kultur nicht aufkommen. Auch die Bedeatang der Attaliden für die Hdlenisirung Phrygiens wird in der Regel sehr überschMtzt. Wol haben sie der Göttermutter in Pessinus einen schönen Tempel gebaut (Strabo XII, 567) und die Prie- sterschaft gegen die Barbaren unterstützt, aber die kostbaren Steine, welche uns ihren Briefwechsel mit den Priestern er- halten haben', lehren docli auch, wie vorsichtig sich die Kö- nige in diesen Gegenden bewegen mussten. und sie sind die einzigen grösseren Inschriften aus vorrömischer Zeit, die wir bisher auf dem Flochland gefunden haben. Selbst das Jahr- hundert von der Gründung der Provinz Asia bis auf Augustus

« Areb. Bpigr. Mittbeihuigea VIII 8. 95 f. Tgl. SUbeUn, OMohiokla dsr UeiiUMiatiiohea OaUter 8. 91 IT.

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tUmiASUTIKIII STDOtBN. til

tss

liat da noch nicht Yiel geändert, erst die rOmiachen Raiser

hahen das weite Land der abendländischen Kultur wirklich erobert, weil sie ihm die Grundbedingungen einer höheren Entwickelung schenkten, gesicherten Frieden und eine geord- nete Verwaltung. Etwa seit der Regierung Hadrians ist der glänzende Aufschwung allenthalben zu verfolgen, der seinen Höhepunkt in der ersten Hälfte des HI. Jahrhunderts erreicht. Überall erheben sich prächtige Tempel', Theater und Bäder, Qberali treibt man mit Statuen und Ehrendecreten Luxus, weiht den alten Landesgöttern Altäre und Reliefs mit grie- chischer Inschrift, und schmückt selbst io Dörfern gern die Grabsieine mit einem griechischen Epigramm. Damals ent- standen auch die Felsgräber, die mit den alten Zeugen einer frfiberan Glanzzeit des J^andes wetteifern sollten, aber freilich an monumentaler Wirkung hinter ihnen zurückbleiben.

Die miehtig vordringende Kraft der Jonischen Kultur in der Marmnadenaeit, und dann wieder die gewaltige Rultarleiatang das alternden Helleniamas unter der weisen Leitung Roma, daa aiod die beiden weltgesehichtliohen BrscheinungeD, von denen Phrygiena Pekendenkmäler mit beredter Zunge zu uns iprediaii.

Bonn.

A. KÖRTB.

* Unter Hadrian tot s.B. der betteriialtene frieeliiMhe Tempel Pbrygieas, dar Saosttoipal ven Aitanoi artiaat.

INSCHRIFT AUS UIERAPOLIS

Im C. I. G. 3916, und darnach in den Altertümern von Hierapolis von Judeicli S. 171, 336 wiederholt, steht eine Grabschrift, welche so anhebt: 'H copo; jcai ö ßwfAÖ; xal 6 wepi- 6oXo; Tcä? EOTiv 'AttoX^wviou toO MevivSpou tou 'AicoXXwviou ZEKOYN AAPOYAOY. Dies letzte Wort hat Franz im OLG. zu SExo'jvSrt]a[v]oO bessern wollen, Judeich hat es unangetastet wenn auch unerklärt gelassen. Seine Deutung giebt eine In- schrift aus Ankyra, die in den Athen. Mittheiluogen 1896 S. 467 veröffentlicht ist. Wir finden darin : FI. AiXicf» .... Ilipyat-

(AKpouS[ä^v], und weiterhin xauTtiv tt)v «nqXviv xapiuv (pOs jj^lpt xal evin)( Y*tY*<^)^<^^ (Tou|X(/.apouSv)v xitfAsvov Iv ^aive^fp. Eine zweite dort angefohrte Weihinschrift eines Aouxvo« Bituvio^ 'AXc^oi^»- «ou|A|Mipou^ bietet dasselbe rätselhaft scheinende Wort. Seine Deutung war uns nicht g^lQckt. Hölsen hat nun (Röm. Mittheilungen 1897 S. 87) die einleuchtende Erklärung ge* geben, dass es sich in beiden Fällen um einen Gladiator han- delt, der den EUing einer summa ruäts erreicht hatte. Dar- nach ist wol klar, dass wir es hier mit einer secunda rudis lu than und also «cxouvS«pou)ou su lesen haben.

Athen, 18 Mai 1898.

PAUL WOLTERS

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ARCHAISCHE SKULPTUREN AUS CHIOS

Meine Freunde finden in einem meiner Notizbücher die Skizzen zweier Torsen, welche ich im Jahre 1858 in der Xwpa auf Chios sah. Da inzwischen sonst keine Kunde von den Stücken verlautet zu sein scheint, so ist die beistehende Wie- dergabe der Skizzen wol am Platze. Eine Erinnerunj^ an die Originale habe ich nicht mehr und kann also nur mitteilen, was über sie in meinem Notizbuche beigeschrieben ist, zu- nächst, dass beide Stücke von Marmor und überlebensgross, die Formen dickschwammig und llach waren, das Maar auch im Rücken der Figuren herabfiel.

Auf der Brust der einen Figur will die Skizze offenbar

die Einsatzspur einer Zuthat angeben ; es ist eine grössere viereckige Vertiefung, umgeben von kleineren Löchern. Ver- mutlich war der aufgebogene linke Unterarm hier befestigt. Die Grösse der .\nsatzspur lässt darauf schliessen, dass sich vor der Brust nicht nur die linke Hand, sondern auch ein von ihr gehaltener Gegenstand befand. Zu vergleichen sind die von

156 A. CONZE, AUCHAISCHB SKULPTUREN AÜ8 CHIOS

Cheramye8 geweihte Figur aus Samos und die ihr verwandten (Athen. Mitlh. 1892 S. 40, 19. 90. S. 44, 49).

Die Arme der zweiten Figur erscheinen scharf gebogen und die Unterarme eng an den Körper gedrückt gehoben.

Beigeschrieben habe ich noch, wahrscheinlich in wört- licher Wiedergabe einer mir mündlich gemachten Aussage: "Ej^^w ctTtö T7]v 'AxffiXTjv ti? tÖv " A.f . 'lojxvvYjv ft7;oxdiiT(i> et; T*

Studniczka giebt mir an, dass die 'Araix-n eine Strasse von Chios ist (vgl. Athen. Mitth. 1888 S. 165, 3), mit 7caTTfi|iLaTa müssen dort befindliche Keltern gemeint sein.

Endlich finde ich noch beigeschrieben: 'Makufi', wie auch sonst für 'Vakuf, 'Vakufi' vorkommt (vgl. Wilhelm in Arch, epigr. Mittheilungen aus Österreich - Ungarn 1897 S. 96,64). Die'Torsen scheinen mir demnach als geistliches Ei- gentum bezeichnet worden zu sein, sei es als christliches, sei es als türkisches, denn das Wort kommt in beiden Beziehungen ▼pr (Paspatis, Xtaxov yXwaoäpiov S. 241 ).

CONZB.

BPI0RAPHI8CHBS AUS MU8TOXYDI8, H AiriNAIA

In meinem Aufsätze 'Epigrapbisches aus Aegtna* (Abhand- lungen der Berliner Akademie 1897) hatte ieh (S. 5 Anm. 3) mein Bedauern auszusprechen, dass ich Mustoxydis periodische Publikation 'II Aiyivaix aus dem Jahre 1831 nicht benutzen konnte. Jrtzt hat mir II. von Prolt aus dem Exemplar des athenischen Instituts den gesamten epigrapliisclien Inhalt jener Zeitschrift ausgezogen, und ich glaube meinen Dank für diese ausserordenlhebe Mühewallung am besten dadurch zu bezei- gen, (lass icii sie der ölTenllichkeit nutzbar mache: ich möclite daher hier alles verzeichnen, was für uns noch von Wert ist, um für epigraphiscbe Dinge die IJenulzung des schwer erreich- baren Werkes künftig üi)erlliissig zu machen. Um keinen täuschenden Schein zu erwecken, sind dabei auch für die In- schriften die gewöhnlichen Typen verwendet, welche Musto- xydis benutzt.

1. Zunächst ergiebt sich eine Anzahl neuer Nachträge' zu meiner erwähnten Abhandlung, nach deren Nummern ich aufzähle :

3 steht hei Mustoxydis S. 189 n. 19 in folgender Gestalt

APXIKAEIor PAMNOTillüi:

Wir erfahren, dass der Stein aus Salamis ist. Herr von Prott hat sicher richtig gesehen, dass meine Nummer? (Rampanis In^rentar des.Museums von Aegina n. 325: 'Ap;^iXap(ou) damit identisch ist.

5 (Kampanis n. 115) steht bei Mustoxydis S. 187 n. 5 und

' Vgl. diese Zeitschrift 22, 1897, S. 349 f. Dom Absatz auf S. 350 ist bei der Correktur i& Alben uurichltger Wei»o die Ziffer 3 TorgeMUt wordea.

II. nUBMKBt

ist C. I. A. III i?81. Salamis als Fundort wird bestätigt; Z. 5 Anfang giebt er ^j).?, !l!K. so dass der Stein damals viel- leicht besser erhallen war und die Variaute Z. 4 £IAOr Beachtung verdient ; Z. 8 . . TVKO . .

6. Mustoxydis S. 189 n. *25 hat als salaminisch MENE KPATEIA. Wie Herr von Prott bemerkt, ist Identität mit meiner Nr. 6 (Rampanis n. 118: 2!oc>A(&ic. MmKpdToc) sehr wol möglich.

12. CJ.A. II 2975 ist nach Mustoxydia S. 189 n. 10 aus Salamis, nach Kampanis n. 346 aus Aegina, wonach ich die Inschrift einem attischen Kleruchen zugeteilt hatte. Auf weanen Seite der Irrtum ist, wird sich kaum ausmachen lassen; doch haben bisher alle anderweitigen glaubwürdigen Zeugoisae, auch die von Mustoxydis, Kampanis Provenienzangaben be- stiUigt.

19. Mustoxydis S. 189 n. 27:

KH<t>I£OAOPO£

nOAIAPXOT

A^I&NAIOÜ

Identität mit C. I. A. 11 284?: Kr.fpiTcSwpo; | Ilo^uip^^oo | 'A- [yjaiö; ist ebenso wenig zu bezweiltln als meine GleicbsetzuDg dieser insclirill mit Kampanis n. 9 : « K-/5<p. ToX.» Aber wieder giebl Mustoxydis Salamis, Kampanis Aegina als Herkunft an. Dass Le Has den Stein nach Salamis giebl, bat gar kein Ge- wiciit; denn die grosse Lnzuverlassij. kcit süiner Provenienzan- gaben für die Bestände des aeginelisclien Museums habe ich vielfach nachgewiesen, und sicher ist sein Zeugniss neben dem des Sammiungsvorstehers und des Ephoros kein selbständiges drittes.

30. C. I. A. III 1689 bei Mustoxydis S. 189 n. 7 correct und vollständig erhalten :

BT»ANHS

EUirBNOT

ETONTMBTS

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159

II. Zu attischen Inschriften, die ich in meiner Abhandlung nicht zu erwähnen halte, ergiebt sich Folgendes :

a) C. I. A. II 2300. Mustoxydis (S. 189 n. 11) bestätigt die Herkunft aus Salamis, ebenso für

6) C. I. A. II 2322 (ebenda d. 12), das ohne jede Lücke gegeben ist.

c) C. I. A. \\ 2366 {(iPiraeeo Athenas transtata t>) steht fehlerhaft bei Mustoxydis S. 189 n. 15. Werlvoll ist für uns die K.enntni88,dass der Stein im Museum von Aegina gewesen ist: wir gewinnen also einen neuen Beweis für die in meiner Abhandlung S. 1 1 hervorgehobene Thatsache, dass Teile des Museums beim Transport nach Athen im Piräus abhanden gekommen sind. Eine wettere Bestätigung liefert C, /. A. III 1329, welcher Stein nach einer handschriftlichen Notiz von Ludwig Ross in einem der dei der Akademie der Wissen- schaften aufbewahrten Tagebücher sieh im Moseam von Aegina befand, aber nach Pittakis, *E9Y)a6pi(; 614 lAiTcxo^iiiod?) toO niipauwc (nicht, wie Dittenberger sagt: cm Piraeeo inven^ tum refert Pittakis i^).

III. Folgende vier Iniehrifteii aue Salamis habe ich im C. I. A. nicht gefunden (Mustoxydis S. 190):

AH«AINBTIIN

ö) Elf TÖv olxov ivö( ä^fotKou

AUKEA£A

KPATHS eBATBNOTS *Af(] ANH9IÜN

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06 M. MAftMUL, ■ftABAmiCBtS AÜB HlMOXtDIl, II ifTlMAIA

fl) Bc( Tnv ixxXv)oiav tyJc TxaivavTiic

sonoAis

SOTBAOTS . . ABTB

Z. 3 vol Mi]X[Oti[vc la leaen.

IV. S. 324 ff. werdeo loichrifteii ant Skiathos naeh Co- pien daa einheimlaehen Lehren Epiphantoa mitgeteiit: C.I.G, SI&3 und SI 54, beide ia ttbler Geatalt, beaoDdeie die erste, die am Anfang aus der zweiten interpolirt iat und deren Sehluse dureh die bei einer flaiaerehrung iMeherliehe Formel p<ia( ^ifi'* ersetst wird. Danach ist der Wunsch Mnstoxydia sehr berechtigt, dass die folgenden beiden Stocke M «Uov Yiyjpoioftivou o<p6aX{;Loü gesehen wflrden, namentlich das sweite.

a) Ai6o( TiTpetycovoc l^m Iva imrov IvSpa.

ZODYPOS dfilOS APXON

6) A{6o; TtTpdeycovo;, e^o)v Suo Y^valMt« yX^*^^ IXXi|vikoCc tpi«-

AA«NHKAB SKXAPITO KPITO IMEONOS ASIA NOS PBA

Berlin.

H. FRJlNKBL.

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INSCHRIFTEN VON E8KI-8CHEHIR

Herr Dr. F. Peiser von hier kam in dipsenn Winter bei ei- nem Ausfluge auf der anatolischen Eisenbahn zufällig dazu, wie einii:*' (Irahnteicn des alten Dorylaion. die eben ausge- graben worden waren, behufs Verwendung zu modernen Bau- ten zerstört werden sollten. Rs gelang ihm, die Steine noch vorher zu photographiren und er halle die Güte mir diese Photographien mitzuteilen.

1. Marmorplatte an den Seiten durch schmale Pilaster be- grenzt , oben wol durch eine Art Giebel abgeschlossen. Den oberen Teil nimmt ein Hellet ein daislellend einen nach rechts sehenden Adler mit gespreizten Flügeln und einem Ivranz im Schnabel. Der Adler steht auf einer Kugel und hält zwei Lor- berbüscbe mit den Krallen fesl. Darunter:

ACKAACACK 'Acxaä; Amt

A A K A I B P O Y T T Ii kxI Bpourr

lAAMIA-CENE la 'A{/.ia Xsvt

KATEKNUU-rAV Texvcp yXy

K¥TATUJ-ZHCAN 5 kutät^ Cr.oav

T I E T H O K T UU Tl £TT, OKTO)

MNHMHCXAPIN p.vrj|x>55 ;^ipiv.

Die Grabschrift der 'A;ioO£a, Schwester des hier genannten Seneci, ebenfalls von den Eltern gesetzt, hat .\. Körte, Göt- tingische gelehrte Anzeigen 1897 S. 4 I i, 13 vt lötTentlicht.

Ich kenne kern Bildwerk mit i:enau entsprechender Dar- stellung und bin geneigt eine N'ermulung fiir iiclilig zu halten, welche mir Utlo Keller mitteilte. Er glaubt, der Bildhauer habe eine Vorluge benutzt, auf der der Adler ein Blitzbündel in den Klauen hiell, und dies irrlumiicb durch die Lorber- zweige ersetzt.

ATHKN. MJTTHB1LUMG£N XXlll. 11

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162 FR. RUBHL, INSCHRIFTEN VON ESKI - SCHEHIR

2. Marmorplatte ; oben ein Relief darstellend die Büste «- nes Mannes und einer Frau in einem kreisförmigen erhabenen Rahmen. Darunter:

niZTH0IAANApQ TONAET YMBON AMMIA ETEYSC 0AEITA.2YNrAM02 5 AH MO20EhH Zn AI AEZTEMHTPIZfi ^PONIMNHMHZ APIN AHMOZ0E ii'TTTPCjBIXTOZ

tTt'j^e, I oSsixa, oovvajjio^ | ArijxoaOe'vr,; TcailSe? TS ar.Tpi cro)|^povt p.v7}|jt.v)( } Av)(XOo(le[vY]j( TcpeoSiOTo;

Es sind seclisfiissige Jamben. \'ersmass und Sinn lehren, dass unten mindestens noch eine Zeile folgte, die aber auf der Photographie nicht mehr zu sehen ist. Die Buchstaben sind sehr schön und regelmässig zwischen Yorgezeichnelen Linien eingehauen. Der Name 'Aaaia kommt in Eski-Schehir aucb vor bei Rädel, En Phrygie S. 161,36. Göttingische gelehrte Anzeigen 1897 S. 414, 71.

Königsberg i. P.

FRANZ RÖHL.

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FUNDE

Eleasis. Am sOdlicheD Abbang des AkropolishügeU waren Bcbon von Herrn Philios einige Graber genmetriseber Periode aufgedeckt worden ('E^Ti^jupi; xp^. 1889 S. 171 ); an derselben Stelle bat nun Herr Skiaa seit 1895 gegraben« und einen Be- gräbnissplatz aufgedeckt, der keinerlei Spuren irgend welcher Benutsung in der Zeit nach, wol aber solche aus den Zeiten yor der Herrschaft des geometrischen Stiles seigt. Ausser den ge- wöhnlichen GrSbern dieses Stiles und grossen Gefassen, welche die unverbrannten Leichen von Rindern oder die verbrannten von Erwachsenen aufgenommen hatten, wurden auch Brand- stätten entdeckt. Ein besonders reiches Grab, enthielt ausser 69 Gefäsaen noch andere Beigaben, besonders drei Skarabaen und eine Isisstatuette aus ägyptischem Poraellan ( vgl. die vorläufige Notiz Athen. Mitth. 1895 S. 374). Zugleich mit geometrischen wurden auch Geßisse mit eingeritzten Mustern entdeckt, wie sie Wide bei Aphidna gefunden hat. Im Portschritt der Ausgra- bung mehrten sich die Brandstellen, die hier in mehreren Schichten übereinander, zugleich mit mancherlei Resten meist nachlässig gebauter Mauern erschienen. Diese Art des Fundes ermöglicht es, an den Stellen wo diese Reste der Leichenver- brennung in ungestörten Schichten über einander liegen, die zeitliche Abfolge der darin gefundenen Reste mit Sicherheit festzustellen. Es ist Herrn Skias so gelungen, Reste mykeni« scher und vormykenischer Keramik in ihrer historischen Rei- henfolge zu bestimmen. Ein Bericht wird demnächst in der *E9Y)(X(p(( «p^. 1 898 erseheinen.

Nördlich von Pylos, an der Kflste gegenaher der Sfldspitze von Prote ( bei Vromon^ri, vgl. Philippson, Peloponnes S. 343) hat Herr I. S«avTo(ipoc in einer noch jetzt *A. ÖiTpoc heissen- den Gegend die Reste einer grossen, dem h. Petros geweihten Kirche aufgedeckt. Die kurze Fundbeschreibung erwähnt be- sonders viele Fragmente von buntem Glas (doch wol Mosaik-

FiniDB

reste) und hebt die noch zu erschUessende Pracht und Grosse des Baues hervor. Schon früher seien hier Grabsteine christ- licher Zeit gefunden, auch zwei Säulen mit der loschriti £111 KüN2TA(vTivou). "A'iT-j, 20 'lav. 1898.

In Makedonien ist beim Dorfe Kopanowo, 10^ nördlich Ton Verria (Bcpot«), 8^ südöstlich von Niaasaa etwa vor ei- nem Jahre ein Grabrelief gefunden und nach Salonik gesebafU worden. Die Stele aus hellem feinem Kalkstein leigt unter ei- nem flachen Giebel die Inschrift

KA60nATPA4)|AinnOY y AlONYC OAOTOCT AP60C6AT ZONenOHCEN

KXtoirdcTpoc ^iXiiCTCOu, AiovuoöSotoc Tde6io{ iscuT(^) ^c&v inöriaiv

Der siebtletzte Buchstabe von Z. 2 könnte B oder P sein, wahrscheinlicher ist ersteres. Über dem A von ixuTqi ist Y hinein korrigirt; für das war kein IMatz inelir. Auffällig ist die Form des to in ^üi^. Das ti in iTrör.nsv ist ^anz schmal ein- geflickt; es scheint vorher ittowiv da geslaodea zu haben. Der Name TiSi; i?) scheint neu

Unter der Inschrift ist in eingetieftem Felde eine nach rechts sitzende reich bekleidete Frau daigestellt, vor derein Mädchen steht und ihr einen runden , scheibenförmigen Gegenstand entgegenstreckt. Dahinter, am rechten Rande, ist ein Baum mit Schlange sichtbar. In einem «weiten Felde darunter ist ein nach rechts sprengender Reiter in Chiton und Ghlamyt angebracht.

(Mitteilung des Herrn L. Bürchner, nach einer Ton Herrn A. BayXafAaXf,« in Salonik übersandten Photographie).

Aus Salonik teilt uns Herr J. H. Mordtmann folgendeln- Bchrifl mit:

*Auf einem grösseren Marmorbloek, welcher bis vorkur- tem unbeachtet ausserhalb des Kalamariathores an dem Wege lag, welcher von der Obelisklbntaine nach der Gampagne ffthrt, steht folgende Inaohrift :

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m

KOINTONKAIKI. ZTPATHfoNA TONAYTHZZf

H r

Um den Stein vor Verschleppung und Zerstörung zu be- wahren, veranlasste ich seine Überführung' in den liiesigen Ko- nak ( Regiorungsi^'t'hiiude ), von wo er demnächst ins Kaiser- liche Museum nach IvoMstanliiiopel j^eschatYl werden soll. So Tie) ich sehe ist diese Inschrift die iiUeste uos aus dem Stadt- gebiete von Saloaik erhaltene. Maa liest :

KoivTov Kai)cl[Xtov HItiXXov «rpanoYOV «[vOtiir«TOV

OfTenbar ist gemeint Q. Caecilius Metellus Macedonicus, cos. 611 u. c, welcher nach der Besiefjung des s. g. Pseudophi- lippus 148 Makedonien als römische Provinz organisirte.

In welcher Rigenschafl er vom Senate entsandt worden war, ist meines Wissens bisher nicht bekannt. V^-llejus Paterculus I 11,2 nennt ihn Q. Metellus praetor, Florus 1,30 dagegen consul; da aber .Metellus erst nach dem makedonischen Feld- zuge das Consulat bekleidete. so war daraus mit Sicherheit zu schliessen, dass er den Titel praetor pro consule führte, vgl. Marquardt -Mommsen« I V S. 387 f. ^ S. 519 f. Momm- sen C. l. L. \ S 188. Dies wird durch unsere Inschrift be- stätigt, denn es unl(>rlicgl wol keinem Zweifel, dass Z.2oTpa- TTjyov ä[vO'jTaTOv und nicht etwa arpaTryöv a[uTO)tpÄTOp» ( = dictator, vgl. Polyb. MI 87 ) zu ergänzen ist.'

Bei dem imMooisiov xxi fJiSXtoöyjxY) tt,? vjixyytXixrii; tsyoXra III (1880) S. 89 ff. von G. Weber beschriebenen Tumulus und Heiligtume von Belevi südöstlich der Bahnstation Kos-Bu- nar hat E. S. TopSxviSn? einen 1,06™ langen, 1™ breiteo, 0,38 dicken Marmorbiock gefunden, auf dem steht

H A I A A E Z ('Ap^ovia, Smyrna 6 18U8^,

IM SITIOirOIPlOTOlOUA

Derselbe Flerr teilt uns folgende Inschrift mit :

Marraorblock 0, 48'*' hoch, 0,68 breit, gefunden mittwegs zwischen Belevi und TCiTCii; (Djibia) an einem Brunnen; Buch- staben 3,75 -2. 75'' hoch und z. T. in Ligatur. (Etwas ab- weichend veröffentlicht in der 'Appvi«, Smyrna 5. Motpr. 1898).

AOYKION0ABION X E I A ft N A TONAAMÜPOTATON KAIAIZYnATON 5 ETTAPXOKPßMHZ KAeazifiM . . O . . O...AIOZ HMftNAYTOKPA TOPZEBAZTOZ 10 ..A...AYPHAI

AOUXIOV «{»iStOV I XliX(OV« I TOV XaC(AWpÖT«TOV I ».OLi hii ÜT5aT0v| llCftpj(^OV 'P(i)[it.1f)( ....

Die Inschrift fällt nach 20 » nach Chr., dem ,Iahre des zwei- ten Consulates des L. Fabius Gilo, über den zuletzt Ritterling Arch, epigr. Mitth. 1897 S. ;V» ff. gehandelt hat; vgl. Proso- pograp/iia II S. 45. Der Schluss der Inschrift bleibt bei der lückenhaften Abschrift besser unergänzt.

81TZUNQSPR0T0K0LLE

5. Jan. 1898. W. Doerpfeld, Die Ausgrabungen beim ^ Areopag. O. Rubensohn und \\. Zaun, Über die dabei ge- fundenen Gräber der Dipylonzeit. P. Wolters legt das Num chronicle 1897 Taf. 5,2 veröffentlichte Tetradrachmon des Nabis vor. J. Svorünos, Die kleisthenische Volksver- sammlung und das Ijkurgische Theater. Ii.

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SITXUMOSPROTO&OLUt

167

19. Jan. 1898. W.DoKBPFBLD, Ansllhftka. A.Wilbblm, Zwei attiwhe iDBchriften (C. /. Ä, II 30. IV,1 S. 23,116». P. WoLTBRs, Eine neue Vaae dea Sophiloa (Arch. Jahr- buch 1898 S. IS).

2. Pebraar 1898. E. Zillkr, Zur Frage der Beleuchtung dea Parthenon. P. KATVAniAa, Ein Volkabeschluss dea AI- kihiadea. W. Dobrppbld, Altertümer Ton Megara.

16. Februar 1898. R. Zahn, Klaaomeniache Keramik. E. ZiEBARTH, Archaische Inschrift aus Brahami.— J. Syoro- wos, Eine liomerische Insel (Syrie). 1.

2. März 1898. J. Svoronos , Eine liomerische Insel (Sy- rie). Ii. H. VOM Prott, Die liepiiaislien.

Prott: Die Vermutung, dait bei Ariitoteles, 'A6i)v. mX. 54,7 als dritte Penteleris die Hq^elien und in d«m leisten Batse die Amphiaraien ([v6v] $kicpd«Mtf«u [miI 'A^ieipaia] irÄ Kr,7taof(üvTO( 3p)(^ovTo; ) einzusetzen seien, ▼on denen aus oropischen Insclirilti-n festsieht, dass ihre Penteleris unter dem Arcliuutat des Kepbisopbun ciugülübrt ist, lässt sich bei genauer In- terpretation des Aristoteles und Pollux (VIII 107) sowie der Hephaistien- insehrifl CJ.A. IV 1 8. 64 f. nicht lialten (Tgl. WilamowiU, Aristoteles und Athen I S. 229 f.; Wilhelm, Anzeiger der Wiener Aludemie 1895 8. 39 ff.; Keil, Hermes 1895 S. 473 (1). Denn abgesehen TOn den zu der Vermutung nicbt stimmenden Zügen des Papyrus werden 1) nach Aristuleles die i'en- teteriden ? on den IcpoxoMl xat' ivtawtöv, nach der UepbaisUeninscbrift da^ gegen die Hepbaistien von einer aus der po»Xi( erlosten Pestkommission, nach den oropiscben Inschriften die Amphiaraien Ton gewählten int(LcX7)ta{ verwaltet. '1) Hei Aristoteles ist nicht itai To-jxtov oü8i|jiia tv «jtiö ev[iauT«I»] f^yt[Tai, was bei fünf peulelerischen Festen sinnlos ist und nur durch drei- fache Änderung der Uberlieferung ( Wilamowitz-Kaibelj in einen allenüaUs ertrigUcben Binn umgewandelt werden kann, sondern mit Kenyon ml ia4- Tu>y oüS([i^a cv T^i auT«j^ tvY^i[Tat zu lesen. Der Zusatz war namentlich für den Niclil- Athener nicht überflüssig, da es Inder Thal nierlvwürdig ist, das» von den lüuf Penleteriden nur eine, die Pauaiheuaien, iu Alben gefeiert werden, worin sich ein btück attischer Geschichte abspiegelt. PoUux.dessen ZurQckführung auf Aristoteles schon durch den von ihm begangenen Fehler (Wuov Ouaiaf la; vti xriptSaf) gesichert ist, hat seine Quelle richtig lokal verstanden und daher den öalz xai toutwv . . . iv^ivEiat lortgelassen, aber dafür die Bezeichnungen der Feste in lokalem iSinne vt randerl (tv Bpaupüvi, *BXiwofvt). Es sind also nach wie vor als dritte i'eulelens die Herakleien von

Marathon aniusehen, die mit panhellenischem Agon verbunden waren und schon deshalb Irieteriscb oder peuleterisch gewesen sein müssen, bei Pol- lux ist aber vielleicht 'HpoxXtiSwv nicht zu ändern, weil man eine Sage von der Stiftung der Uerakieien durch die UerakUden auch ohne Überlieferung

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ab wabrscbeinlich annebroen darf. 3i In dem Satze der HepbaistieniDschrifl tipf 81 >.[a|uc«B« Mitfv Tf,i -tvjicTr^piSc [x«i *Hf]«i«tlwc itt maa nil Un- recht Scbölls Erklänmg: *an der peoleterischen und an der Jabresfeier der Hephaistien' pefolpt, wa« priecbiseb nur durch t^t xivTiTt;pt8t xai ri;! iji^t- (T^t8( tov 'ilfatoi^wv wiedergegeben werden könnte. Die ricbtige Deutung hatte lingtt fOrehhofT gegeben, der ^fy xtrctTiip^ ton den grossen Paoatbe- naien rentand. Diese Deutung wird vollkommen sieber, wenn man die Stelle der Inschrift verbindet mit Polomons Nacliricht über die ).au.r:*3ij im Ke- rameikos <Ilerines 1873 S. 437 ff.|. Die Schwierigkeit, wie in der Hepbai- stieninsebriA etwas über die grossen Pauathenaien festgesetzt und wie dabei der bestimmte Artikel (t1|v B1 Im^x^iu) gebrauchl «erden kann, erkürt sich daher, dass durch die Inschrift eine kultliche Beziehung zwischen dem Feste des Pronielheu<>, dem als allaUi->chen Feuerpotte die älteste XajiJtäe gefeiert wurde, des jüngeren I^ephul^lus und der Athena i'olias, der unter dMB Hammerseblag des Prometheus geborenen Genossin des Uepbaislos.ber- gestellt wurde, indem man die Einführung der am Promelheusaltare in der Akademie beginnenden Xafuia; der Promptliien an den grossen Panathc- naien und Hepbaistien beschloss. \\'enn Aristoteles die Amphiaraien ebenso wie den Demarchen und den IffifuXTjdic tOv «piivAv von Orupos nieht erwähnt, so ist als Erklärung dafür wol nur möglich, dass Oropoe nicht erst durrh di-n lamischen Kriep, sondern durch den Erlass Alexanders über dieRückIvt lir der Verbannten von Alben getrennt ist, das in diesem Punkte dem Könige iiacli^egeben haben wird, wfthrend esSamos m halten sachte.

IG. März 1898. O. Hluensohn, Ein eleusinisches Kult- gerät.— A. \\ iLHKLM, Epigraphische Mitleiiungen. E. Ah- GKLOPULos, Über die Häleü des Piräus.

Wilhelm : Bine von A. Milchbofer in Ifarkopnio nachgewiesene «Iter- tfimliclie Herme trägt Reste einer zweizoiligen Inschrift, in der sich das erste Distichon des Antb. Pal. VI, 144 überlieferten, angeblich simonidei- scben Epigramms erkennen lasst. Augenscheinlich ist das urspünglicbe Gedicht in späterer Zeit ebenso erweitert worden, wie dies Wiiamowits an anderen Sinionidcs /ngcsdiriehenen Epigrammen erwiesen hat. Das nur durch Fourmont bekannte sitnonideische Epigramm ('. 1. G. Sept. I 53 hat sieb in einer Kirche bei Megara vermauert wieder Üudeu lassen. Über die auf den lokriscben Mftdchentribut besügliche Inscbrifl von Vitri- nitsa vgl. jetst Jabreshefte des österreichischen Instituts I, Beiblatt 8. 50.

30. März 1898. Sp. Lambuos, InschrifieD aus Megara. R. Hbrsog, Das Theater in Pieuron.^ W. Dobbppbld, Die Bau- werke des alten Ägyptens.

Qesehlossen 25. Mai 18M.

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I

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VI

I.

RHOMAiüilS, ATHEN,

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PRIAMÜS BEI ACHILL

(Hienu Tafel IV)

Das Vaaenbild, welches mit freunilliciier Biowilligung des Henu Generalephoros Kavvadias aaf Taf. 4. nach einer Zeich- nung des Herrn Gilli^ron publicirt .wird, befindet sich auf der Lekythos Nr. 486 des Nationalmuseums in Athen. Die 31,5** hohe, in Roropi in Attiica 1877 gefundene Lekythos kam im selben Jahre unter Nr. 1916 in die Sammlung der Arch. Gesellschaft. Das GefSss bat ein wenig gelitten. Einige AbschOrfungen machen sicli besonders im Bilde unangenehm bemerkbar. Auf der Schulter tragt die schon entwickeltere For- men seigende, schwanfigurige l>ekythos aneinander gereihte Lolosknospen und darflber Stricfaelchen. Das Bild auf dem Bauche des Gefisses ist oben durch ein Ornament begrenzt, welches einen swischen zwei Reihen von Knöpfen im Zick- zack gespannten Paden nachahmt. Nach unten zu schliesst ein thongrundiger Streifen ab. Neben flQchtigen finden wir im Hauptbilde sorgsamer ausgefohrte geritzte Teile ; an einigen Stellen ist Weiss und Rotbraun (letzteres in der Abbildung durch Schraffirung wiedergegeben) als Deckfarbe benatzt.

Auf einen nach links auf einer Kline gelagerten, unterw&rts bekleideten bärtigen Mann eilen von links ein Greis und zwei Frauen zu ; von rechts kommt ihnen eine dritte entgegen. Das Gesicht des Gelagerten, welches auf die Herannahenden ge- richtet ist, ist ein wenig missglQckt; es entbehrt des schärferen Profiles, denn der Pinsel strich hier zu breit. In der Rechten hält er ein langes Messer, mit dem linken Unterarme stQtzt er sich auf ein Polster, die Handlung der Linken ist durch die Verletzung der Vase unklar. Das Gewand, welches ihm Schoss und Beine verhüllt, ist wie bei den anderen Gestalten spär- lich getüpfelt. Hinter seinem Kopfe breitet sich Laubwerk aus. Vor der Kline, deren Fuss reich geschnitzt ist, steht das nie- drigere Speiaetizchchen mit tänienartig herunterhängenden,

ATBBN. MIRHSILUMGIN XZm. 1$

170

t. t>OLLAlt

wei sagest re if ten Gegenständen, und diesseits von ihm liegt auf dein Boden der nackte Rürper eines bärtigen Mannes, dessen Kopf in Todesstarre nicht zu Boden gesunken ist. Die Arme hält er steif an die Hüften angelegt. Der von links her nahende Greis trägt im weissen, lang in den Nacken fallenden Haar eine rotbraune Binde; Chiton und llimation sind mit Streifen derselben Farbe verziert. Flehentlich streckt er die Hände nach dem auf der Rline liegenden Manne aus. Hinler dem Greise folgen zwei Frauen (Fleischteile weiss) in jonischen Chitonen und Uber die Uake Schüller geworfenen Himatien, mit brauner Binde im Haare. Auch sie heben flehend die Hände. Auffallend disproportionirl ist ihr Hinlerkopf geraten. Kine drille, den geschilderten in Haltung wol äboliche weibliche Gestalt steht rechts vom Liegenden.

Die Frklärung des Bildes bietet keine Schwierigkeiten. Rin Held auf der Kline heim Male, vor ihm, verächtlich auf den Boden hingeworfen die Leiche eines bärtigen Mannes , ein Greis, der bittend sich nähert wem fi'Me nicht augenblicklich Priamos Besuch bei Achill ein? Gioe Bestätigung scheint diese Deutung auch in den Buchstaben zu finden, welche oberhalb der Anne des Priamos sichtbar werden. Man kann in ihnen wol die Anfangsbuchstaben des Namens 'A^a[>cü;] erblicken. Hingegen ergeben die Buchstaben hinter Achill keinen Sinn.

Zuletzt hat Benndorf die auf die Lösung Hektors bezüg- lichen Denkmäler gesammelt Seildem hat sich das Material beträcliiiicb vermehrt, liier folge, was seit Benndorfs Katalog hinzuge kommen isl:

a) das Bi onzt relief von Olympia: Purtwängler, Bronzen von Olympia Taf. 39, 701.

b) das Belief am Griffe eines griechischen Bronzespiegels, vei'ötTentlicht von Furtwängler in den Historischen und phi- lologischen A Iiisätzen £. Curtius gewidmet Taf. 4 S. 179 ff.

c) ein übereinstimmendes Bronzerelief von der athenischen Akropolis publicirt von Wolters in den Athen. Mitthetlungen

AiiMli 4§tl' MHulv im 8. ?4I fl*.

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VniAMÖS Bfet ACtlltL

ill

1895 S. 478 Taf. 14, 1, wiederliolt American. Journal of arch. 1890 S. 353. Vgl. A. de liidder, De ectj/pis f/uibus- dam aeneis quae /also vocaritur argivo - corinUuaca S. 10.

d) unsere Vase.

e) roifigurige Kralerfragraenle veröffentlicht in den Wiener Vorlegebliillern 1890/91 Taf. 9, 6-9.

f) Relief eines homerischen Rechers in Rerlin, abgebildet von fiobert im 50. Rerliner Winckelmannsprogramme S.*3G.

g) ein gleiches, ehemals bei van Branleghem, Fröhner 6a- lalogue van Brantc^heni Nr. 30*2.

h) Sarkophagfragmenl in .Mhen, Sybel. Katalog der Skulp- turen 4797, Athen. Mittli. 1884 S 54 ff. Robert, Sarkophug- reliefs II Taf. Vk, 52.

i) ein gleiches in Theben, Körle, Allien. Millb. 18'8 S. 416, Robert a.a. O. Tat. Vl-n, 50.

k) und 1) zwei im Museum von Sparta, Dre.ssel - Miichhofer Alben. Millb. 1877 S.39Ö Nr. 2?3-2'24, Robert a.a.O. Taf. 24, 51. 53.

m) Sarkopliagfragmenl in der Stadtmauer von Adalia, ab- gebildet Lanckoronski, Städte l'ampli)liens und Pisidiens I S. 17 und Ruberl a.a.O. Taf, V^ . 54.

n) ein gleicbes in Taurmina (fraglich ob bieber gehörig) Robert a. a. 0. Taf. 24. 55.

o) ein gleiches in Ostia, Hubert a. a. O. Taf. '24. 58.

p) ein gleicbes in Rom, .Vlatz - Duhn, Antike Bildwerke III 4063, Robert a.a O. Taf. 24. 56.

q) das pompejanische Bild, Maass Moii. delC ist. XI Taf. 30. Ann. äeli Ist. 1881 S. 125 ff.

r) Gemme im britlischen Museum. Smith, Catalogue of engraved senis in the Ihitiah }tusenni .Ni'. 14 Iii.

s) Carneol in Paris, pubiicirt von l^abelou, Le cabinet des antKjucs (i 1(1 bibliolheque nationale Taf. i7 Nr. 15 S. 163.

t) Fragment einer tabula iliacu in Paris, Jahn- Michaelis Bilderchroniken Taf. 3, I).

u) Bronzerelief an der lensa capitolina , Bullettino co- munale V Taf. 11-15 S. 113 IT. vgl. auch liej^demann,

L. t>OLLAt(

Berichte der sächsischen Gesellschaft 1878 S. 124 ff'.

Als älteste der uns erhaltenen Darslellungen derXOrp« über- haupt gibt sich das olympische l^elief argivischer Herkunft (a) und seine wol dem gleichen Culturkreise entstammenden l\e- pliken {b, c) zu erkennen. Die Sage ist in gedrängter Knapp- heit dargestellt. Achill stehend, vor ihm der tote Hektor auf dem Boden, Priamos von Hermes geleitet das ist Alles. Von dieser Schlichtheit bis zu Brygos, dessen Hand wir wol den herrlichen wiener Skyphos^ zuschreiben dürfen, war zeillich wie künstlerisch ein weiter Weg. Kurz deutet das Kpos an (XXIV, 475). dass Priamos bei Acliill eintritt, naclidem die- ser eben geschmaust hat. Wenn Luckenbach-' sich an das 'nachdem' klammert und daraus dem Vusonmaler einen Vor- wurf schmiedet, so hat mit Recht A. Schneider* nach Benn- dorfs V'nrgann; (a. a. O. S. 244) dies zurückgewiesen. Aber nicht Brygos gebiilirt diese malerische Erweiterung der knap- pen Scene Das Vorbild lag seiner Zeit voraus. Unsere Vase, welche cinijie Decennien älter sein wird als das wiener Ge- fa'ss, ist wol das frubcslc Beispiel dieses Typus, den wir im Gegensalze zu jenem argivischen als einen echt allischen be- zeichnen dürfen. In wesentlichen Momenten stimmen mit die- sen zwei Gefässen noch zwei andere überein. Ils ist dies eine Schwarzfigur ige Lekylhos (Arch. Zeitung 1854 Taf. 72, 3) und die münchner strenge rotfigurige Schale Jahn 404 (Over- beck, Heroengallerie Taf. 20,3; Klein, Lieblingsinschriften S. 34 Nr. 20). Beide sind gewiss schlecht abgebildet, doch ge- nügt ein Blick, um zu erkennen, dass die eben geoannle Le-

' Unsicher isU uli di t Trojant-r tiei Priamos ein Itraterähnlichit GflJIss oder einen Panzer auf der linken Schulter trägt, keinesfall.s ist es ungrtmä» piatto; die äcliale in Prianis Händen ist zum mindesten zweifelbafl.

* Manmenti (MC fstUuio VIII Taf. 27, MMtier. Sammlung antiker Vasen und Terracütten Nr. 328. Hartwig, Meislersclialen S. 363 f.

' Verhältnis!« der V'asonbildcr zu den Gcdicblcii des epischen Kj^Uof (iot XI. Supplemeotbande zu Fleckeisens Jahrbüchern) ä.

4 Der troUcbe Sagenkreis 8. 35.

» Mit Reebl bal Robert (Bild und Lied 8. «9| die Ueiniing Luekenbaoba (a. a. O. S. 509) zurfickgewiesen, dast Aobill hier lum Spotte vnd Hobiie

den Becher reiche.

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PllfAMOB mi ACHILL

173

kytbos zu den apHtestpn Erzeugnissen der schwarzfigurigen Technik gehört und nicht iiiter ist als die zwei strengen rntli- gurigen Darstellungen. Alle vier Vasenbilder stimmen darin überein, dass sie Achill aut der Kline beim Male' darstellen, während Hektor den )ctjvi« Tpairs^^fj; gleich unter oder vor der Kline liegt, dass Priamos von linkslier nalil, bald königlich würdevoll, bald seine Würde vergessend im tiefen Schmerze die Hiinde zum gewaltigen Sieger erhebt. Aber in einem Punkte unterscheidet sich wesentlich unsere Lekythos von den anderen Vasenbildern, nämlich durch die Regleitung des Pria- mos. Während sie auf dem wiener Gefässe aus den reiche X'jxpa tragenden Troern und 'i'roerinnen besteht', auf dem münch- ner es Hermes war, der übereinstimmend mit dem Epos Priamos veriässt, sobald er ihn zu Achill geführt hat, auf der späten schwarzfigurigen Lekythos zwei Jünglinge mit einem Pferde die Begleitung bilden, erblicken wir hier Priamos von zwei Frauen gefolgt, während eine dritte rechts von Achill in entsprechender Stellung erscheint. Die Deutung der Frauen hinler dem Greise kann keinem Zweifel unterliegen. Sie gehö- ren zur Familie des Priamos. Mit ihm zugleich kommen sie, mit ihm bitten sie ; hingegen wird man die weibliche Gestalt rechts von Achill wol besser ßriseis benennen, wie sie, aller- dings nicht so heftig erregt, auf der münchner Schale darge- stellt ist^. Mit der Schilderung des Epos stimmt unsere Vase Dieht. Nur Idaios begleitet (XXIV, 325. 470) den von Her- mes geführten Priamos ins Lager der Griechen. Wieso kam nun ein Vasenmaler des 6. Jahrhundertes dazu, die weiblichen Angehörigendes Priamos mit darzusteUeu? Der Unterschied in der AüCTassung ist zu gross.als dass man annehmen könnte, er habe dies aus eigener Erfindung gethan. Man muss vielmehr die Quelle suchen, aus welcher er schöpfte.

Vgl. Fröhncr, Arch. Jahrbuch 1892 S. 27.

' Eine d^r ältesten Darslclliinpon der Geschenke tragenden Trorr war wol die des Bathykles am amjfkläischcn Throne des Apoiloo; t^I. Klein in dm Anh. epigr. BIftth. IX 8. 149» 159 Anm. 9.

> V9I. Arah. Jshrbueb 1894 6. 156.

174 L. POttAK

Doch botrachten wir vorher die anderen Denkmäler, welche ebenfalls die Familie des Priamos hei der Lösung Hektors darstellen Es sind nur Sarkophage. Zu den sehon in Benn- dorfs Aufzählung unlei- .s\ k und / angeführten kamen noch / und m unseres Nachtrags hinzu. Rtwa sieben Jahrhunderte liegen z.vvisehen unserer V^ase und dem 'griechisch-römischen' Sarkophage von Rphesos .v (Robert a, a. O. Taf. ?'2-'23, 47) und die Kluft erweitert sich bei den anderen noch mehr. Nach so langer Zeil taucht also wieder dieses Motiv auf. .Aber noch später sind die litterarischen Quellen, welche diese Version wiedergeben. Bei Dictys Cretensis IM '?0 wird Andromache, bei Ccdrenus 1^7 I) noch Polyxena genannt und beide fügen ausserdem Astvanax imd Laomedon hinzu und im VVesent- liehen stimmen mit ihnen andere, allerdings auch späte Auto- ren iiberein'. AulTallend genug, dass erst in so späten Nach- richten die Facnilie Priams eingeführt wird .Aber diese Ein- führung war nicht eine Neuerung, welche auf ihre Rechnung zu schreiben ist. unser V^asenbild führt uns vielmehr an die reine ungetrübte Quelle, welche durch viele unbekannte Rinn- sale hindurch erst im späten getrübten Niederschlag er- halten blieb. Mit dem Epos stimmt unsere Lekythos nicht, eine freie Erfindung des Vasenmalers ist nicht anzunehmen, Rinfluss der rrugiidip ist in dieser Zeit unmöglich, es bleibt keine andere Quelle als die gleichzeitige damals blühende Ly- rik. Was Rergk geahnt hat, wurde besonders durcdi Robert^ weitergeführt und nun erst Itegianl man der Lyrik den von ihr geübten Einfluss zuzugestehen. Hier sei nur an die Be- deutung erinnert, welche Stesichoros. der x.ar.T/,; 'Oarico-j für die Taioj Tctpii; und Orestie besitzt. Auf die Skolienpoesie wurde das Ilerakles-Kerberos-Bild einer berliner Schale '* zu-

< Vgl. Benndorf a. a. O. S. 256 Anni. 1 und Robert, Sarkophagreliefs II 8. 61 Anm. \. * Orieebiscbe Litteraturgeschiohte II S. 296.

' Bild und r.i. d S V\ (T. vgl. Köliler in den .Ml.oii. Mitth. i8S4 R. I (T. und O. Jahn, Abliandlungen der sächsischen Geseliscbafl Vlli S. 707 IT, 4 Hartwig im Arch, Jahrbuch« t89$ 8. 168.

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PKIAMOS BBI ACHttt.

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riickgefiihrt, während die Darstellung der Opferung Polyxenas auf einer Amphora bei Bourguignon ' als durch ibykos beein- flusst hingestellt wurde Dass die neugefundenen Dichtungen des Bakchylides besonders die bildliche Fassung des Theseus- mylhos mitbedingt haben , kann man wol jetzt schon be- hauptenIn unserem Falle können wir bis jetzt nicht einen bestimmten Xaineii nennen, denn gerade für die Lyrik Hiesst die Überlieferung ungemein s[)arlich. Dass abei- die Kample umTrqja in diesem Kreise mit\'orliel»e besungen wurden, geht aus den Titeln hervor, welche uns erhallen blieben. Das Mo- tiv, die Bitte l^-iams durch die Muller, Frau und Schwester des Getölelen zu verstärken, lag menschlich nahe und der lyri- sche Dichter wird es sich nicht haben entgehen lassen, den Hörer zu rubren. Wenn scdion das ruhig und behaglich breit dahiutliessende Fpos geraile in den >.uTp3i mächtig ans Merz greifende Töne anstimmt, so hat gewiss auch die i^yrik den dankbaren Vorgang in ihrem Sinne ausgesponnen.

Wurde nun für unser I^ekytliosbilil die Lyrik als Quelle wahrscheinlich gemacht, so erklärt sich die Anwesenheit der Familie Priams bei lleklors j>ösung auf den genaiiulen Sarko- phagen anders. Gewiss hat Bobert (Sarkophagreliels II S. 61 ) das Hichtige gelroffen. wenn er den Grund dafür 'lediglich in dem Zusammenschweissen verschiedener Vorlagen sucht* und annimmt, dass die 'ursprünglich für eine Darstellung der lliupersis erfundene linke Seitengruppe ohne Weiteres aus einem anderen Zusammenhang heriibergenommen ist*.

Wenden wir uns nun einigen Rinzelfragen zu, welche un- ser Bild nniegt, so fällt vor Allem der Blick auf die Zweige, welche jenseits Achills sichtbar werden. Sie geben in dieser Darstellung keinen Sinn, denn die Kline, auf wehdier Achill ruht, ist doch sicher nicht im Freien, sondern innerhalb ei«

* Hauser im Arcb. Jahrbuch 1893 S. 103; vpl. dagegen Lö.schcke, Athen. Mitth. 1897 8. 263.

' Vgl. Kenjon, Th» puetns of Baathytitk$ 8. 157 : docli .scheint mir gerad«> der von Kenynn cmisiruirle Zufammenhan^ mit der FranfoisTMe Qieht sehr überzeugend su sein.

t76

L. POtLAK

Des Zeltes za denken. Aber man kann noch nach weiten, wie der Maler dazu kam, diese Einzelheit hier anzubringen. Die Gestalt des gelagerten Dionysos mit dem Rankenwerke war den Malern schwarzfiguriger Bilder ungemein geläuGg. llatte der Maler einen gelagerten Achill zu malen,der sich nur wenig von einem ruhenden Dionysos unterschied» so brachte er schon aus Gewohnheit auch hier, wiewol an unpassender Stelle, das Laub an, welches ihm bei letzterem immer vorschwebte*.

Noch ein Zweites verdient besondere Beachtung. Es sind dies die zwei länglichen Gegenstande, welche von dem Speise- tischchen herabhängen. Auch in diesem Punkte berührt sich unser Bild mit dem wiener Skyphos. Bekanntlich hat Benn* dorf ' die auf letzterem befindlichen täntenartig herunter hän- genden Speisen als ungesäuertes Fladen brot erklärt. Seine Er- klärung hat von einer Seite ' Widerspruch erfahren. Vielleicht vermag unsere Lekythos in dieser Präge einen Portschritt zu bringen. Bs sind nämlich auf unserem Bilde die fraglichen Gegenstände mit einem breiten weissen Längsslreifen versehen. Was für einen Sinn hatte dieses Weiss, wenn wir eine Wie- dergabe von Brot annehmen, welches noch dazu in absonder- lich gezackter Porm dargestellt wäre? Viel näher liegt der Gedanke, dass wie Brygos auf dem wiener Skyphos durch dunkle Streifen blutige Pleischstücke, unser Vasenmaler mit der weissen Deckfarbe Fett* wiedergeben wollte und sich nicht anders helfen konnte, als dass er seiner Technik gemäss einen Teil mit Weiss deckte.

In gleicher Weise werden auch die weiss und rotbraun ge- malten Gegenstände zu erklären sein, welche im Bilde einer schwarzßgurigen Amphora in Neapel (3358)^ auf einem Opfer-

' Ähnlich erkläreil sich, und zwar aus Contamination, die Waffen beim trauernden Arhill ilor korinthiN( henCbytra,Arcb.Jahrbucb 1892Tar.l S.27. ' Sranos VinUubunensis Ü. 373.

* Lowy in Rdm. MittheilungeD 1894 8. W.

* Vgl. I. Müllers Handbuch* IV 1, 2 S. 12t.

5 Lühbert in den Annali <f^ir fstiiutn 1865 Tal.^ 6. 83 ff. =s Schreiber« Kulturhistorischer Bilderatlas Tai, ;^U, 3,

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PA1AM08 BBI ACHILL

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tische und in der Hand des Libirenden figuriren, und von besonderer Wichtigkeit ist das Phineusbild der Hydria bei Stackelberg, Gräber der Hellenen Taf. 38, auf dem die nach links eilenden Harpyien nach Plasch (Arch. Zeitung 1880 S. 140), lange Petzen, wol Pieischstücke hallen, während das Brot auf dorn Tische vor Phineus ganz entschieden rund ist. In swel weiteren Phineusdarstellungen auf den londoner Vasen B 291 und 302. Arch. Zeitung 1880 Taf. 12, 1,2 hat Walters im Catalogue of the Greek and Etruscan vases III aut dem Speisetiscbchen 'purple meat and flowers' erkannt. Bt- Den weiteren Beleg für die Richtigkeit der hier ausgesproehe- nen Ansieht bietet das Bild einer schwarzfigurigen, ziemlieh sorgfäliig ausgeführten Oinoehoe, die ich bei einem römi- sehen Antiquar im Jahre 1896 sah und im Folgenden be- schreibe. Ein bärtiger bekränzter, nach rechts stehender Mann mit weissem Schurze um die Lenden hält mit der Lin- ken eine auf einer säulenäbnlichen niedrigen Basis liegende Schweinskeule, welche mit beiden Händen ein ihm gegenOber stehender Jüngling ergriffen hat. Der ältere Mann schwingt mit der Rechten das lange Messer und ist im Begriffe auf die Keule einzubauen , unter der eine grosse Amphora mit Stan- genhenkeln steht. Hinter dem Pleiscbstocke steht ein Tischehen mit drei herabhängenden zackigen Stücken, welche in der Mitte je eine von oben nach unten laufende geritzte Linie zeigen, also durch den Zusammenhang evident als Pleischsttteke cha- rakterisirt sind. Die Scene spielt im Freien, wie ein jenseits, des Tischebens sieb erhebender Baum, an dem die zweite Keule hängt, lehrt. Die Bekränzung des bärtigen Mannes legt den Gedanken nabe, dass uns hier vielleicht ein Ausschnitt aus dem Bilde eines feierlichen Males oder Opfers geboten wird, wie wir ihm z. B. im Friese von Gjdlbascbi^ begegnen.

Rom, im Februar 1898.

LUOWia PO|«LAK.

4 Benndorf, Herwm von Ojälbuebi-TTsa T«fi B. 167 f.

DIB FLÜ88B VON LAODIGBA.

Ljkos, Kadmos, Kapros, Eleiooa und Aaopoa.

Wie schwierig es ist, auf kleinasialiscbem MoHon in geo- graphiachen und topograph iscbeo Fragen zu allseitigor Ober- einatimmung zu gelangen, beweist aufs neue der kürzlich er- sdiienene II. Teil der Cities and bishoprics of Phrygia ▼on Professor Ramsay. Ris jetzt hatte man für das Lykostbal im allgemeinen (olgende Gleichsetsungen angenommen : Ly- ko8 = Tschuruk-su ; Radmosa Gök- bunar- su ; Kapros = Baschii -tschai ; .\ 8opo8= Gümüsch -Ischal ; der Elei- nos blieb unbestinnmt. Nach Ramsays neuester Ansicht muss der Gök-bunar-8u Kapros heissen, folglich die Stadt bis an den Ak-kan reichen, der Kadmos und der Eleinos aber weiter im Osten gesucht werden. Diesen AufstelluDgeo möchte ich einige Bemerkungen gegenüber stellen*.

Es mögen gleich hier die drei wichtigsten Zeugnisse folgen, die auf diese Frage Bezug haben.

1) Herodot VII 30: ... cmxiTO U KoXo99xc iv6>tv ^lyicXviv

2) Strabo XII 578: 'EvtsGO« Ii xal 6 KxTrpo; %x\ o Auxo« 9U(a- €x»tt MaixvSpf|> 7cotx{a£>, totsuloc ivpitY«0>)< a^'ou xai r, Trpo(

A*jx(i) AaoSixstot XcYiTat.Tm'pxitTOtt ri); icö><(i>( öpoc KäS(AO(, ou xai 6 Auxo; pii xxi £X>0( öub>v<j!i.o< tu opi(. To icXeov ou- To; uirö yr? puJtc , «t' ävaxü({«x( (jovtTficev it^ tauTÖ Toi? xXXoi;

Zu Tgl. is( dazu uieine Karte der Gegend Im JahrbiHMi de« arob. la- sliluts XUI, 1898. Taf. 3.

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BIB TWntM TON LAODICBA

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3) PI in. H. N. V, 29, 3: Imposita Laodicea est Lyco ßumini latera adluentibus Aso/jo el Capro.

Treten wir zuerst an die Lykosfrage heran ; es hat kaum ein anderer Fluss Ramsav so viel bescliiiflijit. In den Athen. Mit- theilungen 1891 S. 194 habe ich das angebliche Verschwin- den des Lykos bei Kolossai beschrieben und glaubte den Sciiluss ziehen zu müssen, dass ein eigentliches Verschwinden niemals Statt gefunden hat. Wiederholte Besuche der Stelle haben mich in dieser Ansicht nur bestärkt; es bleil)t wol nichts übrig als die Annahme, dass llerodot eine Volkssage, die er von phrygischen Handelsleuten in Mi let erfahren, w iedergiebt. Den Lauf des l.vkos durch die en'^e. tiefe und wilde Sclihjcht hat der Volkswitz zu einem unterirdischen gesteigert. Professor Ramsay bespricht wiederholt alle Möglichkeiten {Church in the Rom. Empire S.4 7ü; Cities and bishoprics of Phrj/- gia I S. 210), um Herodots Aussage und die Legende des Erzengels Michael zu retten, kommt aber zu dem Schluss, that there is no probabHilii that the Lycos ever durin<^ any historical period flowed throup^h an underground chasm five stadia long in this part of its course. Trotz- dem will er die Thatsache nicht ganz annehmen. ^This state- ment, hoivever, does not imply that the stream was al- ways open to view. It is still in some places half con" cealed from view, as M* W. says, and so we must admit the possibility that incrustations from the streams that join it, both on north and south, may have at a former period completely overarched it for a little way'. Er beruil sich dafür auf scientific training as a practical geologist in a witness '. Es fragt sich nun, ob ein prakti- scher Geologe allein im Stande ist, zwischen modernen Tropfsteinbildungen, wie man sie an der Südwand des obern Eingangs der Schlucht sieht, und den gewachsenen Kalk* steiDScbichten in der Mitte, unter welchen sich das Wasser einen kurzen Durchgang gegraben , zu unterscheiden. Jene Tropfsteinbildungen stammen übrigens von Bewässerungs- kanälen her, die vom grossen Kanal bei Monas ai)ge|eitet wer*

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0. WEBER

den. An der Nordseite befinden sich solche Ablagerungen nicht.

Dass übrigens Ramsay diesem Argument ad hominem wenig Wert beilegt, beweisi eine andre Theorie,die er vorträgt. Auf Strabos Angubc gestützt meint er: This can only mean that the Lycos flows for more than 20 miles under~ ground, then appears above ground (bei Kodja- hasch), and flows towards the Kadmos and the Maeander. ...the real source of the Lycos is in the lake of Anava ( Cities and bishoprics I 8. 210). Br setzt dann hinzu: Now there are united in Herodotus*s account two points t 1) within the very city of Colossai, the Lycos enters a deep cleft in the ground, 2) the Lycos issues from an underground channel and flows to the Maeander. Each point is true and each is stated by the eye-witness, Strabo; it is only the union of the two by Herodotus that is incorrect. This is characteristic of the faithful repeater of evidence at secondhand. Wie verhalten sieh nan diese Behauptungen den Thatsachen gegentther?

Der Adji- tus-gOl (See von Anava), wie der Tus-tschöltt auf dem Ijkaonischen Plateau , ist ein eebter seiehter Sahs- see« dessen Wasser im Sommer verdunstet und die dicke Salz- kruste zurQcklässt. Hamilton (1 S. 508) hat das richtig he« merkt; meine eigenen Beobachtungen stimmen mit ihm Qber- ein. Bei Appa bin ich im August 2 Kilometer weit auf dieser Salzkruste zu Fuss auf dem See vorgedrungen*; nirgends war Wasser zu sehen ; nichts als die harte, glitzernde Salzfliche fieljns Auge. Die frischen Spuren von Eselhufen, vom g^en- flberliegenden Ufer kommend, haben mir bewiesen, dasa zu dieser Jahreszeit der See, wenigstens an dieser Stelle, trocke- nen Pusses zu ttberschreiten ist. Darf man nun annehmen, dass er einen unterirdischen Ablauf habe? In diesem Falle hätte sich doch nie eine Salzkruste auf der ganzen Ober- fläche bilden können. Zweitens hätte der See in der Sommer-

* Sivofävi)(, oü-fYP'P^H-* ':(pio^i>wv 'toü oyXXd-fOt^ ;wv «9i«'<^üv « 'Av«f oXijt ) S 152,

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blk rLUBSSB VON LAÖOlCfiA

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zeit nicht Wasser genug um die reichen Quellen bei Kodja- baseh lu speisen. Ja noch mehr, diese Quellen sind gar nicht salzig, wie es Ramsay selbst zugeben muss. Wo wäre dann das Salz geblieben ? Die Lösung dieses geologischen Rätsels bleibt

man uns schuldig.

Strabo (Xil 580) sagt von diesem See: tj Se |«Ta^ü Aoio^i-

pav e^ci icfXoiYi« ou««. Dieser unangenehme Geruch fällt dem Reisenden beute wie im ersten Jahrhundert auf ; ist es nicht bezeichnend, dass Strabo, der die Gegend bereist hatte, nichts von irgend einer Verbindung zwischen diesem See und den Quellen des Lykos (Kodja- basch) anfahrt, da er doch gans genau diejenige der Quellen des Marsyas und des Mäanders mit dem See Aulokrene angiebt? Hingegen sagt er ganz be- stimmt: Tivi'pxitTM Tilc is6Xi*K (Laodicea) Spo« Kd2|A0(, il

SU xai 6 AmW^ pil.

Drittens endlich würden die ?0 englischen Meilen unter- irdischen Laufes, die Ramsay dem Lykos zuweisen möchte, nicht mit der Angabe Strabos t6 wXi'ov outo; Otto yrj; (im Falle sie sich auf den Lykos bezieht, was nicht bewiesen ist) abereinstimmen ; die Entfernung zwischen dem See von Anava und den Quellen bei Kodja- basch ist nur 17 engii- aehe Meilen; dagegen beträgt diejenige von diesen Quellen his zum Mäander über 20 Meilen. Da wäreesdoeh kaum möglich zu behaupten, dass der Lauf des Lykos zum grössten Teil un- terirdisch sei.

Nachdem wir gesehen, wie .Ramsay sich alle erdenkliche Mabe gibt, Herodots Aussage sich zurecht zu legen.gehen wir zu Strabo Ober, den er 8tets,und mit Recht, als Augenzeugen an- führt: anything Sirabo says is clear and true to the facts of the present day. Nichts ist zutreffender als dieser Satz; allein es hängt alles von der Art und Weise ab, wie man den alten Geographen zu verstehen bat. Liest man den Anfangs siebenden Paragraphen Strabos dureh, so ergibt sich, dass er Tom Lykoe zwei Tbalsacben feststellt: 1) der Lykos. ein be- trifebtlicber Flnss, gibt der Stadt Laodicea ihren beieie|i|ienden

Beioamen und 2) er hal seine Quelle am Fuise des Radmoe; weiter nichts. Strabo epriebt dann vod einem andern Flusse, der demselben Berge entspringt und dessen Namen trilgt, und setst hinzu: to «XIov ouro; 6iro y^c ^uil;, iit' avaitO^ac «uvc'iri- (Tcv lii; TauTÖ Toic £XX<Mc iroTa(Aoi(. In diesem Satz liegt der Kernpunkt der ganzen Frage ; besieht er sich auf den Lykos oder auf den Kadmos?

Xrundeli {Dtscoifen'c's in Asia Minor S. 174 ) erwähnt, dass Strahns Expgeten den fraglichen Satz auf den Lykoe beziehen. Aroedee Tardieu in seiner fViinzösischen Überselzung teilt diese Ansicht; allein ist sie geiechli'ertigt ? Weder Arundeii noch A. H. Smith {Journal of Hellenic fttudtes 1887 S. 2-24) konnten es annehmen. Angesichts des wirklichen Verschwin- dens des Gök-bunar-su nahe bei seiner Quelle haben diese Reisenden Strabos Satz einfach und nach den Gesetzen der Grammatik auf den Fluss Kadmos bezogen. Die Exegelen, die den Duden des Gök-bunar nicht kannten' und vonUero- dots Angabe beeinflusst waren , haben ihn anders ausgelegt und sogar behauptet, dass die [Erwähnung des Kadmos eine Copisienglosse wäre. Diesen Eiofluss.den eine anerkannte Au* torilät aut spätere Schriftsleller ausübt, erkennt man sogar an dieser Stelle. Strabo, der Koiossai ganz sicher besucht und eben keine Spur vom Verschwinden des Lykos bemerkt hatte, be- gnügt sich anstatt Herodot direkt zu widersprechen ihn still- schweigend zu widerlegen, indem er vom Lykos nur die zwei angeführten Thatsachen berichtet, dagegen das wirkliche Ver- schwinden des Kadmos desto bestimmter hervorhebt. Nur ist zu bemerken, dass auch er zu weit geht. Der unterirdische Lauf des Kadmos ist kurz (etwa lOO Meter); aber die Sache erklärt sich leicht. Strabo hat wahrscheinlich weder die Quelle von Gök-bunar besucht noch den engen und tiefen Lauf des Flusses bis Ak-kan gesehen. An diesem Funkle, wo die grosse St rasse nach Osten vorbeiführt, hat er den Kadmos aus einer

I Araodell ist. so viel ich weiss, der erste, der ibn erwifant.

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ftift i^tfBäsk Von UobiCtfA fSS

wilden Schlucht hervorbrechen sehen ; es war für ihn die

Stelle iit' ivxKOj-a; U. 8. W.

Aus den oben ani;etiibrten Stellen Ramsays geht klar hervor, dass er den besagten Satz Strahns auf den Lykos bezieht; seine ganze Theorie ober diesen Fluss beruht auf dieser Interpre- tation. Doch liest man in seinen Antiq. of South. Phri/gia S. 5: t/ie KadmoSy Gok - Bnnar - Su , was recognized both by Arundel t and by Hamilton ; the remarks of A. H. Smith { Hell. Stud. 1881 p. 224 } seem to me correct. Diese Bemerkungen aber sind diejenigen ArundelU. nämlich, dass der belrelTende Salz Strahns si(;h nicht auf den L^kos sondern auf den Kadmos beziehe. In Cities and bishoprics S. 785, bei Gelegenlieit seiner neuesten Bestimmung der Flüsse von Laodicea . spricht ersieh in diesem F*unkt noch bestimmter aus: My identification of the Laodicean rivers depended on two fundamental assumptions: 1) that the Kadmos has been rightly identified by Arundell, Hanul" ton and A. H Smith, with Geuk-Bunar-Su (the reason being that Strabo describes a Duden in the former^ and there is a Duden in the latter 2) that Pliny's account may be set aside as inexact. Auf der nächslen Seile sagt er weiter: Geuk-Bunar- Sa must be the Kapros. If this be so, the Kadmos must be not Geuk- Bunar-Su, but one of the other streams which flow out of Mt Kadmos ; €Uid if a Duden could be found on one of them^ the case would be complete.

Also ^nz das Gegenteil von dem, was er oben annahm ; denn dass Strabos Sats to icXcov S' oOto; u. s. w. sich gleich- zettig auf den Kadmos und den Lykos beziehen kann, w ird doch Niemanden» einrallen. Polglich ist doch zuzugeben, dass alle Schlussfolgerungen. die auf diesem Widerspruch fussen, mit der grössten Vorsicht zu behandeln sind.

MitArundell und A.H. Smith habe ich bis hieher die Gleich* Stellung des Gök-bunar*Ba mit dem Kadmos vorausgesetzt. Aber ehe ich das hier begründe, muss ich die Präge nach dem Kapros erdrtem. Bekanntlich hatte Ramsay seit Jahren den

«84

A. wBtaii

Kapros nach Sarakdi terselzl, gestallt auf Strabos Teit, be- sonders aber auf seine Erklärung einer MOnse Yon Laodicea * die eine Frau darstellt zwiscben einem Wolf, AYKOC, und einem Bber, KATTPOC*'. Diese beiden Namen sollten nun nacb ihm die Grensen des Weichbildes der Stadt beieicbnen, eine ziemlieh moderne ldee,dte wenig mit dem sakralen Cha- rakter der antiken Münien in Einklang steht. Jetit gibt Ram- saj diese Gleichstellung auf. In a «»eil" vifeighed review of Part I, in BerL Philol, Waoh, 1896 p, i65, UF Pariaeh ob/eeta to my apportioning of the river names ; and I think he has ground for his objection ( 1, 9 S. 785). Allein anstatt seinem Rezensenten nach den Angaben des Plinius in der Gleichstellung'des Baschli-tschaX mit dem Kapros zu folgen, verlegt er diesen Namen auf den Gök-bunar-su, unter dem Vorwande, der Baschli-tschal is a poor stream, and, more* over the city clearly extended far beyond the narrow It* mits of the walls .... Finally, Bashli» Tchai is a mere branch of Geuk-Bunar^Su, and does not run direct into the Lycos, Sind diese weittragenden Behauptungen nicht auffallend, wenn der Verhsser selbst wiederholt betont, I never devoted any time to thorough exploration of the valley, considering its topography to be settled. In fact there are many districts of Phrygia which I know much better than the Lycos valley, though I have passed across the valley no less than ii times.

Ramsay gründet seine Beweisführung auf die Worte Stra- bos : 'EvraSO« Zi xal d Ki«pQ( xai 6 A6xo< ou{i6iXXii Mauinr- Sptji leorajA^^, «OT«fioc lOjuy^OvK* if* ou xat ^ irpoc Avx(p Aoco- S{kim XiftTM. Der Geograph babe die zwei Hauptflasse (Tschu- ruk-su und Gdk-bunar-su) als die den eigentlichen Ly- kos bildenden darstellen wollen. Diese Ansicht, wie die Aufr fassung der angefahrten Münze, trägt eine moderne Färbung,

* Mionnel. Suppl. VII Nr. 460; B. Head, Hisl. Num. S. 566.

* Ramsa; überseUt KAfTPOC, a goal (Ziege), was sclion Mionnet ge- Iban batte. B. Head sagt rieblig KAnpoc=« boar (Eber).

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DIE PLUESSE VON LAODlCEA

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welche der Text nicht rechtfertigt. Strabo erwähnt einfach den KaprosM für ihn ist der Lykos der betrüchtiicbe FIuss Bei dea Alten war es ja nicht nur die Wassermenge, die den Flüssen Wichtigkeit verlieh ; ihre Nützlichkeit , folglich ihr sakraler Charakter, spielen eine hervorragende Rolle. Das ist speziell der Fall mit dem Baschli -tschaY. Alle {^eisenden, die Denisli besucht haben, wo die reichen Quellen dieses Flusses liegen, bewundern die ausserordentliche Üppigkeit, welche sie den Gärten der Umgegend verleihen. Aus denselben Quellen wurde auch der grosse Aquädukt gespeist, der die Stadt mit Wasser versorgte, wie ich es im Jahrbuch des arch. Instituts Xill S. 1 nachgewiesen habe. Für die Laodiceer war der Kapros der heilige Fluss xar' £^o/y]v, dem sie nicht nur den Reichtum ihrer Landhäuser bei Oenisli, sondern überhaupt die Mi^licbkeit in ilirer Stadt zu wohnen, verdankten. Die Sache war so augenfällig, dass Strabo es für unnötig hielt, sich weiter darauf einzulassen.

Eine Bekräftigung dieser Ansicht geben die Münzen. Der Lykos und der Kapros in ihrer mannigfaltigen Darstellung waren das Stadtwappen von Laodicea; der erste, weil er ihr das beieichnende Beiwort gab, der zweite wegen des le- benspendenden Blementes, das er ihr lieferte. Nicht nur die Münzen weisen dieses Motiv auf, auch die Ornamentik ver- wandte es an den öffentlichen Gebäuden. Auf der Station Appa befinden sich zwei reich profilirle Piedestale aus Lao- dicea, die auf Je einer Seite in Hochrelief einen Wolf und ei- nen Eber tragen. Sollte es daher möglich sein , dass dieser Name Kapros einem Flusse wie dem Gök-bunar-su zukäme, der mit der Stadt in keiner wesentlichen Verbindung steht? Ramsay ist genötigt die Stadt bis an den Ak-kan auszudehnen, um eine solche Verbindung herzustellen. Allein hierin wer- den Kiepert und Partsch das Richtige getroffen haben (Ber- liner philol. Woehenschrifk 1896 S. 465-6).

* Etwas lose, was Rayet in seinem MiUi l S. 7 veranlasste, die Worte «il ft JUxfi tis eine Oopislenglosie ansosehen.

ATBBM. MRTBBlUnieBN ZUU. 13

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«. WBBBtl

Übrigens möchte ich mir erlauben hier zwei wichtige Punkte der Topographie von Laodicea des Nähern zu erörtern, näm- lich die Strecke vom Baschli-tschal bis zum Ak-kan und die Vergrösserung der Stadt auf dem Plateau selbst.

Von der Oslecke des Mauerrings geht die antike Sirasse aber das Thal des Baschli - tscha! und wendet sich dann links am Fusse der nächsten Anhöhen entlang (dieses Plateau liegt 50 Meter höher als die Station Gondjeli und befindet sich vor der HQgelreihe, welche die Lykos- Ebene von der von Denisli trennt)*. Gleich anfangs ist diese antike Strasse, 15"* breit, noch sehr gut erkennbar, mit Grabanlagen und Sarkophagen beiderseits auf eine weite Strecke hin eingefasst. Also ein Beweis.dass wir hier an dem Eingang einer Stadt und nicht in deren Mittelpunkt uns befinden. Bis Ak-kan trifft man übrigens keine Spur von öffenl liehen oder andern Gebäuden an. Ebensowenig sind auf dem Plateau oben Ruinen oder Thonscherben zu finden ; nichts als feiner Ackerboden ohne die geringste Spur von Besiedelung. Nur am westlichen Ende des Plateaus, der Stadt gegenOber, ragen aus dem Boden die Pundamentmauern eines grösseren viereckigen Gebäudes her- vor, wie ich ein ähnliches auf dem' Hügel oberhalb des Klär- bassins des Aquädukts gefunden habe.

Sollten Einwohner von Laodicea die Notwendigkeil gefühlt haben die Stadt zu verlassen, so sind sie nach Denisli gezo- gen , Rädels Kaprima \ das wol von früher her in zu enger Verbindung mit der Stadt stand und zu grosse Vorteile bot, um nicht von allen denen vorgezogen zu werden, die mit Acker- bau und Schafzucht beschäftigt waren.

In Betreff* des zweiten Punktes, d. h. der von Strabon (XII 577) erwähnten Vergrösserung der Stadt ist zu bemerken, dass einerseits der Zustand der Ruinen , andererseits aber die In- schriften beweisen, dass sie auf den Stadtbügel beschränkt blieb. Eine ältere Ringmauer, deren Überreste noch klar nach-

< Siehe die genannte Kartenskizze im Jahrbuch XIII Taf. 3. * JImw« da univeniUs du Midi 1896 8. 20.

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bis PLUBSSt irON LAODICBA 487

weisbar sind, teilt die Sludt in zwei Hälften; die höhere, nörd- liche Nvar die ij.iy.px rfÖTepov o-jia. Im ersten Jahrhundert vor Chr. wurde das niedere Plateau im Süden durch eine neue Ringmauer in die Stadt hineingezogen. Das Stadion Amphi- theatron, ausserhalb dieser Mauer liegend, wurde dann im Jahr 79 naeli Chr [C.I G. 3935) eingeweiht, das anslossen- deGyninasiiiiii (■}) erst im Jahr [Cities and bishoprics I, 1 S. 72); unter Domitian (6'. /. G 39 i9) erbaute der Freige- lassene Tryphon das Tri pylon an der Oslecke der Stadt, wo heule nocli die Rpistvlbiöcke mit der Inschrift am Boden lie- gen, liamsay giaiiltle, sie gehöre zu dem jetzt noch aufrecht stehenden Trij)yloii am Westende der Stadt. Kr bat nicht be- merkt, dass Pücocke [Dcsmption of the East II, '2 S.7?) den Baschli - tsciiai für den Asopos hält und den Kapros auf die Westseile verlegt. Übrigens sind die auch auf dem Boden umher liegenden inschriftlosen Epistylblöcke dieses erhaltenen Tripylons architektonisch verschieden von denen im Osten, gehören also nicht damit zusammen. Tryphons Tripylon darf für das von l- liilostratos erwähnte (Vit. Soph. I '25) Syrische Thor angesehen werden.

Diese Thatsachen beweisen also hinreichend, wie die Ver- grösscrung der Stadt zu verstehen ist. Plinius Aussage im- pusita est Lijvo /lumini, latcra adlucntibus Asopo et Ca- pro kann sich also nur auf den Gümüsch - tschai und den Baschli -tscliai beziehen, wie es Partscb so prägnant ausge- sprochen hat. Badet' sagt ebenfalls: Laoäice'e est baigne'e par trois rivieres: cn fagade par le Lycus, sur les flancs par L' Asopos et le Capros. Bamsays Einwand , dass der Baschli - tschai nur ein iNebenlUiss des Gök- bunar- su sei, verliert seine Kraft durch die Thatsache, dass der Zusammen- fluss erst unterhalb Laodiceas erfolgt; der Kapros, an dieser Stelle angekommen, hat der Stadl gegenüber seine Schuidig- keil reichlich geleistet.

< Aevue J^i uniMtniUi du MUH 1896 8. 20.

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0. WBftBK

E8 erübrigt noch zu untersuchen , aus welchen Gründen der Name Kadmos dem Gök-bunar-su zukommt. Der stärkste von allen dürfte wol sein, dass vom Ak-kan bis an die Ly- kos- Schlucht oder Station Bödjeli sich kein Wasseriauf überhaupt vorÜndet, dem man diesen Namen gehen könnte. Den kleinen, aber ausdauernden Bach von Üereköi bei jeaer Station brauchen v>ir für den Eleinos.

Doch sehen wir Slrabos Text näher an : T^tpxitTai U -rii« 9c6Xc<i>c opo; Kdc^uo;, ou xai 6 Auxo; pci xai aXXo; 6[X.(>>vu|xo; t$ opit. To TcXe'ov S' ooTO; utto yric puti{, iit' ivaxuij^a; cjvtTCeoiv il; TOtuTO TOt? a^oi? iroTajjioi? £u.<patvü)v Sc^lx xo^Ot^ttov ttj; ywpat; x«It6«ü<j6ittov. Bemerkenswert ist, dass Straho den ganzen Berg- stock— Honas-dagh mit Baba-dagh als Kadmos bezeichnet; denn nur der Baba-dagh (Salbakos) belierrscht die Stadt. Auf dem hohen Sattel (1200'") zwischen Ix'iiicn Gebirgen entspringt der Tschukur-su, der erst tiefer unten, nachdem er das reich- liche Wasser desGök-bunar (Kara-göl) aufgenommen, den Namen Gök-bunar-su trügt, und ihn. bis zu seiner Mündung in den Lykos beibehalt. Die Quellen desGök-bunar (586'" Meereshöhe) bilden zuerst einen ziemlich grossen Teich, das Wasser fliesst dann durch drei niedere aulike Brücken unter der Strasse durch über ein gegen Osten vorspringendes Pla- teau, das auf seiner Ost - und Nordseite von einem etwa 30" hohen Hügelrande begrenzt ist. Nach einem etwa 400'" langen Laufan diesem Bande angekommen verliert sich das Wasser im Boden, um auf der anderen Seite in einer 80 Meter tiefen Schlucht, der des Tschukur-su, mit grossem Geräusch wieder hervorzutreten. Es ist das von Arundell und A. 11 Smith be- schriebene y.aTa€(x9pov, von dem auch Strabo gehört hatte, nur dass er ihm, wie oben bemerkt, eine viel grössere Länge zuschreibt.

Am Fusse der Alluvial- Hügel, die dem Kadmos vorlie- gen, angelangt durchbricht der Fluss sie nicht, sondel-n biegt westlich um und folgt ihnen in tiefem Bette bis zum Durch- bruch von Ak-kan. Dieses zerrissene, höchst malerische Thal Leisst bei den Türken Bagbirsak-dei'e(das Eingeweide-

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FLÜB8BB WOV LAODICBA

489

Thai). Vom Ak-kan an hat der Gök-banar-Bn ein regeU missiges , offeoes Bett bis sum Lykos. Ale Strabo auf der antiken Strasse an der Stelle, wo jetzt der seldschakisehe Ran steht, ankam, sah er den Radmos aus der wilden Schlucht hervorbrechen (tW avaxO<|/«;); an dieser Stelle hat er allerdings den grössten Teil seines Laufes, etwa 13^, hinter sich; bis sum Lykoe sind es nur noch 3^ in der Luftlinie.

Strabo sagt dann weiter: «uviirimv* ft< t«ut6 rotq AXXotc ico- T«(Aoic. Das heisst : er fällt zusammen , er vereinigt sich mit den andern Piassen. Bin Blick auf die Rarte in dem Jahr- buch des arch. Instituts XIII Taf. 3 zeigt, wie buchstäblich genau sich der heutige Sachbestand mit dieser Angabe deckt. Der Radmos nahm zuerst den Rapros auf, weiterhin wahr- scheinlich ebenfalls den Asopos und vereinigte sich dann ober- halb der antiken Brücke mit dem Lykos. Selbstverständlich beruht diese Auseinandersetzung auf Arundells Erklärung der besagten Stelle Strabos; bezieht man den Salz t& «XIov V ouTO( u. s. w. auf den Lykos, so ist der Schwierigkeiten kein Ende, wie wir gesehen.

Die antike Bracke habe ich durch einen glttcklichen ZufoU im Sommer 1897 entdeckt. Sie beweist, dass der Lykos hier sein Bett verändert hat. Sie bestand aus drei Bogen; der mitt- lere allein steht noch aufrecht und zwar nur noch das Ton- nengewölbe; von den zwei andern ist alles bis auf die niedern Pfeiler abgetragen. Das Material sind grosse Ralksteinblöcke, schlicht zurechtgehauen und ohne Ralk verbunden. Die Ge- wölbespannungen sind 4,65; 5,50; 4,80"; die Front der Pfei- ler ist 3" stark; die Breite der Brücke war 7,10", ihre Länge 86,95". Sie erinnert an die Technik der grossen Brücke über den Asopos in Laodieea, mit der sie wol gleichzeitig ist. Demnach ging die alte Strasse von Laodieea nach Hierapolis an dieser Stelle über den Lykos; bekanntlich kreuzt der heu- tige Weg diesen Fluss eine Stunde weiter thalabwärts.

' Dieser Aorist dürfte wol eine grammatikalische Wendung sein, durch dIeStralK» und kmwSt^ motivirt.

190

0. WEBER

Slrabo beschliesst seine Beschreibung des KadmoB mil einer geologischen Bemerkung, die auch nur hier zutrefTend ist. Diese vom Gök-bunar-su durclibrochenen Alluvial- Hügel haben einen solch eigentümlichen Charakter, dass er allen Reisenden aufgefallen ist. Tchihatcbef {Gäolof^ne V, 3, 159) sagt von ihnen : Les collines qui flanqnent le Boba-Dagh sont composifes sott de mames blanches incohe'rentes ou compactes feuillete'es, sott de conglomc'rat ou bricke tris solide, soU enfin de gris jaunätret friable^ tombant en poussUre sous le marteau. Also ganz genau das, was Siraho mit dem Ausdruck ico>.utpy)tov ausspricht. Hamsay übersetzt es mit Recht mit porous. Em solches Terrain ist selhstverständ- lich den schlimmen Folgen der Erdbeben mehr ausgesetzt als irgend ein anderes.

Alle diese Betrachtungen erweisen einerseits, mit welcher Sorgfalt Strabo die Umgegend von Laodicea beschrieben, an- dererseits wie sein Text mit dem heutigen Sachverhalt in vollem Einklang steht.

Ausser den angeführten Münzen, die unter verschiedenen Symbolen den Lykos und den Kapros darstellen, gibt es be- kanntlich von Laodicea eine andere, unter Garacalla geschla- gene Reihe Münzen, die einen complicirteren Revers auf- weisen. Nach B. Head {Hist. Num. S. 556) sind es: lihea or Anuätheia, nursing infant Zeus, around are the three Curetes beating their shields with their s^K'ords, at her feet are four recumbent river-gods. Diese Beschreibung stimmt genau mit der .Münze, welche Ramsay, Cities and bishoprics 1,2 Taf. 1 zu S. 790 iNr. 3 in Lichtdruck wiedergiebt,wenn auch seine Beschreibung abweicht (S. 433): Kori/bantcs dance round Adrasteia, who runs, with the infant Zeus in her arms, between two river^gods {Lykos and Kapros, probably ).

Sollten diese vier Flussg^tter nicht die vier Flüsse von Lao- dicea, Lykos, Kapros, Asopos und Kadmos vorgestellt haben? DieNamen sind zwar nicht beigeschrieben (wie auf der Münze von Apameia Kibotos); es bleibt also Vermutung. Sicher aber

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DIE FLUBSSE VON LAODICBA 19f

scheint doch, dass diese vier Flussgötter sich nur auf Flüsse

in der Nähe der Sladt beziehen können . und es wäre sehr ge\va<<:t, einen von ihnen weiter im Osten zu suchen, wie' es Ramsay mit dem kadmos vorschläiit.

Üb rigens. wie schon bemerkt, ist es thatsächlich unmöglich das zu tliun. Vom Ak-kan bis zur Lykos-Schlucht gibt es nur einen W asserlanf der in Belraclit kommt, dvn ßach von Dere- köi ; alle amli ren aal den Karler» verzeichtieten existiren ent- weder nicht oder sind eiiilacli VV inlerbäclio, neun Monate im Jahr trocken, die bloss das Ueijenwasser von der Xordseite der Alluvial- ilii^el dem Lykos zuführen; das ist besonders der Fall bei dem Kaleh -Ischai.

Die Inschrift bei ßödjeli - kaiveli ' mit der Ortschaft der 'EX«ivoxa7r[5iTwv nötigt uns den Fluss "EXsivo; zwischen dem Gök- bunar-su (Kadmos) und dem Lykos zu suchen, und da der Bach von Dcre-kiii der einzijze in dieser Genend ist, so kommt ihm auch dieser antike Xame /.u. Aber warum heisst diese Ortschaft EA£ivoxi-c'.x und nicht E>>£'.voy.iS}jiia? Denn sie kann doch kaum anderswo «gelegen haben als zwischen dem Gök- bunar-su und dem liacli von Derc-köi. Dieser Einwand wäi'C richtig, wenn man in dem Namen l'^leintjkapria einen ganz bestimmten geographischen Ausdruck sehen wolllc, der die Grenzen des Ortes angibt. Allein dessen Einwolmcr konnten ebensowol ihre Abliänijiilkeit von Laodicea dadurch bezeichnen wollen, indem sie dessen heiligen Fluss (Kapros) in ihren Ortsnamen aufnahmen.

Die genaue f^age dieser Orlscliaft ist noch nicht bestimmt naeh/.uweisen. Als die Eisenbahn gebaut wurde, sind zwi- schen Ak-kan und Kaleh- köi auf der Nordseite der Bahn- linie die sehr geringen t'berbleibsel eines antiken Tempels an das Tageslicht getreten: kanellirte Saulenlroinmeln, Archi- trave U.S. w.. allein keine Inschrilten. Es erübrigt uns noch den Fluss Asopos zu erwähnen;

< LcUas-Wad«iiDgUm Nr. 1693 a. Ramsay, CUiu and bithopria I, 1 8. 77 Nr. H.

in

«. WXBU

allein da er allseitig mit dem Gamügch-tscbai gleichgestellt wird, so ist eine weitere Besprechung unnötig. Pococke alkin (Descr. of the East II S. 72) hat die beiden Flflsse fep- wechselt : To the east there is a smaU rivulet that may be the Asopos.to the west there is another small stream which is probably the Capros on which are four large piers of a bridge. Chandlers falsche Ansetzung der FlOese yon Lao- dioea ist hier kaum zu erwähnen*. Den Emir-Sultan-taefaal*, einen modernen türkischen Kanal, hielt er for den Lykoe und den Tscburuk-su f&r den MSander.

Dieae Zeileii waren geeehriebeo, als mir Herr J. 6. G. An- derson ffeundliehst seine interetiante Arbeit A Summer in Phrygia I lokommea lieaa*. Br bespricht darin aueh die veaaed question of the Laodiceian rivers. Mit vollem Becbt bebt er bervor, dasa the first essential in any selentifie discussion of this question is evidently to know the course of the various streams or to have a correct map to show it. Er gibt aucb eine Karle of the District of Laodiceia^ based on the Railway Survey, Da aie in kleinerem Maaatabe ale die meinige im Jahrbuch dee areb. Instituts XIII Taf. 3 ausgefabrt ist. so umfasst sie ein weiteres Gebiet: im Osten bis Kisil-kakiik, imSQden bis Tbemisonion; sie bietet also eine erwQnscble Erg^sung.

Mit Freude babe ich bemerkt,da8s unsere Ansiebten in man- chen Punkten übereinstimmen: \) in der Gleichstellung des Dere-kÖi-Baehes mit dem E 1 e i n o s, 2). in der Auffassung der Bäche swisehen G5k-bunar-so und der Lykos-Scblucbt, be- sonders aber 3) in der Feststellung des Syrischen Theres an der Ostecke des Mauerringes der Stadt Laodieea : The stones

Travels in A<;ia Minor S. 284.

* Siehe die Karlenskizze im Jahrbuch des arch. InsliluU XIII Taf. 3. > Aus dem Journal of BMmU «fvdbi XVII 8. SM.

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DIE FLUESSE VON LAODICEA

193

(mit der iDschrift CI. G. 394 9) no^v lie at the south-east extremity of the ruins beside the Bash Bunar Tchai *. It is possible^ therefore^ that they belonged to the Syrian CttUeway, but they cannot have been part of the Epheaian gate, as Prof. Ramsay supposes. Den Grund haben wir oben aogegeben. Allein in der Hauptfrage, der nach den Flüssen Lykos, KaproB und Kadmos, verteidigt 11. Anderson die An« sichten Bamsays und so behalten meine Gegenbemerkungen ihren selbsliindigen Wert.

Den auffallenden Widerspruch des letzteren in der An- nahme eines Düdeo (MCTJcSodpov) am Lykos und am Kadmos beseitigt er einfach mit den Worten: it is apparently a sUp that leads him { Ramsay ) on pp. 36 and 786 to accept the other opinion, that there was a duden on the Kad- mos. Beide Gelehrten stimmen darin überein , dass Stra- bos Satz TO wXiov outo; utcö yTj? pui{< sich auf den Lykos beziehe. Aliein, wie oben bemerkt, wo ist dieser lange unter- irdische Lauf des Tschukur-su naehsuweisen ? Denn ihn aus dem Adji-tua-gül unterirdisch kommen zu lassen geht, wie wir gßseben, nicht an. Übrigens ist hier noch zu bemerken, dass wenn ein Fluss irgendwo in seinem Lauf verschwinden soll, er doch vorher einen sichtbaren Anfang gehabt haben muss. Der Adji-tus-göl hat aber nirgends einen Ablauf. Also passt Strabos Beschreibung nicht auf den Tschukur-su.

Die Ansicht, dass Strabos Worte sich auf den Gök-bunar- su beziehen könnten, sucht Anderson dadurch zu widerle- gen, dass er sagt: the river does not disappear, the duden is a separate phenomenon on the left bank. Es liesse sich darüber streiten, wenn der Tschukur-su das Hauptwasser wäre. Allein das ist eben nicht der Fall. Im Sommer würde der kleine Bach, der hoch oben vom Tschukur herunterfliesst, niemals das Lykoslhal erreichen. Heute wie im Altertum ist die eigentliche Quelle des Gök- bunar «su am iLara-göl

< Andanon nennt so den Baschli-twhat.

194

G. WBBBR

(wie ihn Kiepert nennt) zu suchen; in allen Jahreszeiten hat diese reichlich Wasser. Dos Kluas iial vun der Quelle an einen Lauf von über 400 Metern, verschwindet im xaiTÄSoOpov und fliesst dann im liefen Thal, wie wir oben gesehen. Die Schlucht fängt übrigens erst bei dieser Quelle an. nicht oben in der Tschukur-ova. Ebenso sei hier noch einmal bemerkt, dass der Gök-bunar-su diesen Namen bis an seine Mündung in den Lykos beibehält. Emir- Sultan- tschai heisst der beim Ak-kan abgeleitete moderne Be wüsserungs - Kanal, der alle Dörfer his nach Schamli mit dem nötigen Wasser versorgt.

In Bezug auf den Kapros folgt Anderson den Ansichten Ramsays. Sirabo habe die beiden Flüsse Lykos und Kapros als die Hauptflüsse {the chief rivers) angesehen; also ist Gök-bunar-su der Kapros. Ohne auf die oben angeführten Einwendungen zurückzukommen ist hier in Bezug auf die Ausdehnung der Stadt bis an den ,\k-kan folgend» r Beweis- grund der beiden Gelehrten (S. 406) herauszuheben: Ätf- mains can be traced nearly up to the Geuk Bunar tvafer: perhaps these are only relics of the tombs lining the greai road to the east, but it is not impassible that they repre- sent buildings. Ob er überzeugend wirkt, ist doch fraglich. Dem Baschti - tschai oder Bäsch bunar- tschai wird alles Existenzrecht abgesprochen. It is a mere insignificant brook, with no claim to be called a river. Wollte man diesen Satz gellen lassen, so hätte mancher Fluss in der griechischen Welt kein Anrecht auf diese ßennenung. Übrigens hat der ßaschli- tschai Wasser das ganze Jahr durch und bei der Stadl fliesst er in einem ganz bestimmten, tiefen Tal, das niemals in das Stadtgebiet einbegriffen war. Unter anderem wirft Ander- son auch die Frage auf : Moreover how can the advocates of this view ( Kapros = Baschli-lschai i explain the coin representing, in the usual ^vny, the chief rivers of the city^ K ATT P O C and A Y K O C Why is it that the Kapros is always named alongside of the Lykos as the other chief river of Laodiceia {e, g. tins coin, Strabo, Cinno' muSf and the term Ao)t6»axptH:)i Die Antwort durfte nicht

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OIB FLUESSE VUN LAODICEA

195

80 schwierig sein. Dass Strabo den Kapros nicht notwendiger Weise als einen wasserreichen Pluss darstellen wollte, haben wir oben gesehen. Wenn dessen Name aber immer ange- führt wird, so geschah dies 1) wegen seiner Wichtigkeit für die Ansiedelung bei Denisli, 2) für die WasserversOi^ung der Stadt seihst durch den grossen Aquädukt, wegen der bestimmten Abgrenzung, die er im Süden der Stadt gab. Das dürften einige der Ursachen^ sein, die ihm such specitU prominence gegeben haben, und nicht dem Asopos, wie Anderson meint (S. 405). Dieser Pluss, viel grösser als der Baschli - tschai , wie sein breites Bett bezeugt, und im Winter besonders stark, floss eben nutzlos für die Stadt da- hin; deshalb ein weiterer Beweis, dass Strabo nicht allein die Menge des Wassers im Auge hatte, als er die Flüsse Laodi- ceas beschrieb, sonst hätte erden Asopos kaum übergehen können ; denn die lange, hohe römische Brücke, die über ihn führt, bezeichnet den Fluss doch hinlänglich.

Scbiiesslich sieht H. Anderson sich gezwungen, den Fluss Kadmos mit dem Bach hei Kolossal zu identiüciren. The Kadmos is probably the river that comes down from Kho" nas, joining the Lycos at Colossae. Dann folgt Hamiltons Beschreibung dieses Wassere. Als Beweisgrund wird ange- führt, dass Strabos Satz t6 itKiw V ouro« u.s.w. sich auf den Lykos beziehe. Man sieht, the question is still a vexed one.

Smyrna, Mai 1898.

O. WBBBR.

Rädel, Revui des uniwnm äu Midi 1896 S. 21«

DIB STRABON- SCHOLIEN DES CYRIAKUS VON ANKONA

Im Jahre 1447 verweilte Cyriakus bis zum 25 Jan. in Con* stantinopel und zwar, wie er selbst in einem Briefe Ton dort sagt (angeführt bei De Rossi), eodieis Sirabonis G raren a U- brario excipiendi potissimum causa detent us. Diese Hand- schrift glaubte Giov. Batt. de Rossi [Inscr. Christ. Ii S. 366) wiederzuerkennen in dem Cod. Laur. XXVIII, 1 5 des Strabo. welcher Slrabo i.ib. XI -XVII enthält und zu Lib. XIII S. 622 am Rande des fot. 1 16 die Bemerkung hat : Kupiaxo« ^Uyu «UTOC {AlTa^u |iiUp(vii|C Xftl xujMK <K TOI TOu «UToC 'Ak6>.>(i>vo; UpoS Iftim« iv öiro)MC(&ivu >(0«h Tt^ ttuXyi; {iiyi^TOtc xal xK>X{iTTOtc Ypiu^aut ra>aioi? toSi iiciYpa(Aua tupov APOAAQNI XPH ZTHPIßl I <t>IAETAIP02 ATT AAO'f (C. J. G. 3527), die nach der Meinung von Rossi uod Kramer voa dereigenoi Hand des Cyriakus herrührt'.

Doch übersah Rossi dabei die sonstigen Nachrichten, die uns über ähnliche Strabon- Scboliea des Cyriakus erhalten sind. Sie führen erheblich weiter.

Bs sind zwei scheinbar völlig von einander getrennte Über- lieferungen.

I. Der hamburger Rechtsgelehrte Lucas Langermann (1625- 1686 vgl. C, I. L. IX S. xLviii), welcher ein lebhaftes In- teresse für griechische und römische Inschriften besass, sah apud Patriciiim Junium einen Strabon- Codex mit griechi- schen Scholien des Cyriakus und erhielt die Griaubniss, sich daraus Excerpte so machen. Er teilte aus dieser Quelle dem

I Dieselbe Bemerkung, aber nicbt, wie Hossi sagt, eadem scholia sieht anoh im Cod. Par. 1394 und Terführte Villebnin in der Meinung, die gaaie Handschrift sei von Cyriakus seihst geschrieben {%, seine Qesohiwibttng dee Q9dM bei Sif^ibved. FalooQer praef.),

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btlt StiUtON-SCttOUBN ta» CYHIAKÜS VON ANltÖtlA lOf

ReinesioB die Inschrifken mit, wdehe dieter yeröffenUiebte in eeinem Syatagma, und iwar:

I 941 S. 993. DelphitTidit Gyriaeus Anconitanus: 8«oIt hcl 'A^t9xxy6oti (C. /. G, 1694) e acholtis ejus ad Straboneiii Graecis maoueeripiis exeerpsit L. Lang.

I 949 S. 294. In templi ApoUinis quod inter Guroam et Myrinam in Aeolide porta maxima lapis inscriptus visus a Gyr. Adc. *X%6XkMii XP^<''^< ^ eeholiis ejuadem Gyr. descripsit idem Lang. (C. L G. 3597).

1 943 S. 995. In oppidi Boeotiae Lebadiae diruto templo vidit descripsit idem Cyr. 'Hpf BamXi^i {C.LG.Sept. 1 3097) exeerpsit e scboliis ejus in Strabonem idem Lang.

Ill 85 S. 335. Repertum Atbenis e Gyr. Anc. seboliis ms. ad Strabonem (^C.LA, III 481) exeerpsit conoedente Patrieio Junio domino oodicis Lucas Lang. JC.

Ill 86 S. 335. Bx iisdem scboliis mscr. excepit Langerm. (C,LG, 1393).

Ill 87 S. 336. In insula Galaurea quae jacet ante portam Troecenis in stnu Argolico, vidit dictus modo Cyr. 7. G. 1188) descripsit e schol. ad Strab. L. Langerm.

V 59 S. 386 <C. /. G. 1997 Z. 1-3). In arce Messeniae Itbome vidit Gyr. Anc. Soboliastes Graeous Strabonis, e co- dice exc. Lang.

VI 190 S. 457. Bx scboliis Cyr. ad Strabon. excerps. Lang. (C.I, G. 1389).

VI 191 S 458. fin oppido Lacooico Taenaro» Gyriaeus in scboliis ad Strab. unde exeerpsit Langermannus. (fl, /. G, 1393).

Zu den Inscbriften, die Langermann aus dem Strabon - Godex des Gyriakus abscbrieb, scbeint ferner zu gebören C.L G. 3457 aus Sardes. Hier giebt Reinesius III 84 S. 334 iwar nur an, er babe die Inscbrifl ex achedts Langermanni, aber dass scbon Gyriakus sie abschrieb, bezeugt der Godex Riccardianus 996, in dem sie stebt; vgl. B. C. H, I S. 85 Nr. 91.

Dasselbe gilt wabrseheinlich von C, /. G, 3469, welche

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Reinesius ebenfalla ex $chedis Lucae Langermanni giebt (VII do S. 508) und welche auch im Cod. Riccard. steht {B. C. H, \ S. 84 Nr. 15), wenn auch unter dem Fundort Philadelphia.

II. Auf der anderen Seite henutzte Falconer sur Oxforder Strabon-Ausgabe einen Codex coUegit Etonenais^ von wel- chem er sagt: achartaoeuB, recentior, Byzantii ecriptus Li* bro8 tan tum X continet. Ad marginem sunt notae, quarum aliae argumenta tantum, aliae lectiones variantes, vel loco praetermissa exhibent, conscriptae manu raro quidem recenti, neque eadem ubique. Aliquando etiam reperiuntur Epigram- mata, lilteris majusculis exarata, quorum nonnulla ab edi- tore noetro annotalionibus suis intorjecta sunt. Tituli vel prae- (ationes scripti sunt litteris minoribus, manu diversa ab ea qua nolae reliquae exaralae sunt etscatent contractionibus...» Die Scholien, die Falconer in seiner adnotatio mitteilt, sind folgende :

Strabo ed. Falconer I S. 5$t tt»v IluXov] In MS. Etonensi ad oram paginae scribitur: töte cytt Kuptauioc lU Miavtivtaui^v nOXov iiti^fxiL^x eupov <^ C. 1, G. 1393^ xttl vuvt Sl TftVTViv iXftT- T0{uvv)v UviXw leoXv» BiiruXov MtXoG^tv*.

I S. 5%1 Z. SS. MS. Etonensis ad marginem paginae in- scriptionem habet, in qua, ut mihi videtur, haec urbs dicitur H nOAI2 TAlNAPinN F. <C. /. Ö. 1393 >.

1 S. 531 Z. SO. ToQ ^* utoG TViv ^Xtxv amorpa(A(«iveu ] MS. Etonensis ad oram paginae inscriptionem habet de Lacone,

' Mil diesen grieehiselii ii Worten \erirlpiche man den erhallenen Text über diuscii Teil der griechischeii Heilte des Cyriakus : loscripliones per lU iyricum... (Komae 1747) S. xxxxiv... «Ubi (sc. Pyli» Joannen Palaeologuia pro Spartano principe OonsUmlino praefeotum inveni. ex quo honorifioe 8U<iCop(us CO ducc aliquom in cantpo ex anli<|ui.s nioeiiÜMis [»artmi eoii- spcxiiiiiis fl ad njarinorcain, iiuain el in agro serni ilcfossaui coiiiiieriinus basim, hoc nostrum in Gordianuni Caesareni Epigramma cunsculplum inveniiDUB. In quo Pyhn a posUris Bitylon dictam, ut Strabo ipse teslalur, appareta. Die Inschrift fetilt, allein es ist klar, dass Cyriakus hier die uns in der Klon -Handschrift erhaltene Inschrift niillcilte, wie denn auch sonst vielfach die versprengten Slückcbeo seiner Commentarii sich gegea- •eitig in glücklieher erglnien.

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DIB StRAfiON-BCHOLIfeN DfeS CVlttAKUS VON AMKOKA 199

Euryclis fil-o, Taenari reperlam (folgt C.I.G. 1889 Z. 1-5).

I. S. 542 Z. 16. MS. Etonensis ad margineni pag. ad hunc locum insciiplionem habet sequeotem : HEYPENEIA.. {C. /. ^. 1188 Z. 1 - 4>.

I S. 6Ü1. Adoram pag MS. Btonensis haec sunt scripta:

Yl{/.£i; Vi h AeoaSix ToSt si; öp£'.vr,v >coo'j'pr,v ^TiYpxau.a lupcv, ev tw waXxit^ x,x'. «peiTi<{) xai ravTayoCJ xsy aXxaaevoi Upw o vjvt ayiov 'HXiav >cxXoö(jiv <(C /. G Sept. I 3097, wo diese genaue Angabe des ersten Fundorts naclizutragen ist; vg;l. auch Job. Schmidt, Athen. Miltli. V S. 137).

IIS. üGö. Ad Oram MS. Etonensis liaec inserta sunt: wspi y'xp TT,; IlxAewv ttoXiu^ ii( 'AÖVjva; to^« 6]ciYpa|&{i.a lupov <C. /. ^. Iii i81>.

Vergleicht man diese beiden Scholien-Reihen mit einander, so ergibt .sieb zunächst, dass sie nur eine Überlieferung dar- stellen. Falconer teilt aus seiner Handscbrifl nur sechs In- schriflen mit, aber es scheinen mehr darin zu stehen. Diese sechs kehren unter den von i.angermann milgcteillcn wieder. In der Inschrift C.I.G. Sept. I 3097 gibt Reiiiesius nach Langermann in Z. i die auffallende Lesung : lepaxEOTx? , die sich in der son- stigen Überlieferung der Inschrift nicht hndet. Aber auch im Etonensis steht: UpxTEOfrotf;. Von den Inschriften, die Langer- niann allein hat, kann im l->Lonensis nicht stehen C. I. G. 35'27, da sie zum XIII Buche des Strabon an den Rand ge- schrieben war, ebenso die beiden Inschriften aus Sardes, falls sie in dem (^odex standen, den Langermann excerpirte. C. l. G. 1694 dagegen steht vielleicht auch in» Etonensis. Langermann benutzte also einen Codex, in welchem sowol Buch X des Strabon als auch Buch XIII enthalten war, d h. der ganze Strabon stand, Auch er scheint die Scholien in griechischer Sprache gelesen zu haben, denn er sagt 'Cyriacus Anconilanus Schuliastes Graecus Sliabunis'. Auf der anderen Seite bietet der Etonen.sis einige Scholien in ihrer ursprünglichen grie- cbischeo Form ' und trügt am Schlüsse lulgeude Subskriplioo:

* Die gi leciiisclie Furui dieser Leuimala ist auch sonst vereiuzolt erbalten.

voO Siaxövo-j UpoavTiaovo; <piXou. Danach scheint es fast sicher, dass der Etonensis der von Cvriakus eif^enhändii: mit Noten versehene Codex ist, den er in Byzunz kaufte. Eine Schwierig- keit bleibt dabei noch bestehen, nämlich die, dass er nur Buch I-X enthält, wälirend Cyriakus thatsächlich auch zu BuchXill mindestens ein Scholien gemacht hat. Um sie zu heben, kann man auf den Gedanken kommen, dass der Cod. Laur. XXVIII 15, der mit Buch XI beginnt, die zweite Hälfte des gesuchten Handexemplars des Cyriakus darstellt In der Thal ist dies, wie mir der Konservator der Handschriften der Laurentiana Herr Cav. Prof. Dr. E. Rostagno freundlichst mitteilt, seine Meinung wie auch die von James , der beide Handschriften gesehen hat (vgl. James, Elton Coli. Catalogue S. 67). Eine Entscheidung kann nur die genaue Vergleicbung beider Hand- schriften geben. Von vorn herein erscheint mir dieser Sach- verhalt wenig glaublich weil dann die Subskription nicht am Schlüsse der ersten Hälfte des Strabon stehen würde.

Es bleibt noch übrig eine dritte Erwähnung von Cyriakus- Scholien in der Strabon - Ausgabe von Tzschucke. Dieser schreibt in der Vorrede zu Band II S. xi: Emissae in Bata- viam preces etiamnunc insistunt aguntque ut quae possidet in thesauris ditissimis bibliotheca Lugdunensis scholia Graeca Cyriaci Anconitani in Straboncm inde . . . eflerantur, und als er die Vorrede zum nächsten Bande schrieb, war sein Wunsch erfüllt und er erzählt (Vorrede zu Band III S. vi): Eodem honestissimi librarii studio cum votis meis omninoque litte- ris fato correptus fuisset Buhnkenius, descripta ad me vene- rum, quae desideraveram, scholia Graeca Cyr. Anc, qui Ge- misii Piethoois aetate vixit. Sed quod ipso usu oognovi, exigui

80 steht im florentiner codex Palatinas 49 der Briefe des Cyriakus in dem Briefe Nr. 25 ( teilweise herausgegeben von Targioni -Tozzclli, Viaggi (Ulla Toscana V S. iil ) zu der Inschrift von Delphi C. J. G. iG94 x6 jü» yip u( tij» toS Ku6tou ä>cöXXci)vo( Upoü xXiupäv y(tf«h^vw lottv. Vgl. fernAT die griocbi- •chan Lemmata im ood. Aalibani. 1174 (1108) fol. 193, berwugegelN« von Mommaeii, Bpliem. epigr. III t36.

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filB BTRABON-SCffOLIBN DBS CYBIAK08 TOlf ANKOlfA

illi sunt, immo nullius fere ad Strabonem momenti. Cumenim sint pauca admodum el ad recentiorem Geographiam compa- rata, tum maiimam partem in ioacriptiooibua enarraDdis ver- santur.

Über diesen ieydener Codex habe ich nichts in Erfahrung bringen können. Es ist nicht unmöglich, dass er mit dem Etonensis identisch, also später nach England verkauft ist*.

Unter allen Umständen aber verdient der Etonensis eine sorg- fältige Prüfung, und der Zweck dieser Zeilen ist es, die Auf- merksamkeit auf diese unbeachtete junge Strabon- Handschrift zu lenken, die jedenfalls für den Text des Strabon wertlos ist, ftber.fUr Cyriakus von grosser Bedeutung werden kann.

Athen.

BRICH ZIBBARTH.

* Aueb sonst sind die merkwürdigen Sefaolien nieiit gant nnbeachtel ge- blieben.

Fabricius bemerkt in der Bibliothcca Graeca 4, 576: Cyriaci Anconitani scholia in Strabunem Graeca quibus Lucas Langermannus, ICtus Hambur- gensis usus esse dicilur ... fru&tra quaesivi. Inleressaat ist ferner, dass Mar- qaardOude 1 1635-1689) in seinen BeaerlLungen lu dem Thesannu des Gruter, die erst in der Aasgabe von 1707 stehen, zu S. CXXIX ib=C. /. G. 1694 sagt: hanc vocem (sc. 0eoT?) apposui px Cvriaci Anconitani scholiis luaiiuscriplis in tilrubonem, und ebenso xuZ. 3HPINHZ: sie restitue ex eodem Gyriaei ms. Denn diese Worte kdnnen den Olanlwn erweekoi, als ob auch Gudc die Scholien des Cyriaicus im Original gelesen liltte. Nun er- schien aber das Syntagma inscriptiunuin anliquarum des Thomas Reine- sius schon in Jahre lö82 und Gude wird auch sonst direkt des Plagiats an Reinesios beschuldigt (Laffeld, Griechische Epigrapbik 8. 373). Er bat also seine Kenntnis! der Oyriaitus-Seholien, die er nur an dieser einen Slelle aniufSbren scheint, sweifenoe aus Rdnesins gescbSpft.

ATBIK. lll*TBBU.ini«BN UIU. 14

UBTPAiA SaiTPA^H TOT MOTSBIOT

Ypfli(ji|avfli TftSc

Mfixoc ?/it t) irtYpaip-r) uerpou Ivo; xai evScx« ixatoffräv- ri ypa(A(jLaT« C<{>0( 0,062 icpäxov ( E), 0,125 to teXiutxiov (H).

'T^j/TjXOTaxOV «dvTWV (|> £/tl VTlXi^O; Utj*Ou; 0,130. (A«Ta^U

H »Al H 2M<m)(Aa 0.060. To puTagu ^ N xfvöv oXov 0,220. oipip, me«ovpLlv«»v tAv xaT« to t^ipo« toCto toC oti^ou {uiCovuv ^tot-

* 'Bv y' «(««xt (Bl. III) Ta9 6k4 Curthis mI Kanpert lxtito|tlv«} Attas Ton

Altir;n, xxxk iJiitvu RcpiROU tI|( «Rovriscu; toS aT]p.({ov Sessel ano toS (i,vi)|ufov TOÜ 'l»;Xo»taj:noü xat öXt^ov önipsvtx» t(3v ixst tp-jOsö -/poj(iaT( 5i8>)Xb»|jiiv(rtV ).eii{<ivti}V Feläcuhäuscr |tdi xal Karlua von AUika, Bl. I) !^i)Ti]Ttai irX Ttiicou \ rtixpa if ^ 4 iinyp«f i|. TAv YP«|i|i^twv tI}v «vcuuIXik^iv iOLm tl« xov xptMxtfiv |u«'i»(tfv, 00/ vi xatiuöiivovTa ßii[Aa it{ Touj {pT|(iou{ Jtesi Moj-jiTov nipixxxout. Ot 6'lv- 9w|jioü|jnvoi Ot: (j.dXt{ iv hti 18()5 ivexa/.j^Or t::'t tt-j ino it)v 'Axpd;:oXiv rr^Tpaj f| Yvcüoxi) iitiYpafj) « nepioöoc tov Tit^mdxov » 8tv OAouai ßi6aiiu>{ ixop'^m Stt, Iv dimUnpy 0<«n Mtl «Gno« ixl -cfii ;:iTpo>8o«c ixifaviiac t»S iMfoo( x«pip> p<|t|&iv«, SUfvpv nbc imiuXilf ifiv t^mmr ipmn|Ti« t> oX(|« lfMi8p& yp^l|i|i«t«

V

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ST. n. APArorXHS, oetpaia EairPA«H Tor Mor£Eior 203

(Mvov ouSiv t^T^ ff&yL^TOi )ieuip(viTeii iiul, «IXX« xetl iq Imf ivit«

Ttiv ^uo xixo(t(xevDv opi^ovriov xipottav )uv«t«( tic bwc voc YP«fv) avoiYivÄvxtTat outu* 'Etioc Si ^[ojvn.

iCioysiTai T) xapouaix <;uvSi9(A0u, toS 6£, cv auroTiXil icpordoii.

K«T £XXi)v ixSo^Tiv, 3uvaTa( tic vci 6ico8ia){i OTt ttiv npoTaatv, oS««v T(jLYi(ta Ti^eta; Tcspio^ou, KuStpv^ ffpoi^tvTiVcyf&ivov Ivt{ ayvu- •T«|^i)(i{v ap^^Y) pyifxa* iKapei{eiYpt.aTt to pr^ua ((d|i{:(6eTatv. K«t« -riiv TotauTr,v uTTÖÖioiv ixoftiv E.no^ 6^ (d)jiei6exat) ^«vn, to'jt<- on St SiaS^jC^i^cii InoCi v6d|mi «Xiipc( |uv, oXX'

>ov £tI Ttvi ivTau6a c^ivfxOkV.

To «V T$ Xtfty xivov C<to>( Tt( 6tXin(T(i, icoipaSXtiruv t-viv ^mXilv Mpciiav, ffU(jt,7cXiop(l)(nT ti« ««piv6vix»c A, ouSivo^ aXXou Ix'^^^C Yp&(i(MlTO(t WC ipp^Oil, 9atvo(Aevou ixEi. UXr,^ xat outu; axarii* Xto^ttov (TuvaysTai to' « enoc 8' ^<|[d}vn » ri o enof SI ^[d]vn>. To CJiOQ i^TiXdiv lie 9<öi;, eXa(i.t{»(v, i^avepüO^i); 'E^f^Xi^^, i^cfM- vtoGy); To Koyxov iwi^tiybf), e^jTsXe'dQy, ;

'Eni TccTpac XÖ90U c ev6a Mouffttfov ^Stiv xai aTcoOccvevT« Y^ff T«fii)v«t Xeyouiiv » ^ ti Xe^i; 5roc« «icpoffSoxqT«»^ axavTA««! xal axovTttv «v^Ysi Tov vo8v uc Toi «ipi ToO «pxouotAtou inonotoO «• |xuSp(&( yvftXTTi.

X^na|iojLÖYOc y\ '^gna]xcdS6Q 0 Mov«aIoc, On^ip^t x«i ö^y^uv KaV ixvcrriKov xiktxdv auvGetn?, xetT« |i,i(fci)«iv to9 'Op^iuc, lnoir.ff« xat ü^vov eif xhv AnjinTpa. rivix«l>Ttpov yvwpt^Iofa- vo( v){6( 'AvTio^n|jio\/, ifii|iii^iTO h toutok; äicoYOvoc (acv Kip- xv6vo«, A^tXfoO T08 TptWToXl^u, 3' Eu(ioX«ou lud ««T^p «u*

'Q( £vb> f afviTai tv T(3 äxttxovfoixaTi, Sncp (jitt' axp(6tOT{pav toü Xtöou i^^raoiv

xaT(ox(t»ao9>i xiorÖTaxa uro toü xupiou ProU| Tfiiv i](^vtiiv Sk oviwv xaia^viliv, i X^fOt mpl Mpi|i0BM|« A MpAMt tÄmv. « Hanmlwl, 26,7.

204 ST. «. mrorMttS, asTi>AiA smrpA^a rot nonuof

Otc Ev|mXic«w, ^ *E>tvdvi«c, »«1 «i( «uro«, nxxk navMvwv, •m^iSovTO Inn fip6|uvdi 6iro to Svo(ui Et^o3l9t(a'.

M ouaaiott, Sui tov Xdyov OTt ImC x«ft%|fcivo« ^[fiq«(M^tt xftt Ivixa Tile Ott xftl TcOafft(uvoc IxtC ^, 6 X6foc outoc* ßopiioSu*

TUcA( Kdm «poc TO TlpfiC, «fltpa xn* üv^ixa, IvOoi mpfacou vOv xtf" Tttl TO lx»\l|9<StOV *Ay(0U ÜV)(M)Tpj0U, TOO liTOtaXovfUvott Aov|ftvap-

SApvi, ilf* TO 6i«|Uf6ptov, iep6v xfic dA^m^oc, 9n «pAroc 6

Tuv, fi&v a&cb^ Axoi^eTO £v 'AtiAvatc cruvO^xtic Ka\ id^vnfic' OTi pxpov xttTUTcptt, 6icip TQV xp^vi)v Tii« *Em(b(pouvQv , ^nt^^fJVl^ 63ÜLO ie^öv dtJcShiOOv AÄ|j,nT^0Ct Kd^nc icaV T^mto^LliiOv, t6 Oko t) 'AxpoiEÖXft *EXfuo(viov* xoU Sti ajtlottc 6irfpAv»t «vt^ 'A»poK6>4tt xoiTei Tot IlpoiruXaia, avlxiiro Ypairrri ilxov toS irnxoO Xpvi9m»^8* owtXövTi ^* itmlv, ort Himq 0 mpl Tnv ivtfffypatfov fiptAv iriTpftv x^P^C xaTi(x>vo ti t9< (t>rqfitK xoU ty3< fiopic toG «acv«pX«iov «pof^TOu x«t tAv ovyyivAv tkI^ 61c* avroG oiivti- 6f<aai( (ftvoTixatc TtXtTftlc UpAv vopU(M«v tAv iXiv«tv{«»v OcAv.

Hib TOi Ixtt(tiv ivTfliGOa, 61C0 x**?^ |UTaY***^'P*C ''^^ tuxln- ^i(mv ju^iim^ «vttytYpafiiUvov, £«6«»««|Mt &COI/C ^ y^nft^Oü toG «ffftvoG Mouootiov';

'Ev 'AUyvotic, Tf 12 Meeprtou 1898.

STEFANOS N. APATOTMHS.

nauWou, auTiMt Ml i:po«ln 1, 14« 3. IV, i, 5. X, 5, 6. 7, 2. 9, II. 12. It. HflSK. mI'HpAmov, nXittiMi, JtXfiimm, Amwi««^, ^iMsrpaxsv, *ApSMp«-

xfcuva [SeufBav], Bv9l6tov xXic. Ksii Atoylvnj tov Aa^pttov (B-lot xXr. i^oo((uev,3|

auT^ (iv 69Tip(üTlpo(( ßtGa^uc ^(pövoit) toüdi toS iXtytiou'

Mouaatov, fOf^JKvov aujA* iiA x^i Tdt^i]*. 'AfwoTi(i.»t'ti)Tov iv TOÜTotj Ott XÄi tv ^aXifpm Sia^EprfvTtü? iti[i.5T0 f) Aijfjujtpa.

' Kivi)6(i( uKotaia {jiijiccu( iv rjlfpiatt <Ixo( H f<>>vr)» xpuictT)rai i) Ivvota dVTi- XdJtOV, XiyK i) owi(0(i«, if ijtami Sic t^v Moi« ^ g h i*'TP<f 4' ^ diutip« JliMMif Mv few<i6<iiww T^v <vniM(t Sm^iv il^(pOc.

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BNNEAKRUNOS, LENAION UND MONY£ION EN AIMNAIS

Die berühmte Thukydidesstelle über das älteste Athen (11,15) hat das Missgeschick ijehabl, nicht nur von der Interpretation sondern auch von der Kritik aus in sehr verschiedener Weise behandelt worden zu sein: t6 Se wp6 toutou (vor Theseus) tj axpoiroXt? 7) vöv ouda tcöXic "ov xal xo utc' auxTjv wpo? votov p.dt>t<TTat TCTpa[x|xcvov. T6X{Aiopiov TOt ykf Up« iv auT^ t*^ axpoicoXii xal aXXa)v Siüiv ioti xal tot l^<a icpo; «coöto to (lepoc ttj? xo^sto; piftXXov

tSpuTttl, TO TOO AlO? TOÖ 'OXufXITtOU Xal TO FIüOlOV XfltJ TO TT)? FilC

xat TO SV Xt{jLvai( Aiovuoou, toc ap^^aioTipa Atovuotx t^ SuSexdcTV) xodiTat iv p.r,vi 'AvOiOTVipid^vi , Aoiptp xxl ol aic' *A6Y]va((i>v 'luvt; (Tt xai vCv vofAiCouvtv tSputai xal SXka. Upa TOtuTV) «p^aloc. x«l

xpiQvip T$ vGv (itv Tft&v Tupslvvuv ouTtt Cxiua^dcvTUv 'Evviotxpoiuv«!^ xaXou(AevY), t6 icxXat favepä^v tc&v irny^v ouoü^v KaXXippov) «avo* (Mi«{<.<vv) Ixitvio Ti iyY^ o&o^ «XetaTOu i^ta l)^pävT0 xal vOv In oliro ToO olp^atou ivpö ti y«L[u%&v xat <( £XXa t^v iipä^v vopCtTOtt

u^ciTi j^pi^odat. xaXelxai Sc Sta T-y)v «raXaiav Taurv) xaT0txif)9tv xxl 7) axpÖTToXt? {te^^pt toOSc Iti ine' 'AOilvfltiuv «öXtc. Über die Er« klärung ist eine Einigung nicht erzielt worden und in dem Streite über den Sion der Worte ist der Wortlaut, so scheint es, Dicht immer genügend berücksichtigt worden. Wacbsmuth, der zuletzt den Text in den Neuen Beiträgen zur Topographie von Athen (Abhandlungen der sächeischen Gesellschaft der Wissenschaften XVI II S.1 ff.) im Zusammenhange besprochen hat, ändert mit anderen die Oberlieferung an drei Stellen und stellt sie nur an einer vierten, wo sie ebenfalls fast allgemein geändert wird, wieder her. Er setzt vor xat aXXwv Oidyv eine Lttcke an, schreibt to ^toS) iv Xtpat« Atovuoou, streicht tyI Su- SixicTT) und setzt nur statt imtvot die -Oberlieferang der Uand- schriflen cxitvT) wieder ein.

Ob es nötig ist 'der sprachlichen Korrektheit halber' den Artikel töo vor iv Xip«K Aiovuvou zuzufdgen, wahrend doch

206

a. Toit raoTT

GAtternamen häufig genug ohne Artikel stehen und die VolkB- Versammlung iv Aiovuvou siattfindel, ist mir zwar sehr zweifei* haft, aber für den Sinn der Stelle gleichgültig. Wichtiger, ja vielleicht entscheidend ist UtiMva. Wachsmuth, der als älteste Stadt nach Thukydides die AkropoHs und ein mit ihr nicht xusammenhängendes Stück im Südosten am Iiissos annimmt, hat liutvv) deahaib wieder in den Text eingesetzt, weil er, von aeinem Standpunkte aoa gans mit Recht, eine Hinweisung darauf verlangte, für welches der beiden Stücke der von der Bnneakrunoi handelnde BeweiaabBehnitt gelten solle. Er nimmt Ixitvin als Ortsadverbium (sixic) und llsst mit xi nur diese topographieehe Bezeichnung angeknüpft sein , übersetsl also *den Waaserplau , der jetzt Enneakrunoa genannt wird, in alter Zeit aber Rallirroe htesa und eben dort in der Nähe liegt*. Alles dieses ist nicht unbedenklich. Der bestimmte Artikel &«*aur})v «po« votov yAXxwoL TCTpa{jiaivo« weist deut- lich auf eine Verbindung dieses Stückes mit der Akropolis hin und gar zu seltsam ist die Verbindung von cyyu; ilvou mit einem Ortsadverbium *an einem Orte nahe sein *. Aber beides zugegeben, die Anwendung , welche Wachsmuth von dieser Erklärung macht (S. 20 fr.), ist noch bedenklicher: die Worte focivv) iyyu^ ou^ip *sind zurückzul)eziehen auf das vorausgehende TaiSrv) und melden so bestimmt wie möglich, dass sich die Enneakrunos- Quelle in der Nähe der bisher besprochenen Gruppe von Heiligtümern im Sfldosten der Stadt befinde '. Auf die Schwierigkeit, welche dann das folgende zweite rxurv) bereitet, will ich hier nur kurs hinweisen. Die Hauptsache ist, dass Thukydides, der nach Wachsmuths Ansicht zuerst von der Burg, dann mit den Worten toOto to (lepo; und Taurvi von dem sQdliehen Stücke spricht, mit dem entgegengesetzten Pronomen Ixttvr, unmöglich wieder dasselbe Stück bezeichnen kann. Wachsmuth sagt zwar, *l)citvv) nehme das Vorerwähnte wieder auf, wie öfters das Pronomen ixiivo« auf denselben Be- grÜT geht, der vorher durch einen Casus obliquus von auTÖ(; ausgedrückt ist*. Aber es geht ja gar nicht ein Casus obliquus von «6x6« sondern das Adverbium taut^ voraus. Wenn nun

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BHNBAlCRDlfOB, LSMAION UND MOHnKMI Bit AnWAlS t07

die beiden Adverbien raurri hier und 4x«tvr, ( = !>«!) dort eine Beziehung zn einander haben sollen, so kann diese doch nur gegensätzlich sein. Nimmt man also mit Wachsmuth eine Zweiteilung der älloslcn Stadl an. so würde mit sxeivyi nicht mehr von dem zweiten sondern wieder von dem ersten Stücke, der Akropolis, etwas bewiesen werden. Von diesem Stand- punkte aus müsste man daher unvermeidlich zu dem Schlüsse ko(nmen, dass die I^nneakruuos nicht in der Nahe der Heilig- tümer am Iiissos, sondern im Gegenteile in der Nähe der Akro- polis liege.

Die rein sprachliche Betrachtung der schwierigen Stelle scheint mithin für die neue von Dörpfeld (Athen. Mitth. 1895 S. 189 ff., Rhein. Mus. 1896 S. 127 ff.) aufgestellte Theorie zu sprechen, der als iiltesles Athen nach Thukydides nicht zwei Teile, sondern ein im wesentlichen einheitliches Stück, nämlich die Akropolis und ihren hauptsächlich südlichen Ab- hang, d. h. Akropolis und Pelargikun ansieht. Üies bedarf noch einer etwas auslührlicheren l'^rörlerung. Dass die beiden von Thukydides angegebenen Teile nicht getrennt waren son- dern zusammenhingen, beweist der bestimmte Artikel t6 . . . TiTpajxfAEvov. Eine von der Akropolis bis zurRallirroe im Iiis- sos sich ausdehnende Stadt aber würde für das Ur-Atlien des Thukydiiles viel zu gross sein. Dass ferner die beiden Teile wesentlich eins waren, zeigt die auffallende Wiederholung des Pronomens oüto;'. Thukydides spricht zuerst von den Heilig- tümern 6v aÜTyj TO ä;cooTrö>,£t, dann von denen i';üj {-^ra ixpo^ö- iröXtco;) und den anderen alten Stiftungen, die ebenfalls hier (-rx'jTrj ) ausserhalb der Burg liegen. Zum Schluss ist wieder von der Akropolis (bez. von Akropolis und PeLirgikon zu- sammen) die Rede und dabei wird w ieder wie bei dem zwei- ten Stücke (toOto TO u-tpo? txjt/)) dasselbe Pronomen (täi^tyi) gebraucht. Das war doch kaum möglich, wenn beide Stücke grundsätzlich geschieden waren. Dazwischen fällt die Ennea- kruDOs: auch sie ist ein Beweisgrund für die Ausdehnung der

« Vgl. Dörpfeld, Rhein. Mas. 1896 8. 133 f.

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H. VON FROR

iltesten Stadt, weil sie tft^ i*^- ^^^^ benach-

bart , und die Antwort darauf kann nur in ixitv^ stecken. Wachsmuths Deutung von ImCv^ als eines Ortsadverbiums glaubte ich ablehnen zu müssen. Passt man es epanaleptisch den Begriff %^4fm wieder aufnehmend ^ so passt die Stellung von Tt sehr sehlecht und es ergiebt sich überhaupt eine un« geschickte Stilisiruog. Jedenfalls aber kann man dann nichts daraus für die Lage der Bnneakrunos am llissos erschliessen. Dasselbe ergiebt sich, wenn man Ixitwp in Ixiivoi ändert. Der Gegensats iiutvot ti imI vSv Irt legt dies sehr nahe. Zwar kann Ixifvo» an sich gewiss nicht *die Alten ' bedeuten, wenn es sich nicht auf etwas Vorhergehendes oder Folgendes be- siehen kann. Aber die inconcinne Beziehung auf th «po to^tou wäre vidleieht nicht unmöglich, sumal wd v6v in «n^ toS «p- X«iou folgt. Die Stelle bedeutete dann: Jene, die Einwohner des ältesten Athen (ot «po 8d«Im«), brauchten das Wasser der Enneakrunos, da sie nahe war, und auch jetit wird es noch gebraucht. Audi bei dieser Erklärung wird man zu DOrpfeldt Ansicht hingedrängt ; denn es fehlt dann eben eine genauere topographische Bestimmung, das einftehe iy^ü; ouoy) *da sie (dem Ur-Athen) nahe war ' genügte dem Historiker und folglich war eine Angabe, ob die Enneakrunos der Akropolis oder dem südlichen Stücke benachbart war, ganz überflüssig, da beide ein kleines, zusammenliegendes Gebiet, Akropolis und Pelar- gikon, ausmachten. Bestand dagegen, wie Wacbsmuth und die Früheren annehmen, das ibukydideische Ur-Athen aus zwei Teilen und dehnte sich der zweite, südliche bis zum llissos aus, so war die genauere Angabe unerlässlich, für welche der beiden Teile der Enneakrunos* Beweis gelten solle, ob also die Enneakrunos der Akropolis oder dem Stücke am llissos nahe lag.

* Waebtoratli meint, den Zweck dieser Bpanelfl^ sein bmb nielit ein.

Aber wenn Thukydides den einfachen Gedanken *weil sie nalie war' aus- drücken wollte, so konnte er der Bpanftlepee wegen des Partioipiunis ifpc oSoj) kaum cutraieu.

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BMIIBAKRUNOS, LBNAION UND AIONrSIOR EM MMNAie 209

Notwendig indessen ist die Änderung der Oberlieferung nicht. Ja es ist vielleicht nicht einmal geschickt, den von Thu- kydides schon deutlich hingestellten G^nsaU vSv (acv t6 Ttxkxi durch das ixtlwi ( = toxi ) xs xal vöv itt ix6 xoO «p- ^atou noch einmal zu wiederholen. Thukydides erschliessi aus den Verhältnissen der Gegenwart die Zustande der Vergangen* heit und viermal bedient er sich dabei derselben Wendung xai vOv £xi, (xej^pi xoöSe Ixt. Durch die ganze Stelle hindurch sind icpö Qfinitü; und xal vGv Ixt die herrschenden BegrilTe und es ergänzt sich daher zu cxp<!^vto ganz von selbst das Subject oi «fo 6ii«u«c. Dann ist klar, daBB in der That durch xi nur eine topographische Bestimmung angeknüpft sein kann, und in diesem Falle kann excivyi nichts anderes sein als das ein- fache Pronomen. Man hätte demnach zu übersetzen, wie auch der Scholiast und andere verstanden haben: 'die Quelle, die jetzt Bnneakrunos heisst, in alter Zeit aber Katlirroe genannt wurde und die jener (der Akropolis) nahe liegt, brauebte man' u. s. w.

Ich will nicht behaupten, dass die in der That ungewöhn- lich schwierige Stelle nur so verstanden werden kann. Eines aber scheint mir ganz sicher und durch die Erwägung der verschiedenen Möglichkeiten hinlänglich klargestellt : Thuky- dides kann man für die Theorie der Bnneakrunos am Iiissos nicht ins Feld führen. Wer trotz Pausani'as, trotz der durch- schlagenden Gründe Dörpfelds für die Lage der Stadtquelle vor dem Burgthore und ihrer Verschiedenheit von der Kallir- foe im Iiissos und nicht zum letzten trotz der überwältigenden Oberzeugungskraft der Monumente selbst des Thukydides wegen an der alten Theorie festhalten zu müssen glaubt, dem schwindet der Boden unter den Füssen, sobald er sich klar gemacht hat, dass Thukydides auch im günstigsten Falle nichts gegen Pausanias beweist, wol aber völlig mit ihm überein- stimmen kann. Praglich mag indessen immer noch scheinen, ob nicht trotzdem nach der Ansicht des Thukydides das äl- teste Athen aus zwei wesentlich verschiedenen Teilen bestanden bat, die vier von ihm erwähnten Heiligtümer nicht «IsQ doql)

ti9 B. Toit PAorr

am IlisMS la suchen sind. Hier ist nnn zu uotennebeD, ob deoD auch im Aufange des Beweises der Text so gesichert ist, wie man jetzt anzunehmen pflegt. Past allgemein setzt man hier eine LOcke an und ergänzt etwa : xk yk^ Up ot «ut^ t$ «bt^KÖXii ^T« Afx^ix Tüt T< 'A9iivS() Mit d^lttv OtAv l«Tt. In* dessen dieses xal IUmv OtAv ist auffallend schleppend und so wenig prägnant, dass es eigentlich gar nicht beweist, was es beweisen soll. Waren denn nicht HeiligtQmer *der Athena und anderer Gotter* auch in anderen Teilen der Stadt? Froher hat man an der Überlieferung keinen Anstoss genom- men. RrQger erklärt *)tatl AUmv OiAv, als der Athene', und da diese und ihr Pest, die Synoikia, vorher erwähnt sind, ist diese Erklärung sprachlich doch wol nicht unmöglich. Es scheint zwar, als ob im Sinne kein Unterschied sei ; aber lud dtXXot *und andere* ist nicht dasselbe wie »«I ftXXot *auch an- dere*. Dieser letztere Begriff *auch (noch) andere' leitet un- merklich aber zu dem Begriffe *noch eine Anzahl anderer* und der Sinn könnte so etwa sein : Auf der Akropolis sind eine ganze Anzahl von Götterkulten zusammengedrängt und unter anderen auch Kulte der Göttin, von der die Stadt ihren Na* men hat. Preilich fühlt man sich hier noch unsicherer als bei der fraher besprochenen Stelle. Ist wirklich eine LQcke vor- handen, so kann man erst recht nicht wissen, was in dieser stand, was also Thukydides eigentlich gemeint hat. So konnte man auf den Gedanken kommen, es werde hier vielleicht auf eine merkwardige Thatsache angespielt, dass nämlich die Kulte doppelt vorhanden waten , sowol auf und an der Burg wie am Iiissos.

Dass es am Iiissos eine Beihe alter Kulte gab, kann man nicht bezweifeln, und es wird sich hier vielleicht einmal eine eigene durch die liebliche Gegend hervorgerufene Art attischer Naturreligion nachweisen lassen. Par einen Teil dieser Kulte ist der Ausgangspunkt offenbar ein Naturmal gewesen, der Erdschlund^der Ge Olympia, in dem aich die deukalionische Flut verlaufen haben sollte und an dem zum Andenken daran das nach der Legende von Deukalion gestiftete uralte Toten-

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ftroflAUlDllOS, LBNAION UNO AlOmiOM n AliaiAR til

fest der Chytren gefeiert wurde. Daran hat sich der Kult des Zeus Olympios und an beide Kronos und Rhea angeschlossen. Mit Flücksicht auf diese alten Kulte haben die Tyrannen hier ihre grossen Festplätze angelegt. Neben dem Olymp ion des Peisistratos lag der alte Zeustempel des Deukalion (Paus. I, 18.8) und neben oder im Bezirke des Pythion das nach der Sage von Aigeus gegründete Delphinion ( Paus. I, 19,1)'. Fand man nun einmal diese Heiligtümer hei Thukydides wie- der, so musste man natürlich auch das Dionysion iv Xiavxi; in derselben Gegend suchen und da schien zu Hilfe zu kom- men das so oft missverstandene Froschlied des Aristophanes (V. 211 ff.): X'.avatx x.p7]V(üv t£xvx ^uvauXov Guivwv ßoxv (pOty^w- {xeO' £'j-pnp'jv ip.av ioiSiv, xoi^ xoi^, r)v ia^i NuTifiiov Aiög Aiw- vuoov IV Xiavaidiv iaj^Y)iTa(ji.iv , T)viy^' 6 )cpxi7raX6x<i)[io; TOi? Upoloi Xurpoiat x^^pti xxt' «aov Ttfxtvo? Xaciv oj^Xoc. Am Abend der Choen nach dem grossen Zechgelage, an dem zur Erinnerung an de« Dionysos Erfindung', Wasser und Wein zu mischen, der xxpatTOi; getrunken wird, bringen die Athener ihre Krüge zum Heiligtume des Gottes h Xüjlvxk; (Athen. X 437 c). Am folgenden Tage pilgern sie wieder im Katzenjammer an den >i- pxi vorbei (xxT'iaöv t£;x6vo<;) zum Erdschlunde der Olym- pia, um dort das heilige Totenfest der Chytren zu feiern. Dann singen die Frösche das Lied zum Preise ihres mächtigen Gottes und mögen die Wallfahrer dadurch an das böse Ende des vorigen Tages erinnern. Natürlich ist die Chytren -Procession mit Absicht an dem Heiligtume des Anthesteriengottes vor- beigeführt worden 2. Leicht aber konnte man weiter schliessen, dass der Tempel des Anthesteriengottes. der den Hermes Chthonios, den Seelenführer, ablöst und dessen F'est an den uralten Totenkult der Chytren angegliedert wurtle, dem Erd- scbluode beim Olympion wirklich benachbart war.

* Ersleres giebt Dörpfeld jetzt als mögltcb zu, letzteres hält er selbst für richtig.

* Vermiillicli vom Markte aus über die panathenäische Pest*tl1l«B9 em Areopag aad Südabbang der Burg entlang zum OtjmpioQ.

212 H. VON PROTT

Andererseits giebt es dieselben Kulte an der Burg. Zu- nächst kann ja darüber kein Zweifel sein, dass das Olympioo und Pythion unterhalb der (Aaxpai zu den sichersten Tbatsachen der athenischen Topographie gehören. Ganz seltsam ist es, wenn Wachsmuth (S. 48, i ) als Gegensatz zum Ziu« 'OXOpi- TCiOi iv 4«T« (C. /. A. III 291 ) den ZeO? U lle(9t)? (III 283) foast, der gar nicht 'OXufXTrto; heisst, während doch den Ge- gensaU offenbar der Zsü; OXu^xTrto; (nümlich des grossen Tempels vor der Stadt Iii ?43, 928) bildet. Neben diesem *OXü{Airtov am Abhänge der Burg muss das im Phaidros 227 ^ erwähnte Haus gelegen haben, denn unmöglich konnte ein Haus innerhalb der Stadtmauer nach dem gar nicht 'nahe* gel^nen Tempel vor dem Thore bezeichnet werden. Noch weniger glüclclich aber war es, wenn Wachsmuth (S. 50) das schon durch die Beschreibung der Panathenäen - Procession ( Philostr. Titaesoph. 11,1, 5) gesicherte Pythion an der Burg wieder leugnete, weil der Anapäst im Ion V. 285 'metrisch unzulässig sei '. Diese HeiligtQmer also hat Dörpfeld einfach erwiesen. Aber auch die Ge hat nicht nur am Abhänge der Burg mit Demeter zusammen ihren alten Tempel *, sondern auch im Bezirke der Athena Polias ihren vielleicht den Aus« gangspunkt der Erechtbeion - Kulte bildenden alten Altar K Und endlich fehlt, wie es scheint, auch Dionysos Atpafec nicht, denn nahe dem Prytaneion, dem allen an der Burg, wie man meinen könnte, lag das Bukolion, wo die ßouxoXot ihren alten dionysischen Kult abten und Jährlich der U^oc y^F^c nysos mit der ß««iXiw«t yolliogen wurde. Hier also wäre ur- kundlich eine jener Kultbeziehungen zwischen den beiden Gruppen von HeiligtQmern bezeugt, wie man sie ▼oraossetzen mttsste. Wenn der Gott flochzeit nicht in seinem Tempel sondern im Bukolion hält, dann waren, so könnte man Tbu- kydides schliessen hissen, Tempel und Bukolion gleich alt.

* Es hl SU gut \vii> sM'licr,da!>s hier der Gc-Ailiena-Kurolrophoi-Kult das ällere und der Dciucterkult erst später zugefügt ist. f fjpges Qrate, sacrae 8. 3^ was iol| 8, 4ft leider »irfickgenomiDeii habe,

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fiNNEARRÜNOS, LENAlON UND &10MrSI0N £N AIHMAtS ^ij

Ähnlich« Verhäiinisse konnte man für die anderen Heilig- tflmer annehmen.

Dergleichen Kombinationen zerfallen in nichts vor den ein- gehen Thatsachen der athenischen Bodenverhältnisse. Das heutige Athen lehrt, dass im allen Athen daa Sumpfquartier nicht am Iiissos gelegen haben kann. Mann muee sieh auch hier von einer Reihe alter und vielleicht lieb gewordener Vor- stellungen lossagen. Mit der jonischen Uissosstadt kommt man nicht zum Ziele. Das Problem der llissoskulte ist eben dureh die Entscheidung der alten Streitfrage schwieriger und in- teressanter als je geworden. Ganz ähnlich wird es mit dem alten Tempel auf der Akropolis gehen. Auch hier wird man erst, wenn die Frage nach allen Seiten hin endgültig ent- schieden ist, über die Binaelheiten des Kultes wirklich klare Vorstellungen gewinnen können. Die grossen Fragen der athenischen Topographie und Baugeschichte, in die nun auch der Niketempel eingetreten ist, werden zugleich vorbildlich werden fQr die Untersuchung, wie eigentlich im Altertume Religion gemacht worden ist. Im vorliegenden Falle muss die Entscheidung, da sie die drei anderen Heiligtamer nicht ge- geben haben, das Dionjfsion iv XtfLvwc bringen. Und da ist ganz einfach festsulegen: So sicher im Iiissos niemals ein Brunnenhaus gestanden haben kann, so sicher hat es am llis- sos niemals %v«i gegeben. Es ist von Ddrpfeld genttgend hervorgehoben worden (Athen. Mitth. 1895 S. 187), dass die einander widersprechenden Aussagen der geologischen Au- toriläten Lepsius und Booking (Rhein. Mus. 1892 S. 59; vgl. Wachsmuth S. 48,5) nicht als zwei einander aufhebende Zeugnisse zu betrachten sind. Zum Glück indessen bedarf nie- mand der erwünschten Bestätigung dessen, was ihn der Au- genschein lehrt, durch den besten Kenner des attiachen Bo- dens. Es ist völlig unzweifelhaft, dass auf dem ganzen gleich- massig von der Burg zu dem tief einschneidenden Flussbetts des llisaos abfallenden felsigen Gelände sich nirgends Sumpfla- chen bilden konnten. Vielmehr war dies nur da möglich, wo dem Abflüsse einer reichlichen Wassermenge ein natürliches

B. VON f»ROTf

UiDderniss entgegentritt, wie es bei der Enge iwiachen Pnyx und Areopag der Fall ist, obwol das daran anstossende Ge- biet des KerameikoB Yiel tiefer liegt. Da Wachsmuth (S. 48 f.) hierüber kurz hinweggegangen ist und nur die Hineinziehung der Brunnen von eeiten Dörpfelds abgelehnt hat, die für die entscheidende Frage gans nebensächlich ist, so verdient her^ vorgehoben zu werden, dass sowol im Anthesterion dieses wie besonders des vorigen Jahres hier ein wirklicher Morast mit appigem Blumen wuchs entstanden war *. Im Altertums, als wenig oberhalb das Wasser aus dem Brunnenhause ab- floss, mussten fast mit Notwendigkeit wirkliche Wasserlachen sich bilden. Am deutlichsten siebt man dies ja daran, dass hier der Boden vom V und IV Jahrhundert an ganz auffallend kanstlich erhöht ist. Hier ist nun ein altes Dionysosheiligtum gefunden worden, in dem Bezirke eine mehrfach umgebaute, lange benutzte Up« Xnvoc und ausserhalb mehrere andere Keltern. An sich könnte dies ein (reilich sehr merkwfirdiger Zufall sein, und ich habe lange Zeit geglaubt, dass hier ein bisher unbekanntes Dionysosheiligtum ans Tageslicht getre- ten sei, welches ich vorschnell *Io6dLxxiov benannte. Aber die Sache liegt anders.

Man setzt das Dionysion h Xifivditc südöstlich der Burg an lediglich auf Grund der Erklärung der Thukydidesstelle. Da nun aber in der Nähe des Olympions schlechterdings keine Sümpfe gewesen sein können, so verlegt Wachsmuth (S. 49) mit Verweisung auf Belger (Arch. Anzeiger 1895 S. IIS) das Dionysion noch weiter sQdöstlich in die Nähe des llissoa, in dessen sehr geringer Senkung es begründet liege, *dass leicht, wenn das eingesickerte Wasser wieder zum Vorschein kommt, sumpfähnliche Lachen sich bilden*. Aber das oberhalb der Pelsbarre in das Plussbett einsickernde, an ihr als Rallirroe hervorkommende Wasser, welches sofort wieder im Boden Tcrschwindet und erst eine Strecke unterhalb ab Bächleio wieder hervortritt, kann nirgends *sumpfahnliche Lachen

* Vgl. Pbolograpbie des lastilul«, 'Albeu, Bauten Nr. 94'.

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feNNBAKHtfNOS, lbHaioit üwö fttovrCnifr «ir AimrAil! tii

bilden. Ferner kann das Heiligtum doch unmöglich , wie sonst unvermeilich wäre, im Flussbette selbst gelegen haben. Auch Wachsmuths Schluss (S. 46 f.), der Festname Aiovu<ita 4v aoTii sei nur erklärlich, wenn die Anthesterien ausserhalb der peisistratischen Stadt gefeiert seien, ist voreilig und darf auf keinen Fall als sicherer Posten in der Rechnung verwertet werden in klarem Widerspruche aber steht Wachsmuths AnseUung des Ueiiigtumes mit Isaios VI Ii, 35: Kippov XTQTO ou«l«v, «YP^^ {^'^ ^l(ui)9i . . . oUixf; ev !x<rrti Suo, tviv (icv . . . Tcapot TO fv Xi{&v«t( Atoviuatov, woraus folgt, dass der Tempel 4v xnn mitten zwischen Häusern lag. Diesen Wider- spruch beseitigt er freilich (S. 47) durch die Annahme, es sei hier wie in ähnlichen Steilen nur der allgemeine Gegen- satz von Stadt und Land gemeint, die Steile also für eine Lage der Xi|ivai innerhalb der das Avru umgebenden Mauer nicht beweisend. Selbst dieses sehr unwahrscheinliche Aus- kunftsmittel mag man einmal zugehen. Aber völlig undenk- bar, wenngleich von Wachsmutb als eine gar nicht des Be- weises bedürftige Möglichkeit vorausgesetzt ist, dass im IV Jahrhundert ein athenisches Wohnhaus wenige Schritte vor der Stadtmauer lag. Ferner bleibt nach seiner Meinung (S. 46) trotz der höchst wahrscheinlichen Annahme von Wilamowitz, der Xtpou und Lenaion zusammenlegt, 'die Möglichkeit oiTen \ beides von einander zu trennen. Bei seiner Beweisführung scheint diese Trennung sogar notwendig. Das Dionysion iv Xip«tc war nur am 12. Anlhesterion geöffnet. Die Lenaien- procession aber konnte unmöglich vordem geschlossenen tipdv Halt machen (S. 45). Wachsmutb hat nicht darauf hinge- wiesen, dass diese Schwierigkeit, die in der That bisher vor» banden und unlösbar war, durch die eigentümliche Anlage des von Dörpfeld aufgedeckten Dionysosbeiligtumea wirklich gehoben wird. Später jedoch (S. 55) meint er, man könne

* Dörpfelds Auflai>suog der Atovüois iv &<jzu als das grossen, rein stAdti- leheo Dioaysotfettes seheint mir bis jetzt am ehesten annehmbar. Das he« nikm lag siclier auch Iv 8mu, Vgl. Tbuk. V, 20 h AnvMiwv ttt» inao».

tt, VOM PROTff

'^egen die Annahme, dass das Lenaion draussen nebon dem uralten Hieron des Dionysos in Liinnai lag, etwas Durch- schlagendes nicht einwenden'. .Man weiss daher nicht recht, woran man sich zu halten hat. ländlich erklärt er sogar das Lenaion für nicht lokalisirt. Denn der Wert der Angabe des Hesychios ( ettI AYivaiw iycöv) ?(jTiv iv T<p (x<jt»i Ar)vaiov werde herabgemindert durch die Parallelexcerpte, die nicht iv tcJ^ &axn sondern 'AOt)vy)<tiv bieten (S. 5 2). In dem Deraosthenes- Scholion aber, auf Grund dessen man das dem Lenaion be- nachbarte Neroon des Kalamites in die Nähe der Agora ver- lege, sei statt h ty) «yop^t vielniebr iv oLy^i^ zu coajiciren. Die Ürtlichkeit des iywv i-zi AYivaicp übergeht er.

Ich kann nicht linden, dass diese Darstellung ein richtiges Bild der thatsachliclien Verhältnisse und der Überlieferung bietet. Vielmehr rauss man überall die Argumente umkehren und dann ergiebt sich eine Schlusskette, die bei der Erklärung desThukydides entschieden nicht unberücksichtigt bleiben oder in den Hintergrund gerückt werden darf. Am llissos hat es trotz Beiger und Wachsmuth keine Sümpfe gegeben. Aus Isaios Vlll, 35 folgt, dass das Dionysion iv Xi|Avatc innerhalb der Stadtmauer lag und innerhalb der Stadtmauer bat es süd- östlich der Burg eingestandenermasien keine Sümple gegeben. Nach einer höchst wahrscheinlichen, noch genauer zu unter« suchenden Annahme lagen Dionjsion iv Xtpaic und Aiovoiov zusammen. Das Lenaion lag nach Hesychios iv x<^ ioTii, wo- durch die Auffassung der laaiosBtelle bestätigt wird. Es lag ferner nach dem Demosthenes - Scholien in der Nähe der Agora und nach den Grammatikernachrichten über den iyivt iivi AT)vat(|> nahe der Orchestra des Marktes, auf der die U^ut des OtaiTpov >-r;vaUöv aufgeschlagen wurden. Es ist daher ganz unzweifelhaft, dass beide Heiligtümer durch die antiken Nach- richten in die Gegend gewiesen werden, in welcher das neuent- deckte Heiligtum liegt. Es ist nun weiter die Frage, ob An- zeichen vorhanden sind, dass eben dies Heiligtum das Dio- nysion iv Xipai; sein kann oder muss, d. h. ob der Zustand des Bezirkes sich aus der lilterariscben Überlieferung Ober

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SNNBAKllÜNOS, LBNAION ONÜ AIOIirtlOR m AUlHAlS 24?

jenes Heiligtum erklärt und umgekehrt die Überlieferung durch die Huinen neues Licht erhält, üad das ist in der That

der Fall.

Zunächst ist festzustellen, dass ganz im allgemeinen die vor* bandenen l^este eine andere Erklärung zulassen, als sie von Dörpfeld bisher erfahren haben. Da ihm von befreundeter Seite die Ansicht mitgeteilt war, der Kult der Anthesterien sei später eingegangen, und da die ungewöhnlichen Terrain- verhältnisse, die Aulhühung des Bodens schon in aller Zeit, die Besetzung eines Teiles des Bezirkes durch die lobakchen, die Thalsache , dass die Fundamente des liakcheions höher als der alte, später also sicher verschüttete Altar liegen, diese Ansicht zu begünstigen schienen , so hat er angenommen, das Heiligtum mitsamt dem Kulte sei später verschwunden und dieser sei in dem Vereine der lobakchen aufgegangen. Das wäre an sich sehr seltsam und ist unmöglich, weil der Anthesterienkult sicher auch später noch als Staatskuit be- standen hat iC.I.A. III 11 HO). Aber auch die Bodenverhält- nisse machen diese Annahme keinesweges notwendig. Zwar die Reste des alten Tempels waren später sicher verschüttet. Doch kann sehr wol, wie Dörpfeld jetzt annimmt, an dersel- ben Stelle auch später noch ein Tempel und Kult bestanden haben. Der alte Bau mag im l'erscrslurme , der ja vor dem Burgthore Alles dem Boden gleichgemacht haben muss, unter- gegangen sein. Die über seinen Fundamenten erhaltenen spä- teren Mauern, welche älter sind als die Bauten der lobakchen, können zu einem späteren Tempel gehören. Und wenn der eindringende V'erein den allen Bezirk beschränkte, so wurde dieser, wenn auch nicht in demselben Verhältnisse, nach Süden erweitert. Die Existenz eines späteren Tempels lässt sich nicht erweisen, aber auch nicht widerlegen. Dieses H inderniss aiao fällt tön. Aber es fehlt nicht an positiven Gründen.

Der heilige Bezirk des Dionysos Limnaios war das ganze Jahr geschlossen mit Ausnahme des 12. Antheslerion ; aber auch dann durfte kein profanes Auge das (xuaTvjpiov. welches in ihm statttaod, schauen (Neairarede 76). Worin dieses bestand,

AT8BM. MinaBILUMftBM UUl. 15

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H. ton rwrf

wissen wir nicht: die Gerairen irETtiiiav hsi. an den vier- zflin Alliiivn. dif aus Stpinen oder Rasen aiifgeschichlet ge- wp^en f-»ni \NHril«'ri älirilicli wie in den Arvxi des Theokrilos. Sie \v«'rdt.'n lifilige Geijensliinde und Opfergaben darauf nie- dergelegt liah'-n. Diese Nachrirlit von der l nzuiiänj^'lichkeit des heilig»'!) Bezirkes war Ijisher bei genauerer fieiraehtung völlig rälselhaft. Wie konnte denn an der "Fas8<t(Tnung' des 1 1 . Anlhe-lerion und den L^naien des Gamelion dem Dionysos an di'tii itn \ (1 »clilusserien Bezirke ffelegenen Altäre geopfert wer- den ? Da zeigt sich nun zu unserer grössten Cberraschung ein völlig einzigartiges Verhältniss von Tempel und Bezirk bei dem aufgedeckten Heiliglurne: der Tempel liegt, wie man nach den Scholien zu Aristophanes Fröschen V. ?1 5 erwarten musste. im Bezirke, ist aber von dessen grösstem Teile durch eine Mauer und Thür abgeschlossen. Er konnte also zu jeder Zeit zugäng- lich sein, wenn auch der dahinter liegende Teil des Bezirkes vt-rschlossen war. Aber freilich, der Altar liegt im Bezirke. Indessen er ist fur sicli betrachtet wiederum genau so überra- schend wie die ganze Anlage. Wir wissen aus der Überliefe- rung, dass am Altare im Dionysion iv xiavaic die Stele mit dem Eitle der Gerairen stand, und die Einarbeitungen in dem gefundenen Altare sind ebenfalls fürStelen bestimmt gewesen. Dies ist nicht etwa gewöhnbch sondern durch andere Bei- spiele, 80 viel mir bekannt, nicht zu belegen, und es kann auch kaum anders sein; denn bei jedem gewöhnlichen Altare würde eine solche Stele für das Opfer hinderlich sein und durch das Feuer zerstört werden. Nun alfcr zeigen die Köcher auf der Obertläche nach Dörplelds zweitellos richtiger Erklä- rung.dass der erhaltene Teil nur der Unterbau fur einen grossen Tisch ist, dessen säulenarlige Stützen in jenen Löchern stan- den, düss CS also ein Altar in Form eines Oplerlisches war. Es können daher auf ihm überhaupt keine blutigen Opfer dar- gebracht worden sein, sondern diese haben ausserhalb des abgeschlossenen Bezirkes an einem Brandopfeiailaie stattge- funden, der, w ie fast immer, vor dem Tempel gestanden haben muss. Genau dasselbe aber müssen wir aus der Überlieferung

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BNNBAtfllüNOS, I^NAION UND AlOirrztOlt SIT AIlIirAlS 3i9

erschliessen. Das einzige, was w ir genauer von dem {iuoTTipiov des 12. Anllieslerion wissen, isl dass die ßxoiXiwa die Gerai- ren vereidigte ev xxvoic Trpöi; tw {lufxa) Trpiv aTtTioOxi t(öv lfpö>v (Neairarede 78 ). iNuii ist jedem bekannt, dass man schwört, wie der technische Aiisdrucit bei gewoliiilichen I'^iden lautet, xaö' Updiv TeXeiojv, indem man den Altar oder die Stücke des Opfertieres selbst anlasst. Die Inschrift von Andania (Ditten- ber^QV, Si/llogf JÖ8, l ) druckt dies busonders charakteristisch aus durch 6p;ti^eiv iepüv jcx-.oaevtjv. Anders die Gerairen : wenn sie beim Schwur die Körbe berühren, in denen nur Opfer- gerste oder Früchte und Alinliclies gewesen sein können, so ist bei ihrem Lide kein bluli^»'s Opfer iirbracht worden. Solche unblutigen Ojifer, auf tischlörmigen .Mlüren dargebracht sind gerade fur den l)ioii)soskult charaklenslisch und ich zweifle nicht, dass man die Ar.vxi des l'heokritus vergleichen darf, welche die Ispa TceTrovrjjxiva aus der xiaTr, auf die niedrigen zwölf Altare legen. Dergleichen ganz einlache Kulthandlun- gen, durch die Weihe der Abgesehiedenlieit zum uLjTTr.piov im griechischen Sinne erhoben, gelten den Griechen stets als be- sonders ayia und euasov) und die Neairarede hebt ja immer wieder diese besondere Heiligkeit des Anthesterienkultes her- vor. Dass endlich das höchst aulTallende Fehlen aller VVeih- geschenke m dem heiligen Bezirke, deren Hasen oder Funda- mente notwendig erhallen sein mussten, da die Grundmauern und der Altar in Folge der Aufliöhung des Dudens vortrelllich erhallen sind, zu der durch die Überlieferung bezeugten Un- nahbarkeit dieses Uaumes ganz merk\\urdi|j älimmea , hal bereits Dörpfeld genügend hervor gelntben.

El\Nus anderes kommt hinzu. Dörpfeld nimmt gewiss mit Uechl an, dass die uralten Wasseranlagen in Nerbindung mit dem Dion^sosheiligluuie älelieu und umgekehrt. VVeaa, wie

* Allien. MiUh. IböUb. Il6i Ölcphaiü, t'om^Jl^-rc/jdu iÖ6« Ö. 146 ff.;\Vin- ler, Über ein Vorbild neu - attischer Reliefs (50. berliner Winckelmaons- programm) B. 114* Kinen gleichen mit Früchten bedeckten Altar leigt das Relief aus dem Asklepieiuu Alben. Millh. 1878 Taf. 16. Vgl. Reisch in Paulj - Wiftsowas Heal - Uncjrdop&die I 6. 1676.

tfO tt. VON PR OTT

Bieh aU wahrscheinlich herausstellen wird, der Besirk das A-qvditov, der Kellerplatz ist. so würde sich dies aus rein prakti- seheo Gründen von selbst verstehen, denn zum Keltern uod Weinhereilen gehört Wasser. Derartiges scheint Eustalhios anzudeuten in der vom oUo; llpzuvito; handeloden Steile durch die Noiiz (zu A 641 S 671, 28): Xiyovtxi yoSv üSara oxXTif« xpvivaftfs Tivfli &97cip xoti OfA^pia h £uiuüvt tc xai 'Ad-qvi)«i jrp?i*itjxa ii( oivov ooviSovT« T(j TcQx>aTT«>{/iiv<)). Im folgenden er- klärt er den ins Meer fliehenden Dionysos als den olvo; tcQx- XaTTCi>{xi'vo{. iWk tooto (i«v it^ TO icaXaioöaOn olvov ypY)9((A0v, sie

Siö NujjLfoci {iuOcuovTOU Tidvinol Atovuoou aivat ou aövov al x«t* «(AiciXovc di<dpou(ievai xal xara 9Tfli<puXac .... ctXX« Mit ai toI; »«T« xpSoiv uYpol; emotaToCaat, «^v acpo; eartv ou xat tx Xi- |iv«iflc. Und dann folgen Exeerpte ausPbanodemos und Tbeo- pbraatoa, die vollständiger bei Athenaios XI 465^ stehen. Pbanodemos giebt als Erklärung des Kultes in Xt{4.vai die Le- gende, dass der Dionysos Limnaios die Mi$;chung von Most und Wasser erfunden habe, uod schliesst eldeaso wie Theo- phrastos: SiOTcip ovojxaiOrivaii t«? ffKjyot? Nu|A9«c xal TiOVivac ToO Alovuoou. Offenbar hängt damit zusammen die wiederum bei Theophrastos und aasierdem bei Philochoros vorliegende Ober» lieferung vom Dionysos 'Opöo«; und Axipiwv "Axparo; (Athen. Ii 38c. V 179 e. XV 693c): Amphiktyon * lernte von Dio- nysos die Mischung des Weines mit Wasser, und da die Men- schen seitdem nicht mehr trunken wurden sondern öpöoi blie- ben, gründete er dem Dionysos 'Optlö; einen Kult. Zur Erin- nerung aber an die frühere Zeit wurde die titovSti axpaxo? des 'AyaOo; Aaifxwv vor dem Symposion eingelührt. Die Verbindung dieses alten dionysischen Dämon mit dem Anthesterienkulte bezeugt Plutarclius kj^l-k. III, 7,1 S. ü55e und VIII, II), Ii S. 735«. Der Altar des Gottes stand im lleiligtume der lloren, die TÖv a(*KiXoii xapicov iftTpiyouoiv und deren enge Ver-

* Unter ihm fand die Epipbanio dst OoUes in AtbeiiSUtt: Bwab. Cbrw. II B. Mi Tgl. Pau». 1, 2, 4.

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IMNIAKnOirOS, UNAIOM UND UMttiW » AIMKAIB ttl

bindung mit Dionysos bekannt ist (besonders Allien. II 36 d); TcXti'iiov S' a-jToO xat Tai; Nuixoai; ß<«)};.öv tSsijjLSv Ü7toav)0(xa toi? j^pwjjievoi; TYj? xp4c€(i>; icoioujasvoc" xxi yäp Atovudou rpocpoi al Nü(X9ai Xeyovrai. In späterer Zeit (Philostr. vila Apoll. IV, 21) fanden an den Anlhesterien ' im Theater Auflülirungen irgend welcher Art von lloren, Nymphen und Bakchantinnen ausgeführt Stall. Kaum kann man zweifeln, duss in jenen Nach- richten der Atlhidographen und des Theophtaslos eine ge- schlossene Überlieferung vorliegt, welche Legenden über den Anthesterienkult enthielt. Zu schlicssen ist daraus, dass die Kulte des Dionysos Opöd?, des Aziawv "AxpaTo?, der Nym[)hen mit dem Dionysion h Xtu.vai; auls engste zusammenhingen. Jene Nymphen, die Pflegerinnen des Dionysos, sind die Ny- sai, welche in Athen Kult hatten {C. I. A. III 320 und 351 ) und auf die Aristophanes mit dem N'j<ty)iov Atö? Äitövuaov tv XtuLva'.-Tiv anspielt. An der Quelle des Pnyxabhangs sind un- zweifelhaft Nymphen verehrt und von der Braut n)it den xpo- T£>.£ix bedacht worden Ist nicht das von Akropolis, Areopag, Pnyx und Muscion eingeschlossene, dem 'Nymphenhügel* benachbarte Thal, das von den Nymphen der uralten Kallir- roe bewässert im Schmucke der Blumen des Anlhesteriengol- tes prangt, das athenische Nysa, zu dem Kore vom Eleusinioa oder Thesmophorion, Oreithyia von der Akropolis niederstei- gen um Blumen zu ptlücken und am Areopag entführt wer- den^?

< Maass, Orpbea» S. 84 f. betieht die Nacbrieht von den aof die kleinen MTslerien und erwartet den Gegenbeweis. Er hätte wo! umge- kehrt beweisen dnrfen, dass ein uucjtT^piov im Theater vorsieh gehen und ein Fremder, der zu einem Mysterienfesle gebt, im Theater musische Auf- führungen erwarten kann.

s Hierauf bat mieh P. Sticotti aufmerksam gemaebt Vgl. Pint. amaL narr 1 S. 772 ^ , Schol. Pind. Pytb. IV. 104. Sticotti wird darauf bei anderer Gelegenheit eingeht n.

* Soviel kann schon jetzt als gesichert gelten, dass vor dem Burgtbore der Mittelpunkt lag, um den rieb eine Reihe sehr alter atbenfsober KuHe gruppirt bat. Unter den Funden (1< t tu lachen Ausgrabungen fot leider nichts, was meine Vermutungen li(-statii;< u könnte. Aber sie stammen fast alle aus jüngerer Zeil, iu der die üegeud gruoditch umgestaltet war.

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B. TON PROTT

Nach alledem kann man eigentlich nicht mehr zweifeln, dass das Dionysion h "Xtavocic wirklich «gefunden ist. Dadurch aher ist das Problem der athenischen Dionysoskulte schwie- riger als je geworden. Khe ich flie Folijeriingen für Thiiky- dides zu ziehen versuche, muss ich hieraut und speziell auf die Feste näher eingehen.

Über die Anlhesterien und <?fossen Dionvsien sind wir aus der Überlieferung genugsam unlen icliloi. Ungünstiger gestellt sind wir für die Lenaien, von denen zunächst nur sicher ist, dass sie in Athen im (jainelion, in .lonien in tietn entsprechen- den Monate, dem Leiuiion gefeiert wurden. Aber durcli sorg- fältige Kombination lassen sich doch noch eine ganze Reihe von Tliatsachen festsleUen. Der sicherste Ausgangspunkt ist der Kalender von Mykonos', woes Z. 15 ff. hcisst: Ay,Maiö-

TOTÖy-Ov, Köpirii xirrpov teAeo;. All lio'Aji yoipov. - - - evSs- [jtj(x)TY;i* irt ToTOtxXrOo? '2iu.i\r,'. et-ötiov to'jto evaTeü«T»i.— S'jü)Sl)ciT£l Aiovuicüi Ar,v£i: ixoGtov. Ü7r(i)[p] y.x{p)-xG)w Ali X9ovt(t>i Füi XOovini Sipri fjLtXava 6TY)ii(a)' C,h(jii o'j OejjLi?" SaivuiOuv auToO. Kntsprechende Opfer finden sich in dem >.6yo? erifTT«- Tüiv 'EXe'jrj'.voOev wo in der sechsten, ßnde Poseideon oder Anfang Gamelion beginnenden Prytanie zwischen einer Aus- gabe für die llaloen (im Poseideon, Z. 8) und einer anderen für die Choen (im Anthesterion. Z. <i8) verzeichnet wird; iicapyy) ArjULTOtpi xai Kopirt y.x\ IIXoOtwvi P. iTTiTTiTat; eTCiXiovaix «ic Atovüdta 6ö<jat AA. Dass dieses zusammengehört mit dem Kalender von Mykuiios, dass wir hier alfjonischen Lenaien- brauch vor uns haben, einen Kult des Dionysos, dem nicht ein Bock, sondern wie im chtlionisehen Kult sehr üblich ist, ein Schaf (ixri-Tiov) geopfert wird, eingerahmt von chlhonischem

' DiltenlxM trcr, Syllogf2T^=zLeges Gräfe, sarrae Mit Unrecht habe ich in meinem Cummenlar liosclicr ahgestrilleii, dass die OplLM- des X. zu den Lenaien gehören. Den Nachtrag auf S. ^^), den Wach»iuuUi (S. 40, .') nicht ganz Terttändlich findet, möchte ich durch die hier gegebene, boffenttiob etwas klarer ausgefallene Darslellang enelst wisieOt

> C.LA. U add. 834 b, 4b.

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BNNIAKIIÜNOB, LBNAION UND «lOltraiOir m AIHMAIB SS3

Kult tier Uiilf^i we llsi^fi tier, liegt klar zu Tajfe. Vorm iitl ich p'liörl in diese [{tMlie auch das Opfer l'iir die teils mil, den eleusi- niscliei) GüUheilen veihiiiideiie. teils ihnen feindliche DaiiM*. Da um dieseihe Zeil endlich inonis lanitariis Plin. n, I). II, 1U3) das Fest in Andros geleiert wird, so hat Usener, Acta S. Timolhci S. 2i f. mit Hecht geschlossen, das» die Lenaien um den dionysischen XII. aozuseUen seien, wie Anlheslerien und grosse Dionysien.

Wir können aber, wie ich glaube, noch weiter kommen und auch die Bezeichnungen der einzelnen Festtage wieder ge- winnen. In den auf Plularchos zurückgehenden Krklärungen^ des Lenaion bei llesiodos 'Epy* ^^^"^ wird unter anderen auch die gegeben : rj dTceiSö Aiovuati) ettoiouv eopTTjv rö) |ATr)vt Tourtp riv 'AfiStJooiav «xitXouv. Dies ist sclion deswegen nicht erfunden, weil es scheinbar gar keine l*]ly'»<ilogie ist. Denn die ße- hauplung, ia^poaia bedeute den Göttertrank, d. b. den Wein, ist unrichtig, selbst wenn IMutarchos sich den Namen so erklärt haben sollte. Vielmehr ist bekannt, dass a[x€poa{a häufig vom Honig, der Speise der Unterirdischen gesagt wird, und überliefert, dass im besonderen so eine im chthonischen Kult übliche Gabe bezeichnet wurde, durch die man sich die Gunst des Zeus Ktesios sichern wollte^. Genau dasselbe wollen die Athener mit ihrer sTrap/jn. die Mykonier mit ihrem Opfer ÜTctp xaoTcöiv.denn der Zeus Krr.cio; ist nur eine Frscheinungs- form des Zeus XOövio?. Man darf also mit ziemlicher W ahr- scheinlichkeil als Bezeichnung des X. Gaoielion 'Aji^pooi«

' Im tiamelion Legcs Graec. sarrae '26, B, 12, vor den Lenaien C. I. A. II 741. Über Daira vgl. Robde, Psjcbe S. 261,2; TöpOer, Altiscbe Genea- logie S. 95 f.

> Proklos, Tzctzes, Mosehopalos tu der Stelle; Hesych. Asivaniv; Bt. M.

564,6; El. Gud. 3fi8,55.

3 Pausanias bei Eustatli. zu S 176 S. 976, 1 ä(t6poaia ti ou«6tf«i«dc l( GS«toc «xpmfvoa« mi |t<XtToc Mtl IX«(a«i ««riMfii^««; Antikleides bei Athen. XI

473« d|i6^07!a üotijp äxpatfvic, iXatov, xayxapicfa. Darnacli war die ä|x6poaUl wol GS'^p «ixpatfvit xai (UXi uA. IXduov mI KKfMfKU, Vgl. iEioscher, Nektar uad Ambrosia ä. 65 f.

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m n. TON mOTT

vorsclila^on. Zu^ileich erklärt sich ans dif^ser Verbindung von Üionvsos- und iJernt'tt'rkult die Holle welche der Daduchos an den Lenaien spielt ( Scholien zu Aristophanes Fröschen \'. 479j. und weshalb die Verwaltung der Lenaien in den Händen nicht nur des ßauXfj;. sondern auch der iictatXiriTxi jX'j'jTrpiwv (Arist. 'AOrv. tto'/ 57, C.I.A. Ii 741) liegt.

Ein anderer Tag liiess vielleicht KXraaTi?. In dem Kpheben- monument C.I.A. II 'i82,3l wird unter den Verdiensten des Kosfnelen erwähnt Ti^jz-evn pi.£Tx twv l^r^oui* Tfj Tt Ä>.T,aaTtSt x.at T-rj TcofATT-^ ToO 'EXx9r,€o>.i(üvoi; und dazu hat Michaelis die schlagende Parallele nachgew iesen bei Plutarchos de cupid. di-

Vit. 8: T; TTXTp'.O? T(ÜV AtOVj-Jlwy tOSTT) TO 7C»X.«l6v tTCttXTCtTO Sr,aOTi-

Ää>; <tai lAapd»;, ia^opiü; olvou /.ac' xV^aiTi^, iiT« Tpiyov ti; ilXxev, aXkrt^ tT/i^wv ippt/ov t)xoXoOOii xou.i!^a)v, etti zäh St 6 oxXXö?. liier sclieint der Tag der Lenaien-Pompe geraeint zu sein, an der die l'^pheben sicherlich, obwol das sonst nicht ausdrück- lich uberlielert ist, beteiligt gewesen sind. Denn wegen der itiTpio; bpnfi möchte ich die KXtoixxti; nicht mit dem vorher erwähnten Feste des Antonius im Antbesterion in Verbindung bringen

Kin dritter Tai; hiess höchst wahrscheinlich 'loßxxyiix. Die Gerairen 8chw()ieii au den Anthesterien (Neairarede 78): Ta Beoivia xal xk loßzxjftta y^P^^P^ Aiovj-joj xaxa tx icirpix xal iv Toi; xxOtjxo'j'ti ypovoi;. Die ötoivtx sind als ein städti- sches Fest zur Zeil der ländlichen Dionysien im Poseideon bezeugt e Also schwören die Gerairen offenbar zwei, vielleicht darf man sagen die beiden voraiifgegangenen Dionysosfeste xaTx TX TtotTpia begangen zu haben. Und da auf Astypalaia der Monat 'Io€ix/io;. in dem Atovönx stattfinden, dem joni- scben Lenaion entspricht ^, so darf man vermuten, dass die

* Kreilicti ist niüglich, dass die KXi)(mt(( ein Festlag der grusscn Dio- nysien war. aber na«h dem ganxen Zusammenhange int dies nicht das

wahrschi'inlicluMe.

Das Malt-rial ln-i TöpITor, Atlischr Genealogie S. 12 iiiul 1()f> f. 3 B.CM. Viil a. 26, C.I.ii. Ii 2444; Tgl. üiscliull, ik fasUs 6. 37t> IT.

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ENNEAKHUNOS, LENAION UND AIONrsiON ER AlMNAIS

2?5

athenischen 'loSüt^««« ein Teil der l^naien sind. Dass sie auch jonisch waren, verbürgen die löSatxx^t genanntea KuU- iieder des Archilochos * und der erhaltene Vers

kana sich auf das altjonische Fest der chtbooischen Götter- trias am X. I.enaion beziehen. Darnach kaoD man mit einiger Wahrscheinlichkeit folgendes für Athen Termoten : Gamelion X-Xll Atovutn« iiciXinv«t>-

» XII 'loSaxx»«.

Von der Bedeutung des Festes lässt sich mit Sicherheit sunachst nur sagen, dass es kein Kelterfest ist. Das wäre lucus a non lucendo, denn im Januar und Februar wird nicht gekeltert. Das Pest heisst offiziell Aiovuma ra ir,\\r\^(i\% oder xi iTz\ Arvaiq) 'das Dionysosfest an der Kelter' oder 'am Kelterplalz', nicht 'das Keltertest'^. Daneben freilich kommt schon früh der diese umständliche Ausdrucks weise vermei- dende kurze Name ÄTjvxt« auf ^. Mit merkwürdiger Zähigkeit aber hat sich der Begriff iTciXyivioi; bis in die spätesten Zeitra des Griechentums erhalten ^. Die Alten erklären daher zwar

* Hepbftestio 96 6>., Sleph. B;z. Bix.tip ; vgl. Prokios bei Pbot. Bibl. 820 b 31.

* Ebenso in Ephesos Insrr. Rrit. Mus. III 602 b; interessant sind dort In

Fragment d der ßouxdlo; und die ßaooipat.

> Arisloph. Ad». 1055; Athen. IV 130' . V 217» ; C. I.A. II 1367, III 1160; i.6, Sie» IM. 1097-98; FM. hu. 1 12& |wo nur Athen gemeint sein kann) ü.s.w. AifMuc ist Substantiv. {RiX?(vata Adjektiv ; niemals heisst das Fest Aiovuai« Ai(vat> und niemals ' E:Ti>.r[v«fx schlechthin ( nur Atovüaia ijciXrjvata). Darin scheint mir das ganze üeheiinniss das Festuamenn (Wacbsmulb 8. 45} enthalten ra sein. Der Darstellung A. K9rtes (Rhein. Mas. 1M97 8. 168fr.) kann ich nicht beitreten. Der Name des Festes soll 'bereits im IV. Jahrhun- (ItMl formclhafl erstarrt sein, weil es damals längst nicht mehr lr.\ Arjvaiw geieierl wurde*. äelbslversläDdlicb ist das Fest bis in die späteste Zeit «nl Ai)va<i)> gefeiert. Fest und Agon ist doch nicht dasselbe.

* 9wl InXilMUM Hasimns Tyrios XXX, 4,5; fanXifiNt Bi«x> Orph. hymn* L, 1 ; ixAifvMy |ilX«c, Siftvet, Spj^i^mc Athen. V 199* , Poll. (V, 58 mid

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2M H. VON PROTT

den Dionysos Lenaios als FlrGnder der Kelter und sein Fest ««o Xrvoü.aber niealaeii^enlliches Keltcrfpst*. Um die Schwie- rigkeit zu umgehen versucht es Plularchos mit der xu^poii», ja sogar mit der Wolle ( X7)vaix=cpia ). weil der Monat irpoSxTo- Sep«t( sei. Die richtige Ableitung ist natürlich die von dem Stamme, der in den >?ivai, deo üakchantinnen, zu Tage tritt. Av]vai!^w hat Herakleitos^ synonym mit (AatvEaQxi gebraucht. Die Vorstellung erklärt sich aus dem dionysischen Schwarme.der um Wintersonnenwendesein Wesen treibt (Usener.Götternamen S. 42 f.)^. Diese Vorstellung aber ist dem jonischen Stamme nicht eigentümlich. Denn Xüvat heissen nach Hesychios die Bakchantinnen bei den Arkadero, bei Tlieokritos XXVI die Töchter des Kadrnos Der Frauenname A^m ist peloponnesisch (Hermes 1891 S. 148 f.). Zum Kelter- und Weingott konnte freilich der Xyivcu; vielerorts nicht werden, da die Kelter do- risch Xavö( heisst. Aber Kult kaon er trotzdem gehabt habeo* so gut wie der Anthesteriengott, dessen Fest auf Thera gans wie in Jonien begangen wurde.

Die schwierige Frage ist nun: waren Dionysos Arivaioc und Atfivaio; in Athco zwei göttliche Wesen oder eines, oder was dasselbe ist : waren Arvacov und Dionysion h >l(&vectc zwei Kultstätten oder dieselbe? Natttrlich konnten sehr wol die Lenaien bei dem Tempel gefeiert werden, während der abge- schlossene Teil des Bezirkes unzugänglich blieb. Die beiden Kultnamen Aiqvato« und AijivaCo^« so verschieden von einander wie Wasser und Wein, können zwar leicht dazu veranlassen, beide Kulte scharf zu trennen. Aber auffallend ist, das« die B^fmologien und Landen der Alten den Aiuvaloc immer mit dem Wein und den Aqvaio« mit der Kelter zusammen-

[Aaacr.J 57,8, Loagus II, 36; tKiXiivia laipM Oppian, Cjaeg. I, 127 (vgl. tk M Xi|««t« «ufiiiuiTa LoDgUS IV, 38,3 1.

' Proklos XU Hes. 'B^ 502; Diod. III. 63. IV. r..

> Clem. Alex, protr. S. 29 (vgl. S. 3) P.; Plularcho», De U. et Ot. 28 6. 302 . Vj^l. HcHjcbios Xijviüowat' ßautj^iiiowoiv.

s Vortrefllicb passl data iie Beieichnung des Gottes als Soi« Xi|vaY<cac JhxfiJh in dem luaikaruatsiseliea Bpignmin Jtuer. Arft. ITiw. IV 902.

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BKNEARRUNOS, LENA ION UND AIONrEION BN AIMMAIS 227

bringen. Die lob:i kehlen endlich können natürlich an sich auch bei einem besonderen 'lo^x/cyiov gefeiert worden sein ; aber da sie augenscheinlich zu den beiden anderen Pesten sehr enpe Beziehung haben, so ist es sehr möglich, dass sie an deren Kultstätten stattfanden. Waren sie ein Teil der Lenaien, so denkt man sie sich am liebsten im Lenaion gefeiert ; und mag dies der Fall gewesen sein oder nicht, ihre enge Beziehung zu den Anlhesterien zusammen mit der Tbalsache des lo- bakchenkulles auf dem Grunde des Anthesterienheiligtumes legt die Annahme sehr nahe, dass sie beim Dionysion h Xipai; geleiert wurden.

Alles dieses leitet darauf hin, den Ay;vato< und Aipaio< für ganz leichte Differenzirungen derselben göttlichen Person zu halten oder besser vielleicht eine in Athen durch besondere unbekannte Umstände veranlasste teilweise Identificirung zweier verschiedener göttlichen Wesen anzunehmen. Dann müsste man beider Kultlokale für identisch halten. In die- selbe Richtung weisen die direkten Zeugnisse. Zwar die Hesycbiosglosse Xipai' £v 'AÖYjvat; [oLo] TOico; avit{Aevoc Aiovu<t<|> 8«ou rat Ay)vaix viycTo ist unsicher, weit, was Niemand bisher hervorgehoben hat, das entscheidende Wort, der Festname verdorben ist. Die Handschrift giebt Xxix, was zwar sehr leicht zu >.<(Yiv)ata geändert werden kann, aber vielleicht mit mehr Recht, zumal Hesychios auf die Thukydidesstelle sich zu beziehen scheint, zu {'AvOsutiop)'* ergänzt werden darf. Das einzige Zeugniss, welches den Lenaios mit dom .\nthe- steriengoltc identificirt, ist das Scholion zu den Acharnern 9^1, welches aus ApoUodoros die Anthesterien sdiildernd bemerkt; -^v loptr, Atovuiou Arivxioj. Ist es auch unsicher, wie VVachsmulh mit Recht bemerkt, ob dieser Zusatz von ApoUodoros oder vom Scholiaslen herrührt, so ist dies doch immer eine Cbcrlieferung. wenn auch nur eine Scholiasten- üherlieferung Und unterstützt wird diese durch den Vers der llnkale .\MJ.va{w -/opoTTiXa; :oyov eopri? (fr. 28(1 im Sehol. zu den Fröschen '215). Man bezieht diese Stelle fast innner auf die Leuaien,an denen natürlich lange vor Einführung der Ko-

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R. TON FROTT

mödie dionysische Kultgesänge vorgetragen wurden .öhmichen und Wachsrauth aber haben mit Recht darauf hingewiesen, dass sie sich auch auf die Anlhesterien beziehen könne, an denen nach Phanodemos (Athen. XI 465' Kuitlieder zum Preise des Gottes gesungen wurden. Nur scheint mir, muss man beides verbinden und beide Feste verstehen. Denn der Plural topTi; lässt sich schwerlich von den wiederkehrenden Feiern eines und desselben Festes verstehen und es sieht fast 80 aus, als ob der Alexandriner den Atlhidographen citire.

Das Ergebniss der Ausgrabungen ist für die Religion wichtig genug. Wenn nicht Alles täuscht, sind das Lenaion und das Dionysion iv Xipivai; identisch, nur dass Aiovaiov speziell das Temenos, den ir«pt€oXo(, wie die Grammatiker sa- gen, bezeichnet. Schwierigkeiten macht das weiter nicht, denn ro toG cv Xpai; Aiovuoou {<p6v oder AtovOoiov iat kein Eigenname sondern heisst 'das Heiligtum des Dionysos in den Sümpfen'. Und in diesem Bezirke sind zwei Gottheiten, der Arivaio? und der A ipoiioc verehrt worden, deren ursprüng- liche Verachiedenbeil man nicht bezweifeln kann. VVie es gekommen ist, dass in Athen diese beiden joni sehen Dionyse 80 verschmolzen sind, entzieht sich unserer Kenntniss. Aber waren dann diese Frage drängt sich zum Schluss uns wider Willen auf— nicht doch auch die Feste in Athen identisch, waren nicht die Lenaia nur ein Pesttag oder Festakt der Anthesterien ?

Ich würde auf diese Theorie Ddrpfelds (vgl. zuletzt Theater S. 9), die mit der Überlieferung nach meiner Meinung durchaus unvereinbar ist. nicht zurückkommen, wenn er nicht auf sie durch konsequente Erklärung des Thukydides gekommen würe. Die Stelle to iv X((ftvo»< Atovöwu (Upöv), ^ Tk

bietet allerdings eine grosse Schwierigkeit. Zwar Mticitxt

< Wo man nicht gut than wird, den 'Blumigen* Bu«v9jii durch CoD- joktor III entfornen. V0l. übri^iens Nonnoo XXVll, 900 f.

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SlfNttAKBÜNOfl, LKMATON OKD 4I0inrSI0l'*nr AIMTAIS

scheint mir keineswegs interpolirt und unerklärlich , zumal es nicht an Talscher' sondern an hervorgehobener Stelle steht: 'am zwölften und zwar im Antheslerion ' Die Kulte des Dionysos sind sich in ganz Griechenland sehr ähnlich ge- wesen, aber lokale Unterschiede hat es natürlich auch in ihnen gegeben. Zufällig wissen wir, dass in Boictien das Fest früher im Monat stattfand ( Plutarchos Sujxx. III, 7, 1 S, 655" und VIII, 10,3 S. 13f)'). Wenn nun überall im joni- schen Gebiet der Ilaiipltag des Festes, der Ispö; y&iioci, auf den altheili|j;en und gerade dem Dionysos heiligen XI l. fiel, so musste diese auflallende Einhcillichkeit des Kultes einem Griechen in der That den Schluss nahelegen, das Fest sei von einem Punkte aus verbreitet worden. Jedenfalls scheint mir nur der zur Tilgung von t-^ SwSikxty) berechtigt zu sein, der einen abweichenden jonischen Kult nachweisen kann. Aber wie ist ipj^atÖTjpa zu erklären ? Aus diesem Comparativ hat Dörpfeld geschlossen, dass Thukydides nur zwei Feste mit emander vergleiche, die grossen Dionysien und die An- thesterien, dass mithin die Lenaien kein selbständiges drittes Fest seien. Man müssle ilira darin unbedingt folgen, wenn nicht ausser der von mir versuchten Rekonstruktion eine ganze Reihe anderer Gründe die Lenaien aU selbständiges Fast im Gamelion neben den Anthesterjen erwiese. Aber einen Ausweg sehe ich allerdings nicht. Völlig sicher ist» dass Thukydides als Gegensatz zu dem Dionysos ev Xiavatc den Eleulbereuft denkt. Auch werden ganz mit Recht die yom Archen verwalteten grossen Dionysien in Gegensatz za den Aiovufft« der Königszeit gesteill. Aber nicht nur die An« thesterien, auch die Lenaien werden vom Könige verwaltet. Trotzdem wird der Comparativ gebraucht, als ob nur zwei Feste vorhanden wären, die mit einander verglichen werden könaten. Und sicherlieh hat Thukydides nicht den Superlativ

* Das grammatlsete Bedenken hebt doch wol die Inschrift Athen. ICitth, law 8. SM iw T«c *Apn|iM(M |n|*l ISMfm. isxwfhm.

apj^^aioTaxa gebraucht, denn wie hätte er behaupten und entscheiden können, die Anthesterien seien auch älter als die Lenaien ? Der Comparativ würde psychologisch vielleicht er- klärbar sein, da ja von zwei Gollern und z\Nei Heiligtümern die Hede ist, wenn nur nicht die ganz bestiramte Angabe rrt SwSmÄTY) iv jXTjvl 'AvÖ«<jTr,piwvi folgte. So muss man denn auch hier einen Mangel von Präzision im Ausdrucke annehmen, wenn man nicht die Frage wirklich tür unentschieden halten will. Denn das einzige Mittel, welches die Schwierigkeit beseitigen würde, die Conjektur ^ tx ap^aionpa iliovum« ^(dStxKTig «oulrat £v {/.»^a^i ^r«{A.T)Xiä^vi xxi) 'AvOc^TTjpiüvt wage ich nicht vorzuschlugen, wenngleich es eigentlich auffällt, weshalb nicht auch die alten und allen Joniern gemeinsameo Lenaien zum Beweise herangezogen sind.

Überschauen wir zum Schlüsse die Thukydides- Stelle, so wird Niemand behaupten dürfen, dass Üörpfelds Erklärung (Athen. Mitth. 18i)5 S. 18ti ff.) philologisch unmöglich sei, und Niemand leugnen können, dass sie die einzig konsequente ist, welche allein die sachlichen Schwierigkeiten beseitigt. Den sprachlichen Ausdruck allerdings glaube ich im Einzelnen anders verstehen zu müssen. IJörpi'eld betont, wie mir scheint, zu sehr, dass in der Beweisführung des Thukydides «po( voTov pidtXitfTa TiTpa(it.{Acvov keine Holle mehr spiele und un- beachtet bleibe, in Folge dessen also toCto ;xepo( tü« «oXi^c dasselbe bezeichne, was vorher durch cutpoicoXi« xeii ^ Uff' av»T7)v icp6( vöTov (AAXiora T(Tpa(x{jievov zusammengehst set. Der scharfe G^nsaU von auTT] yj äxföiroXtc und toSto pepo; verlangt nach meinem Gefühle, dass inwh im Folgenden die Zweiteilung beibehalten ist. Darnach kann ich unter toöto ppo; x-hi icoXiiac nicht 'diesen Teil der heuligen Stadt, diesen Stadlteir, sondern nur 'diesen Teil der damaligen Sladt*, nürolich öw'sutviv «pö^ vötov yukXia-vx TfTpap-filvov verstehen. Gemeint ist damit das Pelargikon und dieses lag zum grössten Teile südlich der Akropolis, umfasste aber auch den Weetab- bang und griff auf den Nordabhang Ober. Trotzdem kann ^ Xim nicht 'hauptsächlich, maximam partem ' heissen. Es

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Enneakrl'nos, lbnaion Und AiosmioN en mmnais

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bedeutet, dass die durch diesen Zusatz eingeschränkte Angabe zwar nicht genau zulrifTt. aber der Wirklichkeit am nächsten kommt. 'Das Pelargikon liegt, um sich nicht mit zu genauen Bestimmungen aufzuhallen, kurz gesagt südlich der Akro- polis*. Sachlich aber wird durch diese Kleinigkeiten an der neuen, lückenlos zusammenhängenden Auslegung des Thu- kydides nichts geändert. Und so wird denn wol Jeder, der sich angesichts der dörpfeldschen Ausgrabungen die ganze Sachlage vorurteilsfrei uberlegt, mit der Zeil zu der Überzeu- gung kommen, dass die neue Theorie nicht auf Sand gebaut ist und dass wirklich der alte Stadtbrunnen und äpyatÖTx* «rov lipöv ToO Atovuoou M,i äytttTttTov iv Xipivaif gefunden sind.

Athen, Juni 1898.

U. VOM PROTT.

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BINIOB V£R0ES6ENB AMPUORENUBNKBL AUS RHODOS

Id dem Werk der Malers Albert Berg über 'Die Insel Rho- dos' (BrauDSchweig 1862) findet sich auf S. 47-50 eine Be- trachtung über die rhodischen Amphorenhenkel mit Stempeln, welche sehr mit Unrecht von den späteren Forschern darunter leider auch dem Schreiber dieser Zeilen, übersehen ist. Dort sind zunächst je zwei zusammen gebdriige Ueokelpare abge> bildet, die mit einander verbunden gewesen sein sollen, weoQ sie aach in der Abbildung getrennt erscheinen. Es sind dies:

1. a. (Rose) EPI<t>IAAN10Y ^. AFPIAMOY (so)

AFAOOKAEYZ

Helioskopf

«. a, EPIArEMAXoY ^fi,, APKTflHO«

0E€MO0OPIOY besonders

eingedrückt.

Schuchhardt, Inschriften Ton Perg^mon II S 426 zählt sechs ganze Amphoren . von denen fünf die drei erforder- lichen Angaben (Priester, Monat, Fabrikant) auf beide llenkei verteilt, eine nol versehentlich Priester and Monat auf beiden Henkeln, den Fabrikanten gar nicht nennt. Dazu kommt eine ganz erhaltene Amphora aus Kition, die Perdriiet B. C H, 1896 S. 357 mitteilt {a. Irl *ApxT09xviuc ITA'^IMOY, was doch trots der scheinbaren Schwierigkeit liavifMu sein muss, b. 'ApETOx^tC;), eine die Cesooia, Cyprus S. V16 (Tat 40, 4.6; S. 185 der deutschen Ausgabe) abbildet (a. i-xX Sivof^femv *A^apii<ru, b. 'IinroKpdcTiuc) sowie aus Kaibel /. G. S. I. 2393, 1-9 sieben weitere Exemplare aus Sicilian > ; ferner wird der

4 Nr. 5. 7 Kaibel = Nr. 2. 1 Schnebbardt. Nebenbei Ueis der Priekter bei Kaibel Nr. 8 wabrMbeinllcber e[<]»Wpw alt (nii«»]Siipo«.

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SimOB TBROBSSSNB AMPRODBNHBNKBL AUS RHODOS

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nächste (III) Band der /. G. Ins. eine ganze Amphora aus Syme (Nr. 27 a. iw' iepf«; |*Hpayöpa, b. [XJapkwvo«)» drei aus Telos (Nr. 83 a, ivi 'A^|ao[(t]([X]x, b. Ilpo6ü(Aou. 'ApTaprtou. Nr.

84 a. iici Upecj( (aiu« (?). b. 'ETctyovou. ©««(xo'popiou. Nr.

85 a. M S(i)Si!;;iou. AaXou. b. ScoxpxTeu^. ((>. [öder Fackel?]) und eine ausNisyros (Nr. 166 a. i7c{ SuSxpiou. Btop-o^optou. b, Aiou) enthalten. Das ergäbe also schon 22 ganze Amphoren ; ver- mutlich giebt es deren noch erbeblich mehr Für die Chrono- logie hissen sich daraus schon einige Folgerungen ziehen So werden die Priester fI>aäv.o; (Berg) und [ ' AY*«]TpaTo? (Kaibel), die beide mit dem Fabrikanten 'AyaOoxXijc vereint vorkommen, femer 'le'pwv, S6vo9ivYi; (Schuchhardt) und SwSap« (Telos), die mit Suxpi^TY)«, ferner naumvio« und Ttpuppo&oc (Kaibel), die mit *'l[Lcf.{^) zusammenstehen« aueh zeitlich zusammen ge- hören ; umgekehrt sehen wir, dass im Jahre des 2o>S(X|xo5 die Fabrikanten Aio; (Nisyros) und ZuxpdcTY); (Telos) gleichzeitig thätig waren. Bei Zunahme des Materials wird man hier sicher noch weiter kommen.

Noch interessanter ist der bei BergS. 47 abgebildete Stempel

EPIMOAPArOPA 4:tl MoX««y6p«.

PANAMOYAACZANAPOY OavAfMu. 'AltUc^fw.

( Der Henkel trägt an der rechtwinkligen Umbiegung noeh die Blüte als Nebenstempei).

Hier ist nach Priester und Monat der Fabrikant genannt ; also sind alle drei erforderlichen Angaben auf einem Stempel vereinigt. Der andere Stempel konnte also nur entweder leer sein oder eine Wiederholung enthalten. Es ist völlig ausge-

* So erwähnt Schuchhardt a. a. 0. S. 425 eine Aupliura aus Vulcia lui^ den Angaben: "Avt{|mix«c> <«t *A6«tvoMTM. Bafipo|itou\die wir ja allenfalls auf die beiden Henkel verteilt deniieu dürren. Nun iltbei Kaibel Nr. 2393, 7

doch zu LTgänzeii: a. i\r.t] rip[aTOfflivc.j;l. Ilavspoj, b. 'Av{Ti[ia-/]o'j, wo A für X verlesen ist, wie Nr. '^393,78 ANTAA für ANTlM,womil der sonst nicht beiengte Name 'AvkIXXou beseitigt sein würde. Damit sind also Atbanuduros und Pratophanea inianunengerfidit.

ATBBN. MITTHBILUMSBM ZZm.

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284 BimOB VBH0B88BNB AMPltORBMtiBMBBL 408 RtM)0(tt

schlössen, dass 'AXe^avSpou der Vater des MoXiceiYopac sei, von

dem er durch den Monat n;clrennt ist. Damit wird es auch fiir zwei andere Fälle aus Uhodos, Dämlfch /. G. Ins. I Nr. 1175 iTz\ S£voip2evi(u;), ropY[i]*»*^®? Oaviuo-j und Nr. 1209 sri <>avia. 2<i)8xu.ou. A[ajXtO'j, WO die VVorlslellunt; nicht entschei- det, im hohen (irade wahrscheinlich, dass ich mit der .\n. nähme einer Vereinigung von l'^[)onym, Monat und Fahrikant auf je einem Stempel gegen Schuchhardt Kecht behalte, wel- cher in den Inschriften von Pergamon S. 4 25 ff. in dem zwei- ten Namen den Vater des Eponymen sah. Die von Scliuchhardt als zweideutig beanstandete Folge von Fponym und Fabrikant im Genetiv würde dann nichts auf sich halien, wenn eben auf diesen kurzen Stempeln die Zufugung des Vatersnamens ein dnrcliaus nicht in Betracht kuininender, der Sitte widerspre- chender Fall war.

Es liesse sich noch manches sagen ; aber diese üemerkun- gen sollen nur Anregungen für den kuntligen Sammler der Amphoren - Stempel sein. Eine solche Sammlung ist ein drin- gendes liedürfniss der Wissenschaft. Sie würde natürlich bei der Masse des .Materials lückenhaft sein und von Zeit zu Zeit durch Nachträge ergänzt werden müssen, aber erst wenn sie vorliegt wird man maiudie Fragen endgiltig erledigen können, darunter auch die, ob sich mit der \\ illkür der Stempelung auf der einen Seite, der die im Wesentlichen doch wieder ge- sicherte itegelmässigkeit auf der anderen Seite entgegensteht, die auch in der treiniehen Rezension von Bruno Keil (Berli- ner phil. Wochenschrift 1806 S. 161 1 0.) vertretene Annahme eines Monopols halten lässt oder nicht.

Berlin, März

F. UlLLEK VON OAERTRINOGN.

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SOHIBDBGBRICHT ZWI80HBN POSEIDON UND ATHBNB

Zu den Monumenten, auf denen die athenische Sage vom Schiedsgericht zwischen Poseidon und Athene dargestellt ist, lässt sich eine kleine Reihe von römischen ßronze-Medaillons hinzufügen. Das beste, geprägt unter Antoninus Pius, ist publicirt bei Grüber, Roman MecUuüons in the Bnt. Mus. Taf. 10, 3 S. 9, 12 und bei Fröhner, Les Medaillons de l'emp, rom. S 69; ebendort S. 68 noch ein weiteres Exem- plar aus der Regierungszeit des Anloninus und S. 81 eins mit dem Brustbild des Marc Aurel als Caesar auf dem Avers.

Hechts sitzt auf einem Felsen Poseidon nach links gewendet. Ein Himation bedeckt Beine und Bücken. Die Linke ruht im Schosse, die Bechte hält den Dreizack oben gefasst. Links von ihm wird zum Teil ein Tisch sichtbar, der im Übrigen von den Beinen des Gottes verdeckt wird, aaf dem Tisch eine Amphore. Links sehen wir Athene stehen, nach rechts ge- wendet. Sie hält mit der Linken die Lanze gefasst und stützt die Rechte in die Seite oder auf den Schild, der links teil- weise sichthar wird; in seiner Höhlung die Schlange. Auf dem besten Exemplar wird nun hinter Tisch und Amphore eine weibliche Figur sichtbar. Sie ist damit beschäftigt, irgend etwas mit der Bechten in das Gefass zu legen, während sie dies mit der andern Hand zu halten scheint. Ihr Gesicht wendet sich Athene zu; über ihr wird ein Bogen sichtbar.

Es ist klar, dass diese Figur su der ursprünglichen Com- position gehört haben muss. Ohne sie ist die Gruppe der zwei Gottheiten an dem Tisch unverstandlich. Die geringeren Exem- plare geben nur einen Auszug aus der Gesamt- Composition.

Pröhner hat aus dem Tiseh, der Amphore und der Hand- lung der Mittelfigur richtig erkannt, dass es sich um eine Ab- stimmung handelt. Er bezieht aber etwas unklar bleibt es, wie er es im Einzelnen meint die Darstellung auf die fiui-

t36 W. äMEhVM

riebtong des Areopag, bei der Poeeidoii nicbu ta tbun bat.

Die Tbatsache, daes es sieb om eine Abstimmung handelt, and die Anwesenbeit eben der beiden genannten Gottheiten läset vielmehr nur eine Deutung zu: dargestellt ist das Schieds- geriebt swiseben Poseidon und Athene Ober den Besits des attisehen Landes, das Schiedsgericht , das sieb nach einigen Quellen mittels regelrechter Abstimmung Tollzog.

Soll ein derartiger Act dargestellt werden, so wird am be- sten der Moment gewählt werden, in dem die entscheidende Stimme abgegeben wird, denn dieser allein kann den Be- schauer inneriich erregen und dem RQnstler interessante Mo- tive bieten. So ist es z. B. in einer Darstellung^ des Urteils aber Orestes geschehen, das uns weiterbin noch beschäfti- gen wird (Michaelis, Das corsinische Silbergefäss ) : der Künst- ler bat den Moment gewählt, in dem Athene ihren Stimm- stein abgiebt. Diesen bedeutsamen Moment werden wir also auch hier vermuten. Wer aber ist dann die weibliche Figur, die den entscheidenden Stimmstein in die Urne thut und da- bei ihr Gesicht der Göttin zuwendet?

Die Antwort darauf giebt uns eine Version unserer Sage, die uns durch Varro Oberliefert ist. Dort beisst es von Re- krops: cives otnnes utriusque sexus ad ferendum auffra^ gium convocaviL Consulta igitur multituätne mores pro Neptuno, feminae pro Minerva tulere sententias ee, quia una plus inventa est feminarum^ Minerva vicit (Augustin, De eüfiiaie deiXVlW, 9. 'Auch im Scholien zu Arislides Pan- athen. S. 106,11 ist von der Ausschlag gebenden Beteiligung der Frauen an der Abstimmung die Rede)*. Ohne Zweifel ist die weibliche Figur auf unserem Medaillon eine Vertreterin der weiblichen Bewohner Athens, die mit ihrer einen Stimme Mehrheit die Entscheidung gebracht haben. Die Wendung ihres Gesiebtes aber sagt dem Beschauer, f(kr wen sie im Be- griff steht zu stimmen.

* Riehe die ZuHaiiiinentlellung sämllicber Quelleo bei ötepbani, CompU' rendu 1872 Ö. 64 Ü.

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SCHIEDSGERICHT ZWISCHEN POSEIDON UND ATHENE 237

Daneben könnte nur noch eine Deutung in Frage kommen nämlicb die auf Iris, welche dargestellt wäre im BegrifT, die Urne umzustürzen, um die Stimmen zu zählen. Der Bogen über ihrmüssle dann für eine Andeutung des Regenbogens gehalten werden Doch wird Iris durch diesen nie in der Kunst bezeichnet (Roschers Lexikon II S. 339), während das Attribut, das ihr sonst nie fehlt, hier unterdrückt wäre, näm- lich die Flttgel. Auch wäre es dem Verfertiger des Stempels leicht gewesen, durch eine Neigun^r der Urne anzudeuten, dass sie entleert werden soll, wiees auf zwei Reliefs geschehen ist, die uns nachher beschäftigen werden. Die .Handlung der Pigurauf dem Medaillon kann, wie sie dargestellt ist, nur so verstanden werden, dass etwas in die Urne gelegt wird, und so ist sie denn bisher auch allgemein verstanden worden. Mag man aber diese oder die andere Deutung für die Mitteliigur annehmen, so kann es doch nicht zweifelhaft sein, dass das Ganie das Sehiedsgericht zwischen Poseidon und Athene dar^ stellen soll.

Die Composition gewinnt bei unserer Erklärung ein eigenes Leben und Intei^esse, und ihre Erfindung ist keineswegs un* bedeutend. Doch scheint es mir sicher, dass sie nicht für den kleinen Raum des Münz - Rundes gemacht ist. Das Reizvolle, das sie zweifelsohne besitzt, konnte erst bei einer Ausführung in grösserem Masstabe in Relief oder Bild zur Geltung kom- men, wobei dann sicher ein weiterer Chor von Zuschauern, göttlichen und menschlichen, durch seine Teilnahme an dem momentanen Breigniss dessen Wichtigkeit noch bedeutender erscheinen Hess.

Bs ist sicher, dass sich manche der Darstellungen auf den Medaillons auf grössere Bildwerke zurückfahren lassen. Einige Beispiele mögen genügen. Für Statuen sei verwiesen auf Grü- ber Taf. öaPröhner S. 33, wo ein bekannter Asklepios- Ty- pus dargestelt ist (vgl. Amelung, Führer durch die Antiken in Florenz Nr. 94); auf dem Medaillon Grüber Taf. 8, 1 ist ein ApoUon im langen wehenden Gewände dargestellt, wie er sich statuarisch im Braccio auovo des Vatican (unpublicirt)

W. AMELUNO

findet; auf einem der antoninisrhen Stücke (Fröhner S. 57) ist eine auch sonst mehrfach wiederholte Statue des Hercules nachgebildet (vgl. Petersen, Rom. Mitth. 1889 S. 332 ff.).

Rine Composition, die wir auf zwei Exemplaren des Marc Aurnl lind ilt's G(tminodu8 sehen (Fröhner S. 88=Grüber Taf. 20, 1 und Fröhner vS . 1 1 5) und die ein junges Mädchen darstellt, wie sie die Schlange der Ilygieia füttert, finden wir auf einem Relief des capitolinischen Museums wieder {Nuova descri» zionrNr. III). Eine besondere Arbeit Sie?ekings über dieses Relief steht zu erwarten.

Eine eigene Stellung nimmt ein Medaillon des Marc Aurel (Griiber Taf. 20, 2; Fröhner S. 89) ein, auf dem zu den Seiten eines Altares, über dem sich eine Schlange ringelt, rechts Athene, links Nike steht. Die Composition ist hergenom- men aus einer anderen grösseren, der schon erwähnten Dar- stellung des Urteils über Orest, die am vollständigsten in den Reliefs des corsinischen Silbergefässes erhalten ist (Michaelis a. a. O.; Robert, Die antiken Sarkophagreliefs II S 171 ff. Taf 55 f.), nur ist aus dem Tische mit der Urne der Altar mit der Schlange , aus der Brinys durch Verlängerung der Gewandung und durch Zufügung der Flügel eine Nike ge« worden. Wir bemerken also hier bei den Bildnern der Medail- lons eine Arbeitsweise, wie man sie bisher nur den sog. neu- attischen Kreisen sususchreiben pflegte. Zugleich wird auch hierdurch ihre Abhängigkeit von der grossen Monumental - Tradition erwiesen.

Auf ein Werk der grossen Kunst, auf eine Gruppe der Athene und des Poseidon auf der Akropolis zu Athen (Paus. 1, 34,3), ist auch die Composition eines Medaillons des Ha- drian belogen worden (Stephani, Campte ^ rendu 1872 S. 131 ff.; Robert, Athen. MiUh. 1882 S.53ff.; Imhoof- Blumer und P. Gardner, Numtstn. commentary on Pauaaruaa S. 131 Taf. Zy 15). Wir kommen hiermit zugleich auf unser Anfangsthema zurflck, denn von Robert ist a.a. 0. auch diese Darstellung auf das Schiedsgericht zwischen den beiden Gott- heiten gedeutet worden.

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flCBlBDSOBRIGBT IWISGBBN POBBIDOM OMO ATBBNB 239

Bis auf geringe Abweichungen in Einzelheiten unverändert kehrt die Composition auf geschnittenen Steinen wieder, die wahrscheinlich auch aus der Zeit des Hadrian oder aus noch späteren Epochen stammen (Stepliani a. a. 0. S. 136 ff. und 221 ff.; Roberta, a. O. S. 54, D-F, Babelon, Le Cabinet des ant. de la bibl. nation. Taf. 26). Auf einer attischen Bronze- münze (Robert C\ Imhoof- Blumer a. a. 0. Taf. Z, 17) sind die Seiten vertauscht und die Erhaltung ist so schlecht, das» man Einzelheiten, wenigstens an der Figur der Athene, nicht mehr erkennen kann. Endlich ist die Gruppe wiederholt auf einer Silberschnalle aus Ilerculaneum (Robert^); doch ist hier für die Göttin ein anderer Typus gewählt ^

Offenbar in Anlehnung an eine Composition, wie die des hadrianischen Medaillons sind nun auch die beiden Reliefs gearbeitet worden, die Robert a. a. O. Taf. 1,2 und 2 puhli- cirt und mit vollem Recht auf das Schiedsgericht zwischen Athene und Poseidon gedeutet hat. Die Einwände, die Sauer (Aus der Anomia S. 96 f.) dagegen macht, sind angesichts der späten und schlechten Arbeit der Reliefs gegenstandslos, und seine eigne Deutung auf das Schiedsgericht zwischen Asia und

Der Typus, den wir auf dem Medaillon und den gescbniltenen Steinen sehen— er isl kennllicli an dem auf der rechten Schulter gespangten Mantel UDd der in die Hfifte gestfitsten Liaken— , ist bei den Verferligern der Me- daillon-Stempel besonders beliebt gewesen. Er flndet sich wieder: f. Grft- ber Taf. 17, 3 S. 12 Nr. 6, M. der Fausiina d. (Alliene un.l Tlepliäsi); 2. Fröbner S. 65, M. des Anloninus Pius idie gleiche Cotupusiliuni ; 3. auf der oben erwähnten Darstellung der Athene mit Nike, die, wie wir sabeui TOD der groeseren des Qeriebtes fiber Orest bergenommen ist; 4. Probner 8.81, M. des Main .\urel Caesar (Atbene und Ar^osi mit der einzigen Änderung, dass die Linke .sieh aiif den grossen Hehild sliilzt; 5. Diese letzte Fassung des Typus ist in Uuikehruug wiederhull auf den zu Anfang be- sproebenen Medaillons. Aach auf grösseren Monumenten finden wir den gleieben Typus wieder; so auf dem capilolinischen Prometbens^Sarltophsg (Baumeislrr, D- tikinäler, Ahl». iriRS i unil dann, wie gesagt, auf df-ni cor- sinisclieti Silliergefass und den Utliefs, welche die Mauplgruppe seiner Cooipositiuu wiedergeben. Es liegt hier augenscheinlich überall derselbe Typns der Athene Ergane su Grande« und vielleiebt ist uns in den Reliefs jenes Gcfässcs ein Teil der Darstellung erhalten* deren Künstler diesen Typus geschaffen bat.

240

W. AMBLUMe

Hellas fällt zugleich mit der, die er dem OstfHese dee Nike- tempels gegeben hat*. Bedenklich scheint es mir jedoch, nun mit Robert diese Deutung der Reliefs auf das Medaillon, die Gemmen und die Schnalle zu übertragen.

Auf den Reliefs stehen die beiden Gottheiten ungefähr in dem Typus des Medaillons und der Gemmen rechts und links Yon einem Tisch, hinterdem Nike -—so wird sie zweifelsohne mit Recht genannt damit beschäftigt ist , die Stimmome auszuleeren. Ich sage: ungefähr in dem Typus des Medail- lons, denn so genau ist die Obereinstimmung thats&chlich nicht, dasB man ohne weiteres gezwungen wäre, die Ab- hängigiieit all dieser Monumente von einem gemeinsamen Ori- ginal anzuerkennen. Zudem ist die Composition des Medail- lons an und für sich, als Zusammenstellung von zwei der be- deutendsten attischen Gottheiten ^, vollkommen yerständlicb. Nehmen wir aber auch mit Robert an, dass diese Compo- sition nur ein Auszug aus einer anderen sei , die uns die beiden Reliefs vollkommener erhalten hätten, so müssen wir Sauer doch Recht geben, wenn er (Anfänge der statuarischen Gruppe Anm. 233) auf die Unwahrscheinlichkeit der Vor- aussetzung hinweist, dass diese Original - Darstellung eine Gruppe gewesen sei ^.

Vollends scheint mir die Annahme Roberts , dass diese Gruppe mit der von Pausanias {I, 24,3) erwähnten identisch sei, ganz unhaltbar. Mit den Worten des Pausanias (xeTtoiti- Tai xai TO ^utÖv tti; iXaia? 'AÖrjvx xai xGjax ävaipaiv(i)v Oodei- Sä>v) ist dagegen die Composition, wie sie sich auf einer Reihe athenischer Münzen findet, wol vereinbar (Roberta, a. 0.

* Siebe die enteeiiddenden BinwAnde M Pnrtwftngler, Heislerwerke

S. 217.

3 Man denk« an die zweite 8tiophe imd GegenstTophe im ersten Clier des Oedipus» auf Kulouos.

* Apoilon and Dionysos sind auf der späten QMune bei Stephen! S. 221 wol nur hinzugestellt, um den Raum aogeinessen zu füllen. Rechnet mea sie aber zur Original-Corapositioa, so wird die Vermutang, dass diese eine Gruppe gewesen sei, nur unwahrscbeiaiicber.

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SCHIEOSOBRICHT ZWISCHEN POSEIDON UND ATHENE

241

S. 54 Anm. 1 ; Imhoof-Blumer a. a. O. Taf. Z,\\, 12, 14, 16) and es ist sehr wol denkbar, dass in ihr die genannte Gruppe naehgebiidet ist. So hat auch Sauer (Anfange der Gruppe) angenommen, der mit vollem Recht darauf hinwies, dass die Darstellung der Münzen mit der des Westgiebels vom Par- thenon in Wahrheit nichts zu thun hat.

Mttssen wir also auch die Beziehung der Darstellung jenes hadrianischen Medaillons auf die bestimmte Gruppe der Akro- polls als unwahrscheinlich abweisen, so ist damit ihre Ab- hängigkeit von irgend einem anderen gröeseren Werke nicht ausgeschlossen ; diese wird im Gegenteil empfohlen durch die Wiederkehr derselben Compoeition auf der Silberschnalle aus Herculaneum. Dagegen muss uns die Thatsache, dass Athene hier In anderem Typus erscheint, davor warnen, uns die Vorlagen der Medaillon-Stempel in allen Einiekagen nach diesen selbst wieder herstellen zu wollen.

W. AMBLUNG.

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S TIERFANO AUF EINEM ÄGYPTISCHEN H0LZ0EFÄ88 DER XVIII. DYNASTIE

(Hiersa Tafel Vii. VIII)

Bei seinen Ausgrabunnren in Kahun fand Flinders Pelrie in einem der späteren Gräher der XVIII. Dynastio eine cylinder- förmige lloizbüchse mit eingeritzten Darstelluogeo, die heute im Müseum zu Gisch aufbewahrt wird'.

Die Büchse, deren Deckel und Boden verloren sind, und von deren Umfang etwa '/s fehlt, misst in der Höhe 0,095 und in der Breite 0,065. Die Dicke ihrer Wände beträgt etwa 10,005". Sie ist aus hellbraunem Holz, wie die meisteo Uolzwaaren des oeuen Reich«.

Fio. I

Nach ähnlichen, im Louvre befindlichen Büchsen zu ur- teilen, war der Boden flach aufgelegt und hatte drei niedrige PQSBchen, die zugleich zur Befestigung des Bodens dienten. Dass der Boden auch bei der Büchse aus Kahun nicht vom

I iVtrio, Kahun 8. 35. Vgl. die Ansicht von oben Abbildung! und Taf. 7; für licide Zeichnungen bin ich H rarl<'r zu hcr/.licliem Dank v. r|inicliU>t. Der üuclistabe A in Fig. 1 bezeichnet die älcllc der seukrechlcu Leiste, welche auf Tat. 7 die Mitte des Bildes einnimnit, B giebt dessen linlus, 0 dessen rechtes Ende an. Auf Taf. 7 ist das ganse Bild aufgerollt.

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STIBRFAHG AUF EINEM AEGYPTISCHSN HOLZOEFAESS i43

Rand d60 Cylinders eing^sehlossen war, lehrt einmal das Fehlen jeder Ansatzspur, sodann der Umstand, dass die aussen an der einen Seite befestigte etwa 0,005" dicke Leiste nach unten um etwa 0,0 f 5" fiber den Rand des Cylinders aber- steht. Man glaubt aber etwa auf der Hälfte des fiberstehenden Stfiekes die Ansatzspur des Bodens zu bemerken ; die Pfisse wären demnach etwa 0,005" hoch gewesen.

Den Zweck dieser von oben nach unten gehenden Leiste lehren wieder die pariser Exemplare : in das gegen 3* tiefe Loch, das sich oben in der Leiste befindet, griflF ein flacher drehbarer Deckel mit einem Zapfen ein; auf diese Weise war es möglich, ohne den Deckel abzunehmen, die Bfichse zu öffnen und sie durch eine entsprechende Drehung wieder zu schliessen*.

DieAussenseite desGefasses zeigt Darstellungen in vertieften, mit grüner Farbe ausgeffillten Linien. Ein breiter Bildstreifen wird oben und unten von schmaleren Ornamentstreifen ein- gefasst ; oben folgt auf ein fortlaufendes Stabband von der Form wie Petrie, Egypt, decorative art Fig. 196 (wie es sich z. B. aucb auf Inschriften der XVIII. Dynastie als Umrah- mung findet), durch einen schmalen Grundstreifen getrennt, ein Rranzomament, für das man Petrie a.o.O. Fig. 159 und Borchardt, Die ägypt. Pflanzensäule Fig. 32 vergleichen mag. Bs ist auf der HolzbQchse nicht mehr recht yerstanden, rein ornamental geworden, aber in der XVII 1. Dynastie Oberaus häufig und deutlich als Blätter oder auch als Blätter und BlOten auf den polychromen Vasen charakterisirt.

Unten schliesst ein zweites Stabband die Darstellung ein ; darauf folgt ein Grundstreifen , der durch eine grfln aus- gemalte Linie geteilt wird, während das beliebte Ornament der Scheinlhfiren den Abschluss des Ganzen bildet'.

* Gleiche VeracbltissTorriehtungeii Ton HolEgefitasen s. B: WilkineoD,

Manners and cushnns* II S. 348, Nr. 451, 4. (MhetionHoß^auamfAntiquiUs

£gypl. 18^^^ Nr. '292.

3 Eine annehmbare Erkläruag des Ornaments siebt nocb aus. Abbildun- gen z. B. bei Perrot-Chipiex I Fig. 394/5.

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W. VOM Bissota

Die Leiste, die den Deckel aufnahm, ist gleichfalls mit et* nem etwas modiücirten Staijband gesciimückt.

Die breite Rildnäclie wird auf Carlers tretllichem Aquarell sciieinbar durch die Leiste zerschnitten, läuft aber nalürlieh um das Gefäss als ein einziges Bild herum. Leider hat die Lücke, wie wir sehen werden, wichtige Teile des Bildes zer- stört.

Wir sind im Freien : Gräser und Pflanzen mit dicken, safti- gen Stengeln, wie sie am Rand der Wüste wachsen, spriessen am Boden. Nach rechts hin sprengt ein starker Stier mit zwei kräftigen Hörnern' und bocli im Bogen erhobenem Schwanz. Kr senkt den Kopf wie zum Angriff. Mit wenigen Strichen ist die Hautfülle an Hals und Wamme und die Zeichnung am Bücken wiederc'ei'eben . Unter dem Stier liegt nach links ein Mann auf dem Baucli. Kr streckt beide Arme vor. Seine Füsse hat der Künstler aus Baummangel weggelassen. Ein zweiter, eben- solcher Mann erscheint in der Luft über dem Stier. Sein Ober- körper und der Kopf sind etwas abwärts geneigt, seine rechte Hand liegt am Hals des Stieres. Von einem dritten Mann ist vor dem Stier nur der eine ausgestreckte Unterarm und das Gesicht erhalten. Falls man auf den Umstand Gewicht legen darf, dass sein Kopf im Verhältniss zum Stier ein gut Stück höher erscheint, als der des Liegenden, wird man sich den Mann niedergeduckt, nicht ausgestreckt liegend denken.

Die beiden vollständig erhaltenen Mänoer sind nur mit ei- nem eng anliegenden, ziemlich langen, nach hinten abge- schrägten Schurz bekleidet, den an den Hüften ein Gurt ab- Bcbliesst. Er scheint gestreift oder in dünne Palten gelegt. Beide tragen kurzes, das Obr frei lassendes Haar, der obere einen Schopf.

Jenseits der Lücke, in der unter anderm der Körper des dritten Mannes dargestellt war, läufi nach rechts eine Anti- lope mit gewundenen Hörnern, von der nur das Vorterteil er- halten ist. Über ihr springt eine junge Antilope oder Gazelle

« Über die Zahl Iftsst das Original keinen Zweifel.

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fiTIBRPANtf AÜF EINEM ABaYPTlSCrfBN AOLZOB^ABSS

(nur das Flinterteil mit dem kurzen Schwänzchen ist erhalten) nach links, während noch höher ein langohriger Hase nach rechts hin rennt'. Dw. Härchen seines Fells sind sorgfältig an- gegeben. Vor der Antilope sitzt ein miltelgrosser Hund^ mit langem, in eine Quaste endigendem Schwanz, kurzen, spitzen, Schlapp- Ohren am länglichen, ziemlich grossen Kopf. Sein plumpes Maul ist geöffnet und lässt einige Zähne sehen. Im Ganien gleicht er etwa einem Teckel.

Ober dem Hund liegt, gleichfalls nach links, ein Tier mit Hasenpfoten (Carters Zeichnung ist hier ungenau) sonst einem Reh am ähnlich^en. Es hat ein geflecktes Pell, spitze, auf- gerichtete Ohren, und scheint eine der Pflansen zu fressen. Jenseits des Bruchs sieht man auf dem Original deutlich das Hinterteil des Tieres. Eine Bestimmung des Tieres weiss ich nicht zu geben.

Dass hier eine Jagdscene dargestellt sei, lässt sich nicht be- sweifeln. Wilkinson {Manners and customs^ II S. 87, 89) und Maspero haben lan^e erkannt, dass der wilde Stier zu den regelmässigen Jagdtieren Altägyptens gehörte^. Für das neue Reich lässt sich das Rind als Jagdbeute nachweisen auf dem weiter unten besprochenen turincr llolzkästchen und ei- nem thebanischen Grabbild, das nach Champollion Mnnu^ ments Taf. 171 bei Perrot -Chipiez I Fig. 183 abgebildet ist. Der eine der hier dargestellten Stiere hat übrigens ganz ähn- liche Hörner wie der Stier auf der Büchse von Kahun : der Beispiele sind nicht viele, wo die Hörner sich so sehr decken.

* Natflriioh sind alle drei Tiere airf einrnn Plan hintereinander su denken.

* Vgl. für ihn Marleite, MmwmtUt diwrs Taf. 49, erster Hand von un- ten (XI. Dynastie). Ghampollioa äonumaOs IV Taf. 428, unten rechts, in

ganz ähnlicher Stellung,

3 Maspuru, Leclures hisloriques S. 71-73, Uist. ancienne de l'Orient cUusi- «US I 8. ISS ff. 8. 6S. Älteste Darstellang wo! D8micben, Resnltaie I Taf. 8, fOnTtos Regisler v. o. (V. Dynastie), die Erman, Ägypten 8.331 allerdings anders erklärt. Unter den Bildern von Beuihassan stcMon zweifellos Stiere dar: 1 Taf. 13, drittes Roister t. o. (der Ausgabe desArcUaeological Survey), Taf. 80, sweitesitasister v. o. (SUervoa Pfeil getroiren). U Taf. 18 und das merkwOnlige Bild Taf. 31 erstes Register v.o. SSmtlieh Ifittleree Reieh,

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t, von tissmtf

daas maD sunaehat wie bei deo Stieren der asiatieehen Kaiiat den Bindruek eines Einhorns hat. aber sie fehlen nieht g$ns- lieh.

Eine Stierjagd ist auch in Medinet Habu auf der Sadostseite des ersten Pylons dargestellt: Ramesses III erlegt zu Wagen wilde Esel und Stiere aber die ungemein lebendig darge- stellte Seene findet oaeb der Inschrift auf einem asiatiichen Peldzog am Ufer eines von Diekieht umgebenen Flusses Statt, vermutlich in Nordmesopotamien, wo auch Senacherib die wilden Rinder jagt ^ Im Kultus hat sich noch eine Remi* nisoenz an die alte Sitte,den Stier zum Opfer einzufangen er- halten : in Abydos fangt Setbos I und sein Sohn Ramessee den Stier mit dem Lasso, d. h. er schlingt um den zur Vorsicht schon am einen Hinterfoss gefesselten Stier die Fangleine, während sein Sohn den Stier am Schwans packt (Mariette, Abydos I Taf. 53). Maspero hat geieigt,da8s diese Darstellung in Zeiten zurAckweist, wo der König noch wirklich den kräf- tigsten Stier aus der halbwilden Heerde herausfing.

Fig. 2

Mit der Darstellung des Holzgefasses hat unter allen ange- fahrten die Befähasseui (Ausgabe deSilrcA. survey) II Taf. 31 abgebildete.hier Fig. S wiederholte Scene diegrösste Ahn-

< Murray, Hamlbuok of Egypt 189»', S. 802.

s Maspero, Lectures histuriquet S. 274 ff. Auch auf dem Obelisk Salma- D&ssars ( Lajard, Xineveh »nd itt «««m'iu I 8. 282) kommt das wilde Rind Tor. Rdsner mMht mich animerksam raf den Berieht Ketlinicfarift. BiUio- tbek I 8. 38, der aus der Zeit Tiglalhpilrsars I (etwa 1100) stammt and he-

merkt, dnss Her Nanio des Wildsiicrs (genauer Bergsliers) sobon in Testen des dritten Jaiirtausends vorkummt.

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lichkeit. Sechs Männer bändigen auf freiem Feld einen Stier; zwei haben ihn mit der Bola an den Hörnern festgebunden, einer fasst ihn mit aller Gewalt am Schwanz, zwei andere fallen dem Tier um die Beine, einer endlich fliegt mit aus- gebreiteten Armen in der Luft über den Hörnern des Stiers: das wütende Tier hat ihn hochgeschleudert. Analog möchte ich das Bild der Holzbuchse erklären : der Stier ist aus dem Dickicht* gebrochen, hat den ersten Mann überrannt, einen zweiten in die Luft geschleudert, während ein dritter sich eben duckt, um dem Stoss der Horner zu entgehen und vielleicht das eine Bein des Stiers zu fassen. Dass der Mann über dem Stier nicht etwa auch am Boden zu denken ist. lehrt die Haltung des rechten Arms, der sonst hinter dem Stier ver- schwinden müssle. Aber auch etwa auf den Stier springend kann man ihn sich nicht denken : die etwas nach unten geneigte Haltung des Oberkörpers scheint mir dagegen zu sprechen und der ausgestreckte Arm würde andernfalls woi nach dem Kopf und den Hürnern, nicht dem Halse fassen. Leider fehlen uns die vermutlich weiter rechts aufgestellten andern Jäger, nur der treue Hund sizt ruhig da und erwartet das Wild.

Hat der Inhalt des Bildes in Ägypten nichts Befremdendes, so macht der überaus lebendige Stil auf den ersten Blick einen unägyptischen Eindruck. Wol jedem Beschauer fällt unwillkürlich das Wandgemälde ein, das Scbiiemaon zu Tiryns entdeckt hat

Die Ähnlichkeit ist in der That vorhanden, die Bewegung des Stiers ist die gleiche, die Haltung des Schwanzes sehr ähnlich, die Stellung des Mannes über dem Stier zu Tiryns nimmt etwa die Mitte ein zwischen der zu Benihassan und der auf dem Gefäss. Ich glaube sogar dass das ägyptische Bild die Deutung des tir^nthischen Gemäldes auf einen

* In dem wir ihn i. B. auf der Areb. Jaiirbiicli 1898 Taf. t pnblicirten SolMle aus Ägypten lehen.

* Beblienwui, TiiTiit Taf. 13 und oft wiedarlioll.

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r. VON BI8tlM4

Stierfang ' unterstützt. Denn wenn auch religiöse Momente bei der Deutung des tiryntliischen Wandbilds mitsprechen mögen, so lehrt die Büchse von Kahun deutiich , dass in jedem Fall der Fang eines Stiers, vielleicht zum Opfer, dargestellt ist. Und eine Kleinigkeit scheint den Zusammen- hang zwischen dem llolzgefäss und dem Wandbild noch enger zu gestalten : auf der Büchse aus Kahun ist die Tracht des Mannes oben unägyptisch, wenn anders der nur bei ihm, nicht bei dem Liegenden, auftretende Haarschopf beabsichtigt ist. Ihn tragen unter allen auf ägyptischen Denkmälern vorkom- menden Völkern nur die Kfliu, über deren Verhältniss zu den Mykenäern und Kretern einerseits, den Asiaten andrerseits ich andern Orts gesprochen habe'^; auch der Schnitt des Schurzes passt besser 7ai den Kfliu des Rechmeregrabes ^, als zu dem Schurz der Ägypter des neuen Reichs, der weiter, kürzer und gerade abgeschnitten zu sein pflegt^. Im neuen Reich hat er zudem meist vorn eine Spitze. Der im Schnitt ähnliche Schurz der Soldaten des neuen Reichs hat vorn ein dreieckiges, herunter hängendes Schluss-Stück (wie es ungefähr die Highlanders tragen) ^, hingegen scheint mir der Schurz der Schirdana fremder, wol kleinasiatischer Söldner in ägyp- tischen Diensten eine gute Parallele atu der Tracht der Männer auf dem Stierbild zu bieten ^.

Fremde Leute also würden danach auf dem ägyptischen Holzgefäss dargestellt sein. Der Inhalt war den ägyptischen Künstlern wol vertraut, aber sie hätten hier einmal ein fremdes Vorbild eben des Inhalts wegen, nicht copirt, aber benutzt.

' Athen. Mittheilunpen 1889 8. 215. Arch. Aueiger 1889 S. 122. Arotu Jahrbuch 1892 ä. 72 fT. Fhilulogus 18^2 8. 9.

I Arcb. Jahrbneh 1898 8. 51, woielbst LHteratur. Dass der Name KlUn Kreta iiinras.se, ist seit lange aach Ermans Ansicht wie er mir mitteilt.

» Z. Ii. Wilkinson, Uantiers anrl rustoms ^ I Taf. 2 a, untere Beibe, wo aucb der Unterschied des äg)ptiüchen bchurzes klar wird.

* Vgl. Bmutn, Ägypten uimI Mimoifw du Cain V.

* Bnnan, Ägypten 8. 158.

* Maspero, Hi$L oncteiM VOHnU «Umiqm II 8. 351.

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STIERFANG AUF EINEM AEGYPTISCHEN HOLZGEFAESS

249

Die Möglichkeit nämlich, die Holzbüchse selbst einem frem- den Künstler zuzuschreiben, haben wir nicht. Nicht nur die Technik (eingeritzte Linien mit grüner Farbe ausgefüllt) ist durch und durch ägyptisch, sondern auch die Darstellung selbst ist es bis auf die eine Scene. Für die Tiere, Antilope, Hase, Hund haben wir schon Parallelen herangesopen wo dies überhaupt nötig ist* Die Pflanzen sind die in Ägypten üblichen * : sie finden sich, freilich kümmerlich genug im alten Reich (Dümichen, Resultate I, 8), sind häufig im neuen Reich Auch den ägyptischen Charakter der Ornamente haben wir schon hervorgehoben. Was endlich die Form angeht, so ist die cylindrische Büchse in Ägypten gerade im neuen Reich öfters nachweisbar. Im Louvre werden deren zwei auf- bewahrt. Die eine mit einem Deckel derselben Construction, wie er für die Holzbüchse aus Kahun angenommen wer- den musste, und drei niedrigen Füssen zeigt zwischen einem Stabband und dem Ornament der Scheinthüren auf der einen Seite in grün ausgemallen vertieften Reliefs Mann und Frau, beide mit dem Salbkegpl auf dem Kopf, auf einem Sessel Arm in Arm. Vor ihnen steht eine gleichfalls gesalbte Dienerin mit einer Vase und Blumen. Auf der andern Seite sind tanzende und musicirende Mädchen, alle gesalbt, in verschiedenen Stellungen wiedergegeben. Diese Scenen sind im Stil und Inhalt so durchaus ägyptisch, dass kein Zweifel möglich ist. Ganz ähnlich ist die zweite, grössere Büchse, über und über mit bunten Quadraten bemalt; auf dem Deckel sind Blumen dargestellt. Sehr häufig finden sich Affen, die solch eine cylindrische Büchse vor sich halten, wie z. B. Wilkinson, Manners* U S. 348.

* Wenn ihre perspektiviscbe Anordnung mit der der Pflanzen und Feilen auf den Goldbecliern von Valio ülx'nniisliramt (dio man ilherliaupt ver- gleichen kann), so ist hier die Priorität sieber in Ägypten. Aber Niemand wird ernstlicb daraus Folgerungen ziehen vollen.

s Z. B. Petrie, T«U «I Amama Taf. 3 and 9, Arcb. Jahrbueh 1898 Taf. S, auf mebreren der später erwähnten IIoizgegensländen,ChanipoIlion,ifonu- ments 171 ( vgl. oben 8. ?'k)), Petrie, Jttahun Tal. 5, 'i u. s. vt. und das Grab des Noferhtp Wilkiason, Manners^ Iii Tal. t)7, Grab des Amumbeb, Mit' iiM Cain V.

AraiM. Mnmauunfent ziw. i'^

250

p. VON BI88IN0

Andreneito ist in Menidi eine eylindrische Bflcbse aus Elfenbein gefanden .deren Decltel im Stil und in der Anord« nung der Piguren mit einem in Ägypten gefundenen über^ einstimmt. Wir mfissen darauf nocb surflck kommen; da aber die Pyxis von Menidi innerhalb der griechischen Kunst Tor der Wanderung ihrer Form nach vereinzelt dasteht, wird man eher an eine Übertragung der ägyptischen Form nach Menidi als an das umgekehrte Verhäilniss denkend

Auch stilistisch bleibt die Büchse von Kahun nicht verein« zeit. Der lebendige Zug, den die Darstellung aufweist, ist der Kunst des neuen Reichs zur Zeit der XVIII. Dynastie Oberhaupt eigen ^. Es ist irrefahrend von einem besonderen Stil von Teil el Amarna zu reden. In den Dolchklingen der Aahotep, an 150 Jahre vor Amenophis IV, bemerken wir ihn schon, in thebanischen Gräbern der XIX. Dynastie, wie dem des Ipuy finden wir ihn wieder und der Palast Ameno- phis III zu Theben bat im Wesentlichen das gleiche Aussehn gehabt wie der zu Teil el Amarna.Nicht einmal das Incrusti- ren der Wände ist Amenophis IV eigentOmlicb. Ich verdanke Ludwig Borcbardt Zeichnungen in London aufbewahrter Wandincrustationen ausGurob,die sich von denen des Königs- palastes Amenophis IVwol in der Qaaiität,aber nicht irgend wie sonst unterscheiden, und neuerdings hat Petrie in Denderah gleichartige Einlagen aus griechisch-römischer Zeit gefunden.

Es ist eine etwa SOO Jahre anhaltende Glanzzeit der ägypti- schen Kunst, die dann unter Ramesses III eine kurze Nach- blute erlebt. Sie bereitet sich vor im mittleren Reich, wie die herrlichen Decken der XII. Dynastie zuAssiut beweisen^ und ich im Arch. Jahrbuch 1898 S. 32 f. auch an andern Beispie- len zu zeigen versucht habe. Petrie hat gewiss Recht, wenn

' Kuppelgrab i>ei Meuidi Taf. 7 S. 27. Soweit ich hier, wo ich fast nur auf die eigne Bibliothek angewiesen bin, urteilen kann, trafen die Fände von Menidi auch sonst einen stärker orientalischen Charakter als die mei- sten älteslen griechischen Funde.

a Vgl. darüber Arch. Jahrbuch 1890 S. 33 IT.

> Vgl. z. B. \Vilkinson,iraniiefi> I Taf. 8 Fig. 4. 7. «0.

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SnSllFAHa AOr BIMBM ABGTPTISCBKN HOLSaSPABSS

251

er meint', die Künstler Amenopliis IV seien Ägypter gewesen. Die Grundlage der Kunst ist einheimisch. Aber es lässt sich nicht läugnen, dass sich diese Kunst in ihrer höchsten Ent- wicklung anscheinend auf die Kleinkunst beschränkt hat, während die grosse Kunst nur in einzelnen Fällen nachfolgt. Allerdings können wir nur nach den Gräbern urteilen, die uns in ihren Malereien gewiss nicht das Beste ägyptischen Kunst- vermögens vergegenwärtigen. Denn Teil el Ainarna und der Palast Amenophis III, vielleicht auch die Proben aus Gurob gehören einer verliältnissmässig kurzen Zeit an und lassen sich allenfalls als von einander abhängig erklären'^.

Eine wertvolle Reihe hierher gehöriger Ilolzkästchen und Elfenbeinschnitzereien, die ich im vorigen Herbst im Louvre unter den alten Beständen gesehn, wird demnächst Chassinat publiciren. \iiu anderes Kästchen derselben Form, wie die meisten hierher gehörigen 3. das aber im Stil etwas abweicht, legte E Naville auf dem letzten Orientalisteocongress vor und gedenkt es zu veröffentlichen.

Fio. 3

Teil el Amarna S. 13 unten.

a Doch stosst das für Gurob schon auf Schwierigkeiten und die gieicb- artige Decoration des Palastet Ramesses III su Teil el Yelmdieli maeht es

wahrsclicinlich, dass voriichine Hauser in Ägypten eben mit Glasincrusta- tioncii U.S.W, gcschmiickt wuren. Das lial sich dann Iiis in die hellenisti- sche Zeil gebaltcu : ein Fragiucul in Bunu, gauz ähnlich den Faieucen aus Teil el Yebudieb, aber feiner in den Farben, seigt den Donneriteil. Es stammt aus dem kairiuer Kunslhandel.

* Wie WiUinson, Manntn* II Nr. m.

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252

f. VOM ftlSSlNfl

Andere Beispiele sind lange bekannt, so das Fig. 3 naeh Petrie, Kahun Taf. 18, 31 wieder abgebildete Holzkästchen ausderXVIll. Dynastie (vgl. Kahun S. 35). Es ist nur ein Fragment, aber nach Petries Worten zu erj^zen wie die Holzbttcbse aus Kahun. Es zeigt auf freiem Feld zwei lie- gende und ein rennendes Kalb, wofür man als Gegenstück nicht nur auf TeU el Amarna Taf. 4 .sondern auch auf Schalen aus blauer Faience mit Innenzeichnung Tcrweisen kann^ Das eine Kalb wendet den Kopf um sich den Schenkel zu lecken, ein gut beobachteter Zug, wie er sich augenblicklich nicht wieder nachweisen lässt. Die Pflanzen sind die üblichen, wie sie I. T. auch auf der Holzbüchse von Kahun vorkommen. Das Omament,weIches oben und unten das Bild einfasst, kenne ich zuerst an dem Sarg des Gntef im Louvre*, dann auch auf einer von Furtwängler-Löschcke. Mykenische Vasen, Text S. 32 (Fig. 19) erwähnten BQgelkanne aus Faience (ägyptische Nadiahmung).

Ferner bewahrt das Museum zu Turin ein Holzkästchen in Form eines Halbcylinders (Katalog Rossi 6415) mit Schiehe* deckel, auf dem der Name des Offiziers Huy steht, der uns mit Wahrscheinlichkeit in die XVI II. Dynastie oder den Anfiing der XIX. weist ^. Die Ornamente, die den Bildstreifen einschliessen (Wellenlinie, Granatäpfel, Scheinthüren u.s.w.) sind rein ägyptisch, die Ausführung ist nicht besonders fein. Das Bild selbst zeigt einen nach rechts eilenden Mann, im kurzen, vom spitzen Schurz, der einen Stier mit dem Lasso gefangen hat. Der im Papyrussumpf daher trabende Stier zeigt beide in der gewöhnlichen Weise gezeichnete Hdrner, obwol er von der Seite gesehen ist; sein Schwanz, nach dem die an- dere Hand des Mannes zu fassen scheint, ist im Bogen aufwärts

< Z. B. Pelrie, lUahun Taf. 17,7. 20.3.5. Auch auf den polychromen Va- MO der Zeit Amenopbis III und IV kuiunildai» Motiv vor und häll sich dann.

* Pelrie, Bm. of Bgypt I 8. 128. Dteorativ« toi 8. 51 erkltrt er es kaum mit Reclit für ein Federornament. Bfaer stellt es ineinander geflochtene

Bänder dar.

' Die Darstellung publicirt: Petrie, Pbolograpbien Turin.

STIBBFANa AUF EINBM ABOYPTISCHBN HOLZfiBFABSS 253

gerichtet. Von oben springt ein Pftnther auf den Stier herab. Von dieser Gruppe abgewandt lur Linken hinter dem JSp ger wird eine Gazelle Ton einem Löwen angefallen. Bin Jun- ges springt der Gazelle an den Euter, während ein Panther mit geflecktem Pell und grossem Schweif weiter hinten , in der Darstellung selbst also aber der Gazelle und dem Löwen, steht.

Ganz ähnliehe Motive aus dem Tierleben finden sich auf den vorhin erwähnten Schnitzereien im Louvre und auf den Wänden und dem Deckel eines Kästchens in Giseh , dessen teils in Relief, teils in eingelegter Arbeit ausgeführte Darstel- lungen Taf. 8,4. 5 abgebildet sind; auch die Arch. Jahrbuch i8V8 Taf. S publicirte prachtvolle Bronzeschale gehört hierher.

Anschliessen darf man weiter ein von Schäfer in der Ägyp- tischen Zeitschrift (1893 S. 105 if.) veröfTentlichtes Lederkäst- chen im Berliner Museum, dessen eigentOmlichen, dem na- villeschen Kastchen nah verwandten Stil der Herausgeher gut gewOrdigt hat. Hier begegoet uns, mehrfach wiederholt, die Gruppe eines Löwen und eines Gazellenkälbchens. Der Löwe hat einen kleinen Kopf und kurze Beine, an denen die Muskeln stark hervortreten ; der hochgehobene Schwanz endigt > in eine dreieckige Quaste*. Er packt mit dem Maul die rotgefleckte Gazelle am Ohr und hebt so das Tierchen in die Luft.

Der Löwe ist dem Typus nach eben so unägyptisch wie un- assyrisch. Will man Oberhaupt vergleichen, so finde ich eine Ähnlichkeit in der Anlage der Formen nur mit den Tieron am Löwenthor von Mykene : ahmte ein ägyptischer Künstler einen Löwen griechischen Stils ungeschickt nach, so konnte schon ein so unwahrscheinliches Gebilde entstehen.

Stilistisch dem Lederldtotehen einigerroassen verwandt, ist ein zweites Holzkästcben zu Turin ^. Hier ist auf dem Deckel in Hochrelief eine von zwei Hunden angefoUene Gazelle dar-

* Wie auch auf dem turinor Kästchen 6415.

* Nr. 6416 Rus.si, Ü,I5 laug, Ü,065 breit, 0,05 hocb.

254

F. VON BISSING

gestellt, die den Kopf wendet. Ein Hund sitzt auf ihrem Rücken und beisst sie ins Maul. ein anderer packt sie am Euter*. Als Jagdhunde tragen beide Halsbänder. Gräser ähnlich den auf den petrieschen BQchsen dargestellten, füllen den Baum. Da<^ Kästchen wird ungefähr datirt durch einen in schlechten, tiefen Zeichen eingeschnittenen Text magischen Inhalts, wo- nach es frübstens der XIX. Dynastie angehört.

Collection Hoff mann, 1895, Antiquite's egyptiennes S. 84 ist in stilistisch leider nicht genügender Weise ein Holz« gefios TeröfiTentlicht, das hoffentlich der unbekannte jetzige Be* sitzer einmal besser zugänglich macht. Es stellt eine Löwen- Jagd in Relief dar : auf einem Streitwagen mit einem Ross steht ein Mann , der zum Wurf den rechten Arm erhebt, während er mit der gesenkten andern Hand die Zügel hielt ^, vor ihm steht ein zweiter Mann im Schurz mit der Feder auf dem Kopf, der in der rechten Hand einen Speer hält, mit welchem er einen Löwen im Sprung getroffen hat ; mit der andern scheint er einen zweiten Löwen am Schwanz hochzuziehen , nachdem er ihn von hinten mit einem Speer durchbohrt hat. Der Löwe blickt sich hülQos nach seinem Peiniger um und berührt kaum noch mit dem einen Vorderfuss den Boden. Weiter rechts grast eine Antilope, an der ihr Junges aufopringt um zu saugen ; den AbschluBs bildet eine weibliche geflügelte Sphinx mit menschlichem Kopf und Vorderarmen und einem nur halb sichtbaren hohen Götlerkopfsehmuck.

Die weibliche Sphinx und das an bekannte asiatische^ Dar- stellungen gemahnende Schema des Mannes mit den zwei Lö- wen geben dem Relief etwas Fremdartiges, ohne dass man be- stimmte Vorbilder nennen könnte.

* Übertragung des häutigen Schemas des Muttertiers mit dem saugenden Jungen.

* Wann diese gemalt? Der Verfertiger des Oefftsaes «ehdnt eine Vorlage

benutzt zu haben,dic er ungeschickt verkleinerte; so Tehlt dem Mann auf dem Wagen die rechte Hand, der S[>lutix der obere Teil der Knwir

3 Vgl. Perrot-Cbipiez III Ö. 038, Nr. 429, aber auch Roseliiui, Mon. storici III, 1 8. 110 Taf. 2B , aus der Zeil Amenopbis I.

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BTIBRFANG AUF BINEU AKQYPTISCHEN UOLZOEFAESS 2S5

Eb mag hiermit genug aeio, da eine Untersuchung tther den Tjpenaehatz dieser Reliefs erst möglich sein wird, wenn eine grössere Anzahl davon zu^glich gemacht ist. Sie bilden eine besondere Monumentenklasse S stehen aber, wie nicht genug betont werden kann, in unlöslichem Zusammenhang mit der XVni. Dynastie«.

L. Yon Sybel hat vor Jahren angenommen, die Befreiung der ägyptischen Kunst zu Anfang des neuen Reichs sei von Asien aus veranlasst worden Heute, wo wir die ägyptische wie die asiatische Kunst besser kennen, lasst sich das nicht mehr aufrecht erhalten. Die asiatische Kunst weist keinerlei Eigenschaften auf, die sie zu einer solchen Befruchtung der ägyptischen befähigen wurden. Und die Ansätze zur Befreiung der Kunst im Nilthal sind andrerseits zweifellos älter als die grossen asiatischen Kriege*. Ich könnte mir denken, dass man die ganze Entwicklung zum Höhepunkt der Kunst unter Ame- nopbis III und IV als eine national ägyptische ansähe. Nur würde ich dann erwarten, dass die Entwicklung sich in allen Teilen der Kunst gleiehmässig zeigte und sie sich auf alle Sphären ausgedehnt hätte. Auch scheint mir die Entwicklung so ungemein rasch vor sich zu gehen, dass man sich unwill- karlicb nach einer fremden Anr^uog umsieht.

Die einzige Kunst aber, die sich dann darbietet, ist die hel- lenische Kunst vor der Wanderung. Sie allein zeigt die gleiche ornamentale Fülle und Oberfülle, die gleiche naive Kraft des Vortrags. Freilich sind die griechischen Künstler in der Kühn- heit der Darstellung den ägyptischen noch überlegen, während diese ihnen im Einzel-Ornament nichts nachgeben.

Seit Furtwängler und Löschcke in den Mykenischen Vasen

* Nur nebenbei sei auf eine hierher gehörige Metaliarbeil aufmerksam gemacht, eine Axt mit dem eingelegten Bild eines Ochsen, Wiliiüisoii» Man" Mrs> I 8. 214.

> Vgl. z. B. auch Teil el Amarna Taf. 0. 3 SvIipI. Kritik des ägvptischeii Ornaiiienls.

* Vgl. dazu meine älaliäliscbe Tafel Tulbmosi^ III 8. xxu ü'.

256 F. VON nisäiNG

zuerst auf die Beziehungen Mykenes lu Ägypten hingewiesen', ist das Material bedeutend gewachsen. Und während Perrot VI S. 1005 eine ausreichende Überaiciii der nach Griechen- land exportirten ägyptischen Ware gegebea hat, fehlt für den mykeniachen Import nach Ägypten eine derartige ZusammeD- stellung. Es kann nicht meine Absicht sein hier ein voll- ständiges Verzeichniss zu geben, wo! aber holTe ich, dass die folgende Übersicht lehren wird, dass der Einfiiusa der ältesten griechischen Kultur auf Ägypten, so wenig man ihn fiber- schätzen darf,eine Thatsache ist, mit der man rechnen muss^.

Wenn im Alli^emeinen auch der stärkste Import mykeni- scher Warenach Ägypten mit der jüngeren Hälfte des dritten Stils zusammenfällt ^ so sind die Beziehungen Ägyptens zu den Mykenäern nniweifelhafl älter. Über die von Petrie gefunde- nen Scherben aus Kabun kann ich mich, ohne die Originale gesehn zu haben, nicht äussern^. Sicher scheint aber, dass sich darunter eine hellenische Vase mit Mattmalerei befindet^. Das würde uns in die XII. Dynastie, d. h. etwa 2500 vor Chr. führen. Aber Petries Oatirung unterliegt doch manchen Be- denken. Kahun war gebaut worden als massenhaft Arbeiter zum Bau der Pyramide und des Tempels Usertesens II her- beieilten, es versteht sich aber von selbst, dass die Stadt auch in der Folgezeit bewohnt blieb ; in der That fehlt es nicht an 2^ugnissen aus der Zwischenzeit von der XII. zur XVII I. Dy- nastie und bis in diese hinein. Nun hat Petrie zweifellos Recht, dass die fQr Amenophis III und IV bezeichnenden Vasen und

* 8. ziiir. 8. 14,31 AT. 89 fr. insbesondere. Dosen in Gestalt einer Bnle,

die den Kopf zurückwendet, giebt es jetzt eine ganze Anzahl Ägypten.

* Der erste, der dies lioloiit hat, ist wol E. Mever, Goscli. deü Altertums II § 115 und 129; vgl. uuub ä. iieiaach, Le mirage ortenlal.

* Btwa von Tuthmosis III, Sethes II, XVIII. und XIX. Dynastie.

* Soweit man nach Abbildungen urteilen darf,lL&inte man, worauf mich Wolters aufmerksam macht, die Vasen aus Kamares auf Kreta vergleichen; s. Journal of Hell, studies 1890 Taf. ü. Pelrie, Jltahun Taf. 1. Monumenli M UmH VI. Taf. 9.

s Petrie, lUahm Taf. 1, 13.

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STIERFANO AUF SINBM ABaVPTISCHBN H0LZGEFAES8 257

andren kleinen Altertümer fast ganz fehlen. Man wird also die Menge der Funde aller setzen als die zweite Hälfte der XVIII. Dynastie. Und da auch sonst die Kieinfunde sich mehr an die XII. Dynastie ansehliessen, als an das neue Reich, darf man mit der Datirung der Schutthaufen im Wesentlichen noch im mittleren Reich bleiben. Aber weiter zu gehen erlauben uns unsere Kenntnisse nicht. Denn zwischen Töpfen und Amu- letten der XII. Dynastie und solchen der Folgezeit bis zur XVIIl. scharf zu scheiden, ist einstweilen unmöglich. Und wenn die Schutthaufen auch ausserhalb der Stadt lagen, so giebt uns das noch kein Recht, sie allesamt früher anzusetzen als die Schutthaufen im Innern der Häuser. Man wird schwer- lich sorgföltig erst das eine, dann das andere Verfahren ein« geschlagen haben ; wer ein Haus in der Mitte der Stadt besasa, fend es gewiss bequemer, Abfall in das nächste Terlassene Haus abzuladen, wer nah der Mauer wohnte, brachte den Schutt ¥or die Stadt. Petries Datirung wäre zutreffend, wenn wir voraussetzen müssten, dass ein Quartier der Stadt von den Behörden preisgegeben worden sei: *bier kann Schutt abgeladen werden Aber wie die Dinge liegen und noch heute im Orient sind, kann man nur sagen: zwischen der XII. und XVIII. Dynastie, im Mittel also um 1800. Einer solchen Da- tirung aber steht von keiner Seite etwas im Weg^ ; wir blei- ben somit mit der Mattmalerei am Ende des dritten Jahr- tausends ^

Zu den älteren aus Ägypten stammenden altgriechischen Ge- lassen wird man noch zählen dürfen : 1 ) die schöne Kanne in Marseille, Perrot- Chipiez VI S. 996, die nach Maspero, Cat. du Mm€e tgyptien de Marseille Nr. 1043 in Ägypten ge* funden ist, während andere filrsiedie Herkunft aus Tyrusvcr- sichem*. Unbestritten stammen aus Ägypten S) die bei Petrot-

* Btwas anders urteilt Evans {Ontan pkUtgraphs 8. 79 •82), der aber

auch auf die kretischen Vasen hinweist.

> Perrol- Chipiez VI S. 1013 zu 8. 916, vgl. Arch. Anzeiger 1893 8. 9 f. (Furtwangler), wo verwandte QeOsse aufgezählt sind.

258

F. VON BISSING

Chipiez VI S. 925 publicirte Büchse des Brittischen Museums, sowie 3) flie von Murray, American journal of arch. VI S. 437 ff. Taf. 22 publicirte Vase. In der Datirung hat Furt- wängler gegenüber dem Herausgeber, der sie für Bpätmyke- nisch hielt, offenbar Hecht. Die Form dieses Gefässes ebenso wie die der marseiller Kanne weist deutlich auf Metallvor- bilder, und in der Decoration stioimen die Vasen 1-3 so auf- fällig überein , dass man am liebsten geradezu den selben Töpier für sie annehmen möchte ; das fdllt bei der Kanne in Maseille für Ägypten gegen Tyrus ins Gewicht. 4) Die von Petrie, lüahun Taf. 26 abgebildete Vase aus dem Maketgrab, das, wie nun auch sein Entdecker annimmt, der frühen XVI 1 1 . Dynastie angehört * . 5 ) Der von Petrie , lUahun Taf. 19, 37 abgebildete mykeniache Trichter, dessen Henkel und Spitze leider abgebrochen ist und zu dem man das Orna- ment Myk. Vasen Taf. 31, 293; 19, 134; 35, 356 vergleiche, letzteres freilich ein Fragment vierten Stils, wonach also der Trichter, der undatirt ist', auch in die Jüngste mykenische Zeit gehören könnte, von der wir m. W. in Ägypten kein Beispiel haben. 6) Mykenische Büchse, abgebildet auf unserer Taf. 8, 3, im Museum zuGtseh. Thon hellgelb. Firniss gut, verschie- den dick aufgetragen, stellenweise rötlich geworden. Auch die Lippe innen gefirnisst, Höbe 7,5*", Breite 7,3. Zwischen den Henkeln Palmen, unter und über den gefirnissten Henkeln Wellenlinien. Auf dem Boden innerhalb eines den äusseren Umriss angebenden Kreises zwei Paar sich kreuzweis über- schneidender geschwungener Linien, in den vier Winkeln des Kreuzes, an die Enden der Linien ansetzend je eine nach aus- sen geöffnete Bogenlinie. 7) Ähnliche aber weniger flache Büchse, abgeb. auf Taf. 8,1, im Museum zu Giseh. Thon dnnkelgelb, Pimiss schwarz, brüchig, Höhe 8~, Breite 7,3. Auch die Lippe innen gefirnisst. Zwischen je zwei Henkeln

< Vgl. Äfr.vptisciM' Zcilschrin HOT S. IT.

' Pntrie ^ii lii ühti iliii nicbu an uail die Datirung auf öelbus II bexiclU hieb nur auf die Nr. 1 -'27.

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BTIIRPANO AUP BINBll AB0TFTI8CHBN HOLZ0BFAB88 259

ein herzfÖrmifies Blatt. Der Grund ist mit reihenweise geordne- ten Punkten gefüllt, die Blätter sind unten durch eine Kreis- linie miteinander verbunden. Auf dem Boden parallele, durch einen Kreis eingefasste Wellenlinien. 8) Bügelkanne dritten Stiles, abgeb. Taf. 8, 2, im Museum zu Giseh. Höhe 13"", Breite 6,5. Gerades Eingussrohr, hoher Bügel, breiter Fuss, dessen innere Fläche etwas vertieft liegt. Gelber Thon, leuch- tender, an der einen Seite rot gewordener Firniss. Auf dem Bägelknopf concentriscbe Kreise* das Ornament der Schulter ▼ier Mal wiederholt.

In die ältere Zeit des dritten Stils gehört vielleicht auch der von Puchstein als mykenisch erkannte Deckel aus dem Grab des Srbina ta Säqqarah*; er stimmt der Ein- teilung der Decoration nach so genau mit einem in Menidi ge- fundenen überein, dassein Zusammenhang sicher ist (vgl. oben S. 250). Der lebendige Stil aber, der den Deckel vor allen andern Holzarbeiten, die in Ägypten gefunden sind, auszeichnet, erweist ihn als originale mykenische Arbeit, nicht als Nachahmung^.

Die Entwicklung der mykenischen Formen, d.h. der Bügel- kanne, die numerisch weit überwiegt, hat an der Hand der ägyptischen Funde Petrie, lUahun S. 18 g 38 bereits dargelegt; er hat auch die von Löschcke und Furtwängler gesammelten Nachahmungen mykenischer Ware in Ägypten um einige Bei- spiele vermehrt. Diese Nachahmungen sind uns wertvoll, weil sie beweisen , dass die Ägypter erstens die mykenische Technik niclit beherrschten, andrerseits aber so viel Gefallen an der mykenischen Ware fanden, dass sie sie in verschiede- nem heimischen Material nachahmten. Und zwar scheint da- bei die Bügeikacne als Behälter für Wolgerüche an die Stelle jener ttrsprOnglich auch importirten,8ch5nrotpolirten Flaschen

« Vgl. Lepsius, Denkmäler Text S. 17. Arch. Anzeiger 1891 S. 41.

' Dass das Grab in .Saqqarah, in dem das Gofäss Fnrlwängler-Lösclicke, Myk. Vasen 159 gefunden ist, ini neuen Reich (udur Hude des miuleren ) wieder benalit imdeii ist, lehren deullich die darin geftaidenen Särge und Vasen; v^. Lepsius, Denkmäler, Text I 8. 167 ff.

260

r. VW BI88ING

getraten zu sein, die im Anfang der XVIII. Dynastie massen- haft, dann immer spärlicher vorkommen.

Die folgende Liste soll, ohne vollständig zu sein, eine Reihe verschiedenartiger Nachahmungen, nach Technik und Mate- rial geordnet vorfahren. An Bügelkannen kenne ich :

1. Einfacher ägyptischer Thon mit Mattmalerei. Als Deco- ration ausschliesslich umlaufende Kreise in mattvioletter Farbe. Mehrere Exemplare in Giseh , je eins in Florenz (Agypt. Sammlung 3.':!5'0 und Berlin (Ägypl. Sammlung 1611). Die tiorentinor Vase scliien mir eine Art heller Engobe zu haben, wo! um die schöne Farbe der my kenischen Ware wiederzu- geben. Vgl. Petrie, Illahun 19, 12 und Teil el Ychudieh ed. Egypt exploration fund S. 46 links unten (aus der XX. Dynastie?).

2. Blaue, schöne Faience des neuen Heichs.

Zwei Exemplare im Louvre, von denen das eine ein Zick- zackband um den Bauch zeigt (vgl. unten).

Eine Kanne in Bologna', auf der Schuller ein Band von gegeneinander gekehrten Dreiecken , die mit Strichen gefüllt sind; darüber Gräser, ähnlich den auf der Büchse von Kahun darg^tellten und Palmetlen, für deren Form man Petrie, De^ coratwe art Pig. 51 vergleiche, wo der Ursprung dieser Palmetlen klar wird ^. Die Ornamente sind in der ablichen schwarzen Farbe vor der Glasur aufgemalt.

Zwei weitere Exemplare finden sich im .Museum zu Giseh. Die eine Kanne (Kat. Maspero S. t?7, 2829 ) istTaf. 8,6abge- bildet. Sie besteht aus graugeibem feinkörnigem Thon, mit schöner blauer Glasur. Das Bingussrohr steht fast senkrecht, der abgebrochene Bügel fehlt. Höhe 7,5, Breite des Pusses 3,7*". Auf der Schulter ist in schwarzer Parbe als einzige Ver- sierung iwischen swei Linien eine Reihe von ägyptischen Hie- roglyphen aufgemalt (abwechselnd Uzat- Augen, die Zeiehen

* < Vgl. Furiwängler-Löschcke, Myk. Vasen S. und Abb. 19.

3 Wul XVÜI. Dyoastie, doch äbiilicU ücIiuq auf Decken der Xil. Dyna- stie in AbsiuI.

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STlBtlf ANO AUF* EINEM AEGYPTISCHBN HOLZOSrABSS 26i

filr schön, Leben, Kraft und Lotosblüten). Interessanter ist die zweite, Taf. 8.7 abgebildete (Kat. Maspero28)2). Sie besteht aus gleichem Thon mit dunkelblauer Glasur undschwan auf- gemalten Oroamenten. Höhe 7, 8,, Breite des Pusses 3,8*", ßin- gDSsrohr etwas schräg. Der BQgelist oben breit, rautenförmig, darauf Rosette ; an den Seiten des Bügels zeigt sie einen ägyptischen Blumenstrauss mit Winden und Lotosblüten*. Auf dem Bauch sind gleichfalls in schwarz Gruppen von Papyrus und Disteln gemalt^. Neben dem gerade aufgerich- teteo Ausgussrohr sind nicht bestimmbare Gräser dargestellt. Nach den Pflanzen-Motiven und der schönen blauen Farbe dürfte die Kanne der XVill. Dynastie, etwa der Zeit Arne- nopbis III - IV angehören

3. Wichtig sind auch die Abbildungen von BOgelkannen im Grab Ramesses III. Sie zeigen im Gegensatz zu den bisher besprochenen und den in Mykene gefundenen keinen Fuss, sind ziemlich schlank und mit linearen Ornamenten ge- schrnttckt. Vom gelben Grund beben sich auf allen vier seiner Zeit von mir notirten Exemplaren rote Zickzaekbänder ab die abwechselnd oben und unten geöffnete Dreiecke bilden, in denen Punkte angebracht sind. Ganz in der gleichen Weis« sind im selben Grab grosse Vorratsgefässe ganz unmykeni- scher Form deoorirt^. Ihre Form entspricht den aus Syrien eingeführten Weibrauchgefässen und man kann daher schwan- ken, ob hier syrische Nachahmungen mykeniaeher Ware oder ä^ptisch«} vorliegen. Dass das Ornament in Nordsyrien unA Kreta heimisch war, hat Petrie auf Grund syrischer und Rftiu- Kleidermuster vermutet^. Petrie hätte hinzufOgep können, dasa

Vgl. Petrie, Teil el Amarna Taf. 2 uod 3. Decorative art S. 81 f. 1^7. ' Vgl. Mission du Caire V, Tombeau d'Apoui, paroi iL

3 Pclrie, Decoraiive art S. Sl.Borcbardt, Die ägjrpt. PflanzeDsäule S. 82.

Vgl. Champollion, Monununts Tar.258 obere Reibe, in Farben, und 259. AufTnr. 258 ist auch diu weiter unten besprochene Bügelkanne (?) abge- bildet, für die icli (»la>. als Material vermute.

' Wilkinson, Manners^ II 8. 4 Nr. 8, 18, 19 (uicblgauz genau), besser Cbampollioa, Monuments Taf. 259.

Ptconti9$ ort 8. 15.

262 t. von B1881N6

auch im Dipylonstil das Muster nicht selten ist*. Aber an- drerseits ist das Ornament so einfach, dass man nicht viel auf die Übereinstimmung geben kann, und leider auf diese Weise den ßeweis,dass die ältesten in Griechenland gefundenen Vasen mit Pimissmalerei unasiattsch sind, weil sie ganz abweichen fon den im Grab Ramesses III dargestellten, nicht bflndig führen kann.

Verführerisch wäre es auch, die aus Ägypten in das Bonner Museum gekommene, Taf. 8, 8 abgebildete Bügelkanne für syrisch zu erklären. Sie hat einen runden, etwas abgeplatteten Boden, ist O.OlJ.i'" hocli. Ihre steilen Henkel fallen etwas zum BügelknopC hin ab. Das Ringussrohr ist abgebrochen. Der grobe, röllielie Thon mit dem stark gebrannten, gelben po- lirten Überzug entspricht genau den besten im Palast Ame- nophis III und aufgelesenen Scherben von N'orralsgefässen. Ebenso wie die von mir im .\rch. lahrhuch hS98 S. 54 be- handelten rotpolirlen Gelasse, siechen diese gelbpolirten von der gewiihnliciien bessern ägyptischen Ware ah. Die Vermutung Dragendorll's, dass die syrischen t^rzcugnisse auch in syrischen hriigen transporlirt worden seien, hat daher viel für sich. Wir halten demnach in der gelben wie in der roten polirten Ke- ramik (und beide sind schwer von einander zu trennen) Im- port vor uns, dem freilich heimische Imitation nachfolgte. Und darum bleibt auch für den, der den fremden Ursprung der Töpfe als Gattung zugiebt, im einzelnen Fall ein Schwan- ken möglich und wir können sichere Schlüsse nicht darauf bauen ^.

Im Grab Ramesses Iii ist dann auch eine Bügelkanne aus Glas abgebildet (VVilkiDson,ifii/i^^r.v^ S. 4 Nr. 107), die wol kaum griechischen Ursprungs sein dürfte; für die Darstellungs-

* Brunn, Kunstgeschichte I 8. 54.

* Man vergesse vor allem nicht, dass mit deu fretuden Fürsten auch kriegsgefangeno fri'mdt^ Kiiii>llei <'iiiv>aiulei leti, um! dasri-iclii' .Vg\ ptun ülier- haupl fahrendes \ olk aiige/ugeii lidbcii wird. So kuiuileu fremde Teclmikeu, die kciae besonderen Bedingungen ballen (wie guleu Thon oder Firniss- fsriM) auch in Änrpten gedeibeo. Vgl. Peine, Bittory af Bffypt Ii 8. 189.

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ST18HFAN6 AUF BINBM AEGYPTISCHEN HOLZOEFAESS

weise» bei der das Ausgossrohr darch den Mittelslab des Bogels verdeekt wird, vgl. a.a.O. Nr. 15. Möglicher Weise sind aus der Form der BOgelkanne oder aus Gefassen wie Myk. Vasen Taf. 15, 90 hersuleiten Gelasse wie das bei CesDola- Stern, Cypern Taf. 14, 6 io der Mitte abgebildete, dem in der Form bis auf den fehlenden Boden Wilkinson, Manners^ II S. 4,14 entspricht (aus Glas).. Das fiiogussrohr fehlt hier, oder vielmehr die Mittelstange des BQgels ist sum Eingussrohr umgewandelt worden. Das Auftreten der gletehen Form in Gurob zur Zeit der XVII I. Dynastie* spricht eher für als gegen diese Annahme.

4. Eine Bfigelkanne aus Alabaster aus dem Ende der XIX. Dynastie ist abgebildet Petrie, lllahun, Taf, 19, 37.

5. Ein mykenischer Trichter aus ägyptischer Faience be- findet sich nach G. Karoe Angabe im Brittischen Museum.

6. In Gurob fond Petrie zusammen mit Gegonstanden der Zeit Amenophis III einen Löwen, den er sofort mit dem Lö- weotbor von Mykene zusammen stellte. Wie ich glaube mit Recht. Denn die Abbildung (lUahun Taf. 8, 95), die den Stil allerdings nicht erkennen läset, zeigt eine Löwin (?) genau in der Stellung derer zu Mykene und nach lUahun S. 15 scheint eine zweite Löwin geg^nttber gestanden zu haben, wodurch die Ähnlichkeit noch grösser wird. Wozu freilieh dieses Lö- wenpaar aus vergoldetem Holz gedient hat, ist nicht zu er- mitteln*.

' Petrie, Hlahun Taf.;20, i. Leider giebl Cesnola über die Auflindung der aus Dali stainincndenVase keinen Bericht. Sie f?ehiirl wol sicher der XVIII. Dynastie an, wie ausser der Form der freie Stil der Tierzcicbnung beweist; dhendabin gehören die beiden allerdings jftmmerlieh abgebildeten Schalen, für die man Petrie, Illahun Taf. W, 3 und 6; IT, 7 vergleiche. Menschliche Darstellungen auf diesen Schalen sind >;n selten, dass das Stück eine gute VerüiTeutlicbuug luhnle. Die bei Cesnula Taf. 15- 16 abgebiidelea Uefässe gehören danach in die Mitte des ilreilen Jahrtausends Tor Chr. und Ces- nola hatte Recht, die Grahi r für die ältesten auf Kypros stt ballen.

' Aincliing, Führer durch <iic Antiken in Florenz 8. 201 Anm. erwähnt eine ' kleine mykeniscbe Pjxis mit Rankenornaroent*. Wie aber Wolters erliannt bat, ist das mit II attmalerei verziert« Qefäss nach Form und

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^^64 f. VON ftfSBIWA

Enge Beziehunp;pn zwischen Mykene und ALrypton lassen sich auch sonst »M weiscn ; dir gemalten Fussböden zu Teil el Amarna und im Palast Amenophis III zeigen die gleiche wechselnde Technik wie die Fusshoden zu Tiryns' ; hier und dort waren die Wände mit Kalkstuck bedeckt, den Malereien schmückten; wie im Palast des Alkinoos, wie in dem zu Tiryns, der Friesaus Kyanos an der Wand berumlief, so schmückten bunte GlasHüsse die Säulen und Wände zu Teil el Amarna und zu Teil cl Yehudieh ( Ramesses III Zeit). In Ägypten reicht die Technik eingelegter Arbeit bis in die Zeit des alten Reichs: in den Gräbern von Medum finden wir mit Glasflüssen ausgelegte Hieroglyphen. Der Scbluss wäre eu rasch , darum die Decoration der mykenischen Paläste aus Ägypten herzuleiten. Auch ßabylonien, woher nach der stati- stiscbea Tafel Tuthmosis ill Zeile 25 die Ägypter unter ande- rem dra nachgeahmten Blaustein erhielten, kommt in Frage: denn im Louvre werden aus Babylonien farbige, auch schon dunkelblaue locrustationsplatteo aufbewahrt, die sich von den sonstigen assyrisch - persischen scharf scheiden, aber mit den Fragmenten aus Yell el Amarna entschieden verwandt scbei« nen. Leider sind es wenige Stücke und ihr Alter bleibt un- gewiss.

Aber wenn auch der Grundgedanke der mykenischen Pa- lastdecoration ]aus Ägypten entlehnt sein, und nicht die my« kenische Kultur bei der Ausschmückung der Serails Ame- nophis ill und IV beteiligt gewesen sein sollte, so könn« ten wir an einem Beispiel die Selbständigkeit der ältesten grie- chischen Kultur gegenüber der ägyptischen beweisen. Die Dolchklingen der Scbachtgräber hat man inhaltlich und vielleicht auch der äussern Form nach mit Recht neben den Dolch der Aahotep gestellt; aber technisch stehen die myke-

Ornament unmykeniscli. Nach einigen von DragondorlT nntirlen verwandten Gefä&sen aus Ägjfplen dürfte es vielmciir der nactichrisUicben Zeit aüge- hSna. * SeUisnuum, Tiijns 8.

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STiEnPANfl AUF* EINEM aeüyPtischen holzqePaess ?65

nischeo Dolciiklingen viel höher: jene Melallpoiychromie, die den mykeniechen Dolchen und dem homerischen Schild (dei* sen DeooratioDsprincip sich hinwieder zuerst in Ägypten nach- weisen lässt*) gemeinsam ist, wird in Ägypten erst g^n finde des neuen Keichs (um 1000) gebräuchlich.

So ist es im einzelnen Fall misslich, bei den auch in der Ornamentik sich darbietenden Parallelen aus vielleicht zu- fälliger Priorität auf der einen oder andern Seite Schlüsse auf Entlehnung zu ziehen. Den Griechen bleibt die I'>ßndung der Ranke, wie Hiegl gezeigt hat: ob aber bei den ofi abgebilde- ten ägyptischen üeckenmustern , die mit der Decke von Or- chomenos übereinstimmen, die Priorität nicht auf ägyptischer Seite liegt? Die vollkommene Hei he der Entwicklung, wie sie jetzt bequem bei Petrie, Decorative art S. 28 ff. vorliegt, lässt sich jedenfalls leichter in Ägypten als in Mykene nachweisen. Und die verständnissiose Verwendung der mit einander verbundenen Enden zweier paralleler Spiralen auf der mykenischen Grabstele bei Perrot-Chipiez VI S. 765 sieht eher aus wie herübergenommen aus einem Musler wie Perrot- Chipiez I Fig. 541,6, als wie selbständig entwickelt auf grie- chischem Boden. Wie fast immer fehlt es an ausreichenden Pu* biicationen auf ägyptischer Seite : die Decken der Gräber von Assiut aus dem mittleren Keich sind noch immer unpublicirt. im Grab des Hapzfa habe ich mir das Vorkommen des Mäan- derstabes, der Spirale, des Schachbrettmusters notirt. Wilkin- son, Manners^ 1 Taf. 8 (zu S. 363} Nr. 4,7, woi auch 14, sind ihm oder doch gleichzeitigen Gräbern entnommen, 27, 28 kann ich nach meinen Notizen zwei thebaniHchen Grä- bern aus der XVI IL Dynastie zuweisen (Sobkbetp und Jnni).

Solange uns aber die Möglichkeit tehlt, die Geschichte des ägyptischen Ornaments lurtiaulend weiter hinauf als bis in die XVlll. Dynastie zu verfolgen kann unser Urteil über

« Vgl. Arch. Jahrbuch 1898 8. 50.

' Kiegl, btiltrageu lüs&l Lier ganz im Stieb, auch PeUie, Decorative arl ist in den Angaben über Zelt und Ort der berangezogenen Beispiele xu

ATBBN. liraZBBlLDIl6Blf ZZIU.

266 StlEIl^ANÖ AOS' JtUfSy ABOYfTISCttSN ttOUWABSS

das VerbaltDiBB der mykenisehen lur agyptiwhen KunsI nteht abschliessend baten. Eines freilich kann man schon jetzt sagen: wie viel einzelne Motive die Mykenaer auch aus Ägypten entlehnt haben mögen, die Combination dieser Ele- mente zu einem künstlerischen Ganzen ist den Mykenaem, nicht den Ägyptern zn danken. Der ordnende Genius der Griechen schaflR auch hier wieder aas flbemommenen Eioxel- formen das kunstvolle Ganze.

Kairo.

F. VON Bissmo

knapp. Ein einzeliu;» Kapiicl ist zum ersten Mal gniDdlegend dargestellt von Borchardt, Die ägyptiscbe Pflanzens&ule.

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BPIGIIAHM AUS SMYRNA

An der Nordsüite des Pagos ist 1 896 eine marmoroe Grabstele gefonden worden, deren Inechrift ich liier mitteilen rodchte. Ich sah sie kürzlich in der besonders an Terracolten smyr- näischen Fundortes reichen Sammlung des Herrn P. Gaudin, Directors der Kassaba-Babn in Smyrna. Mit derselben aoa- serordentlicben Freundlichkeit, mit der er uns das Studiam seiner Sammlung gestattete und erleichterte, gab er auch die Brlaubniss zu dieser Veröffentlichung ; ich darf es nicht unter- lassen, den herzlichen Dank ffir seine irielfache Zuvorkommeii- heit auch an dieser Stelle auszusprechen.

Die Stele, 58*" hoch, ist von einem flachen Giebel bekrönt, unter dem sich in vertieften Rundungen zwei in zartem Relief ausgef&hrte Kranze befinden. Weiter unten sieht man in ein- getieftem Viereck eine Reliefdarstellung : in der Mitte einen stehenden Knaben im Chiton, den Mantel um den Unterkör- per geschlagen und über den linken vorgestreckten Unterarm geworfen. Der Knabe ist in Vorderansicht dargestellt, den rech- ten Arm streckt er seitwärte wagerecht von sich und halt in der Hand eine grosse Traube. Unter dieser kauert am Bo- den ein kleineres ganz nacktes Kind und richtet verlangend Blick und linke Hand nach der Frucht ; die rechte Hand ruht auf dem rechten Knie. An der andern Seite, rechte, steht mit abergeschiageneu Beinen, wie an den Rand des Reliefs ange- lehnt, ein grosserer nackter Knabe, die linke Hand ans Knie gelegt, den linken Ellenbogen mit der rechten Hand staizend. Ober der Darstellung steht :

MHTPOAi^POZMATPEAZ AHMHTPlOY AHMHTPloY

Damach haben wir also den Grabatein der jung veralorbenen Kinder eines Demetrioa vor uns. Der grössere Knabe in der Mitte ist Matreaa, der kleine links Metrodoro« ; in dem Kna- ben rechte haben wir einen Diener zu erkennen. Aua dem

Epigramm, das uoter dem Bilde steht, erfahren wir noch.dass Matreas drei, sein Brader nur ein Jahr alt gestorben ist.

Die Form der Stele und ihr Schmuck, die Kränze, ist in Smyrna sehr häufig. Ich Terweise Beispiels halber auf die Exemplare in Berlin: Beschreibung der antiken Skulpturen Nr. 772. 77«. 777. 778. 780. 783j ein reicher ausgestaltetes Exemplar ist Nr. 767. Dies letztere ist dort ins zweite Jahr- hundert vor Chr. gesetzt, die andern als spätgriechisch aber vorchristlich bezeichnet. Nach Gesamtform, Buchstaben, der zarten und noch nicht so erstarrten Ausführung der Kränze ebenso wie nach dem Stil der Reliefs darf man diese Datirung für zutreffend halten.

Unter dem Relief unserer Stele stehen nun vier Distichen, in tlüchtiger, vielfach bestossener und recht schwer lesbarer Schrift. Was ich biete ist das Grgebniss mehrfacher bei ver- schiedensten Beleuchtungen vorgenommener Lesungen , die also niemals das Ganze auf einmal umfassen konnten. Hoffent- lich erweist sich trotzdem die Abschrift als zuverlässig. Ich las folgendes :

AAAAOZENinOIZITAMHinONTAnAP STOlZ <l)AMAkAPY22QM0Y5:0 ETTEISITOMATI IMYPI lATTATPArENETAZAHMHTPIOZHAETEKOYZA N AN ::i lONEKAAYZA NAIZZAKOPQNÜAOEA QNOMENOYkETEAESZENENIiniOIZENIAYTOY ITAEIftMOIPAAEZHMATPE HANTPI^f^THZ AI f Inn Y AAOYPESYAEYArEnNENIOQKO^^Z AlAKCjil^'H/AHNAISHlOC/AlSATPAniTON

'A X&Xo; h C(i)oi<Ti Tx (AT) ^wovT« wap' [aJoTOic

•I>ijjia xapucau (/.ou<jOE:rei a-zö^XTi' ZjAüDvx :rxTpa, yivdrai; Ay){xr,Tpio<; riSe TcxoGoa

Näv[vltov tjtXauaav Sioffa xöpwv rä6ea, *Qv 6 (iiev oux IxeXedcev ivi J^^oi; ev.auToO

ri>ti(i), pioipa St 073, MxTpe'a, -^v Tpi[t]T7}5, *Al[Ssj(i) Tiulxo'jpt, <ju 8' suayetov «vt 6o>xo[i](,

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EPIGRAMM AUS SMYRNA

Einfocfaheit und Klarheit kann ich dem Epigrainro trotz aeineB dürftigen Gedankeninhalta nieht nachrabmen. Die geringe Gewandtheit dea Verfaaaera verrat aieh achon darin , daaa er gegen Schlnaa ana dem affeetirten doriachen in den gewöhn- lichen Dialekt Yerfällt. Zu Anfang glaubte ich auer8t,allerding8 mit metriachem Anatoaa, £Xft\o« leaen zu aollen. Aber dasa Pheme ohne zu sprechen verkOndet, ware recht geaucht und hatte eherTon der Stele gesagt werden können*, und dieLeaung ^if&« achien mir nicht nur vor dem Stein aicher.aondem wird auch durch den Abklatsch beatätigt.der sonst leider grade für die achwer leabaren Stellen ganz im Stich läast. Merkwürdig mutet auch daa «ap* ^«toi; an ; ich finde aber keine andere Hörstel* lung. Zu verbinden ist es wol mit K«pii9«u. In Z.7 iat die Her- stellung *A()itt> durch den Sinn geboten, obwol der senkrechte Strich,deD ich vor dem {l zu sehen geglaubt habe, nicht da/u stimmt. Zur viersilbigen Messung von 'Al^iw vgl. Jacobs, Ant/i. Pal. VII, 624. Die Vorstellung von Aiakos als Pbirt- ner des Hades ist uns vor allem aus Aristophanes Fröschen geläufig, dass aber dort sein Name willkürlich einem namen- losen Diener des Pluton gegeben ist, wird mit Hecht ange- nommen (vgl. Preller-Robert, Mythologie* 1 S. 808,6), wenn auch später Aiakos öfter in dieser Function erscheint ( Roschers Lexikon I S. 119). Syiarivai; habe ich hergestellt, ebenfalls im Widerspruch zu der verzeieboeten kleinen Hasta; aber mi- [ATllvat; wäre sinnlos.

Noch ein Umstand erheischt eine Erklärung Die beiden Kränze über dem Relief drücken eigeullicli aus, dass die Ver- atorbenen durch Verleihung eines Kranzes geehrt worden seien. Dass diese unmündigen Kinder bei Lebzeiten solcher Ehre teilhaftig geworden waren, wird man nicht glauben. Aber ea ist wie für andere Orte^ so auch für Smyrna die Verleihung Yon Kränzen an Veratorbene bezeugt. Cicero, Pro L. Fiacco

' Vgl. Kaihe], Bpigrammattt Nr. 234: fiiT« r^tpa i^iiu tö» vutuv ai^vfftf fOt^yopiivat TT^iiaTi. 240: nixpoi Sit ^c^votai ^satiai.

* Es genügt bierfür auf die von Bureseh IwtiuidelteD Troslbescblösu zu ▼emeisen: RbeiD. Museom 1894 8. 424.

270

p. WOLTERS, EPIGRAMM AUS SMYRNA

31, 75: Vellern ionium habere me otii, ut possem reciiare paephisma Smyrnaeorum^ quod feceruni in Castricinm moriuum, . . ut imponereiur aurea corona moriuo. C.LG. II 3135: xaX<&< Ijw l«Ttv T«( irpiicoii9«< rtjAoc t$ furrXkvLjivt

fiiM^ Kdtl lUovi x*^9* aTi9«vtt6üvai «utov xal &«o toS yuc^^" mifx^^ X?^^^ oTif ivy^xal itxovt ^«X»fi, Mtl M tOv

mtl^OfMiv xal xa{^v XP^**^ orif d^vy juti liKOvi X*^^* ToC livi TÜC •uHO«|ii«( K«l tAv icapOivttw XP^^ 9Ttf dkv^ xfti ttxovt X«Xic9. Vgl. Böckh SU C. /. G, II 3916. LeBas - Waddtngton 13. So könnte man also TeriDuten, den Rindern sei die Bbie des Rranses aus Anlass ihres Todes su Teil geworden. Mir ist far eine derartige Geachmacklosigkeit kein Beleg zur Hand, in diesem besonderen Palt können wir das Volk Ton Smyrna Ton dem Vorwurf solch massloser Obertrei bung frei sprechen. Innerhalb beider Kränze haben einige Buchstaben, offenbar die üblichen Worte 6 ^^{ao;, gestanden, die dann ausgemeisaelt worden sind. Damit ist gesichert, dass diese Kränze keine of- fiziell verliehenen sind. Ihr Vorhandensein lässt sich verschie- den erklären. Entweder war der Grabstein bis auf Relief und Inschrift aber mit den unvermeidlichen Ehrenkränzen schon im Voraus fertig gestellt und wurde zu seinem beson- deren Zweck durch Knlternung der Inschritl 6 Sriao; brauch- bar gemacht, wobei man die auf den Grabsteinen so hüuiigen Kränze zu entfernen nicht für nötig hieU, oder es war so üblich einen Grabstein mit solchen Kränzen geschmückt zu sehn, dass der Steinmetz sie auch in diesem Fall angebracht, ge- dankenlos aber mit der offiziellen FJireninschril't versehen hatte, die dann wieder geloscht werden imisste. Jedenfalls sehen wir auch hier, wie gew(')hnlich und typisch die Verleihung von Kränzen an Verstorbene geworden, und wie die ursprünglich besondere Ehrung zur üblichsten HöÜichkeitspilicht der Con- doleoz herabgesunken war.

Athen, Juli 1898.

PAUL WOLTERS.

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KBRCHNOS

( Hiem Tafd XIU. XIV)

Im Aglaophamus beschäftigt sich ijobeck (S. 22 ff.) ein- gehend mit den (TuvOyjaara, d. h. Bekenntnissformetn, welche in den verschiedenen Mysterienkulteo gebräuchlich waren nnd zwar, wiees das Wahrscheinlichste ist, bei denEinweihungs- eaaremonien von den neu aufninehmenden Mysten aufgesagt warden'. Auch über diese (ruv07)|A«Ta herrschte vor Lobecka Bach grosse Verwirrang, insbesondere aber ihre Zuteilung an die f erschiedenen Mysterien. Lobeck geht aus von einer Po- lemik gegen den Scholiasten lu Piatons Gorgias 4V7 c und macht diesem sum Vorwurf, dass er als eleasinisch Dinge be- leichne.diemitEleusis gar nichts su than h&tten. Hierzu rech- net er vor allem das vom Scholion als eleusinisch angeführte

ÖKO Tov iMtfTov Miuov. Zwcifelsohne hat Lobeok damit Recht und er hat auch den Beweb dafür erbracht. In dem fflr un- sere Kenntniss vom antiken Mysterienwesen so flberaos wich- tigen Abachnitt des Protreptikos des Glemena AleiandrinuB Ist ans das angefahrte «uvOnfuc ausdrflcklich fiBr den Attta- Kybele-Rult aberiiefert (Protrept. II g 15 S. 13). Die eleusini- sche Bekenntnissformel führt Clemens einige Kapitel später an 21 S. 18); si lautet: ivio«Tfu««, fmov tov xuxcäWa, fXaSov ix xiaTTi?, ^YYEuaifAfivo; - a7ridfUT)v ii; xdcXaOov xai ix xaXiöou «t? xi- (TTTjv. Als direkten Beweis gegen den Ursprung des zuerst an- geführten S)'nthemas führt Lobeck die Erwähnung des xep- vo( und des Tympanon an. Beide gehörten in den Dienst der

Vgl. Schul. Plal. Gorgias 497 . . . 4v o7{ (den ^fyslcrien) TcoXXi [a£v tKpii» Tito flUfl]^«, iXiYcto 8t xpö{ xwv (luou(Uvu*v Taüxa . . . vgl. Araubius V, 26, an-

geführt bei Lobeek, Agiaopitamus 8. %5 (mir augenblieUidi nieht xugäag- lieb».

I ÖberUeforl Ut lptw«l(uvoi, die VerbesBemng •tammt tod Lobeck.

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«72

O. nOBBNBOHN

Kybele und des Atlis. Kür den Kernos beweisen ihm (Jas zwei wichtige Stellen, in Nikanders -Mexipharmaka wird Vers •? 1 7 f . von einem durch Schirliog vergifteten Meoscheo gesagt, er Bchreie wie die

und der Scholiast bemerkt dazu : xipvofopo^ vi touc xpaTvipac fipovaa Uptta* xipvou^ y^P 9^^^^ (iv(ttixou( xpaT^pat;, ^9' <ov Xi>)[VOU( Ti6ea<Tt' ^äxopo; hi ve(i)x6po; xal ßu(A{9Tpi« t) U'peta trt^ Mpvoföpou 'Pc«c. In der Dichterstelie wird zweifellos deutlich die xiovofopo« und also auch der xEpvo« in den Kult der Rhea verwiesen. Im Scholion wird Rhea selbst als xepvo^öpo; bezeich- net. Ober die anderen Bemerkungen des Scholiasten, die auf den KernoB selbst Bezug haben, lassen wir das Urteil noch ausstehen. Die iweite Stelle, die för den lupvo« und seine Be- riebung sum Kybelekult von Wichtigkeit ist, finden wir in ei- nem Epigramm des Alexander Aetolus, in dem er den Alk- man sagen ISsst (Anth. Pal. VII, 709):

SdlpSiK dLp^^&Iou, «GtTlpuv v6|MC, t( |tW iv

'Irpif 0[Miv, xcpvftc Ttc &v ^ ßoxIX««

^pu(To<p6pO{;, pTiaottiv »ftX« T<i(Aiv«v«. Denn dass mit den Worten des zweiten und dritten Ver- ses auf Kybeledienst angespielt wird, beweist ausser dem tö|A««vov auch die Erwähnung des ßftxlX««, der von Salmasiua richtig för fiotiUXac eingesetst i8t.B«»iX«« ist derVeraehnittene im Kult der Kybele.

Auf diese beiden Nachrichten gestützt verwies Lobeck den xtpvo; und mit Kücksicht hierauf und auf das Zeugniss des Clemens auch das Synlhema : ix xufXTrivoy £9aYov u. s. w. aus dem eleusinischen Ruit, und ausnahmslos sind ihm die Neue- ren darin gefolgt. Wenn II von Fritze das Synlhema ohne wei- tere Begründung einfacli als eleusinisch in Anspruch nimmt' und demgemäss behauptet. Clemens (S. 14) und der Pla- tonscboliast bewiesen, dass der xepvo« ein hochheiliges Gerät

< 'Efv^ ift.' *^97 8. 163.

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KBRCHN08

273

des eleusinischen Kultes sei, so ist das eine unrichtige Dar- stellung, die nach Lobecks Ausführungen nicht mehr hätte ▼orgebracbt werden sollen ' . Der Kernes, der im Platonscho- lion und von Clemens erwähnt wird, ist ein Kultinstrument des Kybeledienstes.

Der Thatbestand ist aber in Wirklichkeit nicht so, wie Lo- beck nach dem ihm vorliegenden Material annehmen musste. In der Yon Philios in den Athenischen Mittheilungen 1894 $. 192 ff. vefOffentlichten und von Dragumis in der 'E^mfAipU ofx* ^^^^ S. 61 ff. wieder behandelten Obernahme-Urkunde der Epistaten von Eleusis aus dem Jahre des Euktemon 408/7 finden wir unter den Kostbarkeiten, welehe im städtischen Eieusinion aufbewahrt werden, in Z. 16 genannt: juf^tvcH xlpxvot n. In der Übergabe-Urkunde derselben Epistaten, die sieh auf der Rückseite des Steines befindet, kehren in Z. S2 diese fiQnf goldenen xep^voi wieder. Sie befinden sieb auch hier im städtischen Eieusinion. Ich glaube, es unterliegt kei- nem Zweifel, dass wir es hier mit dem xlpvoc tu thun haben. Das Wort xtp^voi; begegnet uns in der Oberlieferung beson- ders bei medicinischen Schriftstellern. Sie beietchnen damit gewisse anormale Bildungen, insbesondere verwenden sie das Wort und seine Ableitungen um Rauliheiten im Hals, kleine Unebenheilen in der Kehle zu bezeichnen. Damit stimmt über- ein, was uns durcli Krotian im Glossar zu liippokratcs s. v. x6p)^vü)Sr (ed. Franz S. 198 f.) überliefert ist, dass nämlich im Attischen xep/vwSir) ayyiia diejenigen Gefässe genannt seien, die Tpxyiia; avwjxaXia; hätten'^. Pollux II. 180 führt nun als Bezeichnung für gewisse Tpa^uTiQTi^ auch das Wort xipvo; an.

* In dmiellMii Fehler itt jeUt auch Kuruniotis verfallen, der in dem go- ebeo erachieiieneo Heft der *Efi^. «px 1898 (8. 21 ff.) einen AufsaU über

denKernos veröfTentlicbt. Kurutiiolis kommt crrrnilichcr Weise zu densel» ben Rfsiillaleu wie ich, da er aber auf die Melirzalil der hier lieliandellen Fragen nicht eingeht, so scheint eine VeruHcnllichung der hier Torgetrage- nen Anskditen nicht Afaerflüssig Zu Änderungen hat der Aufsalz Ton Ku- mniotis keine Veraninnung gegeben.

* Vgl. dazu Uesych i. t. xtpxvt^pMt und Mpx^nd.

274

O. RUBBN80HN

Wir sehen also, dass eine inhaltliehe Verschiedenheit zwischen xipvo« und xip^^vo? nicht vorhanden ist; die sprachliche Verschie- denheit ist belanglos, wir sind daher wol berechtigt die beiden Worte für identisch zu erklären, oder vielmehr das inschrift- lich bezeugte xip^^voc ^ ^ richtigere für das litterarisch überlieferte xipvoc einzusetien, besonders auch mit Rücksicht auf die Erolian-Glosse. Wir haben also den xepx>'0( im V. Jahrhundert bereits als eia Requisit des Schatzes der eleusini- scheaGöttinneo und also auch des eleusioiscben Kultes bezeugt.

Prägen wir uns nun naeh der Bedeutung und dem Ausse- hen dieses Kultgeräts, so müssen wir mit Rücicsicht auf die Bedeutung des Wortes lUpx*^ Gerät oder besser gesagt ein Gefasserwarten, das eine anormale Bildung hat, und zwar müs- sen die Abnormitäten in Auswüchsen oder Ansätsen bestehen, die einen Vergleich mit den erwähnten Tpax^Ti« erlauben. Dieser Anforderung entsprieht die Beschreibung des lUpj^vo«, wie sie bei Athenaios in zwei schon des öfteren behandelten Stellen vorliegt. In der Aufzählung der Gefiisse XI, 476 * heisstes: xlpvof iLfftUn xipa(&ioGv ' {^ov h «öt^ mXXov( xoruXi-

moot, XxOupoi, ü>^poi, (paxoi. i ß«aTi9a.c «uto olov Xwvof opviooic

Einige Kapitel später ist Yora Rotjlosdie Rede, und hier lesen wir (S. 478 0.)* IloXIfcov Iv iripl roO Slow ituSfou ^vioi*

v«u.ii öooi xv(i> TO xc'pvo? icepnvy)vojrÖTi;. toöto iffrlv iyyilw xt- pO([xeoOv E^ov iv auTc^ -jtoXXoÜ; xoruXiaxou; xixoX>-r)(ii.evou(' evcicrt iv auToC; op(xivoi, {AY)X(i>vi( Xjuxoi, x-jpoi, xptOxi, uktoi, Xiöupoi, <a- j^poi, ^axoi, xOajxoi, C^tai» ßpöjxo;, xaXxOiov, (xeXi, tXaiov, oivo?, ydcXa, oiov Iptov xtcXutov. 6 touto ßaaTdoa^ olov XtxvofopTioac

* Iles^cb s. T. xip«o( ebeaso.

* So naeb der Vermulmig Meinekes ; überliefert i»t aip^irst.

> Mit dieser Beschreibung stimmt durchaus nicht fiberein— was gleich hier erledigt aeia möge— die Bemerk^iiag des oben «iürlen Piatonscboliaeien:

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KBRCHMOS

275

Wir haben hier also eine genaae Beschreibung des Kerebno«. Ehe wir uns aber mit dieser selbst befiissen, mflssen wir auf die beiden Stellen etwas näher eingehen, weil sie in ihrem ganzen Zusammenhang geeignet sind uns weitere Au&chlasse fiber unseren Gegenstand tu geben.

Ganz kurs nur ober das VertuUlniss beider Stellen zu ein- ander. Preller {Poiemon Frg. 88) hatte ohne weitere 8e- gründung die Ansicht geäussert, dass Ammonios Lamp- treus aus Poiemon geschöpft habe, nach Mttnzel bei Pauly- Wissowa I S. 2903 hätte Poiemon den Ammonios citiri, wie sich aus einer Vergleichung der beiden Stellen ergäbe. Ich bin für Prellers Ansicht, in der Voraussetzung, dass der ganze Abschnittt S. n6* und nicht bloss der Satz 6 Ii ßxoTocoxc ktX. aus Ammonios geflossen sind. Das sinnlose (pr.^tv hinter iv ol« lässt sich nur so erklären, dass Alhenaios es in seiner Quelle gefunden hat. Die ^anze Stelle iiuL demnach schon bei Am- monios als Gitat gestanden und zwar natürlich als Citat aus Polemons Schrift TZipi toO Siou xwStou. Athenaios hat das ^tq^iv gedankenlos mit herühergenommen. Die zweite Frage, ob die längere Fassung 478 <1 oder die kürzere 476* die ursprüng- liche ist, lässt sich dahin heantw orten, dass das Ammonios- citat einen verkürzten Auszug aus der Notiz bei Poiemon dar- stellt. Die Begründung hierfür wird sich im Verlauf unserer

xipvo; U t6 Xtxvov iifvm ntüov lariv. Dm Aussehen des XCxvov ist ODS be- kannt, man v;^l. nur z. Ii. Dtilh iiino comunnb' 1879 Taf. 2 5; es war si- cherlich auch nie aus Thon gutertigt, kann abo nicht als äy^cIov xEpa(xcouv bezeichnet werden. Die Bemerkung des Scboliasten ist faJscb. Es scheint mir aveh iieinem Zweifel so unterliegea, dau der Fehler mittelbar oder unmittelbar seinen Grund in der falschen Auslegung des letzten Satzes d«r im Text angeführten Polemonslelle hat. Bei Poiemon ist das Wort Xixvofo- prjaa« nuf herangezogen, um die Art des Tragens des Kerchnos für jeden griecbisohen Leser in der einfaebsten Weise in keDDieicbnen (s. \x.\. Der Scholiast oder Tielmebr seine Quelle bat diese Wendung raissTeratanden und geglaubt, es wäre mit diesen Worten auch etwas über die Qestalt des Kercbnos gesagt. Ähnlich zu beurteilen ist Pollux IV, 103: -co xcpvo^ipov j|p]^i)|ia oIS* Sti \lvi9. ^ iTfjifihtki f4povi((' x^pv« $i tau-ca ijta>cIto, wobei ich

allerdings eine Brkllrung för die Beieiohnang des Kerohnos als iex«p^ niobt geben kann.

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276

O. nUBENSOHN

Betrachtung ergeben. Die grösste Schwierigkeit für die Inter- pretation der Stelle 478 bilden die einleitenden Worte jist«

0901 xv(>) TO xepvoc mptiviivoxÖTi«. Vielfach ist Ycrsucht worden an den Worten herumzubessern, besonders gegen Xvo sind Yersehiedentlich Bedenken geäussert worden und man hat Tersucht, es durch Conjectur zu beseitigen. Sehr mit Unrecht, denn dem Wort kommt hier, wie es scheint, eine ganz beson- dere Bedeutung zu. Kaibel hat die Stelle unverändert gelas- SMI und damit wol das Richtige getroffen. Es ist zu Triptcv-nvo- pr«; ein iidi zu ergänzen. Dann heisst die Stelle: Darauf voll- sieht er (ein Priester), oder sie, (eine Priesterin) die Weihe und nimmt das aus dem Gemach (man kann auch Kapelle oder A dyton verstehen) und verteilt es an alle die, welche den Kerchnos oben herumgetragen haben. Mit avu kann ent* weder ein oberer Raum, etwa das obere Stockwerk in einem Gebäude Angedeutet sein, in dem die Gaeremonie mit dem Rercbnos vor sich gegangen wäre, oder es wird damit auf die Art des Tragens des Kerchnos hingewiesen, den man, wie wir des weiteren sehen werden, bei der entsprechenden Kult- handlung auf dem Kopf befestigt trug. Das muss sich aus dem, was bei Polemon vorausging, ergeben haben. Leider können wir das heute nicht mehr feststellen, da die Stelle von Athe- naios so aus dem Zusammenhang gerissen hergesetst ist. W&re dies nicht der Fall, wQssten wir was Polemon in den unserer Stelle vorausgehenden Sätzen gesagt hat,so wären wir wahrscheinlich audi im Stande ohne weiteres anzugeben, im Dienste welcher Gottheit die tiXiti) gefeiert wurde, von der hier die Rede ist. So sind wir auf Vermutungen angewiesen, und man hat bisher dem Vorgehen Lobeoks folgend mit dem Kerchnos die Telete, die hier genannt ist, in den Kult der Rhea-Kybele verwiesen * Man glaubte sich hierzu amsomehr berechtigt, als bei den Kulthandlungen die OoiXAimi eine Rolle spielt, von der man zu wissen glaubte, dass sie die eigentam-

* 8e B. Steo^, KulUuslIertumer 8. 10, 16.

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KBtlGttiro«

liehe Bezeichnung für Kybeleheiligtümer sei. Die Grundlage für diese Meinung schien die Überlieferung zu bieten, die in der That in einer Anzahl von Fällen die 6aX&fX7j, die BaXafiY)- wöXoi, den OdtXafxo? im Ruit der Kybeie erwähnt. So wird z. B. in deo Aleupbarmaka gleich zu Anfang von Kjfzikos gßMgt:

WOZU der Scholiast bemerkt : 8aXd:(Aat toitoi Upol uicoyiiot o»«- m((uvoi t$ 'Piof u. 8. w. Man ist aber hierin zu weit gegan- gen. Die OctXdtpit oder ftaXafiai beide Accentuirungeo kom- men vor gehören zwar in den Kult der Kybeie, aber sie ge- hi^ren diesem Kult nicht ausschliesslich an. Aus Ammonios Ttpl StftfopMv Xi^ov kennen wir die 6aXa(AY) im Dienst der Dioskuren, einem OdUut(AOc, wahrscheinlich aus dem Kult der Aphrodite, begegnen wir in der parischen Hetäreninschrift *. Hula und Szanto haben in den Berichten der wiener Akade- mie 1894 S. 18 Nr. 13 eine Inschrift aus Mylasa in Rarioi Yeruffentlicht, nach der ein Tib. Klaudios Seleukos t6v 'Epura ouv Tvj iriptij^oucrp auTOv OaXAfiip geweiht hat'^. Wir haben also unter der Thalame eine kleine Kapelle oder auch ein höhlen- artiges Heiligtum zu verstehen, wie sie in den verschiedensten Kulten Platz haben konnten. An die Erwähnung der 6otX(kt&T) in unserer Stelle können wir daher keinen sicheren Schluss knüp- fen. Weiter führt uns aber eine andere Erwägung. Die Angaben über den Kerchnos sind aus Poiemons Schrift wipi tou $tou xu- liou geschöpft. Wie konnte im Zusammenhang einer solchen Schrift Polcmon auf den Kerchnos su sprechen kommen ? Das Slov xtt^Mv— das Feil des dem Zeus geschlachteten Widders war, w ie es scheint, ein ursprünglich rein attisches Instrument des Kultus^ und wurde nach den uns erhaltenen Angaben der Alten im Dienst des Zeus und bei den Mysterien in Eleusis

* Vgl. Atbea. Mitlb. XVili, im, ti. lü, 2, Zeile 6.

* Stella Jetit auch Bonseh» An» Lordien 8. 63.

* Vgl. Lobeck, Afkuplmmms 6. 185.

O. RUBBN80HM

verwendet. Zweifelmhne tut es aus dem Dienst des Zeus her-

vorgegangen, wie schon der Name beweist. In Bleasis be- diente sich der Daduch des Dion Rodion zurBntsQhnung der Gemeinde oder einzelner Teilnehmer an den Mysterien *. Das

wissen wir aus einer bei Suidas und Hesych erhaltenen Glosse, die Preller sicher mit Recht auf Polemon zurückgeführt hat. Sie lautet : Aio; jttüSiov, t6 Ucstov A-.i .tÖurai' O'jouni re Tt^ re M»iXiyi({) xat T({> KT'r)(ji(f) Au" TÖt xa>Sia toütwv «puXotocoufft Sfa wpodayopiuovT?;. ypöivTai S' aÜTOi; oZ xe 2)ctpo(pop{{ov tyjv woptTT^v «jTeXXovTc; xai 6 SaSoüj^o? iv 'E^euoivt (xat aXXoi xive? xpo^ toi>c xaöap|AOu; uxoiTopvuvTi; auxä toi? izoii töv svayciv)"^. Wir sehen also, dass Polemon in der Schrift repl toü SiouxwSiou auf eleu- sinischen Kult zu sprechen gekommen ist. Dass das Stov xa>- Stov im Kybelekult irgendwie verwendet worden sei, ist we- der überliefert, noch nach dem ganzen Charakter des Kybele- kulles glaubhaft. Ist es da nicht an sich wahrscheinlich, dass in dem Polemoncitat bei Athenaios von Eleusis die Kede ist, dass die tAitt,, die hier erwähnt wird, ein Kultushandlung der eleusinischen Mysterien ist? Das Nächstliegende ist es si- cher. Üazu kommt noch ein weiteres. Die Caeremonie, welche mit dem Kerch nos vorgenommen wird, besteht in der Dar- bringung einer Gabe, die aus allen möglichen Feldl'rüchlen— aufgezählt werden Salbei, Mohn, Weizen, Gerste, venchiedeoe Sorten Brbsen, Linsen, Bohnen, Spelt, Hafer ferner einem Kuchen, ivaXAdtov^, und schliesslich noch Honig, öl, Wein, Milch und ungewaschener Schafwolle besteht.

An den aufgezählten Opfergaben ist vielfach Anstoss ge- nommen worden. Insbesondere das Stov Ipiov äichm^t schien

* Genaueres wissen wir nicht. Vgl. Loheck, Aglaophamus S. 183 ff. Preller, Polemon S. 141 IT. Uulu-nsdlin, MysU riLMilioiligliiiuer Ö. 199.

' Uber den in Klamuiem gesetzten Zusatz, der .sich aul die Öühnung der mit Blutschuld Bebafleten bezieht, vgl. Lobeck a. 0. S. 184; auch aus dem Ampbiaraoskult ist ibnlicbes bekannt (Paus. I, 34, 3). DabM wollen wir nicht tergessen, dass Ampbiaraos ein ursprünglicher Zeus ist.

3 IlaXaöiov ist ein Kuchen, der im wesrntliclieii ;uis h'riichlen besteht, wi( die in den weitrrhiii citirten Soiiliuklesverseu begegoeude xa-pUtfictta; Tgl Herodot IV, . j mit Steins Anmerkung.

KBBCHNOB

279

Binigen sehr tu Unrecht hier erwähnt. Meineke hat z. B. i^dv an Stelle von otov gesetzt, Wilamowitz wollte die Wolle gpmz beseitigen und conjicirt i^v, ^röpiov dticXure«, welehe Gonjeetur Raibel unter den Text gesetzt hat*.

Für diese Änderungs^ersuche ist aber kein Raum. Denn das Scov fpiov AivXuTov ist ein sehr wichtiges Kultobject und begegnet ons gerade in dem Zusammenhang, in dem wir es hier finden, des Öfteren. In einem bekannten Fragment aus Sophokles Polyidoe, das uns bei Clemens Alexandrinus (Strom. IV S. 565) und vor allem bei Porphjrios (De absti- nentia II 19) erhalten ist, finden wir es wieder nisammen mit einigen bei Athenaios genannten Gegenstanden. Porphy- rios sagt a. a. O.: xttl SofwXü« ^McypAfaM t^v 9i09iX«i 9u«(«v

"^v {lev yoip 0(6( {ioXXÖC, ^ ifMPfXou

IvISv ^ «ayxäp^ceia au^L^vpi^ oX«tc Xico« l>fle(a< xotl «oixiXfj^ecrov

Wir finden also hier wieder die Zottel der Schafwolle zu- sammen mit Wein, Weintrauben, einem Kuchen aus Früchten, heiliger Gerste, öl und Honigwaben zu einem Opfer vereint, das als die 6£09i>,7i? Öuaia sehlechthin bezeichnet wird. Ver- gleichen wir die Sophoklesverse mit unserer Stelle, so fin- den wir, dass das in ihnen beschriebene Opfer genau mit den fünf an letzter Stelle genannten Bestandteilen des Kerchnosin- halts übereinstimmt, nur die Milch fehlt in den sopbokiei- schen Zeilen.

Die Wolifloclien, den Wein, den Honig, das öl und an- dere Baumfrüchte finden wir nun auch vereinigt bezeugt in einem Opfer an Demeter. Paus. VllI, 42, 11 erzählt von sei- nem Besuch im DemeterheiÜgtum bei Phigalia und berioh-

* Vgl. über x<ipi«v besonders Tbeokrit IX. 19 mit Scholion ; Hesycb s. t. ^«ptfov und x^«t AthcnaiM XIV 646* und die madieiniieben Sohriftiteller. Uber die Verwendung dM x^P<*» im Kultns ist niohls bekwuit.

280

0. RUfifiNSOUN

tet da: xal lOuoa tr, OeiT), xttOa xotl oi ixi^c&ptot vo(dCou9tv, ou-

xapicov, xaI |uXtavAv ti xnpia xal iphiw xk (t^ l{ Ipyoitfiav im» vixovT«, oXX« Iti ftvAic>i« ToG o{«uxou, [&] TtOtavtv iirl tov P«a(iov ^oSo(tt)|Aivov irpo TOÖ (nniiX«(ou, 6lm{ )i xarat^foufftv «utAv fXatov. Es ist ohne weiteres klar, dass es sich um ein specifisch agra- risches Opfer handelt; ob es ein ausschliesslich für Demeter (und Kora) bestimintes war, mag dahin gestellt bleiben . Der Zusammenhang bei Porpbyrios erlaubt es vielleicht, das von Sophokles beschriebene Opfer dem in diesem Fall rein agra- rischen ApoUokult zu Oherweisen. Aber für unsere Frage ist, glaube ich, die Parallele von Phigalia entscheidend. Wir er- kennen aus ihr, dass es sich auch hei der Caeremonie mit dem Kerchnos um eine Kultushandlung im Dienst der Demeter handelt, und wenn wir diese Thatsache neben das oben Ober den Inhalt der polemonischen Schrift Gesagte stellen, werden wir nicht mehr daran zweifeln, dass die hei Athenaios ange- fQhrte Telete in das Kultcaeremoniell von Eleusis gehört. Der Kerchnos wäre damit auch litterarisch für Eleusis bezeugt.

In Eleusis hat sieh nun eine Reihe von Gefässen gefunden, die unter sich durch mancherlei Besonderheiten verschieden doch einen einheitlichen Typus darstellen und in ilirer Kr- scheinung sehr gut allen den Ant'oideruugen entsprechi-n, die wir nach der Beschreibung des Polemon an den Kerclinos stellen müssen. Die hauptsächlichen Fundstätten dieser Ge- fässe im Hieron sind die IMiilolialle, unter deren Fusshoden man sie '^,öU ni. tief in einer von Asche durchsetzten Schicht gelundcn lial, terner der Boden unter dem Buleute- rion und nordösllicli vom Teleslerion in der iNähe der Lehm- ziegehnauern, hier z. T. in beträclilliclier Tiete*.

Ausserhalb Eleusis sind Fiaj^nienle \oii einem der in Krage kommenden Gelasse von der Art wie Tat. 13,3 nur noch bei den Ausgrabungen des deutschen Instituts am VV estabhang der Akropoiis gefunden worden. Der Ausgrabungshericht

« Vgl» PbiliM, 'Eftii. 1885 8. «72, Skia« ebenda 189« 8. 200 Aam.

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KBRCRNOS

vom 24 Nov. 1894, der dieaeo Fund beschreibt, nennt ali Fundort eine Stelle westlieh von der NebenBiraeae, die am Südende des Dionysions von der Hauptstrasse abzweigt. Der Zusammenhang ergiebt, dass die Scherben im Bezirk dee Dionysions, in der Umgebung dee Tempele wahracheinlidi sOdlich von ihm gefunden worden sind, in weleher Tiefe, ist nieht mehr genau festsusteUen, doch scheinen die Scher- ben in den oberen Sehiefaten gelegen zu haben. Die jedenfells ▼erschleppten wenigen Seherben lassen einen Schlnss auf Verhältnisse des Koitus nicht tu. Es ist wahrscheinlich, dam aie ans dem sicher in der Nähe gelegenen stadtisehsD Elensl« nion an die beseichnete Stelle geraten sind.

Es sind GefSisseS deren Form schon sehr auffällig in die Erscheinung tritt. Der untere Teil hat die Form einer Schale mit hohem Fuss, er endet mit einem Rand, der sich als breit vorspringender horizontaler Streifen um das gsnie Geflss zieht. Ober diesem Teil erhebt sich ein Aufeats, der auf der Schulter sehr stark ausgewölbt ist, darüber eine stailLe hohl- keblenartige Einschnürung zeigt und in eine breite Mündung endigt, die entweder für Aufnahme eines Deckels eingerichtet ist oder mit einem nuch aussen umgebogenen Rand gebildet wird. An dem horizontalen Kingstreifen oder direkt unter- halb dieses sind die beiden meist sehr massiv gebildeten Hen- kel befestigt, die in der Hegel nicht ganz horizontal sondern etwas schräg nach oben stehen. Bei einer Anzahl dieser Ge- fässe sind sie in einer sehr charakteristischen Weise nach oben umgebogen und mit einem kleinen Aufsatz in Gestalt eines kleinen Geiässchens verziert.

Ist die Form der Gefässe an sich schon so auffallend, dass sie dadurch im Kreis der antiken V'asen als ganz singular er- scheinen, so tritt diese Absonderlichkeit der Bildung noch mehr zu Tage in den kleinen Ansätzen, weiche wir auf dem

* Vgt so dem PcigwideB Taf. IS Abb. 8, das besterballene Eismplar dieaer Otttiing.

ATHEN. mrmnuiieBM zzui. 19

6. klAEMOM

boruootalen Bandstreifni und auf der Schulter der GefiuM angebracht finden. Sie erscheinen auf der Mehrzahl der ge- fundenen Exemplare dieaer VascDgattung als kleine Gebilde mit länglich rundem Fuss und einer von diesem getragenen mässig dicken Scheibe, die auf ihrer oberen Seite eine geringe Yertiefong zeigt und mit einem leicht profilirlen Rand endigt. •Die Ansätze haben so von aussen das Ansehen kleiner Ge- lasse. Bei den meisten der aufgefundenen Vasen sind sie aber im Inneren nicht ausgehöhlt, die leichte Einwöibung auf der Oberseite hat der Töpfer mit dem Daumen ausge- führt, um wenigslens andeutungsweise anzAigeben, was mit diesen Ansätzen gemeint sei, von deren praktischer Verwen- dung bei den Stücken, die wir jetzt im Auge haben, keine Rede sein kann. Es wäre aber ein Fehler, deshalb anzuneh- men, dass diese Ansätze willkürliche bedeutungslose Ver- zierungen seien. Es findet sich in Eleusis auch eine ganze Anzahl von Vasen, bei denen sich die Ansätze als wolausgebil- dete Gefasschen Kotyliskoi nach Athenaios kennzeich- nen. Sie sintl. wie leicht erklärlich, sehr seilen gut erhalten. Die kleinen, meist sehr dünnwandigen Rotylisken sind in der Regel bis auf den Stumpf abgebrochen. Ein derartiges Exemplar zeigt unsere Abbildung 1 auf Taf. 13 in Überansicht. Der Fuss ist abgebroclien. Wir sehen hier ein Gefäss unserer Gattung, dessen Rand mit acht wolausgebildelen kleinen Va- sen besetzt war, die eine zeigt noch einigermassen gut erhal- ten, wie gross die Väschen waren*.

Hier haben wir also eine Vase vor uns, die genau der Be» Schreibung des Kerchnos bei Athenaios entspricht und deren praktische Verwendbarkeit unbestreitbar ist. Wir werden da-

* Der Durchmesser des Kot^Iiskos am ftusseren proOlirlen Rand der •Mflndimg gemessen belr&gt 7, 4 die Hdbe 3, 4 Bei einem anderen

sehr massiv gebildeten Kolyliskos, der auf dein Henkel eines Keidmoe aufsitzt, sind dieselben Masse: 8,6 «», 4,8 der Durchmesser des inneren Raudes der Mündung beUagl bei diesem rund 7«*. Die Kotylisken sind auf der Drehscheibe gefertigt, w&brend die unausgebildeten Ansätze mit der Hnnd geformt sind.

her keiD' Bedenken tragen, ffir die Gefasae den Namen Rereh» noB in Anspruch lu nehmen.

Die Mehnahl der gefundenen Vasen ist aber von der Art wie die zuerst beachteten mit den nnvollkommenen Ansätzen. Diese Stocke sind gar nicht far den Kultgebrauch geaebaifen, sondern waren Weihgesehoike an die Göttinnen. Dass diese Gefässe zu Weihgeschenken verwendet worden, ist sieber. Npben den aus Thon gefertigten Exemplaren wur- den in Eleusis auch mehrere aus Marmor gebildete Kerchnoi gefunden. Alle diese geben mit verschiedenen Modalitäten die äussere Form des Kerchnos wieder, kein einziges zeigt die kotyliskenartigen Ansätze, geschweige denn ausgebildete Kolylisken, nur eins ist innen ausgehöhlt, alle anderen sind massiv gelassen. Es ist also deutlich, dass sie nicht zu prakti- schem Gebrauch, sondern nur als Weihgeschenke dienen sollten. Ausdrücklich bezeugt den Charakter als VVeihgeschenk auf einem der Marmorgetässe die Weihinschrift .... öctt)? [Ay5{XT,jTpt x%i Köpr, iveöriKtv. Auf einem kleinen Fragment eines thönernen Kerchnos stehen in ganz diinnem Blattgold aufge- setzt die Buchstaben aevir] und davor eine schräge Hasta.die zu einem a gehört haben wird, also etwa eu^a]jAiv7), demnach auch der Rest einer Weihinschrift. Schliesslich ist zu bemerken, dass sich auch einige bronzene Kerchnoi gefunden habeo,und auf einem kleinen Fragment eines solchen steht auf dem hori- zontalen Handslreifen der Rest einer gepunzten Inschrift }EOI/^ also O-'^iv in Buchstabenformen, die recht wol noch dem V. Jahrhundert angehören können Auf einem anderen Fragment desselben Stückes stehen die Buchstaben ^PAT, wol der des Namens des Stifters.

In der Fabrik, in der diese und auch][andere— :Thonge> lasse eigens für den eleusinischen Kultus verfertigt wurden, hat man sich , was bei der massenhafken Production nicht zu verwundern ist, bei den Stfieken, welche nicht für Kult^ handlungen dienen sollten, das mOhsame Ausdrehen der einüben kleinen Rotyliskoi auf der Scheibe erspart ; fikr den äusseren Eindruck genügten derartige nur angedeutete Ko-

0. llüSSWBOtflt

tyliskoi auch. Ja man ist in dieser Beziehung noch weiter gegangen. Innerhalb dieser Getässgatlung können wir eine Entwicklung constatiren. Abbildung 2 auf Taf. 13 führt uns eines der einfachsten Gelasse vor. Hier sitzen auf dem ho- rizontalen Streifen vier solcher Ansätze in Grösse und Form ganz den wirklichen Kotyliskoi entsprechend. Solcher ärm- licher Bildungen finden wir aber nur wenige. Man ist bei der Weiterentwicklung des Typus dazu übergegangen, gewis- sermassen als Ersatz für die unterlassene Ausarbeitung der einzelnen Kotyliskoi die Zahl der kotyliskenartigen Ansätze zu vermehren. Man hat zunächst den Rand mit einer dicht gedrängten Reihe solcher Ansätze bedeckt, dann zwei Reihen neben einander angebracht ein solches Gefäss zeigt Abbil- dung 3 dann hat man auch noch die Schulter der Gefasse mit diesen Ansätzen bedeckt und ist in diesem mehr spie- lenden Verfahren so weit gegangen wie möglich. Taf. 13, 7 zeigt ein Gefäss mit vier Reihen Ansätzen. Bei der Vermeh- ning der nur scheinbaren Kotyliskoi wurden diese immer kiemer. in Abbildung 7 sieht man z. B., wie in der unter- Btea Reihe immer nur eins um das andere von diesen Gebil- den wirklich kotyliskenförmig ausgeführt ist; die übrigen dieser Reihe und ebenso auch die in den oberen Reihen sind stark verkümmert ; es fehlt bei ihnen der obere ausladende Teil. Die Ansätze verloren eben bei diesem Entwicklungsgang aUmählieh auch äusserlich den Charakter als Gefässe und sdirampfkeo schliesslich zu platten Ringen, Buckeln oder Knöp- fen zusammen, die nun rein ortiamental verwandt wurden. So sehen "wir sie Tai. 13 Abbildung 5 als zwei Reihen fla- cher neben einander gesetzter Ringe auf dem horizontalen Streifen verwertet, bei einigen Exemplaren findet sich solche Ringreihe auch |um die Mitte der Schulter herumgelegt. Ein weiterer Schritt in der Umbildung zum reinen Ornamentiates sodann, wenn die ilachen Ringe kleeblattartig zusammenge- stellt werden und die Metamorphose ist vollendet bei Exera« phren, wie sie unsere Abbildung 6 Teranaehauücht, wo Je

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KBBGÜMOB

fOiif iolober Ringe iq einer veritaUeo Rosette vereinigt sind^ War man einmal bo weit gegangen, dasa man mit Zurfick* etellong der früheren knltliclien Bedeutung diese Kotyliakoi sa rein ornamentalen Verziernngen umgestaltete, so ist es eine kaum noch auffall ige Erscheinung, dass die Töpfer es sieh auch häufig erlaubt haben, von^der Anbringung dieser Orna<* mente gani absusehen, und so finden wir in der That eine ganze Anzahl von Gefässen, die nach Form» Thon, Verzierung sicher zu unseren Gefössen gehören und auch mit ihnen zusammen gefunden sind, gänzlich bar der Beigabe -von Scheinkotyliskoi, sei es in Form der ausgebildeten Ansätze sei es in Form von Ornamenten (Taf. 13,4). Wir werden uns daher hüten, bei der Erklärung des ganzen Gefässtypus diese Gefässe von den vorher betrachteten abzusonderen. Auch von den Marmorkerchnoi hat, wie schon bemerkt wurde, kein ein- ziger irgend welche Verzierungen plastischer Natur. Wir er- kennen vielmehr aus der eben betrachteten Entwicklung, dass für die Darstellung des Kerchnos in der bildenden Kunst ein- fach die Wiedergabe der charakteristischen Form des Gefas- ses genügen konnte. Für den in die eleusinischen Mysterien Eingeweihten bedurfte es keiner weiteren Kennzeicbnuog des Gefässes; er wusste schon, was gemeint sei.

Vergleichen wir nun die Beschreibung des xepvo; bei Athe- naios mit unseren Gefässen, besonders mit den an erster Stelle behandelten Exemplaren, so müsste es eigentlich wunderbar erscheinen, dass man nicht von Anfan^^ an die Identität desm'p- vo< mit den eleusinischen Gefässen erkannt bat. Aber abgesehen

' Die wiMteren Spielarten, die sich bei der Entwicklung der Kotyliskoi herausgebildet haben, wollen wir hier nicht im einzelnen verfolgen. Zu Knöpren wurden die Öcheinkolyliskoi dadurch umge&laitel, da.ss man den Posa wegliest und die fleehe Scheibe mit ihrem profiUrten Rand direkt auf deo Ringstreifen des Kerchnos aufsetzte. Auch von dieser Abart finden •ich mehrere Exemplare im Museutn 7u Eleusis. Bei einigen kleinpr«'n und besonders flüchtigen Stücken erscheinen die Ansätze ganz verkümiiiurt wie Wanen oder kleiiie Boflkel, so dass nichts aa ibnm mehr aa ihre Mhere Otsialt eriaaart.

SM o. auBBmoHM

TOD einigen PondamsliadeB waren dteeigentamliehen Deckel, welche m dieeea Geflnen gehOren,der Erkenntniss hinderlich. Be eind Deckel bald von flach gewölbter, bald Ton mehr cylin- drischer Form.wie ate unsere Abbildungen 8 a und 8 b zeigen. Auch bei ihnen kehren biaarre Verschiedenheiten in der Por- mengebung und io der äusseren Ausstattung wieder, wie bei dem Gefäss selbst. Es ist nicht nötig, dass wir den einzelnen Schöpfungen der Vasenfabrikanten nachgehen, die nun einmal bei dieser Vasengattung ihrer Erfindung freies Spiel gelassen haben. Gemeinsam ist allen Deckeln, dass sie durchbrochen gebildet sind, wie die Deckel von Thymiaterien. Das muss einen bestimmten Grund gehabt haben. Da einige von den Gefassen, welche in der Aule in der Aschenschicht (s. oben S. 280) gefun- den wurden, auch in ihrem Inneren Asche enthielten, so dass es den Anschein haben konnte, als ob in diesen Gelassen etwas verbranra worden wäre, so haben Philios in seiner vorläufigen Besprechung der Gefdsse 'E9rjaipi<; äpj^. 1885 S. 17-2 f. und ihm folgend H. von Kritze in einem Aufsatz in der 'li^^r^jXEpi; etpjr. 1897 S. 164 unsere Gefasse für Thymiaterien erklärt. Beide lehnen die Identificirung mit dem Kerchnos ausdrück- lich ab. Philios, dem nur ein beschränktes Material zur Ver- fügung stand und der insbesondere die Gefässe mit den Weih- inscliriflen noch nicht kannte sie sind erst bei späteren Aus- grabungen gefunden worden that dies, weil er den Schein- kotyliskoi jede praktische Bedeutung absprechen musste, ihre Entwicklung aus wirklichen Kotyliskoi nicht erkannt hatte und den Charakter der betrelTenden Gefässe als Weihgeschenke mangels der erst später hinzu gekommenen Belege nicht in Erwägung zog. Die Ausführungen II. von Fritzes, der zum Teil mit denselben Gründen wie Philios operirl, scheinen mir von Grund aus verielilt zu sein, doch würde uns eine Widerle- gung im Einzelnen zu weit abführen Nur das sei hier her- vorgehoben. Es unterliegt keinem Zweifel und wird mir auch von Herrn Dr. Skias, dem derzeitigen Kphoros von Eleusis, welchem ich für vielfache Unterstützung zu lebhaftem Dank verpÜichtet bin, bestätigt, dass die in den iverchnoi vorgetunde-

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K.BRCHN08

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nen Aschenteile lediglich aus der iimgebeDden Aschenschicht,. in der die Getässe gefunden wurden, in diese hineiDgeraten< sind*. In keinem einzigen der im Moaeum voa Eleuait aof« bewahrlen Kerchnoi findet aieh eine Spur, die darauf aebliea-. aen liease, das» in den Gefaaaen Jemals etwaa verbrannt wor-- den wäre. Bine sichere Widerlegung der Ansicht von Phiüoa und Frille schliesst aber schon die Thatsaehe in aich, daaa bei der von ihnen gegebenen Erklärung die Kotyliskoi, die- auagebildeten wie die unausgebildeten, unerklärt bleiben. .

Wie erklären aich nun aber bei unserer Auffiissung der 6e- faase die durchbrochenen Deckel ? Es muss im Inneren des Kerehnos etwas geborgen worden sein, dein durch die- Öff- nungen des Deckels Luft zugeführt werden sollte, daa iat si- eher. Waa war das aber? Die Beschreibung des Kerchnoa und der in ihm su bergenden Gabe hei Athenaioa adieint uns fhr die Beantwortung dieser Frage keinen Anhalt abzugeben.- Wir besitzen aber noch eine andere Nachricht über die Caere- monie mit dem Kerehnos, die uns vielleicht im Zusammen- hang mit den Angaben bei Athenaios weiter zu fördern ver- mag. Im Scholien zu den zu Anfang (S. ?75) angezogenen Ni- kanderversen (Alex. 217)hei8st es: xtovo'pöpo; r; tou; xpaTTjpot?. ^«pou<ia lepsia* xepvou? yip (pac. to'j; auaTixoO; xpaxYipa;, i^' <ov Xupou; TtBtait. Das Scholion bezieht sich zwar auf eine Stelle, in der vom Kerehnos im Kybeledienst die Bede ist, das ist aber für unsere Betrachtung belanglos. Wenn wir ein so ei- gentümlich gestaltetes Kultgerät wie den Kerehnos in zwei Kulten finden, so ist es ohne weiteres klar, dass die mit ihm. "vorgenommene Handlung in beiden Kulten verwandter Na- tur gewesen sein rauss, auch wenn diese Kulte nicht so vie- lerlei Beziehungen zu einander hätten, wie es bei den My- aterien der Kybelc und den eleusinischen besonders in den späteren Zeiten des Altertums der Fall gewesen ist. Abwei? ehungen von einander werden in der Zusammensetzung des

< Vgl. dsn jeut auch Kumolotis, 'Bfi||upU 18W 8. U f.

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O. RUBENSOHN

im Karahnot lu bergenden Inhalts und in der einen oder aa* deren Ausserlichkeit der Kultusbandlung obgewaltet haben, die weteotiiohen Bedingungen für die Verwendung des Kercb- noB aber müssen die gleichen gewesen sein, in einer sol- chen wesentlichen Bedingung des Gebrauches hat aber die durchbrochene Bildung der Deckel der eleusiniachen Kerchnoi ihren Grund gehabt, und eben diesen lehrt una daa Nikan- daracholion kennen, deaiea Angaben wir daher ohne weite- res für unsere Untersuchung Qber den deusinischen Rultge- branch Tcrwerlen dürfen.

Daa Scholien meldet uns also, dass in den Kerchnos Xu^vot gesellt wurden. Wenn wir das wissen, ▼eratehen wir, warum man in den Deckeln öflhungen angebracht hat; durch dieae OffouBgen wurde dem Licht dea >uxvo(Loft zugeführt. Könoeo wir dieae Nachricht mit den Nachrichten bei Athenaioa ver« einigen ?

Ich glaube wol. Athenaioa berichtet uns in dem aua Pole-

mon entlehnten Passus nur von den Gaben, welche in die kleinen den Rand des Kerchnos umgebenden Kotyliskoi ge- legt wurden. Von dem, was im Inneren des Kerchnos selbst geborgen wurde, spricht er nicht. Das Nikanderscholion bil- det also einfach eine Ergänzung zu dem Bericht des Alhe- naios. Wir dürfen es uns indessen nicht verhehlen, dass eine derartige Caeremonie ganz singular unter den griechischen Kultusgebräuchen dastehen würde', und es würde schwer fallen, eine Erklärung für den seitsamen Brauch, eine Lampe in ein Gefäss zu stellen und sie so der Gottheit darzubringen, zu finden^. Sodann muss auch bemerkt werden, dass die eleu-

* Hiebt unenvibot mof« bleiben, dais OlenMOt Alei. Protrapt. II, St (B. 19| unter den dbctfpfi|w «i^lUlm dar TbenUs dea Xi^vof aenot. Walehe Verwendung in diesen sehr danklan Mjstarian aber iwXIrgyot geftindan bat, kann ich nicht angelten.

* Eine Notiz, wie die bei liimerius VII, 2 (mir hier nicht zugänglich) : 'Atnadc vdjioc'BXMMvdtc ftlx (xuota« f <p«tv mJUmi xai 8pi-fiMtT«a.i.w. darf man nicbt mit der Kerdinos-Caeremonia in Varbiadnng bringan, dann Spinm« sind Abranbundel und können deabatb mit dam Karehnoa nichts sn Ibnn

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KJSBCBM08

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sinischen Gefäsae mit ihrem trichterförmig nach unten zu- laufendeo Bodeo wenig praktisch für einen solchen Zweek eingerichtet erscheinen. Es ist daher vielleicht noch eine an- dere Möglichkeit in Erwägung zu ziehen. Wenn wir uns den bei AthemüoB beschriebenen Inhalt des Kerchnosopfers näher betrachten und uns seine Unterbringung in den eleusinischen Gelassen vergegenwärtigen , so ist es von vornherein klar, dass die Getreidekömer dass es sich um Kömer handelt, beweist der Plural und Hülsenfrüchte , ferner auch der Wein, das Öl, die Milch, der Honig, ja im Notfall auch die Schafwolle in den Rotyliskoi anlsfgebracht werden konnten. Nicht recht an^ngig erscheint es, dass auch der Opferkuchen, das ««IdtOtov, in einem solchen kleinen Kotyliskos Platz fand. Er mflsste dann erstaunlich klein gewesen sein. Die Möglich- keit scheint mir daher nickt ansgeschiossen, dass der Opfer^ kuchen nicht in einem der Rotjliskoi sondern im Inneren des Kerchnos selbst ontergebracht worden ist. Auch in diesem Fall kann bei dem geringen inneren Passungsraum des Ker- chnos der Kuchen nur klein gewesen sein, so dass die Demi- nutivform IlaXdbOrov gerechtfertigt erscheint. Bekanntlich ist es nun ein durehaus nicht singnlärer Brauch geweaen, Opfern kuchen mit Lichtem zu beetecken. Aus Philochoroa werden I. B. bei Athenaioe derartige Kuchen «itft^vTic genannt im Kult der Artemis Muniehia erwähnt; auf dem 'E^jAipU ofx- 1890 Taf. 5 publicirten bokitisehen Gloekenkrater briii^ ein Mädchen einer weiblichen Heilgottheit auf einer mit Zwei- gen bekransten Schflssel PrOchte und einen Kneben dar, in dessen Mitte eine brennende Rene steckt. Bs ist möglich, dass wir einen ähnlichen Brauch für die Knchnoeeaeremome ansunehmen haben, dasa man auf den im Kerchnos nieder- gelegten Kuchen kleine Lämpchen oder auch Kenen, wie wir sie auf dem Opferkuchen des boiotischenGefiissee 8ehen,stellte. Wie dem aber auch sei, ob wir uns die X^C/gwi in der einen

haben. Unter fu« ist das Liebt der Fackeln zu versieben. Das Ganze gebt wahracbeinlieh auf den Jakehomi^.

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O. BOBIMSOHN

oder der anderen Weise im Kerchnos stehend zu denken ha- ben, jedenfalls finden die durchbrochenen Deckel der Gelasse vollauf ihre Erklärung durch die im NikanderochoUoo für den Kerchnos bezeugte Sitte der Lychnophorie.

Es wurde schon bei der Beschreibung der Gefässe darauf hingewiesen, dass ein Teil der gefundenen Vasen nicht für Deckel eingerichtet ist. Das beweist uns, dass die Deckel ein unbedingtes Erforderniss nicht waren. Auf einer ganzen Se- rie von athenischen Theatermarken aus Blei ' ist der Kerchnos dargestellt bald mit Deckel bald ohne Deckel. Wir sehen also auch hier dasselbe Verhällniss, wie bei den eleusinischen Ge- täwen obwalten. Auf zweien dieser Marken, die leider in der hiesigen MilnzsainmluDg nicht mehr im Original vorhanden sind sie gehören zu den bei dem grossen Diebstahl ver« Bchwundenen und von denen ich daher nur eine nach der Zeichnung Postohikas hergestellte Abbildung * hier beibringen

kann, ragen aus dem deckellosen Kerchnos einmal zwei und einmal drei dünne Stäbchen hervor, für die sich schwerlich eine andere Erklärung linden lässt, als eben die, dass es Ker- len gewesen sind. Wir dürfen das Nikanderscholion nicht pressen und uns an den Ausdruck Xu^voc klammern, um etwa gegen diese Deutung Stellung zu nehmen. Es besteht zwi- schen Lampen und Kerzen in diesem Fall kein Unterschied für den Kultus. Für den Wechsel zwischen beiden kann eben* aowol die Mode wie eine technische Forderung Jeweilig mass- gebend gewesen sein. Einen Kerchnos , aus dem die Flammen solcher Lampen

< Jetzt üttersiciitlicli zusammengesteilt Ton Svoronoi ia seinem Jounui» international d'arcMologie numismatigM I 8. i>5.

* K«cdlX»YOc T0V U teB vo|^ia(iaTuioO iMvotüw 'AiBqvAv «SkmfvTwv vo|uo|iditwv Athen 1888, Nr. 320 und 827.

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KSaCHNOS

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herTor lodera,glaabe ieb aaf der bekannten camaisebea Vase in der Ermitage zu Petersburg erkennen zu dOrfen, für die wir leider immer nocb auf die ungenügenden Abbildungen angewiesen sind, welcbe auf Campte 'rendu 1862 Tai. 3 surfickgehen. Wir seben bier in der Mitte der ganzen Dar- stellung zwiscben zwei gekreuzten Bakcboi' einGefäsasteben, dass zwar in der Form niebt ganz genau dem Kerebnos ent» spricbt, aber doch schwerlich etwas anderes als ihn darstellen soll. In Stephanie Katalog und im Text zur Tafel wird es als kleiner Altar bezeichnet. Das kann es sicher nicht sein wegen der Forrn. die deutlieh ein Geläss wiedergiebt. Es ist vergoldet, und auch dieser Umstand spricht für die vorge- tragene Deutung.

Alles was wir den litterarisclien und den monumentalen Quellen über den xep/vo; entnehmen können, trifft also, wie wir sehen, bei den eleuainischen Gelassen zu. Wir können die Identität des Kerchnos mit diesen für gesichert halten. Welche Folgerungen ergeben sich nun aus diesem Resultat für den eleusinischen Kultus? Man brachte in Eleusis die Erstlinge der Feldfrüchte, des Weins, des Öls, kurz allen Segens. den die Erde spendet, dar, zusammen mit der Gabe des Hirten, denn die Schafwolle ist hier ohne alle Nebenbedeutung lediglich als dcTrapyV) vom Ertrag der Herdenzucht zu betrachten. Das ist durchaus nichts Besonderes sondern beg^net eigentlich in je- dem agrarischen Kultus. In Eleusts aber war dieser einfache Vorgang zum Mysterium erhoben. Nicht durch Uoteriegung irgend einer geheiranissvoilen Deutung oder übersinnlichen Erklärung, nur die besondere Gestaltung des Kultcaeremoniells bebt die beilige Handlung im Dienst von Eleusia aus der Menge

* Den Namen Bakchos fur die als AUribule der MjsleQ üblicbeo Zweig- b&adel antowenden, sind ifir,|^«iibe ich,trob Strubes Widenprueh bsfwh* ligl. Furtw&ngler, dar im Arcb. Anteiger 1892 8. 106 und Athen. Mitlh.'

1895 S. 358 ausführlich über die Zweigbündel gehandelt bat. lässt sie un- benannt,ohne über die Ton Htepliaiii zuerst in Vorschlag gebrachte Be- neuQUDg ß«x)^oi zu sprechen. Siehe aucti die Erürleruugeu für und wider insaminengMiellt bei Overbeck, Kunstnqrlbologie II 8. 671 f.

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O. RUBBNBOHN

der gleichartigen DarbriDgungen in den anderen Rnlteo her* aus. In Phigalia legte man einfach die Gaben anf den Altar der Demeter nieder. In Bleosis bii^ man die Spende io einem ganx singnlir geformten GelSss, dann wird sie in feierlicher Weise, etwa in einer Proxession (s. u.) einheigelragen, und sum Sehluss nehmen die Trager des Rerchnos etwas von den dargebrachten Frachten und Ycraehren es (Athenaioa a.a.O.) Diese Speisecaeremonie ist oifenbar die Hauptsache in der gan- sen heiligen Handlung. Sie ist der eigentlich mystische Vor« gaog.Dass bei den Mysterien solche feierliche Speiseeaeremo- nien,die von den gewöhnlichen Opferschmäusen.GOtterbewir- tungen und dergleichen wol zu unterscheiden sind, eine grosse Rolle spielten, wissen wir. Das beweisen ja schon die Belsen nt- nissformeln, deren wir zu Anfiing gedacht haben. Ich erinnere ferner an den Genuss von rohem Fleisch in den Dionysos - Zagreus - Mysterien (Schol. zu Clemens Alex. Protr. 1 S. 433 Dind. (mir hier nicht zugänglich) w(x« yäp -naOtov xpeot ol u.you- (xivoi Atovuo(j> Stiyax toöto TfiXoufiivoi toG (rjcapayfJ^oj, ov uttiittj Aiövudo; üTto TtTivuv). Im Kult der grossen Götter von Samo- thrake kennen wir eine derartige Caeremonie aus der von Gomperz dem Sinne nach sicher richtig ergänzten Inschrift aus Toraoi*, aus der wir erfahren, dass der Priester [tw]v (lu-

TO w»(i[i.]a <Tx^^*^ ^YX"' i"^^ tcotöv Tot;] {jnjdxai?. Darreichun- gen von Brot und Wasser begegnen auch in den Mithras- mysterien^, und auf eine ganze Anzahl solcher Gebräuche in verschiedenen Gcheimkulten spielt Clemens Protr. II 22 (S. 19) an. Wir sehen also, die Caeremonie mit dem KerchnoB reiht sich ohne weiteres in eine ganze Zahl verwandter Vor- gänge in anderen Mysterienkulten ein. Die vornehmste Paral- lele zu ihr finden wir aber in den eleusinischen Mysterien selbst. DasTrinIcen des Kykeon nimmt unter den Einweihungs caeremonien in die eleusinischen Mjfsterien eine wichtige SteU

* Arcbiologisch- epigrapbisehe Uittbeilmigen VI 1882 8. 8 Nr. U. s Cttmont in Boscben Lesikon II 8. 3M.

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lung ein, wie dies das eleusinische Synthema (s.o. S. ^71) und die für die eieuainiache Mysten weihe vorbildliche Scene des homerischen Hymnus (Y. 205 ff.) lehrt: sein Genuss beendigte das Pasten des ßinsu weihenden, wie er dem neuntagigen Pa- sten der berumirrenden Demeter im Hause des Keieos ein Ende gemacht hatte. In nSberer Bestebung su dieser Caere- monie steht der Kerchoos nicbt. Das GefSss, aus dem man den Kykeon genoss, war das Kymbos. Das wissen wir aus Ni* kanders Alexipbarmaka 1S8 ff., wo es heisst:.

VV|OTlipD( AvioC« (AOpÖlV «OTOV, ^ IVOTI

XotuXftviDv l€pt^fv in* itoTupov *IinvoMttVTO«

und im Schatsverzeichniss von Eleusis C.l.A. 1V,2 767 b Z.54 finden wir auch ein xu(x6tov verzeichnet, leider an einer stark

fragmentirten Stelle, so dass wir nichts Genaueres angeben können. Die Kullushandlung, bei der der Kerchnos ver- wendet wurde, gehörte nicht zu den Rin weihungscaereinonien von Eleusis, sonst stände sie eben im Synthema verzeichnet.

Fragen wir uns nun, bei welcher Gelegenheit die Rultus- handlung mit dem Kerchnos in den eleusinischen Mysterien Statt hatte und wie gestaltet sie war, so giebt uns einige Auf- klärung darüber schon Poiemon bei Athenaios. Wir ent- nehmen seinen Worten, dass der Kerchnos bei derCaeremonie in einer Prozession oder in einem Tanz das bleibt hier un- bestimmt — umhergelragen worden ist. Der Ausdruck xepi- tvTjvo^oTt«; verrät, dass es sich nicht um eine Prozession, die von einem Punkte zu einem anderen zog, gehandelt haben kann, die Träger des Kerchnos müssen sich vielmehr auf einem irgendwie abgegrenzten Platz im Kreis oder sonstwie umher- bewegt haben. Des weiteren belehrt uns Poiemon , dass die Teiinehmer an dieser Caeremonie den Kerchnos auf dem Kopf getragao baiMui, niehta anderes nänilieh besagt die Wendung:

O. ROBSltflOnf

6 toCto. ßaoTix<5«{ olbv Xixvo9opTf)<i«;. Das Liknon wofde bei den verwandten Kultushandlungen anderer Gottesdienste von den beteiligten Personen auf dem Kopf getragen'.

Eine willkommene Ergänzung und Bestätigung dieses lit- terarischen Zeugnisses bildet nun der Pinax der iXinnion, der im Jahre 1895 in Eleusis gefunden worden ist^. Es ist hier nicht der Ort näher auf die Darstellung dieses in seiner Be- deutung für den Kultus von Eleusis einzig dastehenden Denk- mals einzugehen. Es muss dies der bevorsloliondcn X croffent- lichung des Pinax durch Herrn Dr. Skias vorbehalten bleiben. Nur so viel möge hier bemerkt werden. Es ist auf dem Pinax in zwei Streifen übereinander eine Prozession dargestellt, die im liieron von Eleusis vor sich geht. Das Innere des Heilig- tums— nicht des Tempels - ist durch den Omphalos und eine Säule im Hintergrund gekennzeichnet. In der unteren Heihe empfängt eine thronende, in der oberen eine thronende und eine siehende Göttin die Heranschreiten Jen. In dieser Prozes- sion tragen zwei Frauen den Kerchnos. eine dritte Kerchnos- Irägerin befindet sich im Giebel des Pinax. Einen Ausschniltaus der Darstellung der Prozession mit dem Oberteil der einen der beiden Kerchnostragerinnen und der vor ihr stehenden Göttin zeigt unsere Abbildung nach einer Zeichnung Gillierons'.

In der Form stimmt das Gefäss so genau mit den eleusini- schen Gelassen überein , wie das bei der ziemlich flüchtigen JManier des Maiers möglich ist. DieKot^iiskoi fehlen. Wir haben

* Vgl. O. Jahn, BerieblA derslchiisdienOeselliolialt der Wissenschaften mi 8. 924 Anm. 125.

* Einige Angaben über ihn liat Kern in <lor Arcli. Gcsclischafl in Berlin (Arcb. Anzeiger 189Ö S. 163) geiuaclil; vgl. Attieu. MitUi. 18'J5 S. 231.

* Den Kopf der KercbnostrSgerin und die eine Fackel der vor ibr sieben- den Figur lial H. von Kritze, Efumflt ipx- 1897 S. I6ii in L-iner flüchtigen Skizzr* \vi«'(l(;rg<'^'rb<'M St ine Deutung der Scene, dio Frau mit den beiden Fackeln euuünde mit deren einer den in dem Gefäss enthaltenen Weih- .raucb, ist völlig unannehmbar. Ein Blick auf unsere Abbildung zeigt, dass .tin derartiges nicht zu denken ist. Fritie bat auch die Art, wie der Kercbnoi auf dem Kopf der Frau befestigt ist, und die Pedwitnng der LSofaCf im JUndstreifon de« Kerchnos völlig Tcrkannl. .

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KEftCHNOS

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ja aber schon hervorgehoben (S. 585), dass ihre Anbringung für die Darstellung des Kerchnos in der bildenden Kunst nicht unbedingt erforderlich war. Auch dass der Deckel nicht durchbrochen geraalt ist, kann nicht überraschen. Die Über- einstimmung in der ganzen äusseren Erscheinung und io einigen gleich zu berührenden Einzelheiten ist so gross, dass

ein Zweifel an der Identität der dargestellten Gefässe mit den eleusinischen unzulässig ist.

Auf dem Pinax sehen wir nun , wie das Gefäss bei der Prozession getragen wurde. Es ist mit weiss gemalten Tä^ nien am Kopf befestigt. Die Tänien sind an den Henkeln des Kerchnos angebunden. Eine derartige Befestigung würde schwerlich genügen. Wir finden bei fast allen eleusinischen Gelassen im Fuss der Vase zwei Durchbohrungen'. Offen- bar wurde auch durch diese ein Band gezogen, das am Kopf der Trägerin angebracht wurde und zur weiteren Be- festigung des Gefässes diente. Über den Deckel des Kerchnos laufen in der Darstellung zwei sich kreuzende schwarz aufge- malte Linien. Die eine verläuft über den Band des Deckels

< Vgl. 'EfTiiiiplt ipx- 1885 Taf. 9, 7 8. 172.

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m

O.' IIUBBNSIIHN

hinaus den Randstreifen des Kerchnos, wir können sie daher nicht als Angabe einer rein ornamentalen Zuthat be- trachten. Was gemeint ist, lehren uns die eleusinischen Ge* iässe. Es finden sich bei ihnen in dem Randstreifen meist zu beiden Seiken des Henkels vier je zwei bei jedem Henkel— bisweilen auch mehr kleine runde Löcher * . In einigen dieeor L&cher stecken noch heute dünne Metallstreifen. Zur Befe- stigung des ILerchnoB am Kopt können diese nicht gedient haben, Bronze wäre für einen solchen Zweck der ungeeignetste Stotf. Es ist deutlich, dass die dünnen Bronzestreifen zur Be- festigung des Deckels gedient haben. Wurden die Gnlässe in der besdiriebenen Weise in einer Proieesion umheigetragsn, so musste man die Deckel irgendwie auf dem Kerdbnos be- festigen. Bänder aus einem pflansUcfaen Stoff würden Tom Feuer der im Kerchnos brennenden Lampen vemiohtet wor- den sein. Deshalb mosste man «i metallenen Bindern die Zuflucht nehmen, und die Wiedergabe solcher Bänder erkenne ich auf der Darstellung des Pinax. Die Frau , welche den KerchnoB tragt, hat im Haar ein Diadem, während die bei- den anderen Kerchnosträgerinnen des Pinax (Tgl. die Skinen bei Fritie a. a. O. ) einfach Kränze auf dem Haupt tragen. Mit der rechten Hand, in der sie einen Zweig halt, adoiirt sie die Tor ihr stehende Göttin. Was sie mit der linken Hand fosBt, lässt sich nicht mehr erkennen. Auch der Kerchnos ist mit Zweigen geschmückt. Wir haben hier die Kercbnophorie im Kultus von Eleusis vor uns, eine Scene aus der Pompe, deren Schilderung dem bei Athenaios erhaltenen Passus aus Polemons Schrill unmittelbar vorausgegangen sein muss. Ks ist eine Scene aus der eigentlichen Myslerienfeier, die im In- nern des Heiligtums \uii Eleusis stattfand. Zum ersten Mal sehen wir eine solche aut einem antiken Denkmal dargestellt. Wir haben uns etwa die Aule des Heiligtums als Ort des Vor- gangs zu denken. Hier ging unter feierlichen Veranstaltungen beim Schein der Fackein auf dem Pinax sehen wir in der

4 Vgl. PhiliM,'Efi||upi< ^.48858. 173 «ad untere AbbildnngTaf. 13,1.6.

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kERCMNOS

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unteren Reihe den Ilierophanten oder Dadueben mit seinen Packeln dieser Teil der Mysterien feier vor sich , bei der sicher auch das icov xotSiov eine Rolle spielte. Auf die eigen* tflmliche Auagestaltung der Feier, wie sie der Pinai erkennen lüsst, können wir hier natürlich nicht eingehen, auch die einielnen DiCferenaen, die zwischen der Beschreibung Pole- mons und der Scene des Pinax bestehen» dürfen hier nicht abgehandelt werden. Hier haben wie jetzt nur noch einige Fragen zu erledigen, welche die eleusinischen Kerchnoi spe* eiell angehen. Sie betreffen Technik, Decoration und Zeit die- ser Getässe.

Dass die grosse Menge der gefundenen Vasen einen einheit- lichen Typus darstellt, wurde schon zu Anfang erwähnt. Der rötliche oder hellbraune Thon, aus dem sie gefertigt sind, ist fast durchweg mit einem Überzug aus rotem oder weissem Pfeifenthon rersehen^ Dieser Überzug ist bei den meisten Gefässen bis auf wenige Reste abgesprungen, und mit ihm sind auch die auf ihn aufgesetzten Verzierungen ver» sch wunden. Der ursprüngliche Zustand lässt sich daher bei den meisten Gelassen nur erschliessen. Verhältnissmässig am besten erhalten hat sich die Vergoldung. Eine grosse Anzahl der gefundenen Kerchnoi war nämlicli un iliier ganzen Aus- senseite mit Gold überzogen. Das Gold ist als ganz dünnes Blattgold auf die weisse oder rote Grundlage aufgesetzt, in der- lei ben Technik wie sie Furtwängler zu Sammlung Sabourofi' I Taf. Ii), 2 beschreibt. Nur handelt es sich bei unseren Ge- fässen nicht um einzelne Verzierungen aus Gold , sondern um eine einheitlieiie Vergoldung ohne irgend welclie Ornamente. Diese Getässe alimen die xep/voi /p-jaoi nach, welche wie uns die zu Anfang erwähnte Inschrift verrät, als VVeihgeschenke dargebracht wurden oder im Kultus Verwendung fanden. Kei- nes von den vergoldeten Gelassen ist mit Kotyliskoi oder ko- t^liskosartigeo Ansätzen versehen. Die mit solchen, besonders mit ersteren, gezierten Kerchnoi zeigen überhaupt selten eine

Vgl. fiber die Teehnik Pfailios, 'BfiuupU %. 1885 8. 171 Anm. 3.

ATBBM. lIlTTBBU.iniOBN ZZUI. 20

298 6. liuABNSottN

weitere Decoration attsaerdem weissen oder roten Obenog,Dur der Kranz der Icotyliakosartigen AnsStce bat bei einzelnen Ge- fiUsen dureh verecbiedene Färbung der Seheinkotyliekoi blau, rot und weias einige Belebung erfahren.

Wo die Rotyliskoi fehlen, iet fast überall der Brsats durdi Malerei eingetreten. Und zwar findet sieh die Beroalung haupt* sachlich an drei Stellen des Gefässes, auf dem horisontalen Randstreifen, auf der Schulter oder auf dem Bauch, nur bei wenigen Gelassen an allen drei Stellen zusammen, bei den meisten entweder an einer oder höchstens an zweien. Auf dem Randstreifen ist öfters ein Eierstab angebracht, die Stege in roter, die Wülste in bellblauer Farbe, der Untergrund weiss. Dasselbe Ornament kehrt auch in derselben Parbenver- teilung am Rand des Declcels wieder.

Das Ornament, das bei den einfacher verzierten Gefässen am häufigsten auf dem Schulteraufsalz begegnet, ist das neben- stehend skizzirLe. Die Strahlen sind bald breiler bald schmaler

aufgetragen und immer sehr flüchtig gezeichnet. Das Orna- ment hel)t sich immer rot vom weissen Grund ab, hei den Ge- fässen mit roteui Überzug ist mitten um den Aufsatz herum über den roten Überzug ein iiorizontaler weisser Streifen ge- legt, erst auf diesem steht das Ornament. Bei zwei Exempla- ren findet sich der sonst weiss gelassene Untergrund zwischen den Strahlen mit Blattgold abgedeckt. In der Regel kehrt daa Ornament viermal um den ganzen Aufsatz herum wieder, der Zwischenraum zwischen den einzelnen wird entweder frei ge- lassen oder von einem horizontal gelegten und mit einem bald helleren bald dunkleren Grün gemalten Zweig eingenommen. Zweige finden sich auch auf einigen der Deckel angebracht. Das eigentümliche ötrahlenomament würde der Erklärung

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IBBCHMOB

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Schwierigkeiten entgegensetzen, wenn uns nicht auf einem der weissgrundigen Kercbnoi einigermassen gut erkennbare Reste der Bemalung erhalten wären, die uns von dem einstmaligen Aussehen der reicher bemalten Gefäase eine Vorstellung geben. Das Erhaltene und eine Reconstruction des gansen GeföBses giebtTaf. 14 nach einer Zeichnung Gilli^rons*. Die Hauptdar- stellung findet sieh auf dem unteren Teil des Gefä8Bes(3). Dessen oberen Rand scbliessen unmittelbar unter dem Randstreifen guirlandenartig aufgehängte Wollbinden ab. die in roter Farbe wiedergegeben sind. Von der Mitte eines Jeden Bogens dieser Guirlande hängt abwechselnd ein Rrana wie solche in ihn* lieber Verwendung häufig auf hellenistischen Vasen wieder- kehren— und das Strahlenomament herab, das uns auf dem Sehulteraufsatz der Rerchnoi begegnet ist. Hier (3) sehen wir nun, dass es sich nicht um ein rein geometrisches Orna- ment handelt, es stellt sich vielmehr als ein Rund von Stäben dar,das durch drei Bänder zusammengehalten wird,als eine Art HOlse. die durch ein Gitter von Rautenstäben gebildet wird. Wo diese Holsen ihre Verwendung fenden.das lehren uns die Bakchoi^, die über das ganze Rund des Bauches verteilt sind. Ihre Anordung ist eine unsymmetrische, bald treffen ihre oberen Enden in die Zwickel der VVoilbinden - Guirlande, bald schneiden sie deren Bogen. Auch der Abstand der ein- zelnen Bakchoi von einander wecl)selt in ganz unregelmässi- ger Weise ab. Das Laub der Bakchoi ist mit einem grün- lichen Gelb wiedergegeben, die Umrisse sind rot gezeichnet. Die rot gezeichneten gitterartigen Hülsen sehen wir nun hier als Ringe in geregelten Abständen von einander um die Bak-

< Mündung, Henkel und Fuss sind ganz, der hotizunlalu Randstreifen grösstenteils weggebrocben. Die Ergänzung des Fusses musste in der BkiiM (I) aus Raumrfieksicbten unterbleiben. Die Form des Fusses war dieselbe wie bei dein Gi Hiss Taf. 13,4. Die Einzelbeilen der Bemalong sind z. T. nur mit Miilif /.u oiktMineii, da die Farbe vieiracli alipfsprunpen ist. Die senkrecbte btrichciuug giebl rule, die wa^ recblc bluue, die Punkti- rung gelbe Farbe wieder. Die Reoonstraetion des Omamenls auf der oberen Seile des Randstreifens (2) ist niebt gans gesieberU

* Über diese Beieiebnung v|^. oben 8. S9i Anm. 1.

äOd ü. nUBENSOHN

ehoi heromgelegt,zweifellos dieoten sie dazu, die Zweigbündel, aus denen diese bestehen , zusammenzuhalten. In ähnlicher Weise kehren die Hülsen auch auf anderen Darstellungen der Bakchoi wieder, man Tgl. z. B. die von den beiden Dioskuren und Herakles getragenen auf der Mysterienfase bei Overbeek, Kunstmythologie Tat'. 18, 19.

Auf der Sebulter unseres Gefösses (Taf. 14, 8) sehen wir den Bakehos in das Omamentale umgestaltet. Die Bo- gen der hier dargestellten Guirlande bestehen aus den etwas umgemodelten Mystenstäben.die insbesondere ihre Verjüngung naeh unten vollständig eingebdsst haben. Blätterbündel ( gelb ) und Hülse (rot) wechseln aber hier noch in derselben Weise wie bei den Bakehoi auf dem Bauch des Gefässes ab. Bei der Weiterentwicklung hat man dann den Bakchos in seine einzel- nen Bestandteile aufgelöst und jeden— die Hülse und den Laub- zweig — als selbständiges Ornament auf dem Rerchnos ver- wertet. Eine nur auf dem abgebildeten Kerehnos nachweisbare Znthat zu der Verzierung sind die Tauben, welche paarweise einander gegenüber gestellt oder einzeln unterhalb der Guir- lande erscheinen. Sie sind mit einem hellen Blau aufgemalt. Der horizontale Randstreifen hat als Ornament unten den so- gcDunlen lautenden Hund, auf der Oberseite ein Palmelten- band.

Zur Decoration des Kerclinos hat also, wie wir sehen, eines der bedeutsamsten Kullusinstrumenle der eleusinischen My- sterien die hauptsächlichsten lillemenle gelieferl .\ur auf zwei Denkmälern lir^i gnct als Ornament ver\ven<lel soweit ich seile dasselbe Kultusinstrument noeli eininal. Beide stammen aus Eleusis. Das eine ist die Cista der bekannten Cislo[)lioren aus Eleusis'. Der um die Mitte der Cista iierunilaufendf Shei- fen zeigt als Ornament den decoraliv unigestaltr[t>ti Hakelios; aut beiden Seiten wird er durch einen Perlstab eingefassl. Die

< Das eine Bi emplar be6ndel sieb in Bleosii, das andere in Cambridge.

Die beste Abbildung des enKli^^cliori Stückes bi t Mm Ikilüs, In^-. Marbles tu S. 242, das Ornamenl ist su b. '^44 in grosserem Mas»Ub wiederliolt.

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UBCmofl 801

BlätterbOodel sind in ein Pleehtband umgewandelt. Getreuer ist Hie Wiedergabe des Bakchos auf dem anderen Monument,dem Pinaz der Ninnion. Auf Jeder der Randleisten zu beiden Sei- ten der Bildfläche sehen wir einen Baiichos in ganz ähnlicher Weise umi^e modelt wie auf der Schulter des Kercbnos ohne Verjüngung aufrecht stehend angebracht ^

Wenn wir so sehen dass auf demPinax.auf dem die Kerch- nophoric dargestellt ist, und auf dem Kerchnos selbst der Mystenstab als Ornament verwertet ist, so haben wir wol zu folgern, dass Kerchnos und Bakchos innerhalb der eleusini- schen Mysterien in irgend einer besonderen liezieliung zu ein- ander gestanden haben; wir haben etwa an eine gleichzeitige Verwendung in einer bestimmten Kullnshandlung zu denken. Dem gegenüber muss indessen bemerkt werden, dass in der Kerchnophorie auf dem Pinax der Bakchos nicht tu nutzt wird. Auf der Bildtliiche des Pinax erscheinen nur zwei trekreuzte Bakcboi als Symbole unter dem Omphalos. Ks ist daher auch nicht unmöglich, dass Kerchnos und Bakchos nur deshalb so eng verbunden zusammen auftreten, weil sie beide als beson- ders bezeichnende Symbole des eleusinischen Kultus betrachtet wurden. Dass dem so war, lehren die Denkmäler. Vereint finden wir beide so auf der cn maischen Amphora in Peters- burg (Overbeck, Kunstmythologie Taf. 18 Nr ".H)). Nebenein- andererscheinen sie auf dem aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem städtisehen Eleusinion stammenden Relief, das an der kleinen Metropolis in Athen eingemauert ist; es gilt dies seit Böttichers Aufsatz (Philologus XXIII S. 227 mit Tafel) ge- wöhnlich als Relief von einem Altar aus dem Eleusinion, es kann aber ebensowohl auch Epistyl eines Baues gewesen sein, wie daa Epistyl von den Propyläen des Appiua Claudius in Eleusis.

Auch allein erscheint der Kerebnos des öfteren als Symbol

' Hier ist es ganz deullich, dass dio 'Hülsen' durchbrochen gedacht sind, deuu das Laub der Zweige ist zwischen den ätabeu der Hülsen ange- geben.

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0. nUBBNSOHN

des eleusinischen Kultus und als Wappen des eleusinischen Gemeinwesens. So sehen wir ihn auf den Rupfermünzen von Eleusis, die der jüngeren Epoche d. ii. aller Wahrscheinlich- keit nach dem Anfang des dritten Jahrhunderls vor Chr. an- gehören. Auf diesen tritt der Kerchnos zusammen mit dena Kaialhos aU Prägezeiehen auf. Ebenso erscheint er auf gleich- zeitigen und späteren athenischen Münzen, wo allerdings der Kalathos häufig fehlt (vgl. den Katalog des hrittischeo Mu* aeums Attica Taf. 15, besoDders aueh Taf. 14, 10)^

In die Jahre 1>87 -266 setzt aus historischen Gründen Svo- ronos eine Serie bleierner Theatermarken, die ebenfalls den Kerchnos bald aliein, bald mit dem Kalathos, bald mit einer Fackel, bald mit Mohnstengeln , einmal auch mit einem Thyrsos susammen als Prägung zeigen. Meist ist er mit Zwei- gen geschmQkt wie anf dem Pinaz. Stark stiiisirt schliesslich ist der Kerchnos dargestellt auf den oben erwähnten Gisten der Cistophoren aus Eleusis, auch hier mit gekreuzten Mohn- Btengeln susammen, wie auf den Theatermarken

Die Mausen und Bleimarken mit Rerchnosdarstellung ge- hdren dem dritten Jahrhundert an, die grössere Menge sicher seinem ersten Drittel. Ein Teil der eleusinischen Gefässe ist unter der Philohalle gefunden, ist also sicher älter als dieser im Yorletiten Jahraehnt des Yierten Jahrhunderts errichtete Bau; dasselbe gilt von den unter den Fundamenten des Buleu- terion gefundenwi Rerehnoi. Das Marmorgefäss mit der In- schrift gehört nach den Buchstabenfbrmen der Inschrift in das Tierte Jahrhundert,der Pinax mit der Darstellung derKercbno-

* Vgl. zu den Münzen und zu den gleich zu erwähnendt n Theatermarken jetil Sroronoa, youmal int«rna(tonai d'arcyoiogie numismalique l S. 100. loh bin Herrn Dir. Svoronos für rieltacbe Unterstötfong in numismstiaeheD Fragen zu lebhaftem Dank T«rpflichtel.

* Auch auf dem Fries vom Propylon des Appius Claudius Pulcher in Eleusis scheint der Kerchnos dargestelll gewesen zu sein. Bei Letiormant {Ree^§reh$ianh, 8.390) eracheint wenigstens in der Abbildung dieses Frieses anf dem Fragment reebta am Bade der Deoicel einet Kerobnos. Das Btfiek habe ich iti EN usis m'cbt finden kfonen (vgl. J^l auch KnnuiioUs, *Bm|- |U|»U äfx> &. 22).

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KERCHNOS

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phone stammt etwa aus dem Ende des fünften Jahrhunderts, einer etwas späteren Zeit mag die cumäiscbe Amphora in Pe- tersburg angehören. Die Obergabarkunde der eieusinischen Epistaten schliesslich mit der Erwähnung des Kerchnos ist datirt auf das Jahr 408/7. Die grossere Menge der Zeugnisse tlkr den Gebrauch des Kerchnos im eieusinischen Kultus yer- teilt sich also Ober das ganie vierte, das Ende des fünften und den Anfang des dritten Jahrhunderts. Die Fundumstände weisen daneben aber auch eine ganse Anzahl der in Bleusis gefundenen Kerchnoi in spätere Zeiten, sogar in die rdmi« sehe Periode (vgl. Philios, 'E9»{Aep;; äo^ 1885 S. 173). In römisehe Zeit gehören das Relief aus dem städtischen Eleu- ainion , den Pries vom Propylon des Appius Claudius und die Gistophoren in Eleusis und Cambridge. Wir haben also den Beweis dafür, dass die Gaeremonie mit dem Kerchnos bis in die späteren Zeiten hinein forlgesetzt in Eleusis ausgeübt worden ist. Doch auch aufwärts können wir vielleicht die Be- fblgung dieser Sitte nachweisen, wenn es auch als befremdend hervorgehoben werden muss, dass sich nur sehr geringe und dazu noch zweifelhafte Reste von Kerchnoi aus Zeiten nach- weisen lassen, die dem vierten Jahriiundert in eine frühere Epoche dürfen wir aus Gründen der Technik und des Stils die betrachtrtenGefasse nicht setzen vorausgehen. Kinige schwarz- figurige Deckel wie der hier nach Gillierons Zeichnung* wie-

dergegebene, haben sich in Eleusis gefunden. Das abgebildete Exemplar trägt eine Weihinschrift an die beiden Göttinnen. Zwei andere Exemplare derselben Form mit grauschwarzem

* Dar nntora orumentirte Rand ut in derZetohnung teilweiM eryiiist.

304 O. BUBBNIOaN

Grund zeigen als Verzierung mehrere horizontale umlaufende Linien in aufgesetztem Karminrot. Falls diese Deckel zu Kerehnoi gehört hahen, wäre der (lehraiich des Gefässes auch für die Zeit des sehwarzfigiu igt^n Stils gesieherl. Ms muss aber ausdrücklich bemerkt werden, dass die Form von den Deckel- formen der Kerehnoi ahweiclit und dass sich kein liest eines Kerchnos seihst aus gleicher Zeit erhalten hat. Diese Deckel können sehr wol auch von 'Phymiaterien hernihren. Gleich ge- formte und ausgoslatletc Deckel hahen sich auch aul der Akro- polis gefunden Hier hieiben also einige Bedenken bestehen.

In noch ältere Zeit würde das N'orkommen des Kerchnos gerückt, wenn wir mit Sicherheit behaupten könnten, dass die nachstehend wiedergegebenen Fragmente zweier Binge mit

darauf geaetiten kleinen Gefasschen als Reste Ton Kerehnoi anfeufossen seien. Beide stammen aus Eleusis und befinden sich dort im Museum. Genauere Pundnotizen sind nicht be- kannt. Oer eine Ring besteht aus einem grauen Thon , der schlecht geschlemmt ist; die Oberfläche ist unbemalt und rauh gelassen. Die einhenkeligen kleinen Gefässe sind mit der Hand geformt. Der andere Ring trägt etwas grössere lien- kellose Gefässe, die gleichfalls mit der Hand gearbeitet sind ; der Thon ist mehr bräunlich. Der kleinere Hing zeigt innen und aussen starke Spuren von Brand, die woi bei oder nach der ZersLurung entstanden sind.

Der innere Rand heider Ringe ist abgebrochen , so dass es sich nicht mehr mit ßeöliuiuuheit feätstelleo läaat, ob die

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KEnCUNOB

30Ö

Ringe einst selbständig bestanden oder den Randstreifen eines Kerchnos gebildet haben. Dass es ein merkwürdiger Zufall wäre, wenn beide IVw^e so in ganz gleicher Weise von den zugehörigen Gefässen abgebrochen wären, ist freilich zuzuge- ben. Man hätte dann aber vielleicht anzunehmen , dass die fertigen Ringe mit den Gefässen darauf an die Kerchnoi ange- setzt worden seien. Von den gewöhnlichen Gefässringen.flber die zuletzt Löscheke beim Winckelmannsfest des N'ereins von Altertumsfreunden im Rheinlande 1897 gesprochen hat', un- terscheiden sich die eleusinischen Ringe vor allem durch die grössere Anzahl von Gefasschen, welche sie einmal getragen haben. Die Gefisschen stehen so eng auf den Ringen und diese haben einen so grossen Durehmesser« dass wir leiehtlich auf die Zahl von8-10Kotyliskoi für jeden der Ringe kommen, also etwa auf dieselbe Zahl, wie die der Kotyliskoi auf dem oben S.283 betrachteten Kerchnos. Es ist daher nicht unwahrschein- lich, dass diese Ringe zu den Kerchnoi zu rechnen sind. Bildeten sie aber den Randstreifen von Gefässen ähnlich den betrachte- ten, so können wir auch einen Einblick in die Entstehung der Form des Kerchnos thun. Der Kerchnos ist vielleicht aus einem solchen Ring und der von ihm umschlossenen Vase zusammengewachsen.

1st das Gesagte richtig, so bekommen wir einen äusseren Anhalt für das Alter der Rerchnoscaeremonie, denn die bei- den Ringe können wir nach ihrer Technik nur einer recht frühen Periode der Vasenfabrikalion zuschreiben, und jeden- foUs sind sie durch einen weiten Zettabstand von den be- trachteten Kotyliskoi getrennt. Jedoch auch ohne diesen An- halt können wir der Kultushandlung mit dem Kerchnos ein hohes Alter aus der einfachen Erwägung heraus anweisen,

* Vgl. Berliner pbilul. Wocbuusclirifl t8'J8 S. 22;'. Dubn i Der griecbi- Mbe Tempel ia Pompetji Anm. 3t ). 4er die Kerchnoi mit den Oelluriagea

zusammeustellt, bat alle diese als Lampen aurgerassl, wodurch nur die Kolvliskoi, nicht das «'ip«'nllich»' (iefäss verständlicli würden. l*iirlisI<Mns Bemerkuugeu (Jahrbuch lä% ö 73Aain.) erledigen sieb durch die obea B. SäO angeführten Ftonde auch an andeffea 8t«Uea.

806 O. RUBBIOOBN, KBBCBNOf

das8 eine Gaeremonie wie diese, deren Spur sich auf eioer Inschrift des fünften Jahrl)underts findet (oben S. 273), jedenfalls beträchtlich älter sein muss als die Inschrift selbst. Die Rerchnophorie in Eleusis ist nicht eine Schöpfung einer jüngeren Epoche sondern hat sich herausgebildet wie die übri- gen Begehungen und Gebrauche der Mysterienfeier spätestens in der Zeit der grossen Heformen der solonisch - peisistratei- schen £poche, in der die Mysterien von Eleusis die Ausstat- tung erhalten haben, in der sie das Altertum kannte

Athen, Märs 1898.

O. RUBBN80HN.

' Tn wie weit ih r Kcrchnos auch in anderen Kulten verwendet worden ist,soll hier niclil weil» r urürtert werden, zumal es auch an Material gebricht. Dass derKercbnos in den Kybclekuil Eingang gefunden bat, ist schon oben mu^mprocben worden. Zu den dort ( S. 271 f. ) angeführten liltM'arischen Zeugnissen ist noch hinzuzurOgcn ein monumentales, eine Münze von Smyrna Cat. of Greek coins, Ionia, Taf. 25, 3, deren Revers ein kralerartipi's Gefäss mit Deckel zeigt. Drechsler in Roschers Lexikon II S. 2862 nimmt dieses Oefä&s als Kemos in Anspruch. Wie ich glaube mit Recht. Auf einigen Biemplaren des hiesigen Ü finxkabinets, die mir Herr Dir. SToronos naoh- «ies,8leht dies Oefäss auf ^neoi Drei Fuss. Andere Exemplare des gleicheo Typus zeigen statt des Gefasses auf dein Dreifuss einen Kalathos. Auch hier wechseln also wie auf den eleusinischen und athenischen Münzen diese bei- den Knltusinstnimente mit einander ab. Vielleicht Csnd der Kerohmis «idi im AslitepiosdiwiitVarweiidiing. In dem SchabTeneiofanbs ans dam atheni- schen Asklepieion C. I. A. II, 766 findet sich Zeile 19 als Weiligabe eines Philon verzeichnet : xipyv(ov MTailov) -/(/[ujaö aXu^^t.» 5il5ii»i(vov), cjTaöiijov) ir.x- Xi-(^9xi^\. 1*0 und weiter Zeile 23 unter den Weibgahen einer Menippe ein aspxvbv Iv mvaxüp loratev. Dass wir unter diesen lupxvla eine Art lileiner Kerebnoi su Tcrsteben haben, scheint mir nicht unmi^ticb. Bei der Viel- deutigkeit der Worte xfpy vtj und x^p^voc ist es aber sehr wol erlaubt, hier auch aa oioe andere Deutung für uf^ilw m denken.

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DAS THEATER ZU PRIENS (Htenu Tafel XI)

Naebdem über das im Winter 1890/97 ausgegrabene Tbea- ter Yon Prione scbon dureb Alexander GonaeS dann darcb Hans Sebraders Vortrag über die dortigen Ausgrabungen der K. preussischen Museums Verwaltung' and jüngsl dureb W. Dörpfelds in so mancher Hinsiebt befreiend wirkenden Auf- satz über das griechische Theater Vitruvs' einiges bekannt ge- worden ist, soll mit einer vorläufigen Veröffentlichung des wichtit^en Bauwerks nicht gezögert werden. Eine ausführ- lichere Darstellung bleibt dem künftigen Berichte über die Ausgrabungen vorbehalten.

Das Theater liegt an einer von antiken Gebäudetrümmern bedeckten Berglehne, die zu dem schroffen, die Stadt im Norden beherrschenden und abschliessenden Akropolisfelsen emporführt. Es füllt den Platz von etwa 1 gewöhnlichen in.su/ae der Stadt aus und ist allerseits von geraden Strassen begrenzt.

Der erste Blick auf die marmornen Rusticaquadern des Ske- nengebäudes und der Parodoi, auf die gut profilirten archi- tektonischen Zierformen lässt jeden Zweifel an der einheit- lichen, hellenistischen Entstehung des Baues zurücktreten. Inscbriften am Altar und an den Basen mehrerer Ehrenstatuen aus dem dritten vorch ristliehen Jahrhundert, deren Alter sieb aus dem Vergleich mit zuverlässig datirten prieniseben Ur- kunden ergiebt, bestätigen das. Leicht davon zu unterschei- den sind die Spuren eines systematischen römischen Umbaues der Skene, dessen Mauern auf dem beigegebenen Plane W.

* Arch. Anzeiger 1897 S. 71. > Aroh. Anieiger 1897 8. 178.

* Alben. Ifitth. 189T 8. 439 ff.

308

TH. WIEGANO

Wilbergs (Taf. 11) durch einfache Schraffirung gekenn- zeichnet sind.

Aufgedeckt sind bis jetzt : das ganze Skenengebäude » die Orchestra und die untersten acht Sitzreihen des Zuschauer- raumes, der eine geradlinige Umfassung zeigt. In der Mitte der Ostseite führte von aussen eine Treppe zu dem Jetzt kaum mehr erkennbaren Oiazoma, wol dem einzigen des Theaters, dessen obere Ränge so zerstört sind, dass sich vor der Grabung keine Spur der Sitze mehr erkennen Hess, während sie in dem schuttbedeekten Teil bis auf die Deckplatten vortrefflich er- halten waren. Sie sind aus mehreren Stücken zusammengefügt, ganz in der vonDörpfeld bei seiner Besprechung des Theaters von Magnesia am Mäander durch eine perspectivische Skizze erläuterten, sinnreichen Art*. Sechs radiale Treppen teilen den Sitzraum in fünf gleiche Keile. Ob sich in den. oberen Rängen mehr Treppen als unten beranden. bleibt unbekannt. Der für das griechische Thealer charakteristischen Erweite- rung des Zuschauerraumes über den Halbkreis hinaus scheint hier eine Rreisbogenconstruction aus mehreron Mittelpunkten zu Grunde zu liegen, deren genaue Feststellung durch Unre- gelmiissitikeiten im Bau sehr erschwert ist.

Ein vor der f^roedrie herlaufend f^edaehter Orchestrakreis, dessen Gnisse etwa um '/g i^erini^er ware als der entsprecliende Kreis des atlieuiselien Dionysosllieateis und des epidaurischen (6, 57'"), geht diclit an dt'r Proskeniout'ront vorbei, /ieiil man eine erweiterte Kreislinie, mit Kinseliluss des Wassercanals (Umgangs), an der untersten Silzreihe hin, so streift diese ge- rade die Vorderwand der Skene. Kinfache Rrde bedeckte den Orchestraboden, weder Pilaster noch Spuren irgend weleher Holzconstructionen sind gefunden, ebensowenig ein charoni- scher Gang.

Die Proedrie steht nicht nur auf demselben Niveau wieder Orchestraboden, sie ist sogar vom aufsteigenden Sitzraum ge- trennt durch den, wie in Epidauros und Eretria, zugleich der

« Athen. Mitlh. t894 8. 71.

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Das THEAtER zu PRiBNfi

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Wasserableitung dienenden Umgang , der sich auffallender Weise an den Enden nicht erbreitert, im Gegenteil sogar durch Statuenbaaen verengt war. Genau die Mitte der Proedriereihe nimmt der von dem Agonolhcten Pylhotimos gestiftete recht- eckige Marmoraltar ein, mit seiner niedrigen Vorstufe auf der Orchestraseite, gekrönt von einer zierlichen Platte mit Zaho- achnUtgeeims und seitlichen Giebeln. Zu beiden Schmalseiten dieses Altars führt dureh die Proedrie je ein enger Durchgang, dermitSchranken,welehe man in die senkrechten Rillen kuner Pfeiler einsetzte, abgesperrt werden konnte. Dieselbe Vorrich* Uing finden wir bei den Zugängen aus den Parodoi in die Orchestra, wo sie in unserem Plan ebenfalls durch punktirle Linien angedeutet ist. Einen besonderen Schmuck erhielt die Proedrie. die ursprünglich eine durchgehende bequeme Bank mit Rockenlehne darstellte, durch fünf löwenfössige, in Sits- höhe rings mit Epheuranken geschmückte Marmorsessel, die Stiftung eines gewissen Nysios, Sohnes desDiphilos. Mit ähn- lichen Epheuranken sind auch die Pfeiler an den unteren (in- neren) Enden der Parodoswände gesiert.

Dicht hinter den Sitzen der Proedrie sowie auf der zweiten und sechsten Sitzreihe erkennt man in bestimmten Abständen die viereckigen Löcher für die Holzstützen der Sonnentücher.

Die Pylonen der Parodoi leimen sich mit dem einen Pfeiler an du' Paroiloswand, mit dem andern an den h^ckpfeiler des Pnjskenions in der üblichen Weise an. Wiclitif!; ist die ge- sicherte Heilte Höhe der Tiiür am Wesleinrjanji von 3,70".

Dem Durchmesser des grösseren Grundkreises der Orche- stra ( 18,00'°) entspricht fast die Läni^e der nur an der Vor- derwand geglätteten, an den drei übrigen Wanden mit Rustica versehenen Skene (18,41"'), eines Marmorhauses mit drei gleich grossen Zimmern, wie wir es von Assos, iMaji;rH'sia und Eretria kennen. Aus den drei Zimmern, deren liölie kaum S*/,"" betruij, führen drei gleich hohe, mit ihren Thursturzen noch erhahene Thüren , ferner trat man aus der mittleren Kammer durch eine Thür in die westliche Seitenkammer, durch eine zweite aber nach rückwärts auf die Strasse. Selbst

310

ta. WUOARO

Tom Oberstock, lo dem man aaf einer der weatlichen Sehmal- wand angefügten swdUitufigen Marmortreppe von der Strasse aus gelangt, sind Reste vorhanden: erstens ein mehrere Sehich* ten hoher Teil der Rttckwand in Rustics mit der Südwest- Ecke, sweitens die etwa 1* hoch erhaltene rechte Thürwan- dung am oberen finde der Treppe mit einfiichem glatten Profil, beide ein wertvolles Zeugniss tüt die solide Bauart auch des Oberstockes.

Von Anfang an in Marmor aufgeführt und gleichzeitig mit der Skene ist das Proskenion, dessen sämtliche Stützen, zwölf in der Front, zwei an der Ost-, eine an der Westseite vor- treffllich erhalten sind, ja im östlichen Drittel liegt noch das ganze dorische Gebälk unversehrt an der allen Stelle mit zalilreichen Resten bunten Farbenschmuckes, bei dem beson- ders hervorgehoben zu werden verdient, dass die Säuh'nschalte Spuren feuerroter Bemalung, und zwar nicht nur an der un- teren Hälfte, tragen. Auch mehrere zur Skene hinübergelegte steinerne Querbalken sind eriialten und zeigen die Einarbei- tungen für den einsligen Bretterboden. Mit Ausnahme der Eckpfeiler, deren westlicher am Kapitell die Spuren eines ge- mallen Epheumuslers zeigt, haben alle Fronlstützen die Form dorischer lialbsaulen mit einfachen Pfeilern dahinter, eine auch von andern Theatern her bekannte Form, z. B von dem zu Assos, das auch sonst manche Ähnlichkeit zeigt. Die ganze Höhe des Proskenions beträgt 2,70*", sie übertrifft also bei- spielsweise das niedrigste aller bisher bekannt gewordenen ProsJcenien, das von Oropos, um etwa 0,'20'".

Die vortreiHiche Erhallung der Proskeuicnsäulen ermög- lichte besonders eingehende Feststellungen einstiger Pinakes mit Httlfe der an den Seilen der Stützen vorhandenen Einar- beitungen. Danach ergiebt sich Folgendes. Pinakes sassen ur- sprünglich in allen Frontintercoiumnien mit Ausnahme der drei den Thüren gegenüber liegenden. Wie Udrpfeld beobachtet hat, wurden dann sf^Uer einmalt ftber wol noch in hellenisti- scher Zeit, auf beiden finden die äussersteo swei Prontinter- eoluomien von den Pinakes befreit und diese dureh horiionlale

DAB TnATfcll tu PSnifB

SH

Stäbe ersetzt, welche tiefe Spuren zurückgelassen haben. Das mag geschehen sein, als man die Statuen eines gewissen, in Priene oft geehrten Apollodoros und seines Schwiegersohnes Thrasybulos vor dem Proskenion aufstellte. Somit blieben von da ab nur noch vier Inlercolumnien für herausnehmbare Pi- nakes übrig, wofür sogar ein epigraphischer Beweis vorhan- den ist. Denn auf der Rückseite der entsprechenden vier Pfeiler liest man die vier Marken : A B r A.

In römischer Zeit hat man das Skenengebäude dadurch verändert, dass man die Vorderwand des Oberstockes abriss und etwa 2™ rückwärts eine Skenenwand mit den üblichen Nischen, Aus- und Einsprüngen aufniauerte. Zur Unter- stützung dieser Sctirnuokwand zog man der Längenach durch den Unlerstock, der drei dicke Backsteingewülbe erhielt, eine Bruchsteinmauer, die jedoch ebenfalls mit drei Thüren ver- sehen wurde. In jener Zeit scheint man auch im Zuschauer- raum, gegenüber der Bühne auf der fünften Sitzreihe, eine etwa 4" lange, löwenfüssige Marmorbank neu eingefügt zuha- ben (vgl. die Zeichnung des Durchschnittes auf Taf. 11 links); die Spuren späteren Einbaues sind wenigstens unverkennbar. Eine wichtige Veränderung erfuhr noch das Proskenion. \\ ie- derum mit Ausnahme der drei den Skenenthüren gegenüber- liegenden Intercolumnien hat man alle Zwischenräume der Frontstützen verschlossen, diesmal aber mit bemalten dünnen Wänden aus Bruchstein und Mörtel. Im westlichsten Inter- columnium ist ein solcher 'gemauerter Pinax ' in der Höhe eines halben Meters erhalten ; auf der dem Publicum zuge- kehrten Seite zeigt er in bunten Farben auf gelbem Grunde die Reste einer Flügelthür.

Die wichtigsten Ergebnisse der Aufdeckung des Theaters zu Priene sind wol folgende: Es ist das erste Theater, in dem sich ein Altar gefunden hat. Er sieht nicht, wie man erwartet hätte, in der Orchestra- Mitte, sondern seitab, in der Proe- drie. Aus der Orchestra, die für Schaustellungen frei blieb, schritt der amlirende Priester.das Antlitz dem Zuscbauerraum sukehrend, heran.

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TH. WnOAND

Nicht minder wichtig ist das bisher öfters bezweifelte hohe Alter des steinernen Proskenions, seine gleichzeitige Entstehung mit den übrigen Teilen des Theaters und seine Tortreffliche, alle Masse mit grösster Genauigkeit flberliefemde Erhaltung.

Endlich ist der Umbau der griechischen in eine romische Anlage von entschiedenem , durch Dörpfeld bereits liervor- gehobenem Interesse (Athen. Mitth. 1897 S. 4r>8). Die be- kunnle vitruvischc Vorschrift, wonach die römische Bühne nur 5 Fuss hoch sein solle, ist hier nicht befolgt, luun liat vielmphr auf einer fast doppelt so hohen Hühnc gespielt, da man es ohne Skrupel vorzog, die schöne, aus hellenisti- scher Zeit vorhandene, allerdings vier Fuss höhere Anlage zu benutzen, die nur oben erbreilortzu werden brauchte. Freilich kamon dabei die im untersten Tlieaterraum silzenden Zu- schauer, und gerade die Ehrengäste der Proedrie, recht schlecht weg, ein Übelstand, dem man wenigstens für die letz- teren durch die Sciiallung einer neuen Fhrenbank in der fünften Heihe, in Augenhöhe der römischen Buhne, abhalf. Wie sehr sich später die Aufmerksamkeit auf diese Bühne richtete, beweist nichts deutlicher als die Verwandlung der beweglichen Proskenion- Pinakes in nüchtern bemaltes, un- bewegliches Gemäuer.

Jedem Betrachter des Skenengebäudes in seiner jetzigen Ge- stalt muss sich sofort die Frage aufdrängen: Warum errichtete man die römische ßühnenwand nicht auf der Stelle, wo sieh die obere hellenistische Skenen - Vorderwand erhob, warum rückte man sie vielmehr '2'" zurück, wodurch neue Funda- mentirungen nötig wurden? i3er Grund ist klar. Trotz der ' eingetretenen Vereinfachung der Spielweise fand man den Raum über dem Proskenion zu schmal für eine allen Anfor- derungen genügende Bühne.

Genügte aber in römischer Zeit die Proskenionbreite nicht, so ware sie in hellenistischer Zeit ebenfalls unzureichend für eine ständige Bühne gewesen. Also befand sich damals der gewöhnliche Spielplatz nicht dort oben. Es bleibt nur die Or^ chestm. Wäre es anders gewesen, so hätten die hellenistiscben

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OAS TBBATBtl ZU PBIBNB

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Schauspieler, am bequem auftreten zu können, sich entweder nur im Oberstock aufhalten dürfen oder sie hätten, um empor zu gelangen, durch die HintertbOr der mittleren Skenenkam« merauf öffentlicher Strasse bis zur zwölfstufigen Aussentreppe der westlichen Sehmalseite eilen und von da erst den Spiä- platz besteigen mOesen.ein an Umständlichkeit kaum zu Qber- treffender Weg. Benutzten aber die Darsteller den Unterstock nicht, -«wozu dann noch die drei Thoren, und warum ver- sah man dann nicht auch die diesen dreiThfiren entsprechen- den Intercolumnien des Proskenions mit Pinakes? Sie sind dort nicht nachzuweisen, und das beweist, dass man durch sie in die Orchestra hinaustrat.

Pdene 1898.

TH. WIBGMkND.

ATHBN. MITTHBILUM6BN XZIII.

21

DAS THEATER VON NEU - PLEÜRON (Hieno Tafel XU. XII M

Dal Tbeater von Neu- Pleuren in Aetolien ist in leliter Zeit TOD swei ferschiedenen Seiten einer Betrachtung unter* sogen worden, welche denselben aufTallondon Thatbestand ra ergeben schien : Woodhouse, der es in seinem Buche Aeto- Ua (Oxford 1897) S. 11 8 f. beschreibt, konsUtirt, dass bei der geringen Breite des Raums zwischen den vorderen Stütz- mauero des Zuschauerraums und der Sladlmaoer, welche die Skenenwand bildet, ein ProBkenion nicht unterzubringen, auch keine Spur eines solchen erhalten sei. Er schliesst da* rauSt dass entweder auf der Stadtmauer gespielt wurde oder das Gebäude nicht skenischen Zwecken gedient habe, sondern ein Buleulerion gewesen sei. Noack, der schon 1894 Pleuron besuehte und die Ruinen aufnahm, hielt aus demselben Grunde ein Proskenion fftr aus^iehlossen, von dem auch er nicht den geringsten Oberrest sah. Br sehloss daraus, dass die Schau* spieler direkt vor der Stadtmauer in der Orchestra gespielt hätten. Die Premdartigkeit eines solchen Grundrisses mussto, auch abgesehen yonder Erklärung, welche man ihm geben moch- te, den Wunsch nach genauerer Feststellung rege machen. Wir erhidten deshalb vom archäologischen Institut in Athen den Auftrag, diese Au^be zu ttbemehmen, und führten sie im März dieses Jahres durch.

Die Stadt Neu- Pleuron (iM«Tpo tü« Kvpitpiqvvic) liegt etwa 1 */« Stunden nordwestlich von Messolongi auf Terrassen des Zygosberges, des alten Arakjnthos, und ist noch von ihram ganzen Mauerring umgeben, während im Innern nur noch Gisternen, Stülzmaoern für Gebäude und geringe Reste der Agora vorhanden sind. Das ganze Stadtgebiet ist öder Fels*

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DAS THEATER VON NEU-PLEURON

315

grund. Eine von Herrn Noack freuDdlichst zur Verfügung ge- stellte SkizM diene sur Veranacbaulichung der Lage.

Im Südwesten der Stadt, wo der Berg stelig ansteigt, liegt das im Anschluss an die Stadtmauer gebaute Theater. Wir fanden es im Allgemeinen so vor, wie die Beschreibungen an- gaben. Gut erhalten waren die beiden Ecken der Stützmauern, die Sitzreihen waren im ganzen Halbrund noch wol erkenn- bar, aber zum grossen Teil verschoben und lückenhaft. Da- gegen war die ganze Orchestra mit den untersten Sitzreihen

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K. a£H200 UND B. ZlRBA&tÜ

Bowie die Parodoi, d. h. der Raum swisehen den StOtimattem des Zuschauerrauins und derStadtinauer,aii8cheinead etwa i* hoeh mit den Trammera der Arehitekturstflcke bedeekt; alles war mit Gestrüpp bewachsea und diente ab Hürde und Stall für die Ziegenherden. Nach der Reinigung sahen wir etwa S" vor der Stadtmauer in der Mitte zwei Stüeke von roh be- haaenen Halbsäulen der für Proskenien charakteristischen Form aus dem Schutt hervorragen*. Wir begannen daher hier auf- zuräumen und zugleich die untersten verschütteten Sitzreihen und die Orchestra wenigstens in der Mitte so weit bloss zu legen, dass der Plan des Theaters klar würde. Da es sich heraus- stellte, dass ausser den Trümmern der ßauglieder nichts zu finden war, beschrankten wir die Grabungen auf das Notwen- digste. Was wir fanden, möge aus dem Plan (Taf. 12), den beiden Ansichten der Stadtmauer und der Sitzstufen (Taf. IS und der folgenden Beschreibung hervorgehen.

Das Theater von Pleuron ist das kleinste in Griechenland bekannte, steht aber dem von Oropos an Grösse nicht viel nach ; an Ausstattung dagegen ist es bei weitem das geringste. Als Skenenwand musste die in Rusticaquadern mit regel- mässigen horizontalen, aber unregelmässigen verticalen Fu- gen gebaute Stadtmauer bez. in der Mitte die Front eines Tur- mes dienen (vgl. Taf. 12« , 1), als einzige Thür der 1 ,05" breite Eingang im Erdgeschoss des Turmes. Dieser Turm ist, wie Noack beobachtet hat, der einzige von den mehr als dreissig Türmen der Stadtmauer, welcher im Erdgeschoss einen Bin- gang von innen hat, woraus man auf die enge Verbindung des Theaterbaues mit dem Stadtplan schliessen kann. Der Turm diente statt der Skene als Garderobe der Schauspieler u.s.w., auf seine Thüre scheint das Theater, soweit es regelmässig gebaut ist, orientirt zu sein.

In einer Entfernung von 1,85 -2, 35"" vorder Stadtmauer liegt die Schwelle des Prosken ions, dessen Vorhandensein

' Von diesen hat auch Baiin eine gesehen, der {Archives des miss, sciint, 2. Sir. I, 1864, S. 347) vom Innern des Theaters sagt: La seule trace d'ar- cMteetun qu'on y dicouvre est tin tambour de pikulre rond tailU satis ort.

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DAS THEATER VON NEU- PLEURON $17

besweifelt war. Die Halbsaulen, erbalten in drei voUetSndigen Tromineln von 0,83, 0,97 und 1,20 (in zwei Teile zerbrochen) Meter Länge und einer abgebrochenen, nocb 0,71" langen, be- stehen aus demselben, am Ort anstehenden, grauen Kalkstein wie die Stadtmauern und alle Gebäudereste. Die Rundung ist rauh gelassen , wie beim Theater von Megalopolis, Kanneli- rung nieht.wie dort, angearbeitet. Sonst ist derGrundriss ähn- lich denen von Oropoe. Es sollte offenbar die einfochste Form entsprechend der Rusticamauer beibehalten werden. Der Grund* riss eines StQeks des Proskenions ist hier wiedergegeben :

Ii

Die einspringenden Ecken an der Hinterseite der Halbsäu- len dienten zum Einsetzen der hölzernen Trivaxj;, deren Stelle in unserer Skizze durcii punktirte Linien und lichte Schraf- tirung angegeben ist. Dübellücher wie in Oropos sind in die- sen Ecken nicht, finden sich auch weder im Stylobat noch an den Säulentrommeln, so dass eine Verwendung von Me- tall zur Verankerung der Bauglieder am ganzen Bau nicht zu konstatiren ist, wie auch hei der Stadtmauer und der Halle an der Agora keine Klammern verwendet waren , sondern nur Stemmlöcher für die Versetzung der Steine sich finden. Während die Hinterkante des Stylobats ganz roh gelassen ist, sieht sich etwa 0,05" innerhalb, d. h. 1,90" vor der Skenen- wand, eine Linie hin, von der an nach vorn die Schwelle sichtbar war. Die Ilalbsäulen standen nicht mehr an ihrer Stelle, aber im Stjflobat sind die Lehren eingearbeitet, welche ihnen ihren Platz anweisen. An richtiger Stelle stand noch der Unterteil des rechten Eckpfeilers, 0,92°* hoch, vorn beschädigt, hinten links mit der Einarbeitung für den äussersten «ival ver- sehen.

Das Proskenion wurde nur soweit ausgegraben , dass die Anbige klar wurde. Es muss, die beiden Anten eingeaehlossen.

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318 B. BBRSOO ONO B. SfBBARTB

cine Länge von 11.15" C Oropos 15.33) jsrehabt haben, an- naliernd er tspronliemi dem Durcliinesser der Orchestra, mit 7 Intercolumnien ( Oropo.s9 ) von 1.30- 1,33" f .\x\n eile etwa 1,60"'). Es war also einjierichtet für 6 ziva/.s; und eine Miltel- thiir mit 1,31"" lichter Weite, wie aus den Zapfenlöchern in der Schwt'Ilo hervorzieht.

Diese Tliur ist alsn um 0,'?6'" breiter als die der Skene, liegt aber nicht genau symmetriseh zu ihr. sondern ihre rechte Kante schneidet mit der rechten der Turmthür ab.

Unter dem Stylobat liegt noch eine vorn sorgfältig bear- beitete Fundamentschicht, welche vielleicht wie beim Thealer von Megalopolis die Schwelle eines hölzernen Proskenions einer etwaigen früheren Bauperiode bildete. Die Vorderkante des Prosken ion sty lobats ist 2,35" von der Skene entfernt (in OropOB nur 1,93), ebensoweit der rechte Eckpfeiler vom Ab- Bchluss des Zuschauerraums ( in Oropos rechts 3,5, links 4").

Vom Oberbau des Proskenions fanden wir ausser Halbsau« len und Pfeilern mehrere Arohitravblöcke ?on derselben rohen Bearbeitung wie die übrigen Bauglieder. Das wichtigste Stock ist ein Tharsturx, der wol nur sur MittelthQr gehören kann, obwol er nur 1,40" lang ist, während die Axweite 1,59" be- triigt, und die Zapfenlöeher nur 1,31", aussen gemessen, von einander entfernt sind. Wir müssten demnach eine sich nach oben um 0,10" verjüngende Thür annehmen, und uns die Zwickel zwischen den lotrechten Halbsäulen und dem kon- vergirenden Thflrpfosten durah Holzumrahmung ausgefüllt denken. Die übrigen Arehitravblöcke , welche verschieden lang erhalten sind, haben diese Form (von unten gesehen, rechts willkürlich abgeaehnitten ) :

Die Masse schwanken bei den einzelnen um Kleinigkeiten.

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DAS THEATER TON MBU •PLBÜRON

81«

Die Höhe der Blöcke beträgt etwa 0,31™, die Breite der obe- ren Fläche 0,36"", während die der unteren Fläche, welche auf den Halbsäulen aufla£^. nur etwa 0,'26"' misst, was gerade für die Masse der Halhsäulcn jedoch ohne das eingezogene Stück ausreicht. Wenn wir ein einfaches dorisches Kapitell für die Halbsäulen annehmen dürfen, so inuss dessen Echinus und Abacus, wie es auch sonst stets der Fall ist, vorne über den Arcbitravbiock herausgeragt haben. Unten wird dadurch ein 0,10" breiter, 0,03™ hoher Falz zum Einschieben der ttivk- xg<; gewonnen. Alle diese Einrichtungen entsprechen in verein- fachter Form denen vom Theater zu Oropos (vgl. den Auf- riss hei Dörpfeld, Dasgriech. Theater S. 104).

Id die abgeschrägten Ecken der Architravblöcke passeiii wie voratehende Zeichnung (Architrav und Querbalken von oben gesehen, aber nicht dicht zusammengerückt ; der Ar- chitrav reehts wieder abgeschnitten) erkennen lässttgenau die steinernen Querbalken , welche von den Proskenionsäulen zur Stadtmauer gelegt waren und für die wir eine Länge YOD etwa 2,50 (einschliesslich des Auflagers) YOraussetzen mflssen. Sie sind bei der Zerstörung abgebrochen und von uns nur in drei vorderen Stücken von 1,14, 0,80 und 0,73" und einem kleinen Bruchstück mit der hinteren Fläche gefun- den worden (vgl. die auf S. 320 wiedergegebene Oberansicht des ganzen Gebälks) ^ Ein solcher Balicen ist auch gezeichnet

* Die Oberansichl der Halbs.lulen und die innere Unlcrkanle des Archi- travs sind darin punktirt angegeben, in den daneben gesetzten Ourch- scbnitten des Ardiitrafs und Querbatkens sind diese selbst doppelt, der ▼oraussusetzende Holzboden des Proskenions einfach scbnilBrl.

B. HBRZOG UNO B. SIBBAKTH

in der wenig zugänglichen, yon Woodhoiise übersehenen Be* Schreibung Neu-Pleuron 8 von D.E).Golnagbi,/o«r/ia/ of tour in Aearnania, From the Transactions of the Royal So-

eiety of Literature^ new series VI 1 , 1 86 1 , S. 21 ff. (der Auf- satz enthält eine genaue Beschreibung der Stadt mit Plänen und Zeichnungen, behandelt aber das Theater ganz kurz und bringt kein neues Material bei).

Diese Balken haben oben auf beiden Seiten einen 0,05* 0,06" breiten und 0,04'" hohen Pals für den Bretterbeiag von Querbalken zu Querbalken, stark genug, um einem Schau- spieler zu erlauben, auf dem Dach des Proskenions aubutreten, wenn er im oberen Stockwerk erscheinen musste.

Auch die Höhe des Proskenions kann annähernd berechnet werden. Der Turm ist an der Vorderwand von der Thür- achwelle an, welche in der Höhe der Proskenionschwelle und der Orchestra liegt, $,20" hoch erhalten. Auf der obersten Lage zeigen sich keine Einarbeitungen für das Auflager der Quer- balken, die aber auch nicht nötig waren, da die Querbalken einfach als Binder in die Turmwand eingreifen konnten. So erhalten wir als Mindesthöhe 2,^0+0,31 (Höhe des Archi- travs und der Querbalken), d. h. 2,5t genau wie beim Thea- ter Yon Oropos. Wir mOssen aber wot sicher darüber noch ein Gesims yon etwa 0,15-0,20" Höhe annehmen, welches die Bindeckung des Dachs vorn abschliessen musste, so dass wir auf eine Gesamthöhe von etwa 2, 65*" kommen. Die Säulenhöbe wäre dann 2,20".

Der Turm hatte ohne Zweilei ein zweites Gesclioss, dessen

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DAB THBATBR TON NBU-PUIUBON

Boden mit dem Dach des Proskenions in einer Höhe lag, und aus dem man durch eine dor iinlorn entsprechende Thür auf das Dach des Proskenions heraustreten konnte. An den rechten KckpItMler des Proskenions schiiesst sich unmitlelhar eine sorgfähig gehautc, 0,50'" dicke Wand an, welche in einer Höhe von 0,'.'6'" erhalten ist. Sie wird wol auch die Höhe des Proskenions mit Architrav erreicht haben. Diese iMauer ragte noch vor der Ausgrabung mit der obersten Schicht etwas über den Schutt hervor; daher ist es nicht unmöglich, dass Dod- well wirklich noch mehr von ihr gesehen hat, wenn er {Pe- lasgic remains S. 17) sagt, es sei noch ein Teil der Pro- skenionsmauer erhalten (ähnlich Pomardi, Viaggio 1,37: che ancora conserva una parte della scena). Freilich die dodwellsche Zeichnung des Theaters ( a.a.O. Taf. 29) ist ein reines Phanfasiestück aus der Erinnerung. während seine übri- gen Zeichnungen von der Stadt der Wirklichkeit mehr ent- sprechen. Auch der oben erwähnte Colnaglii bemerkt (1861): A a'n/l, the foundations of n'hich can be faintly traced^ seems to have separated the stage from the town iwalL Die Mauer hat aussen eine i/änge von r),'25'° und wird durch zwei schmale Seitenmauern abgeschlossen, so dass ein Innen- raum von 4 ,30'" Länge entsteht. Da die Ringänge, welche zwischen diesen Ouervvänden und der Stadtmauer bleiben (etwa 1,50'" breit), für die auf- und abtretenden Schauspie- ler freigelassen werden mussten, so kann diese Fortsetzung des Proskenions, die wir wol als Paraskenion bezeichnen dürfen, our eben zur Maskirung des Ab - und Zugebens und etwa zur Autbewahrung der ßühnengeräte gedient haben. Unter der Mitte des rechten Paraskenions führte ein mit Steinplatten abgedeckter unterirdischer Kanal mit ziemlichem Gefälle das Regen wasser ab, das sich dann unter der Stadt- mauer durch ins Freie ergoss.

Die O rchestra ist in den Felsen eingehauen; da dieser aber sanft abfällt, so ist das Niveau in der Nähe des Proskenions tiefer und unregelmässig, was jedenfalls durch festgestampfte £rde ausgeglichen wurde. Vor der untersten Zusohauerreihe

A. HBRSOfl UND B. UBBAHTH

iSuft in der Mitte eine 0,40" breite, 0,13' hohe, aus dem Fel- sen gehauene Schwelle, welche aber an der rechten Boke nicht Torbanden war. Es scheint auch, dass der Baumeister nicht diese Schwelle, sondern die untere Kante der vordersten Reihe als Peripherie des Orchestrakreises genommen hat. Denn die- ser Kreis mit einem DuFchmesser von etwa 11,20" (Oiopoe 12,40*") tangirt dieThOr des Turmes gerade in ihrem Mittel- punkt. Der vordere Halbkreis der Orchestra^schneidet in den seitlichen Treppen des Zuschauerraums ab.

Die Stützmauern des Theaters, bis 3,50'" hoch (an der Südecke) erhalten, sind in scliünen Rusticaquadern , regel- mässiger als die Stadtmauer, aufjjeführl. Die Parodosmauern sind nicht ganz parallel zur Stadtmauer. Die rechte, 8,00" lange, ist an der siullichen Ecke 4,50, am Abschluss 4,75™ von ihr entfernt, die linke an der nördlichen Ecke 4.00™; nach 6,70"* (so weit ist sie erhalten) 4,20'". Diese auf der ver- schiedenen Entfernung der Parodosecken von der Stadtmauer beruhende Unregelmässigkeit war wol durch die Rücksicht auf den Felsen, aus dem das Theatron herausgeschnitten wurde, veranlasst, hat übrigens in Oropos ein Gegenstück.

In jeder Parodos fand sich ein Architekturstück in Form eines Bogensegments. Ihre Grösse und der aus ihnen berech- nete Durchmesser der Lichtweite (rechts 2,23, links 1,16*°) macht es wahrscheinlich, dass sie zu zwei den Eingang der Parodoi bis an die Paraskenien überwölbenden Bögen hörten.

Von den Sitzreihen (vgl. Taf. 12^^ ,2) sind die drei unter- sten aus dem Felsen gehauen, die höheren zum Teil ausgehauen, sum Teil aufgesetzt. In der Mitte sind sie bis zur XI. erhalten, nur die V. und VI. etwas abgerutscht. Nach der XI. müssen noch Tier Reihen er^inzt werden, so dass 15 herauskommen bis zu der aus kleineren Mauersteinen aufgeführten runden Ah- schlussmauer, von der in der Nähe der Mitte noch ein Stück er- halten ist (auf der Abbildung Taf. 12 ^ ,2 zu erkennen). Die Sitzstufen sind 0,80" tief, 0,40" hoch. Treppen waren wie es scheint nur auf beiden Seiten, direkt an die 0,48" starke Stütz-

Dab trbatbr yon nbu-plburon 329

maaer aDsehlieMeod, 0,48" breit, die Stnfen 0,30' hoch. Der Anfang der rechlen Treppe wurde freigelegt die linke ist trotz der VerrQekung der Reihen gut zu erkennen. In der Mitte war keine Treppe. Von der Proedria wurde nur ein bevorzugter Sits gefunden. Er ist in der untersten Reihe, nicht ganz in der Mitte, doch scheinen rechts und links von ihm keine wei- teren gewesen zu sein. Die anschliessende Bank zeigt in roher Ausmhrung das Obliche Profil (vgl. Taf. 12^.2).

Auf den aus dem Felsen gehauenen hesonderen Sits,der durch eineBintiefung ausgezeichnet ist, war eine nahezu quadratische Platte aufgelegt, mit derselben Eintiefung wie der untere Teil des Sitzes und durch zwei Dttbel mit ihm verbunden. Sie befiind sieh nicht mehr an ihrer Stelle, ihr Platz ist aber durch die Dübellöcher und ihre Obereinstimmung mit dem un- teren Teil gesichert. Rechts bat die Platte eine Einarbeitung wie zur Anfügung einer weiteren, von der sich aber keine Spur gefunden bat. Die Platte ist ganz glatt bearbeitet, das Material ist ein feinerer Kalkstein.

Zur Veranschaulichung der Bauart mögen die Abbildungen auf Taf. 12» dienen, nach Photographien, welche Herr 0. Rubensohn auf einer Reise durch Aetolien mit grösster Freund- lichkeit als Krsatz für unsere misslun<^enen aufnahm, wie wir ihm auch die llichligstcllung einiger vergessenen oder un- sicheren iMasse verdanken.

So stellt sich uns das Gesatntbihl des Tlieaters, zu dem wir noch die sich nach Westen auf di« Lai^unen von Messoloniiri, die Inseln Kepliallenia und /ante und die Kusle von Patras mil dem sclineeii;en Krjmanthos im Hintergrund üfTnendeAus- sicht hinzuneiunen können, als ein bescheidenes Werk dar, das mit dem geringsten müglichcn Aufwand an Arbeit, Mate- rial und Ausstattung ausgeführt wurde. Dass es wie alle übri- gen Ueslc der Stadt in einem Zuge und zwar im Anschluss an die Stadtbefestigung gebaut wurde, zeigt die Bauart und namentlich der Bauplan. Dies ist insülern nicht unwichtig, als wir dadurch ein ziemlich festes Datum für diesen, anderen heilen istiscben Thealern so ähnlichen Bau hätten. Die Stadt

«. VBMO« um» B. ttBBAllTH

Neu-Pleuron, die seit i^eake alliremein [mit den Ruinen von Kyra-Irini identifizirt wird, wurde um 234, d Ii. nacli der Plünderung der in der K(>ene gelejienen Stadt Pleumn durch Demelrios Ailolikos auf dem Ber^jaldiang aufgebaut ( Strabo X, 2 p. 451 : iyii hl xai in AtTtoAia op05 ... tov ApxxyvOov, uipi ov rrjv vtwrepav n>.Eupüva auv(^xt«av, a^tvrc; ttjv -wayativ if(yti Mi(avi]v KaXuSüvo; oi oixtstooi;, iCxxpTcov O'jexv xxl itcStzSoi, xop- OovvTO; TTJV X<^potv ÄTjurTpiO'j TO'j {TTix^-yjOcvTO; A'ItojXixoS. Droy- sen, Hellenismus 2 III. 2 S. 35-38). So darf wol der Hau des Theaters in den Anfang des leUteo ÜriUeU des III. Jahrhun- derts gesetzt werden.

Kleinfunde und Inschriften haben die Ausgrabungen leider nicht zu Tage gefördert und so fehlt noch der bindende di- plomatische IJeweis für die überzeugende Gleichsetzung von Neu-Pleuron mit Kyra-Irini. Auch scheint wenig Hoffnung zu sein.dass unsere Renntniss des Stadt jemals durch Inschrif- ten und andere Funde weiter gefördert werde. Der Oberbau derGebäude ist überall systematisch aU Baumaterial abgeführt, in den erhaltenen Besten hat sich nur eine ganz schwache Humusdecke gebildet, welche wol keine Schätze mehr in sich birgt. Die sauber profilirten Basen von Statuen auf der Agora tragen keine Inschrift, ebensowenig der schmucklose Archi- trav des Proskenions und die Sitze des Theaters. Keine Ehren- statue, keine Didaskalie- oder Choregie- Inschrift meldet uns Yon den Spielen, weiche das Theater gesehen hat. Eine Ver- mutung möge hier ausgesprochen werden, wenn sie auch wenig positiven Wert hat. Der einzige Dichter von Ruf,den das rauhe Aetoiien hervorgebracht hat.AlexanderAetolus, stammte aus dem alten Pleuron. Er wurde zur tragischen Pleias ge- lablt und machte in der ersten Hälfte des III. Jahrhunderts seiner Vaterstadt Ehre am ägyptischen und makedonischen Hofe. Von seiner dramatischen Thätigkeit ist nur der Titel eines Stücks 'AoTpayxXi«Toii auf uns gekommen. Aber immer- hin mögen seine Mitbürger auch in ihrem neuen Wohnsitz mit Stolz seine Dramen aufgeführt und mit seinem Standbild ihr Theater g^hmückt haben. Die Vermutung von Wood-

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Das TfiBAfBR VOM MBÜ>PLBUaoN $25

houae, daas anser Bau nur eio Buleuterion gewesen sei, kön- nen wir auch nach der besseren Erkenntniss insofern gelten lassen, als das Theater sicher auch als Raum f&r die Volks- ▼eraammlungen oder die Ratssitzungen gedient hat. Das ein- zige grössere öffentliche Gebäude, das noch im Grundriss er- halten ist, eignete sich nicht dafar. Bs ist die an der Agora gelegene sehr lange und schmale Halle (62,5 su f l"),aaf den Seiten und hinten mit geschlossenen Wänden, einer Säulen- stellung vorn und in der Mitte und einem kleinen erkerartigen Ausbau. Wir haben dieses und andere Gebäude an der Agora durch eine kleine V^ersuchsgrabuns^ erforschl und aufge- nommen. Da aber Neu - Pleuren von Noack noch einer gründ- lichen Untersuchung unierzogen werden wird, so halten wir eine Wiedergabe des Materials von unserer Seite an diesem Ort für überilüssig.

Athen, im Juoi ld98.

R. HERZOG, fi. ZIEBARTH.

DAS 0RIBCHI8GHB TUBATBR VITRUV8

II.

Die neue Erklärung des theatrum Graecorum Vitruvs, die ich im vorigen Jahrj^ange dieser Zeitschrift (1897 S. 439) ireröGTentlicht habe, ist von den Fachgelehrten in sehr Ter^ Bcbiedener Weise beurteilt worden. Während die Einen in ihr einen Fortschritt in unserer Elrkenntniss des griechischen Thea- ters sehen und mit mir glauben, dass durch sie auch das letzte, meiner Theorie von der Bühnenlosigkeit des eigentlichen grie- chischen Theaters im Wege stehende Hinderniss beseitigt ist, halten Andere sie für verfehlt, glauben noch jetzt, dass das hellenistische Thealer eine hohe und schmale Bühne für die ScbaiJHpieler gehabt habe, und behaupten sogar, dass durch die neue Mi kl.irung meine ganze Theorie ins Wanken geraten sei. Zu den letzleren gehört in erster Linie E. Reihe, der neuer- dings im Hermes (XXXIll S. 313 ff.) einen Aufsatz über das griechische Theater Vitruvs v erö (Ten l licht hat.

Diese entgegengesetzten Urteile und namentiicli die Arbeit von Vj. ßelhe veranlassen mich, hier nochmals zu demselben Themades Wort zu ergreifen, ich habe einerseits einigeMiss- verslandnisse aufzuklären und mehrere irrtümliche Behauptuo- ^n zurückzuweisen, andererseits aber auch einige neue Ar- gumente beizubringen und meine Erklärung in einzelnen Punkten weiter auszuführen.

Nach der Ansicht Bethes ist der Streit über die Entwicke- lung des griechischen Theaters durch meinen ersten Aufsatz in eine neue Phase getreten : * Dörpfeld hat einen Stützpunkt seiner alten Stellung geräumt' (a.a.O. S. 313). Da ich über- zeugt war und auch jetzt noch bin, dass duieb meine neue Theorie über Vitruv der einzige schwache Punkt meiner

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DAS aBlBCaiSCHB THBATBH VITRUV8

321

Stelliing, der selbstTantändlioh keiner ihrer StQUpunkte war, Yerstärkt worden ist, so ist mir eine solehe Beurteilung gans unerklariieb. Meine Angriffsstellung gegenüber der alten Btthnentheorie ist doeh unbedingt durch die Mögliehkeit, den Titruviscben Widerspruch fortzuschaffen, fester und gesichef- ler geworden.

Solange ich mit Bethc und den anderen Forschern von der Voraussetzung ausging, dassjVitruv unter dem thcatruni Grae- coruni das liellenistische Tliealer Griechenlands verstehe, widersprachen seine Vorschriften in einem wichtigen Punkte der von mir oft dargelegten Theorie, dass im griechischen Theater der Spielplatz zu allen Zeiten v(jr dem Proskenion in der Orchestra gelegen habe. In jenem Aufsalze suchte ich nun nachzuweisen, dass dies(! \'oraussetzung nicht berechtigt sei. Icii erinnerte niiinlich an die nicht genuj^end beachtele That- saclie.dass es in der Zeit Vitruvs neben dem rriniiseben Theater noch zwei verschiedene Tliealerarlen gegeben hat, die beide im Gegensatz zu jenem als iheatriim Grdrcorum bezeiclmet werden durften, nämlich erstens die hellenistischen Theater Griechenlands und Kleinasiens, wie die Bauwerke von lipi- dauros, Erelria, Delos und I^riene, und zweitens die späteren Theater Kieinasiens, also Bauwerke wie die Theater von Ter- messos und Aspendos oder die umgebauten Theater von Priene, Epbesos und Magnesia. In meinem Buche über das griechi* sehe Theater hatte ich den letzteren Typus lediglich als Un- terart des römischen Theaters betrachtet , weil er in wesent- lichen Punkten mit diesem übereinstimmt. Es wäre aber rich- tiger geweeen, in ihm einen besonderen Typus zu sehen, der in der Mitte steht xwischen dem römischen und dem helle- nistischen Theater. Denn mit beiden Arten bat er manche Eigentümlichkeiten gemein. Sind doch mehrere dieser Theater Kieinasiens durch kleine Veränderungen aus hellenistischen Theatern entstanden. Auch hätte nicht übersehen werden dür- fen, dass schon Scbönborn (Die Skene der Hellenen) in den jüngeren kieinasiatiscben Theatern, wie z.B. in dem von Aspen- doB, den griechischen Typus Vitruvs erkannte. Die älteren

3ifi W. DOBRPFBI.D

hellenistiscben Theater RleiDasiens waren damals noch un- bekannt.

Da sowol die hellenistischen Theater Griechenlands und Rleinasiens wie auch die etwas jüngeren, hauptsächlich in Kleinasien vorkommenden Theater, die wir kurz kleinasiati- sche nennen, von Vitruv als * griechische ' bezeichnet werden konnten, so Hess sich nicht ohne Weiteres sagen, welchen der beiden Typen der römische Architekt unter dem theatrum Graecoruni gemeint habe. Eine Entscheidung konnte auf ei- nem doppelten Wege herbeigerührt werden, einmal durch eine genaue Vergleichung der von Vitruv für sein griechisches Thea- ter gegebenen Regein mit den EigcntüinliclikL'ilen der beiden "^1 ypen , und sodann durch eine Untersuchung über die zur ^ Zeit Vitruvs in Rom bestehenden Theaterurlen. Denn von vorne herein war es mindestens waijrschoinlich, dass Vitruv, indem er Vorschriften zur Ausführung von Bauwerken gab, nicht nur unter dem lateinischen, sondern aucli unter dem griccliischen Theater einen in Rom iihlichen, von dem ein- heimisciien 'l iieater abweichenden Typus verstand. Wie jene Entscheidung aber aucli ausfallen mochte, auf keinen Fall war es noch gestattet, ohne Weiteres vorauszusetzen oder sogar als feststehende; keines Beweises bedürfende Thatsache hinzu- stellen, dass Vitruv mit dem t/watnun Graecoruni nur den einen der beiden griechischen Typen, nämlich das hellenisti- sche Prosken ion-Theater gemeint haben könne.

Eine Vergleichung der vitruvischen Vorschriften über das theatrum Graecorum mit den Einrichtungen des 'hellenisti- schen' Theaters einerseits und des 'kleinasiatischen' andrer- seits führte mich zu dem Resultate, dass letzteres diesen Re- geln und Angaben besser entspreche als ersteres,und also auch grösseren Anspruch darauf habe, das theatrum Graecorum Vitruvs zu sein. Das spätere Theater Kleinasiens bot vor Allem den grossen Vorzug, dass es auch in Jenem wichtigen Punkte, in dem Vitruvs Aussage mit dem helloDiaiiachen Theater nicht in Einklang zu bringen war, nämlich in dem Vorhandensein einer hohen Bahne für die Schauspieler,seinen Regein unzwei-

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Das griechische theatei« vitri vs

felfaaft und vollkommen entsprach. In allen Theatern, welche etwa'von der Zeit Vilriivs an in Kleinasien gebaut worden sind, gab es thatsächlich eine hohe Bühne als Spielplatz der Schau- spieler; im giiechiscben Theater der hellenistischen Zeit konnte dagegen aas vielen Gründen eine solche Btthne nicht bestan- den haben.

Ferner konnte ich zeigen, dass es zu VitruTS Zeit in Rom zwei verschiedene Theaterarien gab. Der von Pompejus in Rom errichtete Bau hatte nachweisbar einen von dem ein- heimischen, lateinischen Theater abweichenden Typus. Denn nicht nur hatte Pompejus, wie Plutarch ( Pompejus 43) aber- liefert, seinen Neubau von einem griechischen Architekten nach dem Vorbilde des Theaters inMjlilene errichten lassen, sondern das Pompejus-Theater wurde auch, wie wir aus an- deren Quellen wissen, zu thymelischen Spielen benutzt, also gerade zu solchen Spielen, von denen auch Vitra v bei seinem theatrum Graecorum spricht. Das Pompejus-Theater zeigte demnach entweder den hellenistischen oder den kleinasiati- schen, jedenfolls einen aus Griechenhind stammenden Typus.

Ich zoger 10 nicht und zögere auch Jetzt nicht, mich auch hier für den kleinasiatischen Typus zu entscheiden, nicht nur weil er den Vorschriften Vitra va besser entspricht, sondern vor Allem weil die grosse und fast allgemeine Verbreitung, welche dieser Typus in römischer Zeit in Kleinasien gefunden hat, sich besser erklärt, wenn auch das Pompejus-Theater in Fiüin einen solchen Typus hatte. Dass seit der Zeit des Kai- sers Augustus noch irgend wo hellenistische Theater gebaut worden sind, ist nicht bekannt; alle die vielen Theaterbauten, welche nach Pompejus in Italien, Griechenland oder Klein- asien entstanden sind, zeigen entweder den römischen oder den kieinasiatisclien Typus. Finden wir nun bei Vitruv Vor- schriften über zwei verschiedene Thealerarten, die gerade zu der Einrichtung dieser lieiden Typen vorzüglich passen, so sind wir doch zu derAnnalime berechtigt oder sogar verpflichtet, dass der römische Architekt unter dem theatrum latinum das gewöhnliche römische Theater verstehe, und unter dem

ATiUm. MlTTBBILUMfiBN ZUU. 22

W. ÜOBB^FSLtt

theatrnm Graecorum das 'kleinasiatische' Theater, also den Typus, der zu seiner Zeit in Griechenland und Kleinasien ge- baut wurde. Ob er das in diesen Ländern frülier allgemein übliche Theater, nämlich den hellenistischen Typus, überhaupt nicht kannte oder nur nicht erwähnte, brauchen wir nicht zu entscheiden.

Konnte ich es so zum Mindesten wahrscheinlich machen, dass Vitruv das kleinasiatische Theater im Gegensatz zu dem italischen als das griechische bezeichnet hat, und dass ein Theater dieses Typus sogar in Rom selbst bestand, so ver- mochte ich allerdings Ober die Entstehung des Typus nur Ver- mutungen auszusprechen. Ich liess es unentschieden, ob der Architekt des Pompejus den schon fertigen Typus in Mytilene vorgefunden und nur nach Rom verpflanzt habe.oder ob er ihn durch eine Verblödung des hellenistischen Theaters von My- tilene und des in Rom üblicbeD Bühnentheaters neu gebildet habe. Jetzt bin ich geoeigt,der letzteren Möglichkeit den Vor- zug zu geben. Denn abgesehen davon, dass die Entstehung des kleinasiatiscben Theaters kaum anders erklärt werden kann als durch die Vereinigung des bübnenlosen griechisch- hellenistischen Theaters und des römischen Bühnen -Theaters, weist schon das Alter der kleinasiatischen Bauten auf das er« ste vorchristliche Jahrhundert als Bntstebuogszeit hin. Das Theater von Termessos reicht mindestens bis zur Zeit des Au- gustus hinauf; in Athen ist wahrscheinlich unter Nero der kleinasiatische Typus eingeführt worden ; in RIeinasien sind viele ursprünglich hellenistische Theater, wie z. B. die von Priene, Magnesia, Tralles. Ephesos und Pergamon erst in rö- mischer Zeit zu Bühneniheatern umgebaut worden.

Wird mir aber auch nur die Möglichkeit zugestanden, dass in Rom ein 'kleinasiatisches' Theater bestand, und dass Vi- truv mit seinem griechischenTheater einen solchen Bau meinte, so brauche ich die Angaben Vilruvs nicht länger als Zeuijniss gegen meine l^rklärung des hellenistischen Theaters gelten zu lassen. Denn dieses letztere Theater selbst und was wir über seinen Zusammenhang mit dem altgriechischen Theater wissen,

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Das fiRlBCHlSCHE THEATER VITRL VS

331

spricht zu deutlich gegen das VorhandeDsein einererhöhten, für die skenischen Aufführungen bestimmten Bühne, als dass ein in verschiedeoer Weise deutbares Zeu^iss noch eotoebei- denden Wert für ihr Vorhandensein beanspruchen könnte.

Im V. Jahrhundert hatte das griechische Theater, wie jetst fast allgemein zugegeben wird und auch Bethe anerkennt, keine Bühne; die Orchestra war der Spielpkitz für Chor und Schauspieler, und neben ihr erhöh sich die Skene als Hinter- grund des Spiels. Es Hegt gar keine Veranlassung vor, fikr die beiden folgenden Jahrhunderte, in denen noch vielfach die älteren Stücke mit ihrem Chor aufführt wurden, eine vollständige Änderung des Spielplatzes und der Skene anzu- nehmen. In den ältesten erhaltenen Theatergehäuden , z. B. in dem lykurgischen Theater zu Athen, in dem poiykletischen von Epidauros, in den Bauten von Eretria, üelos und Priene, deren Entstehung bis ins IV. und III. Jahrhundert hinauf- reicht, finden wir noch immer den alten kreisrunden Spiel- platz und neben ihm an derselben Stelle, wo wir fürs V.Jahr- hundert die hölzerne Skene anzunehmen hallen, einen durch- schnittlich 3"* hohen Säulenbau mil hölzernen Pinakes in den Intercolumnien und daiiinter einen grösseren Saal oder ein- zelne ZiiTimer. Wir sehen also Hauten vor uns, die offenbar in ihrer Gestall und lilini iclilung eine direcle Nachbildung der alten hölzernen Skene und ihrer Dekoration sind. Was be- rechligl uns nun, diesen Säulen bau, für den der Name Pro- skenion urkundlich gesiclierl ist, trotz seines Namens, trotz seiner tur eine liuhne ganz unpassenden Abmessungen, trotz seiner architektonischen xVusstattting und trotz seiner Luge neben dem alten Spielplatz für eine Bühne zu erklären, ihn für ein Podium zu halten, auf dem vom IV. oder III. Jahr- hundert an die Schauspieler regelmässig gespielt haben sollen? Wenn uns nicht sichere Nachrichten und unumslössliche Ar- gumente beigebracht werden, müssen wir einer solchen Hypo- these entschieden widersprechen.

Gleichwol hat diese Theorie nicht nur früher Vertreter ge- funden, sondern wird auch jetzt noch von Bethe energisch

verteidigt. Und welche Arj^unu'iite werden beigebracht? Es war bisher fast ausschliesslich die Nachricht des V'itruv über das l^ogeion des theatrum Graecorum , auf die man sich stützte: 'Das Zeugniss Vitruvs', so sagte Bethe (Gött gel. Anz. 1897 S. 710) gcniigt allein und vollkommen fur jeden philologisch Geschulten', um es 'als eine abso- lut feststehende Thatsache zu betrachten', 'dass das hohe schmale Proskenion die Buhne war'. Daneben wurden dann noch einige andere Zeugnisse für eine Bühne angeführt, die früher nur als Nebenargumente galten, jetzt aber selbständige Beweiskraft haben sollen. Betrachten wir zunächst das llauptargument* die Angabe Vitruvs.

Ich bin stets überzeugt gewesen, dass sich irgend ein Weg finden lassen müsse, um das Zeugniss des Viiruv über die Bühne seines theatrum Graecorum für das altgriechische und hellenistische Theater zu entkräften. Nur über die Art und Richtung des einzuschlagenden Weges babe ich geschwankt. Die Entwicklungsgeschichte des Theaters , wie ich sie auf S. 3b3 unseres Buches über das griechische Theater kurs ge* schildert habe, redete eine zu deutliche Sprache ; sie zeigte mir kUir, dass die Forschung sich auf einem falschen Wege befinde. Das hellenistische Thealer, wie man es sich nach Vi- truv denken musste, nämlich mit einer hohen schmalen Bühne als Spielplatz der Schauspieler, war mit dem bOhnenlosen Theater des V. Jahrhunderts nicht in Einklang zu bringen. Bethes Versuch, eine Entwicklungsreihe herzustellen, indem er die Entstehung einer niedrigen Bühne am Ende des V. Jahrhunderts und dann ein schnelles Wachsen derselben über das zulassige Mass von etwa 1 ,50" hinaus bis zur Höhe von 3* im III. Jahrhundert annahm, war nicht nur an und fftr sich wenig glaubwürdig, sondern beiand sich auch nicht ein- mal in Obereinstimmung mit den erhaltenen Monumenten. Von irgend einer Zwischenstufe zwischen dem alten Spiel* platze in der bühnenlosen Orchestra und der vermeintlichen 3" hohen Bühne ist in den Theaterbauten Griechenlands auch nicht die geringste Spur erhalten.

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OAS AaiBGUlBCHB THBATBR TITRUT8

333

leh glaubte nun dureh meinen ersten Aufoats über das grie- cbisebe Theater Vitmvs den richtigen Weg aus dem Irrgarten gefunden su haben. Indem ich die Wahrscheinlichkeit oder zum Mindesten die Möglichkeit nachwiee, dass Vitruv von ei- nem anderen griechischen Theatertypus als dem hellenisti- achen Proskeniontheater spreche, hatte ich dem Zeugnisse Vitra vs seine Bedeutung fQr das hellenistische Theater ge* nommen.

Ist mir dieser Nachweis gelungen? Bethe behauptet zu- nächst (Hermes XXXI II S.3n),ich hätte beweisen mttssen,das8 Vitras das hellenistische Theater nicht beschreiben könne. Dass er mir damit einen Beweis zuschiebt, den ich gar nicht zu führen brauche, liegt nach dem Gesagten auf der Hand. Umge- kehrt hätte vielmehr Bethe beweissen müssen, dass Vitruv von dem kleinasiatischen Theater nicht sprechen könne, weil al- lein schon die Möglichkeit meiner Auffassung genOgt, um das Zeugniss des Vitruv gegen meine Theorie zu entkräften. Einen solchen Beweis kann er aber nicht fahren. Er macht viel« mehr selbst das wertvolle Zugeständniss (S. 316 unten): 'Dörpfeld hat unwiderleglich gezeigt, dass der kleinasiatische Theatertypus mehr dem griechischen als dem lateinischen Theaterschema Vitruvs entspreche*.

Passt somit, wie Bethe zugiebt, sowol der hellenistische wie auch der kleinasiatische Typus wenigstens einigermassen zu dem griechischen Schema Vitruvs, so entsteht die wichtige Präge: Welcher von beiden passt besser? Hat Bethe Recht, wenn er (S. 317 unten) versichert: *lch sehe nicht einen ein- zigen Punkt, in dem sich der kleinasiatische Typus genau Vitravs Regeln fügte, nicht einen einzigen, in dem er mit Vi- truvs Schema besser abereinstimmte als der hellenistische*? Oder habe ich Recht, wenn ich behaupte, dass der kleinasia- tische Typus besser passt?

Bevor ich auf Einzelheiten eingehe , welche diese Frage allein entscheiden können, muss ich zunächst im Allgemeinen darauf hinweisen, dass wir gar nicht berechtigt sind, eine ge- naue und volle Obereinstimmung zwischen den zufällig er-

334 W. DOEUPFBLD

haltenen Theaterruinen und dem Schema Vitruvs zu erwarten. Weder die helleoistiseben, noch die kletaasiatiBehen Theater, welche uns bekannt sind. stimmen unter sich völlig flberein und können daher unmöglich je einem einzigen Schema genau ent- sprechen. VitruT will mit seinen Vorschriften auch keineswegs ein Durchschnittstheater eines bestimmten Typus gßben, son- dern beschreibt von jedem Typus ein Theater, wie er es bauen würde und wie er es für das beste halt. Sein lateinisches Sche- ma stimmt, wie genugsam bekannt ist, mit keinem der erhal- tenen römischen Theater genau flberein. Wie dürfen wir da bei seinem griechischen Theater eine volle Obereinstimmung erwarten ? Kleine Differenzen zwischen den Ruinen und dem Schema Vitruvs wird es naturgemäss auch hier geben, und sie werden besonders bei den Abmessungen der einzelnen Teile, bei der Zahl der Sitzreihen und Treppen und bei den Einzelheiten des Skenengebäudes hervortreten, nämlich bei allen den Dingen, in denen die erhaltenen Theater unter sich verschieden sind. ÜbiTcinstimmung miissen wir dagegen er- Nvarlon bei der allgemeinen Anordnung des Theaters und bei dem Namen, dem Zweck und dem gegenseitigen Verhällniss der Hauptteile. Und thalsächlich linden wir in diesen Punkten auch eine volle Übereinstimmung zwischen dem kleinasiati- schen Theater und dem griechischen Theater Vitruvs, eine bessere, als sie zwischen diesem und dem heilen istischen Thea- ter besteht.

Um dies zu beweisen, vergleichen wir die Vorschriften Vi- truvs für sein theatriim Graccorum mit dem kleinasiatischeo Theater einerseits und dem hellenistischen andrerseits:

1) Der Zuschauerraum und dem entsprechend auch die Or- chestra sind beim thcatrum Graecorum grösser als ein Halb- kreis, machen aber keinen vollen Kreis aus. Erst Orchestra lind Bühne zusammen bilden nach Vitruv einen ganzen Kreis, dessen Tangente die frons scaenae ist. im Gegensatze zum gewöhnlichen römischen Theater, bei dem die Orchestra nur einen Halbkreis umfasst , entsprechen die kleinasiatischen Theater der römischen Zeit dieser Vorschrift vorzflglich ; die

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DAS GRIECHISCHE THEATER VITHUVS

335

Orchestra ibI immer grösser als ein Halbkreis und mit der Bühne zusammen bildet sie annähernd einen Kreis. Beim hel- lenistischen Theater ist diese Übereinstimmung nicht eben so gross; sie wird erst erreicht, wenn wir nicht nur die eigent* liebe Orchestra von der Vitruv doch spricht, ins Auge fassen, sondern den Wassercanal und den Umgang für das Publicum zur Orchestra hinzurechnen. In Epidauros bildet die eigent- liche Orchestra schon ohne die vermeintliche Bühne einen ¥oUen Kreis und in Athen und im Piräus liegt die Vorder- kante des Proskenion sogar um mehrere Meter ausserhalb des Kreises. Hitte Vitruv ein hellenistisches Theater wie das von Epidauros beschrieben, so hätte er nicht versäumen dürfen zu sagen, dass die Orchestra einen ganzen Kreis bilde.

9) Neben der grosseren Orchestra soll nach Vitruv auch die schmalere Bühne {pulpttum minore laiäudine) ein charakte- ristisches Merkmal des griechischen Theaters sein. Das klein- asiatische Theater unterscheidet sich in der That dadurch vom rdmischen, dass seine Bühne um ebenso viel schmaler, wie seine Orchestra grSsser ist. Da die Bühne nur für die skeni- schen Aufführungen diente, durfte sie schmaler als die römi- sche gemacht werden, auf der alle Aufführungen stattfanden. Wie sehr man beim kleinasiatischen Theater bestrebt war, die Bohne trotz der grossen Orchestra und trotz des notwendigen Zuganges zur Orchestra möglichst nahe an die Zuschauer he- ran zu rücken, ergiebt sich aus dem Theater von Termessos, bei dem die Vorderkante der Bühne eine gebrochene Linie biklele, und die Bulinentiefe also in der Mitte grösser war als an den beiden lünden. Wie weit dagegen im hellenistischen Thealer das Proskenion, die vermeintliche Bühne, von dem Zuschauer- raum entfernt sein konnte, zeigen Beispiele wie die Theater von Athen und Piriius aufs Deutlichste. Dieser Tiialsache ge- genüber ist es ohne jede Bedeutung, dass die wirkliche Ti«'fe des liellenislischen Proskenion etwas geringer ist als die Tiefe der kleinasiatischen Biihne und demnach etwas besser zu der Vorschrift Vitiuvs über die Tiefe seines griechischen Logeion passt. Denn auch in den erhaltenen rOmischeo Thealern stimmt

336

W. OOBBPPBLD

die wirkliche Tiefe der Bühne nur in wenigen Fällen genau zu der Angabe Vitruvs über die Tiefe der lateinischen Bühne.

3) Die Höhe der Bühne soll nach Vitruv im theatrum Graecoriini 10 bis \1 Fuss betragen, im theatrum latinuin niemals 5 Fuss übersteigen dürfen. Passt zu der ersteren Vor- schrift der kleinasiatische oder der hellenistische Typus besser? Im kleinasiatischen Theater ist die Bühne, wie ich schon früher gezeigt habe, gewöhnlich 8 bis 3 0 Fuss hoch, ob sie irgendwo das vitruvische Maximum von 1 "2 Fuss erreicht, lässt sich lei- der noch nicht sagen, weil die Bühnenhöhe der meisten 'l'liea- ter Kleinasiens noch unbekannt ist. Auf jeden Fall entspricht sie dem griechischen und nicht dem römischen Typus, im hellenistischen Theater schwankt die Höhe des Proskenion, der venneintlicben Bühne, zwischen 8 und 12 Fuss. Sie bleibt auch in mehreren Bauten (so in Oropos, Pleuren, Priene und Delos) unter dem vitruvischen Minimum von 10 Fuss. Beide Theaterarten scheinen also in Bezog auf die Bühnenhöhe gleich Behlecht zu der Vorschrift Vitruvs zu passen. Aber ein Um- stand ist dabei bisher übersehen oder mindestens nicht ge* Dflgend beachtet worden , ein Umstand , der entschieden zu Gunsten des kieinasiatischen Theaters spricht. Beim römischen Theater sagt nämlich Vitruv ausdriicklicfa, dass die Bahne nicht höher sein dürfe als 5 Fuss, weil sonst die in der Or- chestra sitzenden Zusehauer die auf der Bahne auftretenden Schauspieler nicht gut sehen könnten. Er spricht damit einen Grundsatz aus, der auch heute noch gilt und bei allen moder- nen Tbeaterbauten berücksichtigt wird : Die Bühne darf nie- mals höher sein, als die Aug^n der untersten Zuschauer. Ob die letzteren im antiken Theater in der Orchestra selbst oder auf der die Orchestra umgebenden untersten Bank sitzen, macht keinen Unterschied. Liegt die unterste Sitzreihe in der Höhe der Orchestra, so darf die Bühnenhöhe niemals 5 Fuss fiber- steigen, auch wenn keine Zuschauer in der Orchestra selbst sitzen. Wie kann nun derselbe Vitruv, der diesen Grundsatz offenbar wol kennt, im griechischen Theater 10 Fuss als Mi- nimum für die Bühnenhöhe beiceichnen? Mussleer nicht wissen,

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DAS GRIBGHISGHB TRBATBR VITRinrS

dass die auf der uDlerstcn Bank sitzenden Zuschauer bei ei- ner solchen Bühne nur selir schlecht sehen konnten?

Das Rätsel löst sich in einfachster Weise, wenn wir uns da- ran erinnern, dass bei dem kleinasiatischen Theater die Sitz- reihen thatsächlich nicht bis zur Orchestra hinabreichen , son- dern die unterste Reihe so hoch über der Orchestra liegt, dass ihr Höhenunterschied gegen den Boden der Bühne nur etwa 5 Fuss beträgt. Im hellen istischen Theater dagegen befindet sich die Proedrie mit ihren bevorzugten Sitzen immer in der Höbe der Orchestra oder nur sehr wenig über ihr. Die Au- gen der dort sitzenden Zuschauer würden also bei einer Büh- nenhöhe von iObis 12Fu8s noch mindestens 5 Fuss unter dem Boden der Bühne liegen und daher die Bewegungen der Schau- spieler sehr schlecht sehen können. Daraus folgt aber mit vol- ler Sicherheit, dass Vilruv unter dem theatrum Graecorum nicht das hellenistische, sondern nur das kleinasiatische Thea- ter verstanden haben kann.

Da das Fehlen der untersten Sitzreihen, wie ich sckon in meinem ersten Aufsatz dargelegt habe, eine charakteristische Eigentümlichkeit der kleinasiatischen Theater ist, so dürfte der Schluss erlaubt sein, dass alle Theater, bei denen ein spä- teres Abschneiden der unteren Sitzreihen constatirt werden kann ich nenne z. B. die Theater von Assos , Pergpimon and Delphi , zu kleinasiatischen mit hoher Bühne umge- baut worden sind. Andrerseits glebt es einige kleinasiatische Theater, in denen die untersten Sitzreihen bei der spateren Einrichtung einer 8 oder 10 Fuss hohen Bühne nicht iortge- nommen sind, z. B. die Bauten in Priene (vgl. oben S. 312) und Magnesia. Bei tbymelischen Aufführungen und bei sonsti- gen im Theater stattfindenden Festlichkeiten boten diese Sitz- reihen noch immer in alter Weise die besten und bevorzugte- sten Plätze; bei skenischen Auffüiirunj^en auf der hohen Bühne konnten sie dagegen nur noch als schlechte Plätze benutzt wer- den. Ihre gänzliche Entfernung war bei einem Umbau zwar möglich, aber nicht unbedingt notwendig. Bei iNeubaulen d^g

338

W. DOERPFELD

kleinasiatischen Typos tind Bie jedoch, lo viel wir wimo, oiemab mehr gebaut worden.

4) Auf einen anderen Punkt, der 'einen nicht unwesentli- chen Vorzug der neuen Erklärung' bildet, habe ich schon in oieinem ersten Aufoatse hingewieaeo. Beim Hknisclifr Thea- ter versieht V^truv unter scaenae /roas unzweifelhaft die Vorderwand der Skene mit ihrem Säulen schmuck. Beim theatrum Graeeorum spricht er ebenfalls von der scaenae froM. Denkt er nun an ein Theater wie das kleinasiatische, 80 veiBteht er unter scaenae frons ganz richtig dieselbe Vor- derwand mit ihren Säulen. Denkt er dagegen an ein helle- nistisches Theater, so müsste er hier die SkenenTorderwand ohne ihren Säulenschmuck scaenae frons genannt haben, denn daas die Wand über dem Proskenion nicht mit Säulen ausgestattet war, ist durch die Monumontp solbst gesichert. Dieser Vorzug bleibt bestehen, ob das Proskenion nach Be- thes Auffassung die gewöhnliche Bühne oder nach meiner Er- klärung die Dekoration selbst ist.

5) Schliesslich roussauch die Angabe Vitruvs, dass das hohe Logeion seines griechischen Tlieaters der gewöhnliche Spiel- platz für alle skenischen Aufführungen sei, als wichtiger Be* weis fOr die Identität des kleinasiatischen Theaters und des theatrum Graeeorum Vitruvs angeführt werden. Denn für das kleinasiatische Theater trifft diese Angabe unzweifelhaft au; sein hohes Podium war. darüber sind wir alle einig, der Standplatz der Schauspieler bei skenischen Aufführungen. Für das hellenistische Theater kann sie dagegen, wie ich in un- serem Buche über das griechische Theater eingehend dargelegt habe, unmöglich zutreffen. Zahlreiche Argumente ganz ver- schiedener Art habe ich beibringen können, die sicher bewei- sen,dass das griechische Proskenion keine Bühne gewesen sein kann. Und selbst ßethe.der doch in allen seinen Veröffentlichun- gen das Bestreben hat, das hellenistische Proskenion als Bühne zu erweisen, macht das wertvolle Zugesländniss (Göll. gel. Anz. 1897 S. 709): 'Auch ich kann mir nicht denken, daaa man für eine menandrische Komödie oder selbst eine chorloae

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DAS aMBCHISCHB THBATBR TITBÜVS

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Tragödie eine ao flchmale hohe Bühne erbaut hätte, da die Schwierigkeiten fllr die Schauspieler doch vielleicht grösaer erscheinen, als die Vorteile, die man ihr nachrahmt*. Und an einer anderen Stelle (Hermes XXXI 1 1 S. 322, Anm. 1) giebt er zu. *dass irgend ein noch ungelöstes Gebeimniss tther der Einrichtung dieser hohen Bohne liegt Wenn er dann die Schwierigkeiten dadurch zu heben und das Gebeimniss da- durch zu lösen sucht, dass er sich die liühne auf Kosten des oberen Skenensaales nach hinten erweitert denkt, so darfein solcher Versuch ohne Bedenken als verfehlt und unzulässig bezeichnet werden, weil einerseits die erhaltenen Theaterruinen dieser Ergänzung des Oherhaues aufs Entschiedenste wieder- sprechen, und andererseits die Mängel der hohen Bühne bei grösserer Tiefe nur noch wachsen. Die mancherlei Schwierig- keiten bestehen nur für den, der das griechische Theater Vi- truvs durchaus in dem hellenistischen Theater erkennen will. Wer jedoch mit mir diejenige Theaterart, welche in der Kai- serzeit in Griechenland und Kleinasien neben dem gewöhn- lichen römischen Typus allein noch gebaut wurde, für das theatrum Graecorum Vitruvs hält, für den giebt es keine ungelösten Geheimnisse mehr.

Und jene Schwierigkeiten, welche Betbe bei seiner Theorie findet und offen anerkennt, sind noch gewachsen, seitdem von mehreren Seiten bewiesen ist, dass der tragische Chor nicht nur in der hellenistischen, sondern sogar bis zur früh- römischen Zeit beibehalten wurde. Wertvoll waren für mich in dieser Hinsicht die Worte, mit denen F. Leo einen Auf- satz ttber die GhoriiederSeneeas (Rheinisches Museum LH S. 518) schliesst: 'Bs scheint mir, dass damit die Möglichkeit, es seien auf dem hellenistischen Proskenion chorlose Tragö- dien aufgeführt worden, einen Stoss erhält, und dass in der Frage, ob überhaupt je auf dem Proskenion Tragödien ge- spielt wurden, ein erhebliches Gewicht gegen Vitruv für DÖrp- feld in die Wage fällt '. So schrieb Leo, als ich Vitruv noch nicht recht verstand und ihm einen Irrtum zutrauen zu müs- sen glaubte. Um wie viel mehr sprechen diese Worte zu mei-

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W. OOBRPFBLD

nen Gunsten, nachdem sich herausgesteilt hal, daaa VitruT gar nicht vom hellenistischen Theater su sprechen brancht, sondern von dem griechischen Theater seiner eigenen Zeit, nämlich dem kteinasiatischen Typus redet, und nachdem so die unangenehme Notwendigkeit, den Vitruv eines Irrtums an zeihen, gänzlich fortgefallen ist!

Vitruvs Aussage Aber das Spielen auf dem Logeion des grie- chischen Theaters ist in vollem Einklang mit der monumen- talen und litterarischen Oberlieferung, wenn sie sich auf das kleinasiatische Theater bezieht. Zahlreiche Schwierigkeiten erheben sich indessen, wenn Vitruv, wie wir alle frQher als selbstverständlich voraussetzten, unter dem theatrum Grae~ eorum das hellentstisehe Theater versteht. Was hindert uns noch, der ersteren Möglichkeit den Vorzug zu geben?

Bethe erhebt noch verschiedene Bedenken gegen die neue Erklärung des Vitruv. Sie sind zwar zum Teil schon erwähnt oder besprochen worden , aber einige von ihnen verdienen noch eine eingehende Widerlegung.

Wesentliche Unterschiede zwischen dem kleinasiatischen und hellenistischen Theater leugnet er mehrmals aufs Ent- schiedenste. 'Beide Typen sind in der Hauptsache identisch', sagt er im Hermes XXXIII S. 3C0. 'Ihre Differenzen sind so minimal, dass sie Niemand ohne Messung zu unterscheiden vermag', lesen wir S. 819 oben. 'Beider Schemata sind last identisch' stellt w iederum auf S. 318. Ich könnte, um diese Behauptungen zu widerlegen, kurzer Hand auf mehrere Ab- schnitte unseres Buches verweisen, wo die Unterschiede des Bühnentheaters und des hellenistischen Proskenionthealers be- sprochen sind, aber diesen wiederholten Versicherungen ge- genüber, fühle ich mich verpflichtet, die wichtigsten Diüe- renzen nochmals zusammen zu stellen.

Ein erster Unterschied fällt schon bei einem flüchtigen Blick auf die beiden Typen in die Augen. Im kleinasiatischen Thea- ter sehen wir über der i^ühne jedesmal eine scaenae frons mit einer oder auch zwei übereinander stehenden Säulenrei- )ien, während Uber dem bellenistiscbeq Prosl^enion, das nach

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bAg GAUCHUCtlB TBiAtBR TITRUVB

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Belhe die Bühne sein soll, sich niemals (wenigstens isl noch kein Beispiel bekannt) eine säulengeschmückte Oberwand er- hebt. VVir können sogar weiter gehen und behaupten, dass sich über dem Proskenion niemals eine scaenae frons wie die kleinasiatische oder römische Säulenwand erhoben haben kann, denn die erhaltenen Untermauern sind in allen Thea- lern so schmal, dass sie nur eine einfache Wand, nicht aber eine Wand mit davorstehenden Säulen getragen haben kön- nen. In Oropos, wo wir die Oberwand genau kennen, ist sie eine einfache Mauer mit Triglyphengebälk. Entsprechende Trigl^phen haben sich auch in mehreren anderen Theatern, z. B. in Eretria und Delos, gefunden. Die geheimnissvolle An- deutung, welche Belhe schon öfter über eine complicirle Aus* ataUung dieser Oberwand oder eine Verschiebung derselben gemacht hat, ist den Theaterruinen gegenüber ganz unhalt- bar, «eil die Oberwand selbstverständlich dort gestanden haben muss, wo sich im unteren Geschoss die Untermauer be- findet. Letztere ist sogar nur der Oberwand wegen angeordnet.

Zweitens ist die Vorderwand der kieinasiatischen Bühnen stets entweder ohne Schmuck oder architektonisch alsUntei^ bau ausgebildet und hat niemals Säulen, während die Vor- derwand des griechischen Proskenion stets mit Säulen und Pinakes gesehmückt ist. Das einsige sichere Beispiel, wo die Vorderwand einer kleinasiatischen Bühne Säulen aufweist, ist das Theater von Prione. Doch sind die Säulen hier nur deshalb vorbanden, weil sie bei dem römischen Umbau des Proskenion su einer Bühne nicht entfernt worden sind. Aus diesem Beispiel zu sobliesson, dass kleinasiatische Bühnen su« weilen mit Säulen ausgestattet worden seien,wäro ebenso falsch, als wenn Jemand aus der Tbatsacbe, dass in Delphi eineStoa unter Beibehaltung ihrer Säulen su einem Wasserreaerroir umgebaut worden ist, den Sehluss sieben wollte, dass in die- sem Falle die Säulen sum Wasserbassin gehörten oder gar dra charakteristischen Schmuck eines solchen bildeten. Säu- len schmücken im Theater das Proskenion, nicht die Vorder- wand der Bühne. Isles ferner überhaupt arch ileklonisch denk-

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w. oomrrsLD

bar, dass sich über den zierliclien Säulen des hellenistischen Proskenion jemals eine statlln lie Sau lenfassade nach Art der kleinasiatischen oder nnnischcn l*ro>konien erlirdjen habe?

Drittens waren die Zwischenräume zwischen den Säulen des hellenistii^chen Proskenifin mit Pinakes geschlossen, welche Ge- mälde \erschiedener Art enthielten. Kine so ausgestattete Pro- skenionwand glich also einigerinassen den gemalten Theater- dekorationen pompejanischnr Häuser. bei denen auch zw ischen den Säulen entweder kle inere Tafelgemälde, oder grosse per- speclivische Durchblicke vorkommen. In der \ orderwand der kieinasialischen Buhnen suchen wir dagegen vergeblich nach solchen Pmakes. Ks entspricht dieser Hegel, dass in I^riene beim Umbau des i'roskenion zu einer Bühne die hölzernen Pi- nakes durch gemauerte Wände er,>^elzl worden sind. Dass die hellenistischen I^roskenien durch jene Gemälde als Hinter- grund des Spiels charaklerisirt wurden, scheint mir so selbsl- \erständlich und fur unsere Frage so wiehlig, dass ich nicht recht versiehe, wie dieser wesentliche Unterschied zwischen dem Proiskeni DQ und einer Üüboe von Bethe so wenig beachtet werden konnle.

Einen vierten Unterschied liefern uns die Namen der beiden Vorbauten. Hierüber lesen wir bei Hethe, Hermes XXXI 11 S. 318 unten : 'Den einzigen wirklichen Unterschied trägt ersl Dörpfeld hinein durch seine lieliauptung: dies ist eine Huhne, jenes nicht'. Dass das Podium des kleinasiatischen Theaters eine Huhne für die Aufführung skenischer Spiele ist, bezwei- felt weder Hellie noch ich. Der Vorbau des hellenistischen Theaters ist dagegen nicht nur deshalb keine Bühne, weil ich das behaupte, sondern weil für ihn urkundlich der Name IVo- skenion überliefert ist. und dieses Wort nach altgriecliischem Sprachgebrauch eine Dekoration, eine vor der Skene aufge- stellte Fassade bedeutet ( vgl. K. Reisch in unserem Buche S. 'iUü). Selbst im römischen Thealer sind die Säulen im Hin- tergründe des Spielplatzes noch Proskenion genannt worden, obwol damals auch schon zuweilen für die Huhne der Name PruäkenioD iäi&cülicii gebraucht wurde. Ais das Proskenion

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DAS 0RIBCHI8CBB THBATBR TltftOVS

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in rftmiaeher Zeit an einigen Orlen in eine BQhne umgebaut wurde, konnte der alle Name leicht auf den neuen Bauteil übertragen werden. Oben auf dem grieehiechen Proskenion sind, wie ich mit vielen anderen Gründen bewiesen tu haben glaube, nur einzelne Schauspieler und Redner erschienen, dort war das Thoologeion. Der gewöhnliche Spielplatz für die ske- nischen Aufführungen befand sich im hellenistischen Theater noch an dersetben Stelle, wo er auch im V. lahrhundert ge- wesen war, in der Orchestra vor dem Proskenion.

Fünftens sind auch die Differenzen in den Abmessungen der beiden Vorbauten nicht so minimal, wie ßethe behauptet. Man beachte nur, das die Tiefe des hellenistischen Proskenion fast immer zwischen 2 und 3* schwankt, während die klein- asiatische Bühno niemals schmaler als S.TiO"' gewesen zu sein scheint, meist sogar beträchtlich breiter ist. Nun kann freilich kein Mensch die zulässige Grenze für die Tiefe einer Bohne genau bestimmen; man kann nicht etwa sagen, ein 3,50" tiefes Podium ist noch als Bühne zu benutxen, ein 3" tirfes aber nicht mehr. Eines jedoch darf man ohne Zögern be- haupten, dass ein Podium von etwa 3* Höhe und nicht ein- mal 3*" Tiefe eine höchst unbequeme und sogar gefährliehe Bühne ist, und dass es im höchsten Grade unbegreiflich w&re, wenn die Grieeben in der Blütezeit ihrer Kunst nur solche unpraktische und hfiaaliebe Buhnen gebaut haben sollten.wäb- rend sie in der Orchestra seit Alters her einen ausgezeich- neten und geräumigen Spielplatz besessen.

Andrerseits kann auch nicht in Abrede gestellt werden, dass die Abmessungen der kleinasiatischen Bühnen viel besser den berechtigten Anforderungen entsprechen, die an jede Bühne gestellt werden müssen. Ihre zunächst auffallende Höhe lässt sich, wie ich in dem ersten Aufsatze gezeigt habe, in einfacher Weise gut erklären. Auch dürfen wir nicht vergessen, dass diejenigen Proskenien Kleinasiens, welche in römischer Zeit zu Bühnen umgebaut worden sind, sämtlich eine Erbreiterung erfahren haben.

Sechslens iiiuss uucii an dieser Stelle nochmals darauf hin>

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IV. IMRAPTBID

gewiesen werden, dass das griecbtsche Proskenion stets eine durchschnittliche Höhe von 10 Fuss über der untersten Sitzreihe hat, während die kleinasiatische liühne nur etwa 5 luiss über den unlerslen Sitzen liegt, i'^s kommt bei der letzteren Bühne nicht auf ihre Höhe über der vertieften Orchestra , sondern lediglich auf den Höhenunterschied zwischen ihr und den un- leren Sitzen an. Wenn in einem modernen Theater vor der Bühne ein um 2 bis 3"" vertiefter Raum für die Musiker herge- richtet ist, so \Nirtl Niemand behaupten wollen, dass es eine 2 bis 3'" liolic Buhne halle, sondern Jedermann wird die !l<)he der Bühne nach dem Standplatz der untersten Sitze berechnen.

Diesen vielen und wichlitren Verschiedenheiten gegenüber muss es alseine nicht erlaubte Übertreibung bezeichnet wer- den, wenn Bethe die kleinasiatische Bühne und das griechi- sche Proskenion mehrmals als last identiscii hinstellt. Ge- wiss, beide sind Vorbauten der Skene , beide haben auch Thüren an ihrer Vorderseite , aber ihre Abmessungen, ihre architektonische Ausstattung, ihre Lage zur Orchestra und zu den Sitzreihen und auch ihre Namen sind verschieden. Eine Verwechslung beider, so lange sie noch aufrecht stehen, ist gar nicht möglich. Wenn man z. ß. die schönen Zeichnungen kleinasiatischer Thealer von G. Niemann sieht (bei Laneko* ronski, Städte Pamphyliens und Pisidiens), so kann man un- möglich auf den Gedanken kommen, dasa der Vorbau vor den säulengeachmückten Skencn etwas anderes als eine Bühne ist. Wer dagegen ein hellenistisches Proskenion mit den Sau« ien und den Malereien zwischen ihnen Tor Augen hat, musa eine vorgefasste Meinung haben, um diesen schmalen hohen Säulen bau für die gewöhnliche Bühne der Schauspieler zu halten.

Ausser der hierdurch hoffentlich genügend widerlegten Be- hauptung Bethes, dasa die kleinaaiatische Bühne und das hel- lenistische Proskenion fast identisch seien, musa ich noch ei- nigen anderen seiner Versicherungen widersprechen. So soll ich alle Beweise, die ich in dem Buche über das griechische Thea- ter (Abschnitt VII und VIII) gegen die Deutung des helleni-

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Das öniECHISCHE THEATUh V1TRUV8

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stischen Proskenion als Bühne beigebracht habe, jetzt einfach 'streichen', 'auch den mathematischen' (a.a.O S. 3t 4). Und an einer anderen Stelle (S.3I5) sagt er: 'Mithin hält Dörpfeld von allen Beweisen, die er einst gegen die lu'klärung d^s hel- lenistischen Proskenions als Bühne aufgeführt hat, nur noch einen einzigen fest: es ist zu schmal '. In Wirklichkeit strei- che ich keinen einzigen jener Beweise, sondern halte sie alle ohne Ausnahme aufrecht ! Ich verstehe nicht, wie ßethe die gegenteilige Behauptung 80 bestimmt aussprechen kann. Lüsst sich denn überhaupt ein klarer mathematischer Beweis zurück- nehmen?

Ich halle es auch jetzt noch für eine mathematisch erwie- sene Thatsache, dass Schauspieler, die 1 0 Fuss über einer Sitz- reihe auftreten, von den dort Sitzenden nicht ordentlich ge- sehen werden können. Antike und moderne Erfahrung, wie auch die Angabe V'^itruvs über die Bühnenhöhe des römischen Theaters beweisen das zur Genüge. Keine Huhne darf höher als 5 Fuss über dem Fussboden der untersten Zuschauer lie- gen.

Wie Betlie ferner hehaupten kann, dass ich ersl jetzt eine 10 Fuss hohe Bühne im griechischen Thealer als möglich an- erkenne, die ich früher geleugnel hätte, ist mir unverständlich. Für das altgriechische und das liellenislische Theater habe ich sowol früher als jetzt eine Bühne geleugnet, lur das kleinasia- tische Thealer hahe ich sie sowol früher als jetzt angenommen. Üenn die hohen Bühnen der Tiiealer von Termessos.Patara und Sagalassos und von anderen kleinasialischen Städten , deren Bühnen und Skenen noch erhalten sind, hahe ich selbstverständ- lich längst gekannt und auch ausdrücklich in unserem Buche (z. B. S. 157 und 359) angeführt. Was ich früher nicht wusste und jetzt erkannt habe, ist die grosse Bedeutung dieses klein- asiatischen Typus für die Geschichte des Theaters und besonders seine Obereinstimmung mit dem theatrum Graecorum Vi- truvB. leb habe also keine Concession gemacht und auch nicht etwa meine Beweise gegen die hohe hellenistische Bühne lu* rück genommen. Im Gegenteil haben diese Beweise gerade

ATHCM. IIITTHB1LUK6BN ZXm. 23

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durch den Fortfall des vitruviscbeo Widerspruebes eine neue

Kräfligung erfahren.

Ein volles Hälsel ist es mir ferner, warum lielhe den wich- tigsten l*unkt lifi der Behandlung der hohen Bühne, nämlich das Fehlen der unleren Silzreihen und die dadurch bewirkte Umwandlung der hohen Bühne in eine für die Zuschauer niedrige von etwa 5 Fuss, in seinem letzten Aufsatze voll- ständig mil Schweigen übersehen konnte So\iel icli gesehen habe, redet er mit keinem Worte davon Ohne den Hinweis auf diese vNichtitre Thalsache sind doch weder die kleinasiatischen Theater, noch auch die Vorschriften X'ilruvs über die grosse Höhe der liuline seines griechischen Thealers zu verstehen ; ohne ihn ist auch meine Beweisführung kaum versländlich und kann dem mit ihr nicht sehr vertrauten Leser leichl als eine Heihe von Widersprüchen hingestellt werden.

Am Schlüsse seines Aufsatzes fassl Bethe alle die Argu- mente zusammen, welche den auf rias vermeintliche Zeugniss Vitruvs gestützten Satz, dass das hellenistische Proskenion die Bühne war, boslätigen sollen. Nachdem der Weil des vilruvi- ßchen Zeugnisses fur das hellenistische Theater aufgehoben ist, haben diese .Xrgumcntr schon einen Teil ihrer l^edeulung ver- loren. Sie lassen sich aber auch aus anderen Gruuden leicht widerlegen :

1) l'line Stelle Plularchs (Üemetr. 34) halte bereits C. Ro- bert (Hermes XXXII S. WH) herangezogen. Es wird dort von Plutarch geschildert, wie Üemetrios die T/.r,vr) ( das Skenenge- bäude ) mit Bewaffneten abschliesst, das >oy£iov (die Bühne) mit Speerträgern besetzt und dann selbst wie ein Tragöde durch die xvü) xifoSoi (die oberen seillichen Zugänge) auftritt und von dem Logeion herab zu den Athenern spricht. Ich glaube als selbstverständlich annehmen zu dürfen, dass Plutarch , obwol er aus einer alleren (Quelle schöpft, den Auftritt nicht unbe- sehen abschreibt, sondern ihn so schildert, als ob er in dem athenischen Theater seiner Zeit erfolgt wäre; denn weder er noch seine Zeitgenossen wusslen, w ie das Theater Athens 400 Jahre früher ausgesehen hatte; sie wussten vielleicht nicht ein-

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Das liniECHlSCHE THliATEH VITRUV8

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mal, dass es iriiher eine ganz andere Gestalt gehabt hatte. Zur Zeit Piutarchs bestand in Athen der von Nero errichtete Bau mit römischem Logeion und oberen seitlichen Zugängen. Wie hoch die Bühne damals war, ist für die Erklärung der Plu- tarchslelle zwar gleichgültig, es mag aber wenigstens ange- deutet werden, dass sie vielleicht beträchtlich höher war als die jüngere Bühne des Phädros, und dass sie möglicher Weise den kleinasialischen Typus zeigte. Zu einem römischen und auch zu einem kleinasiatischen Theater passeo Piutarchs Worte sehr gut. Diese volle Übereinstimmung zwischen den Aus- drücken Piutarchs und dem damals in Athen bestehenden ne- ronischen Bau berechtigt uns, jede Beziehung seiner Worte auf das damals nicht mehr vorhandene hellenistische Theater zu leugnen. Plutarch beweist also durchaus nicht, dass das hellenistische Theater eine Bühne hatte. Übrigens redet Plu- tarch auch an anderen Steilen von dem Theater seiner Zeit und erwähnt das Logeion mehrmals, aber daneben nennt er auch das Proskenion und die Skene. Dass er dabei unter dem Worte Pmskenion siclier die Dekoration und unter Skene den hinter der Dekoration liegenden Bau versieht, geht aus iwei Stellen (Lykurg 6 und Arat 15) mit Sicherheit hervor.

2) Die Angaben des Pollux über das antike Theater, die auch schon vonC. Robert (a. a. 0.) herangezogen waren, wer- den von Bethe zwar nur in einer Anmerkung erwähnt und daher scheinbar nicht hoch bewertet, mögen aber doch hier besprochen werden. Meines Erachtens spricht Pollux nur vom griechischen oder hellenistischen Theater. Jedenfalls passen seine Worte zu diesem Theatertypus sehr gut. Sein oft citir- terSatz: 9XY]v?; u£vuTCO)(ptT«üvCSiov,T)Sto(>]^;qoTpaToo yopoC, stimmt dazu vorzüglich, weil einerseits die griechische Skene in der That nur den Schauspielern gehörte (sie hiessen ol auö T^cmv}« vvi^, wie die Stoiker oi ä^ö tt); otoft;), und weil andrerseits die Orchestra nur von den Tänzen des Chores ihren Namen führte, des Chores, der durch die Parodos das Theater betrat und mit der Skene als solcher in der Regel nichts zu thun hatte. Von dem Spielplatze der Schauspieler, dem Platze unmil»

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telbsr vor der Skene {M mnvüc), zu dem auch ein Teil der runden Orchestra gehörte, spricht Pollux hier nicht, weil er beiden Parteien gemeinsam war. Gewohnlich übersetzt man in Jenem Satze das Wort wtrni fälschlich mit Bahne und ei- tirt ihn dann als Beweis für das Vorhandensein einer solchen im griechischen Theater. Aber seine Worte, wenn sie im Zu- sammenhang gelesen werden, und schon das Vorkommen des Wortes Logeion neben dem Worte Skene unter den von ihm aufgezählten Teilen des Theaters schliessen eine solche Be- deutung von «xvivvi aus. An das römische Theater kann er fer- ner deshalb nicht gedacht haben, weil der Chor in römischer Zeit, wenn er überhaupt noch vorbanden war, mit den Schau- spielern auf der Bühne und nicht in der Orchestra auftrat. In einem weiteren Satz des Pollux : hi uro^xViviov xioci xxi iyoLkiLxzioi^ KSKOTariTO Traö; ÖexTpov Texpaitaevoi; üttÖ t6 Xoyiiov xgiuevov, erkläre ich mit E. iicisch ( Das griech. Theater S. 300) das Hyposkoniun als innenraiiiii des i^roskenion und der Skene. Seine zum Zuschauerraum gerichtete Fassade war in der That mit den l^roskenionsäulen und mit bemalten Pinakes oder freistehenden iiildwerken gesclimückl. Für das von den Säulen getragene Dach des llyposkenion lasse ich, im Gegen- satze zu Reisch, den von Pollux hier überlieferten Namen Lo- geion gelten. Der Natne scheint mir sehr passend für denje- nigen Platz des griechischen Thealers, auf dem die Gölter in den Dramen und die l^edner in den Volksversammlungen oft auftraten und ihre Heden hielten Als später ein anderes Po- dium vor den Proskenionsäulen erbaut wurde, und sich für dieses auch der Name l.ogeion einbürgerte, erhielt das alte Logeion zum Unterschiede von ihm den Namen Theologeion. Ich trage daher auch kein Bedenken, das 'Logeion ' einer de- liscben Inschrift (s. Reisch S. 301) als Podium überdemPro- skenion oder Hyposkenion des Thealers anzuerkennen und vielleicht auch in einer anderen Inschrift aus Delos (S. 302) das Wort Logeion trotz der allerdings vorhandenen Schwie- rigkeit zu ergänzen. Dass femer Xoyaov nicht der Name des gewöhnlichen Spielplatzes der allgriecbiscben Schauspieler

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DAS 6ni8CRt8CHB THEATER YmtVVS

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gewesen sein kann, sollte schon durch die Thatsache gesi- chert sein, das8 das Wort in der alteren Litteratur, wo von <ixY)v7i und opyriirpx 80 häufig die Rede ist. überhaupt nicht vorkommt und sich zuerst in der genannten delischen Inschrift des Iii. Jahrhunderts und weiter erst hei Plutarch findet. Ich kann hiernach nicht zugeben, dass Pollux die Existenz einer für alle Schauspieler bestimmten Bühne im altgriechischen oder hellenistischen Theater beweist.

3) Hlinen monumentalen Beweis für seine Theorie glaubt Bethe den Theatern von Eretria, Sikyon und Oropos entneh- men zu können. In diesen sind der Zuschauerraum und die Orchestra tief in den Felsen oder gewachsenen Boden ein- geschnitten. Dabei ist in Sikyon und Eretria ein Teil des Ske- nengebäudes oder fast der ganze Bau, um unnütze Kosten zu vermeiden, oben auf dem ursprünglichen Boden liegen ge- blieben. Id Eretria, wo die Tieferlegung etwa 3,50"* beträgt und also gerade der Höhe des Prosken ton entspricht, ist von der Skene nur ein sehr kleiner Teil tiefer gelegt, nämlich nur so viel, als für den Aufenthalt der Schauspieler im Hyposke- nion notwendig war. Der lange Baum hinter dem Proskenion und der überwölbte Mittelgang mit zusammen 70""" Flächen- inhalt boten für die wenigen Schauspieler und Statisten reich- lichen Platz zum Aufenthalt und Umkleiden. Für die durch die Parodos in die Orchestra hinabsteigenden Schauspieler und für den Chor, der auf demselben Wege die Orchestra betrat, waren Räume in der Höhe der Parodos > Eingänge, also auf dem ursprttriglicben Boden bequemer. Auch für die auf dem Theologeion erscheinenden Götter, mochten sie nun am Krahn oder auf einem Wagen oder zu Fuss aus dem Episkenion he- rauskommen, mussten selbstverständlich Bäume in dem obe- nn Stockwerke, also in Eretria in der Höhe der älteren Skene, hergerichtet sein. Selbst zum Aufbewahren der oberen und unteren Dekorationen waren die Bäume des ersten Stockwer- kes vorzüglich geeignet. Nach meiner Kenntniss der localen VerbältnisM muss ich hiernach das Verfahren der Eretrier, ehenm wie das ähnliche der Bewohner von Sikyon, far sehr

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verständig halten. Sie haben nur so viele Räume im unteren Stockwerk angelegt und roahsam aus dem Felsen herausgear- beitet, als für die Aufführungen unbedingt erforderlich wa- ren. Betbe erklärt das Vorgehen der Eretrier fureioen (l«^r Ab- derilen würdigen Streich und wirfl ihnen einen auffälligen Mangel an praktischem Verstände vor; die Sikyonier ferner, welche einen grösseren Teil des Skenengebäudes in den Pel- sen hineingebaaen haben, hält er wenigstens für etwas schlauer als die Eretrier, *aber *, so fügt er hinzu, *ein Drittel des Verstandet fehlte ihnen auch *. Welchen Bruchteil des Ver- standes mag er da wol demjenigen zubilligen, der das Ver- fahren der Eretrier und Sikyonier fhr verstandlich und zweck- mässig hält?

Die drei genannten Theater eignen sich durchaus nicht zum Beweise für die Hypothese, dass das Proskenion die Bühne war. Gerade sie liefern vielmehr vorzügliche Argumente zur Widerlegung der betheschen Theorie von dem allmähliehen

Wachsen der Bühne von 2 Fuss bis auf 10 Fuss. In ßretria und Sikyon kann nämlich seit der ersten Tieferlegung der Orchesta dio Hiihne, wenn sie wirklich voriianHon war, nicht mehr gewachsen sein, es sei denn, dass an beiden Orten auch der natürliche Fels später wieder um ein Stück gewachsen wäre. Das Proskenion, die vermeintliche liiihne. hat an beiden Orten schon vom IV. oder III. Jahrhundert ah dauernd eine Höhe von 3 .3'/, gehabt. Dass die drei Theater auch in anderer Weise ZeuL!;niss ablegen für meine Theorie, habe ich in unserem Buche zur Genujze gezeigt.

4) Auch in den Rampen der Theater von Sikyon, ßretria und Epidauros sieht Bethe (Gott gel. Anz. 1897 S. 713) Zeu- gen für seine Tlieorie. Hier irrt er zunächst mit seiner An- nahme, dass solche Rampen auch in allen anderen griechi- schen Theatern vorhanden seien. Die meisten hellenistischen Theater haben weder jetzt Rampen, noch können sie ehemals solche gehabt haben. Und weiter : Glaubt denn Betbe wirk- lich, dass die Schauspieler in Epidauros vor den .Vogen der Zuschauer auf offenen Rampen zu der Decke einer Säulenhalle

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DAS GBIBCHläCHB THEaTEH VITKUVS

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hinaufgestiegen seien, und dass das Publikum nun geglaubt habe, sie seien damit auf dem Hlrdboden vor einem Hause oder Tempel angekommen ? l;nd wie denkt er sich diesen Vor- gang z. B. im Theater von Üelos, wo keine Rampen sind? Wurden dort etwa an Stelle der Rampen Leitern an die seit- lichen Säulenhallen angelehnt, damit die Schauspieler auf das Dach dieser Hallen hinaufklettern und von dort zum Da- che des Proskenion gelangen konnten? Meines Erachtens sind die Rampen erbaut, um Wagen für Göltererscheinungen und andere Maschinen vor der Vorstellung zum Theologeion und Episkenion hinauf zu schaffen. Für Personen macht man über- haupt keine steilen Rampen, sondern Treppen. Den in weni* gen Theatern vorkommenden Rampen auch nur die geringste Beweiskraft für die Gieicbsetzung von Proskenion und Bühne zuzugestehen, scheint mir unmöglich.

5) 'Eine Gruppe der Phlyakenvasen zeigt unwiderlegt das hellenistische Proskenion und auf ihm die Schauspieler', lesen wir bei Reihe ( Hermes XXXIII S. 321). Dass diese unter- italischen Vasenbilder nur für die Geschichte des italischen Theaters von Bedeutung sind und mit dem Theater Griechen- lands zunächst nichts zu thun haben, ist schon so oft darge- legt worden (zuletzt * Das griechische Theater' S. 311 f.), dast man sich wundern muss, weshalb Bethe diesen R in wand un- berücksichtigt lässt. Aber weiter ist nochmals festzustellen, dass die sämtlichen Vasenbilder niedrige, oft sogar sehr nie- drige Bühnen zeigen. Man braucht nur das Grössenverhält^ niss zwischen der Bühne und den Schauspielern, oder zwi- schen der Bühne und den hinter den Schauspielern abgebil- deten Thüren und Säulen, oder auch die Zahl der Stufen der an der Bühne befindlichen IVeppen in Betracht zu ziehen, um sich zu überzeugen, dass die durch Vitruv überlieferte maxi- male Höhe der italischen Bühne (5 Fuss) niemals überschrit- ten wird. Nun sollen aber einige dieser Bühnen, wie Bethe behauptet, nur von dem Maler zu niedrig gezeichnet, in Wirk- lichkeit aber doppelt so hochgewesen sein. Er hält sie für hohe hellenistische Proskenion. deren untere Hälfte nicht mit abge-

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W. DOBRPFBLD

bildet sei. Und welches sind die Beweise Tür diese jedem Au- genschein widersprechende Behauptung? Er zülilt ihrer drei auf (Gött. gel. Adz. 1897 S. 711), die wir eiozein besprechen mOssen.

Erstens weist ßethe darauf hin, dass die an der Vorderwand einiger Bühnen dargestellten Säulchen ungewöhnliche Propor- tionen haben und berechnet aus der Höhe ihrer Kapitelle und dem Masse ihrer Durchmesser die wiritUehe Höhe zu etwa 10 Fuss. Dasa er dabei ( Prolegpmena S. 285 ) die SäulenhÖhe nach Jonischen Vorbildern zu 8-9 Durchmessern berechnet, während es sich doch um dorische Säulen handelt, ist ein un- wesentliches Versehen. Dass er aber Oberhaupt auf Vasenhil- dern aus der Dicke einer Säule und aus der Höhe des noch dazu folsch gezeichneten dorischen Kapitells die wirkliche Höhe der Säule berechnen und die gezeichnete Höhe darnach cor- rigiren will, halte ich fbr unzulässig. Warum oorrigirt er nicht lieber umgekehrt die Dicke nach der Höhe ?

Noch seltsamer ist der zweite Beweis : Bethe citirt zunächst beistimmend meine Bemerkung, dass die niedrigen Bühnen der späteren römischen Theater niemals einen Säulenschmuck haben und behauptet dann, dass überhaupt nur hohe, nicht aber niedrige Bühnen mit Säulen ausgestattet werden dürften. Um diese merkwürdige Behauptung dem Leser glaubhaft zu machen, werden einige recht starke Ausdrücke zu Hülfe ge- nommen: 'Man Stellesich nur vor, wie es sich machen muss, wenn Menschen über einer Bühne von Säulen agiren, die nur halb so hoch sind wie sie selbst. Die Improportionalität wurde aufs Unangenehmste aulTailen. es wäre eine grenzenlose Ge- schmacklosigkeit' (Prolegomena S. '284. Anm. 8). Folglich, so schliesst er weiter, müssen die auf den Vasen niedrig gezeich- neten Säulen in Wirklichkeit hölier als die Menschen sein! Assteas, der Maler des bekanntesten unter den angeführten Vasenbildern (vgl. Das griechische Theater S. 317), scheint indessBethes künstlerisches Urteil nichtgeteiit zu haben, denn sonst würde er die nach Rellies Meinung in Wirklichkeit ho- hen Säulen schwerlich niedriger als die Menschen gezeichnet

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D\S UniECHISCHk: THKATEH VITMLVS

und sich so der 'grenzenlosen Geschmacklosigkeit' schuldig gemacht haben. Nach meinem Gefühle und ich glaube dd- rin nieht allein au atehen ist es überhaupt unschön, eine Bohne, die doch den Erdfussboden darstellen soll, vorne mit Säulen zu stützen und so Schauspieler oben auf Säulen agi- ren zu lassen. Aber wenn durchaus Säulen angebracht wer- den sollen, scheinen mir niedrige Stützen oder kurze Säulchen Yiel erträglicher als hohe Säulen , die einer Säulenhalle an- zugehören scheinen. Im Alterturoe hat man offenbar ebenso geurteilt. Denn in keinem einzigen antiken Theater aus Stein ist die Bühne, mag sie hoch oder niedrig gewesen sein, ur- sprünglich mit Säulen ausgestattet worden. Die Pfosten und Säulchen der Phlyakenvasen sind künstlerisch ausgebildete niedrige Holzpfosten, aus denen die italischen Bühnen gezim- mert waren. Die Nachfolger dieser Holzbühnen, die steiner- nen Bühnen der römischen Theater, haben keine Säulchen mehr an ihrer Vorder wand.

Einen dritten Beweis für seine Behauptung, dass einige Phlyakenbülinen hohe hellenistische Proskenien darstellen, entnimmt Bethe dem Umstände, dass weder Thüren noch i^i- nakesan der Vorderwand dieser Bühnen zu linden sind! Wäh- rend wol Jedermann aus dem Fehlen dieser für die helleni- stischen Proskenien so charuklerislischen Dinge den Schluss ziehen wird, dass die Phlyakenhuhnen eben keine hohen hel- lenistischen Proskenien sind , schliesst Belhe in folgender eigentümlichen Weise: der Maler konnte Pinakes und Thiiren nicht darstellen, weil er nur den ob«'rslpn Teil der Säulenwand /.eiclmete, foliilich war die Wand in W irklichkeit höher als der Maler sie darstellte. Solange Bethe nicht bessere Argu- mente beizubringen weiss, wird es wol dabei bleiben müs- sen, dass die Phlyakenvasen uns die höchstens ö Fuss hohe italische Bühne und kein hellenistisches hohes Prosken ion vor* führen. Die über einer Phlyakenbühne hinter den Schauspie- lern abgebildeten Säulen (vgl. Das grieeh. Theater S. 324) gehören dagegen sicher zu einer Dekoration des Uintergruo« des, also zo einem Prosken ion oder einer Skeq^,

354 W. OOEIil'f tLD

6) ZuleUt betpricbt Bethe ( S. 32 1 ) einige in unserem Buche tS. 327) zusammengestellte Reliefs, bei denen Reisch, wie mir acheint mit vollem Recht, io den hinter den Schauspielern sichtbaren Säulen, Gebälken und Thoren das hellenistische nulengeschmückte Prosken ion erkenol. üelbe giebt das nicht SU, weil die Säulen dieser Reliefs paarweise verbunden seien und über ihren Terkröpften Gesimsen noch Giebel und Vasen trügen. DiescrGrund ist mir nicht gans versläodlich. Üass auf den Reliefs die Säulen des Hintergrundes einem Proskenion, d. h. einer Dekoration angehören, kann doch nicht geleugnet werden. Wenn nun auch die wenigen bisher bekannten hel- lenistischen Prosken ien , deren Gebälk erhalten ist. nur eine gleicbmäsaig verlaufende Architektur leigen, so ist doch ohne Weiteres erlaubt anzunehmen, daas es in hellenistischer Zeit auch Proskenien mit paarweise verbundenen Säulen geg^heo hat. So viel ich weiss, ist die Ansicht fast allgemein verbrei* let, daaa die Belebung der langen Säulenfassaden durch Grup- pirung der Säulen und Verkropfung des Gebälks in den gros- aen Städten des Hellenismus enlslanrlon und erst später auf die römischen und kleinasialiscben Theaterfassaden übertra- gen worden ist. Ich halte es ferner nicht für unmöglich, daas achon im Theater von Üelos.wo das Proskenion in drei Hauaer geteilt war, Verkröpfungen des Gebälks vorgekommen sind. Im Theater von Gpidauros liegen solche Gruppirungen bei den beiden nur noch architektonisch wirkenden Paraskenien acbon thatsächlicb vor. Und Giebelaufsätze und Vaaro werden wir wol auch bei einigen erhaltenen Proskenten gerade auf Grund jener Reliefs ergänzen dQrfen. Jedenfalls haben Beiseh und ich acbon früher Giebel über einzelnen Inlercolumnien der Pro- akenionwand angenommen ( vgl Das griech. Theater S. 274). Den Schluss Bethes.dass die Säulen auf den genannten Reliefs keine hellenistischen Proskenien darstellen können, weil die wenigen bisher bekannten Proskenien keine Verkröpfungen und keine Aufsätze zeigen , kann ich hiernach nicht als berechtigt anerkennen.

Bethe beacblieaat die Beaprechung dieaer Beliela mit dem

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OAS ORtEGHIDCHB THBATBR VITRUV8

355

Hinweis auf ein von Reisch (S. 332) für ein Stadtthor, von Anderen (so nainentlicli von K. Petersen, Worn. Mitth. XII S. l 'iO) für eine Skonenfassade erklärtes Terrakotlarelief. Ich teile Petersens Ansicht, dass es ein Proskenion mit Oberstock und einer Huhne davor darsteUt und weiss, dass auch Reisch jetzt auf (Jrund des von Petersen ermittelten Tliathestandes dieser Ansicht beizutreten geneigt ist. Da die Bühne sehr nie- drig und vorne nicht mit Säulen, sondern mit Kränzen verziert ist, haben wir unzweifelhaft die Naelibildunij einer ^'ewühn- lichen steinernen italischen Buhne vor uns Dass keine Treppe an ihr vorlianden ist, beweist nichts, weil viele italische Bühnen, wie die Phlyakenvasen beweisen, keine Treppen hatten. Wie trotzdem Beihe von dieser Bühne sagen kann : 'Gedacht werden kann sie nur auf dem hohen hellenistischen Proskenion, ebenso wieX itruv sie beschreibt und einige Phlya- kenvasen sie zeigen*, und wozu er dann noch tadelnd hinzu- fügt: 'Dies kleine Monutnent sollte doch überzeugen; jeden- falls dai'f es niclit melir ignorirt werden', haljen wir vergebens zu ergründen versucht. Mit dem hellenistischen Proskenion hat die Bühne des neapeler Beliefs schlechterdings nichts zu thun.

Damit sind die Grunde erledigt, mit denen Betlie seine Theo- rie, dass das Proskenion die gewöhnliche griechische Bühne sei, zu stützen weiss. Ist auch nur eines dieser Argumente Stichhallig? Giebt es unter ihnen, nachdem das Zeugniss Vi- truvs in Fortfall gekommen ist, auch nur ein einziges, das sich nicht mit Leichtigkeit widerlegen liesse ? Bei einzelnen müssen wir uns sogar wundero, wie Belhe sie überhaupt an- führen konnte.

Und mit solchen Argumenten wird eine Theorie verteidigt, die nicht nur der Entwicklungsgeschichte des Theaters, son- dern dem künstlerischen Gefühl, den mathematischen Regeln, der Erfahrung vieler .lahrhunderle und seihst der urkundli- chen Überlieferung widerspricht. Dass man glauben und lehren konnte, die griechischen Schauspieler hiilten in hellenistischer Zeil allgemein auf dem Dache einer Säulenhalle gespielt, wäh- rend sie im V. Jahrhundert sicher, wie selbst Bethe sugiebt.

3A6

W. OOBRPrBLD, DAS GRfBCHISCHB THBATBR ▼ITBinrB

in der bühnenlosen Orchestra vor einem Hause aufgetreten sind, und dass man ferner annehmen konnte, die Griechen hätten das säulen«^eschmückte hellenistische Proskenion als eine 10 Fuss hohe iiühne für die Schauspieler erbaut, linde ich nur verzeihlieh, so lange man die \'orschriften Vilruvs über sein thcntrum Graecorum mit Sicherheil auf das hel- lenistische Theater beziehen zu müssen glaubte. Dass man aber auch jetzt noch, nachdem Vitruvs Zeugniss in anderer Weise erklärt werden kann und jedenfalls nicht mehr auf das hel- lenistische Theater bezogen werden rauss, an dieser merk- würdigen Theorie festhält und sogar beteuert, dass sie zu den am sichersten zu beweisenden Sätzen unserer Wissenscbafl ge- höre, dafür fehlt mir das Versländniss.

'Die Theorie Dörpfelds muss fallen* sagt Bethe am Schlüsse seines Aufsatzes. Dass ich nicht ohne Grund vom Gegenlfiil fest überzeugt bin, zeigt die vorstehende Abhandlung.

Athen im Juni 1898.

WiLUELH OÖRPFELD.

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858

LlTTBRATUtt

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Darin n. a. 8. 449. P. A. naicetCmiXttott, 'ATwvivttxii Istypafi) ixXdbtitoc.—

S. 461. n. N. na;:xTfno5Y'ou, MuttXTfvujt tTitypaff, iv<x8oro{ [gefunden in einem Hause nahe der Kirche der *A. ©idBwpoi: ['Ap]xipew{ 8ta ßtw 0iä« 'Pci>{ia«| mI t(& ai6socü Aiö( Kai'oapof | OXu|Ani'jj izzxpöi xii RarpiSo; | ^cpotoptot Vaiot KXciwSfw noT«iAWv[oc] I Ata^lvi) cuipYtTsJ.— S. 497. B. £xo5f«{, Ilc^i T^cyij- 00« *A|iepYo8.

X. S. 149. n. S. ^«»tulii|(, BuMtsItK mpf ttvwv 'AptomtXiitfiv 'A' AlEBNUS B*11HBP1S: THS NOHIXMAT. APZAIOAOPIAS. JoUfOal

inlernational d*arehtologie numiamatique, dirige par 1. N. Svo-

ronofi. I, 1.3. Athen 1898.

Darin u. a. 8. 1. Babelo&,Oillai* roi de» fidcmien».— 8. Ifl. F. ImhooN Blumer, Bilbyniscbe MOnten 8. 15. I. N. SfopiSvoc, x«Xxi «otnlpis xoa

AlNMvpYt^ou A'.ov jTiazoj ötärcoj xa! xf,; KXsiaOtvt'ovi 'Exx/.r.i'a;. S. 1'?!. M. Vlaslo, Tar«Mitc. hidrachnu'S inödits. S. I is. i: 1). .1. Dutilh, Mnnnaies de Side el d Egyple. Ö. 157. I. N. L6opiavo;, Ijijfi^oi. S. 165. F. lialb- herr. An important inseriplion for the history of coinage in Grete.— 8. 181. I. N. i:6ofta>o«.|Tip}ir,o(jöj H TO KAnoYC exOYCA S. '20b. Derselbe, BxTpa/o; £i,stfto(. S. 2 1^. Derselbe, Beptvixij B', ßaaiXiaaa KjpTjvaVxf,; x«i Aiyu^tTOj. 8. 121. r. N. \atCid«x({, £i){ic{(>>ai( xepi xütv YXtuanxüv -cükwv TETA BAXIAEY HADNAN xal AEPPONIKON.

E^iiMEi'ii: .\PXAioAorjhu IbiJ8 Helt 1. '2.

Darin S. 1. II. Ka66x$ia{, 'Ex tojv ntpt xijv 'Axp«KoXiv «voaxatsütv. S. 21. K. K«i»pow»tMTi)(, Kipvoi. S. 29. A. Sxiag, navap/^u« iXoratvumi) vtxpÖJcoAt«.

8. 121. A. de Bidder, Afo ndhostp« fitta X«6A».~ 8. 135. 0. K«fi6a«««,'Bs»- tpafoi.

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FUNDE

Im Pi raus wurde bei GrundgrabuDgen nahe der AcCxx eine Marmorhydria mit Reiiefdarstellung und der liuchrift Euayöp« Ato^ivYX giefunden ("Aeru 25 louvioi» 1898).

In Patras wurden auf einem den Gebrüdern Ko>\upou ge- hörigen, unterhalb der TifnqXa aXuvt« liegenden, Grundstück bei Grundgrabungen etwa 4" tief mancherlei antike Reste, Mauer- xQge, Plattenpflaster, Säulentrommeln, eine Gisteme, die mit Säulen abgedeckt war, gefunden. Eine dieser letzteren (1,81* hoch, 0,40 dick) trägt folgende Inschrift:

IMPCAESA

MAVRELI\

ANTONIN^

AVG-ARMENI

CVSET-IMPCAES

LAVRELIVSVERVS

AVG-ARMENICVS

VIAM CORRVPTAM

REFICI IVSSERVNT

Oben darober lag ein Relief von 13%" Höhe, 0,90" Breite, welches einen aufrecht stehenden jugendlichen Krieger mit Panzer, Helm und Beinschienen zeigt, der in der Linken sein Schwert hielt, während die erhobene Recbte eine aufgestützte Lanze an der Spitze fasst. Der Kopf, von weichen Formen, zeigt einen leichten BurLiluum an der Wange; er hat keine porträthaften Züge.

Die Arbeit ist flüchtig und decorativ, scheint aber noch aus

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360

FUNDE

guter römischer Zeit su stammen. Auf Stirn und Brust ist je

ein Kreuz eingemeisselt

Dieser Umstand und die nicksiclilslose Verwendun«? sonnoI des iUliefs wie der Insclirift zeigen dl«' späte Kntsieliung der Anlage, wenn es üherliaupl eine einheitliche Anlage ist. Das Relief ist in das Geschäftshaus der Brüder Ko^XOpou (Andreas- Slrasse, nahe dem Hafen) überführt worden. ('Aotu 13-15 'Icoviou 1898, ausserdem benutzen wir Skizzen, Abschrift und Notizen, die Herr A. Rehm freundlichst sur VerfOgung geslelll hatte ).

Südwestlich von Gytheion, in dem Kip^(ut genannten Thal am Fuss der fränkischen Burg Passavä(Gurtiu8,Peloponnesos II S. 973), die auf den Trümmern des allen Las steht, sind mancherlei antike Reste, z. T. von Gräbern und Sarkophagen, vorhanden,die von einem der Besitzer der Gegend, Mtx- MuraA- xo^fSeit geraumer Zeit heimlich ausgebeutel wurden. Jetzt hat die Behörde bei ihm einen Tierkopf (Widder oder Rind), dem vorzügliche Arbeit nachgerühmt wird, eine Marmorschale und drei Münzen (deren eine nach der Beschreibung eine der sparta- nischen Münzen mit Keule und *E«i EupuxXeo« sein muss) fest- gehalten. Früher entdeckte zahlreiche bemalte Thongefasse und Metallgeräte fanden sich nicht mehr vor, ebensowenig eine kleine marmorne Kriegerfigur ("Aoru 16 £«ict. 1898).

Beim phthiotischen Theben sind durch den dortigen Alterlumsverein *Oöp; einige Funde gemacht worden. Ge- nannt werden eine Löwenfigur natürlicher Grösse ohne Kopf und Püsse, deren einer, abgebrochen, allerdings vorhanden ist, zwei Inschriften, ein grosses korinthisches Kapitell, zwei monolithische Säulen.

An einer anderen, als >ö<|>oc ZiptXiuv bezeichneten Stelle, fanden Mitglieder desselben Vereins Gräber, die in das ». Jahr- hundert vor CUv. versetzt werden, obwol ausser Gebeinen nichts in ilineii iiefunden wurde. An (h'iiiselben lluiiel fand man steinerne und thiuierne Wirld und zwei kleine durch- bohrte Pyramiden aus Thon, olVeubar die so häutigen Weber- gew teilte ^"AoTu 5 üat. 1898).

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PÜNDE

361

Besondere Wichtigkeit gewinnen die im Namen der grie- chischen archäologischen Gesellschaft seil vorigem Jahr durch Herrn Sotiriadis inThermon geleiteten Ausgrabungen durch den Fund eines altertümlichen TempeU des Apolion, dessen Dach nebst seinem Schmuck ebenso wie die Metopen nur aus Thon bestehen. Ausser Thon scheint zum Bau ausschliesslich vergängliches Material verwendet worden zusein (Holz, unge- brannte Lehmziegel, vielleicht auch Bruchstein mit Lehm), nur die Fundamente und Stufen bestehen aus Stein, ausserdem fin- den sich steinerne Säulenlrommeln, die aber zum Ersatz ur- sprünglicher hölzerner Säulen gehören. Die Metopen sind mit grossen menschlichen Figuren bemalt; die plastischen Verzie- rungen bestehen hauptsächlich aus männlichen und weiblichen Köpfen, welche abwechselnd die Sima schmückten, die weib- lichen Köpfe als Endstücke der Deckziegel, die männlichen, zum Teil Siiensköpfe, als Wasserspeier. Der Tempel ist ein Peripteros mit fünf Säulen an der Front und fünfzehn an der Langseite; die Cella ist durch eine in der Axe befindliche Säu- lenstellung in zwei Schiffe geteilt. (Vorläufige Berichte: 'A«tu 4. 28 'Wiou 1898 und sonst).

Für dieselbe Gesellsehaft bat Herr D. Stauropullos auf Hheneia Ausgrabungen geleitet, die (nach dem 'Aoru 24 2t«T. 1898) zur AufTmdungder Bestattungs-Reste geführt ha- ben, welche dio Athener 426 bei der Reinigung von Oeloa üherführten. Ein Bezirk von etwa 500^", mit einer Mauer um- geben, enthielt eine etwa '/a M^^ter starke Schicht von Gebei- nen nebst den ehemals den Verstorbenen mit ins Grab ge- legten Beigaben. Die Schicht war mit gewöhnlichen Stein- platten bedeckt, durch ebensolche, senkrecht gestellte in ein- zelne Vierecke, und diese mitunter sogar noch durch weitere horizontale Platten in verschiedene Schichten geteilt. Beson- ders zahlreich sind Scherben von grossen, meist archaischen Gefässen, aber auch ganz erhaltene Vasen fehlen nicht, von den prähistorischen bis zu den rotfigurigen. Eine Anzahl von rotfigurigen GeHissen entstammt einer Reihe von etwa 30 Po- rossarkophagen, die sich in derselben Anlage fanden. Mao ver-

ATBBN. MlTraBlLOMftBN IZm. 24

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mutet, dass diese bei der Heini^'ung von Delos ganz überführt worden seien, weil dauiuiä noch nicht lange Zeit seil ihrer Beisetzung verstrichen war.

Auf Mykonos hat dersrlhe Gelehrte (nach der gleichen Nachricht) Kuppelgräber ftstgesleill, die aUerdiogs ihres In- haltes schon beraubt waren.

Im Ta/uSp6[xo; (Konstantinopel, 29 Maiou 1898) wird eine Inschrift aus Sarnothrake mitgeteilt, die auf einer 0,30™ ho- hen, 0,15™ breiten und O OS™ dickm PlaUe steht und im Dorfe in die Jvirclie UavftyogSa verbaut war.

iici ßa9iX((i)( 'Ijsioiciivo; (Auorat iuai]€iii; Aiv U90U 001

Aus Dorylaion ( Eski-Schehir) sendet uns Herr I. M-nXto- irouXoc Abschrift und Abklatsch eines 0,95" langen, 0,55"" breiten Steines mit der Inschrift (deutliche, 5** hohe, mit

6 lONloVMeNoC NIolCloCNAAPOToC e I To¥MITPA<t>ATA

K 6 M ACTeMPore

loCKe noYN TAG B A C K e e N C T APN/

AoVMGKeoiove

BAN A A AAKe To PoV ANHAPeeeMHNTO MNHMeioN TolC npo

rerPAM m e n o icoe

OICKTH KßMH TAVeonATHP AC K A H niOC

10

i . . i6vtoufx.ivo( vtotffioc vaSpoTOC •iTOu MtTpa^axa lu Mac Ti{xpoYt 10; Kl riouvTaa €«? xc Ev(T-raipv(a)

$ou{jt.6 XI OiouO 6av ASSa XE Topou av. tcapi9t[xnv t6 [xvojxsiov wpo

ytf^XlllLl'^Qli Ol

oI( x(at) r$ xu{&i^'

'AoMX'nmo«.

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PtWOI

363

Der Anfang enthält offenbar eine Bestimmung in phrygi- ■eher Sprache (Partieipium auf -fiivo« mit utou =I«tw). Ba folgen phrygische Namen durch xi as griechisch x«! verbun- den. Ansprechend vermutet A. Dieterich,da8S dies die im grie- ehischenTeit als 9io( erwähnten vergötterten Toten sind, deren Sehutse das Grabmal anvertraut wird, und verweist auf die bekannte phrygische Sitte , dieselben Namen für Götter und Sterbliche zu verwenden (Kretschmer, Einleitung in die Gesch. der griech. Sprache S. 200, 1 ). Zu den Namen bemerkt P. Rretachmer: MiTpotfotT« persisch, wolssMiTpoCectuc, lykiseh Mi0rapata. Male als Frauennaroe C.I.G, hkWa und Heberdoy- Wilhelm, Reisen in Kilikien Nr. 264 scheint als Männername vorzukommen bei Heberdey- Raiinka, Reisen in Kleinaaien S. 37 Nr. 47 ; Tc^poyito« ist Tembrogius^ wie Plinius VI, 4 den Thymbres nennt, an dem Doryiaion liegt. Zu Adda vgl. Einleitung S. 338, zu den Nominativen Oiou6€div(P) und To- pouav das illyrische Fip^av (Inschriften von Olympia Nr. 695).

Aus Laodicea ad Lycum sendet uns Herr G. Weber Ab- schriften folgender Inschriften :

1. Marmorbloek 0,47' lang, 0,37 breit. 0,24 dick, verbaut in den Fundamenten einer späten Mauer ; rechter Rand er- halten, linlcer und oberer gebrochen; Buchstaben 2*" hoch mit Apices.

riQii 1«^ oClOYA TOKPATOPOZA Z E RTIM I ZE OYHPOV REPTI N AKOZZEBA 5 ZTOVKAAOVMENON A NTQN H A TETEIA O A Y M n I A RArONOeETHZAN N TOIZK YPIOIZHZ 10 VTEPAZAIETHPI

n KAAROPNIOY frei

364

FUNDS

- - 6e{ou A[u]|TOxpdlTOpO( A. 2ii|nTi{Aio<j Ssouiopou | nipTiveuto;

Die Inschrift bezieht sich offenbar auf einen iywv, der viel- leicht in dem ^4*)^^) Anfangs steckt (der zweite Buch- stabe war schmal, P und T siod ausgeschlossen). In Z. 8 fehlt am Anfang ein Buchstabe, so dass wol nur [ijic* oder [Ci]^' möglich sind. In Z. 9 giebt Webers Abschrift, aber nicht der Abklatsch, ein Q vordem N («Ywvo6t'nitfdv[T]uv?), am Ende stand mi^licherweise thZ in Ligatur.

2. Marmorblock 0,90" lang, 0,39 breit, 0.40 dick (Schrift- fläche 0,68 : 0,255) rechts gebrochen ; der Stein liegt in der Erde an der grossen Strasse und gehört nach Webers Ansicht tu dem Triumphbogen, der hier stand.

ANIKlONACnPONTO YRATIKON KAIKTICTH^ ANe (I) NeY6PreTHTAIAN66

frei

*Av(»tov "Affippov t6[v] I ö««TU(Ov x«l KTforqv I £vO* fuvipY«' <n)T«u &v«9|[v)xcv ^ ic6Xi(.

Die am Ende ergänzten Buchstaben müssen auf einem an- deren Blocke gestanden haben, da nach der Angabe Webers

die Profilirung unterhalb des letzten 6 in Z. 3 umbiegt.

3. Grabstele aus Marmor, 0,65" lang, 0,20 dick, erhaltene Breite 0,16; Gladiator mit Siegespalme in Belief, darunter die Insciinlt :

A M M I A T Q ivSpt 2w-

ZOME Ncji

N A la M N tta« X'^f^^'

4. Marmorblock von O.'ib'" Breite, 0,42 Höhe, rechts und

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FUNDE M&

unten gebrochen, in der Nähe der Agora; die iwetenteD Zei* len verwittert:

»AEN 4 ii ZE B A Z Tii N E fi K O P M HTPOr 0 AlZTHZ A«{ A Z A A O Si

5. An dem Rundbau auf der Agora eteht auf einem mit Palmetten und Eieratab gelierten, 0,33* hohen und noch 0,30* breiten Friesetack in schönen monumentalen Buchetaben :

(AT^TTip K A Z r V

6. EineVergleichungderbeiLeBas-Waddingtonlll, t693b Teröffentlichten Insehrift von Koloesäergab, dass dieerete Zeile lautet:

Aus Hypaipa stammt die von Herrn E. 'lopSaviSioc in Ab- schrift und Abklatsch mitgeteilte Inschrift, welche sich jetzt in seinem Besitz befindet. Der Majuskelteit musste der schma- len Schrift und ungewöhnlich zahlreichen Ligaturen wegen unterdruckt werden :

nOffTOUÜL{(f) TlTta[v(Ji

iv 'TTtxiTcot; Aup. 'A^[ ix icpoYÖvttv

ffTe(pavYi^öpü)v i(jiap[j^«v •••••••«.•••••

woXii xai ßouXiuTai; , ,

TTiv >cat auTapj(^ov ü^jlwv xaTÖt

rj7ci0Ta|XTnv, öri (a«I?^ov a7ca[(T«&v oder yai^Qm icat9äv töv . . « icap' uiiÄv |AdXi«Ta «piTft^v.

166

rüNDi

Ebenfalls aus Ilypaipa verschleppt ist ein Marmor. 0,55" hoch, 0,45 breii. jftzi hoi dem Schuster Mmvsi; in ödemisch; Buchalabenböhe S.ö"". MiUeilung desselben Herro.

TONTOTTON Äv«T I e E M I I N A TT A P t/ri T^zOAEIAHNAPIATE xpaucom« AI A Q MI YnOGH KHN 5 YPAEITETIZINA

T O Y (t>IZKOYKAITÄ KE(t)AAAION T O Z EKTOYXftPlOY K TH21NE

Nach der Mitteilung desselben Herrn ist in die nordwest- liche Ecke der Moschee von Phwyi ( Yeyevü auf Kieperts Karte, östlich Ton Tire) ein 0,60°* langer, 0,20" breiter Marniorblock ▼erbaut, der in 2*" hohen Buchstaben die Inschrift trägt:

AIIAYOEITHKAITHSAYEN AHNnNKATOIKIAAlfOAAa NIZOEOASlPOYTOYAnOA Ai2NIOYEnOIH«FTON!9

Ob der durch den Abklatsch gesicherte Beiname des Zeus mit «v6lvTt)c ausammenhangt, musa dahingestellt bleiben.

Mirmor Termauert im Quartier TtWi M in Tire

eTeiMHZAN M^NAHAPPN

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NACHTRAG

367

In Tyana (jetzt KXiot Xt^äp oder nach Kiepert Ken isse- Hi s- sär) ist die Statue eines Mädchens gefunden und auf Befehl der Behörden nach Ikonion überführt worden, um in das Mu- eeuiD io Ronstantinopei verbracht zu werden. (KwvoravTtvou- mXbi 11 iouvtou 1898). Einer dadurch Terftnlassten hiatori- Bohen Skizze in deraelben Zeitung (18 'Iouv(ou 1898) entneh- men wir die anacbeinend noch anTeröffentiicbto inacbrift:

2QTHP KAI BBOAOTOS 2TPAT0N02 EK TON IMON KATESKET- A2AN

die aicb dort auf [einem kublacben groaaen Stein nicht weit Ton der Waaaerleitung vor einer Gartenthttr befinde.

Im ägyptischen Kunathandel aab F. von Biaaing eine nacb aeiner Angabe vielleicht aua Memphia atammende ptolemii> acbe Bauinachrift :

EuipytTdv naX t&i tIxv»v 2S«pdiFt)t | 1«tSt xii* v«6v xotl xhf* ivipi- p.T)Tpta.

NACHTRAG

Bei den Ausgrabungen des deutschen archäologischen In- stituts wurde im Jahre 1895 an der iSord west- Ecke des Areo- pags in einem Brunnen das rechte Endstück eines Reliefs aus pentelischem Marmor (Höhe 33"*, Breite unten SS") gefunden, auf dem in ^uU'v Arbeit des frühen IV Jahrliunderts zwei nach links gewandte Frauen hinler einander dargestellt sind. Da sich auf der unteren Fläche keine Spur des üblichen Zapfens erhalten hat, ist mehr als die Hälfte dea Reliefs verloren. Die

ftBRfCHtiemio

schon hiernach wabrscheinliche Komposition von drei Gott- heilen rechts und mehr als einem Adoranten links wird durch die Inschrift bestätigt, weiche auf der oberen I^eiste steht, über dem Kopfe der Gestalt iioks beginnt und bis zum Ende des Reliefs reicht :

NiKAEoNO©ONYM<t>AlS

Des Raumes wegen muss mehr als ein Name am Anfang fehlen und man wird daher Silva xal ii Stiva] ai KXsovöOo NufAfatc ergänzen müssen. Das vermutlich nicht weit ver- schleppte Relief darf als monumentales Zeugniss für den oben S. 220 f. vorausgesetzten Nymphenkult des Thaies der Kallir^ roe verwertet werden.

H. VOM PROTT.

BBKIGUTIOUNG S. 202 Z. 2 ist zu lesen: EniT?]« ßopuoSvru^c kXituo< u. s. w.

Geschlossen i2. NoTember 1898.

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IV.

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PARODC

nich^ blossgeleghes Terra i n

1^

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I

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XIV

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I

I

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BIN ATH£N1SCH£8 PROXBNIEDBKRBT FUR ARISTOTELES

Bisher war von engeren Beziehungen zwischen dem athe- nischen Staate und Aristoteles so gut wie nichts bekannt. Nur die Vita Marciana (S 430 I\ose: Arist. fragm.^, 1886) und der Aramonius latinus (S. 446 Hose) berichleten,das8 Aristote- les sicli l>pi König Philipp im Interesse Athens brieflicii ver- wandt habe, und nach llermippos bei Diogenes Laertius Y, i ,2 soll er sogar als Gesandter Athens zu Philipp gegangen sein ( wpi<j6iuovTo; «uToü wpö? 4»i>.i7r7tov »jTrep "AOirivaiwv). Weiler wird uns an den beiden erstgenannten Steilen mitgeteilt, der atheni- sche Staat habe seinen Dank dadurch abgestaltet, dass er dem Aristoteles eine Bildsäule auf der Burg errichtete: was Wahres daran ist, können wir nicht kontrolliren.

Ober das ofTizielle Verhältniss zwischen Aristoteles und Athen hätte man indessen längst Genaueres wissen können, wenn man die arabische Lebensbeschreibung des Aristoteles von ibn Abi Usaibi'a beachtet hatte, die zu einem grossen Teile aut die Biographie des Ptolemaios Ghennos zurückgeht und in dieser Partie schon im Jahre 1869 von Moritz Stein- achoeider («Al-Parabi» Memoires de V academie imperiale des sciences de St. Pe'tersbourg^ Vll Särie^ Xlll, 4, An- bang 3) erstmalig deutsch herausgegeben war. Jüngst bat nun Anton Baumstark in seiner im Buchbandel noch nicht erschie* nenen II abilitationsschril't 'Syrisch-arabische Biographieendes Aristoteles' (Leipzig 1898, Teubner), welche ich seiner Güte verdanke, die auf Ptolemaios zurückzuführenden Stücke des Ihn Ab! Usaibi'a in neuer besserer Übersetzung vorgel^, und darunter findet sich auch S. 46/b das Folgende:

'Wegen der Menge der Woithaten und des Guten, das er anf diesem Gebiete erwies, gingon die Athener so weit, sich zu versammeln und den Besohluss zu fassen, eine InschriU zu

ATUN. lUTTHElLtlKGBK ZZm. S5

870

ft. ttRBBÜl*

schreiben, die sie in eine steinerne Säule eingruben, und sie auf der höchsten Citadelle in der Stadt, die ixp6wo>t; genannt wird, aufzustellen. Sie erwähnten in dem, was sie auf die Säule schrieben, Aristoteles, Sohn des Nikomachos, aus Sta- geira habe sich verdient gemacht durch die Ausübung des Guten und die Menge des iielfens und Wollbuos, die ihm ei- gen gewesen seien, und die Förderung, die er den Atbenera habe aogedeiheo lassen, indem er für das, was ihrer Sache diente und ihnen gute Bebaodiung erwirkte, bei Kon ig Phi- lippos eingetreten sei: so solle nun die Anerkennung der Athe- ner für das hieraus erwachsene Schöne klar werden ; sie sol- len ihm Vorzug und Auszeichnung schenken und ihm ehren- des Gedächtniss und treue Erinnerung widmen. Wer aber von den Männern der Herrschaft ihn für unwürdig hält, möge nach seinem Tode es ihm gleicbthun und seinem Eintreten für sie in Allem, was sie hinsichtlich ihrer Bedürfnisse und Angele- genheitan wtknsebten. Und einer von den Athenern, mit Na- men Himeraios (P), hatte sich, nachdem die Athener beschlos- sen batteo, was sie bezüglich dieser Inschrift beschlossen, von ihrem Beschlüsse getrennt, ßr behauptete in Sachen des Ari- stoteles das Gegenteil ihrer Behauptung und ging auf die Säule los, auf die die Athener die Lobesinschrift tu schreiben be- schlossen und die sie auf dem «xpoicoXtc genannten Platse auf- gestellt hatten, und warf sie von ihrer Stelle, und es ergriff ihn, nachdem er seine That verübt hatte. Antinoos {oder etwa Antipatros?) und Hess ihn toten. Sodann errichtete ein Athener, mit Namen Stephanos, und zahlreiche Andere mit ihm eine steinerne Säule. Darauf sehrieben sie, was von Lob des Aristoteles dem glich, was auf der ursprünglichen Säule gestanden hatte, und verbanden hiermit eine nachdrückliche Erwähnung des Himeraios der die Säule umgestürzt hatte, und der von ihm vollbrachten That und erklärten seine Ver- fluchung und die Reinigung {d.h. der Stadt) von ihm für notwendig *.

Schon Baumstark hat bemerkt, dass hier ein echtes athe- nisches ({«7)<^io{xa vorliegt, für dessen iiiriiuUung bis in das späte

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Gin ATttBNlSCHES PHOXEMEDEkHET FUER ARISTOTELES 371

Altertum es genügt, auf die urkundlichen Beilagen von Paeu- do-Plutarchs Leben der zehn Redner zu verweisen. Dem Hen- ner der adisciien Urkundenspracht^ wird auch (rli icli die eine oder andere Formel athenischer l^hrcndckrele in den Sinn ge- kommen sein, wennschon der ('l)ersetzer manches offenbar nicht verslanden hat und besonders über den staatsrechtlichen Termini technici gestolpert ist. Überhaupt hat der Araber, dessen Aristoteles- Vita auch nur durch ein syrisches Mittel- glied auf die griechische Vorlage zurückgeht, garnicht beab- sichtigt, das Dekret in streng wörtlicher Übersei /.ung wieder- zugeben, da ilun die nüchterne Form des Kanzleistiles wenig zusagte. Zudem ist der arabische Text kritisch keineswegs gesichert, und darum könnte es aussiclit^Ios erscheinen, wenn man hiernach den Wortlaut der griecliischen Urschrift re- konstruiren wollte, indessen: der Schematii^mus der attischen Kanzleisprache ist so fest umsclirieben , duss wir mit einem gewissen Vertrauen den Versuch machen dürfen, das Original wiederzu gewinnen, wenn wir uns damit bescheiden wollen, die ständigen Formeln der athenischen l'^hrendekrete in der Bear- beitung des Arabers aufzuspiiren. Je weiter dieser Versuch uns fahrt, desto grosser wird der historische Wert unseres Doku- mentes werden, der sieh nur in einer Zusammenstellung mit den gleichartigen Psephismen völlig erschöpfen lässl.

Die Ueziehung der Urkunde auf den Pliilosoplien Aristote- les w ird ausser Zweifel gesetzt durch die oHizielle Benennung 'ApwTOTeXYi; NiKOjxij^o'j ^^TaYSipiTY,?. die dem Gebrauehe der attischen Dekrete entspricht. Die Ehrung des Aristoteles nun ist zweimal Gegenstand der Verhandlung in der athenischen Volksversammlung gewesen: einmal als man ihm für seine Bemühungen bei König Philippos eine öfTentl ich e Auszeichnung zuerkannte, zum anderen , als man ihm diese Ehrung er- neuerte, die auf Betieilien des llimeraios kassiri worden war. Bei dieser letzteren Gelegenheit aber wurde beschlossen, 'was von Lob des Arislotcl« s dem glich, was auf der ursprüngli- chen Säule gestanden hatte' odtr nach Steinschneider: 'sie schrieben darauf dasselbe Lob des Aristoteles, welches auf der

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ft. OIIBllUl'

früheren Säule gestanden'). Und da uns eben dieser zweite ßescliluss lilxM-Iiefert ist, so muss in seinem ersten Teile im wesentlichen liasselhe enthalten sein, wie in dem ursprimg- lichen Ehiendekrel, das noch hei Lehzeiten des Königs Phi- lippos ergangen war. Dies ist Cur die Beurteihing unseres Do- kumentes deshalh von Wichtigkeit, weil die Formeln der at- tischen Khrendekrete gerade im letzten Drittel des 4. Jahrhun- derts sich zu immer grösserer Breite entwickeln; der frühere Beschluss liegt noch vor dieser Zeit und muss demnach auch mit den in der Form conciseren älteren Ebreadekreten in Vergleich gebracht werden.

Betrachten wir nun den Inhalt des ersten Abschnittes un- serer Urkunde, so können wir hier deutlich drei Teile unter- acbeiden: 1) die Motive: 'Aristoteles - hahe sich verdient gemacht durch die Ausübung des Guten und die Menge des Helfens und VVolthuns, die ihm eigen gewesen seien, und die Förderung, die er den Athenern habe angedeihen lassen, in- dem er für das, was ihrer Sache diente und ihnen gute Be- handlung erwirkte, bei König Pbilippos eingetreten sei'; ^) die Ehrung: 'so solle nun die Anerkennung der Athener für das hieraus erwachsene Schöne klar werden ; sie sollen ihm Vor- cug und Auszeichnung schenken und ihm ehrendes Gedacht- niss und treue Erinnerung widmen'; 3) eine allgemeine Mah- nung : ' wer aber von den Männern der Herrschaft ihn für unwürdig hält, möge nach seinem Tode es ihm gleichtbun und seinem Eintreten für sie in Allem, was sie hinsichtlich ihrer Bedttrfioiisse und Angelegenheiten wünschten*.

Die Motive sind doppelter Art, die allgemeinen Verdienste des Aristoteles (um Athen) und seine besonderen Bemühun- gen bei König Philippos. Was die jersteren angeht, so klingt freilich der Ausdruck des Arabers oder, wie wir überall dafür einsetzen können, seiner syrischen Vorlage ^Ausübung des Guten und Menge des Helfens und Woltbuns' (ganz ähn- lich Steinschneider) wenig attisch ; aber der Sinn entspricht, selbstgin der Teilung der Begriffe, ToUständig den üblichen Formein, von denen die folgende mit dem Araber am meisten

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EIN ATHENISCHES PROXBVIBOEKRET FUEB ARISTOTELES 373

ttbereinkommt : i«itSvi - - «vvip «yaOo; ^^nv ircpi tov ^üaov tov *A(hvflt{«»v xotl «Olli ort ^iWaTCt ctyttOov (C./.^. II 68, Vgl. IV, 2 107 b). In anderen Dekreten zeigt diese Formel kleine Abwei- chungen, die dee öfteren auch eine Nüancirung dea Sinnes mit sich bringen ; sie im einzelnen zu besprechen, würde den Rahmen dieser Arbeit aberschreilen. Der zweite speziellere Teil der Motivirung besieht sich auf die Förderung der athe- nischen Interessen bei König Philipp; es fragt sich, worin dieselbe bestand und auf welche Zeit wir sie zu datiren ha- ben. In den Worten des Arabers (* seine Verwendung bei Phi- lippus, dem König, für das, was ihre Sache fördere und ihnen gute Behandlung erwirke' Steinschneider) ist nun aber durch- aus kein Anhaltspunkt dafür gegeben, dass wir hier etwa eine Beziehung auf eine Gesandlschaft des Aristoteles oder auf briefliche Fürsprache bei Philipp erkennen dürften: denn für ein solches vereinzeltes Faktum ist die Ausdrucksweise des Arabers viel zu allgemein und unbestimmt. Auch hier erhal- ten wir aus den Inschriften vollkommen befriedigende Aus- kunft. Ich vergleiche besonders die Inschrift CJ,A, II 124, die in das Jahr 337/6 fällt und überhaupt in ihrer Motivirung sich nahe mit unserem Dokumente zusammenstellen lässt. Hier lesen wir Z. 12 cicfiSv) - - xal] tfftfxeXclTai 'AO»jvai[<i>v tüv a^-

vfaioi; TTxpx <I>i Xizttoj. Und ganz ähnlich heisst es in der nur wenige Jahre jüngeren Inschrift C. /. J. II 161 cTriüLsjXüT^ai] .Se xxt IV t[(ü viJv ypovüj y.xt noiv/j xai tSizi 'A')r//i'.ujv tü»v Lxpixvou-

ixtvcüv Ii; ^ApYo?. Im übrigen verweise ich auf C/.X. II 193. 194. 234. 219. 263. '264 u. s. w. IV. 2 \()lb, '264 c, '264 U.S.W. , und für die ausgehildelste Form dieses Motivs vor allem auf C/..4. 11 300. Inhaltlich decken sich diese Formeln mit den Worten des Arabers, die mit viel gi r)sserer Wahrscheinlich- keit auf die 'gute Hehandlung' athenischer Gesandtschaften, als auf die gute Behandlung des ganzen Staates gedeutet wer- den können. Ich setze demnach das äht-ie l']hrendekret ohne Bedenken in die Zeil \or '{38. als .Vristoteles noch als Prin- zenerzieüer am makedoniscbeo üöiiigsUofe weilte. Aristoteles

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3^4 B. DBBRÜP

bediirftp fiir soino Fnrspraolie koines bpsondcrnn Aiiftrai^os, der voraiissclzon wiirdt', dass cr friilier y^idion eino anfiPsehone Sudlung in Allien hoklcidt't hallo; daiioLron isl os natnrlicli, dass or sich in l^olla dor Stadl erinnorl*«. in dor or soino vor- ziiü;lichslo Aushildunj; «{onosson halte und die or aiicdi in der Fremde als die geisliije Centrale von Grifclifnland schätzen musste, und ebenso nulurlich isl es, dass sicli Allien ihm da« für dankhar zoi<;te.

Was sind nun die l^^hreri , die dem Aristoteles erwiesen wurden? In den meisten attisehen l']hrendekrolon aus der zwei- ten llält"l(! dt s 1. Jalirhundi'rts macht eine allfirmoino Ikdohi- gung den Anfang dieser Ehrungen : etwa i7:x'.wi>;x: Apn-ro- T£^r,v Ni)c.o;j.4yi'j rTaytipiTiriv («piTy)<; ev£/.a /.ai svvoix;), und diese Formel dürfen wir meines Fraehtens in den Worten des Arabers wiederfinden "so solle nun die Anerkennung der Athener fur das hieraus erwachsene S(diöne klar werden*. Man ktWinte versucht sein, hier einen llortativ einzuschieben: oiC(i>; av o'jv aTactv ^avipö*^. 5t'. r, ßouX-r] kxi 6 Syj-AO; 6 'AÖtj- va{(i>v luiTTaTai / ÄptTa; xTro^'.^ov ai xaxx^ia? xoi; 'pi'XoTtao'jy.E- vot? V.'. ix'jxöv {C I A. IV. '2 ^.>70,vn;l. 31 »). Aber für die llor- tativformeln. die mit einiger Wahrscheinlichkeit hierher ge- zogen werden könnten, ist der Ausdruck dos Arabers viel zu mager, und zudem glaube ich. diese Mahnung in einem an- deren Teile unseres Üekretos doullicher zu erkennen.

Im Folgenden sind die Worte 'und ihm ehrendes Gedäclit- niss und treue l^rinnerung widmen' ('und erkannton ihm An- denken und Frinnerung zu ' Steinschneider ) fur ein atheni- Bches Psephisma ebenso undenkbar, w ie das unmittelbar hier- mit verbundene 'sie s(dlen ihm V^orzug und Auszeichnung schenken* {'sie begegneten ihm mit Auszeichnung und Fr- hebung' Steinschneider) in seiner l nbestimmthoit dem atti- schen Gebrauche widerspricht. Dennoch dürfen wir hieraus die dem .\ristoteles zu Teil gewordene Fhrnnjif mit Sicherheit erschliessen. wenn wir uitoriegen . welche Auszeichnungen über- haupt in attischen Ehrendokrolen verliehen zu werden pllegen und wie w ir uns diese vom Araber umschrieben denken dür-

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BIN ATHBNISCHB8 PROIBNIBDBKRBT PÜBR ARfSTOTBLBS 875

fen. In der zweiten Hälfte des i. Jahrliimderts vorhindet man mit der alliiemeinen Helohigun«; <rerne die Verleiliunj^ eines goldenen Kranzes in der stereotypen W'endunj; x-ai cTe^avwaat yp-j-jö) G-:-yj7.'^(ii ( xttö X fipx/'idn). Konnte dies nun etwa vom Araber dureli 'Vorzui^ und Auszeichnuni: ' wiederj^ej^eben werden? leb beliaupte, nein: denn die Kranzverieihiin^ ist eine so sinnläiliiie Kbrunir. dass sie vofii Araber verstanden, und der Ausdruck dafür so j)i;iiinant. dass er von ilini jedenfalls riebtig übersetzt wäre. Dasselbe «iilt von der Krleilunj;; des Bürji;errecbtes : e-vx. aWov 'AOrvxiov. die nielit leicbl missver- standen werdtMi konnte: zumeist ist diese au(di von umfan^- reicben Iiestiininiini,'eii iibcr dieWabI von l'byle, Demos und Pbratrie und über die Besliilij^unii durcb die Volksversamm- lung br>j;b'ilet, von denen in der Bearbeitung des Arabers jede Spur verloren sein mussle Wzili'.-: aber. irroTiAax oder eyicTr,- 01?, die lür den in Makedonien lebenden Fremden auch erst in zweiter Linie in Frage kommen, werden nur in seltenen Fällen vtM'lirben. wenn niebt gleiebzeitig die bj'nennung zum Proxenos oder die Finreibung unter die attischen lUii'ger er- folgt oder früher bereits erfolurt ist. Fs bleibt demnach in der That nur noch die Fnii'unung zum Proxenos und l^^uergetes, die ich um so bestimmter für Aristnu b-s in Anspruch nehme, als die Worte des .Vrahers sich leiebt aus einem Missver- ständniss des attischen Terminus tcc/inicus erklären. Die xpo- $£via war dem Araber in ihrer Bedeutung dunkel, und ebenso wenig konnte er die stJUitsrecbtliehcStellung der offiziellen luip- yerai kennen; doch konnte er vermuten, dass es sich hier um eine ehrende Auszeichnung bandle, und danach ist dann seine Übersetzung ausgefallen. Fine vage Verallgemeinerung ver- tritt die staatsrecditliclien Termini, die nur insofern eine ge- nauere \\'it'derü;abe gefunden haben, als die meistens verbun- denen BegritVe der T.znlvnx und e'.ecve'ji« durch zwei Syno- nyma ausgedruckt sind: und dieses bürgt uns für die Richtig- keit unserer \ ermutung. W ir dürfen aber jetzt auch weiter gehen : denn die Frneuniing zum Proveno» und iMJergeles wird in den meisten Fällen auf die Nachkommen des Geehr-

376

B. DRBRUP

iPn übertragen, und darin können wir nun eine Erklärung ünden für das 'ehrende Gedaciilniss' und die 'treue Erinne- rung*, tlie dem Aristoteles zuerkannt werden. Da der Araber von Proxon ie und Euer^esic niclils wusste, so konnte er audi die Fortdauer dieser Auszeiclinun}^ in ihrem wirklichen Sinne nicht begreifen und ausdrücken; darum hat er die Erwähnung der {xyovot zu Andenl^en und Erinnerung ausgedeutet. Wei- tere Ehrenrechte seheinen dem Aristoteles nicht eingeräumt zu sein, ich fasse die Ehrung des Arisloleies hiernach in die Formel : SeS6}^6aii ^t:[A(p t:7aive<Ta( 'ApiiroTeXviv NixofA^j^ou SraystotTYiv iptzrii evtxa x.xi euvoia; xal itvat auTOV «pöfivov Mct •uspytTTCv foü SVjjxO'j ToO 'AOrivaicov avröv xai exyövouc.

Übrig ist noch die Mahnung ' wer aber von den Männern der Herrschaft ihn für unwürdig hält, möge nach seinem Tode ee ihm gleichthun und seinem Eintreten für sie in Allem, ivas sie hinsichtlich ihrer Bedürfnisse und Angelegenheiten wflDBchten*. Sie kann in dieser Form dem Original nicht an- gehören: denn als das Psephisma beschlossen wurde, war A- ristoteles noch nicht tot« und darum ist die Verweisung auf den Todesfall nicht nur an sich höchst unglücklich, sondern auch mit dem Charakter eines athenischen fihrendekretea durchaus unvereinbar; dass aber Jemand von den Männern der Herrschaft den Geehrten für unwürdig halte, ist vollends eine Voraussetzung, die der athenischen Volksversammlung ^ni- lich fern lag. Der Sinn der arabischen Obersetsung ist auch gerade in diesem Satze sehr unsicher, da Baumstark erst nach einer längeren Auseinandersetzung zu der Erklärung kommt: *wer dem grossen Toten seine Ehre neidet, verdiene sich gleiche selbst*. Steinschneider hatte übersetzt: *Wer von den Hochgestellten (Männern der Herrschaft) ihn beleid igte, dessen Strafe folgte. Seine Verwendung für sie [war] in allem, was sie begehrten, in Bezug auf ihre Bedürfnisse und Angelegen- heiten'. Wenn ich trotzdem eine solenne Formel hier wieder- finden will, so leitet mich dabei die Erwägung, dass von den Bestandteilen der älteren Bhrendekrete nur noch zwei mit ei- niger Wahrscheinlichkeit hierauf bezogen werden können, leb

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BIN ATHENISCHES PnOXENIEDEKRET FUER ARIST0TBLB8 377

hatte anfanglieh daran gedacht, dass Aristoteles liier der Für- sorge der Ikhürden empfohlen sei, etwa wie in C. I. A. Ii 39

T«&v (Yy6v(i>v o]tou av {(((■>vtxi; hiernach wäre auch die An- rufung der 'Männer der Herrschaft* nicht so sinnlos, zumal ▼ielfaeh die Strategen ( und Piytanen ) mit der Bule sich üi das Geschält des ««tiAiXsfoOflii teilten. Besser indessen will es mir gefallen, wenn wir grösseren Nachdruck auf die hier aus- gesprochene Mahnung legen und danach einen Hortati v sta- tttiren, wie er schon von der Mitte des 4. Jahrhunderts an in den Inschriften sich findet (C. /. A. II 114X. Wbb). Es ist aber misslich, eine bestimmte Formel als Prototyp ft)r unsere Urkunde auszuwählen, weil die Hortative in zahlreichen Va- rianten vorkommen, von denen mir inhaltlich noch am näch- sten verwandt erscheinen C.I.A. II 153 öwoc [&v »«{ ol £XXoi

toU «t( lautov 9iXoT([(AOjU{Acvoic oder II 297 Siru^ av iv>i(«toc

dem 9aoTitAi{a6at (oder ifX(AtXXov «Ivoti C.I.A. II 231. 243. 320) konnte der Gedanke an neidische Verkleinerung des Ver- dienstes entstehen und daraus wieder die Übersetzung des Arabers, in welcher die * Männer der Herrschaft* allerdinga unerklärt bleiben.

Die Einleitung der Paraphrase und der zweite Teil des De- kretes beweisen, dass ein Publikationsbeschluss das Psephisma endi«»le. Ich stelle hiernach die für das ursprüngliche Eliren- dekret erscliiossenen Formeln zusammen, indem ich im voraus bemerke, dass ihre Zuverlässigkeit in manchen Einzelheiten des Wortlautes natürlich keine Gewähr liat:

- - ilzsv EXd^Y) 'AjjtoTOTiXr,; NiMiix/O'j STaysiptTy)? xvy)p xyx- 66; ECTtv rrepl -rov Sf,|xov tov 'AOrivaicüv Axi rcoisi öti Süvxtxi xyxOov

XXi iTTllAlXeiTai 'AOtiVKIOJV T(I>V X^tlCV0UU.£VO)V 0>; *I>l>,tTTOV 7CpXTT0)V

«yaOöv ÖTi S'jvxTXt AOr.vaio-.; 7:apx «^I»rAi;t:rou, SeSö/Oxi -rtp SruLCf), iTTxivecai *Api(iTOT£)>T,v NtKOL/.ä/0'j ^TxyjifiTT/v ap»Tt;5 evsjcx kx\ vj- voix; x,xi eivxt xÜtov -po;£vov xxi tüspyEir^v toO S/,ii.o'j tO'j 'AOr,- voiiwv auTÖv xai ix^ovou^, Qvtti^ a.v xai oi dlXXoi «icavTe; ^iXon-

378 B. DBBRÜP

Der zweite Teil unserer Urkunde, der historisch ausseror- dentlich interessant ist, lasst eine Reconstruction des griechi- schen Originals schon deshalb nicht zu, weil wir es hier nicht mit stereotypen Redewendungen, sondern mit einer den be- sonderen Umständen angepassten Errählurtg zu thun haben. Ausserdem bat der Araber, der sich im ersten Teile ziemlich eng an den griechischen Wortlaut gebunden hatte, hier mit einer allgemeinen Paraphrase des Inhalts sich begnügt, die uns nicht einmal erkennen übst, ob sich auf der wiedererrichteten Stele zwei getrennte X'olkshescliliisse befunden iiaben oder ein einzelnes Psephisma, das die Irübere lihrung des Aristoteles in sich schloss.

Die Tliatsacben, die der Rrneuerung des Rhrenbescblusses vorausl leiten, sind durch den Araber jedoch mit geniigender Deutliclikeil w iedergegel)en, wenn seine Darstellung im Kin- zelnen aucli von der Vorlage sich entlfMnt. Danach war also zu irgend einer Zeit du- IVulier dem Aristoteles ziiges|)roeliene Ehrung annullirl worden Selbstverständlich ist nicht daran zu denken, dass dies gleich naeh der ersten Rntscbliessnng geschehen ist. wie aus den Worten des Arabers hervorzugehen scheint: und einer von den Athenern . . . hatte sich . . . von ihrem Beschlüsse getrennt*. Die Inschriftstele war vielmehr auf der Akropolis autgestellt und hatte hier schon .lahre lang gestanden, als das Unwetter sich über Aristoteles entlud: denn der als sein Urheber genannte iiimeraios ('Aimaraus' Stein- schneider) ist doch vvol Niemand anders, aN der Bruder des Demetrios von Phaleron. der während des lamischen Krie- ges und kurz vorher in Athen eine Bolle gespielt hat. Er ge- hörte zu den enragirtesten Makedonenfeinden und naiim als solcher Teil an der Anklage gegen Demosthenes. Auch sonst war er politisch hervorgetreten, da De inarch gegen ilm eine Rede in einem Eisangelieprozess verfasste ( vgl A. Schäfer, Demosthenes^ 111 S. 327). Aus den Inschriften kennen wir ihn jetzt als tiptu« toO IIoffiiSAvoc toü QiXayiou C /. A.' IV, 2

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EIN ATHENISCHES PUOXEMEDEKRET FUER ARISTOTELES

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184 Ä Z. 18. Nach dem unglücklichen Ausgange des laiiii- sehen Krieges teilte er das Gescthick des Hypereides und An- stonikos, die auf ß* IVhl des Aniipatros ergriffen und hinge- richtet wurden {Schäfer a. a. 0. S. 391/2).

Die politische Stellung des Himeraios passt also vortrefllich zu seinen! Vorgehen gegen Aristoteles; die Identität der Per- son wird ausser Zweifel gestellt durch die letzten Schicksale des Himeraios, da in der Inschrift, wie schon Baumstark ver- mutete« an Steile dee hier unmöglichen Antlnoos *Abthitu8 (Antinus)' Steinschneider gewiss Antipatros stand. Die enge Verbindung zwischen dem Einschreiten gegen Aristoteles und dem Tode des Himeraios existirt allerdings nur in der Phan- tasie des Arabers. Die Tbatsache aber , dass die staatliche Ehrung des Aristoteles nach so vielen Jahren kassirt worden ist, giebt uns sicheren Aufschluss über die Stellung, die die- ser in Athen damals eingenommen hat ; denn die Aktion des Himeraios Ist nur aus seiner Antipathie gegen die Makedonen zu erklären. Aristoteles hatte die Proxenie durch seine Ver- wendung bei dem Makedonenkönig sich erwirkt, und offen* bar galt er auch später, als er sich wieder in Athen befand, als besonderer Günstling des makedonischen Hofes.Nun wissen wir, dass er im Jahre 323, nach dem Tode Alezanders, Athen verllees, weil man ihn wegen ««leitet Tor Gericht gefordert hatte. Aber diese solenne Philosophenanklage, die j^^egen ei- nen Anaxagoras und Protagoras und selbst gegen einen So- krates mit einem Sehein von Recht erhoben war, hatte am Ende des 4. Jahrhunderts ihre innere Berechtigimg verloren: sie war ein Anachronismus geworden, von dem man nicht begriffen hat, wie man ihn noch in dieser Zeit des sittlichen Ver- falls begehen konnte. Unsere Urkunde giobt uns den Schlüssel dafiir. Aristoteles halte sich als überzeugter Maketlone poli- tisch inissliebig gemacht, war aber so wenig in die ÖlTent- liclikeit hinausgelretrn, dass man nicht recht wusste,wie man ihn fassen sollte. Darum grub man gegen ihn die Klage ias- 6iia; wieder aus, die schon gegen so manchen Philosophen ihre guten Dienste gelhan hatte : ihre Begründung war aus

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B. DRERUP

den Schriften des Aristoteles leicht beizubringen. Und wenn auch die Klage in ruhigen Zeiten keine Aussiebt auf Brfolg gehabt hätte, so musste Aristoteles bei der Verhetzung der Menge gegen alles Makedonische doch des Schlimmsle be- fürchten. Er verliess deshalb freiwillig die Stadt und nahm dadurch den Athenern die Gelegenheit, Zii tU f tXooo^ i«v Äjuip-

Ttfv.

Nachdem der makedonische Ginfluss in Athen wieder her« gestellt und die Ruhe wieder eingekehrt war , dachte man darauf, die Spuren des gegen die Makedonenfreunde gerichte- ten Treibens nach Möglichkeit zu vertilgen. Diese Bewegung ist auch dem schon verstorbenen Aristoteles und seinen Nach- kommen zu Gute gekommen, und damit ergiebt sich die Da- tirung des zweiten Beschlusses, die natQrlich nicht auf das Jahr genau sein kann. Was seine Pormulirung betrifft, so fällt in den Worten des Arabers auf, dass die Stele errichtet wor- den sei von Stephanos und zahlreichen Anderen mit ihm. Das steht dem athenischen Gebrauche entgegen, der im allgemeinen nur einen Antragsteller duldet; zum wenigsten möchte ich die in älteren Volksbeschlttssen vorkommende yv^- {XYi KXsi<iö(pou xal ffuvTtpuTÄviciiv {C. I. A. IN', "2 \ b) oder die vvwjAY) ffTpaTT.yöv ( IV, 2 We) zur Erklärung nicht gerne he- ranziehen. Eher halte ich es für möglich, dass auch hier ein Irrtum des Arabers vorliegt, der etwa die namentlich aufge- iVilirleri ^luaTrpotiScoi als Anlragsleller aiir^elassl haben mag; duss (lieser Zusatz vom Jahre .UU/iS an gemacht werdtüi konnte und dass auch die Namen der luarpöiSpoi sehr bald danach ui den Inschriften erscheinen, hat W. Harte! dargelhan (Studien über attisches Staatsrecht und Trkundenwesen, 1878, S. I6£f., vgl. CI A. IV,V 245^. 215 c. 245 209/-^).

Im (il)rigen verweise iclj für die Fortnuiirung auf die In- schrilt C.I A. I\',2 231 b, der ein ähnliclier Fall zu Grunde liegt, wie der des Aristoteles ; und zwar enthält diese Stele zwei Beschlüsse des athenischer Volkes. Im ersten Dekret (vom Jahre 323/2) wird (I»m- Sikyonier h^uphron, der sich um das Büodniss zwischen Athen und Sikjon im iamischen Kriege

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filN AtttBNISCttRS PROXBNUtDBKBBT FÜKll ABlSTOtBLBS 881

verdient gemacht hatte, belobt und unter Bestätigung der ihm

früher verliehenen Privilegien zum athenischen Bürger er- nannt; im zweiten Psephisma (vom Jahre 318/7) werden dem- selben Ruphron. der im lamischen Kriege für die Freiheit Griechenlands kämpfend üel, die von (h^n Olii<archen annul- lirlen Gesclienke des atlionischen Volkes erneuert und die Wiederaulrichlung der von den Oligarchen zerstörten In- schriftstele angeordnet.

Möge ein «iiitiges Go.schick uns einmal auch die Urschrift des für Aristoteles hesclilosscntin Proxeniedekretes oder seiner Erneuerung hescliereii. damit wir die Auszeichnung des Phi- losophen, die wir joizt nur durch Vermutuni; erschliessen, in authentischer Weise vorn Steine lesen kiiiiiH'ii. Wenn die FJi- rung ihm auch nur wetzen eines politischen Dienstes fur seine zweite Heimat zui^elallen ist, so können wir uns doch der Er- kenntniss freuen. dass zwischen Aristoteles und Athen ein en- geres Rand heslanden hat, als wir nach den bisher bekannt gewordenen biographischen Quellen annehmen durften.

München.

ENGELBERT DRBRUP

UAPAISKHNIA. IIAPOAOI. nEPIAKTOI

Die Frage nach der Bedeutung der «apamitjvt« scbeint mir bis jetzt noch nicht erledigt. Denn obwol fiber den Ort, wo sie gestanden, kein Zweifel mehr möglich scheint, so ist doch nocli nicht erklärt, wozu sie gedient haben. A. Müller z. B. sagt über den Zweck dieser zwei vorspringenden Flügelbau- ten: *die wenigen Stellen der alten Scbriflsteller gestatten ei- nen sichern Schluss nicht ' und auch Retscb bietet keine be- stimmte Erklärung (Dürpfeld und Reisch, Das griechische Theater S. 202. 251 ). Und doch glaube ich, dass eine rich- tige sprachliche Erklärung genügenden Aufschluss geben kann, wenn man nur nicht meint in irgend einer Weise eine Bühne unterbringen zu müssen.

Zunächst das Wort ivaipx<rxT)viov selbst, dessen Übersetzung als *Raum neben der Skene* (Reisch S. 298) mir nicht ganz richtig scheint. Eine Zusammensetzung von ■zx^i mit dem Substantivum oxTjvr, kann meines Erachtens nur ^Nebenskene' bedeuten so wie )capa6upa = Nebenthür (nicht * was neben der Thür ist*) vgl. xapxYOxu-fJia, itapaO'jpiov, xapdtöiua, -asarO^iov U.S.W. \\ iiliieml iil^t) -;o7/.r;vtov die veränderliche N orderwand der oz-rr/n sellist sein soll, ist -xcaiicr, v.ov eine Nehenskene. Dein \\ orliuute nach hahen wir also das «grosse Gebäude als eine j.jrosse Skene aufzulassen, an deren beiden Seilen je eine Nehenskene anuehaut isl.

Diese Hi-zeiehiuiuij: der l-'luifel hauten als Xehejiskenen kann kaum anth'rs als dadur(di erklärt werdtMLdass audi aus ihnen hervor IN isDum aul'lralen. An sieli wäre es al.^d wahrschein- lich, dass die i\eheu|jersonen aus den ' .Nehenskeueu auftra- ten,während die llaujilseliausj)ieler als Hi'wohner des Palastes u. 8 w . aus der IMorte der llauptskene in die Orchestra ge- langten Wir hätten also zu untersuchen, ob sich für diese Annahme Beweise ünden lassen.

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Da liisst sich nun erstens wirklich nachweisen, dass sich in diesen Paruskenien Thören befanden, durch die man in die Orchestra treten konnte. Pliolios, Etym. Magnuni und Bekkers Anecddta nennen alle die Trapacxr/na: al iUo^oi ai tlq rr.v täyivyjv. Selbstverständlich ist Txnvrj hier von den Loxikoi^raplien, welche von dem griechischen Thealer keine eiu;ene Anschauung mehr hatten, einiieselzt für das einzig richtige op^rjCTpa, welches sich hei Didymos fand, der unzweifelhaft griechische Thealer kannte; vgl. Harpokralion u.;i : ^rxpaixrvt« ... 6 AiSuao; roc^ ExaTJfüjOev Tri; öp/yjTx:»; s-icSo.: . .M.so liaht'n wir sowol Didy- mos wie jene Lcxikograplii'n als /engen dafür, dass <ler Haupt- zweck jener riugclhaulen so sehr in di'ii auf den Scliauspieler- plalz geöffneten I liürcn lag, da.s.s sie sogar seihst £110^01 ge- nannt w»M(l»Mi konnten. Dass mit diesen si'io^oi die grossen Hauptlliore. dmeli welche das Puldikuin eintrat, gemeint seien, scheint nur ganz undenkbar; (K'un wie könnte man diese mit dem WOrle -xzxrjK-r.nx bezeichnen?

Die Stelle des Ilarpokralion seheint mir nur verständlich, wenn wir in diesen Paraskenien Tliüren annehmen, durch die man die Orchestra betreten konnte, lüntseheidend aber ist mei- ner Ansicht nach die Stelle des Pollux (IV. 126) xotp' ixinp*

Tciv SOo ^l'yccöv Tojv TTtpi Tr,v u£irv iXXat S'jo euv av, u.ix tJtaTj- puOev; also in dem grossen (iebäiide.das aus der mittleren Skene und den zwei Nebenskenen bestand waren meistens, wie be- kannt.drei riiuren in dem niitlleren Hau. beiderseits von die- sen drei Tliuren aber beland sich noch je eine Thür. Aus- drücklich nennt Pollux uns also die Tinnen, die wir schon annelinien musslen. Bevor wir versuchen Näheres über sie zu ermitteln miissen wir erst noch eine Stelle des llarpokration genauer betrachten, wo er die Paraskenieu bezeichnet als ö Trap*

Tf,v (jJtrjvriv i-o^eXetyatvo; totio; txC; 6t; t6v äyojvz Tiapa'jxEuatt;. Diese Worte scbeinen mir z. B. bei A. Müller (S. 5! ) nicht ganz richtig erklärt, denn ein rcro; izoStfieiyatvo; Tai; eI; tov ocytüva -y.zx'ZKVjy.i', ist nicht ein Kaum fur die Thealerrequi- siten beslimnil". sondern ein Baum für die V'orbereitung der Spiele, sich 2. Ii. die Aakleidezimmer und dergieichea be«

884

i. H. HOLWB»DA IR.

fanden. Wenn nun von einem tolehen Ort eine Thür in dieOr- chestra führte, scheint es mir uosweifelhaft, daasauch sie sum Auftreten benutzt worden sei.

Wie diese Thüre gebildet war, lässt sich nach meiner Mei- nung noch ziemlich genau ermitteln. Dafür kommt in Be- tracht die schon angeführte Stelle des Pollux (IV,126)7rap'i)tA- Tip« hi T(äv 6updv . . . aXXai ^<jo «Iiv av piia ixaT(p(i)66v, npo; «| ivip{9tKTot (rutAff<ffT!Y%Ttv. Die PeHakien sind an einer Tliüröffnung aufgestellt. Ich gluuhe.dass wir also zunächst anoeb men müssen, es sei eine besondere Vorrichtung;, welche vor der ÖlTnung stand und diese verdeckte. Vergleichen wir mit dieser Annahme die Ansicht Üörpfelds (S in Fig. 51 zeichnet er ein

'Paraskenion mit zweiseitiger Periakte', aber eine solche Vor- richtung ist nichts Anderes als rine um eine mittlere Angel drehbare TUüv, wie er auch sciion seihst sagt; er bat also schon auf Grund der erhaltenen Uesle die Thüre angenommen, welche wir Im i Im Schriftstellern bezeugt gefunden haben. Wenn wir aber diese ÜITnung in dem Paraskenion als Thflr erkannt haben , kann Dürpt'elds Fig. 5'? nicht ganz richtig sein. Wenn man die Periakte so in dem Paraskenion aufstellt, w ürde fast die ganzeOffnung versperrt werden und es wäre unmöglicb hindurch zu gehen. Pollu.\ sagt aber aueli nicht, die iciptaxTot seien in sondern «fö<, d.h. bei den Paraskenien angebracht. Nach ihm hat man also die Periakten ein wenig vor dem Paraskenion anzusetzen, so dass man aus den Paraskenien- Ihüren heraus und dann hinter den Periakten hervor treten ^ konnte.

Über die Bedeutung der Periakten handelt Pollux iV, 131. Zuerst spricht er über Maschinerien, die dazu gedient haben, Götter u. s. w. von oben herab erscheinen zu lassen (aiüpai), dann läbrt er fort: xaTa6x?;u.aTx ^ O^icfffutT« -n mvax<; -n<niv f^ovTc; ypoL^xQ tq xP^^? "^^^ Spx^axToiv xpoo^opouC jCfltTiSxXXtTO ^' irei Ta; mpidcxTOu^ opo; SsixvOvtä 75 ÖxXotTTxv yj TcorajACv t/ aXXo TOWöTOv. Es ist hier also die Hede von Gemälden oder reiva- xic mit verschiedenen Dekorationen bemalt, welche auf die mfißXTW, gestellt werden konnten. Deshalb müssen diese ivip{«-

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ttAl>*SKHIftA. llAt*OAOt. OEMAtTOl

xTot etwa Fräsen ^ewpsen sein mit f^ewissen Vorrichtungen zur Aulnahme von Dekorationen. Pollux IV, 126 erzählt weiter über diese: xepiaxTOi" tj aev Se^iä ri l;a) 7rö>>£ü); Sirj^oöca. AlsO die rechte Periakle diente dazu, durch ihre Dekoration die ver- schiedenen ürtliciikeiten ausserhalb der Stadt zu bezeichnen, woher die Auftretenden kannen; 75 Se irt'px tx U woXscj?, fxaXi- (j-zcL xi ex >tu.£vo<; : die linke zeigte dagegen die verscliiedenen Gebäude, Hufen u.s. w., die sich in der Stadl befanden, wo das Stück spielte. Diese linke Periakte aber xxi öiou; ti OxXxt- Tiou? ii^xyii x,ai izx'i^' öaa STCx^OtiTipa ovtx ■t) {iioyxvYj ^epjiv Ä$v>« vaTsL Um diese Worte zu verstehen müssen wir wieder die schon erwähnte Stelle des Pollux IV. 131 heranziehen. Da wird erzählt von einer Art ar,/xvy), welche von oben herab Gölter U.S.W, sichtbar niaclilf ; natürlich konnten aber Meergötter nicht von oben herab wie \orn ilinitnel ersciieincn, sie mussten also in einer anderen Weise auftreten, als kämen sie aus dem Wasser, und hierzu diente, wie uns unsere Stelle lehrt, die linke Periakte. Unter den /.xtx^Xyjuxtx, welche auf den Pt'riakten angebracht wurden nennt Pollux auch OiXxTrav vi r oTauov, wir haben die Worte xxi Osoü; ts OxXxttiou; irrayet also wahrschein- lich so zu deuten, dass, wenn ein Meergott auftreten sollte, dieser auf der linken Periakle zwisclien Dekorationen erschien, welche Wasser vorstellten. so dass, wenn diese Seite der Periakte nach vorne gedreht wurde, man plötzlich den Meergott wie aus dem Wasser erscheinen sah. Die linke Periakle musste aber noch mehr erscheinen lassen. -xvO' lax ir.x/ßtaxtpa. ovra Y) pmyavf, <p£p£iv xS'jvxT£r. .\uch liier werden wir unter ti ati^avYi die in IV, 131 unmittelbar vor den Periakten genannten aiö- pxt zu verstehen haben. Pollux sagt also, die linke Periakte diente erstens zur Bezeichnung von Gegenständen, wie Gebäu- den u. 8. w. innerhalb der Stadt, andrerseits aber auch um Dinge auf den Spielplatz zu bringen, welche zu schwer waren, um von oben heruntergelassen zu werden, oder die ihrer Natur nach, wie z. B.die Meergötter, nicht von oben herab kommen konnten. Vollkommen stimmt hiermit überein was er weiter sagt: %i ^'ifcioTpa^iUv at irfp(ot%Toi,Y) ^^itk |Uv «{AitSit TOicov,d.h.

ATBBM. MITTHBILTOIGBN XXIH. 26

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966

J. H. iloLWKUUA iA.

^enn die rechte Periakte, welche nur einen Ort ausserhalb der Stadt bezeichnete, gedreht wurde, so bezeichnete das eine Än* derung dieses Ortes. Das Drehen der linken Periakte aber, welehe nur Gegenstände in derselben Stadt beieichnete, und aasserdem dazu diente um Sachen oder Personen sichtbar su machen, gab natürlich gar keine Orts Veränderung an.'AiA^dxf- p«t x^?*^ irtsoLXXAxiww. wenn aber die beiden zugleich ge- dreht- wurden, so änderte sich damit die ganze Dekoration an beiden Seiten der Skene. Hierdurch wurde die Soenerie nach einem andern Ort übertragen, d. h. der Ort der Hand- lung wurde irerlegt.

Wir haben also folgende Ansicht gewonnen : Die Paraske« nien waren *Nebenskenen neben der grossen Skene; indie- aen Paraskenien waren ThQren, durch welche Personen auf- treten konnten. Diese Thüren waren vielleicht meistens durch einen um seine Mitte drehbaren Pinax verschlossen, welcher wahrscheinlich, wie Dörpfeld annimmt, verschiedene Deko- rationen trug, und also wenn er gedreht wurde, eine ähnliche, nur nicht so grosse Dekorationsänderung bewirken konnte, wie sie uns von den Periakten berichtet wird. Bisweilen aber standen vor den Thflröffnungen die Periakten: dreiseitige Ba- sen mit einer Vorrichtung zur Aufnahme von Dekorationen , welche bei Aufstellung von «{vaxic an allen drei Seiten hohle Prismen bildeten, aber auch an einer Seite offen (das heiss| ohne Dekoration) gelassen werden konnten, sodass jene Meer- g5tter Q&d jene für die (ivixmi zu schweren Gegenstände in' ihnen Platz finden konnten. Selbstverständlich haben wir diese dann auch von passenden Dekorationen umgeben zu denken, und sie erschienen dem Publikum plötzlich durch das Um- drehen der Periakte.

' Jetzt fragt es sich aber noch, welche Personen durch diese Paraskenien au&utreten pflegten.

Wer die dörpfeldsche Theorie annimmt, muss ihm natürlich beistimmen, dass die Hauptschauspieler aus den Skenethüren auftraten, während der Chor und diejenigen Schauspieler, wel- che aus der Stadt oder aus der Feme kamen, durah die «ipotet

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tTAt»AtkRiftA. nAl>o&ot. ntPiAkTOt

die Orchestra betraten. Unter diesen Parodoi aber versteht auch" er 'die zwei seitlichen Zugänge zur Orchestra, durch welche die Zuschauer das Theater betreten Diese letzte Annahme lässt sich aber, wie eingestanden wird, nicht beweisen; über- liefert ist es nicht, nur hat man gemeint es aus einigen Stellen schliesscn zu dürfen. Hauptsachlich kommt hier die Stelle des Athenaeus (XIV. 622 b) in Betracht. Hier spricht Semos 6 Ayi- Xio? erst von den aÜTo/.xSSaXoi, dann sagt er: ol töü^aXXoi xa- Xoufxevoi TcpoatüTctia ueÖuÖvtwn e^ouciv .... (riyvi Sc Sta toö itu- Xo^vo; eiöiXöovTei; orav xaTa jxt'arv tyiv opyr^axpav yevwvrai i7Ct<jTpe- ^ouotv ti; TO Otaxpov u. s. w. und endlich: ol St oaXXo<p6pot, also eine dritte Art, xpocwrtiov {xtv ou XajiSicvouat .... xauv(xxa< ti TCipiSiSXYjai'voi Traptp^^ovrat ot aev ex rapoSou, oi Se xaTx ^ttaaq ri? Oupa; U.S. w.W'ie man hieraus sclilicsscn kann.Tc-jXwv sei dasselbe wie xapoSo;. verstehe ich nicht. Semos borichlct vielmehr voa verschiedenen Leuten. die verschiedenartig ausgestattet in ver- schiedener Weise auftreten Ich glaube also im Gegenteil hie- raus schliessen zu dürfen, die TräpoSo? sei nicht dasselbe wie der tt'jXwv. und während ohne Zweifel der :r>jXo)v die grosse Thüre für das i^iblikum ist. muss mit dem Namen räpoSo; eine an- dere Thür gemeint sein . Dies ist eigentlich die einzige Stelle, die uns etwas mehr über diese Parodoi lehrt ; denn bei Aristoteles Eth. Nie IV, 1123 wird iv r-Jj Tcxpd^(p zu üherset/.en sein durch 'beim .\uftreten des ('hnrs'; wenigstens geben diese Worte gar keinen Aufschiuss über die Lage der -zco^otL

Ich glaube, dass man dieiripo^ot zu erkennen hat in den mit Periakten oder in anderer Weise ausgestatteten Thüren der Paraskenien. weiche an beiden Seiten der Skene in die Orche- stra führten, denn ausser den schon genannten, scheinen mir auch noch die folgenden Stellen darauf hin zu weisen. Nachdem Pollux IV, 126 über die ivapxmiqvt« und »«ptaxToi gesprochen

* Aus der Stelle des Plutarch Dem. 34 glaube leb niobts sebliessen zu

dürfen. Er hat unzweifelhaft eine ganz unrichtige Vorstellung vom grieclii- soben Theater, und die Ungenauigkoit seiner Schildeninpr prgiebt sieb schon aus dem Gebrauch der Mehrzahl napöSuv. [Vgl. oben Ö. 34b J.

388 i. H. UOLWKHDA JH.

hat, lanl er unmUtalbar folgen : tüv jA^vrot ««po^wv ^ {u«

if iKvo6(ttvoi xax« TTiv Itcpav itaut«iv. Dieses unmittelbare Über- gehen von ««pot«)i^vix auf «ipo^oi ist gewiss am leichtesten zu erklären, wenn man sieh diese «ipoSot als die Zugänge durch die «etpamiqvise selbst denkt. Weiter erklart sich auch das Wort inCol so am leichtesten: diejenigen, welche au Fuss kamen, konnten natürlich durch die nicht sehr grossen Paraskenien« thflren auftreten.die fttr Wagen zu klein gewesen sein werden; diese kamen also nicht durch die nxpoSot in die Orchestra, sondern auf einem anderen Wege, vielleicht durch den icvXäv. Ich sehe nicht, wie man sonst das Wort iciCof erklären könnte.

Besonders wichtig scheint wir aber die bekannte Stelle des Demosthenes (Gegen Midias 17)* und die.GrklärungdesUlpia- nus: xal oux ivT«GO* Itm ty}( u^secu^ iXkk TOtroörov auT^ nipiiiv

xaxaxai TTpiYfxaxa äaOÖYiTä fioi rapiywv SitTeXeoev. Richtig wird behauptet dieGSpi; bestelle darin. dass durch diese Handlung der Chor verhindert werde aufzutreten. Aber der Chor pflegt doch durch die xipoSoi aufzutreten . und wenn das durch Verram- melung der Paraskonicn, verhindert werden kann, so müssen die Parodoi in den Paraskenien liegen. In dieser Weise erklärt sich die Sache ganz ungezwungen. Und auch Ulpianus'^ hat sie 80 verslanden: xi Tcapziic/ivia ^päTT<i>v: toOt' 6*tti i^oippiTTCiiv T«{ itti TTj; axYivfi? «tcdSou; tva 6 /opö; x-^oLyxx^-mxi repcivai Sti T«; e^wOtv siaöSo'j? u.s.w. Ausdrücklich werden hier einander gegenüber gestellt Eingänge des Chors (also die nxpoSoij.wel-

* Die Midiana fällt ins Jahr 354. Die Dcino.sllicnesslello liewoist milliin, dass aucli die älteren Tbcaterbauteu aus der Zeit vor Lykurg 'Nubua^ke- nen* neben dem Haaptskenengeblade hatten.

* Ulpixnus kannte selbstversländlicli (griechische Theater eben so wenig au.s eigener Anschauung als jene LeNiko^iaphen. Aiieli ihm aber war jene Erklärung vun Rap«axiivta als i^aoSoi sehr gut bekuuul, uuü zwar iu weil un- getrübterer Form. Wo jnie irrtümlieh it( t^v «m|«i(v eingesetit haben,hat er Ixt Tf|( «xi)vl|«,bei der oxi|vi(, in der Nähe der «xi)vi|, was der wirklicben Bin- riebtung der grieobisohen Theater vollständig entspricht.

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nAPArXBtffA. DAPOAOI. nBPIAKTOI

389

ehe durch Abschiiessen der Paraskenien gesperrt waren, und die grossen Eingänge für das Publikum, die e^wOev ilaoSoi, die wir schon unter dem Namen ttu^äve; gefunden haben, durch welche der Chor jetzt in ganz ungewöhnlicher Weise gezwun- gen wird aufzutreten.

ich glaube also annehmen zu dürfen, dass sowol der Chor als die Nebeoschauspieler aus diesen ff«pa<jxiovia in die Orche- stra traten. An und für sich ist es gewiss viel wahrschein- licher, dass alle Schauspieler gewöhnlich unmittelbar aus dem selben grossen Gebäude kommen, in dem alle sich doch vorher angekleidet haben, als dass ein Teil der Auftretenden den Weg kommt, auf welchem noch eben die Zuschauer selbst herein- geireten sind, und wo wahrBcbeinlich immer noch Leute hin und her gehen durften.

Ich stelle mir also die Sache folgendermasaen vor.

An beiden Seiten der eigentlichen Skene, deren Proskenion die verschiedenen Häuser oder Paläste der Hauptpersonen oder dergleichen darstellte, war eine Nebonskene angebaut, in wel- cher sich die Garderoben u s.w. befanden. Während die einzel- nen Hauptschauspiel er aus der Skene hervorkamen, betraten die anderen und der Chor die Orchestra durch die TräpoSoi d.h. durch die Thüren der Paraskenien. Diese Paraskenienthüren waren verdeckt durch eine veränderliche Dekoration und die Person, welche um diese Dekoration herum auftrat, schien von dem Ort zu kommen, welcher durch die Dekoration vorgestelU wurde. Diese veränderliche Dekoration bestand vielleicht mei- stens nur in einem grossen um seine Mitte drehbaren niva|, bisweilen aber stand sie auf einer mptascco«, was natiirlioh grössere Änderungen gestattete.

Leiden.

J. U. HOLW£RDA Ja.

INSCHRIFTEN AUS RHODOS

(s. oben XX, 1895. Ö. 222 ff. uad 377 ff., XXI, 1896, S. 39 ff.)

Aus den Silzungsprotokollen des Musee Parent in Paris vom 16. Nov. 1667 teilt mir VV. Fröhaer freundlichst fol- gendes mit:

üne lettre (U SiduMUi^ daUe du C de ce mois, an nonce renvoi, trds - prochain^tiP ime parüe des objets recueiUis ä Kalki et ä Kamiros.

üne des ehambrea sepulcrales de Kamiros contenaU i2 petits sarcophages en marhre , de petites dimensions, remplis de cendres. Sur Vun d'eux an lit le mot APOMON, les autres sont marques de ehiffres. Une couronne de feuiües de myrte en or, et une boucle d^oreiUe ä tite de taureaut ägedement en or, qui se trouvaient dans ces oS" sutures ^ ont €tS expidi^es ä Paris.

Ich bemerke bei dieser Gelegenheit, dass in den /. G. Ins, I dorch Schuld des Heraasgebers folgende beiden Inschriften ans Kamin» fehlen :

1) Fröhner, Melanges d^^pigraphie et d^archiohgie 1873, IV S. 10. 11 = Röhl, /. 10 ( (xeXtxotpU«).

2) Treu, Arch. Zeitung XL S. 276, Grabschrift des Rho* diers Onasandros auf einem wol aus Kamiros stammenden fileideckel. -

52. Dunkler Stein, rechts und links abgebrochen ; Längo 0,65. Höhe 0.25, Tiefe 0,24. Buchstabenhöhe 0,015; kleine Apices.' Verbaivt in einer Gartenmauer des Jadik-effendi in der Stadt. Saridakis.

I A N T ß N P I nPE YZBE

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IN8CHHIFTEN AUS HHODOS

391

2 frei KAITIPE O Y n ATO N n A I O Y Y

jTov iiCva ToO ^avo? TrpsdSjüffavTOt «otI tov Äilv« TCi(A](av tÖv P[ci>(Aai(dv, 7cp6<^u^(j€£[ü<javT0t - - - «J«, xai icpi^i^eudavTa wotI

TOV avJO^KKTov [tAv *P«tt(Aaittv praenomen, oomeo llojirXiou u[i6v

cognomen - -

Analogien: LGJns. I, 48 uod MiUb. 1896 S. 51 Nr. 48.

53. Dunkler Stein. Ausser dem oberen Rande überall ge- brochen. Länge 0,^0, Höbe0,15, Tiefe 0,06, Buchstabenhöbe 0,02; starke Apices. In einer Ackermaoer too 'Bw^a o^oias Doqu8-8oqaq. Sarldakis.

I E P H I . . . . 'Icpü 'I[<Ttoc xflti Bou]-

B A 2 T I . . . . 6affTi[oc - -]

KPATHA. . . . xp&Tu 'A - -

Die Ergänzung will our eine Möglichkeit bezeichnen. Bu- bastis ausserhalb Ägyptens verehrt: Steuding in Roschers Le- xikon I S. 831.

54. Massari auf .Rhodos, Ort ' ^töv ^oypz^ov. Fragment, oben Rand, sonst überall gebrochen. Abschrifi von Aicucu« *A- ^•X^iov aus Lindos.

OAHMOZ OKY0NION TEMAXON ATH 2 A N CZBEYZANTAPPOZ ''AliZOZKAlA

TTP/'I

*0 6 Kti6vi[o>]v ["AJyi'fia^ov "Ayujffdevppou] [«pjfoßiuffavT« «po( [auTOv]

aal m1 )[tiia(u«] [xal] TrpffltTQy^oaivT«- - -]

392

K. HILLEH VON ÜAEHTHINÜEN

Erfolglose ßemübungen der Rhodier, Römer und Perga- mener um Kythnos im Kriege gogen Makedonien 200 vor Chr.: Livius 31 , 45, Tgl. 15.

55. Fragment einer Basis aus dunivlem Stein; Länge 0,35, HüheO,20,TiefeO,15. Buchstaben höhe Z. 1: 0,03; Z. "2: 0,01. Id Qjzyl-tepe.

0 £ O I Z OsoT(

OAQPOY - - oMpov [- - ifcoEi|m].

DaBsZ. 2 den Künstlernamen enthielt ist sicher. Man kann an nXourapx^; oder ATipiYiTpto«; oder auch an 'HXiöj^Mpoc 'HXio- lApOM (Löwy, Inschr. griech. Bildhauer 403) denken, womit natürlich die Zahl der Möglichkeiten nicht erschöpft ist.

56-59. Auf demselben Ackerstück des Qyzyl-tepe, wo BO- GS gefunden. Diese vier Steine gehören ersichtlich zu einem Familiengrabe (Sarida k is). Es sind drei Geschwister, von de- nen eines schon nicht mehr das heimische Demotikon führt, und eine Anverwandte.

56. Stele von weissem ( XsuxoTdcTou ) Marmor, Uioge 0.70, Höhe 1,70, Tiefe 0,30, Buchstabenhöhe 0,04.

API ATPIOZASANAPOY *A«dbv)^u

MArNHZ M&rwK.

Man könnte an einen Schreibfehler [A]ac[(t]iiTpioc? den- ken oder auch an einen mit 'Apt~ Zusammengesetzen Namen.

57. Platte (Stele) von weissem Marmor; Lange 0.40, Höhe 1,20, Tiefe 0,12. Die auf dem untersten Viertel des Steines eingehaoenen Buchstaben sind 0,02 hoch.

MCNEICPATHZ MmpAtiK AZANAPOY *A<idvSpou.

58. Platte (Stele) aus weissem Marmor; Länge 0,35, Höhe 0,70, Tiefe 0,20. Schrift wie bei der vorigen Nummer.

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1N8CHH1FTEN AUS RHODOS

AZAN APOY *A«fevSpou MAPNHZZA Ukfn^nwu

59. Platte (Stele) von weissem (XeuxoTÄTou) Marmor; Länge 0,35. Höbe 0,75, Tiefe 0,25, eiogelasseD in eine Basis von ^iseem Marmor ohne Jnschrift.

APTEMEIZIA 'ApTtiAiMii« APIZTOTENOYZ 'ApicToylvows MArNH22A Maywjw«.

60-61. Fundort wie bei 5fi-59. Saridakis.

60. Koptovi? (corniche) >«u)tou piapiiipov. ixrxo? 1,00, tcXäto« 0,60, wixo; 0,25. Tot YP^fAftciT« t«i tni iwt9«vti*« xii« i^^' «VK 0,25 «Ä^oCt c^* xopttviSo«.

MENEMAXOYAZKAAPIAAABPYKOYNTIOY KYAAPETAAAEZANAPO Y A MIA TYNAAEMENEMAXOY

MsvifiLdc^ou 'AoxXaictaSa Bpuxouviriow.

61. Basis aus weissem Marmor, 0,60 lang, 0,50 hoch, 0,40 tief.

MCNCMAXOZMENCMAXOY Miviftaxoc MfvifuLxou BPYK0YNTI02 BpwMiiwt««.

6S. Grabaltar aus weissem Marmor mit Bultranien und Guirianden. Fundort wie bei 56-59. Saridakis.

A P T E M ß 'ApTijM* SYPAKOSIA Swpaxod«.

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SM r. BJLun von OAnTBtNOBir

Schwerlich identisch mit /. G. Ins, I 472 TIMH | ZYPA- KOZIA (auch nach Saridakis).

63. Stele vod weissem Marmor, 0,2^ lang, 0,60 hoch, 0,08 tief. Fundort wie bei 56-59. Saridakis.

ANOPAKiON *A^pce«ov XPHXTAXAI P E xP^"* X«*P»-

64. Dunkler Stein, Unge(),76, Höhe 0.26, Tiefe 0,44; in Massari (Maoidcp-o) bei 'Ibtawir]«; Ka|iic2(7Txvxc (Saridakis). Der Stein ist in der Länge uad in der Mitte quer durchgesägt.

E€. . . h NEPM . TTOAIT . . KAI E«i....v'Epa[o]7coXiT[a«] xal riLHNA MAinTIZ [E]t[p]r)va Maiöri«

XPHZTOIXAIPETE fjfy\<n<i\ xaif itc.

65. 'Ex ßaaeuc

(Doqus-soqaq). 'E2<i>pvi6T) uicö oMo^öpu. Saridakis.

APIZTPATOY 'ApioTpÄTOu OEYAYTOY SiuXurov» KAPPAOI O n OAITA KapwaöioTtoXiTa.

Wie Saridakis bemerkt, jedenfalls ein Verwandter des /. G. Ins. I 225 genannten 6£uXjto; ösuX-jtou Kap:raöioTo>iTa<;.

66. Altar von woissem Marmor, mit Bukranien und Guir- landen. Aus Doqus-soqaq, in der Werkstütte des Steinarbei- ters in Neomaras (zu /. G. Ins, I 180 ff.).

ATHZIANAZ 'AY^KTtAva? ATHZIANAKTOZ 'AYDCiivaiCTO« A P r E I O Z 'Apyilo«.

67. Ascheokiste iv 6f9fi Ma^ivou icapa tv]v "^i^^upaa. Sari- dakis.

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iNSCRnimN Ain khooos 995

APIZTOAAZ 'ApiOToXa; KAEITAINETOY KXiiT«tv<TOu T H A I O 2 TiiXio?.

Saridakis möcJite hieraus in /. G. Ins. I 731, einer In- schrift aus (Jem Heiligtum des Apollon Erethimios bei Kami- ros, wo Ross KAETTOAAMOS:? APP:eTOAA giebt, KXu- [raivsTo? 'Aptl<jT6Xa herstellen; dies sei ein Sohn des Teliers. Bei dem engen Zusammenhange von Tclos und Rhodos (zu- nächst allerdiogs Lindos ) ist solche Beziehung sehr wol mög- lich.

68. Stele mit Zapfen. Schöne Schrift des II. Jahrhunderts vor Chr. Abschrift von Diakos Adelphiu in Lindos.

t> i A I . ^iX{[<ixoc Tou Siivoc] KATATENEZIN xara y«vi<nv,

KATAYO0EZIANA». »»-ra 6o6i<itav PEIZIKPATEYZ n«taiJcp&Tiu< APYITAZ AputTOK.

69. Ti(Ad]^iov li(tTU(x€iou 7c>ax6( XfuxoC (x,appi&pou TTOtpa rk Ko-

mivoO, (ftiimc 0«d5, itXäto« 0,25, «ix^ 0,07. Saridakis.

ZEINAF^ETAZ SiivapiT«? . . AM(t)ITEAEYZ 'Aja^itiXiu« A r A 1 A Z ««yttiac

Zum Demotikon vgl. /. G. Ins. I 300;

70. Ilapa T7)v yt^upav xi^ H9t»i 'Mopivou*. Fragment einer Aschenkiste. Saridakis.

P A T O Z [A«(aA]p«toc r O P A [Euft]r6p« M I O S rA](uoc

So Saridakis; es sei der Sohn oder Vater des /. G, Ins. 1 253 genannten E\Mf6f9L \ Aft(A«f«twi 'A(fcfoiit

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896 F. HILLEH VON lUEHTHINGEN

71. Aschenkiste in der französischen Schule io 'AxdtvS£a ( Saridakie). Vgl. /. G. las. 1 269 ff.

T I M O 0 E O Z Tijioeio« PEIZIKPATEYZ nttvtxf^Ttuc OYZZANOYNTIOS euaravouvriiK.

72. Aechenkiete im Hofe eines tflrkiechen Hauses in der Sladt, wo aueh Nr. 99. Saridakis.

T I M O 0 E . . Tc(t6ei[o(] T I M O K P A T . . . TiffcOJip4T[im] 0YSZANOY eumvou[vTtiK].

Saridakis erinneii an Ti(MKpA['nKl T({&oMou in der lindiscben Inschrift /. G, Ina. I 845«25.

73. Basis aus weissem Marmor, 0,60 lang, 0,30 hoch, 0,30 tief. QyzyUtepe, da wo Nr. 56 ff. Saridakis.

AAEZANAPOZ *AXc^oiv)p(K AACZANAPOY *AXiUvSpou K A A Z I O 2 KXA«ioc.

74. Basis Ton weissem Marmor, gefunden in Doqus-soqaq. (Saridakis nach einem Maurer).

APIZT0kPIT02 'ApiffTÖJcptTOC KAEnNAKTOS KXewvaxTO« T A ß I O Z TXöio«.

Ich habe früher geglaubt, die TXwtoi, welche auf rhodischen Inschriften so liäuiig vorkommen, wären Bewohner der lyki- schen SiadtTlos. Allein der Umstand, dass in dem kalendarisch geordneten Namensvorzeichniss l.G.his. I 4 TXt^>oi erscheinen, macht bedeoklicb.uod die in der avoiYpa^V) der Priester des A-

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INSCHRIFTEN AUS HUüÜUS 397

pollon nOOioc xai Kapvttoc xcti MuXAvtto« au8 Kamiros (Nr. 697) genannten Tloer können kaum etwas anderes als Kamireer sein. Wir kennen noch lange nicht alle Demotika der rhodi* sehen Städte. Also meine ich jetzt, dasa Tioe eine ktoIv« K«(u- piwv war, entweder Iv xftt v&am oder iv T«t ««cip«»i.

Blenzan'tepe (= Monte Smith), jetzt in MurpöivoXi« im Hause des Maurers TMbpytoc KoOux««. Länge 0,32, Hfthe 0,10, Tiefo 0,10. Saridakis.

TIMAKPATH Tt|ft«xpfttD TIMOKAEYZ Ttf&okXiOc TAOIA TX«(«.

76. Dunkler Stein, 0,25 lang, 0J8 tief, rechts gebrochen; im Pflaster der Stadt bei der Post. Saridakis.

E P A T Z. B. 'EpxT[o9devvi< oder -o»Xü<] r N ß rv<d[,axYöpa oder <-9{«]

A P 'Ap[Yiio<] oder *Ap[KMiKu«] oder ''Ap[io(].

um nur einiges Nächstliegende lu erwähnen.

77. Asehenkiste von weissem Marmor, in einem tOrkischen Hause der Stadt. Saridakis.

HPAZAZIOXOY 'Hpa« 'A^iöxou.

78. Ti^uLjoi littTu[x€iou wXaxo; XeuxoTdtTOu (Aapjxxpou' TtXctTO? 0,50, xiyoi 0,15, TO ü(|/o? ilt) iv 1,25, iv Qyzyl-tepe, iv oOwfia-

VlX(j^ XypSt, K£tU.ev(i) ^VXVtl XXi OU TCÖppte) TOO 7CpOtlpT)(AtVOU ( 8. Nr.

59). Saridakis.

A A K I M f

AAK ....

Saridakis erinnert an den Strategen 'AXxip&wv 'AXxiaTpatou /. Cr. Ins. 1 50, 13.

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398 f. HILLE» VON GAERTttINGEN

T9. Grabstele, 0,22 lang. 0,4r> hoch, 0,08 tief, aus Mey- xa'At]. Saridakis.

M ft r E T A Z Mü»y«Ta; M YT I n N O Z MuTtwvo«.

Zum Namen vgl. Kretschmer, Einleitung in die Gesch. der griech. Sprache S. 332: MoaytTTj; Tyrann von Kibyra u.a.m.

80. 'E^ oiTJoOrixYji >iuxo'j piap[iapo'j, «apa T<ji XaTÜTC<j>. Sari- dakis. *

A P Z I N O H Z 'ApffwoY)« AAEZANAPIAOZ 'A>£;avSpiSo?.

81. Basis {TfiicTZi^x?) aus weissem Marmor, unversehrt. Länge 0,60, Höhe 0,40, Tiefe 0,45. In der Mille ein oben of- fener Lorbeerkranz. Inder Stadt im Hofe eines türkischen Hau- ses. Saridakis.

AHMHTPlOY (Kranz) A AlKAPN AZZEOZ

Aio(iir)Tpiou *AXixapva<iat(i>(.

82. TiiLCL-^Oi >£uxoO (xappLstpou, (i>ixo; 0,30, TcXisTo; 0,20, wi- ^0« 0,12, iv TYj 'Ayi^ 'AvaoTaoicf (vgl. LG. Ins. I 250 a). Sari- dakis.

M H N O A ft P M>ivöSo>p[o«] AAIKAPNAZ ' A>ixapva(i[(n{>?]

X A I P E x*^P«-

83. Grabaltar aus >veissem Marmor mit Bukranien und Guir- landen. In der Stadt beim Grabsteinverfertiger. Saridakis,

APNAZZ'S [i Silva 'AXixlapvaiol^

Z [yuva Si]

N O P O Z . - - vopo«

p E [Xaijpi

iNSCttüimit AÜ8 RHODM 399

'£; 69Tio8iqxYi( iv T$ il«Tii. Saridakis.

- .ATAOANOPHZ 'AyaOavopiw A P A I A Z ApaÄk«.

85. Aschenkiste von dunklem Stein; m der Stadt, beim Grabsteinverfertiger. Saridakis.

K P I T a . KpiTw[vo<] E ^ C . . » . i[dou].

86. AiÖo? 9ai6c 7c«p' tfxoi supi<Txö|Mvo(, U ToS ipY^^onofCou Xot-

tOivou. M^xoc 0,?6, 7c>i:T0( 0,18, «xx^ Buehstabeiihölie tuigieichmässig. Saridakis.

4>IAoMOY2.. ♦a6|4ov«[o«] nA T A P E Y 2 . . . neiTotpiuc,

ÄZTÄlzrnTHPI 'AwaW 2«TDpi-

AAmAZIAEIoTA ^ec M«o((r)tXft[(&}rft {toi). .

87. Bakranieoaltar, 0,89 boeh. In Metropolis bei Stama- tiosKasulis. Saridakis nach Absebrift des Arztes Oemetrios Maliakas.

AOHNIQN *AaDv{i«v SEA. . KEYS 2!i>[iu]Mil€.

88. Bukranienailar bei Kopaxövipov. Saridakis.

MHNOAQPOZ Mn^öSio^oi ZMYPNAIOZ 2|iupvaio«.

89. Dunkler Stein, allseitig gebrochen. Grösste Länge 0,25, grösste Mühe 0.50, Tiefe 0,?0 Gefunden am Orte Tpsi^MoXoc Buchstaben mit Apices. Abschrift und mehrere Ergänzungen von Saridakis.

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400

f. ntuMi VON OABRtRlNOEK

0 E I .

Z I KOYTAN NOHPQNOZT

ZEAE YK02K

OHPANIA API2

M A T E P A ATHZ K AI

- täv] [xaTcpa -

V 0y)pü>vo? T[av

- Mi] 0r!p<i)v '!«-

KAO A

- - *Apiff[T - - -

90. Basis (TfäiceJ^a?) von weissem Marmor, 0,30 lang, 0,32 hoch, 0,35 tief. In der Vorstadt Metropolis im Hofe des Sta- matios Razulis. Saridakis nach Abschrift des Arztes Derne- trios Maliakas.

. . A0 MEPlAOZErrCNEYZ [*AY]flt6[«J(ap(Soc in««*^«-

91. Cylindrischer Bukranienaltar. Zeichnung von Oiakos Adelphiu aus Lindos.

APHZANAPOS *AYy)eftv)(>oc.

92. Grabstele, gefunden iv Ot'mt Mapivou nap a tov «ora- |i6v. Saridakis nach Abschrift eines Maurers.

MYPMAK02 MOpjiajco? KAITASrYNAI K O 2 xal tä; yuvaixo^

XAPIT AZ I ZT XapiT[üj< (?) I<rr[avi««].

Xapira; isl mir unwahrscljeinlicli ; über die Namen auf -o) Gen. -w« 8. Biasa- Kuhner, Griech. Gramm. I S. -455 Anin. 2 oben.

93. Grabslele von dunklem Sicin, oben gebrochen. Lunge

AI<|)IA0YTABHNOY

mBGmif TIM AD8 BH0D08

101

0,92, Höhe 0,25, Tiefe 0,08. Beim Grabsteioverfertiger in der Stadt. Saridakis.

A Z K A A Z K . . . 'AaxXa; x[xl]

APIZTOBOYA. . . 'Api<TTÖ6ou>[o?]

KAIAIOAOTO. jc«t Ai6Soto[? xal] <t)IAAAEA<J)0. *a(fcS£X(poM

XPHZTOI ^moxQi [x«<piTl].

Man kann auch an ol] | <I>tXaS£X9o[u] denken; doch weist /p-n- oToi x°^'p^^< einen niederen Stand, bei dem der Vater oicht genannt zu werden brauchte.

94. MurpöicoXic. Aschenkiste. Saridakis.

APOAAfiNIAA AxoXXttviia.

95. Qyzyl-tepe. Ascbeakiate. Saridakis.

^AMANAZZAZ Aa|Mivdca«ac.

96. Ascheokiste von weissem Marmor, gefunden in Qyzjrl- tepe lOBammen mit Nr. 56 ff.

A 1 O N Y S I O Y Atovvofov.

97. Ascheokiste aus weissem Marmor,bei der Vorstadt Me- tropolis.

EYKAEYZ E&OiSc.

98. In der Stadt beim GrabsteiDTerfertiger. Fragment ei- ner profilirten Stele, Höbe 0,47, Länge 0,3.i, Tiefe 0,08. Sa- ridakis.

EY^AMOS B6fa|toc OXPHZTOZ 4xp^«T&6 X A I P E X^^P** AnoDi. imvBiuinteiM um. 27

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t. IIILLBR VOK OABRTRINdBN

99. Aschenkiste im Hofe eines tfirkiscben Hauses in der Stadt. Saridakis.

100. Aschen kiste Ton weissem Marmor bei der Vorstadt Metropolis. Saridakis.

OEY^IAOY eiuf(Xou.

101. Viereckige Platte aus weissem Marmor, Länge und Höhe 0,05. Gefunden in Mouc^u £tcvö. Saridakis nach Ab- schrift eines Maurers.

lOYAlOY lovXtou.

102. 'Eft XtuRoC Ti(xa^iou [iap|A.ipou xuXtvSpixoO, (AOtpav kitoti« I 673. *0 XiOo« fuXä9oiT«t oCxy (mu. Saridakis.

.YAiÄC [KjuSte«.

103. Bukranienaltar aus weissem Marmor, 0,36 hoch. Im Hofe des Stamatios Kazulis in der Vorstadt Metropolis. Sari- dakis nach Abschrift des Arztes Demetrios Maliakas.

AAO^IKH Adto^Ui).

'Ay. rittpyiou to3 ««XotioS. Saridakis.

MANEYZ Mivitx.

Auch auf Amphorenhenkeln: 'AOiivatov III S. 229, 109; irgl. J.a.Ins. I 1345.

105. Von Herrn Saridakis wurde in einer Apotheke der

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INSCHHIFTKN AUS RHODOS

403

Stadt Bhodos ein Abklatsch unbekannter Horkunft abgeschrie- ben. Das Papier ist 0,75 lang und 0,37 hoch. Sehr sfMit.

EYTYXIAArECToPlAoYXAN API ACKA + KAAOTEKNIACKA TECKEYACENToAEEProN + ENeAAEIcEINTAI+APICTOKPATHC 5 ATAeuNYMX

H- KAIZU TlklCeYrAATHCX

KPATOVCKAIE YTYXIAChKAINET

XCVMBITEKNoNoYAICrAPAeHN

EuTU^ia 'AyccTopiSow »v-

TE(T/.£ua9iv töSc epyov. : 'Ev6iSt xeCvrat 'Api«TOxpd'n)( 5 'Aya6t»)vü|i[o'j]

+ tud Z«*Tixi( 6-jy3i:(Tr)p) *Afr,<j[i]'

xpiTOu? xai EOT'jjrtät? ifj Jtai Nex- -. (Eud)u(A(*)^ ^ Tixvov ow^t( ykf a6(«)v[aT0(].

Z. 8 ergänzt von Wolters.

Berlin, März 1Ö97.

F. HILLER TON QÄaTRINGBN

DUE LEKYTHOI DI TANAORA

Nel commercio antiquario di Atene ti trovayano nel 188(( due lekytboi asaai notovoii, che, aeoondo affermava il posses- 8ore, eraoo state rin venule iosieme io una tomba di Tanagra, e delie quali il signor P. Winter, cui aiamo debitori di questa notizia, fece due Bcbissi, che si oonservano nella raccolta di disegni dell* Istituto Gernianico in Atene sotto i nn. 354 e 355. Deir uno dei due vasi, il piu importante, che plb. tardi, nel 1893, ebbi oocasione di Tedera io stesso, riproduoo qui alia tiivola 5, 1 il disegno per me allora eseguito dall' abile mano del sig. B. Gilli^ron ; dell* altro , da me non Teduto, riproduoo aUa stessa tavola 5, S lo sehisso fatto dal Winter*. Per quanto si pu6 giudicare da questo, i due vasi, che banno entrambi la stessa forma ed aU teiza (m. 0,265) ooncordano fra loro anche nello stile della deeo* raaione*. Sul davanli di ciascuno 81 Tcde un* unica figura disegnata con fini tratti di vemiee nera lu- cida, abilmente condotti ma un po* in fretta. La figura , che h ee- presse nella prima lekytbos (v. tav. 5,1 adesso alquanto sbia* dita ed anche guasta nel piede d. e nella mano d., ma perfettamenle rioonoscibile. La foggia dell* abito Tariegato la dice un Persiano. In testa ha la tiara coUe ali diaeiolle e sYolananti, di sotto alia quale fluisoe suUe spalle

* Qoando k pnamü ptgiiw tmno gift foritte lo lehino del primo Ai pubblicato dal Conze, ßrabnlitfi II Nr. 1U8 a oonfironto della itela dl Li- sas, lav n\.

* II beccucuio, il manico c la parle inferiore del corpo sono neri ; il giro

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DÜS LBKTTHOI DI TANAORA 406

la lunga chioma ; indosso porta una giubba cinta alia vita e adorna di frantic nell' orlo, e sotto la medesirna un sottabito a maglia con maniche ed anassiridi; ai piedi ie scarpe asia- tiche a punta stretta e rivolta in su.

Egli e un arciere; al fianco porta appesa la faretra, coUa sin. stringe 1' arco. ma insieme imbraccia anche una pclla, arma di difesa concessa talvolta anche agli arcieri, come si vede p. PS. nel Persiano genuflesso del fregio di Athena-Nike ^ Inutili tuttavia sono diventate le sue armi, ed ei fugge rivol- gendo indietro lo sguardo doloroso e colla destra stesa implo- rando pieta dal nemico, che, come deve immaginarsi, lo in- calza e gia sta per finirlo.

Dalla maggior parte dclle rappresentanze di Persiani. di cui abbiamo giä non pocbi esempi nella ceramica attica fino dall' epoca dello stile d' Epitteto e piu ancora nello stile sevoro piu recenle'^, la nostra si distingue subito per cio die liii tulta I'aria di essere un excerptum di una composizione piii vasta. L' immagine di un guerriero dell' esercito persiano, forsc di alto grado, in atto di fuggire, nel cui sguardo si legge vcra- mente il dolore della sconfitta, a chi non fara pensare a qual- cbe episodio della battaglia di Maratona dipinta nella Stoa Poikile? Si sa die nella parte centrale, ossia nel poslo piii cospicLio di quella composizione, era espressa appunto la fuga dei Persiani^; e quesli noo üguravaoo soli ael trambusio ma

estoriorc del jiicd*' l imane y\A colore naturale dell' argilln, e cosi pure le spaile, sopra le quali uoll' uiiu dei casi 6 dipiula a vernice una corona di foglioliae. oell' altro tre patmelte. Le figure sono eseguite soprft Ul soUta ingubbiatura birnet del corpo; in alio, in ambedue i easi, eorra un mean- dro sempliee; i due grappi latendl di palmette ei trovano solo nella prima lekylhos.

^ Le Bas-Reinach, Voyage^ Architecture lav. 9; Bauineislcr, Denkmäler tav. 25 tig. 1!38 (prima figura as.). Cf. Herodot. VII, 61 »gg. Veggasl poi la stela di Lisa8,ricordala alia p. 404 nota t ,e gli altri escrapi citali dal Conze.

' V. il piatto in Klein. Lieblingsinschriflen^ p. 87, lig. 2'2 . Jahrbuch des Inst. Ill, 1888, tav. 4 (figure isolate). Scene di baltaglia iu Gerhard, A. V. teT. 166; Hartwig, MtUlnt^Un Ut. 55 ig.; (kA, of vom in Ui» BrMsh Mut, III, B S83 eoe. Cf. in gwior«le Hariwig I. dt p. 519 et 524.

s Pamaa. 1, 15, 4.

406

L. BAVIGNONI

fnmmisti agli insecutori io modo da formare varii gruppi, come si desume dalle aeguenti parole di Hiroerios: oOir« TOlc ano€äoi euviixKryov (gli Aleoieai) nai ivapcvr^xa itplmyro'

Se mentalmente si compleli la rappresentanza della nostra ■lekythos coUa fi^ura, qui omessa, dell' insecutore. ci parra di avere dioaozi agU ocelli uoo di quogli episodi dipioti nella Stoa. E non senza ragione. Lo stile del vaso ( lieiun po' piu progredito di quello della tatsa di Codro, ci riporta, secondo i leoenti studi del Graf ^, verso il 460 av. Cr., cio^ appunte neir epoca, in cui le pitturc di Polignoto, di Micone, di Pa* neno eec. fanno furore in Atene ed inspirano anche la deoo- razione dei prodotti ceramici. Ed infatli si puo sorprendere anche qui un po' dell' vfio^ polignoleo nell' espressione del do* lore e dello scoroo, che anima la fisionoroia del fuggitivo, e Delia caratteristica del barbaro, che qui e nobile e dignitosa. a dififerenza delle rappresentaDze piü anlicbe su vasi dello stile severo, le quali perporre in evidenza specialmente ledi- TCrsitä della razza rasentaoo talvolta la caricatura^. E note* Tole poi il disegno della testa non di profile ma di terzo, che viene di soli to eviiato nella pittura vascolare piü aniica*. roa si ritrova, sebbene in una forma anoor dura, nel celebre cra- lere orvietano coi Niobidi.dove codesto particolare e atiribuito appunto ad ioflueoza della pittura monumentale^, r^ella stessa veduta ed anche con aoaloga caratteristica dignitosa, ma tuita* Tia senza espressione patetica, si presenta il Persiano dipinto Bopra un ar^bulloa di Berlino, che giä il Furtwängler sospettd

4 Cf. Wacbsmalh, Stadl Athin II p. 505 «gg. e Robert, MttnMmueMaeht

p. 16 0 18.

2 Die Zeit der Kodrosschaie in Jahrbuch des Inst. XIII, 1898, p. 65 sgg.

* Gf. L6«7, Jahrbuek «Im /iwt. III, 1888, p. 139 «gg.; HeU»ig in Sitsungs- berichle der Akademie su München 1897, II p. 283.

* er. Hartwig, op. cit. p. 163. I prioii esempi, nelie tazie,Mnio eiubiti da Onesimos, ibid. p. 544.

« Of. Beben, Annali dell* IitiUito 1882 p. 273 sgg. Winter, JUnyen ßU* Foftn p.44.P,Oirani, U craUn d^Oni§to iüMmummU frees U a-. t$^.7 ggg.

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OUS tRKTTHOI DI TAlfAORA 107

derivato da una grande composizione ed il Robert non du- bito di ammettere ueila sua ricoatruzione della Maraihono»

machia ' .

Se quindi h lecita la congettura che il presente disegno, dal sentimento cosi fine, rifleUa un particolare di una delle grandi cornposizioni in parola, e forse precisamenle della Maratho- nomarhia, possiamo aggiungere, come ulteriori confronti, al- cuni monumenti della plastica, nei quaii, per quanto varia- mente distant! di tempo dalle opere della citata piltura mo- numentale, sono state riconosciute reminiscenze della mede- sima. Cosi due delle figure di Pcrsiani scolpite nel fregio del terapio di Athena Nike sono, se non uguali, cento non molto dissimili da quella della lekythos^; ed una somiglianza ancor maggiore riscontrasi pure in un guerriero asiatico fuggente del Monumento delle Nereidi^ ed in una delle Amazzom Ü- gurate nel fregio di Figalia*.

La seconda lekylhos, che si vede riprodotta alia lav. 5, 2 81 fa notare principalmente per il nome fin qui sconosciuto di un favorito, che per altro e frammentario e di non sicura re- stituzione : si potrebbe coQgeUurare ua Me|jia]TOc o Mi[vi)cic]o( od aoche Mc[Xdtvu]ffoc xaXoc

< Arck, AnMiiffer 1889 p. 92. Nella UtTola del Robert ö potto MoaQlo alle

navi.

* LeBas-Reinach I. cit. tav. 9,D: 10, F= Baumeister Uli. 25, 1938 fl- gura seeoada a d., 1939 figora prima a s Si rioordi il particolare della fa-

rctra. che, se manca a qucsle due figure, si Irova nell' allra dello stesso fregio citata sopra p. 405 nola 1. L' accurata riproduziune del costume e dell' armatura barbarica. cosi qui come nella nostra lekjthos, puo essere messa in rapporto eolia luddetta pitUira monumentale, della quale fonie ti serVi lo Stesse Erodoto nella sua partioolareggiata deseriiione del lib. VII, 61 sgg.t cf. RobiTl, op. cit. p. 18.

* Muuumeati dell' Isliluto X Uv. 13, II, 22.

* Overbeck, Ptastik* fig. 131. Ost 18.

* Nelto sebiuo del Winter lo spazio tuoIo presenta indizi di Ire lettere, ma forse pud csscrvi poslo anche per il suono o tra la terzullima lettera e la precedentc. I/ultiiua sillaba potrebbe essere toe oppure (x)os. Dei nomi qui sopra pruposti nessnno sllrova traquelii eonosointi difavoriti; solo MiUvvmc 8 il noma del padre del faTorito A(f iXes ( Klein, UOUngsituchnf' tM * p. 159 Bg.). II nome MiXi|tot (ibid. p. 167) sembra troppo breve.

IM L. SATIOMOlfl, DÜB UXTTBOt DI TANAOBA

Quanto alla sua decorazione il 8ogp;etto h abbastanza co- mune nella ceramoi^rafia : una Nike clie vola verso un' ara ardente portando un cesto con Offerte. Una Nike simile, seb- bene con attributo e movenza dilTerenti, e ({uella dipinta bo- pra una lekytlios etlita dal Benndorf, che il Winter crede eseguita dalla stessa mano che ha disc<;naio il Persiano della nostra prima lekythos, come egli si espnme nella nota mano- scritta aggiunta alio schizzo della medesima^. Ed invero in ambedue abbiamo una figura contenuta tra due coppie di pal- malte chiuse tra viticci,dai quali si slaccano delle piccole vo- lute, come negli esempi proposti dal Winter stesso nel Jahr- buch des Inst. VII, 1892, p. 109 sgg., oolla differenza che, meotre in questi le vediamo svolgoni organ icamente dai yi- tioci, oei due Tasi in parola, e apeeialmeole nel primo, pel disegno meno correlto hanno la sembianza di cose appiceicate.

Le noBtre due lekjtboi, che da quanto si h detto apparisce eeseie uscile da una medesima fabbriea, fuFOOO inoltre rinve- note,eome in prineipio si disse, in una tomba medesima. Che questo sia un mero case? O che piuttosto un nesso ideale esi- 8ta fra le due figure eolitarie della Nike e del Peraiano fuggi- tiTO, espressione compendiosa ed allusiva della sorte toccata a ciascuna delle parti avversarie e bella testimonianza del pa- trio senlimento, che i reoenti faUi gloriosi avevano ravvivato fra i Greci ? Sarebbe per aventura una eombinacione di con- cetti, il cui riscontro, in una forma solenne, eta su gli spaltt dell' Acropoli nel bei tempielto di Athena datrioe di Tittoria

Roma.

LUiai SAVIQNONI

« Grieeh. und sie. Vasenbilder tat. 19, 3.

' Egli attribuisce alia stessa mano anche la lekythos gia del Poiytechnioa, male pubblicala da Dumont- Cbaplaia, Ciramiques l tav. il, ed un' altn eon un guerriero cbe cade a terr«,da lui Tedata nel negotio «iMiiaBe Miwrva,

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DIB 800BNANNTB HETARBNINSCHRIFT AUS FAROS

Obgleieh es mir nicht gelangen ist, die Schwierigkeiten in lösen, welche die sogenannte Hetareninschrift aosParos in den för ihre Bedeutung entscheidenden ersten Zeilen bietet, glaube ich doch die von mir in den Archäologisch -epigrapbischen Mittheilungeo aus Osterreich 1897 S.71 in Aussicht gestellten Berichtigungen su dem von Erich Pemioe in den Mittheilungen des athenischen Institutes 1893 S. 16 vorgelegten Texte nicht länger snrQck halten in dürfen. Sie sind zahlreich genug, um einen neuen Abdruck der ganzen Urkunde zu rechtfertigen *.

Wie ich einer Mitteilung entnehme, die Herr Michael K. Krispi seinerzeit an die griechische archäologische Gesellschaft in Athen gerichtet und mir Überlassen hat, ist die Inschrift ▼or ungefähr achtzehn Jahren bei dem Abbruche des Hauses

des AT)|xiQTptoc Ma>paYT«KV)( iv 6l«tt Xilapa irap« T&v ««>atov v«ov

tAv *Ay<mv 'Avapyupttyy in Parikia auf Paros au%efunden wor- den. In zwei Stücke gebrochen, an deren Rändern in den Zeilen 30 bis 22 einige Zeichen verloren gegangen sind, bildete der Stein einst eine Stele von 0,62'" Hölie, 0,32 Breite und 0,065 Dicke Die Schrift ist zwur etwas ungleichmässig in Form und namenllicli Grösse der Zeichen, aher sor<ifältig, und, mögen aucli einzelne Stellen minder leicht zu lesen sein, im Allge- meinen sehr gut erhalten. Mit ausgesprochenen, aber massi- gen Apices versehen, scheinen mir die Buchstaben ich er- wähne z: mit schräger Verbindungslinie Z. 23. 27. 31 f. sicherlich in vorchristliche Zeit, das erste, vielleicht auch noch das zweite Jahrhundert zu weisen. iMeine Lesungen beruhen auf wiederholter Prüfung eines Abklatsches, den ich im Jahre 1897 von der Inschrift nahm, nicht auf erneuter Vergleichung

4 Vgl. Oh. Michel, Awwif tf^inwrüpMöiM grecqm Nr. IQOO (oar jS. % bis 31).

410

A. WILUKUM

des Stoiaet telbit, da für dteae mein damaliger AofenthaU, lonSohst der mflhevolleo BnUifferuDg des oeueDtdeckteo Bmehstaekei der Marmorehronik gewidmet, keine Zeit bot.

Auf eine neue Wiedergabe der ganieo Inschrift in epi- graphischen Charakteren glaube ich verzichten ui können, und unterlasse auch eine zeichnerische Wiedergabe der kriti- schen Stellen in ihrem Anfang: diese dOrfen wir, nach erneuter Prafung des Steines selbst, in der Sammlung der parischen Inschriften zu finden erwarten, die Hiller von Gär- tringen vorbereitet. Pttr unsere Zwecke genügt eine Wieder- gabe der ersten vier Zeilen in Majuskeln und des Ganzen in Umschrift.

iVA II t I I I . I

EFAPXoHTOZeeo^PoHoZToY^ei^A

H O Y H E /t IC O P O Y H TOZ AK E 2 I O 2

K A I Z O 1 ZT PaTZI EPHZEAonEYZCH

S]a>ff[Tp

vou viwxopoGvTo; 'Axl<noc xat SotdTp . . { ? {ipY5; iX6Y»uo«[v 5 itc lm<rxiur)V tt)c xpTfjvYi; xal TOÖ ßwjxoö xal Tou O(x>äu.o'j MuXXi; X4p75TO; E IIvjto) Eüayö(pou)

E MvTQciov Tiu.'ir;<5i(o'j) 'A^TCOtii* Tii(J7)(vopo;) Q 10 IlattXapjrU TiuTj(vopo;?) F 'l>i[li]'7'ix Tia-nat(ou) C

'EpaciTcxT/ 'ApyjXio'j E MiXiviov MvY5itt(7TO'j;)

C MuXXi; KpiT(i)(vo;) T Ti[jiap£Tr) Ti(X-r)(ji(ou) C

'EpaaiTCWT) Mvy)(<iiou) C MdtXQiov 'ETCi4va(xT0{) C

MdcXOiov 4>iXcü(vo;) E ^tXuTW Fopyou E 15 'AlpTciXn npo-jOt^vo'j) C Ili)cw Tiai(p)'ou) F

4>]avoSi)cr, nip(i)(vo?) F MiX6iov Ilpoa6i(vou)

A] Il[pJ(i)T<o Mvyi((Tiou) F TiaaptT?] TopyGu E

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DIE SOGENANNTE HETAKRENIN8CHRIFT AUS PAKOS

41<

.] TifiaptTT) 'Eicidtva(xTO?) B 'EpadtTTrj Kpa(T(vou) 20 3 Apyii; 'Ap/iT{((i.ou) B 4>puvtc KXl[i(viOu) ? A

rjopyt; KX»o[8yi(jjLoy)] A Ti(A7i<TapWT[Tj .

'A]<Ticoiota[Q?]aTTdc( ) B EEatov Af^i(xpdc'cou) B

KX(0?xp]tTt) A Zw^ifitj A 'AyXaU "

npjuTtt 'AXx<(ou) r 'Amd« 'AXi^s(vaeou) AA ?5 rXoxivvx B IlaTpo^Oia $tX(a(«oc) T

'A[i3]7ra[9]ia [NJixay^f^v) ^ 2ii»Tftpei diQ({A«i«0() S

II[a](Sap;^U ' Ap;^l(ou) P Zuvtpi A{^p((ou) A

E]Z«iov 8foSü(pou) B SttTpM 'A)U9toc A

.%]x^ihz A KXioxArpa S 30 'Ayxyjinen Mt)Tpo(topou) A Euvipiipte rXu()Uftvoc) [j||f

Aio]t((&vi Zot(Xou) S Aoci« Mvii(«iov) A ZuvijAt)

. . . .S](i|Mt 'Pd(S«*vo() A npi*T[u] A Zweijyi

= *AyX«U 6to(T{(Aou) S *0(iiXi« KaX(X{ou).

. rXuit]lpai KftX(Xtou) s Euyivft« A 35 IM S 'Ani-m np«(CM S- EX[i

*H]au^tov Euv)(u(pov) A *üp«{«

*a 'Axl«to< A

Die in der ersten Zeile erhaltenen Reste hat Ptomice in sei- ner Umschrift nicht berücksichtigt. Die Lesung I](.)9[Tp- zu Anfang betrachte ich als gesichert; die gegen die Mitte der Zeile zu sichtbaren Reste weiterer acht, höchstens neun * Buch- staben — die zweite Hälfte scheint frei geblieben zu sein entziehen sich für mich wenigstens vorläufig zuverlässiger Deutung.

Z. ?/3 steht Afifxjvou, nicht Ativ(ou auf dem Steine. Zudeib begegnet derselbe Mann in der von Th. J. Olympics im *AOq* veuov V S. 32 veröffentlichten, mir auch in einem Abklatsch Herrn Dr. O. Rubeosohns vorliegenden Inschrift, wenn ich richtig ergänze:

* EtniRe andentiiche Linien, die der Abklalseh ntch den ferseiehnel«a

Resten über dem ep der nächsten Zeile zeigt, tiahe ich in den Abdruck nicht atifzunehincn geuau't: ol) sie allenfalls Buchstaben angeböien, lAsst sieb nur vur dein ölcia fe:>l-'>lcilcu.

412

A. WILHELM

pa* . . . .] uTcep Täv uU&v At^vftv Kai B(oSil»p]ou(?; 'Ao»Xt)«i^ Mti

Der Name (vgl. z. ü. Aii*piT7j; Tr.vio? C. /. .4. II 812 b.l«) kehrt auch auf einem Steine wieder, den M.K. Krispi in dem Berichte der £w«yy*^^>^^ ^l'^^^ 1816/78 S. 1, pic(' herausge- geben hat:

X]a[p}ixXYk Ai(<pi:vou Tn«-

S«MTpdTOV

*Af poS(]TCt xflil IBpMri

ferner in der Inschrift, die ebenda 1878/80 S. 156 abge- druckt ist CG^ceXo; Aitfibvov) und in einer noch unveröffent- lichten Inschrift.die mirkOnlich durah freundliche Mitteilung dieses Yerdienten Gelehrten bekannt geworden ist. In den TrOmmem der Kirche 'Ayi^i Bio^Mpot, eine Stunde

&t6t*apoi Olyinpios. GIcicharlige Weihungen, auch in dem Ausdrucke Obereinslimmend, C.I.G. m% {vgl. S. 249. UBas, lies mi>\, 23»«, 2397b, B,0,a, \Vn 8. 134 Nr. 44-48 (naeh Oyriacus). Athen. HitUi. 8. 409 Nr. I!, MouaE'ov EuaYT. S^o^^fls 1876,78 8. 3. 7, 'AOiivaiov V 8. 31 Nr. 21. 22. Die Inschrift Nr. '31 vcrmaj? ich in bes.serer Alischrift vorzulegen. In einem verfallenen Kirchlein in der Gegend Aspriäs. drei VMcrlelstuadea •Qdlicb Ton Parikia, ist reebts Ton der Thfire Terkehrt eine Platte weiuen Marmors eingemauert iO,( i hoch, 0|50 breit, linkeAnsobintsIlicbe); in einer Umrahmung »tebt die Inschrift:

Zt&oi|jLoc Ati>[poO<eu «(•II 'I«i4< £s6tlw(v««

(nctp TO'j utoü A[(i>poOfow

Z. 2 i< als Abkfirrang für luA auch in einer noeb onverSirenllidilea In- schrift, die ich 1897 im Besitze des Arztes Nikolaos Russos fand.

Zu l]a66{wv Vgl. W. Schulze iu Kuhns Zeilschrift 33 8. 380. 3 So ist wul für das mir unverständliche T.iiXov lu lesen. Tsia- mag zu Tiiaapx.o( oder Ttiviivcup ergänzt werden.

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biB SOGENANNTE HETaBRENINSCHHIFT AUS PaAOS

413

von der Südküste der Insel, finden sieh nämlich unweit eines alten Friedhofes und der Mauern einer alten Ansiedelung, un* ter anderen bearbeiteten Marmorblöcken und Resten einer echft- nen Kalymmatiendecke zwei einst zu einander gehdrige Stocke eines marmornen Architraves, das eine 0,87" lang, noch ver- mauert, das andere, jetzt freiliegend, 0,62" lang, beide 0,45" dick, 0,15* hoch. Das zweite Stück trilgt folgende * schön ge- schriebene und leicht zu lesende' zweizeilige Inschrift, die ein- zelnen Worte durch freie Zwischenräume getrennt. Nach Kri- spis Abschrift:

Oer Finder ist geneigt, die Inschrift dem zweiten Torehrtst- lichen Jahrhunderle zuzuteilen ; seiner Abschrift nach wQrde ich sie far etwas jünger halten. Aber in dieKaiserzeit braucht man wegen des einmal deutlichen l-l und des E neben H und E keineswegs hinabzugehen ; dass sich i-l schon auf dem Steine mit den Briefen der Attaliden (Areh. - epigr. Mitth. VIII S. 95 ) findet, habe ich in eben Jener Zeitschrift XVII S.44 bemerkt.und bin daher auch nicht aberraBcht,die8erForm in einer so ausserordentlich eleganten Inschrift meJ.G.Ins. III 201 ( Asiypalaia) zu begegnen. Agone erwähnt auch die leider verstümmeile Inschrift, die Olympics 'AÖrjvaiovV S. 29 ver- öfiTenllicht ; ich bin versuclit zu ergänzen :

"Ap^JovTo; .... TOU . . . yujavaoiapyo'jvTO; . . . . . . ou' TOu;Se tou; afycivn ... pxTüjv AtTypwvo? [t<JT|-

&vSpa]{ 3öXt^ov x«i . . .

* Die Lesung bleibt unsiober; . . . io.i); giebt Olympics Äbicbrift.

414

A. WILHBLII

Der' Agon 'Aico^Xuvuia bat seinen NameD von einem 'AroU<ü— vio;, auf dessen Kosten oder dem zu Ehren er Statt fand. Für die Namen *Ap)^Aao;, Nco(iiq3d(, IlpooÖEvr,^ gebe ich zu Z. 1 1 . 7. 14 f. der angeblichen Heläreninschrifl Belege. Seiir auflallig und, soviel ich weiss, auf griechischem Sprachgebiet bisher nicht bezeugt, wenn auch sonst bekannt, ist die Assimilation von fxv zu vv, die, wenn Krispis Abschrift treu ist und niebt blosses Veraeben des Steinmetzen vorliegt , Y^wamftpxoCyvoc- vollxogen leigt.

Z. 4 liest Pern ice K&Xi 0l9Tp[e]ti<, nicht ohne ein Pragezei- eben zuzusetzen; Maass nimmt seine Vermutung, Otorp« sei Beiname der Aphrodite, auf und verfolgt sie ohne an der Le- sung zu zweifeln. Sie unterliegt erbeblichen Bedenken. Leider ist dem Steine selbst, wie es scheint, die Entscheidung nicht, abzugewinnen. Ganz deutlich sind die ersten neun Buchstaben der Zeile: dann zeigt der Abklatsch, unmittelbar an Panscblies- send, erheblich weniger scharf und kleiner als die übrigen Zei- chen einen -dreieckigen, doch unten offenen Buchstaben, wie A oder A, denn man kann Spuren eines Querstriches zu finden glauben; ohne Zwischenraum folgt, deutlich ausgeführt, ein senkrechter Strich, an den oben zwei etwas schräg gestellte kurze Linien ansetzen, also ein Y, nur dass dieses sonst nie in der Inschrift über die Zeile reicbt,oder ein, weil eingezwängt, etwas entstelltes T. Dann ist Z klar, aber neben dem nächsten Buchstaben, l.kommen rechts Reste eines getilgten Zeichens wie K zum Vorscheine. Irrtümliche Schreibungen und nachträg- liche Verbesserung zeigt die Inschrift auch an zwei anderen Stellen : in unserer Zeile selbst ist in iXoyiuviv erst für y ein v eingezeichnet gewesen und noch deutlich sichtbar, und in dem Namen MeXtvtov lassen sich unter A I N Reste verschriebener Buchstaben erkennen. Noch an einer tlrillen Stelle, Z. H zu Anfaiij^ glaube ich zwiselieri E und 0 Ik'ste eines Zeichens wahr- zunehmen. Jedenfalls steht in dem rätselhaften Gomplexe doi- ffTp..;an drittletzter Stelle das O, welches die Lesung OiiTpou; voraussetzt, nicht auf dem Steine. Aber dieser Lesung stehen auch s^wei an(lere Bedenken entgegen. Erstlich bedürfte der

DIE SOGENANNTE HETAFHENlNSCHHlFT AÜ8 415

merkwürdige Name K6cX^ einer Erklärung; Pernice und Maass haben über ihn kein Wort verloren. Man fühlt sich andenKj- nurier Sdelc erinnert, den die bekannte Inschrift ausTegea, so* letzt in Ditten bergers SyUoge^ Nr. 106 abgedmckt, nennt (Z. 15); der Name wird su S«tdt)a<, S«tTdlSotc, 2a<xliapo< ge- stellt (Bechtel-Fick, Griechische Peraonennamen S. ?59). Pfir einen K&ic indess finde ich keine Brklärang ; in der Zeit, der die InBcbrift von Faros angehört, darf man durchsichtige Bildungen erwarten. Zweitens muss ich gestehen, dase mir ffir UpvK gleich Upiu(, wie Pernice und Maass lesen, der Verweis auf den arkadischen Dialekt, der solche Formen allerdings kennt, nicht genügt. Denn sonst ist diese Form, so viel ich weiss, nicht heseugt ; nur erschlossen ist sie zur Erklärung des bekannten milesischen Genetive der dann in Ufl«*« einen neuen Nominativ erzeugt hätte, von Bechtel (Göttingßr Nachrichten 1886 S. 378. Inschriften des ionischen Dialekte Nr. 100). Zudem bietet sich für tspiK eine andere Deutung, auf die, mOndlicher Mitteilung zufolge, auch W. Judeich so- fort verfallen ist. gleich Upct« ist dem Ionischen gßläufig; es genügt an die Inschriften Ton Pantikapaion Iiuer, Pont. Eux. 1 20 (Bechtel, Inschriften des ionischen Dialekte Nr. 1 13. O. Hoffmann, Griechische Dialekte III S. 67, 148) *ApiaTQvbni ÄT)tiY)Tpoc Upj) und EphesosC./.6r. 3003 (Le Bas -Waddington Nr. 166 a, Bechtel Nr. 150) 'AvT«iv{a noO>xP<>^ ^<P>^< Jahreshefte des österr. Institutes I Beiblatt S. 76 KX«uS(a Tpo^ii^t) itpi) zu erinnern *. Dann ist nach demsteatlichen Eponymos neben dem vittKÖpoc auch die Priesterin genannt gewesen,also xol Sotorp..« bpüc zu lesen; ich vergleiche für die Anreihung mit xal z.B. die Inschriften Dtitenberger. Sylloge^ Nr. 446 {B, C. H. 1881 S. 408) h AeXfolc olp^ovro« MftvTt« Hat Upeuv Eux>lo< SIvuvoc, und ebenda 321. Leider aber will es nicht gelingen, die zwischen xal und {fpii( kenntlichen Zeichen ohne weiteres in einen annehmbaren Namen zu verwandeln. Die erste Silbe

* 'Itpi; auch Plutarch, An seni 24, Antb. Palat. VII, 733; W. Sobulze, Qwmiionts epieae ö. 489 und add.

416

A. WILBBLII

Soi und die EnduDg da der Stein oC( nicht biet^ wider- stehen, wie mir scheint, der Deutung, ^lur bevor ich Stein und Abklateoh sah, durfte ich es ivagen in Soiorp.uc: TpoC( zu suchen und zu vermuten, dass diese Zurpu die in Z. 28 der Liste genannte Tochter des viuxopo; Akesis sei. Auch Namen wie EüaoidxT) ' C./.i4. II 37i?i oder in dem eine weibliche Bildung denkbar wäre, helfen nicht wei- ter. So bleibt nur die Vermutung, dass an der Stelle, möglicher Weise durch die unmittelbar vorhergehenden Silben KEZIOS veranlasst, eine schwerere Verschreibung vorliegt, die einst vielleicht einfach durcli Eintrag mit Farbe berichtigt war. ich ▼erkenne nicht, wie peinlich es ist unter solchen Umständen lu raten; dennoch ist es erlaubt an den Namen 2:«MTpdtTiD su denken, der den deutlich kenntlichen Schriftseichen sehr nahe kommt*.

Die Deutung dieser Zeile ist auch ftlr die der ersten Ton Wichtigkeit. 'EXoyiumv fordert ein Subject. Nach Pernices Le- sung ist es Kdu OtoTpoO« Up^c ; dies Subject wird durch meine Lesung beseitigt. Es bleiben nur swei Möglichkeiten: entwe- der steht das Subject in der ersten Zeile, oder es ist durch die Namen der Liste gegeben. Freilich erwartete man in diesem letzteren Falle aunSchst iXdycuffsv, nickt IXoyivmv ; aber da das Veneichniss nicht etwa durch eine Oberschrift AlU »tX. ein- geleitet ist, mag die Einzahl erträglich sein. Es ftttgt sich dann, ob Xoyiuttv nur vom Sammeln Ton Beiträgen ' ftlr den in der

* leb kesne den Stein nicht and es icheint Tcnncsien Köhlers Ahsebrill aniusweifcin, doch lä^e es nahe statt dieses seltsamen Namens EäMnen su

Termuten; vgl. EuSoiaws C. I. G. Sepl I 983. 3391.

' Eine Form wie ^oiiy^vijc Sutvauti)« 2b>iy(S(ioc und die auf ionischem Ge> biete allerdings bezeugte Vericfirsung von «m sa «i wftre IBr die Zelt der In- sohrift attfflllig; auch an 2t]oiotpätT) wage ich nicht zu denken, vgl. W. Schulze a.a.O. S. 398 und add. Der Name Slotvautr];, den Blass und Schulze in der grossen Lisle von Kretria 'Eprju. ip/. 1887 8.82 0*. III 180 vermutet hatten, wird durch die letzte Lesung nicht bestätigt: Stavropuiios giebt

'EfT)|A. äpx.- <895 8. 140 OlWIpT«!»«

s Aoyiub) 'sammeln* Pa|>. Brü, Mus.'2\ Z. 7 oiatt'/)ULivov (oder o(aiTa*(iivoaf ) ZI xai i5 wv IXd-jcucv. Im Sinne von 'einheben, erheben', so auch Xoytta, Xo^iu- Tijc, «XoY«««) U.S.W, häufig in den Papyri, vgl. flimUrs Pttrie Papyri 11 Ü.

biB HOdBNANNtB ItBtABlllthlNSCHlurT ACS FAROS 41Y

Inschrift genannten Zweck, verslantien werden oder vielleicht auch das Leisten »»ines Beitrages bezeichnen kann. Jcdcnralls sclieint mir gegen die Annahme, dass der Veranstalter der CüUectc in derersten Zeilegenannt war, sowol die lintfernung, in der Subject und Prädicat stünden, zu sprechen, als der Um- stand, (lass die erste Zeile in ihrer zweiten Hälfte keine Schrift zeigt, also als besondere Überschrift behandelt ist. Kreilich hält es sehr schwer, fui- eine solche Überschrift eine Fassung zu ersinnen, die dem begrenzten Haume und den sichtbaren Spuren gerecht wird. In der Zeile standen tiicliL mehr als etwa zwölf bis dreizehn Buchstaben ; also wäre auch eine Weihe- formel nur in äusserster Kürze unterzubringen. Ich dachte einst an Sä)o[Tpoc EiXetOjiYil, wie C. I . G. Sic. 967 T(p a(OTr,pi AiaXt,- TCiü) i7ä>TTpx y.at ^apisTYipia Ntx,oay;Sy;; larpöi; ; aber um von anderen naheliegenden Bedenken nlizusehen, die Reste von Buchstaben, die gegen die Mitte der Zeile zu sichtbar sind, lassen sich mit dieser Lesung nicht vereinigen und der Baum reicht nicht. Auch aveÖYixiv mit vorhorp;ehendem Namen ist ausgeschlossen. Wenigstens möglich schien mir i^w-ifTpiT-n tipTi ; dann wäre die Priesterin in der Überschrift etwa so ge- nannt, wie der Tafxiat <rrfaTitt[Ttxdv] £upuxXii3i)( MwUdvot [Kvc ft<ruu<] C.I.A. II 334.

Für den Nameo der Gottheit, deren Heiligtum, unter der Obhut eines viuxopo^ und einer Priesterin, mit den in der In- schrift verzeichneten Beiträgeo Terachönert werden sollte, sind wir auf Vermutungen angewiesen, die natürlich auf eine weibliche Gottheit zielen ; die Kpiqviq führt nicht auf Askle- pioe allein. Der Gedanke, dass wir es wenn nicht mit

127, Athen. Mitth. 1882 8.71 (Michel, Rtcueil Nr. 842) Z. 27, C.LG, 4956 Z. 15. 37 and in der Inschrift ans Pbytlioi Allien. Mitth. 1896 8.64

{D.C.H. 1894 S. 31) Z.6(T. in bisher nicht riclilig ergänztem Salze; vielleicht auch Inscr. Brit. Mus. 892 Z. 13; ixXoyEjw M.vstpricnin<;clirift aus Andania Z. 47. Gleich XoYiC«»0«t in dem Steuerlarif von I'almjra, Herines 1884 S. 519 ft( 8ijvzp(ov und spös aooapiov Xoy*'-^^*'» und in der Inschrift aus Amor* gos: Miebel, tttet$tU Nr. 713 Z. 14, «pofXoxiäfa ebenda Z. 47.

ATBBN. 1IITTHBILDN6BN »III. 98

Aphrodite', Demeter oder Hera^, mit Rileithyia zu thun ha- ben, liegt nahe, lässt sich aber auf Grund der Inschrift, so viel ich sehe, nicht beweisen. Mit den erhaltenen Buchslaben- resten scheint die Lesung '^lOG'j^ixri 'Hpr^t allenfalls zu ver- einen. Freilich setze ich mich mit solcher Annahme in Wider- spruch zu der geltenden Auffassung der Inschrift, die seit Pernice in den Spenderinnen Hetären und Maass geradezu eine organisirte Kultgenossenschaft der 'A-ppo^^irr, OiiTpu erkannt bat, den Namen der Ileläreninschrift von Paros trägt, und, fürchte ich, auch weiterhin tragen wird, selbst wenn es gelin- gen sollte eine andere Deutung nicht nur als möglich, sondern als berechtigt zu erweisen. Gegen die herkön)mliche Auffassung hat, soviel ich weiss, nur \V. Judeich in seinem Artikel Aspa- sia in Pauly-Wissowas Real- Kncyclopädie II S. 1718 Ein- spruch erhoben; ihm gilt die Inschrift als 'Katalog eines Frauenthiasos'.

Auf die Erwähnung der OiaTpu wird sieb jene Meinung nicht mehr stützen Itönnen, das hoffe ich gezeigt su haben. Aber ist die Auffassung, dass die in der Liste genannten Frauen He- tären seien, sonst irgendwie gesichert oder geboten? Nach B. Ziebarth*^ hat Maass 'erwiesen ', dass der Thiasos zu Ehren der OiTTpo) 'ausschliesslich aus Hetären bestand'. Maass selbst bette sich also ausgedrückt (S. 24): 'Von etwa der Hälfte aller auf dieser Inschrift vorkommenden Frauen Ist ea sicher oder

* Eine noch unverölTenUichte Weiheinschrift an Aphrodite Pandemos möge hier IMalz linden. Sie sieht auf einem 0,53"' langen, 0,11"' hohen Stücke weissen Marmors, das in der Nordmauer des KaHeliauses vun Itoav- vi)c ^mnm6t am Strande des Hafens tod Parikia eingemaaert ist t

|QPKAI«AINISPEItlCTPA V P I Ol A P O A I T E I P A N A H

BSi|v]«tp? mI ^ftmvU IIcMi«Tpäl[TO«

Niojüpiot 'Afpofit'iit IIc«8i{[(xu>i. 3 Hera und Demeter nennt die im 'A^iivawv V S. 15 mitgeteilte Weiiie-

inscbrifl.

* Das grieohisolie Vereinswesen 8. 44.

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DIE SOGENANNTE HBTAKttBNINSCHAIFT AUS PAROS 419

doch wahrscheinlich, dass sie Helaren waren ^ Für die ttbrigen iflt dann das Gleiche einfach vorauszoseUen*.

Den Beweis fand Maass (nicht ohne zu bemerken, dass sich seine Auffassung nicht allein auf ihre Form stütze) zunächst in den Namen. Zwar giebt er zu, dass 'Kosenamen auf »tStov oder -lov oder ähnlich an sieh auch Wesen bezeichnen können, deren Anstand igiceit wir anzuzweifeln nicht das Hecht haben*. Aber *die neutralen Formen sind wie bekannt vor allem für Hetären beliebt'. Und solcher Namen finden sich, nach Maass, der Pernloes Lesung folgt« seehs, nach meiner Lesung acht in der Liste: Mwqoiov, MiXtvtov, Mx\9tov (dreimal), &Utw (swei- roal), *Havx(ov.

Ich sehe ab von der Thatsache« dass sachliche Bezeichnun- gen für weibliche Weaen in der griechischen Namengebung ganz gewöhnlich sind*. Aber die verbreitete Meinung, die Verkleinerungsnamen auf -fo« gehörten vorzugsweise Hetären an selbst die bekannte Korallion 'AyötOMvoc yu^vi entgeht dem Verdachte nicht' .scheint mir ein unbegründetes Vorurteil.

Von den berühmten Hetären, die Athenaeus XIII Ö67a bis 599 e nennt,führen allerdings dreizehn solche Namen : ^vtov, N^vtov*, Aoiv&^tov, Muprtov^, rvfltO«fvtov, FXuxipto«, K«>X{«tiov, 6auaicpiov, AtovTtov*, STttyovtov^, NocwAptov, Si<TU(A6pcov^, Na6-

' Auch H. Herzog, Pliilologus 1897 S. 50 galten die Namen unserer In- schrift, uligleicli sie 'sieh nicht auf semitisebe lurfiekführen lassen*, doch als Hctärciinaincn.

* £o6apov als 'mit Apbaeresis aus 'Io<i6apov hervorgegaageu' zu erklären, war J.Baonack vorbehalten {Gr,D,L II Nr. 1802). Über dieses von Baunack bevorzugte Princip der Namendeutung Tgl. Beohlel in Beiaenbergers Bei- trigen XX S. 243.

* C.LA, II 3871, AUische Urabreliefs I Nr. 411, Comic de Müuy. Uttres Qthiniuaui 8. S3.

* 47. i. Ä, U mebrfaeh, <7. /. i. III 3296.

» Vgl. W. Schulze. Gott. Gel. Anz. 1897 8. 876.

* Acovtiov 'K/iaOs'vou OuYaTr.p KXtdoü OaXXTiv/w; yuvij C. I. .1. II 2433. Wird man ihren Nauieu lür 'überseUl' halten (Philologus 1897 3. 49)?

t O.LA, III 2920 'Apx- AtXtfov 1888 8. 96. 0. /. G. Stpt, 1 4217.

* Vgl.SMv|A6p5$ und Siau(i.Sptaxo« Heroodas II, 76, dasn Crasius, Unter- suchungen zu Herondas S.46; Bechlel. Die einslänimigcn inäunlichen Per- sonennamen des Griocbiscben, die aus Spitznamen bervurgegaogen sind

420 WxlbblK

«lov*, Aber ihnen elehen in jener Liste ttber hundert anders gebildete Namen gegenüber. Möglich, wird man mir entgeg- nen, dass den gefeierten Prtesterinnen der Liebe, die Athe. naeus nennt, gewiUiltere Namen eigneten ala den gewöhnlichen Vertreterinnen der Gattung, die für una veraehoUen sind: eine besondere Bevorzugung der Namen auf «tov in diesem Stande wird mindestens durch Alhenaeus IpuTixo; xaTaXoyo^ nicht er- wiesen. Und spielen in Lukians 'ETatpocol StaXoyot die be- kannten rXuxtptov, KXuvÄpiov, Ku(A.6iXiov, MaytSiov, Mouaicptov, MupTiov, <i>iXyi(A4:Tioy, XiXiSoviov eine Rolle, so lässt sich anderer- seits zeigen, dass solche angeblich schon ihrer Bildung nach bedenkliche Namen keineswegs etwa auf die niedere Ciasse beschränkt, sondern auch, und niehl ei st zur Zeil unserer In- soliril't, in der gut bürgerlichen Gesellscitatt üblich gewesen sind. In der Thal lag an sich kein Grund vor.es mit den Na- men auf -io> anders zu halten als mit den zaiilreiciien übrigen Koseformen, weiche sich die Sprueiie zur zärtlichen Bezeich- nung des Weibes geschatVcn halle. Ich verfüge, um die Na- mengel)ung in dieser Hinsieht zu verfolgen, im Augenblicke über keine ausreiclienden Sammlungen aus den altischen Inschriften, da ihre Masse erst auf Grund sorgsamer Son- drrung nach den Zeiten und nach Herkunft und Stand der Personen ein statistischer Bearbeitung zugängliches Material darstellen würde ; so sehe ich mich fiir meine Beobachtungen vorläufig auf einige Listen, die uns zum (Jlüeke erhalten sind, und die Indices angewiesen, lüin Blick auf die vier Bruchstücke, die uns von Verzeichnissen der sogenannten Krgaslinen vorlie- gen: C./.i4. II 956 2. 957. 957 b (ac^^. s. 538). IV.2 477 d',

(Abhandlungen der göuinger Gesellschaft der Wissenschaften N. F. II 2, 1898) 8. 76.

* Athen. XIII 587 f. Man bat ändern wollen; K«ibei;sch]ägt'HXiS9iov, Mu- sums Nccvvtov vor. Aber Nauitov ist iiiclit zu beanstanden; zum Übefflusse siebt C.I. A. II 3828 auf lieui Sluine Naüitov £(»äv8f>ou OuyaTi|p.

* Diese Liste gehört, wie die BeschafTenbelt des SteinM und die Sdirift erweisen, zu dem Psepbisiiia II «77. Das BrachstOeli II 957 b ist mir leider noch nicht zu Gesichte gekommen.

* Die letzten Zeilen dieses Fsepliisuia habe ich Arch.-epigr. Millb. aus

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OIB 800BNANNTS HSTA£R£MN8CUaiFT AUS FAROS 4SI

geiiögt,ttin fesizustelleD.dass um das Jahr 100 vor Gh., von dem die Zeit der losehrift vod Paros Dicht allzuweit abliegen durfte, die hocbadligen Häuser Athens ihre Tdchter ohne Bedenken mit Namen auf -lov beschenkten. Erhalten oder kenntlich sind in der vollständigsten Liste IV, 9, 477 d im Ganzen SS Namen, darunter findet sieh verstümmelt ein Name auf -tov oder -ov. In dem BruchstQeke 956 begegnen neben 39 snders gebildeten Namen vier auf -tov : AAjuiov, *Axc9Ttov, Ildbptev, Miwuov, in 957 neben sechs anders gebildeten wieder Ifixxiov und Ili^ov. End- lich ist in 957 b, während die Endungen aller flbrigen Namen verstOmmclt sind, wenigstens ein 'Epc&Ttov sicher. Für s|;^tere Zeit genOgt es an AttpUSiov, Tochter der KaJ^dtutn Mn^ttov ('E^vifx. apx. 1897 S. 18, C, L A. III 341. 344), die Athenapriesterin *A({qvtov {CJ.A, III 61.S82.d68),dieeleusini8chen Priesterinnen Xipiov Tochter des Atov^Svio« MetpaOi&vto« ('E^vifx. i^-^. 1895 S. lOS) andKXotvS<« TeiTi$cptov {CJ.A, III S 18) zu erinnern. Auch in diesen ersten Kreisen Athens unterlag also dieNamengebung der Mode: denn fOr die beste Zeit hat U. v. Wilamowits (Ari- stoteles uod Athen II S. 178) festgestellt, dass *wenn auch im Allgemeinen die Namengebung die Frauen sehr viel mehr wie Skhiven behandelt, Kosenamen natQrltch bei ihnen verbreite- ter und nicht immer von den eigentlichen Spitznamen zu tren- nen sind, die bObere attische und demgemäss im fünften Jahrhundert die ganze gut bürgerliche Gesellschaft darauf aus ist, Männern und Frauen volle Namen zu geben'. Recht zahl- reich sind Namen auf -tov schon in der, yv'ie man annehmen darf, gemischten Gesellschaft vertreten, die uns die Urkunden

Österreich 1897 S. 6S hergestellt. Unter den Brgaitinen der Ptolemals erw

sclieint Z. 43 Mv>)9u) 'AoxXijiciaSo-j BEp(v:x:Sou. Ks ist noch nicht herncrkt wor- den, dass wir ihren Grabstein C.l.A. III Iti.Ti .Mvr,at;i 'AixXTjntäSou Bisjvixtoou tuY^'^IPi und den ihrer Mutter, der ebenialls lulscblicb in den dritten Teil des C.l.A. gewandert bt, neeh bedtien: 0,LA. III 1705 Mvi]oö> KpiToSi(|uu 8*pisiM ^vfiv^ 'AoxXiiiaiSM* Biptvixftwi yuvi|. Diese Orabsiule ist, was das Corpus nicht erwähnt, mit dem Priesterschlüssel in Relief givierl; vfil. H. Diels, Parmcnides Lehrgedicht S. 123 (T Wie die Mutter Priesteriu der Alhena (vgl. Plutarcii Numa 9), war die Tochter Ergasline.

A. WILBBLM

de« l^iTaTaöc der Weihegaben an Asklepios C. I. A. II 835, nach Köhler aus dein Rnde des vierten, und II B36. aus der zweiten Hiilfle des dritten Jahrhunderts, vorfuliren. Icli linde in ersterer Inschrift fol;^'ende Namen auf-iov; Aia/piov, IlSj- T<.ov,KaX).iiTiov, Mxy.azp'.ov Mn5iov(Z..^Ü und vollständiger Z. 33 MiiXtov i''Xauxi7rxov Ko».'jTta); yjvr; genannt. Vgl. II 808 C. 1ü^.

8ü9d.242),Xla{piov «. Viel zahlreicher sind sie II 836: AiT/ptov, 'ApiaTtov, Boii^'.ov, rX'jxtptov, 'llSvAiov, 'HSutiov, BfaiTTiov, KaAXi- OTiov, AatjAiSiOv, MaX8icx,iov, Mxaaipiov, Miriov, Mei^tov, Mö5iov

(vgl II 322-2, M'jiSiov II 3981 ), Nixiov, Niwtov, Nixxmov. 04- piov, X'.{jLixiov, 4>iXixiov, 4>iXiTtov, 4>iXT&Tioy, Xp'jTiov ; mehrere dieser Namen sind nachweislich von Töchtern und Frauen al- tischer Bürger geführt worden. Um in niedrige Kreise hinab zu steigen, habe ich auch die Verzeichnisse der ^liXai i^eXtu- eipi)cat CIA. II 768-776; add. S.512, 776 b; IV, 2. 768 b- 776c hereingezogen, aber nur OapOiviov und Xpuaiov unter den Namen der Freigelassenen gefunden; von den Mitglieder- Ver- zeichnissen der tpavoi, 8ta«oi u.s.w. sehe ich ab, da für Maass Weiber, die 'an einem sonst nur von Männern' gebildeten Vereine Teil nehmen, von vornherein als Hetären verdächtig Bind*. Lobrreicher sind die deiphiacheo Freiiaasungsurkuodeo;

* So ergänze ich Z. .51 nacli C. I. \.\\ 2461 Xaipiov Sw^JXou neipai^oi; Ouva- ti)p. Bei manchen der in dieseo Listea begegnendea Namen ma^ man iweifeln, ob sie einen Mann oder ein Weib beielchnen. Ntiuwtw» z. B. 836 Z. tfl fasst der Bearbeiter des Index als m&nnlich ; aber es liann aucit Fratteoname sein wie C.I .G. StpL III f, t94,<yr./)./. SI80. Ebenso stobt es

bei ©ift^ffTiov, iJiXranov u a.

* Maass gelil auclt hier viel zu weil. Wenn ihm die Prieslerin rXauxov(7././l. II 619 Hetire gewesen susein scheint, so ist nicht absusehen, «anim sich ihr niclit Kratcia II 622. OnasoII 623, und die Priesterinnen der Insehriflcn II 624,627, IV 2, 618 1) anschliessen. Dem Verdachte, den Maass gegen die II 687 genannten Krauen'Hau/J«, 'EpwiU.AiOipiov ausspricht, werden dann auch KaUÜetiov, A(ipxiov,Ko}i4'i), wi|ixX>],Mi)X'i{ IV 2, 618 b nicht entgehen, ebenso wenig die 21 Frauen, die eine ebenfalls vor dem Dip^lon gefundene noch unverolTentlichte Li.ste der Orgconcn der Güttin i wahrscheinlich der Arte- mis) im Anschlüsse an ein Psej)liisma nennt, oder die lange Reihe von Frauen, welche die vua mir Athen. Mitth. IHi^Ü S. 438 herausgegebene In- schrift der Branisten von Gbalandri aulUblt. Nebenbei , auch G. /. A. III 219. 220 scheinen mir Donltniiler von Vereinen.

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DIB &06ENANNTB HETABRENIN8CHRIFT AUS FAROS

423

80 vrnig seltenbei Sciavinnen Namen auf -rav sind, so sind sie doch, und vielfach ganz dieselben Namen, auch für die freilassenden Bürgerfrauen nachweislich. Ich habe mir aus Baunacks Sammlung G.D.I. II 1683-'234-2 'Ayviotov, A{vq«tov, 'ApioTtov, 'Ap.6pÖ9tov, 'Epariov, Aipiov', Si:v6tov, als Namen von Preilasserinnen bei flüchtiger Durchsicht angemerkt,und glaube nicht, dass diese langen Reihen von Inschriften für meinen Zweck mehr als eine solclie lohnen. Denn trotz ihrer Masse ge- ben sie uns über die Namengebung, wie sie zu gewisser Zeit in bürgerlichen Kreisen üblich war, keine statistisch unmittel- bar brauchbare Auskunft.

Zum Glücke sind uns aber Inschriften erhalten, die uns die weibliche bürgerliche Gesellschaft einer begrenzten Ortlichkeit und einer bestimmten Zeit wenigstens in gewisser Vollständig* keik vorfahren. Unter diesen Inschriften steht obenan die grosse Urkunde aus Halasaroa auf Kos, nach O. Rayet yon Paton und Hicks, Inscriptions of Cos Nr. 368 veröffentlicht, wieder abgedruckt Gr. D, /. 3706, nach B. Preuner, Hermes 1894 S. 540 etwas älter als die in den Anfang des zweiten Jabr^ bunderts vor Chr. zu setzende Bettragsliste Inscriptions of Cos Nr. 10. Sie verzeichnet, wie das zugehörig» Psephisma //i- seriptionsof Cos Nr.d67. Gr, DJ, 3705 anordnet, tou« (utI^ov- T«< To5 ttpoS,und zwar gemäss der Meldung bei Jedem to S«o|i« «ftTputorl wA TSV fuXa'w xetl tS( (laxpo^ t6 SvO|ul xoU tIvo^ tAv «oXitAv ^MTfixnf AieaLp^et. In dieser Liste finden sich folgende 30 Frauen mit Namen auf -tov gegenüber H5,die anders ge« bildete Namen tragen: 'Ayvimov, 'ApATiov(2), *Apf«Tio«(2), IVA* Oiov, 6c|fc{«Tiov, KXtCTtov, KpoiTtwtov, AbtpLKiov (3), Mtw&ptov, Nixd» Ttov (4^ ntoiov,Tii9tov und ein nicht zu er^nzender Name. Et- was junger ist die Liste von Kalymnos, veröffentlicht B*C,H, 1884 S. :29, besprochen von Paton, Inscriptions of Cos S. 353, zuletzt abgedruckt Gr.D.I, 3593, welche die Teilnehmer am Kulte, wie man meint, des Apollon Dalios verzeichnet. Ich

< Vgl. H. Pomiow. PbitologM 1899 8. 60.

424 A. WILHBUf

entnehme ihr fblfsende Namen ton Frauen und Jungfrauen auf -to«: Atv:q«ov,*Ap(aTtov,EC«iov/Bp|Aiov, KXitrtov (3), Ai{iictov(S), *0«Aatov, IldLoMv, M«{Oiov; diesen 12 stehen nur 34 anders gebildete Namen gegenQber.

Aus diesen Zusammenstellungen ergibt sich, dase das Vor- kommen von acht Namen auf -tov unter den fanfundsechszig Namen, welche die Lisle von Faros bietet, für die Vermutung, die aufgezahlten Frauenzimmer seien Hetären, nicht geltend gemacht werden darf.

Aber Maass glaubt nachweisen zu können, dass von den Na- men der Liste 'viele, sicherlich aber nicht alle Spitznamen gewesen sein mOssen'. Finden wir, nicht nur dreimal, wie Maass glaubte, sondern gar fünfmal 'Aaira9(oi (Z. 8, 9, 22, 24, 26), so hat *gewls8 die berahmteste alier griechischen He- tären, die milesische Freundin des Perikles, ihren Namen her- gegeben*. *ist das richtig, so führen die Aspasien der Inschrift nicht ihre wirklichen, einst bei der Geburt verliehenen Namen, sondern Spitznamen'^ Ich kann mich dieser A ufTassung, wenn auchU. V. W ilamowitz für sie gegen W. Judeich lebhaft einge- treten ist ^, nicht anschliessen. Nicht weniger als viermal kehrt in der Liste der Name TiaapeTn, nicht wt niger als je dreimal EpaaiTTTCTO, ZwaijXTj, MiXÖiov, flptoTtü. je zweimal 'AyXaic, Eia-.ov, MuXXU, IlaiSapyj? wieder. Beweist das mehr, als dass diese Na- men, und. wie es vielleicht bloss zufällig scheint. 'Acizxnix vor anderen, in Paros zur Zeit unserer Inschrift sich ganz beson- •lerer Gunst erfreuten ? Wir wissen doch, wie sehr auch bei uns die Namengebung je nach Zeit und Ort und Stand weci)selnder iMode unterliegt. Dass, wenn in Athen keine anständige F'rau Aspasia hiess, man in lonien mit dem Namen nicht so strenge war, sagt v. Wilamowitz selbst, und es fehlt nicht an un- verdächtigen Beispielen für diesen Namen'.

< Oder WablnAmen.

* In seiner Besprechung der ChMtotu d$ BiUtis, OolUngiscbe gel. Aiu.

1«96 S. 62.}; vgl. Aristoteles und Athen I S. 263, II S. 99. ' Jttdeicb ia Pauljr-Wissowas Iical-Eitc;cIopädie II S. 171B. Unier den

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DIE SOOENANNTb HETAEHBMNSCHHlFT AUS PAHOS

425

*SodaDii eracheineo redende Namen wie 'Ankm, 'EvSutu (=iv)uTOf6poc), 'OfAiXia (vielleicht sogar vom gescblecbtlichen Verkehr gemeint) und Maxu, falle dieee Bildung zu oi'ka.xö- \wAo^ < und nicht zu einem anderen Compositum Kurzform ist*.

Von diesen 'redenden* Namen ist einer in meinem Text nicht mehr ao finden: *BvWiii. Ich hatte mir unter 'Bv^utu, vollends mit Maass Erklärung, nie etwas denken können : so hatte ich Pernices, auch aus anderen Gründen anstössige Le- sung Z. 14 M&XOtov ^iXo 'Ev^uTÄ repyou i' langst berichtigt, bevor ich Mvru auf dem Steine fand. Ein zweiter Name, 4t« Xfluu», beweist nicht, was er beweisen soll ; eine Bttrgersfrao auf Kalymnos,deren Ehrbarkeit zu bezweifeln kein Grund vor- liegt, führt ihn Gr. D. f. 3593,31 und Ma^tov begegnet auch C.LA. II 836.

*Anixyi und *0|ulk mögen, namentlich letzterer Name, zu- nächst verfänglich scheinen. Aber 'Aicxtd findet sich auch sonst ab Prauenname: 'A. Sco^fou MiXti«!« CJ.Ä. III 2593, 'A. 'EirocnimSe« CJ.G. 2143c, TipiXXavi) *A. 2259, Kwfin'A. Athen. Mitth. 1886 S. 125. Und *0(ta(ft kann ich mindestens in der Grabschrifl CLA, II 2259: 'Oftata '0(uXou *Hpae>aiA- "^(6 (vgl.*0|&iXoc II 444. 445) nicht verdächtig finden; LG.Ins, 1 493 entgeht die *OffttX<« K«6iXi««« allerdings nicht dem Arg- wohn des Herausgebers. *0(uXt« *A»oXX«*viou HuXui^ift s. im

von ihm beigcbrai hten Zeugnissen verdient die ürabscbrifl aus Cbios /.G. J . 382 wdrUlcbe Anführung:

«vtji iR<ori)sty TO ]c«pdxoiTt( (i)v.

* leh halte die Ableitung des Koeenamens ^tM» von fiXcnAmto« für ver- fehlt, will aber nicht versäumen, für äxoXouOttv einen Beleg beizubringen,

der an sich von Interesse ist. Im M^moires de la socUti des anliquaires de France 1877 S. 85 bat L. Heuzcy das Thonmodell eines Schuhes, aus Unter« ägypten stamniend, verölTentUcbt, dessen Sohle durch Andeutung von Nä- geln die Iniefarift AKOAOVei trigt, und sur Brlillning auf deniMis Alex.

PaedagOg. XI,lt verwiMen: noXXal Si xat ipwtixout imav^oui iyy^apixtouvi^

auToTc ( nämlich toT; xatTüiAsatv), liQ Saode ab^edrücid, forderte 419 li|so|}rif( aui, der iielare lu folgen.

A. WILHBLM

AiUiov ip/. 1890 S. 82.6; eine Sklavin C I G. Sept. Hi 36.

Doch Maass glaubt aiinli 'von zwei in diesem Denknnal auf- tretenden Personen nachweisen' zu können, 'dass ihre Namen zu anderer Zeil und in anderer Gegend Hetären eigentümlich gewesen sind'. Statt der augenscheinlich verderl)ten Namen Ain- vaiToxudTo? "AiTsa stellt nämlich Maass in dem Hetärenverzeich- nisse bei Athenaeus XIII :)83 e ATjva-ü) KXioTcirpa her und findet beide Namen in der Liste von Paros wieder (Z. 18 und 19). Das Zusammentreffen genügt zur Behauptung: 'also wa- ren diese Namen unter den Hetären mindestens seit dem drit- ten Jahrhundert als Spitznamen ganz gebräuchlich'. Selbst wenn in unserer Inschrift der Name Z. 18. Aetvaio nach Per- nice. wirklich Ainvaia) wäre, fände ich diesen Namen an sich nicht bedenklicher als z. h. Ar.vai; ' und andere; aber es steht gar nicht Aiivatw da auch wäre die Schreibung £i für n recht auffällig , sondern KlXuvapw. eine Kurzform zu KXeiva- pe'TT} : es trifft sich hübsch, dass gerade Tt|iapa) statt Ti(AapiTTn für Paros durch den Stein C.I.G. Vi 1 1 LeBas21 18 bezeugt ist. Also bliebe von dem Hetärenpaar nur K)*EorxTpx übrig. Maass vermutet, dass für diesen 'Spitznamen' die sagenberühmte Rleopatra , Meleagers scliöne Gattin, das Namenvorbild ge- liehen habe. Die Indices zu C.I.A. II. iV,2. III weisen nicht weniger als sechszehn Kleopatren , zum Teil verheiratete Frauen, auf, und wie viele unbescholtene Frauen und Mäd- chen, die für uns namenlos verschollen sind, mögen densel- ben Namen getragen haben. Wird man ihnen die Ehrsamkeit allen abstreiten, weil, erst nach Maass Conjectur, Athenaeus eine Hetäre Kleopatra nenot? Wird eio Name dadurch, dass ihn einst zufällig ein Frauenzimmer trug, das als Hetäre sein Glück machte uod deshalb auch uns bekaaiiti8t«scbooiumHe-

« AiiMdci. B. O.I.A. llSm.

' Die umgekehrte Vcrwcctiselung liabe ich seiner Zeit irrig in der Inschrift von Ilion, Schlieinann, Ilion S. 7Üi Z. 3 'EpyoipiXov ratpöj ot5 ypin(i«TtaC»i an- geDommeQ; W. Schulze liest Gott. gel. Anz. 1897 S. 894 richtiger xpn- |MTfaCi|. Dan auf dem Steine sellwt «S &v xpni^^Kü steht, erfahre ich darcb AUIred Brückner.

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DIE SOOBNANNTB HBTABRBNINSCHRIfT AU8 PAH08 4t7

tarennamen ? Zwisehen den eigeotlicben HelSreniiaRien,Wahl- und Tolleods SptUnamen wie üiicXivvi, A(Sp«)^fAov, KXt<)>vSpa* u. B. w. und den Namen, die jedes Mädchen erhalten konnte« also auch eines, das dann Hetäre ward, besteht denn doch ein Unterschied.

Aber auch auf andere Namen hat Maass, wie mir scheint, mit Unrecht, in diesem Zusammenhan§;e Gewicht gelegt. Dass *Ay>«U (und 'Qpa(«) *die Schönheit der Gestalt Jedenfalls im Namen trägt*, macht sie unbefangener Beurteilung nicht ver- dächtig; (IpttTw, die 'sogar' einen Nereidennamen fdhrt', hat auf Faros auch weitere Namensschwestern au&u weisen, wie ich zu Z. 11 seige. ^puvic Z. 90 erinnert allerdings bedenklich an die berflhmte Phryne. Ein glQcklicher Zufiill hat uns aber durch Gyriacus folgende Inschrift aus Faros erhallen [B.C. ff. 1877 S. 134):

Ktiq«Mv 'Api9TOf(i&vT0( xai ^puvlf'

Ist es angesichts dieser Inschrift noch erlaubt, die 4>p'jvl; der Lisle vielleicht ist sie geradezu Klesons Prau zur Hetäre zu machen? Mahnt dies Zusammentreffen nicht auch zur Vor- sicht in der Beurteilung anderer Namen ^?

Einer Reihe von Prauennamen ist in der Lisle kein Vater- name beigegeben; es sind, von Z ab. -xp^xy;, Zbiniun, 'AyXal?, rXuKtvva, -a-rpo^tva, KXtordtTpx, Zwiuj/r, ?. Ilp(i>Tfa), -iia. In (lieser Sphäre, sagt Maass, sei das schwerlich Zufall; diese Hetären seien incerto patre geboren. Aber können diese

* Vgl. P. Kretschmer, Vaseninsciiiiflen S. 209 Alben. XIIl 590 f. 567 d. > Aber Hesiod Tbeo^. 843 seUt W.Sebulie, QummUoms epieat B. 585 mit

Reiz nXcdTu für npo»T(ö ein. vgl. P. Kretsebmer, VaseDineebrifleo 8. 202.

* 4»puvt3« Cyriacus Abschrifl.

* Stünde MiOüXXiov la der Liste vuu FaioH, di-r Name enlgiengc .scbwer- licb derNaebrede. IfiMXXiov Biorloi» Hvpnab» 'll^iit-xfov Aitnwvoiw« xuv?) auf einem Torromiscben Grab.slein 'Bfiiin. dipx* ^893 8. 171 Nr. 4; ihr Ifaim 'Hyijia/o; Aiuxovocuf in der (.'rossen Lisle aus dem Jahre des Archoii Hrr- mogeues C.I.Ä. II 983 138. über MiOwXXoc u.s.w. Beobtel,8piUnaaien 8.61.

4t8 A. WILHELH

Praaen nicht auch Fremde, Preijj^lassene, meinetwegen selbst Sklavinnen sein? Alle insgesamt auf die lluld der Göttin, sei es Aphrodite oder Demeter, sei es Eileitbyia, angewiesen, konnten sie sieh nielu,su Dank fär die Vergangenheit und Für* bitte Air die Zukunft, bei einer Sammlung au frommem Zwe- cke vereint finden? Seltsam zudem, dass gerade die fttnf Aspa- sien, Yon denen man sagt, sie seien von ihren Eltern bei der Geburt schwerlich mit diesem Namen begrüsst worden, nicbt ««dbTopK, sondern sämtlich mit Vätern ausgestattet sind. Zudem bleibe nicht unerwähnt, dass s. B. auf athenischen Schataver» zeichnissen dieselben Bürgerfrauen hie und da mit einfachem Namen, hie und da mit Namen des Vaters und des Gatten er- scheinen : könnte nicbt ebenso ( ich will es nicht behaupten ) auch in der Liste von Faros der eine oder andere Vatemame unterdrückt sein?

Selir richtig hebtMaass hervor.die nachweisliche Beziehung, in welcher Valernatne und Tochtername hinsichtlich ihrer Bedeutung stehen', verhindere bei einer Anzahl von Frauen- namen unserer Inschrift 'die helärenhafte Eigenheit' anzuer- kennen. So sind UvjTüj E'javöpo'j, Ttp-apeTYi TiaT,<jiou, 'Ap)^i; 'Ap- y«Tijxou, IlaTpofpiXa •I>rAwvoi, IlxtSxpyt; 'Apyiou, StoTpw 'Axi'iio? vor dem Verdachte von W'ahlnanion geschützt. Auch dass wir 'allen Grund iiaben. in den \'iit(M-n parische Ivingesessene zu sehen' erkennt Maass auf Grund von Pernices Nachweisen bereitwillig an. Ich glaube diese nicht nur vermehren. sondern auch wahrscheinlich machen zu können, dass wenigstens ei- nige von den in der Liste genannten Krauen auf anderen pari- schen Steinen, anscheinend in bester Gesellschaft, wiederkehren. Über die soeben erwähnte <I>p'jvi; werde ich noch zu sprechen haben; unsere IIc^wtÖ) '.•\'X)ci(o'j oder wie immer) Z. 5'» finde ich wieder auf der durch Prokesch bekannleo loscbrifl C.i.G. 2413 {in sacello EUut/icrinno)

RPßTßAAKl nPOZOENOY

( Vgl. W. ScholM, Quaetiiimn «pieM 8.23 add., Usen^r, G9ttemamfln 9, 36?; Vechtel, Spitium^a 8^ S i|. s.

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blE SOGENANNTE HETASilBNlNSCttRll'T AÜS t>AROS 4^^

g^anz unsicher lileibl allerdings, ob man 'Ap«dXv) Ilpoadevou Z. 15 zu der auf dem Steine C.I.G. 2398 b genannten -«(Xiq npo96<vou in Beziehung bringen darf.

Um zu scliliessen: Maass hatte behnuptet.von etwa der Hälfle aller auf der Inschrift vorkommenden Frauen sei es sicher oder doch wahrscheinlich, dass sie Hetären waren, und von den übrigen, da sich ehrbare Frauen und Gassendirnen nicht an derselben religiösen Stiftung gemeinsam beteiligt haben wQr^ den» das Gleiche einfach vorauszusetzen. Bei eingehender Un- tersuchung auf Grund berichtigter Lesung stellt sich Tielmehr heraus: Von keiner einzigen der Frauen der Liste kann es mit unseren Mitteln erwiesen werden, dass sie Hetäre war. Der Schluss von Einzelnen auf Alle ist bei dem Anlasset um den es sich handelt, Oberhaupt nicht zutreffend, und träfe er zu, so bewiese er nicht für,sondem gegen Maass. Denn von nicht ganz wenigen Frauen wird selbst von dem Vertreter der Hypo- these, die ich bekämpfe.zug^ben, dass sie völlig unbedenk- liche Namen, keinesfalls Wablnamen des Gewerbes tragen ; andere sind mit Wahrscheinlichkeit in unverdächtiger Um- gebung nachzuweisen , und flberblickt man die Beziehun- gen , die sich in der Namengebung zu anderen parischen Inschriften aufzeigen lassen, so gewinnt man zunächst den Eindruck, durch unsere Liste nicht etwa in die Terrnfenen Häuser und einen 0ia9oi; der Oi'vTpu. sondern in die gut bürger- liche Gesellschaft von Paros geführt zu sein ; finden sich viel- leichtauch Angehörige niedriger Kreise und Nichtbürgerinnen, so darf das nicht Wunder nehmen.

Die Annahme, dass die in der Liste genannten Spenderin- nen einen Verein gebildet hätten, scheint mir unbewiesen und unbeweisbar. Dass Neokoros und Priesterin als Vorstände des Heiligtums in der Überschrift genannt sind, in dem Verzeich- nisse der Beiträge, die der HerriciiLung eben dieses Heiligtums zu Gute kommen sollten, ist auch ohne Voraussetzung irgend einer Organisation durchaus nalüilicli : wäre eine solche vor- handen gewesen, so würde eine üLisdnickliclK! Lrvvälinung schwerlich fehlen. Um bei einer Sammlung zu frommem Zweclie

m

A. VrtMMBlM

Zu Bechtel- Pick's Griechischen Personennamen ist MuWl; ( si!hon dui'ch die in der Kirche "Avio; NiKoXao? zu \'olo ver- mauerte Grabschrift, lleuzey, Mace'doine S. 4^.' Nr. 189 MAXi; 0ioicpiTO'j yuvh bekannt) wie M'jXXtov C. I. A. II 3982 und MuXXaoov II 2596 nachzulra^^en ; MuXXo; B. C. II. 1879 S. 76,6 in don Listen aus Thasos u. s., dazu M/AXea;, MuX.- Xivxi;' vgl. Bechtel, Spitznamen S. 30. Sicher unrichtig ver- mutet Franz in dem Verzeichnisse der lleraprieslcrinnen von K^rene C. l. 0. 5143 Z. 1 1 M^uXa[Tla) AOcto;; die Abschriften geben I A Y A I a und o I A Y A B O, also ^<kttL^} vgl. 4>iXrö$a- jxo; I G. Ins. III 3i.

Z. 10. ^iXtadK ist mir, erinnere ich mich recht, sonst nicht begegnet. Voo dem drittea und vierten Bucbetaben des Na- mens zeigt der Abklatsch nur Bchwache Spuren.

Z. 11. Der Name EpxdiTczYi.noch zweimal in der Liste ver» treten, scheint auf Paros beliebt gewesen zu sein; er findet sich noch in der *A6qv«iov V S. 15 herausgegebenen Weiheio- zebrift ( ^Epa^inicv] 8pdl««»vo«),'Ep««tföv auch in einer noch un- veröRentlichten Inschrift.

Auch der Vatername *ApxlXaio( ist sonst bezeugt. 'AOnvatov V S. k% ist die Weiheinschrift veröfTentlicht :

und S. 43 die Grabschrift dieser Prau und ihres Mannes :

nau 'Apx<Xiov B, C. H, 1877 S. 135. Als £px«iv in der S. 413 mitgeteilten Inschrift.

* Blinkenbcrgs Lesung der Qrabschrin aus Erelria MuXXiva« StwaXof (Eri'irisk<- r.rarskrifler I69|, die Üecbtel anzweiMl, wird durch meine Ab* schrill buslaUgt.

Biotppoiv 6pdE<T<üvo; rriv YuvaCxa FIpuTÜ *ApxiXäou

rifWToOi

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DfB SOOBNANNTB RBTABRBNimCttRIFT AVB »ABOB 488

In dem Namen MeXtviov, den ich wie MtXiwa Gr. D.I. 3534. C I.A. II 1434, MeW CIA. II 1868, MAmov C.I.G. 3521, 3953 b, IG. Ins. III 388 in den Griechischen Personennamen nicht verzeichnet finde, sind zwischen AIN verschriebene Buchslaben deutlich sichtbar Als Valernamen las Pernice Mvir;'JiO(eo>j), aber der ielzle liuchslabe ist sicherlich E; also glaube ich mich berechtigt, den Paros eigentumlichen Namen Mvy5- 9uiDn( zu ergänzen Der durch seine Heliefs und Inschriften merkwürdige Sarkophag, über den B.C.H. 188Ü S. 285 und ausführlich von E. Löwy in den Arch.-epigr. Milth. XI S. 116 berichtet ist, nennt Mvt)9uxt|( KTV)<7tucvo<j<;, FlappLiviiAV Mvyitietcou, Kx^Xivuo NIvTiTUTTou, und seit langem bekannt ist ein mit Stier« köpffn und Blumengewinden geschmückter rander Altar, von Fauvel auf Delos gesehen, jetzt im Museum von Marseille, mit folgender Inschrift (C.I.G, 2310; W. Fröhner, Catalogue des antiquites grecques et romaines du Mus4e de Mat' seille 1897 S. 23):

Schon Böckh hat die Namen llpoc^x^iic und Nco^tvi^« als pa* risch erkannt sie kehren in der Inschrift C.I.G. 2376 wie- der ' und fQr MwioUivvK (damals sonst nicht beieugt) auf den Parier KnumeinK C.LG. 2386 verwiesen. Da auf Delos nicht bestattet ward, nehmen Böckh und Fröhner an, der Altar sei zur Erinnerung an die Toten, aber nicht an der Grabstatte selbst, aufgestellt gewesen. Diese Annahme entbehrt aller

fivwt optonUrtt jtol ttwhi x*^^^ xpotSp/w iv tote «rydot« «tX. Ich bin ver*

.sucht, d ie von Krispi EuiYY.S/oÄTj 1876/78 S. 5, p>t' (sclilfclitcr 'AOr|vatov V s. w.K mitgeteilte Ehreninscbrift auf denselben Praxikles xu bezieben und L\x üigduzeu :

'H ßouXi) xal [6 fijjiMK

npafi(]xXi|v Nio[|ii{8Öuc

iT(|i.i)9tv] •&t<(vt [jia[p[i,ap(vi|i

ATHBN. MITTUBILUNGKN XXIIl. 29

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434

A. WILHBLII

WafancheioltchkeU. Vencbleppi ist der Stein unter allen Um- ständen und zwar sicherlich von Faros selbst, wie umgekehrt delische Steine nach Paros gewandert sind

Der Name Kpiruv auch C. I. G, 3399 (Antiparos).

Timarete, viermal in der Liste, begegnet, wie schon er- wähnt, in der Kurzform TifMipu auch in derGrabschrift C.l.G.

Z. 13. Zu HvYi(aiou) vgl. Uvvtdttv in der Liste 'A0f.v9itov V S. 22. *Einiv«C (C.LG, 2836) auch in dem Verzeichnisse von Beiträgen ebenda S. 28, der jüngeren Inschrift S. 1 9, und hier Z. t9.

Z. 14. Statt 'Ev Wtt, wie Pernice las,hatteich erst E *H3uTtt vermutet, so auch B. Latyschew in seinen Analecta epigra* /»Aica, Philologische Rundschau (russische, Moskau 1 895,S.1 52. Aber der Stein zeigt deutlich $i^ut«&. Beispiele für die Ver- lesung von ^1 zu H und N habe ich GöU. g^l. Anz. 1898 S.208 und Arch.-epigr. Mitth. 1897 S. 7t beigebracht. Der Name 4>i>uTb>, schon durch den eben besprochenen Altar fOr Paros bezeugt, wird auch in einer mir durch Olympics Absciirift

* 8o die gross»' Hrrliniinpsurktiiido T^r Bas II ?Ofl?, wi« Homolle ß. C. II. 1878 S. 3'4l ; S. 3 trczt'ifcl hat, und iiacli dess.-llicii GfldirhMi Aiisfüli- ruDgeu Ii. C.H. 1879 S. 158 die von Ol^uipios AOiivaiov V 9 herausgege. bene, Ton K8bler,Athen. MUth. 1876 8. 958 und noch Jetzt von Diltenber- ger, SijUuge^ Nr. 313 unbedenklich für Paros in Anspruch genomnione In- 8clirin,dif npoT-.rjLo; Aw5iOeoj £y MupivvoÜTTTj; als nennt. Die Zutei-

lung an Delus ist nachträglich durch eine auf Delos scib.sl gefundene In- schrift, die Protimos in gleicher Eigenschaft nennt (A. C. H. 1884 ü. \hO) bestätigt worden. Von der Inscbrifl *A(h(vstov V S. 97 Nr. 12 hat K. Scbo« niacher Herkunft aus Delos erwiesen (Rhein. Museum 1887 S. Ii8). Als ▼erschlej)]!! hetrachtc ich auch ful^'cnde Inschrifl eines O.H^J'" breiten, 0, 14 ho- ben, Ü.'iT" dicken Maruiurblockes, der jelzl iiiicr der Thür des Ilau.ses des 'Ii»^i)C 4N0Tutvd( gegenüber der Kirche tp«t< Upipx*' Parlltia vermauer ist:

E1TIEFIMEAHTOYTHZNHZOY MOZX'

Den Naiuen hat Herr Krispi, bevor der Stein, auf I'aros verhaut gefunden, neuerdings vermauert ward, vollsUlndiger MOZXIQNe« gelesen. Ob diese Unterschrift etwa der 13asis 'A6i{vatov V S. '.'7 angclioren liann. bat künftige Untersucbuug fest xu stellen.

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DIE SOGENANNTE HETAERENINSCHRIFT AUS FAROS 435

nur ungenügend bekannten Inschrift 'A8ibv«u>v V S. 45 her» lustellen sein. Der Herausgeben liest:

NiXuTOu npo(j[6ev]ou

In dem ersten Namen darf ich wol ^iXuTo{i[< ▼ermuten, umso- roebr als Krispi in dem Berichte der EuolyyiXixti SxoXv) 1876/78 S. 7, pmq' folgende Inschrift mitteilt:

Ilpocöevri; xxt riaffiTciOii

E.O....IH -rijv [(x]iriT«pa.4)| A

.... £b>OÖtV0U

Es wird, denke ich, auch hier ^X[vTttJ Sua^jvou za lesen sein. Z. 3 mag man EiX]c[i]6[vyvi[t versuchen, wenn nicht Yielmehr der Vatername zu er^nzen ist; Weihungen an Eileithyia auch C.I.G. ^389, 'AOiqvflciov V S. 19. Dazu kommt noch unveröffent- licht, von mir im Besitze des Arztes N. Russos gefunden, eine Platte weissen Marmors (0,S7" hreit, 0,156 hoch, mit zwei Löchern rechts und links zur Befestigung), die Ober zwei weiblichen Brüsten die Inschrift tragt:

'Effixpx[TTi]a 'EXiu-

Zu der Schreibung 'Emxpitv)« , welche durch die erhalte- nen Reste gesichert ist, vgl. B. Schweizer, Grammatik der pergamenischen Inschriften S. 56.

Sttd)i'vT)( Ilpo^rOevou; ist als Priester des Ztvc BaotXiu« u.s.w. C.I.G. 2385 genannt, in einer ßeitragsliste *AHvatov V S.98.

Fopyo; auch C.I.G, 2374 e.Z. 9; 2399 (Antiparos); UBas 2ü88.

Z. 15. 'ApicaXyj npo«W(*oy): In seiner Abhandlung Über Fa- ros und parischc InscIiiifU'ii S fi38, 10 (darnach C.I.G. 2398b, LeUas 2087) teilt Thiersch lullende Inschrifl mit:

436

A. WILHELM

-wjivo; Ktyi5i<p0vto? -ciXyiv Ilpoodevou TTiv eJauToO yuvaixa

Es läge nahe, scheint aber doch zu gewagt, als Namen der Frau 'ApTziikf) zu vermuten; hält man an Thierschs Abschrift fest, 80 ist Ba]<j{XYiv, wahrscheinlicher NixYi]<jiXinv * oder ähnlich zu lesen (n6vOi]aur»v Thiersch ). Eine noch unverölTentliclile VVeihung an 'EXsjÖitj, deren Kenntniss ich Herrn Dr. O. Ru- bensohn verdanke, nennt 'ApTriXyi EpaottpcivTo; npo«j6£vr? ist wol der häufigste Männername auf Paros.

F'ür IIexÖ) war ich einst geneigt IhtOw zu vermuten (als Name einer Ergastine C. I. A. II 9öü. 957. einer Hetäre Athenaeus XIII 577 a) aber K sieht deutlich auf dem Steine. Also licizl wie bei KoSü in einer noch unveröffentlichten Inschrift aus Paros, ein stark verkürzter Kosename vor.

Z. 16. Der Name lixpwv ist auch in der kürzlich Z^.C //. 1897

S. 21 mitgeteilten Inschrift Z. 7 zu erkennen und steht ebenso deutlich C.I.G. 2398e add. S. 1077 (LeBas t>066). wo Böckh M. Aip. öpaij'j^t'vo'j ToO 7ri[Tlp<i»vo; lesen wollte. Übrigens ist der Name auch ausserhalb der Insel nachzuweisen.

Z. 17. Von dem Zahlzeichen an ersler Stelle erkenne ich auf dem Abklatsche noch den ersten schrägen Strich. Zu l^nde der Zeile scheint der Steinmetz statt P in Fopyou irrig B ein- gehauen zu liaben.

Z. 18. KjXeivxpö) gehört zu einer kleinen Gi iippe von Kosena- men, die ich bisher nicht zusammengestellt finde. An Tc^apü einer anderen Inschrift von Paros habe ich schon oben S. '»'26 erinnert. Die Zugehörigkeit zu KXstvaptT-o und TiaaptTY) liegt auf der Hand. Emige Beispiele aus anderen Inschriften: Ax-

Der Name N«xT)at).T], den die Giiecliisrlien Personennamen niehl ver- zeichnen, beppRiiel in der S 4H0 erwähnten Inschril'l aus Tenos Z. l'2f.. vgl. NtxJi^iÄ.«; in der grossen Urkunde eliendalier hiser. Hril.Mus. 377 Z.45. Die llauinverhiiltnisM! si ln inen elier für den län(xeren als den kürzeren Namen zu spreelien, iiid< >s kann die Zelle elwas eingerückt pewesen sein wie Z. 2 auf dem Steine S. 430.

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DIE SOaBNANMTS HBTABRBNIN8CUHIPT AUS FAROS 437

(iatp4&, KXitTotpib, Ntx«p(&, Inscriptions iC6pidaure 195, 250, der letzte Name auch CJ.G.Sept. I 2681 nach Bechtel, Peraonennamen 216, Tux«f<;» C I.A, III i280a add. S. 519, C.LG.Sepi. I 1639; dazu ^(XrapÄ, weon ich den verderbten Namen C. I. G. 5143 richtig deute (oben S. 432). nü6iinvo( auch 'A6viv«tov V 5. 29.

Von dem letzten Buchstaben der Z. 18 erkenne ich auf dem Abklatsche nur eine senkrechte Linie, also war stau KX»- wahrscheinlich KXi(vfou) geschrieben.

Z. 20. Leider sind im Bruche die dem Namen des Vaters der ^puvlct angehörigen Buchstaben sehr beschädigt. Dennoch ist KAEZ deutlich zu erkennen; dann ist das obere Ende einer senkrechten Linie und an nächster Stelle der Giebel eines dreieckigen Buchstabens klar,nach dem Platz fflr ein weiteres Zeichen bleibt. Unter diesen Umstanden ist die Identität die* ser ^pjvlc und der #puvlc K>itSft|MivTO€, welche die nur durch Cyriacus bekannte Inschrift B.CM. 1877 S. 134 nennt, nicht sicher; folgte auf den dreieckigen Buchstaben kein weiteres Zeichen zu Ende der Zeile, was sich nur vor dem Steine ent- scheiden lässt, so ist für unsere Inschrift die Lesung ^puvi« KXct(vtou oder ähnlich) A als die wahrscheinlichste zu be- zeichnen.

Z. 19 und 90 zu Anfang gibt eine ältere Abschrift Krispis das Zahlzeichen C; auf meinem Abklatsche ist Z. 19 nichts zu erkennen, Z. 20 dagegen das unlere Teil eines B oder allen- falls S.

Z. 21. Pernices Lesung FopYi«««. . . . « Ttpiiri«((ou) 'ApioT[o* vUv) wird einigen deutlich sichtbaren ßucbstabenresten nicht gerecht und ergibt nach dem ersten keinen fassliehen zweiten Namen und keine Zahlzeichen. Ich habe FopyU ( vgl. s. B. C l.G Sefd. 1878) KXio^Srjtfxou), A Tiur,iaptiT[tj lesen zu sol- len ge<^luubt, denn jeder Versuch, anders zu lesen, stOsst auf erhebliche Schwierigkeiten. Ist auch der Name Ti|xv)(rapianQ

I über die ganzR Sippe der Namen «^p4vi| 4p6v«g U. S. W. Becblel in der ^. 419,8 geaaouten Abbandlunj; S. 43.

498 A. WltHBLM

zuniiclist auffällig, so wird er doch wol diircli Tuir.nxpirr, B.C. 11. 18S1 S. 265 neben Ti^roixr. und almlidie Hildiinjien goschiitzt. Den Ausweg r-ar, Z 'Aciirr. . zu sclircibeii und Z als Werlzeiclien fur eineo Teil des Obolus zu fassen müchle ich niclil empfelihMi.

Z. 22 nach l*eriii(:e Aotcxiix 'Att^ositiov Ai^iö(/0'j) ; dies wäre seiner Abschrift nach leicht in Airraaia 'Attä(ao'j) B Kl- ciov zu verl)essern, wie auch Latyschew vermulele. Aber nach 'Aittxtix sind von den Aidangsbuchstaben des Valernamens im ßruche des Steines beiderseits Reste erhalten, die auf PI (allesfalls auch KP) führen. Also ist 'ATTi(Xoy) ausgeschlossen. Icii vermag den Namen nicht zu linden, üxtcimo; be|(egnet, soviel ich weiss, nur mit einlachem T.

Sicher ist hier und Z. 28 der Name EiTiov.den ich auch für Rhodos I.G.Ins. I 583, Ralymnos Gr. D.I. 35^3 nachzuwei- sen vermag. Er gehört zu 'Ioiy«viix, laiyovo?, loiSoTo^, loiSwpo; 11.8. w. 'I<Ti4;, 'I jxpiov, 'laxpoO; und verhält sich zu dem jetzt vielfach, auch für Faros selbst ('AOY)vaiov VS. 45) bezeugten Namen 'Iciwv, der Letronne {Oeuvres choisi'es II 83) nur in drei Beispielen bekaoat war, wieXatptov: XatpiMv und zahl- lose ähnliche Bildungen^.

Wenn Pernice als Vatersnamen As^iöf/ou) gab, so hat er das SU ßnde der Zeile deutliche 6 verlesen. Der Name Ae^iicpxTYic begegnet auch AOrjvatov V S. 42, B.C.JI. 1877 S. 134.

Unsicher bleibt mir der erste Name Z. 23, den wieder der Bruch geschädigt hat. Nach Krispis Abschrift zu urteilen scheint die Stelle früher besser erhalten gewesen zu sein, und seine Lesung 0]EOK?H?TH lässt sieh mit den auf meinem Ab- klatsche erkennbaren Resten vereinen; doch lässt dieser Name links für einen Buchstaben Platz. Ich dachte deshalb an KXjio-

* Vgl. BroDO Keil bei If. Fräakel, Insohrinen von Perganon II 8. 191

zu ?55

' In Beclitel - Ficks (iiiecliisclien Per.soucmiaiiicii fclill Iv-oiov, el»cnso in den Nacbtrftgen aus I.G./ns. I, die Beclitel in Dezzeubergers liuilrA(;en XXI 8. TerdffeoUicbl hat.

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OIB 80G£KANNTE H£TALKEM.NbCHlUFT AUS PAHOS

439

xpCr*}. Ob in dem I^ruche an zweiter Stelle ein riindor I^uch- stabe steckt, wird sich nur vor dein Steine entscbeideo lassen. 'AyXat; (fehlt in den {griechischen Personennamen) z.B. In- Scriptions f'uridir/ucs I Nr. = Insrr liril. Mus. 377 Z. 90 (Tenos); Leake, Travels in Northern Greece IV S. 211 (Pherai ); Aelian. v.h. 1,26. Zu F^ndc der Zeile erkenne ich deutlich das bisher übersehene Obolenzeichen.

Z. 24. llpu>Ta> 'AX)ci(ou oder ähnlich) vgl. oben S. 428.

Z. 25. rx]u»(« «' Tpo9(Xa Mm(vo«) t' Pemiee; rx]ti-

x[cpa A]a[KpgLTou ß' ^o) ^tXat 4{X»(vo() i' Latyschew. Meine Le- sung ist völlig gesichert. rXuxtvM« ist auch sonst bekannt s. B. I.G.Ins. I 3-i6.875,Ör./)./.3513. Inscriptions of Cos 181. Eine Hetäre llocrpofa« in dem Gedichte Anth. Pal. VII 221, vgl. W. Schulze, Gött. Nachr. 1896 S.245.

Der Name 'AX^Ect^^c auch CJ.G. 2390 (M. Pränkel, Epi- graphisches aus Aegina S. 34 Nr. 113), 2408, 2414 b.

Von Z. 26 ist der Anfang bisher unentsiffert geblieben. Nach *Aan%n9. erkenne ich II KAPO, was ich nur [NJixfliYQ(pov) deu- ten kann.

Z. 27. Z«m{(&dKXco(a6p6tov in der kQrzlich nach Gyriacus Ab- schrift veröffentlichten Inschrift Athen. Mitth. 1897 S. 409 Nr. 13.

Z. 28. Mv^ Vnov Pernice.aber die obere Linie des E und I sind deutlich. diöSupo; auch in der S. 412 angeführten Welhtn- schrift.

Z. 29. njKTpo^^v« oder MjscTpo^lva.

Z. 30 ist der erste erhaltene Buchstabe nicht völlig sicher, aber dem Abklatsche nach am ehesten H gewesen; deutlich sind nur zwei senkrechte Linien. Reinesfiilb *Ep«a]{incD, etwa *A- yavtinni.

Z. 31 IHM KX&t( Mvin(«<ou) cl' Pernioe. Aber an den

Namen KXstt^* ist nicht zu denken. So hatte auch Latyschew \xU hergestellt und gelesen: -njjwfj 2w(<iix) x' Aati( ktX. Aber

Üt)er KXi.; Sappho Frag. 76 (84), ricblig KUii t. WilamowiU, Comm. gramm. III 8. 23,1.

440 A. WILHBLM, DIB BOOBNANNTB HBTABRBMlNSCHRirr AOS PAROt

das vermeintliche K ist verlesen fQr S. wovon allerdings nur die untere Hälffce deutlich ist. Aai( auch C.I.A. II 988 (Ver- zeichniss von Eranisten); III 2740. 3248; C. I. G. Sept. I 107. 560. 1616; 'Eipra. «px- 1892 S. 168; Athen. Mitlh.

1886 S. 125; C. I.G.Sic. 1323. 1688. 1798 {t:%\\%x^ «po^ TocTY)). 1918. Als semitisch gilt auch dieser ' ilelärenname* R. Herzog, Philologus 1897 S. 49.

Zu ZwiO.o/) vgl. Arch.-epigr. Mittli. XI S. 188: oi jtexoi-

Z 32 AxxpOa ? Ilp(t)To(>,'£vo.j;) a' Pernice. Allerdings hat

man in nPrtTo, wie völlig klar auf dem Stein steht, z.unäolist einen Valernamen zu suchen. Allein es will dann nicht ge- lingen, für die erste lliiltle der Zeile eine annehmbare Lesung

zu finden, es sei denn, dass man A MäpOa IlptoTo')t>eo'j

oder wie immer) A sclireihen zu dürfen glaubt. Somit Ideibt nur die Voraussetzung, dass IIpwTo irrig für IIpcuTw geschrie- ben sei. Der runde Buchstabe vor A kann ebenso wol o wie O sein

Z. 36 -{viov Pernice: 'Huj^rtov ist sicher. Der Name, wie häufig 'lla-.yia. auch C I A. W 3VI5. in der S. 4'2'2, 2 er- wähnten Liste von Thiasoten und Gr. D.I. 1789 (Delphi).

Wie der freie Raum unter der Inschrift /.eigl, ist die Liste vollständig.

Athen.

ADOLF WILHELM

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REI8UBBRICHT AUS KOS

Die Absicht.den Platz des Asklepieion« von Kos genauer zu bestimmen, als es bisher gelungen war, und die Möglichlteit einer Aus<irnl)iing dort zu untersuchen. führte micli im Sommer 1898 auf die insel Durch den Bericht, den M. Dubois in der Abhandlun!^ De Co insula (Paris 1884) über seinen Besuch der türkischen Festung gegeben hatte, war mir der Gedanke nahe gelegt, dass die vielen Architekturstücke, welche die rbodiscben Johanniter in das Schloss am Hafen verbaut hat- ten, Aufschluss über den Verbleib der Reste des Asklepieioos geben könnten, und dass die Mauern der Burg ausser den we* nigen unbedeutenden In8ehriften,die bisher in ihnen gefunden waren, noch viele an Orten verborgen enthalten. die nur bei Br- laubniss einer grQndlicben Untersuchung der Festungsroauem entdeckt werden könnten. War es doch sehr auRallend, dass unter den vielen bisher bekannten Inschriften von Kos das Asklepieion eine so Oberaus geringe Rolle spielte, sogar in den sahireichen und ausführlichen sakralen Inschriften. Auch von Weihgeschenken an den Ck>tt und von all den Kleinigkeiten, die allerorten von dem Vorhandensein einer grossen Kult- und Heilstätte Zeugniss geben, war keine sichere Spur auf Kos gefunden. Wenn das Heiligtum systematisch zum Bau der Fe- stung abgetragen war, so mussten sich auch die grossen In- schriften in ihr finden*. Von diesen Erwägungen ausgehend hatte ich suerst durch die gütige Vermittelung der Kaiserlich deutschen Botschaft in Konstantinopel ein Gesuch an die tür-

< Prailksh sind die JobanaRer bei ihren Braten sond^iar verfaliren. Die grosse iioiscbe InschriH Paten -Ricks 10 war in die Jobanneskirchu von

Rhodos verhaut, und dit^ Fricsstüi.-ko in der koisi-lirn Pcsliint;. die Hoss für Beste des AsklcpieioiH hielt, sind au> Kiiiiios verschleppt (vgl. ßeni^durf un4 ^}ieniann, Heiden in Ljrkieu und Karien i S. 1211'.).

442

B. HERZOG

kiBche Regierung gerichtet um die Elrlaubniss zur archäologi- sehen Durchforschung der Sla<ll und Insel und insbesondere zum Eintritt in die Festung. Die Direction des deutschen ar- chäologischen Instituts bewilligte mir eine l'nterstutzung zur Ausführung meiner Absichten. Audi der heste Kenner der Insel Kos, Herr Paton, der sich nach Vollendung seiner In* »oriptions of Cos anderen wissenschaftliehen Aufgaben zu* gewandt hat, unterstützte mich bereitwilligst durch seinen Rat und Empfehlungen, und brachte zuletzt auch noch einen Teil seines SomineraufenthaUs auf Kos zu, während dessen er mir mit seinen Erfahrungen getreulieh beistand.

Am 14. Juli kam ich in Kos an und reiste nach kurzer Orientirung weiter nach Rhodos, um das EinfQbrungsscbrei ben der tQrkiscben Regierung dem Gouverneur des InseWi- lajet8,Abeddin Pascha, zu überreichen. Ich wurde aufs freund- lichste aufgenommen und erhielt ein Schreiben an den Kai- makam von Kos, worin er auf Grund des Irades zur Unter- stützung meiner Forschungen aufgefordert wurde, ich wollte nun zunächst mit der Untersuchung der Festung beginnen. Hier begannen aber sofort dieselben Schwierigkeiten, die sich Dubois und Paton entgegen gestellt hatten. Der Komman- dant der Festung erklärte, in dem Irade sei die Festung nicht ausdrücklich genannt und er könne nichts gestatten ohne Be- fehl seiner direkten militärischen Vorgesetzten. Es begannen telegraphisehe Unterhandlungen, hei denen mir der Vali sehr beistand. Nach etwa 10 Tagen erhielt ich auch die telegra- phisehe Mitteilung, dass dem Kommandanten die entspre- chenden Weisungen von seinen Oberen zugehen würden. So lange ich aber auf der Insel weilte, kamen diese Weisungen nicht. Somit mussle ich die Festung aus meinem Programm streichen.

Die topographische Untersuchung hatte auszu<j;elien von den antiken Nachrichten. Das Asklepieion lag nach Strabo XiV S. 657 {v T<^ irooxTT6i(,> der mit der jetzigen identischen Stadt. Diese Angabe wird bestätigt durch das bisher nicht beachtete, ebenfalls auf Autopsie beruhende Zeugniss des lihelurs Ari-

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RKISEBERICHT AUS KOS

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Steides (VII, Dindorf 1 S. 76), nach weichem die Meilstätle IV Toi; T(üv K<i)(i>v rpoxTTftoi; lag. IlooacTitov bezeichnet nach feststehendem antikem Sprachgebrauch die Gegend direkt ausserhalb der Stadtmauer. Von den bisherigen Forschem waren drei Plätze für die Stätte des Asklepieions vermutet worden. Palon ( Inscriptions of Cos S. 137 ) nahm dafür die einzigen in der Umgebung der Stadt zu Tage liegenden Tem- pelreste in Anspruch, bei der verfallenen Kirche der II«v«Yi« Tap(7oo jenseits des Dorfes Kermeti, am sanften Abhang der Gebirgsausläufer. Die Entfernung von der Stadt, die er auf eine halbe Stunde schätzte, beträgt eine ganze Stunde, so dass der Ausdruck iv «poxertb^ nicht mehr darauf pasat. Es sind dort noch Fundamente eines Tempels sichtbar, vom Oberbau nur noch das Bruchstück einer dorischen Säulentrommel von etwa liSb" Durchmesser mit tiefer Kannelirung und das eines daxu gehörigen TriglyphenstOcks, beides aus weissem Marmor. Sonst ist alles abgeräumt. Die InschriflblÖcke, welche in der Umgebung gefunden wurden und zum Teil noch dort liegen, haben keinerlei Beziehung zu Asklepios ergeben. Bs ist nicht unmöglich, dass der Tempelbau frOhrömiicher Zeit angehörte. Der Oberbau kann in die Kalköfen gewandert aber auch zum Bau der Festung abgeführt worden sein. Eine Untersuchung der dort verbauten Architekturstocke könnte vielleicht darüber Auskunft geben; andrerseits kann Klarheit auch g^haffen werden durch die wenig Arbeit erfordernde AufrSumung des Tempel platzes.

Das entgegengesetzte Extrem hatte Dubois {De Co insula S. 8-11) angenommen, indem er das Heiligtum in die nächste Nähe der Festung und des Hafens setzte, verleitet durch grosse Architekturfunde in den dort gelegenen C^rten eines Türken. Durch private Ausgrabungen, welche dieser anstellte, wurde aber klar, dass hier nicht das Asklepieion, sondern ein grosses Gymnasium aus romischer Zeit gestanden hat.

Dubois hatte den von seinem Vorgänger I^ayet {Memoire Sur Cile de Cos, Archives des missions scicntifiques 1876 S. 98) angenommenen PluU wenige Minuten westlich vuu

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R. HShZüG

der Stadt' als zu weit entfernt bezeichnet. Ganz klar ist die Beschreibung Rayets nicht und seio HauptbeweiBBtück, 'ein dorisches Kapitell aus weissem Marmor, vod sehr grosser Di- meosion uod sehr reinem Profil', wurde 1884 von üenndorf uod Niemann (a.a.O.) ntoht mehr gefunden» ebensowenig von mir. Auch wasste von den Roem Niemand etwas darOber.

Ich hielt es zunächst fOr notwendig, den Umfang, d.h. die Mauern der antiken Stadt fest zu stellen. Auf den Gängen, die ich zu diesem Zweck unternahm, zeigte mir mein Führer loan- nis Kallisperis aus Kaiymnos die von ihm mit grosser Wahr- scheinlichkeit angenommenen Spuren der SUidlroauern. Sie stellen sich jetzt als ein zum Teil hober Damm dar, in dessen Umgebung sich allenthalben grössere Mauersteine finden. Die- ser vermutliche Mauerzug hat einen Umfang von etwa 3000"; mit Zurechnung der Seeseite ergibt sich fikr die ganze Stadt ein Umfang von 3-4^, gewiss nicht zu viel, wenn Strabon XIV S. 657 von ihr sagt: ^ )i «öXi{ ou (AtyaXvi, it&Xkmx «cr«Av «uv4^xi9(aIvt) itai t^ioOat to1I( xavaicXlovotv ^)t<m|. Dieser Stadtumfang deckt sich ziemlich mit dem der erweiterten heu- tigen Stadt, die sich um Hafen. Festung und innere um- mauerte Ritterstadt in weiterer Bauart mit Gärten bei den Häusern herumzieht*.

Der mutmassliche Mauerzug schneidet das jetzige westliche Stadtende Jeni-Kape. Geht man von hier westlich die Strasse* nach Kermeti, so gelangt man nach 300" an einen Platz von etwa 100" Länge und 160" Breite, der sich im Gelände deut- lich durch eine Brhöhung von ungefähr I" abhebt, und mit späten Thon- und Ziegelscherben bedeckt ist. In den Garten- und Feldmaoern rings umher sind viele schöne Blöcke von blauem Kalkstein und weissem Marmor verbaut. Aul diesen Platz stimmt die Beschreibung Rayeis. Bei einer Besserung

* Der Plan der Stadt und Umgebung auf der englischen AdmiraliUts» karte Nr. 1550 alhi ein gans falsches Bild von der jetzigen Stndi, uboiiso die iinti r iingiMisti^'ci) Bedingungen aufgenonimenen Skizzen von Dubois {f)t ^ insula Taf. i. 11 ).

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tlBISBäBRICHT AUS KOS

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der durchführendeo Strasse kamen verschiedene Marmor- blöcke zu Tage.

Hier glaubte ich zum Versucii den Spaten einsetzen zu müssen, und wurde darin durch Herrn Paton bestärkt. Nach längeren Verhandlungen erhielt ich, wieder durch Vermitt- lung der deutschen Botschaft, von der Verwaltung der Kai- serlichen Museen in Konstnntinopel tei^raphisch die Er- laubniss zu einer eintägigen Versucbsgrabung. Obwol ich mir davon kaum einen Erfolg versprechen konnte, wollte ich doch den Versuch unternehmen, ich lies» an einer Stelle der Peri- pherie, wo ich am schnellsten in die Tiefe zu kommen hoffte, einen Stollen von 10" Lange bis zu 3,30"* Tiefe eintreiben. Aus diesem Stollen wurden aber keine ßaureste zu Tage geför- dert, sondern nur.nach unten immer häufiger auftretend, Scher- ben, auch kleine Thonlampen aus später Zeit. So musste ich mich mit einem ganz zweifelhaften Resultat begnügen. Aber trotzdem bin ich nach wie vor der Ansicht, dass das Askle* pieion an diesem Platze unter dem Boden gesucht werden muss. Dazu bestimmen mich hauptsächlich die Ansichten.die ich mir über seine Schicksale gebildet habe.

In der Stadt und ihrer ganzen Umgebung sind überall In* Schriften in grosser Zahl, Skulpturen und Baustücke zerstreut und verbaut. Wie schon bemerkt, ist es sehr wunderbar, dass unter diesen Funden solche aus dem Asklepieion eine so ge- ringe Bolle spielen. An den Bergabhängen kann es nicht ge- standen haben, nicht nur wegen der zu grossen Entfernung, sondern auch, weil sich dort noch weitere Reste erhalten haben müssten ausser jenem Tempel bei llavxyia Tap«oG.

Die Ebene aber ist in Folge derVernichtungderWälder durch den von den Bergen herab geschwemmten Humus stark ange- höht worden. Über niedere Ruinen konnte sich daher bald eine schätzende Decke bilden, namentlich in Zeiten, wo die Bewoh- ner fehlten, welche die Ruinen zum Hausbau verwenden konn- ten. Dies weist uns auf das Schicksal der Stadt im ausgehen- den .Mlertum. Für das Asklepieion ist unser letzter Zeuge An^leides. üb es nach dem Lilidbehen unter Antoninus Pius

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R. HERZOG

(8. Hicks, Inscriptions of Cos S. XLI ) wieder im alten Glänze hergestellt wurde, ist fraglich. Vielleicht ballen ihm acboD die Erdbeben am Ende des 1. Jahrhunderts vor Chr. gesebadet.auf welche die für die Stadtgeschichte von Kos wich- tige Inschrift von Olympia (Dillen berger Nr. 53) Bezog nimml. Mit dem Erstarken des Christentoms wird es verfallen sein, zerstört wurde es jedenfalls durch das Erdbeben von 554, dessen Wirkungen uns als Augenzeuge Agatbias (siehe (licks a.O.) schildert. Wenn die zusammengefallenen TrQmmer dann durch die Erddecke beschirmt wurden, wie etwa in Olympia, so fanden die Ritter nichts mehr Ober dem Boden, was sie hatten zum Bau ihrer Festung abtragen können. Diese Verhält- nisse können durch einen langen und tiefen Versuchsgraben durch den ganzen Platz aufgeklärt werden, der aber nalQrlich mehr als einen Tag Arbeit erfordert.

Vor der Grabung hatte ich meine Zeit auf topographische Untersuchungen in der ganzen Umgebung der Stadt und ganz besonders auf die Sammln von Inschriften und die Auf- nahme von archäologischen Funden verwendet. Auf einer vier- tägigen Reise durch die ganze Insel lernte ich namentlich die Plätze der antiken Demen kennen. Bei den wichtigsten von ihnen, Hippioiai ("Ayio; Feupyto; ActCoo), Islhmos (heim Dorf K(^xXo),HalasBrna ( Dorf KapSx^ievz) sind die Mittelpunkte des Gemeindelebens genau bestimmt und werden von den Bauern als Steinbrflehe verwendet. Eine Ausgrabung an diesen Plätzen würde mil sehr wenig Arbeit das Urkundenmalerial der De- men. das auch für die Verfassung der ganzen Insel Wichtiges biclet, sehr vermehren.

Nach Abschiuss der geschilderten Untersuchungen verliess ich am 1'2. August die schöne Insel Ich nahm den Eindruck mit mir, dass aus ihrem Boden mit geringem Aufwand zahl- reiche und grosse Schätze für Wissenschaft und Kunst gewon nen werden können. Die äusseren Verhältnisse sind im Ein- zelnen sehr günstig, die allgemeinen Schwierigkeiten , die sich einer mit Schin fungen verbundenen s^steinulischen Durchlur-

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REISEBEHICHT AUS KOä M

schung entgegen stellen, können, nachdem sie einmal erkannt sind, auch jtehoben werden.

Meine epigrapbische Ausbeute beträgt mehr als 150 unedirte Inschriften und Inschriflenfragmente. Ausserdem habe ich ge- legentlich schon bekannte revidirt und zum Teil berichtigen können. Dieses Material erschien lu umfangreich, um im Rah« men dieser Zeitschrift geschlossen veröffentlicht zu werden. Ich entschloss mich daher im Binverständnits mit dem archüo- logischen Institut das ganze neue epigraphische Material und einige daran sich anschliessende Untersuchungen mit den nö- tigen Indices in einem besonderen Buche zu Teröffentlichen, das demnächst unter dem Titel *Roische Forschungen und Funde' erscheinen wird und in Ergänzung der Inscriptions of Cos die Urkunden , welche ohne das Werk des Spatens für die Geschichte der Insel gewonnen werden konnten, ver- zeichnen soll. Aus der Masse der Inschriften seien aber einige der Hauptstacke hier erstmals veröffentlicht und kurz bespro- chen Angeschlossen werden einige Inschriften nicht kölschen Ursprungs. Ein zweiter Teil dieses Berichtes wird den archäo- logischen Resultaten der Reise gelten, da diese dem Plan des Buches ferner liegen.

I

Inschriften

1. Platte von weissem Marmor, 61*" hoch, 40,5 breit, 7 -8 dick, im Besitz des Herrn 'A^e^io; Bu^Aav^xY)«. Sie diente froher als Bodenplatte in einem alten türkischen Bad und ist dalier stark abgetreten und so beschädigt, dass nur noch das obere Viertel der Inschrift annähernd lesbar ist. Schrift fein und sorglaltig. Hübe der liucbslaben 1^. Der obere liand lebll.

AIPATPIAIPAPA iCENA PQNEIZTOMHOENC TIMÜN ifEPEINTAMPOAIN YPEPßrK AZ»AEY7

44d tl. HBRZOÖ

5 AEMAI05:ErPAYEYnEPAY""0YEI ""ISTOAAI

NEPEMYEPOTITONAAMON^'PEPTAZOYZ./ ^5: APEZTAAKE TfilTE/ ZK A API fi I K A TOIZAAAOIZOEOIZAPAFONTAKA^ 04)QNTA METAT'^NZYNOE'^PONEM<|)A 'IQN « I" ON AH 10 HMEN 'V " 0'"TOI 1 ^A' A 'ETAA '^E'ANK | T A" r C AI ir YO N

Bb folgen elwa 23 gans utiIeBbare Zeilen.

yiyvtt t]3,i «arpiSt «ape^^Tto^ xaipo« o]ji0tva irapftXt]iv«»v itc TO |ti!)Oivo[c TÖy ;^D]d(M*v

&C [i^JaiplffraXxi tAi xt 'AtncXamdt xal TOfc SXkfm Otoic tticAyowTct Kttf [tvjof Avra (MTflt tAv auvOfupoiv IjA^aUji^uv [ajuriv &Qtov

Das Brucbstikck enthält einen Teil der Motive eines koiscben Ehren beschlusses für einen Mitbürger. Der Geehrte ist ohne Zweifel eine Person mit dem Führer der Optergesandtscbaft an Asklepios und dem Überbringer des Begieitschreibens^das der König Ptolemaios an den Demos sandte. Als Beweis da- für diene einmal der Begleitbrief an die Milesier, den Seien- kos I. einer Opf'ergesandtschaft für das ApoUobeiligtum mit- gab, Ditlenberger, Si/lioge 1 70; Michel, Recueil 39 (vgl. Wil- helm, G.G. A. 1898 S. 209), Z. 11 Cf. a^ecTiXxajiiv «i; TO U- p6v Toö 'AiroXXtJvo? ToO iv AtSuuoi^ rriv Xyyvtav -ryjv ^v^kXris %9\ xoTrpia ycuTÖt xat ipY'jpöc lic, ivzOiTiv toi? öeoi; toi; ScjTf.pdi xo- p.i^ovTx lloXt X vOr,v. Durch diese Analogie wird auch die verwickelte Konstruktion (Nachstellung des Particips und Na- mens hinter seine Objekte ) erläutert. Kur die lie/.ieliungen des Gerundien zu Ueiu Slaal, an den er geschickt wird, können

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UBISB&BBICBT AOS EM 449

wir zur Erklärung beiiiehen den Brief des Königs Philippos V. an die Nisyrier, Michel 43, besser Dittenberger* 263 =s/. G, Ins, III 91: BamXcuc 4{Xi««ftc Ntoupioi; x°^^P'*** '^f' tfaraXxa KaXXtov icpoc &(ft%c, €vt« xai ^(aCv <rvv^Oii xeel ö(t^- 'Tif ov «oXiTiqv* «ur&v i&vouv S«t« «öXit xal ico>*

Aus diesen beiden Briefan kann auch der Inhalt des Ptole- maiosbriefes erraten werden: Der König schickt eine Theorie mit Opfern und natürlich auch Weihgeschenken an das Askle- pieion zu Kos, bestimmt zu ihrem Führer den an seinem Hofe weilenden Koer Kaphisophon und gibt ihm ein Sehretben an den Demos von Kos mit, dessen Hauptteil wol nach den ein- leitenden Sätzen eine liiste der Weihgeschenke und Opfertiere bildete

Der Anfang des Motivsatzes nach dem Praescript wäre dem- nach etwa so zu ergänzen : ' Da Kaphisophon sich immer als ein trefflicher Bürger gezeigt liat und ganz besonders Sia- xpiStüv TTxpä ßaatXei IlToXiaa-w sowöl im einzelnen sich stets seiner Landsleute annimmt. als auch durch seinen Eintluss auf den König xoivat TroXXwy jcai j^pr](ji[A[o)v | ysyovs T]ät TcarpiSi 7tafa[iTio; xtX. * Die Ergänzungen der ersten erhaltenen Zeilen habe ich nach sorgfältigen Erwägungen aus der Zahl der zur Verfügung stehenden Formeln des Kanzleistils ausgewählt^. Sollten sie aucli im Einzelnen zweifelhaft bleiben, so dürfte docii der Gedankeninlialt siclur sein. Der Name Ka'piocxpoiv war bisher auf Kos niclit direkt belegt, dagegen Ka9t'7io? als üeamtenname auf einer koischeo Muuze (Paton, Coan coins

* Eine dritte autVallende Analogie bildet der nacli guten hellenistischen Quellen geflllsclite Bericht des Pseudo^Aristeas über die Theorie des Ptole- mains Philadclphos ittm Tempel in Jeriisaleiti, mit Begleitbrief, Liste (l*-r WeiliKcsctit'iiki' II. <!. w , y\i\. Aristene quae Terlur ad Pbilocratem epislulae iDitium ed. L. Meudt Isohu (1897) S. U i 33 0*.

* Das doppelle /,pr,9i[xu>v ist nicht unertrAglich, vgl. x. B. Ifichel 423. 327, 3. 8.— Von WichUglieit für die EfgtDXimgen ist die Thatsacbe, dass am Zeilensehluss die WorttrenDung absichtlich Termleden lu sein scheint.

ATHBN. HITTHBILÜNGBN Ulli. 30

m ft. MEMO«

Nr. 106 in den Inscr, of Cos). Ergänzen kann man den Na- men, der aas dem koieehen Monat Ka^iaio« za erklaren ist, auf der Inschrift Paton-Hicks 54. 2.

Z. 4 f. Vgl. den sehr ähnlichen Ehrenbesehlüss der Athe- ner ilftr den Rom5diend ichler Philippides, der a«oSvi{Aiqvac icpo« Tov ßditftXI« Auai^xa^ov für 80100 Vaterstadt wirkte, lliehellte, Ditten berger ^ 197, Z. 36 f. xal (»wip tovtm« «Avtwv «oXXAxk l&apTÜp-nxsv «orAt i ßat9iXiU( icpö; toÜ( 7;pia€ti»ovTa; 'A9Y)voe(«M icpoc iauTcv. Zu dem dreimaligen uicip mit Gen. v<^l. Meisterbans Grammatik der alt. Inschriften^ S. 182. Hier ist es jedenfalls an erster uiui dritter Stelle j^anz gleich icspi mit Gen.

Z. 7 f. Ttit TE 'AokXxtciöi x.xi Tot<; aX^ot; Hioiq. Diese 0ioi «nivoi- xoi des Asklepios kennen wir aus dem Gel)et der dem koischen *A<Jx>iri7tia)'. ivaTiOsiaai xai Ojiiä^ourjat bei Herondas l \ . 1 ff.

Z. 9 f. ia(pa[v]i^ü)v [aluTOv a$\ov] -^aev. Das folgende ist zu schatteiiliaft und unsicher, als dass ich nach verwandlen In- schriften eine Ergänzung wagen möchte. Man erwartet etwa den Gedanken: dass er würdig sei der Sendung (toi; [il^-o- (TTo[>ä??) oder der iMiliierschaft der Tlieorie, des Gottes, des Königs, seiner Mithiirger oder ähnliches.

Wenn damit die Molivf erschöpft waren, so niiissen die Ehrenbescidiisse einen gios^cii Raum eingenoinmen haben.

Die wichtigste Fra^e, weicht' die insehrifl aul'uibl, ist nicht sicher zu lösen. Der Sehriftcharakter und die sorgfältige Ab- fassung verbietet es. sie unter die Mitte des III. Jalirhunderls zu rücken. So kommen ernstlich nur die beiden ersten Ptole- maier in Betracht. Ptolemaios I. hatte allen Grund, den Askle- pios von Kos zu ehren, unter dessen Schutz ihm M09 der Thronerbe geboren wurde. Aber wegen des Königstilels kann die Inschrift nicht vor 305 fallen; von 306- 301 war die In- sel dem Machtbereich des Plolemaios entrückt. Nach 301 wäre der Dank etwas verspätet gewesen Fs ist also wahrschein- licher Ptolemaios II. Philadeiphos als der Absench^r der Opfer- gesandlschaft anzunehmen, der mit Kos durch die innigsten Bande der Pietät verknüpft w ar. Sein Verhältniss zu Kos wird am besten erläutert durch Theokrits iyxttfAiov ii« ÜToXf(uilo«

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llfilSBBBBICHT AOS KOS 4&I

(XVII), das In die Jahre 973-71 zu datiren ist. Wenn hier Theokrit der Insel die Worte in den Mund legt (V. 66 f.) oX-

vitxTTtjxa <I»o{6o; 'AicöXXwv, 80 ist dies vielleicht als Bitte ex ei'cntu im Verein mit den Worten über die gute Verwendung der königlichen Goldschätze ( V. 108 f.) iWx tcoaüv pitv eyovT' Oeiöv ipt/t'jSs's; olxoi aüv irapyoy.t'vaLO aüv äXXo'.Tiv yspiecoi ein Zeugniss für die Opfergesandtschaft unserer Inschrift.

9. 3. Platte von weissem Marmor, in zwei Stücke gebrochen, auf beiden Seilen beschrieben Sie diente als Herdplatte in ei- nem zerfallenen xa'ptveiov, wo ich sie fand und hei ausreissen liess. um sie dem Museum der Demarchie zu übergeben.

Der obere Rand ist weggebrochen. Erhaltene Höhe 38, Breite oben 45, unten 43. Dicke S**.

'2. Durch das llerdfeuer, namentlich auf der linken Seite, sehr beschädigt. Schrift sehr oberlliiclilich und Iluchtig einge- kratzt, die unterste Zeile nur eingepickt. Höhe der Buchsta- ben l*".

MENfilA _^A^

vA ZI/ MHPEIATANOMIZOMEN AIKAE E "lONTOIMENTANXElMEPIN APX :NTES~EPAZTI0Y.KZ TOIAETANOE 5 NANAPXON "2: ~A K A T ß N A E A A Afi N OX PH I ZnNEÜElKA KAII^XIONOSIONEZTINOYEN TAIZOEAIZ O Y O NTfil AEKAlTOIEP^OAABEY^ TEZTOIEPONH^AMOZION EPrO NK AOEK AZ TONENIA AI OZZO I M EN K AEPrOAA

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452

n. tiBiutod

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Tl{ TO UpOV Y) SsfAOOtOV IpY^V X«0' SxM-

xct Tol [ipxtTexrjove; {jly) rrpOTipov aw- TOC( Ta[; Soon;? (acTcojSjtSovTCOi, «I (AV) 6 ipiuc «]uTo[i]? [i{X(j>a]v{(rr) t«v Ouoiecv iviTC- 15 T]iXeo6a[i, -i^ 0(ps]iX6vT(i>t ixtxCfAtov U- p0i< 'A^paoTiia; >cal N({xeatu{ L O ' 6iiÖvt[<i>i] Si [xal] toI a7;o[S(i]xvu(Aevot iciv-

SO ?x[a]7T0? lipeiov [/_v? x]ai rot ^ye^yeptj $iSöt[ci> xari Ta ytypafAatva, ii aTcoxivovTwi Ttii^[i] Upci Z. V, xai a npä^^i; toTU> av>T<i^i xaddicip ix Sixaf.

Die Lesung und Ergcinzung der schwer zu entziffernden In- schrift wurde sehr getürdert durch flerrn Palon . der ge- meinsam mit mir den Stein studirle und mir auf Grund eines Abklatsches die Abklatsche lassen mehr erkennen als der durch das Feuer geschwärzte Stein seine vollsliindige Le- sung miUeilte. leb luhre nur das ao, worin Paton von mir

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BSIBBBIBICBT ADS KOS

45S

abweicht. Z.9. MFITI A vo{x. P. UptXx oder [nnp(e)ia? 3. 7c]«p )ca6. S..OV, Tol P. Vor Toi steht ON oder fiN. 7. 9. ivia[uT6]v [&7c]a[r! P. 10. oovti \| . rrpajTctJ^av P. 1 1 . von P. er- gänzt. 12. tJoi [lipoavÄ|xo]v£i; P. 13. t]oi; t[Ö ouJvrTa/Osvl Sovtoji P. Die Lücken in Z. 9 ff. sind so verrieben und zerkratzt, dass es gewagt ist einzelne Striche als Buchstabenreste zu deuten. 20. Iipsiov [/L . V )tai Ta ytpYi SiSdru P. Vor xjxi Rasur. 22. ivö'] {sp«iü)v, xai P. aÜTwv P. 23.. . . xotra - - P. Das letzte Wort las ich zuerst als «oi/.ö;, aber der Raum passt besser zu ex

Wir haben hier eine zweite Sakralinschrift aus dem Heilig- tum der Adrasleia und Nemesis, nachdem eine ähnliche schon früher gefunden war, Inscriptions of Cos 29. Der letzte Para- graph der neuen Vorschrift ( Z. 17 ff. ) scheint mit dem ersten der alten annähernd gleichlautend gewesen sein. Der zweite Paragraph jener Vorschrift enthält die Opferbestimmungen bei Freilassungen , die also bei diesem Heiligtum erfolgten Die neue Vorschrift zeigt in ihrem Eingreifen in die bürgerlichen Verhältnisse auch Verwandtschaft mit dem koisrhen SakraU geseU Michel720s=DialektinBchriaen 3632 (Töpffer, Beiträge zur griech. Alterturaswissenschatl S. 2(^4 fif.).

Eine Übersetzung (von Z. 3 an) möge an Stelle eines aus- führlichen Kommentars treten:

'[Opfern sollen . . . .] die Beamten des Winterhalbjahrs (zu ergänzen l^aixYivov) am 24. Gerastios, die des Sommerhalbjahrs am 27.; von den andern, wer will, zu beliebiger Zeit; und es ist Brauch das Hüftenstück den Göttinnen zu opfern. Opfern soUeu auch die Unternehmer der heiligen und der öffentlichen Arbeit(en), in Jedem Jahr einmal; wer bis zu 3 (Arbeiten übernimmt?), mit einer Opfergabe (?) von 10 Drachmen Wert; wer zwischen 3 [oder4?j und 5 (Arbeiten Obernimmt), von 30 Drachmen ; wer Ober 5, von 50 Drachmen ; und die Bau- meister dOrfen ihnen nicht frOher die (ersten) Raten ausbe« zahlen (lassen), als bis der Priester ihnen eröffnet hat, dass das Opfer dargebracht worden ist, oder sie haben als Bussgeld in den Schatz der Adrasteia und Nemesis zu zahlen . . Drach- men, Opfbm sollen auch alle die, welche von den Bankiers

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R. HBRZOft

oder 6onslwie oamhaft gemaebt werden, und iwar sollen sie auf den Opfertisch niederlegen jeder ein Opferiier [von 50 Dr.]« und die Deputate soll er (dem Priester) geben gemäss den ge- scbriebenen Bestimmungen, oder sie sollen dem Priester 50 Dracbmen zablen, und das Exekutionsrecbt stebt demselben SU wie auf Grund eines geriebtlicben Urteils*.

Aus den TerstQmmelten swei ersten Zeilen ist kein Zusam- menbang berauszubringen.

Z. 3. Anfang t1s[i] Kft ? Dann ([ic]e[T]i[t]ov jäbrliebes Opfer, oder iirirt{«»v, Kultbeaäite wie die im^imw ?

Z. 4. ap;^ovTic vielleicht nicht dieEponjmen ({xövxpyoi), son- dern irgendwelche andere, yorber genannte Beamten. Ihr Amtsjahr war in Winter -und Sommerhalbjahr geteilt. Die- selbe Teilung findet sich in römischer Zeit auf Rhodos, vgl. 7. G. Ins. I 94, 11. 95 b, 5. Der Gerasttos fällt also,wie ihn Paton angesetzt hatte, als 6. Monat in den Prttbling, so daas Bischoff, Leipziger Studien XVI, 1894, S. 148 Unrecht be- kommt. Zur Zählung der Tage vgl. Paton lu Inscr. of Cos 43. 18-20, S. 99.

Z. 6. Das Hüften-oder Lendenstflck kommt auf den Opfer- tisch nach der Opfervorschrift Michel 673. Der 6ua<p6po; be- kommt das axpiT/tov nach den Beslimungen Inscr. of Cos 37, 52. 40b, 13. *

Z, 7. Die rechtlichen Bestimmungen für die t^yolxoox oder Ipyoivxi, die in ganz Griechenland annähernd gleich gewesen zu sein scheinen, hat Homolle im B.C./J. XIV. 1800.S. 'i()2-5 besprochen. Die llauplurkunden dafür sind ausser Haurech- nungen das Gesetz von Tegea (Michel 585 j und die Bauur- kunde von Lebadea ( Miciiel 589). Hieraus habe ich versucht die sakralen Bestimmungen zu ergänzen. Z. 9 f. sind aber zweifelhaft.

Z. 1 1 ff. Diese Bestimmung ist parallel der in Inscr. of Cos 29, 5 ff. Ich habe anstatt der auf Kos nicht zu belegen- den ^Upoi/.viu.lovE; ergänzt [ipyiTexTjovE; , weil diese Beamten bei den Akkorden den Staat oder das Heiligtum verUeten.und namentlich die Auszahlung der Halen an die Unternehmer be-

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BBI8BBBRICBT AUS K08 455

Stimmen, welche dann allerdings dureh Pioanzbeamte voll- sogen wird. Z. 1$ könnte man auch an Ifpyx ix$]iS6vT«»t oder TOI« [G.>YYpa<px( S]iS6vTtti denken, aber am nächsten liegt die AuBsahlung der ersten Rate, die der Unternehmer haben muss, um seinerseits seinen Arbeitern das Handgeld und den Lohn zu geben.

Z. 16. Das Zeichen, welches die Strafsumme darstellt in Ge- stalt zweier in einander greifender Halbkreise, ist unbekannt. Es muss nach Analogie anderer Bestimmungen eine runde Zahl zwischen 100 und lOOO sein, vielleicht eine von diesen beiden oder 500. Jedenfalls aber kann es keinen der miiesi- schen Zablbuelislaben tur diese drei Ziffern darslelien.

Z. 17 IT. Die TpaTTE^iTx; sind Bankiers, durch welche die Tempel verwallungen (bis bewei^licbe Tempelvermögen umtrei- ben liesscn, um sich die Umstände zu sparen. \'gl. v. SchÖffer, De Deli insulae rebus, 1889, S. l'*5. 1 '.6-50. Michel 731. In Kos waren es wol die jüdischen Grosskapilalislen, welche im I. .lahrhunderl vor Chr. dort eine grosse Rolle spielten (Hicks Inscr. of Cos S. XXXVIII f.). Die Bankiers zahlten dem Heiligtum Zinsen und liehen ihrerseits die Kapitalien aus, Sie musslen nun nacli den vorlieijeiulen Bestimmunj'en ihre Schuldner, die also indirekte Schuldner der Tempelverwaltung waren, namhaft machen, damit diese noch zu einer nicht un- beträchtlichen Opfer- oder entsprehenden Geldleislung zu Gun- sten des Heiligtums oder gar des Priesters persiuilich herange- zogen werden konnten. Die aTToSsuvOatvoi xa)>o); rw; werden wol Pächter des unbeweglichen Tempelvermögens gewesen sein, wie solches in der koischen Opterinschrift Michel 720 aufgeführt ist (vgl. Stengel, Griech. Kullusaltertümer^ S.20 f., WomoWt B.C. H. XIV S. 450 ff. AntheSt Deemptione eive/i' ditione Graecorum, Halle 1885).

Z. 19 f. Ka6iCovT£; irl Toiv TpÄxi?^«v ein sonderbarer Aus- druck wie oben Z. 10 öO'.v Tp««i||at.Zu vergleichen ist dasVer« bum TpxTTs^^Äv in der Mysterien inschrift von Andania Michel 694. 86. Vgl. auch Inscr. of Cos 29, 2. 36c, 26 f. Michel

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R. HERZUO

731, 5. Trotz laser, of Cos 37, 9 ist xaOiCovTic hier nicht in- transitiv ( = sitzen) zu fassen.

Z.30. Der Preis des Opfertier s ist durch Rasur gctilgt,aber wol aus Z. 32 und Inscr, of Cos 3 zu ergänzen [Z. v] ; es wäre demnach eine junge Kuh, S^iMcXt«, nach Inscr. of Cos 38, 5 f. Auch der Rest der Zeile ist absichtlich be- schädigt. Es könnte Tielleicht auch gelesen werden Uptiov [«wo Z. v] Tf ylpn StSöT[u.

Z. 32 f. Diese überaus häufige Bxekutionsklausel ist von Mitteis, Reichsrecht und Volksrecht S. 404-44 sehr ausführ- lich besprochen. Sie wirft ein eigentümliches Licht auf deo Geschäftsbetrieb des Heiligtums.

Der Rest der Vorschrift Inscr. of Cos 39, Z. 9 f. enthält Bestimmungen über die Besetzung des Priestertums der Göt- tinnen durch Rauf, was von einer bestimmten Zeit an (Inser. of Cos 386, 6) auf Kos das Gewöhnliche war*.

Ein Ausschreiben des Priestertums und den Raufeintrag ent- hält nun auch der neue Stein auf seiner Rückseite.

3. Nicht geglättet. Die Inschrift nimmt etwa die obere Hälfte des Steins ein. Links ist die Oberfläche 10-13*" vom Rand an zerstört, was bei voller Ausnützung des Raums 7-9 Buchstaben entspricht. Rechts ist die Oberfläche zwar, ab- gesehen Yon Z. 1, bis an den Rand erhalten, die Zeilenenden eraeheinen aber glatt Yerrieben und weisen in Z. 3-6 nur unbestimmbare eingepickte Striche und Punkte auf. Htedurch und durch die formlose Abfassunj^ wird die Ergänzung sehr erschwert. Die Sclirift ist noch nachlässiger eingeritzt als auf der Vorderseite. Höhe der Buchstaben 1**, in Z. 6 und 7 1,5** (vielleicht von andrer iland zugefügt).

NAnftAHOHTni. .

* Die Liticratur über d(Mi Kauf der Priestertümer ist zuletzt zusammen- gestellt vuri E. HischolT, Rhein. Mus. 189!) S. )^*18. Ich kann mich seinen Ausführungen uiclil durchweg aasübliessen.

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HBISBBIRICHT AUS KOS

45T

IXTTPOZTATAIZEI. TOnOTIKATAI Ah. 5 MIEPßZYNANAMATA:. . . •O KAEONEIKC^Z

APnOYiLM /Oß

*A llpuxjujv« TCüiXrjOriTUt . . ---TOt; Upjwaüvx? SiaYpa[({/dcvT(»)i Tol Tapit«i TOi]? TcpoiTixai? ili [xiv

TtXCTÖlV ? ] TO 1C0T(XaT«€>Y}[{XK ?

5 Ta]v ttpbxTuvav £(A« tSi [Sixdttfti?

Iirptarjo KXiovcixo«

Eux]apivou Z. A/ on.

liiller von Gärtringeo,dem iebeioen Abklatsch aandtejialte die Freundiichkeil, mir einige abweichende Lesungen mitzu- teilen. Z. 1. 7ro)Xr)67)Tb) Tb^ Hiller. V. StaYpa(Ap^a !^ fl. i. toc KOtI xaranXeo 'unsicher' H. 7. Die richtige Lesung der SiglejSi ver- danke ich Hiller. Das kleine Zeichen am Schluss kann auch ein O sein.

Meine Hirgänzungen können bei dem traurigen Zustand des Textes keinen Anspruch auf Sicherheit machen.

Z. 1. Der passiven Wendung entspricht sonst die aktive, Inscr. of Cos 27,6. 88.11. 32, 1 f.

Z. 2 f. Zur li^rgänzung habe ich herangeiogen Inacr. of Cos 28, wo ich wie hier Z. 1 ff. so er^sen möchte: [(irr«

iv]pooTdlT«t( U T«v in\ Tftt [xiXiTftt Tft< Up]«iauv«€ Oudfltv Z.T. Dort sollen die T«jA{«t cur Bestreitung der Rosten der Priesterweihe den TtpwtAttu, 300 Drachmen sum Voraus anweisen. Diese beiden Kollegien wirken auch sonst bei der Besetiuog von PriestertQmern susammen, Inser. of Cos 27,6. 19. 2t. 29,14. 80,2.

Z. 4. To tcoTiit«TA€Xii[(M ist mir noch die wahrscheinlichste Ergänzung der unsicheren Zeichen. Das Wort kommt vor bei Demoethenes XXIV, 97 f., wo es Zuschussiahlungen der

468

R. BBRSOO

Steuerpiichter an den Staat zur Deckung von Gtatsüber- Schreilungen bezeichnet. So könnte man hier an eine ausser- ordentliche Belastung der TiXüvai des Heiligtums (vgl. oben) für die nicht vorgesehene Ausgabe denken.

Z. 5 f. ist in Anlehnung an andre solche Kaufurkunden ergänzt, z. B. Michel 704 (Tomi, II. Jahrhundert vor Chr.), 15 f. 732 (Chalkedon 1.). 29 f. 733 (Chalkedon II.) 19 f. Nach den dort genannten,zuiii Kaufpreis geschlagenen Kaufsleuern, ineiToeTTa, TpiaxovT« U.8.W. und nach den sicher ebenfalls auf Priestertumskauf zu beziehenden Fragmenten aus Priene, Greek Inscr. in the Bril. Mus. Nr. V2G. 427 ( iwiSexaTov ) möchte ich hier als Zuschlagsteuer die Scxxra einsetzen. Damit scheint (bei der wahrscheinlicheren Lesung Z. 7) die Kauf- summe zu stimmen, bei weitem die höchste, die wir kennen, 19»00 Drachmen, zu zerlegen in 18000 Dr. (=3 Talente) Kaufpreis und 1800 Dr. (— 10 ^/q) Steuer. Diese unerhört hohe Summe können wir verstehen, wenn das Priestertum auf Le- benszeit verkauft wurde. Das« ihr fette Einkünfte entsprachen, ist aus den beiden Opferinschriften zu entnehmen. Der Räufer muss allerdings sehr kapitalkrilftig gewesen sein ; das ist aber auch glaublich, denn dieser Klkiöviixo« [Bux]fllpicou ist ohne Zweifel identisch mit dem koischen Tetrerenkapitan KXiovn- »0« Eux&picou, der im Jahr 8? vor Chr. oder kurz nachher im rhodischen Geschwader unter dem Plottenadmiral Aulus Te« rentius Varro gegen Mithradates fuhr, und sich nach dem Peldzug mit seiner SchiCTsmannschaft auf einem Anathem, vielleicht auf Samothrake, verewigte*. Spuren seiner Familie lassen sich auch sonst in der koischen Beamtenhierarchie ver* folgen.

' Siele in Bujukdere bei Konslantinopcl : Kaiinka, Jalireslieflc des nslerr. arch. Inst. I, 1898, B. 3t IT. Willrich, Hermes 1898 8 657 U'. IJillcr von Gar- tringen, Jabresbefte I, Beiblatt 8. 90 IT.— Übeneben ist bisher die fiberra- sebende Parallele der Inscbrifl Le Ba« - Waddington, AmU Mituure 504 aui

Halikanias»,Weiliung derMannsdiaft fin<>r lial ikarn;issischen Telrere unter einem halikantassisclien Triorarchen und einem (rbodischeo?) Gescbwa- derchef au die bciuiischea Gülter.

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AEISEBEHfCHT AUS KüS

Der Schriftcharakter und der Text passen zur ersten Hälfte des I. Jahrliunderta vor Chr. Aus der Flüchtigkeit der Schrift muBS Vioi auf einen privaten Charakter der Aufzeichnung ge- schlossen werden. Dann sind Formen wie xpaTreCuTÄv (2, 18), KXfdvtixoc (3,6) nicht auCTallend. Inscr. of Cos 29 wird eine oder mehrere Generalionen früher anzusetien sein (dort Z. 8 «itolLuTpibffioc, 9Ni(A(o(0(, hier 2,16 Nei&^aiu«). Es scheinen bei Neubesetzungen des Priestertums auch die allgemeinen Opfer- bestimmungen, die von EinfilusB auf die Einkünfte des Prie- sters und damit indirekt auf den Kaufpreis waren, reyidirt und erweitert worden lu sein.

Adrasteia und Nemesis sind wol aus Rleinasien nach Kos herQbergekomroen. Sie scheinen hier einen sehr bedeutenden Kult gehabt au haben. Vielleicht hatten sie Besiehungen zu Asklepios und Hygieia, wie auch sonst ( vgl. Posnansky, Ne« mesis und Adrasteia S. 65. 138 CT.).

4. Bruchstück einer Stele von weissem Marmor, einge- mauert in einem Zimmer des Hauses von SiSmto« Micoufoc, in der Stadt. Nur der obere Rand erhallen, über der ersten Linie eine Leiste. Höhe 16, Breite 36, Höhe der Buchslaben 1,3-

SAMOOPAIKHN^H^IZMA THI BO Y AHlKAITftlAHMniE xSlMEHHZPPASHKfilOSPP INTHZPOAEßZKAlEYEPrE" 5 TETHNPPOSENIANTOIZPAPA ^OirXnNPOAlTÄNPAPEy AITAPPOZTHHPOAINICO« iMr •/^/-M'*- r\

Sri IlpJa^ial'vTj; llpa^rj Küiio? 7:p[6^l- vo;] Oy rr^i tcö^jo); xat euipYiT[75; xa- 5 Tdt] rrjv «po^iviav toi? 75ap*[Yivo-

460

lt. BBltfO0

ac] xai TOI ffp6< t^v «öXiv »oi[vjii cUi f iX(»t]i(AOU|Mvoc H«t[( - - -

Ehrenbeschluss der Samothraker für einen Koer, der sich als ivpö^ivoc um Samothrake verdient gemacht halte. Er war wol wie einige andre Koer (Gonze, Reise auf den thrakischen Inseln S. 67. Kern, Athen. Milth. 1893 S. 3b8f.) auf dem ge* wohnlichen Wege zu seiner Proxpnic gekommen (oiSi icpö^tvet iyivovTO OtMpoi TcapaytvofAtvoi, vi^M auch Monceaux, Les proxd" nies grecques S. 296 f.), nemlich als koischer Theore zu den PY^^o' ^<o'' ^on Samothrake. Das vorliegende Dekret ist nach demselben Muster abgefasst wie das für Ptoiemaios, Sohn des Ameinias aus Gortyn, Conze, Reise S. 66, das nach dem neuen richtiger ergänzt werden kann,

Z. 1. Die Oberschrift soll die Urkunde als fremd kennzeich- nen, nach einem nicht seltenen Brauch. Wie die Abschrift zustande gekommen ist, zeigt das in Jasos gefundene ausführ- liche Ehrendekfet der Samothraker für den tragischen Dichter Dymas von Jasos, Michel 352, S9 ff. Cva \k ^ccvipov ^ »otl 1«-

ip«ep«Ysvopilvoi( Oittpolf, . . . «viviYxcIv tüi ßo^AiJt »«l tAi ^|Ufti t6v *Ia«l<i*v, KOil ivoepotiMxXiivOai ivipiiXDOiivai fi-

XOTi|MIC (Vft TOI l|nf|f{«(MlT« Iv TtVt T&V tipAv avKYPttf^' xfld ol «t(E> f Olvot «vaicttpuxOAaiv Iv Atovv«{otc, tiSoTOtc ^ioti ivot^«aivTt$ tc v}(m»- (ftcva f9^\n^9a. Tdt ^^(m>i. Die Koer scheinen sich nicht so mit der Abschrift angestrengt su haben wie die Jasier. Die Wie- dergabe des Dekrets ist anscheinend summarisch, das Prae- skript ist zusammengezogen oder falsch wiedergegeben mit An- lehnung an das koische Formular. Es mOsste eigentlich lauten: iSo^i vhk ßot»>vii (ohne Nennung des Sii(&o<)- ß««tXiu€ (oder icpoi- 2poc) 6 ^»(va ToO ^fvec ilwiv (vgl. Swoboda, Griechische VolksbeschlQsse S. 118 f. S99).

Z. 3. Der Geehrte heisst npa^ifAivDc Ilpa^vi. Br ist vielleicht Identisch ipitdem Antragsteller Jnscr. of Cos 5 (= Michel

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llftMBftBlltCflT AUS K08

425). Der Genetiv U^xir^ aus Ilpa^ta (von Ilpa^ea*;) zeigt eine sonst nicht zu belegende Kontraktion, wol nach Analogie von Ypaa|xaTY) für YP*H-{A«Ti'a (vgl. Barth, De Coorum titulomm dialecto S. 89 f. 104. Schweizer, Grammatik der pergameni- schen Inschriften S. 148 f.).

Z. 8 9aoT]i(&ou[jLivoc vgl. z. B. Michel HO (Athen), Z. 6. 12f. 64. 65. 77. Buresch, Aus Lydien S. i9.

Die Annahme von Monceaux (a.O.), dass die samothrakl- schen Dekrete dieses Musters nach der athenischen Fassung redigirt seien, weil die Athener eine Zeit lang die Insel be- herrscht hätten, ist keinswegs notwendig. Die Ähnlichkeit mit Dekreten wie C. I. A. II 181. 186. 187 ist genügend in der Gleichheit des Thatbestands begründet.

Die Buchätahenformen weisen die Inschrift etwa in den er- sten Teil des 111. Jahrhunderts vor Chr.

Tübingen.

R. HBRZOa

PRÄHISTORISCHE IDOLE AUS BLEI

In seinem interessanten Bericht über prähistorische Gräber in Melos' kommt C. C. Edgar auf meine früher geäusserten Zweifel^ an der Kchtheit eines bleiernen Idols der durch zahlreiche marmorne Exemplare, besonders von den Inseln, genügend bekannten Art^ zu sprechen. Anlass bietet ihm die Veröffentiichung eines von Bent in Anliparos gefundenen Fi- gürchens aus Blei ^ ; er schliesst aus diesem Eweifellos echten Stück, dass also Ross mit Recht neben Marmor auch Blei als Material dieser Idole nenne . und meine hauptsächlich auf Gründen a priori beruhende Verdächtigung des einzigen bisher nachgewieseoen Exemplares nicht aufrecht erhalten werden dürfe.

Meine Verdächtigung des aus Fin lays Besits stammenden Pigürchens (jetzt im athenischen Nationalmuseum Nr. 7847) gründete sich aber nicht ausschliesslich, ja nicht einmal haupt- sächlich auf das Material. Nicht weil dies Figürchen aus Blei besteht hielt ich es ohne weiteres für falsch, sondern weil es das einzige solche Idol aus Blei war, und ich dies einzige damals nachweisbare Exemplar für falsch halten musste, behauptete ich, dass Verwendung von Blei für diese Figuren nicht nach- gewiesen sei. Vielleicht bin ich dabei su skeptisch gegen Ross

« if fintMi of the Brttüh school at Athtnt III, 1896-7, 8. 50.

« Athen. Mitth. 1891 S. 55,1.

Eine Ubersicht picbt Blinkenberg in den Memoires de la society des an- Uquaire* du Nord lä9ö S. 61 fl. { = Aarböger for mrdnk uldkynUigked ug historie 1896 S. 55 ff.), daia kommen jelit vor allem die von 7'sundai ent- deckten ('Efi)Ht(pU apx- fS^S Taf. 10. 11 S. 193 f.). In der Besprechung, wck-lie Perrot ihnen wi(Im>>l Ülistuire de l'arl VII S. 735 (F.) sind die ver- scliiedencn Klassen primiliver Idole nicht Kenüi,'end gesondert.

* Journal of Hell, studies V S. 52. 53 (durl von Deut irrig als Silber bc- MtcbnetJ, Bliokenbeüg a. a. O. 8. 16 bes. 8. 15.

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^RAEHISTOi<lSCHB IbOLB AOB IILKI 463

gewesen, aber seine Äusserungen sind so unbestimmt, dass man grade bei einem so genaueo Beobachter wie er das Gefähl hat, er empfinde selbst einen gewissen Mangel an ganz zu- YerlassigeiD Beobachtungsmaterial Seine älteste bezügliche Äusserung ist. soviel ich sehe, die in der 'Apx«'o^oY^* tt)? viq- (rou ZtKivou, 1837, S. 5,9: tk Tiva^ vi^aeuc, olov Fldpov, "lov xal dqpocv, av£uptTXGa£VÄ irt'ki'jrxxx elSioXa yuvaDccta, ix. fxap- |Adcpou 71 xai {i.oXu6Sou*. Etwas bestimmter lautet dann die in der Abhandlung Uber Anaphe. 1838, S. 408,6 : fiin solches Figürchen aus Blei auch auf los (jedoch nicht ganz frei von dem Verdachte der Fälschung)^. Damals kannte Ross also nur ein einziges solches Pigürchen aus Blei. Dass es mit denn spä- ter von Finlay besessenen identisch sei, lässt sich zwar nicht bindend beweisen, ist aber wahrscheinlich. Ross hat los am 3. Sept. 1835 nur auf einige Stunden, dann vom 31 . Aug. bis 2. Sept. 1837 wieder besucht, dies zweite Mal in Begleitung von Finlay (Inselreieen 1 S. X. 54. 15 't), der damals dort die Obsidianmesser erwarb, welche neben den am Flügel von Marathon aufgelesenen Resten gleicher Art der Grundstock seiner Sammlung prähistorischer Altertümer wurde ^, und mit Roes zusammen bei den Bauern Gräberfunden dieser ältesten Epoche nachspürte^. Eis wäre sehr merkwürdig, wenn Piniay damals nicht auch das Figürchen gekauft hätte.

Noeh an einer dritten Stelle spricht Ross von bleiernen Ido- len, Arch. Aufsätze [ S. 53 in seiner Obersicht Ober ' Vor^

* übersetzt in dea Arcb. Aufsätzen Ii ä. 482,9 (aus Marmor oder auch Bleij.

* Abhandlangen der mtlncbener Akademie 1838 ss Arch. Aufsitze II 6.

492, IC). An dieser wie an il. r ehcn genannten Stelle verweist Ross auf Thiersch, Uber Paros undparische Inschriften ( Abhandlungen der inün- chener Akademie 1834) S. 585, aber uur für die Marmorügürcben ; Biei nennt Thiersch gar nicht.

* Vgl. r. «fvXaV, napan^n'mtc M tüc b 'BX6t«fi)t mI 'EXXdtSt «pa«mpw|fc ifimtkvtiat, Athen 1869, S. 15 f. Taf. 3,8. 9 und 4, 14. 15. A. Dumont, Bevue arch. 1809, II S. ?!^T. MaUriaux pour servir ä l'hütoir$ ä* l'homm§ 1872 8. 216 ( = Dumoal, 3i6langes d'arcU. S. 15 und 23).

* InselreiMD 1 8. 160» 14.

464 ». woLtiiui

griechische Gräber*, die sichUich einige Zeit später, vielleichl erst kurz vor der Herausgabe der Aufsätze (1855) niederge- schrieben ist'. Hier sagt Ross, dass ihm solche Idole aus Marmor, einige auch aus ülei auf den griccliisclien Inseln öfter vorgekommen seien. Wenn wir nicht annehmen wollen wie ich that dass er hier aus unjj;enauer Erinnerung rede, würden wir allerdings sein Zeugniss dafür anerkennen müssen, dass er mehr als nur ein solches Idol aus Blei ge- sehen, und uns nur wundern, dass er über diese seltene und ungewöhnliche Klasse nicht etwas genauere Nachricht zu ge- ben für gut befunden hat. Da aber die \ erwendung von Blei nicht unmöglich ist, lässt sich auch die Möglichkeit nicht aus- schliessen, dass Boss buchstäblich genau geredet hat.

Aber damit ist für das finlaysche Figurchen noch nichts gewonnea. Es kann nicht echt sein. Denn erstlich fehlt jede Patina, die wir doch unbedingt voraussetzen müssten . und zweitens stimmt es in allen Formen zu genau mit den mar- mornen Exemplaren überein. Es hat, wie diese fast ausschliess- lich, ein ganz flaches Gesicht, ohne Angabe von Augen und Mund ; nur die Nase ragt als kleine Erhebung liei vor Bei den marmornen Exemplaren sind Augen und Mund und noch manche andere Einzelheiten fraglos mit Farbe angedeutet ge- wesenbei dem bleiernen war das nicht iiKiglich, bei ihm war deshalb eine plastische Ausgestaltung unumgänglich nö- tig. Dass diese fehlt beweist, dass der Fälscher sich sklavisch an sein marmornes Vorbild hielt. Auf Grund gleicher Über- legung müsste man das von Walpole veröffentlicble Exem*

' Es ist mir watirscheinlich, dass diese Ubersicht, die neues Material niclil beibringt, uod bauptsäcblicb die durch Pasch van Krienens Berichte verwirrte F^a^tellung naoh dem Aller dieBarOriber kliran soll, sv^brie- ben Ist, als Ross sidi mit der Absiebt trug, des Qnfeii Badi neu abzo- drueken; das war aber grade 1855. tgl. L. Ross, Graf Paseb ran Krienea S. VI.

* Ich verweise dafür auf Albeu. Mittb. 181ii ä. 46 0'., Bliukcnberg,a.a.O. 8. 46,1 bei. S. 41, 2 und Tsundas, 'Efi)(upl( «px- 1898 S. 188. 194. 195. Schon Wal/. I Über die rolycbromie der antiken Sculptur, 1853, 8. 9) hat da» für den ailiendeu Leierspieler in Karlsrufae richtig ersehioesen.

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flRABHIStOlinCHB iftOLft At8 tiMt

46i

plar für falsch halten, wenn es wirklich aus Thon bestände; vgl. darüber Athen. Mitth. 1891 S. 55.

So bleibt für uns das von Edgar veröffciullohle vorläufig das einzige naclii^ewiesene dieser Idole, das nicht aus Mai uior, sondern aus Blei besteht, welches deshalb auch nicht genau die Form der marmornen I'lxemplare wiciergiebt. Wie sehr die Verwendung von Blei ftir diese Idole als Ausnahme zu belraclilon ist, beweisen auch die erfolgreichen Ausgrabungen, über welche Tsundas in (]cr 'E^i^r.atzlq io/. 1898 S. 1 37 fF. berichtet : er hat in rund '200 Grähern dieser Epoche über 50 Marmoridole, kein einziges aus Blei gefunden. Das von Evans, Cretan /ncto^rap/is S. 134 Fig. 137 abgehildete, übrigens auch nicht genau iihereinstiminende, Idol aus Kreta' gilt dem Merausgeher selbst als verdächtig und vermutlich mit Hülfe des dort aufs neue ahgebildelen Formsleins aus der Gegend von Thyaleira hergestellt (S. 132). So bleibt schliesslich nur noch das Bleiidol aus Troja ^ zu nennen, dessen stilistische Verwandtschaft mit den Marmoridolen auch nicht eben sehr nahe scheint^.

Athen, Februar 1899.

PAUL WOLTERS

* Vgl. Blinkenberg a.ft.O. S.63. (M(«,B.

* Schliemann, Ilios Fig. 226. Perrol, Histotre de l'art VI Fig. 295.

* Vgl. Allien. Mill!). 1891 S. 55, I. Ikruf arch. 1S95, I ö. 377. S. Uei- nach, in sculj'luif en Eurupe avanl Us influenui greco - romainu B. 92; zur t rage nach dem Ursprung des Typus 8. H.Ton Fritxe, JabriNMdi des In- sliloU 1897 8. 199.

ATHEN. yiTTUBILUNGBN XXIII. '^^

ALTATTISCHE S(;HRIFTDEiNKMÄLER lllienu Tafel IX.

I

Zu den bekannten Bruciislücken des Salamis betrefTenden Psepliisma CIA IV, 1 S. 57 und S. 164, \n hat H. G. Lolling, wie P. Wolters in seinem Nachrufe in diesen Mit- theiiungen 1894 S. xxii erwätint, ein neues gefügt, ohne dass es ihm gegönnt gewesen wäre diesen wie seinen früheren Fund (AiXtiov (xp/. 1888 S. 117) selbst den Milforschera vorzulegen. Wenn ich die wenigen Buchstaben, die das Fragment bringt, nachstehend endlicli miUeile, so ist es nicht meine Absicht bei dieser Gelegenheit die ganze Urkunde erneuter Behandlung zu unterziehen. Da aber die bisherigen Abbildungen keineswegs geeignet sind, von dem Denkmale eine richtige Vorstellung zu vermitteln, schien es angezeigt in einem Lichtbild (Taf. 1ü, 2) sämtliche Beste, vereint mit denen einer anderen bedeutsa- men Inschrift, vorzulegen und einige kurze allgemeine Be- merkungen beizugeben.

Zunächst über die Form des Denkmals. Ulrich Köhler als erster Herausgeber meinte (Athen. Mitth. 1884 S. l?h), der Stein erinnere 'durch seine l'^orm und die Art,wie er beschrie- ben ist, vielmehr an die Basis eines Weihgeschenkes als an eine Inschriftenstele; doch müsste in diesem Falle auf der Oberfläche sich wol eine Spur erhalten haben. Der Stein scheint danach nicht in den Üurgfelsen eingelassen, aondem im In- nern des Tempels an einer erhöhten Stelle niedergelegt gewe- sen zu sein*. Diese Aufliissung wird durch einfache und ein- leuchtende Beobachtungen berichtigt, die angesichts vieler mittlerweile gefundener archniKcher Basen späteren Beurteilern des Denkmals allerdings näher lagen als Köhler, und zuerst

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ALtATTlSCriB BCllRIFTOENKMAELlslIi

46t

von BotboGräf in den Atheo. MUth. 1890 5. 24 aus^procben wonleo 8indi. Ich darf Grafs Bemerkungeo im Nachatehenden wiederholen. da su fürchten sieht, dass sie den Epigraphikern enlgpingen seien ; der Herausgeher des Corpus hat auf sie zu verweisen unterlassen. Dernach Lep8ius(MarmorBtudienS.80) aus unterem weissem pentelisehem Marmor gefertigte Ulock, auf dessen Fläche die Inschrift steht, ist an der linken Seite dieser Fläche 0,219" hoch, während er am Bruche rechts eine Höhe von 0,228" seigt. Es wachst also in der Richtung der Schrift die Höhe der Schriftfläche: so gelegt, dass die Buch- ftahen aufrecht stehen, wie in der Abbildung Taf. 1ü,2, bat der Block eine schräg ansteigende Oberkante. Ferner sind wie die Schriftfläche so auch die Flächen, die in dieser Auf- Stellung als Ober- und Unlerfläche erscheinen, sorglältig geglättet, die hintere und die Seitenfläche links dagegen rauh gepickt. Dieser Sachverhalt lehrt, dass wir in Wirklichkeit Reste eines nach oben vetjungien Pfeilers vor uns haben, der so aufgestellt zu denken ist, dass die Zeilen senkrecht ebenso wie auf zahlreichen Basen archaischer Weiligeschenke von oben nach unten liefen. Von dem Kopfe dieses Pfeilers sind uns im ganzen sechs Brachstttcke erhalten. Viör von ihnen passen unmittelbar aneinander ; zwei sind lose, beide erst von Lolling als zugehöi'ig erkannt, und zwar gehört das bereits herausgegebene dem oheren Rande ( wenn man der Kürze halber so sagen darf ), das erst hier \eröffenllichle dagegen dem unleren Hand«' des Schriflfeldes an. Ihre Stellung lässl sich durch tlrgiinzuiig der auf ihnen erhallcMiiii Scliril'lresle und Verbindung mil denen der zugehörigen Zeilen der {grösseren Bruchslücke, und ausserdem, hievon unabhängig, wenij^slens einigermassen durch Rechnung feslslellen, Nveil mil der l^lnt- Cernung von dem Kopf des Pfeilers die Abweichung der Zeilen von einander wächst. Fur das eine der beiden losen Fragmente darf Z. 3 die Ergänzung xat aTpa-r^i^i^bjai als siciier geilen :

* Vgl. H. Leebat, Monuments PUtt III 8. 9.

468 A. WILHELM

damit lal ilieses ungetalir an tlen Platz gewiesen, auf dem es die Abbiidunj: zoi^'t, nlv r nur uogefabr, da auch in den Zei- len, in denen die liucli.slahen crotyrS'^v geordnet sind, ihre Abatäode nicht genau <liesi'IL»en bleihen. Für die übrigenZei- len dieBos lirucliätückes i»teine einleuchtende brgaozting noch fiichl gefunden; ich erörtere weder die Versuche meiner Vor- gänger noch wage leb neue Vorschläge, da ich überhaupt an der Möglichkeit einer Herstellung der gesamten Urkunde« wie sie vor mir Köhler. Foucart {B. C. H. !888 S. 1 ), Gomperz (Athen. Mitth. 1888 S. 137. Arch.-epigr. Mitth. XII S. 61), Lolling (At>Ti&v ipj^. 1888 S. 17), J. M. Lipsius ( Leipzig*' r Studien Xli S. Vl \ ) vorgelegt bähen, gleich A. KtrcbhofT verzweifle. Dass die Zeilen ganz erheblich länger waren als die ersten Herausgeher angenommen halten, kann bei richtigerer Auffassung der Eigenart des Denkmals und angesichts der erst später hinzugefügten Bruchstücke nicht zweifelhaft sein. So liahen sich denn auch durcli den Zuwachs des fünften Stückes die Ergänzungen, die Köhler unter Voraussetzung von nur 26 und Foucart unter der von 30 Buchstaben in den er- sten sechs gedrängter otoi/tsSov geschriebenen Zeilen versucht hatten, als irrig erwiesen. Von den Herstellungen, die jenen Fund berücksichtigen, beansprucht die von Lolling und die von Gomperz empfohlene zwar an sich schon deshalb höhere Wahrscheinlichkeit als die von Lipsius erdachte, weil dieser nur mit 34, jene dagegen mit 40 Buchstaben in den ersten Zeilen rechnen, aber auch ihro Vorschläge werden durch das neue sechste Bruchstück nicht bestätigt.

Die leider sehr dürftigen Reste, die dieser jüngste Zuwachs bietet, gehören der achten, neunten und zehnten Zeile der Ur- kunde an. Z. 9 zu Anfang ist die Lesung t]« t\ [b]enU, wie zuerst Lipsius früheren irrigen Deutungen gegenüber schön vermutete, nicht nur zulässig, sondern wie ein Blick auf un- sere Abbildung lehren wird, geradezu fiberliefert. Die Er- gänzung t]« )I rh]o«^« «[«pjxi«]<^ct[t liegt nahe. Für diese be- kannte Formel Beispiele beizubringen, ist kaum nötig (Tbu- kydides Vlil. 97, Aristoteles IloX. *A0. 4,2 u.a.); doch sei be-

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ALTATTISCHB 8CHRIFTDENKMAELBR

469

merkt, dass sie in dem auf Milet bezüglichen Volksbeschlusae C.LA. IV. 1 S. 6, "i'l a Frp. ab Z. 1 1 in leider unkennllichem Zusammenhange wiederkelirl. Aber als völliii; ticsichert ver- mag ich diese Ergänzung gleich wol niclit zu iiezeicbnen. In der näcbsieo Zeile ist T]piä[)c]ovTa : Jtp[xx{A9i; oder eine andere Form EU lesen; die letzten Buchstaben des neuen Bruchstückes sieben verhällnissmässig enge, so könnte man geneigt sein, der Lücke in dieser Zeile einen Buchstaben mehr zuzuteilen als in Z. 9 (also %z%fjxxii), doch hat der Steinmetz bei aller Ungleichmässigkeit der Abslände es verstanden, auch in die- sem anscheinend regellos geschriebenen letzten Teil der Ur- kunde auf einem bestimmten Raum dieselbe Zahl von Buch* Stäben unterzubringen, wie die an neunter Stelle in den letzten vier Zeilen und in den zwei vorangebenden noch «toix'v:^«^ geordneten Zeilen genau Ober einander stehenden Zeichen zeigen. Nebenbei, eine beträchtliche Länge der Zeilen wird auch dadurch erwiesen, dass aller Wahrscheinlichkeit nach zwischen ho und dem Z. 1 1 folgenden -]v [t]ov £p]^o[«Ta* ein, sei es auch noch so kurzer, aber doch vollständiger Satz zu erj^nzen ist. In Zeile 6 erscheint auf dem neuen BrucbstückÄ nur ein V, das erste in der ganzen Inschrift ; ich finde keine einleuchtende Er^nzung. Meine Ginfalle lasse ich unerwähnt; es ist wertlos Worte zu raten, solange der ganze Zusammen- hang unerkannt ist.

Bine neue Herstellung der gesamten Urkunde vorzuleg^ oder durch eindringende Auslegung der vorliegenden neuer- dings vermehrten Reste und umständliche Erwägung aller Mög- lichkeiten ihrer Beziehung auch nur andeutungsweise zu ver- suchen sehe ich mich ausser Stande. Ich beschränke mich auf zwei Bemerkungen. Zunächst habe ich für eine Stelle des An- fangs der Inschrift eine Lesung zu empfehlen, die ich als er- ster gefunden zu haben meinte, aber dann schon von Lolling vorweggenommen sah. Z. 2 glaubt man nämlich einen Irr-

< Vgl. Br. Keil. Hermes 1894 8. 67, i.

470 A. WILHBLM

tum des Steinmetzen annehmen zu müssen und hält oIkIi» U SaiXajACvi gemeiniglich für verach rieben statt oUe« tf 2!c>iific«t. Ich frage nicht, ob in diesem Falle nicht nach Z. 4 l«|u viel- mehr iSxXx^ivi zu erwarten wäre ; jedenfalls ist die Voraus- setzung eines Schreibfehlers erst dann geboten, wenn jede an- dere Möglichkeit der Erklärung versagt Dem ist aber nicht SO- Bs wird, nicht mit versehentlicher Auslassung des Ny, wie Lolling dachte ^ sondern mit einer Assimilation, die gerade nach dem langen Vocale habe lag, und einfacher Setzung des Consonanten ' oixfv cftSaXajAtvi für oU^v Ixv SaXoijiitvt (als Loca- tiv vgl. 'EXiu9m) oder S«\aipt.tvi[o^ geschrieben sein. Diese Le- sung empfiehlt vor allem der Umstand, dass otiiiv Ht» eine ge- wöhnliche Verbindung ist; ich begnüge mich auf folgende Stellen zu verweisen: Thukydides MuTiXviv«iMv oO( (aIv

iftv oUtiv ; Aristoteles HoX. 'AO. 22, 4 ; Inschrift von Ilion in Dittenbergers Sylloge H 58 ( Michel, Reeueil tifinseripitons grecques 35) Z. 49. Nur die AnsUtose, die Lollings Eff^n- zung (AiXriov «p^- 1^^^ S. 118): 'ESo}^9fv toi ^cfAoi t[6c SaJ- Xei^fva ftXlpoi XA^ovrot«] oixfv ia(v) SsXa(i.tvi[o^ höJXiv [^9uv ^ixot« 'A6ivflttot]4t TtXI« x«t 9T|)XT||«uco6]«t sonst bietet, haben wol seine Naclifolger veranlasst von otx«lv lav wieder abzugehen. wird sich nun darum handeln, auf Grund dieser Lesung eine neue Deutung der ersten Zeilen zu gewinnen. Vielleicht gelingt es dann auch, eine Schwierigkeit zu heseitigen, an der die bis- herige AufTassung dieser I3esliuiuiungen leidet. In Z. 'S hat Köhler glücklich Reste erkannt, welche der im vierten Jahr- hunderle nachweislichen Formel orpi-rsCscQai t«; *iTpaTti<; xal Toc; Eiioopä? eiT-pepjiv [xjTa 'AOrjvaiwv entsprechen und nacli Br. Keil (licrmes 1894 S. t)7 ) nicht [/ouv 'Af>£vaioi]it, sondern i-ap' 'Adivaioijai TeXsv xai <rTpa-r[cufo6jat zu ergänzen sind. Aber diese

* Wenigstens giebl Lulling iu seinem Texte hier i«(v) 2IaXa|iivi[o(, Z. 4 di^egen •«(»•.

> Vgl. W. Schulze, Hermes 1893 S. 22, der nur irrt, wenn er in unserer Inschrift t£«Xs{uvt geschrieben glaubt.

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ALTATTI8CHB SCHHlFTDBMKlfABI.BH

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ForiiK;! findet sonst auf Nichtbürgep Anwendun«?. die in ihren Leistungen den Athenern gleichgestellt werden (Isolelen), hier dagegen sämtlichen Erklärungen und Rrgäiiziingen zu- folge auf Kleruclien , die Bürger waren und Bürger blie- ben. Deshalb hat Kühler nicht nur auf die Änderung hinge- wiesen (S. 119), die im Verlaufe von zwei Jahrhundei len der sprachliche Ausdruck erfahren habe, sondern auch ausdrück- lich bemerkt (S.124): 'wenn in dem Psephisma die Kleruchen scheinbar den Bürgern gegenübergestellt werden, so wird man darin nicht sowol eine formale Ungeschicklichkeit alsein An- zeichen dafür zu sehen haben, dass der Begriff des Bürger- rechtes im ölTentlichen Rechtsbewusstsein noch nicht festge- stellt war'. Töpffer dagegen schloss in seinen Quaestiones Pisistrateae S 96 (jetzt in den Beiträgen zur griechischen Altertumswissenschaft S, 20) aus denselben Worten, dass das ganze Psephisma einem Nichlathener gelte, und ihm folgend bezeichnet es auch Beloch ( Bhein Mus. 1895 S. 26ß) als 'bekanntlich keineswegs sicher, ob diese Inschrift wirklich von einer Rleruchie handelt und nicht vielmehr von der Ver- leihung eines Grundstückes auf Salamis an einen um Athen verdienten Fremden '. Diese .\uskunft glaube ich allerdings mit Busolt (Griechische Geschichte^ II S. 445) ablehnen zu müs- sen, da die erhaltenen Beste, so verstümmelt sie auch sind, allgemeinen Bestimmungen aazugehüren scheinen. Auch durch die Berufung auf formale Ungeschickltchkeil oder die Unvoll- kommenheit der Bechtsbegriffe jener Zeit wird m. E. jene Schwierigkeit nicht behoben. Sie würde aber verschwinden, wenn sich die durch die Lesung otxiiv eAv nahegelegte Auf- fassung als zulässig erweisen sollte, dass sich diese Bestim- mungen nicht auf athenische Kleruchen, sondern auf die frühe- ren Bewohner der Insel, die Salaminier, beziehen*. Meioe zweite Bemerkung gilt der ieUlen Zeile. Hier folgt

< Über die DicnsipOicbt der Untertanen v. Wilamowitz, Hermes 1887 S. 94; fr., fiber die Salaminier denelbe Hermes 1877 8.34?, U. K8bler,AtheQ. Hitth. 1879 S.26.

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A. WILHBUI

der Endung ev durch Interpunktion, und zwai- drei Punkte wie in Z. 3. getrennt ir.]i te; äroXe;. Solange man nur niil kurzen Zeilen rechnete, war es natürlich und geboten, diese drei Worte als Schluss des Satzes zu betrachten. Ich vermag ein Bedenken gegen diese Auffassung nicht zu unterdrücken. Die Inschrift verwendet, soweit sie uns vorliegt, Interpunktion sonst nur an zwei Stellen: erstens, um in Z. 10 das Zahlwort Tpiäotovxa aus dem Zusammenhange der liede herauszuheben (zwei Punkte); zweitens in Z. 3 augenscheinlich um den Anfang eines neuen Satzes zu bezeichnen. Dagegen fehlt die Interpunktion in Z. 3 vor dem Beginne des Nebensatzes ixat otxei und Z. 5 nach dem Nebensatze vordem .Anfange des Hauptsatzes S3t]v {xiiOoi, izo- Ti[v»v, also an Stellen, wo man Interpunktion erwarten müsste, wenn sie in der letzten Zeile im Inneren des Satzes ledigli(;h Yor einer Bestimmung stehen soll, l'nler diesen Umständen scheint mir die Verwendung der Interpunktion vor den Worten M TS? ßo>.6;ein Hinweis darauf,dass mit ihnen ein neuer Satz beginnt. Anden Schluss der ganzen Urkunde gestellt kann aber ein mit ixi rrj; ßo-Aiic eingeleiteter Satz, glaube ich. nur den Sinn einer Datirung haben. Die Vermutung liegt nahc,dass w ie so gewöhnlich in attischen Inschriften des fünften Jahrbunderls iTci T£? ßoXe; hit oder hoT« c Siivot (allenfalls Tcpöxo;) iy^9.\i.yLäixvjt>i zu ergänzen sei. Allerdings vermag ich nur in einer einzigen Urkunde eine ähnliche Datirung ebenso an den Schluss ge- stellt nachzuweisen: das Bruchstück C I.A. IV, 1 S. 125*557, mit drei anderen Bruchstücken» darunter C.I.A. 1 86, wie ich in meinen Attischen Studien zeigen werde*, zu einem Ver- trage der Athener und Samier gehörig, enthält nach einem Ver- xeicbnisse der Strategen, die den Vertrag abzusehliessen und zu beschwören hatten, die Worte: ßoXc cpx* [b^'^*^ ^ ^«^^^ *pS~

* 8. einstweilen meinen Berieiit in den Jabresfieflen des Ssterreieliisehen

«rohäologiscben Institutes I Beiblatt S. 43.

' Diese Krgänzung sclieint mir duicli die jolzl nicht mehr siehtl»aren Reste geboten, die Lolling hinter ip/it verzeichnet hal: Ikj. So auch C. I. A. l b (daiu IV,1 8. 57, L. Ziehen, Leges Grtueorum saenti) nacli Michels Br-

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tIo; eypa(xaxTiiji Tx {xv6<ito;. Anders (latirt die Hekatompedon- insclirit't, ebenfalls am Schlüsse : TaOr' eSoycsv xot Sefaoi sr i •I'^iXoxpiro; ap/ovT tx £v toiv Xiöo-. v toOt'o'.v. Sicherlicli ent- spricht, wie zalilroiclie Beispiele niclitatlisclier Inschriften zei- gen, eine solche Datirung am Schlüsse durchaus dem Urkun- denstil. Für die letzte Zeile des Psephisina über Salamis er- giebt sich, wenn meine Vermutung zutrifft, eine Länge von mindestens (ohne TTforo; und mit sehr kurzem Namen) 30 Stellen, eine erheblich grössere Zahl für die ersten sechs Zeilen.

Ich beschränke mich auf diese Andeutungen, um nunmehr auf eine Frage allgemeinerer Bedeutung einzugehen, die bis- her mehrfach erörtert, doch nicht entschieden» allerdings aber auch nur vor den Denkmalern selbst richtig zu stellen und richtig zu beantworten ist. Es ist dies die für die Geschichte der altattischen Schrift hervorragend wichtige Frage nach der Zeit, der das Psephisma über Salamis zuzuteilen ist.

Auf Grund einer Vergleichung mit der Inschrift des too Peisislratos, dem Enkel des Tyrannen, gestifteten Altars aus demPythionC./.yl. IV,! S.41, 373 e (unsere Taf. 10,1), *der aus der Zeit der Herrschaft des Flippias und zwar wahrschein- lich aus den späteren Jahren derselben stammt', und mit der attischen Inschrift auf dem Denkmale des Phanodikos von Si- geion 'dessen Entstehung um das Jahr 536 ange-

setzt worden ist', kam Köhler zum Schiasse, sowol der Gestalt der emzelnen Zeichen wie dem Geiamtcharakter der.Schrift nach stelle sich das Psephisma ttber Salamis zwischen Jene beiden Denkmäler, seheine also in die ersten* Zeiten des Hippies ge-

nap«t6diTi[( «pöTo« (Ypa,a{&dETiwiv. nap«i6d!Ti|c ftls Eigenname aueh C.I.A. I 44T

Col. III Z. 32 ( in den index nicht aurgenommen) ; in Kyrene Diog. Lacrl.

II 8, 18 und in der Kistr Miclicl fVH Z II; ein Spartiatc Hrrodot V 46. 'Oti aiicli indem I'.sepliisiua in Andokides Mysterienrede 9ü: dip/E« ypdvoc T0ü6c to5 <|i>)7(9(xaio{ {) ßouXi) oi isevTaxdatoi oi Äa](^dvx(s fff xua]xu> oxi KXctflviK

* 'In die letzte Zeil der Peisislraliden * setzte Larfeid das Pscpliisma in sf>iner Gricchiselien Epi?:raplnk in Mullers Ilandlxicti'' I S. Vi9. in seinem suebea erschienenen Uaudbucti der griecliiscbei) Epigra^tiil^ I S. 3 4^- (;egeQ 'etvii iwi«cbeq Ö70 uad ^60 T. Chr.*,

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A. WILHELM

setzt werdeD lu müssen; dieser Datirung widerstrebe aber der Inhalt. Der Volksbeachloss, der die rechtliche Stellung der nach der Insel gesandten Rlerucben regelt, sei von der defi- nitiven Besitsnahoie von Salamis durch die Athener nicht wol zu trennen, sei also zwischen 570 und 560 eingegraben ; die Inschrift von Sigeion dürfe man iiicht weit unter den Anfang des sechsten Jahrhunderts herabrQcken.

Ich gehe auf das Alter der Inschrift von Sigeion nicht ein. Denn in den fünfzehn Jahren, die seit Röhlers Veröffentlichung verstrichen sind, hat sich die Zahl altattischer Schriftdenkmä- ler aus Attika, vor allem aus Athen selbst, so sehr vermehrt, dass ich ohne Schaden für die Untersuchung auf die Berück- sichtigung ausserhalb Attikas gefundener attischer Inschriften verzichten zu können glaube. Zudem leuchtet ein, dass Röhler, angesichts eines so viel dürftigeren und, wie er wol erkannte, an sich äusserst spröden Materials seine zeitliche Bestimmung des Psephisma über Salamis zunächst auf den Vergleich mit dem Altare des Pythion und noch vielmehr auf inhaltliche Erwägungen , unabhängig von der Schrift , gestützt hat.

Gerade auf dte Schrift baut dagegen J. ßeloch, wenn er in seiner Abhandlung * Zur Geschichte der älteren griechischen Lyrik' Rhein. Museum 1895 S. 266 das Psephisma erheblich jüngerer Zeit zuzuweisen sucht. Die Inschrift einer Basis von der Akropolis C.J.A. IV. 1 S 131. 372«« 4>ap6€V£ iv axporöXsi Te^-soivo; K^CLk^' ävc6£KEv Kixioi höi ^aipooft SiSoic;

sei der Inschrift üher Salamis ganz ähnlich ; ebenso die In- schrift IV, 1 S. 92, 373'»8 (Arch. Jahrbuch III S. 270} EuOuSiKo? ho 8aXiäpj^o

und IV, 1 S. 103, 373«»

XvatdcSt; avedsKSv ho riaXiviu^

(zweimal t). 'Auch die Telesinosinschrifl macht einen alter- tumlichereo Eindruck als die Inächrili auf dem Peisislratos*

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altar; und doch ist sie jOnger, deon wie das Demotikon zeigt, lallt sie erat nach Kleisthenes*. *Aueh die Klerucheninsehrifl kann also in die Zeit nach Kleisthenes gehören, wo in der That eine Kleruchie nach Salamis geßlbrt worden zu sein scheint*. Bs folgt noch eine Bemerkung Ober den Gegenstand des Psephisma, die ich hereits S. 471 berücksichtigt habe.

Diese Beweisfilhrung, deren ßrgebniss Busolt (Griechische Geschichte* II S. 444, beipflichtet, bedarf der Berichtigung und Er^nzung. Was die Entsendung einer Kolonie nach Sa* lamis in der Zeit *nach Kleisthenes' betrifft, so ist allerdings sicher, dass die Land Verteilung, an welcher der Held von Pin- dars zweitem nemeischen Gedichte, Timodemos von Achamai nach dem Soholion lU t^v y^oov ie«TaxXT]pouj^if)«^vT«»v *A« Oiqv«UM beteiligt war, nicht in der ersten Hälfte des sechsten Jahrhunderls stattgefunden haben kann , sondern erst erheb- lich sfuiter; dass noch zur Zeit der Perserkriege Siaatsländereien auf Salamis verfQgbar war, zeigt nach Wilamowits Nach- weis (Hermes 1877 S. 342) die Schenkung, von der Herodot VIII, 1 berichtet. Aber so wol jene Landverteilung nachklei- sthenisch sein mag, dass die auf der Insel angesiedelten Athe- ner 'Demotika' führen, kann dafür nicht, wie Beloch und Busolt wollen, beweisen, und ebenso wenig beweisen die 'De- niotika' KrirTto; und naXXyivfjc an sich schon Entstebung in nachkleisthenischer Zeit für die von Beloch mil dem Pse- phisma über Salamis verglichenen Inschriften C. /. A. IV, I ;^7323i ^jfjj 373r23 Denn auch vor Kleisthenes gab es Ort- schaften in Altika, nach denen sich ihre Bewohner nennen konnten, wir M vrun von Phlya. Peisistratos aus Philaidai ( Pla- ton, Hipparcli. '228 H, Plutarch, Solon lüj oder Phye,nach He- rodot I fiü £v Tö) SyjuLü) T<L Ilxizvte'i (vgl. Aristoteles Uo'k. 'A6. 14, 4). Wir können solchen Namen, wo sie in den Inschriften begegnen, nicht ansehen, ob sie Demotika im dem Sinne der kleisthenischen Verfassung oder einfach Bezeichnung der Hei- mat und vorkieisthenisch sind

( Vgl. T. WilamowiU. Hermes 1898 S. 123.

416 A. WILHUH

Ich kann also nicht lugebeo. dass der Vergleich mit der TelesinoeiDscbrifl und ihren Verwandten in Belochs Sinn für das Psephisroa Ober Salamis die Ansetxung in nachkleisthe- niscber Zeit beweise, selbst wenn die Obereinstimmung in der Schrift, auf die sich Beloch beruft, grösser wire als sie we« nigstens mirsu sein scheint. Denn trotz äusserlicber Ähnlich- keiten in der Gestaltung mancher Zeichen ist in Folge völliger Veracbiedenhett der Arbeit und Ausführung die Erscheinung der Schrift in beiden Deokmälero eine ungleichartige, ihre unmittelbare Zusammenstellung daher nicht unbedenklich und zu bindenden Schlüssen wenig geeignet. Zudem ist es miss- lich in solcher Angelegenheit nur einzelne, nicht die ganze lU'ilie Her Denkmäler zu befragen. Beloch selbst betont mit volUleiii Ueclile 'ilie Scliwierigkeiten , welche die Datirung griechischer hi^ciirifteii ;iu> arcliuischer Zeit bietet, wenn sie nur nach dem Sehrirtcliaraktei' erfolgen soll", leb gestehe, dass mir diese Schwierigkeilen, je hesser ich »lie Steine zu verstehen glaube, desto griisser erseheinen. Je mehr sich die Anschauung vertieft und die Kenntniss erweitert, desto vielgestaltiger und in ihren einzelnen Krselieinungen unherechenliarer olTen- hart sieh die Kntwickluni: : je mehr w ir das Material, das uns zutiillig vorliegt, schätzen und wie viel uns fehlt ahnen lernen, desto aiinlieher selieinl es l'ur unsere unbescheidenen Wunsche ; je \ ermessi ner sicii das .Meislern der Kntwick- lung mit den Gewallmittelu der Logik und je unzuliinii- licher sich unsere Korscliuni: /.vii^l , desto mehr erlauschen w ir für erzwungene. aber bloss erlräumte Sicherheil willig das offene Geständniss der L'nsieherheit und fiir \'orurteile das Nichtwissen. Das W'ai^niss auf Grund unserer leblosen und irreführenden rvpenilrueke altallische Schriftdenkmäler in eine Folge zeitlich wol uiuscluiebener Gruppen einzuordnen oder vorgefasster Meinung zu Liebe die Angaben von Augen- zeugen über Schrifltormen auzuzweifeln, kann nur ferne von Athen unternommen werden. Vor den Denkmälern lernt man sich bescheiden, und es kostet mir .Mühe aus langer Verzagt- heit dieseri Problemen ^eg^nüber mit einem Urteil über die

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Zeugen gewöhnlicher Übung und V^erlreter durclischnitllichcp Leistung eigentümlichen Wert besitzen. Es sind dies die vie- len VVeihinschriflen von der Akropolis, die schon den Fund- umständen nach in die Zeit vor dem Jahre 480 gehören, und die Inschriften der ansehnlichen Grabdenkmäler des sechsten Jahrhunderts, als deren bekannteste ich die Sielen des Ly- seas ' und des Aristion^ nenne. Sie müssen der gesetzlichen Einschränkung des Gräberluxus vorausliegen, weiche laut dem bei Cicero, De legibus II 5t> erhaltenen Berichte des Deme- trios von Phaleron einige Zeit nach Solon erfolgte^, entweder schon unter den Tyrannen oder erst unter Kleisllienes ^ Ich vermag auf diese Frage nicht einzugehen, nur zur Dalirung eines Denkmals sei ein Wort erlaubt. Die durch Verwendung des Digamma bekannte Inschrift des von Phaidimos verfer- tigten Giabdenkmals aus Vurva C I. A. IV, 1 S. 188, MI p erklärt Kirchhofi" im Widerspruche zu dem ersten Herausge- ber Stais, der sie AAtiov xpy. 1890 S. 103, 1 1 1 in das Ende des sechsten Jahrhunderts gesetzt halte, iür nicht jünger als dessen Mitte. Ich muss gestehen, dass ich angesichts der techni- schen Vollendung, welche die Inschrift auszeichnet, und nach den Schridformen das Denkmal als eines der jüngsten, die uns in dieser Art erhalten sind, betrachten muss, und freue mich dies Urteil dadurch bestätigt zu sehen, dass die Reste der Statue, die mit der stattlichen Basis gefunden worden sind, nach P. Wolters Urteil in ihrer Arbeit die Kunst der zweiten Uätfte des sechsten Jahrhunderts verraten.

* AUiscbe Orabreliefs Nr. 1.

' Ebenda Nr. 2. Die Zeit des Denkmals wird wenigstens einigermassen durch V. Wilamowitz Vt'iiiiutun;,' ( Aris|i>tf'Ie> uml Athen I S. 14,20) be- stimmt, ArUlion sei der durch Aristoteles [ iloX. AO. 14, I i uad Plutarch (Solon 30) bekaniite AntragilftUer des B«sehlu88e8,der Peinistratos die Leib- wache bewilligte,mü deren Hilfe er sieh im Jahre 561/0 der Hernobaft fiber Athen beraächligle.

» Vgl. A. Brückner, Arch. Jahrbuch 1891 S. 198, Arch. Anzeiger 1892 8. 19, P. Wollers, Efijiiipi« ip/^. 1888 S. 191, Alheo. Mjllh. 1891 8. 388.

4 Nach O. HincbfeM, FeslsebriA ffir Ombeeli 8. 13.

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A. WILHSLlt

Ein Überblick über die gesamten Denkmäler, soweit sie mir zugän^licli waren, scheint mir zweierlei zu lehren.

Erstens, dass leider gerade der Stein, den w ir am liebsten zum Markslein Tür unsere Beurteilung der Entwicklung alt- attischer Schrift wählen möchten, diesen Vertrauensposten ein- zunelinien keineswegs geeignet ist. Die Inschrift des Altars aus dem Pylhion Tal'. 10. i ) ist. wie schon Löschcke geahnt hat (Athen. Miitii 1 879 S. 43). in der vornebmeD Schlicht- heit und der volleo Dl^anz ausgeglichener Formen und, wie ich vermute , auch in der Orthographie ihrer Zeit voran. Man mache die Probe : wollten w ir die Inschriften, die an ihr gemessen eine niedrigere Stufe der Entwicklung zu vertreten scheinen, sämtlich der Inschrift des Altars auch zeitlich vor- aufgehen lassen, so blieben, fürchte ich, für die dreissig Jahre zwischen der Vertreibung der Tyrannen und der Peraernot aller Wahrscheinlichkeit enlgei^^ n verhältnissmässig wenige Inschriften, also auch wenige Kunstdenkmäler übrig.

Zweitens stellt sieh heraus, dass der allerdings nur auf Ty- pend rucke oder andere unzureichende Reproductionen (z. B. gerade der Salamisinschrift) gegründete Glaube, eine Liste altattiscber Schriftproben wie die oben mitgeteilte zeige in un- unterbrochener Reihe ohne Reaction ein regelmassiges Auf- steigen von Jüngeren zu älteren Schriftformen, dem Sachver- halte nicht völlig gerecht wird. Schon deshalb nicht, vreil, wie eben angedeutet, neben wenigen auserwählten die grosse Masse der Denkmäler nicht berücksichtigt ist und unerwogen bleibt welchen Platz und Raum aie in der Entwicklung und dem überkommenen Bestände beansprucht; aber aueh, weil wenig- stens in Keils Erörterung eine Inschrift (vielleicht absichtlich) übergangen i8t,deren hervorragende Bedeutung für unsere Beur- teilung der Schriftg^hichte schon Lolling und neuerdings Studniczka hervorgehoben hat. Es ist das Denkmal des Ralli- machos von Aphidna. Vergleicht man diese Inschrift lediglich der Schrift nach mit der des Allares aus dem Pythion, so wird man diese letztere für die vorgeschrittenere, also, wie man voreilig zu schliessen pOegt. für die jüngere, bullen; indessen

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ist sie um mindestens zwanzig Jahre älter. Denn mit den Be- richtigungen, die Köhler an l^ollings Vermutunifpn vorgenom- men hat, scheint mir die ßeziehunji des Denkmals auf den Polemarchen, der in der Schlacht von Marathon fiel, durchaus glaublich. Solche Erfahrungen, die sich bei jeder Musterung des Inschriflenschatzes späterer JahrhundiM'te wiederholen, mahnen zu weitgehender \'orsicht bei zeitlichen Bestimmungen, die le- diglich auf stilistischer Würdigung aufbauen. Wort für Wort gelten für den Kpigraphiker die Mahnungen die Studniczka im Hinblicke auf die strittige Chronologie allallisclier Kunstdenk- mäler kürzlich mit ausdrücklichem Hinweise auf die eben besprochenen Thatsachen der Schriftgeschichtc an die Kunst- historiker gerichtet hat (Arcii Jahrbuch 1896 S. 254): die Einordnung in ilie stilistische Kntw icklungsreihe darf nicht mit genauer chronologischer Bestimmung verwechselt wer- den, und der thatsächliche Entwicklungsgang ist niemals so ein- fach, wie man es im Interesse der Forschung wünschen möchte.

Versuche ich auf Grund dieser allgemeinen Erwägungen die Urkunde über Salamis als Schriftdenkmal zu würdigen, 80 habe ich zuzugeben, dass sie für sich allein betrachtet zu- nächst allerdings den Eindruck gewisser Alterlümlichkeit er- wecken mag, im Original freilich viel weniger als in den Ab- bildungen, die in Köhlers und Foucarts Abbandlungen und C.l. A. IV, 1 S. 57 mitgeteilt sind. Geben diese Abbildungen weder die Gestalt des Denkmals noch die eigenartige Form und Anordnung der Buchstaben mit wünschenswerter Treue wie- der, so wird die erste Veröffentlichung nach einer Photogra- phie ein richtigeres Trteil erlauben. Die Buchstaben scheinen auf den ersten Blick unbeholfen und unruhig, und das ganze Bild der Inschrift wird beeinträchtigt durch die geringen Zwi- schenräume zwischen den Zeilen, die vielen schrägen Linien mit ungleichen Neigungen, und den Wechsel der «tot^vi^ov- Ordnung, welche die ersten sechs und mit etwas grösseren Absländen auch die zwei folgenden Zeilen seigen,und freierer Stellung der Buchstaben in den vier untersten Zeilen. Bei diesen Eigentümlichkeiten der Schrift verrät das Denkmal aber

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A. WtUIIIJl

hohe technische Vollendung. Die Schriftfläche ist peinlich ge- glättet und die einzelnen i^uchstahcn sind nicht nur ganz scharf und klar umrissen, sondern auch mit grosser Sorgfalt und Gleichmassigkeit eingetieft. Reste der ursprünglichen Fär- bung, von Zeile zu Zeile wechselnd, wie Lolling festgestellt hat', blau und rot, sind noch erhallen. So stellt sich die Sa- lamisinschrift durch ihre Ausführung den besten Schriftdenk- mälern vorpersischer Zeit, die in dem ganzen Bestände sicher die jüngeren sind, zur Seite. Und gerade auf diesen jüngeren, durch gleiche Sorgfalt und V'ollendung der x\rbeit ausgezeich- neten Ditikmälern kehren einzelne Buchstaben in den ei- genlQiniiclien Formen, wie sie die Salamisinschrift zeigt, wieder. Ich bespreche sie in der Reihenfolge des Alphabets.

An dem Alpha lallt die wechselnde Steilheit der ersten Linie auf, die sich von der gewöhnlichen Schräge in zwei Fällen geradezu zur senkrechten Stellung steigert, so dass der Buch- stabe, wenn der Ausdruck erlaubt ist, gewissermassen auf ei- nem Beine steht wie in Z. 3 auf dem fünften Bruclistücke und Z. 9 zu Anfang. Solche 'stehende 'Alpha sind allerdings alter- tümlichen attischen Inschriften keineswegs fremd ich ver- weise auf die Porosbasen IVM S 89,373". S. 199,373239und S. 98, 373 (jetzt von Wolters mit einem noch unveröffent- lichten Bruchstücke vereinigt in Lollings demnächst erschei- nendem Katalog der VVeihinschriften Nr. 13). Aber gerade auf manchen schon ihrer vorzüglichen Ausführung nach sicherlich jüngeren Schriftdenkmälern sind diese Alpha häufig. Ganz ausgeprägt zeigt diese Form und sie allein die Inschrift des von dem jüngeren Archermos verfertigten Weihgeschenkes der Iphidike IV, 1 S. 18l, 373«^ die Weihinschrift des Gpiteles IV, 1 S. 2ü0, 373 '^' and das schon mehrfach erwähnte Deak* mal des Kallimacbos von Apbidna^. Sie hegtet ferner

« Bei Th. aompen, Arcb.-epigr. Millh. XII 8.65, vgl. Lepsius, Humor»

Studien S. 8i.

' Bemerkenswert ist in dieser Inschrift die Verwendung von 6 gleich <t> wie auf dem Ton Archermos gefeiligten Weibgesehenke der Ipbidike IV»! 8. 180, 37S*> Dud den von KreUcbmer, Vaseninsclirinen 8. 102 aoge*

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Vollständigkeit erstrebt meine Aufzählung nicht auf den Weibungen I 347. 3b2. IV, 1 S. 42,373/. S. 8U, 373 \ S. 86, 373™.S. 90,373'o*.S.91, 373'>'.S 92. 373 und 373 »«^ S. 102,373 219 und in den Grabschriflen I 466.468.470. 471. IV, 1 S. 48, 477 c. S. 49, 477 of, neben ihr hie und da die gewöhnliche Form mit schräger erster Linie.

Sclion dieses Wechsels wegen vermag ich ein Zeichen be- sonderer Altertümlichkeit in dieser Gestaltung des ßucbsla- i»ens nicht zu erblicken. Wo die steil gestellten Alpha auB- schliesslicb erscheinen wie in den drei an erster Stelle genannten Denkmälern, erwecken sie den Eindruck der Manier, und wechseln sie mit den schräge gestellten in einer und derselben Inschrift wie beispielsweise IV, 1 S. 92, 373*'^, so acheint es fast als bätte der Steinmetz in dem Bestreben ein seinem Empfinden nach elegantes Scbritlbild zu scbafl'en die Lage der einzelnen Buchstaben hie und da geradezu nach den Li- nien der Umgebung geregelt. So mag in der Salamisinsclirift das Alpha zu Anfang von Z. 9 der Rücksicht auf die senkrech* ten Linien der Anfangsbuchslaben der übrigen Zeilen seine Steilstellung verdanken; in der Kallimachosinschrift wird

lübrtm Vasen. Man darf nieht eratannt Min auch fSr lu begegnen und umgekehrt <D für 9. Zwei Beispiele A(apo4<« (allerdings neben Ao^fo?)

auf der Insctirift aus Na^os !.G.A. 411, fl. C. H. 4885 S. 495 {Imagines^ S. 6»,6) und Api(TTdvo»o; auf dem bekannten Krater fiat v. Wilamowitz erst kürzlich wieder iu Erinnerung gebracht (Gulling. Nachrichten 1898 S. 231,2), &i|mS«v führt Krelacbmer S. 102 an. Unbedenklich lese ich denn auch C. l. A. I 349 den Namen o®xvt(, wie schon Kaibel fytgr» Qtwea 756 Ter- mutete, •ofivi}<; das Gedicht mag rolgondcrtnnssnn zu crginien sein:

. . ]ofav({ p.' äv^öcxtv 'AÖfvaiait noX(ö/,ot

X,o]p^o tnUttlv TO xhan ti-jf\aa\Livo. Zu Anfang des Pentameters hatte Kaibel an ftpirw]p(o oder ähnlich gedacht; ich vergleiche C.I. i. IV.l S. 182, 373"': Tiörivaijit Sixatr^v /opiow 'Aejiovd- Otv. XatorSsao, •l'iXia, erklärt von v. Wilamowitz, Aristoteles und Athen II S. t73,l. Fürdie Längung des t, wiesie jbif'wu fordert, gicbt W.Schulzc (^uae- tUonettpieoi S.298tt.8. eine rdche Sammlmig von Beispielen. Da die Buch- staben in den zwei Zeilen wenigstens teilweise über einander.teilweise frei- lich freier geordnet stelx'n. mag man zweifeln, oh vor dem o des Namens -o^zvr,; zwei oder drei Zeichen zu ergänzen sind. Zu toCI Uxwj tu^a^i^vou vgl. (»lipos iis^ii/^ajUviis IV, i S 89, il'i'^K

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A. WILHBLII

auch das Gamma ganz älinlich aufgestellt, ebenso in der Künst- lerinschrift des Gorgias IV, 1 S. 201 , 3"32s«, ein Delta in der Salamisinschrift Z. 11 und IV, 1 S. 42,37H/'. S. 102, 373

Irrtümlich und irreführend zeigen alle Kpsilon in der Ab- bildung, die aus den Athenischen Mittheilungen in das Cor- pus übertragen ist, eine über den untersten Querbalken be- trächtlich hinabreichende senkrechte llauptlinie. Solche Epsi- lon kommen auf dem Steine überhaupt nicht vor. Bald setzen der obersle und der unterste Querbalken genau an die Enden der Senkrechten an, bald greift die Senkrechte oben, bald greift sie unten ein wenig über, oder auch oben und unten, wie IV.) S. 90,373 die ausgesprochene Verlängerung der Hauptlinie, wie sie so vielen altertümlichen Epsilon eignet, ist völlig auf- gegeben. Ein gleich unbedeutendes Übergreifen der Senkrechten nach unten zci-:en regelmässig durchgeführt, um einige datirte Denkmäler anziilühren, die Hekatompedoninschrift und C.I.A. I 333 Z 1 f., ferner vieleandeie Steine z. B. IV, 1 S. 203,373»9. Diese Zeichnung des Buchstabens mag, wenn auch die einfache spätere Form des Epsilon, wie der Altar des Pythion zeigt, schoa angewendet wurde, doch neben ihr festgehalten wor« fleo sein, weil sie als elegant empfunden wurde; wie bei Epsi- lon reichen in der Hekatompedoninsehrift auch bei Delta die beiden schrägen Linien über die wagrechte hinab, und genau so ist das Delta auch in der Inschrift IV, 1 S. 103, 373'** gebildet. Auch in anderen Beziehungen berühren sich die Epsilon der Salamisinschrift mit denen jüngerer Denkmä- ler vorpersischer Zeit. Der Winkel, in dem die Querbalken an die senkrechte Linie ansetien, ist bald ein rechter, bald ein wenig, aber nur ein wenig spitzer als der rechte: selbst die Epsilon der Hekatompedoninschrift sind noch nicht sämtlich rechtwinklig. Ferner setzen die drei Querbalken eines Bueh- Stabens nicht immer in gleiebem Winkel an und sind auch in der Länge yerschieden : ähnliche Epsilon finde ich auf der Inschrift des von Antenor gefertigten Weibgeschenkes des Nearchos wieder. Aus allen diesen Beobachtungen ergibt sich, dass, darlte man nach einzelnen Buchstaben urteilpn, der

ALTATTISCHE äCHRIFTDENKMAELEH

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Porm des ESpsiion nach das Psephisma über Salamis durehaus lu den jüngeren Denkmälern allallischer Schrift gehört.

DieMy sind, kleiner als die übrigen Buchstaben, aber breit- gezogen , mit nicht immer gleichen Winkeln, über die Zeile gestellt. Genau so findet sich das My z. ß. in der auch sonst ähnlichen Inschrift des von Hegias verfertigten Weibgesohen« ket zweier Männer aus Lamptrai IV, 1 S. 203, 373 In- schriften ans der ersten Hälfte des fünften Jahrhunderts zei- gen vielfach kleine, so zu sagen zwischen den Zeilen schwim- mende My, so die Hekatompedoninaehrift und I 33d Z. 3 f., die Inschrift der Nachkommen des Kalliteles I 381 u. a. ; diesen späteren My stehen die des Psephisma Ober Salamis ganz erbeblich näher als den allertfimlicb ungleichen Formen.

Ganz ähnlich, gleich stark geneigt, finden sich die Ny auf zahlreichen Denkmälern vorpersischer Zeit, darunter In- schriften,die sehr sorgfältig und schön eingezeichnet sind; ich erwähnenur I 351.352.357. IV,1 S. 80, 373». S. 86,3737«. S. 93,373«*. S. 99, 373»». S. 154, 362. S. 179.373»». S. 203, 373 Rho begegnet ganz ähnlich auf der Weihung der XoUpY«i; I 352. IV, 1 S. 86, 373 » S. 93, 373 und 373 S. 203,373^*, und auf einigen dieser Inschriften kehrt auch Chi mit etwas schrägem Querstrich und V g^z wie in der Salamisinsehrift wieder. Aber es lohnt nicht bei den einzelnen Duehstaben länger zu verweilen, zumal alle Verweise auf unsere Drucke die Anschauung der Steine nicht ersetzen kön- nen. Darf ich meinen Beobachtungen nur einigermassen ver- trauen, so stellt sieh das Psephisma fiber Salamis der ganzen Erscheinung der Schrift wie ihren einzelnen Eigentümlich- keiten nach nicht zu den altertümlicheren Denkmälern, die aus vorpersischer Zeit auf uns gekommen sind, sondern zu der grösseren Zahl von Inschriften, die man sich nicht ent- schliessen wird tiher die letzten .lahrzehnle des sechsten Jalir- hunderts hinaut/.m-iicken oder zum Teile so^iar jüngerer Zeit zuzuweisen liut. Allerdings kann iiuin zu Gunsten höheren Alters die einfache Sehreihung statt doppelter verbunden mit weitgebender Neigung zur Angieichung, wie sie ict^t und lA

486

A. WILHELM

^aXapLivt zeigen, geltend machen. Aber für bindende Schlüsse scheint mir das Material, über das wir verfügen, zu dürftig. Freilich begegnet doppelte Setzung der Consonanten schon in der Inschrift des Altars aus dem Pythion (*A7cöX>ovoo und auf der Basis des chalkidischen Weihgeschenkes ('hiTcico;), aber schwerlich wird man deshalb sämtliche Inschriften.die sich mit einfacher Schreibung begnügen ich führe an: IV. 1 S. 90. 373105 QoiXzSi in sehr schöner regelmässiger Schrift, dasselbe S. 42, 373y. S. 82, 37334. s. 102. 373 «'^ und 373«'', S. 9jL eaXövTOv, S. 99, 373'" KiXi?. S. 103. 373 «3 HaXiveo?, S. HL 373"! Ke'Tioc, ÄXo, S. 199, 373 2*0 ixo; ?— ohne wei- teres für älter erklären. Man wird vielmehr mit Grund anneh- mendürfen, dass in diesen Dingen in einer Zeit, in der sich für Schrift und Orthographie erst allmählig feste Regeln bildeten, dem Belieben des Einzelnen ungleich mehr Freiheit blieb als späterhin. Alles in Allem ergibt sich mir. im Sinne Belochs, der nur nicht in der Lage war seine Behauptung zureichend zu begründen, die früher geltende Ansetzung des Psephisma über Salamis um 560 vor Chr. als sehr unwahrscheinlich. Mit den Vorbehalten, die jedes Urteil in so heikler Frage fordert, glaube ich als Rrgehniss meiner Untersuchung aussprechen zu sollen, dass die Urkunde der Schrift nach in die letzten Jahrzehnte des sechsten Jahrhunderts, vielleicht sogar erst in kleistheni- sehe Zeit zu gehören scheint. Ich warte ab, ob Andere inhalt- liche Gründe , wie sie seinerzeit Köhlers Entscheidung be- stimmten, für oder gegen diese Ansetzung geltend zu machen finden. Entstehung des vorliegenden Beschlusses erst in klei- sthenischer Zeit zu beweisen reicht der letzte Satz schwer- lich aus. Denn so wahrscheinlich mir meine Vermutung über seine Bedeutung ist: ob in der Formel iiri tt)« ßouXii; j o Siiva iYpx(AULjcT(uiv späterem Gebrauche auf Grund kleisthenischer Staatsordnung entsprechend icpöro; stand, entzieht sich unse- ser Kenntniss. Einen Ratsschreiber, der in der Formel er- scheinen konnte, hat es gegeben seit es einen Rat gab.

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ALTATTIBCHB 8CH1IIFTDBNK1UII.BB

487

II

Die Hekatompedoninschrift hat Lolling 'AQ-rvi 1890 S.63I für etwas iilter erklärt als die Inschrift (Jes Allars aus dem Py- thion. Er erwähnt, dass in dieser Alpha und Epsilon die re- gelmässige Form. Theta jedoch noch das Kreuz zeige, Alpha aber auch in der Inschrift des chalkidischen VVeihgeschenkes IV^ 1 S 41. 373<? mit schrägem Querstriche erscheine; un- zweifelhaft älter sei das Psephisma über Salamis. Sicherlich hat sich Lolling bei dieser Ansetzung auch von ailgemeinen Eindrücken und Anschauungen leiten lassen, über die er nicht öffentlich Rechenschaft ablegte: seine ausdrückliche Berufung auf einzelne Buchstahenformen hat meines Grachtens keiner- lei Beweiskraft. Denn Alpha mit schrägem Querstriche ist bis in die Mitte des fünften Jahrhunderts üblich geblieben; die verschiedenen Formen des Epsilon mit und ohne Obergreifen der Hauptlinie begegnen nebeneinander auf einem und dem- selben Steine und ihr Unterschied hat, wo die Verlängerung so anbedeutend ist wie in der Hekatompedoninschrift, kaum mehr schriftgeschichlliche, vielmehr nur zeichnerische Be- deutung; die Theta mit Kreuz und die Theta mit Punkt sind länger neben einander hergegangen, wie sie sich denn auch auf einem Steine vereint finden (C. I.A. IV. 1 S. 185, 422<3), nicht anders als die verschiedenen Formen des Rho, die s. B. in den Signaturen eines und desselben Künstlers, des Enenor, begegnen und. mit und ohne Sporn, noch nach der Mitte des fünften Jahrhunderts in dem Psephisma über Chalkis IV, I S. f O.V7a (Dittenberger, SyUoge^ll) wechseln. Dass die He- katompedoninschrift ein wenig älter sei, als der Altar des jün* geren Peisistralos, lässt sich auf diesem Wege nicht erweisen; so hat sich denn auch Kirchboff durch Lollings Urteil nicht für gebunden erachtet und sie auf Grund scharfsinniger Ver- mutung erheblich späterer Zeit zugewiesen Er sucht in der glücklich hergestellten Unterschrift der einen der zwei Platten TotST* iSox^iv T<Si Se[|Aoi iie]l 0[ jo« xk iv rotv XiOot[v to6t]o(v die Erwähnung des Archon, verweist auf Bruchstücke der ande-

488 A. WILHBLM

t en Platte, auf denen vielleicht die Worte {Sox'tiv tSi SI[&o]i i«t

•I>i - - ip/ovrlo; und l«l - -] o? 4px[ovTo? erkannt werden dürfen, und

erjziinzl unter lierücksichligung der Slellenzahl den Namen (Ich Pliilokrates.den unsere Überlieferung als Archon des Jah- res 485/ 1 vor Chr. nennt. L. Ziehens Einwände {Leges (traecorum savrac S. 4) vermögen diesen Ansatz nicht zu erschüttern. Die Berufung auf die Schrift, in Lollings Sinne, liherschätzt wiederum die Bedeutung des E mil der etwas verlängerten Senkrechten gegenüber der einfacheren Form des Altars. Dass die Unterschrift raOT* fSoy^ev -rot Sijioi <I>t\o)cpiTO!; ap/ovTo; TÖt iv toiv >.iOo'.v to'jtoiv erst bei erneuter Auf- zeichnung des viel älteren Gesetzes auf den beiden uns vor- liegenden Steinen zugesetzt, der Name des Philokrales also fur (lie Zeil dieser Aufzeichnung selbst nicht beweisend sei, vermag ich nicht als sicher zuzugeben Allerdings können die Worte T3t SV To:v /iOoiv toOtoiv dem eigentlichen Psephisma nicht angehört haben, aber die Vermutung liegt nahe, dass ihre Aufnahme in eine Unterschrift, wie sie sich auch sonst nachweisen lässt^, in besonderen Umständen der Aufzeichnung und Aufslellung begründet war. Solche erlaubt die ungewöhn- liche Ansehnlichkeit und Sorgfalt der Veröffentlichung vor- auszusetzen ; bekanntlich sind 'die beiden Steine' Melopen- platten des sogenannten allen Tempels. Dass bei der Unvoll- sländigkeit unserer .\rchontenliste für jene Zeit die Beziehung auf einen uns zufällig bekannten Archon des Jahres 485/4 vor Chr. , dessen Name mit Pili beginnt und in die Lücke passt, unsicher bleiben muss, leuchlel ein: um so wichtiger wird es sein diese Beziehung durcii neue Gründe zu stützen.

Schon die geradezu wunderbar schöne Ausführung der In- schrift, die leider auch die Abbildung Taf. 9, 1 noch nicht ausreichend zur Anschauung bringt, dürfte zu Gunsten jünge-

Welche Erwägungen Br. Keil zu dem oben S. 477 initgeteiltea Urteil (Hermes lb94 S. 2ö7) beslitnml haben, ist nicht ersichtlich.

* Ganz so schlieMen Psephiimen der Chertoneiiten Ta6t' Kogc ßouXdEi ml Mjuit |ti|vö< Aiovuo(ou xtX. ßMtXiiwTot STA. Lalyseliew /.P.X. 185 (Dittonber*

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ALTATTISCHE SCHHIFTDBNKMAELEH

489

rer fiDtatehunf^szeil gehend gemacht werden. Aber auch die ganz unvergleichliche Frische der Erhaltung, die freilich be- sonders geschützter Aufstellung iniiverdankt werden mag, rät die Au&eichnung in eine Zeit zu setzen, die von der ihrer Zer- störung, also von dem Jahre 480 vor Chr., nicht weit ab- liegt. Ferner scheint mir auch die Orthographie, namentlich die gelegentliche Vernachlässigung des rauhen Hauches, der JQngeren Zeit sehr wol su entsprechen. Schliesslich freue ich mich zu Gunsten von Rirehhoffii Vermutung eine besondere Beobachtung geltend machen zu können.

Bei aller Vorsicht in Zeitbestimmungen auf Grund der Schrift allein wird man zuzugeben geneigt sein, dass wenn zwei Denkmäler dieselbe Schrift oder gar dieselbe Hand zu zeigen seheinen, die Annahme ihrer ungefähr gleichzeitigen Entstehung nicht ungerechtfartigt ist.

Ich glaube versichern zu können, dass in dem ersten Ein- trage des Steines I 333 ( vgl.Taf. 9,1), einem auf die Schlacht ▼on Marathon bezOglichen Gedichte, dieselbe Schrift oder Hand vorliegt wie in der Hekatompedoninschrift.

Bekanntlich hat jener Stein I 333 die unverdiente Ehre ge- habt, für die Basis der sogenannten Promachos gehalten zu werden, und diese Vermutung wird, obgleich sie ihr Urhe- ber den Einwänden von Wachsmoth und Michaelis gegenOber bereitwilligst zurückgezogen bat, seltsamer Weise noch immer der Erwähnung gewürdigt Welcher Art das Denkmal war, dem der vor Jahren in der Hadrianstrasse gefundene Stein an- gehörte, vermag ich seiner Form nicht abzusehen, und die beiden Gedichte, die er trägt, geben in ihrer Verstümmlung über ihre Bestimmung keine zuverlässige Auskunft. In Kirch- hoffs Ergänzung stellt sich das zweite Gedicht denen der drei Hermen vor der Stoa zur Seite*. Die eigentümliche Bearbei- tung der Schriftfläche des Steines war schon früheren Beur-

Stadl Alben I 8. 541, 3; Athen. HiUh. 1877 S. 92; C.I.A. IV. I S. 40. In Btfimners Commentar zu Pausaaias i 28t 2 ^^'^ Inscbrifl ab per|t kleiscber ^eit angeborig bezeichnet.

' Aischines ge^en I^lesiphoq IQ3| Prefer, Inter. Gr§tp, m$tr. lö§,

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A. WILHBLM

teilern auffiillig; aber die Behauptang : superficiem lapidis leviUr ease atriatam non alio eonsitio niai ut ea atriaiura pro ornamenio eaaet iapidt («rachöpft nicht ganz den Sach- verbalt. Niehl selten wird auf Steinen. namentlieh alterer Zeit, ein besonderer Streifen fOr die Schrift sorgiältig geglättet, wäh* rend der Obrige Teil, Yon einem ebenfalls geglätteten Saume abgesehen, gerauht wird, wie I 390. 396. So hätte diese Bear- beitung an unserem Steine nichts merkwQrdiges, läge nicht der zweite Schriflstreifen, der die dritte und vierte Zeile trägt, ein wenig tiefer als die rauhe Fläche oberhalb und unterhalb, der obere erste Schriftstreifen dagegen mit dem rauhen Felde in gleicher Ebene. Die Erklärung hat mir W. Dörpfeld gege- ben. Der Stein trug ursprünglich nur die beiden obersten Schriftzeilen und unterhalb blieb der ganze abrige Teil dee Steines gerauht ; später wünschte man auf dem Denkmale ein zweites Gedicht einzutragen und arbeitete, um Raum zu schaffen, auf der rauhen Fläche einen zweiten Streifen ab, der natürlich tiefer zu liegen kam. Dazu stimmt, was von jeher halte klar sein sollen, dass beide Ginträge ganz verschiedene Hand zeigen. Diese verrät sich nicht nur in den Buclistaben- formen. sondern auch in dem Gebrauche der Interpunktion, die in dem ersten Gedielite vor dem Beginne des Pentameters genau wie in der llekalompedoninschrifl durch drei Kreise mit Zirkeipunkt ausgedrückt erscheint, während sie in dem zweiten K()ij:ramme an der entsprechenden Stelle fehlt. Von diesem zweiten ü^pigramme ist, nach KirchhofTs Ergänzung:

'H f/.x>a Stj xjivoi TxXxxacpSiO'. oi px t]6t' ai^{ATlv aTYjijajjL irpoiOi tcu^wv iy'pO'Z iw' Inj^xtiSt^

uatpviuivoi S' i(3iü)Txv 'AOiovaiac woXy^ouXguJ

die Beziehung auf die Schlaeht von Marathon klar; aherauch für das erste wird sie durch die Worte 'ExXi'Sx . ] tcäoiv Soü- Xto[v ^aap iSttv' gesichert. Wir haben keinen Grund anzu-

< Man liest 'EXXi[Sa ^ffjv] xinv; aber fQr drei Bnobslabeo ist vor kHw Qicbi Haiun. AUenfalb H ?

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ALTATTISCHB SOIIBifTDBllKlfABLBil

49<

nehmen. dusB rias Denkmal erat längere Zeit und niebt sehr bald nach der Schlacht gestiftet worden wi^

So wenige Baehstahen von dem enten Gedichte anf dem Steine erhalten sind, so glaube ich doch mit Zuversicht he* haupten zu dürfen, dass sie mit denen der Hekatompedonin- schrift völlig übereinstimmen und dass nicht bloss eine ahn- liche, sondern geradezu dieselbe Hand vorliegt, wie auch beide Inschriften genau dieselbe sorgfältig ausgeführte sonst nicht nachweiriiche Interpunktion zeigen. Ist dem so und unbefangene Beurteiler bestätigen meine Beobachtung , so werden beide Inschriften wenigstens ungefähr derselben Zeit zuzuteilen sein und Kirch hoffe Datirung der Hekatompedon- inschrift in das Jahr 485/4 vor Chr. gewinnt im besten Ein- klänge mit allen sonstigen Anzeichen durch dies Zusammen* treffen erhöhte Wahrscheinlichkeit.

Ich schliesse mit einigen Bemerkungen zu dem letzten Ab- drucke der Hekatompedoninsehrift in G. Körles Abhandlung Rhein. Museum 1898 S. 264 ff.

Zeile t fehlt in sämtlichen Veröffentlichungen die auf dem Steine ganz deutliche Interpunktion nach xp^^'^^i- 5 mag nach aiS höchstens unten im Bruche der Rest einer senkrechten Linie erscheinen, nicht in der Mitte. Z. 6 iviicT]iv[: üv S]« nc! XT>. Dass Z. 8 nach {i[popY'ovTx[(; der Bruch bewahrt noch von der Spitze an den rechten Schenkel des Gamma -die 'zweilo Hälfte eines My deutlich ist, habe ich schon G. Köile mil^eleilt (S. 965) Z. 9 sind der untere 'l'eil eines Epsilon und Spuren des vorangehenden Ny erhalten vjio. Z.IO scheint vor «w»v ein breiter Buchstabe wie H nicht gestanden zu ha- ben. Z.12 stehen in Körles Abdruck die Klammern unrichtig: SpÄ[t ii8ö< Cr/a[i]v7n. Z. 1 'i tu. 7t6).£i. Z. I6f. ^(^[t cuSuvidOxt ; der obere Teil eines Sigma, den Lollings Tafel richtig wiedergibt, fehlt im Corpus. Z. 94 erkenne ich vor at deutlich Reste einer Uuncimii:;, die Loliiii^^ und das Corpus nicht verzeichnen.

Körles Ergänzung des Verbotes Z. 8 ff hat mich nicht über- zeugt, aber icli sehe mich ausser Stande seine Lesung t6(

« i|rt«i|t juidi Frans Winter, Arob. 4«brbiieb 1893 i52, 13.

492

A. WILUBLII

[x9el vo]To6tv [tS v]io ivtoc tS x[vxXo x«i »«tx h]iie9tv to htx«TO{A- ic[i^ov |aS*SvOo[v] iY[X<Y*v darch einen einleuebtenden Vorschlag zu eraetsen, denn ieh errate nicht, von welchem äu§;cn8cbein> lieh geringfügigen Vergehen, dem jmS' SvSov lYtUyiv (?) ent- sprechend und ainnverhundenjm Anfange des Satzes die Rede war. Nur um vielleicht GlQcklicbere auf den richtigen Ge- danken zu leiten, sei der Einfall erwähnt Z. 9 (»[rax«» tS v]iö Xftt t8 icpö[< eo ffccyxXjo [ßoj.aS zu lesen.

Einen anderen Satz der Urkunde, dessen Verständniss Körte glflcklieh erschlossen hat, freue ich mich an einer Stelle, wo sein Vorschlag fehlgehl, mit voller Sicherhett herstellen zu können. Das Gebot Z. 17ff. lautet nach Körte: tk otxlf&fltT« [t«

t9i blxarJofAxiSot avo^Yiv [tÖ(; rjixfxiai; [/.i o[X«i2[ov E 3U t]S (ilvo[c 9Jift«9«t t9t[; hevja^ i;Ae[p]ac [tok; xpö te; vo]{X(v{a[{ xal t8v vIo« t8v

inji tSi ic[xic^i Iti? to he{i.i]9u :c[apö]vTa[;. Ich schc von dcD letz- ten Worten, die Ich nicht au&uklären vermag, ab : so richtig Tfi lixd^i erkannt ist, die Er^zung tSv vloy t9v M tci iU&Si ist der sonderbaren Bezeichnung wegen , die sie den Zwanzi- gertagen des Monats gibt, anstösaig und zudem mit den inZ.20 an dem unteren Rande des mittelsten Bruchstückes kenntlichen Resten unvereinbar. Diese sind allerdings in Loilings Abbil- dung und in KirclihofTs Abdruck nicht völlig treu wiederge- geben; der Stein zeigt unter dem dritt-und zweitletzten Buch- staben des Wortes OsäoOxi in Z. 19deullicli die oberste wag- rechte Linie eines Epsilon und darnacli die obere llälfle eines Iota (oder l.amhda). Auch enlspriclil der Bruch vor -i xei li- in Z. 20 am meisten einem Alpha; ein Pi, wie es Körtes Le- sung verlangt, hat an der Stelle augenscheinlich nicht ge- standen. Ich glaube, es ist räf; htv]«? ifxi[p'ac [tj; :raö te; vlo- |x£v{*[; xai T]st [SixxTji )ta]i t£i tt[5ciS', ZU lesen; nehen den letz- ten Tagen des Monats und dem zwanzigsten fortlerl der zehnte sein Recht. Statt mit Körte y.t o-XsiCov I Si? t]ö fjnvö[; ist dann notwendig' (nit der bekanntlich häufigen Auslassung der Com- parativpartikel q[X|iCov Tpt; t]ö {aiv6[< zu ergänzen.

A^be«

ADOLF WILHELM

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UTTBRATUR

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Eaaaaos. V, 3 (19). Athen 1899.

AIE9NHS E*HMEP12 Ty,{ vouiiaarix-ii; apj^aio)^oyia<;. Journal

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8pow. S. 367. 'lu. N. 236opu)vot, NoatipaTtxi i6pi{|A«ta, S. 105. Dcrsellic, Tf« vi5ao{ i]up(T) Toü '0;ji»{poy. 8. 4^3. E. D. J. Üutilh, Ktudes Alexandri- nes.— Ö. 4:il. ü Pick. Zur Epigrapliik der griechi^ulien KaisermÜDzen. 1,

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404 roNot

^XoXoywo« ovXXoyot Ilapv««aö(, EOBTHPIS. B'. P'. Athen

1898. 1899.

Dario u. a. B'. S. 245. A. ^iXio«, 'A9i)vä( xt^aXi) EXmatvo«.— S. 255. A. Sxiic, 'Afxtfot rifoi 6tp|Mic£X«t<. ~ 8. 961. M. Xp»aox<{of, rcwypafixä «tj-

r'. S. 54. N. r. 1IoX{t>){, ovoja«!» twv SiJ^wv [ Heutige Verwaltungsbe- zirke].— S. 81. A. MTjXtapaxTic, Nr,5ioYpafi»i xari Tf,v Yico^paftav toö 'AparSoj EdptCt. S. 142. M. Xpv9o/6oi, "OauvOo(. S. 175. K. A. MuXwvät, Ilipi t^c

EniMEPii: APX.AitiAuriKH. i898 llefl 3 4. Allien 1898.

Daiiii S. 137. Xp. Taouvta;, KuxXaSixa. S. 211. K. Koutotfvteijtrj;, ^xijvat to5 oixoY«vitaxo-j ^io« twv ^uvaixdiv. S. 219. L. 8avignuDi. 'Ap;^aicixi)T«(

KIm.— 8.249. B.Atmiphoi, Auxoaoupas v6^i Up4(.— 8.271. Derselbe« 'Bm-

Nacbrichtbn del rantiebea arehäologischen Instituts in Konstantinopel. III. Sophia 1898 [RusBiaeh].

FUNDE

In Allien sind nahe beim Synlagmaplutz bei einem Neu- bau (des Herrn Bouyä;) in der Sladionstrasse, gegenüber dem Mar^lall eine ganze Anzalil von Gräbern verschiedener Epo- chen ij;efunden worden Kurze Nachrichten finden sich in den Tageszcilungen (z. B. 'Aitu 1?. 18. 19. 25. 28 30 Ae». 1898. 14.23'Ixv. 1899), ein wissenschaftlicher Bericht ist in Aus- sicht gestellt. In dLMsclbcn Gegend sind schon früher vielerlei Gräber gefunden worden (vgl. z. B. Conze, Attisclie Grah- reliels Nr. 1073. CJ.A. IV, 1 S. 190, 491-'«); wogen der Fol- gerungen, die sich daraus für den Zug der Stadtmauer erge* ben 8. Athen. Mitth. 1888 S. 232.

Gräber, die beim Neubau des Arztes 'AOavatjiASyi; in der ApoUoDslrasfie (Bädel&ers Griechenland^ zu S. 35, E, 6) ge-

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fültDI

funden wurden, sind mittelalterlichen Ursprungs, ebenso wie die dort entdeckten Gebiiuderesle. obwol beide audi antike Überbleibsel ein«jebaul enthielten ("Actu 18 Aix. 1(S98).

Bei Kanalarbeiten in der Kolokotronis -Strasse i Bädekers Griechenland 3 zu S. 35, D. E, 5) ist eine jugendliche Dio- nysosherme gefunden worden ("Aotu ?5. März 1899).

Beim Dorfe Reratea in der Gegend 'AdrpYi'ExK^r.aia wurden 300 byzantinische Goldmünzen gefunden ("Attj 18 Aex. 1898).

An dem Hügel Stamatovuni (nördlich von Ikaria. Dionyso) hat eine neu gegründete englische Gesellschalt Marmorbrüche eröffnet, die einen für Atlika ungewöhnlich grosskrystallischen Marmor liefern. Dass der Marmor dieser Gegend auch im Altertum schon benutzt wurde, ist bei dieser Gelegenheit fest gestellt worden Eis liegt dort nämlich eine unfertige Marmor- figur von dem Typus der archaischen ApoUostatuen , erst aus dem Gröbsten herausgearbeitet, aber mit genügender Sicher* heit zu erkennen. Höhe mit Rünthe etwa 2,10'°.

Bei Amphissa wurde in der Nähe des Dorfes K«Xo«tTif

v{t9« zufällig gefunden : (ilxdXXtvov ayaXpia 7capt«T&vcv yusalxa. 7UÜ Tt«9apx atXkx i-jziiTi^ ^jcXxiva uv toi (<,iv Suo ivapi9TÄvouv äXi* XTopa, T3t hi «XXa ^uo xuv«{. 'Exto^ toutuv dlviCpi rpsTc ioxTU- Xfouc, Süo Simovc (AiT«XX{vou<, Ivvl« irqXtvai «Yyita ^tKföp«f»v

(iijeT(i)v xal TCOtfxpa aXXac piixpjc utTxXXiva avTixi{|A,(VOC.

On'enbar gehört ein Teil der Gegenstände zu einem der üblichen Standspiegel.

Der Finder H. ZrpdieY»«« hat seinen Fund der Behörde üher- gehaD.('A«tv 23 ««6p. 1899).

Bine Viertelstunde von 'Afuix (A<bTiov mSiov) in Thessa- lien sind in der Olm« *A,yUL "Awec antike Gebaudereste be- merkt worden ; ausser einer grossen Marmorplatte wird be- sonders ein Mosaikboden aus schwanten und weissen Steinen genannt. An derselben Stelle aollen frQher Reliefs, pachehrist- licher Epoche gefunden worden sein ('Bark 93. M^. 1899. 'A<rru 24. Mp. 1899).

Auf demHQgel Bunardjik bei Philippopel wurde sutäliig ein Grab und dabei eine ungefähr 3" lange und 35*" hohe

496

Platte aus einheimischem Stein ('Granit') gefunden, die in 4*" hohen Buchlaben nur das O soi kleiner folgende In- schrift trägt (T«x^SpdjAO(, Konslunlinopei, 4 Noi^iSp. 1898).

•arTEAEZ^OPOZMHTPOAflPOY NEIKOMHAEYZ^HZAS ETHHE^ X AIPE^sr

In Ivukludja bei Smyrna fand Herr G. Weber in einem Hause folgende zwei Inschriften:

1. Marmnrplatte. Vi*" lang, 26 hoch, 7 dick. Buchstaben 1°°, in der ersten Zeile etwas höher. Nach Abklatsch.

f;i-T YPANNIONTI-KAArAeonOAlTQI ANAPiKAITIKAlOYAlANfilTniTEKNQIMNHAS: XAPIN-MHTEPTIZTENAXEIZTIAAKPYEIETNGAAE MYPHnZE<t>ANHMOIPAi2:EMETONKENQA 5 EKATEAOEINAEiyANTIZniHNKAlOMHAIKAZ AAAYnOAHQHNBHinATHPZYNEMOITOY TO(t>IAOTEKNIAOYKE4)ANHNf EYZTMZEni ZOlTEKNONAAAYnOAHGHNHAQONAinflN . ZfllHNKAI<t)IA;'| NNFAM ETIN tu ' X A IPEINTTAZI(j)IAOIS

KATAKEIMENOZENOATTAPAlNnKAlMETEXElN Zai H zaAETAPESTAIAHZ ^

•I(o'j>ix) T-jpivviov Tl. K\. 'AyaOoKoSi Töi | avSpi xai Ti. KX. 'IouXtav<ii Teil Ttxvojt p.vT)a( j X^P*^-

(^icvif) Motpaic ip.i t6v vc(o)v &^\t xaTc^diiv >iit{>avT[a] ^o)tf,v xai 6(XT]Xtxac, | aXX' uico AiiiOvjv

icarvip «UV ip.oi' touIto «piXorixvia. OuK i93lvT)v <(>iuorb( iivl I 901 Tixvov, dXX' 6ff& A'q9i)v ^XOov Xtir«w I («njv xai f iX[ia]v yapitTiv. | XflUpicv «ftot fiXocc I »aTOtM{|Aivo( {v8at irapctvA liftl |UTix<tv I Cm(^* Iffl^p 'Ai^f .

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FUNOB

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Ob SU Anfang der ersten Zeile ein Bachstabe für mehr ist kenm Platz fehlt, ist nieht klar. Unsere Lesung setst voraus, daas ntohta ffBhlt, und das I mit folgendem Punkte ei- nen Namen darstelle. In Z. 4 kann das O von vlov, wenn es auf dem Steine steht, nur ganz klein nachgetragen sein.

9. Oberer Teil einer Grabslele mit Giebel, 59** breit und noch 37 boch ; in der Mitte zwei Püllhörner, rechts und links davon steht ö ^vi{io( in Kränzen. Buchstaben böhe 2**. Der Stein liegt im Pflaster des Hofes und ist ziemlich abgeschlis- sen. Abklatsch.

OAH OAN HOZ HOZ

AGHNAI^A 0ANHNÄIONYZIOY AMTTEAIAOY^ANHOYr^erYNAiKA

•o Sri- '0 a^-

'AÖ-rivaiSa 4>icvTnv Aiovixjiou

'A(Ai»X(2ow , ^oiviQOv« Yuvaüta.

In Afium- Karahissar in Phrygien sah derselbe Herr in der Vormauer einer Moschee einen Qo*" langen, öO breiten weissen Marmorblock, aui dem sieht:

PACTVMEIAE-SALVIAE C-SALLVSTI VSSER APAVXOPISVAE n AKTOYMHIAICAAOYIAI rAlOCCAAAOYCTIOCCEPAnACIAIAI TYNAI Kl

Pactumeiae Salviae G. Sallustius Sorapa iixori suae. na)CTOuur;iai i^aXouixt

Herr E. I. lordanidis sendet uns Abschriften folgender In« Schriften :

4TBIN. ]UTTHBn.üNaBN ZZIH. 33

4M raMW

1. Marmor von 50*" Breite und Höhe, in einem Hause des Quartiers FcviTsCAto in Tire. Abklatsch.

OIKOYNTEZEN Ol xaTjoixoGvTi; h

O I Z Z T E <t> A N O Y2l N - - - - Ot? ars^xvoOdiv

ATHNAPTEMIAnPOY ixTiv 'ApTS|xtSü)pou

KPATHNMENEKPATOY - - xpicTrjv Mevixpirou EA«"' NEPMOAAOY MjAiT[ivo]y 'EpuoXiou

TOYTOYTOYHPaOYEl Tootou toG vipwou li-

ZINKAEIN AIAYOEIZEP oiv JtMivai Suo ilaip-

XOMENftNEYftNYMn xoj*«^"^ luwvüpitp

XCIPIKAIME2HZYN iiifi x«i ouv

In Z. 2 8chläj;t lorüanidis 'AXiioOpjoi? oder MayvöX^ot; vor.

2. In einem Hause (NstttJ) des Dorfes Vtwri MiyaXi westlich von Tiro helindel sich ein 35'" hoher 20 hreifer Marmor mit der ioschrift (vgl. T«x,uSfö{AO(, Koostanlioopel 3£iirr. 18\f8):

T O Y T O ToÖTO

T O H P n TO ijpfi-

O N TT O TT ov rioTc-

A I O Y T P O Xtou Tpo-

0 I M A 6 C f t(A&

T I N K A I r Y «tv K«l yw-

N A I K O Z K A i v«woc Md

T e K N n N Tlkvttv AYTOY awTOÖ.

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SITZUNOSPHOTOKOLLE

7 Dez. 1898. Festsitzung zur Feier von Winckelmanns Ge- burtstag. W. ÜoKRPFELD giebt eine Übersicht über dieThätig- keit des Instituts und spricht über Architektonisches aus Ägyp- ten.— G. SoTiHiADis, Über die Ausgrabungen in Thermen.

2t Dez. 1898. P.Wolters, Inschrift von der Akropolis. W. Reichel, Der homerische Wagen. I. Svoronos, Erklä- rung des Kalenderreliefs an der Kirche Gorgopiko.

ERNENNUNGEN

Am '21. April 1898 sind ernannt worden zu ordentlichen Mitgliedern die Herren B. Arnold und C. Popp in München, B. lluussoullier. E. Pettier und M. CoUignon in Paris, W. Pley te in Leiden, F. VVickhof in Wien, L. Borchardt in Cairo, J. L. Heiberg in Kopenhagen, zu correspondirenden Mitglie- dern die Herren P. Weizsäcker in Calw, E. Hilterling in Wiesbaden, B. Pick in Gotha, H. Dragendorff in Basel, H.L. Urlichs in München, Th. Wiegand in Smyrna, Martens in Blberleld. H. Lechat in Lyon, F. von Bissing in Cairo.

Am 9 Dez. 1898 wurden zu correspondirenden Mitgliedern ernannt die Herren L. Pollak in Rom, M. Rostowzew in Pe- tersburg. G. Bolti in Aleiandrien, K. Wernicke in Berlin.

BBRIOHTIOUNO

Oben S. 193 Z. 18, 24 und 29 von oben moM es beieien Tacburuk-su, nicht Tachukur-su.

QwMmm 22. A|^ril 1899.

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2 Ca* tt'smiaiadM Pwpuisoia Äir,^,

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20.1 P^'r'f^ 'Mt ^-^'^t^-m Pirri*m vni ^'rirflPiBcr . . . 3|$

i ZiiMhj'itfr'aas «iMMtb«« TlMalMS 322

Xtn GeBmt an» Ele«» S8lfl

XIV Bfito Gcfis» am Eiems» ^

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V

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IX

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1898, XAIII, i.

JUN

MITTHEILUNGEN

DES KAISERLICH DEUTSCHEN

All(lHAEÜLÜ(llSi;ilEi\ INSTITUTS

ATHENISCHE AbTHElLUNG

P.AND XX HI

ViKiiTES Heft

MIT TAFEL V. ].\. X

ATHEN

BARTH & VON HIRST 1898

Bei BARTH & von HIRST in Athen

EIISCHEINT

iiEBMi^ mm\i Tll!^oMli;t\TlKll:s Ai'\Aiu\iirf\^.

JOURNAL INTERNATIONAL

IIKBM'SaEltKIlBN VON

J. N. SVORONOS

Ührkt'ir '/> V'/ •tuthini'ts in Athm

.T.iliilicli 4 HofU' in mil tnindcsteiis ?0 DriK'kliogtin uml ?U |>liolo!ypi-

schi'w Tafrill. aiHlciPii |{rilaj:i'ii n. - \^

Der I. Baiiil isi i'rsclii<'i»rii,

Üi«' Zritsclirifl ki>.sli'| jälitlicli Ir. -.'n.— ,uWr M. H'i.—

Heslrlluiij^cn tiiari an «Iii* V'cilatrstiaiullunp; otlo* irgend i'im^ aiuicrc

liili.-liliaiKlIiiiii: lirlil.'ii,

'W/k/j, litiivcrsilatsslrassr

UaIITH & VON HiHST

DAS GRIEGIlISÜllE THEATER

niiiTiiAui:: /UK <iL:scnicnTE

DES DIONYSOS- THEATERS IN ATHEN UND ANDEHEK (iKIEClllsrilEH THEATER

VON

WILIIKL.M DÖHI'FELD

l'Nl)

KMIL HEISCH MIT XU TAKELN UND !»,» AHUILDUNGEN IM TEXT IVois ir. Mark.

Ml TT I II::! LUNGEN des Kaiser lidi Deutsclieii arcliäologisclien Insliiiits, Allunisclie Aldlicilnuf;. XXIII, Ilcfl 4. (Nov.- Dez. mS\.

I N H ALT

E. DnEiiUP, Ein Allu'iiisflits l'roxciiiodi kn't für Arisltileles . 369 .1. II. IIOLVVERUA JH., Ilafaoxrlvi«. Ilifooo-.. Ihpiixiot . 382

F. IliLLiüii VON Gaeiitrjxc.en, IiiscIiriltL-n aus RIhhIds . .. ai»0 L. Savuvn'ONI, Due lek>thoi <ii Taiiajrra (Tavüla V| . . 404 A. Wii.HKLM, Dir sogen. III nie Ileiärcniiisclirill aus Pari»> iÜ9

H. Hehzoü, Heiselicriclil ans Kos i41

P. Wot-TEIiS, Präliisloriscilc Iduli; aus lllei 4(12

A. Wilhelm, Aliatlisehe Sehl iruleiikiiialer (Tafel IX. .\ I , . , 4Gü

Lilleralui i93

Kunde 4'J4

öitzun{;>prolL»kolle. . . 409

Ernennungen 4!)9

Bericht iguiig i^l9

Die Milllieiluugen des Kaiserlich Deulschen arch. Inslitiits, Athenische Ahtlieihing ( Vei liig von LUliTH \on HinST, Athen. Uni>ersit;Us -Strasse 53 1 erselieineii in vierlelj/tln lielit ii Helten. Preis des Jahrgangs 12 Mark ( 15 Francs;.

AI iiro druck i ii . iU . |<KII l>Eni<l.~-. l uit>riili»l»-MrUM, M

Im Verlag»* v(jn II. l^<.KAni»r in Kikl i»l erscniFnp"

P. W. FollCflUAMMEK.

Kin GctJenklihiit vt»ri

Dr. AiJi:Liip:irr \U)ck im. m dwig pF:!rrscii

Mit cir -II) A nlcinu Briefe von und an KorchhamnuM-. l*r(Ms f) M

Im Nfllicii Vi.tI.i|;i- ••rscliit.'iit'ii fiüher ■•'oiM'lihniniiier» I». W., A|m)||«»us Aiikiiiifl in Utriplii. iSi«'.

Iifrab^cäelzt 0,.'iÜ M. ArisloU'lo» und di»' ♦*\oleri-.chtM» Uodcu. |S»ii. il«^ral>gescl/t O.Hi) M Dil? Geburl der Athen»'. t8il. Mcralig^-stMil 0,40 M. über die Ileinheil d»'r Bauk.uiisl. 2. Aull.igi'. IST.'i. |[i'r;>l»2r<N*'t/t 1 \\ .Scbillerf«'icr. Festrede. !ii59. Horah^jj.'scUl 0,20 M. Das iSchöne isl schwer. 18<>3. Ilerabgesiilzl 0,A0 M. Topographie von Atlien, 1841. HiTabgcsfizi 1,50 M, l'rolegoiiif'ria zur Mvtlinlugie uikI Wisscrisi-Iiafl. 1891. Iloralig'--"' '

Jnlin, Dif Geiiiiilde «Ics PolygindoN in iI-t Lfsche zu D<*litlii. l,f)OM.

I*entlieus und die Mainadt.ii. läil. J .M.

hjperiiiien e()igrapliicuin in int'UiMriaiii Olni Ki llcrnianiii. l^il T'.n \\ IVIephos und Tioilo.s. 1841. 2,50 .M

!%f<»iniii(i(*n, 'r>i<^(»ili»i% Dr rolb'giis i*l M)(lalicii> llDinanoruiii. iSiJ. 3 .M.